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Full text of "Zentralblatt Für Die Gesamte Physiologie Und Pathologie Des Stoffwechsels NF 4.1909 Michigan"

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UNIVERSITY OF MICHIGAN 




mmafmmm J 



























ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie und Pathologie 
des Stoffwechsels 

mit Einschluss der experimentellen 'Therapie 


unter Mitwirkung von 

E. Abderhalden, Berlin — V. Atcoli, Rom — G. Baccelli, Rom — L. F. Barker, Baltimore — Ch. Bouohard, Paris — 

A. Czerny, Breslau — W. Ebstein, Göttingen — G. Embden, Frankfurt a. M. — C. A. Ewald, Berlin — 8. Flexner, 
New York — Walker Hall, Bristol — Chr. Harter, New York — W. Hit, Berlin — J. E. /chansson, Stockholm — 
0. Kellner, Möckern — F. Kraut, Berlin — E. 8. London, St. Petersburg — H. Lüthje, Frankfurt a. M. — Laf. 

B. Mendel. New Hayen — 0. Minkowtki, Greifswald — F. Moritz, Straßburg i. E. — J. P. Pawlow, St. Petersburg — 
Chr. Rlchet Paria — A. RoMn, Paris — M. Rubnor, Berlin — E. Schreiber, Magdeburg — E. H, Sterling, London — 

R. Tigerstedt, Helsingfors — F. Umber, Altona — A, Wettermann, Berlin. 


Herausgegeben von 


Karl von Noorden, 

Wien. 


Alfred Schittenhelm, 

Erlangen. 


Neue Folge. IV. Jahrgang. 


URBAN & SCHWARZENBERG 


Berlin N. 24 

Friedlichste 106 B. 

1909 . 


Wien 1 

Maxiinilianstr. 4. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Alle Rechte Vorbehalten. 


Weimar. — Druck ron R. Wagner Sohn. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



INH ALTS-VERZEICHNIS. 

(Die Zahlen bedeuten die Seiten.) 


Original 

Abderhalden, E., Notiz zum Gallenfarb¬ 
stoffnachweis in Körperflüssigkeiten, Ge¬ 
weben und Gallensteinen 883. 

Adler, Max, Ein Fall von Phosphorsäure- 1 
Iietention und deren Beeinflussung durch . 
Medikamente 242 

Aufrecht und Diesing, Ernst, Ein 
weiterer Beitrag zur Kenntnis der Stoff¬ 
wechseldrüsen 369 

Biernacki, E., Überernährung und Mine¬ 
ralstoffwechsel 449, 481 
B o a s, K u r t, Alkoholismus als Entstehungs¬ 
ursache der Lebercirrhose 371. 414 
Braeuning, H., Weitere Untersuchungen 
über Verdauungslipämie 18 
Diesing, Ernst, Beitrag zur Kenntnis 
der Funktion der Stoffwechseldrüsen 209 
Fluhrer, C., Beeinflussung des Wachstums 
des Tuberkelbacillus bei vorher gesunden 
Ziegen, welche mit gleichdosierten Quan- j 
titäten von Tuberkelbacillen infiziert! 
worden sind 564 ] 

Frank, F. und A. Schittenhelm, Über j 
das Vorkommen von Erepsin in den I 
menschlichen Faeces 881. 
de Jager, L., Über den Einfluß von Kalk- | 
salzen auf die Harnazidität 49 
Kuschew, N. E., Über Achylia gastrica 
Simplex s. idiopathica 529 
Litmanowicz,H. und Müller,Eduard, 
Über das Verhalten des Ptyalins unter ; 
normalen und krankhaften .Bedingungen 
(Untersuchungen mit Hilfe der „Stärke¬ 
kleisterplatte“) 81 

Mahlenbrey, J., Über den Nachweis i 
tryptischer Fermente im Mageninhalte ! 
643. 689 

Berk ing, J., Fütterungsversuche mit 
..Sanatogen“ 129 


-Artikel. 

Pekelliaring, C. A., Der Eiweißverbrauch 
im Tierkörper 289 

PI esch, J., Sauerstoff Versorgung und Cir- 
kulation in ihren kompensatorischen 
Wechselbeziehungen 321 
Poda, Klinische Versuche mit antikeno¬ 
toxinhaltigen Präparaten an tuberkulösen 
Menschen 569 

Be ach, Felix, Über den Einfluß der 
Muskeltätigkeit auf den Zuckergehalt 
des Blutes 241 

Beale, Enrico, Das Ausfrierenlassen als 
Untersuchungsmethode für Harn und 
organische Flüssigkeiten 721 
v. Rein hold, B., Zur Hydrolyse des Blut- 
fibrins 401 

Sawitsch, W W., Beiträge zur Physio¬ 
logie der Pankreassaftsekretion 1 
Sc her k, Fermentative Prozesse 769 
Schitten heim, A., Uber Harnsäurebildung 
in Hundeorganen 801 

S t e r n b e r g, Wilhelm, Stoff Wechsel, V er- 
dauung und Ernährung 610 
Turrö, R. und Pi y Sun er, A., Inkon¬ 
stantes Auftreten von Glvcosurie nach 
Totalexstirpation des Pancreas 609 
Underhill, Frank 1\, Einige Beobach¬ 
tungen über den Kolilenhydratstoff- 
wechsel bei vollkommener Entfernung 
der Thyreoidea und teil weiser Para- 
thyreoidektomie 641 

olhard, J.. Unsere heutige Kenntnis 
von der Nährwirkung der nichteiwei߬ 
artigen Stickstoffsubstanzen im Flitter 
161, 216 

Teichardt, W., Uber einen aus Eiweiß 
herge.stellten Antikörper 561 


Sachregister. 

(Die Seitenzahlen bei den Originalartikeln sind fett gedruckt.) 


A. 

Aalserum 802 

Abdominale Diagnostik 556 
Abdominalgefäße, Sclerose der 602 
Abführmittel s. Aperitol. 
Abführmittelwirkung, Theorie der 669 
Abmagerung trotz Heilung bei mageren 
Dyspeptikern 844 

Abszeß, tuberkulöser, der Zunge 202 
Aceton und Acetessigsäure irn Tlundeharn 
892 


Acetonkörpergehalt der Gewebe im Ph lorizi n- 
diabetes 274 

AcetonkÖrpergehalt der Organe an (’oinu 
diaheticum Verstorbener 552 
, Achylia gastrica Simplex 529 
I Acidosis, Verliinderung der, nach Aniisthe- 
' sien 189 

Actinomycesdruse 447 

Adams-Stokes scher Symptome» komplex 127 
1 Addison sehe Krankheit 604 
akute SOI 

1 


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IV 


Inhalts-Verzeichnis. 


Addison sehe Krankheit und innere Secre- 
tionen 902 

— Stoffwechsel bei 864 
Adrenalin 84 

— im Blut 576 

— Bestimmung im Nebennierengewebe 597 

— und Chlorcalcium, antagonistische Wir¬ 
kung 421 

— Wirkung des Jods und seiner Verbin¬ 
dungen auf 772 

— und Lymphagoga, antagonistische Wir¬ 
kung 658 

— und Pancreasextrakt 464 

— Antiwirkung von Pancreasextrakt gegen¬ 
über dem 593 

— Vergleich derBeaktion von Pyrokatechin 
und 626 

— Beziehungen der Schilddrüse zur Wir¬ 
kung des 137 

— Sublimatreaktion des 647, 861 

— Undurchlässigkeit der Froschhaut für 
653 

— Wirkung auf die Froschpupille 597 

— Beeinflussung der pliototropen Epithel¬ 
reaktion in der Froschretina durch 438 

— und Verdauungslüsungeu, gegenseitige 
Beeinflussung von 273 

Adrenaline, isomere 463 
Adrenalinarterionekrose 616 
Adrenalinglykosurie 619, 823 

— Cholin und 148 

— Mechanismus der 514 
Adrenalinmengen, Nachweis kleinster 597 
Adrenalinnachweis 754 
Adrenalinreaktion 665 

Adrenalin- und Brenzcatechiiireaktionen, 
Verschärfung von 816 
Adrenalinurie, experimentelle 147, 152 
Adrenalsystem und Niere, Beziehungen 
zwischen 827 
Adsorption 265 

— von Fermenten 388 

— negative 383 

Aether, physiologische Wirkung des 542 
Ätherschwefelsauren des Urins bei gastro¬ 
intestinaler Intoxikation 515 
Agglutination, Mechanismus der 887 

— bei Tuberkulose 398 
Akromegalie 797, 851 

— Blut bei 886 

Akromegaliker, Schädel von 652 
Aktivierung der hämolytischen Wirkung 
des Meerschweinohenserums durch 
Aminosäuren 432 
Alb ul actin 635 

Albuinen ovi, Fällungen von, mit Eisen 391 
Albumin, Konstitution und Synthese von 


Albuminurie, toxische, bei Magen- und 
Darmerkrankungen 411 

— Abhängigkeit vom Säuregehalt des Urins 
867 

Albuminurien, chronische, im Kindesalter 
128 

— chronische intermittierende nach infek¬ 
tiösen Nephritiden 598 

-- experimentell erzeugte, mit Arteriosclerose 
verbundene chronische 786 

— flüchtige 554 

Albumose im normalen Blute 432 
Albumosen s. Nahrungsalbumosen 
Alkaptonurie 911 

Alkotiol, Einfluß auf den Blutdruck 713 

— Einfluß auf den hungernden Organis¬ 
mus 514 

— Einfluß am Hungertier 659 

— Einfluß auf die Harnsäureausscheidung 398 

— Einfluß auf das Keimplasma 806 

— und Carbolsäure, Antagonismus zwischen 
387, 705 

Aikoholismus 425 

— als Entstehungsursache der Lebereir- 
rhose 371 , 414 

Allan toi n bestimm ungen in Exsudaten und 
Transsudaten 273 
Allantoinstoffwechsel 899 
Allophansäure und ihre Bedeutung für die 
Chemie der Heilmittel 685 
Allylhippursäure 622 
Allylisothiocyanat 894 
Alveolenluft auf dem Monte Rosa 146 
Amide, Eiweißersatz durch 584 

— Nährwert der in den Pflanzen enthalte¬ 
nen 270 

«- A rni no-y-tf- dio xy va 1 eri an sä u re 588 
tl, 1-tt-Aminoisovaleriansäure bei der Fäul¬ 
nis 664 

Aminosäuren, Abbau der 898 
«-Aminosäuren, Abbau der 622 
Aminosäuresynthesen 188, 224 
Ammoniakabspaltung, fermentative in 
höheren Pflanzen 859 

Ammoiiiakausscheidung aus dem Munde 
von Urämikern 472 
Amöbenruhr in Cochinchina 682 
Amöboide Beweglichkeit, Ursachen der 498 
Amylasewirkung bei Untersuchungen über 
die Amylasemenge 190 
Amvlnitrit 34 

— Einatmung von 760 
Amyloid, Ätiologie des 252 
Amyloide Entartung 111 

A myloid protein 549 

Amylolytische Kraft des Urins Gesunder 
und Diabetischer 74 


totem und lebendem 257 

— aus Hühnereiern. Hydrolyse von kristal¬ 
lisiertem 773 

Albuminuria provocativa orthostatiea 76 
Albuminurie, abdominell-palpatorisohe 884 

— Bence-Jonessehe 445 

-- bei aseptischem Fieber 714 

— orthostatische 156. 477, 919 


Arnynin 337 
i Anaemia gravis 602 
! Anaemia splenica 679 

- — infektiöse der Kinder 608 
Anämie, apiastische 446 

- — bei einer Erstgebärenden 480 

— im frühen Kindesalter 114 

— des Säuglingsalters 868 


orthostatische, Pathogenese 154 


und Neurasthenie 780 


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Inhalts-Verzeichnis. 


Y 


Anämie, Stoffwechsel bei schwerer 666 

— von Lazarus und Naegeli 880 

— perniciöse, Pathogenese <03 

— — Vieren bei 250 
Anämien, experimentelle 700 

— Entstehung schwerer, durch Infektionen 
445 

— extramedulläre Biutbildung bei 422 

— Sauerstoff Versorgung bei 440 

— Behandlung schwerer, mit Menschen¬ 
bluttransfusionen 845 

Anaemiestudien 768 
Anästhesie 272 

— Verhinderung der Acidosis nach 180 
Analfissur, Behandlungdurch Hochfrequenz¬ 
ströme 878 

Analyse und Konstitutionsermittlung orga¬ 
nischer Verbindungen von HansMever 
528 

Anaphylaxie 540, 716, 797, 803, 800 
Ankylostomiasis, Oxydations- und Fäulnis¬ 
prozesse bei 865 

— und Beriberi in Cochinchina 681 
Annelideneier, Entwicklungserregung un¬ 
befruchteter 35 

Anthrakose, Lungen- und Bauchorgane- 633 
Anticholeraserum,‘ Schuropow sches 685 
Antifermentbehandlung des Carcinoms 685 
Antifermentgehalt des Blutes 598 
Antifermentreaktion des Blutes 711, 712 
Antiformin 652 
Antigene und Antikörper 208 
Antigenwirkung, Beeinflussung durch Le¬ 
cithin und Organlipoide 433 
Antikenotoxin 569 
Antikomplementwirkung 110 
Antikörper aus Eiweiß hergestellt 561 

— in den Organzellen 582 

— spezifische, im Serum von Kaninchen, 
die gegen Pepsin immunisiert wurden 618 

Antikörperbildung 700 

— Hyperthermie und 666 
Antikörperproduktion, Bedeutung der Tem¬ 
peratu rsteigerung für die 471 

Antimeningitisserum, Wertbestimmung des 
764 

Antimonchlorid, Vergiftung mit 201 
Antipyretica, Einfluß auf die Marschtempe¬ 
ratur 445 

Wirkung auf die Phagocytose 394 
Antistoffe, mit Tuberkulin komplement¬ 
bindende, im Serum Tuberkulöser 286 
Antitrypsin 597 

— im Blute, Bedeutung des 667 
Antitrypsinbestimmung im Blute 
Antitrypsingehalt des Blutes in 

näkologie 666 

— des mütterlichen Blutserums während 
der Schwangerschaft 474 

Antitryptische Körper, Einfluß auf Mäuse- 
carcinome 595 

Antitryptische Kraft des menschlichen Blut¬ 
serums 667, 673 
Anurie 837 

A orten System, phy sikal .-an atom i sch e U liter - 
snchungen zur Lehre von der Enge des 343 


666, 910 
der U v- 


Aperitol (Abführmittel) 79, 237 
Appendicitis, Bedeutung anaerober Bak¬ 
terien bei der 208 

—- neutrophiles Blutbild im Frühstadium 
der akuten 886 

— Phlebitis als Komplikation der 43 

— traumatische 155 

— Behandlung 76 
Appetit 83? 

— und Appetitlosigkeit 444 
Arabinose, Bestimmung von 740 
Arbeitsleistung des Menschen 73 
Argin in, Homologe des 660 
Argininzersetzung, autolytische in Pflanzen 

'859 

Arsazetin 157, 640 
Arsen im Harn, Bestimmung 280 
Arsenige Säure, Verhalten im Organismus 141 
Arsenophenylglycin 640 
Arsenophenylglycin s. Spirasyl 
Arsenparanukleinsaures Eisen, Verhalten im 
Organismus 141 

Arsen^iräparate zur Behandlung der Syphilis 

— Verhalten organischer 640 

— Wirkung auf Trypanosomen 112 
Arsentherapie 283 

Arsen Wirkung bei Muskelarbeit und bei 
Muskelruhe 104 

Arteria mesenterica superior, Verschluß der 
599 

Arterien, Hyalinbildung in den 424 

— Iteaktionsprüfung der 760 
Arterionekrose 120 
Arteriosclerose 916 

— Entstehung und Behandlung 446 

— abdominale 916 

— der Magenarterien 917 

— Nebennieren bei 71, 251 

— Pathogenese der experimentellen 539 
Arzneimittel, Wirkung auf das Blutserum 686 

— die neueren, in der ärztlichen Praxis von 
Skutetzkv 608 

Ascites, intraabdomineller Druck bei 392 
Ascitesflüssigkeiten, milchig aussehende 466 
Askariden beim Menschen 714 
Asparagin 544 

Asparagin, Verhalten bei Autolyse von 
Pflanzen 860 

Asparaginsäure, Fäulnisversuche mit 662 

— Oxydation der 708 
Asphyxie 706 

—■ Hyperglueämie durch 544 

— Krämpfe bei 271 
Asthma 789 

— Ekzem und 677 
Astrolin 928 

Atherom, Entkalkungsdiät bei 844 

— Nebennieren und 521 

Atmen, Ursachen des periodischen oder 
Cheyne-Stokes sehen 672 
Atmung, manuelle künstliche Erwachsener 
678 

— Regulierung der normalen 672 

— Wirkung niedrigen Luftdruckes auf die 
146 

1* 


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VI 


Inhalts-Verzeichnis. 


Atmung, Wirkung von Sauerstoffmangel 
auf die 146 

Atmungsprozeß der Samenpflanzen, Anteil¬ 
nahme der Zymase am 264 
Atmungsregulierung, Rolleder nervösen und 
chemischen Paktoren bei der 72 
Atoxyl 431, 640, 925 

— Ausscheidung des 515 

— Beeinflussung bösartiger Geschwülste 
durch 685 

— Örtliche Hautreaktionen auf 674 

— im Pferdeharn 719 

— Verhalten im Organismus 755 

— in der Syphilistherapie 239 > 

Atoxyl Vergiftung, experimentelle 884 
Ausfrierenlassen als Untersuchungsmethode 

für Harn und organische Flüssigkeiten 

721 

Auswurf, Bedeutung des Glykogens im 41 
Au tan, Desinfektion mit 525 
Autolyse 462, 548, 657, 663 

— Wirkung des Arsens auf die 890 

— Einfluß der Bleisalze auf die 892 

— Beeinflussung durch anorganische Kol¬ 
loide 263, 582 

— Beeinflussung durch Radiumemamition 
263 

— Bildung von Milchsäure in den Muskeln 
bei der 737 

— Wirkung von Salzen auf die 744 

—- Latenzperiode bei aseptischer Post-mor- 
tem-Autolyse 272 

— der Leber 817, 818 

— von Nahrungsmitteln 274 
Autolysine im Blute bei Infektionskrank¬ 
heiten 517 

Azetessigsäure, Abbau der, im Tierkörper 112 
Azeton, Nitroprussid-Natrium-Beaktion auf 
191 

Azidose beim Pankreasdiabetes 192 

— des Säuglings, histologischer Nachweis 
455 


Bacillus bulgaricus 394 

— — Einwirkung auf verschiedene Zucker¬ 
arten 816 

— — Schicksal im Verdauungstrakt des 
Affen 254 

— coli, Identifizierung in Trink wässern 236 

— infantilis 557 

— phlegmones emphysematosae 426 

— tuberculosis, Wachstum des 912 
Bäder, Einfluß heißer 719 

Bakterien, Ausscheidung von. durch die 
normale Niere 192 

— Differenzierung ähnlicher 870 

— Reduktionskraft von 463 

— Schüttelextrakte aus lebenden 765 
Bakterien-Antifermente und Bueteriolyse 

604 

Bakterienextrakte,Wirkung von Organzellen 
auf die 815 

Bakterien- Leucocy ten-Doppel fürbung 654 
Bakterienmenge des Dünndarms 447 
Bakterienprotoplasten 506 


Bakteriologie und Prognose 716 

— der Gallenwege 448 

— Lehrbuch für experimentelle, 
von Kolle und Hetsch 47 

Bakterizides Vermögen der lebenden Zellen 
223 

Bananenmehl 79 
Bantische Krankheit 602 
Basedowsche Krankheit 201 

— — und Akromegalie 602 

- — Erblichkeit bei 636 

— — Hämatologie 888 

- — Hyperthyreoidismus bei 74 
-- — Mammahypertrophie bei 76 

— — im Anschluß an tuberkulöse Erkran¬ 
kungen 75 

— — Pathologie 347 

— — Behandlung 876 

— Antitliyreoidin Moebius gegen 715 

— — Röntgentherapie 121 

chirurgische Behandlung 232 
Basedow-Symptome bei Struma maligna 780 
Bauchmassage, Kontraindikationen der 233 
Bauchspeicheldrüse, Arbeit der, bei Fisch - 
und Fleischnahrung 600 
Bedingungsreflexe im Kindesalter 278 
Benzidinpapier, Blutnachweis mit 40 
Benzolring, Einführung von Jod in den 547 
Bernsteinsäure, Entstehung bei der alko¬ 
holischen Gärung 664 
Betain, Darstellung von 740 

— Verhalten im tierischen Organismus 620 
Bilirubin 662 

Biliverdin 662 

Biochemie (Lehrbuch) von Röhmann 128 
Biologische Beziehungen zwischen Mutter 
und Kind 635 

Bitterstoffe, Wirkung der 782 
Bitterwasserwirkung, Theorie der 670 
Biuretreaktion 895. 

Bleiarbeiter, rote Blutkörperchen bei 135 
Bleiausscheidung 669 
Bleineurasthenie 400 
Bleivergiftung, Diagnose 632 

— Blutuntersuchung zur Frühdiagnose der 
888 

— experimentelle 804 

- Stickstoffumsatz hei 472 
Blut, Adrenalin im 576 

— bei Akromegalie 886. 

— elektrochemische Alkalinitätsmessungen 
663 

— Antifermentgehalt des 598 

— Antifeimentreaktion des 711. 712 

— Antifermentwirkung des menschlichen 1( \ 

— Bedeutung des Antitrypsins im 667 

— Antitrypsinbestimmung im 666. 910 

— Antitrypsingehalt des, in der Gynaeko- 
logie 666 

— Diastasen im 436 

— Dissoziationskurve des 808 

— drucksteigernde Substanzen im, bei Ne¬ 
phritis 41 

- Farbstoff- und Eisengehalt des 440 

— Gerinnungs'vermögen des, bei der De¬ 
mentia praecox 512 


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Inhalts-Verzeichnis. 


vn 


Blut, Gewinnung von Glykokoll aus nor¬ 
malem 463 

— Harnsäuregehalt des arteriellen 390 

— Katalase des 548 

— katalytische Wirksamkeit des 385 

— Bedeutung für die Magen Verdauung 227 

— Mononucleäre des 461 

— die großen Mononucleären 498 

— Nahrungsalbumosen im 383 

— Kern- und Protoplasma Verhältnisse bei 
den Neutrophilen 497 

— Oxydationsprozesse im 657 

— Regulierung der physikochemischen 
Eigenschaften des 141 

— Proteinsäuren im 508 

— Reaktion des 509, 510, 512 

— quantitative Bestimmung reduzierbarer 
Substanzen im 545 

— Seromucoid im normalen 432 

— Stickoxydul im 625 

— Bestimmung der Trockenrückstände des 
439 

— Viscosität des 364, 440, 822 

— — bei Glyco8urie 905 

— — bei Neugeborenen 905 

— — Hämoglobin- und Eiweißgehalt des 
kindlichen 903 

— Verteilung des Zuckers im 586 

— Einfluß der Körpertemperatur auf den 
Zuckergehalt des 550 

— Einfluß der Muskeltätigkeit auf den 
Zuckergehalt des 241 

— bei Bleivergiftung 632 

— von Diabetikern 510 

— von Geisteskranken, Reaktion im 629, 
630, 637 

— bei Glykosurie 631 

— bei Lungenemphysem 461 

— der Paralytiker, Zusammensetzung des 
44 

— bei der experimentellen Trypanosomiasis 

— beim Typhus 152 

— s. Autolysine 

— s. Rinderblut 

— s. Zucker 

— des Axolotl 223 

— in den Faeces, Nachweis 273, 909 
Blutbefunde an der Nordsee 443 
Blutbild, Verschiebung des neutrophilen 441 
Blutbilder, Arnethsche neutrophile 497 
Blutbildung, embryonale 700 
Blutblättchen und Koagulation 747 
Blutdruck, arterieller, und seine Messung 128 

— Beeinflussung und Messung 189 

— bei Herzkranken mit Kompensations¬ 
störungen 117 

— beim Scharlach Erwachsener 116 

— -des Kindes 116 

— Einfluß des Alkohols auf den 713 

— Wirkung des Cholins auf den 803 

— Einfluß von Nierenextrakten auf den 735 

— nach intravenöser Einführung von Supra- 
renin 177 

— rhythmische Schwankungen der Puls¬ 
wellenlänge und des 364 


Blutdruck, Verhalten des systolischen und 
diastolischen 601 

— bei thyreoidektomierten Kaninchen 616 

— Wirkung des Serums thvreoidektomier- 
ter Kaninchen auf den 617 

Blutdruckbestimmung 117, 361 
Blutdruckerniedrigende Substanz in der 
Schilddrüse 468 

Blutdruckmessungen in der ärztlichen Praxis 
340 

Blutdrucksteigernde Amine 806 
Blutdrucksteigemde Substanz 627 

— — der Niere 826 

Blutdrucksteigernde Substanzen aus ge¬ 
faultem Fleisch 464 

-in Placentaextrakten 464 

Blutdrucksteigemde Wirkung des normalen 
Menschenharnes 116 
Blutfarbstoff, Chemie des 225 

— Chinin und 653 

Blutfarbstoffe, Wirkung des Lichtes auf 814 
Blutfibrin, Hydrolyse des 401 
Blutgefäßdrüsen, Vorkommen noch nicht 
beschriebener 619 

Blutgerinnbarkeit, Einfluß des Darmex- 

fmlrfpfl o nf n i'p 1 44 

Blutgerinnung 185, 384, 656, 665, 732, 858 
Blutgerinnungszeit 476, 863 
Blutkonzentration bei Diabetes mellitus 826 

— bei Pneumonie 826 

— bei Scharlach 825 

Blutkörperchen, Zahl der, während der 
Menstruation 628 

— Zuckergehalt der 432 

— eosinophile, und opsonischer Index bei 
der exsudativen Diathese 635 

— basophile Punktierung der roten 460 

— bikonkave rote 460 

— rote, Angriffsort der fluoreszierenden 
Substanzen auf 138 

-Schleifenbildung in polychromatischen 

und in basophil gekörnten 83 

— — bei Bleiarbeitern 135 

— weiße, im Dunkelfelde 459 
Blutkrankheiten, Diagnose von 676 
Blutleere des Zentralnervensystems, Wir¬ 
kung vollkommener 101 

Blutmenge 38 

— Bestimmung 658 

Blutmengen, Bestimmungen der respira¬ 
torischen Kapazität kleiner 497 
Blutnachweis mit Benzidinpapier 40 
Blutnachweis, forensischer 797 
Blutplättchen, Einfluß des Diphtherietoxins 
auf die Quantität der 208 

— bei der Malaria 807 

— und Megacaryocytenreaktion 733 

— der Säugetiere und Antiblutplättchen¬ 
serum 18S 

Blut^räparate, neue Färbungsmethode für 

— Fixationsmethode von trockenen, in 
warmem flüssigem Medium 176 

Blutsemm, antiproteolytische Substanz im 
901 

— Antitrypsingehalt des mütterlichen 474 

II 


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VIII 


Inhalts-V erzeichnis. 


Blutserum, antitiyptische Kraft des 667, 673 

— Änderungen des Brechungsindexes des 
830 

— Eiweißgehalt des, bei verschiedenen 
Krankheiten 902 

— mydriatische Substanzen im 513 

— gh^ocytosebefördernde Substanzen des 

— Wassergehalt des, und Kochsalzstoff¬ 
wechsel 317 

— Wirkung der Arzneimittel auf das 686 

— der Glvco8uriker, Oberflächenspannung 
des 509 

— Tuberkulöser, spezifische Zwischenkörper 
im 925 

— von Säugetieren, Entwicklungserregung 
des Seeigeleies durch 265 

Blutungen, Serumanwendung bei 603 
Blutuntersuchung zur Frühdiagnose der 
Bleivergiftung 888 
Blutverlust und Blutgerinnung 906 
Blutverteilung in den Organen, cardiale 
Stauung und 805 
Blutzellen, Biologie der roten 663 
Blutzucker 139, 263 

Blutzuckergehalt, physiologische Regulation 
des 361 
Borodat 780 

Brom, Einfluß auf die Magensaftsekretion 
139 

Bromsalze, Verhalten der, im Organismus 
191 

Bromural 687 

Bronchitis, Behandlung der chronischen, 
und des Bronchialasthmas mit Röntgen¬ 
strahlen 400 
Bronchoskopie 797 

Brotmehl, Vergiftungen mit bleihaltigem, 
in Negenborn 684 

Brüche bei Kindern, Radikal Operation 120 
Bubonenpest 286 
Bunsen-Spectroskop 661 
Butter, Nachweis von Salicylsäure in 606 
Buttercyste 439 

Buttersäurereaktion der Syphilis 762 

O. 

Calcium, Bedeutung für das Knochen Wachs¬ 
tum 36 

Calcium- und Magnesiumgehalt einiger 
Pflanzensamen 548 

Calciumstoffwechsel des Pflanzenfressers, 
Einfluß der Säuren auf den 507 
Camembertkäse, Reifen des 607 
Cammidgesche Kristalle bei Pankreas¬ 
affektionen 43 

Cammidgesche Reaktion 275, 443, 551, 628, 
670, 739, 829, 863 
Canth ariden Vergiftung 155 
Carbaminoreaktion 466 

Carbolsäure, Antagonismus zwischen Alko¬ 
hol und 387 

Careinom, Antifermentbehandlung des 685 

— Harnbefund bei 364 

— Injektionen von Placentarblut bei 685 
Cardin, Schließung der, durch Säuren 258 


Cardiospasmus 633 
Carnitin 227 

Casein, Fällbarkeit des 746 

— Löslichkeit in alkalischen Lösungen 258 

— quantitative Abscheidung des, aus genu¬ 
iner Frauenmilch 261 

Caseinate, Depression des Gefrierpunktes 
von Wasser durch gelöste 773 

— s. Dissoziation 

Caseinatlösungen, Brechungsindices von 858 
Cellulose 815 

Cellulose- und Hemicelluloseverdauung 513 
Cerebrospinalflüssigkeit 711 

— bei Poliomyelitis anterior 45 

— s. Buttersäurereaktion 

— s. Harnstoff 

Cerebrospinalmeningitis, Diploeokken der 
epidemischen 764 

— septische 682 

— Serumbehandlung der 158 
Chemie, klinische 230 

Chemische Umwandlungen durch Strahlen¬ 
arten 581 

Chinin, Bestimmungsmethode des, und seine 
Ausscheidung im Harn 668 

— und Blutfarbstoff 653 
Chiningehalt von Chinarinden 753 
Chininsalze, Einfluß auf die Herzkontrak¬ 
tionen 34 

Chinin Vergiftung 154 

Chinolincarbonsäuren, Wirkung auf die 
Ausscheidung der Harnsäure 39 
Chlorarme Ernährung 233 
Chlorentziehungskuren bei Nieren- und 
Herzwassersucht 316 

Chlorstoffwechsel und Körpergewicht im 
Scharlach 517 

Chlorumsatz bei Typhuskranken 443 
Chlorcalium und Adrenalin, antagonistische 
Wirkung 421 

— gegen die Serumkrankheit 77 
a-Chlor-0-Imidazolylpropionsäure 184 
Chloroform und Cocain, Antagonismus von 

660 

— Wirkung auf die Urobilinurie 73 
Chloroformanästhesie, Lebernekrose infolge 

von 893 

Chloroformglykosurie 624 
Chloroleucaemie 429 
Chloroleukämien, myeloide 703 
Chlorophyll 430 
Chlorose, Therapie 232, 920 
Cholämie, angeborene 833 
Cholate 383 

Cholecystitis gangraenosa sine concremento 
76 

Cholelithiasis und Generationsvorgänge des 
Weibes 656 

— interne Therapie der 122 
Cholelysinum liquidum 237 

— siccum 237 

Cholera, komplementbindende Reaktion bei 
683 

— opsonischer Index bei 683 

— systematische Infusionen physiologischer 
Kochsalzlösungen zur Behandlung der 686 


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Inhal ts-Verzeichnis. 


IX 


Cholera infantum, Behandlung 684 
Cholerabacillen, Auflösung von 765 
Cholera- und choleraähnliche Vibrionen, 
Differenzierung mittels der Opsonine 766 
Choleragift, Nachweis des 924 
Cholesterin 462, 588, 771, 852, 854 

— Absorption des 751 

— Ausscheidung des 854 

— Einfluß auf die Seifenhämolyse 653 

— Oxydationsprodukte des 506 

— Vorkommen und Verteilung von 894 

— antirabische Wirkung 638 
Cholesteringehalt der Eier und Hühnchen 

751 

— der Fäces, Einfluß des Toluylendiamins 
auf den 262 

Cholesterinstein, Bedeutung des radiären 
602 

Cholin 278, 731 

— im Organismus 190 

— Anwesenheit von, in gewissen Drüsen 
148 

— in tierischen Geweben und Säften 895 

— in der Thymus, in der Milz und in den 
Lymphdrüsen 266 

— Darstellung von 740 

— physiologische Wirkung des 267 

— Wirkung auf den Blutdruck 803 

— und Adrenalinglykosurie 148 

— und Suprarenin, antagonistische Wir¬ 
kung 105 

Cholingehalt des Herzmuskellecithins 382 
Cholsäure, Oxydation der 819 
Chorea minor, Serumtherapie 639 
Chromaffines Gewebe, innere Secretion des 
849 

Chrom ogen 628 

Chylurie und Diabetes 517 

Chymosin, Identität des Pepsins und 107 

Citronensäuregärung 663 

Clupeon 777 

Cobragifthämolyse 629, 630 
Cocain, Ersatzmittel für 863 
Coffein, Abbau des 463 
Colitis ulcerosa chronica 119 
Colostrum, Zucker des 255 

— -Analysen 812 

Congorot, osmotischer Druck von 856 
Contraction, durch Kalium erzeugte 889 
Contractionen, rhythmische, in der Hülle 
von Gonionemus durch Wasserstoff¬ 
peroxyd 544 

Corpus luteum, Funktion des 626 

— — während der Gravidität 616 
Crotalusgift 733 

Curare, Antagonismus zwischen Physostig¬ 
min und 251 
Curarestudien 137 

Cyankalium, Umsetzung in tierischen Or¬ 
ganen 647 

Cyankaliumspuren, Nachweis in tierischen 
Organen 647 

Cyclosen im Tierkörper 508, 548 
1-Cystin, Derivate des 621 
Cystinurie, Stoffwechsel bei 832 
Cytolyse 705 


D. 

Darm, Resorption im 465 

— Röntgenuntersuchung des 206 

— Sensibilität des 42 

Darmadstringentien und Stoffwechsel 496 
Darmbacterien 681, 788 
Darmdiabetes 754 
Darmdyspepsie 714 
Darmentzündungen, kruppöse 678 
Darmerkrankungen, infektiöse 635 

— bei Kindern, Pathogenese 919 
Darmextrakt, Einfluß auf die Blutgerinn¬ 
barkeit 144 

Darmfeimente, Nachweis der 595 
Dannflora, die wichtigsten Bacterientypen 
der, beim Säugling von Sittler 6Ö8 
Darminvagination 835 
Darmkatarrhe des Säuglingsalters, Behand¬ 
lung 122 
Darmlipase 661 
Darmnucleinsäure 383 
Darmparasiten, Gifte der 476 
Darmparasiten bei Kindern 870 
Darmresorption 499 
Darmstenose 714 

Darmtätigkeit, bactericide 399, 873 
Darmtuberkulose, primäre 128 
Darmuntersnchung, funktionelle, bei Ty¬ 
phus 190 

Darm Verschluß 221 

Darmwand, Durchgang von Mikroben durch 
die 637 

Dechloruration, therapeutische 314 
Delpliocurarin 574 
Desamidoproteine 817 
Desassimilation bei den Pflanzen 581 
Desinfektion mit Autan 525 

— innere 779 

Desinfektionsmittel s. Antiformin 

Desinfektions versuche mit Morbicid 927 

Desinfizientien, Wirkungsweise der 135 

Desmoidreaktion 42 

Deutsch man n-Serum 922 

Diabetes insipidus 393, 395 

Diabetes mellitus 193, 592, 715, 757, 826, 836 

— — Blutkonzentration bei 826 

— — Chylurie und 517 
-Entstehung des 520 

-infektiöse Entstehung des 200 

— — lipogene Ätiologie des 632 

-Beziehung von Fettgewebsnekrosen 

und Arteriosclerose zum 266 

— — und Glykosurie im Säuglingsalter 320 
-geographische Verbreitung 919 

— — in der Schweiz 282 

-Einfluß des Opiums auf 362 

-opsonischer Index des 190 

— — Untersuchungen mit dem Respira- 
tionscalorimeter über den Energieumsatz 
beim 365 

— — Häufigkeit bei Syphilitischen 867 

— — Wechselbeziehungen zwischen, und 
dem Generationsprozesse vonOffergeld 
688 

— — Wirkung von Kohlehydrat und Ei¬ 
weißnahrung bei 553 

II* 


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X 


Inhalts- V erzeich nis. 


Diabetes mellitus, Gesetze der Zuckeraus¬ 
scheidung beim 198, 199 

— — Therapie 128, 845 

— — diätetische Behandlung des schweren 
876 

— — Kartoffelkur bei 521 
Diabetesstudien 419, 657 

'Diabetiker, Eettzufuhr bei 146, 152 

— Bedeutung der Zellulose (Hemicellulose) 
für die Ernährung der 284 

Diabetikerblut 510 

Diarrhöen, chronische dyspeptische 395 
Diastase, Adsorption der 708 

— Einfluß von Bakterien auf 228 
Diastasen im Blute und den Körperflüssig¬ 
keiten 436 

Diastatisches Enzym von Paramäcium 704 
Diastatisclies Ferment, Einfluß hoher Tem¬ 
peraturen auf das 658 
Diastolischer Druck, Messung des, beim 
Menschen 319 

Diätetik des Kindesalters 555 
Diätetisch-physikalische Therapie in der 
täglichen Praxis von Zuelzer 527 
Diätetische Behandlung der Ernährungs¬ 
störungen im Säuglingsalter 606 
Diathese, afthritische, im Kindesalter 128 

— exsudative 635, 677, 794 

— — und Eosinophilie 762 
Dickdarm, chronische Dilatation des 456 
Dickdarmlage im Röntgenbild 360 
Diffusion 752 

Digitalis 573 

Digitalisbehandlung, chronische 173 
Digitaliskörper, Herz- und Gefäßwirkung 
einiger 345 

3-5-Dijodtyrosin und seine Darstellung 777 
Diketopiperazine, Abbau von 179 
Dikopsnof, Bericht vom 109 
Dinitrobenzolvergiftung 201 
Diphtherie, Rolle des Nasenschleims bei 
der Epidemiologie der 763 
Diphtherieantitoxin 922 
Diphtherieantitoxingewinnung 683 
Diphtherietoxin, Einfluß auf die Quantität 
der Blutplättchen 208 
Diphtherietoxin, Konzentration des 255 
Dissoziation von Lösungen der basischen 
Natrium- und Ammoniumcaseinate 439 
Diurese, Methoden zur Anregung der 126 
Drucksteigernde Substanzen 540 
Drüsen mit innerer Secretion 550 
Drüsenextrakte, Wirkung auf Uteruskon¬ 
traktionen 380 

Ductus choledochus, Stenose oder Oblitera- 
, tion des 425 

— pancreaticus, Unterbindung des 648 

— Wirsungianus, Unterbindung des 105, 
1.36 

Dünndarm, Bacterienmenge des 447 

— Schicksal der Bacterien im 873 

— Gasaustausch im 753, 861 
Dünndarmdiabetes 660 

Dünndarmfisteln, Resorptionsversuche an 
Hunden mit 578 
Dünndarmresorption 814 


Duodenaldiabetes 143, 664 

— des Hundes 139, 140 

— der Warmblüter 35 
Duodenaldrüsen und Ductus Wirsungianus 

105 

Duodenalgeschwür, Diagnose 599 
Duodenum, Exstirpation des 103, 181, 223 
Duodenumresektion, Glycosurie durch 265, 
267 

Durchfall 555 

Dürkheimer Maxquelle 283, 514, 519 
Dysenterie, chirurgische Behandlung der 
chronischen 119 

— in Japan 287 
Dysenteriebacillen 287 
Dysenterieepidemien und Bacillentypen 287 
Dysenterieinfektion, experimentelle, und 

Gallenwege 148 
Dyspepsie, nervöse 836 
Dyspnoe gastrischen Ursprungs 835 

E. 

Echinococcusinfektion, Serodiagnostik der 
872 

Eialbumin, vollständige hydrolytische Zer¬ 
setzung desselben bei 180* 257 
Eigelb, Monoaminodiphosphatid im 383, 895 

-Lecithin 776 

Eihäute von Scyllium 106, 107 
Eischale, Beteiligung am Stoffwechsel des 
Eiinhaltes während der Bebrütung 144 
Eiw'eiß, Absorption von 385 

— Antikörper hergestellt aus 561 

— innere Reibung beim Abbau von 110 

— Nachweis durch die Biuretreaktion 895 

— Resorption des 808 

— Rolle des, in der Säuglingsernährung 901 

— Säurebindungsvermögen von 386 

— sensibilisierender Anteil des 387 

— Umwandlung im Hunger 757 

— Verwertung von tief abgebautem, im 
tierischen Organismus 178, 502 

— Wirkung des, und einiger nicht-eiwei߬ 
artiger Stickstoff Verbindungen auf den 
Fleischansatz beim Wiederkäuer 183 

— gelöstes, in den Faeces 513 
Eiweißabbauprodukte, Schicksal von intra¬ 
venös ein verleibten 432 

Eiweißarten, Verhalten im Magen und 
oberen Duodenum des Hundes 383 
Eiweißbildung in den Pflanzen, Rolle des 
Lichtes bei der 710 

Eiweißchemie, neuere Ergebnisse auf dem 
Gebiete der speziellen, von Abderhalden 
368 

Eiweißersatz durch Amide 584 
Eiweißhydrolyse durch Trypsin, Rolle des 
Alkalis bei der 255 
Eiweißkoagulation 772 

Eiweißkörper, Formen des Stickstoffs in 
den 435 

— Ausfällung und Koagulation von 893 

— biologisches Verhalten jodierter 890 

— Löslichkeitsbeeinflussung von Elektro¬ 
lyten durch 581 

— Synthese mit Hilfe von Fermenten 469 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XI 


Eiweißkörper, Verdauung und Resorption 
der 758 

— Verdauung der, im Magendarmkanal des 
Hundes 501 

Eiweißminim um 577 

— für ausgewachsene Hammel 182 
Eiweißprobe, Esbachsche 676 
Eiweißresorption 882, 777 
Eiweißspaltende Eermente der benignen 

und malignen Gewebe 595 
Eiweißspaltprodukte 664 
Eiweißspaltung im Darmlumen 742 
Eiweißstoffe, Verdauung und Resorption 
der 741 

— aus Reissamen 857 
Eiweißstoffwechsel 676 

— parenteraler 140, 267 

— des Säuglings 128 

— bei CO-Vergiftung 580 

— beim Hammel 775 

Eiweißsubstanzen, Verdauung und Resorp¬ 
tion basenreicher 226 
Eiweißumsatz bei Entfettungskuren 275 
Eiweißverbrauch im Tierkörper 289 
Eiweißzersetzung 362 

— bei verschiedener Nahrung 906 

— Einfluß der Schilddrüse auf den zeit¬ 
lichen Ablauf der 112 

— Einfluß stickstofffreier Energieträger 
auf den zeitlichen Ablauf der 112, 113 

Eiweiß- und Kohlehydratzufuhr, Einfluß 
auf den Stoffwechsel 626 
Eierstocks Veränderungen nach Exstirpation 
der Schilddrüse und Nebenschilddrüsen 
618 

Einatmung von reizenden Gasen 647 
Eisenalbuminate 391 
Eisen Stoffwechsel 821 

— in der Gravidität 361 

— Milz als Organ des 581, 582 
Eiter, Nucleoproteid des 385 
Ekzem und Asthma 677 

Elastin, Verdauung und Resorption des 
742 

Elastisches Gewebe im Bruchsacke 174 
Elektrischer Gleichstrom, Wirkungen des 
581 

Elektrizität, Angriffspunkte und Wirkungen 
im Organismus 128 

— Einfluß auf die Eermente 385 
Elektrocardiogramm 366, 357 
Elektrochemische Alkalinitätsmessungen an 

Blut und Serum 663 

Elektrolyse bei narbiger Verengerung des 
Oesophagus 446 

Elektrolyten, Löslichkeitsbeeinflussung 
durch Eiweißkörper 581 
Elektromagnetische Therapie 877 
Emanationsverlust in Radium-(Radiogen-) 
Bädern 781 

Embryonale Gebilde, Implantation von 423 
Energieträger, Einfluß stickstofffreier, auf 
den zeitlichen Ablauf der Eiweißzer¬ 
setzung 112, 113 

Enteritis, Therapie der akuten 479 
Enterospasmus 921 


Entfettung durch vegetarische Diät 783 
Entfettungskuren 146, 147, 687, 846 

— Eiweißumsatz bei 275 

— durch reine Milchdiät 720 
Entzündung, Einfluß einzelner Liclitarten 

auf den Verlauf der 395 
Enzyme 704, 708 

— Capillaranalyse einiger 858 

— Kinetik der 439 

— fibrinöser Exsudate 118 

— oxydierende 896 

— des tuberkulösen Gewebes 188 

— in der Seidenraupe 856 
Enzymkonzentration 774 
Eosinophilie, exsudative Diathese und 762 
Epiglottisknorpel, regressive Veränderungen 

des 425 

Epilepsie, Ernährungsstörungen bei 759 

— Hypophyse, Nebennieren und Ovarium 
bei der 37 

— Pathologie der 150 

— Stoffwechselpathologie der 631 

— Veränderungen der Schilddrüse bei 149 
Epileptiker, Stoffwechseluntersuchungen an 

391 

Epileptische Krämpfe, Cholin und 278 
Epithelkörperchen 128 
Erbrechen, Mechanismus des 173 
Erbsenlegumelin, Hydrolyse des 259 
Erbsenvicilin, Hydrolyse des 259 
Erepsin in den Faeces 881 
Ergebnisse der inneren Medizin und Kinder¬ 
heilkunde von Kraus, Minkowski, 
Müller, Sahli, Czerny, Heubner 
128, 767 
Ergotin 34 
Ermüdung 831 

— Strukturveränderungen im Verlaufe der 
33 

Ernährung, Ansatz bei natürlicher und 
künstlicher 800 

Ernährungsstörungen des Brustkindes 867 

— bei Epilepsie und Hysterie 769 

— bei Nervenkrankheiten 769 
ErnährungsVerhältnisse, Einfluß verschie¬ 
dener, auf den Verlauf der Nährstoff- 
aufnah me und den morphologischen Bau 
der Pflanze 72 

Erythraemie 806 

Erythroblasten, Metamorphose des Kernes 
der menschlichen 459 
Erythrocyten in anämischen Zuständen 428 

— chromatophile Substanz der 459 

— diagnostische Bedeutung der punktierten 
im Blute 656 

— Einfluß des Morphins auf die Resistenz 
der 104 

— Resistenzvermehrung der, im Verlaufe 
von Ikterus 498 

— Vorkommen und Bedeutung basophil 
granulierter 248 

Erythrocytosen und ihre Pathogenese 541 
Erythrocytosis, Lungengas Wechsel bei 822 
Escalinbehandlung der Magenblutungen 
und Magengeschwüre 283 
Eserin, toxische Wirkungen des 575 


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XII 


I nhalts-V erzeichnis. 


Essigsäure- und Glykokollderivate, Ver¬ 
halten einiger aromatischer, tierischen 
Fermenten gegenüber 891 
Europhen 878 

Exsudat, peritoneales eines Karpfens 820 

— und Transsudat, Differentialaiagno^e 41 
Exsudate, Enzyme fibrinöser 118 

r. 

Faeces, Nachweis von Blut in den 273, 909 

— Nachweis der Darmfermente in den 595 

— gelöstes Eiweiß in den 513 

— Erepsin in den 881 

— hämolytisch wirkende Stoffe im Äther¬ 
extrakt der 712 

— gelöste Substanzen in den, bei gestei¬ 
gerter Darmperistaltik 669 

— Einfluß des Toluylendiamins auf den 
Cholesteringehalt der 262 

— Trypsin in den 277 

— Trypsinbestimmung in den 551 

— Urobilin in den 616 

— 8. Indol; Urobilin 

Farbenreaktionen des Tryptophans, Indols 
usw. 36 

Farbstoffe, Durchlässigkeit der Zellen für 
815 

— Giftigkeit einiger 816 

— als Kolloide 387 

— und Nebennieren 389 
Färbungsmethode, neue, für histologische 

Schnitte und Blutpräparate 173 
Farnkraut, neue Anwendung des 845 
Fäulnis 438 

Fäulnis basen, Entstehung von 859 
Fäulnis versuch mit Arginin 224 
Fäulnis versuche mit Glutamin- und Aspara- 
ginsäure 662 

Ferment- und Antiferment-Behandlung 877 

Fermentative Prozesse 769 

Fermente, Einfluß der Elektrizität auf die 385 

— elektrische Überführung von 580 

— Einwirkung der Röntgenstrahlen auf 39 

— Inversion von Rohrzucker und Maltose 
durch 709 

— im menschlichen Harne 822 

— lösliche 807 

— des NucleinStoffwechsels 269 

— peptolytische im Mageninhalt 594 

— — — — und ihr Nachweis 178 

-im keimenden und ungekeimten Samen 

180 

— proteolytische, der großen Lymphocyten 

— des Verdauungskanals 807 
Fermentnachweis, Versuch eines indirekten, 

durch Alkoholzufuhr 142 
Fermentsecretion des Magens und der 
Bauchspeicheldrüse, Wirkung der Salz¬ 
säure auf die 827 

Fermentwirkung, Immunität und 841 

— Beziehungen zwischen Katalyse und 37 
Fermentwirkungen, Sublimathemmung und 

Reaktivierung der 587 
Ferralbol (Eiseneiweißpriiparat) 719 
Ferratin 547 


Fett, Absorption von 774 

-— durch eine isolierte Darmschlinge 

258 

— Ausnutzung von 828 

— im Fleisch, Bestimmung 511 

— Natur des in Leber, Niere und Herz 
enthaltenen 711 

— Resorption von, im Rückenlymphsack 
der Ra na esculenta 468 

— Verschwinden des, aus den Nebennieren 
nach Anlegung einer Pankreasfistel 36 

Fette, Bildung emulgierter 181 

— Reduktion der 620 

— Untersuchungsmerkmale der 890 

— Verdauung der 269, 817 

— Verdauung und Resorption der 741 
Fettbestimmung in Futtermitteln 182 
Fettbildung in der Darmwand, Pavysche 

Hypothese der 512 
Fettdiarrhoe 628 

Fettfütterung bei Diabetikern 146 
Fettgehalt des Serums bei akuter Säure¬ 
vergiftung 197 

Fettgewebe, Veränderungen beim Frosch 
während des Winterschlafes 467 
Fettleibigkeit, Behandlung 526 
Fettresorption 229 

— Beteiligung der Leber an der 781 
Fettsäurederivate, Oxydationsmöglichkeiten 

der phenylierten, im tierischen Organis¬ 
mus 746, 748, 749 

Fettsäuren, Abbau im Tierkörper 344 

— Oxydation der 184 

— Oxydation von Phenylderivaten der 253 

— Umwandlung in mindergesättigte in der 
Leber 464 

Fettspaltendes Ferment in den Lympho¬ 
zyten 187 

Fettsjmltungsvermögen verschiedener Sera 

Fett- und Kalkstoffwechsel im Säuglings¬ 
alter 579 

Fettsucht, Ätiologie 918 

— Entfettung und Entwässerung bei hoch¬ 
gradiger 685 

Fibrolysin als Heilmittel der 719 

— Formen der 913 

— Herabsetzung des Umsatzes bei der 596 
Fettsuchtbehandlung, Prinzipien der 927 
Fettsynthese im Darmepithel des Frosches 

bei der Fettresorption 438 
Fettvermehrung der Frauenmilch 113 
Fettwanderung 197 
Fibrolysin 719 
Fieber, alimentäres 519, 520 

— Stoffwechsel im 362, 863 

— Purinstoffwechsel im 821 

— Beziehungen zwischen Temperaturer¬ 
höhung und Stoffwechsel im 399 

— Wirkung auf den Verlauf der Infektion 
821 

Fieberhafte Erkrankungen, Behandlung 789 
Fiebertemperatur, Wirkungen der, bei In¬ 
fektionskrankheiten 478 
Fischerei, Bedeutung der, für die Fleisch¬ 
versorgung 744 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XIII 


rischfleisch, Extraktivstoffe im 857 
Fischmuskeln, Hydrolyse von 258 
Fischnahrung, Wirkung auf den Stoff¬ 
wechsel 40 

Fisch speise, Einfluß auf den Umsatz von 
Phosphor, Calcium und Magnesium 669 
Fisteln des Magendarmkanals 32 
Fleisch, Bestimmung des Fettes im 611 

— Bestimmung des Zuckers im 511 

— Nachweis von Konservierungsmitteln im 
878 

— Verdauung und Resorption des 226 
Fleischbrühe in der Säuglingsemährung 606 
Fleischextrakt, Monoaminosäuren im 106 
Fleischvergiftung 206 
Fleischvergiftungsepidemie 287 
Flexurcarcinom, Frühdiagnose durch rectale 

Endoskopie 555 

Flimmerepitnel, Einwirkung von Alkali¬ 
salzen auf das 542 

— der Atmungsorgane 422 
Fluorescein 887 

Fluoreszierende Stoffe, Angriffsort der, auf 
rote Blutkörperchen 138 

— — Dunkelwirkung auf Eiweiß, Toxine 
und Fermente 138 

Formaldehyd, Assimilation des 467 

— COj-Assimilation und Ernährung von 
Pflanzen mit 776 

— Kondensation von 775 
Frauenmilch 720 

— Fettvermehrung der 113 

— Verhalten zu Säure und Lab 139 
Fruktosazin, Abbau des 137 
Fulguration 618 

Furfurolreaktionen der Gallensäuren 626 
Fuselölbildung 385 
Futtermittel 109 

O 

Galaktose, Analyse der 743 
Galaktosurie, alimentäre, bei Ikterus 276 
Galle 142 

— Einfluß des Toluylendiamins auf die 
Ausscheidung des Cholesterins in der 

141 

— Jod- und Lithiumausscheidung durch 
die 262 

— Kreislauf der 111 

— bakteriolytische Wirkung der 397 

— zerstörende Wirkung auf Toxine und 
Antitoxine 586 

Gallenfarbstoff, Farbenreaktionen des 828 
Gallenfarbstoffe 662 

Gallenfarbstoffnachweis in Körperflüssig¬ 
keiten, Geweben und Gallensteinen 883 
Gallenhämolyse 112 
Gallennachweis, spektroskopischer 825 
Gallensäuren, Farbenreaktionen der 626 

— Nachweis von 589 

— im Harn, Nachweis 269 
Gallensekretion, Beeinflussung durch neuere 

Cholagoga 922 

Gallensteine im Kindesalter 913 
Gallensteinleiden, Einfluß des Kurgebrauchs 
in Karlsbad auf das 920 


Gallensteintherapie, interne 239 
Gallenwege, angeborene Aplasie der 635 

— Beziehungen der Staphylocokken und 
Streptocokken zu den 448 

Gallisol 239 

Gärkölbchen bei der Intestinalbacteriologie 
757 

Gasaustausch im Dünndarm 753 

— der Gewebe 625 

Gasstoff Wechsel des Säuglings 262 
Gaswechsel der Insekten 814 

— bei Symbiose zwischen Alge und Tier 
707 

Gaswechseluntersuchungen bei Erkran¬ 
kungen der Lungen und der Circulations- 
organe 472 

Gasteiner Thermen 793 

Gastritis bei Lungentuberkulose 676 

— phlegmonöse 477 

Gefäße, Rolle der, bei inneren Krankheiten 
914 

Gefäßwände, Permeabilität der 421 
Gefrierpunktserniedrigung durch gelöste 
Caseinate 773 

— von Suspensionen 228 

Gehirn und Hoden, Beziehungen zwischen 
69 

Gehirnchemie 795 
Gelbfilter, Herstellung von 893 
Gelenkrheumatismus, chronischer, Behand¬ 
lung mit Bädern 793 
Geschwülste, bösartige 128 
Geschwulstimmunität 701 
Gicht 816, 846. 897 

— zur Pathologie und Therapie der 282 

— und Rheumatismus 636 

— Stoffwechselpathologie der 474 

— toxische 139 

— diätetische und physikalische Behand¬ 
lung 203 

— Getränke bei 520 

— physikalische Therapie der 526 
Gichtkranke, Purinstoffwechsel bei 596 
Gift von Lepedon haemachates 543 
Gifte, Wirkung von lytischen 702 

— der Zauberer in Afrika 748 
Giftigkeit der Ibervillea Sonorae 708 
Giftwirkung, periodisches System der Ele¬ 
mente und die, von Kiss 847 

Gliadin, Fütterung mit 739 
Globulin aus dem Eigelb von Squalus 
Acanthias 259 
Globulin (Brotpräparat) 776 
Glucoside, Einfluß auf das Wachstum säure¬ 
fester Bacillen 771 

— Synthese 621 
Glukothionsäure 110 
Glutaminsäure 113 

— Abbau der 664 

— Fäulnisversuche mit 662 

— Gehalt verschiedener Keratinarten an 179 

— Oxydation von 708 

— Verhalten von racemischer bei der Fäul¬ 
nis 664 

Glutarsäure, Wirkung auf den Phloridzin¬ 
diabetes 276, 897 


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XIV 


Inhalts-Verzeichnis. 


Glutin, Hydrolyse des 607 
Glutinase, Spezifität der 108 
Glycerin, Schicksal im Tierkörper 262 
Glycinanhydrid 544 
Glycothionsäure 37 
Glycuronsäurenachweis 475 
Glykämie, experimentelle 624 
Glykocholsäure 859 
Glykogen, Entstehung von 579 

— merkwürdige Pallung des 145 

— mikrochemische Jodreaktion auf 659 

— quantitative Analyse mit Hilfe der In¬ 
aktivierung durch Säuren 145 

— Umwandlung in Zucker in der Leber 
386, 705 

— im Auswurf, Bedeutung des 41 

— in der menschlichen Placenta 143 
Glykogenanalyse 579, 659 
Glykogenbildung 578 

— Rolle des Dünndarms bei der 577 

— in der Leber 579 

— der Leber aus Aminosäuren 36 
Glykogengehalt der Frösche 143 

— der Leber 798 

— in den Muskeln 33 

— in der Placenta und Foetus des träch¬ 
tigen Kaninchens 256 

Glykogensynthese 145 
Glykokoll 544 

— Gewinnung aus normalem Blut 463 

— Nachweis 500 

— Wirkung als Schutzmittel 709 
Glykolyse 193 

Glykolytisches Ferment, Wirkung der In¬ 
jektion von 622 
Glykosurie 193, 659 

— alimentäre 473 

— — bei chronischer Enteritis 904 

— Blut bei 631 

— experimentelle 544 

— Glycerin und 549 

— Einfluß von Muskelarbeit und Außen¬ 
temperatur auf 391 

— Abtragung der Nebennieren und 650 

— nach Pankreasexstirpation 514, 649 

— nach Totalexstirpation des Pancreas 609 

— VeronalVergiftung und 886 

— Viseosität des Blutes bei 905 

— s. Blutserum 

Glykosurien, durch Resektion des Duo¬ 
denums bedingt 265, 267 
Glyoxylsäure als Reagens 703 
Guajacblutprobe 474 
Guajakol verbin düngen 543 
Guajakose 640 

H. 

Hämagglutinine 710 

Hämagglutinierende Eigenschaften der Bak¬ 
terien 684 
Hämatin 430 

Hämatologie des Basedow 888 

— der Neurasthenie 907 
Hämatoporphyrin, Darstellung des 745 
Hämoglobin, Dissoziationskurve des 809 

— Nachweis des, und seiner Derivate 186 


Hämoglobinurie, paroxysmale 510, 713 
Hämolyse 729, 736, 887 

— Einfluß von Neutralsalzen auf die 261 

— durch Schwermetalle 700 

— durch Seifen 831 

— der Streptocokken 680 
Hämolysin im Hakenwurm 380 

— im Pancreassaft 656 

Hämolysine, künstliche, und Hämatopoiese 
151 

— und antihämolytische Stoffe im Serum 
Malariakranker 233 

Hämolysinmethode bei Magenkrankheiten 
471 

Hämolytisch wirkende Stoffe im Äther¬ 
extrakt der Faeces 712 
Hämolytisch wirkende Substanzen im Ma¬ 
geninhalt 441 

Hämolytische Amboceptoren 817 
Hämolytische Eigenschaft des Blutserums 
von Anchylostomakranken 233 
Hämolytische Eigenschaften des carcinoma- 
tösen Magensaftes 595 
Hämolytische Kraft des Serums und der 
Lymphe 253 

Hämolytische Reaktion des Blutserums bei 
malignen Geschwülsten 524 
Hämolytische Wirkung der Salze unge¬ 
sättigter Fettsäuren 711 
Hämophilie 395 

— Serum als Hämostaticum bei 879 
Hämorrhoiden, Behandlung 699 
Hämotropische Substanz, aus Immunserum 

dargestellte 831 

Hafer und Mais, Ersatz durch Trocken- 
kartoffeln 584 
Haferkur 121 

Handbuch der biochemischen Arbeitsmetho¬ 
den von Abderhalden 687 

— der speziellen Pathologie und Therapie 
innerer Krankheiten von Eichhorst 846 

Ham, Acidität des 819 

— Ätherschwefelsäurendes, bei Krankheiten 
824 

— Bestimmung der Aminosäuren im 737 

— Bestimmung von Arsen im 280 

— blutdrucksteigernde Wirkung des 116 

— nach großen Blutverlusten 809 

— Ausscheidung des Chinins im 668 

— „organisch“ gebundenes Chlor im 514 

— Ausscheidung nicht dialysabler Stoffe 
durch den 137 

— Dicalciumphosphat als Sediment im 552 

— Energiegehalt des 197 

— Fermente im 822 

— Nachweis der Gallensäuren im 269 

— Vorkommen von Hefe im 390 

— Nachweis des Indikans im 462 

— Kachektischer, Farbenreaktion im 110 

— Kalkausscheidung im, bei der Dementia 
praecox 512 

— Ausscheidung des Kohlenstoffs im 822 

— quantitative Bestimmung des Kreatinins 
149 

— qualitativer Nachweis der Lävulose im 
832 


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Inhalts-V erzeiclinis. 


xy 


Ham bei Lungenentzündung 122 

— Bestimmung der Milchsäure im 832 

— Bestimmung der mineralischen Bestand¬ 
teile des 433 

— mydriatisch wirkende Substanzen im 441 

— Nachweis organischer Basen im 270 

— Bestimmung-der Oxalsäure im 737 

— /ff-Oxybuttersäure im 389 

— pathologische Substanzen im 544 

— Ausbeute an organischem Phospor im 912 

— Bestimmung des Phosphors im 912 

— Phosphorausscheidung beim Brustkind 
594 

— quantitative Bestimmung der Phosphor¬ 
säure im 829 

— Proteinsäuren im 549 

— Purinbasen im 899 

— Salz- und Harnstoffgehalt des 675 

— Säuregrad des 111 

— Schwefelbestimmung im 594 

— Bestimmung des Oesamtschwefels im 139 

— Bestimmung des neutralen Schwefels im 
828 

— Digerieren von, bei der Bestimmung von 
Stickstoff nach der Kjeldahl sehen Me¬ 
thode 280 

— Verhältnis zwischen Gesamt-N und kolloi¬ 

dalem N im 897 

— Syphilitischer,komplementbildende Stoffe 
im 716 

— Tuberkelbacillen im 873 

— Urobilinnachweis im 151, 629 

— Ausscheidung von Zucker im, von ge¬ 
sunden Menschen 145 

— Nachweis des Traubenzuckers 628 

— Zuckerbestimmung im 264 

— quantitative Bestimmung kleinster Zuk- 
kermengen im 145 

— Zusammensetzung während der Incu- 
bation infektiöser Krankheiten 516 

— von Milchkühen, Zuckerarten im 511 

— gesunder Pferde, nichtorganisierte Sedi¬ 
mente im 656 

— s. Ausfrierenlassen 

— s. Indikan 

— s. Phenacetursäure 

Harnammoniak, quantitative Bestimmung 
255 

Harnanteile, Zusammenhang der nicht dia- 
lysabeln, mit toxischen Erscheinungen 
866 

Harnausscheidung bei Leberabsceß 825 

Hamazidität, Einfluß von Kalksalzen auf 
die 49 

— bei Typhus 905 

Harnbefund bei Carcinom 364 

Harnbestandteile, durch Phenylhydrazin 

fällbare 108 

Harneiweiß bei Kindern, Herkunft des 866 

Harnfarbstoff, Zusammensetzung des 516 

Hamgelatinemethode, mit Galle beeinflußte 
559 

Harnindikan, quantitative Bestimmung 832 

Harnoxydasen 592 

Harnreaktion als Frühzeichen der Tuber¬ 
kulose 872 


Harnreaktion, Arnold sehe, mitNitroprussid- 
Natrium 108 
Harnsäure 655 

— Bildung der 907 

— Ort der Bildung und Umsetzung der 
499 

— Rückbildung zugesetzter, in Leberex¬ 
trakten 892 

— Ursprung der 830 

— Verhalten der, in Lösungen 738 

— Verhältnis zu den Purinbasen 627 

— Wirkung der Bäder auf die Ausscheidung 
der 193 

— Wirkung von Chinolincarbonsäuren auf 
die Ausscheidung der 39 

— Zersetzlichkeit im menschlichen Orga¬ 
nismus 465 

Hamsäureausscheidung 386 

— Alkoholeinfluß auf die 393 

— bei einem mit Röntgenstrahlen behan¬ 
delten Leukämiker 193 

Harnsäurebildung in Hundeorganen 801 
Harnsäuregehalt des arteriellen Blutes 390 
Harnsäureschmerzen 632 
Harnsäure-Umwandlung im Tier- und Men¬ 
schenkörper 143 

Harnsäure vermehrende Wirkung des Kaffees 
631 

Harnsaure Diathese 603 
Harnsaure Salze, Verhalten der, in Lö¬ 
sungen 108, 738 

Harnsteine, Entstehung der 194, 886 
Harnstoff im Liquor cerebrospinalis und 
nervöse Urämie 760 
Harnstoffausscheidung 705 
Harnstoffbestimmung, quantitative 545, 757 
Harntoxizität 433 
Harnuntersuchung 118 
Harn wege, eitrige Erkrankungen im Kindes¬ 
alter 128 

Hamzucker, Bestimmung des 192 
Harnzuckernachweis, Reagentien für 909 
Hamzusammensetzung bei Probekost 824 
Hasensarkome 701 
Hautfette 890 

Hautkrankheiten, innerliche Behandlung 
mit Kalksalzen 640 

— und Stoffwechsel, Beziehungen zwischen 
128 

Hautreaktionen, örtliche auf Atoxyl 674 
Hautveränderung, myxödematöse 920 
Hefe, N ucleinfermente der 744 

— ihr Schicksal im Tierkörper 384 

— im Urin 390 

Hefegärung, Einfluß des Äthylalkohols auf 
die 268 

Hefenucleinsäure, reduzierender Bestandteil 
der 854 

Hefepreßsaft, Einwirkung von kolloidalem 
Eisenhydroxyd auf den 263 
Hernia epigastrica und Ulcus ventriculi, 
Zusammentreffen von 598 
Herz, Anpassung des Schlagvolumens an 
funktionelle Ansprüche 342 

— Kammenvenenpuis 788 

— bei Mitralstenose 251 

HI 


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XVI 


Inhalts-Verzeichnis. 


Herz, Wirkung von Muscarin und Pilo¬ 
carpin auf das 894 

— Physiologisches 778 

— Reiz Wirkung des Acceleratornerven auf 
den Calcium-, Kalium- und Stickstoff- 
Stoffwechsel des isolierten 436 

— Schallerscheinungen des 359 

— Ursachen der Insufficienz des rechten, 
bei Störungen im kleinen Kreislauf 788 

— s. Orthodiagraphie 

Herzarbeit, künstliche Plethora und 472 
Herzbewegung, Kinematographie der 789, 
790 

Herz- und Körpergewicht, Beziehung zwi¬ 
schen 70 

Herzgröße bei Tieren 319 
Herzhemmungsapparat 732 
Herzhypertrophie, Beziehungen d. Schrumpf- 
nieren zur 394 
Herzintersystole 733 

Herzkontraktionen, Einfluß der Chininsalze 
auf die 34 

Herzkrankheiten, Lungensaugmaske bei 442 
Hermuskellecithin, Cholingehalt des 382 
Herzschlag, Unregelmäßigkeiten des 128 
Herztätigkeit, periodische Schwankungen 
der 363 

Herzunregelmäßigkeit 884 
Herzwirkung der Methylderivate des Xan¬ 
thins 102, 767 

Heusorten, Verdaulichkeit verschiedener 73 
Hippokoprosterin 852 
Hippomelanin 271 

Hirschsprung sehe Krankheit 75, 677, 836, 
867 

Histoplasmosis 734 

Hochfrequenzströme, Behandlung der Anal- 
fissur durch 878 

Hoden, Beziehungen zwischen Gehirn und 
69 

Hodgkin sehe Krankheit 702 
Hordeum vulgare, selektive Permeabilität 
der Samenhüllen von 752 
Hormontheorie bei der Sekretion des Pan¬ 
kreas und des Darms 189 
Hörstummheit 793 

Hühnercholera-Immunserum, Bactericidie 
des 558 

Hühnerei, Veränderungen der pliosporhal- 
tigen Substanzen während der Entwick¬ 
lung 499 

Hühnereivitellin, Hydrolyse des 751 
Hühnereiweiß, Injektion von 649 
Hühnerfleisch, Hydrolyse von 260 
Hühnerpestvirus, Filtration von 288 
Hundefaec.es, Gehalt an Cholesterin und 
Koprosterin 263 

Hundeleber nach Abtragung der Thyreoidea 
und Parathyreoidea 105 
Hunger 627, 634 

— Umwandlung von Eiweiß im 757 

— Fettwanderung beim 197 
Hungerstoffwechsel der Mistkäfer 814 
Hungerzustand 846 

— s. Magensaftsekretion 
Hyalinbildung in den Arterien 424 


Hydrazin Vergiftung,pathologische Anatomie 
70 

Hydrolyse des Blutfibrins 401 

— des Erbsenvicilins 259 

— von Fischmuskeln 258 

— des Glutins 507 

— von Hühnerfleisch 260 

— des Legumelins der Erbse 259 
artielle einiger Proteine 603 
er wilden Seiden 855 

— des Wickenlegumins 260 
Hydrosalpinxflüssigkeit 651 
Hydroxylionkonzentrationen, kritische, bei 

diastatisclien Hydrolysen 704 
Hyperacidität 527 

erämie in der Therapie innerer Krank¬ 
ei ten 155 
Hyperemesis gravidarum 527 
Hyperglykämie 193 
Hyperthermie 441 

— und Antikörperbildung 666 
Hypophyse, Anatomie und Physiologie der 

— bei der Epilepsie 37 

— Hypertrophie der 105 

— Physiologie der 69, 142, 732 

— Sekretion der 617 

— nach Thyreoidektomie 616 

— Unerregbarkeit der 147 

— wirksame Substanz 627 
Hypophysenextrakt 628 

— Gefäß Wirkung des 540 

— Giftigkeit des 650 

— Einfluß intravenöser Injektionen auf 
die Schilddrüse 649 

— Wirkung des 148 

— Wirkung intraperitonealer Injektion von 
148 

Hypophysenglykosurie 229 

I. 

Ibervillea Sonorae (Cucurbitacee) 388 
Ikterus, alimentäre Galaktosurie bei 276 

— Resistenz Vermehrung der Erythrocyten 
im Verlaufe von 498 

— chronicus infantilis 478 

— gravis 397 

— neonatorum 762 

Immunisierende Wirkung der Körpersäfte 
geimpfter Tiere 158 

— — von Lecithinauszügen aus Pest¬ 
bacillen 285 

Immunisierung, aktive, durch neutrale Ge¬ 
mische von Diphtherietoxin und Anti¬ 
toxin 381 

Immunisierung mittels Lecithintyphus- 
toxine 285 

— der Muriden durch Fütterung mit Wut- 
und mit normaler Nerven Substanz gegen 
die nachfolgende subcutane Infektion 
von Straßenvirus 288 

— gegen Schweinerotlauf 765 
Immunität und Fermentwirkung 841 

— phagocytäre 398 
Immunitätsforschung 680 
Immunitätsfrage bei der Tuberkulose 764 



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Inhalts-V erzeichnis. 


XVII 


Immunsera, Darstellung von agglutinieren¬ 
den und hämatolytischen eiweißfreien 
Präparaten aus 236 
Immunstoffe, Adsorption von 264 
Indikan im Harn, Verhältnis zum Indol des 
Kots 40, 900 

— Nachweis im Ham 462 
Indikanurie, periodische, beim manisch- 

depressiven Irresein 907 
Indol, Farbenreaktionen des 36 

— Wirkung auf das Froschherz 467 
Infektion und Infektionskrankheit 234 
Infektionskrankheiten, die experimentelle 

Bakteriologie und die, von Kolle und 
Hetsch 47 
Inosinsäure 591, 622 


Karzinome, Nachbehandlung operierter, mit 
homogener Bestrahlung 156 
Käse, Bestandteile des Emmentaler 661 
Käse Vergiftung 154 

Kaseine, elementare Zusammensetzung der 
verschiedenen 145 

Katalase, Vorkommen in menschlichen Ge- 
' weben 140 

! Katalasefunktion, Theorie der 776 
| Katalasen und Oxydasen im Blut, Wert¬ 
bestimmung der 141, 142 
Katalyse und Fermentwirkung, Beziehungen 
zwischen 37 

— in der Medizin von Schade 239 
Katalytische Reaktionen des Sonnenlichts 
! 113 


Inosit 439 j Katalytische Wirksamkeit des Blutes 385 

— Nachweis von 225 i Kationen, relative Wichtigkeit anorganischer 

Intestinalbakteriologie, Gebrauch des I 911 

Gärungskölbchens bei der 254 ! Kaviar enthält keine Purinbasen 664 

Intoxikation, alimentäre 279 I Kefir als Säuglingsnahrung bei chronischen 

— im Verlaufe der Ernährungsstörungen 114 | Verdauungsstörungen 153 

Intracranieller Druck 759 j Kephaldol 789 

Intrahepatisches Bindegewebe, Wucherung Kephalin 385 

des 803 Kephalopodentinte, schwarze 431 

Invertin 432 I Keuchen, exspiratorisches 799 

Ionengleichgewicht im Organismus 264 KeuehhusteiibaeillusvonBordet-Gengou 480 
Ionenwirkung 732 Keuchhustenfrage 841 

Ipecacuanhavergiftung 201 | Kiesel Säuregehalt der Whartonschen Sülze 

Ischias, Behandlung 232 menschlicher Nabelstränge 268 

Isovaleriansäure erzeugt beim Hungerhund | Kleidung 676 

Aceton 345 . Klimakterium, Sauerstoffbäder im 875 


J. 

Jecorin 461 

Jejunum, Pathogenese der Obstruktion des 
479 

Jod in der Laminaria 79 

— Wirkung auf Adrenalin 772 

Jod- und Lithiumausscheidung durch die 
menschliche Galle 262 
Jodeosin als Reagens auf freies Alkali in 
getrockneten Pilanzengeweben 911 
Jodothyrin, Einwirkung auf den Circu- 
lationsapparat 266 
Jodpräparate, moderne bei Lues 46 
Jodthyreoglobulin 384 

K. 

Kachexiereaktion 519 

Kaffee, harnsäurevermehrende Wirkung des 
631 

Kaffeebestandteile, wirksame 877 
Kala-azär 637, 717 
Kalciumchlorid s. Chlorcalcium 
Kalkausscheidung 672 

— im Harn bei der Dementia praecox 512 
Kalksalze, Einfluß auf die Hamazidität 49 

— zur Behandlung von Hautkrankheiten 
640 

Kampfersäure, Wirkung der 103 
Karbazol, Farbenreaktionen des 36 
Karbonsäuren, Abbau im Tierkörper 186 
Kartoffeln, gedämpfte, Futterwert im Ver¬ 
gleich zu Trockenkartoffeln 182 

— getrocknete 684 


| Klimatotherapie 875 
Knochenasche, Zusatz zum Futter 770 
| Knochenmark, Probepunktion des 676 
I Knocheinvachstum, Bedeutung des Cal¬ 
ciums für das 36 
I Koagulosen 225, 860 
Kobragift und Hämolyse 637 
j Kochsalz und Magensekretion 516 

— und Uraemie 478 

i — zur stomachalen und intravenösen Be¬ 
handlung innerer Blutungen 518 
• — und Zuckerinfusionen beim Säugling 667 
Kochsalzarme Diät als Heilmittel 479 
( Kochsalzausscheidung 628 
: Kochsalzglucosurie 388, 706 
| Kochsalzstoffwechsei bei Pneumonie 38 
! — und Wassergehalt des Blutserums 317 
j Kochsalz- und Wasserstoffwechsel beim 
Lymphatismus 41 

; Kochsalztrinkquelle in Bad Reichenhall 791 
Kochsalzzufuhr, Einfluß auf die nephriti- 
schen Oedeme 713 

| Kohlehydrate, Abbau im Tierkörper 344 

— in pathologischen Körperflüssigxeiten 911 

— Verdauung und Resorption der 180, 741 

— der Sehoyu 745 

Kohlehydratgruppe in der Nukleinsäure 106 
Kohlehydratstoffwechsel 36 

— bei Geisteskranken, Störungen des 907 

— nach Entfernung der Thyreoidea und 
Parathyreoidea 641 

Kohlensäure, Bindung von 736 
Kohlensäure, Mästung von Schmetterlings- 
: puppen mit 436 


III* 


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XVIII 


I nhalts-V erzei oh n i s. 


Kohlensäurehaltige Bäder, Einfluß auf den 
Blutdruck Nierenkranker 845 
Kohlensäure- und radioaktive Sauerstoff- 
Kohlensäurebäder 792 
Kolloidale Metalle, Eigenschaften 252 
Kolloidalnatur wässeriger Farbstofflösungen 
434 

Kolloide 230 

— Farbstoffe als 387 

— im normalen menschlichen Urin 862 

— zur Behandlung der Nephritis 879 

— Wirkung anorganischer auf die Auto¬ 
lyse 582 

Komplementablenkung, Mechanismus der 
236 

— durch Antivibrionen- und Antierythro- 
cytensera 77 

— in der Neurologie und Psychiatrie 44 

— bei Scarlatina 838 

Komplementablenkungsmethode bei typhoi¬ 
den Erkrankungen 926 
Komplementbildende Stoffe im Ham Syphi¬ 
litischer 716 

Komplementbildung, Wassermannsche bei 
Syphilis 45 

Komplementbindende Reaktion bei Cholera 
asiatica 683 

Komplementbindung durch hämolytische 
Ambozeptoren 78 

— bei maligner Erkrankung 125 
Komplementbindungsreaktion bei Scharlach 

716 

— Verwertung der 638 
Komplemente, künstliche 815 

— seifenartige Verbindungen als 653 
Komplementhemmende und komplement¬ 
bindende Fälligkeit von Seifen 818 

Konservierungsmittel im Fleisch, Nachweis 
878 

Kopfrespirationsapparat 471, 472 
Körpergewicht und Körperlänge 555 
Körpertemperatur des Menschen 190 
Kotfett bei Pancreasdiabetes 827 
Krabbenextrakt 526 
Krämpfe bei Asphyxie 271 

— — — Kontrolle der 706 

Kreatin, Ausscheidung in fieberhaften 
Krankheiten 760 

— Verhalten bei der Autolyse 270 
Kreatinin 271 

— Ausscheidung in fieberhaften Krank¬ 
heiten 760 

— Destillation von 270 

— quantitative Bestimmung im Harn 149 
Kreatininaussclididung 433, 662, 672, 750 
Krea t i n i 11 stoff wec h se 1 462 

Krebs, Leukoeyten bei 888 
Kretinismus, endemischer 154 
Kreuznacher Radium-Emanationsbäder 792 
Kristalle, flüssige, und die Theorien des 
Lebens von O. Lehmann 48 
Küche in der modernen Heilanstalt 868 
Kuhmilch verschiedener Rassen, Zusammen¬ 
setzung 181 
Kupferalbuminat 508 
Kurloffsclie Körperchen 461 


L. 

Lab, Destruktion durch Licht 507 

— Schüttelaktivierung des 820 
Lababsonderung der Magenschleimhaut 516 
Lab- und Eiweißferment, Identität von 624 
Labgerinnung 547 

Labwirkung, Hemmung der 739, 819 
Lactobacillin 720 
Lactoconien 635 

Lävulose in diabetischen Harnen 553 
Lävulosurie, diabetische 832 

— Lebertumor mit 678 
Lähmungen, Lokalisation sensibler 354 
Langerhanssche Inseln 104, 105, 174, 456 

— — Verhalten nach Ligatur des Pan¬ 
kreasganges 136 

Leber, amylolytisches Ferment der 624 

— diastatisches Ferment der 384 

— Chemie der, bei Chloroformnekrose 893 

— Bindung des Eisens im Nucleoproteid 
der 661 

— Fähigkeit der, die Richtung der Zirku¬ 
larpolarisation zugeführter Zuckerstoffe 
umzukehren 145 

— Fettinflltrntion der, im Hunger 457 

— Umwandlung von Fettsäuren in minder¬ 
gesättigte in der 464 

— Milchsäurebildung bei der Autolyse der 818 

— bei Nierenaffektionen 426 

— Syphilis der 283 

— Veränderungen der, bei experimenteller 
Tabak Vergiftung 189 

— Verhalten gegen körperfremde Eiwei߬ 
stoffe 431 

Leberabsceß. Harnausscheidung bei 825 
Leberatrophie, akute gelbe bei Syphilis 677 
Leberautolyse 817 

— Studium der aseptischen 681 
Lebercirrhose 104 

— Alkoholismus als EntstehungsUrsache 
der 371. 414 

— experimentell erzeugte 32 

— metalymphämische 677 

— präascitische ödeine bei 456 

— Semiotik des Frühstadiums der 284 
Leberdämpfung, Verschwinden der, bei 

abdominalen Erkrankungen 320 
Leberfermente, Isolierung der 268 
Leberfett, Untersuchung des 252 
Leberglykogen 424 

— Verhalten im Hunger 509 
Leberkrankheiten, Diagnostik 202 
Leberpartien, Unabhängigkeit der einzelnen 

541 

Leber- und Milzschwellung 233 
Lebertätigkeit bei alten Leuten mit Lävu¬ 
lose geprüft 231 

Lebertumor mit Lävulosurie 678 
Leber Veränderungen, experimentelle, liena- 
len Ursprungs 603 

Leberzellen, Permeabilität für Zucker 261 

— Struktur der 424, 731 

Lecithin, angebliche bacteriolytische Eigen¬ 
schaft des 285 

— freies und gebundenes in keimenden 
Samen 546 


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Inhal ts-V erzeichnis. 


XIX 


Lecithin, Beeinflussung des Geschlechtes 
durch 862 

— Molybdänverbindungen des 107 

— Narkose und 652 

— stickstoffhaltiges Radikal des 894, 912 

— Verhältnis von Lues, Tabes und Para¬ 
lyse zum 513 

— Verwertbarkeit zur Toxingewinnung 
285 

— s. Herzmuskellecithin 
Lecithinausflockung bei malignen Tumoren 

630 

Lecithinauszüge aus Pestbacillen, immuni¬ 
sierende Wirkung von 285 
Lecithingehalt der Milch 141 
Lehrbuch der physiologischen Chemie von 
Abderhalden 80 

— der Pharmakotherapie von Kobert 607 

— s. Bakteriologie 
Leim und Albumose 462 
Leucanaemiefrnge 422 
Leukämie, Pathologie 917 

— Pathologie und Therapie der, von Eb¬ 
stein 880 

— akute 118, 177 

— — myeloische 702 

— myelogene 651 

— — phagocytäre Kraft der weißen Blut¬ 
körperchen und opsonischer Index bei 
152 

— myeloide 155, 715 

— - Beziehungen zwischen myeloider Um¬ 
wandlung und 176 

— — Histogenese 461 

— und Infektionskrankheiten 120 

— Behandlung mittels Röntgenstrahlen 196, 
902 

— Röntgenbehandlung bei kindlicher 920 

— bei Hühnern, spontane und experimen¬ 
telle 651 

Leukämiefrage 429 

Leukämien, Differentialdiagnose der 172 

— Histopathologie der 430 
Leukaemiker, Stoffwechselversuche an be¬ 
strahlten 760 

Leukämischer Krankheitsprozeß, Wesen des 
686 

Leukopenie 674 

Leukozyten, autolytische Phänomene der 700 

— Klassifizierung der 428 

— große mononucleäre ungekörnte Zelle 
unter den 428 

— Morphologie von 497 

— Nacl iweis lebender in vitro 544 

— neutrophile 428 

— Kernform der lebenden neutrophilen 429 

— polynukleäre 223 

— Abstammung der polynukleären 177 

— Verhalten nach Injektion von Bakterien¬ 
extrakten 447 

— und Absorption von Bleisalzen 460 

— bei Krebs 888 
Leukozyteneinschlüsse 703 
Leukozytenferment, proteolytisches 230, 441 

— Beziehungen des proteolytischen, zur 
allgemeinen Immunität 839 


Leukozytenzahl, Schwankungen der, nach 
Traumen und Injektionen 761 
Leukozytose, alimentäre 634 

— experimentelle basophile 498 

Licht, Einfluß auf den Verlauf der Entzün¬ 
dung 395 

— Rolle des, bei der Eiweißbildung in den 
Pflanzen 710 

— Wirkung auf Blutfarbstoffe 814 
Lichtwirkung 887 

Lipämie 760 

— diabetische 174, 592 
Lipase in den Geweben 664 
Lipoide 431, 665 

— und pharmakologische Wirkung 849 
Lipolyse 707 

Lipoproteide 542 

Lippen-Granulom mit Mastzellen und Eo¬ 
sinophilen bei einem Pferde 175 
Lobus olfactorius, Physiologie des 35 
Lorchelintoxikation 634 
Luft von Akkumulatorenräumen 574 
Luftbäder 829 

Luftschlucken bei den Dyspeptikern, Pro¬ 
gnose 281 

Lumbalpunktion bei tuberkulöser Menin¬ 
gitis, diagnostischer Wert 196 
Lungendrüsentuberkulose 799 
Lungenemphysem, Ätiologie 347 
Lungengaswechsel bei Erythrocytosis 822 
Lungenkreislauf, Wirkung vasomotorischer 
Mittel auf den 34 
Lungenperkussion, abgestufte 338 
Lungenphthise, Behandlung mittels künst¬ 
lich erzeugtem Pneumothorax 788 
Lungensaugmaske bei Herzkrankheiten 442 
Lungenschwindsucht, Entstehung der 422 
Lungentuberkulose, Frühdiagnose der 397 

— Gastritis bei 676 

— Serotherapie 923 

Lymphatismus, Kochsalz- und Wasserstoff¬ 
wechsel beim 41 

Lymphe des Hundes, Zählungen der Zellen 
in der 70 

Lymphozyten, fettspaltendes Ferment in 
den 187 

Lysin, Synthese des inaktiven 623 

Lysolvergiftung 601 

Lyssavirus, corneale Infektion mit 716 


Magen, Entfaltung des 274 

— Superazidität des 204 

— Hypersecretion und Hyperacidität des600 

— medikamentöse Therapie der Hyperaci¬ 
ditätszustände des 361 

— Innervation des 456 

— Lage des 390 

— Motilitätsprüfung des 274 

— motorische Funktion des 153 

— Übertritt von Pankreassaft in den 394 

— Verhalten von Pepsin und Lab im Fun¬ 
dus und Pylorus des menschlichen 74 

— Röntgenuntersuchung des 206, 675 

— Nachweis von freier Salzsäure im 474 

— Selbstverdauung des 426 


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Inhal ts-Verzeichnis. 


XX 


Magen, Sensibilität des 42 i 

— Stoffwechsel bei motorischer Insufficienz 
des 593 

— Syphilis des 283 

— Überdehnung und Mehrarbeit des, in¬ 
folge raschen Essens 521 j 

Magenarterien, Arteriosclerose der 805, 917 | 
Magenatonie, Diät bei 678 

— diätetische Versuche bei 007 

Magen au sspiilen, Technik und Indikationen 
des 479, 601 

Magenbewegung, Verlauf der, bei der Ent¬ 
leerung 360 

Magenblutung, Escalinbehandlung 283 
Magen-Darm dyspepsie, chronische 395 
Magendarmkanal beim Säuglingund älteren 
Kind 128 

— Arteriosclerose des 910 
Magendarmschleimhaut bei einigen Wirbel¬ 
tieren 701 

Magendrüsen, Arbeit der, bei Fisch- und 
Fleischnahrung 600 
Magenektasie 444 

— akute 833 

Magenfunktionen, Methode zur Bestimmung 
der 915 

Magengeschwür 806 

— Behandlung 336, 639, 087 

— operative Behandlung 079 

— Diagnose 120 

— Selbstverdauung und 803 

— Zusammentreffen von Hernia epigastrica 
und 598 

Magen- und Duodenalgeschwüre, Behand¬ 
lung des Durchbruchs von 120 
Mageninhalt, amylolytisches Vermögen des, 
und Darmverdauung 521 

— hämolytisch wirkende Substanzen im 200, 
441 

— peptolytischeFermente im, und ihr Nach¬ 
weis i78 

— Bestbestimmung nach Mathieu-Rfrnond 
198 

— Änderungen in der Salzsäurereaktion im 
280 

— Toxizität des 540 

— Nachweis tryptischerFermenteim643,689 
Magen- und Coecuminhalt, Gewicht des 250 
Magenkarcinom 554 

— Bacillus von Oppler-Boas bei 908 

— biologische Untersuchungen bei 671, 908 

— Diagnose 200, 441. 600 

— und Salomonsehe Probe 835, 836 
Magenkrankheiten, Beziehungen zu Störun¬ 
gen des Circulationsapparates 400 

— Diagnose 471 

— Behandlung 337 

Magen-Motilität, Beeinflussung durch Medi¬ 
kamente 445 

Magensaft, Einwirkung künstlichen 618 

— entgiftende Tätigkeit des 839 

— hämolytische Eigenschaften des Carci¬ 
noma tosen 595 

— und sein Pepsingehalt 1184 

- Steigerung der Secretion und der Aci¬ 
dität während der Menstruation 277 


Magensaftfluß, Ätiologie des digestiven 203 

— intermittierender 600 
Magensaftsekretion 39, 464, 596 

— Einfluß des Broms auf die 139 

— Wirkung des Mundspeichels auf die 865 

— Einfluß einer 24 tägigen Hungerperiode 
auf die 473 

! — beim Säugling 595 
Magenschleimabsonderung, Pathologie der 
829 

Magenschleimhaut, Lababsonderung der 516 
Magensekretion 506, 554 

— Kochsalz und 516 

— Prüfung der 522 
Magenstörungen bei Masturbanten 201 
Magentemperatur 146 
Magenuntersuchung 281 

— chemische 43 

— mittels der Desmoidreaktion 42 
Magen Verdauung 151, 466 

— Bedeutung des Blutes für die 227 

— der Fische 227 
Magnesiaausscheidung 672 

Magnesiumsulfat, Einfluß auf den Stoff¬ 
wechsel 256 

Magnesiumsuperoxyd 780, 781 
Magnodat 780 

Makrobiose (Nährmittel) 607 
Malaria. Blutplättchen bei der 807 
Malariaprophylaxis 480 
Mallein, einige uichtspezifische Reaktionen 
des 284 

Maltase des Blutserums und der Leber 261 
Malzdiastase 581 

Malzzucker, Einwirkung Fehlingscher 
Lösung auf 910 
Mannose, Bestimmung von 740 
Masern, bakteriologische Untersuchungen 
114 

Mastdarmfisteln, Diagnose und Therapie 119 
Mastkuren 846 

Mastzellen-Granulationen, Ursprung der 175 
Mate (Paraguay-Tee) 844 
Mäusetuinoren, Einfluß des Scharlachrotes 
auf 104 

Mehl. Bleichen von 711 
Mehle, chemisch behandelte 710 
Mehlsuppen, fermentierte 875 
Melanom von Vaters Divertikel 70 
Melanome 423 

Melauosarkom, chemische Untersuchung671 
Meningitis, epidemische, Behandlung 125 
Meningitis tuberculosa, diagnostischer Wert 
der Lumbalpunktion bei 196 
! Menschensera, auxolytische Eigenschaften 
233 

Menstruation und Magenkrankheiten 233 

— Zahl der Blutkörperchen während der628 
Mesenterialgefäße s. Arteria mesenterica 

superior 

Metalle, Eigentümlichkeiten der elektrischen 
kolloidalen 180 

Metalllösungen, Injektion kolloidaler 803 
Meteorismus, toxischer 834 
; Methylgrün, Wirkungen des 137 
! Methylgrün-Pyroninreaktion 176 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XXI 


Methylmorphimethine 455 
Methylpyridylammoniumhydroxyd, Verhal¬ 
ten im tierischen Organismus 620 
Methyl violettreaktion, Wert der Molliere- 
schen 474 

Migräninersatzmittel 928 
Milch, Infektionschancen beim Genuß von 
840 

— Klassifikation der 546 

— Lecithingehalt der 141 

— chemischer Nachweis der Peptonisierung 
bei roher und pasteurisierter 387 

— Nachweis von Salicylsäure in 606 

— Schardinger-Reaktion der 664 

— Sterilisieren der 744 

— und deren Produkte als Überträger der 
Tuberkuloseinfektion 557 

— Überempfindlichkeit gegen 682 

— Variabilität der 237 

— einer 62jährigen Frau 665 

— kastrierter Kühe 385 
Milchalbumin 635 

Milchdrüse, Einfluß der Röntgenstrahlen auf 
die Entwicklung der 516 
Milchfettmenge von Ziegen und Milch¬ 
schaf en 72 

Milchkügelchen, Hüllen der 501 
Milchproduktion 771, 811 
Milchprotein 388 

Milchsekretion des Rindes, Einfluß der Er¬ 
nährung auf die 109 

Milchzucker, quantitative Bestimmung 112 

— Bestimmung von hydrolisiertem 740 
Milchzuckerausscheidung nach wiederholten 

subkutanen Injektionen 593 
Milchsäure in den Muskeln bei der Auto¬ 
lyse 737 

— und Säuglingsstoffwechsel 762 
Milchsäurebildung bei der Autolyse der Leber 

818 

Milchsäuregärung 740 
Milz, Cholin in der 266 

— eisenhaltige Körper der 737 

— Funktion der 581, 582 

— als hämoplastisches Organ 101 
Milzbrand durch Inhalation 926 
Milzextrakt, Wirkung auf Herz, Blutdruck 

und Atmung 897 
Milztransplantationen 850 

— und deren Folgen für das Blutleben 365 
Mineralsalze bei den Ernährungsstörungen 

des Säuglings 798 

Mineral säuren, Bestimmung der Stärke ver¬ 
dünnter 261 

Mineralstoffe, Wirkung auf die Drüsen des 
Verdauungsapparates 316 
Mineral Stoffwechsel in der klinischen Patho¬ 
logie 311 

— im frühen Kindesalter 598 

— Regulierung des 317 

— Überernährung und 449, 481 
Möhren caroten 188 
Mohrrübensuppe 634 
Mollusken, Physiologie der 771 
Molybdän Verbindungen des Lezithins 107 
Monoaminosäuren im Fleischextrakt 106 


Monoaminosäuren des Körpers des Seiden¬ 
spinners 505 

Monoj od-a-methylindol 743 
Morbicid 927 

Morbus Addisonii 8. Addison sehe Krank¬ 
heit 

Morphin, Einfluß auf die Resistenz der Ery- 
tnrocyten 104 

— Gewöhnung an 136 

— stopfende Wirkung 35 
Morphinsucht 832 
Morphium-Scopolamin-Narkose 676 
Mundaufnahme des Futters, Bedeutung für 

die Magenverdauung 226 
Mundbakterien, reduzierende Wirkung auf 
Nitrate 148 

Mundspeichel, Wirkung auf die Magensaft¬ 
sekretion 865 

Muscarin, synthetisches 654 
Muscarinvergiftung 421 
Muskelaktivitat, verminderte, und Protein¬ 
stoffwechsel 281 

Muskelarbeit, Arsenwirkung bei 104 
Muskelextraktstoffe des Domhais 775 
Muskelkontraktion, Bildung von Milchsäure 
und Kohlensäure bei der 256 
Muskeln, Entstehung der wachsartigen De¬ 
generation gestreifter 250 

— Extraktivstoffe der 227 

— Hitzekoagulation in glatten 772 

— Wirkung von Bariumchlorid auf die 251 

— der Jakobusmuschel, Hydrolyse der 772 
Muskeltätigkeit, Wirkung auf die Ausschei¬ 
dung der endogenen Purinkörper 196 

Muskeltätigkeit, Einfluß auf den Zucker¬ 
gehalt des Blutes 241 
Muskeltonus,*Wirkung einiger Substanzen 
auf den 921 

Muskulatur, postmortale Reaktion der, bei 
den Schlachttieren 879 
Mutterkorn 421 

Mydriatische Substanzen im menschlichen 
Blutserum 513 

Myelom, diffuses der Knochen mit Kalk¬ 
metastasen 32 
Myocarditis rheumatica 804 
Myxödem, erworbenes 232 

V. 

Nabelschnurblut Neugeborener, Reaktion 
im 629 

Nagana, Behandlung der experimentellen 
925 

Nährpräparate s. Makrobiose 
Nährstoffe, Aufnahme und Abgabe von 183 
Nahrungsalbumosen im Blut und Urin 383 
Nahrungsaufnahme, Gaswechsel und Ener¬ 
gieverbrauch nach 191 
Naphtoresorzin als Reagens 110 
Narkose und Lecithin 652 

— und Sauerstoffmangel 134 
N astin 864 

Natrium, kakodylsaures, Ausscheidung des 
515 

Natriumchlorat, Wirkung auf die Zirku¬ 
lation 34 


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XXII 


Inhalts-Verzeichnis. 


Natriumsalicylat, Verhalten im Organismus 
766 

Natriumsulfit, Gesundheitsschädlichkeit des 
619 

Natron, Wirkung des oleinsauren, bei der 
Wassermannschen Reaktion auf Syphi¬ 
lis 123 

Nebennieren 423, 618 

— Abtragung der, und Glykosurie 650 

— bei Arteriosclerose 251 

— und Atherom 521 

— Bestandteil der 754 

— bei der Epilepsie 37 

— Farbstoffe und 389 

— Hypertrophie und Adenom der 619 

— Hypoglykämie nach Abtragung der 147 

— und Svmpathicus 266 

— transplantierte 849 

— Einpflanzung in die Milz 651 

— wirksame Substanz der 143 
Nebennierenexstirpation 648 
Nebennierenprodukte, Nachweis im Blut 

und Harn 754 

Nebennierenrinde, Wirkung des Extraktes 
der 437 

Nebennierensubstanz und Rachitis 636 
Nebennieren Veränderungen und Arterio¬ 
sklerose 71 

Nebenschilddrüsen 617 

— Adenom der 651 

— Auto- und Isotransplantation der 249 

— beim Tetanus 619 
Neosin, Konstitution des 106 
Nephrectomierte Hunde, Ausscheidung von 

N-haltigen Substanzen der Parotis bei 
272 

Nephrectomierte Tiere, Wirkung von de¬ 
stilliertem Wasser bei 865 
Nephritiker, Flüssigkeitszumessung bei der 
Ernährung von 762 
Nephritis 920 

— nach Angina und Ery sipelas 281 

— druck steigernde Substanzen im Blute 
bei 41 

— Hydrämie bei 75 

— Sehnen- und Hautreflexe bei 344 

— Behandlung mit Colloiden 879 

— Wüstenklima bei 846 j 

Nerven, Beziehungen der sympathischen, ; 

zum cerebrospinalen System 358 I 

— chemische Zusammensetzung der peri- I 
pheren 110 

Nervenkrankheiten, chemischer Nachweis 
der degenerierten 230 

— Ernährungsstörungen bei 759 
Nervenzelle, Parasiten und Pseudoparasiten 1 

der 287 

Nervenzellen bei zeitweiliger totaler Anae- j 
mie des Centralnervensystems 382 
Neurasthenie, Hämatologie der 907 
Neurin 754 

Nieren, Ausscheidung durch die 106 

— Ausscheidung von Bakterien durch die , 
normale 192 

— experimentelle Verkleinerung der 101 ! 

— Funktion kranker 784, 905 j 


Nieren bei pemiciöser Anämie 250 

— Miterkrankung bei Pneumonie 119 

— Physiologie und Pathologie der 668 

— Verfettung der 458 
Nierenaffektionen, Verhalten der Leber bei 

426 

Nierenausscheidungen, Zusammensetzung 
verdünntet 773 

Nierenextrakte, Einfluß auf den Blutdruck 
735 

Nierenfilter, Dichtigkeit des 665 
Niereninsufficienz 671 

— Anwendung von Nierenmaceration bei 
toxischer 845 

Nierenparenchym, osmotischer Druck des 
185 

Nierenphosphatide, ungesättigte 431 
Nieren tätig keit, Beziehungen zwischen Va¬ 
gus und 69 

Nierentuberkulose, ascendierende 806 

— experimentelle 423 

Nieren Untersuchungen, funktionelle 862 
Nierenverkleinerung, Einwirkung auf den 
N-Stoffwechsel 117 
Nierenwassersucht, Pathogenese 883 
Nieren- und Herzwassersucht, Chlorent¬ 
ziehungskuren bei 316 
Nitroprussid-Natrium-Reaktion auf Azeton 
191 

Nucleinfermente der Hefe 744 
NucleinstoffWechsel 741 

— Fermente des 269 
Nucleoproteid des Eiters 385 

— der Leber, Bindung des Eisens im 661 

— der Schweinsleber 547 
Nucleoproteidphosphor in den Pflanzen 746 
Nukleinsäure, Kolilehydratgruppe in der 

106 

Nylandersche Reaktion 910 

O. 

Oblitin 227 

Obstipation, chronische habituelle 633 

— Behandlung der chronischen 121 

— spastische 204, 206, 601 

— Diagnose der spastischen 913 
Ochronose 425 

Oedem, angioneurotisches 154 
Oedeme, Entstehung der nephritischen 393, 
731, 805 

— Rolle von Salzen bei Entstehung von 316 

— Einfluß der Kochsalzzufuhr auf die 
nephritischen 713 

Oedemstudien 381, 734 
Oesophagoskopie 797 
Oesophagus, Cyste des 886 

— cardiospastisclie Dilatation des 885 

— Elektrolyse bei narbiger Verengerung 
des 446 

— Pathogenese der Traktionsdivertikel des 
253 

Oesophagusdivertikel 554 
Oesophagusstenose, Verhalten der Schluck¬ 
geräusche bei 714 
Oesophagusstriktur 444 
Oleinsäure, Spektralreaktion auf 227 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XXIII 


Ölsäurehämolyse 670 
Opium, Einfluß auf Diabetes 362 
Opsonin, Phagocytose und das 842 
Opsoninbestimmungen 397 
Opsonine 123, 124, 367 

— Differenzierung echter Cholera- und 
choleraähnlicher Vibrionen mittels der 
766 

— Konstitution und Spezifizitat der 839 
Opsoningehalt von Exsudaten 718 
Opsoninreaktion 841 

Opsoiiintheorie, Grundlage der Wright- 
schen 716 

Opsonische Kraft der Exsudate der serösen 
Häute 605 

Opsonische Methodik 717 
Opsonischer Index bei Cholera 683 

— — des Diabetes mellitus 190 

-bei der Pneumonie 398 

Organextrakte, physiologische Wirkung von 

774 

— der Selachier 775 
Ornithin, Salze des inaktiven 737 
Omi thursäure 623 

Orthodiagraphie des Herzens und Thorax¬ 
verschiebung 345 

Osmotische Vorgänge, Ursprung der 752 
Osteomalacie, Mineralstoff Zusammensetzung 
der Knochen bei 442 
Osteomalacie, Ovarium und 477 
Ovalbumin, Einwirkung von Pepsin auf 743 
Ovarium bei der Epilepsie 37 

— und Osteomalacie 477 
Ovogal 922 

Oxalate bei der Keimung der Rübensamen 
710 

Oxalsäure, Bestimmung im Ham 737 

— Herkunft aus Glykokoll 193 
Oxydase aus Rettig, Wirkung von 141 
Oxydation von Glutaminsäure und Aspara- 

ginsäure 708 

— durch Schimmelpilze 269, 662 

— der Zuckerarten 703 
Oxydationen, biologisch wichtige 270 

— im Ei 821 
Oxydationsfermente 898 
Oxydationsprozesse im Blut 657 

— im Seeigelei 268 
Oxydationsreaktionen, biologische 736 
Oxyhämoglobin, Reduktion durch Bacterien 

871 

— verschiedener Tierarten 502 

P. 

Pancreas, neue Base aus gefaultem 269 

— Beziehungen des Secretins und der 
Enterokinase zu den Permenten des 818 

— Einwirkung bisher unbekannter Be¬ 
standteile des, auf den Zuckerabbau 765 

— Erkrankungen des 601 

— bei Diabetes 422 

— bei Achylie und Anacidität des Magens 

598 

— Punktionsprüfung des 597, 905 

— Glycosurie nach Totalexstirpation des 
514, 609, 649 


Pancreas und Nährstoffresorption 419 

— Sekretionsstörungen des 277 

— Sekretionstätigkeit des 144 

— Unterbindung der Gänge 499 

— Veränderungen nach Unterbindung des 
Ductus Wirsungianiis 105 

— *s. Rinderpancreas 

Pancreasaffektionen, Cammidgesche Kri¬ 
stalle bei 43 

Pancreasapoplexie, Entstehung der 602 
Pancreasdiabetes, Azidose beim 192 

— Beziehungen der Umgebungstemperatur 
zur Zuckerausscheidung beim 192 

— Kotfett bei 827 

— Menge der Lipoidsubstanzen in Blut 
! und Leber bei 760 

i — Parabiose und 268 

— Pathogenese 420 

— beim Prosche 796 
Pancreasexstirpation beim Hunde 648 
Pancreasextrakt und Adrenalin 464 

— Antiwirkung gegenüber dem Adrenalin 
593 

Pancreasfistel, Verschwinden des Fetts aus 
den Nebennieren nach Anlegung einer 36 

— Therapie 120 

Pancreastisteln, Secretion von, und ihre Be¬ 
einflussung durch antidiabetische Diät 
277 

Pancreasfistel-Secret 419 
Pancreasfunktion, Prüfung der, durch Tryp¬ 
sinbestimmungen in den Paeces 551 
Pancreasnecrose, akute hämorrhagische 735 
Pancreasreaetion, Cammidgesche 275, 443, 
551, 628, 670, 739, 829, 863, 904 
Pancreassaft 225, 851 

— Veränderungen der Alkalescenz und des 
lipolytischen Vermögens des 619 

— Hämolysin im 656 

— Verschwinden der Lipase Wirkung im 
aktivierten 147 

— Regurgitation von, in den Magen 394, 
829 

— Wirkung des, und der Gallensalze auf 
das Ovolecithin 626 

Pancreassaftsekretion, Physiologie der 1 
Pancreassarkome 867 

Pancreassecret, Gewinnung aus dem Mauen 
276 

Pancreassecretion 823 

— während der Verdauung 120 
Pancreassklerose 650 

Pancreaszellen, morphologische Verände¬ 
rungen der 32 
Pancreatitis 478 

— Diagnose und Behandlung 205 

— infektiöse Entstehung der chronischen 2C0 

— chronische und Pancreassteine 603 

— subacute 679 

Papain, physiologische Wirkung 683 
Papaveraceenalkaloide, Wirkung auf das 
isolierte Froschherz 470 

— Wirkung auf die Endigungen der moto¬ 
rischen Nerven 470 

Paradysenterie 204 
| Paraglykocholsäure 859 


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XXIV 


Inhalts-V erzeichnis. 


Parakolibacillosen 636 
Paralyse, progressive^. Blut; Serodiagnostik 
Paramucin, Monaminosäuren des 507 
Paranuclein, Synthese von 469 
Parathyroi’din, diuretische Wirkung 650 
Paratyphus 605 
Paratyphusbazillen 206 
Paratypbusepidemie 871 
Paratyphusserum, antitoxisches 287 
Pentosen, Nachweis von 152, 386 
Pepsin 580 

— mechanische Beeinflussung von 547, 627 

— und Chymosin, Identität von 545 

— Einfluß der Körpertemperatur auf 547, 
627 

— Einwirkung auf Ovalbumin 743 

— Wirksamkeit des 116 

— und Pepsinbestimmung mittels der Edes- 
tinprobe 673 

— und Trypsin, elektrolytische Dissoziation 
und physiologische Wirksamkeit von 815 

Pepsinausscheidung im Harn 674 
Pepsinbestimmung 672, 833, 898 
Pepsingehalt des Magensaftes 384 
Pepsinsekretion des gesunden und kranken 
Säuglings 117 
Pepsin Verdauung 38, 827 
—- Einfluß von Arzneimitteln auf die 198 

— Einfluß der Salzsäure auf die 395 
Pepsin- und Chymosin Wirkung, Identität 

Pepsin- und Labwirkung, Beziehung 
zwischen 744 

Peptolytische Fermente, Spezifität der 603 
Pepton Witte, Eigenschaften des 578 
Peptone, Giftigkeit 650 
Percaglobulin 548 
Pergenol 928 

Periarteriitis nodosa als Folge einer Sta- 
phylococcensepsis nach Angina 480 
Perisigmoiditis, akute exsudative 675 
Peritoneum, Pseudomyxom des, appendi- 
kulären Ursprungs 679 
Perityphlitis 119 

— Seifenzäpfchen bei 556 
Perkussion s. Lungenperkussion 
Perlsucht des Kindes 837 
Permeabilität 506 

Peroxydnseaccelerat-oren 437 
Peroxydasen der Tiergewebe 138 
Peroxyde und Persalze 780 
Pest s. Bubonenpest 
Pferdeblutanaphylaxie 103 
Pferdefleisch, [Nachweis durch das biologische 
Verfahren 879 
Pflanzenfermente 891 

Pflanzensamen, Calcium- und Magnesium¬ 
gehalt 508 

Pfortaderthrombose, Entstellung der 252 
Phagozytierung von Erythroblasten durch 
Knochenmarksmakrophagen 428 
Phagozytose, Wirkung der Antipyretica 
auf die 394 

— und das Opsonin 842 

Phaseolus vulgaris, Früchte von, in ver¬ 
schiedenen Entwicklungsstadien 855 


Phenacetursäure als wichtiger Ham bestand - 
teil 585 

Phenylhydrazin, durch — fällbare Harn- 
bestandteile 108 

Phenylpropionsäure, Derivate der 706 

— Schicksal der 746 
Phenylvaleriansäure, Schicksal der 748 
Phloridzindiabetes, Glutarsäure und 276,897 
Phloridzinglykosurie, Beeinflussung der 143 

— Einfluß der Außentemperatur auf die 195 
Phloridzinlipaemie 864 

Phloridzin Wirkung 754 

Phosphate bei der Gärung der Glucose 854 

Phosphatide des Rinderpancreas 587, 665 

— in vegetabilischen und tierischen Stoffen 
582 

— pflanzliche 891 

— aus Cerealien darstellbare 891 

— aus Weizenkeimen darstellbare 892 
Phosphaturie und Entstehung von Phos¬ 
phatsteinen 284 

Phosphoproteine 819 

Phosphor in der Therapie der Rachitis 517 

— anorganischer, Rolle bei der Ernährung 
von Tieren 435 

— Ausbeute an organischem, im Harne 912 

— Bestimmung im Harne 912 
Phosphorausscheidung im Ham beim Brust¬ 
kind 594 

Phosphorhaltige Bestandteile der Blätter 
von Ricinus 892 

Phosphorige und unterphosphorige Säuren 
in Organen 661 

Phosphorlebertran bei Rachitis 767 
Phosphorsäure-Retention und deren Be¬ 
einflussung durch Medikamente 242 
Phosphorstoffwechsel 200 
Phosphor verbind ungen, Färbmethoden für 
vegetabilische 545 

Phosphorvergiftung, Fettwanderung bei 197 

— Tetanie bei 122 

Photodynamische Wirkung der Auszüge 
etiolierter Pflanzenteile 890 
Phtalsäure 432 

Phtalsäuren, Verhalten im Organismus des 
Hundes 262 

Physostigmin, Antagonismus zwischen 
Curare und 251 
Phytin, Konstitution des 507 
Pikrotoxin 653 

Placenta, Glykogen in der menschlichen 143 

— pharmakologische Wirkungen der 586 
Placentaextrakte, blutdrucksteigemde Sub¬ 
stanzen in 464 

Plasmazellen, Ursprung der 174 
Plastein 385 

Plattfuß, nervöse Störungen nach 400 
Pleurahöhle, Entwicklung kautschukcolloid- 
artiger Massen in der 800 
Pneumocokken-Immunisin 559 
Pneumonie, Harn bei 122 

— Kochsalzstoffwechsel bei 38 

— Miterkrankung der Nieren bei 119 
Poliomyelitis acuta, Übertragung auf Affen 

Polypeptide, Synthesen von 589, 590 


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Inhal ts-V erzeichnis. 


XXV 


Polypeptide, 1-Tryptophan enthaltende 589 
Polypeptidspaltung, fermentative 179, 504 
Polyposis coli et recti, fermentative Kraft 
von Polypensekret bei 74 
Polyzythaemie 232, 917 

— experimentelle 458 

Präcipitatreaktion bei Lues und Paralyse 
524, 684 

Präcipitine im antitoxischen Cobragiftserum 
681 

Pristiurus melanostomus, Eihäute von 107 
Processus vermiformis, primäres Carcinom 

rl nc AAA 

Prolin 188, 623 

Protagon, optische Aktivität des 71 
Protamin 852 

— Synthese durch Perment Wirkung 468 
Protamine, Chemie der 270 

— Einwirkung einiger Säurechloride auf 
777 

Proteine, partielle Hydrolyse einiger 503 

— Pikrylverbindungen von Spaltungspro¬ 
dukten der 777 

— Verdaulichkeit in Pepsinsalzsäure¬ 
lösungen 469 

Proteinkomponente des Chondromucoids 549 
Proteinsäuren im Blut 508 

— im Harn 549 

Proteinstoffe, Einwirkung von Alkalien 
auf 737, 744 

Proteinstoffwechsel, verminderte Muskel¬ 
aktivität und 281 

— Wirkung der Kohlehydrate und der Fette 
auf den 900 

Proteinsubstanzen, Verdauung und Absorp¬ 
tion der 748 

Proteolytische Fermente und deren Anti¬ 
fermente, Methoden zum Nachweis 903 
Pseudoleukämie, medulläre 701 
Psychoreaktion 629, 630 
Ptyalin, Einfluß von Bakterien auf 228 

— Verhalten unter normalen und krank¬ 
haften Bedingungen 81 

Pulswellenlänge. rhythmische Schwan¬ 
kungen der 364 
Purgen 448 

Purinbasen im Ham 899 
Purinbasen, Bindung der, im Nucleinsäure- 
molekül 738 

Purinkörper, Resorptionsweg der 743 

— Wirkung von Muskeltätigkeit auf die 
Ausscheidung der endogenen 195 

Purinstoffwechsel 393, 758 

— im Fieber 821 

— bei Gichtkranken 596 
Pyloroptose 444 

Pylorus, Prüfung der Durchgängigkeit des 
599 

Pylorusreflex 779 

Pylorusstenose 635 

Pyrrol, Farbenreaktionen des 36 


Quassiin 782, 783 

Quecksilberkuren, Schwefelbäder bei 766 
Quecksilbervergiftung 863 


R. 

Rachitis, Behandlung 767 

— Nebennierensubstanz und 636 

— Thymus bei 617 

— Verdauungsstörungen bei 833 
Radioaktivität von Quellen, Moorwässern, 

sowie der Luft in Norwegen 876 
Radiogen tri nkkuren 781 
Radiologie des Magens 675 
Radiumbäder, Emanationsverlust in 781 
Radiumbestrahlung, Umwandlung eines 
Zahnfleischsarcoms in ein Fibrom durch 
804 

Radiumemanation 815 

— Messungen von 747 

— therapeutische Anwendung 127, 766 

— im Urin nachweisbar? 757 
Radiumemanationstherapie, physiologische 

Grundlagen der 264 

Radiumforschungen, gegenwärtiger Stand 
der 794 

Rectalgie und anale Neuralgie 281 
Reduktase 107 
Rektalernährung 75 
Rekurrens, Spirasyl bei 766 
Reptilienmuskel, Chemie der 254 
Resorptionsfähigkeit der tierischen Haut 
für die Salizylsäure und ihr Natriumsalz 
228 

l Resorptionskraft des Darmes bei Überer- 
nänrung und Muskelarbeit 229 
Resorptionsversuche an Hunden mit Dünn¬ 
darmfisteln 578 

Respiration, Einfluß von Salzlösungen auf 
die 436 

Respirationsapparat 471, 472 

— Modelle 262 

Resphationsaustausch, Apparat zum Stu¬ 
dium des 710 

Respirationscalorimeter zur Untersuchung 
über den Energieumsatz beim Diabetes 
mellitus 365 

Respiratorische Kapazität kleiner Blut¬ 
mengen, Bestimmung der 497 
Respiratorischer Stoffwechsel, Einfluß der 
Ernährung auf den 339 

— — eines Phthisikers während des Nacht¬ 
schweißes 191 

Reststickstoff 911 

Rheumatismus, Zusammenhang mit der 
Schilddrüse 521 

— chronisch-deformierender, durch Insuff i- 
cienz der Schilddrüse 802 

; Rhinoskleroma 32 
Riesenwuchs 908 
Riesenzellenxanthosarcoma 458 
Rinder blut, Verhalten der körperlichen 
Elemente im 648 

Rinderblutserum, antihämolytische Wir¬ 
kung des 670 

Rinderpancreas, Phosphatide des 665 
Rizinusöl, Einfluß auf die Verdauungsbe¬ 
wegungen 35 

Rochenblut, Beobachtungen am 223 
Rodagen zur Behandlung der Basedow¬ 
schen Krankheit 201 


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XXVI 


Inhalts-V erzeichnis. 


Röntge naufnalunen, ungiftiger Ersatz des 
Wismuts für 476, 477 

— stereoskopische 793 

Röntgenbefunde bei Lungendrüsentuber¬ 
kulose 800 

Röntgenbehandlung 879 

— der Basedowschen Krankheit 121 

— der chronischen Bronchitis und des Bron¬ 
chialasthmas 400 

— der malignen Geschwülste 518 

— bei kindlicher Leukämie 920 
Röntgenbestrahlung, Einfluß der 758 

— homogene, zur Nachbehandlung ope¬ 
rierter Karzinome 155 

— s. Harnsäureausscheidung 
Röntgenbilder vom Entleerungsmechanis¬ 
mus des Magens 360 

Röntgendemonstrationen 360 
Röntgendosierung 876 
Röntgenkinematographie 360 
Röntgen-Momentaufnahmen 789 
Röntgenologie s. Thorerde 
Röntgenologisch nachweisbare Merkmale 
der Gastrektasie und der Pyloroptose 444 
Röntgenologische Diagnostik in der Kinder¬ 
heilkunde 128 

Röntgenstrahlen, Wirkung auf Blut und 
Knochenmark 175 

— Einwirkung auf Fermente 39 

— Einfluß auf die Verdauungsfermente 274 

— zur Diagnose von Magen und Darm¬ 
leiden 153 

— Einfluß auf die Entwicklung der Milch¬ 
drüse 516 

Röntgenuntersuchung des Magens und 
Darmes 206 

Röntgenuntersuchungen der Dickdarmlage 
bei Darmstörungen, besonders bei Ver¬ 
stopfung 360 

Rotlaufbacillen, Einwirkung normaler Tier¬ 
sera auf 680 
Rotzinfektion 125 

Rotzkrankheit, Kutanreaktion bei 125 
Rübensäfte, Anteilnahme des Brenzkate¬ 
chins bei der Dunkelfärbung der 140 
Ruhr in Irrenanstalten 448 

— in Ostasien 838 

— experimentelle Grundlagen der spe¬ 
zifischen Therapie der 365 

Ruhrepidemie 480 
Ruminatio humana 154 

— — mit wechselndem Magenchemismus 
203 

Rüssel sehe Körperchen 424 

S. 

Sabromin 126, 127 
Sahiische Probe 866 
Saiodin 46, 47, 639 
Salivation, Pathogenese der 604 
Salizylsäure in Wein, Milch, Butter und 
Tomatenkonserven 606 
Salzfieber bei normalen und anaphylakti¬ 
schen Kaninchen 862 

Salzlösungen, Einfluß auf die Respiration 
436 


Salzlösungen, Wirkung intravenöser Zufuhr 
hypertonischer 318 

Salzstoffw'echsel, Beziehungen der inneren 
Sekretion zum 317 

Salzsäure, Wirkung auf die Fermen tsecre- 
tion des Magens und der Bauchspeichel¬ 
drüse 827 

— Einfluß der Verabreichung von, auf die 
Zusammensetzung des subcutanenBinde¬ 
gewebes bei Kaninchen 553 

Salzsäure, freie, Gesamtacidität. Pepsin und 
gelöster Stickstoff, Verhältnis von 471 
Sammlung zwangloser Abhandlungen aus 
dem Gebiete der Verdauungs- und Stoff¬ 
wechselkrankheiten von Albu 846 
Sanatogen, Fütterungsversuche mit 129 
Sanduhrmagen 282 
Sanotherm (Badepräparat) 792 
Saponine, Entgiftung der, durch Cholesterin 
623 

Sauerstoff, Wirkung auf Athleten 386 
Sauerstoffbäder, Wirkung der 875 

— im Klimakterium 875 
Sauerstoffinhalationsmethode 792 
Sauerstoff Versorgung und Circulation in 

ihren kompensatorischen Wechselbezieh¬ 
ungen 321, 340 

Säugetierdarm, Histologie des embryonalen 
248 

Säuglingsekzem, konstitutionelles 231 

— diätetische Behandlung 639 
Säuglingsernährung und Tuberkulose 840 
Säuren, chemische Konstitution und physio¬ 
logische Wirksamkeit der 265 

Säurevergiftung 385, 665 
Scharlach, Blutdruck bei 116 

— Blutkonzentration bei 825 

— Chlorstoffwechsel und Körpergewicht im 
517 

— Gewicht bei 761 

— Komplementbindungsreaktion bei 716 
Scharlachrot, Einfluß auf Mäusetumoren 

104 

Schilddrüse, Bau der 456 

— Beziehungen zur Wirkung des Adrena¬ 
lins 137 

— blutdruckerniedrigende Substanz in der 
266, 468 

— Einfluß auf den zeitlichen Ablauf der 
Eiweißzersetzung 112 

— Veränderungen der, bei Epilepsie 149 

— Fermentwirkungen der 400 

— secretoriselie Funktion der Epithelzellen 
bei Sympathicusresektion 807 

— Einfluß intravenöser Injektionen von 
Hypophysenextrakt auf die 649 

— Zusammenhang von Rheumatismus mit 
der 521 

— chronisch-deformierender Rheumatismus 
durch Insufficienz der 802 

— nach Exstirpation der Thymus 617 

— Tuberkulose und 872 

Schilddrüsenbehandlung,Stoffwechselunter- 
suchungen bei einem Fettsüchtigen wah¬ 
rend der 147 

— des Kretinismus 633 


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Inh alts-V erzeich n is. 


xxvir 


Schilddrüsenextrakt, Wirkung auf den Cir- 
kulationsapparat 252 
Schilddrüsenstoffe, Wirkung der 886 
Schimmelpilze, Oxydation durch 269, 662 

— Umwandlung von Zimmtsäure in Styrol 
durch 269 

Schimmelpilzsporen, Schicksal inhalierter841 
Schistosomiasis japonica 425 
Schlafsucht 868 

Schmetterlingspuppen durch Kohlensäure 
zu mästen 708 

Schnupfen, Pathologie und Behandlung 158 
Schoyu, Kohlehydrate der 745 

— s. Tamari-Schoyu 

Schrumpfnieren, Beziehungen zur Herz- 
hypertrophie 394 

Schutzstoffe, Erschließung ergiebigerQuellen 
von 235 

Schwangerschaft, Fettwanderung in der 197 
Schwefel, Wirkung des kolloidalen 102 
Schwefelbäder bei Quecksilberkuren 766 
Schwefelbestimmung im Urin 594 
Schwefelwasserstoffbildung aus Eiweiß und 
Schwefel 184 

Schwefelwirkung, Theorie der 550 
Schweinerotlauf, Immunisierung gegen 765 
Scyllium stellare, Eihäute von 106, 107 
Seeigelei, Einfluß der Centrifugalkraft auf 
das 469 

Seekrankheit und ihre Verhütung 477 
Sehnen- und Hautreflexe bei Nephritis und 
Urämie 344 

Seide, Bildung der 504 
Seidenarten, Zusammensetzung und Aufbau 
verschiedener 500, 502, 503 
Seifen, komplementhemmende und komple- 
mentbinaende Fähigkeit von 818 
Seifenartige Verbindungen als Komplemente 
653 

Seifenhämolyse 702 

— Einfluß des Cholesterin auf die 653 
Seitenkettentheorie, Ehrlich sehe 807 
Sekretin 267, 463 

Sekretion, interne 498 

— Beziehungen der inneren, zum Salzstoff¬ 
wechsel 317 

Selen Verbindungen, physiologische Wirkung 
von 895 

Sennainfus, Einfluß auf die Verdauungs¬ 
bewegungen 35 

Sensibilisierende Wirkung pflanzlicher und 
tierischer Farbstoffe auf Paramaecien 263 
-tierischer Farbstoffe und ihre physio¬ 
logische Bedeutung 261 
Sensibilisierender Anteil des Eiweißes 387 
Sensibilität und Sensibilitätsprüfung 348 
Sensibilitätsprüfung, Methoden der, und 
ihre Ergebnisse an Nervenkranken 353 
Sepsisformen, von der Mundhöhle ausgehen¬ 
de 343 

Septikämie, carcinomatöse 833 
Sera, Fällungen von, mit Eisen 391 

— Fettspaltungsvermögen verschiedener667 

— inaktivierte 926 

Serodiagnostik der Echinococcusinfektion 
872 


Serodiagnostik am Krankenbette 780 

— bei progressiver Paralyse 44 

— der Syphilis 45, 78, 79, 123, 523, 558, 
559, 560, 700, 873, 924 

— und Botanik 893 
Seromucoid 432 
Serum, antirabisches 44 

— als Hämostaticum bei Hämophilie 879 

— Eigentümlichkeiten des syphilitischen, 
von immunochemischem Gesichtspunkte 
927 

— tierisches jodhaltiges 767 

— thyTeoidektomierter Kaninchen, Wirkung 
auf den Blutdruck 617 

Serumanwendung bei Blutungen 603 
Serumbehandlung der Cerebrospinalmenin¬ 
gitis 158 

— der Chorea minor 639 

— der Lungentuberkulose 923 
Serumeiweißkörper verschiedener Blutarten, 

Gehalt an Tyrosin, Glutaminsäure und 
Glykokoll 503 

Serumglobulin, Anwendbarkeit der Gesetze 
der amphoteren Elektrolyten auf 259 
Serumkrankheit, Chlorcalcium gegen die 77 
Sigmoiditis und Perisigmoiditis puerperalis 
444 

Sigmoskopie 915 

Skatol, Wirkung auf das Froschherz 467 

— und Indol im Holze von Celtis reticulosa 
545 

Sklerodermie und Morbus Addisonii 479 
Skieromanimpfung 32 
Skrophulose <94 

Somatose, Einfluß auf die Sekretion der 
Brustdrüsen 159 
Sonnenbäder 233 
Sonnenbestrahlung, intensive 676 
Sonnenlicht, katalytische Reaktionen des 113 
Soorileus 478 

Speichel, maltosespaltende Fähigkeit des 
389, 704 

— Rolle der Phosphate bei der Sacchari- 
fikation des 14/ 

Speichelabsonderung 596, 753, 777, 778, 861 
Speicheldrüsen, Resektion der 222 
Speicheldrüsentätigkeit 660 
Speiseröhre, Schwammsonde für die 927 

— Strikturen der 444 
Spektroskop 661 

— Vergleichs-, zur Untersuchung im sicht¬ 
baren und wenig sichtbaren (violetten) 
Teile des Spectrums 359 

Spektroskopie, klinische von Schümm 880 
Sperma 860 

Spirasyl bei Recurrens 766 
Sport und Ernährung 202 
Sputum Tuberkulöser, Chemie des 904 
Stachydrin 776 

Status thymico-lymphaticus 918 
Stereochemie von Stewart 239 
Sterine im Tier- und Pflanzenreich 655 
Stickstoff und Mineralsalze, Eigenabscliei- 
dung von, im Darm 552 
Stickstofffreie Extraktstoffe in den Futter- 
und Nahrungsmitteln 583 


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xxvin 


Inhalts-Verzeichnis. 


Stickstoffgleichgewicht 739 
Stickstoff Steigerung, prämortale 512 
Stickstoff-Stoffwechsel 817 

— — Einwirkung der Nierenverkleinerung 
auf den 117 

Stickstoff Substanzen im Futter ,N ährwirkung 
der nichteiweißartigen 161 , 216 
Stickstoff Umsatz bei der Bleivergiftung 472 
Stickstoffverbindungen der Futtermittel, 
Verwertung der nicht eiweißartigen 809 
Stickstoffverteilung im Säuglingsham 761 
Stigmata haemorrhagica ventriculi, Entsteh¬ 
ung der 457 

Stoffwechsel im Fieber 863 

— bei stark verringerter Lungenoberfläche 
470 

— Verlangsamung des 5% 

— der Tiere, Beteiligung des elementaren 
Wasserstoffes an dem 432 

— verschiedener Tierarten 500 

— des Haushuhns 812 

— des Winterschläfers 752 
Stoffwechsel, Verdauung und Ernälirung 

610 

Stoffwechseldrüsen 369 

— Funktion der 209 

Stoffwechsel Störungen, Behandlung einiger 
wichtiger von v. Noorden 846 
Stoffwechsel Untersuchung während der Ar¬ 
beit an der Schreibmaschine 861 
Stoffwechseluntersuchungen im Fieber und 
in der Rekonvalescenz 362 
Stoffwechselversuch an einem Brustkinde 
593 

Stoffwechselversuche an bestrahlten Leuk- 
aemikern 760 

Streptococcus, pathogener gramnegativer 399 
Streptocokken, Hämolyse der 680 
Streptocokkeninfektion 604 
Stromata, Bindungsvermögen der 263 
Strophantin 576 

Strophantus und Cocain, Antagonismus 574 
Struma maligna, Basedow-Symptome bei 780 
Stummheit, Formen der 793 
Sublimatvergiftung 336 
Superoxyde, Wirkung auf die Verdauungs- 
organe 823 
Suprarenin 505 

— und Cholin, antagonistische Wirkung 105 

— Verhalten des Blutdruckes nach intra¬ 
venöser Einführung von 177 

d-Suprarenin 861 
Surinamin 508 

Sy mpath i cu sresekti on, seere t oriseheF unkti on 
der Epithelzellen der Schilddrüse bei 807 
Syphilis, Behandlung mit Arsenpräparaten 

— Buttersäurereaktion der 762 

— Folgen der 677 

— Inkubationszeit bei 236 

— akute gelbe Leberatrophie bei 677 

— des Magens und der Leber 283 

— postkonzeptionelle Übertragung der 79 

— Fornetsche Präzipitatreaktion bei 684 
Syphilisreaktion, Wassermann sehe 45, 78, 

79, 123, 523, 558, 559. 560, 700, 873, 924 


Syphilisreaktion, Wassermann sei le, Theorie 
der 843 

— — Wesen der 523 

— — Einwirkung von Lecithininjektionen 
auf die 558 

— — Verhältnis von Eiweiß, Lipoiden und 
Salzen zur 398 

— — in der Ophthalmologie 523 

— — und Scharlach 658 
Syphilis-Serumprobe, neue 396 

T. 

Tabak, Tabakrauch und Tabakrauchen 64V 
Tabak Vergiftung, Veränderungen der Leber 
bei experimenteller 189 
Tabes dorsalis, Abadiesches Phänomen bei 518 
Tamari-Schoyu, chemische Zusammensetz¬ 
ung 745 

Tartarus depuratus 606 
Taubstummheit 794 

Telekardiogramm aus vergangener Zeit 800 
Temperatur, Einfluß der Salze auf die 665 
Temperaturkoeffizient für die Lebensdauer 
kaltblütiger Tiere 267 
Terminologie, medizinische, von G u 11 - 
mann 688 
Tetanie 121, 355 

— Beziehungen zu den Nebenschilddrüsen 
und zum Kalkstoffwechsel 249 

— gastro-intestinale 202 

— bei Phosphorvergiftung 122 
Tetanus, Präventivimpfung bei 522 
Tetraäthylarsoniumjodid 885 
Tetraliy d ronaphthy 1 ami n 653 
Theobromin 767 

Tlieobrominumnatriumsalicylat 764» 

Theocin 767 

Therapie, die, an den Berliner Universitäts¬ 
kliniken von Cr on er 688 
Thiophen, Farbenreaktionen des 36 
Thiophenolglucoside 621 
Thorerde in der Röntgenologie als Ergän¬ 
zungsmittel und teil weiser Ersatz der 
Wismutpräparate 76 

Thymus, Beziehungen zumNervensystem 279 

— Cholin in der 266 

— Gewicht der, nach Tliyreoidektomie 648 

— bei Bhachitis 617 

— Schilddrüse nach Exstirpation der 617 
Thymusextrakt, Wirkung auf den Cirkula- 

tionsapparat 252 

Thyreoidea s. Kohlehydratstoffwechsel 
Thyreoideastoffe, Wirkung der 657 
Thyroidektomie, Einfluß auf das Überleben 
hungernder Tiere 650 

— Hypophyse nach 616 

— intermediärer Stoffwechsel nach 271 

— Gewicht der Thymus nach 648 

— s. Blutdruck 

Tliyreo-Parathyroi’dektomie, Eierstocks Ver¬ 
änderungen nach 618 
Tod, Ursache des natürlichen 267 
Tollwut 637, 638 

— vererbbar V 235 

Tomatenkonserven, Nachweis von Salicyl- 
säure in 606 


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Inhalts-Verzeichnis. 


XXIX 


Tongerach 777 

Toxine und Antitoxine, zerstörende Wir¬ 
kung der Galle auf 586 

— und Toxin-Antitoxinverbindungen 541 

— von Staphylococc. pyog., Schicksal der, 
und ihrer Antitoxine nach Einspritzung 
in das Blut 158 

Trachom, Erreger des 605 

Transfusion des Carotidenbluts 629 

Transsudat, Differenzierung des peritonealen 
633 


Traubenzucker, Elektrolyse des 587 
Trichinellen, Verbreitungsart der 897 
Trigoneilin, Darstellung von 740 

— Verhalten im tierischen Organismus 620 
Trinkwasser, Identifizierung des Bacillus 

coli im 236 

Trinkwasserdesinfektion durch Wasserstoff¬ 
superoxyd 838 

Trockenmethode, verbesserte 753 
Trockenmilch, Bakteriengehalt der 238 
Trunksucht 425 
Trypanosoma congolense 237 

— Lewisi. Agglomeration und Immunität 
bei 558 

Trypanosomen, Wirkungsmechanismus von 
Arsenpräparaten auf 112 
Trypanosomeninfizierte Mäuse, intrastoma- 
chale Behandlung 715 
Trypanosomiasis 128, 682 

— Blut bei der experimentellen 681 

— experimentelle Behandlung von 447 

— bei den Pferden, Behandlung 682 
Trypanotoxyl 720 

Trypsin 431, 580 

— Nachweis und quantitative Bestimmung 
597 

— Verhalten jenseits der Darmwand 498 

— intraperitoneale Injektionen von 818 

— Wirkung auf das lebende Pankreas 144 

— in den Faeces 277 

— Nachweis in den Faeces 595 
Trypsinbestimmung in den Faeces 551 
Tryptische Fermente und ihre Antikörper 


-im Mageninhalt 643, 689 

Tryptische Fermentlösungen, Einwirkung 
auf örtliche chirurgische Tuberkulose 150 
Tryptophan, Farbenreaktionen des 36 
Tryptophanreaktion 865 
Tuberkel bacillen, Art Verschiedenheit 
menschlicher und tierischer 874 

— atypische Formen von 763 

—* Aufnahme inhalierter, in die Lunge 842 

— Staubinfektion mit, durch Inhalation 842 

— Durchgängigkeit des Darms für 842 

— Isolierung menschlicher 771 

— Wirkung auf Würmer 159 

— Zusammensetzung, Verdauung und Re¬ 
sorption der 181 

— im Harn 873 

— im Sputum, kultureller und mikrosko¬ 
pischer Nachweis von 874 

Tuberkelbacillus, Eintrittswege des 840 

— Wachstum des 564 
Tuberkulin 557, 786 


Tuberkulin, Hautinfiltrat durch 838 
—- bei Lungenschwindsucht 125 

— Reaktion der Nasenschleimhaut auf 569 
Tuberkulinbehandlung 922 
Tuberkulinempfindlichkeit Tuberkulöser 

während der Masern 872 
Tuberkulinimmunität 78 

— Prüfung der 286 
Tuberkulininjektion 123 
Tuberkulinreaktion 605 

— kutane und konjunktivale 124, 125, 524. 
638, 684, 838 

— Stoffwechselversuche bei der 900 
Tuberkulin-Überempfindlichkeit, lokale, der 

Conjunctiva 523 
Tuberkulose, Ätiologie 560 

— Agglutination bei 398 

— Behandlung 927 

— und Blutströmung 423 

— Disposition der Lunge zur Erkrankung 
an 842 

— Erkennung der 123, 124, 557 

— Einfluß der Ernährung auf den Verlauf 
der 445 

— Frühdiagnose der 286 

— Geschichte und Behandlung der 838 

— Harnreaktion als Frühzeichen der 872 
| — histologische Erscheinungsformen der 365 
i — Immunitätsfrage bei der 764 

| — Impfung von Rindern gegen 236 
; — Infektionswege der 78, 683, 840 
| — Kontaktinfektion und 839 

— Ophthalmoreaktion beim Rinde 159 
! — Säuglingsernährung und 840 

— und Schilddrüse 8(2 

— Schnelldiagnose der 871 

— Einwirkung von tryptischen Ferment¬ 
lösungen auf örtliche chirurgische 150 

— s. Abszeß; Milch 

Tuberkulose-Antikörper, komplementbin¬ 
dende 715 

Tuberkulöses Gewebe, Enzyme des 188 
Tuberkuloseimmunblut, Tuberkuloseimmu- 
nität und Tuberkuloseimmunblut (J.-K.)- 
Behandlung 286 

Tuberkuloseüberempfindlichkeit 684 
Tumoren, Studium von 103 
Typhus, Blut bei 152 

— Cerebrospinalflüssigkeit bei 638 

— funktionelle Darmuntersucliung bei 190 

— Harnacidität bei 905 

— Therapie 639 
Typhusbazillen 559 

— in Brunnenwässern ohne ätiologische 
Bedeutung 288 

— Nachweis im gallenhaltigen Magenin¬ 
halt 159 

— Schutzserum gegen 396 

— Verdauungsprodukte aus 3% 

— Wirkung pepsinverdauter 447 
Typhus- und Paratyphus-B-Bazillen, Mit¬ 
agglutination von 605 

Typhusbazillenträger, Behandlung der 558 
Typhusdiagnose, Komplementbindung zur 
288 

Typhusheilserum 779 


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XXX 


Inhalts-Verzeichnis. 


Typhuskranke, Chlorumsatz bei 443 

— Stoffwechseluntersuchungen an 390 
Typhusserum, Meyer-Bergell sches 605 
Typhus- und Cholera-Toxin und Antitoxin 

868 

Tyrosin, Derivate des 589, 590 
Tyrosinase 180, 622 

U. 

Überempfindlichkeit 674 

— Krebskranker gegen ihr Tumorgewebe 
797 

— gegen Milch 682 

Überernährung und Mineralstoffwechsel 449 , 
481 

Uraemie, Kochsalz und 478 

— Pseudo-Occlusion des Darms bei 446 

— Sehnen- und Hautreflexe bei 344 

— 8. Ammoniakausscheidung 
Urämiegift 336 
Uramidosäuren 590 

Urease in höheren Pflanzen 855 
Ureidoglucose 587 
Urikase 625 

Urikolytische8 Ferment 625 
Urin Gesunder und Diabetischer, amylo¬ 
lytische Kraft des 74 
Urobilin 509, 818, 862 

— im Harn, Nachweis 151 

— im Stuhl 516, 824 
Urobilinentstehung 277 
Urobilinnachweis 649 
Urobilinogen 818 
Urobilinurie 516 

— und Urobilinämie 825 

— Wirkung des Chloroforms auf die 73 
Urochrom 111 

Urotiypsinogen 898 

V. 

Vagus, Physiologie des, und des Spinalis 34 

— und Nierentätigkeit, Beziehungen 
zwischen 69 

Vagusreizung 380 
Vasodilatin 774 

Vegetabilien, Eisen- und Phosphorgehalt 
der 431 

Vegetarische Diät, Entfettung durch 783 
Vegetarische Ernährung japanischer Bonzen 
921 

Venaesektion, Entlastung des venösen Sy¬ 
stems durch 346 

Venen, Druck und Strömung in den 320 
Venendruckmessung, exakte 346 
Verdaulichkeit verschiedener Futtermittel 
813 

Verdauung, Chemismus der 383 

— von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten im 
Magendarmkanal 889 

— und Resorption im tierischen Körper 
741, 742, 743 

Verdauungs- und Resorptionsgesetze im 
Magendarmkanal 226, 227 
Verdauungslipämie 18 

Verdauungsstörungen und Psychoneurosen 
479 


Vergiftungen mit Antimonchlorid 201 

— durch Bism. subnitr. 836 

— mit bleihaltigem Brotmehl in Negenborn 
684 

— s. Blei-, Canthariden-, Chinin-, Dinitro- 
benzol-, Fleisch-, Hydrazin-, Ipecacuan- 
ha-, Käse-, Lorchel-, Lysol-, Muscarin-, 
Phosphor-, Quecksilber-, Säure-, Subli¬ 
mat-, Wismutvergiftung. 

Veronalnatrium 160 
VeronalVergiftung und Glykosurie 886 
Vibrati on sgefühl, Unterschiedsempfindlich - 
keit des 360 

Viscosität des Plasmas 364 
Vögel- und Fischgehirne 382 

W. 

Wachstum und Entwicklung des kindlichen 
Organismus 114 

— der Fliegenlarven, Abhängigkeit von 
Bacterien und Fermenten 438 

Wärmegrade, Einfluß hoher, auf den ar¬ 
beitenden Organismus 835 
Wärineregulierung, Theorie der 860 
W T asser- und Salzstoffwechsel 442 
Wasserstoffsuperoxyd 781 

— Einfluß auf die Acidität des Magens 
527 

— zur Trinkwasserdesinfektion 838 
Wassersucht, Pathogenese 883 

Wein, Nachweis von Salicylsäure in 606 

— Säuregrad des 46 

Weizenkleie, Bedeutung der Aschenbestand¬ 
teile der, im Stoffwechsel der Herbi- 
voren 750 

Wenckebachsclies Bündel 884 
; Wickenlegumin, Hydrolyse des 260 
Wiederbelebung 70 
Winterschläfer, Stoffwechsel des 752 
Wismut bei Magenkrankheiten 837 
! Wismut Vergiftung 476, 837 

X. 

Xanthin, Herzwirkung der Methylderivate 
des 102, 767 
Xanthoin 458 

Xanthomsubstanz, Darstellung und che¬ 
mische Beschaffenheit der 264 
Xylose, Bestimmung von 740 

Y. 

Yoghurt-Bazillen 394 

— Wirkung der 843 
Yoghurtmilch 238, 720, 878, 879, 928 

— Säuglingsernährung mit 876 

Z. 

Zellwucherung, reaktive 102 
Zigarrenrauch 226 

Zimmtsüure, Umwandlung in Styrol durch 
Schimmelpilze 269 
Zinkodat 780 

Zirkulation, Wirkung des Natriumchlorats 
auf die 34 

Zucker, Adsorption des 580 
1 — Verteilung des, im Blut 586 


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Inhalts-V erzeichnis. 


XXXI 


Zucker im Blute normaler schwangerer und 
gebärender Frauen 511 

— Verteilung des im Blute bei Hyper¬ 
glykämie 672 

— des Colostrums 255 

— im Fleisch, Bestimmung 511 

— Oxydationsmenge des 549 

— Oxydationswege des 473 

— Reagens zum Nachweis reduzierender 
546 

— Zersetzung des, im Tierkörper 755 
Zuckerarten, Einwirkung des Bacillus bul- 

garicus auf 816 

— Fällbarkeit von, durch Kupferhydroxyd 
192 

— im Harne von Milchkühen 511 

— Oxydation der 703 

— empfindliche Reaktion auf 910 


Zuckerassimilationsgrenze, Einfluß von 
Körperarbeit und Überwärmung auf die 
473 

Zuckerausscheidung bei einer Pneumonie 
509 

Zuckerbestimmung, Bangsche Methode der 
264 

Zuckerbildung in der künstlich durch¬ 
bluteten Leber 817 

Zuckergehalt des Blutes 139, 550 

— der Blutkörperchen 432 

Zuckerstich 618 

Zuckertitration mittels Fehlingscher Lösung 
276 

Zyclosen s. Cyclosen 

Zymase, Anteilnahme der, am Atmungs¬ 
prozesse der Samenpflanzen 264 
j Zytotoxine 208 


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XXXII 


Namenregister. 


A. 

Abbo, C. 879 

Abderhalden, E. 80, 177, 
178, 179, 180, 368, 500. 
501, 502, 503, 504, 505; 
576, 589, 594, 687, 883 
Abelous, J. E. 34, 116 
Ackermann, D. 106,224.269, 
859 

Adam, H. 364, 822 
Aders, R. H. 499 
Adler, M. 229, 242, 827 

- O. 911 

Agassi-Lafont, E. 836 
Ageron 479 
Alamartine 617 
Albanese, M. 832 
Albers-Schönberg 206 
Albn, A. 202, 783, 784, 846 
Aldor, L. 829 
Alessandri, G. 835 
Alexander, J. 840 
Alexieff, W. 42 
Allard. E. 192, 600 
Allen, R. \V. 158 
Allers, R. 627, 665 
Alomar, J. 650 
Alquier, L. 618 
Alsberg, C. L. 259 
Alt, Konrad 640 
Althoff 811 
Altmann, K. 45, 123 
Amako. T. 287 
Amato, A. 174 
Ambard, L. 628 
Amberg, S. 593 
Amerling, K. 905 
Ancel, P. 625 
Andersen, A. C. 188, 224, 
264 

Arapow, A. B. 125 
Argiris, Alfred 382 
Arinkin, M. 123 
Arloing, F. 146, 152 
Armstrong, Henry E. 752 
Arneth 428, 441 
Arnheim, G. 841 
Arnold 424 
Arrigoni, Carlo 459 
Aschenheim 761 
Ascher 198 
Asch off 884 
Aseoli, A. 108 

— M. 263, 582, 892 
Aslier, L. 581, 582 
Assinger, L. 792 
Aubert, M. 445 
Aubertin 175 
Auche 825 

Auer. John 272, 706 
Auerbach, Fr. 525 
Aufrecht 237, 369, 422 


Namenregister. 

Augustin 811 
Averey, Stanley J. 155 
Aymerich, G. 700 

B. 

Babes, V. 619 
Babkin, B. P. 32, 225 
Bach, A. 622 
Bachem, C. 514 

- M. 879 
Bachmann, E. 440 

| Bacmeister, A. 602 
Baduel, C. 868 
Baginsky, A. 635 
Bahrdt ^84 
Bail, O. 234 
Bahiacci 905 
Baldoni, A. 756 
Balliu 841 
Bamberg 498, 667 
Bang, J. 807 
Banti 174 

Banzhaf, Friedrich 680 
Baer, Julius 276 
Barbieri, V. 679 
I Barbonneix 619 
Bareroft, J. 808, 809 
Bard, L. 42 
Bardier, E. 34, 116 
Barenkeieff, Y. 821 
Barger, G. 464 
Barker, J. B. 118, 188 
Baermann, G. 678 
Barnes. A. E. 281 
Barschall, H. 511, 526 
Barzal 516 
Basch, K. 279 
Baskoff, A. 461 
Bassenge, R. 285, 765 
Basset, H. P. 711 
Bassoni, C. 879 
Bastogi, G. 866 
Batelli, F. 138, 625 
Bateman, H. R. 447 
Battez 618, 624 
Battistini, F. 603 
Baetzner, Wilh. 150 
Baudouin, A. 624 
Bauer, D. 684 

- Felix 629 
— J. 523 

— Koloman 230 
— Richard 276 
Baumann. L. 589 

- W. 715 
Baumgarten, O. 514 
Baur, E. 511 

Bayer, G. 111, 112, 816 
Buy 1 iss, W. M. 856 
Bazzocchi, G. 456 
Bcaujard 175 
Bechhold, H. 816 


Beck, C. 634 

- K. 574 

- M. 764 

- R. 601 
Becker, Georg 666 
Beerwald 232 
Beger, C. 72, 809 
Behrend, L. 503 
Beitzke, H. 683 
Bell&zzi, L. 462, 663 
Bence, G. 805 

_ j 393 

- (Budapest) 883 
v. Benczur, G. 554 
Benczur, G. 830 
— S. 394 
Benderski 927 
Bendig, P. 677 
Benedict, F. G. 470, 710, 861, 

863 

— Stanley R. 546, 703 
| — (Boston) 365 
Beneke, R. 559 
Benjamin, E. 177, 498, 510 
Bensande, R. 836 
Benson, C. C. 773 
Berard 617 
Berg, W. N. 469 
Bergei, Salo 187 
Bergeil, P. 635 
Berger, Fritz 703 
v. Bergmann 342, 512, 551. 

596, 667. 910 
Bergonie, J. 618 
Bernard 426 
Bernardini, L. 546 
Bernheim-Karrer 635 
Bemier, R. 628 
Bernstein, S. 198 
Berretta, A. 223 
Bertelli, G. 317 
Berthelot 681 
Bert ran d 559, 816 
Besredka 682 
Besser 631 
Bettmann 640 
Beyer, W. 630 
Bialosuknia 891 
Biberfeld. Job. 743 
Bickel 277, 316 
Bidot 651 
Biedl, A. 539, 540 
Biernacki, E. 449, 481, 603, 
633 

i Bierotte 630 
Bierrv 147 
i Binet 74, 281, 624 
| Bing, R. 124 
1 Bingel, A. 463, 826 
! Biondi, C. 428, 700 
Bittorf, A. 442 
! Black, P. F. 389 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



N amenregis ter. 


XXXIII 


Blanchetiere, A. 759 
Blaschko, A. 45 
de Blasi, Dante 238 
Blau, H. 508 
Bleibtreu, Leopold 266 

— Max 659 
Bloch, B. 128 
Biooker, J. W. 713 
Blum, Leon 276 

— (Straßburg) 316 
Blumenthal, F. 431, 716, 

786 

— Ph. 683 

— R. 428 
Boas, H. 838 

— J. 204, 206, 233, 599 

— Kurt 371, 414, 861 
Bock 842 

— Victor 239 
Boeckler 203 
Bogdanow, E A. 438 
Bogoljuboff,' W. 423 
Boehm 731 

Böhm, Br. 421 
Böhme, A. 367, 368, 717, 718 
Boehme, Erich 119 
Boekelman 902 
Bokorny, Th. 467, 776 
Bolaffio, C. 198, 317 
Boidyreff 600 
Bolin, Ivan 270 
v. Bomhard, Hans 480 
Bonamartini, G. 508 
Bonani, A. 142 
Bonanno, G. 104, 498 
Bondi 342, 542 
Bongiovanni, C. 545 
de Bonis, Vittorio 628 
Bönniger 120, 347 
Boos, William F. 854 
Borchardt, L. 229, 383, 662, 
678, 832 

— M. 833 
Borelli 898 
Borini, A. 476 
Bornstein 44 
Borszeky, K. 877 
Boruttau, H. 877 
Böse 838 
Boettcher 906 
Bottu, H. 628 
BouchS, F. 273 
Bouin, P. 625 
Boycott, A. E. 146 
Bracht, E. 804 
Bradley, H. C. 851 
Brahm, C. 179, 500, 721 
Brahn, B. 591 
Brandenburg 556 
Brasch, W. 113, 664 
Braun 558 

— H. 582 

von Braun, J. 623 
Braun, L. 539 
Braeuning, H. 18, 274 
Braunstein, A. 597 


Brautlecht, C. A. 435 
Breccia, G. 603 
Brenner, Fritz 519 
Bresciani (Arco) 788 
Brichta (Wien) 780, 781 
Brieger 598 
— L. 667, 673, 685 
Brill, O. 794 
Brimont 682 
Brinda 897 
Le Brocq, C. N. 863 
Brodie 753, 861 
Brodzki, Johannes 665 
Browinski, J. 508 
Brown, Adrian J. 752 
Browning, C. H. 700 
Bruck, A. W. 76 

- Carl 766 

v. Brücke, Ernst Th. 436 
Bruckner, J. 36 
Bruegel 154 
Brugnatelli, E. 106 
Brugsch, Th. 128, 429, 767 
Brunon 515 
Brunton, Lauder 189 
Bucalossi, A. 152 
Buchtala Hans 107 
Buglia, G. 141 
Bunting, C. H. 733 
Bürker, K. 186, 359 
Bumett, Th. C. 388, 706, 773 
Burres, Opal 704 
Burrows, Mc T. 759 
Burwinkel 606, 784, 789 
Buschmann, A. 109 
Busquet, H. 732 
Butterfield 343 
Buttron, Hermann 647 
Bywaters, H. W. 432 

C. 

Cadiot, H. 763 
I Calmette 236, 286, 681 
Camis, M. 808 
Caemmerer, G. 504 
Campani, A. 478, 865 
Camus, L. 158 
Cannon, W. B. 258 
Cantacuzene, J. 618 
Capezzuoli, C. 75, 442, 666, 

672, 737, 864 
Caranfilian, J. 477 
Carlier, E. W. 894 
Carlson, A. D. 253 

- A. J. 436 
Carnot, Paul 628 
Carozzi 888, 926 
Carpenter, M. Th. 470, 861, 

863 

Carrara, A. 69, 142 
Carriere 445 
Casagli 174, 807 
Casper, L. 920 
Cassel 635 
du Castel, J. 617 
j Cathcart, E. P. 900 


Caussade 446, 803 
Cavatorti, P. 456 
Ceconi, A. 478 
Ceni, C. 69 
Cerioli, A. 76 
Cerne 836 
Chabrol, E. 650 
Chagas, C. 480 
Charnas, D. 818 
Chassin, S. 387 
Chauffard 516 
Chevallier 803 
Chiadini 908 
Chiari, R. 657 
Chiarolanza, R. 439 
Chiarulli, G. 546 
Chistoni, A. 747 
Chrom, J. P. 655 
Cimoroni, A. 103, 106, 181 
Citron 339, 367, 667 
Ciuffini 888 
Clairmont, Paul 679 
Clark, E. D. 259 
Claude 37, 149, 661, 759 
Clerc, A. 648 
Cloetta, M. 173 
Cluzet 516 
Coca 110, 701 
Cohen 682 
Cohen, C. 623 

- N. H. 753 
Cohn, S. 523, 715 
Cohnlieim, Otto 151,466,777 
Colwell, Rachel H. 387 
Comessatti, G. 464,540,697, 

647, 772 
Cook, F. 42 
Cook, F. C. 778 
Cooke, E. 816 
Copeman, S. M. 280 
Coppioli, G. 231 
Coureoux 833 
Courmont, Paul 398 
Cramer, H. 477 

- W. 256 

Craemer (München) 866 
Crendiropoulo 236 
Crile, George 101 
Croftan, A. C. 143, 577 
Croner, W. 688 
Currie, R. J. 158 
Curschmann (Mainz) 344 
Cushny, A. R. 463 
Czerny, A. 128, 767, 794 
Czubalski, F. 144 

D. 

Dakin, H. D. 185, 253, 706, 

708, 709, 746, 748, 749 
Dale, H. H. 806 
v. Dalmady, Z. 875 
van Dam, W. 547 
Dammhahn 180 
Daniel, M. 381 
Danilewsky, B. 467 
Darling, T. Samuel 734 


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Original fro-rn 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



XXXIV 


Namenregister. 


David, Oskar 440 
Davidsohn, Carl 252 
— Heinrich. 208, 862 
Dean, H. R. 504 
Debat 521 

v. Decastello, A. 445 
Deflandre, CI. 628 
Dehon, M. 516 
Delbet 446 
Delbrück, K. 621 
Deleano, N. T. 581 
Delherm, Louis 878 
Delille, A. 148 
Delitala, F. 105 
Deneke (Hamburg) 340 
Dennig, A. 713 
Derouaux, J. 542 
Derrien, E. 626 
Desgrey 803 
Dessauer, F. 155, 789 
Determann 360 
Diamantberger 521 
Dick, M. 830 
Diem, Martha 441 
Diesing 209, 317, 369, 389, 
550 

Diessel hörst, G. 668 
Dirmoser 527 
Ditthorn, Fritz 391 
Dixon, \V. E. 463, 806 
Dobrowolskaja 227, 743 
Doby, G. 710 
Dogiel, Job. 660 
Dohm, Max 39 
Dolley, D. H. 101 
v. Domarus 429, 701 
Dombrowski 516 
Dominici 804 
Donati, A. 670 
Donhauser, L. J. 101, 118 
Dor6e, Charles 751, 852, 854, 
894 

Doerr, R. 802 
Douglas 672, 831 
Dow, R. Joseph 575 
Dox, Arthur W. 607 
Doyon 73 

Dreesmann 205, 478 
Dreser, H. 497 
Dreyfus, G. L. 151, 460 
Dubus, A. 837 
Duchäzek, Fr. 816 
Dudgeon, Lenard L. 710 
Duke, W. W. 436 
v. Düngern 110, 701 
Düring, Arthur 558 
Duval, W. Ch. 70, 763 

E. 

Ebbecke, U. 137 
Ebner, Ad. 155 
Ebstein, W. 395, 880, 917 
Eckersdorff, O. 678 
Edelstein, E 263 
Edens, P. 128 
Edkins, J. S. 464, 506 


Edlefsen, G. 149 
Edmunds,Charles Wallis 251 
Ehrenfeld. R. 107, 226, 661 
Ehrlich, F. 664 
Ehrmann, R. 311, 336, 399, 
597, 598, 827 
Ehrström, R. 628 
Eichhorst 598, 606, 846 
Eich ler, F. 659, 922 
Eiger, M. 461 
Einhorn 599, 714, &33 
Eiranian, G. 595 
Eiselt, J. 601 
v. Eisler, M. 702 
Eisner, G. 629 
Elfer 927 
Ellermann, V. 651 
Ellis, G. W. 751 
Elster, J. 794 
Elze, Curt 248 
Embden 112, 344 
Emerson, J. T. 388, 708 
Emmerich, Emil 713 
— R. 924 

Engel 139, 261, 595 
— C. S. 700 

- H. 846 

- K. 393 
Engeland, R. 270 
Engländer, M. 633 
Engler, C. 736 
Enoch, C. 922 
Enriquez 74, 281 
Eppenstein, H. 441 
Eppinger 347, 385, 550, 
Eschbaum, Friedrich 745 
Esser 74 

Essik, C. R. 759 
Etienne, G. 573 
Eulenburg, A. 126 
Euler, Hans 188, 270 
Evans, W. B. 154 
Exner, A. 797 
Eyster, J. A. E. 759 

P. 

Fabian, R. 838 
Falk, E. 685 

- F. 110, 385, 616 
— P. 822 

Falta 113, 199, 317,319, 346, 
355, 365, 366, 550, 639 
Farini, A. 252 
Faure-Beaulieu 804 
Fauvel, Pierre 627 
Feer, E. 231 
Feigen, Heinrich 447 
Feldzer 619 

v. Fenyvessy, B. 235, 653, 
i 702,* 831 
| Fermi, CI. 288 
Fernau, Albert 743 
Ferrari, G. 478 
Ferrario, R. 920 
Ferrata, A. 177 
i Fetzer (Tübingen) 361 


Fey 200 

Fick, Johannes 424 
Filippi, E. 180, 252 
Fingerling, G. 72 
Fink, Franz 920 
Finkeistein, H. 114, 279,520, 
606, 867 

Finsterer, H. 797 
Fiorio, G. 43 
Fischei, W. 524 
Fischer, Black Otis 280 
— Emil 588, 590, 621, 623 
— Hans 38, 738 

- Ph. 160, 640 
Fischler 32 
Flock, M. 386, 719 
Fleig 36 
Fleiner 337, 479 
Fleischer 204 
Fleischman, Paul 208 
Fleischmann 45, 346 
Fleisher 381, 734 
Flexner, Simon 125 
Fligg, Franz Johann 871 
Fluhrer, C. 564 

Foges (Wien) 555 
Foltrain 803 
Fonzo, C. 509 
de la Forge 836 
Fomaca, G. 807 
Fornet, W. 524 
Forschbach 420, 600 
Forssman, J. 263, 807 
Foster, B. N. 39 
Foxwell, Arthur 118 
Franchetti, A. 287 
Franchini, G. 592, 851, 886, 
908 

Francioni, C. 114 
Francke, Georg 659 
Frank, E. 361, 596 
Frank, F. 881 

- H. 517 

Frankel (Badenweiler) »346 

- C. 630, 766 

- S. 431, 587, 665, 795 
Frankenhäuser, F. 128 
Frankenstein, Hans 47 
Frankl, O. 875 

- Th. 542 
Frascella, P. 479 
Fraser, Mary T. 771 
— Thomas R. 543 
Frauenberger, Franz 268 
Frenkel 44 

Freund, E. 432 

- H. 890 

- W. 579 
Frew, R. S. 737 
Frey, E. 814 

I Fricker, E. 262, 865 
I Friedberger, E. 925 
Friedberger, K. 716 
Friedemann, Ulrich 862 
Friedenthal, H. 512, 886 
Friedländer, Konrad 73 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Namenregister. 


XXXV 


Fröhlich, Alfred 861 
Froment, D. 760 
Fromme, F. 680 
Frouin 426, 803 
Frugoni, C. 69, 456, 592, 
715, 823, 872 
Fubini, E. A. 672 
Fuchs, D. 179, 809 
Fuchs-Wolfring, Sophie 787 
Fühner, H. 137 
Fuii, S. 857 
Fukuhara 684, 716 
Fuld 311, 336, 337, 399 
Füller, J. G. 435 
Funck, Karl 904 
Funk, C. 192, 594, 596 
Funke, Rud. (Prag) 364 
Furet, L. 146, 147 
v. Fürth, O. 266, 267, 468, 
818 

O. 

Gabaglio, R. 602 
Gabbi, U. 603 
Gaillard 445 
Gallenga, P. 274 
Galletta, V. 41 
Galli, G. 835 
Galperin-T6yt41mann 135 
Gangani, L. 879 
Gans, H. 604 
Gantrelet, J. 619 
Gardner, J. A. 751, 771, 852, 
854 

Gastaldi, G. 193, 273, 899 
Gaupp, O. 110 
Gautier 73 

— A. 152 

— CI. 147, 626, 629 
Gautrelet 148, 190, 628, 648, 

650, 731 

Gawinski, W. 549 
Gazzetti, C. 509 
Geelmuvden, H. Chr. 552 
Geiringer, J. 122 
Gennari, C. 671 
G£raudel 803 

Gerhardt (Basel) 318, 338, 
354 

— O. 128 
Gerhartz, H. 39 
Gerlach, V. 828 
Gerngroß, O. 621 
Ghedini, G. 593, 676 
Gies, William J. 255 
Gigon 113, 340, 362, 553, 

626, 826 

Gilbert 516, 624, 650, 824, 
833 

Gillespie, E. 189 
Giordano 43 
Glaser, R. 789 
Glaeßner, K. 419, 781 
Glenny, A. T. 284 
Glücksmann (Berlin) 779 
Godet, Ch. 508 


Goldbaum 284 
Goldi, Fr. 41 
Goldscheider 338, 354 
Goldschmidt, R. 597 

— (Reichenhall) 789 
Goldstein, P. 518 
Golgi, C. 701 
Golodetz 890 
Gomez, Liborio 382 
Gonnermann, M. 140 
Goodman 836 
Göppert, F. 128 
Gordon 672, 806 
Gornaia 884 

Gott, Th. 177 
Götte, A. 640 
Gottschalk, A. 753, 861 
Gottstein, E. 447 
Gouget 621 
Gouraud 844 

Grafe, E. 441, 471, 472, 712 
Gräfenberg, Ernst 474 
Gramenizky, M. J. 658 
Granström, E. 507 
Grawitz, E. 686 
Gray, W. M. H. 153 
de Grazia Francesco 430 
Grebe, Wilhelm 145 
Greeff 605 
Grigant, A. 649 
Grimbert, L. 628 
Grixoni, G. 397, 872 
Grober, J. 391 
Groedel III, Franz (Nau¬ 
heim) 360, 444 
Grönberg, John 607, 678 
Groß, Oskar 116, 597 
Großenbacher, H. 581 
Grosser, Paul 901 
Grube, Karl 36, 145, 579, 
660, 754 

Gruber, Gg. B. 461 
Grünbaum 713 
Grünberger, V. 821 
Grüner, O. 517, 872 
Grunmach (Berlin) 793 
Grünwald, H. F. 668 

— H. P. 653 
Grüß, J. 858 
Gudzent, F. 108, 738 
Guelpa, M. 845 
Guerbet 515 
Guerin 236 
Guerra-Coppioli 202 
Guerrini, G. 33 
Guggenheim, M. 500, 589 

— N. 180 

Guillain, Georges 189 
Guirand 236 
Gullon, Gordon A. 201 
Gönn, James A. 543 
Günther, A. 46 
Gurewitsch, G. J. 677 
Gussio, S. 541 
Güterbock, R. 559 
Guthrie, C. C. 70, 271, 706 


Guttmann, W. 688 
Gutzmann (Berlin) 360 
Gy, A. 189 

H. 

Häberlin 443 
Habermann, J. 226 
Hagemann, O. 775, 776 

— Richard 457 
Hake, H. W. 280 
Haldane, J. S. 146, 672, &31 
Haie, W. 470 

Hall, Walter 659 
Halliburton, W. D. 385 
Halpern, M. 75 
Halstead, W. S. 249 
Hamburger, E. 197 

— Franz 78 

— W. 805, 917 
Hamill, E. 463 
Hammarsten, Olof 107 
Hammer 79, 237 
Hampeln (Riga) 345 
Hamsik, Ant. 661 
Haendel 77, 78 
Handelsman, J. 278 
Handovskv, Hans 230 
Haenisch 448 
Hannes, B. 887 
Haensel, E. 141, 431 
Hansen, J. 109, 811 
Hanssen, Olav 111 
Harden, Arthur 854 
Harrison, R. P. 201 
Hart, E. B. 435, 746, 750 
Hartley, P. 711 
Hartmann, J. 476 
Harvier 619 
Harzbecker. O. 887 
Hasse, C. 762 
Hasselbach, K. A. 814 
Hata, S. 268, 587, 839 
Hatcher, R. A. 576 
Hauge, G. 838 
Hausmann, Theodor 397 

— W. 261, 263,430, 586,890 
Hawk, P. B. 280, 386, 545, 

705 

Hayem, G. 601 
Head (London) 348, 355 
Hecht, V. 716 
Hecker, Rudolf 866 
Hedin, S. G. 439, 739, 819 
Iledinger, Max 720 
Hedon, E. 629, 648 
Hegler, C. 863, 904 
Heilner 142, 362 
Heim, L. 235 
Heinecke (München) 318 
Heinemann, P. G. 255 
v. Heinleth 791 
Heinsheimer 229 
Heitz 516 
Hele, T. S. 832 
Hellwig 75 
Helmholz, H. 635 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



XXXVI 


N amenregister. 


Henderson, J. 264 
Henke, F. 595 
Henneberg 238, 928 
Henri, V. 580 
Henriques, V. 737, 739 
Henzlik, Paul J. 386, 705 
Hering, E.(Prag)356,358,364 
Herlitzka, A. 140 
Herscher 516, 824, 833 
Herter, C. A. 254, 545, 557 
Hertz, A. F. 42 
van Herwerden, M. 227 
Herz, A. 232 

Herzog, R O. 269, 383, 662, 
663, 736, 740, 743, 744 
Heß, L. 828 

— R 472 

— Walter 440 

— (Wien) 347 
Heßberg, P. 818 
Hessen, Victor 579 
Hetsch, H. 47 
Heubner, O. 128, 346, 767 

— (Göttingen) 785, 792, 793 

— W. 782 
Heuck, W. 684 
Heuser, Wilhelm 775 
Heyde 208 
Heyden, Paul 579 

Heyl, Frederick W. 258, 259, 
260 

Heymann, Bruno 840, 842 
Heynemann, Th. 680 
Higuchi, S. 586 
Hildebrandt, Herrn. 184 

— W. 277, 509 
Hill, L. 386, 719 
HÜler 390 
Hindelang 713 
Hirayama, K. 777 
Hirokawa, Waichi 185 
Hirsch, C. 201 

— M. 203, 526 

— Rahel 498 

Hirschfeld, Felix 200, 520 

— Hans 430 
Hirzowski, Alfred 589 
His (Berlin) 346, 360 

— W. 636 

Höher, R 261, 387, 542, 815 
Hof, A. C. 911 
Hof bau er 556, 595, 685, 787 
Hoffmann, Franz 870 

— W. 605 

— (Düsseldorf) 356 
Hofmann 811 

v. Hofinann, Karl 860 
Hohlweg 111, 755 
Hoehn, Fr. 873 
Holländer, E. 119 
Hollinger, A. 586 
Holmgren, J. 261 
Holobut, Theophil 108 
Holzmann, W. 558, 637 
van Hoogenhuyze 271, 662, 
902 


Hoppe, J. 160, 640 
Hornig, P. 390 
Homowski 261 
Hörtli, F. 740 
v. Hösslin, Heinrich 38 
v. Hoesslin, Rudolf 867 
Howe, Paul E. 545 
Howell, W. H. 436 
Howwjanz, S. 736 
Hovt 381 
Hübener 206 
Huchard, H. 916 
Hüffell, Adolf 397 
Hufnagel, V. 75 
Hugh Mac Lean, M. D. 382, 
383, 737, 776 

— 8. Mac Lean 
Hughes, X J. 253 
Hülern, W. P. 685 
Humphrey, G. C. 750 
Huppert 203 
Härter 845 
Hutchinson, L. 711 
Hy de, Ida H. 436 
Hynek, K. 497 

I. 

Ibrahim 862 
Igersheimer, J. 755, 884 
Imabuehi, T. 832 
Inagaki 443 
Inman, A. C 125 
Inouye, K. 383 

— R. 855 

Isaac 361, 444, 554 
Isola, D. 714 

Itami, S. 422, 458, 700, 884 
Izar, G. 263, 582, 700, 817, 
890, 892 

J. 

Jackson, C. Holmes 272 

— D. E. 576 
Jacob, L. 666 
Jacobaeus, H. C. 703 
Jacobs, A. W. 37 

— W. A. 622 
Jacobsohn, D. 283 
Jacoby, E. 431 

M 112 
Jacquet 521 
Jaff£, M. 120 
de Jager, L. 49 
Jäger, Heinrich 76 
Jakob, L. 193 
Jamanouchi 236 
Japelli, A. 777 

— G. 778 

Jaques, Charles 460 
Jeandelize 616, 617, 648 
Jezierski, P. V. 395 
Jianu, A. 36 
Jitkow, A. N. 686 
Joachim, Georg 159 
Jobling, W. J. 125, 764 
Jochmann 150, 230, 839 


Jodlbauer, A. 138 
Johannson, L. 429 
Johannsson 36 
Jolles, Adolf 111, 269, 589 
Jones, Charles O. 895 

- D. B. 751, 772, 773 

— W. 741, 744 
Jonesco-Mihaiesti, C. 618 
Jonescu 421, 653, 821 
Jores, Leonhard 394 
Joseph, Don R. 250, 380 

- R D. 70 
Joslin (Boston) 365 
Jovane, A. 636 
Junkersdorff 579, 659 
Jürgens 124 

Juschtschenko, A. J. 433 
Just, Jaroslav 183 

K. 

Kabrhel, Gustav 806 
Kahler (Wien) 797 
Kahn, R. H. 574, 849 
Kalaboukoff, L. 626 
Kalischer, S. 127 
Kammer, E. 458 
Kämmerer, H. 497 
Kamnitzer 635 
Kaempf, Arno 511 
Kan Kato 659 
Kantorowicz, A. 604 
Kaplan, 1). M. 497 
Karczag, L. 664 
Karnitzky, O. 114 
Kastle, J. H. 433, 437 
Kaestle 76, 360 
Katayama, T. 181, 182 
Käthe 630 
Katsuzo, K. 729 
Katzenstein, J. 868 
Kauffmann, Max 150 
Kaya, R. 819 
Kegel, Oskar 515 
Kehr, Hans 670 
Keller 472 
Kellner 813 

Kernen (Kreuznach) 792, 793 
Kempf, Friedrich 277 
Kendall 254, 557, 757 
Kennaway, E. L. 195, 899 

— J. E. 252 
Kentzler, G. 842 

- J. 394 

Kenzie, J. Mc. 700 
Kepinow, Leon 595 
v. Kern, T. 394 
Kern, T. 843 
Kersten 874 
Kida, Y. 744 

Kiesel, Alexander 859, 860 
Kirchheim (Köln) 320 
Kisch, E. H. 526, 632 
v. Kiß, A. 843 
Kiß, Gyula 135 

— J. 847 
Klauber 551 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 




N amenregister. 


XXXVII 


Klebs, E. 838 
v. Klecki, R. 192 
Klemperer, G. 458 
af Klerker, Kj. O. 760 
Klett 438 

Klieneberger (Königsberg) 
360, 361, 367 
Klier, A. 828 
Klopstock, F. 834 
Klostermann, M. 835 
Klotz, M. 762, 876 
Klotz-Spritzmann, R. 870 
King 841 

Knaffl-Lenz, E. 815 
Knauer, A. 907 
Knoop, Franz 184 
Knopf, H. 838 
Knoepfelmacher 204 
Kober, P. A. 544 
Kobert, R. 607 
Koch, J. 448 

Kochmann, M. 268, 514, 659 
Kögel, H. 455 
Köhlich 842 
Kohlrausch, A. 620 

— F. L. 264, 815, 876 
Kohnstamm(Königstein)355 
Kolessnikoff, H. 32 
Kolieb, S. 822 

Kolisch 876 
Kolle, W. 47 
Kolmer, W. 263 
König 583, 744, 813 
Konrädi, D. 235 
Konrich, F. 288, 480 
Konschegg, A. 139 
Korff, B. 676 

v. Körösy, K. 382, 753, 808 
Koslowsky, S. 277 
Kössa, Julius 139 
Kossel, A. 737, 744, 777 
Kossowicz, Alexander 238 
Kostytschew, S. 264 
Kotake, Y. 463 
Kothe, R. 886 
v. Koziczkowski, E. 823 
Kraft (Görbersdorf) 338 
Kramer, G. 890 
Krämer, Adolf 588 
Krasnogorsky, K. 278 
ruff-Ar A A 1 

Kraus (Berlin) 343, 346,357, 
361 

— F. 128, 344, 767, 886 

— H. 910 

— R. 540, 716 
Krause, M. 748, 841 
Krawtschenko, S. S. 40 
tCr ftf k 6 232 

v. Krehl (Heidelberg) 337,343 
Kreps, M 837 
Kretschmer 913 
Kreuter 872 
Krienitz, W. 275 
Krimberg, R. 227 
Kristeller, L. 750 


Kronfeld, A. 629 
Krönig, G. 834 
Krüger, M. 155 
Krükoff, A. 176 
Kudo, T. 138, 384, 385, 431 
Kühl, Hugo 438 
Kuhn, Ph. 788 
Küibs (Kiel) 319 
Kulka, W. 661 
Knlpson, K. M. 141 
Küng, Alb. 660, 661 
Kunz, F. 595 
Kupritz, A. 893 
Kurzmann, M. 887 
Kuschew, N. E. 529 
Kuscliljanskaja, D. 248 
Küster 927 
Küster, William 662 
Kusumoto 141, 261, 262, 263 
Kutscher, Fr. 106 
v. Kutschera, A. 638 
Kwilecki (Breslau) 676 

L. 

Labbö 147 

- H. 824 

- M. 146, 521, 927 
Ladd, C. F. 710 

- E. F. 711 
Laederich 426 
Lafite-Dupont 559 
Lafou, Ch. 175 
Lamar, R. Y. 399 
Lambert, S. V. A. 39 
Lamkin, F. J. 157 
Lanc^reaux 446 
Landau, A. 393 
Länderer, R. 74 
Landois, Felix 425 
Landsteiner, K. 264, 716 
Lang, G. F. 117 

- Walter 522 
Lange, F. 447 

- (Frankfurt a. M.) 343 
Langheld, K. 622 
Langstein 128, 320, 677, 767 
Lannelongue 445 
Laquer, W. 757 
Laqueur, W. 474 
Lateiner, M. 716 
Latham, Arthur 125 

- P. W. 256, 257 
Lattes, L. 195, 274, 817, 864 
Latz, B. 922 

Latzei 554 
Launoy 681 
Lavagna, S. 714 
Laveran 237 
Lavonius, H. 477 
Lawrow, D. 225, 860 
Lazarus, A. 880 
Le Blanc, Emil 468 
Le Roir 833 
Le Play 618, 651 
Le Sourd, L. 732 
Leach, Mary F. 387 


Leathes, J. B. 252, 464 
Leavenworth, C. S. 435, 773 
Lederer, R. 266, 598, 827 
Ledingliam, J. C. G. 702 
Lefas 173 
Lefmann 200, 462 
L4ger 825 
Leger 681 
Lehmann 813 

- Fr. 444 

- K. B. 619, 647 

- O. 48 

Lehndorff, H. 155 
Lenhartz (Hamburg) 336, 
338 

Lenkei, Y. D. 829 

- W. D. 233 
Leonardi, E. 902 
Leopold, J. 593 
L6opold-L6vi 74 
Lesage, J. 844 
Lesbre, F. X. 34 
Lesser, E. 79 

- F. 79 
Letsche, E. 859 
v. Leube 337, 639 
Leuchs, J. 288 
Leva, J. 720 
Levaditi 236 
Leven, G 844 
Levene, A. P. 37 

- P. A. 385, 544, 622, 750 
Levi, E. 662, 908 

- S. 123 
Levin, Isaac 102 
Levites, S. 269 

- S. J. 817 
Levy, R. 719 
Lewandowski, A. 155 
Lewin, C. 128 

- J. (Amsterdam) 77 

- L. 476, 653 
Lewinski, Joh. 276 
Lewis, A. Paul 103, 736 

- Hart Marks 716 

- W. L. 910 

Lhotak von Lhota, K. 574 
Lichtwitz, L. 479 
Lieb, C. C. 830 
v. Liebermann, L. 653 

- ir. L. 871 
Liebermann, H. 466 

- L. 235, 831 

- P. 829 

Liebermeister (Köln) 365 
Liebmann, V. 121 
Lief man, H. 835 
Liefmann 558 

- H. 924 
Liepmann, W. 716 
Lifschütz 227, 284, 506 
Lilla, P. 456 

Lillie, R. S. 506 
Lindemann, Alfred 873 

- August 425 
von Linden 708 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



XXXVIII 


Namenregister. 


Linnert, K. 664, 665 
Lion, G. 282 
Lippich, Fritz 590 
Lissauer, Ludwig 252 
Litmanowicz, H. 81 
Little, W. G. 911 
Livierato, Sp. 671, 897, 908 
Li vingston 758 
Livon 147, 617, 732 
Loeb, J. 35, 265, 267, 387, 
815 

— L. 381, 384, 734, 816 

— W. 141, 142, 587 
Lochhead, J. 256 
Lockemann, G. 230, 548 
Locle, W. 447 
Löffler, Karl 239 
Lohmann 105, 754 
Lohrisch, Hans 513 
Lombardi, U. 508 
Lombroso, U. 105, 189, 419 
Lommel 318, 422 
London, E. S. 180, 181, 226, 

227, 383, 465, 501, 741, 
742, 743 

Longcope, P. W. 118 
Loeper, M. 624, 648, 844 
Loriin d, Leo 196 
Lorey, A. 286 
Lori sch, H. 284 
Lortat-Jacob 516 
Loßen, J. 395 
Loth, Willi 228 
Lothrop, A. P. 770 
Lötsch, E. 815 
Lövegren, Elis 634 
Loew, Oscar 775, 776 
Löwenstein, E. 286 
Löwenthal, S. 263 
Loewit, M. 419, 657, 796 
Loewy, A. 678 

— (Brünn) 780 
Luce 541 

Lucien 616, 617, 648, 649 
Luckliardt, A. B. 436 
Lüdke, H. 471, 638, 850 

— (Würzburg) 365, 779 
Lnngwitz (Berlin) 555 
Lussano, F. 625 

Lust, F. 901 
Lyman, John F. 254 

Maaß 120, 651 
Mc Callum, W. G. 249 
Mc Garrison 154 
Mc Clendon, J. F. 469 
Mc Collum, E. V. 435, 750 
Mc Com pell, E. F. 159 
Mac Fahrland 806 
Mc Gregor, A. S. M. 158 
Mac Lean, Hugh894.895,912 

— s. Hugh 
Macallum. A. B. 773 
Maciag 513 
Maciesza, A 633 


Macleod, J. J. R. 544, 545 
Madsen, Th. 700 
Magnus, R. 35 

— W. 893 

Magnus- Alsleben(Basel)399, 
822 

Magnus-Levy 311, 319, 366, 
517 

Mahlenbrey, J., 643, 689 
Maier, Ad. 274 
Maignon, F. 34 
Maldague, L. 158 
Malenück, W. D. 270 
Malinier 569 
Malloizel 147 
Mallory, F. B. 103 
Malmejac, M. F. 872 
Mancini, S. 111, 866 
Mandel, J. A. 110 
Mandelbaum, M. 903 
Mandoul 236, 763 
Mangold, Ernst 143 
Mann, G. 885 
Mansfeld, G. 134, 197 
Manswetowa, S. M. 117 
Mantoux 838 
Maragliano, E. 923 
Marcel 824 
Marchetti, D. 592 

— G. 865 

de Marchis, F. 398 
Marchlewski, L. 225 
Marcus 757 

— (Pyrmont) 40 
Marfan 833 
Margolis, M. 743 
Marineseo, G. 637, 650 
Marini, G. 600 
Marrassini, A. 105 

v. Marszalkowicz, J ohannR. 
771 

Märtel, H. 125 
Martin, K. 877 
Martinet 516, 520 
Masing, Ernst 422 
Massaro, G. 592 
de Massary 480 
Massini, R. 826 
Massol 681 
Mathews, A. P. 703 
Mathieu, Albert 601 
Mathison, G. C. 912 
Mattes, Franz 835 
Matthes, H. 396 

- M. 396 
Mautner, B. 635 
May, Richard 703 
Mayeda, M. 549 
Mayer, Josef 478 

- M. 128 

- P. 587 
Mayerle 687 
Mayr, E. 639 
Meakins, J. C. 398, 735 
Medigreeeanu, F. 178, 501, 

502 


Medowikow, P. S. 919 
Meier, A. 269, 062 

- G. 560 
Meigs, E. B. 772 
Meinertz 320, 423 
Meinicke 636 
Meirowsky, E. 175 
Meißner, 878 
Meixner, C. 798 
Mellanby, J. 185, 656, 818, 

922 

Meloy, C. R. 140 
Meitzer 272, 380, 441, 547, 
597, 627, 706 
Melvin, A. T>. 546 
Mänard 802 
Mendel, Felix 479 

- L. B. 771 
Menyh^rt, Wilhelm 276 
Merkleur, Prosper 761 
Mery 128 

Mesiiil 682 

Messerschmidt, Th. 273 
Meßner, E. 502 
Mestrezat 148 
Metchnikoff 681 
Meunier, L6on 521, 522, 875 
de Mever, J. 193 
Meyer 381, 674 

- E. 128, 497, 713, 767 

- F. 400, 798 

- G. 678 

- H. 528, 849 

- K. 680, 827, 910 

- L. F. 519, 598, 606, 634 

- Martin 765 

—— 104 - 

Meyer.Wedel 464, 863 
Meyerstein, W. 653 
Mibrath, H. 108 
Michaelis, L. 79, 140, 263, 

265, 267, 432, 498, 580, 
581, 663, 672 
Michaud, L. 112, 577 
Micko, Karl 106 
Middleton, S. 201 
Miesowicz 513 
Milchner. R. 827 
Millon 281 
Minkow r ski, E. 891 
Minkowski, O. 128, 767 
Mitsuda, R. 745 
Modrakowski, Georg 267 
Mohr (Halle) 343, 366 
Moll 113, 594 
Mollard, D. 760 
Möller 204 
Molnar, B. 394, 829 
Molon, C. 151 
Monges, J. 190 
Mongour 825 
Monod, O. 629 
Moor. B. 711 

- (Halle) 318 

Moore, Benjamin 896, 912 
Moore, J. W. 762 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Morutschewski,W. G. 40,000 
Morawitz, P. 395, 440, 657, 
665 

Morel, L. 619 I 

Morelli, F. 767 

— G. 120, 442 

Morgen, A. 72, 809 i 

Moritz (Straßburg) 338, 345, 
346 

— O. 429 

Mörner, Carl Tli. 548, 552 
Moro. E. 510. 674 
Morrih W. P. 593 
Morton, J. C. 153 ! 

Moscati, G. 33, 143 j 

Moses, S. 159 j 

Mosse, M. 677 | 

Most, A. 78 l 

Mottram, Y. H. 457 1 

Moulinier, R. 34 i 

Moussu 618, 651 | 

Moyer. S. 734 

Much, H. 637, 864 I 

Mühsam, H. 286 1 

v. Müller (München) 337 | 

Müller, Albert 395 

— E. 81, 551, 720 

— F. 177 

— Fr. 767 

— K. 916 

— L. R. (Augsburg) 358 

— O. 128 

— Otfried (Tübingen) 345, 
346 

— Pr. 128 
Mulzer, P. 142 
Muratet 223 
Mursehhauser, H. 262 
Muskat (Berlin) 400 
Mvers, Victor C. 711 

H. 

Nagai, H. 752 
Nagayo, M. 427 
Nagel, J. D. 927 
Naegeli, O. 880 
Naegeli-Naef (Zürich) 400 
Nagelschmidt, F. 127, 264. 
876 

Nathan, Marcel 282 
Nattan-Larrier, L. 190 
Neilson, Charles Hugh 389, 
704 

Nelson, L. 658 
Nemec, B. 506 
Neppi, B. 108 
Nerking, J. 129, 141, 607, 
652' 

Neubauer, O. 898 
Neuberg, C. 110, 113. 423. 

581, 591, 664 
Neufeld, F. 716, 765 
Neuhaus 636 
Neumann, H. 886 
v. Neusser, E. 918 
Nieholl, R. H. 707 


Namenregister. 

Nicolaier, Arthur 39 I 

Niemann 499, 684 i 

Nierenstein, M. 719 i 

Niski, M. 668 I 

Niskoubina, N. 616 j 

Nobecourt, P. 116, 649. 761 j 
Noc 681, 682 j 

Noda, S. 510 I 

Noguchi, H. 396, 398 j 

Nogucki, H. 762 
Noll, A. 438 

v. Noorden 846, 913, 918 i 
Nordensen, Ebba 188 j 

van Norman, Karl H. 895 
Nourney 786 
Nowicki 251 

Nubiola, P. 650 I 

Nürenberg, A. 384 

o. 

Oberndorfer 866 

Oeder 555 

Odier, R. 522 

Offergeld, H. 688 

Ohlmann, Joseph 239 

Ohly, Adolf 879, 909 

Ollinger, J. 178 

Olmer, D. 190 

Olson, G. A. 388 

Omi, Kaoru 578 i 

Opie, E. L. 188, 735 

Oppenheimer, C. 262, 432 I 

- S. 825 i 

Oppler, B. 139 

Orgler, A. 128 

— (Berlin) 800 
Orsös, Franz 460 
Ortner (Innsbruck) 789 
Oerum, H. P. T. 38 
Osbome, Thomas B. 258, 

259, 260, 435, 751, 772, 
773 

| österberg, E. 580 
Ostermann, A. 839, 840 
1 Oswald, A. 547, 743, 777 
Ott, J. 380 
Oettinger 842 
Overlach, M. 6&5 
| Owtschinnikow, P. 423 

P. 

j Paal, C. 620 
I Pacchioni. D. 114 
| Pace, D. 287 
' Pachon, V. 732, 733 
! Paderi, C. 748 
! Padoa, G. 768, 865 
j Pugano, D. 921 
Pagensteeher, A. 664 
I Pagniez, Ph. 732 
I Pal, J. 540 
Paladino, R. 431 
Palagi, P. 593 
Pal ladin, W. 107 
I Pallier, E. 540 
1 Palmquist, A. Gust. 182 


XXXIX 


Palta, W. 128 
Panck, K. 774 
Panella, A. 143 
Panzer, Theodor 819 
Papin, E. 628 

Pappenheim 176, 223, 428, 
460, 654 
Parhon, C. 650 
Pari, G. A. 112, 154, 665 
Pariset 190 

Parisot 616, 617, 648, 649, 
650 

Parola, L. 675 
Parsons, C. Allan 154 
Parvu 152, 190 
Päßler (Dresden) 343, 346 
Paszkiewiez, Ludwig 250 
Patella 428, 461 
Patta, A. 766 
Paul, Th. 46 
Pauli, W. 230, 581 
Pawlow, S. P. 32 
Pearce, M. R. 71, 101. 117, 
733, 735 

Pekelharing, C. A. 289 
Pel, P. K. 922 
Peritz, Georg 513 
Permin, G. E. 676 
Perugia, A. 512 
Peters, A. W. 388, 704, 70S 
— Jakob 651 
Petitjean, Georges 34 
Pfannenstiel, S. A. 232 
Pfeiffer, H. 797 
Pfenninger, U. 855 
Pfister, R. 425 
Pflüger, E. 35, 139, 145, 265, 
267, 268, 578, 579, 754 
Philosopliow, P. 817 
Pi y Sufier, A. 514, 609, 
649 

Pick, E. P. 137, 433. 541 

- F. 346, 357, 363, 800 
Pickardt 206 
Pickert, M. 286 

| Pieraerts, J. 152 
Pieri, A. 865 
Pike, H. F. 70 
Piket (Wien) 780 
Pilz, O. 507 
Pineussohn, L. 504 
Pineles, F. 137 

- J. 632 

v. Pirquet, T. 125 
Plant, O. H. 258 
Plate, E. 815 
Plaut. F. 630, 684 
Plavee. V. 102, 767 
Plcsch .Berlin) 340, 342, 313 
— J. 321 

Flimmer, H. G. 147 

- R. II. A. 499, 819, 830 
Plünies 233, 338, 400, 477 
Plüddemann, W. 525 
Poa, C. 636 

Poda 569 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



xr. 


Namenregister. 


Poggiolini, A. 888 
Pohl, J. 432, 665 
Poisot 445 
Polieard 73 
Polimonti, Osc. 35 
Polotzky, A. 663 
Polowzovva, W. W. 180, »383. 
4G5 

Pölva, Eugen 144 
Poiider, C. 544 
Popielski, L. 144, 578, 027, 
660, 774 

Popper, H. 419, 432 

- P. 716 

Poreher, M. Cli. 262 
Porges, 0. 560 

- /Wien) 343, 362 
Port, F. 702 
Portheim, L. 890 
Posner, O. 926 
Posselt 202J 
Possevini, F. 714 
Poulton, E. P. 146 
Pozerski 683 
Pozzi-Eseot 910 
Pozzilli. P. 41 
Pratt. J 700 
Pregl, F. 106, 507 
Preti, L. 472, 744, 892 
Pribram 233, 586 
Priugsheim, H. 385, 503 

- J. 264 

Priugsheim jun., E. 893 
Prorok 904 
Proseher, Fr. 498 
Prvbila (Wien) 792 
Punnett, R. C. 862 

Quarelli, (4. ^8 
Quinan, Clarence 704, 757 

B. 

Rach, Egon 717 
Radonicic 599 
Rancken, 1). 146, 190 
Raske, Karl 621 
Kauhitschek. H. 264. 802 
Rautenberg 786 
Ravenei, AI. P. 560 
Ravenna, F. 867 
Reaeh, F. 73, 241, 262. 431 
Reale. E. 230, 721 
Reemlin. E. B. 501 
Reichel, II. 838 
Reichenbach. Ii. 840. 812 
Reicher, K. 512, 667. 779, 
782. 786, 794; 827 
v. Reinbold. B. 401 
Reilh E. 317, 825, 826 
Renault 845 
Rendu 516 
Renon. L. 148 
Repetto, R. 638 
Rose lisch eck, F. 263 
Rettger, L. J. 8.58 


| v. Reuß. A. 593 
! Reuß, 11. 518 
| Rewiclzoff, P. M. 444 
| Revher, P. 128 
, Rihadeau-Dumas 445 
Richaud, A. 651 
Riebet, Ch. 803 
Richter (Berlin') 883 
Richter, P. F. 39, 275 
Riehes, Wilhelm 863 
Riehold, Georg 253 
j Riedeck (Göttingen > 782 
Riedel 719, 747 
Rieder, K. 653 
Riehl, M. 104 
‘ Riesser, O. 271 
, Righetti 221, 222 
1 Rigi er, G. 868 
| Ilih 1 (Prag) 788 
Rilliet, Auguste 502 
Ringer, W. E. 819 
Rinne, R. 921 
Ripke, O. 269 
Ritter, Ernst 424 
| — Hans 251 
I Riwkind, E. 181 
| Riwoseh-Sandherg, F.,1. 742 
| Roaf, H. E. 386 
• Roberts 809 

j Robertson, T. B. 255, 258. 

' 259, 439, 469, 773, 858 

I Rodari (Zürich) 361 
: Reeder, Ii. 604 
| Roger 147, 650. 807 
! Rohde, Erwin 391 
1 Roelil, W. 720 
| Rohland, P. 777 
Röhmann, F. 128 
Rölimer 440, 441, 712 
Rollv. Fr. 362, 363,390, 441, 
478 

| Romanelli, G. 905, 925, 926 
! v. Romberg. E. 914 
| Romberg 126 
Romkes, P. C. 261 
Ilona, P. 139, 140. 263, 265. 
267, 271, 432, 580, 663. 
672 

1 Rondoni 206 
i Ronzani, Enrico 647 
Roos (Freibürg) 359 
Rose, Karl 471 
j Rosenbach. Fr. 521 
— Otto 862 
Rosenbauin. Al. 193 
, Rosenberg 1 Charlotten hing t 
792 

! — Brust 878 
— S. 143, 664 
Rosenberger. Franz 225.139, 

, M« 

Rosenfeld 687 
— (Broslau) 337 
— G. 473. 549 
Rosenheim, O. 71, 461 
Rosenow. E. 654 


Rosenstern, J. 631, 762 

- T. 117 

t Rosen thal 365 

- W. 288 
Roska, Johann 228 
Ross, Ilugh C. 752 

j Roßbach 602 
1 Rossi. A. 602, 867 
Roßmeisl, J. 385 
Roth, George B. 251 
Roth. K. 620 
— Al. 829 
Roth, Nikolaus 443 
| Rothera, A. C. II. 191 
J Rothmann. A. 270, 755 
de Rothschild, 11. 74 
Rothschild (Boden) 318, 367 

- J. 474 
Rons, G. F. 70 
Roux. Jean-Ch 42 
Rowold, J. 892 
Rubaschkin, W. J. 32 
Ruhen, G. 119 

IIübsamen, W. 136 
Rudinger, C. 128. 317, 355, 
550 

Rudiseh. Julius 836 
Rudnitzki 284 
Ruhlund, W. 434 
. Rumpf (Bonn) 345 
< llunck, Th. 687 
Kuppel, W. G. 557 
, Ruß, Charles 873 
1 Rüssel, Cecil I,. 422 _ 
Russowitsch, Georg 78 
Rütimever. L. 473 
Ryan, A. 11. 271, 706 
— J. G. 774 
; Rvffel, J. II. 832 
l v. Rzentkowski, C. 760 

S. 

Saathoff IKK) 

Sahbatani, L. 102 
Sabrazes 175, 223 
Sacerdote, A. 105 
Sacerdotti. C. 186 
Sachs. H. 45, 123 
Sahli (Bern) 364 

- H. 128, 767 
Saiki, Tadasu 271 
Saiz, G. 121 

Sa lecker. P. 390 
Salkowski, E. 141, 462, 547 
661 

Salomon 363. 364. 365, 552 
Salomonsen, R. E. 111 
Salvioli, J. 69, 142 
Samcc, S. 581 
Samolo, E. 509, 510, 631, 905 
Sainmis, J. L. 746 
Sampson, J. A. 101 
Samson, J. W. 12U 
Sandberg, F. 226 
Sandelowsky. .1. 826 
Sandri, 0. 8S5 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Namenregister. 


XLI 


Sauger, Robert Charles 280 
Saporetti, U. 606 
Sarra, G. 867 

Satta, G. 193, 273, 274, 670, 
899 

Sawitsch, W. W. I, 32, 225 
Sawtschenko-Matzenko 208 
Saxl (Wien) 364 
Scaffidi, V. 547, 758 
Schabad, J. A. 517, 767 
Schade, H. 194, 239, 886 
Schaeffer 446 
Scliapschal, E. Th. 124 
Scheel, Olaf 423 
Scheele, M. H. 389. 704 
Schelble 114 
Schellmann, W. 79 
Schenck, Ed. 274 
Schenk, Ferd. 630 
Schereschewsky, J. 524 
Scherk 76» 

Schern, K. 664 
Scheunert, A. 753, 861 

- E. 815 
Schick, B. 517 

- (Wien) 799 
Schilling, Th. 400 

- V. 429, 459, 461 
Schirokauer, H. 821 
Scliittenhelm, A. 128, 269, 

362, 365, 500, 594, 767, 
801 881 

Schlaver 41, 784, 786, 905 
Schlecht 551. 711 
Schlesinger. E. G. 42 
Schloß, E. 665 
Schloßmann 262, 339, MO 
Schmid, Jul. 743 
Schmidt, A. 284, 338, 355, 
555 

- C. L. A. 255 

- J. 909 

- P. 676, 804 

- R. (Wien) 556 
Schmidt-Nielsen 507, 820 
Schmiergeld 37, 149, 651 
Schmöger 182 
Schneider, C. 123 
Schönborn 353, 657 

von Schönborn-Wiesentheid 
898 

Schöndorff, B. 145, 579, 659 
Schöne, A. 288 
Schorr, K. 110 
Schott (Nauheim) 319 
Schottelius (Höchst) 365 
Schrank, F. 421 
Schreiber 554 

- Julius 834 
Schröder, E. C. 557 
Schukow, G. E. 32 
Scliüle 198, 836 
Schüller, R. 879 
Schultheiß, E. 636 
Schultz, J. H. 605, 630 

- Werner 391 


Schultze (Bonn) 311, 317 
— E. 907 

- H. W. 426 

- Walter H. 172 
Schulze, E. 270, 508, 740. 

776 

Schum, Heinrich 714 
Schumacher, Georg 228 
Scliumm, O. 661, 863, 880. 
904 

Schupfer, F. 605 
Schürmeyer, B. 122 
Schütz, A. 839 
— R. 395, 399, 873 
Schütze, A. 112, 766 
Schwarz, Emil 479 
— G. 121 

— K. 266, 267, 468, 818 
— O. 433, 541 

- Wilhelm 76 
Schwarzmann, J. 686 
Schwenkenbecher 443 
Scordo, F. 592 
Scott, C. J. 380 

- F. H. 72, 499 
Sebelien, John 255 
Seelig, Albert 143 
Seidler, L. 183 
Seitz, Artliur 285 
Selig, A. 601 
Seligmann, C. G. 437 
Sellier, J. 624 
Semple, D. 44 
Senator, H. 550, 822, 917 

j Seo, Y. 760 
j Sergeut 802 
! Severin, J. B. 272 
| Shackell. L. F. 753 
| Shaffer, Ph. A. 281, 389. 433 
; Shaklee, A. O. 547, 627 
| Shattock, S. G. 437 
i Sherman, H. C. 387 
Shiga, K. 287 
i Shimidzu, J. 112 
| Shiota, H. 849 
! Siebeck, R. 625 
Sieg, Erich 511 
Siegfeld 812 
Siegfried, Alfred 46 
— M. 507, 736 
Signe 507 
Sigval 507, 820 
Silberberg, L. 638 
Silbergleit, H. 659 
Silvestri, T. 499, 897 
I Simon, E. Charles 125 
; Singer, G. 781 
I — (Wien) 784 
Sinibaldi 202 
Sisto, P. 902 
| Sittig, O. 911 
■ Sittler, P. 608 
! Sivre, A. 741 
Siwre, A. W. 889 
I Skonnikoff. P. 637 
Skutetzky, A. 608 


Slavu 503, 505 
Sleeswyk, J. G. 285 
Slowtzoff, B. 814 
Slowzoff, B. J. 40, 669 
Sluka, E. 33, 637, 717, 800 
van Slyke, D. D. 385 
Smit, H. J. 266 
Smith, Theobald 381 
Smolenski, K. 739, 891 

- M. 892 

v. Sohlern 599 
Sommer, E. 766 
Sommerfeld, Paul 596 
Sörensen, S. P. L. 188. 224. 
622 

Soetbeer (Gießen) 336 
Spengler, Carl 286, 874 
Spinenu, G. D. 37 
Spiro, K. 264, 496 
Splittgerber, A. 744 
Staal, J. Ph. 553 
Staeheün 191, 340, 361, 363 
596 

S taehehn-purck hardt, A. 886 
Starkenstein, E. 508 
Stäubli, C. 397, 635 
Steel, Matthew 255, 256 
Steffenhagen, K. 837 
Stegmann. L. 892 
Steiner 119 
Stenliouse, R. W. 912 
Stern, H. 793 

- L. 138, 625 

- M. 873 

Sternberg, W. 444, 610, 627, 
837, 868 
Stpr7 44 
Steudel, H. 106 
Stewart, A. W. 239 

- N. G. 70 
Stlieemann, H. 674 
Sticker, A. 685 
Stintzing (Jena) 338 
Stolkind, E. 605 
Stolte, K. 137 
Stoeltzer 913 
Stoeltzner 36, 606 
Stolzenburg, Paul 281 
Stoerk, E. 780 
Strada, F. 385 
Stradiotti, G. 456 
Straßburger (Bonn) 343 
Straetz, Robert 879 
Straub, H. 804 

- Walther 514 
Straughn, M. N. 744 
Strauß, E. 151, 826 

- H. 233, 316, 675, 762. 915 
Strickrodt, A. 544 
Strubel 1 (Dresden) 357 
Strzyzowski, C. 466 
Stütz, L. 473 

Stutzer, A. 183 
Südmersen, H. .1. 284 
Sulinia, Th. 226 
Sunde, Einur 255 


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XLII 


Namenregister. 


Surmont, H. 837 
Susanna, Vittorio 628 
Süßenguth 677 
S utt hoff, W. 583 
Suwa, A. 775 
Suzuki, U. 855, 857 
S wasch tschenzoff, G. A. 683 

T. 

v. Tabora (Straßburg) 338, 
344J 

Taege, Karl 477 
Takaoki, S. 432 
Takayasu 784, 905 
Takeuclii, T. 855 
Tallquist, T. W. 700 
Tanaka, T. 907 
Tanfani, G. 151 
Tang, R. 898 
Tangl, Franz 144, 145 
Tanon, L. 116 
v. Tappeiner, Fr. H. 138 
Tarozzi, G. 679 
Taubert 907 

Taylor, A. E. 386, 387, 468, 
‘545, 705, 709, 852 
Tebb, M. C. 71 
Tedeschi 605, 919 
Tedesko, F. 317, 385 
Tecklenburg, F. 274 
Tefik 862 
Teissier, P. 116 
Teppaz 682 
Terrien 128 
Terroine 147, 619, 626 
Terry, O. P. 544 
Tezner, Ernst 228 
Thaeher. H. C. 805 
Thaer, W. 584 
Tlieis, August 647 
Theodor, F. 635 
Theuvenv, L. 618 
Thies. ¥. 505 

- J. 548 
Thiroux 682 

Thomas, L. 619, 648, 650 

- S. Walter 125 
Tiberti, N. 103, 104, 136, 

174, 223, 287 
Tiedemann 472 
Tigerstedt. Roh. 146 
Timofeew, S. 731 
Tintemann, W. 631 
Tissier 845 
Tixier 116, 619 
Tobias, E. 876 
Togami 139. 200, 823 
Toi lens 153, 475 
Toinasclmy 920 
v. Tomaszewski, J. 658. 673 
Torday, A. 828 
Tornai, J. 875 
Torri, S. 666 
Tosatti, C 499 
Tnyosimii. 11. 815 
Truutnumu, A. 632 


I Trautmann, H. 286 
I Trautner, H. 907 
j Trebing, Job. 667, 673 
i Trendelenbürg, W. 707 
] Treutlein, Adolf 619 
! Tribondeau, L. 618 
Trier, G. 776 

v. Trotsenburg, J. A. 477 
Trumpp 903 
Tschistowitsch, Tb. 32 
Tsuchiya, 1. 425, 513, 703 
Tsunoda, T. 425 
Tugendreich, G. 455 
' Tunmann 79 
Turan. G. 877 
I Türkei, R. 818 
, Turowski, Herbert 648 
i Turrö, R. 514, 609, 649 
j Tusehinsky, M. D. 683 
' Tweedy, M. 464 506 
; Twort, F. W. 771 
| Tyrode, M. V. 103 

U. 

IJffenheimer, A. 128 
Ublenbutb 206, 652, 874 
Ullmann (Berlin) 784 
Umber 282, 336, 364, 400 
Underhill, Frank P. 271,641 
Unna, P. G. 890 
Unschuld 715 
Unterberg, Hugo 862 

- J. 915 
Urecliia 148 

Urv 598, 669, 670 

V. 

! Vageier, H. 582 
Va bien, E. 421, 755 
i Valenti, A. 173 
1 Valeri, G. B. 54H 
' Vallillo, G «71 
I Vaquez 446 
; Vas, B. 196, 760 
| Vasiliu. H 585 
Vay, F. 285 

! von den Velden 283, 318. 

518, 906 
Ventura, C. 679 
Verploegh, H. 271. 662 
j Verse, Max 456 
Verzur, F. 197 
1 Victoroff, K. 467 
I Vidoni, G. 252 
Vieth 79, 237 
i Vigoreili, A. 639 
Ville 148, 626 
Vincent 148 
Vinci, G. 747 
Vitry 824 

; Vogt, H. 753, 761, 861, 906 

- W. 184 
Voegtlin, Carl 249 
Voit, F. 755 

— Wilhelm 553 
Volluird, F. 319 


1 Volhard, J. 161, 216 
| — (Mannheim) 346 
| Voltz, W. 812 
I Völtz, W. 501 

1 W. 

| Wächter 804 
! Wacker, L. 179 
Wagner, L. 604 
I — Max 72 
I Waldvogel 677 
Walker, Edward 201 
: — W. H. 388, 708 
I Walko, Karl 601 
Wallace 189, 552 
Wal pole, G . G. 464 
1 Walser, Peter Ernst 871 
, Wara, Wilhelm 878 
1 Warburg, Otto 268, 663, 821 
Ward, R. O. 146 
Wassermann, M. 285 
i Wasserthal 474 
Wat ermann, N. 266, 754 
, Weber, A. 159, 390, 845 
| — F. Parkes 702 
| Webster, W. 895 
Weichardt, W. 505. 561. 

; 680 

! Weihrauch, K. 638 
Weil 208, 558 

- E. 582 

- P. 480 
Weiland, W. 667 
Weinberger (Rastatt) 40 
Weineck, Kurt 656 
Weingartner (Freiburg) 360 
Weintraud 156, 366 
Weiß, F. 737, 744, 777 
Weit lauer 779 

Weitz, W. 392 
Wells 70, 250, 771, 893 
Welsch, August 655 
Weltzer (Leipzig) 362 
Wenckebach 884 
v. Wendt, Georg 237 
Werbitzki, F. W. 860 
v. Werdt, Felix 800 
Werner, R. 10-4 
! Wersilowa, M. A. 181 
| Wertheimer 618 
v. Westenrijk 121, 198. 512 
I Westhauser, F. 72, 809 
! Whipple, G. H. 380 
| White, S. 159 
i Whitehead, R. II. 774 
1 Whitley, E. 896 
Whitting, J. Arthur 154 
Wiehern 463. 548 
Wiek (Bad Gastein) 793 
I Widal (Paris) 314 
, Wiechowski, W. 465 
! Wiens 711. 712 
Wildbolz. Hans 124. 806 
Wile. U.J. 716 
Wilenko 276, 658. 674. 716 
*97 


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Namenregister. 


XLIII 


Willcox, W. H. 43 
Williamson 919 
Willstätter, Richard 548 
Wilson, F. P. 711 
Windaus, A. 184, 588, 623 
Windrath, H. 502 
Winter (Bad Reichenhall) 
788 

Winternitz (Halle) 781 

- H. 527 

- M. C. 140, 385, 741 
Winterstein, E. 507, 660, 

661, 891, 892 
Winzheimer, E. 928 
Wirth 122, 344, 603 
Wittneben, W. 630 
Witzinger, O. 639 
Wlasoff, G. 176 
Wohlgemuth, J. 120, 277, 
656 

Woithe 788 
Wolf, Ch. G. L. 580 
Woelfel, Albert 757 
Wolff, M. 123, 286 


Wolff, W. 673 
Wolff-Eisner, A. 125 
Wollstein, Martha 45, 480. 
764 

Wolpe, J. M. 277 
Woolley, V. J. 818 
Wrzosell, A. 192 
Wunder 675 
v. Wyss, H. 191 

X. 

Xylander 652 

Y. 

Yakuwa 812 
Yoshimoto, S. 192, 548 
Yoshimura, K. 745, 855, 857 
Young, John William 854 
Yukawa, G. 921 

Z. 

Zak, E. 122, 155 
Zaleski, W. 710, 746 
Zambelli, G. 43 


j Zamboni, G. 920 
Zancan, A. 602 
Zangemeister, W. 604 
Zarfl, M. 637, 717 
Zaribnicky, Franz 820 
Zdarek, 439 
Zegla, P. 384 
Zeißler, Johannes 397, 841 
i Zellmeyer 825 
Zempleu, G. 623 
Zernik, F. 928 
Zeuner 556 
Ziegler, Hans 282 
j - J. 816 
- K. 176 
Ziemssen, O. 232 
Ziesch£, H. 684 
Zirkel bacli, Antal 197 
1 Zoethout, W. D. 889 
I Zuberbühler, A. W. 446 
| Zucker (Dresden) 792 
i Zuelzer, Georg 527 
Zuntz, N. 262 
Zweig, W. 633 


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□ igitized 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 1. Januarheft 1909 Nr. 1 


N&obdruck verboten. 


Original-Artikel. 

(Aus der physiologischen Abteilung des Instituts für experimentelle Medizin 

zu St. Petersburg.) 

Beiträge zur Physiologie der P&nkre&ssaftsekretion. 

Von 

W. W. Sawitsch. 

Die Frage über die Sekretion des Pankreassafts hat schon seit langer Zeit 
die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt. Eine zeitlang schien es, als 
hätte sie eine genügende Beleuchtung erhalten. 

Einerseits wurden Nerven, deren Reizung Pankreassekretion hervorrief, ge¬ 
funden. Als solche sekretorische Nerven erwiesen sich 2 Paare, die N. vagi (1) 
und N. splanchnici (2). Andrerseits wurden die normalen Erreger der Bauch¬ 
speicheldrüse festgestellt: 1. Säure (3), 2. Wasser (4), 3. neutrale Fette (5) oder 
Seifen (6). Schließlich gelang es Popielski (7), in der ihm von Prof. Pawlow 
vorgeschlagenen Arbeit, in den Vagi das Vorhandensein von Fasern, welche die 
Pankreassekretion hemmen, zu beweisen. 

Aber die Frage über die sekretorische Arbeit der Bauchspeicheldrüse er¬ 
wies sich als viel komplizierter. 

Beim Untersuchen der Pankreassekretion, welche durch Einführen von Salz¬ 
säure in den Darm hervorgerufen wird, zeigten sowohl Popielski (8), als auch 
Wertheimer und Lepage (9)t daß weder das Durchschneiden beider sekre¬ 
torischer Nervenpaare, noch größere Verletzungen des Rückenmarkes und der 
Ganglien die Sekretion auf Säure aufzuheben vermochten. Schließlich fanden 
beide letztgenannten Autoren (10), daß Atropin die sekretorische Wirkung der 
Säure nicht paralysiert, während Pawlow (1) zeigte, daß nach Atropin die Reizung 
der Nn. vagorum ohne Wirkung bleibt Angesichts dessen erwarb die von Bay¬ 
liss und Starling (11) vorgeschlagene humorale Theorie der Pankreassekretion 
eine große Anzahl von Anhängern. Diese Autoren erklärten die Wirkung der 
Salzsäure ausschließlich nur vom chemischen Standpunkte aus. Ihrer Ansicht 
nach entsteht durch die Wirkung der Säure auf die Schleimhaut des Darmes ein 
neuer Stoff — das Sekretin; dieses gelangt ins Blut und regt auf diese Weise 
die Pankreaszellen zur Arbeit an. Die Reizung der Nerven ruft dank der Ver¬ 
stärkung der Peristaltik Sekretion hervor; Atropin läßt die Peristaltik aufhören 
und bewirkt daher die Paralyse der Sekretion. 

Tatsächlich rief ein Aufguß der Darmschleimhaut, wenn er ins Blut einge¬ 
führt wurde, Sekretion hervor und enthielt somit Sekretin. Diese Tatsache 
wurde von vielen Autoren bestätigt 

H. P. IV. Jährg. 1 


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2 


Original-Artikel. 


Von vielen Variationen ist der Versuch von £nriquez<und Hallion (12) zu 
erwähnen; diese vereinigten die Arterie desjenigen Tieres, welchem Säure in 
den Darm eingeftihrt wurde, mit der Vene eines anderen Tieres und sahen bei 
diesem letzteren Pankreassekretion. Dieses interessante Faktum gab den An¬ 
hängern der ausschließlich chemischen Theorie einen neuen Stützpunkt, indem 
es auf das Vorhandensein von besonderen Stoffen im Blut hinwies — auf das 
Sekretin. Aber auch jetzt gibt es Autoren, die da meinen, daß die Wirkung der 
Säure auf das Pankreas sowohl durch die Nerven als auch durch das Blut statt¬ 
findet So fand Fleig (13), daß einerseits die Sekretion des Pankreassaftes auch 
dann fortfährt, wenn man die Säure in eine isolierte Darmschlinge einfiihrt, deren 
Venen alle durchschnitten sind, andererseits aber das Blut, welches aus dieser 
Darmschlinge gewonnen wird, Pankreassekretion hervorruft, wenn es einem 
anderen Hunde in eine Vene eingeführt wird. So ist denn die Frage über die 
sekretorische Tätigkeit des Pankreas noch nicht gelöst. Prof. Pawlow schlug 
mir vor, mich mit der Bearbeitung dieser Frage zu befassen. 

* * 

* 

Wir bedienten uns bei unseren Forschungen über die Arbeit der Bauch¬ 
speicheldrüse der Methodik der akuten Versuche. Auf folgende Weise wurde 
der Hund vorbereitet: es wurde rasch die Tracheotomie vollzogen; möglichst 
rasch wurde das Rückenmark unter dem verlängerten Mark durchschnitten und 
künstliche Atmung eingeleitet, — hierauf konnte man ruhiger operieren. Es 
wurden 3—4 Rippen reseziert und die Nn. vagi und der Sympathicus über dem 
Diaphragma bloßgelegt; weiter wurde dann die Bauchhöhle geöffnet und eine 
Glaskanüle in den großen Ductus pancreaticus hineingelegt. Diese Kanüle 
wurde mittels eines kleinen Gummiröhrchens mit einer langen Glasröhre, welche 
Millimeterteilung auf sich hatte, vereinigt; nach diesen Teilstrichen wurde minuten¬ 
weise die Geschwindigkeit der Pankreassekretion bestimmt. Die Größe der 
durchschnittlichen Geschwindigkeit wurde auf folgende Weise bestimmt: es wurde 
bestimmt, in wieviel Minuten der Saft eine gewisse Anzahl von Teilstrichen der 
Glasröhre einnimmt, darauf wurde er weggegossen und eine neue Portion ge¬ 
sammelt; indem man die Anzahl der Teilstriche durch die Minutenzahl dividierte, 
erhielt man die durchschnittliche Sekretionsgeschwindigkeit der Saftportion, in 
Teilstrichen der Glasröhre ausgedrückt. Eine andere Kanüle (von einer Spritze) 
wurde in das Duodenum zwecks Eingießens verschiedener Stoffe hineingelegt; 
um den Übergang des Mageninhaltes in den Darm zu verhindern, wurde ein 
Längsschnitt auf den pylorischen Teil des Magens gemacht; darauf wurde die 
Schleimhaut von innen ringsherum genäht und zusammengezogen. Außerdem 
wurden in den Pylorus Tampons von Watte gelegt. Zuweilen wurde der Hund 
zuallererst rasch durch Chloroform narkotisiert. Wenn die Narkose langsam 
eintritt, so ist es besser, sofort zum Operieren zu schreiten. Bei Beobachtung 
aller dieser Umstände wird die Saftsekretion beim Reizen der Nn. vagi eine so 
konstante Erscheinung, daß sie alljährlich in den Vorlesungen den Studenten 
gezeigt wird. 

Unsere erste Aufgabe bestand darin, die Wirkung verschiedenartiger Reize 
auf die Beschaffenheit des Pankreassaftes klar zu legen. Diese Frage wurde 
früher von Mett (14) und Kudrewetzki (2) hinsichtlich der Säfte, welche 
durch Reizung der Nerven erhalten waren, bearbeitet. Leider kannten diese Au¬ 
toren noch keine Möglichkeit, die Fermente in ihrem zymogenen Zustande zu 


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Original-Artikel. 


3 


entdecken und konnten nicht einmal annähernd die ganze Menge der Fermente 
bestimmen. Wir können jedoch dank der Enterokinase das proteolytische, dank 
der Galle das fettspaltende Ferment leicht bestimmen. 

Um die Menge der Lipase zu bestimmen, nahmen wir 10,0 cm 3 lproz. Mono- 
butyrin und fügten 0,3 cm 8 Pankreassaft hinzu; in eine andere Portion fügte 
man 0,1 Galle hinzu, nach 15 Min. langem Stehen im Thermostaten wurden diese 
für 2 Min. in Eiswasser gebracht und dann rasch mit Lithiumlösung titriert; als 
Indikator diente Phenol-Phthalein; nach der Menge der verbrauchten Titerflüssig¬ 
keit wurde die verhältnismäßige Saftstärke gemessen. 

Zum Bestimmen der Amylase bediente man sich nach Walter (19) der 
Stärkestäbchen, wobei der Saft mit 0,9proz. NaCl-Lösung 5fach verdünnt wurde; 
Wirkungsdauer im Wasserthermostaten 30 Min. Diese Methode ist zum Ver¬ 
gleich der Saftstärke vollkommen tauglich, und hat dank ihrer Einfachheit und 
Bestimmungsgeschwindigkeit den Vorzug. 

Beim Bestimmen des proteolytischen Ferments bediente man sich der Mett- 
schen Methode. 1 cm 8 Saft wurden 1. imbearbeitet und 2. mit 0,1 cm 8 Darm¬ 
saft auf 10 Stunden zum Verdauen in den Thermostaten gestellt. Die Methode, 
welche zum Bestimmen des Pepsins genügend genau ist, taugt hier nur zur ver¬ 
gleichenden Bestimmung verschiedener Säfte. Die Sache ist die, daß das Trypsin 
ein wenig standhaftes Ferment ist und bei der Thermostattemperatur rasch zer¬ 
stört wird. Ganike (15) Vernon (16). 

Wegen der leichten Zerstörung des Trypsins bestimmten wir seine Ferment¬ 
kraft auch durch Milchkoagulation; dabei gingen wir von der Voraussetzung aus, 
daß die auflösende und koagulierende Wirkung nur verschiedene Funktionen 
eines und desselben Ferments in Abhängigkeit von den WirkungsVerhältnissen 
sind. Bei dieser Methode vermeiden wir jegliche Zerstörung des Trypsins. 

Ein regelmäßiges Verhältnis zwischen der Koagulationsdauer und der 
Fermentmenge ist nur in gewissen Grenzen der Koagulationszeit vorhanden. 
Durch Hinzuftlgen von Säure zu 10 cm 3 Milch können wir die Reaktion beschleu¬ 
nigen und dadurch die Grenzen weiter verschieben. Eine andere Bequemlich¬ 
keit: wir nehmen eine kleine Menge Saft und beseitigen dadurch die Frage über 
die Alkalität der Säfte. Die Aktivierung des Pankreassaftes wurde durch das 
Hinzufügen von Darmsaft bei Zimmertemperatur hervorgerufen. Beide Methoden 
ergaben vollkommen gleiche Resultate. 

Am genausten von allen wurde das proteolytische Ferment untersucht. In 
günstigen Fällen wurde der Versuch 8—9 Stunden fortgesetzt, aber zuletzt 
glimmt das Leben kaum im Organismus und die Fermentmenge nimmt mit der 
Zeit langsam ab. 

Beim Vergleichen des Safts, welchen man auf Säure erhalten hatte, mit dem¬ 
jenigen, welcher durch Nervenreizung gewonnen war, schlug ein starker Unter¬ 
schied in die Augen: der Säuresaft ist eine bewegliche durchsichtige Flüssigkeit, 
welche in der Kälte keinerlei Bodensatz gibt und beim Kochen nur leicht getrübt 
wird; derjenige Saft hingegen, welcher auf Reizung der Nn. vagi erhalten wird, 
ist dick, opalesziert in der Kälte, beim Kochen bildet sich ein reichlicher, flockiger 
Bodensatz und oft koaguliert sogar der Saft. Beim Stehen geben diese 
Säfte einen reichlichen Tyrosin-Bodensatz. Mit einem Wort enthalten die 
Säuresäfte wenig Eiweißstoffe, der Saft auf Nervenreizung hingegen 
recht viel. Dafür ist aber die Alkalität der Säfte von Nervenreizung 

1 * 


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4 


Original- Artikel. 


eine unbedeutende, bei Säure ist sie am stärksten (Walter) (19). Hier 
ist es am Platze, auf einem Faktum, welches Bayliss und Starling (11) bemerkt 
haben, stehen zu bleiben. Die Sache ist die, daß Säure, wenn sie vielmals in 
den Darm eingeführt wird, zuweilen immer schwächer und schwächer wirkt und 
es kann ein Moment eintreten, wo keine Sekretion mehr stattfindet. Wenn man 
nun Soda ins Blut einführt, so beginnt die Sekretion von neuem. Auf Grund 
unserer Versuche können wir dieses Faktum bestätigen. 

Als Beispiel führe ich so einen Versuch an (Nr. 74). Die Sekretion erfolgte 
nach mehrmaligem Eingießen in Teilstrichen des Glasröhrchens ausgedrückt, 
folgendermaßen: 4, 3, 3, 1, 1. Eingießen in daß Duodenum von 50,0 cm 3 Salz¬ 
säure 0,5 °/ 0 : 0,3, 0,4, 1,0, 2,2, 0, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 1. Einfuhren in die Vene 
von 50 cm 3 0,6proz. Sodalösung: 5, 11, 16, 20, 21, 26 usw. Indessen 
vermindert Soda, nach den Versuchen von Pimenow (17), wenn sie ungefähr 
2 Stunden vor dem Essen gegeben wird, bedeutend die Magensaftsekretion 
Hier muß eine Wirkung durch das Blut erkannt werden, denn in das Rektum ein¬ 
geführt wirkt Soda genau ebenso. Diese Tatsachen zeigen deutlich die Wirkung 
der chemischen Stoffe auf die Sekretion und erhärten im übrigen die Bedeutung 
der Säure als eines spezifischen Reizmittels. Tatsächlich, es zersetzt sich NaCl 
des Blutes in den Magendrüsen in Säure und Lauge, erstere tritt in den Magen, 
letztere in das Blut. Die Säure ruft, wenn sie in den Darm übergegangen ist, 
Pankreassekretion hervor. Das Vorhandensein von Soda im Blut schafft aber 
günstige Umstände für die Wirkung der Säure. Es ist interessant, daß auf 
Säure Saft von hoher Alkalität sezemiert wird; auf diese wird die Lauge, welche 
sich im Blut angesammelt hat, ausgeschieden, und es entstehen für die weitere 
Magenarbeit günstige Verhältnisse. 

Beim Untersuchen der Fermentmenge in den Saftportionen, welche durch 
Säurewirkung und durch Nervenreizung erhalten waren, erhielten wir stets 
konstante Resultate. 1 ) Unter der Säurewirkung verarmt der Saft zuweilen recht 
beträchtlich an Fermenten; durch Nervenreizung wird er immer fermentreicher, 
obgleich die Sekretionsgeschwindigkeit im letzten Falle eine viel größere sein 
kann, als nach Säure oder Sekretin. 

Die Sekretionsgeschwindigkeit in Teilstrichen des Glasröhrchens. Verdauen 
des Eiweißstäbchens nach Mett, im Verlauf von 10 Stunden mit Hinzufügen von 
Kinase. Zur Koagulation nahm man 10,0 Milch, 0,5 cm 3 0,5proz. Salzsäure und 
0,5 aktivierten Pankreassaft. Gewinnurtgsmethode — durch Reizung der Nn. vagi, 
durch Eingießen von Salzsäure (0,5 °/ 0 ) in das Duodenum, durch das Einführen von 
Sekretin in die Vene. 

Wir sehen also, daß nach Reizung der Nn. vagi ein an Ferment reiche¬ 
rer Saft sezerniert wird, als nach Säuren oder Sekretin. Unter dem Ein¬ 
fluß der Säure wird die Konzentration der Fermente geringer, Nervenreizung ver¬ 
größert sie jedesmal. Die Sekretionsgeschwindigkeit hat keinen wesentlichen Ein¬ 
fluß : bei Nervenreizung enthalten die Saftportionen selbst dann mehr Ferment, wenn 
die durchschnittliche Sekretionsgeschwindigkeit nach der Nervenreizung eine grö¬ 
ßere ist, als nach der Säure. Wenn man während des ganzen Versuchs die Nerven 
reizt, so bleibt die ganze Zeit der Fermentgehalt ein hoher, und wird nur zu 


*) Dieser Teil der Arbeit war das Thema eines Berichtes auf dem Naturforscherkongrefl in 
Helsingfors 1902. 


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Ende de«- Versurhs ein \\-t-m% geringer, Auf diese Art wirken die .Np. vatfi 
auf der? Gehalt von festen Be.stamiteüen und auf die Fermentnierige; deshalb : 
können tvar dtese Nerveu i als 1 röpftisciie. uu Sinne von Bw4e nUa*nV betrachten. 

Iö den oben angeführten Versnehe« bedienten r^dt üj& eet'^JeteSsktialijer 
wt>W der ;uvf Säure gewonnenea Säfte, als auch clei-jehiger» Saftportiöni u, welche, 
durch laijMhrkst von Sekretin ifl da« Blut gewohnf 1 « vwetV W'r Itielten nhs 
dafür bdrethtigt, weil die auf Sekretin gewonneueiV Saffpt.rtionen «ich. wn .d*u; 
durch Säure erhaltenen Fotltoneti durch einen -höheren Fufraentgelialt Und ein 
langsameres Abfällen desselben in den folgenden Portionen unterscheiden. Eiweiß 
ist sowohl im einen, als auch ich anderen Falle nicht täi‘i yrfhanden. • 


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Ei wejßferthjjnf. ’CJb et ha ttp t' geht i die. A bs o nd e r.’u n g aller drei Ferm et 
heim akuten Versuche parallel. i>ic nnbcfU-utstadcu ,Schwo»k.«ng : <-*}i'kann 
man am leichtesten durch die, ungleiche Genauigkeit der .Bestimmuiigsnietliodea 
verklären, fn «heser Hmsicht stbniheh tnfsere Föhihate vollkommen mit denen von Dr. 




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6 


Original-Artikel. 


Babkin (18) überein, welcher an Hunden mit permanenter Fistel arbeitete. 
Babkin bestimmte die Fermente, indem er das Eiweißferment durch Kinase 
und die Lipase durch Galle aktivierte, so daß die Möglichkeit zymogenen Zu¬ 
standes vermieden wurde. Außerdem wurde die rasche Zerstörung der Fermente, 
besonders der Lipase in Betracht gezogen. Die Unwissenheit über diese wichtigen 
Faktoren gab Walter (19) einen Anlaß zum irrigen Schluß, daß die Fermente 
nicht parallel ausgeschieden werden, daß unter gewissen Umständen hauptsäch¬ 
lich ein Ferment ausgeschieden wird, unter anderen — das andere. 

Versuch 97. 

Lipase: P — Spaltung durch reinen Pankreassaft. P + G Spaltung durch 
Saft, welchem 0,3 cm 8 Galle hinzugefligt sind. Beim Abzählen der Stärke¬ 
stäbchen wurden die Größen beider verdauter Enden zusammen addiert. Zum 
Koagulieren wurde eine Mischung von 0,6 Pankreassaft + 2,0 physiologischer 
Kochsalzlösung + 0,1 Darmsaft gemacht. Auf 10,0 cm 3 Milch, zu denen 1 cm 8 
0,5proz. Salzsäure hinzugefügt war, nahm man 0,6 cm 8 der erwähnten Mischung. 



i a ä. f 

1 

! 


| Koagulationszeit 


Gewinnungs- 

5 *5 1 

o e 

Lipase j 

1 

0 

a 

j in Gegenwart der 

! Misch, incr ' 

Nach 

methode 

o £ j* 






Mett 

ä -s 



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o ,5 

1 ,° | 



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i 

1 i 

1 < 

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1 

Vagusreizung 

5 

2,4 

7,8 

— 

20“ 


6.1 

Durch Säure 

53 

0,8 

4,9 

4,6 

270“ 


2,8 


58 

o ,7 

4,7 

4,6 

285** 

165" 

2,2 

», 

60 

o ,5 

4 ,i 

3 ,o 

— 

— 

i ,7 

W 

41 

o ,5 

3 7 

2,8 

18 1 /*" 

420" 

1,4 

», 

i 7 

1,2 

5,3 

4,8 

l65 n 

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3 ,o 

Vagusreizung 

! 11 

*i 9 

6,9 

6,8 ! 

45 “ 

_ 1 

5,6 

11 ! 

11 

2,0 

7,3 : 

! 

~ | 

45 " 


5,4 

1» 

| *3 

2,0 

6,9 I 

7,2 | 

50" 

— i 

5,4 

Durch Saure 

1 60 

— 

_ 1 

i 3,4 ! 

450 “ 

240 1 

i ,7 

i» 

1 60 

0,6 

3 ,o 


— 

I2'30" 

1,0 


i 



2,0 j 

g 




59 

0,2 

i ,9 

1 

1 2,0 

► .a g— 

53 QQ «j ! 

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0,1 

i ,3 

1,4 

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i 

o ,3 | 

3 ,o 

1 

2,8 

im Ve 
mehr 
ganzer 
nicht 

1 1 

1,0 

Vagusreizung 

7 

i ,9 

7 ,o j 

1 

— 

1 

— 

„ 

8 

— 


6,0 , 

45 " 

— i 

5,2 

m 

11 

2 ,0 

7.0 ; 

i 5,4 1 

50“ 

— i 

5,1 



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Original fro-m 

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Original-Artikel. 


7 


Die Fermentschwankungen des Versuchs Nr. 97 sind in Form einer Skizze 

auf S. 6 dargestellt; darin bedeutet-das Eiweißferment, welches durch Kinase 

entwickelt ist; — — — — Lipase, durch Galle entwickelt; —o—o—o—o 
Amylase. 

Wir führen einen anderen analogen Versuch an (Nr. 99), wo 0,1 Galle ge¬ 
nommen wurde; nach Mett wurde dieselbe Mischung genommen, mit welcher 
man koagulieren ließ, alles übrige ist wie im Versuche Nr. 97. 


Gewinn ungs- 

Sekretions¬ 
geschwindig¬ 
keit j 

Lipase 

V 

. 

Koagulations¬ 
zeit bei 0,5 
der Mischung 

Nach Mett 

methode 

P 

P-fG 

£ 

* 

4 mal ver¬ 
dünnt 

Vagusreizung 

7 

2,5 

4,3 

! — 

15 “ 

3,2 

n 

34 

2,3 

4,0 

9,6 

I 5 ,< 

! 3>I 

Durch Säure 

12 

L 9 

2,3 

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16 

o ,9 

2.0 

' 5.8 1 

120° 

I L 7 

n 

M 

1,0 

2-3 

1 6 '° 

ioo" i 

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ii 

16 

0,7 

2,0 

j 4,4 ! 

240 11 

1,0 

Vagusreizung 

7 

2,1 

3 ' 6 i 

i 9 -o ; 

1 2Q" 1 

! 2,6 

ii i 

11 

2,2 

3,4 1 

9 ,o 

20" 

2 , 8 

* ! 

12 

! 2,2 

3,5 ; 

i 8,o , 

25“ ! 

2.9 

Durch Sekretin j 

16 

1,9 

2,5 

6,9 ! 

, 70 " j 

1,8 

ii : 

»5 

o ,9 

2,2 | 

4,6 ; 

150" 

1,4 

Vagusreizung { 

16 

— 

— 

! 6,8 1 

f 65“ I 

Ii 2 >° 

ii 1 

16 

1,2 

2,2 j 

1 “ 1 

! ^o“ 

i 2,1 


Auf den beigelegten Tabellen sehen wir, daß diejenige Saftportion, 
welche an meisten Trypsin enthält, auch die größten Mengen von 
Amylase und Lipase besitzt und umgekehrt. Die Sekretionsgeschwindig¬ 
keit hat hinsichtlich des Fermentgehalts im allgemeinen eine untergeordnete 
Bedeutung; nur für dasselbe Reizmittel ist die Steigerung der Geschwindigkeit 
mit einer Verminderung der Konzentration verbunden. 

Jetzt wollen wir zur Frage übergehen, in welchem Zustande der Saft aus¬ 
geschieden wird. Ursprünglich nahm man an, daß der normale Saft in aktivem 
Zustande ausgeschieden wird. Aber viele Autoren konnten sich überzeugen, daß 
unter gewissen Umständen ein Saft ausgeschieden wird, welcher auf das Eiweiß 
absolut nicht wirkt. Lintwarew (20) zeigte, daß dieses nicht von der Abwesen¬ 
heit der Fermente, sondern von ihrem zymogenen Zustande abhängt. Auf diese 
Welse wurde festgestellt, daß das Ferment in einem inaktiven Zustande ausge¬ 
schieden wird. Delezenne und Frouin (21) gingen noch weiter und behaupteten, 
daß der Saft von der Drüse immer nur als Zymögen ausgeschieden wird; als 
Ursache der Aktivität der Säfte erklärt&i sie die Beimischung von Kinase von 
einem Stückchen der Darmmucosa. Tatsächlich erhielten die Autoren, wenn sie 
einen Katheter in den Pankreasgang einführten, Saftportionen, welche auf Eiweiß 
nicht wirken. Aber so ein Saft verdaute doch Fibrin. Delezenne (22) erklärte 
dieses durch die Anwesenheit von Kinase im Fibrin aus den weißen Blutkörper¬ 
chen. Bayliss und Starling (23) erklärten das Auflösen von Fibrin und 
das Ausbleiben der Wirkung auf das Eiweiß durch das Vorhandensein von zwei 
proteolytischen Fermenten im Saft: das eine — Trypsin befände sich in zymo- 
gener Form; das andere — in der Art wie Erepsin, löse nur leicht lösbare Stoffe 
wie Fibrin, Kasein auf. Schließlich behaupteten viele Autoren, daß Saft, welcher 
mittels Pilokarpin (Wertheimer) (24) und Peptonen (Camus und Gley) (25), 


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8 Orfgiiial-Anibel. 

FhysoStygmiri^ l ^. Cholin’. :g^r' 

wönrie;n wird,'; ^Ü^ätidig ’ vctdäuei. 

So ist' iiemv die Frage, ;in ’ auHg^solnedefi wird, 

noch nicht gelöst. Oftmals, konnten w bcnifcrbeii, daß der spontan abge^ondeitie 
Salt die EiwdßsLabeheu in einem 10 Stunden langer* .Zwischenraum verdaute; 
nach jto Wirkung #n Säure oder Sekretin bekommen wir Portionen* welche 
die Tätigkeit verloren, auf Eiweiß m reagieren darauf weiten Lintwarew und 
Camus: niid Gtey {ßü) hm.;:Andererseits wird. Saft,- welcher von der Wirkung 
der: Säure fei/ Eiweiß inaktiv gewöjrlä^’istv vonKerv.cmen^ü)^-,. 

wieikr aktiv. 

Aber nicht immer wird der Satt durch Nervenreiziuig mehr aktiv, ;Die->es 
findet gewöhnlich bei schwachen Strumen statt* wenn die Sekretion gering 
und der Saft sehr reich ;an und ; Ei^T^^eHalt ist, d, 

trophischen Nervenfasern stärker gereut werden ah* du* sekretorischen. W<-:un 
aber durch die Wirkung stärkerer Strome und einer ''iangdatrenidcn Tetanie lieh 
auf derselben Stulle starke Stkretion fiervorgeriifgii Wird. üo \vmi der Saft wieder 
ganz inaktiv, Die Wirkung der Nervemehuutg kann auch 'Hu bestehenderSe¬ 
kretion/ auf Sekretiu dargeiao werden,- Nachdem- wir einige Portnuum durch 
Sekret in d. h. inaktiven. Saft erhüben hatten, imgeiv wir :m 3 die Nerven m reken* 
wobei wir von Zeit zu■'Zmi mb Jilut Sekretin e.tnfüh'rten. Die auf diese Weise 
gewonnenen ■ Portionen' Verdautenwenn auch nicht viel 
tVeföäch-, 44k-.. . 

Näcb Mett P — reiner Pankreassaft; P+ö dealte mit Datrn.saft ver¬ 
mischte Zum Koagulieren wurde je 0,26 fcfetivierter. /ebm.H V, v; rtiü»mler Saft 
genommen. 



'** : CSC •• •. x> -; 5>ky •; W* 

Aus der angeführten Tabdle M es klar e^icM^chvldfcß. :d£* Pä.ök.r^^it'ff 
unter einigen tfmständeu fähig ist. selbstämiig E i we iß-: i ä b eh e»? zu 
verdauen: imh-s^en was- neu Berührung mit th:t D;uo:i.s‘.hleijnicjut tminöglieh. 

Weiterhin 'vüiUfrsnc^fen.• wir• die Vdrdaumtg von/'-jpihnft.',rnftv ekjy-..#ien ; gcs 
writmenen S,iftportn>nen. Nach Saure eteigt rasch die* .Vrrd'.'ihung^eit, woran | 
b i n tw iim w tduwiefr hi hinein H, akut^h/y^Ku^he fSyfte IßE vb^däutb 
•diO:: ersb; Portion du-> Ffteru \n ■ | Stunden 27 Mm;, dm .nvm<e ift 5 Stundet) 
Vi -Min.c die dritte in 0 Stunden irj Mm.; dieselben Portiunen verdauten 'Ei.weiß- 
stäbehen ohne Darrrtsäft irr» Verlaufe vbft 10. Stunden; 1 - 0,5 mm: II — O mm ; 


Co gle 


'JlWWidUnU 





Original-Artikel 


9 


III — 0 mm. Nach der Nervenreizung fängt der Saft an, schneller zu verdauen. 
Es gelang uns Saftportionen zu gewinnen, welche Fibrin in weniger als 2 Stunden 
verdauten. Versuch Nr. 63: die erste Portion verdaute Fibrin in 2 Stunden 
15 Min., die zweite in 2 Stunden 5 Min., die dritte in 2 Stunden, die vierte in 
1 Stunde 48 Min., die fünfte in 1 Stunde 42 Min. Darauf fing das Verdauen 
an in den nächsten Portionen langsamer zu werden; so in der achten Portion 
3 Stunden, in der elften 3 Stunden 25 Min. Im Versuch Nr. 67 hatte man 
durch das Eingießen von Säure 3 Portionen gewonnen und begann darauf die 
Nerven zu erregen. 

Die erste Portion Saft verdaute das Fibrin in 2 Stunden 30 Min., die 
zweite in 3 Stunden 40 Min., die dritte in 3 Stunden 45 Min., die vierte (Nerven- 
reizung) in 2 StundenTS Min., die fünfte in 2 Stunden, die sechste in 2 Stunden 
5 Min., die siebente in 1 Stunde 45 Min. 

Als wir eine ganze Reihe von Saftportionen durch Nervenreizung erhalten 
hatten und sie zur Nacht auf dem Eise liegen ließen, so löste sich am nächsten 
Tage das Fibrin sehr rasch, ungefähr in 10 Min.; folglich ist der Saft in der 
Nacht aktiviert worden. Deswegen können wir auch nicht von Trypsin ent¬ 
haltenden Säften sprechen. Richtiger ist es hier, einen beschleunigten Übergang 
des Zymogens in den aktiven Zustand vorauszusetzen. Wir stellen uns die 
Sache so vor: der Übergang des Zymogens in das Trypsin geht unter 
dem Einfluß des Ferments (Kinase) rasch von statten; aber von selbst 
geht er langsam vor sich. Alle Fermente beschleunigen ja bloß die Reaktion. 
In verschiedenen Saftportionen ist diese Fähigkeit der Selbstaktivierung starken 
Variationen unterworfen. Unter dem Einfluß der Nervenreizung wird ein Saft aus¬ 
geschieden, der sich leichter aktiviert als der auf Säure gewonnene. Deshalb 
findet im ersten Falle während zehnstündigem Stehen im Thermostaten eine 
Aktivierung des Ferments statt, welche zum Verdauen genügt; im zweiten Falle 
findet das nicht statt. In dieser Hinsicht sind die Beobachtungen von Frouin 
(29) interessant, daß näjpafich bei Fleischnahrung eine bedeutend geringere Menge 
Darmsaft zum Maximum der Eiweißverdauung mittels Pankreassaftes nötig ist 
als bei Brotnahrung. Auf diese Weise ist auch dieser Autor zu dem Schluß 
gekommen, daß die Fähigkeit der Säfte, durch Kinase aktiviert zu werden, eine 
verschiedene ist. Weiterhin muß der leichten Zerstörung der entwickelten Fer¬ 
mente erwähnt werden; so können bei langsamem Übergang des Zymogens in 
das Trypsin die ganze Zeit Spuren von Trypsin vorhanden sein; der Übergang 
in Trypsin kann durch die Zerstörung des schon fertigen Ferments kompensiert 
werden. Deshalb bleibt koaguliertes Eiweiß in solchen Säften lange Zeit ohne 
V eränderungen. 

Über die Ursachen, welche die Selbstaktivierung des Safts begünstigen, ist 
man noch nicht ganz im klaren. Vielleicht spielt hier die Konzentration der 
Fermente die Hauptrolle, denn alle selbstaktivierenden Säfte enthalten große 
Fermentmengen. Vielleicht hat die Alkalität des Safts eine vorherrschende Be¬ 
deutung. Heidenhain (30) hat schon daraufhingewiesen, daß Soda den Über¬ 
gang des Zymogens in Trypsin erschwert. Nach Kudrewezki (2), welcher 
ohne Kinase gearbeitet hat, steht die Alkalität des Safts zu seiner Aktivität in 
einem umgekehrten Verhältnis. 

Hinsichtlich der Meinung von Bayliss und Starling (23), daß nämlich ein 
besonderes Ferment in der Art wie Erepsin im Pankreassaft vorhanden sei, 

N. P. IV. Jahr*. 2 


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10 


Original-Artikel. 


welches nur auf Peptone, Kasein und Fibrin, nicht aber auf das Eiweiß wirke, 
haben wir eine ganz andere Anschauung. Die Wirkung des inaktiven Saftes 
auf Fibrin und Kasein und seine Unfälligkeit koaguliertes Eiweiß zu verdauen, 
spricht durchaus nicht für das Vorhandensein zweier Fermente. Uns scheint es 
einfacher, alles durch die Konzentration zu erklären. So nahmen wir Magensaft 
und verdünnten ihn stark mit Säure so lange, bis seine Wirkung auf Eiwei߬ 
stäbchen bei 24-stündigem Stehen im Thermostat, verschwand. So eine Pepsin¬ 
lösung verdaute Fibrin. Im Pankreassaft können gleiche Umstände vorhanden 
sein. Es entwickelt sich ein unbedeutender Teil des Ferments, welcher für die 
Wirkung auf Eiweiß nicht genügt, aber zum Verdauen von Fibrin und anderen 
leicht lösbaren Stoffen genügt. Die Zerstörung des entwickelten Ferments ist 
die Ursache der andauernden geringen Trypsinkonzentration. 

Der Unterschied in der Konzentration der Säfte tritt bei der Lipase noch 
deutlicher hervor. Es wird nämlich gewöhnlich Lipase in aktiver Form ausge¬ 
schieden. Nur von dem auf Säure ausgeschiedenen Saft gelang es, Portionen zu 
erhalten, welche hinsichtlich des Monobutyrins vollkommen inaktiv waren. Galle 
und Darmsaft aktivierten recht bedeutend solche Saftportionen, aber die Fermentkon¬ 
zentration war doch sehr unbedeutend. Auf eine solche Art vollzieht sich der Über¬ 
gang der Lipase in den aktiven Zustand noch schneller, als der des Trypsins. Nur 
unter besonderen Umständen — sehr niedriger Fermentgehalt — kann man die 
zymogene Form der Lipase bekommen. Mit diesem Resultate stimmen die 
Angaben Dr. Babkins überein, welche er an einem mit einer chronischen 
Fistel versehenen Hunde erhalten hat. 

Der Saft wird also in verschiedenen Zymogenstufen ausge¬ 
schieden, d. h. die Fähigkeit der Säfte zur Selbstaktivierung ist 
eine verschiedene. Wir verkleinern aber durchaus nicht die Bedeutung der 
Kinase für die Verdauung von Eiweiß. Unter den Bedingungen, unter welchen 
die Verdauung im Dünndarm stattfindet, ist der Übergang ins Trypsin erschwert 
und kann nicht ohne Kinase in genügendem Maße stattfinden (36). 

Unsere weitere Aufgabe bestand darin, als anderen sekretorischen Nerven 
die Nn. sy mpathici zu untersuchen 1 ). Vor allem war es interessant, die Wirkung 
von Atropin auf die Sekretion, welche durch Reizung der Nn. sympathici hervor¬ 
gerufen ist, zu erfahren. 

Beim experimentellen Bearbeiten dieser Frage erhielten wir zuweilen vom 
mechanischen Reize mittels des Heidenhain’schen Tetanomotors sofort Pan- 
kreassekretiom In anderen Versuchen, die uns im Anfang mißlangen, erhielten 
wir doch nach langdauemdem tetanischen Reiz Pankreassaftsekretion. Aber oft¬ 
mals konnten wir auch so keine Sekretion erhalten. Ein großer Unterschied ist 
jedenfalls zwischen den Versuchen mit der Reizung der Nn. sympathici und 
zwischen denen mit der Reizung der Nn. vagi, denn im letzteren Falle ist der 
Erfolg ein konstanter. Wir führen die diesbezüglichen Versuche an. Die Se¬ 
kretion wurde minutenweise in Teilstrichen des Glasröhrchens notiert. 

Versuch 36. 

2, 0, 2, tetanischer Reiz des N. sympathicus d. auf einer Stelle 2, 4, 6; 
3, 1, 9, 19, 17, 10, Ende: 9, 8, 8, 6, 7, 11, 5, 4, 4, Einführen von 20,0 Milligr. 

*) Ober die Wirkung von Atropin auf den Sympathicus und auf die durch Seifen hervor¬ 
gerufene Sekretion ist in der Ges. Russischer Arzte im Mai 1903 berichtet worden. 


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Original-Artikel. 


11 


Atropini sulfurici 5, 4, 1; tetanischer Reiz des N. sympathicus d. 1, 2, 0, 2, 1, 0, 
1, — 2, 1, Ende: 2, 2, 1, 0, 0, 0, 1, mechanischer Reiz des N. sympathicus 0, 0, 
Ende: 0, 0, 0, tetanischer Reiz des N. sympathicus d. 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 

Ende: 0, 0, Einfuhren von Sekretin in die Vene 6, 7, 73, usw. 

Versuch 37: 

12, 9, 5, 6, 12, tetanische Reizung des N. vagus 3, 6, 14, 11, 16, Ende: 13, 
5; tetanische Reizung des N. vagus d. 2, 2, 3, 7, 2, Ende: 3, 3, 0, 2; tetanische 
Reizung des N. vagus 3, 16, 26, 30, Ende: 17, 7, 8, 4, 2, 1; mechanischer Reiz 
des N. sympathicus d. 2, 1, 2, 1, Ende: 3, 1, 0, 1, 1; mechanischer Reiz des N. 
sympathicus d. 0, 1, 0, Ende: 2, 0, 1, 1, 0, 2; mechanische Reizung des N. sym¬ 
pathicus d. 0. 2, 8, 3, Ende: 2, 3, 1, 1, 2, 3, 2; mechanische Reizung des N. 
sympathicus d. 3, 3, 6, 8, Ende: 4, 4, 16, 6, 5, 2, 2, 3, 2, 6, 7, — 2, 2, 1, 2; 
mechanische Reizung des N. sympathicus d. 5, 14, Ende: 16, 6, 4, 2, 1, 1, 3, 2, 2, 3; 
Einfuhren von 20,0 Milligr. Atropini sulfurici in die Vene: 2, 3, 3, 1, 2, 2, 3, 2, 
1; mechanische Reizung des N. sympathicus d. 1, 2, 1, 2, 1, Ende: 0, 1, 0, 1, 1; 
mechanische Reizung des N. sympathicus d. 1, 1, 1, Ende: 1, 1; tetanische Rei¬ 
zung mit starkem Strom des N. .vagus d. 1, 0, 1, 1, 1, Ende: 1, 1; tetanische 

Reizung des N. sympathicus 1, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 1, 1, 0, Ende: 1, 0; Einfuhren 

von Sekretin in die Vene: 1, 32, 50 usw. 

Somit sehen wir, daß auch das zweite sekretorische Nervenpaar durch 
Atropin paralysiert wird. Unsere Resultate stehen zu denen von Modra- 
kowski (31), welcher sich ungefähr derselben Methodik bediente, in vollständigem 
Widerspruch. Die Ursachen dieses Widerspruchs sind uns unverständlich; eins 
kann man sagen, daß nämlich bei Modrakowski der sekretorische Effekt, 
nach der Reizung des N. sympathicus, besonders in den letzten Proben vor dem 
Vergiften mit Atropin, nicht genügend deutlich ist. 

Hinsichtlich der Fermente spielen die Nn. sympathici eine der Nn. vagi ana¬ 
loge Rolle. Genau ebenso enthalten die Saftportionen, welche durch Reizung 
des N. sympathicus erhalten sind, viel Eiweiß und viel Fermente; oft aber, nicht 
immer, besitzen sie die Fähigkeit, selbständig Eiweißstäbchen zu verdauen. 


Versuch Nr. 35 

Versuch Nr. 37 


Nach Mett 


Nach Mett 

Gewinnungsmethode 


Gewinnungsmethode 







P + D 


P-fD 

P 

durch Vagusreizung 

5,7 

durch Vagus und Sympathicus¬ 



,, Sympathicusreizung 

5,7 

reizung 

7,3 

3,4 

u »» 

5,4 

durch Sympathicusreizung 

7,3 

i ,7 

„ Sekretin 

3,7 

„ Secreün 

3,8 

0 



,, ,1 

3,9 

0 


Auf diese Weise sehen wir, daß beide sekretorische Nervenpaare in 
derselben Weise auf die Drüse wirken; beidePaare rufen nicht nur 
Sekretion hervor, sondern ändern in gleicher Weise den Cha¬ 
rakter des Safts und verhalten sich ebenso zum Atropin. 

Somit baben wir im Atropin ein Mittel, eine ganze Reihe von Erregern in 
zwei Kategorien zu teilen. Ein Vertreter derjenigen Stoffe, welche ihre Wir¬ 
kung nicht unterlassen, ist die Säure, der normale Erreger der Drüse; in der 
zweiten Kategorie der Stoffe, welche nach Atropin aufhören zu wirken, treffen 
wir hingegen Stoffe, welche für gewöhnlich im Organismus nicht vorhanden 

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Original-Artikel. 


sind (z. B. Pilokarpin) oder ganz künstliche Methoden (Nervenreizung). Deshalb 
war es wichtig, so einen anderen Stoff zu finden, der nach Atropin nicht wirkt, 
aber zugleich ein normaler Erreger der Drüse ist. Deswegen war es natürlich, 
einen anderen schon geprüften Erreger zu untersuchen — Fette und Seifen, 
welche Sekretion auf Fette hervorrufen. 

Für unsere Versuche bedienten wir unseiner 10-proz. Natriumoleinicumlösung, 
welche wir im weiteren als Seifen bezeichnen wollen. Sie wurde wie Säure 
ins Duodenum eingeführt 

Vom erstenmal an bekamen wir nach Einführen von 60,0 Seife eine starke 
Saftsekretion. Die lange Dauer der Sekretion war charakteristisch: noch l 1 / a 
Stunden nach dem Eingießen hatte die Sekretion nicht aufgehört. Nach dem 
Durchschneiden der Nn. vagi über dem Diaphragma wurde die Sekretion viel 
kleiner, aber abermaliges Eingießen rief sie wieder hervor. Augenscheinlich 
war beim Durchschneiden eine Reizung der hemmenden Fasern vorhanden, wes¬ 
wegen ein zeitweiliges Stocken der Sekretion statthatte. 


Versuch 51. 

Gewöhnlich vorbereiteter Hund mit Rippenresektion. Die Sekretion wird 
minutenweise nach den Teilstrichen des Glasröhrchens notiert. 

0, 0, 0, 0, 0; Eingießen von 60,0 Seife ins Duodenum: 1, 0, 0, 0, 0, 1, 20, 
30, 38, 42, 43, 44, 40, 38, —, 41, 27, 34, 38, 25, 37, 38, 34, 28, —, 22, 21, 33, 
29, 20, 26, 32, 24, 25, 24, 35, 14, 22, 18, 28, —, 18, 23, 21, 25, 24, 18, 21, 24, 28, 
29, 12, 19, 17, 27, 18, 8, 27, 17, 16, 18, —, 16, 18, 26, 12, 20, —, —, —, 10, 6, 

16, 14, 14, 12, 12, 11, 16, 16, 13, 9, 13, 9, 11, 10, 12, 11, 10, 9, —, 8, 8, 5, 7, 7, 8, 

5, 7, 10, 5, 8, 10, 5; Eingießen von 45,0 Seife ins Duodenum: 10, 3, 4, 0, 3, 8, 12, 

12, 11, 7, 7, 7, 5, 12, 19, 25, 23, 29, 30, 26, 25, 22, —, 35, 21, 24, 26, 22, 25, 20, 22,17, 

13, 21, 15, 16, 18, 17, 15, 16, 16, 16, —, —, 13, 21, 20, 18, 16, 16, 20, 13, 14, 

14, 14, 16, 13, 11, 12; Durchschneidung der Nn. vagi in der Brusthöhle: 0, 0, 0, 

4, 9, 11, 14, 0, 4, 4, 1, 1, 2, 5, 5, 2, 1, 1, 4, 2, 6, 2, 2, 2, 1, 3, 4, 4, 0, 2, 1, 1; 
Eingießen von 70,0 Seife ins Duodenum: 5, 3, 0, 0, 2, 2, 0, 5, 5, 8, 6, 16, 16, 
11, 8, 6, —, —, 11, 8, 6. 7, 8, 8, 6, 8, 7, 7, 4, 8, 10, 6, 6, 4, 2, 7, 5, 6, 4, 8, 5, 10, 
8, 4, 4, —, 4, 10, 3, 5, 5, 4, 10, 6, 5, 3, 6, 8, 10; Einführen von Sekretin in die 
Vene: 12, 13, 28, 19, 20 usw. 

Also kann die Sekretion auf Seifen auch ohne die Nn. vagi zu¬ 
stande kommen, obgleich die durchschnittliche Geschwindigkeit nach dem 
Durchschneiden viel kleiner geworden ist (vor dem Durchschneiden 21 und 14, 
nachdem 4,5 und 5). Das Durchschneiden des N. splanchnicus wurde nicht vor¬ 
genommen, denn der Blutdruck war auch ohne dem sehr gering. 

Bald nachdem wir die Experimente mit Seife angefangen hatten, konnten 
wir uns überzeugen, daß hier ganz andere Verhältnisse bestehen als bei der 
Säure. Nach dem Eingießen der letzteren in den Darm beginnt die Sekretion, 
weche nicht lange, eine halbe Stunde, dauert; bei Seifen gelingt es seiten so¬ 
fort Sekretion zu bekommen. Oft konnte man erst nach wiederholtem Ein¬ 
gießen Sekretion bekommen. Zuweilen konnten wir auch so durch Seifen keine 
Sekretion erlangen. Mit einem Wort, hier war flicht eine solche Regelmäßigkeit 
und Beständigkeit vorhanden, wie bei der Säure. Dafür dauert aber die ein¬ 
mal hervorgerufene Sekretion lange fort, indem sie bald ab und bald zunimmt, 
so daß man wellenförmige Sekretionskurven erhält 


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Original-Artikel. 


13 


Darauf gingen wir zur Untersuchung der Wirkung von Atropin, auf die 
Sekretion nach Seifen, über. Um neue Dannabschnitte des Darms mit Seife in 
Berührung zu bringen, legten wir zwei Kanülen hinein, die eine ins Duodenum, 
die andere in den oberen Abschnitt des Jejunum und gossen nach Vergiftung 
mit Atropin durch beide Kanülen Seife ein. 

Hier müssen wir noch dessen erwähnen, daß in einigen Versuchen, die aller¬ 
dings selten waren, wir eine safttreibende Wirkung von 1,75-proz. Sodalösung 
sehen konnten. 


Versuch 77. 

Das erste Eingießen von 30,0 Seife rief im Verlauf von 30 Min. keine Sekre¬ 
tion hervor. In den letzten 10 Min.: 1, 1, 8, 1, 2, 2, 2, 1, 3, 2; Eingießen von 

30,0 Seife ins Duodenum: 3, 6, 4, 4, 6, 5, 5, 3, 3, 4, 2, 2, 4, 4, 3, 1, 4, 3, 1, 3, 

3, 7, 6, 5, 2, 2, 5, 5, 2, 3, 3, 3, 5, 6, 10, 6, 6, 8, 6, 8, 7, 10, 12, 8, 8, 10, 9, 

9, 9, 9, 9, 7, 8, 21, 22, 17, 13, 13, 9, 11, 13, 13, 12; Einfuhren von 50,0 Seife ins 

Duodenum: 15, 4, 12, 40, 45, 34, 28, 14, 28, 36, 24, 15, 14, 12, 20, 15, 14, 14, 
17, —, 22, 17, 16, 15, 13, 17; Einführen ins Blut von 0,025 g Atropini sulfurici: 


15, 7, 5, 2, 3, 1, 1, 1, 2, 0, 2, 0, 3, 2, 0, 3, 2, 1, 2, 1, 2, 2, 2, 1, 2, 2, 1, 1, 1, 
1, 2, 1, 0, 1, 1, 0, 2, 0, 1; Einführen von 60,0 Seife ins Duodenum und 60,0 ins 
Jejunum: 1, 4, 4, 1, 1, 1, 1, 1, 3, 2, 4, 2, 1, 0, 1, 3, 3, 3, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 0, 1, 
1, 1, 1, 1, 0, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 2, 2, 2, 1, 2, 3,3, 1, 1, 0, 1, 0, 
0, 0, 1, 2, 1; Eingießen von 100,0 Säure ins Duodenum und ebensoviel nach 
3 Min. ins Jejunum: 25, 39, 42, 41, 52, 55 usw. 


Versuch 73. 

3, 4, 3, 2, 2, 2, 1, 1, 1, 0; Eingießen ins Duodenum von 25,0 Seife: 1, 1, 

6, 9, 7, 11, 12, 12, 11, 15, 5, 35, 26, 12, 6, 10, 6, 3, 11, 10, 19, 21, —, —, —, 

17, 20, 9, 7, 19, 24, 12, 30, 44, 28, 22, 17, 12, 9, 12, —, 5, 12, 24, 14, 17, 19, 
20, 23, 58, 50, 32, 20, 12, 6, 7, 3, 4, 4, 2, 2, 4, 5, 4, 3, 2, 1, 2, 2; Eingießen von 
25,0 Seife: 5, 3, 2, 5, 6, 7, 7, 8, 17, 21, 16, —, 12, 37, 21, 12, 11, 12, 15, 13, 
12, 23, 19, 18, 16, 14; Einführen von 0,02 g Atropini sulfurici: 18, 6, 4, 2, 2, 2, 
1, 1, 1, 1, 1, 0, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1; Einführen von 50,0 Seife in den Darm: 1, 

0, 0, 1, 2, 2, 2, 2, 1, 1, 1, 1, 2, 2, 1, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 1, 1, 2, 1, 2, 1, 2, 2, 0, 0, 

1, 0, 0, 4, 0, 0, 1, 2, 1, 1, 0, 5, 1, 1; Einführen in den Darm von 100,0 Säure: 

0, 16, 22, 40 usw. 

Versuch 107. 

8, 9, 6, 6, 6, 8, 10, 7, 8, 8, 7, 6, 6, 8, 6; Einführen von 50,0 Seife ins Duo¬ 
denum: 6, 4, 4, 6, 2, 5, 7, 8, 14, 20, 20, —, 16, 21, 15, 18, 8, 8, 8, 6, 2, 14, 11, 

IQ, 10, 18, 11, 11, 13, 17, 15, 10, 12, 9, 13, 12, 9, 8; in 3 Min.: 41, 13, 14, 12, 

20, 16, 13, 10, 5, 11; in 7 Min.: 100, 15, 10, 7, 6, 10, 14, 14; Einfuhren von 
100,0 Seife: 6, 3, 6, 4, 14, 16, 13, 15, 14, 20, 15, 13, 17; Einführen von 0,02 
Atropini sulfurici in die Vene: 23, 14, 6, 2, 3, 1, 2, 2, 3, 3, 2, 2, 3, 2, 1, 4, 2, 

2, 2, 2, 2, 3, 3, 3, 3, 2, 3, 3, 2, 2, 3, 2, 2, 2. 

Versuch 109. 

1, 0, 1, 2, 1, 1, 0, 0, 0, 0, 1, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 1, 0, 1, 0, 0, 0, 0; Ein¬ 
gießen von 50,0cm® 1,75-proz. Soda: 0, 0, 0, 0, 1, 4, 7, 10, 8, 11, 6, 4, 4, 7, 4, 
5, 8, 10, 4, 10, 12, 13, 13, 14, 12, 14, 7, 6, 5, 5, 6, 7, 7, 7, 8, 10, 6, 7, 5, 10, 7, 

7, 6, 6, —, 1, 2, 2, 8, 2, 8, 10, 17; ausgelassen, 25 Min. danach war die Sekre¬ 
tion: 7, 7, 4, 7; Eingießen von 50,0 cm® 1,75-proz. Soda: 4, 1, 3, 10, 9, 9, 15, 


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14: Original-Artikel. 

05, 16, 50, % 4, 1,2, .£, ft, 10,.JA 13; Eingioßen von 50.U Seife; 2. 4, iö, 10, 6, 
12, 8. 14, Id, Ui, 43, 11, 14, i2, 8, ’A 2, W 4. -ft. '8, 12, 12: 10, 12, 14, 

14,; Eingidaen %pi> : : 0,0 Sei lg: o. 1, 2, 4. .5, •>, 4, 16, 16. 16, 13. M, Hl; F.to- 

führ^.öi lUe' Vi^ie von 0,Ü2ö ;4 Atropin» siiiktfu i: 5, 5, 4, 4, 0, j, .1, O. <2, 1, i. 0. 

o. o, t, 0 . o/u, 0 , 1 , 0 , 0 : 0 . 0 , 1 U, i,o, 0 ,:t| o, i : o. 

Versuch, 114 . 

6- 1: ’ft % fl 6. 1., 3, 2, t, 2. 2. 0. 0 !. 2, 2. 2, 2, 1, 1, 2. 0;. Eingfefeeo ins 
Duodenum yOB 50.0 ond' J »7 Aprer. Soda; 1 ; 1. 0, i, i, 1, 1, 1, 8, 2. 3; ■% 4 5 
4, B t 8. i[ iß l, i, 0. 1, 0. I, 1, 0, 1, 0. 0, 0; Eingieficn von .50,0 Seile ins Duo¬ 
denum: 0. 0, 0, Oi Ö, v. 4, B, iß, 20, 28, 25, 17, 24 30, iö, 7, 2«. 25. 20, 20, 

10. 20, 22, 20. 25. 17. 18, 22, |f 2 h. - . *4 -, h. l. 6, ß 1. I, 5; Klo- 

gießet* :yoti öu,0 Seife im ÖviOdfenmii; 0, 0, •>, 2. 2. 0, 10, 14, 18, 12,18; Eie- 
tiiinc»; : «o liif; Vfene von 1*,U25 g yAtrnpifii inlhmci; 15. 11. 2, 1,1, 1, 1, 1, l. t. 
J. l. t>, 1, i: Eingbßer» von 50,0 Smte: in« Jejunum: 2, «>, 0, 1, 1, 1, 2, 4, 1 

4 ; .1., 3 t .3, 5,; ^ 2. 2, 2, 2. l, l, f. f, L m 25 Mia./— 20. Teilstriche:... Eiügidku 
von Säure »t*. Duodenum: 58, 66. 60,. 64 usv< 

ln diesen Versuchen wurde: die. Serkietii.ui öVttnttefi...nach’ l’eiktrichevi 
■des Gkmölvrrhens notiert; im Aflfrng wurde <jj.- •[.•.ni.oie Sekretion .nach der 
Operation notiert 

E« Oringt. also Atropin, di*, durch Seii-'n angeregt .' Sekretion zum 
Stocken. Hierin ist ein wesentlicherU»t&rVcHttid gegenüntr der Si-kf >■- 
t ion <> nl Slut c. Ein amleirrw c sei. 11 ie h<; r U n.t er xgh i ed sind die Efyrti 
schäften d e*. Saite':-.. Auf Seifen wird *4ii Peroicut tn>d. eiwc-ißvctcher Satt »*»<•!'• 
niert. w '.'he> die hohe K-ongcdtrauon auch hei großer GesellBindigkeit wälunnd 
des ganzen Versuchs bestehen bleibt. während bei Sänrc eine Vee'aririuiig ;ui 
Ferment eimriti. 

Die ferm e n l .i ti .vs-c-lt t* i d u j i g .bei-Seilen «tioncrl an diejenige hei an- 
dä'üerruler VagusTeiznug. ih: beiden Fällen hgtttgtfet .«Kgl in ‘cbhi letzten 
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Original-Artikel. 


15 


Also unterscheiden sich die auf Säure und auf Seife gewonnenen Säfte von 
einander durch ihre Qualität. 

Die Tatsache, daß bei Seifen Saft mit denselben Eigenschaften ausgeschieden 
wird wie bei Nervenreizung, lenkt unwillkürlich die Aufmerksamkeit auf sich, 
um so mehr, da Atropin die Sekretion sowohl vor dieser als auch vor jener auf¬ 
hören läßt. Daher sind wir geneigt, bei der durch Seifen hervor¬ 
gerufenen Sekretion den Nerven eine bedeutende Rolle zuzuschreiben. 

Diese Behauptung steht zu der Fleiges (32) in direktem Widerspruch. 
Dieser Autor hat gezeigt, daß Seifenaufgüsse aus der Darmschleimhaut, wenn 
sie ins Blut eingeführt werden, eine starke Pankreassaftsekretion hervorrufen. 

Daraus zog der Autor den Schluß, daß von der Wirkung der Seifen auf 
den Darm sich Stoffe bilden, welche dem Sekretin analog, aber nicht gleich 
sind, — Sapokrinine, diese rufen durchs Blut Sekretion hervor. Der Autor läßt 
in diesem Prozeß absolut keine Teilnahme der Nerven zu. Wir unsererseits 
konnten uns vergewissern, daß Seifenaufgüsse der Darmschleimhaut, wenn sie 
ins Blut eingeführt werden, starke Sekretion hervorrufen; gekochte Aufgüsse in 
Soda rufen eine schwächere Sekretion hervor. Die Sekretion, welche durch das 
Einführen dieser Aufgüsse hervorgerufen wird, wird durch Atropin nicht para¬ 
lysiert, indessen haben wir gesehen, daß die Sekretion von Seifen paralysiert 
wird. Überhaupt ist das Einführen von verschiedenen Aufgüssen ins Blut eine 
zu grobe Methode, und das auf diese Weise erhaltene Resultat kann wohl kaum 
viel zum Erklären der Drüsenarbeit beitragen. 

Diejenigen Säfte, welche durch das Einführen von Sapokrininen erhalten 
sind, erinnern ihren Eigenschaften nach an die Sekretin-Säfte, sie sind jedenfalls 
viel ärmer an Ferment, als die auf Seife gewonnenen Säfte. 

Die humorale Theorie wird im Fall mit der Säure durch eine ganze Reihe 
Tatsachen erhärtet, unter denen die Sekretion, nach dem Einführen von Sekre¬ 
tin ins Blut, nur einer der Beweise und dabei nicht der Hauptbeweis ist. Ob¬ 
gleich die Versuchsmethodik beim Erforschen der Wirkung der Säure ausgear¬ 
beitet worden ist, führt Fleig keine anderen Gründe zu Gunsten seiner Theorie an. 

Auf Grund unserer Versuche können wir also unmöglich mit der Meinung von 
Bayliss und Starling (33) einverstanden sein, welche heißt: »Obgleich wir bis jetzt 
auf die Frage keine bestimmte Antwort geben können, sind wir doch zu glauben 
geneigt, daß der chemische Mechanismus der einzige ist, welcher bei der Ab¬ 
sonderung des Pankreassaftes enthalten ist und daß in allen Versuchen Pawlows, 
bei welcher die Sekretion durch Reizung der Nerven, wie des Vagus oder 
Splanchnicus, erregt wurde, die Wirkung auf das Pankreas eine sekundäre war, 
welche von den Bewegungen des Magens, die infolge der Nervenreizung ent¬ 
standen. herrührte und welche einen Teil seines sauren Inhalts in den ersten 
Teil des Dünndarms preßten.« 

Tatsächlich hatte schon Popielski (7) die Möglichkeit eines Übergangs des 
sauren Inhalts aus dem Magen beseitigt, und dennoch erhielt er Sekretion bei 
der Reizung der Nerven, wir unsererseits unterbanden und tamponierten die 
Pylorusmucosa, nichtsdestoweniger rief die Nervenreizung Saftsekretion hervor. 

Außerdem konnten wir uns während der Versuche oftmals der alkalischen 
Reaktion sowohl des Magens als auch des Darms vergewissern. Aber außerdem 
entsteht bei Betrachtung der Qualitäten des Safts die Notwendigkeit, noch die 
Existenz eines anderen Sekretionsmechanismus anzuerkennen. 


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16 


Original-Artikel. 


Wollen wir uns den Resultaten von Walter (19) zuwenden, welche unter ver¬ 
schiedenen Umständen an einem Hunde mit einer chronischen Fistel erhalten sind. 


Gewinnungsmethode 

Gesammelte 

Saftmenge 

Durch sehn. Ge¬ 
schwindigkeit 

®/ 0 der 
festen Be¬ 
standteile 

®/„ der 
Asche 

Alkalität d. Asche 
in ®|, Na,CO, 

6oo,o Milch 

45,7 

0,85 

5,26®/. 

o,86 9 ®/. 

0,348 

250,0 Brot 

162,4 

i ,75 

3,22 

0,925 

0,564 

100,0 Fleisch 

131.0 

2,6 

2,46 

0,907 

0,588 

200,0 Salzsäure 9 , 5 % 

124,0 

5,5 

1 ,53 

0,920 

0,650 

200,0 „ 0,05 */ # 

10,75 

i ,5 

2,00 

0,912 

0,620 

100,0 Olivenöl 

10.75 

0,6 

6,60 

0,816 

0,290 

600,0 Wasser 

4,5 

o ,9 

5.69 

0,840 

0,300 


Auf dieser, von Walter zusammengestellten Tabelle, sehen wir, daß auf Säure 
ein Saft mit geringem Gehalt fester Bestandteile und von hoher Alkalität abge¬ 
schieden wird, auf öl — mit viel festen Bestandteilen und geringer Alkalität. Andere 
Stoffe: Milch, Fleisch, Brot geben Säfte, welche sich diesem oder jenem Typus 
nähern. Dieser Unterschied kann nicht durch verschiedene Sekretionsgeschwindigkeit 
erklärt werden. Durch Eingießen von höchst schwachen Säurelösungen hat Walter 
auch auf Säure unbedeutende Saftsekretion erhalten, wobei aber der Saft seine Eigen¬ 
schaften beibehielt. Hieraus ersieht man zweifellos, daß man die ganze Pankreassekre¬ 
tion nicht auf die Wirkung von Säure und saurem Mageninhalt zurückführen kann. 

Auch andere Autoren konnten sich der verschiedenen Charaktere der Säfte, 
welche durch verschiedene Reize erhalten sind, vergewissern. So fand Zil wa (34), 
daß der Saft von Pilokarpin mehr feste Bestandteile enthält als der durch Sekretin 
gewonnene Saft (6,4°/ 0 bei Pilokarpin; 2,26°/ 0 ; 1,6°/ 0 bis 1,09°/ 0 bei Sekretin). 
Die Alkalität bei Sekretin (0,292—0,288) ist bedeutend höher als bei Pilokarpin 
(0,116). Außerdem ist im Pilokarpinsaft eine bedeutende Menge von Nukleo- 
proteiden enthalten. Wir konnten uns des verschiedenen Fermentgehalts in 
Säften, welche auf verschiedene Reize gewonnen sind, überzeugen. Es gibt 
also Säfte zweier Typen, der eine mit wenig festen Bestandteilen und 
mit hoher Alkalität, aber arm an Fermenten, der andere — er 
trägt den entgegengesetzten Charakter — hat viel feste Bestandteile, 
geringe Alkalität und ist reich an Fermenten. 

Dieses Faktum muß mit dem Verhalten des Atropins zu ver¬ 
schiedenen Reizmitteln verglichen werden. Und zwar geben diejenigen 
Sekretionserreger, welche durch Atropin nicht paralysiert werden, Säfte des ersten 
Typus (Säure, Sekretin); diejenigen Erreger, welche durch Atropin paralysiert werden, 
geben den zweiten Safttypus (Seife, Pilokarpin). Dieses Resultat kann nur 
erklärt werden, wenn man zweierlei Wirkungsmechanismen der 
verschiedenen Erreger auf das Pankreas anerkennt. 

Darin liegt die Analogie mit dem Magen, in welchem die Sekretion 
einerseits durch die Nerven, andererseits durch das Blut hervorge¬ 
rufen wird. 

Die trophische Wirkung der Nerven muß als bewiesen angesehen werden. 
Dieses ist beim Reizen der Nerven aus der großen Menge der festen Bestand¬ 
teile und der Fermente klar ersichtlich. Da diejenigen Stoffe, welche nach 
Atropin nicht wirken, Säfte geben, die denselben Charakter tragen, so ist Grund 
vorhanden, den ersteren eine bedeutende Rolle bei der Sekretion von denjenigen 
Reizmitteln, welche durch Atropin paralysiert werden, zuzuschreiben. 


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Original-Artikel. 


17 


Diese Ansicht stimmt mit den Ergebnissen Buchstabs (35) überein. Dieser 
Autor arbeitete mit einem Hunde mit einer chronischen Pankreasfistel, wobei diesem 
Hunde zuerst eine Gastroenterostomose mit Abschluß des Pylorus vom Duo¬ 
denum gemacht wurde und dann die Nn. splanchnici und vagi durchschnitten wurden. 
Ungeachtet so schwerer Läsionen des Organismus blieb die Sekretion auf Säure 
ohne wesentliche Veränderungen. Die stärksten Abweichungen wurden bei 
Fetten und Seifen bemerkt. Außerdem bemerkte der Autor in diesem Falle oft 
qualitative Veränderungen des Saftes. Gewöhnlich steht bei der Sekretion, 
welche durch irgend ein bestimmtes Reizmittel hervorgerufen wird, der Ferment¬ 
gehalt in umgekehrtem Verhältnis zur Sekretionsgeschwindigkeit, in diesem Falle 
aber, wo der Unterschied in der Geschwindigkeit in zwei nacheinanderfolgenden 
Stunden ein sehr großer ist, schwankt der Fermentgehalt analog der Sekre¬ 
tionsgeschwindigkeit, d. h. einer Stunde mit geringer Geschwindigkeit ent¬ 
spricht ein geringer Fermentgehalt, einer Stunde mit großer Geschwindigkeit 
hingegen — hoher Fermentgehalt. 

So zeigt uns diese Arbeit einerseits, daß die verschiedenen Reizmittel eine 
doppelte Wirkungsart besitzen; in dem einen Falle wurden keine Abweichungen 
bemerkt, im anderen Falle hingegen waren sie nicht nur qualitativ, sondern auch 
quantitativ. Andererseits aber haben wir dieselben Resultate erhalten, zu denen 
auch Babkin (18) in seiner Arbeit gekommen ist. Dieser Autor hatte beim 
Untersuchen der Pankreasarbeit Hunde mit chronischen Pankreasfisteln, wobei 
die Schleimhaut des Darmes ganz entfernt war. Es erwies sich, daß der 
Charakter des Reizmittels den Fermentgehalt beeinflußt. So war die verdauende 
Kraft nach dem Eingießen von Seife bei einer stündlichen Geschwindigkeit von 
17,5 cm 3 4,4 mm, nach Säure aber 2,7 mm bei einer stündlichen Menge von 
16,7 cm 8 . Dr. Babkin kommt zu folgendem Schluß (133): »als Vertreter zweier 
verschiedener Kategorien von Pankreaserregem haben wir einerseits die Säure 
und andererseits Seifen. Jeder von diesen Erregern hat einen besonderen typi¬ 
schen Sekretionsverlauf und einen verschiedenen, von der Sekretionsgeschwindig¬ 
keit unabhängigen Fermentgehalt«. 

Zum Schluß spreche ich Herrn Professor J. P. Pa wlow meinen wärmsten 
Dank sowohl für das vorgeschlagene Thema als auch für die freundliche An¬ 
leitung während der Arbeit aus. 

Den Herrn Assistenten Hanike und Sokolow danke ich für die fort¬ 
währende Hilfe. 

Literatur. 

i) Pawlow, Die Innervation der Bauchspeicheldrüse. A. f. Anat. u. Phys., 1893. — 2 ) 
Kudrewezki, Material zur Physiologie der Bauchspeicheldrüse, A. f. Anat. u. Phys., I894. — 

3) Dolinski, l’acide comme stimulant de la s^cretion pancröatique. A. d. Sciences Biol. Bd. 3. — 

4) Pawlow, Die Arbeit der Verdauungsdrüsen. Wiesbaden 1898, S. 164. — 5) Damaskin, Der 
Einflufl des Fettes auf die Absonderung des Pankreassaftes. Verhandlungen der Ges. russ. Ärzte 
zu Petersburg 1896. — B. Babkin, L’influence des savons sur la secretion du pancr^as. A. d. 
Sciences Biol. Bd. 11. — 7) Popielski, Über die sekretionshemmenden Nerven der Bauchspeichel¬ 
drüse. Diss. 1896. — 8) Popielski, Über das peripherische reflektorische Nervenzentrum des 
Pankreas. Pflüg. Arch. 86. — 9) Wertheimer et Lepage, Sur les fonctions rdflexes des 
ganglions abdominaux du sympathique dans l’innervation secretoire du pancr£as. Journal de Phys. 
et Path., 1901, Bd. 3. — 10) Wertheimer et Lepage, S6cr£tion pancreatique et atropine. 
Soc. de Biol., 1901. — 11) Bayliss u. Starling, The mecanism of pancröatic söcretion. 
Journal of Phys., Bd. 28. — 12) Enriquez et Hallion, Reflexe acide de Pawlow et secretine: 
mecanisme humoral commun. Soc. de Biol. 1903. — 13) Fleig, Zur Wirkung des Sekretin und 

H. P. IV. Jahr*. « 


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Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



18 


Original-Artikel. 


der Säure auf die Absonderung vom Pankreassaft. Zentralbl. f. Phys., Bd. 16. — 14) Mett, Zur 
Innervation der Bauchspeicheldrüse. Arch. f. Anat. u. Phys., 1894. — 15) Hanike, Ober die 
physiologischen Bedingungen der Zerstörung und Konservierung der Fermente im Pankreassaft. 
Goseta Botkin, 1901. — 16) Vernon, The conditions of action of fibrin on trypsin. Journal of 
Phys., Bd. 26. — 17) Pimenow, Die Wirkung von Alkalien auf die Arbeit der Pepsindrüsen des 
Magens. Zentralbl. f. d. ges. Physiol. u. Pathol. des Stoffw., 1907. — 18) Babkin, Zur Frage 
der sekretorischen Tätigkeit der Bauchspeicheldrüse. Berichte der Kais mil. mediz. Akademie, 
1907, Bd. 9. — 19) Walther, Die sekretorische Arbeit der Bauchspeicheldrüsen. Diss. Peters¬ 
burg, 1896. — 20) Lintwarew, Einfluß der verschiedenen physiologischen Bedingungen auf den 
Zustand und die Menge der Fermente im Safte der Bauchspeicheldrüsen. Diss. Petersburg, 1901. — 
2i)Delezcnnc et F rouin, 1. La secretion physiologique du pancreas ne possfcde pas d'aetion di¬ 
gestive propre vis-a-vis d’albumine. Soc. de Biol., 54. 2. Nouvelles observations sur la secretion 

physiologique du pancreas. Soc. de Biol., 55. — 22) Delezenne, Les Kinases leucocytaires 
et la Digestion de la fibrine par les sucs pancreatiques inactives. Soc. de Biol., 54. — 23) Bayliss 
a. Starling, The proteolytic activities of the pancreatic juice. Journ. of Phys., Bd. 30. — 24) 
Wertheimer, Sur les proprietes digestives du suc pancreatique des animaux jeuns. Soc. de 
Biol., 53. — 25) Camuset Gley, Sur la secretion pancreatique des animaux a jeun. Soc. de 
Biol., 53. — 26) Werlheimer et Dubois, Des effects antagonistes de l’atropine et de la phy- 
sostigmine sur la secretion pancreatique. Soc. de Biol., 56. — 27) Desgrez, De Tinfluence de 
la choline sur les secretions glandulaires. Soc. de Biol., 54. — 28) Camus et Gley, Secretion 
pancreatique active et secretion inactive. Soc. de Biol. 54. — 29) Frouin, .Sur Pactivabilite 
des sucs pancreatiques des fistul es permanents chez animaux soumis a des regimes diflerents. 
Soc. de Biol., 63. — 30) Heidenhain, Hermanns Handbuch der Physiologie, Bd. 5. — 31) 
Modrakowski, Zur Innervation des Pankreas. Pflüg. Arch., 114. — 32 ) Fleig, 1. Intervention 
d’un processus humoral dans Paction des savons alcalins sur la secret'on pancicatiquc. 2. Analyse 
du mode d'aetion des savons alcalins sur la secretion pancreatique. Journ. de Physiol. et Pathol. 
Bd. 6. — 33) Bayliss u. Starling, Die chemische Koordination der Funktionen des Körpers. 
Ergeb. der Phys., 1906, Jg. 5, S. 675. — 34) Zilwa, On the composition of pancreatique juice. 
Journ. of Phys., Bd. 31. — 35) Buchstab, Die Arbeit der Bauchspeicheldrüse nach dem Durch¬ 
schneiden derNn. vagorum und Nn. splanchnicorum. Diss. Petersburg, 1904 — 36) Sawitsch, Ab¬ 
sonderung des Darmsafts. Diss. Petersburg, 1904. 


(Aus der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses zu Stettin. 

Direktor Prof. Dr. E. Neisser.) 

Weitere Untersuchungen über Verdauungslipämie. 

(Fettresorption, Verlauf der Verdauungslipämie, die Lipase des Blutes 
und die Fettverdauungs-Leukocytose.) 

Von 

Dr. med. H. Braeuning. 

In Untersuchungen, die mein hochverehrter Chef Prof. Dr. E. Neisser- 
Stettin und ich 1 ) gemeinsam über die optischen Veränderungen des Blutes nach 
einer Fettmahlzeit anstellten, kamen wir zu folgenden Resultaten: 

1. Das Blutserum eines Menschen, welcher 12 Stunden gehungert hat, ist klar. 

2. In dem klaren Serum eines nüchternen Menschen findet sich Fett in 
Lösung oder als Kolloid oder in so feiner Suspension, daß es optisch in keiner 
Weise wahrgenommen werden kann. 

3. Das Serum jedes gesunden Menschen ist nach Aufnahme einer mäßigen 
Menge Fettes, wie sie der üblichen Ernährungsform entspricht, milchig getrübt, 
nach Aufnahme anderer Nahrungsmittel bleibt es klar. 

’) Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. IV. Bd. 


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Original fro-m 

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Original* Artikel. 19 

4. Für ser-logische IJmersüchungen ist' es nötig, das BJtti zvt entnehmen, 
nachdem Patient Stunden kein Fett zu $ieh g^tiotmneri . c 

5. Oie erwähnte Trübung des Serums ungisf beduigt dür*. h eine 

außer ordentlich ferne Suspension ite verfütterten Fettes- hu Serum (Hämokonienh 

*>. Die durch Butterdarreichimg. erzeugten Hämokomerv rahmen auf. Aus 
der Höhe der Ruimnmschicht kann man einen Schluß aut den Hämukoniengehalt 
des Stmtriz n^feen - i v \ * / 

ÖaiT-dchurt^ v*>it i ‘tUe^->^1^£llipE0^^'J3&etfa i^S Stunden, 

erreicht ihre ;HÖhf nach etwa. 6 Stunden. find ist nach. >Wi.O Stunden ge- 

8. Die Intensität der durch Fettnahrung er^eugh n Trübung des Serums ist 
yerscfnedcn.. je; nach der verfütterten Kettart und nach der Tierart, welcher das 
Fett ve! hitiect wurde. 

•..S..B^|' : ;Kr^ökeo mit aufgebobener Feme^afjÄKm fehlt die. Tröhuttg* des 
Serums nach Fettnahrung. 

tu ^tihluJfisätzen hatten wir zu^tnhtWfigCfaJit; waswir piiier Ver- 

dammg^teamte verstehen, m<\ . vä>. wir über ihr Auftreten, ihre firner und 
Intensität beobachtet HctUw, .Damit war jedoch das Phänomen der Venlatmugs- 
hpanne nv>ch nicht vullk-urimen geklärt und für die Klinik mteigedossrn nur in 
..", In den fo^näftn'; teh . mich 

•'•boiüöÄtv; %v iti&ri, die sich ah die Vpjfr um liehtochfeie Erscheinung 

anknüpfen. 

I. Der Verlauf der VerdauüögTdipAmk! bei YerschiedetiÄrtigeti Fettmahlzeiten. 

Wir hatten |«cfenäün<. daß die F^iteräpfehfen ixn Blutserum (ITamoktihieni, 
lUc; üädr und batten diese Aufrahmung 

zur Feststdlitug der Intensität der Verdnuungslipämie zu einer bestimmte!'! Zeit 
bomitet Dfe..Versuchsatn^rdntüig. gebe ich hier noch eihrna! wieder, Sie war 
folgende:: .Dem zu Untersuchenden ‘Wurde /nach einem Fettfrühstüc'k mit. dem 
N« hrhpfb<ipfe.8ktt entnommen und zwar zö den in den folgeudrn Kurven an- 
gegebenen ZGfa.t. fe Wurden jedesmal 15 ccrn Blut inUnommeu,- in ein Zeut ri- 
fugengUiÄ gefüllt und auf Eis gestellt. Am mtehst.rn .Morgen, wenn- -such . der 
Blutfech ,: ^ ..v«>ni Scrüm-getrennt hatte, wurde zeiVtnfügler? und kU\< « »bm stehend» ‘ 
Serum in Röhren von 45 cm Fänge iinü m\\ liefen Weite gefüllt, -teren 
anterc^Krale angt^chmelzeri war (Die EintülhUtg. geschieht olmo. Sehwwngkvh 
mir euer Pr avazsehen Spritze mit langer Nadel, rvärhdeuv -das Röhrchen innen 
durch einen an gifte, m. 50 • cm langen Draht te u .äigietemit physio¬ 
logischer Kochsalzlösung leicht angeftmditet; i*t;j Aut diese Weise konnte •eine 
Kurve des Verlaufes der V erd au urigshptäifiie koastiiiiert werden. Diese Kurven 
waren bei der genaruiteieVersuehsatiordnung einander sehr ähnlich, nur in ihrer 

Höhe wichen sie picht Unbeträchtlich von * mander 
f' ate Nebenstehend gebe, idv eilte von ihum wieder. 
- In dieser Kurv^jgiJäf ln Stunden 

•< von 7 Uhr morgens, bi*- 8. Uhr abends an. die Wrri- 
J kalte die Hohe chu Rahrnsehteht »uMillimetern/ 

3 Der -Verlauf der rJvnr^te 

mal durch die '.Ge^chwiniJigkcii der Resorption des 
Fettes aus dem Darm mal die Geschwindigkeit des 


Go gle 





20 


Original-Artikel. 


Chylusstromes, und andrerseits durch die Vorgänge im Blute, die die Hämokonien 
aus dem Blute verschwinden lassen. Um nun den Einfluß der im Magendarm¬ 
kanal sich abspielenden Prozesse auf den Verlauf der Verdauungslipämie kennen 
zu lernen, untersuchte ich die Entleerung verschieden zusammengesetzter Fettmahl¬ 
zeiten aus dem Magen und ihr Verhältnis zu dem Verlauf der den betreffenden 
Fettmahlzeiten entsprechenden Verdauungslipämie. 

Kurve 1 gibt den Verlauf der Entleerung des Magens an nach Genuß von 
300 g Sahne, die durchschnittlich bei uns 25 °/ 0 Fett enthält. 1 ) Der zu Unter¬ 
suchende trank früh nüchtern die genannte Menge Sahne, dann wurde nach der 
in der Kurve genannten Zeit der Magen ausgewaschen und der zurückgewonnene 
Inhalt analysiert. Diese Untersuchung wurde bei einer größeren Anzahl Menschen 
zu verschiedenen Stunden nach dem Fettfrühstück ausgeführt, und die bei den 
einzelnen für die betreffenden Zeiten gefundenen Werte in eine gemeinsame 
Kurve eingetragen (Kurve 1). Neben der Kurve ist die Krankheit des dem 


I. Entleerung des Magens nach Genuß von 300 g Sahne = etwa 75 g Fett. 



z. Patient B. Perigaitritis 
2. I'. Dyspepsie 
3 B. derselbe wie x. 

4. S. Hysterie 
5 E. Anacidcr Magenkat. 

6. F. Pneumonie-Rekonv. 

7. B. Rheumatismus 
8 L. Ulcus ? 

9. K. Nervöse Magenbeschw. 
xo. P. derselbe wie 2. 


nach 1 Std. 39.5 g Fett. 

2 12 g „ 

„ 2 i 6.5 g „ 

3 n 38 K » 

»1 3 »« 1 g n 

„ 3 m „ 

n 3 •» 0 8 » 

3 1 . 6 g „ 

11 3 V 9 g tt 


2. Entleerung des Magens nach Genuß von 100 g Butter = 90 g Fett. 



1. R. Lysol Vergiftung — Rekonv. 

nach 

x Std. 

3 « g 

Fe« 

2. L. Ulcus ventr. • 

1 * 

1 »» 

55 g 


3. T. 

,, 

* *» 

66 g 

»* 

4. L. derselbe wie 2. (u. 1. 8) 


3 11 

25 g 

11 

5. K Neurasthenie 

*» 

* 1* 

65 g 

tt 

6. K. derselbe wie 5. 

n 

3 11 

30 8 

tt 

7. S. Neurasthenie 

*» 

4 V» „ 

35 g 

!• 

8. S. derselbe wie 7. 

,, 

47 » „ 

45 g 

tt 

9. L. derselbe wie 2. u. 4. 

>> 

5 n 

0 g 

II 

xo. T. derselbe wie 3. 

,, 

6 „ 

15 g 

II 


3. Entleerung des Magens nach Genuß von 100 g Sahne (ca. 25°/ 0 ) 70 g Butter (ca. 63 g Fett) 

= etwa 88 g Fett. 



1. B. normaler Magen 

nach V» 

Std. 

59 g 

Fett 

2. S. Magensenkung 

M 1 

n 

63 g 

» 

3. W. normaler Magen 

.. » 

ii 

45 K 

tt 

4. D. anacidei Magen 

11 3 

11 

49 g 

11 

5. P. normaler Magen 

n 3 

>1 

33 g 

»1 

6. E. normaler Magen 

11 37 * 

)i 

5 P 

•» 

7. B. altes Ulcus ventr. ? 

ii 4 

|| 

27 g 

11 

8. W. Neurasthenie 

n 4 

«♦ 

*5 g 

>1 

9. S. Neurasthenie 

„ 5 

n 

0 g 

11 

10. K. Nervöse Magenbeschw. 

M 5 

11 

0 g 

11 


1 1 Alle quantitativen Fettanalysen, die zu diesen Untersuchungen ausgeführt wurden, haben 
die Herren Apotheker vom hiesigen Krankenhaus Lukas u. Gasters ausgeführt. Es sei mir ge¬ 
stattet, ihnen auch an dieser Stelle für ihre freundliche Hilfe meinen herzlichsten Dank auszu¬ 
sprechen. 


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Original-Artikel. 


21 


betreffenden Punkt entsprechenden Patienten, die Zeit, zu welcher der Magen 
ausgewaschen wurde und die wiedergewonnene Fettmenge angegeben. In der¬ 
selben Weise sind auch die folgenden Kurven (2 u. 3) der Entleerung des Magens 
gewonnen. 

Kurve 2 zeigt die Entleerung des Magens, nachdem 100 g Butter in flüssigem 
Zustande früh nüchtern genossen waren. 

Kurve 3 endlich stellt die Entleerung des Magens dar nach Genuß von 100 g 
Sahne mit 70 g geschmolzener Butter verrührt. 

Aus diesen Kurven ergibt sich folgendes: Größere Mengen Fett als Sahne 
gegeben, verlassen in regelmäßig verlaufender Kurve anfangs schneller, dann 
langsamer den Magen, und zwar so, daß bei Darreichung von 300 g Sahne nach 
3—4 Stunden der Magen leer ist. Gibt man dagegen die gleiche Menge Fett 
in Form von Butter, so erfolgt die Entleerung unregelmäßig und langsam, nach 
5—6 Stunden wird noch verhältnismäßig viel Fett im Magen gefunden. Mischt 
man endlich 70 g Butter und 100 g Sahne und läßt diese Mischung trinken, so 
entleert sich der Magen in ca. 5 Stunden (also langsamer als bei Sahnedarreich¬ 
ung, schneller als bei Butterdarreichung) und die individuellen Schwankungen 
sind weniger groß als bei reiner Butterdarreichung. 





Uhr 


13 


7 

-f- 

9 10 

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17 


18 


19 



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22 


Original-Artikel. 


Kurve 4—11 stellt den Verlauf der Verdauungslipämie dar nach Darreichung 
von 300 g Sahne früh 7 Uhr nüchtern genommen, Kurve 12—15 den Verlauf 
der Verdauungslipämie nach Genuß von 100 g Butter, Kurve 16—20 nach Ge¬ 
nuß von 100 g Sahne und 70 g Butter. 

Um diese Kurven unter einander und mit den Kurven der Entleerung des 
Magens vergleichen zu können, habe ich in den 3 folgenden Kurven (21—23) 
die Kurve von der Entleerung des Magens und die der entsprechenden Ver¬ 
dauungslipämie in ein Feld gezeichnet und zwar bei den Verdauungslipämie- 
kurven jedesmal das Mittel aus den vorliegenden Kurven konstruiert. Zu be¬ 
merken ist für Kurve 23, daß der Punkt eine Stunde nach der Fettmahlzeit aus 
den Kurven der früheren Arbeit (1. c.) entnommen ist, zu den Punkten 3 und 4 
Stunden später die unten zu besprechenden Kurven 24—28 mit zugezogen werden. 

Betrachten wir zunächst Kurve 
21 bis 23, so sieht man, daß der 
Verlauf der Verdauungslipämie von 
der Entleerung des Magens abhängig 
ist. Besonders deutlich ist dies in 
Kurve 21 und 23: Eine Stunde nach 
Aufnahme der Fettmahlzeit ist schon 
*/ 3 bis Va derselben im Darm, im Blut 
dagegen ist makroskopisch noch 
nichts von Fett zu sehen. Erst nach 
2 Stunden setzt die Verdauunglipämie 
ein (zu demselben Resultat führen 
die vielen in der vorigen Arbeit 
erwähnten Versuche). Es dauert 
also etwa 1—2 Stunden, bis merk¬ 
liche Mengen Fettes aus dem Darm 
in das Blut gelangen. Dann aber 
fließt ein starker Fettstrom vom 
Darm zum Blut und etwa 2 Stunden 
nach der Entleerung des Magens ist 
auch aus dem Darm das resorbier¬ 
bare Fett im Wesentlichen ver¬ 
schwunden. Um dies noch deut¬ 
licher zu zeigen, wurde in den 
Kurven 10 und 11 zu Grunde liegen¬ 
den Versuchen 3 Stunden nach Ein¬ 
nahme der 300 g Sahne der Magen 
ausgewaschen. Beidemal wurden 
im Spülwasser nur Spuren Fettes 
gefunden, in Fall 10 war 2 Stunden 
nach der Magenspülung das Serum 
klar, in Fall 11 bestand nur noch eine Spur Trübung. 

Kurve 22 zeigt, daß bei langsamer Fettentleerung aus dem Magen, wie sie 
bei Butterdarreichung normal ist, auch der Verlauf der Verdauungslipämie ver¬ 
zögert ist. Besonders wichtig scheint mir aber hier das langsame Ansteigen der 
Verdauungslipämiekurvc zu sein: Während in Kurve 21 und 23 schon nach 2—3 





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23 


Stunden eine starke Verdauungslipämie besteht, zeigt Kurve 22 nach 3 Stunden 
erst geringe Mengen Fettes im Blut und erst nach 4 Stunden besteht eine nennens¬ 
werte Verdauungslipämie, obwohl schon nach einer Stunde etwa die Hälfte der 
Butter aus dem Magen in den Darm entleert war. Reine Butter gelangt also 
vom Darm aus langsamer in das Blut als Sahne. Ein für die Emährungs- 
therapie wichtiger Satz! 

Vergleicht man Kurve 16—20 mit den in der früheren Arbeit bei gleichem 
Fettfrühsttick gefundenen Kurven, so fällt auf, daß sie wesentlich von einander 
abweichen. Die Kurven der früheren Arbeit (ich habe eine derselben in Beginn 
dieser Arbeit wiedergegeben) zeigten den höchsten Grad der Verdauungslipämie 
um 1 Uhr (5 Stunden nach dem Fettfrühstück), und ihr Ende um 4—6 Uhr 
(8—10 Stunden nach dem Fettfrühstück). Die Kurven 16—20 dagegen zeigen 
um 10—11 Uhr (3—4 Stunden nach dem Fettfrühstück) ihr Maximum und etwa 
um 1 Uhr (5 Stunden nach dem Fettfrühstück) ihr Ende, also zu derselben Zeit, 
zu welcher früher das Maximum der Verdauungslipämie gefunden wurde. Dieser 
Unterschied konnte nur in Verschiedenheiten in der Versuchsanordnung seinen 
Grund haben. Der einzige Unterschied in den Versuchsanordnungen war aber, 
daß früher die Patienten eine fettfreie Mittagsmahlzeit bekamen, die in den in 
Frage kommenden Versuchen dieser Arbeit wegfiel. Um zu entscheiden, ob die 
Mittagsmahlzeit tatsächlich einen Einfluß auf den Verlauf der Verdauungs¬ 
lipämie hat, wurden die den Kurven 24—28 zu Grunde liegenden Versuche an¬ 
gestellt. In diesen Versuchen bekamen die Patienten unmittelbar vor und während 
dem um 12 Uhr vorgenommenen Schröpfen eine Mittagsmahlzeit und zwar in 
Versuch 24—28: Obstsuppe ohne Wein, 150 g Rindfleisch, mager gekocht (ent¬ 
hält 4 g Fett), 400 g Salzkartoffeln, 200 g Apfelmus. In Versuch 27—28 Obst¬ 
suppe ohne Wein, Apfelreis. In Versuch 27 wurde vor dem Mittagessen der 
Magen gespült und konstatiert, daß er leer war. Alle diese Kurven zeigen nun 
unmittelbar nach der Mittagsmahlzeit oder eine Stunde später ein Ansteigen der 
schon im Rückgang begriffenen Verdauungslipämie, und zwar überschreitet dieser 
neue Anstieg in Kurve 25, 26, 28 und den meisten Kurven der früheren Arbeit 
das vorher erreichte Maximum. 



24 25 26 28 


Wie erklärt sich dieser Anstieg? Von der geringen Fettmenge der Mittags¬ 
mahlzeit (ca. 4,5 g) kann er nicht herrühren, denn in Versuch 27 und 28 
enthielt die Mittagsmahlzeit kein Fett. Man könnte annehmen, daß die schnell 
in den Darm gelangende Mittagssuppe das dort zurückgebliebene Fett, das sonst 
nicht resorbiert wäre, gewissermaßen durch die Darmschleimhaut hindurch spült, 
aber auch diese Annahme ist nicht zutreffend, wie Versuch 29 und 30 zeigen: 



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Hier wurde als Mittagsmahlzeit eine möglichst große Menge möglichst trockenen 
Griesbreies gegeben. Auch in diesen Versuchen zeigt die Kurve (29 und 30) ein 
deutliches Ansteigen nach der Mahlzeit, obgleich von einer plötzlichen Resorption 
eingenommener Flüssigkeit keine Rede sein kann. 

Die Lösung der Frage hat mir das 
Tierexperiment gegeben. Ich gab einer 
Katze mit der Schlundsonde eine Fett¬ 
mahlzeit und legte dann eine Fistel des 
Ductus thoracicus kurz vor seinem Ein¬ 
tritt in die Vene an. Dann wartete ich 
den Zeitpunkt ab, an welchem der Chylus- 
strom fast ganz versiegte und goß nun 
der Katze mit der Schlundsonde 200 ccm physiologischer Kochsalzlösung in den 
Magen. Obwohl physiologische Kochsalzlösung nur langsam resorbiert wird, 
trat bei diesen Versuchen, die ich an mehreren Tieren anstellte, häufig eine so¬ 
fortige Beschleunigung des Lymphstromes ein. Ich erkläre mir dies so, daß 
durch den infolge der Mahlzeit erhöhten intraabdominellen Druck die Reste Chylus, 
die sich in den Chylusgefäßen noch fanden, schnell durch den Ductus thoracicus 
herausgepreßt wurden. Dies scheint mir um so wahrscheinlicher, als man an 
einer Katze mit freigelegtem Ductus thoracicus leicht zeigen kann, daß schon 
geringe Massage des Bauches eine Beschleunigung des Chylusstromes hervorruft. 

Wir kommen also zu folgendem Ergebnis: Wenn man einem Menschen ein 
Fettfrühstück gibt, welches aus 100 g Sahne und 70 g Butter besteht, so beginnt 
nach 1—2 Stunden die Verdauungslipämie, sie erreicht ihr Maximum nach 3 bis 
4 Stunden und 5 Stunden nach Einnahme des Frühstücks ist sie beendet, wenn 
der Betreffende in dieser Zeit keine weitere Nahrung, auch keine fettfreie Nahrung 
zu sich genommen hat. Nimmt der zu Untersuchende dagegen einige Stunden 
nach dem Fettfrühstück Nahrung auf, so tritt ein zweiter Anstieg der Verdau¬ 
ungslipämie ein, der den ersten übertreffen kann. 

Es empfiehlt sich daher, wenn man die Dauer der Verdauungslipämie fest¬ 
stellen will, den zu Untersuchenden bis zum Abschluß der Lipämie d. h. 6 bis 
7 Stunden nach dem Frühstück, nichts in den Magen zu geben. Es ist das leicht 
durchführbar, wenn man das Frühstück sehr frühzeitig gibt. Das praktischste 
Fettfrühstück ist das aus 70 g Sahne und 70 g Butter hergestellte, da man bei 
diesem die höchsten Kurven erhält. 

Findet man nach diesem Fettfrühstück noch nach mehr als 6—7 Stunden 
eine nennenswerte Verdauungslipämie, so handelt es sich um krankhafte Prozesse: 
Verlangsamte Resorption aus dem Darm oder verlangsamtes Verschwinden des 
Fettes aus dem Blut. 

Findet man 24 Stunden nach dem Fettfrühstück (wenn in diesen 24 Stunden 
eine fettfreie Kost gegeben wurde), und noch länger trübes Serum, so handelt 
es sich um ein verlangsamtes Verschwinden der Hämokonien aus dem Blut; denn 
wenn die Fettresorption aus dem Darm 24 Stunden dauern würde, so würden 
bei normalem Verschwinden der Hämokonien aus dem Blut in der Zeiteinheit 
so wenig Hämokonien sich im Blute finden, daß sie keine Trübung des Serums 
her vorrufen könnten. 

Aus den Kurven 21—23 kann man noch einen weiteren Schluß ziehen: Im 
Magen selbst findet keine in Betracht kommende Fettresorption statt. 



29 au 


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Original-Artikel. 


25 


Denn wie wir in der vorigen Arbeit gezeigt hatten, genügt schon die Resorption 
sehr geringer Fettmengen, um das Serum deutlich zu trüben. Nun geht aus 
Kurve 21 hervor, daß nach einer Stunde etwa 40 g Butter aus dem Magen ver¬ 
schwunden sind, während das Serum noch vollkommen klar ist. Noch deutlicher 
ist dies in Kurve 22, wo auch nach 2 Stunden ein fast klares Serum gewonnen 
wurde. Der Chylusstrom fließt aber nach meinen Erfahrungen an Katzen mit 
Ductus thoracicus-Fistel vom Abdomen bis zur Vene in weniger als einer Stunde. 

II. Was kann man ans der Intensität der Trübung des Serums, resp. aus der 
Rahmhöhe über dem Serum schließen? 

Wir haben gesehen, daß man aus der Zeitdauer, über die sich die Ver- 
dauungslipämie erstreckt, einen Schluß ziehen kann auf die Geschwindigkeit der 
Resorption des Fettes aus dem Darm und die Intensität der Prozesse, welche 
das Fett aus dem Blute verschwinden lassen. Die Vermutung liegt nahe, daß 
man auch aus der Intensität der Trübung eines Serums auf die Menge des resor¬ 
bierten Fettes schließen könne. Tatsächlich ist dies von einigen Autoren ange¬ 
nommen. Auf unsere erste Arbeit hin sind Versuche über die Resorption des 
Fettes beim Säugling angestellt worden, in denen die Trübung des Serums als 
Maß für das resorbierte Fett verwandt wurde. Aber diese Annahme ist nicht 
richtig. Schon in den früheren Versuchen fiel uns die verschiedene Höhe der 
Kurven auf. Es wurde damals gezeigt, daß Versuchsfehler nicht die Ursache 
dieser Unterschiede sein konnten. Auch das verschiedene Körpergewicht und 
die damit verbundene verschiedene Blutmenge der einzelnen Menschen, welche 
eine mehr oder weniger starke Verdünnung des Chylus bedingt, hatten keinen 
sichtlichen Einfluß auf die Höhe der Kurven. 

Ich habe nun eine große Anzahl weiterer Untersuchungen angestellt, über 
die Höhe der Rahmschicht bei stets gleicher Versuchsanordnung. Es wurden 
gesunde Menschen untersucht unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und 
Körpergröße, auch wiederholt derselbe Mensch an verschiedenen Tagen. Ferner 
wurden Gruppen von Kranken nach dieser Richtung untersucht: Magere, Fett¬ 
leibige, Fiebernde Ein Gesetz über den Zusammenhang zwischen der Höhe der 
Rahmschicht und der Konstitution oder der Krankheit des Untersuchten konnte 
nicht gefunden werden. Die einzige Ausnahme machten, wie es ja selbstver¬ 
ständlich ist, diejenigen Patienten, bei denen die Fettresorption fast vollkommen 
oder vollkommen aufgehoben ist. Bei ihnen fanden wir Fettstühle und fehlende 
Verdauungslipämie. Dem muß sogar noch hinzugefügt werden, daß ich ge¬ 
legentlich, wenn auch sehr selten, Menschen gefunden habe, bei denen nur eine 
ganz minimale oder überhaupt keine Verdauungslipämie nach einem Fettfrühstück 
auftrat, obwohl sie Fett in normaler Weise resorbierten. Bei diesen Menschen 
wurde also offenbar das mit dem Chylusstrom in das Blut gelangte Fett außer¬ 
ordentlich schnell resorbiert, ohne daß sie deswegen eine bestimmte Konstitution 
boten oder an einer bestimmten Krankheit litten. 

Während wir also aus der Dauer der Verdauungslipämie bestimmte Schlüsse 
ziehen können, sind wir nicht in der Lage, die Intensität derselben zu deuten 
oder klinisch zu verwerten. 

m. Findet sich im normalen Blut ein die Hämokonien lösendes Ferment? 

Die Frage, ob im Wasser unlösliche Substanzen eine aus lebenden Zellen 
bestehende Membran des menschlichen Körpers durchwandern können, ist noch 


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26 


Original-Artikel. 


nicht gelöst Lebhaft ist sie diskutiert in Bezug auf die Wanderung des Fettes 
durch die Darmwand: der Meinung Pflügers und seiner Schüler, daß es keine 
Resorption (also auch keine Fettresorption) ohne vorhergegangene Lösung gäbe, 
steht die Anschauung von Munk und dessen Nachuntersuchem gegenüber, daß 
das Fett in Tropfenform das Darmepithel mit seinem Kutikularsaum durchwandere. 
Im Bezug auf die Resorption aus dem Unterhautzellgewebe und den serösen 
Höhlen scheint jetzt dagegen allgemein angenommen zu werden, daß lösliche 
Substanzen die Membran durchwandern, unlösliche dagegen (z. B. Kohle) mit dem 
Lymphstrom durch die Lymphspalten und Lymphgefäße in die Blutbahn gelangen. 

Die Frage, wie die Fetttröpfchen, die Hämokonien, aus der Blutbahn in die 
Fettzellen gelangen, ist meines Wissens noch niemals eingehend untersucht. Die 
wenigen Autoren, die dieses Problem überhaupt erwähnen, nehmen im Allge¬ 
meinen an, daß im Blut ein fettspaltendes Ferment zirkuliere, die ersten, die ein 
solches Ferment nachgewiesen zu haben glauben, sind Cohnstein und Michaelis. 1 ) 
Sie setzten dem lackfarbenen, defibrinierten Blut von Hunden defibrinierten Chy- 
lus zu und leiteten durch dieses Gemisch gereinigte Luft. Von Zeit zu Zeit 
wurden Proben entnommen und der Fettgehalt bestimmt. Sie fanden, daß bei 
dieser Versuchsanordnung nach 16—24 Stunden der Fettgehalt des Blutes abnahm. 
Nahmen sie statt Chylus Rizinusöl oder Milch, so fand sich keine Abnahme des Fettes, 
ebenso wenig, wenn das Blut kein Hämoglobin enthielt (also reines Serum ge¬ 
nommen wurde), oder wenn keine Luft durchgeleitet wurde. Sie schließen da¬ 
raus, daß sich im hämoglobinhaltigen Serum ein Ferment befindet, welches bei 
Gegenwart von Sauerstoff Chylusfett zu lösen vermag und zwar soll, wie sie 
durch Dialyse feststellten, das Fett in eine feste (nicht gasförmige), wasserlösliche 
Substanz verwandelt werden. 

Pribram 2 ) hält es nicht für ausgeschlossen, daß der Gehalt des Blutes an 
Lipase von der jeweiligen Art der Ernährung abhängt. Andere Autoren be¬ 
zweifeln die Existenz einer Lipase im normalen Blute. Eine Nachuntersuchung 
der Versuche von Cohnstein und Michaelis ist mir nicht bekannt. 

Die Frage, ob sich bei Kranken gelegentlich eine Lipase im Blute findet 
(Pribram 1. c. u. a.), will ich hier nicht berühren, ebenso wenig die Frage nach 
Fermenten, welche das im Blut gelöste, also unsichtbare Fett beeinflussen. Ledig¬ 
lich das Verschwinden des Chylusfettes aus dem Blut soll untersucht werden. 

Als Maß für den Hämokoniengehalt des Blutes dient uns die Höhe der 
Rahmschicht, welche sich über einem hämokonienhaltigen Serum bildet. 

Wenn sich im Blut das von Cohnstein und Michaelis angenommene, die 
Hämokonien auflösende Ferment findet, so muß bei einer Versuchsanordnung, 
die der von Cohnstein und Michaelis angegebenen entspricht, nach einiger 
Zeit die Rahmhöhe abnehmen, das Serum schließlich vollkommen klar werden. 

Die Versuchsanordnung war folgende: Einer Katze, die 24 Stunden ge¬ 
hungert hatte, wurde mit der Schlundsonde 50 g Milch und 50 g Butter in den 
Magen gegossen. 6 Stunden später wurde das Tier in Äthemarkose verblutet. 
Um nun das Blut durch destilliertes Wasser lackfarben zu machen, ohne das 
Eiweiß und mit ihm die Hämokonien zu fallen, ließ ich es 12 Stunden auf Eis 
stehen, goß dann das Serum ab und preßte den Blutkuchen durch ein steriles 


*) Pflügers Archiv, B. 65, S. 473. 

*) Zentralblatt für innere Medizin, Jahrgang 29, Nr. 4, 1908. 


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Original-Artikel. 


27 


Leinentuch (die Versuche wurden von Anfang bis Ende möglichst steril ausge- 
fuhrt). Der so erhaltene Blutkörperbrei wurde mit möglichst wenig destilliertem 
Wasser verrieben, blieb 12 Stunden auf Eis, wurde dann durch Zusatz einer ent¬ 
sprechenden Menge von 2 proz. Kochsalzlösung dem Blute wieder isotonisch ge¬ 
macht, zentrifugiert und das auf diese Weise in physiologischer Kochsalzlösung 
gelöste Hämoglobin dem Serum zugesetzt. Ein Teil dieses Gemisches wurde 
sofort zum Aufrahmen in engen 45 cm hohen Röhren auf Eis gestellt. Das 
Übrige kam in einen Glaskolben, der in einem Wasserbad von 37°/38° sich be¬ 
fand. Durch dieses Gemisch wurde durch Watte filtrierter Sauerstoff geleitet, in 
einigen Versuchen auch Luft, um die Versuchsanordnung der von Cohnstein 
und Michaelis getroffenen möglichst ähnlich zu machen. Von Zeit zu Zeit 
wurde abermals ein Teil des Serums entnommen und in Röhren zur Aufrahmung 
gefüllt, doch wurde jedesmal vor der Entnahme festgestellt, ob und wie viel 
Flüssigkeit verdunstet war, und das Fehlende durch Zusatz von destilliertem Wasser 
ersetzt. In einigen Versuchen habe ich nicht mit lackfarbenem Blute gearbeitet, 
sondern in Versuch 8 mit Blut, welches durch Hirudinzusatz am Gerinnen ver¬ 
hindert war, Versuch 13 und 14 wurden mit defibriniertem Blute angestellt. Die 
Versuchsergebnisse sind in Tabelle 1 wiedergegeben. 


Tabelle L 


Ver¬ 
such 
Nr. , 

V ersuchsanordnung 

Das Blut 
war im 
Wasserbad 

Rahmhöhe 

Bemerkungen 

i 

Lackfarbenes Blut ohne Blut¬ 
körperchen 

o Min. 

1 1 / 4 Std. 

3 

3 mm 

3 ii 

3 ii 

> Serum unter dem Rahm ist klar, hellrot 



5 

6 Vs „ 

8 Vs „ 

IO 

12 

24 

3 » 

3 ii 
o ,, 

o n 

o „ 

O „ 

J Serum dunkelbraun. 25 mm dunkler 
( Niederschlag 

Das ganze Serum ist trüb 

2 

| Wie Versuch i 

o Min. 

i V. std. 

4 mm 

4 „ 

j Serum unter dem Rahm ist klar, hellrot 


1 

1 

i 

3 n 

4 

8 ‘/. .. 

4 

4 

o „ 

| .. .. „ .. .. blaurot 

Das Serum ist trüb, blaurot 

3 

Wie Versuch i 

o Min. 

1 Std. 

2 „ 

I mm 

I n 
i „ 

> Unter dem Rahm ist klares Serum 



3 n 

4 „ 

i n 

I ,» 



Wie Versuch i 

o Min. 
i 3 Std. 

1 7 „ 

IO ,, 

18 mm 

21 n 

20 „ 

18 „ 

Es wurde nicht notiert, ob sich 
das Serum zersetzte 

5 

Wie Versuch i 

. 

o Min. 

3*/. Std. 

7 „ 

io 

3 mm 

5 ii 

o ., 

o ,, 

Serum lackfarben, 4 mm Sediment 
„ brau, 50 mm Sediment 

?i 1» 45 11 1» 

11 11 45 11 11 

6 

Wie Versuch i 

o Min. 
3*/t Std. 

3 mm 

5 ii 

j Serum klar 



6 M 

12 

O „ 

o „ 

j Im Serum grobe Flocken 


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28 


Original-Artikel. 


Ver¬ 

such 

Nr. 

V ersuchsanordnung 

Das Blut 
war im 
Wasserbad 

Rahmhöhe 

Bemerkungen 

7 

Wie Versuch I 

0 Min. 
i'U Std. 

3 

4 

7 

11 mm 

7 „ 

7 n 

9 

24 n 

Das Serum ist klar 

Serum klar. Am Boden weifle Flocken 

m >1 »i n 

„ „ Kein Sediment 

Der Rahm ist rot, dunkel, nicht 
scharf abgegrenzt 

8 

Es wurde mit Blut gearbeitet, 
das durch Hirudinzusatz am 
Gerinnen gehindert 

0 Min. 

3 Std. 

7 

14 mm 

10 „ 

9 n 


9 

Wie Versuch i 

0 Min. 

3 Std. 

6 „ 

8 

4 mm 

3 n 
Spur 

0 mm 

Es wurde nicht beachtet, ob sich 
das Serum zersetzt hat 

io 

Es wurde mit defibriniertem Blut 
gearbeitet 

0 Min. 

1 Std. 

2 

3 .. 

3 mm 

V* .. ; 

0 ” 

0 " 

11 

Eis wurde Sauerstoff durch ein 

0 Min. 

| I mm 



Fettserum ohne Hämoglobin 
oder rote Blutkörperchen ge- 
geleitet 

7 Std. 

! 



12 

Versuchsanordnung wie bei 1 1 

0 Min. 

! 3 std. 

7 

! 10 ,, 

V 2 mm 
Spur 

1 mm 

*v, | 

Es wurde nicht beachtet, ob sich 
das Serum zersetzte 

*3 

Es wurde das Blut defibriniert, 

0 Min. 

2 mm 

Kein Niederschlag 


dann Sauerstoff durchgeleitet, 
dann zentrifugiert und das 

2 Std. 

Spur 

Weißer, hämokonienreicher Nieder¬ 
schlag. 


trübe Serum in die hohen 
Röhrchen gefüllt 

4 n 

0 mm 

12 mm sehr hämokonienreicher wei¬ 
ßer Niederschlag 

14 

Wie Versuch 13 

] 0 Min. 

3 1 /» Std 

1 

19 mm 

16 „ 

Serum klar 

,, „ Am Boden findet sich 

ein 2 cm hohes Sediment, welches 
sehr reich an Hämokonien ist. 


Aus diesen Versuchen geht folgendes hervor: Wenn man durch hämo- 
konienhaltiges Blutserum mit gelöstem Blutfarbstoff oder durch 
defibriniertes Blut Sauerstoff bei 37° hindurchleitet, und dann das 
Serum aufrahmen läßt, so bleibt die Höhe der Rahmschicht unver¬ 
ändert, solange sich das Blutserum nicht zersetzt. Das ist in den ersten 
2—4 Stunden der Fall. Später tritt eine Zersetzung des Blutserums ein, es 
bilden sich Niederschläge, diese Niederschläge wurden zum Teil untersucht, und 
es ergab sich, daß sie reich an Hämokonien waren (Mikroskopisches Bild, Aus¬ 
schütteln mit Äther hellt die Niederschläge auf). Das zersetzte Blutserum rahmt 
wenig oder gar nicht auf. 

Wenn nun im Blute ein die Hämokonien auf lösendes Ferment sich fände, 
so müßte bei der getroffenen Versuchsanordnung in den ersten 2—4 Stunden 
eine wesentliche Abnahme der Rahmhöhe eintreten, da im lebenden Körper im 
Verlauf von 2 Stunden ein stark trübes Serum (von 10—20 mm Rahmhöhe) voll¬ 
kommen klar wird, wie aus den Kurven dieser und der früheren Arbeit hervor- 


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Original-Artikel. 


29 


geht. Da dies nicht der Fall ist, vielmehr die Rahmhöhe konstant bleibt, halte 
ich die Existenz eines die Hämokonien spaltenden Fermentes im 
Blute für unwahrscheinlich, vielmehr sprechen diese Versuche mit einiger 
Bestimmtheit dagegen. 

Cohnstein und Michaelis leiteten durch das Blut während 16—24 Stunden 
Luft hindurch. Sicherlich hat sich in dieser Zeit das Blut zersetzt, denn mir ist 
es trotz sorgfältigen Arbeitens nicht gelungen, den Versuch länger als 3—4 Stun¬ 
den durchzufiihren, ohne daß sich das Blut zersetzte, und in der Arbeit von 
Cohnstein und Michaelis ist nicht erwähnt, daß sie außer der Reinigung der 
durchgeleiteten Luft besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen hätten, um eine 
Zersetzung des Blutes zu verhindern. 

IV. Gibt es eine Verdauongsleukocytose nach Fettmahlzeit? 

Blutserum und rote Blutkörperchen vermögen nach den angeführten Ver¬ 
suchen nicht die Hämokonien aufzulösen. Will man nun an dem Satz festhalten, 
daß keinerlei korpuskuläre Elemente imstande sind, die Kapillarwand zu passieren 
(mit Ausnahme der mit Eigenbewegung begabten Leukocyten), so müßte man 
annehmen, daß die weißen Blutkörperchen bei dem Verschwinden der Hämo¬ 
konien aus dem Blute beteiligt sind. Wenn dies der Fall wäre, so wäre eine 
Verdauungsleukocytose nach Fettnahrung wahrscheinlich, analog der Verdauungs- 
leukocytose nach Eiweißnahrung. 

Mit dieser Frage haben sich, soweit mir bekannt ist, erst drei Untersucher 
eingehender beschäftigt: Frau Dr. Rosenthal und Dr. Grünberg 1 ) fanden beim 
Menschen nach Fettnahrung keine Änderung der Leukocytenzahl. W. Keute 2 ) 
fand bei jeder Ernährungsart eine Leukocytose. Diese war beim Menschen bei 
reiner Fleischnahrung am größten, nach Fettgenuß am geringsten. Da diese 
Untersucher das Phänomen der Verdauungslipämie nicht kannten, ordneten sie 
die Versuche so an, daß sie einmal während einer mehrtägigen Fettmast das 
Blut untersuchten, das anderemal in einer Periode fettfreier Ernährung. Da die 
Verdauungslipämie nicht unmittelbar nach der Fettnahrung eintritt, und nur 
kurze Zeit ihr Maximum innehält, so lag die Möglichkeit vor, daß die Unter¬ 
sucher das Blut zu einer Zeit untersuchten, zu der wenig oder überhaupt keine 
Hämokonien sich in ihm fanden. Deshalb hielt ich es für wünschenswert, bei 
demselben Menschen früh nüchtern und dann einige Stunden nach Darreichung 
von Butter die Leukocyten zu zählen. 

Um mich zunächst zu orientieren, wie großen Schwankungen bei meinen 
Zählungen die Leukozytenzahl desselben Menschen zu verschiedenen Stunden 
unterworfen sei, ließ ich 10 Menschen bis morgens nach 10 Uhr nüchtern bleiben 
und zählte bei ihnen einmal um 7 Uhr, einmal um 10 Uhr die Leukocyten. Die 
gefundenen Zahlen sind in Tabelle II eingezeichnet. 

Es fand sich also, daß durchschnittlich morgens um 7 Uhr 620 Leukocyten 
mehr gezählt wurden als um 10 Uhr. 

Hierauf wurden bei 10 Personen (die 7 zuerst in der Tabelle III genannten 
sind identisch mit den 7 ersten der Tabelle II) früh um 7 Uhr die Leukocyten 
gezählt. Dann bekamen sie 100 g geschmolzener Butter zu trinken und um 


*) cit. nach Grawitz: Pathologie des Blutes. 1906. 
*) Deutsche medizinische Wochenschrift 1907, Nr. 15. 


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Original-Artikel. 


Tabelle XL 


Name des ' 
Untersuchten 

Leukocytenzahl 
um 7 Uhr 

Leukocytenzahl 
um 10 Uhr 

Vergleich der um 10 Uhr gefundenen 
Zahl mit der um 7 Uhr 

Tr. 

12800 

9600 

— 3200 

ß—sch 

10000 

10200 

200 

B—ck 

6300 

7800 

+ >5oo 

K—t 

8600 

8200 

— 400 

B—dt 

6300 

6200 

- IOO 

K—n 

5500 

5400 

— IOO 

Dr. 

11400 

11200 

— 200 

Kl. 

10200 

IOIOO 

— IOO 

L. 

8300 

8200 

- IOO 

W. 

13100 

9400 

“ 3700 

Mittel : | 

9250 

8630 

— 620 


11 Uhr, als nach Kurve 22 die Verdauungslipämie ihre Höhe erreicht hatte, 
wurden abermals die Leukocyten gezählt. Das Resultat findet sich in Tabelle III. 


TabeUe m. 


Name des 
Untersuchten 

Leukocytenzahl 
um 7 Uhr 

Leukocytenzahl 
um 11 Uhr 

Vergleich der um 11 Uhr gefundenen 
Zahl mit der um 7 Uhr 

Tr. 

12100 

11000 

— I IOO 

B—sch 

10200 

11300 

+ 1100 

B—ck 

10500 

9300 

— 1200 

K—t 

8700 

8100 

— 600 

B—dt 

7900 

8000 

-j- IOO 

K — n 

5400 

4800 

— 600 

Gl. 

8200 

8300 

-f" IOO 

B — tz 

10000 

8400 

— 1600 

Tr. 

8200 

9500 

+ 1300 

Mittel : 

9740 

9410 

— 330 


Aus dieser Tabelle ergibt sich, daß 4 Stunden nach Einnahme von 100 g 
Butter durchschnittlich 330 Leukocyten weniger gezählt wurden als früh nüchtern. 
Da nun in der vorigen Tabelle eine Verminderung von 620 gefunden wurde, so 
könnte man annehmen, daß durch die Buttemahrung eine relative Zunahme der 
Leukocyten um durchschnittlich 290 stattgefunden habe, d. h. eine Verdauungs- 
leukocytose nach Fettnahrung bestehe. Doch ist diese Zahl so gering, daß sie 
innerhalb der Versuchsfehler liegt, aus ihr also nichts geschlossen werden kann. 
Das geht auch daraus hervor, daß man zum umgekehrten Resultate gelangt, 
wenn man die Zahlen der 7 Personen vergleicht, die an beiden Versuchen teil- 
nahmen. Dann findet man, wenn sie bis um 10 Uhr gehungert hatten, eine 
Leukocytenabnahme von durchschnittlich 230, nach Butterfrühstück eine Ab¬ 
nahme von durchschnittlich 310 Leukocyten. 

Es ergibt sich also, daß nach Darreichung von Fett keine Ver- 
dauungsleukocytose eintritt, die Leukocyten also bei der Entfernung 
der Hämokonien aus dem Blute wahrscheinlich nicht beteiligt sind. 

Aus den angegebenen Versuchen ergibt sich, daß im Blute die Hämokonien 
nicht aufgelöst werden. Wir müssen also annehmen, daß sie als solche an die 
Wand der Kapillaren herantreten und von ihr aufgenommen werden. Ob sie 
in Tröpfchenform die Kapillarwand passieren oder sich in fettlösenden Kompo¬ 
nenten der Kapillarwand lösen, ist noch nicht entschieden. 


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Original-Artikel. 


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An dieser Aufsaugung der Hämokonien beteiligen sich offenbar die Kapillaren 
des ganzen Körpers in gleicher Weise, denn wenn man Katzen mit rotgefärbter 
Butter füttert, so sieht man schon nach wenigen Stunden eine gleichmäßige Rot¬ 
färbung sämtlicher Fettdepots. Nur das Fett des Mesenterium erscheint bei 
dieser Versuchsanordnung wesentlich stärker gefärbt als das übrige Fett. Offen¬ 
bar geben also die Chylusgefäße auf ihrem Wege durch das mesenteriale Fett 
bedeutende Fettmengen ab, der Rest gelangt in das Blut und wird von hier aas 
gleichmäßig in die Fettlager des Körpers verteilt. 

Aus diesem Versuch ergibt sich noch etwas anderes: Es ist nicht nötig, 
daß das Fett das Blut passiert, um assimiliert zu werden. Auch hieraus 
kann man schließen, daß im Blute selbst mit dem Chylusfett keine wesentlichen 
Veränderungen vor sich gehen. 


Zum Schluß sei es gestattet, die Schlußfolgerungen, die sich aas diesen Ver¬ 
suchen ergeben haben, noch einmal zusammen zu stellen. 

1. Größere Mengen Fett als Sahne gegeben, verlassen in regelmäßig ver¬ 
laufender Kurve anfangs schneller, dann langsamer den Magen und zwar so, daß 
nach 3—4 Stunden der Magen leer ist. Gibt man dagegen die gleiche Menge 
Fett in Form reiner Butter, so erfolgt die Entleerung aus dem Magen langsam 
und unregelmäßig, nach 5—6 Stunden wird noch verhältnismäßig viel Fett im 
Magen gefunden. 

2. Im Magen selbst findet keine Fettresorption statt. 

3. Es dauert 1—2 Stunden, bis merkliche Mengen Fett aus dem Darm ins 
Blut gelangen. 

4. Butter gelangt aus dem Darm langsamer in das Blut, als Sahne. 

5. Gibt man ein Fettfrühstück, aus 100 g Sahne und 70 g Butter und läßt 
dann bis zum Abschluß der Verdauungslipämie hungern, so beginnt die Ver- 
dauungslipämie nach 1—2 Stunden, - erreicht ihr Maximum nach 3 Stunden und 
ist nach 6—7 Stunden beendet (Korrektur von Satz 7 der früheren Arbeit). 

6. Findet man nach dem genannten Fettfrtihstück nach mehr als 6—7 Stun¬ 
den eine nennenswerte Verdaungslipämie, so handelt es sich um krankhafte 
Prozesse: Verlangsamte Resorption aus dem Darm oder verlangsamtes Ver¬ 
schwinden des Fettes aus dem Blut. 

7. Findet man 24 Stunden nach dem Fettfrühstück noch trübes Serum, 
wenn in diesen 24 Stunden fettfreie Kost genossen wurde, so handelt es sich 
um verlangsamtes Verschwinden der Hämokonien aus dem Blut. 

8. Bei fehlender Fettresorption tritt keine Verdauungslipämie ein. Im 
Übrigen ist aber die Intensität der Verdauungslipämie auch beim Gesunden 
Schwankungen unterworfen, deren Ursachen wir noch nicht kennen. 

9. Die Hämokonien halten sich höchstens 2 Stunden im Blute auf. 

10. Ein die Hämokonien spaltendes Ferment findet sich nicht im Blute. 

11. Nach Darreichung von Fett findet sich keine Verdauungsleukocytose. 

12. Die Hämokonien werden als Hämokonien von der Kapillarwand aufge¬ 
nommen. 

13. Es ist nicht nötig, daß das Nahrungsfett die Blutbahn passiert, um 
assimiliert zu werden. 


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.Referate. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1) Schukow, G. E. Ein Versuch, Skieroma der oberen Respirationsgänge 
Tieren anzuimpfen. (Verh. der Gesellsch. russ. Ärzte zu St. Petersburg 1907—1908.) 

Der Verfasser impfte verschiedentliche Tiere mit einer Kultur des frischen 
Bacillus, welche er aus dem Nasenschleim eines Rhinoskleromakranken erhalten 
hatte, und konnte in einigen Fällen im Nasenschleim der geimpften Tiere und 
in den mikroskopischen Schnitten des befallenen Teiles Bazillen entdecken, welche 
denjenigen sehr ähneln, die bei kranken Menschen in den von Rhinoskleroma 
befallenen Geweben gefunden werden. Babkin. 

2) Tschistowitsch, Th. u. Kolessnikoff, H. Diffuses Myelom der Knochen 
mit Kalkmetastasen in der Lunge und anderen Organen. (Verh. d. Gesellsch. russ. 
Ärzte zu St. Petersb. 1907—1908.) 

Eingehende Untersuchung eines Falles diffuser Myelomatose des Rumpf¬ 
skelettes mit Bence-Jonesscher Albumosurie und hochgradiger Verkalkung der 
Lungen, des Magens, der Arteria media. Chemische Analyse (quantitative) der 
Organe auf ihren Kalkgehalt. Babkin. 

3) Babkin, B. P., Rubaschkin, W. J. u. Sawitsch, W. W. Die morpho¬ 
logischen Veränderungen der PankreaszeUen bei der Wirkung verschieden¬ 
artiger Reize. (Verh. der Gesellsch. russ. Ärzte zu St. Petersburg 1907—1908.) 

Die Verfasser untersuchten mikroskopissh das Pankreas von Hunden, nach¬ 
dem die Drüse im Verlauf einiger Stunden beim akuten Versuch Saft sezemiert 
hatte; dieses wurde durch Einfahren von 0,5 °/ 0 HCl-Lösung in’s Duodenum, oder 
durch Reizung des Vagus oder Sympathicus erzielt. Sie sind zu dem Schluß 
gelangt, daß die reichliche Sekretion, welche auf Säure erfolgt, von einer langsam 
vor sich gehenden unbedeutenden Ausscheidung der Granula (CI. Bemard 
Körnchen) begleitet wird; diejenige Sekretion aber, welche im geringen Um¬ 
fange bei Reizung der Nerven stattfindet, führt zu bemerkbarer Granulaverarmung 
der Zellen. Der Unterschied geht aber noch weiter: bei der Sekretion auf Säure 
werden die zymogenen Granula meistens als solche in den Ausführungsgang 
ausgeschieden; bei der Sekretion auf Nervenreizung unterliegen sie einer intra¬ 
zellularen Verarbeitung, und zwar entweder jedes Granulum einzeln, oder aber 
gruppenweise, indem sie Sekrettropfen resp. Körperchen verschiedener Größe 
bilden. Augenscheinlich sind diese Körperchen diejenigen Gebilde, welche unter 
den Namen von »Nebenkemen«, »Parasomen« usw. beschrieben werden.) Die 
mikroskopischen Veränderungen, welche in der Bauchspeicheldrüse bei Sekretion 
auf Seifelösungen vor sich gehen, sind denjenigen sehr ähnlich, welche bei 
Reizung der sekretorischen Pankreasnerven entstehen. Dieser Umstand ist ein 
Beweis dafür, daß bei der Sekretion auf Seifelösungen die Nerven mit betätigt 
sind. Babkin . 

4) Pawlow, S. P. Einige Beobachtungen aus dem Laboratorium. (Verh. 
d. Gesellsch. russ. Ärzte zu St. Petersb. 1907—1908.) 

In dieser Mitteilung lenkt der Berichterstatter die Aufmerksamkeit auf folgende 
Tatsachen. 1. Konnte er bei Hunden mit verschiedenen chronischen Fisteln des 
Magendarmkanals einen gewissen Zusammenhang zwischen der feuchten Kälte, 
deren Wirkung solche Hunde ausgesetzt sind und der sich bei ihnen zuweilen 
entwickelnden Knochenerweichung beobachten. 2. Weist er darauf hin, daß 
wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen dem Ausführen des Zwölffinger¬ 
darmes unter die Bauchhaut und einer eigenartigen Affektion des zentralen 
Nervensystems, welche zuweilen bei solchen Hunden eintritt, besteht. Babkin. 

5) Fischler. Über experimentell erzeugte Lebercirrhose. Aus der med. 
Klinik Heidelberg. (D. A. f. kl. Med. 1908, B. 93, S. 427.) 

Eine intensive Schädigung der Leber durch verschiedene Lebergifte (Amyl¬ 
alkohol, Phosphor, Toluylendiamin) führt auch bei völligem Abschluß der Galle 


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Referate. 


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vom Darm (durch die Anlegung einer kompletten Gallenfistel) zum Wiederauf¬ 
treten von Urobilin. Diese veränderte Farbstoffproduktion in der Galle ist es, 
die die erhebliche Funktionsstörung des Parenchyms anzeigt und dabei wird eine 
Vermehrung des interstitiellen Bindegewebes beobachtet. — Nach den sorg¬ 
fältigen Untersuchungen an vergifteten Hunden ist die toxische Lebercirrhose 
als primär parenchymatöser Prozeß aufzufassen, die Bindegewebswucherung in 
der Leber ist sekundär, eine Folge der Funktionsstörung. Solange die Leber 
fähig ist, Intoxikationen zu überwinden, solange ist nicht zu erwarten, daß eine 
so weitgehende Funktionsstörung des Parenchyms eintreten wird, daß es zu 
einer reaktiven Bindegewebswucherung kommt. Mit dem Auftreten der Funk¬ 
tionsstörung setzt die bindegewebige Wucherung ein. Mit dem Nachlaß der 
Einwirkung der Schädlichkeit kommt es zu einem Stillstand des Prozesses, der 
eventuell eine Art Ausheilung darstellt. Verfasser betont, daß die beschriebene 
Form der Cirrhose, als einer primär parenchymatösen Störung, nur für rein 
toxische Hepatitiden strenge Geltung habe. M . Leube . 

6) Sluka, Erich. Schleifenbildung in polychromatischen und in basophil 
gekörnten roten Blutkörperchen. Aus der K. K. Universitätskinderklinik in Wien. 
(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 93, S. 577.) 

Verfasser kommt auf Grund seiner Untersuchungen bei drei Fällen von 
Anaemia splenica zu dem Schluß, daß das Vorhandensein von Kernwandresten 
in Polychromatophilen und basophil gekörnten Roten beweist, daß beide Phäno¬ 
mene keinem Degenerations-, sondern vielmehr einem Regenerationsprodukte 
entsprechen. Die Polychromatophilie und die basophile Körnelung steht in der 
Entwicklungsreihe der Roten auf der gleichen Stufe. Der Nachweis vonKemwand- 
resten ist eine Stütze mehr für die Annahme des intracellulären Kemschwundes 
bei der Entkernung der Roten. M . Leube . 

7) Moscati, 0. Quantitö de glycog&ne dans les muscles de l’homme. Cours 
de la disposition aprös la mort. (Die Menge des Glykogens in den Muskeln 
des Menschen, und Der Verlauf seines Schwundes nach dem Tode.) (Arch. it de 
Biol. XLIX, 1908, Fase. 2, S. 185—194.) 

Der Glykogengehalt in den Muskeln der menschlichen Extremitäten beträgt 
im Mittel 0,40°/ 0 . Er ist in den proximalen Muskeln beträchtlicher als in den 
distalen. Nach dem Tode bei 15°C autbewahrt, zeigt der Muskel zuerst eine 
langsame Abnahme seines Glykogengehaltes bis zum Beginn der Fäulnis 
(69. Stunde), von da an eine rapiae: nach 96—100 Stunden ist das Glykogen 
verschwunden. Bei Aufbewahrung im Eisschrank tritt letzteres erst nach 200 
Stunden ein. Beifügung von Antisepticis vermag das Verschwinden des Gly¬ 
kogens nicht zu verhüten, schiebt es jedoch ca. 1—2 Tage hinaus. Die mus¬ 
kuläre Glykogenolyse faßt Moscati aus den Ausdruck eines postmortalen, der 
Totenstarre analogen, Prozesses auf. Die Bedeutung seiner Versuche liegt aber 
vorwiegend auf forensischem Gebiete. Rob . Bing . 

8) Guerrini, G. Sur les flnes modifications de structure de quelques Or¬ 
ganes dans le cours de la fatigue (foie, rein, hypophyse, capsules surrönales). 

(Über die feinen Strukturveränderungen einiger Organe im Verlaufe der Er¬ 
müdung [Leber, Nieren, Hypophyse, Nebennieren].) (Arch. it. de Biol. XLIX, 
1908, Fase. 2, S. 163—170.) 

Bei wiederholter Tetanisierung der Muskulatur beobachtete Guerrini beim 
Kaninchen histo-physiologische Phänomene in den Nieren, der Leber, der Hypo¬ 
physe und den Nebennieren, die in früheren Stadien im Sinne der Hyperfunk¬ 
tion, später im Sinne der Erschöpfung und der Schädigung zu deuten sind. In 
den Nieren sind vornehmlich betroffen die Tubuli contorti und der aufsteigende 
Schenkel der Henleschen Schleife; in der Leber das ganze Parenchym; in der 
Hypophyse die sogenannte glanduläre Partie, ohne Unterschied zwischen ihren 
beiden Partien; in den Nebennieren hauptsächlich die Zona spongiosa und die 
peripheren Teile der Zona fascicularis. Diese Veränderungen, die der Anzahl 
und der Dauer der Tetanisierungen proportional sind, bezieht Guerrini auf die 
progressive Ansammlung von Ermüdungstoxinen, »ponogenen Substanzen«, im 


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Referate. 


Blute, welche die betreffenden Drüsen zu erhöhter Sekretion anregen, bezw. die Leber 
zu vermehrter Produktion von Glykogen. — Histologische Kriterien der Hyper¬ 
funktion waren auch bei normalen Tieren nach Transfusion von Serum * tetani- 
sierter Tiere zu konstatieren. Rob . Bing . 

9) Moulinier, B. Influence des sels de quinine sur la contraction cardiaque. 

(Einfluß der Chininsalze auf die Herzkontraktionen.) Travail du laboratoire de 
Physiologie generale de Tecole des hautes etudes, au museum d’histoire natu¬ 
relle. (Joum. de physiol. et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 4, S. 617—624.) 

Das Myocard zeigt gegen Chininsalze eine außerordentliche Empfindsamkeit. 
Die Herzbewegung wird nicht beschleunigt, sondern verlangsamt unter gleich¬ 
zeitiger fortschreitender Abnahme der Höhe der Herzkontraktionen. Darauf 
kommt es zu diastolischen Pausen, die dem diastolischen Herzstillstände voraus¬ 
gehen. Das basisch ameisensaure Chinin wirkt kräftiger als die Mineralsäuren¬ 
salze und das citronensaure Chinin. //. Ziesche. 

10) Abelous, J. E. et Bardier, E. Becherches sur l'action du chlorate du 
sodium sur la circulation. (Wirkung des Natriumchlorats auf die Zirkulation.) 
Travail du laboratoire de physiologie de la Faculte de medecine de Toulouse. 
(Joum. de physiol. et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 430—441.) 

Das NaCl zeigt eine sehr geringe Giftigkeit. Bei der Injektion in die Venen 
beträgt sie 1.40 g für das Kilogramm des Versuchstieres. Doch wechselt diese 
Größe etwas mit der Schnelligkeit der Injektion. Bei sehr schneller Injektion 
kann schon 1.0 g tötlich wirken. Das Tier stirbt nicht augenblicklich, sondern 
nach einiger Zeit unter Temperaturabfall, Verlangsamung der Atmung und der 
Herzbewegung. Per os kann man sehr starke Dosen verabreichen, ohne bemerk¬ 
bare Störungen hervorzurufen, außer Verlangsamung der Herzbewegung und sehr 
starke Diurese. 

Die gleichen Wirkungen zeigen sich bei subkutaner Darreichung. 

Bei intravenöser Injektion steigt der Blutdruck und bleibt während des 
ganzen Experimentes erhöht. Der Herzrhythmus wird langsamer, während die 
Systole bedeutend an Umfang zunimmt. Diese Wirkungen bleiben auch noch 
lange Zeit nach der Injektion bestehen. 

Die Ursache dieser Wirkungen ist zentral, denn sie treten nicht ein nach der 
Durchschneidung oder Cocainisierung der Vagi. H. Ziesche . 

11) Lesbre, F. X. et Maignon, F. Gontribution & la physiologie du 
pneumogastrique et de la branche interne du spinal. I. et II. mdmoire. 

(Physiologie des Vagus und des inneren Astes des Spinalis.) Ecole veterinaire 
de Lyon. (Journ. de physiol. et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 377—391 
und 415—429.) 

Beim Schweine kann man Vagus und den inneren Spinalast von der Ver¬ 
einigung getrennt zeigen. Es zeigt sich dabei, daß der Vagus ein rein sensibler 
Nerv ist; alle motorischen Effekte gehen lediglich vom inneren Spinalzweige aus 
Das gleiche gilt von den sekretionserregenden Eigenschaften für Magen und 
Pankreas. Es scheint beim Schwein der innere Ast eine größere Wichtigkeit 
zu besitzen als der Vagus, mit dem er verbunden ist; man kann beide Vagi 
durchschneiden, und das Tier lebt weiter, es stirbt aber, wenn man die beiden 
inneren Äste durchschneidet. H. Ziesche . 

12) Petitjean, Georges. Action de quelques mädicaments vasomoteurs 
(nitrite d’amyle, adrönaline, ergot de seigle) sur la circulation pulmonaire. 
Applications au traitement des hdmoptysies. (Wirkung einiger vasomotorisch 
wirkender Mittel auf den Lungenkreislauf.) Travail du laboratoire de la Faculte 
de medicine de Lyon. (Joum. de physiol. et de pathol. gener. 1908, Nr. 3, 
S. 403—414.) 

Ohne auf die interessanten physiologischen Ergebnisse der Untersuchungen 
hier eingehen zu können, erwähne ich nur in Kürze die daraus gezogenen thera¬ 
peutischen Schlüsse. 

Amylnitrit ist in eiligen Fällen von Blutsturz gut anzuwenden und gibt 


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Referate. 


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günstige Erfolge. Adrenalin und Ergotin verdienen dagegen, zu dem gleichen 
Zwecke angewandt, kein Vertrauen. H. Ziesche . 

13) Polimonti, Osc. Gontribution h la Physiologie du rhinencöphalon. 

(Ph 3 r siologie des Lobus olfactorius.) (Journ. de physiol. et de pathol. gener. 1908, 
Bd. 10, Nr. 4, S. 634—643.) 

Die teilweise oder völlige Exstirpation des Lobus olfactorius führt nur zu 
einem vorübergehenden Verlust des Geruchs. Nach drei bis vier Wochen hat sich 
die normale Riechfahigkeit wieder hergestellt. 

Diese Resultate stimmen mit den Angaben früherer Untersucher tiberein. 

H. Ziesche. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

14) Hagnus, R. Die stopfende Wirkung des Morphins. II. Mitteilung. 
Pharmak. Inst., Heidelberg. (Pflügers A. 1908, Bd. 122, S. 210.) 

Mit dem Röntgenverfahren (bei Katzen Fütterung mit Kartoffelbrei + Bism. 
subnitr., bei Hunden mit Hundekuchen + Bism. subnitr.), läßt sich feststellen, daß 
Morphin ohne Einfluß auf die Darmbewegung ist. Die Nahrung bleibt im Gegen¬ 
satz zu Kontrollieren in der Cardia, auch im Fundusteil des Magens stundenlang 
liegen ohne in den Pylorusteil überzutreten. Bei einem Hund mit Duodenal- 
tistel wurde der Versuch wiederholt und vollständig bestätigt. 

Die Dünndarmverdauung ist verlängert, als sekundäre Erscheinung der ver¬ 
späteten Magenentleerung. Morphin vermag auch bei isoliertem Dünn- und Dick¬ 
darm die Peristaltik nicht zu beeinflussen. 

Opiumtinkturwirkung ist der des Morphins im wesentlichen analog. 

Funk . 

15) Magnus, R. Der Einfluß des Sennainfuses auf die Verdauungsbe¬ 
wegungen. (Pflügers A. 1908, Bd. 122, S. 251.) 

Sennainfus wirkt nur bei fleischgeftitterten Katzen als Abführmittel. Die 
Wirkung, die auf dem Röntgenschirm beobachtet wurde, tritt erst dann auf, 
wenn die sennahaltige Speise in dem Colon angelangt ist ohne Erregung der 
Darmbewegung. Durch Morphindarreichung wird die Sennawirkung nicht auf¬ 
gehoben, sondern nur verzögert. Funk . 

16) Magnus, R. Der Einfluß des Rizinusöles auf die Verdauungsbewe¬ 
gungen. (Pflügers A. 1908, Bd. 122, S. 261.) 

Rizinusöl in Mengen von 12,5—25 ccm Katzen verabfolgt, wirkt als Abführ¬ 
mittel, auch bei Kartoffelbreifütterung (zum Unterschied von Sennawirkung). 
Da Rizinusöl und jedes Fett hemmend auf Magenentleerung wirkt, so muß die 
Wirkung durch die abgespaltene Rizinolsäure bedingt sein. Es tritt eine Erregung 
der Dünndarmbewegungen auf, die durch Morphindarreichung nicht aufgehoben 
wird. Funk . 

17) Pflüger, E. Über den Duodenaldiabetes der Warmblüter. (Pflügers A. 
1908, Bd. 122, S. 267.) 

Verfasser weist die Einwände O. Minkowskis zurück, der den Duodenal¬ 
diabetes der Warmblüter als leicht und vorübergehend bezeichnet, und ihn auf 
Schädigung des Pankreas zurückführt. Funk . 

18) Loeb, Jacques. Über die Entwicklungserregung unbefruchteter Anne¬ 
lideneier (Polypnoö) mittels Saponin und Solanin. (Pflügers A. 1908, Bd. 122, 
S. 448.) 

Werden die unbefruchteten Polypnoöeier ganz kurz mit einer schwachen 
Saponin- oder Solaninlösung behandelt (nach längerer Einwirkung tritt Cytolyse 
des Eies auf), so bildet sich bald eine Befruchtungsmembran, Polkörperchen 
werden ausgestoßen und in 18—24 Stunden entwickelt sich eine freischwimmende 
Larve. Dieselbe Wirkung läßt sich durch Erhöhung der OH-Jonenkonzentration 
* hervorbringen (NaOH-Zusatz). Die Entwicklung wird wahrscheinlich durch Ver¬ 
flüssigung der in der Membran befindlichen Lipoide (Lezithin) erregt. Funk . 


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Referate. 


19) Grube, Earl. Kann die Leber aus ihr direkt zugeftihrten Aminosäuren 
Glykogen bilden? Physiol. Inst. Bonn. (Pflügers A. 1908, Bd. 122, S. 451.) 

Die Durchblutungsversuche an isolierten Schildkrötenlebem zeigen, daß aus 
Glykokoll, d-Alanin und 1-Leucin kein Glykogen gebildet wird. Funk. 

20) Stoeltzner, W. Die zweifache Bedeutung des Calciums für das Knochen¬ 
wachstum. Pädiatr. Polikl., Halle. (Pflügers A. 1908, Bd. 122, S. 599.) 

Calcium vermag, außer der direkten Verwendung zum Kochenaufoau, auch 
die Bildung des osteoiden Gewebes anzuregen. In dieser Weise ist der Orga¬ 
nismus im Stande, je nach der Kalkmenge, die ihm zur Verfügung steht, das 
Knochenwachstum zu regulieren. Bei Strontiumfütterung kommt es zur enormen 
Wucherung des osteoiden Gewebes, die an die Rhachitis erinnert, ohne daß 
Strontium zur Festigung der Knochen beitragen kann. Funk . 

21) Johansson. Untersuchungen über den Eohlehydratstoffwechsel. Aus 

dem physiol. Labor, des Carolinischen medico-chirurg. Inst zu Stockholm. (Skandin. 
Arch. f. Physiol. 1908, Bd. 21, S. 1—34.) 

Bei gewöhnlichen Nahrungsverhältnissen bewirkt Zufuhr von Zucker eine 
ausgeprägte Steigerung der CÖ 2 -Abgabe. Die Größe dieser Steigerung wächst 
proportional der zugeführten Dose bis zu einer gewissen Grenze. Die maximale 
Steigerung wird bei etwa 150 g Zucker erreicht. Die Dauer der Steigerung 
überschreitet nie 6 Stunden, entsprechend der Passage der Nahrung durch den 
Dünndarm. Lävulose gibt eine etwa doppelt so große Steigerung der C0 2 -Ab- 
gabe wie Dextrose. 

Wenn der Glykogenvorrat herabgesetzt ist, wird die Steigerung der C0 2 - 
Abgabe niedriger als bei normalem Nahrungszustande und kann sogar ganz aus- 
bleiben. Auch bei vermindertem Glykogenvorrat tritt die verschiedene Wirkung 
von Lävulose und Dextrose deutlicher hervor. Die Steigerung der CO a -Abgabe 
nach Zufuhr von Zucker läßt sich schwer durch die Annahme einer Verdauungs¬ 
arbeit erklären. 

Bei gesunden Menschen findet eine Ausscheidung von Dextrose oder Lävulose 
mit dem Harne nur während der von der Zuckerzufuhr bewirkten Steigerung 
der CO a -Abgabe statt. Dagegen kann Rohrzucker mit dem Harne ausgeschieden 
werden, auch nachdem die Steigerung der C0 2 -Abgabe vorüber ist. Bei Diabetes 
kann in einigen Fällen Zufuhr von Zucker die normale Steigerung der CO a -Ab- 
gabe bewirken. In anderen Fällen ist diese Steigerung niedriger oder fehlt ganz. 

Das maximale Aufsaugungsvermögen des Darmes dürfte nicht 80 g Zucker 
pro Stunde übersteigen. Die maximale CO a -Abgabe während der Zufuhr von 
Rohrzucker beträgt ca. 35 g pro Stunde. Derselbe Wert wird auch durch 
Zufuhr von Lävulose erreicht. Für Dextrose und Milchzucker liegt die Grenze 
niedriger. 

Diese Resultate wurden mit dem Respirationsapparat von Sonden und 
Tigerstedt an Studenten bezw. Diabetikern erhalten. Z. Borchardt. 

22) Bruckner, J. et Jianu, A. Disparition de la graisse des capsules 
surränales aprös flstule pancröatique chez le chien. (Verschwinden des Fetts 
aus den Nebennieren nach Anlegung einer Pankreasfistel beim Hunde.) Inst, 
anat. du prof. Thomas Jonnesco. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 697—698.) 

Durch Anlegung einer Pankreasfistel verschwindet sehr rasch alles Fett aus 
der Zona glomerulosa der Nebennierenrinde, in der Zona fasciculosa und reticularis 
ist die Fettmenge anscheinend vermindert. Z. Borchardt . 

23) Fleig. R6actions coloröes du tryptophane, de Findol, du pyrroi, du 
thiophöne et du carbazol avec les aldöhydes aromatiques. Leur relation avec 
les alddhydräactions des albumines. (Farbenreaktionen des Tryptophans, Indols, 
Pyrrols, Thiophens und Karbazols mit den aromatischen Aldehyden. Ihre Be¬ 
ziehung zu den Aldehydreaktionen der Eiweißkörper.) (Soc. de biol. 1908, 
Bd. 65, S. 192-194.) 

Wie die Derivate des Indol- und Pyrrolkernes, so geben auch das Thiophen 
und das Karbazol mit einer großen Reihe aromatischer Aldehyde bei Gegenwart 
von Salz- oder Schwefelsäure sehr empfindliche Farbenreaktionen, die im ein- 


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Referate. 


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zelnen beschrieben werden. Es ist zu vermuten, daß auch andere ähnlich zu¬ 
sammengesetzte aromatische Kerne ähnliche Farbenreaktionen liefern. Z,. Borchardt. 

24) Claude et Schmiergeld. Les'glandes ä säcrötion interne d&ns rgpilepsie. 
<3. note). L’hypophyse, le surrönales, les ovaires. (Hypophyse, Nebennieren 
und Ovarium bei der Epilepsie.) (Soc. de biol. 1908, ßd. 65, S. 196—198.) 

Die Untersuchungen beziehen sich auf 15 Fälle von Epilepsie. In der 
Hypophyse wurde in drei Fällen Sklerose der Drüse konstatiert, die zumeist nur 
auf einzelne Partien der Hypophyse beschränkt war. In einem Fall waren 
kapilläre Blutungen in der Hypophyse zu finden. Die Verteilung der Körnung, 
die normalerweise ganz unregelmäßig ist, war in zwei Fällen derart verändert, daß 
der größte Teil der Drüse nur chromophile, ein anderer Teil nur chromophobe 
Zellen enthielt. Das Colloid war vermehrt (Hyperfunktion ?). Andere Hypo¬ 
physen zeigen ein Bild, das dem der Hypofunktion entsprechen soll. 

Die Nebennieren waren regelmäßig verkleinert. In 7 Fällen fanden sich in 
der Corticalis kleine eosinophile Zellen oder kleine Spongiocyten abwechselnd 
mit dunkler gefärbten Zellen, wenig Fett, geringe Sklerose; die Marksubstanz 
war wenig entwickelt, von Zellsträngen gebildet, die sich mit Hämatein nur 
schwach färbten, wenig sklerosiert. Verfasser sehen diese Charaktere als Zeichen 
der Hypofunktion an. Daneben werden einige andere Fälle beschrieben, in 
denen aie mikroskopischen Veränderungen auf Hyperfunktion schließen lassen. 

Die Ovarien waren klein und arm an Grafischen Follikeln. 

Das Pankreas war meist normal, Leber und Nieren zeigten inkonstante Ver¬ 
änderungen. L . Borchardt . 

25) Spinenu, 0. D. Eecherches experimentales sur le rapport entre la 
cat&lyse et la fermentation. (Experimentelle Untersuchungen über die Be¬ 
ziehungen zwischen Katalyse und Fermentwirkung.) Instit. de Pharmacod. et de 
Ther. Gent. (Arch. intemat. de Pharmacod. et de Ther. Nov. 1908, Bd. 18, 
H. 5—6, S. 491—498.) 

In früheren Versuchen (Coefficient dynamique des ferments solubles, Arch. 
intern, de Phys. 1908) hatte Spinenu gezeigt, daß die löslichen Fermente nicht 
mit einer unbegrenzten Aktivität begabt sind, sondern daß sie ein Energie¬ 
maximum «Coefficient dynamique» besitzen. Die neuen Versuche, die beweisen 
sollen, daß das Pepsin bei den VerdauungsVorgängen nicht die Rolle eines un¬ 
veränderlichen Katalysators spielt, sind folgendermaßen angestellt: 10 Kolben 
werden beschickt mit gleichen Mengen einer Verdauungsflüssigkeit (angesäuerter 
Magensaft mit reinem Pepsin vom Schwein), in die geronnenes Eiereiweiß hinein¬ 
getan wird, und bei 40° der Verdauung überlassen. Während der zehntägigen 
Beobachtung wird etwa ungelöst gebliebenes Eiweiß zurückgewogen und durch 
neues ersetzt. Täglich wird der Reihe nach aus dem Inhalt eines Kölbchens das 
Ferment ausgefällt (durch absol. Alkohol, mit Äther gewaschen, über Schwefel¬ 
säure getrocknet) und nach Auflösung in destilliertem Wasser unter Zusatz von 
Salzsäure aufs neue einer Prüfung auf seine peptische Fähigkeit bei Eiereiweiß 
unterworfen. Es zeigte sich, daß bei den am spätesten (7.—10. Tag) unter¬ 
suchten Kolben das Pepsin seine proteolytischen Fähigkeiten fast völlig bezw. 
schließlich ganz eingebüßt hat. Das Ferment Pepsin besitzt also nicht die 
Eigenschaften eines Katalysators, da es sonst am Ende der von ihm eingeleiteten 
Reaktion vollständig unverändert vorhanden sein müßte. Die Fermentwirkung 
kann also nicht als eine Katalyse betrachtet werden. Fr . Franz . 


26) Levene, A. P. and Jacobs, A. W. On glycothionic acid. (Über die 
Glycothionsäure.) From the Rockefeller Institute for medical Research, New 
York. (The Joum. of experiment. medicine, 8. July 1908, Bd. 10, S. 657—558.) 


Glycothionsäure wurde aus Tendo- 
mucin hergestellt Ein Bariumsalz von 
konstanter Zusammensetzung entsprach 
<ler Formel C u H lt NSBa + H ä O. 

Die Analyse ergab: 

c 

H 

N 

S 

Ba 

Berechnet 

27,30 

3,48 

2,29 

6,05 

22,84 

Gefunden 

27,29 

8,64 

2,58 

4,86 

21,90 

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38 


Referate. 


Die genauere Untersuchung machte wahr¬ 
scheinlich, daß das Molekül sich zusammensetzt 
aus Schwefelsäure, Essigsäure, Glykuronsäure 
und Aminoglykuronsäure. 

Die aus Milz hergestellte Substanz wich in 
ihrer Zusammensetzung von der ersten etwas ab. 



Tendomucin 

Milz 

c 

27,29 

29,74 

H 

3,64 

3,82 

N 

2,68 

3,65 

S 

4,85 — 

Ba 

21,90 

13,89 


H. Ziesche. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

27) Fischer, Hans. Zur Kenntnis der Pepsinverdauung. Aus der II. medi¬ 
zinischen Klinik zu München. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 93, S. 456.) 

Als Resultat der mitgeteilten Untersuchungsreihe ergibt sich, daß es nicht 
gelingt, nach 20 tägiger Verdauung von Fibrin durch natürlichen Magensaft Di- 
aminosäuren aus dem Verdauungsgemisch zu isolieren; bei der Zuverlässigkeit 
der verwendeten Methoden erscheint der Schluß gerechtfertigt, daß bei der 
normalen peptischen Verdauung Diaminosäuren in irgendwie beträchtlicher Menge 
nicht abgesfmlten werden. M. Leube . 

28) von Hösslin, Heinrich. Über den Kochsalzstoffwechsel bei Pneumonie. 

Aus der II. medizinischen Klinik in München. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 93, 
S. 404.) 

Bei sämtlichen untersuchten Pneumoniekranken bestand eine ausgesprochene 
Retention von Kochsalz, infolge deren die NaCl-Ausscheidung im Urin bis auf 
kleinste Mengen herabsinken kann. Bei einmaliger Zulage von 10 g Kochsalz 
tritt in der Regel nur eine geringe Erhöhung des prozentualen sowie des Ge- 
samt-NaCl-Gehalts ein; sie ist jedoch nie so intensiv, daß nicht der größte Teil 
des NaCl im Organismus zurückbehalten wird. Eine Steigerung der Urinmenge 
ist nur in einzelnen Fällen zu konstatieren; das spezifische Gewicht zeigt des¬ 
halb nur unbeträchtliche Schwankungen. Eine Beeinflussung der Kochsalz- u. 
Wasserausscheidung durch Theocin oder Diuretin ist, im Vergleich zur Zufuhr 
von Kochsalz allein, nicht zu erkennen. Abnorm gesteigerte Wasserzufuhr 
allein vermag trotz Vermehrung des Urins keine merkliche NaCl-Ausfuhr aus¬ 
zulösen;, gleichzeitige NaCl-Zufuhr verhindert auch die vermehrte Wasserabgabe 
durch den Urin, bei Retention von Kochsalz. 

Das Verhalten der Phosphorausscheidung läßt keine definitiven Schlüsse 
zu; vor und während der Krise scheint häufig die relative und absolute Menge 
verringert zu sein. 

Die Ausschwemmungsperiode des NaCl setzt in der Regel nicht sofort mit 
der Entfieberung ein, sondern erst 2—3 Tage nach Ablauf desselben. Sie wird 
mehr durch Steigen des prozentualen NaCl-Gehaltes als der Wassermenge be¬ 
sorgt. Eine erhöhte Phosphorausscheidung, falls eine solche besteht, setzt früher 
als die NaCl-Ausschwemmung ein, doch ist dieses Verhalten nicht konstant. Be¬ 
merkenswert ist, daß das Steigen des °/ 0 NaCl-Gehalts sehr häufig gleichzeitig 
mit dem Sinken des °/ 0 N-Gehaltes einsetzt. — Dem Verhalten von NaCl, P 2 0 6 und 
N entsprechend sind keine übermäßigen Ausschläge von A in der Retentions- und 
Ausschwemmungsperiode sowie an den Kochsalzzulagetagen zu verzeichnen. 

M. Leube . 

29) Oerum, H. P. T. (Kopenhagen). Quantitative Blutuntersuchungen. 

Experimentelle Studien über die Blutmenge der Menschen. (D. A. f. kl. Med. 
1908, Bd. 93, S. 356.) 

Die mit Hilfe der Haid an e’sehen Kohlenoxydmethode in einer Modifikation, 
deren Technik im Original nachgelesen werden muß, ermittelten Resultate be¬ 
stätigen die Theorie Bollingers, daß die Blut menge zu der Entwicklung der 
Muskulatur in geradem, zu der des Fettpolsters in umgekehltem Verhältnis steht. 
Als Durchschnittszahl der absoluten Blutmenge kann für Männer ca. 3500, für 
Frauen ca. 3000 gesetzt werden. — In den untersuchten Fällen von Chlorose 
fand sich eine Blutmenge, die im Vergleich zu den normalen Fällen viel größer 


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Referate. 


39 


ist, auch die größte normale Blutmenge bei Frauen übertrifft; vermehrte Blut¬ 
menge findet sich außerdem in der Gravidität und im Klimakterium. M. Leube . 


HC 




CH 


30) Nicolaier, Arthur u. Dohrn, Hax. Über die Wirkung von Chinolin- 
carbons&uren und ihrer Derivate auf die Ausscheidung der Harnsäure. (D. A. 
f. kl. Med. 1908, Bd. 93, S. 331.) 

Versuche an Tieren und gesunden Menschen ergaben, daß die Verabreichung 
HC C C.COOH. der Phenylcinchoninsäure eine vermehrte Hamsäure- 
ausscheidung zur Folge habe. Eine Zunahme der 
Diurese wurde selbst nach großen Tagesdosen nicht 
beobachtet. Wie Versuche bei purinhaltiger und purin- 
freier Kost beweisen, ist die Harnsäurevermehrung 
lediglich durch die gesteigerte Ausscheidung der endo¬ 
genen Harnsäure bedingt. Eine gleiche Vermehrung 
der Hamsäureausscheidung zeigte sich bei der Ver¬ 
abreichung auch anderer, allerdings nicht sämtlicher daraufhin untersuchten, 
einen Phenylrest enthaltender Chinolincarbonsäuren. Im Gegensatz zu der Ver¬ 
mehrung der Harnsäure nach Gebrauch von Natrium salicylicum tritt bei der 
Phenylcinchoninsäure schon bei ganz kleiner Tagesdosis (0,5 g) eine beträchtliche 
Zunahme der Harnsäure auf, und wird eine Vermehrung der weißen Blutkörper¬ 
chen vermißt 

Die Phenylcinchoninsäure wirkt beim Menschen in spezifischer Weise ledig¬ 
lich stärkt vermehrend auf die Elimination der Harnsäure ein, der ausgeschiedene 
Purinbasenstickstoff zeigt keine Änderung, ebensowenig die Werte des Gesamt¬ 
stickstoffs. M . Leube . 


*c%/\ ^C.C 6 H ß 

HC C N 


31) Foster, B. Nellis, and Lambert, S. V. Adrian. Some factors in the physio- 
logy and pathology of gastric secretion. (Einige Faktoren in der Physiologie 
und Pathologie der Magensaftsekretion.) From the laboratory of biological chemistry 
of Columbia University at the College of physicians and surgeons, New York. 
(The Journal of experimental medicine 5. 11. 1908, Bd. 10, Nr. 6, S. 820—843.) 

Die Versuche wurden an Hunden vorgenommen, die nach Pawlow operiert 
worden waren. 

Zunächst wurde der Einfluß der Wasserzufuhr auf die Menge des sezemierten 
Magensaftes studiert. Wasser wirkt auf die Sekretion stimulierend, wenn es mit 
der Nahrung zugleich gereicht wird und zwar steigt die Sekretion mit der 
Menge des Wassers. So brachte kondensierte Milch eine geringere Sekretion 
zustande als gewöhnliche. Bei schneller Sekretion ist die Azidität größer als 
bei geringer. Es gibt auch eine Art von Ermüdung der Drüsen, denn bei einer 
zweiten Fütterung 5—6 Stunden nach der ersten wird weniger Saft sezemiert 
als zuvor. 

Der HCl-Gehalt des sezemierten Magensaftes wechselt von Stunde zu Stunde; 
die Differenzen betragen 0,1—0,3 °/ 0 . 

Dann wurde noch der Einfluß schwacher organischer Säuren auf die Saft¬ 
sekretion geprüft, indem 100 ccm einer 0,5 proz. Lösung mit der Nahrung ein¬ 
geführt wurden. 

Milch- und Buttersäure waren unwirksam. Essigsäure steigert in den ersten 
beiden Stunden die Sekretion, Zitronensäure nicht. 

Bei künstlicher Pylorusstenose ist die Verdauungsperiode verlängert, die 
stündlich gelieferten Saftmengen sind geringer. H. Miesche. 

32) Richter, P. F. u. Gerhartz, H. Über die Einwirkung der Röntgen¬ 
strahlen auf Fermente. Aus dem Laboratorium des Poliklinischen Institus für 
innere Medizin: Geheimrat Senator. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 13, S. 646.) 

Die Einwirkungen der Röntgenstrahlen auf zelluläre Vorgänge sind durch 
zahlreiche Experimente sichergestellt. Die Forschung muß sich vorläufig damit 
begnügen, einzelne Tatsachen in der biologischen Röntgenstrahlenwirkung zu er¬ 
mitteln, ohne dieselben schon zu verallgemeinern. — Die Autoren wählten zu¬ 
nächst eine Substanz, die im Körper selbst dauernd produziert wird, andererseits 
eine bestimmte exakt physiologisch nachzuweisende abstufbare Wirkung entfaltet, 


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40 


Referate. 


das Adrenalin. Der ausnahmslos beobachtete rasche und hohe Anstieg des Blut¬ 
drucks nach Adrenalin wurde durch die Bestrahlung desselben meist erheblich 
modifiziert. Dagegen wurde Ferment, soweit die Autoren es prüften, in keiner 
Weise beeinflußt. Die geringen Aufstiege fallen in den Bereich der Versuchs¬ 
fehler. K . Bomstein . 

83) Marcus (Pyrmont). Beitrag zur „Antifermentwirkung'* des menschlichen 
Blutes« Aus der hydrotherapeutischen Anstalt der Universität in Berlin. Geheim¬ 
rat Brieger. (Berl.kl. Woch. 1908, N. 14, S. 689.) 

1. Zur Bestimmung der die Ei weiß Verdauung hemmenden Kraft des mensch¬ 
lichen Blutserums mittels des Müller-Jochmannschen Verfahrens ist die lproz. 
Trypsinlösung (richtiger: Trypsinaufschwemmung) ein zuverlässiger Testkörper. 
2. Die antitryptische Kraft des Blutserums entspricht dem Normalen, wenn sie 
noch das dreifache Volum einer 1 proz. Trypsinlösung an der Dellenbildung auf 
der Loefflerplatte hindert. Sie ist also verringert, wenn sie weniger, sie ist ver¬ 
stärkt, wenn sie mehr als das dreifache Volum der Trypsinlösung wirkungslos 
macht. 3. Die antitryptische Kraft des Blutserums weicht in verschiedenen 
pathologischen Zuständen von dem Normalen ab. 4. Ob sich klinisch wert¬ 
volle, diagnostisch oder prognostisch sichere Schlüsse aus der Abschwächung 
oder Verstärkung der die Trypsinverdauung hemmenden Eigenschaft des Blut¬ 
serums ziehen lassen, werden weitere Untersuchungen ergeben. K. Bornstein. 

34) Mor&tschewski, W. G. Das Verhältnis des Indikans im Ham zum 
Indol des Kots. (Verhandl. d. Gesellschaft russ. Ärzte zu St. Petersb. 1907—1908.) 

Verfasser kommt auf Grund der Versuche an Menschen und Tieren und der 
klinischen Beobachtungen zu der Überzeugung, daß das Vorhandensein von 
Indikan im Ham in keinerlei Verbindung mit dem Indolgehalt des Kots steht 
und hauptsächlich vom Charakter des Stoffwechsels in jedem einzelnen Falle 
abhängt Babkin . 

35) Slowzoff, B. J. u. Krawtschenko, S. S. Zur Frage über die Wirkung 
von Fischnahrung auf den Stoffwechsel. (Verhandl. d. Gesellsch. russ. Ärzte zu 
St. Petersburg 1907—1908.) 

Die Versuche bestanden darin, daß gesunde Menschen im Verlauf von vier Tagen 
gemischtes Essen bekamen; dieses bestand aus Schwarzbrot, Fleisch, Buchweizen¬ 
grütze und Kohl; später wurde das Fleisch durch irgend einen Fisch ersetzt. Es 
wurden die Einnahmen und Ausgaben des N untersucht, und eine genaue Analyse 
des Harns auf Chlorverbindungen, Phosphate, den Gesamtstickstoff, den Stickstoff des 
Harnstoffs, Harnsäure, Ammoniak, Kreatinin und die kryoskopischen Größen hin 
unternommen. Auf Grund des erhaltenen faktischen Materials kann man folgende 
Schlüsse ziehen. Fleisch kann sehr gut durch Fisch in der Nahrungsdosis er¬ 
setzt werden. Der Stickstoff des frischen Fisches wird besser vom Organismus 
assimiliert als der Stickstoff des Fleisches; N getrockneten oder gesalzenen 
Fisches ebenso oder schlechter als der Fleisch-N. Wenn Fleisch durch frischen 
Fisch ersetzt wird, so wird das Faulen von Eiweiß im Darm stärker; wenn ge¬ 
salzener Fisch gegeben wird, so werden die Fäulnisprozesse schwächer. Wenn 
der Fleisch-N durch eine äquivalente Menge von Fisch-N ersetzt wird, so wird 
im Harn die Menge des Harnstoffs und der Harnsäure bedeutend kleiner; die 
Menge des vorhandenen Ammoniaks schwankt nach beiden Richtungen hin und 
die Menge des Rest-N wird viel größer. Das Ausführen von P 2 0 6 ist beträcht¬ 
lichen Schwankungen unterlegen; CINa ebenfalls. Aus kryoskopischen Größen 

merkt man eine Vergrößerung der zweiten Größe unter dem Einfluß der 

Ersetzung des Fleisches durch Fisch, was (nach Koranyi, Claude und Bal- 
thasard) auf eine verstärkte Tätigkeit der gewundenen Harnkanälchen hinweist 

Babkin . 

36) Weinberger (Rastatt). Zum Blutnachweis mit Benzidinpapier. (Münch, 
med. Wschr., Dez. 1908, Nr. 49.) 

Bei der Verwendung des Benzidinpapieres zum Blutnachweis nach Einhorn 
(D. med. Wschr. 1907, Nr. 27) ist es störend, daß das Papier auch nach einfacher 


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Referate. 


41 


Benetzung mit H a O a nach einigen Minuten eine mehr oder minder positive Re¬ 
aktion gibt. Man vermeidet diese Störung, indem man, statt das Papier mit 
H a O a zu benetzen und auf eine flache Porzellanplatte zu legen, ein kleines 
weißes Porzellanschälchen mit H a O a füllt und das Papier darin untertaucht. Die 
einfache Ausführung der Probe ist dann folgende: Man gießt 3—4proz. H a O a 
in ein Porzellanschälchen, taucht das Benzidinpapier zur Hälfte in die zu 
prüfende Flüssigkeit (Urin, Magensaft, Faecesaufschwemmung oder deren essig¬ 
saures Ätherextrakt) und legt es sofort in das H a O a . Innerhalb 1 j A —5 Minuten 
auftretende Blaufärbung der eingetauchten Hälfte beweist Vorhandensein von 
Blut. Eine zeitweise Kontrolle des Benzidinpapieres mit verdünntem (1:1000) 
Blut ist empfehlenswert. M. Kaufmann . 

37) Pozzilli, Pericle. II glicogeno negli espettorati: suo valore diagno- 
stico e prognostico. (Diagnostische und prognostische Bedeutung des Glykogens 
im Auswurf.) Aus dem R. Spedale della Misericordia Grosseto. (Gazz. degli 
ospedali, Sept. 1908, Nr. 113.) 

Untersuchung des Auswurfs von 14 nichttuberkulösen Lungenaffektionen, von 
5 leichten und 6 schweren Tuberkulosen, qualitativ mit der Jodreaktion, quan¬ 
titativ nach Pflüger. Von den nicht Tuberkulösen hatte nur eine putride 
Bronchitis mit Bronchiektasien 0,25 °/ 0 Glykogen, alle anderen 0—0,06°/ 0 ; der 
Glykogengehalt der leichten Tuberkulosen schwankt von 0,15—0,6 °/ 0 , der der 
schweren von 2,5—3,75 °/ 0 . M. Kaufmann . 

38) Galletta, Vincenzo. Ricerche sulla diagnosi differenziale fra essudati 
e trasudati. (Untersuchungen zur Differentialdiagnose zwischen Exsudat und 
Transsudat.) Aus der Chirurg. Klinik zu Messina. (II Policlinico, Juli-Sept. 1908, 
Nr. 7—9.) 

Ausgedehnte chemische Untersuchungen von 8 Transsudaten, 32 Exsudaten 
und 4 Zystenflüssigkeiten. Die Methoden sowie die Resultate der verschiedenen 
Untersuchungen (Bestimmungen von Azeton, Lipase, Albumin, N, Zytodiagnose, 
Heterohämolyse usw.) entziehen sich einem kurzen Referat. M. Kaufmann. 

39) Schlayer. Zur Frage der drucksteigemden Substanzen im Blute bei 
Nephritis. Aus der med. Klinik zu Tübingen. (Münch, med. Wschr., Dez. 1908. 
Nr. 50.) 

Die Gefäßstreifenmethode nach O. B. Mayer (Ztschr. f. Biol. 1906, S. 352) 
ist zur vergleichenden Bestimmung des Adrenalingehaltes im Blut nur im art¬ 
gleichen Blut verwendbar. Im artfremden hat vermehrter Adrenalingehalt eine 
Verminderung der Kontraktions Wirkung zur Folge. Die früher gezogenen Schlüsse 
über den Adrenalingehalt des nephritischen Blutes können danach nicht aufrecht 
erhalten werden. — Dem Adrenalin können unter bestimmten Bedingungen bei 
intravenöser Applikation am normalen Kaninchen diuretische Eigenschaften zu¬ 
kommen. M. Kaufmann . 

40) Goldi, Fr. u. Kratter, A. II ricambio del cloruro sodico e delT acqua 
nel linfatismo. (Der Kochsalz- und Wasserstoffwechsel beim Lymphatismus.) 
(II Morgagni, Sept u. Okt. 1908, Nr. 9 u. 10.) 

Die sehr umfangreiche Arbeit beschäftigt sich mit dem Chlor- und Wasser¬ 
stoffwechsel in fünf Fällen von Lymphatismus, einem Begriff, der mit Skrophu- 
lose zwar nicht identisch ist, aber doch offenbar ihr sehr nahe kommt. Exakte 
Bilanzen unter Modifizierungen der Wasser- und Kochsalzzufuhr, unter Zuhilfe¬ 
nahme kryoskopischer Untersuchungen des Harns und Blutserums führten zu 
dem Schlüsse, daß die lymphatischen Individuen sehr zur Retention von Koch¬ 
salz und Wasser neigen, und zwar kann die Kochsalzretention, für sich allein, 
als »trocken« bestehen (bei der erethischen Form) oder die Wasserretention 
kann der Kochsalzretention entsprechend groß, ja noch größer sein (bei der 
torpiden Form). Die zahlreichen Einzelheiten der Arbeit entziehen sich einem 
kurzen Referat. M. Kaufmann. 


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42 


Referate. 


Klinisches. 

41) Bard, L. De la signification des diffdrences d'dlimination da bleu et 
de Tiode dans l'exploration de l’estomac par la Desmolde-Reaction. (Über die 
Bedeutung der Unterschiede in der Ausscheidung des Blaus und des Jods bei 
der Magenuntersuchung mittels der Desmoidreaktion.) (Arch. des mal. de Tapp, 
dig. et de la nutr. 1908, Bd. II., S. 509—16.) 

Verfasser hat, wie schon früher Schlesinger und Alexander, die Be¬ 
obachtung gemacht, daß die Methylenblau- und die Jodprobe, gleichzeitig oder 
nacheinander bei den nämlichen Kranken angestellt, öfters zu verschiedenen 
Resultaten führten. Nach seinen und seines Schülers Alexieffs Versuchen bildet 
bei Patienten mit Hyperchloridrie die Alkalinität des Urins während der Ver¬ 
dauung Anlaß zu Irrungen bei der Methylenblauprobe, während bei Ikterischen 
die Gallenfarbstoffe in Urin und Speichel für die Jodprobe verhängnisvoll sind. 
Außer diesen Quellen zweideutiger Resultate ist noch auf folgendes zu achten: 
Fast immer zeigt sich das Jod später als das Methylenblau; nur ein einziges 
Mal wurde das umgekehrte Verhalten beobachtet und zwar bei Gastritis und 
Leberinsuffizienz; (vgl. die Untersuchungen Chauffards, der die Ausscheidung 
von Methylenblau, das er Leberkranken subkutan verabfolgt hatte, gestört fand.) 
Die Verspätung der Jodausscheidung zeigte sich besonders deutlich bei Hyper- 
chloridrien und Pylorusstenosen mit Retention. Nach Verfasser erklärt sich dieses 
dadurch, daß das Jodoform der Dissoziation in dem sauren Mageninhalt wider¬ 
steht, daß es sein Jod erst im alkalischen Darmsaft abspaltet, während das 
Methylenblau vom Magen selber absorbiert wird. Da also frühzeitiges Erscheinen 
des Methylenblau und beträchtlich verspätetes Auftreten von Jod auf Störungen 
der Motilität bezw. Retention am Pylorusverschluß hinweisen, ist in dem schein¬ 
baren Mangel der Sahlischen Methode in Wirklichkeit ein Vorzug verborgen. 

Fr. Schmidt. 

42) Alexieff, W. De deux causes d’erreur cr6des par l’hyperchloridrie 
et par l’ict&re dans l’emploi de la Desmoidereaction. (Zwei Fehlerquellen bei 
der Ausführung der Desmoidreaktion, die durch Hyperchloridrie und durch Ikterus 
bedingt sind.) (Arch. des mal. de l’app. dig. et de la nutr. 1908, Bd. II. S. 516—523.) 

Verfasser fand in allen Hyperchloridriefällen im Gegensatz zu anderen 
Nachuntersuchem die Methylenblauprobe positiv. Er betont, daß man nur sorg¬ 
fältig nach dem Chromogen fahnden müsse, was durch wiederholtes Ansäuern 
des (2—3 Min.) kochenden Urins zu geschehen hat. Bei Ikterischen empfiehlt 
es sich, den ungefärbten Speichel zu untersuchen; doch nimmt auch dieser bei 
besonders ausgeprägtem Ikterus auf Zusatz von rauchender Salpetersäure eine 
gelbliche Färbung an; diese Störung läßt sich durch Anwendung von HCl und 
Chlorwasser vermeiden. Im übrigen vergleiche die vorstehende Arbeit! 

Fr. Schmidt . 

43) Roux, Jean-Ch. L’examen objectif de la sensibilitd gastrique et sa 
valeur s6m6iologique. (Die objektive Untersuchung der Sensibilität des Magens 
und ihr semeiologischer Wert.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, 
Bd. II. S. 523—537.) 

Eingehende, lesenswerte Arbeit, in welcher im Sinne des Titels zunächst 
die Empfindlichkeit des Plexus solaris bei den verschiedenen Affektionen be¬ 
handelt wirdj dann folgt die Empfindlichkeit der vorderen Magenwand, wobei 
betont wird, daß namentlich bei Gastritis alcoholica sich in der Gegend der 
großen Kurvatur eine anormale Hyperästhesie beobachten läßt. Schließlich 
wird die Veränderung der Sensibilität der Haut besprochen. Roux hebt hervor, 
daß die Sensibilitätsprüfung natürlich nicht für sich allein diagnostische Schlüsse 
erlaubt, diese sind nur bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Ergebnisse der 
Sekretions- und Motilitätsprüfung gestattet. Fr. Schmidt. 

44) Hertz, A. F., Cook, F. u. Schlesinger, E. G. The sensibility of the 
stomach and intestine in man. (Die Sensibilität des Magens und des Darmes 
beim Menschen.) Aus der physiologischen Abteilung von Guys Hospital. 
(Joum. of physiol. 1908, Bd. 37, S. 481.) 


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Referate. 


43 


Durch die Untersuchung normaler oder mit Fisteln behafteter Menschen 
kommen die Verfasser zu dem Schlüsse, daß die Schleimhaut des Magens und 
des Darms für Temperaturunterschiede, Berührung, Salzsäure und wässerige 
Pfeffermünzlösung unempfindlich ist. Hingegen ruft Alkohol auf der Magen¬ 
schleimhaut ein Gefühl von Wärme oder von Brennen hervor, auch wenn er 
durch eine Fistelöffnung eingebracht wird. Dafür, daß von entzündlichen Ab¬ 
dominalorganen aus direkt Schmerzempfindungen ausgelöst werden können, 
sprechen nach den Verfassern manche Erfahrungen bei der Palpation per rectum. 

Reach. 

46) Fiorio, G. u. Zambelli, G. Sul valore diagnostico dei cristalli di 
Gammidge nelle malattie pancreatiche. (Über den diagnostischen Wert der 
Cammidgeschen Kristalle bei Pankreasaffektionen.) Aus dem Osped. Maggiore 
zu Verona. (II Morgagni, Sept. 1908, Nr. 9.) 

Die Verfasser haben die Cammidgesche Reaktion in 12 Fällen nachgeprüft. 
Sie fanden die Kristalle in allen (5) Fällen, in denen bei der Operation oder 
Autopsie sich das Pankreas affiziert zeigte. Wo die Kristalle sich nicht bildeten, 
war das Pankreas frei; interessant war, daß in einigen Fällen das Übergreifen 
der Affektion auf das vorher freie Pankreas sich durch das Positivwerden der 
vorher negativen Reaktion kundtat. Die Kristalle waren nicht immer gleich. 
Ein Fall von Pyämie gab auffallenderweise eine positive Reaktion, und die 
Autopsie ergab das Vorhandensein eines beträchtlichen Eiterherdes im Pankreas¬ 
kopf. M. Kaufmann . 

46) Giordano. Pourquoi la phläbite du membre infärieur, venent 
compliques l’appendicite, est-eUe plus frequente k gauche qu’ä droite? (Warum 
sitzt die Phlebitis der unteren Extremität, wenn sie als Komplikation der 
Appendizitis auftritt, häufiger links als rechts?) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et 
de la nutr. 1908, Bd. II. S. 537—547.) 

»Die Ursache der Phlebitis der unteren Extremität, welche im Verlauf der 
Appendizitis oder nach Appendektomie auftritt, ist in der Extremität und ihren 
Venen selber und nicht in der Appendix begründet.« (Venenverlauf, schwächere 
und ruhigere Muskulatur der linken Extremität.) Fr. Schmidt . 

47) Willcox, W. H. The importance and significance of the Chemical 
exaxnination of the gastric contents after a test-meal, with a new method for 
estimating the ferment activity of the gastric contents. (Chemische Magen¬ 
untersuchung nach der Probemahlzeit; neue Methode zur Bestimmung der Fer¬ 
mentwirksamkeit des Mageninhaltes.) (Lancet 1908, 25. Juli, 2. Bd., S. 220—224.) 

Als Probemahlzeit empfiehlt Autor Tee mit Zucker und Milch und Butter¬ 
brot Reichliche Mengen von Eiweiß sind unpraktisch, weil zuviel HCl dadurch 
gebunden wird. 

Von Wichtigkeit bei der Untersuchung sind 1. Gesamtazidität. 2. HCl und 
zwar a) freie HCl durch die Günzbürg sehe Methode, b) aktive HCl, das heißt 
die freie mit Eiweiß oder organischen Basen verbundene; sie ist von der größten 
Wichtigkeit. Man kann sie leicht bestimmen, indem, man von zwei gleichen 
Proben von Magensaft die eine mit Soda alkalisch macht und dann nach der 
Volhardschen Methode nach dem Veraschen die Chloride bestimmt. In dem 
einen Falle bekommt man die Total-HCl, aktive und mit anorganischen Basen 
gebundene, in dem anderen nur die mit anorganischen Basen gebundene. Die 
Differenz ergibt die aktive HCl. Beim Magenulcus und der Hyperazidität ist die 
aktive HCl gleich oder fast gleich der Totalazidität. Beim Magenkarzinom ist 
sie vermindert. Bei chronischer Gastritis ist sie gewöhnlich untemormal. Der 
normale Gehalt ist 0,15°/ 0 . 3. Organische Säuren, besonders Milchsäure, die 
jedoch kein differenzialdiagnostisches Interesse hat. 4. Mucin. 5. Rodan- 
verbindungen zur Feststellung, ob gefundenes Mucin vom Speichel oder aus 
dem Magen stammt. 6. Fermentaktivität. Außer den alten Methoden von Mett, 
Grützner, Leube u. a. hat sich eine neue bewährt, die auf der Tatsache be¬ 
ruht, daß Lab und Pepsin in gleichen Mengen vorhanden sind. Man kann nun 
die Labmenge leicht bestimmen, indem man zu gleichen Mengen ungekochter 


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44 


Referate. 


Milch steigende Mengen von Magensaft zusetzt und feststellt, bei welcher Konzen¬ 
tration bei 40° in 30 Minuten Gerinnung eintritt. 

Schilderung der mit der Methode gewonnenen Resultate schließt die Arbeit. 

H. Zieschc. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

48) Frenkel. Die Methode der Komplementablenkung im Dienste der 
Neurologie und Psychiatrie. Psychiatr. Verein zu Berlin. 14. März 1908. (Allg. 
Ztschr. f. Psych. 29. Juli 1908, Bd. 65, H. 3, S. 405—413.) 

Nach einem orientierenden Referate über den Stand der Frage teilt Frenkel 
die bisherigen, an 50 Patienten erhobenen Befunde der psychiatrischen Klinik 
der Berliner Charite mit. Da es vor allem darauf ankam, die Spezifizität der 
Reaktion zu erweisen, so wurden auch funktionelle, luetischer oder metaluetischer 
Entstehung unverdächtige Fälle untersucht. — Unter 14 Fällen von progressiver 
Paralyse fiel elfmal die Reaktion positiv aus. Von drei Tabesfallen waren zwei 
negativ, einer positiv. Unter sieben Fällen von Lues cerebri gaben zwei posi¬ 
tiven, fünf negativen Ausfall der Reaktion. Zwei Tumoren des Gehirns, zwei 
Fälle von multipler Sklerose, ein Fall von Syringomyelie waren negativ. Von 
erheblicher Wichtigkeit ist es, daß unter drei Kindern mit der klinischen Diagnose 
der hereditären Lues zwei positive Reaktion gaben. 14 Fälle funktioneller Ner¬ 
venkrankheiten, darunter vier Fälle von Epilepsie, waren negativ. Bei einem 
11jährigen Kinde mit der Diagnose Hydrocephalus und bei einer Frau mit der 
Diagnose Hysterie wurde positiver Ausfall der Reaktion gefunden. Ein Verdacht 
auf Lues bestand in diesen beiden Fällen nicht, was deren Existenz natürlich 
nicht ausschließt. Es scheint, daß die mit dem syphilitischen Organextrakt 
reagierenden Körper sich sowohl in der zentrifugierten als in der nicht zentri¬ 
fugierten Lumbalflüssigkeit finden; doch ist die Frage noch nicht mit absoluter 
Sicherheit zu entscheiden, ebensowenig diejenige, ob die Lymphocytose in irgend 
einer Beziehung zur Reaktion steht. Rob. Bing . 

49) Borastein. Die Zusammensetzung des Blutes der Paralytiker. Psychiatr. 
Verein d. Irrenärzte Niedersachsens und Westfalens. 2. Mai 1908. (Allg. Ztschr. 
f. Psych. 29. Juli 1908, Bd. 65, H. 3, S. 421.) 

Im Zusammenhang mit der W ass er mann sehen Sero-Reaktion auf Syphilis 
soll die Herabsetzung der Alkaleszenz des Blutes progressiv Paralytischer in der 
anfallsfreien Zeit stehen. Die Bestimmungen geschahen nach der Löwysehen 
Methode, deren Genauigkeit nach einer besonderen Kontrolle bestimmt wurde. 
Die Herabsetzung betrug 270—330 mg NaOH gegenüber 370—450 mg, war 
also weniger exzessiv als die vom früheren Beobachter Kaufmann verzeichnete. 

Rob. Bing . 

50) Sterz. Serodiagnostik bei progressiver Paralyse. Verein ostdeutscher 
Irrenärzte. (Allg. Ztschr. f. Psych. 29. Juli 1908, Bd. 65, H. 3, S. 422—423.) 

Von 27 Fällen klinisch sicherer progressiver Paralyse gaben bei Verwendung 
von Spinalflüssigkeit 24 eine positive Reaktion auf Antikörper, drei eine fragliche. 
Bei den letzteren dreien (deren Liquor cerebrospinalis übrigens bei Erhöhung 
der üblichen Dosis auf das Doppelte auch einen positiven Ausschlag gab) reagierte 
das Blutserum auch in der Dosis von 0,2 schon stark positiv. Man dürfe deshalb 
in keinem fraglichen oder negativen Falle die Untersuchung des Serums unter¬ 
lassen! — Merkwürdigerweise steht diesem Verhalten die negative Reaktion von 
fünf Fällen von Lues cerebrospinalis gegenüber. Rob . Bing. 

51) Semple, D. On the preparation and use of antirabic serum and on 
the rabicidal properties of the serum of patients after undergoing antirabic 
treatment; also a note on the blood of a patient suffering from hydrophobia. 

(Über die Herstellung und den Gebrauch eines antirabischen Serums.) Central 
Research Institute of India. (Lancet 1908 I, S. 1611—1618.) 

Wenn man Pferde mit Virus fixe immunisiert, so bekommt man ein Serum 
mit rabiziden Eigenschaften, die dem normalen Pferdeserum abgehen. Man 
kann diese nachweisen, indem man das Serum mit Virus fixe mischt und Kaninchen 


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j 



Referate. 


45 


subdural impft Die Anwendung würde sich für schwer gebissene und spät zur 
Behandlung kommende Fälle empfehlen, dann soll man es in die Wunden und 
das benachharte Gewebe injizieren. Auch das Serum gegen Tollwut geimpfter 
Menschen besitzt antirabische Eigenschaften, die dem normalen Serum abgehen, 
der Gehalt an solchen Substanzen kann als Gradmesser der erlangten Immunität 
benützt werden. Mit dem Blute eines an Tollwut erkrankten Menschen konnten 
Kaninchen subdural nicht infiziert werden. H. Ziesche. 

62) Wollstein, Martha. A biological study of the cerebrospinal fluid in 
anterior poliomyelitis. (Biologische Untersuchungen der Cerebrospinalflüssigkeit 
bei Poliomyelitis anterior.) From the Rockefeiler Institute for medical research, 
New-York. (Thejoum. of experim. medicine, 8. July 1908, Bd. 10, S. 476—483.) 

Die Versuche, mittels der Komplementbindungsmethode das spezifische An¬ 
tigen eines noch unbekannten Erregers der Krankheit aufzufinden, mißlangen. 

H. Ztesche . 

53) Blaschko, A. (Berlin). Die Bedeutung der Serodiagnostik für die Patho¬ 
logie und Therapie der Syphilis. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 14, S. 694.) 

Eine kritische Würdigung der Wassermannschen Forschung. Der Autor 
will verhüten, daß ihre Bedeutung durch voreilige Schlüsse diskreditiert wird. 
Zuzugeben ist, daß sie uns auch heut schon in manchen Fällen einen etwas 
tieferen Einblick gewährt, als die klinische Untersuchung, richtiger gesagt, daß 
sie uns über die klinische Untersuchung hinaus oder da, wo diese uns im Stiche 
läßt, Vermutungen und Verdachtsmomente an die Hand gibt. Aber wir kennen 
ihre innere Bedeutung, ihr Wesen noch zu wenig, um ihr jetzt schon für die 
Praxis einen Vorrang gegenüber der klinischen Beobachtung zuzugestehen. 
Durch lange fortgesetzte Untersuchung an der Hand und unter ständiger Kon¬ 
trolle der Klinik, vielleicht auch durch Verbesserungen und Verfeinerungen der 
Reaktion werden wir hoffentlich mit der Zeit dazu gelangen, sie in vollem Um¬ 
fange für die Praxis nutzbar zu machen und sie zu einem wertvollen Heilmittel 
der klinischen Beobachtung auszugestalten. K. Bornstein . 

54) Sachs, H. u. Altmann, K. Über den Einfluß der Reaktion auf das 
Zustandekommen der Wassermannschen Komplementbildung bei Syphilis. 

Aus dem königl. Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M., Geh. 
Obermedizinalrat Prof. Dr. P. Ehrlich. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 14, S. 699.) 

Absteigende Mengen Normal-NaOH werden mit je 0,1 ccm Meerschweinchen¬ 
serum (Gesamtvolumen 2,6 ccm) l l / 4 Stunden bis 37° digeriert. Sodann erfolgt 
Zusatz von 1 ccm Sproz. Hammelblut und 0,5 ccm einer geeigneten Ambozeptor¬ 
verdünnung. In allen Fällen — es gelangten 10 Sera, welche eine vollständige 
Komplementbindung im Verein mit alkoholischem Leberextrakt verursachten, 
zur Untersuchung — gelang es, durch einen Gehalt der Gesamtgemische von 
x /goo—V3200 Normal-NaOH die positive Reaktion aufzuheben, resp. bei sehr stark 
wirkenden Seris erheblich abzuschwächen. Bei 11 syphilitischen Seris, welche 
negativ reagierten, wurden 7 durch einen Gehalt der Gesamtgemische von 
Viooo—V2000 Normal-HCl derart alteriert, daß die Hämolyse ganz oder teilweise 
aufgehoben wurde, bezw. in einigen Fällen der Kontrolle schon zu einer Zeit 
komplett gelöst war, zu der unter dem Einfluß des Salzsäurezusatzes noch eine 
mehr oder weniger starke Hemmung bestand. — Die syphilitischen Sera unter¬ 
scheiden sich von den übrigen entweder durch eine verminderte Alkaleszenz, 
oder die besondere Beschaffenheit der syphilitischen Sera ist in einem an¬ 
deren Moment zu suchen, für dessen Reaktion mit den Lipoiden aber die ver¬ 
minderte Alkaleszenz eine notwendige Bedingung ist. Die Autoren neigen zu 
letzterer Annahme. K. Bornstein, 

55) Fleischmann. Zur Theorie und Praxis der Serumdiagnose der Syphilis. 
Aus der 1. medizin. Klinik der kgl. Charite: Geheimrat His. (Berl. kl. Woch. 
März 1908, Nr. 10.) 

Trotz der bisherigen Unkenntnis der theoretischen Grundlagen der Wasser¬ 
mannschen Reaktion verdient sie, allerdings nur in der Hand sorgfältiger und 
in serologischen Arbeiten geübter Untersucher, ausgedehnte klinische Anwendung. 


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Referate. 


Ihre Hauptdomäne werden die Fälle sein, wo bei luesverdächtigen Symptomen 
die Anamnese bezüglich früherer Infektion versagt oder unsicher ist. Ein posi¬ 
tiver Ausfall der Reaktion darf dann als entscheidend angesehen werden, auch 
ein negativer Ausfall, besonders beim Fehlen früherer Behandlung, unter Um¬ 
ständen mit Vorsicht verwertet werden. In zweiter Linie scheint die Probe von 
gewissem Wert, wenn es gilt, bei älteren Fällen, wo längere Zeit keine Sym¬ 
ptome sich gezeigt hatten, sich über die Frage einer erneuten Behandlung 
schlüssig zu machen. In einem positiven Ausfall der Reaktion wird man ge¬ 
legentlich eine solche Indikation sehen dürfen, ohne daß der negative Ausfall 
etwa die Vornahme einer durch sonstige Momente indizierten Kur hintanhalten 
dürfte. — Zur Diagnose der Heilung der Syphilis scheint die Reaktion nicht 
brauchbar. K. Bornstein . 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

56) Paul, Th. u. Günther, A. Untersuchungen über den S&uregrad des 
Weines auf Grund der neuen Theorien der Lösungen. 2. Abhandlung: Der 
Säuregrad verschiedener deutscher Weine und seine Beeinflussung durch Zusatz 
von Wasser und von Salzen. (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte. Sept. 1908, 
Bd. 29, H. 1, S. 218—271.) 

In der ersten Abhandlung: »Theoretische Betrachtungen über den Säuregrad 
des Weines und die Methoden zu seiner Bestimmung« (ebenda, 1906, Bd. 23, 
S. 189) hatten Paul und Günther festgestellt, daß der Säuregrad des Weines, der 
identisch ist mit der Konzentration der darin enthaltenen Wasserstoffionen, nicht 
durch Titration, wodurch nur Aufschluß über die Menge der »freien Säure« er¬ 
halten wird, sondern nur nach einem Verfahren bestimmt ^werden kann, durch 
welches das chemische Gleichgewicht im Wein nicht verändert wird. Als leicht- 
ausführbares und zuverlässiges Verfahren empfehlen sie die von ihnen ausge¬ 
arbeitete Rohrzuckerinversionsmethode bei + 76 °. In der zweiten Abhandlung 
wird die interessante Tatsache erwiesen, daß beim Verdünnen eines Weines mit 
Wasser der Säuregrad nicht entsprechend der Verdünnung abnimmt. So betrug 
der Säuregrad bei einem mit der 9fachen Menge Wasser verdünnten Wein noch 
zwei Drittel des Säuregrades vor der Verdünnung und in einzelnen Fällen trat 
nach Verdünnung mit dem gleichen Raumteil Wasser sogar eine, wenn auch 
sehr geringe Vermehrung ein. Diese überraschende Erscheinung der unverhält¬ 
nismäßig geringen Abnahme des Säuregrades der Weine bei der Verdünnung 
mit Wasser findet ihre einwandfreie Erklärung in der Lehre von der Zurück- 
drängung der Dissoziation der Säuren durch gleichionige Salze. Verschiedene 
organische Salze vermindern den Säuregrad des Weines, so daß z. B. durch 
Auflösen von Weinstein im Wein, trotzdem ein sauer reagierender Stoff hinzu¬ 
kommt, eine Abnahme des Säuregrades bewirkt wird, indem die Disso¬ 
ziation der Weinsäure durch den gleichionigen Weinstein zurückgedrängt wird, 
während der durch Titration ermittelte Gehalt an freier Säure zunimmt. Um¬ 
gekehrt vermehrt das Abscheiden des Weinsteins aus dem Wein dessen Säure¬ 
grad und vermindert den Gehalt an freier Säure. Ein Zusatz von Salzsäure 
zum Wein bewirkt entsprechend der Theorie nur eine verhältnismäßig geringe 
Zunahme des Säuregrades. Fr. Franz . 

57) Siegfried, Alfred, Arzt für Hautkrankheiten, Aachen. Über moderne 
Jodpräparate bei Lues. (Russische medizinische Rundschau 1908, Nr. 7 und 8.) 

Sollte das Jodkalium absolut nicht vertragen werden, so empfiehlt es sich, 
an seine Stelle das Sajodin zu setzen, nach dessen mehr oder weniger langer 
Anwendung das vorher perhorreszierte Jodkalium dann willig geduldet wird, 
ohne daß die Jodismuserscheinungen sich wiederholten. Das Sajodin passiert 
den Magen, wie viele der folgenden Jodmedikamente, unzersetzt, und hat den 
Vorzug, keinen Geschmack zu haben. Man gibt es in den gleichen Dosen wie 
Jodkahum, und da es nur langsam im Darm sich spaltet, so findet auch eine 
recht ausgiebige Ausnutzung des Mittels statt. Sajodin wurde zuerst in der 
Klinik von Lassar in Berlin einer eingehenden Prüfung unterzogen, es wurde 
dort monatelang in großen Dosen gegeben, täglich, ohne irgendwelche störende 


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Referate. 


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Jodismuserscheinungen. Auffallend ist, wie gerade nach Sajodin so schnell und 
sicher die quälenden nächtlichen Kopfschmerzen auf luetischer Basis schwinden, 
fast in allen Fällen. Das Sajodin empfiehlt sich also besonders in all diesen 
Fällen, dann wo gastritische Erscheinungen zur Vorsicht mahnen, intermittierend 
bei später fortzusetzender Jodkaliumbehandlung. Schittenhelm. 

58) Frankenstein, Hans. Aus der I. mediz. Abteilung des städt. Kranken¬ 
hauses in Nürnberg. Über Sajodin. (Klin.-therap. Wochenschr. 1908, Nr. 39.) 

Daß Sajodin von Nebenwirkungen nicht frei ist, haben wir gesehen. Immerhin 
ist es bei Kranken mit schwachem Magen dem Jodkali weit überlegen, wegen 
seiner fast völligen Geschmacklosigkeit wird es im Gegensatz zu diesem gern 
genommen und erzeugt keinen Brechreiz. Wir wenden es auf unserer Abteilung 
stets, wo Jodkali nicht vertragen wird, an und befinden uns in vollem Einklang 
mit den Ergebnissen, die in den meisten bisherigen Publikationen niedergelegt 
sind. Schittenhelm . 


Büeherbesprechungen. 

59) Kolle, Dr. W., o. ö. Prof, der Hygiene usw. in Bern und Hetsch, Dr. H., 
Stabsarzt usw. in Metz. Die experimentelle Bakteriologie und die Infektions¬ 
krankheiten mit besonderer Berücksichtigung der Immunitätslehre. Ein Lehr¬ 
buch für Studierende, Ärzte und Medizinalbeamte. (Zweite erweiterte Auflage. 
Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1908.) 

Nach einem Zeitintervall von kaum zwei Jahren ist eine Neuauflage des 
Lehrbuches für experimentelle Bakteriologie von Kolle und Hetsch notwendig 
geworden: ein Zeichen dafür, daß das Bedürfnis nach einem solchen den An¬ 
sprüchen der modernen bakteriologischen Forschung entsprechenden Lehrbuch 
ein sehr dringendes war und daß Kolle und Hetsch es wohl verstanden haben, 
ihre schwierige Aufgabe zu lösen. 

Handelte es sich doch darum, die komplizierten Methoden der bakteriolo¬ 
gischen Forschung, deren Verständnis stellenweise nur auf dem Wege spekula¬ 
tiver Deduktion ermöglicht wird, dem studentischen Wissen und Können zu¬ 
gänglich zu machen und überdies mußte das durch die Protozoenkunde gewaltig 
erweiterte Gebiet der Infektionskrankheiten in einer übersichtlichen und doch 
immerhin erschöpfenden Weise behandelt werden. 

Wurde schon in der ersten 1906 erschienenen Auflage die Aufgabe in be¬ 
friedigender Weise gelöst, welche sich die Autoren gestellt hatten: einen mög¬ 
lichst zusammenfassenden Überblick zu geben über die experimentelle Bakterio¬ 
logie in ihren Beziehungen zu den Infektionskrankheiten, so erfüllt die soeben 
erschienene zweite Auflage des Lehrbuches ihren Zweck noch in einer sehr er¬ 
heblich verbesserten Form. 

Schon äußerlich macht sich der reichere Inhalt des Buches bemerkbar an 
dem um zehn Druckbogen vermehrten Umfang und hat damit wohl die Grenze 
erreicht, welche ein kurz gefaßtes Lehrbuch nicht wesentlich überschreiten soll. 

Weit mehr aber als dem äußeren Eindruck entsprechend hat die vorliegende 
zweite Auflage des Lehrbuches an innerem Wert gewonnen, insofern als gegen¬ 
über der ersten Auflage eine erfreuliche Vertiefung und klarere sachliche Dar¬ 
stellung mancher Kapitel eingetreten ist, welche früher vielleicht aus äußeren 
Gründen (Übersiedelung Ko 11 es nach Bern) etwas stiefmütterlich abgefertigt waren. 
So haben besonders die wichtigen Kapitel über Typhus und über Tuberkulose eine 
durchgreifende Umarbeitung erfahren, auch der Bedeutung der Darmbakterien für 
die Ernährung ist in der neuen Auflage entsprechend Rechnung getragen. 

Ganz neu hinzugekommen sind die Kapitel über Bakterientherapie und 
Serumtherapie, die Besprechung einiger seltener Infektionskrankheiten und end¬ 
lich: Kritische Bemerkungen über die Ätiologie einiger Infektionskrankheiten, 
deren Erreger noch nicht bekannt sind. 

Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß in der neuen Auflage des Lehrbuches 
die vorzüglichen kolorierten Abbildungen, welche schon in der ersten Auflage 
in ausgezeichneter Weise den Text illustrierten, fast um das Doppelte vermehrt 
sind. Ganz richtig bemerken die Verfasser in ihrem Vorwort, aaß für Lehr- 


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Referate. 


zwecke gute naturwahre kolorierte Zeichnungen den studentischen Bedürfnissen 
viel mehr nützen, als photographische Abbildungen. Nur durch Zeichnung 
lassen sich die diagnostisch wichtigen biochemischen Reaktionen außerhalb und 
im Innern der Körper der pathogenen Organismen in den natürlichen Farben 
für Unterrichtszwecke brauchbar darstellen. 

Die Ausstattung des Lehrbuches in Bezug auf lesbaren Druck imd gutes 
Papier entspricht den höchsten Anforderungen. 

Wir können nur wünschen, daß das vorzügliche Lehrbuch recht vielen 
Studierenden und Ärzten zu Nutze kommen und auf Grund der bereits verliegenden 
Übersetzungen in fremde Sprachen den guten Ruf deutscher fachwissenschaftlicher 
Unterrichtsliteratur auch im Ausland kräftigen und mehren möge. Schottelius . 

60) Lehmann, 0. Flüssige Kristalle und die Theorien des Lebens. (2. Aufl. 
Leipzig 1908. Verlag von J. A. Barth. 69 S. Preis M. 1,50.) 

Das Büchlein, das bereits in 2. Auflage erscheint, ist die Zusammenfassung 
zweier in Stuttgart 1906 gehaltener Vorträge, in der neuen Auflage mit zeit¬ 
gemäßen Zusätzen und Verbesserungen. Es enthält eine Zusammenfassung der 
seit 32 Jahren angestellten Untersuchungen des Verfassers über die flüssigen 
Kristalle. An der Hand zahlreicher Abbildungen gibt der Verfasser eine Dar¬ 
stellung über Entstehungsbedingungen und Eigenschaften der flüssigen Kristalle, 
ferner in einem Anhang ein Verzeichnis von Präparaten zu ihrer Demonstration. 
Zu ihrer Beobachtung eignen sich Mikroskope, die für polarisiertes Licht ein¬ 
gerichtet und mit Temperaturregulierung versehen sind. Durch Projektion kön¬ 
nen die flüssigen Kristalle einem größeren Auditorium sichtbar gemacht werden 
und der Verfasser hat sie in dieser Weise in den letzten Jahren an mehreren 
Orten vorgeführt. Man sieht da in den schönsten Farben schillernde Kristalle 
entstehen, wachsen, sich im Strom biegen, kürzer und länger werden, inein- 
anderfließen und in der Ruhelage immer wieder ihre spezifische Kristallform 
annehmen. An der Existenz der flüssigen Kristalle ist somit wohl nicht mehr 
zu zweifeln; Beispielsweise lassen sie sich beobachten an Ammoniumoleat, an 
Paraazoxybenzoesäureäthylester und an vielen anderen Substanzen unter be¬ 
stimmten Bedingungen. Die Erklärung für die Existenz der flüssigen Kristalle 
sieht der Verfasser in einer innerhalb des Moleküls nach den verschiedenen 
Richtungen des Raumes mit verschiedener Stärke wirkenden Expansivkraft. Er 
stellt die Hypothese auf, die Moleküle hätten eine stark von der Kugelform ab¬ 
weichende Gestalt oder mindestens beträchtliche Anisotropie hinsichtlich ihrer 
Kraftwirkung, etwa durch ungleichmäßige Verteilung der in ihnen enthaltenen 
Elektronen. »Auf eine stark von der Kugelform abweichende Gestaltung der 
Moleküle kann man schon schließen aus der Doppelbrechung und dem Dichro¬ 
ismus der fließenden Kristalle, nachdem sich die herkömmliche Vorstellung, die 
optischen Eigenschaften seien lediglich durch die Raumgitteranordnung bestimmt, 
als unhaltbar erwiesen hat und die mechanische Undulationstheorie des Lichtes 
der elektromagnetischen hat weichen müssen«. 

Der interessanten physikalisch-chemischen Darstellung des Verfassers sind 
einige Auseinandersetzungen über die Theorien des Lebens angegliedert, die 
den Biologen in Staunen setzen müssen. Was in aller Welt hat die Entstehung 
der Kristalle aus einer Flüssigkeit bei bestimmter Temperatur, was ihr Wachs¬ 
tum, ihre Bewegungen, ihr Festhalten an einer bestimmten Form zu tun mit 
Entstehung, Wachstum, Beweglichkeit und Form organisierter Lebewesen? 
Wenn zwei Kristalle ineinander fließen und die gleiche Figur, nur in veränderter 
Größe, wiedergeben, ist das im Grundprinzip etwas Anderes als das Zusammen- 
ftießen zweier Tropfen? Wer kann in einem solchen Vorgang eine andere als 
rein äußerliche Ähnlichkeit mit der Kopulation zweier Amöben sehen? Mögen 
die Kräfte, die zur Entstehung fließender Kristalle führen, vielleicht auch im 
lebenden Organismus — wie so viele andere — eine Rolle spielen, zur Erklä¬ 
rung der Entstehung des Lebens vermögen sie nichts beizutragen. In dieser 
Beziehung müssen die, — wenn auch noch so vorsichtig angedeuteten — Theorien 
des Verfassers abgelehnt werden. Der Wegfall der philosophischen Tendenzen 
könnte dem im übrigen höchst interessanten Büchlein, dem wir noch weitere 
Auflagen w ünsch en, nur zum Vorteil gereichen._ /?«/£. 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarsenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Januarheft 


1909 Nr. 2 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Ober den Einfluss von Kalksalzen auf die Harnazidität. 

Von 

Dr. L. de Jager, prakt. Arzt zu Stiens (Niederland). 

In einer früheren Abhandlung (1) habe ich eine Methode angegeben zur Be¬ 
stimmung der Hamazidität Es wird der Gehalt an Phosphorsäure, Ammoniak 
und freien Säuren bestimmt und die Summe dieser drei Faktoren, in ccm Normal¬ 
lauge ausgedrückt, als Gesamtazidität betrachtet. Außerdem ist in obiger Arbeit 
der Einfluß einiger Stoffe auf die Azidität des Harns angegeben. 

Es zeigte sich* daß die Hamazidität verringert wird durch Einnahme von 
Natriumzitrat und Na a HP0 4 , dagegen erhöht wird durch NH 4 C1, CaHP0 4 und 
Ca 3 (P0 4 ) a . Dabei ereignete es sich, daß an den Tagen nach der Einnahme von 
Ca 3 (P0 4 ) a die Azidität unter die Norm herabging. Es scheint diese Erscheinung 
etwas befremdend. Wo tertiäres Phosphat eingeführt und primäres ausgeschieden 
wird, da sollte man, ebenso wie bei Na a HP0 4 , eine Abnahme der Hamazidität 
erwarten. Daß in der Tat ein Überschuß an Alkali eingeführt worden ist, geht 
aus der nachfolgenden Abnahme der Azidität hervor. Ich habe versucht, die 
anfängliche Zunahme der Azidität zu erklären und glaube jetzt aus fortgesetzten 
Versuchen schließen zu dürfen, daß die damals gegebene Erklärung die richtige ist. 

Wenn Ca s (P0 4 ) a im Magen aufgenommen wird, so entsteht unter Einfluß 
der Magensalzsäure primäres Calciumphosphat und Chlorcalcium. Nach Resorp¬ 
tion wird daraus im Blute durch Natriumkarbonat wieder Ca 8 (P0 4 ) a hervor¬ 
gehen. In diesem Falle würde kein Einfluß auf die Hamazidität ausgeübt werden. 
Ich habe nun die Supposition aufgestellt, daß die gebildeten Komponenten 
Ca(H a P0 4 ) a und CaCl a nicht gleichmäßig resorbiert werden, sondern daß relativ 
mehr CaCl a resorbiert werde. In diesem Falle wird gleichfalls nach Sättigung 
mit Natriumkarbonat die gleiche Menge Ca 3 (P0 4 ) a entstehen, aber das Blut wird 
Na a HP0 4 verlieren, wie aus folgenden Gleichungen hervorgeht: 

x Ca 3 (P0 4 ) a -f 4 x HCl = x Ca(H a P0 4 ) a -f 2 x CaCl a . 

Im Darme findet folgende Umsetzung statt: 
x Ca(H a P0 4 ) a -j- U/s x Na a CO s — 1 / 3 x Ca 3 (P0 4 ) a -j- 1 */ 3 x Na a HP0 4 -f- l*/ 3 x CO a « 

Im Blute hingegen 

2 x CaCl a -f- 2 x Na a HP0 4 = 2 x CaHP0 4 + 4x NaCl 

2 x CaHP0 4 -f- a / 3 x NaäCOs = a / 8 x Ca 3 (P0 4 ) -f a / 3 x Na 2 HP0 4 -f- a / 3 x C0 2 . 

Anstatt Na a CO s kann man selbstverständlich auch NaHCO s in die Gleichungen 
einsetzen. 

Man sieht, daß die 4 HCl äquivalieren mit l l / 3 + 2 / 3 Na 2 C0 3 , und daß nach 
N. P. IV. J&hrg. 4 


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50 


Original-Artikel. 


den Umsetzungen die nämliche Menge Ca 3 (P0 4 ) 2 und Na 2 HP0 4 wieder da sind. 
Während aber vorher im Darmkanal x Ca 3 (P0 4 ) 2 und im Blute 2 x Na 2 HP0 4 an¬ 
wesend waren, sind jetzt im Blute anwesend a / 3 xCa 3 (P0 4 ) 2 und 2 / 3 xNa 2 HP0 4 , 
während im Darmkanal V3Ca 3 (P0 4 ) 2 und l 1 /sNa 2 HP0 4 enthalten sind. Das Blut 
hat i l \ 3 Na 2 HP0 4 verloren, an dessen Stelle 2 / 3 Ca 3 (P0 4 ) 2 getreten sind. Die 
Menge P 2 O ö ist dieselbe geblieben, das gebildete Calciumphosphat wird aber 
festgelegt. Um die Blutalkaleszenz wieder herzustellen, wird ein saurerer Harn 
ausgeschieden. Nachdem die Aufnahme des Calciumphosphats aufgehört hat, 
wird das zurückgehaltene Phosphat nach und nach wieder in die Zirkulation 
eintreten und jetzt wie eine alkalische Verbindung die Hamazidität verringern. 
Selbstverständlich wird ein Teil des Phosphats resorbiert, aber eine relativ 
größere Menge des CaCl 2 wird in das Blut aufgenommen. 

Wenn diese Erklärung richtig ist, so werden lösliche Calciumsalze den 
nämlichen Einfluß üben wie tertiäres Calciumphosphat. 

Es können dadurch einerseits die Phosphate der Nahrung in Calciumphosphat 
umgebildet werden und andererseits kann nach Resorption des Calciumsalzes 
das Natriumphosphat des Blutes zum Teil als tertiäres Calciumphosphat retiniert 
werden. 

Die Versuche haben obige Annahme völlig bestätigt. 

Um die Resultate übersichtlicher zu machen, werde ich dieselben in graphi¬ 
scher Darstellung wiedergeben. Zur Vergleichung gebe ich zuerst auf einer 
graphischen Tabelle den Einfluß von Na 2 HP0 4 , CaHP0 4 und Ca 3 (P0 4 ) 2 (Tabelle 
VII, VIII und IX meiner vorigen Abhandlung). (Fig. 1.) 



In dieser, wie in den anderen Figuren 1 "'deutet die obere ununterbrochene Linie die gesamte Azi¬ 
dität, die mittlere den Ammoniakg-halt, die untere den (.»«‘halt an freien Säuren, die punktierte 
Linie den Wiosph«>r>;iur<a;< , h.dt. Sämtlich in c m X.Na»>II ausgedniekt. 

Ich habe Versuche angestellt mit Calciumsulfat, Calciumchlorid, Calcium¬ 
laktat und Calciumkarbonat. 


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Original-Artikel. 


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Im ersten Versuch nahm ich während fünf Teigen täglich 4 g kristallisiertes 
Calciumsulfat. Das Ergebnis ist aus untenstehender Kurve ersichtlich. 



Fig. 2. 

Es hat die Hamazidität während den Versuchstagen und an den vier folgen¬ 
den Tagen beträchtlich zugenommen. Darauf folgt eine Abnahme, welche noch 
nach drei Wochen bestehen bleibt, wie in Figur 5 sichtbar ist. Letzterer Ver¬ 
such ist angestellt worden nach dem Versuch mit Calciumsulfat. 

Die Zunahme der Azidität wird verursacht durch eine Zunahme des Am¬ 
moniaks und der freien Säure, während die Phosphorsäure abgenommen hat. 
Die Abnahme in der Nachperiode wird hervorgerufen durch die Abnahme des 
Ammoniaks wie der Phosphorsäure. 

Fast dasselbe Resultat gibt der Versuch mit Calciumchlorid; ich nahm 
während fünf Tagen täglich 3 g wasserfreies Calciumchlorid. (Fig. 3.) 



Es hat hier die Azidität am zweiten Tage abgenommen, eine Folge des 
niedrigen Phosphatgehalts. Die Zunahme während des Versuchs ist geringer als 

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Original* Artikel. 


beim Sulfat, die nachfolgende Abnahme hingegen deutlicher. Der Ammoniak¬ 
gehalt ist sehr niedrig. 

In einem zweiten achttägigen Versuch nahm ich nur 1 g Calciumchlorid. 
Die Zunahme (außer am sechsten Tag aus anderer Ursache) ist der geringeren 
Calciumeinnahme entsprechend geringer, die Abnahme in der Nachperiode deut¬ 
lich zu Tage tretend. 



X X je i g CaCl t 


Fig. 4 - 

Weil Calciumlaktat ein organisches Salz ist, das ebenso wie Natriumzitrat eine 
alkalische Wirkung haben wird, wird die Zunahme der Azidität während des 
Versuches nicht zum Vorschein treten. Ich nahm während drei Tagen je 7,6 g 
Calciumlaktat. (Fig. 5.) 



Es enthält das Laktat ungefähr ebensoviel Calcium, wie in den vorigen Ver¬ 
suchen, so daß die Azidität um denselben Wert hätte zunehmen müssen, beim 
Sulfat 20 ccm, beim Chlorid 8 ccm. Die Abnahme ist ungefähr 12 ccm, so daß 


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Original-Artikel 


daraus rit schließen wäre, daß durch die organische Säure ohne Calcium die 
Azidität um 80 ccm sich erniedrigt haben würde. In dem in der IriShmuJ Abhand¬ 
lung tmtgeteiiten Versuch mit Nutrhimzitrat betrug die Mha&ß&kfyji deir einge- 
führten Menge, und müßte danach beim Cakasmlaktat 40 ccm beiragen haben.'• 
Die Abnahme besteht in der Nach periode, ist aber wegen der niedrigen 
Aziditai vör dem %‘ersuch nichl stark in die Augen springend. 

Es wird .de rHarn im Gegetisata mit Natriumaitrat: nicht alkalisch , und ent* 
freie Säure, so daß beim. K ucheu klar bleibt. 

Eibe ettgaj! andere Wirkung läßt sich vom Diese 

Verbindung kt xwßt ebenso wie das-Laktat eine 'alkalisch* aber--der, Einfluß auf 
die Blutalkajesizerig kann nur sekundär sein und wird tiür verursacht werden 
durch di* Sättigung der MagcnsaJzsüure:. Neben dieser alkalischen AVirkmig 
wird das gebildete Cakäumcblorid denselben. Einfluß ulten wie von vortihereist 
ak soJehe'S ektgc-ftilxrtej-:. feh nahm während fünf Tagen je 2,5 gNbchunkarbottsi- 


Der Versuch ist nicht unter sehr günstigen entständen angestellt,' weit die 
Azidität der Vorperiode unter Einfluß der Nahrung erhöht war. 

Noch einen Versuch möchte ich hier mitteiien. Als die Aziditätnach dem 
Versuch mit Gklciumebiöfid tjäch drei Wochen noch imttiCt sehr medi% blieb; 
versuchte, ich diestdfeb auf die Norm ~*ttfÖcksail.>rmgetJ durch Einnahme nin, 
Salmiak, ich nahm während drei Tagen je 6 g Aminommnchlorsi -rig. 7.» 

Die Eunahroe erfolgte selbstverständlich: hud betrifft' alle Komponenten. 
Auffallend kt die bleibende Zunahme.. Nach einer schnellen Abnahme vom. 
zweiten bis zum vierten Tag «ach den Versuchstagen bleibt die Azidität hoch, 
um nach einigen Tagen aufe neue ahzunehmen. Es bleibt aber die Azidität auf 
80 stehen, während dieselbe vorher noch nicht 70 war. 

Diese. Versuche lehren, daß. die Zeit, welch-; in der Regel angenommen 
wird, für Stoß'wechsdversuche zu kurz ist. Man begnügt skdi mit einer Periode 
von 8—4 Tagen vor und nach dem Versuch. In diesen Versuchen tritt die 
Nachwirkung einige Tage hach dem Versuch zu Tttgc- Deutlich ist ditpü, t« 





64 


Original-Artikel. 


Figur 3; hätte ich mich mit einem Nachversuch von fünf Tagen begnügt, 
dann wäre die Schlußfolgerung eine ganz andere gewesen. Dieselbe tritt auch 
in dem Versuch mit Salmiak stark in den Vordergrund. 



X X 5 NHjCl 
Fig- 7- 


In allen Versuchen mit Calciumsalzen ist das Ergebnis dasselbe, wenn man 
beim Laktat und dem Karbonat der alkalischen Wirkung Rechnung trägt. 
Während des Versuches steigt die Azidität an, um nach einigen Tagen unter die 
Norm herabzusinken. 

Ich habe vorausgesetzt, daß diese Erscheinung verursacht wird durch Resorption 
des Calciums, wodurch irgendwo im Organismus tertiäres Calciumphosphat aufge¬ 
speichert wird, ebenso wie beim tertiären Phosphat. Es kann durch das Cal¬ 
cium das Phosphat der Nahrung zu Calciumphosphat umgebildet werden. Meine 
Voraussetzung ist, daß dieses ebenso wie eingeführtes sekundäres Phosphat 
wirke und daß das überschüssige Calcium resorbiert werde. 

Man konnte sich vorstellen, daß umgekehrt relativ mehr Phosphat resorbiert 
wird, und daß das Calcium im Darmkanal bleibt Auch in diesem Fall würde 
der Einfluß auf die Azidität derselbe sein. Aus den Versuchen mit neutralen 
Kalksalzen geht aber hervor, daß die gegebene Erklärung die richtige ist. 

Nun wäre es allerdings möglich, daß im Blut nicht tertiäres Calciumphosphat, 
sondern Calciumkarbonat gebildet werde. Die Abnahme der Azidität wird in 
diesem Fall ebenso groß sein, wie sich leicht berechnen läßt. Damit steht aber 
im Widerspruch die Abnahme der Phosphorsäureausscheidung während des Ver¬ 
suches. Wird tertiäres Calciumphosphat gebildet, so verschwinden durch 3CaCl 2 
aus dem Blute 2Na 2 HP0 4 und 1 Na 2 C0 3 ; wird Karbonat gebildet, so verschwindet 
3 Na 2 C0 3 . Ob man nun annimmt, die Nieren scheiden das überschüssige 
Phosphat aus, oder, wie ich angegeben habe, die Phosphorsäureausscheidung sei 


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Original-Artikel. 


55 


ein Mittel, die Blutalkaleszenz wieder herzustellen, in beiden Fällen wird der Phos¬ 
phorsäuregehalt, wenn Karbonat gebildet wird, derselbe bleiben. Wenn aber 
Phosphat entsteht, so enthält das Blut zu wenig Phosphat, und es bleibt nur 
die Ammoniakausscheidung, um die Blutalkaleszenz aufrecht zu erhalten. 

Bei dem Versuch mit Calciumsulfat nimmt die Phosphatausscheidung ab 
und in demselben Maße nimmt der Ämmoniakgehalt zu. Die Ursache der er¬ 
höhten Hamazidität bei Einfuhr von Kalksalzen ist also zu suchen in der Bil¬ 
dung von tertiärem Calciumphosphat. Die Nahrung enthält nur sekundäre Phos¬ 
phate. Die Zunahme der Azidität wird von einer Abnahme gefolgt, wenn Cal¬ 
cium im Überschuß vorhanden ist. Wird tertiäres Calciumphosphat eingeführt, 
so ist der Einfluß derselbe, als ob neben sekundärem Phosphat noch ein Aequi- 
valent CaO eingeführt wäre. 

In dem Versuche mit Calciumsalzen habe ich immer eine Menge mit unge¬ 
fähr demselben Aequivalentwert genommen, und zwar ergeben 


4 g Calciumsulfat ein 

Aeq. 

von 56,34 

7,5 „ Calciumlaktat „ 

11 

„ 51,82 

3 „ Calciumchlorid „ 

11 

„ 54,05 

2,5 „ Calciumkarbonat „ 

11 

„ 50,00 


Ich möchte nun zuerst das Ergebnis der Versuche mit dem Sulfat und dem 
Chlorid untereinander vergleichen. 

Die Aziditätszunahme ist beim Sulfat größer und überdauert die Versuchs¬ 
periode. Beim Chlorid ist die nachherige Abnahme, welche in beiden Ver¬ 
suchen, ebenso wie im Versuch mit 1 g Calciumchlorid, 4—5 Tage nach dem Ver¬ 
such anfangt, deutlicher ausgeprägt. Im Versuch mit Calciumchlorid findet man 
sofort eine Abnahme der Phosphorsäure, welche darauf wieder zunimmt und 
jetzt auf derselben Höhe bleibt; beim Sulfat tritt diese Abnahme später auf. 
Die Zunahme des Ammoniakgehalts ist beim Sulfat größer als beim Chlorid. 

Dieser Unterschied scheint mir der besseren Löslichkeit des Chlorids zu¬ 
zuschreiben zu sein. Wenn das tertiäre Calciumphosphat im Darmkanal ge¬ 
bildet wird, so ist die Aziditätszunahme eine bleibende, würde hingegen, nach¬ 
dem das Calcium resorbiert worden ist, Chlorid gebildet, so wird die Zunahme 
kompensiert von einer Abnahme. Ich habe die mittlere Azidität der Vorperiode 
(3 Tage), der Versuchsperiode und der Nachperiode in zwei aufeinanderfolgenden 
Abschnitten von je 5 Tagen berechnet. Dieses ergibt folgende Zahlen: 


für das 

Sulfat 

Chlorid 

Vorperiode 3 Tage 

85,24 

79,29 

Versuch 5 „ 

105,06 

87,60 

5 erste Nachtage 

104,57 

82,76 

5 folgende „ 

Versuchs- und Nachperiode 

78,18 

70,18 

15 Tage 

95,94 

80,18 


Aus diesen Zahlen geht hervor, daß in beiden Versuchen Calcium resorbiert 
worden ist; beim Chlorid aber mehr als beim Sulfat. Beim Chlorid ist die mitt¬ 
lere Azidität des Versuchs und der Nachperiode dieselbe wie vor dem Versuch, 
während das Sulfat eine tiefere Azidität aufweist. Es ist daraus zu schließen, 
daß das Chlorid sehr bald resorbiert wird, während das Sulfat zurückbleibt und 
die Phosphate im Digestionstraktus in Calciumphosphat überführt. 


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56 


OrigiD&l-Artikel. 


Durch die Aufnahme des Calciumchlorids wird die Menge Phosphat, über 
welche der Organismus verfügt, um die Blutalkaleszenz aufrecht zu erhalten, 
verringert und es erfolgt am zweiten Tage eine Abnahme der Phosphorsäure¬ 
ausscheidung. Weil die Resorption des Phosphats nicht behindert wird, so 
nimmt die Ausscheidung, obwohl nicht bis zur früheren Höhe, bald wieder zu. 
Beim Sulfat aber bleibt die verfügbare Menge Phosphat imberührt und erst, 
nachdem durch die verringerte Resorption diese Menge abgenommen hat, nimmt 
der Phosphorsäuregehalt des Harns ab. 

Man sollte nun erwarten, daß nach der Einfuhr, wenn das gebildete Phos¬ 
phat nach und nach wieder im Kreislauf aufgenommen wird, die Phosphor¬ 
säureausscheidung zunehmen muß. Dieses braucht aber nicht der Fall zu sein. 
Während ein Molekül sekundäres Phosphat im Stande ist, ein Atom Alkali zur 
Verfügung zu stellen, um ein Molekül Ammoniumchlorid in Karbonat umzusetzen, 
kann ein Molekül tertiäres Phosphat zwei Atome Alkali dazu hergeben. Wenn 
demnach das tertiäre Phosphat in den Kreislauf Übertritt, wird der Phosphatgehalt 
des Harns derselbe bleiben, der Ammoniak hingegen wird abgenommen haben, 
wie in den Versuchen denn auch zutrifft. 

In dem Versuch mit 1 g Calciumchlorid ist der Einfluß des Calciums der¬ 
selbe, nur im Verhältnis zur geringeren Gabe weniger groß. 

Aus dem Versuch mit Calciumlaktat geht hervor, daß diese Verbindung 
resorbiert worden ist. Zwar hat man in diesem Fall auch mit dem Einfluß der 
Milchsäure zu rechnen, doch weist die sofortige Abnahme der Phosphorsäure¬ 
ausscheidung darauf hin, daß Resorption stattgefunden hat. Die nachherige 
Abnahme der Azidität ist nicht deutlich, doch hat man mit zwei Umständen zu 
rechnen. Es hat die Azidität unter Einfluß des Laktats schon während des 
Versuches abgenommen und zweitens war die Azidität vor dem Versuch unter 
Einfluß des Sulfats schon niedrig. Aus der sehr geringen Ammoniakausscheidung 
in der Nachperiode geht hervor, daß Calcium aufgespeichert worden ist. 

Der Versuch mit Calciumkarbonat ist nicht sehr gelungen. In der Vor¬ 
periode war die Azidität durch andere Umstände erhöht und am letzten Tage vor 
dem Versuch ist mir die Ammoniakbestimmung mißlungen. Besondere Umstände 
haben es mir unmöglich gemacht, den Versuch über eine längere Nachperiode 
fortzusetzen. Es hat die Azidität abgenommen, auch in der Nachperiode. Diese 
Verbindung wird wahrscheinlich nicht resorbiert. Im Magen wird aber Calciuih- 
chlorid entstehen; durch die Neutralisation der Magensäure wird die Hamazidität 
abnehmen. Es ist wahrscheinlich Calcium resorbiert, doch ist eine Wiederholung 
dieses Versuchs wünschenswert. 

Ich hatte nun in der Nachperiode in diesen Versuchen eine Zunahme des 
Kalkgehalts des Harns erwartet. Dieses ist aber nicht der Fall. Es ist im 
Gegenteil außer in dem Versuch mit Calciumsulfat der Kalkgehalt niedriger als 
vor dem Versuch. Ich hatte anfangs nicht geplant, diese Bestimmung zu 
machen, weil ich keine Zeit dazu hatte. Doch habe ich den Kalkgehalt nach 
der von mir angegebenen Methode (2) berechnet. Ich mache eine Aziditäts¬ 
bestimmung ohne jeden Zusatz und eine zweite, nachdem Kaliumoxalat hin¬ 
zugesetzt ist. Weil ein Aeq. Ca(H 2 P0 4 ) 2 zur Neutralisierung l 1 / 3 mal soviel 
Lauge erfordert als ein Aeq. NaH 2 P0 4 , läßt sich aus der Differenz dieser beiden 
Bestimmungen der Gehalt an CaO berechnen, wenn man diese mit 3X28 
multipliziert (Mol.-Gew. CaO = 56). Obwohl diese Zahl nicht immer stimmt 


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OjrfgröÄkÄrtitel 


mit dem gefundenen. Ge hall, &$ dasselbe, wenn man die Mitteizaübl aus mehreren 
Tag«'»-.berechnet,' mix' äti^ew^hen des Genauigkeit der Fall. So war der mittlere 
Gehalt m einigen Verbuchen iojgötder" 

gefunden berechnet 

Calciums ul fia {6 Tage/ ftvottf g CaO 0 r 55tf g CaO 

CalcmmJakTat *3 Tage) Qfi%X „ „ 0,545 

Salmiak / . (6 Tage) 0 f 50ö „ „ 0,527 M ,« 

Ich berechnete nun den mittleren Gehalt an den Versuchs tagen und an den 

Tagen vöf tmd meb dem V^rsach, Weil die Versuche aufeinander folgten, 
habe ich nicht immer eine gleiche Zahl von Tagen der Vor- und Nachperiode ge¬ 
nommen, aber immer eine gehörige Zahl, io folgender TabeUfe ist der Gehalt 
an CaO und PaOa in den verschiedensten Versuchen aufgenomraen: 





Pap 



P.O, 



\'«?rvrrs. V>/vucb 

• 

; Xathvers. 

Vtrrvrr*. 

Vmucb ; Süchvzts. 

CsJnüiosüHit 

i o,yb? 1 . 0 , 539 ' 

o. 3»3 

; 3 »<» r 


■ j- 4^40 

> , 

i töß}. ».545 - 

o y.i ‘••? 3 .i 

* 4 # 

*. 7 s* 


xm 

•- 3 Cdrjuxö^ih:rivt 

0 +*fe 

j 2,604 | 

2,416 


* t. 

i .A i 7 >f ]:•• 0,433 

0,172 

| . 2.6*0 • 

; 2 ; 42 : 

2,127 

■ *, 2&3 

t . Cwd d üaETtrföori d 

• 04X« 

’ Q/UG 

2 , 4 i 7 

2534. 


o.joS o,;j 7 

. C\ 4 ;* 


$V 3 > 

j 2 .. 3 S ' 5 






58 


Original-Artikel. 


Azidität 88,53 CaO 0,406 g 

101,92 „ 0.444 g 

,, 83,35 „ 0,349 g 

Als mittlere Zahlen aus der Nachperiode des Calciumchlorids fand ich: 

Azidität — 5 Tage 82,75 CaO 0,331 

4 „ 68,67 „ 0,211 

„ 5 „ 79,99 „ 0,306 

Obwohl dadurch das Verhältnis nicht aufgeklärt ist, scheint es mir doch, 
daß die Kalkausscheidung durch die Nieren nur abhängig ist von der Säure¬ 
menge, welche fortgeschafft werden muß. Nur an den Tagen, w*o größere 
Mengen Kalk eingeführt werden, steigt der Gehalt an. 1 ) Ob mm der retinierte 
Kalk den Körper wieder durch den Dannkanal verläßt oder im Körper bleibt, 
ist ohne die Faeces zu untersuchen, nicht auszumachen. Daß aber Calcium retiniert 
wird, scheint mir aus diesen Versuchen hervorzugehen. Diese Aufspeicherung 
von Calciumphosphat kann nützlich sein. Bei Einfuhr von Ammoniumchlorid 
nimmt die Kalkausfuhr zu. Wenn diese Einfuhr längere Zeit dauert, so wird 
den Körpern Calcium entzogen; ist das überschüssige Calcium anwesend, so 
braucht es nicht den Geweben entnommen zu werden. 

Beim Erwachsenen kann diese Kalkretention einen Einfluß auf den Gesamt¬ 
stoffwechsel ausüben und auch auf andere Weise die Körperfunktion beeinflussen, 
beim wachsenden Individuum ist es aber etwas ganz anderes. Da ist Kalk¬ 
retention eine Notwendigkeit, nicht zum Regulieren der Blutalkaleszenz, sondern 
zum Aufbau der Organe, vor allem des Knochensystems. 

Es hat mich immer befremdet, wie eine Rhachitis gerade bei Säuglingen 
auftritt, die mit einer kalkreichen Nahrung ernährt werden. Es gibt eine ganze 
Menge Theorien, welche die Entstehung dieser Krankheit erklären sollen. Ich 
nenne nur als supponierte Ursachen: Überschuß an Kalisalz (Bunge), das Fehlen 
von Lezithin (Baginski u. a.), von unbekannten Polysacchariden (C am er er), von 
lebenden kernhaltigen Zellen (Kerr), Infektion, Erblichkeit, Kohlensäureintoxi¬ 
kation (Wachsmuth) usw. Die Theorien, welche die Anwesenheit besonderer 
Körper in der Frauenmilch voraussetzen, sind gewiß unrichtig, weil sonst kein 
Säugling bei künstlicher Ernährung gesund bleiben könnte. Es kann eine gewisse 
erbliche Prädisposition zugegeben werden, aber eine hereditäre Krankheit ist 
die Rhachitis gewiß nicht. Die Infektionstheorien scheinen mir nicht sehr be¬ 
gründet. Es steht doch wohl ohne Zweifel fest, daß das Auftreten von Rhachitis 
in engem Zusammenhänge steht mit der Ernährung. Obwohl auch natürlich 
ernährte Kinder rhachitisch werden können, so ist es doch fast nur eine Krank¬ 
heit der künstlich ernährten Kinder, welche durch kohlensäurereiche Luft ge¬ 
fördert wird. 

Eine mangelhafte Kalkzufuhr ist die Ursache nicht, weil die Kuhmilch relativ 
mehr Calcium enthält als die Frauenmilch. Es ist aber nicht genug, daß Calcium 
anwesend ist, es muß in resorptionsfähiger Form anwesend sein. Meine obigen 

b Die Abnahme des Harnkalks nach Einfuhr von Kalk linde ich auch bei Soborow (Zen- 
tralbl. f. d. med. Wissenschaften 1872^, der bei einem Hund, dessen Gehalt an CaO 0,031 g betrug, 
bei Einfuhr von Calciumkarbonat 0,0983, und am achten Tag nach dem Versuch 0,0281 fand. 
Am vierten Tag nach Einspritzung von Calciumazetat fand er 0,0222 g. Lehmann (Berl. kl. 
Wochenschr. 1882) fand nach Kalkeinfuhr den Gehalt von 0,49 auf 0,39 und von 0,49 auf 0,41 g 
sinken. Die Verfasser lassen dieses unbesprochen. 


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Original-Artikel. 


59 


Versuche haben ergeben, daß, wenn die Nahrung Phosphate und Calcium ent¬ 
hält, die Kalkresorption um so besser ist, je weniger sie relativ an Phosphor¬ 
säure gebunden ist. 

Die Milch enthält Calcium, gebunden an Kasein, an Zitronensäure und an 
Phosphorsäure. Ob eine ausreichende Menge resorbiert wird, hängt lediglich 
davon ab, ob das Calcium der Hauptsache nach als Phosphat oder als Zitrat 
und Kaseinat anwesend ist. Es existiert ein Gleichgewichtszustand. Ich habe 
folgende Versuche angestellt: 

Die Azidität einer Mischung von Alkali- und Calciumphosphat nimmt zu durch 
Zusatz von Calciumchlorid und nimmt ab durch Zusatz von Kaliumoxalat. Im 
ersteren Falle wird das Phosphat zu Calciumphosphat, im letzteren Falle wird 
dem Phosphat das Calcium entzogen. Ich setzte zu einer Lösung von primärem 
Kaliumphosphat Natronzitrat und Calciumzitrat. Die Azidität erwies sich wie folgt: 

Ca(H 2 P0 4 ) 2 + Kaliumoxalat 13,0 ccm N/ 10 NaOH 

„ + Natriumzitrat 15,1 „ „ 

16,0 „ „ 

„ + Calciumzitrat 17,9 „ „ 

„ + Calciumchlorid 24,2 „ „ 

Durch Natriumzitrat hat die Azidität ab-, durch Calciumzitrat hat dieselbe 
zugenommen, aber weniger als durch Oxalat, resp. CaCl 2 . Durch Natronzitrat 
wird demnach dem Phosphat Calcium entzogen, während umgekehrt Calcium¬ 
zitrat an das Phosphat Calcium abgibt. Ob ich 100 oder 300 mg Natriumzitrat 
zusetzte, machte keinen Unterschied. 

Versuche mit Milch gaben dasselbe Resultat in ccm N/ 10 NaOH 
10 ccm Milch + Calciumoxalat 0,65 

10 „ „ -f- Natriumzitrat 1,20 

10 „ „ 1,60 

10 „ „ + Calciumzitrat 1,80 

10 „ „ + Calciumchlorid 2,35 

Man kann also annehmen, daß in der Milch ein Gleichgewichtszustand 
existiert, wie er zu einer richtigen Ausnutzung tauglich ist. Es bleibt dieser Zu¬ 
stand aber nicht derselbe. Wenn man Kalk in Zitronensäure löst, so bekommt 
man eine neutrale klare Lösung. Sehr bald aber fallt das Calciumzitrat als 
unlösliche Verbindung aus und nach einiger Zeit liegt das Zitrat in der Form 
einer harten Kruste am Boden. Durch Erhitzen wird der Prozeß beschleunigt, 
so daß beim Kochen fast alles Zitrat in eine unlösliche Form übergeht. 

Dasselbe ist der Fall, wenn eine Lösung von primärem Calciumphosphat 
mit Natriumzitrat versetzt wird. Die Lösung bleibt in den ersten Stunden klar; 
nach 24 Stunden hat sich Calciumzitrat abgelagert. Dieses Verhalten des 
Calciumzitrats scheint mir die Ursache der schlechten Calciumassimilation bei 
Kuhmilchernährung, obwohl der Gehalt an Calcium höher ist als in der Frauen¬ 
milch, zu sein. 

Wiederholt ist konstatiert worden, daß die Azidität der Milch abnimmt 
beim Stehen und beim Kochen (u. a. Kirsten) (5). Es wird dasselbe dem 
Verlust an Kohlensäure zugeschrieben. Es kann dadurch die Azidität abnehmen, 
aber es ist nicht die alleinige Ursache. Dieudonne (6) gibt einen Verlust an 
Zitrat von 20—32 °/ 0 an nach fünf Minuten langem Kochen. Burow (7) fand 
frische Kaninchenmilch anfangs amphoter, später alkalisch. 

5* 


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Original-Artikel. 


Ich habe die Abnahme der Azidität nach dem Kochen bestätigt gefunden 
und habe weitere Versuche angestellt. Wie oben angegeben, nimmt die Azidität 
ab durch Zusatz von Natriumzitrat. Wird die Milch mit dem Zitrat gekocht, 
so ist die Abnahme geringer, als wenn das Zitrat nach dem Kochen zur abge¬ 
kühlten Milch hinzugesetzt wird. Die Erklärung dieser Erscheinung ist nicht 
leicht, es ist aber schwer zu sagen, welche Umsetzungen beim Erhitzen statt¬ 
finden. Das Phosphat dissoziiert, es kann vom Phosphat in der Hitze dem 
Kasein Calcium entzogen werden. 

Ich füllte nun je 10 ccm Milch, nachdem ich die Azidität festgestellt hatte, 
in Reagenzröhren ein, ebenso nach Zusatz von 50 mg Natriumzitrat und erhitzte 
während fünf Minuten im Wasserbad. Nachdem die Proben im kalten Wasser 
abgekühlt waren, setzte ich zu einem Teil der Proben 50 mg Natriumzitrat. 
Ich hatte also drei verschiedene Proben. 

1. einfach gekochte Milch, 

2. nach Zitratzusatz gekochte Milch, 

3. mit Zitrat versetzte gekochte Milch. 

Ich bestimmte von jeder Probe die Azidität sofort und wiederholte diese 
nach 24 und 48 Stunden. 

Die Azidität der Milch betrug für 10 ccm 1,55 ccm N/ 10 NaOH, nach Zu¬ 
satz von 60 mg Natriumzitrat 1,3 ccm. Durch Kochen nimmt die Azidität ab 
zu 1,45 ccm, durch Kochen mit Natriumzitrat zu 1,35. 

Es war nun die Azidität: 



Sofort 

Nach 

24 Stunden 

Nach 

48 Stunden 

Gekochte Milch. 

t45 

1,3 i 

1,3 

Mit Zitrat gek. Milch . . . 

i-35 

M 

M 

Gek. Milch, nachträglich Zitrat¬ 
zusatz . 


bi5 1 

M 5 


In den Proben, wo die Milch mit dem Zitrat gekocht war, war die unten¬ 
stehende Milch gelblich durchscheinend; wo das Zitrat nach dem Kochen zu¬ 
gesetzt war, hatte man drei Schichten, eine obere Rahmschicht, eine mittlere, 
fast durchscheinende Serumschicht und einen Niederschlag. 

Die Azidität hat in allen drei Proben nach 24 Stunden abgenommen in den 
Versuchen, wo Zitrat zugesetzt worden war, am meisten aber auch in der ohne 
Zusatz gekochten Milch. 

Es scheint mir zweifelhaft, daß die Abnahme beim Kochen von dem Kohlen¬ 
säureverlust verursacht wird, die nachherige Abnahme ist aber gewiß nicht 
dieser zuzuschreiben, sondern kann nur erklärt werden durch Kalkverlust 

Während die frische Kuhmilch das Calcium in assimilationsfähiger Form 
enthält, wird durch das Aufbewahren und das Kochen unlösliches Calciumzitrat 
gebildet, bis sich aufs neue ein Gleichgewichtszustand ausgebildet hat Aus der 
vorstehenden Tabelle lassen sich folgende Berechnungen anstellen. Die Milch 
enthält eine Verbindung von Kasein mit zwei Atomen Alkali oder Calcium, zur 
Neutralisation für Phenolphthalein ist dazu ein Atom Alkali erforderlich. Außer¬ 
dem enthält die Milch sekundäres Calcium- und Alkaliphosphat Erstere Verbin¬ 
dung erfordert zur Neutralisation für 3 Aeq. P 2 O ß 2 Aeq. NaOH. Nach Zusatz 
von Oxalat bleibt die Azidität des Kaseins des Alkaliphosphats dieselbe, während 


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Original-Artikel. 


61 


die Azidität des Calciumphosphats verschwunden ist. Nach Zusatz von CaCl* 
bleibt die Azidität des Kaseins dieselbe, während für die Phosphate auf 1 Aeq. 
P0 4 1 Aeq. Alkali erforderlich sind. 

Die Azidität nach Zusatz von Oxalat betrug für 10 ccm 0,66, was einen 
Gehalt von ca. 3 °/ 0 Kasein ergibt Die Azidität nach Zusatz von Calciumchlorid 
beträgt 2,35 ccm. Der Gehalt an anorganischer Phosphorsäure ist also 2,36 — 
0,65 = 1,70X7,1 = 12,07 mg in 10 ccm Milch oder 1,207 g im Liter. Aus der 
Azidität ohne Zusatz = 1,6 ccm N/ 10 NaOH geht hervor, daß dabei 0,96x8,4 = 
7,98 mg oder 0,798 CaO im Liter an Phosphorsäure gebunden an dieser Um¬ 
setzung teilgenommen hat. Zum Teil kann dieselbe als CaHP0 4 anwesend 
gewesen sein, z. T. auch als Zitrat. Die Phosphorsäure ist im Stande, 0,952 g 
CaO in Anspruch zu nehmen. Weil der Kalkgehalt der Milch höher ist, so ist 
ein Teil an Kasein und Zitrat gebunden gewesen. 

Aus den zuletzt mitgeteilten Versuchen mit gekochter Milch geht hervor, 
daß nach 24 Stunden die Azidität 0,15 oder 0,26 ccm N/ 10 NaOH abgenommen 
hat. Wenn die sofortige Abnahme durch Verlust an Kohlensäure verursacht 
ist, so hat die Milch nachher doch noch 0,15 ccm N/ 10 NaOH verloren, was 
einen Verlust von 0,15X8,4 = 1,26 mg oder 0,126 g CaO im Liter bedeutet 
(oder 2,5 X 8,4 = 0,210 g). 

Es ist mir nicht gelungen, ganz frische Milch zu bekommen. Vielleicht 
würde es sich ergeben, daß der Anteil an gelöstem Kalk noch größer ist. Um 
zu eruieren, ob die etwaige Abnahme der Azidität der Kohlensäure zuzuschreiben 
ist, kann man unter Oxalatzusatz titrieren. Ist die Kohlensäure die Ursache, so 
wird auch dann die Azidität niedriger ausfallen. 

Durch den Verlust an Calcium durch das Kochen und das Auf bewahren 
nimmt der relative Calciumphosphatgehalt dem Zitrat gegenüber zu. 

Nim wird zwar auch das an Kasein gebundene Calcium in Freiheit versetzt; 
es ist dieses im Magen aber erst der Fall, wenn soviel Säure anwesend ist, daß 
alles Phosphat zu primärem geworden ist. Durch die größere Säuremenge, welche 
dazu erforderlich ist, wird dieses Calcium von den Fettsäuren in Anspruch ge¬ 
nommen, bevor eine ausreichende Menge Salzsäure ausgeschieden worden ist. 
Daraus und aus der Abnahme des Calciumzitrats bei der Behandlung der Milch 
resultiert eine fehlerhafte Kalkassimilation. Die chronische Azidose, welche die 
Folge ist, führt zu einer bei diesen Kindern jedenfalls zu großen Ausfuhr des Kalks. 

Obwohl auch bei Buttermilchemährung ab und zu Rhachitis auftritt, so liegen 
hier die Verhältnisse günstiger, nicht nur weil kein Fett anwesend ist um das 
Calcium zu binden, sondern weil Milchsäure da ist, welche dem Kasein das 
Calcium entnommen hat. In einer milchsäurehaltigen Lösung von Calciumzitrat 
bleibt letzteres gelöst. Es ist diese Verbindung aber weniger leicht löslich in 
Milchsäure, wenn sie niedergeschlagen ist. Es ist möglich, daß dennoch auch 
Buttermilch beim längeren Aufbewahren einen Verlust an Calcium aufweist. 
Doch scheint es mir zur Verhütung der Rhachitis notwendig zu sein, zur Her¬ 
stellung der Buttermilch nur frische Milch zu verwenden. Tatsächlich sind die 
Erfolge bei der Buttermilchernährung bei Säuglingen am besten mit der nach 
der alten Baüemmethode bereiteten Buttermilch, während die Methode mit der 
Buttermilch aus den Fabriken, wo der Rahm vorher pasteurisiert wird, vielfach 
versagt Es wird hier zu Lande nach meiner Vorschrift konservierte Buttermilch 
nach der alten Methode bereitet, und ich habe mehrfach mit dieser Buttermilch 


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62 


Original-Artikel. 


Säuglinge sich erholen sehen, welche die fabrikmäßig bereitete Buttermilch 
nicht ertragen konnten. 

Wo ich früher (8) die Ursache derRhachitisnur meiner chronischen Azidose 
suchen zu müssen glaubte, da habe ich seit Jahren als Medikation Natriumzitrat 
verordnet und, wie mir es schien, mehrmals mit ausgezeichnetem Erfolg. Es 
ist die Rhachitis eine chronische Krankheit, welche spontan abheilt und wobei 
man nie sagen kann, ob sie nicht vielleicht schon zur Genesung neigte, so 
daß es vor allem in der gewöhnlichen Praxis immer schwer zu sagen ist, in 
wieweit die eingestellte Behandlung zu der Heilung beigetragen hat. Ich 
habe aber in mehreren Fällen, wo die Kinder längere Zeit krank waren, alle 
Umstände unverändert gelassen und nur Natriumzitrat verschrieben. Wenn dann 
nach wenigen Tagen Zahndurchbruch erfolgt, die katarrhalen Erscheinungen ver¬ 
schwinden und die Krankheit sich zum Bessern neigt, dann scheint es mir doch 
wahrscheinlich, daß das Zitrat diese Besserung verursacht hat. Und solche Fälle, 
wo ich selbstverständlich mich nachher nicht mit dem Verschreiben einer Portion 
begnügte, habe ich mehrere gesehen. Kaliumzitrat versagt. 

Neben einer alkalischen Wirkung ist der günstige Einfluß wohl der besseren 
Kalkresorption zuzuschreiben. Ebenso, wenn es der Milch zugesetzt wird, wird 
das Zitrat auch im Digestionstraktus Calcium an sich ziehen und dadurch die 
Verteilung des Kalks günstig gestalten. 

In scheinbarem Widerspruch damit steht, daß mehrfach nach Zusatz von 
Natronzitrat zu der Milch Rhachitis aufgetreten zu sein scheint. In diesem Falle 
bildet sich aber, vor allem wenn das Zitrat vor dem Sterilisieren zugesetzt wird, 
wie auch aus meinen Versuchen hervorgeht, nach und nach unlösliches Calcium¬ 
zitrat, was gerade einen Verlust von Calcium bedeutet. 

Doch scheint es mir jetzt noch besser, anstatt Natronzitrat ein lösliches 
Kalksalz zu verschreiben und zwar am besten das Laktat. Die Rhachitis ist 
die Folge, wozu eine chronische verringerte Kalkassimilation führt. 
Dieselbe ist aber nicht nur für das Knochensystem, sondern für alle Gewebe 
verhängnisvoll. 

Es ist möglich, daß die Abnahme der Hamazidität nach Kalkgenuß nicht 
nur einer alkalischen Wirkung des Calciumphosphats zuzuschreiben ist, sondern 
daß die Säurebildung, d. h. der Eiweißumsatz unter Einfluß des Kalks geringer 
geworden ist. Mein Körpergewicht, das seit Jahren ungefähr dasselbe war, hat 
während meiner Versuche mit Calciumverbindungen in 12 Wochen um 1,26 kg 
zugenommen, während den drei Wochen, in welche der Versuch mit Calcium¬ 
karbonat fällt, nochmals 1,26 kg. 

Diese letztere Wahrnehmung, der ich keinen großen Wert beilegen will, 
hat mir aber doch dazu den Anstoß gegeben, Calcium in therapeutischer Hin¬ 
sicht zu versuchen und zwar bei einem Säugling, bei dem ich die bestehende 
Atrophie, welcher ich auf keine Weise Herr werden konnte, einem schlechten 
Mineralstoffwechsel zuschreiben zu müssen glaubte. Der Erfolg war voll¬ 
kommen. 

Das Kind, geboren am 10. Mai, gedieh anfangs gut, was aber sehr bald 
aufhörte. Ich sah das Kind am 23. Juni. Das Gewicht habe ich dann nicht 
bestimmt, dasselbe betrug nach wiederholten Versuchen den Zustand zu bessern, 
am 26. Aug. 4,25 kg, am 2. Sept. 4,00 kg. Am 24. Sept. fand ich das Kind in 
sehr elendem Zustand, es waren Konvulsionen aufgetreten und es schien mir 


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die Sache hoffnungslos. Ich verordnete nochmals Buttermilch und gab 2 g, 
später 1' g Calciumlaktat pro Tag hinzu. Es besserte sich der Zustand sofort 
und die lang gehoffte Wachstumszunahme trat ein. Bis 19. Okt. habe ich die 
Medikation fortgesetzt, und seitdem ist das Kind gesund geblieben. Aus bei¬ 
liegender Kurve ist das Gewicht ersichtlich (Fig. 8). Zahndurchbruch folgte 
am 19. Nov. 



Leider ist die Kurve nicht genau. Ich habe das Gewicht bestimmt am l6. Sept. zu 4 kg und 
am 27. Sept. zu 4,5 kg. Aus der Kurve scheint hervorzugehen, daß die Gewichtszunahme am 
21. Sept schon angefangen hatte. Dieses war nicht der Fall. 

Daß der Kalk bei dem Aulbau der Gewebe eine große Rolle spielt, geht aus 
den Untersuchungen Röses (9) hervor, der den Einfluß des Gehalts des Trink¬ 
wassers an Calcium auf die Zahnbildung studierte und in Gegenden mit hartem 
Wasser weniger schlechte Gebisse fand, als in Gegenden mit kalkarmem Wasser. 
Es scheint das Email in letzterem Falle weniger widerstandsfähig zu sein, als 
wenn das Wasser eine große Menge Calciumsulfat enthält. 

Ich möchte auf einen Versuch hinweisen, den ich in einer holländischen 
Zeitschrift früher schon mitgeteilt habe. Nachdem ich mich überzeugt hatte, 
daß Calciumphosphat von Ammoniaksalz gelöst wird, legte ich einen Zahn in 
eine Lösung von Salmiak oder Ammoniaksulfat. Nach einigen Stunden enthält 
die Flüssigkeit Phosphorsäure, nach 24 Stunden entsteht durch Erhitzen mit 
NaOH ein Niederschlag. Wird zugleich Kohlensäure durchgeleitet, so ist schon 
nach 5 Minuten mit molybdänsaurem Ammoniak Phosphorsäure zu erkennen, 
nach einer Viertelstunde sehr deutlich. Der Zahn hatte in 11 Tagen 60 mg an 
Gewicht eingebüßt, ein anderer Zahn in 6 Tagen 40 mg, später noch 50 mg. 
Das Email war sehr weich geworden und ließ sich wie Kreide leicht zerreiben. 

Es enthält, wenn zu wenig Alkali resorbiert wird, das Blut zu viel Ammo¬ 
niakverbindungen. Dasselbe ist der Fall bei Kalkarmut Durch Kalkzufuhr 
nimmt der Ammoniakgehalt ab. Da möchte ich nicht nur die mangelhafte 
Bildung des Emails, sondern auch die leichte Zerstörung einem Kalkmangel zu¬ 
schreiben und die Ursache der Zahnkaries nicht in Gärungen im Munde, sondern 
in einer endogenen Säurewirkung suchen. Die Millersehe Theorie, nach 
welcher die Zahnkaries verursacht werden soll durch Milchsäurebildung im 
Munde, was zu einer Lösung des Emails und nachträglichen Eindringen von 
Bakterien führen soll, scheint mir noch immer nicht bewiesen. Es ist befrem¬ 
dend, daß durch die gebildete Milchsäure das Zahnemail gelöst werden sollte, 


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Original-Artikel. 


während gleichzeitig Zahnstein gebildet wird. Dieser besteht aus Calciumkar¬ 
bonat, das leichter löslich ist in Milchsäure als das Email und es bildet sich 
gerade am meisten an kranken Zähnen und fördert die Zerstörung der Zähne. 
Da würde man doch eher eine schützende Wirkung des Zahnsteins erwarten. 
Es scheint mir besonders nach den Untersuchungen Röses wahrscheinlich, daß 
das Email nicht von außen nach innen, sondern vom Dentin aus angegriffen 
wird und die Bakterieninvasion eine sekundäre Erscheinung ist. Ich selbst be¬ 
sitze einen Zahn, der seit mehr als zwanzig Jahren einen Bruch im Email be¬ 
sitzt und nicht kariös geworden ist, während ein Weisheitszahn schon kariös 
war, bevor er noch ganz durchgebrochen war. Es kommt allerdings u. a. bei 
Zuckerbäckern eine Zahnkaries vor, welche anscheinend der Milchsäuregärung 
zugeschrieben werden muß, es unterscheidet sich aber diese Krankheit auf¬ 
fallend von der gewöhnlichen Karies. 

Bei Leuten, welche gewohnt sind Tabak zu kauen, findet man Zähne, 
welche ganz glatt geschliffen sind und auf der Krone kein Email mehr be¬ 
sitzen. Diese Zähne werden kariös, aber immer an der Grenze zwischen Krone 
und Wurzel, so daß es vorkommt, daß der Zahn fast quer durchgeffessen ist, 
während das bloßliegende Dentin auf der oberen Fläche ganz gesund erscheint. 

Auch scheint mir die Anwesenheit von Ammoniak in der Ausatmungsluft, 
wenn kariöse Zähne da sind, nicht gerade dafür zu sprechen, daß im Munde 
Milchsäurebildung stattfindet. 

Als man glaubte, der Zahn sei ein Organ ohne Stoffwechsel, da war es 
selbstverständlich, daß das Dentin nur vom Email oder von der Pulpa aus ge¬ 
löst werden konnte und da schon die Erklärung Millers, daß Defekte im Email 
erforderlich sind, um die Invasion von Bakterien zu erklären, die Sache voll¬ 
ständig löste. Das Dentin ist aber ein lebendiges Gewebe und da scheint es 
mir annehmbarer, daß die Krankheit ihren Anfang nimmt von der Pulpa als von 
der Mundhöhle aus, wie auch die Wurzeln von kariösen Zähnen resorbiert 
werden. Es ist leicht zu verstehen, wie infolge Kalkmangels schlecht gebildete 
Zähne eher der Zerstörung anheimfallen werden als kräftig gebaute Zähne. 
Ist einmal der Zahn krank, dann werden von außen eingedrungene Bakterien 
das Werk vollenden. Auf gesunde Zähne üben dieselben keinen Einfluß, auch 
wenn das Email Örtlich verschwunden ist. 

Mangelhafte Kalkresorption führt zu einer chronischen Azidose, welche am 
deutlichsten Einfluß üben wird auf die Knochengebilde. Dieses kann Vorkommen, 
obwohl die Nahrung eine ausreichende Menge Calcium enthält. 

Damit ist nicht gesagt, daß jeder Zustand von Azidose auf einer mangel¬ 
haften Kalkresorption beruht, und so werden die genannten Abweichungen, 
Rhachitis, schlechte Zahnbildung, Zahnkaries, und ich möchte noch hinzusetzen 
Osteomalacie, Vorkommen können, auch wenn die Calciumresorption eine aus¬ 
reichende ist. 

Wie auch eine etwaige Azidose zu Stande kommt, in letzterer Instanz ist 
das Salmiak der Körper, welchem der schädliche Einfluß zuzuschreiben ist. 
Wenn durch irgendwelche Ursache auch das Blut freies Alkali verloren hat, 
wird Chlorammonium gebildet, welches, wenn der Zustand nicht sehr kurz 
dauert, eine Säurewirkung üben wird, welche sich u. a. in einer größeren Kalk¬ 
ausscheidung äußert. Für den Organismus steht diese mit einer verringerten 
Resorption gleich. 


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In Zuständen von chronischer Azidose, z. B. bei dem Diabetes, wird Natrium¬ 
bikarbonat verordnet. Es scheinen mir organische Calciumverbindungen einen 
besseren Erfolg zu versprechen. Beim Koma ist es in der Regel nicht möglich, 
den Zustand durch Alkalieinfuhr zu heben, während die Wirkung auf die Blut- 
alkaleszenz sehr kurz dauert. Calciumverbindungen bilden einen Kalkdepot, wo¬ 
durch vielleicht der akuten Exazerbation vorgebeugt werden kann. 

Die gegenwärtige Therapie beim Morbus Brightii strebt darauf hin, die 
Nieren zu entlasten und den Gehalt des Harns an anorganischen Verbindungen 
zu verringern. Da kann vielleicht die organische Calciumverbindung nützlich 
sein, wodurch der Gehalt an Phosphorsäure und Ammoniak abnimmt. Ob dieses 
auch bei Nierenkrankheiten zutrifft, kann nur die klinische Erfahrung lehren. 

Man findet in den Kurven einige Male plötzliche Erhebungen und zwar in 
Fig. 4 am ersten und am sechsten Versuchstag, in Fig. 5 am zweiten Tag, 
Fig. 6 am fünften und zwölften Tag, Fig. 7 am Tage vor dem Versuch. Diese 
Erhebungen sind Folge der Nahrung. An diesen Tagen bestand die Mittags¬ 
mahlzeit anstatt wie gewöhnlich aus Fleisch, Kartoffeln, Gemüse und Mehlspeise, 
der Hauptsache nach entweder aus Pfannkuchen (Pf.) oder aus Fisch (F.). (Siehe 
auch die Belegtabellen.) In beiden Fällen fehlt das Gemüse und ist die Menge 
Kartoffeln stark reduziert. Die Zunahme an diesen Tagen ist die Folge einer 
geringeren Alkalieinfuhr den anderen Tagen gegenüber. Um den Einfluß der 
Nahrung genauer zu studieren, ist eine mehr gleichmäßige Ernährung notwendig. 
Der Einfluß der Kartoffeln auf die Azidität ist auch deutlich in zwei Versuchen 
(IV und V) Folins (10), wo an einem Tag anstatt reiner Stärke Kartoffeln ge¬ 
nossen wurden. Die Azidität und der Ammoniakgehalt haben abgenommen, die 
Menge organischer Säuren aber nicht. 

Zum Schluß möchte ich noch kurz die Resultate nach meiner Methode mit 
den direkten Zahlen, wie sie aus den Tabellen Folins hervorgehen, vergleichen. 
Fol in bestimmt u. a. den Gehalt an anorganischer Schwefelsäure, Ätherschwefel¬ 
säure, organischem Schwefel, organischer Säure, Ammoniak und Azidität. Nun 
ist zwar letztere etwas größer als die nach meiner Methode bestimmte, aber 
wenn man die des Ammoniaks hinzuzählt, so bekommt man doch ungefähr die 
Gasamtazidität. Andererseits läßt sich aus dem Gehalt an Schwefelsäure und 
organischer Säure die Menge Säure berechnen, welche mit dem Harn den 
Körper verläßt. Es ist diese Zahl zu niedrig, weil ein Teil der Phosphorsäure 
im Körper gebildet worden ist und hinzugezählt werden muß. Dieser Teil ist 
aber unbekannt. Die Säuren sind entweder im freien Zustand, oder an Alkali 
oder Ammoniak gebunden im Harne anwesend. Andererseits gibt die Gesamt¬ 
azidität die Menge Alkali an, welche erforderlich gewesen ist, die im Blute 
aufgenommene Säure zu neutralisieren inkl. der freien Säure. Beide Bestim¬ 
mungen sollten denselben Wert ergeben. Eis können aber Säuren oder Alkalien 
mit den Faeces entfernt worden sein, welche also nicht bei der direkten Be¬ 
stimmung der Säure im Ham gefunden werden, während die Gesamtazidität 
diese Menge angibt mit Einschluß der Prozesse im Digestionstraktus. Wenn 
die Säurebildung oder Säureeinfuhr zunimmt, so kann es Vorkommen, daß die 
ausgeführte Säuremenge mehr zunimmt al§ die Azidität, weil die Säure gesättigt 
worden ist von Alkalien aus anderen Geweben. Das Blut ist nicht im Stande 
das Gleichgewicht sofort wieder herzustellen, erst nach und nach wird die 
Azidität zunehmen und wenn nicht die Säurebildung größer ist als die Nieren 


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auszugleichen im Stande sind, so wird später die Azidität die Säureausfuhr 
übertreffen. 

Aus denVersuchen Folins geht hervor, daß dieses in der Tat zutrifft. In 
Tabelle I ist an den drei ersten Tagen die Gesamtazidität 166,3 ccm N NaOH, 
derSäurewert der ausgeschiedenen Säure 169,5 ccm. Als darauf eine proteinreiche 
Diät folgte, stieg die Säureausfuhr viel mehr als die Azidität. 

Die anderen Versuche fangen an mit einer proteinreichen Diät während 
3—4 Tagen, gefolgt von einer proteinarmen Nahrung. Während in der ersten 
Periode am ersten Tag in allen Versuchen die Säureausfuhr die Azidität über¬ 
trifft, nimmt diese Differenz an den nächstfolgenden Tagen ab und in einigen 
Versuchen (II und IX) kehrt sich das Verhältnis um. 

Während der zweiten Periode ist die Azidität höher als die Säureausfuhr, 
außer in Versuch VIII. In einigen Versuchen (IV, IX und X) ist der Überschuß 
der Säure in der ersten Periode ebenso groß wie jene der Azidität in der zweiten, 
so daß die Summe beider Bestimmungen im ganzen Versuch dieselbe Zahl ergibt. 
So finde ich z. B. in Versuch IV (3 Perioden) 

Azidität = 412,2 -f 366,9 + 158,5 = 937,6 ccm 
Säure = 393,4 + 341,6+198,4 = 933,4 „ 

in Versuch IX (2 Perioden) 

Azidität 601,8 + 420,7 = 1022,5 ccm 
Säure 649,0 + 372,2 == 1021,2 „ 

Absoluter Wert ist diesen Zahlen aus den angegebenen Gründen nicht bei¬ 
zulegen. Doch geht wohl soviel daraus hervor, daß es möglich ist, wenn man 
sich nicht damit begnügt, den Ham eines einzigen Tages zu untersuchen, mit 
Hilfe der von mir angegebenen Methode die Säurebildung im Organismus fest¬ 
zustellen. Wo keine abnorme Säurebildung stattfindet, wird die Azidität den 
Eiweißumsatz angeben. Die Azidität, aus den Tabellen Folins berechnet, geht 
parallel mit der anorganischen Schwefelsäure. Nur wenn eine an Alkalien reiche 
Nahrung genommen wird (Versuch IV und V), ist dieses nicht der Fall. 

Nach meiner Methode wird nicht die am selben Tage gebildete Säuremenge 
angezeigt. Es ist daher notwendig, die Untersuchung über mehrere Tage aus¬ 
zudehnen. In Fällen einer chronischen Azidose wird die Azidität zu hoch ge¬ 
funden werden, weil die Hilfemittel des Organismus, die Säure zu neutralisieren, 
erschöpft sind und die Regulierung nur den Nieren zu teil geworden ist, während 
bei kurz dauernden Zuständen oder Säureeinfuhr die Säure neutralisiert werden 
kann, ohne daß der Ham sofort die Säuremenge anzeigt. An den folgenden 
Tagen aber findet der Ausgleich statt. Daß in jedem Fall auf die Zusammen¬ 
setzung der Nahrung Rücksicht genommen werden muß, ist selbstverständlich. 
Meine Versuche sind angestellt mit einer ziemlich gleichmäßigen Nahrung, so daß 
anzunehmen ist, daß, außer an einigen Tagen, wo die Nahrung eine andere war, 
die Säurebildung an allen Tagen ungefähr dieselbe war. 

Literatur. 

i) Dieses Zentralbl. 1908, Nr. 15 u. 16. — 2) Zcntralbl. f. d. med. Wissensch. 1902. — 3) Ztschr. 
f. physiol. Chemie 4. — 4) Virckows Archiv 58. — 5) Ztschr. f. Unters, d. Nahrungsmittel 97. — 
6 ) D. med. Woch. 1904. — 7) Burow, Dissertation. — 8) Über die Ernährung und Aufziehung 
des gesunden und kranken Säuglings. — 9) D. Monatsschr. f. Zahnheilkundc 1908. 10) Amer. 

Journ. of Physiol. 1908, S. 66ff. 


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67 


Belegtabelle. 


Datum 

Ham¬ 

menge 

S. G. 
1000 -f- 

Azidität 
mit CaCl, 

Phosphor¬ 

säure 

Ammoniak 

Gesamt¬ 

azidität 

Bemerkungen 

13. Juli 

760 

30 

91,20 

2,680 

0,785 

98,26 


14. „ 

1400 

20 

93» i° 

2,975 

0,869 

102,30 


15* „ 

1200 

27 

64,20 

2,790 

0,286 

41.71 

13 Natriumzitrat 

16. „ 

1280 

25 

55.68 

2,368 

0,163 

31.93 

,» 

17. n 

1320 

25 

57-08 

2,706 

0,1.57 

28,21 

V 

18. „ 

1240 

2$ 

55.19 

2,728 

0,158 

26,07 

„ 

*9- » 

1600 

24 

72,80 

3,160 

0,163 

37,90 

„ 

20. „ 

1600 

23 

8i,6o 

3,000 

0,354 

60,15 


21. „ 

2500 

18 

97,5° 

3,188 

o,574 

86,35 


22. „ 

1620 

18 

96,39 

3,078 

0,606 

88,68 


*3 „ 

1000 

26 

92,50 

3,075 

0,536 

80,69 


24. „ 

1000 

28 

98,50 

2,900 

o,73i 

100,65 

3 CaSÜ4 

25* „ 

1000 

27 

94,5° 

3,825 

0,825 

103,21 

»» 

26. „ 

840 

30 

95»34 

2,898 

0,843 

104,08 

», 

27- » 

800 

31 

88,80 

2,600 

2,562 

0.911 

106,18 


28. „ 

1220 

26 

89,67 

o,979 

111,19 

»» 

29- » 

1060 

27 

100,17 

3.021 

o,975 

116,86 


30- » 

900 

31 

92,25 

2,8l2 

0,800 

100,83 


3i* » 

1200 

26 

90,60 

85,14 

2,976 

0,949 

104 48 


1. Aug. 

1720 

2 5 

3,752 

1.097 

110,88 


2. „ 

2000 

16 

83,00 

2,640 

0,748 

89,82 


3 „ 

1100 

22 

74,80 

2,310 

0,626 

79,ii 


4. „ 

800 

28 

70,80 

2,240 

0,544 

7i,25 


5* rt 

1180 

*5 

84,96 

2,926 

0,562 

76,78 


6 . „ 

1000 

24 

83.50 

2,780 

o,553 

76,85 


7- „ 

1330 

20 

97,76 

3.272 

o,599 

86,93 


8. „ 

9- ,, 

IO. 

1130 

22 

88,71 

2,757 

0,644 

87,73 


IW * n 

11. „ 

12. „ 

1400 

24 

90,30 

3,108 

o,7i4 

88.53 


13- » 

1800 

17 

97,20 

2,988 

0,796 

101,92 

Pf. 

14. » 

1310 

19 

76,64 

2,266 

0,657 

83,35 


15 » 

1600 

15 

85,60 

2,720 

0,619 

83,69 


16. „ 

1020 

23 

81,09 

2,032 

0,546 

76,91 


17. « 

1440 

22 

88,66 

2,995 

o,539 

78,15 


18. „ 

1310 

*5 

86,46 

2,830 

0,546 

78,71 


19. „ 

1580 

22 

8 4,53 

3,528 

0,618 

85,36 

7,5 Calciumlaktat Pf. 

20. „ 

95° 

24 

73,62 

2 >375 

0,468 

67,72 

»» 

21. „ 

1100 

20 

75,35 

2,434 

o,477 

68,70 

,» 

22. „ 

1030 

28 

86,01 

3,028 

0,416 

67,82 


23* » 

1700 

14 

91,38 

2,890 

9,441 

76,59 


24. « 

1360 

20 

79,58 

2,394 

0,520 

76,47 


25. » 

1570 

l6 

80,86 

88,92 

2,481 

o,594 

80,85 


26. „ 

1170 

24 

2,902 

o,547 

80,23 


27. « 

1310 

21 

72,71 

2,227 

o,457 

68,19 


28. „ 

1400 

22 

79,>0 

*,576 

o,57i 

76,40 


29. M 

1290 

2 35* 

88,37 

*.735 

0 581 

84,04 


30. W 

1060 

230 

76,85 

2,480 

0,604 

77.42 

3 Ca CI, 

3*. « 

1760 

>57 

77,44 

2,3*3 

0,481 

82,56 

I. Sept 

1620 

167 

63,99 

1,814 

0,592 

73-27 

V 

2. „ 

1750 

170 

84,88 

2 ,555 

0,699 

90,02 

», 

3* n 

1480 

I67 

92,50 

3,842 

0,692 

93 .i 8 

V 

4 . „ 

1310 

187 

87.77 

2,646 

0,659 

98,97 

,» 

5- » 

1320 

170 

85,14 

2,561 

0,729 

91.97 


6. „ 

1520 

lÖO 

82,08 

2.523 

0,620 

83,02 


7- „ 

1400 

I67 

81,90 

2,492 

0,441 

79,70 


8. „ 

1000 

225 

83,00 

3,600 

0,561 

79,38 



*) Von diesem Tag ab ist das S. G. pjrknomctrisch in 3 Dezimalen bestimmt. 


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68 


Original-Artikel. 


Datum 

Ham¬ 

menge 

S. G. 
1000 4* 

Azidität 
mit CaCl s 

Phosphor¬ 

säure 

Ammoniak 

Gesamt¬ 

azidität 

Bemerkungen 

9- 

Sept. 

1270 

160 

83,18 

3,635 

0,572 

79,72 


10. 

77 

1640 

165 

80,36 

2,747 

0,460 

68,73 


11. 

71 

1210 

195 

79 56 

2,662 

0.473 

69,90 


12. 

77 

1520 

180 

81,3a 

2,812 

0,452 

68,31 


13- 

77 

1940 

165 

78,64 

2,910 

0,5*1 

67,72 


14. 

77 

1690 

155 

83,66 

3,746 

0,532 

76,35 


15. 

7? 

1140 

180 

86,64 

2,736 

<>,552 

80,60 


16. 

77 

1810 

i45 

8 i ,45 

«»579 

0,662 

84,04 


17- 

77 

1380 

170 

80,04 

2,518 

0,633 

82,09 


18. 

77 

1410 

160 

83.90 

2,644 

o,5*5 

76,98 


19- 

77 

1270 

183 

76,84 

2,476 

o,453 

68,65 


20. 

77 

1290 

163 

87,07 

2,870 

0,504 

76,31 


21. 

77 

1440 

*73 

76,3» 

2,410 

0,465 

69,73 


22. 

77 

1330 

190 

70l74 

2,293 

0,468 

65,60 


23. 

77 

1180 

200 

71,98 

2,271 

0,492 

68,90 


24. 

77 

1140 

240 

72,96 

2.366 

o,494 

68,71 


25* 

77 

1620 

*53 

76,14 

2,389 

0,523 

73.22 


26. 

77 

1150 

233 

85,10 

2.530 

0,673 

89,15 

Pfannkuchen 

27- 

77 

1560 

220 

99,o6 

2,886 

o,883 

110,67 

5 NH 4 C1 

28. 

77 

1690 

*73 

99,7* 

2,957 

*,307 

134,95 

?) 

29. 

77 

1290 

223 

100,62 

2,967 

*,49* 

‘46,55 

V 

30- 

77 

1020 

237 

92,82 

2,703 

*,500 

142,98 


1. 

Okt. 

950 

230 

94, $2 

2,826 

1,211 

125,96 


2. 

77 

688 

283 

78,43 

2,580 

1,181 

111.58 


3- 

77 

650 

303 

70,20 

2,047 

0,923 

95.64 


4- 

7? 

780 

313 

83,29 

2.S15 

0,835 

96,00 


5- 

77 

1220 

210 

8418 

2,623 

O.788 

93,60 


6. 

77 

1150 

233 

93J3 

2,963 

0,763 

96,85 


7* 

77 

1540 

*73 

82,39 

2 502 

0,694 

87,95 


8. 

77 

1130 

167 

79,67 

2,458 

0,634 

82.37 


9- 

77 

750 

290 

70,88 

2,175 

o,555 

72,88 


10. 

77 

1070 

240 

85,06 

2,648 

0,637 

85,22 


11. 

77 

1260 

217 

86,31 

2,804 

0,536 

78,32 j 

12. 

7? 

1760 

*57 

77)44 

2,462 

0,598 

77)97 : 

*3- 

77 

1940 

133 

80,51 

2,377 

0,610 

83,93 

*4- 

77 

1370 

200 

73,3<> 

2,226 

0,559 

74,82 ! 

*5- 

77 

1346 

190 

80.76 

2,625 

0,425 

69,36 1 

16. 

77 

1710 

167 

87,11 

2,690 

0,566 

82,53 

1 CaClj Pf. 

*7- 

77 

1526 

187 

73,*5 

2,213 

o,57« 

75,66 

77 

18. 

77 

2384 

*3° 

75,69 

2,265 1 

o,547 

75.96 

*9- 

77 

1270 

207 

82,45 

2,572 

0,605 

81,79 

20. 

77 

1550 

*73 

82,92 

2,480 

0,514 

78,21 

21. 

77 

1820 

*93 

110,10 

3,185 

0,619 

101,64 I v k • 

22. 

,, 

1400 

217 

84 00 

2,45° | 

0,524 

80,29 | ,, 

23- 

V 

1600 

*83 

81,60 

2,320 

0,571 

82.52 

•• 

24- 

77 

1900 

163 

77,90 

2,375 i 

0,581 

78,65 


25* 

77 

1350 

223 

86,40 

2,869 

o,493 

75,02 


26. 

77 

1720 

*83 

87.72 

2,709 

0,585 

83,96 


27* 

7? 

1230 

210 

78,11 

2,399 

0,554 

76,93 


28. 

77 

1500 

167 

68,25 

1,988 

0,510 

70,26 


29. 

.. 

840 

277 

73,92 

1 2)3*0 

o,443 

67,42 


30. 

77 

1020 

*83 

70,89 

2,320 

0,468 

6575 


3*- 

77 

1420 

210 

80.94 

2,627 

0,495 

7305 


1. 

Nov. 

2280 

*37 1 

70,68 

2,109 

0,504 

70,62 


2. 


*3io 

237 

81,88 

2,424 

0.434 

73 29 

F. 

3- 

7* 

1230 

290 

100,20 

3»*98 

0,690 

95,75 

4- 

77 

1030 

277 

82,10 

2.446 

j 0,692 

88,64 


5- 

77 

1380 

223 

83,49 

2,553 

0,727 

9o,3* 


6. 

77 

1720 

203 

| 87,72 

2,666 

0.599 

85,43 


7 * 

77 

1440 

203 

79,92 

2,340 

0,600 

82,24 


8. 

77 

1380 

230 

84,18 

2,795 

0,469 

72,42 


9- 

77 

1270 

240 

69,85 

l 2,254 

! 0,443 

64,63 



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Referate. 


69 


Dalum 

Harn¬ 

menge 

S. G. 
1000 -f- 

Azidität 
mit CaCl, 

Phosphor¬ 

säure 

Ammoniak 

Gesamt¬ 

azidität 

Bemerkungen 

io. Nov. 

1540 

257 

96,25 

3,234 

0,537 

82,27 

F. 

II. „ 

1690 

187 

87.04 

2,577 

0,804? 

98,06 ? 


12. „ 

1340 

210 

68.34 

1,943 

0,534 

71,79 

2,5 CaCO, 

13 * 

880 

307 

70,4° 

2,043 

0471 

69,30 

r 

14 - 

*550 

210 

68,98 

3 , 3*5 

0,435 

61,80 

r 

15 „ 

1970 

177 

74,86 

3,389 

0,419 

65,85 

V 

16. „ 

1290 

243 

56,12 

1,935 

0,378 

51,13 

V 

17. 

1420 

i «3 

73.13 

2,201 

0,495 

71,34 


18 „ 

1540 

190 

65,45 

2,233 

0,433 

59,41 


19 ,1 

1450 

190 

76.13 

2,284 

0,505 

73,69 


20. „ 

1640 

177 

68,06 

2,296 

0,376 

57.86 


21 . V 

1680 

190 

73,92 

2,310 

0,357 

63,38 



Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

61) Ceni, G. Sur les rapports fonctionnels intimes entre le cerveau et les 
testicules. (Über die engen funktionellen Beziehungen zwischen Gehirn und 
Hoden.) (Arch. it. de Biol. XLIX, 1908, Fase. 3, S. 368—373.) 

Hähne, bei denen Ceni eine partielle oder totale Abtragung der Großhirn¬ 
rinde, oder auch die Exstirpation einer Hemisphäre vorgenommen, und die diese 
Eingriffe überlebt hatten, zeigten bald (schon am 3. Tage) nach dem cerebralen 
Eingriffe deutliche histologische Modifikationen des Hodenparenchyms, welchen 
in kurzen Fristen totaler Stillstand der Spermatogenese folgte. Auch einige 
Hunde, die Ceni verschiedenen Gehimtraumen, namentlich der Dekortikation, 
unterworfen, zeigten wenige Tage hernach die schwersten Funktionsstörungen 
der Keimdrüsen. Rob. Bing. 

62) Frugoni, G. Sur les rapports entre le pneumogastrique et la fonction 
rönale. (Über die Beziehungen zwischen dem Vagus und der Nierentätigkeit.) 
(Arch. it. de Biol. XLIX, 1908, Fase. 2, S. 213-217.) 

Beidseitige, unmittelbar über dem Zwerchfell vorgenommene Durchtrennung 
des Vagus (oder beidseitige experimentelle Vagusneuritis) brachte bei Hunden 
während einer Beobachtungsdauer von 2—125 Tagen weder chemische Ver¬ 
änderungen des Urins noch histologische Alterationen der Nierenstruktur hervor. 
Man kann also nach Frugoni die Behauptung von einem trophischen Einfluß 
des Vagus auf die Nieren von der Hand weisen. Rob. Bing. 

68) Salvioli, J. et Carrara, A. Sur la Physiologie de l'hypophyse. (Über 
die Physiologie der Hypophyse.) (Arch. it. de Biol. XLIX, 1908, Fase. 1, 
S. 1—37.) 

Aus der Hypophyse lassen sich zwei Extrakte darstellen, die, in die Zirku¬ 
lation von Tieren eingeführt, einen deutlichen Einfluß auf den Blutdruck und 
die Herzaktion ausüben. Der eigentlich aktive Teil der Zirbeldrüse ist der 
hintere, sogenannte nervöse Teil. Er behält seine physiologische Wirksamkeit, 
selbst wenn er von der ihm aufgelagerten Epithelschicht getrennt worden ist. 
Sein Extrakt erzeugt, nach vorübergehender Senkung, eine Vermehrung des 
Blutdruckes; die Systole wird kräftiger, die Pulsfrequenz nimmt ab. Kleine 
Dosen wirken meist nur auf den Blutdruck, nicht auf die Pulszahlen. Eine An¬ 
gewöhnung findet rasch statt. Nach einer gewissen Anzahl von Injektionen 


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UNIVERSITY 0F MICHIGAN 





70 


Referate. 


reagieren die Tiere, selbst bei Anwendung starker Dosen, nicht mehr. Eine 
ausgeprägte toxische Wirkung, die das Leben der Versuchstiere ernstlich ge¬ 
fährden könnte, ist nicht nachzuweisen. Doch tritt nach sehr großen Dosen 
Somnolenz und Muskelschwäche ein. Rob. Bing. 

64) Rous, Geyton F. Some differential counts of the cells in the lymph ot 
the dog: their bearing on problems in haematology. (Einige Zählungen der 
in der Lymphe des Hundes befindlichen Zellen; ihr Verhältnis zu den Problemen 
der Hämatologie.) Pathological Laboratory of the University of Michigan. (The 
Joum. of experim. medicine, 8. July 1908, Bd. 10, S. 537—547.) 

Eosinophile Zellen kommen in der Lymphe des Hundes zahlreich vor; sie 
können bis 12°/ 0 ausmachen und betragen im Mittel 2,6 °/ 0 . Bei Inanition 
werden sie seltener. Reiche Fleischkost vermehrt sie im Gegensatz zur Kohle¬ 
hydratkost. Mastzellen finden sich in der Lymphe nicht, neutrophile polymorph¬ 
kernige Leukocyten nur bei Blutbeimischung. Die ungranulierten Lymphocyten 
machen 87,6 °/ 0 der genannten Zellen aus. Übergangszellen sind selten. 

H. Ziesche . 

65) Joseph, R. Don. The ratio between the heart weight and body weight 

in various animals. (Beziehung zwischen Herz- und Körpergewicht verschie¬ 
dener Tiere.) From the department of physiology and pharmacology of the 
Rockefeiler Institute for medical research. (The Joum. of experiment. medicine, 
8. Juli 1908, Bd. 10, S. 521—528.) H . Ziesche. 

66) Pike, H. F., Guthrie, C. C. and Stewart, N. G. Studies in resuscita- 
tion: IV. The retum of functions in the central nervous System after tempo¬ 
ral cerebral anaemia. (Studien über Wiederbelebung: IV. Die Rückkehr der 
Funktionen des Zentralnervensystems nach zeitweiser Gehirnanämie.) From 
the Hüll physiological laboratory, University of Chicago. (The Journ. of experim. 
medicine, 8. July 1908, Bd. 10, S. 490—521). 

Durch Anwendung der Gehirnanämie konnten bei ganz verschiedener 
Methode viele Resultate der Exzision oder Abtragung von Teilen des Zentral¬ 
nervensystems erhalten werden. Die näheren Ergebnisse sind im Original nach¬ 
zusehen, da sie über den Interessenkreis dieser Zeitschrift hinausgehen. 

H. Ziesche 

67) Duval, W. Charles. Melanoma of Vaters diverticulum and lower por* 
tion of common bile duct causing complete obstruction. (Melanom von Vaters 
Divertikel und des unteren Teiles des Ductus choledochus mit völligem Gallen¬ 
abschluß.) (Journ. of experim. medicine, 8. Juli 1908, Bd. 10, S. 465—474.) 

Inhalt im Titel enthalten. H. Ziesche. 

68) Wells, Gideon. The pathological anatomy of hydrazine poisoning. 

(Die pathologische Anatomie der Hydrazinvergiftung.) From the pathological 
laboratory of the University of Chicago. (The Joum. of experim. medicine, 
8. July 1908, Bd. 10, S. 457—464.) 

Hydrazin ist ein Gift, das einen spezifischen Einfluß auf das Cytoplasma 
der Leberparenchymzellen ausübt, denn auch bei subkutaner Darreichung zeigen 
nur diese ausgesprochene Veränderungen, obwohl auch andere Organe das Gift 
sogar in größerer Konzentration erreicht. Rote Blutkörperchen werden nur in 
geringer Menge zerstört. Es kommt zwar gelegentlich zu kleinen Hämorrhagien 
in der Leber, aber in geringerem Maße als bei anderen Lebergiften. Es greift 
lediglich das Cytoplasma an und läßt den Zellkern primär gänzlich unverändert. 
Die Zelle wird im Sinne einer ausgesprochenen fettigen Degeneration verändert. 
Von dem Phosphor, dem es in diesem Sinne ähnelt, unterscheidet es sich in 
zwei Punkten. Hydrazin greift zuerst die Zellen im Zentrum des Leberläpp¬ 
chens an, während sich beim Phosphor die ersten Wirkungen an den peripheren 
Zellen zeigen. Phosphor bewirkt fettige Degeneration des Myocards, der Nieren, 
ja fast aller Organe, während das Hydrazin lediglich die Leberzellen angreift. 
Das unbekannte Gift der akuten gelben Leberatrophie und Eklampsie sowie die 
meisten Bakteriengifte richten zuerst und hauptsächlich den Zellkern zu Grunde, 


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Referate. 


71 


während das Hydrazin sich auf das Zellprotoplasma beschränkt. Deshalb ist 
auch die Wiederherstellung der Leber bei unterbrochener Vergiftung eine schnelle 
und vollständige. 

Nützlich kann sich das Hydrazin wegen seiner spezifischen Wirkung bei 
experimentellen Studien über den Leberstoffwechsel erweisen. H. Ziesche, 

69) Pearce, M. Richard. The relation of lesions of the adrenal gland to 
chronic nephritis and to arteriosclerosis; an anatomical study. (Die Be¬ 
ziehung von Nebennierenveränderungen zur chronischen Nephritis und Arterio¬ 
sklerose. Anatomische Untersuchung.) Bender Hygienic laboratory, Albany, 
New-York. (Thejoum. of experim. medicine, 5. November 1908, Bd. 10, Nr. 6, 
S. 735—744.) 

Vaquez und Aubertin stellen drei Theorien zur Erklärung der Neben¬ 
nierenhyperplasie auf; erstens: sie ist nicht die Ursache der Drucksteigerung, 
aber eine antitoxische Hyperplasie, die durch rückgehaltene Stoffwechsel¬ 
produkte hervorgerufen wird, die auch ihrerseits die Drucksteigerung veran¬ 
lassen; zweitens: sie ist vielleicht die Ursache der Drucksteigerung aber sekun¬ 
där infolge von Nierenschädigung; drittens: sie ist vielleicht die Ursache der 
Drucksteigerung, aber geht der Nierenveränderung voran oder ist ganz von ihr 
abhängig. Sie betonen besonders, daß die Hyperplasie fast immer mit chronischer 
Nephritis Hand in Hand geht; selten wird sie zugleich mit parenchymatöser 
Nephritis oder anderen Schädigungen gefunden. 

Hyperplasie der Nebenniere kommt nach den Untersuchungsergebnissen im 
ersten und zweiten Jahrzehnt nicht vor. Im dritten Dezennium kommt sie 
ziemlich häufig vor ohne Nephritis und Arteriosklerose und erreicht in Ver¬ 
bindung mit diesen Erkrankungen im vierten Dezennium den Höhepunkt. Man 
findet sie fast stets bei Arteriosklerose mit chronischer Nephritis und Hyper¬ 
trophie des linken Herzens, aber auch häufig bei chronischer Nephritis des 
parenchymatösen Typus. Selten kommt sie ohne Arteriosklerose und bei Nephritis 
ohne Arteriosklerose vor. Die Hyperplasie ist also wahrscheinlich die Folge 
eines schädigenden Einflusses, der sich besonders in der Zeit geltend macht, in 
der auch die Nieren- und Gefäßerkrankungen am häufigsten Vorkommen. 

Die Nebenniere zeigt bei lokaler Arteriosklerose die gleichen Veränderungen 
einer chronischen produktiven Entzündung, wie im gleichen Fall auch die Niere 
und das Pankreas Verdickung der Gefäße, Zunahme des Bindegewebes und 
Rundzelleninfiltration. Mit diesen Veränderungen geht fast stets eine kompen¬ 
satorische Hyperplasie Hand in Hand, wie man sie in der Leber bei Cirrhose 
und akuter gelber Atrophie findet H. Ziesche . 

Physiologie und physiologische Chemie. 

70) Rosenheim, 0. and Tebb, M. C. The optical activity of so called 
„Protagon". (Die optische Aktivität des sogenannten »Protagon«.) Aus dem 
Physiologischen Laboratorium des Kings College, London. (Journ. of physiology, 
Bd. 37, S. 341.) 

71) Dieselben, On a new physical phenomenon observed in connection with 
the optical activity of so called „Protagon". (Über eine neue physikalische Er¬ 
scheinung, die im Zusammenhänge mit der optischen Aktivität des sogenannten 
»Protagon« beobachtet wurde.) Aus demselben Laboratorium. (Ebenda S. 348.) 

Die Verfasser setzen ihre Polemik gegen Wilson und Cr am er fort, und 
beharren dabei, daß Protagon eine Mischung verschiedener Substanzen sei. Gele¬ 
gentlich des Studiums der optischen Aktivität des Protagons beobachteten Rosen- 
heimu. Tebb flüssige Kristalle, die die Polarisationsebene stark drehten. Durch Auf¬ 
schütteln der Flüssigkeit, aus der diese flüssigen Kristalle ausgefallen waren, 
(eine Lösung von Protagon in Pyridin) wurde die optische Aktivität der ganzen 
Emulsion geändert. Für diese Erscheinung schlagen die Verfasser den Namen 
»Sphärorotation« vor. Ähnliche flüssige Kristalle konnten aus der Nebennieren¬ 
rinde isoliert werden. Auch andere mikroskopisch beobachtete Bildungen, wie 
das Myelin halten die Verfasser für flüssige Kristalle. Keach. 


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72 


Referate. 


72) Scott, F. H. On the relative parts played by nervous and Chemi¬ 
cal factors in the regulation of respiration. (Über die Rolle der nervösen 
und der chemischen Faktoren bei der Atmungsregulierung.) Aus dem Physio¬ 
logischen Laboratorium des University College, London. (Joum. of Physiology, 
Bd. 37, S. 301.) 

Kaninchenversuche. Der Einfluß von Veränderungen in der Zusammen¬ 
setzung der Inspirationsluft und von anderen Faktoren wurde vor und nach 
Vagusdurchschneidung untersucht. Die Atmung wurde graphisch registriert, 
außerdem die Kohlendioxydtension in den Alveolen bestimmt. 

Aus den Resultaten ist hervorzuheben, daß Scott hauptsächlich im CO* Über¬ 
schuß und erst in zweiter Linie im O a Mangel die wesentlichsten Atemreize 
sieht. Wegfall der Vagusfunktion stört die Atmungsregulierung nur teilweise. 
So ändert sich durch CO a -Zufiihr ohne Vagusdurchschneidung Rhythmus und 
Tiefe der Atmung, nach Vagusdurchschneidung nur die Tiefe. Erst bei weit¬ 
gehender Änderung in der Zusammensetzung der Atemluft versagt nach Vagus¬ 
durchschneidung der Akkommodationsmechanismus. Reacn. 

78) Morgen, A-, Ref., Beger, C., Fingerling, G. u. Westhanser, F. Über die 
Menge Milchfett, welche von Ziegen und Milchschafen erzeugt wird. (Land- 
wirtschaftl. Versuchsstationen 1908, Bd. 69, Heft 3 u. 4, S. 295—316.) 

Die Versuche von Morgen und seinen Mitarbeitern aus den Jahren 1900—05 
mit Schafen und Ziegen über den Einfluß des Nahrungsfetts auf die Milchpro¬ 
duktion hatten zu dem Resultat geführt, daß das Nahrungsfett in einer Menge 
von 0,5—1,0 Teilen auf 1000 Teile Lebendgewicht einen sehr günstigen Einfluß 
auf die Milchbildung und zwar speziell auf die Bildung von Milchfett ausübt; 
größere Mengen als ein Teil Fett wirken dagegen meistens schon ungünstig. 
Zu einem anderen Resultate führten Versuche mit Kühen, welche auf Ver¬ 
anlassung des Verbandes der Versuchsstationen in 10 Wirtschaften mit etwa 200 
Tieren zur Ausführung kamen. Die Fettmenge, welche in diesen Versuchen den 
Tieren gegeben wurde, betrug in den fettarmen Perioden rund 0,4, in den fett¬ 
reichen Perioden 0.9—1,0 Teile auf 1000 Teile Lebendgewicht; es trat hier eine 
ungünstige Wirkung der Fettgaben bereits bei 1,0 Teil Fett auf 1000 kg Lebend¬ 
gewicht auf. Der Verfasser erblickt nun den Grund für das abweichende Ver¬ 
halten der Schafe und Ziegen einerseits und der Kühe andererseits gegen eine 
größere Fettzufuhr im Futter einmal in der Art der Tiere, und ferner in der 
Art der Versuchsanstellung. Die vom Deutschen Landwirtschaftsrat angestellten 
Versuche bezweckten vorwiegend ein praktisches Interesse und daher nicht 
direkt mit den Morgenschen Versuchen vergleichbar; was ferner die Art der 
milchproduzierenden Tiere anlangt, so konnte Verfasser im Einklang mit andern 
Forschem folgendes nachweisen: 

Die Menge Milchfett, welche Schafe und Ziegen produzieren, ist im Ver¬ 
hältnis zu ihrem Körpergewicht viel größer, als die von Kühen erzeugte. Dar¬ 
nach ist es auch verständlich, daß Schafe und Ziegen auch größere Ansprüche 
an das Nahrungsfett stellen und dieses besser verwerten können als die Kühe. 
Daraus ergibt sich dann auch ohne weiteres, daß das Optimum in der Fett¬ 
wirkung des Futters bei Kühen niedriger liegen muß als bei Ziegen und Schafen. 

Justus Volhard, 

74) Wagner, Max. Versuche über den Einfluß verschiedener Ernährungs- 
Verhältnisse auf den Verlauf der Nährstoffaufnahme und den morphologischen 
Bau der Pflanze. (Mitteilung aus der Landwirtschaftl. Versuchsstation Darmstadt 
und dem Laboratorium für allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie der 
Universität Zürich. Landwirtschaftl. Versuchsstationen 1908, Bd. 69, S. 161—234.) 

Die vorliegende Arbeit gibt Aufschluß über den Einfluß verschieden starker 
Düngungen auf den zeitlichen Verlauf der Nährstoffaufnahme, ferner auf das 
Verhältnis zwischen oberirdischer Substanz und Wurzelmasse und auf die Mengen 
der während der verschiedenen Entwicklungsstadien der Pflanzen aufgenommenen 
und zur Zeit der Reife gewonnenen Nährstoffe; ein ausführliches Literaturver¬ 
zeichnis ist beigegeben. Justus Volhard . 


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Referate. 


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75) Friedl&nder, Dr. Eonrad« Über die Verdaulichkeit verschiedener 
Sorten Rieselheu im Vergleich zu Wiesenheu gleicher Provenienz. (Land¬ 
wirtschaft! Versuchsstationen 1908, Bd. 69, S. 245—258.) 

Verfasser vergleicht die Verdauungskoeffizienten von 3 Rieselheuarten mit 
2 Heuarten mittlerer Güte. Er vergleicht ferner seine für Rieselheu gefundenen 
Verdaulichkeitszahlen mit der von J. Volhard (Versuchsstationen 1908, Bd. 68, 
S. 11) und konstatiert, daß die von Volhard gefundenen Zahlen erheblich höher 
liegen; er benutzt dann zur Berechnung des Stärkewerts die sämtlichen für 
Rieselheu gefundenen Verdaulichkeitszahlen und findet den Stärkewert schwankend 
von 24,0—30,5, im Mittel 26,6, entsprechend einem Wiesenheu mittlerer Güte. 

Justus Volhard . 

76) Re ach, Dr. Felix. Untersuchungen über die Arbeitsleistung des 
Menschen mit besonderer Rücksichtnahme auf ihre praktische Beziehung zum 
Betrieb landwirtschaftlicher Maschinen. (Aus dem physiologischen Laborato¬ 
rium der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. Landwirtschaftliche Jahr¬ 
bücher, 1908, Band 37, S. 1053—1101, mit Abbildungen.) 

Beim Gebrauch einer bestimmten Art von Milchzentrifugen mit Handbetrieb 
hatte es sich herausgestellt, daß bei Verwendung der größten Typen mit Hand¬ 
betrieb die Arbeiter sehr leicht ermüdeten. Die Fabrik, die diese Zentrifugen 
herstellt, glaubte dem Übelstand dadurch abhelfen zu können, daß sie die Art 
abänderte, in der die menschliche Kraft angreift; es wurde die Länge des Hebel¬ 
armes, die Form und Länge der Bewegungsbahn des Armes, die Lage der 
Maschine zum menschlichen Körper verändert. Es sollte nun festgestellt werden, 
wie sich der Energieverbrauch des Menschen bei Änderungen der Angriffsart 
verhält, welche von beiden Angriffsarten also die ökonomischere vom Standpunkt 
der Stoffwechselphysiologie ist, ferner, wie sich die Ermüdung bei beiden Mecha¬ 
nismen verhält. Die Untersuchungen gaben jedoch auch Gelegenheit, einigen 
allgemeinen Fragen über den Stoffwechsel bei der Arbeit näher zu treten, die 
nicht nur in Hinsicht auf die Maschinen von Interesse sind. Die Versuche waren 
teils Ruhe-, teils Arbeitsversuche; die Ruhe versuche wurden teils im Liegen, teils 
im Stehen bei verschiedener Körperhaltung ausgeführt; die Größe des Stoffum¬ 
satzes wurde nach Zuntz mit Maske, Gummischlauch usw. bestimmt. Zur Regu¬ 
lierung der Arbeitsgeschwindigkeit wurde ein Metronom benutzt. 'Die wesent¬ 
lichsten Versuchsresultate, die bei dieser Versuchsanordnung gewonnen wurden, 
sind folgende: 

Die Arbeit für das Stehen ist eine sehr geringe; sie beträgt ungefähr 108 
kleine Kalorien pro Minute; ihre Größe ist wesentlich abhängig von der Körper¬ 
haltung. Die Arbeit des Kurbeldrehens wird mit annähernd dem gleichen 
Wirkungsgrad geleistet wie die Steigarbeit, der Energieverbrauch bei der Dreh¬ 
arbeit für die gleiche Menge der äußeren Arbeit wächst mit der Geschwindig¬ 
keit Was endlich den Vergleich der beiden Kurbelkonstruktionen anlangt, von 
denen ausgegangen wurde, so zeigte sich an der leeren Zentrifuge, daß die 
neue Konstruktion gegenüber der alten Vorteile enthält, die aber durch nach¬ 
teilige Umstände mindestens aufgehoben werden. Es scheint, daß diese Nach¬ 
teile in dem beständigen Wechsel des Kraftmoments gelegen sind. 

Justus Volhard . 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

77) Doyon 9 Gautier et Policard. Action du Chloroform inhalö ou ingörö 
sur l'excrötion urinaire de Turobiline. Rapport avec les läsions höpatiques. 
(Wirkung des inhalierten und per os aufgenommenen Chloroforms auf die Uro¬ 
bilinurie. Beziehung zu Leberveränderungen.) Lab. de Physiol. de la Faculte 
de med. de Lyon. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 574—575.) 

Beim Hunde tritt unter dem Einfluß des Chloroforms Urobilinurie ein. Gibt 
man Chloroformöl innerlich, so tritt eine mehrere Tage anhaltende Urobilinurie 
auf. Urobilin ist auch im Blutserum nach Aufnahme von Chloroform leicht nach¬ 
weisbar, wenn man vorher die Nierenvenen unterbunden hat; die Nierenvenen 
können also nicht der Sitz der Urobilinbildung sein. Histologische Veränderungen 


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Referate. 


der Leber nach Chloroforminhalation sprechen dafür, daß die Leber der Ort der 
Urobilinbildung nach Chloroformaufnahme ist. L. Borchardt. 

78) Enriquez et Binet. Dötermination du pouvoir amylolytique des urines 
chez les individus sains et ehez les diaWtiques. (Bestimmung der amylo¬ 
lytischen Kraft des Urins Gesunder und Diabetischer.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 
65, S. 577—579.) 

Der zuckerhaltige Urin des Diabetikers enthält mehr Amylase als der Urin 
des Gesunden. Mit der Abnahme der Glykosurie nimmt auch die Amylase¬ 
menge beim Diabetiker ab und erreicht schließlich die beim Gesunden ge¬ 
fundenen Werte, wenn der Urin zuckerfrei geworden ist. L. Borchardt . 

79) Ldopold-Ldvi et de Rothschild, H. Hyperthyroldie Basedowienne. Sa 
base anatomique. Sa reprösentation histo-chimique. (Hyperthyreoidismus bei 
M. Basedowii, seine anatomische histochemische Grundlage.) (Soc. de biol. 1908, 
Bd. 65, S. 654—656.) 

Die Verfasser stützen ihre Auffassung der Basedowschen Krankheit als 
eines durch Hyperthyreoidismus bedingten Symptomenkomplexes durch folgende 
Data: 

1. Die Erzeugung Basedow-ähnlicher Symptome beim Menschen durch Ver¬ 
abreichung von Schilddrüsenpräparaten. 

2. Die Erscheinung Myxoedem-artiger Symptome in einem Fall von Base¬ 
dowscher Krankheit nach Verabreichung von Antithyroidserum (Pitt). 

3. Den günstigen Einfluß der partiellen Thyroidektomie in vielen Fällen 
von M. Basedow. 

4. Die Resistenz von Mäusen, die entweder mit Schilddrüsensubstanz oder 
mit Serum Basedow-Kranker behandelt waren, gegen Azetonitrilvergiftung. 

Als anatomische Grundlage der Basedowschen Krankheit findet man Hyper¬ 
trophie, Hyperplasie, einzelne oder multiple Adenome. — Das chemische Korre¬ 
lat der Hyperaktivität der Schilddrüse ist noch nicht bekannt: Die Menge des 
Jods ist bei M. Basedow vermindert, die des Phosphor dagegen vermehrt. Die 
Phosphorvermehrung soll nun nach Leopold-Levi und Rothschild ein Aus¬ 
druck des Hyperthyreoidismus bei M. Basedowii sein. L. Borchardt . 

80) Länderer, Rudolf. Über das Verhalten von Pepsin und Lab im Fun¬ 
dus und Pylorus des menschlichen Magens nebst einigen Bemerkungen über 
die Beziehungen von Pepsinwirkung und Säurekonzentration. Aus der med. 
Klinik d. Univ. Tübingen. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 93, S. 563.) 

Die Grützner’sche Karminfibrinmethode gibt auch für die ärztliche Praxis 
verwertbare Resultate, wenn man feststellt, bis zu welchem Grade von Ver¬ 
dünnung des Magensaftes das Fibrin noch gelöst wird. 

Durch fraktionierte Magenausheberung nach Sick läßt sich nachweisen, daß 
sowohl die Fundus- als die Pylorusschleimhaut des Menschen eiweißverdauendes 
Ferment sezernieren. Die letztere sondert bei Magen, die normale oder erhöhte 
Pepsin Wirkung zeigen, Pepsin in geringerem Maße ab, als die Fundusschleim¬ 
haut. Bei pathologisch herabgeminderter Fermentwirkung kann sich dieses 
Verhalten von Pylorus- und Fundusschleimhaut verwischen. 

Das optimale Verhältnis zwischen Pepsin und Säure scheint kein festes zu 
sein, sondern eine Beweglichkeit in dem Sinne zu zeigen, daß bei geringen 
Pepsinwerten geringe Säurekonzentrationen die besten Vorbedingungen für aus¬ 
giebige Verdauung schaffen. M . Leute . 

81) Esser. Untersuchungen über die fermentative Kraft von Polypen¬ 
sekret bei einem Fall von ausgedehnter Polyposis coli et recti nebst Beobach¬ 
tungen über die Wirkung des Purgens. Aus der med. Universitätsklinik zu 
Bonn. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 93, S. 535.) 

Der von den Polypen gewonnene Sekretsaft hatte keine proteolytische und 
keine fettspaltende Kraft und verhielt sich auch indifferent gegenüber Zellulose 
und gegen Rohrzucker, den er nicht zu invertieren vermochte. Dagegen ent¬ 
faltete er eine ziemlich erhebliche amylolytische Kraft. Von der Qualität der 
Nahrung war der Polypensaft nicht nachweisbar abhängig. Nach Verabreichung 


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Referate. 


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von 0,5 g Purgen erfolgte reichliche Sekretion eines Saftes von ziemlich be¬ 
trächtlicher, proteolytischer, fettspaltender und stark amylolytischer Wirkung, bei 
eklatanter Verminderung der Bakterienmenge. 

Aus den Beobachtungen an den Dickdarmpolypen kann geschlossen werden, 
daß die Drüsenzellen des Dickdarms im Stande sind, ein amylolytisches Ferment 
zu bilden, so daß die Verwendung von Dextrin bei Klysmen an Stelle des (leicht 
reizenden) Traubenzuckers zweckmäßig erscheint. M. Leube. 

82) Halpern, Mieczslau. Studien über die Hydrämie bei Nephritis. Aus 

der inneren Abteilung des Krankenhauses Kindlein Jesu in Warschau. (D. A. f. 
kl. Med. 1908, Bd. 93, S. 585.) 

In den Fällen von chronisch-parenchymatöser Nephritis mit erhaltener 
Leistungsfähigkeit der Nieren kann der Gehalt an Wasser, Stickstoff und Chlo¬ 
riden sowohl im Gesamtblut als speziell im Plasma und den Blutkörperchen 
völlig unverändert bleiben; ebenso normal bleibt dann das Verhältnis der Plasma¬ 
menge zu den Blutkörperchen. Trotz einer deutlichen Funktionsstörung der 
Nieren (Ödeme) kann das Blut seinen normalen Gehalt an Trockensubstanz resp. 
an GesamtstickstofF behalten; es findet jedoch in solchen Fällen eine Verwässe¬ 
rung des Plasmas und eine Vermehrung der Plasmamenge im Verhältnis zu den 
Blutkörperchen statt; das Fehlen von Hydrämie schließt also die Hydroplasmie 
nicht aus und hängt von der kompensierenden Vermehrung der Trockensubstanz 
in den Blutkörperchen ab. Die Hydrämie ohne Verwässerung des Plasmas, d. h. 
ohne Hydroplasmie betrifft vorwiegend ödemfreie Fälle und hängt von der ver- 
vergrößerten Plasmamenge im Verhältnis zu den Blutkörperchen ab und zwar 
infolge von Veränderungen der letzteren. Die Hydrämie mit gleichzeitiger 
Verwässerung des Plasmas, d. h. also mit Hydroplasmie betrifft vorwiegend 
ödematöse Fälle und hängt vor allem von der Wasserretention ab, welche 
einerseits die Vermehrung der relativen Plasmamenge, andererseits die Ver¬ 
armung des Plasmas an Eiweiß verursacht. Im Verlaufe der chronisch-paren¬ 
chymatösen Nephritis bleibt der Kochsalzgehalt nicht nur im Plasma, sondern 
auch in den Blutkörperchen und im Gesamtblut meistens annähernd normal, im 
Mittel 0,462 °/ 0 für das Gesamtblut, 0,561 °/ 0 für das Plasma und 0,301 °/ 0 für die 
Blutkörperchen. Das Verhältnis der in den Blutkörperchen enthaltenen Koch¬ 
salzmenge zu derjenigen des Plasmas beträgt auf 100 Blut berechnet normaler¬ 
weise 1 : 2; in den Fällen von chronisch-parenchymatöser Nephritis kann es sich 
bis zu 1:5 verschieben, was fast ausschließlich von der vergrößerten Plasma¬ 
menge abhängt. M. Leube. 


Klinisches. 

88) Hufnagel, Viktor. Basedow im Anschluß an tuberkulöse Erkran¬ 
kungen. Aus der Kinderheilanstalt zu Bad Orb. (M. M. Wschr. Nov. 1908, 
Nr. 46). 

Unter 1246 solbadkurbedürftigen Kindern litten 6 an Lungenspitzenkatarrh 
und Basedow, 19 an Basedow und Skrophulose. Das Tuberkulosegift dürfte 
dabei im Sinne Düngers die ätiologische Noxe für die Entstehung des Basedow 
abgeben. M. Kaufmann. 

84) Hellwig (Neustrelitz). Ein Beitrag zur Kenntnis der Hirschsprung sehen 
Krankheit. (M. M. Wschr. 1908, Nr. 46.) 

Bei einem 21jährigen Mädchen, das seit seiner Geburt an hartnäckigsten 
Obstipationszuständen gelitten hatte, ergab die Operation eine enorm verlängerte, 
erweiterte und hypertrophische Flexur. Die erste Hilfe konnte nur in der 
Entleerung des Darmes bestehen durch Laparotomie und Auspressung der 
gestauten Massen. Als Nachoperation wurde eine Anastomose zwischen Colon 
transversum und absteigendem Flexurschenkel mit gutem Erfolge angelegt. 

M. Kaufmann . 

85) Capezzuoli, Cesare. L’alimentazione rettale. (Die Rektalemährung.) 
Aus dem Ist. di Studi super, zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. Med., Okt.-Nov. 
1908, Nr. 44 u. 45.) 


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Referate. 


Ausführliche Stoffwechseltabellen bei zwei Patienten mit Magengeschwür 
bei rein rektaler und bei gemischter Nahrung. Sie zeigen sehr großen Stick¬ 
stoffverlust. Bestimmt wurde ferner die Fettresorption, Phosphorbilanz und die 
Ausscheidung des säuern und neutralen Schwefels im Ham. M. Kaufmann . 

86) Bruck, A. W. Über Albuminuria provocativa orthostatica. Aus der 

Kinderklinik zu Heidelberg. (M. M. Wschr. Nov. 1908, Nr. 44.) 

In der Heidelberger Kinderklinik konnten die Resultate Je hl es, daß über¬ 
normale Lordose der Lendenwirbelsäule in der Ätiologie der orthostatischen 
Albuminurie eine Rolle spielt, bestätigt werden; die stärkste Krümmung besteht 
aber nicht in der Höhe des 2., sondern zwischen 3. und 4. Lendenwirbel; auch 
konnte Verfasser im Liegen, selbst bei stärkster künstlich erzeugter Lordose, 
nie Eiweiß finden. — Bruck untersuchte nun weiter, wie bei ganz normalen 
Kindern künstlich erzeugte Lordose wirkt. (Umfassen einer Bettlehne.) In einer 
Reihe von Fällen trat dabei Albuminurie auf: provokative, orthostatische Albumin¬ 
urie. Von 44 Kindern klinischer Beobachtung über 5 Jahren waren 8 = 18 °/ 0 
provokativ albuminurisch. Im Waisenhaus waren von 11 Knaben 2 orthostatisch 
und 4 provokativ albuminurisch. Einige von den Kindern waren blutarm und 
schwächlich, andere aber auch robust. Auffallend war die starke vasomotorische 
Erregbarkeit, sowie das Emporschnellen der Pulszahl beim Übergang zur auf¬ 
rechten Haltung. Tuberkulöse Belastung war häufig; hie und da war die 
Kutanreaktion positiv. Die von Frank und Weintraud wieder betonte Ver¬ 
minderung der Hamabsonderung in den Perioden im Stehen, in denen eiwei߬ 
haltiger Ham ausgeschieden wird, konnte bestätigt werden. Die Reaktion blieb 
gleich sauer. Auch die Tatsache, daß nüchtern mehr Eiweiß ausgeschieden 
wird, als nach reichlicher Mahlzeit, traf in den Fällen des Verfassers zu. Starke 
Turnübungen waren ohne Einfluß, Faradisierung verminderte die Albuminurie. 
Diese provokative Form der orthostatischen Albuminurie hat für die Pathologie 
keine Bedeutung; aber sie ist als leichteste Form derselben aufzufassen und 
daher für deren Erklärung von Bedeutung. M. Kaufmann . 

87) Schwarz, Wilhelm (Brake in O.). Ein Fall von Cholecystitis gangrae¬ 
nosa sine concremento. (M. M. W., Dez. 1908, Nr. 52.) 

Es handelte sich bei einer früher nie erheblich krank gewesenen und sonst 
völlig gesunden 40jähr. Frau um eine ganz akut einsetzende Gangrän der Gallen¬ 
blase ohne Konkremente, die zu einer Peritonitis geführt hatte. M. Kaufmann . 

88) Cerioli, Aleardo. Ipertrofia delle mainmelle in un uomo affetto da 
morbo di Basedow. (Mammahypertrophie bei einem Basedowkranken.) (Gazz. 
degli osped. Aug. 1908, Nr. 92.) 

Beitrag zur Kasuistik dieses seltenen Vorkommnisses. Der Fall betrifft einen 
52jähr. Mann. M. Kaufmann . 

89) Jäger, Heinrich (Bartenstein). Eine neue Appendizitistherapie. (M. M. 
W. Nov. 1908, Nr. 46.) 

Für Fälle, wo aus irgend einem Grunde nicht operiert werden kann, schlägt 
Jäger die Behandlung der Appendizitis mit trockenen Schröpf köpfen auf die 
rechte Unterbauchgegend vor (1—2mal täglich). Dabei keine Medikamente. 
2—3 Tage fasten, dann flüssige Kost. In 6 Fällen, die bisher so behandelt 
wurden, erzielte Verfasser rasches Verschwinden von Fieber und Schmerzen, 
und die Fälle sind seit 2^—15 Monaten rezidivfrei. M . Kaufmann . 

90) Kaestle, C. Die Thorerde, Thorium oxydatum anhydricum, in der 
Röntgenologie des menschlichen Magendarmkanals, ein Ergänzungsmittel und 
teilweiser Ersatz der Wismutpräparate. Aus der Kuranstalt Neu-Wittelsbach 
und dem pharmak. Inst, der tierärztl. Hochschule in München. (M. M. W. Dez. 
1908, Nr. 51.) 

Als teilweisen Ersatz für das nicht immer ungiftige Bismuthum subnitricum 
empfiehlt Kaestle, des hohen Preises (10 g = 1,50 Mk.) wegen zunächst nur für 
den Gebrauch bei Kindern und solchen Erwachsenen, bei denen eine Schädigung 
wahrscheinlich ist, das Thorium oxydatum anhydricum, die Thorerde. Sie gibt 


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Referate. 


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ein vorzügliches Röntgenbild, wird im Darmkanal in keiner Weise verändert, 
sondern passiert ihn als reiner Ballast, ist daher absolut ungiftig, geschmacklos 
und macht keine subjektiven Beschwerden. Da sie in Wasser nicht suspendiert 
bleibt, muß sie mit Bolus alba 1:3 oder 1:4 gegeben werden. Man braucht 
beim Erwachsenen 20—30 g. M. Kaufmann . 

91) Lewin, J. (Amsterdam). Chlorcalcium gegen die Serumkrankheit. 
(M. M. W. Dez. 1908, Nr. öl.) 

Nach dem Vorgänge Netters (C. r. de biol. 1906, S. 279) versuchte Lewin 
bei einer größeren Anzahl Diphthenekranker die Darreichung von Chlorkalzium 
zur Prophylaxe der Serumkrankheit, mit dem Erfolge, daß letztere seltener und 
milder auftrat. Er gibt daher jetzt stets 0,5—1,0 Chlorkalzium bei jedem in¬ 
jizierten Patienten. Möglicherweise wäre die Wirkung des Kalksalzes durch 
Beeinflussung der der Serumkrankheit eigenen Leukopenie zu erklären. 

M. Kaufmann . 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

92) Haendel. Über Komplementablenkung durch Antivibrionen- und Anti- 
erythrocytensera. (Arbeit, a d. Kais. Ges.-Amte 1908, Bd. 28, H. 3, S. 511—521.) 

In einer vorausgehenden kürzeren Mitteilung (D. med. Woch. 1907, Nr. 49) 
war von Haendel und Neufeld bereits darauf hingewiesen worden, daß die 
komplementablenkenden Stoffe nicht mit den Ambozeptoren identisch, sondern 
Stoffe eigener Art sind, die als »Bordetsche Antikörper« zu bezeichnen vor¬ 
geschlagen wurde. Die vorliegenden eingehenderen Untersuchungen über das 
Wesen und Zustandekommen der Komplementablenkung wurden mit Cholera- 
und choleraähnlichen Vibrionen angestellt, weil bei Cholera die Immunitäts¬ 
reaktionen sich als besonders spezifisch erwiesen und verhältnismäßig eindeutige 
Resultate ergeben hatten, und weil die Choleraimmunität das typische Beispiel der 
bakteriolytischen Immunität darstellt. Die Versuche führten zu dem Ergebnis, 
daß Ambozeptorgehalt und ablenkende Wirkung eines Serums nicht parallel 
gehen. So zeigte sich, daß Vibrionensera, welche überhaupt keine bakterio¬ 
lytischen Ambozeptoren für Cholera enthalten, mit Choleravibrionen eine stärkere 
Komplementablenkung bewirken können als besonders hochwertige bakterizide 
Cholerasera. Die komplementablenkenden Stoffe der Immunsera sind mit den 
bisher bekannten Antikörpern nicht identisch und als Antikörper eigener Art 
anzusehen. Aus diesen Resultaten wird folgende wichtige Schlußfolgerung ge¬ 
zogen: Da die Komplementablenkungsmethode sonach bei solchen Immunsera, 
deren Gehalt an bakteriziden Ambozeptoren sich quantitativ genau feststellen 
läßt, keinen exakten, ja nicht einmal einen annähernden Maßstab für den Ambo¬ 
zeptorengehalt und damit auch nicht für die Schutzkraft eines Serums bietet, 
so haben wir keinen Anhaltspunkt für die Annahme, daß bei anderen Immun¬ 
sera, für welche uns bisher eine Methode zum Nachweis der bakteriolytischen 
Ambozeptoren fehlt, eine Wertbestimmung des Serums auf Grund seiner kom- 
plementablenkenden Wirkung erfolgen kann. Wir möchten daher glauben, daß 
die Prüfung eines Immunserums auf seinen Ambozeptorgehalt mittels der Kom¬ 
plementablenkung nicht auf sicheren theoretischen Grundlagen beruht. — In 
einer weiteren Versuchsreihe wurde als Indikator der erfolgten oder ausgebliebenen 
Komplementbildung das hämolytische System (Hammelblutkörperchen und als 
bakteriolytische und hämolytische Sera Kaninchensera, als Komplement Meer¬ 
schweinchenserum) benutzt. Es stellte sich heraus, daß die Bindung auch des 
bakteriolytischen Komplements durch hämolytische Sera nicht durch Präzipitat¬ 
bildung mit dem den Blutkörperchen anhaftenden Serum erfolgt, sondern daß 
dasselbe durch Vermittelung besonderer in den hämolytischen Sera enthaltener 
Stoffe auf die BlutköqDerchen fixiert. Die ablenkende Wirkung eines Serums 
ging bei diesen Untersuchungen seiner hämolytischen Kraft annähernd parallel, 
woraus nach Haendels Ansicht nicht der Schluß gezogen werden darf, daß 
die Ablenkung des bakteriolytischen Komplements durch die hämolytischen 
Ambozeptoren der Sera erfolgt; es dürfte vielmehr anzunehmen sein, daß analog 
den für bakteriolytische Immunsera festgestellten Verhältnissen auch bei den 


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Referate. 


hämolytischen Sera die Komplementablenkung durch besondere, von den lytischen 
Ambozeptoren verschiedene Antikörper bewirkt wird. (Durch Untersuchungen 
über die Beziehungen der lytischen Ambozeptoren zu den komplementablenkenden 
Stoffen bei den bakteriziden Sera, bei denen bezüglich der Wertbestimmung 
ein großes praktisches Interesse besteht, ist diese Frage bereits im Prinzip ent¬ 
schieden: Neufeld und Haendel, Arb. a. d. Kais.-Ges. Bd. 28, Heft 1.) 

Fr. Franz. 

93) Haendel. Über Komplementbindung durch hämolytische Ambo¬ 
zeptoren bei 0°. (Arbeit aus dem Kais. Ges.-Amte 1908, Bd. 28, Heft 3, 
S. 623—531.) 

Nach den Untersuchungen von Ehrlich und Morgenroth »Zur Theorie 
der Lysinwirkung« (Berl. kl. Woch. 1899) galt es bisher als feststehend, daß bei 
niederer Temperatur von 0—3° zwar eine Verbindung von Blutkörperchen und 
Ambozeptor eintritt, dagegen die Vereinigung von Ambozeptor und Komplement 
nicht stattfindet, sondern daß das Komplement in der überstehenden Flüssigkeit 
unverändert nachweisbar bleibt. Die Versuche von Haendel, die alle mit dem 
gleichen hämolytischen System (Kaninchenantihammelblutserum — Hammelblut¬ 
körperchen) und demselben hämolytischen Serum (kleinste lösende Dosis 0,0005) 
angestellt wurden, ergaben jedoch, daß zwar das prinzipiell wichtigste Ergebnis 
der Untersuchungen Ehrlichs und Morgenroths, nämlich die erstmalige 
Trennung von Ambozeptor und Komplement bei genannter Temperatur, zu Recht 
besteht, daß aber die Annahme, wonach bei 0° eine Bindung des hämolytischen 
Komplements an mit Ambozeptor beladene Blutkörperchen gesetzmäßig aus¬ 
bleibt, nicht den tatsächlichen Verhältnissen entspricht. Auch bei 0° kann bei 
Anwendung ausreichender Komplement- und Ambozeptormengen eine Ver¬ 
ankerung des Komplements auf die Blutkörperchen und selbst Hämolyse ein- 
treten. Die Erklärung für diese Differenz in den Versuchsergebnissen sucht 
Haendel einerseits darin, daß Ehrlich und Morgenroth als hämolytisches 
System Blutkörperchen und Antiserum von zwei einander nahestehenden Tieren 
(Hammel-Ziege) benutzt haben, und andererseits in dem verschiedenen Antikörper¬ 
gehalt und der verschiedenen Avidität des von ihm und des von Ehrlich und 
Morgenroth verwendeten Serums. Fr. Franz. 

94) Russo witsch, Georg. Die klinische Bedeutung der Wassermannschen 

Sero-Reaktion auf Syphilis. (Inaug.-Dissert. Berlin 1908. 6 S.) 

1. Die Wassermannsche Reaktion muß vorläufig als eine klinisch absolut 
spezifische diagnostische Untersuchungsmethode auf Syphilis betrachtet werden. 

2. Der Wert dieser Methode liegt in der Bestätigung der klinisch sicheren 
und der Erkennung der klinisch unsicheren Syphilisfälle. 

3. Insbesondere ermöglicht sie bei latenten Fällen die Entscheidung über 
die Frage, ob der Patient als geheilt oder als krank anzusehen ist. 

4. Therapeutisch ist sie insofern von großer Bedeutung, als bei positiver 
Reaktion die Einleitung einer Kur als erforderlich angesehen werden muß. 

Fritz Locb. 

95) Hamburger, Franz. Über Tuberkulinimmunität. Aus der Kinder¬ 
abteilung der allg. Poliklinik zu Wien. (Münch, med. Wscli. Okt. 1908, Nr. 42.) 

Die künstlich erzeugte Tuberkulinimmunität dürfte in manchen Fällen auf 
einer erzwungenen Reaktionsunfähigkeit durch Antikörperabsättigung beruhen. 
Ob alle Fälle solcher Immunität auf diese Weise erklärbar sind, ist zweifelhaft. 
(Schlußsätze des Verfassers.) M. Kaufmann. 

96) Most, A. ( Breslau.) Die Infektionswege der Tuberkulose. (Berl. kl. 
Woch. 1908, Nr. 8,'S. 402—405.) 

Die Lungentuberkulose ist im Wesentlichen eine Inhalationskrankheit. Die 
Halsdrüsentubcrkulos'' stellt eine recht häufige Erkrankungsform dar, die wohl 
in mindestens zwei Dritteln der Fälle von einer Infektion der Rachenschleim¬ 
haut und besonders des lymphatischen Rachenringes ausgeht. Demgegenüber 
treten die übrigen isolierten Tuberkuloseinfektionen, also besonders die Darm-. 
Achs ‘1- und Leistendrüsentuberkulosen erheblich zurück. Die obersten Abschnitte 


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Referate. 


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der Luft- und Verdauungswege sind sonach die exponiertesten Eintrittspforten des 
Tuberkelbacillus, welch letztere entweder durch Kontakt (infizierte Gegenstände, 
Speise usw.) oder Luftinfektion (Tröpfchen, Stäubchen) in den Körper kommen. 
Der Lymphgefäßapparat kommt als Infektionsweg der Darm- und Drüsentuberku¬ 
lose in Betracht und besitzt besonders im jugendlichen Alter eine hervor¬ 
ragende Bedeutung, kommt aber als Infektionsweg der Lungentuberkulose viel¬ 
leicht nur beim Kinde in Betracht. Bei der Prophylaxe sind nach wie vor die 
von Phthisikern zerstreuten Keime vom Mitmenschen femzuhalten. K. Bornstein. 

97) Michaelis, Leonor u. Lesser, F. Erfahrungen mit der Serodiagnostik 
der Syphilis. Aus dem bakteriologischen Laboratorium des*städtischen Kranken¬ 
hauses am Urban zu Berlin. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 6, S. 301—303.) 

Der positive Ausfall der W assermann sehen Reaktion ist von hohem dia¬ 
gnostischen Wert für den Praktiker, da sie ein sicheres, oft das einzige intra vitam 
nachweisbare Zeichen einer stattgehabten Syphilisinfektion ist. K. Bornstein . 

98) Lesser, E. (Berlin): Ein Fall von später postkonzeptioneller Über¬ 
tragung der Syphilis. (Berl. kl. W. 1908, Nr. 6, S. 293—295.) 

Eine Frau wird von ihrem Ehemanne während der Schwangerschaft infiziert. 
Die Entbindung tritt 57 Tage nach der Infektion ein. Die Allgemeinerscheinungen 
bei dem Kind 48 Tage nach der Geburt. Der Primäreffekt bei der Mutter wird 
44 Tage nach der Infektion entdeckt, das Exanthem erst nach drei Monaten. 

K. Bornstein . 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

99) Schellmann, W. Bananenmehl. (Der Pflanzer. 1906. 2. S. 353—356. 29/12.) 

Bananenmehl wird durch Auslaugen der frischen Frucht durch Wasser und 

Trocknen des Rückstandes durch künstliche Wärme hergestellt. Es besitzt hohen 
Nährwert und eignet sich zur Ausfuhr aus den deutschen Schutzgebieten. Die 
Analyse ist nachstehende. Zum Vergleich findet sich noch die Zusammensetzung 
eines Indischen Bananenmehles. 


Afrikanisches Mehl Indisches Mehl 


Wasser 

19,64 ®/o 

— 

12,63 o/ 0 

— 

Asche 

0,79 „ 

0,95 o/o 

. 1,57 „ 

l,77o/o 

Protein 

3,69 „ 

4,41 „ 

4,25 „ 

4,79 „ 

Stärke 

74,71 „ 

85,36 „ 

74,02 „ 

83,37 „ 

Fett 

0,51 „ 

0,61 „ 

0,98 „ 

1,11 „ 

Rohfaser 

1,14 „ 

1,38 „ 

0,37 „ 

0,42 „ 


Br ahm. 

100) Tunmann. Über das Jod und den Nachweis desselben in der Laminaria. 

(Pharm. Zentralhalle 1907. 88. S. 505—509.) 

Auf mikrochemischem Wege gelingt der qualitative Nachweis des Jods in den 
Laminarien am einfachsten und sichersten. Man bringt das Präparat in einen 
Tropfen Wasser, in dem etwas Stärke verrieben ist, legt das Deckglas auf und 
läßt vom Rande her 1 — 2 Tropfen konzentrierter HN0 3 zufließen. An Stelle 
von HN0 3 kann auch FeCl 3 dienen, womit man am besten das Präparat betupft. 
Das Jod kommt wahrscheinlich nur im Zellsaftc vor. Bei quantitativer Bestimmung 
in den Stengeln nach der Methode von Itallie (Arch. der Pharm. 227, 1132) 
fand sich in den Stengeln ein Gehalt von 0,05 g—0,108 g, in den Blättern von 
0,071—0,154 g. Als bestes Konservierungsmittel für Laminarien empfiehlt sich 
eine 8—10-proz. Formaldehydlösung. Brahm . 

101) Hammer u. Vieth. (Universitätsklinik Heidelberg). Aperitol, ein 
schmerzlos wirkendes Abführmittel. (Mediz. Klinik 1908, Nr. 37.) 

Die Abführmittel leiden bekanntlich vielfach an dem Übelstande, unangenehme 
Begleiterscheinungen wie Hyperämie des Darmes, Übelkeit, Diurese, ja, sogar 
entferntere Wirkungen auf das Zentralnervensystem und vor allem Leibschmerzen 
hervorzurufen. Zur Vermeidung dieser Nebenwirkungen verbanden die Verfasser 
das Phenolphtalein, als ein bewährtes Abführmittel, mit der als Sedativum er¬ 
kannten Baldriansäure und fügten zur Verstärkung der Wirkung noch eine 


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Referate. 


Azetylgruppe hinzu. Mit dem resultierenden Körper, dem Valeryl- Azetyl- 
Phenolphtale'in, wurden in Heidelberg eingehende pharmakologische und physiolo¬ 
gische Arbeiten ausgeführt, deren Ergebnisse zu einer Einführung des Präparats 
in die Therapie dringend ermutigen. Das »Aperitol« genannte Mittel wurde so¬ 
wohl bei chronischer, wie bei akuter einfacher und interkurrenter Obstipation, 
als auch bei Obstipation der Kinder angewendet und hat sich dabei als ein 
völlig unschädliches Abführmittel erwiesen, welches keinerlei unangenehme Neben¬ 
wirkungen, insonderheit keine Leibschmerzen oder Nierenreizungen hervorruft. 
Es kommt vorläufig in Form aromatisierter Bonbons zu je 0,2 g Valeryl- Azetyl- 
Phenolphtalein in den Handel; die gewöhnliche Dosis beträgt bei Kindern einen 
halben bis ganzen Bonbon, bei Erwachsenen in der Regel 2 Bonbons, worauf 
nach ca. 4—12 Stunden eine einmalige (selten mehrmalige), reichliche breiige 
Entleerung stattfindet. Schittenhelm . 


Bücherbesprechungen. 


102) Abderhalden, Emil. Lehrbuch der physiologischen Chemie in zwei¬ 
unddreißig Vorlesungen. 2. vollständig umgearbeitete und erweiterte Auflage. 
Mit 19 Figuren. (Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien 1909.) 

Der Umstand, daß zwei Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen bereits eine 
neue Auflage nötig wurde und daß inzwischen auch eine englische Übersetzung 
erschienen ist, beweist zur Genüge, wie sehr der Verfasser es verstanden hat, 
dem dringenden Bedürfnis nach einem modernen Lehrbuch der physiologischen 
Chemie gerecht zu werden. Wenn von manchen Seiten erklärt wird, die phy¬ 
siologische Chemie könne in exakter Weise nur ein Chemiker vom Fach be¬ 
herrschen und darstellen, so bildet das vorliegende Werk den sprechendsten 
Beweis dafür, daß zu einer einheitlichen und vollwertigen Durchführung nicht 
allein umfassende chemische Kenntnisse notwendig sind, sondern auch ein 
gründliches Beherrschen der Medizin, wie es nur durch ein Studium von der 
Picke auf erlangt wird. Dadurch wird vor allem erreicht, daß der medizinische 
Gesichtspunkt der leitende bleibt und nicht ein bei dem reinen Chemiker gar zu 
leicht vorkommendes Abschweifen zur Retortenweisheit und in chemische Speku¬ 
lationen vorkommt, welche die Physiologie mit unnützem Ballast beschweren, und 
eventuell Irrwege eröffnen. 

Der Mediziner mit seiner praktischen Erziehung bleibt auf sicherem Boden. 
Abderhalden, zugleich Mediziner und Chemiker, weiß mit seiner gründlichen 
Kenntnis auch der Grenzgebiete die physiologische Chemie ungemein packend 
und interessant zu gestalten. Mit jedem Satz, auf jeder Seite kommt dem Leser 
zum Bewußtsein, daß die dominierende Rolle in der Physiologie heutzutage mit 
Recht die chemische Betrachtung einnimmt. Abderhalden führt uns ferner 
vor Augen, wie unendlich fruchtbringend die physiologische Chemie auch für 
die Erhaltung pathologischer Vorgänge gewirkt hat; seine geistvollen, kritischen 
Abschweifungen aufs pathologische Gebiet, denen er in dieser Auflage einen 
breiteren Platz gewährt hat und die namentlich für den Kliniker den Wert des 
Werkes wesentlich steigern, vervollkommnen aufs willkommenste die Darstellung. 

Die neue Auflage ist gegenüber der ersten in allen Teilen umgearbeitet 
entsprechend dem rapiden Fortschritt und der glänzenden Entwicklung der 
medizinischen Chemie; wir möchten hier vor allem das Gebiet der Eiweißstoffe, 
der Fette und der Kohlehydrate erwähnen. Die Kapitel der anorganischen 
Nahrungsmittel sind durch Hereinziehung der physikalischen Chemie gründlich 
erweitert In der Darstellung der Verdauung, in den Kapiteln des Blutes, der 
Lymphe, der Organbeziehungen, des Gesamtstoffwechsels, überall stößt man auf 
Zusätze und Einlagen. Dasselbe gilt auch von den zwei Kapiteln Ausblicke, 
welche den Schluß bilden und die Beziehungen der physiologischen Chemie 
zur Vererbung, zur Disposition, zur Immunitätslehre u. a. in eingehender Weise 
erörtern. Es mag noch erwähnt sein, daß als weitere Neuerung eine Reihe 
guter Abbildungen eingefügt sind. 

Wir hoffen und wünschen, daß wir auch fernerhin durch regelmäßig wieder¬ 
kehrende Neuauflagen des Abderhaldenschen Buches eine willkommene Be¬ 
reicherung und Auffrischung unseres Wissens erfahren werden. Schittenhelm . 


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Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. tfl 
Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner 8ohn in Weimar. 

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Original-Artikel. 


Im Jahre 1881 machte Leuchs (42) die Beobachtung, daß der gemischte 
Mundspeichel die Fähigkeit besitzt, Stärke in Zucker umzuwandeln. Zahlreiche 
Autoren haben sich seitdem mit dem Studium der Zuckerbildung durch die von 
Berrelius (3) »Ptyalin« genannte und in sämtlichen Drüsensäften der Mund¬ 
höhle enthaltene Speicheldiastase beschäftigt. Es ergab sich, daß Stärkekleister 
unter Einwirkung des Ptyalins zunächst verflüssigt wird. Dabei entsteht die sog. 
»lösliche Stärke« (Nasses Amidulin), die sich ebenso wie der Stärkekleister 
selbst mit Jod noch blau färbt. Schon nach ganz kurzer Zeit erhält man aber 
auf Jodzusatz nicht mehr einen blauen Farbenton, sondern eine Rotfärbung. 
Diese wird bedingt durch den von Brücke (9) als Erythrodextrin bezeich- 
neten Körper. Mit Fortschreiten der Verdauung wird dieses Erythrodextrin all¬ 
mählich in größerer oder geringerer Menge in Zucker übergeftihrt. Nach 
Dubrunfaut (25), Musculus und v. Mering (44) ist der vom Speichel aus 
Stärke gebildete Zucker größtenteils Maltose, erst bei längerer Einwirkung 
entsteht durch weitere Spaltung der Maltose etwas Traubenzucker. Neben dem 
Erythrodextrin entsteht übrigens noch ein zweites mit Jod sich nicht mehr 
färbendes Dextrin, das sog. Achroodextrin (Brücke). Dieses soll vom Spei¬ 
chel nicht weiter angegriffen werden. 

I. 

Was das Verhalten der Ptyalinwirkung unter normalen Bedingungen 
betrifft, so steht zunächst fest, daß die Verdauung des Stärkekleisters durch 
Ptyalin eine ungemein rasche ist; beim Abbau gekochter Stärke wenigstens 
scheinen die ersten reduzierenden Substanzen geradezu nach unmeßbar kurzer 
Zeit aufzutreten. Nach E. Salkowski (67) wird Kleister aus 10 gr Stärke durch 
5 ccm gemischten Speichel schon in einer 1 / a Minute vollständig verflüssigt und 
in Amidulin, Dextrin und Zucker umgewandelt. Solera (76) erhielt bei seinen 
Versuchen mit 2,5°/ 0 Kleister, der mit gleichen Mengen Speichel versetzt wurde, 
schon nach 12 Stunden positive Reduktionsproben. 

Paschutin (57) meint, daß das Ptyalin während seiner Tätigkeit verbraucht 
wird. Speichel, der schon einmal Stärke in Zucker umgewandelt hat, besitzt 
angeblich nicht mehr seine frühere Energie. Eine bestimmte Menge Speichel 
ist nach ihm nicht imstande, unbegrenzte Mengen von Stärke in Zucker umzu¬ 
wandeln. Das Ptyalin verliert im Gegenteil allmählich an Energie. Diese An¬ 
sicht Paschutins findet nach Brücke (9) eine Bestätigung in der Art der gebil¬ 
deten Produkte. Wenn man nämlich eine verhältnismäßig große Menge von 
Speichel und relativ geringe Stärkekleistermengen verwendet, so wird fast gar 
kein Erythrodextrin erzeugt. Digeriert man aber umgekehrt viel Kleister mit 
wenig Speichel, so bildet sich viel Erythrodextrin. 

Bielfeld (5) prüfte die Abhängigkeit der durch Speichel aus Stärke gebil¬ 
deten Zuckermenge von der Quantität des vorhandenen Ptyalins. Er fand, daß 
eine solche Abhängigkeit kaum besteht. Bei konstanten Stärkemengen hatte 
wenigstens eine Zunahme des Ptyalins meist gar keinen Einfluß auf die gebil¬ 
dete Zuckermenge. Dasselbe hat unabhängig von Bielfeld auch Maszewski 
(43) beobachtet. Letzterer versuchte außerdem festzustellen, ob eine gewisse 
Menge des Ptyalins nur eine bestimmte, unter allen Umständen gleiche Zucker¬ 
menge produzieren kann. Es ergab sich, daß dies nicht der Fall ist. Trotz 
gleicher Speichelmengen kann mit steigender Stärkekonzentration auch die Zucker¬ 
bildung zunehmen. Dies bestätigt auch eine Arbeit von Fleckseder (27). 


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Original-Artikel. 


83 


Auch rohes Stärkemehl wird durch menschlichen Speichel angegriffen, aber, 
wie Hammarsten (32) feststellte, nur in geringem Grade und ganz allmählich 
in längerer, je nach der Stärkeart wechselnder Zeit. Bei seinen Versuchen mit 
gemischtem Mundspeichel erhielt Hammarsten Zucker 


aus 

roher Kartoffelstärke nach 

2—4 Stunden 

j» 

>1 

Erbsenstärke „ 

i*U~2 „ 


11 

Weizenstärke „ 

Va—1 

?j 

ii 

Gerstenstärke „ 

10—15 Minuten 

ii 

ii 

Haferstärke „ 

5-7 

ii 

11 

Roggenstärke „ 

2-6 

ii 

11 

Maisstärke „ 

2-3 


Den Grund für diese auffallende Erscheinung sieht Hammarsten in der un¬ 
gleichen Entwicklung und Verteilung der Zellulose in den verschiedenen Stärke¬ 
arten. In der Tat wird fein pulverisierte Kartoffelstärke schon nach 5 Minuten 
unter Zuckerbildung angegriffen. Ähnlich, wie die feine Pulverisierung wirkt 
nach Hammarsten (32) und Johannes Müller (49) das Kauen auf die Zucker¬ 
bildung. Eine weitere Arbeit über die Wirkung des Speichels auf rohe Stärke 
stammt von E. Bourquelot (7). Er zieht aus seinen Versuchen folgende 
Schlüsse: »Bei der Temperatur, bei der das Wasser anfängt die Stärke zu hydra- 
tisieren, so daß sie durch Speichel bei gewöhnlicher Temperatur verzuckert 
werden kann, übt das mit Speichel vermischte Wasser eine größere Wirkung aus, 
als diejenige ist, welche unter den nämlichen Bedingungen sich ergibt, wenn 
Wasser und Speichel nacheinander zur Verwendung kommen. Die Unterschiede 
dieser Wirkung werden bis gegen 58° C. immer kleiner. Bei dieser Tempera¬ 
tur sind die Wirkungen in beiden Fällen annähernd gleich. Hierauf ist die Zer¬ 
gliederung wirksamer. Diese letztere Tatsache ist dadurch zu erklären, daß 
die Diastase des Speichels von ungefähr 58° C. an teilweise zerstört oder ver¬ 
mindert wird«. 


Einen großen Einfluß auf die diastatische Kraft des Mundspeichels hat die 
Temperatur. Etwas höhere Temperaturen begünstigen auch hier die Ferment¬ 
wirkung. Das Optimum liegt nach Roberts (64) zwischen 30 und 4S° C. Bei 
66° C. ist die Ptyalinwirkung nur unerheblich (Chittenden und Martin (16), 
Paschutin) (66). Die diastatische Kraft schwächt sich späterhin mit steigender 
Temperatur mehr und mehr ab und bei ungefähr 70° C. wird das Ptyalin un¬ 
wirksam. Bourquelot (8) behauptet, daß die Ptyalin Wirkung auf Stärke bis 
zu einer Temperatur von 67° »eine Funktion der Zeit sei, ohne derselben pro¬ 
portional zu sein«. Bei höheren Temperaturen erreicht die diastatische Ferment¬ 
wirkung einen bestimmten Wert, der trotz längerer Fortsetzung der Bebrütung 
nicht verändert wird. NachKjeldahl (37) soll sich die kräftigste Wirkung bei 
46° C. finden. Von diesem Temperaturgrade aus nimmt sie angeblich nach oben 
und unten und zwar mit steigender Temperatur etwas rascher ab. Vielleicht ist 
hier noch ein Hinweis auf die Versuche von E. Biernacki (6), die denjenigen 
Schüles (75) widersprechen, am Platze. Unfiltrierter frischer Speichel soll 
seine zuckerbildende Kraft bei 76° C., filtrierter dagegen bei 70° C. und zehn¬ 
fach mit Wasser verdünnter schon bei 60° C. verlieren. Setzt man jetzt zu 
verdünntem Speichel gewisse Salze (bis 0,5 °/ 0 ) zu, so tritt die Zerstörung des 

6 * 


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Original-Artikel. 


8 t 


Fermentes anstatt bei 60° C. erst bei 65° C. ein. Bei Zusatz von Peptonen und 
Albumosen soll das Ptyalin erst bei 70° C. vernichtet werden. 


Über den Einfluß verschiedener Reaktion auf die Ptyalin Wirkung liegen 
zahlreiche Untersuchungen vor. Das Ptyalin wirkt am intensivsten bei ganz neu¬ 
traler Reaktion (Langley und Eves) (40). Der in der Norm alkalische 
Speichel wirkt also kräftiger bei nachträglicher genauer Neutralisation. Dieser 
Unterschied ist nach Untersuchungen von Chittenden und Smith (18) beson¬ 
ders bei Verdünnung von 1:50 oder 100 bemerkbar. Auch Schlesinger (73) 
gibt an, daß Neutralisation des alkalischen Speichels die diastatische Kraft 
steigert. Noch kräftiger soll der Speichel unter Umständen bei äußerst schwach 
saurer Reaktion wirken. (Schierbeck (70), Watson) (84). Nach Chittenden 
und Smith (18) wirkt er besser, wenn man soviel Salzsäure zusetzt, daß das 
vorhandene Eiweiß damit gesättigt wird. Die Untersuchungen von Chittenden 
und Griswold (14) lehrten, daß sehr kleine Mengen Salzsäure (0,005 °/ 0 ) oder 
Magensaft von derselben Azidität für die diastatische Wirkung des Speichels un¬ 
schädlich sind. Je höher aber der Salzsäuregehalt steigt, um so schädlicher 
wirkt er, ja, er kann dann das Ferment völlig zerstören (S. Ny len) (55). Schon 
bei Zusatz von 0,015°/ 0 Salzsäure haben Langley und Eves (40) nach ihren 
Methoden mit Sicherheit eine deutliche Verminderung der fermentativen Kraft 
des Speichels nachgewiesen. Bei einem Säuregehalt von 0,03°/ 0 Salzsäure litt 
die verzuckernde Fähigkeit bereits, bei 0,05 °/ 0 Salzsäure war sie sehr gering, 
aber nicht gänzlich aufgehoben. Es kann aber als feststehend angenommen 
werden (Strauß und Stargardt) (82), daß mit dem Eintritt eines einer 
0,074 proz. Salzsäurelösung entsprechenden Säuregehalts, die Wirkung des Speichel¬ 
ferments erlischt 

Wurde eine Probe mit Salzsäure oder salzsäurehaltigem Magensaft digeriert 
(S. Ny len) (55), nachträglich neutralisiert und Stärke damit versetzt, so zeigte 
es sich, daß die, durch Säurezusatz abgeschwächte, diastatische Ferm ent Wirkung 
nach späterer Neutralisation wiederum steigerte, falls die Säure weniger als 
1 1 2 Stunde eingewirkt hatte. Nach einstündiger Säurewirkung war jedoch die 
eben genannte Eigenschaft des Speichels gänzlich verloren gegangen. Salzsäure 
von 0,075°/ 0 verhinderte völlig die Zuckerbildung; wurde bei diesen Versuchen 
die Säure nach kurzer Einwirkung wieder neutralisiert und dann Stärke hinzu¬ 
gefugt, so stellte sich nur in ungefähr einem Zehntel der Fälle eine schwache 
Wirkung des Ptyalins wiederum ein. Die diastatische Wirkung wurde also 
durch gewisse Säuregrade aufgehoben, das Ferment aber nicht immer endgültig 
zerstört. Bei allen Versuchen mit Salzsäure von 0,1 °/ 0 war aber das Speichel¬ 
ferment gänzlich vernichtet. Es konnte also nicht wieder durch Neutralisation 
wirksam werden. Im Gegensatz zu Ny len behaupten neuerdings Strauß und 
Stargardt (82), daß die einmal erloschene Fermentwirkung des Speichels über¬ 
haupt nicht wieder eintritt. Auch Roger (66) zeigte, daß Speichel, der mit 
verdünnter Salzsäure oder mit Magensaft gemischt wurde, vollkommen seine 
amylolytische Kraft verliert. Fügt man Stärke zu dem Gemisch zu und neu¬ 
tralisiert, so bildet sich niemals Zucker. Es genügt aber merkwürdigerweise 
nach Roger schon der Zusatz eines Tröpfchens frischen Speichels, um eine nor¬ 
male Speichelwirkung zu erzielen. Fügt man zu 9 ccm Speichel, dessen Wir- 


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kung durch Salzsäure aufgehoben ist, einen Tropfen frischen Speichel und dann 
Stärkewasser hinzu, so beobachtet man, daß nach einer halben Stunde etwa 
6 mg Zucker sich gebildet haben. Die Zuckermenge kann sogar nach einiger 
Zeit bis auf 40 und 50 mg steigen, also so viel, wie man mit 1 ccm frischen 
Speichels sonst erhält. Roger nimmt an, daß auch im natürlichen Zustand die 
Dinge in ähnlicher Weise vor sich gehen, daß also der Speichel im Magen seine 
saccharifizierende Kraft verliert und sie im Duodenum durch das Hinzutreten 
einer geringen Menge von frischem Speichel wieder erhält. 

Ebenso wie anorganische, können auch organische Säuren, in genügender 
Menge zugesetzt, die Wirkung der diastatischen Enzyme vollständig hemmen. 
Eine Azidität von 0,01 °/ 0 Milchsäure, Buttersäure und Essigsäure hebt ihre Wirk¬ 
samkeit nach Untersuchungen von Ebstein und Schulze (26) auf. Über den 
Einfluß von Fettsäuren auf die Stärkeumwandlung durch Mundspeichel hat 
John (36) Untersuchungen angestellt. Er sagt: Die organischen Säuren der 
Fettreihen wirken ebenso wie die Salzsäure, d. h. in sehr geringen Mengen be¬ 
fördernd auf die Umwandlung der Stärke durch gemischten, alkalisch reagieren¬ 
den Speichel. Diese Wirkung beruht auf einer Bindung der Säure. Durch ge¬ 
ringe Mengen freier Säure tritt jedoch eine Hinderung der Speichelwirkung 
ein. Die auf den Gesamtkörper am giftigsten wirkende Oxalsäure hat das größte 
Hemmungsvermögen auf den diastatischen Prozeß, die am meisten im mensch¬ 
lichen Haushalt angewandte Essigsäure beinahe das geringste, eine Tatsache, die 
vielleicht in der Anpassungstheorie ihre Erklärung flndet. 


Durch Chemikalien, insbesondere durch die sogenannten Antiseptika, kann 
die diastatische Einwirkung gehemmt und aufgehoben werden. Sie wird von 
allen, nach Angabe mehrerer Autoren (Watson (84), Kühne u. a.) durch Zu¬ 
satz von Alkohol abgeschwächt; G. Sticker (80) hebt allerdings hervor, daß 
es ihm nicht gelungen sei, durch Alkohol den Speichel seiner diastatischen 
Fähigkeit ganz zu berauben, selbst dann nicht, wenn er seinen Speichel mit dem 
gleichen Volumen absoluten Alkohols mischte und l j 2 Stunde stehen ließ. Der¬ 
selben Meinung ist auch Gerard (28); nach seinen Untersuchungen soll sich 
in Alkohol gefälltes und in Wasser gelöstes Ptyalin ganz normal verhalten. 

Zusatz von alkalischen Lösungen zum Speichel hemmte nach Kübel (30) 
die Wirkung, und zwar Kalilauge intensiver als Natronlauge. Bezüglich des 
Kochsalzes ergab sich nach Kübel, daß dasselbe um so weniger hemmend 
wirkt, je konzentrierter die Stärkelösung war; oder anders ausgedrückt: Koch¬ 
salzlösungen derselben Konzentration wirken unter sonst gleichen Bedingungen 
hemmend auf die Verzuckerung dünner Stärkegemische, fördernd auf die Ver¬ 
zuckerung konzentrierter Stärkegemische. Dasselbe ergab sich bezüglich Fluor-, 
Brom- und Jodnatrium. 

Karbolsäure übt in geringer Dosis keine Wirkung aus (Jul. Mü 11er) (50) 
und verhindert erst die Zuckerbildung, wenn sie in der großen Menge von 10°/ 0 
dem verdünnten Kleister zugesetzt wird, oder wie Plügge (60) festgestellt hat, 
wenn schon vor der Mischung mit Stärke der Speichel viele Stunden mit oproz. 
Karbolsäure digeriert wird. Weit stärker stört die Ptyalinwirkung die Salizyl¬ 
säure: 0,2 °/ 0 Salizylsäure bedingt eine Verlangsamung und schon 1 °/ 0 völligen 
Stillstand der Stärkeumwandlung (Stenberg (78), Müller) (51). Die mit 


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Original-Artikel. 


Natronlauge oder phosphorsaurem Natron neutralisierte Salizylsäure (salizylsaures 
Natron) erwies sich dagegen als ganz unwirksam. 

Nach Leffmann und Be am (41) wird die Fermentwirkung auf Stärke 
durch gewisse andere Stoffe vollständig gehindert. Weber (85) untersuchte 
abgesehen von Salizylsäure den Einfluß von Borax und Calciumphosphat, sowie 
von Saccharin auf die Speichelwirkung. In jedem Fall war eine Verlangsamung 
zu beobachten, deren Grad abhängig war von der chemischen Eigenart der 
hinzugefügten Substanz und ihrer Konzentration. Riegl er (62) fand, daß durch 
das Saccharinum purum, schon bei einem Gehalt von 0,5 °/ 0 , nicht aber durch 
das Saccharinum solubile im gleichen Prozentsatz die amylolytische Wirkung 
des Speichels aufgehoben ist. Über den Einfluß des Saccharins hat auch Sal- 
kowski (68) gearbeitet mit dem Ergebnis, daß das Saccharin, ebenso wie in 
konzentrierter, auch in 5 fach verdünnter Lösung, die Einwirkung des Ptyalins 
auf Amylum vollständig hemmt Diese Wirkung sahSalkowski (69) lediglich 
als Säurewirkung an, weil sie vollständig verschwindet, sobald die Mischung 
neutralisiert wird. 

Zusätze von Metallsalzen üben eine ganz verschiedene Wirkung auf das 
Ptyalin aus. Einige Salze wirken ausschließlich und schon in kleinen Mengen 
hemmend, wie z. B. das Sublimat, welches schon bei Gegenwart von nur 
0,05 °/oo vollständig die Wirkung des Ptyalins aufhebt (Chitt enden und Painter) 
(17). Auch 0,01 °/oo Zinnchlorür vernichtet die Ferment Wirkung, ebenso 0,05 °Ioq 
Arsensäure, 0,025 °/ 0 Kupfervitriol oder Eisenchlorid. Brechweinstein kann die 
Ptyalinwirkung fördern. 

Chittenden und Hutchinson (16) haben die Einwirkung der Uransalze 
auf die verdauende Wirkung des diastatischen Speichelferments untersucht und 
gefunden, daß schon relativ kleine Mengen dieser Salze einen deutlich hindern¬ 
den Einfluß auf die Fermentwirkung ausüben. Die Wirkung des Speichelfer¬ 
ments wird durch 0,03 °/ 0 o Uranacetat völlig aufgehoben, durch 0,003 °/ 00 des¬ 
selben Salzes aber etwas verstärkt. 

Wie Patten und Stiles (58) gefunden haben, wirkt Magnesiumsulfat und 
Natriumsulfat nicht spezifisch hemmend auf die Ptyalinverdauung. Die Salze 
des Baryum, Calcium und Magnesium verursachen eine ausgesprochene Be¬ 
schleunigung, bei größerer Konzentration tritt aber an Stelle dieser Steigerung 
eine Hemmung der Fermentwirkung, jedoch nur bei Chlorcalcium. Ammonium¬ 
sulfat und -nitrat in höheren Konzentrationen fällen Stärke aus. Ammonium¬ 
chlorid wirkt weniger hemmend als Kalium- und Natriumchlorid. Die Hemmung 
durch Bromide ist stärker als die durch Chloride und schwächer als die durch 
Jodide. Lithiumchlorid, das für manche lebende Gewebe außerordentlich harm¬ 
los zu sein scheint, schädigt die Ptyalinwirkung schon in mäßigen Konzentra¬ 
tionen sehr stark. 

Nach Chittenden und Ely (12) wird die diastatische Wirkung des Spei¬ 
chels bei Gegenwart von 1—2 °/ 0 Pepton um ca. 4 °/ 0 gesteigert. Aus Peptonen 
wird Traubenzucker nicht gebildet. Ähnlich wie Pepton wirkt in saurer (0,025 °/ 0 ) 
Lösung auch phosphorsaurer Kalk, aber nicht so stark. 

Wie Schlesinger (73) fand, hatten Pilokarpininjektionen meist Verstärkung 
der diastatischen Fermentwirkung zur Folge. Die Angaben von Ellenberger, 
Ewald, Grützner u. a. lauten jedoch entgegengesetzt. Bei Quecksilber- und 


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Jodsalivation findet sich nach Schlesinger eine Verminderung der amylo¬ 
lytischen Kraft. Thymol endlich hemmt die Fermentation. 

Weiterhin wurde noch die Beeinflussung der diastatischen Ferment Wirkung 
durch mehrere neuere Arzneimittel von Chittenden und Stewart (19) ge¬ 
prüft. Kleine Mengen Antipyrin sind ohne Wirkung, 3 °/ 0 hemmen etwas; Anti- 
febrin wirkt ebenfalls etwas hemmend (2 °/ 0 ); 0,6 °/© Urethran wirkt schwach be¬ 
fördernd, 6°/ 0 hindernd. Paraldehyd hemmt beträchtlich; Thallinsulfat in sehr 
schwachen Dosen (0,05°/ 0 ) fördernd, 0,3°/ 0 hemmt fast gänzlich; Thein und 
Coffein hemmen deutlich. Strychnin ist nach Kjeldahl (37) ohne Einfluß; 
Atropin wirkt nach Detmer (24) schädigend. Die Untersuchungen von Schäf- 
fer, Böhm und Binz (zitiert nach Sticker) (79) zeigen, daß arsenige Säure 
und Chinin nur in sehr großen Mengen lähmend wirken auf das Ptyalin; kleine 
Mengen dagegen haben keinen Einfluß. 

Ferner wurde der Einfluß von Galle durch Chittenden und Cummins (11) 
untersucht. Die diastatische Wirkung des Speichels wird durch Galle und 
Taurocholsäure zunächst etwas gesteigert, durch etwas größere Mengen (0,36 
bezw. 0,1 °/ 0 ) stark vermindert; Glykocholsäure hemmt ebenfalls stark. Tauro- 
cholsaures Natron wirkt hemmend, glykocholsaures (Natron) bei demselben Pro¬ 
zentsatz (0,03 °/ 0 ) nicht. 


Nasse (53) war der erste, der über die Einwirkung von Gasen auf die 
Speicheldiastase gearbeitet hat. Mag man Kohlenoxyd, Wasserstoff, Sauerstoff 
oder atmosphärische Luft durch den Speichel treiben, oder das Digestionsgefäß 
offen lassen, so findet man, nach Nasse, nie nennenswerte Unterschiede in dem 
Reduktionsvermögen. Nur Kohlensäure soll die Umsetzung der Stärke in Zucker 
beschleunigen, aber nur in geringem Grade. 

Chittenden und Pa int er (17) fanden, daß Gase beschleunigend wirken 
auf die Verzuckerung, am meisten Sauerstoff und Kohlensäure; Wasserstoff setzt 
sie herab. Diese angebliche Beschleunigung des Stärkeabbaues durch Speichel 
unter dem gleichzeitigen Einfluß von Kohlensäure hat Sticker (80) nachgeprüft; 
er fand jedoch dabei, daß die Kohlensäure nicht beschleunigend, sondern hem¬ 
mend wirkt. 

Zur Erklärung dieser widersprechenden Angaben über den Einfluß der 
Kohlensäure hat Schierbeck (70) eine Reihe von Versuchen ausgeführt Er 
kam dabei zum Schluß, daß in den meisten Proben die Kohlensäure beschleu¬ 
nigend wirkt, und nur auf die Umsetzung der Weizenstärke hemmend. Der Ein¬ 
fluß der Kohlensäure auf die diastatische Fermentwirkung ist aber verschieden, 
je nach der Reaktion des Speichels. Ein den Angaben Schierbecks ent¬ 
sprechendes Ergebnis hatten auch Untersuchungen von Ebstein und Schulze 
(26). Bei dem diastatischen Speichelferment scheint die Wirkung der Kohlen¬ 
säure in neutraler Lösung eine in geringer Masse fördernde zu sein. In al¬ 
kalischer Lösung, die an und für sich der diastatischen Ferment Wirkung un¬ 
günstiger ist, vermag die Kohlensäure die hindernde Wirkung des Alkalis auf¬ 
zuheben und die Fermentwirkung zu befördern. Jedoch ist dabei nötig, daß das 
Alkali mindestens in einer Konzentration von etwa 0,01 °/ 0 Na*C0 8 vorhanden 
ist, da sonst die hindernde Wirkung der Kohlensäure überwiegt. In einem 
sauren Kleister (0,018 bis 0,023 °/ 0 Milchsäure) wirkte die Kohlensäure dagegen 
hindernd auf die Zuckerbildung. 


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Da das Kind unter normalen Verhältnissen in den ersten Monaten eine 
flüssige Ernährung, die weder Amylum enthält, noch ein Einspeicheln nötig hat, 
zu sich nimmt, so könnte man erwarten, daß die Speichelsekretion bei neuge¬ 
borenen Kindern noch nicht vorhanden oder nur mangelhaft entwickelt ist. Die 
ersten Autoren, die sich mit der Frage beschäftigten (Bidder und Schmidt) 
(4) fanden demgemäß auch, daß bei Kindern in den ersten Lebenswochen der 
in geringer Menge abgesonderte Speichel nur spurweise zuckerbildendes Ferment 
enthält; bei Neugeborenen fanden sie gar kein Ferment. Ebenso vertrat 
Ritter von Rittershaun (68) die Ansicht, daß der kindliche Speichel in den 
ersten sechs Wochen, meist sogar auch etwas später, Stärke in Zucker nicht 
umzuwandeln vermag. Auch Coutaret (22) glaubte, daß der Speichel von 
Kindern erst im Alter der Dentition diastatische Eigenschaften annehme. Diese 
Annahme wurde jedoch widerlegt im Jahre 1857 durch eine Arbeit von Po¬ 
litzer (61), der feststellte, daß dem kindlichen Speichel gleich dem Speichel 
des Erwachsenen die Eigenschaft zukomme, Amylum in Dextrin und Zucker um¬ 
zusetzen. Wir haben, sagt Politzer, diese Eigenschaften durch die Trommer- 
sche Probe selbst für den Speichel der Kinder der ersten Lebenswoche nach¬ 
gewiesen. Schiffer (71) fand im Speichel neugeborener Kinder ebenfalls 
diastatisches Ferment. Er brachte den Säuglingen bald nach der Geburt, bevor 
sie noch irgend eine Nahrung erhalten hatten, kleine Tüllbeutelchen, welche mit 
Stärkekleister gefüllt waren, in den Mund hinein, ließ sie einige Minuten darin 
liegen und prüfte dann auf Zuckergehalt mit der Tro mm ersehen Probe (nach 
R. v. Rittershaun) (63). Bei drei Kindern, von denen das älteste zwei Stun¬ 
den, das jüngste wenige Minuten nach der Geburt untersucht wurden, zeigte 
sich in allen Fällen eine vollkommene, deutlich positive Reduktionsprobe. Eben¬ 
so ergab die Prüfung bei einem 16 Tage und ferner bei einem zwei Monate 
alten Säuglinge ein positives Ergebnis. 

In Einklang damit sagt A. Montag ne (45), daß der Speichel des Säug¬ 
lings von der Geburt an ein diastatisches Ferment enthält und daß die Quanti¬ 
tät desselljen hinreicht zur Umwandlung einer beträchtlichen Stärkemenge in 
Zucker. Nach Untersuchungen von Robertson (65; scheint bei Kindern die 
diastatische Kraft des Speichels sehr gleichmäßig zu sein; in 15 Fällen (Kinder 
von 16 Monaten bis 3 Jahren) wurde ein Mittelwert von 0,078 g Zucker gefun¬ 
den, wobei die Schwankungen zwischen den Extremen nicht mehr als 0.01 g 
betrugen. Auch Korowin (38) und Schlossmann (74) fanden bei Kindern 
in den ersten Lebenswochen, daß der Speichel in allen Fällen die Eigenschaft 
Stärkekleister in Zucker umzuwandeln besaß; dieselbe nahm jedoch mit dem 
Alter zu und mit dem elften Lebensmonat erreichte die diastatische Kraft die¬ 
jenige des Erwachsenen. 

Was die Bildungsstätte des di astatischen Ferments anlangt so 
fand Zweifel (89) auf Grund von 12 Beobachtungen, durch Untersuchung 
der wässrigen Aufgüsse der Speicheldrüsen, daß nur die Glandula parotis bei 
Neugeborenen Ptyalin enthält, während es in der Gl. submaxillaris frühestens 
zwei Monate nach der Geburt gebildet wird. Schilling (72) fand jedoch bei 
Neugeborenen das Ferment auch im Sekrete der Submax illaris. Berger (2) 
untersuchte die amylolytische Wirksamkeit der Speicheldrüsen frischer Kinder¬ 
leichen und menschlicher Embryonen von 7 bis 8 Monaten. Er konnte die 
bereits bekannte Tatsache bestätigen, daß die Speicheldrüsen von Neugeborenen, 


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ja, selbst von Embryonen, wirksames amylolytisches Ferment produzieren. Als 
neu ist zu bezeichnen, daß dieses auch für die Sublinguaüs gilt 

In jüngster Zeit ergaben Versuche von Frl. A.Stauber (77), daß das 
Ptyalin in der Parotis vorhanden ist schon von jener Zeit, wo die verdauende 
Tätigkeit des Digestionsapparates in Kraft tritt. 


Nach Angaben Hofbauers (34) und Goldschmidts (29) zeigt die dia- 
statische Wirksamkeit des Speichels Schwankungen, die von der Tageszeit und 
Nahrungsaufnahme abhängig sind. Unmittelbar nach dem Aufstehen ist die 
diastatische Kraft größer, als bald darauf. Dann steigt sie bis zum Mittag an 
und erreicht das Maximum etwa zwischen 11 und 3 Uhr (Schüle) (75), um 
von da wiederum langsam abzunehmen. Weitere physiologische Schwankungen 
sollen darin bestehen, daß sich unabhängig von der Tageszeit die Ptyalinwir¬ 
kung nach den Hauptmahlzeiten abschwächt (durchschnittliche Verhältniszahlen 
vor und nach dem Mittagessen 0,88 und 0,68) und zwar um so stärker, je kon¬ 
zentrierter und reichlicher die Mahlzeit ist. Schüle (75) meint dagegen, daß 
die diastatische Energie vor der Mahlzeit gewöhnlich schwächer ist, als nach 
derselben (durchschnittliche Verhältniszahlen 0,72 und 0,95). Die chemische 
Konstitution der Mahlzeiten scheint nach Hofbauer dabei keinen Einfluß zu 
haben. Von Tezner (83) wurde der Einfluß des Kauens, des Wassers und der 
süßen, sauren und salzigen Substanzen auf die Verdauungskraft untersucht; es 
zeigte sich, daß das Kauen und Wassertrinken die Verdauungskraft heben, daß 
aber andererseits süße, saure und salzige Substanzen sie verringern. 

Chittenden und Ely (13) behaupten dagegen, daß die Ferment Wirkung 
des menschlichen Speichels fast vollständig konstant bleibe; von 0,5 g Stärke 
werden durch 12 ccm Speichel binnen 31 Min. 42,8°/ 0 in Zucker verwandelt. Diesen 
letzten Autoren schließen sich Fleckseder (27) und Ja wein (35) im wesent¬ 
lichen an. Fleckseder konnte bei seinen zahlreichen Untersuchungen, bei An¬ 
wendung derselben Methode wie Hofbauer, niemals Tagesschwankungen fest¬ 
stellen, vielmehr blieb dieselbe während des ganzen Tages, vor und nach den 
Mahlzeiten, vollkommen gleich. Wohlgemuth (88) behauptet, daß der Gehalt 
an Ptyalin durch die Nahrungsaufnahme in keiner Weise beeinflußt wird. 

Es muß noch auf die Ptyalin Wirkung im Hungerzustand hingewiesen 
werden. Noorden (54) sagt, daß sie dabei nicht verloren geht, selbst in Fällen 
von langem Hungern und schlechtem Ernährungszustände. Noorden unter¬ 
suchte den Speichel eines magenkranken Mannes und eines hysterischen Mäd¬ 
chens, das nur äußerst geringe Nahrungsmengen bei sich behielt und stark ab¬ 
gemagert war. Bei diesen beiden Patienten zeigte sich die amylolytische Wir¬ 
kung des Speichels nicht aufgehoben, nur deutlich vermindert. Wohlgemuth 
(87) fand dagegen, daß die Ptyalinwirkung bei Hunger annähernd derjenigen bei 
der Nahrungsaufnahme entspricht. 


Früher vertrat man fast allgemein die Meinung, daß die Stärkelösung vor¬ 
nehmlich eine Aufgabe des Pankreassaftes ist und dem Mundspeichel nur eine 
unbedeutende amylolytische Wirkung zukommt in der Annahme, daß das Ptyalin 
durch die Salzsäure des Magens rasch unwirksam wird. Wie die neueren 
Untersuchungen von Burger (10), Sticker (81) und Johannes Müller (49) 
aber erwiesen haben, besitzt der Mundspeichel im menschlichen Organismus 

N. P. IV. Jihrg. *7 


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eine wesentlich größere amylolytische Wirkung als man früher glaubte. Bei 
Genuß von Mehlbrei, Reisbrei und Brod wurde in der überwiegenden Zahl der 
Versuche von 50 bis 80 °/ 0 , in einigen Fällen sogar bis zu 100 °/ 0 der Stärke 
nach wenigen Minuten in gelöster Form im Magen aufgefunden. Was die Frage 
betrifft, ob die diastatische Wirkung des Speichels auf die Mundhöhle beschränkt 
ist, oder noch im Magen fortdauert, so scheint sie noch eine gewisse Zeit im 
Magen erhalten zu bleiben. (Kübel (39), Langley und Eves) (40). 

Der Säuregrad des bei der Nahrungsaufnahme abgesonderten Magensaftes 
nimmt nämlich erst allmählich zu, so daß man erst nach 10—15 Minuten ein 
Gehalt von ein Va^oo Salzsäure findet Da ferner durch den verschluckten 
Speichel der Magensaft verdünnt und dadurch also auch die Konzentration der Salz¬ 
säure vermindert wird (Munk) (52), so darf man wohl behaupten, daß in diesen 
ersten 10—15 Minuten nach dem Eintreten der Speisen in den Magen, der gleich¬ 
zeitig verschluckte Speichel die gequollene Stärke in Dextrin und Zucker um¬ 
wandeln kann. Dies spricht entschieden dafür, daß der Speichel seine Arbeit 
vielleicht schon erledigt hat, wenn die Magensäure ihren hemmenden Einfluß 
ausüben kann. Sobald aber der Magensaft auf einen Gehalt von 1 / 2 bis 3 / 4 °/oo 
Salzsäure gelangt ist, also nach spätestens x / 4 Stunde, wird die Fermentation 
sicher aufgehoben. 

Außerdem hat Grützner (30) bewiesen, daß die später geschluckten 
Nahrungsmittel in die Mitte des Magens gelangen, während nach außen zu, den 
Magenwänden näher, die früher geschluckten Speisen liegen.. In die mehr zen¬ 
tral gelegenen festen Ingesta dringt der Magensaft sehr langsam ein und während 
außen schon eine, die Ptyalinwirkung hindernde, stark saure Reaktion besteht, 
hat im Innern die Diastase noch Zeit, das noch nicht gespaltene Stärkematerial 
in Dextrin und Zucker umzuwandeln. 

Endlich scheint der anfänglich ganz geringe Säuregrad des Magensaftes 
eher fördernd, als hemmend auf die Stärkelösung durch den Mundspeichel im 
Magen einzuwirken. Es steht nämlich fest, daß bei ganz neutraler Reaktion die 
Ptyalinwirkung eine ausgiebigere ist, als bei der normalen, schwach alkalischen. 
Solange also die abgesonderte Salzsäure zur Neutralisation des Speichels ver¬ 
braucht wird, wirkt sie günstig und erst beim Umschlagen der alkalischen Re¬ 
aktion in saure ungünstig. 


Schon seit langer Zeit beschäftigen sich zahlreiche Autoren mit der Frage, 
ob sich unter krankhaften Bedingungen die diastatische Fermentwirkung 
des menschlichen Mundspeichels wesentlich und vielleicht gesetzmäßig ändert. 
Die Antwort auf diese Frage lautet recht verschieden. Nur in der Hinsicht ist 
man sich einig, daß ein vollständiges Fehlen des Ptyalins kaum jemals vorkommt. 
Bei leichten fieberhaften Erkrankungen war nach Jawein (35) die Ferment¬ 
wirkung des Speichels unverändert; bei schweren fieberhaften Erkrankungen 
erhöhte sich relativ die amylolytische Wirkung, absolut wurde aber infolge der 
Verminderung der Speichelsekretion weniger Ferment gebildet. Petterutti 
und Ferro (59) fanden dagegen eine hochgradige Verminderung des Ptyalin¬ 
gehaltes. Bei Angina tonsillaris katarrhalis war nach Salkowski (67) die dia¬ 
statische Wirkung des Speichels sehr kräftig. In einer Kontrollprobe zeigte sich 
die Wirkung des normalen Speichels eher schwächer als die des pathologischen. 


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Bei Tuberkulose ist die Ptyalinwirkung nach Jawein (35) normal, nach Pette- 
rutti und Ferro (59), Schlesinger (73) vermindert. 

Zweifel (89) untersuchte den Ptyalingehalt bei Soor: das Ferment schien 
zu fehlen. Bei Dyspepsien mit Säurebildung ist nach Robertson (65) die 
Ptyalinwirkung vermehrt Petterutti und Ferro (59) fanden hingegen bei 
Magendarmstörungen meist Verminderung des Ptyalins, nur in ganz vereinzelten 
Fällen eine deutliche Vermehrung. Nach Sticker (80) war bei krebsigen Er¬ 
krankungen des Magens mit herabgesetzter Magensaftsekretion die Amylolyse 
durch Speichel sehr stark verringert. Gleiche Untersuchungen bei Magenkranken 
(akute, chronische Magenkatarrhe, Ulcus, Cardialgie, Pyloruskarzinom, nervöse 
Dyspepsie), führten Coronedi (21) dagegen zu dem Schluß, daß Reizzustände 
des Magens die diastatische Kraft des Mundspeichels nicht verringern. Dasselbe 
hat Burger (10) durch eine Reihe von Untersuchungen an magenkranken Per¬ 
sonen (mit völligem Fehlen freier Salzsäure, mit Hyperazidität des Magensaftes, 
mit Subazidität) festgestellt: die Mundverdauung (Amylolyse) schien also voll¬ 
ständig unabhängig von Störungen der Magensekretionen zu sein. 

Bei Diabetes soll der Mundspeichel nach Jawein (35), Robertson (65), 
Schlesinger (73) fermentarm sein. Wiesel (86) hingegen fand unter 9 unter¬ 
suchten Diabetikern 8 mal eine normale oder etwas erhöhte diastatische Wirkung, 
während eine Herabsetzung der Ptyalin Wirkung nur in einem Falle konstatiert 
werden konnte. Endlich sprach sich auch Noorden (56) dahin aus, daß der 
Mundspeichel selbst in schweren und schwersten Fällen von Diabetes oft normale 
amylolytische Kraft besitzt. 

Bei nervösen Kranken fand sich angeblich oft nur ein geringes Verzuckerungs¬ 
vermögen des Speichels; in einem Fall von Himgeschwulst fehlte nach Robert¬ 
son (65) das Ferment fast vollkommen, obwohl die Menge des Speichels be¬ 
trächtlich vermehrt war. Bei Geisteskranken soll nach Christiani (20) die 
amylolytische Kraft des Speichels erhöht sein. Bei einem Fall von Sialorhoe bei 
einem Epileptischen war die Ptyalin Wirkung nach Gerard (28) gleichfalls erhöht. 

Bei Anämie soll sich die diastatische Wirkung angeblich verringern, bei 
Leukämie hingegen steigern (Petterutti und Ferro (59). Bei chronischer 
Nephritis soll sie nach Jawein (35) vermindert sein; das konnte Noorden (54) 
nur in einzelnen Fällen feststellen. 

II. 

Die diastatische Fermentwirkung wurde bisher auf verschiedene Weise be¬ 
stimmt Viele Autoren benutzten zur quantitativen Enzymprüfung das Zucker¬ 
bildungsvermögen. Hanford (33), Astaschewski (1) und Kübel (39) haben, 
um das Auftreten von Zucker zu erkennen, die Moorsche Probe angewandt. 
Schierbeck (70), Ebstein und Schulze (26), Robertson (65) titrierten mit 
Fehlings Flüssigkeit. Petterutti und Ferro (59) stellten fest, in welcher 
Zeit die Stärke aus einer Stärkelösung von bestimmter Konzentration verschwand; 
die Zeit, die zur Umbildung der Stärke in Zucker notwendig ist, steht in direktem 
Verhältnis zur Menge der Diastase. Sie bestimmten zuerst natürlich die normaler¬ 
weise notwendige Zeit, um eine bestimmte Menge der Stärke mit einer be¬ 
stimmten Menge Speichel in Zucker umzuwandeln. 

Andere Autoren benutzten — nach Jodzusatz zum Stärkekleister — die Be¬ 
stimmung des sogenannten achromatischen Punktes. Roberts (64) bestimmt 
die diastatische Energie folgendermaßen: Man bringt eine abgemessene Menge 

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Speichel und Stärkekleister zusammen, hält das Gemisch auf 4° C. und unter¬ 
sucht nach je einer Minute mittels Lugol scher Lösung an einer kleinen Probe, 
in welchem Stadium der Verdauung das Amylum sich befindet. Wenn keine 
Färbung des Kleisters mehr eintritt, so ist das »Ende der diastatischen Wirkung« 
erreicht. Roberts bezeichnet dies als den »achromatischen Punkt«. Aus der 
Geschwindigkeit, mit welcher dasselbe erreicht wird, kann die verdauende 
Energie des Speichels bestimmt werden. Detmer (23) prüfte den Fortgang 
der diastatischen Verdauung durch die Jodreaktion, die von blau über violett, 
rot, gelb zu farblos übergeht. 

Noch andere benutzten endlich bei ihren quantitativen Bestimmungen die 
Feststellung des VerflüssigungsVermögens also der Bildung der sogenannten 
»löslichen Stärke«. Grützner (31) beschreibt seine Methode folgendermaßen: 
Die auffallendste Veränderung, welche Stärkekleister durch die Behandlung mit 
Speichel erleidet, besteht darin, daß der Kleister allmählich dünnflüssig wird 
und sich wie Wasser aus denselben Gefäßen ausgießen läßt, an deren Wänden 
er vordem als zähe Flüssigkeit festhaftete. Da nun diese Dünnflüssigkeit von 
dem gebildeten Zucker herrührt, der sich natürlich um so schneller erzeugt, je 
reicher an Ferment die Mischung ist, so kann die Menge dieser Zuckerlösung 
als Maß für die Fermentmenge benutzt werden; diese Flüssigkeitsmengen aber 
bestimmt man einfach durch Filtration. Wenn man daher Stärkekleister von 
passender Konzentration auf Filtra verteilt und unter sonst gleichen Bedingungen 
verschiedene Mengen diastatischen Ferments hinzufügt, so zeigt sich, daß die in 
den Filtern befindlichen Massen mit viel Ferment schneller filtrieren als die mit 
wenig, und wie somit umgekehrt aus der Schnelligkeit der FiltratioA Rückschlüsse 
auf die tätigen Fermentmengen gemacht werden dürfen. 

Die Methode, welche wir angewandt haben, ist die von E. Müller (47) 
empfohlene. Sie beruht im wesentlichen auf dem Prinzip des Grütznerschen 
Verfahrens, d. h. auf der Feststellung des Stärke Verflüssigungsvermögens. 

Das Verfahren ist folgendes: Damit die Stärke quillt, wird ein Becherglas, 
das etwa eine 10°/ 0 wässerige Stärkemischung enthält, für etwa 24 Stunden in 
einen auf 55—60° eingestellten Brutschrank gebracht. Dann gießt man reichliche 
Mengen der zeitweise umgerührten, weißlich-milchigen Stärkemischung in ziemlich 
hohe Petrischalen. Die letzteren kommen dann in die bekannten Trockensterili¬ 
satoren, bezw. Koagulierungsapparate für Blutserum, d. h. doppelwandige, mit 
Wasser zu füllende und mit Wärmeschutzmasse bekleidete, sowie durch Gas¬ 
flammen heizbare Behälter. Nach ca. 1—2stündigem Verweilen der Petrischalen 
in dem auf etwa 85—90° eingestellten Sterilisator gießt man das überschüssige 
Wasser, welches die nunmehr gebildete Stärkekleisterplatte in größerer 
oder geringerer Menge überschichtet, vorsichtig ab. Dann läßt man die Platten 
— vielleicht noch mit Nachtrocknung im Wärmeschrank — abkühlen. Nunmehr 
sind die Platten gebrauchsfähig. Will man sie längere Zeit aufbewahren oder 
»bebrüten«, so bringt man sie in eine feuchte Kammer. 

Wenn man auf diese Platten mit Hilfe einer Platinöse unter sorgfältiger 
Vermeidung einer rein mechanischen Vertiefung, kleine Speicheltröpfchen bringt, 
und die Petrischalen für einige Stunden (möglichst bei Körpertemperatur) in 
einer feuchten Kammer hält, so beobachtet man an Stelle jedes einzelnen 
Tröpfchens eine rasche tiefe Dellen- bezw. eine Muldenbildung-Einsenkung, die 
sich allmählich mehr und mehr vergrößert. 


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Die Dellenbildung ist dadurch bedingt, daß die diastatischen Fermente den 
Stärkekleister verflüssigen. Bei sehr rascher Verflüssigung sieht man demgemäß 
auch, daß die Dellen noch zum Teil mit Flüssigkeit gefüllt sind, bei etwas lang¬ 
samer Verflüssigung pflegt aber diese Flüssigkeit größtenteils zu verdunsten. 

Dieses Verfahren hat den großen Vorzug, daß es auf sehr einfache und an¬ 
schaulichste Weise rasch gelingt, bei geringstem Aufwand von Material dia- 
statische Fermentwirkung nachzuweisen und auf einer einzigen Stärkekleister¬ 
platte eine große Anzahl von Einzelversuchen gleichzeitig mühelos anzustellen. 
Eis genügt ja, wie auf der Serumplatte (E. Müller-Jochmann (48) für jeden 
einzelnen Versuch der Kaum, den ein einziges Tröpfchen, bezw. der Inhalt einer 
Platinöse beansprucht. 

Die Stärkekleisterplatten sind nicht nur zur qualitativen, sondern auch zu 
hinreichend genauen quantitativen Bestimmungen des Fermentgehalts geeignet. 

In derselben Weise, wie bei den auf Serumplatten gebrachten proteolytischen 
Fermenten, kann eine vorläufige quantitative Bestimmung schon dadurch ge¬ 
lingen, daß man das zeitige Einsetzen, sowie Größe und Tiefe der Dellenbildung 
bei stets gleicher Temperatur berücksichtigt. Wiederum in derselben Weise 
wie auf der Serumplatte, lassen sich genauere quantitative Bestimmungen dadurch 
erzielen, daß man das zu prüfende Material so lange mit abgemessenen Mengen 
destillierten Wassers verdünnt oder verteilt, bis die Dellenbildung überhaupt oder 
wenigstens innerhalb einer gewissen Zeit ausbleibt. Die weitaus exaktesten 
Bestimmungen des Fermentgehalts von Flüssigkeiten durch Titrierung mit ab¬ 
gestuften Zusätzen von Antiferment sind im Gegensatz zu dem proteolytischen 
Leukocytenferment und zu Trypsin (E. Müller) (46) leider nicht möglich, weil 
ein spezifischer Hemmungskörper, ein echtes Antiferment gegenüber dem Ptyalin 
bisher nicht nachgewiesen ist. 

Ein Nachteil der Stärkekleisterplatte ist es entschieden, daß ihre in jeder 
Hinsicht befriedigende Herstellung, namentlich bei geringer Übung, gar nicht 
selten mißlingt. Bald sind die Platten so wenig fest, daß darauf gebrachtes 
Ausgangsmaterial rein mechanisch eine Delle bildet. Bald ist sie derartig hart, 
daß sie von der Diastase nur wenig oder gar nicht angegriffen wird. Dies ist 
namentlich für die quantitativen Bestimmungen von großem Nachteil, wenn man 
es unterläßt, auf jeder einzelnen Platte die diastatische Wirkung eines normalen 
Mundspeichels zum Vergleich heranzuziehen. 

Manchmal können auch Unebenheiten der Stärkekleisterplatten zu Fehler¬ 
quellen führen. Man kann solche Täuschungen aber auf einfachste Weise dadurch 
vermeiden, wenn man eine geringe Menge stark verdünnter Lugol scher Jod¬ 
lösung auf die Stärkekleisterplatte bringt. Im Bereich der durch diastatische 
Fermentwirkung gebildeten Dellen bleibt dann im Gegensatz zu etwa schon 
vorher vorhandenen und durch technische Fehler entstandenen Vertiefungen, die 
bekannte Blaufärbung vollkommen aus. Im Bereich der Dellen sieht man dann 
vielmehr infolge des durch das Ptyalin gebildeten Erythrodextrins eine aus¬ 
gesprochene rötliche Farbe. 

Bei meinen Untersuchungen über den Ptyalingehalt des menschlichen Mund¬ 
speichels unter normalen und krankhaften Bedingungen habe ich nun die quan¬ 
titative Fermentbestimmung folgendermaßen ausgeführt. 

Technisch gelungene Stärkekleisterplatten wurden durch Tinte und Feder 
(Rückenfläche!) in 8 numerierte Sektoren geteilt. In eines dieser Felder kam 


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ein Tröpfchen eines sicher normalen Mundspeichels zur stetigen Kontrolle der 
Brauchbarkeit der Stärkekleisterplatte (s. oben). Die übrigen Felder dienten zur 
quantitativen Ptyalinbestimmung des genauer zu untersuchenden Mundspeichels. 
Dieser Mundspeichel wurde in Form kleiner Tröpfchen zuerst unverdünnt, dann 
in zunehmend großer Wasserverdünnung auf die einzelnen Felder ausgesät. 
Meist begann ich sofort mit einer 25fachen Verdünnung weil gewöhnlich erst 
dann der Grad der Dellen- und Muldenbildung in der Zeiteinheit deutlich ge¬ 
ringer war, als bei unverdünnter Aussaat. Als weitere Verdünnung wählte ich 
dann die 50, 100, 200 und 300fache. Selbst bei 750facher Verdünnung konnte 
ich aber noch bei normalem Mundspeichel eine allerdings gerade noch an¬ 
gedeutete diastatische Verflüssigung der Stärkekleisterplatte nachweisen. Im 
allgemeinen kann man sich aber mit höchstens 200—300facher Verdünnung be¬ 
gnügen. Man sieht dann bei solchen quantitativen Enzymbestimmungen leicht, 
daß mit Zunahme der Wasserverdünnung des Speichels (wenigstens wenn die 
letztere in größeren Abständen geschieht, 25 und 100) die Dellen- oder Mulden¬ 
bildung auf der Stärkekleisterplatte immer kleiner und flacher wird. 

Bei allen Versuchen kamen die mit Speichel verdünnten Stärkekleister¬ 
platten in eine feuchte Kammer, die für etwa 24 Stunden in den auf 37—38° 
eingestellten Brutschrank gebracht wurde. Während bei unverdünnter Aussaat 
die Amylolyse schon bei Zimmertemperatur nach wenigen Sekunden beginnt, 
verzögert sich bei zunehmend großer Verdünnung eine ausgesprochene Dellen¬ 
bildung mehr und mehr. 

UL 

Was die Beeinflussung der diastatischen Energie des Speichels durch die 
Temperatur betrifft, so fand sich, daß innerhalb der Temperaturhöhen von 
sogenannter Zimmertemperatur bis Körpertemperatur sich gröbere Unterschiede 
in der Dellenbildung in der Zeiteinheit kaum jemals finden. Erheblich schneller 
allerdings erfolgte vielfach die Dellenbildung bei gleicher äußerer Temperatur 
dann, wenn der Speichel vorher vor der Aussaat auf etwa 45° erwärmt wurde, 
ohne daß allerdings die Dauer dieser vorhergehenden TemperatureinWirkungen 
die Amylolyse zu beeinflussen schienen. Wenn aber der Speichel vor der 
Aussaat auf noch höhere Temperatur erwärmt wurde, schien sich die Ferment¬ 
wirkung wiederum abzuschwächen und durch etwa 70° wurde sie endgültig 
aufgehoben. Im Gegensatz zu Biernacki (6) fand ich, daß die Wirksamkeit 
des filtrierten Speichels derjenigen des unfiltrierten entspricht und zwar bei jeder 
Verdünnung. Es war auch ganz gleichgültig, ob das Sekret sofort, oder erst 
nach mehreren Stunden, bezw. Tagen zur Aussaat benutzt wurde. 

Genau neutralisierter Speichel besitzt anscheinend eine etwas stärkere 
diastatische Ferment Wirkung, als der normale alkalische. Um diese Neutralisation 
zu erzielen, genügt etwa ein Tropfen einer 1°/^ Salzsäure auf 5 Tropfen 
normalen alkalischen Speichel. Der auf diese Weise neutralisierte Speichel 
zeigte bei 200facher Verdünnung mit destilliertem Wasser auf derselben Kleister¬ 
platte entschieden etwas tiefere Dellen als normal alkalischer bei gleicher 
Wasserverdünnung. Was den Einfluß von Säuren auf die Fermentwirkung betrifft, 
so fand sich zunächst, daß lOproz. Salzsäure die Ptyalinwirkung selbst dann 
noch auf hebt, wenn sie zur 40 fachen Menge Speichel hinzugesetzt wurde. Bei 
Zusatz von 1 °/ 0 o Salzsäure hingegen verlor sich die Fermentwirkung erst dann, 
wenn die Säure in Gfacher Menge zum Speichel hinzugefügt wurde. Bei den 


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Versuchen mit normalem salzsäurehaltigem Magensaft (Gesamtazidität 46) zeigte 
sich zunächst, daß die Verdünnung von Mundspeichel mit der gleichen Menge 
Magensaft die Dellenbildung im Vergleich zu einfacher Wasserverdünnung 
nicht wesentlich beeinträchtigt, und zwar selbst dann, wenn man zu dieser 
Mischung gleicher Mengen normalen Speichels und Magensaftes nachträglich 
noch eine 200fache Menge Wasser hinzufügt Verdünnt man jedoch den 
Speichel mit der doppelten Menge salzsäurehaltigen Magensaftes, so sind die 
Dellen wesentlich flacher und schon bei Zufuhr der dreifachen Quantität des 
Magensaftes ist die Fermentwirkung aufgehoben. Trotz mehrfachen Versuchen 
konnte dann, wenn das Speichelferment durch salzsäurehaltigen Magensaft un¬ 
wirksam gemacht wurde, durch nachträgliche Neutralisation niemals wieder 
eine Aktivierung erzielt werden. Eine genügende Verdünnung des Mund¬ 
speichels durch normalen Magensaft wirkt also auf die Speicheldiastase nicht 
nur vorübergehend hemmend, sondern anscheinend endgültig zerstörend. Darauf 
hat die Dauer dieser Magensafteinwirkung keinen erheblichen Einfluß; es ist 
also bei gleicher Verdünnung ohne Bedeutung, ob der Magensaft nur ganz kurz 
oder stundenlang einwirkt. Ganz anders kann sich der bei gewissen Magen¬ 
krankheiten abgesonderte Magensaft gegenüber der Speicheldiastase verhalten. 
Magensaft von Krebskranken mit negativer Salzsäure-, aber schwach positiver 
Milchsäurereaktion wirkt auf die Speicheldiastase kaum wesentlich hemmend. 
Magensaft mit fehlender freier Salzsäure, aber reichlichen, sogenannten sauren 
Albuminaten, übt keinen erheblichen Einfluß aus. Die hemmende Wirkung des 
normalen Magensaftes scheint also fast ausschließlich auf dem Gehalt an freier 
Salzsäure zu beruhen. Andererseits verhindert auch ein allzu starker Milchsäure¬ 
gehalt die Amylolyse: 1 °/ 0 Milchsäure verhindert z. B. die Dellenbildung auch 
dann, wenn die Säure zu öfacher Menge Speichel hinzugefiigt wird. Pepsin 
schien, ebenso wie 60 und 90 °/ 0 Alkohol das Verzuckerungsvermögen kaum er¬ 
heblich zu beeinflussen. Starke alkalische Lösungen hemmen die Ptyalinwirkung; 
fügt man zu einem Tropfen Speichel 4 Tropfen einer lOproz. Kalilauge hinzu, 
so bleibt die Dellenbildung aus. Dabei besteht zwischen Kali- und Natronlauge 
kein erheblicher Unterschied. Nur einen sehr geringen Einfluß haben konzen¬ 
trierte Kochsalzlösung, ebenso 3 °/ 0 Karbolsäure und vielleicht auch Äther und 
Chloroform, schon in der Konzentration von 1 °/ 00 hemmt hingegen das Sublimat. 
Auch 10°/ 0 Kupfersulfatlösung wirkt hemmend: bei Verdünnung eines Tropfen 
Speichel mit 3 Tropfen dieser Lösung bleibt die Bildung löslicher Stärke aus. 
Chlorbaryum, Calciumchlorat, Magnesiumsulfat, Kaliumsulfat (alles in lOproz. 
Lösung) sind andererseits wiederum ohne erheblichen Einfluß. 

Bemerkenswert war, daß das Saccharin (0,5 °/ 0 ) weder bei Zusatz zum 
Speichel noch bei Zusatz zu Stärkekleister eine ausgesprochen hemmende oder 
beschleunigende Wirkung entfaltete. Auch die Wirkung von Arzneimitteln auf 
die diastatische Fermentwirkung des Speichels wurde von mir geprüft. Jodkalium 
wurde, zu 0,5 in Rumpe Ische Geloduratkapseln eingeschlossen, eingenommen. 
Die Jodausscheidung durch den Speichel war ohne erkennbaren Einfluß auf die 
diastatische Fermentwirkung. Von Atropinum sulfuricum und Strychninum nitricum 
wurden 5 Milligramm, von Pilokarpinum hydrochloricum 0,02 subkutan eingespritzt. 
Die relative Ptyalinmenge des Speichels wurde auch dadurch nicht beeinträchtigt. 

Bei unseren Untersuchungen Neugeborener wurden den Kindern mit 
Hilfe steriler Pinzetten kleine trockene sterile Wattebeutelchen unter Wischen 


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und Reiben der Schleimhaut und der Zunge in den Mund gebracht. Dadurch 
befeuchtet sich die Watte mit Mundhöhlensekret, das durch Ausdrücken in 
Form kleiner Tröpfchen gewonnen werden kann. Gleich nach der Geburt war 
das Sekret im allgemeinen leichter zu gewinnen, als bei etwas älteren Kindern. 
Bei drei Neugeborenen, die vor der ersten Nahrungsaufnahme */ 2 bis 3 l / 2 Stunden 
nach der Geburt geprüft wurden, war die Ptyalinwirkung fast ebenso wie bei 
Erwachsenen und mindestens ebenso kräftig als bei mehrere Tage alten 
Kindern (12). Der Einwand, daß die diastatische Wirkung des Mundhöhlen¬ 
sekrets bei neugeborenen Kindern der ersten Lebensstunden auf Benetzung der 
Mundhöhle mit diastasehaltigem Fruchtwasser (Eduard Müller) (47) zurück- 
zuführen ist, ist hinfällig, da die diastatische Ferm ent Wirkung des Fruchtwassers 
sehr viel schwächer als diejenige des Mundhöhlensekrets der Neugeborenen ist. 

Lebensalter und Geschlecht, Tageszeiten und Nahrungsauf¬ 
nahme, sowie Eigenart der Mahlzeiten bedingten keinerlei regelmäßige 
und sichere Schwankungen in der diastatischen Fermentwirkung des Speichels. 
Selbst bei vergleichenden quantitativen Prüfungen mit bis 250 facher Verdünnung 
fanden sich keine erheblichen Unterschiede. Von normalem Mundspeichel 
wurden unter anderem Proben stündlich sowie kurz vor und gleich nach der 
Mahlzeit untersucht; weiterhin wurde die diastatische Fermentwirkung verglei¬ 
chend geprüft bei rein vegetabilischer Nahrung, bei ausschließlicher Fleischdiät 
und bei vorwiegender Fettzufuhr. Unter allen diesen Bedingungen blieb der 
relative Ptyalingehalt, wenigstens bei der Prüfung auf der Stärkekleisterplatte 
annähernd derselbe. Einen gewissen Einfluß scheint allerdings starkes Tabak¬ 
rauchen zu haben, insofern z. B. die Dellenbildung des während oder gleich 
nach dem Zigarettenrauchen entnommenen Mundspeichels flach erschien, und 
zwar schon bei unverdünnter Aussaat. Schon 1901 hatte Urstein(49) in Form 
einer Diskussionsbemerkung mitgeteilt, daß die Zuckerbildung durch Speichel 
bei starkem Rauchen ganz ausbleibt, oder nur in geringem Grade etwas später 
eintritt. 

Unsere Untersuchungen über das Verhalten der Ptyalinwirkung unter 
pathologischen Bedingungen erstreckten sich auf über 100 Patienten 
mit verschiedenartigen krankhaften Prozessen. In jedem einzelnen 
Fall wurde zur Vermeidung von Täuschungen bei den quantitativen Enzym¬ 
bestimmungen auf einer und derselben Stärkekleisterplatte normaler Mundspeichel 
ausgesät und seine Wirksamkeit bei stets gleicher Verdünnung mit der von den 
betreffenden Kranken stammenden Probe verglichen. Solche vergleichende 
Prüfungen auf derselben Stärkekleisterplatte wurden in jedem einzelnen Fall bis 
zu mindestens 200 facher Verdünnung vorgenommen. Das Ergebnis dieser Ver¬ 
suche war zuerst, daß gesetzmäßige gröbere Schwankungen des Ptyalingehaltes 
bei den verschiedenartigen inneren Erkrankungen und Nervenleiden nicht vor¬ 
zukommen scheinen. 

Fiebernde Kranke mit Infektionskrankheiten wurden im ganzen 19 
untersucht (Patienten mit Typhus abdominalis, Typhus recurrens, Diphtherie, 
Pneumonie, Malaria, Erysipelas, Tuberkulose und dergleichen). Ausnahmsweise 
erschien der relative Ptyalingehalt wesentlich herabgesetzt. Nur bei einem ein¬ 
zigen Typhuskranken, der noch mäßig hoch fieberte, und nach ziemlich schwerem 
Krankheitsverlauf, der sich in der dritten Woche befand, war vielleicht der Ge¬ 
halt an Diastase vermindert. Auch bei einem Patienten mit Bauchfelltuberkulose 


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war die Ptyalinwirkung auffällig gering. Andererseits zeigten sich z. B. die Dellen 
auf der Stärkekleisterplatte bei einem hochfiebemden Patienten mit Angina 
von mindestens gleicher Tiefe mit deijenigen des Gesunden, und zwar bei jeder 
Verdünnung. 

Patienten mit Erkrankungen der Verdauungsorgane haben wir im 
ganzen 24 untersucht Gröbere und sichere Veränderungen des Ptyalingehalts 
waren weder bei organischen noch funktionellen Magendarmleiden nachweisbar. 
Dies gilt insbesondere auch für Patienten mit krebsigen Erkrankungen. Auch 
Veränderungen des relativen Ptyalingehalts durch den chirurgischen Eingriff 
habe ich bei Carcinoma ventriculi nicht beobachtet. Wesentliche Änderungen 
der Ptyalinwirkung fehlten auch bei Leberzirrhose (drei Fälle), sowie bei Dia¬ 
betikern (selbst in schweren Fällen mit hohem Zucker und Azeton- bezw. Azet- 
essigsäuregehalt). Gleiches gilt, wie ich hier einschalten möchte, für Kranke 
mit myeloider Leukämie (2 Fälle). 

Auch eine große Anzahl Nervenkranker gelangten zur Untersuchung (4Fälle 
von Tabes, 4 von multipler Sklerose, 5 von Polyomyelitis acuta mit erhöhter Tempe¬ 
ratur, 1 von Friedreichscher Ataxie, 1 von Dystrophia musculorum progressiva, 2 
von Polyneuritis alkoholica); nur in 1 Fall von multipler Sklerose erschien trotz 
mehrmaliger genauer Untersuchung die Ferment Wirkung sehr verringert und zwar 
schon bei unverdünnter Aussaat der Speichelproben, vor allem aber bei zehn¬ 
facher Wasserverdünnung. Bei 2 Epileptikern war die Fermentwirkung eher 
etwas erhöht als vermindert. Keine wesentlichen Änderungen der amylolytischen 
Kraft waren bei Morbus Basedowii (3 Fälle), sowie bei Neuropathen festzustellen. 
Endlich habe ich noch Kranke mit akuten und chronischen verschiedenartigen 
Nierenleiden, mit Herz- und Gefäßleiden, mit allgemeiner Sarcoma- 
tose, syphilitischen Erkrankungen, Gelenkrheumatismus 
usw. untersucht, ohne aber gröbere Schwankungen des Fermentgehalts fest¬ 
stellen zu können. 


IV. Zusammenfassung der Resultate. 

Das wichtigste Ergebnis unserer systematischen Untersuchungen mensch¬ 
lichen Mundspeichels ist also die Tatsache, daß mit Hilfe der Stärkekleisterplatte*) 
weder unter normalen noch unter krankhaften Bedingungen 
regelmäßige und gröbere Veränderungen der diastatischen 
Fermentwirkung festzustellen sind. In physiologischer Hinsicht fehlten 
gesetzmäßige und erhebliche Tagesschwankungen im relativen Enzymgehalt 
völlig. Lebensalter und Geschlecht, Hungerzustand und Nahrungsaufnahme, 
vorwiegende Eiweiß-, Kohlehydrat- oder Fettnahrung waren ohne erkennbaren 
Einfluß. Auch bei verschiedenartigsten Erkrankungen fanden sich keine kon¬ 
stanten Abweichungen von der Norm. Selbst im hohen Fieber blieb die diasta- 
tische Ferment Wirkung im allgemeinen unverändert. Bei Magenleiden, insbe¬ 
sondere Magenkrebs, bei leichten und schweren Formen des Diabetes mellitus, 
bei Morbus Basedowii, bei Nierenaffektionen und Bluterkrankungen, bei orga¬ 
nischen und funktionellen Nervenleiden usw. blieb auch quantitativ die Ptyalin¬ 
wirkung in der Regel unverändert. 


*) Vcrgl. Eduard Müller. Die Stärkcklcisterplatte, ein einfaches Hilfsmittel zum Studium 
diastatischcr Fermentwirkungen. Ztrlbl. f. inn. Med. 1908, Nr. 16. 

N. F. IV. Jabnr. ; : ft, --- < 


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Die Tatsache, daß die diastatische Kraft des menschlichen Mundspeichels 
regelmäßigen und gröberen Schwankungen nicht zu unterliegen scheint, beweist 
wohl, daß der absolute Ptyalingehalt unter normalen und krankhaften 
Bedingungen im wesentlichen von der Speichelmenge ab hängig ist. 
Der absolute Ptyalingehalt muß deshalb trotz relativ gleichen Enzymmengen 
bei Trockenheit des Mundes (Fieber, Diabetes) viel geringer als bei reichlicher 
Speichdsekretion sein. 

In physiologischer Hinsicht ist noch von Interesse, daß das Optimum der 
Ptyalinwirkung auf der Stärkekleisterplatte ungefähr zwischen 35 und 45° zu 
liegen scheint. Bei Zimmertemperatur ist allerdings die Ferment Wirkung nur 
wenig schwächer. Bei höheren Temperaturen als 45° werden die Dellen flacher 
und bei ungefähr 70° wird das Ptyalin zerstört. 

Bei genau neutraler Reaktion ist die Ferment Wirkung lebhafter, als bei 
normal-alkalischer und sehr schwach saurer. Ein sehr geringer Säurezusatz 
steigert demgemäß durch Neutralisation anfänglich die Fermentwirkung, durch 
stärkeren Säurezusatz wird jedoch, wie allgemein bekannt, das Ptyalin wirkungslos. 

Der Einfluß des Magensaftes auf die Speicheldiastase ist von dem 
Gehalt desselben an freier Salzsäure abhängig. Magensäfte mit fehlender freier 
Salzsäure üben trotz reichlichen Gehalts an sauren Albuminaten auf der Stärke¬ 
kleisterplatte keinen gröberen Einfluß auf die Dellenbildung aus. Aber schon 
die dreifache Verdünnung des Mundspeichels mit Magensaft von normalem Ge¬ 
halt an freier Salzsäure ist imstande, die Fermentwirkung sofort und endgültig 
aufzuheben. Die nachträgliche Neutralisation — etwa durch alkalischen Dünn¬ 
darminhalt — ist demgemäß nicht mehr imstande, das einmal durch freie Salz¬ 
säure inaktivierte Ferment wiederum wirksam zu machen. Trotz alledem muß das 
Stärkelösungsvermögen der Speicheldiastase im Magen selbst eine ungemein aus¬ 
giebige sein. Zunächst einmal ist die Fermentwirkung eine derartig schnelle, daß 
die Stärkelösung schon abgelaufen sein kann, ehe der abgesonderte Magensaft dem 
Mageninhalt einen derartigen Säuregrad verleiht, daß die Ptyalinwirkung endgültig 
aufgehoben wird. Anfänglich muß sogar der noch in geringer Menge abgesonderte 
Magensaft durch Neutralisation des alkalischen Speisebreis die Diastasewirkung 
steigern, bis sie dann durch den Übergang in saure Reaktion allerdings abge- 
sehwächt und zerstört wird. Dieser Zeitpunkt muß aber um so später eintreten, 
als die abgesonderte Salzsäure anfänglich an die Eiweißkörper der Nahrung 
verankert wird und die sauren Albuminate an sich, ebenso wie das Pepshi, die 
Speichelwirkung nur wenig beeinträchtigen. Außerdem behalten ja nach den 
Untersuchungen Grützners (30) die zentralen Partien des Speisebreis noch 
relativ lange ihre alkalische Reaktion, obwohl die peripherischen, d. h. die der 
Magenwand anliegenden, schon längst eine saure, die Ptyalinwirkung hindernde 
Reaktion zeigen können. 

Gleichzeitiger Genuß von Alkohol ist auf die diastatische Ferment Wirkung 
im Magen kaum von größerer Bedeutung. Eine Abschwächung tritt vielleicht 
aber durch das Rauchen ein (s. oben). 

Die Wirkung von Arzneimitteln ist je nach ihrer chemischen Eigenart ganz 
verschieden. In den therapeutisch zulässigen Dosen sind sie jedenfalls ohne 
gröberen Einfluß. 



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Alphabetisches Literaturverzeichnis. 

Lehr- und Handbücher. 

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1906, Bd. I, S. 42—45. — R. Fleckseder, Der gemischte Speichel des Menschen, sein normales 
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— O. Hammarsten, Lehrbuch der physiologischen Chemie. 1895. —L. Hermann, Handbuch der 
Physiologie. 1883, Bd. V, I. Teil. — Landois, Handbuch der Physiologie. — J. Munk, Physiologie 
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Bd. II, S. 522ff. — Carl Oppenheimer, Die Fermente und ihre Wirkungen. 1903. 


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Frage : Ist im Parotidenspeichel ein Ferment vorgebildet vorhanden oder nicht ? Zeitschr. f. phys. 
Chemie 1886, S. 273. — 30) Grützner, P., Ein Beitrag zum Mechanismus der Magenverdauung. 
Pflügers Arch., Bd. CVI, S. 463. — 31) Grützner, P., Notizen über einige ungeformte Fermente 
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100 


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— 33) Hanford, The influence of acids on the amylolytic action of saliva. Americ. journ. of 
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Zitiert nach A. Pugliese. Über den Einfluß der Erwärmung auf diastatische Fermente. Pflüg. Arch., 
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Pennsylvania Hospital. (The Journ. of experim. medicine, 1908, Bd. 10, S. 
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Journ. of experim. medicine, 5. November 1908, Bd. 10, Nr. 6, S. 745—758.) 

Der unmittelbare Erfolg der Operation ist eine Infarktbildung an den Stellen, 
wo die Nähte drücken. Die nicht tiefgehende Nekrose wird durch Bindegewebe 
ersetzt Die Glomeruli zeigen sich in der Narbe widerstandsfähiger als die 
Tubuli. Die Tubuli zeigen Verkalkungen, im Nierenbecken bilden sich manch¬ 
mal Steine. 

Die Entfernung der einen Nierenhälfte beeinflußt weder die zurückbleibende 
Hälfte noch die Größe der anderen Niere. 

Die Entfernung der Hälfte beider Nieren hat auf den Rest keinen Einfluß. 
In einem Falle, wo das Tier 164 Tage am Leben blieb, waren die zurückge¬ 
bliebenen Hälften deutlich vergrößert. 

Bei der Entfernung von einer ganzen und der Hälfte der anderen Niere 
blieben die Versuchstiere bis 56 Tage gesund am Leben. Die Todesursache 
war Niereninsuffizienz. Die Verkleinerung des sezernierenden Parenchyms auf 
ein Viertel war zwar gefährlich, aber nicht unbedingt tötlich. 

Alle Tiere nahmen stark an Gewicht ab. H, Ziesche, 

105) Crile, George and Dolley, David, H. On the effect of complete anaemia 
of the central nervous System in dogs resuscitated after relative death. (Über 
die Wirkung vollkommener Blutleere des Zentralnervensystems bei wieder¬ 
belebten Hunden.) From the laboratory of surgical physiology, Western Reserve 
University, and the pathological laboratory, University of North Carolina. (The 
Journ. of experim. medicine, 5. November 1906, Bd. 10, Nr. 6, S. 782—810.) 


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102 


Referate. 


Bei Hunden, die nach vorhergehender Äthemarkose schnell mit Chloroform 
getötet und wiederbelebt wurden, betrug die Zeit der absoluten Gehimanämie 
gemessen vom Verschwinden der Herztöne bis zum Wiederkehr der Zirkulation 
6—7 Minuten. Die Methode hat sich sehr gut bewährt zur Bewirkung einer 
zeitweisen totalen Gehimanämie. 

Die anatomischen Veränderungen bestanden aus Nekrosen (Chromolyse) der 
Ganglienzellen und Degeneration der Fasern, vor allem in den Pyramiden¬ 
bahnen. Details im Original. H. Ziesche. 

106) Levin, Jsaac. The reactive cell proliferation in the white rat; and its 

relation to the genesis of transplantable tumors. (Die reaktive Zellwucherung 
bei der weißen Ratte und ihre Beziehung zur Entstehung transplantabler Tu¬ 
moren.) From the department of pathology of the College of Physicians and 
surgeons, Columbia University. (The Joum. of experim. medicine, 5. November 
1908, Bd. 10, Nr. 6, S. 811—819,) H. Ziesche. 

107) Plavec, V. Die Herzwirkung der Methylderivate des Xanthins. Inst, 
f. exper. Path. Prag. (A. intemat. de Pharmacod. et de Ther. Nov. 1908. Bd. 18, 
H. 5—6, S. 499—534) 

Diese Versuche sind an überlebenden Hunde-, Katzen- und Kaninchenherzen 
(nach der von Plavec für seine Zwecke etwas abgeänderten Langendorffschen 
Methode) mit den drei klinisch wichtigsten Methylderivaten des Xanthins, Koffein, 
Theobromin und Theophyllin angestellt. Es lassen sich aus ihnen nachstehende 
Schlußfolgerungen ziehen: Allen drei Präparaten kommt eine excitomotorische 
Wirkung auf die Herztätigkeit zu, die stärker beim Theobromin als beim Koffein 
und noch mehr beim Theophyllin zum Ausdruck kommt, aber durch verschiedene 
gleichzeitig auf das Myokard einwirkende Einflüsse depressiven oder excitativen 
Charakters leicht unterdrückt werden kann. Die excitomotorische Wirkung kommt 
besonders dann zur Geltung, wenn die motorische Funktion des Herzens ver¬ 
mindert ist, die Vorräte an potentieller chemischer Energie aber noch nicht er¬ 
schöpft sind; wahrscheinlich handelt es sich um eine Steigerung der Oxydation. 
Excitomotorische Wirkung und Koagulationswirkung scheinen voneinander un¬ 
abhängig zu sein und sich nach der Stellung der einzelnen Methylgruppen im 
Xanthinkem zu richten. Außer durch die direkte excitomotorische Wirkung 
auf die Muskelsubstanz wird die Tätigkeit des isolierten Herzens bei Kaninchen 
und Katzen, nicht bei Hunden, indirekt durch Vasodilatation im Myokard bezw. 
durch Vermehrung des Blutstromes erhöht. Da diese Wirkung parallel läuft 
mit der diuretischen, so wird sie in der ärztlichen Praxis beim Koffein vermißt, 
während sie beim Theobromin und noch mehr beim Theophyllin ausgeprägt ist. 
Koffein ist ein Analeptikum im allgemeinen, Theobromin und Theophyllin sind 
Kardiaka und Diuretika im engeren Sinne des Wortes und ihre Indikation richtet 
sich nach der Art und dem Stadium der Krankheit, zum Teil auch nach der 
Individualität des Kranken. Die Allgemeinwirkung dieser beiden Präparate ist 
eher eine depressive, und daher sind sie bei Kollaps trotz ihrer excitomotorischen 
Wirkung auf das Herz kontraindiziert. Fr. Franz. 

108) Sabbatani, L. Azione farmacologica del solfo colloidale. (Pharmako¬ 
logische Wirkung des kolloidalen Schwefels.) Pharmakol. Inst. Parma. (A. in¬ 
temat. de Pharmacod. et de Ther. Nov. 1908. Bd. 18, H. 5—6, S. 373—391.) 

Auf Grund von Versuchen an Kaninchen und Hunden bei intravenöser Ein¬ 
spritzung und Darreichung per os von kolloidalen Schwefellösungen kommt 
Sabbatani zu dem Ergebnis, daß der kolloidale Schwefel keine spezifische 
pharmakologische Wirkung besitzt, die verschieden wäre von der des Schwefels 
in gewöhnlicher Form. Sie unterscheidet sich nur durch die Intensität des 
Effektes, der beim kolloidalen Schwefel größer ist. Bei den drei verschiedenen 
Modifikationen des Schwefels, der kristallinischen, der amorphen und der 
kolloidalen, nimmt die pharmakologische Wirkung zu mit der Feinheit des Präpa¬ 
rates und der Berührungsfläche, welche die im Körper mit ihm in Berührung 
kommenden Flüssigkeiten, wobei der Schwefel in Schwefelwasserstoff über¬ 
geführt wird, bieten. Fr. Franz. 


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Referate. 


103 


109) Tyrode, M. Y. The pharmacological action of camphoric acid. (Die 
pharmakologische Wirkung der Kampfersäure.) Institut für pharmak. u. Ther. 
Harvard Univers. Boston. (A. intemat. de. Pharmacod. et de Ther. Nov. 1908. 
Bd. 18, H. 5—6, S. 393—408.) 

Tyrode schließt aus seinen systematischen Untersuchungen an Fröschen, 
Kaninchen, jungen und alten Katzen, die er wegen der Unlöslichkeit der Kampfer¬ 
säure in Wasser zu einem Teil mit dem löslichen Natriumsalz angestellt hat, 
daß der Kampfersäure eine besondere pharmakologische Wirkung nicht zukommt 
(im Gegensatz zu Fujitani, Beitr. z. Pharm, d. Kampfersäure, ebenda, Bd. 16, 
1906; S. 273). Sowohl die Säure wie das Natriumsalz erwiesen sich als un¬ 
wirksam in Bezug auf eine Beeinflussung der Schweißsekretion sowie der Atmung 
und des Blutkreislaufes. Auch klinische Beobachtungen erbrachten nach dieser 
Richtung hin, insbesondere für die behauptete Unterdrückung der Nachtschweiße 
bei Phtisikem, keinerlei Beweise. Von gewissem Nutzen war die Kampfersäure 
bei eitriger Cystitis (mit saurer, weniger mit alkalischer Reaktion des Harnes), 
was wohl auf die Säurewirkung zurückzuführen ist. Fr . Franz . 

110) Lewis, A. Paul. Further observations on anaphylaxis to horse serum. 

(Beobachtungen über Pferdeblutanaphylaxie.) From the Antitoxin Laboratory of 
the Massachussets State Board of Health. (The Joum. of experimental medicine, 
5. September 1908, Bd. 10, Nr. 6, S. 608—617.) 

Das Blut junger Tiere, die durch Abstammung hypersensibilisiert sind, hat 
die Eigenschaft, ein normales Tier zu hypersensibilisieren, wenn eine größere 
Blutmenge übertragen wird. Es scheinen alle Nachkommen einer hypersensi- 
bilisierten Mutter diese Eigenschaft zu besitzen; quantitative Verschiedenheiten 
der Reaktion beruhen auf verschieden schnellem Verlust dieses Vermögens. Die 
vererbte Eigenschaft geht in den ersten Lebensmonaten verloren. H. Ziesche\ 

111) Mallory, F. B. The results of the application of special histological 
methods to the study of tumours. (Ergebnisse beim Studium von Tumoren 
mit besonderen histologischen Methoden.) (The Joum. of experimental medicine, 
5. September 1908, Bd. 10, Nr. 6, S. 575—593.) 

Die histologischen Details können hier nicht wiedergegeben werden. 

Durch genaue Untersuchungen sollen die charakteristischen Eigenarten jeder 
Zellart bekannt und jeder Tumor dann nach den prädominierenden Zellen be¬ 
nannt werden. Mischnamen, wie Fibroendotheliom usw., sind zu vermeiden. 

H. Ztesche. 

112) Cimoroni, A. Sugli effetti della resezione totale del duodeno. (Über 
die Wirkung der Totalexstirpation des Duodenums.) Aus dem Istit. di Patol. 
gen. zu Rom. (Lo Sperimentale, Juli-August 1908, Nr. 4.) 

Cimoroni ging bei der Operation seiner Tiere möglichst radikal vor, in¬ 
dem er außer einem Darmsttick von 23—24 cm auch noch ein Drittel des Magens 
resezierte. Trotz aller Vorsichtsmaßregeln konnte er von 30 operierten Hunden 
nur 4 am Leben erhalten, die allerdings 5—12 Tage lebten. Keiner von ihnen 
zeigte jemals eine Spur Zucker. M\ Kaufmann . 

118) Tiberti, N. Intorno alla estirpazione totale del duodeno. (Über die 
völlige Exstirpation des Duodenums.) Aus dem Istit. di Patol. gen. zu Ferrara. 
(Lo Sperimentale, Juli-August 1908, Nr. 4.) 

Tiberti hat bei 9 Hunden die Totalexstirpation des Duodenums ausgeführt, 
ohne daß ein einziger Glykosurie gezeigt hätte. Allerdings gingen seine Tiere 
alle früh zu Grunde (4 innerhalb 24, 1 nach 56, 2 nach 64, 1 nach 96 Stunden, 
1 nach 5 Tagen und 8 Stunden), so daß man bei seinen Versuchen den Einwand 
erheben könnte, daß die Glykosurie später noch gekommen wäre, oder daß sie 
nur durch die eingetretenen Komplikationen (Blutungen, Peritonitis) verhindert 
worden wäre. Gegen die Pflüg ersehe Lehre macht Tiberti geltend, daß es 
nach ihr nicht zu erklären ist, wie in den Min ko wskischen Versuchen die Ein¬ 
pflanzung von Pankreas den Diabetes nach Pankreasexstirpation verhindern konnte. 

M . Kaufmann . 


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Referate. 


114) Meyer, Oskar. Über den heutigen Stand der Lehre von der Leber¬ 
zirrhose. Aus dem pathol. Inst, zu Halle a. d. S. (Münch, med. Wschr., Nov. 
1908, Nr. 44.) 

Zusammenfassender Vortrag. M. Kaufmann . 

115) Bonanno, 0. Ricerche sperimentali intomo all* influenza della mor- 
fina suÜe resistenze dei globuli rossi. (Exp. Unters, über den Einfluß des Mor¬ 
phins auf die Resistenz der Erythrocyten.) Aus dem Ist. di Patol. med. zu 
Messina. (Gazz. degli osped., Mai 1908, Nr. 86.) 

Das Morphin vermindert die Resistenz der Erythrocyten in vivo, während es 
sie in vitro nicht verändert. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das Alkaloid auf 
die Blutkörperchen nicht an sich wirkt, sondern vermittelst der Körper, in denen 
es innerhalb des Organismus gelöst ist. M. Kaufmann . 

116) Werner, B. Über den Einfluh des Scharlachrotes auf M&usetumoren. 

Aus dem Instit. f. Krebsforschung zu Heidelberg. (Münch, med. Wschr., Nov. 1908, 
Nr. 44.) 

Konzentrierte Scharlachrotlösungen in Öl regen das Mäusekarzinom zum 
Wachstum an, solche in Alkohol von 50°/ 0 aufwärts bringen es zum Äb- 
sterben, wobei die Kombination mit dem Farbstoffe eine beträchtlich höhere 
zytotoxische Wirkung entfaltet als reiner Alkohol von derselben Konzentration. 
Die Auslösung der Wucherung durch Scharlachöl erfolgt nicht durch chemo¬ 
taktische Beeinflussung der Zellen, sondern durch eine Reizung derselben, wie 
der Effekt der intratumoralen Injektion beweist. M. Kaufmann . 

117) Tiberti, N. Ulteriori ricerche* sperimentali intomo alle isole dei 
Langerhans. (Weitere experimentelle Untersuchungen über die Langerhans- 
schen Inseln.) Aus dem Istit. di Patolog. generale zu Ferrara. (Lo Speri- 
mentale, Juli-August 1908, Nr. 4.) 

Entgegen den Befunden von Lazarus fand Tiberti bei Phlorizin- und bei 
Adrenalinglykosurie keine Vermehrung und keine Hyperplasie der Langer- 
hansschen Inseln. Weitere Untersuchungen betrafen das Verhalten von in 
Leber oder Milz eingenähten Pankreasstücken. Schon nach 2 Tagen zeigten sich 
in den zentralen Portionen regressive Prozesse, und in späteren Stadien waren 
auch in den peripheren Teilen keine Inseln mehr zu erkennen; nur in den Par¬ 
tien, die ganz unmittelbar mit der Leber bezw. Milz in Berührung standen, 
ließen sich solche noch andeutungsweise erkennen. Das Pankreas eignet sich 
also nicht zur Überpflanzung. Alle Versuche des Verfassers sprechen jedenfalls 
nicht für eine anatomische und funktionelle Unabhängigkeit der Langerhans- 
schen Inseln von dem Parenchym. M \ Kaufmann . 

118) Riehl, M. Verschiedene Arsenwirkung bei Muskelarbeit und bei Muskel¬ 
ruhe. Aus der med. Polikl. und dem physiol. Inst, zu München. (Münch, med. 
Wschr., Dez. 1908, Nr. 51.) 

Verfasser stellte bei einem 45jährigen unterernährten Manne bei gleicher kon¬ 
stanter Nahrung und gleicher Arsenmenge einenMuskelarbeits- und einen Muskelruhe¬ 
versuch an. Ersterer dauerte 30 Tage, bei 3—4ständiger Bewegung am Tage; 
es erfolgte innerhalb 24 Tagen eine Zunahme von 8 Pfund, ferner im Stoff¬ 
wechsel versuch ein beträchtlicher Stickstoff- und Fettansatz infolge besserer 
Ausnutzung der Nahrung. Bei dem Ruheversuch befand sich die Versuchsperson 
täglich nur 20 Minuten in Bewegung; es erfolgte während der 15 Versuchstage 
keine Zunahme. Während beim Arbeitsversuch bis zum 15. Tage der Hb-, Ery¬ 
throcyten- und Leukocytengehalt des Blutes bedeutend zunahm, blieb im Ruhe¬ 
versuch Hb gleich, unter geringer Abnahme der Erythro-, starker der Leukocyten. 
Ein zweiter Arbeitsversuch bei einem 26 jährigen Individuum hatte ungefähr das 
gleiche Ergebnis. Ein Kontrollversuch wurde ferner am unterernährten Hunde 
angestellt. Während er bei Mastfutter und Muskelruhe in den ersten 20 Tagen 
des Versuches täglich 100 g, in den folgenden 12 Tagen nur mehr täglich 63 g 
an Körpergewicht zunahm, erreichte er bei derselben Nahrung und täglich zwei¬ 
stündiger Bewegung vom 32. bis 50. Tag des Versuches eine tägliche Gewichts¬ 
zunahme von 85 g, also etwas mehr wie die durchschnittliche Gewichtszunahme 


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Referate. 


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in den ersten 32 Tagen. »Das Arsen übt nur dann die beabsichtigte körper¬ 
gewichtsvermehrende Wirkung aus, wenn es in kleinen, langsam steigenden Dosen 
bei Muskelarbeit und genügend gemischter Kost gegeben wird«. 

M. Kaufmann . 

119) Lohmann. Über die antagonistische Wirkung der in den Rebellieren 
enthaltenen Substanzen Suprarenin und Cholin. Physiol. Inst. Marburg. (Pflügers 
A. 1908, Bd. 122, S. 203.) 

Die Markzellen der Nebennieren liefern Adrenalin, die Rindezellen dagegen 
Cholin, diese beiden Substanzen stehen in Bezug auf die Blutdruckeinwirkung 
völlig antagonistisch gegenüber. Die Versuche wurden so ausgeführt, daß die 
Längskontraktionen des isolierten Dünndarms einer Katze, die sich in der 
Ringerschen Lösung befand, graphisch nach Magnus registriert wurden. Nach 
Zusatz von 0,5 cm 3 Suprarenin Höchst (1:1000) hören die Dünndarmbewegungen 
auf, Zusatz von 0,5 cm 8 einer 20proz. Cholinlösung löst die Kontraktionen wieder 
aus. Cholin vermag dagegen nicht die Suprareninglukosurie zu beeinflussen. 

Funk. 

120) Marrassini, A. Sur une modiflcation particuliöre des glandes duo¬ 
denales du lapin aprös la ligature du conduit de Wirsung. (Über eine eigen¬ 
tümliche Umwandlung der Duodenaldrüsen am Kaninchen nach Unterbindung 
des Ductus Wirsungianus.) (Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 49, Nr. 1.) 

Nach Abbindung des Ductus Wirsungianus wandeln sich gewisse sonst un¬ 
bedeutende Duodenaldrüsen um, so daß sie pankreasähnlichen Anblick darbieten. 
Es ist möglich, daß es sich um Mißbildungen handelt, deren Funktion die des 
ausgeschalteten Pankreas zu ersetzen hätte. Pincussohn. 

121) Delitala, F. Le foie du chien apr&s ablation complete de l’appareil 
thyr6o-parathyr6oldien. (Die Hundeleber nach gänzlicher Abtragung der Thy¬ 
reoidea und Parathyreoidea.) (Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 44, Nr. 1.) 

Veränderungen der Leber sind keine notwendige Folge des Fehlens der 
Thyreoidea und Parathyreoidea. Auch bei sonst sehr schweren Symptomen 
kann die Leber ganz unverändert sein. Dagegen besteht sicherlich ein enger 
Zusammenhang zwischen Schilddrüse und Niere. Veränderungen der Niere 
gehen parallel mit Veränderungen am Thyreoid-Parathyreoid-Apparat. 

Pincussohn . 

122) Lombroso, U. u. Sacerdote, A. Sur les modifications histologiques du 
pancräas du lapin aprös la ligature du conduit de Wirsung. (Über histologische 
Veränderungen des Pankreas beim Kaninchen nach Unterbindung des Ductus 
Wirsungianus.) (Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 49. Nr. 1.) 

Versuche von Unterbindung des Ductus Wirsungianus beim Kaninchen 
führen Verfasser zu dem Resultat, daß es nicht angängig ist, die Langerhans- 
schen Inseln nur als Träger der inneren Funktion, die Acini als Träger der 
äußeren Sekretion aufzufassen. Pincussohn. 

123) Marrassini, A. Sur les modifications des Hots de Langerhans du 
pancrdas, consäcutives & la ligature du conduit de Wirsung et ä l’hyper- 
glycdmie experimentale. (Über die Veränderungen der Langerhans sehen Inseln 
bei Unterbindung des Ductus Wirsungianus und bei artifizieller Hyperglykämie.) 
(Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 48, Nr. 3.) 

Aus seinen Versuchen leitet Verfasser den Schluß her, daß zwischen den 
Langerhansschen Inseln und dem Zuckerstoffwechsel ein enger Zusammenhang 
bestehen muß. Pincussohn. 

124) Cimoroni, A. Sur Thypertrophie de l’hypophyse cörebrale chez les 
animaux thyrdoidectomisds. (Hypertrophie der Hypophyse bei thyreoidecto- 
mierten Tieren.) (Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 48, Nr. 3.) 

Bei Versuchen an Hunden fand Verfasser, daß Hypertrophie der Hypophyse 
nur bei Entfernung der Thyreoidlappen, nicht jedoch bei Abtragung der Para¬ 
thyreoideae auftritt. Histologisch fällt bei der Hypertrophie das Vorhandensein 
von besonderen, großen Zellen auf, im Gegensatz zu den Befunden nach Ka¬ 
stration . Pincussohn. 


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106 


Referate. 


125) Brugnatelli, E. Recherches sur les phänom&nes d’ölimination par la 
voie ränale. (Untersuchungen über die Ausscheidung durch die Niere.) (Arch. 
ital. d. biol. 1908, Bd. 48, Nr. 3.) 

Die Ausscheidung von Benzidinfarben erfolgt durch das Epithel der Tu¬ 
buli contorti, die Henleschen Schleifen, die Zwischenstücke sowie die Sammel¬ 
kanälchen sind bei dieser Funktion nicht beteiligt. In den Glomerulis scheinen 
die Gefaßschlingen und das in direkter Verbindung mit ihnen befindliche Epithel 
nicht an der Ausscheidung beteiligt zu sein, dagegen das Epithel der B o w m a n sehen 
Kapsel an der Einmündung des Tubulus contortus. Die zur Elimination kommenden 
Farbstoffkörnchen finden sich in den Epithelzellender Tubuli contorti zwischen Kern 
und Serum, bei sehr starker Tätigkeit auch in andern Teilen der Zellen. Im 
Lumen der Kanälchen findet man keine Körnchen mehr: es muß also sofort 
nach Austritt in die Kanälchen eine Wiederauflösung stattfinden. Pinctissohn . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

126) Micko, Karl. Über das Vorkommen von Monoaminosäuren im Fleisch¬ 
extrakt. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 56, S. 180—211.) 

Von Monoaminosäuren wurden im Fleischextrakt nachgewiesen: Alaun, Glu¬ 
taminsäure, Taurin. Die in Substanz erhaltene summarische Menge dieser Amino¬ 
säuren beträgt 0,51 °/ 0 des Extraktes oder 0,85 °/ 0 seiner aschenfreien Trocken¬ 
substanz. — Dipeptide nachzuweisen gelang nicht. Schittenhelm. 

127) Steudel, H. Über die Kohlenhydratgruppe in der Nukleinsäure. 

(II. Mitteilung.) (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 56, S. 212—219.) 

Steudel weist zunächst nach, daß in der Nukleinsäure keine Pentose vor¬ 
handen ist. Die Kohlenhydratgruppe, welche der echten Nukleinsäure angehört, 
kann daher nur eine Hexose sein. Die Menge derselben läßt sich aus der Quan¬ 
tität der gefundenen Lävulinsäure berechnen. Dadurch hat Steudel die letzte 
Zahl gewonnen, die noch an der Aufteilung der Nukleinsäure fehlte. Das Bild 
der Nukleinsäure sieht daher folgendermaßen aus: 


4 3 H 5 7Niß0 3 oP4 

berechnet: 

gefunden: 

Guanin . . . . 

. . 10 , 88 % 

8 , 7 % 

Adenin . 

. . 9,73 „ 

10,5 „ 

Thymin. 

. . 9.08 „ 

8,2 „ 

Cytosin.* 

. . 9,15 „ 

4,2 „ 

Phosphorsäure (P 2 0 6 ) . 

. . 20,46 „ 

20,31, 20,14 % 

Hexose. 

. . 51,90 

57,0 % 


111,20 <V 

Verfasser schließt an seine Ausführungen einige treffende kritische Be¬ 
merkungen über die zahlreichen Arbeiten von Levene über die Nukleinsäuren. 

Schittenhelm . 


128) Ackermann, D. u. Kutscher, Fr. Zur Konstitutionsermittlung des 
Neosins. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 220—222.) 

Die Fleischbase Neosin hat den Trimethylaminkern. Die weitere Konstitution 
ist noch aufzuklären. Schittenhelm . 


129) Pregl, Fritz. Über die Eihäute von Scyllium stellare Gürk. und ihre 
Abbauprodukte. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 1—10.) 

Scyllium stellare gehört zu den Selachiern; die Eihäute der Selachiereier 
stellen, wie die Membrana testacea des Hühnereies ein erstarrtes Drüsensekret 
der Eileiterdrüsen dar. Die Hydrolyse ergab, auf 100 g wasser- und aschefreie 
Substanz der Eihäute von Scyllium stell, berechnet, für isolierte Aminosäuren: 


Glycin 

2,6 g 

Tyrosin 

10,6 g 

Alanin 

3,2 g 

Lysin 

3,7 g 

Leucin und Isoleucin 

5,8 g 

Arginin 

3,2 g 

Prolin 

4,4 g 

Histidin 

1,7 g 

Phenylalanin 

3,3 g 

Tryptophan 

vorhanden 

Asparaginsäure 

Glutaminsäure 

2,3 g 

7,2 g 

Cystin 

Sei 


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Referate. 


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ISO) Bucht&la, Hans. Elementaranalyse der Eihäute von Scyllium stellare, 
Pristiurus melanostomus und Scyllium canicula und Verteilung des Stickstoffs 
in denselben. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 11—17.) 



Ammoniak-N 

Melanin-N 

Monoamino-N 

Diamino-N 

Scyllium stellare. 

o ,7 

0,08 

10,96 

2 J 7 


(S.° 9 ) 

(0,56) 

(79,66) 

(15,78) 

Pristiurus mel. 

o, 7 S 

0,02 

9,70 

4,20 


( 5 . 13 ) 

1 (0,14) 

1 (66,45) 

(28,78) 

Scyllium canic. 

0,64 

l 0,04 

9,21 

1 4,41 


1 ( 4 . 49 ) 

I (0,24) | 

(64,19) 

• (30,75) 

Membrana lest, des Huhnes 

1 0,89 

1 0,03 

9,81 | 

2,77 

(20,5) 

(N = i 3 , 6 "io) 

(6,6) | 

1 (0,21) j 

(72,7) 


Die nicht eingeklammerten Zahlen geben die Prozente des Stickstoffs, be¬ 
zogen auf die Substanz, an; die in Klammem stehenden bedeuten Prozente des 
Gesamtstickstoffs. Schittenhelm. 


131) Hammarsten, Olof. Zur Frage nach der Identität der Pepsin- und 
Chymosinwirkung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 18—80.) 

Bekanntlich haben Pawlow und seine Schüler, entgegen der Ansicht von 
Hammarsten, den Satz aufgestellt, daß das Pepsin und das Chymosin identisch 
sind und also ein und dasselbe Ferment darstellen. Hammarsten hat die Frage 
einer erneuten eingehenden Prüfling unterzogen. Im ersten Teil behandelt er 
vergleichende Untersuchungen der Pepsin- und Chymosinwirkungen bei einigen 
Tieren; er zeigt, daß eine Kalbsmageninfusion hundertmal mit Wasser verdünnt 
werden kann und doch noch die Milch in 15—20 Minuten koaguliert, während 
sie mit der Auflösung einer Fibrinflocke erst nach mehreren Stunden, bisweilen 
nicht innerhalb 12 Stunden fertig wird. Andererseits kann man aus den Infusionen 
vom Magen des Pferdes, des Huhnes und des Hechtes durch Verdünnung mit 
Wasser Enzymlösungen erhalten, welche nicht labend wirken, während sie, 
passend angesäuert, Eiweiß verdauen. Dasselbe ist beim Hundemagensaft der 
Fall. Im zweiten Abschnitt beschreibt Hammarsten ein Verfahren, bei dem 
es gelingt, pepsinfreie Chymosinlösungen zu erhalten, welche die Milch im Ver¬ 
hältnis 1:5 in 5 Minuten oder weniger koagulieren, während sie bei Gegenwart 
von 0,2 °/ 0 HCl gekochtes Fibrin im Laufe von 12 Stunden bei Körpertemperatur 
nicht merkbar verdauten. Im dritten Abschnitt endlich gibt er eine Methode 
zur Darstellung chymosinfreier Pepsinlösungen, deren Prinzip darin beruht, daß 
man eine saure Enzymlösung bei 40° oder einer etwas höheren Temperatur er¬ 
wärmt; das Kalbschymosin wird hierbei schneller als das Pepsin zerstört und 
man kann nach einiger Zeit eine Lösung erhalten, welche nicht mehr labend 
wirkt, während sie dagegen Eiweiß verdaut. — Auf Grund seiner Untersuchun¬ 
gen erklärt Hammarsten, daß es ihm nicht möglich sei, seine Resultate mit der 
Ansicht von der Identität des Pepsins und Chymosins in Einklang zu bringen. 

Schiitenhelm . 

132) Palladin, W. Beteiligung der Reduktase im Prozeß der Alkohol¬ 
gärung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 81—88.) 

Palladin zeigt durch Versuche, daß Reduktase im Prozeß der Alkohol¬ 
gärung als selbständiges Enzym beteiligt ist. Schittenhelm. 

138) Ehrenfeld, R. Über Molybdänverbindungen des Lezithins. (Ztschr. 

f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 80—94.) 

Verfasser gibt folgende Zusammenfassung: 

1. Durch Fällen alkoholischer Lezithinlösungen mittels salpetersaurer-alko- 
holischer Ammonmolybdatlösungen in der Kälte entstehen, je nach den stöchio¬ 
metrischen Verhältnissen der aufcinanderwirkenden Stoffe, die beiden Verbindungen: 

10 MoO s . 3 Mol. Lezithin, 

2 Moü 3 .1 Mol. Lezithin. 

Im ersteren Falle ist das Ammonmolybdat, in letzterem das Lezithin im 
Überschuß vorhanden. 


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Referate. 


2. Durch Fällen alkoholischer Lezithinlösungen mittels wässeriger Ammon- 
molybdatlösung in der Kälte, wobei das Lezithin stets in großem Überschuß 
vorhanden sein muß, entsteht die Verbindung: 

ö [(NH 4 ) 6 Mo 7 0 2 4 ] . 1 Mol. Lezithin. 

Für die quantitative Abscheidung des Lezithins kommen bloß die unter 1. 
angeführten Verbindungen in Betracht. Sie sind jedoch hierzu infolge ihrer 
Löslichkeit in wässerigem Alkohol ungeeignet. Schittenhelm . 

184) Holobut, Theophil. Über Arnolds Harnreaktion mit Nitroprussid- 
Natrium. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908. Bd, 56, S. 117—125.) 

Die Arnoldsche Reaktion (Ref. 762, Jahrg. II, 1907 dieses Zentralblattes) 
gibt leicht und schnell über die Art der Ernährung Aufschluß, indem man aus 
einem positiven Ausfall mit Bestimmtheit schließen kann, daß das betreffende 
Individuum sich gehörig mit eiweißhaltiger Nahrung, vor allem mit Fleisch, er¬ 
nährt. Dies gilt nur für Gesunde. Schittenhelm . 

135) Ascoli, A. u. Neppi, B. Über die Spezifität der Glutinase. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 135—149.) 

Verfasser behandeln die Frage nach der einheitlichen und spezifischen Natur 
des Pankreastrypsins, indem sie untersuchen, ob es gerechtfertigt erscheint, 
eine Glutinase (Gelatine spaltendes Ferment) als gesondertes Ferment abzu¬ 
trennen. Sie kommen zu dem Schlüsse, daß in den Pankreasextrakten nur ein 
einziges für die Proteolyse der verschiedenen Eiweißkörper spezifisches Ferment, 
Trypsin, vorhanden ist, welches sich aber durch gewisse Eingriffe in seinen 
Wirkungen etwas modifizieren läßt. So wirkt die Salzsäure als Paralysator der 
proteolytischen Wirkung und diese Hemmung tritt gegenüber den verschiedenen 
Eiweißkörpem in verschiedenem Maße zu Tage, so daß bei einem bestimmten 
Säuregrad die Hemmung für Pferdeserum, Eierklar und Fibrin schon vollständig 
ist, während eine gewisse Wirkung auf Gelatine und Milch erhalten bleibt. 

Schittenhelm . 

136) Mibrath, H. Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin fällbaren Harn¬ 
bestandteile. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 126.) 

Durch stundenlanges Kochen von Urin mit Phenylhydrazin und Essigsäure 
gelingt es, einen Körper zu erhalten, der Phenylsemikarbazid C 6 H 6 .NH.NHCONH 2 
ist und ein Reaktionsprodukt mit Harnstoff, das bereits Jaffe fand, darstellt. 

Schittenhelm . 

137) Gudcent, F. Physikalisch-chemische Untersuchungen über das Ver¬ 
halten der hamsauren Salze in Lösungen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, 
S. 150—172.) 

Die auf Veranlassung von His unternommenen Untersuchungen kommen 
zu folgenden Resultaten: 

1. In wässerigen Lösungen sind nur die primären hamsauren Salze beständig. 
Die Angaben in der Literatur über die Konzentration sekundärer hamsaurer 
Salze in wässerigen Lösungen beruhen also auf einem grundsätzlichen Irrtum. 

2. Das primäre harnsaure Natrium hat auf 1 Mol. Salz 1 Mol. H 3 0-Kristall- 
wasser, das primäre harnsaure Kalium und Ammonium sind kristallwasserffei. 

3. Alle Salze, am leichtesten das Ammoniumurat, zersetzen sich beim Er¬ 
wärmen über 60°, indem sie an der Oberfläche eine rötliche Farbe annehmen. 
Auch unterhalb 60° bei längerer Erwärmung und selbst bei Zimmertemperatur 
innerhalb einiger Monate tritt die Zersetzung ebenfalls auf. 

4. Es ergab sich die bemerkenswerte Tatsache, daß die Löslichkeit der 
Salze nach Erreichung des Sättigungspunktes allmählich wieder abnimmt und 
die Geschwindigkeit dieser Abnahme immer geringer wird, je länger man das 
Salz schüttelt. Es besteht also mit größter Wahrscheinlichkeit neben einem 
Lösungsmaximum unter den gleichen äußeren Bedingungen ein Lösungsminimum. 

Die Tendenz zur Löslichkeitsabnahme ist sowohl bei 18° wie bei 37° beim 
Kalium- und Natriumurat annähernd gleich groß, beim Ammoniumurat aber 4—5mal 
größer. 


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Referate. 


109 


Die Änderung der Temperatur von 18° auf 37° hatte auf diese Tendenzen 
keinen Einfluß. Die Ursachen dieser Löslichkeitsabnahme konnten bisher nicht 
gefunden werden. 

Die gefundene höchste Löslichkeit der drei Urate, deren Sättigungspunkt, 
sowie deren Hydrolysengrad sind auf einer besonderen Tabelle verzeichnet. 

Schittenhelm . 

188) Hansen, J. Erster Bericht vom Dikopshof. (Landwirtschaftliche Jahr¬ 
bücher 1908, Bd. 37, Ergänzungsband III, 324 Seiten Text, 86 Seiten Tabellen, 
19 Tafeln-Abbildungen.) 

Der umfangreiche Band ist als Festschrift für das 75jährige Jubiläum des 
Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen erschienen. Er beginnt mit einer 
Geschichte des Versuchsguts Dikopshof, schildert die Einrichtungen daselbst und 
bringt dann die in den ersten drei Jahren (1905—7) angestellten Versuche. 
Dieselben gruppieren sich in Anbauversuche, Bodenbearbeitungsversuche, 
Düngungsversuche und Ftitterungsversuche mit Milchkühen und Schweinen; nur 
auf letztere soll hier eingegangen werden. Die Resultate seiner verschiedenen 
Versuchsreihen mit Milchkühen faßt Verfasser folgendermaßen zusammen: 

1. Für den Wert eines Futtermittels ist neben der Gedeihlichkeit und Be¬ 
kömmlichkeit in erster Linie der Gehalt an verdaulichen bezw. ausnutzungs- 
fahigen Nährstoffen maßgebend. Die Stärkewerte sind für die Futterberechnung 
beim Milchvieh zutreffend, sofern daneben der Gehalt an stickstoffhaltigen 
Nährstoffen berücksichtigt wird. 2. Unabhängig vom Gehalt an verdaulichen 
Nährstoffen bezw. an Stärke wert haben gewisse Futtermittel noch bestimmte 
spezifische Wirkungen auf die Milchergiebigkeit. Diese können in erster Linie 
die Fettproduktion in positivem oder negativem Sinne, daneben aber auch die 
Milchmenge beeinflussen. Die fettfreie Trockensubstanz pflegt ähnlich ver¬ 
ändert zu werden wie die Milchmenge. 3. Gewisse Futtermittel, wie Maizena, 
in schwächerem Grade auch Mais und Hafer, erhöhen die Milchmenge, drücken 
aber den prozentischen Fettgehalt der Milch herab, so daß die Fettmenge ganz 
oder annähernd gleich ist. 4. Andere Futtermittel erhöhen bei gleichbleibender 
oder wenig veränderter Milchmenge den Fettgehalt und liefern daher eine 
größere Fettmenge. Hierher rechnen die Rückstände der Palmkem- und Kokos¬ 
ölgewinnung, also Palmkemkuchen, entöltes Palmkemmehl (Palmkemschrot) 
und Kokoskuchen. 5. Eine dritte Gruppe von Futterstoffen vermindert bei 
wenig veränderter Milchmenge den prozentischen Fettgehalt der Milch und 
liefert daher weniger Fett wie z. B. Mohnkuchen und Reisfuttermehl. 6. Der 
Rest der Futtermittel läßt spezifische Wirkungen nicht oder doch nicht so 
deutlich ausgesprochen erkennen. Leinkuchen, Rapskuchen, Sesamkuchen wirken 
ziemlich gleich den Erdnußkuchen. Allerdings scheinen hinsichtlich der Fett¬ 
produktion die Lein- und Rapskuchen, sowie das Baumwollsaatmehl etwas 
günstiger wie Erdnußkuchen, die Sesamkuchen etwas weniger günstig zu wirken, 
doch sind diese Unterschiede nicht so scharf ausgeprägt vorhanden. Weizen¬ 
kleie ist als Milchviehfutter der Roggenkleie und auch dem Roggen überlegen, 
wenn auch nicht viel. Die Schlußfolgerungen unter 3 bis 6 sind nur dann zu¬ 
treffend, wenn eine gleiche Menge an verdaulichen bezw. ausnutzungsfähigen 
Nährstoffen verabreicht wird. 7. Die spezifischen Wirkungen der Futtermittel 
sind so erheblich, daß sie für die Praxis der Fütterung von Bedeutung sind und 
im Interesse einer guten Futter Verwertung berücksichtigt werden müssen. Die 
Fütterungsversuche mit Schweinen haben vorwiegend landwirtschaftlich prak¬ 
tisches Interesse, sie behandeln den Wert und die Brauchbarkeit einer ganzen 
Reihe von Futtermitteln für Schweinemast, unter besonderer Berücksichtigung 
des Schlachtgewichts und der Mästungskosten, sowie der Qualität des ge¬ 
schlachteten Fleisches. Den Schluß der Arbeiten bilden eingehende Versuche 
über die Aufzucht des Rindes, sowie Leistungsprüfungen verschiedener Rinder¬ 
rassen, auf die wir hier nur verweisen wollen. Justus Volhard. 

189) Buschmann, A. Untersuchungen über den Einfluß der Ernährung 
auf die Milchsekretion des Rindes. Ausgeführt auf der Versuchsfarm Peterhof 
bei Riga. (Landwirtschaftliche Jahrbücher 1908, Bd. 37, Heft 6, S. 899—960.) 


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Referate. 


Die Versuche sind unabhängig von den oben referierten ausgefiihrt; die 
Resultate decken sich aber derartig mit den von Hansen an Milchvieh an- 
gestellten Versuchen, daß wir uns mit diesem Hinweis vollständig begnügen 
können. Die Versuche betreffen vor allem vergleichende Versuche mit Kokos¬ 
kuchen, Sonnenblumenkuchen, Baumwollsaatmehl und deren Einfluß auf die 
Milchbildung und die Konstanten des dabei erzielten Butterfettes. 

Justus Volhard. 

140) v. Düngern u. Coca. Beiträge zum Wesen der Antikomplementwirkung. 

Aus d. Instit. f. exper. Krebsforschung in Heidelberg. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. 13, S. 132—133.) 

Bei der Antikomplementwirkung findet weder eine Zerstörung noch eine 
Modifikation des Komplementes statt, sondern eine reversible Bindung oder 
Lösung, da die Antikomplementwirkung bei genügend langem Zuwarten wieder 
verschwindet. K. Reicher . 

141) Gaupp, 0. Eine Farbenreaktion im Harn Kachektischer. Aus d. 

mediz. Klinik d. Akad. zu Düsseldorf. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 138 
bis 141.) 

Die von C. Strzyzowski beschriebene Reaktion, bei welcher im Urin nach 
Zusatz einer 5-proz. Lösung des offizineilen Formaldehyds in 24—48 Stunden 
bei Zimmertemperatur ein grün-fluoreszierender Farbstoff entsteht, ist für Diabetes 
nicht spezifisch, sondern findet sich bei der Mehrzahl der mit Kachexie einher¬ 
gehenden Krankheiten. Ihr Auftreten ist an den vermehrten Ammoniakgehalt 
des Urins bei gleichzeitig vorhandener Ausscheidung von Azetessigsäure ge¬ 
bunden, welche zusammen mit Formaldehyd auch ohne Urin die Fluoreszenz 
geben. K. Reicher . 

142) Handel, J. A. (New York) u. Neuberg, C. Zur Kenntnis der »Gluko- 
thionsäure«. Aus d. ehern. Abtlg. d. Pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 142—147.) 

Die von Mandel u. Levene dargestellte Glukothionsäure, im vorliegenden 
Falle vorläufig besser Renoschwefelsäure genannt, enthält 4,53 °/ 0 N und 2,63 °/ 0 
Schwefel. In der Verbindung lassen sich ferner gepaarte Schwefelsäure, Phosphor, 
Purine und eine Zuckerkomponente (wahrscheinlich d-Glukuronsäure) nachweisen. 

K. Reicher . 

143) Handel, J. u. Neuberg, C. Naphtoresorzin als Reagens auf einige 
Aldehyd- und Ketosäuren. Aus d. ehern. Abtlg. d. Pathol. Inst. d. Univ. Berlin. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 148—151.) 

Die farbenprächtige Tollenssche Naphtoresorzinreaktion wird nicht nur 
von Glukuronsäure, sondern von vielen anderen Keto- und Aldehydsäuren ge¬ 
geben, die man im Urine nicht ausschließen kann. Es scheint für den positiven 
Aiisfall der Reaktion die Gegenwart einer bestimmten Kombination von Karboxyl- 
und Karbonylgruppe im Molekül notwendig zu sein. K. Reicher . 

144) Falk, F. (Graz). Über die chemische Zusammensetzung der peri¬ 
pheren Nerven. Arbeiten aus d. physiol.-chem. Inst, zu Straßburg. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 153—172.) 

Markhaltige und marklose Nerven sind , in qualitativer Beziehung mit Rück¬ 
sicht auf die besser charakterisierten Stoffe nicht verschieden. In den mark¬ 
losen Fasern sind die Phosphatide sehr reichlich vertreten, in den Markfasem 
überwiegen die Cerebroside. In beiden Fällen ist nicht Lezithin, sondern Kepha¬ 
lin der für die Nervenfaser charakteristische phosphorhaltige Körper. Über¬ 
raschend ist der hohe Cholesteringehalt der marklosen Fasern. K. Reicher . 

145) Schorr, K. Über die Änderung der inneren Reibung beim Abbau 
von Eiweiß. (Vorläufige Mitteilung.) Aus d. Biolog. Versuchsanst. in Wien. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 173—176.) 

Während Sprigg bei Pepsinsalzsäure Verdauung von Eiweiß eine Abnahme 
in der Viskosität der Lösung beobachtete, findet Schorr bei Laugeneinwirkung 
auf Serum zunächst eine deutliche Zunahme der inneren Reibung, die erst nach 


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Referate. 


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Erreichung eines gewissen Maximums in eine stetige Abnahme der Reibungswerte 
übergeht. K. Reicher. 

146) Jolles, Ad. Über den Säuregrad des Harnes. Aus d. chem.-mikr. 
Labor, von Dr. M. u. Dr. Ad. Tolles in Wien. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 18, 
S. 177—184.) 

Mononatriumphosphat bedingt die Azidität des Harnes, organische Säuren 
nicht. Für die Untersuchung der H-Ionenkonzentratiön vermittelst Rohrzucker¬ 
inversion ist nur eine Temperatur von 37 0 C einwandfrei. Bei höheren Tempe¬ 
raturen wirkt die Harnstonzersetzung des Harnes sehr störend. Als beste Me¬ 
thode muß jedoch die Gaskettenmethode bezeichnet werden. K. Reicher. 

147) Haussen, Olav. Ein Beitrag zur Chemie der amyloiden Entartung. 

Arbeiten aus d. phys.-chem. Inst, zu Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, 
S. 184—198.) 

Das mechanisch-isolierte, sonst intakte Amyloid enthält, obgleich es alle 
typischen Eigenschaften des Amyloids besitzt, keine gepaarte Schwefelsäure, 
somit auch keine Chondroitinschwefelsäure. Verdauung mit Pepsinsalzsäure 
macht die Sagokömchen in schwachem Ammoniak löslich, Jod- und Jodschwefel¬ 
säurereaktion gehen verloren, die Färbbarkeit mit Methylviolett bleibt jedoch 
erhalten. Eine Auflösung der Körnchen in Pepsinsalzsäure erfolgt selbst bei 
monatelanger Verdauung nicht. Weder Trypsin noch Erepsin haben auf die 
morphologischen oder tinktoriellen Eigenschaften des Amyloids einen erkenn¬ 
baren Einfluß, ebensowenig Autolyse. Die Färbbarkeit durch Methylviolett ist 
dem Amyloidprotein zuzuschreiben, die Jodreaktion kommt aber einer unbekannten, 
labilen Substanz zu. 

Obwohl eine Beteiligung der Chondroitinschwefelsäure an dem Aufbaue des 
Amyloids abgelehnt werden muß, weisen doch amyloide Organe einen erhöhten 
Gehalt an ersterer auf. Anscheinend ist die Entstehung beider Körper auf die¬ 
selben pathologischen Prozesse zurückzuführen. Eine auffällige Differenz im 
Wasser- und Fettgehalt zwischen Amyloid- und normaler Milz besteht nicht. 

K. Reicher. 

148) Hohlweg, H. (Gießen). Zur Kenntnis des Urochroms. I. Aus dem 

physiol.-chem. Inst, zu Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 199.) 

Darstellungsmethode und Eigenschaften des Rohurochroms. Die Analyse 
ergab 47,58% L, 6,30 % H, 9,89 % N, kein S (Dombrowski 5% S). 

K. Reicher. 

149) S&lomonsen, R. E. Kopenhagen. Zur Kenntnis des Urochroms. EL 
Aus dem physiol.-chem. Instit. zu Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, 
S. 206—207.) 

Salomonsen stellt das amorphe Kalk- und das körnige, doppelbrechende 
Bromsalz des Urochroms dar und charakterisiert letzteres chemisch. 

K. Reicher. 

160) tf&ncini. St. (Siena). Zur Kenntnis des Urochroms. UL Aus dem 
physiol.-chem. Instit. zu Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13. S. 207—214.) 

Weitere Untersuchung der Bromverbindung des Urochroms (bromiertes Uro- 
pyrril genannt). 

Unter den Abbauprodukten sind eine Pyrrolreaktion gebende ölige Säure, 
Oxalsäure, Bromalin u. a. zu nennen. K. Reicher. 

161) Bayer, GL Beitrag zur Lehre vom Kreislauf der Galle. Aus dem 
Instit. f. allg. u. exp. Pathol. der K. K. Univ. Innsbruck. (Biochem. Ztschr. 1908, 
Bd. 18, S. 215—233.) 

Die Gallensalze können durch die Serumeiweißkörper vermöge »kolloidaler 
Umhüllung« nicht allein ihrer hämolytischen, sondern auch der gegen andere 
Zellen und Gewebe gerichteten toxischen Eigenschaften beraubt werden. 

Vorher erhitztes Serum ist in höherem Maße zur Entgiftung geeignet als 
unerhitztes. 

Beim Zusammentritt von Gallensalz- und Eiweißmolekülen kommt es zum 
Verschwinden eventuell vorhandenen Komplements. 


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Referate. 


Durch die Kuppelung an Eiweißkörper wird das Cholatmolekül schwerer 
ausschefdbar. 

Die große Affinität der Leberzelle zu den Gallensalzen ist im Reagenzglase 
nachweisbar. K. Reicher\ 

152) Bayer, G. Untersuchungen über die Gallenhämolyse, m. Mittei¬ 
lung. Über die Ursache der Beschleunigung der Gallenhämolyse in konzen¬ 
trierten Salzlösungen. Aus dem Instit. f. allg. u. exp. Pathol. der K. K. Univ. 
zu Innsbruck. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 234.) 

Die Gallensalzmoleküle lagern sich nach dem T raub eschen Gesetze in 
Blutkörperchenemulsionen um die Erythrocyten herum und zwar um so rascher 
und intensiver, je konzentrierter die als Lösungsmittel benutzte NaCl-Lösung ist. 
Ferner wächst die Geschwindigkeit der Osmose mit der Größe der Differenz 
der Oberflächenspannungen. 

In konzentrierteren NaCl-Lösungen dringt daher das Gallensalz mit größerer 
Geschwindigkeit in die Lipoidhüllen der Erythrocyten ein, fuhrt das Lezithin 
in einen wasserlöslichen Zustand über und so kommt es zum Austritt des Hä¬ 
moglobins, also zur Hämolyse. K. Reicher . 

153) Shimidzu, J. Über die quantitative Bestimmung des Milchzuckers 
mittels ammoniakalischer Kupferlösung. Aus dem Mediz.-chem. Instit. d. Univ. 
Tokio. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 243—261.) 

Shimidzu beschreibt eine neue Inversionsmethode zur Milchzuckerbe¬ 
stimmung. 

Die Methoden der direkten Titration des Milchzuckers sind wegen seiner 
schwankenden Reduktionskraft ganz minderwertig, dagegen läßt er sich nach 
der Inversion mittels der Pavy-Kumagava-Sutoschen Methoden ebenso 
exakt titrieren wie der Traubenzucker. Das Verfahren ist ungleich schneller 
und exakter als die bisherigen, 0,0109 g Milchzucker entsprechen 0,01 g Trauben¬ 
zucker. K. Reicher . 

154) Embden, G. u. Michaud, L. Über den Abbau der Azetessigsäure 
im Tierkörper. II. Mitteilung. Aus dem chem.-physiol. Instit. u. d. mediz. Kli¬ 
nik der städt. Krankenanst. zu Frankfurt a. M. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, 
S. 262—266.) 

Die Fähigkeit der lebensfrischen Leber (und auch der Muskulatur), Azet¬ 
essigsäure zum Verschwinden zu bringen, ist beim pankreaslosen Hunde gegen¬ 
über der Norm nicht vermindert. Es scheint sonach die vermehrte Azetessig- 
säure-Ausscheidung beim Diabetes nicht auf vermindertem Abbau, sondern auf 
vermehrter Bildung zu beruhen. K. Reicher . 

155) Pari, G. A. Über den Einfluß stickstofffreier Energieträger auf den 
zeitlichen Ablauf der Eiweißzersetzung. Aus der mediz. Univ.-Klinik in Wien. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 274—284.) 

Nach längerem Hunger wirken die Kohlenhydrate (Rohrzucker) nicht mehr 
verlangsamend auf die Eiweißzersetzung ein. N-freie Energieträger (Fett, ß- 
Oxybuttersäure), die nicht Glykogenbildner sind, verlieren ihre verlangsamende 
Wirkung auf den Eiweißumsatz nicht. K. Reicher . 

156) Pari, G. A. Über den Einfluß der Schilddrüse auf den zeitlichen 
Ablauf der Zersetzungen. Aus der I. mediz. Univ.-Klinik in Wien. (Biochem. 
Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 281—284.) 

Bei schilddrüsenlosen Hunden kommt die Wirkung der Kohlenhydrate auf 
den zeitlichen Ablauf der Eiweißzersetzung viel langsamer zur Geltung, die 
Kohlenhydrate verlieren auch bei ihnen nicht (so rasch) ihre verlangsamende 
Wirkung auf den Ablauf der Eiweißzersetzung. 

Hingegen wird Eiweiß allein vor und nach der Schilddrüsenexstirpation 
gleich rasch zersetzt. K . Reicher . 

157) Jacoby, M. u. Schütze, A. Über den Wirkungsmechanismus von 
Arsenpräparaten auf Trypanosomen im tierischen Organismus. II. Mitteilung. 

Aus dem Labor, d. Krankh. Moabit in Berlin. (Biochem. Ztsch. 1908, Bd. 13, 
S. 284—298.) 


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Referate. 


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Die mit arseniger Säure sesp. mit Atoxyl behandelten, noch nicht arsenfesten 
Trypanosomen-Stämme zeigen im Reagenzglas keine Unterschiede in ihrem Ver¬ 
halten zu den Arsenpräparaten gegenüber normalen Trypanosomen, im Reagenz¬ 
glase sind sie jedenfalls nicht arsenfest. Möglicherweise gehen Stadien der 
Ueberempfindlichkeit der Immunität voraus. K. Reicher . 

158) Brasch, W. u. Neuberg, C. Biochemische Umwandlung der Glu¬ 
taminsäure in n-Buttersäure. Aus der Chem. Abtlg. d. Pathol. Instit. d. Univ. 
Berlin. (Biochem. Ztsch. 1908, Bd. 13, S. 299—304.) 

Die Glutaminsäure, eine der häufigsten Spaltungsprodukte der Proteine, läßt 
sich durch die Zelle der Fäulniserreger, am vollständigsten in 1-proz. Lösungen, 
in Buttersäure überführen, sie ist daher bei der Fäulnis, aber auch bei anderen 
Gärungsvorgängen als Quelle der Buttersäure anzusehen und kann auch über 
die Stufe der Buttersäure mit den Azetonkörpem in Beziehung treten. 

K. Reicher . 

159) Neuberg, C. Chemische Umwandlung durch Strahlenarten. I. Mit¬ 
teilung. Katalytische Reaktionen des Sonnenlichts. Aus der chem. Abt. des 
pathol. Inst, der Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 305—320.) 

N e u b er g untersucht die Photosensibilität verschiedener physiologisch¬ 
wichtiger Verbindungen unter Zusatz von Va—lproz. Lösung einer UranylVer¬ 
bindung. Innerhalb von Minuten bis Stunden vollziehen sich da unter der Ein¬ 
wirkung der Sonnenstrahlen chemische Umwandlungen, die früher Monate bei 
bloßer Lichtwirkung beansprucht haben. Die Veränderungen sind häufig von 
Farbenumschlägen, Fällungen, Auftreten von charakteristischen Gerüchen usw. 
begleitet. Weder die im Dunkeln autbewahrten uranhaltigen Proben noch die 
uranfreien Lösungen im Sonnenlichte weisen derartige Umwandlungen auf. Diese 
schnell verlaufenden Lichtwirkungen sind wohl imstande, ein Ver¬ 
ständnis der beim Heliotropismus und Phototropismus sich abspielenden Vor¬ 
gänge anzubahnen. Die Einzelheiten dieser bedeutungsvollen Arbeit müssen im 
Originale nachgelesen werden. K. Reicher . 

160) Faita, W. u. Gigon, A. Über den Einfluß stickstofffreier Energie¬ 
träger auf den zeitlichen Ablauf der Eiweißzersetzung. Aus der medizinischen 
Klinik in Basel. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 267—273.) 

Mit der Dauer des vorausgegangenen Hungerzustandes nimmt die Schnellig¬ 
keit der Zersetzung verfütterten Eiweißes zu und die eiweißsparende Wirkung 
von gleichzeitig mit dem Fleisch verabreichten Kohlenhydraten ab. 

Inosit drängt ohne Rücksicht auf die Dauer des vorausgegangenen Hungers 
die Eiweißzersetzung in den ersten 12 Stunden stark zurück. 

Durch Alkohol tritt eher eine Beschleunigung der Eiweißzersetzung ein. 
Kohlehydratbestand des Organismus ist für den zeitlichen Ablauf der Zer¬ 
setzungen von großer Bedeutung. 

Auch beim Hunde ist Eiweißansatz nur durch Kohlehydrate, nicht aber 
durch Fett allein zu erreichen. K. Reicher . 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

161) Moll. Über Fettvermehrung der Frauenmilch durch Fettzufuhr, 
nebst einem Beitrag über die Bedeutung der quantitativen Fettunterschiede 
für das Gedeihen des Brustkindes. (A. f. Kind. 1908, Bd. 48, S. 161.) 

Bei einer Mutter, die l l /a Monate lang abwechselnd die Anstaltskost mit 
oder ohne Fett (Speck) bekam, wurde täglich der Fettgehalt der Morgen- und 
Abendmilch ermittelt. Dabei ergab sich, daß die Milch in der fettreichen Peri¬ 
ode einen vermehrten Fettgehalt zeigte, der verschwand, sobald man das Fett 
aus der Nahrung fortließ; doch war in der dritten fettarmen Periode der Fett¬ 
gehalt der Milch höher als in den beiden anderen fettarmen Perioden. Der 
größere Fettgehalt der Milch besserte auch das Aussehen der Stühle, in Be¬ 
stätigung der Beobachtungen von Gregor, insofern als die dyspeptischen Stühle 
der fettarmen Periode mehr das Aussehen normaler Frauenmilchstühle bekamen. 


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Referate. 


Die Körpergewichtszunahme zeigte in der ersten Fettperiode eine deutliche 
Steigerung, die vielleicht nach Ansicht des Referenten auch auf die vermehrte 
Nahrungsmenge zurückzuführen ist; in der zweiten fettarmen und der zweiten 
fettreichen Periode ist die tägliche Zunahme dieselbe; in der dritten fettarmen 
ist die Zunahme wieder größer; allerdings bekommt das Kind hier vielleicht 
ebensoviel Fett als in der vorhergehenden Fettperiode. Störend wirkt bei Be¬ 
urteilung der Gewichtszunahmen, daß die Gewichtsschwankungen in den einzel¬ 
nen Perioden ziemlich erheblich sind, so daß Referent der Anschauung Molls, 
daß die Fettzufuhr das Gewicht günstig beeinflußt hat, nicht ohne weiteres bei¬ 
pflichten kann. — Außerdem werden 2 Fälle besprochen, in denen anscheinend 
durch mehrmaligen Ammenwechsel, bei denen das eine Kind eine fettarmere, 
das andere Kind eine fettreichere Nahrung bekam, das Gedeihen der Kinder 
günstig beeinflußt wurde. Orgler. 

162) Karnitzky, 0. (Kiew). Zur Physiologie des Wachstums und der 
Entwicklung des ländlichen Organismus. (Jahrb. f. Kind. Bd. 68, H. 4, S. 462.) 

Klinische Beobachtungen am eigenen Kind des Verfassers, das vom 3. Monat 
ab aber nicht mehr gedieh und im 8. Monat »zufällig« starb. Für die »Physio¬ 
logie« des kindlichen Organismus bringt der Aufsatz also nichts. Birk . 

163) Pacchioni, D. u. Francioni, G. Bakteriologische Untersuchungen an 
Masern. Aus der Kinderklinik in Florenz (Prof. Mya). (Jahrb. f. Kind. Bd. 68, 
H. 4, S. 391.) 

Nachdem die bakteriologischen Untersuchungen bei Masern zu keinem 
einwandfreien Resultat geführt haben, versuchten die Verfasser mit Hilfe der 
hämolytischen Methoden den Erreger festzustellen, namentlich die Spezifizität 
des als Erreger vermuteten Bacillus haemophilus klar zu legen. Sie gingen dabei 
von der Ansicht aus, daß Masern »eine lokale Infektion der Mund-, Konjunktiven- 
und Atmungsapparatschleimhaut sind mit allgemeinen toxischen Begleiterschei¬ 
nungen«. Der Masemausschlag ist in demselben Sinne wie die Serumkrankheit 
zu deuten, nämlich als ein Zeichen der Bildung und des Kreisens von spezifischen 
Antikörpern im Blute. Infolgedessen prüften sie, ob das von Masernkranken 
stammende Blut Antikörper gegenüber dem vermeintlichen Erreger besitzt. Es 
zeigte sich, daß tatsächlich das phagocytäre Vermögen des Blutes dem als Er¬ 
reger der Masern vermuteten Bacillus haemophilus gegenüber zugenommen hatte. 

Birk . 

164) Schelble. Zur Anämie im frühen Kindesalter. Aus der Univers.- 
Kinderklinik zu Freiburg i. B. (Jahrb. f. Kind. Bd. 68, H. 4, S. 410.) 

Bei einem Kind mit angeborener Hämophilie, das infolge gehäufter Blut¬ 
verluste in einem Zustand schwerster Anämie, nach Art der sekundären, apiasti¬ 
schen, d. h. mit mangelhafter Regenerationstendenz des Blutes einhergehenden, 
geführt hatte, injizierte der Verfasser wiederholt defibriniertes menschliches Blut¬ 
serum und erreichte dadurch nicht nur eine Besserung des Allgemeinbefindens, 
sondern auch ein Wiedemormalwerden des gesamten Blutbildes. Birk. 

166) Finkelsteixx, H. Die alimentäre Intoxikation. TU. Die Intoxikation 
im Verlaufe der Ernährungsstörungen. (Jahrb. für Kinderheilk. Bd. 68. H. 5, 

S. 521.) 

Der vorliegende Aufsatz bildet eine Fortsetzung zu den früheren Arbeiten 
Fink eist eins über das gleiche Thema, die sich in dieser Zeitschrift 1907, S. 
546 u. S. 840 referiert finden. 

Die gegenwärtige Mitteilung beschäftigt sich mit der Vorgeschichte der 
alimentären Intoxikation. Die letztere bildet die Schlußkatastrophe, sie kommt 
nicht plötzlich, sondern ihr Nahen macht sich, dem kundigen wenigstens, schon 
lange voraus bemerkbar. Die ganze Zeit der sich vorbereitenden und ent¬ 
wickelnden Katastrophe faßt der Verfasser als alimentäre Dekomposition zu¬ 
sammen. Sie durchläuft verschiedene Stadien mit ganz typischem Charakter, 
wenn auch mit mannigfaltigen einzelnen Erscheinungsformen. 

Das erste Stadium ist das der Bilanzstörung. Das heißt, trotz genügender 
Nahrungszufuhr ist das Resultat des Kraft- und Stoffwechsels nur ein mangel- 


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haftes und minderwertiges. Klinisch dokumentiert sich dieses beginnende Ab¬ 
lenken der Emährungsvorgänge von der Norm an den Stuhlentleerungen, 
die eine Vermehrung der Fettseifen auf Kosten des Neutralfettes zeigen, ferner 
an leichten Störungen der Wärmebilanz, dem Verlust der Monothermie der 
Temperaturkurve, sowie an den Schwankungen des Körpergewichts — die Ge¬ 
wichtskurve wird unregelmäßig und sprunghaft. Untersucht man, welche von 
den Komponenten der Nahrung die Causa peccans ist, so zeigt sich, daß am 
meisten das Fett die Schuld trägt, nächstdem die Kohlehydrate, und daß als 
geradezu harmlos sich das Kasein erweist. 

Bleibt das Krankheitsbild in diesem Stadium unerkannt, und wirken die ge¬ 
nannten Schädlichkeiten weiter ein, so kommt es zum nächsten Stadium, dem 
Stadium dyspepticum, dem der Darmgärung. Mehr noch als bisher tritt das 
Mißverhältnis zwischen zugeftihrter Nahrung und Verdauungskraft bezw. Er¬ 
nährungsresultat vor Augen. Der Darm ist nicht mehr im Stande, die obligate 
Zusammensetzung seiner Bakterienflora und den normalen Chemismus seines 
Inhalts aufrecht zu erhalten. Infolgedessen kommt es zu abnormen Gärungen. 
Die Rückwirkung dieser zunächst immer noch lokalisierten Störungen auf den 
Gesamtorganismus drückt sich zuerst wieder in der Gewichtskurve aus: zeigte 
diese bis jetzt immer noch eine, wenn auch geringere Tendenz zum Anstieg, so 
kommt es nunmehr zum Gewichtsstillstand. Wenn in diesem Stadium die Therapie 
einzugreifen versucht und etwa durch Steigerung der Nahrungsmenge den Körper¬ 
gewichtsanstieg wieder herbeizuführen versucht, so kommt es regelmäßig zur 
paradoxen Reaktion: die Nahrungssteigerung führt zur Gewichtsabnahme. Wieder¬ 
um ist in diesem Zustand das Kasein der Milch der harmloseste Faktor in der 
Nahrung — kaseinreiche Milch wie Magermilch oder Buttermilch ist direkt in¬ 
diziert. Dagegen besteht eine Insuffizienz in der Verdauung des Fettes wie der 
Kohlehydrate, und zwar sowohl des Mehles als auch des Zuckers. 

Langsam geht das Stadium dyspepticum in das eigentliche Stadium der 
Dekomposition über. Die Gewichtskurve wendet sich abwärts, erst allmählich, 
dann schneller und unaufhaltsam. Die Gewichtsabnahme macht sich bald am 
Aussehen des Kindes bemerkbar, es kommt zu dem bekannten Bild der »Atrophie«. 
Blässe tritt ein, Pulsverlangsamung, Untertemperaturen, Hydrops, Cyanose. Schlie߬ 
lich der Exitus, in einem Teile als plötzliche Syncope, im andern als Säuretod, 
in dritter Form unter den Erscheinungen der allmählich einsetzenden und lang¬ 
sam sich steigernden Herzschwäche. 

Daß der ganze Symptomenkomplex rein alimentärer Natur ist, ergibt sich 
aus dem Einfluß der Nahrungszufuhr auf das Krankheitsbild. Solange Nahrung 
dargeboten wird, sinkt die Kurve, und zwar umso entschiedener, je höher das 
Kostmaß angesetzt wird; nur ein Mittel gibt es, diesen bedrohlichen Vorgang 
zu hemmen, solange es nicht auch dafür zu spät geworden ist: Die Herabsetzung 
der Nahrungsmengen auf die der Toleranz entsprechende geringe Größe. Von 
den einzelnen Nahrungskomponenten sind es wieder Fett und Kohlehydrate, die 
die Schädlichkeiten ausmachen. Bei weitem an erster Stelle steht das Fett, 
jetzt sogar auch das der Frauenmilch. Ist — bei fortgeschrittener Dekompo¬ 
sition — die Toleranz gegenüber der zugeführten Nahrung soweit gefunden, 
daß die Assimilationskraft nicht mehr im Stande ist, den Zucker zu bewältigen, 
so stellen sich auch regelmäßig schon toxische Symptome ein, die akut sich 
verschlimmern und zur Katastrophe führen können. 

Man könnte versucht sein, zu glauben, daß in solchen schweren Fällen eine 
langfortgesetzte Unterernährung, also der Verzicht auf alle Nahrungssteigerungen 
und Gewichtszunahme, der gefahrloseste Weg sei. Er hat sich aber gezeigt, 
daß durch Unterernährung zu der vorhandenen Schädigung nur noch eine neue 
gesetzt wird, und daß dem Tod durch Dekomposition auf der andern Seite der 
durch Inanition gegenübersteht. Bei künstlicher Ernährung gibt es in diesem Zu¬ 
stand keine Rettung mehr. 

Anders bei Frauenmilch. Ihr gegenüber ist die Toleranz der kranken Säug¬ 
lings viel größer. Bei Darreichung kleinster, zunächst therapeutischer Dosen 
kann es zur Besserung und Genesung kommen. Birk . 


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Referate. 


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166) Groß, Oskar. Die Wirksamkeit des Pepsins und eine einfache Methode 
zu ihrer Bes timmun g. Aus der medizinischen Klinik zu Greifswald. Professor 
Dr. Minkowski. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 13, S. 643.) 

Eine 1 °/oo Lösung mit Caseinum purissimum Grübler, salzsauer, wird in der 
Weise hergestellt, daß 1 g Kasein mit 16 ccm einer 25proz. HCl in 1 Liter Wasser 
auf dem Wasserbad gelöst wird. Je 10 ccm dieser auf 39—40° vorgewärmten 
Flüssigkeit kommen in eine Reihe von Reagenzgläsern, die mit steigenden 
Mengen des zu untersuchenden Magensaftes beschickt werden. Nach A / 4 stün- 
digem Verweilen im Thermostaten — ev. in einem geschlossenen Gefäß mit 
Wasser von 40° — werden einem jeden Gläschen einige Tropfen einer konzen¬ 
trierten Lösung von essigsaurem Natron zugesetzt. Das unverdaute Kasein fällt 
dabei aus im Gegensatz zu den Kaseosen. Die Salzsäure und das essigsaure 
Natrium setzen sich in Kochsalz und Essigsäure um. So erkennt man die ge¬ 
ringste Menge von Magensaft, die in 15 Minuten alles Kasein verdaut hat. 
Den Wert der Einheit legt der Autor der verdauenden Kraft der Saftmenge 
bei, die in 15 Minuten 10 ccm der Kaseinlösung = 0,01 g Kasein »so verdaut, 
daß auf Zusatz von Natriumazetatlösung keine Trübung mehr auftritt. Zur Be¬ 
stimmung des Wertes bedient sich Groß des Boasschen trockenen Probefrüh¬ 
stücks, fünf Albert-Cakes ohne Flüssigkeit. Bei Magengesunden genügen zur Ver¬ 
dauung von 0,01g Kasein 0,02—0,03 ccm Magensaft, so daß 1 ccm Magensaft die 
peptische Kraft von 30—50 Einheiten hat. Die Pepsinverdauung geht wie die 
Trypsinverdauung nach einfachen Proportionen vor sich, nicht wie das v. Schütz- 
Borissowsche Gesetz will, proportional der Quadratwurzel aus der Ferment¬ 
menge und der Zeit der Einwirkung. K. Bornstein . 

167) Teissier, P. et T&non, L. La pression arterielle dans la scarlatine 
de Fadulte. (Der Blutdruck beim Scharlach Erwachsener.) (Journ. de physiol. 
et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 481—484.) 

Beim Scharlach sinkt wie bei den anderen akuten Infektionskrankheiten und 
wahrscheinlich auch aus den gleichen Gründen der Blutdruck. Plötzliches und 
auffallend starkes Sinken des Blutdruckes ist ein Zeichen von schlechter Vor¬ 
bedeutung. H. Zieschc. 

168) Nobäcourt, P. et Tixier, L6on. La pression arterielle dans la scarla¬ 
tine de l’enfant. (Der Blutdruck beim Scharlach des Kindes.) (Journal de physiol. 
et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, S. 495—504.) 

Beim Kinde verhält sich der Blutdruck bei Scharlach nicht gleichmäßig. 
Auf Grund zahlreicher Untersuchungen stellen die Autoren drei Typen auf. 

I. Abfallen in den ersten Tagen der Krankheit, dann Stehenbleiben, um die 
letzten Tage wieder anzusteigen. 

II. Der Druck bleibt während der ganzen Krankheit stationär. 

III. Ansteigen in den ersten Tagen der Krankheit, dann Stehenbleiben, um 
die letzten Tage wieder abzufallen. 

Eine Erklärung für das verschiedene Verhalten des Blutdruckes wurde nicht 
gefunden. H\ Zicschc. 

169) Abelous, J. E. et Bardier, E. Action hypertensive de l'unne normale 
de Thomme. Premiöres recherches sur l’urohypertensine. (Blutdrucksteigernde 
Wirkung des normalen Menschenharnes.) (Journal de physiol. et de pathol. gener. 
1908, Nr. 4, Bd. 10, S. 627—633.) 

Engt man 550 ccm frisch gelassenen Urins auf 25 ccm ein, filtriert und 
injiziert davon 1 ccm dem Versuchstiere intravenös, so kommt es zu einer be¬ 
deutenden Blutdrucksteigerung, die mit einer vorübergehenden Beschleunigung 
der Atmung verbunden ist. 

Auch der dialysierte alkoholische Urinextrakt zeigt die gleiche Wirkung. 
Noch reiner kann man die wirksame Substanz erhalten, wenn man den Urin 
mit HgCl 2 oder essigsaurem Blei fällt, darauf das überschüssige Hg durch H 2 S 
niederschlägt und filtriert. Das eingeengte Filtrat wird zu wiederholten Malen 
mit absolutem Alkohol behandelt, filtriert und der Alkohol durch Verdampfen 
verjagt. Der wässerige, mit Na 2 C0 3 alkalisch gemachte Rückstand wird mit 


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Referate. 


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Äther erschöpft. Durch Zusatz von ätherischer Lösung von Oxalsäure kommt 
es zu einem Niederschlag, der filtriert wird. Der Filtratrückstand (A) wird über 
H 2 S0 4 getrocknet. Das Ätherfiltrat wird im Luftstrom verdampft (B). A führt 
zu einer Blutdruckerhöhung, B zu einer Senkung. 

Das so erhaltene Urohypertensin scheint nicht giftig zu sein. 

Der Urin Arteriosklerostischer enthält kein Urohypertensin. H. Ziesche. 

170) Lang, G. F. und Manswetowa, S. M. Zur Frage über die klinische 
Methodik zur Bestimmung des Blutdrucks und über die Veränderungen des 
Blutdrucks bei Herzkranken mit Kompensationsstörungen. (Verhandlungen der 
Gesellschaft russischer Ärzte zu St. Petersburg 1907—1908.) 

Im ersten Teil ihrer Arbeit zeigen die Autoren die Resultate einer experi¬ 
mentellen Probe (an Hunden mit Hilfe des Htirthleschen Tonographs) für die Ge¬ 
nauigkeit der klinischen Methoden zur Bestimmung des Blutdrucks. Diese Probe 
bestätigt es, daß die Genauigkeit der klinischen Untersuchungsmethoden eine 
genügende ist Im zweiten Teil ihrer Arbeit führen die Autoren die Ergebnisse 
der Blutdruckuntersuchungen (nach derKorotkow sehen und v.Recklinghausen- 
schen Methode) bei verschiedenen Kranken an. Dabei kommen sie zu folgenden 
wichtigsten Schlüssen. Wenn bei Kranken mit Fehlem der V. mitralis oder bei 
Emphysematikem Kompensationsstörung eintritt, so besteht erhöhter Blutdruck, 
wobei die Amplitude der Blutdruckschwankungen während der Pulsschläge oft 
größer wird. Bei Kranken mit Fehlem der Aortaklappen und bei arterioskle¬ 
rotischen Kranken bemerkt man beim Eintreten der Kompensationsstörungen 
eine Steigerung des Blutdrucks viel seltener, die Amplitude der Blutdruck¬ 
schwankungen aber wird oft kleiner, und zeugt von einem schwächer werden 
der Kontraktionen der linken Herzkammer. Es besteht kein kausaler Zusammen¬ 
hang zwischen dem Steigen des Blutdrucks und den Ödemen bei Eintritt der 
Kompensationsstörungen. Babkitt. 

171) Rosenstem, T. Untersuchungen über die Pepsinsekretion des ge¬ 
sunden und kranken Säuglings. Aus dem Kinderasyl der Stadt Berlin, Prof. 
Finkeistein. (Berl. kl. Woch., März 1908, Nr. 11.) 

Die Pepsinmenge des gesunden, künstlich ernährten Säuglings steigt mit 
zunehmendem Alter etwa bis zum Ablauf des ersten Vierteljahres, um von da 
an eine konstante Größe zu bilden. — Gesunde Brustkinder scheinen weniger 
Pepsin zu produzieren, als gesunde gleichaltrige, künstlich genährte Säuglinge. — 
Die älteren untergewichtigen Säuglinge sondern die ihrem Alter entsprechende 
Pepsinmenge ab. — Ernährungsstörungen beeinflussen die Pepsinsekretion nicht 
wesentlich. Nur bei der Dekomposition scheint eine Verminderung der Pepsin¬ 
menge vorzukommen. Auf Grund seiner Untersuchungen kann Rosenstern 
die Anschauung derjenigen Autoren, welche dem Fermentmangel eine erhebliche 
symptomatische Bedeutung oder gar eine ätiologische Rolle bei den Verdauungs¬ 
störungen der Säuglinge zuschreiben, wenigstens bezüglich der Pepsinsekretion 
nicht beipflichten. K. Bornstein . 

172) Pearce, M. Richard. The influence of the reduction of kidney sub- 
stance upon nitrogenous metabolisme. (Die Einwirkung der Nierenverkleinerung 
auf den N-Stoffwechsel.) From the Bender laboratory, Albany, New-York. (The 
Joum. of experim. medicine, 5. September 1908, Bd. 10, Nr. 5, S. 632—644.) 

Die Entfernung von der Hälfte, zwei Drittel und bisweilen drei Viertel der 
Nierensubstanz bewirkt bei Hunden keine Veränderung im allgemeinen Stick¬ 
stoff-Stoffwechsel, wie man ihn durch die Bestimmung des Total-N, Harnstoffs 
und Ammoniaks des Urins bestimmt. 

Die Entfernung von größeren Mengen und zuweilen schon von drei Viertel 
der Substanz führt zu einer Beeinflussung des Stoffwechsels wie bei der In- 
anition. Es ist dies aber eine Folge der gastrointestinalen Störungen, die stets 
mit ausgedehnten Nierenreduktionen verbunden sind, und nicht einer Ver¬ 
änderung des N-Stoffwechsels überhaupt. 

Die Bestimmung des N der Faeces beweist, daß die gastrointestinalen 
Störungen nicht auf einer verminderten Absorption beruhen. 


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Referate. 


Diese Ergebnisse sprechen nicht dafür, daß von den Nieren eine innere 
Sekretion ausgeht, die auf den allgemeinen N-Stoffwechsel einen bedeutenden 
Einfluß ausübt. Wenigstens wird diese Sekretion nicht durch Fortnahme von 
drei Viertel der Niere beeinflußt. 

Der Stoffwechsel bei exzessiver Nieren Verkleinerung ist der der Inanition 
und hängt von gastrointestinalen Störungen ab, die wahrscheinlich eine Folge 
fehlerhafter chemischer Korrelation sind. H. Ziesche. 

173) Foxwell, Arthur. The clinic&l examination of the urine with especial 
reference to the estimation of urea. (Die klinische Untersuchung des Harns 
mit besonderer Berücksichtigung der Harnstoffbestimmung.) (Lancet 1908 II, 
Nr. 20, S. 1425—1430.) 

Es soll die beste Methode der Urinuntersuchung gefunden werden, die fähig 
ist, die nach einer akuten Nephritis zurückbleibende Schädigung, den Grad 
einer erworbenen oder überkommenen Nierenschwäche anzuzeigen. 

Von Wichtigkeit ist die Bestimmung der Gesamtmenge, des spezifischen 
Gewichtes und des Hamstoflgehaltes. Besonders nützlich ist die fortlaufende 
Feststellung der Änderungen in der normalen Funktion. Das Sinken des spezi¬ 
fischen Gewichts unter 1012 ist verdächtig, ebenso die beständige Vermehrung 
der Hammenge über 1,68 Liter. Der Hamstoffgehalt wechselt in weiten Grenzen 
von 1—4 °/ 0 . Zum Schluß gibt der Autor eine Reihe von Standardzahlen, nach 
denen der Zustand der Kranken beurteilt werden soll (die aber zu schematisch 
sind. D. R.). H. Ziesche . 

174) Longcope, P. Warfleid and Donhauser, L. J. A study of the proteolytic 
ferments of the large lymphocytes in a case of acute leukaemia. (Die prote¬ 
olytischen Fermente der großen Lymphocyten in einem Falle von akuter Leu¬ 
kämie.) From the Ayer clinical Laboratory of the Pennsylvania Hospital. (The 
Joum. of experim. medicine, 5. September 1908, Bd. 10, Nr. 5, S. 618—631.) 

Die Blutleukocyten normaler Menschen und von Patienten, die eine ausge¬ 
sprochene polymorphkernige Leukocytose zeigen, enthalten Enzyme, die die 
Eigenschaft haben, erstarrtes Blutsemm in neutraler, alkalischer oder saurer Lö¬ 
sung zu verdauen. 

Die Zellen des heißen (polymorphkernigen) Eiters und die Leukocyten 
myeloischen Blutes enthalten ähnliche proteolytische Enzyme, welche am besten 
in alkalischer Reaktion wirken. 

Die Zellen des Blutes und die vergrößerten Lymphdrüsen eines Falles von 
akuter, großzelliger lymphatischer Leukämie wirken ebenso wie die Eiterzellen 
und die Leukocyten bei myeloischer Leukämie. 

Diese großen Zellen der akuten lymphatischen Leukämie können biologisch 
von den kleinen Lymphocyten der chronischen lymphatischen Leukämie differen¬ 
ziert werden, welche die proteolytischen Enzyme nicht besitzen und von den 
großen endothelialen Zellen der hyperplastischen Lymphdrüsen, welche nur in 
Gegenwart von Säure proteolytisch wirken. 

Diese Ergebnisse sprechen dafür, daß die großen Zellen der sogenannten 
akuten lymphatischen Leukämie keine wahren Lymphocyten, sondern den granu¬ 
lierten Myelocyten nahe verwandt sind, und wahrscheinlich als Vorstufen dieser 
Zellen zu betrachten sind. H. Ziesche 

175) B&rker, J. Bertha. The enzymes of fibrinous exudates — the effect 
of one enzyme upon another. (Die Enzyme fibrinöser Exsudate; die Wirkung 
der Enzyme auf einander.) From the Rockefeller Institute for Medical Research, 
New-York. (The Joum. of experim. medicine, 5. September 1908, Bd. 10, Nr. 5. 
S. 666—672.) 

Bei der Untersuchung der Enzyme in sterilen fibrinösen Exsudaten (Injektion 
von Terpentin), fanden sich Verhältnisse, in denen jedes der beiden Enzyme 
allein vorhanden war. Die Leukoprotease verdaut in alkalischer Lösung, das 
andere Enzym, der Lymphoprotease ähnelnd, verdaut in der Gegenwart von 
Säure. Beide haben ihr Wirkungsoptimum in beinahe neutraler Lösung. Es 
ist wahrscheinlich, daß sie auch im Körper bei neutraler Reaktion die Haupt- 


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Referate. 


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Wirksamkeit entfalten und daß leichte Änderungen der Reaktion das eine Enzym 
auf Kosten des anderen begünstigen. Das in Säure wirksame Prinzip verschwin¬ 
det, während das fibrinöse Exudat zu einem eiterigen wird. H. Zieschc. 


Klinisches. 


176) Boehme, Erich. Klinische Beobachtungen über die Miterkrankung 
der Nieren bei der Pneumonie. (Inaug.-Dissert., Leipzig 1908, 39 S.) 

In 84,6 0 /<> der (52) Fälle von Pneumonie trat Albumen auf. Dieses häufige 
Auftreten von Eiweiß gewann aber noch dadurch eine besondere Bedeutung, 
daß in 78,8 °/ 0 der Fälle granulierte und toxische Zylinder nachgewiesen wurden. 
Hierdurch zeigt sich, daß die Nieren bei der Pneumonie in weitaus häufigeren 
Fällen geschädigt sind, als bisher angenommen wurde. Fritz Loeb. 

177) Rüben, G. (Berlin). Über Diagnose und Therapie der M&std&rm- 
fisteln. Aus der Chirurg. Pnvatktinik von Dr. Gerhard Kuben. (Berl. kl.Woch. 
1908, Nr. 5, S. 214—217.) 

Die Behandlung der mit dem Mastdarm in Zusammenhang stehenden Eite¬ 
rungsprozesse und Pustelbildungen ist, ebenso wie die Erkennung derselben, unter 
Umständen eine recht schwierige. Zu ihrer Heilung sind oft große Eingriffe 
und mehrfache Nachoperationen notwendig. Die Endresultate in Bezug auf 
dauernde Heilung werden aber nur dann gut sein, wenn man bei jedem in der 
näheren oder weiteren Umgebung des Mastdarmes auftretenden Eiterungsprozesse 
an die Möglichkeit eines Zusammenhanges mit dem Mastdarm denkt und einen 
in diesen führenden Fistelgang aufzufinden sucht K. Bomstein. 

178) Steiner. Die chirurgische Behandlung der chronischen Dysenterie 
(Colitis ulcerosa chronica). (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 6, S. 222—223.) 

Das Verfahren des Autors gestaltet sich folgendermaßen: 

1. Anlegung eines großen Anus praeternaturalis coecalis dicht und etwas 
nach unten von der Valvula Bauhini. 2. Ausgiebige, warme antiperistaltische 
Spülungen des gesamten Kolon (6—10 Liter). 3. Nach Klarspülung eine medi¬ 
kamentöse Spülung und zwar verdünnte Jod- oder Protargollösungen. 4. Nach 
Heilung der Dickdarmgeschwüre: Funktionsprüfung für Kotpassage (Verstopfung 
des Anus coecalis mit Vaselinwattetampons). 5. Nach der auf diese Weise posi¬ 
tiv festgestellten Vernarbung der Ulzerationen definitiver operativer Verschluß 
des Anus coecalis. — Der Autor empfiehlt diese Methoden auch bei anderen 
schweren Dickdarmerkrankungen, bei welchen die interne Therapie versagt, be¬ 
sonders gegenüber der neuerdings in diesen Fällen vorgeschlagenen operativen 
Totalausschaltung des Kolons, vor welcher sie in jeder Beziehung den Vorzug 
verdient. K. Bornstein . 

179) Holländer, E. (Berlin). Das dynamisch-mechanische Prinzip in der 
Perityphlitisfrage. Aus der chirurgischen Privatklinik d. Prof. Dr. Holländer. 
(Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 6, S. 207—212.) 

Der operativen Entfernung des gefährlich gewordenen Appendix ist das 
Wort zu reden, wenn er Krankheitssymptome zeigt, in der wohlüberlegten Vor¬ 
aussetzung, relativ häufig die Operation in mehr prophylaktischem Sinne zu 
machen. Die schweren Anfälle, sei es, daß es echte metastatische Infektionen 
oder auf endotraumatischem Wege entstanden sind, verlangen die Frühoperation, 
weil auch im Heilungsfalle ein verstümmelter Wurm mit mechanischer Indis¬ 
position zurückbleibt als Quelle erneuter akuter Anfälle, als Quelle auch dauern¬ 
der, unbequemer Sensationen und funktioneller Störungen, die durch die ge¬ 
steigerte und perverse Dynamik des Wurmes zum Teil bedingt sind. — Die in¬ 
fektiöse Theorieform, welche das Publikum unnütz erregt und prophylaktische 
Fürsorge illusorisch macht, spielt in der metastischen Blutform eine prozentuarisch 
bescheidene Rolle. Die mechanische Indisposition, hervorgerufen durch leichtere 
und schwerere, akute, chemische Vorkrankheiten an Organen, statuiert Zustände 
irreparabler Natur (Kotsteine), die chronische Beschwerden hervorrufen können 
und als prädisponierendes Moment für erneute akute Attacken das Krankheits¬ 
bild beherrschen. K . Bomstein . 


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Referate. 


180) Maa&, H. (Berlin). Weitere Mitteilung zur Radikaloperation der 
Brüche bei Kindern. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 5, S. 212—214.) 

Berichte über gute Erfolge der Radikaloperation. K. Bomstein. 

181) Jaffd, M. Zur Behandlung des Durchbruchs von Magen- und Duo¬ 
denalgeschwüren. Aus der chirurgischen Station des Stadtkrankenhauses zu 
Posen. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 7, S. 346—348.) 

Bericht über 5 Fälle von Perforationen, die in einem Jahre im Stadtkrankenhause 
zu Posen zur Behandlung kamen; 1 starb vor der Operation, ein zweiter wurde 
nach Ansicht des Autors zu spät operiert und 3 wurden mit guten Erfolgen 
operiert. Jaffe rät dringend zu möglichst frühzeitiger Operation. Durchbrechende 
Magenul cera sind häufiger als man glaubt. K. Bornstein . 

182) Samson, J. W. Leukämie und Infektionskrankheiten, unter beson¬ 
derer Berücksichtigung akuter Infektionen. Aus der inn. Abt. des jüd. Kranken¬ 
hauses in Berlin, Direktor: Prof. Dr. J. Lazarus. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 6, 
S. 264—269.) 

Ein Kind mit einer lymphoiden Leukämie erkrankte an einer Infektion (Noma). 
Die Vergrößerung der Drüsen, insbesondere aber der Milz und der Leber, geht 
außerordentlich zurück, die weißen Blutkörperchen sinken auf ca. 1 / 60 ihrer ur¬ 
sprünglichen Zahl unter Abnahme der mononukleären und Zunahme der poly¬ 
nukleären neutrophilen Formen. Dieser Zustand überdauert die Infektion nur 
kurze Zeit, dann vergrößern sich die genannten Organe wieder, das Blut hält 
sich um weniges länger, um dann auch wieder die Verschlechterung zu zeigen. 
Im Fieber, begleitet von multiplen Lungeninfarkten und einer hinzugetretenen 
hämorrhagischen Nephritis, tritt der Exitus ein. — So gewaltig die durch die 
Infektion bedingten Veränderungen auch sein können, trotzdem ist kein Fall 
bekannt, wo die Besserung andauerte. K . Bornstein . 

183) Bönniger, M. Zur Diagnose des Ulcus ventriculi. Aus der inn. Abt. 
des Gemeindekrankenhauses in Pankow. (Berl. kl.Woch. 1908, Nr. 8, S. 396—398.) 

Der typische Ulcusschmerz ca. */ 2 Stunde nach der Nahrungsaufnahme wird 
höchstwahrscheinlich durch das Sauerwerden des Mageninhalts bedingt. Diffe¬ 
rentiell-diagnostisch hebert der Autor nüchtern aus, gießt 100 ccm Wasser durch 
den Schlauch und läßt ausfließen, um auf Eiweiß, Blut usw. zu untersuchen. 
Dann wird eine Salzsäurelösung (unter 1 / 10 normal) in den Magen eingeführt. 
Nur bei Ulcus wird dann Schmerz ausgelöst. Diese Probe ist auch für die Er¬ 
kennung der Abheilung wichtig. Unter gleichzeitiger Palpation und Röntgen¬ 
durchsuchung läßt sich feststellen, ob der Druckschmerzpunkt wirklich der Lage 
des Magens entspricht. In der Mehrzahl der Fälle kann dieser Schmerz nicht 
durch eine direkte Palpation eines Ulcus hervorgerufen werden, da der Druck¬ 
schmerzpunkt oft außerhalb des Magens vorhanden ist, der vielfach ganz auf der 
linken Seite liegt. — Bei der Diätetik ist zu beachten: 1. möglichst geringe 
Belastung des Magens bei möglichst großem Nährwert; 2. möglichst flüssige 
Nahrung; 3. wenig Säure produzierend; 4. viel Säure bindend. Ideal erfüllt diese 
Forderungen der Rahm. Medikamentös wirkt am besten Bismuth, 10 g nüchtern 
per os. K . Bornstein . 

184) Morelli, G. Über Arterionekrose. Aus der diagnostischen Kninik in 
Budapest: Prof. A. v. Koränyi. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 8, S. 398—399.) 

Die durch Digalen hervorgerufene Arterionekrose kann in gewissem Grade 
durch Jodipin verhindert werden. Diese verhindernde Wirkung übt das Sesam¬ 
öl aus. K. Bornstein . 

18B) Wohlgemuth, J. Zur Therapie der Pankreasfistel nebst Bemerkungen 
über den Mechanismus der Pankreassekretion während der Verdauung. Aus 

der experimentell-biologischen Abt. des pathol. Instit. der Universität zu Berlin. 
(Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 8, S. 389—393.) 

Der Autor hatte bei einer Pankreasfistel gefunden (BerL kl. Woch. 1907, 
Nr. 2), daß Kohlehydratnahrung eine profuse Sekretion aus der Fistel verursachte, 
daß strenge Diabeteskost, Eiweiß und Fett, die Sekretion zum Versiegen und die 


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Referate. 


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Fistel zur Heilung brachte. Eis sind bis jetzt 5 Fälle beschrieben, wo aus irgend 
welchen, meist operativen Gründen verursachte Pankreasfisteln durch dieses 
Beginnen heilten, dem noch Natr. bicarb. in größeren Dosen zugeftigt werden 
muß. Die Nahrung muß natürlich unter Zuhilfenahme der Gemüse- und ver¬ 
schiedenen Fleisch- und Fischarten recht abwechslungsreich sein und noch et¬ 
liche Tage nach völliger Heilung fortgesetzt werden unter allmählichem Über¬ 
gang zur gemischten Kost. 

Nach Versuchen an Hunden, die bei der Pankreassekretion auf den Menschen 
ohne weiteres übertragen werden können, machen sich hierbei 3 Hauptmomente 
geltend: 1. das psychische, 2. dasjenige, welches durch die einzelnen Nahrungs¬ 
bestandteile und 3. dasjenige, welches durch die saure Reaktion des aus dem 
Magen in den Darm übertretende Chymus bedingt ist. Am wichtigsten ist das 
letztgenannte. Die Wirkung von Nervenreizen und Giften bedarf eines beson¬ 
deren Studiums. Die mitgeteilten Sachen geben jedenfalls neue Gesichtspunkte 
für die Therapie der Pankreaskrankheiten. K . Bornstein . 

186) v. Westenrijk, N. Ein Beitrag zur Frage der Haferkur. (W. Klin. 
W. 1908, S. 1265.) 

Gegen die überraschenden Erfolge der Haferkur nach v. Noorden ist in 
der letzten Zeit angeführt worden, daß dieselbe auf einer hochgradigen Eiwei߬ 
entziehung beruhen könne, die eine Herabsetzung der Kohlehydratauscheidung 
bedingen könne. Verfasser zeigt, daß selbst bei genügender Eiweißzufuhr eine 
Steigerung der Kohlehydrattoleranz durch Hafermehl erzeugt werden kann. 
Außerdem weist er mit Hilfe von Kontrollversuchen, die einerseits mit Weizen¬ 
mehl, andererseits mit Hafermehl angestellt wurden, nach, daß sich diese zwei 
Mehlsorten durchaus verschieden verhalten, indem bei Weizenmehlnahrung viel 
mehr Zucker im Ham erscheint, als bei Zufuhr von Hafermehl. 

K. Gläßner. 

187) Liebmann, V. Zur Behandlung der chronischen Obstipation. (W. 
Klin. W. 1900, S. 1368.) 

Verfasser beobachtete, daß bei Patienten mit chronischer Obstipation durch 
Anlegung einer Bruchbinde eine sofortige Besserung der Verstopfung eintrat. 
Durch Röntgenbesichtigung des mit Wismut gefüllten Kolon bezw. der Flexura 
sigmoidea, konnte er sich überzeugen, daß durch die Binde das gesenkte Quer¬ 
kolon gehoben wurde. Es scheint, daß bei Obstipation infolge Enteroptose ein 
Heben des Querkolon genügt, um die Verstopfung zu beseitigen. 

K. Gläßner. 

188) Saiz, O. Beitrag zum Vorkommen und zur Behandlung der Tetanie. 
(W. Klin. W. 1900, S. 1322.) 

Verfasser hat drei Fälle von Tetanie mit Parathyreoidin Vassale behan¬ 
delt. In zwei Fällen gelang es nach zweiwöchiger Verabreichung der Pastillen 
(2—3 täglich) die Krampfanfälle vollständig zum Schwinden zu bringen, doch 
muß man bedenken, daß bei beiden Fällen auch das auslösende Moment der 
Tetanie in Wegfall kam (Arbeitertetanie, Maternitätstetanie). Die Pastillen er¬ 
zeugten nach wenigen Tagen heftige Durchfälle; im dritten Falle gelang nur 
eine Besserung, kein Verschwinden der Anfälle, andere Symptome der Tetanie, 
Paraesthesien, Spannungsgefiihl usw. wurden durch die Therapie nicht beein¬ 
flußt. K. Gläßner. 

189) Schwarz, G. Die Röntgentherapie der Basedowschen Krankheit. 
(W. Klin. W. 1908, S. 1332.) 

Verfasser hat 40 Fälle von Basedowscher Erkrankung mit Bestrahlungen 
der Schilddrüse behandelt. Die Behandlung wurde mit Hilfe des Perthes- 
schen Strahlenfilters und des Meßinstrumentes zur Dosierung der Strahlen nach 
Schwarz vorgenommen und zwar in der Weise, daß alle 14 Tage verschiedene 
Halspartien nach einem bestimmten Turnus belichtet wurden. Die Behandlungs¬ 
dauer wurde auf ca. 3 / 4 Jahre ausgedehnt. Die nervösen Symptome wurden 
stets, die Tachycardie in fast allen Fällen, die Abmagerung in 2 / 3 , Exophthalmus 
in der Hälfte, die Struma in 1 / 6 der Fälle gebessert. K. Gläßner. 


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Referate. 


190) Z&k, E. Über die diagnostische Verwertbarkeit der Zusammen¬ 
setzung des Harns bei Lungenentzündung. (W. Kl in. Wochenschr. 1908, 
Nr. 81.) 

Verfasser konnte feststellen, daß in 81 °/ 0 der Fälle der Kalk im Urin bei 
krupöser Pneumonie vermindert, sehr gering war oder gänzlich fehlte. Bei 
Tuberkulose im Fieberstadium war in 61,2 °/ 0 eine Vermehrung, in 24,7 °/ 0 nor¬ 
maler und nur 14,1 °/ 0 der Fälle eine Verminderung des Kalkgehaltes im Urin 
nachweisbar. Während die Magnesiamengen im Urin von an Pneumonie Er¬ 
krankten sehr variierten, konnte bei Tuberkulose häufig eine hochgradige Ver¬ 
ringerung des Magnesiagehaltes festgestellt werden. Die Chlorverminderung bei 
Pneumonien fehlte nur in ca. 10°/ 0 der Fälle. Auch Zufuhr von Kochsalz ver¬ 
mochte keine starke Chlorausscheidung herbeizuführen. Albuminurie war bei 
Pneumonie stets vorhanden 0,1—0,6 °/ 0 , Albumen dagegen konnte ein Parallelismus 
zwischen Albuminurie und Intensität des anatomischen Prozesses in den Nieren 
nicht nachgewiesen werden. Ein konstanter Hambefund bei Pneumonie ist 
ferner das Auftreten von Nukleoalbumin. Am 4.—6. Tage der Erkrankung kommt 
es häufig zum Auftreten von grob granulierten, inkrustrierten Zylindern, diese 
fanden sich allerdings auch bei anderen Krankheitsprozessen (Sepsis, Karzinom, 
Diabetes usw.). Klinisch von Interesse ist das Vorkommen von primären Albu- 
mosen bei der kroupösen Pneumonie. Man kann als charakteristischen, die 
klinische Beobachtung unterstützenden Hambefund bei kroupöser Pneumonie 
folgende Faktoren unterscheiden: Eiweiß, Urobilin, Deuteroalbumosen, Essig¬ 
säure-Körper, Sediment, Kochsalzkörper, Chloride, Kalk und Gallenfarbstoff. 

K. Gläßner\ 

191) Schürmeyer, B. Die interne Therapie der Cholelithiasis. (W. Klin. 
Rundschau 1908, S. 279.) 

Aus der umfangreichen zum Teil polemischen Arbeit seien nur folgende 
praktisch wichtige Ergebnisse hervorgehoben: Verfasser verwendet bei der 
Therapie der Cholelithiasis das sogenannte Probilin, ein Gemenge von Acid. 
salicyl. und ölsaurem Alkali mit entsprechendem Zusatz von Phenmpthalein und 
Menthol. Für akute Fälle empfiehlt es sich zunächst 20 Tage nüchtern und 
abend vor dem Schlafengehen je 3—4 Pillen mit Vs— 1 /* Liter von schwachen 
Brunnensalzlösungen (Wiesbadener, Homburger, Vichy) zu nehmen. Dann 
werden weitere 20 Tage täglich einmal 3—4 Pillen genommen, zur Prophylaxis 
wird dieser Turnus im Frühjahre oder Herbste ganz oder zur Hälfte zu wieder¬ 
holen sein. Während der Probilinkur ist eine vorsichtige Diät einzuhalten, bei 
chronischem Krankheitsverlauf zunächst eine vierwöchentliche Kur, welche durch 
eine Pause abgelöst wird, dann nochmals eine oder zwei Kuren. Die Salizyl- 
wirkung wurde durch Salizyleinreibungen gesteigert, Obstipation durch ab¬ 
führende Tees bekämpft. K. Gläßner . 

192) Geiringer, J. Über die Behandlung der Darmkatarrhe des Säug¬ 
lingsalters. (Wiener med. W. 1900, S. 1925.) 

Bei Darmaffektionen der Kinder empfiehlt Verfasser folgendes Regime: 
1. Darreichung eines Abführmittels, das entweder 1 Kaffeelöffel Rizinusöl oder 
3 Kalomelpulver ä 0,01—0,03 g ist; außerdem durch 12—24 Stunden einen 
leichten schwach gezuckerten russischen Tee; 2. am folgenden Tage eine Ruhe¬ 
diät, die in Milchabkochung mit Zuckerzusatz besteht, l 1 / 2 Eßlöffel Knorrs 
Hafermehl mit 3 Eßlöffel in kaltem Wasser verrührt, 1 / a Liter Wasser zugießen, 
1 Eßlöffel Milchzucker hinzufügen und a / 4 Stunde lang kochen lassen, dann 
kühl aufzubewahren, dreistündlich 1 Portion angewärmt zu reichen. 

K. Gläßner. 

198) Wirth, K. Tetanie bei Phospborvergiftung. (W. Klin. W. 1908, 
S. 1325.) 

Bei einem Fall von Phosphorvergiftung, bei dem Magenspülung vorge¬ 
nommen worden war. traten tetanische Krämpfe vier Tage nach der Vergiftung 
auf, zugleich mit der ikterischen Hautverfärbung und der vermehrten Ausschei¬ 
dung des Urobilins bezw. Urobilinogens. Die Krämpfe verschwanden ohne 


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Rezidive nach zwei Tagen. Es wäre möglich, daß ähnlich wie Leber- und 
Herzmuskulatur auch die Epithelkörperchen durch den Phosphor parenchymatös 
und fettig entarten. K. Gläßner . 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

194) Levi, S. (Berlin). Beiträge zu den neueren Untersuchungsmethoden 
zur Erkennung der Tuberkulose. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 5, S. 261—263.) 

Der Autor hat im Krankenhause der jüdischen Gemeinde zu Berlin 120 mal 
die Ophthalmoreaktion auszufiihren versucht. Außer mehreren sogenannten posi¬ 
tiven Reaktionen dritten Grades, die von den Patienten oft tagelang unangenehm 
empfunden werden und die einer besonderen Augenbehandlung bedürfen, sind 
in direktem Anschluß an die Impfung zweimal schwere eitrige Augenentzündungen 
konstatiert worden. Levi kommt auf Grund seiner auch auf Meerschweinchen 
ausgedehnten Versuche zu folgenden Schlüssen: 

1. Auch bei chirurgischen Fällen gibt die Ophthalmoreaktion ähnliche Re¬ 
sultate wie bei den internen Fällen. 2. Abstrahiert man die Tuberkulose dritten 
Grades, so geben 92 °/ 0 der sicher Tuberkulösen eine positive oder bedingt posi¬ 
tive Reaktion. 3. Die Ophthalmoreaktion ist nicht so ungefährlich, als sie von 
vielen Seiten geschildert wird. 4. Die Drüsenquetschung nach Bloch erleichtert 
die Auffindung der Tuberkelbazillen, man findet aber, wenn auch bedeutend 
spärlicher, Tuberkelbazillen in den kleinen Drüsen der nicht gequetschten Tiere 
nach ca. 14 Tagen. 5. Bei Mischinfektionen gehen die Tiere nach der Quetsch¬ 
methode oft zu Grunde, während die Kontrolltiere die Infektion noch durch¬ 
machen. 6. Auf den Tierversuch ist weder die Wolff-Eisnersehe, noch die 
v. Pirquetsche Reaktion anwendbar. K. Bornstein . 

19B) Arinkin, M. (St. Petersburg) u. Schneider« C. 4 (Bad Brückenau). Zur 
Kenntnis der Opsonine und ihrer diagnostischen Verwertung. Aus der bakteriol. 
Abteilung des Pathol. Instituts und aus der Chirurg. Abteil, des jüd. Kranken¬ 
hauses zu Berlin. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 5, S. 269—-274.) 

Die Untersuchungen zeigten, daß die opsonische Kurve einen wertvollen 
Beitrag zur Diagnosestellung bei Infektionskrankheiten bedeutet. K. Bomstein . 

196) Wolff, M. (Berlin). Kutane konjunktivale und subkutane Tuberkulin¬ 
injektion. Aus der Universitätspoliklinik für Lungenkrankheiten. Direktor: Ge¬ 
heimrat M. Wolff. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 6, S. 295—298.) 

Die kutane und konjunktivale Tuberkulinimpfung hat in der prognostischen 
Beurteilung des Krankheitszustandes des Patienten nichts voraus vor der sub¬ 
kutanen bei sicheren Fällen von Tuberkulose, im Gegenteil, desgleichen bei ver¬ 
dächtigen Fällen. Bei klinisch zweifelhaften Fällen, bei denen man wegen 
Fiebers nicht injizieren kann, kommt man mit Röntgen-Untersuchungen weiter. 
Die Tuberkulinbehandlung geschieht ja auch subkutan, und jede vorangegangene 
konjunktivale Impfung läßt dann infolge Aufflammens der Conjunctivitis unlieb¬ 
same Pausen in der Behandlung eintreten. Der Verfasser bleibt aus diesen 
Gründen bis auf weiteres bei der sicheren, gefahrlosen und auf tausendfältige 
Erfahrungen begründeten alten Methode. K. Bornstein . 

197) Sachs, H. u. Altmann, K. Über die Wirkung des oleinsauren Natrons 
bei der Wassermannschen Reaktion auf Syphilis. Aus dem Kgl. Institut f. ex¬ 
perimentelle Therapie in Frankfurt a. M. (Berl. kl. Woch. März 1908, Nr. 10.) 

Die Autoren berichten über Befunde, die sie beim Vergleich des Blutserums 
syphilitischer und nichtsyphilitischer Menschen unter Benutzung von Seifenlösung 
als Reagens erheben konnten. Es trat eine ausgesprochene Spezifität der 
Wirkung von Seifen auf die Blutsera syphilitischer Menschen in die Erscheinung. 
Bei Zusatz einer gewissen Menge von ölsaurem Natron ist die Hämolyse voll¬ 
ständig aufgehoben, was um so merkwürdiger erscheint, als die zur Hemmung 
erforderliche Seifenmenge stets an und für sich hämolytisch wirkt. Es handelt sich 
also um ein komplexes Phänomen, das aus einer antikomplementären Wirkung 
einerseits, aus einer Hemmung der hämolytischen Seifenwirkung durch Serum 


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Referate. 


andererseits resultiert. Vielleicht spielt bei der antihämolytischen Wirkung 
freies Alkali, das durch die hydrolytische Spaltung der Seife entsteht, eine Rolle, 
ein Faktor, der vielleicht auch für die Erklärung der hämolytischen Funktion 
der Seife zu berücksichtigen wäre. — Für ein Ausbleiben der Hämolyse sind 
zwei Phänomene verantwortlich zu machen: die Aufhebung der Seifenhämolyse 
durch das Serum als solches und die Hemmung der komplementären Wirkung. 

K. Bornstein . 

198) Jürgens. Über die praktische Bedeutung der Opsonine. Aus der 
2 . med. Univ.-Klinik in Berlin. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 13, S. 637.) 

Wright konnte nachweisen, daß die Phagocytose (Metschnikoff) zwar in 
hohem Grade vom Serum abhängig ist, daß aber nicht die Leukocyten, sondern 
die Bakterien durch das Serum beeinflußt werden. Und er stellt sich vor, daß 
von den Körperzellen Stoffe gebildet werden, die auf die Bakterien so einwirken, 
daß diese von den Phagocyten aufgenommen und verdaut werden können; diese 
Stoffe nennt er Opsonine. Jürgens übt in seiner sehr lesenswerten Arbeit ob¬ 
jektive und sachkundige Kritik — ich verweise die Leser auf die Original¬ 
arbeit — und schreibt zum Schlüsse: »Ohne Zw T eifel gebührt W T right das Ver¬ 
dienst, in der Bestimmung des opsonischen Index eine Methode ausgearbeitet zu 
haben, die uns neue Aufschlüsse über manchen Punkt der Infektion und der 
Infektionskrankheit zu geben verspricht. Vorläufig haftet der Methode allerdings 
noch sehr viel Subjektives an.« . . . »Wer es versteht, ein klinisch-pathologisches 
Syndrom auf den opsonischen Index vorsichtig und kritisch zu verwerten, der 
wird über manche diagnostische Schwierigkeiten leichter als bisher hinweg¬ 
kommen und die neue Methode als ein brauchbares Hilfsmittel schätzen lernen.« 

K. Bornstein . 

199) Bing, R. Über den Wert der Pirquetschen und der Wolff-Calmette- 
schen Reaktion im Kindesalter. Aus dem städtischen Kaiser- und Kaiserin- 
Friedrich-Kinderkrankenhause zu Berlin: Geheimrat A. Baginsky. (Berl. kl. 
Woch. März 1908, Nr. 11.) 

Beide Methoden sind in hohem Maße geeignet, zur Stellung der Diagnose 
auf Tuberkulose beizutragen. Der positive Ausfall der kutanen Reaktion im 
frühesten Kindesalter ist fast mit absoluter Bestimmtheit beweisend, während der 
negative Ausfall nichts für das Fehlen von Tuberkulose beweist. Immerhin aber 
läßt er bei klinisch unsicheren Fällen in hohem Grade die Wahrscheinlichkeit 
zu, Tuberkulose auszuschließen. Die Pirquetsche Methode klärt auch über 
latente Fälle auf, während die negative Konjunktivalreaktion das Vorhandensein 
von Tuberkulose absolut nicht ausschließt. Die Pirquetsche Methode ist absolut 
ungefährlich; bei der Konjunktivalreaktion treten oft zur Vorsicht mahnende Neben¬ 
erscheinungen auf; bei skrofulösen Kindern muß sie unterbleiben. K. Bornstein. 

200) Schapschal, E. Th. Über die Anwendung der Calmetteschen Ophthal¬ 
moreaktion bei tuberkulösen und anderen Erkrankungen. (Verh. d. Gesellsch. 
russ. Ärzte zu St. Petersburg 1907—1908.) 

Bei seinen Versuchen an kranken Menschen bediente sich der Verfasser des 
Calmetteschen Tuberkulins. Bei 68 Tuberkulosekranken erhielt man eine positive 
Reaktion in 87,7 °/ 0 aller Fälle. Von 42 Typhuskranken bekam man nur in 33% 
aller Fälle eine positive Reaktion, wobei bei der Mehrzahl dieser Kranken 
Tuberkulose in diesem oder jenem Grade festgestellt werden konnte. Bei 
Kranken aus anderen Kategorien (Verdacht auf Tuberkulose, akute Lungen¬ 
krankheiten, Lupus, Influenza u. a.) gab die Calmettesche Reaktion meistens dann 
ein positives Resultat, wenn Tuberkulose oder Verdacht auf das Vorhandensein 
von Tuberkulose vorhanden war. Babkin. 

201) Wildholz, Hans. Die kutane und konjunktivale Tuberkulinreaktion 
am Tiere. Aus der dermatologischen Universitätsklinik zu Bern: Prof. Jadassohn. 
(Berl. kl. Woch. März 1908, Nr. 11.) 

Das zur Tuberkuloseinfektion weniger geneigte Kaninchen scheint zum 
Studium der Tuberkulinprobe geeigneter, als das für Tuberkulose nur zu em¬ 
pfindliche Meerschweinchen. K . Bornstein . 


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202) Arapow, A. B. Ein Botzfall, welcher mit Heilung endigte. (Verhand¬ 
lungen der Ges. russ. Ärzte zu St. Petersburg 1907—1908.) 

Der Verfasser beschreibt einen Fall von Rotzinfektion eines Tierarztes. 
Dieser ist von der Krankheit vollkommen gesund geworden und bietet zur 
gegenwärtigen Zeit, nach 1 Jahr und 8 Monaten, keinerlei Erscheinungen. Die 
Infektion entstand durch einen Stich in den Finger mit der Nadel einer Pravaz- 
schen Spritze, welche mit Rotzkultur infiziert war. Babkin. 

203) Hartei, H. (Paris). Anwendung der v. Pirquet sehen Methode zur Diag¬ 
nostik der Rotzkrankheit beim Menschen. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 9, März.) 

Der Autor konnte die Kutanreaktion beim Rotz mittels Mallein an sich 
selbst und auch von Rotz geheilten Menschen anstellen und konstatierte, daß 
reines oder im Verhältnis von 1:10 gelöstes Maliern bei Personen, die einmal 
Rotzkrankheit durchgemacht haben und geheilt sind, noch nach langer Zeit 
bis 23 Jahre — eine Hautreaktion von wechselnder Intensität hervorrufen kann. 
Konjunktivalinjektionen von Mallein können gleichfalls wertvolle Fingerzeige 
geben. Kinder eines an Rotz erkrankten Vaters geben keine Reaktion. 

K. Bornstein . 

204) v. Pirquet, T. (Wien). Zur Diskussion über die kutane und konjunk- 
tivale Tuberkulinreaktion. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 9 März.) 

Wolff-Eisner, A. (Berlin). Entgegnung auf vorstehende Bemerkungen. 

(Ibidem.) 

v. Pirquet wirft Wolff-Eisn er Vernachlässigungen vor, von denen er glaubt, 
daß sie durch nicht gründliches Studium seiner Arbeiten durch Wolff-Eisner 
entstanden sind. In verschiedenen Punkten müsse ihm letzterer doch die Priori¬ 
tät zuerkennen. Wolff-Eisner sucht die Berechtigung seiner Stellungnahme 
nachzuweisen: er habe wiederholt die Verdienste v. Pirquets objektiv hervor¬ 
gehoben. K. Bornstein . 

205) Latham, Arthur and Inman, A. C. A contribution to the study of 
the administration of tuberculin in pulmonary tuberculosis. (Die Anwendung 
des Tuberkulins bei Lungenschwindsucht.) From the Wards and Clinical Labo- 
ratory of the Brompton Hospital for Consumption and Diseases of the Chest. 
(Lancet 1908, Bd. II., Okt. 31., S. 1280—1291.) 

Tuberkulin kann wirkungsvoll per os, per rectum und subkutan gegeben 
werden. Tierexperimente, opsonische Kurven und Temperaturmessung zeigen, 
daß der Erfolg der gleiche ist. Tuberkulinanwendung ist angebracht, solange 
Autointoxikationen auftreten; absolute Ruhe ist das beste Mittel zu ihrer Ver¬ 
meidung. Temperaturmessung und sorgfältige klinische Beobachtung muß die 
Wirkung prüfen. Oft kann die Feststellung des opsonischen Index von Nutzen 
sein. Tuberkulin ist ein gefährliches Mittel und verlangt eine ausgedehnte Er¬ 
fahrung. Falsche Dosierung kann großen Schaden anrichten, ja zum Tode 
führen. H. Ziese he. 

206) Flexner, Simon and Jobling, W. James. An analysis of four hundred 
cases of epidemic meningitis treated with the antimeningitis serum. (Behand¬ 
lung der epidemischen Meningitis mit Antimeningitisserum.) From the Rocke¬ 
feiler Institute for Medical Research, New York. (The Journal of experimental 
medicine 1908, 5. Sept. Bd. 10, Nr. 5. S. 690—733.) 

Die angeführten Fälle erbringen den Beweis für die große Nützlichkeit des 
Serums bei Anwendung subduräler Injektionen; die Dauer der Erkrankung wird 
abgekürzt, die chronischen Schädigungen in hohem Grade vermindert, die 
Mortalität herabgesetzt. H. Ziesche. 

207) Simon, E. Charles and Thomas, S. Walter. On complement-fixation 
in malignant disease. (Komplementbindung bei- maligner Erkrankung.) From 
the Laboratory of Dr. Charles E. Simon, Baltimore, Md. (The Journal of ex¬ 
perimental medicine 1908, 5. Sept., Bd. 10, Nr. 5, S. 673—689.) 

Mit der bekannten Komplementbindungsmethode wurden Fälle von gutartiger 
und maligner Erkrankung untersucht. Bei den malignen Tumoren trat die 
Fixation sehr häufig ein, bei anderen Krankheiten selten. Wenn Lues sicher 


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Referate. 


ausgeschlossen werden kann, so spricht eine positive Reaktion mit Krebsantigen 
mit großer Wahrscheinlichkeit für die Existenz eines malignen Tumors. 

H. Ziesche. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

208) Romberg. Die heutigen Methoden zur Anregung der Diurese. (Münch, 
med. Wschr. 1908, Nr. 39). 

Neben der Anregung des Gesamtkreislaufs steht zur Entwässerung des 
Körpers die Steigerung der Nierentätigkeit zur Verfügung. Wir ziehen sie heran, 
wenn bei Herzschwäche die Verstärkung der Herzarbeit keinen genügenden Erfolg 
hat. Je weniger im Krankheitsbilde eine Kreislaufstörung mit kardialer Dyspnoe, 
Zyanose, Leberschwellung usw. hervortritt, um so mehr Wert legen wir auf die 
Anregung der Nierenarbeit. 

Unter den eigentlichen Nierenmitteln stehen seit den glänzenden Untersuch¬ 
ungen v. Schroeders die Körper der Purinreihe in erster Linie. Sie vermehren 
die Wasser- und die Kochsalzausscheidung aus den Nieren durch direkte Be¬ 
einflussung des Organs. Ihre Wirkung verläuft mit einer vermehrten Durch¬ 
blutung der Nieren. Der allgemeine Kreislauf wird durch diese Mittel nur in 
einem Teile der Fälle beeinflußt. 

Am energischsten wirkt das Dimethylxanthin, Theo ein. Um die öfters 
merklichen Nebenwirkungen auf den Magen zu vermeiden, geben wir es in der 
folgenden vorsichtig abgestuften Weise: Es wird mit zweimal 0,1 Theocin am 
Tage begonnen, bei noch ungenügender Wirkung am zweiten Tage auf zweimal 
0,2 gestiegen, dann jedenfalls das Mittel nur einen Tag um den anderen oder 
noch seltener gebraucht, die Dosis auf 3 oder 4mal 0,2 gesteigert. Man erhält 
so glänzende Diuresen und vermeidet, soweit meine Erfahrung reicht, sicher jede 
üble Nachwirkung. Man kann das Mittel in Wasser aufgeschwemmt auch per 
Klysma geben. Wir müssen Schmiedeberg aufrichtig dankbar sein, daß er 
das ausgezeichnete von ihm eingetührte Diuretikum vor dem Mißkredit geschützt 
hat, in den es dadurch zu kommen drohte, daß irrtümlicherweise Erscheinungen 
bei seinem Gebrauch (Magenblutungen, Krämpfe) dem Mittel zur Last gelegt 
wurden. 

Weniger energisch wirkt die Verbindung eines isomeren Körpers, des Theo- 
bromins, das Theobrominum-Natrium-Salicylicum. Um einen Erfolg zu erzielen, 
muß man es auf einen halben Tag, am besten auf den Nachmittag konzentriert 
verordnen. Auch hier beginnt man mit kleinen Dosen, etwa 3—4 mal 0,5 und 
steigt bis 4mal 1.0, keinesfalls höher. Die großen Dosen können nur wenige 
Tage hintereinander, bei längerem Gebrauch nur mit eingeschalteten Pausen ge¬ 
geben werden; die kleinen Dosen (3—4mal 0,5) können lange Zeit fortgebraucht 
werden. 

Viel weniger diuretisch wirkt das reine Präparat, das Theobromin und, 
wenigstens beim Menschen, am schwächsten das Trimethylxanthin oder Koffein, 
die besser als Diuretika nicht gebraucht werden. Am meisten ist noch das 
Agurin zu nennen, das Theobrominum-Natrium-Aceticum, das in der Dosierung 
des Diuretins zu brauchen ist. Gegen die Purinkörper treten alle anderen Diu¬ 
retika völlig zurück. 

Liegt der Kreislauf im ganzen darnieder, wie bei Herzschwäche oder be¬ 
steht eine örtliche Erkrankung der Nieren, so werden die Purinkörper, speziell 
das Theocin und das Diuretin, durch kein anderes Mittel erreicht. Erst durch 
die mit ihrer Wirkung verknüpfte Erweiterung der Nierenblutbahn kommt in 
manchen Fällen der volle Nutzen der Digitalistherapie zum Vorschein. Können 
wir auch die bessere Nierendurchblutung noch nicht als die alleinige Wirkung 
dieser Stoffe ansehen, so ist doch andererseits auf das schärfste zu betonen, daß 
die früher bestehende Furcht, die Mittel könnten durch Nierenreizung eine 
Nephritis ungünstig beeinflussen, gänzlich unbegründet ist. Schittenhelm . 

209) Eulenburg, A., Berlin. Über Sabromin. (Med. Kl. 1908, Nr. 45.) 

Verfasser hat das Sabromin bisher in 14 Krankheitsfällen lange genug an¬ 
gewandt, um für diese Fälle ein Urteil über den Grad seiner Brauchbarkeit und 


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Referate. 


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Wirksamkeit, speziell auch im Vergleich mit anderen Brompräparaten, an¬ 
nähernd zu gewinnen. Unter diesen 14 Fällen waren sechs von idiopathischer 
Epilepsie, die sämtlich schon längere Zeit vorher mit Brommitteln in anderen 
Formen, namentlich Bromsalzen, mehr oder minder ausreichend behandelt waren. 
Von vornherein konnte man auf Grund der Tierversuche, die eine dem Sajodin 
im allgemeinen analoge Resorption und Ausnutzung des Sabromins im Organis¬ 
mus ergaben, zu der Vorstellung kommen, daß mit kleineren Bromdosen in Form 
von Sabromin die gleichen und vielleicht unter Umständen selbst größere ant- 
epileptische Palliativwirkungen (in Bezug auf Zahl und Intensität der Anfälle) zu 
erzielen sein dürften, wie mit größeren, mindestens doppelten Bromdosen in 
Form von Bromalkalien. Diese Annahme wurde im großen und ganzen auch 
durch die Erfahrung bestätigt. — Es verdient hervorgehoben zu werden, daß in 
mehreren Fällen während des Gebrauches des Sabromins nicht unerhebliche 
Gewichtszunahmen (von 1,5—5,5 kg) beobachtet wurden. 

In den übrigen 8 Fällen handelte es sich um mehr oder minder schwere 
chronische, nervöse und neuropsychische Erkrankungsformen (um Neurasthenie, 
Angstneurose, Hysterie, psychische Depressionszustände usw.). Außerordentlich 
günstig war der Erfolg in zwei Fällen hochgradiger psychischer Depression und 
nervöser Agrypnie. — Sehr günstig waren auch die Wirkungen in zwei Fällen 
sexualer Neurasthenie. Geringer waren dagegen die Wirkungen in Fällen trau¬ 
matischer Neurasthenie und Hysterie, sowie in einem Falle schwerer hysterischer 
Angstneurose und in einem Falle schwerer, mit Aufregungszuständen wechseln¬ 
der depressiver Verstimmung. Hier erwiesen sich jedenfalls die angewandten 
Einzel- und Tagesdosen als nicht ausreichend. 

Alles in allem genommen dürfte sich immerhin schon aus den bisherigen 
Erfahrungen — in Übereinstimmung mit anderweitigen Beobachtungen — so 
viel ergeben, daß wir im Sabromin ein neues, als Nervinum, Sedativum und 
Antaphrodisiakum Vertrauen verdienendes und zu weiterer Verwertung auf- 
fordemdes, auch als Antepileptikum ohne Zweifel verwendbares organisches 
Brompräparat zu begrüßen haben. Schittenhelm. 

210) Kalischer, S. (Schlachtensee-Berlin). Sabromin, ein neues Brom- 
pr&parat. (D. med. Woch., 1908, Nr. 40.) 

Da die Verwertung, Abspaltbarkeit und Resorbierbarkeit dieses neuen Prä¬ 
parates günstiger zu sein scheinen, so dürfte 1 g Sabromin 1—2 g der Brom¬ 
alkalien und 10 g Bromipin entsprechen. Wie den anderen Brompräparaten 
kommt auch dem Sabromin eine kumulierendeWirkung zu, und gerade die 
verlangsamende Resorption und Ausscheidung machen das Präparat für die An¬ 
wendung bei Epilepsie sehr geeignet. Wie bei Epilepsie, so scheint mir das 
Mittel ferner empfehlenswert zu sein bei Herzneurosen, Affektzuständen, vaso¬ 
motorischer Erregbarkeit und bei labiler Stimmung. Ebenso bewährt es sich 
bei Krampfzuständen der Kinder und unterstützt bei Tic und Nervosität die 
sonst übliche Therapie. Bei starken Erregungs- und Angstzuständen wie heftigen 
Schmerzen wurde das Mittel nicht versucht. 

Im großen und ganzen kann man somit Sabromin bei den genannten Krank¬ 
heitsformen an Stelle anderer Brompäparate wohl empfehlen, und zwar wegen 
der absoluten Geschmacklosigkeit, wegen der erheblich geringeren Neigung zu 
Hautausschlägen und Bromismus und endlich wegen der unschädlichen Wirkung 
auf die Verdauungsorgane und der besseren Ausnutzung oder der geringeren 
Dosierung. Schittenhelm . 

211) Nagelschmidt, F. (Berlin). Die therapeutische Verwendung von Radium- 
emanation. Aus der Finsenklinik. (Berl. kl. Woch., März 1908, Nr. 11.) 

Der Autor hat bei verschiedenen Fällen (Gelenkrheumatismus, Ozaena, 
Muskelrheumatismus, chronischem Blasenkatarrh), die zumeist in stationärem Zu¬ 
stande waren und durch die übrigen therapeutischen Maßnahmen bis dahin 
nicht beeinflußt werden konnten, fast durchweg günstige Erfolge erzielt. Eine 
absolute Unschädlichkeit selbst in therapeutischen Dosen erkennt er nicht an. 
Zuweilen wird Albuminurie beobachtet, die nach Aussetzen der Emanation schwin¬ 
det. Im Urin findet sich kein Emanationsgehalt. Bei Bädern sind Dosen von 


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128 


Referate. 


100000—200 000 Einheiten pro Vollbad jeden 2. Tag 6 Wochen lang anzuwenden. 
Die Emanosaltabletten sind unwirksam und die Radiogenwässer sind zur Zeit die 
einzigen, die im Handel beziehbar und für therapeutische Zwecke genügend exakt 
dosiert sind. Die Verabreichung in Form von Bädern führt zur Resorption nur 
durch die Atmung. K. Bomstein. 


Bücherbesprechungen. 

212) Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde. Herausgeg. von 
F. Kraus, O. Minkowski, Pr. Müller, H. Sahli, A. Czerny, O. Heubner. 
Redig. von Th. Brugsch, L. Langstein, E. Meyer, A. Schittenhelm. (Ver¬ 
lag von Jul. Springer, Berlin. II. Band, 688 S. stark mit 13 Textabbildungen 
und 6 photographischen Tafeln, 1908.) 

Der II. Band des ausgezeichneten Werkes enthält wiederum umfassende 
kritische Abhandlungen aus den Tageskapiteln der beiden Gebiete und bedeutet 
eine würdige Folge des ersten Bandes. Die Arbeiten sind folgende: Trypano- 
somiasis des Menschen (M. Mayer); Über die eitrigen Erkrankungen der Ham- 
wege im Kindesalter (F. Göppert); Die Therapie des Diabetes mellitus (W. Palta); 
Die primäre Darmtuberkulose des Menschen (P. Edens); Die arthritische Diathese 
im Kindesalter (Mery u. Terrien); Die biologisch-chemische Erforschung der 
bösartigen Geschwülste (C. Lew in); Physiologie und Pathologie der Epithel¬ 
körperchen (C. Rudinger); Physiologie des Magendarmkanals beim Säugling und 
älteren Kina (A. Uffenheimer); Der arterielle Blutdruck und seine Messung 
beim Menschen (O. Müller); Die Unregelmäßigkeiten des Herzschlags (O. Ger¬ 
hardt); Über die direkten Angriffspunkte und Wirkungen der Elektrizität im 
Organismus (F. Frankenhäuser); Der Eiweißstoffwechsel des Säuglings 
(A. Orgler); Beziehungen zwischen Hautkrankheiten und Stoffwechsel (B. Bloch); 
Die chronischen Albuminurien im Kindesalter (O. Heubner); Die röntgenolo¬ 
gische Diagnostik in der Kinderheilkunde (P. Reyher). — Der Band schließt 
mit einem Autoren- und Sachregister. Schmid. 

213) Röhmann, P. Biochemie. Ein Lehrbuch für Mediziner, Zoologen 
und Botaniker. Mit 43 Textliguren und 1 Tafel. 768 Seiten stark. (Verlag von 
Julius Springer, Berlin, 1908.) 

Aus dem Vorwort ergibt sich, daß der Verfasser es — mit Recht — ge¬ 
wissermaßen als Nachteil in der Ausbildung der Studierenden der biologischen 
Wissenschaften empfindet, daß diese ihren Unterricht in der Chemie nicht von 
einer Seite erhalten, wo sie gleichzeitig mit den Tatsachen der gesamten Chemie 
und denen der physiologischen Chemie vertraut gemacht werden. Sie lernen 
zwar die gesamte Chemie kennen, aber das Kapitel der gesamten Physiologie 
ist wieder ein so großes, daß unmöglich die Chemie in der Physiologie zu ihrem 
vollen Rechte kommen kann. (Letzteres gilt vor allem für den Lehrgang der 
Botaniker und Zoologen.) — In dem vorliegenden Buch geht Verfasser von der 
Chemie der einzelnen organischen Körper aus, beschreibt ihre Zusammensetzung 
und die Vorgänge bei ihrer Entstehung und ihrer Zerstörung. An diese Tat¬ 
sachen knüpft Verfasser die Kenntnisse, welche wir über die Stoffe in ihrer Be¬ 
deutung für den lebenden Körper gewonnen haben. Gleichzeitig werden auch 
die Methoden wenigstens in ihren Grundzügen skizziert, welche zu dem Ergeb¬ 
nisse der physiologisch-chemischen Forschung geführt haben. Es handelt sich 
also um ein Lehrbuch, welches den Teil der organischen Chemie behandelt, der 
für die Biologie in Betracht kommt und in welchem gleichzeitig die Haupttat¬ 
sachen der Biochemie niedergelegt sind. Es konnte — entsprechend dem Zwecke 
des Werkes — nicht in der Absicht des Verfassers liegen, hier alle Einzel¬ 
heiten der physiologisch-chemischen Forschung anzuführen, zumal diese bereits 
in anderen ausführlichen Sammelwerken niedergelegt sind. — So nimmt das 
Werk nach seiner Anlage gewissermaßen eine Sonderstellung unter den bis¬ 
herigen „Lehrbüchern der physiologischen Chemie“ ein, die ihm aber namentlich 
für die Einführung in dieses Gebiet zum Vorteil gereicht. Schmid. 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. ül. 

Eigentümer and Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahrg*. 2. Febmarheft 1009 Nr. 4 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Aus der biochemischen Abteilung des Instituts für experimentelle Therapie zu 
Düsseldorf (Direktor Prof. Dr. H. Wendelstadt). 

Fütterungsversuche mit „Sanatogen“. 

Von 

Oberarzt Dr. J. Nerking. 

Über das Sanatogen liegen eine Reihe von wissenschaftlichen Veröffent¬ 
lichungen vor z. T. rein klinischen, z. T. auch physiologischen Inhalts. Vis und 
Treupel (Über die Verdaulichkeit einiger Eiweißkörper, Münch, med. Wochen¬ 
schrift 1898, No. 9) haben mit Sanatogen an sich selbst eingehende Stoffwechsel¬ 
versuche gemacht, aus denen sich mit Sicherheit eine im Vergleich mit Fleisch¬ 
nahrung ausgezeichnete Ausnutzung des Sanatogens ergibt; in Übereinstimmung 
mit den Erfahrungen französischer Forscher wie Robin u. a. schreiben sie gerade 
dem im Sanatogen enthaltenen glyzerinphosphorsauren Natrium einen gewissen 
Einfluß auf die Ausnutzung des Präparates zu. Alle Autoren, die das Präparat 
klinisch geprüft haben, und es ist deren eine große Anzahl, stimmen darin überein, 
daß das Sanatogen bei hohem Nährwert leicht verdaulich, reizlos ist und, da es 
fast geschmacklos ist, ohne Widerwillen genommen wird; der Appetit wird günstig 
beeinflußt, ebenso nervöse Beschwerden, insbesondere die Schlaflosigkeit der 
Neurastheniker; der Hämoglobingehalt des Blutes steigt. Besonders zu erwähnen 
ist in dieser Hinsicht noch die Arbeit von Ewald (Über die Resorption des 
Sanatogens beim Typhus abdominalis, Zeitschrift für diätet. u. physikal. Therapie 
1903/04, Bd. VII, Heft 10) dessen Versuche beweisen, daß auch beim Typhus abdo¬ 
minalis im Fieberstadium die Resorption des Sanatogens gut erfolgt. Chajes 
(Therapie der Gegenwart 1904, Refraktrometrische Eiweißbestimmungen) fand, 
daß bei Darreichung des Sanatogens das Blutserum eine deutliche Steigerung des 
Eiweißgehaltes zeigt. Die bakteriologische Prüfung des Sanatogens wurde von 
Klopstock (Bakteriolog. Untersuchungen über das Sanatogen, Zeitschrift f. diätet. 
u. physikal. Therapie 1904/05, Bd. VIII) ausgeführt und zeigte, daß das Präparat 
ein außerordentlich keimarmes ist und in dieser Hinsicht fast alle übrigen künst¬ 
lichen Nährpräparate übertrifft. Eine Arbeit von Gumpert (Beitrag zur Kennt¬ 
nis des Stickstoff-, Phosphor-, Kalk- und Magnesiaumsatzes beim Menschen, Medic. 
Klinik 1905, Nr. 41) sei endlich noch besonders erwähnt, der fand, daß in zehn 
Tagen 40 °/ 0 des mehr aufgenommenen Eiweißes im Organismus zurückgehalten 
und angesetzt worden waren, beinahe 1 kg lebenswichtiger Substanz in zehn 
Tagen durch Sanatogenüberemährung gebildet worden war. Gumperts 
Untersuchungen lehren, daß das Sanatogen restlos in den Organismus übergeht, 
N. P. IV. Jalug. 9 


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130 


Originjd-Artikel. 


um dort entweder verbrannt zu werden und abgebaute Zellteile zu ersetzen oder 
zur Gewebsneubildung verwandt zu werden; außer deip Stickstoff wird auch der 
Phosphor des Sanatogens ohne Rest verbrannt und schließlich beweisen Gum- 
perts Versuche, daß die gereichten Nahrungsmittel bei gleichzeitiger Sanatogen- 
zufuhr besser ausgenutzt werden. 

Wie eip künstliches Nährpräparat, insbesondere wie Sanatogen auf dpn tieri¬ 
schen Organismus einwirkt, darüber fand ich in der Literatur keine näheren An¬ 
gaben. Eis war interessant zu untersuchen bei größeren Tieren, Hunden oder 
Kaninchen, unter gleichzeitiger Anstellung von Kontrolluntersuchungen, ob eine 
Gewichtszunahme unter dem Einfluß einer Sanatogenzugabe stattfinde, ob auch 
bei Tieren das Präparat gut aufgenommen und resorbiert wurde, bezw. ob sich 
durch Sanatogenfütterung bei Tieren ein Eiweißansatz, eine Zellmast, erzielen 
lasse. Diese Versuche habe ich angestellt und teile deren Ergebnisse im nach¬ 
stehenden mit; die zu den Versuchen nötigen Mengen Sanatogens sind mir in 
entgegenkommendster Weise von den Sanatogenwerken zur Verfügung gestellt 
worden. 

Versuch I. 


Um zunächst zu entscheiden, wie das Nährpräparat vom tierischen Organismus 
ausgenutzt wurde, habe ich einem Kaninchen neben seinem gewöhnlichen Grün¬ 
futter eine Zulage von täglich 10 g Sanatogen gegeben. Das Sanatogenpulver 
wurde mit einem in Wasser aufgeweichten Weißbrötchen vermischt und so von 
dem Tier quantitativ aufgenommen. Jeden Morgen zur selben Stunde wurden 
Wägungen des Tieres vorgenommen, acht Tage vor dem Versuche, während der 
achttägigen Versuchsperiode und acht Tage nach dem Versuche wurden täglich 
Urin- und Kotuntersuchungen gemacht. Das Tier erhielt täglich 200 g Grün¬ 
futter mit einem Gesamtstickstoffgehalt von 0,864 g, in dem verabreichten Wei߬ 
brötchen waren vorhanden 0,52 g Stickstoff. Die Resultate des Versuchs finden 
sich in folgender Tabelle zusammengestellt. 


Datum 

Harn¬ 

menge 

in ccm 

Spez. Gwt. 

N im Harn 
per die g 

2 . X. 08 . 

500 

1.017 

1.12 

3 . X. 08 . 

250 

1.018 

1.05 

4 . X. 08 

188 

1.018 

0.77 

5 . X. 08 . 

370 

1.020 

1.12 

6 . X. 08 . 

356 

1.020 

1.01 

7 . X. 08 . 

300 

1.019 

1.20 

8 . X. 08 . 

300 

1.013 

I.IO 

9 . X. 08 . 

150 

1.016 

1.89 

10 . X. 08 

320 

1.013 

I r - 3 ° 

11 . X. 08 . 

287 

1.017 

1.21 

12 . X. 08 . 

161 

1.018 

1-39 

13 . X. 08 , 

36 s 

1.016 

1.64 

14 . X. 08 . 

320 

1.013 | 

1.22 

15 . X. 08 . 

344 

1.018 | 

1.91 

16 . X. 08 . 

340 

1.013 | 

0.76 

17 - X. 08 . 

290 

1.016 - 

0-99 

18 . X. 08 

410 

1.018 ! 

1.16 

19 . X. 08 . 

305 

1.019 

1.29 

20 . X. 08 . 

360 

1.018 

1.07 

21 .X. 08 . 1 

325 

1.019 

1.24 

22 . X. 08 . 

4,2 

1.017 

1.15 


N im Kot 


Vorperiode 

i-5 1 g 


Versuchsperiode 
0.832 g 


Nachperiode 
I.7I g 


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Original-Artikel. 


131 


Die ^mittlere tägliche N-Ausscheidung betrug also bei einer Einnahme von 
1,38g während der Vor- und Nachperiode und 2.84 g während der Versuchsperiode: 1 ) 

in der Vorperiode . . . . 1,27 g 

„ „ Versuchsperiode . . 1,63 „ 

„ „ Nachperiode . . . 1,34 „ 

Das Gewicht des Tieres betrug: 

Am Beginn der Vorperiode . . 2. X. 08: 2000 g 

5.X. 08: 1970,, 

Schluß der Vorperiode .... 8. X. 08: I960,, 

Beginn der Versuchsperiode 9. X. 08: 2020,, 

11. X. 08 : 2100,, 


13. X. 08: 2260,, 

Schluß der Versuchsperiode . . 15. X. 08: 2220,. 

Beginn der Nachperiode . . . 16. X. 08: 2230,, 

18. X. 08: 2260,, 

Schluß der Nachperiode . . . 22. X. 08: 2370,, 

Mit Sicherheit geht aus diesem Versuche hervor, daß das Präparat von dem 
Tiere vorzüglich ausgenutzt und zum größten Teile zum Ansatz verwandt worden 
ist. Ebenso wie Gumpert bei seinen Versuchen am Menschen, hat sich auch 
bei diesem Tierversuch während der Sanatogenperiode eine Abnahme des Kot¬ 
stickstoffs ergeben, was die bessere Ausnutzung aller gereichten Nährbestandteile 
unter dem Einfluß des Sanatogens bestätigt. 

Versuch II. 

Zwei Kaninchen, beide vom selben Wurf stammend, wurden zu einem weiteren 
Versuch benutzt; das eine Tier wurde mit gewöhnlichem Grünfutter (200 g) und 
einem in Wasser aufgeweichten Brötchen gefüttert, das zweite erhielt dazu täg¬ 
lich 10g Sanatogen; täglich wurden die Tiere zu gleicher Stunde gewogen; der 
Versuch begann am 13. August und wurde abgebrochen am 21. Oktober. Die 
Gewichte ergibt nachstehende Tabelle: 

Gewicht in g 


Datum 

Kontrolltier 

Gefüttertes Tier 

14. V1IL 08 

2060 

1670 

15. VIII. 08 

2060 

1660 

18. VIII. 08 

1970 

1710 

21. vm. 08 

2080 

1800 

24. VIII. 08 

2050 

1790 

30. VIII. 08 

1970 

1940 

2. IX. 08 

2040 

1960 

9. IX. 08 

2100 

2010 

16. IX. 08 

2030 

2120 

21. IX. 08 

2090 

2190 

28. IX. 08 

2130 

2370 

4. X. 08 

2130 

2370 

6. X. 08 

2140 

2380 

12. X. 08 

2210 

2560 

19. X. 08 

2290 

2660 

21.X. 08 

2240 

2720 


*) Der N-Gehalt des verwandten Sanatogens wurde bestimmt zu 14,6 °/ 0 , in 10 g also 1,46 g. 


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Original-Artikel. 


132 


Das mit Sanatogenzulage gefütterte Tier hatte also in 69 Tagen eine Zu¬ 
nahme von 1050 g erfahren, sein Gewicht war von 1670 g auf 2720 g gestiegen, 
während das Kontrolltier in derselben Zeit nur eine Gewichtszunahme von 180 g 
aufzuweisen hatte. 


Versuch III. 

Derselbe Versuch wie II. wurde an zwei neuen Kaninchen, ebenfalls Ge¬ 
schwistertieren, wiederholt. Der Versuch dauerte vom 3. September bis 21. Oktober 
1908. Nachstehende Tabelle zeigt das Resultat: 

Gewicht in g 


Datum 

Kontrolltier 

Gefüttertes Tier 

3. IX. 08 

1480 

1370 

6. IX. 08 

1460 

1420 

10. IX. 08 

1420 

1470 

15. IX. 08 

1530 

1630 

22. IX. 08 

1520 

1720 

28. IX. 08 

1610 

1910 

6. X. 08 

1650 

1890 

10. X. 08 

1660 

2040 

14. X. 08 

1740 

2180 

16. X. 08 

1760 

2160 

18. X. 08 

1770 

2250 

21. X. 08 

1820 

2290 


Das mit Sanatogenzulage gefütterte Tier ergab also in 48 Tagen eine Ge¬ 
wichtszunahme von 920 g, das Kontrolltier nur eine solche von 340 g. 

Versuch IV. 

Zwei Hunde von demselben Wurf wurden zum Versuch benutzt. Die Hunde 
wurden zunächst nur mit Hundekuchen gefüttert, dem einen dabei eine Zulage 
von 20 g Sanatogen gegeben, dann als die Tiere den Kuchen verweigerten und 
infolgedessen Gewichtsabnahme zeigten, erhielten sie als Futter Maisschrot. 
Hund I (Kontrollhund) wog am Beginn des Versuchs (14. VIII. 08): 5040 g, 
Hund II (Sanatogenhund): 3340 g; am Schluß des Versuchs (21. X. 08) wog der 
Sanatogenhund: 3820 g, hatte also in 61 Tagen 480 g zugenommen; der Kontroll¬ 
hund hatte bis zum 30. August über 500 g abgenommen, sein Gewicht war von 
5040 auf 4400 gefallen; von diesem Tage ab erhielt nun auch dieser Hund eine 
Zulage von Sanatogen (20 g); sein Gewicht am Ende des Versuchs betrug 
5280 g, er hatte also 240 g zugenommen. 

Die Versuche an den Hunden sind nicht so eindeutig wie bei den Kaninchen; 
einesteils mag es daran liegen, daß der Hund für diesen Zweck überhaupt kein 
geeignetes Versuchstier ist, andemteils aber ist die Ursache dieses weniger 
günstigen Ausfalls der Versuche in einer in unserem Hundestall während des 
Versuchs ausgebrochenen Infektion zu suchen, die die Freßlust der Tiere in 
hohem Maße beeinträchtigte und das Resultat der Fütterung ungünstig beeinflußte. 

Versuch V. 

Dieser letzte Versuch sollte darüber Aufklärung geben, ob bei einer dauern¬ 
den Überfütterung mit Sanatogen eine Nierenschädigung bei den Tieren einträte 


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Original-Artikel. 133 

»Hier nicht. Ein Kaninchen von & "'O&urifcht wurde mit SO. g «uieinem 
.uifge weichten Weißlirötchen vermischten Sanatogenpnlver gefüttert , der Ham 
wurde gasarnii'ielt, die •ausgesdhederie 'Stickstoffmenge bestimtrity die Reaktion 
bestmirnt und außerdem die Untersuchung auf etwa ausgesehtedenes Eiweiß vor- 
genommen. Da sieh nach einige« Tagen Ymunihsduuer reigle, daß das Tier 
ndr .ctwa % des geretehten Brot-Sanatr^ieBge«iisehes fraß« würde das Saoatogen- 
Vpulver mit 20 g frischer Kleie mit einem Shck-stofigehnit von. 0,51 p Verabreicht, 
das? von dem Tier vollständig attfgtenotßm«n wurde. In nachstehender Tal.iettc 
hnden sich die Rguhate des Votsnchfe 






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Der Kot des Tieres war weißlich gtdurbf; die Menge Tfoelcenkot. wahrend 
des Versuchs gesammelt, iretrug J13 g mit einem Gesaridsticltstoi^ehalt v>« 
0,022 g. Auch bei diesem Versuch zeigt sich die gute Ausmitebarfeeit: 'iJes Prä¬ 
parates; der Härn, sonst norm?/! ja alkalisch reagierend, war .-.iei* s,v«er«. mit dem 
Aufh&rcw dtir Füttening •setfort wieder a.lk,tH*c|i, .Ehvtiißidifiß sich wde dte Tabelle 
zeigt, fitst sters nur.rn.it- dem außerofdentUch ernpitudiielten Reagens von Spieg- 
ler nachaveisun und auch damit meist nur sChwafb* >Vährj;.nd die üblichen Proben 
wieKachprobt-, Hellers Probe, Essigsäure-Fvnd^vmlutHttriiproiJe last stop negativ 
aitsfieien. 

Fu.#e.n wir ihtf Erge.ljni?.sc der Versa«he nochmals kurz zusammen, so können 
wir sagen« «laß bei Tieren {Kaninchen ) durch die. Zulage eines Ouantums Sauatop-n 
zu gfiwbhnhchcm Futter das Gewicht’ der Tiere um tfurcHsoh.nirtl.Mv 63.8‘7,, >:u- 
genorrtmeri hat, während die Ko.hhrjllt.kfe in derselbe» Zeit am; e-it.-vi- dnr- l ; - 
sehnittiichc <it:v,ifhfözanahm«; von io,&'*’,i zeigten-, auch die dauernde.. Ül>••!'• • 
füttermig mit dem Präparate zeigte keine reh,.-»..heben Schädigungen, 




Go gle 



134 


Referate. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

214) Mansfeld, Gtöza. N&rkozis 6s Oxygen hiäny. (Narkose und Sauerstoff¬ 
mangel.) Pharmakologisches Institut der Universität Budapest. (Magyar orvosi 
Archivum, N. F., Bd. 9, 1908, S. 251.) 

Nach dem Meyer-Obertonschen Gesetz gelangen diejenigen Substanzen, 
welche in Lipoiden leichter löslich sind, als in Wasser, leicht in das Innere der 
Zellen. Dieselben Verfasser haben auch durch zahlreiche Versuche festgestellt, 
daß in die Nervenzellen nur solche Substanzen eindringen können, welche mit 
dieser Eigenschaft ausgerüstet sind. Der Umstand, daß sämtliche lipoidlösliche 
Substanzen, wenn sie in die Nervenzellen gelangen, eine narkotische Wirkung 
austiben, führte den Verfasser zu dem Schlüsse, daß die in die Nervenzellen 
eingedrungenen Substanzen ihre narkotische Wirkung nicht durch sekundäre 
Reaktionen, sondern physikalisch, nur durch ihre Gegenwart in der Lösung selbst 
ausüben. Zur Erklärung der Art der Wirkung dient die Tatsache, daß der 
Sauerstoff selbst auch durch seine Lipoidlöslichkeit in das Innere der Nerven¬ 
zellen gelangt. Da aber die Gase durch irgend eine Lösung schlechter absor¬ 
biert werden, als durch das entsprechende Lösungsmittel, so kann auch der 
Sauerstoff durch die Auflösung von anderen Substanzen in den Lipoiden 
der Nervenzellen in seinem Zutritt zu diesen Zellen gehindert werden. Auf 
Grund dieser Betrechtungen machte Verfasser die Hypothese, daß das Wesen 
der Narkose der Sauerstoffmangel sein könnte. Diese Hypothese verliert durch 
die Erfahrung, daß der Sauerstoffmangel Krämpfe verursacht, an Wahrscheinlich¬ 
keit nicht, denn die Krämpfe erscheinen nur bei der raschen Entziehung des 
. Sauerstoffs, während beim langsam auftretenden Sauerstoffmangel Erscheinungen 
auftreten, welche stark an eine Narkose erinnern. 

Eine Bestätigung dieser theoretischen Annahmen wurde durch die folgenden 
Experimente gegeben: Normale Frösche wurden durch die Erhöhung der Tempe¬ 
ratur bis auf 39° C. gelähmt, wenn man aber die Frösche vor der Erwärmung mit 
ganz kleinen, noch unwirksamen Dosen von Chloralhydrat oder Paraldehyd be¬ 
handelte, so trat schon bei 29° C. ein narkotischer Zustand ein, aus welchem sie 
sich erst dann erholten, wenn sie in frisches Wasser gelegt wurden. Die Wir¬ 
kung der genannten Narcotica wurde also in diesem Falle durch die Temperatur¬ 
erhöhung befördert; von der Temperaturerhöhung wissen wir aber, daß sie die 
Absorption der Gase erschwert. In einer zweiten Versuchsreihe wurde einer¬ 
seits die maximale Konzentration der Paraldehydlösung bestimmt, in welcher 
die Kaulfrösche noch ohne ein Zeichen der Vergiftung zu zeigen weiter lebten, 
andererseits die minimale Konzentration des Sauerstoffs, bei welcher das Leben 
der Kaulfrösche noch keine Störung erfuhr. Diese Grenze wurde für das 
Paraldehyd bei 1,3°/ 0 o» für den Sauerstoff bei 0,00042°/ 0 gefunden. Wurden nun 
die Kaulfrösche in eine 0,13 proz. Paraldehydlösung gesetzt, deren Sauerstoff¬ 
konzentration durch Verdünnen mit sauerstotffreier Paraldehydlösung bis auf 
0,00042 °/o herabgesetzt wurde, so traten die Erscheinungen der Paraldehydver- 
giftung auf. Durch rechtzeitiges Einleiten von Sauerstoff in die Lösung konnten 
die Tiere noch gerettet werden. Die Wirkung des Paraldehyds wurde also auch 
in diesem Falle durch die Entziehung des Sauerstoffs unterstützt, durch die 
energische Einwirkung des Sauerstoffs dagegen paralysiert. 

Die auf Erwärmung auftretenden Lähmungserscheinungen wurden durch die 
Entziehung des Sauerstoffs ebenso beeinflußt, wie durch die Einwirkung der 
Narcotica. 

Die Wirkung des Sauerstoffmangels kann nicht als eine Sensibilisierung der 
Nervenzellen aufgefaßt werden, da die Wirkung anderer Nervengifte durch die 
Entziehung des Sauerstoffs nicht befördert wird. Die Krämpfe, welche bei mit 
Pikrotoxin vergifteten Fröschen aufzutreten pflegen, blieben nämlich aus, wenn 
die mit Pikrotoxin vergifteten Tiere in eine sauerstofffreie Atmosphäre gesetzt 


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Referate. 


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wurden, es trat im Gegenteil ein narkotischer Zustand auf. Sobald aber die 
Tiere wieder Sauerstoff bekamen, traten intensive Krämpfe auf, welche im Stick¬ 
stoff wieder einem narkotischen Zustande wichen. 

Auf Grund dieser Erfahrungen glaubt der Verfasser, die letzte Ursache der 
Narkose im Sauerstoffmangel der Nervenzellen, verursacht durch die Lösung 
der Narcotica in den Lipoiden dieser Zellen, gefunden zu haben, v . Reinbold. 

215) Kiss, Gyula. A desinficiälö szerek hat&säröl. (Über die Wirkungs¬ 
weise der Desinfizientien). (»Jubileumi dolgozatok usw.« herausgegeben durch 
die Chefärzte der Poliklinik in Budapest, 1908, S. 392.) 

Die entwicklungshemmende Wirkung starker Mineralsäuren hängt mit der 
Reaktionsfähigkeit derselben zusammen. Die elektrolytische Dissoziation ist dem¬ 
nach der Maßstab der hemmenden Wirkung der Säuren. Diese Regel gilt 
wahrscheinlich auch für die Basen. Eine Ausnahme bildet die Essigsäure, welche 
schwach dissoziiert, die Entwicklung der Keime dagegen stark hemmt. Die 
starke Hemmung ist eine von der Säurewirkung unabhängige Giftwirkung. 

Die entwicklungshemmende Wirkung der nicht giftigen Salze hat mit der 
elektrolytischen Dissoziation nichts zu tun. Ganz gleich dissoziierende Salze 
hemmen nämlich die Entwicklung der Keime in ganz verschiedenem Grade. 

Die Wirkung, welche konzentrierte Salzlösungen auf die Entwicklung der 
Keime ausüben, ist eine physikalische und entspricht in ihrem Wesen der Ver¬ 
flüssigung der Bakterien. 

Die Wirkung der eigentlichen Gifte kann durch das Beimengen verschie¬ 
dener Substanzen in positivem oder negativem Sinne beeinflußt werden. Ist 
das Gift ein Elektrolyt, so wird seine desinfizierende Wirkung durch Elektrolyte 
vermindert, durch nicht Elektrolyte erhöht. Ist es kein Elektrolyt, so üben 
Elektrolyte und nicht Elektrolyte die entgegengesetzte Wirkung aus. Diese 
Beeinflussung der Giftwirkung hängt höchstwahrscheinlich mit den Änderungen 
der Löslichkeitsverhältnisse zusammen. Die Katione und Anione, welche sich bei 
dieser hemmenden, resp. fördernden Wirkung beteiligen, lassen sich in Reihen 
(H, Na, K und CI, Br, I) ordnen, aus welchen man auf einen Zusammenhang 
mit dem periodischen System der Elemente schließen kann. 

Verfasser nimmt an, daß das Wesen der desinfizierenden Wirkung je nach 
dem Fehlen oder Vorhandensein der Dissoziation nicht verschieden sei. Es ist 
wahrscheinlich eine irreversible Fällung des Eiweißes. 

Die entwicklungshemmende und desinfizierende Wirkung sind keine wesent¬ 
lich verschiedenen Eigenschaften der verschiedenen Körper, der Unterschied ist 
vielmehr nur ein quantitativer. v. Reinbold . 

216) Galperin-Töytölmann, S. Die basophilen Granula der roten Blut¬ 
körperchen bei Bleiarbeitem. Klinische und experimentelle Untersuchungen. 
(Aus dem Labor, d. med. Univ.-Klinik Bonn.) (Inaug.-Dissert, Bonn, 1908, S. 44.) 

1. Bei den meisten Bleiarbeitem ist im Anfänge ihrer Beschäftigung mit 
Blei eine Steigerung des Hämoglobingehaltes festzustellen. Bleiarbeiter, deren 
Blut keinen herabgesetzten Hämoglobingehalt aufweist, die nicht anämisch aus- 
sehen und keine anämischen Beschwerden haben, haben trotzdem meistenteils 
mehr oder weniger polychromatophile und basophil granulierte Erythrocyten 
im Blute. 

2. Die im Blute der Bleiarbeiter vorhandenen polychromatophilen Zellen 
zeigen zum Teil VolumVergrößerungen. 

3. Bei schon mäßiger Polychromatophilie sind bei den Bleiarbeitem gleich¬ 
zeitig basophil granulierte Erythrocyten vorhanden. 

4. Die basophilen Granula haben eine sehr verschiedene Form, Größe, Zahl 
und Lagerung. 

5. Nur in sehr seltenen Fällen konnte Verfasser basophile Granula in nicht 
polychromatophilen Zellen beobachten. 

6. Die Zahl der basophilen Granula ist im allgemeinen proportional der 
Intensität der Polychromatophilie und umgekehrt proportional der Größe der 
einzelnen Granula. 


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Referate. 


7. Allein die Zeit der Beschäftigung ist nicht maßgebend für die Stärke 
der Intoxikation und für das mehr oder weniger reichliche Auftreten der baso¬ 
phil granulierten und polychromatophilen Zellen. Die Individualität spielt dabei 
eine große Rolle. 

8. Die Stärke des Auftretens der basophilen Granula braucht nicht im Ver¬ 
hältnis zur Intensität der Darmerscheinungen oder zur Höhe des Hämoglobin¬ 
gehaltes zu stehen. 

9. Es fanden sich nicht selten im Blute der Bleiarbeiter neben den basophil 
granulierten Zellen Normoblasten mit intaktem Kern mit oder ohne basophile 
Granula. 

10. Es fanden sich Normoblasten mit aufgesplittertem oder rosettenförmigem 
Kern, der von basophilen Granula umgeben war. 

11. Normoblasten mit oder ohne Granulation fanden sich in Fällen ohne 
oder auch in solchen mit Kolik, entgegen der Anschauung von Grawitz. 

12. Es gibt Fälle schwerer Kolik, wo nur vereinzelte basophil granulierte 
Erythrocyten waren; sie wurden reichlicher und sogar massenhaft während der 
Besserung. Dasselbe gilt auch für die polychromatophilen Zellen. 

13. Bei allen Arbeitern mit Kolikanfiülen, die von reichlicher oder spärlicher 
Basophilie und Polychromatophilie begleitet waren, überdauerten diese Erschei¬ 
nungen noch lange das Verschwinden der Intoxikationserscheinungen. 

Fritz Loeb. 

217) Rübsamen, W. Experimentelle Untersuchungen über die Gewöhnung 
an Morphin. (A. f. experim. Pathol. u. Pharm. 1908, Bd. 59, S. 227.) 

Faust hat festgestellt, daß die Gewöhnung an Morphin, d. h. das Ausbleiben 
der Wirkung auf der sich immer mehr steigernden Fähigkeit des Organismus, 
das Morphin zu zerstören beruht. Verfasser hatte die Aufgabe. Untersuchungen 
über die Raschheit der Zerstörbarkeit des Morphins im Tierkörper — bei mor¬ 
phingewöhnten und nicht gewöhnten Tieren — anzustellen. Als Versuchstiere 
wurden weiße Ratten verwandt. Die Methodik des quantitativen Morphinnach¬ 
weises wurde vom Verfasser neu ausgearbeitet; sie beruht darauf, daß aus Salzen 
des Morphins mit starken Säuren, wenn sie aus stark verdünnten wässerigen 
Lösungen bis zur neutralen oder ganz schwach alkalischen Reaktion mit Alkalien 
neutralisiert werden, freies Morphin leicht und quantitativ durch Chloroform auf¬ 
genommen wird. 

Die Vergiftungserscheinungen bei der Ratte sind dieselben wie bei den 
anderen Tieren. Die Resistenz der Ratten gegen Morphin ist eine sehr hohe, 
die Gewöhnung an Morphin ist bei ihnen relativ leicht möglich. Zu verschiedenen 
Zeiten des Vergiftungszustandes wurden die Tiere getötet und in toto verarbeitet. 
Dabei hat sich die Feststellung von Faust bestätigt, daß die Immunratten das 
Morphin rascher zerstören, als die nicht vorbehandelten Tiere. Die Anschaung 
von Cloetta, welche sich auf Versuche stützt, wonach dem Gehirn ein Zer¬ 
störungsvermögen für Morphin zukomme und daß dieses bei der Gewöhnung 
gesteigert sei, hat Verfasser nachgeprüft, aber nicht bestätigen können. 

Schmid. 

218) Tiberti. Intorno al modo di comportarsi delle Isole del Langerhans 
in seguito alla legatura del condotto pancreatico. (Über das Verhalten der 
Langerhansschen Inseln nach Ligatur des Pankreasganges.) (Lo Sperimentale 
1908, Anno LXII, H. I—II.) 

Im Kaninchenpankreas bewahren die Langerhansschen Inseln 15 Tage nach 
Ligatur des Duct. Wirsungianus ihre normalen Charaktere; nach 1, 2, 3, 4 oder 
5 Monaten nach der Ligatur kann man Epithelhaufen beobachten, die in der 
Mehrzahl der Fälle ohne Blutkapillaren, und im allgemeinen urilso dichtgedrängter 
erscheinen, je entfernter die Epoche der Ligatur liegt. 

Einige dieser Anhäufungen haben ein so verschiedenes Aussehen im Ver¬ 
gleiche zu den normalen Langerhansschen Inseln, daß es nicht möglich ist, daß 
sie mit diesen gemeinsamen Ursprung haben. — Zum mindesten kann die Tat¬ 
sache, daß sie möglicherweise von Grund aus modifizierte Inseln repräsentieren 
könnten, wenn nicht ganz ausgeschlossen, gewiß nicht sicher nachgewiesen 


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Referate. 


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werden. — Andere Haufen, die sich durch einige differentielle Charaktere von 
den normalen Langerhans sehen Inseln unterscheiden, imponieren wegen ihrer 
Analogie als solche. — Namentlich läßt sich deutlich ihre Gegenwart fünf Monate 
nach der Ligatur nachweisen, zu einer Zeit, wo infolge vollständigen Schwindens 
des zymogenischen Gewebes, besagte Anhäufungen deutlich incuvidualisiert er¬ 
scheinen inmitten des neugebildeten sklerotischen Bindegewebes. — Während 
die Versuchstiere bis zum vierten Monate nach der Ligatur im guten Ernährungs¬ 
zustände sich befanden und zuckerfreie Urine hatten, magerten sie im fünften 
Monat nach Ausführung des obgenanntem operativen Aktes stark ab und die 
Harnuntersuchung wies die Gegenwart von Zucker nach. 

Dieser Tatbestand hat insofern ein gewisses Interesse an sich, als von der 
Mehrzahl der Autoren angenommen wird, daß Tiere mit totaler Pankreasatrophie 
nach Ligatur des Ausführungsganges konstant keine Zuckerausscheidung dar¬ 
bieten. Plitek. 

219) Fühner, H. Curarestudien. II. Die Wirkungen des Methylgrüns. 
Aus dem PharmakoL Inst. Wien u. Freiburg. (A. f. experim. Pathol. u. Pharm. 
1908, Bd. 59, S. 161.) 

Zur Klärung der Frage nach dem Angriffspunkt des Curare war es wichtig 
einen Körper mit Curarewirkung zu finden, welcher zugleich tierisches Gewebe 
färbt. Beide Eigenschaften kommen dem Methylgrün zu. Eine Dosis von 2 bis 
4 mgr lähmt Frösche peripher. 3 ctgr ist bei subkutaner Anwendung die töt- 
liche Menge pro kg Kaninchen. Die ISfache tötliche Menge per os ist unwirksam. 
Das Methylgrün besitzt keine Muskarinherzwirkung, dagegen Gefäßwirkung, 
welche bei intravenöser Injektion am Warmblüter Blutdrucksenkung herbeiführt. 
Lokal hat das Methylgrün nur geringe Wirkung, es dringt im Tierkörper rasch 
weiter und wird leicht durch die Nieren ausgeschieden. Die färberische Lokali¬ 
sation des Methylgrüns scheint dem Verfasser keine Rückschlüsse auf den An¬ 
griffsort seiner Curarewirkung zu gestatten. Schmid. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

220) Pick, E. P., u. Pineies, F. Über die Beziehungen der Schilddrüse 
zur physiologischen Wirkung des Adrenalins. Aus d. staatl. serotherap. Inst, 
in Wien. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 12, S. 473—484.) 

Die Schilddrtisenexstirpation beeinflußt beim Kaninchen 
weder die Glykosurie erzeugende noch die blutdrucksteigernde 
oder die diuretische Wirkung des Adrenalins. Dagegen verhindert 
die erwähnte Operation bei der jungen Ziege das Auftreten der Adrenalin- 
glykosurie; die anderen Komponenten des Adrenalins bleiben jedoch unbeeinflußt. 

K. Reicher . 

221) Ebbecke, U. Über die Ausscheidung nicht dialysabler Stoffe durch 
den Ham unter normalen und pathologischen Verhältnissen. Arbeiten aus dem 
physiol.-chem. Inst, in Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. XII, S. 485—498.) 

Die Ausscheidung der adialysablen Stoffe hängt ihrer Menge nach von der 
Größe des Stoffumsatzes ab. Eiweißzufuhr erhöht die Ausscheidung, was be¬ 
sonders bei reiner Fleischnahrung hervortritt; bei Nahrungsentziehung oder Unter¬ 
ernährung sinkt die Ausscheidung deutlich. Diese Erklärungsweise genügt aber 
u. a. nicht für die bei der Pneumonie und bei der Eklampsie beobachtete enorme 
Mehrausscheidung adialysabler Stoffe. Bei ersterer ist namentlich bei der Krisis 
eine starke Steigerung bemerkbar, die im wesentlichen auf ein peptonähnliches 
Mucoid, von verflüssigten Krankheitsprodukten stammend, zu beziehen ist. 

K. Reicher . 

222) Stolte, K. Über den Abbau des Fruktosazins (Ditetraoxybutyl- 
pyrazins) im Tierkörper. Arbeiten aus d. physiol. ehern. Inst, zu Straßburg. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 12, S. 499—509.) 

Nach Verfütterung des Fruktosazins tritt beim Kaninchen neben der in 
geringerer Menge auftretenden unveränderten Substanz in viel reichlicherem Maße 

N. P. IV. Jahr*. 10 


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Referate. 


ein anderer Körper im Harne auf, der durch die nach Ferrosulfatzusatz auftretende, 
auch in essigsaurer Lösung beständige Rotfärbung wohl charakterisiert ist. Stolte 
identifiziert ihn als 2-Oxymcthylpyrazin-5-karbonsäure, während in vitro bei der 
Oxydation von Fruktosazin Pyrazindikarbonsäure entsteht. 

Die beigefiigtenFormeln machen die Beziehungen ohne weiteres verständlich: 


N 


s\ 

HC C-C 4 H 9 0 4 


N 


S\ 

HC C-COOH 


N 

HC C-COOH 


0 4 H 9 C 4 —C CH 

N 

Fruktosazin 


CH 2 (OH)C CH 

v/ 

N 

2-Oxymethylpyrazin- 

5-karbonsäure 


COOH-C CH 
N 

Pyrazin-2,5-dikarbonsäure 
K. Reicher. 


223) v. Tappeiner, Fr. H. Untersuchungen über den Angriffsort der 
fluoreszierenden Substanzen auf rote Blutkörperchen. Aus d. pharmak. Inst, 
d. Univ. München. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13. S. 1—23.) 

Eosin und dichloranthracendisulfonsaures Natron (dichl. Na) schädigen im 
Dunkeln die Erythrocyten bei Zimmertemperatur nicht merklich. 

Mit Eosin und dichl. Na behandelte und dann abgetrennte Blutkörperchen 
erfahren in relativ kurzer Zeit Hämolyse, wenn sie Lichtstrahlen ausgesetzt werden, 
die an sich nach 6 Stunden nicht hämolytisch wirken. 

Außer dieser Innenwirkung kommt eine Außenwirkung in Form einer Ober¬ 
flächenveränderung der Erythrocyten auch noch in Betracht, da die Hämolyse 
- in der Lösung erheblich rascher eintritt als nach ihrer vorherigen Entfernung 
durch Auswaschung. 

Der Eintritt der Hämolyse ist in weiten Grenzen unabhängig von der Zeit 
der Berührung der Erythrocyten mit den fluoreszierenden Stoffen vor dem Zentri¬ 
fugieren. 

Methylenblau zeigt nur Außenwirkung, Phenosafranin sowohl Innen- wie 
Außenwirkung. Die von den Erythrocyten aufgenommenen Farbstoffe treten 
nach längerem Stehen wieder aus ihnen heraus und lassen eine kolorimetrische 
Berechnung der aufgenommenen Farbstoffmengen zu. Sie ergibt stets eine höhere 
Konzentration als der Intensität der photodynamischen Wirkung und der Kon¬ 
zentration der Außenlösung entspricht. K. Reicher. 

224) Kudo, T. u. Jodlbauer, A. Über die Dunkelwirkung fluoreszierender 
Stoffe auf Eiweiß, Toxine und Fermente und ihre Reversibilität. Aus d. pharm. 
Inst. d. Univ. München. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13. S. 24—42.) 

Sehr viele fluoreszierende Stoffe hemmen selbst ohne Lichtzutritt die spezi¬ 
fische Wirkung von Alexin und Tetanolysin. 

Zur Dunkelwirkung sind höhere Konzentrationen der fluoreszierenden Stoffe 
notwendig als zur photodynamischen, erstere ist angesichts ihrer Reversibilität 
als Adsorptionserscheinung anzusehen. Die Bindung von Tetanolysin nach Dunkel¬ 
wirkung bei 37° ist jedoch irreversibel. Alkali verringert bedeutend die Dunkel¬ 
wirkung. 

Eine Beziehung zwischen Dunkel- und Lichtwirkung besteht aus verschie¬ 
denen Gründen nicht. K. Reicher. 

225) Battelli, F. u. Stern, L. Über die Peroxydasen der Tiergewebe. 

Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Genf. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 44—88.) 

Alle Gewebe höherer Tiere, ebenso Hämoglobin, können die Bläuung des 
Jodstärkekleisters in Gegenwart von Äthylhydroperoxyd beschleunigen, doch 
sind die Resultate für ein und dasselbe Gewebe innerhalb derselben Tiergattung 
nicht beständig. Die Reaktion ist daher weder qualitativ noch quantitativ em¬ 
pfehlenswert. Bei 70° und durch verdünnte Säuren verlieren die Gewebsaus- 
züge und Hgb die obige Eigenschaft. Die verschiedenen Gewebe, besonders 
die Leber, aber auch das Blut höherer Tiere, vermögen in Gegenwart von HoO* 


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Referate. 


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Ameisensäure unter C0 2 -Entwicklung zu oxydieren. Diese Fähigkeit geht nach 
Alkoholfällung nicht verloren und macht sich in saurem Medium viel energischer 

5 eltend als in neutralem und alkalisch reagierendem. Ursache: die Verzögerung 
er H 2 O a -Zersetzung in saurem Medium. Das Temperaturoptimum liegt für die 
Gewebe zwischen 38°—40° C, für Hgb zwischen 55°—60° C. Die Peroxydase 
der frischen Gewebe wird durch Erhitzen auf 60° C in neutralem, bei 55° C 
in saurem oder alkalischem Medium zerstört. 

Bei der Oxydation von Formaldehyd durch Tiergewebe wird weniger, bei 
anderen organischen Säuren der Fettreihe (als der Ameisensäure) keine CO a 
entwickelt. K. Reicher. 

226) Engel. Vergleichende Untersuchungen über das Verhalten der Frauen¬ 
milch zu Säure und Lab. Aus d. Akad. Klinik für Kinderheilk. in Düsseldorf. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 89—111.) 

Die Säuregerinnung der Frauenmilch ist bei einer Anzahl von Säuren an 
eine optimale Azidität von 2 und 3 ccm n /10 Säure für 10 ccm Milch absolut 
gebunden. Bloß bei Phosphor- und Essigsäure wird die beste Gerinnung erst 
bei 5—12 ccm n /10 Säure auf 10 ccm Milch erzielt. 

Die stärkste Säurelabgerinnung findet zwar ebenfalls bei demselben oder 
einem ähnlichen Säureoptimum statt wie bei der Säuerung allein, es tritt jedoch 
aus diesseits und jenseits von ihm noch eine recht beträchtliche Wirkung ein. 

Lab garantiert daher eine Milchgerinnung in weit größerem Umfange als 
Säure allein. Bei Säuregerinnung wird Kasein, bei Säurelabgerinnung dagegen 
eine kalkhaltige Verbindung desselben erzeugt. K. Reicher. 

227) Togami (Japan). Experimentelle Untersuchungen über den Einfluh 
des Broms auf die Magensaftsekretion. Aus d. exp. biol. Abtlg. d. Kgl. Pathol. 
Inst. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 13, H. 1 u. 2, S. 112—120.) 

Brom lähmt ohne vorher nachweisbare Reizwirkung die Magendrüsen. Brom- 
eiweißpäparate z. B. Bromglidin lassen den hemmenden Einfluß nicht so kon¬ 
stant erkennen. K . Reicher. 

228) Oppler, B. u. Rona, P. Untersuchungen über den Blutzucker. III. 

Aus d. biochem. Lab. d. städt. Krankh. am Urban in Berlin. (Biochem. Ztschr. 
1808, Bd. 13, S. 121—131.) 

Der Zuckergehalt des Blutes von Kaninchen — aber nicht der von Hunden 
— ist auch bei zeitlich lange getrennten Aderlässen in Bezug auf Zeit und Größe 
ganz unregelmäßigen Schwankungen unterworfen, die mit dem operativen Ein¬ 
griff als solchem nicht im Zusammenhang gebracht werden können. Schwanger¬ 
schaft, Geburt und Laktation bleiben beim Hunde ohne deutlichen Einfluß auf 
den Drehungswert. K. Reicher. 

229) Kössa, Julius. Über die Natur der toxischen Gicht. (Pflügers A. 1908, 
Bd. 123, S. 113.) 

Nach Aloinzufuhr gelingt es bei Hähnen, die operiert worden sind, um Harn 
und Kot getrennt aufzufangen, eine bedeutende Hamsäurevermehrung im Harn 
zu erzielen (bis zu 216 °/ 0 ). Gleichzeitig läßt sich auch allgemeine Vermehrung 
des Ham-N nachweisen. Diese experimentelle Vogelgicht, bei der auch zahl¬ 
reich Uratinfarkte und -belege an allen Organen nachweisen lassen, beruht nicht 
auf Stauung der Hamsäuresekretion, sondern ist als echte Gicht aufzufassen. 
Das Blut enthielt nur Spuren Harnsäure. Bei Säugetieren läßt sich die Gicht 
auf diese Weise nicht erzielen. Funk . 

230) Konschegg, Artur. Zur Bestimmung des Gesamtschwefels im Harne. 
(Pflügers A. 1908, Bd. 123, S. 274.) 

Die Oxydation mit rauch. HNO s zur Bestimmung des Gesamtschwefels im 
Harne nach Schulz (Pflügers A. 1907, Bd. 121, S. 114) liefert zu kleine Werte, 
gute Resultate lassen sich dagegen erzielen, wenn man zu dem Harne 1—2 ccm 3 
einer 20proz. KNO s -Lösung zusetzt. Funk. 

231) Pflüger, E. Durch neue Experimente gestützte Bemerkungen zu den 
jüngsten Arbeiten über den DuodenaLdiabetes des Hundes. (Pflügers A. 1908, 
Bd. 123, S. 323.) 

10 * 


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Referate. 


Verfasser teilt mit, daß es Rene Gaultier gelang, durch Ätzen der Duo¬ 
denalschleimhaut auf einer Ausdehnung von 10 cm eine starke und andauernde 
Glukosurie bei Hunden zu erzeugen. Funk . 

232) Herlitzka, A. Ein Beitrag zur Kenntnis des Pflügerschen Duodenal¬ 
diabetes. (Pflügers A. 1908, Bd. 123, S. 331.) 

Die Angaben vonE.Pflüger über Duodenaldiabetes konnten nach einer ganz 
neuen Methode bestätigt werden. Wird Fröschen Nikotin mit Vaselin ins Duo¬ 
denum eingespritzt, so tritt Glykosurie auf. Nikotin ist dagegen bei subkutaner 
Einführung ohne Einfluß. Die Glukosurie ist einerseits entweder durch die Ver¬ 
giftung der Ganglienzellen, die die innere Sekretion des Pankreas bewirken, zu 
erklären, andererseits wäre es möglich, daß die Pankreassekretion unter kom¬ 
binierter Wirkung der Pankreasganglienzellen und der Duodenumganglienzellen 
vor sich geht. Funk. 

233) Rona, Peter u. Michaelis, Leonor. Untersuchungen über den paren¬ 
teralen Eiweihstoffwechsel. (Pflügers A. 1908, Bd. 123, S. 406.) 

Wird bei einem im N-Gleichgewicht befindlichen Hunde ein Teil des N 
durch subkutane Darreichung von Pferdeserum ersetzt, so gelingt es fast, den 
Hund vor Stickstoffverlust zu schützen : Das eingeführte Pferdeserum läßt sich 
noch lange mit Hilfe der biologischen Methode im Blut nachweisen. Eine 
toxische Wirkung konnte nicht beobachtet werden. Arteigenes Eiweiß vermag 
sogar bei Hungertieren nicht von N-Verlust zu schützen. 

Kasein oder Kuhmilch in kleinen Mengen eingespritzt vergrößern die N- 
Ausscheidung. Bei Zufuhr von Kasein, Kuh- und Frauenmilch läßt sich eine 
eigentümliche Schwellung der Brustdrüsen nachweisen, die bei Zufuhr von 
Pferdeserum oder Pepton nicht auftritt. Funk. 

234) Gonnermann, M. Die Anteilnahme des Brenzkatechins bei der Dunkel¬ 
färbung der Rtibens&fte. (Pflügers A. 1908, Bd. 123, S. 635.; 

Verfasser gelang es, aus den Zuckerrüben eine kleine Menge Brenzkatechin 
zu isolieren (identifiziert durch Reaktionen, Smp. und Kristallform), das er als Ur¬ 
sache der Dunkelfärbung der Rübensäfte betrachtet. Brenzkatechin soll aus 
dem Tyrosin in Gegenwart von O durch Einwirkung der Tyrosinase und der 
Ferrosalze entstehen. Seine frühere Angabe, daß die Homogentisinsäure die 
Dunkelfärbung der Rübensäfte bedingt, nimmt Verfasser zurück. Funk . 

235) Wintemitz, M. C. and Meloy, C. R. On the occurrence of catalase in 
human tissues and its variations in disease. (Das Vorkommen von Katalase in 
menschlichen Geweben und die Veränderungen bei Krankheiten). From the 
pathological laboratory of the John Hopkins University. (The Journal of experi¬ 
mental medicineö. 11. 1908, Bd. 10 No. 6, S. 759—781.) 

Zur Bestimmung der katalytischen Wirksamkeit wurde die Methode von 
Kastle und Loevenhardt benutzt. 

Die katalytische Wirksamkeit der menschlichen Organe wechselt bei Krank¬ 
heiten in weiten Grenzen. 

Nephritis. Die Nieren zeigen die ausgesprochenste Verminderung der Wirk¬ 
samkeit, obwohl auch Blut, Lunge, Leber, Milz an Fähigkeit, Wasserstoff¬ 
superoxyd zu zersetzen, verloren haben. Diese Veränderung geht Hand in Hand 
mit der Schwere der anatomischen Veränderungen und der klinischen Symptome. 
Auch der nephritische Ham zeigt eine Abnahme der Kraft gegenüber normalem. 

Die katalytische Wirksamkeit des Blutes war in zwei Fällen von Eklampsie 
nicht vermindert. (Die von den Autoren vorgeschlagene Verwendung zur Diffe¬ 
rentialdiagnose von Nephritis und Eklampsie ist wohl noch etwas verfrüht. D. R.j 

Pneumonie. Die Lungen haben im Stadium der roten Hepatisation 
eine gesteigerte katalytische Wirksamkeit. Diese geht parallel dem Gehalte an 
roten Blutzellen. Daher ist auch bei der grauen Hepatisation die Aktivität gar 
nicht, beim haemorrhagischen Infarkt aber bedeutend vermehrt. 

Tuberkulose. Die Verminderung der H 2 0 2 -Zersetzung ist wohl auf die 
Blutleere der erkrankten Lungenabschnitte zurückzuführen, während die der 
übrigen Organe durch die begleitende allgemeine Anämie zu erklären ist. 


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Referate. 


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Bei Diabetes und Ikterus fanden sich keine Veränderungen, wohl aber 
eine Verminderung in je einem Falle von Gasvergiftung und kongenitaler Lues. 

Das Lebensalter hat auf die katalytische Wirksamkeit der Gewebe keinen 
merklichen Einfluß. H. Ziesche . 

236) Kulpson, E. M. Über die Wiederherstellung der Wirkung von Oxydase 
(aus Rettig) nach dem Kochen. Verhandlungen der Gesellschaft russ. Ärzte zu 
St. Petersburg 1907—1908. 

Verfasser stellte das Faktum fest, daß die aus Rettig gewonnene Oxydase, 
nachdem sie gekocht und dadurch ihrer Eigenschaften beraubt ist (Färben von 
Tinctura Guajaci usw.) nach längerem Stehen in der Luft ihre früheren Eigenschaften 
wiedererlangt. Der Sauerstoff der Luft beteiligt sich nicht am Prozeß der Wieder¬ 
herstellung der Wirkungskraft der Oxydase, denn die Kontrollversuche mit O, 
C0 2 , H und vollkommener Entfernung der Luft zeigten, daß in allen diesen 
Fällen die Wiederherstellung der Aktivität der Oxydase ungefähr gleich groß war. 

Babkin . 

237) Salkowski, E. Über das Verhalten des arsenparanukleinsauren Eisens 
und der arsenigen Säure im Organismus. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 321—328.) 

Mit Hilfe der Alkoholfällung läßt sich im alkalischen Kaninchenham das im 
Niederschlag bleibende anorganisch gebundene Arsen leicht von dem in der 
Lösung befindlichen organischen trennen. Das arsenparanukleinsaure Eisen wird 
vom Darmkanal und vom Unterhautbindegewebe aus schnell resorbiert, der Ham 
enthält reichlich fast ausschließlich organisch gebundenes Arsen. Nach Ver¬ 
abreichung von arseniger Säure enthält der Ham etwas mehr organisch gebun¬ 
denes als anorganisches Arsen, welch letzteres namentlich später sehr zurück¬ 
tritt Von innerlich verabreichtem arsenigsauren Natron werden von Kaninchen 
in den ersten sechs Tagen mindestens 62 °/ 0 wieder im Ham ausgeschieden. 
Manche Vegetabilien enthalten äußerste Spuren von Arsen. K. Reicher . 

238) Löb, W. Zur Wertbestimmung der Katalasen und Oxydasen im Blut. 

1. Mitteilung. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 339—347.) 

Es wird eine genauer nachzulesende Volum- und eine Druckmethode an¬ 
gegeben. K. Reicher . 

239) Nerking, J. und Haensel, E. Der Lezithingehalt der Milch. Aus der 

biochem. Abtlg. d.Inst. f. exper. Ther. zu Düsseldorf. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, 
S. 348 -353.) 

Vergleichende Lezithinbestimmungen in verschiedenen Milcharten: 


Milchart Fettgehalt in °/ 0 Lezithingchalt in 0 0 

Frauen. 4,9470 0,0499 

Kuh.3,0524 0,0629 

Kscl.1,1071 0,0165 

Schaf.7,8742 0,0833 

Ziege.4,0963 0,0488 

Stute.0,1923 0,0109 

K. Reicher . 


240) Kusumoto Chasoburo. Über den Einfluß des Toluylendiamins auf die 
Ausscheidung des Cholesterins in der Galle. Aus d. ehern. Laborator, d. physiol. 
Instit. zu Breslau. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 554—362.) 

Verfasser schließt aus der Tatsache, daß das Cholesterin der Galle ebenso 
wie der Gallenfarbstoff nach Toluylendiamininjektionen, also bei erhöhter Hämo¬ 
lyse, eine Steigerung erfahren, daß das Cholesterin der Galle mindestens z. T. von 
den Erythrocyten abstammt, die tagein tagaus im Leben der Tiere zu Grunde 
gehen. K. Reicher . 

241) Buglia, G. Über die Regulierung der physikochemischen Eigenschaften 
des Blutes nach Injektionen von verschiedenen Lösungen. Aus d. physiol. Inst, 
d. Univ. Neapel. (Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 400—439.) 

Injektionen von hypertonischen NaCl-Lösungen erhalten die molekulare Kon¬ 
zentration des Blutes und die elektrische Leitfähigkeit des Serums eine ver- 


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Referate. 


hältnismäßig lange Zeit hindurch auf einem hohen Niveau, während sie nur zu 
einer vorübergehenden Verdümiung der Blutmasse Veranlassung geben. 

Nach hypertonischen Rohrzuckerinjektionen verschwinden die physiko-chemi- 
schen Schwankungen des Blutes viel rascher, bei isotonischer NaCl-Lösung sind 
sie äußerst unbedeutend und auch bei stark hypertonischen Lösungen, wenn 
ihre Menge und die Injektionsgeschwindigkeit nicht sehr groß sind, wenig aus¬ 
geprägt. Ist aber die Menge der injizierten Flüssigkeit beträchtlich oder die Ge¬ 
schwindigkeit bedeutend, so treten die Schwankungen deutlicher hervor. 

K. Reicher . 

242) Löb, W. und Mulzer, P. Zur Wertbestimmung der Katalasen und 
Oxydasen im Blut. Aus d. biochem. Inst. d. Rud. Virchow-Krankenh. in Berlin. 
(Biochem. Ztschr. 1908, Bd. 13, S. 475—495.) 

Zahlreiche Bestimmungen mittels der von Löb angegebenen Volum- und 
Druckmethode. K. Reicher . 

243) Heilner, Ernst. Versuch eines indirekten Fermentnachweises (durch 
Alkoholzufuhr); zugleich ein Beitrag zur Frage der Überempfindlichkeit. Aus 

dem physiol. Inst, zu München. (Münch, med. Wschr. Dez. 1908, Nr. 49.) 

In einer früheren Arbeit (Zeitschr. f. Biologie Bd. 49, S. 26) hatte Verfasser 
die Vermutung geäußert, daß der Körper im Stande ist, auf Einbringen art¬ 
fremden Serums in die Blutbahn durch Bildung eines für gewöhnlich nicht vor¬ 
handenen, nur auf den Abbau des eingebrachten Eiweißindividuums abgestimmten 
Ferments zu antworten. Die vorliegende Arbeit sucht hierfür einen Beweis zu 
bringen, und zwar zog Verfasser es vor, an Stelle eines direkten Nachweises den 
Versuch zu machen, auf indirekte Weise den Gang der Zersetzung des im Blute 
befindlichen artfremden Serumeiweißes, d. h. die Tätigkeit des wirksamen spe¬ 
zifischen Ferments zu beeinflussen, indem er bei gleichzeitiger subkutaner Zufuhr 
von Serum ein Agens — den Alkohol — per os zuführte, von dem er sich eine 
Einwirkung in diesem Sinne versprach. Vier Kaninchen erhielten am 4. Hunger¬ 
tag Pferdeserum subkutan, drei von ihnen gleich nachher 1 0 ccm 96 proz. Alko¬ 
hol per os. Unter dem Einfluß des Alkohols war die Stickstoffausscheidung eine 
wesentlich höhere; es liegt nach dem Ergebnis der neueren Untersuchungen 
kein Grund vor, anzunehmen, daß diese Mehrausscheidung mehr zersetztem 
Körpereiweiß zuzuschreiben wäre; sie dürfte vielmehr einer Mehrzersetzung der 
artfremden Substanz entsprechen. Es ist also der Schluß zu ziehen, »daß Alko¬ 
holzufuhr die Zersetzung von im Blute kreisendem artfremdem Eiw r eiß nicht un¬ 
erheblich beschleunigt, sei es, daß sie die spezifische Fermentbildung anregt, sei 
es, daß sie das gebildete Ferment in seiner Wirkung in der Art eines Aktivators 
fördert«. M. Kaufmann . 

244) Bonani, A. Gontribution ultörieure ä la connaissance de la bile humaine. 

(Zur Kehntnis der menschlichen Galle.) (Arch. ital. de biol., 1908, Bd. 49, Nr. 1.) 

Abfluß in den Darm ändert die Zusammensetzung der Galle. In der mensch¬ 
lichen Galle bildet gepaarte Glukuronsäure einen normalen Bestandteil. Gepaarte 
Glukuronsäure wird nur zum Teil durch die Nieren ausgeschieden, zum Teil 
aber durch den Verdauungstraktus. Die von Bial in den Faeces gefundene 
Glukuronsäure kommt wahrscheinlich aus der Galle. Pincussohn . 

245) Salvioli, J. u. Carraro, A. Sur le Physiologie de l'hypophyse. (Über 
die Physiologie der Hypophyse.) (Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 49. Nr. 1.) 

Man kann aus der Hypophyse Extrakte herstellen, die injiziert Blutdruck 
und Herzbewegung beeinflussen. Der wirksame Teil der Hypophyse ist der 
hintere, der nervöse Lappen. Als Wirkung der Injektion ergibt sich eine mehr 
oder weniger starke Erhöhung des Blutdruckes nach vorhergehender geringer 
Senkung; die Systole wird verstärkt, der Puls etwas verlangsamt. Bei geringen 
Dosen sind die Änderungen des Blutdruckes, bei höheren die Verlangsamung 
des Pulses ausgeprägter. Bei wiederholten Injektionen tritt Gewöhnung ein. 
Die Giftigkeit der Extrakte ist nicht erheblich: bei großen Dosen tritt Somnolenz 
und muskuläre Schwäche auf. Bei Tieren, deren Vagi mit Atropin gelähmt 


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Referate. 


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sind, tritt trotzdem die Pulsverlangsamung auf, ebenso wenn die Depressoren 
durchschnitten sind. Pincussohtt. 

246) Moscati, G. Le glycogöne d&ns le placenta humain. Gours et möca- 
nisme de sa dipaxition aprös Immission. (Glykogen in der menschlichen 
Placenta.) (Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 49, Nr. 1.) 

Die menschliche Placenta enthält ca. 0,5 °/ 0 , im ganzen ca. 3 g Glykogen. 
Sofort nach Ausstoßung der Placenta nimmt der Glykogengehalt schnell ab: 
nach 24 Stunden ist alles verschwunden. Zusatz von Antisepticis ändert nichts 
wesentliches. Anatomische und topographische Differenzen sind ohne Einfluß. 
Die Placenta des noch nicht ausgetragenen Fötus ist etwas glykogenreicher. 

Pincussohtt . 

247) Panella, A. Action du principe actif surrönal sur la fatigue muscu- 
laire. (Über die wirksame Substanz der Nebennieren bei Muskel Veränderung.) 
(Arch. ital. d. biol. 1908, Bd. 48, Heft 3.) 

Versuche über Beeinflussung der Muskelarbeit von Homoiothermen und 
Heterothermen durch die wirksame Substanz der Nebennieren. Pincussohn. 

248) Seelig, Albert. Bemerkungen über die Beeinflussung der Phlorizin« 
glykosurie durch subkutane Indigkarmininjektionen. (Ztschr. f. Urologie 1908, 
Bd. 2, Heft 7.) 

Verfasser beobachtete wiederholt, daß bei Kombination von Phlorizin- 
injektionen mit subkutaner Einführung von Indigkarmin nach Joseph-Völker 
Zuckerausscheidung ausblieb, während nach Phlorizin allein prompt Glukosurie 
auftrat. Bei Nachprüfung der Erscheinungen an Kaninchen ergab sich kein 
konstantes Resultat, ohne daß es gelang, die Ursache der wechselnden Reaktion 
zu ermitteln. Pincussohn. 

249) Mangold, Emst. Über den Glykogengehalt der Frösche. Physiol. Inst. 
Greifswald. (Pflüders A. 1908, Bd. 121, S. 309.) 

Verfasser fand bei Rana esculenta 1,56 °/ 0 Glykogen, bei Rana temporaria 
2,76 °/ 0 . In der Leber von Rana esculenta 10,53—13,96 °/ 0 , bei Rana fusca 20,16. 
Die Wasserfrösche enthalten weniger Glykogen wie die Landfrösche. Die er¬ 
haltenen Werte sind sehr groß, was eine Eigentümlichkeit der Greifswalder 
Froschrasse zu sein scheint. Die Leber enthält 50,5—77,68 °/ 0 des Gesamtglyko¬ 
gens. Es ließ sich keine Beziehung zwischen dem Leber- und Körpergewicht, 
sowie dem darin aufgefundenen Glykogen feststellen. Funk . 

250) Rosenberg, Siegfried. Zur Frage des Duodenaldiabetes. Tierphysiol. 
Inst Landw. Hochsch. Berlin. (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 358.) 

An fünf Hunden wurden Duodenalexstirpationen ausgeführt, der erste Hund ging 
innerhalb 24 Stunden nach der Operation ein (der Urin war zuckerfrei), drei Tiere 
gingen in 48—60 Stunden unter Chokerscheinungen zu Grunde (ein Tier schied 
0,7 °/ 0 Zucker im Urin aus). Das fünfte Tier lieb sich lange Zeit am Leben er¬ 
halten, ohne daß eine Spur von Zucker im Urin auftrat. Der Duodenaldiabetes, 
der nach Pflügers Annahme auf Unterbrechung der nervösen Beziehungen 
zwischen Duodenum und Pankreas infolge der Operation beruht, tritt bei Hunden 
nicht so konstant auf, wie das Pflüger bei Fröschen zeigen konnte. Funk . 

251) Croftan, A. G. Zur Kenntnis der Harnsäure-Umwandlung im Tier- und 
Menschenkörper. (Pflügers A. 121, S. 377, 1908.) 

Wird Kaninchen Harnsäure intravenös eingeführt, so werden im Laufe von 
zwei Stunden 82,7—88,9 °/ 0 der zugeführten Harnsäure zu anderen N-haltigen 
Substanzen abgebaut. Beim Menschen lassen sich diese Versuche nicht durch¬ 
führen, deshalb ist man auf das Verhalten der Organextrakte angewiesen. Die 
zur Untersuchung kommenden Organe wurden in der Fleischmühle vermahlen 
und mit Alkohol in der Kälte extrahiert. Der Niederschlag wurde an der Luft 
getrocknet, pulverisiert und die Fermente mit Kochsalzlösung extrahiert. In dieser 
Weise ließen sich das Eiweiß und andere Substanzen, die bei der Autolyse 
Harnsäure liefern, entfernen. Die so hergestellten Auszüge vermögen zu¬ 
gesetzte Harnsäure zu zerstören. Die Versuche wurden so angestellt, daß im 


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Referate. 


ersten Kolben die zugesetzte Harnsäure gleich bestimmt wurde, der zweite Kol¬ 
ben wurde kurz aufgekocht stehen gelassen und ein dritter Kolben (nicht ge¬ 
kocht) 48 Stunden im Brutschrank stehen gelassen und gleichzeitig analysiert. 
Durch Kochen wird das Harnsäure zersetzende Ferment zerstört. Es kamen 
Organe von Katze, Hund, Kuh, Kaninchen, Schwein und Menschen zur Unter¬ 
suchung. Bei Fleischfressern besitzt die Leber den größten hamsäurezersetzen- 
den Fermentgehalt, bei Pflanzenfressern dagegen die Niere, beim Schwein und 
Menschen die Leber und die Niere. Die Niere und die Muskeln des Menschen 
weisen einen höheren Fermentgehalt auf, wie die Organe anderer Tierarten. Es 
wurde dann versucht, das Ferment zu isolieren; das aus dem Extrakt dargestellte 
katalasenhaltige Nukleoproteid vermag Harnsäure nicht zu zerstören, die im 
Filtrat befindliche albumosenartige Substanz auch nicht, dagegen vermag das 
Gemisch beider Substanzen, ebenso wie das ursprüngliche Extrakt, Harnsäure zu 
zersetzen. Dabei scheint dem albumosenartigen Körper größere Bedeutung zu¬ 
zukommen. Die Frage, welche Substanz aus Harnsäure gebildet wird, konnte 
nicht entschieden werden. Funk . 

252) Popielski, L. Über den Charakter der Sekretionst&tigkeit des Pankreas 
unter dem Einfluß von Salzsäure und Darmextrakt. Pharmakol. Institut Lemberg. 
(Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 239.) 

Nach Einführung von 0,4—0,5°/ 0 HCl ins Duodenum beginnt die Pankreas¬ 
sekretion nach etwa */ 2 Minute und kann eventuell 1 1 / 2 Stunden dauern. Die 
Konzentration des Pankreassaftes ist der eingeführten HCl-Menge proportional. 
Bei intravenöser Injektion von Darmextrakt (Sekretin) beginnt die Ausscheidung 
erst im Beginn der zweiten Minute. Diese Verspätung ist darauf zurückführen, 
daß die Pankreassekretion nicht direkt beeinflußt wird. Durch Injektion von 
Sekretin wird eine Blutdruckemiedrigung und Speichelabsonderung hervorgerufen, 
eine Wirkung, die auch von Pepton und Atropin geliefert wird. Die Pankreas¬ 
sekretion setzt nur dann ein, wenn der minimale Blutdruck erreicht ist. Dann¬ 
extrakt und auch Pepton Witte verhindern die Blutgerinnung. Gegen die 
Wirkung des Sekretins und Witte-Peptons läßt sich eine Immunität erzielen. 
Die durch den Darmextrakt hervorgerufene Blutdruckemiedrigung ist peripheren 
Ursprungs. Die Wirkung der HCl ist mit der des Sekretins nicht identisch, da 
die erste auch ohne Blutdruckemiedrigung vor sich geht. Funk . 

253) Czubalski, F. Über den Einfluß des Darmextraktes auf die Blutgerinn¬ 
barkeit. Pharmakol. Inst. Lemberg. (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 394.) 

Intravenöse Injektion von Darmextrakt (s. vorhergehendes Referat) hemmt 
die Blutgerinnung in saurer, alkalischer und neutraler Reaktion. Die im Darm¬ 
extrakte vorhandenen Salze sind auf die Blutgerinnung ohne Einfluß, die wirk¬ 
same Substanz scheint dem Witte-Pepton analog zu sein, da auch eine Immuni¬ 
sierung erzielt werden kann. Die Hemmung der Blutgerinnung wird durch 
Kalksalze abgeschwächt. In dem mit Magensaft vorverdauten Darmextrakt, ebenso 
wie dem mit Magensaft verdauten Kasein konnte die gerinnungshemmende Wir¬ 
kung nachgewiesen werden. Funk . 

254) Tangl, Franz. Untersuchungen über die Beteiligung der Eischale am 
Stoffwechsel des Eiinhaltes während der Bebrütung. Pathol. Inst. Budapest. 
(Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 422.) 

Die Kalkschale und die Schalenhaut beteiligten sich an dem Stoffwechsel 
des Eies. Während der Bebrütung nimmt die Eischale eines 60 g schweren Eies 
um 0,4 g an Gewicht ab, wovon 0,2 g auf organische Substanzen, 0,15 auf Kalk 
kommt. Funk . 

256) Pölya, Eugen. Die Wirkung des Trypsins auf das lebende Pankreas. 

Pathol. Inst. Budapest. (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 483.) 

Werden stark eiweißverdauende Trypsinpräparate in den Pankreasausfüh- 
rungsgang injiziert, gehen Hunde schon bei Einführung von 0,18 g Trypsin unter 
lokalen Erscheinungen (Blutung Nekrose) zu Grunde. Diese Giftwirkung beruht 
auf der Anwesenheit von aktivem proteolytischem Ferment; werden die Trypsin- 


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Referate. 


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lösungen erhitzt, oder wird nicht aktivierter Pankreassaft benutzt, so bleibt die 
Wirkung aus. Funk . 

256) Tangl, Franz. Die elementare Zusammensetzung der verschiedenen 
Easeine. (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 534.) 

Die Kaseine der Kuh-, Büffel-, Schaf-, Ziegen-, Pferde- und Eselsmilch zeigen, 
genau nach derselben Methode (nach Hammarsten) dargestellt, bei der Ele¬ 
mentaranalyse auch deutliche Unterschiede in ihrer Zusammensetzung. Die Kaseine 
von phylogenetisch nahestehenden Tieren (Pferd und Esel) liefern sehr ähnliche 
Werte. Funk . 

257) Pflüger, Eduard. Über die Fähigkeit der Leber, die Richtung der 
Zirkularpolarisation zugeführter Zuckerstoffe umzukehren. Physiol. Inst. Bonn. 
(Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 559.) 

Bei Verfütterung von Lävulose an Hunde wird dieselbe zuerst in Dextrose 
verwandelt und zu rechtsdrehendem Glykogen aufgebaut. Verfasser hält diesen 
Versuch für den ersten sicheren Beweis des Aufbaues von Glykogen aus Lävu¬ 
lose. Die Hunde hungerten 21 Tage und wurden dann mit glykogenfreiem 
Fleisch (Kabliau) und Lävulose gefüttert. Funk . 

258) Schöndorff, Bernhard. Untersuchungen über die Ausscheidung von 
Zucker im Harn von gesunden Menschen, nebst einer Methode der quantitativen 
Bestimmung kleinster Zuckermengen im Harn. Physiol. Inst. Bonn. (Pflügers A. 
1908, Bd. 121, S. 572.) 

Im Nachtham von 334 Soldaten wurde die Worm-Müllersche Probe nur 
18 mal negativ gefunden. Nach Vergärung fielen die Proben negativ aus, fast 
mit Sicherheit konnte der Zucker als Glukose identifiziert werden. Das Auftreten 
von Zucker konnte auf enorme Mengen von Kohlehydraten in der Nahrung der 
Mannschaften zurückgeftihrt werden. Bei Studenten und anderen gesunden 
Leuten wurde der Urin in 84,9 °/ 0 aller Fälle zuckerfrei gefunden. 

Die Worm-Müllersche Probe zeigt noch 0,025°/ 0 Zucker im Urin an. Ver¬ 
fasser beschreibt eine Methode, wonach 0,0105—0,0274 °/ 0 Zucker quantitativ be¬ 
stimmt werden können. Mehrere Liter Harn werden mit Merkurinitratlösung 
gefällt, das Filtrat wird mit CH 3 COOH angesäuert, mit H 2 S vom Quecksilber 
befreit und auf dem Wasserbade bei saurer Reaktion (CH s COOH-Zusatz) ein¬ 
geengt. Im Rückstand werden die Salze mit Alkohol eingedampft, das Filtrat von 
Alkohol durch Verdampfen befreit, der Rückstand in Wasser gelöst und der 
Zucker nach Fehling-Soxhlet bestimmt. Funk . 

269) Grebe, Wilhelm. Kritische Untersuchungen über eine quantitative 
Analyse des Glykogens mit Hilfe der Inaktivierung durch Säuren. Physiol. 
Inst. Bonn. (Pflügers A. 1908, Bd. 121, S. 604.) 

Wie die Versuche mit verschiedener Kochdauer und verschiedenen Kon¬ 
zentration an HCl und H 8 P0 4 zeigen, erhält man die besten Werte, wie 
schon Nerking und Gatin-Gruzewska zeigte, wenn man die Inversion des 
Glykogens mit 2,2 % HCl und dreistündiger Kochdauer vomimmt. Funk . 

260) Grube, Earl. Über die kleinsten Moleküle, welche die Leber zur Syn¬ 
these des Glykogens verwerten kann. Physiol. Inst. Bonn. (Pflügers A. 1908, 
Bd. 121 S. 636.) 

Das Steigen des Glykogengehaltes der überlebenden Schildkrötenleber nach 
Durchspülung mit 2,4—3 ccm einer 0,02 proz. Formaldehydlösung beweist, daß 
Formaldehyd zur Glykogensynthese Verwendung findet. Funk . 

261) Pflüger, Eduard. Über merkwürdige Fällung des Glykogens. (Pflügers A. 
1908, Bd. 121, S. 641.) 

Verfasser machte die Beobachtung, daß oft Glykogen durch Alkoholzusatz als 
fimisartige durchsichtige Masse ausfällt. In diesem Falle darf nur dann filtriert 
werden, wenn die Lösung vollständig klar geworden ist, sonst entstehen leicht 
Verluste. Das fimisartige Glykogen ist chemisch dem normal entstandenen 
vollkommen gleich. Funk. 


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Referate. 


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262) Boycott } A. E. u. Haldane, J. S. The effects of low atmospheric 
pressures on respiration. (Die Wirkung niedrigen Luftdruckes auf die Atmung.) 
Aus dem Lister Institute of Preventiv Medicine. (Joum. of physiol. 1908, Bd. 37, 
S. 355.) 

Ward, R. 0. Alveolar air in Monte Rosa. (Die Alveolenluft auf dem 
Monte Rosa.) (Ebenda S. 378.) 

Haldane, J. S. u. Poulton, E. P. The effects of want of oxygen on respi¬ 
ration. (Die Wirkung von Sauerstoffmangel auf die Atmung.) Aus dem Physio¬ 
logischen Laboratorium zu Oxford. (Ebenda S. 390.) 

Die Methoden, die in diesen zusammengehörigen drei Arbeiten zur An¬ 
wendung kamen, sind hauptsächlich: Die Bestimmung der alveolaren Tension 
nach Haldane und Priestley, die Hämoglobinbestimmung nach Gowers und 
die (von Martin modifizierte) Blutdruckbestimmung nach Riva-Roc ci. Derartige 
Bestimmungen wurden im Tiefland, zum Teil in einer pneumatischen Kammer, 
bei verschiedenem Druck und bei verschiedener Zusammensetzung der Inspi¬ 
rationsluft, ferner während eines einwöchigen Aufenthaltes auf dem Monte Rosa 
ausgeftihrt; als Versuchspersonen dienten vorwiegend die Verfasser. 

Es zeigte sich zunächst, daß beim Absinken des Luftdrucks bis ungelähr 
550 mm Hg die CO a -Tension in den Lungenalveolen konstant bleibt. Bei längerer 
Einwirkung (24 Stunden) des niedrigen Drucks oder bei auch nur kurzer eines 
noch niedrigeren tritt Hyperpnoe ein, und die alveoläre Tension des Kohlendioxyds 
sinkt. Beim Zurückkehren in normalen Luftdruck hängt es von der Dauer der 
vorhergegangenen Einwirkung des verminderten Drucks ab, wie schnell normale 
Verhältnisse zurückkehren. Das Sinken der alveolaren CÖ 2 -Tension, sowie die 
Hyperpnoe und die begleitenden, der Bergkrankheit ähnlichen Erscheinungen 
können durch Einatmung von Sauerstoff verhindert werden. Es sind alle diese 
Erscheinungen Folgen des Absinkens der Sauerstoff-Tension. Der Organismus 
reguliert die Atmung zunächst so, daß die CO a -Tension in den Alveolen konstant 
bleibt; bei vermindertem Partiardruck des Sauerstoffs hat das ein Sinken der 
alveolaren O a -Tension zur Folge. Das führt zu ungenügender 0 2 -Versorgung 
der Gewebe, weiter zu unvollständigen Oxydationen und zur Bildung saurer 
Produkte (Milchsäure), die ihrerseits die Hyperpnoe und dadurch das Sinken der 
C0 2 -Tension hervorrufen. 

Temperaturänderungen beeinflussen die alveoläre Tension in geringem Grade. 

Reach . 

263) Labb6, M. et Furet, L. Action des divers rögimes et traitements sur 
la perte de poids chez un oböse. (Wirkung der verschiedenen Emährungs- und 
Behandlungsweisen auf den Gewichtsverlust bei einem Fettsüchtigen.) (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 65, S. 330—232.) 

Die Entfettung wurde in erster Linie durch eine knappe Kost bewirkt Ent¬ 
ziehung des Kochsalzes begünstigte die Kur, Schilddrüsenapplikation beschleunigte 
die Abmagerung nicht. Die Quantität der Getränke war ohne Einfluß auf die 
Kur. Sehr günstig erwiesen sich Dampfbäder zur Beschleunigung der Ent¬ 
fettungskur. Z. Borchardt . 

264) Rancken, D. u. Tigerstedt, Rob. Weiteres über die Temperatur im 
Magen des Menschen. Aus* dem physiol. Inst, der Univ. Helsingfors. (Skandin. 
Arch. f. Physiol. 1908, Bd. 21, S. 80—88.) 

Im allgemeinen verläuft die mittlere Magentemperatur der Rektaltemperatur 
parallel: wenn diese steigt, nimmt auch die Magentemperatur zu und umgekehrt. 
Indessen ist die Differenz zwischen beiden lange nicht konstant. Die maximale 
Differenz zwischen Magen- und Rektaltemperatur betrug 0,24°C zugunsten der 
Magentemperatur. Nach der Nahrungsaufnahme war die Temperatur im Magen 
nicht gesteigert. A. Borchardt . 

265) Arloing, Fern. Resultats cliniques obtenus par l’emploi des corps 
gras chez les diabätiques. (Klinische Resultate nach Fettfütterung bei Diabe¬ 
tikern.) Travail de la clinique du prof. Teissier, Hötel-Dieu de Lvon. (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 65, S. 423—425.) 


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Referate. 


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Maignon hatte gefunden, daß pankreasdiabetische Hunde nicht im Stande 
sind, zugeführtes Fett in Kohlehydrate umzusetzen und deshalb Fett als Nahrung 
für Diabetiker in Form von saponifiziertem Sesamöl empfohlen. Arloing gab 
seinen Diabetikern von dieser Sesamölemulsion 4—6 Eßlöffel täglich und hat 
damit — wie zu erwarten war — äußerst günstige Einflüsse auf Zucker- und 
Azetonkörperausscheidung erzielt. Allerdings scheint das Präparat nicht selten 
unangenehme Wirkungen auf den Magen und Darm ausgeübt zu haben. 

Z. Borchardt. 

266) Terroine. Disparition du pouvoir lipasique dans le suc pancröatique 
kinasä. (Verschwinden der Lipasewirkung im aktivierten Pankreassaft.) (Soc. 
de biol. 1908, Bd. 65, S. 329—330.) 

Der durch Kinase aktivierte Pankreassaft verliert sehr rasch seine lipolyti- 
schen Eigenschaften. Dies beruht nicht auf einer Änderung der Reaktion, sondern 
auf einer Zerstörung des lipolytischen Ferments. Z. Borchardt . 

267) Roger. Sur le röle des phosphates dans la sacharification salivaire. 

(Über die Rolle der Phosphate bei der Saccharifikation des Speichels.) (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 65, S. 374—375.) 

Fällt man die gesamten Phosphate durch Uranazetat aus, so verliert damit 
der Speichel seine amylolytische Wirkung; durch Phosphatzusatz kann er diese 
Eigenschaft zurückerlangen. Z. Borchardt . 

268) Gautier, CI. Adrdnalinurie experimentale. (Experimentelle Adrenalin- 
urie.) Lab. du prof. Mo rat. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 472—474.) 

Verfasser empfiehlt zum Nachweis des Adrenalins die Rosafärbung mit 
Jodtinktur, eine Reaktion, die die Eisenchloridreaktion an Empfindlichkeit über¬ 
trifft und vom Pyrokatechin nicht gegeben wird. Bei Fröschen ließ sich durch 
diese Reaktion schon nach Applikation von 0,0001 g Adrenalin in den Rücken- 
lymphsack dieses im Urin wieder nachweisen. Z. Borchardt. 

269) Bierry et Malloizel. Hypoglycämie apr&s döcapsulation. Effet de l’in- 
jection d’adränaline sur les animaux d6capsul6s. (Hypoglykämie nach Ab¬ 
tragung der Nebennieren. Einfluß von Adrenalininjektionen auf Tiere, denen die 
Nebennieren entfernt waren.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65. S. 132—234.) 

Abtragung einer Nebenniere war ohne Einfluß auf den Blutzucker. Nach 
Entfernung beider Nebennieren vermindert sich rasch der Blutzuckergehalt. Diese 
Hypoglykämie ist bereits 1 Stunde nach der Operation nachweisbar. Nach 
Adrenalininjektion nimmt in diesen Fällen der Blutzuckergehalt wieder zu, so 
daß er sogar die Norm übersteigt; die Werte für Blutzucker, die nach Adrenalin¬ 
injektion sonst erhalten werden, werden aber bei weitem nicht erreicht. Die 
Glykosurie ist gering und geht rasch vorüber. Z. Borchardt. 

270) Labb6 et Furet. Les Behanges nutritifs chez un ob&se soumis au 
traitement thyroldien. (Stoffwechseluntersuchungen bei einem Fettsüchtigen 
während der Schilddrüsenbehandlung.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 281—283.) 

Die Schilddrüsentherapie wirkte durchaus ungünstig. Die Gewichtsabnahme 
trat auf Kosten der Muskulatur ein, während das Fett durch die Medikation vor 
dem Abbau geschützt wurde. Z. Borchardt. 

271) Livon. Inexcitabilitö de Thypophyse, (Unerregbarkeit der Hypophyse.) 
Lab. de physiologie de Marseille. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 177—178.) 

Im Gegensatz zu Cyon u. a. sah Livon nach elektrischer Reizung der Hypo¬ 
physe niemals eine Beeinflussung der Zirkulation. Auch die Exstirpation der 
Hypophyse bedingt keine Veränderungen des Blutdrucks und des Herzrhythmus. 
Reizt man aber nach der Extirpation die der Hypophyse benachbarten Himteile, 
so steigt der Blutdruck und die Zahl der Herzschläge nimmt ab. Die von 
Cyon nach Aortenkompression gemachten Beobachtungen hinsichtlich des Ver¬ 
haltens der Hypophyse zum Blutdruck konnten nicht bestätigt werden. 

Z. Borchardt. 


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Referate. 


272) Urechia. Action de l’extrait hypophysaire en injections intrapäri- 
tonöales. (Wirkung des Hypophysenextrakts bei intraperitonealer Injektion.) (Soc. 
de biol. 1908, Bd. 65, S. 278.) 

Hunde von 7—8 kg Körpergewicht erhielten intraperitoneal das Extrakt 
von 10 Hypophysen injiziert. Am ersten Tage danach traten keine Erscheinungen 
auf, am 2. oder 3. Tag wurden die Hunde traurig und begannen abzumagem, 
trotzdem sie reichlich fraßen. Nach 7 Tagen wurden einem Hunde nochmals 
10, einem anderen 5 Hypophysen injiziert. Am anderen Tage lagen die Tiere 
an der Erde, Puls beschleunigt, Herzstoß hebend, Polypnoe, Polyurie, Salivation 
und zunehmender Abkühlung bis zum Tode. Bei der Autopsie fand sich keine 
Eiterung des Peritoneums. L. Borchardt. 

273) Vincent. Infection dysentörique experimentale et voies biliaires. 

(Experimentelle Dysenterieinfektion und Gallenwege.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, 
S. 113—114.) 

Bei den »Bazillenträgern« von Typhusbazillen finden sich diese vorwiegend 
in der Gallenblase vor. Dysenteriekranke zeigen offenbar ein anderes Verhalten. 
Bei Meerschweinchen und Kaninchen, die mit Dysenteriebazillen infiziert waren, 
enthielt die Gallenblase keine Dysenteriebazillen; auch Urin und Blut waren 
frei davon. Nur bei 2 Meerschweinchen, die intraperitoneal mit Dysenterie¬ 
bazillen infiziert waren, fanden sich diese in der Galle wieder. Injiziert man 
Dysenteriekulturen direkt in die Galle, so sterben sie ab. L. Borchardt. 

274) Gautrelet. Choline et glycosurie adrönalique. (Cholin und Adrenalin- 
glykosurie.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 173—174.) 

Cholin verhindert die Adrenalinglykosurie. L. Borchardt. 

275) Gautrelet. Prösence de la Choline dans certaines glandes. Action de 
leurs extraits sur lä glycosurie adr6nalique. (Anwesenheit von Cholin in ge¬ 
wissen Drüsen. Wirkung ihrer Extrakte auf die Adrenalinglykosurie.) (Soc. de 
biol 1908, Bd. 65, S. 174—175.) 

Pankreas, Milz, Ovarium, Nieren und Schilddrüse enthalten Cholin. Extrakte 
dieser Drüsen beeinträchtigen die Adrenalinglykosurie oder heben sie ganz auf. 
Gautrelet ist geneigt, diese Eigenschaft auf die Anwesenheit von Cholin 
zurückzuführen. L. Borchardt. 

276) Ville et Mestrezat. Sur les variations de la räduction microbienne 
des nitrates salivaires. (Über die Veränderungen der bakteriell bedingten 
Reduktion der Nitrate durch den Speichel.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, 
S. 66-68.) 

In der Mundhöhle sind regelmäßig Bakterien vorhanden, die eingeführte 
Nitrate zu Nitriten reduzieren können. Diese Wirkung bleibt während und 
ca. 2 Stunden nach der Mahlzeit aus, wohl aus dem Grunde, weil nach der 
Mahlzeit der Bakteriengehalt der Mundhöhle bedeutend geringer ist als vorher. 
Bei manchen Individuen läßt sich die reduzierende Wirkung der Mundbakterien 
auf Nitrate nur bei längerer Einwirkung demonstrieren, weil die gebildeten 
Nitrite leicht weiter zersetzt werden. Auch diese Wirkung wird von Bakterien 
ausgeübt. L. Borchardt . 

277) Rdnon, L. et Delille, A. Sur les effets des extraits d'hypophyse, de 
thyrolde, de surrönale, d'ovaire, employäs en injections intra-pöritonöales chez 
le lapin (injections simples et combin6es). (Über die Wirkungen intraperito¬ 
nealer Injektion von Hypophysen-, Schilddrüsen-, Nebennieren-, Ovarialextrakten 
beim Kaninchen.) 2. Mitt. (.Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 499—501.) 

Wiederholte intraperitoneale Injektionen kleiner Dosen von Hypophysen¬ 
extrakt versetzen die Hypophyse des Kaninchens in den Zustand der Hyper- 
aktivitat: Vermehrung der Zellen und des Colloids. Bei größeren Dosen treten 
auch Hämorrhagien in der Hypophyse auf. Bei fortgesetzter Injektion nimmt 
die Zahl der eosinophilen Zellen wieder ab, die der basophilen zu; das Colloid 
verschwindet, die chromophoben Zellen erscheinen vermehrt. Auch die Neben¬ 
nieren hypertrophieren unter dem Einfluß der Hypophyseninjektionen, ihr Ge- 


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wicht verdoppelt sich. Die Hypertrophie betrifft ausschließlich die Rindensubstanz. 
Bei lange fortgesetzter Injektion finden sich mikroskopisch degenerative Verände¬ 
rungen der Nebennieren. — Auch die Schilddrüse zeigt regelmäßig Verände¬ 
rungen: Colloid findet sich nur in geringer Menge; das Epithel der Follikel ist 
von einer einzigen Schicht hoher Zellen gebildet mit wenig granuliertem Proto¬ 
plasma. Nach 15 Hypophyseninjektionen schien das Colloid in der Thyreoidea 
ganz verschwunden zu sein. — Veränderungen der Genitalorgane waren nicht 
zu konstatieren. In der Leber und Niere fand sich eine leichte Stauung, die 
Milz blieb intakt. 

Injektion des Hinterlappens der Hypophyse wirkt genau in demselben Sinne 
wie Injektion des ganzen Organs. 

Injektion des Vorderlappens versetzt die Hypophyse in den Zustand leichter 
Hyperaktivität; in der Schilddrüse findet man Vermehrung des Colloi'ds, Ab¬ 
plattung des Follikelepithels. L. Borchardt. 

278) Claude et Schmiergeld. De l’dtat des glandes ä söcrötion interne 
dans 1’Epilepsie. La glande thyrolde. (Über den Zustand der Drüsen mit innerer 
Sekretion bei der Epilepsie. Die Schilddrüse.) - (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, 
S. 80—82.) 

Die Veränderungen der Schilddrüse bei Epilepsie betreffen in erster Linie 
das Colloid, dessen Menge geringer und dessen histochemische Reaktionen ver¬ 
ändert sind. Es kann vollkommen fehlen. Die Epithelien sind katarrhalisch ver¬ 
ändert, im Bindegewebe sieht man interstitielle Sklerose ohne vorausgegangene 
Entzündung. L . Borchardt. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

279) Edlefsen, G. (Hamburg). Zur Frage der quantitativen Bestimmung 
des Kreatinins im Ham. (Müncn. med. Wschr. Dez. 1908, Nr. 49.) 

Kreatinin bildet mit Brom und Jod farblose Verbindungen. Wenn aber 
jeder Ham erhebliche Mengen von Jodstärke zu entfärben vermag, so wird dies 
nicht lediglich durch das Kreatinin bewirkt, da Albumosen, Peptone, Urate und 
Phenole die gleiche Fähigkeit haben. Edlefsen gibt daher ein Verfahren zur 
Kreatininbestimmung an, bei dem eine erste Titration mit Jodstärke ausgeführt 
wird nach Entfernung von Albumosen, Peptonen und Uraten vermittelst Alkohol¬ 
äther, eine zweite nach Entfernung des Kreatinins (mittels Phosphorw ? olframsäure), 
wo dann nur noch die Phenole wirksam sind; die Differenz der ersten und 
zweiten Titration läßt die Kreatininmenge berechnen (Einzelheiten im Ori¬ 
ginal!). Die Methode ist brauchbar, aber zeitraubend, die Endreaktion oft un¬ 
deutlich, außerdem ist bis jetzt die Berechnung des Kreatinins aus dem Jod¬ 
kreatinin noch nicht möglich. 

Dagegen entspricht eine andere Methode der Kreatininbestimmung allen 
Anforderungen. Sie beruht auf der Eigenschaft des schwefelsauren Kreatinins, 
schwer in Wasser und verdünntem Alkohol sich zu lösen und sich durch Baryt 
zerlegen zu lassen. Man mischt Ham mit der gleichen Menge absoluten Alko¬ 
hols, fügt verdünnte (1:9) Schwefelsäure hinzu, und zwar ca. 10—12 Tropfen 
auf 80 ccm Ham, fügt weiter so lange noch eine Mischung von Alkohol und 
Spiritus aethereus hinzu, als sich (ev. unter Zusatz einiger weiterer Tropfen 
Schwefelsäure) noch ein Niederschlag bildet. Um nicht zu viel Flüssigkeit zu 
verbrauchen, kann man zunächst einmal filtrieren, das Filtrat eindampfen und 
dann, falls im Filtrat sich noch Kreatinin nachweisen läßt (mit Pikrinsäure und 
Natronlauge, Rotfarbung, event. erst bei gelindem Erwärmen!), weiter Alkohol 
mit Spiritus aethereus, schließlich auch etwas Äther und noch 2—3 Tropfen 
Schwefelsäure zusetzen; das Filtrieren wiederholt man eventuell mehrmals, stets 
aber durch das gleiche Filter. Auf dem Filter wäscht man durch wiederholtes 
Aufgießen von Alkohol mit Spiritus aethereus sorgfältig jede Spur freie H 2 S0 4 
aus, und löst dann den Niederschlag in Wasser, das man mehrmals aufgießt. 
Die Lösung teilt man in 2—3 Teile, um in mehreren Kontrollbestimmungen 
die Titrierung mit verdünntem Barytwasser vorzunehmen, dessen Barytgehalt mit 


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Referate. 


einer Normalschwefelsäure festgestellt ist. Beim Zufließen des Barytwassers zu 
der Lösung des schwefelsauren Kreatinins trat die Endreaktion, die bleibende 
Rotfärbung (Phenolphthalein), die das Auftreten von freiem Baryt anzeigt, stets 
sehr deutlich hervor. Aus der bestimmten Schwefelsäure berechnet man das 
Kreatinin, wobei ungefähr 0,396 S0 3 einer Menge von 0,604 Kreatinin ent¬ 
sprechen; ganz sicher ist diese Berechnung noch nicht. 

Noch besser als H 2 S0 4 eignet sich die Salizylsäure zur Isolierung des Krea¬ 
tinins; das salizylsaure Kreatinin ist sehr vollständig durch Äther fällbar. Man 
entfernt zunächst den Harnstoff nach Liebig mit salpetersaurem Quecksilber¬ 
oxyd, neutralisiert das Filtrat genau durch '/ioo Normalschwefelsäure; darauf Zu¬ 
satz einer abgemessenen Menge 1 °/ 0 Salizylsäure (etwa 5 ccm auf 10 ccm Ham), 
Ausschütteln mit völlig säurefreiem Äther und Titrieren der von den vereinigten 
Ätherauszügen aufgenommenen Salizylsäure mit 2°/ 0 Sodalösung. Durch Sub¬ 
traktion der so gefundenen von der zugesetzten Salizylsäure tindet man die an 
das Kreatinin gebundene. Zur Kontrolle kann man in der ausgeätherten Flüssig¬ 
keit die an Kreatinin gebundene Salizylsäure durch Titrieren mit verdünnten Baryt¬ 
wasser bestimmen. Das salizylsaure Kreatinin enthält ca. 78 °/ 0 Kreatinin und 
22% Salizylsäure. M. Kaufmann . 

280) Kaufmann, Max. (Halle a. d. S.) Zur Pathologie der Epilepsie. 

(Münch, med. Wschr., Nov. 1908, Nr. 45.) 

Verfasser fand bei Epileptikern teils eine Beschleunigung, teils eine Verlang¬ 
samung der Blutgerinnung, auch zuweilen eine bedeutende Vermehrung des 
Fibrins und des Calciumgehaltes des Blutes. Bei Paralytikern fand er im An¬ 
fall wiederholt eine fast augenblickliche Gerinnung des Blutes. — Suchen nach 
Cholin in einer großen Menge von Lumbalflüssigkeit ließ kein solches auftinden. 

— Bei Stoffwechsel versuchen fand Verfasser zeitweise eine Azidosis, eine Ver¬ 
mehrung von NH S , sowohl vor als nach den Antällen. Eine wiederholte Unter¬ 
suchung auf Paramilchsäure hat nie theoretische Werte von Kristallwasser er¬ 
geben, es scheint bei der Isolierung der Säure noch eine Menge von anderen 
Substanzen, besonders flüchtigen Fettsäuren mit isoliert zu werden; aber auch 
vor dem Anfall fand Verfasser ganz erhebliche Zahlen von Zinksalz. Die als 
Barytsalz bestimmten Fettsäuren haben allerdings nur kleinere Werte (nur bis 
zu 0,1 in der Tagesmenge) ergeben. Im Blute fand sich der Ammoniakstickstoff 
sowie die flüchtigen Fettsäuren vermehrt, wobei letzteres wohl das primäre ist. 
In einem Fall gelang es, auf 100 ccm Blut 4 cg karbaminsaures Calcium zu iso¬ 
lieren. — Während das Verhältnis P 2 0 6 :N im Harn normal 12,5:100 beträgt, 
kann es bei Epilepsie sehr wechseln (so in einem Falle vor dem Anfall 58,0:100, 
nach dem Anfall 29:100); in manchen Fällen sinkt die P 2 0 5 (so auf 3,11:100). 
In einem Falle waren die Ca- und Mg-Zahlen entsprechend der P 2 O ö vermehrt. 

— Verfasser fand wiederholt den A des Blutserums stark erniedrigt, auch eine 
leichte Vermehrung des Filtrat-N. Hie und da findet sich geringe Azetonurie; 
auch die Vermehrung von flüchtigen Fettsäuren weist auf eine Störung des 
Kohlehydratstoffwechsels hin. Der RQ schwankt sehr; die Nüchtern werte sind 
z. T. sehr hoch (1,25, 1,31), z. T. sehr niedrig (0,6); 3 Stunden nach Nahrungs¬ 
aufnahme (Traubenzucker, Milch, Reis) betrug er an verschiedenen Tagen 0,601, 
0,792, 0,698. — Der Gasstoffwechsel ist zuweilen vermindert (Nüchternwerte von 
3,16 ccm O und 2,24 ccm C0 2 , 2,53 ccm O und 2,03 ccm C0 2 , 2,98 O und 
2,4 C0 2 pro Minute und Kilogramm); die gefundenen Azetonmengen sind nicht 
groß (30—60 mg pro die, einmal 568 mg); man könnte dabei an eine nervöse 
Störung der Glykogendeponierung in der Leber denken. — Auffallend häufig 
findet sich eine Vermehrung des Neutral-S; auch die Hamstoffsynthese ist öfter 
gestört. — Das N-Gleichgewicht ist verhältnismäßig wenig gestört. (Die vielen 
Einzelheiten des Aufsatzes erfordern Studium des Originales.) M. Kaufmann . 

281) Jochmann u. Baetzner, Wilh. Über die Einwirkung von tryptischen 
Fermentlösungen auf örtliche chirurgische Tuberkulose und über die Antifer¬ 
mentbehandlung eitriger Prozesse. Aus der Chirurg. Universitätsklinik u. der 
Infektionsabt. des Rudolf-Virchow-Krankenh. zu Berlin. (Münch, med. Wschr. 
Dez. 1908, Nr. 48.) 


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Die Behandlung von tuberkulösen Eiterungen mit reinen Leukocytenferment- 
lösungen knüpft insofern an Bekanntes an, indem auch die alte Jodoformglyzerin¬ 
behandlung nichts anderes beabsichtigt, als die polynukleären Leukocyten, die 
Fermentträger, heranzulocken. Zweckmäßig ersetzt man die eigentlichen Leuko- 
cytenfermentlösun^en durch das viel leichter im Handel erhältliche Trypsin, das 
sich in seiner Wirksamkeit fast völlig gleich dem Leukocytenferment verhält. 
Verfasser verwendeten ein Kahlbau m sch es Präparat in lproz. physiolog. ClNa- 
Lösung. Gefahr der Schädigung umliegenden normalen Gewebes durch das 
Ferment ist nicht zu befürchten. — Demgegenüber erscheint die Behandlung 
lung heißer Eiterungen mit antifermenthaltigen Flüssigkeiten (Hydrozele-Aszites¬ 
flüssigkeit) paradox. Aber bei heißen Eiterungen produziert der Körper nach 
dem bekannten Weigertschen Gesetz die Abwehrprodukte, die polynukleären 
Leukocyten im Übermaß; es entsteht zu viel Leukocytenferment, das sowohl 
örtlich die Gewebe schädigt als auch Schädigungen allgemeiner Natur, Fieber 
und toxische Zustände, hervorruft. Die antifermenthaltigen Flüssigkeiten binden 
dieses im Übermaß erzeugte Ferment. — Die folgenden rein klinisch-thera¬ 
peutischen Darlegungen gehören nicht hierher und sind im Original nachzulesen. 
(Vgl. auch die Arbeit von Kolaczek, Neueren Heilbestrebungen in der Be¬ 
handlung eitriger Prozesse, Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 51.) 

M. Kaufmann. 

282) Molon, C. u. Tanfani, G. Emolisine arteficiali ed ematopoiesi. (Künst¬ 
liche Hämolysine und Hämatopoiese.) Aus dem Instit. di Patol. spec. med. zu 
Padua. (Gazz. degli osped., Sept. 1908, Nr. 107.) 

Die Verfasser bestätigen die Befunde von Carnot und Deflandre, daß 
Blut eines durch Aderlaß anämisch gemachten Tieres, einem andern Tier sub¬ 
kutan oder intravenös injiziert, bei letzterem eine intensive Hyperglobulie er¬ 
zeugt. Ihre Versuche zur Erklärung der Natur dieser »Hämapoietine« ergeben, 
daß das erste Aderlaßblut eines Tieres weit weniger Hämolysine enthält, als 
das Blut, das 24 Stunden später durch Entbluten gewonnen wird. Die die 
blutbildenden Organe reizende Substanz wird wahrscheinlich durch das Hämo¬ 
lysin dargestellt. M . Kaufmann . 

283) Strauß, Eduard. Notiz zum Nachweis des Urobilins im Ham. Aus 
der med. Klinik des städt. Krkhs. zu Frankfurt a. M. (Münch, med. Wschr., 
Dez. 1908, Nr. 49.) 

Verfasser beschreibt eine Modifikation der von Schlesinger (D. med. 
Wschr. 1903, Nr. 32) angegebenen Methode: Man säuert den Ham mit einigen 
ccm Essigsäure an, fallt mit 10°/ 0 Bleizuckerlösung (etwa */ 4 des angewandten 
Hamvolumens), filtriert und schüttelt das hellgelbe Filtrat stark mit Amylalkohol 
aus: Das Extraktionsmittel nimmt leicht alles Urobilin auf und zeigt gelbe bis 
tieforange Färbung. Es gibt auf Zusatz von alkoholischem Chlorzinkammoniak 
eine schöne Fluoreszenz und zeigt das für Urobilinlösungen charakteristische 
Spektrum (Absorptionsband zwischen b und F). M. Kaufmann. 

284) Cohnheim, Otto u. Dreyfuß, Georges L. Zur Physiologie und Patho¬ 
logie der Magenverdauung. Aus dem physiol. Inst. u. der med. Klinik zu 
Heidelberg. (Münch, med. Wschr., Dez. 1908, Nr. 48.) 

Die Einzelheiten der an Fistelhunden gemachten Beobachtungen über Motili¬ 
tät und Sekretion des Magens nach Probefrühstück und Probemahlzeit sind im 
Original nachzulesen, da sie sich einem kurzen Referat entziehen. Als ganz be¬ 
sonders wichtig aber ergab sich, daß man vom Darm aus starke und ganz 
typische Störungen der Motilität und Sekretion des Magens hervorrufen kann. 
Im Gegensatz zu der Unempfindlichkeit der Magenschleimhaut gegen recht rohe 
Eingriffe genügt die Einführung zu konzentrierter Salzlösung in den Darm, um 
die Magenverdauung charakteristisch zu verändern. Einspritzungen von MgS0 4 
in den Dünndarm bewirkte Verlangsamung der Magenentleerung um Stunden, 
Vermehrung des Inhalts, Hyperazidität, Nausea, Übelbefinden. Nach Einspritzung 
von CINa in den Darm blieb die Probemahlzeit 2 */ 2 Stunden unverändert im 
Magen liegen; als die Entleerung begann, war die erste Portion kaum sauerund 


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Referate. 


kaum angedaut; es konnte demnach auch keine nennenswerte Sekretion des Magens 
stattgehabt haben. Man sieht also, daß scheinbare Magenaffektionen vom Dünn¬ 
darm aus ausgelöst werden können. M. Kaufmann . 

285) Bucalossi, A. II sangue nelT infezione tifosa, con speciale studio 
intomo al comportarsi dei leucociti polimorfo-neutroflli considerati secondo lo 
Schema dell' Ameth. (Das Blut beim Typhus, mit besonderer Berücksichtigung 
der Untersuchung nach Ameth.) Aus den Spedali riuniti di San Miniato. (fl 
Policlin., Sez. med., Juni-Juli 1908, Nr. 6/7.) 

Bucalossi stellte in 32 Typhusfällen fortlaufende Blutuntersuchungen an. 
Hämoglobin- und Erythrozytenmenge gehen natürlich während der Krankheit 
herab, erstere etwas mehr als letztere. Die Leukozytenzahl schwankte zwischen 
2500 und 4000; am niedrigsten war sie in der 3.—4. Woche; die Verminderung 
betraf im wesentlichen die polynukleären Formen, während die Lymphozyten 
prozentual vermehrt waren. Die Eosinophilen verschwinden während der Krank¬ 
heit gewöhnlich, um gegen das Ende der Fieberperiode wiederzukommen. 
Jodophile Reaktion ist selten; wenn sie vorhanden ist, tritt sie in der diffusen 
Form Kaminers auf. Ebenso ist albuminoide Degeneration selten; fettige 
Degeneration kommt bei 10—15 °/ 0 der Leukozyten vor. Die Untersuchung nach 
Arneth ergibt eine starke Verschiebung des Blutbildes nach links, d. h. ein 
Überwiegen der wenig geteilten Kerne; dieses Verhalten zeigt sich schon in 
den ersten Tagen, um in der 3.—4. Woche stärker zu werden. Die Norm wird 
erst wieder sehr spät (ca. 14 Tage nach der Heilung) erreicht. 

M. Kaufmann . 

286) Arloing, Fernand. Resultats chimiques obtenus par emploi des corps 
gras chez les diabdtiques. (Soc. de Biol., Nov. 1908, Bd. 65, S. 423.) 

Die Angaben von Maignon werden bestätigt, daß bei Diabetikern die Zu¬ 
führung von Fett in Form von Sesamölemulsion den Zuckergehalt des Urins und 
die Acidose herabsetzt. Die Wirkung war besonders bei schweren Diabetes¬ 
formen frappant und erstreckt sich noch auf ein paar Monate nach der Kur. 

Funk . 

287) Gautier, A. Adrönalinurie expörimentale. (Experimentelle Adrenalin- 
urie.) (Soc. de Biol., Nov. 1908, Bd. 65, S. 472.) 

Um Adrenalin im Urin nachzuweisen, kann man sich zweier Methoden be¬ 
dienen, der Reaktion mit FeCl 3 (blau-grüne Färbung) und der mydriatischen 
Wirkung auf das isolierte Froschauge. Beide Reaktionen sind nicht für Adrenalin 
charakteristisch, da sie auch von Brenzkatechin geliefert werden. Dagegen 
läßt sich die Reaktion mit Jodtinktur zum Nachweis im Harne empfehlen (rosa 
Färbung). Verfasser injizierte Fröschen 0,008—0,0111 g Adrenalin und konnte 
mit Hilfe dieser Reaktion Adrenalin noch glatt im Urin nachweisen. Funk . 

288) Parvu. Pouvoir phagocytaire des globulus blancs et indice opsonique 
dans la leucömie myölogöne. (Phagocytäre Kraft der weißen Blutkörperchen 
und opsonischer Index bei der myelogenen Leukämie.) (Soc. de Biol., Nov. 1908, 
Bd. 65, S. 48.) 

In einem Fall von myelogener Leukämie wurde gefunden, daß viele poly¬ 
nukleären Leukocyten die Fähigkeit eingebüßt haben, Phagocytose auszuführen; 
die großen mononukleären Leukocyten ersetzen teilweise diese Wirkung. Der 
opsonische Index war in diesem Falle herabgesetzt, er wächst und fällt mit dem 
Phagocytosevermögen des Kranken. Funk . 

289) Pieraerts, J. A propos de la diagnose des pentoses par l’orzine chlor- 
hydrique. (Nachweis von Pentosen durch Orzinsalzsäure.) (Bull, de la Soc. 
chim. de France, IV. Serie, III, S. 1157.) 

Der Nachweis von Pentosen durch alkoholische Orzinlösung und HCl, wird 
durch die Gegenwart natürlich vorkommender Zucker, mit Ausnahme der Ke- 
tosen (Lävulose) nicht gestört. Diese müssen zuerst durch Vergähren entfernt 
werden. Funk . 


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Referate. 


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Klinisches. 

290) Morton, J. C. The Diagnosis of Diseases of the stomach and In¬ 
testines by the XBays. (Diagnose von Magen- und Darmleiden durch X-Strahlen.) 
(Lancet 1908 II, July 25. S. 231—233.) 

Durch die Füllung von Magen und Darm mit Luft und die Anwendung 
großer Wismutgaben, hat die Bedeutung der X-Strahlen für die Diagnose der 
Abdominalerkrankungen bedeutend zugenommen. Die Magenuntersuchung soll 
in stehender Lage vorgenommen werden. Magendilatation und Uhrglasmagen 
lassen sich nach einer Wismutmahlzeit leicht nachweisen. Ein Bild, das dem 
Uhrglasmagen sehr ähnlich sieht, kann man bei normalem Befunde bekommen, 
wenn die Mahlzeit den Magen nicht genügend ausgedehnt hat. Zur Diagnose 
der Magentumoren empfiehlt sich besonders die Magenautblähung nach einer 
Wismutmahlzeit. Der Wismut wird am besten als Karbonat gegeben, da dann 
die beobachteten Nitritvergiftungen, die beim Bismut. subnitr. Vorkommen, sicher 
vermieden werden. Die Wismutmahlzeit erreicht bei normalen Personen das 
Coecum in vier bis fünf Stunden. Zur Untersuchung des Colon soll die Mahl¬ 
zeit 28 Stunden vor der Untersuchung gegeben werden. Zu dieser Zeit hat sich 
normalerweise die Hauptmenge des Wismuts in Coecum und Colon descendens 
angesamraelt. H. Ziesche. 

291) Gray, W. M. H. Motor functions of the stomach in normal cases, 
after gastroenterostomy, as demonstrated by Roentgenrays. (Motorische Funktion 
des Magens in normalen Fällen und nach Gastroenterostomie, nach Roentgen- 
studien.) (Lancet 1908, II., July 25. S. 224—228.) 

Der Magen hat nicht die Gestalt, die man ihm gewöhnlich zuschreibt. Er 
zerfällt in zwei Abteilungen, den Cardia- und den Pylorusanteil, die durch einen 
physiologischen Sphinkter von einander getrennt werden; sie sind in hohem 
Maße von einander unabhängig. Während der Verdauung behält der Cardia- 
teil größtenteils seine Sackform, während der Pylorusteil röhenförmig ist und 
zahlreiche entlang laufende peristaltische Wellen zeigt. Um bei der Gastroen¬ 
terostomie die physiologischen Verhältnisse nach Möglichkeit zu erhalten, soll 
die Kommunikationsöffnung im Pylorusteil angelegt werden. Einige Zeit nach 
der Operation scheint entgegengesetzt der Anschauung C anno ns die Nahrung 
eher durch das laterale Stoma als durch den Pylorus zu gehen. H. Ziesche '. 

292) Tollens. Kefir als Säuglingsnahrung bei chronischen Verdauungs¬ 
störungen. Aus der städt. Krankenanstalt in Kiel. (M. M. Wschr. Nov. 1908, 
Nr. 45.) 

Zur Bereitung einwandfreien Kefirs läßt man die auf Tabletten gegossene 
Milch zunächst an einem kühlen Ort (16—18° C) 48 Stunden lang stehen. Ein 
Teil dieses Kefirs kommt dann auf 4 Teile neuer abgekochter Milch, um 
wiederum 48 Stunden zu gären, und so fort, bis Geruch und Geschmack 
tadellos sind. Man versetzt nun um Mittag 1 Teil des fertigen, 48 Stunden alten 
Kefirstammes mit 4—6 Teilen abgekochter Milch, verschließt die Flasche und 
stellt sie fort, schüttelt im Laufe des Nachmittags 3—4mal gehörig um, und hat 
am nächsten Morgen, also nach 18 Stunden trinkfertigen Kefir. 1 Teil (V ß ) da¬ 
von dient zur Herstellung des Kefirs für den nächsten Tag, der Rest ist die 
Tagesportion der Säuglinge. — Die Verdünnungen stellt Verfasser mit abge¬ 
kochter Gproz. Zuckerlösung her, und zwar morgens gleich für die ganze Tages¬ 
menge. Beim Erwärmen der einzelnen Portionen ist acht zu geben, daß nicht 
durch zu hohe Temperatur zu dicke Gerinnsel entstehen. Führt man Kindern 
mit chronischen Verdauungsstörungen die ihrem Alter entsprechende Verdünnung 
zu, so bessert sich Allgemeinzustand, Appetit, und besonders der Stuhl rasch; 
die Reaktion des letzteren pflegt rasch alkalisch zu werden. Hie und da bleibt 
der Erfolg länger aus, aber er kommt fast stets. Saure Stuhlreaktion ist für die 
Anwendung der Zuckerlösung keine Kontraindikation; bleibt sie hartnäckig, so 
kann man zur Zuckerverminderung oder zu Saccharin greifen. Muß die Kefir¬ 
mischung konzentrierter als 2 /s : 1 /3 Zucker werden, so geht man lieber zu Milch- 


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Referate. 


nahrung über. Über Verwendung des Kefirs bei akuten Verdauungsstörungen 
besitzt Verfasser keine Erfahrung. M . Kaufmann. 

293) Bruegel. Über Rumin&tio humana. Aus der med. Polikl. zu München. 
(M. M. Wschr. Nov. 1908, Nr. 46.) 

Bei einem 26jähr. Kellner besteht seit seinem 7. Lebensjahr täglich nach 
jeder Mahlzeit das Bedürfnis, die genossenen Speisen etwa 10—30 Minuten nach 
ihrer Aufnahme wieder in den Mund zurückzubringen und nochmals zu kauen; 
die Rumination konnte jedoch durch den Willen verhindert und jederzeit abge¬ 
brochen werden. Der Magen enthält freie HCl, in den ruminierten Massen ist 
solche nicht nachzuweisen, wohl weil die Speisen vor dem Ruminieren den 
Mageneingang noch nicht passiert haben. Im Röntgenbild sieht man nach Speise¬ 
aufnahme eine spindelförmige Erweiterung der Speiseröhre dicht über dem 
Zwerchfell, die immer größer wird; plötzlich treten durch Kontraktion der 
Oesophagusmuskulatur die Speisen in den Magen über, wodurch die Erweiterung 
verschwindet. Es handelt sich also hier um einen Fall von erworbenem Mery- 
zismus, verbunden mit spastischem Verschluß (?) am Hiatus oesophageus. 

M. Kaufmann . 

294) Pari, G. A. (Padua). Per la patogenesi delT albuminuria ortostatica. 

(Zur Pathogenese der orthostatischen Albuminurie.) Aus der 1. med. Klinik zu 
Wien. (Gazz. degli osped. Sept. 1908, Nr. 113.) 

Pari berichtet über Befunde bei 3 Orthostatikem, die beweisen, daß man 
bei dem Suchen nach der Pathogenese der orthotischen Albuminurie nicht 
schematisch Vorgehen darf. Lordotische Haltung der Wirbelsäule bewirkte in 
einem Falle Albuminurie nur im Stehen, in den beiden andern überhaupt nicht. 
Zwei der Patienten zeigten entgegen den Berichten Edels in aufrechter Haltung 
eine Steigerung des Blutdrucks. Bei diesen 2 Fällen waren offenbar vaso¬ 
motorische Vorgänge pathogenetisch im Spiel; doch ist nicht anzunehmen, daß 
dies allgemein der Fall ist. M . Kaufmann . 

295) Mc.Carrison. Observations on endemic cretinism in the Chitral and 
Gilgil valleys. (Endemischer Kretinismus in den Tälern von Chikal und Gilgil, 
Indien.) (Lancet 1908II, Okt. 31, S. 1275—1280.) 

Der Grad, in dem Kretinismus mit dem Kropf zusammen auftritt, ist ab¬ 
hängig von dem Alter der Endemie und wechselt mit der Zahl, in der die 
Krankheit bei Erwachsenen auftritt. Kretinismus ist selten, wenn überhaupt je, 
die Folge des Kropfes. Der Kropf ist oder scheint zu sein eine Folgeerschei¬ 
nung, aber nicht die Ursache der Krankheit. Mangelnde Funktion der Schild¬ 
drüse bei der Mutter ist die Hauptursache des Kretinismus. Er ist verursacht 
durch toxische Agentien, die besonders bei endemischem Kropfe auf den Foetus 
einwirken. Der Defekt der Thyreoidea ist kongenital, kann aber unbemerkt 
bleiben. Beim Kretinismus fehlt der ganze Mechanismus der Schilddrüse wie 
auch der Glandulae parathyreoideae. H . Ziesche. 

296) Parsons, C. Allan. A case of quinine poisoning. (Chininvergiftung.) 
(Lancet 1908II, S. 1443.) 

Fall von Idiosynkrasie gegen Chinin, bei dem schon sehr kleine Dosen all¬ 
gemeine Vergiftungserscheinungen mit Hauteruptionen und schweren Erschei¬ 
nungen von Herzschwäche hervorrufen. H . Ziesche . 

297) Evans, W. B. Seven cases of poisoning by cheese. (7 Fälle von 
Käsevergiftung.) (Lancet 1908II, S. 1443.) 

Kasuistische Mitteilungen. Alle Erkrankten waren unter 17 Jahr alt; die 
Erwachsenen blieben verschont. Die jüngsten Kranken zeigten die schwersten 
Erscheinungen. Die Ursache ist wohl Tyrotoxin, ein in frischem Käse vor¬ 
kommendes Ptomain. H. Ziesche . 

298) Whitting, J. Arthur. Angioneurotic oedema as a familial cause of 
sudden death. (Angioneurotisches Oedem). (Lancet 1908II, Nov. 7, S. 1356—1359.) 

Zusammenfassende klinische Vorlesung. H. Ziesche . 


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Referate. 


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299) Averey, Stanley J. Gantharides poisoning. (Cantharidenvergiftung.) 
(Lancet 1908II, Oct. 10, S. 1100.) 

Kasuistische Mitteilung; merkwürdiger Verlauf. Die Zeit bis zum Einsetzen 
der Erscheinungen betrug 12 Stunden. Weder von seiten des Gastrointestinal- 
traktus noch der Geschlechtssphäre waren Erscheinungen vorhanden. H. Ziesche. 

300) Dessauer, Friedr. (Aschaffenburg) u. Krüger, M. (Halle). Die Nach¬ 
behandlung operierter Karzinome mit homogener Bestrahlung. Aus der Hallenser 
Universitäts-Frauenklinik: Geheimrat J. Veit. (Berl. kl. Woch., März 1908, 
Nr. 11.) 

Die homogene Röntgenbestrahlung wird erreicht: durch möglichst weiten 
Abstand der Röhren vom Objekt; durch Einschaltung mehrerer Röhren; durch 
Abfiltration der gewöhnlich benutzten, weichen, chemisch wirksamen Strahlen, 
und durch Benutzung stark penetrierender (harter) Strahlen. Dadurch wird eine 
Reaktion in der Tiefe erreicht. Beim malignen Tumor muß zunächst alles Er¬ 
reichbare mit dem Messer entfernt werden. Zur Vermeidung von Rezidiven 
Nachbehandlung mit homogenen Strahlen, durch die eine radikale Heilung er¬ 
hofft wird. K. Bornstein . 

301) Ebner, Ad. (Königsberg i. P.). Traumatische Appendizitis. Aus der 
Privatklinik des Herrn Prof. Dr. Lex er. (Berl. kl. Woch., März 1908, Nr. 9.) 

Unfall-Gutachten: »1. Der zeitliche Zusammenhang des Leidens bei dem 
Pat. H. mit dem vorausgegangenen Unfall ist durch das sofortige Eintreten der 
Beschwerden unmittelbar nach dem Unfall einwandsfrei erwiesen. 2. Daß dieses 
Leiden in einer Blinddarmentzündung (Periappendicitis) bestanden hat, ist gleich¬ 
falls durch den Befund der nachfolgenden Operation einwandsfrei bewiesen. 
3. Das Fehlen jeglicher, auch der geringsten vorausgegangenen Beschwerden und 
Verdauungsstörungen bei dem Patienten spricht gegen das Vorhandensein einer 
entzündlichen Veränderung am Wurmfortsatz vor dem Unfall. 4. Das Vorhandensein 
eines Kotsteines im Wurmfortsatz ist nach der Anschauung der weitaus über¬ 
wiegenden Mehrzahl der Autoren nicht als Beweis einer vorausgegangenen ent¬ 
zündlichen Veränderung des Wurmfortsatzes zu betrachten und braucht eben¬ 
sowenig ohne entsprechende Gelegenheitsursache eine nachfolgende Entzündung 
des Wurmfortsatzes zu bedingen. 5. Die Möglichkeit der schädigenden Einwirkung 
einer stumpfen Bauchverletzung auf den einen Kotstein enthaltenden Wurmfortsatz 
als Gelegenheitsursache im Sinne einer nachfolgenden Entzündung wird von der 
Mehrzahl der Autoren ohne weiteres zugegeben und durch meine obigen Aus¬ 
führungen näher begründet. 6. Es erscheint demnach die Schlußfolgerung be¬ 
rechtigt, wenn ich mich mit der heute herrschenden wissenschaftlichen An¬ 
schauung in Einklang befinde, wenn ich in dem Falle H. den Unfall als die 
Gelegenheitsursache bezeichne, auf welche die Entstehung der nachfolgenden 
Wurmfortsatzentzündung des Patienten zurückgeführt werden muß.« 

K. Bortistein. 

302) Lehndorff, H. u. Zak, E. (Wien). Zur Frage der myeloiden Leukämie. 
(Berl. kl. Woch., März 1908, Nr. 9.) 

Beobachtung eines Falles von »myeloider Leukämie im Greisenalter mit eigen¬ 
artigen histologischen Befunden«. Das Mark der Röhrenknochen war in ein äußerst 
zellarmes, fibröses Gewebe umgewandelt worden, das kaum mehr Spuren von 
spezifischem Markgewebe enthielt, während die Milz hochgradige myeloide Um¬ 
wandlung zeigt. Die myeloide Leukämie ist also eine Systemerkrankung, eine 
Hyperplasie des ubiquitären lymphatisch-hämatopoetischen Gewebssystems; die 
Beteiligung des Knochenmarks ist nur eine gleichwertige Teilerscheinung der 
allgemeinen myeloiden Wucherung. K. Bornstein . 

303) Lewandowski, A. (Berlin). Hyperämie in der Therapie innerer Krank¬ 
heiten. (Berl. kl. Woch., März 1908, Nr. 10.) 

Die Hyperämie als Heilprinzip erstreckt sich qicht nur auf die äußeren und 
entzündlichen Erkrankungen, bei denen sie bisher vorzugsweise zur Anwendung 
gelangt ist, sondern in gleicher Weise auch auf eine große Reihe von sogenannten 
inneren Krankheiten. An der Unterscheidung zwischen aktiver (arterieller) und 


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Referate. 


passiver (venöser) Hyperämie ist zweckmäßig festzuhalten. Für die inneren 
Fälle empfiehlt sich mehr die aktive (akute) Hyperämie, ausnahmsweise auch die 
passive. — Die heiße Luft stellt zurzeit das beste Mittel zur Erzielung aktiver 
Hyperämie dar, doch ist das heiße Wasser ein ebenso bequemes und handliches 
Mittel, und zwar in Form von lokalen heißen Bädern. Temperatur und Dauer 
sind zu individualisieren. Die Schweißabsonderung stellt einen erwünschten Teil 
der Heilwirkung dar. Sämtliche heiße Applikationen entfalten eine örtliche 
schmerzstillende, bakterienabschwächende, resorbierende, auflösende und er¬ 
nährende Wirkung. Sie wirken auch außerordentlich auf die Zirkulationsver¬ 
hältnisse und daher wichtig für die Allgemeinbehandlung. Sie sind indiziert bei 
Erkrankungen des Herzens, der Lungen, der Haut, der Verdauung, der vaso¬ 
motorischen und trophischen Nerven und des Stoffwechsels (Blutarmut, Fettsucht, 
Gicht, Diabetes). K. Bornstein . 

304) Weintraud, Prof. Dr. W. (Wiesbaden.) „Über orthotische Albumin¬ 
urie". (Zeitschrift für ärztliche Fortbildung, fünfter Jahrgang, Nr. 13, 1908.) 

Fälle von intermittierender oder zyklischer Albuminurie sind seit langer Zeit 
bekannt; erst in neuerer Zeit hat man aber eingehend die Bedingungen analy¬ 
siert, unter denen bei diesen Kranken die Eiweißausscheidung im Urin zustande 
kommt. 

Zunächst drängt sich der Eindruck auf, daß es die Körperstellung ist, die 
den Ausschlag gibt. Bei senkrechter Stellung des Körpers scheidet die Niere 
eiweißhaltigen Urin aus, bei horizontaler eiweißfreien. 

Man hat daher seit einiger Zeit diese Fälle von intermittierender Albumin¬ 
urie als orthostatische oder (nach Heubner) als orthotische bezeichnet. 

Ganz so einfach aber liegt die Sache doöh nicht. Die Körperhaltung, ob 
senkrecht oder wagerecht, ist nicht allein ausschlaggebend. Es bedarf zum Zu¬ 
standekommen der Albuminurie, daß bestimmte Muskelgruppen (der Lumbal¬ 
muskulatur?) dauernd angespannt sind. Noch ein anderes Moment wirkt im 
Sinne der Unterdrückung der Albuminurie, das ist die Speiseaufnahme. 

Dadurch, daß somit eine ganze Anzahl der Bedingungen festgestellt sind, 
unter denen eiweißhaltiger Urin bei solchen Kranken auftritt, ist für die Patho¬ 
genese der Albuminurie an sich noch keine Erklärung gewonnen. Dagegen 
finden sich dafür einige Fingerzeige, wenn wir nicht nur auf das Auftreten von 
Eiweiß, sondern auch auf andere Veränderungen in dem Urin der Orthostatiker 
fahnden. 

Tatsächlich sind solche vorhanden. Die Bedingungen, die beim Orthosta¬ 
tiker zur Eiweißausscheidung führen, verursachen nämlich gleichzeitig 

1. daß die Hammenge vermindert ist, 

2. daß die Chlorausscheidung kleiner wird, 

3. daß der Urin stärker sauer reagiert. 

Daraus ergeben sich Gesichtspunkte für die Erklärung der Pathogenese der 
orthotischen Albuminurie. 

In der Tat spricht alles dafür, daß es sich dabei um eine funktionelle Stö¬ 
rung im vaskulären System der Niere handelt. Die verminderte Hammenge, 
die im Verhältnis zur Beeinträchtigung der Gesamtkonzentration stärkere Ver¬ 
minderung der Chlorausscheidung, die stärkere Azidität des Harns, alles deutet 
darauf hin, daß eine Stömng der Glomerulusfunktion eingetreten ist, deren nor¬ 
maler Ablauf von der arteriellen Blutzufuhr direkt abhängig ist. In mancher 
Beziehung gleicht die geschilderte Veränderung des Harns geradezu derjenigen, 
wie sie bei der experimentellen Abklemmung der Nierenarterie beobachtet wird. 

So ist der Schluß geradezu zwingend, daß die mechanischen Prozeduren, 
die beim Orthostatiker zur Albuminurie führen, an irgend einer Stelle die arte¬ 
rielle Zirkulation in den Nieren beeinträchtigen. Man wird dabei aber eher an 
die Glomerulischlingen als an die großen Aeste der Nierenarterien zu denken 
haben. 

Wenn dies zutrifft, so mußte auch eine Probe auf das Exempel stimmen, 
die sich auf den experimentell erbrachten Nachweis aufbaut, daß die Wirkung 
der hervorragenden Diuretika aus der Puringruppe auf einer Steigerung des 


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arteriellen Zuflusses zu den Nieren beruht. Tatsächlich sind die Veränderungen 
des Urins bei der Theocin-Diurese genau die entgegengesetzten, wie bei der 
orthotischen Albuminurie und Oligurie: die Harnmenge ist vermehrt, die Aus¬ 
scheidung der Elektrolyte (Chlor) ist vermehrt, die Azidität des Harns vermindert. 

Eis war also zu prüfen, wie dieser Antagonismus zwischen der TheocinWir¬ 
kung und zwischen den Einflüssen, die beim Orthotiker zur Albuminurie führen, 
hier zum Ausdruck kommt. Da zeigte sich nun in den Versuchen, daß die 
Theocin-Diurese, die während des Liegens der Patienten überaus stark auftritt, 
auch im Stehen nicht fehlt Oft ist aber die durch das Theocin hervorgerufene 
Hamvermehrung in der Liegeperiode relativ sehr viel bedeutender. Das Diure¬ 
tikum vermag also in der angewandten Dosis (0,2—0,4 g) die Einflüsse, die die 
Nierensekretion des Orthostatikers im Stehen beherrschen, nicht vollkommen zu 
paralysieren, sondern höchstens abzuschwächen. Daß sie ihnen aber tatsächlich 
entgegenwirkt, kommt darin zum Ausdruck, daß die Eiweißausscheidung im 
Urin während der Theocinwirkung unter denselben Bedingungen, die sonst starke 
Albuminurie hervortreten lassen, ausblieb oder nur sehr gering war. Es war 
nicht allein der prozentuale Eiweißgehalt, was ja bei der größeren Harnabson¬ 
derung nichts bedeuten würde, sondern auch die ausgeschiedene absolute Eiwei߬ 
menge in der Stehperiode vermindert. 

Diese Beobachtung enthält einen Hinweis, wie man sich das Zustandekommen 
der Albuminurie beim Orthostatiker zu erklären hat. Unter der Verschlechterung 
der Blutzirkulation in den Nieren, wie sie beim Stehen eintritt, leiden die zelligen 
Elemente des Organs in dem Umfange, daß sie jetzt ein eiweißhaltiges Sekret 
absondern. 

Man wird sich vorstellen müssen, daß auf diejenigen Teile des Zentralnerven¬ 
system s, welche der vasomotorischen Innervation der Nieren vorstehen, durch 
bestimmte Einflüsse, wie z. B. durch die Anspannung einzelner Muskelgruppen 
beim Stehen, ein Reiz ausgeübt wird, der zu einer Kontraktion der Nierengefaße 
und dadurch zu einer Behinderung des arteriellen Blutzuflusses führt. Es kommen 
dafür diejenigen Rückenmarkssegmente am meisten in Betracht, von denen das 
sympathische Nervengeflecht der Niere versorgt wird. Danach würde es sich bei 
dem Symptomenkomplex der orthotischen Oligurie um einen reflektorisch aus¬ 
gelösten Gefäßkrampf handeln, der, sei es infolge der stärkeren Intensität, sei es 
infolge individueller Schwäche der Nierenendothelien sekundär zur Albuminurie 
fuhrt. 

Der eiweißhaltige Urin ist dadurch ausgezeichnet, daß er mit verdünnter 
Essigsäure schon in der Kälte eine Fällung gibt. Die Behauptung, daß der Urin 
bei der echten orthotischen Albuminurie nie Zylinder enthält, ist nicht mehr 
aufrecht zu halten. Sind Zylinder und namentlich Zellzylinder vorhanden, so 
besteht immer Verdacht auf das Bestehen einer eigentlichen Nephritis. 

Die Erfahrung zuverlässiger Autoren, die bei Orthotikem die Albuminurie 
jahrzehntelang beobachtet haben, beweist, daß sie ohne Schaden für die Gesund¬ 
heit verläuft. Dementsprechend besteht kein Grund, Patienten mit dieser Form 
der Albuminurie in der gleichen Weise wie solche mit chronischer Nephritis 
einem strengen Regime zu unterwerfen, im Gegenteil muß hier eine kräftige 
Ernährung und systematische Muskelaktion der Albuminurie entgegenwirken. 

Schittenhelnt. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

805) Lamkin, F, J. Further notes on the treatment of Syphilis by aryl- 
arsonates. (Behandlung der Syphilis mit Arsenpräparaten). (Lancet 190811, 
Dez. 5, S. 1656.) 

Zur Behandlung wurden zwei Präparate verwandt: Paraaminophenylarseniat 
— C 6 H 4 NH a AsO (OH) (O Na) 5 H,0 — und das Arsazetin — (C^NHCHsCO) 
AsOOHONa. — In den 21 Fällen, über die berichtet wird, wurden gute Erfolge 
erzielt. Vergiftungen traten nicht auf. (Es ist jedoch in anderen Fällen zu 
schwersten Intoxikationen gekommen. Ref.) H. Ziesche. 


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Referate. 


306) Maldague, L. Sort des toxines du staphylocoque pyogene (leucoci- 
dine et staphylolysine) et de leurs antitoxines (antUeucocidine et antista- 
phylolysine) aprös leur injection dans le sang. (Schicksal der Toxine von 
Staphylococc. pyog., [Leukocidin und Staphylolysin] und ihrer Antitoxine [Anti- 
leukocidin und Antistaphylolysin] nach Einspritzung in das Blut.) Bakt. Inst. 
Löwen. (Arch. intemat. de Pharmarcod. et de Ther., November 1908, Bd. 18, 
Heft 5—6, S. 409-489.) 

Nach den Angaben von Denys (vgl. Neisser und Wechsberg: Über 
das Staphylotoxin, Zeitschrift f. Hyg, 1901) besteht das Virus von Staphylococc. 
pyog. zum mindesten aus 2 Toxinen, die er als Leukocidin und Staphylolysin 
bezeichnet Die umfangreiche Arbeit von Maldague, einem Schüler von 
Denys, beschäftigt sich zu einem großen Teil damit, neue Beweise dafür zu 
erbringen, daß diese beiden Toxine sowie ihre Antitoxine voneinander ver¬ 
schiedene Körper sind und geht erst dann auf ihr eigentliches Thema ein. 
Leukocidin und Staphylolysin sind nach seinen Untersuchungen zwar zwei ver¬ 
schiedene Toxine, jedoch kommt ihnen eine absolute Spezifität insofern nicht 
zu, als sie sich auch in anderen Zellen verankern können, als in denen, bei 
welchen sie besonders ihre toxische Wirkung erweisen. Bei Immunisierung von 
Kaninchen konnte Maldague auch die entsprechenden Antikörper, Antileuko- 
cidin und Antistaphylolysin, im Serum der Tiere nachweisen. Nach Einspritzung 
in die Blutbahn von Kaninchen sind die genannten Toxine sehr schnell aus dem 
Blut verschwunden, was vorzugsweise auf eine starke Einwirkung verschiedener 
Körperorgane und nur zum Teil auf die Tätigkeit der Blutkörperchen zurück¬ 
geführt wird. Den Myelocyten kommt außer einer baktericiden auch eine anti¬ 
toxische Wirkung zu. Die eingespritzten Antikörper verweilen längere Zeit im 
Blut. Fr. Franz . 

307) Allen, R. W. The common cold; its pathology and treatment. 
(Schnupfen, Pathologie und Behandlung.) (Lancet, 5. Dezember 1908, Bd. II, 
S. 1654.) 

Wenigstens fünf Mikroorganismen spielen in der Ätiologie des Schnupfens 
eine Rolle: Bac. influenzae, Bac. septus, Bac. Friedländer, Micrococc. catarrhalis 
und Micrococc. paratetragenus. Die Erreger werden im Nasenpharynx gefunden. 
Herabsetzung der Widerstandskraft oder Erhöhung der Virulenz bringt sie in 
Wirksamkeit. Jeder Organismus verursacht einen besonderen Typ der Erkran¬ 
kung. Chronischer Nasenkatarrh wird fast stets vom Friedländer-Bacillus hervor¬ 
gerufen. Eustachische Röhre und Mittelohr werden leicht vom Micrococc. 
catarrhalis in Mitleidenschaft gezogen. Durch Injektion des entsprechenden 
Vaccins kann die Dauer des Schnupfens verkürzt und die Entstehung von 
Komplikationen verhindert werden. H. Ziesche. 

308) Camus, L. De l’action antivirulente des humeurs des animaux 
vaccinäs. (Immunisierende Wirkung der Körpersäfte geimpfter Tiere.) (Joum. 
de physiol. et de pathol. gener. 1908, Bd. 10, Nr. 3, S. 355—468.) 

Die virulenzvermindemde Kraft ist in den verschiedenen Körpersäften ver¬ 
schieden verteilt; manche, wie der Humor aqueus enthalten nur sehr wenig, 
andere, wie der Liquor cerebrospinalis manchmal gamichts davon, während das 
Blutserum sehr reich daran ist. 

Die bakterizide Kraft neuen Keimen gegenüber bleibt auch nach der Im 
pfung die gleiche wie vorher. H. Ziesche ’. 

309) Currie, R. J. and Mc Gregor, A. S. M. The serum treatment of cere- 
brospinalfever in the city of Glasgow fever hospital, Belvedere, between May 
1906 and May 1907. (Serumbehandlung der Cerebrospinalmeningitis.) (Lancet, 
10. Okt. 1908, Bd. II, S. 1073—1078.) 

Im ganzen wurden 105 Fälle mit Serum behandelt und zwar wurden die 
Präparate von Wassermann, Ruppel, Kolle und Borroughs, Wellcome 
and Co. angewandt. Die Anwendung war subkutan und intraspinal. Die Menge 
des verwandten Serums schwankte von 25—725 ccm. 

Es wurden Erfolge beobachtet, die für die Serumbehandlung sprachen. Die 
Zahl der Kranken, die den 10. Tag überlebten, war bei den Behandelten größer; 


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auch ihre spätere Mortalität ist geringer. Wichtig ist die frühzeitige Anwendung 
des Serums. H. Ziesche \ 

310) Weber, Arthur. Über den Nachweis von Typhusbazillen im gallen¬ 
haltigen Mageninhalt. Aus der med. Klinik in Gießen. (Münch, med. Woch., 
Nov. 1908, Nr. 47.) 

Nach Darreichung des Volhardschen Ölfrühsttickes (zur Pankreasfunktions¬ 
prüfung) gelang es, in der nach Ausheberung sich oben bildenden ölschicht bei 
zwei Typhusbazillenträgem Typhusbazillen mehrfach nachzuweisen, ebenso in 
einem weiteren Fall Paratyphusbazillen. Die Bazillen traten hier stets in großer 
Menge auf, während sie im Kote nur sehr spärlich waren; sie ließen sich noch 
nach 2 tägigem Stehen nach weisen. Eine Beschränkung der Methode liegt darin, daß 
es nicht immer gelingt, Gallenrtickfluß in den Magen zu erzeugen. M. Kaufmann . 

311) White, S. and Mc. Compell, Eugenes F. Further studies on the 
ophthalmo tuberculine reaction in cattles. (Ophthalmoreaktion beim Rinde.) 
Ohio State University. (Journal of experimental medicine 1908, 6. Sept. Bd. 10, 
Nr. 5, S. 594—607.) 

1. Die Ophthalmoreaktion bei Kälbern hat einen bedingten diagnostischen 
Wert. Am wichtigsten sind die Ergebnisse der ersten Instillation. Wiederholte 
Eintröpfelungen können auch bei gesunden Tieren positiv ausfallen. 

2. Wiederholte Eintröpfelungen zeigen die Entwicklung einer lokalen Ana¬ 
phylaxie (Allergie). 

3. Deshalb ist auch nur die erste Probe wertvoll. 

4. Bei schnell aufeinander häufig wiederholten Instillationen kommt es zu 
einer lokalen Immunität. 

5. Der Ausfall der primären Reaktion steht in direktem Verhältnis zur Aus¬ 
dehnung der tuberkulösen Prozesse im Tiere. 

6. Die Ophthalmoreaktion scheint feiner zu sein, als die subkutane. H. Ziesche \ 

312) Moses, S. Über die Wirkung von Tuberkelbazillen verschiedener 
Typen auf Würmer, Schnecken und Kaulquappen. Aus dem Hyg. Inst, zu 
Freiburg i. Br. (Inaug.-Dissert. Freiburg i. B. 1908, 29. S.) 

Es besteht ein deutlicher Unterschied in der Wirkung von Tuberkelbazillen 
des Typus humanus und des Typus ranarum auf den Organismus von Würmern, 
Schnecken und Kaulquappen. Die Froschtuberkulose führt bei direkter Ein¬ 
impfung in den Körper der Versuchstiere bei reichlicher Bazillenvermehrung in 
kurzer Zeit zum Tode. Bei Aufnahme per os ist die Wirkung des Kaltblüter¬ 
tuberkelbacillus eine weniger rasche und weniger sichere. Menschliche Tuberku¬ 
lose führt bei keinem der Versuchstiere weder bei Einimpfung noch bei natürlicher 
Infektion sichtbare Veränderungen im Tierkörper oder auch den Tod herbei. 
Froschtuberkulosefütterung bedingt bei Regenwürmem dann den Tod der Tiere, 
wenn abnorme Bakterien Verhältnisse im Darmkanal gegeben waren, während 
Schnecken und Kaulquappen auch unter natürlichen Verhältnissen der In¬ 
fektion per os erlagen. Im allgemeinen ergab sich, daß die Kaltblüter gegen 
die Infektion mit Froschtuberkelbazillen umso weniger widerstandsfähig waren, 
je höher entwickelt ihr Organismus. Würmer waren resistenter als Schnecken 
und diese wiederum resistenter als Kaulquappen. Fritz Loeb . 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

313) Joachim, Georg. Über den Einfluß der Somatose auf die Sekretion 
der Brustdrüsen. (Allg. med. Central-Ztg. 1908, Nr. 48.) 

Im Verlauf der letzten 10 Jahre hat Verfasser seine Versuche nach dieser 
Richtung hin fortgesetzt. Er ist zu der Überzeugung gelangt, daß es zweck¬ 
mäßig ist, die Somatose bereits in den letzten Monaten der Schwangerschaft 
zu geben, ohne jedoch von seiner ursprünglichen Empfehlung, das Mittel auch 
während der Zeit des Stillungsgeschäftes weiter zu reichen, abzugehen. Ver¬ 
fasser beschreibt unter Verzicht auf Anführung der gesamten Kasuistik mehrere 
besonders bemerkenswerte Fälle, in denen die betreffenden Frauen bei früheren 
Geburten entweder gamicht oder nicht genügend zu stillen imstande waren, 


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Referate. 


nach einer systematisch durchgeführten Somatosekur aber unter Besserung des 
Allgemeinbefindens den Säugling viele Monate hindurch vollkommen zu ernähren 
vermochten, z. T. sogar soviel Nahrung in den Brüsten hatten, daß sie noch 
einen zweiten Sprößling hätten sattmachen können. So ist nach seiner Ansicht 
die Verwendung der Somatose nicht nur bei Kranken und Rekonvaleszenten, 
sondern infolge ihrer Einwirkung auf die Milchabsonderung noch viel mehr bei 
Schwangeren und Wöchnerinnen ein großer Gewinn für die Leidenden, für die 
Mütter und für die Kinder. Schittenhelm. 

314) Fischer, Ph. u. Hoppe, J. Über Veronalnatrium. Aus der Landes- 
Heil- und Pflegeanstalt Uchtspringe. Direktor: Prof. Dr. Alt. (Therapie der 
Gegenwart 1908, Nr. 12.) 

Während das Veronal sich erst im Verhältnis von 1:145, löst, ist das 
Veronalnatrium im kalten Wasser schon im Verhältnis von 1 :5 löslich, ein 
ungeheurer Vorteil, hauptsächlich bei der rektalen und subkutanen Anwendung. 
Die vorliegenden Versuche beschäftigten sich demnach auch hauptsächlich mit 
dieser Anwendungsart. Für die rektale Anwendung schien die Wirkung in 
100 ccm lauwarmen Wassers die erfolgreichste zu sein. Bei Schlaflosigkeit und 
nächtlicher Unruhe war sie eine recht befriedigende. Auf Dosen von 0,4—0,5 
trat J /a—1 Stunde, meist s / 4 Stunden hernach ein 8—10 ständiger Schlaf ein, nach 
dem die Kranken frisch und erquickt erwachten. Das Angenehmste bei der 
rektalen Anwendung war der Umstand, daß der Magen und Verdauungsapparat 
der Kranken vollständig ausgeschaltet werden konnte. Auch bei epileptischen 
Verwirrungszuständen leistete das Veronalnatrium gute Dienste, nur mußte in 
leichteren Fällen 0,5, in schwereren 0,75—1,0 g genommen werden. Nicht in 
gleichem Maße zufriedenstellend war der Einfluß des Veronalnatriums bei dem 
das Leben oft direkt gefährdenden schweren Status epilepticus. In leichteren 
Fällen der epileptischen Daueranfälle wirkten 0,5—0,76 g Veronalnatrium etwa 
ebenso wie 2,0 g Amylen, in den schwereren Fällen standen jedoch 0,75 g 
Veronalnatrium 2—3 g Amylen sichtlich nach. Es ließ sich dabei die interes¬ 
sante Tatsache feststellen, daß etwa eine halbe Stunde nach dem Einlauf ein 
verhältnismäßig ruhiger Schlafzustand, der etwa 10—12 Stunden anhielt, ein¬ 
trat, die motorischen Reizerscheinungen (Muskelkrämpfe) aber noch 2—3 Stunden, 
wenn auch in wesentlich leichterer Form, anhielten. 

Es gibt Kranke, die so unruhig sind, daß man ihnen die Arznei per rectum 
nicht beibringen kann; dann wurde das Veronalnatrium in der Lösung 1:5 auch 
den Kranken in Dosen von 0,4, 0,5—0,7 subkutan beigebracht. Üble Neben¬ 
erscheinungen ergaben sich bei der intramuskulären Einspritzung meist in die 
Glutäen oder Brustgegend nie. Die Wirkung war aber eine noch etwas 
promptere als bei der rektalen Anwendung. Die Kranken klagten nie über 
Schmerzen und der Einfluß des Mittels machte sich selbst beim Status epilepticus 
und schwereren Verwirrungszuständen schon in etwa einer halben Stunde be¬ 
merkbar. Die vielfachen Empfehlungen des Veronals für die sogenannte Epi- 
lepsia nocturna ließen den Versuch angebracht erscheinen, es auch hierbei (per 
os, per rectum) zu versuchen. Nach Dosen von etwa 0,3 g — größere Dosen 
erscheinen bei chronischer Darreichung nicht angebracht — blieben die Anfälle 
leichterer Art weg, die schwereren jedoch mit starken motorischen Reizerschei¬ 
nungen wurden mit diesen Mengen nur wenig beeinflußt. 

Vergiftungserscheinungen wurden bei dieser — immerhin vorsichtigen — 
Anwendung des Veronalnatriums nicht beobachtet. Ausschläge traten nie auf, 
die Herztätigkeit blieb regelmäßig, auch zeigte sich im Urin niemals Eiweiß 
oder Zucker. Erwähnt sei, daß sich Veronal bereits 20 Minuten nach der Ein¬ 
spritzung oder nach dem Einlauf im Urin sicher nachweisen ließ. Von 0,4 g 
per os bezw. subkutan beigebrachtem Veronalnatrium erschienen 0,35 g im Urin 
wieder. Die Ausscheidung einer einmaligen Dosis von 0,4 g nahm 3 Tage in 
Anspruch, am 5. Tage konnte Veronal meist nicht mehr nachgewiesen werden, 
Der Umstand, daß das Veronal immerhin einige Zeit braucht, um wieder aus 
dem Körper entfernt zu werden, mahnt zur Vorsicht bei chronischer Anwendung. 
____ Schi ttenhelm. 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwär zenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

fnr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 

N. F. IV. Jahr?. 1. Märzheft 1009 Nr. 5 

Nachdruck verboten. 

Original-Artikel. 

Aus der Königlich sächsischen Versuchsstation Leipzig-Möckern. 

Unsere heutige Kenntnis von der N&hrwirkung der nichteiweissartigen 
Stiekstoffsubst&nzen im Futter. 

Sammelreferat 

von 

Dr. J. Volhard, Assistent. 

Bevor Schulze (1) und O. Kellner (2) ihre Arbeiten über den Gehalt der 
Pflanzen an nichteiweißartigen Stoffen veröffentlichten, glaubte man, daß diese 
Körper nur selten und nur in unbedeutenden Mengen im Körper vorkämen. 
E. Schulze aber zeigte, daß in Kartoffeln und Rüben ein großer Teil des 
Gesamtstickstoffs in der Form von Nichteiweiß auftritt; so ist z. B. bei Kartoffeln 
nur 66°/ 0 , in Rüben nur 21,6—38,9 °/ 0 des Gesamtstickstoffs wirkliches Eiweiß. 
Kellner fand, daß Aminosäuren und Säureamide in den Pflanzen ganz allgemein 
verbreitet sind und zuweilen in sehr großen Mengen darin Vorkommen. Diese 
nicht eiweißartigen Stickstoffverbindungen erscheinen in den Pflanzen entweder 
als Produkte der Zersetzung von Eiweiß durch proteolytische Enzyme, so nament¬ 
lich in den Keimen der Pflanzen und in jungen wachsenden Sprossen, oder als 
Übergangsprodukte der von den Pflanzen aufgenommenen Stickstoffnahrung 
zum Eiweiß. Da nun ein großer Teil der tierischen Nahrung dem Pflanzen¬ 
reich entnommen wird, so entstand bald die Frage nach dem Nährwert dieser 
nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen. Vor allem handelte es sich darum, 
ob diese Stoffe das Eiweiß ganz oder teilweise ersetzen können, ob sie auch 
als Fettbildner wirken oder dem Tierkörper nur als Heizmaterial dienen. Um 
sich hierüber Klarheit zu verschaffen, wurden Fütterungsversuche angestellt, 
wobei diese nichteiweißartigen Stoffe entweder einzeln in isolierter Form oder 
in ihrer natürlichen Mischung geprüft wurden. Besonders häufig hat man sich 
mit dem Asparagin beschäftigt, weil dieses zu den im Pflanzenreich am meisten 
verbreiteten Stoffen gehört und leicht rein dargestellt werden kann; man hat 
auch künstliche Mischungen mehrerer amidreicher Stoffe, ebenso natürliche 
Gemische (Melasse, Rüben usw.) verwendet. Da sich bald gezeigt hatte, daß 
die Wirkung dieser Stoffe bei verschiedenen Tierarten verschieden ist, so hat 
man als Versuchstiere Karnivoren, Omnivoren, Herbivoren und Vögel verwendet. 
Nachdem man ferner erkannt hatte, daß das Nahrungseiweiß bei der Verdauung 
durch die proteolytischen Fermente des Magensafts, des Pankreas- und des 
Darmsafts großenteils oder ganz in einfachere Stoffe gespalten wird, die nicht 
mehr Eiweiß sind, so hat man in neuester Zeit die Untersuchungen auch aus- 
H. F. KV. Jahrg. U 



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gedehnt auf die Frage, ob der Tierkörper im Stande ist, diese Spaltungsprodukte 
wieder zusammenzuftlgen und auf diese Weise seinen Eiweißbedarf vollständig 
zu decken. 


1. Fütterungsversuche mit karnivoren Tieren. 

Als Versuchstiere wurden durchweg Hunde benutzt. Zuntz und Bahlmann(3) 
und Bahlmann (4) selbst beobachteten, daß die nichteiweißartigen Stickstoffverr 
bindungen, die im Fleischextrakt enthalten sind, keine eiweißsparende Wirkung 
besitzen; die Tiere, welche nur mit kohlehydratreicher Nahrung gefüttert wurden, 
gingen in derselben Zeit zu Grunde, wie die, welche neben Kohlehydraten noch 
Fleischextrakt bekamen. Daß auch Asparagin bei sonst kohlehydratreicher Kost 
beim Hund keine eiweißsparende Wirkung hat, und eher den Eiweißzerfall steigert, 
ist aus den Versuchen von Munk (5) zu schließen. Hagemann. (6), der den 
Munk sehen Versuch wiederholte, gelangte zu demselben Resultate, wogegen 
ähnliche Versuche von Mauthner (7) mit Asparagin kein eindeutiges Ergebnis 
lieferten. 

Völtz (8) prüfte den Einfluß verschiedener Eiweißkörper wie Serumalbumin, 
Kasein, Paranuklein, Hefenuklein, Himnuklein auf den Stickstoffiimsatz mit be¬ 
sonderer Berücksichtigung einer Zulage von Asparagin. Bei 29 Versuchen 
wurde eine Grundration, bestehend aus Fleisch, Reis und Schmalz, gefüttert und 
außerdem in einzelnen Perioden 1 g Stickstoff in Form der zu prüfenden Eiwei߬ 
körper, in anderen Perioden 1 / a g in Form von Eiweißkörpem, Va g in Form 
von Asparagin zugegeben. Es zeigte sich aber, daß dasselbe Tier bei gleichen 
Emährungsverhältnissen und gleichen anderen Bedingungen sich zuweilen ver¬ 
schieden verhielt, was den Eiweißumsatz anbetrifft. Damit verlieren die Resultate an 
ihrem Werte. Trotzdem glaubte sich Völtz zu folgendem Schluß berechtigt: 
Asparagin erwies sich bei sämtlichen Versuchen in Bezug auf die Erhaltung und Ver¬ 
mehrung des Eiweißbestandes Eiweißkörpem gegenüber minderwertig. Wurde 
Asparagin neben den betreffenden Eiweißkörpem gefüttert, so wurde die Eiwei߬ 
zersetzung bei verschiedenen Eiweißkörpem zwar in verschiedenem Maße, aber 
immer gesteigert. In weiteren Versuchen ähnlicher Art hat dann Völtz (9) den 
Einfluß des Lezithins auf den Stickstoffansatz dem Albumin gegenüber zu er¬ 
mitteln versucht. Der Ersatz eines Teils Albumin durch Lezithinstickstoff hat 
dabei den Eiweißansatz befördert und sogar dann noch einen günstigen Einfluß 
geäußert, wenn weitere 2 / 6 Albuminstickstoff durch Asparaginstickstoff ersetzt 
wurden. Ferner versuchte Völtz (10) in 10 tägigen Fütterungsperioden die 
Wirkung verschiedener Amidstoffe (Asparagin, Ammoniumazetat, Azetamid, Gly- 
kokoll, und eines Gemisches dieser vier Stoffe) auf den Eiweißumsatz fest* 
zustellen. In der ersten und letzten Periode wurde eine Grundration aus Fleisch. 
Reis und Schmalz gefüttert und dazu in den übrigen Perioden immer je 1 g 
Stickstoff in Form der zu prüfenden Substanz zugelegt. Die verschiedenen 
Amidstoffe sollen hierbei je nach ihrer verschiedenen Konstitution .verschieden 
gewirkt haben; die Amidstoffe mit der Amidgruppe im Radikal sollen besser 
gewirkt haben, wie die mit der Amidgruppe am Karboxyl; ferner soll der Stickstoff 
in Form des Gemisches der vier Substanzen besser als in Form eines einzelnen 
Amides verwertet worden sein. O. Kellner (11) hat indessen gegen diese 
Resultate Einspruch erhoben, weil Völtz seinen Schlußfolgerungen nicht die 
wirklichen Stickstoffausgaben seines Tieres zu Grunde legt, sondern, für den 


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Kotstickstoff durchweg nur den in der ersten Periode ausgeschiedenen Kotstick¬ 
stoff in die Bilanzrechnung eingestellt hat Tatsächlich lassen die Zahlen für 
den Ansatz, die wirklich erhalten wurden, nur erkennen, daß der Ansatz des 
Tieres während der ganzen Periode sich allmählich verminderte, ohne daß die 
verschiedenen Amide einen bemerkenswerten Einfluß darauf geäußert hätten. 
Völtz (12) hat nun mit Yakuwa die erwähnten Versuche wiederholt, mit dem 
Unterschiede, daß je eine 5 tägige Amidperiode jetzt mit einer 5 tägigen Grund¬ 
periode wechselte; außerdem wurde pro 1 kg Körpergewicht geringere Mengen 
an Amidstickstoff gereicht, weil nach Graffenbergers (13) Angaben größere 
Mengen Asparagin toxisch wirken können. Die so erhaltenen Resultate wider¬ 
sprechen den früheren Schlußfolgerungen; Asparagin und Glykokoll haben sich 
fast indifferent verhalten; Azetamid hat eine Stickstoffretention bewirkt; noch 
etwas größer war die Retention nach Zufuhr des Amidgemisches, und am größten 
war dieselbe nach Zufuhr von Ammonazetat. Gerade seinen früheren Schlüssen 
entgegengesetzt, waren in dieser Versuchsreihe die Amidstoffe mit der Amid¬ 
gruppe im Radikal meist schlechter verwertet worden wie mit der Amidgruppe 
am Karboxyl. Rosenfeld (14) hat einen Versuch an einer Hündin ausgeführt, 
um eine Hypothese von C. Lehmann zu prüfen, nach der die chemische Zu¬ 
sammensetzung des gleichzeitig mit den nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen 
verabreichten Nährmaterials nicht ohne Einfluß auf die Ausnützung dieses Stoffes 
sein sollte. Nach Rosenfeld wirken die reinen, zum rohfaserarmen Futter zu¬ 
gesetzten Eiweißkörper günstiger auf den Eiweißansatz wie das Asparagin; 
wird aber Asparagin neben einem rohfaserreichen Futter verabreicht, so soll es 
sogar eine dem Eiweiß überlegene Wirkung zeigen. Rosenfeld führt aber 
wieder einige Vorbehalte an, welche die Ergebnisse unsicher machen. C. Leh¬ 
mann (16) ging von der Ansicht aus, daß die Amidstoffe auf den Stickstoff¬ 
umsatz besser wirken könnten, wenn ihre Auflösung im Speisebrei verlangsamt 
würde. Er glaubte dies durch Einbetten des Asparagins in Celloidin zu erreichen. 
Einem gleich bleibenden Grundfutter (Fleisch, Reis, Schmalz) legte er in drei 
Versuchsreihen einerseits eingehülstes Asparagin, sodann freies Asparagin und 
schließlich zum Vergleich Blutalbumin zu; er berechnete aus diesen Versuchen, 
daß das eingehülste, also langsam zur Lösung kommende Asparagin einen fast 
ebenso hohen Stickstoffansatz bewirkt habe, wie das Albumin, während das freie 
Asparagin erheblich schlechter verwertet worden wäre wie das in Celloidin 
eingebettete Amid. Kellner (16) zeigte aber, daß die Berechnungen Lehmanns 
auf unsicherer Grundlage beruhen, da die nach Abschluß jeder Versuchsreihe noch 
zur Aasscheidung gelangenden, dem Asparagin bezw. Albumin anzurechnenden 
Stickstoflmengen im Ham vom Versuchsansteller bei seiner Berechnung nicht 
berücksichtigt worden waren. Letztere Forderung ist unerläßlich; wenn 
Kellner diese Zahlen berücksichtigte, wie es notwendig war, so konnte er 
zeigen, daß die Lehm an nschen Schlußfolgerungen irrig waren: Ein Unterschied 
zwischen der Wirkung des eingehülsten und freien Asparagins war nicht vor¬ 
handen; beide hatten den Eiweißumsatz erhöht und zwar in gleichem Umfange, 
während das Albumin den Umsatz eingeschränkt, also günstig gewirkt hatte. 
Eine auf Lehmanns Veranlassung vorgenommene Wiederholung der soeben 
erwähnten Versuche durch M. Müller (17) führte nicht zu einem sicheren 
Resultate, weil hier, wie Kellner (18) zeigte, die Untersuchungsmethoden 
(Stickstoffbestimmungen) zu wünschen übrig ließen. 


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Bei weiteren Versuchen wollte M. Müller (19) feststellen, wie die nicht¬ 
eiweißartigen Stickstoffverbindungen des jungen Grases den Stickstoffumsatz 
beeinflussen. Er verwandte zu diesem Zweck Heuextrakt. Seine erste Versuchs¬ 
reihe enthält eine Vorperiode, in welcher eine Grundration (Pferdefleisch, Reis, 
Schweineschmalz) gefüttert wurde. Darauf setzte er in zwei 5 tägigen Perioden 
Blutalbumin zu, so daß in der ersten Periode die Stickstoffzufuhr um 0,5 g, in 
der zweiten um 1,0 g und in der dritten um 1,6 g erhöht wurde. Die zweite 
Versuchsreihe ist der ersten analog, nur wurde nach der Vorperiode der Stick¬ 
stoff in Form von Heuextrakt zugelegt Müller folgert aus seinen Versuchen, 
daß die »Nichteiweiße« in der Mischung, wie sie aus Heu gewonnen wurden, 
Eiweiß ersetzen können; gegen diese Resultate wandte Friedländer (20) ein, 
daß die für diese Schlüsse dienenden Zahlen innerhalb der Fehlergrenzen lägen; 
Kellner (21) bewies dann aus Müllers eigenen Zahlen, daß die nichteiwei߬ 
artigen Verbindungen des Heuextrakts sich indifferent verhalten hätten, was den 
Eiweißumsatz anlangt; Müller war hier in denselben Fehler verfallen wie 
Lehmann, indem er den Einfluß der vorhergehenden Nahrung auf den Stick¬ 
stoffumsatz und die Stickstoffausscheidung im Ham nicht in Rechnung zog. 

Löwi (22) und nach ihm andere Forscher befaßten sich mit der Frage, ob 
der tierische Organismus des Hundes im Stande ist, aus den eiweißfreien 
Spaltungsprodukten, die durch Fermenthydrolyse aus Eiweiß gewonnen werden, 
wieder Eiweiß zu bilden. Er stellte diese Spaltungsprodukte dar, indem er Ei¬ 
weiß so lange der Pankreasverdauung unterwarf, bis die Biuretreaktion ver¬ 
schwunden war; diese Produkte verfütterte er neben Stärke und Zucker an eine 
Hündin. Da das Tier bei dieser Nahrung 25 Tage lang im Stickstoffgleich¬ 
gewicht blieb, auch an Gewicht zunahm, so schloß Löwi, daß der Eiwei߬ 
bedarf der Hündin durch die Verdauungsprodukte gedeckt war und somit eine 
Eiweißsynthese stattgefunden haben müsse. Dies Ergebnis wurde von H. L ü t h j e (23) 
bestätigt. Bei kohlehydratreicher Nahrung konstatierte dieser Forscher, daß aus 
den eiweißfreien Verdauungsprodukten vom Hunde sogar Stickstoff retiniert 
wurde; als er jedoch die Kohlehydrate der Nahrung durch Fett ersetzte, unter¬ 
blieb diese Retention und an ihre Stelle trat ein Stickstoffverlust. Lüthje 
schloß hierauf: »Wenn es nicht gelingt, bei Fettnahrung Stickstoffgleichgewicht 
zu erzielen mit abiureten stickstoffhaltigen Endprodukten, die in einer Menge 
verabreicht werden, die in Eiweißform durchaus ausreichend zur Erzielung des 
Stickstoffgleichgewichtes ist, so kann die Summe der biuretffeien Endprodukte 
dem Nahrungseiweiß nicht gleichwertig sein. Die Untersuchungen von L e s s e r (24), 
welche mit den eben vorgeführten Beobachtungen Löwis und Lüthjes im 
Widerspruch stehen, erscheinen nicht einwandsffei, weil die von ihm benutzten 
Tiere viel an Erbrechen und Durchfall litten. 

Überzeugender noch als die Untersuchungen Löwis und Lüthjes sind 
einige Arbeiten von E. Abderhalden und dessen Mitarbeitern. Ein durch 
Pankreatin verdautes Kasein, das nur zum kleinsten Teile aus polypeptidartigen, 
aber ganz biuretffeien Produkten bestand, wurde von Abderhalden (25) und 
Rona neben Stärke, Zucker und Fett an einen Hund verfüttert, der bei dieser 
Nahrung nicht nur im Stickstoffgleichgewicht blieb, sondern noch Stickstoff 
retinierte. Kasein dagegen, das durch 26proz. Schwefelsäure hydrolysiert worden 
war, schützte das Tier nicht vor Stickstoffverlusten, die fast denen bei völliger 
Nahrungsentziehung gleichkamen. Weiter haben Abderhalden und Oppler(26) 


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einen Hund mehrere Wochen lang im Stickstoffgleichgewicht erhalten, indem 
sie ihm neben stickstofffreier, kohlehydratreicher Nahrung ein durch Magen-, 
Pankreas- und Darmstoff hydrolysiertes Präparat, aus Kasein hergestellt, ver¬ 
abreichten, welches nur aus den einfachen Aminosäuren bestand. Da das Kasein 
an sich bei kohlehydratreicher Nahrung dem wachsenden Organismus kaum ge¬ 
nügen kann, so haben ferner Abderhalden (27) und Rona einen Versuch mit 
Fleisch ausgeführt, das durch Autolyse, darauf durch Pankreas- und endlich 
durch Darmsaftverdauung hydrolysiert und polypeptidfrei gemacht worden war. 
Dieses Produkt, neben Kohlehydraten und Fett verfüttert, bewirkte bei einem 
noch wachsenden Hunde eine kleine Stickstoffretention. Endlich haben dieselben 
Forscher (28) noch einen Versuch mit einem künstlichen Aminosäuregemisch 
ausgeführt, bei dessen Zusammensetzung man die Spaltungsprodukte des Kaseins 
zum Anhaltspunkte genommen hatte; jedoch fehlten darin einige Mono- und 
Diaminosäuren. Das Gemisch war nicht im Stande, bei einem Hunde, der nicht 
genügende Mengen Nahrungseiweiß erhielt, den Zerfall von Körpereiweiß auf¬ 
zuhalten. 


2. Fütterungsversuche mit Omnivoren Tieren. 

Um im Zusammenhang mit den eben besprochenen Untersuchungen bei 
Fleischfressern zu bleiben, gehen wir zunächst auf diejenigen Arbeiten ein, die 
mit künstlich abgebautem Eiweiß ausgeführt worden sind. 

Abderhalden (29) und Rona haben die Frage bearbeitet, ob die durch 
Hydrolyse gewonnenen Aminosäuren im Stande sind, bei Kohlehydratfütterung 
Mäuse mit Stickstoff zu versorgen. Es wurden fünf Gruppen von Mäusen, die 
sämtlich Zucker erhielten, in folgender Weise ernährt: 1. Gruppe mit pankreas¬ 
verdautem Kasein, 2. Gruppe mit Kasein, das durch Pepsinsalzsäure und Pankreatin 
verdaut war, 3. Gruppe mit Kasein, das mit Schwefelsäure hydrolysiert worden 
war, 4. Gruppe mit reinem Kasein und 5. Gruppe nur mit Zucker ohne Beigabe 
einer stickstoffhaltigen Substanz. Bei der Ernährung mit dem durch Schwefel¬ 
säure gespaltenen Kasein gingen die Tiere fast in derselben Zeit ein wie die 
Tiere, Gruppe 5, die nur Zucker bekommen hatten; bei Zufuhr von Kasein, das 
durch Fermente gespalten war, lebten die Tiere länger, jedoch nicht so lange, 
wie die mit reinem Kasein gefütterten Mäuse. Auch Henriques (30) und 
Hansen fanden bei Ratten, daß säurehydrolisiertes Kasein neben kohlehydrat¬ 
reicher Nahrung überhaupt nicht im Stande ist, den Eiweißverlusten im Körper 
vorzubeugen; die Stoffe dagegen, welche durch lang andauernde Wirkung von 
Trypsin und Erepsin auf Albuminstoffe entstehen, vermögen, neben stickstofffreier 
Nahrung gefüttert, Stickstoffgleichgewicht oder gar Stickstoffansatz im Körper 
hervorzurufen. Bei einer Wiederholung dieses Versuches mit säurehydrolisiertem 
Kasein beobachteten dieselben Forscher (31) jedoch, daß dieses Präparat, neben 
kohlehydratreicher Nahrung gefüttert, doch vielleicht den täglichen Stickstoff¬ 
verlust vermindern kann. Versuche mit Protaminen, Clupeinsulfat und Clupein- 
karbonat lehrten, daß diese Stoffe für sich, und noch mehr mit den Spaltungs¬ 
produkten des Kaseins verfüttert, den Organismus vor Stickstoffverlusten schützen 
können. 

Wie Henriques (32) selbst angibt, hatte er in der ersten Versuchsreihe kein 
durch Fermente total abgebautes Eiweiß benutzt. Erst in der letzten Versuchs¬ 
reihe war ein Präparat benutzt worden, das nach einer Untersuchung mit Hilfe 


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der Sörensenschen Methode (33) als ein total hydrolysiertes Eiweiß zu be¬ 
trachten ist. Die Ergebnisse der Fütterungsversuche mit Ratten lauten: Die 
Proteinstoffe, die durch Trypsin und Erepsin gespalten und noch 6 Stunden lang 
mit 20proz. Schwefelsäure bis zu 100° erhitzt worden waren, neben kohle¬ 
hydratreicher Nahrung gefüttert, bewirken nicht allein Stickstoffgleichgewicht, 
sondern noch einen Stickstoffansatz. Durch I7stündiges Erhitzen mit 26proz. 
Schwefelsäure verloren die Spaltungsprodukte jedoch schon das Vermögen, Ei¬ 
weiß zu ersetzen; bei diesen Präparaten blieb die Tryptophanreaktion aus. 

Alle Untersuchungen, die Abderhalden und seine Mitarbeiter, sowie Hen- 
riques allein und Henriques mit Hansen ausgeführt haben, lassen erkennen, 
daß der tierische Organismus im Stande ist, die Produkte der Eiweißhydrolyse 
fast ebenso wie das Eiweiß zu verwerten, d. h. aus den Spaltungsprodukten 
Eiweiß wieder aufzubauen, sofern sämtliche zum Aufbau des Eiweißes not¬ 
wendige Baustoffe darin enthalten sind. Fehlen einige Baustoffe, was wahr¬ 
scheinlich bei den Präparaten der Fall ist, die durch weitgehende Spaltung mit 
Mineralsäure hergestellt werden, so ist dem tierischen Organismus die Fähigkeit 
genommen, aus den Spaltungsprodukten Eiweiß zu rekonstruieren. 

Einige andere Versuche, zu denen Omnivoren dienten, wurden nur mit 
einzelnen nichteiweißartigen Stickstoffsubstanzen oder mit Gemischen derselben 
ausgeführt. So hat Bahlmann (34) gezeigt, daß Asparagin nicht im Stande 
ist, das Eiweiß zu ersetzen; einige Ratten, die den Stickstoff nur in Form von 
Asparagin erhielten, gingen bald zu Grunde. Auch Politis (36) folgert aus 
seinen Untersuchungen mit Ratten, daß Asparagin keine eiweißsparende Wirkung 
hat. Hier waren die Tiere mit einem Gemisch ernährt worden, das in der ersten 
Versuchsreihe eine Nahrung aus 36,6°/ 0 Fett, 36,6°/ 0 Stärke und 26,8°/ 0 Fleisch¬ 
extrakt und in der zweiten Versuchsreihe 30,9°/ 0 Fett, 30,9 °/ 0 Stärke, 22,7°/ 0 Fleisch¬ 
extrakt und 16,6°/ 0 Asparagin enthielt. Die Ratten beider Versuchsreihen starben 
fest zu gleicher Zeit und erlitten dieselbe Gewichtsabnahme. Dagegen erwies 
sich das Futter der ersten Versuchsreihe, wenn dazu noch Eiweiß oder Eiweiß 
und Asparagin gegeben wurde, als ausreichend zur Erhaltung des Lebens. Er¬ 
hielt ein Tier, das bei dem Futter der ersten Versuchsreihe vollständig ab¬ 
gemagert war, Fleischmehl zugelegt, so konnte es sein ursprüngliches Gewicht 
wieder erlangen. In ganz ähnlicher Weise hat ferner Gabriel (36) sechs Ver¬ 
suchsreihen mit weißen Ratten ausgeführt. Es wurde gefüttert: 1. Versuchs¬ 
reihe: Eine Mischung von Kartoffelstärke, entharztem Holzmehl, Rohzucker, 
Heuasche, Kömerasche, Kochsalz; 2. Versuchsreihe: dasselbe wie bei Reihe i, 
nur wurde ein Teil der Stärke durch Asparagin ersetzt; 3. Versuchsreihe: wie 2, 
nur Fibrin statt Asparagin; 4. Versuchsreihe: eine Mischung von Roggenmehl 
und 25 g Fleischmehl; 6. Versuchsreihe: wie 4, nur 12,6 g Asparagin statt 
12,5 g Fleischmehl; 6. Versuchsreihe: wie 5, aber ohne Asparagin. Nach dem 
Gewichtsverlust der Ratten erwies sich das Futter der 1. und 2. Reihe als gleich¬ 
wertig, in der 3. Versuchsreihe betrug der Gewichtsverlust nur die Hälfte gegen¬ 
über der 1. und 2. Reihe; in der 4. Reihe bestand Körpergleichgewicht und in 
der 5. und 6. Reihe verloren die Tiere gleich viel von ihrem Körpergewicht. 
Aus der 1. und 2. Versuchsreihe schließt Gabriel, daß das Asparagin einen Teil 
der stickstofffreien Extraktstoffe vollständig zu ersetzen vermag; aus der 5. und 
6. Reihe wird der Schluß gezogen, daß sich das Asparagin, was* den Stickstoff¬ 
umsatz anlangt, wie ein indifferenter Stoff verhalten hat. Auch Henriques und 


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Hansen (37) haben Versuche mit Ratten angestellt, um zu ermitteln, wie sich 
die pflanzlichen nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen im Körper der Omni¬ 
voren verhalten. Asparagin konnte Stickstoffverluste nicht verhüten, auch die 
Gemische der nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen, die aus Wurzelknollen 
(Kartoffeln oder Rüben) oder aus Keimlingen verschiedener Samen durch Aus¬ 
pressen oder Auskochen gewonnen wurden, vermochten nicht Stickstoffgleich¬ 
gewicht herzustellen; die letzteren Stickstoffverbindungen schienen zwar die 
Stickstoffverluste etwas einzuschränken, doch waren die verfütterten Lösungen 
höchstwahrscheinlich nicht ganz eiweißfrei; man hatte zur Entfernung des Ei¬ 
weißes Essigsäure benutzt, welche die Eiweißstoffe bekanntlich nicht vollständig 
auszufällen vermag. 

3. Fütterungsversuche mit herbivoren Tieren. 

A. Nichtwiederkäuer. 

Die ersten Versuche, die über die Bedeutung des Asparagins für die 
tierische Ernährung unternommen worden sind, sind von Weiske (38) angestellt: 
dieser arbeitete mit vier Kaninchen. Er kam zu dem Schluß, daß das Asparagin, 
neben einer stickstofffreien Nahrung verfüttert, eiweißsparend wirken kann; ein 
Kaninchen nämlich, das neben stickstofffreier Nahrung auch Asparagin erhalten 
hatte, blieb länger am Leben als die nur mit stickstofffreier Nahrung, auch länger 
als diejenigen, die als einzige Stickstoffquelle Leim erhalten hatten. Ein Kaninchen, 
welches neben stickstofffreier Nahrung noch Asparagin + Leim erhalten hatte, 
hatte während einer 72 tägigen Beobachtungszeit nichts von seinem Gewichte 
verloren. Es wurde jedoch nicht geprüft, ob der verfütterte Leim eiweißfrei 
war. Später hat derselbe Forscher (39) drei Kaninchen desselben Wurfe mit 
Stärke, Nußschalenrohfaser, Rohzucker, Olivenöl und mineralischen Substanzen 
gefüttert, wobei dem Kaninchen Nr. 2 ein Teil der Stärke durch Asparagin, bei 
Nr. 3 durch Fibrin ersetzt wurde. Nach 11 Tagen ging das erste Kaninchen 
zu Grunde; es hatte bis zu dieser Zeit von seinem Körpergewicht 40°/ 0 ver¬ 
loren; im gleichen Zeitraum hatte Nr. 2 nur 19,6 °/ 0 und Nr. 3 nur 7,1 °/ 0 am 
Körpergewicht eingebüßt; diese beiden Tiere waren nach der genannten Zeit 
immer noch so kräftig, daß ihr Leben wohl noch für einige Zeit gesichert war. 
•In Übereinstimmung mit diesen Beobachtungen stand auch der Verlust an Stick¬ 
stoff und Fett, sowohl der Fleisch- und Weichteile, wie der Knochen, wie er 
•sich bei der Untersuchung der drei Tiere ergab. Diese Beobachtungen deuten 
auf einen eiweißsparenden Einfluß des Asparagins, sofern nicht etwa individuelle 
Verschiedenheiten der drei Kaninchen mit im Spiele gewesen sind. Die Unter¬ 
suchung des Kotes auf Stärke ergab, daß das erste Kaninchen die Stärke im 
Futter um 6 °/ 0 schlechter verdaut hatte als das mit Asparagin oder Fibrin ge¬ 
fütterte Tier; das Asparagin war also der Verdauung der Stärke günstig ge¬ 
wesen. Bei wiederholten Versuchen mit Kaninchen, die alle dieselbe Menge 
an Stärke bekamen, was bei den eben erwähnten Versuchen nicht der Fall war, 
blieb jedoch die Verdauung der Stärke ganz gleich, ob Asparagin zugegeben 
wurde oder nicht. Dasselbe Resultat, nämlich eine eiweißsparende Wirkung 
des Asparagins neben kohlehydratreicher Nahrung, erhielten auch Zuntz (40) 
und Bahlmann, sowie Bahlmann (41) selbst; eine Mischung von Asparagin, 
Tyrosin, Taurin und Guanidinsulfozyanat neben kohlehydratreicher Kost an 
Kaninchen gefüttert, ließ jedoch eine erhebliche Steigerung des Eiweißzerfalls 


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erkennen. Eine Mischung von Asparagin und Leuzin oder ein Gemisch der 
krystallinischen Körper, die bei der Pankreasverdauung von Fleisch gewonnen 
wurden, steigerten den Eiweißzerfall ganz unbedeutend. Mit Kaninchen hat ferner 
noch Lüthje (42) gearbeitet. Von drei Tieren erhielt das eine als Futter Glukose 
und Kartoffelpreßrtickstände, 0,2 °/ 0 N, das andere dazu noch die nichteiwei߬ 
artigen Stickstoffverbindungen der Kartoffeln in Form eines Extraktes und das 
dritte zu der Glukose und den Kartoffelrückständen noch Kartoffeleiweiß. Das 
erste und zweite Kaninchen gingen fast in derselben Zeit zu Grunde, während 
das mit Kartoffeleiweiß gefütterte am Leben blieb und noch an Gewicht zu¬ 
nahm. Lüthje zeigte ferner, daß es nicht gelingt, Kaninchen nur bei Rüben¬ 
oder Kartoffelnahrung am Leben zu erhalten, obwohl die verzehrte Stickstoff¬ 
substanz, wenn sie das Eiweiß ersetzen könnte, hierzu völlig ausreichen würde. 
Die stickstoffhaltigen nichteiweißartigen Bestandteile der Rüben und Kartoffeln 
können daher das Eiweiß im Erhaltungsfutter der Kaninchen nicht vertreten. 

B. Nicht milchgebende Wiederkäuer. 

Die ersten Versuche auf diesem Gebiete sind von Weiske (43) ausgeführt 
worden; er wollte die Ergebnisse, die er bei Kaninchen erhalten hatte, an zwei 
Hammeln nachprüfen. Die Tiere erhielten in einer ersten Periode ein protein¬ 
armes Futter mit sehr weitem Nährstoffverhältnis, nämlich 600 g Wiesenheu, 
200 g Stärkemehl und 50 g Zucker. Darauf wurde in den nächsten Perioden 
dem früheren Futter so viel Stickstoff zugelegt, zuerst in Form von Asparagin, 
dann in Form von Leim und schließlich in Form von Eiweiß, daß die Menge 
des Stickstoffe gegenüber der ersten Periode verdoppelt war. Aus seinem 
Resultate schließt Weiske, daß dem Asparagin in der Tat eine eiweißsparende 
Wirkung zukommt. Bei weiteren Versuchen, die derselbe Forscher (44) aus¬ 
führte, um sich zu überzeugen, ob die Beigabe von Asparagin bezw. Leim 
und Stärkemehl zu Wiesenheu die Verdauung des Wiesenheuproteins ändert, 
hat er wieder eine eiweißsparende Wirkung des Asparagins beobachtet Unklar 
blieben dabei nur die Verhältnisse der Proteinverdauung bezw. der Einfluß, den 
die beigefütterten Stoffe auf die Verdauung des Heuproteins ausübten. Deshalb 
unternahm er noch eine Versuchsreihe, die jedoch nur mit einem Tiere (Hammel) 
ausgeführt wurde. In der ersten Periode wurde 1 kg Wiesenheu verabreicht, 
wozu in der zweiten Periode 183 g Stärke und 32 g Zucker, in der dritten 
Periode 130 g Stärke, 32 g Zucker und 52,2 g Asparagin zugegeben wurden. 
Die Asparaginzugabe verursachte in dieser Versuchsreihe »ausnahmsweise« keinen 
Eiweißansatz, hat aber nach Weiskes Ansicht günstig auf die Ausnützung des 
Wiesenheuproteins gewirkt. 

Auch Meyer (46) schließt aus Versuchen mit Hammeln, daß das Asparagin 
neben eiweißarmem, aber kohlehydratreichem Futter verabreicht, den Eiwei߬ 
ansatz fördert. Da hier das Asparagin nicht einem gleichbleibenden Grundfutter 
zugelegt, sondern mit Stärke und Zucker gemischt als Ersatz für Gerste ver¬ 
abreicht worden war, so läßt sich aus den Versuchen nichts über eine etwaige 
Wirkung des Asparagins auf die Verdauung des Futters entnehmen. Chom¬ 
skys (46) Asparaginversuche sind nicht überzeugend, weil er in einer Periode 
einen günstigen Einfluß des Asparagins auf den Stickstoffansatz, in einer anderen 
Periode aber das Gegenteil beobachtete. Er stellte seine Versuche mit einem 
Hammel an und teilte sie in fünf Perioden. Es wurde gefüttert: 1. Periode: 


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ein Gemisch von 600 g Haferstroh, 160 g Sesamkuchen, 240 g Stärke, 102 g 
Zucker und 6 g Kochsalz; in der zweiten Periode eine Futterration, in der die 
gleiche Menge stickstofffreier Stoffe, aber eine ca. 40°/ 0 kleinere Eiweißmenge 
enthalten war; 3. Periode: wie 2. Periode, nur wurde die Stickstoffinenge durch 
Asparagin auf die Höhe der 1. Periode gebracht. Dabei betrug der tägliche 
Stickstoffansatz: 1. Periode + 2,811 g, in der 2. Periode — 0,109 g und in der 
3. Periode + 1,642 g. Aus diesem Ergebnis folgert Chomsky: »Das Asparagin 
hat sich als Nahrungsstoff erwiesen, und zwar als solcher von eiweißähnlichem 
Charakter«. Dieser Schluß scheint aber durch den weiteren Verlauf der Versuche 
in der Periode 6 und 6 widerlegt Es wurde gefüttert in der 4. Periode wie 
in der 1. Periode, dazu 76 g entfetteter Sesamkuchen, Stickstoffansatz: + 2,649 g 
Stickstoff. In der 6. Periode wurde gereicht: wie in der 1. Periode, dazu eine 
dem entfetteten Sesamkuchen äquivalente Menge Asparagin, Stickstoffansatz: 
+ 1,623 g Stickstoff. Darnach hat die Zugabe von Asparagin zum Futter der 
1. Periode den Stickstoffansatz um 0,788 g herabgesetzt. 

Die mannigfachen Widersprüche der bisherigen Versuchsresultate veranlaßten 
O. Kellner (47) zu weiteren Untersuchungen, die namentlich auch deshalb 
unternommen wurden, weil dieser Forscher beobachtet hatte, daß bei der bis 
dahin üblichen Behandlung des Kotes (Vortrocknen) für die Analyse Stickstoff¬ 
verluste auftraten, die man bis dahin noch nicht genügend berücksichtigt hatte. 
Die Versuche wurden mit Lämmern ausgeführt, also mit Tieren, die sich noch 
in einem Stadium erhöhten Eiweißbedarfes befanden. Sie lieferten den sicheren 
Beweis dafür, daß nicht nur das Asparagin, sondern auch das Ammonazetat bei 
eiweißarmer, aber kohlehydratreicher Nahrung den Eiweißansatz fördern kann. 
Kellner konnte nämlich folgendes nachweisen: In der ersten Periode, wo die 
Lämmer eine Grundration von 600 g Heu, 260 g Stärke und 60 g Zucker er¬ 
hielten, setzten sie nur 0,66 g Stickstoff an; in den Perioden, wo neben der 
Grundration noch 6,78 g Stickstoff in Form von Asparagin oder Ammonazetat 
verabreicht wurde, setzten sie erheblich mehr, nämlich 2,49 g bezw. 2,61 g 
Stickstoff. Außerdem wurde gefunden, daß unter dem Einfluß der zugelegten 
stickstoffhaltigen Substanzen die Verdauung der stickstoffhaltigen Extraktstoffe 
und Rohfaser etwas erhöht wurde. Wurde das Asparagin einem Mastfutter zu¬ 
gelegt, so zeigte es keine Wirkung mehr, offenbar, weil hier schon der Eiwei߬ 
bedarf der Tiere durch den Eiweißgehalt des Futters gedeckt war. 

Tryniszewsky (48) führte Versuche mit einem Ochsenkalb aus. Nach 
einer Periode, in welcher eine kohlehydratreiche Grundration mit 4,6 kg Protein 
auf 1000 kg Lebendgewicht verabreicht wurde, ersetzte er in der nächsten 
Periode einen Teil Eiweiß durch Asparagin + Stärke und verfütterte am Schluß 
wieder die Grundration. Aus dem Stickstoffansatz zu schließen, hatte das 
Asparagin nicht vermocht, das Eiweiß vollständig zu vertreten. Etwas näheren 
Aufschluß über die Wirkungsweise der nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen 
von der Art des Asparagins und Ammoniaks beim Wiederkäuer scheinen neuere 
Untersuchungen von O. Kellner (49) zu geben, die mit Lämmern angestellt 
sind. Die Tiere erhielten zu einer fast eiweißfreien Nahrung (Stroh, Stärkemehl, 
Zucker) eine Zulage von 10,68 g Stickstoff in der Form eines Gemisches von 
Asparagin und Ammonazetat und setzten sich mit demselben nach längeren 
Stickstoffverlusten vom Körper ins Stickstoffgleichgewicht. Zu einem Stickstoff¬ 
ansatz kam es jedoch während der 30tägigen Versuchsdauer nicht, obwohl die 
N. P. IV. J&hrg. 12 


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verdaute Stickstoffmenge, wäre sie hierzu verwertbar gewesen, zu einem er¬ 
heblichen Eiweißansatz ausgereicht hätte. Im Futter war nur 0,76 in Pepsin¬ 
salzsäure löslicher Eiweißstickstoff vorhanden, eine Menge, die unter keinen 
Umständen genügt, den Bedarf eines Lammes von 44 kg zu decken. Darnach 
müssen die verabreichten nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen zur Deckung 
des Stickstoffbedarfs für die bloße Lebenderhaltung herangezogen worden sein. 
Als nach Beendigung dieser Fütterung an Stelle des Asparagins und Ammon- 
azetats Eiweiß verabreicht wurde, zeigte sich sofort die große Überlegenheit 
dieses Nährstoffes über die anderen Formen des Stickstoffes, indem nämlich, ob¬ 
wohl hier 1 g Stickstoff weniger zugeführt worden war, längere Zeit hindurch 
2 g Stickstoff angesetzt wurden. Ferner haben Andrlik, Velich und Stanek (60) 
Fütterungsversuche mit einem Hammel angestellt, um die Bedeutung der Haupt¬ 
repräsentanten der nichteiweißartigen stickstoffhaltigen Melassesubstanzen, des 
Betains, der Glutamin- und Asparaginsäure auf die tierische Ernährung festzu¬ 
stellen. Die Genannten und Velich (61) selbst überzeugten sich zuerst an 
Fröschen, einer Ratte und an einem Hunde, daß eine in das Blut eingespritzte 
Betainlösung keine toxische Wirkung ausübt, und daß hierbei das Betain beim 
Hunde vollständig im Ham erscheint. Von dem in den Magen des Hundes ein- 
geführten Betain erschien nur ein Drittel im Ham und eine ganz unbedeutende 
Menge im Kot. Sie stellten ferner fest, daß eine mit Melasse gefütterte Kuh 
weder im Ham, noch im Kot, noch in der Milch Betain ausscheidet, daß also 
das Betain im Organismus des Wiederkäuers verändert wird. Nach diesen vor¬ 
läufigen Versuchen unternahmen Velich und Stanek (52) einen Versuch mit 
einem Hammel über den Nährwert des Betains. Der ganze Versuch wurde in 
fünf Perioden geteilt. Während der Dauer des ganzen Versuches wurde das Tier 
mit Heu und einem Mehlkuchen gefüttert In den beiden letzten Perioden war 
dieser Kuchen etwas stickstoffärmer, aus Mehl und Stärke, zusammengesetzt. In 
der 2. und 4. Periode wurde nun dieser Kuchen mit Betainlösung angemacht, 
so daß in ihm 2,21 g Stickstoff in Form von Betain zum Verzehr gelangte. Die 
Untersuchung ergab nun, daß während der Betainfütterung mehr Stickstoff zum 
Ansatz kam. Im Kote wurde kein Betain gefunden, doch fanden sich kleine 
Mengen von Betain im Ham vor, und zwar in der ersten Betainperiode mehr 
wie in der zweiten. Hiernach scheint es, als ob diese Substanz im Körper 

um so energischer dem Zerfall unterliegt, je längere Zeit sie verabreicht wird 

und je stickstoffärmer die anderen Futtermittel sind. Die Zersetzungsprodukte 
des Betains bei der Hydrolyse bestehen aus Ammoniak und Dimethylamin, wes¬ 
wegen es möglich ist, daß die nach Betainfütterung im Ham erscheinenden 
Produkte Harnstoff und methylierter Harnstoff neben nicht näher bestimmten 
Stickstoffkörpem sein können. 

Andrlik und Velich (63) haben sich weiter mit der Untersuchung des 
Nährwertes der Glutamin- und Asparaginsäure befaßt. Nach einem vorläufigen 
Versuche, bei dem die in den Magen eines Hundes eingeführte Glutaminsäure 
nicht wieder im Ham erschien, wurde zum eigentlichen Versuche geschritten, 
der in fünf Perioden eingeteilt und mit einem Hammel ausgeführt wurde. Es 

wurde verabreicht in der 1, 3. und 5. Periode als Grundfutter 500 g Heu und 

100 g Mehl und in der 2. Periode dazu 20 g Glutamin- und in der 4. Periode 
20 g Asparaginsäure in Form des neutralen Natriumsalzes. Beide, die Glutarain- 
und Asparaginsäure, bewirkten einen stärkeren Stickstoffansatz als das Grund- 


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futter, und zwar die Asparaginsäure eine etwas höhere als die Glutaminsäure. 
Von beiden Säuren wurden nur unbedeutende Mengen im Harn ausgeschieden 
und verursachten auch nur einen unbedeutenden Übergang anderer Aminosäuren 
in den Harn. Die Eiweißresorption schien durch die Zugabe der Glutaminsäure 
zum Grundfutter etwas vermindert, durch die Asparaginsäure etwas erhöht 
zu sein. 

Im Gegensatz hierzu meint Völtz (54) bei einem Hammel gefunden zu 
haben, daß das Betain als stickstoffhaltiger Nährstoff nicht in Betracht kommen 
kann. Er fand zuerst, daß das Betain, neben Heu verfüttert, den täglichen 
Stickstoffverlust in Stickstoffansatz verwandelt, noch sind diese Resultate etwas 
unsicher. Bei einer Wiederholung des Versuchs verfütterte Völz in der ersten 
Periode 900 g Heu (täglicher Stickstoffansatz + 0,508 g) in der zweiten Periode 
900 g Heu und 14,85 g Betain (Stickstoffansatz: —0,588 g), in der dritten Periode 
wieder 900 g Heu (Stickstoffansatz —1,406 g). Nach der Zugabe des Betains 
zum Heu hat sich der Stickstoffgehalt des Harns um dieselbe Menge erhöht, die 
im verfütterten Betain enthalten war. Daher meint Völtz, daß der Betainstick¬ 
stoff vollständig zur Ausscheidung gelangt. Nach den kalorimetrischen Be¬ 
stimmungen des Genannten wäre die stickstofffreie Komponente des Betains 
jedenfalls zum Teil nicht in den Ham übergegangen. 

v. Strusiewicz, Völtz und Friedländer haben die nichteiweißartigen 
Stickstoffsubstanzen nicht nur einzeln, sondern auch in Komplexen, wie sie in 
wirklichen Futtermitteln Vorkommen, auf ihren Nährwert geprüft, v. Strusie¬ 
wicz (65) fütterte in mehreren Versuchsabschnitten an Hammel getrocknete 
Zuckerrüben und Zucker oder Melasse neben einem möglichst stickstofffreien 
Futter (Heu oder Stroh). In einigen Fällen zeigte sich nun, daß die Tiere mehr 
Eiweiß ansetzten, als sie, nach der Differenz zwischen Futter und Kot zu schließen, 
verdaut hatten. Daraus folgert der Versuchsansteller, daß die Amidsubstanzen 
das Eiweiß in reiner vollen Leistung ersetzt hätten. Gegen diesen Schluß hatte 
schon Pfeiffer (56) Einspruch erhoben, indem er zeigte, daß das von 
v. Strusiewicz benutzte Futter ein viel zu geringes Maß von Nährstoffen ent¬ 
halten hatte, als daß es zu einem so hohen Fleischansatz hätte Veranlassung 
geben können, wie in den besprochenen Versuchen berechnet worden war. 
Auch W. Völtz (57), der an einen Hammel Strohhäcksel, Kartoffeln und Melasse 
verfütterte, schloß aus seinen Ergebnissen, daß die Melasseamide innerhalb weiter 
Grenzen die Rolle der Proteine im Stoffwechsel der Wiederkäuer in vollem Um¬ 
fange übernehmen können. Demgegenüber hat O. Kellner (58) darauf auf¬ 
merksam gemacht, daß ein großer Teil des Stickstoffs der Amidsubstanzen offen¬ 
bar von den Bakterien des Futterbreis beim Wiederkäuer in Eiweiß umgewandelt 
wird und im Kote ausgeschieden, bei eiweißarmem Futter oft so viel, daß im 
Kote mehr Eiweiß als im Futter enthalten ist; dies war z. B. bei v. Strusiewicz 
und Völtz der Fall. Die Differenz zwischen Futter und Kot entspricht dann 
nicht der verdauten Eiweißmenge und ergibt für diese Größe erheblich zu nied¬ 
rige, zuweilen negative Resultate. In Erwägung dieses Umstands beweisen die 
Untersuchungen von Völtz und v. Strusiewicz durchaus noch nicht die Fähig¬ 
keit der verfütterten nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen, das Eiweiß zu 
vertreten. Bei mehrfach wiederholten Versuchen von Friedländer (59) haben 
die nichteiweißartigen Stoffe der Melasse, in ihrer Gesamtheit verfüttert, keinen 
Stickstoffansatz bewirkt; sie stehen also im Gegensatz zu den Schlußfolgerungen 

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Referate. 


vonVöltz und Strusiewicz. Dabei hat Friedländer seinen Versuchstieren 
so viel Stickstoff zugeführt, daß derselbe, wäre er in Eiweißform verabfolgt wor¬ 
den, sicher zu einem Eiweißansatz ausgereiht hätte. Asparaginzufuhr verringerte 
in diesen Untersuchungen den Eiweißzerfall im Körper, jedoch in weit geringerem 
Grade, als das wirkliche Eiweiß. Es scheint überhaupt, als ob die nichteiwei߬ 
artigen Stickstoffverbindungen ganz verschieden wirken, je nachdem sie ver¬ 
schiedenartigen Futtermitteln entstammen. Darauf deuten die Untersuchungen 
von Just (60) hin, die derselbe an der Versuchsstation Möckern ausgeführt hat. 
Just verfütterte an noch wachsende, 7 Monate alte Lämmer ein kohlehydrat¬ 
reiches, eiweißarmes Grundfutter, bestehend aus Wiesenheu, Stärkemehl und 
Zucker, eine Ration, bei der sich die Tiere vollständig im Stickstoffgleichgewicht 
befanden. In 7 Perioden wurde zum Grundfutter ein Beifutter gegeben, dessen 
Stickstoffgehalt und Stärkewert ungefähr in allen diesen Perioden gleich war, 
nur daß amidreiche Futter und Klebermehl miteinander wechselten. Außer 
Klebermehl wurde zugelegt: Melasseschnitzel, Malzkeimextrakt, Kartoffelflocken, 
Extrakt aus jungen Wiesenpflanzen. Bei all diesen Zulagen wurde eine dem 
Stärkewert der Zulage entsprechende Menge Stärke bezw. Zucker vom Grund¬ 
futter abgezogen. Es machten sich nun in der Nährwirkung der nichteiwei߬ 
artigen Stickstoffverbindungen dieser Futtermittel erhebliche Unterschiede geltend. 
Während die nichteiweißartigen Verbindungen der Melasse und der Malzkeime 
keinerlei positive Wirkung erkennen ließen, zeigte es sich, daß die aus jungen 
Gräsern und Leguminosen, sowie aus Kartoffeln stammenden Stoffe dieser Art 
eine beschränkte Eiweißerspamis herbeizuführen vermögen. (Schluß folgt) 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

816) Schnitze, Walter H. Zur Differentialdiagnose der Leukämien. Aus 

dem patholog. Institut zu Göttingen. (Münch, med. Wschr. Jan. 1909, Nr. 4.) 

Das Vorhandensein einer akuten myeloischen Leukämie wurde lange ge¬ 
leugnet, da die hierbei im Blute vorkommenden Vorstufen der Knochenmancs- 
zellen von den bei der akuten lymphatischen Leukämie vorkommenden Lympho- 
blasten schwer zu unterscheiden sind, beide Formen aber eine gewisse Aehnlich- 
keit mit fertigen Lymphocyten haben. Für die Differentialdiagnose beider 
Formen kommen in Betracht zunächst die histologische Untersuchung der Organe, 
die in einem Fall das Wuchern myeloischer, im anderen das Wuchern lympha¬ 
tischer Elemente zeigt. Weiter, aber nur für den ganz geübten Hämatologen, 
der doch vorhandene morphologische Unterschied beider Zellarten im Blute. 
Viel wichtiger sind die chemischen Verschiedenheiten, die zwischen den Zellen 
der Knochenmarks- und der lymphatischen Reihe bestehen, indem bekanntlich 
die Leukocyten Fermente enthalten, die den lymphatischen Elementen fehlen: 
neben dem ei weiß verdauenden Ferment vor allem eine Oxydase. Auf dem 
Vorhandensein der letzteren beruht die vom Verfasser zuerst bei Leukämie 
verwendete Oxydasereaktion. Man bedarf hierzu einer 1 proz. wässerigen 
a-Naphthollösung und einer 1 proz. wässerigen Dimethyl-p-Phenyldiaminlösung, 
Beide Lösungen bilden, zusammengebracht, bei Luftzutritt durch oxydative 
Synthese Naphtholblau, das ausfallt. Beim Vorhandensein eines oxydativen 
Ferments wird diese Reaktion stark beschleunigt, und es werden diejenigen 
Stellen, an denen das Ferment lokalisiert ist, blau gefärbt. Man kann diese 


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Referate. 


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Reaktion sowohl an Organschnitten wie an Glutpräparaten anstellen; sie gelingt 
auch an formolfixiertem Material. Die Präparate sind nur für Stunden haltbar. 

M. Kaufmann. 

316) Cloetta, M. Über den Einfluß der chronischen Digitalisbehandlung 
auf das normale und pathologische Herz. Pharmakolog. Institut Zürich. (Arch. 
f. exp. Path. und Pharm. 1908, Bd. 59, S. 209.) 

Die Versuche wurden an 5—6 Monate alten ca. 2000 g schweren Kaninchen 
begonnen. Als Medikament wurde gereinigtes Digitalisinfus und Digalen, nur 
subkutan verwendet. Die Dauer der Behandlung betrug einige Monate bis mehr 
als zwei Jahre. Eine kumulative Wirkung (Pulsfrequenz!) ließ sich nicht beo¬ 
bachten. Ausfallserscheinungen bei plötzlichem Aufhören der Digitalisgabe treten 
nicht auf. Die Ernährung der Tiere wird nicht beeinflußt. Veränderungen der 
anatomischen Verhältnisse des Herzens und der Gefäße lassen sich nicht fest¬ 
stellen. Bei Tieren mit Insuffizienz der Aortenklappen bedingt die Digitalistherapie 
eine geringere Herzvergrößerung (bestimmt durch das Herzgewicht), als sie unter 
denselben Bedingungen ohne Digitalisbehandlung zu Stande kommt Schmid. 

317) Valenti, A. Ricerche sperimentali sul meccanismo del vomito e sulla 
funzione del cardia. (Experimentelle Untersuchungen über den Mechanismus 
des Erbrechens und über die Funktion der Cardia.) — (Gaz. Med. Ital. 1908, 
H. 17.) 

Außer den bekannten Faktoren, die das Erbrechen hervorrufen (antiperi¬ 
staltische Bewegung des Magens usw.) beschreibt Verfasser einen anderen Mecha¬ 
nismus reflektorischer Natur, der, von einem sensiblen Reiz der pharyngo-öso- 
phagealen Gegend ausgelöst, mit den zentripetalen Fasern des N. glossopharyngeus 
und des Vagus fortgeleitet wird. — Die zentrifugale Bahn des Reflexes wird 
von den motorischen Fasern des Vagus ermöglicht. Durch seine Wirkung wird 
der Tonus der Cardia herabgesetzt, wodurch eine vollständige Entleerung des 
Mageninhaltes bewerkstelligt wird. Flttek. 

318) Lef&s. Intorao ad un nuovo modo di colorazione delle sezioni isto- 
logiche e dei preparati di sangue. (Über eine neue Färbungsmethode für 
histologische Schnitte und Blutpräparate.) (Lo Sperimentale 1908, H. 1—2.) 

Härtungsflüssigkeiten (Zenker, Camoy-Lebrun, Foä qsw) mit Sublimat 
bereitet. Nach Einschluß in Paraffin und nachfolgender Entfernung desselben 
von den Schnitten mit Xylol und absolutem Alkohol, kommen die Präparate in 
ein Wasserbad. — Nachher werden sie 30 Min. lang mit folgender Mischung ge¬ 
färbt: Jodgrün, Säurefuchsin ää 1, H 2 0 100 ccm. 24 Stunden nach Be¬ 
reitung der Mischung Filtrierung durch Papier — und Einlegen in das Autoklav, 
wo man die Temperatur auf die Dauer einer Minute auf 110° steigen läßt. — 
So sterilisiert erhält sich die Mischung vorzüglich. Beim Gebrauch braucht 
man die Flüssigkeit nicht zu filtrieren. Nach der .Färbung werden die Präparate 
rasch mit Wasser abgespült; es folgt gleich die Differenzierung mit 90proz. 
Alkohol, in dem für jede 100 g 1 Gramm Pikrinsäure aufgelöst wurde. 

Nach einigen Sekunden hat man das Resultat. Ohne zu spülen wird die 
Pikrinsäure mit absolutem Alkohol entzogen, hierauf Xylol, Balsam. 

Die damit erzielten Resultate sind vorzüglich: Das Bindegewebe und Fibrin 
werden rot gefärbt, die Kerne mit den Einzelheiten ihrer Struktur dunkelgrün; 
das Muzin und das Protoplasma grün oder gelbgrün; die Protoplasmagranulationen 
sind sichtbar. 

Diese Methode kann auch zur Färbung der neutrophilen Kerne des Blutes 
oder des Knochenmarkes in folgender Weise verwendet werden: Die Strich¬ 
produkte werden in absolutem Alkohol während einer Viertelstunde fixiert (in 
dem 1 °/ 0 Karbolsäure aufgelöst wurde); nach Abspülen mit Wasser werden die 
Deckgläschen mit der oben bezeichneten Mischung während 2—3 Minuten ge¬ 
färbt Man wäscht rasch mit Wasser, abtrocknen mit Fließ oder Filterpapier. 
Einige Minuten später sind die Präparate fertig. 

Wenn es sich um Strichpräparate auf Objektivträger handelt, so sind Balsam 
oder Deckgläschen überflüssig. Auf das Strichpräparat kommt ein Tropfen öl 


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Referate. 


(Immersion), hierauf wird das Präparat unter das Mikroskop gebracht Es er¬ 
scheinen dunkelbraun gefärbt und scharf differenziert die neutrophilen Kerne; 
die Kerne sind schwach hellgrün gefärbt; die Blutkörperchen erscheinen hell¬ 
braun. Die Resultate sind bei weitem bessere als die mit der Ehrlichschen 
Triazidfärbung erzielten. Plitek . 

319) Banti. Presentazione dei pezzi anatomici di un caso di lipemia in. 
un diabetico. (Demonstration anatomischer Präparate eines Falles von Lipämie 
bei einem Diabetiker.) (Sitzungsbericht der Acc. Med. Fis. zu Florenz 13. Febr. 
1908 referiert im »Lo Sperimentale« Heft 1, 2, 1908.) 

Rapid verlaufender Diabetes bei einem jungen Manne mit hochgradiger Ab¬ 
magerung; Coma mit Acetonaemie und Acetonurie, Exitus. 

Bei der Autopsie fand sich das Blut bräunlich gefärbt, bedingt durch die 
Gegenwart einer enormen Menge von neutralen in Aether löslichen Fetten, die, 
mikroskopisch untersucht, die Form äußerst kleiner Granulationen hatten. Die 
Fettmenge im Blute betrug über 25 °/ 0 . — Die histologische Untersuchung der 
inneren Organe bot zuerst nichts Besonderes dar: das Pankreas war gesund, die 
Langerhansschen Inseln sind, was Zahl wie Aussehen anlangt, normal. Banti 
bemerkt, daß, wenngleich der klinische Verlauf dem eines sogenannten Pankreas¬ 
diabetes gleich war, das Pankreas trotzdem gesund war; dies wäre ein neuer 
Fall, der beweist, daß die pankreatische Theorie des Pankreas nicht exakt sei. 

Die Lipämie wäre nach Banti dadurch entstanden, daß jene Funktion, die 
Einnahme und Ausgabe des Fettes regelt, in ihrer Tätigkeit alteriert wurde, so 
zwar, daß das gegenseitige Verhältnis unterbrochen wurde: es handelt sich also 
um eine tiefgreifende pathologische Modifikation des Gesamtorganismus. Die 
Abarten des Metabolismus beim Diabetes sind stärker ausgesprochen bei Gegen¬ 
wart von Acetonanämie, ohne zu berücksichtigen, daß die Gegenwart der Säuren 
im Blute (Diacetsäure usw.) die lipolytische Kraft des Blutes beeinträchtigen kann. 

Phtek. 

320) Casagli. Ricerche sul tessuto el&stico nei sacci eraiari. (Unter¬ 
suchungen über das elastische Gewebe im Bruchsacke.) (Sitzungsbericht der 
Accad. Med. fis. zu Florenz vom 21.5.08 referiert im »Lo Sperimentale«, H.3,1908.) 

Die elastischen Fasern im Bruchsacke sind konstant vermehrt im Vergleich 
zu jenen der normalen Bauchfellfasem: sie werden gebildet auf Kosten der fixen 
Zellen des Bindegewebes, namentlich dort, wo eine Überproduktion dieser Ele¬ 
mente statthat (oberflächliche Schichten der Tunica propria der Serosa). — Die 
Zunahme des elastischen Gewebes, seine verschiedene Disposition im Bruchsacke 
hängt im allgemeinen von den mechanischen Reizen (Bruchband usw.) ab, 
doch vorwiegend von solchen mechanisch-funktioneller Natur. Man kann zwei 
Gruppen von Bruchsäcken unterscheiden (was das Verhalten des elastischen 
Gewebes anlangt). Plitek . 

321) Tiberti, N. Ulteriori ricerche speriment&li intorao alle isole del 
Langerhans. (Weitere experimentelle Untersuchungen der Langerhansschen 
Inseln.) (Lo Sperimentale, Heft 4, 1908.) 

Aus Tibertis Untersuchungen erhellt, daß, im Gegensätze zur Anschauung 
anderer, weder die histologischen Befunde am Pankreas der Versuchstiere (pro¬ 
longierte Behandlung mit Adrenalin und Phloridzin) noch jene bei Pankreas¬ 
einimpfungen beobachteten, einen Beweis für die anatomische und funktionelle 
Unabhängigkeit der Langerhansschen Inseln vom zymogenetischen Gewebe 
abgeben. Plitek . 

322) Amato, A. Contributo allo studio delT origine delle „Plasmazellen". 

(Beitrag zur Kenntnis des Ursprungs der Plasmazellen.) (Lo Sperimentale, 
H. 4, 1908.) 

Verfasser neigt mehr zur Annahme des histogenetischen Ursprungs der Plasma¬ 
zellen als zu jener des hämatogenen. Aus seinen Untersuchungen erhellt nicht 
in evidenter Weise der Ursprung der Plasmazellen aus den Elementen, die die 
kleinzellige Infiltration ausmachen, mögen diese ausgewanderte Lymphocyten des 
Blutes sein oder lymphocytoide Elemente des Bindegewebes; und dies wegen 


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Referate. 


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des ausgesprochenen Mangels der sogenannten Übergangsformen in den ver¬ 
schiedenen untersuchten Herden. Aus den Untersuchungen Amatos erhellt deut¬ 
lich der Ursprung der Plasmazellen aus den Bindegewebselementen, namentlich 
aus den Adventitialzellen Marchands. Plitek . 

328) S&br&zös, J. et Lafou, Ch. (Bordeaux.) Granulome de la lövre ä 
mastzellen et a Eosinophiles chez un chevaL (Lippen-Granulom mit Mastzellen 
und Eosinophilen bei einem Pferde.) (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 1, S. 3—30.) 

Ein Pferd bekam nach einer Verletzung an der Oberlippe einen sich rasch 
vergrößernden, harten, fistulös suppurierenden, sarkomatösen Tumor, den die 
Autoren einer genauen histologischen Untersuchung unterzogen. Mittels der 
zytologischen Tmktionsmittel konnten sie zwei scharf getrennte Partien durch 
den ganzen Tumor feststellen, Inseln aus Mastzellen bestehend, die im Blute 
nicht vermehrt auftraten, die Umgebung der Inseln aus Eosinophilen bestehend, 
die auch im Blute vermehrt waren. Daraus ziehen Sabrazes und Lafou 
Schlüsse auf die Genese und Funktion der Mastzellen und Eosinophilen über¬ 
haupt. Gg. B. Gruber. 

324) Aubertin et Beaujard. VI; Action de Rayons X sur le sang et la 
moelle osseuse. 1. Action d'une dose unique d’intensitE moyenne en irradiation 
totale. (Wirkung der Röntgenstrahlen auf Blut und Knochenmark. 1. Wir¬ 
kung einer einzigen Dosis von mittlerer Stärke bei totaler Bestrahlung.) (Folia 
haemat. 1908, Bd. VI, H. 1, S. 31—41.) 

Es werfen sich zwei Fragen auf, wenn man die Wirkung der Bestrahlung 
studiert: 1. Wirkung auf das lymphoide Gewebe, 2. Wirkung auf das myeloide 
Gewebe. Die verschiedenen Untersucher kamen zu verschiedenen Ergebnissen, 
weil die Autoren entweder das Blut ohne das Knochenmark, oder das Knochen¬ 
mark ohne das Blut usw. untersuchten, weil sie ferner die Degenerationen im 
Knochenmark vom Boden des lymphoiden Gewebes ausgehend beschrieben. 
Aubertin und Beaujard zeigen nun an Versuchen, daß unmittelbar nach der 
Bestrahlung eine Leukocytose, dann nach 24 Stunden schon eine Leukopenie 
(— Lymphopenie wäre genauer —) eintritt, die ziemlich lange (fast 3 Wochen) 
andauert. Aus Organuntersuchungen (Milz und Knochenmark) ziehen sie die 
Schlüsse, daß durch die Röntgenstrahlen die Lymphocyten des Blutes geschädigt 
werden und in der Milzpulpa mit anderen Blutelementen (Makrophagie, Pigmen- 
tation, Erythrocytolyse usw.) zugrunde gehen, daß mit dem Eintreten der Leuko¬ 
penie das Knochenmark in hyperfunktionellen Zustand kommt, hypeiplastisch 
wird, die Zeichen erythrocytärer, wie namentlich leukocytärer Proliferation unter 
Verdrängung der Fettsubstanz zeigte und zwar so lange andauernd als aus dem 
Blute Lymphopenie nachweisbar ist. Es hängt also die Leukopenie nicht von 
einer Degeneration des Knochenmarkes ab, sondern vom Untergang der im Blut 
befindlichen Leukocyten, wobei durch Knochenmarkshyperplasie (reparatorisch) 
der Mangel an Leukocyten ausgeglichen wird. Diese Hyperplasie des Knochen¬ 
markes bei mittlerer Röntgen-Dosierung könne man durch fortlaufende genaue 
Leukocytenzählung (quantitativ und qualitativ!) feststellen. Nur bei enormen 
Dosen von Röntgenstrahlen gibt es eine Leukopenie durch Degeneration des 
blutbildenden Apparates (sie wurde selten beobachtet). Möglicherweise ist sie 
an eine Bildungsinsuffizienz des Knochenmarkes gebunden. Die gewöhnliche 
Röntgen-Leukopenie ist abhängig von der Zerstörung der Blutleukocyten, die 
nicht nur ohne eine Zerstörung der lymphoiden Apparate, sondern sogar trotz 
einer Hyperplasie des Knochenmarkes besteht. Sie ist sehr häufig und die 
Strahlendosis, mit der man sie erhält, entspricht der therapeutischen Strahlendosis. 

Gg. B. Gruber . 

325) Meirowsky, E. Zur Frage des Ursprungs der Mastzellen-Granulationen. 

(Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 1, S.42—50.) 

Intensiv mit künstlichem Licht bestrahlte menschliche Haut eignet sich be¬ 
sonders zur Untersuchung über Mastzellengranulation. Das Licht tötet infolge 
entzündlicher Wirkungen die Hautzellen, nachdem vorher an den Kernen von 
Epidermis und Cutis auffällige Veränderungen der sogenannten Nukleolarsubstanz 
vor sich gingen. Die Nukleolen der menschlichen Cutis- und Epidermiszellen 


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Referate. 


sind amphichromatisch, ihre Substanz läßt sich aber färberisch' nicht »einwands¬ 
frei vom Chromatin und anderen Bestandteilen des Kernes trennen.« Histo- 
chemische Reaktionen, z. B. Ein wirkenlassen von Essigsäure geben ein Kriterium, 
ob man es mit Chromatin oder Nukleolarsubstanz zu tun hat. — Durch Licht¬ 
wirkung wird die Nukleolarsubstanz im Zellkern vermehrt und schließlich in 
das Protoplasma der Zelle ausgestoßen, wo sie im weiteren Verlauf der Licht¬ 
wirkung in melanotisches Pigment übergehen kann. Nach Arbeiten Montgo- 
merys, R. Hertwigs, Goldschmidts, Rössles und Albrechts kann am 
Austritt »von Kemsubstanzen ins Plasma nicht mehr gezweifelt werden«. 

Der Kern der bestrahlten Zellen zeigt keine Zerfallserscheinungen, der Aus¬ 
tritt nukleolärer Substanz ist eine vitale Funktion. Im Zytoplasma zerfällt die 
Nukleolarsubstanz feinkörnig, wird zu Granulationen, die aber nicht metachro¬ 
matisch sind. Erst nach bestimmter Reifung werden sie metachromatisch und 
ordnen sich typisch. Hierbei handelt es sich um rein histiogene Mastzellen. — 
Nach einem Vorschläge Eugen Albrechts möchte Verfasser alle Substanzen 
der Zelle, die mit dem »Pyrenin« die chemisch-physikalischen Vorbedingungen 
gleicher Färbbarkeit haben, als pyrenoide Substanzen bezeichnen. 

Gg. B. Gruber. 

326) Pappenheim, A. Zur Kenntnis und Würdigung der Methylgrün- 
Pyroninreaktion. (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 1, S. 51—66.) 

Die meiste färbbare Eiweißsubstanz ist amphoter. Ausnahme hiervon macht 
nur die eosinophile bezw. die reife Mastzellengranulation. Spricht man dennoch 
von Oxyphilie bezw. Basophilie der zytoplasmatischen Bestandteile gemeinhin, 
so ist dies »nur in Rücksicht auf die bei Anwendung neutraler Gemische zu¬ 
tage tretende, prävalierende Chromophilie« zu verstehen. Zur Prüfung auf allge¬ 
meine Chromophilie ist Ehrlichs Triacid ungeeignet, da Methylgrün ausschlie߬ 
lich als Reagens auf Chromatinsubstanz der Metazoenzelle dient. Mittels Methyl- 
grünpyronin läßt sich, da Methylgrün so spezifisch färberisch »impotent« sich 
erweist, eine mikrochemische Unterscheidung des basophilen Chromatins von 
anderen basophilen Substanzen durchführen. An solchen anderen basophilen 
Substanzen finden sich bald karyogene, bald plasmatische Plastine, die bald 
basophil, bald oxyphil sind. Methylgrünpyronin ist ein homogen färbendes Mittel, 
aus zwei basischen Bestandteilen zusammengesetzt; es differenziert nur Chromatin 
von Plastin, sagt nichts über Chromophilie aus. Will man aber noch einen hete¬ 
rogenen Farbstoff zur Erkennung der jeweiligen Chromophilie mitverwenden, so 
ist jetzt als praktisch bewährt befunden ein neutral-heterogenes Triacidgemisch 
aus Methylgrünpyronin-Orange — Mittels dieser Methoden läßt sich nachweisen, 
daß nicht alles Basophile in der Zelle mit dem Chromatin identisch ist und 
nicht alles Oxyphile zytoplasmatisch, daß ferner »die prävalierende färberische 
Reaktion des Zytoplasmas parallel der des Karyoplastins (Nukleolins) geht«, 
daß echte basophile Nukleolen existieren. Gg. B. Gruber. 

327) Wlasoff, G. u. Krükoff, A. Fixationsmethode von trockenen Blut- 
pr&paraten in warmem flüssigem Medium. (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 1, 

S. 66—68.) 

Statt der Ehrlichschen Hitzefixation im Hitzeschrank oder auf der Kupfer¬ 
platte schlagen die Autoren vor, siedendes Xylol zu benützen. Je nach dem 
Siedepunkt des Xylols, dem man eventuell Ol. Terebinth. rectif. zusetzen kann, 
müssen die Präparate verschieden lang dem Fixans ausgesetzt werden — min¬ 
destens 1—5 Minuten. Nachfolgendes Durchführen durch Äther garantiert die 
Reinheit der Präparate. Natürlich wird in dem siedenden Xylol schon alles Fett 
momentan ausgezogen, was für Knochenmarks-Präparate von Wichtigkeit sein 
kann. Gg. B. Gruber. 

328) Ziegler, Kurt. Über die Beziehungen zwischen myeloider Umwand¬ 
lung und myeloider Leukämie und die Bedeutung der großen mononukleären, 
ungranulierten Zellen. (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 2, S. 113—151.) 

In einer Monographie über die »Histogenese der myeloiden Leukämie« leitet 
Ziegler die myeloide Leukämie von einem gestörten Spannungsverhältnis 


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Referate. 


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zwischen Milz und Knochenmark her, das er mittels langer Röntgenbestrahlung 
der Milz hervorrief. Die Milzfollikel degenerieren, die Pulpa verödet und in die 
Pulpa dringen nach Ziegler Knochenmarkselemente ein, vermehren sich exzessive 
und überschwemmen das Blut mit Knochenmarkszellen. Gg. B. Gruber wieder¬ 
holte die Ziegler sehen Experimente nach Entfernung der Milz bei Bestrahlung 
der Hinterläufe der Tiere und erhielt das gleiche Blutbild und die gleichen 
Knochenmarksveränderungen; er erklärte die Erscheinung demnach nicht wie 
Ziegler als Folge einer Milzerkrankung, sondern als Folge einer reparatorischen 
Knochenmarkhypeaplasie. Grub er erkannte auch Zieglers Deutung der großen 
mononukleären, basophilen, ungranulierten Zellen des Blutes als Myeloblasten 
nicht an, sondern ließ es im allgemeinen unentschieden, wo der Ursprung und 
wie die Potenz dieser Zellen, sprach sich aber dafür aus, daß jedenfalls ein 
großer Teil aus dem lymphopoetischen Apparat stammen möge. Dem gegen¬ 
über vertritt K. Ziegler aufs neue seinen Standpunkt, greift Grubers Erklärung 
dialektisch an und sucht seine Versuchsanordnung zu erschüttern. Zuerst ent¬ 
stehe eine »myeloide Reaktion«, auf diese folge Knochenmarkshyperplasie; es 
handle sich bei der myeloischen Reaktion um eine pathologisch-physiologische 
Anpassungserscheinung, nicht um eine greifbare, selbständige Erkrankung, wenn 
auch der abgeschlossene Symptomkomplex bestimmte diagnostische Erklärungen 
zuläßt. — Ziegler vertritt weiterhin verschiedenen Autoren gegenüber den 
Standpunkt, daß die bei Leukämie auftretenden heterotopen myelomartigen 
Wucherungen durch Einschwemmungen aus dem Blut und Knochenmark ent¬ 
stehen, daß man nicht von einer »autochthonen Neubildung« oder einem »Rück¬ 
schlag in den embryonalen Zustand« reden dürfe. Das prinzipiell und biologisch 
wichtigste Moment bei Betrachtung jeder myeloiden Umwandlung — auch bei 
Leukämie — sei, daß die vielumstrittene, große, mononukleäre, basophile Zelle 
des Knochenmarkes eine Ersatz- und Stammeszelle des myeloischen Apparates 
darstelle und im Blute schon vorhanden sei, von wo aus sie verschleppt werden 
könne, so daß sie bei allen vermehrten Wachstumsäußerungen im myeloischen 
Apparate, besonders im neutrophilen Zellsystem — seien sie hyperplastisch, seien 
sie reparatorisch — vermehrt gebildet und vermehrt in das kreisende Blut zu 
gelangen vermöge. Gg. B. Gruber. 

329) Benjamin, E. u. Gött, Th. Zur Frage der akuten Leukämie. (Folia 
haemat. 1908, Bd. VI, H. 2, S. 152—159.) 

Wiedergabe des klinischen Verlaufes und pathologisch-anatomischen Be¬ 
fundes von akuter, myeloider Wucherung bei einem Kinde. Die histologische 
Untersuchung der leuko- und lymphopoetischen Apparate ergab, daß eine 
Myelosarkomatose vorlag, bezw. eine Myeloblasten-Leukosarkomatose im Sinne 
Sternbergs unter Ausbildung aggressiver Tumoren. Der Krankheitsfall stehe 
dem myeloiden Chlorom nahe, bilde gewissermaßen einen Übergang der 
myeloiden Leukämie zum Chlorom. Gg. B. Gruber. 

330) Ferrata, A. Können die polynukleären Leukocyten auch von den 
uninukleären des Blutes abstammen? (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 2, 
S. 160—164.) 

Verteidigt sich gegen eine Kritik Löwits, nach dem aus uninukleären Blut¬ 
zellen polynukleäre werden können. Er habe durch die Bezeichnung plasmoso- 
misches Körperchen für den Nebenkem eine schärfere Trennung der uninukleären 
Blutzellen von den polynukleären durchgeführt. — Angabe einer leicht anzu¬ 
stellenden Färbemethode zur Darstellung der plasmosomischen Körper, die auf 
einer Verbindung des May-Grünwaldschen Verfahrens mit der Methode von 
Giemsa beruht. Gg. B. Gruber . 

Physiologie und physiologische Chemie« 

381) Abderhalden, E. u. Müller, F. Über das Verhalten des Blutdruckes 
nach intravenöser Einführung von 1-, d- und dl-Suprarenin. (Ztschr. f. physiol. 
Chem., 1908, Bd. 58, S. 186—189.) 

Verfasser haben 1-, d- und dl-Suprarenin in ihrer Wirkung auf den Blut- 
IS. P. IV. Jahr*. 13 


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Referate. 


druck verglichen. Dabei zeigte sich, daß das 1-Suprarenin einen viel größeren 
Einfluß auf den Blutdruck besitzt wie das d-Suprarenin. Ersteres erwies sich 
als etwa 16 mal wirksamer als letzteres, vorausgesetzt, daß das d-Suprarenin 
überhaupt ganz frei von 1-Suprarenin war. Das dl-Suprarenin nimmt entsprechend 
seiner Zusammensetzung aus d- und 1-Suprarenin eine Mittelstellung ein. Das 
aus den synthetisch gewonnenen dl-Suprarenin durch Spaltung dargestellte 
1-Suprarenin zeigt dieselbe Wirksamkeit, wie das aus Nebenmeren isolierte 
1-Suprarenin. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die Konfiguration des 
Suprarenins einen Einfluß auf die Art seiner Wirkung hat « Schittenhelnu 

882) Abderhalden, E. Weiterer Beitrag zur Frage nac h der Verwertung 
von tief abgebautem Eiweiß im tierischen Organismus. VIII. Mitteilung. 

(Ztschr. f. physiol*. Chem., 1908, Bd. 67, S. 348—364.) 

Im Anschluß an frühere Versuche (s. dieses Zentralbl. 1907, Ref. 2443 und 1909, 
Ref. 333) zeigt Abderhalden in einem weiteren Versuche, daß das Nahrungs- 
eiweiß ohne jede Schädigung durch tief abgebautes Fleisch ersetzt werden kann. 
Auch ein weiterer Versuch an einer trächtigen Hündin ergab dasselbe Resultat. 
Auch mit Fleisch, welches durch Säurehydrolyse aufgespalten war, glückte es, 
das Versuchstier im Stickstoffgleichgewicht zu halten. Ferner wurde vollständig 
abgebautes, 2 l j 2 Jahre lang verdautes Kasein verfüttert und zwar abwechselnd 
in zwei Fraktionen, die beim Einengen des ursprünglichen Verdauungsgemisches 
hintereinander gewonnen werden. Die erste Fraktion enthielt daher zwar alle 
im Kasein vorhandenen Aminosäuren, aber vorwiegend die schwerlöslichen, das 
Tyrosin und das Leucin; die Mutterlauge davon (II. Fraktion) enthält gleichfalls 
alle Aminosäuren, aber vornehmlich die leichtlöslichen. Es fehlte also keiner 
Fraktion eine Aminosäure; nur das Mengenverhältnis war ein verschiedenes. 
Bei Verftitterung des Gemisches von I und II trat Stickstoffretention ein (es 
war absichtlich mehr Stickstoff als zur Erhaltung des Sickstoffgleichgewichts 
nötig war, eingeführt); nach alleiniger Eingabe von Fraktion I dagegen, ebenso 
wie nach der von Fraktion II trat Verschlechterung der Stickstoffbilanz ein. 
Der Ausfall dieses Versuches scheint dafür zu sprechen, daß die Verwertung 
der Bestandteile eines Gemisches von Eiweißabbauprodukten durch den tierischen 
Organismus sich nach dem Gesetz des Minimums richtet. 

Endlich wurde einem Hund als Nahrungsstickstoff ein Kasein-Verdauungs¬ 
gemisch verfüttert, aus dem das Tryptophan seiner Hauptmenge nach entfernt 
war. Dabei wurde auch ein Teil des Tyrosins mit entfernt. Es zeigte sich, 
daß dieses Gemisch bei weitem nicht in gleichem Maße im Stande war, Eiweiß 
zu ersetzen, wie das alle Bausteine enthaltende Verdauungsgemisch des Kaseins. 

Schitienhelm . 

888) Abderhalden, E. u. Ollinger, J. Weiterer Beitrag zur Frage nach 
der Verwertung von tief abgebautem Eiweiß im tierischen Organismus. VH. 
Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, S. 74—80.) 

Der vorliegende Versuch stützt die Resultate der füheren Untersuchungen 
von Abderhalden und Rona (s. dieses Zentralbl., Jahrg. 1907, Ref. 2443) und 
bestätigt die Schlußfolgerung, daß es gelingt, durch weit abgebaute Nahrungs¬ 
stoffe den Organismus im Stickstoffgleichgewicht zu erhalten, ja es ist im vor¬ 
liegenden Versuche eindeutig gelungen, eine bedeutende Gewichtsvermehrung 
mit tief abgebautem Fleisch zu erzeugen und durch Hunger herbeigeführte große 
Gewichtsverluste vollständig auszugleichen. Es wurde durch nacheinander durch¬ 
geführte Pepsin- (6 Wochen), Pankreatin- (14 Wochen) und Erepsin- (4 Wochen) 
Verdauung Kasein und Fleisch vollständig bis zu aen einfachsten Bausteinen 
abgebaut und der vollständige Abbau durch Analyse bewiesen; diese Verdauungs¬ 
produkte, im Vakuum bei 40° zur Trockne eingedampft und gepulvert, dienten 
zusammen mit Traubenzucker, Rohrzucker und Fett als Futter. Schitienhelm . 

884) Abderhalden, E. u. Medigreceanu, F. Über das Vorkommen von pep- 
tolytischen Fermenten im Mageninhalt und ihr Nachweis. (Ztschr. f. physiol. 
Chem., 1908, Bd. 57, S. 317—324.) 

Anschließend an die bekannten Versuche Boldireffs (s. dieses Zentralbl., 
Jahrg. 1908, S. 209—223), wonach beim Hunde unter bestimmten Bedingungen 


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Referate. 


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(Fettnahrung;) sich ein Gemisch von Darm- und Pankreassaft und Galle aus dem 
Duodenum in den Magen ergießt, haben die Verfasser an einem Magenfistel- 
Hunde untersucht, wie sich die Verhältnisse bei Brot-, Milch- und Fleischnahrung 
gestalten. Zur Entscheidung der Frage, ob den in den Magen gelangenden 
peptolytischen Fermenten eine Bedeutung für die Protein Verdauung im Magen 
zukomme, haben sie das Verhalten des jeweils gewonnenen Magensaftes gegen 
Polypeptide studiert. Sie verwandten das Glycy 1-1-tyrosin. Sie überzeugten sich, 
daß dieses Dipeptid von reinem Hundemagensaft nicht angegriffen wird, wohl 
aber durch die peptolytischen Fermente des Pankreas- und Darmsaftes. 

Die peptolytischen Fermente des Pankreas- und Darmsaftes werden sehr 
rasch durch den sauren Magensaft geschädigt, schon nach 5 Minuten langem 
Stehen mit der gleichen Menge Magensaft war das Spaltungsvermögen der ge¬ 
nannten Säfte für Glycyl-l-tyrosm stark abgeschwächt und beinahe nach 10 Minuten 
vollkommen vernichtet. Die aus dem Darm in den Magen übertretenden pepto¬ 
lytischen Fermente gelangen also bei normaler Magenfunktion nicht zur Wirkung. 

Nach Eingabe von Brot und magerem Fleisch wurde nur eine Hydrolyse 
des Glycyl-l-tyrosins beobachtet. Der nach Fetteingabe ausfließende, durch 
Galle grün gefärbte Magensaft spaltete in allen Fällen Glycyl-l-tyrosin. Mit Milch 
wurden schwankende Werte erhalten. Wurde sie wenige Stunden nach dem 
Fettversuche eingegeben, so ergoß sich eine grüngefärbte Flüssigkeit aus der 
Fistel. In diesen Fällen waren auch peptolytische Fermente vorhanden. 

Die Versuche beweisen also, daß nach Fetteingabe Darminhalt und damit 
auch peptolytische Fermente in den Magen übertreten. Sie werden normalerweise 
durch die Salzsäure des Magens sehr leicht zersört resp. in ihrer Wirkung voll¬ 
ständig gehemmt. Ihr Nachweis gelingt nur, wenn die Säure des Magens so¬ 
fort mit Alkali neutralisiert wird. Schittenhelm. 


886) Abderhalden, E. u. Fuchs, D. Der Gehalt verschiedener Keratinarten 
an Glutaminsäure. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 67, S. 339—341.) 

Die folgende Übersicht gibt die erhaltenen Resultate wieder: 


- 

Klauen 
vom Rind 

Horn 
vom Rind 

Pferdehufe 


i 

I Jahr 
alt 

4 Jahre 
alt 

I Jahr 
alt 

4 Jahre 
alt 

Unterer 

Teil 

Oberer 

Teil 

Trockensubstanz in 9 / 0 . 

90,5 

9«,5 

96,0 

96,5 

75,36 

75,40 

Aschengehalt in °/ # . 

0,136 

0,158 

0,22 

0,36 

0,51 

0,40 

Melaninartige Substanzen in "/,.1 

0,22 

0,12 

16,8 

1,65 

0,96 

0,98 

1,08 

Glutaminsäurechlorhydrat in °/ 0 . 

(berechnet auf die bei ioo bis zur Gewichts¬ 
konstanz getrocknete aschefreie Substanz) 

18,0 

13,84 

12,99 

18,16 

18,22 


Aus diesen Zahlen geht hervor, daß die Keratinsubstanzen mit dem Alter 
an Glutaminsäure etwas abnehmen. Der Aschengehalt steigt etwas an. Übrigens 
zeigen die Keratinsubstanzen eines und desselben Gewebes einen sehr wech¬ 
selnden Aschengehalt. Schittenhelm . 

886) Abderhalden, E. u. Brahm, G. Zur Kenntnis des Verlaufs der fer¬ 
mentativen Polypeptidspaltung. VI. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, 
Bd. 67, S. 342—347.) 

Verfasser stellten sich die Aufgabe, zu entscheiden, ob die in. den verschie¬ 
densten Geweben des Tier- und Pflanzenreiches vorhandenen peptolytischen 
Fermente identisch sind oder aber eine ganz verschiedene Wirkung zeigen. 
Sie ließen daher Hefepreßsaft und Darmsaft auf Di- und Polypeptide unter 
verschiedenen Versuchsbedingungen ein wirken. Es gelang nicht, Unterschiede 
im Verhalten der peptolytischen Fermente des Darmsaftes und Hefepreßsaftes 
aufzufinden. Sie scheinen im Gegenteil identisch zu sein. Schittenhelm . 

887) Abderhalden, E. u. Wacker, L. Über den Abbau von 2,6-Diketo- 
piperazinen im Organismus des Kaninchens, n. Mitteilung. (Ztschr. f. physiol. 
Chem., 1908, Bd. 67, S. 325—328.) 

13* 


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180 


Referate. 


In Verfolgung früherer Versuche von Abderhalden (s. dieses Zentralbl. 
1908, Ref. 1087) verfütterten die Verfasser das durch Alkali schwer spaltbare 
dl-Leucyl-glycinanhydrid an Kaninchen. Es konnte festgestellt werden, daß im 
Kaninchenorganismus auch dieses Anhydrid, wie in den früheren Versuchen das 
Glycinanhydrid, das dl-Alaninanhydrid und das dl-Serinanhydrid zum Teil — 
allerdings, wie es scheint, zum geringsten Teil — aufgespalten und dann in seine 
Komponenten zerlegt wird. Sicher nachgewiesen ist d-Leucin. SchitUnhelm . 

888) Abderhalden, E. u. Guggenheim, N. Weitere Versuche über die Wir¬ 
kung der Tyrosinase aus Russula delica auf tyrosinhaltige Polypeptide und 
auf Suprarenin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 329—331.) 

Die Verfasser haben frühere Versuche (s. dieses Zentralbl. 1908, Ref. 1206) 
fortgesetzt und zwar mit einigen neuerdings dargestellten Derivaten des Tyro¬ 
sins, dem d-Alanyl-l-tyrosin, und dem 1-Leucyl-l-tyrosin. Auch in diesen Ver¬ 
suchen trat nach kurzer Zeit Rotfärbung ein. Interessant war, daß auch Supra¬ 
renin unter dem Einfluß der Tyrosinase sehr bald Rotfärbung zeigt und zwar 
einerlei, ob dl-, 1- oder d-Suprarenin gewonnen wurde. * Schittenhelm . 

889) Abderhalden, E. u. Dammhahn. Über den Gehalt ungekeimter und 
gekeimter Samen verschiedener Pflanzenarten an peptolytischen Fermenten. 

(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 332—338.) 

Im keimenden Samen sind nach Untersuchungen von Abderhalden und 
Schittenhelm (dieses Zentralbl. 1907, Ref. 470) peptolytische d. h. auf Polypep¬ 
tide eingestellte Fermente vorhanden. Die Verfasser haben nun untersucht, ob die¬ 
selben auch bereits im ruhenden Samen vorhanden sind. Wiederholt wurde dabei 
festgestellt, daß der aus ungekeimtem Samen (Lupinen, Weizen, Mais, Gerste) 
bereitete Preßsaft zunächst imwirksam war und erst nach längerem Stehen bei 
37° wirksam wurde. Schittenhelm . 

840) E. Filippi. Di alcune proprietä dei metalli colloidali elettrici. (Über 
einige Eigentümlichkeiten der elektrischen kolloidalen Metalle.) (Lo Sperimentale, 
Heft 4, 1908.) 

In einer vorläufigen Mitteilung glaubt Filippi gefunden zu haben, daß, 
während die kolloidalen Metalle (z. B. Ag, Hg, Cu, Ni, Pd, Pt, Au) auf einige 
lebende Protoplasmen eine Wirkung ausüben, ähnlich jener, die isometallische 
Lösungen von Metallsalzen (chlorsaure, schwefelsaure, salpetersaure Salze) aus¬ 
üben, sie sich andererseits vollkommen inaktiv zeigen den verschiedenen Ele¬ 
menten und Enzymen (Saccharomyces cerevisiae, Ptyalin, Pepsin, Pankreatin, 
Labferment) gegenüber, wie es von anderen bezüglich der chemisch präparierten 
Kolloidalmetalle auch bewiesen wurde. 

Die den verschiedenen das elektrische kolloidale Metall ausmachenden Körn¬ 
chen innewohnende elektrische Ladung übt auf das Protoplasma die gleiche 
Wirkung aus, die die freien Jonen in den Salzlösungen mit isometallischem Inhalt 
ausüben. Plitek . 

841) London, E. S. u. Polowzowa, W. W. Verdauung und Resorption der 
Kohlehydrate im Magendarmkanal des Hundes. (Z. f. physiol. Ch. 1908, Bd. 50, 
S. 512—644.) 

Die Versuche wurden gemacht an fünf Pylorusfistelhunden, drei Duodenal¬ 
hunden, einem Ileumhund, einem Ileocoecalhund und einem Resorptionshund mit 
zwei Fisteln, von denen die eine am Ende des Duodenums und die zweite an 
der Grenze zwischen dem mittleren und distalen Drittel des Duodenums gelegen 
sind. Im Hundemagen wurden die angewandten Kohlehydrate (Stärke, Amylo¬ 
dextrin, Erythrodextrin, Rohrzucker und Dextrose) weder in wässeriger noch alko¬ 
holischer und weder in schwacher noch konzentrierter Lösung resorbiert. Nur 
Rohrzucker und Erythrodextrin wurden im Magen gering (4,4 und 2,1 °/ 0 ) gespalten, 
was lediglich Wirkung der HCl ist. Der bei Kohlehydratverdauung im Magen 
abgesonderte Magensaft besitzt 0,18 °/ 0 N und durchschnittlich 0,43 °/ 0 HCl. 
Konzentrierte Dextroselösung ruft keine vermehrte Flüssigkeitsabsonderung her¬ 
vor, vielmehr reichliche Schleimsekretion. Im Duodenum ist die Spaltung eine 
weitgehende, die Resorption nur gering. Im Jejunum resp. oberen Heum wird 


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Referate. 


181 


der im Duodenum abgespaltene Zucker größtenteils resorbiert, die weitere 
Spaltung unverdauter Kohlehydrate schreitet fort. Im unteren Ileum erreicht 
Verdauung und Resorption der meisten Kohlehydrate ein Ende, nur trockene 
Stärke geht zu 21,9 °/ 0 in den Dickdarm über. Außer dieser werden sämtliche 
Kohlehydrate in vivo durch ausschließliche Darmsaftwirkung bis auf Zucker ab¬ 
gespalten. Es läßt sich bei Kohlehydratverdauung ein »Verdauungsstickstoff¬ 
wechsel« nachweisen, der sich in einer Ausscheidung N-haltiger Substanzen ins 
Duodenum mit nachfolgender teilweiser Aufsaugung derselben äußert. Dohm. 

342) Cimoroni, A. Sugli effetti della resezione totale del duodeno. (Effekt 
der totalen Resektion des Duodenums.) (Lo Sperimentale 1908, H. 4.) 

Die Totalresektion des Duodenums ruft bei Hunden nicht die Gegenwart 
von Zucker im Harne hervor; die transitorische Glykosurie, die nach der 
Duodenektomie beobachtet wird, ist der Ausdruck der vorübergehenden Wirkung 
des Traumas auf das Pankreas und nicht eines Pankreasdiabetes, bedingt durch 
die vollständige Entfernung des Duodenums. Plitek. 

848) London, E. S. u. Wersilowa, M. A. Zur Frage über die Bildung 
emulgierter Fette im Magendarmkanal des Hundes. (Z. f. physiol. Ch., 1908, 
Bd. 56, S. 545—550.) 

Die Versuche wurden an folgenden Fistelhunden gemacht: Magenhund (Fistel 
an der Grenze zwischen dem fimdalen und pylorischen Teil des Magens) Pylorus- 
hund (Fistel hart hinter dem Pylorus) Duodenumhund (Fistel zwischen der ersten 
und zweiten Duodenalpapille) Ileumhund (Fistel ca. 100 cm vom Coecum) und 
Deocoecalhund (Fistel 2—3 cm vom Coecum). Gefüttert wird Eiergelb. Es 
ergibt sich, daß die Aufspaltung der emulgierten Fette bald nach der Verfütte- 
rung im Magen beginnt, steigend mit der Zeit (bis zu 32 °/ 0 ) und daß im Dünn¬ 
darm der Prozentgehalt der abgespaltenen Fettsäuren das Maximum bis zu 96°/ 0 
erreicht. Dohm. 

844) London, E. S. u. Riwkind, E. Zur Lehre der Zusammensetzung, Ver¬ 
dauung und Resorption der Tuberkelbazillen. (Z. f. physiol. Ch. 1908, Bd. 56, 
S. 551—553.) 

Da die Gesamtflora des Magendarmkanals einen gewissen Anteil am Stoff¬ 
wechsel nimmt, wurden entwässerte und entfettete Tuberkelbazillen verfüttert, 
deren Eiweißstoffe laut Analyse sich den Eiweißstoffen mit einem mittleren Ge¬ 
halt an Diaminosäuren nähern. Die Versuche an einem Ileum- und Ileocoecalhund 
zeigten, daß in den oberen Schichten des Magendarmkanals Verdauung und auf 
der ganzen Länge des Darmkanals Resorption stattfindet Im unteren Ileum ist 
die Verdauung gering. ^ Dohm. 

845) K&t&y&ma, T. Über die Zusammensetzung der Kuhmilch verschiedener 
Rassen mit besonderer Berücksichtigung ihres Kalk- und Phosphors&uregehaltes. 

Aus dem agrikulturchemischen Institut der Universität Breslau. (Landwirtschaft¬ 
liche Versuchsstationen 1908, Bd. 69, S. 342—348.) 

Soxlhet namentlich (1. Bericht über Arbeiten der Landwirtschaftlichen Ver¬ 
suchsstation Wien, 1878) betont, daß die Milch unserer hochgezüchteten Rassen 
bei den damit ernährten Kälbern ein besonderes Kalkbedürfnis erzeugt. Dies 
deutet darauf hin, daß die Milch infolge der bei der Hochzucht getroffenen 
Maßnahmen als ungünstigste Eigenschaft eine spezifische Kalkarmut erworben 
haben soll. Nähere Untersuchungen fehlen jedoch. Verfasser hat daher die 
Milch möglichst verschiedener Rassen einer näheren Prüfung unterworfen, nament¬ 
lich auf ihren Gehalt an Kalk und Phosphorsäure. Da jedoch die Möglichkeit 
bestand, daß die Milch auch charakteristische Veränderungen erlitten hatte bei 
der Züchtung, was das Verhältnis von Mineralstoffen zu organischen Milchbestand¬ 
teilen anlangt, so wurden die Untersuchungen auch auf Stickstoff und Fett in 
der Milch ausgedehnt. Es gelang dem Verfasser, für seine Untersuchungen ein 
außerordentlich verschiedenes Material aus allen möglichen Kulturländern zu¬ 
sammenzubringen; die Versuche lieferten nun folgendes Resultat, was das Ver¬ 
hältnis von Kalk und Phosphorsäure anlangt: 


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182 


Referate. 


Schlesisches Rotvieh . . . 


1,42 

Voigtländer. 

I : 1,26 

Holländer. 

X 

1,42 

Afrikanerkreuzung .... 

I : 1,26 

Scheinfelder. 

i 

i ,39 

Simmenthaler. 

I : 1,21 

Koreaner. 

i 

i ,39 

Ostpreußische Holländer . . 

I : 1,21 

Schwyzer. 

i 

i ,34 

Ceyloner. 

1 : I,l8 

Afrikaner. 

i 

1 , 3 © 

Rotbraune Ostfriesen . . . 

1 : 1,15 

Wilstermarsch .... 

i 

1,29 

Rumänier Kreuzung . . . 

I : 1,15 

Schwarzbunte Ostfriesen 

i 

1,28 

Büffel.• . . 

1 : 1,02 

Rumänier. 

i 

1,28 



Die verschiedenen Rassen 

reihen sich somit in buntem Wechsel aneinander; 


es liegt daher auf der Hand, daß die Milch der hochgezüchteten Tiere keines¬ 
wegs durch eine spezifische Kalkarmut gekennzeichnet ist Die beobachteten 
Schwankungen bewegen sich nicht in einheitlicher Richtung; es sind daher 
andere Momente als die Hochzucht dafür verantwortlich zu machen. Was das 
Verhältnis von Kalk zu Stickstoff anlangt, so scheint es, daß die Kulturrassen 
fast ohne Ausnahme ein Übergewicht des Stickstoffs zu erkennen geben. Eine 
bestimmte Schlußfolgerung will aber der Verfasser nicht ableiten, ehe die Frage 
weiter geprüft ist. Justus Volhard. 

346) Palmquist, A. Gust. Die Fettbestimmung in Futtermitteln. (Land« 
wirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Bd. 69, S. 461—475.) 

Verfasser kritisiert die bekannte Fettextraktionsmethode nach Soxhlet, die 
ihm zu unsichere Resultate liefert; er schlägt dafür eine neue Methode vor nach 
folgendem Prinzip: Verzuckern der Substanz durch Erhitzen mit 0,5proz. Salz¬ 
säure, neutralisieren mit Kalk, digerieren mit einer Mischung von Alkohol und 
Äther, Zusatz von Petroläther (75° Siedepunkt), Abhebem und Eindampfen der 
Ätherfettlösung im tarierten Kölbchen. Die Methode mag wissenschaftlich ein¬ 
wandfreie Resultate liefern, ist jedoch viel zu umständlich und von so viel 
Manipulationen beeinflußt, daß an ihre Einführung als Ersatz der Soxhlet sehen, 
wenigstens für die Futtermittelanalyse, nicht zu denken ist. Justus Volhard. 

347) Schmöger. Vergleichender Fütterungsversuch mit Schweinen über 
gewöhnliche gedämpfte Kartoffeln und Trockenkartoffeln. (Landwirtschaftliche 
Versuchsstationen 1908, Bd. 69, S. 359—392.) 

Bei dem großen Interesse, das gegenwärtig die Kartoflfeltrocknung für die 
Landwirtschaft in Anspruch nimmt, ist die Beantwortung der Frage nach dem 
Futterwert der Trockenkartoflfeln im Vergleich zu den rohen oder nur gekochten 
(gedämpften) Kartoffeln von größter Wichtigkeit. Schmöger hat nun drei 
Gruppen Schweine gleichmäßig gefüttert, nur mit dem Unterschied, daß in einer 
Gruppe neben dem überall gleichen Beifutter gedämpfte Kartoffeln, in einer 
zweiten Gruppe getrocknete Kartoflfelschnitzel und in einer dritten Gruppe ge¬ 
trocknete Kartoffelflocken gegeben wurden. Aus den Zusammenstellungen geht 
übersichtlich hervor, daß die Kartoffeltrockensubstanz in Form von gedämpften 
Kartoffeln am besten gefüttert hat; dann folgen die Flocken, dann die gedämpften 
Schnitzel und an letzter Stelle die gewöhnlichen Schnitzel. Für die Beurteilung 
der Futterwirkung wurde einesteils die Zunahme an Gewicht berücksichtigt, 
andernteils die mikroskopische Prüfung des Kotes auf eventuellen Stärkegehalt. 

Justus Volhard. 

348) Katayama, T. Über das Eiweifeminimum für ausgewachsene Hammel. 

Aus dem agrikulturchemischen Institut der Universität Breslau. (Landwirtschaft¬ 
liche Versuchsstationen 1908, Bd. 69, S. 321—341.) 

Verfasser verfütterte an zwei Hammel ein sehr eiweißarmes Futter bei sonst 
reichlicher Ernährung mit stickstofffreien Substanzen, so daß das Futter an sich 
genügen mußte. Hierbei war allerdings infolge des sehr weiten Nährstoffver¬ 
hältnisses eine starke Verdauungsdepression unvermeidlich. Danach wurde die 
Eiweißabgabe in drei weiteren Perioden allmählich gesteigert, während gleich¬ 
zeitig ein entsprechender Teil der Kohlehydrate, deren Stärkewert dem des zu¬ 
gelegten Eiweißes entspricht, in Fortfall kam; so blieb die dem Körper zugeführte 
Energiemenge möglichst immer dieselbe. Das Eiweißminimum wurde aus der 
Differenz zwischen Einnahme und Ausscheidung des Stickstoffes im Körper ver- 


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Referate. 


183 


mittelt, ohne daß besondere Ermittelungen über den Wollezuwachs angestellt 
wurden. Stickstoffgleichgewicht bedeutet für das Schaf infolge des wolle- 
Zuwachses noch immer einen Fleischverlust, was bei der Beurteilung der hier 
behandelten Versuche berücksichtigt werden muß. 

Das hierbei ermittelte Eiweißminimum betrug durchschnittlich 0,41 kg für 
1000 kg Lebendgewicht, ohne Berücksichtigung des Wollezuwachses. 

Justus Volhard . 

349) Seidler, L. u. Stutzer, A. Untersuchungen über die durch Hafer in 
den einzelnen Vegetationsperioden bewirkte Aufnahme und Abgabe von Nähr¬ 
stoffen. (Journal für Landwirtschhft 1908, Heft 3, S. 273.) 

Vor einigen Jahren veröffentlichten H. Wilfarth, H. Römerund G. Wimmer 
eine Arbeit »Über die Nährstoffaufnahme der Pflanzen in verschiedenen Zeiten 
ihres Wachstums«. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. 63, S. 1—70.) Die 
Arbeit erregte großes Aufsehen, indem sowohl durch Feldversuche, wie auch 
durch Gefäßversuche der Nachweis erbracht wurde, daß gewisse Nährstoffe, 
welche von der Gerste, Sommerweizen, Erbse und Senf aufgenommen waren, 
vor Abschluß der Vegetationsperiode aus der Pflanze in den Boden zurück- 
wanderten. Dies geschah nicht bei der Kartoffel. Seidler hat nun auf Ver¬ 
anlassung von Stutzer diese Frage auch auf den Hafer ausgedehnt und konnte 
beim Hafer gleichfalls ein teilweises Zurtickwandem gewisser Nährstoffe, nament¬ 
lich des Kalis konstatieren; dies geschieht erst während der Reife, nachdem 
diese Nährstoffe wichtige Funktionen im Leben der Pflanze vollzogen haben. 

Justus Volhard 

360) Just, Jaroalav. Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung des 
Eiweihes und einiger nichteiweihartiger Stickstoffverbindungen auf den Fleisch¬ 
ansatz beim Wiederkäuer. Mitteilung der landwirtschaftlichen Versuchsstation 
Möckern. (LandwirtschaftlicheVersuchsstationen 1908, Bd. 69, Heft 5 u. 6, S. 393—460.) 

Verfasser bringt zunächst eine umfängliche und möglichst vollständige Lite¬ 
ratur über diesen bereits viel behandelten und vielumstrittenen Gegenstand; aus 
den bisher vorliegenden Ergebnissen zieht er folgende Schlüsse: 

1. Die Spaltungsprodukte aus Eiweiß, die bei vollständiger Zerlegung des¬ 
selben durch Fermente erhalten werden, in ihrer Gesamtheit verfüttert, sind bei 
Karnivoren und Omnivoren im Stande, bei sonst kohlehydratreicher Nahrung 
das Nahrungseiweiß vollständig zu vertreten. 

2. Einzelne Spaltungsprodukte des Eiweißes, die bei der Säurehydrolyse er¬ 
halten werden, können beim Fleischfresser und Omnivoren Tier das Eiweiß nicht 
ersetzen, verhalten sich vielmehr indifferent. 

3. Beim Wiederkäuer zeigen einzelne nicht eiweißartige Stickstoffverbin¬ 
dungen (Asparagin, Asparagin- und Glutaminsäure, Ammoniumacetat), einem 
eiweißarmen, aber kohlehydratreichen Futter zugelegt, eine größere Wirkung 
auf den Eiweißansatz, indem sie denselben erhöhen. Sie werden aber in dieser 
Beziehung allem Anscheine nach von dem wirklichen Nahrungseiweiß bei weitem 
übertroffen. Beim karnivoren oder Omnivoren Tiere verhalten sie sich, was den 
Eiweißansatz betrifft, entweder indifferent oder steigern, bei den Karnivoren, 
den Eiweißumsatz. 

4. Die in den Futtermitteln vorkommenden Gemische nichteiweißartiger 
Stickstoffverbindungen (Amide von Kartoffeln, Runkelrüben, Extrakte aus Keim¬ 
lingen) usw. bleiben beim Kaninchen bezw. Omnivoren Tieren wirkungslos, wäh¬ 
rend sie bei den Wiederkäuern je nach ihrer Natur eine verschiedene Wirkung 
ausüben. Diese letztere Frage, die Wirkung der verschiedenen, in den Futter¬ 
mitteln vorkommenden Amidgemische auf Wiederkäuer, hat Verfasser noch näher 
untersucht. Mit zwei sieben Monate alten Lämmern wurden im ganzen 10 Perio¬ 
den durchgeführt; in der ersten und zehnten Periode wurde ein eiweißarmes, 
kohlehydratreiches Grundfutter, bestehend aus Wiesenheu, Stärkemehl und Zucker 
gefüttert, bei dem sich die Tiere vollständig im Stickstoffgleichgewicht befanden, 
m den Perioden II—IX wurde dann zum Grundfutter noch ein Beifutter gegeben, 
dessen Stickstoffgehalt und Stärkewert ungefähr in allen diesen Perioden gleich 
war, nur mit dem Unterschiede, daß amidreiche Futtermittel und Klebermehl 


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Referate. 


miteinander ab wechselten. Um dabei den Stärke wert in einzelnen Perioden 
gleichzuhalten, wurde stets eine dem Stärkewert der Zulagen entsprechende 
Menge Stärkemehl bezw. Zucker vom Grundfutter abgezogen. Die Zulagen be¬ 
standen aus Melasseschnitzeln, Malzkeimextrakt, Kartoffelflocken und Extrakt von 
jungen Wiesenpflanzen; in vier dazwischen liegenden Perioden wurde Kleber¬ 
mehl gereicht. Was nun zuerst die Verdauung und Verwertung der im Kleber 
verfütterten Stickstoffsubstanz anbetrifft, so verwendeten die Tiere fast die ganze 
Menge des über den Erhaltungsbedarf hinaus gereichten Eiweißes zum Ansatz. 
Selbst am Schluß der Perioden kamen immer noch 75°/ 0 vom Klebereiweiß zum 
Ansatz. Was die Wirkung der nichteiweißartigen Bestandteile anlangt, so wurde 
folgendes konstatiert: 

Der nichteiweißartigen Stickstoffsubstanz der Melasse kam kaum ein Nähr¬ 
wert zu; sie war nicht im Stande, das Eiweiß direkt oder indirekt zu ersetzen. 
Ähnlich verhielt sich der Malzkeimextrakt; auch dieser übte keine positive Wir¬ 
kung auf den Eiweißansatz aus. Dagegen waren die nichteiweißartigen Stick¬ 
stoffverbindungen der Kartoffeln auf irgend eine Weise an der Fleischbildung 
beteiligt; noch mehr kam diese Wirkung bei den nichteiweißartigen Verbindungen 
der jungen Wiesenpflanzen zum Ausdruck; sie wirkten ganz ähnlich, wie dies 
schon vom Asparagin, Glutamin- und Asparaginsäure, Ammoniak beobachtet 
worden ist. Sie sind offenbar im Stande, in ähnlicher Weise, wie dies O. Kellner 
(Chemiker-Zt. 1908, No. 77, S. 915) von dem Asparagin-Ammongemisch festgestellt 
hat, die Funktionen des Eiweißes bei der Erhaltung der Wiederkäuer zu über¬ 
nehmen. Sie haben dadurch einen Teil des gleichzeitig verzehrten Grund¬ 
futtereiweißes für produktive Zwecke verfügbar gemacht und hierdurch auf 
indirektem Wege den Eiweißansatz (0,9 g N) herbeigeführt. 

Diese Untersuchungen lehren somit, daß in der Nährwirkung der nicht¬ 
eiweißartigen Stickstoffsubstanzen verschiedener Futtermittel sich erhebliche 
Unterschiede geltend machen. Während die nichteiweißartigen Stickstoffverbin¬ 
dungen der Melasse und der Malzkeime keine positive Wirkung erkennen ließen, 
zeigte es sich, daß die aus jungen Gräsern und Leguminosen, sowie aus Kar¬ 
toffeln stammenden Stoffe dieser Art eine beschränkte Eiweißerspamis herbeizu¬ 
führen vermögen. Justus Volhard, 

351) Windaus, A. u. Vogt, W. Notiz über die a-Chlor-^-Imidazolylpropion- 
säure. Aus d. med. Abt. des chem. Labor, d. Univ. Freiburg i. Br. (Beitr. z. Phys. 
11. Bd., Heft 4, S. 406—408.) 

S. Fränkel hat (dieses Zentralblatt Nr. 8, S. 158) eine Darstellung der frag¬ 
lichen Säure beschrieben. Verfassern gelang es nicht, dieselbe auf diesem Wege 
darzustellen, vielmehr stellten sie fest, daß Fränkel das Imidazolpropionsäure¬ 
chlorhydrat in den Händen hatte. Auf verändertem Wege gelangten sie zur ver¬ 
langten Säure, die einen um 110° höheren Schmelzpunkt und kein Kristallwasser 
besitzt. Dohm . 

352) Hildebrandt, Herrn. Zur Frage der Schwefelwasserstoffbildung aus 
Eiweih und Schwefel. Aus dem Pharmakol. Inst, zu Halle a. S. (Beitr. z. Phys. 
11. Bd., Heft 4, S. 409—410.) 

Die Eigenschaft einer Substanz, Eiweiß zu fällen, macht das Eiweiß nicht 
unfähig, S zu reduzieren. Mit Tannin völlig ausgefälltes Eiweiß z. B. vermag 
Schwefel zu Schwefelwasserstoff zu reduzieren. Es ist also zu unterscheiden eine 
eiweißfällende und eine das Eiweiß chemisch verändernde Wirkung. Dohrn . 

363) Knoop, Franz. Zur Oxydation der Fettsäuren. (Beitr. z. Phys., 11. Bd., 
H. 4, S. 411—413.) 

Polemik gegen Friedmann, der die Frage aufstellt, welche chemischen 
Bedingungen muß eine Fettsäure erfüllen, um im Tierkörper abgebaut zu werden. 
Mit Recht fordert Verfasser erst die Feststellung des Reaktionsmechanismus. 
Das vom Verfasser hypothetisch aufgestellte, von Friedmann beanstandete Prin¬ 
zip der /9-Oxydation ist niemals auf bekannte chemische Analogien »gestützt« 
gewesen, sondern nur für »erlaubt und nicht imentbehrlich« empfunden worden. 
Und Dakins Befund der Phenyl-0-oxypropionsäure als Oxydationsprodukt der 


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Referate. 


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Phenylpropionsäure scheint als Stütze für die Hypothese einer ß-Oxydation nicht 
ungeeignet. Weitere Bestätigungen sind in Aussicht. Dohm. 

364) D&kin, H. D. Einige Bemerkungen zu der Mitteilung von Fried¬ 
mannt „Zur Kenntnis des Abbaues der Karbonsäuren im Tierkörper 0 . Aus 

dem Laborator, des Dr. C. A. Herter, New York. (Bcitr. z. Phys., 11. Bd., Heft 4, 
S. 404—406.) 

Entgegen der Auffassung Friedmanns kommt Verfasser zu der Ansicht, 
daß tierische Oxydation von Fettsäuren und phenylierten Fettsäuren wenigstens 
teilweise in /9-Stellung stattfindet Verfasser hat bereits früher n-Buttersäure durch 
H a O a oxydiert zu Acetessigsäure, Aceton usw. Alle Säuren bis zur Stearinsäure 
werden in gleicher Weise oxydiert: 

R. CH a . CH a . COOH R. CH(OH). CH a . COOH R. CO. CH a . COOH ->- 

r.co.ch 8 +co 2 . 

Die Phenylpropionsäure konnte Verfasser nicht nur mit chemischen Reagentien, 
sondern auch im Organismus über folgenden Weg oxydieren: 

QHo. CH a . CH a . COOH C e H 6 . CH(OH). CH a . COOH C 6 H 6 . CO. CH a . COOH 

C e H ß . CO. CH S + CO a C 6 H 6 . COOH. 

Das Auftreten von Phenyl-0-Oxypropionsäure und Acetophenon konnte im 
Ham festgestellt werden. Dohrn . 

366) Hirokawa, Waichi. Über den osmotischen Druck des Nierenparenchyms. 

(Zugleich ein Beitrag zur Frage der Funktion des Rückenmarkes). Aus dem 
physiol. Inst der Wiener Universität. (Otto v. Fürth.) (Beitr. z. Phys. 11. Bd., Heft 
11—12, S. 468—478). 

Das physikalisch-chemische Verhalten der Organe selbst ist weit unauf¬ 
geklärter als das ihrer Säfte und Sekrete. Zwischen dem Blut und den Organen 
besteht während des Lebens eine osmotische Druckdifferenz, nach Höber »ein 
konstanter aus dem Blut in die arbeitenden Gewebe hinein gerichteter Wasser¬ 
strom«. Wegen der Ausnahmestellung der Nieren betreffs ihrer Funktion unter¬ 
sucht Verfasser die osmotischen Druckverhältnisse des Nierenparenchyms. Als 
Methode dient diejenige von Filehne und Biberfeld, nach welcher gewogene 
Organstücke für einige Zeit in Salzlösungen verschiedener Konzentration eingelegt 
und durch Wägung Gewichtszu- und -abnahme konstatiert werden. Bleiben die 
Organe so lange in den Salzlösungen, daß durch postmortale Veränderungen eine 
weitgehende Alteration der physikalisch-chemischen Verhältnisse möglich ist, so 
erweisen sie sich als »hyperosmotisch«, sie nehmen selbst noch aus 4-proz. Na-Cl- 
Lösung Wasser auf. Vermutlich beeinflußt die postmortal entstehende Säure 
den Quellungsgrad der Gewebe, es löst demnach keine osmotische Druckkraft 
diese Wasserbewegung aus, sondern die Quellkraft. Diese Fehlerquelle läßt sich 
durch nur halbstündiges Liegenlassen in den Salzlösungen ausschalten. 

Es zeigt sich bei allen untersuchten Tierarten (Rind, Schwein, Katze, Kanin¬ 
chen) ein durchaus konstanter osmotischer Druck der Nierenwände, entsprechend 
einer 1- bis 2-proz. Kochsalzlösung, der gänzlich unabhängig von der Konzen¬ 
tration des Harnes ist Wesentlich höher liegt der osmotische Druck des Nieren¬ 
marks (2—4 °/ 0 ), steigt auch bei konzentrierterem Ham. Bei einem durch Diurese 
stark verdünnten Ham läßt sich der Druck des Nierenmarks bis zu demjenigen 
der Rinde herabdrücken. Es ist daher der hohe osmotische Druck des Marks 
nicht den sezemierenden Zellen als solchen, sondern dem in den Harnkanälchen 
enthaltenen Ham eigentümlich. Es steigt also die molekulare Konzentration des 
Harns in den Kanälchen der Rinde über den l 1 /^ bis 2-fachen Wert der mole¬ 
kularen Blutkonzentration. Höher, bis zu einem Vielfachen des Blutwertes steigt 
der Druck des Harns erst nach Verlassen der gewundenen Kanälchen, auf dem 
Wege durch das Nierenmark. Verfasser erklärt diese Erhöhung des osmotischen 
Druckes mit der Annahme einer im Nierenmark erfolgenden Rückresorption von 
Wasser. Dohrn. 

866) Mellanby, J. The coagulation of blood. (Die Blutgerinnung.) Aus 
dem physiologischen Laboratorium zu Cambridge. (Joum. of physiol.. Bd. 38, 
Nr. 1, S. 28.) 


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Referate. 


186 


Die umfassenden Untersuchungen, die dieser Arbeit zugrunde liegen, sind 
größtenteils an Vogelblut ausgefilhrt, das sich leicht tagelang flüssig aufheben 
läßt. Aus dem Plasma wurde Fibrinogen durch Verdünnung unter Zusatz von 
ein wenig Essigsäure ausgefällt. Als Kinase diente der Hodenextrakt (vom Hahn). 

Das Fibrinogen ist stets mit Prothrombin gemengt Kommt hierzu Kinase, 
die in den Geweben sehr verbreitet ist, so wird das Prothrombin in Fibrin¬ 
ferment verwandelt und es tritt Gerinnung ein. In der Flüssigkeit, die bei der 
Gerinnung übrig bleibt, ist dann wohl das Fibrinferment, aber keine Kinase. 
Diese Flüssigkeit kann daher wohl Gerinnung hervorrufen, es bleibt aber nun¬ 
mehr bei der Gerinnung eine Flüssigkeit zurück, die nur Prothrombin enthält, 
die daher, um neuerliche Gerinnung hervorzurufen, erst wieder mit Kinase 
aktiviert werden müßte. Die Anwesenheit von Ca-Jonen ist zur Gerinnung un¬ 
bedingt nötig. 

Zahlreiche Einzelheiten der umfangreichen Arbeit können nicht im Rahmen 
eines Referates wiedergegeben werden, doch sei hier noch folgendes erwähnt: 
Verfasser nimmt auch die Existenz eines Antifibrinferments an, welches mit dem 
Fibrinferment eine unwirksame Verbindung eingeht. Serumglobulin kommt nach 
Mellanby nicht präformiert im Blute vor, sondern bildet sich erst bei der Ge¬ 
rinnung aus Fibrinogen. Reach. 

357) Bürker, K. Über den Nachweis des Hämoglobins und seiner Derivate 
durch Hämochromogenkristalle und den im violetten oder ultravioletten Teile 
des Spektrums dieser Farbstoffe gelegenen Absorptionsstreifen. (Münch, med. 
Wschr. Jan. 1909, Nr. 3.) 

Die sichere Identifizierung der nach der gewöhnlichen Methode hergestellten 
Häminkristalle ist ohne Goniometer oder Polarisationsmikroskop oft nicht mög¬ 
lich; eine andere Methode der Darstellung nach Nencki undZaleski (Zeitschr. 
f. physiol. Chem. Bd. 30) ist weniger sicher. Dagegen lassen sich aus Hämochromo- 
gen sehr charakteristische Kristalle darstellen, wie zuerst Donogäny angegeben 
hat. Man verfährt dabei folgendermaßen: Zu einem Tröpfchen Blut bezw. in 
Wasser gelöster möglichst konzentrierter blutverdächtiger Substanz setzt man 
auf dem Objektträger einen Tropfen Pyridin und einen Tropfen frisches S(NH 4 ) a 
und bedeckt möglichst luftblasenfrei mit einem Deckglas, worauf sich sofort die 
roten, teils geradegestreckten, teils gebogenen und an den Enden gespaltenen 
Hämochromogenkristalle einzeln oder sternförmig gruppiert bilden. 

Eine weitere Bereicherung der Untersuchungsmethoden auf Blutfarbstoff 
liefert der Umstand, daß in dem schwer oder kaum sichtbaren violetten und ultra¬ 
violetten Teil des Spektrums noch charakteristischere Absorptionsstreifen des 
Hämoglobins gelegen sind als in dem sichtbaren Teile. Um diese zu Gesicht zu 
bringen, benutzt man an violetten Strahlen reiche Lichtquellen, Gitterspektro¬ 
skope, Quarzprismen, fluoreszierende Substanzen. Aber auch mit den gewöhn¬ 
lichen Spektralapparaten kann man sich die Violettstreifen in dem Spektrum sicht¬ 
bar machen. Man benutzt direktes Sonnenlicht oder die Nemstlampe und schaltet 
irgendwo zwischen Lichtquelle und Kollimatorspalt oder zwischen Okular und 
Auge ein stark violettes Glas ein, wodurch das violette Ende des Spektrums bei 
Sonnenlicht bis zu den Linien H und K sichtbar wird. In diesem Spektrum 
erzeugen noch so dünne Lösungen des betreffenden Blutfarbstoffes typische Ab¬ 
sorptionsstreifen, einen ganz besonders typischen das COHb, zwischen G und h 

M. Kaufmann . 

358) Sacerdotti, G. Le piastrine dei maxnmiferi e il siero antipiastrinico. 

('Die Blutplättchen der Säugetiere und das Antiblutplättchenserum.) Aus dem 
Istit. di Pathol. gen. zu Cagliari. (Arch. p. 1. scienze med. Bd. 32, Heft 3—4, 1908.) 

1. Gegenwärtiger Stand der Kenntnisse über die Blutplättchen der Wirbel¬ 
tiere. Verfasser bespricht die über die Blutplättchen vorliegende Literatur und 
hält daran fest, daß sie präexistierende Elemente sind. Mitgeteilte Experimente 
bestätigen den von Schwalbe (Arnolds Festschrift) erhobenen Befund, daß, 
während bei intakt erhaltenem Blutkreislauf jede Läsion der Gefäßwand Blut¬ 
plättchenthromben bedingt, man bei unterbrochenem Kreislauf nur gelegentlich 
Blutplättchenanhäufungen zu sehen bekommt 


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Referate. 


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2. Das Antiblutplättchenserum: Durch Einführung von Blutplättchen einer 
Tierart (Hund) in ein anderes Tier (Kaninchen) erhält man ein Serum, das neben 
anderen Eigenschaften eine besondere Aktivität gegen die Blutplättchen besitzt, 
mit denen das Tier vorbehandelt ist Diese Aktivität läßt sich in vitro wie in 
vivo nach weisen. Auf welchem Wege man auch das Serum in den Körper des 
Versuchstieres einführt, stets erzielt man das Verschwinden der Blutplättchen 
aus dem Kreislauf. Man kann auch durch Injektion von Pepton oder hetero¬ 
genem Serum eines normalen Tieres dies erzielen, aber nur für kurze Zeit, wäh¬ 
rend das Verschwinden der Blutplättchen nach Injektion von Antiplättchenserum 
viele Stunden dauert und ihre Rückkehr sehr langsam und allmählich erfolgt. 
Das Antiserum hat auch eine gewisse Einwirkung auf die roten Blutkörperchen; 
aber wenn diese vorhanden ist, kann man die beiden wirksamen Substanzen von 
einander trennen. Auch spezifisches erythrocytenlösendes Serum löst bisweilen 
Blutplättchen auf; viel konstanter tut dies ein Serum, das durch Injektion von 
Kaninchen mit defibriniertem Hundeblut gewonnen ist. Zahlreiche Einzelheiten, 
auch über die Beziehungen zwischen Blutplättchen und Gerinnung, sind im knappen 
Rahmen des Referats nichfwiederzugeben, und es sei auf das Original verwiesen. 

M. Kaufmann . 

869) Bergei, S&lo. Fettspaltendes Ferment in den Lymphozyten. Aus der 

Chirurg. Universitätsklinik zu Berlin. (Münch, med. Woch. Jan. 1909, Nr. 2.) 

Verschiedene Beobachtungen, so besonders die Vermehrung der Lympho- 
cyten bei Zuführung fettreicher Nahrung, sowie das Auftreten zahlreicher Lympho- 
cyten bei Tuberkulose (da doch der Tuberkelbazillus eine fettartige Substanz 
enthält), ließen die Frage aufwerfen, ob die Lymphocyten Fett zu lösen vermögen. 
Bei dahingehenden Versuchen wurden als lymphocytenhaltige Substanzen ver¬ 
wendet: 1. tuberkulöser Eiter, 2. das Exsudat, das sich bei Meerschweinchen nach 
Injektion von 1—2 ccm Alttuberkulin an Ort und Stelle bildet, sowie Milzbrei 
dieser Tiere, 3. Milzbrei, 4. Lymphdrtisenbrei. In einer ersten Versuchsreihe wur¬ 
den feste Fette mit Tropfen der betreffender} Materialien beschickt und 24 Stun¬ 
den bei 62° belassen. Während Stearin, Palmitin usw. unbeeinflußt blieben, 
zeigte gelbes Wachs (Schmelzpunkt 63—64°) starke kraterartige Vertiefungen, 
die in Kontrollversuchen (Ersatz der lymphocytenhaltigen Materialien durch 
physiologische Kochsalzlösung, Kaninchenserum, Erythrocytenaufschwemmung, 
Tuberkulin, Lezithin, Fibrin, Amylum, Trypsin) nicht entstanden. Vollblut ließ sie 
in geringerer Intensität entstehen; gewöhnlicher Kokkeneiter trocknete einfach an 
oder bewirkte eine leichte oberflächliche Dellenbildung, ohne aufgeworfenen, 
wallartigen Rand. Die unter 2—4 genannten Materialien gaben ähnliche, aber 
nicht so starke Reaktion wie tuberkulöser Eiter. Eine zweite Versuchsreihe wurde 
mit flüssigen, neutralen Fetten angestellt, um eventuell Abspaltung von .Fett¬ 
säuren konstatieren zu können; sie wurden mit 1 / w Normalnatronlauge und Äther 
ausgeschüttelt und dann mit den Versuchsmaterialien teils bei 37°, teils bei 53—54° 
24—48 Stunden in den Brutofen gebracht, dazu Kontrollgaben des betreffenden 
Fettes. Den deutlichsten Ausschlag gab Butterfett, dann Knochenöl, gering oder 
negativ waren die Reaktionsunterschiede bei Mandelöl und 4-proz. Lezithinemulsion. 
Da das Ferment nicht nur bei 37°, sondern auch bei 54°, wo also das Proto- 

? lasma der Zelle abgetötet ist, wirkt, so kann die Wirkung des fettspaltenden 
ermentes nicht an die lebenden Zellen gebunden sein. Weitere Versuche sollten 
feststellen, ob und wodurch Fettsubstanzen, in die Unterhaut bezw. Bauchhöhle 
eingeführt, gespalten werden können; zu diesem Zwecke wurden Kapillaren mit 
gelbem Wachs eingeführt. Manchmal nach 24, manchmal erst nach 48 Stunden 
und noch länger wird ein Teil des Wachses an den offenen Kapillarenden durch 
eine grauweiße oder weißgelbe Masse ersetzt, die mehr oder minder reichlich 
einkernige weiße Blutkörperchen, hier und da auch reichliche Fettsäurenadeln 
enthielt. Im Zusammenhang mit diesen Vorgängen gewinnt das höhere Fett¬ 
spaltungsvermögen des luetischen Blutes, sowie die Lymphocytenvermehrung bei 
Lues, weiter ähnliche Beobachtungen bei Typhus erhöhte Bedeutung. 

M . Kaufmann. 


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Referate. 


360) Euler, Hans u. Nordensen, Ebba. Zur Kenntnis des MOhrenearotens 
und seiner Begleitsubstanzen. Aus dem Labor, für allgem. u. org. Chemie der 
Hochschule Stockholm. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 223—235.) 

Nach einer von der bisherigen abweichenden Methode wurden die Möhren 
verarbeitet. Verfasser erhalten dabei Caroten C 4 oH ß6 , das von Xanthophyll be* 
gleitet ist und vermutlich in der nicht grünen Pflanze normal aus Caroten durch 
Oxydation hervorgeht. Dem bei der Verarbeitung erhaltenen Möhrenphytosterin 
(Daucosterin) kommt nach bisherigen Analysen wohl die Formel zu 

und reagiert völlig neutral. Es steht daher nicht in Beziehung zu den von 
anderen Autoren durch Oxydation von Cholesterin erhaltenen Säuren C 97 H 44 O 4 . 
In dem erhaltenen Phosphatid besteht das Verhältnis von N : P = 1 : 06, also ein 
anderes als im Lezithin. Durch Oxydation des Carotens entstehen Produkte, 
die sauerstoffreicher sind als Phytosterina. Vermutlich ist das Caroten am Atmungs¬ 
prozeß der Pflanze beteiligt. Dohm . 

361) Sörensen, S. P. L. u. Andersen, A. C. Studien über Aminos&ureeyn- 
thesen. VH. Prolin (a-Pyroüdincarbonsäure). Aus dem Carlsberg Labor., Kopen¬ 
hagen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 236—249.) 

Zur Frage, ob das Prolin als ein primäres Spaltungsprodukt der meisten 
Proteine zu betrachten oder ob es sekundär aus einem a-d-Derivat der Valerian- 
säure durch Ringschluß entstanden ist, haben Verfasser eine Spaltung des Arginin 
durch Barytlauge vorgenommen. Es gelang ihnen nicht, Prolin zu isolieren, 
ebensowenig wie Schulze und Winterstein durch Basenspaltung zum Ziele 
gekommen waren. Während jedoch diese Forscher bei der Argininspaltung nur 
40°/o Ornithin als Omithursäure erhielten, gelangten Verfasser bis zu 64 °/ 0 . 

Dohrn. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

362) Opie, Eugene, L. and B&rker, J., Bertha. Enzymes of tuberculous 
tissue. (Die Enzyme des tuberkulösen Gewebes.) From the Rockefeiler Insti¬ 
tute for Medical Research, New-York. (The Joum. of experim. medicine, 5. Sep¬ 
tember 1908, Bd. 10 , Nr. 5, S. 645—665.) 

Die epitheloiden Zellen, die das Hauptelement des tuberkulösen Gewebes 
ausmachen, enthalten ein Enzym, das aktive Verdauung von Eiweiß in fast neu¬ 
traler und schwach saurer Lösung bewirkt, in Gegenwart schwachen Alkalis 
aber unwirksam ist. Dieses Enzym ähnelt dem in den großen mononukleären 
Zellen entzündlicher Exsudate und ist stärker als das ähnliche parenchymatöser 
Organe wie der Leber. 

Das Enzym, das in Gegenwart von Säure wirksam ist, ist am stärksten zur 
Zeit der beginnenden Verkäsung. Mit der Zunahme der Verkäsung geht die 
Wirksamkeit zurück, so daß bei fast völliger Verkäsung nur noch geringe 
Spuren des Enzyms vorhanden sind. Wahrscheinlich geht bei totaler Verkäsung 
das Ferment völlig zu Grunde. 

Tuberkulöses Gewebe enthält nur in dem ersten Stadium der Entwicklung 
ein Enzym, das Eiweiß in der Gegenwart von Alkali verdaut (Leukoprotease). 
Dieses Enzym, das zu der Zeit, wo das Gewebe viele polymorphkernige Leuko- 
cyten enthält, vorhanden ist, verschwindet schnell, so daß es nicht mehr da ist, 
wenn das in saurer Lösung wirksame Enzym noch wirkt. 

Das Serum, das durch künstliche Erzeugung eines pleuritischen Exsudates 
durch Injektion mit Tuberkelbazillen erhalten wurde, bewirkt eine geringe Ab¬ 
schwächung des im tuberkulösen Gewebe kurz nach der Impfung enthaltenen 
Gewebes. Blutserum hemmt völlig. Die Untersuchung dieses Unterschiedes führt 
zu dem Ergebnis, daß das Serum des tuberkulösen Exsudates wie das Blutserum 
die Leukoprotease hemmen, aber nicht die Wirkung des bei Säuregegenwart 
tätigen Enzyms. 

Das Serum tuberkulöser Pleuraexsudate hat nicht die antienzymotische 
Kraft des Blutserums, sondern es übt sogar eine aktive Verdauung coagulierten 
Eiweißes aus. Normales Blutserum verdaut Eiweiß nicht, und das Serum eines 
sterilen Pleuraexsudates (hervorgerufen durch Terpentininjektion) zeigt nur sehr 


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Referate. 


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geringe VerdauungskrafL Die Untersuchungen zeigen, daß das Verschwinden 
der antienzymotischen Wirkung und die Fähigkeit der Proteolyse mit dem Alter 
des Exsudates zunehmen. 

Diese Ergebnisse werfen ein Licht auf die Natur des Tuberkels und die 
Vorgänge in ihm. Die sogenannten epitheloiden Zellen des Tuberkels ähneln 
den großen mononukleären Zellen entzündlicher Exsudate; beide enthalten das 
gleiche Enzym. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Verkäsung, die wie die 
Autolyse mit Kemverlust der Zellen einhergeht, zum Teil von der Anwesenheit 
dieses proteolytischen Fermentes in den Zellen abhängt, das eine Zeitlang zurück¬ 
gehalten wird, Zellschädigungen durch Produkte des Tuberkelbacillus oder 
Ischämie infolge der schlechten Gefäßversorgung des tuberkulösen Gewebes 
mögen zur Selbstverdauung der Zellen führen. Die Veränderungen im tuber¬ 
kulösen Exsudatserum zeigen, daß die antienzymotische Kraft normalen Blut¬ 
serums im Exsudate einer tuberkulösen Läsion fehlen können. Dieser Verlust, 
vielleicht auf Wirkung des Tuberkelbacillus zurückzufÜhren, mag die Selbstver¬ 
dauung der enzymhaltigen Zellen und die Diffusion des Fermentes begünstigen. 

H. Miesche. 

868) Brunton, Lander. Blood pressure in man, its measurement and regu- 
lation. (Blutdruck beim Menschen, Beeinflussung und Messung.) (Lancet 1908 II, 
17. Oktober, S. 1126—1133.) 

Darstellung der Entwicklung unserer Kenntnisse vom Blutdruck mit ein¬ 
gehender Beschreibung der in Betracht kommenden Instrumente. 

Der normale Blutdruck beträgt von 8—14 Jahren etwa 90 mm Hg, von 
15—21 Jahren 100—120, von 21—66 Jahren 120—150, in späterem Alter kann 
er bis 200 steigen. 

Auffallend niedriger Blutdruck bei sonst gesunden Menschen kann als 
Frühsymptom der Phthise gelten. Er wird durch kräftige, eiweißreiche Nahrung 
gehoben; auch tonische Mittel, Eisen, Arsen, Strychnin erweisen sich günstig. 
Erhöhter , Blutdruck erfordert eine eiweißarme, vegetabilische aber fettreiche 
Kost. Von Medikamenten haben sich Jodkali, Ammoniumhippurat, Natrium¬ 
benzoat und Natriumnitrit bewährt. H. Ziesche. 

864) Lombroso, Ugo. Sulla teoria umorale o degli ormoni. (Über die 
Hormontheorie bei der Sekretion des Pankreas und des Darms.) Aus dem 
physiol. Inst/ zu Rom. (Lo Sperimentale 1908, Bd. 62, H. 4.) 

Wie früher für die Pankreassekretion bringt Verfasser hier für die Darm¬ 
sekretion Beweise, daß sie unter normalen Verhältnissen nicht durch Hormone 
hervorgerufen wird, die auf dem Blutweg zu den Epithelzellen gelangen. 

M. Kaufmann . 

866) Wallace, Herbert F. and Gillespie, E. Prophylaxis in acidosis follo- 
wing anaesthesia. (Die Verhinderung der Acidosis nach Anästhesien.) (Lancet 
1908, Bd. 2, S. 1665.) 

Zur Verhinderung des Auftretens einer Acidosis ist Traubenzucker besser als 
Natr. bicarbon. Das Erbrechen nach der Narkose steht in direktem Verhältnis 
zur Menge des gebildeten Acetons. In allen Fällen, wo das Erbrechen länger 
als zwölf Stunden anhält, soll der Magen mit Na 2 C0 8 -Lösung ausgespült werden. 

' H. Ziesche '. 

866) Guillain, Georges et Gy, A. Les lösions häpatiques dans l’intoxi- 
cation tabagique experimentale. (Veränderungen der Leber bei experimenteller 
Tabak Vergiftung.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 482—484.) 

Die Leber ist diejenige Drüse, die bei der Tabak Vergiftung die konstantesten 
und schwersten Veränderungen darbietet Das ist bedingt durch die entgiftende 
Wirkung der Leber auf das Nikotin. Am häufigsten beobachtet man Stauungs¬ 
leber und intraparenchymatöse Blutungen. Die Stauung ist am intensivsten in 
der Gegend der Portaäste und der intralobulären Kapillaren. Die Hämorrhagien 
sind an der Glissonschen Kapsel selten, im Leberparenchym außerordentlich 
häufig. Oft findet man eine diffuse fettige Degeneration des Leberparenchyms. 
Bei länger dauernder Tabakvergiftung treten sklerotische Prozesse hinzu. 

L . Borchardt. 


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190 


Referate. 


367) Olmer, D. et Höriges, J. Exploration fonctionelle de l’intestin dans 
la fiövre typholde. (Funktionelle Darmuntersuchung bei Typhus.) Lab. de path. 
interne. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 541—542.) 

Die Untersuchung der Darmfunktion bei Typhus geschah durch Feststellung 
der Fettbilanz. Dabei zeigte es sich, daß die Verwertung des Milchfettes fast 
ebenso gut ist wie bei Gesunden. Die Verseifung der Fette ist dagegen un¬ 
vollkommen, und Verfasser schließen daraus auf eine mangelhafte Lipasewirkung 
und denken an die Möglichkeit verminderter Pankreassekretion als deren Ur¬ 
sache, eine Annahme, für die sie allerdings keine Beweise beibringen. 

L. Borchardt. 

368) Gautrelet, Jean. La choline dans rorganisme. Antagonisme des 
appareils chromaffine et cholinog&ne. (Cholin im Organismus. Antagonismus 
zwischen Cholin und chromaffinem System.) Lab. de rhysiol. de la Faculte de 
med. de Bordeaux. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 448—449.) 

Nach Gautrelet ist Cholin in allen Fällen das wirksame Prinzip, das bei 
der Injektion von Organextrakten den Blutdruck herabsetzt. Gautrelet be¬ 
hauptet, Cholin in der Parotis, der Submaxillaris, der Hypophyse, im Knochen¬ 
mark, in der Magen- und Darmschleimhaut und im Hoden nachgewiesen zu 
haben. In der Tat wirken alkoholische Extrakte aller dieser Extrakte er¬ 
niedrigend auf den Blutdruck. Auch im Pankreas, Milz, Ovarium, Schilddrüse 
und den Nieren ist Cholin früher gefunden worden. Fällt man das Cholin mit 
Platinchlorid vorher aus, so wirken alkoholische Extrakte der genannten Organe 
nicht mehr erniedrigend auf den Blutdruck. 

Verfasser sieht in den Organen, die Cholin enthalten, ein System, das gegen¬ 
über den Organen, die Adrenalin enthalten, antagonistisch wirkt. Erstere setzen 
den Blutdruck herab, letztere — die Gautrelet mit dem chromaffinen System 
identifiziert — steigern den Blutdruck. (Verfasser vergißt nur, daß gewisse 
Organe — wie die Hypophyse — sowohl blutdrucksteigernde wie blutdruck¬ 
senkende Substanzen enthält, von denen es noch durchaus zweifelhaft ist, ob 
sie mit Adrenalin und Cholin identisch sind. Referent.) L . Borchardt. 

369) Nattan-Larrier, L. et Parvu, H. Recherches sur rindice opsonique dans 
le diaböte sucrö. (Über den opsonischen Index des Diabetes mellitus.) Lab. du 
Prof. Metchnikoff.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 590—592.) 

In 9 von 10 Diabetesfällen war der opsonische Index herabgesetzt, im 10. 
annähernd normal. Ein Parallelismus zwischen Höhe des opsonischen Index 
einerseits und Höhe des Zuckergehalts oder Schwere des Falles andererseits 
bestand nicht. L. Borchardt . 

370) Pariset. Essai de dötermination de l'unitö du pouvoir amylolytique 
dans les recherches sur la quantitö d’amylase. (Versuch einer einheitlichen Be¬ 
stimmung der Amylasewirkung bei Untersuchungen über die Amylasemenge.) 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 593—594.) 

Pariset schlägt vor, als Einheit der Amylasewirkung die aus 0,6 g Stärke 
bei Einwirkung von 1 ccm Flüssigkeit gebildete Zuckermenge anzusehen, bei 
einer Verweildauer von zwei Stunden im Brutschrank von 39 °C. (Es ist be¬ 
dauerlich, daß dem Verfasser weder Bangs noch Wohlgemuths Bestre¬ 
bungen der Schaffung einer solchen Einheit bekannt sind. Referent) 

L. Borchardt . 

371) Rancken, D. Beiträge zur Kenntnis der Körpertemperatur des Menschen. 

Aus dem physiol. Inst, der Univ. Helsingfors. (Skandin. Arch. f. Physiol. 1908, 
Bd. 21, S. 161—236). 

Bei absoluter Muskelruhe in nüchternem Zustande sinkt die Rektaltemperatur 
um so rascher, je höher die Ausgangstemperatur ist, und bleibt bei einem ge¬ 
wissen Minimum konstant; bei noch niedriger Ausgangstemperatur steigt sie bis 
zu diesem konstanten Werte an. Die Gemütsstimmung ist insofern von Einfluß, 
als sie für die Fähigkeit, die Muskulatur zu erschlaffen, eine wichtige Rolle spielt. 
Muskeltätigkeit ist für alle Variationen der Körpertemperatur des gesunden 
Menschen das wichtigste Moment. Die Wärmebildung bei allen Oxydations- 


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Referate. 


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Prozessen, die mit größerer oder geringerer Intensität, unabhängig von der 
Muskeltätigkeit ununterbrochen in den verschiedenen Teilen des Organismus vor 
sich gehen, bedingt keine wesentlichen Veränderungen der Rektaltemperatur. 
Die Muskelarbeit, die ein einzelner Körperteil ausführt, muß verhältnismäßig 
groß sein, wenn sie eine Erhöhung der Rektaltemperatur erzeugen soll. Das 
wichtigste Ergebnis der Untersuchungen Ranckens ist die Konstatierung der 
Tatsache, daß Nahrungsaufnahme während der Beobachtung keinen sichtbaren 
Einfluß aut die Temperaturkurve ausübt, vorausgesetzt, daß die Speise durch 
ihre Temperatur dem Organismus nicht eine größere Wärmemenge zuführt oder 
entzieht und daß keine Veränderung der Muskeltätigkeit im Anschluß an die 
Mahlzeit eingetreten ist. Dazu ist es erforderlich, die Nahrung in flüssiger Form 
zuzuführen, um das Kauen auszuschließen. L. Borchardt. 

872) Rothera, A. G. H. Note on the sodium nitroprussidereaction for ace- 
tone. (Bemerkung über die Nitroprussid-Natrium-Reaktion auf Azeton.) (Joum. 
of physiol. 1908, Bd. 37, S. 491.) 

Es wird empfohlen, zum Alkalischmachen bei der Nitroprussid-Natrium- 
Reaktion Ammoniak zu verwenden und außerdem etwas Ammoniumsulphat zu¬ 
zusetzen. Die Alkaleszenz soll nicht hochgradig sein. Reach. 

878) St&helin, R. Versuche über Gaswechsel und Energieverbrauch nach 
Nahrungsaufnahme. I. med. Klinik, Berlin. (Ztschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 66, 
S. 201.) 

Zum kurzen Referat nicht geeignet. Schmid\ 

874) St&helin, R. Der respiratorische Stoffwechsel eines Phthisikers 
während des Nachtschweißes. I. med. Klinik, Berlin. (Ztschr. f. klin. Med., 
1908, Bd. 66, S. 241.) 

Der Versuch wurde an einem Patienten ausgeführt, welcher sich 13 Stunden 
(während der Nacht) im Ja quetschen Respirationsapparat befand. Während 
dieser Zeit bekam der Patient einen starken Schweißausbruch; während dessen 
war der Gaswechsel nur wenig, und zwar wegen der gleichzeitigen Unruhe des 
Patienten, erhöht. Da bei dem Patienten wiederholte Messungen der Körpertempe¬ 
ratur während des Versuchs unregelmäßige Beziehungen zum Nachtschweiß er¬ 
gaben, müssen wir annehmen, daß diesem nicht immer wärmeregulatorische Bedeu¬ 
tung zukommt. Die Bestimmung der Wasserdampfabgabe zeigte einen deutlichen 
Einfluß des Schweißausbruches. Die Hauptmenge des Schweißes war gar nicht 
verdunstet, sondern im Bett und Hemd des Patienten zurückgeblieben. 

Schmid\ 

875) v. Wyss, H. Über das Verhalten der Bromsalze im menschlichen 
und tierischen Organismus. Pharmakol. Institut Zürich. (Arch. f. experim. Path. 
und Pharm., 1908, Bd. 69, S. 186.) 

Verfasser konnte früher schon zeigen, daß eingegebenes oder injiziertes Brom 
im Körper retiniert wird. Am meisten Brom — an das Zellprotoplasma gebunden 
— wurde im Gehirn gefunden. Der Bromreichtum des Gehirns liegt jedoch 
nur an dessen hohem Wassergehalt, eine Anlagerung des Broms im Gehirn 
liegt nicht vor. Die gleichzeitige Bestimmung des Chlorgehaltes hat bei den 
bromgefütterten Tieren eine wesentliche Herabsetzung sowohl im Gehirn, wie 
im Blut ergeben. Es besteht eine Substituierung des CI durch das Brom, so 
daß annähernd der gleiche Halogengehalt vorhanden ist. — Bezüglich der Aus¬ 
scheidung von CI, Joa, Brom durch die Nieren bestehen wesentliche Unterschiede 
(bei Menschen). Während die beiden ersteren rasch ausgeschieden werden, ver¬ 
läuft die Ausscheidung von Brom sehr langsam (innerhalb des ersten Tages nur 
6°/ 0 gegenüber 60 °/ 0 der beiden ersteren). Während ferner die Chlorausschei¬ 
dung durch die Theobromindiurese stark beeinflußt wird, wird die Bromelimi¬ 
nation nicht beschleunigt. — Beim Menschen stellt sich bei den üblichen Brom¬ 
dosen bald ein Gleichgewichtszustand zwischen Ein- und Ausfuhr von Brom ein; 
beim Tier dagegen kommt es schließlich zu einem erheblichen Chlorverlust, der 
zu Vergiftungserscheinungen führt. Durch Chlorzufuhr lasse sich letztere heben. 

Schmid. 


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192 Referate. 


376) v. Klecki, E. u. Wrzosell, A. Zur Frage der Ausscheidung von 
Bakterien durch die normale Niere. Inst. f. experim. PathoL, Krakau. (Arch. 
f. experim. Pathol. und Pharm., 1908, Bd. 59, S. 145.) 

Bei der Anstellung der Versuche ist es nötig, das der Ham absolut blutfrei 
erhalten wird. Verfasser hat daher nur solche Versuche als einwandfrei ange¬ 
nommen, wo im Ham auch mikroskopisch kein Blut enh alten war und die Nieren 
keine Blutungen aufwiesen. Eine, wenn auch kleine Verletzung der Ureteren- 
wand kommt aber sehr leicht durch die Kanülen zu Stande und auch, wenn dies 
nicht der Fall ist, kommt es infolge der anatomischen Anordnung der die Ureteren 
begleitenden Venen durch den Druck des Ligaturfadens leicht zu einer Blut¬ 
beimischung zum Ham. Bei früheren Untersuchungen der Verfasser waren diese 
Momente nicht genügend berücksichtigt Die Versuche wurden an Hunden aus¬ 
geführt. Sie hatten das bemerkenswerte Ergebnis, daß die in das Blut einge¬ 
führten Bakterien nur in den Hamen auch nachweisbar waren, welche Spuren 
von Blut enthielten, während aus den blutfreien Hamen sich nie die betreffenden 
Bakterien züchten ließen. Schmid. 

377) All&rd, E. Die Azidose beim Pankreasdiabetes. Med. Klinik, Greifs¬ 
wald. (Arch. f. experim. Pathol. und Pharm., Bd. 69, S. 388.) 

Die Azidose beim Pankreasdiabetes ist selten. Verfasser hat eine solche 
mehrfach beobachtet. — Die betreffenden Hunde, denen das Pankreas total ent¬ 
fernt worden war, starben an Coma diabetikum (mit den üblichen dem mensch¬ 
lichen Coma diabetikum zukommenden Erscheinungen). Die Harne enthielten 
reichlich Azeton, positive Eisenchloridreaktion, geringe Menge ß-Oxybuttersäure. 
Die Azidose beim Pankreashund beruht offenbar auf einer komplizierenden 
Stoffwechselstörung, welche durch krankhafte Veränderungen der Leber bedingt ist. 
Durch diese ist der Abbau der eventuell gebildeten Azetonkörper gehemmt. Schmid. 

378) Allard. Über die Beziehungen der Umgebungstemperatur zur Zucker¬ 
ausscheidung beim Pankreasdiabetes. Med. Klinik, Greifswald. (A. f. exp. Path. 
u. Pharm. 1908, Bd. 59, S. 111.) 

Die in einer früheren Arbeit beschriebenen Versuche des Verfassers, welche 
sich mit der Nachprüfung der Beobachtung Lüthjes befaßten, hatten ergeben, 
daß bei partieller Pankreasexstirpation eine Beeinflussung der Zuckerausscheidung 
durch die Außentemperatur besteht, dagegen nicht bei totaler Exstirpation. Eine 
Anzahl weiterer Versuche bestätigt diese Resultate. Beim total pankreaslosen 
Tier fällt die Reaktion der Zuckerausscheidung auf wechselnde Außentemperatur 
bei jeglicher Art von Fütterung aus, bei Tieren mit partiell exstirpiertem Pankreas 
nur bei reichlicher Nahrungszufuhr. Verfasser erklärt sich das differente Ver¬ 
halten der Hunde mit total und partiell exstirpiertem Pankreas mit der verlorenen 
bezw. noch zum Teil vorhandenen Fähigkeit der Glykogenablagerung. Während 
bei den ersteren infolge des Mangels an Depotglykogen die Zuckerbildung 
dauernd die größtmögliche ist und die Außentemperatur daher keinen Einfluß 
mehr ausüben kann auf die Zuckerausscheidung, wird bei den letzteren, wo die 
Möglichkeit der Glykogenablagerung nicht vollständig fehlt, bei niedriger Tempe¬ 
ratur und dadurch gesteigerter Oxydation auch das Depotglykogen zum Ver¬ 
brauch herangezogen; letzteres ist aber nur zum Teil verwertbar, ein Teil wird 
als Zucker ausgeschieden. Schmid. 

379) Yoshimoto, S. Über die Fällbarkeit von Zuckerarten durch Kupfer¬ 
hydroxyd. Aus d. ehern. Abt. des pathol. Inst, der Univ. Berlin. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 425—445.) 

Es ist nicht möglich, die Zuckerarten als Kupferoxydhydratverbindungen in 
Natronlaugelösung auszufällen. Es bleibt stets ein Minimum im Filtrat vorhanden, 
das beim Traubenzucker am niedrigsten ist. Für eine Trennung verschiedener 
Zuckerarten, sowie ein Erkennen nebeneinander kommt die Methode der Kupfer¬ 
fällung nicht in Betracht. Dohm. 

380) Funk, Casimir. Über den Wert der zur Bestimmung des Harnzuckers 
verwendbaren Methoden. Aus d. chem. Labor, d. inn. Abt. d. städt Krankh. in 

Wiesbaden. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 507—511.) 


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Referate. 


193 


Die Bane sehe Methode gibt bei zuckerhaltigen Hamen bis zu 7% höhere 
Werte als die Methode nach Bertrand, da nach Bang die Gesamtreduktion des 
Harns bestimmt wird. Daher wird auch polarimetrisch weniger gefunden als 
nach Bang. Dohm . 

381) de Meyer« J. Glycolyse, hyperglycöjnie« glycosurie et diaböte. (Ann. 
Pasteur, Okt 1908, Nr. 90^ 

Das antiglykolytische Serum hemmt die Wirksamkeit des im extravaskulären 
Blut vorhandenen glykolytischen Ferments. Wird es intravenös eingeftihrt, 
so erfolgt ein solcher Grad von Hyperglykämie, daß eine Glykosurie eintritt. 
Dabei ist nach Ansicht des Verfassers weder das Nervensystem, noch Leber oder 
irgend ein anderes Organ beteiligt. Das antiglykolytische Serum erwies sich viel 
aktiver in vivo als in vitro. Lüdke . 

382) Bosenbaum« M. Ober die Hamsäureausscheidung bei einem mit 
Röntgenstrahlen behandelten Leukämiker. Aus der inneren Abt. des Rudolf- 
Virchow-Krankenhauses zu Berlin. Geh.-Rat Goldscheider. (Ztschr. f. diät, 
phys. Th. 1907/08, Bd. XI, H. 11, Febr., S. 648.) 

Ein 64jähriger Patient mit lymphatischer Leukämie wird geröntgent Er er¬ 
hält möglichst konstante nukleinarme Nahrung. Der Durchschnitt aus allen Ham- 
säuremengen ist ein wenig erhöht. Beim Beginn der Bestrahlung beobachtet 
Rosenbaum eine die Norm überschreitende Ausscheidung, die während der Be¬ 
handlung bis auf normale Werte heruntergeht. Während der bestrahlungsfreien 
Zeit ein weiteres Sinken, sogar bis auf ‘ subnormale Werte. Bei der Röntgen¬ 
therapie zeigt sich wie bei der Arsentherapie, daß der Organismus anfangs 
intensiv reagiert; der Effekt läßt dann nach, schließlich gar keine Wirkung. Ein 
Parallelismus zwischen Harnsäure und Leukocytenzahl findet nicht durchgehends 
statt Prognostisch läßt sich die Hamsäureausscheidung nicht verwerten, wichtig 
ist nur der klinische Befund. Viel wichtiger ist es, wenn es der Therapie ge¬ 
lingt, ein sich der Norm näherndes Blutbild sowohl in quantitativer wie auch in 
qualitativer Hinsicht zu erreichen. »Die Röntgentherapie ist kaum höher anzu¬ 
schlagen als die Arsen- und diätetische Therapie; trotzdem nimmt sie unter den 
Heilmethoden eine vollgültige Stellung ein und es ist zu erhoffen, daß man bei 
der fortschreitenden bessern Einsicht in das Krankheitsbild und der Vervoll¬ 
kommnung der Technik der Röntgenbestrahlung immer günstigere Heilerfolge 
bei der Leukämie erzielen werde.« AT. Bornstein . 


383) Jakob« L. (Budapest) Über die Wirkung der Bäder auf die Aus¬ 
scheidung der Harnsäure. (Ztschr. f. diät. phys. Th. 1907/08, Bd. XI, H. 11, 
Febr., S. 674.) 

Die endogene Hamsäuremenge bleibt bei demselben Individuum unter gleich¬ 
mäßigen Verhältnissen konstant, individuell mäßig veränderlich. Die Versuchs¬ 
person erhält purinffeie Nahrung; angewendet werden warme, kalte und Schwitz¬ 
bäder. Die endogene Harnsäure bleibt konstant, durchschnittlich 0,401 g pro 
Tag. Bei wesentlicher Änderung der Lebensweise ändert sich diese Menge. 
Starke körperliche Arbeit vermehrt, Ruhe vermindert die Ausscheidung. Bä¬ 
der von 40 °C bedingen weder in der Hammenge noch in der Hamsäuremenge 
eine wesentliche Abweichung. Elektrische Glühlichtbäder mit starkem Schwei߬ 
ausbruch machen den Ham konzentrierter, die Hamsäuremenge ist absolut und 
relativ vergrößert Kühle und kalte Applikationen erhöhen die Diurese, Hamsäure- 
gehalt ist absolut und relativ geringer. Der nächtliche Ham ist stets eine diluierte 
Hamsäurelösung. Die Prozedur mit starkem Schwitzen erhöht die Ausscheidung 
der endogenen Harnsäure, die kühlere Prozedur verringert sie. Die Begründung 
für diese Tatsache muß durch weitere Forschungen geprüft werden. 

K. Bornstein . 


884) Satta, G. u. Gastaldi« G. Sulla presunta derivazione delT acido 
ossalioo dalla glicocolla nelT organismo animale. (Über die behauptete Her¬ 
kunft der Oxalsäure aus Glykokoll.) Aus dem Istit. di Patol. generale zu Turin. 
(Arch. p. L scienze med. 1908, Nr. 3—4.) 

Wenn Klemperer und Tritzschler (Ztschr. f. klin. Med.) sich auf Grund 


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Referate. 


experimenteller Ergebnisse für die Herkunft der Oxalsäure aus Glykokoll aus¬ 
gesprochen haben, so ist dem mancherlei entgegenzuhalten. Theoretisch 
könnte wohl aus Glykokoll durch Desamidierung Glykolsäure, daraus durch 
Oxydation Glyoxylsäure und dann Oxalsäure entstehen; dem steht allerdings 
entgegen, daß Glykolsäure mit Leberbrei keine Oxalsäure liefert; aber damit 
ist nicht viel zu beweisen, da die Reaktionen im Organismus nicht so zu 
verlaufen brauchen wie im Reagenzglas. Dann aber wäre es doch merkwürdig, 
wenn bei den relativ großen Glykokollmengen, die täglich im Organismus um¬ 
gesetzt werden, so wenig Oxalsäure entstände; umgekehrt kann auch im Körper 
nicht viel Oxalsäure kreisen, da sie ein giftiger Körper ist. Was die Versuche 
der beiden Autoren selbst betrifft, so sind ihre Ausschläge bei GlykokollfÜtterung 
zu gering, um Schlüsse zuzulassen, abgesehen von einem Hundeversuch; außer¬ 
dem war bei letzterem die Nahrungsmenge nicht genau festgelegt, so daß die 
Menge der in der Nahrung aufgenommenen Oxalsäure nicht bekannt ist. Die 
Verfasser haben daher die Versuche unter exakteren Bedingungen wiederholt 
Hunde erhielten bei konstanter Kost Glykokoll (1,0) subkutan, ferner benzoesaures 
Natron (1 g) per os, letzteres in der Voraussicht, daß, wenn Glykokoll die 
Muttersubstanz der Oxalsäure ist, das das Glykokoll an sich bindende Benzoat 
die Oxalsäure vermindern müsse. Die Resultate sind folgende (jede Periode 
dauerte zwei Tage, die Oxalsäurezahl in mg bedeutet die Summe der Ausscheidung 
in zwei Tagen): Hund I (Kost kohlehydratreicher): Normalperiode 10,7, Glyko- 
kollperiode 14,3, Benzoatperiode 17,6, Normalperiode 14.6. Hund II: Normal¬ 
periode 16,7, Benzoatperiode 16,9, Glykokollperiode 18,4, Normalperiode 17,0. 
Also an den Glykokolltagen war die Oxalsäure etwas vermehrt, aber so wenig, 
daß es sich wohl um normale Schwankungen oder Versuchsfehler handeln könnte, 
immerhin wäre ja die Herkunft des Plus aus Glykokoll möglich. Die leichte 
Vermehrung bei der Benzoatdarreichung bleibt auch unerklärt. Jedenfalls läßt 
sich behaupten, daß wesentliche Mengen Glykokoll sich im Organismus nicht zu 
Oxalsäure abbauen. M. Kaufmann. 

386) Schade, H. (Kiel.) Beiträge zur Konkrementbildung. I. Zur Ent¬ 
stehung der Harnsteine. (Münch, med. Wsch., Jan. 1909, Nr. 1—2.) 

Bei der Forschung nach der Entstehung der Harnsteine ist viel zu wenig darauf 
geachtet worden, daß es sich im Harn nicht um eine einfache wässerige Lösung 
von Kristalloiden, sondern gleichzeitig um eine wässerige Suspension von 
Kolloiden handelt. Die in jedem derartigen zweiphasischen System unter dem 
Einfluß der Adsorption sich ausbildenden charakteristischen Schiebungen in den 
Konzentrationsverhältnissen bedingen unter Umständen eine erhöhte Löslich¬ 
keit der Kristalloide (z. B. der Harnsäure durch Urochrom, G. K lern per er), 
unter anderen Umständen dagegen ein Zusammenausfallen von Kolloiden mit 
Kristalloiden, wobei die ausfallenden Kolloide die auf ihnen niedergeschlagenen 
Kristalloide mit sich zu Boden reißen. Daher das organische Gerüst der Harn¬ 
steine, daher auch ihre schwere Löslichkeit auch dann, wenn das umgebende 
Medium der Lösung der beteiligten Kristalloide günstig wäre. Es muß sich bei 
den hier in Betracht kommenden Kolloiden um irreversibel ausfallende Kolloide 
handeln, d. h. solche, die bei dem Ausfallungsvorgang solche Veränderungen 
erleiden, daß sie im ungelösten Zustand verbleiben. Im normalen Ham scheinen 
derartige Substanzen zu fehlen; unter pathologischen Zuständen käme in erster 
Linie das Fibrin bezw. Fibrinogen in Betracht, mit dem daher Verfasser seine 
Versuche, den Harnsteinen ähnliche Gebilde zu erzeugen und dabei die Bedin¬ 
gungen ihrer Genese näher zu untersuchen, anstellte. 

Rinderplasma, das durch Zusatz von oxalsaurem Kali (lg pro Liter) bei 
0 ° 1—2 Tage vor Gerinnung bewahrt wurde, wurde bei 37° bis zu gleicher 
Menge mit frisch gefällten Salzniederschlägen von Kalziumphosphat, Kalzium¬ 
karbonat oder Tripelphosphat versetzt und zu einer milchartigen Flüs igkeit ver¬ 
rührt, sodann dieser Mischung Chlorkalziumlösung in leichtem Überschuß zuge¬ 
fügt. In 1—2 Minuten trat Gerinnung ein, nach fünf Minuten war die Masse 
schon so fest, daß das Glas umgedreht werden konnte. Nach zwei Tagen (bei 
40°) konnte der Kuchen als feste Masse herausgeschüttelt werden; nach 2—4 


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Wochen waren die härteren, unteren Teile schon steinhart geworden, während 
die oberen Teile, die mehr Fibrin als Salze enthielten, die Konsistenz zähen 
Gummis hatten. Verdünnungsversuche ergaben, daß schon ein Fibringehalt von 
0,07—0,1 °/ 0 genügt, um aus dem reversiblen Prozeß der einfachen Salzausiällung 
einen komplizierten irreversiblen Vorgang zu machen. Die optinale Konzen¬ 
tration an Fibrin wird sich kaum bestimmen lassen; Wärme (bis zu 55°) be¬ 
fördert den Prozeß; günstig wirkt auch ein höherer Salzgehalt des umgebenden 
Wassers, sowie Kompression. Wird das Fibrin erst nach bereits erfolgter Aus¬ 
bildung eines zusammenhängenden Kuchens in die Lösung mit dem entstehenden 
Sediment hereingebracht, so setzt sich das Kristalloidsediment nur an die 
Oberfläche der kolloiden Masse. Im umgekehrten Fall werden, wenn schon 
größere Kristalle entstanden sind, diese bei hernach eintretender Kolloidge¬ 
rinnung nur als Fremdkörper vom Netzwerk des Fibrins umschlossen; handelt 
es sich aber noch um feinkörnige Salzniederschläge, so entsteht auch bei nach¬ 
träglicher Fibringerinnung eine lückenlose Grundmasse. Wird ein Sediment¬ 
fibringerinnsel noch vor emgetretener stärkerer Schrumpfung in Wasser gebracht, 
so wird seine glatte Oberfläche allmählich rauh; auch seine Schnittfläche be¬ 
kommt allmählich deutliche Strukturbildung, indem ein Gerüstwerk entsteht. Bei 
schubweise mehrfach wiederholter Sedimentfibrinfällung ergibt sich die Schich¬ 
tung des erhaltenen Gebildes als notwendiger Befund. 

Es gelingt also, durch die kombinierte Ausfällung von kristalloiden und 
kolloiden Substanzen Gebilde zu erhalten, die in Form und Aufbau die Eigen¬ 
tümlichkeiten der Harnsteine aufweisen. Direkte und indirekte Beweise (Mög¬ 
lichkeit der gleichen Bedingungen im Hamapparat, Befund von noch plastischen, 
zementartigen Massen, sogar von fibrinartig-weißen Eiweißgerinnseln neben 
Steinen) sprechen dafür, daß die Genese der Harnsteine die gleiche ist wie die 
dieser Kunstprodukte. Auch daß gerade das Fibrin das beteiligte Kolloid ist, 
ist sehr wahrscheinlich. Auch therapeutisch sind die Forschungen wichtig, da 
sie uns lehren, daß wir nicht nur die Kristalloide, sondern auch gewisse Kolloide 
am Ausfallen hindern müssen; dies ist möglich; und der Ausfällung des Ham- 
fibrinogens würde z. B. schon alkalische Reaktion des Harns entgegenwirken. 

M. Kaufmann . 

386) Lattes, L. Dell* influenza della temperatura ambiente sul diabete 
florizinico. (Einfluß der Außentemperatur auf die Phlorizinglykosurie.) Aus d. 
Ist. di Pat. gen. zu Turin. (Arch. p. 1. scienze med. 1908, Nr. 3—4.) 

Drei Versuche an Hunden, die täglich 0,5—1,0 Phlorizin erhielten und ab¬ 
wechselnd unter einer Außentemperatur von 1—10° bezw. 17—20° gehalten 
wurden. Sie schieden folgende Zuckermengen aus (! bedeutet Kältetag): Hund I: 
14,40; 20,15; 20,34; 18,19; 22,59(1); 21,42; 22,23(!); 15,52. Hund II: 15,39(1) 
11,67(1); 10,14(.»): 6,3; 9,6(1); 6,4. Hund III: 7,29; 7,82; 11,42(0; 5,88; 8,60(!;; 
4,96. Es zeigte sich also in der Tat eine Abhängigkeit der Glykosurie von der 
Außentemperatur, während die Ausscheidung der Azetonkörper keine konstanten 
Beziehungen zur Temperatur erkennen ließ; im allgemeinen entsprechen höheren 
Zuckerwerten niedere Azetonwerte. Af. Kaufmann . 

387) Kennaway, E. L. The effects of muscular work upon the excretion 
of endogenous purines. (Die Wirkung von Muskeltätigkeit auf die Ausscheidung 
der endogenen Purinkörper.) Aus dem Lister Institute of Preventive Medecine. 
(Joum. of physiol. 1909, Bd. 38, Nr. 1, S. 1.) 

Eine 26 tägige Periode mit 6 Arbeitstagen und eine 16 tägige mit 3 Arbeits¬ 
tagen. Die Art der Arbeit variierte. An einem Arbeitstage wurden 4 g Salizyl¬ 
säure verabreicht. An 2 Arbeitstagen wurde während der Arbeit Sauerstoff ein¬ 
geatmet, damit sich zeige, ob unter seinem Einflüsse die Oxydation der Purin¬ 
körper und infolgedessen die Hanisäurebildung ansteige. Das trat nicht ein. 

Im übrigen findet Verfasser während der Arbeit stets den Basen-N auf 
Kosten des Harnsäure-N vermehrt. Nach der Arbeit tritt eine starke Steigerung 
der Harnsäure-Ausscheidung auf. Diese letztere Wirkung der Muskeltätigkeit 
nimmt ab, wenn Gewöhnung an die betreffende Arbeit eintritt. Bei Ausführung 
einer anderen als der gewohnten Arbeit steigt jedoch die Harnsäure in der 


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Nachperiode sofort wieder an. Verfasser schließt daraus, daß es sich nicht etwa 
um eine Ausschwemmung aus einem Depot, sondern eher um eine vermehrte 
Bildung von Harnsäure unter dem Einflüsse der Muskeltätigkeit handle. Zu 
demselben Schlüsse führte jener Versuch, in dem die Wirkung von Arbeit und 
von Salizylsäure kombiniert war. Die langen Beobachtungsreihen, in denen der 
Ham für 5- und Östündige Perioden gesammelt wurde, gaben ferner Gelegenheit, 
einige Beobachtungen über die Schwankungen in der Ausscheidung der Purin¬ 
körper zu machen. 

(Die Schlüsse, die sich auf die Wirkung gewohnter oder ungewohnter Arbeit 
beziehen, bedürfen wohl, um als bindend angesehen zu weraen, eines etwas 
größeren Versuchsmaterials, als durch diese im Ganzen 9 Arbeitsversuche gegeben 
erscheint. Anmerkung des Referenten.) Keach . 


388) Vas, Bemät. Anyagcserevizsgälatok Röntgensugärral kezelt leukä- 
miäsokon. (Stoffwechseluntersuchungen bei mit Röntgenstrahlen behandelten 
Leukämikem.) (»Jubileumi dolgozatok usw.« Herausgegeben durch die Chef¬ 
ärzte der Poliklinik in Budapest 1908, S. 363.) 

Die Ausscheidung der Purinkörper stieg während der Behandlung der Leu¬ 
kämie mittels Röntgenstrahlen an; ein Parallelismus zwischen der Zahl der im 
Blute vorhandenen Leukozyten und der Ausscheidung dieser Körper war nicht 

N 

nachzuweisen. Das Verhalten der im Harne bestimmten Quotienten —und 


Harnsäure r . „ . . , . _ _ „ 

—p-Q weist auf einen Zusammenhang zwischen dem gesteigerten Zerfall 

der Nukleingewebe und der gesteigerten Ausscheidung der Purinkörper hin. 
Diese Wirkung der Röntgenstrahlen zeigte sich bei der lymphogenen und mye¬ 
logenen Form der Krankheit, sowie bei der primitiven oder expeditiven Art der 
Behandlung in der gleichen Weise. 

Die Menge der Purinbasen nimmt in manchen Fällen auch im Kote zu, 
dieser Umstand scheint aber eher mit der Krankheit selbst, als mit der Behand¬ 
lung zusammenzuhängen. v . Retnbold. 


389) Loränd, Leo. A lumbalpunctio diagnostikai 6rt6k6rol különös tekin- 
tettel a cerebrospinalis folyaddk vegyi vizsgälat&ra. (Über den diagnostischen 
Wert der Lumbalpunktion bei tuberkulöser Meningitis, mit besonderer Rücksicht 
auf die chemische Prüfung der Cerebrospinalflüssigkeit.) (»Jubileumi dolgozatok 
usw.« Herausgegeben durch die Chefärzte der Poliklinik in Budapest 1908, 
S. 172.) 

Die Cerebrospinalflüssigkeit von 16 kranken Kindern wurde chemisch ge¬ 
prüft. 13 der Kinder leideten an Meningitis tuberculosa, 1 an Meningitis acuta 
serosa, 1 an Hydrocephalus post, mening. cerebrosp. und 1 an Hydrocephalus 
chronicus. 

Der Eiweißgehalt betrug in den zwei Hydrocephalusfallen 0,0196—0,0212 °/ 0 . 
Bei der Meningitis tuberculosa wurde der Eiweißgehalt im anfänglichen Irritations¬ 
stadium am geringsten gefunden (durchschnittlich 0,0920 °/ 0 ). Im zweiten Stadium 
war der Eiweißgehalt der Flüssigkeit größer und stieg im paralytischen Stadium 
bis auf 0,3307—0,7943°/ 0 . Im Falle der Meningitis acuta serosa blieb der Eiwei߬ 
gehalt unter 0,05 °/ 0 . Die Menge der unlöslichen Salze verhielt sich der des 
Eiweißes gleich, die der löslichen Salze war im Anfangsstadium am geringsten, 
in den beiden späteren Stadien höher, doch gleich. Die alkoholunlöshchen 
Extraktivstoffe verhielten sich unregelmäßig, ihre Menge betrug 0,1469—0,9086 °/ 0 . 
Die alkohollöslichen Extraktivstoffe waren in Mengen von 0,0536—0,9551 °/ 0 vor¬ 
handen; ihre Menge wuchs mit dem Fortschreiten des Vorganges. Die Menge 
des Cholesterins. (0,0062—0,2030 °/ 0 ) zeigte keine regelmäßige Schwankungen. 
Ebensowenig war im Verhalten des Lezithins und Phosphors eine Regelmäßig¬ 
keit festzustellen. 

Verfasser schreibt der Prüfung der Cerebrospinalflüssigkeit eine große diagno¬ 
stische Wichtigkeit zu. v. RetnboÜ , 


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890) Zirkelbach, Antal. A vizelet chemi&i energiatartalm&nak v&ltozäsa 
különföle betegslgekben. (Änderungen des chemischen Energiegehaltes des 
Harnes bei verschiedenen Krankheiten.) Physiol. Institut der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Budapest. (Orvosi Hetilap 1908, S. 814.) 

Verfasser bestimmte den Stickstoffgehalt (nach Kjeldahl) und den Energie¬ 
gehalt (durch Verbrennung nach Berthelot) des Harnes in verschiedenen 
Krankheiten und verglich die Resultate mit dem nach König berechneten Stick¬ 
stoff- und Energiegehalt der Nahrung. Er fand, daß der Energiegehalt des 
Harnes nicht von den mit der Nahrung aufgenommenen Kalorien abhängt. Es 
war dagegen ein Zusammenhang des Energiegehaltes und Stickstoflgehaltes des 

Harns zu beobachten. Das Verhältnis wird gewöhnlich durch die Zahl 


7—10 ausgedrückt. Eine Ausnahme bildet der Diabetes, bei welchem die Ver¬ 
hältniszahl bis auf 70—77 steigt. 

Der Energiegehalt des Harnes steigt bei gesteigertem Eiweißstoffwechsel 
und bei der imvollkommenen Verbrennung der Kohlehydrate. Bei Fieber steigt 
die durch den Ham ausgeschiedene Kalorienmenge nicht in allen Fällen. 

v. Reinbold. 


391) Mansfeld, GWza (zum Teil mit Hamburger, E. u. Verzär, F.). Vizs- 
gälatok a zsirvändorläsröl. (Untersuchungen über die Fettwanderung; Fett¬ 
wanderung bei Phosphorvergiftung, Fettwanderung beim Hunger; Fettwanderung 
in der Schwangerschaft und beim Stillen; Fettgehalt des Serums bei akuter 
Säurevergiftung.) Pharmakologisches Institut der Universität Budapest. (Magyar 
orvosi Archivum, N. F., 1908, Bd. IX, S. 295, 303, 326, 330, 334.) 

Verfasser bestimmte nach Liebermann und Szekely das Gesamtfett, und 
nach Soxhlet das durch Äther extrahierbare freie Fett verschiedener Organe 
von normalen und von mit Phosphor vergifteten Hunden und Kaninchen. Der 
Vergleich der einzelnen Resultate führte zu den folgenden Schlüssen: 

Aus dem normalen Hundeblut läßt sich nur ein Teil, und zwar ungefähr die 
Hälfte nach Soxhlet durch Äther extrahieren. Das Verhältnis der Mengen des 
freien und des gebundenen nicht (extrahierbaren Fettes) wird durch die Ände¬ 
rungen der Gesamtmenge nicht beeinflußt. Die Bildung des gebundenen Fettes 
ist demnach wahrscheinlich ein umkehrbarer, durch die Gesetze des chemischen 
Gleichgewichtes geregelter Vorgang. Die Gesamtmenge des Fettes wird im 
Blute durch die Phosphorvergiftung nicht erhöht, dagegen erleidet das erwähnte 
Gleichgewicht eine Verschiebung zu Gunsten der einfacheren Verbindungen. 
Beinahe die Gesamtmenge des Fettes findet sich im Blute phosphorvergifteter 
Tiere im freien Zustande vor. 

Das Fett der normalen quergestreiften Muskeln und des Herzmuskels ist durch 
Äther beinahe völlig extrahierbar. Bei der Phosphorvergiftung vermehrt sich 
das gesamte Fett dieser Muskeln durch die absolute Zunahme des freien Anteils. 
In manchen Fällen wird auch das gebundene Fett dieser Organe in Freiheit gesetzt. 

Die Verteilung des freien und gebundenen Fettes in der Leber entspricht 
der im Blutserum. Die riesige Zunahme des Gesamtfettes bei Phosphorvergiftung 
geschieht auch hier zu Gunsten des freien Anteils, wobei auch die vorher ge¬ 
bundenen Fette frei werden. Es treten auch freie Fettsäuren auf. 

Im Gehirn ist das gesamte Fett in freiem Zustande vorhanden. Der Fett¬ 
gehalt des Gehirns nimmt bei der Phosphorvergiftung ab. 

Bei Kaninchen ist das gesamte Fett des Blutes auch unter normalen Verhältnissen 
in freiem Zustande vorhanden. Nach 5—lOtägigem Hungern zeigte sich eine Ver¬ 
mehrung des Gesamtfettes des Blutserums. Beim Hunde konnte eine ähnliche 
Vermehrung des Gesamtfettes des Blutes nicht beobachtet werden, dagegen 
ging das gebundene Fett beinahe gänzlich in die freie Form über. Dasselbe 
wurde an der Leber beobachtet 

Versuche an einer trächtigen, resp. stillenden Hündin zeigten, daß die Ver¬ 
teilung des freien und gebunaenen Fettes während der Schwangerschaft von 
der normalen nicht abweicht. Während des Stillens vermehrte sich des freie Fett 
auf Kosten des gebundenen, ohne Vermehrung des Gesamtfettes. 


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Referate. 


Nach wiederholter Injektion von Vio norm. HCl. resp. x / 4 norm. Milchsäure 
(mit 0,9proz. NaCl) in die rechte Jugularvene von Hunden wurden aus der linken 
Carotis Blutproben entnommen und deren Gesamtfett, freies Fett- und Chole¬ 
steringehalt bestimmt. Die Resultate sind nicht ganz eindeutig, soviel scheint 
jedoch bewiesen zu sein, daß die in die Blutbahn gelangten Säuren ein Frei¬ 
werden des gebundenen Fettes bewirken. Es war auch eine Vermehrung des 
Gesamtfettes zu beobachten, welche wahrscheinlich durch die Vermehrung des 
gebundenen Fettes bedingt war. 

Der Befund, daß im Falle der gesteigerten Fett Wanderung das gebundene 
Fett verschwindet und das gesamte Fett des Blutes in den freien Zustand über¬ 
geht spricht gegen die Annahme, daß zur Wanderung eben das gebundene Fett 
geeignet sei. Man muß im Gegenteil annehmen, das gerade das freie Fett zur 
Wanderung durch die Wandungen der Kapillare in die Organe selbst be¬ 
stimmt ist und daß die Bindung des Fettes eben diese Mobilisierung verhindert. 

v. Reinbold. 

392) Schüle. Über die Restbestimmung des Mageninhaltes nach Mathieu- 
Rdmond. (Boas’ Archiv, Bd. 14, Heft 6, S. 640.) 

Nachprüfung der Zuverlässigkeit der Restbestimmungsmethode. Nach Ein¬ 
gießung von 300 ccm salzsäurehaltiger Milch wurden 300 ccm Wasser nachge¬ 
gossen und durch mehrmaliges Ein- und Aushebern möglichst gründlich ver¬ 
mischt. Dami mußte Patient exprimieren und mit Probe 1 und 2 wurde die 
Restbestimmung vorgenommen. Selbst unter diesen günstigen Verhältnissen er¬ 
hielt Schüle unter 13 Proben nur 4mal richtige Resultate. Die Methode scheiterte 
an der Unmöglichkeit genügender Durchmischung des nachgegossenen Wassers 
mit dem Speisebrei. Bei dem Versuch, dies durch mehrfaches Ein- und Aus¬ 
laufenlassen zu erreichen, tritt eine nicht unerhebliche Chymusmenge in den 
Darm über. Wichtig ist eine möglichst vollständige Exprimierung des Inhaltes, 
die man in manchen wenigen Fällen, in denen es unter Berücksichtigung der 
Krankheit möglich ist, durch Einübung des Patienten eventuell mit Kokainisierung 
des Schlundes erzielt. Schlippe . 

393) Ascher. Über den Einfluß einiger Arzneimittel auf die Pepsinver¬ 
dauung. (Boas’ Archiv 1908, Bd. 14, Heft 6, S. 629.) 

Untersuchungen über die Beeinflussung der Aktivität des Pepsins durch ver¬ 
schiedene Medikamente und Salze. 0,5 ccm einer lproz. Pepsinlösung wurde 
mit 0,5 ccm n/10 HCl versetzt und dazu proportional steigende Mengen der zu 
prüfenden Substanz, steigend um je 0,1 ccm zugefiigt und auf gleiche Volumina 
mit Aqua destillata aufgeftillt. Dazu kamen in jedes Röhrchen als Testlösung 
2 ccm einer 1 proz. Rizinlösung. Diese hat die Eigenschaft, durch geringe Salz- 
säuremen^en getrübt zu werden, während durch die Pepsinwirkung eine Auf¬ 
hellung eintritt. Der Grad der Aufhellung ist also ein Maßstab für die Pepsin¬ 
wirkung resp. ihre Beeinflussung durch Medikamente. Sämtliche Röhrchen 
blieben 3 Stunden im Brutschrank 37°, dann 12 Stunden im Eisschrank. — Zu¬ 
erst wurden verschiedene Salzlösungen untersucht (NaCl, Natr. sulfiiric., Kalium und 
Natrium jodatum und Dextrose). Ihr Einfluß auf die Pepsinwirkung war gänzlich 
verschieden; im allgemeinen jedoch erwies sich das Pepsin sehr unempfindlich 
gegenüber Salzlösungen in den therapeutisch gebräuchlichen Konzentrationen. 
Ferner wurde der Einfluß verschiedener Säuren studiert und es zeigte sich, daß 
auch Milchsäure- und Essigsäurezusatz die Pepsinwirkung zu Stande kommen 
lassen, daß jedoch größere Mengen der betr. n/10 Lösung dazu nötig sind als 
von n/10 HCl. — Eine deutliche Hemmung der Pepsinwirkung wurde bei Alkohol, 
Natrium salicylicum, Eisen- und Arseniklösungen beobachtet. Bittermittel wie Chinin 
und Kondurangoextrakt, welche als sekretionsbefördernde Mittel angewandt 
werden, erwiesen sich als antifermentativ. Auch durch Tannin wird schon bei 
den geringsten Dosen die Pepsinwirkung vollkommen gehemmt Schlippe. 

394) Bernstein, S., Bolaffio, G. und v. Westenrijk. Über die Gesetze der 
Zuckerausscheidung beim Diabetes mellitus. IX. Mitteilung. Aus der I. Med. 

Univ.-Klinik in Wien, Prof. Dr. C. v. Noorden. (Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 66.) 


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Referate. 


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Die Verfasser berichten über einen 37 tägigen Stoffwechselversuch an einem 
Fall von Diabetes mellitus, bei dem die Stoffwechselstörung einen ungewöhnlich 
hohen Grad erreicht hatte. Der Fall zeigte alle jene Erscheinungen, welche 
von Falta, Gigon und Whitney in den vorhergehenden Mitteilungen als ver¬ 
einzelt vorkommend beschrieben wurden. Dies sind: 1. Das Überwiegen der 
Eiweißempfindlichkeit. 2. Die Steigerung der D-Ausscheidung und des Quotienten 
D: N durch Zufuhr von Fett im Hunger. 3. Die Erzielung enormer Quotienten 
D: N bei gemischter Kost mit exorbitanter Fettzufuhr. 4. Die Beobachtung eines 
Durchschnittsquotienten D: N = 6.3 in einer 37 tägigen Periode, ein Quotient, 
der sich aus dem Eiweißumsatz allein kaum mehr erklären läßt. 5. Das Auf¬ 
treten großer N-Retentionen bei nicht zu hoher Eiweißzufuhr und niedrigem 
Kalorienumsatz. 6. N-Gleichgewicht bei niedriger Eiweiß- und Kalorienzufuhr 
trotz bedeutender Zuckerausscheidung. 7. Keine Steigerung des Hungereiwei߬ 
umsatzes trotz hohen Quotienten D:N. 8. Schlechte Verwertung der Lävulose 
trotz guter Assimilation derselben. Falta . 

395) Falta, W. Über die Gesetze der Zuckerausseheidung beim Diabetes 
mellitus. X. Mitteilung. Aus der I. Med. Univ.-Klinik in Wien, Prof. Dr. C. 
v. Noorden. (Zeitschr. f. klin. Med. 1908, Bd. 66, Heft 5 und 6.) 

Der Verfasser gibt zuerst in 14 Leitsätzen eine kurze Zusammenstellung der 
Erscheinungen, welche in StoflFwechselversuchen an 18 Diabetikern gemeinsam 
mit Gigon, Whitney, Bernstein, Bolaffio und v. Westenrijk in den 
vorhergehenden Mitteilungen beschrieben worden sind. Auf Grund derselben 
werden die beiden folgenden Grundgesetze der Zuckerausscheidung entwickelt: 
1 . Es besteht eine Proportionalität zwischen Zuckerwert des umgesetzten 
Nahrungsmateriales (KH -f 5N) und der D-Ausscheidung. 2. Diese Proportionalität 
wird gestört und damit der Grad der Stoffwechselstörung verändert, wenn der 
Zuckerwert der Nahrung für längere Zeit erhöht oder vermindert wird. Diese 
Grundgesetze lassen sich in den ganz schweren Fällen, bei welchen die Zucker¬ 
vergeudung so groß ist, daß auch eine Zuckerbildung aus Fett — diese Frage 
wird ausführlich diskutiert — angenommen werden muß, w nur noch schwer 
erkennen. In diesen Fällen tritt noch ein dritter Faktor auf, der die D-Aus- 
scheidung beeinflußt: die Größe der Fettzufuhr. 

Es werden nun die unterscheidenden Merkmale zwischen dem Diabetes der 
Hunde nach Exstirpation des Pankreas und dem genuinen Diabetes des Menschen 
ausführlich besprochen. Die wichtigsten sind: 1. bei ersterem beträgt der 
Quotient D:N = 2,8—3, bei letzterem kann er bis über 10 steigen. 2. Bei 
ersterem ist die Eiweißzersetzung hochgradig gesteigert, bei letzterem nicht trotz 
der größeren Intensität des Diabetes. 3. Bei ersterem wird Lävulose noch teil¬ 
weise verwertet, bei letzterem kann die Verwertung der Lävulose vollständig 
aufgehoben sein. 4. Bei ersterem kann durch Fettzufuhr keine wesentliche 
Steigerung der Glykosurie erzielt werden, wohl aber in den schwersten Fällen 
der letzteren. 5. Bei letzterem finden sich Verschiedenheiten in der Eiweiß- 
und Kohlehydratempfindlichkeit, nicht aber bei ersterem. 

Die Verschiedenheit im Stoffwechselbild und die Unzulänglichkeit des patho¬ 
logisch-anatomischen Befundes beim genuinen Diabetes des Menschen machen 
wahrscheinlich, daß die Ursache des letzteren nicht im Pankreas allein zu suchen 
ist. Aul Grund der gewonnenen Tatsachen und der gemeinsam mitEppinger 
und Rudinger (Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 66) ausgeführten Untersuchungen 
über die innere Sekretion entwickelt der Verfasser folgende Theorie des Diabetes 
mellitus: Zahlreiche Drüsen mit innerer Sekretion (Pankreas, chromaffines System, 
Thyreoidea, Epithelkörperchen) beteiligen sich am Kohlehydratstoffwechsel, die 
einen, indem sie die Kohlehydrate mobilisieren, die anderen, indem sie deren 
Verbrennung herbeiführen. Die ersteren stehen hauptsächlich unter dem Einfluß 
der sympathischen Nerven (im engeren Sinne Langleys) die letzteren unter 
dem der anderen autonomen Nerven. Das Nervensystem beherrscht den Ab¬ 
lauf des KH-Stoffwechsels, indem es die Sekretionen der Blutdrüsen reguliert 
und so ihr feines Zusammenspiel ermöglicht, wodurch der Blutzuckergehalt 
immer auf normaler Höhe bleibt. Jede diabetische Stoffwechselstörung läßt sich 


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Referate. 


daher ganz im allgemeinen definieren als ein Mißverhältnis zwischen Mobilisierung 
und Verbrennung infolge gesteigerter Mobilisierung oder insuffizienter Verbren¬ 
nung oder durch beide Momente gleichzeitig. Ein solches Mißverhältnis kann 
auf organischer Basis beruhen: organische pankreatogene oder neurogene oder 
thyreogene Glykosurie. Beim genuinen Diabetes des Menschen fehlt aber bisher 
in den meisten Fällen ein der Intensität der Störung entsprechendes pathologisch¬ 
anatomisches Korrelat. Wir haben hier also ähnliche Anomalien der inneren 
Sekretion (Hypofunktion des Pankreas, Hyperfunktion der die Mobilisierung 
direkt oder indirekt beeinflussenden Drüsen) vor uns, wie wir sie in der äußeren 
Sekretion (z. B. gesteigerter Magensaftfluß oder Achylie) schon lange kennen. 
Der gemeine Diabetes wäre so aufzufassen als eine Erkrankung des vegetativen 
Nervensystems, charakterisiert durch das Überwiegen der sympathischen Impulse 
über die autonomen. 

Der Verfasser sucht auf Grund dieser Theorie die Verschiedenheiten in den 
Erscheinungen des Diabetes pankreasloser Hunde und des genuinen Diabetes 
des Menschen zu erklären. Hier muß auf das Original verwiesen werden. 

FaUa. 

396) Fey und Lefmann. Über das Vorkommen hämolytisch wirkender 
Substanzen im Mageninhalt und ihre Bedeutung für die Diagnose des Magen¬ 
karzinoms. Aus der Med. Univ.-Poliklinik in Heidelberg. (Med. Klinik 1908, 
Nr. 46, S. 1751—1752.) 

Grafe und RÖhm er (Arch. f. klin. Med., Bd. 93, H. 1 und 2) haben im 
Mageninhalt, und zwar auffallend häufig in dem karzinomatösen Magen, eine im 
Ätherextrakt sich findende hämolytisch wirkende Substanz gefunden, deren 
wirksamer Anteil wahrscheinlich die Ölsäure sein soll und vermutlich aus der 
ulzerierten Magenwand stammt. 

Wenn das richtig ist, muß sich diese Substanz auch im Inhalte des nüch¬ 
ternen Magens finden.. Verfasser fanden nun, daß der Ätherextrakt des Spül¬ 
wassers des nüchternen Magens immer dann hämolytisch wirkte, wenn das Spül¬ 
wasser gallig gefärbt war oder wenn sich in ihm mittels der Fibrinkarmin¬ 
verdauungsprobe Trypsin mit Sicherheit nachweisen ließ. Daher liegt die 
Annahme nahe, daß die Substanz nicht aus dem Magen, sondern aus dem 
Duodenum stammt, aus dem ja bei Magenkarzinom leicht Inhalt in den Magen 
Übertritt, aber ebenso sonst fast stets beim Pressen. Jedenfalls scheint also dieser 
Nachweis für die Karzinomdiagnose keinen Anhaltspunkt zu bieten. 

Um ein Hämolysin im gewöhnlichen Sinne kann es sich übrigens nicht 
handeln, da die Substanz koktostabil ist. Es handelt sich also um die rein 
chemische Wirkung von Substanzen, die sich im Ätherextrakt befinden und aus 
ihm wahrscheinlich nur sehr schwer isoliert werden können, was doch un¬ 
bedingt notwendig wäre, wenn man die hämolytische Eigenschaft des Extraktes 
für eine exakte Diagnose verwenden wollte. Also auch rein theoretisch betrachtet 
erscheint die Methode nicht sehr aussichtsreich. Meinertz. 

397) Togaxni. Notiz zur Kenntnis des Phosphorstoffwechsels. Aus der 

experimentell biologischen Abteilung des kgl. patholog. Instituts in Berlin. (Med. 
Klinik 1908, Nr. 48, S. 1837—1838.) 

Ein an einem Hunde durchgeführter Stoffwechselversuch lehrte, daß bei 
Verfütterung großer Mengen von Glyzerinphosphorsäure kein Phosphor im Körper 
angesetzt wurde, obgleich das Tier, wie sich aus der Vorperiode ergab, an sich 
die Tendenz hatte, Phosphor anzusetzen. Es zeigt auch dieser Versuch aufs 
neue, daß die beste Phosphormast die ist, bei der der in den Nährstoffen natürlich 
enthaltene Phosphor zur Anwendung kommt Meinertz . 

Klinisches. 

398) Hirschfeld, Felix (Berlin). Über infektiöse Entstehung der chronischen 
Pankreatitis und des Diabetes. (tterl. kl. Woch., März 1908, Nr. 11.) 

Im Anschluß an Infektionskrankheiten (Influenza und Angina) entwickelt 
sich bisweilen bei Personen, die hereditär mit Diabetes belastet sind, eine 


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Referate. 


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Zuckerausscheidung, die alle Zeichen der Glykosurie bei vorübergehenden 
Pankreaserkrankungen trägt. Gleichzeitig besteht auch eine Schwellung der 
Leber, die nach einiger Zeit, nicht genau mit der Glykosurie, wieder verschwindet. 
Nach Einzelbeobachtungen über die Verbreitung von Infektionserregern durch 
das Blut auf die inneren Organe darf man annehmen, daß sich in Leber und Pankreas 
auf diese Weise eine Entzündung entwickelte. In der Leber ging die Erkrankung 
zurück, in dem Pankreas auch scheinbar, wofern man aus dem Verschwinden 
der Glykosurie diesen Schluß ziehen darf. Später entwickelte sich jedoch ein 
allmählich chronisch werdender, schwerer oder mittelschwerer Diabetes, so daß 
höchstwahrscheinlich der akuten Pankreatitis eine chronische Pankreascirrhose 
gefolgt ist und die Infektion geht bei beiden Erkrankungen (akuter Pan¬ 
kreatitis und akuter Hepatitis) wahrscheinlich auf gleiche Weise vor sich. Trifft 
die akute Entzündung eine durch Alkoholismus und vielleicht auch noch durch 
Lues geschädigte Leber, so entwickelt sich e^ne bleibende Leberschwellung, die 
das Krankheitsbild beherrscht — Welche Rolle neben dieser Art der Infektion 
des Pankreas die Ansteckung auf dem Wege des Pankreasganges von der Gallen¬ 
blase und dem Darm her spielt, müssen spätere Forschungen entscheiden. 

K. Bornstein . 

399) Hirsch, C. Über Hagenstörungen bei Hasturbanten. Aus d. mediz. 
Klinik in Göttingen. (Berl. kl. Woch., März 1908, Nr. 12.) 

Der Autor hat wiederholt Fälle, speziell von Gymnasiasten und jungen 
Studenten, gesehen, die das Bild einer ausgeprägten nervösen Dyspepsie boten, 
ulcusverdächtig waren und daraufhin eine Ulcuskur — aber ohne jeden Erfolg 
— durchmachten. Schließlich stellte sich heraus, daß die Patienten masturbierten 
und während der Liegekur diesem Übel besonders fföhnten. Vernünftiges Zureden 
half dann mehr, als alle Kuren. — Die Klagen der Masturbanten weichen von 
der allgemein neurasthenischen in wesentlichen Punkten ab. — An ein atypisches 
Magen- oder Duodenalgeschwür muß in jedem Falle gedacht werden. 

K. Bomstein . 

400) H&rrison, R. P. A case of Ipecacuanha poisoning. (Ipecacuanhaver- 
giftung.) (Lancet, 22. April 1908, Bd. II, S. 536.) 

20 jähriger Junge trank eine größere Menge von Vinum Ipecacuanhae. 
Starkes Erbrechen, Pulssteigerung, Muskelkrämpfe. Tod im Collaps. Die Sektion 
hatte außer starker Kongestion der Magen- und Darmschleimhaut kein Ergebnis. 

H. Ziesche. 

401) Gullon, Gordon A. Exophthalmic goitre. A discussion on its patho- 
logy and treatment. (Pathologie und Behandlung der Basedowschen Krank¬ 
heit.) (Lancet 1908, Sept. 5. Bd. II, S. 708—710.) 

Aul Grund einer günstigen Kasuistik von 16 Fällen wird zur Behandlung 
der Basedowschen Krankheit Rodagen empfohlen. H. Ziesche. 

402) Walker, Edward. An unusual case of chronic bi-nitrobenzine Poisoning. 

(Dinitrobenzolvergiftung.) (Lancet 1908, 5. Sept. Bd. II, S. 717—718.) 

Ein 16jähriger Bursche, der in einer Dimtrobenzolfabrik angestellt war, er¬ 
krankte plötzlich mit Ikterus, Erbrechen, Schmerzen in der Lebergegend. Urin 
dunkelbraun, hochgestellt. Leichte Cyanose. Zwei leichtere Attacken waren der 
Erkrankung vorangegangen. Der Ikterus nahm beständig zu. Tod im Coma 
nach drei Tagen. 

Die Sektion ergab ein Aussehen der Leber wie bei der akuten gelben Leber¬ 
atrophie. Starke Lymphocytose (43 °/ 0 ). Fettige Degeneration der Nieren, des 
Herzens. Im Harne konnte weder Leucin noch Tyrosin nachgewiesen werden. 

H. Ziesche '. 

408) Middleton, S. Notes on a case of accidental poisoning by Chloride 

ofantunony. (Vergiftung mit Antimonchlorid). (Lancet 1908,3. Okt., 2.Bd., S. 1013.) 

16 Monate altes Kind. Blutiges Erbrechen und blutige Stühle. Schlechter 
Puls. Mydriasis; Starre der Pupillen. Muskelkrämpfe. Im Erbrochenen konnte 
Antimon nach der Methode von Reinsch nachgewiesen werden. Genesung. 

H. Ziesche. 


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202 


Referate. 


404) Albu, A. (Berlin). Sport und Ernährung. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 12, 

S. 625.) 

»Nach dem Stande der wissenschaftlichen Erkenntnis muß vielmehr auch 
für die Muskelarbeit beim Sport als das Optimum der Emährungsart die ge¬ 
mischte Kost gelten, in welcher das Verhältnis der N-haltigen zu den N-freien 
Nährstoffen sich wie 1:5 oder wahrscheinlich besser noch wie 1:6 verhalten 
soll. Eine Bevorzugung der Eiweißnahrung, besonders in Form des Fleisches, 
ist keineswegs berechtigt; eher erscheint. .. eine gewisse Beschränkung der¬ 
selben gerechtfertigt.« K. Bomstein . 

405) Öuerra-Coppioli. Di un caso di tetania di origine gastro-intestinale. 

(Über einen Fall von gastro-intestinaler Tetanie.) (Sitzungsbericht der Accad. 
Med. Fis. zu Florenz vom 9. 4. 1908, referiert im Lo Sperimentale, Heft 8, 1908.) 

Typischer Fall von Tetanie, gastro-intestinalen Ursprungs, bei dem die Blut¬ 
untersuchung von gewissem Interesse war, weil sie mit einem leichten Grade von 
Anämie eine beträchtliche Zunahme der Alkaleszenz mit entsprechendem persistenten 
Alkalinität des Harnes darbot. 

Auf diesen Befund lenkt Guerra-Coppioli die Aufmerksamkeit, ohne damit 
aber die Pathogenese der Tetanie allein erklären zu wollen; er meint, daß die 
Magenkrankheit die HCl-menge des Organismus herabmindem konnte, und auf 
diese Weise vielleicht das Krankheitsbild hervorrief. Plilek. 

406) Sinibaldi. Due casi di ascesso tubercolare della lingua. (Zwei Fälle 
von tuberkulösem Abszeß der Zunge.) (Sitzungsbericht der Accad. Med. Fis. zu 
Florenz, referiert im Lo Sperimentale, Heft 1—2, 1908.) 

Nach Sinibaldi ist nicht immer der tuberkulöse Abszeß der Zunge lokali¬ 
siert im Muskelgewebe selbst, da in einem von ihm beobachteten Falle der Abszeß 
sehr oberflächlich lag, so zwar, daß der Gedanke nahe lag, es handle sich um 
einen primären Sitz in der Submucosa oder höchstens in den oberflächlichen 
Muskelschichten. Diese Tatsache widerspricht nicht unseren Kenntnissen der 
Pathologie der Tuberkulose und ist wahrscheinlich der Aufmerksamkeit der Unter¬ 
sucher, der kleinen Störungen wegen, die diese Abszesse mit sich bringen und 
dann der großen Leichtigkeit der Spontaneröffhung wegen, entgangen. Plilek. 

407) Posselt. Moderne Leberdiagnostik in funktioneller und ätiologischer 
Beziehung.. (Med. Kl. 1908, Nr. 30, S. 1140—1144 u. Nr. 31, S. 1184—1188.) 

Verfasser gibt an der Hand der Literatur und eigener Beobachtungen einen 
Überblick über die Fortschritte der Diagnostik der Leberkrankheiten unter vor¬ 
züglicher Berücksichtigung moderner funktioneller und biologischer Methoden. 
Er erwähnt zunächst die Versuche, die Verteilung der Stickstoftkomponenten im 
Ham zur funktionellen Diagnostik heranzuziehen und hält den semiologischen 
Wert der Harnstoff* und Ammoniakausscheidungsverhältnisse bei Leberkrank¬ 
heiten für sehr bedingt und problematisch, enthält sich dagegen eines Urteils 
über die Absicht, die Harnstoffbildung aus Aminosäuren als funktionelle Methode 
zu verwenden (Gläßner). 

Eine ausgesprochene Urobilinurie hält Verfasser ganz allgemein für den klini¬ 
schen Ausdruck einer Leberstörung, dagegen findet er keine direkten Beziehungen 
zwischen Indikanurie und Leberschädigungen. 

Dem von französischen Forschern immer wieder behaupteten außerordentlich 
häufigen Vorkommen von Glykosurie und Diabetes mellitus bei Leberkrankheiten 
kann Posselt nicht zustimmen, auch nicht der Annahme alimentärer Glykosurie 
als Frühsymptom der Leberzirrhose. Die alimentäre Glykosurie hat für die 
funktionelle Prüfung der Leber kaum irgendwelche Bedeutung, dagegen ist 
alimentäre Galaktosurie und besonders alimentäre Lävulosurie ganz entschieden 
funktionell-diagnostisch verwertbar; beide fanden sich nur bei zweifellosen Schä¬ 
digungen des Leberparenchyms. Verfasser teilt zwei derartige Fälle mit, einen 
von abszedierender Cholangitis mit gummöser Pericholangitis und einen von 
Leberzirrhose. Besonderen Wert legt Verfasser auf die Kombination dieser Er¬ 
scheinung mit Urobilinurie. 


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Referate. 


203 


Die Blutuntersuchung ist wichtig für die Diagnose des Echinococcus (Eosi¬ 
nophilie). 

Der Kryoskopie und der Prüfung der Toxizität des Harnes (Bouchard) 
legt Posselt keine große Bedeutung für die funktionelle Leberdiagnostik bei. 

Von den biologischen Reaktionen kommt vor allem die Luesreaktion des 
Blutserums in Betracht, ferner die Agglutinationsprüfungen. Typhus, Paratyphus 
und Bacterium coli stehen sicher öfter, als man glaubt, in Beziehung zu Gallen¬ 
wegs- und Leberaffektionen, auch bei absolut negativem Darmbefund. Verfasser 
unterscheidet eine Gruppe von Leberkrankheiten mit fehlender Agglutination, 
wozu sämtliche nichtinfektiöse Leberkrankheiten, Stauungsleber, einfacher Ikterus, 
Karzinom, Amyloid usw., und eine zweite mit oft ganz erheblichen Agglutinations¬ 
werten, wozu Laönnecsche Zirrhose, Cholangitis, Cholelithiasis usw. gehören. 
Bei Laönnec scher Zirrhose wurde wiederholt auffallend starke Coliagglutination 
beobachtet, besonders wenn schwere Darmstörungen vorangegangen waren. 

Verfasser will die biologischen Methoden, besonders die Agglutination, zum 
Mitbehelf bei der Leberdiagnostik, noch weiter ausgestaltet wissen. Meinertz . 

408) Huppert. Über die Ätiologie des digestiven Magensaftflusses. Aus 

der Poliklinik von Prof. H. Strauß in Berlin. (Mediz. Klinik 1908. Nr. 31, S. 1192—1193.) 

Die von Strauß als digestive Hypersekretion bezeichnete Anomalie besteht 
darin, daß nach dem Probefrühstück eine relativ große Menge eines an Flüssig¬ 
keit sehr reichen Inhalts entleert wird, während die Motilität im übrigen intakt 
ist; die Ursache ist nach Strauß eine Hemmung der Speichelwirkung durch 
das frühzeitige Erscheinen großer Mengen Salzsäure und das dadurch herbei- 
geftthrte längere Verweilen und der länger andauernde Reiz. Huppert ging 
nun in den 62 Fällen der letzten zwei Jahre der Ätiologie dieser Erscheinung 
nach und fand, daß 20 mal ein Ulcus, 15 mal Verdacht auf Ulcus, 15 mal all¬ 
gemeine nervöse Symptome, 3 mal chronische Perityphlitis, 4 mal Gastritis acida, 
5 mal Gastroenteroptose bestand. 

Das Ulcus ventriculi ist also ein wichtiges ätiologisches Moment für die 
digestive Hypersekretion. Der Zusammenhang mit chronischer Perityphlitis ist 
reflektorischer Art, bei Gastroenteroptose dürften konstitutionelle Momente von 
Bedeutung sein. 

Auch die Obstipation spielt eine Rolle; denn 32 Patienten litten daran, und 
zwar meist an der spastischen Form. 

Dagegen bestand nur in 16 Fällen ausgesprochene Hyperazidität. Meinertz . 

409) Hirsch, M. Zur di&tetischen und physikalischen Behandlung der 
dicht. Aus der hydrotherapeutischen Anstalt der Universität Berlin. (Med. Kl. 
1908, Nr. 32, S. 1236—1238.) 

Da wir heute noch nicht in der Lage sind, von einer rationellen Ernährung 
der Gichtiker mit Bestimmtheit zu reden, so empfiehlt Hirsch nur im allgemeinen 
eine gewisse Einschränkung der Nahrungszufuhr, leicht verdauliche Speisen und 
viel Flüssigkeiten. 

Zur Anregung des Stoffwechsels sind die physikalischen Prozeduren von 
Wichtigkeit: Gymnastik, Massage, heiße Vollbäder, Packungen. Kalte Einwir¬ 
kungen, die auch den Stoffwechsel anregen, sind dagegen nur mit äußerster 
Vorsicht anzuwenden; vorteilhaft ist eine Kombination kalter und warmer Proze¬ 
duren. 

Für den akuten Anfall empfiehlt Hirsch außer den bekannten Maßnahmen 
die Anwendung von erregenden Umschlägen und Longuettenverbänden in der 
Form, wie sie von Brieger eingeführt sind. (Das Wasser wird mit einem 
Eimer durch Einlegen eines Eisklumpens dauernd kalt gehalten und tropft durch 
ein Gummirohr au? den Leinwandumschlag.) 

Auch bei der Behandlung der chronisch gewordenen Gelenkveränderungeil 
spielt die physikalische Therapie eine Rolle: Massage, Gymnastik, Schlamm-, 
Fangopackungen usw. Meinertz . 

410) Boeckler. Ein Fall von Ruminatio humana mit wechselndem Magen¬ 
chemismus. (Med. Kl. 1908, Nr. 33, S. 1273—1275.) 


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Referate. 


Bei einem 21jährigen Soldaten wurde die Erscheinung beobachtet. Es 
handelte sich um eine anscheinend spontane Entstehung des Leidens in frühester 
Kindheit bei einem etwas stupiden, neurasthenisch veranlagten (Bettnässer), 
familiär belasteten (gleiche Krankheit des Vetters) Manne. Die Mageninhalts¬ 
untersuchung ergab wechselnde Verhältnisse: einmal Anwesenheit, dann wieder 
Fehlen freier Salzsäure. Der ganze Vorgang war durch den Willen des Patienten 
zu beeinflussen, und seine Unterdrückung rief großes Unbehagen und einmal 
vielleicht auch eine sonst unerklärliche Temperatursteigerung hervor. Meinertz. 

411) Knoepfelmacher. Über Paradysenterie und gleichartige Erkrankungen 
des Kindesalters. Aus dem Carolinen-Kinderspitale in Wien. (Med. Kl. 1908, 
Nr. 44, S. 1294—1296.) 

Bei den akut einsetzenden schweren Darmerkrankungen der Kinder, bei 
denen stürmische Entleerungen von schleimig-eitrigem blutig tingiertem Stuhl 
erfolgen und die nach ihrem anatomischen Substrat stets als Enteritis follicularis 
bezeichnet worden sind, findet sich in fast allen Fällen ein Stäbchen, das sich 
als identisch mit dem von Flexner beschriebenen Dysenteriestamm erweist. 
Dagegen gehört bei den sporadisch auftretenden Dickdarminfekten der Kinder 
eine echte, durch den Bacillus Shiga-Kruse erzeugte Dysenterie zu den größten 
Seltenheiten. 

Therapie: Isolation, dann zunächst Ol. Ricini oder Kalomel, Klysmen mit 
Stärke, Acid. tannic., Argent. nitr. usw., innerlich Adstringentien, diätetisch in den 
ersten Tagen nur Tee, dann kohlehydratreiche verdünnte Milch, am besten als 
Keller sehe oder Liebigsche Suppe. 

Das Shiga-Krusesche Serum hat bei dieser Paradysenterie keinen Einfluß. 

Meinertz. 

412) Fleischer u. Möller. Zur Beurteilung der Entstehung der Superazidität 
des Magens. Aus der Poliklinik von Prof. H. Strauß in Berlin. (Med. Kl. 1908, 
Nr. 37, S. 1406—1410.) 

Verfasser geben einen Überblick über die hinsichtlich der »Aziditätsfrage« 
herrschenden Anschauungen. Sie glauben, daß der Faktor, auf den Strauß und 
Roth hingewiesen haben, das Bestehen einer »Verdünnungssekretion« neben der 
spezifischen Magensaftsekretion, bisher nicht genügend berücksichtigt worden ist, 
obgleich es in doppelter Hinsicht die Azidität beeinflussen kann, einmal dadurch, 
daß der saure Magensaft verdünnt wird und dann dadurch, daß die eventuelle 
Alkaleszenz des Sekrets die Säure abstumpfen kann. Die Ansicht Bickels, daß 
die Salzsäurekonzentration des nativen Sekrets der Magenschleimhaut konstant 
sei und daß Superazidität nur durch Steigerung der Saftmenge und Motilitäts- 
änderungen herbeigeführt werden, stimmt nicht überein mit den Erfahrungen der 
Verfasser. Bickel (und ebenso Rubow) fanden, daß für das Zustandekommen 
der Superazidität die Produktion großer Mengen von Magensaft bei guter Moti¬ 
lität stattfinde. Aber Verfasser beobachteten z. B. bei guter Motilität einen Ge¬ 
samtinhalt von 490 ccm bei einem Schichtungsquotienten (Verhältnis der'festen 
Bestandteile zur Flüssigkeit) von nur 20 °/ 0 und Säurewerten von 20 für freie 
Salzsäure und 34 für Gesamtazidität. Eine Erklärung solcher und ähnlicher Fälle 
ist viel leichter möglich, wenn man noch die Frage des Flüssigkeitszuwachses 
berücksichtigt, also annimmt, daß zu den Ingestis und dem spezifischen Magen¬ 
sekret eine Flüssigkeit hinzutritt, die zusammengesetzt ist aus Speichel, den Ver¬ 
dauungsprodukten des Schleims und einer bisher nicht näher bekannten, jeden¬ 
falls aber von der Magen wand herrührenden Flüssigkeit. Meinertz . 

418) Boas. Kritische Studien aus dem Gebiete der Verdauungspathologie 
uncl Therapie. I. Gibt es eine spastische Obstipation? (Med. Kl. 1908, Nr. 39, 

S. 1485—1488.) 

Verfasser bestreitet auf Grund langjähriger Erfahrungen entschieden, daß es 
eine derartige oder überhaupt eine klinisch wohlcharakterisierte, abgrenzbare 
Form der Obstipation gibt, die man vermöge ihrer subjektiven oder objektiven 
Symptome als eine spezielle Form von anderen Formen der Obstipation abzweigen 
könnte. 


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Referate. 


905 


Zunächst ist die angebliche Pathogenese, die Entstehung auf der Basis all¬ 
gemeiner Neurasthenie, in keiner Weise charakteristisch, da sich ja auch die 
sogenannte »atonische« Form bei Hysterie und Neurasthenie entwickelt 

Ebensowenig sind die subjektiven Symptome charakteristisch: allerlei abnorme 
Sensationen können vorhanden sein, brauchen es aber nicht, und jedenfalls kann 
man in keiner Weise unterscheiden zwischen ihnen und den bei »atonischer« 
Obstipation, sowie bei allen möglichen nervösen und organischen Darmleiden 
auftretenden Empfindungen. 

Von den objektiven Symptomen ist das konstante Bestehen der angeblich 
charakteristischen Stuhlbeschanenheit einerseits sehr selten und andrerseits kommen 
bei allen Formen der habituellen Obstipation in Bezug auf die Stuhlformation 
die allerverschiedensten Bildungen vor. Die Fühlbarkeit kontrahierter Darm¬ 
schlingen, die ebenfalls zu den Symptomen der spastischen Obstipation gehören 
soll, kommt unter den allerverschiedensten Bedingungen vor: bei völlig datm- 
gesunden, aber nervösen Leuten, bei habitueller Obstipation, bei chronischer 
Diarrhoe, bei Mastdarmkarzinom, bei chronischem Dickdarmkatarrh, bei chro¬ 
nischer Sigmoiditis. 

Ebensowenig charakteristisch ist der krampfhafte Sphincterverschluß. 

Was die Therapie betrifft, so hängt die Wirksamkeit der Öleinläufe niemals 
irgendwie von der Natur der Obstipation oder der Art der Stuhlformation ab, 
und die blande Kost hatte keineswegs je einen günstigeren Einfluß als die 
schlackenreiche. Endlich hatte die Belladonna fast nie irgend einen Erfolg, und 
das Gleiche gilt von den heißen Umschlägen, heißen Bädern usw. 

Alles in allem existiert kein einziges beweisendes Kriterium für die Existenz 
einer spastischen Obstipation. Bei ihr ist einzig die Theorie und die Analogie 
mit der Bleiintoxikation richtig. »Sonst ist das ganze Gebäude auf Flugsand 
gebaut Man braucht nur ein klein wenig mit den Waffen der Kritik zu manö¬ 
vrieren und das Ganze fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.« Metnertz . 

414) Dreesmann. Diagnose und Behandlung der Pankreatitis. Aus der 

Kölner Akademie für praktische Medizin. St. Vincenz-Krankenhaus. (Med. Klin. 
1908, Nr. 38, S. 1458-1461 u. Nr. 39, S. 1496—1497.) 

Verfasser gibt an der Hand der Literatur und eigener Beobachtungen eine 
Übersicht über die gesamte Symptomatologie der Pankreatitis, zu kurzem Referat 
nicht geeignet Wertvoll ist die Angabe über die Cammidgesche Reaktion, 
die Verfasser 12 mal ausführen ließ. Die Reaktion ist sehr zeitraubend und weder 
leicht, noch leicht zu beurteilen. Deutlich positiv war das Ergebnis in einem 
Falle von akuter Pankreatitis (in der Rekonvaleszenz untersucht}, einmal bei 
chronischer Pankreatitis, einmal bei einem malignen Tumor in aer Pankreas¬ 
gegend, bei einer Cholecystitis, einer Cholecystitis purulenta und einer Gastro¬ 
enteritis; unsicher war das Ergebnis in zwei Fällen von Cholelithiasis und einem 
Falle von Karzinom der Gallenblase, negativ bei Typhus abdominalis, Chole¬ 
cystitis, Gastroenteroptose. Obgleich Verfasser die Anzahl dieser Fälle für zu 
gering hält, um einen sicheren Schluß auf den Wert der Methode zu ziehen, 
so neigt er doch der Ansicht zu, daß die Pankreasreaktion ein wertvolles Unter¬ 
stützungsmittel für die Diagnose ist, wenn sie auch als entscheidend nicht in 
Betracht kommt. 

Auch die Kemprobe von Ad. Schmidt empfiehlt Dreesmann für schwer 
diagnostizierbare Fälle. Negativer Ausfall spricht aber nicht gegen die Annahme 
einer Pankreasaffektion; denn die Pankreassekretion ist, zumal bei akuten Fällen, 
keineswegs vollständig erloschen. Dagegen spricht die Sahlische Glutoidreaktion 
nur bei promptem Ausfall gegen die Anwesenheit einer Störung in der Pankreas¬ 
funktion, während die verzögerte Reaktion keinen Schluß auf die Pankreas¬ 
funktion zuläßt. — Da die innere Behandlung meist versagt und die Prognose 
ohne chirurgische Behandlung schlecht ist, so ist ein frühzeitiger operativer Ein¬ 
griff bei der akuten Pankreatitis indiziert und zwar geht man durch das Lig. 
gastrocolicum hindurch und tamponiert das Pankreas. Um einer Blutung vor¬ 
zubeugen, wird vor und nach der Operation Chlorcalcium gegeben. Um den 
Schluß der Pankreasfistel zu beschleunigen, wird die von Wohlgemuth empfohlene 


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Referate. 


Diät gegeben, die auf der Erfahrung beruht, daß die Sekretion aus der Pankreas¬ 
fistel bei kohlehydratreicher Nahrung sehr profus, nach Eiweißnahrung geringer 
wird, nach Fettnahrung fast versiegt usw. — Das übrige, namentlich die Be¬ 
handlung der chronischen Pankreatitis, hat mehr chirurgisches Interesse. 

Meinertz. 

415) Albers-Schönberg. Die Untersuchung des Magens und Darmes mit 
der Wismuth-Methode. (Med. Klinik 1908, Nr. 45, S. 1713—1716.) 

Verfasser gibt einen Überblick über den Gang einer Röntgenuntersuchung 
des Magens und Darmes und zwar sowohl im ungefüllten als im gefüllten Zu¬ 
stande. Für den ersteren Fall eignet sich am besten des Wismuthbolus, für den 
anderen die Riedersche Wismuthmahlzeit. Da eine Reihe von Mitteilungen über 
die Vergiftungen mit Bismut. subnitr. existieren, die sich als eine Nitritvergiftung 
darstellen, so mahnt Verfasser zu Vorsicht und empfiehlt an Stelle des Bismut. 
subnitr. das Bismut. carbonicum, das keine schädlichen Nebenwirkungen hat. 

Es geht nicht an, einseitig die Durchleuchtung oder das Plattenverfahren zu 
bevorzugen; beide sind zu kombinieren. Die Peristaltik ist z. B. nur auf dem 
Schirme zu beobachten, Magentumoren besser auf der Platte nachzuweisen. 

Die Durchleuchtung erfolgt zunächst in dorsoventraler Richtung, dann von 
der Seite, dann in linker Seitenlage, schließlich in Rückenlage mittels des Trocho- 
skops; das letztere ist besonders für Darmuntersuchungen wichtig, da man weit 
schöner als bei Horizontallage den Wismuthbrei auf seinem Wege durch den 
Darm beobachten kann. Alle Befunde in den verschiedenen Stellungen kann 
man direkt mit dem Dermographen auf der Haut des Patienten fixieren oder 
man zeichnet auf die den Leuchtschirm deckende Glasplatte Skizzen, die man 
nachher auf Papier überträgt. Da die ganze Untersuchung längere Zeit in An¬ 
spruch nimmt, so muß man an etwaige Hautschädigungen denken und lieber an 
zwei Tagen untersuchen. 

Die Aufnahme schließt man an die Durchleuchtung an, indem man den 
Leuchtschirm gegen die Plattenkassette auswechselt. Man soll auch in Bauch¬ 
lage eine Aufnahme machen. Wichtig ist die Anwendung einer Kompressions¬ 
blende. Die Technik der Aufnahme mit dem Trochoskop ist einfach. Die für 
die Aufnahme so ungemein nützliche mäßige Kompression des Abdomens er¬ 
zielt man durch Druck mittels des Kassettenhalters oder des von Haenisch 
(Fortschr. auf dem Geb. d. Röntgenstr. Bd. 12, H. 6) hierfür angegebenen Spezial¬ 
instruments. Meinertz . 

416) Pickardt. Gibt es eine spastische Obstipation? und 

417) Boas. Erwiderung auf obigen Artikel. (Med.K1.1908,Nr.46,S.1757—1758). 

Während Pickardt gegenüber Boas (Med. Kl. Nr. 39, s. o.) auf Grund seiner 

Erfahrungen diese Frage doch bejahen will und für die Bedürfnisse der Praxis 
empfiehlt, ihrer wenigstens in prägnanten Fällen zu gedenken, weil sie der 
Therapie eine gesunde Grundlage geben könne, hält Boas seine Anschauung 
durchaus aufrecht und hält die Annahme einer spastischen Obstipation einfach 
für Glaubenssache. Meinertz . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

418) Rondoni. Contributo sulla resistenza del bacillo paratifico B (Schott¬ 
müller). (Beitrag zur Kenntnis der Resistenz des Bac. paratif. B (Schottmüller).) 
(Lo Sperimentale 1908, Anno LXII, H. 1—2.) 

Hält so ziemlich die Wärme, sehr gut salinische Lösungen, Karbolsäure, hin¬ 
gegen wenig Licht und Glyzerinlösungen aus. — Sublimat ist auch von deletärer 
Wirkung. — Mehr oder weniger hält er die verschiedenen Mineralwässer aus; 
mehr als andere pathogene Bakterien den Rotwein. Plitek. 

419) Uhlenhuth u. Hübener. Über die Verbreitung der Bakterien der 
Paratyphus-B- und Gaertner-Gruppe und ihre Beziehungen zur gastrointesti¬ 
nalen Form der Fleischvergiftungen. (Med. Kl. 1908, Nr. 48, S. 1823—1830.) 

Verfasser weisen auf die ungemeine Verbreitung der genannten Bakterien 
hin, die viel größer ist, als bisher angenommen wurde. Nicht nur findet man 


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Referate. 


207 . 


Paratyphusbazillen in den Ausleerungen, im Blut und in den Organen bei Para¬ 
typhus und akuter Gastroenteritis, sondern auch bei den verschiedensten andern 
Krankheiten sind sie teils als Begleiter, teils als selbständige Erreger gefunden. 
In vielen Fällen von Fleischvergiftung sind die fraglichen Bazillen im Körper, 
in den Ausscheidungen und Produkten der Schlachttiere gefunden worden. Ferner 
hat sich gezeigt, daß die bei der Enteritis der Kälber gefundenen Bazillen der 
Paratyphus-B-Gruppe angehören und daß sie sowie einige ähnliche auch für 
Rinder, Schweine und Mäuse pathogen sind. Ebenso spielen Bakterien dieser 
Gruppe bei verschiedenen andern Tierkrankheiten eine Rolle, wahrscheinlich eine 
größere, als man gewöhnlich annimmt. Aber diese Bakterien kommen auch im 
Darmkanal gesunder Tiere vor, und endlich, was das Wichtigste ist, in den aus den 
Schlachttieren gewonnenen Produkten, z. B. in Würsten, die von tadelloser Beschaffen¬ 
heit waren und deren Genuß keinerlei Gesundheitsstörungen veranlaßte. Auffhllen 
muß, daß auch in gargekochten Würsten lebende Bakterien der Paratyphus-B- 
Gruppe gefunden wurden, ebenso auch Colibakterien, Kokken und massenhaft 
Suipestiferbazillen. Auch Gaertner-Bazillen fanden Uhlenhuth und Schern 
in Schabefleisch, das 3 Tage auf Eis aufbewahrt war. In Milch wurden unter 
100 Proben einmal Paratyphusbazillen gefunden. 

Der Nachweis der Paratyphusbazillen in den Ausscheidungen gesunder 
Menschen, die weder Paratyphus durchgemacht hatten noch mit Paratyphus¬ 
kranken in Berührung gekommen waren, ist andern Autoren geglückt. 

Jedenfalls sind die erwähnten Bakterien in der Natur weit verbreitet, und 
aus den angeführten Tatsachen ergibt sich der Schluß, daß aus ihrem Vorhanden¬ 
sein in einem Nahrungsmittel und dem Auftreten einer Vergiftung nach dessen 
Genuß nicht ohne Weiteres auf einen kausalen Zusammenhang zwischen Bakterien 
und Krankheit geschlossen werden darf. Kulturell und biologisch lassen sich 
die bei kranken und bei gesunden Menschen und Tieren gefundenen Bakterien 
der Paratyphus-B-Gruppe nicht auseinanderhalten. Bisher hat als einziges trennen¬ 
des Kriterium die spezifische Tierpathogenität gegolten. Nun läßt sich aber 
nachweisen, daß die Virulenz- und Pathogenitätsverhältnisse keine konstanten 
Faktoren sind, daß unter Umständen, die wir noch nicht näher kennen, der eine 
oder andere für eine Tierart spezifisch pathogene Mikroorganismus pathogene 
Eigenschaften auch für eine andere Tierart annehmen kann. Und was die Fleisch¬ 
vergiftungsbazillen betrifft, so glauben Verfasser nicht, daß es sich um tierpathogen 
gewordene menschliche Paratyphusbazillen handelt, sondern um ursprünglich 
tierpathogene, unter bestimmten, nicht bekannten Bedingungen auch menschen¬ 
pathogen gewordene Bakterien. Unter diesen Bedingungen mag die Menge der 
aufgenommenen Bakterien von Bedeutung sein: dasselbe Fleisch, das im Anfang 
nur wenige Paratyphus-Bazillen enthielt und keine krank machenden Eigen¬ 
schaften hatte, wirkte giftig, wenn es bei höherer Temperatur eine Zeitlang auf¬ 
bewahrt wurde, so daß die Bakterien in ihm sich anreicherten. Auch die Be¬ 
schaffenheit des Fleisches, ob vom gesunden oder kranken Tiere, mag von 
Einfluß sein, und ferner ist zu erwägen, ob nicht andere mitgenossene Stoffe 
wie Fäulnisprodukte und veränderte Eiweißstoffe infektionsfördemd wirken können. 

Experimentell kann man bekanntlich durch fortgesetzte Tierpassagen Virulenz 
und Pathogenität ändern. In der Natur kommt eine derartige Anpassung, ein 
Pathogenwerden, glücklicherweise selten vor. 

Daß das Fleisch von kranken Tieren, das also mit diesen Bakterien durch¬ 
setzt ist, eine krank machende Wirkung hat, ist ohne Weiteres verständlich. Aber 
unserm Verständnis näher gerückt sind jetzt auch die Fälle, in denen von ge¬ 
sunden Tieren stammendes Fleisch zu Fleischvergiftung Anlaß gegeben hat: 
entweder haben die Tiere früher unter dem Einflüsse emes Krankheitserregers 
gestanden, der nach Ablauf der klinischen Erscheinungen im Körper weiter¬ 
wucherte, oder das betreffende Fleisch ist nach der Schlachtung sekundär infi¬ 
ziert (durch anderes Fleisch, Fliegen usw.). Beide Dinge kommen zweifellos vor. 

Einen Fortschritt würde es auch im Interesse der Forschung bedeuten, wenn 
die bakteriologischen Untersuchungsmethoden in die Fleischbeschau noch mehr 
als bisher Eingang fänden. Jedenfalls ergibt sich nach dem Stande unserer 
heutigen Kenntnisse, daß man soweit als möglich den Genuß von rohem und 


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Referate. 


nicht genügend gekochtem Fleisch zu meiden hat Besonders ist vor dem Genuß 
von Hackfleisch dringend zu warnen. Meinertz. 

420) Heyde. Über die Bedeutung anaerober Bakterien bei der Appendicitis. 
Vortrag, gehalten auf der Naturforscherversammlung in Köln 1908. Aus der 
Chirurg. Universitätsklinik in Marburg. (Med. Kl. 1908, Nr. 44, S. 1675—1677.) 

In 98°/ 0 sämtlicher Fälle von akuter Appendicitis fand Verfasser anaerobe 
Keime im Wurmfortsatzinhalt, Bauchhöhlentranssudat und -exsudat, und zwar 
überwogen sie fast immer die aeroben Mikroorganismen. Sie erschienen regel¬ 
mäßig früh im Peritoneum. Ihnen verdankt zum größten Teil die sogenannte 
chemische Peritonitis ihre Entstehung; aber selbst bei Perforation des Wurm¬ 
fortsatzes enthielt das Bauchhöhlenexsudat wiederholt allein anaerobe Bakterien, 
während an der Perforationsstelle eine gemischte Bakterienflora zu finden war. 
Die wichtigeren Formen sind die, die neben fäulniserregenden Eigenschaften 
noch Gärfähigkeit besitzen; einige von ihnen produzieren Toxine, die die Ver¬ 
suchstiere unter schweren Vergiftungserscheinungen, Krämpfen oder Kachexie 
töten. Diesen Bakterien verdankt wohl vor allem die gewöhnliche Form der 
Appendicitis ihre Entstehung. Besonders verhängnisvoll sind die echten Gärungs¬ 
bakterien für die Ätiologie der diffusen vom Appendix ausgehenden Peritonitis. 
Bei den malignen und foudroyant verlaufenen Formen dieser Erkrankung be¬ 
stehen sicher Beziehungen zu den progredienten Gasphlegmonen; es handelt sich 
bei beiden um eine rapid verlaufende Infektion mit starken Allgemeinsymptomen 
und Gärungsnekrose des Gewebes, wobei die Erreger die gleichen sind. 

Damit wird die ätiologische Bedeutung der aeroben Bakterien eingeschränkt; 
ihre Hauptbedeutung liegt in der Symbiose mit den Anaerobiern. Eine spezifi¬ 
sche Streptokokken- und Coliappendicitis gibt es nicht Meinertz . 

421) Fleischman, Paul u. Davidsohn, Heinrich. Über Zytotoxine. (Folia 
serologica 1908, Bd. I, H. 3, S. 173—220.) 

Ausgedehnt referierende Arbeit über eine große Anzahl von Abhandlungen 
über Hervorrufung und Entstehung von Zelltoxinen und ZelUysinen. Im An¬ 
schluß daran eine Beschreibung eigener Versuche, auf Grund deren die Ver¬ 
fasser folgende Sätze postulieren: Organzellen erzeugen, in den Tierkörper 
injiziert, Organ-Antizellkörper nicht organspezifischer und nicht streng artspezifi¬ 
scher Natur, aber keinen Serum-Antikörper (Präcipitin). Serum, in den Tierkörper 
injiziert, erzeugt Serum-Antikörper streng artspezifisch und in geringem Maße 
auch Organzell-Antikörper. Gg. B. Gruber. 

422) Weil. Über Antigene und Antikörper. (Folia serologica 1908, Bd. I, 
H. 4, S. 283—286.) 

Kurze Zusammenfassung unseres heutigen Wissens über Antigene und Anti¬ 
körper, sowie einige referierende Bemerkungen über das Überempfindlichkeits¬ 
phänomen. Gg . B. Gruber. 

428) Sawtschenko-Hatzenko. Über den Einfluß des Diphtherietoxins auf 
die Quantität der Blutplättchen. (Folia serologica 1908, Bd. I, H. 5, S. 339—350.) 

Versuche an Kaninchen, von denen eine Zahl steigende Mengen Toxin, eine 
weitere Anzahl neben Toxin auch Heilserum, eine letzte nur Serum eingespritzt 
bekamen. Zählung der Blutplättchen in der Zeißsehen Kammer mittels einer 
von Lock angegebenen Flüssigkeit Eis bestätigten sich Tschistowitschs Be¬ 
funde, daß die Blutplättchenzahl im Verlauf des Krankheitsprozesses eine mehr 
oder minder bedeutende Herabsetzung erfährt, in der Rekonvaleszenz aber wieder 
ansteigt, daß das Ausbleiben der Zunahme der Blutplättchen einen tötlichen 
Ausgang Voraussagen läßt, daß der Herabsetzung auch eine kurze Vermehrung 
vorausgehen kann, daß die Vermehrung während der Rekonvaleszenz die normale 
Breite überschreiten kann, daß ferner die Heilserumwirkung auf die Blutplättchen¬ 
zahl keinen Einfluß hat, daß zwischen Leukocytengehalt und Blutplättchengehalt 
oft eine Beziehung der Art erblickt wird, daß zur Zeit höchster Leukocytose 
die Blutplättchenzahl am geringsten ist. — Die Zerstörung der Blutplättchen macht 
Antikörper frei, welche die im Blute kreisenden Toxine neutralisieren. 

Gg. Ä Gruber. 

Fflr die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenheim. Erlangen, Hofmannatr. 91. 

Eigentümer and Verleger Urban fc Sch warnen berg in Berlin nnd Wien. 

Druck von B. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Märzheft 1909 Nr. 6 

" ' 1 . ■ 1 ’ J! , i "T- 

N&ob druck verboten. 

Original-Artikel. 

Beitrag zur Kenntnis der Funktion der Stoffweehseldrtlsen. 

Von 

Dr. Ernst Diesing in Berlin. 

Bisher wurden die Funktionen der sogenannten Stoffwechseldrüsen allgemein 
dahin gekennzeichnet, daß sie »entgiftende Sekrete lieferten, die die schädlichen 
Wirkungen giftiger Stoffwechselprodukte auszugleichen bestimmt seien«. Über 
die Natur dieser gänzlich hypothetischen Gifte und Gegengifte vermochte man 
allerdings so gut wie nichts auszusagen, man war mit der Annahme dieser Ent¬ 
giftungshypothese auf einen toten Strang geraten, in dessen Richtung ein Weiter¬ 
kommen im Verständnis der Funktionen dieser Drüsen unmöglich, ja nicht ein¬ 
mal eine genügende Erklärung der Art der Absonderung der vorausgesetzten 
Sekrete oder der Art ihrer Einführung in die Zirkulation möglich war. Die 
Entgiftungshypothese wird schon aus dem Grunde immer eine Hypothese bleiben, 
weil wir ja nicht einmal eine zufriedenstellende Definition des Wortes »Gift« 
geben können. Im organischen Leben kann Alles und jedes giftig oder ungiftig 
sein, je nachdem es in physiologischer Gabe und am physiologisch richtigen 
Orte oder in unphysiologischer Gabe und am falschen Ort in den Organismus 
eingeführt wird, d. h. jeder in einen Organismus eingeführte Bestandteil muß 
mit allen anderen Bestandteilen des Organismus in einem bestimmten Verhältnis 
stehen, das eine untere und obere Grenze nicht überschreiten darf, damit der 
eingeführte Bestandteil nicht schädlich d. i. giftig wirke. Die verhältnismäßig 
sehr geringen Mineralstoffmengen, die den lebenden Organismus passieren, weisen 
eine besonders enge Begrenzung dieses physiologisch richtigen Verhältnisses 
auf und werden deshalb schon in kleinen Mengen zu einem Gift für den Orga¬ 
nismus. Eisen, Schwefel, Jod, Phosphor, Arsen sind starke Gifte und dennoch 
physiologische Bestandteile, und zwar sehr wichtige Bestandteile des Organismus. 
Schon eine geringe medikamentöse Zufuhr dieser Minerale übt eine starke, aus 
dem physiologischen Rahmen herausfallende pharmakologische oder toxikologische 
Wirkung aus. Offenbar muß also der gesunde Organismus eine genaue Regu¬ 
lierung des Mineralstoffwechsels vornehmen und muß auch die geringen in der 
Nahrung ihm zugeführten Mineralmengen in genaue Verwaltung nehmen, um 
sich vor ihrer eventuellen Giftwirkung zu bewahren. Wie übt der Organismus 
diese Regulierung aus? 

Die genannten Minerale finden sich im ganzen Körper verbreitet, aber in 
auffällig großer Menge und in eigenartiger chemischer Bindung sind sie — mit 
Ausnahme des Schwefels, den ich am Schluß dieser Abhandlung gesondert be¬ 
sprechen werde —- in den Stoffwechseldrüsen nachgewiesen worden. Der Jod- 
H. F. IV. Jahrg. 14 


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210 Original« Artikel. 

gehalt der Schilddrüse, die eigenartige Phosphorverbindung der Hypophysis, der 
Arsengehalt der Thymus und das stark eisenhaltige Pigment der Milz haben 
schon lange die Aufmerksamkeit der Physiologen, Pathologen und neuerdings 
auch der Pharmakologen und Chemiker erregt, ohne aber eine plausible Er¬ 
klärung gefunden zu haben. Indem ich von der pharmakologischen Seite an 
diese Fragen herangetreten bin, glaube ich eine befriedigende Lösung dafür ge¬ 
funden zu haben. 

Die arzneiliche Wirkung des Jod auf den menschlichen Organismus besteht 
in der Anregung einer reichlicheren Schleimausscheidung, die sich zuerst und 
am deutlichsten an der Nasenschleimhaut als der am meisten oberflächlich ge¬ 
legenen Schleimhaut zeigt, vom der aber die anderen Schleimhäute des Körpers, 
wie jedem Praktiker bekannt ist, nicht verschont bleiben, und bei chronischer 
Darreichung tritt Drüsenatrophie, z. B. der Hoden auf. Wir sehen also, daß 
mit dem Überschuß von Jod, dessen sich der Körper schleunigst wieder zu ent¬ 
ledigen sucht, ihn entsprechende Mengen von Schleim verlassen, daß eine bio¬ 
logische Beziehung zwischen dem Jod und den Schleimsubstanzen besteht, die 
natürlich auch innerhalb der physiologischen Grenzen zu Recht bestehen muß. 
Wenn überschüssiges Jod eine pathologische Schleimabgabe herbeiführt, be¬ 
wirkt das in normaler Menge zirkulierende Jod die pysiologische Schleimaus¬ 
scheidung und den Schleimansatz, d. L die Parenchymbildung im Gegensatz der 
Bindegewebsbildung. Die von der Schilddrüse ausgehenden Kachexieen lehren 
uns des Näheren, in welcher Weise diese Regulierung des Jodstoffwechsels vor 
sich geht. Bekanntlich beruht die Basedowsche Krankheit auf einer Hyper¬ 
trophie der Schilddrüse, die in diesem Falle gleichbedeutend mit einer Über¬ 
funktion dieses Organs zu setzen ist, und wir sehen beim Basedow im Anschluß 
an die Vergrößerung der Schilddrüse die anderen Kardinalsymptome dieser 
Kachexie: Exophthalmus, Tachykardie, Tremor der Extremitäten und gewisse 
auf Bindegewebswucherung beruhende Veränderungen der Haut auftreten. Die 
drei vom Großhirn ausgehenden Erscheinungen Exophthalmus, Tachykardie und 
Tremor können nur auf einen Reizzustand des Gehirns zurückgeführt werden, 
der nach einem Analogieschluß von der Hautveränderung aus als auf Binde¬ 
gewebswucherung beruhend angesehen werden muß. Das ganze Krankheitsbild 
erklärt sich demnach so, daß in der vergrößerten Schilddrüse mehr Jod fest¬ 
gehalten und entsprechend weniger Schleimsubstanz, d. i. Parenchym im Körper, 
vorzüglich in den entwicklungsgeschichtlich zusammengehörigen epithelialen 
Gebilden, im Gehirn und in der Haut, angesetzt wird. Wo das Parenchym zu¬ 
rücktritt, wird aber Platz für die bindegewebigen Stützsubstanzen frei, und es 
kommt zu einem Überwiegen des Bindegewebes. In einem so weichen, fast 
bindegewebsfreien Organ, wie das Gehirn es ist, muß eine solche histologische 
Umwandlung, eine solche einschneidende Änderung des Aggregatzustandes not¬ 
wendigerweise zu einem Reizzustand führen. Umgekehrt finden wir im Falle 
der Unterfunktion der Schilddrüse, wenn z. B. infolge von Atrophie nur wenig 
oder gar kein Jod in ihr aufgespeichert werden kann, das Krankheitsbild des 
Myxcedems, das sich aus einer schleimig-ödematösen Entartung der Haut, Herab¬ 
setzung der cerebralen Funktionen (geistiger Stumpfheit) und einem Damieder¬ 
liegen des gesamten Stoffwechselablaufs zusammensetzt. Da das in der Nahrung 
dem Organismus zugeführte Jod im Falle der Atrophie der Schilddrüse nicht in 
der Drüse gebunden und so gewissermaßen in Verwaltung genommen werden 


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kann, sondern ungehindert seine ihm innewohnenden biochemischen Kräfte ein- 
wirken läßt, kommt es zu einem vermehrten Schleimansatz in der Haut und im 
Gehirn, unter dem beide Organe funktionell beeinträchtigt werden. Die Haut 
stellt die Produktion von Homsubstanz ein, Haare und Nägel fallen aus, das 
Gehirn schränkt seine Funktionen ein, die geistige Spannkraft läßt nach. Das Dar¬ 
niederliegen der Hautfunktion wirkt aber, da die Lichtperzeption der Haut und 
die Neubildung von Hautpigment nebst seinem Derivat, dem Blutfarbstoff, unter 
die Norm sinkt, auf den ganzen Stoffwechselablauf ungünstig zurück, alle oxy¬ 
dativen Vorgänge werden in Ermanglung von Blutfarbstoff eingeschränkt. Bei 
jugendlichen Individuen führt die Unterfunktion der Schilddrüse das wesensgleiche 
Krankheitsbild des infantilen Myxödems oder Kretinismus herbei. Auch die 
Kachexia strumipriva bietet ein ähnliches Bild. 

Die beiden gegensätzlichen Krankheitsbilder des Morbus Basedowii und 
des Myxödems zeigen uns zweierlei: erstens daß die den Schleimansatz regu¬ 
lierende Funktion der Schilddrüse sich vorzugsweise, aber nicht ausschließlich, 
in der Haut und im Gehirn, also den entwicklungsgeschichtlich dem Epithel 
angehörigen Gebilden äußert, und zweitens daß diese Regulierung des Schleim¬ 
ansatzes mit der Regulierung des Bindegewebsansatzes korrespondiert. Eine Ver¬ 
mehrung des Schleimansatzes hat eine Verminderung des Bindegewebsansatzes 
zur Folge, und so erklärt sich der frühzeitige Stillstand des Längenwachstums 
bei den Kretins. Umgekehrt geht aber auch eine Verminderung des Schleim¬ 
ansatzes stets Hand in Hand mit einem vermehrten Bindegewebsansatz, wie uns 
eine Betrachtung der Funktion der Hypophysis und ihrer Störungen sogleich 
zeigen wird. 

Die Hypophysis enthält eine eigenartige organische Phosphorvef-r- 
bindung, über die noch sehr wenig Untersuchungen vorliegen, da die von 
dieser Stoffwechäeldrtise ausgehenden Erkrankungen verhältnismäßig selten sind 
und die Aufmerksamkeit der Forscher weniger erregt haben als es bei den 
Schilddrüsenerkrankungen der Fall ist. Aber daß der Phosphor den Kalkansatz 
vermittelt, ist eine allgemein anerkannte Tatsache, und die Wirkung einer über¬ 
mäßigen Phosphorzufuhr, einer chronischen Phosphorvergiftung, ist die Kiefer¬ 
nekrose, die pathologische Abstoßung von Knochengewebe. Gerade so wie 
das Jod in medizinalen oder giftig wirkenden, d. h. überphysiologischen Gaben 
eine Schleimabsonderung über die Norm hinaus herbeifiihrt, bewirkt der 
Phosphor eine Abstoßung von Stützsubstanz. Die physiologische Funktion der 
Hypophysis steht also der Funktion der Schilddrüse gegenüber: sie reguliert 
den Bindegewebsansatz. Speichert die Hypophysis zu viel Phosphor in sich 
auf, liegt eine Überfunktion dieser Drüse vor, so wird zu wenig Bindegewebe 
angesetzt und es kommt wie bei der Unterfunktion der antagonistischen Drüse 
zu Myxödem oder bei jugendlichen Individuen zu Kretinismus. Dieses Krank* 
heitsbild ist sehr selten und wenig bekannt, etwas häufiger ist aber das ent* 
gegengesetzte auf Unterfunktion der Hypophysis beruhende Krankheitsbild der 
Akromegalie, das bekanntlich auf einem übermäßigen Bindegewebsansatz im 
Gesichtsteil des Schädels und an den Extremitätenenden mit nachfolgender 
Knochenwucherung der betroffenen Teile beruht. Dazu tritt bemerkenswerter 
Weise, wie bei der Überfunktion der Schilddrüse, der Basedowschen Krank¬ 
heit, Exophthalmus, den man, da er bei der Akromegalie periodisch aufzutreten 
pflegt, wphl erst recht als auf Gehirnreizung beruhend betrachten muß. Wir 

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sehen also ähnliche Züge im Krankheitsbilde bei der Überfunktion der Schild¬ 
drüse und der Unterfunktion der Hypophysis, dem Basedow und der Akro¬ 
megalie, und dieselbe Kachexie, Myxödem oder Kretinismus bei Unterfunktion 
der Schilddrüse und Überfunktion der Hypophysis. Wie bei den durch die 
beiden Drüsen verursachten pathologischen Zuständen müssen wir logischer¬ 
weise auch ein physiologisches Gegeneinander- oder Zusammenarbeiten der beiden 
Drüsen anerkennen, das die richtige Mischung von Schleimsubstanzen und Stütz¬ 
substanz im Körper, den festweichen Zustand, allgemeiner gesagt den richtigen 
Aggregatzustand des Organismus verbürgt. Jede Störung dieses Verhältnisses 
nach der einen oder anderen Seite führt zu bestimmten Formen von Kachexie. 

Bei der Betrachtung dieser pathologischen Zustände darf man sich natürlich 
nicht dazu verleiten lassen, Überfunktion mit Hypertrophie des Organs und 
Unterfunktion mit Atrophie zu identifizieren. Das ist zuweilen der Fall, aber 
ebenso häufig ist eine einfache bindegewebige Hyperplasie eines Organs nicht 
mit einer Überfunktion, sondern mit einer Unterfunktion verknüpft, denn eine 
Abnahme der Funktion muß notwendigerweise eintreten, wenn das Parenchym 
eines Organs vor dem wuchernden Bindegewebe zurückzutreten gezwungen ist 

Die Thymusdrüse, dieses embryonale, nach der Geburt langsam abnehmende, 
aber erst mit vollendetem Wachstum völlig schwindende Organ enthält eine 
organische Arsenverbindung noch unbekannter Konstitution, die innerhalb 
der physiologischen Grenzen so auf den wachsenden Organismus einwirkt, wie 
es das in medizinaler oder in giftig wirkender Dosis dargereichte Arsen außer¬ 
physiologisch tut In einmaliger giftigwirkender Dosis führt das Arsen eine 
fettige Degeneration der Darmepithelien und Leberzellen herbei, die sich als 
Gastroenteritis und Ikterus manifestieren, in chronisch-medizinaler Darreichung 
fördert es die trophischen Vorgänge in der Haut und ruft bei zu lange fortge¬ 
setzter Medikation die sogenannte Arsenmelanose, d. i. eine Ablagerung von 
Farbstoffen in der Haut hervor. Beide Wirkungen des Arsens, sowohl die auf 
den Darmtraktus als auch die auf die Haut, beruhen auf einer Veränderung der 
roten Blutkörperchen, die darin besteht, daß Arsen die roten Blutkörperchen 
härtet, wie die nach Arsenik eintretende Segmentierung und Schattenbildung in 
den roten Blutzellen anzeigen. Das Arsen schränkt also, indem es die Erythro- 
cyten härtet, die physiologische Hämolyse, d. h. die Abgabe von Blutfarbstoff 
und Plasma an die inneren Körpergewebe ein. Man kann diese Wirkung des 
Arsens auch im Reagenzglas nachweisen, indem man einer isotonischen Kochsalz¬ 
aufschwemmung von roten Blutkörperchen einmal eine geringe Menge einer 
gelösten Arsenverbindung zufügt, das andere Mal Arsen fortläßt und dann durch 
Alkohol eine künstliche Hämolyse herbeiführt: während in der arsenfreien Auf¬ 
schwemmung die Hämolyse sofort beginnt und in einigen Stunden völlig be¬ 
endet ist, beginnt die Hämolyse in der mit Arsen versetzten Aufschwemmung 
erst nach ein bis zwei Tagen und bleibt auch bei längerer Einwirkung unvoll¬ 
kommen. Unter Arsendarreichung tritt eine Aufstauung von Hämoglobin und 
Plasma im Blute, eine relative Unterernährung der inneren Organe ein, und 
diese Ersparnis kommt der äußeren Bedeckung zu gute, denn in der Haut voll¬ 
zieht sich der Plasmaansatz auf der Grundlage der primären Hautfarbstoffe zum 
Teil ohne Mitwirkung des sekundären Blutfarbstoffes, und es kann auf Kosten 
der inneren Organe ein beschleunigtes Wachstum der Haut stattfinden. Beim 
Kinde ist eine solche Regulierung des zentralen und peripherischen Wachstums 


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notwendig, weil nach einem einfachen physikalischen Gesetz die Peripherie eines 
wachsenden Körpers, sagen wir z. B. einer Kugel, mehr Masse ansetzen muß 
als die näher dem Centrum gelegenen Teile, wenn ein gleichmäßiges Wachstum 
erzielt werden soll. Dieser Vorgang der Verschiebung des Wachstums nach 
der Peripherie wird dadurch ermöglicht, daß aller Plasmaansatz im Körper 
unter dem Einflüsse der in den Farbstoffen gebundenen Lichtenergie erfolgt und 
daß diese Farbstoffe von den chromogenen Zellen des Rete Malphigii aus über¬ 
wiegend an das Blut, zu einem geringeren Teile aber direkt an die oberen 
Hautschichten abgegeben werden. Je weniger Farbstoff vom Blute unter der 
Einwirkung des die Blutzellen härtenden Arsens angefordert wird, desto mehr 
steht der Haut zur Verfügung und entsprechend der größeren Farbstoffmenge 
wird auch mehr Plasma in der Haut angesetzt Die Thymusdrüse hat demnach 
die Funktion, das dem in der Nahrung zugeftihrte Arsen aufzuspeichern und es 
in eigenartiger Bindung entsprechend den Fortschritten des wachsenden Organis¬ 
mus an das Blut abzugeben, um die Regulierung des zentralen und peripheri¬ 
schen Wachstums zu erreichen. Ist das Wachstum des Körpers beendet, so 
wird die Funktion der Thymus überflüssig und das Organ schwindet. 

Wir sehen also die Thyreoidea und die Hypophysis als Regulatoren des 
Aggregatzustandes und die Thymus als Regulator des kindlichen Wachstums 
wirken und diese Wirkungen durch Speicherung oder Ausgabe, wie der Bedarf 
es erfordert, ihrer spezifischen Mineralstoffe Jod, Phosphor und Arsen ausüben. 
Bei der Thymusfunktion haben wir es, wie ich durch meinen Hämolysenversuch 
nachweisen konnte, mit der Einwirkung der Arsenverbindung auf die roten Blut¬ 
zellen zu tun, und für die beiden anderen Drüsen können wir wohl einen ähn¬ 
lichen Vorgang annehmen, wenigstens ist die Einwirkung des Jods auf syphiliti¬ 
sche Gummata und die Förderung des Knochenwachstums durch Phosphor bei 
Rhachitis und Osteomalacie nur durch die Vermittlung des Blutes denkbar. 

Eine regulatorische Tätigkeit, wenn auch auf einem anderen Gebiete, müssen 
wir meines Erachtens auch den beiden anderen noch zu besprechenden Stoff¬ 
wechseldrüsen, der Milz und den Nebennieren, zuschreiben. 

Die Milz, ausgezeichnet durch ihren hohen Eisengehalt, beherrscht den Eisen¬ 
stoffwechsel und reguliert dadurch, daß sie ihr Eisen in den Blutkreislauf entläßt 
oder es zurückhält, die Oxydationen im Organismus. Das Eisen der Milz ist in 
organischer Bindung vorhanden, nämlich in dem rostbraunen Pigment, das in 
Verbindung mit dem roten Blutfarbstoff der Milz ihre eigentümliche dunkelrote 
Färbung verleiht Die Wirkung des medizinal gereichten Eisens besteht be¬ 
kanntlich in einer Steigerung der oxydativen Vorgänge, die sich unter Umständen 
bis zu Kongestionen, Pulsbeschleunigung und nervöser Steigerung des Kraftge¬ 
fühls ausdehnen können. Einen ähnlichen Zustand haben wir in dem durch in¬ 
fektiöse Krankheiten ausgelösten Fieber, das stets mit einer mehr oder minder 
deutlichen Milzschwellung einhergeht. Die Milzschwellung bei Infektionskrank¬ 
heiten betrifft anfangs immer nur die das eisenhaltige Pigment führende Milz¬ 
pulpa und ist die Folge einer Überfunktion des Organs, die eingesetzt hat, um 
dem durch die Anforderungen der pathogenen Parasiten gesteigerten Bedarf an 
oxydativem Material, d. L an eisenhaltigem Farbstoff zu genügen. Erst bei 
längerer Dauer dieser Überfunktion kommt es zu einer bindegewebigen Hyper¬ 
plasie, zu einer dauernden Vergrößerung des Organs. Umgekehrt finden wir 
bei Greisen und marantischen Individuen, deren Oxydationen sich auf einen 


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Original-Artikel. 


geringeren Umfang beschränken, eine Unterfunktion der Milz, die sich durch 
Kleinheit und blasses Aussehen der Milz kennzeichnet Mit einer Unterfunktion 
der Milz haben wir es auch bei den einfachen Anämieen, deren vornehmstes 
Kennzeichen die Farbstoffverminderung des Blutes ist, zu tun, jedoch liegen die 
Ursachen dieses Farbstoffmangels meist in falscher Lebensführung, in Mangel an 
Licht und Luft, ungenügender Ernährung u. a. m., das heißt, es fehlt der Milz 
an Material zur Verarbeitung. Die progressive perniziöse Anämie spreche ich 
als eine spezifische Erkrankung des Knochenmarks und die Leukämie als eine 
Infektionskrankheit aller hämatopoetischen Organe an, sie haben nur eine in¬ 
direkte Beziehung zum Eisenstoffwechsel. Wenn ich die Milz für ein den Eisen¬ 
stoffwechsel, die Oxydationsvorgänge regulierendes Organ erkläre, so will ich 
die Möglichkeit oder sogar Wahrscheinlichkeit, daß sie noch andere Funktionen 
ausübt, durchaus nicht verneinen. Andererseits ist die Milz anerkanntermaßen 
kein unbedingt lebenswichtiges Organ und kann funktionell vom Knochenmark 
vertreten werden. 

Weniger klar als die Beziehung der Schilddrüse zum Jodstoffwechsel, der 
Hypophysis zum Phosphorstoffwechsel, der Thymus zum Arsenstoffwechsel, der 
Milz zum Eisenstoffwechsel liegt die Beziehung der Nebennieren zum Schwefel¬ 
stoffwechsel zu tage, immerhin haben wir aber einige Anhaltspunkte für diesen 
Analogieschluß. Kein Geringerer als Rudolf Virchow hat schon Vorjahren 
der Vermutung Ausdruck gegeben, daß im Safte der Nebennieren eine Schwefel¬ 
verbindung enthalten sei, und damit steht die bekannte Reaktion der Mark¬ 
substanz der Nebennieren, beim Übergießen mit Sublimatlösung eine hochrote 
zinnobergleiche Färbung anzunehmen, in guter Übereinstimmung — wenn es 
sich tatsächlich um die Bildung von Quecksilbersulfid handeln sollte, was erst 
noch der Bestätigung durch einen Chemiker bedarf. Als die farblose Mutter¬ 
substanz der Nebennierenfarbstoffe ist das Brenzkatechin erkannt worden, das 
starke Reduktionskraft besitzt und sich in der Bindung als Brenzkatechinschwefel¬ 
säure physiologisch in geringer Menge, nach Einführung von Phenol reichlicher 
neben der ihr homologen Hydrochinonschwefelsäure im Ham findet Der Ein¬ 
wirkung des Schwefels werden aber schon seit langem die Reduktionsvorgänge 
im Stoffwechsel zugeschrieben, und nach dem eben Gesagten scheint die redu¬ 
zierende Wirkung des Nebennierensekretes auf seiner chemischen oder vielmehr 
biochemischen Einwirkung auf den Schwefel des Organismus zu bestehen. Bei 
medizinaler Anwendung in Form der Schwefelalkalien hat der Schwefel eine 
direkt betäubende, und zum Teile auch die Wirkung, dem Blute Sauerstoff zu 
entziehen (Dyspnoe), das Oxyhämoglobin zu reduzieren; in giftiger Dosis geht 
die reduzierende Wirkung bis zur Bildung von Sulfmethämoglobin und schlie߬ 
lich bis zur Umwandlung des Hämoglobins in einen grünen Farbstoff. Dement¬ 
sprechend beherrschen und regulieren die Nebennieren den Schwefelstoffwechsel 
und mittelbar durch ihn die Reduktionsvorgänge im Organismus, ihre Funktion 
bildet das Gegenstück zur Funktion der Milz, die die Oxydationen vermittelst 
des Eisenstoffwechsels beherrscht. Die Überfunktion der Nebennieren führt ähn¬ 
lich wie die Unterfunktion der Milz zu Adynamie, einem Krankheitsbilde, das 
man als Addisonsche Krankheit ohne Hautverfärbung bezeichnen kann, die Unter¬ 
funktion der Nebennieren, die meist auf einem destruierenden tuberkulösen Prozeß 
beruht, hat Morbus Addisonii im Gefolge, eine allgemeine Kachexie mit Bronce- 
färbung der Haut. Zuweilen äußert sich die Unterfunktion der Nebennieren in 


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abweichender Form als Broncediabetes, ein Hinweis darauf, daß Schwefelstoff¬ 
wechsel und Zuckerstoffwechsel gemeinsame Berührungspunkte haben: ein Schwefel¬ 
mangel im Blut kann zu unvollkommener Verbrennung der Kohlehydrate und 
zu Zuckerausscheidung führen. 

Durch das Zusammenwirken der Milz und der Nebennieren wird das richtige 
Mengenverhältnis von Eisen und Schwefel im Blut, auf dem der richtige Ablauf 
der Atmung und des Stoffwechsels beruht, garantiert. 

So sehen wir die »Drüsen mit innerer Sekretion«, die in Wirklichkeit 
Regulatorien für bestimmte Abschnitte des Stoffwechsels sind, zusammen mit den 
die Aufnahme, den Ansatz und die Ausgabe des Plasmas vermittelnden Organen 
und Drüsen ein kompliziertes System bilden, in dem wir teils direkte Beziehungen 
zwischen einzelnen ihm angehörigen Organen und indirekte zwischen allen 
Organen des Systems aufdecken können. In dem folgenden Schema will ich 
versuchen, ein graphisches Bild dieser Beziehungen und der sich an sie an¬ 
knüpfenden Kachexieen zu geben. 


Assimilation 

Die Körpersubstanz setzt sich zusammen aus 
Farbstoffen + Plasma 


Chromogene Zellen der Haut 
Funktion: Bindung der Lichtenergie in 
Form der Farbstoffe 
Überfunktion: Melanose (Krebs) 
Unterfunktion: Anämie, F ettsuch t, 

Gicht, Rhachitis,Osteo- 
malacie 


Darm (Pankreas) 

Funktion: Resorption von Eiweiß, 
Kohlehydraten, Fett (Plas¬ 
ma) 

Überfunktion: Fettsucht, Gicht 
Unterfunktion: Diabetes (Pankreas-) 


Regulierung des Aggregatzustandes 


Thyreoidea: Jodspeicher 
Jodvergiftung: Schleimausscheidung 

(akut), Drüsenatro¬ 
phie (chron.) 

Funktion: Schleimansatzregulierung 
Überfunktion: Morbus Basedowii 
Unterfunktion: Myxödem, Kretinismus 


Hypophysis: Phosphorspeicher 
Phosphor - Vergiftung : Leberatrophie 

(akut), Kno¬ 
chen - Nekrose 
(chron.) 

Funktion: Bindegewebsansatzregulie- 
ning 

Überfunktion: Myxödem, Kretinismus 
Unterfunktion: Akromegalie 

Regulierung des centralen und peripherischen Wachstums 
Thymus: Arsenspeicher 

Arsenvergiftung: Gastroenteritis, Ikterus (akut), Melanose (chron.) 

Funktion: Einschränkung der Hämolyse, des Wachstums der inneren Organe 
(Endothelgebilde) 

Förderung des Wachstums der Haut (Epithelgebilde) 

Regulierung der Oxydationen und Reduktionen 
Milz: Eisenspeicher Nebennieren: Schwefelspeicher? 

Eisen Vergiftung: Kongestionen Pulsbe- Schwefel Vergiftung: Reduktion des Hä- 
schleunigung, Steige- moglobins, Dys¬ 
rung d. Kraftgefühls pnoe, Erstickung 


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Original-Artikel. 


Funktion: Regulierung der Oxydationen 
Überfunktion: Milzschwellung bei In¬ 
fektionskrankheiten, Po- 
lycythämie 

Unterfunktion: Milzschwund der Greise 
und Marantischen, Anä¬ 
mie (Bante) 


Funktion: Regulierung der Reduktionen 
Überfunktion: Adynamie(Konvulsionen) 
Unterfunktion: Morbus Addisonii, Bron- 
cediabetes 


Ausscheidung 

Leber, Nieren. Ovarien (Hoden): Keimstoffe 

Funktion: Zeugung (Kalkausfuhr) 
Überfunktion: Osteomalacie 
Unterfunktion: Klimakterium, Kastra¬ 
tionskachexie. 


Aus der Königlich sächsischen Versuchsstation Leipzig-Möckern. 

Unsere heutige Kenntnis von der Nährwirkung der niehteiweissartigen 
Stickstoffsubstanzen im Futter. 

Sammelreferat 

von 

Dr. J. Volhard, Assistent. 

(Schluß.) 

C. Milchproduzierende Wiederkäuer. 

Die ersten Versuche zur Erkenntnis des Einflusses der nichteiweißartigen 
Stickstoffverbindungen auf die Milchproduktion hat Weiske (61) ausgefiihrt. Die 
zwei ersten Versuchsreihen, zu denen ein Schaf und eine Ziege gedient hatten, 
besagten nicht viel über die Wirkung des Asparagins, weil sich die Tiere schon 
in zu fortgeschrittenen Laktationsstadium befanden. Es wurde daher eine dritte 
Versuchsreihe mit einer frischmelkenden Ziege angestellt, die in allen Perioden 
als Gründfutter 1000 g Wiesenheu bekam, dazu in der 1., 3., 6., 7. Periode noch 
400 g Kleie, in der 2. Periode eine Zugabe von 50 g Asparagin, 200 g Stärke, 
31^g Zucker, 17 g Öl und in der 4. Periode dieselbe Zugabe ohne Asparagin. 
Durch Ersatz des Kleieeiweißes in der 2. Periode durch Asparagin verminderte 
sich die Menge der ermolkenen Trockensubstanz um 20 g und durch Ersatz des 
Kleieeiweißes durch die stickstofffreie Mischung in der 4. Periode um 32 g. Das 
Asparagin konnte also das Kleieeiweiß nicht in seiner vollen Wirkung vertreten, 
hat sich aber doch der stickstofffreien Zulage überlegen gezeigt Schrodt (62) 
hat die Wirkung der nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen, die in Rüben und 
Malzkeimen enthalten sind, bei Kühen geprüft. Er verfütterte in Periode 1 und 
3 gleiche Mengen verdauliches Eiweiß, während in der 2. Periode ein Teil des 
verdaulichen Eiweißes durch nichteiweißartige Stickstoffverbindungen in Form 
von Rüben und Malzkeimen ersetzt wurde. Das Lebendgewicht blieb in der 
1. und 2. Periode konstant, während es in der dritten Periode um ca. 34 kg stieg. 
Die Milchmenge sank in der 2. Periode um 2,09 kg gegen die 1. und in der 
3. Periode um 2,66 kg gegen die 2. Periode. Aus diesen Versuchen schließt 


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Schrodt, daß ein Teil des Futtereiweißes durch Nichteiweiß vertreten werden 
kann, ohne der Milchproduktion einen nennenswerten Abbruch zu tun. Dagegen 
betont Kühn (63), daß eine Steigerung des Lebendgewichts zu erwarten gewesen 
wäre, wenn die nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen in der zweiten Periode 
das fehlende Eiweiß wirklich ersetzt hätten; die Milchmenge in dieser Periode 
ging zurück und die Nährstoffe, die sonst zur Milchbildung gedient hätten, 
müßten für andere Zwecke verfügbar geworden sein. Kühn meint, das Aspa- 
ragin sei bei den Schrodtschen Versuchen als Reizmittel, nicht als Nähr¬ 
stoff wirksam gewesen. Pfeiffer und seine Mitarbeiter (64) haben in einer 
1. und 2. Versuchsreihe die Wirkung des teilweisen Ersatzes des Eiweißes in 
einem mäßig eiweißreichen Futter durch eine kalorimetrisch gleichwertige 
Mischung von Asparagin und Rohrzucker auf die Erzeugung der Milch und 
ihrer Bestandteile bei Ziegen festzustellen versucht; in einer dritten Periode 
wurde Hann die Wirkung des Asparagins als Zusatz zum Grundfutter geprüft. 

1. und 2. Versuchsreihe. Die Ergebnisse waren folgende: Der teilweise Er¬ 
satz des Eiweißes in einer mäßig eiweißreichen Futterration durch eine kalori¬ 
metrisch gleichwertige Mischung von Asparagin und Rohrzucker bewirkte: 
1. keine Verminderung der Milchmenge, 2. eine Abnahme des prozentischen 
Gehaltes der Milch an Fett, Eiweiß und Trockensubstanz, 8. ein deutliches 
Sinken der absoluten Fettmenge, 4. eine unwesentliche Veränderung der ab¬ 
soluten Eiweißmenge, 6. einen ungünstigen Einfluß auf die Lebendgewichts¬ 
zunahme. Die 3. Versuchsreihe ergab, »daß die Asparaginzulage 1. die Milch¬ 
menge sehr günstig beeinflußt hat, und zwar mutatis mutandis wie die Eiweiß- 
(Aleuron-)Zulage, 2. eine Vermehrung der Trockensubstanzmenge herbeigeführt 
hat, wenn auch scheinbar in einem geringeren Grade wie die Aleuronatzulage; 
die Unterschiede sind aber jedenfalls nur minimaler Art, 8, eine sehr geringe 
Erhöhung der Fettmenge herbeigeführt hat, die aber auch von der Aleuronats- 
menge nicht wesentlich übertroffen wird.« Da aber die Tiere während der 
Asparaginftttterung deutliche Verluste an ihrem Körpergewichte erlitten hatten, 
so meint Pfeiffer, daß das Asparagin kein Nährstoff sei, sondern die Milch¬ 
bildung auf Kosten der Körpersubstanz gefördert habe. 

Über die Wirkung der nichteiweißartigen Verbindungen, die im jungen Grase 
Vorkommen, hat A. Morgen (66) Untersuchungen mit Schafen und Ziegen aus¬ 
geführt, die auf 1000 kg Lebendgewicht täglich eine mittlere Menge verdauliches 
Rohprotein, 2,56 kg bei durchschnittlich 19,4 kg verdaulichen stickstofffreien Nähr¬ 
stoffen erhielten. Dieses Futter wurde in der Anfangs- und in der Schlußperiode 
der Versuche verabreicht, während in der Zwischenzeit, also in der 2. Periode, 
0,7—0,8 kg Rohprotein durch eine im Stickstoffgehalte gleiche Menge Gras¬ 
extrakt und in der dritten Periode durch Kohlehydrate ersetzt wurde. Am 
günstigsten wirkte hierbei das Eiweiß 1. und 4. Periode, auf die Milchabsonderung 
ein; die nichteiweißartigen Verbindungen des Grases haben das Eiweiß nicht 
ersetzt, aber besser gewirkt wie die Kohlehydrate. In einer 2. Versuchsreihe 
desselben Forschers (66) mit 7 Schafen wurden nochmals die nichteiweißartigen 
Verbindungen des jungen Grases und daneben auch die der Malzkeime geprüft, 1 
beide in Form von wässerigen Extrakten aus diesen Futterstoffen. Auch das 
Asparagin und Ammonazetat wurde zu der Untersuchung herangezogen. Auch 
hier wurde die Milchproduktion am günstigsten durch das Eiweiß beeinflußt, 
ihm folgte das Ammonazetat, dann kann das Asparagin und die schon genannten 

N. F. IV. Jahr* 16 


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Extrakte und endlich die Kohlehydrate, die am wenigsten gewirkt haben. Unter 
beiden Extrakten war das aus jungem Grase dem aus Malzkeimen deutlich über¬ 
legen. 

Bei Untersuchungen der vorliegenden Art kommt es nun sehr darauf an, 
von welchen Eiweißmengen man bei der Fütterung ausgeht. Reicht man mehr 
von diesem Nährstoff, als zur Lebenderhaltung und zur höchstmöglichen Milch¬ 
leistung erforderlich ist, so braucht der teilweise Ersatz des Eiweißes durch irgend 
einen minderwertigen Stoff nicht ohne weiteres in der Milchproduktion zum Aus¬ 
druck zu kommen. Um die Wirkung nichteiweißartiger, stickstoffhaltiger Stoffe 
mit der der Eiweißkörper zu vergleichen, muß man daher von einer Eiwei߬ 
gabe ausgehen, bei der die Tiere entweder gerade noch auskommen oder schon 
Eiweiß vom Körper zuschießen müssen. Auf Grund dieser Erwägungen hat 
Kellner (67) Untersuchungen mit Milchkühen angestellt. Zunächst wurde durch 
allmählichen Abzug von Eiweiß der Punkt ermittelt, bei dem die Kühe sich unge¬ 
fähr im Stickstoffgleichgewicht befanden; hierauf wurde ein Teil des verdaulichen 
Eiweißes durch Ammonazetat ersetzt. Während dieses letzteren Versuchsab¬ 
schnittes waren von einer Kuh täglich 84,26 g Stickstoff verdaut worden, im 
Futter waren aber 62,03 g Stickstoff in Form nichteiweißartiger Verbindungen 
einschließlich 26,91 g Stickstoff in Form von Ammoniak vorhanden. Bei der 
bis vor kurzem noch üblichen Annahme, daß die nichteiweißartigen Substanzen, 
weil in Wasser vollständig löslich, ohne Rest verdaut werden, berechnet Kellner, 
daß der verdaute Stickstoff nur zu 22,23 g in Form von Eiweiß vorhanden war, 
während in der Milch 63,37 g Stickstoff ausgeschieden waren und der Körper 
dazu nur * einen Zuschuß von 1,96 g geleistet hatte. Nach dieser Betrachtung 
schien es, daß hier in der Tat die nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen zur 
Erzeugung von Milcheiweiß benutzt worden waren. Die weitere Verfolgung 
dieser Beobachtung lehrte jedoch, daß dieser Schluß nicht aufrecht zu erhalten 
ist. Es zeigte sich nämlich, daß ein sehr beträchtlicher Teil des Nichteiwei߬ 
stickstoffs nach seiner Umwandlung im Speisebrei in Form von Kot im Eiweiß 
wieder erscheint, also nicht von dem Nahrungseiweiß herrührt. Demzufolge 
war die Berechnung der aus dem Futter wirklich verdauten Eiweißmenge zu 
modifizieren. Zieht man nun den Teil Koteiweiß, der aus den nichteiweißartigen 
Stickstoffverbindungen stammt, vom gesamten Koteiweiß ab, so ergibt sich, wie 
Kellner (68) dargelegt hat, daß es bei keiner seiner Untersuchungen gelang, in der 
Milch mehr Eiweiß zu erhalten, als wirklich verdaut wird; immer fand Kellner, daß 
in der Milch sogar etwas weniger Stickstoff gefunden wird, als in der Form von 
Eiweiß aus der Nahrung oder aus dem Körper dem Tiere zur Verfügung steht. 
Die nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen können daher nicht in einer Weise 
umgewandelt werden, die sie für den Übergang in Milchprotein geeignet macht. 
Mit diesem letzteren Schluß stehen auch die ausgedehnten Untersuchungen des 
dänischen Versuchslaboratoriums zu Kopenhagen (69) in befriedigender Überein¬ 
stimmung. Zwar hat in diesen dänischen Arbeiten die schon erwähnte Aus¬ 
scheidung in Eiweiß umgewandelter nichteiweißartiger Stickstoffverbindungen 
im Kote keine Berücksichtigung gefunden: doch kamen die dänischen Forscher 
zu dem Schlüsse, daß die nichteiweißartigen Bestandteile des Futters, es waren 
hier meist viel Rüben neben Stroh, wenig Heu und Baumwollsaatmehl verfüttert 
worden, weder an der Fleisch- noch an der Milchbildung beteiligt sind. Sie können 
nur einen Teil des Stickstoffs liefern, der zur Lebenserhaltung der Tiere dient 


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D. Fütterungsversuche mit Vögeln. 

Versuche mit Hühnern hat Weiske (70) ausgeführt, indem er den Tieren 
neben stickstofffreier Nahrung in einem 1. Versuchsabschnitte Eiweiß, in einem 

2. Asparagin und Leim und in einem 3. Leim verabreichte. Wegen ungenügenden 
Verzehrs des vorgelegten Futters blieben diese unentschieden. Weiske wieder¬ 
holte hierauf diese Versuche mit zwei Gänsen (71). Beide Tiere erhielten Nudeln 
mit einem Gesamtgehalt an Stickstoff von 4,70 bezw. 2,35 g, teils ganz in der 
Form von Kleie, teils zur Hälfte aus Leim bezw. Asparagin. Zwar schließt 
Weiske aus seinen Versuchen aut eine eiweißsparende Wirkung, indessen dürften 
seine Beobachtungen doch einer weiteren Prüfung zu unterziehen sein. Er 
trocknete nämlich die Exkremente der Tiere von der Stickstoffbestimmung und 
berücksichtigte hierbei vermutlich nicht, daß der Kot bei höherer Temperatur 
Stickstoffverluste erleidet; er gibt wenigstens nicht an, daß er diesen Verlusten 
vorgebeugt hätte. In einer dritten Reihe mit einem Gänserich verglich 
Weiske (72) ein eiweißreiches Futter, das Fleischmehl und Kleie enthielt (Nr. I) 
mit Mischungen, in denen der Fleischmehlstickstoff durch Amidobemsteinsäure (II) 
bezw. Bemstein^äureamid (HI) ersetzt war. Hierbei wurde an Stickstoff verzehrt 
bei dem Futter Nr. I 3,572 g, Nr. II 3,420 g und Nr. III 3,667 g; angesetzt bezw. 
vom Körper abgegeben wurde bei Nr. I + 0,930 g, Nr. II — 0,081 g und Nr. III. 
+ 0,101 g. Die Überlegenheit des Eiweißes zeigt sich hier sehr deutlich. Auf 
die Unterschiede zwischen den beiden Amidsubstanzen wird man kein Gewicht legen 
können, da die Versuche mit ihnen nur je drei Tage dauerten und die Unter¬ 
schiede im Stickstoffgehalt des Kotes der einzelnen Tage sich dabei kaum aus¬ 
geglichen haben dürften. Baldi (73) fütterte eine Taube mit Stärke, Asparagin 
und verschiedenen Salzen; nach 27 Tagen ging das Tier zu Grunde; es hatte 
bis dahin an Gewicht im ganzen 22 °/ 0 , immerhin etwas weniger verloren als 
verhungerte Tiere, was jedenfalls auf Rechnung der verabreichten Stärke zu 
setzen ist. 

Aus den Ergebnissen aller dieser Versuche, die bisher über die Wirkung 
nichteiweißartiger Stickstoffverbindungen angestellt und welche hier so vollständig 
als möglich berücksichtigt wurden, läßt sich nun folgendes schließen: 

1. Die Spaltungsprodukte aus Eiweiß, die bei vollständiger Zerlegung des¬ 
selben durch Fermente erhalten werden, in ihrer Gesamtheit verfüttert, sind bei 
Karnivoren und Omnivoren im Stande, bei sonst kohlehydratreicher Nahrung das 
Nahrungseiweiß vollständig zu vertreten. 

2. Einzelne Spaltungsprodukte des Eiweißes, die bei der Säurehydrolyse er¬ 
halten werden, können beim Fleischfresser und Omnivoren Tier das Nahrungs¬ 
eiweiß nicht ersetzen, verhalten sich vielmehr indifferent. 

3. Beim Wiederkäuer zeigen einzelne, nichteiweißartige Stickstoffverbindungen 
(Asparagin, Asparagin- und Glutaminsäure, Ammoniumazetat), einem eiweißarmen, 
aber kohlehydratreichem Futter zugelegt, eine gewisse Wirkung auf den Eiwei߬ 
ansatz, indem sie diesen erhöhen. Sie werden aber in dieser Beziehung allem 
Anscheine nach von dem wirklichen Nahrungseiweiß bei weitem übertroffen. 
Beim karnivoren oder Omnivoren Tiere verhalten sie sich, was den Eiweißansatz 
anbetrifft, entweder indifferent oder steigern, bei den karnivoren, den Eiwei߬ 
umsatz. 

4. Die in den Futtermitteln vorkommenden Gemische nichteiweißartiger 
Stickstoffverbindungen (Amide von Kartoffeln, Runkelrüben, Extrakte aus Keim- 

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lingen usw.) bleiben bei dem Kaninchen bezw. Omnivoren Tier wirkungslos, 
während sie beim Wiederkäuer je nach ihrer Natur eine verschiedene Wirkung 
ausüben. 

Das zuerst beim Asparagin beobachtete verschiedene Verhalten der Fleisch¬ 
fresser und Wiederkäuer hat nun Zuntz (74) zu folgender Hypothese geführt: 
Er knüpft dabei an die verschiedene Organisation des Verdauungsapparats der 
beiden Tiergattungen an: Da man kaum annehmen kann, daß das Vermögen der 
Zellen, gewisse Stoffe zu verarbeiten, beim Fleischfresser anders sein kann als 
beim Wiederkäuer, so glaubt Zuntz die Ursache der verschiedenen Wirkung 
des Asparagins aus der Tätigkeit der Bakterien im Futterbrei erklären zu können, 
die beim Wiederkäuer ja viel ausgedehnter ist als beim Fleischfresser. Bei 
Gegenwart von Asparagin und ähnlichen Stickstoffverbindungen, die den Spalt¬ 
pilzen zur Nahrung dienen können, bleibt das verdauliche Eiweiß beim Wieder¬ 
käuer in größerem oder geringerem Grad vor den Angriffen dieser Pilze ge¬ 
schützt; es kann daher in größerer Menge resorbiert und verwertet werden, als 
wenn geeignete nichteiweißartige Stickstoffsubstanzen hierfür nicht oder nur un¬ 
zureichend zur Verfügung stehen. Beim Fleischfresser hingegen, der bei ge¬ 
wöhnlicher Kost in seinem Magendarmkanal eine viel geringere Zahl von Spalt¬ 
pilzen beherbergt, kann die Schutzwirkung der nichteiweißartigen Stickstoffver¬ 
bindungen nicht in gleichem Maße hervortreten. Da mm die Bakterien, die auf 
Kosten des Asparagins und anderer stickstoffhaltiger Stoffe dieser Art leben, 
Eiweiß in ihren Leibern aufspeichern, so meinte Hagemann (75), daß dieses 
Eiweiß vielleicht nach dem Absterben der Bakterien verdaut würde und als 
Ersatz für Nahrungseiweiß dienen könne. Wie weit diese Hypothese Anspruch 
auf allgemeine Gültigkeit hat, ist z. B. noch nicht endgültig bewiesen. Müller (76) 
glaubt, daß sich unter Mitwirkung der Bakterien im Futterbrei eine Eiweißsynthese 
beim Wiederkäuer vollzieht, andere Forscher (77, 78, 79) erörtern die Möglich¬ 
keit, daß ein großer Teil dieses Bakterieneiweißes oder vielleicht die ganze 
Menge desselben ungenützt in den Kot übergeht Jedenfalls bleibt die Frage 
noch offen, wie weit das Bakterieneiweiß, oder die Verdauungsdepression durch 
Kohlehydratfütterung, oder andere Verhältnisse, Morgen (80), Kellner (81), da¬ 
bei eine bisher noch nicht genügend aufgeklärte Rolle spielen. Die Frage wird 
noch viele weitere Versuche erfordern, über die wir dann später Bericht er¬ 
statten werden. 


Literatur. 

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für Biologie 1891, Bd. 28, S. 507. — 8) Völtz, Pflügers Archiv 1905, Bd. 107, S. 360. — 

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1906, Bd. 113, S. 480 und Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung 1906, S. 537. — 17) M. Müller, 

Pflügers Archiv 1907, Bd. 117, S. 497. — 18) Kellner, ibidem 1907, Bd. 118, S. 641. — 

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Versuchsstationen 1907, Bd. 67, S. 289. — 21) Kellner, Journal für Landwirtschaft 1908, 


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Referate. 


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26) Abderhalden u. Oppler, ibidem 1907, Bd. 51, S. 226. — 27) Abderhalden u. Rona, 
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Henriques und Hansen, Zeitschrift für physiologische Chemie 1907, Bd. 54, S. 169. — 
38; Weiske, Zeitschrift für Biologie 1879, Bd. 15, S. 261. — 39) Weiske, ibidem 1894, Bd. 30, 
S. 254. — 40) Zuntz und Bahlmann, Du Bois-Reymonds Archiv 1882, S. 424. — 41) Bahl¬ 
mann, Dissertation, Erlangen 1885. — 42) Lüthje, Pflügers Archiv 1906, Bd. 113, S. 547.— 
43) Weiske, Zeitschrift für Biologie 1879, Bd. 15, S. 261. — 44) Weiske, ibidem, Bd. 17, 
S. 415. — 45) Meyer, Einfluß des Asparagins auf den Eiweiflumsatz beim Wiederkäuer. Disser¬ 
tation, Heidelberg 1896. — 46) Chomsky, Berichte aus dem physiologischen Laboratorium des 
landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle 1898. — 47) O. Kellner, Zeitschrift für 
Biologie 1900, Bd. 39, S. 313. — 48) Tryniszewski, Berichte aus dem physiologischen Labora¬ 
torium und Versuchsanstalt des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle 1900, Bd, 14, 
S. 609. — 49) O. Kellner, Chem. Zeitg. 1908, Nr. 77, S. 915. — 50) Andrlik, Velich 
und Stan£k, Zeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen 1903, 27. Jahrgang, S. 14. — 51) Velich, 
ibidem 1904, 28 Jahrg., S. 205. — 52) Velich und StanÖk, ibidem 1905, 29. Jahrg., S. 205. 

— 53) Andrlik und Velich, ibidem 1908, 32. Jahrgang, S. 313. — 54) Völtz, Pflügers Archiv 
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— 56) Pfeiffer, Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute der Universität Breslau, 1906, 
3. Bd., S 765. — 57) W. Völtz, Pflügers Archiv 1907, Bd. 117, S. 541. — 58) O. Kellner, 
Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, Bd. 68, S. 463. — 59) Friedländer, ibidem 1907, 
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Biologie 1881, Bd. 17, S. 415. — 62) Schrot, Mitteilungen der milchwirtschaftlichen Versuchs¬ 
station zu Kiel 1883, Heft 17. — 63) Kühn, Zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs, 1906, 
S. 200. — 64) Pfeiffer, Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute der Kgl. Universität 
Breslau 1905, Bd. 3, S. 179 und 1906, Bd. 3, S. 747. — 65) Morgen. Landwirtschaftliche 
Versuchsstationen 1907, Bd. 65, S. 413. — 66) Morgen, ibidem 1908, Bd. 68, S. 333. — 
67) O. Kellner, Fühlings Landw. Zeitung 1907, 56. Jahrg., S. 589 und O. Kellner, Ernährung 
der landwirtschaftlichen Nutztiere, 1907, 4. Auflage, S. 539. — 68) O. Kellner, Chemiker- 
Zeitung 1908, Nr. 77, S. 915. — 69) Arbeiten des dänischen Versuchslaboratoriums, Bied. 
Zentralblatt für Agrikulturchemie 1908, S. 393. — 70) Weiske, Zeitschrift für Biologie 1879, 
S. 261. — 71) Weiske, ibidem 1881, S. 415. — 72) Weiske, ibidem 1884, S. 277. — 73) 
Baldi, Chemisches Zentralblatt 1893, I. Bd., S. 892 —74) Zuntz, Archiv für Physiologie 1891, 
Bd. 49, S. 483. — 75) Hagemann, Landwirtschaftliche Jahrbücher 1891, Bd. 20, S. 264. — 
76) Müller, Archiv für Physiologie 1906, Bd. 112, S. 245. — 77) Friedländer, Landwirtschaft¬ 
liche Versuchsstationen 1907, Bd. 67, S. 203. — 78) Morgen, ibidem 1908, Bd. 68, S. 333. 

— 79) O. Kellner, ibidem 1908, S. 463. — 80) Morgen, ibidem 1908, Bd. 68, S. 381. — 
81) O Kellner, Chemikerzeitung 1908, Nr. 77, S. 915. — 82) Ausführliche Literatur: 
Kellner, Ernährung der landwirtschaftlichen Nutzticre, 4. Auflage, S. 539. — Lüthje, Ergeb¬ 
nisse der Physiologie, 7. Jahrgang, S. 795. — Just, Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1908, 
Bd. 69, S. 343 fr. 

Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

424) Righetti. Di an caso di occlosione intestinale per atresie multiple 
congenita dell* intestino. (Darmverschluß wegen angeborener multipler Atresien 
des Darmes.) (Sitzungsbericht der Accad. Med. fis. in Florenz am 16. 6. 08 referiert 
nach »Lo Sperimentale«, H. 3,1908.) 


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Referate. 


Es handelte sich um ein 4 Tage altes Kind, das gleich nach der Geburt eine 
gelb-grünliche schleimige Flüssigkeit zu erbrechen begann; das Brechen wurde 
nach eingestellter Ernährung mit der Milch noch frequenter, so daß jeder Ver¬ 
such zur Ernährung einfach unmöglich gemacht wurde. — In die chirurgische 
Klinik gebracht, wurde eine 2 1 / a cm vom Anus entfernte Atresie des Rektums 
konstatiert. Damit war aber die Symptomatologie noch nicht erklärt; das ganz 
plötzlich eingetretene Erbrechen, der Mangel des Meteorisums legten den Gedanken 
an eine hohe Darmstenose nahe, d. h. unterhalb der Einmündungsstelle des Chole- 
dochus in das Duodenum (wegen des konstanten Befundes von Galle in dem 
Erbrochenen). Bei der Laparotomie zeigte sich nun der Magen enorm aus¬ 
gedehnt, das Duodenum, ebenfalls stark dilatiert, endigte blindsackartig 1 cm 
unterhalb der Ampulla Vateri, und setzte sich ohne Unterbrechung in den feinen 
aplasischen Dtinnaarm fort, dessen Volumen ungefähr an das eines Ascaris er¬ 
innerte. Ebenso dünn war das Colon. An verschiedenen Stellen des Dünndarms 
und des Colon waren Verschlingungen zu sehen, an anderen ampullenförmige 
Dilatationen verschiedener Größe. Nachdem Righetti operativ nichts ausrichten 
konnte, wurde das Abdomen zugenäht und das Kind seinem Schicksale über¬ 
lassen. — Nach 20 Stunden Exitus. Bei der Sektion wurden makroskopisch die 
oben bezeichneten Veränderungen vorgefunden. Das Darmrohr wurde aus der 
Leiche genommen und mikroskopisch untersucht. — Nach Righettis Meinung 
waren die kongenitalen Darmatresien Folgen einer fötalen Enteritis, die sich auf 
das ganze Darmrohr erstreckt hatte. Plitek . 

426) Righetti, Carlo. Sulla resezione delle ghiandole salivari. (Über 
Resektion der Speicheldrüsen.) (Lo Sperimentale, Heft 4, 1908.) 

Die Resektion stellt für die Speicheldrüse einen sehr schweren Eingriff dar. 
Die Effekte, unter denen das Drüsenparenchym leidet, sind in den zwei Stümpfen 
verschieden: der mit den exkretorischen Wegen in Verbindung gebliebene Stumpf 
zeigt geringe und nur teilweise auftretende degenerative Veränderungen in 
direkter Beziehung zum Trauma, dem bald Regeneration und ausgesprochene 
Hypertrophie folgen. Die Regenerationsprozesse, die man da beobachtet, sind 
so ausgedehnt, daß es selbst zur Bildung ganzer Drüsenläppchen kommt. Doch 
in den neugebildeten Epithelien beobachtet man nach sehr langer Zeit Erschei¬ 
nungen, die zweifelsohne die Annahme notwendig erscheinen lassen, daß in einigen 
der neugebildeten Acini die sekretorische Tätigkeit sich zu regen beginnt. Doch 
gegenüber der Ausdehnung des Regenerationsprozesses, ist ihre Zahl so gering, 
daß die von ihnen erzielte funktionelle Kompensation wenig oder fast gar nicht 
ins Gewicht fällt. Im zentralwärts gelegenen Stumpfe des resezierten Tractes 
spielen sich frühzeitig ausgedehnte degenerative Erscheinungen ab, die zum 
Schwinden eines großen Teiles der Epithelien, der Tubuli und der Acini fuhren. 
Aus Residuen von Tubuli und Acini, die von epithelialen Elementen gebildet 
werden, die ein indifferentes Aussehen erlangt haben und mit großer proliferieren- 
der Tätigkeit versehen sind, werden aus dem neugebildeten Bindegewebe epi¬ 
theliale Klumpen gebildet, die zur Cystenbildung Veranlassung gaben. Die mit 
kubischem mehrschichtigem Epithel ausgekleideten Cysten nehmen rasch an 
Volumen zu. Nach 6 Monaten werden in einigen von ihnen Erscheinungen wahr¬ 
genommen, die zu der Annahme berechtigen, daß einige Cysten einer voll¬ 
ständigen bindegewebigen Substitution entgegengehen. Die Bildung und das 
Wachstum solcher Cysten müssen nicht als passive Erscheinungen einer ein¬ 
fachen Retention angesehen werden, sondern als aktive Proliferations- und 
Sekretionserscheinungen der Epithelien aufgefaßt werden, die ihrerseits Ausdruck 
sind eines Versuches einer anatomischen und funktionellen Kompensation. Die 
Ausdehnung der degenerativen Erscheinungen im zentralwärts gelegenen Stumpfe, 
ihre Schwere und Ausdehnung, verbunden mit der zur Sklerose neigenden 
Bindegewebsneubildung, führen in solchen Fällen zu einer raschen klinischen 
Heilung. 

Auf Grund dieser Ergebnisse schlägt Righetti vor, bei Verletzungen oder 
Krankheiten der Speicheldrüse auch den von der Verletzung zentralwärts ge¬ 
legenen Teil der Drüse zu entfernen. Plitek . 


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Referate. 


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426) Berretta, Albergo. Sul potere battericida delle cellule viventi. (Über 
das bakterizide Vermögen der lebenden Zellen.) (Lo Sperimentale 1908, H. 4.) 

Ajus Berrettas Untersuchungen kann man den Schluß ziehen, daß ein voll¬ 
ständiges Gewebe — solange es seine vitale Eigentümlichkeit ganz bewährt — 
im Stande ist, rasch die Mikroorganismen, die mit ihm in Kontakt kommen, 
zu zerstören, während dieser Vorgang dann ausbleibt resp. die Mikroorganismen 
vorzügliche Bedingungen zu einem üppigen Gedeihen finden, sobald das Gewebe 
zerstört oder auch einfach in seiner vitalen Existenz beeinträchtigt wird. Die 
Phagocytose ist nicht der einzige bakterizide Faktor, der sich in den lebenden 
Geweben abspielt. Noch kann angenommen werden, daß die Bakterien durch 
Substanzen, die sich im Zellprotoplasma befinden, getötet werden. Um nun 
die beobachteten Tatsachen zu erklären, zieht Berretta die Büchner- 
Metschnikoffsche Theorie (bakterizides Verhalten gewisser Substanzen im 
Organismus) heran. Diese Autoren nehmen bekanntlich an, daß verschiedene 
Zellen mesenchymalen Ursprungs unter der Bakterieneinwirkung spezifisch bakteri¬ 
zide Substanzen verarbeiten. Nim kann man annehmen, daß die Tätigkeit nicht 
allein auf die mesenchymalen Elemente beschränkt bleibt, sondern im größeren 
oder geringeren Maße allen Zellen des Organismus innewohnt, oder mit anderen 
Worten, daß alle histologischen Elemente unter dem Reize der eindringenden 
Bakterien bakterizide Substanzen bereiten können. Diese Substanzen wären 
aber nicht in den Geweben präformiert, weil in den von den Bakterien über¬ 
schwemmten Organen nach Absterben der histologischen Elemente die Zerstörung 
der Bakterien nicht vor sich geht. Der Begriff einer histogenen Immunität wird 
durch Berrettas Arbeit ohne Zweifel gestützt. Plitek. 

427) Tiberti. Intorno alla estirpazione totale del duodeno. (Über totale 
Exstirpation des Duodenum.) (Lo Sperimentale 1908, H. 4.) 

Die Ergebnisse der bei Hunden vorgenommenen Untersuchungen lassen die 
Annahme gerechtfertigt erscheinen, daß bei dieser Tierspezies ein in der Duodenal¬ 
wand sitzender nervöser Apparat, der im Stande wäre, dem Pankreas eine anti¬ 
diabetische Funktion zu verleihen, nicht besteht. Als logische Schlußfolgerung 
können wir bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse, den Diabetes bei 
Hunden, der sich infolge totaler Pankreasexstirpation einstellt, mit einem fehlenden 
Einflüsse des Duodenums auf das Pankreas nicht in Verbindung setzen. Plitek . 

428) Pappenheim, A. Bemerkung zu Ferratas Artikel: Können die poly- 
nuklären Leukocyten auch von uninukle&ren des Blutes abstammen? (Siehe 
Referat Nr. 240 dieses Jahrganges!) (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 2, 
S. 166—166.) 

Stimmt Ferrata darin bei, daß aus reifen kleinen Lymphocyten des lymph- 
adenoiden Gewebes nicht direkt granulierte, polynukleäre Leukocyten weraen 
können, obwohl die Reite der kleinen Lymphocyten nicht allenthalben anerkannt 
ist. Dagegen kann Pappenheim die Ferratasche Erklärung mancher Körper¬ 
chen im Protoplasma von Lymphocyten als Plasmosomen nicht anerkennen. Er 
spricht sie vielmehr als Sekrettropfen im Spongioplasma der Zelle an, die nicht 
in jedem basophilen Plasma vorhanden sein müssen. Dafür, daß die Azurgranu¬ 
lation mit den sogenannten Plasmosomen Ferratas identisch sind, fehlt der 
Beweis. Gg. B. Gruber. 

429) Sabrazös et Muratet. Observations sur le sang de la Torpille. (Tor¬ 
pedo marmorata Rino.) (Beobachtungen am Rochenblute.) (Folia haemat. 1908, 
Bd. VI, H. 2, S. 167—170.) 

Beschreibung von Gebilden, die mittels der sog. Vitalfärbung in den roten 
Blutkörperchen sichtbar wurden. Außerdem Angaben über die lymphoiden 
Amöbocyten, über zweierlei Arten von Acidophilen. Mastzellen seien nicht vor¬ 
handen. Absolute Auszählung des Blutes. Schließlich noch Beobachtung der 
Blutgerinnung und Serumabscheidung. Gg. B . Gnwer. 

430) Sabraz&s et Muratet. Le saug de Taxolotl. öranulations du Gytoplasme: 
Origine Nucleolaire. (Das Blut des Axolotl. Granulationen des Cytoplasmas: 
Ursprung aus dem Kemkörperchen.) (Folia haemat. 1908, Bd. VI, H. 2, S. 170—172.) 


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Referate. 


Das Blut besitzt 300000 rote Blutkörperchen, 11780 weiße, 23 Hgl. 
(Fl eise hl); es folgen Angaben über die Größenverhältnisse, sowie über die bei 
Vitalfärbung zutage tretende Substantia reticulo-filamentosa; ferner wurde die 
Beobachtung gemacht, daß im Cytoplasma der roten Blutzellen vorhandene 
Körnchen aus den Kemkörperchen stammen, aus der Kemsubstanz ausgestoßen 
worden sind. Dies könnte eventuell von Bedeutung sein bei Erklärung der 
basophilen Punktierung der menschlichen Erythrocyten; schließlich einige Bemer¬ 
kungen über die Arten der Leukocyten des Axolotl. Gg . B. Gruber. 

Physiologie und physiologische Chemie« 

481) B örens en, S. P. L. u. Andersen, A. C. Studien über Aminosäure- 
Synthesen. VIEL Diaminodikarbonsäuren und Oxyaminosäuren. Aus dem Carls¬ 
berg Labor. Kopenhagen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 66 , S. 260—304.) 

Die Arbeit ist fast rein chemischer Natur und muß daher bez. der sehr 
exakten Methodik auf das Original verwiesen werden. Während bis vor kurzem 
von Polyaminodicarbonsäuren nur die Diaminobemsteinsäure bekannt w^r, sind 
in der letzten Zeit solche bis zu den Gliedern C 9 und Cn, von der allgemeinen 
Formel COOH. CH(NH 2 ). (CH a )n . CH(NH a ) . COOH dargestellt worden. Es 
fehlt in der Kette nur noch das Glied C ö , die Diaminoglutarsäure. Verfasser 
arbeiteten Verfahren aus zur Darstellung der Glieder C 6 und C 7 , die ac^-diamino- 
adipinsäure COOH. CH(NH a ). (CH a ) a . CH(NH a ). COOH und die aai-diamino- 
pimelinsäure COOH. CH(NH a ). (CH a ) s . CH(NH) a . COOH. Unter den bisher be¬ 
kannten Diaminodicarbonsäuren tritt ausgeprägt der Unterschied zu Tage, daß 
die geraden Glieder der Reihe, nämlich C 4 —C 10 selbst in kochendem Wasser 
sehr schwer löslich sind, während C 7 und C 9 beim Erwärmen leicht in Lösung 
gehen und nicht wieder auskristallisieren, 

Oxyaminosäuren sind in letzter Zeit unter den Proteinspaltungsprodukten nicht 
aufgefunden oder nur in kleinen Quantitäten, und nur sehr mangelhaft identi¬ 
fiziert worden. Sie bilden eine Brücke zwischen den einfachen Aminpsäuren 
und den Hydrolisierungsprodukten der Kohlehydrate, den Monosacchariden. Der 
Mangel einer rationellen Trennung und Isolierung solcher Zwischenglieder beruht 
auf ihrer sauren als auch basischen Eigenschaft und läßt sich erst nach Neu¬ 
tralisieren einer dieser Funktionen bewerkstelligen. Die »Fischersche Ester¬ 
methode« beruht auf solchem Prinzip, doch läßt sich diese hier kaum verwerten, 
da schon die höheren Glieder der Serinreihe sich in der sehr hoch siedenden 
Fraktion befinden, die komplizierter gebauten Oxyaminosäuren sich also auf 
diesem Wege kaum isolieren lassen werden. Verfasser glauben auf dem entgegen¬ 
gesetztem Wege zum Ziele zu gelangen, indem sie durch Benzoylierung die 
basische Funktion der Säuren absättigen und jetzt die Benzoylierungsproaukte 
zu trennen suchen. Da zu solchen Versuchen die Eigenschaften solcher Pro¬ 
dukte bekannt sein müssen, so haben Verfasser Oxyanimo- sowie Diaminosäuren 
bei Benzoylierung eingehend untersucht und genau beschrieben. Es zeigt sich, 
daß Aminogruppen allein, aber auch zugleich mit den Hydroxylgruppen benzoyliert 
werden können. Die Dibenzoylprodukte sind unlöslich. Ebenso kann an solchen 
Dibenzoylverbindungen der Oxyaminosäuren, eventuell nur der an die Oxygruppe 
gebundene Benzoylrest wieder abgespalten werden und die leicht lösliche Mono¬ 
benzoy 1 Verbindung wiederum isoliert werden in beinahe berechneter Menge. Die 
gleichen Reaktionen lassen sich bei den Diaminodicarbonsäuren anstellen. Ver¬ 
suche, in solcher Weise Trennungen unter den Proteinspaltungsprodukten aus¬ 
zuführen, sind von den Verfassern begonnen worden. Dohm . 

432) Ackermann, D. Ein Fäulnisversnch mit Arginin. Aus d. physiol. Inst, 
d. Univ, Marburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 305—-315.) 

Die unter dem Namen »Putridin« als Fäulnisprodukt des Pankreas beschriebene 
Base hat sich als identisch erwiesen mit der tf-Aminovaleriansäure. Verfasser 
suchte vergeblich dieses als Fäulnisprodukt bekannte Produkt aus faulender 
Guanidin-a-aminovaleriansäure, dem Arginin, darzustellen. Wohl aber ließ sich aus 
faulendem rechtsdrehenden Arginin optisch inaktives Ornithin gewinnen. Dohm . 


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Referate. 


225 


488) M&rohlewski, L. Zur Chemie des Blutfarbstoffs. (IX. vorläufige Mit¬ 
teilung.) (Ztschr. £ physiol. Chemie 1908, Bd. 66, S. 316—320.) 

Nach Küster soll im Hämopyrrol ein Gemisch von zwei Substanzen vor¬ 
liegen, die in engster genetischer Beziehung zu einander stehen. Eine Aufklärung 
ist äußerst kompliziert, da z. B. aus dem Rohhämopyrrol fünf verschiedene Azo¬ 
farbstoffe zu gewinnen sind. Sicher scheint dem Hauptprodukt des Hämopyrrol 
die Formel CgHuN zuzukommen und sein Oxydationsprodukt Methyläthylmalein- 
imid zu sein. Dohm. 


484) Babkin, B. P. u. Sa witsch, W. W. Zur Frage über den Gehalt an 
festen Bestandsteilen in dem auf verschiedenen Sekretionswegen erhaltenen 
pankreatischen Saft. Aus dem physiol. Labor, d. kaiserl. Mil.-Med. Akad. in 
St. Petersburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 321—342.) 

Die Eigenschaften der Säfte, welche vom Pankreas unter dem Einfluß von 
verschiedenen Erregern, hauptsächlich von Nahrungssubstanzen abgesondert 
werden, sind bisher nur an Hunden mit chronischer Pankreasfistel festgestellt 
worden. Verfasser bestimmen den Gehalt an festem Rückstand im Saft auf jeden 
einzelnen Erreger hin und zwar im akuten Experiment nach der Methode von 
J. P. Pawlow. Bei der Reizung der Nn. vagi wird ein an festen Bestandteilen 
sehr reicher Saft sezemiert (7,430 °/ 0 ), dessen schwankende Zusammensetzung 
nicht nur von einer Sekretionsgeschwindigkeit, sondern auch durch eine Ver¬ 
armung an löslichen festen Stoffen bedingt ist. Eingießungen von 0,5-proz.HCl 
in das Duodenum liefern einen Saft mit bedeutender geringer Menge an festen 
Bestandteilen, sowohl im akuten Experiment wie bei einer chronischen Fistel. 
Herabgesetzte Konzentration der eingeführten HCl setzt den Saftstrom bedeutend 
herab, ohne seinen Gehalt an festen Stoffen wesentlich zu beeinflussen. Immobi¬ 
lisierung der Tiere intravenös durch Chloralhydrat, das auf die sekretorischen 
Nerven des Pankreas ohne Einfluß ist, und Eingießen von HCl liefert ebenfalls 
Saft mit niedrigem Gehalt an festen Teilen (1,670 °/ 0 ). 

Auf »Sekretin« ist der feste Rückstand größer (2,940 °/ 0 ) als auf Säure. Wird 
zur Reizung durch Eingießen von 0,6-proz. HCl die Reizung des Nn. vagi hinzu¬ 
gefügt, also Säure -f Nerven, so vergrößert sich der Gehalt an festen Teilen um 
aas doppelte (1,110 °/ 0 zu 2,286 °/ 0 ) bei gleicher Sekretionsdauer. Verfasser ziehen 
den Schluß, aaß die Drüse auf jeden der Erreger durch Produktion eines Saftes 
mit bestimmtem Gehalt an festen Teilen unabhängig von der Sekretionsgeschwin¬ 
digkeit reagiert und zwar enthält der Säuresaft wenig festen Rückstand, der 
Vagussaft dagegen viel. Die Menge des Rückstands steht in umgekehrtem Ver¬ 
hältnis zur Sekretionsgeschwindigkeit. Die Einführung von Seifenlösung als 
Erreger (10-proz. Natr. oleinic.) ergibt einen Gehalt von 4,686 °/ 0 Rückstand, also 
nahmen voraussichtlich die sekretorischen Nerven des Pankreas teil. Milch pro¬ 
duziert Saft mit 6,140 °/o, ebenfalls durch Vermittlung von Nerven, während 
Fleisch 2,486 °/ 0 und Brot 2,700 °/ 0 feste Teile enthaltenden Saft liefert, also die 
Salzsäure bei beiden die Hauptrolle spielt. Dohm. 

486) Rosenberger, Franz. THw Verfahren zum Nachweis von Inosit in 
tierischen Geweben und Flüssigkeiten. Aus d. med. Universitätspoliklinik in 
Heidelberg. (Ztschr. f. physiol, Chem. 1908, Bd. 66, S. 373—377.) 

Der Gang des Verfahrens muß im Original eingesehen werden. Frisch ge¬ 
tötete Kaninchen enthalten kein Inosit, sie werden inosithaltig während einer 
Autolyse, ebenso Rindfleisch. Es liegt also kein fertiger Ringzucker vor, sondern 
eine »inositogene« Substanz. Sie läßt sich in der Milch nachweisen, gleichfalls 
m der menschlichen Placenta und im Hühnerei; hier neben fertigem Inosit. 

Dohrn. 

486) Lawrow, D. Zur Kenntnis der Koagulosen. 1XL Mitteilung. Aus d. 
pharmkoL Institut d. Universität Juijew. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, 
S. 343—362.) 

Aus Eieralbumin nach dem Verfahren von Hopkins und Pincus werden 
die Koagulosen nach dem Typus der Albumosen imd dem Typus der Polypep¬ 
tide erhalten. Die in Fraktionen geteilten Koaprodukte werden analysiert, auf 


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Reaktionen geprüft und nach Hydrolisierung die mit Phosphorwolframsäure fäll¬ 
baren Teile bestimmt. Sie sind verschieden zusammengesetzt, ihr Gehalt an N 
ist teils gering. Die Frage nach der chemischen Individualität läßt Verfasser offen. 

Dohm . 

437) Habermann, J. u. Ehrenfeld, R. Zur Kenntnis des Zigarrenrauches. 

Aus d. Labor, f. allgem. u. anal. Chemie der k. k. techn. Hochschule in Brünn. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 363—372.) 

Es ist nicht erwiesen ob der Schwefelwasserstoff als solcher oder als Schwefel¬ 
ammonium im Rauch enthalten ist 0,02 °/ 0 S im Rauch werden im Durchschnitt auf das 
Gewicht der lufttrocknen Zigarre berechnet. Der Gehalt an NH S schwankt be¬ 
deutend (0,01—0,72°/ 0 ). Nikotin geht bei österreichischen Zigarren nur wenig in den 
Rauch über; die Zigarre enthält davon im Durchschnitt l,03°/ 0 —1,52°/ 0 , der Rauch 
0,01 °/ 0 und der Stumpf 3,2°/ 0 —4,71°/ 0 . In den Stumpfen vermehren sich außer¬ 
dem die Stickstoff basen um 118—325 % auf ihrer! mittleren Nikotingehalt be¬ 
rechnet Die Anhäufung von Stickstoffbasen soll mit dem Eiweißgehalt der je¬ 
weiligen Sorte in Zusammenhang stehen. Dohm . 

438) London, E. S. Zum Chemismus der Verdauung im tierischen Körper, 
xvn. Mitteilung. Zur Verdauung und Resorption basenreicher Eiweißsub¬ 
stanzen im Darmkanal. Aus d. patholog. Lab. d. k. Inst für experim. Med. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 378—383.) 

Bei Fütterung basenreicher N-Substanzen (Leim und Histon aus Thymus) be¬ 
stehen die Verdauungsprodukte von Jejunum und Ileum neben wenig Arginin 
in der Hauptmasse aus komplizierteren Spaltungsprodukten, die durch Tannin 
fallen. Resorption bei Leimfütterung findet hauptsächlich in den tieferen Dünn¬ 
darmteilen statt, die am Ende des Dünndarms bei sehr reicher Sättigung sogar 
ziemlich vollkommen (93 °/ 0 ) ist. Je größer die Menge des verfütterten Leims 
desto bedeutender ist die absolute Menge der in den Dickdarm übergehenden 
N-Substanzen. Dohrn. 

439) London, E. S. XVH1. Mitteilung. Die Bedeutung der Mundaufnahme 
des Futters für die Magenverdauung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1808, Bd. 5$, 
S. 384—387.) 

Die Entleerung (resp. wahrscheinlich auch Verdauung) eines durch eine 
Fistel bei verdeckter Schnauze mäßig gefüllten Magens eines Hundes geschieht 
ungleichmäßig und mit Beschleunigung in den ersten 6 Stunden und zwar 15°/ 0 , 
33°/ 0 und 65°/ 0 von 2 zu 2 Stunden. Bei unverdeckter Schnauze, also bei 
möglichen äußeren psychischen Reizen tritt keine Änderung in der Beschleunigung 
ein. Erst bei direkten Reizen (Fütterung per os, Geschmacksempfindung una 
bedeutendere Magensaftabsonderung) wird die Magenentleerung um 1—2 Stunden 
beschleunigt. Dohrn . 

440) London, E. S. u. Sulima, Th. XIX. Mitteilung. Verdauung und 
Resorption des Fleisches im Darmkanal. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, 
S. 388—393.) 

Versuche an vier Hunden mit Fisteln im Jejunum, in der Mitte des Ileum, 
eine Handbreit von der Ileocoecalklappe und 2—3 cm davon. Die Gesamt- 
chymusmenge nimmt mit jeder Stunde der Verdauung ab, ebenso die Intervalle 
zwischen den peristaltischen Durchstößen des Chymus durch die einzelnen Darm¬ 
abschnitte je nach der Entfernung vom Pylorus. Der Chymus wird dabei immer 
dickflüssiger und mehr und mehr abgebaut. Die Konzentration während der Re¬ 
sorption der Verdauungsprodukte ist an verschiedenen Dannabschnitten verschieden. 
Die Versuche werden an Polyfistelhunden wiederholt werden Dohm . 

441) London, E. S. u. Sandberg, F. XX. Mitteilung. Zur Kenntnis der 
Verdauungs- und Resorptionsgesetze im Magendarmkanal. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 56, S. 394—403.) 

Verfasser verfüttern Gliadin als Eiweißart mit höchstem Glutaminsäuregehalt 
an einen Hund, bei dem die Fistel ungefähr 100 cm vom Coecum entfernt ange¬ 
legt war. Aus der Menge an Glutaminsäure, die quantitiv in den Fistelexcretionen 


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BeforaW. 


2tl 


X —-.--—-- 

bestimmt wird, läßt sich die Differenz zwischen verdautem und resorbiertem 
Gliadin berechnen. Es ergibt sich, daß ganz unabhängig der zugeführten Menge 
ein beständiger Prozentsatz des verfütterten Gliadins verdaut und auf jeden be¬ 
stimmten Teil des Darmtraktus dieser Prozentsatz zur Resorption gelangt. Die 
absoluten Mengen des verdauten und resorbierten Eiweißes wachsen mit der 
Menge des verfütterten Gliadins, ebenso wie die N-haltigen Substanzen der Säfte 
die den Chymus bis zum Deum begleiten. Dohm. 

442) London, E. S. XXI. Mitteilung. Weitere Untersuchungen über die 
Verd&uungs- und Resorptionsgesetze im Magendarmkanal des Hundes. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 404—407.) 

Es wird nicht nur an den Ileumfistelhund (XX. Mitteilung), sondern auch an 
einen üeocoecalfistelhund Eieralbumin verfüttert, als Eiweiß, das im Hunde¬ 
magendarmkanal äußerst schwer verdaut wird. 

Es ergibt sich dieselbe Gesetzmäßigkeit wie für Gliadin. In den tieferen 
Teilen findet, wenn auch keine weitere Verdauung des unveränderten Teiles, 
so doch eine Resorption des schon verdauten Eieralbumins statt. Dohm. 

448) Dobrowolskaja, N. A. XXII. Mitteilung. Die Bedeutung des Blutes 
für die Magenverdauung. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 408—416.) 

Magenfistelhunden wird ca. 1 / 8 der Gesamtmenge an Blut entzogen und 
sofort darauf Fleisch gereicht. Die N-Bestimmung des nach drei Stunden entleerten 
Mageninhalts zeigt, daß die Menge des im Magen zurückgebliebenen N 9—10 mal 
mehr als gewöhnlich ist. Dies wird durch die Blutdruckerniedrigung und auch 
Schwächung der sekretorischen Nervenfunktion des Magens erklärt. Erneutes 
Füttern und Leerung des Magens nach weiteren drei Stunden erweist, daß die 
zurückgebliebene Menge noch immer tibernormal ist. Auch die chemische Zu¬ 
sammensetzung des Blutplasmas spielt bei der Wirkung des Blutes auf die Tätig¬ 
keit des Magens eine Rolle* Dohm. 

444) Krimberg, R. Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. Über 
die Beziehung des Oblitins zum Camitin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 56, S. 417—424.) 

Es gelang einen Zusammenhang zu finden zwischen den Basen Camitin und 
Oblitin aus Liebigs Fleischextrakt: Das Oblitin ist ein Diäthylester des Camitins 
und ließ sich aus dem Camitin gewinnen. Vermutlich ist das Oblitin im Fleisch¬ 
extrakt nicht als Bestandteil enthalten, sondern ein bei der Verarbeitung ent¬ 
standenes künstliches Produkt. Verfasser wirft die Frage bezügl. der Entstehung 
des Camitins im Organismus und seine Bedeutung im Stoffwechsel auf: möglicher¬ 
weise ist die Bildung synthetisch und die 0-Oxybuttersäure indirekt beteiligt. 
Er folgert, daß diese Säure auch vom normalen Organismus produziert, aber 
sofort fast gänzlich zur Camitinsynthese verwandt wird und daß hier beim 
Diabetiker Funktionsstörungen vorliegen. Dohm . 

446) Lifschütz, J. Eine Spektralreaktion auf Oleinsäure. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 56, S. 446—452.) 

Ein Tropfen Oleinsäure in 3—4 ccm Eisessig gelöst, mit einem Tropfen 
lOproz. konzentrierter Chromsäurelösung in Eisessig versetzt, wird mit 10—12 
Tropfen konzentrierter H a S0 4 vermischt und stehen gelassen. Diese Lösung 
zeigt im Spektrum vor allem ein ziemlich tief dunkles, breites Adsorptionsband 
in Grün dicht an Blau. Oleinsäure sowie Oleinglyceride sind selbst bei Gegen¬ 
wart großer Mengen Fettsäuren, die für sich diese Reaktion nicht geben, quantitativ 
zu ermitteln. Diese Spektralreaktion hat eine Empfindlichkeit von 1: i 0,000 
bis 1:16,000. Im offizineilen Ricinusöl wurde 0,6—0,8 °/ 0 an Oleinsäure nachge¬ 
wiesen. Geschmolzene Trichloressigsäure mit Oleinsäure ruft direkt die gleiche 
Reaktion im Spektrum hervor. Dohrn. 

446) van Herwerden, M. Zur Magenverdauung der Fische. Aus dem 

physiol. Labor, d. Universität Utrecht. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, 
S. 453—494.) 

Die Natur der Säure im Magensaft der Fische war zweifelhaft, nachdem 
Weinland die Möglichkeit geäußert hatte, daß die anwesende Säure eine 


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Reimte. 


organische sei. Verfasser glaubt die Gegenwart von HCl einwandfrei erwiesen 
zu haben, wenn auch bei Destillation des reinen Saftes anfangs Ameisensäure über¬ 
gehe, die jedoch keinen Hauptbestandteil des Saftes bilden könne. Die Extrakte 
der Pars pylorica zeigen deutliche peptische Wirkung. Labwirkung läßt sich im 
Magenschleimhautextrakt nachweisen, während ein diastatisches Enzym im sauren 
Magensaft fehlt, im Gegensatz zu Weinland, der im alkalischen Magensaft als 
auch im alkalischen Schleimhautextrakt positive Resultate fand. Versuche über 
Fettresorption mittels Olivenöl und Eidotteremulsion in der Magenschleimhaut 
waren positiv; in der Submucosa und zwischen der Muskulatur, besonders in 
den Lymphgefäßen waren Fettkörner nachweisbar, die bei hungernden Fischen 
niemals nachweisbar waren. Man hat also ein fettspaltendes Enzym in der 
Magenschleimhaut anzunehmen. Dohm . 

447) Tezner, Ernst u. Roska, Johann. Beiträge zur Analyse der Gefrier- 
punktemiedrigung physiologischer Flüssigkeiten. IL Mitteilung. Gefrierpunkt¬ 
erniedrigung von Suspensionen. Aus dem physiol. Inst. d. Kgl. ung. Univ. zu 
Budapest. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 56, S. 495—506!) 

Lösungen mit bestimmter Gefrierpunktemiedrigung erfahren durch Suspension 
fester Teilchen eine Erniedrigung, die umso auffallender ist, je konzentrierter die 
Lösung und je mehr suspendierte Teilchen vorhanden sind. Die Differenz be¬ 
ruht auf der Adsorption, die den gelösten Stoff in den oberflächlichen, sogenannten 
Grenzschichten in größerer Konzentration anhäuft. Die Größe dieser Adsorption 
hängt ab von der Oberflächenspannung, diese wieder von der Konzentration der 
verschiedenen gelösten Stoffe, aber nicht im Verhältnis zu ihrer osmotischen 
Konzentration, woraus sich erklärt, daß in Suspensionen die Gefrierpunktemiedri¬ 
gung keine einfache Funktion der osmotischen Konzentration ist Also darf aus 
der Erniedrigung des Blutes und der Milch nicht auf die Konzentration des 
Plasmas resp. der Magermilch gefolgert werden. Im Filtrat einer Suspension ist 
die Erniedrigung gleich oder größer als in der Suspension, je nachdem die 
Filtration mehr oder weniger vollständig zu Ende geführt ist. Dohm . 


Experimentell-klinisehe Untersuchungen. 

448) Schumacher, Georg. Über die Resorptionsfähigkeit der tierischen 
Haut für die Salizylsäure und ihr Natriumsalz. Arbeiten aus der med. Veterinär¬ 
klinik der Univ. Gießen. (Inaug.-Diss. Gießen 1908, 48 S.) 

Die intakte Haut des Pferdes, Rindes, Hundes und Kaninchens ist für die 
Salizylsäure sowohl in Salbenform als in alkoholischer Lösung permeabel. 
Natrium salicylicum wird weder in Salbenform, noch in spirituöser Lösung von 
der intakten Haut genannter Tiere resorbiert. Die resorbierte Salizylsäure er¬ 
scheint, wenn sie in Zusammensetzung mit Adeps suillis und Lanolin als Salbe 
oder in alkoholischer Lösung appliziert wird, durchschnittlich nach 2 Stunden 
schon im Harn. Die Ausscheidung der Salizylsäure, in Salbenform appliziert, 
hält ungefähr zwei Tage lang an. Wird die Salizylsäure in spirituöser Lösung 
auf die Haut gebracht, so geschieht ihre Eliminierung schneller. Die geringste 
Menge der in Salbenform eingeriebenen Salizylsäure, die sich noch im Ham 
nachweisen läßt, beträgt beim Kaninchen 0,2, beim Hund 0,3, beim Rind 0,3, 
beim Pferd 0,5 g; in spirituöser Lösung beim Hund 0,15, beim Rind 0,16, 
beim Perd 0,5 g. (Gießen 1908.) Fritz Loeb. 

449) Loth, Willi. Einige Beobachtungen über den Einfluß von Bakterien 
auf Di&stase und Ptyalin. (Diss. Würzburg 1908, 29 S.) 

1. Die Wirkung der Diastase erleidet unter dem Einfluß der Wärme keine 
erhebliche Einbuße. 

2. Vierundzwanzigstündige Bebrütung mit Bact. fluorescens und Bact. vulgare 
vermögen die Wirkung der Diastase herabzusetzen. 

3. Achtundvierzigstündige Bebrütung mit diesen Bakterien vermindert die 
Zuckerbildung noch stärker. 


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Re fe rate. 


229 


4. Vierundzwanzigstündige Bebrütung mit geringen Mengen von Kot und 
faulem Fleisch bewirken eine Verminderung in der Zuckerbildung. 

5. Achtundvierzigstündige Bebrütung mit Kot und faulem Fleisch zeigt eine 
Erhöhung der Zuckerwerte. 

6. Die Erhöhung der Zuckerwerte bei einer Bebrütung mit Kot und faulem 
Fleisch beruht auf einem vom Kot und faulem Fleisch gelieferten diastatischen 
Ferment — vielleicht bakteriellen Ursprunges. 

Die Beobachtungen über den Einfluß von Bakterien auf Ptyalin haben er- 

S eben, daß das Bact. vulgare und fluorescens in der kurzen Zeit von drei Stunden 
ie Fähigkeit des Ptyalins ein wenig zu hemmen scheinen, daß dagegen das 
faule Fleisch und der Kot durch ein von ihnen geliefertes diastatisches Ferment 
die Zuckerbildung erheblich fördern. Fritz Loeb . 

450) Borch&rdt, L. Die Hypophysenglykosurie und ihre Beziehung zum 
Diabetes bei der Akromegalie. Pharm. Inst., Königsberg. (Ztschr. f. klin. Med. 
1908, Bd. 66, S. 332.) 

Durch subkutane Injektion von Hypophysenextrakt läßt sich beim Kaninchen 
in einer großen Reihe von Fällen eine leichte Glykosurie erzeugen; beim Hund 
ist das nun ausnahmsweise der Fall. Der Hypophyseextrakt besitzt, wie Adrena¬ 
lin, mydriatische Wirkung auf das Froschauge, gibt aber nicht die für Adrena¬ 
lin charakteristische Eisenchloridreaktion. Ob die mydriatisch wirkende Substanz 
des Hypophyseextraktes identisch ist mit der Glykosurie erzeugenden Substanz 
hat Verfasser nicht untersucht — Verfasser gibt eine Zusammenstellung der bis¬ 
her beobachteten Fälle von Hypophysenerkrankung, bei denen auf das Vorhanden¬ 
sein von Zucker geachtet wurde (176 Fälle). Daraus geht hervor, daß die Gly¬ 
kosurie (ev. auch nur alimentäre Glykosurie) eine nahezu regelmäßige Begleit¬ 
erscheinung bei diesen Erkrankungen darstellt. Verfasser glaubt, wenn sich auch 
aus seinen Tierversuchen nicht viel schließen läßt, daß die Glykosurie bei Hypo¬ 
physiserkrankung auf Hyperfunktion dieser Drüse beruht Schnua . 

451) Adler, M. Beiträge zur Frage der Fettresorption unter pathologi¬ 
schen Verhältnissen beim Menschen und Tier. Poliklin. Inst., Berlin. (Ztschr. 
f. klin. Med., 1908, Bd. 66, S. 302.) 

Von den Extraktionsmethoden findet Verfasser die Rosenfeldsche Chloro¬ 
formmethode der Äthermethode gleichwertig. Die vorgenommenen Stoffwechsel¬ 
versuche haben ergeben, daß durch Alkalien (Karlsbader Mühlbrunnen) bei 
Magen-Darmerkrankungen die Spaltung der Fette günstig beeinflußt wird. Von 
derselben Zufuhrmenge von gebratenem Speck wird im erkrankten Darm mehr 
gespalten, als von rohem Speck. Pankreon beeinflußt bei Diarrhoen sowohl die 
Spaltung, als auch die Resorption von Fetten günstig. Schmid. 

452) Heinsheimer. Experimentelle Untersuchungen über die Resorptions¬ 
kraft des Darmes bei Überernährung und Muskelarbeit. Aus dem tierphysio¬ 
logischen Institut der iandwirtschaftl. Hochschule in Berlin. (Med. Klinik 1908, 
Nr. 60, S. 1915—1916.) 

An gesunden gut fressenden Hunden wurden drei Versuchsreihen angestellt, 
um die Frage zu studieren, ob Überernährung an sich und mit Muskelarbeit 
kombiniert die Ausnutzung der Nahrung im Darme beeinflußt. Zur Überernährung 
wurde in den ersten zwei Versuchsreihen Reis und Schweineschmalz in erhöhten 
Mengen gegeben, während in der dritten Versuchsreihe kein Reis und an Stelle 
des Schweinefettes das schwer schmelzbare, daher weniger leicht verdauliche 
Hammelfett trat. Zur Muskelarbeit wurde zweimal täglich einstündiges Laufen 
in der Zuntzschen Tretbahn gewählt 

Als Resultat der Versuche ergab sich die Tatsache, daß die Verdauungs¬ 
energie des Darmes durch eine förderte Muskelarbeit keineswegs geschädigt 
werden muß, wie man dies anzunehmen gewöhnt ist; vielmehr kann gerade bei 
starker Überernährung die Resorption, speziell des Fettes, durch gleichzeitige 
Muskelarbeit wesentlich gefördert werden. . Meinertz . 


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230 


.Referate. 


463) Bauer, Koloman. Der chemische Nachweis der degenerierten Nerven¬ 
krankheiten. Aus d. Lab. der chem. Landesanstalt in Budapest. (Hofm. Beitr. 
z. Physiol. Bd. 11, Heft 11 und 12, S. 602—614.) 

Es gelang nach der Methode von Filippi im Ham Trimethylamin zu 
isolieren und identifizieren. Als Ursache der Zunahme dieser Methylaminaus¬ 
scheidung wird gesteigerter Lezithinzerfall im Organismus angenommen. Das¬ 
selbe scheint auch bei körperlicher Arbeit und nach dem Genuß alkoholischer 
Getränke zu gelten. Die Menge des ausgeschiedenen Trimethylamin ist von 
der Krankheitsform abhängig und beträgt im Durchschnitt bei Tabes 51, bei 
Myelitis 69 und bei Paralysis progressiva 37 mg, gegen ca. 16 mg unter normalen 
Bedingungen. Dohm. 

454) Jochmann, G. u. Lockemann, G. Darstellung und Eigenschaften des 
proteolytischen Leukozytenferments. Aus d. kgl. Inst, für Infekt-Krankh. u. 
der Infekt-Abt. des Rud. Virchow-Krankenhauses. (Hohn. Beitr. z. Physiol., Bd. 

11, Heft 11 und 12, S. 449—467.) 

Das aus menschlichem Knochenmark, wie aus Milz und Eiter gewonnene 
Ausgangsmaterial wurde nach der Autolyse einer Alkohol-Ätherfällung, Extraktion 
mit Glyzerin und nochmaliger Alkoholfällung unterworfen. Verfasser erhielten 
auf diese Weise ein hygroskopisches, braunes, leicht lösliches Pulver, welches 
das Ferment enthielt Löfflersches Serum, Fibrinflöckchen, Kasein bei alkalischer* 
Reaktion, sowie Peptonlösung wurden durch die Fermentlösung gut verdaut; 
bei letzterer wurden alle bei der Verdauung durch Pankreatin erhaltenen 
Spaltungsprodukte nachgewiesen. Bei 70—75° wird das Ferment zerstört. Im 
Eiter und eingelegten fermenthaltigen Organpräparaten zeigt sich gegenüber 
Formalin und anderen Reagentien auffallende Resistenz. Ein wirksames Anti¬ 
ferment ließ sich auf gleiche Weise erhalten. Dohm. 

456) Pauli, Wolf gang und Handovsky, Hans. Untersuchungen über phy¬ 
sikalische Zustandsänderungen der Kolloide. Aus d. biolog. Versuchsanstalt in 
Wien, physikaL-chem. Abtlg. (Hofm. Beitr. z. Physiol., Bd. 11, Heft 11 und 

12. S. 416 bis 448.) 

Salzionen treten mit amphoterem Eiweiß zu Adsorptionsverbindungen zu¬ 
sammen, wobei die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Eiweißes mar¬ 
kante Veränderungen erfahren. Neutralsalze erhöhen den Koagulationspunkt 
schon bei sehr niedriger Konzentration. Die Salzhemmung fuhrt nur zu einem 
Ausbleiben des sichtbaren Zusammenflockens, nicht aber der Denaturierung. 
Die Erklärung liegt wohl darin, daß Neutralsalze, die an sich die Viskosität von 
reinem Wasser erhöhen, die innere Reibung von amphoterem Eiweiß erniedrigen. 
Als weitere Stütze einer Adsorptionsverbindung mag gelten, daß einzelne Nicht- 
elektrolyte die Hitzegerinnung nur wenig hemmen, wobei auch die Herab¬ 
setzung innerer Reibung nahezu völlig ausbleibt. Bei nicht neutralen Salzen 
tritt eine Behinderung der Hitzegerinnung, zugleich aber auch eine relativ 
höhere Reibung ein. Dohm. 

456) Reale, E. Brevi note di Chimica clinica. (Kurze Bemerkungen über 
klinische Chemie.) (La Nuova Riv. Clin. Ter., Juliheft 1908.) 

Reale beschäftigt sich mit dem Nachweise der Azetonkörper im Urin und 
bedient sich dabei der von Jackson-Taylor zum Azetonnachweise empfohlenen 
modifizierten Nitroprussidreaktion von Legal. — Reale ist überzeugt, daß damit 
nicht die Gegenwart von Azeton, sondern von der Äthyldiacetessigsäure auf¬ 
gedeckt wird: 100 ccm 8 Harn (der außer der Nitroprussidreaktion auch jene 
von Gerhardt und von Arnold bietet) werden zur Hälfte eingedampft, der 
übrige Teil der Flüssigkeit wird filtriert, davon werden 10 ccm mit ebensoviel 
destilliertem Wasser versetzt. In diesem so verdünnten Filtrate fehlen alle drei 
obenbezeichneten Reaktionen, und das gleiche wird in weiteren 10 ccm des 
verdünnten Filtrates mit ebensoviel der eingedampften ursprünglichen Flüssigkeit 
dargetan. Dieser ist stark azetonhaltig, gibt jedoch mit der Nitroprussidnatrium- 
und Ammoniakprobe eine kaum merkbare Reaktion. — 

Es ist klar, daß durch diese Probe nicht die Gegenwart von Azeton, son- 


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Referate. 


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dem die der Äthyldiazetessigsäure im Urine festgestellt wird. — In besagter 
Arbeit beschäftigt sich Reale auch mit dem Nachweise und der Bestimmung 
sehr geringer Zuckermengen im Harne. Die Schwierigkeiten, die sich einer 
leichten und sicheren Zuckerbestimmung entgegenstellen, sind (die Gegenwart 
pathologischer Komponenten oder solche heterogener Natur ausgenommen) zwei¬ 
facher Natur: 1. die Gegenwart anderer reduzierender Substanzen im Urine; 
2. die Gegenwart von Substanzen, die die reduzierende Wirkung kleiner Zucker¬ 
mengen stören. Reales Vorgang ist nun folgender: In 50 ccm Urin werden 
2 g von schwefelsaurem Magnesium aufgelöst: man setzt etwas Natronlauge 
(D =1.110 bei 15° C.) zu und filtriert nach einigen Minuten, nachdem man 
das Gemisch gut geschüttelt hat. Das Filtrat wird mit den gewöhnlichen 
Reaktionen behandelt, die immer recht anschaulich und klar, auch bei sehr ge¬ 
ringer Zuckermenge, ausfallen. 

Auf diese Weise werden ganz oder fast ganz aus dem Harne ausgeschaltet: 
Mucin, Pus, Blut, die Gallenfarbstoffe, das Uroerythrin, die Pigmente von Senna, 
Rhabarber usw. Damit können ab und zu selbst kleinste zhickermengen be¬ 
stimmt werden; und dies namentlich, wenn der Ham nicht übermäßig gefärbt 
ist, oder noch besser, wenn er blaß aussieht. 

Die Bestimmung geschieht nach der gewöhnlichen Fehlingschen Methode 
unter Heranziehung des auf die oben angegebene Weise erhaltenen Filtrates. 
Nach der Endreaktion multipliziert man die Zahl der ccm des Filtrates mit 5 
und dividiert das Produkt durch 6, um die Hammenge zu erhalten, die jener 
entspricht, die zum Filtrate verwendet wurde. 

Angenommen, man hätte 18 ccm Filtrat gebraucht, um 10 ccm Fehling¬ 
scher Lösung zu reduzieren, so wäre der entsprechende Urin gleich 

6 90 K 

18 X - = — = 16 ccm. 

6 6 

Die Bestimmung der in einem Liter Urin enthaltenen Zuckermenge geschieht 
wie gewöhnlich nach dem Erfahrungssatze, daß 10 ccm Reagens von 0,05 g 
Zucker reduziert werden. 


16 : 0,05 :: 1000: x — x = rr = 3,38. t 

16 Plxtek . 

467) Coppioli, Guerra. La funzionalitä del fegato nei vecchi provata col 
levulosio. (Die Lebertätigkeit der Alten mit Lävulose geprüft.) Sitzungsbericht 
der Accad. Med. Fis. zu Florenz am 4. VI. 1908. (Lo Sperimentale 1908, Heft 3.) 

Guerra Coppioli prüfte die Lebertätigkeit bei zehn alten Leuten mit 
Lävulose und fand, daß bei neun letztere in größerer oder geringerer Menge 
unverändert im Harne wiedererschien und schloß daraus, daß, unabhängig von 
jeder krankhaften Veränderung wegen der einzigen und einfachen Tatsache der 
Senilität, und im direkten Verhältnisse zum Grade dieser, die Leber in ihrer 
Tätigkeit alteriert erscheint. Flttek. 


Klinisches. 

468) Feer, E. Zur Klinik und Therapie des konstitutionellen Säuglings- 
ekzems. Aus der Kinderklinik zu Heidelberg. (M. M. W. Jan. 1909, Nr. 3.) 

Das chronische Ekzem der Säuglinge ist keine reine Hautkrankheit, sondern 
es beruht auf einer Konstitutionsstörung; es wird hauptsächlich durch 2 Momente 
beeinflußt, durch eine angeborene Anlage und durch die Ernährung. Verfasser 
unterscheidet 2 Formen von Ekzem: das nässende krustöse Kopfekzem, das be¬ 
sonders bei fetten oder pastösen Kindern vorkommt, und das disseminierte 
trockene Ekzem, das mehr blasse, welke Kinder betrifft. — Bei der Behandlung 
der Ekzeme hat die äußere Therapie nur eine unterstützende Aufgabe; den 
wirksamsten Einfluß auf das Ekzem gewinnen wir durch die Emährungstherapie, 
deren Prinzipien Feer folgendermaßen zusammenfaßt: milcharme, sehr knappe 
Diät, mit Zugabe von Mehl, mit Ausschluß von Ei und Fleischbrühe, gibt beim 
Kopfekzem meist sehr gute rasche Heilerfolge. Bei älteren Säuglingen und in 


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Referate. 


den folgenden Jahren empfiehlt sich möglichst Zugabe von Obst und Gemdse, 
eventuell rein vegetabile Kost Beim disseminierten Ekzem sind die Erfolge 
viel weniger sicher. Die Ernährung mit Finkeisteinsuppe (Med. Klinik, Nr. 67, 
1907), ebenso aber auch mit Molke, heilt in gleicher Weise besonders nässende 
Kopfekzeme; ein Vorteil dieser Methoden vor der Emährungsart mit sehr knapper 
Zuftihr von Vollmilch und Ergänzung durch Mehl und Vegetabilien ist bis jetzt 
nicht erwiesen. — Der sogenannte Ekzemtod beruht wohl auf dem Status lympha- 
ticus. M. Kaufmann. 

469) Kr ecke (München). Die chirurgische Behandlung des Morbus Basedowii. 
(M. M. W., Jan. 1909, Nr. 1.) 

Bericht über die Operationsergebnisse in 17 Fällen von Basedow. Ein Fall, 
bei dem in einer Sitzung die doppelseitige Exstirpation vorgenommen wurde, 
starb; bei den übrigen wurde nur einseitig operiert, in 3 Fällen mußte allerdings 
später durch eine Nachoperation auch die andere Seite entfernt werden. Die 
Operation war im allgemeinen erfolgreich, 7 Patienten bezeichneten später ihr 
Befinden als sehr gut, 6 als gut und 3 als wesentlich gebessert. Am wenigsten 
wurde der Exophthalmus gebessert, während die Herzbeschwerden, die nervösen 
Symptome und ganz besonders die Leistungsfähigkeit in den meisten Fällen 

f einstig beeinflußt wurde. Blutuntersuchungen bei Basedow bestätigten in einigen 
ällen die Befunde von Kocher (Vermehrung der Erythrocyten, Verminderung 
der Leukocyten, besonders der Polynukleären, bei Vermehrung der Lympho- 
cyten), in anderen Fällen war jedoch nichts Abnormes zu finden. 

M. Kaufmann. 

460) Pfannenstiel, S. A. Über Polyzythaemie. Aus der inneren Abt. des 
allg. Krankenh. zu Malmö. (Zentralbl. f. d. ges. Ther., Jan. 1909, Nr. Id 

Lediglich Zusammenstellung der bisherigen Beobachtungen. M. Kaufmann. 

461) Zoemseen, 0. (Wiesbaden). Heilung de« Ischias. (Ztschr. f. physik. 
und diät Ther., Bd. 11, 1907/08, H. 11, Febr. 1908, S. 678.) 

Neben der Diagnose muß die Ursache festgestellt werden. Bei hamsaurer 
Diathese muß diätetische Behandlung platzgreifen; bei luetischer Tabes Inunktions- 
kur. Nach Ansicht des Autors gibt es nur eine lokale Methode, die die Hyper¬ 
ästhesie mildert und die Nerven entlastet, ohne sie gleichzeitig zu schädigen; 
warme Dusche mit Massage im warmen Bade. Ein tüchtiger Masseur läßt die 
warme Dusche unter gleichzeitiger Massage auf den ganzen Lauf des Ischiadicus 
des im warmen Bade sitzenden Kranken einwirken. K. Bomstein. 

462) Beerwald (Bad Altheide und Berlin). Aphorismen zur Therapie der 
Chlorose. (Ztschr. f. physik. und diät Ther., Bd. 11, 1907/08, H. 12, März 1908, 
S. 711.) 

Die Behandlung der Chlorose stellt uns die Aufgabe: 1. in den Körper durch 
Pflege der Haut, durch maßvolle Gymnastik, durch die Diätetik, durch Kohlen¬ 
säurebäder und durch klimatischen Einfluß eine Anregung hirieinzutragen, welche 
seiner für die Blutbildung so spärlichen Energielosigkeit entgegenwirkt; 2. durch 
eine an Vegetabilien und Eiweiß reiche Nahrung dem Körper die Fähigkeit zu 
einem kraftvollen Aufbau und zur Beseitigung der vorhandenen Schwäche zu 
geben; 3. den Stoffumsatz durch eine systematisch geregelte Tätigkeit unter 
sorgfältiger Würdigung der Leistungsfähigkeit des Individuums anzuregen und 
zu fördern. K. Bomstein. 

463) Herz, A. Ein Pall von erworbenem Myxödem. (Wiener med. Wochenschr. 
1908, S. 2080.) 

Das Serum des Kranken wirkte am ausgeschnittenen Froschauge mydria- 
tisch. Nach Zufuhr von Schilddrüsentabletten, im ganzen 66,1 g, besserte sich 
der schwere Zustand des Patienten und war nach zwölfwöchentlicher Kur ge¬ 
schwunden. 

Das Körpergewicht sank von 101,6 kg auf 87,6 kg. Die Assimilationsgrenze 
des Zuckers sank (vorher 260 g, jetzt 100 g), die mydriatische Serumwirkung 
verschwand; außer dem Chvostekschen Phänomen am rechten Facialis blieb 


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Referate. 


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kein pathologisches Symptom zurück. Interessant ist ferner an dem Fall, daß 
auch der niedrige Stickstoffwechsel nach der Behandlung anstieg. K. Gläßner. 

464) Pribram. Über einen Fall von Tumor hepatis und lienis unbekannter 
Ätiologie. Aus der Med. Klinik in Prag. Prof. v. Jaksch. (Med. Kl. 1908, Nr. 60, 
S. 1908—1910.) 

Mitteilung eines Falles, in dem es sich um Leber- und Milzschwellung, Aus¬ 
scheidung von Leukocyten und Erythrocyten durch den Ham und Leukopenie 
handelte, ein Symptomenkomplex, aus dem auf eine Kombination von Calculosis 
renum und Pyelitis mit einem Morbus Banti geschlossen wurde. In Bezug auf 
die Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden. Meinertz. 

466) Strauß, H. (Berlin). Die Technik der chlorarmen Ernährung. (Ztschr. 
£. physik. und diät. Ther., Bd. 12, 1908/09, H. 1, April 1908, S. 14.) 

Die Chlorentziehungskur hat seit ihrer Empfehlung durch Strauß für die 
Therapie der Nierenkrankheiten große praktische Bedeutung erlangt; sie wird 
auch für Diabetes insipidus und schweren Kompensationsstörungeu bei Herz¬ 
kranken empfohlen. Über die Technik ist im Originale nachzulesen. K. Bomstein. 

466) Boas,. J. (Berlin). Über die Kontraindikationen der Bauohmassage 
bei Krankheiten des Magendarmkanals. (Ztschr. f. physik. und diät Therapie., 
Bd. 12, 1908/09, H. 1, April 1908, S. 30.) 

Der erfahrene Praktiker warnt in dem sehr lesenswerten Aufsatze vor Poly¬ 
pragmasie in der Bauchmassage, verlangt strikteste Indikationsstellung, damit 
Schaden verhütet und die gute Sache nicht durch falsche Anwendung diskredi¬ 
tiert wird. K. Bomstein , 

467) Lenkei, W. D. (Budapest Balaton-Almädi). Die Wirkung der Sonnen¬ 
bäder auf die Temperatur des Körpers. (Ztschr. f. physik. und diät. Therapie., 
Bd. 11, 1907/08, H. 11, S. 654.) 

Die oberflächlichen Schichten des Körpers erwärmen sich bei freier Be¬ 
strahlung mehr als das Körperinnere. Im Durchschnitt aller Fälle ändert sich 
die Temperatur im Rektum während der Bestrahlung des nackten Körpers nicht 
Abnahme der Innentemperatur zeigt sich besonders dann, wenn die Verdunstung 
an der Körperoberfläche durch energische Hautreaktion und reichlichen Flüssig¬ 
keitsgehalt des Organismus oder durch äußere Umstände günstig beeinflußt 
wurde oder, wenn die Körpertemperatur vor dem Sonnenbade enorm hoch war. 
Daraus, daß die Temperatur im Rektum, wenn der Körper im Erwärmen oder 
Abkühlen ist, von der die Achselhöhle oft wesentlich abweicht oder sich mit 
dieser in entgegengesetzter Richtung ändert, folgert der Autor, daß aus der 
Temperatur der Achselhöhle kein weiterer Schluß auf die Innenwärme des 
Körpers gezogen werden dürfe. K. Bornstein. 

468) Plönies. Die gegenseitigen Beziehungen der Menstruation und der 
Magenkrankheiten und ihre Bedeutung für die Diagnose und Therapie. (Boas’ 
Arch., Bd. 14, 1908, H. 6, S. 670.) 

Das Auftreten resp. die Verschlimmerung der für ein Magenleiden charakte¬ 
ristischen lokalen und reflektorischen Reizerscheinungen z. Z. der Menstruation 
ist immer nur die »Folge eines erhöhten Reizzustandes einer gleichzeitig vor¬ 
handenen Magenläsion«. Auch die chemische Funktion des Magens wird nur 
bei bereits bestehendem Magenleiden durch die Menstruation gestört Alle durch 
sie bedingten Beschwerden können nie durch Inangriffnahme des Genitalapparates, 
sondern nur durch Behandlung des primären Magenleidens beseitigt werden. 
Die Beziehungen eines bestehenden Magenleidens auf die Menstruation sind 
nur indirekte auf dem Umwege der Anämie, der Unterernährung und der 
Toxizität. Schlippe. 

469) de Blaai, Dante. L Über den Beweis der hämolytischen Eigenschaft 
des Blutserums von Anchylostomakranken. 2. Über die auxolytischen Eigen¬ 
schaften einiger Menschensera. 8. Über Hämolysine und antihämolytische 
Stoffe im Serum Malariakranker. (Folia serologica, Bd. 1, Heft 1, S. 1—3.) 

Ganz kurzes Autoreferat Gg. B. Gruber . 


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Referate. 


470) Bail, 0. Einiges über Infektion und Infektionskrankheit. (Folia 
serologica, Bd. 1, Heft 2, S. 66—82.) 

Nachdem man zuerst mit der Ätiologie der Infektionskrankheiten vertraut 
geworden, kam man auf Grund empirischer Kenntnisse über Immunität zu aus¬ 
gedehntem experimentellem Studium dieses Gebietes. Man fand aber hierbei auch 
analoge Verhältnisse im Blute, die nicht mehr Bakterien Wirkung waren, und es 
entstand hieraus eine neue Disziplin für sich, die Serologie. Die Frucht all 
der Mühe, die dabei aufgewendet wurde, ist gering. Das biologische Problem 
bei der Betrachtung der Infektionskrankheiten scheint nicht genügend beachtet 
worden zu sein. Dies geschieht durch Klärung des schon Bekannten und Stel¬ 
lung unter einheitliche Gesichtspunkte. Es ist nicht nötig, den Begriff Infektion 
mit dem Begriff Infektionskrankheit in Verbindung zu bringen, sondern viel mehr 
handelt es sich um das Problem der Erklärung der Möglichkeit einer Infektion, 
erst in zweiter Linie um die Möglichkeit der Erkrankung auf Grund einer solchen 
Infektion. — Normalerweise sei jedes lebende organische Gebilde allein im 
Rahmen seiner Funktion vorhanden und sei undurchdringlich, so lange es lebt. Erst 
nach seinem Tode könnten es Pilze und andere kleine Lebewesen durchdringen. 
Dieses Gesetz der Lebensundurchdringlichkeit erleide im Gebiete der Infektionen 
eine Ausnahme, und es frage sich, wie ein »Zugleichsein» zweier Leben in der¬ 
selben Funktionsbreite möglich sei. Zur Beantwortung muß man sehen, ob der 
infizierende oder der infizierte Organismus, oder ob beide von dem Infekte Vor¬ 
teile oder Nachteile davontragen. Hierbei ergeben sich ganze Gruppen, in denen 
1. beide Organismen Vorteile haben (Symbiose), 2. der bewirtete Organismus 
Vorteile hat (eine Reihe tierischer Protozoenerkrankungen), 3. der Wirt den 
Schaden hat (Infektionskrankheiten). Daß bei der 3. Gruppe meist der Tod des 
befallenen Wirtes eintritt, hängt von einer Unvollkommenheit des Bakteriums, 
bezw. des infizierenden Mikrobiums ab, unter der es selbst leiden, ja zu Grunde 
gehen muß, was es hindert zum Ideal der Symbiose zu gelangen. 

Autor läß nun eine Reihe teleologischer Erklärungsversuche darüber folgen, 
was die Bakterien befähigt, Körperschutzkräfte zu überwinden, ohne aber zu 
einer rechten Antwort auf seine Fragen zu kommen. Der weiteren Frage, was 
die Veranlassung für die Bakterien sei, sich einen tierischen Körper zum Lebens¬ 
raum zu wählen, könne man experimentell durch Aufheben der wirksamen 
Schutzkräfte oder durch das Studium der Köiperreaktion bei der Infektion näher 
rücken. Die Schutzkräfte seien einzuteilen in 1. inerte Schutzkräfte (= ange¬ 
borene, äußere Schutzkräfte), 2. aktive Schutzkräfte. Die Infektion ist gelungen, 
sobald der Mikroorganismus ungestört in dem Makroorganismus zu funktionieren 
vermag. Dabei ändern sich aber die Funktionen beider Organismen in posi¬ 
tivem oder negativem Sinne, die Funktionen können einander sogar feindlich 
gegenübertreten und der Ausgang des Kampfes ist der Tod des einen der beiden 
Organismen. Ein eingedrungener Bacillus ist kein indifferenter Fremdkörper, 
auch wenn er nicht endotoxisch wirkt, da er doch regelmäßig als Antigen wirkt. 
Es resultieren Nachwirkungen, die nicht immer günstig sein müssen, wie die 
Erscheinung der Überempfindlichkeit lehrt. Die regelrechten oder die gesteigerten 
Lebensfunktionen des Eindringlings können im Stande sein, den Makroorganismus 
in seinen Funktionen zu beeinträchtigen, ohne daß es nötig ist, daß dieser durch 
ein Gift des Bakteriums gelähmt oder niedergedrückt wird. — Nach der Ver¬ 
schiedenheit der Infektionsart und der Auswahl des Infektionsortes könne man 
die Parasiten wieder einteilen in Nekroparasiten (z. B. Tetanus, Diphtherie, Botu- 
linus), Halbparasiten (z. B. Typhus, Cholera), echte Parasiten (z. B. Tuberkulose, 
Anthrax, Hühnercholera). Aus dieser Gruppierung folgt, daß Infektion und 
Infektionskrankheit geradezu in einem Gegensatz zu einander stehen, die Be¬ 
dingung für die Infektion eine andere sein muß, als die für die Infektionskrank¬ 
heit. Die Infektionskrankheit zerfällt in zwei Teile, 1. in einen aktiven Anteil 
(Funktionssteigerung), 2. in einen passiven Anteil (Funktionsausfall und damit das 
Ausgesetztsein für Vergiftung). Der aktive Anteil kann den passiven verstärken. — 
Beim Zustandekommen der Infektion spielt die Aggressivität eine gewisse Rolle, 
die mit Vergiftung gar nichts zu tun hat. Je geringer die Aggressivität, desto 
größer sei die Toxizität eines Bakteriums. Auf doppelte Art könne das Bak- 


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Referat*. 


235 


terium die Schutzkräfte des Makroorganismus vermeiden; es könne unangreifbar 
sein, oder unangreifbar werden, oder aber es bilde direkte Mittel, die die an¬ 
greifenden Körperstoffe ferne halten, vernichten würden. Das Bakterium brauche 
Aggressivität nur während der Infektion, nicht beim Leben in saprophytischem 
Zustande. Die Aggressivität verschwinde also, wenn das Bakterium auf künst¬ 
lichem Nährboden lebe. An der Aggressinwirkung habe man etwas Spezifisches 
vor sich, nicht dagegen in der Wirkung inaktivierten Serums, das man ex¬ 
perimentell zur Erleichterung einer Infektion eingespritzt. Die Aggressivität sei 
eine Anlage des Bakteriums, eine variable Eigenschaft, habe ihr Substrat viel¬ 
leicht in der Konstitution des Bakterienleibes und trete auf einen Reiz hin im 
Bakterium in Entfaltung. Gg. B. Gruber . 

Immunität» Toxine, Bakteriologisches. 

471) Liebermann, Leo u. Fenyvessy, B61a. Agglutinälö 6s haematolyti- 
kos hatäsn fehäijementes käszitmönyek elö&llittea immunsavöböL (Darstellung 
von agglutinierenden und hämatolytischen eiweißfreien Präparaten aus Immunsera!) 
Hygienisches Institut der Universität Budapest (Magyar orvosi Archivum N. F. 
11. Bd. 1908, S. 239.) 

Die Immunkörper lassen sich aus den mit Immunserum behandelten Schweine¬ 
blutkörperchen durch 1 / lo0 normale, 0,9°/ 0 NaCl enthaltende Salzsäure extrahieren. 
Der braun gefärbte Auszug wird mit Natronlauge neutralisiert, vom entstehenden 
Niederschlag befreit wieder angesäuert und mit sehr reinem Äther ausgeschüttelt. 
Die sauere wässerige Lösung muß wieder neutralisiert werden, wobei abermals 
ein Niederschlag entsteht. Die abfiltrierte Lösung, welche jetzt ganz farblos sein 
muß, enthält die Immunkörper. Sie wird durch Eindampfen im Vakuum vom 
Äther befreit, dann so weit verdünnt, daß ihr Gehalt an NaCl 0,9 °/ 0 beträgt 
Diese Flüssigkeit ist völlig eiweißfrei und zeigt eine ganz spezifische aggluti¬ 
nierende resp. in Anwesenheit von Komplementen hämatolytische Wirkung gegen 
Schweineblutkörperchen. 

Bei einem Versuche enthielt das Immunserum 2700 Agglutinineinheiten, von 
welchen 900 sich an die Schweineblutkörperchen gesellten. Von diesen 900 
Agglutinin-Einheiten konnten im rohen, noch eiweißhaltigen Extrakt 540, im 
eiweißfreien Extrakt 180 Agglutinin-Einheiten nachgewiesen werden. Der Verlust 
läßt sich durch die verwickelte Darstellungsmethode erklären. v . Reinbold. 

472) Konrädi, Dämel. Öröklödik-e & veszettsäg? Van-e a värben veszett- 
s6gi ragäly? (Ist die Tollwut vererbbar? Ist im Blute Wutvirus vorhanden?) 
AUgem. pathol. Institut der Universität Kolozsvär. (Orvosi Hetilap 1908, S. 573 
und 693.) 

Ein mit Lyssavirus infiziertes Kaninchen warf 18 Tage nach der Infektion, 
9 Tage vor dem Ausbruch der Krankheit zwei schwache Junge, welche in den 
ersten 24 Stunden verstarben. Die Meerschweinchen, welche aus der Medulla 
oblongata dieser Jungen geimpft wurden, erkrankten alle an Lyssa. Das gleiche 
wurde an mehreren Meerschweinchen und Kaninchen beobachtet, welche aus 
der Medulla oblongata von verschiedenen, gut entwickelten Früchten einer an 
Wut verstorbenen Hündin geimpft wurden. Die Inkubation dauerte 18—78 Tage, 
bei den weiteren Verimpfungen noch länger, 26—194 Tage. 

Durch Einimpfen von Blutserum lyssakranker Tiere unter die Haut, in eine 
Vene oder unter die Hirnhaut von Meerschweinchen konnte regelmäßig die Er¬ 
krankung übertragen werden. Bei Kaninchen und Hunden war das Resultat 
weniger eindeutig. v. Reinbold . 

478) Heim, L. Erschließung ergiebiger Quellen von Schutzstoffen. Aus 
dem hyg.-bakt Inst, zu Erlangen. (Münch, med. Wschr. Jan. 1909, Nr. 1.) 

Da die Schutzstoffe des Blutes Organen entstammen müssen, hat man schon 
mehrfach den Versuch gemacht, sie aus ihrem Entstehungsort herauszubekommen. 
Heim behandelte zu diesem Zwecke den Preßsaft von Organen und Muskeln 


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236 


Referate. 


von Kaninchen, die gegen Pneumokokken immunisiert waren, nach dem Ver¬ 
fahren von Weichardt mit Azetonäther und Azeton, ohne jedoch damit Erfolge 
zu erzielen. Die Ursache der Mißerfolge lag darin, daß durch dieses Verfahren 
wohl das Fett von den Schutzstoffen weggenommen wurde, daß aber noch 
nötig war, dieselben von den sie einschließenden Eiweißen zu befreien. Heim 
kam darauf, diese Eiweiße durch die fermentative Wirksamkeit anaerober Bak¬ 
terien wegzuschaffen. Es zeigte sich in der Tat, daß der damit eingeschlagene 
Weg der richtige ist und hochwertige Schutzflüssigkeiten liefert Die unwirt¬ 
schaftliche Verwendung der Preßsäfte kann sogar wegfallen, da auch die Preß- 
rückstände sich durch einen hohen Gehalt an Schutzstoffen auszeichnen. Ein 
Unterschied zwischen dem Schutzstoffgehalt der Muskeln und der verschiedenen 
inneren Organe war nicht festzustellen. Heim hält es für möglich, daß in Zu¬ 
kunft die Serotherapie durch eine »Zytotherapie« ergänzt und vervollkommnet 
werden wird. M. Kaufmann. 

474) Crendiropoulo. Sur le möcanisme de la röaction Bordet-Gengou. 
(Über den Mechanismus der Komplementablenkung.) (Annal. de l’inst. Past. 1908, 
Nr. 9, Sept) 

Vibrionen vermögen einen beträchtlichen Teil des Alexins (Komplement) zu 
absorbieren. Wird spezifisch wirksames Serum mit Vibrionen in Kontakt gebracht, 
so entzieht es diesen einen Teil der Substanz, die die Eigenschaft hat, auf das 
Alexin einzuwirken. Das Serum erhält so antikomplementären Charakter. Liidke. 

475) Galmette u. Guerin. Nouvelle contribution ä l’dtude de la vaccination 
des bovidds contre la tuberoulose» (Neuer Beitrag zum Studium der Impfung 
von Rindern gegen die Tuberkulose.) (Annal. de l’inst. Past 1908, Nr. 9, September.) 

Durch die Einverleibung von virulenten oder durch die Hitze modfizierten 
Tuberkelbazillen per os erzielt man bei Rindern eine relative Immunität Infiziert 
man nach 4—6 Monaten diese Tiere per os mit einer großen Dosis virulenter 
Bakterien, mit der Kontrolltiere sicher infiziert werden, so werden die geimpften 
Tiere nicht angesteckt, sie reagieren nicht auf Tuberkulininjektionen und ihre 
Lymphdrüsen enthalten keine Tuberkelbazillen. 

Aber nach 8—12 Monaten verschwindet diese Immunität. Erhalten die ge¬ 
impften Rinder dann eine intravenöse Injektion von Tuberkelbazillen, so tiber¬ 
stehen sie diese Infektion wohl, aber in ihren Lymphdrüsen setzen sich die 
Bazillen fest und können von hier aus eine Propagation anregen.. 

Bei der subkutanen oder intravenösen Methode der Immunisierung gegen 
Tuberkulose handelt es sich um keine echte Immunität, da die Tiere, obwohl sie 
Tuberkulininjektionen gegenüber resistent werden, dennoch Träger lebender und 
virulenter Bazillen sind. Zudem schützt die subkutane wie intravenöse Injektion 
nicht gegen eine spätere intestinale Infektion. Lüdke. 

476) Levaditi u. Jamanouchi. Recherches sur Tincubation dans la Syphilis. 

(Untersuchungen über die Inkubationszeit bei der Lues.) (Annal. de Tinstit. 
Pasteur 1908, Nr. 10, Oktober.) 

Die Inkubationsperiode, die dem primären Syphilom beim Affen und der 
spezifischen Keratitis beim Kaninchen vorausgeht, ist nicht an einen Entwicklungs¬ 
zyklus beim Treponema pallidum gebunden. Sie entspricht vielmehr der lang¬ 
samen, aber fortschreitenden Entwicklung der histologischen Läsionen, die durch 
die Aussaat der Mikroben veranlaßt werden. Sobald das Gewebe für das Tre¬ 
ponema ein günstiger Nährboden geworden ist, erfolgt die Vermehrung dieses 
Mikroben und beendet damit die Inkubationsperiode. Lüdke. 

477) Guirand u. Mandoul. A propos de la signification du bacillus coli 
dans les eaux potables. (Über die Identifizierung des Bacillüs coli in Trink- 
wässem.) (Annal. de l’inst. Pasteur 1908, November, Nr. 11.) 

Die Anwesenheit des Colibazillus im Trinkwasser ist stets das Zeichen einer 
Infektion. Obwohl das B. coli keine direkte Gefahr bei einer Ansteckung bietet, 
zeigt sein Vorkommen im Wasser doch an, daß eventuell auch andere ansteckende 


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Referate. 


237 


Keime hineihgelangt sein können. Daher besistzt der Nachweis von Colibazillen 
im Trinkwasser ein großes Interesse vom hygienischen Standpunkte aus. 

Lüdke . 

478) Laveran. Contribution & Fötude de Trypanosma congolense. (Bei¬ 
trag zum Studium des Trypanosoma congolense.) (Annal. de l’inst. Past. 1908, 
Nr. 11, November.) 

Das Trypanosoma congolense wurde 1904 von A. Broden bei Eseln und 
Hammeln in Galiema (einem am Kongo liegenden Bezirk) gefunden. Es zeichnet 
sich vor änderen Trypanosomenarten speziell durch seine kleinen Dimensionen 
aus. Laveran bringt nun in seiner Abhandlung eine exakte Beschreibung dieses 
•Trypanosomas, eine Schilderung des Infektionsmodus, der pathologischen Ana¬ 
tomie, differentialdiagnostische Bemerkungen über die Unterschiede dieses Proto¬ 
zoon gegenüber dem Trypanosoma dimorphon und endlich einige Aufzeichnimgen 
über die Prophylaxe und Behandlung der Erkrankung. Näheres ist im Original 
einzusehen. Lüdke. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

479) Cholelysin. Die Zusammensetzungen der »Cholelysin«-Präparate sind 
nach einem Bericht vom 8. XII. 1908 von Dr. Aufrecht-Berlin folgende: 

1. Cholelysinum liquidum. 2. Cholelysinum siccum. 


Stickstoffsubstanz (Eiweiß) 

2,66% 

Wasser 

6,64% 

Fettsäuren 

17,90 °/ 0 

Organische Stoffe 

82,09°/, 

Zucker 

21,67 % 

Asche 

11,27 % 

Glyzerin 

12,66% 

Darin Natron 

6,47 % 

Alkohol 

Wasser 

16,40°/, 

26,60 % 

8,82 % 

Die organischen Stoffe 

bestehen aus: 

Asche 

Fettsäuren 

60,77 g 

Darin Natron 

1,92 % 

Eiweiß 

Zucker 

19,47 g 
11,86 g 


480) Hammer u. Vieth. Aperitol, ein schmerzlos wirkendes Abführmittel. 
Aus der Med. Poliklinik der Universität Heidelberg. (Med. Kl. 1908, Nr. 37, 
S. 1410—1413.) 

Um prompte Wirkung ohne unangenehme Nebenwirkung zu erzielen, ver¬ 
banden Verfasser ein bewährtes Laxans mit einem Sedativum, nämlich Phenol¬ 
phthalein mit der Baldriansäure. Das neue Präparat, das ein Valeryl-Azetyl- 
Phenolphthalein ist, ruft schmerzlose Stuhlentleerung auch bei solchen Personen 
hervor, die sonst bei Gebrauch auch sog. milder Abführmittel Leibschmerzen zu 
bekommen pflegen. Es ist unschädlich, wie Versuche an Tieren und Menschen 
ergaben, ruft insbesondere keine Nierenschädigung hervor, scheint keine Ange¬ 
wöhnung zu erzeugen und ist auch bei chronischer Obstipation neben ent¬ 
sprechender Kost zu empfehlen, wobei die Wirkung nicht nacnläßt, sondern sich 
eher verstärkt, so daß das Mittel dann für eine Reihe von Tagen entbehrt werden 
konnte. Die Verabreichung erfolgt in Gestalt von Fruchtbonbons, die je 0,02 g 
Aperitol enthalten. Zwei Bonbons (oder wenn nötig, unbedenklich mehr) sind 
die gewöhnliche Dosis für Erwachsene. Auch in der Kinderpraxis hat sich das 
Mittel bewährt. Meinertz. 

481) v. Wendt, Georg. Zur Variabilität der Milch. Über den Einfluß ver¬ 
schiedener Salzbeigaben auf die Zusammensetzung und Menge der Milch. Aus 

dem landwirtschaftl. Inst, der Univ. Leipzig. (Skandin. Arch. f. Physiol. 1908, 
Bd. 21, S. 89—145.) 

Als Hauptgrund der Art, wie auch der Rassenverschiedenheit der Milch gilt 
ihre Anpassung an die Bedürfnisse des jungen Tieres, eine Anpassung, die sich 
während der phylogenetischen Entwicklung vollzogen hat infolge veränderter 
klimatologischer und äußerer Bedingungen, und die durch künstliche Zuchtwahl 
bewirkte-Anpassung an die wirtschaftlichen Interessen des Menschen. Die Ver- 


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238 


Referate. 


mehrung der Fettmenge in der Milch, die wirtschaftlich in erster Linie erstrebt 
wird, läßt sich also nur durch Zuchtwahl, nicht durch Ernährung erzielen. Das 
Fett ist in erster Linie bestimmt, das Wärme-, Kraft- und Fettansatzbedürfnis 
des jungen Tieres zu befriedigen; der Michzucker hingegen ist hinsichtlich seiner 
Menge von dem absoluten Kohlehydratbedürfnis des jungen Tieres abhängig und 
braucht in dieser Eigenschaft nur wenige Prozente des gesamten Milcheiwei߬ 
brennwertes auszumachen. Bei Tieren aber, deren Junge ihre Wärme ausschlie߬ 
lich selbst regulieren und während der Säugezeit dem Einfluß eines warmen 
Klimas oder einer warmen Jahreszeit ausgesetzt sind, bringt es die Vorliebe des 
Körpers, in der Wärme Kohlehydrate zu verbrennen, mit sich, daß die Milch 
verhältnismäßig mehr Milchzucker und dem Brennwerte des Mehrs von Milch¬ 
zucker entsprechend weniger Fett enthält 

Das Futter übt, bestimfnte Verhältnisse vorausgesetzt, nur einen sehr be¬ 
schränkten Einfluß auf die Milchzusammensetzung aus. Von den geprüften Bei¬ 
gaben üben Kochsalz, Kreide, Natriumphosphat, Magnesiumbromid und glyzerin¬ 
phosphorsaures Calcium keinen gesetzmäßigen Einfluß auf die Milchzusammen¬ 
setzung aus. Das saure Calciumphosphat scheint, wenn auch nicht immer, doch 
oft die Fettmenge der Milch günstig zu beeinflussen. In den meisten Fällen 
ruft diese Beigabe eine kleine Steigerung der relativen Menge des Milchcalciums 
hervor. 

Die Albuminmenge nimmt — im Gegensatz zu den übrigen Bestandteilen 
der Milch — während der fortschreitenden Laktation nicht zu. — Von den Milch¬ 
bestandteilen sind in der angeführten Ordnung Phosphor, Stickstoff, Kasein am 
wenigsten Calcium (Milchzucker?), Fett und Milchzucker mehr, Chlor, Alkali¬ 
metalle (Kalium; und Albumin am meisten variabel. L . Borchardi. 

482) Kossowicz, Alexander. Untersuchungen über den Bakteriengehalt der 
Trockenmilch. (Ztschr. f. landw. Vers.-Wesen österr. 11. S. 719—24. Sept. 
1908. Wien.) K. K. Landwirtsch. bakteriol. u. Pflanzenschutzstat. Lab. 

Auf Grund seiner Untersuchungen über den Gehalt von Trockenmilch an 
Bakterien folgert Verfasser, daß die nach dem Hatmakerschen Verfahren er¬ 
haltene Trockenmilch nicht als keimfrei betrachtet werden kann, solange nicht 
eine besondere Vor- oder Nachbehandlung stattfindet. Der Trocknungsprozeß 
drückt den Bakteriengehalt der frischen Milch auf Viooo des ursprünglichen 
Keimgehaltes herab. Der Trockenprozeß durch Walzen allein übt eine geringe 
keimvemichtende Wirkung aus. Sowohl Bacillus sinapivagus, als auch die hitze¬ 
empfindlichen Bacillus fluorescens liquefaciens und Bacillus prodigiosus wurden 
zum Teil nicht vernichtet. Durch äußere Infektion erleidet die Trockenmilch 
in den Sammelgefäßen eine starke Keimvermehrung, die durch mehrmonatliche 
Aufbewahrung m geschlossenen Büchsen wieder sinkt Brahm. 

483) Henneberg, W. Yoghurt. Berlin. Inst. f. Gärungsw. Techn. wissen- 
schaftl. Lab. (Ztschr. f. Spiritusindustrie 31. S. 425—46. 24. SepL) 

Zunächst gibt Verfasser eine Zusammenstellung der in dem Yoghurt, einer 
eingedickten, schwach gesäuerten Milch enthaltenen Mikroorganismen. (Bacillus 
bulgaris, Diplococcus, Streptobacillus.) Dann teilt er eine Vorschrift zur Her¬ 
stellung von Yoghurt mit Milch wird einige Minuten gekocht, auf 45° abge¬ 
kühlt und in einem irdenen Topfe mit einer kleinen Menge von rein gezüchteten 
Yoghurtbakterien versetzt. Dies empfiehlt sich bei erstmaliger Bereitung, wäh¬ 
rend später zur Impfung eine kleine Menge von dem vorhergehenden fertigen 
Yoghurt genügt. Die Milch wird nach der Impfung mit einem Deckel bedeckt, 
in ein Tuch eingehüllt, damit die Temperatur möglichst lange hoch bleibt. Nach 
4—6 Stunden ist die Milch geronnen und wird dann kalt gestellt. Es ist darauf 
zu achten, daß die Milch nicht zu sauer wird. Der Geschmack ist ähnlich der 
sauren Milch, doch reiner und aromatischer, auch hat dies Verfahren vor ge¬ 
wöhnlicher saurer Milch den Vorteil, daß bei Anwendung von Reinkulturbak¬ 
terien das Gelingen der sauren Milch völlig unabhängig von dem Zufall ist. 

Brahm . 


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Referat*. 


839 


484) Ohlmann, Joseph. Atoxyl iix der Syphilistherapie. (Inaugural-Disser- 
tation. 64 S. Straßburg 1909.) 

Im Tierexperiment hat sich das Atoxyl bei Lues in therapeutischer Hin¬ 
sicht als Specificum bewährt, als präventives Mittel hat es sich selbst dem 
Quecksilber überlegen gezeigt. Bei der Behandlung der Syphilis der Menschen 
steht das Atoxyl an Wirkung dem Quecksilber bedeutend nach. Präventiv an¬ 
gewandt vermag es in manchen Fällen das Sekundärstadium hinauszuscliieben 
und eine rasche Überhäutung nicht gereizter erodierter Sclerosen herbeizuführen. 
Auch in den übrigen Stadien der Syphilis läßt sich ein Einfluß des Mittels er¬ 
kennen. Derselbe ist aber nur von größerer Bedeutung bei tertiärer Syphilis 
und bei Lues maligna. In diesen Stadien der Erkrankung, sowie bei anämischen 
oder tuberkulösen Syphilitikern ist Atoxyl im Verein mit Quecksilber zur Er¬ 
zielung einer rascheren Heilung indiciert. In . manchen Fällen, in denen eine 
Idiosynkrasie gegen Hg und Joa besteht, oder in denen sich diese beiden Medi¬ 
kamente als refraktär erweisen, ist das Atoxyl ein willkommenes Ersatzmittel. 
Das Atoxyl ist kein indifferentes Mittel und erfordert eine streng individuali¬ 
sierende Dosierung. Fritz Loeb* •’ 

485) Bock, Victor (Berlin-Charlottenburg). Beitrag zur internen Gallen« 
Steintherapie. (D. med. Woch. 1908, Nr. 4ö, S. 1938—1943.) 

Dem Verfasser wurde ein neues Cholagogum, Gallisol, zur Prüfung über¬ 
geben. Gallisol besteht aus Schwefelleber, Ricinusöl, Birkenteer, Spiritus und 
Pfefferminzöl. Die drei erstgenannten Bestandteile erhöhen, wie durch Tier¬ 
versuche festgestellt wurde, in der Tat die Secretion der Gallen ohne gleich¬ 
zeitige Eindickung. Beim Menschen wurde in mehreren Fällen von Chole- 
litbiasis nach interner Medikation von Gallisol (3mal täglich 30 Tropfen längere 
Zeit hindurch) Abgang von Gallensteinen und Verschwinden der Beschwerden 
beobachtet Reiß . 

Btteherbespreehungetn. 

486) Stewart, A. W. Stereochemie. Deutsche Bearbeitung von Karl Löffler. 
(480 Seiten. Preis broch. 12 M. Verlag von Julius Springer, Berlin.) 

Die übersichtliche, klare Darstellung bietet eine vortreffliche Einführung in 
die Prinzipien der Stereochemie, wie sie sich seit den grundlegenden Arbeiten 
von van t^Hoff und Le Bel entwickelt haben. Die neueren Arbeiten, Probleme 
und Theorien erhalten eine ausführliche, doch kritische Beleuchtung. Bei den 
Stereoisomerieerscheinungen werden die Wern ersehen Theorien und die bei 
den anorganischen komplexen Salzen beobachteten Stereoisomerien ziemlich um¬ 
fassend dargestellt. Das Kapitel über sterische Hinderung enthält viele interessante 
Beispiele. In einem Schlußkapitel skizziert der Verfasser die Wege, auf denen 
er sich eine weitere Entwicklung und Aufklärung der stereochemischen Prob¬ 
leme denkt Für den Physiologen dürfte es von großem Wert sein, daß die 
mannigfachen Beziehungen der Stereochemie zur Physiologie in einem besonderen 
Anhang zusammengestellt sind. Guggenheim . 

487) Schade, H. Die Bedeutung der Katalyse in der Medizin. Beiträge 
zur Pathologie und Therapie der Stoffwechselvorgänge. 171 S. (Verlag von 
Walter G. Mühlau, Kiel 1907.) 

In dem vorliegenden Werk ist zum ersten Mal der Versuch gemacht, von 
einheitlichen Gesichtspunkten aus die verschiedensten Vorgänge im Organismus 
zu betrachten, bei denen katalytische Beeinflussungen eine Rolle spielen oder 
spielen können. An dem experimentellen Nachweis solcher Beeinflussungen 
hat der Verfasser selbst einen hervorragenden Anteil, ich erinnere nur an seine 
Untersuchungen über die Zuckerverbrennung. Unter Benutzung der bereits sehr 
umfangreichen Literatur über Fermente und Katalysatoren sind in flüssiger Form 
die wichtigsten Ergebnisse zusammengestellt und zahlreiche Ausblicke in die 
Zukunft eröffnet. 


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240 


Referate. 


Im 1. Kapitel »Über den jetzigen Stand der Lehre von der Katalyse« sind 
die physikalisch-chemischen Gesetze entwickelt und ihre Anwendbarkeit auf die 
Fermentwirkung besprochen. Insbesondere werden die weitgehenden Analogien 
zwischen der oxydativen Wirkung anorganischer und organischer Fermente dar- 

g estellt und der Bedeutung gedacht, welche katalytische Beeinflussungen für die 
hcydationsvorgänge innerhalb der Organismen haben. 

Im 2. Kapitel bespricht Verfasser die Eisen-, Silber- und Quecksilbertherapie 
vom Standpunkt der Katalyse. Die Anzahl der im Reagenzglas von diesen 
Mineralien ausgelösten Katalysen ist Legion. Trotzdem ist es erst dem Ver¬ 
fasser Vorbehalten geblieben, die katalytische Wirksamkeit dieser Substanzen 
in einfacher Weise zur Erklärung ihrer pharmakologischen Bedeutung heran¬ 
zuziehen. Die Wirkung des Eisens stellt sich Verfasser etwa als einen Ersatz 
für die normalen Oxyaasen des Körpers vor, die bei verschiedenen Erkran¬ 
kungen vermindert sein können. In ähnlicher Weise, durch eine schnell ein¬ 
setzende und energische Oxydationsbeschleunigung, die gewissen Toxinen durch 
Oxydation die Giftigkeit zu benehmen imstanae ist, erklärt er sich die günstige 
Wirkung von Injektionen kolloidaler Silberlösungen bei septischen Erkrankungen. 
Die Quecksilberwirkung bei der Lues betrachtet Verfasser als die Beschleunigung 
der bei dieser Erkrankung daniederliegenden normalen fermentativ-katalytischen 
Vorgänge. In der gleichen Weise würde sich die Todwirkung erklären. Alles 
das gilt aber nur mit der Einschränkung, die Verfasser besonders hervorhebt, 
daß die katalytische Beeinflussung nur als ein Teil der pharmakologischen 
Wirkung angesehen werden darf und daß die gleichen Substanzen sicher außer¬ 
dem noch andere Wirkungen haben. 

Im 3. Kapitel behandelt Verfasser den Kohlehydratstoffwechsel und dessen 
Störung beim Diabetes. Es ist von hohem Interesse zu sehen, wie fast alle 
Vorgänge, die bei der Spaltung des Zuckers im Organismus angenommen werden 
müssen, durch die katalytische Wirkung chemisch gut definierter Substanzen im 
Reagenzglas reproduzierbar sind. Die schematischen Gegenüberstellungen, die 
der Verfasser hier gibt, lassen die große Bedeutung erkennen, die eine solche 
Betrachtungsweise für die Therapie des Diabetes haben kann. In einem Teil 
der Fälle beruht die diabetische Stoffwechselstörung sicherlich darauf, daß der 
fermentative Abbau des Zuckers in irgend einem Stadium gehemmt ist. In den 
verschiedenen Fällen kann es sich dabei um verschiedene Stadien handeln und 
es wird noch vieler Arbeit bedürfen, um hier in die Details einzudringen. Aber 
es erscheint durchaus nicht außerhalb des Bereichs der Möglichkeit liegend, daß 
es einmal gelingen wird, durch medikamentös-katalytische Beeinflussung den 
normalen Ablauf des Zersetzungsvorgangs wieder herbeizuführen. 

In ähnlicher Weise wird im 4. Kapitel erläutert, wie der intermediäre 
Fettstoffwechsel zu einem wesentlichen Teil von der umkehrbaren Lipase Wirkung 
abhängig ist und wie sich manche Formen der Fettsucht durch eine Beein¬ 
trächtigung der Lipasewirkung erklären lassen. Hier liegen schon gewisse Be¬ 
obachtungen vor, z. B. die Behandlung der Fettsucht mit Organpräparaten aus 
Schilddrüse, Ovarien und Hoden, welche zeigen, daß katalytische Beein¬ 
flussungen, die sich auch in der Erhöhung der Oxydationsprozesse dokumentieren, 
auf den Fettstoffwechsel günstig einzuwirken vermögen. 

Endlich zeigt der Verfasser im 5. Kapitel, wie die gesamten Mineralstoffe 
des Körpers als Katalysatoren wirksam sein können, beispielsweise zur Aktivie¬ 
rung und Hemmung intracellulärer Vorgänge (Autolyse usw.). 

Bei einem Versuche, wie in dem vorliegenden Werk, ein großes Gebiet 
erstmalig von neuen Gesichtspunkten aus zu bearbeiten, ist es unumgänglich, 
daß an vielen Stellen die großen Lücken experimenteller Forschung durch 
Theorien und Hypothesen überbrückt werden. Doch hat es der Verfasser nie 
versäumt, an solchen Stellen darauf aufmerksam zu machen, daß der feste 
Boden erst noch geschaffen werden muß. Dadurch gewinnen die geistreichen 
Ausblicke, die der Verfasser gibt, einen bedeutenden Wert als Wegweiser für 
künftige Forschungen. Reiß . 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. <1 
Eigentümer and Verleger ürbsn fc Sch warsen her g in Berlin and Wien. 

Druck von E. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahrgr. 1. Aprilheft 


1009 Nr. 7 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

(Aus dem physiologischen Institut der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. 

Vorstand: Prof. Durig.) 

Ober den Einfluss der Muskeltätigkeit auf den Zuckergehalt des Blutes. 

Vorläufige Mitteilung 
von 

Dr. Felix Reach. 

Bei der Muskeltätigkeit wird der im Blute normalerweise vorhandene Zucker 
in erhöhtem Maße oxydiert. Eine Reihe von älteren Versuchen, wie die von 
Chauveau, Seegen u. a., haben diesen Zuckerverbrauch zum Gegenstand und 
beruhen auf einer Vergleichung des Blutes der Muskelarterie und Muskelvene 
hinsichtlich des Zuckergehaltes. Man kann jedoch von vornherein annehmen, 
daß die Muskeltätigkeit auch in anderer Weise die Blutzucker menge zu beein¬ 
flussen imstande ist. Die Muskeltätigkeit gibt nämlich die Veranlassung dazu, 
daß die Glykogendepots des Körpers (vor allem die Leber) von ihrem Vorrat an 
Kohlehydrat etwas in den Kreislauf gelangen lassen, von wo aus es den arbei¬ 
tenden Muskeln zugute kommt. Diesen Vorgang kann man sich auf verschiedene 
Art vorstellen. Man kann annehmen, daß der Gehalt des Blutes an Zucker bei 
der Arbeit zunächst infolge der Oxydation im arbeitenden Muskel sinkt, und 
daß der niedrige Zuckergehalt des Blutes der Reiz ist, auf den hin die glykogen¬ 
haltigen Organe Zucker abgeben, Die arbeitenden Muskeln könnten aber auch 
in anderer Weise auf die entfernten Organe ein wirken und sie zur Zuckerabgabe 
veranlassen. Das könnte z. B. durch Vermittlung des Nervensystems geschehen. 
Hierbei sind wieder verschiedene Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Erstens 
könnte es sich um einen Reflex Vorgang handeln; zweitens könnte den Muskeln 
und der Leber gleichzeitig ein Nervenreiz vom Centrum aus zukommen, der 
sowohl die Muskeln zur Contraction als auch die Leber zur Zuckerabgabe ver¬ 
anlaßt. Es besteht ferner die Möglichkeit, daß diese Zuckerabgabe durch Ver¬ 
mittelung des Kreislaufsystems in solcher Weise zustande kommt, daß nicht die 
Herabsetzung der Blutzuckermenge infolge der Oxydation im Muskel die Ursache 
darstellt. Es liegt vielmehr die Annahme nahe, daß der arbeitende Muskel 
Stoffe in die Circulation gelangen läßt, die die entfernten Organe zur Zucker¬ 
abgabe veranlassen. Die Koordination zwischen der Tätigkeit der Muskeln und 
der zuckerspendenden Funktion anderer Organe kann also auch eine Wirkung 
von Hormonen im Sinne Starlings sein. 

Die verschiedenen Möglichkeiten sind einer experimentellen Prüfung zugäng¬ 
lich. Der erste Schritt zu einer solchen Prüfung ist das Studium der Abhängig- 
N. F. IV. Jahrg. 16 


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242 


Origin&l-Artikel. 


keit des Blutzuckergehaltes von der Arbeit. Von ähnlichen Gesichtspunkten 
ausgehend hat auch vor kurzem Weiland 1 ) diese Abhängigkeit untersucht. Er 
fand beim Menschen nach ermüdender Arbeit den Blutzuckergehalt herabgesetzt. 
Es ist jedoch eine solche Arbeit offenbar schon imstande, den Kohlehydratbestand 
des Körpers im ganzen wesentlich zu verringern. Der niedrige Zuckergehalt 
des Blutes könnte in diesem Falle seinen Grund darin haben, daß der Verbrauch 
im Muskel bereits größer ist als die Einschwemmung aus der Leber. 

Es soll hier kurz über Tierversuche berichtet werden, in welchen die Wir¬ 
kung kurzer Muskeltätigkeit auf den Gehalt des Blutes an Zucker untersucht 
wurde. Die Muskelarbeit wurde teils durch elektrische Reizung der hinteren 
Extremitäten, teils durch Strychninverabreichung bewirkt. Die Blutentnahme er¬ 
folgte durch eine in die Carotis eingeführte Kanüle. Die Tiere (Hunde; waren 
narkotisiert und zum Schutze gegen Abkühlung zugedeckt. Die Rektaltempera¬ 
tur schwankte überdies nur in sehr geringen Grenzen. Da die verschiedensten 
Faktoren wie: Narkose, der operative Eingriff, die Blutentnahme, den Zucker¬ 
gehalt des Blutes beeinflussen, wurde stets eine Reihe von Versuchen hinterein¬ 
ander vorgenommen, wobei Arbeit und Ruhe abwechselten. Alle Tiere hatten 
mehrere Stunden vorher reichlich Zucker erhalten. 

Die Details der Versuchsdurchfuhrung sowie der Resultate werden später 
mitgeteilt werden. In Kürze soll hier gesagt werden, daß bei Blutentnahme, 
kurz nachdem die Strychninkrämpfe sich voll entwickelt hatten, das Blut stets 
mehr Zucker enthielt als vorher während der Ruhe. 2 ) Im übrigen zeigte der 
Zuckergehalt des Blutes während einer solchen Versuchsreihe einige unregel¬ 
mäßige Schwankungen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wuchs jedoch 
beim Übergang von Ruhe zur Arbeit (auf elektrischen Reiz) die Zuckermenge 
und nahm beim Übergang von Arbeit zur Ruhe ab. 

Aus den Versuchen ergibt sich also, daß es nicht eine Verminderung der 
Blutzuckermenge infolge des Verbrauchs im Muskel ist, die die Einschwemmung 
von Zucker ins Blut verursacht ; auch den gleichzeitig vom Centrum ausgehenden 
Reiz auf Muskeln und Leber können wir ausschließen. Wahrscheinlich ist der 
Eintritt von Zucker aus den Depots in das Blut die Folge einer Hormonwirkung. 


Aus dem Laboratorium des mediz.-poliklin. Instituts der Universität Berlin 
(Direktor: Herr Geheimrat Prof. Senator). 

Ein Fall von Phosphorsäure-Retention und deren Beeinflussung 

durch Medikamente. 

Von 

Dr. Max Adler, physiol. Chemiker, Karlsbad. 

Im Folgenden soll über die Untersuchungsergebnisse eines Falles berichtet 
werden, der deswegen ein gewisses Interesse für sich beansprucht, weil er be¬ 
züglich des Phosphor-Kalk-Stoffwechsels sehr auffällige Erscheinungen darbietet. 

*) Deutsches Arch. f. klin. Medizin, Bd. 92, S. 223, 1908. 

*) Bang, Ljungdahl und Bohm finden den Glykogenumsatz in der Kaninchenleber nach 
Strychninvergiftung erhöht (Hofmeisters Beiträge zur chemischen Physiologie X 312). Hierin 
besteht also Übereinstimmung mit den hier berichteten Versuchen. 


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Original-Artikel. 


243 


Ganz zufällig nämlich fand sich beim Studium der Methodik der Phosphor¬ 
säurebestimmung in einem der klinischen Station entnommenen Harne eine so 
starke Verminderung der Phosphate, daß diese Erscheinung einer weiteren Be¬ 
obachtung wert war. 

Die hierzu gehörige Krankengeschichte ist in Kürze folgende: 

A., 58 Jahre, wurde am 20. Oktober 1908 auf die Abteilung aufgenommen. 
Diagnose: Arteriosklerose, Aneurysma aortae, Aorteninsufficienz, Tabes incipiens, 
Milztumor. 

Urin frei von Eiweiß und Zucker, Urobilin +. Im Stuhl kein Blut. Patient 
hat bis 14. 12. 08. 14 Pfd. zugenommen und wird als gebessert entlassen. — 

Was die physikalischen Eigenschaften der untersuchten Harne anlangt, so 
boten sie nichts Abnormales dar, sowohl bezüglich der spez. Gewichte als auch 
der Volumina; auch bestand keinerlei Aciditätsanomalie. 

Um einen klaren Einblick in diese Störungen des Chemismus zu erlangen, wurde neben der 
Gesamtphosphorsäuremenge und dem ausgeschiedenen Kalk auch noch das Verhältnis, in dem sich 
jene Phosphorsäure auf das zweifach saure und einfach saure Phosphat verteilte, untersucht. Die 
Bestimmung der Gesamtphosphorsäurc erfolgte nach der Methode A. Neumanns 1 ); der Kalk 
wurde als Oxalat gefällt und nach dem Glühen im Platintiegel als CaO bestimmt; zur Bildung 
von normalem Phosphat aus den beiden ungesättigten Phosphaten wurden zu 50 ccm Harn für je 
10 mg der gefundenen Phosphorsäure 1—2 ccm J / 4 N-Lauge und halb so viel einer */ 4 N-Chlor- 
bariumlösung zugesetzt, auf 100 ccm aufgefüllt und die Hälfte des Filtrats mit x | 4 N-Säure zurück¬ 
titriert, woraus sich die Werte für das Di- und Mononatrium-Phosphat dann durch Rechnung 
ergeben. 

Die Versuchsanordnung wurde derart getroffen, daß das Gesamtharnquantum von 24 Stunden 
zur Untersuchung genommen, aber ,die Menge innerhalb der 4 Stunden nach der Mittagsmahlzeit 
getrennt gesammelt wurde, um zu erkennen, ob sich hierbei wesentliche Differenzen in der Phos¬ 
phorausscheidung ergeben. 

Das Quantum des mit einer gemischten und während des ganzen Versuches gleichbleibenden 
Kost eingeführten Phosphors betrug an PjO ft ca. 5,5 g pro die. 

In einem Vor versuche, in dem 1330 ccm Ham ausgeschieden wurden, von 
denen 130 ccm auf die Zeit von 12—4 Nachm, entfielen, fand sich im Ham von 
20 Stunden ein Wert für die Phosphorsäure von 0,8216 g pro 1 1, nach der 
Hauptmahlzeit (12—4 Uhr) aber von 1,922 g pro 1 1, d. h. Total-P 2 0 6 1,2357 g, 
resp. 0,249 g in der Zeit von 12—4, welche Zahl weit unterhalb der von Roeske 2 ) 
gefundenen 0,5716 g liegt, der eine gesteigerte Ausscheidung nach dem Mittag¬ 
essen durch eine Mehrzufuhr an Material und eine hierdurch bedingte energischere 
Zelltätigkeit erklärte. 

Diese Mengen ausgeschiedener P 2 Oft weisen eine ganz bedeutende Ver¬ 
minderung gegen die Norm auf, die im wesentlichen durch das gefundene Mono¬ 
natriumphosphat zu erklären ist; in dem Ham von 20 Stunden nämlich findet 
sich an Dinatriumphosphat 0,334 g pro 1 1 (= 0,4008 g in der Gesamtmenge) und 
0,8216 g Mononatriumphosphat pro 1 1 (= 0,985 g); demnach Di-: Mononatrium¬ 
phosphat = 1:2 • 46; es ist also die Verminderung der Gesamt-P 2 O ß auf Kosten 
des Mononatriumphosphats erfolgt. Wegen Materialmangels konnte in dem 
Nachmittagsharne dieses Verhältnis nicht bestimmt werden. 

Diesen Phosphorsäurewerten stehen nun an ausgeschiedenem CaO gegen¬ 
über 0,168 g pro 1 1 (Zeit von 20 Stunden) und 0,1904 g pro 11 (12—4 Uhr), resp. 
auf die entsprechenden Hamvolumina bezogen 0,2016 g und 0,0247 g. 

*) Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abt. 1900. 

*) Georg Roeske, Ober den Verlauf der P-Ausscheidung beim Menschen. Inaug.-Dissert. 
Greifswald 1897. 

16 * 


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Wenn wir nun auch nach der bisherigen Kenntnis vom Kalkstoffwechsel 
wissen, daß von dem durch die Nahrung eingeführten Kalk nur verhältnismäßig 
wenig des resorbierten Anteils durch die Nieren ausgeschieden wird, der Rest, 
von dem wohl ein Teil den Kreislauf vom Darm durch den Stoffwechsel bis 
wieder zurück zum Darm gemacht hat, dagegen in Form des tertiären Calcium¬ 
phosphats 1 ) mit dem Kote austritt, so werden uns doch die absoluten Mengen 
des Hamkalks für sich noch keinen genügenden Aufschluß über die Frage 
geben, wie groß die Resorptionsfahigkeit des Organismus für Kalk überhaupt 
ist, vielmehr werden uns dieselben erst dann im richtigen Lichte erscheinen, 
wenn wir das Verhältnis in Betracht ziehen, in dem jener zur gefundenen Phos¬ 
phorsäure steht. 

In dem 20 ständigen Harne ist nun 

P a O ß : CaO = 4,8 : 1, 
in dem Nachmittagshame dagegen 

P a O ß : CaO = 10 : 1. 

Nach Soetbeer 2 ) und Moll 3 ) sind diese Quotienten beim Gesunden 

P a O ß : CaO = 12 : 1, 

beim Kranken 

P 2 O ß : CaO =4:1. 

Es hat also unter dem Einfluß der vermehrten Zufuhr an Material während 
der Verdauung der Organismus mit einer besseren Resorption geantwortet, an 
der beide Componenten in gleicher Weise beteiligt sind und die Schwankungen 
der Quotienten sind eben damit zu erklären, daß in dem einen Falle mehr P 2 0 5 
an CaO gebunden wurde als in dem andern. 

Es war nun von Interesse zu erfahren, ob die Ausscheidungsverhältnisse 
unter dem Einflüsse einer HCl-Medikation eine günstigere Beeinflussung finden 
würden. Die HCl wurde zu je 10 Tropfen vor der Mittag- und Abendmahlzeit 
gegeben und am darauffolgenden Tage der 24 ständige Ham gesammelt, wiederum 
mit Trennung der Menge in der Zeit von 12—4 Uhr nachmittags. 

Das Quantum von 20 Stunden betrug 800 ccm, der Nachmittagsham 450 ccm, 
beide waren völlig klar und deutlich sauer. Der Gehalt an P 2 0 6 im Ham der 
20 Stunden betrug 1,125 g pro 1 1 entsprechend 0,9 g Total-P 2 0 6 ; dagegen zeigte 
sich die auffallende Tatsache, daß im Harne von 12—4 Uhr nachm, überhaupt 
kein Phosphor ausgeschieden wurde. Während nun mit den 800 ccm Ham 
0,1321 g CaO ausgeführt wurden, die Kalkmenge also auch in diesem Falle ver¬ 
mindert erscheint, finden sich in der Zeit von 12—4 Uhr 0,3526 g CaO pro 1 1 
resp. 0,1586 g für die ganze Hammenge, so daß also die HCl etwa 7 mal so viel 
Kalk zur Ausscheidung brachte, als sich in der Vorperiode fand. Hiernach 
findet die frühere Beobachtung eine Bestätigung, daß nämlich vermehrte Kalk¬ 
ausscheidung durchaus nicht gleichzeitiger Steigerung der Phosphorsäure ent¬ 
spricht 4 ), und daß umso weniger Phosphorsäure mit dem Ham durch die Niere 
geht, je mehr Kalk sich gelöst findet. Das Plus an gelöstem Kalk konnte aber 
nur durch die HCl hervorgerufen worden sein, was demnach einerseits eine ge- 


x ) L. Tobler, Phosphaturie u. Calcariurie, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 52, 1905. 

2 ) F. Soetbeer, Jahrb. f. Kinderheilkunde 54, 1901 u. Deutsch. Arch. f. kl. Med. 72, 516. 
*) Leop. Moll, Prag. Med. Woch. 1905, 582. 

4 ) J. Strauss, Zt. f. kl. Med. 31, 493, 1897. 


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steigerte Resorption des Kalkes, andererseits eine völlige Retention derP 2 O ß 
zur Folge hatte. 

Das Verhältnis von P 2 O ö : CaO war in dem Ham von 20 Stunden = 6,7:1; 
es war also bereits gegen den Vorversuch etwas ungünstiger geworden, worin 
eben ganz prompt der Einfluß der HCl zum Ausdruck kam. 

Was in dem 20stündigen Harne die Verteilung der P 2 O ft an Di-und Mono- 
natrium-Phosphat anlangt, so stellt sich das Verhältnis weit günstiger als in der 
Vorperiode ohne HCl. Es entfiel auf Dinatriumphosphat 0,819 g pro 11 (= 0,6552 g 
für die Gesamtmenge) und 0,806 g Mononatriumphosphat pro 1 1 (= 0,2448 g), 
was einem Verhältnis von 1 : 0,37 entspricht. 

Da uns die HCl-Medikation demnach bei der bereits vorher bestehenden 
Phosphorsäureretention durchaus im Stiche gelassen hatte, wurde der Versuch 
nicht weiter fortgesetzt und dafür in einer 3täg. Periode beobachtet, wie sich 
die Ausscheidungsverhältnisse von P 2 O ß und Kalk bei medikamentöser Phosphor¬ 
zufuhr unter Einhaltung derselben Ernährung gestalten, auch wurde gleichzeitig 
der Kot auf seinen Phosphorsäuregehalt untersucht. Es wurden zweimal täg¬ 
lich je 0.5 g von officinellem Calciumphosphat gereicht. 

Am 1. Tage wurden in 20 Stunden 800 ccm sauren und klaren Harns ent¬ 
leert, der 0,593 g P 2 0 5 in 1 1 enthielt (= 0,474 g in der Gesamtmenge); an 
CaO wurden ausgeschieden 0,091 g in 1 1 (= 0,072 g). 

Es zeigte sich demnach, daß sich gegen die HCl-Periode der Kalk ver¬ 
mindert hatte, die P 2 0 6 wenn auch noch in stark verringerter Menge zur 
Wiederausfuhr gelangte. Auch im Verhältnis derselben zu CaO zeigt sich noch 
keine Veränderung (P 2 O ft : CaO = 6,5 : 1). 

Noch viel deutlicher kommt die Wirkung der Medikation im Nachmittags- 
ham nach Einverleibung der an P reichen Mittagsmahlzeit zum Ausdruck; denn 
hier wurden bei 250 ccm Volumen 1,115 g P 2 O ö im Liter ausgeschieden, so daß 
sich also während des ganzen Tages bereits 0,728 g P 2 O ß ergaben. 

Auch der Kalkgehalt war auf 0,077 g pro 1 1 (= 0,0192 g) zurückgegangen 
und war gegen die gleiche Zeit der HCl-Periode um 0,2756 g pro 1 1 resp. 
0,1394 g in der Gesamthammenge kleiner geworden. 

Die Bestimmung des Verhältnisses von einfachem zu saurem Phosphate in 
den beiden Tagesperioden mußte aus äußeren Gründen unterbleiben. 

In die Augen springend aber wird die günstige Wirkung der P-Medikation 
durch das Verhältnis, in dem die beiden Componenten zu einander stehen, das 
um ein Bedeutendes gestiegen ist; P 2 O ß : CaO = 14,4 : 1. 

Der am 1. Tage abgesetzte Kot wog 210 g, wovon 140 g auf Trocken¬ 
substanz entfielen; er enthielt 28,75 proz. Total-P 2 O ß . 

Die Gesamthammenge des 2. Tages war 1300 ccm, wovon 1000 ccm auf 
20 Stunden kamen: in diesen wurden an P 2 O ß 0,9585 g ausgeschieden; auf den 
Kalk entfielen 0,098 g; es zeigt sich demnach auch hier ein weiteres Ansteigen 
der P 2 O ß , und der Kalk hält sich so ziemlich auf gleicher Höhe wie am 1. Tage. 
Auch das Verhältnis von P 2 O ß : CaO hat sich gegen die gleiche Periode des 
1. Tages um ein Bedeutendes gebessert (P 2 O ß : CaO = 9,7 : 1), und das Ver¬ 
hältnis von Di- zu Mononatriumphosphat stellte sich hierbei wie 1 : 0,53, indem 
auf ersteres 0,626 g, auf letzteres 0,332 g kamen. 

In dem Nachmittagshame betrug die Menge ausgeschiedener P 2 O ß 1,0198 g 
pro 1 1 (= 0,3059 g auf das entsprechende Hamquantum); es waren also während 


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des ganzen 2. Tages 1,2644 g P a O ß ausgeschieden worden; es zeigte sich dem¬ 
nach eine weitere Steigerung gegen den 1. Tag. An Kalk wurde ausgeftihrt 
0,1218 g pro 1 1 (= 0,0365 g), d. h. dem absoluten Werte nach zeigte sich eine 
geringe Vermehrung. Das Verhältnis von P a O ß zu CaO ist als günstig zu be¬ 
zeichnen (P a O ß : CaO = 8,3 : 1). 

An Dinatriumphosphat ergab sich auf 300 ccm bezogen 0,2124 g und 0,0936 g 
Mononatriumphosphat, was einem Quotienten von 1 : 0,44 entspricht. 

Stuhlentleerung fehlte. 

Am letzten Tage dieses Versuches wurden insgesamt 1550 ccm Ham aus¬ 
geschieden; hiervon kamen 1200 ccm auf die Zeit von 20 Stunden. Diese ent¬ 
hielten 0,9028 g P a O ß in 1 1 (= 1,0833 g) und 0,1 g CaO in 1 1 (= 0,12 g), d. h. 
beide Componenten zeigen einen weiteren wenn auch unbedeutenden Anstieg, 
während das Verhältnis der beiden zu einander ungefähr dasselbe bleibt (P a O fi : 
CaO = 9,02 : 1). An Mono- und Dinatriumphosphat wurden ungefähr gleiche 
Mengen ausgeschieden; nach Ott kommen im normalen Harne 0,6 auf Di- und 
0,4 auf Mononatriumphosphat, in unserm Falle entsprechen 0,5148 g Di- 0,5688 g 
Mononatriumphosphat oder einem Verhältnis von 1 : 1,1. 

Der Gesamtphosphorsäuregehalt der übrigen 4 Stunden des 3. Versuchstages 
war 0,3339 g; während des ganzen Tages betrug demnach die P-Ausfiihr 1,4172 g; 
es hielt also die Steigerung noch weiter an. An Kalk wurden 0,0588 g ausge¬ 
schieden, was einem Quotienten von 5,6 : 1 entspricht, und dieses etwas un¬ 
günstigere Verhältnis erklärt auch die Verteilung der P a O ß auf die beiden 
Phosphate, die hier in einem Verhältnis von 1 : 0,18 stehen. 

Mit dem Kote des 3. Tages, der bei einem Wassergehalte von 21,87 °/ 0 
62,5 g als Trockensubstanz wog, wurden 33,182 °/ 0 P a O ß ausgeschieden. 

Es zeigt uns somit dieser Versuch, daß bei Neigung zur Phosphor¬ 
retention im Organismus durch medikamentöse Phosphorzufuhr die 
Phosphorausscheidung günstig beeinflußt wird und das Verhältnis 
der Phosphorsäure zum Kalk im Großen und Ganzen sich dem nor¬ 
malen Werte nähert. 

Schließlich wurde der HCl-Versuch, der, wie wir sahen, das 1. Mal kein 
günstiges Resultat hatte, in der bisherigen Anordnung in einer zweitägigen 
Periode wiederholt. 

Am 1. Tage betrug das Hamquantum 1000 ccm, wovon 200 ccm auf den 
Nachmittagsham von 2—4 Uhr kamen. An P 2 0 6 wurden in 20 Stunden 0,7546 g 
und 0,047 g CaO ausgeschieden; P 2 O ß : CaO = 16,0 : 1. Es wurde demnach 
zwar die absolute P-Menge gegen den vorhergehenden Versuch kleiner, aber 
sie stellte sich im Verhältnis zum ausgeschiedenen Kalk immerhin günstig, und 
der Quotient der gefundenen 0,2648 g Mono- und 0,4896 g Dinatriumphosphat 
ergab einen Wert von 1 : 0,5. 

Im Testierenden Nachmittagshame entfiel auf P a O ß 0,2515 g; während des 
ganzen Tages wurden demnach 1,0061 g P 2 O ß ausgeschieden; also auch hierin 
zeigt sich ein Rückgang der absoluten Werte. Die Kalkausfuhr betrug am 
Nachmittage 0,0229 g, und der Gesamtkalk des Tages 0,0699 g; P 2 O ß : CaO = 
14,4:1, und Mono- und Dinatriumphosphat = 1 : 0,93; es sind demnach die 
Quotienten nicht schlechter geworden. 

Am 2. Tage mit 1200 ccm Ham kamen auf die 1000 ccm von 20 Stunden 
0,746 g P 2 O ß und 0,14 g CaO; es zeigt sich also hier bei gleichbleibendem Werte 


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Tabelle I. 

(Fall von Phosphor-Retention.) 




Harn- 

Vol. 

P.O, 

CaO 

P.o 5 

Dinatrium- 

Faeces der 
Perioden 



cc 

g 

g 

CaO 

Mononatrium- phat 

trocken 

g 

p*o® 

•/. 

Vorversuch 

20 Std. 

1200 

O.9867 

0.2016 

4.8 : 1 

i : 2.46 



I 12—4 Uhr 

130 

0.249 

0.0247 

IO : I 

— 



HCl-Medikat. 

20 Std. 

800 

0.9 

0.1321 

6.7 : I 

1:0.37 



12—4 Uhr 

450 

O 

0.1586 

— 

— 



P-Medikat. 

20 Std. 

1200 

1-0833 

0.12 

9.02: I 

I : I.I 

202.5 

30.966 

(3- Tag) j 

1 12—4 Uhr 

350 

0.333 

0.0588 

5.6: I 

I : O.18 

2 • HCl-Medikat. 

20 Std. 

900 

0.746 

0.14 

5-3 : I 

I : 0.6 

8 S 

37-05 

12-4 Uhr 

200 

O.2657 

0.1512 

6.6 : 1 





Tabelle IL 

(Normalfall.) 





Vorversuch j 

1 20 Std. 

| I4OO 

0 981 

0.0867 

11.3:1 

| 

81.5 

37.45 

[ 12—4 Uhr 

900 

I *°53 

0.0927 

H. 3 :l 

1:1.48 

HCl-Medikat. j 

20 Std. 

1900 

o .537 

0.0632 

10.6:1 

1 : 3*9 

60.85 

27.45 

ia—4 Uhr 

700 

0.3179 

0.031 

10.2:1 

I : 0.8 

P-Medikat. j 

1 20 Std. 

1200 

1.9476 

0.1572 

12.4:1 

I : 2.7 

72.5 

32.30 

f 12—4 Uhr 

1200 

2.5562 

0.2143 

11.9:1 

I : 1.4 

2-HCl-Medikat. ] 

| 20 Std. 

1800 

1.908 

0.2368 

8.0:1 

1:1.4 j 

64.5 

32.36 

1 12—4 Uhr 

500 

0.776 

0.063 

123:1 

1:1.3 


der absoluten P 2 O ß -Menge zur gleichen Periode des 1. Tages ein Ansteigen des 
Kalkes um mehr als das Dreifache, was sich auch in dem ungünstigen Ver¬ 
hältnis von 5,3: 1 ausdrückt, während der Quotient der beiden Phosphate 
1 : 0,6 ist. 

Die Werte des Nachmittagshames sind filr P 2 0 6 0,2657 g (d. h. Ausfuhr 
des ganzen Tages 1,0117 g gegen 1,0061 g am 1. Tage), und 0,0112 g CaO 
(tot. 0,1512 g); also bei ziemlich gleichbleibender Ausscheidung von P 2 O ß weiteres 
Ansteigen von CaO und dementsprechend imgünstiges Verhältnis von 6,6 : 1. 

An Kot wurden während des Versuches 85 g Trockensubstanz abgesetzt, 
die 37,05 °/ 0 P 2 O ß enthielten. 

Stellt sich also die Wirkung der wiederholten HCl-Medikation auch günstiger 
als im 1. Versuche, so ist dieselbe doch nur eine scheinbare unter dem Einfluß 
der P-Zufuhr nachwirkende. 

Diesem Falle möge zum Vergleiche ein zweiter gegenübergestellt werden, 
der unter genau denselben Bedingungen beobachtet wurde und mit Bezug auf 
die ausgeschiedene P 2 O ß und ihr Verhältnis zu Kalk als ein normaler angesehen 
werden kann. Auch klinisch war ein Anhaltspunkt für eine Stoffwechselstörung 
in dieser Richtung nicht gegeben; es bestand Bronchitis. Wir haben die den 
einzelnen je 3 tägigen Versuchsphasen entsprechenden Werte nicht nochmals aus¬ 
führlich entwickelt — es wurden immer Ham und Kot der letzten 48 Stunden ge- 


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248 


Heferate. 


meinsam verarbeitet — sondern stellten sie in einer Tabelle jenen des Hauptfalles 
gegenüber. Aus ihnen geht hervor, daß die aus diesem gezogenen Schlüsse 
auch auf den Normalfall Anwendung finden, daß nämlich bei gesteigerter Phos¬ 
phorzufuhr der im Phosphorstoffwechsel gestörte sowohl wie normale Organis¬ 
mus mit einer vermehrten Ausscheidung an P 2 O 5 antwortet, und daß ferner 
Salzsäuremedikation eine Neigung zur Phosphorretention hervorruft. 

Beim Abschluß der vorliegenden Untersuchungen läßt Oeri 1 ) eine Arbeit 
erscheinen, die als Ergänzung jener anzusehen ist, insofern er neben dem Ein¬ 
fluß anorganischer Phosphorsalze auf den Phosphorsäure- und Kalkstoffwechsel 
auch den organischer Präparate in den Bereich seiner Betrachtung zieht, aller¬ 
dings nur an normalen Fällen und andererseits untersucht, welche Veränderungen 
die Phosphorkurve bei Kalkzufuhr zum bestimmten Kalkgehalte einer Standard¬ 
kost erfährt. 

Darnach ergibt sich, daß sowohl durch Kalkzugabe zu einer phosphorsäure¬ 
reichen und kalkarmen animalischen Kost, wie auch bei kalkreicher Milchnahrung 
die Phosphorsäure-Ausscheidung in den Darm auf Kosten derselben in den 
Ham vergrößert wird, und daß »die P 2 0 6 organischer Präparate, sobald sie aus 
ihrem Molekül frei wird, den gleichen Ausscheidungsgesetzen folgt, wie jene un¬ 
organischer Salze. Sobald Kalk zur Verfügung steht, bindet sie sich mit diesem 
und wird durch den Darm ausgeschieden.« 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

488) Kuschlj anskaj a, D. Über Vorkommen und Bedeutung basophil granu¬ 
lierter Erythrocyten im Blut und in blutbildenden Organen des Embryo. 

Inaug.-Dissert. Zürich 1908. 23 S. (Hämatol. Arb. unter Leitung von Dr. O. 
Nägeli, Zürich.) 

Die Resultate vorliegender Untersuchungen enthalten eine Reihe von Ar¬ 
gumenten, die für die regenerative Bedeutung der basophilen Granulation be¬ 
weisend sind. Fritz Loeb . 

489) Elze, Gurt. Beitrag zur Histologie des embryonalen Säugetierdarmes. 

Inaug.-Dissert. Freiburg i. Br. 19 S. 

Im Jejuno-ileum der Embryonen von Mensch, Affen, Tarsius, Schwein, Schaf, 
Reh, Kaninchen und Katze finden sich regelmäßig auf bestimmter Entwicklungs¬ 
stufe typische Divertikel des Epithels, die aus sinnesknospenähnlichen Anlagen 
innerhalb des Epithels entstehen und auf dem fortgeschrittensten bisher beob¬ 
achteten Stadium kurze schlauchförmige, mit dem blinden Ende aboralwärts ge¬ 
richtete Anhängsel des Epithels darstellen. Der Ort ihres ersten Auftretens ist 
verschieden, z. B. oberes Jejunum (Schwein), unteres Ileum (Mensch). Ihr 
weiteres Schicksal und ihre Bedeutung sind noch festzustellen. Frühen Stadien 
dieser Divertikel sehr ähnliche Bildungen wurden im Magen je eines Embryo 
von Nasalis larvatus und Nycticebus tardigradus gefunden. Von den nur im 
Jejuno-ileum auftretenden Epithcldivertikeln sind zu trennen epitheliale Sprossen, 
die am Duodenum in der Umgebung des dorsalen Pankreas und weiter caudal- 
wärts auftreten. Sie zeigen keinen typischen Bau und scheinen bald nach 
ihrem Auftreten wieder zu verschwinden. Fritz Loeb. 


*) Felix Oeri, Ein Beitrag zur Kenntnis des Phosphorsäure- u. Kalk Stoffwechsels beim er¬ 
wachsenen gesunden Menschen, Zt. f. kl. Med. 67, 1909. 


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Heferate. 


249 


490) Halstead, W. S. Auto- and isotransplantation in dogs of the para- 

thyroid glandules. (Auto- und Isotransplantation der Nebenschilddrüsen beim 
Hunde.) (The Journal of experimental medicine 2, 9. Jan. 1909, H. 1, S. 

175—199.) 

Die Autotransplantation der Nebenschilddrüsen in die Schilddrüse und hinter 
den Musculus rectus abdominis erwies sich in 61 °/ 0 der Fälle wirkungsvoll, in 
der eine mehr als die Hälfte betragende Insufficienz bestand. Bestand diese 
nicht, so gelang auch die Transplantation nicht. Isotransplantation mißlang 
stets. Das im Überfluß transplantierte Nebenschilddrüsengewebe ging zu 
Grunde. Eine Nebenschilddrüse genügt, um ein Tier für lange Zeit, vielleicht 
ein Jahr, gesund zu erhalten. Wenn im Laufe einer Operation die Parathy¬ 
reoideae vom Blutzufluß ausgeschaltet werden, so sollte man sie in die Schild¬ 
drüse transplantieren. 

Das Gewebe der Parathyreoideae ist für das Leben der Hunde notwendig, 
wie Excisionsversuche gezeigt haben. H. Ziesche. 

491) Hc Callum, W. G. and Voegtlin, Carl. The relation of tetany to the 
parathyroid glands and to the calcium metabolism. (Die Beziehungen der 
Tetanie zu den Nebenschilddrüsen und zum Kalkstoffwechsel.) From the Hun- 
terian Laboratory and the Medicinal Clinic, Baltimore. (The Journal of ex¬ 
perimental medicine 2, 9. Jan. 1909, Nr. 1, S. 118—151.) 

Tetanie kommt spontan mannigfaltig vor und kann auch durch Zerstörung 
der Parathyreoiddrüsen hervorgerufen werden. Neuere Untersuchungen zeigen 
eine enge Beziehung zwischen verschiedenen Formen der Tetanie und der 
relativen oder absoluten Insufficienz der Nebenschilddrüsen. 

Die Drüsen sind selbständige Organe mit bestimmter spezifischer Funktion; 
ob sie in Beziehung zu anderen Organen mit innerer Secretion stehen, ist noch 
nicht sichergestellt. 

Die Zahl und Anordnung der Drüsen ist verschieden. Wenn die Tetanie 
nach der Exstirpation ausbleibt, so beruht das wohl darauf, daß unbemerkt 
einiges Nebenschilddrüsengewebe zurückbleibt. Bei vollständiger Exstirpation 
tritt Tetanie sogar bei den Herbivoren auf. Schon eine kleine Menge von 
spezifischem Gewebe genügt, die Tetanie hintanzuhalten. 

Die Wirkung der Exstirpation kann durch Einverleibung eines Extraktes 
der Drüsen aufgehoben werden. Das aktive Prinzip ist in dem Extrakt mit einem 
Nucleoproteid verbunden und kann mit diesem von den übrigen inaktiven 
Eiweißstoffen getrennt werden. Die Wirkung, die Tetanie aufzuheben, beginnt 
einige Stunden nach der Injektion und hält einige Tage an. 

Die Nebenschilddrüsen enthalten wenig Jod; der Extrakt ist kein jodhaltiger 
Körper. 

Bei der Tetanie besteht offenbar eine Störung in der Zusammensetzung der 
Körpersäfte, die sonst durch Nebenschilddrüsensecretion verhindert wird; es 
kommt der Mineralgehalt der Gewebe in Unordnung. Vielleicht kommt es zur 
Bildung eines schädlichen Stoffes saurer Natur; denn die Tetanie kann durch 
ausgiebigen Aderlaß mit nachfolgender Injektion von Salzlösung aufgehoben 
werden. Durch die Transfusion des Blutes von einem kranken auf ein ge¬ 
sundes Tier konnte dieser hypothetische Stoff nicht nachgewiesen werden. 

Zahlreiche Untersuchungen haben die wichtige Rolle der Calciumsalze für 
die Erregbarkeit des Centralnervensystems festgestellt. Die Entziehung versetzt 
die Nervenzelle in einen Zustand von Übererregbarkeit, der durch Zuführung 
der Lösung eines Kalksalzes zum Verschwinden gebracht werden kann. 

Tetanie muß als der Ausdruck einer Nervenübererregbarkeit aus derartigen 
Gründen angesehen werden. 

Die Injektion einer Kalksalzlösung in das Blutgefaßsystem beseitigt bei einem 
tetaniekranken Tiere alle Symptome und stellt die völlige Gesundheit schnell 
wieder her. 

Die Injektion von Magnesium-Salzlösung hat anscheinend einen ähnlichen 
Effekt, der aber durch ihre toxische Wirkung maskiert wird. 

Die Kalium- und Natriumsalze üben keinen derartigen Einfluß aus, sondern 

N. P. IV. Jahre. 17 


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Referate. 


verstärken eher die Krankheitssymptome. Es gilt dies auch für die alkalischen 
Natriumsalze. 

Die Wirkung des Kalkes ist für die menschliche Therapie von Wichtigkeit 
um die Symptome der spontanen Tetanieformen und die nach Exstirpation der 
Parathyroideae auftretende Tetanie zu bekämpfen. Man soll die Injektion der 
Kalksalze mit der von Nebenschilddrüsenextrakt verbinden. 

Die Beobachtung des Stoffwechsels bei Tieren, denen die Parathyreoideae 
exstirpiert wurden, ergibt: 

1. Eine merkliche Verminderung des Kalkgehaltes der Gewebe, besonders 
von Blut und Gehirn während der Tetanie. 

2. Eine vermehrte Kalkausscheidung durch Urin und Faeces vom Auftreten 
der Tetanie an. 

3. Eine vermehrte N-Ausscheidung durch den Urin. 

4. Eine vermehrte Ammoniak-Ausscheidung im Urin und 

5. ein vermehrter Ammoniakgehalt von Blut und Urin. 

Manche dieser Ergebnisse weisen auf das Bestehen einer Acidose hin. 

Interessant ist der Unterschied in der Stoflfwechselstörung nach Schilddrüsen- 
und Nebenschilddrüsenexstirpation. Beim Myxoedem besteht eine Herabsetzung 
des Stoffwechsels, Verminderung des Gaswechsels und der N-Ausscheidung mit 
Senkung der Körpertemperatur. Bei der Tetanie besteht eine Vermehrung des 
Stoffwechsels, vermutlich vermehrter Gasaustausch, sicherlich vermehrte N-Aus- 
fuhr und Erhöhung der Körpertemperatur. 

Die Calciumsalze haben einen hemmenden Einfluß auf die Nervenzellen. 
Durch die Secretion der Parathyreoideae wird der Kalkstoflfwechsel im Körper 
geregelt. Fehlt dieses Secret, so entstehen andere (hypothetische) Körper, die 
sich mit dem Kalk verbinden und so aus dem Körper ausführen. 

Bei den spontanen Tetanieformen muß man eine relative Insufficienz der 
Glandulae parathyreoideae annehmen. H, Ziesche, 

492) Wells, Gideon H. The pathogenesis of waxy degeneration of striated 
muscles (Zenckers degeneration). (Entstehung der wachsartigen Degeneration 
gestreifter Muskeln [Zenckers Degeneration.]) From the pathological laboratory 
of the university of Chicago. (The Journal of experimental medicine 2, 9. Jan. 
1909, Nr. 1, S. 1—9.) 

Angestellte Versuche haben ergeben, daß die wachsartige Degeneration 
wahrscheinlich von einer übermäßigen Bildung von Milchsäure im lebenden 
Muskel abhängig ist, die unter dem Einfluß von Bakterien und ihren Toxinen 
zustande kommt; vielleicht trägt auch noch die Verlangsamung der Cirkulation 
mit dazu bei. Die hyaline Umwandlung der Muskelform ist analog der Schwel¬ 
lung von Fibrin in dünnen Säuren. Die Untersuchungen ergaben, daß ein¬ 
fache anämische Necrose, aseptische oder antiseptische Autolyse in vivo et in 
vitro, oder die Einwirkung der verschiedensten Bakterien auf die Muskeln in 
vitro unfähig sind, derartige Degenerationserscheinungen hervorzurufen. Milch¬ 
säure kann dagegen selbst in so starken Verdünnungen, wie sie im lebenden 
Muskel gefunden wird, in vitro und in vivo die charakteristischen Veränderungen 
der gestreiften Muskeln hervorbringen. Auch zeigen Muskeln, die durch fort¬ 
währende Reizung bis zur Erschöpfung gebracht sind, wobei sich wie wir wissen 
Milchsäure bildet, mikroskopisch analoge Veränderungen. H. Ziesche, 

493) Don Joseph, R. The relation of the weight of the contents of 
stomach and cecum to the body-weight in rabbits. (Gewicht des Magen- und 
Coecuminhalts der Ratte im Verhältnis zum Körpergewicht.) From the depart- 
ment of physiology and pharmacology of the Rockefeiler Institute for medicinal 
Research. (The Journal of experim. medicine 2. 9. Jan. 1909, Nr. 1, S. 36—40.; 

Der Inhalt des Magen- und Coecuminhaltes beträgt 10,4—11,4°/ 0 des Körper¬ 
gewichts; bei kleinen Ratten beträgt er verhältnismäßig mehr als bei schwereren. 

H\ Ziesche, 

494) Paszkiewiez, Ludwig. Das Verhalten der Nieren bei pemiciöser 
Anämie. Krankenhausprosektur Moabit, Berlin. (Virchows A. 192, 1908, S. 
324—337.) 


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Referate. 


251 


Fett in den Nieren findet sich in jedem Falle von pemiciöser Anämie, aber 
in geringer Menge und besonderer Anordnung in den Zellen, daß man eher 
von einer fettigen Infiltration als von einer Degeneration der Nierenepithelien 
sprechen kann. 

Eisenhaltiges Pigment findet man in lange anhaltenden oder heftig ver¬ 
laufenden Fällen. Das Pigment wird ausschließlich und allein in der Rinden¬ 
substanz, im Epithel der gewundenen Harnkanälchen lokalisiert und tritt zeit¬ 
weise auf. 

In sämtlichen Fällen von pemiciöser Anämie findet eine starke Vermehrung 
und Verdickung des Stützgewebes statt. Am deutlichsten ist dies in der Mark¬ 
substanz ausgesprochen. Man kann die Verminderung am besten als Sclerose 
bezeichnen. H. Ziescfuf. 

495) Homowski u. Nowicki. Histologische Untersuchungen über die 
Nebennieren bei Arteriosclerose, sowie über den Befund in Nebennieren und 
Aorta von Kaninchen, bei intravenösen Adrenalininjektionen. Patholog. Inst. 
Univ. Lemberg. (Virchows A. 192, 1908, S. 838—356.) 

Die Nebennieren Kranker, die an Arteriosclerose litten, weisen keine für 
diesen Prozeß charakteristischen spezifischen Veränderungen auf, weil diese 
auch in anderen Fällen Vorkommen können. 

Die erwähnten Veränderungen sind bloß als sekundäre durch die Allgemein¬ 
krankheit des Organismus hervorgerufene und mit diesen in Zusammenhang 
stehende Vorgänge zu betrachten. 

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen den Nebennieren und der Arterio¬ 
sclerose ist nur auf chemischem Wege zu lösen. H. Zt'esche. 

496) Edmunds, Charles Wallis u. Roth, George B. Die Wirkung von 
Bariumchlorid auf die Muskeln der Vögel. (Amer. Joum. Physiol. 23. 46—47. 
1/10. 1908. Michigan. Univ. Pharmacolog. Lab.) 

Resultate von Versuchen über den Einfluß des BaCl a auf die kontraktile Sub¬ 
stanz der Muskelzelle. Brahm. 

497) Edmunds, Charles Wallis u. Roth, George B. Die Wirkung von 
Curare und Physostigmin auf die Nervenendigungen und die Muskeln. (Amer. 
Joum. Physiol. 23. 28—45. 1/10. 1908. Michigan. Univ. Pharmacolog. Lab.) 

Eingehende Beschreibung von Versuchen an Vögeln, bei denen ein direkter 
Antagonismus zwischen Physostigmin und Curare festgestellt wurde. Brahm . 

498) Ritter, Hans. Das Herz bei Mitralstenose. (Diss. Halle 1909, 48 S.) 

1. Für das Verhalten des linken Ventrikels bei Mitralstenose kann keine 
Norm aufgestellt werden, da es von zu verschiedenen Faktoren abhängig ist, 
von dem Grad der Stenose, gleichzeitig bestehenden anderen Klappenfehlern, 
Erkrankungen des Herzmuskels und anderer Organe. 

2. Bei reinen schwachen Stenosen und solchen mittleren Grades ist Kom¬ 
pensation möglich durch die Arbeit des hypertrophischen linken Vorhofes und 
des rechten Herzens. Der linke Ventrikel bleibt in solchen Fällen normal. 

3. Bei hochgradigen, reinen und unkomplizierten Mitralstenosen kommt es 
zu Atrophie der Muskulatur und Verkleinerung der Höhle des linken Ventrikels. 
Im weiteren Verlauf der Krankheit kann eine Dilatation der Höhle folgen. 

4. Der linke Ventrikel kann sich an der Kompensation einer Mitralstenose 
nicht beteiligen. 

5. Die Kombination von Mitralstenose und Insufficienz ergibt folgende Ver¬ 
hältnisse: bei Mitralinsufficienz und geringer Stenose findet sich ein dilatierter 
und hypertrophischer Ventrikel, ebenso bei Mitralinsufficienz und Stenose mitt¬ 
leren Grades; bei Mitralinsufficienz und hochgradiger Stenose atrophiert der 
linke Ventrikel wie bei reiner Stenose. 

6. Bei reiner Mitralstenose mit langdauemder voraufgegangener Insufficienz 
kann ein hypertrophischer linker Ventrikel gefunden werden, im allgemeinen 
atrophiert er aber auch in diesen Fällen. 

7. Die Aortenstenose, die zu einer bestehenden Mitralstenose hinzutritt, ist 
kein Grund für den linken Ventrikel, zu hypertrophieren. 

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Heferate. 


8. Bei der Kombination von Mitralstenose und allen anderen Herzklappen¬ 
fehlem werden verschiedene Verhältnisse angetroffen, je nachdem der eine oder 
der andere Fehler der primäre ist, je nach der Größe der einzelnen Fehler und 
je nach dem Zeitpunkt des Erlahmens der gleichzeitig erkrankten Muskulatur. 

9. Komplikationen von Seiten anderer Organe, die eine Hypertrophie herbei¬ 
zuführen im Stande sind, sind Schrumpfnieren, Arteriosclerose der Aorta bis zum 
Durchtritt durch das Zwerchfell und Arteriosclerose der Splanchnicusgefäße. 

10. Für das Vorkommen von hypertrophischen linken Ventrikeln bei reiner 

Mitralstenose steht eine hinreichende Erklärung noch aus. Fritz Loeb. 

499) Filippi, Ed. Di alcune proprietä dei metalli colloidali elletrici. 
(Eigenschaften colloidaler Metalle, auf elektrischem Wege hergestellt.) Aus dem 
Istit. di Studi super., Labor di Materia med. zu Florenz. (Lo Sperimentale 
H. 5—6, 1908.) 

Filippi schildert die Wirkung der colloidalen Metalle auf das Blut bei 
intravenöser Injektion im Vergleich zu der von Salzlösungen des gleichen Metalls, 
sowie die Wirkung einer Injektion im Vergleich zu der mehrfach wiederholter 
Injektionen. Die Wirkung der verschiedenen colloidalen Metalle (Ag, Cu, Hg, 
Pt) ist durchaus nicht, wie vielfach behauptet wird, identisch, sondern nach dem 
verwendeten Material verschieden. Die bei einer einmaligen Injektion sehr aus¬ 
gesprochene Oxydasewirkung verliert sich, wenn die Darreichung häufiger er¬ 
folgt; es verliert sich dabei die spezifische Wirkung und es tritt mehr die dem 
betreffenden Metall eigene Wirkung zu Tage. M . Kaufmann . 

500) Farini, A. u. Vidoni, G. Azione degli estratti di tiroide, delle solu- 
zioni di tiroidina, degli estratti di timo sul sistema circolatorio. (Wirkung 
von Schilddrüsenextrakt, Thyreoidin und Thymusextrakt auf den Cirkulations- 
apparat.) Aus dem Istit. di fisiol. zu Padua. (Lo Sperimentale Nr. 5—6, 1908.) 

Im künstlichen Kreislauf direkt in die Blutgefäße eingebracht, wirkt Schild¬ 
drüsenextrakt wie Thyreoidin vasokonstriktorisch; niemals geht dieser Wirkung 
eine vasodilatatorische voran oder nach. Dagegen wirkt Schilddrüsenextrakt, 
intravenös in den allgemeinen Kreislauf gebracht, blutdruckemiedrigend, und 
zwar weisen die Versuche darauf hin, daß diese Blutdruckemiedrigung auf eine 
aktive Dilatation der Gefäße zurückzuführen ist, infolge einer vermehrten Er¬ 
regbarkeit des vasodilatatorischen Nervenapparates. Die Wirkung des Thymus¬ 
extrakts ist sowohl bei lokaler Einwirkung auf die Gefäße wie bei endo venöser 
Applikation die gleiche wie die des Thyreoideaextrakts. M\ Kaufmann . 

501) Kennaway, J. E. and Leathes, J. B. A preliminary note on the 
examination of the fat in the liver in health and disease. (Vorläufige Mit¬ 
teilung über Untersuchung des Leberfettes in Gesundheit und Krankheit.) (From 
the Lister Institute Lancet 1909, Bd. I, S. 95—98.) 

Zum Referat soll die angekündigte Arbeit abgewartet werden. H. Ziesche . 

502) Lissauer, Ludwig. Beitrag zur Frage der Entstehung der Pfortader¬ 
thrombose. Aus dem Patholog. Inst. Breslau, Prof. Ponfick. (Virch. Arch. 192, 
1908, S. 278—305.) 

An dem großen Materiale des Breslauer Institutes (26687 Fälle) hat Verf. 
die Entstehung der Pfortaderthrombose studiert. 

Am häufigsten haben die portalen Lymphdrüsenschwellungen zur Thrombose 
geführt (46°/o), dann folgen Milzabscess (28 °/ 0 ) und Pancreaskrebs (24 °/ 0 ), dann 
primärer Leberkrebs (11 °/ 0 ), sodann Perityphlitis (5°/ 0 ), sodann primärer Gallen¬ 
krebs, sekundärer Leberkrebs und Lebersyphilis mit je 4 °/ 0 , dann Darmkrebs 
(2°/ 0 ), dann Magen-Leberkrebs (1,5 °/ 0 ), dann Lebercirrhose (0,9 °/ 0 ) und schließlich 
Gallensteine (0,7 °/ 0 ). //. Ziesche. 

503) Davidsohn, Carl. Untersuchungen über die Ätiologie des Amyloids. 
Aus dem Patholog. Inst. Breslau, Prof. Ponfick. (Virch. Arch. 192, 1908, 
S. 226—247.) 

Es ist bisher nicht gelungen, durch künstliche Anordnung von Prozessen, 
bei denen Bakterienprodukte gänzlich auszuschließen sind, Amyloid zu erzeugen. 

H. Ziesche. 


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Referate. 


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504) Riebold, Georg. Weitere Untersuchungen über die Pathogenese der 
Traktionsdivertikel des Oesophagus. Aus dem pathol. anat. Inst, des Stadt¬ 
krankenhauses zu Dresden, Geh.-R. Schmorl. (Virch. Arch. 192, 1908, S. 126 
bis 226.) 

Die Ergebnisse der ausgedehnten Untersuchungen faßt der Verf. wie folgt 
zusammen: 

Die Traktionsdivertikel entstehen in ihrer weitaus größten Zahl dadurch, 
daß Entzündungsprozesse benachbarter Teile auf dem Wege perivasculärer oder 
perineuraler Lymphbahnen nach dem Oesophagus fortgeleitet werden. Der 
Oesophagus wird in seinem ganzen Verlaufe von Gefäßen durchsetzt, die teils 
als direkte Ästchen der benachbarten Aorta, teils als Zweige der Arteriae bron¬ 
chiales durch mehr oder weniger große, mehr oder weniger vollständige Muskel¬ 
lücken, in das zwischen beiden Muskelschichten befindliche Bindegewebe oder 
bis nach vom zur Schleimhaut Vordringen und sich daselbst verzweigen. Als 
weitere Bahnen kommen die Bündel des Muscularis bronchooesophagus und 
pleurooesophagus in Fra^e. Als Ausgangspunkt der Entzündung kommen ftir 
die meisten Fälle Bronchialdrüsen in Betracht; sie brauchen keineswegs immer 
geschrumpft zu sein, sie können im Gegenteil sogar geschwollen oder auch an¬ 
nähernd normal groß sein, sie weisen aber immer frische oder abgelaufene ent¬ 
zündliche Veränderungen auf. Sie brauchen auch durchaus nicht mit dem Oeso¬ 
phagus verlötet sein, sondern können ziemlich entfernt von ihm liegen. Neben 
den Erkrankungen der Lymphdrüsen können Entzündungen aller dem Oesophagus 
benachbarter Organe als Ausgang eines Divertikels in Frage kommen. 

Es müssen zur Entstehung eines Divertikels nur folgende Forderungen er¬ 
füllt sein: 

1. Die, eine umschriebene Wandstelle des Oesophagus mit benachbarten 
Teilen verbindenden Gefäßbahnen bezw. Muskelstränge müssen durch entzündliche 
oder sonstige Veränderungen unnachgiebiger geworden sein. 

2. Der Teil, der den Angriffspunkt bildet, muß im Mediastinum fixiert sein. 

Der aktive Zug des Oesophagus bei den Schluckbewegungen spielt bei der 

Entstehung der Traktionsdivertikel vielleicht eine noch größere Rolle als der 
primäre Zug eines schrumpfenden Gewebes. H . Ziesche. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

505) Hughes, N. J. und Carlson, A. D. Die relative hämolytische Kraft 
des Serums und der Lymphe unter verschiedener Bedingung der Lymphbildung. 

Hüll Physiolog. Labor. Univ. Chicago, Chicago 111. (Am. Jour. Physiol. 1908, 
Bd. 21, S. 236—247.) 

Die Konzentration der Hämolysine für Kaninchenblutkörperchen in den 
normalen Körperflüssigkeiten des Hundes, der Katze und des Pferdes zeigen 
folgende absteigende Serie. Serum, Lymphe aus dem Ductus thoracicus, Nacken¬ 
lymphe, Lymphe aus Thyroidea, Speicheldrüsen, Pericardialflüssigkeit. Die 
Cerebrospinalflüssigkeit enthält keines dieser Lysine. Immunisierung gegen 
Typhusbacillen scheint die hämolytische Kraft des Serums aus der Lymphe bei 
Hunden zu erhöhen. Lymphtreibende Mittel beeinflussen die hämolytische Kraft 
der Nackenlymphe nicht; Peptone, hypertonische Rohrzuckerlösung und Koch¬ 
salzlösung können die hämolytische Kraft der Lymphe des Ductus thoracicus 
erhöhen. Underhill . 

506) Dakin, H. D. Weitere Untersuchungen über die Oxydation von 
Phenylderivaten der Fettsäuren im tierisehen Organismus (Phenylbuttersäure, 
Phenyl - £-oxybuttersäure, Phenylaceton, PhenyUsocrotonsäure, Phenyl - ß, y- 
dioxybuttersäure). New York, Oktober, Lab. C. A. Herter. (Journ. of Biol. 
Chem. 5, S. 173—85, August 1908.) 

Nach subcutaner Injektion von phenylbuttersaurem Na konnte die Aus¬ 
scheidung von Phenacetursäure beobachtet werden und dadurch die Unter¬ 
suchung von Knoop (Beitr. z. chem. Physiol. u. Pathol. 6, S. 150—62) bestätigt 
werden. Dagegen ließen sich weder Phenylaceton noch Phenylacetessigsäure 


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Referate. 


nachweisen. Eine geringe Menge einer linksdrehenden Säure, die die Eigen¬ 
schaften der Phenyl-0-oxybuttersäure zeigte, ließ sich nachweisen. Nach Injektion 
von Phenyl-ß-oxybuttersäure konnte Phenacetursäure, dagegen kein Phenylaceton 
aufgefunden werden. Ein Teil der linksdrehenden Oxysäure tritt unverändert 
wieder auf. Nach Injektionen von Phenylaceton tritt Hippursäure, dagegen 
keine Phenacetursäure auf. Aus diesen Versuchen folgert Verfasser, daß Phenyl¬ 
aceton kein Zwischenprodukt des Zerfalles der Phenylbuttersäure sein kann. Die 
Oxydation der Phenylbuttersäure verläuft nach Ansicht des Verfassers im Sinne 
der nachstehenden Formeln: 

C*H 6 • CH a • CH 2 • COOH C fl Hß • CH 2 • CHOH • CH 2 COOH ->- [C 6 H 6 CH 2 CO 

CH 2 COOH] ? • C 6 H5 • CH 2 COOH. 

Zwischen der Oxydation der Phenylbuttersäure und der Phenylpropionsäure 
besteht eine gewisse Analogie, da bei beiden die erste Oxydationsstufe eine 
0-Oxysäure ist. Dagegen tntt bei der Oxydation der Phenylbuttersäure keine 
Ketonbildung auf. Nach subcutaner Injektion von Phenylisocrotonsäure bei 
Katzen konnte Phenacetursäure nachgewiesen werden. Nach Injektion von ß,y- 
Dioxybuttersäure wurde bei Katzen Hippursäure und in Spuren ß-Oxybutyrolacton 
nachgewiesen, dagegen keine Mandelsäure. Hierdurch ist der Beweis erbracht, 
daß Phenyldioxybuttersäure im tierischen Organismus am y-Kohlenstoffatom und 
nicht am 0-Kohlenstoffatom oxydiert wird. Der Nachweis von Phenylaceton 
gelang leicht durch Umwandlung in das p-Nitrophenylhydrazon vom F. 145— 
145,5°. Anhangsweise finden sich kurze Angaben über die Untersuchungen mit 
Phenylvaleriansäure und Phenyl-ß-oxyvaleriansäure, die als Zwischenprodukt 
CinnamoylglykokolL C 6 H 6 -CH: CH*CONH*CH 2 COOH, und als Endprodukt Hip¬ 
pursäure liefern. UnderhilL 

507) Herter, C. A. und Kendall, A. J. Beobachtungen über das Schicksal 
von Bacillus Bulgariens im Verdauungstrakt des Affen. (Joum. of Biol. Chem. 
6, S. 293—301, Okt. 1908.) 

Nach zweiwöchentlicher Fütterung eines Rhesusaffen mit Milch, die mit 
Bacillus bulgaricus vergoren war, ließ sich innerhalb des ganzen Verdauungs- 
traktus eine saure Reaktion nachweisen. In der Ueocäcalregion war die 
Acidität am ausgesprochensten und nahm nach und nach ab. Milchsäure konnte 
überall nachgewiesen werden. Bacillus bulgaricus war trotz ausschließlicher 
Fütterung der damit fermentierten Milch in der üeocäcalpartie oder in den 
Därmen nicht vorherrschend, sondern nur in geringen Mengen vorhanden. Als 
Grund für dieses schwache Auftreten des Milchsäurebacillus sehen Verfasser die 
in diesen Partien vorherrschende Fäulnis an. UnderhilL 

508) Herter, G. A. u. Kendall, A. J. Der Gebrauch des Gärungskölbchens 
bei der Intestinalbakteriologie. (Joum. of Biol. Chem. 5, S. 283—92, Okt. 1908.) 

Beschreibung der Technik zur Isolierung von Intestinalbakterien unter Be¬ 
nutzung des Gärungskölbchens. 1 g Faeces werden mit 10 ccm physiologischer 
NaCl-Lösung verdünnt und je 1 ccm auf die Kölbchen verteilt Auch finden 
sich Angaben über die Menge des von verschiedenen Bakterien entstandenen 
Gases. Brahm. 

509) Lyman, John F. Mitteilung über die Chemie der Reptilienmuskel und 
Leber. Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiol. Chem. (Joum. of Biol. Chem. 5, 
S. 115—27, Juli 1908.) 

Bei der Untersuchung der Muskeln und Leber von Python reticularis konnte 
darin Kreatin und Paramilchsäure nachgewiesen werden, ferner Hypoxanthin, 
während Guanin, Adenin und Xanthin nicht aufgefunden werden konnten. In 
der Leber fanden sich Harnsäure, Guanin und Adenin, während Hypoxanthin 
und Xanthin nicht aufgeiunden werden konnten, wenigstens nicht in Mengen, 
die für einen Nachweis ausreichten. Das Nucleoproteinmolekül scheint daher 
bei den Reptilien dieselben Purinbasen zu enthalten, wie bei den höheren Verte¬ 
braten. Brahm . 


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Referate. 


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510) Heinemann, P. G. Mitteilung über die Konzentration des Diphtherie¬ 
toxins. Chicago. Univ. Bakteriol. Lab. (Joum. of Biol. Chem. 5, S. 27—30. 
Juli 7/5. 1908.) 

Zur Konzentration eines Diphtherietoxins empfiehlt es sich zu einem be¬ 
kannten Volumen des Toxins die doppelte Menge einer gesättigten Ammonium¬ 
sulfatlösung unter beständigem Ümrühren zuzusetzen. Nach 24 Stunden bildet 
sich ein braungelber Schaum oder ein ebenso gefärbter Niederschlag, die auf 
einem Faltenfilter gesammelt werden. Nach Entfernung des Niederschlages vom 
Filter wird derselbe 5—6 Tage in einem Pergament- oder Kollodiumschlauch 
dialysiert Nach dem Filtrieren stellt das Toxin eine braune Flüssigkeit dar, 
der zweckmäßig 0,3 °/ 0 Carbolsäure zugesetzt werden. Höhere Zusätze bewirken 
Fällungen. Brahm. 

511) Robertson, T. Brailsford u. Schmidt, G. L. A. Die Rolle des Alkalis 
bei der Eiweißhydrolyse durch Trypsin. Rudolph Spreckels Physiol. Lab. and 
Physikal.-chem. Lab. of the Univ. of California. (Joum. of Biol. Chem. 5, 
S. 31—48, Juli 1908.) 

Die fortschreitende Änderung der Alkalität bei der tryptischen Verdauung 
von Casein und Protamin wurde mit Hilfe der Gaskette verfolgt und dabei fest¬ 
gestellt, daß die progressive Änderung in der OH-Konzentration in einer mono¬ 
molekularen Formel ihren Ausdruck finden kann, wenn die Gesamt-OH-Konzen- 
tration größer als 10— 6 ist und durch eine bimolekulare Formel, wenn die OH- 
Konzentration zwischen obiger und der Konzentration bei Neutralität liegt. Es 
liegen auch Vermutungen vor, daß das Gleichgewicht, welches durch die 
wechselnde OH-Konzentration früher oder später in dem Digestionsgemisch ent¬ 
steht, nicht in einem richtigen Gleichgewicht zwischen dem Eiweißkörper und 
dessen Spaltungsprodukt besteht, sondern bedingt wird durch die Summe der 
Beziehungen zwischen dem Eiweißkörper, dem Trypsin und dem Alkali. 

Underhill . 

512) Sebelien, John u. Sunde, Einar. Über den Zucker des Colostrums. 

Aas. Landw. Hochschule Norwegens. Chem. Lab. (Ztschr. f. angew. Ch. 21, 
S. 2546—51, Okt. 1908.) 

Bei der Nachprüfung, ob Milchsalze einen Einfluß auf die analytische Be¬ 
stimmung des Zuckers haben, konnten Verfasser nachweisen, daß die Gegenwart 
von Milchsalzen die Genauigkeit der Milchzuckerbestimmung in der von Kjel- 
dahl vorgeschriebenen Ausführung nicht beeinflußten. Auch die optischen 
Milchzuckerbestimmungen werden durch die Milchaschenbestandteile nicht ver¬ 
ändert. In der Milch gelang es, die Anwesenheit eines furfurolbildenden Körpers 
nachzuweisen. Die Menge betrug 0,03 °/ 0 . Durch eingehende Untersuchungen 
gelang es, nachzuweisen, daß der gewöhnliche Milchzucker auch im Colostrum 
vorhanden ist. Auch wurden, ähnlich wie bei der Milch, bei der gewichts¬ 
analytischen Methode nach Kjehldahl mit Fehlingscher Lösung in wechseln¬ 
der Konzentration Anomalien gefunden, die durch die Gegenwart eines stärker 
reducierenden Zuckers bedingt werden, die Arabinose. Die Menge hiervon ist 
sehr gering und beträgt 0,05°/ 0 . Verfasser schließen aus ihren Versuchen, daß 
in der normalen Milch und dem Colostrum dieselben Kohlehydrate Vorkommen, 
hauptsächlich Milchzucker. Daneben kommen auch kleine Mengen von anderen 
Zuckerarten vor, jedoch sind diese spurenhaften Mengen auch im Colostrum 
von ganz untergeordneter Bedeutung. Brahm . 

613) Steel, Matthew u. Gies, William J. Mitteilungen über die Verwend¬ 
barkeit der Folinschen Methode zur quantitativen Bestimmung des Harn¬ 
ammoniaks. New-York. College of Physicians and Surgeons Columbia Univ. 
Biolog. Chem. Lab. (Joum. of Biol. Chem. 5, Juli 1908, S. 71—83.) 

Bei der Ausführung einer Reihe von Stoffwechseluntersuchungen konnten 
Verfasser feststellen, daß die Ammoniakbestimmungen nach Folin anormale 
Werte gaben, die immer nach MgS0 4 -Gaben eintraten. Durch eingehende Unter¬ 
suchungen ließ sich nachweisen, daß die bei Ausführung der Folinschen Me¬ 
thode benutzte Menge Na 2 C0 3 bei Gegenwart von Ammoniummagnesiumphosphat 


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Heferate. 


zu klein ist und daß selbst größere Mengen bei langer Durchlüftung nicht im 
Stande sind, alles NH 3 zu entfernen, so daß die Folinsche Methode bei An¬ 
wesenheit von NH S in Gestalt von Tripelphosphat im Stiche läßt. Brahm. 

514) Steel, Matthew. Studien über den Einfluß des Magnesiumsulfats auf 
den Stoffwechsel. New-York. College of Physicians and Surgeons Univ. Biolog. 
Chem. Lab. (Joum. of Biol. Chem. 5, Juli 1908, S. 85—124.) 

Es werden zwei große Stoffwechselversuchsreihen an Hunden mitgeteilt, 
denen abwechselnd per os oder subcutan MgS0 4 gegeben wurde. Im Körper¬ 
gewicht der Tiere, im Volumen und D. des Harnes treten häufig Schwankungen 
ein, die hauptsächlich durch diuretische und diarrhöische Wirkungen bedingt 
wurden. Gaben per os riefen immer Diarrhöen hervor, während subcutane, 
intravenöse und intramuskuläre Injektionen nie diese Erscheinungen hervorriefen. 
Im Gegenteil wurde die Konsistenz des Faeces fester und das Hamvolumen etwas 
größer. Die Ausscheidung von festen Stoffen in den Faeces wurde in quantitativer 
Hinsicht nur wenig gesteigert, ebenso verhielt sich deren N-Gehalt. Im Ham 
war die Stickstoffausscheidung so wenig gesteigert, daß dieselbe nicht als direkte 
Folge der MgS0 4 -Gabe angesehen werden konnte. Die absolute Steigerung der 
N-Ausscheidung betraf hauptsächlich die Hamstoffausscheidung, wenn auch in 
einem Versuche dieselbe unter die Norm $ank. Am auffallendsten war die absolut 
und relativ fortgesetzte Steigerung des Hamstoffstickstoffs in Gestalt von NH 3 , 
wobei festgestellt werden konnte, daß die Folinsche Methode (s. vorst. Ref.) 
dann nicht alles Ammoniak auffinden läßt, wenn dasselbe in Form von Ammonium¬ 
magnesiumphosphat vorhanden war. In letzter Form geschieht die hauptsäch¬ 
liche Steigerung der NH 3 -Ausscheidung. Die Kreatinausscheidung und die 
Allantoinausscheidung ähnelt der Harnstoffausscheidung. Die Abscheidung der 
Harnsäure war absolut und relativ vermehrt. Die Purinbasen-N zeigte ein 
wechselndes Verhalten. Brahm . 

615) Lochhe&d, J. u. Gramer, W. Über Änderungen des Glykogengehalts 
in der Placenta und Foetus des trächtigen Kaninchens. Ein Betrag zur Chemie 
des Wachstums. Univ. Edinburgh. (Proc. Royal Soc. London 80, Serie B, S. 
263—84, 23/6. 1908.) 

Verfasser untersuchten eine große Anzahl Kaninchen vom 14. Tage nach 
der Befruchtung bis zum Ende der Trächtigkeit. Es wurde der Glykogengehalt 
der Placenta, der Leber des Foetus, und des übrigen Foetus bestimmt. Die Gly¬ 
cerinextrakte der Kaninchenplacenta enthalten ein aktives glykogenspältendes 
Ferment. Proteolytische und lipolytische Fermente ließen sich nicht nachweisen. 
Vergleichende Untersuchungen der Placenta vom Schaf bestätigten, daß das 
geringe Vorkommen von Glykogen mit dem äußerst geringen Gehalt an gly¬ 
kogenspaltendem Ferment zusammenfällt. Bei den Kaninchen wurde der Gly¬ 
kogenvorrat durch kohlehydratreiche Fütterung der Muttertiere nicht erhöht. 
Ebensowenig beeinflußt eine solche Fütterung den Glykogengehalt der Leber zu 
irgend einer Zeit der Trächtigkeitsperiode. Weiter konnten Verfasser nachweisen, 
daß die Placenta nur schwer den Glykogenvorrat an den mütterlichen Organis¬ 
mus abgibt, wenn letzterer den Vorrat in der Leber, z. B. durch Phloridzinin¬ 
jektionen verloren hat. Ein ausgesprochener Parallelismus zwischen dem Wachstum 
des Foetus und dessen Glykogengehalt ließ sich nachweisen. Brahm . 

516) Latham, P. W. Über die Bildung von Milchsäure und Kohlensäure bei 
der Muskelcontraction und bei der Totenstarre. (Proc. Cambridge Philos. Soc. 
14. 1908. 536. 9/3. Gonville and Caius College.) 

Bei der Einwirkung von HCN auf Brenztraubensäure und darauffolgender 
Hydrolyse entsteht Methyltartronsäure, CH 3 C(OH). (COOH) 2 . Letztere spaltet sich 
in Milchsäure und CO a . Verfasser vermutet, daß das Methyltartronsäurenitril, 
CH 3 .C(OH)(CN) 2 , das bei der Hydrolyse in Milchsäure, C0 2 und 2 NH 3 zerfällt, 
einen Bestandteil des Eiweißmoleküls darstellt, und daß während der Muskel¬ 
contraction das NH 3 sich mit anderen Verbindungen kombiniert, während die 
Milchsäure und C0 2 in Freiheit gesetzt werden. Verfasser stützt seine Hypothese 
unter Hinweis auf die Bildung der organischen Substanz in den ersten Stadien 


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Referate. 


257 


bei der Pflanze. Aus Essigsäureanhydrid und HCN bildet sich das Methyl- 
tartronsäurenitril im Sinne des nachstehenden Schemas: 

(CH s CO) a O 2 CH3CO.CN ->- 2 CH 3 C(OH)(CN) 2 . 

Beim Zusammenbringen mit NH 3 bildet letzterer Körper Amino-iso-bemstein- 
säurenitril, CH 3 .C(NH 2 )(CN) 2 , das bei der Hydrolyse entweder in CH 3 (NH 2 . COOH) 2 
(Isoasparaginsäure) + 2 NH 3 oder in CH 3 CH(NH 2 )COOH (a-Alanin) und Harnstoff 
zerfallt, welcher dann weiter in C0 2 + 2NH 3 gespalten wird. Bezugnehmend 
auf die Versuche von Schützenberger (C. r. d. l’Acad. des Sciences 80, 2321 der 
bei seinen ersten Untersuchungen über die Zersetzung von Eiweiß neben anaeren 
Produkten auch eine isomere Asparaginsäure gefunden hatte, die sich durch 
größere Wasserlöslichkeit auszeichnete, führt Verfasser aus, daß diese Isoasparagin- 
säure, CH 3 . C(NH 2 ). (COOH) 2 , sich vom Methyltartronsäurenitril ableitet. Eine 
andere, ebenfalls von Schützenberger aufgefundene Diaminocitronensäure hält 
Verfasser unter Zugrundelegung der Formel C 6 H 12 N 2 0 6 für eine Verbindung von 
Glykokoll mit Isoasparaginsäure. Beide Substanzen sind nach der Ansicht des 
Verfassers Bestandteile des lebenden Eiweißmoleküls. Brahm. 


517) Latham, P. W. Über die vollständige hydrolytische Zersetzung des 
Eialbumins bei 180° und die Konstitution und Synthese von totem und lebendem 
Albumin. (Proc. Cambridge Philos. Soc. 14, 537—39. 9./3. 1908. Gonville and 
Caius College.) 

Unter Berücksichtigung der Bildung von Milchsäure und C0 2 aus Methyl- 
tartronsäure (s. vorstehendes Referat) läßt sich vermuten, daß andere Eiwei߬ 
derivate aus Brenztraubensäure und deren Homologen oder deren Nitrilen ent¬ 
stehen. Tatsächlich spielen die Ketonsäuren eine wichtige Rolle bei der Synthese 
verschiedener Eiweißderivate. Die Iminoketonsäuren sind die von Schützen¬ 
berger mit Leucein bezeichneten Verbindungen und unterscheiden sich von den 
Aminosäuren durch einen Mindergehalt von 2 H-Atomen. Die Verbindungen 
dieser Iminoke tonsäuren mit den zugehörigen Aminofettsäuren stellen Schützen¬ 
bergers Glukoproteine, C n H 2n N 2 0 4 , dar. In einer ausführlichen Tabelle legt 
Verfasser diese Beziehungen, ferner die Umlagerungen in die von Schützen¬ 
berger als »residue fixe« C 221 H 435 N 4 0 O 10 6 -Verbindungen dar. Er vermutet, daß 
im toten Eiweiß die Ausgangsmaterialien der Aminosäuren deren Anhydride sind, 
indem immer drei Anhydride sich im Sinne des nachstehenden Schemas zusammen- 
lagem: 


NH 

3R.CH< I 
C 


R. CH—NH—CO-R . CH 


CO—NH—R. CH—CO 


>NH. 


Verbindungen, die bei aufgespaltenem Ring als Polypeptide bekannt sind. In 
der Anlehnung an die Pflügersche Ansicht, daß Ammoniumcyanat das Merk¬ 
mal des lebenden Eiweißes, Harnstoff dagegen da^ Merkmal des toten Eiweißes 


NH 

ist, folgert Verfasser, daß, wenn das System R . CH^> I in Verbindung mit dem 

CO 


oben angeführten dreifachen Molekül im lebenden Gewebe Zusammentritt, es in 
OH 

Cyanalkohol, R.CH<^ , umgelagert wird. In zwei ausführlichen Tabellen führt 
CN 

Verfasser dann aus, wie die Synthese des toten Albumins hauptsächlich aus der 
Verbindung von Polypeptiden mit Iminoketonsäuren resultiert, während die Syn¬ 
these des lebenden Albumins hauptsächlich aus dem Zusammentritt von Cyan¬ 
alkoholen mit Iminoketonsäuren sich erklärt. Weiterhin vertritt Verfasser die 
Ansicht, daß die Erscheinung der Blutkoagulation von den nachstehenden Um¬ 
wandlungen begleitet ist: 


N. P. IV. Jahrg. 


OH NH 

R.CH< in R. CH< l 

CN CO 


18 


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258 


Referate. 


n. CH(NH s )(CN) a 


(Aminomalonitril) 


N=:c.NH a 
= CH C—NH 


in. CH(OH)(CN) a J 

(Tartronitril) 1 


NH—CO 

= CH C—NH 


+ 2HCN 



+ 2HCN 


II II A 

N-C— N's 


CH 


(Adenin) (Hypoxanthin) 

IV. Umlagerung der Orthoform. NH 2 .C 6 H 4 .CHO in die Paraform. 

V. Umlagerung von 3 HCNS in HCN 4- (HCN) a S s . 

Die Tabellen sind im Original einzusehen. Brahm . 


518) Osbome, Thomas B. u. Heyl, Frederick W. Die Hydrolyse von Fisch- 
muskeln. (Amer. Joum. Physiol. 23. 81—89. 2./11. 1908. Connecticut Agricultur. 
Experiment Stat. Lab.) 

Bei der Hydrolyse des Muskelfleisches von Heilbutt (Hippoglossus vulgaris) 
erhielten Verfasser nachstehende Werte: 


Glykokoll .... 

. . 0,00 °/ 0 

Serin .... 

.... ? 

Alanin. 

? 

Tyrosin . . . 

.... 2,39% 

Valin. 

. . 0,79 „ 

Arginin . . . 

.... 6,34 „ 

Leucin. 

. . 10,33 „ 

Histidin . . . 

.... 2,55 „ 

Prolin. 

• • 3,17 „ 

Lysin .... 

.... 7,45 „ 

Phenylalanin . . . 

. . 3,04 „ 

Ammoniak . . 

.... 1,33 „ 

. . . . vorhanden 

Total: 50,25%. 

Asparaginsäure . . 

Glutaminsäure . . 

. . 2,73 „ 

. . 10,13,, 

Tryptophan 


Auch über die verschiedenen Formen des bei der Hydrolyse entstehenden 
Stickstoffes, die nach der von Osborne und Harris modifizierten Hausmann- 
sehen Methode bestimmt wurden, finden sich Angaben. UnderhilL 


519) Camion, W. B. Die Schließung der Cardia durch Säuren. (Amer. Joum. 
Physiol. 23. 105—114. 2/11. 1908. Harvard Medical School. Physiol. Lab.) 

Durch seine Untersuchungen konnte Verfasser den Nachweis erbringen, daß 
ein mit einer neutralen Flüssigkeit völlig gefüllter Magen in rhythmischen Inter¬ 
vallen diese Flüssigkeit in den Oesophagus zurückstößt. Diese Bewegung wird 
durch ein rhythmisches Nachlassen der contrahierten Cardia bewirkt Wird die 
neutrale Flüssigkeit auf die normale Acidität gebracht, so hören die Bewegungen 
nach einer kurzen latenten Periode auf. Durch Neutralisation wird die Bewegung 
wieder hervorgerufen. Die Schließung der Cardia durch den sauren Magen¬ 
inhalt konnte durch Abtrennung der Vagusnerven und Zerstörung der zugehörigen 
Partien des Rückenmarkes nachgewiesen werden. Dieselbe ist durch einen 
lokalen Reflex in den Wandungen des Verdauungskanals bedingt. Brahm . 

520) Plant, 0. H. Untersuchungen über die Absorption von Fett durch 
eine isolierte Darmschlinge an gesunden Hunden. (Amer. Joum. Physiol. 23. 
65—80. 2/11. 1908. Galveston. Texas. Univ. Physiol. Lab. Med. Departement.) 

Auf Grund von eingehenden Versuchen an Hunden, denen auf operativem 
Wege eine Darmschlinge dem Einfluß der Galle und des Pancreassaftes ent¬ 
zogen war, konnte Verfasser feststellen, daß Gallensalze besonders die Absorption 
von Fetten gegenüber einer Mischung von freien Fettsäuren oder Seifen erhöhen. 
Nur die Absorption von neutralen Ölen wird langsam erhöht. In der isolierten 
Darmschlinge werden Lösungen von Seifen bei Abwesenheit von anderen Fetten 
in höherem Maße absorbiert, als emulgierte Fette. Dasselbe trifft auch für 
Lösungen von Fettsäuren in Gallensalzen zu. Neutrale Öle werden ohne die 
Einwirkung der Galle oder des Pancreassaftes absorbiert. Die Versuche stützen 
die Theorie, daß gelöste Fette leichter absorbiert werden als Fettemulsionen. 

UnderhilL 

521) Robertson, T. Br&ilsford. Der Einfluß der Temperatur auf die Lös¬ 
lichkeit von Casein in alkalischen Lösungen. (Joum. of Biol. Chem. 5. 147—54. 
Okt. 1908. California. Univ. Rudolph Spreckels Physiol. Lab.) 

Die Löslichkeit des Caseins in alkalischen Lösungen wird bei Temperaturen 
von 40° erhöht. Nach Ansicht des Verfassers steht diese Tatsache nicht mit der 
Annahme im Einklang, daß ein Ansteigen der Temperatur den Grad der hydro- 


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Referate. 


259 


lytischen Dissoziation von Lösungen der Caseinate vermehrt. Im Anschluß an 
frühere Versuche (Joum. of Biol. Chem. 4. 23) teilt Verfasser noch Versuche über 
die Löslichkeit von Casein in KOH-, LiOH- und Ca(OH) 2 -Lösungen verschiedener 
Konzentrationen mit. Brahm. 

522) Osborne, Thomas B. u. Heyl, Frederick, W. Die Hydrolyse des Vici- 
lins der Erbse. (Pisum sativum.) (Joum. of Biol. Chem. 6. 187—96. Okt. 
1908. Connecticut. Lab. d. Agricultur. Experiment. Stat.) 

Bei der Hydrolyse des Erbsenvicilins wurden nachstehende Werte gefunden: 


Glykokoll.0,00 °/ 0 Cystin.nicht bestimmt 

Alanin.0,50 „ Oyxprolin .... „ „ 

Valin.0,15 „ Tyrosin.2,38 °/ 0 

Leucin.9,38 „ Arginin.8,91 „ 

Prolin.4,06 „ Histidin.2,17 „ 

Phenylalanin.3,82 „ Lysin.5,40 „ 

Asparaginsäure.5,30 „ Ammoniak .... 2,03 „ 

Glutaminsäure.21,34 „ * Tryptophan .... vorhanden 

Serin.? Total: 65,44°/ 0 . 


Von dem Legumin der Erbse unterscheidet sich das Vicilin durch das Fehlen 
von Glykokoll, den höheren Gehalt an Glutaminsäure und den Mindergehalt an 
Alanin und Arginin. Das Vicilin wurde nach dem Verfahren von Osborne und 
Harris dargestellt. Brahm. 

623) Osborne, Thomas B. u. Heyl, Frederick W. Die Hydrolyse des Legu- 
melins der Erbse. (Joum. of Biol. Chem. 5. 197—205. Okt. 1908, New-Haven, 
Conn. Connecticut. Agricultur. Experiment. Stat. Lab.) 

Bei der Hydrolyse des nach dem Verfahren von Osborne und Harris (Joum. 
of Biol. Chem. 3. 1907, 213) dargestellten Legumelins der Erbse wurden nach¬ 
stehende Werte ermittelt: 


Glykokoll.0,50 °/ 0 Cystin.nicht bestimmt 

Alanin.0,92 „ Oxyprolin .... „ „ 

Valin.0,69 „ Tyrosin.1,56°/ 0 

Leucin.9,63 „ Arginin.5,45 „ 

Prolin.3,96 „ Histidin.2,27 „ 

Phenylalanin.4,79 „ Lysin.3,03 „ 

Asparaginsäure.4,11 „ Ammoniak . . . . 1,26 „ 

Glutaminsäure.12,96 „ Tryptophan .... vorhanden 

Sen«.? .. Total: 61,13 0 / 0 . 

Das Legumelin ist in seiner Zusammensetzung von den übrigen Eiweiß- 
körpem der Erbse stark unterschieden und ähnelt dem Leucosin des Weizen¬ 
embryos. Underhtll. 


524) Robertson, T. Brailsford. Die Anwendbarkeit der Gesetze der amphoteren 
Elektrolyten auf Serumglobulin. (Joum. of Biol. Chem. 5. 155—61. Okt. 1908. 
California. Univ. Rudolph Spreckels Physiol. Lab.) 

Die von Lunden (Joum. of Biol. Chem. 4. 267—88) gemachten Einwürfe 
werden ausführlich zurückgewiesen. Brahm. 

525) Aisberg, G. L. u. Clark, E. D. Ein Globulin aus dem Eigelb von 
Squalus Acanthias L. (Joum. of Biol. Chem. 5. 243—46. Okt. 1908. Woods 
Hole United States Fisheries Lab. und Harvard Medical School. Depart of 
Biolog. Chem.) 

Das Eigelb der Eier von Squalus acanthias wurde mit einer lOproz. NaCl- 
Lösung versetzt und im Scheidetrichter mit Äther extrahiert Durch Verdünnen 
mit Wasser, Absetzenlassen und Centrifugieren wurde das Präcipitat gewonnen. 
Letzteres wurde in 10-proz. NaCl-Lösung wieder gelöst und filtriert. Durch 
Verdünnen mit Wasser wurde von neuem präcipitiert und der Niederschlag mit 
ätherhaltigem Wasser gewaschen. Durch langanaauemdes Kochen mit Alkohol am 
Rückflußkühler, Behandeln mit Äther und Trocknen über H 2 S0 4 bei 70° wird 

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260 


Referate. 


die reine Substanz gewonnen. Dieselbe stellt ein gelbbraunes Pulver dar, das 
die Biuretreaktion und die Hopkins-Colesche Reaktion auf Tryptophan gibt. 
Millonsche Reaktion ist negativ. Bei der Hydrolyse durch Säuren konnte keine 
reduzierende Verbindung nachgewiesen werden. Der Körper ist in verdünnten Salz¬ 
lösungen löslich und scheint ein Gemenge von Globulinen zu sein. In der 
Asche konnte kein P, und Fe nur in ganz geringen Spuren nachgewiesen werden, 
jedoch konnten Verfasser noch nicht mit Sicherheit entscheiden, ob im Molekül 
der Verbindung Fe enthalten ist. Br ahm. 

526) Osbome, Thomas B. u. Heyl, Frederick W. Die Hydrolyse des Wicken- 
legumins. (Amer.Journ. Physiol. 22. 423—32. 1908. NewHaven, Conn. Connecticut. 
Agricult. Exp. Station Lab.) 

Da das aus dem Samen von Wicken Vicia sativa dargestellte Legumin mit 
dem aus Erbsen gewonnenen die größte Ähnlichkeit hat, versuchten Verfasser 
durch eine Hydrolyse zu entscheiden, ob die Körper identisch sind. Bei der 
Darstellung des Wickenlegumins wurden auf je 1 kg gepulverten Samen 3 1 5-proz. 
NaCl-Lösung, der 25 ccm kalt gesättigte Barytlösung zugesetzt waren, verbraucht. 
Nach einiger Zeit wurde das Gemenge auf ein Filter gebracht, der Rückstand 
stark ausgepreßt und die trübe Flüssigkeit durch Absaugen gereinigt. Das klare 
Filtrat wurde 5 Tage bis zur Entfernung der Chloride dialysiert. Das aus¬ 
geschiedene Legumin wurde filtriert, in 5-proz. Na-Cl-Lösung aufgelöst und nach 
dem Filtrieren nochmals 4 Tage dialysiert. Das ausgeschiedene Legumin wurde 
abgesaugt, gut ausgewaschen, mit Alkohol und Äther getrocknet. Staubfeines, 
weißes Pulver. Bei der Hydrolyse wurden nachstehende Werte erhalten. Zum 
Vergleich teilen Verfasser noch die Hydrolysenresultate des Erbsenlegumins mit, 
welche bei manchen Bestandteilen erheblich von den früher mitgeteilten (Journ. 
of Biol. Chem. 3. 1907, 219—23) abweichen. Bei länger gehender Hydrolyse 
fanden Verfasser größere Mengen der basischen Aminosäuren. 



Wicken- 

Krbsen- 


Wicken- 

Krbsen- 


le^umin 

lcgumin 


legumin 

legumin 

Glykokoll . . . 

. 0,39'% 

0,38% 

Cystin . . . 

nicht best. 

nicht best. 

Alanin .... 

• 1.15 „ 

2,08 „ 

Oxyprolin . . 

J 5 JJ 

11 11 

Valin . 

• 1,36 

? 

Tvrosin . . 

2,42 °/ 0 

1,55 °/ 0 

Leucin .... 

. 8,80 „ 

8,00 „ 

Arginin . . 

11.06 „ 

11,71 ,. 

Prolin .... 

. 4,04 „ 

3,22 „ 

Histidin . . . 

2,94 „ 

1,69 „ 

Phenylalanin . . 

. 2.87 ,. 

3,75 „ 

Lysin . . . 

3,99 ,. 

4,98 „ 

Asparaginsäure . 

. 3,21 „ 

5,30 „ 

Ammoniak 

2,12 „ 

2,05 „ 

Glutaminsäure 

. 18,30 „ 

16,97 „ 

Tryptophan . 

vorhanden 

vorhanden 

Serin . 

> 

0,53 „ 

62,65 °/ 0 

63,23 %. 


Verfasser halten es auf Grund der Hydrolyse für sehr wahrscheinlich, daß 
die beiden Legumine nicht identisch sind. Am meisten fallen die Unterschiede 
der Valin-, Asparaginsäure- und Serin werte in die Augen. Underhill. 

527) Osbome, Thomas B, u. Heyl, Frederick W. Die Hydrolyse von Hühner¬ 
fleisch. (Amer.Journ. Physiol. 22. 433—39. 1/9. 1908. Lab. der Connecticut. Agri¬ 
cultural Experim. Stat.) 

Bei der Hydrolyse von Hühnerfleisch, dem die wasser-, alkohol- und äther¬ 
löslichen Bestandteile entzogen waren, erhielten Verfasser nachstehende Zahlen: 


Hühner- Ilühner- 

muskclflcisch muskelfleisch 

Glykokoll.0,68°/ 0 Cystin.nicht bestimmt 

Alanin.2,28 ,, Oxyprolin.. ., 

Valin. ? Tyrosin.2,16°/ 0 

Leucin. 11,19 „ Arginin.6,50 „ 

Prolin. 4,74 „ Histidin.2,47 „ 

Phenylalanin.3,53 „ Lysin.7,24 „ 

Asparaginsäure.3,21 „ Ammoniak.1,67 „ 

Glutaminsäure. 16,48 „ Tryptophan.vorhanden 

Serin.? 62,i5 # / 0 . 


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Referate. 


261 


Auffallend ist der hohe Gehalt an Lysin. Die erhaltenen Zahlen ähneln den 
bei der Hydrolyse von Leguminosensamen gewonnenen und zeigen große Ver¬ 
schiedenheiten gegenüber den von Abderhalden und Sasaki (Ztschr. f. physik. 
Ch. 54. 409, 1907) bei der Hydrolyse des Syntonins aus Rindfleisch gewonnenen 
Zahlen. UnderhilL 

528) Holmgren, J. Studien über die Capillarität und Adsorption nebst 
einer auf Grundlage derselben ausgearbeiteten Methode zur Bestimmung der 
Stärke verdünnter Mineralsäuren. Aus d. med. Klinik des Krankli. in Falun, 
Schweden. (Bioch. Ztschr., 1908, Bd. 14, S. 181--206.) 

Wässerige HCl-Lösungen von geringerer Stärke als l°/ 0 breiten sich in 
Filtrier- und Löschpapier nicht gleichförmig aus, sondern das Wasser dringt eine 
weitere, HCl dagegen eine kürzere Strecke vom Ausgangspunkte aus vor. Der 
Unterschied zwischen der Weglänge der Salzsäure und des Wassers steigt mit 
der Verdünnung der HCl-Lösung. 

Es verhalten sich demnach die Prozentgehalte zu einander, wie die Quo¬ 
tienten, die durch Division der Ausbreitungsfläche der Salzsäure durch den Flächen¬ 
inhalt des peripher gelegenen Wasserringes entstehen. 

Eine darauf gegründete Methode quantitativer Analyse erlaubt ziemlich ge¬ 
naue Bestimmungen des Prozentgehaltes in sehr kleinen Flüssigkeitsmengen 
(z. B. 0,05 ccm). Durch die Adsorption einer sehr verdünnten HCl-Lösung in 
einem bestimmten Papiere wird eine sehr bedeutende Konzentration derselben 
bewirkt, deren Grad sich auf einfache Weise berechnen läßt. 

Wie HCl verhalten sich HN0 3 , H 2 S0 4 und H 3 P0 4 , und auch NaOH. 

K. Reicher . 

529) Höher, R. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf die Hämolyse 
(gems. mit Turowskaja C). Aus d. physiol. Inst, der Univ. Zürich. (Bioch. Ztschr. 
1908, Bd. 14, S. 210—216.) 

Bei Einwirkung schwach hypertonischer Lösungen der Neutralsalze der 
Alkalien verlieren die Blutkörperchen vom Rind verschieden rasch ihr Hämoglo¬ 
bin; die Anionen begünstigen die Hämolyse in der Reihenfolge: S0 4 <C1< Br, 
N0 3 <I, die Kationen in der Reihenfolge: Li, Na <Xo, Rb < K. Die Jonen 
bringen wahrscheinlich in verschiedenem Maße die Plasmahautkolloide zur Auf¬ 
lockerung. K. Reicher . 

530) Kusumoto Chosaburö. Beobachtungen über die Maltase des Blut¬ 
serums und der Leber bei verschiedenen Tieren. Aus d. ehern. Labor, d. physiol. 
Inst, zu Breslau. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 217—233.) 

Den größten Gegensatz in der Maltasewirkung des Blutserums und des 
Leberextraktes zeigen Hammel und Schwein. Beim Schwein wirkt die Maltase 
des Blutserums am stärksten, beim Hammel am schwächsten, beinahe umgekehrt 
verhält sich der Leberextrakt. Beim Kalb und Pferd wirken Blutserum und 
Leberextrakt annähernd gleich. Die Unterschiede können auf verschiedenem 
Gehalt von Maltase oder auf Hemmungsstoffen beruhen. K. Reicher. 

631) Engel. Eine einfache Methode der quantitativen Abscheidung des 
Caseins aus genuiner Frauenmilch. Aus d. akad. Klinik f. Kinderheilk. in 
Düsseldorf. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 234—237.) 

Fünffach verdünnte Frauenmilch wird mit Essigsäure auf eine Acidität von 
60—80 gebracht, 2—3 Stunden abgekühlt, hierauf nach inzwischen eingetretener 
feiner Gerinnung nochmals umgeschüttelt, bei 40° im Wasserbade in wenigen 
Minuten zur Ausfällung gebracht und filtriert. K. Reicher . 

632) Romkes, P. C. Die Permeabilität der Leberzellen für Zucker. Aus 
d. physiol. Inst, zu Groningen. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 254—277.) 

Romkes macht essehr wahrscheinlich, daß wohl die Zellwand der Leber¬ 
zellen, nicht aber die Kernmembranen für Glucose permeabel sind. K ’. Reicher . 

633) Hausmann, W. Über die sensibilisierende Wirkung tierischer Farb¬ 
stoffe und ihre physiologische Bedeutung. I. Mitteilung. Aus d. physiol. Inst, 
d. Hochschule f. Bodenkultur in Wien. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 275—278.) 


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262 


Referate. 


H.’s Versuche ergeben, daß der normale tierische Körper Substanzen ent¬ 
hält, die im Lichte sensibilisierend wirken können, d. h. die strahlende Energie 
des Lichtes in chemische umzusetzen vermögen. K. Reicher . 

534) Reach, P. Über das Schicksal des Glycerins im Tierkörper. Aus 
d. physiol. Inst. d. Hochschule f. Bodenkultur in Wien. (Bioch. Ztschr. 1908, 
Bd. 14, S. 279—285.) 

Die Leber bildet aus Glycerin synthetisch Acetessigsäure, jedoch nur in sehr 
geringem Ausmaße. Dieser Befund steht daher mit der antiketogenen Wirkung 
des Glycerins nicht im Widerspruch. K. Reicher . 

535) Fricker, E. Über Jod- und Lithiumausscheidung durch die mensch¬ 
liche Galle. Inst. f. medic. Chemie und Pharmak. Univ. Bern. (Bioch. Ztschr. 
1908, Bd. 14, S. 286—291.) 

Die Jodausscheidung durch die Galle erreicht beim Menschen nach Ein¬ 
nahme von 1,0 Lithiumjodat per os das Maximum in der 3. Stunde. Der weitere 
Verlauf der Ausscheidung zeigt deutlich Steigerung nach Nahrungsaufnahme. 
Von dem Jod des )odlithium werden in den ersten 24 Stunden beim Menschen 
etwa 0,86 °/ 0 durch die Galle wieder ausgeschieden. 

Lithium wird dabei durch 7 Stunden hindurch mit der Galle eliminiert. 

K. Reicher . 

536) Porcher, M. Ch. Verhalten der 3 Phtalsäuren im Organismus des 
Hundes. Aus d. ehern. Inst. d. Ecole Nation. Veter. in Lyon. (Bioch. Ztschr. 
1908, Bd. 14, S. 352—360.) 

Die Orthophtalsäure wird fast vollständig im Organismus des Hundes ver¬ 
brannt. Die Meta- und Paraphtalsäure finden sich zu etwa 75°/ 0 unverändert 
im Harne wieder. Die Phtalsäuren vereinigen sich nicht mit Glykokoll. 

K. Reicher . 

537) Zuntz, N. u. Oppenheimer, G. Über verbesserte Modelle eines Respi¬ 
rationsapparates nach dem Prinzip von Regnault und Reiset. Aus d. tier- 
physiol. Inst. d. landwirtsch. Hochschule Berlin. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, 
S. 361—368.) 

538) Eichung und Prüfung dieses Apparates von A. Schloßmann u. H. 
Murschhauser. Aus d. akad. Klinik f. Kinderheilk. in Düsseldorf. (Bioch. Ztschr. 
1908, Bd. 14, S. 368.) 

539) Schloßmann, A., Oppenheimer, G. u. Murschhauser, H. Gasstoffwechsel 
des Säuglings. Aus d. akad. Klinik f. Kinderheilk. in Düsseldorf. (Bioch. Ztschr. 
1908, Bd. 14, S. 369—406.) 

Ein gesundes Brustkind von 4*/ 2 —5 Monaten und einem Gewicht von durch¬ 
schnittlich 5790 g verbraucht während seines Nachtschlafes pro Kilo und Stunde 
0,511 1 Sauerstoff und produziert 0,4661 C0 2 . Der respiratorische Quotient be¬ 
trägt 0,911. In den ersten 3 Stunden nach der Mahlzeit sind O-Verbrauch und 
CO a -Produktion sehr gesteigert und der respiratorische Quotient nähert sich 1. 

K. Reicher . 

540) Kusumoto Chosaburö. Über den Einfluß des Toluylendiamins auf 
den Cholesteringehalt der Fäces. Aus d. ehern. Labor, des Physiol. Inst, zu 
Breslau. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 407.) 

Unter dem Einflüsse des Toluylendiamins wird Cholesterin vorübergehend 
in gesteigerter Menge durch die Galle ausgeschieden. K\ Reicher . 

541) Kusumoto Chosaburö. Über den Cholesteringehalt der Hundefäces 
bei gewöhnlicher Ernährung und nach Fütterung von Cholesterin. Aus d. ehern. 
Labor, d. physiol. Inst, zu Breslau. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 411—475.) 

Der Cholesteringehalt der Fäces scheint bei reiner Fleischfiitterung geringer 
zu sein als bei Fütterung mit Fleich und Speck oder Fleisch und Kohlehydraten. 

Cholesterin verschwindet teilweise im Darmkanal, auch das der Nahrung 
hinzugefügte. K. Reicher . 


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Referate. 


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642) Kusumoto Chosaburö. Über den Gehalt der Hundef&ces an Choleste¬ 
rin und Eoprosterin. Aus d. chem. Labor, d. Physiol. Inst. d. Univ. zu Breslau. 
(Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 416.) 

Die Fette des Fettgewebes enthalten eine Menge, von wasserlöslichen und 
mit Wasserdämpfen flüchtigen Fettsäuren, ihre Menge nimmt mit dem Alter zu. 

Die frischen Fette des Fettgewebes enthalten nur in sehr geringer Menge 
Stoffe mit freien Hydroxylgruppen. Ihre Menge nimmt mit dem Alter der Fette 
durch Oxydation des Ölsäureradikals zu. 

Die Extrakte der Leber enthalten nur freies Cholesterin, keinen Cholesterin¬ 
ester. Neben dem Cholesterin finden sich im Leberextrakte anscheinend auch 
Oxysäuren. K. Reicher. 

648) Michaelis, Leonor u. Bona, Peter. Untersuchungen über den Blut¬ 
zucker. IV. Die Methode der osmotischen Kompensation. Aus d. bioch. Labor, 
d. städt. Krankh. am Urban in Berlin. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 476—483.) 

Die durch osmotische Kompensation gewonnenen Zuckerwerte stimmen mit 
großer Genauigkeit mit den direkt gewonnenen Werten der Zuckerkonzentration 
der Blutflüssigkeit überein. Damit ist der direkte Beweis geliefert, daß der¬ 
jenige Zucker, den wir in der Blutflüssigkeit bestimmen, freier, echt gelöster 
Zucker Ist. K. Reicher . 

644) Löwenthal, S. u. Edelstein, E. Über die Beeinflussung der Autolyse 
durch Radiumemanation. Aus d. bakter. und chem. Abtlg. d. Pathol. Inst, zu 
Berlin. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 484—490.) 

Zusatz von Radiumemanation bewirkt eine erhebliche Steigerung der Auto¬ 
lyse, sie beginnt schon in den ersten 4—5 Tagen (Kalbsleber), ist bei pneumoni¬ 
scher Lunge größer als bei normaler, bei Sarcom stärker als bei Kalbsleber und 
Menschenlunge. Die höchst beobachtete Zahl findet sich bei der Autolyse von 
Carcinomsaft. K. Reicher. 

646) Ascoli, M. u. Izar, G. Beeinflussung der Autolyse durch anorganische 
Kolloide. V. Mitteilung. Aus d. Inst. f. sper. Pathol. d. Univ. Pavia. (Bioch. 
Ztschr. 1908, Bd. 14, S. 491—603.) 

Ag-Sol. gleichgültig ob stabilisiert oder nicht, beschleunigt die Leberautolyse. 
Minimale Mengen stabilisierten Ag-Sols rufen Temperaturerhöhung hervor. Die Be¬ 
schleunigung der Leberautolyse durch das nicht stabilisierte Ag-Sol. wird durch 
Zusatz von defibriniertem Blute oder NaCl gehemmt oder aufgehoben, während 
dies für das stabilisierte Kolloid nicht gilt. Blutserum hemmt in beiden Fällen. 

K. Reicher. 

646) Resenscheck, F. Einwirkung von kolloidalem Eisenhydroxyd auf 
den Hefepreßsaft. Aus d. chem. Labor, d. landwirtsch. Hochschule zu Berlin. 
(Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 15, S. 1—11.) 

Die teilweise Ausfällung des Ko-Enzyms durch kolloidales Eisenhydroxyd 
verursacht eine Schwächung der Preßsaftwirkung, welche aber gegen das Ende 
der Gärung nahezu verschwunden ist. Offenbar wird im Preßsaft während 
einiger Tage neues Ko-Enzym hinreichend gebildet. In der Acetonfallung jedoch 
scheint eine Neubildung von Ko-Enzym nicht mehr stattzufinden. K. Reicher. 

647) Hausmann, W. u. Kolmer, W. Über die sensibilisierende Wirkung 
pflanzlicher und tierischer Farbstoffe auf Paramaecien. Aus d. physiol. Inst. d. 
Hochschule f. Bodenkultur in Wien. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 15, S. 12—18.) 

Es gelingt, die an roten Blutkörperchen zuerst nachgewiesene sensibilisie¬ 
rende Wirkung chlorophyllhaltiger Pflanzenauszüge, sowie der tierischen Galle 
und des Hämatoporphyrins auch an Parasiten zu erweisen. K. Reicher. 

648) Forssman, J. Das Bindungsvermögen der Stromata. (Bioch. Ztschr. 
1908, Bd. 15, S. 19—32.) 

Wesentlich polemisch gehaltene Abhandlung gegen die Arbeiten von Ehr¬ 
lich und von Liebermann. K. Reicher. 


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Referate. 


649) Landsteiner, E. u. Raubitschek, H. Über die Adsorption von Immun- 
stoffen. V. Mitteilung. Aus d. pathol.-anatom. Inst, in Wien. (Bioch. Ztsehr. 
1908, Bd. 15, S. 33—51.) 

Die Autoren weisen in Fortsetzung früherer Arbeiten nach, daß die Hämo¬ 
lysine und Agglutinine ebenso wie die Toxine im engeren Sinne eine nicht un¬ 
beträchtliche Affinität zu den Lipoiden besitzen und bringen dies in kausalen 
Zusammenhang mit der Verbindungsfahigkeit der Toxine mit den Zellen selbst. 

K. Reicher. 

550) Pringsheim, J. Über die Darstellung und chemische Beschaffenheit 
der Xanthomsubstanz nebst Untersuchungen der fettähnlichen doppeltbrechen¬ 
den Substanz in großen weißen Nieren. Aus d. pathol.-anat. Anstalt d. städt. 
Krankh. Friedrichshain zu Berlin. (Bioch. Ztsehr. 1908, Bd. 15, S. 52—75.) 

Aus xanthomatösen Geweben läßt sich ein Körper isolieren, der nach seinen 
optischen, physikalischen und färberischen Eigenschaften mit der in xanthoma¬ 
tösen Geweben enthaltenen doppeltbrechenden Substanz identisch ist. Der 
Alkoholanteil dieses Esters wird durch Cholesterin vertreten, die Hauptvertreter 
des Säureanteils sind Ölsäure resp. Elaidinsäure. Aus großen weißen Nieren 
konnte Pringsheim einen N- und P-freien Körper darstellen, aus dem sich 
nach der Verseifung Cholesterin gewinnen ließ. K. Reicher . 

551) Andersen, A. C. Über die Bangsche Methode der Zuckerbestimmung. 

Aus d. Carlsberg-Labor, und d. physiol. Labor, d. Univ. Kopenhagen. (Bioch. 
Ztsehr. 1908, Bd. 15, S. 76.) 

Die Bang sehe Methode eignet sich bei genauer Befolgung der Original¬ 
vorschriften vorzüglich zur Zuckerbestimmung im Harne und in der Melasse. 
Mercurinitrat empfiehlt sich als Klärungsmittel. Zur Ausfüllung der vorhandenen 
Farbstoffe und der linksdrehenden Substanzen ist eine gewisse Menge Quecksilber¬ 
salz erforderlich. K. Reicher . 

552) Henderson, J. u. Spiro, K. Zur Kenntnis des Jonengleichgewichts 
im Organismus. I. Teil. Uber Basen- und Säuregleichgewicht im Harn. 

Arbeiten aus d. physiol. ehern. Inst, zu Straßburg. (Bioch. Ztsehr. 1908, Bd. 15, 
S. 105—122.) 

Mit Hilfe von verschiedenen Substanzen, die eine inaktive Alkalireserve 
darstellen, kann das Phänomen der Zunahme an titrierbarer Alkalescenz des Blut¬ 
plasmas unter dem Einfluß von Kohlensäure in künstlichen heterogenen Systemen 
nachgeahmt werden. Theoretische Erklärung des Phänomens auf Grundlage 
dieser Versuche. K. Reicher . 

553) Nagelschmidt, F. u. Kohlrausch, F. L. Die physiologischen Grund¬ 
lagen der Radiumemanationstherapie. Aus d. Finsenklinik in Berlin. (Bioch. 
Ztsehr. 1908, Bd. 15, S. 123—163.) 

Dem Trinken bezw. einer intensiven Inhalation künstlichen emanationshaltigen 
Wassers ist wegen der genauen Dosierbarkeit der Vorzug vor jeder anderen 
Einverleibungsart zu geben. Die Wirkung der Bäder in den Badeorten ist sicher 
auf die Anreicherung der ganzen Luft mit Emanation und dadurch bedingte 
Inhalation zurückzuführen. Bei Anwendung von Emanationsbädern empfiehlt es 
sich, in kleinen Räumen zu baden und sich im Bade kräftig zu bewegen. 

K. Reicher. 

554) Kostytschew, S. Über die Anteilnahme der Zymase am Atmungs¬ 
prozesse der Samenpflanzen. Aus d. pflanzenphysiol. Labor, d. Univ. St. Peters¬ 
burg. ( Bioch. Ztsehr. 1908, Bd. 15, S. 164—195.) 

Die Alkoholgärung der Samenpflanzen ist von der Sauerstoffatmung nicht 
vollkommen unabhängig, denn auch tüchtige Gärungserreger bewirken bei tadel¬ 
loser Aeration keine Alkoholbildung. Ebensowenig erweist sich Erbsenzymase 
nur bei O-Abschluß wirksam. Auftreten von Alkohol als Zwischenprodukt der 
vitalen Zuckergärung hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich, sondern er bildet 
bloß ein Nebenprodukt der Atmung. In vergorenen Glucoselösungen eingeweichte 
Keime weisen aber eine bedeutend größere Atmungsenergie auf als die in Wasser 


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Referate. 


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oder gar in nicht vergorenen Zuckerlösungen eingeweichten Keime. Diese 
Einwirkung ist weder der Milchsäure noch Phosphaten zuzuschreiben. Dadurch 
werden wir zur Annahme gedrängt, daß die intermediären Produkte der Alkohol¬ 
gärung im Atmungsprozesse der Samenpflanzen oxydiert werden. K. Reicher . 

555) Michaelis, L. u. Rona, P. Untersuchungen über Adsorption. Aus d. 
Biochem. Labor, d. städt. Krankenh. am Urban in Berlin. (Bioch. Ztschr. 1908, 
Bd. 15, S. 196—220.) 

Es hat den Anschein, als ob die eigentliche Zymase weder von positiven 
noch von negativen Adsorbentien gut adsorbiert wird. Daraus wäre zu schließen, 
daß Zymase ein elektro-indifferenter Stoff ist. Dem stehen allerdings die Kata- 
phorese-Versuche von Resenscheck entgegen. K. Reicher . 

556) Loeb, J. Chemische Konstitution und physiologische Wirksamkeit 
der Säuren. Aus d. physiol. Labor, d. Univ. California. (Bioch. Ztschr. 1909, 
Bd. 15, S. 254—271.) 

Neben der chemischen Wirkung der Säuren, welche auf das Wasserstoff- 
Jon zurückzuführen ist, gibt es eine zweite, von dem undissoziierten Säuremolekül 
ableitbare. Bei der Hervorrufung der Membranbildung kommt wahrscheinlich 
wesentlich die letztere Wirkung in Betracht. Die relative Durchgängigkeit be¬ 
züglich der Säureionen ist für verschiedene Zellarten verschieden. K. Reicher . 

557) Pflüger, Eduard. Über die durch Resektion des Duodenums bedingten 
Glycosurien. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 1.) 

De Renzi und Reale konnten durch Duodenumresektion bei Hunden 
dauernde Glucosurie erzeugen, während Verfasser an drei gelungenen Versuchs¬ 
reihen nur vorübergehende und sogar in einem Falle ein vollständiges Fehlen 
der Zuckerausscheidung zeigen konnte. Die Operationstechnik wird genau be¬ 
schrieben, auch soll man sich zum Zuckernachweis der Wo^m-Müllerschen 
Probe bedienen. Die Duodenumresektion bewirkt keine Erhöhung der Assimi¬ 
lationsgrenze für Dextrose. 

Eichler und Silbergleit gaben an, daß nach Ätzungen des Duodenums 
durch starke Kalilauge nur vorübergehende Glucosurie entsteht. Verfasser ist 
der Meinung, daß das Verschwinden des Zuckers Hand in Hand mit der Heilung 
der geätzten Darmfläche einhergeht, ein Vorgang, den der Verfasser bei Ätzungen 
mit Höllenstein selbst beobachten konnte. Funk. 

558) Loeb, Jacques. Weitere Versuche über die Entwicklungserregung des 
Seeigeleies durch das Blutserum von Säugetieren. Herzstein Laboratory, Ber¬ 
keley, California. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 37.) 

Es ist schon früher gezeigt worden, daß Kaninchenblut die Membranbildung 
und Entwicklung der Seeigeleier anregen kann. Schweine- und Rinderblutserum 
sind im Stande dieselbe Wirkung zu entfalten, und zwar werden bei Strongylo- 
centrotus purpuratus 12 °/ 0 der Eier zur Entwicklung angeregt, bei Strongylo- 
centrotus franciscanus waren die Zahlen etwas günstiger. Das Blutserum, das mit 
Seewasser isosmotisch gemacht worden ist, erzeugt nach 1—3 Minuten eine Be¬ 
fruchtungsmembran und nach 2—3 Stunden einen typischen Kemspindel. Die 
Entwicklung geht aber in diesem Fall auf falschem Wege, man kann dieselbe 
durch O-Entziehung, KCN- oder Chloralzusatz wieder in normale Bahnen lenken. 
Dieselbe Wirkung läßt sich erreichen, wenn man die Eier nach der Membran- 
bildung in O-haltiges, hypertonisches Seewasser auf 30—50 Minuten eintaucht. 
Die Wirksamkeit des Rinderserums wird durch Erwärmen der Eier auf 31—32° 
gesteigert, bei 37° tritt Cytolyse der Eier auf. Es kommt eine Membranbildung 
zu Stande, die Eier zeigen aber keine weitere Entwicklung. Diese Experimente 
bestärken den Verfasser in der Ansicht, daß die Entwicklungserregung der Eier 
auf Cytolyse (Lösung der Oberflächenlipoidc) beruht. Das Rinderserum kann 
auf 73° und das Dendrostomaserum auf 90° erhitzt werden, ohne ihre Wirksam¬ 
keit einzubüßen. Die entwicklungserregende Substanz scheint keine Seife zu 
sein, Sr- und Ba-Zusatz haben eine fördernde, Ca und Mg eine hemmende Wir¬ 
kung. Die wirksame Substanz läßt sich mit Äther nicht extrahieren, dagegen 


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Referate. 


mit Aceton. Es ist möglich, die Erregung der Eier ohne Membranbildung zu 
bewirken. Funk . 

559) Bleibtreu, Leopold. Über Beziehung von Fettgewebsnekrosen und 
Arteriosclerose zum Diabetes mellitus. (Ein Beitrag zur Lehre vom Diabetes 
mellitus.) Aus dem Evangel. Krankenh. Köln. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 52.) 

Beschreibung eines schweren Diabetesfalles, der wahrscheinlich durch Fett- 
gewebsnekrose um das Pancreas herum entstanden war. Ein anderer Fall war 
eine diabetische Form mit Arteriosclerose. Beide Fälle bezieht Verfasser aut 
Störung der nervösen Beziehungen im Sinne der Theorie von E. Pflüger. 

Funk . 

560) v. Fürth, Otto u. Schwarz, Karl. Über die Einwirkung des Jodo- 
thyrins auf den Cirkulationsapparat. Aus dem Physiol. Inst. Wien. (Pflügers 
Arch. 124, 1908, S. 113.) 

Die von v. Cyon beobachtete Wirkung des Jodothyrins auf die Vagusendi¬ 
gungen im Herzen und die Depressoren konnte nicht bestätigt werden. Sub- 
cutan verabreichtes Jodothyrin ist bei Hunden und Katzen ohne Einfluß auf den 
Cirkulationsapparat Bei Katzen ruft Jodothyrin (= 0,2—0,8 mg Jod) Druckab¬ 
fälle und das Auftreten großer langsamer Aktionspulse hervor, diese letzten sind 
durch Reizung des Vaguscentrums in der Medulla oblongata bedingt und hören 
nach Ausschaltung der Nervi vagi auf. Dauernde Behandlung von Hunden 
mit Jodothyrin (subcutan) bewirkt keine Erscheinungen der Schilddrüsenvergiftung. 
Jodiertes Serumalbumin wirkt bei Katzen wie Jodothyrin. Jodierte cyclische 
Abbauprodukte des Eiweißes wie Tyrosin, Phenylalanin, Histidin und Tryptophan 
sind wirkungslos. 

Durch Behandlung des jodierten Blutalbumins mit Säuren erhält man ein 
jodhaltiges Melanoidin, das die gleichen physiologischen Eigenschaften hat, wie 
das Jodothyrin. Das Jodothyrin wäre demnach ein durch Säurebehandlung ent¬ 
stehendes Abbauprodukt der Eiweißkörper der Schilddrüse. Funk . 

561) Watermann, N. u. Smit, H. J. Nebenniere und Sympathicus. Aus 

dem Seruminstitut Rotterdam. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 198.) 

Der von Ehrmann angegebene Adrenalingehalt im Blut von Vena cava 
(1 ccm = 0,0000005 g Adrenalin) ist zu hoch. Verfasser fanden, daß das der 
Vena cava direkt entnommene Blut in 1 ccm nur 0,0000001 g Adrenalin enthält. 
Es wurde auch der Einfluß der Sympathicusreizung auf die Adrenalinausscheidung 
nach der von Ehrmann angegebenen Methodik studiert. Nach Reizung der 
beiden Nebennieren mit faradischem Strom enthält das Blut etwa die doppelte 
Menge Adrenalin. Zuckerstich im vierten Ventrikel übt dieselbe Wirkung aus. 
Verfasser sind der Meinung, daß die zuckertreibende Wirkung des Adrenalins 
normalerweise durch das Pancreasferment aufgehoben wird, die Pancreaserkran- 
kung würde somit nur indirekt den sogenannten Pancreasdiabetes* hervorrufen. 

Funk . 

562) Schwarz, Carl u. Lederer, R. Über das Vorkommen von Cholin in 
der Thymus, in der Milz und in den Lymphdrüsen. Aus dem Physiol. Inst. 
Wien. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 353.) 

Die unter verschiedenen Bedingungen hergestellten Extrakte aus der Thymus 
und der Milz des Kaninchens, des Hundes und der Katze, sowie aus den Mesen- 
teriallymphdrüscn des Rindes rufen nach intravenöser Einspritzung bei der Katze 
eine Blutdrucksenkung hervor. Die Blutdrucksenkung ist durch die Gegenwart 
von zwei Substanzen bedingt, da die Blutdruckerniedrigung durch Atropinbehand¬ 
lung nur noch teilweise aufgehoben wird. Die eine dieser Substanzen konnte 
mit Cholin identifiziert werden, die andere Substanz ist noch nicht näher unter¬ 
sucht und gehört vielleicht zu der Gruppe der Histone. Funk. 

563) v. Fürth, Otto u. Schwarz, Carl. Über die Natur der blutdruck- 
erniedrigenden Substanz in der Schilddrüse. Aus dem Physiol. Inst. Wien. 
(Pflügers Arch. 124, 1908, S. 261.) 

Die blutdruckemiedrigend wirkende Substanz der Schilddrüse ist mit Cholin 
identifiziert worden. Funk. 


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Referate. 


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564) Loeb, Jacques. Über den Temperaturkoeffizienten für die Lebens¬ 
dauer kaltblütiger Tiere und über die Ursache des natürlichen Todes. Herzstein 
Laboratory California, Berkeley* (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 411.) 

Verfasser gelangt zum Schluß, daß das Wachstum und das Altern zwei von¬ 
einander völlig verschiedene chemische Prozesse darstellen, da die Temperatur¬ 
koeffizienten der beiden Prozesse voneinander völlig verschieden sind. In den 
niedrigen Temperaturen, so z. B. in den arktischen Zonen ist eine besonders 
reiche Flora und Fauna anzutreffen, in niedrigen Temperaturen ist die Lebens¬ 
dauer erhöht, die Geschwindigkeit der Entwicklung aber verringert, so daß 
gleichzeitig viele Generationen derselben Art nebeneinander existieren. Funk . 

565) v. Fürth, Otto u. Schwarz, Carl. Zur Kenntnis der »Sekretine«. 

Aus dem Physiol. Inst. Wien. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 427.) 

In Dannextrakten konnte Cholin nachgewiesen werden, aus 1100 g frischem 
Rindsdünndarm konnten 0,61 g Cholingoldchlorid von Smp. 258—259° isoliert 
werden. Cholin bewirkt auch tatsächlich beim Hund vermehrte Speichel- und 
Pancreassekretion und erzeugt eine Blutdrucksenkung. Während die Cholin¬ 
wirkung vollständig durch Atropinzufuhr aufgehoben wird, wird die Sekretin¬ 
wirkung nur teilweise beeinflußt. Diese Ergebnisse gestatten den Schluß, daß 
die »Sekretine« mit Cholin nicht identisch sind, sondern ein Gemisch mehrerer 
Substanzen darstellen, von denen eine als Cholin erkannt wurde. 

Die Angabe, daß Albumosen sekretionserregend wirken können, wurde be¬ 
stätigt. Es genügen Vio mg pro kg Tier, um die Pancreassekretion auszulösen. 

Funk. 

566) Pflüger, Eduard. Die Aufklärungen, welche Enrico de Renzi und 
Enrico Reale soeben (August 1908) über ihre den Duodenaldiabetes betreffen¬ 
den Versuche gegeben haben. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 529.) 

De Renzi und Reale beziehen die abweichenden Resultate Pflügers, be¬ 
treffend den Einfluß der Duodenumresektion auf die Glucosurie, auf von diesen 
Autoren abweichende operative Technik. Funk. 

567) Rona, Peter u. Michaelis, Leonor. Untersuchungen über den paren¬ 
teralen Eiweihstoffwechsel IH. Aus dem Biochem. Labor, d. Krankenh. am 
Urban, Berlin. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 578.) 

In Übereinstimmung mit den Resultaten von M. Friedemann und Isaac 
konnte gezeigt werden, daß ein prinzipieller Unterschied nach parenteraler Zufuhr 
zwischen arteigenem und artfremdem Eiweiß nicht besteht. Dagegen kann her¬ 
vorgehoben werden, daß arteigenes Eiweiß nur selten Überempfindlichkeit ver¬ 
ursacht. Eingeführtes arteigenes und artfremdes Eiweiß rufen eine vermehrte 
N-Ausscheidung hervor. 

Es wurde außerdem ein Versuch an einer hungernden Hündin ausgeführt, 
bei welcher nach parenteraler Zufuhr arteigenen Eiweißes keine vermehrte N- 
Ausscheidung stattgefunden hat. Funk . 

568) Modrakowski, Georg. Über die physiologische Wirkung des Cholins. 
Aus dem Inst. f. experim. Pharm. Lemberg. (Pflügers Arch. 124, 1908, S. 601.) 

Die physiologische Wirkung des käuflichen Cholins (Merck) und des nach 
Gulewitschs Verfahren gereinigten sind nicht identisch miteinander. Während 
käufliches Cholin starke Gifterscheinungen, Blutdrucksenkung und Pulsverlang¬ 
samung schon in Dosen von 0,00018 g pro 1 kg Gewicht hervorruft, ist das 
reine Cholin ein schwaches Gift ohne Einfluß auf den Blutdruck und übt auch 
keine Wirkung auf die Ausscheidung der Drüsen aus. Das in unreinem Cholin 
vorkommende Gift ist ein Zersetzungsprodukt des Cholins und ist vielleicht mit 
Trimethylamin identisch. Der Angriffspunkt des Giftes, das auch ein starkes 
Herzgift ist, ist peripheren Ursprungs, da die Wirkung nach Durchschneidung des 
Nervus vagus sowie des Rückenmarks aufgehoben wird. Verfasser mahnt zur 
Vorsicht bei der Beurteilung der Wirkung der Organextrakte auf Blutdruck, 
deren Wirkung bis jetzt dem Cholin zugeschrieben wurde. Funk . 


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Referate. 


569) Pflüger, Eduard. Über Parabiose und Pancreasdiabetes, (Pflügers 
Arch. 124, 1908, S. 633.) 

Forschbach gab zwei Versuche an, in denen ein Diabetes von pancreas- 
losen Hunden durch Parabiose (Verwachsung) mit gesunden Hunden verhindert 
oder wenigstens in seiner Intensität geschwächt wurde. Verfasser hält diese 
Versuche aus verschiedenen Gründen für nicht beweisend, dagegen hebt er 
hervor, daß in den Versuchen Forschbachs ein gesunder und in Parabiose mit 
einem pancreaslosen Tier lebender Hund auch diabetisch wurde. Dieser Vor¬ 
gang kann so erklärt werden, daß der diabetische Hund eine giftige Substanz 
(vom Adrenalintypus) enthält und dieselbe auf das gesunde Tier überträgt und 
Glucosurie verursacht. Es ist dabei merkwürdig, daß das gesunde Pancreas 
diese Giftwirkung nicht aufzuheben vermag. Funk. 

570) Hata, S. (Tokio). Zur Isolierung der Leberfermente, insbes. des ge- 
latinolytischen Leberfermentes. Aus d. biochem. Labor, d. Krankh. Moabit, 
Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 383—390.) 

Bei der von Hata vorgeschlagenen Methode zur Gewinnung der Leber¬ 
fermente wird die fein zerhackte Leber mit phys. NaCl-Lösung geschüttelt, über 
Nacht auf Eis gestellt, tags darauf 1 / 10 Vol. Normalsalzsäure zu einem Volumen 
Extrakt zugesetzt, nach einer Stunde neutralisiert und dann erst filtriert. Es 
kann auch mit Vorteil direkt der zerhackten Leber etwas Chloroform und Salz¬ 
säure zugesetzt und das Gemenge mehrere Tage bei Zimmertemperatur digeriert 
werden. Zur Bestimmung des gelatinolytischen Ferments bedient sich Hata der 
Fermischen Gelatinemethode. K. Reicher . 

571) Kochmann, M. Der Einfluß des Äthylalkohols auf die Hefegärung. 

Aus d. pharmak. Inst. d. Univ. Greifswald. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 
391—398.) 

Mit Hilfe des von H. Schulz angegebenen Gärungsapparates ist es mög¬ 
lich, den Einfluß des Alkohols auf die Hefegärung graphisch zu registrieren. 

Konzentrationen von 1:300 bis 500 bedingen einen schnelleren Anstieg der 
Gärungskurve, was eine Beschleunigung der Kohlensäure und Alkoholproduktion 
bedeutet. Diese günstige Einwirkung des Alkohols ist ein physiologischer Vor¬ 
gang, indem hierbei das Stoffwechselprodukt einen erregenden Einfluß auf die 
Tätigkeit des Organismus ausübt. Ursächlich kommt wahrscheinlich eine Ver¬ 
mehrung der Fermentproduktion in Betracht. Stärkere Alkoholkonzentrationen 
üben nach anfänglicher Anregung einen hemmenden Einfluß aus. K. Reicher. 

572) Warburg, Otto. Beobachtungen über die Oxydationsprozesse im See¬ 
igelei. Aus d. ehern.-physiol. Abt. d. zoolog. Stat. Neapel. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 57, S. 1 —16.) 

Die Intensität der OxydationsVorgänge wird gemessen am Sauerstoff, der 
in einer bestimmten Zeit aus dem umgebenden Seewasser verschwindet. Nach 
der Befruchtung steigt der O-Gehalt auf das 6—7 fliehe. Eier im 8-Zellenstadium 
verbrauchen nicht mehr Sauerstoff als im 32-Zellenstadium, was dafür spricht, 
daß die Hauptsauerstoffmenge nicht zu dem Prozeß des Kernwachstums ge¬ 
braucht wird. Hypertonisch gemachtes Seewasser (1 g NaCl auf 100 ccm) ändert 
bei befruchteten Eiern den O-Verbrauch nicht wesentlich. Ei und Samenzelle 
haben die gleiche Kernmasse, dennoch verbraucht eine Million Eier pro Stunde 
0,017 mg Ö und eine Million Spermatozoon 0,000034 mg O d. h. eine Eizelle 
atmet 500 mal so stark wie eine Samenzelle. 

In schwach alkalischen hypertonischen Lösungen läßt sich der O-Verbrauch 
bis auf das 100 fache steigern bei unbefruchteten Eiern. Hält man sie erst in 
hypertonischem ('Seewasser + Aqua dest.) und dann in normalem Seewasser, so 
tritt noch eine Steigerung des Verbrauches an Sauerstoff ein. Dohm . 

573) Frauenberger, Franz. Über den Kieselsäuregehalt der Warthonschen 
Sülze menschlicher Nabelstränge. Aus d. Univ. Labor, f. medizin. Chem. Wien. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 17—20.) 

Nach Schulz soll im embryonalen Bindegewebe der Gehalt an Kiesel- 


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Referate. 


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säure seinen höchsten Wert erhalten und zwar im Mittel 0,6985 °/ 0 Si0 2 , auf reine 
Asche bezogen. 

Verfasser findet in mehreren Versuchen jedoch nur 0,0284 °/ 0 . Dohrn. 

574) Schittenhelm, Alfred. Über die Fermente des Nucleinstoffwechsels. 

Aus d. physiol. Inst, der tierärztl. Hochschule Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1908, Bd. 57, S. 21—27.) 

In früheren Versuche hatte Verfasser nachgewiesen, daß wäßriger Auszug 
von Rindermilz zugesetzte Purinbasen quantitativ in Harnsäure überführt. Ver¬ 
suche bez. der Schnelligkeit dieser Umsetzung zeigen klar, daß die Oxydation 
sofort beginnt und nach 1—2 Stunden bereits beendet ist. Eine Kochprobe 
läßt keinen Zweifel an einem Fermentprozeß und Verfasser weist daher mit 
Recht den Einwand der Bakterienwirkung als Fehlerquelle (Cohnheim) zurück. 

Dohrn. 

575) Ackermann, D. Über eine neue Base aus gefaultem Pancreas. Aus 

d. physiol. Inst, der Univ. Marburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 
28—29.) 

Aus der Phosphorwolframfällung isoliert Verfasser eine Base und nennt sie 
Viridin (C 8 H 12 N 2 0 8 ). Das Chlorid kristallisiert in grünen Nadeln, das Aurat in 
schwarzgelben. Dohrn . 

576) Jolles, Adolf. Über eine neue Gallensäurereaktion und über den 
Nachweis der Gallensäuren im Ham. Aus dem chem.-mikrosk. Labor von M. 
und Ad. Jolles in Wien. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 30—34.) 

Lösungen von Cholalsäure wie von Cholaten mit Rhamnoselösung und HCl 
geben nach kurzem Aufkochen grüne Fluorescenz, die Albuminlösungen, Cholesterin 
usw. nicht liefern, im Gegensatz zur Pettenkoferschen Reaktion. Zum Nach¬ 
weis im Harn wurden 50 ccm Ham mit 15 ccm 3proz. Caseinlösung gemischt und 
tropfenweise mit 10 0 / 0 H 2 SO 4 (ca. 0,5—0,8 ccm) das Casein wieder ausgefällt. Den 
Niederschlag bringt man im Becherglas mit 10 ccm abs. Alkohol zusammen und 
läßt 1 Stunde stehen. Nach Filtration werden 4—5 ccm mit 1 Tropfen 5 0 / 0 
Rhamnoselösung und 4—5 ccm konz. HCl versetzt und 1—2 Minuten gekocht. 
Mit 2 ccm Äther geschüttelt entsteht die grüne Fluorescenz. Dohrn. 

577) Herzog, R. 0. u. Meier, A. Über Oxydation durch Schimmelpilze. 

Aus d. chem. Inst, der techn. Hochschule zu Karlsruhe. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 57, S. 35—42.) 

Ausgehend von der Annahme, daß es sich bei der Pasteu rschen Methode 
der Spaltung von Racematen und inaktiven Gemischen um eine Oxydation des 
einen Antipoden handele, gingen die Verfasser so vor, daß sie zu ausgewachsenen 
Pilzkulturen geeignete Substrate zusetzten, nach Bestimmung der täglichen C0 2 - 
Produktion bis zur annähernden Konstanz. Hierbei ergab sich ein fast kon¬ 
stantes Verhältnis zwischen verbrannter Säure und C0 2 -Produktion. Weitere 
Versuche ergaben, daß diese Oxydation eine fermentative, auf einem katalytischen 
Vorgang beruhende ist. Dohrn. 

578) Herzog, R. 0. u. Ripke, 0. Notiz über die Umwandlung von Zimmt- 
säure in Styrol durch Schimmelpilze. Aus d. chem. Inst, der techn. Hochschule 
zu Karlsruhe. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 43—45.) 

Versuche von Olivero werden nachgeprüft und die Angaben über die 
betr. Umwandlung bestätigt. Die Bildung von Kohlenwasserstoffen aus Fett¬ 
säuren durch Mikroorganismen als ersten Schritt der Erdölbildung aus Fett nach 
seiner Verseifung ist also bewiesen. Dohrn. 

579) Levites, S. Über die Verdauung der Fette im tierischen Organismus 
(HI. Teil). Aus d. pathol. Labor, des Kaiserl. Inst. f. experim. Med. zu St. 
Petersburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 46—48.) 

Die in den Fetten vorkommenden Alkohole werden verfüttert: Das Cho¬ 
lesterin wird fast quantitativ nach Verlauf von 13 Stunden wieder ausgeschieden, 
während Glycerin rasch und vollständig vom Darm aus resorbiert wird. Die 
Versuche wurden an Fistelhunden ausgemhrt. Dohrn. 


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270 


Referate. 


580) Engeland, R. Über den Nachweis organischer Basen im Ham. Aus 

d. physiol. Inst, der Univ. Marburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, 
S. 49—66.) 

Mit Methoden, die im Original einzusehen sind, gelang es aus Harn neben 
Kreatinin Methyl- und Dimethylguanidin zu isolieren. Die beiden letzteren 
Basen sind präformiert im Ham vorhanden. Außerdem gelang es einen be¬ 
trächtlichen Gehalt an Histidin und anderen Imidazolderivate nachzuweisen, auf 
deren Vorhandensein die Diazoreaktion zurückzuführen ist. Pflanzenfresser 
scheiden mehr Imidazolderivate aus, was der Stärke der Diazoreaktion entspricht. 
Es ist der Organismus des Fleischfressers besser geeignet zur Verbrennung 
cyclischer Eiweißspaltungsprodukte, die unter den Muskelextraktivstoffen auf 
treten. Dohm. 

581) Engelland, R. Destillation von Kreatinin. Aus d. physiol. Inst, der 
Univ. Marburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 65—66.) 

Im Destillat von Kreatinin tritt Blausäuregeruch auf und die Fichtenspahn¬ 
reaktion zeigt auf Pyrrol. Die in der Retorte zurückbleibende Kohle gibt nach 
der Entfernung von Ammoniumchlorid mit Goldchlorid reines Dimethylaminaurat. 

Dohm. 

582) Schulze, E. Einige Bemerkungen zu den Arbeiten über den Nährwert 
der in den Pflanzen enthaltenen Amide. Aus d. agrik.-chem. Labor, des Poly- 
techn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 67—73.) 

Es handelt sich um die Frage, ob z. B. Asparagin beim pflanzenfressenden 
Tier eiweißersparend wirkt. Verfasser vermutet, daß die Wirkung solcher Amide 
eine indirekte sei und darauf beruhe, daß die im Verdauungskanal vorhandenen 
Mikroben die Amide zur Eiweißbildung verwenden und daß dieses Eiweiß nach 
dem Absterben der Mikroben vom Tier verdaut wird. Möglicherweise werden 
die Amide bei Einwirkung der Mikroben nur desamidiert. Dohm. 

583) Euler, Hans u. Bolin, Ivan. Zur Kenntnis biologisch wichtiger 
Oxydationen (I. Mitteilung). Aus d. Labor, f. allgem. u. org. Chem. der Hoch¬ 
schule Stockholm. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57. S. 80—98.) 

Über die physiologische Rolle als auch über die Frage nach der Spezifität 
der Oxydasen herrscht Unklarheit. Die sog. Laccasen gelten als weit ver¬ 
breitete oxydierende Enzyme des Pflanzenreiches. Als Maß der Oxydasewirkung 
nehmen einige Forscher und auch die Verfasser die Oxydation des Hydrochinons 
zu Chinon und die Reaktion der Mangansalzlösung, die in den Laccasen ent¬ 
halten ist. Es ergibt sich, daß die Wirkung der Lucernen-Laccase nicht auf 
ihre alkalische Reaktion zurückzuführen ist. Eine Oxydationsbeschleunigung tritt 
auch nach dem Kochen der Laccase ein, der Vorgang ist also kein enzymatischer. 
Zusatz organischer Salze fördert die Oxydation, vermutlich sind organische 
Säuren der wirksame Bestandteil der Laccasen. Dohm. 

684) Malenück, W. D. Zur Chemie der Protamine. I. Mitteilung. Über 
das Protamin aus den Spermatozoon des kaspi sehen Störs, Accipenser Gülden* 
städtii. Aus d. physiol.-chem. Labor, der Univ. Charkow. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 57, S. 98—112.) 

Das Sturin der Spermatozoen des deutschen Störs zeichnet sich von anderen 
Protaminen durch seinen Gehalt an Lysin und Histidin aus. Verfasser untersucht 
das Protamin des kaspischen Störs nach einer von der Kosselschen Methode 
abweichenden Reinigung, indem er das aus der Protaminsulfatlösung erhaltene 
Pikrat mit Aceton und nicht mit Äther behandelt. Aus dieser Lösung fällt mit 
H 2 S0 4 das schwefelsaure Sturin, das sich von dem aus Spermatozoen des deut¬ 
schen Störs erhaltenen nur durch einen etwas kleinen N-Gehalt unterscheidet. 
Ein zu gleicher Zeit entstehendes Protaminpikrat ist in Aceton schwer löslich. 
Nach Reinigung und Überführung in das Sulfat erweist sich diese Substanz als 
identisch mit Adenin. Dohm. 

585) Rothmann, A. Über das Verhalten des Kreatins bei der Autolyse 
(HI. Mitteilung). Aus d. pharmakol. Inst, der Univ. Heidelberg. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 131—142.) 


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Referate. 


271 


Es werden mit Hilfe neuer Methoden und unter strengstem Ausschluß von 
Bakterienwirkung die Angaben von Gottlieb und Stangassinger bestätigt, 
daß Kreatin bei der Autolyse zerstört und weiter umgewandelt und daß auch 
Kreatinin in nachweisbarer Menge gebildet wird. Dohm . 

586) Rona, P. u. Riesser, 0. Zur Kenntnis des Hippomelanins (I. vor¬ 
läufige Mitteilung). Aus d. biochem. Labor, d. städt. Krank, am Urban, Berlin. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 143—153.) 

Aus melanotischen Sarkomen des Pferdes hergestelltes Hippomelanin wurde 
mit 3proz. H 2 O a bis zur Lösung gekocht, wobei 66°/ 0 N als NH 3 abgespalten wird. 
Aus den Testierenden 44°/ 0 gelang es neben Oxalsäure das Cu-Salz einer unbe¬ 
kannten Säure und eine N-haltige Base nachzuweisen. Dohm . 

687) van Hoogenhuyze, C. J. C. u. Verploegh, H. Aus d. physiol. Inst. d. 
Univ. Utrecht. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 67, S. 161—266.) 

Die Versuche, welche Verfasser an sich bei bestimmter Diät über zwei 
Monate lang vomahmen, ergaben, daß sowohl bei eiweißreicher als auch bei 
eiweißarmer Kost ein Teil des aufgenommenen Kreatins, wenn auch nur ein 
geringer, sich bald als Kreatin, bald unverändert im Ham findet. Es ist anzu¬ 
nehmen, daß Kreatin sich im Körper in Kreatinin umzuwandeln vermag, als 
auch daß das aufgenommene Kreatin nicht im Körper zurückgehalten wird. Im 
Ham selbst findet keine Umwandlung in Kreatinin statt und bei Organextrakten 
durch Ferment Wirkung nur eine geringe. Absichtlich verursachte* Änderung der 
Lebenstätigkeit im Sinne der Aufregung bewirkt Zunahme, im Sinne der De¬ 
pression Abnahme der Kreatininausscheidung. Fieber bedingt Zunahme, Maras¬ 
mus, hohes Alter Abnahme. Die Ausscheidung bei Geisteskranken ist nicht 
normal und wahrscheinlich von Gemütsstimmungen abhängig. Es bestätigt 
sich, daß im Organismus besonders in der Leber Kreatinin aus Kreatin gebildet 
wird; bei kranker Leber tritt Kreatinzunahme ein. Die Hypothese Fol ins, daß 
aus der Kreatininausscheidung in irgend einer Weise auf die Größe des Eiwei߬ 
verbrauches in den Geweben geschlossen werden kann, wird durch diese Ver¬ 
suche gestützt. Dohm . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

688) Underhill, Frank P. u. Saiki, Tadasu. Der Einfluß der vollständigen 
Thyroidectomie und der Thyroideafütterung auf bestimmte Phasen des inter¬ 
mediären Stoffwechsels. (Joum. of Biol. Chem. 5. 225—41. Oktober 1908. Yale 
Univ. Sheffield Lab. of Physiol. Chem.) 

Auf Grund ihrer Untersuchungen über den Einfluß der Schilddrüse auf den 
intermediären Stoffwechsel fanden Verfasser, daß bei Hunden nach vollständiger 
Thyroidectomie die Ausscheidung des NH 3 im Ham vermehrt wurde, ähnlich wie 
bei Himgertieren. Der N-Gehalt, in Gestalt von Kreatinin, Purinbasen und 
Allantoin ausgeschieden, deckt sich mit den im Hungerstadium ausgeschiedenen 
Werten. Ähnlich wie bei hungernden Hunden wurde eine veränderliche, häufig 
nicht unbeträchtliche Menge von Kreatin aufgefunden. Nach Entfernung der 
Schilddrüse sind die Hunde nicht im Stande, subcutan injizierte Dextrose aus¬ 
zunutzen, was möglichenfalls durch einen durch die Thyroidectomie bedingten 
veränderten Gasstoffwechsel veranlaßt wird. Verfütterung von Schilddrüsen be¬ 
dingt bei gesunden Hunden eine schwache Erhöhung der N-Ausscheidung. Nach 
großen Dosen zeigte sich bei längerer Anwendung eine erhöhte Ausscheidung 
von Purin-N und eine geringe P-Ausscheidung. Verfasser schließen, daß Thyroidea- 
ftltterung eine geringe Änderung der Interrelation der N-haltigen Hambestand- 
teile bewirkt. Underhill . 

589) Ryan, Ä..H. u. Guthrie, G. G. Eine Kontrolle der Krämpfe bei Asphyxie. 

(Amer. Joum. Physiol. 22. 440—44. 1/9. 1908. Saint Loui. Missouri. Departm. 
of Physiology and Pharmacology. Washington Univ.) 

Von der Annahme ausgehend, daß bei Krämpfen die motorischen Zellen 
am meisten in Mitleidenschaft gezogen sind und mithin am ersten ermüden, ver- 


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Referate. 


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suchten Verfasser durch Versuche eine temporäre Kontrolle von Krämpfen aus¬ 
zuüben, da ja bei partieller Asphyxie die am meisten ermüdeten Zellen am ersten 
absterben. Die Krämpfe wurden bei den Tieren durch Strychnin erzielt. Be¬ 
nutzt wurden Frösche, eine Katze und ein an Tetanus erkranktes Schaf. Aus 
ihren Versuchen, besonders dem Versuche mit dem Schaf, das gleichzeitig 400 ccm 
einer 25proz. Magnesiumsulfatlösung injiziert erhielt, schließen Verfasser, daß die 
Anästhesie und Relaxation Sekundärerscheinungen sind. Brahtn . 

590) Meitzer, J. S. u. Auer, John. Ist die Anästhesie und die durch 
Magnesiumsalze bewirkte motorische Paralyse durch eine Asphyxie bedingt? 

(Amer. Joum. Physiol. 23. 141—47. 1/12.1908. Depart. of Physiology and Phar- 

macology of the Rockefeiler Inst, for Medical Research.) 

In energischer Weise werden von den Verfassern die Ein wände Ryan und 
Guthries (vgl. vorstehendes Referat) zurückgewiesen, die durch ihren an einem 
Schaf ausgeführten Versuch glaubten nachweisen zu können, daß die durch 
Magnesiumsalze bedingte Anästhesie und Relaxationen Sekundärerscheinungen 
einer Asphyxie seien. Verfasser teilen dann noch einen Versuch an einem 
Kaninchen mit, das eine hohe Dose MgS0 4 -Lösung subcutan injiziert erhielt, und 
der deutlich zeigte, daß während der Anästhesie kein Symptom einer Asphyxie 
auftrat. Verfasser halten ihre früheren Beobachtungen (Amer. Joum. Physiol. 14. 
366—88) aufrecht und fassen ihre Resultate nochmals in folgende Sätze zusammen: 
Bei anästhesierenden Dosen von MgS0 4 -Lösung tritt nicht das geringste Anzeichen 
einer Asphyxie auf, das Blut ist rot, die Membrane der Schleimhäute sind rosa, 
die Pupillen normal. Auch bei schweren Dosen fehlt das Hauptmerkmal einer 
Asphyxie, die Erregbarkeit, und durch künstliche Atmung kann jede Spur einer 
Asphyxie ohne Änderung der Anästhesie, der Erschlaffung der Muskeln und Auf¬ 
hebung der Reflexe völlig behoben werden. Brahtn. 

591) Severin, J. B. Experimentelle Untersuchungen über die Ausscheidung 

von N-haltigen Substanzen der Parotis bei nephrectomierten Hunden. (Inaug.- 
Diss. Gießen 1908, 19 S.) Fritz Loch. 

592) Jackson, C. Holmes. The effect of conditions upon the latent period 
and rate of aseptic post mortem autolysis during the first ten hours. (Latenz¬ 
periode bei aseptischer Post-mortem-Autolyse.) Albany Medical College, Albany, 
NY. (The Journal of experimental medicine (9. Jan. 1909) Bd. 11, Nr. 1, S. 55—83.) 

Unter gewissen Umständen beginnt die allgemeine Autolyse eines Organs 
nicht sofort nach der Ausschaltung aus der Circulation. Diese Latenzperiode 
tritt dann eher ein, wenn die Gewebe eine Zeitlang mit kalten Salzlösungen 
abgekühlt werden, oder wenn der Salzgehalt der Organe (Kalk oder Kalium) 
durch Verdünnung mit NaCl-Lösung verändert wurde. Das Vorhandensein von 
Blut und das Fehlen von Fett oder Glykogen in den Zellen verlängert die Latenz¬ 
periode. 

Versuche, eine alkalische Reaktion der Gewebe herbeizuführen (Phenolphtalein) 
verliefen ergebnislos. Wurde Natriumbicarbonatlösung dem Lebergewebe zu¬ 
gefügt, so reagierte die Mischung für Phenolphtalein sauer und hatte aul die 
Autolyse keinen merklichen Einfluß. 

Die Zufügung von Antisepticis (Chloroform-Toluol) verminderte den Grad 
der Autolyse merklich. Gewöhnliches Licht ist wirkungslos. 

Wurde Aethylbutyrat dem Gewebe zugesetzt, so wurde es in Buttersäure 
hydrolysiert; die Bildung dieser Säure verursachte dann eine wesentliche Be¬ 
schleunigung der Autolyse. Die Acidität von zugefügtem Dihydronatriumphos- 
phat zeitigte nicht die gleiche Wirkung. 

Die Kurven der Veränderung der Gefrierpunktserniedrigung, des nicht koagu¬ 
lierbaren Stickstoffes und der Reaktion der Autolysatmischung gehen einander 
nicht parallel. In einigen Versuchen wurde eine deutliche Zunahme der Gefrier¬ 
punktserniedrigung nicht von einer Zunahme des nicht koagulierbaren N begleitet. 

Allgemeine Autolyse ist die Summe von proteolytischen, amylolytischen und 
lipolytischen Faktoren. Jeder dieser Faktoren mag eine Zeitlang für sich allein 
wirksam sein; die Wirkung des einen wird sicher von der Gegenwart des anderen 


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Referate. 


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beeinflußt. Die sauren Stoffe, die das Ergebnis der amylolytischen (Milchsäure) 
und lipolytischen (höhere Fettsäuren) Autolyse sind, üben einen ausgesprochenen 
Einfluß auf den Beginn und den Gang der Autolyse aus. H . Ziesche. 

593) Bouch6, F. Gegenseitige Beeinflussung von Adrenalin und Verdauungs- 
lösungen. (Diss. Freiburg i. Br. 1909. 27 S.) 

Ausgehend von den Bestrebungen, die in der chirurgischen Technik erprobte 
physiologische Wirksamkeit der Nebennierenpräparate auch für die innerliche 
Therapie zu verwerten, und angeregt durch die vielfach mitgeteilten Erfolge 
interner Adrenalin-Darreichung, untersuchte Verfasser auf Anregung Rostoskis 
die gegenseitige Beeinflussung dieser Mittel und der Verdauungssäfte des Magens 
resp. Darmes. Er fand, daß sowohl künstliche aus Salzsäure und Pepsin her¬ 
gestellte Magen Verdauungsflüssigkeit, als vom Menschen gewonnener natürlicher 
Magensaft das Adrenalin im Reagenzglas unbeeinflußt lassen. Dasselbe war noch 
nach 24- resp. 32-stündigem Stehen bei 37° durch seine gefäßkontrahierende 
Wirkung nachweisbar. In der gleichen Weise wurde die Beständigkeit des Adre¬ 
nalins in einer neutralen Pancreatinlösung konstatiert, dabei die Erfahrung 
gemacht, daß eine neutrale Pancreatinlösung beim Stehen in einer Temperatur 
von 37° zerstörende Eigenschaften auf überlebende Gefaßmuskulatur gewinnt. 
Adrenalin beeinträchtigt die Intensität der Ferment Wirkung. Es konnte in Ver¬ 
dauungsversuchen deutliche graduelle Verzögerung der Eiweißumwandlung durch 
künstlichen und natürlichen Magensaft, sowie durch Pancreatin festgestellt werden. 
In Übereinstimmung mit Yukawa erzielte Verfasser durch innerliche Adrenalin¬ 
gaben in einer großen Zahl der untersuchten Fälle eine Erhöhung des Säure¬ 
grades des auf den Reiz eines Probefrühstücks hin abgesonderten Magensaftes. 
Diese Säuresteigerung war oft sehr beträchtlich; Frequenzunterschiede bezüglich 
ihres Auftretens bei normalen oder anormalen Säureverhältnissen ließen sich nicht 
erkennen; bei drei Fällen mit hochgradig veränderten Mägen trat sie jedenfalls 
nicht auf. Fritz Loeb . 

594) Messerschmidt, Th. Zum klinischen Nachweis von Blut in den Faeces. 

Aus der Abteilung für chronische Kranke des Bürgerhospitals zu Straßburg. 
(Münch. Med. Woch., Febr. 1909, Nr. 8.) 

Es gibt Stühle, bei denen die Guajakprobe trotz reichlichen Blutgehaltes 
negativ ausfallt, besonders bei alten Patienten. Sie ist daher bei negativem Aus¬ 
fall stets durch die Benzidinprobe zu kontrollieren, vielleicht überhaupt durch sie 
zu ersetzen. Verfasser hat die Benzidinprobe folgendermaßen modifiziert: 
a) 1 Messerspitze Benzidin wird in 2 ccm Eisessig gelöst (stets frisch zu be¬ 
reiten!). b) In 2 ccm Wasser mit einigen Tropfen Eisessig verreibt man mittels 
Glasstab in einem Reagenzglas ein erbsengroßes Stück Kot bezw. x /a ccm flüssigen 
Kot. c) In drei Tropfen der Lösung b) werden 1 — i l j 2 ccm 3proz. H 2 0 2 hinzu¬ 
gefügt. d) Unter leichtem Umschütteln setzt man zur Lösung c) 1—2 ccm der 
Lösung a) hinzu. Bei Anwesenheit von Blut tritt binnen einiger Sekunden eine 
grüne bis dunkelblaue Färbung ein. M. Kaufmann . 

596) Satta G. u. Gastaldi, G. Presenza e dosaggio dall* Allantoina negli 
essudati e trasudati. (Allantoinbestimmungen in Exsudaten und Transsudaten.) 
Aus dem Istit. di Patol. gen. zu Turin. (Arch. p.l. Science med. 1908,Bd.32, H.5 — 6.) 

Die Verfasser bestimmten« in 12 Fällen von Exsudaten bezw. Transsudaten 
(1 eitrig, alle anderen serös) das Allantoin nach der Methode von Wiechowski 
(Hofmeisters Beiträge Bd. 9). Von den 6 Transsudaten enthielt eins bei Leukämie 
42,28 mg, eins bei Miliartuberkulose mit Lebercirrhose 45,2 mg, vier bei Leber- 
cirrhose 28,5—44,2 mg, immer auf 1000 ccm Flüssigkeit berechnet. Das Empyem 
enthielt 81,1 mg, von den 5 serösen Exsudaten enthielt eins bei Bantischer 
Krankheit 84,6 mg, eins bei tuberkulöser Peritonitis 60,5 mg, drei bei tuberku¬ 
löser Pleuritis 45,1—54,8 mg. Also enthalten die Exsudate im Durchschnitt mehr 
Allantoin als die Transsudate. Was die Herkunft des Allantoins in den Flüssig¬ 
keiten anlangt, so scheint es den Verfassern sehr wahrscheinlich, daß es in 
den Flüssigkeiten selbst entsteht, und zwar eher durch Abbau- als durch syn¬ 
thetische Prozesse. M. Kaufmann . 


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Referate. 


596) Gallenga, P. Ricerche soll 9 influenze che i raggi Roentgen esercitano 
sopra i fermenti digestivi. (Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf die Ver¬ 
dauungsfermente.) (Riv. internaz. di terapia fisica Nov. 1908, Nr. 11.) 

Auch längerdauernde Einwirkung der Röntgenstrahlen beeinflußt die 
Wirkung der Verdauungsfermente in vitro nicht Eine Ausnahme machte nur 
das Labferment, dessen Wirksamkeit oft, aber nicht immer, durch mäßig lange 
Einwirkung der Strahlen deutlich vermindert wurde. M\ Kaufmann. 

597) Schenck, Ed. u. Teekienburg, F. Über die Strauß-Levasche Motilitäts- 
prüfung des Magens mittels des Fettzwiebackfrühstücks. Aus der inneren Abt. 
des Heiliggeistspitals in Frankf. a. M. (Münch, med. Woch., Febr. 1909, Nr. 7.) 

Die Verfasser haben 40 Patienten mit dem Strauß-Levaschen Verfahren 
untersucht; normale Motilität kann man annehmen, wenn der Fettgehalt des 
Mageninhalts 0,8—2,0 beträgt. Das Verfahren gibt tatsächlich eine Reihe von 
Aufschlüssen mit einer einzigen Untersuchung, indem man gleichzeitig die sekre¬ 
torische und motorische Funktion untersuchen kann. M. Kaufmann . 

598) Br&uning, H. Die Entfaltung des Magens. Aus der inneren Abt. des 
städt. Krankenhauses zu Stettin. (Münch, med. Woch. Febr. 1909, Nr. 5.) 

Verfasser benutzt die Untersuchung mit Röntgenstrahlen, um die Entfaltung 
des Magens bei Einführung von Nahrung zu studieren. Er zieht aus seinen Be¬ 
obachtungen den Schluß, daß der normale Magen im leeren Zustande ein schlauch¬ 
artiges Organ mit ziemlich schlaffen Wandungen darstellt, welches zum großen 
Teil links von der Mittellinie liegt und vertikal verläuft. Wird ein Schluck einer 
verhältnismäßig konsistenten breiigen Nahrung genommen, so wird durch den 
mechanischen Reiz dieser Speise eine reflektorische Contraction der Muskulatur 
des Magens ausgelöst, und nur allmählich überwindet der Brei den ihm entgegen¬ 
gesetzten Widerstand. Flüssigkeiten werden dagegen schnell durch den Oeso¬ 
phagus gespritzt und gelangen in den Magen, ohne daß dieser sich reflektorisch 
kontrahiert. Der genannte Reflex ist in erster Linie eine Funktion des Magen¬ 
fundus, und bei Erkrankung des Fundus ist anzunehmen, daß er gestört ist. 
Daß dies tatsächlich der Fall ist, und daß man aus dem Ausbleiben des Reflexes 
Schlüsse auf die Beschaffenheit der Fundusmuskulatur ziehen kann, lehren eine 
Reihe mitgeteilter Beobachtungen an pathologischen Fällen. M. Kaufmann. 

599) Satta, G. u. Lattes, L. Sul contenuto dei tessuti in corpi acetonici 
nel diabete florizinico. (Über den Acetonkörpergehalt der Gewebe im Phlorizin- 
diabetes.) Aus dem Istit. di Patol. gen. zu Turin. (Arch. p. 1. scienze med. 1908. 
Bd. 32, H. 5—6.) 

Bei drei mit Phlorizin vergifteten und durch Verbluten getöteten Tieren 
fanden die Verfasser in den verschiedenen Organen folgende Acetonwerte nach 
Messinger-Huppert (die Zahlen bedeuten mg in 100 g Substanz, die Reihen¬ 
folge der Hunde ist bei den einzelnen Organen die gleiche): Blut 7,46; 22,34; 
12,3; Leber 4,2; 2,9; 2,2; Magendarm 4,06; 5,99; 2,03; Muskeln 2,13; 4,43; 1,63; 
Lungen 3,32; —; 2,1; Milz 8,7; 8,28; —; Nieren 7,73; 3,87; 4,35; Gehirn 7,76; 
6,8; 2,0; Galle —; —; 9,67. Gegenüber Normalzahlen (von Maignon, C. r. de 
l’Acad. des Sciences 140) bedeutet dies eine beträchtliche Vermehrung, besonders 
im Blut. Das Suchen nach ß-Oxybuttersäure im Blut und den Organen hatte 
nur einmal im Blut ein positives Ergebnis; es fanden sich, wenn man die ganze 
Linksdrehung auf ^-Oxybuttersäure beziehen darf, in 100 ccm Blut 88 mg der 
Substanz. Aceton findet sich nach obigen Zahlen am meisten im Blut, während 
Leber und Muskeln nur wenig enthalten. Für die Frage nach der Bildungs¬ 
stätte der Acetonkörper beweisen diese Untersuchungen nur wenig, da die Menge 
des in einem bestimmten Organ befindlichen Acetons nicht nur von der Intensität 
der Bildung an Ort und Stelle abhängt, sondern auch von dem Zerstörungs- 
vermögen des betreffenden Organes und von seinem Blutgehalt, der in Anbetracht 
der großen im Blut enthaltenen Mengen sehr in Betracht kommt. M . Kaufmann. 

600) Maier, Ad. Über die Autolyse von Nahrungsmitteln. (Boas Archiv 
1909, Bd. 15, Heft 1, S. 29.) 

Um zu ermitteln, was von den nach Magenausheberung festgestellten Ver- 


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Referate. 


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änderungen der eingeführten Speisen durch die Secretion des Magens, und was 
hauptsächlich durch das mehrstündige Verweilen der Speisen an sich bei einer 
Temperatur von 37° bedingt ist, untersuchte Maier die Aciditätsveränderung, 
welche verschiedene Nahrungsmittel erlitten, nachdem sie mit 5 ccm Toluol 

allein oder mit außerdem 5 ccm £ HCl oder 5 ccm lproz. Trypsinlösung oder 

je 5 ccm £ HCl und 1 proz. Pepsinlösung versetzt waren und 3 resp. 22 Stunden 

im Eisschrank resp. Brütschrank bei 37° gestanden haben. Auf diese Weise 
untersuchte Maier 1. 10 g Fleisch, 2. 20 ccm eines Arrow-root Breies (10 g auf 
300 g Wasser), 3. 20 ccm eines Kartoffelbreies (30 g auf 300 g Wasser), 4. 20 ccm 
eines Weizenmehlbreies (10 g auf 300 g Wasser). Resultate: Bei Fleisch wächst 
bei kurz dauernden Autolyse-Versuchen die Acidität entsprechend dem Zusatz von 
Pepsin und Pepsinsalzsäure, bei lange dauemdenVersuchen nimmt die durch Autolyse 
bedingte Acidität nach Salzsäurezusatz ab, die nach Zusatz wachsender Säure¬ 
mengen gefundenen Säure werte geben keinen auch nur annähernden Aufschluß 
über die zugesetzte Säuremenge ohne Pepsin. Für die verschiedenen Amylaceen 
ließ sich im Gegensatz zum Fleisch nahezu regelmäßig eine Säurezunahme bei 
den Brutschrankproben gegenüber den Eisproben feststellen. Jedoch sind die 
bei der Autolyse der Mehlsorten auftretenden Säurewerte so gering, daß sie im 
Vergleich mit der vom Magen secemierten Säure vernachlässigt werden können. 

P. Schlippe . 

601) Krienitz, W. Die praktische Verwertbarkeit der sog. Cammidge sehen 
„Pancreasreaction“. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, Heft 1, S. 53.) 

Krienitz hat sowohl nach der ursprünglichen Methode mit zwei getrennten 
Reaktionen als auch nach der neueren kombinierten gearbeitet und in ausge¬ 
sprochenen Fällen stets eine genügende Übereinstimmung beobachtet. Die kombi¬ 
nierte Reaktion stellte er folgendermaßen an: 20 ccm des enteiweißten und ent¬ 
zückerten Urin werden mit 1 ccm HCl spec. 1,16, während 10 Min. auf dem Sandbad 
gekocht, gekühlt und auf 20 ccm aufgeftillt. Nachdem die überschüssige Säure mit 
4 g Bleicarbonat neutralisiert ist, wird klar filtriert. Das Filtrat wird mit 4 g 
pulv. dreibasischem Bleiacetat geschüttelt und klar filtriert. Das Blei wird hierauf 
mit 2 g Natriumsulfat unter Erhitzen bis zum Sieden ausgefällt, der Niederschlag 
abfiltriert, das Filtrat auf 18 ccm aufgeftillt und unter Zusatz von 0,8 g salz¬ 
saurem Phenylhydrazin, 2 g Natriumacetat und 1 ccm 50 proz. Essigsäure 10 Mi¬ 
nuten lang auf dem Sandbad gekocht und noch heiß in ein auf 15 ccm geeichtes 
Reagenzglas filtriert. In ein paar Stunden bildet sich dann ein hellgelber flockiger 
Niederschlag, bestehend aus feinen langen haarähnlichen Kristallen in 
Bündeln. — Das Aussehen dieser Kristalle ist sehr wechselnd. Charakteris¬ 
tisch ist daher nicht ihre Form, sondern ihre Löslichkeit in 33 proz. 
Schwefelsäure und zwar sollen sie sich bei akuten Pancreatitis in 
wenigen Sekunden bis zu ^— s / 4 Minuten, bei chronischer Pancreatitis 
in 3 / 4 —2 Minuten, bei Carcinom des Pancreas in 3 — 5 Minuten 
lösen. (Beobachtung unter dem Mikroskop). Krienitz hat in 10 Fällen, bei 
denen das Pancreas bei der Autopsie in vivo sich erkrankt zeigte, die Reaktion 
8 mal positiv gefunden. In acht bei der Operation ohne krankhafte Pancreas- 
veränderungen befundenen Patienten fiel die Reaktion negativ aus. Die weiteren 
Untersuchungen an im ganzen 90 Fällen zeigten, daß die Reaktion relativ oft 
positiv ausfällt, auch bei Krankheiten der verschiedenen inneren Organe, bei 
denen kein Verdacht auf eine Miterkrankung des Pancreas bestand. Vorläufig 
ist die Reaktion besonders für den Chirurgen ein nicht zu unterschätzendes 
Orientierungsmittel über den Zustand des Pancreas bei Erkrankungen der Leber 
und der Gallenwege. P. Schlippe . 

602) Richter, P. F. Über den Eiweißumsatz bei Entfettungskuren. Aus 
d. Polikl. Inst. f. inn. Med. d. Univ. in Berlin (Direktor: Senator). (D. Med. 
Woch. 1908, Nr. 49, S 2109—2111.) 

Verfasser hat Untersuchungen der Stickstoffbilanz bei der sogenannten 
Kartoffelkur gemacht. Die Eiweißzufuhr war dabei eine sehr geringe (zwischen 


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Referate. 


ca. 80 u. 100 g pro Tag), daneben wurden fast nur Kohlehydrate gegeben. 
Der Brennwert der Kost betrug etwa 1200 Kalorien. Dabei zeigte sich, daß 
trotz erheblicher Gewichtsabnahme die Stickstoff bilanz durchschnittlich positiv 
blieb oder annäherndes Gleichgewicht herrschte. Ob der beträchtliche Eiwei߬ 
schutz hierbei durch die vorwiegende Kohlehydratnahrung geleistet wurde, will 
der Verfasser nicht entscheiden. Jedenfalls gibt er einer derartigen Entfettung 
den Vorzug vor der Karellkur, bei der zuweilen J / 4 des gesamten Gewichts¬ 
verlustes auf Kosten des Muskeleiweiß zu setzen ist Reiß . 

603) Bauer, Richard. Über alimentäre Galaktosurie bei Ikterus. Aus d. 

II. med. Klinik d. Univ. in Wien (Vorstand: v. Neusser). (D. Med. Woch. 
1908, Nr. 35, S. 1505—1507.) 

Der Verfasser, der früher bereits eine Intoleranz gegen Galaktose bei Leber- 
cirrhose beschrieben hat, findet jetzt das gleiche Symptom in erheblich stärkerem 
Grade bei 10 daraufhin untersuchten Fällen von Ikterus catarrhalis. Von 40 g 
per os zugeführter Galaktose wurden bis zu 10,4 g wieder ausgeschieden. Mit 
dem Abklingen des Ikterus ging auch die alimentäre Galaktosurie zurück, war 
aber in einzelnen Fällen in geringem Grade noch nach Monaten nachweisbar. 
Andere Arten des Ikterus (bei Cholelithiasis, Verschluß der Gallengänge durch 
bösartige Tumoren usw.) zeigten das Symptom nicht. Nach Ausschluß anderer 
Möglichkeiten hält der Verfasser die alimentäre Galaktosurie für eine Funktions¬ 
störung der Leber und erwägt die Möglichkeit, daß — entgegen allen bisherigen 
Anschauungen — das Krankheitsbild des Ikterus catarrhalis aus dieser Funktions¬ 
störung zu erklären sei. Reiß. 

604) Baer, Julius u. Blum, L6on. Zur Wirkung der Glutarsäure auf den 
Phloridzindiabetes. Aus d. med. Klinik d. Univ. in Straßburg (Direktor: Moritz). 

(D. Med. Woch. 1908, Nr. 36, S. 1543-44.) 

Die Verfasser besprechen die Versuchsresultate von Wilenko (ref. in diesem 
Centralbl., 1908, S. 672), die er an Hunden und Kaninchen angestellt hat. Blum 
und Baer halten ihre Anschauung aufrecht, daß die Glutarsäure auf den inter¬ 
mediären Stoffwechsel wirke und zwar dann, wenn die Zuckerausscheidung 
größer ist als dem Glykogenvorrat des Organismus und dem normalerweise 
intermediär gebildeten Glykogen entspricht. Daher ist zu erwarten, daß bei 
Hunden, die vor dem Versuch gehungert hatten, während des Versuchs aber 
gefüttert wurden, eine Wirkung der Glutarsäure nicht zu Tage tritt. Die Ver¬ 
suche von Baer und Blum, die nicht veröffentlicht wurden, sind in dieser 
Richtung übereinstimmend mit denen Wi len kos. Bei Kaninchen, bei denen 
eine Wirkung der Glutarsäure trotz Fütterung von Wilenko nachgewiesen 
wurde, sind die Verhältnisse des Kohlehydratstoffwechsels zu wenig geklärt, um 
entscheiden zu können, aus welcher Quelle der nach Phloridzinvergiftung aus¬ 
geschiedene Zucker stammt. Reiß. 

605) Wilenko (Karlsbad). Glutarsäure und Phloridzindiabetes. (D. Med. 
Woch. 1908, Nr. 44, S. 1897.) 

Wilenko erkennt die Einwände von Baer und Blum gegen seine frühere 
Arbeit nicht an. Reiß . 

606) Menyhört, Wilhelm. Eine rasche und genaue Bestimmung der End¬ 
reaktion bei der Zuckertitration mittels Fehlingscher Lösung. Aus d. II. med. 
Klinik d. Univ. in Budapest (Vorstand: Ketly). (D. Med. Woch. 1908, Nr. 36, 

S. 1544.) 

Feines Schleichersches Filtrierpapier wird mit Essigsäure und Ferrocyankali- 
lösung befeuchtet und trocknen gelassen. Auf dieses Papier bringt man einen # 
Tropfen der kochenden Fehlingschen Lösung. Im Anfang der Reaktion ent¬ 
steht dann ein violetter Ring in der Peripherie des Tropfens, der bei fort¬ 
schreitender Reaktion blasser wird und bei Beendigung der Titration nicht mehr 
zu erzielen ist. Reiß. 

607) Lewinski, Joh. Die Gewinnung des Pancreassecretes aus dem Magen 
und ihre diagnostische Verwertbarkeit. Aus d. med. Klinik d. Univ. in Greifs¬ 
wald (Direktor: Minkowski). (D. Med. Woch. 1908, Nr. 37, S. 1582—1584.) 


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Referate. 


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s / 4 Stunden nach Darreichung von 150 ccm Olivenöl findet man in 70 °/ 0 der 
Fälle ein mehr oder weniger tryptisch wirksames Secret im ausgeheberten 
Mageninhalt. Auch in den übrigen 30 °/ 0 der Fälle läßt sich die tryptische 
Wirkung nach weisen, wenn man unmittelbar vor der Zufuhr des Öls und 20 
Minuten später Alkali gibt (je 1 j 2 Teelöffel Magnesia usta). Der direkte Nach¬ 
weis des tryptischen Ferments ohne Alkalizufuhr gelingt hauptsächlich in 
anaciden und hypaciden Magensäften, während er bei normaler und gesteigerter 
Acidität meist fehlt. Der Verfasser führt das in Hauptsache darauf zurück, daß 
durch die Magensäure reflektorisch ein Verschluß des Pylorus herbeigeführt wird, 
der das Regurgitieren von Pancreassaft verhindert. Andererseits hat ein mangel¬ 
haft vorbereiteter Chymus, wie er beim anaciden und achylischen Magen in das 
Duodenum Übertritt, ein weit reichlicheres Zuströmen aller Verdauungssätte zur 
Folge als unter normalen Bedingungen. Endlich ist es möglich, daß von stark 
saurem Magensaft etwa übergetretenes Trypsin vernichtet wird. Verfasser gibt 
seiner Methode für die Beurteilung der Pancreassecretion den Vorzug gegen¬ 
über dem Boasschen trocknen Probefrühstück. Reiß. 

608) Kempf, Friedrich. Über die Secretion von Pancreasfisteln und ihre 
Beeinflussung durch antidiabetische Di&t. Aus d. chir. Abt. d. Herzogi. 
Krankenh. in Braunschweig (Chefarzt: Sprengel). (D. Med. Woch. 1908, Nr. 
37, S. 1585.) 

Nach aer Operation einer Pancreascyste blieb längere Zeit eine Pancreas- 
fistel zurück. Die von Wohlgemuth angegebene antidiabetische Diät hatte in 
diesem Fall keinerlei Einfluß auf Secretion und Schließung der Fistel. Reiß. 

609) Wohlgemuth, Julius (Berlin). Über die Secretion von Pancreasfisteln 
und ihre Beeinflussung durch antidiabetische Diät. (D. Med. Woch. 1908, Nr. 
44, S. 1896.) 

Wohlgemuth glaubt, daß in dem Fall von Kempf (s. o.) beigemengte 
Exsudatflüssigkeit den Fermentgehalt des Fistelsecrets verdeckt habe. Reiß. 

610) Kempf, Friedrich. Über die Secretion von Pancreasfisteln usw. (D. 
Med. Woch. 1908, Nr. 50, S. 2178.) 

Erwiderung auf die obigen Bemerkungen von Wohlgemuth. Reiß. 

611) Bickel, A. Über Secretionsstörungen des Pancreas im Anschluß an 
die klinische Beobachtung eines Falles von Supersecretio pancreatica continua. 
Aus d. exp.-biolog. Abt. des Path. Inst d. Univ. in Berlin. (D. Med. Woch. 
1908, Nr. 49, S. 2111—2113.) 

In einem Fall von Pancreasfistel nach operierter Pancreascyste wurden 
dauernd große Mengen eines sehr dünnen fermentarmen Safts abgeschieden. 
Durch antidiabetische Diät, Natrium bicarbon., Opium usw. ließ sich weder auf 
die Secretabscheidung noch auf den Verschluß der Fistel ein Einfluß ausüben. 

Reiß. 

612) Wolpe, J. M. Über Steigerung der Secretion und der Acidität des 
Magensaftes während der Menstruation. Aus der Inn. Poliklinik d. Augusta- 
Hospitals in Berlin (Direktor: Ewald). (D. Med. Woch. 1908, Nr. 51, S. 2208—12.) 

Während der Menstruation sind die Werte der freien Salzsäure, der Gesamt¬ 
acidität und der Magensaftmenge erhöht, die Motilität des Magens herabgesetzt. 
Für die Praxis ergibt sich daraus die Forderung, Prüfungen der Magentätig¬ 
keit nicht während der Menstruation zu machen und mit der Diät von Ulcus- 
kranken während der Menstruation besonders vorsichtig zu sein. Reiß. 

613) Hildebrandt, Wilhelm. Zur Frage der Urobilinentstehung. (D. Med. 
Woch. 1908, Nr. 50, S. 2161—2165.) 

Polemische Erwiderung auf die Arbeit von Fischler, dessen Einwände 
Hildebrandt nicht anerkennt. (Vgl. die in diesem Centralbl. 1908, S. 470 und 
74 referierten Arbeiten von Hildebrandt und Fischler.) Reiß. 

614) Koslowsky, S. Der Nachweis des Trypsins in den Faeces und seine 
diagnostische Bedeutung. Untersuchung mit der Gaseinmethode von Groß. 
(Diss. Greifswald 1909, 34 S.) 


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Referate. 


Aus den Untersuchungen des Verfassers geht hervor, daß der normale Stuhl 
stets Trypsin enthält, das mit Hilfe der von Groß (Arch. f. exp. Pharm, u. Path. 
Bd. 58, 1907) zuerst angegebenen Caseinmethode sehr leicht qualitativ und quanti¬ 
tativ zu bestimmen ist. Bei normalen Menschen und bei bestimmter Nahrung 
sind die Schwankungen in der Stärke der Verdauung relativ gering. Erkran¬ 
kungen des Darmkanals rufen keine diagnostisch verwertbaren Änderungen in 
der Stärke der Trypsin Verdauung des Stuhles hervor. Die Diagnose einer 
Pancreaserkrankung kann abhängig gemacht werden von dem Ausfall der Try¬ 
psinuntersuchung. Das Vorhandensein einer normalen tryptischen Verdauung im 
Stuhl bei fehlendem Trypsin im Mageninhalt nach ölfrühstück und Abwesenheit 
von Erscheinungen einer Pylorusstenose kann für die Diagnose eines Sanduhr¬ 
magens verwertet werden. Fritz Loeb . 

615) Handelsman, J. Experimentelle und chemische Untersuchungen über 
das Cholin und seine Bedeutung für die Entstehung epileptischer Kr&mpfe. 

Aus dem jüd. Krankenhaus in Warschau. (Deutsche Ztschr. für Nervenheilkunde, 
Bd. 35, H. 5/6, 30. Nov. 1908, S. 428—451.) 

Subdurale und intracerebrale Cholin- und Neurininjektionen rufen bei Meer¬ 
schweinchen und Kaninchen bedeutende Veränderungen infolge der Reizung des 
Centralnervensystems hervor, nämlich fast konstant allgemeinen Tremor und 
tonischen Nackenkrampf, zugleich krampfartige Symptome, die jedoch der Ver¬ 
fasser nicht als epileptische anerkennen kann. Diese Phänomene werden hervor¬ 
gerufen durch Injektionen von Cholin in hohen Dosen, ungefähr 0,075 ccm auf 
1 Kilo des Tieres; somit ist die Dosis viel höher als die Menge des von Donath 
in der Cerebrospinalflüssigkeit des Menschen festgestellten Cholins. Handels- 
mans eigene Untersuchungen führten übrigens in Bezug auf letzteren Punkt 
zu durchaus abweichenden Resultaten; er kommt nämlich zu dem Schluß, »daß 
aller Wahrscheinlichkeit nach in der Cerebrospinalflüssigkeit kein Cholin vor¬ 
kommt, oder aber in solchen Quantitäten, welche man chemisch nicht bestimmen 
kann.« Deshalb spiele wahrscheinlich das Cholin bei der Entstehung der Krämpfe 
epileptischen Charakters beim Menschen keine Rolle. (Handelsman hat den 
Liquor von 27 lumbalpunktierten Fällen auf Cholin untersucht. Angewandte 
Methodeu: 1. Platinchloridmethode; 2. Staneksches Verfahren; 3. Rosenheim- 
sches Verfahren; 4. Goldchloridmethode; 5. Bestimmung durch Verbrennen auf 
einer Platinnadel. — Letztere Methode soll die empfindlichste sein, der charak¬ 
teristische Trimethylamingeruch schon bei einer Verdünnung von 1 : 2000000 
auftreten.) — Einmalige, intravenöse Cholineinspritzung, selbst in sehr großer 
Dosis, erzeugte bei Versuchstieren weder paralytische Symptome noch Krämpfe. 

Rob. Bing. 

616) Krasnogorsky, N. Über die Bedingungsreflexe im Eindesalter. Aus 

dem Kinderspital des Prinzen von Oldenburg in St. Petersburg. (Jahrbuch für 
Kinderheilkunde, Bd. 69, 1909, S. 1.) 

Die Anregung zu diesen Untersuchungen gaben die Arbeiten Pawlows 
über die Reaktionen des tierischen Organismus auf bestimmte äußere Reize. 
Pawlow benutzte zu seinen Versuchen das Secret der Speicheldrüsen des Hun¬ 
des, das bekanntlich nicht nur bei der Verfiitterung, sondern auch beim bloßen 
Anblick des Futters zu fließen beginnt. Verbindet sich die Fütterung des Tieres 
ständig mit einem weiteren äußeren Reiz, z. B. dem Klingeln einer Glocke, so 
kommt schließlich ein Moment, wo dieser zweite Reiz, das Glockenklingeln, 
schon allein genügt, die Speichelsecretion des Tieres auszulösen. Das Klingeln 
ist dann zum Bedingungsreiz geworden, der den Bedingungsreflex auslöst. 

Diese bisher nur am Tier studierten interessanten Vorgänge hat der Verfasser 
auf den Menschen übertragen. Er benutzte ebenfalls die Speichelabsonderung 
und legte, da ja die Speichelabsonderung stets den Schluckakt nach sich zieht, 
an den Hals des Kindes eine Pelotte, die die Schluckbewegungen auf den 
Schreibhebel einer Mareysehen Kapsel übertrug und so graphisch die Reaktionen 
des Kindes auf die betretenden Reize darstellte. Die weitere Technik des Ver¬ 
suchs war folgende: beim Tönen einer Glocke wurde der Mund des Kindes schnell 
geöffnet und ein Teelöffel Honig hineingegossen. Nach mehrmaligem Zusammen- 


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Referate. 


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wirken der beiden Reize wurde das Glockenzeichen zum Bedingungsreiz und 
rief für sich allein schon die Schluckbewegungen bei dem Kinde hervor. Die 
Bedingungsreflexe haben also beim Kinde denselben Entstehungsmechanismus 
wie beim Tier. Ebenso wie das Klingen der Glocke wirkte auch das An¬ 
schlägen bestimmter Töne. Auch durch einen mechanischen Hautreiz, z. B. 
durch das Kratzen einer bestimmten Hautstelle, läßt sich ein Bedingungsreflex 
ausbilden. Nach einer gewissen Zeit erlöschen die Reflexe, lassen sich aber 
durch Zusammenwirken mit dem natürlichen Reflex erneut hervorrufen. Im 
Schlaf gelingt es nicht, die bedingten Reflexe zu beobachten. Birk , 

617) Basch, K. Beiträge zur Physiologie und Pathologie der Thymus. 
II. Über die Beziehungen der Thymus zum Nervensystem. Aus dem deutschen 
physiologischen Institut zu Prag. (Jahrb. f. Kinderheilk. 1909, Bd.68, Heft 8, S. 668.) 

Nach Exstirpation der Thymusdrüse beobachtet man bei jungen Hunden in 
einzelnen Fällen das Auftreten von allgemeinen Krämpfen, ähnlich denen, die 
man nach Exstirpation der Nebenschilddrüsen entstehen sieht. Bei der geneti¬ 
schen Verwandtschaft beider Organe — Thymus wie Schilddrüse entstehen 
als epitheliale Gebilde aus der 3. und 4. Kiemenspalte — lag es nahe, an eine 
biologische Übereinstimmung zu denken. Daraufhin gerichtete Untersuchungen 
des Verfassers ergaben, daß man nach Exstirpation des Thymus beim jungen 
Tier eine allmählich sich steigernde elektrische Übererregbarkeit bei der gal¬ 
vanischen Prüfung des N. medianus beobachten kann. Parallelversuche mit 
thyreoidectomierten Tieren zeigten, daß die durch Schilddrüsenexstirpation her¬ 
vorgerufene Übererregbarkeit sich von der beim thymectomierten Tier dadurch 
unterscheidet, daß sie intensiver eintritt. sich rascher entwickelt und regelmäßig 
zum Tode führt. Dagegen verläuft die Übererregbarkeit beim thymuslosen mehr 
nach Art der latenten Säuglingstetanie und führt viel seltener, nur in 1 / 10 der 
Fälle, zum Tode. 

Nach diesen experimentellen Erfahrungen kann man nicht mehr annehmen, 
daß es ausschließlich die Nebenschilddrüsen sind, die für die Aetiologie der 
Säuglingstetanie in Betracht kommen, sondern — wenn überhaupt — so ist es 
die ganze Gruppe verwandter (branchiogener) Organe, darunter auch die 
Thymusdrüse. 

Injektionen von Kalksalzen (Calc. chlor., Calc. lact.) wirkten herabsetzend auf 
die Erregbarkeit, dagegen war die Verfütterung selbst großer Mengen davon 
fast bedeutungslos, ebenfalls als wirkungslos erwies sich die Verabreichung von 
Phosphor. Im Gegensatz zum Verhalten der Kalksalze bei bestehender Über¬ 
erregbarkeit wirkte die Injektion von Thymusextrakten bei gesunden Tieren vor¬ 
übergehend steigernd auf die Erregbarkeit der peripheren Nerven. Ähnlich 
wie der Thymusextrakt wirkte bemerkenswerter Weise in einzelnen Fällen auch 
der Schilddiüsenextrakt. Birk . 

618) Finkelstein, H. Über alimentäre Intoxikation. IV. Klinik der Ent¬ 
wicklung der Intoxikation. (Jahrb. für Kinderheilk. 1909, Bd. 68, Heft 8. S. 692.) 

In Fortsetzung seiner Studien über die alimentäre Intoxikation des Säuglings 
bespricht der Verfasser die Symptomatologie; zunächst das Symptom des Fiebers, 
dessen Genese er auf rein alimentäre Ursachen zurückführt. Alle Werte über 
37 2 und alle Tagesmittel über 37° sind beim Säugling als pathologisch und als 
Zeichen toxischer Einflüsse anzusehen. Das Experiment am Kind, d. h. die Stei¬ 
gerung und Herabsetzung der Zufuhr, zeigt, daß es der Zucker ist, dem der 
fiebererzeugende Einfluß innewohnt. Das Fett übt nur dann einen Einfluß auf 
die Temperatur aus, wenn bereits unzweifelhafte Anzeichen einer ernsteren Stö¬ 
rung des Kohlehydratstoffwechsels vorhanden waren. Niemals aber besteht ein 
Zusammenhang zwischen Casein und Fieber, was umsomehr hervorgehoben sein 
mag, als man ja die Produkte des Eiweißzerfalles bisher vorwiegend bei der 
Fieberentstehung in Betracht gezogen hat. 

Der Zucker ist nicht nur als Ursache des alimentären Fiebers anzusehen, 
sondern er ist überhaupt der im wesentlichen die Intoxikation erzeugende Stoff. 
Infolgedessen findet sich die alimentäre Intoxikation am häufigsten bei zucker¬ 
reichen Nahrungsgemischen, wie Malzsuppe und Buttermilch. Da nun aber nicht 


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Heferate. 


bei jedem Kind eine unvorsichtige Dosierung des Zuckers zur Intoxikation führt, 
so muß man einen gewissen Einfluß auch dem Zustand des Kindes zumessen. 
Je größer die Toleranz desselben ist, desto leichter sind die Reaktionen auf die 
alimentären Schädlichkeiten. Neben dem auslösenden Moment, dem Zucker, und 
der Toleranz des Kindes kommt als drittes die Quantität der Nahrung in Be¬ 
tracht. Bei reichlicher Nahrungszufuhr entwickelt sich die Vergiftung akut und 
stürmisch, bei knapper Ernährung schleichend. In der letzten Art entwickeln 
sich auch diejenigen Fälle, in denen die alimentäre Intoxikation auf dem Boden 
eines durch Fett veranlaßten Nährschadens entsteht. Das Fett an sich führt 
immer nur zur Dekomposition. Damit wirkt es aber gleichzeitig schädigend ein 
auf die zuckerassimilierenden Funktionen des Organismus, so daß klinisch diese 
Fettwirkung als eine Herabsetzung der Zuckertoleranz in Erscheinung tritt. 
Am deutlichsten kommt das zum Ausdruck bei den Fällen, wo nach einer Zeit 
fettreicher, zur Dekomposition führender Ernährung plötzlich eine zuckerreiche 
Nahrung gereicht wird. Hier kann nach der ersten Flasche der neuen Nah¬ 
rung schon eine schwere Katastrophe hereinbrechen. 

Den Schluß des Aufsatzes bildet eine große Zahl — die vorgetragenen An¬ 
sichten stützender — Krankengeschichten und Kurven. Birk . 

619) Sänger, Robert Charles u. Fischer, Black Otis. Bestimmung von Arsen 
im Harn. (Zeitschr. f.anorg. Chem. 1908 56, 153—167 undjoum. Soc. Chem. Industr. 
26. 1123 —27.) 

200 ccm Ham werden auf 35 ccm eingedampft und aus einem Fraktionier¬ 
kolben mit rechtwinklig nach unten gebogenem in einen Wasserkühler gehenden 
Rohr verbunden. Der Kühler endet durch ein zwischengeschaltetes Kugelrohr 
in ein Kölbchen mit 25 ccm konzentrierter Salpetersäure. Zum Destillieren 
kommen in den Kolben 100 ccm konz. HCl und in 30—40 Minuten wird bis zur Hälfte 
abdestilliert. Das Destillat wird mit 25 ccm konz. HN0 3 eingedampft, der aus 
wenigen ccm bestehende Rückstand mit 3—5 ccm H 2 S0 4 und etwas HN0 3 ver¬ 
setzt und bis zur Farblosigkeit der H 2 S0 4 erhitzt. Dann wird mit Wasser auf 
25 ccm verdünnt (oder 25 g). Die Bestimmung geschieht nach der Marsh sehen 
Methode mit Abkühlung des Capillarrohres und durch Vergleich mit Normal¬ 
spiegeln oder nach der Gutzeit sehen Methode. (Vgl. Joum. Soc. Chem. Ind. 26, 
1115—23.) Es lassen sich auf diese Weise Mengen von 0,01 mg Arsen im Liter 
Ham nachweisen. Brahtn. 

620) Hawk, P. B. Über das Digerieren von Ham bei der Bestimmung von 
Stickstoff nach der Kjeldahl sehen Methode. (Joum. Amer. Chem. Soc. 29.1634—37. 
1907. Univ. of Pennsylvania.) 

Die vom Verfasser ausgeführten Untersuchungen wurden unter Anwendung 
der drei nachstehenden Modifikationen ausgeführt. 1. 5 ccm Ham wurden mit 
20 ccm konz. H 2 S0 4 im Kjeldahlkolben mit Zusatz von 0,2 g gepulvertem CuS0 4 
bis zur vollständigen Zersetzung gekocht und die Destillation in der üblichen 
Weise ausgeführt. 2. Verfahren wie bei 1, aber an Stelle von 0,2 g gepulvertem 
CuS0 4 0,2, 05 oder 0,7 g Hg zugesetzt und vor der Destillation zugleich mit der 
Alkalilauge K 2 S zugesetzt. 3. Nachdem die H 2 S0 4 ihren Kochpunkt erreicht 
hatte, wurde nach kurzem Abkühlen 5 g K 2 S0 4 zugesetzt. Verfasser fand, daß 
Methode 1 ebenso befriedigende Resultate wie die beiden anderen Methoden 
aufwies, ist aber den anderen vorzuziehen, weil kleinere Mengen Reagentien er¬ 
forderlich sind. Bei allen drei Methoden ist der Digestionsprozeß in 30 Minuten 
beendet. Es ist aber vorteilhaft, etwas länger zu kochen. Werden mehr als 
0,2 g CuS0 4 genommen, so fallen die N-Werte etwas zu niedrig aus. Es ist 
gleichgültig, ob das Kupfersulfat in Substanz oder in Lösung zugesetzt wird. 

Brahmi 

621) Copeman, S. Monckton u. Hake, H. Wilson Studien über Änderungen 
in der Salzsäurereaktion im Mageninhalt von Mäusen und Ratten und beim 
Menschen bei Garcinom. (Proc. Royal Soc. London 80. Serie B. 444. 1908. 
Westminster Hospital Medical School. Chem. Lab.) 

Auf Grund von ausgehnten Versuchen mit Mäusen und Ratten konnten Ver- 


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Referate. 


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fasser nachweisen, daß der Mageninhalt der krebskranken Tiere an physiologisch 
aktiver HCl reicher war als bei normalen Tieren. Die Versuche an Menschen 
lassen noch keine bindenden Schlüsse zu, da noch zu wenig Beobachtungen vor¬ 
liegen. Brahm. 

622) Shaffer, Philip A. Verminderte Mnskelaküvitat und Proteinstoff¬ 
wechsel. (Amer. Joum. Physiol. 22. 445—55. 1908. New York. Comell Univ. 
Medic. College. Depart. of Experiment. Pathology.) 

In einer Reihe von Versuchen zeigt Verfasser den Einfluß einer schwachen 
Muskeltätigkeit auf den Stoffwechsel. Bestimmt wurden: Gesamt-N nachKjel- 
dahl-Gunning, Harnstoff nach Folin, Kreatinin und die verschiedenen Formen 
des S nach Folin, Harnsäure nach Folin-Shaffer, Ammoniak nach Bousing- 
ault-Shaffer. Die Zusammensetzung der gereichten Nahrung ist in einer 
Tabelle zusammengestellt. Die Versuche wurden während einer Ruheperiode, 
einer normalen und einer schwach gesteigerten Arbeitsperiode angestellt. Es 
konnten keinerlei Veränderungen der einzelnen Stoffwechselprodukte festgestellt 
werden, welche durch eine vermehrte oder verringerte Muskeltätigkeit bedingt 
sein konnten. Die Kreatininausscheidung wird weder durch die Nahrung, noch 
durch die Muskeltätigkeit beeinflußt. Weder die Harnstoff- noch die Ammoniak¬ 
ausscheidung wird durch eine Änderung der Muskelaktivität verändert. Ver¬ 
fasser schließt aus seinen Versuchen, daß bei genügender Ernährung weder eine 
Erhöhung noch eine Verminderung der Muskeltätigkeit eine Änderung des Protein¬ 
stoffwechsels bedingt. Brahm . 


Klinisches. 

623) Stolzenburg, Paul. Nephritis nach Angina und Erysipelas. (Inaug.- 
Dissert. Kiel, 1908, S. 51.) 

Angina und Erysipelas haben in einer großen Anzahl von Fällen Nieren¬ 
erkrankungen verschiedenes Grades zur Folge. Es wird eine erheblich größere 
Zahl aller akuten Nephritiden durch die Angina als durch das Erysipelas her¬ 
vorgerufen; aber es erkranken sehr viel mehr Erysipelaskranke an sekundären 
Nierenschädigungen als an Angina Leidende. Die Prognose ist für beide Arten 
von Nierenerkrankungen günstig, vorausgesetzt, daß vom Beginn bis zur Heilung 
eine sachgemäße Behandlung erfolgt und Bettruhe innegehalten wird. Die Unter¬ 
suchung des Urins ist deshalb bei Angina und Erysipelas in jedem Fall unbe¬ 
dingt notwendig. Bei bestehender Nephritis vermögen beide Krankheiten eine 
Verschlimmerung des Nierenleidens hervorzurufen. Fritz Loeb. 

624) Barnes, A. E. Simple methods of diagnosis in diseases of the stomach. 

Einfache Methoden der Magenuntersuchung. (Lancet 1909, I. S. 525.) 

Nichts Neues. H. Ziesche. 

625) Enriquez et Binet, M. E. Le Prognostic de Tadrophagie chez les 
dyspeptiques. (Die Prognose des Luftschluckens bei den Dyspeptikem.) (Arch. 
des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 573—585.) 

Die Verfasser unterscheiden zwei Formen, je nachdem die Luft durch 
Schlucken oder durch Aspiration in den Magen gebracht wird. Die erste Form 
kommt physiologischer Weise vor; sie ist untrennbar mit dem Schlucken von 
Speichel oder Nahrungsmitteln verbunden; nur ein Übermaß, ev. durch Hyper- 
secretion von Speichel bedingt, ist als pathologisch zu bezeichnen. Die Pro¬ 
gnose hängt außer von der Menge der eingeführten Luft, von dem nervösen 
Allgemeinzustand der Patienten ab. 

Die Aerophagie durch Aspiration ist weit ernster zu beurteilen, schon des¬ 
halb, weil sie häufig eine Intoleranz des Magens zur Folge hat. Falls außerdem 
eine organische Magenkrankheit, etwa eine Stenose, vorliegt, bildet die Aero¬ 
phagie eine schwere Komplikation. Fr. Schmidt . 

626) Millon. Rectalgie et nävralgie anale. (Rectalgie und anale Neuralgie.) 
(Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 285—297.) 

Die schmerzhaften Krisen, welche ihren Sitz in der Analregion haben, können 


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Referate. 


. 82 


drei verschiedenen klinischen Typen entsprechen: 1. »Algien« centralen Ursprungs, 
für welche Verfasser in Analogie mit den Cystalgien den Namen Rectalgien 
vorschlägt; dies sind heftige paroxysmatische Schmerzen, die Monate oder Jahre 
lang andauem und die eine strenge lokale und allgemeine Behandlung erfordern. 
Diesen Typ hat Albu als Rectalneuralgie beschrieben. 2. Schmerzen infolge 
einer Fissur, tatsächliche anale Neuralgien, die durch ein Neuritis verursacht wird. 
3. Krisen mit schmerzhaften Analspasmus, die in wenigen Zwischenräumen bei 
Frauen besonders des Nachts auftreten; diese Krisen sind leicht, vergehen von 
selber und bedürfen nur symptomatischer Behandlung. — Therapeutisch werden 
Belladonna, heiße Sitzbäder, heiße Umschläge und vor allem intrarectale Appli¬ 
kation von Hochfrequenzströmen empfohlen. Fr. Schmidt . 

627) Lion G. et Nathan, Marcel. Estomac biloculaire. (Der Sanduhrmagen.) 
(Arch. d. mal. de l’app. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, S. 597—616, 673—791, 
728—745.) 

Sehr lesenswerte, ausführliche Arbeit, die auf umfassender Literaturkennt¬ 
nis fußt; zu Referat leider nicht geeignet Fr. Schmidt. 

628) Ziegler, Hans. Häufigkeit, Verbreitung und Begleiterscheinungen des 
Diabetes mellitus in der Schweiz. Statistische Erhebungen aus den Jahren 
1901—1905. (Bern, 1908, 24. S.) 

Ergebnisse: 1. In der Schweiz kommt ein Todesfall an Diabetes mellitus auf 
300 Todesfälle überhaupt. 2. Von den an Diabetes Gestorbenen sind 59 °/ 0 männ¬ 
lichen, 41°/ 0 weiblichen Geschlechts. 3. Weitaus die größte Zahl der Diabetiker 
erreicht ein Alter von 50 und mehr Jahren. 4. Es läßt sich feststellen, daß die 
begüterten Klassen der Bevölkerung häufiger an Diabetes erkranken, als die An¬ 
gehörigen der schlechter stituierten Klassen. 5. In auffallender Weise ist unter 
der Bevölkerung der französischen Schweiz die Sterblichkeit an Diabetes größer als 
unter der Bevölkerung der deutschen Schweiz. 6. Bei ca. 30°/ 0 der Gestorbenen 
wird als Todesursache Coma diabeticum angegeben; der Tod im Coma erfolgt 
realtiv bedeutend häufiger bei jungen als bei alten Diabetikern. 7. Unter den 
konkommittierende Erkrankungen der Diabetiker, die meist die eigentliche Todes¬ 
ursache darstellen, spielen septische Prozesse, Lungenkrankheiten, Herz- und 
Nierenaffektionen die größte Rolle. Prognostisch besonders ungünstig erscheinen 
septischen Erkrankungen und Tuberkulosen; immerhin ist die Häufigkeit der 
Komplikation von Diabetes mit Tuberkulose der Lunge nicht größer als die 
Häufigkeit der Erkrankung an Lungentuberkulose überhaupt. Fritz Loeb . 

629) Umber, P. Zur Pathologie und Therapie der Gicht. Aus der inneren 
Abt. des städt. Krankenh. Altona. (Therapie der Gegenwart, Febr. 1909, Nr. 2.) 

Umber baut seine Ausführungen auf einem Material von 27 klinisch be¬ 
obachteten und 110 konsultativ gesehenen Gichtfallen auf. Der die Pathologie 
behandelnde Abschnitt fast kurz die Resultate älterer und neuerer Arbeiten über 
Gicht, von denen mehrere aus Umbers Laboratorium stammen, zusammen, wes¬ 
halb auf eine Wiedergabe desselben hier verzichtet wird. 

Therapeutisch haben wir darauf auszugehen, die Ansammlung von Harn¬ 
säure in Blut und Geweben möglichst zu beschränken, und hier greift vor allem 
die Diätetik ein, die die Bildung der endogenen wie der exogenen Harnsäure 
zu vermindern hat. Können wir auch die exogene Harnsäure nicht ganz aus¬ 
schalten, so sollen wenigstens alle Nahrungsmittel mit besonders reichlichem Purin¬ 
gehalt streng vermieden werden (Thymus, Leber, Niere, Hirn, Rogen, Kaviar). 
Gekochtes Fleisch erhöht die Harnsäurebildung weniger als gebratenes; dagegen 
sind rotes und weißes Fleisch gleichwertig. Gar kein Fleisch soll der Gicht¬ 
kranke erhalten, wenn er das Herannahen eines Anfalles bemerkt, sowie 8—14 
Tage nach einem solchen (also im anakritischen und postkritischen Depressions¬ 
stadium der Harnsäureausscheidung). wSonst erhält er im Durchschnitt 200 g 
Fleisch täglich, mit Einschaltung von (2—6) Purinfasttagen in der Woche, je nach den 
AusscheidungsVerhältnissen der Harnsäure; am besten ist möglichst lange vollstän¬ 
dige Purinabstinenz. Da aus den zur Verdauung der Eiweißkörper nötigen Ver¬ 
dauungssäften exogene Harnsäure entsteht, ist auch von purinfreiem Eiweiß nur 


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das notwendige Mindestmaß (0,8 g pro kg) zu geben. Da in der Nacht eine 
physiologische Hamsäureretentionsperiode besteht, soll die Hauptmahlzeit früh 
am Tage gegeben werden. Die Kohlehydrate und Fette dienen eher dazu, die 
Harnsäurebildung zu verringern; man soll sie der Gicht zu Liebe nicht mehr 
einschränken, als es ohne Gicht bei dem betreffenden Individuum angezeigt 
wäre. Alkoholismus führt zu ähnlichen Änderungen des Hamsäurestoffwechsels 
wie Gicht; Bier und Sekt sind streng verboten; etwas leichter, verdünnter Wein 
mag gestattet werden. Die Harmlosigkeit von Tee und Kaffee ist nach neueren 
Untersuchungen nicht mehr über jeden Zweifel erhaben; Früchte sollen reichlich 
gegeben werden. 

Ein zweiter Weg, die Hamsäureansammlung zu vermindern, wäre die Be¬ 
förderung der Ausscheidung. Es scheint, daß reichliche Flüssigkeitszufuhr ent¬ 
gegen den bisherigen Anschauungen, in diesem Sinne wirkt. Der gepriesene 
Alkaligehalt der Mineralwässer (der berühmte Lithiongehalt!) ist dabei für den 
Purinstoffwechsel gleichgültig; der Erfolg der Brunnenkuren beruht weit mehr 
auf den äußeren Begleitfaktoren der Kur. In Betracht kommen für atonische 
Formen Wiesbaden, Homburg, Kissingen, Vichy, für adipöse usw. Karlsbad, 
Marienbad, Neuenahr; ferner werden viel benutzt Teplitz, Gastein, Contrexeville, 
Wildbad, Salzschlirf. — Alle die Mittel, welche die Löslichkeit der Harnsäure 
erhöhen sollen (Piperazin, Lysidin, Lithiumsalze, Uricedin usw.) sind wertlos; über 
die Wirkung der HCl sind die Akten noch nicht geschlossen. Ohne Zweck 
sind auch die Formaldehydpräparate (Urotropin, Citarin, Formamint), die Nuclein- 
säure (Solurol), die Chinasäureverbindungen (Urosin, Sidonal, Chinatropin, Urol). 

Der dritte Weg, den Abbau der Harnsäure im Körper zu befördern und 
so die Hamsäureansammlung zu vermindern, wird durch Muskelarbeit, ev. durch 
Massage beschritten. 

Im akuten Anfall beschränkt man sich auf Ruhigstellung und Warmhaltung 
der Gelenke (Moor, Fango), gibt Colchicum, ev. Salicylsäure innerlich und 
percutan. M. Kaufmann . 

630) von den Velden, E. Zur Arsentherapie mit der Dürkheimer Max- 
quelle. Aus der med. Klinik zu Marburg. (M. M. W. Febr. 1909, Nr. 5.) 

Die Dürkheimer Maxquelle ist ein warmer erdmuriatischer Kochsalzsäuer¬ 
ling mit einem Arsengehalt von 17,4 mg As 2 0 3 im Liter. Verfasser hat seine 
Wirkung an 37 anämischen, chlorotischen und nervösen Patienten der Klinik 
ausprobiert und die typische Arsenwirkung (Hebung des Gewichts, Besserung 
des Blutbefundes) festgestellt. Die Darreichung begann mit 50 ccm und stieg 
langsam (tägliche Zulage von 25 ccm) auf 300 ccm. In einzelnen Fällen wurde 
bis auf 1 1 gestiegen. M. Kaufmann . 

631) Jacobsohn, D. Zur Escalinbehandlung der Magenblutungen und Magen¬ 
geschwüre. Aus dem städt. Krankenhaus Moabit. (Ther. d. Gegenwart., Febr. 
1909, Nr. 6.) 

Jacobsohn berichtet über die auf der Abteilung K lern per er s mit Escalin 
behandelten Fälle von Magenblutung. Das Mittel wurde an 4 aufeinanderfolgen¬ 
den Morgen nüchtern gegeben. (4 Pastillen in 1 / a Glas Wasser aufgeschwemmt.) 
Es handelte sich um 21 Fälle profuser Blutung und 12 Fälle, wo nur chemisch 
Blut im Stuhle nachgewiesen worden war. Die Fälle der ersten Kategorie ließen 
im Stuhl kein Blut mehr erkennen am 3. bis 8. Tage nach der ersten Escalin- 
gabe. im Durchschnitt nach 5 Tagen, die Fälle der zweiten Kategorie nach 
2—10 Tagen, im Durchschnitt nach etwa 4 Tagen. Ein Recidiv der Blutung 
trat in keinem Falle der ersten Kategorie ein. Die Diät war dabei vorsichtig, 
aber keineswegs allzu streng. 8 Fälle von Magenblutung ließen sieh durch Esca¬ 
lin nicht stillen, bei der Autopsie aber erwiesen sie sich alle als Carcinom oder 
Lebercirrhose, so daß der Erfolg der Escalinbehandlung sich geradezu diagnos¬ 
tisch verwerten läßt. M . Kaufmann . 

632) Hudnitzki. Zur Frage der syphilitischen Erkrankungen des Magens 
und der Leber. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 1, S. 92.) 

Die Syphilis des Magens ist klinisch kaum, pathologisch-anatomisch besser 


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Referate. 


bekannt. Sie tritt auf als chron. Gastritis, Magengeschwüre, gummöse Geschwulst 
und Magenhaemorrhagien. 

Die Syphilis der Leber tritt außer dem im Sekundärstadium beobachteten 
Ikterus auf als: 1. Stauungsleber infolge syphilitischer Erkrankungen anderer 
Organe speziell der Kreislaufsorgane; 2. interstitielle syphilitische Hepatitis; 8. 
gummöse Hepatitis; 4. Leberamyloid. Rüdnitzki bringt die Krankengeschichten 
von 2 selbst beobachteten Fällen von Magensyphilis (gummöse Geschwulst, 
syphilitische Magenulceration) und 3 Fällen von Lebersyphilis (diffuse gummöse 
Hepatitiden). Bei unklaren Krankheitsbildem muß man immer an Syphilis denken. 
Verfasser legt großen Wert auf den Nachweis von Veränderungen der verschie¬ 
densten Organe (Haut, Knochen, Drüsen, Nervensystem), welcher oft noch die 
Diagnose Syphilis zu stellen erlaubt. P. Schlippe . 

633) Goldbaum. Ein Beitrag zur Phosphaturie und Entstehung von Phos¬ 
phatsteinen. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 1, S. 78.) 

Unter Berücksichtigung der Literatur teilt Gold bäum einen von ihm beobach¬ 
teten Fall von Phosphaturie mit Abgang eines Phosphat-Carbonatsteines mit. 
Als ätiologisches Moment ist im vorliegenden Fall wohl das Bestehen eines mit 
Hyperacidität und häufigem Erbrechen einhergehenden Magenleidens anzusehen, 
bei welchen besonders oft Phosphaturie auftritt. Die Verhinderung der Ent¬ 
stehung von Phosphatsteinen hängt von der Behandlung der Phosphaturie ab. 
Also bei bacterieller Phosphaturie Behandlung der Cystitis oder Pyelitis oder 
der ev. bestehenden Harnretention; bei Alkalinurie und Kalkarurie Regelung 
der Diät und Vermeidung einer überflüssigen Pflanzenkost; Behandlung eines 
bestehenden Magenleidens und der oft vorhandenen Neurasthenie. Von Medika¬ 
menten ist Helmitol und Urotropin zu empfehlen. P\ Schlippe . 

634) Lifschütz. Zur Semiotik des Frühstadiums der Lebercirrhose. (Boas 
Archiv 1909, Bd. 15, H. 1, S. 116.) 

Auf Grund zweier Beobachtungen glaubt Lifschütz annehmen zu dürfen, 
daß, falls bei mehrmaliger Untersuchung des Mageninhaltes oder des Stuhles 
wiederholt in längeren oder kürzeren Perioden immer occulte Magenblutung zu 
konstatieren ist und gleichzeitig eine genügende Ursache in einer Erkrankung 
des Digestionstractus dafür nicht zu finden ist, außerdem ätiologische Momente 
sehr für Lebercirrhose sprechen, die Annahme einer beginnenden Lebercirrhose 
eine große Wahrscheinlichkeit gewinnen kann. P. Schlippe. 

635) Schmidt, Ad. u. Lorisch, H. Weitere Beobachtungen über die Be¬ 
deutung der Zellulose (B[emicellulose) für die Ernährung der Diabetiker. Aus 

der med. Klinik der Univ. in Halle. (Deutsche Med. Wochr. 1908, Nr. 47, S. 
2012—2014.) 

Die Verfasser, die früher Versuche mit präpariertem Weißkraut gemacht 
haben, sind, weil dieses Nährpräparat nicht in größeren Mengen zugeführt werden 
konnte, zur Prüfung anderer Cellulosen resp. Hemicellulosen übergegangen. 
Sie sind schließlich bei einem aus Agar — Agar hergestellten Präparat stehen 
geblieben, das von Dr. Karl Dieterich (Helfenberg) unter dem Namen »Diacellose« 
in den Handel gebracht wird. Es läßt sich ungleich besser nehmen wie das 
früher benutzte Weißkrautpräparat, kann den meisten Getränken beigemischt 
werden, so daß bis 100 g pro Tag genommen werden können. Davon wurden 
im Mittel rund 60 g zur Resorption gebracht, das entspricht 40,7 g Galaktan. 
Daß die Resorption zum größten Teil in Form von Galaktose erfolgte, ging aus 
der Erhöhung des respiratorischen Quotienten hervor. Gleichwohl war eine 
wesentliche Erhöhung der Zucker- und Acetonausscheidung durch den Harn 
nicht zu konstatieren. Reiß. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

636) Südmersen, H. J. u. Glenny, A. T. Einige nichtspezifische Reaktionen 
des Malleins. (Journ. of Hygiene 8. 14—36. Jan. 1908. Brockwell Hall. Herne 
Hill. London. Wellcome Physiolog. Research Lab. Separat.) 


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Referate. 


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Auf Grund umfangreicher Versuche an Pferden gelang es Verfassern festzu¬ 
stellen, daß viele, gegen andere Bakterien und Bakterienprodukte immune Pferde 
bei Anwendung von Mallein eine stark lokale Reaktion gaben, die aber in der 
Regel nicht mit einer Temperatursteigerung verbunden war. Bei mit Diphtherie¬ 
toxin behandelten Pferden scheint die Anschwellung von dem Grade der Immu¬ 
nität abhängig zu sein. Die lokale Reaktion verschwindet sehr rasch zum Unter¬ 
schied von derselben Reaktion, die bei mit Drüsenkrankheit behafteten Pferden 
auftritt, ebenso ist die manchmal beobachtete Temperatursteigerung eine gänz¬ 
lich andere. Verschiedene andere Bakterienpräparate zeigen eine ähnliche Wir¬ 
kung auf immune Pferde wie das Mallein. Brahm. 

687) Wassermann, Michael u. Seitz, Arthur. Über die Verwertbarkeit des 
Lecithins zur Toxingewinnung. Aus dem Inst. f. Infektionskrankheiten in Berlin. 
(Direktor: Gaffky; Abteilungsvorsteher: Lentz.) (D. Med. Woch. 1908, Nr. 50, 
$. 2175—2177.) 

Die Autoren haben die (in diesem Centralbl. 1908, S. 79 u. 396 referierten) 
Versuche von Bassenge nachgeprüft. Danach können sie dem Lecithin eine 
sicher wirkende baktericide Kraft nicht zusprechen, ebensowenig eine stark 
toxinfreimachende Eigenschaft. Dagegen gelang es, durch Vorbehandlung mit 
untertödlichen Dosen von Typhuslecithinemulsion Meerschweinchen vor der 
nachfolgenden mehrfach tödlichen Dosis Typhus zu schützen. Dieser Schutz ist 
aber nicht eine spezifische Immunität, sondern eine unspezifische lokale (bei der 
Versuchsanordnung der Verfasser auf den intraperitonealen Raum begrenzte) 
Resistenzerhöhung gegen Infektionen. Reiß. 

688) Sleeswyk, J. G. Über die angebliche bacteriolytische Eigenschaft des 
Lecithins und über die Immunisierung mittels Lecithintyphustoxine. Aus d. 

Inst. Pasteur in Brüssel. (D. Med. Woch. 1908, Nr. 52, S. 2263—2265.) 

Der Verfasser kommt auf Grund seiner Nachprüfungen zu dem Resultat, daß 
die von Bassenge beschriebene Bactericidie von Lecithintyphusemulsionen ge¬ 
bunden ist an ihre saure Reaktion und daß die bei Meerschweichen erzielte 
Immunität nur eine lokale, nicht spezifische ist. Reiß. 

639) Vay, F. Über die immunisierende Wirkung von Lecithinauszügen aus 
Pestbacillen. Aus d. Bacteriol. Labor, d. Quarantänestation Suez. (D. Med. 
Woch. 1908, Nr. 52, S. 2265—2266.) 

Mit Lecithinpestemulsionen ließ sich zwar in vitro eine Agglutination und 
Veränderung der Färbbarkeit der Pestbacillen erzielen, aber im Tierversuch 
keine Immunisierung, eher eine gewisse Prädisposition. (Vielleicht kommt das 
von den Resultaten anderer Autoren abweichende Resultat daher, daß Verfasser, 
soviel aus der Publikation zu ersehen ist, die Injektionen nicht intraperitoneal, 
sondern subcutan gemacht hat. Der Referent.) Reiß. 

640) Bassenge, R. Zur immunisierenden Wirkung von bacteriellen Leci¬ 
thinauszügen. Bemerkungen zu den Arbeiten von Wassermann und Seitz, 
Sleeswyk, Vay. Aus d. Labor, d. Hydroth. Anst. d. Univ. in Berlin (Leiter: 
Brieger). (D. Med. Woch. 1909, Nr. 3, S. 108—109.) 

Bassenge hat seine ersten Lecithinversuche mit altem Ovolecithin von 
Merck angestellt, das länger als ein Jahr im Laboratorium aufbewahrt worden 
war. Dieses alte Präparat ist nicht mehr erhältlich. Bassenge glaubt, daß 
beim Lagern des Lecithins Zersetzungsprodukte geschaffen werden, welche die 
Auflösung und Vernichtung der Bakterien begünstigen. Dem Umstand, daß die 
anderen Autoren offenbar mit anderen Präparaten gearbeitet haben, scheint es 
zuzuschreiben zu sein, daß sie nicht die gleichen Immunisierungsresultate er¬ 
hielten. Welches Zersetzungsprodukt des Lecithins bei der Extraktion der Bak¬ 
teriensubstanzen eine Rolle spielt, ist unbekannt, sicher ist nur, daß es nicht die 
Glycerinphosphorsäure ist. Daß es sich bei seinen Versuchen nur um Säure¬ 
wirkung oder um lokale nicht spezifische Immunisierung gehandelt habe, hält 
Verfasser auf Grund der angestellten Kontrollproben für ausgeschlossen. Reiß. 


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Referate. 


641) Spengler, Carl (Davos). Tuberkuloseimmunblut, Tuberkuloseimmunit&t 
und Tuberkuloseinimxinl>lut(I.-E)-Behandlung. (D. Med. Woch. 1908, Nr. 88, 
S. 1620—1621.) 

Die Hauptproduktions- und Anhäufstätten der Tuberkuloseimmunkörper sind 
die roten Blutkörperchen. In diesen ist meist das millionenfache der im Serum 
enthaltenen Mengen angehäuft. Die Tuberkuloseimmunkörper (hauptsächlich 
Lysine und Antitoxine) sind chemisch rein darstellbar. Sie sind keine Eiwei߬ 
körper. Der gesunde Mensch führt in seinen Blut- und anderen Zellen große 
Mengen Immunkörper, er ist tuberkuloseimmun. Die Tuberkuloseimmunkörper 
werden mit Vorteil zusammen mit anderen Immunsubstanzen, z. B. mit Immun¬ 
körpern der Eitererreger usw. als poly- oder omnivalente Substanzen zu Heil¬ 
zwecken angewendet. Sie werden durch Kalle & Co., A.-G., Biebrich a. Rh., 
unter dem Namen »I.-K.« in den Handel gebracht. Reiß. 

642) Calmette, A. (Lille). Neue Methoden zur Frühdiagnose der Tuber¬ 
kulose. (D. Med. Woch. 1908, Nr. 40, S. 1707—1713.) 

Von einer Wiedergabe der bekannteren Methoden, die der Verfasser be¬ 
spricht, kann an dieser Stelle abgesehen L werden. Dagegen sei über einige 
weniger bekannte Methoden berichtet. 

1. Nattan-Larrier impft das zu untersuchende Material einem säugenden 
Meerschweichen an der Basis der Milchdrüse ein. Sind virulente Bacillen vor¬ 
handen, so vermehren sie sich in der Mamma mit großer Schnelligkeit und sind 
bereits vom fünften, spätestens vom zehnten Tage ab in einem ausgedrückten 
Milchtropfen massenhaft zu finden. 

2. Die Methode der Cobragiftaktivierung von Calmette, Massol, Guerin 

und Breton. Das durch halbstündiges Erhitzen auf 58° inaktivierte Serum ge¬ 
sunder Individuen solcher Species (Mensch, Rind, Schwein), die leicht an Tuber¬ 
kulose erkranken, vermag dem Cobragift keine hämolytischen Fähigkeiten zu 
verleihen. Dagegen aktiviert das Serum eines tuberkulösen Organismus — 
vorausgesetzt, daß weder Fieber noch Kachexie vorhanden ist — regelmäßig 
das Cobragift und macht es hämolytisch. Reiß . 

643) Wolff, M. u. Mühsam, Hans. Mit Tuberkulin komplementbindende 
Antistoffe im Serum Tuberkulöser. Aus d. Univ.-Poliklinik f. Lungenkranke in 
Berlin. (D. Med. Woch. 1908, Nr. 35, S. 1504—1505.) 

Die Verfasser konnten in 109 Fällen von Lungentuberkulose ein konstantes 
Verhalten der Komplementbindung nicht feststellen. Sie erhielten in 46 Fällen 
starke, in 32 schwache, in 31 gar keine Komplementbindung. Irgendwelche 
Beziehungen zwischen dem Stadium der Erkrankung, ferner zwischen voraus¬ 
gegangener Tuberkulintherapie und Komplementbindung ließen sich nicht nach- 
weisen. Auch war der Ausfall der cutanen sowie der subcutanen Tuberkulin¬ 
probe keineswegs konform den Ergebnissen der Komplementmethode. Reiß . 

644) Pickert, M. u. Löwenstein, E. Eine neue Methode zur Prüfung der 
Tuberkulinimmunitftt. Aus d. Lungenheilstätten bei Beelitz. (D. Med. Woch. 
1908, Nr. 52, S. 2262—2263.) 

Man mischt eine 5proz. Tuberkulinlösung in bestimmtem Verhältnis mit 
Serum von Patienten, die mindestens 100 mg Tuberkulin ohne Reaktion ver¬ 
tragen haben. Die mit diesem Gemisch angestellte Pirquet sehe Reaktion bleibt 
an dem gleichen Arm negativ, wo eine mit Tuberkulinnormalserumgemisch aus¬ 
geführte Probe positiv ausfallt. Reiß . 

645) Trautmann, H. u. Lorey, A. Über einen ins Hamburger Staatsgebiet 
eingescheppten Fall menschlicher Bubonenpest. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektions- 
krankh, April 1908, Bd. 60, S. 1—40.) 

Der klinisch und bacteriologisch genau beschriebene Fall war ausgezeichnet 
durch atypischen Verlauf, der längere Zeit an Typhus denken ließ infolge 
schwerer Diarrhöen und geringer Drüsenaffektion. Bacteriologisch untersucht 
wurden die Punktionsflüssigkeit der entzündeten Inguinaldrüsen, das Blut, der 
Stuhlgang. Abgesehen von dem reichlich Pestbacillen haltigen Stuhl fanden sich 
in den beiden zuerst untersuchten Flüssigkeiten nur sehr wenig und nicht durch- 


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Referate. 


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weg charakteristische Bacillen, die auf künstlichen Nährböden langsam gediehen. 
Daher ist es verständlich, daß die bacteriologische Diagnose erst am 4. Tage 
nach Aufnahme der Untersuchungen auf Grund positiver Tierversuche möglich 
war. Interessant ist das Austreten von Pestbacillen aus den Rachentonsillen, so 
lange die Krankheit auf der Höhe war. Daß keine Darmpest vorlag, die beim 
Menschen noch nicht sicher beobachtet worden ist, beweist der günstige Verlauf 
und das Fehlen von Gewebszerfall im Darm. Die reichlich im Darminhalt auf¬ 
getretenen Pestbacillen sind wohl aus dem Blut in diesen übergetreten. K'. Sick. 

646) Tiberti, N. Bacteriologische Untersuchungen über eine Fleischver¬ 
giftungsepidemie. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh, April 1908, Bd. 60, 
S. 41—61.) 

Als Erreger einer Fleisch(Wurst)vergiftungsepidemie beschreibt Verfasser 
einen Spaltpilz, der mit dem Paratyphus B identifiziert werden muß. Er wurde 
aus den verdächtigen Wurstwaren isoliert. Pathologisch-anatomisch war die Er¬ 
krankung durch akuten hämorrhagischen Katarrh des Dünndarms mit Schwellung 
der lymphatischen Apparate, parenchymatöse Degeneration der drüsigen Organe 
und akute Nephritis charakterisiert. Tod in einem Fall 40 Stunden nach dem 
Genuß von 60 g Wurst. Es wird die Möglichkeit eines Zusammenhangs dieser 
Krankheit mit den Erregern der Schweinepest berührt. K. Sick. 

647) Pace, D. Parasiten und Pseudoparasiten der Nervenzelle. (Ztschr. f. 
Hyg. u. Infektionskrankh., April 1908, Bd. 60, S. 62—71.) 

Enthält hauptsächlich die Beschreibung eines sicheren parasitischen Proto¬ 
zoon in den Nervenzellen und Rückenmark von Knochenfischen (Lophius pisca- 
torius), deren genaueres Studium Verfasser mit Rücksicht auf die fragliche Be¬ 
deutung der Negrischen Körperchen für nötig hält. K. Sick. 

648) Shiga, K. Typen der Dysenteriebacillen, ihr epidemiologisches Ver¬ 
halten und serotherapeutische Studien. Aus d. Institut f. Infektionskrankheiten 
zu Tokio. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., April 1908, Bd. 60, S. 75—92.) 

Shiga greift aus den zahlreichen Varietäten der Dysenteriebacillen 5 Typen 
heraus, die durch ihr Gärungsvermögen und Agglutinationskraft genügend diffe¬ 
renzierbar sind. Am häufigsten fand Verfasser den von ihm zuerst (1898) be¬ 
schriebenen Originaltypus vor, doch gibt es auch Epidemien mit Überwiegen 
der Varietäten sowie mit zahlreichen Mischinfektionen. Zur spezifischen Behand¬ 
lung empfiehlt Shiga ein multivalentes Serum, das durch Mischung des Serum 
zweier immunisierter Pferde hergestellt wird. Eines der Tiere wurde mit zwei, 
das andere mit drei Dysenteriestämmen vorbehandelt. Dieses Serum hat sich 
als viel wirksamer als das alte univalente erwiesen. K. Sick. 

649) Amako, T. Dysenterieepidemien und Bacillentypen. Epidemiologisch- 
bacteriologische Beobachtungen über die Dysenterie der Stadt Kobe. (Ztschr. 
f. Hyg. u. Infektionskrankh., April 1908, Bd. 60, S. 93—119.) 

Beobachtungen bei Endemie und Epidemien von Ruhr in der genannten 
japanischen Staat. Es wird die ätiologische und nosologische Bedeutung der 
von Shiga beschriebenen fünf Bacillentypen im einzelnen verfolgt. K. Sick. 

650) Shiga, K. Epidemiologische Betrachtungen über die Dysenterie in 
Japan. Aus d. kais. Inst. f. Infektionskrankh. in Tokio. (Ztschr. f. Hyg. u. In¬ 
fektionskrankh., April 1908, Bd. 60, S. 119—127.) 

Ein Überblick über die letzten 30 Jahre ergibt, daß die Dysenterieepidemien 
das Land von Süden nach Norden in Intervallen von 10—20 Jahren durchzogen 
haben, wobei die Krankheit 1—3 Jahre am einzelnen Orte verweilte. Die Haupt¬ 
rolle bei der erneuten Verbreitung spielen auch hier die Bacillenträger (Gesunde, 
leicht Dysenteriekranke und Dysenteriekranke in der Reconvalescenz). K. Sick. 

651) Franchetti, A. Über antitoxisches Paratyphusserum. Aus d. kgl. 
Inst. f. Infektionskrankh. in Berlin. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., April 
1908, Bd. 60, S. 127—147.) 

Verfasser experimentierte mit Extrakten und Filtraten von autolysierten 
Paratyphus B-Kulturen. Es gelang ihm, bei Kaninchen antitoxische Sera zu ge- 


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Referate. 


winnen, die agglutinierende Eigenschaften hatten und in denen bactericide Sub¬ 
stanzen vorhanden waren (Pfeifferscher Versuch positiv). K. Sick . 

662) Leuchs, J. u. Schöne, A. Über die Verwendbarkeit der Komplement- 
bindung zur Typhusdiagnose. Aus d. kgl. Inst. f. Infektionskrankh. u. der Abtlg. 
f. Infektionskrankh. des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin. (Ztschr. i. 
Hyg. u. Infektionskrankh., April 1908, Bd. 60, S. 149—168.) 

Gegenüber der ablehnenden Haltung einer Anzahl Forscher (besonders 
Moreschi, Neufeld) beweisen die Verfasser durch neue Versuche an Typhus¬ 
kranken und -Rekonvalescenten, daß die Methode in der von Wassermann an¬ 
gegebenen Weise für die Typhusdiagnose wohl verwertbar ist. Bei 19 von 21 
untersuchten Personen mit Typhusinfektion war die Reaktion positiv. Die Re¬ 
aktion tritt vereinzelt in frischen Fällen früher auf als die Agglutination, aber 
sie kann auch erst sehr spät einsetzen. Wie die Agglutination, so ist auch die 
Komplementablenkung eine Gruppenreaktion; beide Reaktionen gehen im allge¬ 
meinen parallel, ohne daß daraus auf die Identität der beide Vorgänge auslösen¬ 
den Körper geschlossen werden dürfte. Der positive Ausfall der Reaktion be¬ 
rechtigt zur Typhusdiagnose, der negative schließt eine Infektion nicht aus. Mit 
Rücksicht auf die leichtere Handhabung der anderweitigen bacteriologischen 
Typhusdiagnose möchten Verfasser der Komplementablenkung zur Diagnose 
dieser Infektionskrankheit nicht das Wort reden, sondern nur die Wissenschaft, 
liehe Berechtigung dieser Versuchstechnik auch beim Typhus beweisen. K. Sick . 

663) Rosenthal, W. Untersuchungen über die Filtration von Hühnerpest¬ 
virus und von feinsten Bacterien und über die Eigenschaften poröser Filter. 

Aus d. hygien. Inst. d. Univ. Göttingen. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., 
Juni 1908, Bd. 60, S. 169—207.) 

Die Arbeit hat vorwiegend technisches Interesse: Verfasser prüft die Eigen¬ 
schaften poröser Filter nach den verschiedensten Richtungen, um die Möglichkeit 
zu haben, aus den bekannten Eigentümlichkeiten derselben Rückschlüsse auf die 
Qualitäten submikroskopischer Krankheitserreger, besonders des Hühnerpestvirus, 
zu ziehen. Seine Absicht ist, Filtersubstanzen zu finden, die Bacterien sicher 
zurückhalten und das Virus leicht passieren lassen, und solche, die auch das 
Virus vollkommen zurückhalten, aber Flüssigkeiten und vielleicht kolloidale Par¬ 
tikelchen durchtreten lassen. Letztere Forderung ist mit dem bisher bekannten 
Material für Filterkerzen noch nicht sicher zu erreichen. Wichtig sind die Unter¬ 
suchungen über Adsorption von Eiweißkörpem durch die Filtersubstanzen, die 
natürlich die Filtrationsvorgänge wesentlich beeinflußt. K. Stck. 

664) Konrich, F. Typhusbacillen in Brunnenwässern ohne ätiologische 
Bedeutung. Aus dem hygienischen Institut d. Univ. Jena. (Ztschr. f. Hyg. und 
Infektionskrankh., Juni 1908, Bd. 60, S. 208—220.) 

In zwei Fällen konnte nachgewiesen werden, daß infiziertes Wasser, das in 
Brunnen in der Nähe von Typhusherden gefunden wurde, nicht die Ursache der 
Typhuserkrankungen war, sondern ein Folgezustand. Die Infektion war auf 
anderem Wege erfolgt. Es geht daraus mit Deutlichkeit hervor, daß man mit 
der Annahme einer Trinkwasserinfektion bei positivem Befund desselben recht 
vorsichtig sein muß. Von Wert sind die Angaben über die Methodik der Wasser¬ 
untersuchung. K. Sick . 

666) Fermi, CI. Immunisierung der Muriden durch Fütterung mit Wut- 
und mit normaler Nervensubstanz gegen die nachfolgende subcutane Infektion 
von Straßenvirus. Aus dem hygien. Institut der kgl. Univ. Sassari. (Ztschr. f. 
Hyg. und Infektionskrankh., Juni 1908, Bd. 60, S. 221—226.) 

Die mitgeteilten Experimente scheinen die überraschende Möglichkeit zu er¬ 
öffnen, daß die immunisierende Kraft des Pasteurschen Impfstoffes fast gänz¬ 
lich der normalen Nervensubstanz zuzuschreiben ist. K. Stck. 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 
Eigentümer und Verleger Urban k Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

fUr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Aprilheft 


1909 Nr. 8 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Der Eiweissverbrauch im Tierkörper. 

Vortrag, gehalten für den Studentenverein »Secties voor wetenschappelijken 

arbeid« in Amsterdam. 

Von 

C. A. Pekelharing. 

Meine Herren! Wer je der lebenden Natur einige Aufmerksamkeit gewidmet 
hat, ist wohl von der merkwürdigen, zumal bei Tieren und Menschen so auf¬ 
fallenden Erscheinung des Stoffwechsels getroffen worden. Täglich werden ge¬ 
wisse Stoffe als Nahrung aufgenommen und ganz andere Stoffe aus dem Körper 
ausgeschieden, indem dabei der Körper selbst während längerer Zeit anscheinend 
imverändert bleiben kann. Bleibt die Nahrungsaufnahme aus, so geht die Aus¬ 
scheidung dennoch fort. Jetzt aber geht der Körper, sowohl in Gewicht als in 
Kraft, zurück. Also zeigte schon die einfachste Beobachtung, daß der Organis¬ 
mus zur Selbsterhaltung der Außenwelt Stoffe entlehnt und dieselbe gegen andere 
Stoffe auswechselt. 

Es liegt in der Natur der Sache, daß man von altersher eine Erklärung 
dieser, offenbar so eng mit den tiefsten Lebensgeheimnissen verknüpften Er¬ 
scheinung gesucht hat — Jahrhunderte lang aber so gut wie vergebens. Solange 
man die aufgenommenen und ausgeschiedenen Stoffe selbst kaum oder nicht 
kannte, konnte von irgend einer Einsicht in die Bedeutung derselben für den 
Organismus nicht die Rede sein. Erst mußte die Chemie zur Entwicklung kommen. 

Man kann sagen, daß die Lehre des Stoffwechsels, als ein Teil der Natur¬ 
wissenschaft, mit Lavoisiers Entdeckung ihren Anfang genommen hat, daß 
Sauerstoff einer der vom Körper aufgenommenen Stoffe ist, indem dagegenüber 
dieselbe Kohlensäure, welche außerhalb des Körpers bei der Verbrennung der 
Nährstoffe entsteht, ausgeschieden wird. 

Jetzt, über hundert Jahre später, ist unsere Kenntnis auf diesem Gebiet durch 
die unermüdliche Arbeit von zahlreichen Forschem vertieft worden. Nichts¬ 
destoweniger ist die Einsicht an vielen Stellen noch alles weniger als klar. Wo 
der eine meint, einen Baum zu unterscheiden, glaubt der andere, einen Turm zu 
erkennen, indem ein dritter nur eine Rauchsäule vor sich sieht. 

Eine der Stellen, welche, trotz zahlreicher Versuche zur besseren Erkennt¬ 
nis, noch immer keine klare Einsicht erlauben, betrifft die Frage des Eiwei߬ 
verbrauches in den Organen des Tierkörpers. 

Daß Eiweiß ein unentbehrlicher Bestandteil der Nahrung ist für pflanzen¬ 
essende sowohl als für fleischessende Tiere, ist vor siebzig Jahren zuerst von 
G. J. Mul der ausgesprochen worden, welcher durch seine Untersuchungen zu 
N. P. IV. Jahrg. 18 


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Original-Artikel. 


dem Schluß, daß pflanzliche und tierische Eiweißstoffe mit nur geringen Ab¬ 
weichungen nach einem und demselben Plan gebaut sind, geführt worden war (1). 
Wenn auch Mulders Auffassung von der Zusammensetzung der »Proteinstoffe« 
nicht lange Stand halten konnte, so zeigte es sich doch, daß der von ihm aus¬ 
gesprochene Satz vollkommen richtig war: Der Tierkörper braucht für sein Wachs¬ 
tum und für seine Erhaltung Eiweißstoffe und kann dieselbe sowohl Pflanzen 
als Tieren entlehnen. 

Selbstverständlich drängte sich, sobald diese Einsicht erhalten war, die für 
die Gesellschaft so äußerst wichtige Frage auf, wieviel Eiweiß der Mensch, um 
sich gut zu ernähren, nötig hat. Mulder selbst fing schon an, eine Antwort auf 
diese Frage zu suchen. Er schlug dazu denselben Weg ein, der später von 
Voit und anderen betreten ist. Einsehend, daß es vorläufig nicht möglich sein 
würde zu erforschen, wo, wie und wofür das Eiweiß im Tierkörper gebraucht 
wird und daß also an eine unmittelbare Lösung der Frage einstweilen nicht 
zu denken war, hat er die Erfahrung über die Ernährung des Menschen zu 
Hilfe gerufen. Er berechnete, wieviel Eiweiß die Ration des niederländischen 
Soldaten im Festungsdienst — welche erfahrungsgemäß genügend war — enthielt. 
Er fand, daß dem Soldaten 100—115 g dargereicht wurde und führte weiter aus, 
daß Arbeiter, die sich mit weniger zufrieden stellen müßten, auch wenn sie 
durch Zulage von Fett und Kohlehydraten sich durchaus sättigten, »physische 
und intellektuelle Kraft darbten«, erfahrungsgemäß also ungenügend ernährt 
wurden (2). 

Die Frage wurde aber auch von anderer Seite in Angriff genommen. Es 
wurde versucht zu bestimmen, wieviel Stickstoff aus dem Körper entfernt wurde, 
um daraus zu schließen, wieviel verbraucht war. Zwar war eine genaue Be¬ 
stimmung der ganzen, den Körper verlassenden, Stickstoffmenge nicht durchzu¬ 
führen. Man war sogar noch nicht ganz sicher, ob auch bei der Atmung Stick¬ 
stoff ausgeschieden wird, oder vielleicht — wie man wohl glaubte, bisweilen 
beobachtet zu haben — unter gewissen Verhältnissen aus der Luft in das Blut 
aufgenommen wird. Man wußte aber, daß weitaus der größte Teil des Stick¬ 
stoffes durch die Nieren als Harnstoff ausgeschieden wird, für dessen Bestimmung 
Liebig eine leicht zu hantierende Titriermethode gefunden hatte. Man bestimmte 
also die aus dem Körper entfernte Hamstoffmenge, um daraus wenigstens an¬ 
näherungsweise auf die verbrauchte Eiweißmenge zu schließen. Dabei wurde 
von der auf der Hand liegenden Annahme, daß der Eiweißverbrauch von der 
Arbeit der Organe abhängt, ausgegangen, eine Annahme, welche hauptsächlich 
von Liebig in den Vordergrund gebracht wurde. Nachdem in allen Zellen 
Eiweiß als ein Hauptbestandteil gefunden wurde, glaubte man auch wohl an¬ 
nehmen zu dürfen, daß die chemischen Aenderungen, auf welche die Lebensfunktio¬ 
nen beruhen, in der Hauptsache aut Eiweißzersetzungen herauskommen würden. In 
erster Linie wurden dabei die Muskeln, welche einen so hervorragenden Teil 
des Körpereiweißes enthalten, in Betracht gezogen. Bei der Arbeitsleistung der 
Muskeln würde, so glaubte man mit Liebig, die Eiweißzersetzung beträchtlich 
zu nehmen müssen. 

Es kam aber anders. Als die Hamstoftäusscheidung bestimmt wurde, 
stellte es sich heraus, daß darauf nicht die Muskelarbeit, sondern die Aufnahme 
von Eiweiß in den Verdauungskanal den größten Einfluß übte. Jede Vermehrung 
der Eiweißmenge in der Nahrung wurde sogleich durch eine Vermehrung der 


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Hamstoffausscheidung gefolgt, während bei Hunger oder bei dem Gebrauch 
stickstofffreier Nahrung die Hamstoffausscheidung viel geringer wurde —■ in 
beiden Fällen ohne jeden Zusammenhang mit Ruhe oder Arbeit der Muskeln. 

Man war also genötigt, eine neue Auffassung zu suchen. Sehr scharf wurde 
von Frerichs, einem der Forscher auf diesem Gebiete, seine Ansicht darge¬ 
legt. Seiner Auffassung nach weist alles, was unter normalen und pathologischen 
Verhältnissen an den Organen des Körpers beobachtet wird, darauf hin, daß darin 
zwar Stoffwechsel stattfindet, aber nur langsam, so daß die daraus herstammen¬ 
den Zersetzungsprodukte keinen großen Teil des täglich Ausgeschiedenen aus¬ 
machen können. Der Hauptsitz des Stoffwechsels muß nach Frerichs in dem 
Blutplasma inner- und außerhalb der Getäße gesucht werden. Wenn ein Tier gar 
keine Nahrung erhält, sinkt die Hamstoffausscheidung schnell herab und bleibt 
dann während einiger Tage in ziemlich derselben Höhe. Unter diesen Ver¬ 
hältnissen ist sie bei den pflanzenessenden Tieren ebenso groß wie bei den 
fleischessenden. Der jetzt ausgeschiedene Harnstoff stammt ausschließlich von 
dem Stoffwechsel in den Organen her und diese Menge gibt an, wieviel Eiweiß 
der Organismus tatsächlich nötig hat. Alles mehr aufgenommene Eiweiß wird 
nach Frerichs sogleich im Blute zersetzt und als Harnstoff und andere stick¬ 
stoffhaltige Stoffe, wie Harnsäure, aus dem Körper entfernt, ohne an der Er¬ 
nährung teilgenommen zu haben (3). 

So entstand die sonderbare Lehre, welche von Bidder und Schmidt den 
Nahmen »Luxuskonsumption« erhalten hat, eine Lehre, welche wohl nicht, 
wenigstens nicht in dieser Form, hätte autkommen können, wenn damals die 
Unvergänglichkeit der Energie schon allgemeine Anerkennung gefunden hätte. 
Die Vermehrung der Harnstoffausscheidung nach der Mahlzeit würde einfach 
dem zuzuschreiben sein, daß mehr Eiweiß, als dem Verbrauch der Organe 
entsprach, aufgenommen war. Das wäre Luxus. Alles überschüssige Eiweiß 
würde im Blut verbrannt, und ohne den Organen dienstlich gewesen zu sein, aus 
dem Körper entfernt werden. 

Bemerkenswert ist es, daß auch hier, bei der Anwendung in der Praxis, die 
Theorie nicht auf die Spitze getrieben wurde. Bei, von Lehmann und von 
Frerichs selbst, angestellten Untersuchungen war bei erwachsenen Menschen bei 
dem Gebrauch von ausschließlich stickstofffreier Nahrung eine Harnstoffaus¬ 
scheidung von 15—16 g pro Tag gefunden, 7—7 1 / 2 g Stickstoff entsprechend. Der 
dadurch erlittene Verlust würde also mit etwa 45 g Eiweiß täglich zu bestreiten 
sein. Frerichs aber nimmt an, daß der Organismus auf anderem Wege noch 
wohl soviel Stickstoff verliert, daß der Bedarf an Eiweiß — ohne Luxus — auf 
60—66 g zu schätzen sei. Das ist also nicht ein kleiner Teil (*/4 bei gemischter 
Nahrung nach Frerichs), sondern mehr als die Hälfte von dem, was ein tüchtig 
genährter Mann, der niederländische Soldat im Festungdienst, nach Mulders 
Ergebnissen aufzunehmen pflegte und ebensoviel, wie der Soldat in Garnison, 
bei leichter Arbeit, erhielt. 

Es ist nicht zu verwundern, daß eine, so schwer mit der Erfahrung des 
täglichen Lebens in Einklang zu bringende Lehre Einwendungen hervorrief. 
Schon sehr bald hatDonders, bei aller Hochschätzung vor Frerichs’ großem 
Verdienst, dessen Auffassung in diesem Punkte kräftig bestritten (4). Er erhob 
Widerspruch gegen die Annahme, daß, was der Körper, indem er dem Hunger¬ 
tod entgegen geht, verbraucht, demjenigen gleich sein würde, was er bedarf, 

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Original-Artikel. 


um gesund und frisch zu leben und beleuchtete in klarer Weise die schwachen 
Pimkte der Frerichsschen Ausführungen. 

Von niemand ist die Lehre der »Luxuskonsumption« so kräftig bestritten 
worden als von Carl Voit, der durch sehr umfangreiche und während vieler 
Jahre fortgesetzte, teilweise erst mit seinem Lehrer Bischoff, später mit Petten- 
kofer angestellte Untersuchungen die Kenntnis des Stoffwechsels im allge¬ 
meinen und des Eiweißverbrauches im Tierkörper im besonderen, in außer¬ 
ordentlicher Weise gefördert hat. 

Aus den Untersuchungen Voits ging auch hervor, wie richtig Donders ein¬ 
gesehen hatte, daß die beim Hunger ausgeschiedene Stickstoffmenge nie das 
Maß für den Eiweiß verbrauch des Körpers sein kann. Als Voit einen Hund 
mit soviel Eiweiß, als das Tier ohne Nahrung verbrauchte, nährte, wurde der 
Hungertod zwar aufgeschoben, aber nicht vermieden. Zur genügenden Erhal¬ 
tung des Hundes mußte ihm 2 1 / 2 —3 Mal mehr Eiweiß dargereicht werden (5). 
Versuche an Menschen, welche natürlich mit viel größerer Vorsicht als bei Tieren 
unternommen wurden, lieferten damit in Einklang stehende Ergebnisse. 

Auch die große Frage, ob bei Muskelarbeit Eiweiß verbraucht wird, wurde 
von Voit zur Lösung gebracht. Man hatte zwar bald gefunden, daß der Ein¬ 
fluß der Nahrung auf die Stickstoffausscheidung sehr auffallend war, derjenige 
der Muskelarbeit dagegen sich nicht mit überzeugender Sicherheit nachweisen 
ließ. Damit konnte aber die Liebigsche Auffassung noch nicht als widerlegt 
betrachtet werden, indem die Methoden, welche eine genaue Kenntnis der 
aufgenommenen und ausgeschiedenen Stickstoffmenge geben müßten, noch zu 
viel zu wünschen übrig ließen. Darin brachte Voit mit Pettenkofer genügende 
Verbesserung. 

Ein bald berühmt gewordener Versuch von Fick und Wislicenus hatte der 
Liebigschen Auffassung schon einen kräftigen Stoß versetzt. Diese Forscher 
bestiegen das Faulhorn und bestimmten die an diesem Tage ausgeschiedene 
Hamstoffmenge. Jetzt wurde einerseits berechnet, wieviel mechanische Arbeit 
sie annäherungsweise auf der Tour geleistet, andererseits, wieviel Eiweiß sie 
verbraucht hatten. Das Resultat war, daß die gelieferte Arbeit bei weitem nicht 
von der chemischen Energie des verbrauchten Eiweißes gedeckt werden konnte. 

Voit wies jetzt mit den verbesserten Methoden in einer großen Zahl von 
Versuchsreihen bei Tieren und auch bei Menschen nach, daß, wenn der Organis¬ 
mus nur eine genügende Menge stickstofffreier Stoffe — Kohlehydrate und Fett 
— zur Verfügung hat, auch bei schwerer Muskelarbeit nicht mehr Eiweiß als 
bei Ruhe verbraucht wird (6). 

Dieses Ergebnis ist von anderen wiederholt bestätigt worden. Damit ist 
nicht gesagt, daß der Eiweißverbrauch infolge von Muskelarbeit niemals ver¬ 
mehrt wird. Pflüger, der mit großer Heftigkeit Voit bestritten hat, stellte eine 
Reihe von Beobachtungen an einem großen Hund an, der während langer Zeit 
ausschließlich mit magerem Fleisch gefüttert und, mit Zwischenräumen, zur 
schweren Arbeitsleistung gezwungen wurde. Dabei stellte es sich heraus, daß 
das Tier zur Erhaltung des Stickstoffgleichgewichts bei der Arbeit mehr Fleisch 
nötig hatte als in der Ruheperiode (7). In diesem Falle aber erhielt das Tier 
dann auch so gut wie nichts außer Eiweiß zur Bestreitung der für die Muskel¬ 
arbeit geforderten Energie. Auch aus anderen Versuchen, beim Menschen eben¬ 
sowohl wie bei Tieren, ist wiederholt hervorgegangen, daß die Stickstoffaus- 


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Scheidung unter dem Einfluß der Muskelarbeit steigt, mehr Eiweiß also, wenn 
nicht dasjenige der Nahrung, dann das im Körper schon vorhandene infolge 
von Mangel an stickstofffreien Stoffen verbraucht wird. Wenn aber den Muskeln 
Kohlehydrate oder Fett in genügender Menge zur Verfügung stehen, dann ent¬ 
nehmen sie die für die Bewegung nötige Energie nicht dem Eiweiß. Das darf 
durch die Untersuchungen, in erster Linie von Voit, aber auch von mehreren 
anderen Forschem, als feststehend angenommen werden. 

Vorläufig war also nur der Einfluß der Nahrung auf den Eiweißverbrauch 
deutlich nachgewiesen. Beim Gebrauch einer bestimmten täglich gleichen 
Nahrungsmenge kommt der Körper bald in »Stickstoffgleichgewicht«, d. i. daß 
täglich ebensoviel Eiweiß verbraucht wie aufgenommen wird. Dieses Gleich¬ 
gewicht ist bei -sehr verschiedenen Eiweißmengen möglich und wird kleiner, wenn 
die Nahrung mehr Fett und zumal Kohlehydrate enthält. Das Gleichgewicht 
wird aber gestört, sobald die Eiweißmenge in der Nahrung zu- oder abnimmt. 
Bei Zunahme steigt der Verbrauch sogleich, nicht aber sogleich soviel, wie die 
Zunahme beträgt. Nach einigen Tagen kommt das Gleichgewicht wieder — 
jetzt in höherer Lage — zu Stande. Bei Verringerung der Eiweißzufuhr findet 
in umgekehrter Richtung dasselbe statt. Von dem Eiweißbestand eines hungern¬ 
den Hundes wird, wie Voit fand, noch nicht 1 °/ 0 pro Tag zersetzt. Wird jetzt 
aber Eiweiß aus dem Darm aufgenommen, zu einem Betrag von 12 °/ 0 des Körper¬ 
eiweißes zum Beispiel, so wird der Verbrauch fünfzehn Mal größer als beim Hunger. 
Daraus wurde geschlossen, daß das aus dem Verdauungskanal zugeführte Eiweiß 
viel leichter als das schon im Körper vorhandene zersetzt wird. So kam Voit 
zu dem Schluß, daß das Eiweiß im Tierkörper in zweierlei Form vorkommt, 
Eiweiß, welches einen Teil von den Organen ausmacht, das »Organeiweiß«, 
und daneben Eiweiß, das im Blut in der Emährungsfiüssigkeit, in der Lymphe 
gelöst ist, das »zirkulierende« Eiweiß. Nur letztgenanntes würde, mit den 
lebenden Zellen in Berührung gekommen, zersetzt werden und die Bildung von 
Harnstoff und anderen stickstoffhaltigen Stoffwechselprodukten veranlassen. Jede 
Vermehrung dieses Eiweißes infolge von Nahrungszufuhr würde eine ent¬ 
sprechende Vermehrung der Zersetzung verursachen. Das Organeiweiß dagegen 
würde von der lebenden Substanz nur in geringer Menge losgelassen werden; 
einmal gelöst, würde es zirkulierend und infolgedessen, zersetzungsfahig werden. 
So war es zu verstehen, daß beim Stocken der Eiweißzufuhr aus dem Darm 
auch der Verbrauch schnell sank, weil der Vorrat des zirkulierenden Eiweißes 
schnell verringert und seitens der Organe nur in sehr geringem Maße ersetzt 
wurde. 

Man — in erster Linie Pflüger — hat gegen diese Theorie angeführt, daß 
eben das gelöste Eiweiß schwer zersetzlich ist. Man muß es dazu — außerhalb 
des Körpers — längere Zeit mit Mineralsäuren oder Aetzalkali kochen oder 
bei hoher Temperatur verbrennen. Viel mehr dagegen ist Zersetzung des Eiweißes 
anzunehmen, das sich innerhalb der Organe, in der fortwährend in Veränderung 
begriffenen lebendigen Substanz findet. 

Dieser Einwurf scheint aber wohl nicht gerechtfertigt zu sein. Voit hat es 
sich nicht vorgestellt, als ob das Eiweiß, wie man das früher annahm, in dem Blut 
verbrannt wurde. Er nimmt an, daß die Zersetzung unter dem unmittelbaren 
Einfluß der lebendigen Zellen stattfindet, dort, wo das Eiweiß durch die Er¬ 
nährungsflüssigkeit mit den Bestandteilen der Organe in Berührung gebracht 


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Original-Artikel. 


wird. Die Einwirkung der lebendigen Substanz wird hierbei ebensowenig außer 
Acht gelassen, als bei der alkoholischen Gärung, bei welcher die Zuckerlösung 
die Hefezellen umspült (8). 

Voits Auffassung des Prozesses gibt nicht nur eine Erklärung der Beein¬ 
flussung des Eiweiß Verbrauches seitens der Eiweißzufuhr; durch sie leuchtet auch 
ein, daß Umstände, die auf die Aktivität der Zellen einwirken, für diesen Ver¬ 
brauch von Bedeutung sein können. Daß sie eine tiefere Einsicht in die, den 
Eiweißstoffwechsel betreffenden Verhältnisse noch nicht zuläßt, kann wohl kaum 
als ein Vorwurf gelten. Auf einem so dunklen Gebiet ist ja auch der erste 
Schritt auf dem richtigen Weg von großem Wert. Es ist aber immer bei vielen 
Zweifel übrig geblieben, ob dieser Weg tatsächlich der richtige war. Es ist 
schwer anzunehmen, daß die Eiweißzersetzung nur die den Zellen von außen zu- 
getührten Stoffe betreffen würde. Das lebende Protoplasma würde nach Voit 
sein eigenes Eiweiß, aus dem es doch zu einem so beträchtlichen Teil besteht, 
nie zersetzen; es würde nur seiner Umgebung Eiweißmoleküle abgeben, welche 
erst dann, wenn sie nicht als solche durch andere Zellen festgelegt würden, zer¬ 
setzungsfähig werden würden. Auch ist in der Annahme, daß die Nahrung den 
Eiweißverbrauch in so hohem Maße beherrschen würde, eine große Schwierig¬ 
keit gelegen. Wenn schon in den ersten Stunden nach der Nahrungsaufnahme 
der größte Teil des darin enthaltenen Eiweißes völlig zersetzt wird, wo bleibt 
dann dessen chemische Energie? Man würde nach jeder Mahlzeit eine, dem 
Gehalt der Nahrung an Eiweiß entsprechende Vermehrung der Wärmeentwick¬ 
lung erwarten müssen. Damit stimmt die Erfahrung nicht überein. 

Je weiter die Physiologie fortschritt, um so schwieriger wurde es, die von 
Voit gegebene Theorie anzunehmen, indem andererseits andere Wege zur Er¬ 
klärung der Erscheinungen geöffnet wurden. 

Die ganze Voit sehe Lehre stützt sich auf die Annahme, daß das Nahrungs¬ 
eiweiß auch als Eiweiß in den Kreislauf kommt und nur in dieser Form für den 
Aufbau und die Ernährung der Organe benutzt wird; daß es, einmal soweit 
zersetzt, daß die hauptsächlichsten Eigenschaften der Eiweißstoffe verschwunden 
sind, für den Organismus seinen Wert, wenn nicht ganz, dann doch zum größten 
Teil, verloren hat. Diese Annahme wurde allgemein als richtig betrachtet, auch 
von denjenigen, die im übrigen Einwürfe gegen Voits Auffassungen erhoben. 

Kühne teilte im Jahre 1864 mit, daß bei der Verdauung von Eiweiß durch 
Pankreassaft außerhalb des Körpers ein Teil des Eiweißes zersetzt wird, so daß 
nicht unbeträchtliche Mengen Leucin und Tyrosin frei werden, und äußerte die 
Meinung, daß darin dann doch ein Beweis für die Existenz der »Luxuskonsump- 
tion« gelegen war, da man doch gezwungen war, anzunehmen, daß diese Zer¬ 
setzung, sei es vielleicht auch nur in geringem Maße, auch in dem Darm statt- 
flnden würde (9). 

Voit antwortete, daß er in Kühnes Befund kein Zeichen von »Luxus« 
sehen könnte. Wenn auch, sagte er, ein Teil des Eiweißes, das wir mit der 
Nahrung aufnehmen, im Verdauungskanal zerstört wird, dann ist es für den 
Organismus nicht überflüssig, sondern absolut notwendig, so viel Eiweiß aufzu¬ 
nehmen, daß dieser Verlust ohne Schaden getragen werden kann (10). 

Daß aber Zersetzung von Eiweiß, so daß Leucin und Tyrosin daraus frei 
werden, für den Organismus Eiweißverlust bedeutet, das wurde von Voit eben¬ 
so, wie von Kühne, ohne weiteres angenommen. 


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In dieser Hinsicht aber haben die Auffassungen in den letzten Jahren eine 
sehr beträchtliche Aenderung erfahren. Man weiß jetzt, daß das Eiweiß im 
Darm, wenn nicht ganz, dennoch zu einem ansehnlichen Teil, in einfache, haupt¬ 
sächlich zur Gruppe der Aminosäuren gehörende Bruchstücke gespalten wird. 
Man sieht jetzt in dem Freiwerden solcher Stoffe, wozu auch Leucin und Tyro¬ 
sin gehören, nicht mehr einen Verlust an Eiweiß, sondern im Gegenteil ein 
Mittel, wodurch der Organismus in den Stand gesetzt wird, aus den verschie¬ 
denen Arten von pflanzlichen und tierischen Eiweißstoffen, welche er in der 
Nahrung erhält, jene besonderen Eiweißstoffe, welche er nötig hat, aufzu¬ 
bauen (11). 

Die vom aufgenommenen Eiweiß herstammenden Aminosäuren werden aber 
keineswegs völlig für die Bildung von neuen Eiweißmolekülen gebraucht. Teil¬ 
weise werden sie schon sehr bald, in der Darmschleimhaut und in der Leber, 
unter Austreten von Ammoniak vom Stickstoff befreit, wie es heißt, desamidiert. 
Das findet statt mittels Enzymen, deren Vorhandensein in verschiedenen Organen, 
im besonderen auch in der Darmschleimhaut und in der Leber, nachgewiesen 
worden ist (12). 

In dieser Weise ist ein neuer Blick auf die Vermehrung der Hamstoffaus- 
scheidung, bald nach der Nahrungsaufnahme, geöffnet und ist der Grund für die 
Unterscheidung von zirkulierendem und Organeiweiß fortgefallen. 

Es ist durch die bekannten Untersuchungen von v. Schroeder schon seit 
längerer Zeit außer Zweifel gestellt, daß die Leber bei Säugetieren das giftige 
Ammon, welches ihr als Carbonat oder auch als Carbaminat vom Blut zugeführt 
wird, in den unschädlichen, von den Nieren leicht zu entfernenden Harnstoff 
umzusetzen im Stande ist. Daß also bald nach Aufnahme von Eiweiß in den 
Verdauungskanal mehr Harnstoff ausgeschieden wird, beweist nicht, daß soviel 
Eiweiß, als dem Stickstoffgehalt des Harnstoffes entspricht, völlig zersetzt, ver¬ 
braucht ist. Der, unter dem Einfluß der Verdauung ausgeschiedene Hamstoft 
entspricht der, aus den Aminosäuren und derartigen Verbindungen, freigemachten 
Stickstoffmenge. Beim Desamidieren geht nur ein kleiner Teil der chemischen 
Energie dieser Verbindungen verloren; es werden dann stickstofffreie Stoffe, aus 
Alanin Milchsäure, aus Glycosamin Kohlehydrat usw. gebildet, welche für den 
Stoffwechsel noch einen großen Wert besitzen. Das Nahrungseiweiß dient nicht 
nur für den Aufbau neuer Eiweißmoleküle, sondern auch als Energiequelle. 
In dieser Hinsicht sind, wie auch von Rubner hervorgehoben worden ist, be¬ 
sonders auch die stickstofffreien Bestandteile des Eiweißmoleküls wichtig (13). 
Die Zersetzung dieser Bestandteile ist keineswegs unmittelbar mit der Desamidie¬ 
rung verbunden, ja, braucht nicht einmal bald darauf zu folgen. Die Zunahme 
der Hamstoffausscheidung nach dem Gebrauch von Eiweiß als Nahrung ist also 
gar nicht, wie man es früher auffaßte, als ein Beweis von vermehrtem Eiwei߬ 
verbrauch, als eine Andeutung, daß der Körper an leicht zersetzlichem, zirku¬ 
lierendem Eiweiß reicher geworden sei, zu betrachten — sie ist die Folge der 
Loslösung von NH a -Gruppen, wobei die im Eiweiß verborgene Energie zum 
größten Teil zur Verfügung des Organismus bleibt. 

Der also, sozusagen im Vorhof des Körpers, aus dem soeben aufgenommenen 
Nahrungseiweiß gebildete Harnstoff stellt nur einen Teil der ganzen, von den 
Nieren ausgeschiedenen Menge dar. Aus allerhand Organen wird vom Blut 
Ammon aufgenommen, das, der Leber zugeführt, dort in Harnstoff umgesetzt 


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werden kann. Das ist aus den Untersuchungen von Nencki, Zaleski, Sala- 
skin u. a. hervorgegangen. Bei Hunden wurde der Ammongehalt von arteriellem 
und von venösem Blut und von verschiedenen Organen bestimmt. Das arterielle 
Blut enthielt die geringste Menge, im Mittel 0,41 mg auf 100 ccm. Das Blut 
der Vena iliaca communis 0,7 mg, dasjenige der Vena portae während der Ver¬ 
dauung 1,85 mg. Alle untersuchten Organe enthalten, im Vergleich mit dem 
Blut, ziemlich beträchtliche Mengen Ammon, in erster Linie die Verdauungs¬ 
organe. Obwohl also die Venen fortwährend Ammon aufnehmen, bleibt das aus 
dem linken Herzen zum Vorschein kommende Blut immer arm daran. In An¬ 
betracht dessen, was über die Funktionen der Leber bekannt geworden ist, 
darf daraus gefolgert werden, daß dieses Organ mittels Hamstoffbildung den 
Körper gegen Anhäufung von Ammoniak schützt. Außerdem wird inzwischen 
immer eine geringe Menge Ammon als solches durch die Nieren entfernt. 

Wird ein Hund durch Nahrungsentziehung gezwungen, seinen eignen Körper 
zu verzehren, so nimmt der Ammongehalt der Verdauungsorgane, anfangs 
wenigstens, stark ab, indem derselbe in den Muskeln zunimmt, so daß der 
Unterschied zwischen der Ammonmenge im Blut der Vena portae und demjenigen 
in der Vena iliaca communis kleiner wird. Im arteriellen Blut aber wird sie un¬ 
verändert gefunden (14). 

Zweifelsohne gibt es aber noch eine andere Hamstoffquelle. Wenn die 
Leber, nachdem dem Blut der Vena portae durch unmittelbare Verbindung der¬ 
selben mit der Vena cava inferior ein Ausweg gegeben war, völlig ausgeschaltet 
wurde, fanden Salaskin und Zaleski, daß doch noch Harnstoff von den 
Nieren ausgeschieden wurde (15). Es spricht manches dafür, daß dieser Harn¬ 
stoff nicht aus Ammon, sondern unmittelbar als Spaltungsprodukt bei der Hydro¬ 
lyse von Eiweiß entsteht (16). 

Es ist also klar, daß die Bestimmung der ganzen, von den Nieren ausge¬ 
schiedenen Hamstoffmenge keine Einsicht in den Eiweißverbrauch des Körpers 
geben kann. An dem Harnstoff kann man nicht unterscheiden, ob derselbe von 
bei der Verdauung der Nahrung freigewordenen Aminoverbindungen, oder von 
in den Organen selbst gebildetem Ammon herstammt oder aber, ohne Mitwirkung 
der Leber, in anderer Weise gebildet worden ist. 

Es lag auf der Hand zu erforschen, ob vielleicht andere, vom Köq^er aus¬ 
geschiedene Stoffwechselprodukte den Eiweißverbrauch im Körper einigermaßen 
beleuchten können. 

Von den, dafür in Betracht kommenden Hambestandteilen konnte die Harn¬ 
säure sofort ausgeschlossen werden. Dieser Stoff ist nicht, wie man früher an¬ 
nahm, als ein Produkt unvollständiger Oxydation von allerhand Eiweiß zu be¬ 
trachten, sondern ist ein Oxydationsprodukt von Purinbasen, Stoffen, welche so¬ 
wohl mit der Nahrung zugeführt, als auch im Körper selbst gebildet werden (17). 
Die Hamsäureausscheidung hängt also nur soweit mit der Eiweißzersetzung zu¬ 
sammen, als ein Teil davon aus bei der Zersetzung einer bestimmten Gruppe 
von Eiweißstoffen, Nucleoproteiden, frei werdenden Purinbasen entsteht. 

Vor einigen Jahren (1905) hat Polin auf andere Hambestandteile hinge¬ 
wiesen, deren Erforschung mehr für die Kenntnis des Eiweißverbrauches im 
Körper zu versprechen scheint, nämlich schwefelhaltige Stoffe und Kreatinin (18). 
Der im Harn enthaltene Schwefel stammt so gut wie ganz aus zersetztem Ei¬ 
weiß. Derselbe kommt vor in größtenteils an Alkali, zu einem kleinen Teil 


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auch an aromatische Stoffe (Phenyl, Indoxyl) gebundener Schwefelsäure und 
außerdem in organischen Verbindungen, welche man noch zwar kaum kennt, 
deren Existenz aber nachgewiesen werden kann: wenn der Ham zum Trockenen 
verdampft und dann mit Salpeter und Soda verbrannt wird, findet man in der 
Asche mehr Schwefelsäure als ursprünglich im Ham vorhanden war. Folin fand, 
daß zwar die Schwefelsäureausscheidung abwechselt, je nachdem viel oder wenig 
Eiweiß in den Verdauungskanal aufgenommen wird, daß aber die Menge der 
sogenannten neutralen Schwefel Verbindungen bei derselben Person von dem Ei¬ 
weißgehalt der Nahrung unabhängig ist Dieselbe Unabhängigkeit fand er in 
Bezug auf Kreatinin. Es schien also möglich, durch die Bestimmung der Aus¬ 
scheidung dieser Stoffe bessere Einsicht in den Eiweißverbrauch im Körper zu 
erhalten als durch die Bestimmung der totalen Stickstoff- oder Hamstoffmenge 
erlangt werden konnte, welche infolge der Desamidierung der im Darm ge¬ 
bildeten Spaltungsprodukte der Eiweißstoffe, kein klares Bild des Stoffwechsels 
in den Geweben liefern kann. 

Die Bestimmung des Schwefels im Ham, als Schwefelsäure und als neu¬ 
traler Schwefel, ist aber umständlich und zeitraubend, so daß ihre Anwendung 
bei regelmäßigen Stoffwechselversuchen kaum ausführbar ist. 

Für die Kreatininbestimmung aber hatte Folin eine vorzügliche Methode 
gefunden, deren Zuverlässigkeit von ihm nachgewiesen wurde. 

Kreatinin, das Anhydrid des in den Muskeln, aber auch in anderen Organen 
vorkommenden Kreatins, der Methylguanidinessigsäure, ist seit langer Zeit als einer 
der stickstoffhaltigen Bestandteile des Harns bei Menschen bekannt. Man war 
gewohnt, seine Menge zu bestimmen, indem man den alkoholischen Extrakt des 
Harns mit Chlorzink versetzte und das dann auskristallisierende Kreatinin-Chlor- 
zink wog. Diese Methode ist aber nicht nur umständlich, sondern auch un¬ 
zuverlässig. Es ist also auch nicht zu verwundern, daß die damit erhaltenen 
Ergebnisse sich oft widersprachen. 

Folin machte für seine neue Methode von der J affe sehen Reaktion Ge¬ 
brauch, welche darin besteht, daß Kreatinin bei überschüssiger Natronlauge 
Pikrinsäure zu Pikraminsäure reduziert, wobei eine braunrote Farbe entsteht, 
welche von der Farbe einer Kaliumbichromatlösung nicht zu unterscheiden ist, 
so daß es sich als möglich herausstellt, den Kreatiningehalt des Harns nach Be¬ 
handlung mit Pikrinsäure und Natronlauge durch kolorimetrische Vergleichung 
mit einer Kaliumbichromatlösung von bekanntem Gehalt schnell und mit großer 
Genauigkeit zu bestimmen. Diese Methode hat bald Anerkennung gefunden und 
mehrere neue Untersuchungen über Kreatinin und Kreatin veranlaßt. 

Van Hoogenhuyze und Verploegh besonders haben ausgedehnte Unter¬ 
suchungen angestellt zur Prüfung der Richtigkeit der Folinschen Hypothese, 
nach der die Kreatininausscheidung als ein Maßstab für den Eiweißumsatz in 
den Geweben zu betrachten ist (19). 

Nachdem sie sich mit der größten Sorgfalt davon überzeugt hatten, daß die 
Folinsche Methode tatsächlich zuverlässige Resultate gibt, haben sie einige 
Versuchsreihen an sich selbst angestellt unter stetiger gegenseitiger Kontrolle. 
Ebenso wie Folin fanden sie, daß es für die Kreatininausscheidung ganz 
irrelevant ist, ob die Nahrung viel oder wenig Eiweiß enthält. Wohl aber 
kann die Nahrung Vermehrung der Aasscheidung hervorrufen, wenn sie selbst 
schon Kreatin oder Kreatinin enthält, wie es der Fall ist bei dem Gebrauch von 
N. F. IV. Jabrg. 19 


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Fleisch. Es ist also, wenn man Aenderungen in der Kreatininausscheidimg in¬ 
folge Aenderungen im Stoffwechsel erforschen will, nötig, dafür Sorge zu tragen, 
daß eine Nahrung gebraucht wird, in welcher Fleisch oder Fleischextrakt nicht 
vorkommt. Wird einer solchen Nahrung eine gewisse Menge von Kreatinin zuge¬ 
setzt, so wird innerhalb 24 Stunden weitaus der größte Teil davon, etwa 80°/ 0 , 
unverändert durch die Nieren entfernt. Fol in hat aus seinen Beobachtungen 
den Schluß gezogen, daß, während Kreatinin so gut wie unbrauchbar für den 
Organismus ist, mit der Nahrung aufgenommenes Kreatin dagegen, wenn wenig¬ 
stens nicht zu gleicher Zeit viel Eiweiß zugeführt wird, im Körper bleibt und 
zum Aufbau von anderen Bestandteilen gebraucht wird. 

Die Ergebnisse von van Hoogenhuyze und Verploegh stimmen aber mit 
dieser Auffassung nicht überein. Sie fanden von mit der Nahrung zugeführtem 
Kreatin zwar viel weniger als von Kreatinin, aber doch beinahe immer einen 
Teil zurück und können keinen überzeugenden Beweis finden in den Beobach¬ 
tungen, auf die Fol in seine Meinung stützt, daß das zugeführte Kreatin im 
Körper nicht zersetzt, sondern festgelegt wird. Auf die Bedeutung dieser Frage 
komme ich später zurück. Für den Augenblick genügt es zu bemerken, daß, 
wenn die Nahrung kein Kreatinin oder Kreatin enthält, die Kreatininausschei¬ 
dung durch die Nieren zwar bei verschiedenen Personen Unterschiede zeigt, 
bei demselben Individuum aber, unter normalen Verhältnissen, nur sehr wenig 
schwankt und sogar Jahre hindurch sich gleichbleiben kann. So wurde 1905 
bei van Hoogenhuyze eine tägliche Ausscheidung von etwa 1,85 g bei 
Verploegh von etwa 1,97 g Kreatinin gefunden und wurden drei Jahre später, 
im Jahre 1908 bei beiden in viele Wochen lang fortgesetzten Beobachtungen 
dieselben Werte erhalten. 

Nicht nur hatte die Eiweißmenge der Nahrung und die Art des gebrauchten 
Eiweißes darauf keinen oder wenigstens keinen deutlich wahrnehmbaren Einfluß, 
während die Hamstoffausscheidung dadurch sogleich verändert wurde, aber auch 
selbst sehr schwere Muskelarbeit, deren Einfluß aut die Kreatininausscheidung 
oft vermutet worden ist, stellte sich als wirkungslos heraus. Auch bei 
diesen Versuchen zeigte es sich wieder, daß die Muskeln, wenn die Nahrung 
nur genug Kohlehydrate und Fett enthält, für die Arbeitsleistung kein Eiweiß 
zu zersetzen brauchen. 

Wohl aber wurde bei einer Hungerkünstlerin, welche 14 Tage lang keine 
Nahrung, nur Wasser zu sich nahm, infolge von Muskelarbeit eine beträchtliche 
Steigerung der Kreatininausscheidung gefunden. Auch stieg hier die sehr niedrig 
gewordene Ausscheidung plötzlich bis auf das Doppelte an, als beim Beendigen 
des Versuchs ein wenig Milch und Eier gebraucht wurden. Nachdem bei gut 
genährten Menschen weder Muskelarbeit, noch das Aufhehmen von Eiweiß einen 
solchen Einfluß hat, schien es auf der Hand zu liegen, die Erklärung dieses Be¬ 
fundes in der von Folin angegebenen Weise zu suchen und anzunehmen., 
daß die erhöhte Kreatininausscheidung die Folge eines vermehrten Eiweißver¬ 
brauches war, verursacht durch die Anregung des durch den Hunger möglichst 
niedrig eingestellten Stoffwechsels, in dem einen Fall durch die Anstrengung der 
Muskeln, im zweiten durch den infolge der neuaufgenommenen Nahrung auf die 
Verdauungsorgane und den ganzen Organismus geübten Reiz. 

Ist diese Annahme richtig, so darf man erwarten, daß auch bei normaler 
Nahrung, Anregung der Lebenserscheinungen im allgemeinen mit erhöhter, 


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Depression mit verminderter Kreatininausscheidung einhergehen wird. Eine An¬ 
deutung in diesem Sinne ist schon in den 1905 von van Hoogenhuyze und 
Verploegh mitgeteilten Versuchsreihen zu finden. In denselben ist die Aus¬ 
scheidung jedesmal in vier Perioden bestimmt, drei von je 4—5 Stunden am 
Tage und eine von 9—9 2 / 2 Stunden nachts. Wird nun aus den mitgeteilten 
Zahlen berechnet, wieviel Kreatinin in jeder Periode pro Stunde ausgeschieden 
wurde, so stellt sich heraus, daß jedesmal der Betrag nachts nicht unbeträchtlich 
niedriger war als am Tag. Der verringerte Stoffwechsel während des Schlafes 
machte sich durch eine Verminderung der Kreatininausscheidung von 80—90 bis 
auf 65—75 mg Kreatinin pro Stunde bemerkbar. Osterberg und Wolf, 
die diesen Unterschied ebenso beobachteten (21), sind dazu geneigt, denselben 
der Muskelarbeit, welche bei normaler Lebensweise am Tage immer ziemlich 
beträchtlich ist und nachts beinahe ganz wegfällt, zuzuschreiben. Aus den Ver¬ 
suchen von van Hoogenhuyze und Verploegh geht aber bestimmt hervor, 
daß die Erklärung in der Muskelarbeit als solcher nicht gefunden werden kann. 
Denn an Tagen, wo sie die Muskeln schwer, sogar bis zur Erschöpfung, an¬ 
strengten, fanden sie die Kreatininausscheidung nicht oder nur äußerst wenig 
größer als in den entsprechenden Perioden der vorigen oder der folgenden Tage, 
an denen sie von den Muskeln nicht mehr forderten als für die gewöhnliche 
Laboratoriumsarbeit nötig war. Der Unterschied liegt nicht in der Zusammen¬ 
ziehung der Muskeln, durch welche die mechanische Arbeit geleistet wird, sondern 
in dem intensiveren Stoffwechsel am Tag, an welchem übrigens zweifelsohne 
die Muskeln, von der Arbeitsleistung abgesehen, einen großen Anteil haben. 

Auch bei ihren weiteren Untersuchungen haben van Hoogenhuyze und 
Verploegh diesen Unterschied in der Ausscheidung bei Tag und bei Nacht sehr 
deutlich beobachtet (22). 

Jetzt wurde untersucht, ob Veränderung in der Kreatininausscheidung zu 
beobachten ist unter dem Einfluß von Verhältnissen, welche die Lebenserschei¬ 
nungen und also, wie man annehmen darf, den Eiweißverbrauch, entweder an¬ 
regen oder herabsetzen. Dazu wurde in zwei Versuchsreihen, eine 26 und eine 
74 Tage lang, wobei in jeder Reihe täglich dieselbe Menge Kreatin- und 
Kreatinin-freie Nahrung gebraucht und täglich als einziges Getränk eine be¬ 
stimmte Menge Wasser getrunken wurde, die Ausscheidung von Kreatinin, 
Harnstoff, Harnsäure und die totale Stickstoffmenge des Harns regelmäßig be¬ 
stimmt. Die Lebensweise war so regelmäßig als möglich und, im Einklang 
damit, zeigte die Ausscheidung der Stoffwechselprodukte, besonders des Kreatinin, 
nur sehr geringfügige Schwankungen. An einzelnen Tagen wurde Anregung 
oder auch Deprimierung versucht. Zur Anregung wurde eine kleine Alkohol¬ 
menge (Hulstkamp-Genever) gebraucht oder, an anderen Tagen, ein in den letzten 
Jahren in der Medizin vielgebrauchtes „Tonikum“, Syrupus colae compositus 
Hell., welches außer Extractum colae auch Chinin, Strychnin und Glycerin¬ 
phosphorsäure enthält. Zur Deprimierung wurde während zwei Tagen nach¬ 
einander vollkommene Bettruhe eingehalten unter dem Gebrauch von Bromkalium, 
am ersten Tag 15, am zweiten Tag 12 g, indem die Nahrung unverändert blieb. 
Das Ergebnis war, daß, sowohl unter dem Einfluß von Alkohol als von Cola 
die Kreatininausscheidung zunahm, an den Tagen der absoluten Ruhe dagegen 
herabsank. 

Weiter wurde untersucht, ob auch bei mit Vermehrung oder mit Ver- 

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minderung der Intensität des Stoffwechsels einhergehenden Krankheiten Verände¬ 
rungen in der Kreatininausscheidung zu beobachten sind. Ein Zufall gab van 
Hoogenhuyze die Gelegenheit, eine hierauf bezügliche Beobachtung an sich 
selbst zu machen. In der letzten Versuchsreihe, nachdem schon zwölf Tage 
hintereinander die Bestimmungen bei der während der ganzen Versuchsreihe ge¬ 
brauchten Nahrung regelmäßig ausgeführt waren, wurde er vom Fieber befallen, 
welches zwei Tage anhielt und dann spurlos verschwand. Die Kreatininaus¬ 
scheidung stieg dabei sehr stark an. Indem sie sonst im Mittel 1.85 g pro Tag 
betrug, kam sie am Tag, wo das Fieber anfing, auf 2.086 g, am zweiten Tag 
sogar auf 2.781 g. Am dritten Tag betrug sie noch 2.52 g, indem sie am vierten, 
als das Fieber ganz vorüber war, auf 1.725 g herabsank. Danach wurde die 
Ausscheidung wieder normal. Während des Fiebers war sie jetzt, gerade anders 
als gewöhnlich, nachts höher als am Tag. Bei anderen Fiebernden, die im 
Krankenhaus verpflegt wurden, fanden van Hoogenhuyze und Verploegh 
ebenso eine abnormal hohe Kreatininausscheidung, die beim Verschwinden des 
Fiebers wieder herabsank. 

Dagegen wurden bei zwei Patienten, die seit längerer Zeit infolge von 
Lähmung genötigt waren, das Bett zu hüten, abnormal niedrige Zahlen gefunden, 
bei dem einen 13,35, bei dem anderen nur 9,2 mg Kreatinin pro Tag und pro 
kg Körpergewicht, indem diese Zahl bei normalen Personen, die kreatinfreie 
Nahrung erhalten, 20 mg oder mehr beträgt. Bei einer 81-jährigen, an chronischer 
Melancholie leidenden Frau betrug dieselbe 9,4 mg. 

Weiter wurden einige, in der Irrenanstalt verpflegte Patienten untersucht, 
bei denen Erregungszustände mit Depression abwechselten. Hier wurden 
Schwankungen in der Kreatininausscheidung beobachtet, so groß, als bei anderen 
Kranken und bei Gesunden nie gefunden wurden. Im Verlauf einiger Tage war 
die Ausscheidung den einen Tag bisweilen zweimal, in einem Fall sogar vier¬ 
mal größer als den anderen, wobei die vermehrte Ausscheidung immer mit 
größerer Erregung zusammenfiel. 

Aus allen diesen Beobachtungen scheint also geschlossen werden zu dürfen, 
daß die Kreatininausscheidung als ein Maß des Eiweißverbrauchs durch die 
lebenden Zellen angesehen werden darf, ohne daß dabei die teilweise Zersetzung 
des Eiweißes von den Verdauungsorganen, welche einen so bedeutenden Einfluß 
aul die Harnstoffausscheidung hat, in Betracht genommen zu werden braucht. 

Dieses Maß gibt aber sicher nicht mehr als relative Werte. Der genaue 
Umfang des Eiweißverbrauches kann damit nicht bestimmt werden. 

Es ist sehr wahrscheinlich, daß beim Stoffwechsel in den Geweben nicht 
Kreatinin, sondern Kreatin oder eine Muttersubstanz davon gebildet wird. Indem 
das Kreatin in allerhand Organen und im Blut vorgefunden wird, ist die An¬ 
wesenheit des Anhydrids, des Kreatinins, darin, wenn postmortale Aenderungen 
ausgeschlossen werden konnten, niemals mit Sicherheit nachgewiesen worden. 
Man braucht daraus nicht zu folgern, daß es nicht da ist; alles aber spricht für 
die Annahme, daß es aus dem Kreatin entsteht und dann möglichst bald durch 
die Nieren entfernt wird, so daß von einer Anhäufung, groß genug, um mit 
unseren gegenwärtigen Hilfsmitteln nachgewiesen zu werden, nicht die Rede 
sein kann. 

Inzwischen ist wohl zu bedenken, daß über die Bildung des Kreatins im 
Körper nur noch äußerst wenig bekannt ist. Zwar ist nicht zu bezweifeln, daß 


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es aus dem Eiweiß entsteht. Wo aber und wie dieses stattfindet, liegt noch im 
Dunkeln. Es liegt auf der Hand anzunehmen, daß es, hauptsächlich wenigstens, 
in den Muskeln, welche viel reicher an Kreatin sind als irgend ein anderes 
Organ oder eine Flüssigkeit, gebildet wird. Man darf aber eine derartige Ver¬ 
mutung, wenn auch auf der Hand liegend, nicht ohne weiteres für richtig halten. 
Mellanby hat in einer sehr wichtigen Arbeit über die Bedeutung des Kreatins 
und des Kreatinins für den Organismus Ergebnisse erhalten, die darauf hinweisen, 
daß bei der Bildung des Kreatins, das in den Muskeln gefunden wird, die Leber 
eine Rolle spielt (23). Er fand, daß im Hühnerei Kreatin sowohl als Kreatinin 
völlig fehlt. Erst nach dem zwölften Bebrütungstag wurde in den Muskeln des 
Hühnchens eine allmählich ansteigende Kreatinmenge gefunden. Nachdem das 
Hühnchen aus der Eischale ausgeschlüpft war, nahm der Anstieg plötzlich 
stark zu und zwar pari passu mit der schnellen Gewichtsvermehrung der Leber, 
während eben die Muskeln in den ersten Tagen nach dem Ausschlüpfen nur 
wenig anwuchsen. Daraus scheint also hervorzugehen, daß die Funktion der 
Leber in irgend einer Weise bei der Anhäufung von Kreatin in den Muskeln 
beteiligt ist. 

Wie dem aber auch sei, man ist wohl gezwungen anzunehmen, nicht nur, 
daß Kreatin im Körper stets gebildet, sondern auch, daß ein nicht unbeträcht¬ 
licher Teil davon zersetzt wird, m. a. W., daß Kreatin als ein intermediäres 
Stoffwechselprodukt zu betrachten ist. Denn, wie wir soeben gesehen haben, 
wenn Kreatin, aus dem Darm resorbiert in die Blutbahn gebracht wird, wird 
nur ein kleiner Teil davon, entweder als solches oder als Kreatinin, im Harn 
wiedergefunden. Fol ins Auffassung, nach welcher das Kreatin im Körper fest¬ 
gelegt werden würde, konnte in den Beobachtungen von van Hoogenhuyze 
und Verploegh keine Stütze finden. Dann muß man also zu der Annahme 
kommen, daß es im Organismus zersetzt und oxydiert wird, wobei dann aus 
dem Guanidinrest unmittelbar und aus dem, bei der Oxydation der anderen 
Hälfte — Methylglykokoll — freiwerdenden Ammon, Harnstoff gebildet werden 
könnte. 

Kreatin wird aber auch im Körper in Kreatinin, das Anhydrid, verändert. 
Dieses findet, wie Gott lieb und Stangassinger (24) nachgewiesen und van 
Hoogenhuyze und Verploegh bestätigt haben, allererst in der Leber, aber 
auch in anderen Organen, wie Nieren und Milz, statt. Kreatinin aber wird, wie 
aus den Versuchen, bei denen diese Substanz in den Verdauungsapparat gebracht 
wurde, hervorgeht, nicht so leicht zersetzt, sondern zu einem Betrag von etwa 
80°/ 0 unverändert durch die Nieren ausgeschieden. 

Wenn deshalb, je nach der Intensität des Stoffwechsels, mehr oder weniger 
Kreatin aus verbrauchtem Eiweiß entsteht, so ist dieser Stoff zweierlei Wirkungen 
ausgesetzt, einer zersetzenden und einer anhydrierenden, infolge deren nur ein 
Teil davon im Harn zum Vorschein kommt. Wie groß dieser Teil ist, entzieht 
sich einstweilen noch einer selbst annäherungsweisen Bestimmung, aber, in An¬ 
betracht des über die Kreatininausscheidung unter verschiedenen Verhältnissen 
Mitgeteilten scheint die Annahme nicht allzu gewagt, daß für gewöhnlich sowohl 
die oxydierende wie die anhydrierende Wirkung der in den Kreislauf ge¬ 
ratenen Kreatinmenge proportional sind, so daß einer Vermehrung der Pro¬ 
duktion auch einer vermehrten Ausscheidung von Kreatinin entspricht. 

Wenn diese Auffassung des Sachverhaltes richtig ist, so müssen auch Ab- 


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weichungen erwartet werden, z. B. falls der Organismus mit Kreatin überladen 
wird, oder, falls die Verhältnisse derartig sind, daß die oxydierende oder die 
anhydrierende oder diese beiden Wirkungen beeinträchtigt werden. 

Solche Abweichungen werden tatsächlich beobachtet. Während bei normalen 
Personen nur Kreatinin und kein Kreatin im Ham vorgefunden wird, ist es, falls 
große Kreatinmengen aus dem Darm aufgenommen werden, anders. Sowohl 
Folin als van Hoogenhuyze und Verploegh fanden dann, wenigstens bis¬ 
weilen, daß ein kleiner Teil des Kreatins unverändert ausgeschieden wurde. 
Auch bei Entziehung der Nahrung kommt, wie Cathcart (25) und Benedict 
(26) gefunden haben, Kreatin im Ham vor, indem die Kreatininmenge beträchtlich 
hinabsteigt. Mehrere Umstände kommen hierbei ins Spiel. Wenn wir uns an 
die vorgeführte Darstellung halten, so haben wir in Betracht zu ziehen, daß 
infolge der Intensitätsemiedrigung der Lebensfunktionen die Produktion von 
Kreatin herabsinkt, aber auch, daß das Blut jetzt, viel mehr wie gewöhnlich, 
schon vorher gebildetes Kreatin aus den Muskeln erhält. Wie Urano nach¬ 
gewiesen hat, wird in normalen Muskeln das Kreatin teilweise festgehalten. 
Indem feingewiegte oder auch intakt gelassene, einige Tage auf Eis aufbewahrte, 
also abgestorbene Muskeln in Ringer sehe Flüssigkeit gebracht, darin bald eine 
große Menge Kreatin abgeben, ist das mit frischen Muskeln nicht der Fall. 
Daraus diffundiert viel weniger Kreatin in die Flüssigkeit hinein (27). Hieraus 
darf gefolgert werden, daß im normalen Zustand die Muskeln an die umspülende 
Ernährungsflüssigkeit nur wenig Kreatin abgeben. Der Organismus, der keine 
Nahrung erhält, ist aber genötigt, seine eigenen Bestandteile zu verzehren. 
Derselbe verbraucht Muskelsubstanz und dabei kommt Kreatin frei, also in den 
Kreislauf. Ich würde es nicht wagen, die Frage zu beantworten, ob im 
hungernden Organismus eine Verringerung der Zersetzung des Kreatins an¬ 
genommen werden soll, sicher scheint mir aber dieses inbezug auf die an¬ 
hydrierende Wirkung der Fall zu sein. Die Aktivität aller Organe wird bei 
Hunger, soviel nur einigermaßen mit dem Erhalten des Lebens verträglich ist, 
eingestellt. Zumal die Verdauungsorgane und also auch die Leber stellen ihre 
Arbeit ein. Und eben die Leber spielt bei der Bildung von Kreatinin aus 
Kreatin eine Hauptrolle. Die Beobachtung, daß bei Entziehung der Nahrung 
die Anhydrierung unzureichend wird und Kreatin als solches von den Nieren 
ausgeschieden wird, ist also ganz im Einklang mit der gemachten Annahme. 

Noch deutlicher zeigt sich diese Übereinstimmung in den Beobachtungen 
von Osterberg und Wolf, aus denen hervorging, daß bei hungernden Tieren 
eine geringfügige Reizung der Verdauungsorgane durch Darreichung einer sehr 
geringen Eiweißmenge genügt, um das Kreatin aus dem Ham verschwinden 
zu machen (28). 

Auch bei, von Fieber erschöpften Kranken wurde von van Hoogenhuyze 
und Verploegh wiederholt Kreatin im Harn vorgefunden, das aber bei der 
Reconvalescenz wieder verschwand. 

Zur Kontrolle der Annahme über den Umsatz von Kreatin in Kreatinin 
wurden auch Leberkranke untersucht. 

Schon von Underhill und Kleiner war mitgeteilt worden, daß bei Hunden 
subcutane Einspritzung von Hydrazinsulfat eine beträchtliche Kreatininausschei¬ 
dung durch die Nieren zur Folge hat und daß dieses Gift insbesondere die 
Leberzellen angreift (29). Es war zu erwarten, daß auch beim Menschen mit 


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ansehnlicher Zerstörung von Lebergewebe einhergehende Krankheiten zur 
Ausscheidung von Kreatin durch die Nieren führen würden. 

Es stellte sich heraus, daß dieses tatsächlich der Fall war bei Patienten mit 
Lebercarcinom, wo ein großer Teil des Lebergewebes verloren gegangen war. 

Der Krebs an sich konnte nicht als die Ursache betrachtet werden, denn 
bei anderen, die an Krebs des Magens oder der Speiseröhre litten, bei denen 
die Leber aber frei von Carcinom war, wurde im Ham nur Kreatinin, kein 
Kreatin gefunden. Auch bei Patienten, die von Leberkrankheiten befallen waren, 
wodurch das Lebergewebe weniger stark geschädigt wird, Cirrhose, Angiocholitis, 
kam im Ham entweder gar kein oder nur eine kleine Menge Kreatin vor. Bei 
den Patienten an Leberkrebs war bisweilen die Menge des Kreatin größer, 
zuweilen gar drei bis vier mal größer als diejenige des Kreatinin. Bei einem 
von diesen betrug in den letzten Lebenstagen, in denen gar keine Nahrung 
mehr gebraucht wurde, die Kreatinmenge 2,003 g gegen 0,703 g Kreatinin. 
Eine solche Beobachtung ist mit der Annahme nicht im Widerspruch. Die 
Kreatinproduktion kann zwar in extremis sehr beträchtlich herabgesunken sein, 
demgegenüber steht, daß, so lange das Leben dauerte, Muskelgewebe verbraucht 
wurde, wobei Kreatin frei wird und daß, bei so weitgehender Erschöpfung, 
sicher nicht nur das Vermögen, Kreatin in Kreatinin zu verändern, sondern 
auch Kreatin zu zersetzen, abgenommen hat. 

Alle diese angeführten Abweichungen von demjenigen, was beim gesunden 
Menschen unter normalen Verhältnissen, in Bezug auf die Kreatininausscheidung 
beobachtet wird, können also leicht ohne neue Hypothesen aus der angegebenen 
Auffassung über den Sachverhalt hergeleitet werden. 

Auch eine andere Abweichung ist damit nicht in Widerspruch, die gering¬ 
fügige Kreatininausscheidung bei Säuglingen. Man hat früher vielfach an¬ 
genommen, daß in der ersten Lebensperiode gar kein Kreatinin ausgeschieden 
wird. Dem ist aber, wie van Hoogenhuyze und Verploegh nachgewiesen 
haben, nicht so. Die Menge ist aber gering, auf 10 ccm Urin ungefähr 1 mg. 
Die 24-stündige Ausscheidung wird also wohl ziemlich viel niedriger sein als 
20 mg pro kg. Beim neugeborenen Kind wird, im Verhältnis zum Körpergewicht, 
wohl mehr Eiweiß verbraucht als beim Erwachsenen. Aus dem Grund würde 
man aber nur dann eine höhere Kreatininausscheidung bei Säuglingen erwarten 
dürfen, wenn man annnehmen müßte, daß die Zersetzung und Oxydation des 
Kreatin in beiden Fällen verhältnismäßig dieselbe wäre. Eine solche Annahme 
ist aber nicht sehr plausibel. Vielmehr ist es für wahrscheinlich zu halten, daß 
beim Säugling, der einen so großen Teil der Nahrung für den Aufbau von 
Geweben nötig hat, die verfügbare chemische Energie möglichst gut benutzt 
und daß das Kreatin besser als beim Erwachsenen verbrannt wird, bevor es 
durch die anhydrierende Wirkung der Leber und von anderen Organen in das 
weniger leicht angreifbare Kreatinin verändert wird. 

Schließlich wurde die Frage gestellt, ob nicht Sauerstoffmangel eine Ab¬ 
weichung in der Kreatininausscheidung hervorrufen würde. Wenn fortwährend 
Kreatin als Stoffwechselprodukt aus Eiweiß gebildet und dann teilweise oxydiert 
und anderenteils in Kreatinin umgesetzt und als solches entfert wird, muß er¬ 
wartet werden, daß bei dem gesunden Menschen, bei dem die anhydrierende 
Funktion ungestört ist, falls die Gelegenheit zur Oxydation verringert wird, ein 
größerer Teil als Kreatinin ausgeschieden werden wird. Es schien möglich, 


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Original-Artikel. 


auf diese Frage eine Antwort zu finden durch die Bestimmung der Ausscheidung 
während eines Aufenthalts im Hochgebirge, also in einer sauerstoffarmen Um¬ 
gebung. Die Liebenswürdigkeit des Herrn Professor A. Mosso in Turin, 
Direktor des im Jahre 1907 eröffneten physiologischen Laboratoriums auf dem Col 
d’Olen und die Unterstützung der niederländischen Regierung haben es van 
Hoogenhuyze und Verploegh möglich gemacht, in diesem, 3000 m über dem 
Meeresspiegel gelegenen Laboratorium ihre Untersuchungen zu verfolgen. Tat¬ 
sächlich war hier, indem nahezu dieselbe kreatinffeie Nahrung gebraucht wurde 
als in Utrecht, die Kreatininausscheidung zumal bei van Hoogenhuyze größer. 
Statt im Mittel 1,85 g betrug dieselbe auf dem Col d’Olen im Mittel 1,896 g und 
sie stieg bei einer Tour nach der 1000 m höher gelegenen Margerita-Hütte — 
ein Tag steigen, ein Tag Ruhe und ein Tag für den Rückweg — auf 1,97 g 
täglich. Daß diese Erhöhung wirklich die Folge von Sauerstoffmangel war, 
zeigte sich, als diesem Mangel künstlich abgeholfen wurde. An zwei Tagen 
wurde mittels eines dazu geeigneten Apparats, während eines großen Teils des 
Tags, reiner Sauerstoff eingeatmet. Das erste Mal wurden 1000 1 Sauerstoff 
eingeatmet. An diesem Tag betrug die Kreatininmenge 1,824 g, am darauf¬ 
olgenden Tag 1,739 g. Das zweite Mal wurden 2250 1 Sauerstoff eingeatmet. 
Dann wurde nur 1,615 g Kreatinin ansgeschieden. Sogleich nach der Rückkehr 
wurde der Versuch im Laboratorium in Utrecht wiederholt. Hier betrug jetzt 
die mittlere Ausscheidung während sieben Tagen 1,827 g und hatte Sauerstoff- 
einatmung nicht den geringsten Einfluß. 

Bei Verploegh wurde, obwohl weniger schlagend, dasselbe beobachtet. 
Auf dem Col d’Olen wurde im Mittel 1,981 g, bei der Tour nach der Margerita- 
Hütte 1,995 g Kreatinin ausgeschieden, indem bei der Sauerstoffeinatmung die 
Ausscheidung das erste Mal auf 1,835, das zweite Mal auf 1,81 g herabsank. 
Nach Utrecht zurückgekehrt, zeigte Verploegh eine höhere Ausscheidung als 
gewöhnlich bei ihm der Fall war, in 6 Tagen im Mittel 2,05 g pro Tag. Am 
Tag, wo 1400 1 Sauerstoff eingeatmet wurde, betrug die Ausscheidung, ebenso 
wie an den vorigen 2,07 g. Hier war also die höhere Ausscheidung nicht, wie 
im Gebirge, dem Sauerstoffmangel zuzuschreiben (30). 

Man hat also, wie es scheint, alle Ursache, die Fol in sehe Auffassung über 
die Bedeutung der Kreatininausscheidung anzunehmen und zu erweitern in 
diesem Sinne, daß die durch die Nieren ausgeschiedene Kreatininmenge abhängig 
erachtet werden muß, 1. von der Kreatinbildung beim Eiweißverbrauch in den 
Geweben, 2. von der Spaltung und Oxydation des Kreatin und 3. von der 
anhydrierenden Wirkung. Dann kann also, wenn die Verhältnisse derartig sind, 
daß der Organismus zu den letztgenannten beiden Wirkungen unbeeinträchtigt 
im Stande beibt, die Kreatininausscheidung als ein Maßstab für den Eiwei߬ 
verbrauch im Körper benutzt werden. 

Zwar ist in dieser Weise über die totale Eiweißmenge, die der Körper ver¬ 
braucht und also zu seiner Erhaltung nötig hat, keine Aufklärung zu erreichen. 
Um dazu zu gelangen, müssen andere Wege betreten werden, wie es denn 
auch, früher von Voit, später von Rubner (31) u. a. getan worden ist. Es ist 
aber doch auf diesem schwierigen Gebiet schon als ein Gewinn zu betrachten, 
den Schwankungen im Eiweißverbrauch folgen zu können und durch die Be¬ 
stimmung des ausgeschiedenen Kreatins im Stande zu sein, sich ein Urteil über 
Veränderungen des Eiweißverbrauchs im Körper zu bilden, ohne dabei, wie es 


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bisher immer der Fall war, von den unmittelbar mit der Eiweißverdauung 
zusammenhängenden Aendenmgen in der Stickstoffausscheidung gestört zu 
werden. 

Die relativ große Menge von Kreatin, die in den Muskeln gefunden wird, 
könnte vielleicht zur Vermutung führen, daß die Kreatininausscheidung nur vom 
Eiweißverbrauch in diesen, nicht in anderen Organen Rechenschaft geben würde. 
Dennoch scheint eine derartige Annahme nicht gerechtfertigt, da Kreatin, wenn 
auch nur in sehr geringer Menge, außer in den Muskeln, nicht nur in Flüssig¬ 
keiten, wie Blut und Milch, sondern auch in allerhand Organen, Gehirn, Leber, 
Nieren, Testes nachgewiesen worden ist. Die hierauf bezüglichen Beobachtungen 
sind aber zum größten Teil schon älteren Datums. Es würde sicher die Mühe 
lohnen, den Kreatingehalt der Organe, mit Hilfe der Folinschen Methode aufs 
neue zu bestimmen. Gottlieb und Stangassinger haben schon einen Anfang 
damit gemacht. Diese Forscher fanden außerdem, daß bei der Autolyse, nicht 
nur von Muskeln, sondern auch von der Leber, die anfangs vorhandene Kreatin¬ 
menge zunimmt (32) und daß auch beim Durchbluten der Leber eines soeben 
getöteten gut genährten Hundes Kreatin neu gebildet wird (33). An Stelle der 
Vermehrung des Kreatins wurde aber nach einiger Zeit eine Verminderung ge¬ 
funden, die Folge der zumal der Leber zukommenden Fähigkeit, Kreatin zu zer¬ 
stören, wodurch die Beurteilung des Umfanges der Kreatinbildung sehr beein¬ 
trächtigt wird. 

Dennoch, wenn auch die Muskeln nicht die einzigen kreatinbildenden Organe 
sind, so kommen sie doch zweifelsohne dabei in den Vordergrund. Nicht in 
erster Linie, weil sie einen so großen Gehalt an Kreatin besitzen; denn es wäre, 
wie Gottlieb und Stangassinger bemerkt haben, möglich, daß hier die 
Verhältnisse für die weitere Zersetzung weniger günstig sind als anderswo. Die 
Muskeln aber enthalten einen so beträchtlichen Teil des Körpereiweißes, daß 
sie allein schon deshalb zu allererst in Betracht kommen. Wie wir gesehen haben, 
steigt die Kreatininausscheidung durch die Nieren infolge von Muskelarbeit nicht 
an. Zwar hat Weber gefunden, daß ein isoliertes, in Ringerscher Lösung 
weiter schlagendes Hunde- oder Katzenherz an die Flüssigkeit Kreatin (oder 
Kreatinin) in merkbarer Menge abgibt, indem das bei dem ruhenden Muskel 
nicht der Fall ist (34). Man würde daraus schließen können, daß der Grund, 
weshalb davon bei der Kreatininbestimmung im Ham nichts gefunden wird, in 
einer vollständigen Oxydation des von den Muskeln gelieferten Kreatins gesucht 
werden könnte. Dann aber würde, wenn wenigstens die bei der Arbeit ge¬ 
bildete Kreatinmenge einige Bedeutung hätte, die totale, bei der Arbeit ausge¬ 
schiedene Stickstoffmenge größer gefunden werden müssen als bei Ruhe, was 
nicht der Fall ist. 

Vielmehr ist eine bei den Muskeln zu beobachtende Lebenserscheinung 
in Betracht zu nehmen, wovon, wie dürftig die Kenntnis darüber auch noch 
ist, wohl gesagt werden kann, daß sie von der zur Arbeitsleistung führenden 
Zuckung unterschieden werden muß, nämlich der Muskeltonus. Der Unterschied 
in der Kreatininausscheidung am Tag und Nachts, die vermehrte Ausscheidung 
beim Fieber, die sehr geringe Ausscheidung in Fällen, wo zahlreiche Muskeln 
gelähmt waren, das alles scheint mir für die Annahme zu sprechen, daß er¬ 
höhter Muskeltonus mit einer Vermehrung des Ei weiß verbrauch es und der 
Kreatinbildung einhergeht. 


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Original-Artikel. 


Es wäre aber, in Anbetracht der Unsicherheit, die jetzt noch über die Natur 
des Muskeltonus besteht, verfrüht, hierüber in Details zu treten. Ebenso müssen 
weitere Untersuchungen abgewartet werden, bevor eine Antwort auf die Frage, 
wie Kreatin aus Eiweiß entsteht, gegeben werden kann. Unter den, außerhalb 
des Tierkörpers, erhaltenen Spaltungsprodukten von Eiweiß ist bis jetzt ebenso¬ 
wenig Kreatin wie Kreatinin gefunden worden. Unter den Produkten der Hydro¬ 
lyse von Eiweiß aber kommt ein anderes Derivat von Guanidin, Arginin, regel¬ 
mäßig vor. Die Vermutung liegt also auf der Hand, daß hieraus im Organismus 
Kreatin gebildet werden könnte. Ein triftiger Grund für diese Meinung ist aber 
bis jetzt noch nicht gefunden worden. 

Van Hoogenhuyze und Verploegh beobachteten nach Zusatz von Leim, 
der reich an Arginin ist, zu der Nahrung, keine größere Kreatininausscheidung 
als nach Zusatz von Casein, welches dieses Spaltungsprodukt in viel geringerer 
Menge liefert. Jaffe fand keine Kreatininvermehrung nach Einspritzung von 
Arginin unter die Haut bei Tieren (35). Zwar erhielt Seemann bei Autolyse 
von Fleisch ein wenig mehr Kreatin, wenn er zuvor dem Fleisch Leim zugesetzt 
hatte, er erwähnt aber nur einen hierauf bezüglichen Versuch, wobei zudem die 
Bestimmung nach einer in Genauigkeit weit hinter der Folinschen zurück¬ 
bleibenden Methode gemacht wurde (36). 

Es ist auch wohl denkbar, daß aus Arginin nicht unmittelbar Kreatin oder 
Kreatinin gebildet wird, sondern erst Guanidinessigsäure und daß daran dann 
eine Methylgruppe angeheftet wird. Für diese Annahme sprechen die Unter¬ 
suchungen Jaffes, wobei Vermehrung der Kreatininabscheidung und vielleicht 
auch des Kreatinvorrats in den Muskeln bei Kaninchen gefunden wurde nach 
Darreichung von Guanidinessigsäure (Glycocyamin) entweder mit der Nahrung 
oder subkutan. Die Fähigkeit des Organismus, an gewissen Stoffen eine Methyl¬ 
gruppe anzufügen, ist übrigens schon an mehreren Beispielen festgestellt. 

Wie es mit den chemischen Aenderungen, die zur Kreatinbildung aus Ei 
weiß erforderlich sind, beschaffen ist, wird sich später zeigen müssen. Für die 
Gegenwart können wir uns zufrieden stellen mit diesem Gewinn, daß wir 
jetzt das Kreatinin als ein Stoffwechselprodukt betrachten dürfen, das in den 
Geweben des Organismus aus Eiweiß, ganz unabhängig von den Veränderungen, 
der das Nahrungseiweiß bei der Verdauung und sogleich nach der Resorption 
aus dem Darm unterworfen ist, gebildet wird. Und es darf jetzt wohl als wenig¬ 
stens sehr wahrscheinlich betrachtet werden, daß man das Recht hat, aus der 
Kreatininausscheidung durch die Niere Schlüsse auf den Eiweißverbrauch in den 
lebenden Zellen zu ziehen mit derselben Vorsicht, als gebraucht wird bei der 
Beurteilung des Zerfalls von Nucleoproteiden in dem Organismus aus der Aus¬ 
scheidung von Harnsäure. 

Der Fortschritt in der Lehre des Stoffwechsels geht nicht so schnell, als 
wir wünschen möchten. Dennoch, wenn man bedenkt, daß es noch kaum 
70 Jahre her ist, daß Mulder die Einheit von pflanzlichem und tierischem Ei¬ 
weiß klarlegte und als erster bemerkte, daß das erste in hauptsächlich derselben 
Weise in unserer Nahrung dienstlich ist wie das andere — wenn man im Auge 
behält, daß damals erst die Erforschung der Bedeutung und des Verbrauchs 
von Eiweiß im Tierkörper einen Anfang nehmen konnte — dann sieht doch 
jeder ein, daß der Fortschritt groß ist und daß man auch in dieser Hinsicht 


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307 


keinen Grund finden kann, den vor einigen Jahren, nicht ohne Aufhebens, pro¬ 
klamierten «Bankerott der Wissenschaft» zu fürchten. 

Die Naturwissenschaft hat nicht, wie Brunetiere es vorgestellt hat, ver¬ 
sprochen, das Unbegreifliche zu erklären. Ihr Streben aber ist, das Unbegriffene 
systematisch zu durchforschen und soviel wie möglich der Erklärung zugänglich 
zu machen. Langsam, Schritt vor Schritt, aber sicher, geht sie auf diesem Weg 
voran. 


Anmerkungen. 

1) G. J. Mul der, Over proteine en haar ontledingsproducten. Natuur- en schcikundig 
Archief, Jaargang 1838, p. 87. 

Nach der Mitteilung von zahlreichen Analysen verschiedener Eiweißstoffe sagt Mulder (p. 127): 
„Hieraus geht tatsächlich hervor, daß Pflanzeneiweiß tierisches Eiweiß ist und daß der Haupt¬ 
bestandteil des Tierkörpers, der Faserstoff, oder, was dasselbe ist, der Eiweißstoff, unmittelbar dem 
Pflanzenreich entnommen wird. Das ist fürwahr eine höchst merkwürdige Tatsache. Der Mensch 
nährt sich mit tierischer und pflanzlicher Nahrung; die tierische Nahrung aber ist hauptsächlich der 
Faserstoff oder das Fleisch. Dieser Faserstoff ist von Eiweiß nicht zu unterscheiden. Die nur 
pflanzliche Nahrung gebrauchenden Tiere aber gebrauchen Eiweißstoffe der Pflanzen und jene 
Eiweißstoffe, aus welchen die Muskeln bestehen, werden unmittelbar als solche den Pflanzen 
entnommen.“ 

Und weiter (S. 128): »Die grasfressenden Tiere gebrauchen also eine gleichartige Nahrung wie 
die fleischfressenden: beide gebrauchen sie Eiweißstoffe, die einen von den Pflanzen, die anderen 
von den Tieren; die Eiweißstoffe sind dieselben .... Wenn wir alles oben erwähnte zusammen¬ 
fassen, so ist ein allgemeiner Stoff in Pflanzeneiweiß, im tierischen Eiweiß von Seide, von Eiern 
und Blutserum, im Faserstoff des Blutes vorhanden, welchen wir Protein nennen wollen, von 
nQQ)Tho$ y primarius, und welcher mit SPh in koaguliertem Eiweiß und in Faserstoff, mit SPh in 
Blutserum, wahrscheinlich mit einem anderen Sulfuretum Phosphori in Pflanzeneiweiß vorkommt. 
Derselbe ist der Nährstoff des ganzen Tierreiches und wird wahrscheinlich nur von den Pflanzen 
bereitet.« 

2) G. J. Mulder, De voeding in Nederland in verband tot den volksgeest. Rotterdam, 
1847, p. 56. Im Festungsdienst bekommt der Soldat in Weizenmehl, Fleisch und Reis oder Gerste 
115,95 g Eiweiß. In Friedenszeit, in Garnison bei leichter Arbeit etwas mehr wie 60 g. Ein 
Zimmermann, der den ganzen Tag arbeiten muß, würde, wenn er sich ausschließlich mit Kartoffeln 
ernähren müßte, davon 10 kg pro Tag (gekocht) nehmen müssen, um für seinen Körper 100 g 
Eiweiß zu erhalten. Mit Reis, so führt Mulder weiter aus, wäre es nicht besser. 

»Der Löwe ist so gereizt, so kräftig, nicht nur weil er als Löwe gebaut ist, sondern auch 
weil Löwenblut in seinen Adern strömt. Das Löwenblut stammt nicht von Reis oder Wurzeln 
her, sondern von Fleisch. Die Kuh ist so ruhig wie sie ist, nicht nur weil sie als Kuh gebaut 

ist, sondern auch weil ruhiges Gras- oder Heublut in ihren Adern fließt.Deshalb, wer 

zuviel Kraft in sich spürt, er esse wie die Kuh Gemüse; wer zu wenig Kraft hat, er esse wie der 
Löwe Fleisch« (S. 65). 

3) F. Th. Frerichs, Handwörterbuch der Physiologie, Bd. III, 1864, Art. Verdauung. 

Bei der Beurteilung des Umfanges des Stoffwechsels traten bei Frerichs Wachstums- und 

Rückbildungserscheinungen in den Vordergrund. »Was«, sagt er S. 660, »den Stoffwandel in den 
organisierten festen Geweben betrifft, so fehlt es . . . nicht an Belegen, welche die Möglichkeit 
desselben dokumentieren. Feste Exsudate, Knochencallus, Eiterablagerungen usw. werden voll¬ 
ständig resorbiert, während andererseits nach Verletzungen Teile neugebildet werden. Die augen¬ 
scheinlichsten Belege dieser Art liefert zwar die Pathologie. . . . Indessen auch die Physiologie 
bietet hierfür sichere Beispiele, wie die Bildung der Knochenhöhlen in den Kinderjahren, das Ver¬ 
schwinden des Alveolarrandes der Kiefer im hohen Alter usw. Alle diese Vorgänge nehmen 
indessen einen größeren Zeitraum in Anspruch. Nur sehr selten und spärlich finden wir die histo¬ 
logischen Spuren eines Entwicklungs- und Rückbildungsprozesses in den normalen Geweben. Es 
leuchtet also ein, daß ein Wechsel der Materie in den Organen zwar stattfindet, indes nicht leb¬ 
haft ist, also auch keinen bedeutenden Beitrag für die Bildung der den Totalumsatz repräsen¬ 
tierenden Excrete liefern kann. 

Die Hauptquelle derselben ist also zweitens in den Säften zu suchen.« 


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308 Original-Artikel. 


Ein wesentlicher Unterschied, so fahrt Frerichs fort, im Stoffwechsel bei Fleischfressern und 
Pflanzenfressern, wie Liebig es angenommen hat, existiert nicht. 

»Tiere, denen alle Zufuhr an flüssigen und festen Nahrungsstoffen abgeschnitten wird, fahren 
fort Stickstoff in der Form von Harnstoff auszuscheiden. Diese Ausscheidung nimmt allmählich 
ab und erreicht nach zwei bis drei Tagen, wo der Einfluß der zugeführten Nahrung aufhört, 
eine bestimmte Größe, auf welcher sie längere Zeit verharrt. Die Quantität der Harnstoffab¬ 
sonderung entspricht approximativ dem mit dem Bestehen des Lebens notwendig verbundenen 
Umsatz stickstoffhaltiger Organteile. Sie ist bei Pflanzenfressern und bei Fleischfressern ganz 
dieselbe. ... Es ergibt sich aus diesen Beobachtungen zunächst, daß der Stoffwechsel im engeren 
Sinne, d. h. derjenige Umsatz, welcher mit dem Bestehen des Lebens unvermeidlich verbunden 
ist, sich viel geringer darstellt, als man aus der Quantität der gewöhnlichen Harnstoffabsonderung 
schließen sollte. Bei weitem die größere Menge dieses Excretionsprodukts ( ö / 6 bei animalischer, 
3 / 4 bei gemischter Diät) ist das Resultat eines schon im Blute vor sich gehenden Umsetzungs- 
prozesscs eingefiihrter Nutrimente. Die überschüssig aufgenommenen eiweißartigen Substanzen 
werden, ohne an der Ernährung Teil genommen zu haben, in unveränderter Form wieder ausge¬ 
stoßen (S. 663—664). 

4) Donders, Over stofwisseling en voeding. Nederl. Lancet. 2. Serie, 6. Jaargang, 1850— 
1851, S. 38. 

»Der Verbrauch von 60—70 g Eiweiß vermehrt den Verbrauch im Körper. Es ist einiger¬ 
maßen befremdend, daß Frerichs, der so tief in die Stoffwcchsellehre eingedrungen ist, das über¬ 
sehen hat. Er lehrt uns, daß bei Entziehung der Stoffverbrauch ein Minimum erreicht, daß derselbe 
beim Gebrauch von stickstoffhaltiger Nahrung beträchtlich emporsteigt, und er will uns dem 
Minimum entsprechend ernähren. Als ob diese Nahrung selbst dann nicht sogleich eine Zunahme 
des Verbrauchs und eine Erhöhung des Bedürfnisses veranlassen würde!« (S. 48.) 

5) C. Voit, Der Eiweißumsatz bei Ernährung mit reinem Fleisch, Zeitschr. f. Biol., Bd. III, 
S. 1, 1867. 

Nach der Mitteilung einiger Versuche an Hunden über die Stickstoffausscheidung bei Hunger 
und bei Heischverbrauch, folgt: »Damit ist endgültig bewiesen, daß der Hungerzustand nicht das 
Maß für die nötige Zufuhr abgeben kann. Sobald man Eiweiß darreicht, sei es auch die kleinste 
Menge, wird mehr Eiweiß zersetzt als beim Hunger; darum heben 200 g Fleisch der Nahrung 
nicht den Verbrauch von 200 g Fleisch im Körper auf. Es findet also bei der Ernährung nicht 
ein bloßer Austausch der eiweißartigen Bestandteile des Körpers und der Nahrung statt, letztere 
dient nicht einfach als Ersatz für Verlorenes, sondern jede Zufuhr eiw’cißartiger Stoffe ändert den 
ganzen Gang der Zersetzungen im Körper; es wird unter dem Einflüsse derselben mehr umge¬ 
setzt, aber nicht als Luxus, denn zur schließlichcn Erhaltung eines kümmerlichen Zustandes ist 
wenigstens 2 l /,mal soviel Eiweiß nötig als bei Entziehung der Nahrung zu Grunde geht« (S. 31). 

6) Eine Zusammenfassung der Untersuchungen Voits, welche zum größten Teil in seiner 
Zeitschrift für Biologie veröffentlicht worden sind, findet man in Hermanns Handbuch der 
Physiologie, Bd. VI, Teil I, 1881 unter dem Titel: C. von Voit, Physiologie des allgemeinen 
Stoffwechsels und der Ernährung. 

7) Pflüger, Die Quelle der Muskelkraft, Pflügers Archiv, Bd. L, S. 98. 

8) -oDieses von mir »cirkulierendes« Eiweiß genannte gelöste Eiweiß der Säfle habe ich 
nicht entdeckt, denn es ist schon längst bekannt, daß in der Ernährungsflüssigkeit eine Eiweiß- 
lösung die Organe durchströmt; ich habe es nur in eine ganz bestimmte Beziehung zum Eiwciß- 
zerfall gebracht. Ich gab ihm diesen Namen, nicht weil es im Säftestrom zersetzt wird, oder weil 
die Cirkulation die Ursache des Zerfalls ist, sondern um anzudeuten, daß es in der Ernährungs¬ 
flüssigkeit gelöst ist und durch den intermediären oder cirkulierenden Säftestrom an die die 
Bedingungen der Zersetzung tragenden Zellen gebracht wird. Ich will also damit nicht einen 
chemischen Unterschied bezeichnen, sondern zunächst nur einen Unterschied in dem Orte, an dem 
es sich befindet und dann in seiner physiologischen Beziehung zu den Zersetzungen im Körper.« 
(Ilcrmans Handbuch VI, I, S. 301.) 

9) Virchows Archiv, Bd. XXXIX, S. 130, 1867. 

10) Zeitschr. f. Biol. Bd. IV, S. 5 J 7 » 1868. »Wenn im Darme schon ein Teil des Eiweißes, 
aus Ursachen die nicht umgangen werden können, ohne weiteren Nutzen für den Organismus verr 
braucht wird, so ist die Zufuhr nicht ein Luxus, sondern notwendig; sollte sich auch die größte 
Menge Eiweiß im Darme zersetzen, so kann man doch nicht von einem Luxus sprechen, sondern 


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Original-Artikel. 


309 


die Einrichtung des Organismus ist schlecht, so daß eine größere Zufuhr stattfinden muß als wenn 
sie besser wäre. Wenn wir in einem Zimmer einen schlecht gebauten Ofen stehen haben, dessen 
Konstruktion wir nicht ändern können, sondern als gegeben hinnehmen müssen, so werden wir 
viel Holz verbrauchen, um unserem Zimmer eine angenehme Wärme zu geben; dies ist aber für 
den schlechten Ofen kein Luxus, denn wenn wir nicht frieren wollen, müssen wir so viel Brenn¬ 
material in den Ofen schieben (S. 530). 

11) Eine übersichtliche Darstellung der neueren Untersuchungen über die Verdauung von 
Eiweiß und der daraus hervorgegangeneq Änderungen in der Auffassung der Rolle des Eiweißes 
in der Nahrung habe ich gegeben in: Geneeskundige Bladen, 13. Reeks, VII, 1908. 

12) Lang, Über Desamidierung im Tierkörper, Hofmeisters Beiträge Bd. V, S. 321. 

13) »Die Deckung des Energiebedürfnisses ist insofern ein ziemlich einfacher Vorgang, als 
derselbe im wesentlichen und ganz überwiegenden Maße von N-freien Nahrungsgruppen, dem Fett, 
den Kohlehydraten und der N-freien Gruppe des Eiweißes besorgt wird. Es ist höchst unwahr¬ 
scheinlich und durch die nachweisbaren Spaltungsvorgänge des Eiweißes auch widerlegt, daß zur 
Vermittlung der Verwertbarkeit der N-freien Gruppe des Eiweißes für energetische Zwecke die 
N-haltigen Atomgruppen benötigt werden.« (Rubner, Theorie der Ernährung nach Vollendung 
des Wachstums, Archiv f. Hygiene, Bd. LXVI, S. 15.) 

14) Die von Nencki und Zaleski für die Ammonbestimmung angegebene Methode besteht 
in der Hauptsache hierin, daß Blut oder Organbrei in vacuo, bei einer Temperatur, welche die 
des Körpers nicht übersteigt, mit Magnesia vermischt und dann ausgepumpt wird. Das entweichende 
NH, wird dann in Schwefelsäure aufgefangen. Wenn auch die Möglichkeit, daß die Magnesia 
Spuren von Ammon aus dem Eiweiß frei macht, nicht völlig ausgeschlossen ist, sodaß etwas 
zuviel gefunden wird, so darf doch die Methode als zuverlässig genug betrachtet werden zur 
Vergleichung der damit gefundenen Zahlen. 

Ich führe hier einige der von Horodynski, Salaskin und Zaleski veröffentlichten Zahlen 
an. (Zeitschr. f. Physiol. Chem. Bd. XXXV, S. 251.) Es sind Mittelzahlen aus Versuchen an 
teilweise während der Verdauung, anderenteils bei Hunger untersuchten Hunden. 

mg. NH, auf 100 g. 



Hunger 

Verd. 

Hunger 

Verd. 

Blut. Art. cruralis 

0,42 

0,41 Gehirn 

11,19 

ii ,95 

„ Vena portae 

1,29 

1,85 Milz 

19,45 

14,58 

„ V. iliac. comm. 0,80 

0,70 Nieren 

r 5,°7 

14,79 

Leber 

* 7 > 5 1 

23,27 Magenschleimhaut 

29,09 

36,49 

Muskeln 

* 4,36 

12,94 Darmschleimhaut 

18,72 

32,42 

Pankreas 

21,20 

22,09 




15) Zeitschr. f. Physiol. Chem. Bd. XXIX, S. 517. 

16) Aus allerhand Eiweißstoffen ist durch Hydrolyse Arginin erhalten worden. Dieser Stoff, 
Guanidin-aminovaleriansäurc, 

NH, NH* 

I I 

HN=C-NH. CH,.CH,.CH,.CH,.COOH 

liefert beim Kochen mit Barytwasser, Harnstoff und Ornithin, Diaminovaleriansäure. Dieselbe 
Spaltung wird auch von einem von Kossel und Dakin in der Darmschleirohaut und in der Leber 
gefundenem Enzym, Arginase, verursacht, dessen Anwesenheit diese Forscher auch in anderen 
Organen, Thymus, Nieren, wahrscheinlich gemacht haben. (Zeitschr. f. Physiol. Chem., Bd. XLI, 
S. 321.) Weiter wies Thompson nach, daß Arginin auch im Körper beim Hund, per os oder 
subcutan dargereicht zur Harnstoff bildung gebraucht wird. (Journ. of Physiol. Vol. XXXIII, S. 106.) 

17) Über den gegenwärtigen Stand der Kenntnis die Purinstoffe im Tierkörper betreffend, 
hat Frl. Dr. Van Herwerden eine Übersicht gegeben in: Geneeskundige Bladen, 13. Reeks, 
X, 1908. 

18) Americ. Journ. of Physiol. Vol. XIII, S. 45. 

19) Zeitschr. f. Physiol. Chem., Bd. XLVI, S. 415 und Bd. LVII, S. 161. 

20) Festschrift Olof Hammarsten gewidmet, Upsala, 1906. 

21) Journ. of biol. chemistry, Vol. III, S. 165. 

22) In 9 Versuchsreihen wurde in den verschiedenen Portionen die mittlere Ausscheidung pro 
Stunde gefunden: 


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310 


Original-Artikel. 




Tag 

Nacht 



Tag Nacht 




v. H 

. 1 

2 

3 

4 


V. 1 

2 3 4 




I 

77.8 

86,4 

112 

74 (17 

Tage) 

I 94 

82,5 95 70 

(17 Tage) 

11 

80,3 

86,3 

88 

77 («« 

» ) 

II 89 

86,5 92 76,5 

(12 

7 » 

) 

III 

86 

86 

84 

69.5 (*3 

„ ) 

III 88 

90 90 74 

(23 

77 

) 

IV 

84 

82 

84 

6 7-5 (13 

„ ) 

IV 84 

87,5 83 72 

(13 

77 

) 

V 

70,8 95,4 

88,1 

60.5 (10 

„ ) 

V 78 

93.3 75,6 70 

(IO 

77 

) 

VI 

88 

88 

87 

75 ( 7 

„ ) 

1 VI 91 

88 87 77 

( 7 

77 

) 

VII 

81 

81 

80,5 

66 ( 6 

„ ) 

VII 86 

90 82 8l 

( 7 

77 

) 

VIII 

78 

80 

82 

68 (17 

„ ) 

VIII 79,5 

8l,5 8l 76 

(n 

77 

) 

IX 

80 

84 

84 

62,5 (42 

„ ) 

IX 76,8 87,4 86,6 78,1 

(50 

77 

) 


Die Tage, an welchen etwas außer der gewöhnlichen Nahrung gebraucht wurde und der 
darauffolgende Tag, auch, bei v. H., die Fiebertage, sind in dieser Berechnung nicht mitgezählt. 
In der Nacht, wo bei v. H. die Temperatur hoch war, wurde außerordentlich viel Kreatinin aus- 
geschieden, 122 mg pro Stunde. Bei der Hungerkünstlerin, bei der Harn in drei Portionen ge¬ 
sammelt wurde, betrug die Ausscheidung am Tag, in 12 Tagen, im Mittel 29 bis 30 mg, nachts 
19 mg pro Stunde. Als sie aber, am letzten Tag, abends ein wenig Nahrung zu sich genommen 
hatte, stieg die Ausscheidung in der Nacht auf 31 mg pro Stunde. 

23) Joum. of Physiol. Vol. XXXVI, S. 447. Mcllanby fuhrt nachdrücklich aus, daß das 
Kreatin für die Zusammenziehung der Muskeln belanglos ist. Er fand, daß bei Fröschen und 
bei Kaninchen der Kreatingehalt der Muskeln sich auch nach anhaltender Arbeit nicht änderte. 
Wurden mit Ringerschcr Lösung ausgewaschene Froschmuskeln teilweise mit einer Kreatinlösung 
durchströmt, so löste Ncrvenzreiung bei den mit Kreatin versehenen Muskeln nicht bessere Con- 
traction aus als bei den ausgespülten. Auch wird in Muskeln bei Wirbellosen, beim Hummer, 
bei Limulus, kein Kreatin vorgefunden und doch sind die Muskelfasern hier in derselben Weise 
zur Arbeitsleistung befähigt, wie bei den Wirbeltieren, deren Muskeln, auch bei den nie¬ 
drigsten, wie Ammocoetes, Kreatin enthalten. Dagegen trifft bei Wirbeltieren das Vorkommen von 
Kreatin mit dem Vorhandensein der Leber zusammen, eines Organs, dessen Homologon bei Wirbel¬ 
losen, zwar dem Namen nach, faktisch aber nicht angetroffen wird. 

24) Zeitschr. f. Physiol. Chem., Bd. LII, S. I, Bd. LV, S. 322. Auch Roth mann, ibid. 
Bd. LVII, S. 131. 

25) Biochem. Zeitschr. Bd. VI, S 309. 

26) The influence of inanition on metabolism, Carnegie Institution of Washington, Publi- 
cation Nr. 77, 1907. 

27) Hofmeisters Beiträge, Bd. IX, S. 104. 

28) Proc. of the Amcr. Soc. of biol. chem. Vol. I, S. 117. 

29) Journ, of biol. cliemistry, Vol. IV, S. 165. Die von U n d c r h i 1 1 und Kleiner mit 
Hydrazinsulfat vergifteten Hunde sind einer genauen anatomischen Untersuchung unterworfen von 
Wells (Journ. of exper. Med., Vol. X, S. 457), der zu dem Schluß gelangte, das »Hydrazin seems 
to be a poison with an almost specific cffect upon the cytoplasm of the parenchymatous cells of 
the livcr« (S. 462). 

30) Zeitschr. f. Physiol. Chem. Bd. LIX, S. 101. 

31) Die Frage, wie klein die tägliche Eiweißmenge in der Nahrung vom Menschen ohne 
Schaden genommen werden kann, ist in dem 14. Internat. Kongreß für Hygiene und Demographie 
in 1907 in Berlin behandelt. In Verband damit hat Rubner seine Ansichten über diese Frage 
in einer Schrift, Volksernährungsfragen, Leipzig, 1908, auseinander gesetzt. 

32) Zeitschr. f. Physiol. Chem Bd. LII, S. 1. 

33) Ibid. Bd. LV, S. 322. 

24) Archiv f. exper. Path. und Pharm. Bd. LVIII, S. 93. 

35) Zeitschr. f. Physiol. Chem. Bd. XLVIII, S. 430. 

36) Zeitschr. f. Biol. Bd. XLIX, S. 333. Seemann erhielt mit der Folinschen Methode 
keine befriedigenden Ergebnisse und bestimmte deshalb die Kreatininchlorzinkverbindung, nach der 
von Jaffe modifizierten Methode von Neubauer, wobei das Kreatinin immer teilweise verloren 
geht. Aus dem gefundenen Unterschied, 2,2 g Kreatinin auf 1 kg Fleisch nach Autolyse ohne, 
2,77 g nach Autolysc mit Leim, in einem einzigen Versuch, darf also wohl kein Schluß gezogen 
werden. 


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Kongreß-Bericht. 


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26. Kongress f&r innere Medizin zu Wiesbaden. 

19.—22. April 1909. 

Berichterstatter: Dr. Ehrmann und Dr. Fuld. 

1. Sitzung: Montag, 19. April 1909, vormittags. 

Eröffnung durch Herrn Schultze-Bonn. 

Der Vortragende betont in seiner Begrüßungsrede die Selbständigkeit der 
inneren Medizin gegenüber der Physiologie wie gegenüber der pathologischen 
Anatomie; ebenso zeigt er, daß dieselbe nicht in einzelne Spezialitäten aufgelöst 
werden darf und beklagt, im Interesse der Kranken insbesondere die völlige 
Loslösung der Neurologie. Er wendet sich sodann zu der Forderung sozial¬ 
medizinischen Universitätsunterrichts und befürchtet eine Beeinträchtigung der 
eigentlich medizinischen Fächer durch das verlangte 5 ständige Kolleg. Der 
Zeitpunkt für einen derartigen Unterricht ist das praktische Jahr, und der Ort 
eventuell die medizinischen Akademien, sobald diesen vom Staat die nötigen 
Vergünstigungen gewährt würden, während die Universität überall nur die Grund¬ 
lagen zu legen und den kritischen Geist zu erziehen hat. 

Herr Magnus-Levy- Berlin: Der Mineralstoffwechsel in der klinischen 
Pathologie. 

Der Referent beginnt mit der veränderten Auffassung der Salzlösungen, 
die auch für die tierischen Säfte Geltung hat. Die Auffassung von der 
Ionisierung der Salze erleichtert die Forschung schon insofern, als wir nicht mehr 
gezwungen sind, wie früher, nach Schicksal und Wirkung zahlreicher Salze, die 
nichts weiter sind als Ionenkombinationen, zu fragen, sondern uns auf das 
Studium der einzelnen Ionen beschränken können. Die Ionenlehre erleichtert 
aber auch die Auffassung von dem Übergang der Mineralstoffe in organische, 
fester oder lockerer Bindung. Ein solcher Wechsel aus der anorganischen in 
die organische Form findet sehr häufig statt. Die Mineralstofle, die der Organis¬ 
mus in organischer Form in seinen Geweben beherbergt, werden in den Nah¬ 
rungsmitteln, zum Teil schon in organischer Bindung, zugeführt. Jedoch besitzt 
der Körper die Fähigkeit, seinen Bedarf an »Mineralstoffen« zu decken, sie in 
organische Bindung überzuführen, auch wenn man sie ihm nur in anorganischer 
Form bietet. Das gilt für die Phosphorsäure des Lecithins, das der Organismus 
selber synthetisch bereiten kann, es gilt für den Kalk, dessen organische Bindung 
übrigens fraglich ist, vor allem für das Eisen, das nach Bunges Lehre, in ge¬ 
wöhnlicher Salzform zugeführt, für die Bildung des eisenhaltigen Blutfarbstoffs 
nutzlos sein sollte. Hier hat die Erfahrung der Kliniker, die die Behandlung der 
Blutarmut mit Eisensalzen zu allen Zeiten geübt haben, gegenüber der Theorie 
Recht behalten. Zahlreiche exakte Experimente an jungen wachsenden Tieren 
haben in den letzten 15 Jahren gezeigt, daß tatsächlich gewöhnliches und selbst 
metallisches Eisen (in feinster Pulverform aufgenommen) vom Körper verwertet, 
d. h. zum Aufbau des komplizierten eisenhaltigen Blutfarbstoffes verwendet wird. 
Ja, man muß sogar daran denken, daß auch dieses im Organismus erst aus der 
organischen Bindung gelöst werden müsse, ehe es in die neue und wahrschein¬ 
lich ganz andere organische Bindung im Molekül des Blutfarbstoffs (Verbindung 
mit einer Reihe von Pyrrolkemen) eingefügt werden könne. 

Von den Mineralstoffen bespricht der Vortragende an erster Stelle die Rolle 
des Calciums bei den verschiedenen Krankheiten des Skeletts. Die Rachitis der 
Kinder ausschließlich auf Kalkarmut der Nahrung zurückzuführen, wie man es 
früher getan, ist nicht mehr erlaubt. Wohl kann man bei allen untersuchten 
jungen Säugetieren durch kalkarme Nahrung einen ähnlichen Zustand erzeugen; 
namentlich die Verbiegungen der Knochen und die Bewegungsstörungen sind 
genau die gleichen. Aber im mikroskopischen Bild und auch im Verhalten 
gegen zugeführte Kalksalze ist ein charakteristischer Unterschied zwischen spon¬ 
taner Rachitis und »Pseudorachitis« vorhanden. Wenngleich Kalkarmut der 
Nahrung sicherlich nicht ausschließlich Ursache der Rachitis ist, so kann sie 


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Kongreß-Bericht. 


dennoch eine gewisse Rolle spielen. Tatsächlich ist die menschliche Milch oft 
verhältnismäßig kalkarm, und man muß mit der Möglichkeit rechnen, daß Brust¬ 
kinder beim Abstillen in 6—8 Monaten nicht genügend Mineralstoffe im Knochen 
angesetzt haben. Diese Kalkarmut ist zwar noch keine Rachitis, bedeutet aber 
doch vielleicht einen minderwertigen Zustand und macht die Kinder vielleicht 
gegen die nunmehr einsetzenden Schädlichkeiten, die zur Rachitis führen, weniger 
widerstandsiähig. Die Betrachtung der Knochenbrüchigkeit der Erwachsenen 
fällt im großen und ganzen unter die gleichen Gesichtspunkte, wie die Rachitis. 
Wie Fehling gezeigt hat, bestehen nahe Beziehungen zwischen der Tätigkeit 
der Ovarien und dem Knochensystem. 

Ein gewisser Schwund des Knochensystems kommt bei allen chronischen 
Siechkrankheiten vor. Einen besonderen Charakter trägt sie beim Diabetes 
mellitus, wo sie trotz sonst guten Ernährungszustandes vorhanden sein kann. 
Wahrscheinlich hängt sie hier zusammen mit der übermäßigen Säurebildung, der 
Acidosis. Dabei ist auch die Kalkmenge im Urin stark erhöht, bis zu 2—3 g 
am Tage. Organische Säuren können möglicherweise auch bei der Rachitis und 
bei der Osteomalacie eine gewisse Rolle spielen. 

Mit stärkerer Kalkabgabe geht gewöhnlich auch eine Phosphorabgabe ein¬ 
her, doch ist ein Parallelismus oft nicht zu erkennen, weil Kalk auch ohne Phos¬ 
phorsäure angesetzt und abgegeben werden kann, und weil andererseits Phos¬ 
phorsäure auch aus anderen Organen als den Knochen in großen Mengen 
stammen kann. 

Extreme Phosphorsäureabgabe beobachtete der Referent bei akuter Leuk¬ 
ämie. Der »Diabete phosphatique« besteht zu Unrecht. Die »chronische Phos- 
phaturie« beruht nicht auf einer Vermehrung der Phosphorsäure, sondern auf 
einer Zunahme des Hamkalkes (Soetbeer), doch ist mit dieser Feststellung 
das Rätsel dieses Symptomenkomplexes noch keineswegs befriedigend aufgeklärt. 

Die Rolle des Schwefels übergeht der Referent, da der Schwefelhaushalt 
ausschließlich einen Teil des Eiweißhaushaltes bilde und somit an dieser Stelle 
kaum mit Vorteil zu behandeln sei. Auch das Jod wird nur kurz gestreift, da 
die Bedeutung des organischen und anorganischen Jods vor zwei Jahren auf dem 
Kongreß ausführlich erörtert worden ist. Neu festgestellt ist seitdem nur, daß das 
Jod im Jodtyrosin nach Feststellungen von Kraus am isolierten Herzen und nach 
des Referenten Versuchen am gesunden Hund und am myxödemkranken Menschen 
keine von den Wirkungen zeigt, die dem jodhaltigen Eiweißkörper der Schild¬ 
drüse und dem Jodothyrin zukommen. 

Das Hauptinteresse ist dem Kochsalzstoffwechsel zugewandt. Hier 
haben sich, dank den Forschungen der letzten 10 Jahre, höchst überraschende 
und unmittelbar für die Praxis nutzbare Erkenntnisse ergeben. Am wichtigsten 
sind diese für die Behandlung der chronischen Nierenkrankheiten geworden. 

Der Kulturmensch pflegt seine Speisen stark zu salzen, im Gegensatz zu 
solchen niederen Stämmen, die als Jägervölker vorwiegend auf tierische Nahrung 
angewiesen sind. 

Jedenfalls sind die großen Salzmengen, 15—20 g täglich, für ihn unschädlich. 
Sie verlassen den Körper meist innerhalb 24 Stunden wieder mit dem Ham. 
Anders verhalten sich Nierenkranke: Sie vermögen 10 g Salz, die man ihnen 
versuchsweise zu ihren Speisen zugibt, nicht in einem Tage wieder aus dem 
Körper herauszuschaffen. Diese Tatsache, die Kochsalzretention, ist ziemlich 
gleichzeitig in Oesterreich, Frankreich und Deutschland festgestellt worden. 
Wenn eine solche Kochsalzzufuhr sich immer wiederholt, kann diese Aufstape¬ 
lung im Körper schließlich nicht ohne Einfluß auf den kranken Menschen bleiben. 
Diese Kochsalzanhäufung ist in vielen Fällen die Veranlassung zum Auftreten 
der Wassersucht der Nierenkranken. Widal hat das durch einen höchst ein¬ 
fachen und trefflich durchgeführten Versuch bewiesen. Es gelang, einen wasser¬ 
süchtigen Nierenkranken zu beliebigen Malen von seiner Wassersucht zu be¬ 
freien, sobald man ihm eine ungesalzene Kost gab. Und mit absoluter Regel¬ 
mäßigkeit erschienen die wassersüchtigen Anschwellungen (Oedeme) wieder, 
sobald zu der salzlosen Kost 10—12 g Kochsalz täglich zugegeben wurden. 
Schon immer hatte man sich, wie es auch Widal in den 2 ersten Reihen seines 


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Versuches getan, in solchen Zuständen der «reizlosen Milch» bedient und mit 
ihr Erfolge erhalten. 3 1 Milch, die bei ausschließlicher Ernährung damit not¬ 
wendig sind, enthalten aber noch immer 5 g Kochsalz. Eine gemischte Kost, 
bestehend aus Fleisch, Brot, Kartoffeln, Reis, Butter usw., enthält noch weniger 
Salz, nur 1 —2 g, vorausgesetzt, daß jeder Salzzusatz, auch zum Mehl des Brotes, 
vermieden wird. Auch bei einer derartigen Kost, die man früher bei solchen 
Zuständen gefürchtet hatte, verschwinden die Anschwellungen des Nierenkranken 
in eben so kurzer Zeit, wie bei ausschließlichem Genuß von Milch; und sie hat 
in allerschwersten Fällen von Undurchgängigkeit der Nieren für Kochsalz noch 
Vorteile vor der Milchdiät, weil eben der Kochsalzgehalt noch niedriger ist. 

Das Regime dechlorure, die «Diät ohne Salz», hat seitdem vielfache An¬ 
wendung erfahren. Sie hat sich vor allem bei der Behandlung der wasser¬ 
süchtigen Anschwellungen der Nierenkranken bewährt. Man glaubte, daß auch 
andere Salze, besonders die phosphorsauren, ebenso wie das Kochsalz retiniert 
würden und, gleich ihm, Veranlassung zur Entstehung von Oedemen geben 
könnten. Magnus-Levy betont, daß zwar im Experiment die Erzeugung von 
Oedemen gelinge, wenn man nephritisch gemachten Tieren großen Mengen da¬ 
von beibrächte, aber derartige Verhältnisse kämen im natürlichen Verlauf der 
menschlichen Nierenentzündung nicht in dem gleichen Umfange vor, hier stände 
tatsächlich das Kochsalz als ödemerzeugendes Salz weit im Vordergrund. Auch 
in der Frage, ob die Retention von Kochsalz die Aufstapelung von Wasser in 
den Oedemen herbeiführe oder umgekehrt, stellt sich der Vortragende auf die 
Seite von Widal und Strauß, wonach das erste der Fall sei. 

Die Wassersucht bei Herz- und Leberkrankheiten und die Entzündung des 
Brustfells usw. beruhen auf anderen Ursachen, als die bei Nierenkrankheiten, 
und werden daher auch von dem Kochsalzgehalt der Nahrung nicht oder nicht 
so stark beeinflußt, wie die Oedeme der Nierenkrankheiten. Die Kochsalz¬ 
retention bei Pleuritis beruht auf aktiv entzündlichen Prozessen der serösen Häute, 
die bei Herz- und Leberleiden hingegen auf rein mechanischen Ursachen, im 
akuten Infekt spielt vielleicht eine aktive Anziehung des Kochsalzes durch die 
Körperzellen eine Rolle. Dennoch kann kochsalzlose Diät bei Herzfehlern und 
bei den Bauchhöhlenergüssen bei Leberverhärtung zum Schwinden der Wasser¬ 
sucht beitragen. Tatsächlich liegen hier eine Reihe guter Erfolge vor. Gewiß 
verschwinden aber solche Ergüsse auch ohne Kochsalzentziehung, bei Anwendung 
von Arzneimitteln, die Herz und Niere zu größerer Tätigkeit anspomen. 

Eine Kochsalzanhäufung findet in anderer Form, nämlich ohne Auftreten 
wässeriger Ergüsse, bei anderen Krankheiten statt, so besonders bei der Schrumpf¬ 
niere und bei einigen damit in Beziehung stehenden Zuständen, wie der Arterio- 
sclerose, der Gicht, dem Emphysem u. a. Hier werden die Zellen selbst mit Koch¬ 
salz überladen. Die NaCl-Retention kann hier auch durch Analyse der Leichen¬ 
organe nachgewiesen werden. 

Auch fast bei allen akuten Infektionskrankheiten findet eine Zurückhaltung 
von Kochsalz statt, deren Mechanismus und Bedeutung aber noch nicht genügend 
geklärt sind. 

Noch bei anderen Krankheitszuständen kann eine Beschränkung der Koch¬ 
salzzufuhr Segen stiften. So bei der Brombehandlung der Fallsucht. Hier wurde 
sie von Rieh et vorgeschlagen, und die Erfolge haben ihm recht gegeben. Salz¬ 
arme Kost läßt das Brom länger im Körper der Epileptischen verbleiben, wo¬ 
durch die Wirkung nachhaltiger wird. 

Bei der Behandlung der sog. zuckerlosen Harnruhr führt nach Erich Meyer 
Enthaltung von Kochsalz zu wesentlicher Verminderung der lästigen über¬ 
mäßigen Harnabscheidung. Das Säuglingsekzem, der «Milchschorf», ein weit 
verbreitetes Leiden, ist ebenfalls in manchen Fällen nach Finkeisteins Be¬ 
obachtung einer Besserung oder Heilung durch Verminderung des Kochsalzes 
in der Kost zugängig. 

Die große Bedeutung, die das Kochsalz in allen diesen Zuständen besitzt, 
kommt jedenfalls auf Rechnung des elektronegativen Ions, des Chlors. Doch 
liegen noch nicht genügend Versuche mit dem zweiten Bestandteil des Salzes, 
mit Natrium, vor. 


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Kongreß-Bericht. 


Für manche der hier noch nötigen Untersuchungen ist der Säugling ein 
weit feineres Objekt als der Erwachsene, weil er auf geringe Störungen seiner 
Ernährung viel feiner reagiert als der Erwachsene. Er antwortet mit Fieber, 
Gewichtsstürzen, mit Eiweiß- und Fettverlusten da, wo der Erwachsene schein¬ 
bar ganz unbeeinflußt bleibt. Einspritzungen dünner Kochsalzlösungen unter 
die Haut rufen bei vielen magendarmkranken Kindern leichtes, rasch vorüber¬ 
gehendes Fieber hervor. Das Fieber bleibt aus, wenn man nach dem Vorgang 
des amerikanischen Physiologen Loeb der Kochsalzlösung kleine Mengen von 
Calcium- und Kaliumsalzen zusetzt. 

Herr Widal-Paris: Die therapeutische Dechloruration. 

Der Vortragende erwähnt in seinem klinischen Referat, daß eine Reihe von 
Arbeiten von Bohne, Marischer, Achard und Loeper, Steyrer, Strauß, 
Claude und Maute gezeigt haben, daß das Kochsalz während gewisser Nephri¬ 
tiden zurückgehalten wird. 

Er hat mit Hallion und Carrion, Reichel, Chauffard, Achard, Strauß 
gezeigt, wie unter dem Einflüsse der Wirkung des Kochsalzes, das osmotische 
Gleichgewicht der Säfte zu bewahren, das zurückgehaltene Kochsalz alsdann der 
Ursprung der Wasserretention sein muß. 

Achard hat bei den Kranken, welche die eingenommenen Salze nicht aus¬ 
schieden, gesehen, daß der Überschuß des Salzes schneller aus dem Blute als 
aus den Säften verschwand, und durch seine Experimente mit Loeper dessen 
Anhäufung in den Geweben bewiesen. Er hat außerdem durch die Analyse 
konstatiert, daß sich der Salzgehalt des Blutes nicht im Verhältnis zu den zurück¬ 
gehaltenen Salzen vermehrt. 

Im Jahre 1902 hat der Vortragende mit Lemierre die Rolle, die das Koch¬ 
salz in der Pathogenie des Bright’schen Oedems spielt, unzweifelhaft bewiesen, 
indem er durch Zulage von Kochsalz beim Nephritiker regelmäßig Oedeme er¬ 
zielen konnte. 

Diese Tatsachen haben ihn und Javal später dahin geführt, die Prinzipien 
der Chlorentziehungskur aufzustellen. 

Bis dahin hatte man gedacht, daß die verschiedenen zurückgehaltenen Salze, 
so gut wie das Kochsalz, Oedeme bewirken können, und v. Koranyi beschul¬ 
digte die Eiweißabbauprodukte. 

Achard glaubte seinerseits, daß in der Pathogenie des Bri^ht-Oedems 
nicht nur das Kochsalz, sondern auch verschiedene Substanzen, die im Blute ge¬ 
löst sind, eine Rolle spielen. Der Vortragende hat in einer Reihe von Unter¬ 
suchungen in Verbindung mit Javal gezeigt, daß das Kochsalz hier allein in 
Betracht kommt. Weiterhin zeigte er, daß der Harnstoff, der so häufig bei der 
Bright’schen Krankheit zurückgehalten wird, sich vor allem im Blut anhäuft. 

Strauß hatte gesehen, daß das Oedem mit der Polyurie und Polychlorurie 
überhaupt verschwindet, und daraus den Schluß gezogen, daß bei solchen Krank¬ 
heiten die Zuführung des Salzes eingeschränkt und für eine vermehrte Aus¬ 
scheidung gesorgt werden muß. 

Um die Verminderung der Kochsalzzufuhr herbeizuführen, hatte er einfach 
die Milchkur und keine andere Diät empfohlen und zur Vermehrung der Koch¬ 
salzausfuhr die diuretischen Arzneimittel vorgeschlagen. 

Der Vortragende gab mit Javal die ersten Resultate über die Chlorent¬ 
ziehungskur bekannt und stellte fest, daß selbst die Milch eine noch zu salzhaltige 
Nahrung sein kann. 

Sie sahen zum erstenmal das Unerwartete, daß Fleisch und andere Nah¬ 
rungsmittel (ohne künstlichen Salzzusatz), die bis dahin für schädlich angesehen 
wurden, günstig wirkten. In anderen Fällen ist wieder die Milch vorzuziehen. 

Aber wenn man, ohne zu rechnen, Milch gibt, kann man leicht in bestimmten 
Fällen eine zu wasser- und zu salzhaltige Kost zuführen, die schon durch ihren 
Reichtum an Eiweißkörpern schadet. 

Das notwendige Mindestmaß an Milch enthält beinahe 4 mal soviel Chlor 
als eine gemischte Kost ohne künstlichen Salzzusatz; und dazu enthält die erstere 
noch fast 3 Liter Wasser und wenigstens 120 g Eiweiß, d. h. mehr als viele 
Nephritiker vertragen können. 


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Die Oedembildunjj findet in zwei Zeiträumen statt: erstens unter Bildung 
von nicht sichtbaren tiefen Infiltrationen, zweitens unter Bildung von sichtbaren 
Unterhautödemen. 

Nur durch die Wage kann man die tiefen Infiltrationen feststellen, und 
in der Tat muß man das Gewicht der Nephritiker regelmäßig be¬ 
obachten. 

Die Dichtigkeit der Niere gegen das Salz ist stets eine relative; ferner 
kann sie bei ein und demselben Kranken in verschiedenen Stadien der Krank¬ 
heit variieren. 

Die Chlorentziehungskur bezweckt zweierlei: erstens aus dem Organismus 
das retinierte Salz und damit das Oedem zu entfernen, zweitens eine Diät auf¬ 
zustellen, deren Chlomatrium noch durch die Nieren ausgeschieden werden 
kann. 

Durch das Beobachten des Körpergewichts und der Bilanz der Salzmenge 
kann man die Grenzdosis bestimmen, die bei der Ernährung nie erreicht werden darf. 

Es ist sehr leicht, die Menge der eingenommenen Salze festzustellen, denn 
wenn der Patient eine Milchdiät durchmacht, ist die Rechnung sehr schnell ge¬ 
macht, weil die Milch 1,60 g Kochsalz pro Liter enthält; wenn er eine gemischte 
Diät ohne künstlichen Salzzusatz erhält, kann man rechnen, daß er täglich 
1,50 g Salz einnimmt. 

Die Diät hat bisweilen nicht den gewünschten Erfolg, weil die Chlorent¬ 
ziehung manche Schwierigkeit darbietet. 

Bei bestimmten Kranken gelangt man sehr langsam zum Ziel, und, um die 
Wirkung der Kur zu verstärken, muß man noch diuretische Arzneimittel an¬ 
wenden. 

Wenn die Oedeme geschwunden sind und das Körpergewicht während 
mehrerer Tage stehen bleibt, kann man dann, die Nieren des Kranken vorsichtig 
prüfend, bestimmen, bis zu welchem Grade man berechtigt ist, der Diät Salz 
zuzusetzen. 

Der Vortragende hat gezeigt, daß bei der Bright’schen Krankheit die In¬ 
suffizienz sich sowohl auf die Ausscheidung der Eiweißabbauprodukte als auch 
auf die Chlomatriumausscheidung beziehen kann. Es bestehen so zwei Typen 
des Morbus Brightii. 

Stickstoff und Kochsalz werden oft zu gleicher Zeit, besonders während der 
Endperiode der Krankheit, in der Niere zurückgehalten. 

Die beiden Formen — die N-Retention und die NaCl-Retention — derBright- 
schen Krankheit unterscheiden sich wesentlich. 

Der Harnstoff häuft sich im Blut an, das Kochsalz hingegen geht mit Leichtig¬ 
keit aus dem Blut in die Körpergewebe. Daher sieht man, daß die Kochsalz¬ 
retention oft mit hydropischer Urämie, während die Stickstoffretention mit 
trockener Urämie endigt. 

Bei den an starker Kochsalzretention leidenden Nephritikem kann sogar 
der Harnstoff im Blute nur in minimalen Mengen vorhanden sein, zwischen 0,20 
und 0,50 g pro Liter schwankend. Findet man eine solche Menge, so ist das 
ein sicheres Zeichen für vorhandene Kochs alz retention. 

Wenn das Blut mehr als 1 g Harnstoff pro Liter enthält, hat man einen 
Patienten vor sich, bei welchem man es mit der Harnst off retention zu tun hat. 
Steigt der Harnstoff auf 3—4 g, eine Menge, die nur in der Endperiode der 
Krankheit beobachtet wird, so ist die Prognose sehr ernst. Wir wissen, wie 
schwer in gewissen Fällen die Prognose der urämischen Zustände zu stellen ist. 

Gewisse Patienten mit Erbrechen, mit eklampsieartigen Symptomen oder 
mit Oedemen können sich manchmal sehr schnell bessern, während andere nur 
mit Schläfrigkeit oder Appetitlosigkeit Erkrankte plötzlich in ein tödliches Coma 
verfallen. In diesen Fällen kann die Bestimmung des Harnstoffs im Blute die 
Diagnose und Prognose sichern, ob nämlich eine Kochsalz- oder eine Harn¬ 
stoffretention vorliegt. 

Trotz Oedeme und ernster Symptome gibt, wenn das Blut eine normale 
Menge Harnstoff enthält, was soviel bedeutet, daß es sich um eine Chlorreten¬ 
tion handelt, eine Kochsalzentziehungskur die beste Prognose. 


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Kongreß-Bericht. 


Es ist zu hoffen, daß sich diese Untersuchungsmethoden in die Praxis ein¬ 
bürgern werden. 

Bei N-Retention muß die Nahrungszufuhr beschränkt werden. 

Bei der Chlorentziehungskur darf kein Salz zu den Speisen, auch nicht zum 
Brot, zugefiigt werden. Man kann aber dem Patienten 1,5 bis 2 g Salz abge¬ 
wogen, neben seiner Nahrung, pro Tag geben. Die Entziehung ist sonst unschäd¬ 
lich, da die ungesalzene Nahrung an sich schon genügend Salze für den Organis¬ 
mus enthält. Nephritiker, welche während mehrerer Monate in einem solchen 
Gleichgewicht mit nur 2 g Kochsalz pro Tag blieben, zeigten keine Störungen. 

Auch der Nephritiker ohne Stauungen soll so wenig wie möglich gesalzene 
Nahrung zu sich nehmen, weil man nie wissen kann, in welchem Moment der 
Genuß des Kochsalzes wieder schädlich wird. 

Herr H. Strauß-Berlin: Über Chlorentziehungskuren bei Nieren- und Herz¬ 
wassersucht. 

Der Vortragende führt aus, daß er schon vor Widal Chlorentziehungskuren 
zur Behandlung und Verhütung der Nieren Wassersucht gefordert und begründet 
habe. Er empfiehlt in solchen Fällen von parenchymatöser Nephritis, in welchen 
der Torpor renalis hypochloruricus nicht offenkundig ist, die Anwendung einer 
Probediät. Auch sei zu berücksichtigen, daß neben der Historetention auch Sero¬ 
retention ohne Hydropsien als Vorstadium der letzteren vorkomme. Er fand mit 
Maß, daß eine reichliche Kochsalzzufuhr die Flüssigkeitsaufnahme ganz gewaltig 
steigert und von großem Einfluß auf die Hydropsiebildung ist. Die phosphor¬ 
sauren und schwefelsauren Salze zeigen in Bezug auf die Retentionsfrage einen 
Unterschied gegenüber dem Kochsalz. Er fand, daß nach Kochsalzinjektionen 
beim Frosch die Epithelien der Froschhaut wenigstens Kochsalz ausscheiden 
können. 

In Bezug auf Kochsalzretentionen seien Herz- und Nierenkranke nicht ohne 
weiteres zu identifizieren. Nur bei sehr schweren cardialen Kompensations¬ 
störungen seien die Verhältnisse ähnlich. 

Herr Bickel-Berlin: Die Wirkung der Mineralstoffe auf die Drüsen des Ver¬ 
dauungsapparates. 

Die Mineralien beeinflussen fast ausschließlich auf dem Wege nervöser Reflexe 
die Verdauungsdrüsen, z. B. die Magendrüsen. Diese Reflexe nennt der Vortra¬ 
gende »Mineralreflexe«. Sie gehen sowohl von den sensiblen Organen der 
Magen- wie auch der Darmschleimhaut aus. Durch diese Reflexe kann die 
Secretion gesteigert oder herabgesetzt werden. Eine spezifische Beeinflussung 
der Qualität des Secretes findet nicht statt. Die Wirkung desselben Minerals 
auf die gesunde und kranke Schleimhaut kann eine verschiedene sein. Ferner 
spielt die Concentration der Lösung und der Angriffspunkt der Wirkung eine 
Rolle. Es gibt Mineralien, die bei ihrer Wirkung vom Magen aus die Secretion 
steigern, während sie vom Darme aus die Secretion des Magens herabsetzen. 
Bemerkenswert sind weiterhin die Beziehungen, die zwischen chemischer Kon¬ 
stitution und Einfluß auf die Saftsecretion bestehen, wie ferner die Tatsache, 
daß eine Änderung des physikalischen Zustandes, z. B. die Überführung eines 
Metalls in sein Colloid die Wirkung auf die Secretion ändern kann. Eine genaue 
Kenntnis der Mineralwirkungen ist für die balneologische und medikamentöse 
Behandlung der Secretionsstörungen im Magendarmkanal von praktischer Be¬ 
deutung. 

Herr Blum-Straßburg: Über die Bolle von Salzen bei Entstehung von 
Oedemen. 

Große Mengen Natrium bicarbonicum machen, wie der Vortragende fand, 
auch bei Gesunden Oedeme durch Wasserretention. Besonders bei schweren 
Diabetikern, die noch kein NaHC0 3 erhalten hatten. Bisher wurde Natrium 
bicarbonicum bekanntlich gerade im Gegenteil als Diureticum angewandt. 

Die Gewebe beim Diabetiker mit Acidosis retinieren wahrscheinlich das 
Salz infolge ihrer Salzarmut. Dafür spricht, daß auch bei gesunden Individuen, 
bei salzarmer Milchdiät, eine stärkere Salz- und damit Wasserretention vom Vor¬ 
tragenden gefunden wurde als bei normaler Kost. 


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Herr Diesing-Berlin: Die Regulierung des Mineralstoffwechsels. 

Der Vortragende hat organische Mineralverbindungen der Drüsen mit innerer 
Secretion hergestellt und empfiehlt sie bei Stoffwechselanomalien. 

2. Sitzung vom 19. April 1909, nachmittags. 

Vorsitzender: Herr Schulze-Bonn. 

Herr W. Falta-Wien gemeinsam mit Herren G. Bertelli-Padua, C. Bolaffio, 
C. Rudinger und F. Tedesko-Wien: Über Beziehungen der inneren Sekretion 
zum Salzstoffwechsel. 

Vortragender gibt zuerst einen Überblick über die bisher veröffentlichten 
Mitteilungen betreffend die Wechselwirkungen von Thyreoidea, Pankreas, chro- 
malfinem System und Epithelkörperchen, ferner über neue Untersuchungen mit 
dem Pituitin von Parke Davis & Co. (coctostabiler Bestandteil des Infundibular- 
anteiles der Hypophyse). Diese Untersuchungen sowie bereits in der Literatur 
vorliegende Angaben lassen in Bezug auf Eiweiß-, Kohlehydrat- und Fettstoff¬ 
wechsel Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Drüsen mit innerer Sekretion 
erkennen, welche gestatten, diese in zwei Gruppen einzuteilen. Der einen Gruppe 
gehören an: Thyreoidea, chromaffines System und Infundibularanteil der Hypo¬ 
physe. Diese Gruppe, welche innige Beziehungen zum sympathischen Abschnitt 
des vegetativen Nervensystems zeigt und daher als sympathische bezeichnet 
wird, hat im allgemeinen einen stoflwechselerhöhenden Einfluß, d. h. sie steigert 
den Hungereiweißumsatz, befördert die Kohlehydratmobilisierung und erzeugt 
bei stärkerer Wirkung Hyperglykämie, und soweit Untersuchungen vorliegen, 
steigert sie auch den Fettumsatz. Die Drüsen der anderen Gruppe, Pankreas 
und Epithelkörperchen, die als autonome Drüsen bezeichnet werden, wirken 
normalerweise hemmend auf die Stoffwechselvorgänge ein, d. h. sie schränken 
den Eiweißumsatz ein, wirken der Hyperglykämie entgegen und schränken (so¬ 
weit bisher Untersuchungen vorliegen) auch den Fettumsatz ein. Derselbe Ant¬ 
agonismus zeigt sich auch in Bezug auf den Salzstoffwechsel. 

Die sympathischen Drüsen wirken steigernd auf den Salzstoffwechsel ein. 
Diese Steigerung geht meistens Hand in Hand mit der Eiweißeinschmelzung, 
kann aber auch, wie beim schilddrüsenlosen Hund, in gewissem Umfange unab¬ 
hängig vom Eiweißumsatz erfolgen. Dabei wird bei der durch Schilddrüsen¬ 
saft oder Hypophysin erzeugten Steigerung der Überschuß an Salzen (z. B. 
Phosphor, Natrium, Kalium) durch den Darm ausgeschieden, während nach 
Adrenalininjektion der Überschuß nahezu ausschließlich durch die Nieren ab¬ 
fließt. Als Grund hierfür ist ein specifisches Verhalten dieser Hormone zu be¬ 
stimmten Abschnitten der sympathischen resp. autonomen Nerven anzunehmen. 
Hingegen wirken die autonomen Drüsen hemmend auf den Salzstoffwechsel, 
denn nach Exstirpation derselben tritt eine enorme Steigerung der Salzaus¬ 
scheidung ein, und es ist interessant, daß hier der Überschuß fast ausschließlich 
durch die Nieren abfließt. Einzelne Faktoren des Salzstoffwechsels scheinen 
aber außerdem auch noch durch die einzelnen Drüsen in ganz besonderer Weise 
beeinflußt zu werden. So zeigt sich z. B., daß die durch Überfunktion der 
sympathischen Drüsen hervorgerufene Steigerung der Hungersalzstoffwechsel die 
minimale Hungerchlorausscheidung unbeeinflußt läßt, während bei der durch 
Ausfall der autonomen Drüsen bedingten Steigerung eine enorme Ausscheidung 
von Chlor durch die Nieren zu beobachten ist. Ein fernerer Antagonismus 
zeigt sich in den Untersuchungen über die Beeinflussung der Eosinophilie und 
der galvanischen Erregbarkeit durch diese Drüsen. 

Herr E. Reiß-Frankfurt: Kochsalzstoffwechsel und Wassergehalt des Blut¬ 
serums. 

Der Wassergehalt des Blutserums ist in sehr erheblicher Weise von dem 
Wasser- und Salzstoffwechsel des Körpers abhängig. Da gewöhnlich bei Retention 
von Salzen auch Wasser retiniert wird und umgekehrt, so erfolgt in solchen 
Fällen eine Zunahme des Wassergehalts der Blutflüssigkeit, während ihr os¬ 
motischer Druck normal bleibt. Anders bei Urämie, hier fehlt die Verdünnungs¬ 
reaktion des Körpers, der osmotische Druck des Blutes steigt und die Kon- 


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Kongreß-Bericht, 


zentration der hamfahigen Substanzen wird allmählich eine so hohe, daß Ver¬ 
giftungserscheinungen auftreten. Wir können in solchen Fällen die letzte Ursache 
der urämischen Symptome in einer Störung der Korrelation von Wasser- und 
Salzhaushalt erblicken. 

Von den Velden-Elberfeld: Zur Wirkung intravenöser Zufuhr hypertonischer 
Salzlösungen. Die Injektion weniger (3 — 5) ccm hypertonischer (5 —lOproz.) 
Salzlösungen wirkt hämostatisch. Dieser Eingriff ist bei Tieren und Menschen 
durchaus harmlos. Eine Leucocytenvermehrung ist die einzige konstante mor¬ 
phologische Blutveränderung, welche er nach sich zieht. Eine Konzentrations¬ 
zunahme des Blutes ließ sich in keinem Falle nach weisen, sondern allemal nur 
eine leichte reaktive Verdünnung, gemessen an dem einzig konstanten Blut¬ 
bestandteil, dem Hämoglobin. (Das von Reiß nach Ludwig zugrunde gelegte 
Eiweiß z. B. ändert sich durch Diffusion.) Es tritt eine leichte hydrämische 
Plethora auf durch Heranziehung des Gewebswassers. Damit stimmt überein, 
daß Amboceptorenantitrypsin- und Antipepsingehalt abnehmen. 

Hingegen sieht man eine Verkürzung der Gerinnungsdauer während 
mindestens einer Stunde auftreten. Von physiologischer Kochsalzlösung sieht 
man einen schwachen, gleichsinnigen Effekt nur bei Anwendung großer Flüssig¬ 
keitsquanten. Wahrscheinlich liegt eine Vermehrung der Thrombokinase zu 
Grunde; dabei ist die Menge des sich abscheidenden Fibrins vermindert. Das 
(zu erwartende) Auftreten von Fieber war niemals zu konstatieren, ebensowenig 
dasjenige von Glykosurien. 

Diskussion. 

Herr Heinecke-München: Trotz scheinbar quantitativer Ausscheidung zu¬ 
geführter Salzmengen beim Gesunden steigt ohne ersichtlichen Grund der Salz¬ 
gehalt des Blutes, ebenso auch beim gesunden Tier, z. B. von 0,640 beim 
Kaninchen bis 0,7 °/ 0 . 

Herr Moor-Halle hat experimentell versucht, bei salzarmen Tieren nach Er¬ 
zeugung einer Nephritis (Urannephritis) durch Wasserzufuhr Ödeme zu erzielen. 
Das ist an Hunden 4 mal gelungen. Daher ist bei der Behandlung von Wasser¬ 
süchtigen nicht nur auf die Chlor-, sondern auch auf die Wasserzufuhr zu achten, 
um so mehr, als die Chlorentziehung nicht so harmlos ist wie man sie hinstellt. 
Zwei Hunde von 50—56 Pfd. sind bei kochsalzarmer, kalkreicher Kost ohne 
pathologisch-anatomischen Befund gestorben. Bei diesem Regime findet anfangs 
übereinstimmend mit Bunges Annahme stärkerer Kochsalz Verlust statt, aber 
nur ganz vorübergehend während der ersten Tage. Daher Vorsicht bei der 
therapeutischen Kochsalzentziehung! Fragen wir: Ist denn das Kochsalz über¬ 
haupt schädlich? das heißt, lassen sich Nephritiden bei Infektionskrankheiten 
durch Einschränkung der Kochsalzzufuhr verhüten, so scheint es, als ob diese 
Frage zu bejahen sei. 12 Scharlachfälle wurden mit gewöhnlicher Milchkost 
behandelt, 10 andere mit salzarmer Fleischkost. In der ersten Gruppe trat 6mal, 
in der zweiten bloß 2 mal Nephritis hinzu. 

Herr Lommel-Jena: Die nervöse »Phosphaturie« ist nicht häufig; eigentlich 
ist es eine Calcariurie. Das klinische Verhalten dieser Kranken schien auf eine 
Darmstörung als Ätiologie hinzuweisen. Doch fand Redner bei schwerem 
Katarrh, ja Amyloid das Verhältnis von Kot- zu Hamkalk normal und die Kalk¬ 
resorption ungestört. Auch im Tierexperiment mit arteficieller Colitis und intra¬ 
venöser Kalkinjektion ergibt sich keine Verschiebung der Relation. Die Ver¬ 
teilung zwischen Niere und Darm hängt nicht von einer Läsion des letzteren, 
sondern vielleicht von einer Störung im Zusammenspiel der Hormone ab, im 
Sinne Faltas. 

Herr Rothschild-Soden: Nicht nur die Brom Wirkung bei Epilepsie, auch die 
Jodwirkung bei Lues wird gesteigert durch Kochsalzentziehung. 

Nur hypertonische Exsudate sind einer alimentären Beeinflussung unzu¬ 
gänglich, nicht, wie Magnus-Levy meint, alle. 

Herr Gerhardt-Basel: Trotz schneller Wiederherstellung der Nierenpermea¬ 
bilität können noch nach Wochen die mikroskopischen Symptome andauern. 


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Kongreß-Bericht 


319 


Wie sind solche Fälle zu beurteilen, welches Kriterium ist das maßgebende? 
Eine weitere Schwierigkeit für die Auffassung liegt darin, daß subkutan injizierte 
Salzlösung sehr gut ausgeschieden wird, obwohl das im Körper enthaltene Salz 
retiniert wird. Jones unterscheidet eine rote Granulaniere und eine sekundäre; 
nur letztere ist eine eigentliche Nierenkrankheit, die andere eine Gefaßkrank- 
heit. Herzhypertrophie machen entgegen den Angaben Jones beide. Dagegen 
scheint tatsächlich eine fundamentale Verschiedenheit im Salzausscheidungsver- 
mögen zu bestehen, bezw. die unechte Schrumpfniere wird durch Dechlorurierung 
gebessert. 

Ist der präödematöse Zustand nach Widal als tiefes Oedem anzusehen? Es 
scheint fast so nach der Intoleranz solcher Kranker gegen NaHCO 8 . 

Herr Schott-Nauheim: Bohne hat schon im Jahre 1897 auf die Bedeutung 
des Chlomatriums hingewiesen. Es hängt aber viel ab von der Form der Koch¬ 
salzzufuhr, von ihrer Dosierung sowie davon, ob der Kranke Bewegung hat. 
Andererseits kann Appetitmangel, Gewichtsverlust, ja direkt ödem durch Salz¬ 
entziehung hervorgerufen werden. Cardiaca und Diuretica sind nicht etwa bei 
Herz-Nierenaffektionen beiseite zu lassen. 

Herr Falta-Wien: Joßlin hat vor einem Jahre die gleiche Beobachtung ge¬ 
macht, wie Blum sie mitgeteilt hat. Auch die sog. Haferödeme lassen sich oft 
durch Einschränkung des Bikarbonats hintanhalten. 

Herr Magnus-Levy- Berlin (Schlußwort): Gewichtszunahmen der schweren 
Diabetiker findet auch ohne Bikarbonatzufuhr statt; sie stellen eine Wiederher¬ 
stellung des normalen Wassergehalts dieser ausgetrockneten Patienten dar. 

Bezüglich der kochsalzarmen Diät sind Daten zu sammeln; unerklärlicher 
Tod von Hunden findet sich im Laboratorium auch ohne jede Änderung der 
Lebensweise. 

Herr Külbs-Kiel: Über die Herzgröße bei Tieren. 

Das Herzgewicht von Schwein und Rind schwankt von 3—4 pCt., während 
die Zahlen beim freilebenden Tiere, dem Reh und der Gemse, ziemlich konstant 
sind. Durch Arbeit bezw. Ruhe kat er beim Hunde große Verschiedenheiten 
der Proportionalgewichte erzeugen können, ohne daß eine chemische Differenz 
sich hätte feststellen lassen. 

Beim wilden Kaninchen ist das Herzgewicht 3,29, sinkt aber nach Wochen 
der Ruhe auf 2,51, ähnlich wie beim Stallkaninchen. Gleichzeitig nimmt das 
Gewicht der Skelettmuskeln zu. Die Schwankungen bei dem Stallkaninchen 
um den Mittelwert sind dabei viel größer geworden, ebenso der innere Fett¬ 
gehalt des Herzens. Kontrolliere haben gelbes, Arbeitstiere rotes Knochenmark. 

Herr F. Volhard-Mannheim: Über die Messung des diastolischen Druckes 
beim Menschen. 

Vortragender verwendet seit einigen Jahren ein transportables Quecksilber¬ 
manometer, das sehr gut oscillatorische Messungen gestattet, wenn während der 
Messung das druckerzeugende Gebläse abgeklemmt wird. Als Minimaldruck hat 
Vortragender den Punkt angenommen, bei welchem die Quecksilbersäule, die 
bei höherem Manschettendruck erst große, dann kleinere Oscillationen macht, 
bei weiterem Senken des Druckes plötzlich in Ruhe verharrt oder nur noch 
ganz kleine Meniscusschwankungen ausführt. 

Verfasser hat sich durch Messungen des systolischen und diastolischen Druckes 
in der menschlichen Arterie mittels zweier Hg-Manometer mit Maximum-Minimum - 
ventil davon überzeugt, daß dieser Punkt auffallend genau dem Minimaldruck in 
der Arterie entspricht. 

Man kann sich, wie Verfasser an einer Versuchsanordnung zeigt, an ausge¬ 
schnittenen Arterien, welche in ein mit einer Pipette verbundenes T-Rohr ein¬ 
gebunden sind, gut davon überzeugen, daß die größten Volumschwankungen bei 
Variationen des Innendruckes, nicht bei völlig entspannter Arterie, also im Stadium 
des Minimaldruckes, sondern erst dann auftreten, wenn der Außendruck den 
Innendruck übersteigt. 


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Kongreß-Bericht. 


Herr Langstein-Berlin: Diabetes und Glykosurie im Säuglingsalter. 

Nach einer Kritik der älteren Angaben über Zuckerausscheidung beim Säug¬ 
ling und Hervorhebung der alimentären Galaktosurie erwähnt Redner zwei von 
ihm beobachtete echte paroxysmale Traubenzuckerausscheidungen, die eine bei 
Krämpfen auf Grund von Hydrocephalus und eine ähnliche bei Anencephalie. 
Er berichtet sodann über einen Säugling, der im ganzen 200 g Zucker pro die 
erhalten hatte, ohne schwerere Darmerscheinungen zu zeigen. Erst sein Durst 
und die Steifheit der Windeln veranlaßte zur ärztlichen Untersuchung, und es 
ergab sich ein Diabetes mellitus. Dabei bestand schwere Acidosis. Nachdem 
durch zuckerfreie Ernährung der Urin zuckerfrei geworden war, erhielt das Kind 
zwei Tage lang hintereinander je 1 1 Hafersuppe durch die Sonde. Die Toleranz 
stieg nun auf 400 g Milch; auf 500 g wurden 0,6 °/ 0 ausgeschieden. Die thera¬ 
peutische Bedeutung der Hafermehlkur erhellt aus dieser Beobachtung aufs neue. 
Diese ist für die Kinderheilkunde von besonderem Interesse, da die Erfahrung 
die Notwendigkeit eines zweiten Kohlehydrates gezeigt hatte, wenn eine Intole¬ 
ranz gegen Fett eine Erhöhung des täglichen Milchzuckerquantums erheischt. 

Herr Kirchheim-Köln: Über das Verschwinden der Leberdämpfung bei ab¬ 
dominalen Erkrankungen. 

Das Verschwinden der Leberdämpfung im Endstadium der Peritonitis betrifft 
das ganze Organ und kann durch dessen Kantenstellung erklärt werden. Diese 
Erklärung ist unzutreffend im Anfangsstadium der Entzündung, für welches dieses 
Symptom von Sprengel hervorgehoben wurde. Hier findet man um so mehr 
von der Dämpfungsfigur erhalten, je mehr man sich dem lateralen Thoraxrand 
nähert. Im Endstadium der Peritonitis zeigt das Röntgenbild einen Hochstand 
des Zwerchfells, umgekehrt im Anfangsstadium. Allerdings sind seine Extensionen 
auch hier eingeschränkt. Eine Kantenstellung durch Darmaufblähung herbeizu¬ 
führen gelingt nicht, wohl aber findet sich diese autoptisch bei Peritonitis. Bläht 
man jedoch an der Leiche gleichzeitig durch die Trachea und den Darm auf, 
so reproduziert man das Bild des ungleichmäßigen Verschwindens der Dämpfung. 
Fixiert man das Organ durch eingestoßene Nadeln und eröffnet das Abdomen, 
so findet man, daß der bewegliche Abschnitt des Colons sich zwischen Leber 
und Bauchwand geschoben hat. Das gemeinsame Moment in beiden Fällen 
bildet die Erweiterung der unteren Thoraxapertur, hier durch passive Dehnung, 
im Initialstadium der Peritonitis durch aktive Muskelspannung, eine Art Defense 
des Zwerchfells, herbeigeführt. 

Herr Meinertz-Rostock: Etwas über Druck und Strömung in den Venen. 

Der Collaps der Hautvenen der Hand in bestimmtem Niveau (Venenphä¬ 
nomen) ist nicht vom Vorhofdruck allein abhängig. Es muß, wie auch Frey 
es tut, Blutfüllung und Gesamtquerschnitt der Venenbahn zur Erklärung heran¬ 
gezogen werden. Von Bedeutung ist dabei der Scheitelpunkt der Bahn in der 
Höhe der Vena subclavia, auf den v. Recklinghausen aufmerksam gemacht 
hat. Die Hautvenen collabieren, wenn bei erhobener Extremität die Vis a tergo 
infolge der abnehmenden Schwerkraftwirkung der Blutsäule genügt, in der Zeit¬ 
einheit die der zugeführten gleichen Blutmenge ohne Zuhilfenahme der oberfläch¬ 
lichen Bahnen zum Scheitelpunkt emporzuführen. Infolgedessen tritt das Venen¬ 
phänomen im Liegen, wo der Scheitelpunkt nicht höher liegt als der Vorhof, in 
einem im Verhältnis zum Vorhof tieferen Niveau ein als im Sitzen. 

Trotzdem Ist das Venenphänomen auch nicht als Maß für die Durchblutung 
der Extremität anzusehen, wie Versuche, bei denen die Durchblutung auf ver¬ 
schiedene Weise gesteigert wurde, zeigten. Offenbar ändert sich auch bei 
stärkerer Durchblutung meist nicht das Verhältnis zwischen Venenquerschnitt 
und Gesamtblutmenge. In einigen Fällen, besonders solchen mit Zirkulations¬ 
störungen, sind allerdings besondere Abweichungen in der Reaktion der peri¬ 
pherischen Gefäße vorhanden. (Fortsetzung folgt.) 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannatr. *21. 
Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 1. Haiheft 


1909 Nr. 9 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Aus dem Zuntzschen Physiologischen Institut und der Kr aus sehen Klinik 

zu Berlin. 

S&ueratoffvereorgun? und Circulation ln ihren kompensatorisehen 

Wechselbeziehungen . l ) 

Von 

J. Plesch. 

Meine Herren! Das Verständnis für die Physiologie und Pathologie der 
Sauerstoffversorgung des Organismus ist gegeben durch unser Wissen vom 
Minutenvolumen des Herzens. 

Mit der nunmehr zahlenmäßig bestimmbaren Größe des Minutenvolumens 
bei Gesunden und Kranken, wie sie durch meine Studien möglich geworden ist, 
wird aber außerdem die Berechnung einer ganzen Reihe von Größen im Kreis¬ 
lauf zugänglich. Bisher nur vermutete hämodynamische Beziehungen gewinnen 
eine feste beweisbare Grundlage, neue Gesichtspunkte sind gegeben. 

Das Minutenvolumen beim gesunden Menschen ist zum erstenmal von Löwy 
und v. Schrötter bestimmt worden allerdings mit einer Methode, die praktisch 
wegen der äußerst schwierigen Technik (Bronchoscopie-Tamponade eines Lungen¬ 
abschnittes) klinisch nicht in Betracht kam. Über das Minutenvolumen bei krank¬ 
haften Veränderungen hatten wir überhaupt keine sicheren Angaben. 

Ich habe die Prinzipien der Bestimmung des Minutenvolumens bereits in 
Kürze publiziert. 2 ) Die ausführliche Darstellung meiner hämodynamischen Studien 
ist bereits erschienen. 3 ) Hier nur soviel: wir ermitteln den Minutensauerstoffver¬ 
brauch des Organismus, wir ermitteln zweitens die Sauerstoffkapazität des Blutes, 
wir ermitteln drittens in besonderer Weise den Sauerstoffgehalt des venösen 
Blutes. Die Differenz zwischen arteriellem und venösem Blute kommt zu Stande 
durch den Sauerstoffverbrauch des Organismus, da wir diese Größe mittels des 
Zuntzschen Respirationsapparates bestimmen können, wissen wir das Folgende: 
die Differenz zwischen arteriellem und venösem Sauerstoffgehalt sagt uns, daß 
100 ccm Blut z. B. A ccm Sauerstoff an den Körper abgegeben haben. Nun 
braucht aber der Körper B ccm, wieviel ccm Blut sind in einer Minute nötig, 
um diese Menge Sauerstoff zu beschaffen, d. i. dann die Menge, die in einer 
Minute das Herz passiert hat, eben das Minuten volumen. Diese Größe, dividiert 
durch die Pulszahl, ergibt das Schlagvolumen. 

Ich fand das Minutenvolumen beim gesunden Menschen im Mittel zu 4,3 1 
und das Schlagvolumen zu 60 ccm. Die Maxima und Minima der gefundenen 


l ) Vortrag, gehalten am XXVI. Congress f. innere Med. in Wiesbaden 1909. 

*) Deutsche Med. Wochenschrift 1909, Nr. 6, S. 239. 

3 ) Haemodynamische Studien. Berlin 1909, A. Hirschwald. 

N. P. IV. Jahrg. 21 


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Werte liegen für das Minutenvolumen zwischen 3 und 5 1 und für das Schlag¬ 
volumen zwischen 40 und 80 ccm. Diese Differenzen sind nicht erheblich, wenn 
wir bedenken, daß individuelle Unterschiede von 10 und 20 °/ 0 in dem Hämo¬ 
globingehalt oder wissenschaftlicher ausgedrückt, in der Sauerstoffkapazität des 
Blutes physiologisch Vorkommen, wenn wir weiter bedenken, daß der Sauerstoff¬ 
verbrauch des Körpers auch bei Ruhe, nicht unerheblich variiert, und endlich, 
daß in der Ausnützung des arteriellen Sauerstoffes Differenzen bestehen. Über 
diesen letzten Faktor hatten wir bisher kaum richtige Vorstellungen. Erst meine 
Bestimmungen des Gasgehaltes im Blute gewissermaßen des rechten Herzens 
haben darüber belehrt, daß die Ausnützung des arteriellen Sauerstoffes individuell 
sehr erheblichen Schwankungen unterliegt. 

Ich darf vielleicht in Ihr Gedächtnis zurückrufen, daß ich diese Zusammen¬ 
setzung des rechten Herzblutes aus derjenigen Luft bestimme, die mit diesem 
Blute in Spannungsgleichgewicht stand. Wir lassen das Individuum in ein Sack¬ 
system atmen, welches gewissermaßen eine Erweiterung der Lungenalveolar¬ 
säcke darstellt. In diesem Sack wird ein Spannungsausgleich eintreten müssen, 
mit dem venösen Lungenblute. Durch Einsetzen der analytischen Werte des 
Sauerstoffes und der Kohlensäure, welche für diese in der Sackluft gefunden sind, 
in die sogenannte Dissociationskurve erhalten wir den Wert für den Sauer¬ 
stoffgehalt des venösen Blutes. Wir erfahren also mit dieser praktisch 
einfach auszuführenden und den Kranken kaum belästigenden 
Methode, wieviel Sauerstoff vom Organismus aus dem arteriellen 
Blute verbraucht worden ist, wenn wir nur noch außerdem die Sauer¬ 
stoffkapazität des Blutes feststellen. 

Ich habe in meinen Versuchen gefunden, daß die Ausnützung des arteriellen 
Sauerstoffes im Mittel 29 °/ 0 ausmacht, sodaß das Blut noch mit 68 bis 70°/ 0 
Sauerstoff beladen nach dem Herzen zurückkehrt. In pathologischen Fällen oder 
in der Arbeit kann dieser Wert bis auf 52 °/ 0 sinken. Die geringste Ausnützung, 
die ich beim Menschen gefunden habe, war eine Sättigung des venösen Blutes von 
78°/o, nur eine Ausnahme-Kategorie existiert: strömt in die Arteria pulmo- 
nalis nicht nur Blut aus dem rechten Herzen, sondern bei offener Communi- 
cation mit dem linken Herzen ein arteriell venöses Mischblut, so gelangt ein sauer¬ 
stoffreicheres Blut in die Lunge, reicher als es sonst je der Fall ist. Ich habe Werte 
des Blutes in der Arteria pulmonalis über 78 °/ 0 nur in 2 Fällen von kongeni¬ 
talem Vitium gefunden. In einem Fall handelte es sich um eine Persistenz des 
Ductus Botalli, im anderen wahrscheinlich um ein offenes Foramen ovale. Hier 
fanden wir Zahlen von 82 und 85°/ 0 Sauerstoff im venösen Blute, andere kon¬ 
genitale Vitien ohne solche Communication, wie z. B. die Pulmonalstenose gaben 
normale Werte. So kann man die Sackversuche geradezu benutzen 
als ein diagnostisches Mittel zur Entscheidung der Frage nach dem 
Vorhandensein einer Communication zwischen rechtem und linkem 
Ventrikel. 

Es fragt sich, warum der Organismus den Sauerstoffverbrauch nicht besser 
ausnutzt, d. h. warum das Blut noch mit 70°/ 0 Sauerstoff zum Herzen wieder¬ 
kehrt. Mir scheint der Grund darin zu liegen, daß für eine plötzliche Be¬ 
wegung, z. B. einer Extremität, der erhöhte Sauerstoffbedarf aus dem gerade die 
Extremität durchströmenden Blute genommen werden muß; der Muskel kann 
nicht warten, bis das Minutenvolumen durch Anpassung an den Bedarf mit dem 
nächsten Kreislauf, d. h. eine Minute später den nötigen Sauerstoff liefert. Aus 


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solcher Extremität, um bei diesem Beispiele zu bleiben, wird dann freilich ein 
viel besser ausgenutztes Blut zurückfließen. Das gesamte Mischblut aber wird 
das kaum erkennen lassen. Diese Überlegung zeigt am besten, daß Gaswerte 
an einer Körpervene für unsere Zwecke nicht zu brauchen sind. Immerhin spielt 
dies Mittel, durch bessere arterielle Ausnutzung den Erhöhten Sauerstoffbedarf 
bei der Muskelarbeit zu decken, für länger fortgesetzte Arbeit eine unterge¬ 
ordnete Rolle im Vergleich zur Erhöhung des Minutenvolumens. Der normale 
Organismus trachtet bis aufs äußerste den Sauerstoffspiegel des venösen Blutes 
auf einer ganz bestimmten Höhe zu erhalten. Dort wo dies nicht mehr möglich 
ist, können wir die obere Grenze der Ermüdung ansetzen. Steigern sich die an 
die Circulation gestellten Anforderungen, so muß das Herz seine Tätigkeit ein¬ 
schränken, und dies ist nur möglich, wenn der arterielle Sauerstoff besser als es 
in der Ruhe geschieht — ausgenutzt wird — das ist aber das erste Zeichen 
der Ermüdung. Höchstens eine Verdoppelung des Sauerstoffverbrauches durch 
die Arbeit wäre lediglich mittels einer Ausnützung des Blutes bis auf 60 °/ 0 mög¬ 
lich. Zum mindesten jede weitere Vervielfachung des Sauerstoffbedarfes muß 
mit einer Erhöhung des Minutenvolumens einhergehen. Eine Erhöhung des 
Sauerstoffbedarfes um das 22 fache des Ruhewertes ist bei maximalster Arbeit 
für kürzere Zeit beobachtet worden. Wir können daraus auf eine allerdings 
maximalste Erhöhung des Minutenvolumens auf 48 1 und des Schlagvolumens 
selbst, wenn wir eine Steigerung bis auf 200 Pulse annehmen, eine Steigerung 
des Schlagvolumens auf 240 ccm berechnen. Das ist wohl aber auch das 
Maximalste, was das Herz an Blutbeförderung und Arbeit zu leisten fähig ist. 
Ein Maß, das wir, wie Sie hören werden, bei manchen pathologischen Prozessen 
selbst dauernd in der Ruhe annähernd finden können. 

Bezüglich des Schlagvolumens bei Krankheiten will ich hier nur erwähnen, 
daß bei allerdings kompensierten Vitien, z. B. bei Mitralstenose, wir das Schlag¬ 
volumen durchaus nicht kleiner gefunden haben, wie man nach der Mechanik 
des Klappenfehlers vielleicht denken könnte, ja, es kann selbst das Schlagvolumen 
erhöht sein, ebenso das Minutenvolumen. Es scheint, als ob in diesen Fällen 
gewissermaßen eine Hypercompensation des Vitiums eintreten könnte. Übrigens 
muß, das sei im Hinblick auf das Wort Asystolie nur gestreift, auch bei einem 
noch so decompensierten Vitium soviel Blut in den Kreislauf geworfen werden, 
daß wenigstens der Ruhebedarf des Körpers gedeckt ist. Von den Klappenfehlern 
sei nur noch bemerkt, daß durch meine Methode nur dasjenige Schlagvolumen zu 
ermitteln ist, welches von der Aorta peripherwärts weiterströmt, über die regur- 
gitierenden Blutmengen, z. B. bei der Aorteninsuffizienz oder diejenigen Mengen, 
welche bei der Mitralinsuffizienz in den Vorhof zurückgeworfen werden, erhalten 
wir keinen Aufschluß. Wir müssen also gewissermaßen zweierlei Schlagvolumina 
auseinanderhalten: Das dem Körper zugute kommende Volumen, das ich als 
systolisches Fördervolumen bezeichnen möchte, andererseits das Volumen, 
welches der Ventrikel ungeachtet des Weges bei einer Systole aus sich heraus¬ 
wirft, das systolische Totalvolumen. Diese Unterscheidung kommt nur bei 
den Insuffizienzen der Herzklappen in Betracht, da bei den Stenosen beide 
Volumenarten gleich sind. 

M. H.! Ich habe vor zwei Jahren an dieser Stelle eine Bestimmung der Ge¬ 
samtblutmenge Ihnen vorgetragen, die ich seither, besonders was die Kohlen¬ 
oxydinhalationsmethode anlangt, verbessert habe; in Gemeinschaft mit Zuntz 
habe ich ein Verfahren beschrieben, mittels dessen solche Bestimmungen bequem 

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Original-Artikel. 


und sehr genau klinisch auszuführen sind. Ich habe in vielen Fällen die Blut¬ 
mengenbestimmung neben der Bestimmung des Minutenvolumens durchgeführt. 
Kennt man die Blutmenge, die in der Minute vom Herzen gefördert wird, so 
weiß man auch, in wieviel Minuten die gesamte ermittelte Blutmenge einmal 
das Herz passiert hat, d. h. man kennt die Umlaufsdauer; sie ist am lebenden 
Menschen zum ersten Mal jetzt bestimmt. Es stellte sich bei dieser Berechnung 
heraus, daß beim gesunden Menschen die Blut menge 5°/ 0 des Körpergewichts 
beträgt und daß ein Umlauf im Mittel in 55 Sekunden und mit 65 Puls¬ 
schlägen ausgeführt wird. Diese Berechnung stützt sich nicht, wie alle bis¬ 
herigen, auf angenommene Werte, sondern auf Faktoren, die ich sämtlich 
experimentell festgestellt habe. Bei maximalster Muskelarbeit könnte die 
Umlaufsdauer bis auf 5 Sekunden beschleunigt werden. Ähnliche gewaltige Be¬ 
schleunigungen fand ich als ständig vorhanden bei Anämischen, wenn nämlich 
die Gesamtblutmenge bei ihnen abgenommen und das Minutenvolumen gewaltig 
zugenommen hat. Umgekehrt ist bei großem Minutenvolumen solcher Anämien, 
die eine Vermehrung der Gesamtblutmenge zeigen, — ich fand das häufig bei 
Chlorosen — die Umlaufsdauer nur in geringerem Maße beschleunigt. Ich fand 
für die Umlaufsdauer bei Anämien Werte von 7—30 Sekunden, im Gegensatz 
zur Normalumlaufsdauer von 55 Sekunden. Diese Schwankung steht im wesent¬ 
lichen in direktem Zusammenhänge mit dem Grade der Hämoglobinarmut. Wir 
können etwa sagen, je größer die Anämie, umso schneller der Umlauf. 

Bei den Nephritiden habe ich gezeigt, daß die Blutmenge fast um das 
Doppelte vermehrt sein kann. Hier haben wir die längste Umlaufsdauer be¬ 
obachtet, zumal das Minutenvolumen nicht erhöht war. 

Auch die sogenannte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes ist von mir 
festgestellt worden. So fand ich, daß bei dem gesunden Menschen das Blut mit 
einer translatorischen Geschwindigkeit von 42 cm in der Sekunde sich fortbe¬ 
wegt. Es wird natürlich diese Geschwindigkeit mit der Erweiterung der Ge- 
faßbahn abnehmen. Sie ist deshalb in den Capillaren am kleinsten. Was wir 
aus dieser Zahl lernen, ist, daß das Blut zu den Gefäßen zweiter und dritter 
Ordnung sehr schnell gelangen muß. Habe ich Ihnen eben gezeigt, daß die 
Umlaufsdauer 55 Sekunden beträgt, so wird für den Weg in den großen und 
mittleren Gefäßen nur etwa der zehnte Teil der gesamten Umlaufsdauer für 
einen Blutstropfen verstreichen. Ein Blutstropfen, der vom Herzen nur den ganz 
kurzen Weg durch den Pectoralis zu nehmen hat, braucht also kaum viel 
weniger Zeit, als einer, der die Capillaren einer Zehe zu passieren hat. 

Bei den Anämien ist die translatorische Strömungsgeschwindigkeit bis 185 cm 
pro Sekunde gesteigert. Diese ganz kolossale Geschwindigkeit, mit welcher das 
Blut durch die Aortawurzel strömt, erklärt uns das Geräusch, welches wir bei 
der Systole des Herzens hören können. Ist der Abfluß so schnell, so ist auch 
der Zufluß sehr beschleunigt und wir finden diese Beschleunigung der Strömungs¬ 
geschwindigkeit in dem, bei den Anämikern so oft ausgeprägten Nonnensausen 
über der Jugularis. 

Und nun noch zur Herzarbeit: Wenn das Herz in die Aorta bezüglich in 
die Arteria pulmonalis sein Blut austreibt, hat es dabei folgende Arbeit zu 
leisten: 1. das Einpressen des Blutes in die Aorta unter Überwindung der in 
dieser herrschenden Spannung, das nennen wir Hubarbeit, 2. muß das Herz dem 
Blute die Geschwindigkeit erteilen, mit der es dann in der Aorta weiterströmt, 
das ist die sogenannte Strömungsarbeit. Die Strömungsarbeit macht nach 


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meiner Berechnung 1 °/ 0 der Hubarbeit aus, sodaß wir diese füglich ver¬ 
nachlässigen können. Es beziehen sich demnach unsere Betrachtungen im 
wesentlichen auf die Hubarbeit. Die Hubarbeit hängt von dem Minutenvolumen 
und von dem Blutdrucke ab. Diese zwei Faktoren bestimmen ihre Größe. Die 
Hubarbeit des ganzen Herzens beträgt nach meinen Zahlen in der Ruhe und in der 
Minute 10 mkg, sie kann bei größter Arbeit bis auf das Zehnfache an wachsen. 
Wir wissen, daß für 1 mkg Arbeit ein Muskel 1,3 ccm Sauerstoff braucht, dem¬ 
entsprechend wird das Herz für sich in der Ruhe 13, bei maximalster Arbeit 
bis 160 ccm Sauerstoff brauchen, das macht etwa 5,2 °/ 0 des Gesamtsauerstoff¬ 
bedarfs aus. Aus diesen Daten berechnete ich die Blutversorgung des Herzens 
durch dieCoronararterien. Es passiert durch den Herzmuskel in einer Minute 200 ccm 
Blut, es wird also 4,8 °/ 0 des Gesamtkreislaufs den Coronarkreislauf passieren. 
Berechnen wir diese Menge auf das Kilogramm Herzgewicht, so ergibt sich, 
wenn wir das Herzgewicht für 1 / 3 kg annehmen, daß durch das Kilogramm Herz 
in einer Minute 600 ccm Blut fließt. Demnach ist die Durchblutung des Herzens 
eine zehnmal bessere als die des gesamten Körpers, da das auf ein Körperkilo 
fallende Minutenvolumen 60 ccm beträgt. Nur auf diese Weise wird es verständ¬ 
lich, daß die bei der Arbeit auftretenden Ermüdungsprodukte so schnell aus dem 
Herzmuskel geschafft werden können, was bei dem nie ermüdenden Herzmuskel 
von wichtigster Bedeutung ist. Wir verstehen die Leistungsunfähigkeit bei 
Coronarsclerose, daß bei ihr der gesamte Körper einer erhöhten Muskelleistung 
nicht nachkommen kann, wenn dafür die Herzarbeit in einem Maße steigen müßte, 
für welche die Coronararterien eine genügende Menge Sauerstoff nicht durch¬ 
lassen, so daß der Herzmuskel Gefahr läuft, zu ersticken. 

Auch die Atmungsarbeit wurde in meinen Fällen berechnet. Ich fand sie 
um */i größer wie die Herzarbeit. 

Bei einer Erhöhung des Minutenvolumens, wie sie z. B. für die Anämie 
üblich ist, wird dementsprechend auch die Herzarbeit eine größere sein. Kraus 
hat zuerst auf einen erhöhten Sauerstoffbedarf der Anämiker hingewiesen. Die 
vermehrte Herz- und Atmungsarbeit der Anämiker, die eine direkte 
Folge der Anämie ist, genügt rechnerisch vollkommen, die Er¬ 
höhung des Gesamtsauerstoffbedarfs beim Anämiker zu erklären 
und stellt die Kosten der Compensation der Haemoglobinarmut dar. 

Soviel in Kürze über die dynamischen Faktoren der Circulation. Staunend 
sehen wir wiederum auf die Leistung des Herzmuskels, wenn wir bedenken, 
daß er in einem Leben von auch nur 60 Jahren, ohne auszuruhen, etwa 350 
Millionen mkg leistet, daß er dabei aus seinen Herzhöhlen in den Kreislauf 
2800 Millionen Liter Blut wirft. 

Kritik der Methode. 1 ) 

Die Grundlagen der Methode, welche im Vorstehenden geschildert worden 
sind, gehen davon aus, daß der Gasaustausch durch die Lungenwand nach 
physikalischem Gesetz erfolgt, d. h., daß die Gase vom Orte höherer 
Spannung zum Orte niederer Spannung wandern. 

Diese Anschauung ist bekanntlich von Bohr angefochten worden, der auf 
Grund verschieden variierter Versuche, welche er teils allein, teils in Gemein¬ 
schaft mit mehreren seiner Schüler ausführte, zu dem Schlüsse kam, daß secre- 


*) Diskussionsbemerkung. 


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torische Prozesse den Durchtritt der Gase durch die Lungenwand beherrschen. 
Eine Kritik dieser Untersuchungen ergibt jedoch, daß gegen fast alle sich Ein¬ 
wendungen erheben lassen. Teils sind die Zahlenwerte Bohrs an sich nicht 
eindeutig, teils ist die angewandte Versuchsmethode nicht so durchgebildet, um 
so weitgehende Schlüsse zuzulassen und teils sind die Schlußfolgerungen Bohrs 
zu weitgehende. Bis jetzt liegen einige Versuche Bohrs vor, welche die physi¬ 
kalische Erklärung des Gasdurchtritts durch die Lunge allerdings nicht zulassen. 
Diese beziehen sich auf die Abgabe der Kohlensäure vom Blute in die Lunge 
beim Einatmen eines kohlensäurehaltigen Gasgemisches. Hier scheint es gegen 
einen interalveolaren Kohlensäuredruck, der erheblich höher war als der Kohlen¬ 
säuredruck im venösen Blute, zu einer Abgabe von Kohlensäure aus dem Blute 
gekommen zu sein. Eine Nachprüfung dieser Versuche erscheint notwendig. 
Erweisen sie sich als richtig, so würde es sich noch fragen, in wie weit diese 
Ergebnisse sich übertragen lassen auf das Verhalten des Gasaustausches bei 
Atmung normaler atmosphärischer Luft. Vor der Hand kann man die Bohrsche 
Auffassung noch nicht für so weit gesichert ansehen, um die physikalische 
Theorie, mit der alle sonstigen Tatsachen vollkommen harmonieren, zu verlassen, 
zumal die neuen Versuche von Loewy und Zuntz ergeben, daß keine aktive 
Zelltätigkeit beim Gasverkehr zwischen Lungenluft und Blut eine Rolle spielt. 
Sie durchströmten Froschlungen mit Kohlensäure derart, daß die Kohlensäure 
einmal von innen nach außen, das andere Mal von außen nach innen strömen 
mußte. Es hätten dann, wenn eine secretorische Tätigkeit die Strömung beein¬ 
flußt hätte, die Strömungsgeschwindigkeiten verschieden sein müssen, und dies 
war weder bei der toten noch bei der lebenden Lunge der Fall. 

Aber selbst im Falle, daß die gassecretorische Tätigkeit der 
Lungenzelle erwiesen wäre, so würde dies die mit unserer Methode 
gefundenen Werte nicht alterieren, denn die von Bohr gefundenen Ver¬ 
schiedenheiten sind von den von uns angenommenen Werten so wenig ab¬ 
weichend, daß sie für unsere Berechnung kaum in Betracht kommen. 

Nimmt man die physikalische Theorie als richtig an, so wäre die Frage 
aufzuwerfen, ob bei dem raschen Verlauf des Versuches der Ausgleich zwischen 
der Sackluft und dem Blute erfolgen kann? Es ist keine Frage, daß dies der 
Fall ist, denn sonst könnte physiologisch bei der großen Geschwindigkeit des 
Blutstromes weder die Arterialisierung noch die Kohlensäureabgabe erfolgen. 
Ja wir müssen sogar annehmen, daß der Ausgleich noch viel rascher vor sich 
gehen kann, als es bei unsem Ruheversuchen der Fall ist; denn wir finden 
doch noch eine ungestörte Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureabgabe in den 
Fällen, wo in der Arbeit der respiratorische Stoffwechsel und mit ihm die Strom¬ 
geschwindigkeit zu dem 20 fachen und darüber des Ruhewertes ansteigt. 

Diesen praktischen Tatsachen entsprechen auch die theoretischen Über¬ 
legungen und Experimente von Zuntz und Loewy, an deren Ausführungen 
ich mich im Folgenden halte. 

Für die Hydrodiffusion der Gase kommen nach Hüfner in Betracht die 
Aufnahmefähigkeit der Flüssigkeit für das Gas, die Absorption desselben, die 
Masse der einzelnen Gasmoleküle und das Molekulargewicht des Gases. Die 
durch eine Flüssigkeitslamelle von 1 qcm Querschnitt in einer Minute diffun¬ 
dierende Gasmenge v qcm ist dem Absorptionskoeffizienten a eben dieser Flüssig¬ 
keit direkt und der Quadratwurzel aus dem Molekulargewicht m umgekehrt 
proportional; sie ist auch direkt proportional der Konzentration, welche das Gas 


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in der einen und der anderen Grenzschicht der Flüssigkeit besitzt und umge¬ 
kehrt proportional der Dicke (dmm) der zu durchwandernden Schicht. Die 
Konzentration eines Gases in einer Flüssigkeit wiederum ist, so lange nur physi¬ 
kalische Kräfte in Betracht kommen, proportional der Spannung, welche das 
etwa über der Flüssigkeit stehende Gas besitzt. Der Partiardruck p wird durch 
die Quecksilberhöhe ausgedrückt, mit welcher das Gleichgewicht gehalten würde, 
wenn es allein vorhanden wäre. 

Diese Beziehungen sind von Zuntz und Loewy in folgender Formel aus¬ 
gedrückt : 

_ a ( pi — Pa) c 
V ~ 760 V m . d 

In dieser Formel bedeutet c eine von der Natur der Flüssigkeit und der 
Temperatur abhängige Zahl, die für Wasser von 37° C. = 0,0649 beträgt; 
px und p 2 sind der Partiardruck des betreffenden Gases an der äußeren und 
inneren Seite der Flüssigkeitslamelle. Für uns kommt in Betracht: Der Ab¬ 
sorptionskoeffizient für Sauerstoff bei Körpertemperatur = a = 0,0239; das Mole¬ 
kulargewicht des Sauerstoffs = m = 32 also Vm = 5,66. Unter normalen Ver¬ 
hältnissen ist nach den direkten Messungen von Pick die Dicke der Lungen¬ 
alveolenwand d = 0,004 mm, bei normal mit Blut gefüllten Alveolarsepta 10,7 /i; 
Pi—Pa ist gleich der Differenz des Partiardruckes des Sauerstoffes in den Lungen¬ 
alveolen, und der Spannung der Mischung von sauerstoffhaltigem und sauerstoff¬ 
freiem Hämoglobin, welches sich in den Lungencapillaren befindet. Der Partiar¬ 
druck der Luft in den Lungenalveolen beträgt bei Atmosphärendruck 713,4 mm, 
somit der Partiardruck des Sauerstoffs 114 mm. 

Das Alveolarseptum grenzt auf beiden Seiten an Luft, daher braucht der 
Sauerstoff, selbst wenn er bis zur Mitte vorzudringen hätte, nur einen Weg 
zurtickzulegen, der der Hälfte der Dicke des Alveolarseptums entspricht, also 
5,35 fl. 

Da das Epithel der Alveolen beim Erwachsenen sehr niedrig ist, die Capil- 
laren aber mit einem Teil ihres Umfanges in den Hohlraum der Alveolen hinein¬ 
ragen, da ferner die Hauptmasse der Wand durch das Capillametz selbst ge¬ 
bildet wird, ist es klar, daß der Weg des Sauerstoffs von der Alveolenoberfläche 
bis zum Hämoglobin im Mittel höchstens halb so groß ist als der berechnete 
Maximalweg sein kann, also 2,7 fl betragen dürfte. Größer ist der Weg nur 
zu jenen Capillaren, welche dem Boden der Alveolen angehören und daher nur 
von einer Seite mit Luft in Berührung stehen; hier mag er im Mittel der halben 
Wanddicke = 5,4 fl entsprechen. Da bei weitem die meisten Capillaren den 
Alveolarseptis angehören, kann die Annahme Hüfners, daß die mittlere Weg¬ 
länge des Sauerstoffs bis zum Blutkörperchen höchstens 0,004 mm betrage, an¬ 
genommen werden. Bei der Annahme, die auch durch meine Versuche be¬ 
gründet wird, daß die beim Eintritt des Venenblutes in die Lunge herrschende 
Spannungsdifferenz von wenigstens 70 mm durch die Anreicherung des Blutes 
mit Sauerstoff schließlich ausgeglichen wird, so daß im Mittel eine Spannungs¬ 
differenz von nur 35 mm wirksam wäre, also (px—p 2 ) = 35 und Einsetzen der 
übrigen Zahlen wäre die angegebene Loewy-Zuntzsche Formel in Zahlen 


v 


0,0239.35.0,0649 
760.5,66.0,004 


— 0,006756 ccm 


das ist die Sauerstoffmenge, welche in einer Minute durch ein Quadratcenti- 
meter Alveolenwand eintreten kann. Da die ganze Atmungsoberfläche 


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nach Hüfner auf 140 qm zu schätzen ist, so kann in einer Minute 
1400000 X 0,006756 — 9495 ccm Sauerstoff aufgenommen werden, also 
fast 10 Liter. 

Die Triebkraft, welche genügt, um bei Körperruhe den Organismus aus¬ 
reichend mit Sauerstoff zu versorgen, ist nach Loewys Berechnungen 1 mm 
Sauerstoffdruck. 

Da der Absorptionskoeffizient der Kohlensäure 30 mal größer ist als der des 
Sauerstoffs, und in Anbetracht dessen, daß der Diffiisionskoeffizient nur etwas 
geringer ist, wird die Diffusionsgeschwindigkeit der Kohlensäure 
mindestens 20mal größer sein, als die des Sauerstoffes, so daß wir 
alles, was wir über die Aufnahme des Sauerstoffes gesagt haben, in 
20fach multiplizierter Form für die Kohlensäureabgabe auch an¬ 
wenden können. 

Ziehen wir also diese kolossale Aufnahmefähigkeit der Lunge in 
Betracht, und vergleichen diese Zahl mit dem normalen Minuten¬ 
werte von 200—300 ccm Sauerstoffverbrauch und etwa 200—250 ccm 
Kohlensäureproduktion, so wird ein eventuelles Bedenken für die 
Möglichkeit eines raschen Gasausgleiches ohne weiteres hinfällig. 
Man sieht auch gleichzeitig aus diesen Zahlen, wie minimale Span¬ 
nungsdifferenzen schon genügen, um einen Gasaustausch hervorzu¬ 
rufen und daß das Spannungsgleichgewicht zwischen Sackluft und 
Blutgasen ein vollkommenes sein muß. 

Nimmt man also die physikalischen Grundlagen für die Bestimmung der 
Blutgase als richtig an, so wäre noch die Frage aufzuwerfen, ob die Werte für 
die Spannungen, die man auf dem beschriebenen indirekten Wege erhält, als 
Werte zu betrachten sind, die den Spannungen bei vollkommen ruhigem Atmen 
und bei normal ruhigem Kreislauf entsprechen. 

Aus den Versuchen von Loewy und v. Schrötter ergab sich, daß nach 
Absperrung eines Lungenteils das Atemvolum pro Minute gegen vorher unver¬ 
ändert blieb. Da nun ein mehr oder weniger großer Teil der Lunge 
ausgeschaltet war, mußten die noch atmenden Partien der Lunge 
entsprechend intensiver atmen, wenn das Atemvolum nicht gegen 
vorher sinken sollte. Durch diese intensivere Atmung mußte es zu 
einer Beschleunigung des Blutstromes kommen, was zu einer höheren 
Sauerstoff- und einer verminderten Kohlensäurespannung des 
venösen Blutes führen mußte. Andererseits mischte sich das aus 
den abgesperrten Lungenabschnitten venös in die Pulmonalvenen 
abströmende Blut dem arteriellen Blute bei, wodurch im Gegensatz 
zu dem eben besprochenen Vorgänge eine stärkere Venosität schon 
des arteriellen und demgemäß auch des Venenblutes sich ergeben 
mußte. 

Spezielle Beobachtungen von Loewy und v. Schrötter scheinen es zu 
zeigen, daß die beiden eben genannten entgegengesetzten Wirkungen des Ab¬ 
schlußes von Lungenteilen sich teilweise aufheben, so daß die experimentellen 
Zahlen, wenn sie auch dadurch beeinflußt worden sind, doch annähernd die 
Spannungen des Venenblutes bei Körperruhe angeben. Immerhin erklärt es 
eben dieser Umstand, daß die von Loewy und v. Schrötter angegebenen 
Sauerstoffspannungen tiefer liegen, als meine Werte. Nun gibt es Versuche 


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bei Loewy und v. Schrötter, wo infolge mangelhafter Einübung der Ver¬ 
suchspersonen oder aus anderen nicht zu ergründenden Ursachen während des 
Versuches ein viel größeres Atemvolum vorhanden gewesen ist, als in der Ruhe 
außerhalb des Versuches. Diese Versuche können nicht als Ruhe versuche 
angesehen werden, sondern zeigen Werte an, die der beschleunigten Circulation 
zukommen. 

Bei den Versuchen, wo eventuell die Zusammensetzung des Armvenen- 
blutes zur Berechnung des Minutenvolumens herangezogen wurde, kommen 
andere zu kritisierende Momente in Betracht. Zunächst ist die Zusammen¬ 
setzung des Armvenenblutes nicht konstant, denn sie variiert innerhalb sehr 
großer Grenzen, je nachdem sich der Arm in Arbeit oder Ruhe befindet. Dann 
ist die Gewinnung des Blutes nur möglich, wenn wir die Venen angestaut haben, 
was bei derartigen Versuchen absolut unzulässig ist. Aber selbst dort, wo wir 
den Arm in Ruhe gebracht haben und auch darauf achten, daß wir kein ge¬ 
stautes Blut zur Analyse gewinnen, wird das Armvenenblut in seiner Zusammen¬ 
setzung nicht den Gasspannungen des Blutes im rechten Herzen entsprechen. 
Im rechten Herzen mischt sich das aus allen Organen zusammenströmende Blut, 
so daß wir Werte, welche auf die Circulation des Gesamtorganismus 
bezogen werden können, nur dann erhalten, wenn wir das Lungen¬ 
venenblut untersuchen. 

Bei dem Sackversuch spielen Bedenken, welche aus einer verstärkten Atmung 
und damit erzeugten schnellen Blutcirculation sich ergeben, im Gegensatz zu den 
Loewy und v. Sehröttersehen Versuchen keine in Betracht kommende 
Rolle. Hier kommt es nur darauf an, daß vor Beginn des Versuches 
einige Zeit eine vollkommen ruhige Atmung bestand. Nur das Ver¬ 
halten bis zum Moment des Beginnes der Sackatmung kann ja das Resultat 
der Gasmischung beeinflussen. 

Da bei unserm Versuch nur ein einziger Blutkreislauf in Betracht 
kommt, so wird, wie auch die Sackatmung sich gestalten und welche 
Veränderung der Circulation während ihrer Dauer eintreten mögen, 
alle Spannung der Gase im Sacke sich auf das Niveau derjenigen ein¬ 
stellen müssen, die während des letzten normalen Kreislaufes vor 
Beginn der Sackatmung im Venensystem vorhanden waren. Eine 
Fälschung der Spannungswerte könnte nur eintreten, wenn, was prak¬ 
tisch mit Sicherheit vermieden wird, der Versuch so lange ausge¬ 
dehnt würde, daß Venenblut in die Lungen einströmt, welches einem 
Kreislauf angehört, der erst nach Beginn der Sackatmung eingesetzt 
hat. Denn nach Beginn der Sackatmung, d. h. nach Abschluß der atmosphä¬ 
rischen Luft, strömt ein nicht mehr normal arterialisiertes Blut von der Lunge 
zum linken Herzen, das venöse Blut des nun folgenden großen Kreislaufes hat des¬ 
halb nicht mehr normale Spannungen. Daß solches Blut in die Lunge zurückkommt, 
ist ausgeschlossen, wenn der Versuch nicht länger als eine Umlaufszeit dauert. 

Bohr und Henriques haben Versuche ausgeftihrt, um zu sehen, ob die 
Oxydation im Körper allein oder auch in den Lungen stattfindet. Sie kamen 
zu dem auffallenden Ergebnis, daß in den Lungen normal eine Umsetzung 
stattfindet, mittels deren Kohlensäure gebildet und Sauerstoff verzehrt wird, 
und zwar so, daß das Verhältnis dieser beiden Prozesse zu einander sich 
je nach dem Zustande des Organismus und den verschiedenen an diesen ge- 
N. F. IV. Jahr*. 22 


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330 Original-Artikel. 


stellten Forderungen ändert. Sie haben zur Beweisführung dieser Lehre dreier¬ 
lei Versuche angestellt, die von einander ganz verschieden sind und demgemäß 
verschieden zu beurteilen sind. 

Zuntz und Hagemann, Loewy und Barcroft haben die angewandten 
Methoden, sowie die Ergebnisse dieser Versuche einer Kritik unterzogen und 
kamen zu dem Schluß, daß die von Bohr und Henriques aufgestellte Lehre 
durch die Experimente nicht erwiesen ist. Da die Frage von großer prinzipieller 
Bedeutung ist und auch unsere Methode direkt berührt, muß auf die Versuche 
näher eingegangen werden. Es sei aber schon hier bemerkt, daß selbst 
dann, wenn sie sich für richtig erklären sollte, unsere Werte höchstens 
eine absolute Verschiebung erleiden würden, das relative Verhält¬ 
nis der einzelnen Zahlen könnte dadurch nicht erschüttert werden. 

ln der ersten Versuchsreihe haben Bohr und Henriques Blut aus dem 
rechten Herzen und aus einer Arterie II. Ordnung genommen und haben die 
respiratorischen Quotienten der Blutgase verglichen mit den respiratorischen 
Quotienten der Exspirationsluft. Diese Versuche ergaben, daß der respiratorische 
Quotient der Atmungsluft höher lag, als der der Blutgase, und zwar war der 
respiratorische Quotient in der Exspirationsluft 0,82 und in dem Blut 0,75. Diese 
Differenzen sind so gering, daß man daraus keine Schlüsse ziehen kann, weil, 
wie auch Loewy darauf hinweist, schon ganz geringe Änderungen in der Pro¬ 
duktion ja schon im Vorrat des Blutes und der Gewebe an Kohlensäure eine 
derartige Verschiebung hervorrufen muß. Untersucht man während eines Respira¬ 
tionsversuches die einzelnen Atemzüge gesondert, wie ich das in einem Falle 
ausgeführt habe, so findet man einen Wechsel des inspiratorischen Quotienten, 
welcher diese Differenzen übertrifft. Diese Differenzen aber gleichen sich im 
Laufe eines Versuches so ziemlich aus. Mit aus diesem Grunde wohl haben 
Zuntz und Geppert ein besonderes Gewicht auf die Genauigkeit der Durch¬ 
schnittsprobeentnahme gelegt. Erhalten wir also bei der respiratorischen Analyse 
die mittlere Zusammensetzung der Atemluft, so ist dasselbe von den Blutproben 
nicht zu behaupten. 

Die zweite Variation des Versuches von Bohr und Henriques war fol¬ 
gende: Sie haben den Gaswechsel der Tiere einmal unter normalen Verhält¬ 
nissen untersucht, das andere Mal, nachdem sie die Aorta ascendens und die 
Vena cava abgeklemmt hatten. Bei der Absperrung beider Gefäße ist der Gas¬ 
wechsel minimal geworden, war hingegen der Weg durch die Vena cava frei, 
so hat sich der respiratorische Stoffwechsel nur wenig verändert. 

Die Kritik, die Loewy an diesem Versuch übt, beweist überzeugend, daß 
sie zur Entscheidung unserer Frage nicht herangezogen werden kann. Bohr 
und Henriques meinen, daß bei dem Abklemmen der Aorta intermediäre Stoff¬ 
wechselprodukte ins Blut kommen, welche in den Lungen sofort zur Oxydation 
gelangen und so den Stoffwechsel beeinflussen. Dazu bemerkt Loewy, daß auf 
Grund der neueren Untersuchungen über die Wirkungen des Sauerstoffmangels 
auf den Stoffwechsel man annehmen darf, daß wirklich bei dem Sauerstoff¬ 
mangel erheblichsten Grades, unter dem nach Aortenverschluß die Gewebe 
leben müssen, solche intermediäre Produkte in das Blut übertreten. Die neuesten 
Untersuchungen haben tatsächlich ergeben, daß nicht völlig oxydierte Substanzen 
in der Lunge oxydiert werden können. 

In den Versuchen von Bohr und Henriques sind aber alle Arterien mit 
Ausnahme der Carotis unterbunden. Unter diesen Umständen leiden alle 


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Original-Artikel. 


331 


Gewebe an erheblichem Sauerstoffmangel und die geringen Blut¬ 
mengen, welche sie noch auf Collateralbahnen durchströmen, müssen 
sich mit großen Mengen unvollkommen oxydierter Stoffe beladen, die 
nun in den Lungen oxydiert werden und dort einen abnorm großen 
Sauerstoffverbrauch bedingen. Daß dann der Gasumsatz größer wird, ist 
nicht wunderbar. Es sind also bei der beschriebenen Versuchsanordnung Ver¬ 
hältnisse geschaffen, welche im Lebenden kaum Vorkommen können, und da 
im Blute von Menschen, bei denen nicht hochgradige Stauungen bestehen, 
nie intermediäre Stoffwechselprodukte gefunden worden sind, so ist 
auch nicht anzunehmen, daß bei zulänglicher Sauerstoffversorgung nicht völlig 
verbrannte Substanzen in den Kreislauf geraten. 

Als das wichtigste und schlagendste Experiment dafür, daß ein großer Teil 
des aufgenommenen Sauerstoffs bereits in den Lungen verbraucht wird, geben 
Bohr und Henriques folgendes an, was ich der Wichtigkeit halber, etwas aus¬ 
führlicher beschreiben möchte. 

Um die behandelte Frage zu lösen, haben Bohr und Henriques den 
Kohlensäure- und Sauerstoffgehalt des Blutes aus dem rechten und des Blutes 
aus dem linken Herzen bestimmt, bei gleichzeitiger Ermittlung jener Blutmenge, 
welche während der gegebenen Zeit die Lunge oder, was dasselbe ist, die eine 
Herzhälfte passiert hat, und des respiratorischen Stoffwechsels. Aus der Zu¬ 
sammensetzung der Blutsorten und aus der Menge des die Lunge passierenden 
Blutes wollten sie dann berechnen, wie viel Kohlensäure und Sauerstoff während 
der gegebenen Zeit von der Lunge zugeführt und entzogen worden ist. Ein 
Vergleich dieser Mengen mit derjenigen Menge der Gase, die, wie der aus¬ 
geführte Atmungsversuch angibt, wirklich gleichzeitig durch die Lungen aus- 
geschieden und aufgenommen wurde, sollte dann zeigen, ob die Umsetzung in 
den Lungen durch die Abgabe aus dem Blute und die Aufnahme in dasselbe 
völlige Deckung findet, oder ob ein Verbrauch von Sauerstoff und eine Bildung 
von Kohlensäure in den Lungen selbst stattgefunden hat. 

Die Versuchsanordnung zur Bestimmung der genannten Werte war 
folgende: Die Aorta wird mit einer Klemmschraube gesperrt, die Äste des 
Aortenbogens sind, mit Ausnahme des Truncus anonymus abgebunden. Durch 
eine im Truncus anonymus eingebundene Kanüle wird das Blut nach der 
Ludwigschen Stromuhr geleitet, wo die Messung geschieht; von hier 
aus passiert das Blut durch eine Erwärmungsspirale eine in der Arteria 
femoralis angebrachte Kanüle. Auf diese Weise tritt es nach der Messung 
in die Aorta unterhalb der Klemmhakensperrung ein und verbreitet sich von 
hier auf gewöhnliche Weise nach den Geweben des Körpers. Gemessen wurde 
im Tier alles die Aorta passierende Blut mit Ausnahme desjenigen Teiles, 
der seinen Weg durch die Coronararterien nimmt, und, wie ich hinzu¬ 
fügen möchte, desjenigen, welches durch die in der Konkavität des Aortenbogens 
entspringenden Art. oesophageae, bronchiales und mediastinales fließt. 

Gleichzeitig mit der Messung der Blutmenge nahmen sie teils mittelst eines 
in das rechte Herz eingeführten elastischen Katheters, teils aus einer Arterie 
kontinuierlich und gleichzeitig Blutproben zum Auspumpen in den mit Queck¬ 
silber gefüllten Rezipienten. Für denselben Zeitraum bestimmten sie ferner 
mittels eines Respirationsversuches die totale Kohlensäureausscheidung und 
Sauerstoffaufnahme. 

Die auf diese Weise beim Tiere ausgeführten Versuche zeigen eine pro- 

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zentische Sauerstoffausnutzung des Gesamtsauerstoffes von Seiten der Lunge, 
welche zwischen 0 und 66°/ 0 schwanken! Es soll also von dem aufge¬ 
nommenen Sauerstoff bis zu 66°/ 0 bereits in den Lungen verbraucht werden, 
ohne in die Gewebe geführt zu werden. 

Es ist zunächst unwahrscheinlich, daß in einem Organ, wie es die Lunge 
ist, die Hälfte des Gesamtoxydationsprozesses stattfinden soll. Wenn wir die 
Untersuchungen, die daraufhin angestellt worden sind, um zu prüfen, wie groß 
der Sauerstoffverlust und die Kohlensäureproduktion in den einzelnen Organen 
des Körpers ist, ansehen, so finden wir, daß die Werte je nach den einzelnen 
Organen verschieden sind, aber die Differenzen sind nie so groß, wie sie sich 
für die Lunge aus den Bohr-Henriquesschen Versuchen ergeben. Aus diesem 
Analogieschluß konnten wir bereits auf die Unwahrscheinlichkeit 
dieser Ergebnisse schließen. Noch unwahrscheinlicher wird die Behauptung, 
wenn wir für eine physiologische Normalfunktion (und der enorme Verbrauch 
des Sauerstoffs in den Lungen wird von Bohr und Henriques doch als solche 
angenommen) Schwankungen zwischen 0 und 66°/ 0 finden. Es ist zwar für 
einen physiologisch denkenden Menschen schwer, aber theoretisch 
wenigstens möglich, sich vorzustellen, daß Organe im Körper vor¬ 
handen sind, welche in absoluter Ruhe sich befinden und keinen (? !) 
Sauerstoff verbrauchen, aber für ein tätiges Organ ist diese Annahme 
unmöglich. Gerade die Circulation und Atmung ist jene Funktion, 
welche keinen Moment Stillstehen können — und Arbeit ist gleich 
mit Sauerstoffverbrauch. Wenn also Bohr und Henriques Werte 
finden, wo in den Lungen 0°/ 0 Sauerstoff verbraucht ist bei einer 
Kohlensäureproduktion von ö6°/ 0 , so kann das nur an einer falschen 
Versuchsanordnung liegen. Können wir also berechtigtermaßen 
kein Vertrauen den kleinen Werten schenken, so bleibt uns auch 
nicht viel für die hohen Werte übrig. 

Mitteln wir die angegebenen Versuchsergebnisse der Autoren, so finden wir 
für den mittleren Verlust an Sauerstoff in den Lungen 32°/ 0 . Nun unterliegt es 
gar keinem Zweifel, daß die Lunge selbst nicht nur soviel Sauerstoff für sich 
gebrauchen wird, wie ein anderes Organ, sondern wegen ihrer permanenten 
Tätigkeit vielleicht auch mehr. Es muß also in ihr, worauf auch Barcroft 
hinweist, ein gewisser Verbrauch von Sauerstoff mit entsprechender Produktion 
von Kohlensäure stattfinden. Diese Mengen sind aber nicht groß genug, um diese 
hohen Zahlenwerte zu erklären. Es müssen andere Ursachen für den im Aorten¬ 
blut nicht wiedergefundenen Sauerstoff bestehen. 

Die nächstliegende Fehlerquelle ist, daß das durch die Coronargefäße ge¬ 
flossene Blut nur schätzungsweise von Bohr und Henriques in Rechnung ge¬ 
zogen wurde, und zwar haben sie die Schätzung nach dem Gewicht des Herzens 
ausgeführt, indem sie einen, allerdings nach ihren eigenen Untersuchungen ge¬ 
fundenen Wert für die Menge des durch das Herz strömenden Blutvolumens 
eingesetzt haben. Diese speziellen Untersuchungen sind so ausgeführt worden, 
daß die Durchströmung des Herzens durch die Coronaria direkt erfolgte und 
die Blutmenge bei sonst intaktem Kreislauf gemessen wurde. Diese Unter¬ 
suchungen ergaben, daß der Herzmuskel genau so viel Blut braucht, wie ein 
anderer arbeitender Muskel. Bei den in Frage stehenden Versuchen aber sind 
die Bedingungen wesentlich geändert und besonders die arteriellen Widerstände 
erhöht, so daß hier diese Werte nicht den gegebenen Verhältnissen entsprechen. 


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Wir werden unten sehen, wie sich die Arbeit des Herzens und somit sein 
Sauerstoffverbrauch je nach dem beförderten Volum und den Widerständen, 
welche es zu bewältigen hat, einstellt. Vom Herzgewicht auf den Sauerstoff¬ 
verbrauch des Herzens schließen könnte man höchstens bei einem normal¬ 
arbeitenden Herzmuskel, dort aber, wo erstens durch den mächtigen Eingriff, 
den das Abklemmen der Aorta repräsentiert, das Herz selbst mit angegriffen 
wird; wo zweitens durch das Durchleiten der gesamten Blutmasse durch eine 
enge Anonyma, drittens durch das Einschalten der Stromuhr und viertens durch 
die Verlängerung der Blutbahn durch die Erwärmungsspirale Verhältnisse ge¬ 
schaffen sind, die die Arbeit des Herzens in absolut unberechenbarer Weise 
steigern, kann man sich nicht einmal schätzungsweise ein Bild von dem Sauer- 
stoffverbrauch des Herzens schaffen. 

Ich habe gezeigt, daß das Herz bei der Arbeit um das lOfache seinen 
Sauerstoffbedarf vermehren kann. Dieser Mehrbedarf macht dann, wenn 
der Körper mitarbeitet, natürlich nur einen geringen Bruchteil des ge¬ 
samten Sauerstoffbedarfes aus, aber wenn der übrige Körper in Ruhe ist, wie 
dies in den Versuchen von Bohr und Henriques der Fall ist, und nur das 
Herz selbst durch einen konstanten, künstlichen und physiolgisch nicht 
regulierbaren Widerstand zur größeren Leistung gezwungen ist, 
dann kann die Steigerung des Sauerstoffbedarfes des Herzmuskels 
ein sehr beträchtlicher Anteil des Ruhesauersoffbedarfes werden. 
Wir haben eben bei dieser Versuchsanordnung neben einem Ruhesauerstoff¬ 
bedarf des Körpers einen Arbeitssauerstoffbedarf des Herzens. Dieser Umstand 
kann einen Teil des von Bohr-Henriques gefundenen Wertes ausmachen. 

Die veränderte Circulation, die dadurch bedingte Stauung und eingreifende 
Schädigung des circulatorischen Apparates können es weiterhin bewirken, daß 
intermediäre Stoffwechselprodukte in den Kreislauf geraten, welche in den 
Lungen bereits verbrannt werden. 

Wir führen also zur Erklärung der Bohr-Henriquesschen Befunde 
an: l.die unzweifelhaft vorhandenen Analysenfehler,2.die Schädigung 
des Herzens und des circulatorischen Apparates, 3. die Veränderung 
des Kreislaufes, 4. die Oxydation von nicht völlig verbrannten Stoff¬ 
wechselprodukten, 5. die unberechenbare Menge von Blut, welche 
nicht zur Messung gelangt, 6. der Sauerstoffverbrauch des Lungen¬ 
organs als solches. 

Auf diese kritischen Bemerkungen fußend, können wir die Ver¬ 
suche von Bohr und Henriques als nicht beweisend ansehen und ver¬ 
harren bei der bisher üblichen Auffassung, wonach die in den Lungen 
aufgenommenen Sauerstoffmengen mit Ausnahme des von den Lungen 
verbrauchten Anteils durch das Blut nach den Geweben transpor¬ 
tiert wird. 

Es wird vielleicht bisher aufgefallen sein, daß ich Methoden, welche durch 
Pulsdruckmessungen oder durch Plethysmographie das Herzschlagvolumen be¬ 
stimmen wollte, nicht berücksichtigt habe. Es geschah das mit Absicht, weil 
nach meiner Ansicht auf diesem Wege das Studium quantitativer Kreislaufs¬ 
verhältnisse absolut nicht durchgeführt werden kann. 

In neuester Zeit ist von A. Müller (D. Arch. f. klin. Med., Bd. 96) eine 
Abhandlung erschienen, in welcher auf physikalisch wohl durchdachter Grund- 



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läge eine Methode geschildert ist, welche leicht den Anschein erwecken könnte, 
daß wir das Schlagvolum und die Herzarbeit durch einfache Plethysmographie 
ohne weiteres zu bestimmen fähig sind. 

Die von Müller geschilderte Untersuchungsart basiert auf dem physikalisch 
durchaus richtigen Kirchhoffschen Gesetz, nach welchen in jedem verzweigten 
durchströmten System die einem Teilgebiet zuströmende Menge, dessen Wider¬ 
stand, umgekehrt proportional ist. Es ist klar, daß es nicht ohne weiteres zu¬ 
lässig ist, ein für reine physikalische Verhältnisse geschaffenes Gesetz einfach auf 
die Blutgefäße zu übertragen, zumal bei der aktiven Tätigkeit der Arterien der 
»peripheren Herzen«, wie sie doch auch genannt wurden, das Kirchhoffsche 
Gesetz keine Geltung mehr haben kann. 

Auf dieser physiologisch sicher falschen Basis fortbauend, stellt Müller den 
Satz auf, daß das Produkt aus arteriellem Zufluß X Widerstand für jedes Körper¬ 
kilo gleich ist. Müller bemerkt weiter, daß »die Ableitung eine gleichmäßige 
Blut Verteilung in keiner Weise voraussetzt, sondern daß die bestehenden un- 
gemein großen Unterschiede nach Zeit und Ort anerkannt werden. Die 
mittlere Durchblutung eines Kilogramms ist nun bei einem Menschen von 60 
Kilogramm der 60. Teil der Blutmenge, die allen 60 Kilogrammen zufließt, der 
60. Teil der Blutmenge, die das Herz auswirft, der 60. Teil des Schlagvolumens. 
Ebenso ist der mittlere Widerstand eines Kilogramms der 60. Teil des Gesamt¬ 
widerstand es, und dieser ist, wie aus der Berechnung der Herzarbeit hervorgeht, 
gleich dem mittleren Blutdruck «. 

Nun will ich sogar davon absehen, daß man doch unmöglich jedes Körper¬ 
kilo im menschlichen Organismus der Durchblutung für gleichwertig ansehen 
kann, sind doch die Widerstände in den Organen ganz verschieden; außerdem 
wechseln selbst diese je nach der jeweiligen Funktion ganz erheblich, so daß 
ich glaube, daß es unmöglich ist, diese Verschiedenheiten selbst unter physiolo¬ 
gischen Bedingungen nach Zeit und Ort durch einfache Plethysmographie be¬ 
rücksichtigen zu können. Über die Blutverteilung im Körper wissen wir sehr 
wenig; was wir sicher wissen, ist, daß die Durchblutung tätiger Organe um 
vieles besser ist als die Durchblutung von ruhenden Organen, daß einzelne 
Organe, wie z. B. die Leber, blutreicher ist als der Knochen. Wir wissen 
weiterhin, daß, abgesehen von individuellen Unterschieden, auch bei derselben 
Person unter verschiedenen Verhältnissen die Blutzufuhr zu den einzelnen Or¬ 
ganen verschieden ist. 

Besteht unter physiologischen Bedingungen eine wechselnde und durchaus 
verschiedene Durchblutung der einzelnen Körperteile, so wird unter pathologi¬ 
schen Verhältnissen diese ganz unberechenbar sein. Wir können also aus der 
Plethysmographie eines Unterarmes keinesfalls einen Schluß auf die Blutversorgung 
des ganzen Körpers ziehen, und es kann eine derartige Methode weder zur relativen 
noch zu einer absoluten Bestimmung des Herzschlagvolumens herangezogen 
werden. 

Es würde sich nach dem Gesagten erübrigen, mich in der Beschreibung 
der Methode zu vertiefen, doch will ich mein anfangs gefälltes Urteil noch 
weiter begründen. Ich gehe also in meiner Conzilianz so weit, daß ich alle 
Prämissen acceptiere. Sehen wir nun, was von der Methode übrig bleibt. 

Es handelt sich bei der Müll ersehen Plethysmographie darum, bei ver¬ 
hindertem venösen Abfluß den arteriellen Zufluß festzustellen, und zwar »werden 
durch vorangehenden Abschluß der Circulation am Oberarm hydrostatische 


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Verhältnisse geschaffen. Unter diesen Umständen wird der Druck im abge¬ 
sperrten Gebiet ein Maß des Widerstandes; gegen diesen Widerstand erfolgt 
nun das Einströmen des Blutes, wenn die Circulation plötzlich wieder hergestellt 
wird. Eine zweite, als Venen widerstand vorgeschaltete Manschette hemmt das 
Einströmen nicht, verhindert aber das Rückströmen des Blutes aus den Venen 
für eine gewisse Zeit. So lange schreibt die plethysmographische Volumenkurve 
den Arterienzufluß. Wenn nun das Körpergewicht und der mittlere Blutdruck 
bekannt sind, so wären die Daten zur Berechnung des Schlagvolumens und 
Herzarbeit gegeben«. 

Die plethysmographische Volumbestimmung ist eine sehr schwierige Unter¬ 
suchungsmethode, es hängt von sehr vielen Fehlerquellen ab, nicht zuletzt davon, 
daß der Patient sich während des Versuches absolut still verhält. Es ist nicht 
sehr wahrscheinlich, daß bei einem Eingriff, wo zwei Manschetten aufgeblasen 
werden usw., wie es die Ausführung der Müll ersehen Methode erfordert, keine 
reflektorische Unruhe eintritt, und darum werden hier eher größere Fehler zu er¬ 
warten sein, als bei anderen Volumbestimmungen. Nach meiner Berechnung 
macht das Herzschlagvolumen 60 ccm aus; das untersuchte Armstück ist 8 / 4 Kilo¬ 
gramm schwer, also bei einem Körpergewicht von 75 Kilogramm würde 0,6 ccm 
in den Arm mit einer Systole befördert werden. Bedenken wir, daß die plethys¬ 
mographischen Volumenbestimmungen von 0,6 ccm, selbst in reinem physikalischen 
Experiment sehr schwierig ist, daß schon Kaum merkbare Bewegungen oder 
Contraction des Muskels eine Volumänderung von 0,6 ccm her vorrufen kann, 
wenn wir weiterhin bedenken, daß wir, um absolute Werte zu erhalten, die ge¬ 
fundenen Zahlen samt ihren Fehlem mit etwa 100 multiplizieren müssen, weil 
der Unterarm etwa den 100. Teil des Körpergewichtes ausmacht, so glaube ich, 
wird es jeden ohne weiteres klar, daß selbst wenn alle Bedenken gegen die 
Prinzipien der Bestimmung unbegründet wären, schon mit Rücksicht auf die 
Ausführung die Müllersehe Methode nicht geeignet ist, das Herzschlagvolumen 
damit zu bestimmen. 

Nach all dem gesagten will ich nicht weiter eingehen auf die Bedenken, 
die erhoben werden könnten, gegen der vielleicht richtigen, aber bisher experi¬ 
mentell nicht genügend gestützten Annahme Müllers, daß sich nach Ab¬ 
schnüren des Armes der Druck im Arteriellen- und Venösensystems aus¬ 
gleicht; ich will auch nicht auf die sehr mangelhafte Methodik der Venen¬ 
druckbestimmung eingehen, ich möchte nur noch erwähnen, daß zur Berech¬ 
nung der absoluten Werte des Herzschlagvolumens in der Müllerschen Formel 
das Körpergewicht auf die 2. Potenz gehoben ist. Nun ist nach der Annahme 
Müllers jedes Körperkilo gleichwertig, somit auch der Darminhalt Wenn also 
kein Nettogewicht genommen wird (und wie soll man das?), so werden die ab¬ 
soluten Werte für das Schlagvolumen erheblich gefälscht. 

Es ist unmöglich bei einer Methode, wie es die plethysmographische Blut¬ 
volumbestimmung darstellt, alle Fehlerquellen zu übersehen und ich bin mir 
dessen bewußt, daß diese Einwände keine erschöpfende Kritik dieser Bestimmungs¬ 
art darstellt, doch glaube ich durch den wenigen angeführten Argumenten ge¬ 
nügend gezeigt zu haben, daß auf diesem Wege weder in physiologischen ge¬ 
schweige denn in pathologischen Fällen ein relatives oder absolutes Maß für das 
Schlagvolumen zu erhalten ist. 


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Kongreß-Bericht. 


26. Kongress für innere Medizin zu Wiesbaden. 

19.-22. April 1909. 

Berichterstatter: Dr. Ehr mann und Dr. Fuld. 

(Fortsetzung.) 

2. Sitzung vom 19. April 1909, nachmittags. 

Vorsitzender: Herr Schulze-Bonn. 

Diskussion. 

Herr Soetbeer-Gießen: Ur&miegift. 

Dies ist nicht im Ham, sondern diesseits der Niere zu suchen; selbst dafür, daß 
es im Blut sich findet, wie man annahm, ist kein Beweis vorhanden. Daher hat 
Redner auch den abiureten Stickstoff des Hirns, der Leber und der Muskeln 
herangezogen. Nephrektomierte, im Gegensatz zu Hungerhunden, lassen im 
Gehirn und den Muskeln eine erhebliche Zunahme dieser Fraktion nach Fleisch- 
ftitterung erkennen, während sie in der Norm nur in Leber und Blut nachweis¬ 
bar sind. Vielleicht genügen diese Anhäufungen von ca. 40 °/ 0 schon zur 
Hervorrufung urämischer Erscheinungen an Him und Muskel — indessen mögen 
auch ganz andersartige Stoffe gebildet sein, als in der Norm; 80°/ 0 dieser 
Körper im Blut sind Harnstoff — aber die anderen 20°/ 0 sind wegen der 
Schwierigkeit der Materialbeschaffung noch unbekannt Erst Versuche des 
Redners an Pferden eröffnen die Hoffnung, genügende Quantitäten zur Analyse 
zu erhalten. 

Um durch vikariierende Sekretion das Gift in reinerem Zustande zu erhalten, 
wurden ferner an Speichelfisteltieren Analysen des nach Pilokarpininjektion sich 
ergießenden Speichels ausgeführt; der Filtratstickstoff steigt nach Nephrektomie 
um das zehnfache. Da aber der Gehalt nicht den des Blutes übersteigt, so 
kann man eine vikariierende Sekretion nicht statuieren. Nephrektomierte Tiere 
zeigen nicht die bekannte, intermittierende, sondern eine kontinuierliche Sekretion 
von normalem Magensaft. Der Filtratstickstoff verdoppelt sich dabei und das 
Ammoniak verachtfacht sich sogar, doch sind die absoluten Werte klein (32 mg 
pro 100 ccm). 

In der isolierten Darmschlinge findet man nach Pilokarpininjektion analoge 
Sekretionsverhältnisse, daneben aber eine starke Entzündung, sei es durch das 
Eklampsiegift, sei es durch das angewendete Pilokarpin. 

Die chemische Entlastung durch vikariierende Sekretion ist in ihrem Betrage 
außerordentlich überschätzt worden und die ableitenden Encheiresen entfalten 
ihre therapeutischen Wirkungen eher durch die Verbesserung der Circulations- 
verhältnisse der Nieren. 

Diskussion. 

Herr Umber- Altona: Bei Sublimat Vergiftung findet man achttägige Anurien. 
Bei der Blutuntersuchung solcher Patienten stellte Redner starke N-Retention im 
Blute ohne jede urämische Erscheinung fest, der Gefrierpunkt aber war normal. 

3. Sitzung vom 20. April 1909, vormittags. 

Vorsitzender: Herr Schulze-Bonn. 

Herr Lenhartz-Hamburg: Über die Behandlung des Magengeschwürs. 

Die Leubesche Schonungsdiät führt manchmal, besonders bei stark aus¬ 
gebluteten und entkräfteten Patienten, doch nicht zum Erfolg. Außerdem kann 
man die vorhandene freie Salzsäure am besten mit Eiweiß sättigen. Daher hat 
L. eine eiweißhaltige Diät seinerzeit vorgeschlagen und sie seither, ebenso wie 
auch andere Kliniker, mit sehr gutem Erfolg durchgeführt. 295 Fälle, 262 davon 
nach starker Blutung, wurden nach der Methode vom Vortragenden behandelt. 
Davon starben nur 7, d. h. 2,3 °/ 0 . Nur 18 Patienten zeigten eine Wieder¬ 
holung der Blutung während der Behandlung. Narkotika wurden, im Gegensatz 
zurLeubekur, nicht gegeben. Der Vortragende gibt, wie bekannt, sofort nach 
der Blutung geschlagenes Ei, insgesamt zwei Eier und 200 ccm Milch am 


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ersten Tage. Im Laufe einer Woche wird bis zu acht Eiern und einem Liter 
Milch angestiegen. 

Von Minkowski wurden mit dieser Behandlung ebenfalls günstige Er¬ 
fahrungen gemacht. Der Vortragende hat mit seiner Kur eine bessere Mortalitäts¬ 
statistik erzielt, als man bisher mit der Leubekur hatte. 

Als geheilt wurden die Patienten erst entlassen, wenn mehrere Wochen 
lang die Fäces blutfrei blieben. Zeigen die Fäces jedoch andauernd weiter 
Blut, so muß man auf Carcinom, Lebercirrhose usw. schließen. 

Herr Rosenfeld-Breslau: Über Behandlung von Magenkrankheiten. 

Für alle Magenleiden ist die leichtest zu ertragende Substanz das Fett, 
besonders als Sahne. Die Eröffnung des Pylorus ist bestimmend für alle Ma߬ 
nahmen und wird in erster Reihe bedingt durch die Ordination von Fett. Die 
in zweiter Reihe auszuwählende Begleitkost wird nach dem Vorhandensein oder 
dem Mangel von Salzsäure bestimmt, so nämlich, daß bei den aciden Mägen 
Eiweißkörper gegeben und Kohlehydrate in Form von Stärkemehl sorgsam 
vermieden werden, da sie die Eröffnung des Pylorus erschweren. Die Begleit¬ 
kost für anacide Mägen besteht in wenig Eiweiß und reichlich Kohlehydraten. 
Die Mahlzeiten sollen 6 Stunden auseinanderliegen, damit der Magen auch ein¬ 
mal Ruhe bekommt. Vor dieser Kur, besonders aber bei Magenschmerzen, 
wendet Redner eine Vorkur an, die „Nichtsaissahnenkost“, welche darin besteht, 
daß 4 Tage lang 3 oder 4mal je 1 / 2 1 Sahne verabfolgt wird, was sofort schmerz¬ 
stillend wirkt. Auch bei Magenblutungen wirkt diese Kost sofort blutstillend, 
indem sie denselben Bedingungen genügt, wie die Gastroenterostomie. Sie er¬ 
öffnet den Pylorus und bewirkt außerdem die Verminderung der Salzsäure. 
Diese Kur, die 2 Jahre vor der Lenhartz sehen Publikation mitgeteilt wurde, 
genügt allen theoretischen und klinischen Indikationen bei der Behandlung des 
blutenden Ulcus. 

Diskussion. 

Herr v. Leube- Würzburg: Er habe schon vor 11 Jahren 2 °/ 0 Mortalität gehabt 
gegen 13°/ 0 vor Einführung seiner Kur. Seitdem hat er insgesamt 627 Patienten 
mit Ulcus behandelt, davon starben nur 0,3 °/ 0 . Auch bei blutenden Geschwüren 
hat er nur 2,5 °/ 0 Mortalität gehabt. 

Es gibt Fälle, bei denen jede Nahrungszufuhr Erbrechen macht und eine 
neue Blutung hervorrufen kann. Deshalb ist Abstinenz notwendig. Morphium 
hat er nur zur Ruhigstellung der Peristaltik gegeben. Gegen Blutung gibt er 
30 Tropfen 1 prom. Adrenalins. Eisen wird während der Kur nicht gut vertragen. 

Bei nicht blutenden Ulcera hatte er keinen Todesfall und 90 °/ 0 Heilungen 
meist in 4—5 Wochen. 

Herr Puld-Berlin: Bei Ulcus ventriculi fehlt Antipepsin und Antitrypsin. Er 
hat bei chronischem Ulcus gemeinsam mit Katzenstein ein Präparat aus 
trockenem gepulvertem Serum, Amynin (Freund & Redlich) gereicht und gute 
Erfolge erzielt. 

Herr v. Müller-München: Superacidität ist in München bei Ulcus sehr selten. 
Daher ist dort auch der Schmerz nicht zu finden. Am Lebenden kann eine 
Heilung des Ulcus nicht festgestellt werden. Der Hungerzustand bedeutet keine 
Schädigung des Gesamtorganismus. Bei hohen Adrenalingaben per os hat er 
ungünstigen Ausgang gesehen. 

Herr v. Krehl-Heidelberg: Die Lenhartz sehe Methode läßt sich individuell 
sehr abändern, was ein großer Vorteil sei. 

Auch er hat regionäre Unterschiede gesehen bezüglich der Hypersekretion. 
Man muß auf dem empirischen Wege, nicht auf dem experimentellen hier 
weiterzukommen suchen. 

Herr Fleiner-Heidelberg: Magengeschwüre sind sehr verschieden nach Sitz, 
Größe usw. Er geht bei der Behandlung sehr vorsichtig nach Leube im 
Anfang vor. Dann kann man mit der Kost, ganz nach den individuellen Ver¬ 
hältnissen, vorsichtig weitergehen. 

Eine gute Kontraktion des Magens durch heiße Umschläge oder Eisblase 
ist dabei wichtig. 

N. F. IV. Jahrg. 23 


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Kongreß-Bericht. 


Herr Gerhardt-Basel: Seit 1 1 / 2 Jahren behandelt er nach Lenhartz; vorher 
wurde unter His nach Leube behandelt. Beide Methoden haben gleich günstige 
Resultate nach seiner Statistik ergeben. 

Herr Plönies-Dresden: Die Milch bildet dicke Brocken im Magen; er gibt 
daher Schleimsuppen mit Ei. 

Herr Stintzing-Jena: Eier und Zucker, was Lenhartz gibt, werden manch¬ 
mal nicht gern genommen. Er hat auch bei blutenden Ulcera mit Lenhartz- 
scher Kost Erfolge gehabt. Man solle die Ausdrücke Peracidität, Subacidität, 
Inacidität statt der Barbarismen anwenden. 

Herr A. Schmidt-Halle: Das Wichtigste in der Behandlung ist die Bettruhe; 
die Diät kommt erst -an zweiter Stelle. Die Bettruhe muß möglichst lange 
dauern. Vielleicht spielt hierbei der Übergang der Rieder sehen Hakenform 
des Magens in die Kuhhomform eine Rolle. 

Herr v. Tabora-Straßburg: 3—4 mg Atropin unterdrücken die Salzsäure¬ 
sekretion und sollten daher als Medikament gereicht werden. Er hat mit der 
Leube-Kur bessere Erfolge gesehen. Der Hungerzustand kann dabei nicht sehr 
schädigen, denn 24°/ 0 Patienten wiesen sogar eine Körpergewichtszunahme 
dabei auf. 

Herr Kraft-Görbersdorf: In Süddeutschland wird nicht soviel Eiweiß als in 
Norddeutschland genommen. Daher muß man demgemäß auch die Kranken 
regionär verschieden behandeln. 

Herr Moritz-Straßburg: Die Leube sehe Kost ist jedenfalls schonender, die 
Lenhartz sehe vielleicht kräftigender. 

Die Pylorusgegend ist, nach seinen Untersuchungen, bei Nahrungsaufnahme 
nicht ruhig zu stellen. 

Herr Lenhartz (Schlußwort): Es hat sich jedenfalls gezeigt, daß man 
weniger streng vorgehen darf, als man bislang tun zu können glaubte. Der 
Hungerzustand ist doch nicht ungefährlich für ausgeblutete Patienten. Eisen 
schadet nicht, wenn die Pillen nicht zu hart sind. 

Herr Goldscheider: Über abgestufte Lungenperkussion. 

Nachdem sich durch die Untersuchungen des Vortragenden über Perkussion 
herausgestellt hatte, daß schon die leiseste Beklopfung die ganze Lunge durch¬ 
dringt und daß ferner die perkutorische Feststellung eines luftleeren von einem 
lufthaltigen Medium bedeckten Objektes um so schärfer ausfallt, je leiser die 
Perkussion ist, ja, daß die Schwellenwertsperkussion luftleere Objekte auf an¬ 
sehnliche Strecken hin erkennen läßt, welche selbst bei geringer Steigerung der 
Perkussionsstärke nicht mehr wahrgenommen werden können (Goldscheiders 
Glaskugelversuch), war zu erwarten, daß die sehr leise Perkussion wie für die 
Herzuntersuchung, so auch für die Lungenuntersuchung sich geeignet erweisen 
würde. Jedoch gestattet dieselbe nicht die jeweilige Intensität einer Dämpfung 
zu beurteilen. Hierzu bedarf es vielmehr der Anwendung verschiedener Per¬ 
kussionsstärken. Die Variierung der Klopfstärke kann nicht, wie bisher gelehrt 
wurde, dazu benutzt werden, mehr oder weniger weit in die Tiefe zu wirken, 
sondern lediglich dazu, die Größe der Schallabsorption durch ein dämpfendes 
Objekt zu bestimmen. Schwache pathologische Dämpfungen sind nur bei 
schwacher Perkussion nachweisbar, verschwinden bei stärkerer. Die dämpfung¬ 
erzeugende krankhafte Veränderung ist um so beträchtlicher anzunehmen, als 
bei zunehmender Perkussionsstärke die Dämpfung noch nachweisbar bleibt. Die 
abgestufte Perkussion läßt diese Erscheinungen am besten hervortreten bei 
gleichzeitig eng umgrenzter Perkussionsfläche. Besonders wertvolle Aufklärungen 
ergibt dieselbe bei der Phthisis incipiens, indem sie die Ausdehnung und die 
Intensität der schon in den frühesten Stadien vorhandenen Verdichtungen er¬ 
kennen läßt. Wo die übliche mittelstarke Finger-Fingerperkussion nur eine 
geringfügige Spitzendämpfung ergibt, zeigt die sehr leise (etwas oberhalb des 
Schwellenwertes sich haltende) Perkussion oft ausgedehnte Dämpfungsbezirke, 
welche man durch stufenmäßige Steigerung der Perkussion wieder gleichsam 
wegradieren kann. Besonders wichtig ist die Untersuchung vom zwischen den 
Köpfen des Sternocleidomastoideus und des medialen Gebietes der Infraclavicular- 


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Kongreß-Bericht. 


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grübe, hinten oben unmittelbar neben der Wirbelsäule bei stark nach vom ge¬ 
schobenen Schulterblättern. In vielen Fällen fand der Vortragende mittels sehr 
leiser Perkussion Spitzendämpfungen, wo die mittelstarke Finger-Fingerperkussion 
und auch die Krönigsche Methode gar keinen pathologischen Befund ergeben 
hatte. Die Perkussionsergebnisse wurden stets durch die Röntgen-Untersuchung 
(Levy-Dohrn) kontrolliert und zeigten mit den durch letztere erhobenen 
Lungenbefunden einen über Erwarten hohen Grad von Übereinstimmung. Dabei 
täuscht die Methode, deren Technik einfach ist, wenn sie auch eine subtile Aus¬ 
führung erfordert, keineswegs, wie man denken könnte, Dämpfungen vor, welche 
nicht da sind; vielmehr zeigte das Röntgenbild zuweilen doch noch Verdich¬ 
tungen, welche sich nicht perkutorisch ausgedrückt hatten. Nur in wenigen 
Fällen fehlte das röntgoskopische Korrelat, aber auch diese waren so beschaffen, 
daß das klinische Bild dem perkutorischen Ergebnis eine größere Wahrscheinlich¬ 
keit der Richtigkeit zuerkennen ließ. Nur in der kleineren Hälfte der Fälle 
waren Rasselgeräusche vorhanden, wobei selbst ganz vereinzelte, nur nach 
Hustenstößen auftretende krepitierende Geräusche mitgezählt sind, während sonst 
nur die weniger beweisenden auskultatorischen Zeichen, wie verschärftes In¬ 
oder Exspirium, verlängertes Exspirium, abgeschwächtes Atmungsgeräusch, 
saccadiertes Atmen usw. oder normales Atmungsgeräusch vorhanden waren. Nur 
in einem Falle habe er Geräusche ohne Perkussionsbefund gefunden. In einer 
großen Anzahl von Fällen fehlte Sputum. 

Hieraus erhellt die diagnostische Wichtigkeit der leisesten bezw. abgestuften 
Perkussion für die Erkenntnis der Lungenverdichtungen. Eine Anzahl von Ab¬ 
bildungen, welche den perkutorischen Befund neben dem jedesmaligen Röntgen¬ 
befund wiedergeben, wird demonstriert. 

Im Stadium der Resolution von pneumonischen Infiltrationen findet man zu 
einer Zeit, wo die mittelstarke Perkussion keine Dämpfung mehr aufweist, 
mittels abgestufter Perkussion oft noch Dämpfungen, welche die kontrollierende 
Röntgendurchleuchtung als Ausdruck von noch bestehenden Infiltrationsresten 
erkennen läßt. Bei Pleuritis zeigt die abgestufte Perkussion oft, daß die Aus¬ 
dehnung des Prozesses viel größer ist als die stärkere Beklopfung vermuten 
ließ. Pneumonische Infiltration in einer emphysematosen Lunge, bei der üblichen 
Perkussion oft schwer zu erkennen, präsentiert sich bei leisester Perkussion auf 
das Deutlichste. Die abgestufte Perkussion spielt für die Erkenntnis der Lungen¬ 
verdichtungen die Rolle einer Lupe. 

Diskussion. 

Herr J. Citron-Berlin: Bei Unterschieden zwischen Perkussion und Röntgen¬ 
befund entscheidet bisweilen die Verdeutlichung des Perkussionsbefundes nach 
Tuberkulininjektion. 

Herr Schloßmann-Düsseldorf: Über den Einfluß der Ernährung auf den 
respiratorischen Stoffwechsel. 

Der Vortragende hat eine Reihe weiterer langstündiger Versuche mit Hilfe 
des nach Zuntz und Oppenheimer modifizierten Apparates von Regnault 
und Reiset angestellt. Dabei hat sich zunächst die Tatsache ergeben, daß in 
der Tat der respiratorische Stoffwechsel proportional der Oberfläche sich abspielt. 
Die entgegenstehenden Anschauungen, wie sie wiederholt in der letzten Zeit 

g eäußert worden sind, haben sich also nicht bestätigt. So hat ein und dasselbe 
und im Alter von 144 Tagen pro Quadratmeter Oberfläche 11,05 g Sauerstoff 
verbraucht und 13,78 g Kohlensäure produziert. Im Alter von 284 Tagen, also 
doppelt so alt und um die Hälfte schwerer als ursprünglich war die Kohlen¬ 
säureauscheidung 13,99 g und der Sauerstoffverbrauch 11,05 g. 

Eine ganze Reihe von Untersuchungen an Meerschweinchen haben ergeben, 
daß auch bei diesen der respiratorische Stoffwechsel ganz proportional der Ober¬ 
fläche und dementsprechend gleich bei alten und jungen Tieren einhergeht. 

Aus den Versuchen ergibt sich, daß in der ersten Stunde nach der Dar¬ 
reichung von Muttermilch der Milchzucker vorzugsweise, und zwar so gut wie 
ausschließlich, verbrannt wird. Fast die Hälfte des gesamten in der Nahrung 
enthaltenen Milchzuckers ist nach einer Stunde bereits verwertet. Eine irgend¬ 
wie in Betracht kommende Verbrennung von Fett und Eiweiß kann in dieser 

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Kongreß-Bericht. 


Zeit nicht statthaben, da der respiratorische Quotient in der ersten Stunde dicht 
bei 1 liegt. Da spezielle Gesetze für den respiratorischen Stoffwechsel für den 
Säugling nicht vorliegen, so kann also das, was nach dieser Richtung ermittelt 
wurde, mutatis mutandis auch auf den Erwachsenen übertragen werden. 

Diskussion. 

Herr Staehelin-Berlin: Er hat bereits früher mit Gigon Kinder mit älteren, 
gleich großen Personen verglichen, und dieselben Resultate wie der Vortragende 
erhalten. 

Herr Gigon-Basel: Das Ansteigen der respiratorischen Quotienten in der 
ersten Stunde beweist nichts für die Verwertung des Zuckers. 

Herr Plesch-Berlin bittet um Erklärung des hohen Quotienten. 

Herr Schloßmann-Düsseldorf: Schlußwort. 

Herr Deneke-Hamburg: Blutdruckmessungen in der ärztlichen Praxis. 

Besprechung eines Apparates, ähnlich dem Riva-Roccisehen, der leicht 
transportabel und schnell zusammenzusetzen ist, so daß er sich zur allgemeinen 
Anwendung empfiehlt. 

Herr Plesch-Berlin: Sauerstoffversorgung und Cirkulation in ihren kompen¬ 
satorischen Wechselbeziehungen (s. den Originalartikel S. 321 dieser Nummer). 

Mit der zahlenmäßig bestimmbaren Größe des Minuten Volumens bei gesunden 
und kranken Herzen, wie sie der Vortragende gewonnen hat, wird die Berech¬ 
nung einer ganzen Reihe von Größen im Kreislauf möglich. 

Die Methode von Loewy und Schrötter kann hierzu wegen ihrer theore¬ 
tischen und praktischen Mängel nicht angewandt werden. 

Der Vortragende ermittelt den Minutensauerstoffverbrauch des Organismus, 
die Sauerstoffkapazität des Blutes und den Sauerstoffgehalt des venösen Blutes. 
Durch diese drei Faktoren ist das Minutenvolumen direkt bestimmbar. 

Er fand das Minutenvolumen beim gesunden Menschen im Mittel zu 4,3 1 
und das Schlagvolumen zu 60 ccm. Die Maxima und Minima der gefundenen 

Werte liegen zwischen 3 und 5 1 bezw. zwischen 40 und 80 ccm. Die Aus¬ 
nützung des arteriellen Sauerstoffs nach Bestimmungen des Gasgehaltes im 

Blute zeigte, wie der Vortragende fand, daß sie individuell sehr erheblichen 

Schwankungen unterliegt. 

Mit einer praktisch einfach auszuführenden und den Kranken kaum be¬ 
lästigenden Methode, wobei der Betreffende in ein Sacksystem atmet, ergibt 
sich, wieviel Sauerstoff vom Organismus aus dem arteriellen Blute verbraucht 
worden ist. 

Es ergab sich, daß die Ausnützung des arteriellen Sauerstoffes im Mittel 
29°/ 0 ausmacht, so daß das Blut noch mit 68—70 °/ 0 Sauerstoff beladen nach 
dem Herzen zurückkehrt. In pathologischen Fällen oder bei der Arbeit kann 
dieser Wert bis auf 52 °/o sinken. Die geringste Ausnützung beim Menschen 
war eine Sättigung des venösen Blutes von 78°/ 0 Sauerstoff. Eine Ausnahme 
besteht nur bei offener Kommunikation mit dem linken Herzen. Hier fanden 
sich Zahlen von 83 und 88°/o Sauerstoff im venösen Blute; andere kongenitale 
Vitien ohne solche Kommunikation, wie z. B. die Pulmonalstenose, gaben nor¬ 
male Werte. Die Sackversuche kann man daher als ein diagnostisches Mittel 
zur Entscheidung der Frage nach dem Vorhandensein einer Kommunikation 
zwischen rechtem und linkem Ventrikel benutzen. 

Es besteht im Organismus nicht die Tendenz, für länger fortgesetzte Arbeit 
durch bessere arterielle Ausnutzung den erhöhten Sauerstoffbedarf bei der 
Muskelarbeit zu decken. Höchstens eine Verdoppelung des Sauerstoffverbrauches 
durch die Arbeit wäre mittels einer Ausnützung des Blutes bis auf 30°/ 0 möglich. 
Jede weitere Vervielfachung des Sauerstoffbedarfes muß mit einer Erhöhung des 
Minutenvolumens einhergehen. Eine Erhöhung des Sauerstoffbedarfes um das 
22fache des Ruhewertes ist bei maximalster Arbeit für kürzere Zeit beobachtet 
worden. 

Bezüglich des Schlagvolumens bei Krankheiten wurde gefunden, daß bei 
kompensierten Vitien, z. B. bei Mitralstenose, das Schlagvolumen durchaus nicht 
kleiner war, ja, es kann selbst das Schlagvolumen erhöht sein, ebenso das 


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Kongreß-Bericht. 


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Minutenvolumen. Bei den Klappenfehlern wird durch die Methode der Vor¬ 
tragenden nur dasjenige Schlagvolumen ermittelt, welches von der Aorta peripher- 
wärts weiterströmt, über die regurgitierenden Blutmengen, z. B. bei Aorten¬ 
insuffizienz oder diejenigen Mengen, welche bei der Mitralinsuffizienz in den 
Vorhof zurückgeworfen werden, gibt sie keinen Aufschluß. Man muß also 
hierbei zweierlei Schlagvolumen auseinanderhalten: das dem Körper zugute 
kommende Volumen, das der Vortragende als systolisches Fördervolumen be¬ 
zeichnet, andererseits das Volumen, welches der Ventrikel bei einer Systole ins¬ 
gesamt aus sich herauswirft, das systolische Totalvolumen. 

Diese Unterscheidung kommt nur bei den Insuffizienzen der Herzklappen in 
Betracht, da bei den Stenosen beide Volumenarten gleich sind. 

Die vor zwei Jahren auf dem Kongreß mitgeteilte Bestimmungsmethode der 
Gesamtblutmenge hat der Vortragende verbessert. In Gemeinschaft mit Zuntz 
hat er ein Verfahren beschrieben, mittels dessen solche Bestimmungen bequem 
und sehr genau klinisch auszuführen sind. Kennt man die Blutmenge, die in 
der Minute vom Herzen gefördert wird, so weiß man auch, in wieviel Sekunden 
die gesamte ermittelte Blutmenge einmal das Herz passiert hat, d. h. man kennt 
die Umlaufsdauer. Es stellte sich bei dieser Berechnung heraus, daß beim 
gesunden Menschen die Umlaufsdauer im Mittel in 55 Sekunden und mit 65 Puls¬ 
schlägen ausgeführt wird. Diese Berechnung stützt sich nicht, wie alle bis¬ 
herigen, auf angenommene Werte, sondern auf Faktoren, die sämtlich experi¬ 
mentell festgestellt wurden. Bei maximalster Muskelarbeit könnte die Umlaufs¬ 
dauer bis zu 5 Sekunden beschleunigt werden. Ähnliche Beschleunigungen 
sind ständig vorhanden bei Anämischen, wenn nämlich die Gesamtblutmenge 
bei ihnen abgenommen und das Minutenvolumen gewaltig zugenommen hat. 
Umgekehrt ist bei großem Minutenvolumen solcher Anämien, die eine Vermehrung 
der Gesamtblutmenge zeigen, — häufig bei Chlorosen — die Umlaufsdauer nur 
in geringerem Maße beschleunigt. Für die Umlaufsdauer bei Anämien ergaben 
sich Werte von 7—30 Sekunden, im Gegensatz zur Normalumlaufsdauer von 
55 Sekunden. Diese Schwankung steht im wesentlichen in direktem Zusammen¬ 
hang mit dem Grade der Hämoglobinarmut. Man kann also sagen, je größer 
die Anämie, um so schneller der Umlauf. 

Bei den Nephritiden kann die Blutmenge um fast das Doppelte vermehrt 
sein. Hier wurde die längste Umlaufsdauer beobachtet, zumal das Minuten¬ 
volumen nicht erhöht war. 

Auch die sogenannte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes ist festgestellt 
worden. Beim gesunden Menschen wird das Blut mit einer translatorischen 
Geschwindigkeit von 42 cm in der Sekunde fortbewegt. 

Es wird natürlich diese Geschwindigkeit mit der Erweiterung der Gefä߬ 
bahn abnehmen. Sie ist deshalb in den Capillaren am kleinsten. Hieraus geht 
hervor, daß das Blut zu den Gefäßen zweiter und dritter Ordnung sehr schnell 
gelangen muß. Da die Umlaufsdauer 55 Sekunden beträgt, so wird für den 
Weg in den großen und mittleren Gefäßen nur etwa der zehnte Teil der ge¬ 
samten Umlaufsdauer für einen Blutstropfen verstreichen. Ein Blutstropfen, der 
vom Herzen nur den ganz kurzen Weg durch den Pectoralis zu nehmen hat, 
braucht also kaum viel weniger Zeit, als einer, der die Capillaren einer Zehe zu 
passieren hat. 

Was die Herzarbeit anlangt, so hat das Herz dabei folgende Arbeit zu 
leisten: 1. das Einpressen des Blutes in die Aorta unter Überwindung der in 
dieser herrschenden Spannung, die Hubarbeit; 2. muß das Herz dem Blute die 
Geschwindigkeit erteilen, mit der es dann in der Aorta weiterströmt, die so¬ 
genannte Strömungsarbeit. Die Strömungsarbeit macht kaum 2 —3 °/ 0 der Hub¬ 
arbeit aus. Die Hubarbeit hängt von dem Minutenvolumen und von dem Blut¬ 
drucke ab. Diese zwei Faktoren bestimmen ihre Größe. Die Hubarbeit des 
ganzen Herzens beträgt in Ruhe und in der Minute i 2 mkg, sie kann bei größter 
Arbeit bis auf das Zehnfache anwachsen. Man weiß, daß für 1 mkg Arbeit ein 
Muskel 1,3 ccm Sauerstoff nötig ist, dementsprechend wird das Herz für sich in 
der Ruhe 14, bei maximalster Arbeit bis 160 ccm Sauerstoff brauchen, das 
macht etwa 6°/ 0 des Gesamtsauerstoffbedarfs aus. Aus diesen Daten berechnete 
der Vortragende die Blutversorgung des Herzens durch die Coronararterien. Es 


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Kongreß-Bericht. 


passiert durch den Herzmuskel in einer Minute 180 ccm Blut, danach ist die 
Durchblutung des Herzens eine achtmal bessere als die des gesamten Körpers. 
Nur auf diese Weise wird es verständlich, daß die bei der Arbeit auftretenden 
Ermüdungsprodukte so schnell aus dem Herzmuskel geschafft werden können. 

Auch die Atmungsarbeit wurde berechnet, Sie ist um 1 j i größer als die 
Herzarbeit. 

Bei einer Erhöhung des Minutenvolumens, wie sie z. B. bei der Anämie 
vorhanden ist, wird dementsprechend auch die Herzarbeit eine größere sein. 
Kraus hat zuerst auf einen erhöhten Sauerstoffbedarf der Anämiker hingewiesen. 
Die vermehrte Herz- und Atmungsarbeit der Anämiker, die eine direkte Folge 
der Anämie ist, genügt rechnerisch, um die Erhöhung des Gesamtsauerstoffbedarfs 
beim Anämiker zu erklären. 

4. Sitzung vom 20. April 1909, nachmittags. 

Vorsitzender: Herr Schultze. 

Herren v. Bergmann und Plesch-Berlin: Die Anpassung des Schlagvolumens 
des Herzens an funktionelle Ansprüche. 

Herr v. Bergmann-Berlin: Steigert man das Sauerstoffbedürfnis des Gesunden 
durch Arbeit am Ergostaten, so wächst das Minuten volumen, wobei das Schlag volumen 
nicht mitzuwachsen braucht — ja ausnahmsweise sinken kann, wenn nur die 
Frequenz entsprechend gesteigert ist, — meistens allerdings steigen beide und 
endlich verbessert sich die Sauerstoffausnutzung des Blutes, so daß der O-Gehalt 
des venösen Blutes von 72 auf 62 zurückgeht. 

Bei Basedowkranken ist der Sauerstoffverbrauch erhöht (z. B. 8,5 ccm pro 
kg und Minute), ebenso das Minutenvolumen, das Schlagvolumen jedoch normal. 
Dennoch ist die Minutenarbeit des Herzens erhöht. 

Die Ausnützung des arteriellen Sauerstoffs ist bei diesen Kranken höchst 
schwankend, ja kaum bestimmbar. 

Bei hypertrophiert-dilatiertem linken Ventrikel, z. B. interstitieller Nephritis, 
ist das Schlagvolumen 96 (statt 80—40), das Minutenvolumen nur 5700, also nicht 
sehr erhöht, bloß entsprechend der Anämie. 

Bei Adams-Stokes scher Krankheit, mit z. B. 40 Pulsen pro Minute, ist 
das Minuten volumen sehr hoch (die Kranke war gleichzeitig anämisch!), 9000, das 
Schlagvolumen 200!! Diese Volumenvermehrung muß eine Dilatation des linken 
Ventrikels herbeiführen. Bei Muskelarbeit schalten sich ventrikuläre Extrasystolen 
ein, bis zu normaler Frequenz, die einzige Art, wie die Sauerstoffversorgung in 
diesen Fällen noch verbessert werden kann. 

Beim Tropfenherzen ist das Schlagvolumen meist klein, dafür die O-Ausnützung 
sehr gut. 

Bei Anämien ist die Ausnützung des arteriellen Blutes der Norm gegenüber 
nicht verbessert; hingegen ist das Minuten volumen entsprechend der Verminderung 
der Sauerstoffkapazität erhöht bis auf 19 1 (statt 3—5). Mit einem solchen Schlag¬ 
volumen (bis zu 200) ist eine Arbeitsleistung selbst bei voll erhaltener Arbeitskraft 
des Herzens unmöglich, da die physiologische Grenze bereits in der Ruhe fast 
erreicht ist. 

Diskussion. 

Herr Bondi-Wien: Nach der Müller sehen hämodynamischen Methode wurde 
in ca. 250 Fällen das Schlagvolumen bestimmt. Die Werte waren 60 ccm bei 
der gesunden Frau, beim Manne etwas höher, also durchaus ähnlich den von 
Plesch und v. Bergmann ermittelten. Jedoch bei Mitralstenose, wenigstens 
hochgradiger, findet man keine normalen Werte, sondern bloß 20—18 ccm. 
Dieser Befund erklärt die Adynamie solcher Kranken. Bei gewissen Anämien 
allerdings findet man, wie die Vorredner angaben, eine Erhöhung des Schlag- 
volumens bis 110, allein bei Chlorose umgekehrt eine Verminderung. Diese Diffe¬ 
renzen beruhen auf der unzulässigen Voraussetzung Pleschs, daß die Zusammen¬ 
setzung der Alveolarluft sich nur durch Diffusion, nicht durch Sekretion regele. 
Andere Einwände sollen bis zur Publikation der Plesch sehen Methode zurück¬ 
gestellt werden. 


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Herr Krehl - Heidelberg: Bei Muskelarbeit erfolgt nach Plesch und 
v. Bergmann die Anpassung durch Vermehrung der Pulszahl, während doch 
bekannt ist, daß das Herz unter diesen Umständen in der Systole verkleinert, 
das Schlagvolum also vermehrt ist. 

Herr Mohr-Halle hat am Tier mit der Zuntz sehen Bestimmungsmethode 
des Schlagvolumens ganz den Plesch-Bergmannschen analoge Befunde erhobeu 
— die Methode dieser Autoren muß also richtig sein. Die erhöhte Sauerstoff¬ 
kapazität des Hämoglobins bei Anämie entsprechend Bohrs und seiner Auf¬ 
fassung, ist von Morawitz nicht beobachtet worden, besteht aber dennoch wahr¬ 
scheinlich zu Recht, weil dieser das Methämoglobin des Blutes als Hämoglobin 
mitgerechnet hat. 

Herr Kraus-Berlin: Arbeitsgewohnte Menschen leisten Arbeit durch Ver¬ 
größerung des Schlagvolumens. Verkleinerung des Herzens bei nicht maximaler 
Arbeit ist jedenfalls nicht das Normale. 

Herr Butterfield berichtet über Untersuchungen an Menschenhämoglobin 
betreffend dessen Sauerstoffkapazität. 

Herr Porges-Wien: Mittels der Plesch sehen Methode findet man bei Herz¬ 
kranken statt einer Vermehrung der Kohlensäure in der Alveolarluft eine Ver¬ 
minderung. Die Lunge Ist eben eine Drüse und keine tote Membran. Ähnliche 
Verhältnisse müssen erst recht für den schlechter diffundierenden Sauerstoff gelten. 

Herr Plesch-Berlin: Die plethysmographische Methode Müllers und Bon dis 
ist wegen der verschiedenen Blutverteilung bei Herzkranken nicht anwendbar. 
Demgegenüber ist die Sauerstoffkapazität, die er bestimmt, eine konstante, 
physiologische Zahl, ebenso die beiden anderen Faktoren, daher seine Methode 
exakt. Das Schlagvolum kann nur kleiner werden, wenn die Pulsfrequenz steigt, 
sonst erstickt der Mensch. Denn eine bessere Ausnützung des arteriellen Blutes 
findet bei Stenose tatsächlich nicht statt. Die Theorie von Bohr sagt, daß ein 
Drittel des Sauerstoffs in der Lunge absorbiert wird. Doch ist die komplizierte 
Methodik, mit welcher er seine Lehre stützt, nicht schlüssig. 

Herr Päßler-Dresden: Zur Pathologie und Therapie einiger von der Mund¬ 
höhle ausgehender Sepsisformen. 

Bei mannigfachen septischen Erkrankungen sind die Tonsillen häufig der 
Ausgangsort. Manchmal finden sich große Tonsillen mit Pfröpfen, manchmal 
sind die Tonsillen klein, aber in den Recessus tonsillaris besteht eine Eiter¬ 
ansammlung. Auch in den Rachentonsillen finden sich Herde meist mit Strepto- 
und Staphylokokken. Selbst schmerzlose, nicht akut entzündete Zähne können 
die Infektionsquelle sein. Die zahnärztliche Desinfektion des Wurzelkanals gelingt 
nicht Bei Pyorrhoea alveolaris enthalten die tiefen Taschen oft große Mengen 
Eiter. Mit Hilfe einer Sammelstatistik hat er eine Reihe von auffallenden Fällen 
eines Zusammentreffens von Mundhöhleneiterung und Sepsis ermittelt. Er 
schildert eine Reihe derartiger von ihm durch Behandlung der Mundhöhle ge¬ 
heilter Fälle. Bei Polyarthritis ist es schwer, ein klares Bild über die Frage zu 
gewinnen, war das primäre und was das sekundäre Leiden ist; sehr häufig aber 
scheint die primäre Läsion in der Mundhöhle ihren Sitz zu haben. Plötzliche 
Herzerkrankungen junger Leute haben gewöhnlich die gleiche tonsillare Ätiologie 
und müssen ätiologisch behandelt werden. Allerlei subjektive und objektive 
Symptome, Kopfschmerz, Atrophie gehen zurück, wenn die Organe der Mund¬ 
höhle in Ordnung gebracht werden. 

Diskussion. 

Herr Lange-Frankfurt a. M. berichtet über zwei Fälle von Sepsis mit Bacillus 
phlegmonosus emphysematosus, ausgehend von diphtheroiden Geschwüren der 
oberen Respirationswege. 

Herr Hampeln-Riga macht auf eine einschlägige ältere Arbeit von Hoppe- 
Seyler-Kiel aufmerksam. 

Herr Straßburger-Bonn: Physikalisch-anatomische Untersuchungen zur 
Lehre von der Enge des Aortensystems. 

Der Aaortenumfang ist im Alter und bei Männern größer. Messungsresultate 
geben keine Grundlage für die Lehre von der Enge des Aortensystems. Auch 


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Kongreß-Bericht. 


von dem Widerstand leisten die großen Gefäße unter allen Umständen nur den 
kleinsten Teil. 

Das Wesentlichere ist die „Weitbarkeit“ des Arteriensystems. Bei älteren 
Personen ist diese Kapazitätszunahme geringer gefunden worden; auch bei 
Frauen beträgt dieselbe nur 2 / 8 — T / 2 von der des Mannes, eine Verminderung, 
die durch das geringere Körpergewicht der Frauen nicht völlig erklärt wird. 

Bei Kindern ist trotz der Kleinheit der Aorta die Weitbarkeit sehr groß, 
noch mehr bei Tieren. Die absoluten Maße an der Leiche berechtigen daher 
zu keiner pathologischen Diagnose. Arteriosklerotische Gefäße führen natürlich 
zu einem Kreislauf hindemis; bei jüngeren Personen mit geringer Weitbarkeit 
kann ein solches höchstens ganz ausnahmsweise bestehen. Fortschritte in dieser 
Frage sind nur von der Mitarbeit der Klinik zu erwarten. 

Herr Curschm ann-Mainz: Über die diagnostische und prognostische Be¬ 
deutung der Sehnen- und Hautreflexe bei Nephritis und Urämie. 

Bei urämischen Zuständen ist es wichtig, den Anteil und die Bedeutung der 
gleichzeitigen Kreislaufstörung zu bestimmen. 

Hier gibt das Verhalten der Sehnen- und Hautreflexe nach Redners Er¬ 
fahrungen einen Anhaltspunkt. Die Sehnenreflexe steigern sich bei Schrumpf¬ 
niere erst dann, wenn Urämie im Anzug ist; in der Folge tritt Fußklonus und 
das Babinskische Phänomen auf. Besonders wichtig ist es, daß auch bei 
Scharlachkranken das Verhalten analog ist. Auch bei der protrahierten Urämie, 
bei subakuter Nephritis konnte die Reflexsteigerung gefunden und durch eine 
entsprechende Therapie beseitigt werden. Eine Hypertonie der Muskulatur be¬ 
steht dabei nicht. Die Reflexsteigerung kann auch einseitig sein — eine solche 
ist natürlich besonders beweisend. Einmal sah er auf der betroffenen Seite eine 
Pseudoapoplexie auf treten. Es muß daher eine Wirkung des hypothetischen 
Urämiegiftes auf das Hirn angenommen werden; ob diese durch Intoxikation 
oder Erzeugung von Piaödem zustande kommt, bleibt dahingestellt; die günstige 
Wirkung der Lumbalpunktion deutet auf letztere Alternative. Die mitgeteilten 
Beobachtungen haben eine hohe praktische prognostische und therapeutische 
Bedeutung. 

Herren Embden und Wirth-Frankfurt a. M.: Über den Abbau von Fettsäuren 
im Tierkörper. 

Bei Leberdurchblutung bildet sich Acetessigsäure, welche durch Zusatz be¬ 
stimmter Substanzen vermehrt wird. 

Zur Ausscheidung gelangt dieses Zwischenprodukt des Stoffwechsels beim 
gesunden wie beim diabetischen Menschen stets nur bei einseitiger Ernährung. 
Auch im Durchblutungsversuch führt die Hinzufügung von verbrennlichen Sub¬ 
stanzen zur Durchblutungsflüssigkeit zu einer Aufhebung der Acetonkörperbildung. 
So läßt sich z. B. die Acetessigsäurebildung aus Capronsäure total hemmen durch 
Zusatz von normaler Valeriansäure. 

Durchblutet man eine glykogenreiche Leber, so tritt ebenfalls niemals Acet¬ 
essigsäure auf. Jedoch kann der Durchblutungsflüssigkeit zugesetzter Trauben¬ 
zucker an einem glykogenfreien Organ das Glykogen nicht vertreten. Zucker, 
obwohl er von der Leber gebunden wird, ist daher weniger angreifbar als das 
Glykogen. 

Alle Störungen des Kohlehydratstoffwechsels beim Diabetiker würden sich 
sonach durch eine Störung der glykogenbildenden Funktion der Organe er¬ 
klären lassen. 

Die antiketogene Wirkung von Zusätzen richtet sich genau nach dem Grade 
ihrer Verbrennlichkeit. Vielleicht gewinnen diese Ergebnisse praktische Bedeutung 
für die Therapie der Acidosis. 

Herren Embden-Frankfurt a. M. und F. Kraus-Karlsbad: Beitrag zur Lehre 
vom Abbau der Kohlehydrate im Tierkörper. 

Aus welcher Muttersubstanz stammt die Milchsäure im Organismus? Bei 
Durchblutung glykogenfreier Lebern findet man eine Abnahme der Milchsäure, 
umgekehrt bei einer abnorm glykogenreichen Leber eine enorme Zunahme. In 
diesem Fall läßt sich der Glykogengehalt der Organe in gewissem geringen 
Maß durch Zusatz von Traubenzucker zum Durchblutungsblut ersetzen. Anderer- 


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seits scheint auch die Annahme berechtigt, nach der das Eiweiß die Quelle der 
Milchsäure sei. Denn auch ein Produkt des Eiweißabbaues, das Alanin, vermag 
im Durchblutungsversuch Milchsäure zu bilden. Wahrscheinlich wird es zuerst 
in Brenztraubensäure verwandelt, und aus dieser entsteht durch Reduktion die 
Milchsäure. Wir sehen somit in der Milchsäure ein Abbauprodukt sowohl der 
Kohlehydrate als auch der Eiweißkörper. 

An pankreaslose Hunde verabreicht ist die Milchsäure ihrerseits ein gewaltiger 
Zuckerbildner. Dieser Übergang von Milchsäure in Glukose und umgekehrt ist 
in Zusammenhang zu bringen mit dem Befund Minkowskis über die Anwesen¬ 
heit von Milchsäure in den Muskeln von Gänsen nach Leberexstirpation. Jedoch 
muß noch eine dritte Quelle der Milchsäure angenommen werden auf Grund 
folgender Beobachtung: Frischer Muskelpreßsaft nimmt binnen einer Stunde einen 
erheblichen Milchsäuregehalt an. Alanin und Traubenzucker kommen hier nicht 
in Betracht, ja, Zusatz von solchen ist belanglos. Es mag hier ein Polymeres 
(oder dergl.) der Milchsäure vorliegen. Interessanterweise unterbleibt bei pankreas¬ 
losen Tieren diese Milchsäurebildung im Muskelpreßsaft. 

Diskussion. 

Herr Moritz-Straßburg: Isovaleriansäure erzeugt nach den Beobachtungen 
L. Blums beim Hungerhund Aceton. 

Am gefütterten Tiere führt dieselbe zu keiner Acetonvermehrung. Dieser 
Versuch stimmt mit denjenigen Embdens gut überein. 

Herr Rumpf-Bonn: Orthodiagraphie des Herzens und Thoraxverschiebung. 

Beim Übergang aus der aufrechten Stellung in die Horizontallage findet bei 
der Mehrzahl der Menschen eine beträchtliche Verschiebung des Thorax statt. 
Durch die Vertikalstellung erfährt das Brustbein eine Gesamtbewegung nach 
oben und vorn, so daß die obere Thoraxapertur sich vergrößert. Die oberen 
Winkel des Thorax erweitern sich demgemäß bei der Vertikalstellung, ebenso 
der gesamte Thoraxraum. 

Die Hebung, welche der Processus xiphoideus beim Übergang aus der 
Horizontallage zur Vertikalstellung erfährt, läßt sich durch die Legung gewisser 
Richtungslinien messen. Die Verschiebungen des Thorax sind im allgemeinen 
bei älteren und korpulenten Menschen stärker. 

Damit einher geht naturgemäß eine entsprechende Bewegung der 
Rippen. Soweit das Herz an der Bewegung des Thorax nicht teilnimmt, er¬ 
fährt es infolge der Vertikalstellung eine anscheinende Bewegung 
nach abwärts. Die differenten Bilder und anscheinenden Lageveränderungen 
des Herzens, welche Moritz beim Vergleich von Horizontalorthodiagrammen 
mit Vertikaldiagrammen erhält, erklären sich zum Teil durch Verschiebung 
der vorderen Thoraxwand, ein anderer Teil durch wirkliche Lage¬ 
änderungen der inneren Organe. 

Weitere Verschiebungen des Herzschattens werden durch das Hinaufrücken 
der Leberkuppe beim Liegen bewirkt; in pathologischen Fällen kann durch 
starke Füllung der Bauchhöhle die Leber die höhere Lage auch in der 
Vertikalstellung einnehmen. Es kommt dann leicht zu Störungen der Herz- 
fiinktion. Hier ist die geringe Füllung der Bauchhöhle und die syste¬ 
matische Zwerchfellatmung das beste Unterstützungsmittel für die 
Herztätigkeit. 

Herr Otfried Müller-Tübingen: Die Herz- und Gefäß Wirkung einiger Digitalis¬ 
körper bei gesunden und kranken Menschen. 

Intravenöse Injektion von 1 ccm Strophanthin hat auf das Gefäßkaliber 
weder beim Gesunden noch beim Kranken einen Einfluß (plethysmographisch 
gemessen). Auf Eisumschläge kontrahiert sich unter Strophanthuswirkung das 
Gefäß genau wie vorher. 

Auch beim Digalen sieht man keine Gefäßwirkung, wohl aber in beiden 
Fällen eine solche auf das Schlagvolumen (beobachtet am Flammentachogramm), 
welches sich zumal beim Herzkranken ganz erheblich vermehrt. Dies liegt 
nicht an der plethysmographischen Methode, denn diese gestattet die Demon¬ 
stration der kontrahierenden resp. erschlaffenden Wirkung von Coffein und 
Natrium nitrosum. Die Digitalispräparate sind daher beim Menschen Herzmittel 


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Kongreß-Bericht. 


(in den entgegenstehenden Tierversuchen wurden toxische Dosen angewendet) 
nicht Vasomotorenmittel, wie die Kohlensäurebäder. 

Diskussion. 

Herr Fleischmann - Berlin sprach über intravenöse Strophanthintherapie bei 
Verwendung von kristallisiertem Strophanthin. Er hat auf der ersten medi¬ 
zinischen Klinik in zahlreichen Fällen Strophanthin intravenös injiziert Das von 
ihm zu diesen Injektionen verwandte Präparat, das „kristallinische Strophanthin“, 
war bisher noch nicht therapeutisch gebraucht, da alle bisherigen Autoren das 
sogenannte Böhringersehe Strophanthin, ein amorphes Präparat, anwandten. 
Die Erfolge waren namentlich bei Herzkranken ganz frappante, indem oftmals 
schon wenige Minuten nach der Einspritzung der Puls zur Norm zurückkehrte, 
die Atemnot und Cyanose verschwand usw. 

Herr Fränkel-Badenweder: Der therapeutisch beste Digitaliskörper wird der 
löslichste sein. Die Gefahren sind allemal die der Summation, daher ist es 
wichtig zu erfahren, ob vorher per os Digitalis gegeben wurde. Je schwerer 
der Fall, desto geringer muß die Dosis sein. Herzgesunde vertragen viel, deso¬ 
late Fälle sehr wenig, höchstens 1 j i mg (des Böhringer sehen Präparates). 
Identisch sind das amorphe und das kristallisierte Präparat nicht. In einer neuen 
Serie von 60 Injektionen hat er nur einen Todesfall durch Akkumulation gesehen, 
da das schlecht ausgeschiedene Th o ms sehe Präparat vorher gegeben worden ist. 

Herr Volhard-Mannheim: Bei schwerster Kreislaufschwäche (septische Pneu¬ 
monie) wurde 1 / a — 1 ccm Adrenalin injiziert. Der Kranke wurde blaß, und die 
Herzaktion hob sich gründlich und dauernd. Dieses Gefaßmittel besitzt also 
auch eine Herzwirkung. 

Herr Kraus-Berlin: Die gewählte Dosis ist zu gering. Man kann die be- 
zeichnete Einzelgabe sechsmal pro die geben. Geschwüre wie beim Hunde 
traten nicht auf. Die Herzwirkung ist am Elektrocardiogramm deutlich und 
damit gegenüber Lewandowsky definitiv bewiesen. 

Herr Heubner-Berlin: Bei schwerer Diphtherie hat Redner bis zu 12 g ge¬ 
geben und das Kind gerettet. 

Herr His- Berlin: Die Wirkung des Strophanthins bei Hochdruckstauung 
muß eine Gefaßwirkung sein. 

Herr 0. Müller-Tübingen: Die Drucksenkung in diesen Fällen muß durch 
die Bradycardie bedingt sein — die Gefäße ändern sich tatsächlich nicht. 

Herr Falta-Wien: Beim Menschen steigt der Druck (anders als beim Hund) 
unter Adrenalinwirkung dauernd. Nur bei älteren Leuten kann es zu Schüttel¬ 
frösten kommen. 

Herr Moritz-Straßburg fragt, wie sich das Splanchnicusgebiet verhält. Das 
Chlorbaryum wirkt, wie bekannt, dem Adrenalin analog und auch ebenso günstig. 
Jenes bewirkt am Tier eine Verkleinerung des Herzens. 

Herr P&ßler-Dresden: Wenn die Blutgeschwindigkeit wächst, fallt der Grund 
für die dyspnoische Stauung weg. 

Herr F. Pick-Prag: An der Niere bewirken die Digitaliskörper eine Gefä߬ 
erweiterung, ebenso an der Milz. 

Herr 0. Müller-Tübingen: Nach der verbesserten Weber sehen Methode 
(Rectalplethysmographie unter Korsett) lassen sich gröbere Wirkungen im 
Splanchnicusgebiet nicht nachweisen. 

Herren Moritz und v. Tabora-Straßburg: Über exakte Venendruckmessung 
beim Menschen. 

Herr v. Tabora-Straßburg: Die Entlastung des venösen Systems durch 
Venaesektion und „Abbinden der Glieder“. 

Die Bestimmung des Venendrucks geschieht am liegenden Patienten bei einer 
solchen Armhaltung, daß die Blutcirkulation möglichst ungehindert ist (Arm bei 
gebeugtem Ellbogen und pronierter Hand rechtwinklig abduciert). Man läßt 
unter vorübergehender Abbindung des Armes durch eine Pravazkanüle wässrige 
Flüssigkeit aus einer Bürette einfließen und notiert den Flüssigkeitsstand (in 


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Kongreß-Bericht. 


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Cubikcentimetern), bei welchem ein Einströmen nicht mehr stattfindet. Als 
Nullpunkt wird die Lage des rechten Vorhofs angenommen. 

Als Flüssigkeit dient eine Lösung von 1 Chinosol zu 2000 Ringerlösung — 
davon gelangen in die Vene übrigens nur Bruchteile eines Cubikcentimeters. 
Der Eingriff entspricht etwa einer intravenösen Injektion und hat tatsächlich 
niemals Schaden angerichtet. Beim Normalen ist der Venendruck meist 
= 40—60 ccm Wasser, höchstens 80—100. 

Unter pathologischen Bedingungen steigt er bis zu 300 ccm Wasser (bei 
Pneumonie). Bei Herzfehlern, und zwar nur bei Kompensationsstörung, sieht 
man gleichfalls hohe Werte. Durch Arbeitsleistung erzielt man ebenfalls 
Steigerung. 

Ein Fall von Lungenödem, in welchem die Abbindung der Extremitäten 
heilend gewirkt hatte, gab Anlaß, den Effekt dieses Manövers auf den erhöhten 
Venendruck zu messen. 

Ein Aderlaß muß schon 350—500 ccm groß sein, um normale Werte er¬ 
reichen zu lassen. Ganz ebenso wirkt aber die Abbindung der Extremitäten. 
Es kommen Abstürze vor von 143 ccm (allerdings nicht in jedem Fall). 

Die Messung des Venendrucks wird die Indikationsstellung des Aderlasses 
sowohl wie die Überwachung seiner Ausführung erleichtern. 

5. Sitzung vom 21. April 1909, vormittags. 

Vorsitzender: Herr Schultze-Bonn. 

Der Kongreß beschließt, in der Regel in Wiesbaden zu tagen. 

Herren Eppinger und Heß- Wien: Zur Pathologie der Basedowschen Krank¬ 
heit. 

Das viscerale Nervensystem ist teüs sympathischen teils autonomen Ursprungs; 
diese Bestandteile können anatomisch nicht voneinander getrennt werden. Wohl 
aber scheint eine solche Sonderung möglich durch Verwendung pharmakolo¬ 
gischer Agenzien, indem das Adrenalin aut das sympathische System wirkt, das 
Pilocarpin und Physostigmin vorwiegend auf das autonomische (Vagus-) System. 
Durch Heranziehung dieses Hilfsmittels läßt sich feststellen, daß die beiden 
Systeme im Verhältnis von Antagonisten stehen, indem das eine Reiz Wirkung 
ausübt, wo das andere hemmend wirkt. Bei einzelnen Individuen nun sieht man 
von Pilocarpingaben überhaupt keine Wirkung, weder Speichelfluß noch Schweiße; 
aus der Erfahrung im Tierexperiment schließt man in diesem Fall auf einen 
Untertonus des Vagus. Gerade bei diesen Menschen läßt sich eine Adrenalin- 
glykosurie leicht hervorrufen; umgekehrt kann man da, wo diese ausbleibt, mit 
Sicherheit Voraussagen, daß das Pilocarpin wirken wird. Menschen von dem 
zuletzt angedeuteten Verhalten sind vagusneurotische (v. Noorden), bradykar- 
dische, spastisch obstipierte Leute mit nervöser Hyperhidrose. 

Bei Basedowkranken, deren autonomes wie sympathisches System in einem 
Reizzustand sich befindet, vermochte Redner zwei Typen zu unterscheiden, je 
nachdem der Reizzustand des einen oder des anderen überwog. Bei dem einen, 
dem autonomen Typus z. B. bestehen nur Schweiße und Diarrhöen, Möbius- 
sches Symptom, dagegen kein Exophthalmus usw. 

In diesen Fällen ließ sich durch Adrenalinzutuhr keine Glykosurie, bei dem 
anderen Typus wiederum keine Pilocarpinspeichelung hervorrufen. 

Es könnte scheinen, als ob wir es in dem einen Fall mit Dysthyreoidismus 
und in dem anderen mit Hyperthyreoidismus zu tun hätten. Jedoch liegt in 
Wahrheit auch beim Basedowismus mit autonomem Reizzustand kein Dysthy¬ 
reoidismus vor, sondern gleichfalls ein Hyperthyreoidismus, der einen vagotonischen 
Menschen befallen hat. 

Diese Einteilung der Menschen in Vago- und Sympathicotoniker ist, wie das 
ausgeführte und andere Beispiele lehren, für Pathologie und Therapie von großer 
Bedeutung. 

Herr Bönniger-Pankow-Berlin: Zur Ätiologie des Lungenemphysems. 

Das lokale Emphysem beruht im Gegensatz zum diffusen auf einer Über¬ 
dehnung der Alveolen. Es gelang künstlich ein solches an normalen Lungen 
zu erzeugen, welches von natürlichem Emphysem nicht zu unterscheiden ist. 


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Kongreß-Bericht. 


Auch die Lokalisation ist eine ganz ähnliche, wie man sie z. B. bei Diphtherie 
sieht. Das sogenannte interstitielle Emphysem betrifft in der Regel nicht die 
Interstitien, sondern die ihnen zunächst liegenden Alveolen. 

Herr Head-London: Über Sensibilität und Sensibilitätsprüfung. 

Es ist allgemein bekannt, daß die Sensibilitätsstörungen, welche nach Durch¬ 
schneidung der peripheren Nerven auftreten, den Erwartungen nicht entsprechen. 
Der Mensch unterscheidet auf Grund der täglichen Erfahrung eine Empfindung 
der Berührung, die allmählich in eine schmerzlose Druckempfindung übergeht. 
Schmerz, Hitze und Kälte sind für uns scharf voneinander getrennte, einheitliche 
Qualitäten. 

Wir unterscheiden ferner eine Gruppe der Empfindungen, mit deren Hilfe 
wir die gereizte Stelle und die räumlichen Verhältnisse unserer Glieder er¬ 
kennen. 

Solche Empfindungsqualitäten müssen von spezifischen Impulsen abhängig 
sein; aber jeder Versuch, die Sensibilitätsstörungen nach Verletzungen der peri¬ 
pheren Nerven oder des Rückenmarkes in solche aus a priori gedachte Kate¬ 
gorien einzureihen, scheitert am Widerspruch mit dem tatsächlichen Befund. 

Der Kliniker ist deswegen genötigt worden, andere Sensibilitätsqualitäten 
wie z. B. die »tiefe Sensibilität« zu Hilfe zu nehmen, die in pathologischen Fällen 
als allein übrigbleibende Empfindungsgruppe nachweisbar ist. Aber trotz aller 
Annahmen ist es nicht möglich, die Sensibilitätsstörungen, die nach Läsionen 
verschiedener Abteilungen des Nervensystems zustande kommen, in dieselben 
Empfindungskategorien einzureihen. Man redet von der erwähnten »tiefen Sensi¬ 
bilität«, als sei diese etwas Definiertes; aber diese Sensibilität bietet nach Ver¬ 
letzungen der peripheren Nerven ein ganz anderes Bild, als bei Läsionen des 
Rückenmarks oder des Gehirns. 

All diese Schwierigkeiten verschwinden nun, sobald man die Annahme macht, 
daß die sensiblen Impulse in ihrem Verlauf von der Peripherie bis zum Gehirn 
auf jeder Stufe des Nervensystems eine Neugruppierung erfahren. 

Ich möchte Ihnen im Folgenden zeigen, wie auf identische Reize die Em¬ 
pfindung sich jedesmal anders gestaltet, je nach der Stufe des Nervensystems, 
an welcher die Störung angreift. 

Unsere Resultate stützen sich teils auf klinische, teils auf experimentelle am 
eigenen Körper nach Durchschneidung zweier Nerven ausgeführte Untersuch¬ 
ungen. 

Die Methoden zur Sensibilitätsprüfung, die ich heute besprechen werde, sind 
nicht alle für klinischen Zwecke brauchbar. Denn für die Untersuchungen von 
Kranken, die leicht ermüden und kein Interesse an der Prüfung zeigen, sind die 
einfachsten Methoden die besten. Die Prüfling darf nicht zu lange dauern und 
bloß die einfachste Selbstbeobachtung verlangen. 

In meinem eigenen Falle glaubten wir uns dagegen der strengsten psycho¬ 
physischen Methoden bedienen zu sollen und haben einen besonderes Gewicht 
auf die Ergebnisse dieser Selbstbeobachtung gelegt. 

Der Patient hält während der Prüfung die Augen geschlossen, oder es wird 
ein Schirm in der Weise aufgestellt, daß der untersuchte Teil seines Körpers 
ihm unsichtbar wird. Bei der Untersuchung werden keinerlei Fragen gestellt, 
von vornherein aber wird er dahin instruiert, zu melden, sobald er etwas spürt. 
Der Sinn für oberflächliche Berührung wird mit einem kleinen Büschel Baum¬ 
wolle geprüft; es muß jedoch Sorge getragen werden, daß dieses nicht steif 
genug ist, um Druckempfindungen hervorzurufen und doch so steif, daß es an 
verdickten Teilen der Haut, wie einer hornigen Hand oder Sohle angewendet 
werden kann. 

Leider aber ist diese bequeme und leicht meßbare Methode bei Läsionen 
des peripheren Systems kein difl'erenzieller Reiz für haarbedeckte Hautpartien: 
unter gewissen Bedingungen ist es deswegen notwendig, die untersuchten Teile 
zu rasieren. Aber in vielen Fällen können Schwierigkeiten vermieden werden, 
indem man v. Freys »Reizhaare« benutzt. Herr Professor v. Frey hat in der 
freundlichsten Weise eine Reihe solcher Haare für uns angefertigt, die wir bei 
den Untersuchungen an meinem Arm benutzt haben. 

Die Schmerzempfindung wird in der gewöhnlichen Weise mittels eines 


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Kongreß-Bericht 


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Nadelstiches oder des faradischen Stromes geprüft Bei Rückenmarksläsionen 
ist jedoch zu beobachten, daß der Kranke öfters trotz totaler Analgesie die 
Fähigkeit behält, die Spitze von dem Kopf einer Stecknadel zu unterscheiden. 
Daher ist er im Stande, »Stich« zu antworten, obwohl die Reizung vollständig 
schmerzlos bleibt 

Die Drucksensibilität wird mit irgend einem stumpfen Objekt geprüft. So¬ 
bald man den Druck erhöht, entsteht eine Schmerzempfindung, deren Schwelle 
man mit einer Modifikation des CattelIschen Algometers bestimmen kann. Ein 
solches Instrument gibt sehr verschiedene Messungen in den Händen verschie¬ 
dener Beobachter, je nach der Geschwindigkeit, mit welcher der Druck ausge¬ 
übt wird und je nach der Intelligenz des Kranken. Wir haben deswegen stets 
die kranke mit der gesunden Seite des Körpers verglichen und kleine Unter¬ 
schiede vernachlässigt. 

Zur Prüfung des Temperatursinnes benutzen wir meistens mit heißem oder 
kaltem Wasser gefüllte silberne Gefäße. 

Die Lokalisationsfähigkeit wird nach vier Methoden geprüft. Der Kranke 
wird aufgefordert, den gereizten Ort zu nennen und nachher mit dem Finger 
auf ihn zu deuten. Bei intelligenten Kranken wird die Henrische Methode be¬ 
nutzt, besonders wenn die Sensibilitätsstörung die Haut betrifft. Zu diesem 
Zwecke fertigt man zwei lebensgroße Abbildungen der Hand an; auf der einen 
werden die gereizten Stellen notiert, während der Kranke auf der anderen die 
Stelle aufzeichnet, wo er glaubt, gereizt worden zu sein. Diese Methode ist 
besonders lohnend bei Läsionen der Hirnrinde. Nach der Spearmanschen 
Methode wird ein mit einem Loch versehenes Blatt, Pappdeckel oder steifes 
Papier, über den geprüften Körperteil gelegt. Sämtliche Reizungen werden durch 
das Loch gemacht; der Kranke bezeichnet mit einem Bleistift die Stelle, an 
welche er den Reiz verlegt. Die Fähigkeit, zwei in einiger Entfernung von¬ 
einander aufgelegte Hautreize gesondert zu empfinden, wird mittels eines Zirkels 
mit abgerundeten Spitzen geprüft. Um genaue Ergebnisse zu erhalten, ist es 
notwendig, bald die eine, bald beide Spitzen in einer unregelmäßigen Reihen¬ 
folge anzulegen, so daß schließlich jede Art der Reizung gleich oft, z. B. zehn¬ 
mal, angewendet worden ist. Die auf die Reizung gegebenen Antworten können, 
wie Mc Dougall vorgeschlagen hat, in Form eines Bruches aufgeschrieben 
werden; die Zähler geben die Art der Antworten an für Reizung mit einer 
Spitze und die Nenner diejenigen für zwei Spitzen. Niemals versuchen wir 
eine Schwelle zu bestimmen, aber von vornherein werden die Spitzen des Zir¬ 
kels auf eine solche Entfernung voneinander gestellt, daß sie auf der normalen 
Haut unbedingt getrennt wahrgenommen würden. 

Um die Empfindung passiver Bewegungen und die Lagewahrnehmung zu 
prüfen, wird der Kranke aufgefordert, die Stellung des bewegenden Gliedes mit 
der Hand nachzuahmen. Wird z. B. die große Zehe in die Streckstellung ge¬ 
bracht, so erhebt er den Daumen, wird der Fuß abwärts bewegt, so beugt er 
die Hand usw. 

Es ist wesentlich, die Antworten, wie bei dem Zirkelversuch, als Bruch auf¬ 
zuschreiben, denn durch diese Methode allein kann man den Einfluß des Zufalls 
ausschalten. 

Das Vibrationsgefühl wird in der gewöhnlichen Weise mit einer Stimmgabel 
geprüft, die 128 Schwingungen in der Sekunde hat. 

2. Periphere Anordnung der Sensibilität. 

a> Tiefe Sensibilität. 

Nach Durchschneidung der beiden Nerven an meinem Arm trat ein totaler 
Empfindungsverlust ein längs einer ausgedehnten Fläche der Haut an der radialen 
Hälfte des Vorderarmes und des Handrückens. Reizung mit Baumwolle, einer 
Nadelspitze, die Applikation jeder Form von Hitze und Kälte blieben unbemerkt. 
Wenn jedoch derselbe Teil mit der Spitze eines Bleistiftes, dem Kopf einer 
Nadel oder selbst mit dem Finger berührt wurde, wurde der Reiz sofort bemerkt 
und mit unerwarteter Genauigkeit lokalisiert. Die Vibration einer Stimmgabel 
und die Rauheit eines reizenden Gegenstandes wurden ebensogut, wie auf der 
normalen Hand erkannt. 


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Kongreß-Bericht. 


Übermäßiger Druck in dieser Gegend erzeugte heftigen Schmerz, und mit 
Cat teils Algometer wurde gefunden, daß solcher mit demselben oder selbst 
einem kleineren Druck als aut der normalen Seite ausgelöst werden konnte. 

Trotz der guten Lokalisation konnten die beiden Spitzen des Zirkels nicht 
unterschieden werden, aber passive Bewegungen der Muskeln wurden ebensogut 
erkannt wie auf der normalen Seite. 

Man sieht, daß aut der peripheren Stufe des Nervensystems die tiefe 
Sensibilität zur Erkenntnis und Lokalisation des Druckes, der Druckbewegung, 
des Druckschmerzes, der Vibration einer Stimmgabel, der Rauheit des reizenden 
Gegenstandes und der passiven Bewegungen der Muskeln und Gelenke dient. 
Sie bietet keinerlei Hilfe bei der spezifischen Empfindung der leichten Berührung, 
des Nadelstiches, der Wärme oder Kälte sowie beim Zirkelversuch. 

b) Sensibilität der Haut. 

Nach Durchscheidung eines peripheren Nerven, wie z. B. des Medianus oder 
des Ulnaris, beschränkt sich die Analgesie auf ein kleineres Gebiet als das der 
anatomischen Verbreitung des Nerven. Daneben liegt eine dem Innervations¬ 
gebiet genau entsprechende Zone, innerhalb deren jede Empfindung für leichte 
Berührungen, das Erkennen der Zirkelspitzen, das Erkennen von Temperaturen 
zwischen 22 und 40° C. und das Vermögen der genauen Lokolisation aufgehoben 
ist, während in demselben Bezirk der Stich einer Nadel, außerordentliche Kälte 
und (öfters) Hitze gut erkannt werden. Die Verbreitung dieser intermediären 
Zone ist sehr verschieden, aber in jedem Fall sind selbst die erhaltenen Zahlen 
der Sensibilität bedeutend herabgesetzt. 

Etwa 10 Tage nach der Durchschneidung fängt die Haut dieser Zone an 
in einer merkwürdigen Weise zu reagieren. Auf schmerzhafte Hautreize wird 
die Empfindung weit unangenehmer als sonst auf der normalen Haut empfunden, 
während gleichzeitig in entfernten Teilen der betroffenen Fläche ein diffuses 
Prickeln verspürt wird. 

Nun ist selbst in den günstigsten Fällen innerhalb dieser intermediären Zone 
die Sensibilität selbst für schmerzhafte Hautreize stark erniedrigt, wie man 
mittels der v. Frey sehen »Schmerzhaare« beweisen kann. Trotzdem ist hier 
die Reaktion auf schmerzhafte Hautreize noch kräftiger als über normaler Haut. 

Diese auffallende Beobachtung wird durch den Zustand meiner Hand während 
des ersten Stadiums der Regeneration erklärt. Die Wiederherstellung der Em¬ 
pfindung geschah nicht durch ein gleichmäßiges Ansteigen aller Arten der Sen¬ 
sibilität, vielmehr wird die betreffende Hautfläche zuerst für Stiche und kurz 
danach allmählich auch für die extremen Formen der Kälte und Wärme empfindlich. 

Erst nach einem Jahre fingen die höheren Formen der Sensibilität an zurück¬ 
zukehren. 

In diesem ersten Stadium, das ich als »protopathisches« bezeichnet habe, 
bestand die ganze Sensibilität der Haut in der Existenz von Schmerz-, Hitze- 
und Kältepunkten. Die ganze Ausdehnung der Hautfläche blieb für leichte Be¬ 
rührung und Temperaturen von 26—38° C. unempfindlich; genaue Lokalisation 
und getrennte Empfindung der beiden Zirkelspitzen war ebenfalls nicht möglich. 

Wenn man die Eigenschaften dieses protopathischen Hautgebiets mittels ab- 
stufbarer Reize genauer untersucht, so findet man, daß ein bestimmtes Reizhaar 
hier unangenehmer empfunden wird, als auf der normalen Haut. In einer ähn¬ 
lichen Weise rufen, trotz der beträchtlich erhöhten Schwelle für Kälte und 
Wärme, Temperaturen wie 15 und 45° C. eine auffallend kältere oder wärmere 
Empfindung als auf der normalen Haut hervor. Wir gelangen so zu dem merk¬ 
würdigen Resultat, daß eine Stelle, die eine meßbare hohe Schwelle besitzt, mit 
einer stärkeren Empfindung als die normale Haut reagiert. 

Wenn ein protopathischer Teil mit Haar versehen ist, so erzeugt das Ziehen 
an einem Haare eine sehr schmerzhalte und unangenehme Empfindung, die 
weithin ausstrahlt. Leichtes Bürsten mit Baumwolle ruft eine Empfindung hervor, 
die keineswegs normal ist; denn sie besteht nicht nur aus einem sonderbaren 
Stechen oder Ameisenkriechen, sondern sie strahlt weit um den Reizpunkt hin 
aus und wird obendrein häufig auf eine entfernte Gegend bezogen. Doch wird 
die Haut durch Rasieren vollkommen unempfindlich für Baumwolle. 


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Erst nach einem Jahre fing die Haut an, für leichte Berührung und mittlere 
Temperaturen (zwischen 26 und 38° C.) emfindlich zu werden, und mit dieser 
Rückkehr der normalen Empfindung hielt das Zurückgehen der erhöhten Reaktion 
auf schmerzhafte Kälte- und Wärmereize gleichen Schritt. 

Auf Grund unserer Beobachtungen glauben wir, daß die Innervation der 
Haut von zwei verschiedenen Systemen besorgt ist; das eine, protopathische, besteht 
aus drei Arten von punktförmigen Endorganen, die auf schmerzhafte Reize, auf 
Hitze über 38° C. und aul Kälte unter 26° C. reagieren. Ist dieses System allein 
in Funktion, so wird die Reaktion stärker als auf der normalen Haut, und die 
Empfindung wird diffus oder sogar in einen entfernteren Teil verlegt. Diese 
primitive Art der Empfindung wird in günstigen Fällen mehrere Monate vor den 
höheren Empfindungsarten wiederhergestellt. 

Erst nach etwa einem Jahre erscheinen wieder die epikritischen Funk¬ 
tionen, und die Haut wird wieder für leichte Berührungen und mittlere Tempe¬ 
raturen empfindlich; zwei Spitzen des Zirkels werden wieder unterschieden und 
Hautreize allmählich immer genauer lokalisiert. 

Die Sensibilität der peripheren Nerven beruht deswegen auf drei ver¬ 
schiedenen Systemen. 

I. Tiefe Sensibilität. Druckberührung, Druckschmerz, Lokalisation des 
Druckes, Vibration, Rauheit des reizenden Gegenstandes. 

Die sensiblen Nervenfasern, auf deren Vorhandensein diese Sensibilität beruht, 
verlaufen mit den Nerven für Muskeln, Sehnen und Gelenken. 

II. Protopathische Sensibilität. Schmerz, Kälte unter 26° C., Hitze 
über 38° C., eine besondere diffuse Sensibilität der Haare. 

Von diesem System werden die Schmerz-, Kälte- und Wärmepunkte inner- 
viert. Seine Fasern regenerieren binnen 6—24 Wochen nach der Wieder¬ 
herstellung der Nerven. 

III. Epikritische Sensibilität. Leichte Berührung (Reizhaare bis 
5 grm/mm). Sensibilität für Temperaturen zwischen 26° C. und 38°. Das Er¬ 
kennen zweier Zirkelspitzen. Genaue Lokalisation. 

Die Wiederherstellung dieses Symptoms braucht wenigstens ein Jahr. Nach 
Durchschneidung der peripheren Nerven wird meistens diese Sensibilität auf 
einer größeren Fläche als die protopathische vernichtet; aber in seltenen Fällen 
kommt die entgegengesetzte Dissoziation zustande, und trotz einer vollständigen 
Analgesie bleibt eine größere oder kleinere Hautfläche empfindlich für leichte 
Berührung. 

3. Gruppierung der afferenten Impulse im Rückenmark. 

Durch das Gesagte wird es leicht verständlich, daß auf der peripheren 
Stufe des Nervensystems gewisse Dissoziationen der Sensibilität zustande kommen 
können, andere dagegen unmöglich sind. Nun aber werde ich versuchen, Sie 
zu überzeugen, daß die Dissoziationen der Sensibilität bei Rückenmarks¬ 
erkrankungen sich vollständig anders gestalten, als bei Läsionen des peripheren 
Nervensystems. 

a) Schmerz. 

Nach Durchschneidung der Nerven an meinem Arm erschien eine voll¬ 
ständige Dissoziation zwischen jeder Form der schmerzhaften Empfindung der 
Haut und der tieferen Teile. Die Haut wurde gänzlich unempfindlich gegen 
alle schmerzhaften Reize. Sobald man aber auf die tieferen Teile kräftig drückte, 
wurde eine schmerzhafte Empfindung ebenso leicht auf der kranken als auf der 
normalen Seite erregt. 

W r enn dagegen bei Läsionen des Rückenmarkes der Schmerz bei einer 
Reizart fehlt, so fehlt er ebenso bei jeder anderen (abgesehen von der größeren 
Intensität des Druckschmerzes). 

Ungeachtet dieses Verlustes der tiefen Sensibilität für schmerzhafte Reize 
bleiben die analgetischen Teile bei der leistesten Berührung empfindlich; eine 
allmähliche Steigerung des auf sie ausgeübten Druckes wird ebenso richtig ge¬ 
schätzt wie in der Norm, trotz der Unempfindlichkeit gegen schmerzhafte 
Druckreize. 


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b) Leichte und tiefe Berührung. 

Eine häufig nach peripheren Läsionen zustande kommende Dissoziation 
der Sensibilität besteht darin, daß leichte Berührungen nicht erkannt, tiefe Be¬ 
rührung und Druck dagegen richtig empfunden werden. In solchen Fällen 
würden die von der tiefen Sensibilität besorgten Empfindungen notwendiger¬ 
weise das Vorhandensein des Sinnes der passiven Lage und Bewegung in sich 
schließen. Jede Beeinträchtigung der Empfindlichkeit auf tiefe Berührung wird 
eine gleichzeitige Verminderung dieses Sinnes mit sich bringen. 

Wenn aber die Läsion im Rückenmark liegt, erscheinen und verschwinden 
die Impulse auf leichte und tiefe Berührung gleichzeitig. Im Rückenmark sind 
alle Tastimpulse vereinigt; die Druckempfindung ist für dasselbe bloß eine inten¬ 
sivere Form der Berührung. So war in einer charakteristischen Form von 
Brown-Sequard-Lähmung das ganze rechte Bein unempfindlich gegen Reizung 
mit Baumwolle, gegen von Frey sehe Haare und gegen Druck, selbst von vielen 
Kilogrammen. Dieser Kranke erkannte jedoch jede passive oder aktive Ver¬ 
änderung in der Lage des sonst unempfindlichen Gliedes. Eine solche Disso¬ 
ziation könnte niemals infolge einer Läsion der peripheren Nerven entstehen. 

c) Passive Lage und Bewegung. 

Wahrnehmung der passiven Lage und Bewegung nach Durchschneidung 
der peripheren Nerven ist ein Beweis für die Integrität des tiefen Systems der 
Sensibilität. Diese setzt die Erhaltung anderer Formen der tiefen Sensibilität 
voraus, nämlich tiefe Berührung und Druckschmerz. Denn nach Läsionen der 
peripheren Nerven sind alle drei Arten der Sensibilität zusammen vorhanden 
oder fehlen gemeinsam. 

Bei einer intramedullären Läsion kann jedoch jede von diesen drei Gruppen 
unabhängig von den beiden anderen gestört sein. 

Ferner ist es allgemein bekannt, daß bei Fällen von Brown-Sequard-Lähmung 
die Empfindung für passive Lage und Bewegung auf der (den sonstigen Sensi¬ 
bilitätsstörungen) entgegengesetzten Körperhälfte vollkommen fehlt. 

d) Hitze und Kälte. 

Nach Durchschneidung der peripheren Nerven wird von den drei proto¬ 
pathischen Komponenten die Wärmesensibilität am meisten beeinträchtigt. Jedoch 
selbst in Fällen, die in dieser Beziehung die größte Dissoziation zeigen, sind 
alle drei Arten der Empfindung, Schmerz, Kälte, Hitze, mehr oder weniger 
vernichtet. 

Anders bei Rückenmarksläsionen; hier bilden Hitze- und Kälteempfindung 
zwei getrennte Qualitäten. Jede Art der Sensibilität kann verloren gehen, ohne 
daß dann die andere auch nur vermindert zu sein braucht. Ein Ausfall der 
Empfindung für mittlere Temperaturen bei erhaltener oder gesteigerter Sensibilität 
für die extremen Grade kommt bei Rückenmarkserkrankungen nicht vor. 

e) Die Zirkelprobe. 

Einer der bemerkenswertesten Unterschiede zwischen dem Empfindungs¬ 
verlust nach Nervendurchschneidung und demjenigen auf Grund von Rücken¬ 
marksläsionen tritt bei der Zirkelprobe an den Tag. Auf der peripheren Stufe 
des Nervensystems hängt die Fähigkeit, zwei gleichzeitig aufgelegte Spitzen als 
getrennt zu erkennen, mit der Sensibilität für leichte Berührung zusammen. 
Umgekehrt kann es bei Rückenmarkserkrankungen Vorkommen, daß der Kranke 
bei einem Abstand von 20 cm statt zwei Spitzen nur eine fühlt, obwohl die 
Empfindung für die leiseste Berührung erhalten ist. Wenn aber diese Empfindung 
wirklich einmal gestört ist, so betrifft dieser Ausfall die (den sonstigen Sensibilitäts¬ 
störungen) entgegengesetzte Körperhälfte. 

Wir haben gezeigt, daß die verschiedenen Formen der peripheren Impulse 
nach ihrem Eintritt in das Centralnervensystem eine neue Gruppierung erfahren. 
Diese Umwandlung findet mit mehr oder weniger großer Geschwindigkeit auf 
derselben Seite wie der Eintritt der Impulse statt. Dies ergibt sich aus den 
Beobachtungen bei einseitiger Syringomyelie, da hier die Sensibilitätsstörung, 
obwohl sie rein intramedullären Ürsprungs ist, dieselbe Körperseite betrifft wie 
die Muskelatrophien. 

Diese umgeänderten Impulse treten mit verschiedener Geschwindigkeit in 


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Kongreß-Bericht. 353 


die gegenüberliegende Rückenmarksseite über, um in den langen Leitungsbahnen 
zum Gehimstamm aufzusteigen. 

Die Impulse für Schmerz, Hitze und Kälte durchziehen etwa fünf bis sechs 
Rückenmarksegmente, ehe ihre Kreuzung vollendet ist; die Impulse für Be¬ 
rührung jedoch brauchen eine beträchtlich längere Strecke, ehe sie gänzlich 
hinübergetreten sind. 

Aus diesem Grunde kann es gelegentlich Vorkommen, daß bei einseitigen 
Rückenmarksläsionen Störungen der Sensibilität für Schmerz, Hitze und Kälte 
ohne Verlust der Berührungsempfindung auftreten. 

Ehe sie eine Umordnung erfahren, steigen sämtliche sensiblen Impulse in den 
Hintersträngen auf. Einige werden rasch verändert, andere langsamer; aber 
die Impulse, die dem Sinn der passiven Lage und Bewegung und dem Erkennen 
zweier Spitzen zugrunde liegen, bleiben allein in diesen Strängen bis zu den 
Hinterstrangskernen, wo auch sie eine neue Gruppierung erleiden; und, wie 
alle sensiblen Impulse, gelangen sie endlich auf die gekreuzte Seite des Nerven¬ 
systems. 

Die Umwandlung der sensiblen Impulse besteht übrigens nicht allein in einer 
Neugruppierung, sondern es treten auch Hemmungen für gewisse periphere Im¬ 
pulse hinzu. Wenn man z. B. die Haut dem Reiz einer Temperatur von 45° C. 
aussetzt, so ruft man im allgemeinen bloß ein angenehmes Wärmegefühl hervor. 
Auf den Teilen der Haut jedoch, wo keine Wärmepunkte existieren, ruft diese 
Temperatur eine Empfindung von Kälte, die sogenannte paradoxe Kälte, hervor. 
Läßt man die Temperatur auf 40° C. abfallen, so werden die Kältepunkte nicht 
mehr gereizt, und nun verspürt der Patient eine reine Schmerzempfindung. 
Normalerweise werden also bei einer Temperatur von 45° C., die eine angenehme 
Wärmeempfindung hervorruft, Kälte- imd Schmerzimpulse gehemmt. Erst wenn 
die Wärmeempfindung wegtällt, können die normalerweise gehemmten Impulse 
zum Vorschein kommen. 

In dieser Einrichtung liegt die Möglichkeit der Entwicklung. Der Mensch 
ist nicht mit vollendetem Nervensystem erschaffen worden, sondern seine sen¬ 
siblen Organe haben sich aus denen der niederen Tiere entwickelt. Diese Ent¬ 
wicklung besteht in der allmählichen Vervollkommnung der sensiblen Impule 
auf jeder Stufe des höher entwickelten Nervensystems. 

Eine solche Theorie setzt voraus nicht allein eine phylogenetische Entwick¬ 
lung, sondern auch einen täglichen Kampf ums Dasein auf den physiologischen 
und psychologischen Stufen. 

Darin erblicken wir das Mittel, durch welches ein unvollkommener Or¬ 
ganismus bis zu höheren Funktionen und psychischer Einheit sich hinaufge¬ 
arbeitet hat. 

Herr Schönbora-Heidelberg: Einige Methoden der Sensibilit&tsprüfung und 
ihre Ergebnisse an Nervenkranken. 

An 64 Fällen wurden die Angaben Heads nachgeprüft und ihre Richtigkeit 
sowie die Brauchbarkeit der Methoden bestätigt. Außerdem wurde der Miesch er¬ 
sehe Wärmetaster, ein mit Wasser durchströmbares Instrumentchen, sehr brauch¬ 
bar gefunden und ein neues Algometer konstruiert, welches mit denselben Ein¬ 
schränkungen verwendbar ist, wie die vorhandenen Apparate. 

Die Prüfung der tiefen Empfindlichkeit mit dem Catteil sehen Algometer 
ist sehr vorsichtig zu verwerten. 

Redner vertritt gegenüber Head die Möglichkeit, Schwellenwerte zu finden, 
auch beim Ungebildeten. Zur Ergänzung der Head sehen Untersuchungen am 
Hypoästhetischen hat er hyperästhetische, neuralgische Zonen in den Kreis seiner 
Untersuchungen gezogen. Doch wurden nur in zwei Fällen von Herpes zoster 
wirkliche Hauthyperästhesien gefunden, d. h. es wurden Reizhaare unangenehm 
empfunden, von einer Feinheit, welche sonst keinen derartigen Effekt hat. In 
allen anderen Neuralgiefallen bestand nur die bekannte tiefe Empfindlichkeit. 

Bei Syringomyelie konstatiert man oft eine korrekte Empfindung für die 
mittleren, nicht aber die extremen Temperaturen. 

Sehr kompliziert liegen die Verhältnisse bei der Tabes dorsalis. Darum 
wurde allein die Kältehyperästhesie der Tabiker untersucht. Bei punktförmiger 
Reizung (selbst am Fiebernden) sieht man im allgemeinen niemals ein Zusammen- 


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Kongreß-Bericht. 


schrecken wie beim Tabiker — dieser hat in dem hyperthermästhetischen 
Gebiet der Bauchhaut keine Vermehrung der Zahl seiner Kältepunkte. 

Am ehesten wäre das Verhalten vergleichbar mit dem protopathischen 
Unlustgefühl Heads. Tatsächlich hat man hier eine Art protopathischer Zone. 
Diese Annahme wiederspricht der Lehre Heads, nach welcher eine solche nur 
bei peripheren Störungen zu erwarten wäre. Die Erklärung dieses scheinbaren 
Widerspruchs ergibt sich daraus, daß die Krankheit nicht im Rückenmark, 
sondern im Wurzelgebiet ihren Sitz hat. Die feinen Methoden sind nötig, aber 
nur bei peripheren Störungen. 

Herr Gerhardt-Basel: Beitrag zur Lehre von der Lokalisation sensibler 
Lähmungen. 

Beobachtungen an Tumorkranken, welche durch die Operation geheilt 
wurden, lassen ein in letzter Zeit wenig berücksichtigtes, funktionelles Gesetz 
der Sensibilitätsstörung hervortreten. Der Tumor fand sich im ersten Falle am 
8. Cervikalwirbel. Der Kranke hatte die Symptome der Brown-Sequardschen 
Lähmung, die allmählich anstieg und erst zuletzt die Ulnarseite des Arms ergriff; 
binnen einer Woche nach der Exstirpation bildete diese sich zurück, darauf die 
des Rumpfes, zuletzt die der Sohle. Im anderen Falle saß der Tumor in der 
Höhe des 11. Brustwirbels; die Sensibilität stellte sich nach der Exstirpation 
langsam wieder ein und ließ sich daher um so besser verfolgen. 

Die verschiedenen Hypothesen der nervösen Zuordnung werden angeführt; 
alle versagen jedoch gegenüber den beobachteten Tatsachen. Die Sensibilität 
in der Steißgegend und Perinealgegend tritt gleichzeitig wieder auf; erst mehrere 
Monate später diejenige des Fußes. 

Es kann dabei nicht die periphere Lagerung der langen Bahnen (Flatau) 
entscheidend sein, sondern funktionelle Momente; ähnlich wie die Symptome bei 
Himapoplexien durch Eintreten von Bahnen der anderen Seite nach einem be¬ 
stimmten Turnus zurückgehen, den man bei den verschiedensten Affektionen 
in gleicher Weise wiederkehren sieht. Stets ist die Peripherie am frühesten ge¬ 
schädigt; selbst bei Tabes kann man ähnliches beobachten, ebenso bei Syringo¬ 
myelie und multipler Neuritis. Vielleicht erklärt sich dies Gesetz nach der 
Abnutzungstheorie (Edinger), — indessen ist dieses für den Rumpf nicht recht 
anwendbar. Jedenfalls sind neben den anatomischen auch funktionelle Faktoren 
für die Lokalisation der Ausfallerscheinungen von Bedeutung. 

Eventuell kann die Außerachtlassung dieser Tatsachen zu unrichtigen An¬ 
nahmen über die Lokalisation von Tumoren des Centralnervensystems führen. 
Übrigens können selbst segmentär angeordnete Störungen funktioneller Natur 
sein, eventuell ebenfalls auf Grund stärkerer Abnutzung bestimmter Segmente. 

Diskussion. 

Herr Goldscheider -Berlin: Die Unterscheidung eines protopathischen und 
epikritischen Nervensystems ist nicht ausreichend begründet. Verschiebungen 
der Erregbarkeitsverhältnisse allein genügen zur Erklärung der Beobachtungen. 
Was Head protopathischen Zustand nennt, entspricht durchaus der relativen 
Hyperästhesie von Leydens, Hyperästhesie bei erhöhter Schwelle. Nur die 
Unterscheidung tieferer und höherer Sensibilität ist berechtigt. Ähnliche Ver¬ 
schiedenheit, wie die zwischen der Früh- und Spätperiode Heads sieht man im 
Experiment bei Kompression von Nerven, ja in gewissem Umfang selbst nach 
Applikation von Menthol auf die Haut. Bereits in der Norm sprechen ver¬ 
schiedene Temperaturpunkte verschieden leicht an; es ist einleuchtend, daß solche 
Unterschiede bei Störungen der Leitung noch mehr hervortreten. 

Auch bei centraler Störung, z. B. Hemiplegie beobachtet man derartige 
relative Hyperästhesien. Nicht jeder Befund von Dissoziation der Empfindungen 
berechtigt sogleich zu einer Unterscheidung von verschiedenen Fasersystemen. 
Die Irradiation im protopathischen Stadium kommt einfach her von der centralen 
Verknüpfung der Nervenfasern: in der peripheren Bahn liegen alle diese Ele¬ 
mente zusammen, im Rückenmark liegen sie getrennt, werden aber andererseits 
durch Ganglienzellen verknüpft; und dieses räumliche Auseinandertreten der 
Bahnen, andererseits ihre Verknüpfung erklärt befriedigend die Phänomene der 
Summation und Irradiation. 


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Kongreß-Bericht. 


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Die Vorsicht Heads in der Verwertung der Messungsmethoden ist durchaus 
angebracht; jedoch führt selbst die Methode der richtigen und falschen Fälle, 
die He ad an wendet, wegen störender Ermüdung des Patienten und der 
Schwankungen seiner Aufmerksamkeit zu ungenauen Resultaten. 

Herr Schmidt-Halle: Die Beziehungen der spontan auftretenden Schmerzen 
zu den Sensibilitätsstörungen sind durchaus keine unmittelbaren. Bekannt ist ja 
die Druckempfindlichkeit der Muskeln bei den Meningitischen. Dies leitet über 
zu der Frage nach der Entstehung der eigentlichen Neuralgien. Niemals kann 
man aus der Lage eines tiefen Druckpunktes die Lokalisation der centralen 
Läsion ermitteln — vielleicht sind bei dem tiefen Schmerz der Neuralgischen 
eher die Nervi nervorum beteiligt, als der Nerv selbst. 

Bei Stovainisierung des Rückenmarks sah Finkelenburg zuerst die Schmerz¬ 
empfindung verschwinden. Weiter gehört in diese Reihe die noch völlig un¬ 
geklärte Frage der Myalgie. 

Herr Kohnstamm-Königstein weist zur Erklärung von Beobachtungen wie 
der Gerhardtschen auf die Wichtigkeit der anatomischen Faseranordnungen 
hin. Die höher oben entspringenden Fasern der gekreuzt aufsteigenden Bahn 
halten sich, wie anatomisch nachgewiesen ist, medialer, als die Fasern, welche 
tiefere Hautregionen versorgen und sind daher der Kompression durch einen in 
der Peripherie gelegenen Tumor weniger ausgesetzt als diese. Eine weitere 
Komplikation ist dadurch gegeben, daß die gekreuzt aufsteigenden Fasern nach 
einer gewissen Dauer ihres Verlaufs in die graue Substanz zurückkehren und 
durch diese Lage für längere Zeit vor einer derartigen Druckwirkung geschützt 
sind. Diese Umschaltung ins Innere der grauen Substanz ist am klarsten nach¬ 
weisbar an den sensiblen Kernen, welche im Bereich des Himstamms die ge¬ 
kreuzt aufsteigende Bahn ungekreuzt fortsetzen. 

HerrHead: Die vorgetragene Ausdrucksweise enthält wenig Hypothetisches; 
sie sagt einfach aus, wie die Impulse sich verknüpfen. Demgegenüber spricht 
Goldscheide r von Faserverbindungen und dergleichen rein erschlossenen Dingen. 

Daß diese Auffassung den Tatsachen nicht gerecht wird, kann am besten 
ein Fall von Verletzung des untersten Halswirbels zeigen, in welchem außer den 
typischen segmentären Ausfallserscheinungen eine isolierte Störung der Sensi¬ 
bilität des Unterarms vorkam im Sinne des Auftretens einer protopathischen Zone. 
Zugleich zeigt dieser Fall (neben anderem), daß die (zweifellos betroffenen) langen 
Bahnen gewissermaßen eine Verlängerung der peripheren Nerven darstellen. Die 
Umschaltung der Impulse findet sonach an einer räumlich wenig ausgedehnten, 
circumscripten Stelle statt. 

Herren Falta und Rudinger-Wien: Klinische und experimentelle Studien 
über die Tetanie. 

Insufficienz der Epithelkörperchen setzt bei Hunden die Assimilationsgrenze 
für Dextrose herab. Während schilddrüsenlose Hunde auf Adrenalin nicht gly- 
cosurisch werden, bewirkt dieses bei kombinierter Exstirpation von Schilddrüse 
und Epithelkörperchen starke Glycosurie. Das innere Secret der Epithelkörper¬ 
chen wirkt demnach unter normalen Verhältnissen der Hyperglycaemie entgegen, 
wahrscheinlich dadurch, daß es bestimmte Abschnitte des Sympathicus im Sinne 
einer Hemmung beeinflußt. Auch bei menschlicher Tetanie ließ sich eine Über¬ 
erregbarkeit des Sympathicus nachweisen, indem in vier Fällen von Arbeiter¬ 
tetanie eine subcutane Injektion von Adrenalin den Blutdruck viel prompter an- 
steigen ließ als in der Norm. Gleichzeitig trat unter der Adrenalinwirkung eine 
akute Exacerbation des tetanischen Zustandes ein. Nun findet sich andererseits 
bei der Tetanie eine erhöhte mechanische und galvanische Erregbarkeit der 
peripheren Nerven. Verschieden durchgeführte Durchschneidungsversuche (Dorsal¬ 
mark, periphere Nerven) an tetanischen Tieren ergaben, daß der Sitz der Über¬ 
erregbarkeit in den Ganglienzellen des Himstammes und Rückenmarkes zu suchen 
sei und daß diese von den trophischen Centren aus sich den peripheren Neu¬ 
ronen mitteilte. Es ist nun die Annahme am wahrscheinlichsten, daß die sup- 
ponierten Hemmungen über den Sympathicus zum Centralnervensystem gehen 
und daß der Funktionszustand der anderen Drüsen mit innerer Secretion eben¬ 
falls einen gewissen Einfluß auf diesem Wege auf den Erregungszustand der 


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Kongreß-Bericht. 


Ganglienzellen ausübe, da Adrenalininjektion, wie erwähnt, den Erregungszustand 
steigert, während im Gegenteil bei schilddrüsenlosen und myxoedematösen Hunden 
die galvanische Erregbarkeit herabgesetzt ist. 

6. Sitzung vom 21. April 1909, Nachmittag. 

Vorsitzender: Herr Schultze-Bonn. 

Demonstrationen. 

Herr E. Hering-Prag: Über das Elektrocardiogramm (mit Lichtbildern). 

Die experimentellen Untersuchungen (an Hunden, Katzen und Kaninchen) 
über Herzaltemans ergaben folgendes: 

Der Herzaltemans kann sich sowohl an der Zacke R als auch an der Zacke 
T ausprägen; er zeigt sich gewöhnlich an beiden Zacken gleichzeitig, ist jedoch 
unter Umständen nur an der Zacke R oder nur an der Zacke T zu sehen, er 
kommt im allgemeinen an der Zacke T stärker zum Ausdruck als an der Zacke R. 

Der Alternaas im Elektrocardiogramm und der Altemans in den mechanisch 
registrierten Kurven kann gegensinnig sein, d. h. es entspricht dann die kleine 
Kurve hier der großen Kurve dort und umgekehrt. 

Hieraus kann man schließen, daß nicht nur die kleine Systole, sondern unter 
Umständen auch die große Systole des Altemans auf partieller Asystolie beruhen kann. 

Der Altemans kommt im allgemeinen in den mechanisch registrierten Kurven 
stärker zum Ausdruck als im Elektrocardiogramm. 

Für die Erklärung des normalen Elektrocardiogramms erscheint es von großer 
Bedeutung, daß das Froschherz, welches nur eine Kammer hat, prinzipiell das¬ 
selbe Elektrocardiogramm aufweist, wie das Herz der Säugetiere und des Menschen. 

Für diejenigen Erscheinungen im Elektrocardiogramm, für welche wir kein 
mechanisches Aequivalent besitzen, fehlt uns bis jetzt auch die entsprechende 
Erklärung, sie deuten uns etwas Besonderes an, ohne uns jedoch im speziellen 
zu sagen, was sich am Herzen geändert hat. 

Immerhin ergibt sich daraus ein Übergewicht der elektrographischen Re* 
gistriermethode über die mechanischen Registriermethoden insofern, als die 
elektrographische Methode Erscheinungen zeigt, auf welche die mechanischen 
Registriermethoden bis jetzt noch nicht aufmerksam gemacht haben. 

Herr Hoffmann-Düsseldorf: Zur Kritik des Elektrocardiogramms. 

Die Untersuchungen wurden an Tieren (Katzen) und Kranken der ver¬ 
schiedensten Art vorgenommen. Sie ergaben, daß bei den verschiedenen Ab¬ 
leitungen I—V sich die Zacken des typischen Elektrocardiogramms verschieden 
verhalten. Sie fallen, wie die Versuche mit der gleichzeitigen Aufschreibung 
zweier Galvanometer, die an verschiedenen Ableitungspunkten angelegt waren, 
bei den verschiedenen Ableitungen nicht in identische Zeiten. Einfluß auf die 
Form der Zacken hat vor allem die Lage des Herzens, was besonders bei Auf¬ 
blähung des Magens zu sehen ist. 

Die Finalsclnvankung des Kammerelektrocardiogramms, die Zacke T, welche 
in pathologischen Fällen oft fehlt, ist in ihrer Größe direkt abhängig von der 
Schnelligkeit der systolischen Erregung. Sie entspricht in ihrer Größe nicht 
der Kontraktilität des Herzens, sondern der von dieser durchaus verschiedenen 
Erregbarkeit. Die zeitlichen Verhältnisse der Kurve lassen erkennen, daß Er¬ 
regbarkeit und Kontraktion in verschiedener nicht gleichsinniger Weise verlaufen 
können. Es sind deshalb Rückschlüsse auf die Höhe der Kurven (quantitative 
Ausmessung des Elektrocardiogramms) auf die Kraft des Herzens nicht statthaft. 

Dies beweisen besonders die beim Herzflimmem und bei Extrasystolen auf¬ 
genommenen Kurven, bei denen die Größe der Erregbarkeitsschwankung in 
direkt umgekehrtem Verhältnis zum mechanischen Effekt steht. 

Auch der Rückschluß aus der Form der Kurve auf den Entstehungsort 
eines Extrareizes ist sehr zweifelhaft, da sich von den Ventrikeln direkt abge¬ 
nommene Elektrocardiogramme umgekehrt verhalten wie die bei künstlicher 
Reizung beim Hunde von den Ventrikeln erhaltenen. Es ist sicher, daß der 
auf die Außenfläche wirkende künstliche Reiz einen anderen Ausbreitungsweg 
nehmen muß, wie der an der Innenfläche entstehende oder doch verlaufende 
spontane Reiz. 


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Es wurden verschiedene Fälle von Tachycardie untersucht, und da zeigte 
sich ein durchaus verschiedenes Verhalten des Elektrocardiogramms bei ein¬ 
facher Tachycardie, auch Basedowtachycardie, und der im Anfall von Herzjagen 
auftretenden. Bei letzterem Falle hatten die einzelnen Elektrocardiogramme 
durchaus die Form der bei Extrasystolen beobachteten. Es spricht dies für eine 
durchaus eigenartige Entstehung der Anfalle. 

Da das Elektrocardiogramm das Studium einer bis dahin der Untersuchung 
nicht zugänglichen Eigenschaft des Herzens, nämlich der Erregbarkeit ermög¬ 
licht, so muß erst eine genauere physiologische Grundlage geschaffen werden, 
ehe die pathologischen Befunde voll gedeutet* werden können. 

Herr Strubell-Dresden: Die Bedeutung des Elektrocardiogramms für die 
Klinik. 

Herr Strubell bespricht nach i 1 ^jährigen Erfahrungen die Bedeutung des 
Elektrocardiogramms für die Klinik der Herzkrankheiten. Von den typischen 
Bestandteilen des normalen Elektrocardiogramms A = Vorhofschwankung, I = 
Initialschwankung, F = Finalschwankung ist die letztere, die Finalschwankung, 
allein maßgebend für die Deutung des augenblicklichen Muskelfunktionszustandes 
des Herzens. Die Nachschwankung oder Finalschwankung ist, wie Kraus und 
Nikolai gezeigt und Kahn neuerdings definitiv erwiesen hat, der funktionelle 
Ausdruck der Austreibungszeit des Herzens; Veränderungen der Nachschwankung 
im Sinne des Kleinerwerdens, Verschwindens oder gar Negativwerdens sind der 
Ausdruck verschlechterter Herzfunktion. Solche Veränderungen können ein- 
treten einmal im Verlaufe des höheren Alters, ferner durch Vergiftungen und 
Krankheiten; Herzmuskelentzündungen, Arteriosclerose mit folgender Myode- 
generatio cordis spielen die wesentlichste Rolle, während die Herzklappenfehler, 
soweit der Herzmuskel intakt bleibt, auch hochgradige Aortenaneurysmen keinen 
unmittelbaren Ausdruck im Elektrocardiogramm finden müssen. Die Nach¬ 
schwankung wird günstig beeinflußt durch die Arbeit und zwar momentan, aber 
auch dauernd, insofern der Sport und eine reichliche körperliche Betätigung 
günstig auf das Erhaltensein derselben einwirken, während körperliche Untätig¬ 
keit, Excesse und Aufregungen genau in demselben Sinne wie die Krankheiten 
ein frühzeitiges Verschwinden derselben begünstigen. Die Herzmittel Strophantus 
und Digitalis erhöhen ebenso wie baineotherapeutische Maßnahmen, z. B. elek¬ 
trische Bäder, die Nachschwankung, sofern dieselbe nicht bereits negativ ge¬ 
worden ist; dann ist eine solche Rückkehr zur Norm nicht mehr möglich. Für 
die rhythmische Störung des Herzens und des Pulses (Arhythmie, Inäqualität, 
Extrasystol^nbildung) bietet die elektrocardiographische Untersuchung vereint 
mit der gleichzeitigen Aufnahme der Pulswelle ein neues, unsere Kenntnisse 
wesentlich erweiterndes, diagnostisches Moment. Die Feststellung der anomalen 
Ventrikelschwankungen hat an die Stelle der früheren Unsicherheit etwas Posi¬ 
tives gesetzt, die Gewißheit, daß man es hier zum Teil mit einem ganz ver¬ 
änderten Geschehen im Gegensatz zum normalen Elektrocardiogramm zu tun 
hat, indem hier die Erregungswelle sich wirklich gradlinig über das Herz fort¬ 
pflanzt. In der elektrocardiographischen Funktionsprüfung des Herzens existiert 
eine neue Methode, die in einerWeise, wie es bisher nicht möglich war, einen 
Einblick in das jeweilige Verhalten des Herzmuskels gestattet. 

Diskussion. 

Herr Kraus-Berlin rät, das Elektrocardiogramm nicht nur klinisch, sondern 
auch experimentell zu studieren. Das Elektrocardiogramm gibt in vielen Fällen 
Auskunft, wo man bei der mechanischen, Registrierung nichts beobachtet. Man 
soll aber b^ide Methoden gleichzeitig anwenden. Die fehlende Nachschwankung 
kann prognostisch nicht verwertet werden. 

Bei der Dissoziation ist die Zahl der Herzschläge sehr gering, etwa 30. 
Solche Patienten können keine Arbeit leisten. 

Eine Patientin dieser Art wird von dem Vortragenden schon länger be¬ 
obachtet. Sie zeigt extraventrikuläre Systolen und dann 60 Schläge. Sie ist 
zur Arbeit befähigt. 

Herr Friedei Pick-Prag spricht über Adams-Stokessche Krankheit und 
demonstriert das Elektrocardiogramm eines Falles, welches in ausgezeichneter 


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358 Kongreß-Bericht. 


Weise die vollständige Unabhängigkeit im Rhythmus der Vorhöfe (72) von dem 
der Kammer (30) erkennen läßt. Die komplette Dissoziation entstand im An¬ 
schlüsse an eine Endopericarditis vor vielen Jahren und besteht bei dem im an¬ 
strengenden Berufe stehenden Patienten konstant, während die anfänglich vor¬ 
handenen Ohnmachtsanfalle seit mehreren Jahren ganz ausgeblieben sind. Die 
Diagnose dieser Läsion des Atrioventrikularbündels ist natürlich auch durch das 
Phlebigramm möglich, wie Pick durch Demonstration der von demselben Fall 
von Hering und Rihl aufgenommenen Kurven zeigt, doch stellt das Elektro- 
cardiogramm die weitaus bequemere und deutlichere Methode dar. 

Herr Hering-Prag: Auf die von den Physiologen gefundene Tatsache, daß 
der Aktionsstrom und mit ihm die Erregungswelle der Kontraktionswelle um 
einen sehr kleinen Zeitteil vorangeht, habe er erst kürzlich (Deutsche med. 
Wochenschr., 1909, Nr. 1) wieder aufmerksam gemacht. F. B. Hoffmann konnte 
bei den stärksten Graden von Muskarinvergiftung des Froschherzens makroskopisch 
keine Kontraktion mehr sehen, obwohl noch ein Aktionsstrom auftrat; dasselbe 
sah Noyons bei starker Vergiftung des Froschherzens mit Digitoxin. Trotzdem 
möchte er vorläufig noch nicht so weit gehen wie Herr A. Ho ff mann. Schon 
der komplizierte Bau der Kammer läßt es nicht erwarten, daß das Kammer- 
elektrocardiogramm die Energie der Kammertätigkeit genau wiedergibt 

An der Hand der von Friedei Pick demonstrierten Venen- und Arterien¬ 
kurven, die er vor 4 Jahren aufnahm, konnte er die Dissoziation in diesem Falle 
nachweisen, welche der Patient gewiß schon seit 1893 besitzt, denn schon da¬ 
mals schlug das Herz nur 30 mal in der Minute. Seit dieser langen Zeit ist 
keine Wiederherstellung der Überleitung erfolgt, was gegen die Annahme spricht, 
daß die Überleitung im Hisschen Bündel eine nervöse sei, denn Nerven pflegen 
im allgemeinen leicht zu regenerieren. 

Herr L. R. Müller- Augsburg: Anatomische und histologische Studien über 
die Beziehungen der sympathischen Nerven zum cerebrospinalen System (mit 
Projektionen). 

Der Vortragende projiziert zuerst Zeichnungen, welche die großen Varie¬ 
täten des Verlaufes der Rami communicantes an der Brustwirbelsäule darlegen. 
Noch unregelmäßiger als hier ist die Anordnung der Verbindungsbündel zwischen 
dem Grenzstrange und der Ursprungsstelle der peripheren Nerven an der 
Lendenwirbelsäule. Bei dem makroskopischen Studium ist eine sichere Unter¬ 
scheidung zwischen weißen und grauen Rami communicantes nicht möglich, 
was auch schon daraus zu entnehmen ist, daß häufig nur ein Verbindungsbündel 
gefunden wird, dann aber wieder drei und vier solche nachzuweisen sind. Zum 
genauen Studium des Faser Verlaufes und der Anordnung der markhaltigen und 
der marklosen Nervenfasern in den Rami communicantes sind mikroskopische 
Präparate notwendig. Die Herstellung von solchen ist nicht ganz einfach, da es 
schwer gelingt, die Einmündungsstelle aller Rami communicantes in den peri¬ 
pheren Nerven auf einem Präparate zu treffen. Der Vortragende zeigt an Pro¬ 
jektionsbildern, daß die weißen, d. h. markhaltigen Rami communicantes ihre 
Fasern vom Rückenmark her beziehen, und daß sie fast in allen Fällen lateral- 
wärts von den Rami communicantes grisei aus dem peripherischen Nerven ent¬ 
springen. Die grauen Rami communicantes ziehen also medialwärts zum Spinal¬ 
nerven, ihre Fasern wenden sich zum Teil centripetalwärts, zum größer Teil 
verlaufen sie aber mit den Fasern des Spinalnerven nach der Peripherie. Sehr 
häufig sind in einem Ramus communicans sowohl markhaltige Fasern, die vom 
Rückenmark her nach dem sympathischen Ganglion ziehen, als auch marklose 
Bündel, die von diesen nach der Peripherie und dort zu den Organen der Haut, 
zu den Schweißdrüsen, zu den Haarbalgmuskeln und zu den Vasomotoren ver¬ 
laufen, vereint. 

Die marklosen Bündel der Rami communicantes entspringen stets aus dem 
nächstgelegenen vertebralen Ganglion des Grenzstranges. Die markhaltigen 
Fasern der Rami communicantes münden aber wenigstens im Brustteil des 
Sympathicus, meist nur zum geringen Teile im nächstgelegenen vertebralen 
Ganglion, die meisten ihrer Fasern ziehen vielmehr an der Peripherie dieses 
Ganglions zu dem Ramus intemodialis, um im nächst darüber oder darunter ge- 


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legenen vertebralen Ganglion zu endigen, oder in die weißen, d. h. markhaltigen 
Nerven des Halssympathicus oder des Splanchnicus überzutreten. 

Auf anderen Projektionsbildem zeigt der Vortragende, daß die Ganglien¬ 
zellen des sympathischen Systems sich ganz verschieden, je nach der ange¬ 
wandten Färbungsmethode darstellen. Auf Schnitten, die mit Hämatoxylin-Eosin 
gefärbt sind, erscheinen sie als rundliche fortsatzlose Kugeln, welche den von 
einer fibrillären Kapsel gebildeten Hohlraum nicht ganz ausfüllen. Bei der An¬ 
wendung der Bielschowskyschen Tinktionsmethode zeigt sich aber, daß die 
Zellen in den sympathischen Ganglien ohne Ausnahme zahlreiche, vielfach stark 
sich verzweigende Fortsätze haben. Der Autor glaubt in den verschiedenen 
Ganglien des sympathischen Nervensystems, wie in den vertebralen, präverte¬ 
bralen und in dem Plexus vesicalis auch verschiedene Typen von Zellen gefunden zu 
haben und belegt diese Behauptung mit mikrophotographischen Darstellungen. 

In dem Verbindungsast zwischen den vertebralen Ganglien, dem sogenannten 
Ramus intemodialis, als in dem eigentlichen Nervus sympathicus sind stets noch 
sehr zahlreiche Ganglienzellen festzustellen. Die Nervenfasern dort bestehen 
zum Teil und zwar hauptsächlich in den Randpartien aus dicken markhaltigen 
Fasern, zum Teil haben sie aber eine dünne Markumhüllung, und in der über¬ 
wiegenden Mehrzahl sind nackte Achsencylinder zu finden. 

In dem peripherischen Nerven des autonomen Systems, d. h. in den zarten 
Bündeln, welche von den Ganglien des Grenzstranges oder den großen Ganglien¬ 
gruppen der Bauchhöhle zu den inneren Organen ziehen, sollen nach der bis¬ 
herigen Anschauung fast alle Nerven nackten Achsencylindem entsprechen. 
Sieht man aber mit starken Vergrößerungen und nach Färbung der Präparate 
mit der Weigert sehen Markscheidenmethode genauer zu, so muß man fest¬ 
stellen, daß auch die angeblichen nackten Achsencylinder sehr häufig auf eine 
kleine Strecke hin eine ganz zarte sich eben grau färbende Markumhüllung auf¬ 
weisen. Daneben sind dann stets noch vereinzelte Nervenfasern festzustellen, 
deren Markumhüllung zwar schmal ist, sich aber intensiv schwarz gefärbt hat, 
meist kolbige Auftreibungen zeigt, und schließlich ist in jedem von diesen 
peripheren Bündeln des autonomen Systems eine oder die andere dicke Mark¬ 
scheide aufzufinden, die dann meistens die Lant er mann sehe Segmentierung 
zeigt. Zum Schluß demonstriert der Vortragende ein Schema des Farserver- 
laufes in den Verbindungsästen zwischen dem sympathischen Nervensystem und 
dem cerebrospinalen. 

Herr Roos-Freiburg: Untersuchungen über die Schallerscheinungen des 
Herzens. (Mit Demonstrationen.) 

Der Vortragende demonstriert eine Anzahl Bilder, welche Schallerscheinungen 
des Herzens darstellen, reine Töne und auch Geräusche, die gut zur Geltung 
kommen. Aus dem Verhältnis der Tonbilder zum Carotispuls, der neben den 
Tönen graphisch geschrieben wird und zeitlich zu demselben in genaue Bezie¬ 
hung gebracht ist, lassen sich mancherlei Schlüsse ziehen. Dann geht R o o s 
noch besonders auf den Galopprhythmus und die Verdoppelung der zweiten 
Töne ein. Diese bisher schon studierten Phänomene sind jetzt durch die Auf¬ 
nahme der Tonerscheinungen einer genaueren Untersuchung viel zugänglicher 
geworden. 

Herr K. Bürker: Ein einfaches Vergleichsspectroskop zur Untersuchung 
im sichtbaren und wenig sichtbaren (violetten) Teile des Spectrums. 

Spectroskopische Beobachtungen gewinnen wesentlich an Wert, wenn sie 
sich auf ein Vergleichsspectrum stützen können. Der Vortragende hat ein ein¬ 
faches handliches Vergleichsspectrum konstruiert, indem er von dem Spalt eines 
kleinen geradsichtigen Spectroskops den Albrechtschen Glaskörper und vor 
diesem ein aus zwei Abteilungen bestehendes Absorptionströgchen anbrachte. 
Der Apparat kann so eingestellt werden, daß die zu vergleichenden Spectren 
über oder nebeneinander gelegen sind, er kann ferner bei gefülltem Absorptions¬ 
trögchen im Auditorium zur Betrachtung der Spectren herumgereicht werden. 

Um mit diesem Apparate die Untersuchung im lichtschwachen violetten Teile 
des Spectrums, wo der für den Mediziner so wichtige Blutfarbstoff noch stärkere 
Absorptionsstreifen als im gut sichtbaren Teile aufweist, vornehmen zu können, 


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Kongreß-Bericht. 


muß an violetten Strahlen reiches Licht, wie direktes Sonnenlicht oder das Licht 
der Nemstlampe in den Kollimeterspalt gelenkt und in den Gang der Strahlen 
nach dem Vorgänge von Potier ein blauviolettes Glas eingeschaltet werden, 
wodurch der lichtstarke Teil des Spectrums abgeblendet, der lichtschwache aber 
hervorgehoben wird; unter diesen Umständen kann man mit dem kleinen Appa¬ 
rate das Sonnenspectrum bis zu den dicken Fraunhoferschen Linien H und K 
Übersehen. 

Der Apparat ermöglicht es, daß in kürzerer Zeit ein genauerer spectro- 
skopischer Befund erhoben werden kann als mit einem gewöhnlichen Hand- 
spectroskop. 

Herr Franz Groodel Iü-Nauheim: Röntgenkinematographie. 

Der Vortragende zeigt kinematographische Röntgenaufnahmen des Herz¬ 
schlags und von Bewegungen in den Gelenken. 

Herren Determann und Weingartner-Freiburg: Röntgenuntersuchungen der 
Dickdarmlage bei Darmstörungen, besonders bei Verstopfung. 

Die Vortragenden haben die Dickdarmlage im Röntgenbild nach Darreichung 
einer wismuthaltigen Mahlzeit (300—500 g Hafergrütze, 20—30 g Bismutum car- 
bonicum, dazu Bratensauce, etwas Butter und Ei oder Sahne) in Serienbildem 
geprüft. Es zeigte sich, daß besonders bei Verstopfung sehr oft die Dickdarm¬ 
lage eine abnorme, meistens eine abnorm tiefe ist. Oft schien eine scharfe Ab¬ 
knickung am Coecum oder im Verlauf des Colon ascendens zu bestehen. Oft 
war die Hubhöhle vom tiefliegenden Quercolon bis zur linken Flexur eine sehr 
große. Öfters auch war der Sitz des Hindernisses sicher an der Flexura sig- 
moidea. Ein Zusammenhang mit allgemeiner Enteroptose war dabei häufig, aber 
nicht regelmäßig. Zur Klarstellung der Ursache der Verstopfung erscheine die 
Röntgenbeobachtung sehr wertvoll. 

Eine Prüfung der Colonlage mittels Röntgenbeobachtung sei in allen Fällen 
von Blinddarmreizung und bei unklaren gynäkologischen Befimden vonWichtigkeit. 

Bevor man Massierungen vornehme, müsse man die Lage des Dickdarms 
erst feststellen. 

Diskussion. 

Herr His- Berlin: Der Zusammenhang der chronischen Obstipation mit Lage¬ 
veränderungen des Dickdarms wurde zuerst von Curschmann festgestellt. Er 
läßt sich auch einfach mit Luftaufblähung des Darmes nachweisen. 

Herr Kästle-München: Neue Einblicke in den Verlauf der Magenbewegung 
bei der Entleerung. 

Der Vortragende demonstriert Röntgenbilder vom Entleerungsmechanismus 
des Magens, die er gemeinsam mit Rieder und Rosenfeld aufgenommen hat 
(Münchener med. Wochenschr., 1909, Nr. 6). 

Herr Gutzmann-Berlin: Über die Unterschiedsempfindlichkeit des sogen. 
Vibrationsgefühles. 

Der Vortragende demonstriert einen nach seinen Angaben von E. Zimmer¬ 
mann-Leipzig verfertigten Stimmgabelapparat. Mit diesem kam er jetzt zu dem 
Resultat, daß in der Tonreihe von A bis e\ also in dem Bereiche der Schwin¬ 
gungszahlen 108—325, eine Differenz der Vibrationszahlen durch den tastenden 
Finger mit Sicherheit wahrgenommen wird, wenn die beiden Zahlen sich ver¬ 
halten wie 9:8, d. h. wenn sie das Verhältnis zweier um einen ganzen Ton von¬ 
einander unterschiedener Schwingungszahlen darstellen. 

Der Stimmgabelapparat überträgt die Vibrationen mit großer Kraft und 
Konstanz auf eine Luftkapsel, an welcher der Finger tastet. Die gesamte Ein¬ 
richtung ermöglicht es auch, die Amplituden der Vibrationen so abzustufen, daß 
die Unterschiedsempfindlichkeit für die Intensität der Vibrationen ebenfalls be¬ 
stimmbar wird. 

Der Stimmgabelapparat ist auch zu therapeutischen Zwecken verwendbar, 
so zur systematischen Behandlung funktioneller Stimmstörungen und zur Be¬ 
seitigung der quälenden, subjektiven Gehörsempfindungen bei Otosclerose. 

Herr Klieneberger-Königsberg: Röntgendemonstrationen. 

1. Verkalkter Hirntumor, dem Mark des hinteren, unteren Parietallappens 
angehörend und klinisch sonst nicht lokalisierbar. 


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2. Demonstrationen einer Reihe von Pyopneumothoraces, von geringem 
Eitergehalt und mit kleiner Luftblase, klinisch als Empyeme imponierend. 

3. Röntgenbilder kollabierter Lungen bei Pneumothorax. 

Diskussion. 

Herr Kraus -Berlin: Nach sehr vielen Probepunktionen bildet sich eine kleine 
dreieckige Luftblase durch Anstechen der Lunge, wodurch dann der Pyopneumo- 
thorax auch in den demonstrierten Fällen vielleicht zu erklären ist. 

Herr Klieneberger- Königsberg: Das ist auszuschließen, da nur ein Teil der 
Fälle vor der Durchleuchtung punktiert wurde, und da überdies sämtliche Fälle 
die für den Pyopneumothorax non tuberculosus charakteristische gasbildende 
Bacterienflora autweisen. 

Herr Bodari-Zürich: Untersuchungen zur medikamentösen Therapie der 
Hyperaciditätszustände des Magens (mit Demonstration von Kurven). 

Experimentell-biologische und klinische Untersuchungen ergaben bei ge¬ 
wissen Adstringentien folgende verschiedene Arten der Secretionsbeeinflussung 
des Magens: 

1. Körper, welche immer eine Secretionssteigerung hervorrufen. 

2. Körper, die immer eine Secretionshemmung zur Folge haben. 

Die Erklärung hierfür liegt vorwiegend in der chemischen Beschaffenheit 
dieser Substanzen. 

3. Körper, die einen Doppelmodus der Wirkung auf die Secretion ent¬ 
falten, sowohl eine Steigerung als auch eine Hemmung. Die Erklärung hierfür 
liegt vorwiegend oder vielleicht ausschließlich in der physikalischen Be¬ 
schaffenheit der Mucosa bezw. in ihrer kolloidalen Beschaffenheit in Bezug auf 
ihren Wassergehalt. 

Herr Fetzer- Tübingen: Experimentelle Untersuchungen über den Eisen¬ 
stoffwechsel in der Gravidität. 

Eisenfütterung während der Schwangerschaft wirkt auf den Fe-Gesamtgehalt 
der Nachkommenschaft vermehrend ein, Eisenentziehung kann vorzeitiges Ge¬ 
bären zur Folge haben. 

Herr Staehelin-Berlin: Über die Korotkowsche Methode der Blutdruck¬ 
bestimmung (nach Untersuchungen mit Wjasmenski). 

Die Korotkowsche auskultatorische Methode der Blutdruckbestimmung 
zeichnet sich durch ihre Einfachheit aus, andererseits nach Angabe russischer 
Autoren dadurch, daß sie gestatten soll, einen Einblick in die eine Komponente, 
die die Höhe des diastolischen Blutdrucks und die Amplitude bedingt, in den 
Contractionszustand der Arterien zu gewinnen Wenn der Druck in der Arm¬ 
manschette in der Höhe zwischen maximalem und minimalem Blutdruck ist, 
hört man an der Cubitalarterie Töne oder Geräusche. Die obere Grenze der 
Töne stimmt überein mit dem maximalen Blutdruck, das Leiserwerden und Ver¬ 
schwinden des Tones fällt zusammen mit der Abnahme und dem Kleinwerden 
der nach v. Recklinghausen beobachteten Oscillationen, erlaubt also auf ein¬ 
fache Weise die Bestimmung des minimalen Blutdrucks. Dagegen konnten 
Staehelin und Wjasmenski die Angaben der russischen Autoren, daß aus 
dem Charakter der Schallerscheinungen irgendwelche Schlüsse auf den Contrac¬ 
tionszustand der Arterien möglich sei, nicht bestätigen. 

Herren E. Frank und Isaac- Wiesbaden: Zur Frage der bei der physiologi¬ 
schen Regulation des Blutzuckergehaltes wirksamen Faktoren. 

Die Exstirpation beider Nebennieren beim Kaninchen hatte in der Zeit bis 
zu dem nach fünf Tagen erfolgenden Tode der Versuchstiere kein Absinken des 
Blutzuckergehaltes zur Folge. Die Adrenalinglycosurie wird bedingt durch 
Reizung der sympathischen Nervenendigungen in der Leber und ist ein spezieller 
Fall des Gesetzes von der elektiven Wirkung des Adrenalins auf die sympathi¬ 
schen Nervenendigungen. Die Regulation des Blutzuckers hat man sich als einen 
neurochemischen Vorgang zu erklären: er verläuft in sympathischen Bahnen, die 
durch physiologische sympathicotrope Substanzen ständig stimuliert werden, von 
denen eine das Adrenalin ist. Es wird weiter über Versuche berichtet, die auf¬ 
klären sollten, ob den sympathischen Nerven auch bei der Blutzuckerregulation 


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362 Kongreß-Bericht. 


autonome Nerven als Antagonisten gegenüberstehen. Als autonomotrope Sub¬ 
stanz wurde das Cholin verwendet; es hatte in variierten Versuchen an Hunden 
und Kaninchen keinen Einfluß auf die Adrenalinhyperglycaemie und -glycosurie, 
woraus der Schluß gezogen wird, daß das autonome Nervensystem nicht gut 
bei der Zuckerregulation beteiligt sein kann. Pilocarpin scheint sogar die Adre- 
nalinglycosurie eher zu verstärken. 

Diskussion. 

Herr Porges-Wien hat bei zwei Fällen von Morbus Addisonii eine Abnahme 
des Blutzuckergehaltes konstatiert und glaubt, daß man dieses Symptom even¬ 
tuell diagnostisch verwerten kann. 

Herr Gigon-Basel: Über den Einfluß des Opiums auf den menschlichen und 
experimentellen Diabetes. 

Beim menschlichen Diabetes vermag das Opium nicht nur die Glycosurie, 
sondern auch die Acetonausscheidung regelmäßig, wenigstens temporär, herab¬ 
zudrücken. Die gleiche Wirkung zeigt es beim pancreaslosen Hunde. Auch 
beim Phloridzindiabetes tritt, wenn ein Normaltag zwischen zwei Phloridzintagen 
eingeschaltet wird, regelmäßig eine deutliche Herabsetzung der Harnzuckermenge 
auf. Diese Ergebnisse deuten auf eine spezifische Wirkung des Opiums hin. 
Der Angriffspunkt könnte in allen drei Fällen die Leber sein. 

Herr Heilner-München: Über eine Frage aus dem Gebiet der Eiweißzersetzung. 

Reichlich zugeführtes Wasser (nicht aber wasserhaltige Nahrungsmittel) 
steigert die Fettzersetzung, wenn die Flüssigkeit sonst keinen physiologischen 
Zweck erfüllt. In der Norm wird solch ein Überschuß von Wasser nicht aut- 
genommen. 

Während reines, überschüssiges Wasser den Eiweißstoffwechsel nur wenig 
steigert, läßt dieser sich durch subcutan injizierte Lösung von Harnstoff in phy¬ 
siologischer Kochsalzlösung um ca. 53 °/ 0 in die Höhe treiben. 

Gewisse Endprodukte des Stoffwechsels scheinen demnach anregend auf die¬ 
jenigen Stoffwechsel Vorgänge zu wirken, bei deren Ablauf sie sich gebildet haben. 

Diskussion. 

Herr Schittenhelm-Erlangen glaubt nicht an eine Anregung der Fermente 
durch Körperabbauprodukte, demgemäß der Stoffwechsel quasi von hinten an¬ 
fangen würde. Jedoch können durch Endprodukte Ausschwemmungen hervor¬ 
gerufen werden. So fand Schittenhelm, daß nach intravenöser Einfuhr von 
Allantoin beim Hunde ca. 80°/ 0 mehr ausgeschieden wurden. 

Herren Fr. Rolly und Weltzer-Leipzig: Stoffwechseluntersuchungen im 
Fieber und in der Rekonvalescenz. 

Rolly konnte bereits früher schon mit Hörnig an Typhuskranken mittels 
des Zuntz-Geppertschen Apparates feststellen, daß im Fieber bei nüchternem 
Zustande ein Defizit von O in der Ausatmungsluft vorhanden war und da bei 
diesen Patienten, wie Versuche zeigten, dieser O weder durch den Urin noch 
durch die Haut ausgeschieden sein konnte, so mußte ein qualitativ veränderter 
Stoffwechsel angenommen werden, d. h. e$ mußte ein O-reicher Körper im Fieber 
retiniert worden sein. 

Durch Gaswechseluntersuchungen bei denselben Typhuspatienten wurde es 
sehr wahrscheinlich gemacht, daß dieser im Fieber zurückgehaltene O als C0 2 
den Organismus in der Rekonvalescenz wieder verläßt. 

Jetzt hat Rolly zusammen mit Weltzer weiterhin festgestellt, daß ein der¬ 
artig qualitativ veränderter Stoffwechsel bei allen Infektionskrankheiten statthat. 
Es wurden im Fieber und in der Rekonvalescenz bei 7 Sepsisfällen, 4 Anginen, 
1 catarrhalischen Pneumonie, 1 Polyarthritis rheumatica, 1 Erysipel und 2 tuber¬ 
kulösen Patienten analoge Befunde wie bei Typhus erhoben, und es mußte als 
die Ursache dieser Erscheinung im Fieber der Inanitionszustand und die fieber¬ 
erregende Noxe angesprochen werden. 

Weiterhin wurde durch Versuche festgestellt, daß auch schon bei einfachem 
Inanitionszustand ein O-reicher Körper im Organismus zurückgehalten wurde. 
Untersucht wurden in dieser Richtung zwei Patienten mit Magengeschwür, welche 
in den ersten Tagen nach der Magenblutung nur eine minimale Menge Nahrung 


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Kongreß-Bericht. 


363 


zu sich nehmen konnten, außerdem sechs Patienten, welche an Krebs und ein 
Patient, welcher an Anämia perniciosa erkrankt war. Bei allen diesen Patienten 
wurde, so lange das Körpergewicht abnahm und in pathologischer Weise Körper¬ 
substanz eingeschmolzen wurde, auch eine O-reiche Substanz im Organismus 
zurückbehalten. Bei gleichbleibendem Körpergewicht war die O-Ausscheidung 
durch die Lungen normal, bei Zunahme des Körpergewichts wurde der früher 
retinierte O durch die Lungen als CO a wieder ausgeschieden. 

Da es sich nun bei der Einschmelzung von Ivörpersubstanz in der Haupt¬ 
sache um eine solche von Eiweiß und Fett handelt, so wurde die N-Einfuhr und 
N-Ausfuhr zugleich mit dem Lungengaswechsel bestimmt und es konnte auf 
diese Weise gezeigt werden, daß an den Tagen mit negativer N-Bilanz O im 
Körper retiniert wurde, an den Tagen mit N-Gleichgewicht normale O-Aus- 
scheidung durch die Lungen und an den Tagen mit N-Ansatz die Ausscheidung 
des vorher retinierten O stattfand. 

Bei Zerfall von Eiweiß entsteht nun ein N- und ein C-haltiger Körper. Bei 
alleiniger Oxydation des N-haltigen Körpers entsteht nach Rubner ein Verhält¬ 
nis der C0 2 -Ausscheidung zum Ö-Verbrauch im Lungengaswechsel von etwa 0,4; 
es würde in diesem Falle ein O-reicher Körper im Organismus Zurückbleiben. 
Bei einer derartigen Annahme würden sich alle Befunde erklären lassen. Durch 
weitere Befunde wurde eruiert, daß höchstwahrscheinlich nur das Körpereiweiß 
und nicht das Nahrungseiweiß in dieser abnormen Weise zerfallen kann. 

Rolly kommt zu dem Schlüsse, daß bei allen Zuständen, welche zu einer 
Inanition führen, das pathologisch abgeschmolzene Körpereiweiß in gegen die 
Norm veränderter Weise oxydiert wird und zwar so, daß der N-haltige Teil 
sofort verbrannt, der C-haltige Teil aber vom Körper mit großer Zähigkeit zu¬ 
rtickgehalten wird. Dieser C-haltige Teil wird alsdann in der Rekonvalescenz 
unter gleichzeitigem N-Ansatz im Körper und Zunahme des Körpergewichts 
durch die Lungen wieder ausgeschieden. 

Diskussion. 

Herr Staehelin-Berlin : Es handelt sich wahrscheinlich nicht um Eiweißzer¬ 
setzung. Nur 24stündige Versuche können hier Wert haben, nicht kurzdauernde, 
wie sie die Vortragenden angestellt haben. 

Herr Salomon-Wien hat die gleichen Bedenken gegen die Kürze der Ver¬ 
suchsdauer. 

Herr Rolly: Bei dem Zuntz-Geppertschen Apparat ist eine längere Unter¬ 
suchungsdauer nicht notwendig. 

7. Sitzung vom 22. April 1909, vormittags. 

Vorsitzender: Herr Schultze-Bonn. 

Herr Friedei Pick-Prag: Über periodische Schwankungen der Herztätigkeit, 

Bei der Untersuchung von zu begutachtenden traumatischen Fällen ist dem 
Vortragenden mitunter eine periodische Zu- und Abnahme der Frequenz und 
Intensität des Pulses aufgefallen, die im Sphygmogramm der Cubitalis sich als 
wellenförmige Schwankungen geltend macht. Diese sind ganz unabhängig von 
der Atmung, umfassen 15—20 Pulse, im Wellental sind die Pulse höher und 
länger als am Wellenberge. Über derartige, von der Atmung unabhängige 
Schwankungen ist für den Menschen gar nichts in der Literatur bekannt (mit 
Ausnahme einer nebenbei gemachten Bemerkung Knolls), während bei dem 
Tier viele Arten solcher Wellen beschrieben sind (Traube-Hering, S. Mayer u.a.), 
allerdings meist unter besonderen experimentellen Bedingungen (Curare, Vago- 
tomie usw.). Während diese von den Experimentatoren wegen der angeblich 
dabei stets gleichmäßigen Herztätigkeit meist auf Beeinflussungen des Vaso¬ 
motorencentrums bezogen wurden, kommt Pick durch Analyse der Sphygmo- 
gramme zu der Annahme periodischer Schwankungen in den das Herz regu¬ 
lierenden Nervencentren in der Oblongata, wie sie nach Traumen des Nerven¬ 
systems in anderen Gebieten beobachtet sind. Daß diese Schwankungen bisher 
nicht beschrieben wurden, liegt vielleicht daran, daß sie nur an den längeren 
Kurven des Krygmographions deutlich werden; weitere Beobachtung muß lehren, 
ob sie nicht vielleicht als objektives Zeichen traumatischer Erkrankungen des 
Nervensystems verwertet werden könnten. 


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Kongreß-Bericht. 


Diskussion. 

Herr Sahli-Bern erklärt, daß ihm derartige Schwankungen wohl bekannt 
sind und bei Benutzung seiner sphygmobolometrischen Methode besonders schön 
hervortreten. 

Herr Hering-Prag: Die aufgenommenen Kurven zeigen die Änderung der 
Frequenz. Bei Erhöhung der Frequenz sieht man den Druck steigen. 

Herr Rud. Funke-Prag: Über rhythmische Schwankungen der Pulswellen¬ 
länge und des Blutdrucks. 

Herr H. Adam-Berlin. Zur Viscosität des Plasmas. 

Eine Fülle von Viscositätswerten ist an Gesunden und Kranken gesammelt 
worden und doch ist ihre Deutung noch ganz unklar, weil die Bedingungen nur 
ungenügend bekannt sind, welche die Viscosität verändern. Das Blut besteht aus 
einer kolloidalen, Eiweiß und Salze in Lösung haltenden Flüssigkeit, dem Plasma, 
und den in ihr suspendierten halbfesten Körperchen. Der Einfluß, den die Zahl, 
die Größe und der Hämoglobingehalt der Körperchen auf die Viscosität ausübt, 
ist genügend bekannt, weniger der Einfluß, den Veränderungen des Plasmas her- 
vorrufen. An der His sehen Klinik hat der Vortragende folgende Resultate ge¬ 
funden: Mit zunehmendem Eiweißgehalt steigt die Viscosität rasch an. Die Salze 
wirken verschieden. Einige sind positiv viscös, wie Natrium-, Kaliumchlorid, 
Bromnatrium u. a., andere negativ viscös, wie Bromkalium und Natrium-, Kalium- 
und Rubidiumjodid. Die Wirkung auf Wasser, Ringersche Lösung, salzfreie 
Serumalbuminlösung und Plasma erfolgt in demselben Sinne. Die Viscosität von 
Hämoglobinlösungen schwankt nach dem Kohlensäure- bezw. Sauerstoffgehalt. 
Löst man kristallinisches Hämoglobin in Plasma und leitet CO a ein, dann sinkt 
zunächst die Viscosität, um bei weiterer Zufuhr wieder zu steigen. Koranyi 
und Bence haben das für das lebende Blut bereits nachgewiesen. Jenes Minimum 
der Viscosität zu fixieren ist aus zwei Gründen wichtig: einmal, weil wir unsere 
Viscositätswerte unabhängig von jenem stetig wechselnden Faktor haben wollen, 
den der Gas Wechsel bedingt, sodann, weil jener Wert gerade für das Capillar- 
gebiet des Körpers in Frage kommt. Jenes Minimum der Viscosität findet man 
einigennaßen genau, wenn man Hirudinblut schüttelt bis soeben die dunkle Farbe 
des venösen in die rote des arteriellen Blutes tibergeht. Tut man dies, dann er¬ 
klären sich manche Differenzen der Viscosität in der Hauptsache durch den 
wechselnden Gasgehalt. So fand Determann Vermehrung der Viscosität nach 
Muskelarbeit, nach einer kalten Brause mit guter Reaktion. Mit seiner Methode 
fand der Vortragende die Vermehrung nur sehr gering, und diese erklärt sich 
durch eine gleichzeitige Zunahme der Zahl der roten Blutkörper, die auch Deter¬ 
mann nach wies. O. Müller und Inada haben am Lebenden eine Viscositäts- 
emiedrigung des lebenden Blutes bei Jodkalimedikation gefunden, was Deter¬ 
mann nicht bestätigen konnte. Der Vortragende hat bei 30 Menschen, die Jod¬ 
kali (3 g pro die) nahmen, die Viscosität unter Beachtung des Gasgehaltes unter¬ 
sucht und gleichzeitig außer der Viscosität des Gesamtblutes, die des Plasmas 
bestimmt, sowie die Zahl, die Größe und den Hämoglobingehalt der roten Blut¬ 
körper. 6 mal fand er eine Verminderung, 2 mal eine Zunahme. Unter den 
6 Fällen 4 mal gleichzeitig eine Verminderung der Viscosität des Plasmas, bei 
den anderen beiden eine Abnahme des Volumens der roten Blutkörper. 

Diskussion. 

Herr Umber -Altona hat auch Hämoglobingehalt und Viscosität in Zu¬ 
sammenhang gefunden. Bei starkem Diabetes wurde von Müller im Coma ein 
exorbitanter Wert der Viscosität gefunden. 

Herren Salomon und Saxl-Wien: Ein Hambefund bei Carcinom. 

Im Harn Carcinomatöser sind die mit sodaalkalischer Silbemitratlösung nieder¬ 
schlagbaren Stickstoffsubstanzen vermehrt. Die Ausscheidung dieser Substanzen 
beträgt bei normalen oder nicht carcinomatösen Individuen 1—3^2 °/o des Ge¬ 
samtstickstoffs, hingegen bei Carcinomkranken 4*/ 2 —7°/ 0 . Auch die absolute 
Menge dieser Substanzen in der täglichen Harnausscheidung zeigt bei carcino¬ 
matösen Personen höhere Werte als bei nichtcarcinomatösen. Sie beträgt im 
ersteren Falle 0,250—9,500 g Stickstoff, im letzteren 0,120—0,250 g. — Die 
chemische Natur dieser Substanzen, die dem Allantoin nahestehen, wurde noch 


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Kougreß-Bericht. 


365 


nicht näher untersucht. Es wurde vorderhand nur festgestellt, daß eine große 
Anzahl der untersuchten Carcinomfälle eine erhöhte Ausscheidung dieser Sub¬ 
stanzen aufwies, während nicht Carcinomatöse immer geringere Ausscheidungen 
aufwiesen. Die Ausscheidung dieser Substanzen ist immer unabhängig von der 
Zusammensetzung der Nahrung und der Kachexie. 

Diskussion. 

Herr Schittenhelm- Erlangen hat aus großen Mengen menschlichen Urins 
kein Allantoin bekommen, dagegen andere stickstoffhaltige Substanzen in der 
Allantoinfraktion. Harnsäure in alkalischer Lösung mit Wasserstoffsuperoxyd 
gibt, wie Schittenhelm fand, Tetracarbonimid, dann Dicarbonylhamstoff, der 
als Abbauprodukt bisher nicht bekannt war, schließlich Harnstoff und Kohlen¬ 
säure. Die beiden ersten Stoffe sind möglicherweise das, was in die Allantoin- 
fallung hineingeht. Solche Fällungen solle man aber nicht zu diagnostischen 
Zwecken heranziehen, ehe man sie chemisch kenne. 

Herr Salomon-Wien weist auf die Regelmäßigkeit hin, mit der man diese 
Fällung bei Carcinom vermehrt finde, auch im Anfangsstadium, so daß trotz 
fehlender chemischer Charakterisierung die Reaktion klinisch von Wert sei. 

Herr Liebermeister-Köln: Über verschiedene histologische Erscheinungs¬ 
formen der Tuberkulose. 

Die tuberkulöse Infektion verläuft nicht nur unter dem als typisch bekannten 
histologischen Bilde, sondern es gibt eine untere Grenze der Infektion, wo der 
Infektionsreiz nicht mehr spezifisch, sondern nur als nicht charakteristischer Reiz 
wirkt, und eine obere, an der die Infektion so akut und schwer verläuft, daß sie 
den eitrigen Prozessen sehr ähnlich ist. 

Herr Schottelius-Höchst: Die experimentellen Grundlagen der spezifischen 
Therapie der Ruhr. 

Herr Rosenthal fand, daß der Ruhrbacillus ein lösliches Toxin bildet. Dieses 
Toxin kann, wie der Vortragende untersuchte, zu aktiver Immunisierung benutzt 
werden. Am Kaninchen zeigen sich nach der Injektion des Toxins weniger Er¬ 
scheinungen am Darmkanal, als vielmehr Lähmung der Extremitäten und Lähmung 
der Harnblase. Im Rückenmark zeigen sich dabei Hämorrhagien mit Zerstörung 
der Ganglienzellen (Poliomyelitis haemorrhagica mit Sclerosierung). Pferde, die 
ebenfalls gegen das Toxin empfindlich sind, können zur Gewinnung von Anti¬ 
körpern verwandt werden. 

Dieses antitoxische Heilserum wirkt noch besser als die bisherigen antibacillären 
Heilsera, deren Wirkung wahrscheinlich größtenteils auf die Antitoxine zurück- 
geführt werden müsse, welche auf die bei der Immunisierung mit Bacillen mit- 
eingeführten Toxine sich gebildet haben. 

Herr Lüdke- Würzbürg: Über Milztransplantationen und deren Folgen für 
das Blutleben. 

Im Milzgewebe eingepflanzt erhalten sich Milzstücke selbst von anderer 
Tierart gut; von Interesse ist es, daß mit dem transplantierten Organteilen immuni¬ 
sierter Tiere bactericide Eigenschaften auf das Wirtstier übertragen werden 
konnten, die sich bisweilen über 3 Monate noch nachweisen ließen. 

Daß auch gut eingeheilte Organe später doch zur Resorption kommen, be¬ 
ruht wahrscheinlich auf entstandenen Cytolysinen. Solche Cytolysine konnte der 
Vortragende wiederholt im Blute der Tiere nachweisen. 

Herr Falta gemeinsam mit den Herren Benedict-Boston und Joslin-Boston: 
Untersuchungen mit dem Respirationscalorimeter über den Energieumsatz beim 
Diabetes mellitus. 

Die bisher in der Literatur vorliegenden Untersuchungen über den Energie¬ 
umsatz der Diabetiker haben zu keinem einheitlichen Resultat geführt. Sie 
sprechen aber eher dafür, daß der Umsatz nicht erhöht ist. Hingegen haben 
die Untersuchungen beim pancreaslosen Hund einen erhöhten Eiweiß- und Fett¬ 
umsatz ergeben. Für die vorgetragenen Untersuchungen an Diabetikern, die im 
Laboratory of Nutrition in Boston mit dem Atwater-Benedictschen Respira¬ 
tionscalorimeter angestellt worden sind, war folgende Fragestellung maßgebend: 
Gibt es schwere Fälle von Diabetes mellitus, welche trotz reichlicher Zucker¬ 
ausscheidung im Hungerzustand keine Erhöhung des Umsatzes zeigen? Das Re- 


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Kongreß-Bericht. 


sultat läßt diese Frage bejahen. Die Vortragenden fanden bei einem Quotienten 
D:N von 5—3 im Hunger eine Wärmeproduktion, die von der unter gleichen 
Verhältnissen beobachteten Wärmeproduktion gleichgewichtiger Personen nicht 
wesentlich abwich. Es zeigt sich hier ein Unterschied gegenüber dem Diabetes 
nach Pancreasexstirpation, der zusammen mit anderen Momenten (kein ge¬ 
steigerter Eiweißumsatz, verschiedenes Verhalten der Lävulose, größere Inten¬ 
sität der Zuckerbildung) als ein prinzipieller anzusehen ist und gemeinsam mit 
den unbefriedigenden pathologisch-anatomischen Befunden am Pancreas darauf 
hinweist, daß beim menschlichen Diabetes die Insufficienz des Pancreas gegen¬ 
über der gesteigerten Mobilisierung resp. Bildung von Kohlehydraten nur relativ ist. 

Diskussion. 

Herr Weintraud-Wiesbaden: Die mitgeteilten Untersuchungen beweisen wohl, 
daß der hungernde Diabetiker keinen erhöhten Gesamtumsatz hat, und diese 
Tatsache sowohl wie die, daß der rationell ernährte, keinen oder nur wenig 
Zucker ausscheidende Diabetiker keinen gesteigerten, sondern sogar oft einen 
auffallend geringen Nahrungsbedarf hat, stimmt damit gut überein. 

Es muß demgegenüber aber doch auf die Tatsache hingewiesen werden, 
daß schwere Diabetiker bei nicht rationell gestalteter frei gewählter Diät oft 
lange Zeit eine Kost von solchem Energie wert zu sich nehmen, daß auch nach 
Abzug der von dem ausgeschiedenen Hamzucker repräsentierten Calorienmenge 
die Caiorienzufuhr noch übermäßig groß ist. Und trotzdem nehmen sie an Ge¬ 
wicht ab. Es scheint nicht zulässig, den offenbar gesteigerten Gesamtumsatz, 
der hier vorliegt, allein mit der spezifisch-dynamischen Wirkung des in der Kost 
allerdings reichlich enthaltenen Eiweißes zu erklären. Vielmehr muß man sich 
fragen, ob der nicht rationell und überreichlich ernährte zuckerausscheidende 
Diabetiker nicht — trotz der vorliegenden Hungerversuche — doch einen ge¬ 
steigerten Umsatz hat. 

Herr Mohr-Halle hat neuerdings einen neuen Fall von schwerem Diabetes 
untersucht, der bei ca. vierwöchiger Beobachtung bei geregelter Ernährung 
dauernd erhöhte Nüchtemwerte für den 0 2 hatte, die zwischen 30 und 40°/ 0 
über der Norm lagen. Es scheint nicht richtig zu sein, zu sagen, der Energie¬ 
umsatz beim menschlichen Diabetiker unterscheidet sich prinzipiell von dem des 
pancreaslosen Hundes; die Fragestellung muß vielmehr lauten: in welchen Fällen 
von menschlichem Diabetes finden wir Erhöhung des Umsatzes? Es wäre sehr 
wünschenswert, wenn auch beim pancreaslosen Hund die direkte Calorimetrie 
durchgeführt würde. Die Berechnung des Umsatzes auf indirektem Wege hat etwas 
Mißliches, weil die Frage nach der Herkunft des Zuckers nicht entschieden ist. 

Herr Magnus-Levy-Berlin: Die Höhe des Umsatzes beim Diabetiker ist nicht 
Frage der Individualität des Falles, sondern der Zweckmäßigkeit resp. Un¬ 
zweckmäßigkeit seiner Ernährung. Der Pancreasdiabetes ist ein akuter Über¬ 
gang des gesunden in den kranken Stoffwechsel, ein Umschwung, der beim 
Menschen stets allmählich vor sich geht. 

Herr Falta (Schlußwort): Gegenüber Weintraud bemerkt der Vortragende, 
daß Diabetiker, wenn sie irrationell ernährt werden, allerdings sehr rasch an 
Gewicht verlieren können, trotz einer Caiorienzufuhr, bei der ein Gesunder sich 
im Körpergleichgewicht erhalten sollte. Umgekehrt findet man, daß Diabetiker 
beim Übergang von einer irrationellen Ernährung zu einer rationellen ungemein 
rasch an Körpergewicht zunehmen können. Er hat schon vor 3 Jahren auf 
diesem Kongreß und in seinen Publikationen darauf hingewiesen, daß sich solche 
Schwankungen im Körpergewicht des Diabetikers ohne wesentliche Veränderung 
des Eiweißbestandes abspielen können und daß hier neben dem Ansatz resp. 
Verlust von Fett und Kohlehydrat Schwankungen im Wassergehalt Vorkommen. 
Es ist sicher anzunehmen, daß bei reichlicher Zuckerausscheidung resp. starker 
Hyperglycaemie der Diabetiker durch die gesteigerte Diurese sehr viel Wasser 
verliert und umgekehrt bei Besserung der Symptome rasch Wasser wieder auf¬ 
nimmt. Es sind daher derartige Beobachtungen über das Körpergewicht beim 
Diabetiker mit großer Vorsicht aufzunehmen. Eine entscheidende Bedeutung in 
dieser Frage erkenne er nur exakten, alle diese Momente berücksichtigenden 
Stoff- und Gaswechseluntersuchung zu. 


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Kongreß-Bericht. 


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Gegenüber Mohr bemerkt er, daß er nicht behauptet habe, daß in allen 
Fällen von Diabetes mellitus der Umsatz nicht erhöht ist, sondern ausdrück¬ 
lich die Frage aufgeworfen habe: Gibt es schwere Fälle, welche trotz reich¬ 
licher Zuckerausscheidung im Hungerzustand keine Erhöhung des Umsatzes haben? 

Gegenüber Magnus-Levy erwidert er, daß man auch beim Hunde 
eine allmähliche Entwicklung des Diabetes herbeiführen könne durch unvoll¬ 
ständige Exstirpation der Pancreas. Es sind mehrere Fälle in der Literatur 
genau beschrieben, in denen sich dann oft erst nach Monaten ganz allmählich 
ein schwerer Diabetes entwickelte. In keinem dieser Fälle ging aber der Quotient 
D:N über die Minkowskische Zahl 2,8 hinaus, während man in den Fällen des 
menschlichen Diabetes viel höhere Quotienten, besonders bei reichlicher Ernährung 
mit Fett beobachten kann. 

Herr A. Böhme-Frankfurt a. M.: Klinische Untersuchungen über Opsonine. 

Die Untersuchungen bei Staphylo- und Streptococcenerkrankungen ergaben 
in Anbetracht der Fehler der Methode keine brauchbaren Resultate. Die Angabe 
Wrights, daß schwer Tuberkulöse einen stark schwankenden Index haben, 
wurde bestätigt, ebenso Inmans Befund, daß nach körperlicher Bewegung der 
Index bei Tuberkulösen rasch sinkt und dann wieder ansteigt. Seröse tuberku¬ 
löse Exsudate haben nur in einem Teil der Fälle einen herabgesetzten Index; 
eitrige Exsudate geben immer niedrige Werte, jedoch nicht nur gegenüber 
Tuberkelbacillen, sondern auch gegenüber anderen Bacterienarten. Die Herab¬ 
setzung beruht hier auf einer nicht spezifischen Absorption der Opsonine durch 
die Leucocyten. Wenn die Wrightschen Befunde über Tuberkulose auch zum 
Teil bestätigt wurden, so sind die Ausschläge doch nicht genügend groß und 
konstant, um die opsonische Methode hier als diagnostisch empfehlenswert er¬ 
scheinen zu lassen. 

Sehr starke spezifische Erhöhungen des Index wurden bei Typhus, Para¬ 
typhus, Coliinfektionen und Meningitis gefunden. Jedoch konnte in allen vom 
Vortragenden beobachteten Fällen die Diagnose auf einfacherem Wege durch 
die Agglutinationsprüfung gestellt werden. Eine größere praktische Bedeutung 
scheint also auch hier der opsonischen Untersuchung nicht zuzukommen. Beim 
Typhus ist der Opsoningehalt meist schon während der Lyse, stärker in der 
Rekonvalescenz erhöht, um nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zur Norm 
abzufallen. 

*Von den thermolabilen Opsoninen sind verschieden die thermostabilen Bac- 
teriotropine, wie besonders Untersuchungen bei Tuberkulose ergaben. Normales 
Serum enthält keine Tuberkulosebacteriotropine, bei schwer Tuberkulösen wurden 
sie in etwa 75 °/ 0 der Fälle gefunden, bei leicht Tuberkulösen seltener, nach 
längeren Tuberkulinkuren waren sie stets nachweisbar. Eine prognostische Be¬ 
deutung kommt ihnen nicht zu, auch diagnostisch kommen sie praktisch kaum 
in Betracht. 

Ein strengerer Parallelismus zwischen der jeweiligen Heilungstendenz und dem 
Opsoningehalt besteht nicht, die Verfolgung des Index erscheint daher für die 
Vaccinationsbehandlung nicht von größerem Werte zu sein. Vortragender hat 
etwa 25 Fälle nach Wright mit abgetöteten Bacterien behandelt, ein sicheres 
Urteil über den Wert dieser Behandlungsmethode ist ihm aber noch nicht möglich. 

Eine wesentliche praktisch-diagnostische Bedeutung haben die Opsonine 
kaum, als biologische Reaktionsprodukte bieten sie viel Interessantes. 

Diskussion. 

Herr Jöieneberger-Königsberg hält die Bestimmung des Index für Coli wegen 
der enormen Verschiedenheit der Colistämme für sehr schwierig, wenn nicht der 
Stamm des Patienten bereits isoliert ist. 

Herr Rothschild-Soden: Die opsonische Untersuchung hat bei der Tuber¬ 
kulose allerdings keinen diagnostischen Wert, dafür aber einen um so höheren 
therapeutischen, denn sie lehrt uns, ob der Index niedrig ist, die Tuberkulinkur 
also einen Sinn hat. Ferner kommt es darauf an, durch Anwendung des eigenen 
Tuberkulins von den Bacillen des Patienten oder mindestens eines möglichst 
spezifischen Mischtuberkulins Einfluß auf die opsonischen Werte zu gewinnen. 

Herr Citron Berlin: Nicht die Steigerung des Index ist das Ziel der Tuber- 


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368 


B ücher besprech uDg. 


kulinbehandlung, sondern die Erregung einer Herdreaktion. Ob ein Zusammen¬ 
hang zwischen dem Ansteigen des Index und dem Auftreten der Reaktion be¬ 
steht, ist durchaus fraglich. 

Herr Böhme : Die Bestimmung des Index geschah bei Coliinfektion möglichst 
gegenüber dem eigenen Stamm. 

Auch therapeutische Bedeutung kann der Messung des Index nicht beige¬ 
messen werden, denn bei hohem Index kann der Patient krank bleiben, bei 
niederem genesen. Eine größere Bedeutung hingegen scheinen die Bacterio- 
tropine zu besitzen. 


Bttcherbesprechung. 

656) Abderhalden, Emil. Neuere Ergebnisse auf dem Gebiete der speziellen 
Eiweihchemie. Jena 1909. (Verlag von Gust. Fischer.) 

Das vorliegende Buch ist eine Sonderausgabe des eigens hierzu erweiterten 
und ergänzten Beitrages für das Handbuch der Biochemie, herausgegeben von 
Oppenheimer. Es ist gewiß ein verdienstvolles Werk, daß diese wichtigen Re¬ 
sultate der modernen Eiweißchemie damit auch dem weiteren Publikum leichter 
zugänglich gemacht werden. 

Das Buch teilt sich in verschiedene Abschnitte. Zunächst gibt Abder¬ 
halden in einer Einleitung einen kurzen Überblick über den Gang der Eiwei߬ 
forschung in den letzten 10 Jahren, wie sie sich hauptsächlich entwickelt hat 
durch die Einführung neuer Methoden in Analyse und Synthese der Eiweißstoffe 
durch Emil Fischer. Abderhalden zeigt weiter, welch wichtige Resultate 
die exakt durchgeführte Eiweißchemie für unsere physiologischen Kenntnisse 
gezeitigt hat, wie sich allmählich durch systematisch durchgeführte Hydrolysen 
eine neue Einteilung der Proteine ergibt, die sich aufbaut auf die chemische 
Zusammensetzung der einzelnen Eiweißkörper und dieselben nach ihren Spalt¬ 
produkten charakterisiert; man ersieht weiter, daß durch diese Forschungen alte 
Methoden verlassen werden und alte Begriffe (Albumosen) fallen müssen, da es 
sich herausstellt, daß ihre Aufstellung fehlerhaft und ihre chemische Bedeutung 
keine derartige ist, wie man sie sich bisher vorstellte. 

Die einzelnen Teile sind I. Totale Hydrolyse von Proteinen durch Säüren. 
II. Beschreibung der einzelnen Spaltprodukte. III. Überblick über den Gehalt 
einiger Proteine an Aminosäuren. IV. Partielle Hydrolyse und Polypeptide. 

Welch immense Arbeit ist hier bereits geleistet worden! Welche Fülle von 
Arbeit muß noch geleistet werden, um volle Klarheit zu schaffen! Die Eiwei߬ 
physiologie hat aber doch bereits eine Menge neuer Anregungen erhalten und 
zahlreiche neue Wege haben sich eröffnet. Mit welchem Eifer und mit welch 
ausgezeichnetem Erfolge auf diesem Gebiete gearbeitet wird, vor allem auch 
von dem Verfasser des vorliegenden Buches, braucht nicht lange gesagt zu 
werden. 

Abderhalden geht mit großer Energie, mit Ausdauer und Erfolg wie in 
seinen Arbeiten, so auch in seinen theoretischen Ausführungen neue Wege. 

Gar mancher wird in dem vorliegenden Buche das Alte (und damit viel¬ 
leicht sich selbst) vermissen, an dem er immer noch zäh festhält und in Ver¬ 
kennung der Ziele des Buches darüber ungerechterweise lamentieren. Andere 
aber wiederum werden sich darüber freuen, daß sie in übersichtlicher und 
klarer Form das Neue der Eiweißchemie dargestellt erhalten, nicht beschwert 
mit altem Zopf und unnötigem Ballast. Sie werden sich nicht über einen allzu 
schroffen Standpunkt des Verfassers auslassen, sondern sie werden sich darüber 
freuen, das der Verfasser Neues bringt, begründet und verficht. Hoffen 
wir, daß, wie der Verfasser im Vorwort verspricht, aus dem kleinen Werk bald 
eine umfassende Darstellung der Eiweißchemie und -Physiologie werden möge. 

Schittenhelm. 

Filr die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druok von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Haiheft 1909 Nr. 10 

Naohdrnok verboten. 


Original-Artikel. 

Aus dem chemischen Institute von Dr. Aufrecht, Berlin. 

Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Stoffwechseldrüsen. 

Von 

Dr. Aufrecht und Dr. Ernst Diesing. 

Im Verfolg unserer Untersuchungen über die Stoffwechseldrüsen haben wir, 
um unserem Analogieschluß, daß die Nebennieren Regulatoren des Schwefelstoff¬ 
wechsels seien, eine exakte Grundlage zu geben, eine eingehende maßanalytische 
Untersuchung der Nebennierensubstanz vorgenommen, deren rein chemischen 
Teil Herr Dr. Aufrecht-Berlin ausführte. 

Es wurden zwei Untersuchungsreihen vorgenommen, deren Gegenstand 
einmal die Nebennierensubstanz in toto, das andere Mal der nach einem be¬ 
sonderen, von uns angegebenen Verfahren fettfrei gewonnene Farbstoff der 
Nebennieren bildete. Als Resultat der ersten Untersuchungsreihe wurden folgende 
Zahlen, die sich auf die gesamte Nebennierensubstanz beziehen, gefunden: in 
100 Gewichtsteilen Nebenierensubstanz waren 

Wasser .... 76,27 °/ 0 
Organische Stoffe 22,46 °/ 0 
Mineralstoffe . . 1,28 °/ 0 . 

In den 23,73 g Trockensubstanz waren enthalten: 


Schwefel.0,87 g 

Phosphor.0,67 g 

Stickstoff.2,76 g 


entsprechend Stickstoffsubstanz 17,18 g. 

Die in den 23,73 °/ 0 Trockensubstanz enthaltenen 0,87 g Schwefel entsprechen 
3,67 °/ 0 Schwefelgehalt der Trockensubstanz. 

Wenn wir damit die Prozentzahlen des Schwefelgehaltes anderer Organe 
vergleichen, so ergibt sich tatsächlich, daß, wie die Schilddrüse durch ihren 
hohen Jodgehalt, die Hypophysis durch ihren hohen Phosphorgehalt, die Milz 
durch ihren hohen Eisengehalt, die Thymus durch ihren hohen Arsengehalt, so 
die Nebennieren durch einen auffällig hohen Schwefelgehalt vor anderen Or¬ 
ganen ausgezeichnet sind. Ich gebe die Prozentzahlen des Schwefelgehaltes 
einer größeren Reihe von Eiweißkörpem, organischen Verbindungen und Organ¬ 
substanzen, wie sie mir in der Literatur zugänglich waren, zum Vergleich: 
Serumalbumin des Pferdes S 1,79—1,90 

Eieralbumin.S 1,09—1,62 

Fibrinogen.S 1,13—1,59 

N. P. IV. J&hrg. 24 


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370 


Original-Artikel. 


Serumglobulin.S 1,11 

Thyreoglobulin.S 1,86 

Globin.S 0,42 

Oxyhämoglobin . . . . S 0,39—0,67 

Collagen und Glutin . . S 0,20—0,57 

Amyloid.S 2,65—2,90 

Jodospongin.S 4,70 

Menschenhaare.S 5,63. 

Nur die letzten beiden Zahlenwerte übertreffen den des Nebennieren¬ 
schwefels, im menschlichen Körper gibt es nur ein Organ, dessen physiologischer 
Schwefelgehalt den der Nebennieren übertrifft, die Epidermis und die sekundären 
Homgebilde der Haut, Haare und Nägel. Alle inneren Organe stehen den 
Nebennieren in Bezug auf Schwefelgehalt bei weitem nach. Dadurch erfährt 
unsere Anschauung, daß wir es in den Stoffwechseldrüsen mit regulierenden 
Organen, mit Regulatoren des Mineralstoffwechsels, und in den Nebennieren 
speziell mit dem Regulator des Schwefelstoffwechsels zu tun haben, eine ge¬ 
wichtige Stützung. Eine weitere Stützung hat unsere Anschauung inzwischen 
durch die Veröffentlichung der außerordentlich wertvollen Untersuchungen 
Großenbachers über den Eisenstoffwechsel der Hunde erfahren, die ergeben 
haben, daß entmilzte Hunde die dreifache Menge Eisen gegenüber normalen 
Hunden ausscheiden. Die Menge des ausgeschiedenen Eisens betrug bei den 
entmilzten Hunden 29,22 mg gegenüber 11,20 mg normaler Hunde. Damit ist 
die Milz in absolut einwandfreier Weise als ein den Eisenstoffwechsel regu¬ 
lierendes Organ, als ein Eisenspeicher, der die ihm zugeführten Eisenmengen in 
Form des diesem Organe eigentümlichen rostbraunen Pigmentes auf bewahrt und 
je nach Bedarf in die Circulation entläßt, festgestellt worden. 

In ähnlicher Richtung haben sich die Versuche von Blair Bell und Pant- 
land Hick bewegt, die an menstruierenden Frauen und eierlegenden Hühnern 
ausgeführt wurden. Sie konnten ein deutliches Ansteigen des Calciumindex 
kurz vor und ein Abfallen während und direkt nach den genannten Funktionen 
nach weisen. Die beiden englischen Forscher sprechen daraufhin die Regelung 
des Calciumstoffwechsels den Ovarien bezw. den Hoden zu und bestätigen so 
unsere auf Grund pathologischer von den Ovarien ausgelöster Zustände ge¬ 
wonnene Anschauung dieser Organe. 

Die zweite Reihe der von uns ausgeführten Nebennierenuntersuchungen 
bezieht sich, wie ich schon oben andeutete, auf den eigenartigen, gelbgrünen 
Farbstoff des Nebennierenmarkes, den wir analog dem eisenhaltigen Farbstoff 
der Milz als die dem Organismus adäquate Schwefelverbindung, als die Vor¬ 
stufe und die Reserve alles Blut- und Organschwefels, auffassen. In 100 Ge¬ 
wichtsteilen des durch Ausschüttung mit Ätheralkohol gewonnenen und über 
Schwefelsäure getrockneten Farbstoffs der Nebennieren sind enthalten: 


Kohlenstoff. 

67.58 

°l o 

Wasserstoff. 

11,66 

# /o 

Schwefel. 

0,72 

°/o 

Stickstoff. 

1,25 

°/o 

Phosphor. 

0,36 

°/o 

Sauerstoff (als Differenz) 

18,43 

°/o 

Die Asche enthält Eisen 

0,032 o/ # . 


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Original* Artikel. 


371 


Diese Zahlen zeigen uns, daß nur geringe Mengen Schwefel den Neben¬ 
nieren mit dem Farbstoff entzogen werden können, aber diese geringen Mengen 
des physiologisch richtig gebundenen Schwefels üben wie alle Metalle und 
Metalloide, wenn sie subcutan oder intravenös eingeführt werden, eine starke 
Wirkung auf den Organismus aus. Der Nebennierenfarbstoff erhöht den Blut¬ 
druck sehr stark und reduziert das Hämoglobin, zwei Wirkungen, *die der an¬ 
organisch gebundene Schwefel, wenn er z. B. im Schwefelwasserstoff dem 
Organismus zugeführt wird, nicht in voller Stärke, meist nur andeutungsweise 
auszuüben vermag, da schon vor Eintritt dieser Wirkungen eine tötliche Intoxi¬ 
kation eintritt. Die geringe Giftigkeit macht den schwefelhaltigen Farbstoff der 
Nebennieren zu medizinaler Verwendung besonders geeignet 

Indem wir dem Gedanken, daß uns die Stoffwechseldrüsen selbst in ihren 
Farbstoffen die physiologisch richtigen Verbindungen der von ihnen gewisser¬ 
maßen verwalteten Minerale liefern, folgten, haben wir auch die Farbstoffe der 
anderen Stoffwechseldrüsen dargestellt und in Formen gebracht, die sie zu medi¬ 
zinaler Verwendung geeignet machen: Das Splenochrom, der eisenhaltige Farb¬ 
stoff der Milz; das Adrenochrom, der schwefelhaltige Farbstoff der Nebennieren; 
das Thyrochrom, der jodhaltige Farbstoff der Schilddrüse; das Hypophysochrom, 
der phosphorhaltige Farbstoff der Hypophysis; das Thymochrom, der arsenhaltige 
Farbstoff der Thymus und das Pancreochrom, der kalihaltige Farbstoff des 
Pancreas werden nach unserer Vorschrift und unter unserer Kontrolle von 
Herrn Dr. Laboschin in Berlin SW. Friedrichstraße 16 hergestellt und in Form 
von Subcutaninjektionen und Tabletten zur Darreichung per os zum Versand 
gebracht. 


Alkoholismus als Entstehungsursache der Lebercirrhoser 

Übersichtsreferat 

von 

Kurt Boas, Berlin. 

Motto. 

„Jedes Agens, das geeignet ist, Leberzellen zu zerstören, 
muss bei chronischer Einwirkung Lebercirrhoze hervorrufen, 
wenn deren Zustandekommen nicht durch besondere ausser¬ 
halb der Leber gelegene Verhältnisse verhindert wird.* 

Marckwald (103). 

I. Klinische Beobachtungen. 

In der einschlägigen Literatur findet man immer wieder die Ansicht vertreten, 
der Alkohol sei die Ursache der Lebercirrhose, und diese sei ein specifisches 
Trinkerleiden wie das »Bierherz«, die »Biemiere« usw. Demgegenüber nehmen 
auf Grund ihrer wissenschaftlichen Forschungen andere Autoren, wie z. B. Baer 
und Laquer (43), Hirschfeld (63) einen ablehnenden Standpunkt ein und sehen 
in dem unmäßigen Alkoholgenuß lediglich eine Erhöhung der Disposition. In 
einen scharfen Gegensatz dazu stellt sich eine jüngst erschienene Arbeit von 
Pfister (36), welcher unter den Basler Todesfällen durchschnittlich in 80,2°/ 0 
Lebercirrhose als Todesursache (nicht als Nebenbefund!) angegeben fand. 
Im Hinblick auf Kaufmanns (42) Aeußerung: »für die Granularatrophie stehe 
ätiologisch als ein toxisches Moment der Alkohol und zwar vor allem der Brannt¬ 
wein, obenan« findet er dieses Resultat keineswegs besonders auffallend. 

24* 


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372 


Original-Artikel. 


Bei dem hin- und herwogenden Streite der Meinungen scheint es mir nicht 
unangebracht, einmal all das festzustellen, w f as wir bisher über die Aetiologie 
der Lebercirrhose wissen. Wir werden dabei in erster Linie die ätiologische 
• Bedeutung des Alkoholmißbrauchs ins Auge zu fassen haben. 

Glenard (47) spricht von dem Vorkommen eines Alkoholdiabetes. 1 ) 
Bei seinem Material bestand in 35 °/ 0 gleichzeitig Lebercirrhose. Da diese, wie 
er meint, ausschließlich auf alkoholischer Basis entstehe, sei der Diabetes mellitus 
als eine Folgeerscheinung des übermäßigen Alkoholgenusses aufzufassen. Mit 
welchem Rechte er das tut, ist zweifelhaft: denn, wenn wir die Literatur überblicken, 
so finden wir nur ein paar Fälle von mit Lebercirrhose kompliziertem Diabetes, in 
denen Alkoholgenuß als Entstehungsursache angenommen werden mußte, z. B. den 
von Palma(3). 2 ) Über einen ähnlichen Fall haben Mosse und Daunic(94) be¬ 
richtetet (39 jähriger Potator). Daß dem keineswegs immer so zu sein braucht, 
konnte Pusinelli (4) schon kurze Zeit nach dem Erscheinen der Palmaschen 
Arbeit zeigen: er berichtete über einendem Pa Imaschen außerordentlich ähnlichen 
Fall, in dem mit Sicherheit Alkoholismus und Lues als ätiologische Momente 
auszuschließen waren. 

Neuerdings ist diese Frage in einer Arbeit von Hirschfeld (63) wieder 
aufgenommen worden, der sich u. a. mit der Glenardschen Hypothese des ur¬ 
sächlichen Zusammenhanges zwischen Diabetes und Lebercirrhose beschäftigt 
Hirschfeld tritt Klopstock (22, 23), v. Hansemann, d’Amato (65), JagiSz 
(40), Lubarsch (24), v. Baumgarten (37), Rössle (66), Ribbert u. a. völlig 
in der Annahme bei, daß der Alkoholismus nicht als die alleinige Ursache der 
Lebercirrhose aufzufassen sei, daß vielmehr im wesentlichen Intoxikationen vom 
Darm her eine wichtige Rolle spielen, dem Alkohol dagegen gewissermaßen nur 
eine präparatorische Rolle zukomme. Im übrigen macht Hirschfeld noch auf 
eine Reihe anderer Entstehungsursachen der Lebercirrhose aufmerksam. Er 
erinnert an die Fälle im Kindesalter, wo zum Teil Alkoholismus, zum Teil jedoch 
auch Infektionskrankheiten [Scharlach 8 ) ] als Ursache nachgewiesen werden. Auch 
Diphtherie 4 ), Angina, Meningitis können zuweilen ätiologisch herangezogen werden. 
Ein besonderer Konnex scheint ferner zwischen Malaria und Lebercirrhose zu 
bestehen, was jedoch in Deutschland wegen der Seltenheit der Malaria wenig 
bekannt ist. Erst vor kurzem haben Tücher (61) und Duprey (67) über solche 
Fälle, die besonders im Kindesalter gar nicht so selten sein sollen, berichtet, 
nachdem Ferrier (96) schon früher darauf aufmerksam gemacht hatte. (Siehe 
weiter unten.) 

Ein ganz anderes Ergebnis haben die ätiologischen Nachforschungen über 
das Wesen der Lebercirrhose von Tsu chiy a (68) geliefert. Er beschreibt eine Form 
der Lebercirrhose, die von der Vena portarum ihren Ausgang nimmt und sich durch 
die Einwanderung von Parasiten aus dem Magen und Darm in die Leber erklärt 
(Schistomiasis japonica). Auf Einzelheiten einzugehen muß ich mir an dieser 
Stelle versagen. 

Das abschließende Urteil Hirschfelds (63) geht dahin, daß für die bis- 


*) Vgl. die unten besprochene Arbeit von Hirschfeld (63). 

2 ) Als Nebenbefund konstatierte Sieveking (82) in einem Falle von Lebercirrhose Diabetes 
mellitus. Ob dies ätiologisch zu verwerten ist, ist fraglich. 

3 ) Siehe Näheres darüber bei Roger und Garnier (101). 

*) Siehe Näheres darüber bei Reiche (95). 


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her angenommenen Ursachen der chronischen Lebercirrhose, namentlich auch 
für den Alkoholismus keine sicheren Beweise vorliegen, gewichtige Gründe 
sogar dagegen sprechen. Ebenso unsicher ist die Annahme eines ätiologischen 
Zusammenhanges zwischen Alkoholismus und Diabetes mellitus. 

Was die Bedeutung des Alkoholismus als Ursache der Lebercirrhose selbst 
betrifft, so wollen wir vorausschicken, daß Letulle(l), Kassowitz (2), Grosz 
(5), Beck (6), Bantlin (7), Emmerich (8), Rosenfeld (9), v. Gourevitsch (10), 
Förster (11), Iovane (12), Milchner (13), Hochsinger (14), Jones (15), Lyon 
(18), Donar re (19) einen Kausalnexus anzunehmen geneigt sind, während sich 
Lancereaux (16), Scagliosi (20, 21), Klopstock (22, 23), Lubarsch (24), 
Hirschfeld (63) u. a. gegen diese Annahme ablehnend aussprechen. 

Aus allen Arbeiten geht übereinstimmend das gelegentliche Auftreten der 
Lebercirrhose im Kindesalter, überhaupt im jugendlichen und mittleren Alter 
hervor: Jones (15) zählt in der Literatur 72 Fälle von Cirrhose im Kindesalter, 
Kassowitz (2) hat deren allein sieben beobachtet. Damit stimmt auch Pfisters 
Statistik (36) überein, der allerdings in den ersten beiden Dezennien keinen Fall 
von Lebercirrhose beobachtet hat, was immerhin recht auffällig ist. 


Von 

2 im Alter v. 20—30J. 

an Cirrh. hepat gest. Männern 

waren 1 = 60 ®/ 0 

Trink 

11 

9 

11 

30—40 

ii 

9 = 100 °/o 

11 

IJ 

34 

11 

40—50 

ii 

31 = 91,1 °/ 0 

11 

»l 

40 

11 

50—60 

ti 

34 = 85,0°/« 

11 

11 

28 

1t 

60—70 

tt 

16 = 57,1°/« 

11 

11 

7 

11 

70—80 

ti 

6 •/« 

11 

11 

121 

11 

20—80 

ii 

80,2 °/ 0 

H 


Pfister (36) wirft zur Erklärung dieser auffallenden Tatsache die Frage auf: 
»Soll man auch hier annehmen, daß die in höherem Alter zu Tode führenden 
Formen von Cirrhose einem weniger ausgesprochenen und weniger beachteten 
chronischen Alkoholismus zugehören ?« Dieser Anschauung kann ich mich nicht 
anschließen, ich möchte vielmehr den bei dem verschiedenen Lebensalter ver¬ 
schiedenen Wirkungsgrad der alkoholischen Getränke als Erklärung heranziehen. 
Ein */ 4 1 Schnaps, den ein normaler kräftiger Arbeiter scheinbar unbeschadet zu 
sich nehmen kann, ist im Stande, bei Kindern schon eine schwere Alkohol¬ 
intoxikation hervorzurufen. Im übrigen hat bereits Melchior (88) betont, daß 
die Ausbildung der atrophischen Form der Lebercirrhose einerseits und der 
hypertrophischen andererseits von der Schwere und Fortdauer der Alkoholver¬ 
giftung sowohl wie von der individuellen Konstitution des Patienten abhängt. 

Eine Analogie mit der Wirkung des Alkohols auf den tierischen Organismus 
heranzuziehen wäre falsch. 1 ) Beim Tiere können wir, wie wohl am einwand¬ 
freiesten P o st o ö w (45) gezeigt hat, genau dieselben Gehimläsionen hervorrufen, 
genau dieselben Nervenfunktionen hemmen wie beim Menschen. Gerade um¬ 
gekehrt verhält es sich bei der experimentellen Erzeugung der alkoholischen 
Lebercirrhose, die nach neueren Versuchen v. Baumgartens (37) jedesmal 
scheitert, gleichviel bei welchen Alkoholmengen. 

Wäre der Alkohol die Ursache der Cirrhose, so müßte sich jede andere 
Entstehungsweise von selbst ausschließen. Dem ist aber nicht so. Vielmehr 
lehrt die Kasuistik, daß gelegentlich bei Phosphorvergiftung [Aufrecht (41)] 

Siehe weitere Einzelheiten im 2. (experimentellen) Abschnitt dieser Arbeit. 


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Lebercirrhose auftreten kann. Und Störk (38), Bartel (39) und Jagiez (40) 
haben Lebercirrhose bei tuberkulösen Tieren hervorrufen können. 

Beim Menschen hat Isaac (89) eine tuberkulöse Lebercirrhose bei einem 
45jährigen Manne beobachtet Er glaubt, daß der Zusammenhang der Tuber¬ 
kulose mit der Lebercirrhose nur darum so selten erkannt wird, weil zu der 
Zeit, in der die Cirrhotiker für gewöhnlich zur Sektion kommen, der eigentliche 
tuberkulöse Prozeß schon abgeklungen ist. 

Nach diesen Vorbemerkungen wollen wir in die Behandlung der Leber¬ 
cirrhose im Jugendalter eintreten und zunächst einen Fall von Kasso- 
witz (2) und einen zweiten von Rath (28) berichteten Fall anführen. 

Fall i. Im ersteren handelte es sich um einen 8jährigen Knaben, der mit einer kolossalen 
Leber- und Milzschwellung zu Kassowitz kam. Der Knabe hat seit früher Jugend Wein, Tee 
mit Rum und Kognak bekommen, dazu traten später auf ärztliche Verordnung noch Malaga, 
Pepsinwein und Chinaeisenwein hinzu. Nach einigen Monaten vollständiger Abstinenz gelangte 
der Fall zur Heilung. Kurze Zeit darauf kehrte der Patient mit denselben Erscheinungen wie 
früher zurück: Milz und Leber hatten ihre frühere Größe nahezu wieder erreicht. Nach anfäng¬ 
lich eingetretener Abstinenz war der Knabe wieder in den Alkoholgenuß zurückgefallen. Er starb 
bald nachher an hydropischen Erscheinungen. 

Nicht besser ging ein von Emmerich (8) berichteter Fall aus: 

Fall 2. Ein 8jähriger Knabe trank längere Zeit hindurch sowohl gegorenen wie ungegore- 
nen Most. »Die Eltern fanden hierin nichts Besonderes, ja sie freuten sich über die Leistungs¬ 
fähigkeit ihres Jungen.« Der Fall endete tödlich. 

Auch beim weiblichen Geschlecht kommen Fälle von Lebercirrhose auf al¬ 
koholischer Basis vor, wie ein von Rath (28) mitgeteilter Fall zeigt. 

Fall 3. 5 jährige Gastwirtstochter. 

Anamnese: Vor einem Jahr Masern. In letzter Zeit heftige Leibschmerzen und -auftreibung. 
Auf Befragen erfährt der Arzt, das Kind habe vom dritten Jahr an täglich Bier und Kognak zu 
trinken bekommen. 

Körperlicher Befund: Lungenlebergrenze am unteren Rande der 5. Rippe. Untere 
Lebergrenze des Ascites wegen unbestimmbar. Leber voluminös. Bauch stark gespannt. Fluk¬ 
tuation nachweisbar. Leberresistenz geht in die der Milz über. Milzschwellung, kein Ikterus, 
Urin frei. 

Verlauf: Subjektives Wohlbefinden, Appetit gut. 

Befund: Unverändert. Wird auf Wunsch der Eltern nach 8 (!) Tagen entlassen. 

Ätiologie; Alkoholismus, Tb? 

In einem neuerdings von Köppe (86) berichteten Fall von Lebercirrhose 
bei einem 4 s / 2 Jahre alten Kinde, das Verfasser 1*/ 2 Jahre in Behandlung hatte, 
blieb die Aetiologie trotz vorgenommener Sektion unklar. Ebenso berichtet 
Bettelheim (90) über einen Fall bei einem 9 Jahre alten Kinde, wo alle ätio¬ 
logischen Anhaltspunkte versagten. Auch in dem Falle von Folger (106) 
(3jähriges Kind) blieb die Aetiologie unaufgeklärt. Scheel (99) berichtet über 
ein tuberkulöses 3jähriges Kind, bei dem die Sektion Tuberkulose ergab. 

Hinsichtlich der Prognose des Leidens ist anzuführen, daß in den 7 von 
Kassowitz (2) mitgeteilten Fällen einer starb, zwei gebessert resp. geheilt 
wurden (in 2 Fällen ging die Leber um 3 cm bezw. um 4 cm zurück). In 
2 Fällen war der Ausgang unbekannt. Aehnlich gingen die von Tödten (30), 
Beck (6), Grosz (5), Bantlin (7) und Emmerich (8) berichteten Fälle aus, 
von denen der Bantlinsche Fall dem von Emmerich (siehe oben) gemeldeten 
auch insofern ähnelt, als in beiden Fällen es der Mostgenuß war, der den 
Kindern zum Verhängnis wurde. 


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Beim Erwachsenen kommen natürlich derartige Fälle, die im Kindesalter 
gottlob nur selten zur Beobachtung kommen, ungleich häufiger vor. Charakte¬ 
ristisch fürAetiologie, Symptomatologie und Therapie ist der folgende von Rosen¬ 
feld (9) mitgeteilte Fall. 

Fall 4. Es handelte sich um einen 32jährigen Beamten. Potus von Bier und Schnaps zu¬ 
gegeben. Bei seiner Aufnahme in die Klinik wurde folgender Status erhoben (gekürzt). 1 ) 

Status: Mäßiger Ernährungszustand, hochgradiger Ikterus, geringer frei verschieblicher Ascites. 
Die Leber zeigt nach oben die normale Begrenzung, der untere Rand ist in einer schräg abwärts 
verlaufenden Linie zwischen dem neunten linken Rippenknorpel und dem Nabel fühlbar; von da 
an verläuft er fast senkrecht nach unten und läßt sich bis nahe an die Spina iliaca anterior superior 
dextra verfolgen; die unterste Kuppe des rechten Lappens, die bis ans kleine Becken reicht, läßt 
sich nicht abtasten, die Oberfläche der Leber ist glatt, die Konsistenz ziemlich hart. 

Status nervosus: Bemerkenswerte Erscheinungen. Beim Gehen und Stehen mäßiges 
Schwanken, bei Augenschluß zunehmend. Ferner mäßig starker, feinschlägiger Tremor manuum. 
In einer stumpfförmigen Zone, die von den Knieen abwärts vorn bis zur Gegend des Lisfranc- 
schen Gelenkes, hinten bis zur Ferse hinabreicht, Analgesie, Herabsetzung der Tast- und Tempe¬ 
raturempfindung. Patellareflexe rechts kaum, links nicht auslösbar. J 

Status psychicus: Hochgradige örtliche und zeitliche Desorientiertheit. 

Im Laufe der Behandlung (28. V.) läßt der Ikterus an Intensität bedeutend nach, ebenso ist 
die örtliche Desorientiertheit aufgehoben. Fixe Ideen treten beim Patienten auf. 

7. VI. Die Leber ist deutlich kleiner als bei der Aufnahme. 

20. VII. Der Ikterus ist bis auf leicht Gelbfärbung der Konjunktiven verschwunden. Auch 
die zeitliche Desorientiertheit gebessert. Patient weiß zum erstenmal das richtige Datum. 

23. VIII. Die sensiblen Störungen sind fast ganz zurückgegangen. 

13. IX. Im psychischen Verhalten sind keine Absonderlichkeiten mehr bemerkbar. Die 
Desorientiertheit ist noch nicht völlig wiederhergestellt. Krankheitscinsicht ist beim Patienten vor¬ 
handen. 

10. I, 1904. Leber und Milz nicht mehr fühlbar. 

7. IV. Erinnerung an die erste Zeit in der Klinik ziemlich gut. 

I. IV. 1905. Patellareflexe schwer auslösbar. Achillessehnenreflexe nicht auslösbar. Vermag 
selbst größere Abschlußrechnungen tadellos auszuführen. 

Die Therapie bestehend in vollständigem Alkoholentzug hat hier ein doppeltes geleistet: sie 
hat die Cirrhose zur Heilung gebracht und gleichzeitig einen Rückgang der Deliriensymptome bewirkt 
In diesem Fall war der Alkoholentzug für den Patienten scheinbar ohne 
Schwierigkeiten verbunden wie in einem von Aufrecht (46) mitgeteilten Fall; 
dagegen haben Tillmanns (47) und in neuester Zeit Hosch (48) bedenkliche 
Geistesstörungen nach plötzlichem Alkoholentzug gesehen. 

Einen interessanten Fall von gemischter Lebercirrhose (Dieulafoy) bei 
einem 45jährigen Potator beschreibt Jakowleff (93). 

Vor 2 Jahren zweimal Ikterus, der nicht mehr ganz verschwand, Verdauungsstörung, Nasen¬ 
bluten. Zunehmende Schwellung des Leibes und der Beine, Kurzatmigkeit. 

Status: Abgemagerter Mann. Ascites, ödem der unteren Gliedmaßen. Starker Ikterus. 
Leber nicht vergrößert, unempfindlich. Weicher Milztumor. Systolisches Geräusch an der Aorta¬ 
klappe. Bronchitis. Kein Fieber. Keine Anzeichen von Syphilis oder Malaria. Nach einer Punk- 

- 1 

Ich tue dies unter Beherzigung der Mahnung, die Billroth seinem jungen Freunde A. 
v. Rosthorn, dem jetzigen ordentlichen Professor für Gynäkologie in Wien zu Teil werden ließ. 
Als dieser ihm seine mit zahlreichen Krankengeschichten versehene Habilitationsschrift zur 
Durchsicht sandte, schrieb ihm Billroth (Briefe von Theodor Billroth, Hannover und Leipzig, 
S. 338): »Ob es wirklich opportun ist, alle Krankengeschichten abzudrucken, darüber wird Ihnen 
Ihr Chef besser Auskunft geben können als ich. Man hat das früher getan, weil so furchtbar in 
der Literatur gelogen wurde. Wir aber sind viel moralischer und wahrhafter geworden und be¬ 
dürfen dieser Protokolle unserer Beobachtungen heutzutage nur, wenn es sich Um ganz neue Dinge 
handelt. Niemand wird alle diese Krankengeschichten lesen. Machen Sic sich darüber keine 
Illusionen . . . Wenn Sie wirklich die Krankengeschichten drucken lassen wollen, so mag nicht 
nur das Detail, sondern alles von den Krankengeschichten »petit«, »sehr petit* gedruckt werden.« 


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Original-Artikel. 


tion fand man die Leber scharfrandig und feinhöckrig. Tod unter den Erscheinungen des Ikterus 
gravis. 

Sektion: Myokarditis, Catarrhus ventriculi, Milztumor. Stauungsniere. Gallengänge durch¬ 
gängig. Leber normal groß. Oberfläche körnig. Bindegewebswucherung um die Pfortaderäste 
und Gallengänge. Diese Verteilung ergab sich auch bei mikroskopischer Untersuchung. 

Jakowleff nimmt an, daß sich zunächst die Peripylephlebitis infolge des 
Alkoholmißbrauchs entwickelte. Dazu trat (2 Jahre vor dem Tode) eine Ent¬ 
zündung der Gallenwege, welche zu intralobulärer Bindegewebswucherung 
führte. So kam die gemischte Cirrhose zustande. 

Scheel (99) hat unter 108 Fällen 22 gefunden, in denen Alkohol mit Sicher¬ 
heit auszuschließen war, bei 38 fehlten anamnestische Angaben über Alkohol¬ 
mißbrauch und die klinischen Zeichen des Alkoholismus. Scheel glaubt dem¬ 
nach, daß in manchen Fällen Alkoholismus und Syphilis als ätiologische Momente 
ausgeschlossen werden können. Er hat u. a. einen Fall von Lebercirrhose auf 
der Basis einer Gastroenteritis mit voraufgehendem Typhus gesehen, zwei andere 
im Anschluß an Erysipelinfektionen, einen vierten bei einem tuberkulösen Kinde. 
Roger und Garnier (104) haben Untersuchungen über das Verhalten der Leber 
bei Erysipelas und Streptococceninfektion angestellt Auf Grund ihrer Unter¬ 
suchungen kommen sie zu dem Schluß, daß Menschen, die an atrophischer Leber¬ 
cirrhose leiden, durch ein Erysipel fast immer das Leben verlieren und daß bei 
anderen Lebererkrankungen, z. B. der großen alkoholischen Leber, zum mindesten 
eine ernste Prognose gestellt werden muß, auch die Häufigkeit des Deliriums 
ist von dem Zustande der Leber (und auch der Niere) abhängig. Von 100 Ery- 
sipelatösen (hier sind Männer ausschließlich berücksichtigt), die eine große Leber 
haben, delirieren 6,52 °/ 0 , bei Albuminurie 8,88 °/ 0 , wenn Leber und Niere zugleich 
beteiligt sind, 30,1 °/ 0 . 

Passini (107) hat drei Kinder im Alter von 4 1 / 2 , und 6 Jahren ge¬ 
sehen. Er hält Alkoholismus bei den beschriebenen Kranken für ausgeschlossen 
und neigt der Ansicht zu, daß die Leberatrophie durch Gifte vom Darmkanal 
her erzeugt wird. 

Ho che (108) teilt einige neue Beobachtungen über Lebercirrhose im Kindes¬ 
alter mit. Unter 900 Sektionen von Kindern wurde 11 mal Cirrhose angetroffen. 
In mehr als der Hälfte war Syphilis die Ursache der Krankheit, außerdem 
kamen alkoholische, toxische, infektiöse, postinfektiöse und kardiale Cirrhosen in 
Betracht Ho che unterscheidet mit Recht angeborene (meist syphilitische) und 
erworbene Cirrhosen. 

Carriere (109) berichtet einen dem Falle von Scheel (99) ähnlichen 
Fall von tuberkulöser hypertrophischer Lebercirrhose bei einem 6 jährigen Knaben. 
(Siehe oben.) 

In dem Falle Försters (11) handelt es sich um den 3 1 / a Jahre alten Sohn 
eines Restaurateurs, der an den regelmäßigen Genuß von Bier und Cognak ge¬ 
wöhnt war. Anläßlich einer Infektionskrankheit stellten sich die Symptome 
einer bereits ziemlich fortgeschrittenen Lebercirrhose offenkundig ein, die bis 
dahin latent geblieben war. 

Milchner (13) beobachtete ein 4jähriges Mädchen, das seit 4 Jahren täg¬ 
lich eine Flasche Bier sowie öfters noch Rum und Korn zu sich nahm. Die zu¬ 
nächst eingeleitete innere Therapie schlug fehl, es wurde daher zur Talma¬ 
schen Operation geschritten. Exitus an Herzschwäche. 


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Lyon (18) beschreibt einen Fall von Verfettung und Vergrößerung der 
Leber bei einem 19 jährigen Menschen, der seit seinem 12. Lebensjahre Wein 
und Schnaps in großen Mengen zu sich genommen hatte. 

Donarre (19) hat in seiner Dissertation 30 Fälle aus der Literatur gesam¬ 
melt, die das Wesen und die Aetiologie der Lebercirrhose dartun sollen (aus 
dem mir vorliegenden dürftigen Referat ist über das Alter und Geschlecht des 
Patienten nichts zu entnehmen). 

Senator (49) sieht den Alkohol neben Malaria [vgl. den Fall von Scag- 
liosi (21)] und Syphilis als eine der Hauptursachen der Lebercirrhose an. Der¬ 
selben Ansicht neigt auch Gordon (61) zu, der in einem Falle Alkoholcirrhose 
nach Malaria auftreten sah. 

Freyhan (91) meint, daß der Alkoholmißbrauch in der Aetiologie der 
hypertrophischen Lebercirrhose eine große Rolle spielt. 

Duckworth (25) unterscheidet drei Formen von Lebercirrhose: 

a) die gewöhnliche atrophische Form, deren Aetiologie im Alkoholgenuß zu 
suchen ist, 

b) die hypertrophische Form, die gleichfalls dem Alkoholgenuß zuzu¬ 
schreiben ist und 

c) die hypertrophische Form nichtalkoholischen Ursprungs. 

Gilbert (27) sieht ebenfalls in dem Alkohol die Ursache der einfachen 
toxischen Lebercirrhose. 

Steinmetz (29) hält den Alkoholgenuß für die weitaus häufigste Ursache 
der Lebercirrhose. 

Tödten (30) stellt an der Hand von 15 Fällen als ätiologische Momente 
der Alkoholcirrhose hin: Herzkrankheiten, akute Infektionen, Tuberkulose, Peri¬ 
tonitis, Erkrankungen und Mißbildungen der Gallenwege, Intermittens, Syphilis 
und Alkoholismus. 

Weihrauch (51) fand nach den Sektionen des Münchener pathologischen 
Institutes in 1,2°/ 0 (absolut:2) Leberkrankheiten als Todesursache bei Münchener 
Brauern und Mälzern. Nach den Totenlisten der Stadt München von 1861 bis 
1891 und 1895—1904 ergab sich eine Mortalität von 0,5 °/ 0 (absolut: 5). Zu ganz 
anderen Resultaten kamen Rössle (52), der als Todesursache bei den im Schank¬ 
betriebe beschäftigten Personen eine Mortalität = 27,7 °/ 0 (absolut: 45) fand. Der 
Unterschied ist um so auffälliger, als München als Bierstadt bekanntlich an der 
Spitze steht, mithin an Lebererkrankungen Berlin erheblich übertreffen müßte. 

v. Gourevitsch (10) hat unter 50 von ihm untersuchten Lebern von 
Trinkern 18 mal cirrhotische Veränderungen angetroffen. 

Haudt sieht in der Stauung, wie sie oft bei Herzkrankheiten auftritt, die 
Hauptentstehungsursache, neben der der Alkoholgenuß nur als unterstützendes 
Moment aufzufassen ist. 

Kaleianoff (31) hat 14 Fälle von Lebercirrhose beobachtet, darunter lOmal 
bei Trinkern. Von diesen tranken 5 in größeren Mengen (Was stellt sich der 
Verfasser darunter vor? B.), 2 von diesen im Übermaß. Auch er hält nicht 
den Alkoholgenuß für das Hauptmoment, sondern vielmehr angeborene Schwäche. 
Man muß zwischen innerer und äußerer Aetiologie wohl unterscheiden. 

Viola (32) weist an der Hand von Statistiken nach, daß die Lebercirrhose in 
den letzten 6 Jahren in Venedig doppelt so häufig auftritt wie in Padua. In beiden 
Städten ist die Hauptursache im Alkoholismus zu suchen. Den Unterschied in der 
N. P. IV. Jahr*. 25 


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Zahl der Fälle glaubt er auf den Umstand zurückführen zu müssen, daß der 
Baccaro, ein billiger, extraktreicher Wein, in Venedig rein, in Padua dagegen 
verschnitten getrunken werde. Auf Grund seiner Umfragen bei Landärzten 
glaubt Viola entschieden, den Alkoholismus für die Entstehung der Lebercirrhose 
verantwortlich machen zu müssen. 

Nach Scheel können manchmal Alkoholismus und Syphilis nicht in Frage 
kommen. Unter 108 Fällen fand Scheel 2, in denen Alkoholgenuß mit Sicher¬ 
heit ausgeschlossen werden konnte. In 38 fehlten anamnestische Daten. Als 
weitere gelegentliche Ursachen gibt er an: Gastroenteritis, chronisches Erysipel, 
Tuberkulose. 

Boinet (33) nennt als Ursachen der Lebercirrhose Typhus und Dysenterie. 

Hasenclever (34) fand in 3 Fällen von Lebercirrhose im Kindesalter an¬ 
geborene Syphilis, die anderen an Lebercirrhose erkrankten Kinder waren ge¬ 
sund. 

Hoppe-Seyler (35) sucht die Erklärung in chemischen Fäulnisprozessen. 
Er meint die Cirrhose auf die im Darm gebildeten Produkte der Eiweißfäulnis 
(Phenol, Skatol, Indol usw.) zurückführen zu müssen. 

Rath (28) berichtet über 25 Fälle, die in dem Zeitraum von 8 Jahren in der 
Göttinger medizinischen Klinik beobachtet wurden. Es handelte sich um 20 
Männer (darunter 2 Gastwirte), 4 Frauen und ein fünfjähriges Kind (oben als 
Fall HI angeführt). Diese Zahlen stimmen mit den von Pfister (36) mitgeteilten 
nicht ganz überein. 



j Rath 

Pfister 

Todesfälle überhaupt j 

25 

136 

Todesfälle bei Trinkern 

IO 

107 

Todesfälle bei den Männern [absolut] | 

20 

97 

„ ■> n .. [prozentual] j 

5 ° 7 o 

8 o, 2 */o 

Todesfälle bei den Frauen [absolut] 1 

— 

IO 

,, „ „ ,, [prozentual] ! 

— 

— 

Todesfälle bei den Kindern [absolut] 

1 

1 — 

n »» n »» [prozentual] { 

4 Ä /o 

— 


Diese Unterschiede mögen vielleicht durch das zu kleine Material Raths bedingt sein. 
Ebenso findet sich ein augenfälliger Unterschied im Alter der Patienten. Rath beobachtete 
nämlich 

2 Kranke im Alter von 30—40 Jahren, 

3 ,> »> .. „ 40—50 

2 „ o „ n 50—60 

und 3 „ „ ,, „ 60-65 


Hingegen fand Pfister (36) folgende Dezennien als Todesjahre angegeben: 


30 — 40 Jahre mit J 
40—50 Jahre mit J 
50 — 60 Jahre mit | 
60—70 Jahre mit J 


absolut 9 von 9 Fällen 

prozentual 100 °/ 0 

absolut 31 von 34 Fällen 

prozentual 91,1 °/ 0 

absolut 34 von 40 Fällen 

prozentual 85,0°/ 0 

absolut 16 von 28 Fällen 

prozentual 57,1% 


Jedoch geht es keineswegs an, Raths Angaben über das Alter zurZeit der 
Beobachtung mit Pfisters Angaben über das Todesjahr in Parallele setzen zu 
wollen. Bedauerlicherweise hat hier keine weitere Nachfrage über das Befinden 


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der Patienten stattgefunden etwa nach Art der von Waldvogel (53) und 
Süssenguth (54) veranstalteten Syphilisenquete. 

Laudo (50) hat an einer Untersuchungsreihe von 23 Fällen von typischer 
Lebercirrhose in einer Anzahl von Fällen Veränderungen des Pankreas fest¬ 
stellen können, bei deren Ursachen der Alkoholismus wohl eine wichtige Rolle 
spielte. Ergänzend sei hier beigefügt, daß auch zahlreiche Pankreasleiden, vor 
allem die chronische Pankreatitis infolge unmäßigen Alkoholgenusses entstehen 
können [Walko (55)], daß ferner v. Sury (56) den Alkohol (neben der Lues) 
als eine der Hauptursachen der fibrösen hyperplastischen Polyseritis anschuldigt. 
Scagliosi (20) und Klopstock (22, 23) nehmen auf Grund ihrer histologischen 
Untersuchungen den Alkoholgenuß nicht als die Ursache, sondern als einen dis¬ 
ponierenden Umstand in der Aetiologie der Lebercirrhose an. 

Lubarsch (24) schließt sich auf Grund seiner Erfahrungen diesen beiden 
Autoren an. Er hat unter 50 Fällen von Lebercirrhose nur 19 mal Alkoholismus 
als ätiologischen Faktor feststellen können und regt an nachzuforschen, ob neben 
dem Alkohol nicht noch andere komplizierende Faktoren ins Spiel kommen. 
Lubarsch schreibt dem Alkohoholgenuß lediglich eine unterstützende und dis¬ 
ponierende Bedeutung zu. 

Diesen Untersuchungen widersprechen die Untersuchungen Nazarris (57); 
derselbe konnte in sämtlichen 8 Fällen, die er bei einem Sektionsmaterial von 
1103 Fällen zu Gesicht bekam, das Vorhandensein von Alkoholismus konstatieren; 
daß der Lues nur eine disponierende Rolle zukommt, will er aus dem Umstand 
schließen, daß er nur in einem Fall Lues in der Anamnese und bei der Sektion 
ermitteln konnte. 

Ebenfalls im Gegensatz zu Lubarsch (24) sieht v. Strümpell (58) in dem 
Alkohol, besonders im Schnaps die Hauptursache der Lebercirrhose. Denn 
— meint er — der von den Blutgefäßen resorbierte Alkohol werde durch das 
Pfortadersystem in erster Linie der Leber zugeführt. 

Auf Grund ausgedehnter Erfahrungen hält Izou (59) die Hypothese Lan- 
cereauxs, nach der der Alkoholismus als Hauptursache der Lebercirrhose zu 
gelten habe, für irrig. Allerdings hat er seine Beobachtungen in einer durch 
besonderen Weinreichtum ausgezeichneten Gegend [Region de Marcillac (Avey- 
ron)] angestellt, die einen hohen Weinkonsum aufweist. Abgesehen von der 
Feststellung, daß das Lebensalter der Einwohner fast regelmäßig die 70 über¬ 
schreitet, so daß man hier ein Recht hat von der »Milch der Greise« zu reden, 
macht er in ironischer Weise auf die Seltenheit der Cirrhose aufmerksam. »En 
ce qui conceme la cirrhose, cinq medecins ne se sont pas fait d’opinion, vingt- 
trois innocentent d’une fa 9 on formelle les produits naturels et notamment dix- 
huit nient toute action fächeuse des vins naturels. Quarante-sept medecins 
accusent les boissons alcoolisees, huit seulement incriminent le vin; trente-neuf 
sont pour les responsabilites de l’alcool. 1 )« 

Nicht ohne Absicht setze ich diese charakteristischen Worte an den Schluß 
meiner Abhandlung. Bezeichnen sie doch noch einmal die große Meinungs¬ 
verschiedenheit, die auf diesem Gebiete herrscht. Hic pro, hic contra Alkohol. 
Zum Schluß will ich noch einmal in einer Tabelle die Resultate unserer Unter¬ 
suchung zusammenfassen, soweit statistische Daten gegeben sind. 


*) Die umfangreiche französische Literatur findet sich vollzählig bei Bo ix (6o) anjge^eben. 

25* ; • 


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380 


Referate. 


Gesamtstatistik der Fälle von Lebercirrhose 



j im ganzen 

darunter auf 
alkoholischer Basis 

Passini (107) 

3 

— 

Kassowitz (2) 

7 

7 

v. Gourevitsch (10) 

50 

18 

Kaleianoff (31) 

14 

10 

Scheel (99) 

108 

68 

Hasenclever (34) 

6 

— 

Rath (28) 

25 

10 

Pfister (36) 

136 

107 

Lubarsch (24) 

50 

19 

Nazarri (57) 

8 

8 


Total 397 160 


(Schluß folgt.) 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

657) Whipple, G. BL The presence of a weak hemolysin in the hookworm 
and its relation to the anaemia of Uncinariasis. (Hämolysin im Hakenwurm, 
Bedeutung für die Anaemie bei Uncinariasis.) (The Journal of experim. medicine, 
1. März 1909, Bd. 11, S. 331—343.) 

Der Hakenwurm des Menschen enthält ein auch in vitro schwach wirksames 
Hämolysin. Es ist in Salzlösung löslich, wird durch Hitze leicht zerstört und 
wirkt langsam. Es findet sich in allen Teilen des Wurmes und ist wahrschein¬ 
lich an den Intestinaltrakt gebunden. Auch der Hakenwurm des Hundes ent¬ 
hält ein ähnliches Hämolysin. Die Hämolysine sind nicht specifisch, sondern 
wirken gleicherweise auf Hunde-, Menschen-, Rattenblut. Nur in concentrier- 
ten Extrakten lassen sie sich demonstrieren. Auch concentrierte Extrakte vom 
menschlichen Peitschenwurm sind hämolytisch. Der Spulwurm enthält kein 
hämolytisches Prinzip. Mit der Anämie bei Uncinariasis scheint dieses Hämo¬ 
lysin indes nichts zu tun zu haben. H. Zieschc '. 

658) Ott, Isacc and Scott, C. John. The action of glandular extracts 
upon the contractions of the uterus. (Wirkung von Drüsenextrakten auf 
Uteruskontraktionen.) (The Journal of experim. medicine, 1. März 1909, Bd. 11, 
S. 326—330.) 

Alle angewandten Organextrakte von Brustdrüse, Prostata, Milz, Hoden, 
Parotis, Pancreas, Zirbeldrüse, Thymus, Ovarium, Gehirn, Nebennieren üben 
einen deutlich steigernden Einfluß auf die Uterusbewegungen aus. 

H. Ziesche. 

659) Joseph, Don R. and Meitzer, S. J. The post mortem rigor of the 
mammalian heart an the influence of an antimortem Stimulation of the pneu- 
mogastric nerves upon its development. (Die Wirkung der Vagusreizung auf 
die Totenstarre des Säugetierherzens.) From the department of physiology and 
pharmacology of the laboratories of the Rockefeller Institute for medical Rese¬ 
arch. (The Journal of experimental medicine, 1. März 1909, Bd. 11, S. 314—325.) 

Bei normalen Tieren, die durch Ausbluten getötet wurden, war in praktisch 
allen Fällen der Beginn der Starre vom Respirationstode durch zwei wohl 
charakterisierte Perioden unterschieden: 1. eine Periode der Pulsation, während 
deren jeder Ventrikel noch einige spontane Kontraktionen tat, und 2. eine Periode 
der Entspannung, in der die Ventrikel, obwohl sie weder spontane Kontraktionen 


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Referate. 


381 


noch Starre zeigen, stärker relaxiert sind als bei der normalen Diastole und 
während deren die Ventrikel allmählich ihre Reizbarkeit verlieren. (Die Herz¬ 
starre oder tonische Kontraktion, die nach den Beobachtungen neuerer Forscher 
immittelbar nach dem Tode einsetzt, ist ein künstliches Phaenomen, hervorge¬ 
rufen durch die Füllung des Herzens mit Salzlösung und Verbindung mit einem 
Manometer). In dem rechten Ventrikel sind beide Perioden länger als im linken, 
d. h. die Starre setzt später ein. Auch die Entwicklung der Starre vom Beginne 
bis zum Maximum ist im rechten Ventrikel länger als im linken. 

Das Aufhören des spontanen Herzschlages, aas Verschwinden der Reizbarkeit 
und die Entwicklung der Starre zeigt in beiden Ventrikeln ein Fortschreiten von 
der Basis zur Spitze. Man findet oft, daß die Basis schon starr ist, während 
das Herz noch schlägt. Ebenso ist es wahrscheinlich, daß der Verlust der 
vitalen Aktivität und Reizbarkeit vom Endocard zur epicardialen Oberfläche 
fortschreitet. 

Verlängerte Ätherisierung verlangsamt das Einsetzen, aber beschleunigt die 
Entwicklung der Starre; Atropinisierung beschleunigt Einsetzen und Entwicklung. 

Wiederholtes längeres Stillstehen des Herzens durch Vagusreizung beschleu¬ 
nigt den Beginn und die Entwicklung der Herzstarre. Alle drei Perioden werden 
durch die hindernde Wirkung der Reizung beeinflußt, vor allem aber die Peri¬ 
ode der Relaxation, die am deutlichsten verkürzt wird. Die wahrscheinlichste 
Erklärung des Phänomens liegt in einer Asphyxie des Herzgewebes. Die Vagus¬ 
reizung scheint auch den Beginn der allgemeinen Starre zu beschleunigen. 

H. Zieschc. 

660) Meyer, S. Fleisher, Hoyt, Daniel M. and Loeb, Leo. Studies in edema. 
1. Comparative investigation into the action of calcium Chloride and sodium 
Chloride on the production of urine, intestinal fluid and ascites. (Die Wirkung 
von CaCl 2 und NaCl auf die Bildung von Urin, Darmsaft und Ascites.) From 
the laboratory of experimental pathology and the laboratory of pharmacology 
of the university of Pennsylvania. (The Journal of exper. Med. 11, 1909, 1. März, 
S. 291—313.) 

Die Secretion von Urin und die Ausscheidung von Flüssigkeit durch den 
Darm, die bei intravenöser Injektion von 0,85 °/ 0 NaCl-Lösung beginnt, wird 
durch die Zufügung von CaCl 2 herabgesetzt, und zwar die des Urins mehr als 
die des Darmsaftes. Im Gegensatz dazu wird durch den Zusatz von CaCl 2 die 
Ausscheidung von Flüssigkeit in die Peritonealhöhle begünstigt. Obwohl CaCl 2 
beides, Absorption von und Secretion in den Darm verlangsamt, scheint die 
Secretion stärker abzunehmen als die Absorption. Die Vermehrung des Ascites 
durch CaCl a hat zwei Ursachen: einmal die Verkleinerung der Harnmenge, 
zweitens unabhängig davon eine Vermehrung des Ascites. Letzteres mag die 
Folge einer direkten Wirkung auf die Endothelien des Peritoneums sein. Die 
Zufügung von CaCl 2 zur Infusionsflüssigkeit erleichtert das Entstehen von Lungen¬ 
oedemen. Infusion großer Mengen von Flüssigkeit verdünnt das Blut, aber diese 
Verdünnung geht nur bis zu einem gewissen Grade, etwa 30 °/ 0 , und ist unab¬ 
hängig von dem chemischen Verhalten der Lösung und der Nierentätigkeit. 
Das Vorhandensein oder Fehlen der Nieren hat einen ausgesprochenen Einfluß 
auf die Intestinal- und Ascitesflüssigkeit. Bei nephrectomierten Tieren wird die 
Flüssigkeit leichter zurückgehalten. H . Ziesche. 

661) Smith, Theobald. Active immunity produced by so-called balanced 
or neutral mixtures of diphtheria toxin and antitoxin. (Aktive Immunisierung 
durch neutrale Gemische von Diphtherietoxin und Antitoxin.) From the Anti¬ 
toxin and Vaccine laboratory of the Massachusetts State board of health. (The 
Journal of experimental medicine 11, 1909, 1. März, No. 2, S. 241—256.) 

Meerschweinchen erlangen einen ziemlich hohen Grad aktiver Immunität 
durch Injektion einer neutralen Mischung von Toxin und Antitoxin, durch welche 
weder lokale Nekrosen noch Allgemeinerscheinungen wie Gewichtsabnahme, 
Lähmungen u. s. f. eintreten. 

Junge weibliche Meerschweinchen erhielten die beschriebenen Toxin-Anti- 
toxinmischungen in verschiedener Menge. Bei den 2—3 Monate später ge- 


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382 


Referate. 


worfenen Abkömmlingen wurde dann die gewonnene Immunität bestimmt durch 
Feststellung, wieviel Toxin notwendig war, um in Gegenwart einer Antitoxin¬ 
einheit, das Tier gerade zu töten. Es wurde so festgestellt, daß man eine aktive 
mehrere Jahre anhaltende Immunität erzeugen kann. Die Toxin-Antitoxinge¬ 
mische sind, was für die praktische Anwendung von großer Wichtigkeit ist, bei 
Zimmertemperatur fünf Tage haltbar. M. Ziese he. 

662) Gomez, Liborio. The histological changes in nerve cells due to total 
temporary anaemia of the central nervoos System. (Histologische Veränderungen 
der Nervenzellen bei zeitweiliger totaler Anaemie des Centralnervensystems.) 
From the Hüll Physiological Laboratory, The University of Chicago. (The 
Journal of experimental medicine 11, 1909, 1. März, No. 2, S. 257—265.) 

Mit der Wiederkehr der Circulation kommt es zu einer Erweiterung des 
pericellularen Lymphraumes und zu einer leichten Schwellung des Zellkörpers, 
die jedoch mit der fortschreitenden Wiederbelebung zurückgehen. Die Chroma- 
tolyse, die sich durch schlechte Färbbarkeit kundgibt, wie sie bei Anaemie auftritt, 
ist nicht notwendig tötlich. Histologisch läßt sich der Tod der Zelle nicht sofort 
nach Beendigung des Experimentes nachweisen. Es muß einige Zeit vergehen, 
bis man Vacuolisierung, Kemverschiebung, Chromatolyse nachweisen kann. Die 
Neuronen zeigen eine verschiedene Resistenz gegen die Anaemie. Am schwäch¬ 
sten sind die kleinen Pyramidenzellen, es folgen die Purk inj eschen Zellen, die 
Zellen der Medulla oblongata, Retina, Hals- und Brustmark, Spinalganglien und 
endlich die sympathischen Ganglien. Der Tod einiger Zellen eines Centrums 
führt nicht zum Verluste seiner Funktion. H. Ziesche. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

663) v. Körösy, Koraöl. Über Eiweihresorption. Aus d. physiol. Inst. d. 
Budap. Univ. (Direktor Ferdinand v. Klug). (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 57, S. 267—287.) 

Verfasser verteidigt auf Grund seiner Versuche die Ansicht, daß resorbiertes 
Eiweiß als solches und nicht in Gestalt von Aminosäuren ins Blut gelangt. Bei 
Hungertieren vermehrt sich der Nichteiweiß-N im Verhältnis zum Gesamt-N bei 
der Resorption in gleichem Maße, wie bei Beschränkung des Blutkreislaufs 
auf den Darmkanal. Im Blute eines solchen vorher mit Fleisch gefütterten 
Hundes wurden nach Enteiweißung keine freien Aminosäuren nachgewiesen. 
Der Eiweißgehalt im Blute mit Fleisch gefütterter Hunde vermehrte sich in 
gleichem Maße, resp. verminderte sich in geringerem Maße als der Hämoglobin¬ 
gehalt; umgekehrt bei hungernden Hunden. Verfasser folgert daraus, daß das 
Eiweiß sich im Darmkanal hydrolytisch spaltet; da im Blute die Spaltungs¬ 
produkte nicht gefunden werden, hingegen der Gehalt an Eiweiß im Blut ver¬ 
mehrt ist, hat sich das Eiweiß aus seinen Spaltungsprodukten regeneriert, ent¬ 
weder bei der Wanderung durch die Darmwände oder im Blute selbst sofort 
nach Eintritt in dasselbe. Dohm. 

664) Argiris, Alfred. Untersuchungen über Vögel- und Fischgehirne. Aus 

d. chem. Abt. d. physiol. Inst, zu Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 
57, S. 288—295.) 

Zur Feststellung der Frage, ob die im Nervengewebe von Säugetieren vor¬ 
kommenden Cerebroside sich auch im Nervengewebe von Vögeln und Fischen 
finden, ergaben die Versuche, daß der Zucker des Cerebrosids aus Vogelhirn 
ebenfalls Galaktose ist. Der basische Anteil der bei der Spaltung des Cere- 
brosidgemenges in Wasser unlöslichen Masse ist vermutlich Sphingosin. Ver¬ 
fasser gibt noch die Verarbeitung von Fischgehirnen an, dessen Endresultat 
jedoch noch aussteht. Dohm . 

665) Hugh Mac Lean, M. D. Versuche über den Cholingehalt des Herz* 
muskellecithins. Aus d. chem. Abt. d. physiol. Inst, zu Berlin. (Ztschr. f. 
physiol. Chemie 1908, Bd. 57, S. 296—303.) 

Bei der quantitativen Bestimmung des Cholins im Herzmuskellecithin aus 


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Referate. 


383 


Ochsenherzen ergaben die Spaltungsversuche mittels Ätzbaryt in alkoholischen 
und wäßriger Lösung bei verschieden langer Kochaauer übereinstimmend, daß 
von dem Gesamt-N im Durchschnitt 30,56 °/ 0 , von dem bei der Spaltung in 
Lösung gehenden N 50,84 °/ 0 als Cholin-N erhalten werden. Zur Erklärung des 
Fehlbetrages von 30—40°/ 0 an Cholin ist das Vorhandensein eines zweiten N- 
haltigen Atomkomplexes im Herzlecithin anzunehmen. Dohm . 

666 ) Hugh Mac Lean« M. D. Über das Vorkommen eines Monoaminodi- 
phosphatids im Eigelb. Aus d. ehern. Abt. d. physiol. Inst, zu Berlin. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 304.) 

Bei der Darstellung von Phosphatiden aus dem Aetherauszug von frisch¬ 
eingetrocknetem Eigelb gelang es einen alkoholunlöslichen Körper vom Typus 
des Cuorin aus Herzmuskel zu isolieren, der durch P- und N-Bestimmung als 
ein Monoaminodiphosphatid erkannt wurde. Dohm. 

667) Borchardt, L. Über das Vorkommen von Nahrungsalbumosen im 
Blut und im Urin. Aus d. Inst, für med. Chem. u. exper. Pharmak. zu Königs¬ 
berg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 305—312.) 

Verfasser verfolgt das Schicksal einer Albumose, der Hemielastins, im Tier¬ 
körper und es gelang ihm, dieselbe im Blut und einigen Organen wiederzufinden. 
Daß Hemielastin nicht als Fremdkörper wirkt, beweist, daß nach Verfütterung 
von Elastin regelmäßig Hemielastin in Blut und Organe Übertritt und im Ham 
ausgeschieden wird. Wenn auch Verfasser das Vorkommen von Albumosen im 
Blut bewiesen hat, so will er den Übertritt geringer Mengen der Nahrungs¬ 
albumosen nach Eiweißfütterung keineswegs verallgemeinern, da qualitative 
Verschiedenheiten unter den der Nahrung entstandenen Albumosen bestehen 
können. Dohm . 

668 ) Inouye, Eatsuyi. Kleinere Mitteilungen. Aus d. med.-chem. Inst, der 
Univ. zu Kyoto. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 313—314.) 

Wird Darmnucleinsäure auf dem Sandbade erhitzt, so sublimiert ein Teil. 
Das Sublimat erwies sich als Thymin. 

Cholate mit Vanillin und konz. H a S0 4 versetzt, geben eine violettrote Lösung, 
die bei Verdünnung mit Eisessig einen breiten Adsorptionsstreifen bei D zeigen. 
Andere Stoffe (?) sollen ähnliche Farben und Spektralreaktion geben. Dohm . 

669) Herzog« B. O. Über negative Adsorption. Aus d. chem. Inst, der 
techn. Hochsch. zu Karlsruhe. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 315 
bis 316.) 

Verfasser widerspricht der Ansicht vonTezner und Koska (Bd. 56, S. 495) 
nach der es keine negative Adsorption gibt. Denn bringt man z. B. Hautpulver 
in eine Dextroselösung von 18,19°, so steigt der Winkel bis 18,64°. Es werden 
also Körper, wenn sie schlechte Adsorptionsmittel dem Gelösten gegenüber vor¬ 
stellen und aus einem im Lösungsmittel quellbaren Material bestehen, von dem 
Lösungsmittel aufhehmen und die Konzentration der Lösung erhöhen. Dohm. 

670) London« E. S. u. Polowzowa, W. W. Zum Chemismus der Verdauung 
im tierischen Körper. 26. Mitteilung. Über das Verhalten verschiedener Ei¬ 
weiharten im Magen und oberen Duodenum des Hundes. Aus d. pathol. Labor, 
des K. Inst. f. experim. Med. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 113—130.) 

Als Versuchstier dienen ein Pylorushund und ein Duodenalhund. Keine von 
den verfütterten Eiweißarten (Casein, Eiereiweiß, Serumeiweiß, Gelatine, Gliadin, 
Edestin) kommen im Magen zur Resorption, wie auch die Eiweißstoffe nach Fütterung 
von Brot, Eiereiweiß und Fleisch. Annähernd gleich groß ist die Verdauungsinten¬ 
sität im Magen (im Mittel 78,3 °/ 0 ), nur bei Gelatine 98,8 °/ 0 . Serumeiweiß und 
Eiereiweiß sind »schwer verdaulich«, indem von diesen nur 65,1 resp. 53,8°/ 0 in 
löslichem Zustand übergeführt werden. Die Verdauung im Magen, die sich 
nur auf einen bestimmten Prozentsatz der zugeführten Nahrung beschränkt, auf 
ein Maximum, ist für Abbauprodukte bei sämtlichen Eiweißarten ein gleichartiges. 
Die Magenschleimhaut ist für die Verdauungsprodukte aus verschiedenen Darm¬ 
abschnitten nicht resorptionsfahig. Die gleichen Spaltungsprodukten werden von 


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Referate. 


dem Duodenalhund (Fistel ca 5 cm weit vom Pylorus) beträchtlich weiter ge¬ 
spalten. Die physiologische Grenze zwischen der resorptionsunfahigen Magen¬ 
schleimhaut und der resorptionsfähigen Darmscheimhaut scheint mit der ana¬ 
tomischen Grenze (Pylorusring) zusammenzufallen. Dohrn . 

671) Nürenberg, A. Zur Kenntnis des Jodthyreoglobulins. Aus d. physiol.- 
chem. Labor, d. Univ. Charkow. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 87—110.) 

Die nach den Oswaldschen Angaben dargestellten Präparate von Jodthyreo¬ 
globulin zeigen untereinander große Aehnlichkeit in ihrer elementaren Zusammen¬ 
setzung. Unter den hydrolytischen Spaltungsprodukten lassen sich Arginin, 
Histidin (?), Lysin, Tyrosin, Glutaminsäure, Glykokoll, Alanin, Leucin, Phenyl¬ 
alanin, Asparaginsäure und «-Pyrrolidincarbonsäure nachweisen. Höchstwahr¬ 
scheinlich sind die Aminosäuren der aromatischen Reihe, hauptsächlich Tyrosin 
und Tryptophan, als die jodhaltige Gruppe im Jodthyreoglobin anzusehen. Di- 
jodtyrosin läßt sich allerdings nicht isolieren, sondern wird wohl bei der Bear¬ 
beitung durch Jodabspaltung zerstört. Nürenberg will nun zum weiteren Studium 
dieser Verbindung die Trypsinspaltung heranziehen. K. Reicher. 

672) Zegla, P. Untersuchungen über das diastatische Ferment der Leber. 

Aus d. exper.-biolog. Abtlg. d. Pathol. Inst. d. Univ. zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 16, S. 111—145.) 

Die Glykogenspaltung in der Leber ist ein rein enzymatischer von der 
lebenden Zelle loslösbarer Vorgang und nicht als eingewanderte Blut- oder 
Lymphdiastase anzusehen. Als geeignetste Methode erweist sich die direkte 
Methode der quantitativen Fermentbestimmung von Wohlgemuth. Die Menge 
der Diastase nimmt innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Tode in der 
Regel bis zu 60 °/ 0 ab. Ein nochmaliger Fermentschwund gelangt nicht zur 
Beobachtung. Bei Phlorizin- wie bei Phloretinglycosurie, bei Vagusdurchschnei¬ 
dung und bei Nackenschlag tritt bei Kaninchen eine Vermehrung der Leber- 
diastase ein. Adrenalinglycosurie des Kaninchens kann mit gesteigerter diastati- 
scher Kraft der Leber einhergehen. Beim Pancreasdiabetes des Hundes ist die 
Leberdiastase vermindert, auch beim menschlichen Diabetes scheint es der Fall 
zu sein. K. Reicher . 

673) Loeb, L. (Philadelphia). Über die zweite Oerinnung des Blutes von 
Limulus. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 157—163.) 

Die Blutzellen von Limulus enthalten thermostabile, gerinnungsbeschleuni¬ 
gende Substanzen, welche wahrscheinlich an das Blutplasma spezifisch adaptiert 
sind. Im Muskel fehlen sie. Gewebskoaguline lassen sich nur bei beträchtlicher 
zweiter Gerinnung nachweisen, bei Limulus ist sie aber geringfügig. K. Reicher . 

674) Kudo, T. Über die Beziehungen zwischen der Menge des Magensaftes 
und seinem Pepsingehalt. Aus d. exper.-biol. Abtlg. d. kgl. Pathol. Inst, der 
Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 517—220.) 

Bei gesunder Magenschleimhaut des Hundes wird von den Magendrüsen 
um so mehr Pepsin abgesondert, je geringer die Saftmenge ist und umgekehrt. 

K. Reicher . 

675) Kudo, T. Beitrag zur Kenntnis des Schicksals der Hefe im Tierkörper. 
Aus d. exper.-biol. Abtlg. d. kgl. Pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 16, S. 221—231.) 

In vitro wird die Gärungskraft von Hefe und Hefepräparaten durch Einwir¬ 
kung von reinem Magensaft (aus dem »kleinen Magen« nach Pawlow) um so 
mehr gehemmt, je länger die Einwirkung des Saftes dauert. 

Mit Zymasoltabletten geht die Vergärung nach vorheriger zweistündiger 
Magensaftwirkung wahrscheinlich infolge nachträglichen Freiwerdens des Ferments 
am stärksten vor sich. Hefepräparate vergären schwacher als frische Hefe, diese 
wirkt am intensivsten bei neutraler, Zymasoltabletten bei schwach alkalischer 
Reaktion. Beide werden beim Passieren des Verdauungskanales des Tieres ge¬ 
schädigt. 


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Referate. 


385 


Fütterung von Hefe und Hefepräparaten steigert die Gärungsfähigkeit des 
Darminhaltes nur wenig, die des Blutes und der Gewebspreßsäfte gar nicht. 

K. Reicher . 

676) Kudo, T. Über den Einfluß der Elektrizität auf die Fermente. Aus 
d. exper.-biol. Abtlg. d. kgl. Pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 16, S. 233—242.) 

Ptyalin, Pepsin und Trypsin verhalten sich gegen die Faradisation und wahr¬ 
scheinlich auch gegen Teslaströme indifferent, werden dagegen durch den gal¬ 
vanischen Strom geschädigt, namentlich das Pepsin. K. Reicher . 

677) Pringsheim, H. Bemerkung zur Mitwirkung von Bakterien an der 
Fuselölbildung. (Biochem. Zeitschr. 1909, Bd. 16, S. 231—242.) 

In den Befunden von beträchtlichen Mengen von n-Butylalkohol und von 
Isopropylalkohol in einem Kartoffelfuselöl (Rabuteau) sieht Pringsheim eine 
Bestätigung seiner Angaben und fühlt sich um so berechtigter, seine Schlu߬ 
folgerungen über die Mitwirkung der Buttersäurebakterien an der Fuselölbildung 
auch hier anzuwenden. K. Reicher\ 

678) Eppinger, H. u. Tedesko, F. Zur Lehre von der Säurevergiftung m. 

Aus d. I. med. Klinik in Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 207—216.) 

Bekommt der Hund bloß Kohlehydrate und Fett, also keine Eiweißkost, so 
läßt sich bei ihm sehr leicht Säurevergiftung hervorrufen, da nur aus dem zirku¬ 
lierenden, momentan aus der Nahrung stammenden N Ammoniak verflüssigt 
werden kann. Umgekehrt erweist sich der Pflanzenfresser (Schaf) säurefest, 
wenn er Eiweißnahrung erhält. K. Reicher . 

679) Levene, P. A. u. van Slyke, D. D. Über Plastein IL (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 16, S. 203—206.) 

An der Hand von Viscositätsbestimmungen entscheiden sich die Autoren 
eher für die Einreihung des Plasteins in die Gruppe der Proteosen, als der 
nativen Proteine. K. Reicher . 

680) Strada, F. Über das Nucleoproteid des Eiters. Aus d. phys.-chem. 
Inst, zu Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 195—202.) 

Strada kann sich in seinen Versuchen nicht davon überzeugen, daß die 
phosphorfreie Komponente des »Pyins« — so nennt Güterbock den aus Eiter 
durch Essigsäure fällbaren, im Überschüsse unlöslichen, P-haltigen Körper — 
eine pathogenetische Bedeutung für das Auftreten von Amyloid besitzt. Leider 
unterlässt er die mikroskopische Untersuchung frischen Materials. K . Reicher . 

681) Falk, F. Zur Kenntnis des Kephalins. Aus d. phys.-chem. Inst, zu 
Straßburg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 187—194.) 

Darstellung, Eigenschaften und Zusammensetzung des Kephalins. Von den 
Spaltungsprodukten wird die Kephalinsäure näher untersucht, sie enthält: 
C = 68,46 °/ 0 , H = 12,34 °/ 0 , O = 19,20 °/ 0 . Die Werte stimmen weder für 
QgHseC^ noch für C 18 H 36 0 4 genau. K. Reicher . 

682) Boßmeis], J. Untersuchungen über die Milch kastrierter Kühe. Aus 
d. ehern. Inst. d. k. u. k. tierärztl. Hochsch. in Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 16, S. 164—181.) 

Roßmeisl findet in Bestätigung älterer Versuche, daß die Kastration im 
allgemeinen den Fettgehalt der Milch, weniger den Zucker- und Eiweißgehalt 
derselben steigert und die Lactationsperiode häufig beträchtlich verlängert. 

K. Reicher . 

683) Halliburton, W. D. The absorbtion of proteins. (Absorption von 
Eiweiß.) (Lancet 1909 I, S. 21.) 

Kurze Polemik gegen Pavy. H ’. Ziesche. 

684) Winternitz, M. C. The catalytic activity of the blood in relation to 
the functional sufflciency of the kidneys; peritonitis. (Katalytische Wirksam¬ 
keit des Blutes.) From the pathological Laboratory of the Johns Hopkins Uni- 
versity. (The Joum. of experimental medicine II, 9. Jan. 1909, H. 1, S. 200—289.) 


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Referate. 


Die hindernde Wirkung des Urins auf Katalase beruht großenteils auf seiner 
Reaktion. Der nephritische Urin ist nicht stärker hindernd wirksam als normaler, 
vorausgesetzt, daß die Reaktion bei beiden neutral ist 

Die katalytische Wirkung des Blutes ein und derselben Ratte ist von Tag 
zu Tag gleich gjoß. Dagegen verhält sich das Blut verschiedener Ratten sehr 
verschieden. Nach Unterbindung der Ureteren nimmt die katalytische Wirksam¬ 
keit des Blutes ab; auch die Gewebe eines darnach gestorbenen Tieres zeigen 
eine geringere katalytische Wirkung. Nach beiderseitiger Nephrectomie treten 
die gleichen Verhältnisse auf. Nach einseitiger Nephrectomie steigt oder fällt 
die katalytische Kraft des Blutes. Wird der Urin in das Peritoneum geleitet, 
so zeigen die Gewebe nach dem Tode keine Änderung in der Katalyse. Bei 
der entstehenden Peritonitis steigt die Wirksamkeit des Blutes. Auch bei bak¬ 
teriellen Peritonitiden zeigt sich dieses vielleicht diagnostisch verwertbare Ver¬ 
halten. 

Bei akuter Nephritis (Urannitrat) fällt die katalytische Wirksamkeit des Blutes 
und des Gewebes und zeigt dabei von Tag zu Tag deutliche Schwankungen. 

H. Ziese he. 

686 ) Roaf, H. E. The combining power off egg white for hydrochloric 
and sulfuric acids. (Das Bindungsvermögen von Eierklar für Salzsäure und 
Schwefelsäure.) Verhandlungen der Londoner Physiol. Gesellsch. (Joum. of 
Physiol. 1908, Bd. 38, Nr. 2 u. 3.) 

Das Säurebindungsvermögen von Eiweiß läßt sich leicht dadurch bestimmen, 
daß man Eiweißlösungen gegen Säure diffundieren läßt und die Abnahme der 
Acidität der Säure bestimmt. Eiereiweiß bindet von HCl und H a S0 4 annähernd 
äquivalente Mengen. Reach. 

686 ) Hill, L. and Flack, M. The influence of Oxygen on Athletes. (Die 
Wirkung des Sauerstoffs auf Athleten.) Verhandlungen der Londoner Physiol. 
Gesellsch. (Journ. of Physiol. 1908, Bd. 38, Nr. 2 u. 3.) 

Sauerstoff nach anstrengender Muskelarbeit beschleunigt die Erholung; das 
zeigen Feststellungen des Blutdrucks, der Puls- und Athemfrequenz und der 
Athemgröße. Zur Blutdruckmessung wird ein neuer Apparat angegeben. Reach. 

687) Roaf, H. E. A method to show pentoses in the presence of ketoses. 

(Eine Methode zum Nachweise von Pentosen bei Gegenwart von Ketosen.) 
Verhandlungen der Londoner Physiol. Gesellsch. (Joum. of Physiol. 1908, Bd. 38, 
Nr. 2 u. 3.) 

Die Schwierigkeiten, die sich dem im Titel genannten Nachweise entgegen¬ 
stellen, lassen sich überwinden, wenn man die betreffenden Flüssigkeiten mit 
einer 6proz. Salzsäure destilliert und das Destillat mit Phloroglucin oder Orcin 
kondensiert. Reach. 

688 ) Henzlik, Paul J. u. Hawk, P. B. Die Harasäureausscheidung beim 
Menschen. (Journ. of Biol. Chem. 5. 355—65. Dez. 1908. Illinois Univers. De- 
partm. of Animal Husbandry. Physiol. Chem. Lab.) 

Über die Ausscheidung der Harnsäure beim gesunden Menschen bei gewöhn¬ 
licher normaler Kost finden sich eine Reihe von Angaben. Die Hamsäurebe- 
stimmungen wurden nach der Methode Folin-Shaffer ausgefiihrt. Die täg¬ 
liche Ausscheidung bei 10 Männern im Alter von 19—29 Jahren betrug im Mittel 
bei normaler gemischter Kost 0,597 g. Der tägliche Proteinverbrauch betrug 
91,2 g oder 1,33 g pro kg Körpergewicht. Brahm. 

689) Taylor, Alonzo Englebert. Die Umwandlung von Glykogen in Zucker 
in der Leber. (Joum. of Biol. Chem. 5. 315—17. Dez. 1908. California Univ. 
Hearst Lab. of Pathology.) 

An einer Muschel (Schizothoerus Nutallii), deren Leber 8 °/ 0 Glykogen in der 
Trockensubstanz enthält, konnte Verfasser eine Reihe Versuche über, die Um¬ 
wandlung von Glykogen in Zucker anstellen, die ergaben, daß im lebenden 
Organismus diese Umwandlung eine Funktion von zwei veränderlichen Größen 
darstellt, die sich direkt proportional verhalten, nämlich der Masse des Glykogens 
und der Menge des glykolytischen Fermentes. Brahm. 


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Referate. 


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690) Taylor, Alonzo Englebert. Über den Antagonismus zwischen Alkohol 
und Carbolsäure. (Joura. of Biol. Chem. 5. 319—21. Dez. 1908. California Univ. 
Hearst Lab. of Pathology.) 

Die bekannte Tatsache, daß Alkohol benutzt wird, um bei Wunden eine 
weitergehende Wirkung der Carbolsäure zu verhindern, suchte Verfasser in Bezug 
auf ihr chemisches Verhalten aufzuklären. Es wurde die Empfindlichkeit von 
Hefen gegenüber dem Alkohol benutzt, und zwar einer Weinhefe, die noch einem 
Alkoholgehalt von 10 °/ 0 gegenüber fest ist. Falls Alkohol eine Entgiftung der 
Carbolsäure in tierischen Zellen bewirken würde, müßte auch eine verringerte 
Toxizität der Carbolsäure auf Hefezellen beobachtet werden können. Diese Be¬ 
obachtung konnte nicht gemacht werden, und es muß daher eine physikalische 
und keine chemische Erklärung der durch Alkohol bedingten verminderten Gift- 
wirkung der Carbolsäure angenommen werden. Brahm. 

691) Colwell, Rachel H. u. Sherman, H. C. Chemischer Nachweis der Pep¬ 
tonisierung bei roher und pasteurisierter Milch. (Joum. of Biol. Chem. 5. 
247—61. Okt. 1908. Columbia Univ. Havemeyer Lab.) 

Auf Grund ihrer Versuche konnten Verfasser feststellen, daß die Bestimmung 
des NH 3 in der Milch keinen sicheren Anhalt für die Proteinzersetzung bietet, 
da bei roher Milch häufig und bei Milch, die bei 65° pasteurisiert war, nach 
dem 4.—7. Tage eine Abnahme des NH 3 -Gehaltes sich beobachten ließ. Pasteu- 
risation bei höherer Temperatur (75 und 90°) verzögert mehr das Sauerwerden 
und hat einen geringeren Hemmungseffekt auf die Peptonisierung. Die bei 75 
und 90° pasteurisierten Proben entwickeln einen stärkeren Geruch als die nicht 
pasteurisierten Milchproben oder die bei 60° behandelten Proben derselben Milch. 
Das Auftreten eines fauligen Geruches steht mit dem NH 3 -Gehalt und der Stärke 
der Biuretreaktion in keinem wesentlichen Zusammenhang. Brahm. 

692) Loeb, Jacques. Über den Mechanismus der Agglutination. (Ztschr. 
f. Chem. u. Industr. der Kolloide 3. 113—14. Sept. 1908. California Univ. Berkeley.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen an Seeigeleiem, die infolge ihrer Größe 
geeigneter sind als Bakterien oder rote Blutkörperchen, folgert Verfasser, daß 
die agglutinierenden Mittel der normalerweise relativ glatten und harten Eiober- 
fiäche eine sirupartige Konsistenz verleihen. Eine Zunahme der Oberflächen¬ 
spannung zwischen Ei und umgebender Lösung erscheint imwahrscheinlich. 
Die elektrischen Ladungen der Oberfläche bei dem Agglutinationsphänomen 
sind nach Ansicht des Verfassers nicht in Betracht zu ziehen. Brahm. 

693) Höber, R. u. Chassin, S. Die Farbstoffe als Kolloide und ihr Verhalten 
in der Niere vom Frosch. (Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 3. 76—80. 
Aug. 1908. Physiol. Inst. Univ. Zürich.) 

Auf Grund ihrer Untersuchungen über die Bedingungen der physiologischen 
Permeabilität der Nierenzellen vom Frosch konnten Verfasser unter Benutzung 
lipoidunlöslicher Farben nachweisen, daß ein Farbstoff hochkolloid ist, wenn er 
von den Nierenepithelien nicht oder schlecht aufgenommen wird. Wird dagegen 
ein Farbstoff leicht aufgenommen, dann ist er wenig oder nicht kolloid. Außer¬ 
dem gibt es noch Farbstoffe, welche trotz hoher oder ziemlich hoher Kolloidität 
leicht aufgenommen werden. Verfasser schließen aus ihren Versuchen, daß die 
physiologische Permeabilität der Nierenzellen vom Frosch keine unbegrenzte ist, 
daß sie sogar gegenüber Stoffen von ausgeprägtem Kolloidcharakter oft versagt. 

Brahm . 

694) Leach, Mary F. Vorläufige Mitteilung über den sensibilisierenden 

Anteil des Eiweißes. (Joum. of Biol. Chem. 5. 253—60. Okt. 1908. Oxford. 
Ohio Western College.) Brahm . 

Durch Behandeln des aus Hühnereiweiß durch Fällen mit Alkohol erhaltenen 
Niederschlages mit Alkohol und Äther und Kochen mit NaOH-haltigem absolutem 
Alkohol nach der früher beschriebenen Methode (Joum. of Biol. Chem. 3. 443) 
konnte Verfasser den giftfreien, sensibilisierenden Anteil des Hühnereiweißes als 
gelbliches Pulver gewinnen. Aus den alkoholischen Lösungen ließ sich die 
giftige Partie als dunkelbraune Masse darstellen. Die erstere Fraktion weist 


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Referate. 


denselben N-Gehalt auf, wie das Hühnereiweiß, dagegen einen erhöhten Schwefel¬ 
gehalt. P ist vorhanden. — Kohlehydratgruppen konnten nachgewiesen werden, 
dagegen nicht in der giftigen Fraktion. In der sensibilisierenden Fraktion konnte 
bei längerer Hydrolyse Glucosamin aufgefunden werden. Brahm. 

695) Olson, George A. Milchprotein. (Joum. of Biol. Chem. 5. 261—281. 
14/7. 1908, Wisconsin Univ. Agricult. Chem. Lab.) 

In dem Zentrifugenschlamm gelang es Verfasser, einen neuen Eiweißkörper 
zu isolieren. Der Schlamm wurde zunächst durch Behandeln mit verdünntem 
Alkali und verdünnten Säuren vom Casein und Albumin befreit. Aus dem Filtrat 
kann durch Zusatz von konz. HCl (D. 1,20) im Verhältnis von 1:5 das neue 
Protein dargestellt werden. Letzteres kommt in Milch, Rahm und Butter vor. 
Es ist sehr reich an N, 18,93 °/ 0 , gibt die Biuretreaktion und ist löslich in ver¬ 
dünnter NaOH. Das Protein zeigt eine gelbbraune Farbe, die beim Pulverisieren 
in Weiß übergeht, und löst sich in Milch, besonders nach längerem Stehen auf. 
Die enzymatische Wirksamkeit ist bei 65° am stärksten. Bei 80° wird das Fer¬ 
ment zerstört. Das Filtrat, das nach Entfernung des neuen Proteins erhalten 
wird, zeigt auch verdauende Eigenschaften. Der Einfluß von Chemikalien sowie 
Sterilisation verändern die löslichen N-Bestandteile der Milch. Durch proteo¬ 
lytisch wirkende Bakterien wird in steriler Milch bei Gegenwart von Chloroform 
Proteolyse hervorgerufen. Bakterien und Galaktase erzeugen dieselben Zer¬ 
setzungsprodukte wie das neue Protein, so daß Verfasser annimmt, daß die 
charakteristische Digestionswirkung des neuen Eiweißkörpers und der Galaktase 
bakteriellen Ursprungs ist. Die enzymatische Wirkung ist eine verschiedenartige. 

Brahm . 

696) Bumett, Theo C. Die hemmende Wirkung von Kaliumchlorid auf die 
Kochsalzglucosurie. (Joum. of Biol. Chem. 5. 351—54. Dez. 1908. California 
Univ. Rudolf Spreckels Physiol. Lab.) 

Durch Versuche an Kaninchen konnte Verfasser nach weisen, daß die durch 
NaCl-Lösung erzeugte Glucosurie durch geringe Gaben von KCl herabgemindert 
oder aufgehoben wird. Brahm . 

697) Peters, Arnos W. Untersuchungen über Enzyme. I. Die Adsorption 
der Diastase und der Katalase durch kolloidales Protein und durch normales 
Bleiphosphat. (Joum. of Biol. Chem. 5. 367—80. Dez. 1908. Illinois Univ. 
Zoolog. Lab.) 

Verfasser teilt eine Reihe von Versuchen über die Gewinnung von Diastase 
und Katalase aus verschiedenen Ausgangsmaterialien, gekeimtem Weizen, autoly- 
sierter Leber und verschiedenen Bakterienkulturen mit. Die festen Produkte 
werden mit Wasser extrahiert, dem Toluol und Thymol als Antiseptica zugesetzt 
sind. Den Extraktlösungen wird das gleiche Volumen Aceton zugesetzt und die 
Mischung kurze Zeit bei 40° digeriert. Der hierbei entstehende Niederschlag 
enthält die Hauptmenge der Diastase und Katalase. Tritt keine Fällung ein, so 
empfiehlt sich die Adsorption durch eine Suspension von Pepton Witte in 50 proz. 
Aceton oder durch eine Suspension von basischem Bleiphosphat in Wasser. 
Weitere Versuche werden in Aussicht gestellt. Brahm . 

698) Emerson, Julia T. u. Walker, William H. Mitteilungen über die 
chemische Zusammensetzung und die Giftigkeit der Ibervillea Sonorae. (Joum. 
of Biol. Chem. 5. 339—50. Dez. 1908. New York Botanic. Garden Lab. und Lab. 
of Biol. Chem. of Columbia Univ. at the College of Physicians and Surgeons 
New York.) 

Verfasser teilen die Resultate ihrer Untersuchungen über die Zusammen¬ 
setzung einer in Mexiko, Neumexiko, Texas und Califomien vorkommenden 
Cucurbitacee, der Ibervillea Sonorae mit. Es wurden ein Globulin und ein Al¬ 
bumin aufgefunden. Die Kohlehydrate bestehen hauptsächlich aus Cellulose, 
geringen Mengen eines reduzierenden Zuckers und aus Stärke. Fett, Cholesterin 
und Lecithin wurden aufgefunden. Auf Grund der toxikologischen Untersuchungen 
kommen Verfasser zu der Überzeugung, daß die Giftwirkungen und die drasti¬ 
schen Wirkungen der Ibervillea Sonorae stark überschätzt wurden. Diese Fest- 


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Referate. 


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Stellungen stimmen mit dem Fehlen einer alkaloidartigen Substanz überein. Die 
drastische Wirkung wird anscheinend durch einen Gehalt an Mg-Salzen bedingt. 

Brahm . 

699) Neilson, Charles Hugh u. Scheele, M. H. Der Einfluh der Nahrung 
auf die maltosespaltende Fähigkeit des Speichels. (Joum. of Biol. Chem. 5. 
331—37. Dez. 1908. St. Louis Univ. Physiol. Departm.) 

Verfasser teilen eine Reihe Versuche mit, die an Studenten angestellt wurden, 
einmal bei reiner Kohlehydratnahrung und dann bei einer starken eiweißhaltigen 
Nahrung. Die Veränderungen des Ptyalingehaltes wurden durch Einwirkung auf 
eine Stärkelösung und Bestimmung der entstandenen Maltose festgestellt. Es 
gelang nachzuweisen, daß eine Änderung der Nahrung eine Änderung der mal¬ 
tosespaltenden Kraft des Speichels im Gefolge hat, die parallel mit der Änderung 
der amylolytischen Kraft des Speichels bei derselben Nahrung verläuft. Es 
konnte nachgewiesen werden, daß bei kohlehydratreicher Kost das maltose¬ 
spaltende und amylolytische Vermögen des Speichels wächst, bei eiweißreicher 
Nahrung diese Kraft fällt. Anhaltspunkte, ob das Ptyalin eine amylolytische 
und maltosespaltende Kraft besitzt, wodurch bei Kohlehydratkost eine Vermeh¬ 
rung der Menge oder der Wirkung des Ptyalins erklärt würde, konnten nicht 
gefunden werden. Brahm . 

700) Diesing (Berlin). Die Farbstoffe und die Nebennieren. (Wien. klin. 
Rdsch. 1908, Nr. 51.) 

Die Nebennieren sind Drüsen mit innerer Secretion, deren Secret dazu be¬ 
stimmt ist, überschüssigen oder verbrauchten Farbstoff zu reduzieren und auf 
diese Weise regulatorisch auf den Farbstoffwechsel und die Wärmeproduktion 
des Organismus einzuwirken. Sie sind lebenswichtige Organe und gehören der 
vom Sympathicus beherrschten vegetativen Sphäre an. Fritz Loeb . 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

701) Black, P. F. Der Nachweis und die quantitative Bestimmung der 
li-Oxybuttersäure im Harn. (fmum. of Biol. Chem. 5. 207—10. Okt. 1908. 
Harvard Medical School. Biol. Chem. Lab.) 

Durch Oxydation der 0-Oxybuttersäure mit H 2 O a entsteht Acetessigsäure, 
die Verfasser durch die Färbung mit Eisenchlorid nachweist. 2—3 Tropfen 
H a O a werden zu einer verdünnten Lösung von 0-Oxybuttersäure zugegeben und 
dann mit einigen Tropfen einer 5 proz. Eisenchloridlösung versetzt. Nach kurzer 
Zeit tritt eine dunkelrote Färbung ein, die bei längerem Stehen verblaßt. Vor¬ 
bedingungen für das Gelingen der Reaktion sind beinahe neutrale Reaktion und 
Ausführung in der Kälte. Ein großer Überschuß von Eisenchlorid und H a O a 
ist zu vermeiden. Die Reaktion ist bei einer Verdünnung von 1:10000 noch 
empfindlich. Zum qualitativen Nachweis im Ham empfiehlt sich nachstehendes 
Verfahren: 5—10 ccm Ham werden vorsichtig in einer Porzellanschale auf ein 
Drittel des Volumens verdampft, mit einigen Tropfen konz. HCl angesäuert und 
mit Gips zu einem dünnen Brei verrührt. Die erhärtete, trockene, gepulverte 
Masse wird zweimal mit Aether extrahiert, letzterer verdampft, der Rückstand in 
Wasser gelöst, mit BaCO s neutralisiert und dann obige Reaktion ausgeführt. 
Unter Benutzung des Soxhletapparates mit innen angebrachtem Heber läßt sich 
die Methode auch quantitativ gestalten. Brahm . 

702) Shaffer, Philip A. Eine Methode zur quantitativen Bestimmung der 
0 -Oxybuttersäure im Ham. (Joum. of Biol. Chem. 5. 211—223. Okt. 1908. 
New York. Cornell Univ. Medical College. Departm. of Experm. Pathology.) 

Zur Bestimmung der ß-Oxybuttersäure benutzt Verfasser die Reaktion, die 
sich bei der Oxydation dieser Säure mit Kaliumdichromat zu Aceton und CO a 
abspielt und empfiehlt nachstehendes Verfahren: 25—250 ccm Ham werden in 
einer 500 ccm Meßflasche mit überschüssigem Bleiessig und 10 ccm konz. NH a 
versetzt, mit Wasser bis zur Marke aufgefüllt, umgeschüttelt und filtriert. 200 ccm 
des Filtrats werden auf 500—600 ccm verdünnt, und unter Zusatz von 15 ccm 
konz. H 2 S0 4 und etwas Talcum destilliert (250 ccm Destillat A). Bei der Destil- 


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Referate. 


lation ersetzt man zweckmäßig aus einem Tropftrichter das verdampfte Wasser. 
Das Destillat A enthält das präformierte und das aus der Acetessigsäure gebil¬ 
dete Aceton nebst flüchtigen Fettsäuren. Durch nochmalige Destillation des 
Destillats A unter Zusatz von 5 ccm NaOH-Lauge (lOproz.) gewinnt man Destil¬ 
lat A 2 , welches mit 1-n. Jodlösung und Thiosulfat titriert wird. Der Rückstand, 
aus Urin + H 2 S0 4 bestehend, von Destillat A wird mit 400—600 ccm einer 
0,1— 0,5proz. Kaliumdichromatlösung destilliert. Letztere läßt man ebenfallsaus 
einem Tropftrichter vorsichtig nachfließen. Es werden ungefähr 500 ccm Destil¬ 
lat B aufgefangen. Letzteres wird unter Zusatz von 20 ccm einer 3 proz. H 2 0 2 - 
Lösung nochmals abdestilliert (Destillat B 2 ) und letzteres, ca. 300 ccm mit J und 
Thiosulfat titriert. Brahrn . 

703) Hiller. Die Lage des Hägens im Stehen und Liegen. Aus d. med. 
Klinik in Kiel. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 330.) 

Verfasser hat, um den Einfluß der Körperlage auf den Magen genauer zu 
studieren, vergleichende Untersuchungen angestellt, indem er im Liegen und 
Stehen Orthodiagramme aufzeichnete. Als Ergebnis der Untersuchungen sei 
folgendes angeführt: Die numerisch häufigste Magenform ist bei Mann und Weib 
die Angelhakenform (Rieder). Es liegt kein stichhaltiger Grund vor, sie als 
pathologisch zu betrachten. Man findet sie schon beim Fötus angedeutet. Die 
Magenachse steht bei aufrechter Körperhaltung annähernd vertikal, der tiefste 
Punkt des Magens überschreitet im Stehen bei Männern meistens, bei Frauen 
ausnahmelos den Nabel nach unten. Durch Horizontallagerung des Körpers 
ändert sich Form und Lage des Magens erheblich, indem er bei Männern in der 
Hälfte der Fälle in die Holzknecht sehe Rinderhornform übergeht, bei Frauen 
nur in */ 4 der Fälle. Dabei verkürzt sich der Magen und die Hauptachse ver¬ 
läuft im Liegen häufig mehr diagonal, namentlich bei Männern. Der Pylorus 
rückt im Liegen nach rechts und oben. Die kleine Curvatur bleibt in ihrem 
größeren Abschnitt stets links von der Mittellinie. M. Leube . 

704) Salecker, P. Untersuchungen über den Harns&uregehalt des arte¬ 
riellen Blutes. Aus d. Akademie f. praktische Medizin in Köln. (D. A. f. kl. 
Med. 1909, Bd. 95, S. 353.) 

Im arteriellen Rinderblut ließ sich bei wiederholter Untersuchung großer 
Quantitäten fällbare Harnsäure nicht nachweisen, ebensowenig im arteriellen 
Gesamtblut und im Venenblut des Hundes, auch nicht bei reichhaltiger Zufuhr 
purinhaltiger Subztanzen. Dagegen findet sich Harnsäure in relativ geringen 
Mengen des Vogelblutes. Die Untersuchungen am Menschen ergaben, daß sich 
im Arterienblute des Gesunden fällbare Harnsäure ebensowenig wie im Venen¬ 
blut nachweisen läßt. Dagegen findet sich im Arterien- wie im Venenblut des 
Gichtikers Harnsäure (in dem untersuchten Fall war das arterielle Blut wesent¬ 
lich hamsäurereicher als das venöse [5 °/ 0 o : 3 °/ 0 o])- 

Verfasser hält es auf Grund seiner Untersuchungen nicht für angängig, aus 
den Ausscheidungsverhältnissen der Purinkörper auf die intermediären Vorgänge 
des Purinstoffwechsels bindende Schlüsse zu ziehen. M . Leube . 

705) Weber, A. Über das Vorkommen von Hefe im Urin. Aus d. med. 
Klinik Gießen. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 384.) 

Mitteilung eines Falles von subakuter Cystitis, bei der ein sporenbildender 
Bacillus und eine dem gewöhnlichen Saccharomyces cerevisiae in seinen morpho¬ 
logischen und kulturellen Eigenschaften nahestehender Pilz nachzuweisen war. 
Die Infektion war wahrscheinlich ascendierend durch Aufwandem der Hefe durch 
die Harnröhre erfolgt. Heilung durch Blasenspülung mit verdünnter Höllen¬ 
steinlösung. M . Leube . 

706) Rolly, Fr. u. Hömig, P. Stoffwechseluntersuchungen an Typhus¬ 
kranken mit besonderer Berücksichtigung des Verhaltens des respiratorischen 
Quotienten. Aus d. med. Klinik in Leipzig. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 95, 
S. 74.) 

Bei sämtlichen von den Verfassern untersuchten Typhuskranken ließ sich 


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Referate. 


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nachweisen, daß im Fieber sich ein qualitativ veränderter Stoffwechsel abspielte. 
Es geht dies hervor: 

1. Aus dem Verhalten des respiratorischen Quotienten, der bei sämtlichen 
Typhuskranken im Fieberstadium und auch noch teilweise in der ersten Periode 
der Reconvalescenz dauernd unter die Norm erniedrigt war, ein Beweis dafür, 
daß nicht sämtlicher O der Inspirationsluft nach Abzug des durch die verschie¬ 
denen Stoffe im Körper bei ihrer Verbrennung verbrauchten wieder in der Ex- 
spirationsluft erscheint, wie dies unter normalen Verhältnissen die Regel ist. 

2. Aus dem Nachweis, daß der im Körper während des Fiebers retinierte 
O weder durch den Urin noch durch die Haut ausgeschieden sein konnte. Die 

Relation ~ im Urin, die beim Normalen innerhalb gewisser Grenzen schwankt, 


zeigte im Fieber bei einem Teil der Patienten manchmal Neigung, etwas in die 
Höhe zu gehen, sie war aber im allgemeinen nicht als pathologisch anzusehen 
und zeigte Schwankungen, wie sie anscheinend auch im normalen Zustand Vor¬ 
kommen können. 

Der durch die Haut in Form von C0 2 ausgeschiedene O betrug quantitativ 
während der Fieberzeit eher etwas weniger als in der fieberfreien Zeit. Es 
mußte demnach während der Fieberzeit im Organismus ein O-reicher Körper 
aufgestapelt worden sein, der alsdann in der fieberfreien Zeit in Form von C0 2 
durch die Exspirationsluft wieder ausgeschieden wurde. — Spätere Untersuch¬ 
ungen müssen ergeben, ob diese Stoffwechseländerungen im Fieber und in der 
Reconvalescenz bei allen und besonders auch bei den chronischen Infektions¬ 
krankheiten vorhanden sind. M. Leube . 


707) Ditthorn, Fritz u. Schultz, Werner. Biologische Versuche über Fäl¬ 
lungen von Albuinen ovi und Seris mit Eisen. Aus d. inn. Abteilung des 
städt. Krankenhauses Charlottenburg-Westend. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 95, 
S. 125.) 

Durch Behandlung von aufgelöstem Hühnereiweiß mit Eisenoxychlorid 
entstehen salzartige Verbindungen von Eisen und Eiweiß, in denen das Eisen 
»maskiert« enthalten ist. Analoge Verbindungen lassen sich mit menschlichem 
und Pferdeserum hersteilen. Die Untersuchung dieser Eisenalbuminate mit Hilfe 
der Komplementbindungsmethode ergab: 

Antisera gegen Hühnereierklar, menschliches und Pferdeserum geben mit 
den hieraus hergestellten Eisenalbuminaten spezifische Bindung. Der Antigen¬ 
charakter des Eiweißes bleibt nach Behandlung mit Eisenoxychlorid erhalten. 
Immunisierung von Kaninchen mit Eisenalbuminaten ergibt spezifische Sera, die 
gegen das Eiweiß wie die Eisenverbindungen im Komplementablenkungsversuch 
wirksam sind. Überempfindlichkeitsversuche mit Eierklareisenalbuminat fielen 
an Meerschweinchen positiv aus. In einem Fall von »Idiosynkrasie« zeigte 
Liquor ferri albuminati eine urticaartige Hautreaktion wie natives Eiweiß. 

M. Leube . 

708) Grober, J. Über den Einfluß von Muskelarbeit und Außentemperatur 
auf das Maß der alimentären Glykosurie. Aus d. med. Klinik in Jena. (D. A. 
f. kl. Med. 1908, Bd. 95, S. 137.) 

Muskelarbeit setzt die Menge des ausgeschiedenen Zuckers bei der alimen¬ 
tären Glykosurie herab. Die Muskeltätigkeit erfolgt auf Kosten des während 
der Hyperglycämie disponiblen N-freien Materials. Erwärmung der Außen¬ 
temperatur wirkt ebenso wie Muskelarbeit, dadurch, daß entweder die einge¬ 
tretene Überhitzung des Körpers ebenfalls die Verbrennung N-freien Materials 
steigert oder daß der bei wärmerer Außentemperatur niedrige Blutzuckerwert 
trotz des Zuwachses durch den eingenommenen Zucker nicht ausreicht, die 
Nieren zur Zuckerausscheidung zu bringen. M . Leube . 

709) Rohde, Erwin. StofiFwechseluntersuchungen an Epileptikern. Aus d. 

psychiatrischen Universitätsklinik München. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 95, S. 148.) 

Der Arbeit liegen Untersuchungen an 5 Epileptikern mit einwandfreier 
Methodik zu Grunde. Im Referat kann nur das Resultat, das sich bezüglich der 


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392 


Referate. 


körperlichen Störungen und ihrer vermutlichen kausalen Störungen bei dem 
schwersten der untersuchten Fälle ergab, in den Hauptzügen wiedergegeben 
werden. In Betreff der Einzelheiten muß auf die Originalarbeit, die die Ergeb¬ 
nisse in übersichtlichen Tabellen und Kurven zusammenfaßt, verwiesen werden. 

In der anfallsfreien Zeit waren Blutdruck, Pulszahl, Blutzusammensetzung 
und Temperatur normal. Ebenso zeigt der Stoffwechsel normale Verhältnisse, 
soweit sich dies aus den Ausscheidungen des Ammoniaks, der Phosphorsäure 
und der ätherlöslichen Säure ersehen läßt. Dagegen zeigt die Verarbeitung der 
Eiweißkörper eine deutliche Störung, im Sinn einer Retention von Stickstoff; 
dabei führt aber der Abbau der Nahrung zu der gewöhnlichen Verteilung der 
stickstoffhaltigen Substanzen im Urin. Auch der exogene Hamsäurestoffwechsel 
ist nach Darreichung von Nucleinsäure vielleicht im Sinn einer verzögerten und 
geringfügigeren Ausscheidung von Harnsäure gestört. 

Vor den Anfällen steigt Blutdruck und Pulszahl, die Zurückhaltung stickstoff¬ 
haltiger Nahrungsbestandteile erreicht höhere Grade und es setzt eine Störung 
des intermediären Stoffwechsels ein, die sich in der Herabsetzung der Blut- 
alkalescenz und Vergrößerung der Hamacidität äußert, z. Teil bedingt durch die 
Bildung und Ausscheidung einer organischen Säure (Milchsäure?). 

Mit dem ersten Anfall tritt eine Steigerung aller Erscheinungen auf, die 
Säurebildung erreicht bedeutende Grade, es werden bis zu 2,5 g Rechtsmilch¬ 
säure ausgeschieden. Daneben bestehen die Erscheinungen acuter Nierenreizung 
(Polyurie, Albuminurie, Cylinder), und eine deutliche (Lympho-)Leukocytose. 

Eine halbe Stunde nach dem Anfall ist die Milchsäureausscheidung beendet, 
die Leukocytose verschwunden, die Alkalescenzherabsetzung des Blutes hält 
noch an durch den Zerfall der Leukocyten zu Phosphorsäure und Harnsäure, 
bis etwa 6 Stunden nach dem Anfall diese beiden Endprodukte des Zellzerfalls 
im Urin ausgeschieden sind. 

In den folgenden Anfallstagen stellt sich geringes Fieber ein, Puls- und 
Blutdruck sind hoch. Die Ausscheidung des Stickstoffs steigt, eine weitere Zu¬ 
nahme der Harnsäure, Phosphorsäure und Milchsäure bewirkt noch größere 
Säuerung des Urins und Vermehrung der Ammoniakausscheidung. Nach jedem 
Anfall eine flüchtige Leukocytose. 

Von der Mitte der Anfallsperiode nehmen die Folgeerscheinungen der 
Stoffwechselstörung ab: die Stickstoffausscheidung bleibt zwar hoch bis zum 
Schluß, aber die Säuerung und parallel damit die Ammoniakausscheidung geht 
langsam zurück, Ham- und Phosphorsäure werden weniger ausgeschieden, die 
Milchsäure nimmt in ihrer absoluten und relativen Menge (zur Zahl der Anfälle) ab. 

Nach den letzten Anfällen geht die Temperatur auf die Norm zurück, das 
Körpergewicht erreicht den alten Stand, Blutdruck und Pulszahl kehren staffel¬ 
förmig zur Norm zurück. Im Urin ist am Tage nach dem letzten Anfall keine 
Säuerung durch Milchsäure mehr festzustellen, die vermehrte Ham- und Phos¬ 
phorsäureausscheidung hält noch einige Stunden an, die vermehrte Stickstoff¬ 
ausscheidung überdauert die Anfallsperiode oft um einen Tag, um dann zu sinken; 
es wird wieder Stickstoff in zunehmender Menge retiniert, bis die nächste An¬ 
fallsperiode wieder eine vergrößerte Ausscheidung bringt. M. Leute . 

710) Weitz, W. Über den intraabdominellen Druck bei Ascites. Aus d. 
med. Universitätsklinik zu Kiel. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 257.) 

Der Ascitesdruck setzt sich aus dem hydrostatischen Druck des Ergusses, 
den das Eigen- und Inhaltsgewicht der Därme erhöhen kann, und dem Spannungs¬ 
druck der Bauchhöhlenwandungen zusammen. Bei größerem Erguß ist im all¬ 
gemeinen der hydrostatische Druck und der Wandspannungsdruck größer. Bei 
längerer Dauer des Ergusses nimmt der Wandspannungsdruck ab. Von be¬ 
trächtlichem Einfluß auf den Ascitesdruck ist der Füllungszustand der Hohl¬ 
organe des Bauches. Von der Entstehungsart des Ascites ist die Druckhöhe nicht 
deutlich abhängig; sie war relativ niedrig bei Lues hepatis wegen der langen 
Dauer des Ergusses, hoch bei Peritonitis tuberculosa wegen der kurzen Dauer, 
ebenso bei Stauungserguß durch Herzschwäche. Der Enddruck ist stets positiv. 
Die rascheste Druckabnahme erfolgt im Anfang der Punktion. M\ Leube . 


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711) Landau, Anastazy. Beiträge zur Lehre vom Purinstoffwechsel und 
zur Frage über den Alkoholeinfluß auf die Hamsäureausscheidung. Aus d. 
inneren Abteilung des Krankenhauses Kindlein Jesu in Warschau. (D. A. f. kl. 
Med. 1909, Bd. 95, S. 280^ 

Verfasser kommt auf Grund seiner Untersuchungen über den normalen Purin¬ 
stoffwechsel und die Ausscheidung der Purinkörper zu folgendem Ergebnis: 

Die Ausscheidung des endogenen Purin-N resp. der endogenen Harnsäure 
bleibt bei demselben Individuum mehr oder weniger auf einem konstanten Niveau; 
dagegen ist sie bei einzelnen Individuen sehr verschieden. Die individuellen Unter¬ 
schiede in der endogenen Purin N- resp. Hamsäureausscheidung sind von dem 
Körpergewicht unabhängig; sie werden sowohl durch die verschieden große 
Bildung der Purinkörper als auch durch die verschiedene Oxydationsfahig- 
keit des Organismus gegenüber der Harnsäure verursacht. Die Ausscheidung 
des exogenen Purin-N resp. der exogenen Harnsäure zeigt ceteris paribus 
ebenso große individuelle Schwankungen wie diejenige der endogenen Harn¬ 
säure. Die genannten Schwankungen müssen von der bei einzelnen Individuen 
verschiedenen urikolytischen Kraft abhängig gemacht werden. Die urikolytische 
Kraft ist nicht nur von individuellen Eigentümlichkeiten, sondern auch von der 
chemischen Zusammensetzung des eingeführten Purinstoffes abhängig. Die Aus¬ 
scheidung der Xanthinbasen sowie das Verhältnis Xanthinbasen N: UN sind nor¬ 
malerweise sehr ungleichmäßig. 

Auf Alkoholdarreichung reagiert die Ausscheidung der Purinkörper indivi¬ 
duell verschieden. Gewöhnlich steigert der Alkohol die Ausscheidung von endo¬ 
genen Purinkörpern; dies bezieht sich sowohl auf die Harnsäure wie auch auf 
die Xanthinbasen. Die Steigerung ist verursacht durch den toxischen Einfluß 
des Alkohols auf die Zellennucleine resp. auf das Muskelhypoxanthin, deren 
Zerfall vermehrt wird. Der Alkohol vermindert die Ausscheidung der exogenen 
Harnsäure infolge von verminderter Durchlässigkeit der Nieren gegenüber der 
Harnsäure. M. Leube . 

712) Bence, J. Experimentelle Beiträge zur Entstehung der nephritischen 
Oedeme. (Ztschr. f. klm. Med. 1909, Bd. 67, S. 69.) 

Die Untersuchungen wurden an Kaninchen unter verschiedenen Formen von 
Niereninsufficienz angestellt und haben folgende bemerkenswerte Resultate er¬ 
geben: 1. Die Blutmenge nimmt bei Niereninsufficienz (Uranintoxication, Nephr¬ 
ektomie) regelmäßig zu, auch bei mangelnder Flüssigkeitszuluhr von außen. 
Verfasser bediente sich methodisch der Blutkörperchenzählung und der Refrakto- 
metrie mit dem Abbe sehen Apparat. 2. Diese Vermehrung der Blutmenge, 
welche von einem Flüssigkeitszustrom aus den Geweben nach dem Blute 
herrühren muß, tritt nach Nephrektomie sofort ein, nach Uranintoxikation 
folgt sie erst der Anurie. 3. Die Zunahme der Blutmenge hat progressiven 
Charakter und erreicht ihr Maximum kurz vor dem Tode. 4. Die Entstehung 
der Oedeme ist von keiner Abnahme der Blutmenge begleitet. — Eine Erklärung 
der Ursache der Oedeme vermögen die Untersuchungen nicht zu geben. 

Schmid. 

713) Engel, K. Über Diabetes insipidus. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, 
S. 112.) 

Mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren gewonnenen Erfahrungen über 
das Wesen des reinen Diabetes insipidus untersuchte Verfasser einige derartige 
Fälle daraufhin, ob die Fähigkeit, einen concentrierten Ham zu liefern voll¬ 
kommen und definitiv verloren war, oder ob unter gewissen Umständen die 
Fähigkeit den Ham zu concentrieren nur vermindert ist. Von den 7 unter¬ 
suchten Fällen zeigten 4 in ausgesprochenem Sinn die für den Diabet insipidus 
in Frage stehende Störung, nämlich das Unvermögen, einen concentrierten Ham 
zu liefern. Die übrigen Fälle waren rein psychogener Art; der Diabetes be¬ 
ruht bei ihnen auf primärer Polydipsie. — Die vier ersten Fälle verhielten sich 
ganz verschieden bezüglich des Maßes ihrer noch vorhandenen Fähigkeit der 
Hamconcentrierung; es ergab sich dies aus Untersuchungen während vorüber- 


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394 


Referate. 


gehenden fieberhaften Erkrankungen, und nach Zufuhr von Kochsalz. — Medi¬ 
kamente (Strychnin, Atropin, Antipyrin) beeinflußten die Polyurie gar nicht. 

Schmid. 

714) Kentzler, J. u. Benczur, S. Über die Wirkung der Antipyretica auf 
die Phagocytose. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, S. 242.) 

Die Versuche, welche zum Teil an fieberhaften Menschen, zum Teil an 
Normal- und Immuntieren ausgeführt wurden, haben folgendes ergeben: 1. die 
verschiedenen Antipyretica weisen bezüglich der Phagocytose keine wesentlichen 
Unterschiede auf. Eine sichere Wirkung läßt sich überhaupt nicht konstatieren. 
2. Die in den lebenden Körper gebrachten Antipyretica verursachen eine kleine 
und rasch vorübergehende Steigerung der Phagocytose, doch ist diese Steigerung 
nicht so groß, daß sie als Zeichen dafür angesehen werden könnte, daß die 
Fiebermittel die Schutzkräfte des Organismus beeinflussen. 3. Bei fiebernden 
Kranken beeinflussen die Antipyretica den Phagocyten-Index des Blutes nicht. 

Schmid\ 

715) Molnar, B61a. Über die Frage deB Übertritts von Pankreassaft in den 
Magen. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, S 188.) 

Ausgehend von den Untersuchungen Boidyreffs, Volhards u. a., wo¬ 
nach das in den Magen eingeführte Fett (öl) einen Eintritt von Dannsaft in den 
Magen zur Folge hat, hat Verfasser 50 an verschiedenen Krankheiten leidende 
Menschen untersucht. Die Patienten bekamen nüchtern mit der Magensonde 
200 ccm Ol. oliv. Nach */ 2 Stunde wurde wieder ausgehebert, dabei erhielt man 
neben einem Teil des Öles eine klebrige oder auch dünne Flüssigkeit von gelb¬ 
grünlicher Farbe. Letztere wurde auf freie HCl und Ges.-Acidit. untersucht, 
ferner Pepsin- und Trypsingehalt. Mit Ausnahme von zwei Patienten mit Pylorus¬ 
stenose konnte regelmäßig Trypsin in dem so gewonnenen Magensaft nachge¬ 
wiesen werden. Auffallend hohe Trypsinwerte fanden sich beim Magencarcinom 
— vermutlich ist das Einfließen von etwas Saft durch die Rigidität der Magen¬ 
wand begünstigt — und bei Gastroptose aus leicht ersichtlichem Grunde. Beim 
Ulcus ventriculi und bei Fällen bloßer Hyperacidität bekam Verfasser immer 
niedrige Trypsin werte, ohne eine Erklärung dafür zu finden. Bei den übrigen 
Krankheiten haben die Trypsin werte nichts charakteristisches. Es fand sich aber 
ein Antagonismus zwischen Pepsin- und Trypsin werten. Galle und Trysingehalt 
im Magensafte gehen parallel. Schmid . 


Klinisches. 

716) von Kern, T. Beiträge zur Wirkung des Yoghurt-Bacillus (Bacillus 
bulgarus) auf den Bacillus coli. (Ztschr. f. klinische Med. 1909, Bd. 67, S. 211.) 

Es steht fest, daß die Milchsäure im Darmkanal eine faulnish emmende Wir¬ 
kung ausübt, sie wirkt nicht nur antiseptisch auf die Darmbacterien, sondern 
verhindert auch die Bildung von Fäulnisprodukten, dadurch daß sie die Alkalität 
des Darmsecretes aufhebt. Metschnikoff hat gezeigt, daß man statt der Milch¬ 
säure selbst die sie bildenden Bacterien in den Darm mit demselben Erfolg 
einführen kann. Einen solchen starken Milchsäure bildenden Bacillus hat 
Metschnikoff aus der Yoghurt-Milch gezüchtet (bac. bulgarus). Die Fütterung 
mit dieser Milch ergab beim Menschen, daß die Kolonienzahl des in den Faeces 
enthaltenen bacill. coli eine Abnahme erleidet. In vitro läßt sich diese Ent¬ 
wicklungshemmung des bac. coli nicht direkt erweisen, doch gelingt eine starke 
Entwicklungshemmung durch Zusatz des aus dem bac. bulgarus isolierten Fer¬ 
mentes zu einer Colikultur. Schmid . 

717) Jores, Leonhard. Über die Beziehungen der Schrumpfnieren zur Herz¬ 
hypertrophie vom pathologisch-anatomischen Standpunkt. Aus dem pathologi¬ 
schen Institut in Köln. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 94, S. 1.) 

Die auffällige Differenz in der Stärke der Herzhypertrophie bei der Schrumpf¬ 
niere fällt nicht zusammen mit Differenzen im Gewebsuntergang und läßt sich 
nicht auf die größere oder geringere Beteiligung der Glomeruli am Krankheits¬ 
prozeß beziehen. Die Theorie, daß die Blutdrucksteigerung bei Nephritis oder 


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Heferate. 


395 


die durch sie bedingte Herzhypertrophie mit dem Untergang oder mit Funktions¬ 
beeinträchtigung der Gloraeruli überhaupt im Zusammenhang stehe, findet keine 
Stütze in den anatomisch-histologischen Verhältnissen. Jores weist darauf hin. 
daß die genuine Schrumpfniere, die rote Granulamiere, in ihrer Pathogenese eine 
Sonderstellung einnimmt, indem hier die Alterationen der kleinen Arterien eine 
Rolle spielen und im wesentlichen die Ausbildung der Nierenschrumpfung bewirken, 
im Gegensatz zu anderen Formen der Nephritis. Er zieht den Schluß, daß die 
noch unbekannte Schädigung, die zu der roten Granularniere führt, eine blut- 
drucksteigemde, zur Herzhypertrophie führende Wirkung von vornherein in sich 
schließt. M. Leube . 

718) Hüller, Albert. Der Einfluß der Salzsäure auf die Pepsinverdauung. 
II. Mitteilung. Aus der I. med. Klinik in Wien. (D. Arch. f. ldin. Med. 1908, 
Bd. 94, S. 27.) 

Der Einfluß der Salzsäure auf die Pepsinverdauung läßt sich aus einer für 
alle Konzentrationen gültigen Anschauung verstehen: Die Pepsin Verdauung der 
Eiweißkörper ist nur von dem wahren Säuregehalt, der H-Jonenkonzentration ab¬ 
hängig. Ihr Säureoptimum stellt eine breite Zone dar. Unter deren Beginn ist 
die Verdauung in freie HCl enthaltenden, säuregesättigten und ungesättigten 
Lösungen gleicher Gesamtacidität und Eiweißconcentration verschieden, in ihrem 
Bereich verschwinden diese Unterschiede. Die Verdauung von Eiweißlösungen 
und suspendiertem Eiweiß folgt den gleichen Gesetzen. 

Für die klinischen Aciditätsbestimmungen im Magensaft sind Methoden zur 
Bestimmung der H-Jonenconcentration zu verwerten. Die üblichen Methoden 
sind mit großen und inconstanten Fehlem beheftet. M. Leube . 

719) Jezierski, P. V. Einfluß einzelner Lichtarten auf den Verlauf der 
Entzündung. Aus der med. Klinik in Zürich. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 94, 
S. 74.) 

Das rote Licht übt auf lebendes Gewebe eine andere Wirkung aus als das 
blaue; das Blaulicht kommt in seiner Wirkung dem diffusen Tageslicht nahe. 
Dasselbe beeinflußt insbesondere die Leukocyten, weniger die Erythrocyten und 
die Epidermiszellen; das rote Licht wirkt weniger elektiv auf die Leukocyten. 
Durch die Hyperämie der Gefäße sowie den Austritt von Serum bewirkt es eine 
bessere Ernährung des Gewebes. M. Leube . 

720) Horawitz, P. u. Loßen, J. Über Haemophilie. Aus d. med. Klinik u. 
der Kinderklinik in Heidelberg. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 110.) 

In einem Falle typischer hereditärer Haemophilie — die Untersuchungen 
wurden an einem Kind der Bluterfamilie Mampel vorgenommen — fand sich 
eine ganz erhebliche Verlangsamung der Blutgerinnung. Sie beruhte auf einer 
mangelhaften Bildung der Faktoren des Fibrinfermentes und zwar hier wieder 
ausschließlich der Thrombokinase, die von den Plättchen resp. Leucocyten zu 
langsam und wahrscheinlich auch in zu geringer Menge in das Plasma secemiert 
wird. M. Leube . 

721) Schütz, R. Über chronische Magen*Darmdyspepsie und chronische 
dyspepfische Diarrhöen. Aus d. Sanatorium Dr. Schütz, Wiesbaden. (D. A. f. 
kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 125.) 

Umfangreiche Arbeit, der ein klinisches Beobachtungsmaterial von 143 Er¬ 
wachsenen und 12 Kindern zu Grunde liegt; das entscheidende in der Patho¬ 
logie der genannten Magendarmaffektion ist nicht die diarrhoische Konsistenz, 
sondern die in dem Faecesbefund sich aussprechende Störung der sekretorischen 
resp. resorptiven und wohl auch der bactericiden Magen-Darmfunktion. Die zahl¬ 
reichen physiologischen, pathologischen und klinischen Gesichtspunkte, die sich 
aus den Beobachtungen des Verfassers ableiten, eignen sich nicht zur Wieder¬ 
gabe im kurzen Referat. M. Leube . 

722) Ebstein, Wilhelm. Beiträge zur Lehre vom Diabetes insipidus. (D. 
A. f. kl. Med. 1908, Bd. 95, S. 1.) 

Aus den Schlußsätzen der umfangreichen Arbeit über Aetiologie, Symptoma- 


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Referate. 


31)6 


tologie, Diagnose und Therapie des Diabetes insipidus sei folgendes hervor¬ 
gehoben: 

Der Diabetes insipidus entsteht auf nervöser Basis, sei es infolge materieller 
Schädigung des Nervensystems, insbesondere einer direkten oder indirekten des 
verlängerten Marks, oder durch funktionelle Störungen des Nervensystems wie 
bei allgemeinen Neurosen oder anderen Nervenaffektionen. Mit dieser Annahme 
läßt sich auch die Rolle, die die Lues in der Pathogenese der Krankheit spielt, 
am ein wurffreiesten erklären. Nach Ebsteins Ansicht liegt kein Grund vor, nur 
die Fälle, bei denen die Polyurie zuerst bemerkt wird, als Diabetes insipidus zu 
bezeichnen, unbeschadet des für eine Reihe von Fällen geführten Nachweises, 
daß die Polyurie beim Diabetes insipidus dadurch bedingt wird, daß dabei die 
Niere trotz fehlender krankhafter Strukturveränderungen nur bei vermehrter 
Flüssigkeitszufuhr imstande ist, die hamfahigen Stoffe in der gehörigen Menge 
auszuscheiden. Die Entscheidung der Frage, ob die Polyurie oder die Poly¬ 
dipsie das Primäre ist, ist oft völlig unmöglich. Jedenfalls kann sich bei primär 
vorhandener Polydipsie auch sekundär eine Insuffizienz der Niere im ange¬ 
gebenen Sinn entwickeln und man ist zur Zeit nicht berechtigt, nach dieser 
Richtung hin verschiedene Gruppen des Diabetes insipidus anzunehmen. — In 
differentialdiagnostischer Beziehung wird daran erinnert, daß schwere anatomische 
Nierenerkrankungen namentlich des Greisenalters einen ganz analogen Symptomen- 
komplex darbieten können wie der Diabetes insipidus. Die Therapie ist in allen 
irgendwie suspekten Fällen eine antisyphilitische; oft kann ein kochsalzarmes 
Regime Besserung bringen; Flüssigkeitsentziehung darf nur mit großer Vorsicht 
versucht werden. M . Leube . 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

723) Noguchi, Hideyo. A new and simple method for the Berum diagnosis 
of Syphilis. (Eine neue Syphilis-Serumprobe.) From the Laboratories of the 
Rockefeller Institute for Medical Research, New York. (The Journal of experi¬ 
mental medicine, März 1909, Bd. 11, S. 392—401.) 

Die neue Methode beruht auf demselben Grunde wie die Wassermann- 
sche. Nur benutzt sie an Stelle eines Anti-Schaf-haemolytischen Systems ein 
Anti-Mensch-System. H. Zieschr. 

724) Matthes, M. Weitere Untersuchungen über die Wirkung von Ver¬ 
dauungsprodukten aus Typhusbacillen. II. Mitteilung. Nach Protokollen des 
weiland Dr. Gottstein. Aus d. Kölner Akademie für praktische Medizin. (D. A. f. 
kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 360.) 

Bei der Pepsinverdauung der Typhusbacillen wird nicht die ganze Menge 
der Bacillen aufgelöst, sondern es bleibt ein dicker weißer Bodensatz, größten¬ 
teils aus Detritus bestehend. Werden Tiere genügend mit diesem Verdauungs¬ 
rest vorbehandelt, so erlangen sie eine aktive Immunität und zwar meist eine 
bakteriolytische. Ganz ähnlich erwies sich die Wirkung von trypsinverdauten 
Bacillen. — Der Pepsinverdauungsrest und das Fermotoxin sind verschiedene 
Substanzen. Mit Typhusbacillen vorbehandelte Tiere sind zwar gegen Typhus¬ 
verdauungsrest immun, nicht aber gegen das Fermotoxin. M. Leube . 

725) Matthes, H. Über ein nicht b&kteriolytisch wirkendes Schutzserum 
gegen Typhusbacillen. III. Mitteilung. Nach Protokollen des weiland Dr. Gott¬ 
stein. Aus d. Kölner Akademie f. praktische Medizin. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 95, S. 366.) 

Man kann durch Vorbehandlung mit Fermotoxin ein jedenfalls nicht in erster 
Linie bakteriolytisch wirksames Serum erzielen, das in Dosen von 0,002 ccm ein 
Meerschweinchen von 300 g sicher gegen die doppelt, wahrscheinlich gegen die 
achtfach tötliche Dosis von virulenten Bacillen schützt und das auch gegen die 
doppelte tötliche Dosis von Fermotoxin in einer Dosis von 0,1 ccm zu schützen 
imstande war. In einer Reihe von Fällen schützte das noch nicht genügend 
hochwertige Serum zwar nicht definitiv, gestaltete aber die sonst akut verlaufende 
Infektion mit tötlichen Dosen von Typhusbacillen zu einer chronisch verlaufenden. — 


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Referate. 


397 


Versuche an kranken Menschen ließen eine günstige Wirkung auf das Allgemein¬ 
befinden erkennen, einigemale verwandelte sich nach den Seruminjektionen die 
Leukopenie in eine Leukocytose und einigemal kam es zu deutlichen Temperatur¬ 
abfällen. Eine schädliche Wirkung von dem Serum bei Kranken wurde nie 
gesehen. M. Leube . 

726) Zeifiler, Johannes. Die klinische Verwertbarkeit vergleichender Opso- 
ninbestimmungen von frischem und 24 Standen altem Serum. Aus d. Ab¬ 
teilung für experimentelle Therapie des Eppendorfer Krankenhauses. (D. A. f. 
kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 588.) 

Verfasser fand, daß in einem Krankenserum, das 24 Stunden gelegen hatte, 
der Index gegenüber einem Normalserum, das ebensolange gelegen hatte, sowie 
gegenüber demselben Normalserum frisch, stark erniedrigt war, nachdem das 
Krankenserum frisch untersucht einen normalen oder annähernd normalen Index 
gezeigt hatte. In manchen Fällen wies aber auch bei derselben Versuchsan- 
anordnung ein Krankenserum, das frisch untersucht einen normalen oder er¬ 
niedrigten Index hatte, nach 24 stündi^em Liegen gegen dasselbe frische sowohl 
wie alte Normalserum einen beträchtlich erhöhten Index auf. Alte Normalsera 
zeigen gegenüben den frischen ausnahmlos keine Veränderung ihrer opsonischen 
Kraft. 

Nach dem Ergebnis der Untersuchungen, wonach bei den Krankenseris nur 
in 10°/ 0 der Fälle bei zweimaliger Untersuchung desselben Serums (frisch und 
24 Stunden alt) beide Male normale Indices lieferten, wo bei dem klinischen 
Bild ein veränderter Index zu erwarten war, hält Zeißler es für völlig un¬ 
berechtigt, die Brauchbarkeit der Opsoninbestimmung für die Diagnose in Zweifel 
zu ziehen oder gar ganz in Abrede zu stellen. M . Leube. 

727) Hausmann, Theodor, (Orel). Die Frühdiagnose der Lungentaberkulose 
durch die Mageninhaltsuntersuchung. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 595.) 

Verfasser berichtet, daß es ihm in sieben Fällen nur durch die Untersuchung 
des ausgeheberten Magensaftes auf (verschluckte) Tuberkelbazillen gelungen sei, 
die Diagnose sicherzustellen und beeilt sich, in dieser vorläufigen Mitteilung die 
vorgeschlagene Untersuchungsmethode zur Nachprüfung zu empfehlen. 

M. Leube. 

728) St&ubli, Karl (Basel). Über die Verbreitungsart der Trichinelien. 
(Münch, med. Woch. Nr. 7, Februar 1909.) 

Tierversuche (Verfiitterung des Darmes von an Darmtrichinose gestorbenen 
Ratten an Ratten) bestätigten die aus anderen Beobachtungen schon hervor¬ 
gehende Tatsache, daß eine Trichinelleninfektion durch in den Faeces ent¬ 
haltene Darmtrichinelien (oder Embryonen) nicht vorkommt. Da die Ratten 
sehr leicht an der demzufolge nicht infektiösen Darmtrichinose zu Grunde gehen, 
spielen sie bei der Verbreitung der Krankheit keine Rolle, und praktisch scheint 
das Schwein der einzige Generationshalter der Trichinellen zu sein. — Nachdem 
Williams bei Untersuchung von 505 Leichen in 5,34°/ 0 Trichinellen fand (nur 
zwei Fälle mit bloßem Auge sichtbar), ohne daß in einem von ihnen die Tri¬ 
chinelleninfektion Todesursache war, ist doch die Frage aufzuwerfen, ob nicht 
hin und wieder unbestimmte, rheumatische Beschwerden auf eine Trichinellen¬ 
infektion zurückzuführen sind; in manchen derartigen Fällen könnte eine Eosino- 
philenvermehrung (5—8 °/ 0 ) eine Muskelexcision anregen und damit die Diagnose 
ermöglichen. M. Kaufmann. 

729) Hüffell, Adolf. Über einen Fall von Icterus gravis. Aus der Frauen¬ 
klinik zu Erlangen. (Münch, med. Woch. Nr. 8, Febr. 1909.) 

Beschreibung eines Falles von Icterus neonatorum mit hochgradiger hämor¬ 
rhagischer Diathese und positivem Streptocokkenbefund im Blut post mortem. 

M. Kaufmann . 

730) Grixoni, G. L’azione batteriolitica della bile e dei sali biliari sul 
pneumococco in vitro ed in vivo. (Die bakteriolytische Wirkung der Galle und 
der Gallensalze auf Pneumocokken in vitro und in vivo.) Aus der Clin. med. 
gener. zu Florenz. (Riv. crit. di Clin, med., Januar 1909, Nr. 2—3.) 


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398 


Referate. 


Die Untersuchungen des Verfassers ergeben eine intensive bakteriolytische 
Wirkung der frischen Galle auf Pneumocokken in vitro. In sterilisiertem Zu¬ 
stand verlieren Galle wie Gallensalze von dieser Fähigkeit. Das taurocholsaure 
Natrium ist wirksamer als das glycocholsaure. Auf Streptocokken erstreckt 
sich diese Wirkung nicht. Auch in vivo vollzieht sich die Bakteriolyse, wenn 
man die Galle in intensive Berührung mit den Keimen bringen kann. Eine 
Heilung der Pneumocokkenin jektion oder Immunisierung gegen dieselbe ist durch 
Injektion von Galle nicht möglich. M. Kaufmann . 

731) De Marchis, F. Le modific&zione del potere opsonico del siero di 
sangue nella polmonite fibrinosa. (Änderungen des opsonischen Index bei der 
Pneumonie.) Aus dem Ist. di Pat. med. dimostr. zu Florenz. (Lo Sperimentale 
H. 5—6, 1908.) 

Fortlaufende Bestimmungen des opsonischen Index bei 10 Pneumonietällen 
(36 Literaturangaben). M. Kaufmann ; 

732) Courmont, Paul. The agglutinating power in tuberculosis patients: 
serum diagnosis and serum prognosis. (Agglutination bei Tuberkulose; Be¬ 
deutung für Diagnose und Prognose.) (Lancet 1908 II, S. 1741.) 

Die Agglutinationskraft seröser Ansammlungen bei tuberkulösen Patienten 
ist für Diagnose und Prognose von großer Bedeutung und verdient, unter den 
verschiedensten Bedingungen genau studiert zu werden. Es muß dabei aber 
auf das Sorgfältigste auf die Auswahl der Kultur und die allgemeine Technik 
der Reaktion geachtet werden. Eine positive Agglutination ist nur dann von 
Bedeutung, wenn sie stärker ist als bei gesunden Individuen des gleichen Alters. 
Klinisch hat die Agglutination nur im Verein mit den anderen Untersuchungs¬ 
ergebnissen Bedeutung. Besteht Verdacht auf Tuberkulose, so ist eine positive 
Reaktion von Bedeutung, nicht aber eine negative. Die Serumdiagnose ist be¬ 
sonders richtig bei Kindern, alten Leuten und den Erwachsenen, die an den 
chronischen oder latenten Formen der Tuberkulose leiden. Die Prüfung seröser 
Ergüsse ist besonders wichtig für die Lokalisation tuberkulöser Erkrankungen 
und die Erkennung der tuberkulösen Pleuritis. Die Stärke der Reaktion steht 
im umgekehrten Verhältnis zur Virulenz der Infektion. In schweren und fort¬ 
geschrittenen Fällen fehlt die Reaktion und erreicht bei heilenden Fällen ihre 
größte Stärke. 

Bei tuberkulöser Pleuritis spricht eine wachsende Agglutinationskraft für eine 
gute Prognose, eine abnehmende dagegen für eine schlechte. H . Ziesche\ 

733) Meakins, J. C. Phagocytic immunity. (Phagocytaire Immunität.) From 
the pathological laboratory of the Presbyterian Hospital, New York. (The Journal 
of experimental medicine 9. Jan. 1909, Bd. 2, Nr. 1, S. 100—117.) 

Gegen den Dysenteriebacillus kann eine hohe opsonische Kraft erzielt werden. 
Der bactericide und opsonische Gehalt kann beim Ansteigen des Agglutinin¬ 
gehaltes fallen. Bei der Immunisierung mit dem Dysenteriebacillus zeigte sich 
eine geschlossene Parallelität in den Veränderungen von Opsoninen und Ambo- 
ceptoren. 

Bei Ratten kann ein hoher Grad opsonischer Immunität gegen Streptocokken 
und Staphylocokken erzielt werden. Die Opsonine sind zum Schutz gegen die 
pyogenen Cokken wichtiger als die anderen bekannten Immunkörper. Bei Ratten, 
die gegen Streptocokken immunisiert wurden, wurden bactericide Substanzen 
imd Agglutinine nur in kleiner Menge gebildet und spielen in der aktiven 
Immunität gegen diesen Organismus eine untergeordnete Rolle. 

Mit lebenden Tuberkelbacillen immunisierte Tiere können einen hohen Grad 
phagocytärer Immunität erreichen. Sie kann das Tier vor einer sonst tödlichen 
Dosis virulenter Tuberkelbacillen schützen. H. Ziesche . 

734) Noguchi, Hideyo. The relation of protein, lipoids and salts to the 
Wassermann reaction. (Verhältnis von Eiweiß, Lipoiden und Salzen zur 
Wassermann sehen Reaktion.) From the Rockefeller Institute for medical 
Researches, New York. (The Journal of experimental medicine 9. Jan. 1909, Bd. 2, 
Nr. 1, S. 84—99.) 


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Kongreß-Bericht. 


399 


Der hohe Grad des Complementbindungsvermögens, den das Blutserum 
Syphilitscher und die Spinalflüssigkeit Paralytischer zeigen, ist verbunden mit 
einem auffallend hohen Gehalt an Globulin; es besteht aber kein direkter, quali¬ 
tativer Zusammenhang. 

Temperaturen von 70—75° zerstören die aktiven Substanzen. Sonnenlicht 
vermindert sie langsam. Eine photodynamische Substanz wie Eosin vernichtet 
im Verein mit dem Sonnenlicht schnell und völlig, nicht aber im Dunklen. Die 
aktiven Substanzen sind der peptischen und tryptischen Verdauung unterworfen 
und werden durch schwache Säuren und Laugen zerstört. 

Die aktiven Substanzen im Blutserum und Spinalflüssigkeit können von 
ihnen oder dem Globulinniederschlag nicht durch Alkohol getrennt werden. 

In den Alkoholextrakten normalen und syphilitischen Blutes und der Organe 
finden sich gewisse acetonlösliche lipoide Substanzen, die für die Wassermann- 
sche Reaktion einen hohen Antigenwert besitzen. Cholesterin ist inaktiv, die 
Gallensalze sind weniger aktiv als diese lipoiden Körper. 

Natriumcholat ist ebenso aktiv wie Natriumtaurocholat und Glycocholat; 
Neurin und Cholin sind inaktiv. * H. Ztesche. 

736) Lamar, E. V. Fatal septicemia in Macarus rhesus caused by a 
Streptococcus decolorized by Gram’s method. (Ein pathogener gramnegativer 
Streptococcus.) From the Rockefeller Institut for medical Researches. New York. 
(The Journal of experimental medicine 9. Jan. 1909, Bd. 2, H. 1, S. 152—173.) 

Eine gramnegative Streptocokkenart führt bei Macarus rhesus zu einer töd¬ 
lichen Septicaemie. Dieser Mikroorganismus unterscheidet sich vom Strepto¬ 
coccus pyogenes durch sein gramnegatives Verhalten, seine geringen Ferment¬ 
wirkungen, seine lange Lebensfähigkeit auf Kulturen, seine Pathogenität für 
niedere Organismen und in der unverminderten Bewahrung der Veränderung 
auf künstlichen Kulturmedien. 

Anscheinend handelt es sich um eine neue Form. H. Ziesche. 


26. Kongress für innere Medizin zu Wiesbaden. 

19.—22. April 1909. 

Berichterstatter: Dr. Ehr mann und Dr. Fuld. 

(Schluß.) 

7. Sitzung vom 22. April 1909, vormittags. 

Vorsitzender: Herr Schultze-Bonn. 

Herr Magnus- Alsleben-Basel: Über die Beziehungen zwischen Temperatur¬ 
erhöhung und Stoffwechsel im Fieber. 

Es kann weitgehende Unabhängigkeit zwischen der Temperaturerhöhung 
und der Stoffwechselstörung bestehen. Bei Phthisikern ist trotz hohen, kontinu¬ 
ierlichen Fiebers manchmal keinerlei ungünstiger Einfluß auf den N-Stoffwechsel 
nachweisbar. Gelegentlich kommen bei Phthisikern aber auch N-Retentionen 
vor, welche nicht als Ablagerung einer zweckmäßig verwendeten Substanz zu 
deuten sind (analog denen bei Diabetikern). 

In akuten Infektionskrankheiten ist die Proportion ^ im Ham gestört; im 

Scharlach und Typhus ist sie kleiner, in der Angina größer als normal. Die 
abnorme Erniedrigung resp. Erhöhung pflegt die Zeit der Temperaturerhöhung 
nicht unbeträchtlich zu überdauern. 

Herr R. Schütz-Wiesbaden: Zur Kenntnis der bactericiden Darmt&tigkeit. 

Durch Versuche am überlebenden isolierten Katzendarm wurde festgestellt, 
daß die bereits früher vom Redner gefundene bactericide Wirkung den Epi- 
thelien der Darschleimhaut zukommt, und zwar handelt es sich um präformierte 
Schutzstoffe. 


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Kongreß-Bericht 


Herr Muskat-Berlin: Nervöse Störungen nach Plattfuß. 

Die Symptome des Plattfußes können mit nervösen Erkrankungen verwechselt 
werden. Besonders kommen Ischias, Tabes und Neurasthenie in Frage. 

Nur die Kenntnis aller diagnostischen Kennzeichen des Plattfußes kann vor 
Verwechslungen schützen; die Anschauung, daß lediglich das Abflachen des 
Fußgewölbes ein Zeichen von Plattfuß sei, ist irrig. Bei geeigneter Behandlung 
sind sowohl die Plattfußbeschwerden, wie die Erscheinungen, welche irrtümlich 
für »nervöse« gehalten wurden, zu beseitigen. 

Herr Naegeli-Naef-Zürich: Über Bleineurasthenie, eine Parallele zur trauma¬ 
tischen Neurose. 

Der Vortragende berichtet ausführlich über das epidemieartige Auftreten 
von neurasthenischen Symptomen an 7 Patienten mit leichtem Satumismus. Da 
in der Schweiz eine staatliche Versicherung gegen Gewerbekrankheiten besteht, 
so unterlagen die Kranken den gleichen psychischen Schädlichkeiten, wie hier¬ 
zulande die Unfallverletzten. Es entwickelten sich bei ihnen unter dem Einfluß 
von Begehrungsvorstellungen, von Beschuldigungen der Simulation usw., das 
klassische Bild der traumatischen Neurose, während die Bleisymptome immer 
mehr in den Hintergrund traten. 

Herr F. Meyer-Kissingen-Berlin: Fermentwirkungen der Schilddrüse. 

Die Tatsache, daß die Basedowkranken mit vergrößerter Schilddrüse sich 
in Bezug auf den Fettstoffwechsel entgegengesetzt verhalten wie Myxoedematöse 
mit verkrümmter Schilddrüsenanlage, veranlaßte den Vortragenden, von normalen 
Tier- und menschlichen Schilddrüsen Preßsaft zu gewinnen und ihn auf eine 
Fettemulsion (Eigelb) bei Brutschrank wärme ein wirken zu lassen. Die gleichen 
Versuche stellte er dann mit frisch operierten Basedow- und Kolloidkröpfen an. 
Er fand die Abspaltung von Fettsäuren bei Basedowkranken vermehrt, bei 
kolloidhaltigen Kröpfen kaum angedeutet. Er schloß daraus auf eine regu¬ 
lierende Tätigkeit der Schilddrüse im Fettstoffwechsel, vielleicht durch Fermente, 
deren Isolierung auch therapeutisch, zur Entfettung, erwünscht sein dürfte. 

Diskussion. 

Herr Umber-Altona: Alle Organpreßsäfte, nicht nur Schilddrüsensaft, üben 
eine lipolytische Wirkung auf die Eigelbemulsion aus. 

Herr Th. Schilling-Nürnberg: Die Behandlung der chronischen Bronchitis 
und des Bronchialasthmas mit Röntgenstrahlen. 

Der Vortragende bestätigt und ergänzt seine erste, vor drei Jahren auf dem 
Kongreß gebrachte Beobachtung. Von 60 teilweise schweren Erkrankungen 
erzielte er bei 25 °/ 0 Heilung, bei 50 °/ 0 wesentliche Auswurfverminderung 
und vielmonatige Besserung, bei 25 °/ 0 keine Beeinflussung. In vielen Fällen 
trat die Beeinflussung nach jahrelangem Bestehen des Leidens im Anschluß an 
die Röntgenbehandlung auf. Die Besserung bezw. Heilung hält in manchen 
Fällen i —1 1 / 2 Jahre an. Ein Fall von jahrelang bestehenden Bronchiectasien 
ist seit 2 1 / 2 Jahren fast völlig frei von Auswurf und Beschwerden. Kinder 
scheinen den besten Erfolg bei der Röntgenbehandlung aufzuweisen. 

Herr Plönies- Dresden: Die Beziehungen der Magenkrankheiten zu den 
Störungen und Erkrankungen des Circulationsapparates mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung der nervösen Herzstörungen. 

Der Vortragende behauptet, daß aus der Herzgrößenbestimmung ein sicherer 
Rückschluß auf die Magenerweiterung möglich sei. Magengärungsprozesse sollen 
zur Erweiterung von Magen und Herz führen. »Die Herzerweiterungsgröße ist 
uns also ein zuverlässiger trefflicher Indikator für die Größe und Schwere dieser 
von Gärungs- und Zersetzungsprozessen im Magen herrührenden Toxine.« 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 
Eigentfimer and Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin and Wien. 

Draok von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie n. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 1. Juniheft 


1909 Nr. 11 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Mitteilung aus dem physiologischen Institut der Universität Kolozsvär. 

Zur Hydrolyse des Blutfibrins. 

Von 

Dr. B. v. Reinbold, 

Privatdoz., Adjunkt am physiologisch-chemischen Institut der Universität Kolozsvär. 

In der langen Reihe der von E. Fischer, E. Abderhalden und ihren 
Schülern, ferner von Osborne und seinen Mitarbeitern und schließlich von einigen 
anderen Forschem ausgeführten Eiweißhydrolysen besitzen wir zwei Analysen 
des Blutfibrins. Die eine wurde unter der Leitung von Abderhalden von 
Arnold Brunner 1 ) am Blutfibrin, dessen Ursprung in den mir zugänglichen 
Referaten nicht angegeben ist, diezweite von Abderhalden und Voitinovici*) 
am Blutfibrin aus Pferdeblut durchgeführt. Diese zwei Analysen ergaben für die 
im Blutfibrin vorhandenen Monoaminosäuren die folgenden, in der beigefügten 
kleinen Tabelle zusammengestellten Werte 8 ): 



Brunner 

Abderhalden und 
Voitinovici 

Glykokoll 

2,2 

3,0 

Alanin 

3,1 

3,6 

Valin 

vorhanden 

1,0 

Leucin 

13,0 

15,0 

a-Prolin 

2,4 

36 

Phenylalanin 

1,2 

2,5 

Glutaminsäure 

6,6 

10,4 

Asparaginsäure 

1,7 

2,0 

Serin 

vorhanden 

0,3 

Tyrosin 

3,2 

3,5 

Tryptophan 

vorhanden 

— 


Die Abweichungen beider Zahlenreihen sind erstens durch den Umstand, 
daß die angewandte Fis eher sehe Estermethode nur dann einen Vergleich der 
Resultate gestattet, wenn alle Phasen des Verfahrens unter gleichen Bedingungen 
durchgeführt wurden, ferner durch die verschiedene Herkunft des untersuchten 
Fibrins zu erklären. 


J ) Arnold Brunner, Hydrolyse des Blutfibrins, Inaug.-Dissert. Berlin 1905. 
l ) Zeitschrift für physiologische Chemie 1907, Bd. 52, S. 368. 

*) Die Zahlen bedeuten die in 100 g des wasser- Und aschefreien Fibrins gefundenen Gramm¬ 
mengen der Spaltungsprodukte. 

N. F. IV. Jahrg. 26 


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402 


Original-Artikel. 


Das Fibrin isl, wie dies auch von Abderhalden und Voitinovici betont 
wurde, keineswegs als eine chemisch einheitliche Substanz zu betrachten. Es 
muß im Gegenteil hervorgehoben werden, daß wir über den Ursprung des 
Fibrinogens nicht hinreichend unterrichtet sind, und es überhaupt nicht ausge¬ 
schlossen ist, daß das Fibrinogen und demnach auch das Fibrin je nach der 
Art des Tieres, oder dessen physiologischem Zustande, verschieden sein kann. Es 
liegen Angaben 1 ) vor, welche der Auffassung, daß die aus dem Verdauungs¬ 
kanal resorbierten Verdauungsprodukte des Eiweißes zum Aufbau des Fibrinogens 
beitragen, eine gewisse Wahrscheinlichkeit verleihen. 

Etwaige nachweisbare Abweichungen in der Zusammensetzung des Fibrins 
aus dem Blute verschiedener Tierarten (Fleischfresser, Pflanzenfresser) oder aus 
dem Blute von mit verschiedenen — an einzelnen Aminosäuren besonders 
reichen oder armen — Eiweißkörpern ernährten Individuen derselben Tierart, 
würden für einen solchen Zusammenhang des Fibrinogens mit der aufgenommenen 
Nahrung sprechen. 

Auf Grund dieser Betrachtungen fühlte ich mich bewogen, die hydrolytischen 
Spaltungsprodukte des Rinderblutfibrins quantitativ zu bestimmen. 

Gewinnung und Reinigung des Fibrins. 

Dem Tiere eben entnommenes Rinderblut wurde geschlagen, das gewonnene 
Fibrin abwechselnd mit Salzwasser und Leitungswasser bis zur beinahe völligen 
Entfärbung gespült, dann fein zerhackt und mit Salz wasser, Leitungswasser und 
schließlich mit destilliertem Wasser völlig blutfrei gewaschen. Das Präparat 
wurde nun mit kaltem, dann mit heißem Alkohol wiederholt ausgezogen, in 
einem zu diesem Zwecke nach dem Prinzip von Soxhlet konstruierten Ex¬ 
traktionsapparat einen Tag mit Aether behandelt, getrocknet, fein gepulvert, 
mit Alkohol und Aether wiederholt ausgezogen und getrocknet. 

Das fertige Präparat bildete ein blaßgelbes, feines Pulver. Es enthielt 
2,73—2,69 °/<> Wasser und 0,53—0,69 °/ 0 Asche. Die Asche enthielt Na, Ca, Mg 
und Fe zum Teil an HCl, zum größeren Teil aber an Phosphorsäure und 
Schwefelsäure gebunden. 

Das Präparat enthielt 14,14 °/ 0 , oder auf das aschefreie und trockene Fibrin 
bezogen 14,45 °/ 0 Stickstoff. 

Bestimmung des Tyrosins. 

100 g des gepulverten Blutfibrins, entsprechend 96,58 g wasser- und asche¬ 
freier Substanz, wurden mit 300 ccm rauchender Salzsäure durch 6 Stunden am 
Rückflußkühler gekocht. Die resultierende dunkelbraune Flüssigkeit wurde nach 
der Vorschrift von Abderhalden und Teruuchi 2 ) unter vermindertem Druck 
bei niedriger Temperatur wiederholt eingedampft und der Rückstand in etwa 
250 ccm Wasser gelöst, mit konzentrierter Natronlauge beinahe vollständig neu¬ 
tralisiert. Nach Verlauf von 24 Stunden schied sich stark verunreinigtes Tyrosin 
kristallinisch aus, dessen Menge durch spätere Fraktionen nach dem Eindampfen 
der Mutterlauge einen weiteren Zuwachs erhielt. Das rohe Tyrosin wurde aus 


*) A. Mathews, The Origine of Fibrinogen. The American Journal of Physiology Bd. 3, 
S. 52, 1900. 

2 ) Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 48, S. 28, 1906. 


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Original-Artikel. 


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heißem Wasser umkristallisiert, getrocknet, mit Eisessig gewaschen, getrocknet 
und gewogen. 1 ) 

Die Gesamtmenge des mit Eisessig gereinigten Tyrosins betrug nach völligem 
Trocknen 3,294 g, also auf 100 g des wasser- und aschefreien Fibrins bezogen 
3,411 g. 

Das Präparat mußte zur Analyse aus heißem Wasser noch einmal um¬ 
kristallisiert werden. Bei der Analyse 2 ) lieferten 0,1038 g der Substanz 0,2256 g 
CO a und 0,0598 g H a O. 

Berechnet für Gefunden 

C 9 H u NO s 

C 59,67 °/o C 59,27 °/ 0 

H 6,08 % H 6,40 °/o 

Da ein geplanter Vergleich der Fibrinpräparate verschiedener Blutarten eine 
Prüfung der Brauchbarheit der Methode bei der Anwendung möglichst geringer 
Quantitäten notwendig machte, führte ich die Bestimmung des Tyrosins noch 
einmal in 10,1396 g und einmal in 10,3800 g desselben Fibrinpräparates aus. 
Im ersten Falle wurden 0,3410 g, im zweiten 0,3264 g Tyrosin isoliert, seine 
Menge wurde also in 100 g des wasser- und aschefreien Präparats 3,35 resp. 
3,14 °/o gefunden. 

Bestimmung der Glutaminsäure. 

Da die Mutterlauge des auf die beschriebene Weise abgeschiedenen Tyro¬ 
sins reichlich NaCl enthielt, was die Isolierung der Glutaminsäure in Form ihres 
Chlorhydrats stören mußte, wurden 200 g des Fibrins (Wassergehalt = 2,69 °/ 0 
Asche = 0,53 °/ 0 ), entsprechend 193,56 wasser- und aschefreier Substanz, in der 
angegebenen Weise hydrolisiert. Die bei der Hydrolyse entweichenden Gase 
verursachten in einer vorgelegten Barytlösung eine starke Trübung. 8 ) 

Aus der dunkelbraunen Flüssigkeit wurde nach vorherigem Eindampfen das 
Glutaminsäurechlorhydrat in der üblichen Weise in zwei Fraktionen abgeschieden 
und von einem beigemengten schwarzen staubförmigen Körper durch Umkristalli¬ 
sieren aus Wasser befreit. Die Gesamtausbeute an Glutaminsäurechlorhydrat 
betrug 23,60 g, also auf Glutaminsäure umgerechnet und auf 100 g wasser- und 
aschefreien Fibrins bezogen 9,74 g. 


*) Um geringe Verluste beim Waschen mit Eisessig zu vermeiden, empfiehlt es sich, den 
Eisessig vorher mit reinem Tyrosin zu sättigen, wodurch die Auflösung der dem rohen Tyrosin 
beigemengten fremden Aminosäuren — namentlich des Leucins — nicht beeinträchtigt, die des 
Tyrosins aber verhindert wird. 

Ä ) Sämtliche hier mitgeteilte Analysen wurden mit Erlaubnis des Herrn Hofrat Prof. R.Fabinyi 
im chemischen Institut der Universität ausgeführt. Für das liebenswürdige Zuvorkommen gestatte 
ich mir auch hier meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 

*) Es soll bei dieser Gelegenheit bemerkt werden, daß die Kohlensäurebildung nicht sofort, 
sondern erst einige Zeit nach dem Säurezusatz angeht. Wenn man das Fibrin mit verdünnter 
Salzsäure durchtränkt und bei Zimmertemperatur stehen läßt, so wird die Kohlensäureentwicklung 
erst am nächsten Tage bemerkbar. 

Bei der Hydrolyse zeigte sich außerdem noch eine, bisher eingehender nicht gewürdigte 
Erscheinung, welche eine nähere Prüfung verdienen würde. An den kalten Teilen des Rückflu߬ 
kühlers setzte sich ein schwefelgelbes Sublimat fest. Diese Substanz löste sich in Wasser, Essig¬ 
säure und Salzsäure nicht merkbar. Sie löste sich in Laugen mit brauner Farbe auf, die Lösung 
roch stark nach Äthylsulfid und gab mit essigsaurem Blei einen schwarzen Niederschlag. Die 
Menge der Substanz war zu einer eingehenden Prüfung zu gering. 

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404 


Original-Artikel. 


5 g des rohen Glutaminsäurechlorhydrats wurden in Wasser gelöst, mit 
Tierkohle entlärbt und durch die äquimolekulare Menge NaOH zerlegt. Aus 
der eingedampften Lösung kristallisierte die freie Glutaminsäure in drei Frak¬ 
tionen aus, deren erste zur Analyse diente. 

0,0938 g der Substanz lieferten bei der Verbrennung 0,1394 g C0 2 und 
0,0538 g H a O. 

Berechnet für Gefunden: 

C5H9NO4: 

C 40,82 % C 40,53 % 

H 6,12% H 6,37 % 

Bestimmung des Ammoniaks, Glykokolls, Alanins, Valins, Leucins, 
Prolins, Phenylalanins und der Asparaginsäure. 

Die Mutterlauge des Glutaminsäurechlorhydrats wurde mit den entsprechen¬ 
den Waschflüssigkeiten vereinigt bei niedriger Temperatur unter vermindertem 
Druck eingedampft, in absolutem Alkohol aufgenommen und in der üblichen 
Weise zweimal verestert. Aus dem unter vermindertem Druck eingeengten 
Estergemisch schied sich bei starker Abkühlung, nach Impfung mit Glykokoll- 
esterchlorhydrat, eine schwarze Kristallmasse ab, welche zum größten Teile 
aus Ammoniumchlorid bestand, daneben aber auch eine alkohollösliche Substanz 
enthielt. Diese Substanzen wurden durch Auslaugen mit absolutem Alkohol und 
Wasser getrennt. Aus dem alkoholischen Auszug konnte eine Ausscheidung 
von Glykokollesterchlorhydrat auf keinem Wege erreicht werden. Dieser Aus¬ 
zug wurde daher, um Verluste zu vermeiden, mit dem Gemisch der, einer 
weiteren Bearbeitung harrenden Ester vereinigt. 1 ) 

Der wässerige Auszug gab beim Eindampfen einen kristallinischen Rückstand, 
welcher mit Laugen alkalische Dämpfe entwickelte, bei der Lasseigne probe 
sich negativ verhielt und mit Pt Cl 6 schöne Oktaeder von 43,23—43,54% Pt- 
Gehalt lieferte. Die ausgeschiedene Menge des Ammoniumchlorids betrug 7,64 g; 
dies entspricht auf 100 g aschefreies und trockenes Fibrin bezogen 1,25 g NH S . 

Die Mutterlauge des ausgeschiedenen Ammoniumchlorids wurde, damit sie 
von der überschüssigen Salzsäure größtenteils befreit werden könne, bei niedriger 
Temperatur und 11 mg Hg Druck unter Zusatz von absolutem Alkohol wieder¬ 
holt eingedampft. Der Rückstand wurde in absolutem Alkohol gelöst, die Lösung 
auf rund 1000 ccm Volumen gebracht und in 40 ccm dieser Lösung die Chloride 
nach Mohr bestimmt. 2 ) Die gefundene Menge der Chloride wurde auf freie 
Salzsäure bezogen und die übrig gebliebenen 960 ccm der Lösung nach sorg¬ 
fältiger Kühlung im Kältegemisch mit der äquivalenten Menge einer alkoholischen 
Lösung von frisch bereitetem Natriumäthylat versetzt. 

Die Flüssigkeit wurde vom abgeschiedenen NaCl scharf abgenutscht und 
mit wenig absolutem Alkohol nachgewaschen. Zwischen der Saugflasche und 
der Wasserstrahlluftpumpe war eine Gaswaschflasche mit konzentrierter Salz¬ 
säure eingeschaltet, in welcher sich während des Absaugens 0,08 g NH 4 C1 an¬ 
sammelten. 

J ) Die in Alkohol und Wasser unlösliche schwarze Substanz erwies sich bei der Probe von 
Lasscigne als stickstoffhaltig, ihre Menge war jedoch zu einer eingehenden Prüfung zu gering. 

*) Da zur Bestimmung der Chloride 4 / 1000 Teile der Gesamtmenge verbraucht wurden, sind 
alle Zahlen der späteren Analyse auf 185,8 g trockenes, aschefreies Fibrin zu beziehen. 


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Original-Artikel. 


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Die alkoholische Lösung der freien Ester wurde nun nach E. Fischer der 
fraktionierten Destillation unterworfen. 1 ) Die erste Fraktion wurde dabei direkt 
in konzentrierter Salzsäure aufgefangen, um das Entweichen des noch vor¬ 
handenen Ammoniaks zu verhindern. 

Es wurden folgende Fraktionen erhalten: 

i. bis 40° C (Temperatur des Wasserbades) Druck 11 mm Hg. Kühlung 
mit Wasserstrahl. 

II. bis 60° C (Temperatur des Wasserbades) Druck 11 mm Hg. Kühlung 
mit einer Kältemischung. 

III. bis 110° C (Temperatur des Ölbades) Druck 11 mm Hg. Kühlung mit 
einer Kältemischung. 

IV. bis 110° C (Temperatur des Ölbades) Druck 0,2 mm Hg. Kühlung mit 
fester Kohlensäure und Aether. 

V. bis 180° C (Temperatur des Ölbades) Druck 0,2 mm Hg. Kühlung mit 
fester Kohlensäure und Aether. 

I. Fraktion (40° C; 11 mm Hg Druck). 

Das in konzentrierter Salzsäure aufgefangene Destillat wurde unter ver¬ 
mindertem Druck eingedampft und die ausgeschiedenen Salze in drei Fraktionen 
gesammelt. Sie bestanden beinahe ausschließlich aus Ammoniumchlorid, nur 
die letzte enthielt Spuren von organischen Substanzen. Die Platinchloridver¬ 
bindungen der beiden ersten Fraktionen enthielten 42,98 resp. 43,40 °/ 0 Pt. In 
der ganzen Menge des Destillats wurden also — die beim Filtrieren aufge¬ 
fangenen 0,08 g mitgerechnet — 3,04 g Ammoniumchlorid gefunden, was auf 
100 g des trockenen und aschefreien Fibrins bezogen 0,520 g entspricht. 

II. Fraktion (60° C; 11 mm Hg Druck). 

Die Hälfte des Destillats wurde mit Salzsäure angesäuert und im Wasser¬ 
bade eingedampft. Der so gewonnene wasserklare Syrup wurde in absolutem 
Alkohol gelöst und mit trockenem HCl gesättigt. Nach starker Kühlung und 
Impfen mit Glykokollesterchlorhydrat, schieden sich zuerst 0,62 g, später noch 
0,35 g dieser Substanz aus. Nach einmaligem Umkristallisieren waren die 
Kristalle analyserein und hatten den Schmelzpunkt 144° C (korr.). 

0,0972 g der Substanz lieferten bei der Verbrennung 0,1210 g CO a und 
0,0599 g H a O. 

Berechnet für Gefunden: 

C 4 H 10 NO 2 Cl: 

C 34,38 °/ 0 C 33,95 °/ 0 

H 7,14 % H 6,84 o/ 0 

Die isolierte Menge des Glykokollesterchlorhydrats entsprach auf 100 g 
trockenes aschefreies Fibrin berechnet 0,564 g Glykokoll. 

Die andere Hälfte des Destillats wurde durch Kochen mit destilliertem 
Wasser verseift. Da die Flüssigkeit nach der Verseifung noch immer alkalische 
Dämpfe entwickelte, wurden diese abdestilliert und in konzentrierter Salzsäure 
aufgefangen. Das salzsaure Destillat lieferte beim Eindampfen 0,05 g NH 4 C1, 
entsprechend 0,02 g NH 3 . Der neutral reagierende Destillationsrückstand wurde 
vollkommen eingedampft und mit absolutem Alkohol ausgezogen. Die zurück- 

*) Unter Anwendung der rotierenden Quecksilber-Luftpumpe von Gaede. 


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Original-Artikel. 


gebliebene kristallinische Substanz wog 1,54 g; sie wurde durch Umkristallisieren 
aus Wasser in die folgenden Fraktionen geteilt. 

a) 0,240 g Schmelzpunkt 289—290° C (unkorr., zers.) 

b) 0,634 g „ 241—243° C 

c) 0,431 g „ 232—235° C 

Diese Substanz bestand aus einer Reihe von Aminosäuren. Die Bestimmung 
der einzelnen Komponenten solcher Gemische kann bekanntlich mit Hilfe ihrer 
Isolierung durch fraktioniertes Kristallisieren und durch Wägung geschehen. 
Da aber eine derartige Isolierung der einzelnen Aminosäuren nicht ohne erheb¬ 
liche Verluste durchgeführt werden kann, fühlte ich mich veranlaßt, eine andere 
Methode zu ihrer quantitativen Schätzung zu suchen. Dies erschien im ge¬ 
gebenen Falle umso mehr angezeigt, da bei den kleinen Mengen der mir zur 
Verfügung stehenden Fraktionen schon geringe Verluste das Resultat erheblich 
beeinflussen könnten. 

Als Grundlage der gewählten Methode diente die Betrachtung, daß Unter¬ 
schiede in der Zusammensetzung von Aminosäure-Gemischen sich unbedingt im 
Kupfergehalt der Kupfersalze solcher Gemische kundgeben müssen. Wenn im 
Gemische bloß zwei Aminosäuren vorhanden sind, so wird der zu erwartende 
Kupfergehalt seines Kupfersalzes durch die Gleichung 


°/o Cu = 


aa + ß b 
100 


ausgedrückt, worin a die vorhandene Menge des einen Kupfersalzes vom pro¬ 
zentischen Kupfergehalt, a und b die vorhandene Menge des zweiten Kupfer¬ 
salzes vom Kupfergehalt 0, °/ 0 Cu den prozentischen Kupfergehalt des Kupfer¬ 
salzgemisches bedeuten. 

Die prozentischen Mengen der beiden Kupfersalze a und b in einem Kupfer¬ 
salzgemische vom Kupfergehalte °/ 0 Cu ergeben sich aus den Gleichungen 

iooqc.-« und 

CI —ji 

b = 100 —a 

Die den Kupfersalzen a und b entsprechenden Mengen der betreffenden 
Aminosäuren können durch die Gleichungen 


A = a. - w -, bezw. 
M a 


ausgedrückt werden, worin M das Molekulargewicht der betreffenden Amino¬ 
säuren (A oder B) resp. der Kupfersalze (a oder b) bedeutet. 


Für die Ausdrücke 


2Mj 

Mi 


und 


2 Mb. 

STb 


sollen der Einfachheit halber die Be¬ 


zeichnungen k a und kb eingeführt werden. 

Die prozentischen Mengen der Aminosäuren in ihrem ursprünglichen Ge¬ 
mische lassen sich aus der Proportion 


Demnach 


a.k a + b.kb:a.k a = 100: A 


A 


100 a. k a 
a. k a b. k b 


■, oder 


berechnen. 


wenn man die für a und b berechneten Werte einführt 


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Original-Artikel. 


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A = 


100 


i k - 1 «-* t \ 

+ k. Vi.cu-ß ') 


Für Gemische von Valin (A) und Leucin (B), wird der Bruch 


k b _ 295,9X262,4 
k a ~ 234,2X323,9 


dessen Logarithmus = 0,01010, die Differenz a — ß = 1,86, deren Logarithmus = 
0,26951 und schließlich ß = 19,63 sein. 

Die Formel gestaltet sich also folgendermaßen 


og. °/ 0 Valin = 2 — log. Lnum. Rog. Fnum. [ 0,26951 — log (°/ 0 Cu — 19,63)] 

-Q + o,oioioj + il 

Für Gemische von Alanin (A) und Valin (B) 


kb 

k a 


224,2 X 239,8 


295,9 X 178,2 1 l ° S (k a ) ~ °’ 02739 ’ a ß- 5 ’ 03 ’ 
log ( a — ß) = 0,70157, ß = 21,49 


Demnach 

log °/ 0 Alanin = 2 — log Fnum Rog Fnum [0,70157 — log (°/ 0 Cu — 21,49)] — 1J 

+ 0,027391 + 1J 

Auf Grund dieser Beobachtungen war ich nicht bestrebt aus den Gemischen 
von Leucin, Valin und Alanin die einzelnen Aminosäuren quantitativ zu isolieren. 
Es sollten nur solche Fraktionen gewonnen werden, welche mit großer Wahr¬ 
scheinlichkeit nicht mehr als zwei dieser Körper enthalten. Die Zusammen¬ 
setzung dieser Fraktionen wurde dann durch die Analyse ihrer Kupfersalze 
ermittelt. 

0,1 g der zu prüfenden Fraktion wurde, je nach der Löslichkeit der zu er¬ 
wartenden Kupfersalze, in mehr oder weniger aber immer überschüssigem absolut 
reinem destillierten Wasser gelöst, die Lösungen mit einem geringen Überschuß 
von feuchtem CuO 1—2 Minuten gekocht und durch doppelt gefaltetes gutes 
Filtrierpapier sorgfältig filtriert. Die vollkommen klare blaue Lösung wurde 
am Wasserbade völlig eingedampft, der Rückstand sorgfältig gesammelt, zer¬ 
rieben und bei 125° C getrocknet. Der Kupfergehalt dieses Kupfersalzgemisches 
wurde durch das Verbrennen eines abgewogenen Teiles desselben und Wägung 
des Kupferoxyds bestimmt. 

Bei diesem Verfahren ist für die völlige Reinheit des destillierten Wassers 
und des Kupferoxyds, sowie für das vollständige Auslaugen der schwerlöslichen 
Kupfersalze (besonders des Leucinkupfers) aus dem Überschuß des Kupferoxyds 
Sorge zu tragen. 

Aus den oben angegebenen Fraktionen wurden Kupfersalze mit einem 
Kupfergehalte von a) 21,06 °/ 0 

b) 23,57% 

c) 26,44% 

erhalten. 

Da das Leucinkupfer 19,63%, das Valinkupfer 21,49 °/ 0 , das Alaninkupfer 
26,52 % Cu enthalten, kann die Fraktion a, als ein Gemisch von Leucin und 
Valin, die Fraktionen b und c, als solche von Valin und Alanin betrachtet werden. 
Ihre quantitative Zusammensetzung kann mit Hilfe der oben angegebenen Formeln 
folgends berechnet werden: 


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Original-Artikel. 


Valin 

a) 76,45 o/o = 0,18 g 


Leucin 

23,56% = 0,06 g 
Alanin 


b) 60,16% = 0,38 g 39,84% = 0,25 g 

c) 1,67 o/ 0 = 0,03 g 98,38 % = 0,40 g 

oder auf 100 g ascheffeies und trockenes Fibrin berechnet: 0,06 g Leucin, 0,63 g 
Valin und 0,70 g Alanin. 


III. Fraktion (110° C; 11 mm Hg Druck). 

Das Destillat wurde mit dem fünffachen Volumen Wasser verseift, zur 
Trockne eingedampft und mit absolutem Alkohol ausgezogen. Der kristalli¬ 
nische Rückstand (12,72 g) wurde aus Wasser in vier Fraktionen umkristallisiert. 
Das Gewicht, sowie der Schmelzpunkt dieser Fraktionen ist aus den folgenden 
Daten zu ersehen. 


Gewicht 

Schmelzpunkt 

Cu-Gehalt des 


(unkorr., zersetzt) 

Kupfersalzes 

a) l,H4g 

270» C 

20,60 ®/o 

b) 6,438 g 

260® C 

21,58 ®/ 0 

c) 2,419 g 

260« C 

22,15 % 

d) 2,753 g 

231® C 

26,57 ®/ 0 


Der Kupfergehalt der Fraktion a steht zwischen dem des Leucinkupfers 
und des Valinkupfers. Die Fraktion wurde durch weiteres Umkristallisieren in 
3 weitere Fraktionen zerlegt, deren erste und letzte möglichst klein bemessen 
wurden, um die am wenigsten und am meisten löslichen Produkte möglichst rein 
zu erhalten. Diese Teilfraktionen lieferten Kupfersalze vom Kupfergehalte 
19,70, 19,82, 20,15 %. Die Fraktion a war demnach mit Recht als ein Gemisch 
von Leucin und Valin zu betrachten. 

Aus dem Kupfergehalte ihres Kupfersalzes (20,60 %) berechnete sich die 
Zusammensetzung Valin 51,55 % = 0,574 g 

Leucin 48,45% = 0,540 g 

2 g der Fraktion b wurden durch Umkristallisieren in 5 kleinere Fraktionen 
geteilt und der Kupfergehalt von deren Kupfersalze bestimmt. 



Ge¬ 
wicht 
in g 

| Wieviel % der 
umkristallisier¬ 
ten Substanz 

*/: 

CJ Ui 

3 Js 

'rt w 

O G.— 

1 L. 

Prozent. Zusammen¬ 
setzung berechnet aus 
dem Cu-Gehalt des 
Kupfcrsalzes 

Leucin | Valin | Alanin 

Gehalt an d. einzelnen 
Aminosäuren ausge- | 
drückt in Prozenten 
der ganzen Fraktion b 

Leucin | Valin | Alanin 

Verloren 


_ <vT~ 

5,50 

19.76 

77.28 

22,72 

— 

4,25 

*,25 

— 

— 

ß; 

0,53 

26,50 

20,97 

28,42 

71,58 

— 

7,53 

18.97 

1 — 

— 

Y M 

0,53 

26,50 

20,92 

32,15 

67,85 

— 

8,52 

17,98 

i _ 

i 

— 

cf., 

0,43 

21,50 

21,74 

— 

99,81 

1 0,19 

— 

21,46 

1 °’° 4 

— 


0,21 

10,50 

22,59 

— 

81.97 

| i 8 >o 3 

— 

8,61 

| 1,89 

— 

Verloren 

0,19 

9,50 

— 

— 

— 


— 

— 


9,50 






Zusammen: 

20,30 

68,27 I 

L 93 

9,50 


ioo 

Die Fraktion b enthielt also 20,30% = 1,31 g Leucin, 68,27 % = 4,40 g Valin 
und 1,93% = 0,12g Alanin; 9,50% = 0,61 g sind bei dem Umkristallisieren ver¬ 
loren gegangen. 


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409 


Ein Teil der Fraktion c wurde durch Umkristallisieren in zwei Teile ge¬ 
schieden, welche Kupfersalze von 21,86 °/ 0 resp. 23,60 °/ 0 Kupfergehalt lieferten. 
Diese Fraktion konnte also mit Recht flir ein Gemisch von Valin und Alanin 
gehalten werden. Ihre Zusammensetzung berechnete sich aus dem Kupfer¬ 
gehalte 22,15 °/ 0 für Valin: 87,68 °/ 0 = 2,12 g 

Alanin: 12,42 °/ 0 = 0,30 g 

Der Kupfergehalt des Kupfersalzes der Fraktion d stimmt sehr gut mit dem 
des Alaninkupfers überein. Diese Fraktion konnte also als reines Alanin an¬ 
gesprochen werden. 

Die Zusammensetzung des alkoholunlöslichen Teiles der ganzen III. Fraktion 
berechnet sich also folgendermaßen: 


Leucin 

Valin 

Alanin 

a) 0,594 

0,520 

— 

b) 1,601 

4,081 

0,145 

c) — 

1,147 

1,272 

d) - 

0,049 

2,704 


Zusammen 2,195 5,797 4,121 

Diese Mengen entsprechen auf 100 g aschefreies, trockenes Fibrin bezogen 

1,181 g Leucin 
3,120 g Valin und 
2,218 g Alanin. 


IV. Fraktion (110° C; 0,2 mm Hg Druck). 

Das mit Wasser verseifte Destillat wurde vollständig eingedampft und der 
Trockenrückstand mit heißem absolutem Alkohol ausgezogen. Der alkohol¬ 
unlösliche Rückstand (4,22 g) wurde in drei Fraktionen geteilt und der Kupfer¬ 
gehalt dieser Fraktionen bestimmt: 

Gewicht in g Schmelzpunkt 

(unkorr., zersetzt) 

a) 1,355 280—281° C 

b) 2,063 280—296° C 

c) 0,486 264° C 

Verloren 0,316 

Sämtliche Fraktionen sind demnach als Gemische von Leucin und Valin auf¬ 
zufassen. Die Rechnung ergibt die folgende quantitative Zusammensetzung: 

Valin Leucin 

a) 42,45 °/ 0 = 0,575 g 57,55 °/ 0 = 0,780 g 

b) 79,18 % = 1.634 g 20,82 °/ 0 = 0,329 g 

c) 77,52 °/ 0 = 0,377 g 22,48 °/ 0 = 0,109 g 

Der alkoholunlösliche Rückstand der ganzen IV. Fraktion enthielt also 2,586 g 

Valin und 1,218 g Leucin, was auf 100 g trockenes, aschefreies Fibrin bezogen 
1,392 g Valin und 0,656 g Leucin entspricht. 


Cu-Gehalt des 
Cu-Salzes in °/ 0 
20,46 
21,11 
21,08 


Alkoholische Auszüge der III. und IV. Fraktion. 

Die aus den Fraktionen III und IV gewonnenen alkoholischen Auszüge 
wurden bei niedriger Temperatur unter vermindertem Drucke eingedampft und 
mit absolutem Alkohol wiederholt ausgezogen. Es hinterblieb ein alkohol¬ 
unlöslicher Rückstand von 1,5, in welchem in der geschilderten Weise 0,26 g 
N. P. IV. Jahr*. 27 


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410 


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Leucin, 0,63 g Valin und 0,48 g Alanin gefunden wurden. Diese Mengen ent¬ 
sprechen, auf 100 g trockenes und ascheffeies Fibrin bezogen 0,14 g Leucin, 
0,34 g Valin und 0,26 g Alanin. 

0,1350 g des aus den Fraktionen II, III und IV rein dargestellten Leucins 
lieferten bei der Analyse 0,2711 g CO a und 0,1204 g H a O. 

Berechnet für Gefunden: 

C 6 H 13 NO a : 

C 54,96 o/o C 54,77 °/ 0 

H 9,92 °/ 0 H 9,91 °/ 0 

0,0598 g des Alanins lieferten bei der Verbrennung 0,0871 g C und 0,0406 g H 2 0. 

Berechnet für Gefunden: 

C 3 H 7 NO a : 

C 40,45 o/o C 39,72 °/ 0 

H 7,87 o/o H 7,54 o/ 0 

Aminovaleriansäure konnte in analysereinem Zustande nicht isoliert werden; 
sogar das anscheinend reinste Präparat ergab Werte, welche zwischen den für 
Valin und Alanin lagen. 

Der alkoholische Auszug wurde vorsichtig eingedampft, der Rückstand in 
Wasser aufgelöst und mit überschüssigem CuO gekocht. Die filtrierte Lösung 
wurde unter vermindertem Druck bei niedriger Temperatur eingedampft und 
der Trockenrückstand mit absolutem Alkohol ausgezogen. Es wurden 1,45 g 
alkoholunlösliches und 4,14 g alkohollösliches Kupfersalz erhalten. Das alkohol¬ 
unlösliche Kupfersalz verlor, bei 130° C getrocknet 10,86 °/ 0 Kristallwasser, das 
wasserfreie rotviolette Salz enthielt 22,00 °/ 0 Cu. Da das r-Prolinkupfer 10,99 °/ 0 
Kristallwasser und 21,92 °/ 0 Kupfer enthält, kann das Präparat mit dieser Substanz 
identifiziert werden. 

Das alkohollösliche Salz wurde durch H 2 S zerlegt. Die filtrierte Lösung 
gab nach dem Eindampfen einen schwer kristallisierbaren Rückstand, welcher 
in Wasser wieder gelöst und durch Erhitzen mit Baryt im Autoklav razemisiert 
wurde. Die Lösung hinterließ beim Eindampfen nach dem Entfernen des Baryts 
durch Schwefelsäure einen kristallinischen Rückstand, welcher einmal aus Wasser 
umkristallisiert und einmal aus Alkohol durch Äther gefallt wurde. Das Kupfer¬ 
salz des so gereinigten Präparats zeigte die Eigenschaften des r-Prolin-Kupfers. 

Die gefundene Menge (1,45 g) des alkoholunlöslichen Kupfersalzes entsprach 
0,97 r-Pfolin und die des alkoholischen Kupfersalzes (4,14 g), 3,24 g optisch 
aktivem Prolin. Die Gesamtmenge des Prolins betrug also 4,21 g, oder auf ICK) g 
trockenes, aschefreies Fibrin umgerechnet 2,27 g. 

V. Fraktion (180° C; 0,2 mm Hg Druck). 

Das Destillat wurde verdünnt und mit Äther wiederholt ausgezogen, 
a) Ätherischer Auszug. 

Die ätherische Lösung wurde mit destilliertem Wasser ausgeschüttelt, dann 
mit Salzsäure angesäuert und eingedampft. Der Rückstand wurde über CaO 
getrocknet und gewogen. Die erhaltenen 8,2 g rohen Phenylalaninchlorhydrats 
entsprachen 6,69 g oder auf 100 g trockenes und aschefreies Fibrin umgerechnet 
3,60 g Phenylalanin. 

Die rohe Substanz wurde aus heißer Salzsäure umkristallisiert, gelöst und 
mit NH 3 zerlegt. Der Trockenrückstand dieser Lösung wurde durch Behandlung 


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411 


mit eiskaltem Wasser vom Ammoniumchlorid befreit, der Rückstand in warmem 
Wasser gelöst und mit Alkohol in mehreren Fraktionen gefällt. 

0,1013 g der Substanz gaben bei der Verbrennung 0,2387 g C0 2 und 0,0603 g 

h 2 o. 

Berechnet für Gefunden: 

C 9 H n N0 2 : 

C 65,45 % C 64,26 °/ 0 

H 6,66 o/o H 6,61 °/ 0 


b) Wässerige Lösung. 

Die wässerigen Lösungen wurden vereinigt und mit überschüssigem Baryt 
verseift. Aus der Lösung schied sich eine organische Substanz in Kristallen 
aus. Diese Substanz wurde von der Mutterlauge getrennt und durch Schwefel¬ 
säure vom Baryt befreit. Das schwefelsaure Baryt wurde sorgfältig ausgekocht 
und nachgewaschen. Durch das Eindampfen der wässerigen Lösungen wurden 
0,7 g Asparaginsäure erhalten, welche Menge auf 100 g trockenes und asche¬ 
freies Fibrin berechnet 0,39 g entsprach. Das Präparat konnte nach einmaligem 
Umkristallisieren analysiert werden. 

0,1053 g der Substanz gaben bei der Verbrennung 0,1408 g C0 2 und 
0,0526 g H 2 0. * 

Berechnet für Gefunden: 

C 4 H 7 N0 4 : 

C 36,09 °/o C 36,46 °/ 0 

H 5,26% H 5,55% 

Eine weitere Ausscheidung von Asparaginsäure aus der vom Baryt be¬ 
freiten und eingeengten Mutterlauge war nicht zu erreichen. Ebensowenig war 
nach Sättigung mit Salzsäure eine Ausscheidung von Glutaminsäurechlorhydrat 
zu erzielen. Die Lösung wurde durch Bleioxyd von der Salzsäure und durch 
H 2 S vom Blei befreit, filtriert und eingeengt. Die Lösung des Rückstandes 
reagierte alkalisch und gab mit CuO eine tiefblaue Lösung, aus welcher sich 
ein schmutzig-grün gefärbter Körper mit dem Kupfergehalt von 19,09 % ausschied. 
Der größte Teil des Kupfersalzes löste sich in Wasser sehr leicht mit dunkel¬ 
blauer Farbe, kristallisierte beim Eindampfen nicht und konnte mit Alkohol ge¬ 
fällt werden. Der Kupfergehalt dieses Salzes betrug 22,88%, er entsprach also 
dem des Serinkupfers. Ein Teil des Kupfersalzes wurde durch H 2 S zerlegt. 
0,0838 g des dabei erhaltenen weißen Körpers lieferten bei der Verbrennung 
0,1067 g C0 2 und 0,0523 H a O. Die Substanz enthielt also 34,73 % C und 6,93 % H, 
was der Zusammensetzung des Serins (C 3 H 7 N0 3 ; 34,29 % C und 6,67 % H) ziem¬ 
lich nahe kommt. 

Bestimmung der Arginin-Lysin-Histidin-Gruppe. 

Der Rückstand nach dem Abdestillieren der Aminosäureester stellte eine 
braune, in heißem Zustande flüssige, in der Kälte aber völlig erstarrende Masse 
von 107 g Gewicht dar. Der größte Teil dieser Masse konnte durch alkoho¬ 
lische Barytlösung in der Wärme gelöst werden. Einige Gramme des Destillations-' 
rückstandes blieben ungelöst und ein geringer Teil schied sich bei der Abkühlung 
der Lösung aus. Die Lösung wurde mit Schwefelsäure vom Baryt befreit, ab¬ 
filtriert und der Niederschlag mit heißem Wasser wiederholt ausgelaugt. Die 
vereinigten wässerigen Lösungen — etwa 3 Liter — wurden mit einer konzen- 

27* 


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412 


Original-Artikel. 


trierten Lösung von etwa 300 g Phosphorwolframsäure behandelt. Die Menge 
der Phosphorwolframate betrug im lufttrockenen Zustande 217 g. 

Die durch Phosphorwolframsäure gefällte Flüssigkeit wurde zuerst durch 
Ba(OH 2 ) vom Überschuß dieser Säure, dann durch Schwefelsäure vom über¬ 
schüssigen Baryt befreit, die Niederschläge stets gut ausgewaschen und die 
Waschflüssigkeiten mit den entsprechenden Filtraten vereinigt Die vom Baryt 
befreite Lösung ließ beim Eindampfen einen braunen syrupartigen Rückstand 
zurück, welcher sich mit Milions Reagens intensiv rot, mit CuO gekocht tief¬ 
blau färbte. Dieser Rückstand wurde in 100 ccm Wasser gelöst und je 2 ccm 
der Lösung zur Bestimmung des Stickstoffs nach Kjeldahl verwendet. Die 
Bestimmungen zeigten, daß der Rückstand 2,491 g, oder auf 100 g des trockenen 
und aschefreien Fibrins berechnet 1,341 g N in durch Phosphorwolframsäure 
nicht fällbaren Verbindungen enthielt. Dieses N mag, außer einigen sekundären 
Produkten, den nicht überdestillierten Aminosäureestem und den aus diesen 
während der Destillation freigewordenen Aminosäuren entsprechen. Aus diesem 
Stickstoff muß die auf das vorhandene Tyrosin fallende Menge (0,26 g) abgezogen 
werden; auf die nicht bestimmten Aminosäuren fällt demnach 1,08 g, was ganz 
willkürlich auf Leucin berechnet 10,09 g dieser Aminosäure entspricht. 

Der Stickstoff der ausgefällten Phosphorwolframate wurde ebenfalls bestimmt 
und im Ganzen 6,293 g, oder auf 100 g trockenes und ascheffeies Fibrin bezogen, 
3,387 g gefunden. Da die Fällung in einer sehr verdünnten Lösung ausgeführt 
wurde, die Monaminosäuren aber laut älteren Erfahrungen und nach den neueren 
Versuchen von Levene und Beatty 1 ) nur aus ihren konzentrierten Lösungen 
durch sehr konzentrierte Phosphorwolframsäurelösungen gefällt werden, kann 
diese Stickstoffmenge ganz auf die Arginin-Lysin-Histidin-Gruppe bezogen wer den 
Sie entspricht auf 100 g ascheffeies und trockenes Fibrin bezogen und willkür¬ 
lich auf Arginin berechnet 13,25 g dieses Körpers. 

Arginin, Lysin und Histidin wurden in den Phosphorwolframaten qualitativ 
nachgewiesen. 

Zusammenfassung. 

Die auf 100 g trockenes, aschefreies Fibrin bezogenen Mengen der gefun¬ 
denen Produkte und deren Stickstoffgehalt sind in der folgenden kleinen Tabelle 
zusammengestellt: 

Menge des Spaltungs- Stickstoffgehalt des 
Produktes in g Spaltungsproduktes in g 


Ammoniak.1,79 1,47 

Glykokoll. 0,56 0,10 

Alanin.1.18 0,18 

Valin. 5,48 0,66 

Leucin. 1,98 0,21 

«-Prolin. 2,27 0,27 

Serin. vorhanden — 

Tyrosin.3,41 0,26 

Phenylalanin. 3,60 0,30 

Glutaminsäure. 9.74 0.93 


Übertrag 30,01 4,38 


l ) Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 47, S. 148, 1096. 


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Menge des Spaltungs¬ 
produktes in g 
Übertrag 30,01 

Asparaginsäure.0,39 

Nicht bestimmte Monoaminosäuren lOjOd 1 ) 
Arginin-Lysin-Histidin-Gruppe . . 13,25 2 ) 

Zusammen 53,74 


Stickstoffgehalt des 
Spaltungsproduktes in g 
4,38 
0,04 
1,08 

_ 3,39 

8,89 


Die gefundenen Mengen an Glutaminsäure und Tyrosin stimmen mit den 
Zahlen von Abderhalden und Voitinovici 3 ), die an Prolin mit der Angabe 
Brunners 4 ), ziemlich gut überein. Dagegen zeigen die Angaben über die 
Mengen des Glykokolls, Alanins, Valins, Leucins, Phenylalanins und der Asparagin¬ 
säure bedeutende Unterschiede. Es fällt vor allem die von mir gefundene ge¬ 
ringe Menge des Leucins, sowie auch die überwiegende Quantität des Valins auf. 
Außer dem Leucin wurden auch das Glykokoll, das Alanin und die Asparagin¬ 
säure in erheblich geringeren Mengen gefunden. Außer dem Valin fand sich 
auch das Phenylalanin in größerer Menge vor, als bei Brunner, oder bei Abder¬ 
halden und Voitinovici. 

Die Ursache dieser Abweichungen kann zum Teil in der Verschiedenheit des 
Ausgangsmaterials liegen, andererseits aber kann der Einfluß der angewandten 
Methodik nicht geleugnet werden. 

Brunner, sowie Abderhalden und Voitinovici haben die Ester aus ihren 
Chlorhydraten mit K 2 C0 3 in Freiheit gesetzt und mit Äther ausgezogen, während 
in den vorliegenden Untersuchungen dies nach einer späteren Vorschrift von 
Abderhalden durch den Zusatz von Natriumäthylat ausgeführt wurde. 

Der Unterschied im gegenseitigen Verhältnis des Alanins, Valins und Leucins 
kann wahrscheinlich auf die Anwendung der Kupfersalzmethode zurückgeführt 
werden. Die Trennung dieser Aminosäuren kann durch fraktionierte Kristalli¬ 
sierung kaum ohne eine gewisse Willkürlichkeit geschehen. Das Valin schließt 
sich den angrenzenden Fraktionen besonders gerne an. Es ist von diesen so 
schwer zu trennen, daß es mir gar nicht gelang, diese Aminosäure in analyse¬ 
reinem Zustande zu gewinnen. Die Möglichkeit, daß ein Teil dieser Substanz 
sich an das Leucin oder Alanin anschließend der Bestimmung entgeht, ist gar 
nicht ausgeschlossen. Dagegen kann bei der befolgten Kupfersalzmethode leicht 
die Menge des Valins auf Kosten der des Leucins größer erscheinen. 

Die Arginin-Lysin-Histidin-Gruppe des Fibrins wurde bisher noch nicht ge¬ 
nügend beachtet. Der hohe Gehalt des Destillationsrückstandes an durch Phos¬ 
phorwolframsäure fällbaren Stickstoff, welcher 13,25 Arginin oder 17,56 °/ 0 Histi¬ 
din entspricht, ist jedenfalls höchst auffallend. Dieser Befund, welcher jedoch 
noch näher geprüft werden muß, kann als Hinweis auf Beziehungen des Fibrins 
zur Gruppe der Histone betrachtet werden. 

Die vorliegenden Untersuchungen geben, da die einzelnen Resultate von den 


J ) Aus dem Stickstoffgehalt des durch Phosphorwolframsäure nicht fällbaren Teiles des 
Destillationsrückstandes nach Abzug des auf das Tyrosin fallenden Anteils willkürlich als Leucin 
berechnet. 

8 ) Aus dem Stickstoffgehalt des durch Phosphorwolframsäure fällbaren Teiles des Destillations¬ 
rückstandes, willkürlich als Arginin berechnet. 

*) A. a. O. 

4 ) A. a. O. 


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älteren Angaben zum Teil bedeutend abweichen und die Kupfersalzmethode noch 
eine kritische Prüfung beansprucht — über die Zusammensetzung des Fibrins 
noch keinen endgültigen Aufschluß. Soviel kann jedoch als bewiesen gelten, daß 
der Gehalt des Fibrins aus Pferde- und Rinderblut an Tyrosin, Glutaminsäure 
und Prolin keine großen Unterschiede aufweist. Die Entscheidung dessen, wie 
weit die bei den anderen Aminosäuren gefundenen Unterschiede mit der Art 
der Tiere, oder mit ihrer Ernährung Zusammenhängen, muß von weiteren Ver¬ 
suchen erwartet werden. 


Alkoholismus als Entstehungsupsache der Lebercirrhose* 

Übersichtsreferat 

von 

Kurt Boas, Berlin. 

(Schluß.) 

II. Experimentelle Beobachtungen. 

Im Anschluß an die klinischen Beobachtungen soll im Folgenden kurz auf 
die experimentellen Beweise eingegangen werden, die für die alkoholistische 
Aetiologie der Lebercirrhose beigebracht worden sind, unter Anlehnung an die 
ausgezeichnete Übersicht von Fischler (64). Die mit kleinen Alkoholmengen 
angestellten Versuche von Dahlström (69), Duchek (70), Kremiansky (71), 
Magnan (72, 73), Rüge (74), Strassmann (75), Mairet und Combemale (76) 
ergaben geringfügige Veränderungen des Leberparenchyms. 

Strauss undBlocq(77) experimentierten an 24 Kaninchen, denen per Magen¬ 
sonde täglich erhebliche Alkoholquantitäten zugeführt wurden. Die Tiere lebten 
etwa 3—4 Monate, vereinzelte auch 7—12 Monate. Die histologische Unter¬ 
suchung der Leber ergab keine wesentliche Organveränderung. 

In anderem Sinne fielen die Versuche von Zenon-Pupier (78) aus. Er 
konnte bei Hühnern und Kaninchen durch Injektion von Rot- und Weißwein 
experimentell Infiltration des interstitiellen Bindegewebes erzeugen. Zu dem¬ 
selben Resultate gelangte auch Afanasiew (79), der Alkohol in die Vena portarum 
injizierte und cirrhotische Erscheinungen an der Leber hervorrufen konnte. 

v. Kahlden (80) hat an einer größeren durch mehrere Monate sich er¬ 
streckenden Versuchsreihe diese Resultate nicht bestätigen können, fand vielmehr, 
daß trotz langer Zeitdauer und hoher Dosen keine Lebercirrhose hervorzurufen 
war. Fischler (64) hat den Eindruck, v. Kahlden habe seine Versuche zu 
gering angeschlagen. 

Zu genau entgegengesetzten Ergebnissen kam de Rechter (81). Er experi¬ 
mentierte an einem Kaninchen, das 5 J / 2 Monate fortgesetzten Alkoholintoxikationen 
ausgesetzt war, mit folgendem Sektionsbefund: Ascites, deutliche Hypertrophie 
des Bindegewebes. Ein zweiter Versuch an einem Hunde fiel in demselben 
Sinne aus. In beiden Fällen war die Atrophie und Degeneration der Leber¬ 
zellen ausgesprochen. 

Mertens (82) fand bei Kaninchen, die längere Zeit einer Alkohol gesättigten 
Atmosphäre ausgesetzt waren, typische cirrhotische Veränderungen des Leber¬ 
parenchyms. 


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415 


Rosenfeld (83) fand in mehreren Tierversuchen regelmäßig Verfettung der 
Leberzellen; ebenso erhielten Ingillheri (84), Burzio (85) und v. Gourevitsch 
(10) ausgesprochene Leberzellläsionen nebst interstitiellen Bindegewebswuche¬ 
rungen. 

Ferner will ich noch der interessanten Untersuchungen Brauers (62) ge¬ 
denken, der durch eine Reihe sinnreicher Experimente, auf die näher einzu¬ 
gehen hier nicht der Ort ist, den biologischen Nachweis der durch den Alkohol 
bewirkten funktionellen Schädigung der Leber erbracht zu haben glaubt 

Fischler (87) hat mit Phosphor und einem Gemisch von Aethyl- und 
Amylalkohol bei Hunden Vergiftungen erzeugt, in deren Verlauf es ihm ge¬ 
lungen ist, erst eine Funktionsstörung der Leber — nachgewiesen durch Uro¬ 
bilinnachweis in der Galle von Hunden mit Gallenfistel — später eine Leber- 
cirrhose zu erzeugen; beides scheint der Intensität nach einander parallel zu 
gehen. Aus den klinischen und anatomischen Beobachtungen glaubt Fischler 
den Schluß ziehen zu können, daß die toxische Lebercirrhose als ein primär 
parenchymatöser Prozess aufgefaßt werden muß, daß die Bindegewebswucherung 
aber sekundäre Erscheinung ist, weil sie mit den nachgewiesenen Funktions¬ 
störungen nicht in ursächlichen Beziehungen steht, die vielmehr auf die Zellen¬ 
erkrankung des Parenchyms zurückgeführt werden müssen. 

Heinecke (97) sieht die Ursache der schleichenden Entzündung der Gallen¬ 
gänge in dem Eindringen von Entzündungserregern vom Darme oder von den 
großen Gallengängen her (in der Tat hat Babes (98) Streptococcen bei der 
Sektion mehrerer Lebercirrhosen gefunden und spricht sie als Ursache an); der 
Alkohol hingegen bildet keine Ursache für diese Erkrankung. 

Auch Bjorksten (100) hat durch Streptococcen cirrhotische Veränderungen 
der Leber hervorrufen können. 

Rosenfeld (102) untersuchte an hungernden Hunden den Einfluß der Alkohol¬ 
vergiftung auf den Fettgehalt der Leber. Als Konstante legte er seinen Ver¬ 
suchen die Annahme zu Grunde, daß die Leber hungernder Hunde am 5.-^7. 
Tage 10°/ 0 Fett enthält. Normaldosis 3 1 / a —4 ccm Alkohol pro Tag und Kilo¬ 
gramm Hund. Bei Hungertieren, die diese Einzelgaben mehr als 4 mal hinter¬ 
einander bekamen, trat regelmäßig eine Verfettung der Leber bis auf 22 °/ 0 im 
Mittel auf, diese Verfettung blieb aus, wenn nur bis zu 4 Tage Alkohol ge¬ 
geben wurde. Die Lebern der Alkohol-Fettlebertiere waren äußert glycogenarm. 

Marckwald (103) ist es gelungen, mit Antipyrin Lebercirrhose hervor¬ 
zurufen. 


Anhang. 

Das Verhalten der Leber bei chronischer Alkoholvergiftung mit tödlichem Ausgang. 


Im folgenden sollen nach einer Arbeit von Diessl(i05) die Sektionsbefunde an der Leber 
von an akutem Alkoholismus zu Grunde gegangenen zusammengestellt werden. 


Autor 

Ort 

Alter u. Geschlecht 

Sektionsbefund der Leber 

I. Casper 

Prakt. Handb. d. gerichtl. 
Medizin 2 , 512, 1876 

Knabe 7 l j t Jahr 

Nachweis von Alkohol in der Leber. 

2. Hanckel 

Vierteljahrsschrift f. ge¬ 
richtliche Medizin 88, 

iS 

Mädchen 5 Jahr 

1 

Leber auffällig vergrößert, graulich, 
nur wenig bluthaltig; beim Durch¬ 
schneiden war das Messer fettig 
beschlagen. 


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Original-Artikel. 


Autor 

Ort 

Alter u. Geschlecht 

Sektionsbefund der Leber 

3. Uhde 

Deutsche Klinik 6, 424, 
1854 

Kind I Jahr 

II Monate alt 

Beim Einschneiden in die Leber 
intensiver Branntweingeruch. 

4. Weiss 

Friedrichs Blätter f. 
gerichtliche Medizin 31 , 
436, 1880 

Knabe 6 Jahr 

Blutfülle der venösen Bauchader¬ 
stämme der Leber. 

5. Hallin 

Vierteljahrsschrift f. ge¬ 
richtliche Medizin 48 , 
430, 1888 

Knabe 12 Jahr 

Leber normal groß, graurot mit deut¬ 
lichen Acinis, von fester Konsistenz 
ohne Fettbildung. 

6. Seidel 

Handbuch der gericht¬ 
lichen Medizin 2 , 385, 
I882 

60 j ähr. Mann 

Leber normal groß, Kapsel glatt, 
glänzend, Gewebe brüchig, ziem¬ 
lich fetthaltig. 

7. Seidel 

Viertelj ahrsschr .f. geri chtl. 
Med. 48 , 430, 1888 

26jähr. Mann 

Leber blutreich. 

8. Mitscherlich 

Virchows Archiv 88, 
319, 1867 

29jähr. Mann 

Leber vergrößert u. blutreich. 

9. Heinrich 

Viertelj ahrsschr.f.gerichtl. 
Medizin 9 , 359, 1868 

30 jähr. Mann 

Leber vergrößert, sonst normal. 

10. Casper 

Praktisches Handbuch d. 
gerichtlichen Medizin 

22 jähr. Mann 

Leber mäßig blutreich. 

II. Penfold 

Vierteljahrsschr.f.gerichtl. 
Med. 48 , 430, 1888 

Alter unbekannt 
(Werkarbeiter) 

Leber vergrößert. 

12. Dujardin- 
B eaumetz 

Virchow-Hirschs 
Jahresbericht 15, I, 451 

Alter unbekannt 

Fettentartung der Leber, Verdickung 
der Glisson sehen Kapsel um die 
Aorta herum. 

13. Diessl 

Inaugural • Dissertation 
München 1902 

32 jähr. Mann 

Leber vergrößert, mit etwas abge¬ 
stumpften Rändern von flüssig 
braunrot u. gelbbrauner Oberfläche 
u. gehöriger Konsistenz. Auf der 
Schnittfläche teilweise größere gelb¬ 
braune, fettig glänzende, blutarmere 
Acijii. Die große Mehrzahl der 
Läppchen blutreich, die peripheren 
Teile heller braunrot, die zentralen 
nicht verbreiterten dunkelrot. 


Literatur. 

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Original-Artikel. 


417 


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Gesichtspunkten. Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde 3 , 240, 1909. — 65) d'Amato, 
N. F. IV. Jahrg. 28 


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418 


Original-Artikel. 


Über experimentelle vom Magcndarmkanal aus hervorgerufene Veränderungen der Leber und über 
die dabei gefundenen Veränderungen der übrigen Bauchorgane. Virchows Archiv 187 , 435. 
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par le chloroforme et par Palcool. Archives de Pharmacodynamie 2 , 155, 1896. — 83) Rosen - 
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istologice dell fegato nelle intossicazioni e Riforma medica 1897. Ref. Zentralblatt f. allgemeine 
Pathologie 9 , 1898. — 86) Koppe, Hypertrophische Lebercirrhose bei einem 4Vijährigen Kinde. 
Monatsschrift ftir Kinderheilkunde 7 , 1908. — 87) Fischler, Über experimentell erzeugte Lebercir¬ 
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kulösen Lebercirrhose. Frankfurter Zeitschrift für Pathologie 2 , 1908. — 90) Bettelheim, Bei¬ 
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blatt f. allgemeine Pathologie 5 , 24, 1894. — 93) Jakowleff, Ein Fall von gemischter Leber¬ 
cirrhose. Deutsche med. Wochenschrift 1894, Nr. 45. — 94) Mosse u. Daunic, Contribution 
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zur Kenntnis der Diphtherie. Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten 4 , 131, 1893. — 
96) Perrier, De la rate palud£enne. Archives de medecine experimentale 9 , 87, 1897. — 97) 
Heinecke, Zur Kenntnis der primären biliären Lebercirrhose (hypertrophischen Lebercirrhose). 
Zieglers Beiträge 22, 259, 1897. — 98) Babes, Über die durch Streptococcen bedingte akute 
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dans la scarlatine. Revue de Medecine 20 , 262, 1900. — 102) Rosenfeld, Beiträge zur Patho¬ 
logie des Alkohols. Zentralblatt fiir innere Medizin 1900, Nr. 47. — 103) Marckwald, Zur 
Ätiologie und experimentellen Erzeugung der Lebercirrhose. Münchener med. Wochenschrift 1901, 
Nr. 13. — 104) Roger u. Garnier, Recherches sur Tetat du foie dans l’erysipele et les infec- 
tions ä strcptocoquc. Revue de Medecine 21 , 97, 1901. — 105) Diessl, Über akute Alkohol¬ 
vergiftung mit tödlichem Ausgang. Inaugural-Dissertation München 1902. — 106) Folger, 
Hypertrophische Lebercirrhose im Kindesalter. Jahrbuch für Kinderheilkunde 62 , 673, 1900. — 
107) Passini, Über drei Fälle von Lebercirrhose im Kindesalter. Archiv für Kinderheilkunde 
32 , 321, 1901. — 108) Ho che, Quelques observations de cirrhose du foie chez l’enfant. Archives 
de medecine des enfants 6, 641, 1903. — 109) Carrifcre, Sur un cas de cirrhose tuberculeuse, 
hypertrophique et graisscuse (type Ilanot-Lauth) chez un enfant. Etüde clinique, anatomique et 
experimentale. Archives de medecine des enfants 6, 725, 1903. 


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Referate. 


419 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

786) Olaeßner, K. u. Popper, H. Zur Physiologie und Pathologie des 
Pancreasfistel-Secretes. Aus d. II. med. Abteilung und dem pathol.-chem. Inst, 
der k. k. Rudolfspitals in Wien. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 94, S. 46.) 

Kohlehydrate ließen bei dem 17jährigen Mädchen mit Pancreasfistel die 
geringste Saftmenge produzieren, während Eiweiß und Fettkost ähnliche Saft- 
mengen wie gemischte Kost erzeugen. Dextrosezutuhr setzt die Saftsecretion vor¬ 
übergehend herab. Fleisch und Kohlehydrate wurden von der Patientin gut, 
Fett weniger gut ausgenutzt. Alkalizufuhr hatte hemmenden, Salzsäurezufuhr 
steigenden Einfluß auf die Secretion. Ruhe schränkt die Fistelsecretion ein. 
Bei Einnahme von Pancreas und Pancreaspräparaten erfolgte eine namhafte Mehr- 
secretion, Pepton und Darmschleim bewirkten keine Steigerung. Atropin, in 
einer Dosis von 0,002 subcutan injiziert, hatte eine stark hemmende Wirkung. 

Die Ansicht der Pawlow sehen Schule, daß auf bestimmte Nahrungsstoffe 
in zweckmäßiger Weise das entsprechende für die betreffende Nahrung spezifische 
Ferment in vermehrter Menge abgesondert werde, konnten die Verfasser wenig¬ 
stens bezüglich der momentanen unmittelbaren Beeinflussung der Drüsentätigkeit 
nicht bestätigen. 

Die Saftmengen steigen im Lauf der Verdauung an, dagegen ließ sich ein 
auffallender Anstieg der Fermentausscheidung nicht feststellen. Die Alkalinität 
des Saftes blieb annähernd konstant. Auch in der Nacht tand eine erhebliche 
Saftsecretion statt. M . Leube. 

737) Lombroso, U. Kann das nicht in den Darm sezemierende Pankreas 
auf die Nährstoffresorption einwirken? (Med. Klinik, Greifswald.) (Arch. f. 
exp. Pathol. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 99.) 

Verfasser konnte aus früheren Versuchen den Schluß ziehen, daß die Unter¬ 
bindung und Durchschneidung des Duct. pankreat. des Hundes für die Nährstoff¬ 
resorption nicht die schweren Störungen zur Folge hat, wie die Exstirpation der 
Drüse. Diese Versuche sind von verschiedener Seite, namentlich von Burkhardt, 
angegriffen worden. Verfasser stellte daher Kontrolluntersuchungen an Hunden 
an, denen eine Dauerfistel des Proc. uncinatus angelegt und zugleich das übrige 
Pankreas exstirpiert worden war. Bei diesen Tieren ergab sich, daß die Nähr¬ 
stoffresorption nicht in wesentlich verschiedenem Maße, als unter normalen Ver¬ 
hältnissen, sich vollzieht. Dabei besteht kein großer Unterschied, ob das Tier 
das äußere Pankreassekret aufleckt oder ob dieses verloren geht. Die Störung 
des Kohlehydratstoffwechsels scheint kein Hindernis für die Resorption darzu¬ 
stellen. Die Erklärung für diese Tatsache liegt nach der Anschauung anderer 
Autoren darin, daß das Sekret im Innern der Drüse resorbiert wird und (auf 
dem Blutweg?) nach dem Darm gelangt. Dem widerspricht der Versuch, bei 
welchem das Pankreassekret aus der Fistel verloren geht. Die Erklärung steht 
also noch aus. Schmtd. 

788) Loewit, M. Diabetesstudien. I. Der Kältediabetes des Frosches. 

(Arch. f. experim. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 1.) 

Verfasser kritisiert eingangs nach seinen Erfahrungen das von Pflüger 
zu Stoffwechseluntersuchungen am Frosch empfohlene Urinale. Dasselbe ist 
nicht geeignet, da der Frosch in diesem Instrument nur selten Ham spontan 
läßt, da ferner dieser Ham stets eiweiß-, manchmal auch blut- und zuckerhaltig 
ist. Durch das Urinale wird Blutüberfüllung in der Leibeshöhle des Frosches 
hervorgerufen, häufig auch motorische und sensible Lähmung der hinteren Ex¬ 
tremitäten. Dadurch ist die Lebensdauer der im Urinale steckenden Frösche 
begrenzt auf 2—10 Tage. Verfasser hat bei seinen Versuchen an großen Ran. 
esculent. den Ham durch Auspressen der Blase gewonnen. Der so erhaltene 
Ham ist stets eiweiß- und zuckerfrei. Zur Bewertung der im Ham ausgeschie¬ 
denen Zuckermenge bediente sich Verfasser der von Pflüger angegebenen Skala 

28* 


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420 


Referate. 


(Menge des ausgeschiedenen Kupferoxyduls). Der Blutzucker wurde nach Jvar 
Bang, der Glykogengehalt der Leber und der Muskulatur nach Pflüger festge¬ 
stellt. Die Normal werte für beides schwanken erheblich nach der Jahreszeit. 
(Darüber finden sich in der Arbeit genaue Einzelheiten angegeben.) Die vom 
Verfasser verwandten beiden Froschsorten (Wiener und Ungarische Frösche) ver¬ 
hielten sich verschieden bezüglich des Auftretens einer Kälteglykosurie. Bei 
beiden Arten ließ sich bei der Mehrzahl der Exemplare eine Glykosurie durch 
Kälte erzeugen, doch war für die ersteren eine intensivere Kältewirkung nötig 
(zunächst wurde das Glas in eine Kältemischung gestellt, dann der Frosch auf 
Eis oder Schnee). Bei diesen Fröschen besteht Hyperglykaemie. Es scheint je¬ 
doch, daß dieser Hyperglykaemie nicht mit Sicherheit die ursächliche Bedeutung 
für die Glykosurie zukommt, da auch bei einigen Normalfröschen ähnlich hohe 
Blutzuckerwerte gefunden wurden. Da bei allen Kältefröschen Albuminurie be¬ 
obachtet wurde, mußte man daran denken, daß mit der dieser zu Grunde liegen¬ 
den Schädigung der Nieren die Glykosurie in Zusammenhang zu bringen sei. 
Doch spricht eben dagegen, daß eine Coincidenz zwischen Albuminurie und 
Glykosurie nicht besteht. Die Untersuchung des Glykogenbestandes der Leber 
und der Muskeln ergab, daß auch lange dauernde Kälteglykosurie (20—28 Tage) 
nicht imstande war, den Glykogenvorrat zum Schwinden zu bringen — in 
manchen Fällen erwies sich dieser als kaum wesentlich verändert. Ein direkter 
Zusammenhang zwischen Glykosurie und Glykogenbestand dieser Organe be¬ 
steht demnach nicht. Allerdings hatte Pflüger nachgewiesen, daß bei Fröschen 
während Nahrungsentziehung der Glykogengehalt stark anwachsen kann. Es 
ist daher wohl möglich, daß der bei den Kältetieren gefundene Glykogengehalt 
tatsächlich doch ein verminderter ist. — Bei Sommerfröschen war nur selten 
eine Kälteglykosurie zu erzeugen. Der Blutzuckergehalt bleibt bei diesen Tieren 
auf annähernd normaler Höhe, dagegen nimmt der Glykogenbestand stark ab, 
in der Leber verschwindet das Glykogen bisweilen total. Eine Glykosurie tritt also 
gerade da nicht auf, wo der Glykogenvorrat abnimmt oder verschwindet. Die 
Glykosurie scheint also nicht mit der Größe, sondern mit der Art des Glykogen¬ 
umsatzes im Zusammenhang zu stehen. Auffallend ist, daß die Sommerfrösche 
im Monat Juli auf Kältereiz mit Glykosurie reagieren. — Die Erklärung für die 
Kälteglykosurie kann vielleicht darin gesucht werden, daß durch eine intensive 
Kälte wir kung bei den Winterfröschen die oxydativen Processe behindert sind 
und daß infolgedessen eine Störung des Zuckerverbrauchs zustande kommt. 

Schtnid. 

739) Forschbach, J. Zur Pathogenese des Pancreasdiabetes. Med. Klinik, 
Greifswald. (Arch. f. exp. Path. und Pharm. 1909, Bd. 60, S. 131.) 

Verfasser legte seinem Experimente die Frage zu Grunde, in welcher Weise 
der Pancreasdiabetes eines Hundes durch die Parabiose mit einem andern beein¬ 
flußt wird. Verfasser verwendet 5—10 Wochen alte Hunde gleichen Wurfs und 
Geschlechts. Zwei dieser Tiere wurden nach dem Vorgang von Sauerbruch und 
Hcyde peritoneal vereinigt. Die Methode der Operation findet sich hier genau 
angegeben. Die Vereinigung auch älterer Tiere (1 Jahr alt) und auch solcher 
verschiedenen Geschlechts ist dem Verfasser gelungen. Sobald durch einen Jod¬ 
versuch erwiesen war, daß eine Kommunikation der beiden Tiere bestand, wurde 
dem einen das Pancreas entfernt. Mehrere derartige Versuche — die Tiere blieben 
immer nur wenige Tage am Leben — haben ergeben, daß der Pancreasdiabetes 
eines Hundes durch die Parabiose mit einem andern zeitweilig aufgehoben, 
jedenfalls aber in seiner Intensität gemindert werden kann, ohne daß diese Er¬ 
scheinungen auf andere bekannte Ursachen zurückgeführt werden können. Auch 
das pancreashaltige Tier zeigt vorübergehende Glykosurie: offenbar geht ein 
Teil des nicht verbrennbaren Zuckers im pancreaslosen Tier in das andere Tier 
über (Versuche mit Milchzuckerinjektionen haben dies ergeben), doch beweisen 
Unregelmäßigkeiten in diesem Verhalten, daß darin nicht die Ursache der Ver¬ 
minderung der Glykosurie bei dem pancreaslosen Hund liegen kann. Werden die 
Tiere secundär wieder getrennt, so tritt bei dem pancreaslosen Tier der Diabetes 
in der bekannten Intensität auf. — Für die Theorie des Pancreasdiabetes ergibt 


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sich aus diesen Versuchen, daß der Einfluß, den das pancreashaltige Tier auf 
das pancreaslose Tier ausübt, nicht auf nervösem Weg liegen kann, sondern 
durch Austausch von Lymph- und Blutstrom erfolgt. Die Versuche sprechen 
also mit absoluter Entschiedenheit gegen die neurogene Theorie Pflügers. 

Schmid. 

740) V&hlen, E. Über Mutterkorn. Pharmakol. Inst., Halle. (Arch. f. exp. 
Pathol. und Pharm. 1909, Bd. 60, S. 42.) 

Die Arbeit enthält vor allem eine Verteidigung gegen die von verschiedener 
Seite erhobenen Angriffe auf das von dem Verfasser entdeckte Clavin. Weitere 
Untersuchungen über diesen Körper haben ergeben, daß das Clavin das Salz 
einer Aminosäure (Leucin) mit einer Base ist Diese (Clavin) Base ist der wirk¬ 
same Bestandteil des Salzes. Die Ansicht Borgers, das Clavin sei ein Gemenge 
von Leucin und Asparaginsäure, wird durch exakte Beweise als falsch zurück¬ 
gewiesen: Clavin enthält keine Asparaginsäure. Die spezifische Wirkung des 
Clavins auf den Uterus steht fest; die dagegen gemachten Ein wände sind hin¬ 
fällig. Schmid. 

741) Jonescu, D. Über die Reizbarkeit der hemmenden Innervation des 
Froschherzens im Verlauf der Muscarinvergiftung. Pharmakol. Inst., Freiburg. 
(Arch. f. ex per. Pathol. und Pharm. 1909, Bd. 60, S. 154.) 

Neuerdings nimmt man an, daß die Muscarinwirkung myogener Art ist und 
nicht, wie man früher glaubte, auf einer Dauerreizung der herzhemmenden Vagus- 
fasem beruhe. Im letzteren Fall müßte eine submaximale Muscarinwirkung durch 
und während einer elektrischen Reizung des Vagustammes verstärkt oder maximal 
werden. Diese Annahme hat sich nach den Versuchen des Verfassers als nicht 
zutreffend erwiesen. Schmid\ 


742) Schrank, F. Experimentelle Beiträge zur antagonistischen Wirkung 
des Adrenalins und Chlorcalciums. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, S. 230.) 

Natriumchlorid und Kalciumchlorid üben auf die glatte Muskulatur nach den 
Untersuchungen von Loeb und von Maccallum eine entgegengesetzte Wirkung 
aus — das erstere regt Kontraktionen an, das letztere hemmt diese. Ferner 
fand Fischer, daß die Natriumchloridglykosurie durch Calciumchlorid sich ver¬ 
hindern oder mäßigen läßt. Beide Fähigkeiten des Natriumchlorids (die Wirkung 
auf die glatte Muskulatur, die glykosurische) erinnern an die Wirkung des 
Adrenalins. Verfasser untersuchte nun, ob das Calciumchlorid auch gegenüber 
dem Adrenalin antagonistisch wirkt und fand, daß 1. die Erweiterung der Pu¬ 
pille eines Froschauges, welches man in eine Mischung von Chlorcalcium und 
Adrenalin setzte, verspätet aufitritt, 2. daß die Adrenalinglykosurie durch Calcium¬ 
chlorid gehemmt oder verhindert wird, 3. daß die Adrenalinarterionekrose durch 
gleichzeitige Verabreichung von Chlorcalcium nicht ausbleibt. Schmid. 

743) Böhm, Br. Untersuchungen über die Permeabilität der Gefäßwände. 

Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Bern. (Biochem. Ztschr. 1909, S. 313—354.) 

Mechanische Blutdrucksteigerung infolge von Reizung des Nervus splanchnicus 
führt weder im Pfortadersystem noch in den Arterien zu einer Zunahme der 
Trockensubstanz des Blutes. Nach Adrenalininjektion gelangt eine Bluteindickung 
erst nach mehreren Minuten zur Beobachtung, und wird daher nicht direkt auf 
die begleitende Blutdrucksteigerung bezogen. 

Blutentziehung hat in wenigen Sekunden Blutverdünnung zur Folge, auch 
nach vorhergehender Adrenalininjektion. 

Blutdrucksenkung bewirkt nicht notwendigerweise Flüssigkeitsaustritt aus 
den Geweben in die Blutbahn, denn beide Erscheinungen gehen durchaus nicht 
immer Hand in Hand. Bei Asphyxie kommt es nicht zu einer Zunahme des 
Trockengehaltes des Blutes; Kohlensäure beeinflußt also die Permeabilität der 
Gefäße nicht merklich. Nach intravenöser Galleninjektion nimmt der Trocken- 

S ehalt des Blutes unter stetigem Sinken des Blutdrucks bei stark gesteigerter 
rallenabsonderung zu. K. Reicher. 


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Referate. 


744) Lommel, Felix. Zur Physiologie und Pathologie des Flimmerepithels 
der Atmungsorgane. Aus d. med. Klinik zu Jena. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 
94, S. 365.) 

Die Beobachtungen wurden an der durch Längsspaltung geöffneten Trachea 
des lebenden, mit Morphium narkotisierten Tieres vorgenommen. 

Eine wesentliche Beeinträchtigung der Flimmertätigkeit kommt durch die 
Inhalationsnekrose mit Äther oder Chloroform nicht zustande. Die acut ent¬ 
zündete Bronchialschleimhaut zeigt sehr gute Flimmerung, was vielleicht mit 
der Hyperämie zusammenhängt. Einatmung kalter Luft ließ keine Beeinträchtigung 
der Flimmertätigkeit erkennen, ebensowenig Abkühlungen der Tiere im kalten 
Bad oder die Röntgenbestrahlung. Nach doppelseitiger Vagusdurchschneidung 
entstand keine nachweisbare Störung der Flimmerung. Eine auffallende Störung 
war bei der akuten Alkoholvergiftung nachweisbar. M. Leube. 

745) Aufrecht Neue Beweise für die vasculäre Entstehung der Lungen¬ 
schwindsucht. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 308.) 

Korpuskuläre Stoffe, die durch Injektion in die Ohrvene in die Arteria pul- 
monalis eingeführt sind, können durch die Gefäßwand hindurchtreten und direkt 
durch die Bronchien in das Lumen des Bronchus treten oder sie können bis zu 
den lymphatischen Knötchen geführt werden und eine Schwellung derselben 
herbeiführen, auf welche ein Durchbruch der Knötchen mitsamt den enthaltenen 
Partikelchen in das Bronchiallumen folgen kann; die kleinsten der korpuskularen 
Elemente gelangen auf dem Blutgeläßweg bis in die Kapillaren der Alveolen 
und werden von dem Alveolarepithel aufgenommen. Mikroskopische Präparate 
sowohl von experimentell durch Injektion von Tuberkelbacillen in die Ohrvene 
beim Kaninchen erzeugter Lungentuberkulose als auch von menschlicher Lungen¬ 
tuberkulose zeigen, daß für die Tuberkelbacillen das Gleiche gilt* Sämtliche 
bei der Lungentuberkulose festgestellten Veränderungen lassen sich vollkommen 
erklären durch das Eindringen der Tuberkelbacillen auf dem Blutgeläßweg. 

Die Lungenschwindsucht entsteht nur auf dem Blutgefaßweg. M. Leube . 

746) Masing, Ernst. Zur Leuc&naemiefrage. Aus d. Dorpater med. Klinik. 
(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 377.) 

In dem mitgeteilten Fall fanden sich Lymphome des Knochenmarks, myeloide 
Umwandelung von Leber, Milz, Lymphdrüsen, megaloblastische Anämie mit 
Icterus, Herzverfettung und Lebercirrhose und ein gemischt-zeilig leucämoider 
Blutbefund. M . Leube . 

747) Itami, S. Ein experimenteller Beitrag zur Lehre von der extra¬ 
medullären Blutbildung bei Anaemien. Med. Klinik, Heidelberg. (Arch. f. exp. 
Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 76.) 

Die an Kaninchen ausgefiihrten Untersuchungen haben folgendes ergeben: 
1. bei der durch wiederholte Injektionen von salzsaurem Phenylhydrazin hervor¬ 
gerufenen Anaemie kann man bereits nach 8—10 Tagen Blutbildungsherde finden, 
welche nach Verlauf von einigen Wochen an Ausdehnung zunehmen. In der 
Leber tritt Erythro- und Myelopoese erheblich langsamer und nur bei längerer 
Dauer der Anaemie ein. 2. Im Gegensatz zur Giftanaemie zeigt sich bei der 
durch häufige Aderlässe erzeugten Anaemie nach 4 Wochen noch keine An¬ 
deutung einer myeloiden Umwandlung der Milz. 3. Spritzt man Tieren, welche 
man durch Aderlässe anaemisch macht, gleichzeitig veränderte Blutkörperchen 
(aus lackfarben gemachtem Blut) intraperitoneal ein, so erhält man in kurzer 
Zeit in der Milz dieselben Blutbildungsherde, wie bei der Phenylhydrazinver¬ 
giftung. Danach ist das toxische Moment maßgebend für die Entstehung der 
erythroblastischen Herde bei Anaemie. Schtnid. 

748) Bussel, Cecil L. A study of the pathological anatomy of the pan- 
creas in ninety cases of Diabetes mellitus. (Pathologisch-anatomische Ver¬ 
änderungen des Pancreas bei Diabetes.) From the pathological laboratory of 
the Presbyterian Hospital in the City of New York. (The Journal of experiment. 
medicine 11, 1909, 1. März, S. 266—290.) 

Anatomische Veränderungen des Pancreas findet man beim Diabetes in 


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Referate. 


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mehr als 7 / 8 aller untersuchten Fälle; und zwar zeigen die Langerhansschen 
Inseln constant pathologische Veränderungen (Sclerose, hyaline Degeneration, 
Leucocyteninfiltration und Hypertrophie). In 12 von 90 Fällen fanden sich nur 
die Inseln erkrankt. 

In 16 Fällen mit hyaliner Degeneration der Langerhansschen Inseln hatte 
die Krankheit im Durchschnitt 3 l j 2 Jahr gedauert; in 46 Fällen mit Sclerose im 
Durchschnitt 3 Jahre und 11 Monate. In 11 Fällen, wo sich kleinzellige Infil¬ 
tration um die Langerhansschen Inseln fand, hatte die Durchschnittsdauer 11 
Monate betragen. Veränderungen der Langerhansschen kann mit Hypertrophie 
anderer interacinärer Inseln Hand in Hand gehen. Eigentümliche adenomähnliche 
Hypertrophien der Langerhansschen Inseln kommt in wenigen Fällen vor 
(7 von 90) und kann mit Adenomen der Schilddrüse (2 Fälle) und der Zirbel¬ 
drüse (1 Fall) combiniert sein. Broncediabetes ist die Folge der Zerstörung und 
Pigmentierung der Langerhansschen Inseln. Unverändert fand sich das Pan- 
creas in 12 °/ 0 der Fälle. In ungefähr der Hälfte war die Größe der Drüse oder 
die Zahl der Inseln kleiner als normal. 50 °/ 0 aller Diabetesfälle vor dem 30. 
Lebensjahre gehen mit Pancreasveränderungen einher; 75°/ 0 aller Fälle, in denen 
das Pancreas gesund ist, kommen vor dem 30. Jahre zur Beobachtung. 79 °/ 0 
aller Diabetesfälle nach 30 Jahren zeigen Pancreasveränderungen, und 86°/ 0 ver¬ 
laufen mit einer Arteriosclerose und interacinären chronischen Pancreatitis. Inter- 
acinäre Pancreatitis, die in 73 °/ 0 aller Fälle von Diabetes vorkommt, ist constant 
mit Arteriosclerose verbunden. Die Extremitätengangrän, die in 1 j i der Fälle 
von Pancreatitis zur Beobachtung kommt, ist auf dieselbe Ursache zurückzu¬ 
führen. Wenn sich chronische interlobuläre Pancreatitis beim Diabetes findet, 
so ist sie mit Sclerose oder hyaliner Degeneration der Langerhansschen 
Inseln verbunden. 

Diabetes mit Myxoedem oder Basedow-Symptomen kann auf eine Pancreas- 
verletzung, namentlich chronische interacinäre Entzündung mit Sclerose der 
Langerhansschen Inseln zurückzufiihren sein, Diabetes mit Acromegalie auf 
eine Störung der Langerhansschen Inseln, vor allem hyaline Degeneration, 
Sclerose und adenomähnliche Hypertrophie. H. Ziesche\ 

749) Bogoljuboff, W. u. Owtschinnikow, P. Zur Frage über Implantation 
embryonaler Gebilde. Aus dem Laboratorium der chirurgischen Fakultätsklinik 
in Kasan. (Virchows A. 1908, 192, S. 474—494.) 

In der ersten Zeit nach der Implantation embryonalen Gewebes in den 
Organismus erwachsener Tiere behalten die Gewebe aller drei Keimblätter sogar 
an denjenigen Stellen, wo die Emährungsverhältnisse nicht sehr günstig sind, 
ihre Lebens- und Resistenzfähigkeit bei. Die Lebensfähigkeit beruht in der 
Erzeugung organartiger Bildungen und der stellenweise beobachteten Fähigkeit 
des epithelialen Gewebes zur progressiven Wucherung. H. Ziesche 

750) Meinertz, J. Tuberkulose und Blutströmung. Untersuchung über 

experimentelle Nierentuberkulose unter geänderten Circulationsverhältnissen 
(venöse Hyperaemie der einen Niere durch Unterbindung ihres Ureters). (Vir¬ 
chows A. 1908, 192, S. 383—474.) H. Ziesche '. 

751) Scheel, Olaf. Über Nebennieren. Secretkömchen, ödem, Gewicht. 

Aus dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität Christiania. (Vir¬ 
chows A. 1908, 192, S. 494—513.) 

Nicht zum Referat geeignet. H. Ziesche\ 

752) Neuberg, Carl. Zur chemischen Kenntnis der Melanome. (Virchows 
A. 1908, 193, 514-521.) 

In den Tumoren eines von der Nebenniere ausgegangenen Melanoms ließ 
sich nach der Methode von John A. Abel Adrenalin nicht nach weisen, ebenso¬ 
wenig nach der von O. v. Fürth. Ebenso fiel die biologische Prüfung 
negativ aus. 

Es wurde dann untersucht, ob Adrenalin an der Bildung des vorhandenen 
Pigmentes beteiligt sei. Die aus dem Tumor durch Verreibung, Extraktion und 
Centrifugierung gewonnene Flüssigkeit erlitt auf Zusatz einer gesättigten Tyrosin- 


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Referate. 


lösung keine Dunkelfärbung. Dagegen trat deutliche Braunfärbung nach Zusatz 
von Adrenalinchlorhydrat und noch besser nach Zusatz der freien Base (Epi¬ 
renan) auf. 

Durch Kontrollen mit gekochtem Melanomauszug wurde die Fermentnatur 
der Farbstoffbildung nachgewiesen. H . Ziesche 

763) Fick, Johannes. Beitrag zur Kenntnis der Russelschen Körperchen. 

(Virchows Archiv 1908, Bd. 193, S. 121—137.) 

Die Russelschen Körperchen entstehen mit großer Wahrscheinlichkeit immer 
in den Plasmazellen, denn man findet sie ausschließlich bei solchen pathologi¬ 
schen Prozessen, bei den Plasmazellen Vorkommen und zwar in den Partien 
des erkrankten Gewebes, wo sich auch die Plasmazellen finden. In Mastzellen, 
Leukocyten, Endothelien, Fibroblasten entstehen sie nicht. Die Russelschen 
Körperchen entstehen in den Plasmazellen, aus deren Granulis unter Mitbeteili¬ 
gung einer aus dem Blute stammenden Substanz. Für diese Annahme sprechen 
das Nebeneinandervorkommmen mit Haemosiderin und ihr nachgewiesener Eisen¬ 
gehalt. Sie sind daher von den Produkten der hyalinen Degeneration scharf zu 
trennen. H. Ziesche . 

764) Bitter, Ernst. Ein Fall von ausgedehnter Hyalinbildung in den 
Arterien. (Pathol.-anat. Institut des städtischen Krankenhauses, Charlottenburg- 
Westend.) 

Kasuistischer Beitrag ohne eindringende Deutung des Befundes. 

//. Ziesche 

766) Arnold. Zur Morphologie des Leberglykogens und zur Struktur der 
Leberzellen. (Virchows Archiv 1908, Bd. 193, S. 174—204.) 

Mittels der Jodkalimaceration gelingt es an den frischen, nicht fixierten 
Leberzellen, Membranen, Plasmosomen und Granula sowie Spongiosabälkchen 
und Fäden zu isolieren. Die Kerne enthalten an solchen Präparaten zahlreiche 
zum Teil in Fäden eingebettete Karyosomen. Das Plasma der Leberzellen ent¬ 
hält, wie die Untersuchung supravital gefärbter und nach verschiedenen Methoden 
fixierter und tingierter Objekte lehrt, außer einer homogenen Zwischensubstanz 
Plasmosomen, Granula, Spongiosabälkchen und Fäden; die ersteren erscheinen 
den beiden letzteren bald ein-, bald aufgelagert. 

Die Spongiosabälkchen und Fäden bieten sehr oft eine netzförmige Anord¬ 
nung dar; doch scheinen auch Überquerungen von Fäden vorzukommen. Ob 
die Systeme gröberer Spongiosabälkchen praeexistente Formen oder wenigstens 
z. T. Produkte der Konservierung sind, läßt sich mit Sicherheit zur Zeit nicht 
entscheiden. 

Die Plasmosomen und Granula sind die Hauptträger des Glykogens; wird 
dieses durch Speichel gelöst, so bleiben die Granula zurück. Ob eine diffuse 
Verteilung des Glykogens, ein Zellplasma angenommen werden muß, ist fraglich; 
jedenfalls erscheint in vielen Zellen das Glykogen ausschließlich an die Granula 
gebunden. 

Die Kerne enthalten bei Tieren keine Glykogen, beim Menschen nur unter 
gewissen Bedingungen. An der überlebenden Leberzelle lassen sich mittels der 
supravitalen Färbung Granula und Granulagruppen, welche wahrscheinlich den 
Nebenkernen (Mitrochondrienkörper) entsprechen, zur Darstellung bringen. Gly¬ 
kogen wird in ihnen getroffen, ehe das Plasma solches enthält. 

An den Leberzellen vorkommende Netzfiguren, welche wenigstens z. T. den 
Netzapparaten (Phormien, Mitrochondrienapparaten, Chromidialapparaten) ent¬ 
sprechen, sind der Ausdruck von Funktionszuständen, wie die Befunde an Gly¬ 
kogenpräparaten beweisen. Die netzförmige Anordnung der Granulareihen bei 
supravitaler Färbung, sowie in lipoferen und sideroferen Zellen, ist dafür ein 
weiterer Beleg; sie beweist überdies, daß auch die Plasmosomen und Granula 
an dem Aufbau der Netzfiguren beteiligt sind. 

Präformierte Kanalsysteme existieren in den Leberzellen nicht, weder Gallen- 
Capillaren noch Secretcapillaren. Vielmehr kommen solche Bilder wahrschein¬ 
lich wie in anderen Drüsenzellen durch teilweise Verflüssigung der Granula, 


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Referate. 


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welche Glykogen, Gallenfarbstoff usw. führen, vielleicht auch durch gefärbte 
Spongiosabälkchen zustande. Ein kontinuierlicher Zusammenhang der so ent¬ 
standenen Räume mit den extracellulären Gallencapillaren und Blutgefäßen kann 
schon wegen der Existenz einer membranösen Umhüllung nicht angenommen 
werden. 

Die in den Leberzellen beschriebenen Trophogonien entsprechen vermutlich 
wenigstens z. T. gleichfalls solchen Räumen. Eine direkte Fortsetzung dieser 
in pericellulären Saftbahnen kann in Anbetracht der Zellmembran nicht bestehen. 
Vermutlich wird ein solcher Zusammenhang, wie Glykogenpräparate lehren, 
durch perivasculäre und peritubuläre Saftbahnen, welche mit den perivasculären 
Lymphräumen Zusammenhängen, vorgetäuscht. H. Ziesche. 

756) Tsunoda, Takashi. Eine experimentelle Studie über die Folgen der 
Stenose oder Obliteration des Ductus choledochus. Univ. Kyoto. (Virch. Arch. 
1908, Bd. 193, S. 213-238.) 

Histologischer Inhalt. H. Ziesche '. 

757) Lindemann, August. Über regressive Veränderungen des Epiglottis¬ 
knorpels und deren Folgezustände. Path. Inst. v. Hansemann. (Virch. Arch. 
1908, Bd. 193, S. 270—275.) 

Am Kehldeckelknorpel machen sich in relativ frühem Alter Veränderungen 
regressiver Natur geltend. In ausgesprochenen Fällen sieht man dann als Haupt¬ 
erscheinung eine Umbiegung des oberen Randes derselben nach vom eintreten. 
Durch gewisse Veränderungen des Atmungsapparates scheint dieser Prozeß ge¬ 
legentlich eine Beschleunigung zu erfahren. Sehr begünstigend wirken narbige 
Veränderungen am Zungengrunde, wie sie sich im Gefolge mancher Krankheiten, 
namentlich der Syphilis, darstellen. H. Ziesche\ 

758) Landois, Felix. Zur Kenntnis der Ochronose. Path. Inst. Greifswald, 
Prof. Grawitz. (Virch. Arch. 1908, Bd. 193, S. 275—290.) 

Histologische Untersuchung des Falles, der schon intra vitam von Min¬ 
kowski diagnosticiert wurde, und an dem Groß und Allard ihre Untersuch¬ 
ungen über Alkaptonurie angestellt hatten. H. Ziesche. 

759) Pfister, R. Die Trunksucht als Todesursache in Basel in den Jahren 
1892—1906. (Virch. Arch. 1908, Bd. 193, S. 290—322.) 

Von 760 Alkoholikern gingen direkt an chronischer Alkoholvergiftung und 
Delirium tremens 154 zu Grunde, also etwa ein Fünftel. Je ein Siebentel ist 
Krankheiten der Verdauungs- und der Circulationsorgane erlegen (Lebercirrhose, 
Vitium et myodegeneratio cordis). 38 gingen durch Selbstmord, 52 durch Ver¬ 
unglückung zu Grunde. Etwa ebenso viele (58) durch Pneumonie, Nephritis (38), 
Infektionskrankheiten (29), während auf Tuberkulose 92 Fälle kommen. Fragt 
man nach der Steigerung der Mortalität in den einzelnen Gruppen von Todes¬ 
ursachen durch den Alkoholismus, so ergibt sich, daß unter von 356 an Krank¬ 
heiten der Verdauungsorgane Gestorbenen 101 Trinker waren, also 28,3 °/ 0 , nahe¬ 
zu ein Drittel. Beim Tode durch Selbstmord war Alkoholismus mitwirkende 
Ursache bei 17,5°/ 0 , also einem Sechstel der Fälle. Fast ebenso oft kommt 
Trunksucht beim Tode von Nephritikem in Betracht (14,7 °/ 0 ); sie spielt eine 
besonders hervorragende Rolle als mitwirkende Todesursache bei Pneumonie 
und bei tödlicher Verunglückung, ferner bei Krankheiten der Circulationsorgane 
und bei Infektionskrankheiten. Im Alter zwischen 40—50 Jahren sind 18,3 °/ 0 
aller gestorbenen Männer Trinker. H. Ziesche . 

760) Tsuchiya, J. Über eine neue parasitäre Krankheit (Schistosomiasis 
japonica), über ihren Erreger und ihr endemisches Vorkommen in verschiede¬ 
nen Gegenden Japans. Med. Klinik der Univ. Tokyo. (Virch. Arch. 1908, Bd. 
193, S. 323—369.) 

Die Schistosomiasis bricht gewöhnlich in der Zeit vom Spätfrühling bis An¬ 
fang Herbst aus, was mit der reichlicheren Gelegenheit zur Infektion per os 
durch Wasser zusammenhängt. Es erkrankten Männer häufiger als Frauen, be¬ 
sonders aber die Kinder der niedersten Stände. Die Erscheinungen der Er- 


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Referate. 


krankung sind in der Regel anfangs gering, später tritt besonders die Ver¬ 
größerung von Leber und Milz sowie die Auftreibung des Leibes durch Ascites 
hervor. Die mit eigentümlicher Form Veränderung verbundene Vergrößerung 
der Leber sowie der Milz gestatten schon die Diagnose, doch soll man nach 
Eiern in den Faeces suchen. Der Verlauf ist ein langsamer, doch gehen schlie߬ 
lich die Kranken durch heftige Blutungen in den Darmkanal oder durch allge¬ 
meine Schwäche zu Grunde. Bei Katzen und Hunden der infizierten Gegenden 
haben die Parasiten weiteste Verbreitung. Die Lebensveränderungen sind haupt¬ 
sächlich durch die embolisch in das Organ gelangten Parasiteneier bedingt. In 
die mesenterialen Lymphdrüsen gelangen die Eier auf dem Lymphwege aus der 
Darmgegend. Wenige Eier gelangen aus diesem oder der Leber in die Lungen. 
In der Magen- und Darmwand werden die Eier direkt von den Parasiten in die 
Gefäße entleert, von wo sie durch Platzen dieser frei in das Gewebe gelangen; 
dadurch entstehen sowohl Blutungen wie entzündliche Erscheinungen. Die Er¬ 
scheinungen im Pfortadergebiet im letzten Stadium der Erkrankung hängen nicht 
von der Leberveränderung, sondern auch von der Endophlebitis und Thrombose 
ab, welche durch die Parasiten direkt erzeugt werden. Die Vergrößerung der 
Milz ist zunächst durch die Stoffwechselprodukte der Parasiten, später auch 
durch • Stauung bedingt. Schistomum japonicum ist von Bilharzia haematobia 
verschieden. Die Schistosomiasis kommt nicht nur in Japan (endemisch oder 
sporadisch), sondern auch in anderen Teilen Ostasiens (China, Philippinen) vor. 
Die Prophylaxe besteht in dem Vermeiden der Einführung unreinen Wassers. 
Die beste Therapie ist Ortswechsel. Leichte Abführmittel sollen für möglichst 
schnelle Entfernung der Eier sorgen. H. Ziesche\ 

761) Schultze, H. W., Zur Kenntnis der pathogenen Bedeutung des Bacillus 
phlegmones emphysematosae. Path. Inst. Göttingen. (Virch. Arch. 1908, Bd. 
193, S. 419—445.) 

Kasuistik. Die pathologische Wirksamkeit des Mikroorganismus zeigt fol¬ 
gendes Schema. 

I. Intravitale Veränderungen. 1. Gasphlegmone der Haut. 2. Gasphleg¬ 
mone des Uterus (Tympania uteri. 3. Sepsis. Vorkommen im Blute. 4. Menin¬ 
gitis. 5. Peritonitis. 6. Haemorrhagische Nekrosen in Milz und Nieren. 7. Magen- 
ulcera. II. Postmortale Veränderungen. Schaumorgane. H\ Ziesche . 

762) Bemard et Laederich. Le foie dans les affections du rein. Etüde 
des lösions experimentales. (Das Verhalten der Leber bei Nierenaffektionen.) 
(Presse medicale 1909, Nr. 2.) 

Es ist wahrscheinlich, daß beim Menschen bei Nierenerkrankungen die Leber 
gleichzeitig geschädigt wird. Die Verfasser stellten daher die folgenden Ex¬ 
perimente an: 

Wurde die gesamte Nierentätigkeit in brüsker Weise unterdrückt, so fanden 
sich stets Leberveränderungen. Es traten Blutextravasate und Hämorrhagieen, 
speziell im Centrum der Lobuli, auf, ferner Leucocytenanhäufungen zwischen 
den Capillaren. Die Leberzellen selbst zeigten teils infolge Protoplasmaconden- 
sation und Glykogenverlust ein körniges Aussehen, teils wiesen sie Vacuolen- 
bildung auf. Die Vacuolen enthalten einen lecithinartigen Stoff. 

Bei partieller Unterdrückung der Nierentätigkeit (durch experimentelle 
Nephritis, Nephrotomie usw.), ebenso bei Harnvergiftung durch intravenöse oder 
subcutane Urininjektion findet sich häufig eine Hypertrophie der Leber. Die 
Zellen sehen hell und klar aus infolge Anfüllung mit Glykogen. In seltenen 
Fällen findet sich außerdem hier eine periportale Sclerose. 

Der Glykogeninhalt der Leber geht deren antitoxischem Vermögen parallel; 
bei Autointoxikationen infolge allmählicher Unterdrückung der Nierentätigkeit 
wird die Glykogenbildung angeregt. Bei rascher Unterdrückung der Nieren¬ 
funktion tritt eine Insufficienz der Leber ein. Vielleicht wirkt das Lecithin der 
Leberzelle den Toxinen gegenüber fixativ. Mariin Cohn . 

763) Frouin. Autodigestion experimentale de Testomac. (Experimentelle 
Selbstverdauung des Magens.) (Presse medicale 1908, Nr. 96.) 


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Referate. 


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Bei Pylorusstenosen wird durch die entstehende Stagnation des Magen¬ 
inhaltes die Schleimhaut angegriffen, indem sie einer Verdauung unterliegt. 

Bei einem Tiere vernähte der Verfasser die Speiseröhre mit dem Duodenum 
und schloß den so isolierten Magen an der Cardia und am Pylorus. Durch 
einen Faden bildete sich bei dem operierten Tiere eine Kommunikation an der 
Cardia des vernähten Magens mit dem Duodenum, resp. Oesophagus, durch 
welche Flüssigkeit hineingelangte. Bei der Obduktion fand sich nun fast die 
ganze Magenmucosa verdaut; nur an der Cardia waren einige intakte Schleim¬ 
hautpartien erhalten. Martin Cohn . 

764) Nagayo, M. Pathologisch-anatomische Beiträge zum Adams-Stokes- 
sehen Symptomenkomplex. Aus dem Patholog. Inst. Freiburg. (Zeit. f. klin. 
Med. 1909, Bd. 67, S. 495.) 

Es handelt sich um die Untersuchung zweier Herzen von Patienten, welche 
an dem betr. Symptomenkomplex litten. Die Sektion der Leichen hatte weder 
im Gehirn noch in den beiden Vagi Veränderung ergeben. Im ersten Fall wurde 
ein über bohnengroßer verkalkter Knoten in der oberen hinteren Partie des 
linken Ventrikels, welcher vollständig im Myocard lag, gefunden. Sonst war 
nichts besonderes am Herzen zu sehen. Dieser Knoten war wohl als verkalktes 
Gumma aufzufassen. Das Reizleitungssystem war in seinem Vorhofabschnitt 
vollständig intakt, dagegen haben die Kalkknoten einen starken Druck auf das 
Verbindungsbündel im Systema fibrosum ausgeübt, so daß das letztere vollständig 
abgeplattet war. Die Muskelzellen des Bündels waren stark atrophisch in dieser 
Partie. Die Schädigung des Bündels war z. T. so stark, daß nichts mehr von 
dem Bündel zu entdecken war. Die pathologische Veränderung der Bündel¬ 
muskelzelle war auf die Druckgegend durch den Knoten beschränkt. Beim 
zweiten Fall fand sich Dilatation und Hypertrophie beider Ventrikel, schwielige 
Myocarditis, mäßige Arteriosclerose, arteriosclerotische Schrumpfniere usw. 
Die genauere Untersuchung des Herzens ergab Sclerose der größeren Kranz¬ 
arterien. Eine Veränderung des rechten Herzens und seiner Klappen bestand 
nicht, dagegen waren im linken Herzen stärkere Veränderungen zu konstatieren. 
Fibröse Verdickungen und Verwachsungen der Aortenklappen. Verrucöse Ver¬ 
dickungen der Mitralklappen. Zahlreiche mächtige fibröse Herde an den Wan¬ 
dungen des linken Ventrikels. Große Schwielen im Myocard. An der oberen 
Partie des Ventrikelsystemes fibröse Umwandlungen. Mikroskopisch fanden sich 
in der Muskulatur des linken Vorhofes keine Veränderungen, dagegen in der 
des linken Ventrikels diffuse fibröse Herde vom Aortenostium ausgehend bis 
zum oberen Drittel des ganzen Ventrikelseptums herabreichend. Das Reiz¬ 
leitungssystem war vollständig intakt, zeigt in seinem ganzen Verlauf keine 
Degenerationserscheinungen. In Bezug auf die Verzweigungen des Stammes 
zeigte das System die von Tawara beschriebene Variation. Zahlreiche Serien¬ 
schnitte zeigten keine Veränderungen im His sehen Bündel. Die bei diesem 
Falle bestandenen Bradycardie- und Kammersystolenausfalle mit partieller Disso- 
ciation war hier — im Gegensatz zum ersten Fall — nicht die Folge einer 
Schädigung des His sehen Bündels. Es fragt sich daher, ob hier der Symptomen¬ 
komplex eine Folge der Myocarddegeneration war. Diese Frage glaubt Ver¬ 
fasser nach den Literaturstudium bejahen zu müssen. Als differentielles Moment 
solcher Fälle gegenüber denen mit wirklicher Schädigung des His sehen Bündels 
nimmt er die unvollkommene Dissociation zwischen Ventrikel und Vorhöfen an. 
Niemals werde bei den Fällen vom muskulären Typus eine vollkommene Disso¬ 
ciation gefunden. Es ist aber auch noch zuzugeben, daß leichte entzündliche 
oder andere Störung des Reizleitungssystems ausgesprochene Bradycardie und 
unvollkommene Dissociation hervorrufen kann. Es gibt also »leichte Formen« 
von Erkrankung des Reizleitungssystems mit unvollkommener Dissociation. Von 
diesen ist dann allerdings die Gruppe des muskulären Typus, wie ihn der zweite 
Fall darstellt, schwer zu trennen. Eine Entscheidung wird meist nur die Sektion 
ergeben. Schmid. 


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Referate. 


765) Blumenthal, R. Sur la phagocytose d’örythroblastes par des macro- 
phages au sein de la moelle osseuse. (Über Phagozytierung von Erythroblasten 
durch Knochenmarksmakrophagen.) (Folia haematol. 1909, Ba. 6, H. 3, S. 193—194.) 

Bei Embryonen und jungen Kaninchen, namentlich aber auch bei graviden 
oder mit Adrenalin vorbehandelten Tieren finden sich im Mark größere und 
kleinere einkernige, nicht granulierte Zellen, welche Erythroblasten eingeschlossen 
enthalten. Dabei ist niemals mehr ein intakter Erythroblastenkern zu sehen, 
sondern die Kerne sind verändert, — vom Zustand der Pyknose bis zur Punk¬ 
tierung finden sich alle Stufen. Auch kernlose, rote Blutkörperchen werden von 
diesen Makrophagen gefressen. Die veränderte, winzig werdende Leibessubstanz 
der gefressenen Erythrocyten färbt sich oft avide mit Kemfarbstoffen. 

Gg. B. Gruber. 

766) Patella. Zur neuen Klassifizierung der Leukocyten des Blutes, vor¬ 
geschlagen von A. Ferrata. (Folia haematologica 1909, Bd. 6, H. 3, S. 195—204.) 

Wiederholung von Einwänden Löwits und Pappenheims (Fol. haem. 
Bd. 6, H. 2) gegen Ferratas Plasmosomenerklärung. Zwischen den Kurloff- 
schen Körpern des Meerschweinchenblutes und den Plasmosomen Ferratas sei 
keine Analogie vorhanden. Diese seien vielmehr den Plasmosomen der Drüsen¬ 
zellen analog. Bei genügend langer Beobachtung kann man auch in den Poly¬ 
morphen Ferratas plasmosomische Körper sehen, während sie indessen bei den 
Mononucleären verschwinden. Erst nach noch längerer Zeit der Beobachtung 
verschwinden sie auch in den Polymorphkernigen. Es sind das Erscheinungen, 
die einem von Schmaus und Eugen Albrecht aufgestellten Satze entsprechen, 
daß »die Massen des sterbenden Protoplasmas die Tendenz haben unter Bildung 
von Klümpchen Kugelform anzunehmen«, es sind Absonderungen, die sich nahe 
dem Tode befinden. Schließlich vertritt Patella die Ansicht, daß die Kurloff- 
Körper doch parasitärer Natur sein müßten und zwar Flagellaten. Bei Brillant- 
Kresylblaufarbung könne man sie frei im Blutplasma beobachten; die gleichen 
Formen, auch die gleichen färberischen Eigenschaften wie an den Kurloffschen 
Körperchen sehe man an Endivien-Flagellaten, die durch Aufguß lebend ge¬ 
züchtet werden könnten. Auch fehlten die Körperchen bei manchen Meer¬ 
schweinchen. Gg . B . Gruber . 

767) Biondi, Cesare. Neue Beobachtungen über die Erythrocyten in anä¬ 
mischen Zuständen. (Übersetzt von Rob. Tissot.) (Folia haematologica 1909, 
Bd. 6, H. 3, S. 205—209.) 

Cesaris-Demel fand bei vitaler Untersuchungsmethode in den Erythro¬ 
cyten eine körnige, fadenförmige, orthochromatische a-Substanz und eine körnige, 
metachromatische b-Substanz. Diese Substanzen entstehen durch chemisch¬ 
physikalischen Einfluß auf den Inhalt des Färbemittels. Biondi schließt aus 
seinen Untersuchungen, daß die Erythrocyten, welche die Substanzen a und b 
enthalten, den polychromatqphilen entsprechen; da nur junge Zellen die a- und 
b-Substanz besitzen, müßten demnach auch die polychromatophilen Zellen sich 
im Jugendzustand befinden. Ferner beobachtete er eine Brownsche Bewegung 
der Körnchen der b-Substanz. Infolge dieser Bewegung und des Zusammen- 
geratens mehrerer Körnchen ballt sich die b-Substanz in größere Tropfen und 
verliert allmählich die Bewegung; es liege der b-Substanz keine präformierte 
histologische Struktur zugrunde. Gg. B. Gruber . 

768) Ameth. Zu H. Pollitzers Beiträgen zur Morphologie und Biologie 
der neutrophilen Leukocyten. (Folia haematol. 1909, Bd. 6, H. 3, S. 210—216.) 

Polemik gegen Pollitzers Ansichten über die Leukocytenmorphologie auf 
Grund der neuen Untersuchungen Weidenreichs (Arch. f. mikrosk. Anat. u. 
Entw. Gesch. 32.) Gg. B. Gruber. 

769) Pappenheim, A. Über die große mononucleäre ungekörnte Zelle 
unter den Leucocyten. (Folia haematologica 1909, Bd. 6, H. 3, S. 217—242.) 

Zusammenstellung der verschiedenen Ansichten über diese Zellen und Be¬ 
tonung des Pappenheim sehen Standpunktes. Es existiert eine große mono¬ 
nucleäre ungekömte Zelle bivalenter Natur, ein Lymphoidocyt, der sich partiell 


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Referate. 


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auch im Knochenmark findet und sich nach der Lymphocyten- oder Leukocyten- 
reihe hin differenzieren kann. Embryologisch als pathologisch hat das lymphoide 
Gewebe als eine höhere Entwicklungsstufe zu gelten, wie das myeloide, ent¬ 
standen durch einseitige Vermehrung der makrolymphocytären Lympho-Myelo- 
blasten. Lymphoblast und Myeloblast sind nicht koordiniert, sondern der 
Lymphoblast ist dem Lympho-Myeloblasten subordiniert. Diese Zellart ist senil. 
Der große mononucleäre Leukocyt Ehrlichs (Übergangsformen) ist ubiquitär, 
endothelial, funktionell identisch mit Metschnikoffs Makrophagen und Mar- 
chands leucocytoiden Wanderzellen; sie sind zwischen Leukocyten und Lympho¬ 
cyten als selbständiger Entwicklungszweig zu stellen mit der Bezeichnung 
Lympholeukocyten. Sie bilden die Hauptmasse der Milzpulpa. Da auch sie 
aus der großen indifferenten lymphocytischen Stammzelle entstehen, ist diese 
nicht mehr als bivalent, sondern als trivalent zu bezeichnen. Es sind strenge 
artlich zu unterscheiden und nicht im Zusammenhang stehend: der makro- 
lymphocytäre Lymphoidocyt und der große lymphoide Leukocyt. Die Ried er¬ 
sehen Zellen sind überstürzt gealterte große Lymphocyten, kommen ja auch bei 
akuter Leukämie mit typischen großen Lymphocyten vor. Weiterhin geht der 
Autor auf die myeloide Milzmetaplasie ein. Weitere Beobachtungen über die 
eventuelle granuloplastische Befähigung der lymphoiden Leukocyten müssen erst 
abgewartet werden. Sollte sich dieselbe bewahrheiten, so dürfte Weidenreich 
mit anderen Recht behalten, welche behaupten, daß aus kleinen Lymphocyten 
Leukocyten entstehen können. Gg. B. Gruber . 

770) Johannson, L. u. Moritz, 0. Ein Fall von Chloroleucaemie. (Folia 
haematologica 1909, Bd. 6, H. 3 f S. 243—246.) 

Wiedergabe des klinischen Verlaufes, sowie des makroskopisch und mikro¬ 
skopisch pathologischen Befundes. Es fehlten selbst mikroskopisch nachweisbare 
Tumoren, außer kleinen Lymphocytenanhäufungen im Knochenmark. Wahr¬ 
scheinlich handelte es sich um eine lymphatische Chloroleukämie. 

Gg . B . Gruber. 

771) Brugsch, Th. u. Schilling, V. Die Kemform der lebenden neu¬ 
trophilen Leukocyten beim Menschen. (Folia haematologica 1909, Bd. 6, H. 4, 
S. 327—336.) 

Nach Beobachtungen im Dunkelfelde kommen die Autoren zu der Ansicht, 
daß der Leukocytenkem im fixierten Zustande dieselbe Beschaffenheit hat, wie 
im lebenden; zwischen den einzelnen Kemsegmenten besteht eine Art Faden. 
Die Form der Segmente ist bei der Untersuchung vieler Leukocyten nicht 
konstant. Größere Segmente können in kleinere verfallen, die durch Brücken 
verbunden bleiben, ja sogar wieder verschmelzen können. Im Gegensätze dazu 
gibt es auch Kernfaden, die konstant bleiben, immer an typischer Stelle liegen 
und nicht verschmelzen. Im gefärbten Präparat ist der Unterschied zwischen 
Brücken und Faden nicht zu kontrollieren. Aus Brücken können Faden ent¬ 
stehen, nicht aber umgekehrt. Während der amöboiden Bewegung kann man 
die Entstehung von echten Segmenten verfolgen. Die segmentierten Leukocyten 
sind Zellen, die im Zustande gewisser Reife Gelegenheit zu lebhafter Bewegung 
bekommen haben. Die Reife der Zellen drückt sich im Chromatingerüst aus, 
die Anzahl der Segmente ist eine Zerfallserscheinung ohne Altersgültigkeit. 

Gg. B. Gruber . 

772) v. Domarus. Der gegenwärtige Stand der Leukämiefrage. (Folia 
haematologica 1909, Bd. 6, H. 4, S. 337—381.) 

Ausgehend von einer kurzen Zusammenfassung der seit Virchows Zeit bei 
Einteilung der Leukämien maßgebenden Gesichtspunkte bespricht Verfasser zu¬ 
nächst die Affektionen, welche »klinisch bezw. makroskopisch« den Leukämien, 
den Ausdrucksformen einer Systemaffektion mit Wucherungsprozessen, sich 
ähnlich verhalten, als solche kommen in Betracht die Lymphdrüsengranulo- 
matose (oft noch Pseudoleukämie benannt), eine meist chronisch verlaufende 
Erkrankungsform, ferner das Kundratsche Lymphosarkoma und die multiple 
Myelombildung, sowie auch das Chlorom (Cancer vert) und Sternbergs Leuko- 


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Referate. 


sarkomatose. Die letzten drei Erkrankungsformen sind in den blutbildenden 
Geweben generalisiert, scheinbar zwar vom Bild der typischen Leukämien ver¬ 
schieden, dem histogenetischen Befund nach aber zu den hyperplastischen 
Leukämien zu zählen. Die hyperplastischen Leukämien, wie die echten Pseudo¬ 
leukämien sind nur klinisch (symptomatisch) zu trennen, zeichnen sich durch 
pathogenetische Identität aus. Lymphatische und myeloische Leukämie sind der 
Ausdruck einer generalisierten Systemerkrankung. Nach einer kritischen Be¬ 
sprechung der unter diese Gruppen zu rubrizierenden, klinisch oft sehr variierenden 
Krankheitsbilder und ihren Kombinationen mit anämischen Symptomen, mit 
»Metastisierung«, bezw. »Kolonisation« usw. in normaliter nicht haemopoietische 
Organe kommt Domarus zum Schlüsse, daß die Erscheinung der Weißblütig¬ 
keit nur symptomatische Bedeutung hat und das Wesen der Erkrankung nicht 
trifft; nur die anatomische Untersuchung sichert die Diagnose auf eine im ge¬ 
samten lymphatisch-haematopoietischen Gewebe auftretende Systemaffektion, die 
wahrscheinlich infektiös-toxischer Natur ist und nur äußerlich Ähnlichkeit mit 
bösartigen Tumoren hat. Gg. B. Gruber . 

773) Hirschfeld, Hans. Die unitarische und die dualistische Auffassung 
Über die Histopathologie der Leukämien. (Folia haematologica 1909, Bd. 6, 
H. 4, S. 382—394.) 

Es ist der Lehre Ehrlichs gegenüber festgestellt, daß auch das Knochen¬ 
mark Lymphocyten produzieren kann, daß ferner die Milz und die Lymphdrüsen 
der Granulopoiese in bestimmten Zuständen befähigt sind. Nach rein pathologisch 
anatomischen und experimentell pathologischen Befunden zu urteilen, muß 
zwischen den Zellen der Granulocytenreihe und den Lymphocyten eine gewisse 
Verwandtschaft bestehen. Doch ist der fertige Lymphocyt eines Follikels nicht 
im Besitze der Fähigkeit, Granulocyten aus sich hervorgehen zu lassen, sondern 
ist eine fertige, der weiteren Differenzierung unfähige Zelle. Die Frage, ob 
unitarische oder dualistische Auffassung von der Histogenese der Leukocyten 
und der Histopathologie der Leukämie zutreffend ist, läßt sich gleichwohl noch 
nicht für erledigt erachten. Gg . B. Gruber. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

774) De Orazia Francesco. Über ein neues Hämatin. Aus dem Labor, f. 
klin. Chemie d. kgl. Univ. Palermo. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 277—293.) 

Unter dem Einflüsse von Pepsin in saurer Lösung (mit Salz-, Schwefel- oder 
organischen Säuren) wird ein neues Hämatin mit einer geringeren Menge N von 
der Formel C 8 2 H 3 8 N 2 Fe 07 erhalten. 

Das in neutralen Flüssigkeiten (Alkohol, Chloroform) gelöste Hämatin gibt 
ein von dem Arnold sehen verschiedenes und mit dem des sauren Hämatins 
identisches Spektrum. Das neue Hämatin ist wasserlöslich. K . Reicher . 

775) Hausmann, W. Die photodynamische Wirkung des Chlorophylls und 
ihre Beziehung zur photosynthetischen Assimilation der Pflanze. Aus d. 

physiol. Inst. d. Hochsch. f. Bodenkultur, Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, 
S. 294—372.) 

Alkoholische Blätterauszüge wirken photodynamisch auf Erythrocyten und 
Paramäzien. Diese Wirkung haben wir in erster Linie dem Chlorophyll zuzu¬ 
schreiben. Die photodynamische Wirkung chlorophyllhaltiger Pflanzenauszüge 
und des reinen Chlorophylls erfolgt in jenen Spektralbezirken, in welchen die 
hauptsächlichste Assimilation der Pflanze stattfindet. Wahrscheinlich regt das 
Chlorophyll auch in der Pflanze nach Art der photodynamischen Substanzen im 
Lichte die Assimilation an. Der dazu notwendige Sauerstoff ist in der Pflanze 
vorhanden. 

Phylloporphyrin wirkt ebenso photodynamisch wie Hämatoporphyrin und 
beweist die nahe Verwandtschaft zwischen Blutfarbstoff und Chlorophyll. 

K. Reicher . 


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Referate. 


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776) Reach, F. Das Verhalten der Leber gegen körperfremde Eiweißstoffe. 
Aus d. physiol. Inst. d. k. k. Hochsch. f. Bodenkultur, Wien. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 16, S. 357—365.) 

Bei Durchströmungsversuchen mit Jodeiweiß speichert die Leber das körper¬ 
fremde Eiweiß auf, eine Spaltung desselben ist nur in sehr geringem Grade 
nachweisbar. K. Reicher . 

777) Fränkel, S. Über Lipoide. II. Mitteilung. Über die ungesättigten 
Phosphatide der Niere von Nogueira Al.-MonteVideo. Aus d. Lab. d. Spiegler- 
stiftung-Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 366—377.) 

Es gelang den Autoren, aus der Rindemiere ein Triaminodiphosphatid und 
ein Diaminomonophesphatid sowie Kephalin zu isolieren. 

m. Mitteilung. Über die Wechselwirkung der ungesättigten Nierenphos- 
phatide mit Farbstoffen von Nogueira Al. 

Von den drei dargestellten Phosphatiden hat das am stärksten gesättigte 
Diaminomonophosphatia die stärkste entfärbende Kraft für Methylenblau. Viel¬ 
leicht ist in gewissen pathologischen Nieren die stärkere vitale Entfärbung des 
Methylenblaus auf eine Anreicherung mit diesem Phosphatid zurückzuführen. 

K. Reicher . 

778) Kudo, T. (Kioto). Über den Einfluß von Säuren, Alkalien, neutralen 
Salzen und Kohlehydraten auf das Trypsin. Aus der exper. biol. Abtlg. des 
Kgl. Pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Bioch. Ztschr. 1908, Bd. 15, S. 473—500.) 

Die tryptische Verdauung (Pancreatin-Rhenania) geht am besten bei neu¬ 
traler Reaktion von statten. Die Säuren und Alkalien hemmen bereits in sehr 
geringen Mengen die tryptische Verdauung; dabei wirken die organischen Säuren 
intensiver als die anorganischen. Neben der hemmenden Kraft besitzen die 
Alkalien und Säuren einen zerstörenden Einfluß auf das Trypsin selbst, und zwar 
den stärksten die anorganischen Säuren; Essigsäure ist völlig indifferent. Wertig¬ 
keit und Stärke der Säuren gehen damit nicht parallel. Salze hemmen nur sehr 
schwach, phosphorsaures Natrium ist gänzlich indifferent. Nitrate und Nitrite 
besitzen geringere Hemmungskraft als Kochsalz. Bei den Chloriden ist die An¬ 
zahl der Cl-Moleküle von maßgebender Bedeutung. 

Rohr-, Milch- und Traubenzucker hemmen die Trypsinverdauung fast gar 
nicht, Stärke dagegen erheblich. K. Reicher . 

779) Haensel, E. Über den Eisen- und Phosphorgehalt unserer Vegetabilien. 

Aus der biochem. Abtlg. d. Inst. f. exper. Ther. zu Düsseldorf. (Bioch. Ztschr, 
1909, Bd. 16, S. 9—19.) 

Sehr dankenswerte Zusammenstellung des Eisen- und Phosphorgehalts der 
gebräuchlichen Vegetabilien. K. Reicher . 

780) Blumenthal, F. u. Jacoby, E. Über Atoxyl UL Aus d. ehern. Abtlg. 
d. pathol. Inst, zu Berlin. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 20—36.) 

Substituierungen an der Amidogruppe der Atoxylkörper können für die 
Giftigkeit von erheblicher Bedeutung sein. So ist Acetylatoxyl (Arsacetin) er¬ 
heblich imgiftiger als Atoxyl. Das Quecksilbersalz der p-Jodphenylarsinsäure ist 
auffällig wenig giftig. Nach Einführung von Atoxyl entstehen keine auf Anilin¬ 
vergiftung zu beziehende anatomische Veränderungen. Acetylatoxyl und seine 
Hg-Verbindungen verlassen den Organismus unverseift. Mit der Einführung des 
Atoxyls als inneres Antisepticum, das nur im Körper, aber nicht im Reagenzglase 
baktericid wirkt, ist eine neue, aussichtsreiche Ära eröffnet worden. 

K. Reicher . 

781) Paladino, Raffaele. Über die schwarze Kephalopodentinte. Aus d. 

ehern. Äbtlg. der zool. Stat. und des physiol. ehern. Inst, der Univ. zu Neapel. 
(Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 37—44.) 

Das Melanin der Kephalopodentinte gibt keine Eiweißreaktion, scheint dem 
Melanin der Geschwülste, Haare, Haut und Chlorioidea zu gleichen und ist durch 
das Eisen, das es ganz sicher enthält, charakterisiert. K. Reicher . 


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Referate. 


782) Oppenheimer, G. Über die Beteiligung des elementaren Wasserstoffes 
an dem Stoffwechsel der Tiere. Aus d. tier.-physiol. Inst. d. landwirtsch. Hoch¬ 
schule zu Berlin. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 45—60.) 

Beim Gewebsstoffwechsel des Hundes spielt der elementare Wasserstoff 
gerade so wenig eine Rolle wie der elementare Stickstoff. K. Reicher. 

783) Rona, P. u. Michaelis, L. Untersuchungen über den Blutzucker V. 
Der Zuckergehalt der Blutkörperchen. Aus d. biochem. Labor, d. städt. Krankh. 
am Urban in Berlin. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 60—67.) 

Die Blutkörperchen des Hundes enthalten Traubenzucker in erheblichen 
Mengen. K. Reicher. 

784) Pohl, J. Verhalten der Phtalsäure im tierischen Organismus. Aus 

dem pharmak. Inst, der deutschen Univ. Prag. (Biochem. Ztschr. 1909. Bd. 16, 
S. 68—70.) 

Pohl stellt gegenüber P o r c h e r fest, daß auch der Hundeonptnismus 
Orthophtalsäure quantitativ unangegriffen ausscheidet. K. Reicher. 

785) Takaoki, Sasaki. Über die Aktivierung der hämolytischen Wirkung 
des Meerschweinchenserums durch Aminosäuren. Aus d. bakter. Abtlg. des 
Pathol. Inst, zu Berlin. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 71—80.) 

Das Meerschweinchenserum, welches an und für sich sehr wenig hämolytisch 
auf Ziegen- und Pferdeblutkörperchen wirkt, wird durch Alanin sowie Glykokoll 
stark aktiviert. Ferner vermögen Glykokoll und Alanin die Säure- resp. Basen¬ 
hämolyse deutlich und die Lecithin- und Seifenhämolyse mäßig zu hemmen. 
Auffallenderweise wird aber die Saponinhämolyse durch die genannten zwei 
Substanzen bedeutend befördert. K. Reicher. 

786) Michaelis, L. Elektrische Überführung von Fermenten. I. Das In¬ 
vertin. Aus d. bakt. Labor, d. städt. Krankh. am Urban zu Berlin. (Bioch. Ztsch. 
1909, Bd. 16, S. 81—86.) 

Es ergibt sich übereinstimmend aus der Adsorptionsanalyse und aus der 
elektrischen Überführung, daß das Invertin eine ausgesprochene Säure ist. 

K. Reicher. 

787) Freund, E. u. Popper, H. Über das Schicksal von intravenös ein¬ 
verleibten Eiweißabbauprodukten. Aus d. pathol.-chem. Labor, der k. k. Rudolph¬ 
stiftung in Wien. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 15, S. 272—321.) 

Bei intravenöser Injektion von Wittepeptonlösungen in den Organismus ver¬ 
bleibt, sofern ein Austritt durch die Nieren unterbunden ist, nach 5 Minuten nur 
mehr ca. die Hälfte der injizierten Substanzen im Blute. Bei Verschluß der 
Darmblutgefaße verbleibt dieser Rest von nicht koagulabler Substanz zum aller¬ 
größten Teile im Blute. Bei wegsamem Darm dagegen tritt eine Verminderung 
der in das Blut injizierten Substanz bis ca. 20°/ 0 der injizierten Menge ein, ein 
Teil gelangt dabei zum Abbau, ein anderer geht anscheinend in eine koagulierbare, 
im Blut und in den Organen nachweisbare Form über. Diese Veränderungen 
werden höchstwahrscheinlich bei Passage der Darmwand eingeleitet. Bei In¬ 
jektion weiter abgebauten Materiales ist der Unterschied zwischen wegsamem 
und abgebundenem Darm weniger markant. K. Reicher. 

788) Bywaters, H. W. Über Seromncoid. Aus d. physiol. Labor, d. Univ. 
London. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 15, S. 322—343.) 

Bywaters stellt die Gegenwart von Seromucoid im normalen Blute fest, 
es ähnelt weitgehend dem Ovomucoid, von dem es sich durch den positiven 
Ausfall der Adamkiewiczschen Reaktion und den fast negativen Verlauf der 
Schwefelbleiprobe unterscheidet. Analyse: C=47,6°/ 0 , H = 6,8°/ 0 , N 11,6°/ 0 
und S = 1,75°/ 0 . 25°/ 0 Kohlehydrat ist in der für Mucoide charakteristischen 

Bindung vorhanden, und ergibt bei der Hydrolyse als Hauptprodukt Glucosamin. 
Nach kohlehydrathaltiger Mahlzeit nimmt das Seromucoid beim Hunde von 0,3 g 
auf 0,9 g pro Liter zu. K. Reicher. 

789) Bywaters, H. W. Über die sogenannte »Albumose« im normalen Blute. 

Aus d. physiol. Labor, d. Univ. London. (Bioch. Ztschr. 1909, Bd. 15, S. 344—349.) 


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Referate. 


433 


Was man im normalen Blute für Albumosen gehalten hat, war in Wirklich¬ 
keit Seromucoid, welches hochmolekularen Charakter mit großer Löslichkeit in 
heißem Wasser verbindet. K. Reicher . 

790) Juschtschenko, A. J. Der Einfluß des Thyreoidins, Spermins und 
Adrenalins sowie der Entfernung der Schilddrüse und der Testikeln auf die 
Oxydationsprozesse, den Atmungsaustausch und die Giftigkeit des Harns bei 
Tieren. Aus d. ehern. Labor, d. k. Inst. f. exper. Med. zu St. Petersburg. (Bioch. 
Ztschr. 1909, Bd. 15, S. 365—452.) 

Bei geisteskranken Menschen ist die Hamtoxizität erhöht oder vermindert. 
Einverleibung von Thyreoidin, Adrenalin sowie Abtragung eines Teiles der Schild¬ 
drüse rufen eine bedeutende Steigerung der Harntoxizität hervor, Sperminein- 
verleibung und Testikelexzision eine geringe. Erreichen die Intoxikationser¬ 
scheinungen einen hohen Grad, so nimmt bei sämtlichen Versuchen obiger Art 
die Hamgiftigkeit wieder ab. 

Eine Verstärkung der Oxydationsprozesse findet sich bei der Thyreoidin- 
und Adrenalinintoxikation, nach der Kastration und in einigen Fällen von Sper- 
minintoxikation. Bei schweren Vergiftungen dieser Art sowie nach Thyreoid- 
ektomie zeigt sich umgekehrt Verminderung der Oxydationsprozesse. Das Gleiche 
gilt annähernd auch für den Gasstoffwechsel. K. Reicher . 

791) Pick, E. P. u. Schwarz, 0. Über die Beeinflussung der Antigen¬ 
wirkung durch Lecithin und Organlipoide und deren Beteiligung am Immuni¬ 
sierungsprozeß. Aus d. k. k. serotherap. Inst, zu Wien. (Bioch. Ztschr. 1909, 
Bd. 15, V. 453—472.) 

Die Injektion einer Emulsion von Typhusbakterien in lproz. Lecithinsus¬ 
pension ermöglicht, bei Anwendung sehr geringer Mengen in kurzer Zeit relativ 
hohe Agglutinationswerte auf Typhusbakterien zu erhalten. 

Typhusimmunsera präzipitieren Typhus-Lecithinemulsionen. (Eignung für 
die klinische Typhusdiagnose!) 

Organlipoide verhalten sich in Kombination mit Typhusbakterien analog dem 
Lecithin; es übertreffen Serum- und Leucocytenlipoide in ihrer Wirkung be¬ 
trächtlich die Lipoide von Leber und Nieren, was vielleicht auf den Grad der 
Beteiligung am Immunisierungsprozesse schließen läßt. Sera, gewonnen durch 
längere Vorbehandlung von Kaninchen mit Pferdeserumlipoiden, präzipitieren 
Pferdeserumlipoide, nicht aber diese in Verbindung mit Typhusbakterien. 

Normale Kaninchensera fallen Rinderserumlipoide, durch Zusatz von Typhus¬ 
bakterien werden sie aber vor der Ausflockung geschützt. 

Es scheint sich bei den angeführten Versuchen um Lipoid-Eiweißverbindungen 
zu handeln. K, Reicher . 

792) Kastle, J. H. Über den Gebrauch von salpetriger Säure, Nitriten und 
Königswasser bei der Bestimmung der mineralischen Bestandteile des Harns. 

(Amer. Joum. Physiol. 22. 411—22. 1908. Washington DC. US. Public Health and 
Marine Hospital Service. Hygienic Lab. Division of Chem.) 

Verfasser empfiehlt zur Umgehung der bei der Bestimmung der Mineral¬ 
bestandteile des Harns von Menschen oder Camivoren durch Eindampfen und 
Glühen entstehenden Schwierigkeiten den Harnstoff erst zu zerstören und dann 
in dem Rückstand K oder Na zu bestimmen. Zur Zerstörung eignen sich Na 
N0 3 + HCl, Stickstofftrioxyd aus arseniger Säure und HNO a entwickelt und 
Königswasser. Entweder werden 10 ccm Ham mit 1 g NaNO a und 15 ccm 1 / 1 -n 
HCl auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft, schwach geglüht, in Wasser 
unter Zusatz von wenig HCl aufgenommen und in der Lösung die Alkalimetalle 
bestimmt, oder zu derselben Ham- und HCl-Menge in der Siedehitze 5 Minuten 
lang Stickstofftrioxyd eingeleitet. Die Lösung wird dann zur Trockne verdampft, 
in Wasser aufgenommen, nach Entfernung der Alkaliphospate die Alkalien be¬ 
stimmt. Auch Erwärmen mit 20 ccm Königswasser gab gute Resultate. Brahtn. 

793) Shaffer, Philip. Die Ausscheidung von Kreatinin und Kreatin bei 
Gesunden und Kranken. (Amer. Joum. Physiol. 23. 1—22. 1908. New York. 
Comell Univ. Departm. of Experiment. Pathology.) 


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434 


Referate. 


Nach einer Zusammenstellung der bisher vorliegenden Untersuchungen teilt 
Verfasser die Resultate eigener Versuche mit, aus denen er schließt, daß beim 
gesunden Menschen die Menge des ausgeschiedenen Kreatinins zwischen 7 und 
11 mg pro kg Körpergewicht beträgt. Dieser Gehalt ist beim einzelnen Indi¬ 
viduum nicht allein täglich, sondern stündlich konstant und unabhängig von dem 
Harnvolumen und dem Gesamt-N-Gehalt. Unter pathologischen Verhältnissen ist 
die Kreatininausscheidung niedrig und schwankt zwischen 2 mg und der Norm 
innerhalb 24 Stunden. Der Gehalt an Kreatinin-N pro kg wird als Kreatinin- 
coeffizient bezeichnet und es zeigte sich, daß zwischen der Muskelentwicklung 
oder Muskelstärke und dem Kreatiningehalt ein individueller Parallelismus besteht 
Kreatinin ist kein Index des totalen endogenen Proteinzerfalles. Bei Morbus 
Basedow und anderen Krankheiten mit gesteigertem endogenen Zerfall ist die 
Kreatininausscheidung sehr niedrig. Kreatinin ist das Zersetzungsprodukt eines 
bestimmten Prozesses des normalen Stoffwechsels in den Muskeln. Von der 
Stärke dieses Prozesses hängt die Muskelkraft des einzelnen Individuums ab. 
Bei akutem Fieber ist die Kreatininausscheidung schwach gesteigert. Kreatin 
ist kein normales Produkt des endogenen Stoffwechsels und findet sich nicht im 
normalen Ham, ausgenommen, daß es mit der Nahrung aufgenommen ist. Bei 
akuten Fiebern, bei Morbus Basedow, bei Frauen post partum, überhaupt in allen 
Fällen, wo ein intensiver Verlust an Muskelprotein eintritt, beobachtet man die 
Ausscheidung von Kreatin. Das Kreatin des Muskelgewebes ist wahrscheinlich 
die Quelle des endogenen Kreatins, und aus dem Auftreten desselben im Ham 
kann man schließen, daß ein Verbrauch von Muskelprotein stattfindet. UnderhilL 

794) Ruhland, W. Die Bedeutung der Kolloidalnatur wässeriger Farbstoff¬ 
lösungen für ihr Eindringen in lebende Zellen. (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 26 a. 
772—82. 28/1. 1909. [11/12. 1908.] Dahlem-Berlin. K. Biolog. Anst.) 

Verfasser weist nach, daß die basischen, wie die Sulfosäurefarbstoffe in 
wässeriger Lösung alle Abstufungen der Kolloidität zeigen. Die basischen Farb¬ 
stoffe zeigen nach den bisherigen Versuchen einen mehr krystalloiden, die sulfo- 
sauren Farbstoffe mehr einen kolloiden Charakter. Daß der Grad der Kolloidität 
entscheidend oder mitbestimmend für die Aufnahme der Farbstoffe in lebende 
Zellen ist, ließ sich nicht unzweifelhaft feststellen. Da die Diosmose auch durch 
die Größe der gelösten Moleküle mit entschieden wird, darf angenommen werden, 
daß diese oder die Größe der Ultramikronen bei den Farbstoffen im allgemeinen 
oder durchweg unter einer gewissen kritischen Grenze bleibt. Alle hoch kolloi¬ 
dalen Farbstoffe durchdringen leicht die Dialysemembran, wie sie in genügender 
Konzentration und bei entsprechender Temperatur ein wirken. Bei den basischen 
und den Sulfosäurefarbstoffen ist keine klare Beziehung zur Kolloidität ersichtlich, 
da manche kolloidale Farbstoffe mit besonderer Leichtigkeit von den Zellen 
aufgenommen werden, während echte gelöste Farbstoffe dazu nicht befähigt sind. 
Die gegen die Overtonsche Hypothese von der Lipoidnatur der Plasmahaut in 
einer früheren Arbeit (Jahrb. f. wiss. Bot. 46. 1—54.) auf Grund von diosmoti- 
schen Versuchen mit Farbstoffen vorgebrachten Tatsachen, werden durch den 
früher allgemein unberücksichtigt gebliebenen Faktor der Kolloidalnatur vieler 
Farbstoffe nicht in Frage gestellt. 

Bezüglich der Versuche von Höber und Kernpner (Biochem. Ztschr. 11. 
105—20) und Höber und Chassin ( Ztschr. f. Chem. u. Iridustr. der Kolloide 
3. 76—80) äußert sich Verfasser, daß kein zwingender Grund vorliegt, von einer 
sicheren Gesetzmäßigkeit zn sprechen, da sich den von den genannten Autoren 
benutzten Farbstoffen eine Anzahl anderer gegenüberstellen lassen, deren Lösungen 
trotz ihres ebenso hochkolloidalen Zustandes mit großer Leichtigkeit in die 
Zellen eindringen. Die Bezeichnung physiologische Permeabilität im Gegensatz 
zu physikalischer hält Verfasser nur für solche Fälle für gerechtfertigt, bei denen 
es sich nachweisbar um eine regulatorisch entstandene Durchlässigkeit handelt. 
Verfasser warnt davor, aus dem Verhalten der Sulfosäurefarbstoffe allzu weite 
Schlüsse zu ziehen, da, abgesehen von Besonderheiten der Zellmembran, auch 
kleine spezifische Verschiedenheiten in den statischen Eigenschaften der Proto¬ 
plasten vorliegen. Brahrn. 


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Referate. 


435 


795) Hart, E. B., Mc Collum, E. V. u. Füller, J. G. Über die Rolle des 
anorganischen Phosphors bei der Ernährung von Tieren. (Amer. Joum. Physiol. 
23. 246—77. 1/1. Wisconsin. Agricultural Experm. Stat. Chem. Lab.) 

Durch eingehende Versuche an wachsenden Schweinen untersuchten Ver¬ 
fasser die Frage, ob anorganische Phosphate, besonders Di- und Tricalciumphos- 
phate, die organischen Phosphor Verbindungen vertreten können. Bei schwach 
phosphorhaltigem Futter erreichten die Schweine, die anfänglich 40—50 Pfund 
wogen, ein Gewicht von 75—100 Pfund, genau so wie Tiere, die mit phosphor¬ 
reicher Nahrung gezogen waren, nahmen dann aber bald an Gewicht ab. 
Wurde P in anorganischer Form gereicht, so entwickelten sich die Tiere genau 
wie solche, die mit organischem P ernährt wurden. Präcipitiertes Calciumphos¬ 
phat zeigte dieselben Erfolge wie rohes Tricalciumphosphat. Phytin verhielt 
sich wie die anorganischen Phosphate. Die Untersuchung der wichtigsten Or¬ 
gane und Gewebe von Tieren, die bei niedriger Phosphorkost gezogen waren, 
zeigten ein konstantes und normales Verhältnis von Ca zu P. Der Aschenge¬ 
halt der Knochen der Tiere betrug nur die Hälfte des bei normal ernährten 
Tieren gefundenen, oder solchen, denen Phosphor in anorganischer Form gereicht 
war. Bei Phosphorhunger entnimmt der Organismus dieses Element dem 
Knochengerüst. Der tägliche Bedarf an Phosphor eines 50 Pfund schweren 
wachsenden Schweines beträgt mindestens 3 g. Durch die vorliegenden Unter¬ 
suchungen wurde kein Beweis für die Synthese der Nucleoproteide oder anderer 
organischer P-Verbindungen erbracht. Brahm . 

796) Osbome, Thomas B., Leavenworth, G. S. u. Braurecht, G. A. Die 
verschiedenen Formen des Stickstoffs in den Eiweißkörpern. (Amer. Joum. 
Physiol. 23. 180—200. 1/12. 1908. Lab. of the Connecticut Agricultural Experi¬ 
ment Stat.) 

Verfasser teilen die Resultate von Untersuchungen mit über die Bestimmung 
der basischen Zersetzungsprodukte der Eiweißkörper, woraus sie schließen, daß 
unter angemessenen Bedingungen das NH 3 , Histidin, Arginin und Lysin mit 
ziemlicher Genauigkeit bestimmt werden können. Hierdurch ist eine wichtige 
Handhabe gegeben, um die einzelnen Eiweißkörper zu differenzieren. Ammoniak 
läßt sich mit ziemlicher Genauigkeit in den Eiweißkörpem durch Hydrolyse be¬ 
stimmen. Das Freiwerden des NH 3 aus dem Eiweiß durch Säurehydrolyse 
ähnelt dem Freiwerden aus Asparagin, wodurch höchst wahrscheinlich wird, 
daß in dem Eiweißmolekül eine Bindung der NH a -Gruppe mit einer Carboxyl- 
gruppe existiert. Dies wird weiterhin bestätigt durch den NH 3 - und Glutamin¬ 
säure- und Asparaginsäuregehalt der meisten Eiweißkörper. Dabei ist nicht zu 
vergessen, daß es auch Eiweißkörper gibt, die nicht dieser Regel folgen. Der 
durch Kochen mit einer NaOH-Lauge freigemachte NH 3 -Gehalt entspricht bei 
den bisher untersuchten Proteinen nahezu der Summe des N, der bei der Säure¬ 
hydrolyse in Gestalt von NH 3 und der Hälfte des N, der als Arginin gefunden 
wird. Nur der in der Gruppe CONH 2 gefundene N und die Hälfte des im 
Arginin enthaltenen N kann bei der alkalischen Hydrolyse in NH 3 umgewandelt 
werden. Hierdurch erscheint es wahrscheinlich, daß die Proteine noch N in 
einer Bindung enthalten, die leicht in NH 3 umgewandelt werden kann, vielleicht 
in der Form R— CO—NH—CO—R. 

Verfasser fanden des weiteren, daß bei vielen Eiweißkörpem der Gehalt an 
N in Form von Histidin. Arginin und Lysin sich deckt mit dem durch Phosphor¬ 
wolframsäure fällbaren N-Gehalt, wodurch es unwahrscheinlich ist, daß noch 
weitere basische Zersetzungsprodukte der Eiweißkörper gefunden werden können. 
Die großen Unterschiede bei den Samenproteinen in Bezug auf den Gehalt an 
durch Phosphorwolffamsäure fällbaren N werden hauptsächlich durch einen 
Gehalt an Arginin bedingt, das in allen untersuchten Proteinen gefunden wurde. 
Dem Gehalt an Arginin nach lassen sich die Proteine in drei Gruppen einteilen, 
Eiweißkörper aus Ölsaaten, aus Leguminosensamen und aus Cerealien. Nur 
das Glutelin aus Mais läßt sich nicht in diese Tabelle einordnen und scheint 
eine Mischung zu sein. Brahm . 


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Referate 


797) Carlson, A. J. u. Luckhardt, A. B. Über Diastasen im Blute und den 
Körperflüssigkeiten. (Amer. Journ. Physiol. 23. 148—64. 1/12. 1908, Chicago. 
Hüll. Physiol. Lab.) 

Veranlaßt durch die Untersuchungen von Carlson und Ryan (Amer. Journ. 
Physiol. 22, 1—15) stellten Verfasser Versuche über das Vorkommen und Ent¬ 
stehung der Diastasen im Blut und Lymphe und den Einfluß der Nahrung auf 
den Gehalt an Diastasen an. Im Verfolg ihrer Untersuchungen konnten sie 
nachweisen, daß die Körperflüssigkeiten die Diastasen in wechselnder Menge 
enthalten. Am reichsten ist das Serum, dann absteigend die Thoraxlymphe, 
Nackenlymphe, Pericardialflüssigkeit, Cerebrospinalflüssigkeit. Durch Injektion 
von Handelspepton wird der Gehalt der Thoraxlymphe an Diastase angereichert, 
nicht dagegen die Nackenlymphe. Beim Serum ist die Steigerung zweifelhaft. 
Ein konstanter Unterschied in der Diastasekonzentration des Pfort- oder Leber¬ 
serums konnte nicht nachgewiesen werden. Reizung der centralen Vagusenden 
bewirkt eine schwache Steigerung des Blutdiastasegehaltes, dagegen bewirkt 
Pancreatectomie keinerlei Veränderung im Diastasegehalt des Blutes und der 
Lymphe. Durch Anästhesie tritt eine schwache Anreicherung der Blutdiastase 
ein. Beziehungen zwischen dem Gehalt des Blutes an Diastasen und einem 
Überschuß von Kohlehydraten in der normalen Nahrung bestehen nicht, ebenso 
wenig wie durch Übergang von einer Fleischkost zu einer stärkehaltigen Kost 
eine Aenderung im Diastasegehalt auftritt. Zwischen der Diastasekonzentration 
im Blute und den Oxydationsvorgängen im tierischen Organismus bestehen 
keinerlei Beziehungen. Verfasser glauben aus ihren Untersuchungen zu der 
Annahme berechtigt zu sein, daß die Blut- und Lymphdiastasen Ausscheidungs¬ 
produkte der Gewebe in ihrer Gesamtheit sind und nur die stärkespaltende 
Funktion haben. Underhill. 

798) Hyde, Ida H. Der Einfluß von Salzlösungen auf die Respiration, 
Herzschlag und Blutdruck des Engelfisches. (Amer. Journ. Physiol. 23. 201—13. 
1/12. 1908. Marine Biolog. Lab. of Woods Hole and the Leland Stanford Jr. 
Univ. and the Physiol. Lab. of the Univ. of Kansas.) 

Zu den Versuchen diente Raia binoculata und Raia erinacea. Geprüft 
wurden NaCl, KCl, CaCl 2 , MgS0 4 , Na 2 C0 8 , Na 2 HP0 4 , NaOH.HCl, NH 4 C1, 
Na 2 S0 4 , BaCl 2 , Harnstoff und destilliertes Wasser. Es zeigte sich, daß eine 
Steigerung der Herztätigkeit von einer gesteigerten Respiration und einer 
Steigerung des Blutdruckes begleitet war. Nur NH 4 C1-, Harnstoff- und Na 2 HP0 4 - 
Lösungen zeigten hiervon eine Ausnahme. Am stärksten wirkten auf die Herz¬ 
tätigkeit und die Respiration KCl und MgS0 4 . Die Wirkung der einzelnen Salze 
wechselt mit der Konzentration. Brahm. 

799) Howell, W. H. u. Duke, W. W. Mitteilung über die Reizwirkung 
des Acceleratornerven auf den Calcium-, Kalium- und Stickstoffstoffwechsel 
des isolierten Herzens. (Amer. Journ. Physiol. 23. 174—179. 1/12. 1908. Johns 
Hopkins Univ. Physiol. Lab.) 

Im Anschluß an frühere Versuche (Amer. Journ. Physiol. 21, 51) konnte am 
isolierten Säugetierherzen gezeigt werden, daß weder der Kalium-, noch Calcium¬ 
gehalt der durch das Herz circulierenden Flüssigkeit sich geändert hatte, selbst 
bei stundenlanger Perfusion und einer fortgesetzten Erregung des Herzens durch 
den Acceleratornerven. Des weiteren konnten keine Purinbasen nachgewiesen 
werden, dagegen ließ sich Kreatinin nachweisen. Brahm. 

800) v. Brücke, Emst Th. Über die angebliche Mästung von Schmetter¬ 
lingspuppen mit Kohlensäure. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. 
Physiol. Abt. 1908. 431—444. 24/12. 1908. Leipzig. Univ. Physiol. Inst.) 

Bei der Nachprüfung der Untersuchungen M. von Lindens (Arch. f. Anat. 
u. Phys. [Waldeyer-Engelmann] Physiol. Abt. 1906. Supplem. I. 1—108) mit 
Segelfalterpuppen, die je in einer Atmosphäre mit einem CO a -Gehalt von 12% 
und in atmosphärischer Luft gehalten wurden, konnte Verfasser nachweisen, daß 
ein prinzipieller Unterschied zwischen den Gewichtskurven der in atmosphärischer 
Luft und der in einem Luft-C0 2 -Gemisch aufgezogenen Segelfalterpuppen nicht 


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Referate. 


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besteht. Unter beiden Bedingungen nehmen die Puppen an Gewicht zu, wenn 
sie naß gehalten werden, und nehmen trotz feuchter Kammer ab, wenn sie un- 
benetzt aufbewahrt werden. Der höhere Gehalt der Kohlensäurepuppen an 
organischem Material ist nicht durch Assimilation, sondern durch geringeren 
Verbrauch der sich relativ langsam entwickelnden Puppen zu erklären. Bei 
den Puppen, die in einer Atmosphäre mit einem CO a -Gehalte von 12°/ 0 gehalten 
werden, findet eine Verzögerung des Entwicklungsprozesses statt, die sich durch 
den langsameren Abfall bei Trockenheit bezw. den rascheren Anstieg der Ge¬ 
wichtskurve in feuchtem Zustand, andererseits durch die Verspätung des Schlüpf- 
termines äußert. Weder die Versuche von Lindens, noch die vorliegenden des 
Verfassers bieten einen Anhalt für die Annahme einer C0 2 -Assimilation, wie sie 
unter Umwandlung von strahlender in chemischer Energie für die chlorophyll¬ 
haltige Pflanze charakteristisch ist. Brahm. 

801) Shattocb, S. Gl. u. Seligmann, G. G. Versuche über die Wirkung des 
Extraktes der Nebennierenrinde. (Proc. Royal Soc. London Ser. B. 80. 473 bis 
477. 20/11. [15/7.] 1908.) 

Durch Injektion eines Extraktes der Rinde der Nebenniere vom Schaf in 
das Brustmuskelgewebe von Enten konnte die Bildung von nekrotischem Ge¬ 
webe festgestellt werden. Brahm. 

802) Kastle, J. H. Peroxydaseacceleratoren und deren mögliche Bedeu¬ 
tung für biologische Oxydationen. (Amer. Chem. Joum. 40. 251—66. September. 
Washington, D. C. Division of Chem. Hygienic Lab. U. S. Public Health and 
Marine Hospital Service. März.) 

Im Anschluß an die mit Madison B. Porch (Joum. of Biol. Chem. 4. 
401—20) ausgeführten Untersuchungen berichtet Verfasser über Versuche, in 
denen die Peroxydasemengen der frischen Milch colorimetrisch quantitativ be¬ 
stimmt werden. Als Acceleratoren dienten Trikresol und ß-Naphthol, als zu 
oxydierender Körper Phenolphthalin als neutrales Na-Salz bei Gegenwart von 
H 2 0 2 . Die Oxydation des Phenolphthalins wird durch diese Acceleratoren sehr 
beschleunigt. Die Geschwindigkeit ist aber noch sehr schwankend und hängt 
außer von verschiedenen noch unbekannten Faktoren von der individuellen Natur 
der rohen Kuhmilch ab. Trikresol steigert die Oxydationsfähigkeit um das 
30 fache, ß-Naphthol um das 100 fache. In ersterem Falle wird 3 mal, in letzterem 
Falle 8 mal soviel Phenolphthalin oxydiert als durch H 2 0 2 allein. Auch durch 
Guajacum und p-Phenylendiamin wird die Peroxydaseaktivität erheblich gestei¬ 
gert. Diese Eigenschaft ist eine Eigentümlichkeit aller Peroxydasen jeglichen 
Ursprunges und nicht auf die Milchperoxydase beschränkt. Verfasser wies dies 
an der Meerrettichoxydase nach und prüfte den Einfluß von Phenol, Resorcin, 
Tannin, ^-Naphthol, o-Kresol, m-Kresol, p-Kresol, Eugenol, Thymol, Guajacol, 
Benzoesäure, Salicylsäure, Trijodphenol, Trikresol als Acceleratoren. 

Thymol, Eugenol, Tannin und Guajacol sind ohne Einfluß auf die Oxydation 
von Phenolphthalin durch Meerrettichoxydase und H 2 0 2 . Trijodphenol, Benzoe¬ 
säure und Salicylsäure beschleunigen nur wenig, während Phenol, die drei Kre- 
sole, Resorcin und ß-Naphthol in geringen Spuren die 5—15 fache Menge Phenol¬ 
phthalin zu oxydieren vermögen. Die Peroxydasen aus Kartoffeln, Mohrrüben 
und anderen Pflanzen, aus Speichel, anormalem Ham, aus Eiter verhalten sich 
ähnlich. Die Versuche mit frischem Malzauszug und menschlichem Speichel 
werden noch ausführlich beschrieben. Die Körper, die auf die Peroxydase ein¬ 
wirken, werden in 3 Klassen eingeteilt. In Körper, die eine Beschleunigung 
hervorrufen, in solche, die wenig oder keine Einwirkung haben, und in Körper, 
die eine Verzögerung bedingen. Zur ersten Gruppe gehören Phenol, die Kre- 
sole, ß-Naphthol, Resorcin, Vanillin, ferner Jod und Wasserstoffionen. In die 
zweite Gruppe gehören Thymol, Eugenol, Guajacol, Benzoesäure, Salicylsäure, 
Tannin und Benzylalkohol. Der letzten Gruppe sind die Tannine, gewisse Zucker, 
Hydroxylamin, Hydrazin, Cyanwasserstoffsäure und in bestimmter Konzentration 
Säuren und Alkalien zuzuzählen. Eine scharfe Grenze ist noch nicht zu ziehen, 
da die Wirkungen durch die Versuchsbedingungen beeinflußt werden. Eingehend 
wird dann noch der Einfluß der Peroxydasen in den tierischen Zellen besprochen 


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Referate. 


und der Meinung Ausdruck gegeben, daß auch in letzteren eine ganze Reihe 
von Körpern Vorkommen, die einen accelerierenden Einfluß ausüben. Wegen 
Einzelheiten sei auf das Original verwiesen. Brahm. 

803) Kühl, Hugo. Die Fäulnis. (Apoth.-Ztg. 23. 934—36. 23/12. 1908.) Auf 

Grund eigener Versuche gibt Verfasser eine Übersicht der Fäulniserscheinungen 
im Tier- und Pflanzenreich. Brahm . 

804) Bogdanow, E. A. Über die Abhängigkeit des Wachstums der Fliegen¬ 
larven von Bacterien und Fermenten und über Variabilität und Vererbung bei 
den Fleischfliegen. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. Physiol. Abt. 
1908. Suppl. 173—200. 24/12. 1908. Moskau. Landw. Inst.) 

Im Anschluß an frühere Arbeiten (Joum. f. Landw. 56. 53—87) werden neuere 
Beobachtungen mitgeteilt, die sich besonders auf eine Methode der Fliegen¬ 
züchtung, auf die Frage der Sterilisation der Fliegeneier, beziehen. Über die 
Entwicklungsfähigkeit der Calliphoralarven finden sich Angaben, wobei festge¬ 
stellt werden konnte, daß für die normale Entwicklung der Larven eine gelatine¬ 
verflüssigende Bacterienart nötig ist. Die Versuche zeigten des weiteren, daß 
die Bacterien für die Larven hauptsächlich Fermentträger sind. Die Trypsin¬ 
beigabe stellte für die Larvenentwicklung einen sehr günstigen, oft entscheidenden 
Faktor dar. Auch über die Variationsfähigkeit der Fliegen finden sich Angaben. 

Brahm. 

805) Noll, A. Über Fettsynthese im Darmepithel des Frosches bei der 
Fettresorption. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. Physiol. Abt. 
1908. Suppl. 145—60. 24/12. 1908. Jena. Physiol. Just.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen über die Zusammensetzung der Fetttropfen 
des Darmepithels beim Frosch konnte Verfasser nachweisen, daß die flüssigen 
Fette, Triolein und Olivenöl, die Ölsäure und die Seifenlösung viel besser als 
die feste Palmitinsäure und Stearinsäure durch die Epithelzellen resorbiert werden. 
Tripalmitin und Tristearin wurden nicht aufgenommen. Für Iden Frosch konnte 
der Nachweis erbracht werden, daß das Darmepithel die verfutterten freien Fett¬ 
säuren nur in gebundener Form in dem Plasma abscheidet, so daß in den Zellen 
eine Synthese stattfindet. Die Fette unterscheiden sich, je nachdem eine Säure 
oder deren Triglycerin in den Darm gegeben wird. Nach der Einführung von 
Triolein ist es ein Fett, welches die gleiche Löslichkeit wie das Triolein hat. 
Das nach Einführung der Ölsäure aber erscheinende Fett ist, abgesehen von 
einem verschwindend kleinen Anteil, viel leichter löslich. Hierdurch ergibt sich, 
daß das Glycerin von den Zellen mit zur Synthese verwendet wird, wenn im 
Darm Glycerin zugleich mit der Fettsäure vorhanden ist. Ist es nicht im Darm, 
dann gibt die Zelle ihrerseits kein Glycerin zur Synthese her, sondern liefert 
eine andere Komponente zur Bindung der Fettsäure. Die Intensität der Fett¬ 
ablagerung ist unabhängig von der Anwesenheit des Glycerins. Aus dem Be¬ 
fund, daß die meisten Zellen kein Glycerin zur Verfügung hatten, ist noch nicht 
der Schluß zu ziehen, daß das Glycerin zu allen Zeiten den Fröschen ganz und 
gar fehlt. Verfasser hält es für wahrscheinlich, daß das Glycerin der Zelle 
während der Resorption ganz oder zum Teil von außen geliefert wird. Auch 
bei einem Meerschweinchen konnte er nach Verbitterung von Ölsäure nach¬ 
weisen, daß in der Schleimhaut einer Dünndarmschlinge keine freie Ölsäure vor¬ 
handen war. Brahm . 

806) Klett. Zur Beeinflussung der phototropen Epithelreaktion in der 
Froschretina durch Adrenalin. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. 
Physiol. Abt. 1908. Suppl. 213—18. 24/12. 1908. Berlin. Univ. Physiolog. Inst) 

Durch eingehende Untersuchungen konnte Verfasser nachweisen, daß Adre¬ 
nalin auf die Pigmentkömehen in den Pigmentepithelien der Retina bei lokaler 
Applikation eine zusammenballende Wirkung ausübt. Dieser kontrahierende 
Einfluß vermag sogar die durch den Lichtreiz hervorgerufene Vorwanderung 
des Pigments bis zu einem gewissen Grade zu hemmen, und da, wo sie bereits 
erfolgt ist, eine nachträgliche Ballung und Zusammenziehung des Pigments in 
wechselnder Stärke herbeizuführen. Nach Einführung des Adrenalins in die 


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Referate. 


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Blutbahn tritt diese Erscheinung nicht ein, weil wahrscheinlich die Konzentra¬ 
tion zu gering ist, in der es auf das Retinapigmentepithel wirken kann. Durch 
Zusatz einer 1 °/oo Adrenalinlösung zu einem Nickhautpräparat in physiologischer 
NaCl-Lösung läßt sich in 90 °/ 0 eine deutliche Contraction der Schleimdrüsen 
hervorrufen, wie sie durch einen elektrischen Induktionsanschlag anszulösen ist. 

Brahm. 

807) Robertson, T. Br&ilsford Die Dissoziation von Lösungen der basischen 
Natrium- und Ammoniumcaseinate. (Journ. of Physical Chem. 12. 473—83. 
Okt. Rudolph Spreckels Physiol. Lab. Univ. of California.) 

Im Anschluß an eine frühere Arbeit (Joum. of Physical Chem. 11. 542) 
konnte Verfasser zeigen, daß die basischen Caseinate, die alkalisch gegen Lack¬ 
mus, neutral gegen Phenolphthalein reagieren, ebenfalls dem Ostwaldschen Ver¬ 
dünnungsgesetz gehorchen. Die neutralen Caseinate sind nach den Ausführungen 
des Verfassers amphotere Salze der kombinierten Base vom Typ NaX++XXOH~, 
während die basischen Salze richtige Salze der kombinierten Base vom Typ 
Na-f-fXXOH - darstellen. In jeder Caseinatlösung ist ein Gleichgewichtszustand 
vom Typ NaX+_fHXOH •=* Na++HXXOH, der von der Verdünnung unabhängig 
ist, sondern durch das relative Verhältnis zwischen Basen und Casein bedingt 
wird. Bei der Neutralisation der Basen wird nur eine Carboxylgruppe des Ca¬ 
seinmoleküls in Mitleidenschaft gezogen. Die Wanderungsgeschwindigkeit des 
Caseinions beträgt in Lösungen des basischen Natriumcaseinats 15,2 x 10~ 6 cm 
per Sekunde, bei einem Potential von 1 Volt pro cm. Derselbe Wert für basi¬ 
sches Ammoniumcaseinat beträgt 9,1 x 10 -6 Sekundenzentimeter. Die Dissozia¬ 
tionskonstante der basischen Natrium- oder Ammoniumcaseinate beträgt 0,0499, 
bezw. 0,0404. Brahm . 

808) Hedin, S. G. Zur Kinetik der Enzyme. (Ztschr. f. physiol. Chem., 
1908, Bd. 57, S. 468—475.) 

Bei der Verdauung des Caseins durch Trypsin wird gleicher Umsatz er¬ 
halten, wenn bei gleicher Substratmenge die Einwirkungsdauer der zugefügten 
Enzymmenge umgekehrt proportional ist, d. h. der Geschwindigkeitskoefficient 
der Reaktion ist der Enzymmenge proportional oder das Verhältnis zwischen 
den von verschiedenen Stoffen aufgenommenen Trypsinmengen bleibt konstant 
unabhängig von der Menge des zugesetzten Trypsins. Wird allein Casein und 
Eierklar den Trypsin Verdauungen unterworfen, so kann diese Gesetzmäßigkeit 
nicht fortbestehen, da das Eierklar um so mehr Trypsin absorbiert, je geringer 
dessen Menge. ßohrn. 

809) Rosenberger, Franz. Weitere Untersuchungen über Inosit. (Ztschr. 
f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, S. 464—467.) 

Im Gegensatz zu früheren Versuchen stellt Verfasser bei neuen Versuchen 
(zur Sommerszeit) in einzelnen Fällen bei der Autolyse frisch geschlachteter 
Rinder Inosit fest. Es liegt entweder an der Methode oder an der Jahreszeit 
durch höhere Temperatur. Hundeharn enthält Inosit; in Nacktschnecken ist der 
Ringzucker nicht zu finden. Dohm . 

810) Zdarek, E. Chemische Untersuchung des Inhalts einer Buttercyste. 

Aus d. Labor, f. angew. med. Chem. an d. Univ. Wien. (Ztschr. f. physiol. Chem., 
1908, Bd. 57, S. 461—463.) 

Die quantitative Analyse eines Buttercysteninhalts ergab 38,57 °/ 0 Fett. 
17 °/ 0 Fett etwa war in Seifen übergegangen, ein Zeichen, daß die Milchsekretion 
vor einiger Zeit zum Stillstand gelangt — gleichzeitig Resorption eingetreten 
sein muß. Zwei Drittel der gesamten Asche bestand aus Calciumcarbonat. 

Dohm . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

811) Chiarolanza, Raffaele. Experimentelle Untersuchungen über die Be¬ 
stimmung der Trockenrückstände des Blutes und das Verhalten des Blutes 
bei Wasserzufuhr durch den Verdauungskanal. Aus d. inn. Abteilung des 
städt. Krankenhauses Charlottenburg-Westend. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S.392.) 


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Referate. 


Polemik gegen Plehn, dessen Versuchsanordnung und Methodik der 
Trocknung des Blutes auf unsicherer Basis beruhen. Wirklich zuverlässige Re¬ 
sultate für die Trockenrückstände liefert nur die langsame Trocknung im luft- 
verdünnten Raum über Schwefelsäure oder Chlorcalcium. Verfasser beweist mit 
einer technisch exakt durchgeführten Untersuchungsreihe, daß tatsächlich das 
Wasser vom Darm mit größter Geschwindigkeit in das Blut gelangt. 

M. Leube. 

812) Heß, Walter. Die Viscosität des Blutes bei Gesunden. Aus der 

Universitätsaugenklinik in Zürich. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 404.) 

Die Untersuchungen wurden mit dem von Heß angegebenen Apparat vor¬ 
genommen. Es zeigte sich, daß die Viscosität in erheblichem Maß von dem 
Lebensalter abhängig ist. Als Mittelwert für erwachsene Männer resultiert 4,74, 
für erwachsene Frauen 4,40. Als Grenzen der Schwankungsbreite, außerhalb 
deren die Werte als pathologisch anzusehen sind, wird für Männer 4,3—5,3, für 
Frauen 3,9—4,9 angegeben. Die Schwankungen stehen im engsten Zusammen¬ 
hang mit dem wechselnden Ernährungszustand der untersuchten Personen. Vis- 
cositäts- und Hämoglobinwert stehen in weitgehendem Parallelismus, normaler 
Weise muß der Quotient Hämoglobin : Viscositätswert in die Grenzen von 17—21 
fallen. M . Leube . 

813) Bachmann, E. Die klinische Verwertung der Viscositätsbestimmung 
(an Hand von 400 Bestimmungen). Aus d. med. Klinik der Universität Zürich. 
(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 409.) 

Der Quotient Hämoglobin: Viscosität ist beim Kranken weiten Schwankungen 
unterworfen. Bei der Pneumonie sind die Viscositätswerte an sich fast alle er¬ 
höht und besonders im Verhältnis zum Hämoglobin, weshalb der Quotient meist 
erniedrigt ist. Nach der Krise kehrt der Quotient in den Bereich der normalen 
Schwankungsbreite zurück. Beim .Typhus sind die Viscositätswerte sehr niedrig, 
der Quotient stets erhöht. Bei der epidemischen Meningitis sind die Viscositäts¬ 
werte hoch und stehen über den Hämoglobinwerten, daher Tendenz zur Er¬ 
niedrigung des Quotienten. Die chronisch interstitielle Nephritis liefert niedrige 
Werte bei hohem Blutdruck, wofür die Hydrämie des Blutes verantwortlich zu 
machen sein dürfte. 

Weitere Untersuchungen müssen zeigen, wie weit diese Untersuchungs¬ 
methode in diagnostischer oder prognostischer Beziehung brauchbare Anhalts¬ 
punkte gibt. M . Leube . 

814) David, Oskar. Über den Farbstoff- und Eisengehalt des Blutes. Aus 

d. Laboratorium der med. Universitätsklinik Bonn. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 
94, S. 426.) 

Werden Hunde bei eisenarmer Nahrung gehalten, so bekommen sie ein 
Blut, dessen Fe-Gehalt mehr herabgesetzt ist als der Hämoglobinmenge ent¬ 
sprechend wäre und bei Aderlässen bleibt die Regeneration aus. Blei in größeren 
Gaben scheint bei Kaninchen Farbstoff- und Eisengehalt des Blutes gleichmäßig 
herabzusetzen, dagegen wird bei geringeren Dosen anscheinend ein eisenarmer 
Farbstoff gebildet. Die Chlorosen scheinen sich von den sonstigen Anämien 
durch den im Verhältnis zur Farbstoffmenge öfters erhöhten Fe-Gehalt des Blutes 
zu unterscheiden. M, Leube . 

815) Morawitz u. Böhmer. Über die Sauerstoffversorgung bei Anämien. 

Aus d. med. Klinik in Heidelberg. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 527.) 

Das Sauerstoffbindungsvermögen des Hämoglobins korrespondiert sowohl 
bei normalen als auch bei anämischen Individuen vollständig mit dem kolori- 
metrisch bestimmten Hämoglobingehalt. Selbst bei den schwersten Anämien 
läßt sich kein vermehrtes Sauerstoffbindungsvermögen nachweisen. Als kompen¬ 
satorische Vorrichtung bei Anämien kommt ein erhöhtes 0 2 Bindungsvermögen 
des Hämoglobins also nicht in Betracht. Bei vielen Anämien besteht eine ver¬ 
mehrte prozentische Ausnutzung des Sauerstoffs in den Kapillaren: während beim 
Normalen das Blut der Armvene noch zu 60—75°/ 0 mit 0 2 gesättigt war, 
schwanken diese Zahlen bei Anämien zwischen 15 u. 50 °/ 0 . Diese vermehrte 


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Referate. 


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Ausnutzung des Sauerstoffs ist als eine wichtige Kompensationsvorrichtung der 
Anämischen anzusehen. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Kompensation ist 
in der vermehrten Stromgeschwindigkeit zu suchen. 

In zwei Fällen von Polycythämie bestand keine Verminderung des Sauer¬ 
stoffbindungsvermögens. M. Leube. 

816) Diem, Martha. Über das Vorkommen mydriatisch wirkender Sub¬ 
stanzen im Ham. Aus d. med. Klinik der Universität Zürich. (D. A. f. kl. 
Med. 1908, Bd. 94, S. 174.) 

Der Urin von 56°/ 0 der untersuchten Nephritiskranken bewirkt am Frosch¬ 
auge eine Pupillenerweiterung. Diese Eigenschaft ist keine spezifische für die 
Nephritis und kommt bei ihr nicht häufiger vor als bei anderen Krankheiten. — 
Es ist in hohem Grade unwahrscheinlich, daß die Anwesenheit von Adrenalin 
das alleinige Moment bildet bei der pupillenerweitemden Reaktion des Urins am 
Froschauge. Die Ehr mann sehe Methode erscheint deshalb für den Adrenalin¬ 
nachweis im Urin nicht geeignet. M . Leube . 

817) Araeth. Entgegnung zu H. Pollitzer: Zu Ameths Verschiebung des 
neutrophilen Blutbildes. (D. A. f. kl. Med. Bd. 92; D. A. £ kl. Med. 1908, 
Bd. 94, S. 217.) 

Polemische Zurückweisung der von Pollitzer gegen die Arnethsche An¬ 
schauung erhobenen Einwände. M. Leube . 

818) Eppenstein, Hermann. Über die Beeinflussung des proteolytischen 
Leucocytenfermentes durch menschliche Blutsera und über die diagnostische 
Bedeutung solcher »Antiferment«-wirkungen. Bemerkung zu d. gleichnamigen 
Arbeit von Klieneberger u. Scholz, D. A. f. kl. Med., Bd. 93. Aus der med. 
Universitätspoliklinik u. d. I. med. Abteilung des Allerheiligenhospitals zu Breslau. 
(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 229.) 

Eppenstein weist darauf hin, daß er schon vor Vfo Jahren Untersuchungen 
veröffentlicht habe, die im wesentlichen dasselbe Ergebnis hatten wie die von 
Klieneberger und Scholz. Er habe bereits damals die Differenzen des Anti¬ 
fermentgehaltes im Serum normaler Menschen hervorgehoben und andererseits 
bei myeloider Leucämie, Empyem, perityphlitischem Absceß und Pneumonie 
Werte gefunden, die nicht wesentlich über die bei Normalen gefundenen Unter¬ 
schiede hinausgingen. M. Leube . 

819) Grafe, E. u. Böhmer, W. Über das Vorkommen hämolytisch wirken¬ 
der Substanzen im Mageninhalt und ihre Bedeutung für die Diagnose des 
Magencarcinoms. Aus der med. Klinik zu Heidelberg. II. Mitteilung. (D. A. 
f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 239.) 

Die Verfasser haben mit der von ihnen angegebenen Methode weitere 
103 Fälle von Magengesunden und Magenkranken, und zwar vorwiegend 
Frauen, auf die hämolytischen Eigenschaften des Magensaftes untersucht. Auch 
diesmal hämolysierten sämtliche sicheren Carcinome, z. T. außerordentlich stark. 
Bei Untersuchung von 24 Ulcera fand sich in 6 besonders schweren Fällen eine 
schwache Hämolyse, was mit der theoretischen Vorstellung über die Herkunft 
und das Wesen der hämolysierenden Substanz aus der ulcerierten Magen wand 
wohl übereinstimmt. Von 46 Magenkranken, die weder an Carcinom noch an 
Ulcus litten, hämolysierten 9. Gemeinsam war diesen Fällen eine ziemlich 
erhebliche Gastroptose und es war in hohem Grad wahrscheinlich, daß hier 
Darm- und Pancreassaft in den Magen zurückgeflossen war. Wenn Pancreas- 
und Darmsaft, die ein ziemlich starkes ätherlösliches Hämolysin enthalten, in 
größeren Mengen in den Magen zurückfließen, werden die Resultate der hämo¬ 
lytischen Untersuchung des Magensaftes nicht mehr eindeutig, und man muß 
somit durch quantitative Trypsinbestimmung diese Fehlerquelle ausschalten. Bei 
stark tryptisch wirksamem Magensaft ist die Methode nicht anwendbar. Größere 
Mengen von Trypsin im Magen sind aber eine Seltenheit. M. Leube . 

820) Rolly, Fr. u. Meitzer. Experimentelle Untersuchungen über die Be¬ 
deutung der Hyperthermie. Aus d. med. Klinik zu Leipzig. (D. A. f. kl. Med. 
1908, Bd. 94, S. 335.) 


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Referate. 


Die außerordentlich gründlichen und wichtigen Untersuchungen beziehen 
sich auf den Einfluß der Fiebertemperatur auf Bacterien, die Resistenz der 
Tiere gegenüber bacteriellen Infektionen, die baetericide Fähigkeit des Blutes, 
die Phagocytose, bacterielle Gifte, Produktion der Antikörper und endlich auf 
die pathologische Anatomie der Gewebe. 

Die Resultate sind folgende: 

Die Bacterien werden infolge der Temperaturerhöhung im fieberhaften Or¬ 
ganismus nicht geschädigt. 

Während bezüglich der Resistenz gegenüber bacteriellen Infektionen mit ein¬ 
maligen tötlichen Dosen kein sicheres Resultat zu erzielen war, ließ sich bei der 
Mehrzahl der Tiere ein günstiger Einfluß der erhöhten Körpertemperatur nicht 
leugnen, wenn oft wiederholte untertötliche Dosen von Bacterien injiciert wurden. 

Ein wesentlicher Unterschied des Alexingehaltes des Blutserums vor und 
nach einer kurz oder längerdauemden Erhitzung läßt sich bei den Kaninchen 
nicht feststellen. 

Bei den Phagocytoseversuchen im Reagenzglas ergab sich, daß die Phago¬ 
cytose der Menschenleucocyten bis zur Bruttemperatur stetig wächst und auch 
von da an bis zu 40° ebenfalls noch ein Ansteigen stattfindet. Bei Temperaturen 
über 40° ist die Phagocytose schon beträchtlich geringer. 

Ein Einfluß der Erwärmung der mit tötlichen Toxindosen vergifteten Tiere 
läßt sich weder in günstigem noch ungünstigem Sinn nachweisen. 

Durch die Fiebertemperatur wird bei der Mehrzahl der Versuchstiere die 
Produktion der Agglutinine und Bacteriolysine gefördert. 

Eine intensivere Schädigung des Parenchyms der untersuchten Organe war 
nicht zu konstatieren, wohl aber eine Abnahme des Körpergewichts und des 
Hämoglobingehaltes. M. Leube. 

821) Morelli, G. Über die Wirkung der Kuhnschen Lungensaugmaske bei 
Herzkrankheiten. (Ztschr. f. kl. Med. 1909, Bd. 67, S. 154.) 

Bei Herzkrankheiten der verschiedensten Art (auch nervöse Erkrankungen) 
beobachtet man regelmäßig, während die Patienten die Lungensaugmaske be¬ 
nutzen, eine Zunahme der Atmungsfrequenz, Abnahme des Blutdruckes und der 
Pulsfrequenz, häufig Vermehrung der Zahl der roten Blutkörperchen. Der Blut¬ 
druck nimmt ab, weil die Lungen bei dieser künstlichen Dyspnoe mit Blut stärker 
angefüllt werden und deshalb der große Kreislauf weniger Blut erhält. — Ver¬ 
fasser glaubt mit diesem Verfahren bei seinen Patienten einen praktischen Er- 
folg gehabt zu haben. Dies soll besonders für die Patienten zutreffen, bei 
welchen der rechte Ventrikel entlastet werden soll (z. B. bei der Mitralstenose). 

Schmid . 

822) Cappezzuoli, C. Mineralstoffzusammensetzung der Knochen bei Osteo- 
malacie. Aus d. Klinik f. innere Medizin, Florenz. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 
16, S. 355—356.) 

Die prozentuale Menge der Asche und der Trockensubstanz, sowie alle 
mineralischen Substanzen im Knochengewebe sind vermindert. 

Die Verarmung an Ca ist stärker als an Mg, das Verhältnis beider verschiebt 
sich von l,14°/ 0 zu 2,66°/ 0 und 3,83°/ 0 . K. Reicher . 

823) Bittorf, A. Zur Pathologie des Wasser- und Salzstoffwechsels. Aus 

d. med. Klinik in Breslau. (D. A. f. klin. Med. 1908, Bd. 94, S. 84.) 

Ein Fall von echter orthotischer Albuminurie zeigte normale Ausscheidung 
auch bei Mehrbelastung bei Bettruhe, verzögerte und mangelhafte Ausscheidung 
beim Aufstehen für Wasser und Kochsalz, während die Phosphate wenig und 
zwar eher im umgekehrten Sinn beeinflußt wurden. 

Die Untersuchung von acuten und chronischen Nephritiden ergab folgendes: 

Eine sichere Schädigung durch Chlorzulage wurde nicht beobachtet; bei 
Kochsalzretention trat keine, von ihr sicher allein abhängige Blutdrucksteigerung 
ein; ebensowenig wurde danach eine Vermehrung der Eiweiß- oder Sediment¬ 
ausscheidung beobachtet. Die Wasser-, Kochsalz- und Phosphorausscheidung kann 
(bes. gegenüber höheren Ansprüchen) bei Nierenkranken bald normal, bald ge- 


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Referate. 


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stört sein. Die Störung der Ausscheidung jedes Stoffes kann unabhängig von 
anderen verlaufen und im Krankheitsverlauf wechseln. — Die acuten und sub¬ 
acuten Nephritiden zeigten trotz bestehender Ödeme gute Chlorelimination bei 
zunächst noch mangelhafter Wasserabscheidung, dagegen später bei fehlenden 
Ödemen bald annähernd normale Chlor- und Wasserausscheidung, bald Störungen 
der Chlor- mit oder ohne Störung der Wasserelimination. Ein Fall von chronisch¬ 
parenchymatöser Nephritis zeigte erhebliche Störungen des NaCl- und Wasser¬ 
ausscheidungsvermögens. Die chronisch interstitielle Nephritis verlief in den 
beiden untersuchten Fällen mit erheblicher Störung des Kochsalzstoffwechsels. 

Die Beobachtungen Bittorfs sprechen entschieden gegen die Annahme von 
primärer Kochsalzretention als alleiniger oder auch nur wesentlicher Ursache 
der Ödeme. Gefäß Veränderungen und Wasserretention scheinen für die 
Ödembildung viel wichtiger zu sein als die Chlorretention. Tritt bei hydropischen 
Nierenkranken eine Besserung ein, so macht sich diese zuerst in einer vermehrten 
Chlorausscheidung erkenntlich; später kann auch die Wasserausfuhr steigen und 
nun kann Chlorzufuhr chlor- und wassertreibend wirken durch die Beschleunigung 
des osmotischen Austausches zwischen Gewebe und Blut. M . Leube . 

824) Schwenkenbecher u. Inagaki. Einige Beobachtungen über den Chlor¬ 
umsatz an Typhuskranken. Med. Klinik, Straßburg. (Arch. f. exper. Pathol. 
und Pharm., Bd. 60, S. 166.) 

Bei Typhuskranken kann unter den gleichen Versuchsbedingungen Chlor¬ 
gleichgewicht, Chlorverlust und Chlorretention beobachtet werden. Reicht man 
solchen Patienten 10 — 20 g Kochsalz, so retiniert die Mehrzahl der Patienten 
einen beträchtlichen Teil des zugeführten Chlors. Die Bedingungen für diese 
Chloraufspeicherung sind wahrscheinlich verschiedener Art. In Betracht kommen 
der Chlorhunger, bedingt durch die Chlorarmut der gereichten Krankenkost, 
ferner die Intensität der Erkrankung, Leistungsfähigkeit von Kreislauf und Nieren. 
Bei manchen Typhuskranken besteht trotz schwerer Infektion, trotz hohen Fiebers, 
ja trotz einer infektiösen Nephritis keine deutliche Retention an eingeführten 
Chloriden. Gesunde Individuen, welche Typhusdiät erhalten, zeigen eine ver¬ 
langsamte Chlorausscheidung (Chlorhunger). Schmid. 

825) Röth, Nikolaus. Über die Cammidgesche »Pankreasreaktion«. 

(Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, S. 222.) 

Cammidge machte die Entdeckung, daß bei Pankreaserkrankungen im 
Ham ein spezifischer Stoff auftritt, der mit Phenylhydrazin Kristalle bildet, 
welche charakteristisch für diese Erkrankungen sein sollen. Dieser Körper ist 
bis jetzt nicht genauer definierbar. (Das Anstellen der Probe ist hier ausführlich 
wiedergegeben.) Verfasser erhielt bei einigen Fällen, wo eine primäre Erkran¬ 
kung des Pankreas vorlag, die Reaktion positiv — bei den Fällen, wo das 
Pankreas sekundär erkrankt war, war das Resultat wechselnd. Da die Reaktion 
auch bei einigen gesunden Menschen und vereinzelt bei verschiedenartigen Er¬ 
krankungen positiv ausfiel, kann Verfasser derselben nicht den Wert beilegen, 
den ihr mehrere amerikanischen Autoren zuerkennen. Schmid\ 

Klinisches. 

826) Häberlin (Wyk a. Föhr). Blutbefunde an der Nordsee. Aus d, See¬ 
hospiz Wyk des Vereins für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten, 
Berlin. Aerztliche Vorstandsmitglieder: v. Leyden, Ewald, A. Baginsky. (Berl. 
klin. Woch. 1908, Nr. 16, S. 800.) 

Häberlin fand, daß rote Blutkörperchen an der See sich vermehren. 
Fälle von Kindern aus wohlhabenden Kreisen, die bereits zu Hause diätetisch 
und medikamentös ohne Erfolg behandelt worden waren, besserten sich zu¬ 
sehends, von den bisher unterernährten zu schweigen, so daß an einer spezifischen 
Wirkung des stärkeren Seeklimas nicht zu zweifeln ist. Die Scheu vor der See 
für Patienten, die im Gefolge chronischer oder akuter Krankheiten Anämie als 
augenfälligste Erscheinung zeigten, oder primärer Anämien ist unberechtigt. 

K. Bornstein. 


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Heferate. 


827) Rewidzoif, P. M. (Moskau). Über eine bis jetzt noch nicht beschriebene 
Erscheinung, die bei chronisch verlaufenden Strukturen der Speiseröhre be¬ 
obachtet wird. (ßerl. klin. Woch. 1908, Nr. 15, S. 749.) 

Das Wesen eines von Rewidzoff bei Oesophagusstrikturen beobachteten 
Phänomens besteht darin: läßt man den Patienten, der schon einen größeren 
oder kleineren Schluck getan hat, nach der Erscheinung des sekundären Ge¬ 
räusches eine falsche Schluckbewegung machen — d. h. keine Flüssigkeit, selbst 
keinen Speichel dabei schlucken — so erhalten wir wieder das charakteristische 
Durchpressungsgeräusch des Strahles. Die noch mehrmals wiederholte falsche 
Schluckbewegung kann von einer wiederholten Geräuscherscheinung, bis 3—4mal, 
je nach der Größe des Schluckes und dem Grade der Striktur, begleitet werden. 
Der Autor nennt sie Residualgeräusche, da sie von der in der Speiseröhre zurück¬ 
gebliebenen Flüssigkeit hervorgerufen werden. K. Bomstein . 

828) Is&ac, S. Primäres Carcinom des Processus vermiformis. Aus dem 

pathologischen Institut in Basel: Prof. Hedinger. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 
16, S. 776.) 

Beschreibung eines solchen Falles bei einem 25 jährigen Arbeiter. Sie sind 
im allgemeinen recht klein und gutartig; ihre einzige Gefahr besteht in den 
reaktiven Entzündungsprozessen in der Appendixgegend. K. Bornstein . 

829) Groedel III, F. M. (Bad Nauheim). Die röntgenologisch nachweisbaren 
Merkmale der Gastrektasie und der Pyloroptose. (Berl. klin. Woch. 1908, 
Nr. 15, S. 742.) 

Die Magenektasie kann entweder durch eine Atonie der Darmwand be¬ 
dingt sein oder durch anormale Raum- resp. Belastungsverhältnisse. Im ersten 
Falle, bei der atonischen Magenektasie, ist der absteigende Magenteil etwa in 
der Mitte stark eingeschnürt. Oberhalb dieser Stelle ist die trichterförmig aus¬ 
gezogene Magenblase. Kaudalwärts geht der trichterförmig sich erweiternde, 
mit Wismutspeise gefüllte absteigende Magenteil ohne Grenze in den vergrößerten 
Magensack über. Die atonische Magenektasie kommt meist bei älteren Leuten 
vor. Sie ist selten mit Pyloroptose kombiniert. Die Belastungsektasie ist ge¬ 
kennzeichnet durch den ebenfalls lang ausgezogenen, eingeschnürten, absteigen¬ 
den Magenteil, der aber überall noch Wismutbrei enthält und eine relativ kleine 
Magenblase aufweist. Sie ist sehr häufig mit Pyloroptose verbunden, deren 
Folge sie nicht ist. Die Pyloroptose läßt sich an der großen Verschieblichkeit 
des Pylorus bei Lagewechsel des Patienten erkennen. Auch im Liegen gibt 
sie eine siphonförmige Silhouette an Stelle der normalen Sandalenform. Sie 
findet sich besonders häufig bei unterernährten oder chlorotischen Personen und 
als erstes Zeichen veränderter Raumverhältnisse der Leibeshöhle, scheint aber 
oft von selbst wieder zu verschwinden. Der Tiefstand des Magensackes an sich 
ist weder der Ausdruck einer bestimmten Magenerkrankung noch überhaupt das 
Zeichen eines pathologischen Magens. K. Bornstein . 

830) Lehmann, Fr. Über Sigmoiditis und Perisigmoiditis puerperalis. (Berl. 
klin. Woch. 1908, Nr. 15, S. 748.) 

Eine Darmwandentzündung, die bis auf das Peritoneum übergreifen und zu 
lokaler Peritonitis Anlaß geben kann, hervorgerufen durch eine Schwanger¬ 
schaftskotstauung. Die beiden beschriebenen Fälle hatten auch Narben im linken 
Parametrium, die eine Abknickung des Darmlumens hervorrufen können und 
wahrscheinlich auch hervorgerufen haben. Therapie: Abführen; entweder per 
os — Ricinus — oder durch Ölklystier. Vorsicht ist geboten. K . Bornstein . 

831) Stemberg, W. Der Appetit und die Appetitlosigkeit. (Ztschr. f. klin. 
Med. 1909, Bd. 67, S. 434.) 

Verfasser wendet sich in einer theoretisch physiologischen Studie gegen die 
von Pawlow auf Grund ingeniöser exakter Versuche aufgestellte Lehre der 
Wechselbeziehung von Psyche und Secretion der Magenschleimhaut. Er be¬ 
streitet, daß durch Secretion der Magendrüsen Appetitgefühl hervorgerufen w r erde. 
Verfasser ist vielmehr der Ansicht, daß der Appetit ein psychomotorischer Reflex 
der Schluckmuskulatur sei. Der Appetit ist die Empfindung für die Begierde. 


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Referate. 


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das, worauf man Appetit hat, zu verschlucken — d. h. also die Mundhöhle zu 
füllen und deren Inhalt bis an die Stelle zu bringen, wo der Schluckreflex auto¬ 
matisch ausgelöst wird usw. (Die Anhänger der Pawlowschen Lehre wird Ver¬ 
fasser mit seinen umständlichen und matt ausfallenden Darlegungen nicht be¬ 
kehren.) Schmid. 

832) v. Decastello, A. Beiträge zur Kenntnis der Bence-Jones sehen Al¬ 
buminurie. Aus der med. Klinik Innsbruck. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, 
S. 319.) 

Verfasser konnte unter 9 Fällen von lymphatischer Leukämie bei 2 Patienten 
das Vorhandensein von Bence-Jonesscher Albuminurie konstatieren. Nie war 
dieselbe bei myeloider Leukämie vorhanden. Die Verschiedenartigkeit der Er¬ 
krankung des Knochenmarks, bei welchen der Bence-Jonessche Eiweißkörper 
auftritt, läßt den Verfasser auf die Vermutung kommen, daß nicht die Tumoren 
des Knochenmarks selbst, sondern die Testierenden, durch die eindringende 
Wucherung gereizten Partien des Organs die Veranlassung zur Entstehung jener 
Substanz geben. Dafür spricht auch die Beobachtung, daß gegen Ende der 
Krankheit die Menge des Bence-Jonesschen Eiweißes abnimmt, was 
mit der zunehmenden Rareficierung des Knochenmarks zusammenhängt — 
Myelome mit Bence-Jonesscher Albuminurie gehen in der Mehrzahl der Fälle 
mit sicheren Nierenveränderungen einher, während Myelome ohne Bence-Jones¬ 
sche Albuminurie meistens ohne Nierenbefund sind. Der Bence-Jonessche 
Eiweißkörper tritt leichter durch eine geschädigte Niere, als Serumalbumin. 
Verfasser glaubt, daß erst mit dem Auftreten dieser »toxischen« Nierenschädigung 
der Bence-Jonessche Eiweißkörper in dem Ham auftritt, daß dieser wahr¬ 
scheinlich aber schwer vorher im Blut nachweisbar wäre. Schmid. 

833) Carri&re. Los mödications excito-motrices de l'estomac et la fluoros- 
copie. (Beeinflussung der Magen-Motilität durch Medikamente.) (Acad. des 
Sc. 1908, 11. 11.) 

Erregende Wirkungen auf die Muskulatur des atonischen Magens haben (in 
absteigender Stärke) die folgenden Prozeduren: Massage, 3 Stunden nach der 
Mahlzeit; der Watte wille-Strom*, der faradische Strom, der galvanische Strom 
mit rhythmischen Unterbrechungen; kalte Compressen, 3 Stunden nach der Mahl¬ 
zeit; heiße Getränke nach dem Essen; Verringerung der Flüssigkeitszufuhr; 
Verlängerung des Kauens; schließlich am geringsten warme Compressen. 

Von Medikamenten verstärken die Motilität des geschwächten Magens: Nux 
vomica, Ipecacuanha, Ergotin, Coffein, Absinthin, Hamamelis virginica, Gentiana 
und Colombo. Mariin Cohn. 

834) Aubert, M. Influence des antipyrdtiques sur la tempdrature de la 
marche. (Einfluß der Antipyretica auf die Marschtemperatur.) (Soc. nationale 
de medecine, Lyon, 16. 11. 08.) 

Durch vorherigen Gebrauch von Fiebermitteln läßt sich die nach anstrengen¬ 
den Märschen eintretende Temperatursteigerung nicht hintanhalten. Martin Cohn. 

835) Lannelongue, Achard et Gaillard. Influence des rdgimes alimentaires 
sur la marche de la tuberculose. (Einfluß der Ernährung auf den Verlauf der 
Tuberkulose.) (Acad. des Sc. 1908, Nr. 11.) 

Meerschweinchen gleichen Alters wurden intrapleural mit Tuberkelbazillen 
geimpft. Davon wurde die eine Gruppe mit 40 g Kartoffeln + 10 g Erbsen mit 
Zulage von 9 g Butter ernährt, die zweite Gruppe erhielt statt der Butter 20 g 
Zucker, die dritte Gruppe 20 g Gluten. 

Die Tiere der ersten Gruppe lebten höchstens 40 Tage, die der zweiten bis 
87 Tage, die der dritten bis über 1 Jahr. 

Die Verfasser ersehen in diesen Experimenten den Beweis für den Wert 
reichlicher N-Zufuhr bei der Ernährung Tuberkulöser. Martin Cohn. 

836) Ribadeau-Dumas et Poisot. Le role de rinfection dans les andmies 
graves. (Entstehung schwerer Anämien durch Infektionen.) (Presse medicale 
1908, Nr. 47.) 


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Referate. 


Die Bedingungen der Hämolyse bei Infektionskrankheiten sind noch wenig 
bekannt. Von Bacterienprodukten erwies sich nur das Streptolysin als Auf¬ 
lösungsmittel für die roten Blutkörper des Menschen. Das Filtrat einer drei 
Tage alten Staphylococcen-Kultur löste die Blutzellen des Kaninchens, nicht die 
des Menschen; bei Anwendung einer nicht filtrierten Kultur wurde teilweise 
Auflösung von menschlichen Blutkörpem erzielt; ähnlich verhielt sich eine Typhus¬ 
kultur. Martin Cohn . 

837) Lancäreaux. L’artöriosclärose, sa pathogänie et son traitement. 

(Entstehung und Behandlung der Arteriosclerose.) (Acad. d. medecine, Paris 
1908, 2. 6.) 

Die Arteriosclerose in ihrer ausgeprägten Form ist nach Lancereaux 
keine Alterserscheinung. Sie tritt zumeist im Alter von 40—50 Jahren zu Tage; 
im hohen Alter entsteht sie nicht, oder macht, wenn vorhanden, nur geringe 
Fortschritte. Sie ist ferner nicht durch Tabakgenuß, auch nicht durch eine 
Alteration der Nebennieren oder durch alimentäre Intoxikation bedingt; bei 
Trinkern entsteht sie nur, wenn diese aus belasteten Familien stammen. 

Die Arteriosclerose ist die Folge zweier Erkrankungen, der Gicht und der 
Bleivergiftung, sie ist als Ernährungsstörung der Gefäßwand aufzufassen, hervor¬ 
gerufen durch eine Schädigung der trophischen Nerven. Bei experimenteller 
Läsion der entsprechenden sympathischen Nerven findet man Plaques in der Aorta. 

Die beste Behandlung erblickt Lancereaux demgemäß in einer Allgemein¬ 
behandlung des Nervensystems, bestehend in Jod- oder Bromdarreichung, Salz¬ 
bädern, kalten Waschungen und Abreibungen, ev. Jodothyrin. Martin Cohn . 

838) Zuberbühler, A. W. Die Elektrolyse bei narbiger Verengerung des 
Oesophagus. Aus der therapeutischen Klinik der Moskauer Universität: Prof. 
W. D. Scherwinsky. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 16, S. 796.) 

In der Elektrolyse mit nachfolgendem Bougieren sieht der Autor bei vor¬ 
sichtiger Anwendung ein ungefährliches und zuverlässiges Mittel gegen narbige 
Verengerungen des Oesophagus. K. Bomstein . 

839) Delbet. La pseudo-occlusion intestinale urämique. (Pseudo-Occlusion 
des Darms bei Urämie.) (Presse medicale 1908, Nr. 68.) 

Weniger bekannt als die Diarrhoen bei Urämie ist das bei dieser vor¬ 
kommende Krankheitsbild einer hartnäckigen Obstipation; in einem vom Ver¬ 
fasser operierten Falle war an einen Tumor der Flexur gedacht worden; es 
fand sich indes lediglich eine Contractur des Darms, offenbar infolge toxischer 
Ausscheidungen in denselben. 

Bei der urämischen Obstipation findet sich Meteorismus und Erbrechen, 
welch letzteres von der Nahrungsaufnahme unabhängig ist. Die Behandlung 
besteht in Milchdiät, ev. Diureticis und Aderlaß. Martin Cohn . 

840) Vaquez. Anämie aplastique. (Apiastische Anämie.) (Soc. med. des 
Höpitaux, Paris, 5. 6. 08.) 

Die apiastische Anämie ist eine besondere Erkrankung; die gewöhnliche 
schwere Anämie mit plastischen Vorgängen im Blute geht nie in die apiastische 
Form über. Die letztere besteht in einer raschen, ohne Remissionen verlaufen¬ 
den progressiven Verminderung der roten Blutkörper, die im übrigen ihre Form 
und Färbbarkeit bewahren. Die Leucocyten zeigen Leucopenie und Tendenz 
zur Mononucleose. Anatomisch findet man eine Verfettung des Knochenmarks, 
besonders in den Epiphysen. Die Krankheit verläuft rascher als die gewöhn¬ 
liche perniciöse Anämie; sie ist bedingt durch eine gleichzeitige Schädigung 
des circulierenden Blutes (Hämolyse oder Blutverluste) und des Knochenmarks, 
das daher zu reparatorischen Prozessen nicht fähig ist. Martin Cohn . 

841) Caussade et Schaeffer. Un cas d'anämie aplastique. (Ein Fall von 
aplastischer Anämie.) (Soc. med. des Höpitaux 1908, 29. 5.) 

Beschreibung eines einschlägigen Falles, der in 2 Monaten tötlich verlief. 
Das Knochenmark war fettig degeneriert. Die Lymphocytose kommt nach Ver¬ 
fasser hier vielleicht dadurch zu Stande, daß das Knochenmark die einkernigen 
Zellen nicht in rote Blutkörper umbilden kann. Martin Cohn . 


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Referate. 


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Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

842) Gottstein, E. Über die giftige und immunisierende Wirkung pepsin¬ 
verdauter Typhusbacillen. Aus d. Akademie f. praktische Medizin zu Köln. 
(D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 255.) 

Durch Pepsinverdauung abgetöteter Typhusbacillen läßt sich ein für Meer¬ 
schweinchen, Kaninchen und Ziegen mehr oder weniger giftiger Körper her¬ 
steilen. Dieses durch einen Fermentationsprozeß hergestellte Gift wird als 
»Fermotoxin« bezeichnet. Das Fermotoxin wirkt bei intravenöser, intraperi¬ 
tonealer und subcutaner Injektion. Es ruft bei Kaninchen eine Leucopenie 
hervor. Mit Fermotoxin vorbehandelte Meerschweinchen sind gegen tötliche 
Dosen des Giftes und lebender Typhusbacillen geschützt. Die aktive Immunität 
mit Fermotoxin vorbehandelter Meerschweinchen ist keine bacteriolytische oder 
bacteriotrope. M . Leube . 

843) Lange, F. Experimentelle Untersuchungen über das Verhalten der 
Leukocyten nach Injektion von Bakterienextrakten. Aus d. Kölner Akademie 
f. praktische Medizin. (D. A. f. kl. Med. 1908, Bd. 94, S. 552.) 

Durch intravenöse Injektion von Typhus-Fermotoxin (Gottstein) gelingt es, 
selbst zur Zeit einer experimentellen Hyperleukocytose, eine Leukopenie mit 
typischer Beteiligung der Leukocytenarten hervorzurufen, der wiederum nach der 
üblichen Zeit die Hyperleukocytose folgt. Der nach der Injektion stattfindende 
Leukocytensturz geht in erster Linie auf Kosten der pseudoeosinophilen Zellen 
vor sich. M . Leube . 

844) Locle, W. Beitrag zur Morphologie der Actinomycesdruse. Aus d. 
patholog.-bakteriol. Laboratorium d. kgl. Krankenstifts in Zwickau. (Ztschr. f. 
Hygien. und Infektionskrankh., Juni 1908, Bd. 60, S. 227 —245.) 

Verfasser unterscheidet zwei Typen von Actinomycesdrusen, die zahlreiche 
Übergänge unter sich aufweisen, den Kolbentypus und den Myceltypus. Die 
Kolben werden als Hemmungsbildungen aufgefaßt. Das jüngere Mycel ist zu¬ 
nächst gramnegativ, aus ihm entwickelt sich dann das grampositive Mycel und 
die Kolben. Die komplizierte Eisenhämatoxylin - Safranin-Gramfarbung ist im 
Original nachzulesen. A. Sick . 

845) Plimmer, H. G. u. Bateman, H. R. Weitere Resultate über die experi¬ 
mentelle Behandlung vonTrypanosomiasis. Fortlaufender Bericht des Ausschusses 
der Royal Society. (Proc. Royal. Soc. London 80. Serie B. 477—87. 20/11. 1908.) 

Im Anschluß an frühere Versuche (Proc. Royal Soc. London 80. Serie B. 
1—10) teilen Verfasser weitere Untersuchungen an Ratten mit, die mit Trypano¬ 
somen infiziert waren. Kaliumantimonat erwies sich als unbrauchbar, da 
die Ratten starben, ohne daß die Trvpanosome abgetötet waren. Dann 
wurden Mischungen von Atoxyl und Natriumantimonyltartrat angewandt, 
ferner metallisches Antimon und Natriumantimonyltartrat in fettiger Suspension. 
Die Wirkung des Antimons war gut und zeigte einen deutlichen Einfluß auf 
Trypanosome, besonders in kleinen Dosen. Auch das Lithiumantimonyltartrat 
erwies sich als sehr wirksam. Auch über die Organe, worin die Trypanosome 
angereichert sind, zu einer Zeit, wenn das periphere Blut durch Antimonbehand¬ 
lung frei davon ist, finden sich Angaben. Besonders ist es das Knochenmark, 
weniger die Leber, woselbst die Trypanosome am längsten leben. Brahtn . 

846) Feigen, Heinrich. Die Bacterienmenge des Dünndarms und ihre Be¬ 

einflussung durch Antiseptica. Aus der med. Univ.-Klinik Bonn. (Diss. Bonn 
1908. 59 S.) • 

1. Die stark desinfizierenden Mittel, hauptsächlich das Calomel, haben einen 
antiseptischen Effekt bei der Desinfektion des Dünndarms nur insofern, als sie 
durch Herbeiführen einer Laxation ein mechanisches Fortschwemmen der 
Bacterien und ihres Nährbodens veranlassen. Das tun sie nicht, ohne gleich¬ 
zeitig den Darm in höchst bedenklicher Weise zu schädigen, was wiederum zu 
einer Vermehrung der Bacterien, statt der gewollten Verminderung führt. 

2. Die Laxation können wir mit anderen Mitteln, aber ohne eine Schädigung 


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Heferate. 


des Darmes, veranlassen. Auf Grund seiner Versuche behauptet Verfasser dies 
vom Purgen, bei dessen Anwendung eine deutliche Bacterienverminderung, aber 
keinerlei Schädigung wahrzunehmen war. Das Purgen scheint besonders zweck¬ 
mäßig zu sein, da die starke Darmsaftsecretion auch die in der Tiefe der Schleim¬ 
haut und in den Lymphbahnen sitzenden Bacterien herausschwemmt, welche 
einem Desinficiens nicht mehr zugänglich waren. 

3. Ohne jeglichen Erfolg auf die Bacterienverminderung waren die Sauer¬ 
stoffträger und das Isoform. Fritz Loeb . 

847) Haenisch. Über Ruhr in Irrenanstalten. Aus der psychiatrischen 
Universitätsklinik Rostock. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., ]uni 1908, Bd. 60, 
S. 245—280.) 

Verfasser würdigt eingehend die besonderen Umstände (Unreinlichkeit, mangel¬ 
hafte Isolierung) in den Irrenanstalten, die zu häufigen Erkrankungen nach ein¬ 
maligem Ausbruch der Krankheit, zu Endemien von größter Hartnäckigkeit 
führen. Von einer besonderen »Ruhr der Irren« kann keine Rede sein. 

K. Sick. 

848) Koch, J. Über Beziehungen der Staphylocokken und Streptocokken 
zu den Gallenwegen. Aus dem kgl. Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. 
(Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., August 1908, Bd. 60, S. 335—371.) 

Verfasser geht in seiner Arbeit, die einen sehr guten Überblick über den 
heutigen Stand der Bacteriologie der Gallenwege bietet, aus von den sich 
widerstreitenden Anschauungen der Autoren über die Ursache des steinbildenden 
Katarrhs und über die Ausscheidung der Bacterien durch die Gallenwege. Er 
verwendet gewöhnliche saprophytische Staphylocokken, menschenpathogene und 
pyogene (von der Oberfläche der Haut herrührende) Stämme. Die Bacterien 
werden in konstanten Mengen Kaninchen intravenös einverleibt. Es zeigt sich, 
daß beim Experimentieren mit einem wenig virulenten Staphylococcus das Blut 
schon in kurzer Zeit der Keime, Herr wird. Erst wenn größere Mengen von 
Cokken oder solche von stärkerer Virulenz injiziert werden, werden sie aus 
dem Blut durch Leber und Nieren eliminiert. Ganz kleine Mengen von aviru- 
lenten Staphylocokken werden überhaupt nicht ausgeschieden. Das Blut kann 
sich binnen 24 Stunden von einer großen Menge von Keimen befreien. Je viru¬ 
lenter die Cokken, desto später traten sie im Urin auf. Bei rasch verlaufender 
Sepsis treten die Cokken nicht mehr in den Urin über, da offenbar die starke 
Toxinwirkung die eliminierenden Kräfte lähmt. Eine physiologische Ausscheidung 
der ins Blut eingespritzten Bacterien durch Leber und Nieren existiert nicht, da 
stets nur eine bestimmte Anzahl von Bacterien und gerade die virulenteren 
diesen Ausscheidungsmodus haben. Während in der Leber selbst keine sicheren 
anatomischen Läsionen nachgewiesen werden können, ist dies in der Gallenblase 
die Regel. Es tritt Nekrose des Epithels ein und die Keime wachsen zu Kolo¬ 
nien aus. Offenbar wird das Epithel zuerst auf toxischem Wege geschädigt, 
dann erst beginnt das Durchwandern. 

Die intravenöse Streptocokkeninfektion hingegen führt nicht zur Bildung 
lokaler Herde der inneren Organe, auch nicht zur Ausscheidung durch Leber 
und Nieren. Bei schweren, tödlichen Erkrankungen finden sie sich massenhaft 
in Blut und Milz. Die Streptocokken gelangen nicht aus den Blutgefäßen, sondern 
durch die Lymphbahnen des Intestinaltractus in die Gallenwege. Die Chole¬ 
cystitis durch Staphylocokken (ebenso wie durch Typhus und Paratyphus) ent¬ 
steht nach den Versuchen des Verfassers stets hämatogen. 

Für die Entstehung des lithogenen Katarrhs kommen also die Staphylo¬ 
cokken in sehr erheblichem Maße in Betracht, mehr wohl noch als die Typhus- 
und Paratyphusbacterien. Die Bedeutung der Colibacillen, die meist sehr hoch 
angeschlagen wird, wäre noch zu beweisen. Der durch die Staphylocokken 
hervorgerufene Katarrh dürfte nach den Experimenten höchstwahrscheinlich 
symptomlos verlaufen. Die Cokkenkolonien und die abgestoßenen Epithelien 
könnten den Kern der Gallensteine bilden. K. Sick. 

Für di« Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. S chittenhelm, Erlangen, Hofm&nnstr. 31. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahrg. 2. Juniheft 


1909 Nr. 12 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie zu Lemberg. 

Überernährung und Mineralstoffwechsel. 

Von 

Prof. Dr. E. Biemacki. 

Unter dem obigen Titel will ich über die Veränderungen des Mineralstoff¬ 
wechsels bei Hunden berichten, welche nach Zusatz von größeren Fett- (Butter), 
auch Kohlehydrat- (Zucker) Mengen zu einer konstanten, das Gewicht der Tiere 
wenig beeinflussenden Kost konstatiert werden können. Gemäß der »dynami¬ 
schen« (energetischen) Denkweise, die in der modernen Ernährungslehre bekannt¬ 
lich vorherrschend, wenn nicht ausschließlich geworden ist, sind derartige Ver¬ 
suche grundsätzlich »Überemährungsversuche«: dem Drucke dieser Auffassung 
Rechnung tragend, habe ich auch das Wort: »Überernährung« in die Überschrift 
gestellt. Bei der Zulage von größeren Fett- oder Kohlehydratdosen zu einer 
»normalen« Kost handelt es sich aber nicht nur um eine Steigerung der Calorien- 
zufuhr: es wird zugleich das »normale«, bezw. das frühere Verhältnis zwischen 
den N-haltigen und N-freien Nahrungskomponenten, auch zwischen den letzteren, 
gestört, wodurch — um sich in dynamischen Begriffen auszudrücken — je nach 
dem Falle Fett- oder Kohlehydratcalorien einer relativen Herabsetzung unterliegen. 
Ich hoffe nun im nachfolgenden verschiedene Tatsachen dafür beibringen zu 
können, daß in Bezug auf den Mineralstoffwechsel, ganz analog, wie ich das in 
Bezug auf den N-Wechsel und den Magendarmkanal schon einmal getan habe 1 ), 
bei der Besprechung der diesbezüglichen Ergebnisse der Terminus: »Überfettung« 
(bezw. »Überzuckerung«) der Nahrung mehr am Platze als der der »Überernäh¬ 
rung« sein dürfte. 

Den Ausgangspunkt für die vorliegenden Untersuchungen bildete die in der 
eben zitierten Arbeit festgestellte Tatsache, daß unter den größeren Fett- (Butter) 
auch Zuckerzulagen bei Hunden eine Retention von fixem Alkali (KCl + 
NaCl) und Chlor stattfindet, welche mit der N-Retention grundsätzlich nichts 
Gemeinsames hat: in der Tat bewirkte das Fett in meinen Versuchen eben keine 
N-Retention. Die Chlorretention erwies sich dabei konstanter, als die Retention 
von KCl + NaCl: es mußte daraus gefolgert werden, daß es sich bei größeren 
Fettmengen prinzipiell um die Retention von Kochsalz handle, woraus eine Herab- 


l ) Über den Einfluß der überfetteten Nahrung auf den Magendarmkanal und den Stoffwechsel. 
Zentralbl. f. d. ges. Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels, 1907, Nr. 11. Ausführlicher: 
Poln. Archiv f. biologische und medizin. Wissenschaften, 1907, Ild. 3. Lemberg. 

N. P. IV. Jahrg. 29 


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Original-Artikel. 


Setzung der Werte von KCl + NaCl bei der direkten quantitativen Bestimmung 
von fixem Alkali stamme. 

Zur Nachprüfung und weiteren Bearbeitung dieser Tatsachen und Folgerungen 
habe ich in drei neuen nach Muster der älteren und unter allen Kautelen der 
genauen Stoffwechselversuche angestellten Beobachtungen außer der Chlor- und 
Gesamtalkalimenge — auch Bestimmungen von K a O und Na a O nach der Wä¬ 
gungsmethode (Trennung mit Platinchlorid), dann CaO (Fällung mit Ammonium¬ 
oxalat, Glühen im Platintiegel) und Phosphor — (im Harn mit Uranacetat, im 
Kot und Nahrungsmitteln nach der A. Neumannschen 1 ) Methode) ausgeführt. 
Genaue Bestimmungen von Wasserzufuhr mit der Nahrung (sonst bekamen die 
Hunde kein Wasser, auch wollten sie keins) durch tägliche Wägungen der zu¬ 
bereiteten Kost dicht vor der Fütterung der Tiere: Berechnungen der Wasser¬ 
ausfuhr durch den Ham mittels der bekannten Coefficienten unter Zugrundelegung 
der Werte vom spezifischem Hamgewicht. Berechnungen der Bilanzen 2 ) unter 
Verwendung zahlreicher eigener Bestimmungen vom Gehalt an Trockensubstanz, 
N, Fett, CI, KCl + NaCl, K a O, Na a O, CaO und P a 0 6 in den gebrauchten Nah¬ 
rungsmitteln — Pferdefleisch, Eiereiweiß, Reis, Milch (letztere in 6 tägigen Sam¬ 
melportionen entsprechend den 6tägigen Untersuchungsperioden), auch Wasser 
(letzteres aut CaO): Nur wurde die Mineralzusammensetzung der Butter nach den 
in der Literatur existierenden Daten (hauptsächlich denen von Bunge) berechnet. 3 ) 
Bestimmungen von Gesamt-, Purin-, Hamsäure-N — diese Daten werden an anderem 
Orte ausführlich besprochen — wurden alle Tage, dagegen diejenigen von 
Mineralbestandteilen in 3 -, 4 - oder 6 tägigen Sammelportionen von Ham und 4 - 
oder 6 tägigen von Kot — je nach dem Versuch — vorgenommen. 

Auf CaO habe ich noch die aufbewahrten Ham- und Kotsammelportionen 
von meinen Säure- und Kotportionen meiner ersten Fettversuche (Versuch II, 
III und IV) 4 ) verarbeitet, wodurch nicht unbedeutende Ergänzungen der in der 
neuen Versuchsreihe gesammelten Materialien, den CaO-Wechsel betreffend, ge¬ 
wonnen wurden. 


Versuch I. 

Junger Dackl. Anfangsgewicht 5700 g. Konstante Kost: 100 g Pferde¬ 
fleisch + 150 g Reis mit 6 g Kochsalz (= 5,886 wasserfreies Natriumchlorid) 
in 800 ccm Wasser gekocht. Zusammensetzung während der Vor- und Nach¬ 
periode (eigene Mineralanalysen): 

*) Vgl. Gregersen, Über die alkalimctrische Phosphorbestimmung nach A. Neu mann. 
Zeitschr. f. physiolog. Chemie, 1907, Bd. 53, S. 453. 

l ) Die Chlorbilanzcn wurden nur unter Berücksichtigung der Harnwerte (bekanntlich enthält 
der Kot, besonders bei geringem Wasserprozent, nur minimale Chlormengen) berechnet, dasselbe 
war auch in Bezug auf K 2 G und Na 2 () im II. und III. Versuche der Fall, wo die KCl -|~ NaCl- 
Mengen im Kot sich auch sehr gering erwiesen. Nach Kontrollberechnungen, die ich auf Grund 
des I. Versuchs gemacht habe, überstieg hierbei der Fehler 0,5 °/o nicht. Bei der Berechnung der 
Bilanzen ließ ich den Aschengehalt der zur Kotabgrenzung dienenden Kohle unberücksichtigt; sie 
enthält nach H. Salomon und G. Wallace (Med. Klinik, 1909, Nr. 16) in 100 Teilen etwa 
0,766 Teile CaO, 0,022 Teile Chlor. 0,232 "Feile K 2 () -j- Na 2 G usw. Zur Abgrenzung der 4—6täg. 
Perioden verwendete ich nicht über 3 g Kohle: es handelte sich also um die Zufuhr auf diesem 
Wege meistens von 0,003—0,005 £ CaO. 0.001—0,002 g K .,0 -f- Na 2 0 u. dgl. täglich. 

•) Tabellen bei Albu und Neuberg, Physiologie und Pathologie des Mineralstoffwechsels. 
Berlin 1906. 

4 ) loc. cit. 1907. 


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N = 5,2475 g (+ 30,5 g Eiweiß) + 5,5 g Fett + 121,5 g Kohlehydrate. 
Calorien = 674. Eiweißcalorien = 18,5 °/ 0 , Fettcalorien = 8 °/ 0 , Kohlehydratcalorien 
= 73,5%. 

CI (als NaCl berechnet) = 5,998 g 

KCl + NaCl . . . . = 6,5574 „ 

K a O.= 0,6080 „ 

Na a O.= 6,4402 „ 

P 2 O ß .= 1,4127 „ 

CaO .......= 6,0915 „ 

Während der Fettperiode (Zulage von 40 g feinster Tafelbutter) täglich: 

N = 5,2475 g (+ 30,5 g Eiweiß) + 45,5 g Fett + 121,5 g Kohlehydrate. 
Calorien = 1045. Eiweißcalorien = 11,9 °/ 0 ; Fettcalorien = 40,4 °/ 0 ; Kohlehydrat¬ 
calorien = 47,6 °/ 0 . 

CI (als NaCl berechnet) = 6,0196 g Na a O = 0,6575 g 


KCl + NaCl . . . . = 0,6722 „ P 2 0 6 = 1,7007 
H 2 0 .= 0,7320 „ CaO = 0,2385 


Versuch II. 

Hund von Anfangsgewicht 5290 g. Konstante Kost: 100 g Pferdefleisch 
+ 160 g Reis nebst 6 g Kochsalz (= 5,886 wasserfreies NaCl) in 800 ccm Wasser 
gekocht. Während der Zuckerperiode Zusatz in den ersten drei Tagen je 40 g, 
in den letzten drei je 50 g Rohrzucker (gepulverter Würfelzucker) täglich. Zu¬ 
sammensetzung während der Vor- und Nachperiode: N = 5,3655 g (+ 31 g 
Eiweiß), Fett = 5,6 g; Kohlehydrate 130 g. Calorien = 710. Eiweißcalorien — 
17,8 °/ 0 ; Fettcalorien = 7,3 °/ 0 ; Kohlehydratcalorien = 74,8 °/ 0 . 

Während der Zuckerperiode (durchschnittlich): N = 5,3655 g (+ 31 g Ei¬ 
weiß), Fett = 5,6 g; Kohlehydrate + 175 g. Calorien = 890. Eiweißcalorien 
= 14,2°/ 0 ; Fettcalorien = 5,8°/ 0 ; Kohlehydratcalorien = 80,1 °/ 0 . 

Mineralzusammensetzung in allen Perioden: 

CI (NaCl) = 6,001 g Na a O = 6,4485 g 

KCl + NaCl = 6,5711 „ P 9 0 6 = 1,4776 „ 

K a O . . . = 0,6155 „ CaO = 0,0927 „ 

Wegen den sehr geringen Quantitäten wurde der Gehalt des Zuckers an 
Mineralbestandteilen bei der Berechnung der Bilanzen nicht berücksichtigt. 

Versuch III. 

Derselbe Hund wie im Versuch II. Ununterbrochene Beobachtung. Anfangs¬ 
gewicht im Beginn des Versuchsill 8620 g. Konstante Kost: 300 ccm Milch 
und 140 g Reis; letzterer nebst 5 g Kochsalz (= 4,904 wasserfreies NaCl) in 
500 ccm Wasser gekocht. Zusammensetzung während der Vor- und Nach¬ 
periode: N = 3,3111 g (+ 20,5g Eiweiß); Fett = 10,5 g; Kohlehydrate — 128 g 
= 705 Calorien; Eiweißcalorien = 11,8°/ 0 ; Fettcalorien = 13,7 °/ 0 ; Kohlehydrat¬ 
calorien = 74,4°/ 0 . Butterperiode (Zulage von 40 g feinster Tafelbutter täglich): 
N = 3,3111 g (+ 20,5 g Eiweiß); Fett = 50,5 g; Kohlehydrate = 128 g. Ca¬ 
lorien = 1077; Eiweißcalorien = 7,7 °/ 0 ; Fettcalorien 43,5 °/ 0 ; Kohlehydratcalorien 
= 48,7 °/ 0 . Eiweißperiode (Eiweißzulage von 4 hartgekochten Eiern = 97 g 
täglich): N = 5,5268 g (+ 35,0 g Eiweiß); Fett = 10,5 g; Kohlehydrat = 128 g; 
Calorien = 765; Eiweißcalorien = 18,7°/ 0 ; Fettcalorien = 12,6°/ 0 ; Kohlehydrat¬ 
calorien = 68,6 °/ 0 . 

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Referate. 


455 


Mineralzusammensetzung in den Vor- 
Cl(NaCl) =5,471 g K a O 

KCl NaCl = 6,2257 „ Na a O 

Butterperiode: 

CI (NaCl) = 5,4926 g K a O : 

KCl + NaCl = 6,3705 „ Na a O : 

Eierweißperiode (eigene mineralische 
CI (NaCl) = 5,7038 g K a O : 

KCl + NaCl = 6,4522 „ Na a O : 


und Nachperioden: 

= 0,5386 g PjOfi = 1,6643 g 
= 6,1474 „ CaO = 0,1289 „ 

= 2,6626 g P a 0 6 = 1,9523 g 
= 6,1969 „ CaO =? 0,2737 „ 
Eierweißanalysen): 

= 0,8185 g P a 0 6 = 1,5778 g 
= 6,1525 „ CaO = 0,1475 „ 

(Schluß folgt.; 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

849) Tagendreich, G. (Berlin). Histologischer Nachweis der Acidose des 
Säuglings. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 18, S. 886,) 

Bei akuten Ernährungsstörungen, alimentärer Intoxikation (Finkeistein) 
stehen die Kennzeichen der Acidose im Vordergründe des klinischen Bildes: 
vermehrte Ammoniakausscheidung im Urin, vermehrter Acetongehalt auch der 
Exspirationsluft und Melliturie: auffallend ähnliche Erscheinungen wie bei dem 
Coma diabeticum. Die auch von Mosse angewandte chemisch-elektive Färbung 
(Ehrlich) benutzte der Autor und fand, daß bei ausgesprochener Acidose das 
Plasma der Leberzellen sich in neutralem Methylenblau-Eosingemisch blau, in 
Neutralrot rot, in den nicht ausgesprochenen Fällen mit Methylenblau-Eosin rot 
(Kemfärbung blau) mit Neutralrot blaßgelb (Kemfärbung rot) färbte. Auch 
der Muskel erwies sich als in einem Falle gesäuert. Es bedarf der Aufklärung, 
warum gerade das Leberzellenplasma die Säuerung erkennen läßt, andere 
Organe nicht oder nur selten (Muskel). K. Bornstein . 

850) Kögel, H. Über das pharmakologische Verhalten der Methylmorphi- 
methine. Pharmak. Inst. Jena. (A. intemat. de Pharmacol. et de Ther., März 
1909, Bd. 19, H. 1—2, S. 5—55.) 

Methylmorphimethine, die bei der Konstitutionsaufklärung des Morphins eine 
wichtige Rolle spielen, sind tertiäre Basen, die aus den Jodmethylaten des 
Kodeins (Morphinmethyläther) durch Kochen mit Natronlauge unter Loslösung 
des Stickstoffs der Brückenkette (»Brückenringformel« des Morphins von Knorr 
und Hörlein, Ber. d. ehern. Ges. 1907, Bd. 40, S. 3341) entstehen. Diese 
pharmakologisch z. T. noch nicht untersuchten Stoffe sind von Kögel einer 
vergleichenden Untersuchung an Fröschen, Kaninchen und Hunden unterzogen 
worden, und zwar standen ihm die salzsauren Salze des a-, ß-, y-, d-, und £- 
Methylmorphimethins zur Verfügung. Beim Frosch wirkten alle fünf Präparate 
narkotisch auf die Großhirnrinde und lähmend auf das Atemcentrum; sekundär 
trat eine Schwächung des Herzens ein, die zum Stillstand führte, jedoch stets 
erst nach dem Aufhören der Atmung. Außerdem riefen a-, ß -, y- und Methyl- 
morphimethin eine Übererregbarkeit hervor, die sich in einzelnen Fällen bis 
zu tetanischen Krämpfen der Vorderbeine steigerte. Beim Kaninchen zeigte 
sich besonders eine Beeinflussung der Atmung in der Weise, daß sich die 
Atmung nach geeigneten Dosen vertiefte, wobei die Frequenz der Atemzüge 
wenig verändert wird, die Atemgröße jedoch zunimmt. Während nach ß - und y- 
Methylmorphimethin in einzelnen Versuchen durch Abnahme der Atemgröße 
gelegentlich eine Verflachung der Atmung eintrat, erzeugten die anderen Methyl¬ 
morphimethine, und zwar am meisten die a-Verbindung (auch beim Hund), stets 
eine Vertiefung des einzelnen Atemzuges. Die Wirkung auf die Atmung ließ 
einen Vergleich der genannten Verbindung mit dem Heroin geboten erscheinen, 


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456 


Heferate. 


wobei Versuche an Kaninchen folgende Unterschiede zwischen beiden Präparaten 
ergaben: Während Heroin den einzelnen Atemzug vertiefte, indem die Frequenz 
der Atmung sehr stark vermindert wird und die Atemgröße weniger stark ab¬ 
nimmt, lag die Ursache für die Vertiefung des einzelnen Atemzuges beim «- 
Methylmorphimethin in einer Zunahme der Atemgröße bei geringer Änderung 
in der Frequenz der Atmung. Die wirksamen Dosen waren bei allen Methyl- 
morphimethinen bedeutend größer als beim Heroin. Fr. Franz . 

851) Bazzocchi, G. Eziologia e patogenesi degli edemi preascitici nella 
cirrosi epatica atrofica. (Ätiologie und Pathogenese der präascitischen Ödeme 
bei der atrophischen Lebercirrhose.) Aus dem Osp. civile zu Faenza. (Riv. 
crit. di Clin. med. März 1909, Nr. 11—13.) 

Mitteilung eines Falles von Lebercirrhose mit rechtsseitigem Knöchelödem 
lange vor Auftreten des Ascites. Die Autopsie ergab neben der Cirrhose eine 
Perihepatitis, die die untere Hohlvene einbezogen und verengert hatte. (Literatur 
über präascitische Ödeme.) M. Kaufmann . 

852) Frugoni, C. u. Stradiotti, G. Intorno alla funzione delle isole del 
Langerhans. (Über die Funktion der Langerhansschen Inseln.) Aus der Clin, 
med. gen. zu Florenz. (Lo Sperimentale Ba. 63, H. 1, Jan.-Febr. 1909.) 

Hält man lange Zeit, ev. Monate hindurch, Tiere, Kaninchen oder Meer¬ 
schweinchen durch verschiedene Eingriffe (als Phlorizininjektionen, Glykosein- 
jektionen, Glykoseverfiitterung) ununterbrochen glykosurisch, so gelingt es damit 
doch nicht, wenigstens nicht in ausgesprochenem Maße, den Kohlehydratstoff¬ 
wechsel zu modifizieren: jedenfalls gelang es den Verfassern nicht, eine irgend¬ 
wie beträchtliche oder dauernde Erhöhung des Schwellenwertes der Zucker¬ 
zerstörung danach festzustellen. Bei derart behandelten Tieren finden sich 
weiter keine histologischen Merkmale der Hypertrophie oder Hyperfunktion der 
Langerhansschen Inseln, die völlig normale Konstitution, Anzahl, Beziehungen 
und Vaskularisation darbieten. Ein direkter Beweis für die Beziehungen der 
Inseln zum Zuckerstoffwechsel ließ sich so also nicht erbringen; als indirekter 
Beweis käme vielleicht die Tatsache in Betracht, daß die Meerschweinchen den 
Kaninchen gegenüber einerseits eine weit stärkere Entwicklung der Inseln an 
Größe wie an Zahl darbieten, andererseits auch einen weit höheren Schwellen¬ 
wert für die Zuckerzerstörung besitzen. M ’ Kaufmann. 

853) Cavatorti, P. Sulla struttura della ghiandola tiroide. (Über den 
Bau der Schilddrüse.) Aus Istit. d’Anatom. umana zu Parma und dem Istit. 
anatomo-patol. dell ’Osped. Maggiore zu Mailand. (II Morgagni März 1909, Nr. 3.) 

Die Arbeit bringt Untersuchungen über Schilddrüsen von Individuen aus 
verschiedenen Gegenden, in denen der Kropf teils endemisch ist, teils nicht. 
(Mailand und Parma.) Die Mailänder Schilddrüsen enthalten mehr funktionierendes 
Parenchym als die in Parma; auch in Einzelheiten des strukturellen Verhaltens 
bestehen Unterschiede. M. Kaufmann . 

854) Vers6, Max. Über die chronische Dilatation des Dickdarms im 
höheren Alter. Aus dem path. Inst, zu Leipzig. (M. M. W. März 1909, Nr. 13.) 

Verse hat zwei Fälle von alten Leuten zu sezieren Gelegenheit gehabt, 
bei denen als Substrat von in den letzten Monaten bezw. Jahren bestehenden 
Darmbeschwerden eine hochgradige Dilatation und Hypertrophie der Flexura 
sigmoidea festzustellen war. Verfasser glaubt, daß die Ursache solcher Zustände 
in einer leichten Anomalie der Ausbildung der Flexur zu suchen ist, auf deren 
Unterlage dann gewisse Schädlichkeiten (Obstipation, Alter, NahrungsWechsel) 
jene Folgen herbeizuführen im Stande sind. Verfasser schlägt für diese Formen 
den Namen Megacolon idiopathic. secundar. vor, im Gegensatz zu dem M. i. 
primarium, der kongenitalen Dilatation des Colons, also der Hirschsprung- 
schen Krankheit. M . Kaufmann. 

855) Lilla, P. Sülle conseguenze della lesione sperimentale della inner- 
vazione estrinseca dello stomaco. (Die Folgen der experimentellen Beschädigung 
der äußeren Innervation des Magens.) Aus dem Istit. di Clin. Chirurg, zu Pisa. 
(Gazz. degli osped. Febr. 1909, Nr. 16.) 


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Referate. 


457 


Verfasser berichtet über 13 Operationen — teils Resektion der Vagi, teils 
Exstirpation des Plexus coeliacus — am Kaninchen. Er schließt, daß diese 
Nervenläsionen vielleicht eine Vorbedingung, aber für sich allein nicht genügend 
sind zur Hervorbringung eines Ulcus ventriculi. Die Exstirpation des Plexus 
bedingt lebhafte, aber vorübergehende Störungen, besonders vasomotorischer Art, 
aber nicht den Tod. Für die Frage, ob das Tier nach Exstirpation des Ganglion 
coeliacum am Leben bleibt, ist es gleichgültig, ob der Magen voll oder leer ist. 

M. Kaufmann . 

856) Mottram, V. H. Fatty Infiltration of the liver in hunger. (Fett¬ 
infiltration der Leber im Hunger.) Aus den Physiologischen Laboratorien von 
Cambridge und München. (The Joum. of Physiol. Bd. 38, S. 281.) 

Die Untersuchungen zerfallen in solche mit histologischer und solche mit 
vorwiegend chemischer Methodik. Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben und 
Ratten wurden einem ein- oder mehrtägigen Hungerversuch unterzogen. Kaninchen 
und Meerschweinchen zeigten in unzweifelhafter Weise eine Zunahme des mikro¬ 
skopisch wahrnehmbaren Fettes. Es galt nun diese Tatsache durch chemische 
Untersuchungen aufzuklären, zu untersuchen, ob es sich dabei auch um eine 
wahre Vermehrung der Fettmenge handelt. 

Verfasser unterzog zunächst einige Methoden der Fettbestimmung einer 
Experimentalkritik. Als zweckmäßigste erschien ihm die von Hartley modi- 
ficierte Methode Kumagawas (Verseifen der ganzen Substanz, Wägung der 
isolierten Fettsäuren). Mottram verwendet ein anders geformtes Asbestfilter 
als Kumagawa und Hartley. 

Der Vergleich von Hungerlebem mit Kontrolllebem bei Kaninchen und 
Meerschweinchen zeigte zunächst eine Vermehrung des relativen Fettgehaltes in 
der Hungerleber. Da das jedoch für die Frage nach Fetteinschwemmung oder Fett¬ 
bildung nichts beweist, hat Verfasser in sorgfältigen Versuchsreihen eine Menge 
von Daten gesammelt, welche zur Beantwortung der Frage über die Zunahme 
der absoluten Fettmenge dienen. Nach verschieden langer Hungerzeit der Tiere 
wurden das Körpergewicht, die Inhaltsmenge von Blase und Darm (zur Korrektur 
des Körpergewichts), das Gewicht der Leber, ihr Gehalt an Trockensubstanz, Gly¬ 
kogen, Stickstoff und Fett, die Jodzahl des Leberfettes und anderes gemessen. 
Die Veränderungen, die alle diese Werte im Verlaufe des Hungers erfahren, 
zusammen betrachtet, ergeben, daß es sich um eine wahre Vermehrung des 
Leberfettes handelt, und nicht etwa um die Vortäuschung einer solchen Ver¬ 
mehrung durch Verminderung anderer Leberbestandteile. Diese Vermehrung 
beruht auf Infiltration, auf Einlagerung von Fett, das aus anderen Depots stammt. 

Re ach . 

857) Hagemann, Richard. Beitrag zur Entstehung der sogen. Stigmata 
haemorrhagica ventriculi. Aus dem path. Inst. Freiburg. (Freiburg i. Br. 1909, 
44 S.) 

Für die punktförmigen Blutungen der Magenschleimhaut, welche Verfasser 
einem Vorschläge Benekes folgend als Stigmata, aber abweichend von ihm. 
als Stigmata haemorrhagica bezeichnet, kommen verschiedene Ursachen in Be¬ 
tracht, nämlich eine Entstehung durch Schädigung des arteriellen und zweitens 
des venösen Systems. Die arteriell entstandenen Stigmata haben vorwiegend in 
den tieferen Schleimhautschichten ihren Sitz, unregelmäßige Gestalt und reichen 
unregelmäßig bis zur Oberfläche empor. Als Quelle dieser Blutungen kommen 
vorwiegend toxische und bakterielle Einflüsse, vielleicht auch nervöse Spasmen 
(spastische Nekrosen, Beneke), schließlich embolische Verschlüsse in Betracht. 
Diese Blutungen können zu Erosionen führen; sie pflegen über die ganze Magen¬ 
schleimhaut zerstreut zu sein. Die venösen Blutungen haben meist typische 
keilförmige Gestalt. Sie entsprechen genau dem Wurzelgebiet und dem Haupt¬ 
stamm der kleinen Schleimhautvenen; beginnen an den subepithelial gelegenen 
bogenförmigen Ausgangsstücken der Venen wurzeln und führen häufig zur Bildung 
von Erosionen. Sie bilden das Hauptkontingent der Stigmata haemorrhagica. 
Man findet sie vorwiegend im Fundus, weniger oft im Antrum pylori. Die venösen 
Stigmata haemorrhagica entstehen sehr wahrscheinlich durch plötzliche Blut- 

N. P. IV. Jahrg. 30 


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458 


Referate. 


druckschwankungen im Gefäßsystem der Pfortader bei gleichzeitiger Erschwerung 
des Blutabflusses durch die Leber wie bei starker Füllung des Systems und 
vasomotorischen Störungen; vorwiegend aber spielt die Einwirkung der Bauchpresse 
und des Zwerchfelles bei Würg- und Brechbewegungen eine Rolle. Fritz Loeb. 

858) Kammer, E. Ein Fall von Riesenzellenzanthosarcoma und über das 
Xanthom im allgemeinen. (Diss. Freiburg i. B. 1909, 40 S.) 

Unter den bisher als Xanthom und xanthomähnliche Formen beschriebenen 
Geschwulstbildungen sind am besten folgende 3 Gruppen zu unterscheiden: 

1. Die echten Xanthome, wie sie vor allem durch die Augenlidxanthome 
charakterisiert sind: sie lassen sich wieder trennen: 

a) in reine Xanthome aus den charakteristischen feinwabigen Xanthomzellen 
aufgebaut, die z. T. vielkernige Riesenzellen bilden können, 

b) xanthomatöse Mischgeschwülste, Fibroxanthome, Fibrosarkoxanthome, 
riesenzellenhaltige Xanthome; bei letzteren haben die Riesenzellen den Charakter 
der Myeloklasten. Diese Geschwülste ähneln dann sehr den riesenzellenhaltigen 
Fibromen des Alveolarfortsatzes, Epulis, nur daß in das spindel- und riesenzell¬ 
haltige Gewebe Gruppen von Xanthomzellen eingesprengt sind. Zu dieser 
Gruppe von riesenzellenhaltigen Fibroxanthomen gehören auch die beiden vom 
Verfasser beschriebenen Fälle. 

2. Die Xanthelasmen. Sie stellen Geschwülste dar, die aus xanthomähnlichen 
Zellen aufgebaut sind, aber eine ausgesprochene Neigung zum centralen Zerfall 
aufweisen. Sie entstehen meist auf dem Boden einer Stoffwechselstörung und 
sind im Gegensatz zu den Xanthomen nur vorübergehende Bindungen. Je nach 
der Art der zu Grunde liegenden Stoffwechselstörung kann man ein Xanthelasma 
diabeticorum, nephriticorum usw. unterscheiden. 

3. Die pseudoxanthomatösen Wucherungen, bei denen es sich um die reich¬ 

liche Bildung xanthomähnlicher Zellen an solchen Stellen handelt, wo frei ge¬ 
wordene Fettmassen im Körper der phagocytären Resorption unterliegen, wie 
z. B. in der Wand von Dermoidcysten, in der Wand der Gallenblase. Charakte¬ 
ristisch ist hierbei das Auftreten doppeltbrechender Fetttröpfchen in diesen 
xanthomähnlichen Zellen, wodurch die Ähnlichkeit mit den echten Xanthomen 
noch erhöht wird, denn auch die Fetttröpfchen der echten Xanthome zeigen 
ausgesprochene Doppelbrechung. Fritz Loeb . 

869) Klemperer, G. Über Verfettung der Nieren. Aus d. städt. Krankenh. 
Moabit in Berlin. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 3, S. 89—92.) 

Die alte Unterscheidung zwischen fettiger Infiltration und fettiger Degene¬ 
ration ist nach dem heutigen Stand der Forschungen nicht mehr haltbar. Eine 
fettige Degeneration in dem Sinne, daß aus dem Eiweiß der Zelle Fett gebildet 
wird, hat sich nie exakt nachweisen lassen, ist auch chemisch schwer denkbar. 
Vielmehr wandert bei Zugrundegehen von Zelleiweiß Fett aus anderen Körper¬ 
teilen in die degenerierte Zelle ein. Außerdem gibt es noch eine andere Mög¬ 
lichkeit, wie in den Zellen Fett zum Vorschein kommen kann. Bei Zersetzungs¬ 
vorgängen können aus den lipoiden Substanzen der Zelle — Cholesterinester 
und Lecithin — Fettsäuren frei werden und als Fett in Erscheinung treten. 
Klemperer bezeichnet diesen Vorgang ais »Fettphanerose«. Er hat ihn einige 
Male bei Nieren, die vom pathologischen Anatomen als hochgradig verfettet 
bezeichnet wurden, nachweisen können durch vergleichende quantitative Be¬ 
stimmung von Trockensubstanz, Aetherextrakt, Cholesterin und Lecithin. Reiß . 

860) Itami, S. Die blutbildenden Organe bei experimenteller Polycythaemie. 

(Folia haematologica 1908, Bd. 6, H. 5, S. 415—428.) 

Bei künstlich erzeugter Polycythaemie der Kaninchen tritt neben den Er¬ 
scheinungen eines vermehrten Zerfalles roter Blutkörperchen eine Atrophie des 
Knochenmarkes ein. Außer den Erythrocyten geht die Zahl der Myelocyten er¬ 
heblich zurück. An ihre Stelle treten Zellen mit lymphoidem Charakter, die 
man als Myeloblasten anzusprechen hat. Die Hemmung der Weiterentwicklung 
dieser Zellen geht mit einer Reduktion der kernhaltigen Erythrocyten einher, 
wie bei posthaemorrhagischen Anämien. Es handelt sich um eine Inaktivitäts- 


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Referate. 


459 


atrophie des Knochenmarkes, welche kompensatorisch wirken soll gegenüber 
der durch häufige Transfusion erfolgenden, anderweitigen Vermehrung der roten 
Blutkörperchen. Doch reicht diese kompensatorische Einrichtung nicht aus, das 
Eintreten der Polycythaemie zu verhindern. Gg. B. Gruber . 

861) Schilling, V. Lebende, weiße Blutkörperchen im Dunkelfelde. (Beitrag 
zur normalen und degenerativen Struktur, besonders der Neutrophilen.) 

(Folia haematologica 1908, Bd, 6, H. 5, S. 429—443.) 

Die bei Beobachtung des lebenden Blutes unterm Mikroskop wahrzunehmende 
Bewegung im Blutbilde, die amöboid oder molekular sein kann, beruht auf Reiz¬ 
wirkung (Temperatur-Schwankung!). Amöboide Erscheinungen können bei allen 
Elementen des fließenden Blutes ausgelöst werden. Bei den Neutrophilen und 
Eosinophilen setzt die amöboide Bewegung mit einer Molekularbewegung der 
Körnchen ein — und je lebhafter sich die Zelle bewegt, desto lebhafter ist die 
Flimmerung der Granula. Dabei bleibt immer die Grenze zwischen Ekto- und 
Endoplasma gewahrt. Ganz ähnlich zeigen sich die Lymphocyten, doch sind 
ihre Körnchen nur klein und schwer zu verfolgen. Sehr lebhaft ist die Molekular¬ 
bewegung bei den Blutplättchen. Hört die Molekularbewegung auf, so erlischt 
auch die amöboide, die Zelle ist tot. Es tritt eine Starre, ein stark gebrochenes 
Aussehen (Koagulation) der Körnchen auf, was sich auch durch Zusatz von die 
Gerinnung fördernden Fixationsmitteln erzeugen läßt. Bei Zusatz von Aqu. dest. 
kann man ein raketenartiges Zerplatzen der Zelle beobachten, wobei die Körnchen 
einzeln und in Schuppen davonschwimmen, ein winziges, lebhaft durcheinander 
wirbelndes, fein gekörntes Schleimklümpchen zurückbleibt. Bei der 3. Form, die 
im Sputum häufig ist, erfolgt der Tod mit Austritt eines derartigen Schleim¬ 
klümpchens. — Zellen mit molekularer Flimmerung sind lebende Zellen. Der 
lebende Zellkern scheint nach Beobachtungen im Dunkelfelde eine plastische, 
unter Spannung stehende, elastische Bläschenform zu haben, die auf einer 
wirklichen Struktur beruhen dürfte. Von einer Netzstruktur ist nichts zu sehen, 
wohl aber eine Art Randschicht, die mehr als eine lichte Konturlinie bedeutet. 
Bei fortschreitender Degeneration wird der Kern homogener. Es ist im Dunkel¬ 
felde möglich, den Centralapparat der Zellen lebend zu beobachten und zwar 
als einen kreisrunden, konstanten und in der Körnchenmasse beweglichen Defekt. 
Das Centrosom verläßt nie eine gewisse centrale Stellung in der größten 
Kömehenmasse selbst. Der Kern ist gegenüber dem Centrosoma frei beweglich; 
»als einziges Organ, das gewisse, sichere Beziehungen zur Bewegung ahnen 
läßt erscheint das Centralorgan«, das man als »Schwerpunkt der ganzen be¬ 
weglichen Masse bezeichnen möchte«. Die Bewegung selbst wird ausgeführt 
durch die gesamte, homogene Grundsubstanz, ob mit oder ohne Beteiligung der 
sichtlich auch vom Centrosoma abhängigen Kömehenmassen, bleibt dahingestellt. 
Die Pseudopodien sind dabei allein die Vorposten einer central organisierten 
Bewegung. Die sogenannte Molekularbewegung der Granula ist der Ausdruck 
komplizierter Wechselbeziehungen einer anscheinend zähen, vielleicht con- 
tractilen Filarmasse zwischen einer lebhaft beweglichen in Verteilung und vielleicht 
auch Konsistenz anderen Filarmasse. Der Kern ist direkt bei dem ganzen Vor¬ 
gänge unbeteiligt. — Die Degeneration kann mit Zerstörung des Centralapparai.es 
einhergehen, wobei sich die Kömehenmasse peripher sammelt und der quellende 
Kern ungehindert in die Mitte rücken kann. Solche Zellen entsprechen den 
von Gött und Weidenreich beschriebenen Umwandlungsprodukten aus dem 
lymphatischen Rachenringe, es sind Degenerationsformen jüngerer Leukocyten. 
Die Degenerationsformen der älteren, polymorphen Neutrophilen ist eine Körnchen¬ 
kugel mit 3 -5 kugeligen Fragmenten, die selten central liegen. Sie entsprechen 
den Eiterkörperchen. Die Grannla sind durch größere Konstanz ausgezeichnet 
als das Plasma und sind mit Arnold als praeformierte Stoffwechselstätten an¬ 
zusehen. Gg, B. Gruber, 

862) Arrigoni, Carlo. Über die Metamorphose des Kernes der menschlichen 
Erythroblasten und über die Natur der chromatophilen Substanz der Erythro- 
cyten (bei progressiver pemieiöser Anämie). (Folia haematologica 1908, Bd. 6, 
H. 5, S. 444—470.) 

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Referate. 


Zum Referat zu unbedeutend. — Im Anschluß an die Arbeit auf S. 471 eine 
recht abweisende Anmerkung Pappenheims. Gg. B. Gruber. 

863) Orsös, Franz. Über die Form und die Formveränderungen der bi¬ 
konkaven roten Blutkörperchen. (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. i,S. 1—18.) 

Im isotonischen Plasma ist die Gleichgewichtsform der roten normalen Blut¬ 
körperchen die bikonkave Scheibenform. Sie ist das Resultat einer durch Ent¬ 
fernung bedingten Volumabnahme des mit Gestaltselastizität ausgerüsteten, haemo- 
globinhaltigen Zellleibes. Durch das Aneinanderrücken dieser weichen, bikonkaven, 
elastischen Scheiben infolge von Strömung des Plasmas, bezw. infolge starker 
Oberflächenspannung entsteht eine saugnapfartige Wirkung, welche das Zusammen¬ 
halten von sogenannten Geldrollenformen bedingt, wie sich experimentell durch 
entsprechend geformte Gelatinescheiben deutlich zeigen läßt. Die Rollen bilden 
sich nicht infolge des Absterbens, Gerinnens, auch nicht infolge von Agglutination. 
Sie entsprechen einem natürlichen Zustand des lebenden Blutes. — Beobachtungen 
in hypertonischen Lösungen ergeben Schrumpfungserscheinungen, die mit einem 
Verschieben der Delle beginnen, und unter Einkerbung an der Scheibenperipherie 
weiterschweifen — und zwar in einer nahezu stereometrischen Gesetzmäßigkeit, 
bis schließlich die Stechapfelform resultiert. Doch bleibt es nicht hierbei, aus 
der Blutscheibe wird endlich ein kugeliger Körper, der wie mit sehr feinen, 
kurzen Härchen besetzt erscheint. Dies beruht auf der entgegengesetzten 
Wirkung der Oberflächenspannung nebst stattfindender Exosmose. Der 
Schrumpfungs- bezw. Faltungsvorgang ist zugleich ein Beweis für das Vor¬ 
handensein einer Zellmembran. — Glockenform der roten Blutscheiben kann 
man erhalten durch Einbringen der Erythrocyten in 1 °/ 0 Formollösung, wobei 
sie zunächst im Profil plumper und plumper werden, bis sich die Konkavität an 
einer Seite ganz ausgewölbt hat, an der anderen dagegen vertieft. Nun sind 
Geldrollenformen unmöglich. Da die Blutscheiben nicht stets vollkommen 
äquatorial-symmetrisch sind und das Gleichgewicht zwischen Oberflächen¬ 
spannung und hydrostatischem Druck des Blutplasmas sehr labil ist, kommt nach 
geringem Überwiegen des Innendruckes oder nach dem Schwinden des Außen¬ 
druckes eine Auswölbung der einen oder anderen Seite zu Stande (Glocken¬ 
form). Ist der Druckunterschied groß und tritt er sehr schnell ein (Aqu. dest.), 
so entsteht Kugelform unter Hgl-Verlust. — Der sogenannte Innenkörper, der 
bei manchen pathologischen Zuständen in roten Blutkörperchen gesehen wird, 
ist vielleicht als nicht geschlossene Kemhöhle zu deuten, oder als Reste dieser 
Kemhöhle, die mit sich avide färbender Protoplasmasubstanz gefüllt sind, oder 
direkt das Methylenblau als Lösung zurückbehalten. — Schließlich folgt eine 
kritische Besprechung der Meyersehen und der Heidenhainschen Auffassung 
über die Bikonkavität und die Geldrollenform. Gg. B. Gruber. 

864) Pappenheim, A. Über die Beziehung der basophilen Punktierung 
(körnige Degeneration) der roten kernhaltigen und kernlosen Blutkörperchen 
zur vital darstellbaren Substantia reticulo-filamentosa und zur Polychromo- 
philie. (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 1, S. 19—33.) 

Die filamentöse Substanz der vital gefärbten Erythrocyten, basophile 
Kömelung und Polychromophilie sind wohl Ausdruck der Jugendlichkeit und 
Unreife. Trotzdem sind sie nicht wesensgleich; keine scheint karyogener, bezw. 
chromatischer Abkunft zu sein. Dagegen scheinen Polychromophilie und 
Punktierung art- und wesensgleich zu sein. Die Substantia filamentosa ist nur 
eine äußere Begleiterscheinung der Polychromophilie. Alle drei Erscheinungen 
sind spongioplastischcr Natur. Gg. B. Gruber 

865) Jaques, Charles. Leucocytes et absorption de sels de Plomb. (Leuco- 
cyten und Absorption von Bleisalzen.) (Folia haemotologica 1909, Bd. 7, H. 1, 
S. 34—35.) 

Nach Injektion von Minium oder Cerussa in den dorsalen Lymphsack be¬ 
obachtet man bis zu 2 Monaten Phagoc 3 T tose von entfärbten Bleikörnchen durch 
die Leucocyten. Durch Einwirkung von H 2 S werden die Körnchen im Proto¬ 
plasma der Leucocyten schwarz gefärbt. Diese lange Anwesenheit in den Zellen 


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Referate. 


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scheint auf einer Bindung der Bleikörnchen an Eiweiß zu beruhen, welche sie 
sehr schwer löslich macht, ein Vorgang, der ja auch die hinausgezogene, thera¬ 
peutische Wirkung der Bleisalze erklärt. Gg. B. Gruber. 

866) Gruber, Gg. B. Zur Histogenese der myeloiden Leukämie und zur 
myeloiden Reaktion. (Folia haematologica 1909, Jahrg. 7, Heft 4, S. 213—217.) 

In dieser Entgegnung an Kurt Ziegler, der in einer Arbeit (Fol. haemat 
6, 2) sich u. a. mit früheren Ausführungen Grubers eingehender beschäftigt 
und dabei seine Ansichten über die Histogenese der myeloiden Leukämie zwar 
etwas modifiziert, jedoch durchaus * im Sinne der Ausführungen in seiner Mono¬ 
graphie (G. Fischer, Jena 1906) wiedergegeben hatte, weist der Verfasser den 
Angriff auf seine Versuchsanordnung zurück und geht kritisch vergleichend auf 
die wesentlichen älteren und neueren Angaben Zieglers über die Histogenese 
der myeloiden Leukämie, namentlich auch auf die Bewertung der Ziegler- 
schen Versuche an Mäusen ein, um neuerdings wieder zu dem Schlüsse zu 
kommen, daß der therapeutische Vorschlag einer Milzexstirpation bei myeloider 
Leukämie einer sicheren und überzeugenden Grundlage durchaus entbehrt. 

Autoreferat. 

867) Patella, Vincenzo. Der endotheliale Ursprung der Mononucleären des 
Blutes. (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 4, S. 218—224.) 

Unter den »Mononucleären« versteht Patella alle nicht granulierten farb¬ 
losen Blutelemente. Sie bilden eine Familie, die kleineren stammen von den 
mittleren und größeren ab. Stammart der Mononucleären ist die Gefäßintima, 
wofür Patella in 12 Absätzen den Nachweis zu führen versucht. 

Gg. B. Gruber . 

868) Schilling, V. Über Kurloffsche Körperchen beim Meerschweinchen. 

(Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 4, S. 225—232.) 

Die Kurloftschen Körper der Meerschweinchen-Mononucleären seien phago- 
cytär aufgenommene protoplasmatische Gebilde, die in den Mononucleären eine 
regressive Entwicklung durchmachen. Ihre Entstehung sei auf die Wege der 
Blutzirkulation beschränkt, ihre Träger zeigten vorwiegend leucocytäre Eigen¬ 
schaften. Gg. B. Gruber. 

869) Eiger, M. Über manche Eigenschaften des Blutes bei Lungenemphysem 
im Stadium der Diskompensation. (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 5, 
S. 233—239.) 

Im Blut der Emphysematiker, das im Dyskompensationsstadium der Krank¬ 
heit dem von Herzkranken im Dekompensationsstadium entspricht, ist das Volumen 
der Erythrocyten gegenüber dem Plasmavolumen erhöht, was auf Polyglobulie 
oder — namentlich bei älteren Leuten — auf Volumsvergrößerung des einzelnen 
roten Blutkörperchens beruht Gg. B. Gruber. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

870) Baskoff, A. Über das Jecorin und andere lecithinartige Produkte 

der Pferdeleber. Aus d. ehern. Labor, d. k. Inst. f. experim. Med. zu St. Peters¬ 
burg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 57, S. 395—460.) 

Zunächst gibt Verfasser eine Übersicht der bisherigen Methoden zur Jecorin- 
gewinnung. Nach der Drechselsehen Methode gewann er aus Pferdeleber 
Jecorin, wobei er feststellte, daß die Extraktion der frischen Leber mit absolutem 
Alkohol oder der getrockneten mit H a O-haltigem Alkohol die besten Resultate 
gibt; völlige Abwesenheit von H a O beschränkt die Ausbeute auf ein Minimum. 
Verfasser meint, da er trotz vielfach modifizierter Verfahren zuletzt stets ein 
ätherlösliches Jecorin derselben Zusammensetzung (wie Drechsel) erhält, daß 
das Jecorin kein willkürliches Gemenge der Bestandteile eines lecithinartigen 
Komplexes sei— wie viele Autoren behaupten — sondern daß die abweichenden 
Analysen nur von unvollständiger Reinigung alkoholischen Extraktes herrühren, 
in dem zwei jecorinartige Produkte enthalten seien, die sich vom Drechsel - 
schen Jecorin durch N- und O-Gehalt unterschieden. 

Verfasser wendet ferner die Erlandsensche Methode an und kommt zu dem 


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Referate. 


Resultat, daß sie sich nicht für die Darstellung des Drechselsehen fecorins 
eigne, wohl aber für die Isolierung der verschiedenen Phosphatide. Im pri¬ 
mären Ätherextrakt konnte ein Phosphatid nachgewiesen werden, das Hepar- 
phosphatid, das sich vom Jecorin durch Mangel an Glykose und Na, durch die 
verschiedenen P- und N-Werte und das Verhältnis dieser zu einander unterschied. 
Vom Lecithin der Pferdeleber ist das Phosphatid durch niedrigen Fettsäure¬ 
gehalt, durch Abwesenheit von S und durch sein Verhältnis N: P verschieden. 
Während im Lecithin hauptsächlich Cholin vorhanden, wird der basische Bestand¬ 
teil des Phosphatids durch eine andere N-haltige Verbindung vertreten. Die 
Glycerinmenge scheint bei beiden Verbindungen eine ähnliche. Aus dem 
sekundären Alkoholextrakt der Erlandsensehen Methode wurde ein jecorin- 
artiges Produkt gewonnen, das aber mit dem Drechsel sehen nicht identisch 
ist, trotzdem es wie dieses ein Diamidomonophosphatid zu sein scheint. 

• Dohm. 

871) Lefmann, G. Beiträge zum Kreatininstoffwechsel. Aus d. med. Poli¬ 
klinik zu Heidelberg (Dir. Fleiner). (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, 
S. 475-514.) 

Nach der Folin sehen Methode untersucht Verfasser den Kreatin- und 
Kreatininstoffwechsel an Hunden. Beim normal ernährten Hund sind die Aus¬ 
scheidungen ziemlich konstant. Bei N-reicher Kost (Fleischextraktfütterung), 
sowie nach parenteraler Einfuhr wird Kreatin als solches im Ham ausgeschieden 
und nicht in Kreatinin verwandelt. Leberschädigung durch Amylalkohol ebenso 
wie erhöhter Eiweißzcrfall bei P-Vergiftung haben anfangs eine vermehrte 
Kreatininmenge zur Folge, die sich bei abnehmender N-Ausscheidung vermindert 
und einer Mehrausscheidung an Kreatinin Platz macht. Bei Nierenschädigung 
(Chromnephritis) wird fast alles Kreatinin in Kreatin umgewandelt, wohl infolge 
der veränderten Urinreaktion. Verfasser pflichtet auf Grund seiner Versuche der 
Ansicht von Mellanby bei, daß Kreatin- und Kreatininstoffwechsel zwei ver¬ 
schiedene Vorgänge in der Leber sind; Kreatinin bilde sich infolge Eiwei߬ 
zerfalls und der Ort der Bildung sei die Leber. Das zur Muskelarbeit nötige 
Kreatin wird durch Fermentvorgänge reguliert, die entsprechend dem Bedarf 
des Körpers in Funktion treten. Dohm. 

872) Salkowski, E. Physiölogisch-chemische Notizen. Aus d. chem. Abt. 
des pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, 
S. 515-528.) 

1. Verfasser gibt ein verbessertes Verfahren an zur schnellen Trennung des 
Cholesterins von verseiften Fetten (Schweinefett, Palmöl). 

2. Für den Nachweis des Indikans im Harn empfiehlt sich Zusatz von 
Kupfersulfat, Salzsäure und Chloroform. Blaufärbung des Chloroforms. 

3. Es läßt sich in dem früher offizineilen Fel tauri depuratum siccum sive 
Natr. choleinicum Cholesterin als solches nach weisen. 

4. Bei der Kjeldahlbestimmung setzt Verfasser zur Verbrennung 5—6 ccm 
reiner 10 °/ 0 Mercuriacetatlösung hinzu. Bei dem Übertreiben des NH 3 wird eine 
Mischung von 20°/ 0 Natriumthiosulfatlösung mit einer Lauge von 1,34 D benutzt. 

5. Dünne Lösungen von Leim und Albumose unterscheiden sich in ihren 
Reaktionen mit Bromwasser. Die Differenz beruht vermutlich auf Bindung des 
Br durch die aromatische Gruppe der Albumose, was bei dem Leim nicht möglich. 

Dohm. 

873) Bellazzi, Luigi. Über die Wirkung einiger Gase auf die Autolyse. 
(Untersuchungen zu den Stoffwechselvorgängen bei der Asphyxie.) Aus d. 

Inst, für spez. Path. d. k. Univ. Pavia. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, 
S. 389—394.) 

Bei der Autolyse von Leberbrei wurde unter Ausschluß von Fäulnis¬ 
möglichkeit nachgewiesen, daß C0 2 günstigen Einfluß, der z. T. ihrem sauren 
Charakter zuzuschreiben ist, ausübt. Weniger günstig wirkt Luft und indifferent 
oder sogar hemmend Sauerstoff. Dohm. 


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Referate. 


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874) Bingel, Adolf. .Über die Gewinnung von Glykokoll aus normalem 
Blut. Aus d. med. Klinik, u. dem chem.-physiol. Inst, der städt. Kranken¬ 
anstalten zu Frankf. a. M. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, S. 382—388.) 

Mittels der Fischer-Bergellschen Methode mit Naphtalinsulfochlorid gelang 
es, aus 101 Blut 0,21 g Naphtalinsulfoglycocoll rein zu erhalten. Außerdem 
wurde das Vorhandensein einer höheren Amidosäure oder peptidartigen Ver¬ 
bindung durch die starke optische Linksdrehung des Gemenges von 0-Naphtalin- 
sulfoprodukten wahrscheinlich gemacht. Dohm. 

875) Kotake, Y. Über den Abbau des Coffeins durch den Auszug aus der 
Binderleber. Aus der chem. Abt. des physiol. Inst. d. med. Akademie zu Osaka, 
Japan. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 67, S. 378—381.) 

Rindsleberextrakt vermag Coffein in die durch ammoniakalische Silberlösung 
fällbaren Purinderivate tiberzufiihren. Da bei gekochtem Leberauszug die Wirkung 
ausbleibt, so ist auf das Vorhandensein eines coffeinabbaiienden Fermentes zu 
schließen. Dohm . 

876) Wiehern, Heinrich. Zur quantitativen Bestimmung der Reduktions¬ 
kraft von Bakterien und tierischen Organen. Aus d. med. Klinik zu Leipzig. 
(Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, S. 365—377.) 

Das von Knecht und Hibbert angewandte Verfahren zur Bestimmung 
von Farbstoffen mit Titantrichlorid wurde von Verfasser modifiziert, um die redu¬ 
zierende Wirkung von Bakterien zu ermitteln. Die mit Methylenblau von be¬ 
kanntem Gehalt vorbereitete Nährbouillon wurde sterilisiert, geimpft, mittels 
Paraffinum liquidum vor Luftsauerstoff bewahrt und in den Brutschrank gestellt. 
Die fortschreitende Reduktionswirkung der Bakterien wurde sodann durch 
Titration mit TiCl 3 im Kohlensäurestrom festgestellt. Dohm. 

877) Cushny, A. B. Further note on adrenalin isomers. (Weitere Mit¬ 
teilung über die isomeren Adrenaline.) Aus dem pharmakologischen Labora¬ 
torium, University College London. (The Journ. of Physiol. 1909, Bd. 38, S. 259.) 

Das d-Adrenalin wirkt auf den Blutdruck etwa 12—lömal schwächer als das 
1-Adrenalin; ähnlich ist das Verhältnis hinsichtlich der letalen und glycosurischen 
Wirkung der beiden Substanzen. Reach . 

878) Dixon, W. £. u. Hamill, E. The mode of action of specific substances 
with special reference to secretin. (Die Wirkungsart specifischer Substanzen 
mit besonderer Berücksichtigung des Secretins.) Aus dem pharmakologischen 
Laboratorium zu Cambridge. (The Joum. of Physiol. 1909, Bd. 38, S. 314.) 

Wenn eine Secretin enthaltende Flüssigkeit mit einer Aufschwemmung von 
Pancreasgewebe versetzt wird, so wird die Wirksamkeit des Secretins herab¬ 
gesetzt, auch wenn die Mischung gekocht wurde. Injektion von Pancreasgewebe 
kann eine durch vorhergehende Secretininjektion hervorgerufene Pancreassecretion 
hemmen. Ersetzt man das Pancreas durch andere Organe, so erhält man 
ähnliche, aber bedeutend schwächere Hemmungen. Secretin befördert die 
Wirkling der Pancreasfermente. 

Die Verfasser nehmen auf Grund ihrer Versuche folgenden Modus der 
Trypsinbildung an: 

HCl + Prosecretin — Secretin 
Secretin + Protrypsinogen = Trypsinogen 
Trypsinogen + Enterokinase — Trypsin. 

Strychnin wird durch Vermischung mit Rückenmarkaufschwemmung nicht 
mehr in seiner Wirkung gehindert als durch eine Gummilösung und ähnliches. 
Indem die Verfasser die gewonnenen Erfahrungen verallgemeinern und weiter 
ausgreifende Erörterungen anschließen, kommen sie zu dem Schlüsse, daß 
zwischen der Wirkungsweise der im Körper produzierten wirksamen Substanzen 
und der Wirkungsweise körperfremder Substanzen ein tiefgreifender Unterschied 
besteht. Die ersteren wirken dadurch, daß sie von einem Receptor gebunden 
werden. Bezüglich der körperfremden Gifte wird die Hypothese aufgestellt, 
daß sie die Bildung eines specifischen »Hormons« hervorrufen oder hemmen. 

Reach . 


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Referate. 


879) Rosenheim, 0. The pressor principles of placental extracts. (Die 
blutdrucksteigernden Substanzen in Placentaextrakten.) (Aus dem physiolog. 
Laborat. Kings College London. (The Joum. of Physiol. 1909, Bd. 38, S. 337.; 

880) Barger, G. u. Walpole, G. G. Isolation of the pressor principles of 
putrid meat. (Isolierung der blutdrucksteigemden Substanzen aus gefaultem 
Fleisch.) Aus den Wellcom Physiological Research Laboratories, London. (Ebenda 
S. 343.) 

Die von anderer Seite gemachte Angabe, die Placenta enthielte eine Sub¬ 
stanz, die den Blutdruck steigert und den graviden Uterus zur Kontraktion an¬ 
regt, beruht auf einem Irrtum. Erst durch Fäulnis entstehen blutdrucksteigernde 
Substanzen in der Placenta, wie sie sich auch im Fleische bei der Fäulnis bilden. 
Diese Substanzen sind Derivate der Aminosäuren. Es konnten identifiziert 
werden: Isoamylamin (Derivat des Leucins), p-Hydroxyphenyläthylamin (Derivat 
des Tyrosins) und mit Wahrscheinlichkeit Phenyläthylamin (Derivat des Phenyl¬ 
alanins). Reach. 

881) Edkims, J. S. u. Tweedy, M. The natural channels of absorption 
evoking the Chemical mechanism of gastric secretion. (Die natürlichen 
Resorptionskanäle als Erreger des chemischen Mechanismus der Magensaft- 
secretion.) Aus dem physiologischen Laboratorium von Bedford College und 
St. Bartholomews Hospital. (The Joum. of Physiol. 1909, Bd. 38, S. 263.) 

Die Verfasser trennten in Katzenmagen die Fundusregion von der pylorischen 
durch Einbringung einer geeigneten Scheidewand vom Duodenum aus. Hierauf 
wurden Substanzen in den einen der beiden Magenteile eingeführt und die 
Wirkung auf die Salzsäuresecretion untersucht. Auch die Wirkung der Sub¬ 
stanzen von der Duodenalschleimhaut aus wurde geprüft. Die Verbindung mit 
dem Vagus war dabei zerstört. Die Verfasser sehen die so erhaltene Secretion 
als Hormonwirkung an. 

Vom Fundus aus konnte keine Secretion ausgelöst werden; hingegen 
antworteten die Fundusdrüsen bei Einbringung der Substanzen in die Pylorus- 
region oder in das Duodenum mit deutlicher Salzsäuresecretion. Der Grad 
der Wirksamkeit der geprüften Substanzen ist durch die folgende Reihenfolge 
(absteigend) ausgedrückt: Fleischextrakte, Dextrose, Dextrin, Salzsäure. Reach . 

882) Leathes, J. B. u. Meyer, Wedell. On the desaturation of fatty acids 
in the liver. (Über die Umwandlung von Fettsäuren in mindergesättigte in 
der Leber.) Verhandlungen der Londoner physiologischen Gesellschaft. (The 
Journ. of Physiol. 1909, Bd. 38, Nr. 4.) 

Es wurden Tiere mit Lebertran und anderen Fetten gefüttert. Es zeigte 
sich durch die Untersuchung des Körperfettes, daß jene Fettsäuren, die eine 
hohe Jodzahl haben, speziell in der Leber, nicht aber im Unterhautzellgewebe 
oder in anderen Organen abgelagert werden. Die Jodzahl des aus der Leber 
gewonnenen Fettes kann dabei größer sein als die des verfütterten, was die 
Verfasser durch chemische Umwandlung innerhalb des Moleküls erklären. (Es 
ließe sich jedoch diese Erscheinung sehr wohl durch eine Bevorzugung der un¬ 
gesättigten Triglyceride bei der Aufspeicherung in der Leber erklären. (An¬ 
merkung des Referenten.) Reach. 

883) Gomessatti, G. Pancreasextrakt und Adrenalin. (Arch. f. experim. 
Path. u. Pharm., Bd. 60, S. 243.) 

Zur Prüfung, ob zwischen Pancreasextrakt und Adrenalin ein chemischer 
Antagonismus besteht, führte Verfasser eine Anzahl von Reagenzglasversuchen 
aus. Er brachte Pancreasextrakt, Blutserum und Adrenalin einerseits, Pancreas¬ 
extrakt, Leberextrakt und Adrenalin andererseits zusammen. Nach verschieden 
langem Stehen prüfte er auf Intaktbleiben des Adrenalins durch die Reaktion 
des Froschbulbus und die Sublimatreaktion. Die Versuche ergaben überein¬ 
stimmend, daß keine Zerstörung des Adrenalin stattfand. Es hängt also die auf 
die Adrenalinglycosurie ausgeübte Wirkung des Pancreasextraktes im lebenden 
Organismus von der Mitwirkung anderer Faktoren ab. Schtnid. 


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Referate. 


465 


884) Wiechowski f W. Über die Zersetzlichkeit der Harnsäure im mensch¬ 
lichen Organismus. Aus dem pharmak. Institut, Prag. (Arch. f. experim. 
Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 185.) 

Verfasser legt seiner Arbeit folgende Fragen zu Grunde: 1. Enthält Menschen- 
ham Allantoin und welches ist aas Schicksal des Allantoins im menschlichen 
Körper? Nach seiner eigenen Methode der Allantoinbestimmung (nach vorheriger 
Reinigung des Harns mit Phosphorwolframsäure, Bleiacetat und Silberacetat — 
Fällung des Allantoins mit Hg-Acetat) konnte Verfasser im menschlichen Harn 
kein Allantoin feststellen. Nach subcutaner Injektion von Allantoin wird der 
größte Teil (75, 53, 88 °/ 0 ) wieder ausgeschieden (Verfasser als Versuchsperson). 
Im Fruchtwasser und im Säuglingsharn ist ebenfalls kein Allantoin vorhanden. 
2. In welcher Weise verändern überlebende menschliche Organe zugesetzte 
Harnsäure? Verfasser verwandte zu diesen Organzersetzungsversuchen stark zer¬ 
kleinerte in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmte Organe. Im Gegen¬ 
satz zu Untersuchungen anderer Autoren konnte Verfasser bei Verwendung von 
höchstens 5 Stunden alten Materials (post mort.) von Erwachsenen und Kindern 
in der Leber, Niere und Milz keine Harnsäurezerstörung feststellen. 3. In welchem 
Umfang scheidet der Mensch subcutan eingeführte Harnsäure aus? Verfasser ließ 
sich selbst hamsaures Natron subcutan injizieren. Von der injizierten Menge 
erhielt er 82 und 61 °/ 0 wieder und schließt daraus, daß intermediäre Harnsäure 
vom Menschen in praktisch bedeutungsvollem Maß nicht zersetzt wird. 

Schmid. 

885) London, E. S. u. Polowzowa, W. W. Zum Chemismus der Verdauung 
im tierischen Körper. 27. Mittig. Konzentrationsverhältnisse bei der Resorp¬ 
tion im Darm. Aus d. pathol. Labor, d. k. Inst. f. experim. Med. zu St. Peters¬ 
burg. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 57, S. 528—546.) 

Durch die Polyfistelmethode ist die Möglichkeit gegeben, die Verdauungs¬ 
und Resorptionserscheinungen in vollkommen normalen Verhältnissen zu be¬ 
obachten. Da die unter Resorption bekannte Erscheinung ziemlich unaufgeklärt 
ist, so beginnen die Verfasser zunächst die bei der Resorption verschiedenartigen 
Lösungen von verschiedenen Konzentrationen sich abspielenden Prozesse zu er¬ 
forschen und beginnen mit Versuchen über den Einfluß der Konzentration der 
Nährlösung auf deren Resorption in einem bestimmten Darmabschnitt, für eine 
bestimmte Substanz und nur in für Hundeblut hyperisotonischen Lösungen. Als 
Versuchssubstanz dient Dextroselösung, als Objekt ein Resorptionshund, bei 
dem der zwischen zwei Fisteln (Duodenal- und Ileumfistel) gelegene Darm¬ 
abschnitt ca. 1 */ 2 m lang ist. 

Mit der Konzentration der eingeführten Dextroselösung steigt die Wasserresorp¬ 
tion, bis die gesanfte ursprüngliche Menge wieder zurückgenommen wird. Bei 
Konzentrationen über 13 °/ 0 setzt eine Flüssigkeitsabgabe ins Darmlumen ein (20,4 °/ 0 
364 ccm, 43 0 / 0 830 ccm, 52,7 °/ 0 1010 ccm), die fast die Hälfte der Gesamtblutmenge 
des Hundes ausmacht. Steigerung der Konzentration vermehrt nicht, sondern 
vermindert eher. Die Zuckerresorption steigt mit der Konzentration der Ursprungs¬ 
lösung bis zu einem Maximum, das sich nicht überschreiten läßt. Die Ver¬ 
dünnung, bewirkt durch Zuckerresorption und Abgabe von Körperflüssigkeit, 
geht nur bis zur Grenze der Flüssigkeitsabgabe vom Organismus; dann nimmt 
die Konzentration der ausgeschiedenen Flüssigkeit wieder zu. Die Absonderung 
des Verdünnungssaftes beginnt sofort. Dünne Dextroselösungen werden leichter 
resorbiert als konzentrierte, z. B. von 45,8 g Dextrose in 5,7 °/ 0 Lösung werden 
85,5 °/ 0 resorbiert, von 40,8 g in 20 °/ 0 Lösung nur 48,2 °/ 0 . Die Herkunft der 
Verdünnungsflüssigkeit ist noch unentschieden; sie enthält 0,07—0,13°/ 0 N und 
enthält konstant Kinase. Im proximalen Darmabschnitt findet scheinbar die 
Verdünnung statt, erst in den folgenden Darmpartien die eigentliche Resorption. 
Wasser und die darin gelösten festen Stoffe werden unabhängig von einander 
resorbiert. Die Magenwand strebt nicht konzentrierte Lösungen zu verdünnen. 
Die sich in das Darmlumen ergießenden Flüssigkeitsmengen haben wahrschein¬ 
lich die Aufgabe, die für jeden Fall geeignetste Konzentration der zu resor¬ 
bierenden Substanzen zu bewirken. Dohm . 


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Heferate. 


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886) Strzyzowski, Casimir. Zur Kenntnis der physikalisch-chemischen 
Eigenschaften der milchig aussehenden Ascitesflüssigkeiten. Aus d. Labor, für 
physiol. Chem. an d. med. Univ.-Klinik zu Lausanne. (Ztschr. f. physiol. Chem., 
1908, Bd. 58, S. 92—96.) 

Bei einer Abdominalpunktion wird eine Ascitesflüssigkeit gewonnen, die 
durch ihren hohen Fettgehalt auffallt. Dohm . 


887) Liebermann, H. Über die Anwendung der Carbaminoreaktion. Aus 

d. chem. Abt. des physiol. Inst, der Univ. Leipzig. (Ztschr. f. physiol. Chem., 
1908, Bd. 58, S. 84-91.) 

Die Reaktion wird angewendet auf Piperazin, Piperidin, Coniin, Tetrahydro- 
chinolin, Indol, Skatol, Indigkarmin. Hierbei verhalten sich Piperazin und Piperidin 

wie sekundäre aliphatische Amine und geben für x = na h ezu den 

Wert 1. Piperidin vereinigt sich mit der Kohlensäure quantitativ zu Piperidin¬ 
carbonsäure. Coniin (desgl. ein cr-Propylpiperidin) verhält sich nicht analog, 

CO 1 

sondern gibt ein bedeutend kleineres Verhältnis im Mittel ^gg. Tetra- 

hydrochinolin reagiert nur zu etwa ~ bei der Carbaminoreaktion, verhält sich 


also wie ein sekundäres fettaromatisches Amin. Indol, Skatol und Indigodisulfo- 
säure bilden äußerst schwer lösliche Calciumcarbaminate. Aus den Filtraten 
der Kalkniederschläge lassen sich nur so geringe Mengen CaCO s und N erhalten, 
daß sich daraus kein’ einwandfreier Wert für x berechnen läßt. Schwankend 
sind die für Tryptophan erhaltenen Werte, für Cystin und Isoserin lassen sich die 
Werte nicht berechnen. Glycosamin gibt genau den Wert 1 für x, es reagiert 
wohl die NH 2 -Gruppe quantitativ mit der Kohlensäure und die OH-Gruppen 
sind nicht in Reaktion getreten. Quantitativ reagiert auch die Kohlensäure auf 
das Taurin. Dohm . 


888) Cohnheim, Otto u. Dreyfus, Georges L. Zur Physiologie und Patho¬ 
logie der Magenverdauung. Aus d. physiol. Inst. u. d. med. Klinik zu Heidel¬ 
berg. (Ztschr. f. physiol. Chem., 1908, Bd. 58, S. 50—85.) 

Als Versuchstiere dienen Hunde mit einer Duodenalfistel etwa 5 cm unter¬ 
halb des Pylorus, die den aus dem Pylorus kommenden Mageninhalt aufzufangen 
sowie auch in den abführenden Schenkel des Duodenums Mageninhalt oder 
Salzsäure einzuspritzen gestattete. Ferner legen Verfasser Hunden zwei Fisteln 
an, die eine berührt den Rand des Pylorus und dient zum Auffangen des Magen¬ 
inhalts, die andere liegt mehrere cm weiter unten, trägt die Einspritz Vorrichtung 
und dient dazu, Galle und Pankreassaft aufzufangen. Verfasser verfüttern die in 
der Heidelberger Klinik üblichen sog. Probefrühstück und Probemahlzeit. Die 
Dauer der Magenverdauung und die Konzentration des Mageninhalts sind beim 
Probefrühstück bei Mensch und Hund gleich, ebenso auch die Aciditätsverhält¬ 
nisse. Bei Verbitterung der Probemahlzeit zeigt der Mageninhalt die gleiche 
Gesamtazidität wie der menschliche Mageninhalt, doch ist an die Stelle der 
beim Menschen vorhandenen freien Salzsäure ein Salzsäuredefizit getreten; es 
hängt dies mit seinem größeren Reichtum an Pepsin zusammen. Motilität und 
Sekretion des Magens können bei dem Probefrühstück — wie auch Mahlzeit füi 
Hund und Mensch gleichgesetzt werden. 

» Verfasser verursachen bei den Versuchstieren Störungen der Magenverdauung, 
die denen beim Menschen gleichen. Eingießen von eiskaltem 5°/ 0 NH S oder 
vun 55 0 heißem H 2 0, sowie künstliche Verzögerung der Magenentleerung durch 
Auf blasen eingeführter Gummiballons in die Fistel waren ohne Wirkung. Da¬ 
gegen traten schwere Störungen der Motilität und der Sekretion des Magens auf, 
als 4°/ 0 NaCl oder 4% MgSÖ 4 Lösungen in den Dünndarm gebracht wurden. 
Die Magenentleerung wird durch beide Salze um Stunden verzögert, die Sekretion 
wird durch NaCl stark verringert, durch MgS0 4 abnorm gesteigert. Schwere 
Allgemeinerscheinungen, Durchfälle und Erbrechen treten auf. MgS0 4 ver¬ 
ursacht Hyperacidität und NaCl hingegen Hypoacidität. Man kann also vom 


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Referate. 


467 


Darm aus starke, ganz typische Störungen der Magensekretion und der Magen- 
motilität hervorrufen. Es ist daher bei allen Störungen des Verdauungstraktus 
nicht nur an den Magen zu denken, auf den subjektiv die Beschwerden immer 
bezogen werden können, sondern es ist gut möglich, daß viele dieser Be¬ 
schwerden vom Dünndarm ausgehen, der das Centrum der Verdauung bildet. 

Dohm . 

889) Victoroff, Konstantin. Zur Kenntnis der Veränderungen des Fett¬ 
gewebes beim Frosch während des Winterschlafes. Aus dem Physiol. Institut 
Wien. (Pflügers Arch. 1908, 125, S. 230.) 

Verfasser untersuchte den Fett- und Eiweißgehalt der Fettkörper bei Herbst¬ 
und Frühjahrsfröschen. Bei Herbstfröschen ist das mittlere Gewicht der Fett¬ 
körper, der Fettgehalt und der absolute Eiweißgehalt größer wie bei* den Früh¬ 
jahrsfröschen (nach Winterschlaf). Bei hungernden Fröschen vermindert sich 
neben dem Fett- auch der Eiweißgehalt. Funk . 

890) Danilewsky, B. Untersuchungen über die physiologische Aktivität der 
Stoffwechselprodukte. IQ. Mitteil. Uber die Wirkung des Skatols auf das 
Froschherz. (Pflügers Arch. 1908, 125, S. 349.) 

Wird das Froschherz mit einer Skatol (0,07—0,1 °/ 0 ) enthaltenden Ringer- 
schen Lösung durchgespült, so tritt eine Depression der systolischen Kontraktion 
auf und eine Verminderung der Energie und der Systolenfrequenz. In einigen 
Fällen gelingt es, durch schnellen Ersatz der Skatollösung gegen Ringer sehe 
Lösung den normalen Zustand herbeizufiihren, meistens aber durch Zusatz von 
Alkali, karbaminsaurem Na, H 2 0 2 , Lecithin, Cholesterin, Guanin u. a. Substanzen 
zu der Ringersclien Lösung. Die Erregbarkeit des Froschherzens durch künst¬ 
liche Reize ist durch Skatolwirkung vermindert. Die gleiche Wirkung des Skatols 
wie auf das Frosahherz wurde auch auf das isolierte Kaninchenherz beobachtet. 
Skatolwirkung wird durch Atropin nicht beeinflußt. Funk . 

891) Danilewsky, B. Untersuchungen über die physiologische Aktivität 
der Stoffwechselprodukte. IV. Mitt. Ueber die Wirkung des Indols auf das 
Froschherz. (Pflügers Arch. 1908, 125, S. 361.) 

Die Wirkung des Indols auf das Froschherz gleicht der Skatolwirkung 
(s. vorher. Referat). Schwache Indollösungen (bis 0,01 °/ 0 ) erhöhen die systoli¬ 
schen Kontraktionen (hauptsächlich des Ventrikels), eine Beschleunigung der 
Herzschläge scheint häufig aufzutreten. Starke Indollösungen (0,01—0,15°/ 0 ) 
führen eine Senkung der Systolenhöhe herbei. Warmblüterherz verhält sich 
ebenso wie das Froschherz. Indol und Skatol wirken direkt auf das Myocard ein. 

Die Giftigkeit des Indols zeigt sich in dem schädigenden Einfluß auf das 
Flimmerepithel des Frosches und mancher Wirbellosen, auf Protozoen, kleine 
Würmer, Crustaceen und isolierten Froschdarm. Für große Frösche (Rana 
esculenta) ist die Dosis 0,01 g nicht letal, doch sind verschiedene Störungen des 
Nerven- und Muskelsystems beobachtet worden. Funk . 

892) Bokoray, Th. Über die Assimilation des Formaldehyds und die Ver¬ 
suche, dieses Zwischenprodukt bei der Kohlensäure-Assimilation nachzuweisen. 
Assimilation von Glycerin und Zucker. (Pflügers Archiv 1908, 125, S. 467.) 

Es gelingt, entstärkte Spirogyra nitida zur Stärkebildung zu bringen, wenn 
man sie in einer 0,1-proz. Lösung von formaldehydschwelligsaurem Natrium und 
Dinatriumphosphat in Wasserstoffstrom stehen läßt. Im Lichte scheint der Vor¬ 
gang beschleunigt zu werden. Außerdem gelang es, mit Glycerin und Rohrzucker 
die Spirogyra zur Stärkeassimilation zu bringen. Bei allen diesen Vorgängen 
spielt die Gegenwart von Sauerstoff keine Rolle. Die Spirogyra assimiliert direkt 
auch freien Formaldehyd, wenn man ihr beständig kleine Mengen mit dem Wasser¬ 
stoffstrom zuführt. 

Die Reduktion der CO a zu Formaldehyd in der Pflanze ist ein Vorgang, der 
der Belichtung bedarf, der in der Pflanze entstehende Formaldehyd kondensiert 
sich gleich weiter, so daß mit jetzigen Methoden unmöglich ist, die Spuren von 
Formaldehyd nachzuweisen. Funk . 


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Referate. 


893) y. Fürth, Otto u. Schwarz, Earl. Zusatz zu der Abhandlung: Über 
die Natur der blutdruckemiedrigenden Substanz in der Schilddrüse. Aus dem 

Physiol. Inst. Wien. (Pflügers Archiv 1908, 125, S. 506.) 

Die blutdruckerniedrigende Substanz der Schilddrüse ist unabhängig von 
den Verfassern auch von A. Lohmann als Cholin erkannt worden. Funk . 

894) Le Blanc, Emil. Über die Resorption von Fett im Rückenlymphsack 
der Rana esculenta. Aus dem Biolog. Laborator. Bonn. (Pflügers Archiv 1908, 
125, S. 601.) 

Beim Einführen von arteigenem und artfremdem Fett (Fett vom Schweine¬ 
braten, von rohem Schinken) in den Rückenlymphsack des Frosches zeigte sich 
ein deutlicher Unterschied. Während artfremdes totes Fett schon am zweiten 
Tag nach der Operation an der Rückenhaut und Muskelfascii hängen bleibt, 
tritt der Vorgang beim arteigenen Fett erst nach 7—8 Tagen auf. Hand in 
Hand mit der Verklebung an der Rückenhaut geht auch das Eindringen der 
Leukocyten und Resorption des Fettes vor sich. Funk. 

895) Taylor, Alonzo Englebert. Die Synthese von Protamin durch Ferment¬ 
wirkung. (Journ. of Biol. Chem. 5. 381—87. Febr. 1909. California. Univ. 
Hearst Lab. of Pathology.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Journ. of Biol. Chem. 3. 87—94) 
teilt Verfasser Resultate neuer Versuche über eine durch Fermentwirkung be¬ 
dingte Synthese von Protein mit. 450,0 g Salminsulfat wurden in 20 1 warmem 
Wasser gelöst, die Reaktion eben alkalisch gemacht und so lange mit Trypsin 
behandelt, bis ein Teil der Flüssigkeit mit 3 Teilen absolutem Alkohol keine 
Fällung ergab, und dann mit H 2 S0 4 so lange angesäuert, bis keine Trübung 
entstand. Die Flüssigkeit wurde konzentriert, die H 2 S0 4 durch Ba(OH) 2 entfernt 
und der Barytüberschuß durch C0 2 ausgefällt. Aus der resultierenden Lösung 
wurden mit Hilfe der Fischerschen Estermethode die Aminosäuren isoliert. 
Die bei 100° und 10 mm Druck erhaltene Fraktion wurde mit Wasser verseift, 
die bei 200° und 10 mm Druck gewonnene Fraktion wurde mit Barytwasser 
verseift. Beide Aminosäurelösungen wurden im Vakuum bei niederer Temperatur 
bis zur beginnenden Kristallisation eingedampft. Weiterhin wurde eine konzen¬ 
trierte Lösung von Arginincarbonat hergestellt und alle drei Lösungen vermischt. 
Die eine Hälfte der Mischung wurde mit 100 ccm Glycerinleberextrakt von 
Schizothoerus Nuttalii versetzt, die zweite Hälfte wurde mit 2,0 Grüblers 
Pancreatin versetzt, und beide Mischungen unter Toluol bei Zimmertemperatur 
4 Monate lang stehen gelassen. Kontrollproben der Aminosäurelösungen allein 
und mit einem Zusatz von Glycerinextrakt, der durch Kochen unwirksam ge¬ 
macht war, wurden ebenfalls stehen gelassen. Letztere blieben klar, während 
die anderen zwei Lösungen sich nach und nach trübten. Sämtliche Proben 
waren nach 4 Monaten keimfrei. Nach Verdünnung von 4 Teilen Wasser und 
Ansäuern mit H 2 S0 4 gaben die Kontrollproben auf Zusatz von 3 Teilen absolutem 
Alkohol keine Fällung, während die beiden größeren Proben dicke, weiße Nieder¬ 
schläge gaben. Der Niederschlag aus der mit Leberextrakt versetzten Lösung 
wurde mit Alkohol gewaschen, in Wasser gelöst und wieder mit Alkohol ge¬ 
fällt und aus der wässerigen Lösung durch Pikrinsäure gefällt. Nach der 
Reinigung über das Pikrat stellte der Körper ein leichtes, weißes Pulver dar. 
Ausbeute 5,3 fr. Die Verbindung war in 30 Teilen Wasser löslich und konnte 
durch konzentrierte (NH 4 ; 2 S0 4 -Lösung oder lOproz. NaCl-Lösung ausgesalzen 
werden. Mit Blutserum entstand ein dicker Niederschlag. Der Körper wurde 
leicht durch Trypsin, nicht dagegen durch Pepsin angegriffen. Bei der Hydro¬ 
lyse mit HCl lieferte 1,0 g der Substanz 0,89 g Arginin. Die Elementaranalyse 
zeigte gut stimmende Werte für Salmin: 

Berechnet für C lc H^0 2 • H 2 S0 4 : C - 40,25; H = 6,50; N =26,41; H 2 S0 4 = 20,55. 
Berechnet für C, 0 H v; N 17 O 4 • 2H 2 S0 4 : C = 39,52; H -= 6,25; N = 26,I2; H 2 S0 4 = 21,51. 

Gefunden: C = 40,3; H - 6,7; N -26,2; H a S0 4 = 20,7. 

Aus der mit Pancreatin versetzten Lösung wurde durch Alkohol kein Protamin 
erhalten. Der Niederschlag ist durch 10 °/0 NaCl-Lösung aus wässeriger Lösung 


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Referate. 


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nicht aussalzbar und wird durch Trypsin und Pepsin angegriffen. Der N-Gehalt 
beträgt 22,2 °/ 0 . 

Außer Trypsin konnte Verfasser noch Erepsin in dem Leberextrakt von 
Schizothoerus Nuttalii nach weisen. Das Trypsin dieser Muschel unterscheidet 
sich von dem Trypsin der höheren Tiere durch eine höhere Resistenz. Brahm. 

896) Robertson, T. Brailsford. Über eine Synthese von Paranuclein mit 
Hilfe von Pepsin und chemischer Hydrolyse und die Synthese von Eiweiß- 
körpern mit Hilfe von Fermenten. (Journ. of Biol. Chem. 5. 493—523. Febr. 
1909. California Univ. Rudolph Spreckels Physiolog. Lab.) 

An der Hand der Resultate der Taylorschen Protaminsynthese (vgl. vor¬ 
stehendes Referat) und eigener Arbeiten stellte Verfasser nachstehende Hypothese 
der reziproken Katalyse auf. Wenn man das Eiweiß durch die schematische 
Formel HXXOH und das Ferment durch die Formel HFFOH ausdrückt, so 
lassen sich die verschiedenen Stufen des Eiweißabbaues durch Fermente in 
nachstehendem Schema darstellen: 

I. HXXOH + HFFOH = HXXFFOH + H a O, 

II. HXXFFOH + H a O = 2HXOH + FF, 

III. FF + H 2 0 = HFFOH. 

Die Eiweißsynthese bedeutet eine Umkehrung dieser Reaktionen. Die 
Schnelligkeit des Eiweißzerfalles, die experimentell gemessen werden kann, 
findet in der Gleichung II. ihren Ausdruck. Das thermodynamische Verhältnis 
der Hypothese findet darin seine Erklärung, ebenso steht die Hypothese mit der 
Tatsache im Einklang, daß die Fermente ohne nennenswerte Verluste an Aktivi¬ 
tät wiedergefunden werden können, sobald ein Gleichgewichtszustand eingetreten 
ist. Die Beziehungen zwischen Eiweißkörper und Ferment hält Verfasser für 
reziprok, auch haben dieselben eine gewisse Aehnlichkeit mit den Beziehungen 
zwischen dem Katalysator und dem Substrat. Das Ferment überträgt Wasser 
auf das Eiweißmolekül, regeneriert sich selbst in Verbindung mit Wasser wieder, 
während das Eiweißmolekül in seine Bausteine aufgespalten wird. Die Spaltungs¬ 
produkte treten mit Wasser zur Anhydridform des Ferments zusammen, wobei 
Eiweiß regeneriert und die Hydratform des Ferments in Freiheit gesetzt wird. 
Verfasser nimmt an, daß für jedes Substrat, jede Fermentkonzentration, Temperatur, 
Alkalität und Acidität bestimmte Verhältnisse für die Geschwindigkeit zwischen 
diesen beiden Prozessen bestehen und hiervon der Gleichgewichtszustand ab¬ 
hängig ist. Mit dieser Hypothese glaubt Verfasser sowohl die der Synthese 
eines Protamins in einer konzentrierten Lösung der Hydrolyseendprodukte mit 
großen Mengen Trypsin, als auch der Synthese eines Paranucleins in einer 
konzentrierten Lösung der Endprodukte der völligen Caseinhydrolyse durch 
große Mengen Pepsin entgegengehaltenen Einwände entkräften zu können. 

Brahm . 

897) McClendon, J. F. Chemische Untersuchungen über den Einfluß der 
Centrifugalkraft auf die Eier vom Seeigel (Arbacia punctulata). (Amer. Joum. 
Physol. 1909, 23. 460 bis 466. 1/3. Woods Hole U. S. Bureau of Fisheries Lab. 
and Missouri. Univ. Zoolog. Lab.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen konnte Verfasser einen Einfluß der Centri¬ 
fugalkraft auf das Seeigelei nicht feststellen. Es konnte weder eine Trennung 
in chemisch differenzierte Körper beobachtet werden, noch ein Einfluß auf die 
Entwicklung des Seeigeleies. Brahm . 

898) Berg, William N. Vergleichende Untersuchungen der Verdaulichkeit 
verschiedener Proteine in Pepsin-Salzsäurelösungen. (Amer. Journ. Physiol. 1909, 
23. 420—59. 1/3. Columbia Univ. Biolog.-chem. Lab. und New-York. College 
of Physicians and Surgeons.) 

Auf Grund von ausgedehnten Untersuchungen über die Verdauungsge¬ 
schwindigkeit von Eiweißkörpern durch saure Pepsinlösungen, bei denen an 
Säuren Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure, Oxalsäure, Wein¬ 
säure, Citronensäure, Milchsäure, Essigsäure und Borsäure, ferner an Eiweiß- 


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470 Referate. 


körpern Fibrin, Eialbumin, Edestin, Myosin, Acidalbuminat, Alkalialbuminat, 
Nucleoprotein, Elastin, Sehnencollagen, Ossein und Mucoid benutzt wurden, 
konnte Verfasser feststellen, daß diese Eiweißkörper unter gleichen Bedingungen 
verschieden rasch verdaut werden. Dieselben lassen sich in 2 Gruppen teilen, 
deren erste aus 6 einfachen Eiweißkörpern bestehen, die in sauren Pepsin¬ 
lösungen von 10 mg Pepsin in 100 ccm Lösung rasch verdaut werden. Die 
zweite Gruppe enthält 5 Eiweißkörper, die in Lösungen von 50—500 mg Pepsin 
in 100 ccm nur langsam verdaut werden. Nach ihrer Verdaulichkeit können die 
Eiweißkörper in der Reihenfolge: Edestin, Myosin, Alkalialbuminat, Acidalbu¬ 
minat, Fibrin, koaguliertes Eialbumin, Ossein, Nucleoprotein, Sehnencollagen, 
Elastin und Sehnenmucoid eingeordnet werden. Die Verdaulichkeit eines noch 
nicht untersuchten Eiweißkörpers läßt sich nur ungenau vorausbestimmen, muß 
vielmehr durch Versuche festgestellt werden. Der relative verdauende Einfluß 
der untersuchten Säuren war beinahe gleich. Für die erste Gruppe von Eiwei߬ 
körpern ordnen sich die untersuchten Säuren nach der Schnelligkeit der Wirkungen 
in die Reihenfolge: Salzsäure, Salpetersäure, Oxalsäure, Phosphorsäure, Schwefel¬ 
säure, Weinsäure, Milchsäure, Citronensäure, Essigsäure und Borsäure. Für die 
zweite Gruppe mit Ausnahme des Osseins nimmt die Wirkung in der Reihen¬ 
folge: HCl, HN0 3 , Oxalsäure, H 2 S0 4 , H 3 P0 4 , Weinsäure, Citronensäure, Milch¬ 
säure, Essigsäure und Borsäure ab. 

Im allgemeinen konnte Verfasser feststellen, daß die Verdauung da am 
schnellsten vor sich geht, wo die Konzentration der H-Ionen bei sonst gleichen 
Bedingungen am größten ist. Brahtn . 

899) Carpenter, M. Thora© u. Benedict, Francis G. Stoffwechsel des Menschen 
bei stark verringerter Lungenoberfläche. (Amer. Joum. Physiol. 1909, 23. 412 -19. 
1/3. Boston, Mass. Carnegie Institution of Washington Nutrition Lab.) 

Auf Grund ihrer mit einem Patienten, der nur einen Lungenflügel besaß, in 
einem Respirationscalorimeter ausgeführten Untersuchungen konnten die Ver¬ 
fasser feststellen, daß der Stoffwechsel bei verminderter Lungenoberfläche gegen¬ 
über der Norm kaum verändert ist. Brahm. 

900) Haie, Worth. Die Wirkung der Papaveraceenalkaloide auf das iso¬ 
lierte Froschherz. (Amer. Joum. Physiol. 1909, 23. 389—407. 1/3. Michigan. 
Univ. Pharmacol. Lab.) 

Die Wirkung von nachstehenden Papavcraceenalkaloiden: Chelidonin, Chel- 
erythrin, Kodein, Kryptopin, Heroin, Moq^hin, Narcein, Narkotin, Papaverin, Pro¬ 
topin, Sanguinarin, Thebain auf das Froschherz wurde vom Verfasser in ausge¬ 
dehnten Untersuchungen geprüft. Die Alkaloide wurden in Ringer scher Lö¬ 
sung aufgelöst und die Perfusions versuche am ausgeschnittenen Froschherzen aus¬ 
geführt. Die Reinheit der Alkaloide wurde durch Feststellung des Schmelzpunktes 
oder durch entsprechende chemische Reaktionen festgestellt. Nach der Gift¬ 
wirkung auf den Herzmuskel lassen sich die Alkaloide schwer in eine Tabelle 
einordnen, dagegen stellte Verfasser dieselben auf Grund ihrer Depressions¬ 
wirkung auf den Herzschlag in nachstehender Reihenfolge zusammen: Chel- 
erythrin 1 / 4 ooo°'o> Protopin l / 4 ooo ü /o» Kryptopin 1 / 2 ooo°/o, Sanguinarin , / 7 oo 0 /o» Heroin 
1 /400 °/o> Papaverin Vsoo °/o ? Narkotin V 2 oo°/o, Chelidonin Viöo^o. Thebain Viw/ o, 
Narcein l /so°/o» Kodein l j A0 °lo, Morphin 1 / 4 o°/o- Brahm . 

901) Haie, Worth. Die Wirkung der Papaveraceenalkaloide auf die En¬ 
digungen der motorischen Nerven. (Amer. Journ. Physiol. 1909, 23. 408—11. 
1/3. Michigan. Univ. Pharmacolog. Lab.) 

Bei der Untersuchung der Einwirkung der Papaveraceenalkaloide auf die 
motorischen Nerven stellte Verfasser die für den Eintritt der totalen Relaxation 
benötigte Zeit fest und konnte die Alkaloide in die Reihenfolge: Narcein, Morphin, 
Chelidonin, Sanguinarin, Kodein, Narkotin, Heroin, Protopin, Chelerythrin, Kryp¬ 
topin, Thebain und Papaverin einordnen. Brahm . 


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Referate. 


471 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

902) Lüdke, Hermann. Uber die Bedeutung der Temperatursteigerung für 
die Antikürperproduktion. Nach einem Vortrag gehalten auf der 81. Versamm¬ 
lung deutscher Naturforscher und Aerzte in Cöln. Aus d. med. Klinik in Würz¬ 
burg. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 425.) 

In 6 von 14 Fällen gelang der Versuch, nach Einwirkung von Überhitzungs- 
proceduren wieder Bacterien im Blut nachzuweisen, zu einer Zeit, in der 
das Blut des infizierten Tieres sicher als keimfrei anzusehen war. Während 
diese Reinfektion des Blutes durch Zurückfluten der Bacterien aus ihren Organ¬ 
depots infolge der erhöhten Körperwärme auf eine schädigende Wirkung der 
Temperatursteigerung schließen läßt, ergeben die zahlreichen experimentellen 
Untersuchungen über den Antikörpergehalt des Blutserums nach Erhöhung der 
Körperwärme (durch Überhitzung, Einführung von Deuteroalbumose, Wärme¬ 
stich), daß durch die Temperatursteigerung die Antikörperbildung (Agglutinine, 
Haemolysine, Komplementgehalt) angeregt, beschleunigt, gesteigert und wenn 
die Produktion von Schutzstoffen abgeklungen, in geringem Grade wieder hervor¬ 
gerufen werden kann, wonach der Schluß naheliegt, daß auch bei den kom¬ 
plizierteren Verhältnissen des Fieberzustandes beim Menschen durch die erhöhte 
Körperwärme eine Antikörpersteigerung erfolgt, und damit dem Fieber eine 
salutäre Wirkung zugeschrieben werden muß. M . Leube . 

903) Grafe, E. Ein Eopfrespirationsapparat. Aus d. med. Klinik zu Heidel¬ 
berg. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 529.) 

Beschreibung eines Respirationsapparates, der speziell für die Untersuchung 
von Schwerkranken besonders geeignet erscheint, da er selbst Kranke mit 
schwersten Affektionen der Lungen und des Cirkulationsapparates in keiner 
Weise behindert. M. Leube . 

904) Bose, Earl. Vergleichend diagnostische Untersuchungen mit der 
Salomon sehen Probe und der Grafe-Röhmer sehen Hämolysinmethode bei Magen¬ 
krankheiten. Aus d. med. Klinik in Heidelberg. (D. A f. kl. Med. 1909, Bd. 
95, S. 518.) 

Eine Vergleichung der beiden Methoden, die beide auf dem Nachweis von 
Stoffen des Tumorgewebes beruhen, gab folgendes Ergebnis: Bei 8 sicheren 
Carcinomen waren beide positiv; in Fällen, wo es sich um größere Ulcerationen 
handelt, versagt die Grafe-Röhmer sehe Probe, ob eine benigne oder maligne 
Ulceration vorliegt, insofern, als auch beim Magengeschwür eine wenn auch 
geringe Hämolyse auftreten kann. Aus dem etwaigen negativen Ausfall der 
Salomon sehen Probe läßt sich in solchen Fällen die Diagnose auf benignes 
Ulcus stellen. Bei Gastroptosen, bei denen öfters beide Proben positiv sind, 
ohne daß eine maligne Neubildung vorliegt, kann man. falls die Trypsinbe¬ 
stimmung negativ ist, bei positiver Hämolyse eine maligne Magenerkrankung 
annehmen. M . Leube . 

905) Rose, Earl. Über das Verhältnis von freier Salzsäure, Gesamtaci¬ 
dität, Pepsin und gelöstem Stickstoff. Aus der med. Klinik in Heidelberg. 
(D. A. f. kl. Med. 1909. Bd. 95, S. 508.) 

Bei dem gleichen Menschen findet sich eine große Konstanz des gelösten 
Stickstoffs und der prozentarischen Salzsäuremenge. Verschiedene Menschen 
zeigen bei relativ ähnlichen Säureverhältnissen verschiedene Stickstoffzahlen. 
Ein Parallelismus zwischen freier HCl und Pepsin ließ sich nicht erkennen, öfters 
ist zwar bei herabgesetzter Salzsäuresekretion auch die Pepsinproduktion ver¬ 
ringert. Ein völliges Fehlen von Pepsin ist aber nur selten im Verhältnis zu 
dem relativ oft vorhandenen Salzsäuredefizit zu konstatieren. Für den gleichen 
Menschen nach der gleichen Nahrungsaufnahme besteht, wie aus den gemachten 
Beobachtungen mit Sicherheit hervorgeht, eine Beziehung zwischen der HCl 
und dem gelösten Stickstoff. 

Unter den untersuchten pathologischen Fällen ließ sich nach keiner Richtung 
hin eine Beziehung zwischen den einzelnen Komponenten feststellen. M. Leube . 


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Referate. 


906) Heß, Rudolf. Künstliche Plethora und Herzarbeit. Aus der med. 
Klinik in Heidelberg. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 482.) 

Eine länger dauernde Überfüllung des Gefäßsystems ist im Tierversuch nur 
durch intravenöse Injektion zu erzeugen. Dabei zeigt sich, daß physiologische 
Kochsalzlösung sehr rasch ausgeschieden wird, Gelatinelösung vielleicht, sicher 
aber artglciches Blut eine dauernde Plethora hervorzubringen im Stande ist. 
Eine Massenzunahme des Herzens wird im Tierexperiment durch die Über¬ 
füllung des Gefäßsystems nicht erzielt, wie auch bei der menschlichen Poly- 
cythämie trotz bestehender Plethora und vermehrter Viscosität nur selten Hyper¬ 
trophie gefunden wird. Daraus folgt, daß die Herzarbeit bei der Plethora keine 
größere zu sein braucht als bei normaler Füllung des Gefäßsystems. Da das 
Sekundenvolumen trotz Vermehrung der Gesamtblutmenge nicht vergrößert ist, 
muß eine verlangsamte Strömung des Blutes, eine Verlängerung der Zeitdauer 
eines vollständigen Kreislaufs angenommen werden. M. Leubc . 

907) Tiedemann u. Keller. Über Ammoniakausscheidung aus dem Munde 
von Urämikem. Aus der med. Klinik u. dem hygien. Institut zu Straßburg i. E. 
(D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 470.) 

Bei zwei Urämikcrn fand sich deutliche Ammoniakausscheidung aus dem 
Munde. Wie die Verfasser nach weisen konnten, stammte das Ammoniak weder 
aus der Lunge noch aus dem Magen, sondern wurde von der Mundschleimhaut 
abgedunstet (bis zu 2,65 g NH 3 in 24 Stunden). In beiden Fällen wurden aus 
der Mundhöhle Bacterien gezüchtet, die die Fähigkeit hatten in Reinkultur Harn¬ 
stoff zu Ammoniak zu zersetzen (Proteus vulgaris und Bacterium lactis longi 
Troili-Peterson). Da bei der Urämie die Abscheidung von Harnstoff in der 
Mundschleimhaut nichts seltenes ist, so kann es bei Anwesenheit bestimmter 
Bacterien daselbst zur Abspaltung freien Ammoniaks kommen. M. Leube . 

908) Preti, Luigi. Beitrag zur Kenntnis des Stickstoffumsatzes bei der 
Bleivergiftung. Aus d. Institut für spezielle Pathologie innerer Krankheiten der 
k. Universität Pa via. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 411.) 

Bei allen 3 Fällen von akuter Bleivergiftung fand Verfasser eine N-Retention; 
die Ausscheidung des durch Phosphorwolframsäure nicht fällbaren, des in der 
Harnsäure, den Purinkörpern bezw. -basen enthaltenen Stickstoffs ging in un¬ 
regelmäßiger Weise vor sich. Die absolute Menge der Harnsäure war bei 
allen drei Kranken eine weit geringere als in der Norm; die absolute Menge des 
Purinbasenstickstoffs war weit höher als die Normalzahl für Gesunde. — Ver¬ 
fasser ist geneigt, weniger eine latente funktionelle Nierenläsion zur Erklärung 
heranzuziehen als vielmehr eine Einwirkung des Bleies auf den Stoffwechsel im 
Sinn einer Verzögerung oder Beschleunigung der cellulären Umsätze. M . Leube . 

909) Grafe, E. Gaswechseluntersuchungen bei fortgeschrittenen Er¬ 
krankungen der Lungen und der Circulationsorgane. Aus d. med. Klinik in 
Heidelberg. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 95, S. 543.) 

Die Untersuchungen erstreckten sich auf 22 Patienten und wurden mittels 
des vom Verfasser angegebenen Respirationsapparates vorgenommen. 

Der Maximalwert des aufgenommenen Sauerstoffs, für den als Norm 4,5 ccm 
pro kg Körpergewicht und eine Minute als Norm zu Grunde gelegt wird, wird 
bei den untersuchten Lungenkranken meist recht erheblich überschritten, während 
bei Herzkranken das nur einmal der Fall war. Im allgemeinen gehen hohe 
Temperaturen mit einer Zunahme des Sauerstoffverbrauchs einher. In den meisten 
Fällen geht mit dieser Vermehrung des Sauerstoffverbrauchs eine Zunahme der 
Kohlensäureausscheidung nicht Hand in Hand, was in dem Verhalten des respira¬ 
torischen Quotienten zum Ausdruck kommt, dessen normaler unterer Grenzwert 
von 0,7 in 14 Fällen nicht erreicht wurde. Unter genauer Berücksichtigung 
der möglichen Fehlerquellen kommt Grafe zu dem Schluß, daß die Ursache 
des niedrigen Wertes des respiratorischen Quotienten höchstwahrscheinlich in 
einem qualitativ gegen die Norm veränderten Stoffwechsel gelegen ist; ein 
solches Absinken des respiratorischen Quotienten auf abnorm niedere Werte 
findet im allgemeinen dann statt, wenn stark reduzierter Ernährungszustand und 


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Referate. 


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sehr schwere, langdauemde Infektion Zusammentreffen. Fieber und Dyspnoe 
haben dabei nur eine untergeordnete Bedeutung. 

Auch für die untersuchten Herzkranken liegt die Annahme eines qualitativ 
veränderten Stoffwechsels nahe, da die Erklärung der verminderten Kohlensäure¬ 
abgabe als Folge erschwerter Exkretionsbedingungen durch die Lungen bei 
der gewählten Versuchsdauer (bis 70 Minuten) wohl kaum ausreicht. 

Der vollkommen einwandfreie und zwingende Beweis für die Annahme eines 
qualitativ geänderten Stoffwechsels muß noch erbracht werden durch Gas¬ 
wechseluntersuchungen, die sich über viele Stunden und ev. Tage hinziehen, und 
gleichzeitige Blutgas- und Kohlenstoffbestimmungen in der Nahrung, dem 
Ham, Kot und Schweiß. M. Leube . 

910) Rütimeyer, L. (Basel). Über den Einfluß einer 24 tägigen Hunger¬ 
periode auf die Magensaftsecretion beim Menschen. (Ctrbl. f. inn. Med. 1909, Nr. 10.) 

• Es handelte sich um eine 38jährige Dame, die während einer 24 tägigen 
Hungerperiode im ganzen nur 5200 g Eglisauer Wasser trank. Trotzdem verlor 
sie an Gewicht pro Tag nur 291 g (die Hungerkünstler Cetti, Breithaupt und 
Succi verloren pro Tag bei 11, 10 und 27 Hungertagen 635, 600 und 450 g). 
Kot wurde während des ganzen Experimentes nicht entleert. Der Hämoglobin¬ 
gehalt sank nur um 3°/ 0 , was die Angaben vonNoordens bestätigt, daß beim 
Hungern der Prozentgehalt des Blutes an festen Bestandteilen nicht wesentlich 
verschoben wird. 

Der Hauptgesichtspunkt, von dem aus die vorliegende Untersuchung gemacht 
wurde, betrifft den Einfluß dieser 24 tägigen Hungerperiode auf die Secretion 
des menschlichen Magensaftes. Es zeigte sich, daß der Magen vor dem Versuch 
normalen Saft produzierte, daß er nach 24 Tagen Hungems nur eine kleine 
Quantität schleimiger Flüssigkeit enthielt, aber auf den Reiz des Probefrühstückes 
sofort wieder einen Saft secemierte, der zwar erheblich herabgesetzte Werte 
für freie HCl (6 gegen 16), auch etwas verminderten Gehalt an Enzymen auf¬ 
wies, aber im übrigen noch durchaus verdauungskräftig war. Die Fähigkeit der 
menschlichen Magenschleimhaut, ihre Secretionskraft zu bewahren und auf ge¬ 
eignete Reize sofort auch bei langem Hungerzustand wieder zu dokumentieren, 
ist also eine außerordentlich große. Fritz Loeb. 

911) Stütz, Ludwig. Über den Einfluß von Körperarbeit und Überwärmung 
auf die Zuckerassimilationsgrenze eines gesunden Menschen. Ein Beitrag zur 
alimentären Glycosurie. Aus d. med. Klinik Jena. (Inaug.-Dissert.Jena 1908. 30 S.) 

1. Die Assimilationsgrenze für chemisch-reinen Traubenzucker war bei einem 
gesunden Menschen in sechs Versuchen die gleiche. Einfluß von Jahreszeit oder 
von Gewöhnung konnte nicht bemerkt werden. 

2. Körperliche Arbeit verschiedener Art verändert die Assimilationsgrenze. 
Es wird mehr Zucker verbrannt, weniger im Urin ausgeschieden. 

3. Dasselbe zeigt sich nach Überwärmung des Körpers. Fritz Loeb . 

912) Rosenfeld, G. (Breslau). Die Oxydationswege des Zuckers. (Berl. 
kl. Woch. 1908, Nr. 17, S. 828.) 

Das anhepatische Kohlehydrat wirkt antiacetonurisch. Die Kohlehydrate 
können ohne gegenseitige Störung zu gleicher Zeit auf dem hepatischen und 
anhepatischen Wege verarbeitet werden. Die intravenöse Injektion verursacht 
eine Ausschaltung der Leber. Diese Leberausschaltung betrifft drei Seiten der 
Leberfunktion: 1. Die Leber beeinflußt die Kohlehydrate, daß sie für den Dia¬ 
betiker unoxydabel werden: fehlt die Leber, so sind sie oxydabel. 2. Die Leber 
beeinflußt die Kohlehydrate, daß sie als Unterzündungsmaterial für die Fette 
dienen und die Fett Verbrennung ermöglichen: ohne die Leber kursiert anhepatisches 
Kohlehydrat, welches die Leberverfettung nicht hindert, d. h. die Verbrennung 
des Fettes nicht in die Wege leitet. Die Leber steht dem Eiweißabbau des 
Organismus vor: bei ihrer Ausschaltung sinkt der Eiweißumsatz auf 30, ja auf 
10°/ 0 . »Diese drei neuen Eigenschaften der Leber setzen sie in den Vorder¬ 
grund aller mit dem Stoffwechsel betrauten Organe; denn sie ist es, welche 
einen direkten Einfluß auf den Abbau der Eiweißkörper hat, einen direkten 


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Referate. 


Einfluß auf die Verwertung der Kohlehydrate und einen indirekten auf die Ver¬ 
brennung der Fette. Sowie die Leber fehlt, lebt das Tier in der Hauptsache 
vom anhepatischen Kohlehydrat, von 10—30 °/ 0 des sonst umgesetzten Eiweißes 
und wohl nur von der Oxydation jenes Betrages an Fett, der bei dem mini¬ 
malen Bestände hepatischen Kohlehydrates oxydiert werden kann«. So rückt 
die Leber in die Stellung eines Centralorgans für den tierischen Stoffwechsel. 

K. Bomstein. 

913) Rothschild, J. (Frankfurt a. M.). Untersuchungen über die Guajac- 
blutprobe. Aus dem allgemeinen Krankenhause Hamburg-Eppendorf, Chemisches 
Laboratorium: O. Schümm. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 18, S. 883.) 

Es liegt kein Grund vor, von der bisherigen bewährten, einfachen Aus¬ 
führungsform der Guajacprobe abzuweichen und statt dessen die umständlichere 
Schrödersehe Modifikation zu wählen, zumal diese nicht mehr leistet. 

K. Bornstein. 

914) Wasserthal (Karlsbad). Uber den Wert der Molliöreschen Methyl¬ 
violettreaktion zum Nachweis von freier Salzsäure im Magen. Aus der 
Poliklinik von H. Strauß, Berlin. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 18.) 

Von der Tatsache ausgehend, daß Methylviolett auf den Zusatz von Säuren 
bezw. saurem Magensaft einen deutlichen Umschlag ins blaue erfährt, hat 
Mo liiere seine Patienten Methylviolettpillen 0,05 schlucken lassen, um aus der 
blauen oder violetten Färbung der Faeces auf das Vorhandensein oder Fehlen von 
freier Salzsäure im Magen zu schließen. Bei der Nachprüfung fand der Autor, 
daß in Fällen, wo die Sonderuntersuchung aus irgend welchen Gründen unter¬ 
bleiben muß, diese Probe als Behelf dienen kann, doch nur bei positivem Aus¬ 
fall und unter Berücksichtigung der sich im Darm abspielenden Prozesse. Je kürzer 
die Verweildauer im Darm, desto mehr herrscht die Farbe vor, welche von der 
Reaktion des Magensaftes abhängig ist. Bei starker Obstipation werden große 
Dosen fast ganz entfärbt, während man bei Diarrhöen oder nach Abführmitteln 
dem Magenchemismus entsprechende Färbung findet. Die Differenzierung zwischen 
blau und violett ist oft schwierig. K. Bornstein . 

915) Laqueur, W. (Bad Ems). Beitrag zur Stoffwechselpathologie der Gicht. 

Aus der hydrotherapeutischen Anstalt der Universität Berlin, Geheimrat Brieger. 
(Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 19, S. 914.) 

Stoffwechseluntersuchungen von drei Patienten mit Arthritis urica. Fall I 
ohne Besonderheiten. Bei purinbasenfreier Nahrung sinkt die Hamsäureaus- 
scheidung bis auf den Wert der »endogenen« Harnsäure, steigt nach Thymus¬ 
darreichung auf das doppelte bis dreifache, um dann wieder zu sinken. Bei 
Fall II sind die Harnsäurewerte geringer, sinken bei purinfreier Nahrung nur 
unwesentlich. Endogene Harnsäure 0,17 g. Nach s / 4 Pfund Kalbsthymus sinkt 
die Harnsäure noch weiter bis auf die Hälfte. Hier handelt es sich um eine 
beträchtliche Abnahme sowohl der absoluten Werte wie des prozentualen Anteils 
am Gesamtstickstoff. Während der Beobachtung hatte Patient einen akuten 
Anfall. Trotzdem ist die auffallende Tatsache schwer zu erklären. Ein gleiches 
Ergebnis zeigt ein Versuch bei einem dritten Patienten, der aber keinen akuten 
Anfall in der Beobachtungszeit hatte: nach Aufnahme von Thymus Herabgehen 
der Harnsäureausscheidung von 0,72 g auf 0,17 g. Es handelt sich jedenfalls 
um eine Schädigung des gesamten Purinstoffwechsels, dessen normaler Verlauf 
bekanntlich an die Anwesenheit vier verschiedener Fermente gebunden ist, und 
zwar dürfte es sich in den beschriebenen Fällen sowohl um geringere Bildung 
als um größere Zerstörung der bereits gebildeten Harnsäure handeln. 

K. Bornstein . 

916) Gräfenberg, Ernst. Der Antitrypsingehalt des mütterlichen Blut¬ 
serums während der Schwangerschaft als Reaktion auf tryptische Einflüsse 
der Eioberfläche. Aus der Frauenklinik zu Kiel. (Münch, med. Wschr., April 
1909, Nr. 14.) 

Der Antitrypsingehalt des Blutes ist während der Gravidität immer erhöht, 
und zwar von Beginn bis zu Ende etwa auf das doppelte; er sinkt dann während 


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des Wochenbetts allmählich zur Norm (am 8.-—.10 Tage). In Ausnahmefällen 
ist die Vermehrung noch beträchtlicher. Es lag nahe, für diese Vermehrung des 
Antiferments eine erhöhte Zufuhr von Trypsin während der Gravidität ätiologisch 
heranzuziehen. Es zeigte sich in der Tat, daß Chorionzotten, vom Blute be¬ 
freit und fein verrieben als kleine Tröpfchen auf die Löffler sehe Serumplatte 
aufgetragen, diese zu verdauen vermögen, und zwar hat dieses eiweißlösende 
Ferment sein Aktivitätsoptimum in alkalischem Medium, gehört also zu den tryp- 
tischen Enzymen. Allerdings wirken die Chorionzotten nur in den drei ersten 
Schwangerschaftsmonaten tryptisch; die Proteolyse bleibt also bis zur endgültigen 
Verankerung des Eies an seinem Haftboden im Uterus erhalten und verschwindet 
gleichzeitig mit der Beendigung der Eieinbettung im vierten Monat. Offenbar 
frißt sich die Eieinlage mit Hilfe des tryptischen Enzyms in das mütterliche 
Gewebe. Den Schutz vor zu starker tryptischer Wirkung übernimmt neben 
lokalen Schutzeinrichtungen im Uterus (die Dezidua und das Fibrin des Nita- 
buchschen Streifens haben im Experiment die Eigentümlichkeit, die Proteolyse 
der jungen Chorionzotten abzuschwächen) die Vermehrung von Antitrypsin im 
mütterlichen Blut, und der erhöhte Antitrypsingehalt bleibt, trotzdem das Chorion¬ 
trypsin in der zweiten Schwangerschaftshältte nicht mehr nachweisbar ist, bis 
über den Schluß der Gravidität hinaus erhalten; wahrscheinlich wirken hier 
winzige Nachschübe des Choriontrypsins, die wir nicht nach weisen können, 
ätiologisch; vielleicht wirkt auch das vom sechsten Monat ab gebildete tryptische 
Colostrumferment ätiologisch mit. Die Vermehrung des Antitrypsingehalts bei 
Schwangeren ist stets in Betracht zu ziehen bei Bewertung des »Briegerschen 
Phänomens« bei der Carcinomdiagnose. Das Briegersche Phänomen ist wohl, 
wie von Bergmann annimmt, als Reaktion auf einen specifischen, vom Carcinom 
ausgehenden Fermentreiz zu betrachten, wobei aber nicht an ein specifisches 
Antitrypsin für jedes tryptische Ferment zu denken ist; vielmehr sind alle Anti¬ 
trypsine innig miteinander verwandt, was wohl in letzter Linie auf einer Gleich¬ 
wertigkeit der verschiedensten tryptischen Enzyme beruht. M. Kaufmann . 

917) Tollens, C. Über den Glycuronsäurenachweis durch die B. Tollenssche 
Reaktion mit Naphthoresorcin und Salzsäure. Aus der städt. Krankenanstalt 
zu Kiel. (Münch, med. Wschr., März 1909, Nr. 13.) 

Die bisherigen Mängel der Glycuronsäurereaktion vermeidet eine neue, 
von B. Tollens angegebene, sehr einfache Methode, die auch bei Gegenwart 
von Pentosen im Harn zuverlässige Resultate gibt. Sie beruht darauf, daß 
Naphthoresorcin (C 10 H 6 (OH) 2 ) und Salzsäure beim Einwirken auf Glycuronsäure 
mit ihr einen blauen, ätherlöslichen Farbstoff entstehen lassen, der im Spectral- 
apparat ein dunkles Band in der Na-Linie gibt (die Reaktionsprodukte mit 
Pentosen und anderen Zuckern sind in Aether unlöslich). Der Einwand von 
Mandel und Neuberg, daß andere Stoffe des Harns (Alloxan, Allantoin usw.) 
die gleiche Reaktion geben, ist insofern nicht stichhaltig, als die Aetherlösungen 
ihrer Reaktionsprodukte nie das charakteristische Blau-Violett, vielmehr stets ein 
mehr oder weniger intensives Kirsch-Feuerrot oder auch mehr verwaschene röt¬ 
liche Nuancen geben. Ganz sicher ist die Unterscheidung, wenn die Glycuron¬ 
säure des Harns vermehrt ist und ein sehr intensives Blau der Aetherlösung auf- 
tritt; und gerade auf den Nachweis der Vermehrung der Glycuronsäure kommt 
es schließlich klinisch an. 

Die Reaktion im Ham geht folgendermaßen vor sich: Zu o ccm Urin fügt 
man eine hirsekomgroße Menge Naphthoresorcin (oder 0,5 ccm 1 °/ 0 alkoholische 
Naphthoresorcinlösung) und 5 ccm rauchende HCl (spez. Gew. 1,190). Man er¬ 
wärmt über der Flamme zum Kochen und noch 1 Minute länger, läßt 4 Minuten 
stehen, kühlt dann unter der Wasserleitung gut ab. Nach Zusatz von Aether ää 
wird kräftig geschüttelt, dann gewartet, bis der Aether abgesetzt ist (eventuell 
durch einige Tropfen Alkohol zu beschleunigen). Bei Anwesenheit von Glycuron¬ 
säure ist der Aether dunkelblau bis violett bis schwach rötlichviolett und zeigt 
im Spectralapparat die oben erwähnte Linie. Bei sehr starkem Glycuronsäure- 
gehalt ist der Aether so dunkelblau, daß er 2—3, ja 7—8 mal (bei Lysolver¬ 
giftung) verdünnt werden muß, um spectroskopieren zu können. Man kann so 


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aus der Intensität der Reaktion einen Anhalt für das Maß der Glycuronsäure- 
vermehrung erhalten; pathologische Vermehrung liegt immer vor, wenn der 
Aether intensiv blau gefärbt ist. Eine genaue quantitative Bestimmung war noch 
nicht möglich. 

Um einwandfrei auch kleinere Mengen Glycuronsäure nachzuweisen, bedient 
man sich der schon von Mayer und Neuberg angewandten Fällbarkeit der¬ 
selben durch Bleisalze. 200 ccm des Harns werden, solange noch ein Nieder¬ 
schlag sich bildet, mit Bleizuckerlösung versetzt, man läßt absetzen, filtriert und 
versetzt 150 ccm des Filtrats mit Bleiessig, bis kein Niederschlag mehr erfolgt, 
läßt absetzen, filtriert, wäscht beide Niederschläge mit Wasser aus und läßt sie 
leicht trocknen. Mit beiden Niederschlägen kann man nun die oben beschriebene 
Reaktion anstellen; bei ganz geringem Glycuronsäuregehalt gibt nur der zweite 
Niederschlag eine positive Reaktion. M. Kaufmann . 

918) Hartmann, J. Zur Frage der Blutgerinnungszeit. Aus der Frauen¬ 
klinik zu Jena. (Münch, med. Wschr., April 1909, Nr. 16.) 

Hartmann erhebt Bedenken gegen die von Morawitz (Deutsch. Arch. f. 
klin. Med., Bd. 79) angegebene Methode der Bestimmung der Blutgerinnungszeit, 
und hält die Methoden von Schwab (Münch, med. Wschr. 1906, p. 2520) und 
von Bürker (Pflügers Arch., Bd. 102) für zuverlässiger, zumal man bei ihnen 
jedesmal nur einen Tropfen Blut braucht. Allerdings erfordert letztere Methode, 
nach der Verfasser gearbeitet hat, Übung und Gewissenhaftigkeit. Nach den 
Bestimmungen des Verfassers beträgt die Gerinnungszeit des Blutes beim Weibe 
(bei 25° bestimmt) 4*/ a —4 3 / 4 Minuten. Eine nahezu konstante Abweichung von 
dieser Zahl im Sinne einer Verkürzung konnte nur nach größeren, länger 
dauernden und blutigeren Operationen festgestellt werden, eine Abweichung, 
die meistens schon im Laufe der nächsten 24 Stunden zur Norm zurückkehrte. 
Diese Verkürzung scheint bedingt zu sein durch den plötzlich einsetzenden Blut¬ 
verlust. Alle anderen untersuchten Faktoren, Alter, Tageszeit, Menstruation usw., 
l>ewirken keine Veränderung der Gerinnungszeit. Allerdings braucht dieses 
Gleichbleiben der Gerinnnungszeit unter den verschiedensten Verhältnissen kein 
Gleichbleiben der Gerinnungsfähigkeit zu bedeuten; vielmehr weisen klinische 
Erfahrungen darauf hin, daß jene Faktoren die Gerinnungsfähigkeit des Blutes 
beeinflussen. Vielleicht werden wir auf anderen Wegen, etwa durch Kennt¬ 
nis des Quotienten Fibrinmenge : Gerinnungszeit oder durch die Zerlegung der 
Gerinnungszeit in die drei Komponenten Menge des Calciums, des Fibrinferments 
und des Fibrinogens, der Gerinnungsfähigkeit des Blutes näher kommen. 

M. Kaufmann . 


Klinisches. 


919) Borini, A. Ricerche cliniche sui veleni degli elminti intestinali a 
proposito delle prove di Jöfimow. (Klinische Untersuchungen über die Gifte 
der Darmparasiten; Nachprüfung der Jefimow sehen Probe.) Aus dem Lab. di 
Parassitologia zu Turin. (Gazz. degli osped., Nov. 1908, Nr. 134.) 

Borini prüfte in 42 Fällen von Helminthiasis die Jefimowsche Probe 
(Sem. med. 1906, Zusatz von 5—10 Tropfen conc. Quecksilbemitratlösung zum 
gekochten Ham soll bei Helminthiasis einen grauen statt des normalen weißen 
Niederschlags liefern) nach und erhielt nur einmal einen positiven Ausfall. 
Versuche mit anderen Fällungsmitteln schlugen ebenso fehl. Praktisch ist die 
Jefimowsche Probe jedenfalls zunächst wertlos. M. Kaufmann . 

920) Lewin, L. Über Wismutvergiftung und einen ungiftigen Ersatz des 
Wismuts für Röntgenaufnahmen. Aus dem pharm. Inst, von Prof. L. Lewin in 
Berlin und dem photochem. Inst, der Techn. Hochschule zu Charlottenburg. 
(Münch, med. Wschr., März 1909, Nr. 13.) 

Lewin bestreitet dem Arzte das Recht, derartig hohe Wismut dosen zu ver¬ 
abreichen, wie sie jetzt zum Zwecke der Röntgendurchleuchtung gegeben 
werden, da dieselben jederzeit im Stande sind, eine Vergiftung herbeizuführen. 
Er erklärt es ferner für unrichtig, die bei hohen Dosen von Bism. subnitr. be¬ 
obachteten Vergiftungserscheinungen als Folge des Nitritkomponenten aufzufassen; 


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Referate. 


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alle, als da sind: schwärzliche Verfärbungen, Stomatitis, Magendarm-, Nieren- 
und Herzstörungen, Kopfschmerz, Fieber, Delirien, sind Symptome der Wismut¬ 
vergiftung, und es ist daher auch zwecklos, das Subnitrat durch ein anderes 
Wismutpräparat zu ersetzen. Lewin hat in Gemeinschaft mit Miethe nach 
einem Ersatz für Wismut gesucht und im Magneteisenstein (Ferroferrioxyd Fe 3 0 4 ) 
gefunden, der gute Bilder gibt und im Magendarmkanal fast unlöslich ist. 

M. Kaufmann. 

921) Taege, Karl. Eisen als Ersatz des Wismut für Röntgenaufnahmen. 

Aus der Hautklinik zu Freiburg i. B. (Münch, med. Wschr., April 1909, Nr. 15.) 

Anknüpfend an den vorstehenden Aufsatz von Lewin bestätigt Taege, daß 
das Eisen ein vorzüglicher Ersatz für das Wismut ist, auch seiner Billigkeit wegen. 
Das von Lew in vorgeschlagene Eisenoxyduloxyd hat aber den Nachteil, daß 
man es in den Apotheken nicht bekommt. Er schlägt daher als verwendbares 
Eisenpräparat das früher officinelle Fern oxyd. rubrum vor, das 70°/ 0 Fe enthält, in 
l°/oo HCl beinahe unlöslich ist und pro kg nur 1,50 Mk. gegen 20 Mk. Wismut 
kostet. M. Kaufmann. 

922) Gramer, H. Ovarium und Osteomalacie. Aus der gynäk. Abt. der 
Friedrich-Wilhelm-Stiftung in Bonn. (Münch, med. Wschr., April 1908, Nr. 15.) 

Cramer beschreibt einen Fall, in dem eine 27jährige Gravida Ende des 
zweiten Monats wegen schwerster Osteomalacie kastriert wurde. Die Be¬ 
schwerden schwanden darauf so rasch, daß die Patientin schon nach 18 Tagen 
arbeitsfähig entlassen werden konnte; die Schwangerschaft aber ging fort und 
kam zu einem normalen Ende. Der Fall beweist, daß die Verschlimmerung des 
osteomalacischen Prozesses während der Schwangerschaft vollkommen unab¬ 
hängig von der Entwicklung des Kindes sich abspielt, und daß wir eine 
Steigerung der inneren Secretion des Organs als Ursache ansehen müssen. 
Dennoch sind wir nicht berechtigt, das Ovarium ätiologisch für die Entstehung 
der Osteomalacie verantwortlich zu machen. Der Standpunkt des Verfassers 
ist vielmehr folgender: Die Osteomalacie ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, 
die in gewissen Gegenden gehäuft auftritt und hier nicht nur die Menschen, 
sondern auch die Tiere befällt. Das Ovarium tritt zu dieser Krankheit insofern 
in Beziehung, als es physiologischerweise einen erheblichen Einfluß auf das 
Knochen Wachstum und den Knochenstoffwechsel besitzt. Die Verschlimmerung 
der osteomalacischen Symptome während der Menses und während der Gravidität 
sind durch Volumenzunahme und Steigerung der inneren Secretion der Ovarien 
veranlaßt. Neben der Kastration sind andere Behandlungsmethoden (Phosphor, 
Adrenalin, Fränkelsche Ovarialantikörper) durchaus berechtigt. M. Kaufmann. 

923) Plönies, W. Die toxische Albuminurie bei Magen- und Darmerkran¬ 
kungen und ihr Verhältnis zur Pubertätsalbuminurie, zur chronischen Nephri¬ 
tis und zur Wanderniere. (Prag. med. Wschr. 1909, Nr. 2, S. 15—19.) 

Fritz Loeb. 

924) Caranfilian, Josef. Die orthostatische Albuminurie. (Wien. klin. 

Rundschau 1909, Nr. 1—6.) Fritz Loeb. 

925) Lavonius, Herrn an. Bidrag tili den flegmonösa gastritens kasuistik. 

(Zur Kasuistik der phlegmonösen Gastritis.) Aus der innem Abt. des Marien¬ 
krankenhauses und dem Chirurg. Krankenhaus zu Helsingfors. (Finska läkare- 
sällsk. handl., Febr. 1909, Nr. 2.) 

Mitteilung eines Falles von diffuser und eines von circumscripter, phleg¬ 
monöser Gastritis mit Sektionsbefund. Auf Grund der Literatur empfiehlt Ver¬ 
fasser eine chirurgische Behandlung der Krankheit. M. Kaufmann. 

926) v. Trotsenburg, J. A. Die Seekrankheit und ihre Verhütung. (Volk¬ 
manns Sammlung klinischer Vorträge. Innere Medizin, Nr. 153. Verlag von 
Ambr. Barth, Leipzig.) 

Das sehr anregend geschriebene Heftchen ist den Fachgenossen, die sich 
über das dem Arzt im Binnenland wohl meist recht wenig bekannte Gebiet 
orientieren wollen, zur Lektüre zu empfehlen. Prophylaktisch rät der Verfasser 
künstliche Gewöhnung an die Schiffsbewegungen durch eine Übungsschule, be- 


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Referate. 


stehend aus einem Zimmerchen von einigen Metern im Quadrat, das um zwei 
senkrecht aufeinanderstehende Achsen bewegbar sein muß. M . Kaufmann . 

927) Campani, A. u. Ferrari, G. Sopra un caso d’ittero cronico infantile. 
(Ein Fall von Ikterus chronicus infantilis.) Aus der med. Klin. zu Modena. 
(Clin. med. Ital., Juni 1908, Nr. 6.) 

Der Fall betrifft ein lOjähriges Kind, das seit seinem 6. Lebensjahr an Ik¬ 
terus erkrankt war, dabei nur hie und da an leichten Leibschmerzen, Durch¬ 
fallen und Migräneanfällen litt. Die Milz war stark, die Leber etwas ange¬ 
schwollen und druckempfindlich. M. Kauftnann. 

928) Ceconi, Angelo. Kochsalz und Uraemie. Aus dem Inst, für innere 
Med. zu Turin. (Münch, med. Wschr., März 1909, Nr. 10.) 

Ceconi geht aus von der vielfach experimentell bewiesenen Tatsache, 
daß ein gewisses Mischungsverhältnis der Elektrolyten für das organisierte Leben 
notwendig, und daß speziell reine Kochsalzlösung mit dem Leben unverträglich 
ist; gerade das Kochsalz aber steht bei der Nephritis unter ganz besonders un¬ 
günstigen Ausscheidungsverhältnissen und häuft sich im Organismus an. Die 
Ursache der Uraemie wäre dann nach Ceconis Auffassung ein Fehlen der 
nötigen antagonistischen Betätigung zwischen den verschiedenen Elektrolyten 
der Säfte und der Gewebe, welche an den normalen Funktionen der Organe mit- 
wirken, so daß die toxische Wirkung von einigen (Kochsalz) nicht hinreichend 
durch den neutralisierenden Einfluß einiger anderer verhindert werden könnte. 

M. Kaufmann . 

929) Rolly, Fr. Über schädliche und nützliche Wirkungen der Fieber¬ 
temperatur bei Infektionskrankheiten. Aus der med. Klinik zu Leipzig. (Münch, 
med. Wschr., April 1909, Nr. 15.) 

Übersicht über den heutigen Stand der Frage, mit dem Schlüsse, daß die 
Temperatursteigerung, wenn sie sich in mäßigen Grenzen hält, nach unseren 
jetzigen Kenntnissen als ein Vorgang aufzufassen ist, welcher ohne Frage mehr 
Heilwirkungen als Schädlichkeiten aufzuweisen hat. Wir erkennen in dem Auf¬ 
treten der Temperatursteigerung das Bestreben des Organismus, sich schneller 
und intensiver der in ihn eingedrungenen Bakterien oder Giftstoffe zu entledigen 
oder letztere zu neutralisieren. In der Behandlung der Infektionskrankheiten 
werden wir daher die fieberhafte Temperatursteigerung nur dann zu beeinflussen 
suchen, wenn die Temperatur Grade über 40° erreicht. Bei niedereren Tem¬ 
peraturen werden wir nur dann antipyretisch behandeln, wenn andere Störungen, 
besonders von Seiten des Centralnervensystems, vorliegen. M. Kaufmann . 

930) Dreesmann. Diagnose und Behandlung der Pancreatitis. (Münch, 
med. Wschr., April 1909, Nr. 14.) 

Verfasser hält die Pancreatitis für eine nicht sehr seltene Affektion; er allein 
hat innerhalb eines Jahres sechs Fälle akuter und drei von chronischer Pan¬ 
creatitis gesehen, die durch Operation sichergestellt waren, abgesehen von 
zahlreichen nicht durch Operation kontrollierten Fällen. Nach einer Besprechung 
der Symptomatologie und Diagnose bespricht Verfasser die Behandlung: bei 
der akuten Form sofortige Laparotomie, die in J18 Fällen 55°/ 0 Mortalität hatte, 
gegenüber einer solchen von 93°/ 0 bei 39 konservativ behandelten Fällen; dabei 
Tampondrainage des Pancreas, die in 40 Fällen nur 20 % Mortalität aufwies. 
Bei der chronischen Form zunächst interne Behandlung (Diät, Jodkali, Pancreas- 
präparate); führt sie nicht zum Ziel, dann Laparotomie mit der meist in Be¬ 
tracht kommenden Cholelithiasisoperation, ev. mit Spaltung der Pancreasserosa 
oder Partialresektion des Pancreas. M . Kaufmann . 

931) Mayer, Josef. Ein Soorileus. (Prag. med. Wschr. 1909, Nr. 6.) 

Bei einem 53jährigen, bisher stets gesunden Manne trat, nachdem er durch 
ca. 14 Tage an dyspeptischen Beschwerden und Schmerzempfindungen im Ab¬ 
domen gelitten, Ileus infolge Dünndarmverschlusses auf, dem mutmaßlich eine 
Soorentwicklung im Darm zugrunde, lag (Soorstühle, Tumor im linken Hypo¬ 
gastrium). Hierauf folgte, 12 Tage später, Oesophagusstenose durch Soor, und 
daran anschließend innerhalb der nächsten drei Tage massenhafte Soorentwick- 


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Referate. 


479 


Jung im Pharynx, Larynx und am weichen Gaumen. Hierauf, nach 6tägigem 
leidlichem Befinden des Patienten trat abermals Oesophagusstenose auf. Hierauf 
Besserung. 

Daß bisher Soorentwicklung im Darme nicht mit Sicherheit nachgewiesen 
wurde und angegeben wird, daß die Lebensbedingungen für den Soor im Darm¬ 
kanal ungünstige sind, schließt die Möglichkeit einer Soorpilzansiedelung im 
Darme nicht aus. Fritz Loeb. 

932) Frascella, P. Contributo clinico alla patogenesi delle ostruzioni del 
digiuno di fitobezoar nell’ uomo. (Beitrag zur Pathogenese der Obstruktion 
des Jejunums durch einen Phytobezoar.) Aus den Osped. riuniti zu Rom. (Poli- 
clin., Sez. Chirurg. 1909, Heft 2.) 

Kasuistischer Beitrag. M. Kaufmann . 

933) Schwarz, Emil. Zur Therapie der akuten Enteritis. (Centralbl. f. d. 
ges. Ther., März 1909, Nr. 3.) 

Schwarz empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen die Stumpfsche Bolus¬ 
therapie bei akut-infektiösen Darmprozessen. Er kommt schon mit 50—80 g aus 
(Stumpf 100—150 g). M. Kaufmann. 

934) Agöron. Über die Technik und Indikationen des Magenausspülens. 

(Münch, med. Wschr., März 1909, Nr. 12.) 

Unter Mitteilung eines Falles, in dem tägliche Magenspülungen eine be¬ 
stehende hochgradige Atonie und Ptose des Magens so verschlimmert hatten, 
daß das Bild einer schweren motorischen Insuffizienz entstand, spricht Ageron 
gegen das vielfach eingerissene, kritiklose Magenspülen. Meist werden auch viel 
zu große Flüssigkeitsmengen zum Spülen verwendet; */ 4 1 Flüssigkeit jedesmal 
genügt. Bei diagnostischen Spülungen kann das Wasser trotz vorhandenen 
Rückstandes klar ablaufen, wenn die Sonde nicht das Flüssigkeitsniveau erreicht. 
Zur Reinigung des Magens soll man nicht abends spülen, sondern morgens, da 
nachts noch ein Teil der Nahrung den Magen verläßt. »Einzig und allein die 
schweren Formen der Magenerweiterungen bei narbigen Strikturen um oder in 
der Umgebung des Pylorus berechtigen, sofern der Patient sich weigert sich 
operieren zu lassen, zu täglichen Spülungen«. M. Kaufmann. 

936) Fleiner, W. Verdauungsstörungen und Psychoneurosen. (Münch, 
med. Wschr., März 1909, Nr. 10.) 

Der Fl ein ersehe Aufsatz kann nur im Original verstanden werden; er 
kommt zu dem Schlüsse, daß es keine primären nervösen Dyspepsien, sondern 
nur funktionelle Magen- und Darmstörungen psychogenen Ursprungs gibt. Die 
Behandlung muß daher eine psychotherapeutische sein. M. Kaufmann. 

936) Hendel, Felix. Die kochsalzarme Diät als Heilmittel. (Münch, med. 
Wschr., März 1909, Nr. 9—10.) 

Nach ausführlichen theoretischen Darlegungen bringt Mendel eine Reihe 
von Krankengeschichten, die zeigen, daß die kochsalzarme Diät nicht nur bei 
allgemeinen Cirkulationsstörungen, Nierenleiden und Fettsucht, sondern auch 
bei Krankheiten, die mit Exsudation und Transsudation einhergehen, günstig 
wirkt. Eine kochsalzarme Diät enthält noch 2—4 g Kochsalz; sie ist mit Milch 
am leichtesten durchzuführen; bei skrophulösen Kindern allerdings muß auch 
die Milch noch entsalzt werden, bei chronischen Krankheiten Erwachsener wird 
man reine Milchdiät selten länger als 8—14 Tage geben können und muß dann 
zu einer gemischten salzarmen Diät übergehen. M. Kaufmann. 

937) Lichtwitz, L. Über einen Fall von Sclerodermie und Morbus Addisonii 
nebst Bemerkungen über die Physiologie und Pathologie des Sympathicus und 
der Nebennieren. Aus d. med. Klinik in Göttingen. (D. A. f. kl. Med. 1908, 
Bd. 94, S. 567.) 

Mitteilung der Krankengeschichte und des genauen Sektionsbefundes. Die 
sehr interessanten und anregenden Reflexionen über den pathogenetischen Zu¬ 
sammenhang lassen sich nicht in kurzem Referat wiedergeben. M. Leube. 


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480 


Referate. 


938) de Massary et Weil, P. Anämie pemicieuse aplastique chez une 
primipare. Mort par hämorragie intramyocardique pendant raccouchement. 

(Apiastische Anämie bei einer Erstgebärenden. Tod durch Blutung in das 
Myocard während der Geburt.) (Soc. med. des Hopitaux, 5. 6.) 

Das Blut zeigte in dem beschriebenen Falle 775000 rote Blutkörper, keine 
Poikylocyten, keine Polychromatophilie. Die Blutplättchen und die multinucleären 
Leucocyten waren vermindert. Das Knochenmark war gelb und zellarm; die 
Milz enthielt wenig Eisenpigment. 

Der Tod erfolgte durch einen Bluterguß zwischen die Muskelfasern des 
Myo cards. Martin Cohn. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

939) v. Bomhard, Hans. Periarteriitis nodosa als Folge einer Staphylo- 
coccensepsis nach Angina. Städt. Krankenh. r. d. Isar. (Virchows A. 192, 
1908, S. 305—324.) 

Ein neuer Fall, der histologisch nichts Neues zeigt, aber durch seine Ätio¬ 
logie interessant ist, indem als Ursache eine Staphylococceninfektion, nicht wie 
bisher meist angenommen, Lues, nachgewiesen wurde. H\ Ziesche. 

940) Wollstein, Martha. The Bordet-Gtengoubacillus of pertussis. (Der 
Keuchhustenbacillus von Bordet-Gengou.) From the Rockefeiler Institute for 
Medical Research. (The Journal of experimental medicine II, 9. Jan. 1909, Bd. 1, 
S. 41—54.) 

Der Bordet-Gengousche Bacillus wird im Anfänge im Sputum der Keuch¬ 
hustenkranken gefunden und in der Lunge der tödlich verlaufenen Fälle. Nach 
der zweiten Woche ist er nicht mehr in genügender Menge im Sputum an¬ 
wesend, um isoliert werden zu können. Der Influenzabacillus wird früher im 
Sputum gefunden und hält sich länger. Die Agglutinine im Blute von Keuch¬ 
hustenkranken sind weder regelmäßiger noch in höherem Grade vorhanden als 
für das Influenzastäbchen. Die beiden Organismen verhalten sich kulturell und 
im Tierversuche verschieden. Complementablenkungsversuche mit dem Serum 
immunisierter Ratten zeigen eine weitere Verschiedenheit in den Immunkörpern 
beider Bacillen. 

Nach diesen Ergebnissen scheint der Bordet-Gengousche Bacillus der Er¬ 
reger des Keuchhustens zu sein. Ein strikter Beweis ist jedoch nicht geführt. 

H . Ziesche '. 

941) Konrich, F. Über eine isoliert gebliebene Epidemie bacill&rer Ruhr 
in Mitteldeutschland und einen dabei gefundenen, zwischen den Typen Shiga- 
Kruse und Flexner stehenden Bacillus. Aus dem hygienischen Institut der Uni¬ 
versität Jena. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., Juni 1908, Bd. 60, S. 281—320.) 

Die Ruhrepidemic in der Gegend von Jena (161 Erkrankungen, 13°/ 0 Mor¬ 
talität) wurde hervorgerufen durch einen Dragoner, der möglicherweise aus Süd¬ 
westafrika die Infektionskeime eingeschleppt hatte. Die Untersuchung des aus 
den Stühlen gezüchteten Krankheitserregers ergab einen Stamm von Dysenterie¬ 
bacillen, der dem Typus von Shiga-Kruse entsprach. Aus den Faeces des 
fraglichen Bacillenträgers wurde ein Stamm isoliert, bei dem Kultur und Agglu¬ 
tination ein ganz widersprechendes Ergebnis hatte: dem Flexnertypus steht er 
kulturell, durch sein Agglutinationsvermögen dem Shiga-Kruscschen Bacillus 
nahe. Krankenserum agglutinierte den fraglichen Stamm, der sicher zur Dys¬ 
enteriegruppe gehört, ebenso stark wie Shiga-Kruse. Seine ätiologische Be¬ 
deutung bleibt zweifelhaft. K. Sick . 

942) Chagas, Carlos. Beitrag zur Malariaprophylaxis. Aus dem Institut 
für experimentelle Pathologie in Rio de Janeiro. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektions¬ 
krankh., Juni 1908, Bd. 60, S. 321—334.) 

Beschreibt die Durchführung der bekannten modernen Schutzmaßregeln. 
Technik der Präventivbehandlung mit Chinin. K. Sick. 

Für »« Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr 2t 
Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner 8ohn in Weimar. 


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482 


Original-Artikel. 


beherbergen, lassen die enormen Ka 2 0-Verluste auf die Existenz einer Sub¬ 
stitution des Kaliums durch das Natrium in unseren Beobachtungen schlie¬ 
ßen, analog wie das Chlor durch Brom verdrängt werden kann (M. Nencki). 
Ich muß hinzufiigen, daß bei alledem unsere Hunde ausgezeichnet gediehen und 
abgesehen von den beschriebenen und zu beschreibenden sonstigen Stoffwechsel¬ 
anomalien keine auffallenden äußeren Abnormitäten zeigten. 

Im I. und besonders im II. Versuche (Zuckerversuche) brachte die Fett- und 
Zuckerperiode auch eine Herabsetzung der Mehrausscheidung an Kali mit sich, 
deren Grad jedoch geringer als die Steigerung der Na a O-Retention war: somit 
waren die positiven KCl + NaCl-Bilanzen (bezw. Steigerungen der KCl + NaCl- 
Retention) unter dem Einflüsse von Fett und Zucker grundsätzlich durch die 
Natriumretentionen gebildet. 1 ) Indem zugleich Chlorretentionen nachgewiesen 
wurden, scheint also die Retention von Natriumchlorid, als Folge der 
»Nahrungsüberfettung« und »-Überzuckerung« keinem Zweifel mehr zu unterliegen. 
Sehr lehrreich sind nun die quantitativen Beziehungen dieser Kochsalzretention 
zur Wasserbilanz in unseren Versuchen. 

Was die letztere betrifft, so zeigen unsere Tabellen nebst der Retention von 
NaCl und KCl + NaCl auch diejenige von Wasser unter den Fett- und Zucker¬ 
zulagen — genauer gesagt — eine Steigerung der Minderausscheidung von Wasser 
durch Ham und Kot. Denn auch in allen Vorperioden war die Wasserausfuhr 
im Ham und Kot geringer als die Wassereinfuhr: am geringsten: 60:8 g und 
16:6 g pro die, wo die Hunde im Laufe dieser Perioden an Gewicht abnahmen 
( — 250 g im Versuch I und — 120 g im Versuch III), am größten: 246:6 g 
pro die im Versuch II nebst der Gewichtszunahme von 116 g. Es handelte sich 
aber bei Fett- und Zuckerzulagen um ein exquisites Plus an »Wasser¬ 
retention« von 283—371 g in 6—8 Tagen. In beiden Fettversuchen war dieses 
Plus größer, als die Gewichtszunahme der Tiere, während bei Zucker und Eiweiß 
das Umgekehrte der Fall war: daraus darf direkt eine Zunahme der Wasser¬ 
dampfabscheidung (durch die Lungen) — natürlich über deren Zunahme 
durch Verbrennung eines Teiles von Fett selbst — unter dem Einfluß von 
Fett gefolgert werden. Analoges findet nach Rubnerschen Versuchen auch 
bei Alkohol statt. 

Das Verhältnis der Kochsalzretention zu dem obigen Plus an Wasserminder¬ 
ausscheidung stellte sich nun folgendermaßen dar: im I. Versuch in der Fett¬ 
periode bei dem Plus an Wasserretention etwa 36 g täglich — Chlorretention 
(eben als NaCl berechnet) je 0,3442 g täglich, d. h. auf 100 g Wasser 0,953 g 
NaCl; im Versuch II (Zucker) auf etwa 47 g Wasser 0,371 g NaCl oder auf 
100 g H 2 0 — 0,79 g CaCl; im Versuch III (Fett) auf 61 g H 2 0 — 0,917 g NaCl 
oder aut 100 g H a O — 1,52 g NaCl. In beiden Fettversuchen also eine Koch¬ 
salzlösung entschieden über die »physiologische«, sogar über die neueste (iso¬ 
tonische) — und dies desto sicherer, als bei Fett, wie eben gefolgert, ein Teil des 
»retinierten« Wassers als Wasserdampf ausgeschieden wurde. 

Wie mit der N-Retention, so hat also die NaCl-Retention auch mit der 
durch Fett (vielleicht auch Zucker) bedingten Wasserretention nichts 
Gemeinsames. Genauer gesagt: bei Überfettung der Nahrung wird ein Teil 


1 ) Das trat im I. Versuche sehr demonstrativ auch im Kot hervor, wo die K f 0-Werte die 
ganze Zeit hindurch unverändert blieben und die Abnahme in der Fettperiode nur das Na t O betraf. 


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Original-Artikel 


483 


von NaCl retiniert auch außerhalb derjenigen Chlorretention, die durch even¬ 
tuellen Eiweißansatz und die damit verbundene Wasserretention zustande kommt. 

Nimmt man die Retention von Chlor in Form von Kochsalz durch Ein¬ 
wirkung von Fett oder Zucker als feststehend an, so ist dabei noch ein wichtiger 
Umstand zu berücksichtigen: es wurden nämlich im Laufe unserer Beobachtungen 
meistens mehr Natriumäquivalente retiniert, als zur Sättigung des 
retinierten Chlors nötig waren. So betrug in der Fettperiode des I. Ver¬ 
suches die Na a O-Retention gegen die Vorperiode 0,8009 g, — als NaCl berechnet 
0,7555 g, und die des Chlors (auch als NaCl berechnet) — 0,3999 g; in der 
Nachperiode nahm die Na a O-Ausscheidung gegen die Fettperiode nur um 0,3132 
(0,2594 g als NaCl) zu und die des Chlors um 0,3196 g (NaCl). Im II. Versuche: 
die Minderausscheidung von CI (NaCl) in der Zuckerperiode gegen die Vorperiode 
— 0,371 NaCl, — die des Na a O — 0,4837 g oder 0,4563 g NaCl. In der Nach¬ 
periode des III. Versuches die Mehrausscheidung von CI (NaCl) gegen die Fett¬ 
periode — 0,8786 g, die des Na a O nur 0,7282 g (0,6869 g NaCl). Auch war in 
meinen ersten Fettversuchen der Coefficient von KCl + NaCl-Retention einige 
Male auffallend höher, als der der Chlorretention (im IV. Zuckerversuche, Kohle¬ 
hydratversuche im Versuch III, Nachperiode des II. Versuches), so daß auch hier 
höchstwahrscheinlich die Na a O-Retention stärker als die des Chlors war. 


Säureversuch I. 

Auszug aus der Tabelle II (siehe meine Arbeit, dieses Zentralblatt, 1908, 
Nr. 9) mit Analysen von KCl + NaCl im Kot, P a O ö im Ham, CaO im Ham 
und Kot vervollständigt. Hund von Anfangsgewicht 7740 g. Konstante Kost: 
100 g Pferdefleisch + 200 g Reis nebst 8 g Kochsalz (7,846 wassserfreies NaCl) 
in 800 ccm Wasser gekocht. Zusammensetzung: N = 5,8276 g (34 g Eiweiß), 
Fett = 6 g; Kohlehydrate = 162 g. Calorienwert = 860 Calorien. Eiweiß- 
calorien = 16,1 °/ 0 ; Fettcalorien = 6,5°/ 0 ; Kohlehydratcalorien = 79,4°/ 0 . 

In der Milchperiode: 300 ccm süße oder saure Milch (Metschnikoffsche) 
Milch + 150 g Reis, letzterer nebst 8 g NaCl (= 7,846 g wasserfrei) in 400 ccm 
Wasser gekocht; N = 3,5049 g (= 21,5 g Eiweiß), Fett = 11,1 g, Kohlehydrate 
= 133,5 g. Calorien = 740. Eiweißcalorien = 11,8°/ 0 ; Fettcalorien = 14°/ 0 ; 
Kohlehydratcalorien = 74,2 °/ 0 . 

Mineralzusammensetzung bei der Fleisch-Reiskost: 

CI (NaCl) = 7,973 g; KCl + NaCl = 8,5862 g; CaO = 0,0975 g. 

Milchdiät: 

CI (NaCl) = 8,56 g; KCl + NaCl = 8,8659 g; CaO = 0,1218 g. 

In der NaHO-Periode KCl + NaCl = 8,9272 g; Zusatz von Milchsäure in der 
II. Periode einen Tag 3 g und drei Tage je 2,5 g; in der VI. Periode zwei Tage 
je 1 g und zwei Tage je 1,5 g. Bei der süßen Milch entsprach die Acidität dem 
Gehalte an Milchsäure von 0,6 g, bei der sauren von 2,6 g täglich. Laktobacillin 
(französisches Pulverpräparat) je 0,5 g täglich. Die Bilanzen für KCl + NaCl 
wurden in beiden Säureversuchen nach dem Gehalte von KCl + NaCl der besseren 
Reissorte berechnet, welche in diesen Versuchen wie in den neuesten verwendet 
wurde: nach persönlichen Analysen in 100 g Reis 0,1376 g KCl + NaCl (gegen 
die 0,235 g der niedrigen Reissorte in den Versuchen vom Jahre 1906—1907). 

31* 


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484 


Origin&l-Artikel. 


Sfture- 


Ausgeschieden 
im Durchschnitt 

täglich 

I. 

Kontroll- 

periode 

26. XL bis 
28. XI. 

11. 

Milchsäure 

29. XL bis 

2. XII. 

III. 

Kontroll- 

periode 

3. 12. bis 

6. XII. 

IV. 

Kontroll- 

periode 

7. XII. bis 
10. XII. 

V. 

NaNO 

11. XII. bis 
14. XII. 

Harn in ccm . . 

557 

585 

635 

635 

673 

Ges.-N in g . . . 

27950 

2 9764 

3-4948 

3.285a 

3 * 1724 

CI (als NaCl) . . 

7 0182 

7 1370 

7-339 

7.112 

6.8595 

KCl + NaCl . . 

6.7866 

7.2961 

7 - 437 * 

7.0307 

6.3107 

P, 0 4 . 

0.5133 

0.4645 

0.6661 

0.585a 

0 5806 

CaO. 

0.0127 

0.0210 

0 0171 

0.0146 

0.0101 

Kot in g . . . . ! 

39 

333 

38 

41*5 

37-5 

Trockensubstanz . 

12.57 

13.4 

14 33 

16.24 

15.6 

•/* Trockensubstanz 

33.48 

38.48 

3744 

3912 

41-59 

N im Kot . . . 

0.7105 

0.6618 

0.7322 

0.8215 

0.7996 

KCl + NaCl . . 

0.0545 

00339 

0.0387 

0 0752 

0.0858 

CaO. 

0.0780 

0 0523 

0 1238 

0.1404 

0.0871 

Bilanzen: 






N-Verhalten . . . 

4- 3.3221(39.8 •/•» 

4-2.1894 (37.5 •/•) 

4-1.6006(27.4 •/•) 

4-1.7209 (29.5 •/•) 

4“ x -8557 (3*-8 »/•) 

KCl “ 4 “ NaCl . . 

_ _ 1 i 

-f 1.7451(20.3 •/#) 

4-1.3562 (14.6 •/•) 

4-1.1104 (12.9»/«) 

4-1.4803 (i7.a»/0 

4- ».3359(36.7 •/•) 

CaO . 

4-0.0068(6.9 •/•) 

4-0.0242(24.8 • •) 

—0.0428 (43.9 •/•) 

— 0.0575(58.9 •/•) 

4-0.0003(0.3 •/•) 

CI (als NaCl) . . 

4-0.9548(11.9 •/•) 

4-0.836 (10.4#/.) 

4-°-734(9-a # /») 

4-0.861 (10.8 •/•) 

4-1.1x35(13.9 ♦/•) 

G c w i c h t des Hundes 

[26. XI. 7740 g 

— 

5. XII. 8000 g 

— 

11. XII. 8200 g 


S&ure- 


Ausgeschieden 
im Durchschnitt 

täglich 

I. 

Kontroll- 

periode 

6 . 11 . bis 
__ 9 , H. 

II. 

Laktobacillin 

10. II. bis 

13. H-_ 

III. 

Kontroll- 

periode 

14. II. bis 

17 . II. 

IV. 

HCl 

18. II. bis 

21. II. 

Harn in ccm . . . 

575 

593 

645 

600 

Ges -N in g . . . . 

a.7623 

2.8871 

3.2140 

2.9391 

CI (als NaCl) . . . 

7 *i 3 

7.2285 

7.6110 

7.8000 

KCl -f NaCl . . . 

6.2698 

6.9298 

6.8473 

6.9408 

p»o*. 

0.3312 

0.4511 

0.4958 

0.4529 

CaO. 

0.0198 

0.0231 

0.0219 

0.0324 

Kot in g. 

458 

32.8 

41.5 

53-3 

Trockensubstanz . 

17.04 

14.05 

15.26 

14.75 

°/ Ä Trockensubstanz 

37.24 

42.88 

36.78 

*7.70 

N im Kot . . . . I 

0.6979 

0.6335 

07323 

0.7201 

KCl + NaCl . . . ! 

— 

— 

0.1541 

O.X 944 

CaO. 

0.1396 

0.0826 

0.0724 

0.0852 

Bilanzen: 





N-Verhalten . . . . 

— »4750(41.7 •/•) 

4- 2.4x46'40.6 •/•) 

-f 1.9889(31.8 •/•) 

4- 2.2760(38.3 •/•) 

CI (als NaCl) . . . 

4-0.855 (10.7 •/•) 

4-07565 (9-4 */o) 

4*0-374 (4-7•/•) 

— 

KCl + NaCl . . . 

— 

— 

4- x. 5991(18.6*/.) 

4-1.4653(17.0#» 

CaO. 

- 0.0494(44.9 •/•) 

4- 0.0043(3.9*» 

4- 0.0x57 (143 •/•) 

— 0.0076 (6.9 •/•) 

Gewicht des Hundes 

6.11. 7320 e 

— 

— 

20. II. 7850 g 


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Original-Artikel. 


485 


▼ersuch L 


VI. 

VII. 

VIII. 

Milchsäure 

Kontroll- 

periode 

Laktobacillin 

15. XII. bis 

19. XII. bis 

23. XII. bis 

18. XII. 

22. XII. 

26. XII. 

725 

753 

707 

33718 

36733 

3-403a 

7-395 

7-3745 

7-2114 

59914 

65858 

6.4818 

0 6468 

0.5758 

0.5129 

0 0145 

0.0090 

0.0184 

43 

49 8 

46.3 

17.2 

18.71 

1535 

3993 

37.60 

3319 

0 8654 

09570 

0 8109 

0 1020 

0.1059 

— 

0.0679 

0.0793 

0.0732 

-f x.5904(27.3•/•) 

+ 1.1973(20.50/0 

+ 1.6135(37.70/#] 

+ 2.4928(29.0•/•) 

+1.8945(23.60/0 

— 

+ 0.0351(25.70 /#) 

+ 0.0092 (9.4 */o) 

+0.0059(6.10/0 

+0.578 (7.20/0 

+ 0.5985(7.50/0 

+ 0.7616 (9.5 •/•) 

— 

22. XII. 8350 g 

— 


IX. 

Kontroll- 

periode 

27. XII. bis 
30. XII. 

X. 

Süße Milch 

31. XII. bis 

3- I. 

XI. 

Saure Milch 

4. I. bis 7. I. 

7*5 

5*5 

540 

3-7007 

2.6072 

2.0849 

7.2500 

7.4550 

7.776 

7-3834 

7.4466 

6.9336 

0.5970 

0.5250 

0.4447 

0.0145 

0.0320 

0.0454 

41 

42.5 

52.5 

14.59 

16.01 

19.98 

35.58 

37.67 

38.06 

0.8632 

0.6128 

0.6509 

— 

0.1296 

0.1083 

0.0829 

0.0616 

0.0886 

+ 1.2637(21.60/#) 

+ 0.2849(8.10 /#) 

+ 0.7691(21.90/#) 

— 

+ 1.2897(14.50/#) 

+1.8240(20.50/#) 

+ O.OOOX (o.X 0/#) 

+ 0.0288(23.6« /•) 

— 0.0x22(10.00/#) 

+0.723(9.00/#) 

+ 1.105(12.90/.) 

+0.784(9.1»/.) 

— 

31. XII. 8550 g 

7.1.8500 g 


▼ersuch II. 


V. 

Kontroll- 

periode 

22. 11. bis 
25. II. 

VI. 

NaHO 

26. 11. bis 

29. II. 

VII. 

Kontroll- 

periode 

1. III. bis 

4. HI. 

51° 

558 

520 

2.8376 

32596 

35560 

6.8340 

72475 

6.968 

6.2301 

7.1672 

6.9763 

0.4300 

0.4978 

0.479a 

00154 

0.0078 

0.0154 

63.0 

55-8 

70 

17.11 

16.87 

15.9a 

27.16 

30.27 

aa.37 

0.8276 

0.8579 

0.8738 

0 2124 

02541 

0.1104 

0 0752 

0.0466 

0.0832 

+ 2.2700(38.20 /«) 

+ X.8177 (30.60/#) 

+ 1.5054(25.30/#) 

+ 1.151 (14.4 •/•) 

-f 0.7375 ( 9-**/0 

+ 1.017 (12.70/.) 

+ 2.158 (25.10/#) 

+ 1.2962(14.80/#) 

+ 1.5138(17.60/0) 

+ 0.0194 (17-6 •/•) 

+ 0.0556(50.50/#) 

+ 0.01x4(10.30/«) 

— 

— 

3. III. 8300 g 


VIII. 

Milchsäuren 

5. III. bis 

8. III. 

IX. 

Kontroll- 

periode 

9. III. bis 

12. HI. 

X. 

Laktobacillin 

13. III. bis 
16. III. 

1 

Ln 

O 

00 

508 

00 

33699 

3-435 1 

3-5747 

7.0035 

7.2065 

6.984 

6.6543 

6374* 

7.0344 

0.5030 

0.4980 

0.5373 

O.OI75 

0 0192 

0.0143 

57-3 

64.3 

55 5 

15-44 

17-5 

15.4a 

26 98 

27.2$ 

27.77 

0.8032 

0.9191 

0.7521 

0 1916 

0.1757 

— 

00737 

0.0360 

0.0576 

+1.7621 (29.60/#) 

+1.5810(26.60/«) 

+1.6084(27.10/«) 

+ 0.9815(12.20 /#) 

+ 0.77*5 (9-7 •/•) 

+1.001 (12.5*/#) 

+ 1.7546(20.40/#) 

+ 2.0506(23.80/#) 

— 

+ 0.0188(17.1 o/o) 

+ 0.0548(49-80/0) 

+ 0.0381(34.60/4) 

— 

— 

16. III. 8620 g 


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486 


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Säureversuch II. 

Auszug aus der Tabelle IV (siehe meine Arbeit, dieses Zentralblatt, 1908, 
Nr. 9) mit Analysen von KCl + NaCl im Kot, P 2 0 6 im Ham, CaO im Ham und 
Kot vervollständigt. Hund von Anfangsgewicht 7320 g. Konstante Kost: 100 g 
Pferdefleisch nebst 50 g Maisgrütze und 125 g Reis, alles in 800 ccm Wasser nebst 
8 g Kochsalz (wasserfrei 7,846 g) gekocht. Zusammensetzung: N = 5,9352 g 
(34,8 g Eiweiß), Fett = 11,25 g, Kohlehydrate = 134 g; Calorienwert = 800 Calo- 
rien; Eiweißcalorien = 18°/ 0 , Fettcalorien = 13 °/ 0 ; Kohlehydratcalorien = 69°; 0 - 

Mineralzusammensetzung: 

CI (NaCl) = 7,985 g; KC1 +NaCl = 8,6005 g; CaO = 0,1100 g. 

In der NaHO-Periode KCl + NaCl = 8,7175 g; in der HCl-Periode Zusatz von 
0,5 g (2 Tage) und 0,75 g (2 Tage) HCl (näherer Gehalt an HCl nicht bestimmt) 
täglich; in der Milchsäureperiode je 2 g Milchsäure täglich. 

Es gibt freilich einige Ausnahmen und die auffallendste in der Fettperiode 
des III. (neuen) Versuches, wo die Chlorminderausscheidung in der Fettperiode 
gegen die Vorperiode 0,9526 g pro die, und die des Na a O nur 0,2155 g (0,2033 g 
NaCl) betrug: in der Nachperiode war aber das Verhalten, wie eben zitiert, um¬ 
gekehrt. Bekanntlich können aber im Laufe der Stoffwechselversuche vor allem 
durch Selbstregulierungsvorgänge, Hinzutreten von Nebeneinflüssen (z. B. im ge¬ 
gebenen Falle der Kostwechsel) u. dgl. allerlei »Ausnahmen« vorgetäuscht werden. 
Daß es der Fett-, bezw. Kohlehydrateinwirkung eben das erstere Verhalten, 
d. h. das Überwiegen der Na a O gegen die Cl-Retention eigen scheint, werden 
wir noch von anderer Seite her gleich unten uns überzeugen hönnen. 

Somit scheint auch zugleich die Chlorretention infolge der größeren 
Fett- oder Zuckermengen nur insoweit zu Stande zu kommen, als 
das Chlor vom retinierten Natrium »hingerissen« wird. Mit anderen 
Worten ist der Ausgangspunkt der Kochsalzretention eben die Na a O-(Alkali), nicht 
die Chlorretention, wie es anfangs den Anschein hatte. Gelegentlich sei es be¬ 
merkt, daß unser Fall durchaus nicht das erste Beispiel einer Abhängigkeit des 
Chlor- vom Natrium Wechsel ist: bei der Einwirkung von Natriumzitrat scheint 
die Mehrausscheidung von Chlor nur so viel zu betragen, als zur Sättigung der 
überschüssig ausgeschiedenen Alkalien notwendig. 1 ) Andererseits gibt es aber 
Fälle, wo das gegenseitige Verhalten von Chlor und Natrium ganz umgekehrt 
ist: es wird mehr Chlor als Natrium, bezw. als KCl + NaCl ausgeschieden, wie 
z. B. in der Nachperiode des I. und HI. Versuches, oder in den Versuchen mit 
mäßigen Dosen von Milchsäure (siehe unten die »Säuretabellen« I und II). Es 
beweisen alle diese Tatsachen, daß man den Chlor- bezw. Kochsalzwechsel mit 
dem Na 2 0-, bezw. Alkalienwechsel nicht so ohne Weiteres identifizieren darf, 
wie dies gegenwärtig nicht so selten der Fall ist. 

In unseren, zunächst in den Säureversuchen gewonnenen Kalkdaten finden 
sich vor allem verschiedene Tatsachen wieder, welche in der gegenwärtigen 
schon ziemlich reichen Kalkliteratur in Bezug auf den Kalkwechsel niederlegt 
werden. Als eine der prinzipiellen muß die Feststellung gelten, daß im Gegen¬ 
satz zu Chlor und Alkalimetallen der Hauptausscheidungsort für den Kalk nicht 

1 ) Nach Berechnungen von O. Loewi der diesbezüglichen K ozerskischen Daten. Vgl. 
C. v. Noordens Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels. Bd. II, 1907, S. 684. 


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der Ham sondern der Kot (Dickdarm) ist (E. Voit, 1 ) F. Voit, 2 ) Rey, 8 ) Tereg 
und Arnold) 4 ); das Verhältnis von Harn- und Kotkalk ist aber dabei von ver¬ 
schiedenen Autoren (v. Noorden und Belgardt, 6 ) Bertram, 6 ) Blauberg, 7 ) 
Renvall 8 ) usw.) schon im gesunden Zustande in recht weiten Grenzen schwankend 
gefunden. Daran soll hauptsächlich die Qualität der Nahrung Schuld tragen; 
nach unseren Erfahrungen muß auch die Rolle der Individualität nicht zu 
gering geschätzt werden, denn in unseren Versuchen fiel das in Rede stehende 
Verhältnis auch bei qualitativ gleichen, quantitativ nur unwesentlich differierenden 
Kost, je nach dem Hunde recht verschieden aus. So überwog in beiden Säure- 
versuchen die Kalkausscheidung (bezw. der Kalkgehalt) im Kot diejenige im 
Ham bedeutend: dagegen erwiesen sich im Versuche II bei qualitativ gleicher 
Diät wie im I. Säureversuche (Reis und Pferdefleisch) die Kotwerte durchweg 
niedriger (0,0310—0,0432 g CaO), als die Harnwerte (0,0732—0,0960 g CaO). 
Unter Kostwechsel (Milch und Reis) stellte sich beim selben Hunde das umge¬ 
kehrte Verhalten ein: Kotwerte höher als Hamwerte. Einen bestimmten und 
konstanten Zusammhang zwischen den Schwankungen des Kalkgehaltes im Kot 
und dem Zustande der Nahrungsassimilation im Darme kann ich unter meinen 
Materialien nicht auffinden, wenn auch einige Male (vgl. Säureversuch I., Periode 
III, IV, Säureversuch II, Periode I) nebst Zeichen einer schwächeren Assimila¬ 
tion höhere Kotkalkwerte einhergingen. 

In Übereinstimmung mit zahlreichen älteren und neueren Beobachtungen 
(Sehetelig, 9 ) Gaethgens, 10 ) Rüdel, 11 ) Hammarsten, 12 ) Rumpf 13 ) u. a.) 
nahm bei meinen Hunden schon bei ganz mäßigen Milchsäuredosen (1—1,5 g 
pro die), auch bei der Salzsäure der Harnkalk ganz deutlich zu; auch war er 
bei saurer Milch höher, als bei derselben süßen: dagegen bewirkte ein schon 
ganz mäßiger Zusatz von NaHO (0,1 pro die) eine Herabsetzung des Hamkalks — 
analog zu den Erfahrungen Beckmanns 14 ) und ßertrams 16 ) bei Gesunden, Ger- 


*) E. Voit, Zeitschr. f. Biologie, r88o, Bd. 16. 

2 ) F. Voit, Beiträge zur Frage der Secretion und Resorption im Dünndarm. Zeitschr. f. 
Biologie, 1892, Bd. 29. 

8 ) Rey, Ausscheidung und Resorption des Kalks. Archiv f. experim. Pathologie und Phar¬ 
makologie, Bd. 35, S. 295. 

4 ) Tereg und Arnold, Das Verhalten der Calciumphosphate im Organismus des Fleisch¬ 
fressers. Pflügers Archiv 1883, Bd. 32. 

*) v. Noorden u. K. Belgardt, Zur Pathologie des Kalkstoffwechsels. Berlin, klin. Wochen¬ 
schrift, 1894, Nr. 11. Separatabdruck. 

•) Bertram, Ztschr. f. Biologie, 1878, Bd. 14. Nach Cit. 

7 ) Blauberg, Experimentelle Beiträge zur Frage über den MineralstofTwechsel beim künst¬ 
lich ernährten Säugling. Zeitschr. f. Biologie, 1900, Bd. 40. Über den Mineralstoffwechsel beim 
natürlich ernährten Säugling. Ibidem. 

8 ) Renvall, Zur Kenntnis des P-, Ca- und Mg-Umsatzes beim erwachsenen Menschen. 
Skandin. Archiv f. Physiologie. 1904, Bd. 16. 

•)Schetelig, Über Herstammung und Ausscheidung des Kalkes. Virchows Archiv, Bd. 82, 1888. 

10 ) Gaethgens, Zeitschr. f. physiol. Chemie, 1880, Bd. 4 Nach Cit. 

11 ) Rüdel, Resorption und Ausscheidung des Kalkes. Archiv f. experim. Pathologie und 
Pharmakologie, 1894, Bd 33 » S. 79. 

n ) Hammarsten, Lehrbuch der physiolog. Chemie, 1904. 

,8 ) Rumpf, Berliner klin. Wochenschrift 1897, Nr. 13. 

14 ) Beckman bei Stadelmann, Über den Einfluß der Alkalien auf den menschlichen Stoff¬ 
wechsel. 1890. 

,A ) Bertram, loc. cit. 


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hardts und Schlesingers 1 ) bei Diabetikern, welche nach Kalicitrat, Natrium- 
bicarbonat dieselbe Tatsache konstatierten. 

Unter den obigen Einwirkungen machte aber der Kotkalk mit dem Ham- 
kalk parallele Schwankungen gar nicht immer durch und nahmen speziell die 
Kotwerte von Kalk in einigen Milchsäureversuchen (ausgenommen den Ver¬ 
such mit saurer Milch) im Gegensatz zum Hamkalk gar nicht zu, sondern eben 
ganz deutlich ab. Unter diesen Umständen erwiesen die Kalkbilanzen in diesen 
Versuchen trotz Mehrausfuhr von CaO durch den Harn eine Kalkretention 
(im Vergleich mit der Vorperiode und der Nachperiode) — z. B. in Überein¬ 
stimmung mit den alten Beobachtungen von Heiß 2 ) (1876), der auch keinÄ Ver¬ 
armung des Organismus bei Hunden an Calcium sogar bei einer lange dauernden 
Darreichung von Milchsäure konstatieren konnte. 8 ) In derselben Weise wie bei 
der Milchsäure gestalteten sich die Verhältnisse in einem Laktobacillinversuch, 
wo bei Zunahme des Hamkalkes und Abnahme des Kotkalkes auch eine CaO- 
Retention stattfand; im dritten Lactobacillinversuche zeigte sich dagegen trotz 
Kalkabnahme im Ham (aber dessen Zunahme im Kot) eine Mehrausfuhr an dieser 
Base aus dem Organismus. Dieselben Verhältnisse sehen wir noch in der Kontroll- 
periode IV im ersten Säureversuche. 

Mit den Schwankungen der CaO-Bilanz machten also in diesen Versuchen 
(und überhaupt sonst) eine Parallele nicht die Hamwerte — was in Bezug auf 
den N, Alkali und vor allem Chlorbilanz die Regel ist — sondern die Kotwerte 
von CaO durch: Somit wiesen die Kotwerte an sich allein auf die Bilanz¬ 
veränderungen des Calciums hin. Durch die'Feststellung dieser Tatsachen 
verlieren noch mehr an Wert die alleinigen Hamkalkbestimmungen, die früher 
(Beneke) in großer Anzahl ausgeführt worden waren. 

Sehr interessant erwiesen sich die Beziehungen zwischen der Kalkaus¬ 
scheidung und dem Chlorgehalt des Harns einerseits und der Alkalibilanz anderer¬ 
seits. Indem in unseren Säureversuchen die Verabreichung von Milchsäure zu 
einer Mehrausscheidung von Chlor und zugleich von Harnkalk führte, machten 
also diese Werte untereinander eine Parallele; es ist auch sonst auf den Säure¬ 
tabellen das Parallelgehen von Chlor und Kalk im Harn viel häufiger 
und konstanter als von Kalk und Alkali einerseits und besonders 
Kalk und P 2 0 6 andererseits. Dagegen beeinflußte die Milchsäure, analog der 
Natronlauge, Lactobacillin, die Kalkbilanzen, überhaupt im selben Sinne, wie die 
KCl + NaCl-Bilanzen (Alkali- und Kalkretention): der Unterschied bestand nun 
darin, daß die Schwankungen der Alkalibilanzen schon am Ham allein, die des 
Kalks dagegen vor allem am Kot zum Vorschein kamen. 

Das Parallelgehen der Kalk- und Alkali- und speziell der Kalk- und Natrium- 
bilanzcn tritt auch in den neuen Versuchen hervor: denn es bewirkten sowohl 
das Fett wie der Zucker eine Retention ebensogut von Kalk wie von 
Na a O. In Bezug auf das Calcium ist diese Tatsache desto prägnanter, als im H. 
und III. Versuche die Kalkbilanzen negativ waren: unter Zuckerzulage (Ver- 


*) Gerhardt u. Schlesinger, Über die Kalk- und Magnesiaausscheidung beim Diabetes 
mellitus und ihre Beziehung zur Ausscheidung abnormer Säuren (Acidosc). Arch. f. experiment. 
Pathologie und Pharmakologie, 1899, Bd. 42, H. I. 

9 ) Heiß, Zeitschr. f. Biologie, Bd. 16. Nach Cit. 

*) Bei saurer Milch, ebenso wie bei der Salzsäure, erlitten aber die Kalkbilanzen in meinen 
Versuchen eine nicht unbedeutende Abnahme. 


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such ü) nahm nun die Kalkausfuhr bedeutend ab, im m. wurde die Ca-Bilanz 
in der Fettperiode sogar positiv. Um nach den Kotwerten zu beurteilen, fand 
die Kalkretention auch in meinen ersten Fett- und Zuckerversuchen (loc. cit.) 
statt: so finden sich im Versuch IV: Vorperiode 0,1380 CaO, Zuckerperiode — 
nur 0,0567 CaO im Kot. Im III. Fettversuche: Vorperiode 0,762 g, Fettperiode 
0,0283 g, Nachperiode 0,0418 g Kotkalk. Nur im II. Fettversuche: Vorperiode 
0,0414 g, Fettperiode 0,1219 g, Nachperiode 0,0534 g CaO im Kot. Die Kalk¬ 
zufuhr war aber hierbei in der Vor- und Fettperiode, wie übrigens auch sonst 
(bedeutender Kalkgehalt der Butter) nicht gleich; trotz Verschiedenheit absoluter 
Werte machten die beiden ein gleiches Prozent (etwa 43 °/ 0 ) der Kalkeinfiihr 
aus. In diesem Versuche zeigten aber auch die KCl + NaCl gegen die übrigen 
Betrachtungen keine Retention durch Fett. Endlich finde ich auch in zwei 
Beobachtungen Steinitz 1 ) (unter drei) einen geringeren Ca-Gehalt im Kot bei 
der Sahne (0,413 und 0,216 g) als bei der Milch (0,466 und 0,387 g). 

Bei der Kalkretention unter Fett darf aber ein Umstand nicht verschwiegen 
werden. Die Kalkzufuhr war in unseren Versuchen überhaupt niedrig (0,0915 bis 
0,1100 g CaO pro die) und erfolgte im Hauptteile durch Kochwasser (in 800 ccm 
0,0668 g CaO nach eigenen Bestimmungen); auch die dem Hunde verabreichte 
Milch erwies sich sehr kalkarm (0,0245 g in 100 ccm). Die Butterzulagen 
bedingten eine bedeutende Steigerung des Kalkgehaltes in der Kost (bis 
0,2737 g pro die): indem nun von verschiedenen Seiten bewiesen worden ist 
(Förster 2 ), Fr. Müller 8 ), Rumpf 4 ), (loc. cit.), daß eine kalkarme Nahrung eine 
Steigerung der Kalkausfuhr bedinge — eben negative Kalkbilanzen in unserem 
II. und IV. Versuche — und andererseits nach J. Strauß 4 ) und Herxheimer 6 ) 
bei kalkreicher Nahrung der Kalk sich sehr leicht anhäufen kann, so konnte die 
Frage auftauchen, ob die Kalkretention in den Fettperioden unserer Versuche 
nicht einfach Folge der gesteigerten Kalkzufuhr war? Abgesehen aber vom 
Zuckerversuche, wo bei Zuckerzulage der Kalkgehalt der Nahrung keine Ver¬ 
änderung erlitt und trotzdem eine Minderausfuhr von CaO nachweisbar war, 
dauerte in der Nachperiode des ersten Versuches noch eine hohe Ca-Retention 
an (eben gegen die negative Ca-Bilanz der Vorperiode), trotzdem nach Sistierung 
der Butterzulagen der Ca-Gehalt der Nahrung auf die ursprüngliche Höhe herab¬ 
gedrückt wurde. 

Es kommt noch ein sehr bemerkenswertes Verhalten der Kalkbilanzen in 
beiden Säureversuchen hinzu. Unter ganz gleichen Emährungsbedingungen 
und gleicher Kalkeinfuhr (die ersten neun Untersuchungsperioden im I. Versuch) 
fielen hier die negativen Kalkbilanzen nur auf die ersten Perioden der Beobach¬ 
tung, während in den zweiten durchweg Kalkretention bis zu 1 / 8 der gesamten 
Ca-Einfuhr gefunden wurde: so im ersten Versuch in den Perioden I—IV im 
Durchschnitt —0,0173 (—17,7 °/ 0 ) g CaO, dagegen in den Perioden VI—IX im 

2 ) Steinitz, Zur Kenntnis der chronischen Ernährungsstörungen der Säuglinge. Jahrbuch 
für Kinderheilkunde, 1900. N. F. Bd. 57, H. 6, S. 689. 

*) Förster, Beiträge zur Kenntnis der Kalkresorption. Arch. f. Hygiene, 1885, 3. Bd. 

•) Fr. Müller, Über den normalen Kalk des Fleischfressers. Zeitschr. f.Biologie, 1884, Bd. 20. 

*) J. Strauß, Über die Einwirkung des kohlensauren Kalkes auf den menschlichen Stoffwechsel. 
Zeitschr. f. klin. Medizin, 1897. Bd. 31. Auch Arbeiten aus dem städtischen Krankenhause zu Frank¬ 
furt a. M. Festschrift 1896, S. 69. 

Ä ) S. Herxheimer, Über die therapeutische Verwendung des Kalkbrodes. Berliner klin. 
Wochenschr , 1897, Nr. 20. 

N. F. IV. Jahrg. 32 


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Durchschnitt + 0,0101 g CaO (+ 10,0 °/ 0 ). Im ü. Versuche: in den Perioden 
I—V —0,0039 g CaO, in der Periode VI +0,0357 g CaO (32,4°/ 0 ). Äußere 
Einwirkungen (Darreichung von Säure, Alkali usw.) waren in beiden Hälften 
auch beinahe ganz gleich: wie übrigens oben erwähnt, verursachte die Milch¬ 
säuredarreichung eher eine Abnahme der Ca-Ausfuhr und erwies sich trotzdem 
im I. Versuche die Ca-Bilanz in den ersten Perioden mit Milchsäure ziemlich 
stark negativ. Um noch zu betonen, fand die Kalkretention in den zweiten Be¬ 
obachtungshälften statt, während die anfangs sehr starke N-Retention (bis über 
40°/ 0 ) immer mehr abnahm (bis auf 20—25°/ 0 ). 

Es ging nun mit dieser steigenden Ca-Retention in beiden Säureversuchen 
eine Erscheinung einher — nämlich eine starke Gewichtszunahme der Tiere: 
im I. Versuch im Laufe von 43 Tagen von 7740 g auf 8500 g (d. h. 760 g), und 
besonders im II. Versuche: von 7320 auf 8620 g, d. h. 1300 g im Laufe von 
40 Tagen. Gemäß den Werten der N-Retention konnten diese Steigerungen 
unmöglich nur von »Fleischansatz« stammen, sondern sicher auch von Fett¬ 
entwicklung. Am wahrscheinlichsten war auch die Ca-Retention durch das 
letztere in der Weise begünstigt, wie durch die Fettentwicklung, bezw. die 
Fettanwesenheit im Organismus die N-Retention (»Eiweißsparung«) begünstigt 
wird, d. h. daß wir dabei grundsätzlich mit derselben Erscheinung zu tun hatten, 
wie in den Versuchen mit periodischen Fett- oder Zuckerzulagen. 

Es sei noch hinzugefügt, daß nebst steigender Ca-Retention etwas ähn¬ 
liches seitens der Chlor- und Alkalibilanzen in den Säureversuchen sicher und 
unzweideutig nicht nachgewiesen werden konnte: vielleicht war die Chlorreten¬ 
tion im II. Säureversuche in den letzten Perioden etwas höher als in der ersteren. 
Im Laufe einzelner Perioden beider Versuche erwies sich aber die Kalkreten- 
tion als eine häufigere Erscheinung, dazu stärkeren Grades als die 
Alkaliretention, geschweige denn die Chlorretention: so fehlte die Alkali 
retention im ersten Milchsäureversuche (Periode II) und im zweiten NaHO-Ver- 
suche (Tab. II, Periode VI) bei einer starken CaO-Retention; auch war im 
zweiten Milchsäure versuche (Periode VI, Tab. I) die CaO-Retention viel stärker 
als die Alkaliretention. 

Im ersten und zweiten (neuen) Versuche ging die CaO-Retention bei Fett- 
und Zuckerzulage mit der P 2 0 5 -Retention einher — was übrigens eine bekannte 
Tatsache ist; im III. Versuche war dagegen die P 2 0 6 -Retention in der Fettperiode 
— gegen die Kalkbilanz — kleiner als in der Vorperiode — was auch schon 
früher getroffen wurde. Wie erwähnt machte in den Säureversuchen der Kalk 
im Ham eine bessere Parallele mit Chlor als mit Phosphor: dieser folgte mit 
seinen Schwankungen dem Gesamt-N-Gehalt des Harns am konstantesten. Die 
neuen Versuche zeichneten sich überhaupt dürch eine hohe P 2 0 6 -Retention auch 
in den Vorperioden aus: wieder eine Bestätigung der bekannten großen Neigung 
des Phosphors zu Retentionen. Sonst zeigen unsere Materialien in dieser 
Richtung nichts Neues. 


Der Calorienüberschuß durch Steigerung des Fett-, auch Kohle¬ 
hydratgehaltes in der Nahrung, d. h. die Überernährung in der Form 
und Weise, wie sie therapeutisch in der Regel angewendet wird 
oder als gemeiner Ernährungsfehler der wohlhabenden Klassen exis- 


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tiert 1 ), führt also — ganz abgesehen von Stickstoff-und Wasserreten¬ 
tion — zu einer Retention von Chlor, und vor allem Natron und Kalk 
(bezw. Phosphor). Am »leichtesten« scheint dabei eben die Kalkretention, als 
eines schwereren Metalles (und in Analogie mit schweren Metallen wie Blei und 
Quecksilber) zu entstehen. 

Es entsteht nun die Frage, wie diese Retentionen, als eine »chemische Er¬ 
scheinung« mit dem dynamischen Begriffe: »Calorienüberschuß« oder »Überer¬ 
nährung« näher zu verbinden sind, bezw. in wie viel dabei die Spezifität der 
Fetteinwirkung und der mit den Fetten im Stoffhaushalt so nahe verwandten 
Kohlehydrate eine Rolle spielt? 

Letztere Frage muß tatsächlich aufgeworfen werden, angesichts einer Tat¬ 
sache, die in meinen ersten Versuchen zum Vorschein kam. Im Fettversuche 
III der ersten Serie wurde die Calorienüberftitterung in der Weise eliminiert, daß 
in der Butterperiode während des Zulegens von 40 g Butter eine calorisch-äqui- 
valente Reismenge (konstante Kost: 150 g Pferdefleisch + 170 g Reis) entzogen 
wurden. Unter solchen Emährungsbedingungen nahm der Hund in der Fettperiode 
ähnlich wie in der Vorperiode allmählich etwas an Gewicht ab; zugleich fiel 
die früher existierende N-Retention von 20 °/ 0 auf 13 °/ 0 herab (Folge der Kohle¬ 
hydratabnahme). Trotzdem nahmen sowohl die Chlor-, wie die KCl + NaCl- 
Ausfuhr, endlich der Kalkgehalt im Kote, im Laufe der neuntägigen Fettperiode 
immer mehr ab (bei Bestimmungen alle drei Tage das Chlor: 7,929 g, 
7,4226 g, 7,0200 g; KCl + NaCl: 8,1615 g, 8,1298 g, 7,6932 g), um in der Nach¬ 
periode bei der ursprünglichen Kost wieder anzusteigen. 

Es kommen noch folgende Befunde hinzu. Die Retention von Chlor und 
fixem Alkali war nicht nur den Fett-, bezw. Zuckerperioden eigen, sondern kam 
diese Erscheinung auch in den Vorperioden vor: unter den älteren Versuchen 
in den Vorperioden des I. und II. Versuches, dann in beiden Säure versuchen. 
In einigen Fällen hatte ich mit jungen Tieren zu tun; es war zugleich eine be¬ 
deutende N-Retention und fortschreitende Gewichtszunahme vorhanden: so 
dürfte auch hierbei die Chlor- und Alkaliretention mit dem »Fleischansatz« ver¬ 
bunden werden. 

Es konnte aber einige Male eine Chlor-, Alkali und Kalkretention konsta¬ 
tiert werden, trotzdem zugleich keine N-Retention, ja zugleich eine Gewichts¬ 
abnahme da war. In dieser Beziehung zeichnet sich vor Allem die Vorperiode 
des III. (neuen) Versuches: bei dem Diät Wechsel (Reis und Pferdefleisch auf 
Milch und Reis) blieb die Calorienzufuhr unverändert und änderte auch der 
Hund sein Gewicht im Laufe von 6 Tagen nur wenig, weiter wurde die N-Bilanz 
negativ (in der Nachperiode des II. Versuches bei Reis + Pferdefleisch + 0,4834 
(9,0°/ 0 ) Stickstoff, jetzt — 0,1618 (6.9°/ 0 )) —und zeigte trotzdem der Natronumsatz 
eine Retention von + 1,8105 g (29,4 °/ 0 ) NaaO pro die gegen die früheren + 
1,3172 (+ 20,4°/ 0 ). Es war die Natroneinfuhr bei der Milchdiät sogar geringer 
(6,1474 g Na a O pro die) als bei dem Reis nebst Pferdefleisch (6,4485 g). 

Nach Rumpf 2 ), Hirschler und v. Terray 3 ) begünstigt die Milchdiät die 


*) Vgl. meinen Aufsatz: Zur Ernährung wohlhabender Klassen. Zcntralbl. f. d. ges. Physiol. 
und Path. des Stoffwechsels, 1906, Nr. 13. 

2 ) Loc. cit. 

3 ) Hirschler und v. Terray, Zeitschr. f. klinische Medizin, 1905, Bd. 57. 

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Kalkretention sehr stark 1 ): in der Tat fiel die Mehrausfuhr von CaO nach An¬ 
wendung der Milchreiskost sofort von — 0,0301 (— 32,4 °/ 0 ) auf — 0,009 (— 6,5%) 
herab (freilich war auch die Milchdiät um 40 °/ 0 an Calcium reicher, als der Reis 
mit Pferdefleisch). Die stärkere Retention von Natron könnte man also auf die 
Eigenschaft der Milch, die Aschenretentionen zu fördern, zurückfÜhren. Es 
wäre dies aber keine Erklärung, nur einfache Konstatierung der Tatsache. Es 
muß gefunden werden, warum die Milch die Kalk- und Alkaliretentionen 
herbeiführe? 

Die Ursache dürfte kaum in etwaigen geheimen Eigenschaften der Milch 
liegen. Vor Allem enthält die Milch kleinere oder größere Mengen organischer 
Säure (Milchsäure) welche, wie wir schon in dieser Arbeit gesehen haben, als 
eine verbrennliche Säure, gleich Natronlauge, Retentionen sowohl von Kalk 
wie Alkalien leicht mit sich bringt In unserem Falle dürfte aber dies kaum 
die alleinige und Hauptursache sein. Eine solche lag, um es gleich auszuschließen, 
in den Verschiedenheiten der Reis-Fleisch- und Reis-Milchkost in Bezug auf die 
Mineralzusammensetzung auch sicher nicht: sowohl die absoluten Mengen von 
CI, KCl + NaCl usw., wie deren gegenseitigen quantitativen Verhältnisse, differierten» 
den einen Kalkgehalt ausgenommen, recht wenig. 

Die beiden Diätarten, obwohl von gleichem calorischem Werte, differierten 
aber in einer anderen Beziehung ganz beträchtlich und namentlich in Bezug auf 
die gegenseitigen Verhältnisse der N-haltigen und N-freienNahrungs- 
bestandteile. Im zweiten Versuche bei der Reis-Pferdekost: 31 g Eiweiß, 

5.6 g Fett, 130 g Kohlehydrate; im dritten bei der Milch-Reis-Diät: 20,5 g Eiweiß, 
10,5 g Fett, 128 g Kohlehydrate. Im ersten Falle machten die Eiweißcalorien 
17,8 °/ 0 der gesamten Calorieneinfuhr bei 7,3 °/ 0 Fett- und 74,8°/ 0 Kohlehydrat- 
calorien aus, im zweiten wurden die Eiweißcalorien auf 11,8 °/ 0 herabgedrückt, 
während die Fettcalorien bis auf 13,7 °/ 0 stiegen. Es kam also eine ganz ähnliche 
Verschiebung der verschiedenen Calorienarten zu Stande, wie im 
zitierten Versuche III aus der ersten Serie: in der Vorperiode bei 45 g Eiweiß, 

7.7 g Fett, 138 g Kohlehydrate; Eiweißcalorien = 22,5%, Fett 8,8°/ 0 , Kohlehydrate 
68,7 °/ 0 ; bei dem Zulegen von 40 g Butter täglich und Entziehen einer äqui- 
calorischen Reismenge 38 g Eiweiß, 46,7 g Fett, 56 g Kohlehydrate, d. h. Eiwei߬ 
calorien = 19°/o, Fett 53,1 °/ 0 , Kohlehydrate 27,1 °/ 0 . In beiden Fällen traten 
nebst diesen Verschiebungen Retentionen sowohl von CI und Alkalimetalle wie 
Kalk (bezw. Steigerungen der früher existierenden Retentionen) ein, trotzdem 
die Ausfuhr des Stickstoffs nicht nur keine Abnahme, sondern eher eine Zunahme 
erlitt, ja wurde sogar im III. (neuen) Versuch die N-Bilanz bei der Milch-Reis-Diät 
negativ. 

Es handelt sich jetzt um weitere Bestätigung, ob beide Erscheinungen 
wirklich causal verbunden sind, bezw. ob wirklich eine absolute oder relative 
Herabsetzung der Eiweißcalorien in der Nahrung Aschenretentionen mit sich 
unmittelbar bedingt. Daß eben das letztere der Fall ist, belehren die folgenden 
Tatsachen vielleicht entscheidend. 

Im Fettversuche II aus der älteren Serie bestand die Grundkost während 
der 23 tägigen Behandlung aus 50 g Pferdefleisch und 220 g Reis, d. h. aus 

*) Vgl. auch: Boekclraan und Staal (Zur Kenntnis der Kalkausscheidung im Harn. 
Archiv f. cxpcrim. Pathologie und Pharmakologie, 1907, Bd. 56, H. 3 und 4, S. 260.) die ein 
Sinken des Harnkalkes bei der Milchnahrung sahen. 


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25 g Eiweiß, 6,2 g Fett, 178 g Kohlehydrate: Calorienwert == 870 Calorien, wo¬ 
bei die Eiweißcalorien 12,2 °/ 0 , Fett 6,6 °/ 0 , Kohlehydrate 81,2 °/ 0 der gesamten 
Menge ausmachten. In der sechstägigen Nachperiode betrug bei dieser Kost 
die N-Retention 20,5 °/ 0 , KCl + NaCl 11,1 °/ 0 , CI (NaCl) 3,7 °/ 0 der eingeführten 
Menge. 

Im Beginn des HI. Versuches wurde beim selben Hunde und in ununter¬ 
brochener Beobachtungsleitung die Kost gewechselt: 150 g Pferdefleisch und 
170 g Reis, was 45 g Eiweiß, 7,7 g Fett und 138 g Kohlehydrate enthält. 
Calorienwert = 820 g, d. h. um ein geringes niedriger als im II. Versuche, wobei 
aber die Eiweißcalorien fast das zweifache gegen den II. Versuch, denn 22,5 °/ 0 , 
Fett 8,8 °/ 0 , Kohlehydrate 68,7 °/ 0 , ausmachten. Es blieb zugleich die CI- und 
KCl + NaCl-Einfuhr in beiden Fällen fast ganz gleich, auch blieb die N-Retention 
prozentisch unverändert (21 °/ 0 ). Absolut wurde aber vom dargereichten Stick¬ 
stoff fast zweimal mehr als früher retiniert (1,5194 g gegen 0,8864 g N täglich). 
Und trotzdem fiel bei Steigerung des Koefizienten von Eiweißcalorien die KCl + 
NaCl sofort herab von 0,9632 g (11,1 °/ 0 der Alkalieinfuhr) auf 0,3836 g (4,2 °/ 0 ) 
pro die, und wurde die Chlorbilanz (früher + 0,2912 g täglich, d. h. 3,7 °/ 0 ) sogar 
negativ (— 0,248 g pro die — siehe die Vorperiode des Versuches III). Es sei 
hinzugefügt, daß auch der Kotkalk, der in der Nachperiode des II. Versuches 
0,0534 g betrug, bei der eiweißreicheren Kost auf 0,0752 g CaO pro die stieg. 

Am Schlüsse des III. (neuen) Versuches setzte ich im Laute von 6 Tagen das 
hartgekochte und fein gehackte Eiereiweiß von 4 Eiern — durchschnittlich 97 g 
täglich, d. h. etwa 14,3 g Eiweiß, der konstanten Kost zu: gemäß den obigen 
Erfahrungen mußte dabei eine Steigerung der Chlor- und Basenausfuhr erwartet 
werden, falls die große Na a O-Retention in den vorangehenden Perioden vor 
allem durch zu niedrige Koeffizienten der Eiweißcalorien bei der Milchreiskost 
bedingt war. Die Bedingungen gestalteten sich in dieser Eierweißperiode an¬ 
scheinend höchst ungünstig, weil die Eierweißzulage eine starke N-Retention — 
die stärkste im Laufe der ganzen Beobachtung, denn bis 30,4 °/ 0 (gegen die 
+ 14°/o der Nachperiode) mit sich brachte. Trotzdem nahm die vorangehende 
Cl-Retention von 3,l°/ 0 (0,172 g täglich) auf 0,1138 (1,9 °/ 0 ) und 0,0098 g (0,67 °/ 0 ) 
pro die allmählich ab, es wurde auch die N 2 0-Retention, die in den ersten drei 
Tagen von +1,2978 (21,1 °/ 0 ) auf +1,9353 (+31,4°/ 0 ) stieg, in den drei letzteren 
die geringste, die im Laufe des ganzen Versuches beobachtet wurde, nur + 0,9457 
(15,1 °/ 0 ) gegen die früheren +1,2978—2,0260 g täglich. Nach Einstellung der 
Eierweißzulagen und Rückkehr zur konstanten Kost stieg sofort die Na a O- 
Retention auf +1,7687 g (27,9 °/ 0 ) pro die. Es sei endlich betont, daß in der 
Eierweißperiode auch die Kalkausfuhr auf —0,0816 g (35,7 °/ 0 ) stieg, während 
früher die negative Ca-Bilanz nur — 0,0092 g (7,6 °/ 0 ) CaO pro die betrug. 

Nach allen diesen Erfahrungen kann man kaum länger zweifeln, daß das 
»Primummovens« der besprochenen Aschenretentionen bei der »Über¬ 
ernährung« mit Fett, auch Kohlehydraten eben die »Überfettung« 
(bezw. die »Überzuckerung«) der Nahrung an sich selbst ist, in energeti¬ 
schen Begriffen und Terminen — das Zurückdrängen der Eiweißcalorien 
gegen die N-freien, vielleicht vor allem die Fettcalorien. 

So weit läßt sich der Tatbestand der Erscheinungen formulieren, ohne daß 
man dabei etwas Bestimmtes und Tatsächliches über den näheren Mechanismus 
und den biologischen Sinn der sich unter der Überfettung abspielenden mine- 


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ralischen Retentionen sagen könnte. Als Folge der Nahrungsüberfettung habe ich 1 ) 
eine »Schwächung« der Eiweißoxydation (in der vorliegenden Arbeit auch 
Schwächung der Purinoxydation) feststellen können: eine Abnahme des Ham- 
stoflfeoeffizienten, dagegen relative und absolute Zunahme der Eiweißsuboxyde 2 ) 
(»Aminosäuren«, bezw. Substanzen mit »schwer abspaltbarem Stickstoff«); es sind 
andererseits nähere Beziehungen zwischen dem Natrium und organischen Oxy¬ 
dationsvorgängen bekannt und anerkannt. So entsteht auch die Frage, ob es 
sich bei der Nahrungsüberfettung nicht um eine nähere und festere Bindung der 
retinierten Stoffe (Natrium) mit diesen organischen Suboxyden handle? 

Dann würde noch die Lokalisation dieser Verbindungen kommen, bezw. ob 
es sich nicht dabei hauptsächlich um »histogene« Retentionen handle, analog 
wie derartige Retentionen in Bezug auf die bekannte Kochsalzretention bei Nephri¬ 
tis angenommen werden. Man könnte dies vor allem in Bezug auf den Kalk 
sich denken, in dem Sinne, daß die Kalkretention infolge der Überernährung 
hauptsächlich eine »Verstärkung« der Knochen bedeute. Analoges (im Sinne 
der Gewebslokalisation) liegt in Bezug auf die Kochsalzretention infolge der 
Überernährung auf der Hand, vielleicht noch eher. Auf Grund zahlreicher 
Untersuchungen des pathologischen Menschenblutes habe ich 8 ) in der Tat das 
Chlor als die quantitativ beständigste Blutverbindung anerkennen müssen: wie 
das Blut seinen individuellen Wassergehalt auf unverändertem Niveau unter 
allen Umständen zu erhalten strebt 4 ), so strebt es zugleich dasselbe in Bezug 
auf das Chlor an. Es war aber in unseren Versuchen die Natriumjonenretention 
durchweg höher als diejenige der Chlorjonen: nun mußte ich in denselben Blut¬ 
untersuchungen im Gegensatz zum Chlor eher das Na a O als den zu Schwankungen 
am meisten geneigten Blutkörper charakterisieren. Es ist also nicht aus¬ 
geschlossen, daß ein Teil des durch Fett oder Kohlehydrate retinierten Natriums 
und zwar das überschüssige Na 2 0, eben im Blute in Verbindung mit organischen 
Suboxyden kreist. 

Doch kann dasselbe auch mit dem Kalk der Fall sein. Nach den neuesten 
(freilich noch sehr unzahlreichen) Ergebnissen über den Kalkgehalt des Blutes 
scheint in der Tat dieser Körper noch zu größeren Schwankungen fähig zu sein 
als das Na a 0. 6 ) Hirschier und von Terray 6 ) stellen Schwankungen des Kalk¬ 
gehaltes des Blutes schon in Abhängigkeit von der Art der Ernährung (z. B. 


*) Loc. eit., Zentralbl. f. d. gcs. Phys. und Path. des Stoffwechsels, 1907, Nr. 11. 

2 ) Die Existenz solcher Suboxyde im Harn als stark reduzierenden Substanzen gab sich schon 
makrochemisch durch Schwärzung des mit Silbernitratlösung versetzten Harns (behufs Harnsäure- 
und Purinbestimmung) kund. Die Erscheinung trat im ersten und zweiten Versuche etwa am 
fünften Tage der Fett- und Zuckerperiode ein und wurde immer intensiver, um schon 24 Stunden 
nach Sistierung von Fett- und Zuckerzufuhr allmählich zurückzutreten. Bei der Milchreiskost 
konnte aber die Silberreduktion in der Fettperiode nicht wahrgenommen werden: ebenso ver¬ 
schwanden das Reduktionsvermögen in aufbewahrten Harnportionen schon nach 24 Stunden. 

3 ) Untersuchungen über die chemische Blutbeschaffenheit bei pathologischen, insbesondere 
bei anämischen Zuständen. Zcitschr. f. klin. Medizin, 1895, Bd. 24. 

4 ) Vgl. Holobut, Über die Beziehungen zwischen Blutdruck und Zusammensetzung des 
Blutes. Wiener klin. Wochenschrift, 1905, Nr. 49. Biernacki und Holobut, Blutverände¬ 
rungen bei thermischen Einflüssen. Zeitschr. f. experimentelle Pathologie und Therapie, 1907, Bd. 4. 

5 ) Nach Allers und Bondi (Biochem. Zeitschrift, Bd. 6, Heft 4) steigt bei Säurevergiftung 
bei Kaninchen der Kalkgehalt des Blutes auf das Zweifache, derjenige von Alkalien nur um io # / 0 . 

0 ) Hirse hl er und Terray, loc. cit. 


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0,0051 °/ 0 CaN bei gemischter und 0,0023 °/ 0 CaO bei Milchdiät des einen Kranken 
mit Endoarteritis. Nach Bunge 1 ) beträgt der normale Kalkgehalt des Blutes etwa 
0,04°/ 0 CaO; in pathologischen Fällen, und eben bei Nephritis, wo andererseits 
eine Minderausscheidung von CaO beobachtet wurde, fanden Dennstedt und 
Rumpf 2 ), Erben 8 ) bis 0,27°/ 0 CaO im Blute. 

Alles dies sind aber nur Vermutungen, vielleicht recht entfernte; zugleich 
gibt es auch keinen Anhaltspunkt zur Beantwortung der Frage, in wie weit die 
empirischen Anwendungen der Überernährung, bezw. der größeren Fettmengen 
bei der Behandlung der Tuberkulose, der Rhachitis und dergl. auf den dabei 
stattfindenden Aschen- speziell Kalkretentionen 4 ) als einem direkten therapeutischen 
Agentien unter anderem beruhen. — Dagegen lassen unsere Ergebnisse in einer 
anderen Angelegenheit vielleicht ein entscheidendes Wort ergreifen. Mit dem 
Einzug des CalorienbegrifFes in die Ernährungslehre und speziell des Gesetzes 
der Isodynamie (M. Rubner) nimmt bekanntlich die These vom »normalen« Ver¬ 
hältnisse von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten in der Nahrung immer mehr eine 
untergeordnete Stellung ein und werden speziell — sicher zum großen 
Teil unter der Suggestion der ärztlichen Erfahrungen von der Schädlichkeit 
größerer Fleischmengen — die Voit sehen und Pettenkoferschen Normen für 
das Eiweiß als entschieden zu hoch angesehen. Wie weit die Reaktion in 
dieser Hinsicht vorgeschritten ist, beweisen die berühmten Beobachtungen von 
R. Neumann und besonders von Chittenden, welche verschiedene Personen 
auf etwa einer halben Eiweißration (gegen die alten Normen) monatelang, an¬ 
geblich unter vollkommener körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, erhalten 
konnten. 

Gegen diese Erfahrungen erweisen schon unsere Beobachtungen — 
freilich vorläufig nur an Hunden — über den Einfluß der Nahrungsüberfettung 
auf den N-Wechsel und besonders die gegenwärtigen über den Mineralstoff¬ 
wechsel, daß ein normaler Ablauf der Stoffwechselvorgänge mit einer 
Störung des »normalen« Verhältnisses von N-haltigen und N-freien 
Komponenten in der Nahrung, bezw. mit einer absoluten und rela¬ 
tiven Herabsetzung der Eiweißcalorien eigentlich unvereinbar ist. 
Im Lichte dieser Erfahrungen erscheinen der eventuell »normale« Stoffwechsel 
und das normale Leben bei einer eiweißarmen, bezw. überfetteten Nahrung 
nur unter Zuhilfenahme der Anpassungs- und Ausgleichungskräfte möglich, 
was beim Menschen, als einem höchst organisierten Wesen, vielleicht in höherem 
Grade als bei Tieren der Fall sein kann, doch auf die Dauer ohne schädlichen 
Einfluß auf die Gewebs- und Organemährung kaum denkbar ist. Andererseits 
gewinnen die schon vom Volksinstinkt aufgestellten und bei verschiedenen 
Nationen auf verschiedenen Erdpunkten so auffallend nahen Normen für Eiweiß, 


*) Bunge, cit. nach Albu und Neuberg, Mineralstoffwechsel S. 113. 

*) Dennstedt und Rumpf, Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung des 
Blutes und verschiedener menschlicher Organe in Krankheiten. Mitteilungen aus den Hamburgi- 
schen Staatskrankenanstalten, 1907, Bd. 3. Weitere Untersuchungen über die chemische Zusammen¬ 
setzung des Blutes. Zeitschr. f. klin. Medizin 1905, Bd. 58. 

3 ) Erbe ns Blutarbeiten, s. Zeitschr. f. klin. Medizin, Bd. 40, H. 3 u. 4, Bd. 47 H. 3 u. 4, Bd. 50. 

4 ) A. Ott beobachtete bei Phtisikem unter reichlicher Ernährung keine Kalkverluste auch trotz 
Fieber. (Zur Kenntnis des Kalk- und Magnesiumstoffwechsels beim Phtisiker. Deutsch. Archiv 
f. klin. Medizin, 1901, Bd. 70.) 


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Referate. 


Fett und Kohlehydrate in der Nahrung auch den Sinn als eine wichtige Be¬ 
dingung des normalen Stoffwechselablaufs. 1 ) 

Es gewinnen zugleich die Pflügerschen Anschauungen von der hohen 
Dignität des Eiweißes als eines »Anregers« der vegetativen Lebensprozesse und 
Bedingung einer gesteigerten Leistungsfähigkeit eine weitere Bestätigung. Frei¬ 
lich darf man nicht dabei — was auch nicht selten geschieht — den Begriff 
»Eiweiß« mit dem Begriffe »Fleisch« verwechseln, durch welches, wie ich schon 
einmal hervorgehoben habe, hauptsächlich dank den Küchengepflogenheiten der 
modernen Bourgeoisie, eine Störung des normalen Verhältnisses zwischen den 
Nahrungskomponenten und eben eine Nahrungsüberfettung sehr leicht herbei¬ 
geführt werden kann. 


*) Wozu unter anderem im Wirrwarr der chemischen Stoffwechsel Vorgänge die quantitative 
Konstanz zwischen den N-haltigen und N-frcien Nahrungskomponenten unentbehrlich ist, geben 
unsere Beobachtungen noch einen interessanten Hinweis; in Bezug auf den Mineralstoff¬ 
wechsel verhielt sich das Eiweiß in unseren Versuchen ganz ähnlich wie die HCl 
oder größere Dosen organischer Säure; dagegen die N-freien Körper, vor allem das Fett 
— ganz ähnlich wie NaHO, besonders in Bezug auf den Kalkwechsel. Es würde sich also 
zwischen den N-haltigen und N-freien Nahrungsbestandteilen um einen Antagonismus (bezw. 
Sättigungen) so wie zwischen Säure und Alkali handeln. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

943) Spiro, K. Die Wirkung von Darmadstringentien auf den Stoffwechsel. 

Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. (Archiv f. exper. 
Pathol. u. Pharmakol., Suppl.-Bd. 1908, Festschr. Schmiedeberg.) 

Verfasser ist der Frage näher getreten, ob eine Beeinflussung des Darms 
auch den Stoffwechsel beeinflußt; es versteht sich von selbst, daß Änderungen 
der Darmresorption auch im Gesamtstoffwechsel sich zu erkennen geben, es 
war aber auch möglich, daß auch die Kotbildung als solche, d. h. die Tätigkeit 
des Darms, deren Bedeutung für die Energiebilanz Rubner und Zuntz und 
deren Schüler studiert haben, für den gesamten Stoffwechsel von Einfluß ist. 

Von den drei verabreichten Stoffen, Bismuthum subnitricum, Tinctura Opii 
und Tannigen kann Spiro sich über die ersten am kürzesten fassen; Vorver¬ 
suche ergaben, daß eine auf die Kotbildung deutlich wirksame Dose auch schon 
stark giftig wirkte. Haben somit Opium und Wismut keinen sehr bedeutenden 
Einfluß auf den Stoffwechsel, so zeigen die Versuche mit Tannigen einen solchen 
um so deutlicher. 

Zunächst ist auffallend, daß in der Tannigenperiode der N des Harns ver¬ 
mindert ist, und wir sehen gleichzeitig eine Vermehrung des N im Kot, derart, 
daß die Gesamtausfuhr des N nur um einen kleinen Betrag gegen den Normal¬ 
wert erhöht ist, gewissermaßen nur eine Verschiebung stattgefunden hat. Die 
Tatsache, daß sich die Tiere schnell und ohne Gewichtsverlust auf die relative 
Mehrausscheidung von N und C durch den Kot und die erhebliche Verminderung 
der N-Ausscheidung durch den Ham einstellen, spricht aber dafür, daß nicht un¬ 
verändertes verwertbares Material nutzlos durch den Darm verschwindet, sondern 
vielmehr solche Stoffe, die dem Organismus schon Dienste geleistet haben oder 
überhaupt nicht haben leisten können und deren Verlust der Körper ohne wesent¬ 
liche Schädigung seines Stoffwechsels, besonders seines Stickstoff-Stoffwechsels, 
vertragen kann. Schittenhelm. 


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Referate. 


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944) Dreser, H. (Elberfeld). Die Bestimmung der respiratorischen Kapazi¬ 
tät kleiner Blutmengen. (Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol., Suppl.-Bd. 
1908, Festschr. Schmiedeberg.) 

Die Menge Sauerstoff, welche eine gegebene Blutmenge in Form von Oxy¬ 
hämoglobin in sich aufzunehmen vermag, bezeichnet man als deren »respira¬ 
torische Kapazität«; sie bedingt den physiologischen Wert einer Blutprobe. Die 
für das Leben wichtigste Funktion des Blutes, den Sauerstoff von der Lunge 
nach den Organen zu transportieren, wird schwer geschädigt bei der Vergiftung 
durch Kohlenoxydgas und ferner durch alle Methämoglobin bildenden Substanzen; 
zu letzteren gehören mehrere offizinelle Antipyretica. 

Die von Dreser angegebene Methode ermöglicht also mittels sehr kleiner 
Blutmengen, 1—2 ccm, das Vermögen des Blutes, Sauerstoff zu transportieren, 
zu bestimmen, indem man den Platz, welchen der locker gebundene Sauerstoff 
im Hämoglobin einzunehmen vermag, durch Kohlenoxyd einnehmen läßt. Dank 
dem Umstande, daß der fester gebundene Sauerstoff im Methämoglobin durch 
Kohlenoxyd nicht verdrängt werden kann (nur Stickoxyd verdrängt den Sauer¬ 
stoff aus dem Methämoglobin), eignet sich das Kohlenoxydgas bei seiner sonstigen 
chemischen Indifferenz ausgezeichnet für die Bestimmung der respiratorischen 
Kapazität; aus der Längendifferenz zweier auf 0°, 760 mm und trockenen Zu¬ 
stand berechneten Gassäulen und dem Blutgewicht erhält man die gesuchte 
Kapazität. Der Vergleich von m-Tolylhydracin, ß-Acetylphenylhydracin (Pyrodin) 
und dem Semicarbacid des m-Tolylhydracins (Maretins) lehrt, daß die Semicar- 
bacidsubstitution jedenfalls viel harmloser ist als die Acetylsubstitution, wie sie 
im Acetanilid und Phenacetin vorliegt. 

Das Acetanilid wirkt offenbar infolge seiner größeren Löslichkeit bei gleicher 
Dosis etwas stärker als das Phenacetin. 

Beachtenswert ist in den Acetanilid- und Phenacetinversuchen die kurze 
Frist, binnen derer der Organismus den in der Form des Methämoglobins ent¬ 
werteten Blutfarbstoff, offenbar auf dem Wege über das reduzierte, venöse Hämo¬ 
globin wieder physiologisch brauchbar macht. Schittenhelm. 

945) Kämmerer, H. u. Meyer, Erich. Über morphologische Veränderungen 
von Leucocyten außerhalb des Tierkörpers. (Folia haematologica 1909, Bd. 7, 
H. 2, S. 91—96.) 

Gegenüber der Anschauung Weidenreichs, daß die Granula der eosino¬ 
philen Zellen aus phagocytierten Erythrocyten hervorgehen, konnten die Autoren 
bei Gelegenheit von Phagocytoseversuchen mit menschlichen Erythrocyten be¬ 
obachten, daß die gefressenen roten Blutkörperchen im Leib der Phagocyten mehr 
und mehr die Färbbarkeit für Eosin einbüßen. Auch im ungefärbten Präparat erkennt 
man die durch den intracellulären Stoffwechsel der Makrophagen bedingte Einbuße 
des Hämoglobintones bei den gefressenen und zerklumpten roten Blutzellen. — Die 
Theorie Weidenreichs, daß aus Lymphocyten Myelocyten werden, und aus diesen 
dann die polymorphkernigen Zellen, eine Ansicht, die auf Beobachtungen an 
Speichelkörperchen beruht, wird ebenfalls durch Beobachtungen von Leucocyten 
beim opsonischen Versuch hinfällig. Man kann in vitro gerade in umgekehrter 
Richtung eine Umwandlung von weißen Blutzellen wahmehmen, als sie Weiden- 
reich behauptet, namentlich, wenn man die Leucocyten mit hypotonischen 
Kochsalzlösungen und Speichel versetzt. Aus den polymorphkernigen Zellen 
werden myelocytenähnliche, aus diesen »pseudolymphocytäre« Gebilde, die aber 
im Gegensatz zu den Lymphocyten keine Guajakreaktion ergeben. Gg . B . Gruber. 

946) Kaplan, D. M. Some features of the nucleus and protoplasma of 
the neutrophiles. (Einige Tatsachen über Kern- und Protoplasma Verhältnisse 
bei den Neutrophilen.) (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 2, S. 97—102.) 

Unbedeutende Arbeit, die mit dem Schlußsatz bekrönt ist: Um einheitliche 
Resultate zu erhalten, ist eine einheitliche Technik vonnöten. Gg . B . Gruber . 

947) Hynek, K. Über eine Vereinfachung der Amethschen neutrophilen 
Blutbilder. (Folia haemotologica 1909, Bd. 7, H. 2, S. 103—106.) 

Die Vereinfachung, zu welcher Hämatoxylinfärbung der Präparate wünschens- 

N. P. IV. Jabrg. 33 


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Referate. 


wert ist, beruht in einer Umgehung der Auszählung des ganzen Leucocyten- 
bildes nach Kemlappen, indem einfach die Gesamtzahl der Kemlappen in 
100 Leucocyten eingetragen wird. Gg. B. Gruber. 

948) Pröscher. Fr. Über experimentelle basophile Lencocytose beim 
Kaninchen. (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 2, S. 107—115.) 

Zunächst gibt Verfasser eine kurze Übersicht über die normalen Leucocyten- 
verhältnisse des Kaninchens, über Pappenheims und Türks Erklärungen der 
basophil granulierten Leucocyten des Kaninchens, wie auch über die Reinkultur 
des Pocken virus. Durch Injektion von Pockenreinkulturen konnte nun Pros eher 
deutlich einen mukoiden Degenerationsprozeß an den Lymphocyten des Blutes 
wahmehmen, genau so wie dies bei den sonstigen experimentellen Mastzell- 
Leucocytosen durch Phrynolysin, Carcinompreßsaft usw. der Fall ist, eine Be¬ 
stätigung der Pappen hei msehen Erklärung der haematogenen Mastzellen¬ 
bildung. Gg. B. Gruber. 

949) Bonanno Giacomo, M. Sur l’augmentation des rösistances des glo¬ 
bales rouges au cours de l'ictere. (Über die Resistenzvermehrung der Erythro- 
cyten im Verlaufe von Ikterus.) (Folia haematologica 1909, Bd. 7, H. 3, S. 117—120.) 

Bei Ikterus treten mit Resistenzsteigerung der roten Blutkörperchen an 
Plasma wie an Blutzellen Veränderungen auf. Hier Verminderung des Hgl-Wertes, 
Vermehrung des Volumens und spezifischen Gewichtes, dort Verminderung der 
Alkalescenz, der moleldilaren Konzentration, des Chlorgehaltes und Vermehrung 
des Stickstoffes. Alle diese Erscheinungen beruhen auf Gallenintoxikation, auch 
die Resistenzsteigerung roter Blutkörperchen, welche bedingt ist durch eine 
Änderung ihrer osmotischen Eigenschaften. Gg. B. Gruber . 

950) Benjamin, E. Die großen Mononucleären. (Folia haematologica 1909, 
Bd. 7, H. 4, S. 205—210.) 

Auf Grund von Färbungen mit Giemsas Azur tritt Verfasser, der am 
Säuglingsblute Studien gemacht, für ein besonderes azurgranuliertes, großes, mono- 
nucleäres System ein, das in naher Beziehung zum lymphatischen Apparat und 
seinen Zellen stehen soll. Die Azurkömelung sei eine echte, den anderen Granu¬ 
lationen ebenbürtige morphologische Erscheinung. In seinem Anhang bespricht 
Pappenheim die gut ausgeführten Abbildungen Benjamins in seinem Sinne. 

Gg. B. Gruber. 

951) Hirsch, Rahel. Interne Sekretion. (Folia serologica 1909, Bd. 2, H. 4, 

S. 191—199.) 

Unter allgemeinem Gesichtspunkt erfolgte Zusammenstellung des heutigen 
Wissens über die Bedeutung von Schilddrüse, Epithelkörperchen, Nebennieren, 
Hypophyse und Thymus. Gg. B. Gruber. 

952) Michaelis, Leonor. Über die Ursachen der amöboiden Beweglichkeit. 

(Folia serologica 1909, Bd. 2, H. 5, S. 237—242.) 

Der Mechanismus der amöboiden Beweglichkeit beruht auf lokaler Ver¬ 
minderung der Oberflächenspannung der Zelle; die Herabsetzung der Oberflächen¬ 
spannung ist bedingt durch gewisse chemisch-physikalische Reize, welche lokal 
einzelne Punkte der Oberfläche angreifen und die Lipoidmembran der Zelle zur 
Verseifung bringen. Dem Prinzip der maximalen Oberflächenspannung zufolge muß 
bei der geringen Oberflächenspannung der Lipoide gegenüber dem Wasser jede 
Zelle von einer Membran aus so gut wie unlöslichen Lipoidstoffen umgeben sein, 
die sich nicht morphologisch zu dokumentieren braucht, deren Vorhandensein 
aber die Impermeabilität der Zellen für die in Lipoiden nicht löslichen Stoffe 
beweist. Gg. B. Gruber. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

953) Bamberg, Karl. Ein Beitrag zum Verhalten des Trypsins jenseits 
der Darmwand. (Ztschr. f. experim. Path. u. Therapie 1909, Bd. 5, S. 742.) 

Verfasser stellte fest, daß im menschlichen, wie im Kaninchen- und Hunde¬ 
urin normalerweise eine tryptische Wirkung mit einer Methode nicht nach- 


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Referate. 


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weisbar ist, die noch den Nachweis von 0,05 ccm lproz. Trypsinlösung in 5 ccm 
Urin gestattet. Die antitryptische Kraft im Serum genügt, selbst große Mengen 
durch den Darm oder aut anderem Wege aufgenommenen Trypsins zu neutrali¬ 
sieren. Die antitryptische Kraft kann leicht um ein mehrfaches gesteigert 
werden. Abderhalden . 

954) Niemann, Albert. Die Beeinflussung der Darmresorption durch den 
Abschluß des Pancreassaftes, nebst anatomischen Untersuchungen über die 
Histologie des Pancreas nach Unterbindung seiner Gänge beim Hunde. (Ztschr. 
f. experim. Path. u. Therapie 1909, Bd. 5, S. 466.) 

Nach Unterbindung der Ausführungsgänge der Pancreasdrüse tritt Nekrose 
des Drüsengewebes ein. Sie ergreift zunächst die centralen Partien und schreitet 
dann unter starker Bindegewebsentwicklung peripherwärts weiter. Die Gefäße 
waren bei der Unterbindung der Gänge stets sorgfältig erhalten worden. Die 
Resorption im Darm war durch das Fehlen des Pancreassaftes nicht verschlechtert 
worden. Abderhalden . 

955) Plimmer, R. H. Aders u. Scott, F. H. The transformations in the 
phosphorus compounds in the hen’s egg during development. (Die Ver¬ 
änderungen der phosphorhaltigen Substanzen des Hühnereies während der 
Entwicklung.) Aus dem physiologischen Laboratorium des University College, 
London. (The Joum. of Physiology, Bd. 38* S. 247.) 

Die Verfasser haben eine Methode zur Untersuchung der Phosphorverteilung 
ausgearbeitet und teilen die phosphorhaltigen Verbindungen in folgende Gruppen 
ein: 1. Anorganische. 2. Organische in Wasser und Säuren lösliche Ver¬ 
bindungen. (Diese Gruppe besteht hauptsächlich aus nucleinsäureähnlichen Ver¬ 
bindungen.) 3. Lecithinähnliche Verbindungen. 4. In Säure unlösliche Ver¬ 
bindungen der Nucleinsäuren. (Hierher gehören die Nucleoproteine.) 5. Phospho- 
proteine. Das Prinzip der Bestimmungsmethode besteht im Folgenden. Durch 
ein in der Arbeit näher beschriebenes Extraktionsverfahren wird die Substanz 
zunächst in drei Fraktionen geteilt: eine ätherlösliche, eine in stark verdünnter 
Säure lösliche und eine in den genannten Lösungsmitteln unlösliche. Der an¬ 
organische P wird aus der wässerigen Lösung durch Ammoniak und Magnesium- 
Citrat gefällt. Der P der Phosphoproteine läßt sich nach Plimmer und Scott 
dadurch von dem der Nukleoproteine trennen, daß aus den ersteren Substanzen 
durch 24stündige Behandlung mit lproz. NaOH-Lösung aller Phosphor in an¬ 
organische Bildung übergeführt wird. Mit Hilfe mehrerer Gesamt-P-Bestimmungen 
kommt man auf diese Weise zu den genannten 5 Gruppen. 

Die Verfasser konnten mit Hilfe ihrer Methode die Umwandlungen der 
P-haltigen Substanzen in dem sich entwickelnden Hühnerei schrittweise ver¬ 
folgen. Die Phosphate und Nucleine nehmen während der Bebrütung in hohem 
Maße zu, ja sie entstehen beinahe erst, während andererseits das Vitellin von 
Anfang an abnimmt, um schließlich ganz zu verschwinden, und die lecithin¬ 
ähnlichen Substanzen von einem gewissen Zeitpunkt an an Menge stark sinken. 

Aus den Zahlen wird geschlossen, daß die Glycerinphosphorsäure (des Leci¬ 
thins usw.) zur Bildung der Knochenphosphate verwendet wird, während die 
Nucleine aus dem Vitellin entstehen. Für eine Synthese findet sich kein Anhalts¬ 
punkt, sofern man nicht den zuletzt genannten Prozeß teilweise als solche auf¬ 
fassen will. Reach . 

956) Silvestri, T. u. Tosatti C. Sulla sede di formazione e trasformazione 
delTacido urico. (Über den Ort der Bildung und Umsetzung der Harnsäure.) 
Aus dem Istit. di Pat. spec. med. dimostr. zu Modena. (Clin. med. Ital., Juni 1908. Nr. 6.) 

Die Versuche der Verfasser ergeben, daß in Leber, Milz und Niere vom 
Rind und Schwein gleich nach der Entnahme aus dem Tier die Harnsäure völlig 
fehlt, bezw. in so geringen Mengen vorhanden ist, daß sie sich dem Nachweis 
entzieht, ebenso bei einer Untersuchung bis 12 Stunden später. Auch die Bei¬ 
mischung von Xanthin zu dem Organbrei ändert an dem Befund nichts. Die 
Leber und die Milz besitzen dagegen in hohem Grade die Fähigkeit, Harnsäure 
und Urate zu zerstören, eine Fähigkeit, die in vitro auch die Niere teilt, wenn 

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500 


Referate. 


auch in geringerem Grade; in vivo besitzt sie dieses Vermögen nur sehr wenig. 
Damit ist den genannten Organen nicht durchaus die Fähigkeit abgesprochen, 
Harnsäure zu bilden; sie ist aber unter allen Umständen nur wenig ausgesprochen 
und tritt vor dem Zersetzungsvermögen völlig in den Hintergrund. Dagegen 
enthalten die den genannten Tieren gleich nach dem Tode entnommenen Lvmph- 
drüsen, sowie ihr Knochenmark Harnsäure konstant und in beträchtlicher Menge; 
waren die Organe einige Stunden bei 38° im Brutofen, so ist ihr Harnsäure¬ 
gehalt noch höher; bei Organen, die erst längere Zeit nach dem Tode in den 
Brutofen kommen, findet diese Vermehrung nicht statt. Die Verfasser schließen 
aus ihren Versuchen, daß beim Menschen und den Säugetieren die ausgeschiedene 
Harnsäure nur einen kleinen Teil der gebildeten beträgt, weil neben harnsäure¬ 
bildenden Organen hamsäurezerstörende existieren. Von letzteren ist das wich¬ 
tigste die Leber, dann die Milz und die Niere, während Lymphdrüsen und be¬ 
sonders Knochenmark der Hauptsitz der Harnsäurebildung sind. Die Urikaemie 
kann daher, abgesehen von Störungen der Ausscheidung, ebenso eine Folge ver¬ 
mehrter Bilcfung, wie verminderter Zerstörung der Harnsäure sein. 

M. Kaufmann . 

957) Abderhalden, E. Vergleichende Untersuchungen über die Zusammen¬ 
setzung und den Aufbau verschiedener Seidenarten. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 58. S. 334.) 

Abderhalden entwirft einen Plan für eine Reihe von Untersuchungen über die 
Identitätsfrage verschiedener Seidenarten. Es soll zunächst durch totale Hydrolyse 
des Seidenfibroins und womöglich auch des Seidenleims festgestellt werden, ob 
die verschiedenen Seidenarten verschiedener Herkunft und von verschiedenen 
Spinnern abstammend eine verschiedene Zusammensetzung zeigen. Im Anschluß 
an diese Untersuchungen sollen dieselben untersuchten Seidenarten der partiellen 
Hydrolyse unter ganz gleichen Bedingungen unterworfen werden. Denn der 
Ausfall der totalen Hydrolyse ist, wenn sie gleiche Resultate gibt, kein sicheres 
Kriterium dafür, ob bestimmte Eiweißstoffe identisch sind. Es können zwar 
Proteine bei der totalen Hydrolyse dieselben Aminosäuren in genau dem gleichen 
Mengenverhältnis geben, aber trotzdem einen vollkommen verschiedenen Aufbau 
besitzen. Es ist z. B. möglich, daß die einzelnen Bausteine in beiden Proteinen 
in verschiedener Reihenfolge sich folgen können. Diese Frage zu klären, ist 
Sache der partiellen Hydrolyse. Wenn es gelingt, von zwei Seidenarten größere 
Bruchstücke zu isolieren, die untereinander verschieden sind, dann dürfen wir 
den Schluß ziehen, daß Proteine von gleicher Zusammensetzung, jedoch von 
ganz verschiedener Struktur vorliegen. Sind die Bruchstücke identisch, so 
wächst die Wahrscheinlichkeit, daß identische Proteine vorliegen. Schittenhelm. 

958) Abderhalden, E. u. Guggenheim, M. Beitrag zum Nachweis des Gly- 
kokolls. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 29.) 

Es handelt sich um die Nachprüfung eines Befundes von Hirschstein 
(Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1908, Bd. 49, S. 401), wonach Glykokoll sehr 
empfindlich gegen 1—5 proz. Kalilauge sein soll und durch deren Einwirkung 
schnell dem Nachweis durch ß-Naphtalinsulfochlorid entzogen wird. Die Ver¬ 
suche ergaben das eindeutige Resultat, daß das Glykokoll nach Einwirkung von 
5 proz. Alkali sich dem Nachweis durch ß-Naphtalinsulfochlorid nicht entzieht 
und daß irgendeine Veränderung der genannten Aminosäure unter den von 
Hirschstein angegebenen Versuchsbedingungen nicht nachweisbar ist. 

Schittenhelm . 

959) Abderhalden, E., Brahm, C. u. Schittenhelm, A. Vergleichende Studien 
über den Stoffwechsel verschiedener Tierarten. I. Mitt. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 59, S. 32.) 

Nach Untersuchungen von His (Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1887, Bd. 22, 
S. 253) wird im Organismus des Hundes Pyridin methyliert und als Methylpyri- 
dylammoniumhydroxyd im Urin ausgeschieden. Die Verfasser konnten diesen 
Vorgang voll bestätigen. Es wurde nun Pyridin an Kaninchen verfüttert in 
Dosen von 0,5—1,0 g pro die als salz- resp. essigsaures Salz bei Kohl- resp. 


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Referate. 


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Haferfutter. Trotz oft wiederholter Versuche glückte es nicht, Methylpyridyl- 
ammoniumhydroxyd im Ham nachzuweisen. Dagegen fand sich stets darin un¬ 
verändertes Pyridin, das als Pikrat isoliert werden konnte. Ham und Atemluft 
der Kaninchen roch stark nach Pyridin, ebenso die Organe der geschlachteten 
Versuchstiere. Das Kaninchen scheint demnach das Pyridin nicht in die er¬ 
wähnte Methylverbindung überführen zu können. Dies gelang auch nicht bei 
gleichzeitiger Einfuhr von Theobromin, wodurch dem Organismus des Kaninchens 
die Möglichkeit, Methylgruppen abzuspalten und zu verwenden, gegeben wurde. 

Schittenhelm . 

960) Abderhalden, E., London, E. S. u. Reemlin, E. B. Weitere Studien 
über die normale Verdauung der Eiweißkörper im Magendarmkanal des Hundes. 

V. Mitt. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 432.) 

Die Arbeit bildet die Fortsetzung einer früheren (Abderhalden, E., London, 
E. S. u. Oppler, B. IV. Mitt. Diese Ztschr. 1908, Bd. 45, S. 447). Es gilt die 
Entscheidung der Frage, ob im Magendarmkanal der Abbau verschiedenartiger 
Proteine ebenso stufenweise und unter verschieden rascher Absprengung einzelner 
Aminosäuren vor sich geht, wie im Reagenzglasversuch. Nachdem nun früher 
für das Gliadin die Frage bejaht werden konnte, indem sich nach dessen Ver- 
fütterung in den tieferen Darmpartien (Ileum) Peptone nachweisen ließen, die 
keine Spur von Tyrosin mehr enthielten, dagegen noch reichlich Glutaminsäure 
und andere Aminosäuren, und dasselbe Resultat bei Verfütterung von Casein 
und Fleisch erzielt worden war, wurden jetzt die Versuche auf Edestin ausge¬ 
dehnt, welches aus Baumwollsamen gewonnen war. Es wurden wiederum 
Hunde verwendet, die an verschiedenen Stellen des Magendarmtractus Fisteln 
besaßen (Duodenum-, Jejunum-, Ileumfistel). — Wieder ergab sich, daß das 
Tyrosin sehr bald abgespalten wurde, bereits im Duodenum. Die Glutaminsäure 
dagegen wurde nicht so schnell abgespalten; sie findet sich selbst im Ileum in 
noch erheblicher Menge an kompliziertere Produkte gebunden. Schittenhelm . 

961) Abderhalden, E., Medigreceanu, F. u. London, E. S. Weitere Studien 
über die normale Verdauung der Eiweißkörper im Magendarmkanal des Hundes. 

VI. Mitt. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 435.) 

Die Untersuchung schließt sich eng an die im vorstehenden Referate beob¬ 
achtete V. Mitteilung an. Die erhaltenen Resultate decken sich ganz mit den 
früheren Befunden; es wurde wieder eine verschieden rasche Abspaltung der 
verschiedenen Aminosäuren gefunden. Schittenhelm . 

962) Abderhalden, E. u. Völtz, W. Beitrag zur Kenntnis der Zusammen¬ 
setzung und der Natur der Hüllen der Milchkügelchen. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 59, S. 13.) 

Die Milchkügelchen werden gewonnen, indem man frische, mit ca. 0,1 proz. 
NaF oder Thymol usw. versetzte Kuhmilch mittels eines Glasrohres unter eine 
Wassersäule von ca. 50 cm Höhe leitet. Die spezifisch schwerere Milch drückt 
die Wassersäule nach oben und grenzt sich, unten liegend, gegen dieselbe scharf 
ab. Nach einiger Zeit beginnen die spezifisch leichten Milchkügelchen aufzu¬ 
steigen, sie dringen allseitig umspült durch die Wassersäule und setzen sich auf 
der Wasserfläche ab, wo sie nach 12, 24, 36 Stunden usw. mittels Saughebers 
entfernt werden können. Sie werden dann auf Filtern gesammelt, getrocknet 
und entfettet. — Die so gewonnene Substanz zeigt aus verschiedenen Kuhmilch¬ 
proben stark differierende Zusammensetzung. So schwankt der Aschengehalt 
in mehreren Versuchen zwischen 2,57 und 45,28 °/ 0 , der P-Gehalt zwischen 0,18 
und 0,57 °/ 0 , der N zwischen 0,18 und 0,57%. 

Zwei frisch dargestellte Substanzmengen aus je 50 1 Milch, welche nur die 
Hüllen der innerhalb 24 Stunden aufgestiegenen Milchkügelchen enthielten, 
zeigten folgende Zusammensetzung: Milch I Milch II 

Trockensubstanz.98,01 % 95,44 % 

Asche. 56,62 % 7,04% 

Organische Substanz .... 38,39 % 88,30 % 

N.4,04% 5,70 % 

N in der organischen Substanz 10,25 % 6,44 %. 


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Referate. 


Zur Hydrolyse wurden 80,59 g Substanz verwandt mit 76,09 g Trocken¬ 
substanz, 82,80 g Asche, 43,29 g organischer Substanzen und 5,65 g Stickstoff. 
Die Hydrolyse geschah mit 25 proz. Schwefelsäure. Es ergab sich 7,04 °/ 0 seines 
Gehaltes an Stickstoff in Form von Ammoniak. Die übrige Berechnung ge¬ 
schah unter der Voraussetzung, daß der gefundene Stickstoffgehalt nur auf 
Proteine zu beziehen ist, auf 100 g Eiweiß, und ergab: 2,05°/ 0 Tyrosin, 8,5°/ 0 
Glutaminsäure, 0,5 °/ 0 Glykokoll, 1,5 °/ 0 Alanin, 2,0 °/ 0 Leucin, ferner das Vor¬ 
handensein von Phenylalanin und Asparaginsäure in ganz kleinen Mengen. 

Die erhaltenen Werte stimmen weder auf Casein noch auf Milchalbumin, 
welche zudem beide kein Glykokoll enthalten. Dieser Glykokollbefund beweist 
also ohne weiteres, daß am Aufbau der Hüllen der Milchkügelchen auf alle 
Fälle neben Casein noch andere Proteine oder auch nur solche beteiligt sein 
müssen. 

Es ist übrigens fraglich, ob diese Hüllen überhaupt als wohldifferenzierte 
Körper aufzufassen sind. Schittenhelnt. 

963) Abderhalden, E., Meßner, E. u. Windrath, H. Weiterer Beitrag zur 
Frage nach der Verwendung von tief abgebautem Eiweiß im tierischen Orga¬ 
nismus. IX. Mitt. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 35.) 

In früheren Versuchen war der Nachweis mehrfach geliefert, daß es gelingt, 
den gesamten Eiweißbedarf von Hunden während mehrerer Wochen durch tief 
abgebautes Casein resp. Fleisch zu decken. Es wurden in allen Versuchen 
neben dem verdauten Protein stets Fett und größere Mengen von Kohlehydraten 
verabreicht. Es wurde nun der Kohlehydratzusatz völlig weggelassen und nur 
verdautes Fleisch und Fett verfüttert. Es gelang nun auch mit dieser Nahrung, 
nicht nur Stickstoffgleichgewicht zu erzeugen, sondern auch Stickstoffansatz. 
Das Körpergewicht nahm lDeträchtlich zu. Das Fleisch war wie in den früheren 
Versuchen durch successive Einwirkung von Magensaft, Pancreassaft und Darm¬ 
saft auf Fleisch resp. Casein abgebaut worden und das so erhaltene Verdauungs¬ 
produkt wurde dann genau analysiert. Verfasser betonen die Wichtigkeit solchen 
exakten Vorgehens für die Verwertbarkeit der Resultate. Schittenhelnt . 

964) Abderhalden, E. u. Medigreceanu, F. Beitrag zur Kenntnis des Oxy¬ 
hämoglobins verschiedener Tierarten. I. Mitteilung. (Ztschr. für physiol. Chem. 
1908, Bd. 59, S. 165.) 

Verfasser haben zunächst vergleichende Untersuchungen über den Histidin¬ 
gehalt der roten Blutkörperchen verschiedener Tierarten angestellt. In 100 g 
bei 100° getrockneter roter Blutkörperchen aus Pferdeblut fanden sie 5,3 g 
Histidin, ferner 2,8 g in 100 g ebenso behandelter roter Blutkörperchen vom 
Huhn und endlich 1,5 g in 100 g Entenblutkörperchen. In 506 g vom Serum 
durch Centrifugieren befreiter roter Blutkörperchen der Gans fanden sich 3,62 g 
Histidin. Eine auf eine annähernde Berechnung des Hämoglobingehaltes der 
einzelnen Blutarten sich stützende Bestimmung des Histidingehaltes pro 100 g 
Hämoglobin gab für alle Blutarten annähernd gleiche Werte. 

Verfasser haben ferner versucht, die Frage nach dem Phosphorgehalt des 
Oxyhämoglobins aus Vogelblut zu entscheiden. Verfasser haben zu den Ver¬ 
suchen Oxyhämoglobin aus Gänseblut genommen und konnten dasselbe 
kristallinisch erhalten. Diese Kristalle sind leicht wasserlöslich. Während die 
Analysen werte für C, H, N, S und Fe gute Übereinstimmung zeigten, schwankten 
die Werte für P. Der Phosphorgehalt ließ sich durch mehrmaliges Umkristallieren 
bis auf Spuren reduzieren. Daraus kann geschlossen werden, daß dem Oxy¬ 
hämoglobingehalt aus Gänseblut ein Gehalt an Phosphor nicht zukommt. 

Schittenhelnt . 

965) Abderhalden, E. u. Rilliet, Auguste. Vergleichende Untersuchungen 
über die Zusammensetzung und den Aufbau verschiedener Seidenarten. 

I. Mitteilung. Die Monoaminosäuren der »New Chwang-Seide«. (Ztschr. für 
physiol. Chem. 1909, Bd. 50, S. 337.) 

Die zu dieser Untersuchung verwendete Seide stammt aus China und stellt 
ein bestimmtes Handelsprodukt dar. Die Raupe nährt sich vermutlich von 


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Referate. 


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Eichenblättem. Das gereinigte Seidenfibroin wurde zur Bestimmung des Tyrosins 
in der gewohnten Weise mit 25proz. Schwefelsäure hydrolisiert und zur Ge- 
winnung der anderen Aminosäuren mit rauchender Salzsäure gekocht. 

Aus 100 g reinem Seidenfibroin berechnet, ergaben sich folgende Ausbeuten 
an Aminosäuren: 


Glykokoll 

19,7 

S 

Alanin 

23.8 g 

Leucin 

1,6 

>» 

Serin 

1,0 „ 

Asparaginsäure 

2,9 

»> 

Glutaminsäure 

1,7 „ 

Phenylalanin 

1,7 


Tyrosin 

9,8 ,, 

Prolin 

1,85 

1» 




Schittenhelm . 

966) Abderhalden, £. Partielle Hydrolyse einiger Proteine. (Ztschr. für 
physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 373.) 

Abderhaldenist die Isolierung einiger neuer niederer Spaltprodukte gelungen. 
Aus Edestin wurde ein Produkt erhalten, welches Glutaminsäure und Tryptophan 
enthält, ein zweites wies Tryptophan, Glutaminsäure und Leucin auf, ferner ließ 
sich ein Körper abtrennen, der keine Spur von Tryptophan enthält, dagegen 
Tyrosin, Glykokoll und Leucin. Auch aus anderen Proteinen, z. B. aus Elastin, 
ferner aus Hämoglobin und aus Keratin wurden Produkte isoliert von ein¬ 
facherer Zusammensetzung; jedoch steht ihre genauere Charakterisierung noch 
aus. Die gewonnenen Produkte mit den entsprechenden synthetischen Poly¬ 
peptiden zu vergleichen und dadurch ihre Natur genau zu bestimmen, ist erst 
möglich, wenn die noch ausstehenden aber bereits eingeleiteten Synthesen er¬ 
ledigt sind. — Für eine aus dem Elastin erhaltene Verbindung von 1-Leucin-d- 
alanin ist der sichere Nachweis gelungen und die Identifizierung durch Ver¬ 
gleich mit dem synthetisch erhaltenen Produkte. Schittenhelm . 

967) Abderhalden, E. u. Behrend, L. Vergleichende Untersuchungen über 
die Zusammensetzung und den Aufbau verschiedener Seidenarten. II. Mitteilung. 
Die Monoaminosäuren aus Canton-Seide. (Ztschr. für physiol. Chem. 1909, Bd. 59, 
S. 236.) 

Die Seide stammte aus Südchina. Die Methodik der Hydrolyse und Isolierung 
war wie früher. Folgendes sind die Ausbeuten an einzelnen Aminosäuren, auf 
100 g aschefreie, bei 100° getrocknete Seide berechnet: 


Glykokoll 37,5 g 

Asparaginsäure 0,75 g 

Alanin 

23,5 „ 

Phenylalanin 

1,6 „ 

Serin 

1,5 „ 

Tyrosin 

9,8 „ 

Leucin 

1,5 „ 

Prolin 

1,0 „ 


Glutaminsäure ließ sich nicht feststellen. Die Übereinstimmung mit dem 
Seidenfibroin aus italienischer Seide ist groß. Schittenhelm . 

968) Abderhalden, E. u. Slavu. Vergleichende Untersuchung über den 
Gehalt der Serumeiweißkörper verschiedener Blutarten an Tyrosin, Glutamin¬ 
säure und an Glykokoll. I. Mitteilung. (Ztschr. für physiol. Chem. 1908, Bd. 59, 
S. 247.) 

Man kennt nur die Monoaminosäuren der Serumeiweißkörper des Pferde¬ 
blutes. In folgendem wurden die durch Ammonsulfat gefüllten Serumeiwei߬ 
körper (Globulin und Albumin) aus Gänseblut untersucht. Auf 100 g aschefreies, 
bei 100° bis zur Gewichtskonstanz getrocknetes Serumalbumin berechnet, er¬ 
gaben sich analysenreine Aminosäuren: 1,95 g Tyrosin, 8,1 g Glutaminsäure und 
0 g Glykokoll; für 100 g Serumglobulin 2,45 g Tyrosin, 9,1 g Glutaminsäure 
und 3,62 g Glykokoll. — Diese Werte stimmen mit den aus Pferdeblut erhaltenen 
vorzüglich überein, was um so bemerkenswerter ist, als es sich um Tiere aus 
ganz verschiedenen Klassen handelt. Schittenhelm . 

969) Abderhalden, E. u. Pringsheim, H. Studien über die Spezifität der 
peptolyüschen Fermente bei verschiedenen Pilzen. I. Mitteilung. (Ztschr. für 
physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 249.) 


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604 


Referate. 


Frühere Untersuchungen zeigten, daß die peptolytischen Fermente des 
tierischen Organismus nur Polypeptide angreifen, welche die in der Natur vor¬ 
kommenden Aminosäuren enthalten; dies zei^t sich besonders deutlich bei An¬ 
wendung racemischer Polypeptide, in dem diejenige Kombination, welche in der 
Natur nicht vorkommt, nicht gespalten wird. Verfasser untersuchten nun auch 
Preßsaft der Pilze. Es ergab sich, daß zwar die racemischen Peptide gespalten 
werden, daß aber im Gegensatz zur Spaltung mit tierischen Fermenten oder 
solchen aus Keimlingen von Pflanzensamen, die zu erwartenden Spaltprodukte 
keine Drehung hatten. Die Spaltung war also offenbar wohl geschehen, aber 
nicht asymmetrisch. Offenbar kommen in Pilzen Fermente vor, welche nicht 
nur die in der Natur vorkommenden Polypeptide, sondern auch deren Antipoden 
spalten können. 

Ferner ergaben die Versuche, daß die verschiedenen Pilze verschiedenartige 
peptolytische Fermente enthalten. Die Preßsäfte aus Allescheria Gayonii, Rhi- 
zopus tonkinensis und Aspergillus Wentii spalteten 1-Leucyl-d-Leucin, während 
Preßsaft aus Mucor mucedo dieses Peptid nicht angriff. Es scheint so, als ob 
die Wirkung der Fermente um so spezifischer werde, je höher ihr Träger in 
der Organismenreihe steht Schittenhelm, 

970) Abderhalden, E., Caemmerer, G. u. Pincussohn, L. Zur Kenntnis des 
Verlaufs der fermentativen Polypeptidspaltung. VH. Mitteilung. (Ztschr. für 
physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 293.) 

Verfasser stellten den Einfluß von bestimmten Salzen auf die Polypeptid¬ 
spaltung peptolytischer Fermente fest, ferner den der Temperatur und den von 
Aminosäuren. 

Cyankalium: Dessen Wirkung ist abhängig von der angewandten Konzentration. 
Zusatz von 1 ccm einer Lösung von 1:100 bewirkt starke Hemmung bis zur 
Aufhebung. Schwächerer Zusatz (1:500, mehr noch 1:1000, 1:5000 und 1:10000) 
wirkte zunächst stark beschleunigend, später verlangsamend. Dagegen ließ eine 
Lösung von 1:50000 keinen Einfluß mehr erkennen. 

Fluomatrium hemmt bei dl-Leucyl-glycin; bei Glycyl-l-tyrosin tritt zunächst 
eine deutliche Beschleunigung auf. 

Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid haben keinen großen Einfluß; bei 
größeren Konzentrationen erst Hemmung. 

Calciumchlorid beschleunigt den Abbau durch Hefepreßsaft. Strontium¬ 
chlorid hat keine Wirkung. 

Zusatz von Glykokoll, d-, 1- und dl-Alanin bewirkt eine Hemmung in der 
Fermentspaltung, die am ausgesprochensten beim d-Alanin ist. 

Temperaturoptimum für Hefepreßsaft bei 55° C., für Pancreassaft zwischen 
45 und 50° C. Schittenhelm . 

971) Abderhalden, E. u. Dean, H. R. Studien über die Bildung der Seide. 

(Ztschr. für physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 17.) 

Verfasser suchten die Frage zu entscheiden, ob die Seidenraupe das zur 
Bildung der Seide dienende Material im Moment des Spinnens des Cocons bereits 
fertig vorrätig enthält oder aber, ob ein weitgehender Umbau der Bildung des 
Seidenfadens vorangeht. Der Seidenfaden enthält viel Tyrosin, Glykokoll und 
Alanin. Es bestand die Möglichkeit, daß erst im Moment der Abgabe des 
Seidenfadens die eine oder andere Aminosäure sich bildet, resp. in so großer 
Menge auftritt. Verfasser wählten Raupen von Bombyx mori, die dicht vor dem 
Puppenstadium standen und verglichen die durch Hydrolyse aus ihnen gewonnenen 
Werte mit solchen, die sie bei der Hydrolyse von eben ausgeschlüpften 
Schmetterlingen erhielten (s. n. Ref.). Es zeigte sich, daß die Raupen im Moment, 
wo sie den Faden abzugeben beginnen, in ihrem Körper auffallend große Vor¬ 
räte an denjenigen Monoaminosäuren haben, die am Aufbau der Seide be¬ 
teiligt sind. Die Seide wird zunächst im flüssigen Zustand von der Spinndrüse 
abgegeben, welche wohl eine ganz specifische Tätigkeit entwickelt, indem sie 
die ihr gebotenen Proteine zur Seide umbaut, wobei aber offenbar keine neuen 
Aminosäuren entstehen. 


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Referate. 


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Gefunden wurden: Glykokoll 10,2°/ 0 Glutaminsäure 3,5°/ 0 


Alanin 

8,7 „ 

Phenylalanin 

2,4 „ 

Valin 

1,7 „ 

Tyrosin 

4,3 „ 

Leucin 

4,8 „ 

Prohn 

1,5 „ 

Asparaginsäure 

1,6,. 


Schittenhelm. 


972) Abderhalden, E. u. Weichardt, W. Die Honoaminosfturen des Körpers 
des Seidenspinners. (Ztschr. für physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 174.) 

Der Körper des Seidenspinners kann gewissermaßen als Raupe minus 
Cocon angesehen werden. Es müssen aber doch gewaltige Umlagerungen ge¬ 
schehen, um aus der Raupe ohne weitere Nahrungszufuhr den Schmetterling zu 
machen. Die Analyse zeigte nun, daß der Schmetterling in der Tat auch 
klinisch als Raupe minus Cocon anzusehen ist, indem mit der Absonderung 
der Seide offenbar eine weitgehende Aenderung des Gehalts vom zurück¬ 
bleibenden Organismus an bestimmten Animosäuren verknüpft ist Der Tyrosin-, 
Glykokoll- und Alaningehalt sinkt ganz erheblich und umgekehrt steigt der Gehalt 
an Valin, speziell auch an Leucin und den anderen Aminosäuren beträchtlich an. 


Es wurden gefunden: Glykokoll3,5°/ 0 

Alanin 3,2 „ 

Valin 1,7 „ 

Leucin 8,5 „ 

Asparaginsäure 2,7 „ 


Glutaminsäure 5,7 °/ 0 


Phenylalanin 

Tyrosin 

Prolin 


2,7 
1,6 „ 
4,0 


Schittenhelm. 


973) Abderhalden, E. u. Thies, F. Weitere Stadien über das physiologi¬ 
sche Verhalten von 1-, d- und dl-Suprarenin. II. Mitt. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 59, S. 22.) 

In Gemeinschaft mit F. Müller (s. Ref. 331 ds. Jahrg.) hat Abderhalden 

G ezeigt, daß, während 1-Suprarenin von bestimmten Dosen an eine ausgesprochene 
Erhöhung des Blutdruckes bewirkt, sich beim d-Suprarenin bei Anwendung 
gleicher und auch größerer Mengen kaum ein Einfluß feststellen läßt. In der 
vorliegenden Mitteilung wird das interessante Resultat erhalten, daß 1. d-Supra- 
renin in Mengen, bei denen 1-Suprarenin eine ausgesprochene Pupillenerweiterung 
am Froschauge herbeiführt, keine oder doch nur eine geringfügige Erweiterung 
der Pupille erzeugt. dl-Suprarenin wirkt seinem Gehalte an 1-Suprarenin ent¬ 
sprechend. 2. Wird gezeigt, daß d-Suprarenin in Dosen, die bei Anwendung 
von 1-Suprarenin Glucosurie bewirken, keine Zuckerausscheidung hervorruft. 
dl-Suprarenin wirkt auch hier seinem Gehalte an 1-Suprarenin entsprechend. — 
Es kommt somit die Konfiguration des Suprarenins bei all diesen Versuchen in 
ganz ausgesprochener Weise zum Ausdruck. Da beim Suprarenin die Konfigu¬ 
ration einen so ausgesprochenen Einfluß auf die physiologische Wirkung (Blut¬ 
druck, Pupillenweite und Zuckerstoffwechsel) in gleichem Maße hat, so unterliegt 
es keinem Zweifel, daß auch diejenige Substanz, auf die das Suprarenin wirkt, 
Gruppen besitzen muß, die einen ganz spezifischen Aufbau besitzen und daß 
der Angriffspunkt in allen Teilen derselbe ist. Schittenhelm. 

974) Abderhalden, E. u. Slavu (Bukarest). Weitere Studien über das 
physiologische Verhalten von 1-, d- und dl-Suprarenin. III. Mitteilung. (Ztschr. 
für physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 129.) 

Es handelt sich um die Fortsetzung früherer Versuche (s. vorstehendes 
Referat). In den jetzigen Untersuchungen an Mäusen und Fröschen fand sich 
das Resultat, daß das d-Suprarenin in Dosen, die bei Verwendung von 1-Suprarenin, 
nachdem die Körpertemperatur sehr tief gesunken ist, rasch und sicher zum 
Tode führen, nur eine sehr geringe Senkung der Körpertemperatur bewirkt. Die 
Tiere erholen sich nach recht großen Dosen von d-Suprarenin stets vollkommen. 
Die Pigmentzellen der Haut des Frosches kontrahieren sich nach Injektion von 
1-Süprarenin in den Lymphsack. Dieser Erfolg ist viel weniger ausgesprochen, 
wenn d-Suprarenin injiziert wird. Recht interessant verlaufen Versuche über 
die Gewöhnung von Mäusen an 1-Suprarenin. Es gelang, eine gewisse Resistenz 
zu erzeugen gegen 0,0001 g 1-Suprarenin, wenn mit Dosen von 0,00001 g be¬ 
gonnen wurde. Der Erfolg war jedoch unsicher. Auffallenderweise glückte es 


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Referate. 


jedoch, mit Hilfe von d-Suprarenin eine bedeutende Resistenz gegen 1-Suprarenin 
herbeizuführen, so daß mit d-Suprarenin vorbehandelte Mäuse Dosen von 1-Supra- 
renin bis zu 0,0011 g, also das 11 fache einer sonst sicher tötlichen Dosis ver¬ 
trugen. Die Erklärung dieses Befundes ist noch nicht sicher möglich. SchiUenhelm . 

975) Edkins, J. S. u. Tweedy, M. Der natürliche, die chemische Magen- 
secretion beeinflussende Vorgang. (Vorläufige Mitteilung.) (Proc. Royal. Soc. 
London, Serie B. 80. 529. 31/12. [10/7.] 1908.) 

Im Verfolg früherer Untersuchungen (Proc. Royal Soc. London, Serie B. 76. 
376; Journ. of Physiol. 34. 133—44) konnten Verfasser nachweisen, daß im Fundus 
des Magens keinerlei Absorption stattfindet. Es ließen sich keinerlei Substanzen 
nachweisen, die während der Circulation. die Magensecretion aufheben. Der 
Pylorus und das Duodenum sind als diejenigen Stellen zu bezeichnen, wo eine 
Absorption stattfindet, und wo das vom Verfasser als Gastrin bezeichnete wirk¬ 
same Prinzip in Freiheit gesetzt wird. Brahtn. 

976) Nömec, B. Über die Natur des Bacterienprotoplasten. (Ber. Dtsch. 
Bot. Ges. 26 a. 809—12. 28/1. 1909. [19/12. 1908.] Prag. Pflanzenphysiol. Inst, 
d. böhmischen Univ.) 

Auf Grund eigener Versuche kommt Verfasser zu der Ansicht, daß in der 
Frage nach der Kemnatur irgend einer plasmatischen Substanz ihr Verhalten 
gegenüber der Pepsinsalzsäure allein gar keinen näheren und entscheidenden 
Aufschluß geben kann. Brahm . 

977) Lillie, R. S. Über den Zusammenhang zwischen Änderungen der 
Permeabilität und Reizung und über Änderungserscheinungen der Permeabilität 
gegenüber Kohlensäure. (Amer.Joum. Physiol. 1909, 24. 14—44. 1/4. Woods Hole. 
Marine Biological Lab. u. Pennsylvania. Univ. Zoologie. Dep. Physiolog. Lab.) 

An den Larven von Arenicola cristata konnte Verfasser nachweisen, daß 
isotonische Lösungen von NaCl, KCl, NH 4 C1, LiCl, SrCl 2 , BaCl 2 die Larven sehr 
kräftig reizen und eine Contraction auf die Hälfte der ursprünglichen Größe be¬ 
wirken. Dabei wird gleichzeitig ein in den Zellen enthaltenes gelbes Pigment 
frei und in die Lösung abgestoßen, die sich dadurch färbt. Sobald eine Lösung 
vorhanden ist, die nicht die heftige Initialcontraction bewirkt, tritt der Pigment¬ 
verlust nicht ein. In isotonischen Lösungen von CaCl 2 und MgCl a verlieren die 
Muskeln ihre Contractionsfahigkeit und werden fest und bewegungslos. Aktiv 
beweglich bleiben nur die Cilien, die nicht beeinflußt werden. Ein Zusatz einer 
geringen Menge CaCl 2 -Lösung zu der isotonischen NaCl-Lösung hebt die Initial¬ 
contraction und verhindert das Austreten des Pigments. MgCl a und ähnlich 
wirkende Salze scheinen die Permeabilität der Gewebe zu verringern und da¬ 
durch den Ionenaustausch, der die Reizung bedingt, zu verhindern. Anaesthetica 
scheinen hauptsächlich eine Permeabilitätsverminderung herbeizufuhren, Reiz¬ 
mittel haben die gegenteilige Wirkung. Starke Lösungen von Fettlösungs¬ 
mitteln, wie Chloroform, Aether, Benzol, bewirken eine starke Muskelcontraction 
nebst Pigmentausscheidung trotz des Zusatzes von MgCl 2 -Lösung. Diese Er¬ 
scheinung erklärt sich durch eine Veränderung der Lipoidsubstanzen in der 
Plasmahaut. Ist die Veränderung geringer Natur, so nimmt die Permeabilität 
ab, ist dieselbe stärker, so wird die umgekehrte Wirkung erzielt. Die chemische 
Wirkung dieser Permeabilitätsänderung hängt besonders von der Beeinflussung 
der durch die Zellen ausgeschiedenen Kohlensäuremenge ab. Die Geschwindig¬ 
keit der oxydierende Energie erzeugenden Prozesse, deren Endprodukt die CÖ 2 
ist, regelt sich durch das Verschwinden der letzteren. Diese Geschwindigkeit 
wächst durch die auf Reizwirkung hin gesteigerte Permeabilität und nimmt ab 
während der Anästhesie. Diese Ansicht wird gestützt durch die Annahme der 
positiven oder negativen Aenderungen der elektrischen Ladungen. Brahtn. 

978) Lifschtitz, J. Die Oxydationsprodukte des Cholesterins in den tieri¬ 
schen Organen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 58, S. 175—184.) 

Verfasser weist mit Hilfe seiner beschriebenen Farben- und Spektralreaktion 
mit Essigschwefelsäure im Blut und im Knochenmark präformierte Oxycholeste- 
rine nach. Dohm . 


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Referate. 


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979) Siegfried, U. u. Pilz, 0. Zur Kenntnis der allmählichen Hydrolyse 
des Glutins. Aus d. chem. Abt. d. physiol. Inst. d. Univ. Leipzig. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1908, Bd. 58, S. 215—228.) 

Aus käuflicher Ledergelatine wird auf drei verschiedene Methoden das Gluto- 
kyrin-ß-sulfat dargestellt und analysiert. Die Produkte sind konstant zusammen¬ 
gesetzt: 32,2 °/ 0 C, 6,1 °/ 0 H, 16,8 °/ 0 N, 9,9 °/ 0 S. Auch das aus dem umkristalli¬ 
sierten Phosphorwolframate besitzt die gleiche Zusammensetzung. Die Sulfate 
der verschiedenen Darstellungen liefern übereinstimmend etwa 86 °/ 0 durch Phos¬ 
phorwolframsäure fällbaren N bei vollständiger Hydrolyse. Als Spaltungsprodukte 

CO 

werden nachgewiesen: Arginin, Lysin und Glutaminsäure. Der Quotient -Jur¬ 


ist für das Glutokyrin-ß-sulfat 1:2,9 also nur etwa halb so groß wie der der 
Spaltungsprodukte. Dohrn. 


980) Pregl, F. Notiz über die Monaminosäuren des Paramucins. Aus d. 

Inst. f. angew. mediz. Chemie d. Univ. Graz. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 58, S. 229—232.) 

Bei einer aus dem Peritonealraum eines Menschen stammenden bernstein¬ 
gelben Gallerte handelte es sich um Paramucin. Es ließen sich nach den Ester¬ 
methoden isolieren: Leucin, Alanin, Prolin, Phenylalanin, Asparaginsäure und 
Glutaminsäure. Durch Arbeiten anderer Autoren sind noch Glykosamin, Tyrosin, 
Tryptophan und Cystin als Bausteine des Paramucin anzunehmen. Dohrn . 


981) Schmidt-Nielsen, Signe u. Sigval. Quantitative Versuche über die 
Destruktion des Labs durch Licht. Aus d. Laborat des Finsens med. Lysinst. 
zu Kopenhagen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 58, S. 233—254.) 

Die Versuche wurden mittels einer Quecksilberbogenlampe ausgeführt. Die 
Abschwächung des Labs durch Licht ist eine Monomolekularreaktion, deren Ge¬ 
schwindigkeit wie die anderer photochemischer Reaktionen wenig von der Tempe¬ 
ratur abhängig ist. Maßgebend für den Wert der Destruktion ist vor allem die 
Durchsichtigkeit des verwendeten Kühlwassers, insofern stillstehendes destilliertes 
Wasser die Reaktionskonstante zum Sinken veranlaßte. Die Reaktion findet nur 
in den oberflächlichen, vom Licht zuerst getroffenen Schichten, nicht in der 
ganzen Flüssigkeit statt. Die Wellenlänge der Lichtstrahlen ist wesentlich für 
das Gesamtresultat. Dohrn. 


982) Granström, E. Zur Frage über den Einfluß der Säuren auf den 
Calciumstoffwechsel des Pflanzenfressers. Aus d. chem. Abt. des pathol. Inst, 
d. Univ. zu Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 58, S. 195—214.) 

Unter dem Einfluß des Hungers steigt die Ca-Ausscheidung am 7.—10. Tag 
auf das vier- und fünffache der ersten Tage; im Kot ist sie anfangs gleich der¬ 
jenigen im Ham, sinkt später jedoch herab. Bei Fütterung mit HCl und einer 
sauren Asche und sauren Ham gebender Nahrung (Sahne und Weizengraupen) 
wird bedeutend mehr Ca im Harn ausgeschieden. Im Kot nimmt die Ca-Aus- 
scheidung stets ab, außer bei P 2 0 6 -Vergiftung, wo eine Zunahme stattfindet, die 
durch im Darm gebildetes unlösliches Calciumphosphat oder durch direkt ver¬ 
mehrte Ausscheidung von Ca durch den Darm erklärt werden kann. Bei der 
HCl-Zufuhr wird das eingeführte Chlor sehr rasch ausgeschieden und die ver¬ 
mehrte Ca-Ausscheidung setzt später ein und dauert länger an. Die Phosphor¬ 
säure, von den Kaninchen schlechter vertragen als HCl, vermehrt deren Aus¬ 
scheidung im Kot ebenso wie im Ham und geht ebenfalls langsamer vor sich 
als die Chlor-Ausscheidung. Vielleicht läßt sich die Kalkentziehung aus dem 
Organismus unter dem Säureeinfluß bei verschiedenen Verkalkungen therapeutisch 
verwerten. Dohrn. 


983) Winterstein, E. Ein Beitrag zur Frage der Konstitution des Phytins. 

Aus d. agrik.-chem. Laborat. des Polytechn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1908, Bd. 58, S. 118—121.) 

Durch Spaltung des Phytins mit Laugen erhält Verfasser eine Substanz, die 
in ihren Eigenschaften mit dem Inosit übereinstimmt. Dem Inosit scheint im 


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Referate. 


Säugetierstoffwechsel eine wichtige Rolle zuzukommen, da es als Bestandteil 
wichtiger Organe vorgefunden ist Da Phytin vermutlich eine Inositphosphorsäure 
ist, so ist anzunehmen, daß es durch eine hydrolytische Spaltung und nicht durch 
eine Kondensation von Formaldehyd entsteht Dohm . 

984) Browlnski, J. Über die Gegenwart von Proteinsäuren im Blut. Aus 

d. med.-chem. Inst, der Univ. Lwow (Lemberg). (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 58, S. 134—146.) 

Quantitativ entfallen auf die Proteinsäuren 6,23 °/ 0 vom N aller Extraktivstoffe, 
und die Menge der Säuren auf die Oxyproteinsäuren berechnet beträgt 0,137 g 
auf 1 1 Serum. Qualitativ wurden im Pferdeblutserum gefunden: Urochrom, 
Antoxyproteinsäure, Oxy- und Alloxyproteinsäure, und ein Ag-Salz einer S- und 
P-freien Säuse von der Formel Ci5H 2 60 16 Ag 7 . Dohm. 

985) Blau, EL Ein Beitrag zur Kenntnis des Surinamins. Aus d. agrik.- 
chem. Laborat. des Eidgen. Polytechn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, 
Bd. 58, S. 153—155.) 

Aus der Rinde von Geoffroya wurde eine Substanz vom Schmelzpunkt 246 0 
isoliert. Bei trockener Destillation entstand ein Sublimat, das bald kristallinisch 
erstarrte und nach seinem analytischen Verhalten auf ein Oxyphenyläthylamin 
schließen ließ. Durch die Kalischmelze entstand eine Verbindung, die in ihren 
Eigenschaften mit der p-Oxybenzoesäure übereinstimmte. Die Substanz ist dem 
Tyrosin sehr ähnlich. Dohm . 

986) Schulze, E. u. Godet, Ch. Über den Calcium- und Magnesiumgehalt 
einiger Pflanzensamen. Aus d. agrik.-chem. Laborat. des Polytechn. in Zürich. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Ba. 58, S. 155—161.) 

Für die Analysen von Pflanzensamen verwendete man bisher Aschen von 
unentschälten Samen. Da jedoch Kern und Schale eine ungleiche Zusammen¬ 
setzung zukommt, so gibt eine Analyse des unentschälten Samens keinen sicheren 
Aufschluß. Denn der Keimling nutzt nur die Universalbestandteile des Samens 
aus, nicht diejenigen der Schale. Bei getrennter Analyse ergab sich, daß die 
Asche des Kerns stets weit mehr Magnesium als Calcium enthielt, während da¬ 
gegen die Asche der Schale weit reicher an Calcium war. Aus dem relativ 
hohen Magnesiumgehalt der Kerne muß man schließen, daß dieses Element für 
das aus dem Samen entstehende Keimpflänzchen von besonderer Bedeutung ist. 
Da das Chlorophyll reich an Magnesium ist, kann seine Bildung ohne vorhandenes 
Magnesium nicht erfolgen. Wie im Gebiete der reinen Chemie wird wahrschein¬ 
lich auch im Organismus der Pflanzen das Zustandekommen von Synthesen durch 
die Gegenwart von Magnesium begünstigt. Dohm. 

987) St&rkenstein, E. Die Beziehungen der Cyclosen zum tierischen Orga¬ 
nismus. Aus d. pharmakol. Inst. d. Deutschen Univ. in Prag. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1908, Bd. 58, S. 162—164.) 

Im Gegensatz zu Rosenberger (diese Ztschr. Bd. 56, S. 373) besteht Ver¬ 
fasser auf der Ansicht, daß der lebende Organismus freien Inosit enthält. Es 
sei kein Grund vorhanden, eine Vorstufe desselben, Inositogen, als Muttersubstanz 
für eine postmortale Bildung von Inosit anzunehmen. Dohm . 

988) Bonamartini, G. u. Lombardi, U. Über saures und neutrales Kupfer- 
albuminat. Aus d. Inst, für experim. Hygiene in Rom. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1908, Bd. 58, S. 165—174.) 

Da die in der Literatur vorkommenden Metallverbindungen der Albuminoide 
analytisch große Schwankungen aufweisen, untersuchten die Verfasser, ob es sich 
um konstante Verbindungen bei den Reaktionen zwischen Albumin und Metall 
handelt. Sie kommen zu dem Schluß, daß es zwei Kupferverbindungen gibt, 
von denen die eine, Kupfersulfatalbuminat (saure Verbindung), ziemlich löslich 
ist, während die zweite, neutrales Kupferalbuminat, unlöslich ist. Dohm . 


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Referate. 


509 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

989) Hildebrandt, W. (Freiburg i. Br.) Über Vorkommen und Bedeutung 
des Urobilins im gesunden und kranken Organismus, insbesondere auch über 
seine Beziehungen zum Ikterus. Aus der med. Klinik in Freiburg i. Br. und 
dem Sanat. Dr. Philippi in Davos-Dorf. (Münch, med. Wschr., April 1909, 
Nr. 14—15.) 

Hildebrandts Schlußsätze sind: Das Urobilin entsteht nur aus Bilirubin 
und zwar durch die Wirkung reduzierender Bacterien nur im Darm, in seltenen 
Fällen auch in inficierten Gallenwegen (Enterogene, eventuell cholangiogene 
Urobilinbildung). Bei gesunder Leber kommt Urobilinurie zu Stande infolge er¬ 
höhten Blutzerfalles (relative Insufficienz der Leber). Bei nicht erhöhtem Blut¬ 
zerfall läßt Urobilinurie stets auf eine Erkrankung des Leberparenchyms bezw. 
auf lokale Gallenstauung (absolute Insufficienz der Leber) schließen. (Die seltenen 
Ausnahmen von dieser Kegel sind in der Arbeit besprochen). Fieber an sich 
verursacht keine Urobilinurie. Bei Choledochusverschluß verschwindet jede 
Urobilinurie. Bei der Laenneeschen Cirrhose ist die Erkrankung der Leber¬ 
parenchymzellen das primäre, die Bindegewebsentwicklung ist sekundärer Natur. 

Eine klinische Krankenuntersuchung, welche das Verhalten des Urobilins, 
speziell im Harn, unberücksichtigt läßt, ist unvollständig! M. Kaufmann . 

990) Samele, E. Sulla reazione del sangue e suoi modemi metodi di 
determinazione. (Über die Reaktion des Blutes und ihre modernen Bestimmungs¬ 
methoden.) Aus der med. Klinik des Istit. di Studi sup. zu Florenz. (La Clin, 
med. Ital., Juni 1908, Nr. 6.) 

Kritisches Übersichtsreferat. M. Kaufmann . 

991) Samele, E. La tensione superficiale del siero di sangue dei glicosurici. 

(Die Oberflächenspannung des Blutserums der Glycosuriker.) Aus der med. 
Klinik des Istit. di studi sup. zu Florenz. (La Clin. med. Ital., Mai 1908, Nr. 5.) 

Zur Messung der Oberflächenspannung diente die von Fano und Mayer 
im Arch. di Fisiol., Bd. IV, 1907 angegebene Methode. Bei den mit Hyper- 
glycaemie einhergehenden Formen war sie herabgesetzt, und zwar dürfte hierfür 
teilweise wohl der vermehrte Blutzucker bezw. seine Kombination mit den 
Salzen des Serums in Betracht kommen, bei den schweren Diabetesformen 
daneben auch noch der vermehrte Fettgehalt des Blutes. Bei der Phloricin- 
glycosurie fehlt natürlich dem nicht vermehrten Blutzuckergehalt entsprechend, 
die Herabsetzung; merkwürdigerweise aber zeigt auch die experimentelle Pancreas- 
glycosurie trotz der Hyperglycaemie eine langsame, aber progressive Steigerung 
des Wertes, wohl infolge der Hydraemisierung des Blutes. M . Kaufmann . 

992) öazzetti, C. Abbondante glicosuria in un caso di polmonite fibrinosa. 

(Reichliche Zuckerausscheidung bei einer Pneumonie.) Aus dem Osped. civile 
zu Modena. (Gazz. degli osped., Febr. 1909, Nr. 17.) 

Es handelte sich um einen sonst völlig gesunden Mann von 45 Jahren, der 
am 5. Tage einer typischen Pneumonie mit Zuckerspuren ins Krankenhaus kam, 
am Tag der Krise 18 g Zucker ausschied, am 8. Tag nach der Krise nur noch 
Spuren, am 9. keinen Zucker mehr hatte. M. Kaufmann . 

993) Fonzo, C. Del modo di comportarsi del glicogene epatico nella inani- 
zione. (Das Verhalten des Leberglycogens im Hunger.) Aus dem Istit. di scienze 
biolog., Sez. di pat. gen. zu? (II Policlin. Sez. med., Nov. 1908, Nr. 11.) 

Die Untersuchungen Fonzos wurden nach der Methode Pflügers an 
mehreren 100 Fröschen vorgenommen. Der prozentualische Glycogengehalt der 
Lebern betrug zu Beginn des Hungers 0,282—0,266, nach 3 Tagen 0,094, nach 
8 Tagen 0,17, nach 13 Tagen 0,12, nach 15 Tagen 1,83, nach 16 Tagen 1,946, 
nach 22 Tagen 2,037, nach 27 Tagen 1,001, nach 32 Tagen 0,072. Der Glycogen¬ 
gehalt nimmt also im Hunger zunächst ab, um dann hoch anzusteigen und 
schließlich wieder abzunehmen. M . Kaufniann. 


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610 


Referate. 


994) Moro, E., Noda, S. u. Benjamin, E. Paroxysmale Hämoglobinarie 
und Hämolyse in vitro. Aus der Kinderklinik zu München. (Münch, med. 
Wschr., März 1909, Nr. 11.) 

Die Verfasser führten in einem Falle von paroxysmaler Hämoglobinurie 
systematische Untersuchungen aus, die in allen Hauptpunkten die Angaben von 
Donath und Landsteiner (Münch, med. Wschr. 1904, Nr. 36) bestätigten; 
der Kälte-Wärme-Versuch in vitro gelang jedesmal mit absoluter Sicherheit. Es 
ergab sich dabei, daß das für die Reaktion günstigste Mengenverhältnis von 
Serummenge : Erythrocytenaufschwemmung 8:1 ist (0,2 ccm Serum zu 0,025 ccm 
50°/ 0 Erythrocytenaufschwemmung). Auffallend war ein. fortschreitend ab¬ 
nehmender und schließlich ganz auffallend niedriger Komplementgehalt des Blut¬ 
serums des betreffenden Hämoglobinurikers. Die Erscheinung, daß gelegentlich 
auch ohne vorherige Abkühlung des Blutserumgemisches Hämolyse auftrat, er¬ 
klärte sich so, daß schon die Abkühlung des Blutes während des erstmaligen 
Waschens mit physiologischer Kochsalzlösung (bei ca. 17°) ausreichte, um die 
Blutkörperchen dauernd zu sensibilisieren; diese Befunde dürften eine Reihe von 
gegen Donath und Landsteiner sprechender Einwände verschiedener Autoren 
entkräften. Weitere Versuche ergaben, daß die in der Kälte erfolgte Bindung 
des hämolytischen Zwischenkörpers an die Erythrocyten bei 37° C (im Wasser¬ 
bad) vollständig aufgehoben wird, sofern dem Blutserumgemisch nicht vorher 
frisches Normalserum als Komplement zugefügt wurde. Diese rasche Dissociation 
der Zwischenkörper-Erythrocytenbindung in der Wärme läßt die relativ gering¬ 
fügige intravasculäre Hämolyse beim Kälteversuch in vivo verstehen. Die 
Wassermann sehe Reaktion war in dem Falle der Verfasser stark positiv; sie 
war es auch in dem Serum, nachdem es vorher seines spezifischen Zwischen¬ 
körpergehaltes beraubt worden war. Systematische Blutuntersuchungen während 
eines Kälteversuches ergeben, daß der Komplementgehalt des Serums 15 Minuten 
nach dem Bade hoch anstieg; eine Stunde darauf war das Serum wieder kom¬ 
plementfrei. Die Folge war eine ca. 40 Minuten lang nachweisbare intravasculäre 
Hämolyse mit Rubinfarbung des Serums; eine Hämoglobinurie war nicht nach¬ 
zuweisen. Die Körpertemperatur stieg nach dem Bade an, um nach zwei Stunden 
ihr Maximum zu erreichen. Bald nach der Abkühlung trat eine starke Ver¬ 
mehrung der polymorphkernigen Leukocyten, Verminderung der Lymphocyten 
und Phagocytose der Erythrocyten, am nächsten Tage deutliche Eosinophilie ein. 
Die Summe aller Erscheinungen bietet das Bild der »Abwehrreaktion«; der 
Kälteversuch beim Hämoglobinuriker mit seinen Folgen stellt demnach ein 
klassisches Beispiel für die klinische Wesensverwandtschaft toxischer Schädi¬ 
gungen mit dem Kälteschaden dar. M. Kaufmann . 

995) Samele, Ettore. Ricerche fisiche e chimiche sul sangue dei glicosurici. 

(Physikalische und chemische Untersuchungen über das Diabetikerblut.) Aus der 
Clin. med. des Istit. di Studi sup. zu Florenz. (La Clin. med. Ital., April 1908, 
Nr. 4.) 

Zahlreiche Einzelbestimmungen von spezifischem Gewicht, Alkalescenz, 
Trockenrückstand, organischer Substanz, Asche, Chloride, Glykose, Fettgehalt, 
Gesamt-N, Albumingehalt des Blutes von 8 Diabetikern, 2 pankreasdiabetischen 
Hunden, 2 Menschen und 3 Hunden mit Phloricinglykosurie, 3 Hunden mit 
Adrenalinglykosurie, 2 Hunden mit intravenöser Glykoseapplikation und 3 Ka¬ 
ninchen mit Zuckerstich. M . Kaufmann . 

996) Samele, Ettore. Sulla reazione del sangue e suoi moderni metodi 
di determinazione. (Über Blutreaktion und ihre modernen Bestimmun^smetho- 
den.) Aus dem Istit. di Studi Super., Clin. med. zu Florenz. (La Clm. med. 
Ital., Juni 1908, Nr. 6.) 

Kritische Betrachtung*, die zu dem Schlüsse führt, daß auch die elektro- 
metrische Methode Fehlerquellen hat. Die titrimetrische Methode gewährt uns 
trotz ihrer Ungenauigkeit wertvolle Anhaltspunkte, wofern man nur im Auge 
behält, daß sie uns nicht die wirkliche Reaktion, sondern lediglich die größere 
oder geringere Affinität des Serums für Säuren angibt. M ’. Kaufmann. 


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Referate. 


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997) Kaempf, Arno. Untersuchungen über den Gehalt an Zucker im Blute 
normaler schwangerer und gebärender Frauen. (Inaug.-Diss. Halle 1908, 33 S.) 

Der Prozentsatz des Blutes an Zucker schwankt von 0,0526°/ 0 —O,125°/ 0 ; 
es ergibt sich also, daß der Blutzuckergehalt innerhalb der physiologischen 
Grenzen liegt. Fritz i^oeb. 

998) Sieg, Erich. Untersuchungen über das Vorkommen der einzelnen 

Zuckerarten im Harne von Milchkühen. Aus d. ambulator. Klinik d. tierärztl. 
Hochsch. Berlin. (Inaug.-Dissert. Gießen 1909, 33 S.) Fritz Loeb . 

999) Baur, E. u. Barschall, H. Über die Bestimmung des Fettes im Fleisch. 

(Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, Januar 1909, Bd. 30, H. 1, S. 54—62.) 

Die Arbeit ist eingeleitet durch eine kritische Besprechung der Literatur, 
aus der hervorgeht, daß die Verdauungsmethode vor anderen Verfahren zwar 
manche Vorzüge hat, durch die Verwendung von Pepsin aber eine gewisse Un¬ 
bequemlichkeit mit sich bringt, während die Methoden der Aufschließung des 
Fleisches durch starke Säuren dem Bedürfnis der Praxis nach schnellen Analysen 
besser gerecht werden. Unter diesen zeichnet sich das durch Toyokishi Kita 
auf Fleisch übertragene Gerb ersehe Verfahren der Bestimmung des Milchfettes 
in Bezug auf Schnelligkeit und Kürze aus. Da die Verfasser bei der Nach¬ 
prüfung Schwierigkeiten in der glatten Auflösung des Fleisches fanden, wandten 
sie die Schwefelsäuremethode in einer von ihnen ausprobierten Arbeitsweise an, 
deren Ergebnisse sich denen der Verdauungsmethode als gleichwertig erwiesen. 
Die Ausführung ist folgende: Das von Fett und Sehnen befreite Fleisch wird 
viermal durch die Fleischhackmaschine geschickt und davon ein Teil in einer 
Reibschale zerquetscht. Von diesem Brei werden je 2 g in Kolben eingewogen 
und mit 20 ccm Schwefelsäure aus 1 Volum Schwefelsäure (spez. Gew. 1,81) 
4- 1 Volum Wasser übergossen. Auf dem Wasserbade unter zeitweiligen Um¬ 
schwenken erhitzt, löst sich das Fleisch in 20—30 Minuten. Nach völliger 
Lösung entfernt man den Kolben vom Wasserbad und verdünnt mit Wasser auf 
etwa 100 ccm. Diese Fleischlösung wird dann im Scheidetrichter mit 100 ccm 
Äther überschichtet, wobei man den Äther zuerst in den Kolben, der die 
Fleischlösung enthalten hatte, gießt und ihn damit ausschwenkt, um die noch 
an den Wandungen klebenden Fetttröpfchen in den Scheidetrichter über¬ 
zuführen. Darauf wird im Scheidetrichter geschüttelt und nach dem Absetzen 
der beiden Schichten die Aetherlösung aus der oberen Mündung des Scheide¬ 
trichters in ein Becherglas gegossen, worin man sie eine Zeit lang stehen läßt, 
damit kleinste Wassertröpfchen sich auf den Boden absetzen können. Die Aether- 
ausschüttelung wiederholt man nochmals in gleicher Weise, wobei nur noch 
wenig Fett erhalten wird, gießt die gesamte Äetherlösung aus dem Becherglas 
in ein gewogenes Destillierkölbchen (Extraktionskölbchen) und destilliert den 
Aether ab. Nach dem Verjagen des Äethers stellt man die Kölbchen mit dem 
Fettrtickstand, wie üblich, etwa eine halbe Stunde in den Wasserdampfschrank 
zum Trocknen, läßt sie dann im Exsiccator erkalten und wägt. Fr. Franz . 

1000) Baur, E. Über die Bestimmung des Zuckers im Fleisch. (Arbeiten aus 
dem Kaiserl. Gesundheitsamte, Januar 1909, Bd. 30, H. 1, S. 63—73.) 

Unter Zugrundelegung der Furolprobe von Molisch-Udransky hat Baur 
eine spektralanalytische Methode für die Bestimmung des Zuckers in Fleischaus¬ 
zügen und im Harn ausgearbeitet, welche die genannte Farbenreaktion mit besserem 
Erfolge zu verwerten gestattet. Der entstehende Farbstoff ist durch ein 
nach Lage und Begrenzung scharf charakterisiertes Absorptionsband aus¬ 
gezeichnet, dessen Maximum im Grün bei k = 506 ßß liegt. Durch Messung 
der Breite dieses Bandes ließ sich an der Hand einer Absorptionskurve 
des Thymol-Furol-Farbstoffes, die mit Glucoselösungen bekannten Gehaltes 
an denen die Reaktion von Molisch-Udransky angestellt wurde, ge¬ 
wonnen war, die Zuckerkonzentration in der betreffenden Lösung bestimmen. 
Die Einzelheiten des Verfahrens müssen im Original nachgelesen werden. Ver¬ 
gleichende Versuche der polarimetrischen, titrimetrischen und der neuen 
spektralanalytischen Zuckerbestimmung im Harn und Fleischauszug zeigten, daß 


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Referate. 


das letzte Verfahren bei geringen Gehalten (von 0,3 °/ 0 abwärts) den beiden 
ersten überlegen ist, abgesehen davon, daß es auch wegen seiner einfachen und 
raschen Ausführung Vorzüge bietet. Nur ist stets im Auge zu behalten, daß 
man im Fleisch nicht eigentlich Traubenzucker allein, sondern die Gesamtheit 
vorhandener Kohlenhydrate bestimmt. Fr. Franz . 

1001) Perugia, A. Potere coagulante del sangue ed eliminazione del calcio 
per le orine nella demenza precoce. (Gerinnungsvermögen des Blutes und Kalk¬ 
ausscheidung im Ham bei der Dementia praecox.) Aus dem Manicom. di 
S. Servolo zu Venedig. (Gazz. degli osped., Nov. 1908, Nr. 137.) 

Die Zahlen ergeben, daß bei den hebephrenischen und paranoiden Formen 
der Dementia praecox die Gerinnungsfähigkeit des Blutes normal, bei der Kata¬ 
tonie dagegen gesteigert ist. Bei der Katatonie ist die Quantität des Hamkalks 
im Verhältnis zur Norm und zu der Epilepsie stark vermindert. M . Kaufmann . 

1002) van Westenrijk u. Friedenthal, Hans. Über Veränderungen der Blut¬ 
reaktion bei intravenöser Einführung von Säure und Alkali. (A. f. experim. 
Path. u. Therapie 1909, Bd. 5, S. 764.) 

Bei intravenöser Einführung von Säure sowohl, wie von Alkali tritt eine 
erhebliche Verstärkung des Pulses (VagusWirkung) ein. Die Pulskurven bei 
Vermehrung, wie bei Verminderung des H+-Gehaltes des Blutes ähneln 
einander in überraschender Weise. 3 ccm Normal- (OH~) Lösung pro kg Tier 
waren tötlich, während 14,6 ccm Normal- H+-Lösung pro kg Tier zur Tötung 
erforderlich waren. Die Resistenz des Blutserums gegen Verminderung des 
H+-Ionengehaltes ist sehr viel geringer als gegen Erhöhung des H+-Ionen- 
gehaltes. Ein H+- Ionengehalt des Blutes von 5X10— 10 H+ bezeichnet die 
untere Grenze des mit dem Leben des Tieres verträglichen H+-Ionengehaltes. 
Durch die intravenöse Einführung von destilliertem Wasser wird der H+-Ionen¬ 
gehalt des Blutes selbst bei reichlicher Auflösung roter Blutkörperchen nicht 
wesentlich verändert. Die Dissociationskonstante einer Säure ist ohne Einfluß 
bei intravenöser Einführung, solange die Konstante erheblich größer ist als die 
der Kohlensäure. Da das Gesamtblut eines 4 kg schweren Kaninchens rund 
30 ccm einer Normalalkalilösung bezüglich des Säurebindungsvermögens ent¬ 
spricht, im Experiment aber nach Einführung von 45 ccm Normalsäurelösung 
noch reichlich titrierbares Alkali im Blute nachweisbar war, ist der Transport 
von Alkali aus dem Körper bei intravenöser Säurezufuhr sicher erwiesen. 

Abderhalden . 

1003) Beicher, Karl. Zur Kenntnis der prämortalen Stickstoffsteigerung. 

(Ztschr. f. experim. Path. u. Therapie 1909, Bd. 5, S. 750.) 

Mit Hilfe des Ultramikroskops beobachtet man am ersten Hungertage keine 
oder doch nur spärliche Ultrateilchen im Blut. Sie nehmen zu, sobald die Glykogen¬ 
vorräte zu schwinden beginnen. Durch Kohlehydratfütterung läßt sich die 
Zahl der Steatoconien herabmindern. Verfasser kommt zu dem Ergebnisse, 
daß die prämortale Steigerung der Stickstoffausfuhr eine Folge der Fettver¬ 
armung des Körpers ist (Voit) und nicht die Folge des Zusammenbruchs von 
Zellkomplexen (Schulz). Es ließen sich auch bei den mikroskopischen Unter¬ 
suchungen der Organe eines Kaninchens, das nach längerem Hungern unter 
prämortal erfolgtem Anstieg der Stickstoffausscheidung eingegangen war, keine 
Nekrosen nach weisen. Erwähnt sei noch die Beobachtung, daß die Ausscheidung 
der Acetonkörper nach beim Eintreten der prämortalen Steigerung der Stickstoff- 
ausführ absinkt. Abderhalden . 

1004) v. Bergmann, G. u. Reicher, K. Zur Pavy sehen Hypothese der Fett¬ 
bildung in der Darmwand. (Ztschr. f. experim. Path. u. Therapie 1909, Bd. 5, 
S. 761.) 

Pavy hatte behauptet, daß ein Teil der resorbierten Kohlehydrate schon in 
der Darm wand in Fett übergehe. Er hatte nach Haferfütterung im Chylus 
reichlich Fett gefunden. Verfasser weisen nach, daß der Fettgehalt des Hafers 
ausreicht, um den beobachteten Fettreichtum des Chylus zu erklären. Entfetteter 


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Referate. 


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Hafer führte nicht zu einem Ansteigen des Fettgehaltes des Chylus und eben¬ 
sowenig Stärke und Traubenzucker. Abderhalden. 

1005) Miesowicz u. Maciag. Observations cliniques sur la prösence des 
substances mydriatiques dans le sörum sanguin de l*homme. Klinische Be¬ 
obachtungen über mydriatische Substanzen im menschlichen Blutserum.) (Folia 
serologica; 1909, Bd. 2, H. 2, S. 93—101.) 

Eine von Ehr mann gefundene Reaktion besteht darin, daß die Gegenwart 
von gewissen Stoffen, die dem Adrenalin verwandt sind, im menschlichen Blute 
eine Mydriasis der Froschpupille herbeiruft, wenn man derartiges Blutserum ins 
Froschauge träufelt. Solche Stoffe treten im Blute Nephritischer bei erhöhtem 
Blutdruck aut. Auch bei Arteriosklerose, in deren Theorie die Nebenniere als 
auslösendes Organ eine gewisse Rolle spielt (Josuös „Hyperepinephrie“), läßt 
sich Ehrmanns Reaktion erfolgreich anwenden, nicht dagegen bei Addison- 
schem Symptomkomplex. Gg . B. Gruber. 

1006) Tsuchiya, Iwaho. Über das Auftreten des gelösten Eiweißes in den 
Faeces Erwachsener und sein Nachweis mittels der Biuretreaktion. (Ztschr. f. 
experim. Pathol. und Therapie, 1909, Bd. 5, S. 455.) 

Verfasser hat ein neues Verfahren zum Nachweis von gelöstem Eiweiß in 
den Faeces ausgearbeitet. Er läßt zunächst im wässerigen Faecesextrakt die 
Nukleoproteide sich niederschlagen, nachdem es mit Essigsäure schwach an¬ 
gesäuert worden ist. Ferner wird das Hydrobilirubin entfernt und zwar mit 
Alkoholchloroform. Nun fügt man zu dem behandelten Extrakt Kupfersulfatagar 
hinzu: 2 g Agar-Agar werden mit 100 ccm Wasser in einer Porzellanschale 
gekocht, bis sie ganz gelöst sind. Nun fügt man zu der dickflüssigen Masse 
10 ccm einer lOproz. Kupfersulfatlösung hinzu und rührt um. Hierauf gießt man 
sofort in mehrere an einem Ende mit einem Korken verschlossene Glasröhren 
ab, die eine Länge von ca. 20—30 cm und einen Durchmesser von ca. 0,8— 
1 cm haben. Nach dem Einfüllen wird auch das andere Ende der Röhren 
luftdicht verschlossen. Das so bereitete Kupfersulfatagar hält sich lange. Ver¬ 
fasser benutzte von dem in der Glasröhre erstarrten Cylinder jeweilen ein 1 cm 
langes Stück. Dieses wird, wie schon erwähnt, dem Faecesextrakt zugefügt. Es 
quillt auf. Nun fügt man zu einem Stückchen der mit Wasser gewaschenen 
Scheibe verdünnte Natron- resp. Kalilauge hinzu. War Eiweiß vorhanden, so 
tritt am Rande der Scheibe nach einigen Minuten Biuretreaktion auf. Weitere 
Einzelheiten über das Verfahren sind in der Originalarbeit einzusehen. Gelöstes 
Eiweiß findet sich im allgemeinen nur in diarrhoischen Entleerungen. 

Abderhalden. 

1007) Peritz, Georg. Über das Verhältnis von Lues, Tabes und Paralyse 
zum Lecithin. (Ztschr. f. experim. Path. u. Therapie, 1909, Bd. 5, S. 607.) 

Im Serum von Luetischen, Tabischen und Paralytischen ist der »Lecithin¬ 
spiegel« gegen die Norm erhöht. Zeitweise werden bei Tabes und Paralyse 
große Lecithinmengen im Kot ausgeschieden. Ferner ist bei diesen Krankheiten 
schließlich im Knochenmark ein vollständiger Schwund des Lecithins zu kon¬ 
statieren. »Es scheint die Annahme berechtigt, daß die Tabes und Paralyse auf 
einer Verarmung des Organismus an Lecithin beruht, und daß die Luestoxine 
diese Verarmung bedingen. Abderhalden. 

1008) Lohrisch, Hans. Der Vorgang der Cellulose- und Hemicellulosever- 
dauung beim Menschen und der Nährwert dieser Substanzen für den mensch¬ 
lichen Organismus. (Ztschr. f. experim. Path. u. Therapie, 1909, Bd. 6, S. 478.) 

In ihrem physiol. Verhalten zeigen, wie aus den umfangreichen Versuchen 
des Verfassers hervorgeht, Cellulose und Hemicellulose keine wesentlichen Unter¬ 
schiede. Der Mensch verdaut unter normalen Verhältnissen durchschnittlich 
50 °/ 0 der zugeführten Cellulose und Hemicellulose. Personen mit chronisch 
habitueller Obstipation verdauen 70—80 °/ 0 . Die Hemicellulosen werden leichter 
verdaut. Bei der Verdauung findet eine Überführung in Zucker statt. Cellulose 
und Hemicellulose sind für schwere Diabetiker ein unschädlicher Ersatz für die 
gewöhnlichen, leicht resorbierbaren Kohlehydrate. Abderhalden. 


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Referate. 


1009) Baumgarten, 0. Über »organisch« gebundenes Chlor im Ham. (Ztschr. 
f. experim. Path. u. Therapie, 1909, Bd. 5, S. 540.) 

Im Urin findet sich Chlor, das erst nach der Vermehrung nachweisbar ist. 
Die Menge des »organisch« gebundenen Chlors ist unabhängig von der Koch¬ 
salzzufuhr, mit der Nahrung, von der Temperatur des betreffenden Individuums. 

Abderhalden . 

1010) Kochmann, Hartin. Der Einfluß des Alkohols auf den hungernden 
Organismus. Aus dem pharmak. Inst, zu Greifswald. (Münch, med. Wschr., 
März 1909, Nr. 11.) 

Bei passender Dosierung vermag subkutan beigebrachter Alkohol die 
Lebensdauer hungernder Kaninchen zu verlängern, während größere Dosen den 
Tod beschleunigen. Die günstige Einwirkung des Alkohols beruht sicher teil¬ 
weise auf seiner eiweißsparenden Wirkung und der Erhaltung des Wasser¬ 
bestandes des Organismus, anderenteils wohl auf der unter seinem Einfluß statt¬ 
findenden Erhaltung des Eiweißbestandes lebenswichtiger Organe auf Kosten 
anderer. Der raschere Tod bei größeren Dosen erklärt sich durch vermehrten 
Eiweißzerfall, besonders Zerfall der schwefelreicheren Eiweißsubstanzen (Quotient 
N: S). Die Diurese wird durch kleine Dosen vermindert, durch größere erhöht. 
Jedenfalls kann auch beim Menschen der Alkohol imstande sein, das Leben 
hungernder Organismen zu verlängern. M\ Kaufmann, 

1011) Pi y Suiier, A. u. Turrö, E. Inconstancia de la glucosuria despues 
de la extirpaciön total del päncreas. (Inkonstantes Auftreten der Glukosurie 
nach totaler Pankreasexstirpation.) (Gaceta Medica Catalana, März 1909, Nr. 761.) 

Die beiden spanischen Autoren haben bei 63 Hunden das Pankreas ex- 
stirpiert und bei 26 der operierten Tiere bei kohlehydratfreier Kost die Glykos- 
urie ausbleiben gesehen. Ihre anfängliche Meinung, daß in solchen Fällen 
Pankreasreste zurückgeblieben wären, wurde durch die Autopsie nicht bestätigt 
Wo in solchen Fällen das Blut untersucht wurde, bestand keine Hyperglykämie. 
Durchschneidung eines oder beider Vagi (die beiden doppelseitig vagotomierten 
Tiere lebten 24 bezw. 36 Stunden) bewirkte nicht das Auftreten einer Glykosurie. 
Dagegen trat sie binnen 24 Stunden auf, wenn zu dem Fleisch Reis gegeben 
wurde, und verschwand nach dem Weglassen des letzteren ebenso rasch wieder. 
Bei höherer Zuckerausscheidung wurde weniger Harnstoff ausgeschieden. Die 
im Winter operierten Tiere hatten fast alle bei strenger Diät Glykosurie, während 
von den im Frühling Operierten viel mehr zuckerfrei blieben; letztere überlebten 
die Operation im Durchschnitt 25—30 Tage (Maximum 55—59 Tage). Versuche, 
im Winter durch stärkere künstliche Wärme mehr zuckerfreie Tiere zu erhalten, 
scheiterten. M. Kaufmann . 

1012) Bachem, G. Über den Einfluß der Dürkheimer Maxquelle auf das 
Wachstum von Kaninchen. Aus dem pharmak. Institut zu Bonn. (Münch, med. 
Wschr., März 1909, Nr. 12.) 

Bachem hat drei Kaninchen drei Monate lang mit Dürkheimer Maxquelle 
gefüttert, anfangs täglich, später alle 2—3 Tage. Die Anfangsdosis betrug 
20 ccm (= 0,36 mg As 2 0 3 ) und stieg bis auf 50 ccm. Im Ganzen bekam jedes 
Tier 980 ccm = 67 mg Arsenik. Bald wurden die Tiere lebhafter und bekamen 
ein glänzenderes Fell als drei Kontrolliere; nach drei Wochen hatten die drei 
Tiere zusammen 230 g mehr zugenommen als die Kontrolliere, nach 1 Monat 
380 g, nach 2 Monaten 550 g, nach 2 1 / a Monaten 640 g. Die Körpergewichts¬ 
zunahme betrug im Maximum bei den Arsentieren gegenüber den Kontroll¬ 
ieren 7,8 °/ 0 . M. Kaufmann . 

1013) Straub, Walther. Über den Mechanismus der Adrenalinglykosurie. 

Aus dem pharmak. Inst, zu Freiburg i. Br. (Münch, med. Wschr., März 1909, 
Nr. 10.) 

Wenn man die Glykosurie durch subkutane Einverleibung von Adrenalin 
hervorruft, so schafft man ganz unnatürliche Bedingungen, da sehr große Mengen 
Adrenalin dazu nötig sind, während doch normal die Nebenniere ihr Sekret 


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Referate. 


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ganz langsam und kontinuierlich ins Blut gehen läßt; bei subkutaner Einver¬ 
leibung besteht außerdem die Möglichkeit, daß nicht das Adrenalin selbst, 
sondern Zersetzungsprodukte desselben die Glykosurie hervorrufen. Straub 
verwendet daher für seine Versuche die Kretschmer sehe Methodik der 
Adrenalinverabreichung, wobei unter konstantem Druck kontinuierlich eine dünne 
Adrenalinlösung in die Vene einfließt. Es ergab sich, daß man eine Adrenalin- ' 
lösung 1:1000000 zu 2 ccm die Minute unendlich lange einfließen lassen kann, 
ohne daß Glykosurie entsteht: also 0,000002 g Adrenalin die Minute sind unter¬ 
schwellig. Die Glykosurie beginnt erst bei 0,000041 g; gleiche Adrenalin¬ 
mengen in der Minute bedingen gleiche Glykosurie; sie sistiert mit dem Auf¬ 
hören des Adrenalinzuflusses. Die Berechnung ergibt, daß 2 mg subkutan etwa 
die gleiche Wirksamkeit haben wie 0,12 mg intravenös, woraus sich ergibt, daß 
von der subkutan beigebrachten Menge nur etwa 6°/ 0 wirksam werden, 94 °/ 0 
vorher sich zersetzen. Im Gegensatz zu der vasokonstriktorischen Wirkung 
findet bei längerem Einfließen ein Nachlassen der glykosurischen Wirkung statt. 
Steigerung der Zuflußgeschwindigkeit ruft dann wieder Glykosurie hervor. 
Diese Erscheinung macht es wahrscheinlich, daß das Adrenalin nicht auf die 
Zuckerbildung, sondern auf die Zuckerverteilung im Blute wirkt; es ist kaum 
zweifelhaft, daß der Angriffsort des Adrenalins jene Sympathicusfasem sind, 
deren centrale Reizung den Zuckerstichdiabetes bedingt. Das Versuchsergebnis 
von Eppinger, Falta und Rudinger, daß im Stadium der akuten Folgen der 
Thyreoidektomie die Adrenalinglykosurie ausbleibt, ein Befund, der auch vom 
Verfasser mit der Kretschmerschen Methodik bestätigt wurde, wäre dann so 
zu erklären, daß als Folge der Thyreoidektomie jene Sympathicusfasem in einen 
akuten, narkotischen Vergiftungszustand geraten. M . Kaufmann . 

1014) Kegel, Oskar. Untersuchungen über die Ausscheidung des Atoxyls 
und des kakodylsauren Natriums im Ham und Kot. (Diss. Gießen 1908, 39 S.) 

Die subkutane Applikation des Atoxyls ruft bei Pferden und Hunden eine 
örtliche Wirkung nicht hervor. 

Die Wirkung des Atoxyls auf den Organismus beruht auf seinem Arsen¬ 
gehalt. Nach der subkutanen Injektion des Atoxyls in wässeriger Lösung läßt 
sich schon eine Stunde später Arsen im Ham nachweisen. Die Ausscheidung 
des Arsens im Ham erreicht ihre größte Höhe zwischen der 4. und 14. Stunde, 
nimmt dann allmählich ab und ist etwa 35 Stunden nach der Injektion beendet. 

Die wiederholte subkutane Einspritzung einer Atoxyllösung hat eine gering¬ 
gradige Verzögerung der Ausscheidung von Arsen mit dem Ham zur Folge. 
Die Ausscheidung von Arsen mit dem Kot nach subkutaner Injektion von Atoxyl 
ist im Vergleich zu der Ausscheidung durch den Ham nur gering. Die sub¬ 
kutane Applikation von Atoxyl hat eine Ablagerung von Arsen in der Leber 
zur Folge. 

Das Arsen ist in dem Atoxyl nur verhältnismäßig locker gebunden und wird 
im Tierorganismus aus demselben schnell gespalten. 

Das kakodylsaure Natrium erzeugt bei Pferden subkutan in einer Menge 
von 50,0 gegeben Abscedierung. 

Das Natriumkakodylat entfaltet, subkutan oder per os in hinreichender 
Menge verabreicht, im Organismus eine Wirkung, die auf das sich aus dem¬ 
selben abspaltende Arsen zurückzuführen ist. 

Nach der Applikation des kakodylsauren Natriums läßt sich bereits nach 
3 Stunden Arsen im Ham nachweisen. Im Vergleich zu der verabfolgten Menge 
werden nur auffällig geringe Mengen Arsen im Harne gefunden. Die Arsen- 
ausscheidung durch den Kot ist gegenüber der durch den Harn nur gering. 

Das in den Exkrementen nachweisbare Arsen ist nur in lockerer Bindung 
in demselben enthalten. Nach Verabreichung von Natrium kakodylicum erfolgt 
eine teilweise Arsenablagerung in der Leber. Fritz Loeb . 

1015) Brunon et Ouerbet. Les suifo öthers urinaires dans rintoxication 
d’origine gastro-intestinale. (Ätherschwefelsäuren des Urins bei gastro-intestinaler 
Intoxikation.) (Presse medicale 1908, Nr. 85.) 

Der Faktor Ätherschwefelsäuren (gemessen als S0 3 ): Stickstoff des Harnes, 


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Referate. 


welcher beim Gesunden nie 1,4:100 übersteigt, steigert sich bei reichlichem 
Fleischgenuß und sinkt bei Einleitung einer lacto-vegetarischen Diät sofort ab. 
(Cf. Re?, dies. Centralbl. J907, p. 672.) Martin Cohn. 

1016 a) Dombrowski. La nature chimique de la matiöre colorante fonda- 
mentale des urines. (Die Zusammensetzung des Hamfarbstoffes.) (Academie 
des Sciences, Paris, 30. 9. 1908.) 

Das Urochrom enthält reichlich Schwefel und nähert sich so chemisch den 
Proteinsäuren. Es stammt daher nicht vom Hämoglobin oder Urobilin, sondern 
von albuminoiden Substanzen ab, Martin Cohn . 

1016) Lortat - Jacob et Heitz. Les öliminations urinaires pendant la päriode 
d Invasion des maladies infectieuses. (Die Zusammensetzung des Harns während 
der Incubation infektiöser Krankheiten.) (Presse medicale 1908, Nr. 77.) 

In der lncubationszeit infektiöser Erkrankungen ist die molekulare Diurese 
und die Ausscheidung der Chloride, im Gegensatz zum febrilen Stadium, ver¬ 
mehrt. Die Retention der hamfähigen Substanzen während des Fiebers be¬ 
trachten die Verfasser als eine Art von Selbstverteidigung des Organismus, da 
nach der Anschauung von Les ne und Rieh et Salze und Harnstoff antitoxisch 
wirken. Martin Cohn . 

1017) Cluzet et Barzal. De l’action des rayons X sur Involution de la 
glande mammaire pendant la grossesse chez la lapine. (Einfluß der Röntgen¬ 
strahlen auf die Entwicklung der Milchdrüse beim Kaninchen.) (Academie des 
Sciences, 1908, 18. 5.) 

Bestrahlung mit Röntgenstrahlen hält beim trächtigen Tier die Ausbildung 
des sezernierenden Parenchyms der Milchdrüse auf; bei schon erfolgter Aus¬ 
bildung zeigen sich Rückbildungsvorgänge. Martin Cohn . 

1018) Chauffard et Rendu. L’urobiline fdcale et sa valeur clinique. 

(Klinische Bedeutung des Urobilins im Stuhl.) (Presse medicale, 1908, Nr. 69.) 

In den meisten Fällen ist Urobilin im Stuhl nachweisbar; es fehlte bei einem 
Falle von Purpura, bei einem Retentionsikterus, bei einem Tabiker mit gastrischen 
Krisen und bei einer gesunden Person; das Fehlen spricht für Leberstörungen. 

Bei zwei Fällen von Lebercirrhose, je einem von Tuberkulose und Gelenk¬ 
rheumatismus fehlte es im Stuhl, war aber im Urin nachzuweisen; für diese 
Fälle nehmen die Verfasser eine renale Entstehung des Urobilins an. 

Martin Cohn. 

1019) Dehon, M. L'activita labique de la muqueuse gastrique. (Lab¬ 
absonderung der Magenschleimhaut.) (Acad. des Sciences, Paris 1908, 6. 5.) 

Der Labgehalt aes psychischen Magensaftes ist bei Milch geringer als bei 
Fleisch und Brot. Das Labferment wirkt nach Dehon vor allem proteolytisch. 

Martin Cohn. 

1020) Martinet. Chlorure de sodium et s6cr6tion gastrique. (Kochsalz 
und Magensekretion.) (Presse medicale, 1908, Nr. 53.) 

Zusatz von Kochsalz zur Nahrung steigert die Secretion des Magens. 
(Prüfung mit der Ätherprobe nach Meunier.) Martin Cohn. 

1021) Gilbert et Herscher. L'urobilinurie n’est pas un eigne d’insuffisance 
hgpatique. (Urobilinurie kein Zeichen einer Leberinsuffizienz.) (Presse medi¬ 
cale, 1908, Nr. 74.) 

Das Urobilin entsteht nach den Verfassern nicht in der Leber, sondern als 
Reduktionsprodukt des Bilirubins in der Niere. Na-Analgam reduziert Bilirubin 
in vitro zu Urobilin, dasselbe leistet Zusatz von Nierengewebe bei aseptischer 
Handhabung. 

Im normalen Blute ist etwas Bilirubin enthalten; ist es (bei Cholämie) ver¬ 
mehrt, so wird es nicht gänzlich reduziert, und es findet sich alsdann Bilirubin 
neben Urobilin im Ham. Urobilinurie kann die Leberinsuffizienz begleiten, ist 
aber nicht deren Symptom. Bei sehr starker Cholämie ist die reduzierende 
Tätigkeit der Niere aufgehoben, im Ham tritt alsdann lediglich Bilirubin auf, 
das die Niere unverändert passiert. Martin Cohn. 


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Referate. 


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1022) Grüner, 0. u. Schick, B. Chlorstoffwechsel und Körpergewicht im 
Scharlach. Aus d. pädiatr. Klinik, Wien. (Ztschr. f. kl. Med. 1909, Bd. 67, S. 352.) 

16 Untersuchungen des Chlorstoffwechsels an scharlachkranken Kindern 
haben bei leichten und mittleren Fällen einschließlich der Reconvaleszenz (unter 
fixiertem, nicht vermindertem Chlorgehalt der Nahrung) regelmäßig unter den 
primären Krankheitserscheinungen mehr oder weniger beträchtliche Chlorretention 
ergeben. Dies ist wohl mit den entzündlichen Vorgängen in der Haut in causalen 
Zusammenhang zu bringen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung finden Verfasser 
Chlorgleichgewicht, fortgesetzte Chlorretention, vermehrte Ausscheidung. Ab- 

f esehen von der primären Chlorretention gibt es keine typische Chlorkurve des 
charlachs. Außer Herz- und Nierenstörungen beeinflussen Komplikationen die 
Chlorretention nicht. Erstere tun dies im Sinne einer Chlorretention. Den Ein¬ 
tritt dieser Komplikationen aus dem Verlauf der Chlorkurve vorauszusagen, ist 
unmöglich. Es ist daher auch unwahrscheinlich, daß die prophylaktische Dar¬ 
reichung von chlorarmer Diät gegen Nephritis eine Bedeutung hat. Welche 
Erklärung die oft beträchtliche Chlorretention hat, geht aus der Untersuchung 
nicht hervor. Ein gesetzmäßiger Zusammenhang zwischen Körpergewicht und 
Chlorkurven besteht nur bei jenen immer erheblichen Schwankungen des 
Körpergewichts, welche auf eine Wasserretention zurückzuführen sind. Schmid. 

1023) Frank, H. Über Autolysine im Blute bei Infektionskrankheiten. Aus 

der mediz. Klinik Würzburg. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, S. 399.) 

Nach der von Landsteiner und Donat für das Studium der paroxysmalen 
Hämoglobinurie angewandten Methode hat Verfasser in einer Reihe von Infektions¬ 
krankheiten das Plasma auf eine die eigenen Blutkörperchen auflösende Fähig¬ 
keit untersucht. Er fand ein positives Resultat ausgesprochen bei einem Fall 
von Sepsis, bei drei Typhusfällen, einer Tuberkulose der Lungen, einer Angina, 
drei Pneumonien. Während jedoch Landsteiner und Donat einen Übertritt von 
Hämoglobin ins Plasma nur bei Abkühlung eintreten sahen, trat hier der Aus¬ 
tritt des Blutfarbstoffes in beiden Fällen ein, mit Ausnahme von zwei Pneumo- 
nielällen, welche dieselben Verhältnisse, wie die Versuche von Landsteiner und 
Donat zeigten. Das Hämolysin bei diesen Infektionsfällen hat also eine andere 
Beschaffenheit als das Autolysin der letztgenannten Autoren, was wohl mit der 
bacteriellen Natur des Hämolysins zusammenhängt. Schmid. 

1024) Schabad, J. A. Der Phosphor in der Therapie der Rhachitis. Der 
Einfluß des Phosphors auf den Kalkstoffwechsel bei rhachitischen und gesunden 
Kindern. Aus der Klinik für Kinderkrankheiten zu St. Petersburg. (Zeitschr. f. 
klin. Med. 1909, Bd. 67, S. 454.) 

Auf Grund umfangreicher Stoffwechseluntersuchungen kommt Verfasser zu 
folgenden Schlüssen: 1. Phosphor läßt in therapeutischer Weise keinen Einfluß 
auf den Kalkstoffwechsel gesunder Kinder erkennen, vergrößert aber den Kalk¬ 
ansatz bei Rhachitis. 2. Die Erhöhung des Kalkansatzes beruht auf verstärkter 
Resorption und verminderter Kalkausscheidung durch Ham und Kot. 3. Die 
Erhöhung des Kalkansatzes tritt sehr schnell nach Beginn der Phosphordar¬ 
reichung ein (ist nach 3—5 Tagen schon stark bemerkbar) und sinkt nach Ein¬ 
stellung der Phosphorzufuhr sehr allmählich so, daß noch nach zwei Monaten der 
Kalkansatz über der Norm steht. 4. Phosphor wirkt spezifisch auf rhachitische 
Kinder und bringt ihren Kalkgehalt der Norm näher. Schmid. 

1025) Magnus-Levy, A. Chylurie und Diabetes. (Ztschr. f. klin. Med., 1909, 
Bd. 67, S. 524.) 

Verfasser hat vor kurzem auf das häufige Vorkommen von Diabetes bei der 
europäischen Chylurie hingewiesen (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 66, S. 482). 
Dieses gleichzeitige Auftreten hat sein Analogon in einem durch Biedl aus- 
gefiihrten Tierexperiment. Beim Hund fand dieser durch Unterbindung des 
Ductus thoracicus nach Anlegen einer Fistel für den Abfluß der Lymphe nach 
außen in 66 bezw. 86 °/ 0 der Versuche vorübergehende Glykosurie. Bi edel 
kam zu der Erklärung, daß die Lymphe des Ductus einen Stoff enthalte, welcher 
direkt oder indirekt den Zuckerverbrauch im Organismus beeinflußt. Schmid. 


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Referate. 


Klinisches. 

1026) Goldstern, P. Über die Röntgenbehandlung der malignen Geschwülste 
(mit besonderer Berücksichtigung der Carcinome). (Diss. Freiburg i. B. 1909, 
62 S.) 

Die am Material der Krask eschen Klinik angestellten Untersuchungen haben 
zu folgendem Endresultat geführt: 

Die Röntgenbestrahlung muß als einzige Zuflucht und bestes palliatives 
Mittel angewandt werden: 

1. Bei inoperablen Carcinomen; 2. bei Patienten, die eine Operation ab¬ 
solut verweigern oder bei denen sie wegen Alter oder Schwäche nicht ange¬ 
zeigt ist; 3. bei oft recidivierenden und mit großen Schmerzen einhergehenden 
Tumoren, die wohl noch eine Operation zulassen, aber von ihr auch keine guten 
Resultate erhoffen lassen. 

Die therapeutische Anwendung der Röntgenstrahlen ist ratsam: 4. als pro¬ 
phylaktische Bestrahlung der Operationsstelle zur Verhütung von Recidiven; 
5. als Kombination von Operation mit Bestrahlung, d. h. zuerst Exstirpation eines 
Teiles der inoperablen Geschwulst und dann Bestrahlung in die offene Wunde 
hinein, um die Strahlen tiefer wirken zu lassen; 6. als Kombination von Be¬ 
strahlung mit Operation, also Bestrahlung eines Tumors behufs seiner Verkleine¬ 
rung und Schrumpfung zur Erleichterung der nachträglichen Operation. 

Ein Versuch mit Röntgenstrahlen darf gemacht werden: 7. in Fällen von 
operablen malignen Geschwülsten, in denen eine Verschiebung der Operation 
voraussichtlich keine schädlichen Folgen haben wird. Fritz Loeb . 

1027) Reuß, Hermann. Das Abadiesche Phaenomen (Druckanalgesie der 
Achillessehne) ein Frühsymptom bei Tabes dorsalis. (Diss. München 1908, 
35 S.) 

Die in der Münchener medizinischen Poliklinik an 50 Tabesfällen angestellte 
Kontrolluntersuchung hat zu der Konstatierung geführt, daß das Abadiesche 
Phaenomen eine häufige, aber nicht regelmäßige Begleiterscheinung der Tabes 
dorsalis ist; es findet sich besonders bei vorgeschrittenen Fällen mit großer 
Regelmäßigkeit, hat jedoch kaum Anspruch, mehr als andere Symptome als 
pathognomonisch zu gelten. Eher ließe sich von ihm aus ein Rückschluß auf 
das mehrjährige Bestehen des Leidens ziehen. Auch bei Frühtabes findet sich 
das Phaenomen öfters; keineswegs hat es aber den Anspruch auf die Bezeich¬ 
nung Frühsymptom zu erheben, und somit keinen Vorzug vor den übrigen meist 
sehr wechselnd sich einstellenden »Frühsymptomen«. Fritz Loeb . 

1028) von den Velden, R. Die stomachale und intravenöse Behandlung 
innerer Blutungen mit Kochsalz. Aus d. med. Klinik d. Akad. f. prakt. Med. in 
Düsseldorf (Direktor: A. Hoffmann). (Deutsche med. Wschr. 1909, Nr. 5, 
S. 197—201.) 

Fügt man außerhalb des Organismus dem Blut Kochsalzlösung zu, so wird 
die Gerinnung nicht beschleunigt, sondern gehemmt. Führt man aber einem 
Tier oder Mensch per os Kochsalz zu, so findet man eine deutliche Beschleunig¬ 
ung der Blutgerinnung. Beim Menschen beginnt diese Erhöhung der Gerinnungs¬ 
fähigkeit wenige Minuten nach der Einführung (von 5—15 g Salz, erreicht nach 
7—15 Minuten ihr Maximum und ist nach 1—l 1 / 2 Stunden wieder abgeklungen. 
Den gleichen Effekt kann man mit Bromiden erzielen, während Jodide die Ge¬ 
rinnungsfähigkeit nicht erhöhen. In praxi genügt zur Stillung von Blutungen 
die Darreichung von 5 g Kochsalz per os, die wenn nötig mehrmals wiederholt 
werden kann und zweckmäßig mit Gaben von 3 g Bromnatrium oder Bromkali 
abwechselt. Diese Therapie hat Verfasser in den extremsten Fällen bis zur 
Tagesdosis von 20—30 g Kochsalz und 12—15 g Bromsalz 2—3 Tage lang 
durchgeführt. Die meisten Erfahrungen mit dieser Therapie besitzt Verfasser 
in der Behandlung von Haemoptysen. Reizerscheinungen von Seiten des Magens, 
des Darms oder der Nieren traten meist nur auf, wenn die Einzeldosis größer 
als 5 g gewählt wurde. Tritt auch bei kleineren Dosen Magenreizung auf, so 
muß die stomachale Einverleibung aufgegeben und zur intravenösen überge- 


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Referate. 


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gangen werden. Zu diesem Zweck werden 3—5 ccm steriler lOproz. Koch¬ 
salzlösung in eine Armvene injiziert. Die Wirkung auf die Geschwindigkeit der 
Blutgerinnung tritt prompter ein, dauert aber nicht ganz so lange an wie bei 
der Darreichung per os. Durchschnittlich ist nach einer Stunde die mit dem 
Bürkerschen Apparat verfolgbare Wirkung verschwunden. Die intravenöse 
Kochsalztherapie ist besonders indiciert bei Blutungen aus dem Verdauungs- 
tractus (Typhus, Oesophagusvaricen usw.). Unangenehme Nebenerscheinungen 
wurden bei der intravenösen Injektion nie beobachtet. Die haemostyptische 
Wirkung der stomachalen wie der intravenösen Kochsalztherapie ist eine außer¬ 
ordentlich deutliche und sicherer als irgend eine der bisher in entsprechenden 
Fällen angewandten Methoden. Nur bei haemorrhagischer Diathese pflegt sie 
aus leicht erklärlichen Gründen meist zu versagen. Verfasser hält es für das 
wahrscheinlichste, daß die Wirkung auf einer Gewebsauslaugung mit Mobili¬ 
sierung einer Komponente des Gerinnungsakts (Thrombokinase?) beruht. Reiß . 

1029) Brenner, Fritz. Die Kachexiereaktion im Vergleich zum Haemoglobin- 
gehalt und zu den Formelementen des Blutes bei Anaemien und deren Beein¬ 
flussung durch natürliches Arsenwasser. Aus d. Hydrother. Anst. d. Univ. in 
Berlin (Leiter: Brieger). (Deutsche med. Wschr. 1909, Nr. 9, S. 390—394.) 

Die von Brieger so benannte Kachexiereaktion beruht auf der Steigerung 
der antitryptischen Wirkung des Blutserums. Mischt man 1 Teil normales Blut¬ 
serum zu 3—4 Teilen einer 1 proz. Trypsinlösung und bringt einen Tropfen des 
Gemischs auf Löffler-Platten, so entsteht bei einer Temperatur von 55° C. in 
18—24 Stunden gerade noch eine Delle. Bei gewissen Krankheiten wird aber 
in noch stärkerer Verdünnung des Blutserums (z. 1:5') die Dellenbildung ver¬ 
hindert durch vermehrten Antitrypsingehalt. Man bezeichnet diejenige Verdün¬ 
nung des Blutserums mit Trypsinlösung, bei der gerade noch eine Delle ent¬ 
steht, als antitryptischen Titer. Verfasser fand bei der Mehrzahl der von ihm 
untersuchten Anaemien den Titer erhöht (bis zu 1:10). Diese Erhöhung ging 
oft, aber nicht immer mit der Herabsetzung des Haemoglobingehalts und der 
Erythrocytenzahl parallel. Nach Kuren mit der arsenhaltigen Dürkheimer »Max¬ 
quelle« beobachtete Verfasser ein Absinken des pathologisch erhöhten Titers. Reiß. 

1030) Meyer, Ludwig F. Experimentelle Untersuchungen zum alimentären 
Fieber. Aus d. städt. Kinderasyl in Berlin. (Oberarzt: Finkeistein.) (Deutsche 
med. Woch. 1909, Nr. 5, S. 194—197.) 

Verfasser hat seine Versuche am jungen Säugling (meist unter 1 j i Jahr) an¬ 
gestellt. 100 ccm 3proz. Kochsalzlösung per os erzeugten in gesetzmäßiger 
Weise beim emährungskranken und emährungsgesunden Säugling eine Fieber¬ 
reaktion, meist zwischen 38° und 39°, die durchschnittlich nach 3—5 Stunden 
begann und nach 14 Stunden abgeklungen war. Physiologische Kochsalzlösung 
erzeugte in Mengen von 100 ccm per os keine Fieberreaktion. Dagegen traten bei 
Darreichung von 300 ccm physiologischer Kochsalzlösung beim akut magendarm¬ 
kranken Säugling Fiebererscheinungen auf, nicht aber beim gesunden. (Die für 
menschliches Blut isotonische Kochsalzlösung ist nicht, wie der Verfasser angibt, 
0,75proz., sondern 0,9proz. D. Ref.) Bei Darreichung von 100 g einer leicht 
hypertonischen (1 proz.) Kochsalzlösung reagierten die meisten magendarm¬ 
kranken Säuglinge mit Fieber, die meisten magendarmgesunden blieben fieber¬ 
frei. Diese fiebererzeugende Wirkung kommt nicht allen Salzen zu. Der 1 proz. 
Kochsalzlösung zugesetzte isotonische Lösungen von Kaliumjodid, Kaliumchlorid, 
Kaliumbromid, Kaliumphosphat, Calciumchlorid machten keine Temperatursteige¬ 
rung. Daraus ging hervor, daß nicht das CI, sondern nur das Na die Noxe dar¬ 
stellen konnte. Aber auch die verschiedenen Natriumsalze verhielten sich nicht 
gleichmäßig; Natriumsalicylat, Natriumbikarbonat, Natriumacetat verursachten 
keine Temperatursteigerung, dagegen machten Natriumjodid und Natriumbromid 
Fieber. Es sind also die Halogenverbindungen des Natriums, die pyretogen 
wirken. Möglicherweise hängt das mit ihrer schnellen Resorbierbarkeit zusammen 
und der dadurch bedingten Überschwemmung der Blutbahn mit der hypertoni¬ 
schen Salzlösung. 

Das durch subkutane Injektion kleiner Mengen physiologischer Kochsalz- 


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Referate. 


lösung sehr häufig auftretende Fieber kann in 4Ö°/ 0 der Fälle durch Zufügung 
von K- und Ca-Jonen hintangehalten werden. Reiß . 

1031) Finkeistein, H. (Berlin). Über alimentäres Fieber. (Deutsche med. 
Woch. 1909, Nr. 5, S. 191—194.) 

Der Verfasser schließt für seine Besprechung alle Temperaturerhöhungen 
aus, die durch infektiöse Ursachen bedingt sind. Geht man nun die Nahrungs¬ 
bestandteile durch, die beim Säugling, insbesondere beim magendarmkranken, 
Fieber erzeugen können, so ist zunächst das Eiweiß völlig auszuschalten. Zahl¬ 
reiche Versuche mit Caseinaufschwemmungen haben ergeben, daß hierdurch 
kein Fieber erzeugt wird. Ferner verlaufen auch die Ernährungsstörungen bei 
Säuglingen, in deren Nahrung das Fett die Hauptrolle spielt, ohne Fieber, ohne 
Intoxikationserscheinungen. Dagegen findet man die stärksten Brechdurchfälle, 
die akutesten Fieber bei Kindern, die mit stark gezuckerter Buttermilch oder 
mit Malzzucker ernährt wurden. Läßt man den Zucker aus der Nahrung weg, 
so verschwindet alsbald das Fieber. Andererseits kann man mit der Sicherheit 
eines Experimentes Fieber hervorrufen, wenn man einem magendarmkranken 
Säugling z. B. 100 g 12,5proz. Milchzuckerlösung verabreicht. Daß diese Wirkung 
des Zuckers nicht etwa eine Folge von Gärungen ist, hält Finkeistein durch 
die Versuche von Schaps für erwiesen, der durch subkutane Zuckerinfusionen 
beim Säugling Fieber zu erzeugen vermochte. Nach Finkeistein hat der 
Zucker die Eigenschaften eines Salzes. Seine fiebererregende Wirkung ist daher 
in Parallele zu setzen mit den Temperatursteigerungen, die man durch subkutane 
Infusion von Salzlösungen beim Säugling hervorrufen kann. Auch durch enterale 
Verabreichung von Salz in genügender Menge kann man beim magendarmkranken 
Säugling Fieber erzeugen, nicht aber beim gesunden. Es muß also beim kranken 
Säugling eine Schutzwehr gefallen sein, die in der Norm den Stoffwechsel vor 
der alimentären Schädigung bewahrt. Das ist nach Finkeistein die normale 
Funktion von Leber und Darm. Finkeistein faßt seine Anschauung in die 
Worte zusammen: »Die Ursache des die Ernährungsstörungen der Säuglinge be¬ 
gleitenden Fiebers und der in schweren Fällen auftretenden Intoxikationssymptome 
ist nicht in Bakteriengiften und auch nicht in irgendwelchen anderen chemischen 
Stoffen zu suchen, sie beruht vielmehr in physikalischen Einwirkungen, die von 
Salzen und salzartigen Stoffen der Nahrung ausgehen. Man darf sich wahr¬ 
scheinlich vorstellen, daß diese Körper auf physikalischem Wege die Zellen 
schädigen und damit die Möglichkeit abnormer Zersetzungen im Organismus 
schaffen, die ihrerseits zu einer Störung der Wärmeregulation Veranlassung 
geben.« Reiß. 

1032) Hirschfeld, Felix. Zur Entstehung des Diabetes. (Deutsche med. 
Woch. 1909, Nr. 4, S. 137—141.) 

Aus klinischen und pathologisch-anatomischen Beobachtungen geht hervor, 
daß der Entstehung des Diabetes eine auf mehrfachen Infektionen beruhende 
chronische Pancreatitis zu Grunde liegt. Der Verfasser nimmt hierfür ebenso 
wie für die Lebercirrhose eine von einem primären Herd auf hämatogenem 
Wege sich verbreitende Entzündung oder Atrophie an. Für die anderen bisher 
angenommenen Ursachen der chronischen Pancreatitis — Arteriosklerose, Alko¬ 
holismus, Lues sowie Infektion von der Gallenblase und dem Darm aus — liegen 
keine sicheren Beweise vor, vielmehr sprechen gewichtige Gründe sogar dagegen. 
Im Beginn des Diabetes erkranken meist Pancreas und Leber zugleich, im weiteren 
Verlauf tritt die Lebererkrankung gewöhnlich zurück. Reiß. 

1033) Martinet, A. Doit-on döfendre th6, caf6, chocolat aux pisseurs d’acide 
urique? (Soll man Gichtikem Tee, Kaffee und Schokolade verbieten?) (Presse 
medicale 1909, Nr. 15.) 

Die in der Überschrift genannten Getränke sind Patienten mit uratischer 
Diathese nicht so schädlich als der Fleischgenuß; sie schaden insbesondere dann, 
wenn gleichzeitig viel Fleisch konsumiert wird (England), während sie bei Leuten 
mit mehr vegetarischer Lebensweise (Japan) weniger Schaden stiften. 

Martin Cohn . 


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Referate. 


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1034) Diamantberger. Pathogönie thyroldienne des rhumatismes. (Zu¬ 
sammenhang von Rheumatismus mit der Schilddrüse.) (Soc. medic. des hopitaux, 
Paris, 16. Oktober 1908.) 

Bei Hypo- und Dysthyreoidie treten Gelenkschwellungen und Schmerzen, 
mitunter von Fieber begleitet, auf; nach Jodothyrindarreichung bessern sich diese 
Beschwerden, selbst Ankylosen und Gelenkdeformationen sab Verfasser ver¬ 
schwinden. Martin Cohn . 

1035) Gonget. Athörome humain. Athdrome experimental et capsules 
surränales. (Nebennieren und Atherom.) (Presse medicale 1908, Nr. 93.) 

Gouget tritt für die Gleichwertigkeit der durch Adrenalin erzeugten Arterio- 
necrose des Kaninchens mit der menschlichen Atheromatose ein; daß der Prozeß 
nicht anatomisch ganz gleichartig verläuft, beruht auf der Dünnheit der Intima 
des Kaninchens, weshalb es hier nicht zu Verfettungen kommt. 

Die chromaffinen Organe haben eine myotonische Funktion, sie verstärken 
den Tonus der Arterienwand; ihre Hypertrophie ist bei erhöhter Arterienspannung 
(z. B. Nephritis) als Defensivreaktion des Organismus aufzufassen. 

Das Adrenalin, das bei allmählicher Zufuhr zum Körper die erwähnte Funktion 
hat, wirkt bei brüsker Zufuhr in großen Mengen schädigend auf die muskulären 
und elastischen Elemente der Gefäßwand ein und bewirkt so Necrose und Ruptur. 

Martin Cohn . 

1036) LabbA Marcel. Les pommes de terre dans le rdgime des diabätiques. 

(Kartoffel in der Diabetes-Diät.) (Presse medicale 1908, Nr. 82.) 

Verfasser sah gute Erfolge von der Kartoffelkur bei Zuckerkranken; er 
schreibt diese Erfolge indes nicht einer geringeren Absorption der Kohlehydrate 
der Kartoffel im Darm zu, wie dies Mosse annimmt, sondern dem Umstande, daß 
es bei Darreichung von Kartoffeln leichter gelingt, die allgemeine Kohlehydrat¬ 
zufuhr zu verringern. 360 g Kartoffeln sind etwa 100 g Brot gleichwertig. 

Martin , Cohn. 

1087) Meunier, L6on. Pouvoir amylolytique du contenu gastrique et di- 
gestion intestinale. (Amylolytisches Vermögen des Mageninhaltes und Darm¬ 
verdauung.) (Presse medicale 1908, Nr. 75.) 

Das amylolytische Vermögen des Mageninhaltes ist am größten bei Hypo-, 
am geringsten bei Hyperchlorhydrie; ebenso gering ist es bei Personen, welche 
rasch essen. Rasches Essen und damit zusammenhängende ungenügende Speichel- 
secretion kann zu erheblichen Darmstörungen und Abmagerung führen. In der 
Tierzucht ist es seit langem üblich, bei Diarrhöen Trockenzwieback zur Ernährung 
zu verwenden; es gelingt durch die dadurch erzwungene Salivation oft, die 
Diarrhöen zum Schwinden zu bringen. Auch beim Menschen sah Verfasser bei 
Personen mit Insuffizienz der Darmtätigkeit (Constipation, Colitis membranacea) 
günstige Erfolge der Darreichung von Trockenkost Martin Cohn . 

1038) Jacquet et Debat. La surdistension et le surtravail gastriques 
d’origine tachyphagique. ^Überdehnung und Mehrarbeit des Magens infolge 
raschen Essens.) (Presse medicale 1908, Nr. 56.) 

Bei Hunden mit Magenfistel fanden die Verfasser, daß bei Verfütterung von 
schlecht zerkleinerter und rasch eingeführter Nahrung dreimal soviel Magensaft 
abgesondert wurde und die Magenverdauung 1 / 3 an Zeit länger dauerte als bei 
langsamer Zufuhr von feinverteilter Kost. 

Gleiche Resultate ergaben sich beim Menschen, wenn bei Zusatz von Wismut 
die Dauer der Magenverdauung radioskopisch geprüft wurde. 

Bei raschem Essen wird der Magen überdehnt und seine Entleerung ver¬ 
zögert, obwohl der Evacuationsrhythmus beschleunigt ist und die Einzelkontrak¬ 
tionen stärker ausfallen; auch die Temperatur der Bauchwand ist bei Tachy- 
phagie höher als bei Bradyphagie; ähnlich verhält sich die Secretionskurve des 
Magensaftes, und ebenso steigt bei Tachyphagie der Blutdruck stärker an. 

Ungenügendes Kauen kann Ursache einer Magenerweiterung werden. 

Martin Cohn . 


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Keferate. 


1039) Meunier, L6on. Etüde de la säcrötion stomacale sans utiliser la sonde 
gastrique. (Prüfung der Magensecretion ohne Anwendung der Sonde.) (Presse 
medicale 1908, Nr. 6.) 

Verfasser verabreicht eine Ätherperle, welche in ein durch Catgut ver¬ 
schlossenes Gummisäckchen gehüllt ist; mit dem Moment des Freiwerdens der 
Perle merkt der betr. Patient das Aufstoßen des Äthers. 

Eine derartig präparierte Perle löste sich in künstlichem Magensaft mit 
l,2°/ 00 HCl-Gehalt in 20 Minuten, mit 0,5 °/ 0o in 50 Minuten, mit 0,15 °/ 00 in einer 
Stunde 20 Minuten; ohne Salzsäure blieb das Beutelchen ungelöst. 

Verfasser spricht von Hypersecretion, wenn die Aether-Eructation vor einer 
Stunde erfolgt, von normaler Secretion bei Dauer von 1—1 1 / 2 Stunden, nach 
1 1 / 2 Stunden von Hyposecretion, beim Ausbleiben der Eructation von Achlorhydrie. 

Martin Cohn . 

1040) Odier, R. L'action des injections de ferments glycolytiques chez 
Phomme. (Wirkung der Injektion von glykolytischem Ferment beim Menschen.) 
(Presse medicale 1908, Nr. 16.) 

Beim Carcinomkranken findet sich fast stets eine hohe Blutdichte, infolge 
des hohen Glykogengehaltes; es fehlt das glykolytische Ferment im Blute. 

Die Krebskrankheit sieht Verfasser als eine Allgemeinerkränkung an; der 
»cancerogene« Stoff wird durch glykolytisches Ferment zerstört; er findet sich 
bei Krebskranken an das vorhandene Carcinom fixiert. Wird letzteres exstirpiert, 
so kreist der »cancerogene« Stoff im Organismus frei, bis er auf prädisponierte 
Stellen trifft, von denen er gebunden wird und so zum Recidiv Anlaß gibt. 

Injiziert man Krebskranken glykolytisches Ferment (Extrakt aus Muskel, Leber, 
Pancreas des Kalbes oder Hammels), so verschwinden carcinomatöse Metastasen, 
ganz gleich, wo deren Sitz ist. Die Injektionen werden nicht stets gleich gut 
vertragen; bei sehr malignen Carcinomen sind größere Dosen nötig. In vielen 
Fällen tritt fieberhafte Allgemeinreaktion und Schwellung des Tumors nach der 
Injektion ein. Der Ort der Injektion ist gleichgültig. 

Bei der Anämie der Krebskranken spielt nach Verfasser das Cholesterin 
eine wichtige Rolle. Das Cholesterin schützt, wenn es im Serum vorhanden ist, 
die Blutkörperchen vor einer Hämolyse durch saponinartig wirkende Stoffe, indem 
es letztere fixiert. Beim Carcinomkranken sammelt sich das Cholesterin um den 
Tumor an; es fixiert sich ferner an den roten Blutkörperchen und führt so, indem 
es gleichzeitig im Serum fehlt, zu deren Auflösung durch Kombination mit sa- 
ponmartigen Stoffen. 

Zum Schluß gibt Odier die Methodik der Gewinnung des glykolytischen 
Ferments an. Martin Cohn . 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1041) Lang, Walter. Über Präventivimpfung bei Tetanus. Aus der chir. 
Abt. d. Inselspitals, Bern. (Diss. Bern 1908, 35 S.) 

Verfasser kommt zu folgenden Resultaten: Die Präventivimpfung ist, wenn 
auch nicht ein absolut sicheres, so doch das sicherste bisher bekannte Mittel zur 
Verhütung und Bekämpfung des Tetanus. Trotz der Präventivimpfung hat die 
Wundbehandlung mit der größten Sorgfalt zu geschehen, da zum mindesten die 
Mehrzahl der Mißerfolge der Wundbehandlung zugeschrieben werden muß. 
Auch wenn die Serumprophylaxe nicht im Stande ist, eine absolute Sicherheit 
zu gewähren, so ist sie doch deshalb anzuwenden, weil bei ihrer Anwendung 
Tetanus viel seltener auftritt als ohne sie und weil auch in den Fällen, in denen 
Tetanus gleichwohl auftritt, der Verlauf desselben doch ein viel leichterer und 
günstigerer ist. Die Serumprophylaxe ist daher auch mit Rücksicht auf die 
Therapie eines eventuell gleichwohl aufgetretenen Tetanus unbedingt bei allen 
tetanusverdächtigen Fällen durchzuführen. Die Bedenken gegen die allgemeine 
Anwendung der Präventivimpfung können nach dem heutigen Stand derselben 
nur äußerlicher Natur sein, sei es, daß sie, wie z. B. im Kriege, aus praktischen, 
oder wie in der Armenpraxis aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt werden 
kann. Fritz Loch. 


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Referate. 


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1042) Cohn, S. Über lokale Tuberculin-Überempfindlichkeit der Conjunctiva. 

Aus der 1. inneren Abteilung des Krankenhauses am Urban in Berlin: Professor 
A. Fränkel. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 17, S. 835.) 

Bei der Nachwirkung der conjunctivalen Reaktion ergab sich, daß auch 
klinisch Nichttuberkulöse, die bei der ersten Einträufelung mit verdünnter Tuber- 
culinlösung nicht reagierten, durch diese Einträufelung eine lokale Conjunctival- 
Überempfindlichkeit erwarben, so daß sie bei einer zweiten Einträufelung mit 
derselben Lösung in das gleiche Auge positive Reaktion zeigen: arteficielle resp. 
physiologische Überemptindlichkeit. Dahin gerichtete Versuche des Autors er¬ 
gaben folgendes: I. Durch einmalige Einträufelung einer 1 proz. Alttuberculin- 
lösung erwirbt die Conjunctiva Nichttuberkulöser, ohne in sichtbarer Weise zu 
reagieren, eine Überempfindlichkeit, die sich in zwei Eigenschaften kundgibt: 
1. In der Eigenschaft, bei einer späteren Berührung mit Tuberkulin in 1 proz. 
Lösung deutlich sichtbar mit Entzündungserscheinungen zu reagieren; 2. in der 
Fähigkeit, aus dem circulierenden Blut Tuberculin auszuziehen, um dann mit 
diesem zu reagieren. Die Eigenschaften sind streng lokal auf die zur Ein¬ 
träufelung benutzte Conjunctiva beschränkt. Zu ihrer Ausbildung bedarf es einer 
Zeit von im allgemeinen mindestens 5 Tagen. Das Optimum der Überempfind¬ 
lichkeit wird sogar erst zu Beginn der dritten Woche erreicht. II. Daß die 
arteficielle Überempfindlichkeit ein Zeichen latenter Tuberkulose ist, ist möglich, 
aber noch nicht erwiesen. K. Bomstein. 

1043) Bauer, J. Zum Wesen der Wassermannschen Luesreaktion. Aus dem 

Laboratorium der akademischen Klinik für Kinderheilkunde zu Düsseldorf: Prof. 
Schloßmann. (Berl. kl. Woch. 1908, Nr. 17, S. 834.) 

Der Autor glaubt einen Beitrag liefern zu können zu dem Wesen des Körpers, 
den man zuerst als syphilitischen Antikörper auffaßte. So oft er menschliche 
Sera bei Komplementablenkungsreaktionen verwendete, mußte er auf die Tat¬ 
sache stoßen, daß Menschenserum oft einen größeren, oft einen geringeren Reich¬ 
tum an gegen Hammelblut gerichteten Amboceptoren besitzt, ein Umstand, der 
bei Verwendung von Hammelblut und den specifischen Immunkörpern als hämo¬ 
lytisches System sehr zu beachten ist und wohl auf Mißerfolge bei Arbeiten mit 
menschlichen Seren behufs Nachweis gelöster Bacterienbestandteile und den 
Antikörpern erklärt. Bei dem Versuch, diese Amboceptoren durch Digerieren 
mit Hammelblut zu entfernen, fand sich, daß nun das menschliche Serum an sich 
sehr stark hemmende Eigenschaften enthielt. Manche syphilitische Sera weisen 
wenig resp. gar keine dieser Amboceptoren auf. Es lag der Gedanke nahe, daß 
auch bei den syphilitischen Blutseren die Pfeiffer-Friedberger sehen ant¬ 
agonistischen Substanzen eine hämolysehemmende Eigenschaft entfalten, die 
möglicherweise durch die wirksame Substanz des Leberextraktes gesteigert 
wurde. Dahin gerichtete Versuche ergaben, daß das mit Hammelblut vor¬ 
behandelte Menschenserum dieselbe Reaktion zeigt, die sonst für das Serum 
eines Syphilitikers charakteristisch ist. Es liegt also nahe, die Eigenschaft beider 
zu identifizieren: »die in höheren Dosen an sich hämolysewidrig wirkenden 
Leberauszüge, verbunden mit unterhemmenden Mengen antikomplementärer 
Amboceptoren bewirken also das Wassermannsche Luesphänomen«. 

K. Bornstein . 

1044) Cohen, C. Die Serodiagnose der Syphilis in der Ophthalmologie. 

Aus der Universitätsaugenklinik (Prof. Uhthoff) und aus dem serodiagnostischen 
Institute der Universitäts-Hautklinik (Prof. Neisser) in Breslau. (Berl. klin. Woch. 
1908, Nr. 18, S. 877.) 

Bei 64 Fällen, sicher syphilitischen und zweifelhaft syphilitischen oder syphi¬ 
lisverdächtigen wurde die Serumreaktion der Syphilis angestellt und es ergab 
sich, daß die Wassermannsche Reaktion in der Augenheilkunde bei negativem 
Ausfall manchmal geeignet ist, gewisse diagnostische Fingerzeige zu geben; bei 
positivem Ausfall kann sie direkt ausschlaggebend für die Diagnose und unser 
therapeutisches Verhalten werden. K. Bornstein. 


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524 


Referate. 


1045) Fischei, W. (St. Louis). Ober die h&molytische Reaktion des Blut¬ 
serums bei malignen Geschwülsten. Aus dem medizinisch-poliklinischen Institut 
der Universität Berlin. Geheimrat Senator. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 18, S.882.) 

Kelling (Dresden) nimmt auf Grund seiner Forschungen über den Zellpara¬ 
sitismus von körperfremden Zellen als die Ursache des menschlichen Krebses an, 
daß in dem Blutserum von vielen Krebskranken eine specifische hämolytische 
Kraft gegen Blutkörperchen artfremder Tiere vorhanden sei. Einwänden gegenüber 
hält er seine Behauptungen aufrecht, die durch Forschungen eines Mitarbeiters 
unterstützt werden. Fi sc hei prüft nach und stellt folgende Fragen: 1. Besitzt 
das Blutserum von Krebskranken eine hohe hämolytische Kraft gegen Tierblut¬ 
körperchen? 2. Gibt es eine specifische hämolytische Kraft gegen die Tier¬ 
körperchen einer Tierart — Kellings artspecifische Reaktion? 3. Gibt es eine 
hohe hämolytische Kraft auch in den Blutseris bei anderen Krankheiten, d. h. 
ist diese hämolytische Kraft specifisch für maligne Geschwülste? Der Autor 
bejaht die erste Frage, verneint die zweite und dritte. 

I. Das Blutserum von vielen Fällen von malignen Geschwülsten zeigt eine 
hämolytische Reaktion mit Blutkörperchen von verschiedenen Tierarten. 

II. Die hämolytische Reaktion ist nicht specifisch für die Blutkörperchen 
einer Tierart, wie Kelling es behauptet hat. 

III. Diese hämolytische Reaktion ist nicht specifisch für maligne Geschwülste. 

Sie kommt auch in einigen anderen Krankheiten vor, besonders bei den pemi- 
ciösen Anämien und der Tuberkulose. K. Bornstein. 


1046) Fomet, W. u. Schereschewsky, J. (Moskau). Über die Specifität der 
Präcipitatreaktion bei Lues und Paralyse. Aus dem hygienischen Institut der 
Universität Straßburg (Prof. Dr. Förster). (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 18, S. 874.) 

1. Lues und Paralysesera können miteinander in der von den Autoren an¬ 
gegebenen Weise zur Ringbildung reagieren. 2. Ein charakteristischer »Ring« 
läßt sich objektiv als körperliches Fällungsprodukt erkennen und von anderen 
an der Schichtgrenze auftretenden Phänomenen wohl unterscheiden. 3. Physi¬ 
kalisch einwandfreie Sera gesunder Menschen erzeugen unverdünnt miteinander 
keine Fällungen. 4. Fällungen, welche nach Zusatz von größeren oder kleineren 
Mengen physiologischer Kochsalzlösung zu einem oder beiden Sera auftreten, 
dürfen nicht mit den specifischen Fällungen verwechselt werden. 5. Die Nicht- 
specifität derartiger Niederschläge ergibt sich unter anderem aus ihrem Auf¬ 
treten in einer oder mehreren Kontrollen. 6. Eine Präcipitinreaktion ist nur 
dann als positiv anzusehen, wenn eine deutliche Fällung (Ringform) aufgetreten 
ist und sämtliche Kontrollen klar geblieben sind. Zeigt eine Kontrolle eine 
Andeutung von einem »Ring«, so können aus einem derartigen Versuch keine 
sicheren Schlüsse auf Krankheitsvorgänge in dem serumspendenden Individuum 
gezogen werden. 7. Ausnahmsweise kann ein »Normalserum« Luespräcipitionen 
oder ein Luespräcipitinorgan enthalten; für einen derartigen Befund sind Belege 
in der Anamnese zu suchen. 8. Die Wassermannschen »Antistoffe« sind mit 
den Luespräcipitinorganen und Präcipitinen der Autoren nicht identisch. 9) Unter 
Anwendung des Prinzips, daß durch das Aufeinanderwirken von Sera aus ver¬ 
schiedenen Stadien ein- und derselben Infektionskrankheit specifische Fällungen 
hervorgerufen werden können, ist es den Autoren gelungen, bei Lues, Tabes 
und Paralyse Niederschläge zu erzielen, deren Entstehung auf dem Zusammen¬ 
treffen von Präcipitinorganen und dazugehörigen Präcipiten beruht. 

K. Bornstein . 

1047) Rosenbach, Fr. Beitrag zur Conjunctivalreaktion. Aus der Chirurg. 
Klinik der Kgl. Charite. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 18, S. 885.) 

Angewandt wird eine 1 proz. Lösung des alten Koch sehen Tuberculins, die 
stets aus der Stammlösung frisch hergestellt wird. Bei mangelnder Reaktion 
wird nach etwa 8 Tagen eine 2 proz. Lösung beim anderen Auge angewandt. 
Der positive Ausfall der Reaktion spricht bei Kindern für Tuberkulose, der nega¬ 
tive Ausfall schließt sie nicht aus. K. Bornstein . 


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Referate. 


525 


1048) Auerbach, Fr. u. Plüddemann, W. Über den Verlust an Formaldehyd 
bei der Desinfektion mit Autan. (Arb. a. d. kais. Gesundheitsamte, Januar 1909, 
Bd. 30, H. 1, S. 195—275.) 

Die zahlreichen Arbeiten über das Autan haben bisher über zwei Punkte, 
die für alle Desinfektions verfahren, die wie das Autan verfahren auf der Ver¬ 
gasung fester Polymere des Formaldehyds beruhen — bei der Autanmethode ist 
es das käufliche Paraformaldehyd — von großer Wichtigkeit sind, keine ge¬ 
nügende Klarheit geschaffen. Diese sind: Wie verlaufen die chemischen und 
physikalischen Vorgänge beim Autanverfahren? und: Wieviel Formaldehyd ge¬ 
langt als solcher in den zu desinfizierenden Raum? In einer sich durch Klar¬ 
heit und Gründlichkeit auszeichnenden Untersuchung sind die Verfasser zu Er¬ 
gebnissen gelangt, die im Hinblick auf die Resultate anderer Arbeiten über das 
Autan überraschend und theoretisch wie praktisch für die ganze Frage von 
großem Interesse sind. Bei der Desinfektion mit Autan, dessen Hauptbestand¬ 
teile Bariumsuperoxyd, Paraformaldehyd (wahrscheinlich ein Gemenge von Para- 
formaldehyd mit a-Polyoxymethylen) und Wasser sind, wird die Verdunstung von 
Paraformaldehyd und Wasser durch die von den eintretenden chemischen 
Reaktionen gelieferte Wärme herbeigeführt. Die Hauptreaktion ist Oxydation 
von Formaldehyd durch Bariumsuperoxyd zu ameisensaurem Salz unter Wasser¬ 
stoffentwicklung, daneben ist auch Oxydation zu kohlensaurem Salz und der 
Übergang von Formaldehyd in Methylalkohol und ameisensaures Salz zu be¬ 
rücksichtigen. Der durch die Gegenwart von Paraformaldehyd katalytisch 
beschleunigte Zerfall von Bariumsuperoxyd und Wasser in Barytlösung und Sauer¬ 
stoff spielt nur eine sekundäre Rolle. Aus thermochemischen Rechnungen ergibt 
sich, daß nahezu drei Teile Formaldehyd zerstört werden müssen, um einen 
Teil Formaldehyd und die zugehörige sechsfache Wassermenge zu verdampfen. 
— Zur Bestätigung dieser Schlüsse wurden Autanpackungen für 80, 40, 10 und 
2,5 cbm Raum unter den für die Desinfektion vorgeschriebenen Bedingungen 
verarbeitet und die Rückstände mit Hilfe besonders ausgearbeiteter Analysen¬ 
methoden, welche die Bestimmung von Formaldehyd und ameisensauren Salzen 
nebeneinander erlauben, untersucht. Dabei wurden in den Rückständen bis zu 
10°/ 0 des angewandten Formaldehyds als solcher und 60—73 °/ 0 in Form von 
ameisensauren Salzen vorgefunden. Die Menge der Vorgefundenen Ameisensäure 
war in zwei Fällen größer als der Menge des angewendeten Bariumsuperoxyds 
entspricht, so daß ein Teil davon unter gleichzeitiger Methylalkoholbildung ent¬ 
standen sein muß, wodurch sich der Verlust an Formaldehyd durchweg auf 75°/ 0 , 
in einem Falle, bei dem eine Verzögerung der Reaktion beobachtet wurde, sogar 
auf etwa 85°/ 0 erhöht. Diese Verluste an Formaldehyd durch Zurückbleiben im 
Rückstände, Oxydation zu Ameisensäure, sowie wahrscheinlich ferner durch 
Oxydation zu Kohlensäure und Reduktion zu Methylalkohol lassen erkennen, daß 
bei vorschriftsmäßiger Anwendung von Autan nur etwa 2,5 g Formaldehyd pro 
cbm Raum — bei verzögertem Reaktionseintritt erheblich weniger — verdampfen, 
wobei es noch ungewiß ist, welcher Anteil des Dampfes in polymerer, unwirk¬ 
samer Form verbleibt. Um der amtlichen Desinfektionsanweisung zu genügen 
(für je 1 cbm Luftraum sind mindestens 5 g Formaldehyd und etwa 30 ccm 
Wasser zu verdampfen), dürfte die Desinfektion mit Autan höchstens für jeweils 
halb so große Räume angewandt werden, als auf den jetzigen Packungen an¬ 
gegeben ist. Auch müßten Desinfektionen, bei denen die Reaktion der Autan- 
bestandteile nicht nonnal verläuft, wiederholt werden. Am Schluß weisen die 
Verfasser darauf hin, daß abgewartet werden müsse, ob unter solchen Umständen 
die Vorteile des Autanverfahrens gegenüber den bisher üblichen Formaldehyd- 
Desinfektionsverfahren noch groß genug, sein werden, um dem erheblich höheren 
Preise die Wage zu halten; von vornherein erscheine es wenig zweckmäßig, drei 
Viertel des wertvollen Stoffes zu zerstören, um günstigstenfalls ein Viertel zur 
Wirkung zu bringen. Fr. Franz . 


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526 


Referate. 


Arznei«, Nahrangs- und Genussmittel. 

1049) Barschall, H. Über Krabbenextrakt. (Arbeiten aus dem Kaiserl. Ge¬ 
sundheitsamte, Januar 1909, Bd. 30, H. 1, S. 74—76.) 

Zum Vergleich mit den Ergebnissen von Untersuchungen, die bezweckten, 
ein weiteres Urteil über die Verteilung des Stickstoffs im Fleischextrakte und in 
den sogenannten Peptonen zu gewinnen (Baur und Barschall, ebenda 1906, 
Bd. 24, S. 552: Beiträge zur Kenntnis des Fleischextraktes) wurde von Bar- 
schall ein Krabbenextrakt in gleicher Richtung analysiert. In nachstehender 
Tabelle ist das Resultat dieser Untersuchung im Vergleich mit dem der früher 
untersuchten Erzeugnisse wiedergegeben: 


Erzeugnis 

Gesamt¬ 

stickstoff 

7. 

Phosphor- 

wolfram- 

säure- 

stickstoff 

7. 

Kreatinin- 

stickstoff 

•/. 

Kreatin¬ 

stickstoff 

7. 

Amino- 
stickstoff 1 

7. 

Ammo¬ 

nium¬ 

stickstoff 

0 ' 
i 0 

Liebigs Fleischextrakt .... 

9,2 

7,4 

M 

0,4 


0-3 

Neues Fleischextrakt. 

90 

7,4 

1 M | 

0,2 

0,8 

— 

Mercks Pepton e carne . . . 

12,2 

5,6 

1 o,3 1 

°,°I 

3,2 

— 

Wittes Pepton .. 

14,3 

12,6 

i ° 

o 

! 0,5 

— 

Krabbenextrakt. 

7,7 

2,7 

o 

1 ° 

i 

| 09 

i 

0,15 


Kreatin und Kreatinin fehlen demnach, wie schon Ackermann und 
Kutscher (Zeitschr. für Unters, der Nahrungs- und Genußmittel 1907, Bd. 13, 
S. 180, 610) feststellten, im Krabbenextrakt vollkommen. Auffällig ist weiterhin 
die geringe Menge des durch Phosphorwolframsäure fällbaren Stickstoffes, sowie 
der Unterschied zwischen dem Gesamtstickstoff und der Summe der einzeln 
bestimmten Stickstoffmengen. Es muß also der Stickstoff noch in anderer als 
in der hier ermittelten Form im Krabbenextrakt vorhanden sein. Fr. Franz. 

1050) Hirsch, Max. Kasuistisches zur physikalischen Therapie der Gicht. 

Aus der hydrother. Anstalt der Univ. Berlin. (Centralblatt d. ges. Therapie, 
Nr. 4, 1909.) 

Verfasser bringt sieben Krankengeschichten mit genauer Beschreibung der 
verwendeten physikalischen Prozeduren. Er schließt, daß die Ernährung bei 
der Gicht zwar eine große Rolle spielt, aber nicht allein ausschlaggebend ist, 
daß vielmehr die Behandlung eine lokale und allgemeine sein muß, um den 
Gesamtorganismus sowie die einzelnen Symptome zu berücksichtigen. Hierbei 
sind es in erster Linie die allgemeinen und lokalen wärmestauenden Prozeduren 
mit nachfolgenden flüchtigen Kältereizen, welche sich bewähren, während ein¬ 
fache schweißerregende Prozeduren wenigstens anfänglich das Leiden ver¬ 
schlimmern. Die Vermehrung der Harnausscheidung spielt in der Behandlung 
der Gicht eine große Rolle; sie wird am besten durch Darrefchung von Flüssig¬ 
keit, besonders von alkalischen Wässern, gefördert. M. Kaufmann. 

1051) Kisch, E. H. Grundzüge der Behandlung der Fettleibigkeit. (Tlier. 
der Gegenw., April 1909, Nr. 4.) 

Bei der Mastfettsucht ist das wichtigste Mittel die Unterernährung, wobei 
aber zu beachten ist, daß die Erhaltungskost beim Fettleibigen schon einen ge¬ 
ringeren Wert repräsentiert als bei dem gleich schweren Normalmenschen. Die 
Nahrung soll reichlich Eiweiß und nur ein Minimum von Fett enthalten. Aus 
verschiedenen Gründen soll man nicht große Mengen calorisch unterwertiger 
Nahrungsmittel verabreichen. Die Zahl der Mahlzeiten soll drei sein; die 
Flüssigkeitszufuhr braucht in unkomplizierten Fällen nicht beschränkt zu werden. 
Hand in Hand damit geht eine vorsichtig dosierte, langsam gesteigerte Muskel¬ 
arbeit. Stetige Kontrolle von Gewicht, Herz, Blutdruck, Harn, Muskelkraft 
ist nötig. 


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Referate. 


527 


Bei der konstitutionellen Fettsucht, der eine angeborene oder erworbene 
Dyscrasie zu Grunde liegt, ist unter Vermeidung der Fettanreicherung vor allem 
auf eine Verbesserung der Blutbeschaffenheit durch reichliche Eiweißzufuhr 
(Mittel 200 g) und Eisenpräparate hinzuwirken. Die Wasserzufuhr ist zu be¬ 
schränken, aie körperliche Bewegung noch sorgfältiger zu regulieren als bei der 
Mastfettsucht. M. Kaufmann . 

1052) Dirmoser. Der Vomitus gravidarum perniciosus (Hyperemesis 
gravidarum). (Deutsche Medizinal-Zeitung 1909, Nr. 70.) 

Die Therapie der Hyperemesis wird auf die Beseitigung oder wenigstens 
Abschwächung der im Organismus angehäuften Toxine des Stoffwechsels Bedacht 
haben müssen. 

Man lasse in diesen schweren Fällen alle Versuche mit internen Mitteln fort; 
man reinige den Darm mit hohen Hegarsehen Kochsalzklysmen, den Magen 
wasche man mit dem schleimlösenden Natron bicarbonicum aus. Danach wird 
die Ernährung der Patientin zunächst nur per rectum erzielt und zweimal täglich 
nach jedesmal vorausgeschickter Reinigung des Darms je 1 j i 1 Milch mit Zusatz 
von Eidotter, Somatose oder Wein insuffliert. Erst wenn das Erbrechen für 
wenigstens 24 Stunden nachgelassen hat, gehe man vorsichtig und allmählich 
zur Ernährung per os über. Schitienhelm . 

1058) Winternitz, H. Über Hyperacidität und den Einfluß von Wasserstoff¬ 
superoxyd. Verein der Ärzte in Halle a. d. S. Sitzung vom 3. Juni 1908. 
(Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 38.) 

Der Vortragende bespricht zunächst die Bedeutung der sekretorischen Funk-' 
tion des Magens im Vergleich zur motorischen und resorptiven. Er wendet 
sich dann speziell der Hyperacidität zu, den Hilfsmitteln, die uns zu ihrer Be¬ 
kämpfung zur Verfügung stehen, den Alkalien, den Fetten, den Kohlehydraten 
und dem Atropin. Dem Atropin analog wirkt Eumydrin, das Metylnitrat des 
Atropins, das weniger giftig ist und in größeren Dosen (l 1 / 2 — 2 1 \ 2 mg) längere 
Zeit hindurch mit gutem Erfolge angewendet wurde. Riegel hat gezeigt, daß 
Morphium nicht — wie man seit Hitzig annahm — die Säuresecretion herab¬ 
setzt, sondern steigert, und daher in manchen Fällen von Cardialgien sich als 
wenig wirksam erweist. 

Der Vortragende berichtet dann über Versuche, die auf seine Veranlassung 
von Dr. Petri-Mülhausen über den Einfluß des Wasserstoffsuperoxyds auf die 
Acidität des Magens ausgeführt wurden. Angewandt wurde das Wasserstoff¬ 
superoxyd in */ 4 -V/o, zumeist in 1 j 2 proz. Lösung. Es ergab sich ganz über¬ 
einstimmend die Tatsache, daß Wasserstoffsuperoxyd die Acidität des Magen¬ 
inhalts stark herabsetzt; namentlich auch in Fällen von Hyperacidität oft bis 
zum Verschwinden der freien Salzsäure. Wie die Wirkung des Wasserstoff¬ 
superoxydes zustande kommt, läßt sich noch nicht sagen; wohl sicher ist sie 
eine lokale. Schittenhelm. 


Bücherbesprechungen. 

1054) Zuelzer, Georg (Berlin). Die diätetisch-physikalische Therapie in der 
täglichen Praxis. Kurzes Handbuch für Studierende und Aerzte. Mit Beiträgen 
von Dr. Alfred Japha, Dr. Georg Peritz und Dr. Bruno Wolff. (Berlin, 
Verlag von Otto Salle 1909. Pr. 8 Mk.) 

Das vorliegende Buch gibt eine zusammenfassende Darstellung der diätetisch¬ 
physikalischen Behandlungsweise unter Beschreibung wesentlich nur derjenigen 
(erprobten) therapeutischen Methoden, welche der Praktiker mit den einfachen 
Hilfsmitteln der häuslichen Praxis ohne Schwierigkeit anzuwenden in der Lage 
ist. Bei den einzelnen Methoden ist die Technik ihrer Ausführung genau ge¬ 
schildert und die Beschreibung der diätetischen Maßnahmen ist so gehalten, daß 
der Leser auf Grund der Erörterungen die Diät jeweils selbständig nach Kalorien¬ 
gehalt und Art und Form der Nahrungsmittel zusammenzustellen in der Lage 


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528 


Referate. 


ist. — Das Buch teilt sich in zwei Teile, den allgemeinen Teil, welcher die 
Hauptursachen der Physiologie des Stoffwechsels und die Technik der Methodik 
der Hydrotherapie enthält, sowie den speziellen Teil mit folgenden Kapiteln: 
Die akuten fieberhaften Infektionskrankheiten, die Erkrankungen der Respirations¬ 
organe, die chronischen Herzkrankheiten, die Krankheiten des Verdauungs¬ 
kanals, Leber-, Pankreas-, Nierenkrankheiten, Anämie, Stoffwechselkrankheiten, 
funktionelle Nervenkrankheiten; daran schließen sich die spezialistisch behandelten 
drei Kapitel: Die organischen Nervenkrankheiten von G. Peritz, die Kinder¬ 
behandlung von A. Japha und die geburtshülfliche Behandlung von B. Wolff. 

Alles in allem bietet das Buch eine treffliche Übersicht über die diabetisch¬ 
physikalische Therapie. Die Auswahl der wiedergegebenen Methoden ist eine 
kritische und gut gelungen. Die Darstellung ist durchweg übersichtlich, klar 
und einfach und wird jeweils ergänzt durch theoretische Ausführungen, so daß 
auch der wenig mit dem Stand der neuesten Forschung Vertraute leicht zu 
einem vollen Verständnis gelangen und eine zweckmäßige Therapie darnach 
treiben kann. Das Buch kann daher nur jedem, der diätetisch-physikalische 
Therapie treiben will und muß, wärmstens empfohlen werden. Schittenhelm. 

1055) Meyer, Hans. Analyse und Konstitutionsermittlung organischer Ver¬ 
bindungen. Verlag von Julius Springer, Berlin 1909. (1003 Seiten. Preis brosch. 
Mk. 28, in Halbleder gebunden Mk. 31.) 

Die vorliegende zweite Auflage des vorzüglichen Meyer sehen Handbuches 
muß mit Freude begrüßt werden, besonders aa dieselbe eine Fülle von Ver¬ 
besserungen bringt. Nicht allein der erste Teil, der sich mit der Vorbereitung 
der Substanz zur Analyse, den Reinigungsmethoden, Kriterien der chemischen 
Reinheit und Identitätsproben, der Bestimmung der physikalischen Konstanten, 
ferner der Ermittlung der empirischen Formel durch die Elementaranalyse und 
der Molekulargewichtsbestimmung beschäftigt, sondern auch besonders der zweite 
Teil, der die eigentliche Konstitutionsbestimmung behandelt, sind bedeutend er¬ 
weitert worden. Neu hinzugekommen sind unter dem Titel »Ermittlung der 
Stammsubstanz« Untersuchungsmethoden, die sich mit dem Abbau durch Oxy¬ 
dation, mit den Alkalischmelzen und den Reduktionsmethoden beschäftigen. 
Nach allgemeinen Bemerkungen über die Oxydationsmittel wird unter weit¬ 
gehendster Berücksichtigung der Literatur, das Aboxydieren von Seitenketten, 
Ueberführung von Alkoholen in Aldehyde (Ketone) und Säuren, die Oxydation der 
Ketone, der Abbau der Methylketone R. COCH 8 zu Säuren R. COOH, ferner 
die Dehydrierung cyclischer Verbindungen, Sprengung von Doppel Verbindungen 
und der Abbau von Substanzen mit dreifacher Bindung besprochen. Ebenso 
eingehend ist die Ausführung und Anwendungsmöglichkeit der Alkalischmelze 
erörtert. Bei der Besprechung der Reduktionsmöglichkeiten werden die haupt¬ 
sächlichsten, wie z. B. die Verwandlung von Ketonen oder Aldehyden in die 
zugehörigen Alkohole, Zurückführung sauerstoffhaltiger Substanzen auf den zu 
Grunde liegenden Kohlenwasserstoff, Hydrierungsmethoden und die Abspaltung 
von Substituenten und Ersatz derselben durch Wasserstoff berücksichtigt. Mit 
großer Sorgfalt ist das Kapitel, das die qualitative und quantitative Bestimmung 
der organischen Atomgruppen behandelt, bearbeitet, ein sicherer Beweis dafür, 
daß ein zuverlässiges Arbeiten auf dem Gebiete der organischen Chemie nur 
möglich ist, wenn neben der Elementaranalyse bei neuen Derivaten auch Atom¬ 
gruppenbestimmungen ausgeführt werden. Eine Reihe wertvoller Tabellen und 
ein sehr ausführliches Sachregister erhöhen den Wert des schönen Werkes. Auch 
die vorliegende zweite Auflage wird jedem, der sich mit organischer Chemie 
beschäftigt, zweifellos von unschätzbarem Werte sein. Brahm. 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. «1. 
Eigentümer und Verleger Urban k Sehwarsenberg in Berlin and Wien. 

Drack von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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Original fn>m 

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ZENTBALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Juliheft 


1909 Nr. 14 


Nach druck verboten. 


Original-Artikel. 

Aus dem Gouvemements-Landschaftshause zu Saratow. 

Ober Achylia gastrica Simplex s» idiopatica. 

Von 

Dr. N. E. Kuschew. 

Bevor ich die selten vorkommende und wenig erforschte Krankheitsform, die 
ich mir zum Thema gewählt habe, erörtere, möchte ich die Angaben der Lite¬ 
ratur, welche mir zur Verfügung stehen, erwähnen, sowie auch die Beob¬ 
achtungen über Achylia gastrica mitteilen, welche ich in den beiden letzten 
Jahren gemacht habe. 

Die in Rede stehende Erkrankung wurde durch Einhorn im Jahre 1892 in 
eine besondere Gruppe ausgesondert, wenn auch einzelne Fälle von zweifelloser 
Achylia gastrica schon früher von Jaworski, Boas, Ewald und Schirren 
und anderen beschrieben worden sind. Ursprünglich rechnete man diese Krank¬ 
heitsform zur Atrophie der Magenschleimhaut, und nur Einhorn gebührt das 
Verdienst, die wahre Natur derselben aufgeklärt zu haben. Er hat an einem 
Fall nachgewiesen, daß die bei der Sondierung des Magens zu Tage geförderten 
Fetzen der Magenschleimhaut sich bei der mikroskopischen Untersuchung als 
vollständig normal erweisen; ferner berichtet er über einen anderen Fall, in dem 
die erloschene Magenfunktion nach einem fünfjährigen Bestehen der Krankheit 
wieder zurückgekehrt ist, und wo der Magen begonnen hat, normalen Magensaft 
abzusondem. Die folgenden Autoren haben an zahlreichen Beispielen die 
Richtigkeit der Einhornschen Beobachtungen bestätigt, indem sie gleichfalls 
keine Veränderungen in der Magenschleimhaut bei Kranken finden konnten, 
welche an Achylia gastrica gelitten haben (Martius und andere). Diese Krank¬ 
heit unterscheidet sich somit in hohem Grade von denjenigen nicht selten vor¬ 
kommenden Fällen von Achylia gastrica, in denen im Magen selbst pathologische 
Veränderungen, wie beispielsweise Carcinom, vorhanden sind, oder in denen der 
Organismus von irgend einer ernsten Krankheit befallen ist. 

Bei Magenachylie beobachtet man im Magensaft vollständiges Fehlen von 
freier und gebundener Salzsäure sowie von Pepsin. Dieses Fehlen der Fähigkeit, 
Salzsäure und Pepsin abzusondem, wird sowohl bei schwacher wie bei starker 
Reizung der Magenschleimhaut angetroffen; mit anderen Worten, der Magen ist 
ebensowenig nach einem Ewaldschen Probefrühstück wie nach einem Probe¬ 
mittagessen imstande, Salzsäure und Pepsin abzusondem. Einige Autoren lassen 
gewisse Ausnahmen von dieser Regel zu; so behaupten einige (Kuttner, 
Troller), daß bei vollständigem Fehlen von Salzsäure Pepsin doch, wenn auch 
N. F. IV. Jthrg. 34 


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B30 


Original-Artikel. 


in geringfügiger Quantität, abgesondert wird, während andere (Trzieciecki, 
Oppler, Martins und andere) darauf hinweisen, daß nach einer Probemahlzeit, 
welche aus Fleischgerichten bestand, Salzsäure in geringer Quantität (0,3—0,4°; 0 ) 
abgesondert wird. 

Außer Salzsäure und Pepsin sondert der Magen während des Verdauungs¬ 
vorganges bekanntlich Labferment ab. In welchem Zustand sich diese Fähigkeit 
des Magens bei einfacher Achylia gastrica befindet, ist bis jetzt nicht bekannt; 
in der Arbeit von Dr. Trzieciecki wird nur darauf hingewiesen, daß das Lab¬ 
ferment bei der in Rede stehenden Erkrankung nicht angetroffen wird. 

Was das klinische Bild der Symptome der Achylia gastrica betrifft, so ist 
dasselbe heutzutage ziemlich eingehend erforscht. Vor allem muß ich auf die 
außerordentlich wichtige und zugleich in physiologischer Beziehung interessante 
Tatsache hinweisen, daß das Fehlen von Magensaft von den Kranken nicht selten 
symptomlos längere Zeit hindurch vertragen wird und daß diese Anomalie nur 
zufällig bei der Untersuchung des Magensaftes zur Entdeckung gelangt. Darin 
stimmt die Mehrzahl der Aerzte überein, und darauf weisen auch meine Beob¬ 
achtungen hin Einhorn hat einen solchen Patienten 4 Jahre, Ewald 2 l j 2 Jahre, 
Riedel 12 Jahre beobachtet. 

Ohne auf die Klagen der mit Achylia gastrica behafteten Personen über 
verschiedene in einzelnen Fällen vorkommende subjektive Empfindungen ein¬ 
zugehen, möchte ich nur die konstanten Symptome erwähnen, und zwar vor 
allem die mehr oder minder hartnäckige, den üblichen therapeutischen Maßnahmen 
trotzende Diarrhoe. Die Kranken laufen von einem Arzt zum anderen, greifen 
zu allen möglichen Mitteln und geben sich schließlich vollständiger Verzweiflung 
hin. Nur die eingehende Untersuchung des Kranken und hauptsächlich des 
Magensaftes vermag über die wahre Ursache der Diarrhoe Auskunft zu geben. 

Die Diarrhoen treten bei mit Achylia behafteten Personen ohne jede sichtbare 
Veranlassung auf, die Stühle werden flüssig, profus, übelriechend und enthalten 
Stücke unverdauter Fleischnahrung. Manche Kranken erklären, daß Fleisch¬ 
nahrung bei ihnen stets Durchfall erzeuge, während der Darm bei pflanzlicher 
Kost bei ihnen gut funktioniere. Nach meinen Beobachtungen sowohl wie nach 
den Angaben der übrigen Autoren beeinflussen diese Durchfälle in vielen Fällen 
den Allgemeinzustand sehr wenig, ohne auch sonst die übliche Lebensweise des 
Kranken besonders empfindlich zu stören. Manche Autoren behaupten, daß die 
Durchfalle bei der in Rede stehenden Erkrankung durch die konsekutiven Ver¬ 
änderungen des Darmes unter dem Einflüsse der unverdauten Nahrung zustande 
kommen. Vielleicht ist diese Schlußfolgerung für einzelne Fälle richtig, in der 
Mehrzahl der Fälle liegt die Sache aber anders, worauf hauptsächlich der Um¬ 
stand hinweist, daß die Diarrhoen sofort aufhören, wenn die Fleischnahrung 
durch pflanzliche Kost ersetzt wird, oder wenn dem Kranken Salzsäure oder 
natürlicher Magensaft verabreicht wird. 

Es versteht sich von selbst, daß der Allgemeinzustand der Kranken bei 
längerem Bestehen der Achylia gastrica stark leidet, worauf übrigens die Kranken¬ 
geschichte des Prof. Biedert hinweist, der selbst an dieser Krankheit gelitten 
hat. Der Übergang nicht vorbereiteter, mangelhaft oder ganz unverdauter Nahrung 
aus dem Magen in den Darm erzeugt eine Reihe abnormer Prozesse, die mit 
Gärungs- und Fäulnisvorgängen verknüpft sind. Nach den Untersuchungen von 
Tabora, Assistent des Prof. Riedel, ändern sich bei Achylia gastrica die Vita- 


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Original-Artikel. 


531 


litätsbedingungen der Bakterien dermaßen, daß im Darm nicht Gärungs-, sondern 
Fäulnis Vorgänge vorherrschen, wobei der ganze Prozeß der Amylolyse im Magen 
vor sich geht, so daß in den Darm bereits kohlehydratfreie Nahrung gelangt. Dem 
gegenüber gelangen die Eiweißsubstanzen der Nahrung fast vollständig unverändert 
in den Darm. Wegen Veränderung der Reaktion des Inhaltes in eine alkalische 
entstehen günstige Bedingungen für die Entwicklung der Fäulnisbakterien. Außer¬ 
dem finden die von außen hineingelangten Fäulnisbakterien einen günstigen 
Boden für ihre Entwicklung. 

In den Fällen von Achylia gastrica, bei denen keine Durchfälle beobachtet 
werden, dürfte der Darm wahrscheinlich mit dem Reiz gut fertig werden, der 
durch die faulenden Eiweißsubstanzen erzeugt wird; außerdem muß man annehmen, 
daß infolge von vorläufig noch unbekannten Ursachen die Fäulnis hier keine 
großen Dimensionen erreicht. 

Das zweite bei Achylie häufig vorkommende Symptom ist das Erbrechen. 
Es tritt in der Mehrzahl der Fälle bald nach der Nahrungsaufnahme, namentlich 
nach Fleischnahrung, bisweilen aber erst nach einigen Stunden auf. Die er¬ 
brochenen Massen enthalten entweder Speisen oder sind wässerig. Manche 
Autoren beschreiben bei Achylie eine besondere Art von Erbrechen, welches in 
der Nacht während des Schlafes auftritt, wobei der Kranke durch Schmerzen in 
der Bauchgegend geweckt wird, auf welche sogleich Übelkeit und Erbrechen 
folgen. Bei den Brechbewegungen entleert sich in geringen Quantitäten farblose 
wässerige Flüssigkeit. Das Erbrechen beeinflußt in der Mehrzahl der Fälle den 
Allgemeinzustand nur in geringem Grade. 

Das dritte bei Achylia gastrica häufig vorkommende Symptom sind Schmerzen 
in der Magengegend. Sie sind meistenteils nicht besonders stark, von kurzer 
Dauer, treten nach der Nahrungsaufnahme auf; sie strahlen nach dem Rücken 
und nach den Seitenteilen des Brustkorbes aus. In seltenen Fällen sind die 
Magenschmerzen bei Achylie so heftig, daß sie an Gallenkoliken erinnern. Wo¬ 
durch diese Schmerzen hervorgerufen werden, läßt sich schwer sagen; sie 
können durch die unverdauten Speisen bedingt sein; es ist aber auch möglich, 
daß die Magenschleimhaut bei Achylie besonders empfindlich ist. 

Das sind die Hauptsymptome der Achylie. 

Die motorische Fähigkeit des Magens bei Achylia gastrica ist nach den 
Beobachtungen der Mehrzahl der Autoren gesteigert. Sehr häufig ist der Magen 
schon eine Stunde nach dem Probefrühstück und vier Stunden nach der Hauptmahlzeit 
leer. Die Steigerung der motorischen Fähigkeit des Magens bei Achylia gastrica 
findet eine ziemlich wahrscheinliche Erklärung in den Untersuchungen von Dr. 
A. S. Serdjukow aus dem Laboratorium des Prof. I. P. Pawlow. Durch die 
Untersuchungen von I. P. Pawlow wurde festgestellt, daß der Übertritt der 
Speise aus dem Magen in das Duodenum durch periodische Kontraktionen des 
Pylorus, durch Reizung des Darmes durch die im Magensaft enthaltene Salzsäure 
reguliert wird. Bei Achylie fällt dieser Reiz fort und infolgedessen findet ein 
ungehinderter Übertritt des Mageninhaltes in das Duodenum innerhalb einer 
kürzeren Frist statt. Dieselbe Erklärung hat Prof. Kudrewetzki vorgeschlagen. 

Die Größe und Lage des Magens bei Achylie weichen von der Norm nicht 
ab; ferner findet man im ausgeheberten Mageninhalt weder Schleim noch Blut. 

Bei Achylia gastrica besteht eine besonders starke Vulnerabilität der Magen¬ 
schleimhaut. Selbst bei der vorsichtigsten und sorgfältigsten Einführung der 

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Magensonde findet man im zutage geförderten Mageninhalt Schleimhautstückchen; 
diese Erscheinungen haben viele Autoren beobachtet, welche über Achylie ge¬ 
schrieben haben. Die mikroskopische Untersuchung der erwähnten Schleimhaut¬ 
stückchen ergab, daß die Schleimhaut in diesen Fällen normal ist. 

In sämtlichen Fällen von echter Achylia gastrica findet man im Mageninhalt 
nach dem Probefrühstück und nach dem Probemittagessen vollständiges Fehlen 
von freier und gebundener Salzsäure und von Pepsin. Milchsäure wird nicht 
besonders häufig angetroffen. 

Was die Frage betrifft, wie die Assimilation der Nahrung bei der Achylia 
gastrica vor sich geht, so gibt es darüber in der Literatur nur spärliche Angaben. 
So beschäftigt sich Prof. W. W. Kudrewetzki in einem Aufsatz mit der Frage 
der Assimilation der Nahrung bei einem Patienten. Die bezüglichen Untersuchungen 
wurden von Dr. O. M. Krenitzki ausgeführt, welche folgendes ergaben: Sowohl 
innerhalb einer fünftägigen lakto-vegetabilischen wie innerhalb einer fünftägigen 
Periode von Fleischdiät betrug die Assimilation des Stickstoffes der Nahrung 
94—95°/ 0 , des Fettes 94 °/ 0 ; es sind normale Zahlen. Der Stickstoff-Stoffwechsel 
weicht gleichfalls von der Norm nicht ab. 

Daß der Magen bei der Ernährung keine wesentliche Rolle spielt, geht aus 
den Experimenten an Hunden (Czerny), wie auch aus den klinischen Beob¬ 
achtungen an Kranken mit excidiertem Magen hervor; dieselben zeigten guten 
Ernährungszustand und lebten noch einige Jahre nach der Operation. 

Die Ursachen der Achylia gastrica sind bis jetzt unbekannt. Manche Autoren sind 
der Meinung, daß das Leiden nervöser Natur sei, wobei die betreffenden Ver¬ 
änderungen sowohl im Nervenapparat der Magenwandungen selbst wie auch in 
entfernteren Nerven liegen können. Andere Autoren erklären diese Affektion 
für einen Entwicklungsfehler. Ein hervorragender Repräsentant dieser letzten 
Ansicht ist Martius. Jedoch werden gegen diese Theorie ziemlich ernste Ein¬ 
wendungen gemacht, und zwar: erstens wird darauf hingewiesen, daß lange vor 
der Erkrankung der Magensaft sauer reagiere. Zweitens wird die Tatsache vor¬ 
gehalten, daß Salzsäure und Pepsin nach längerem Bestehen der Achylia gastrica 
wieder auftreten, und drittens, daß der achylische Magen in manchen Fällen auf 
starke Reize (Fleischmahlzeit) unbedeutende Salzsäurequantitäten absondert. Den 
späteren Untersuchungen bleibt es Vorbehalten, diese Frage zu beantworten und 
nachzuweisen, inwiefern die von den Autoren mitgeteilten Fälle der in Rede 
stehenden Erkrankung glaubwürdig sind. Nun möchte ich meine eigenen Beob¬ 
achtungen beschreiben. 

I. B., 45 Jahre alt, Krau eines Richters, erkrankte vor zirka 2 Jahren an Durchfall und 
wurde sehr lange und viel mit allen möglichen Mitteln, jedoch ohne Erfolg, behandelt. Ein Jahr 
vor dem Auftreten des Durchfalls hatte die Patientin einen Bandwurm, der durch die Verabreichung 
von Kilix mas abgetrieben wurde. Einen Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen Erkrankung 
mit jenem Bandwurm will die Patientin nicht bemerkt haben. Die Untersuchungen der Faeces 
ergaben das Vorhandensein von Bandwurmeiern. Von Seiten des Magens bestanden keine krank¬ 
hatten Erscheinungen. Die Beschaffenheit der Nahrung war auf den Durchfall ohne Einfluß. Die 
Stühle waren stets schleim- und blutfrei; auf den Ernährungszustand blieben die Durchfalle ohne 
Einfluß. Auch sonst hatte sich die Patientin einer guten Gesundheit erfreut und war niemals 
ernstlich krank gewesen. 

Status praesens: Die Patientin ist gut gebaut und gut ernährt. Von Seiten der inneren 
Organe bestehen keine Abweichungen von der Norm. Leber und Milz nicht palpabel; des¬ 
gleichen ergibt die Palpation in der Bauchhöhle nichts Besonderes. Im Harn weder Eiweiß 
noch Zucker. 


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Am 30. 9. 1906 wurde der Magensaft untersucht. Vor dem Probefrühstück war der Magen 
leer. Nach dem Probefrühstück, welches aus */* e * ncr französischen Semmel und einem Glase 
Wasser bestanden hatte, wurde 20 ccm normaler Magenmischung ohne Schleim und Blut zu Tage 
gefordert, a. Gesamtacidität 8. b. Freie und gebundene Salzsäure nicht vorhanden, c. Milch¬ 
säure nicht vorhanden d. Verdauungsvermögen nach Mett o. e. Labferment sehr stark. 

Die Behandlung bestand in Verabreichung von Salzsäure mit Pepsin sowie natürlichem 
Magensaft. Unter dem Einflüsse dieser Behandlung verschwanden die Durchfalle vollständig. 

Außer dem Mageninhalt untersuchte ich in diesem Falle auch die Stühle, in denen weder 
Bandwurmglicder noch Bandwurraeicr nachgewiesen werden konnten; die Muskelfasern haben ihre 
quergestreifte Natur nicht eingebüßt; Blut war nicht vorhanden. Gegenwärtig, 2 Jahre nach 
Beginn der Beobachtung, erfreut sich die Patientin eines guten Gesundheitszustandes. Durchfalle 
nicht vorhanden. Von Seiten des Magens keine krankhaften Erscheinungen. Die Patientin setzt 
den Gebrauch des natürlichen Magensaftes fort. 

2. M., 47 Jahre alt, Frau eines Priesters, leidet seit zirka 2 Jahren an Durchfall. Sie wurde 
viel und lange behandelt, und zwar sowohl mittels innerlicher Mittel wie mittels Klysmen mit ver¬ 
schiedenen Medikamenten. Die Durchfalle ließen unter dem Einflüße der Behandlung nach, kehrten 
aber wieder zurück. Die Stühle waren stets blut- und schleimfrei. Sie wiederholten sich mehrere 
Male täglich und waren absolut schmerzlos. Ein Einfluß der Diät machte sich nicht bemerkbar, 
wenn auch harte Nahrung sowie Fleischnahrung im allgemeinen schlechter vertragen wurden. Seit 
dem Auftreten der Diarrhoe war Erbrechen nicht vorhanden. Abmagerung bestand gleichfalls nicht. 
Irgend welche besonderen krankhaften Erscheinungen treten in der letzten Zeit nicht auf. Die 
Patientin war sonst gesund und hat mehrere Kinder. 

Status praesens: Die Patientin ist gut gebaut und gut genährt. Atmungs- und Blut- 
circulationsorgane normal. Milz und Leber nicht palpabel. In der Bauchhöhle nichts Abnormes. 
Harn klar. Spezifisches Gewicht 1005. Reaktion schwach sauer. Eiweiß und Zucker nicht vor¬ 
handen. In den Stühlen weder Blut noch Schleim, wohl aber zahlreiche Muskelfasern. 

Am 19. 10. 1906 wurde der Magensaft untersucht. Vor dem Probefrühstück war der Magen 
leer. Eine Stunde nach dem Probefrühstück, welches aus 1 / s einer französischen Semmel und einem 
Glas Wasser bestanden hatte, wurden zirka 60 ccm flüssigen grauweißen Inhaltes von saurer Reaktion 
ohne Blut ohne Mühe.zu Tage gefordert, a) Gesamtacidität 20. b) Freie und gebundene Salz¬ 
säure nicht vorhanden, c) Milchsäure nicht vorhanden, d) Verdauungsvermögen erloschen. 

Es wurde lakto-vegctabilische Diät und Salzsäure und Pepsin innerlich verordnet. Die 
Durchfalle haben darauf nachgelassen. Dann bekam die Patientin natürlichen Magensaft und ging 
allmählich zur Fleischnahrung über. 

Am 13. 1. 1907 wurde die Patientin in der therapeutischen Klinik zu Moskau untersucht, wo 
nach einer sorgfältigen Untersuchung die von mir diagnostizierte Achylie bestätigt und Salzsäure 
verordnet wurde. 

Ich habe die Patientin längere Zeit hindurch beobachtet und keine weiteren krankhaften Ver¬ 
änderungen wahrgenommen; sie magerte nicht ab, sie fühlte sich vollkommen wohl und verrichtete 
ihre häuslichen Arbeiten. 

3. W. D., 22 Jahre alt, Bauer, aufgenommen am 15. 3. 1907 wegen Schmerzen im Abdomen, 
welche vor 3 Jahren nach einem Durchfall aufgetreten sind, der ein Jahr lang angedauert und 
jeder Behandlung getrotzt hatte. Der Durchfall hatte sich ohne jede sichtbare Veranlassung ein¬ 
gestellt; die Stühle waren frequent, flüssig, jedoch ohne Beimischung von Blut und Schleim. Übelkeit, 
Erbrechen und Sodbrennen waren niemals vorhanden. Der Patient ist verheiratet und hat eine 
Tochter. Er versichert, niemals an Syphilis gelitten zu haben und Schnaps nur in geringen 
Quantitäten zu genießen. Früher hatte er permanent an Kopfschmerzen gelitten und als Kind 
Typhus überstanden. 

Status praesens: Der Patient ist mäßig gebaut und mäßig genährt. Puls 80, mittlerer 
Füllung, regelmäßig. Innere Organe normal. Die Palpation ergibt in der Bauchhöhle nichts Ab¬ 
normes. Temperatur normal. Harn hell, spezifisches Gewicht 1021. Eiweiß und Zucker nicht 
vorhanden. Körpergewicht 126 russische Pfund. 

Bei der Untersuchung des Magensaftes nach dem Probefrühstück, welche in 8 tägigen Zwischen¬ 
räumen 3 mal wiederholt wurde, wurden jedesmal zirka 60 ccm schlecht verdauter oder richtiger 
garnicht verdauter Speisemischung zu Tage gefordert, ohne Schleim und Blut, mit einer Gcsamt- 
acidität von 8 — 20, mit volltständigem Fehlen von freier und gebundener Salzsäure und geringen 
Quantitäten Milchsäure. Verdauungsvermögen o, Labferment deutlich vorhanden. Nach dem 
Probernittagessen, welches aus Suppe und Fleisch bestanden halte, wurden dieselben Befunde er¬ 
hoben, wobei im Niederschlag bei der mikroskopischen Untersuchung unveränderte Muskelfasern 


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gefunden wurden. 5 Stunden nach der Probemahlzeit enthielt der Magen nur geringfügige Speise¬ 
reste. Die letzte Untersuchung des Magensaftes nach dem Probefrühstück ergab, daß bei einer 
Gesamtacidität von 8 Salzsäure im Magen nicht vorhanden war, es waren nur Spuren von Milch¬ 
säure vorhanden. Verdauungsvermögen o, Labferment im Magensaft in gewisser Quantität vor¬ 
handen. Das Körpergewicht hat in 3 Wochen um 9 Pfund zugenommen. 

Die Behandlung bestand in diesem Falle in Verordnung von lakto-vegetabilischer Diät 
sowie von Salzsäure und Pepsin. Die lästigen Schmerzen waren zur Zeit der Entlassung des 
Patienten verschwunden. 

4. N., 34 Jahre alt, Bauer, verheiratet, aufgenommen am 2. II. 1906 wegen Durchfalls, 
Schmerzen in der Magengegend und Schwäche. Krank seit zirka 3 Jahren, wobei die Durchfälle 
mit Verstopfungen abwechseln. Darrastörungen treten häufiger beim Genuß von Fleischnahrung 
auf, namentlich, wenn Fleisch in großen Quantitäten genossen wird. Eine Stunde nach der 
Nahrungsaufnahme stellen sich Magenschirerzen ein, welche zirka 4 Stunden anhalten und dann 
nachlassen; des Nachts stellen sich Schmerzen dann ein, wenn der Patient vor dem Schlafengehen 
Abendbrot ißt. Erbrechen tritt selten und nur dann ein, wenn der Patient große Quantitäten 
Nahrung zu sich nimmt; nach dem Erbrechen verschwinden sämtliche krankhaften Erscheinungen. 
Übelkeit, Sodbrennen und Aufstoßen waren niemals vorhanden. Außerdem tritt bisweilen Herz¬ 
klopfen ein, welches einige Stunden andauert. Alkoholismus und Syphilis -werden negiert. An 
Fieber war der Patient mehrere Male erkrankt. Die Krankheit selbst beeinflußt den Ernährungs¬ 
zustand wenig. Der Kranke wurde lange und intensiv behandelt, jedoch ohne Erfolg. 

Status praesens: Der Patient ist gut gebaut und gut genährt. Puls 60, voll und regelmäßig; 
Arterien nicht sclerosiert. Innere Organe normal. In der Bauchhöhle läßt sich eine Geschwulst 
nicht palpieren. Kniereflexe normal; Dermographie nicht gesteigert. Harn sauer, spezifisches Ge¬ 
wicht 1012, enthält weder Zucker noch Eiweiß. Temperatur normal. Körpergewicht 144 russische 
Pfund. Die des Morgens in den nüchternen Magen eingeführtc Sonde fordert nichts zu Tage, 
nach dem Probefrühstück aber ca. 60 ccm Speisemischung mit einer Gesamtacidität von 18 ohne 
freie und gebundene Salzsäure mit herabgesetztem Verdauungsvermögen, verstärktem Labferment 
und geringer Milchsäurequantität. 

Behandlung: Lakto-vegetabilische Diät und Salzsäure mit Pepsin. Bald verschwand die 
Diarrhoe und der Allgemeinzustand besserte sich. Die wiederholte Untersuchung des Magensaftes 
ergab dieselben Resultate. Das Körpergewicht blieb während des Aufenthaltes des Kranken im 
Krankenhaus unverändert. 

5. B. S., 39 Jahr alt, Bauer, ledig, hält sich seit einem Jahre für krank. Es bestanden zu¬ 
nächst Bauchschmerzen, dann stellte sich Erbrechen ein. Dasselbe kommt bald nach der Nahrungs¬ 
aufnahme, wobei die erbrochenen Massen weder Blut noch Schleim aufweisen. Bauchschmerzen 
treten sowohl am Tage wie des Nachts ein, sind in der Magengegend konzentriert und von un¬ 
bestimmter Natur; Koliken waren niemals vorhanden. Der Kranke wurde im Krankenhause seines 
Wohnortes behandelt, aber ohne Erfolg. Alkoholismus und Syphilis werden negiert; an Fieber 
hatte der Patient vor längerer Zeit gelitten. 

Status praesens: Leichte Abmagerung, sichtbare Schleimhäute blaß, Gelbsucht nicht vor¬ 
handen, die Beine schwellen nicht an. Puls 56, mittlerer Füllung, regelmäßig. Keine Arteriosclerose. 
Zunge leicht belegt. Atmungs- und Blutorgane normal. Leber und Milz nicht palpabel. In der 
Bauchhöhle gibt die Palpation nichts Abnormes, Lymphdrüsen nicht vergrößert, Temperatur normal, 
spezifisches Gewicht des Harns 1018, Reaktion sauer, enthält weder Eiweiß noch Zucker. 

Am 12. 4. 1906 wurde die Untersuchung des Magensaftes vorgenommen. Nach dem Probe¬ 
frühstück wurden, nachdem der Magen zuvor leer gewesen war, mittels Sonde er. 200 ccm leicht 
gallig gefärbte Speisemischung ohne Blut und ohne Schleim zu Tage gefordert. Gesamt¬ 
acidität 13; freie und gebundene Salzsäue nicht vorhanden, wohl aber Spuren von Milchsäure; 
Verdauungsvermögen nach Mett o. Die mikroskopische Untersuchung ergab nichts Abnormes. 

18. April: Das Erbrechen hat aufgehört, die Darmfunktion ist regelmäßig. 

Die am 18. und 23. 4. vorgenommenene Untersuchung des Magensaftes ergab dieselben 
Resultate wie zuvor. 

Der Patient hat sich bedeutend erholt und mit einer Körpergewichtszunahme das Kranken¬ 
haus verlassen. 

Die Behandlung bestand in Verordnung von lakto-vegetabilischer Diät und in Ausspülungen des 
Magens in der ersten Zeit der Behandlung. 

6. P. R., 38 Jahre alt, Landmann, erkrankte vor 5 Monaten, nachdem er zuvor stets gesund 
gewesen war. Es stellten sich zunächst Durchfälle ein, wobei die Stühle wässerig waren, kein 
Blut enthielten und schmerzlos w r aren, sich aber 4 — 5 mal täglich wiederholten. Kein Erbrechen, 


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wohl aber Übelkeit. In der Magengegend empfindet der Patient einen dumpfen Schmerz. Appetit 
mangelhaft; der Patient hat Widerwillen gegen Milch- und Fleischnahrung, da sich nach der¬ 
selben in der Magengegend Schmerzen einstellen und die flüssigen Stühle häufiger werden. 

Status praesens: Sichtbare Schleimhäute etwas blaß. Unbedeutende Abmagerung. Von 
Seiten der inneren Organe nichts Abnormes. L^ber und Milz nicht palpabel. In der Bauchhöhle 
Geschwulst nicht nachweisbar. Lymphdrüsen nicht vergrößert. Harn normal. Vor dem Probe¬ 
frühstück war der Magen leer, nach dem Frühstück, das aus */i einer französischen Semmel und 
Wasser bestanden hatte, wurde eine wenig veränderte blut- und schleimfreie Speisemischung zu 
Tage gefordert: Gesamtacidität 27, Salzsäure nicht vorhanden. Milchsäure fehlt gleichfalls. Ver¬ 
dauungsvermögen o, Labferment deutlich ausgesprochen. 

Nach einer Probemahlzeit, welche aus Fleischgängen bestanden hatte, wurden 60 ccm Speise¬ 
mischung gewonnen: weder Blut noch Schleim vorhanden, Gesamtacidität 22, Salzsäure fehlt, 
Milchsäure vorhanden, Labferment in geringer Quantität: Milch gerann nach 9 Stunden. 

7. B. P., 35 Jahre alt, Händler, verheiratet, 4 Kinder. Seit ca. 4 Jahren krank. Nach 
jeder Nahrungsaufnahme stellen sich Schmerzen und Aufstoßen nach fauien Eiern ein, auf nüch¬ 
ternen Magen fUhlt der Patient bisweilen in der Magengegend Brennen. Sodbrennen, Erbrechen 
nicht vorhanden. Der Patient leidet oft an Verstopfungen, Durchfälle sind nicht vorhanden. Appetit 
befriedigend, doch kann der Patient wegen der Magenschmerzen nicht viel essen. Gegen Flcisch- 
nahrung besteht Widerwillen, dagegen gelüstet es den Kranken stets nach Saurem und Gesalzenem. 
Milchnahrung verweigert er gleichfalls, er habe sie schon seit der Kindheit nicht leiden können. 
Des Nachts pflegen Magenschmerzen nicht aufzutreten. Alkoholismus und Syphilis werden negiert, 
desgleichen etwaige fieberhafte Erkrankungen. Der Kranke wurde viel und intensiv behandelt, jedoch 
ohne Erfolg. 

Am 25. 5. 1906 wurde der Magensaft untersucht, wobei nach dem Probefrühstück 40 ccm 
Speisemischung gewonnen wurden: kein Schleim, kein Blut, Gesamtacidität 12. Vollständiges 
Fehlen von freier und gebundener Salzsäure. Spuren von Milchsäure. Verdauungsvermögen nach 
Mett o. Eine Untersuchung nach Labferraent hat nicht stattgefunden. 

9. 6. 1906: Die Untersuchung ergab dieselben Resultate. Die Behandlung bestand in 
Verordnung von Salzsäure mit Pepsin, jedoch ohne wesentliche Besserung. 

8. S. N., 34 Jahre alt, Witwe, seit ihrem 18. Lebensjahr verheiratet, kinderlos, sie hat an 
Rctroflexio Uteri gelitten. Noch vor ihrer Verheiratung litt sie oft an Übelkeit, jedoch kam es 
nicht zum Erbrechen. Die Kranke leidet seit längerer Zeit an Verstopfungen, an deren Stelle bis¬ 
weilen ohne jegliche Veranlassung Durchfalle treten. Ihr Vater starb an Schwindsucht, ihre Mutter 
und Geschwister sind am Leben und gesund. 

Vom ersten Jahre ihrer Verheiratung empfindet sie Widerwillen gegen Nahrung, wobei sie an 
Übelkeit und unangenehmem Geruch aus dem Munde nach etwas Angebranntem, bisweilen einfach 
nach Faulem, leidet. Nach jeder Nahrungsaufnahme verschlimmern sich diese Erscheinungen, und 
es kommen noch Schmerzen in der Magengegend und Gefühle von Zusammenschnürung im Epi- 
gastrium hinzu. Bisweilen leidet die Patientin an Herzklopfen und Atemnot. Während der 
Periode verschlimmern sich alle diese Erscheinungen. Augenblicklich bestehen vollständiger Appetit¬ 
verlust, Widerwillen gegen Fleischspeisen und dagegen besondere Vorliebe für saure und gesalzene 
Speisen. 

Status praesens: Die Patientin ist leicht abgemagert. Sichtbare Schleimhäute blaß. Puls 60, 
voll und regelmäßig. Atmnngs- und Butzirkulationsorgane normal, Leber und Milz nicht palpabel. 
In der Bauchhöhle ergibt die Palpation nichts Abnormes. Harn normal. Chronische Rhinitis. 

Bei der Untersuchung des Magensaftes nach dem Probefrühstück wurden 100 ccm Speise¬ 
mischung gewonnen: kein Blut, kein Geruch, Gesamtacidität 20, freie und gebundene Salzsäure, 
sowie Milchsäure nicht vorhanden. Verdauungsvermögen fehlt. 

Verordnung: Salzsäure mit Pepsin. Die Patientin ließ sich im Ambulatorium nicht mehr 
sehen. 

9. B. P., 39 Jahre alt. Krank seit 5 Jahren. Bald nach der Nahrungsaufnahme stellen 
sich Schmerzen in der Magengegend ein, welche sich dann in das ganze Abdomen ausbreiten, 
einige Minuten anhalten und verschwinden, und gewöhnlich mit besonderer Speichelabsonderung, 
Übelkeit und Schläfrigkeit einhergehen. Zum Erbrechen kommt es niemals. Die Patientin leidet 
seit längerer Zeit an Verstopfungen, welche durch Abführmittel oder Klysmen mit Mühe beseitigt 
werden. Bisweilen stellen sich Schmerzen des Nachts w'ährend des Schlafes ein. Dieselben sind 
im allgemeinen ziemlich heftig; die Patientin äußert sich, daß im Magen etwas brenne. Die 
nächtlichen Schmerzen halten nicht besonders lange, nicht über 5 —10 Minuten an. Die Krank¬ 
heit hat nach hartnäckigen Verstopfungen begonnen, welche die Patientin gezwungen haben, sich 


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ins Bett zu legen. In der letzten Zeit, seit ca. drei Jahren, ist der Appetit vollständig verschwunden 
und namentlich einem Widerwillen gegen Fleischnahrung gewichen. Die Patientin kann nur 
pflanzliche Kost und Milchspeisen zu sich nehmen. Nach Milch- und Pflanzenkost lassen die 
Schmerzen bedeutend nach, bisweilen treten sie überhaupt nicht auf. Im achten Jahre hat die 
Patientin auf Anraten eines Arztes Kumys getrunken, aber bald eine Verschlimmemng verspürt 
und Erbrechen bekommen. Von Seiten des Genitalapparates nichts Abnormes. Verheiratet seit 
sechs Jahren, hat zwei Kinder, seit vier Jahren Witwe. Vor ca. sieben Jahren traten Schwellungen 
der Drüsen auf, welche im achten Jahre beseitigt wurden. 

Status praesens: Die Patientin ist mäßig genährt und mittelmäßig gebaut. Innere Organe 
normal. Am Halse sieht man eine Narbe, welche von der früheren Operation herrührt. Im Harn 
nichts Abnormes. Appetit mangelhaft. Obstipation. Von seiten des Nervensystems keine Ab¬ 
weichungen von der Norm. Die Patientin klagt über Schmerzen in der Magengegend. Bei der 
Untersuchung der Magengegend vor und nach der Nahrungsaufnahme findet man keine Ab¬ 
weichungen von der Norm. Lynrphdrüsen nicht palpabel. Die Untersuchung des Magens im 
nüchternen Zustande mittels Magensonde ergab, daß er leer ist. Nach einem Probefrühstück aus 
V* französischen Semmel und einem Glase Wasser wurden ca. 50 ccm blut- und schleimfreicr, 
fast vollständig unveränderter Mageninhalt gewonnen. Gesamtacidität 8, freie und gebundene 
Salzsäure nicht vorhanden, Milchsäure vorhanden. Verdauungsvermögen nach Mett fehlt, Labfer¬ 
ment in bedeutendem Grade. 

Die Gesamtzahl der Patienten, bei denen ich Achylia gastrica beobachtet 
habe, beträgt somit 9, und zwar fünf Männer und vier Frauen. Diese Patienten 
habe ich in den letzten zwei Jahren sowohl in meiner klinischen, wie auch in 
meiner ambulatorischen Praxis beobachtet. Die früher beobachteten Fälle habe 
ich nicht verwertet, weil in denselben keine vollständige Untersuchung des 
Magensaftes vorgenommen worden war. Es versteht sich von selbst, daß man 
an der Hand eines so spärlichen Materials sich über die Frequenz der in Rede 
stehenden Erkrankung kein Urteil erlauben darf; dazu wären systematische 
Untersuchungen sämtlicher klinischen und ambulatorischen Patienten einer 
gewissen Gegend erforderlich. 

Das Alter der Patienten schwankte in ziemlich bedeutendem Grade. Der 
jüngste Patient war 22 Jahre, der älteste 48 Jahre alt. Die Mehrzahl stand im 
Alter von ca. 40 Jahren. 

Die Angaben der Patienten in Bezug auf die Dauer der Krankheit sind 
nicht von besonderer Bedeutung, weil die Kranken bei dieser Krankheitsform 
ärztliche Hilfe nur dann nachsuchen, wenn sich eines der erwähnten lästigen 
Symptome einstellt. 

Am häufigsten nach meinen Beobachtungen ist die Diarrhoe, welche in fünf 
Fällen von neun beobachtet wurde. Dieselbe stellte sich gewöhnlich ohne jeg¬ 
liche sichtbare Veranlassung ein, war dauerhaft und trotzte den verschiedensten 
therapeutischen Maßnahmen. Wenn sie auch den Allgemeinzustand nicht be¬ 
sonders stark beeinflußte, so war sie doch lästig und quälend. Besonders 
müssen die zwei kranken Frauen erwähnt werden, bei denen dies Symptom in 
auffallender Weise ausgeprägt war, und die von verschiedenen Aerzten mit den 
verschiedensten Mitteln behandelt wurden. Die Stühle der Kranken mit Achylia 
gastrica waren, falls Diarrhoe bestand, wässerig, gallig gefärbt und enthielten 
weder Blut noch Schleim. Die mikroskopische Untersuchung ergab in denselben 
wenig veränderte Muskelfasern. Bei meinen Patienten haben die Diarrhoen sehr 
lange angehalten und sind erst dann verschwunden, als die wahre Ursache der 
Krankheit erkannt und die entsprechende Behandlung eingeleitet wurde. Das 
folgende am häufigsten vorkommende Symptom der Achylia gastrica, und zwar 
die Schmerzen in der Magengegend, zeigten sechs von meinen neun Patienten. 


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Die Schmerzen pflegten sich bald nach der Nahrungsaufnahme einzustellen und 
verschieden lange Zeit, jedoch nicht über vier Stunden, anzuhalten: d. h. bis zu 
dem Augenblick, wo die genossene Nahrung den Magen verließ und in den 
Darm übertrat. Der Schmerz war gewöhnlich im oberen Teil des Abdomens, 
in der Magengegend, konzentriert und breitete sich in einigen Fällen über das 
ganze Abdomen und strahlte nach dem Rücken aus. Zusammensetzung und 
Beschaffenheit der Nahrung hatte auf die Schmerzen augenscheinlich keinen 
Einfluß. In dem ersten Falle stellten sich die Schmerzen des Nachts ein, weckten 
den Kranken und verursachten ihm wirkliche Qualen; das Auftreten der Schmerzen 
fiel zugleich stets mit der Nahrungsaufnahme zusammen. Die von manchen 
Autoren angegebenen Schmerzen in Form von Nierenkoliken habe ich bei meinen 
Patienten nicht beobachtet. 

Erbrechen als Symptom der Achylia gastrica habe ich nur bei einem 
Patienten beobachtet, bei dem dasselbe ein Jahr lang angehalten hatte. Das 
Erbrechen pflegte sich bei dem Patienten unmittelbar nach der Nahrungsauf¬ 
nahme einzustellen, die erbrochenen Massen enthielten kein Blut. 

Die Untersuchung des Magensaftes nach dem Probefrühstück aus l j 3 — l j 2 
einer französischen Semmel und einem Glase Wasser ergab in allen Fällen voll¬ 
ständiges Fehlen freier und gebundener Salzsäure. Die Reaktion auf freie Salz¬ 
säure wurde stets mittels des Reagens von Günsburg und Töpfer ausge- 
führt, die gebundene Salzsäure wurde nach Töpfer mittels 1-proz. Alizarin- 
lösung bestimmt. Genau in derselben Weise wurde der Magensaft nach den 
Probemahlzeiten untersucht, wobei die Untersuchungen genau dieselben Resultate 
ergaben. Durch wiederholte Untersuchungen in verschiedenen Zeitabständen 
wurden die früher erhobenen Befunde kontrolliert und alle diejenigen Kranken, 
bei denen nach einer gewissen Zeit auch nur minimale Salzsäuremengen ge¬ 
wonnen wurden, in die Zahl der mit Achylia gastrica behafteten Patienten nicht 
aufgenommen. Ich halte es für angebracht, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, 
daß eine solche temporäre Achylie bei anscheinend vollkommen gesunden 
Personen nicht selten angetroffen wird. Solche Fälle haben wahrscheinlich 
manchen Autoren die Veranlassung gegeben, trügerische Schlüsse darüber zu 
ziehen, daß der Magen bei mit echter Achylie behafteten Patienten auf starke Reize 
mit Salzsäureabsonderung reagiere. 

Die Gesamtacidität gab bei der Bestimmung mit der dezinormalen Aetz- 
natronlösung niedrige Zahlen bei Schwankungen von 8—22. Diese geringe 
Acidität stellte ich sowohl nach dem Probefrühstück wie auch nach dem Probe¬ 
mittagessen fest. Die Gesamtacidität war, da Salzsäure nicht vorhanden war, 
in manchen Fällen durch Milchsäure, in anderen durch saure Salze bedingt. 
Milchsäure wurde in mehr oder minder großer Quantität in sechs Fällen fest¬ 
gestellt. In drei Fällen waren dagegen auch nicht Spuren von Milchsäure vor¬ 
handen; ferner fand man bei wiederholten Untersuchungen des Magensaftes bei 
ein und demselben Individuum bald Milchsäure, bald keine Spuren derselben. 
Weshalb man bei der in Rede stehenden Krankheit in manchen Fällen Milch¬ 
säure fand, in anderen analogen und bei demselben Probefrühstück keine fand, 
vermag ich nicht zu entscheiden. 

Das Verdauungsvermögen des gewonnenen Mageninhaltes wurde nach 
Mett bestimmt, wobei in sämtlichen Fällen vollständiges Fehlen von Ver¬ 
dauungskraft festgestellt wurde. Dieselben negativen Resultate erhielt man bei 
N. P. IV. jEhrg. 35 


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Original-Artikel. 


Zusatz von Salzsäure zum Filtrat des Mageninhaltes in normalem prozentualen 
Verhältnis. 

Die Untersuchung auf Labferment wurde in fünf Fällen ausgeführt, und 
es ergab sich dabei, daß das Filtrat des Mageninhaltes in mehr oder minder be¬ 
deutendem Grade die Fähigkeit besaß, Milch zu koagulieren. Die wiederholten 
Untersuchungen des Magensaftes auf Labferment ergaben in zwei Fällen nur eine 
geringe Quantität desselben. Die Milch gerann erst nach neun Stunden. Be¬ 
kanntlich ist Labferment im Mageninhalt gesunder Personen nach jeder Nahrungs¬ 
aufnahme stets vorhanden. Was das Alter betrifft, so haben die Untersuchungen 
von Raudnitz und Jacksch ergeben, daß es bei älteren Säuglingen stets, 
bei ein bis zwei Tage alten Säuglingen niemals vorhanden ist. Ferner wird 
Labferment bei schweren Erkrankungen, beispielsweise bei Carcinom des Magens, 
bei Atrophie der Magenschleimhaut, ebenso wenig angetroffen, wie Pepsin und 
freie und gebundene Salzsäure. Die Tatsache, daß ich in fünf untersuchten 
Fällen Labferment nachgewiesen habe, beweist somit, daß der Magen bei 
Achylia gastrica seine Funktion nicht ganz eingebüßt hat. Eigentlich hätte 
man per analogiam mit anderen Tatsachen aus den Gebieten der Pathologie bei 
der Achylia gastrica einen vollständigen Verlust der sekretorischen Funktions¬ 
fähigkeit der Magenschleimhaut erwarten müssen, und es ist möglich, daß die 
von mir erhobenen Befunde, welche den Untersuchungen anderer Autoren 
widersprechen, infolge der Unvollkommenheit der gegenwärtigen Methoden der 
Labfermentbestimmung an Ungenauigkeit leiden; andererseits ist es möglich, 
daß die Milchgerinnungen in den von mir beobachteten Fällen nicht durch 
Labferment, sondern durch andere Bestandteile des gewonnenen Mageninhaltes 
bedingt war. Eine eingehendere Erforschung dieser Frage erheischt weitere 
und zahlreiche Beobachtungen, welche für die Festsetzung der Diät bei der in 
Rede stehenden Erkrankung von gewaltiger Bedeutung sein müssen. Von der 
Frage, ob in den hier in Betracht kommenden Fällen Labferment im Magen¬ 
inhalt enthalten ist oder nicht, hängt auch die Frage ab, ob man lakto-vege- 
tabilische oder exklusiv vegetabilische Diät zu verordnen hat. 

Die Hinweise der Autoren auf die größere Vulnerabilität der Schleimhaut 
bei Magenachylie finden in meinen Beobachtungen keine Bestätigung: ich habe 
wie gesagt, im Mageninhalt nicht ein einziges Mal Schleimhautfetzen oder Blut 
•nachweisen können. 

Sowohl nach dem Probefrühstück, wie auch nach dem Probemittag¬ 
essen war die Speisemischung dem Aussehen nach wenig verändert; sie 
ließ sich schwer filtrieren und zeigte bei der mikroskopischen Untersuchung 
gut erhaltene Muskelfasern. Ab und zu wurden geringe Schleimbeimischungen 
gefunden. 

Die motorische Funktion des Magens war in den von mir beobachteten 
Fällen von Achylia gastrica gesteigert, da eine Stunde nach dem Probefrühstück 
und vier Stunden nach dem Probemittagessen aus dem Magen entweder gar 
keine oder nur eine geringe Quantität Flüssigkeit herausgehebert werden 
konnte. Vor dem Probefrühstück, nüchtern, war im Magen in allen Fällen ohne 
Ausnahme Flüssigkeit nicht vorhanden. Meine Beobachtungen stimmen somit in 
dieser Beziehung mit denjenigen anderer Autoren vollständig überein. Die ge¬ 
steigerte motorische Funktion des Magens bewirkt eine raschere Entleerung des 
Mageninhaltes in den Darm, und dadurch werden bis zu einem gewissen Grade 


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Referate. 


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diejenigen schädlichen Einflüsse verringert, die für die Magenschleimhaut bei 
längerem Verweilen der Nahrung im Magen verderblich werden können. 

Zum Schluß noch einige Worte über die Behandlung der Achylia 
gastrica. 

Personen, welche mit Achylia gastrica behaftet sind, müssen nur dann in 
Behandlung genommen werden, wenn die einen oder die anderen der oben er¬ 
wähnten Symptome in den Vordergrund treten, das heißt, wenn der Magen oder 
der Darm regelmäßig zu funktionieren aufhören. In denjenigen Fällen, in denen 
die in Rede stehende Anomalie zufällig entdeckt wird, ist es nicht notwendig, 
die übliche, dem Patienten zuträgliche Kost zu ändern. 

Bevor ich zur medikamentösen Behandlung schritt, suchte ich zunächst das 
Leiden durch entsprechende Diät zu beseitigen. Da Salzsäure und Pepsin im 
Magen fehlten, verordnete ich den betreffenden Patienten vegetabilische oder 
lakto-vegetabilische Diät. Milch verordnete ich besonders gern denjenigen 
Kranken, bei denen die Untersuchung des Magensaftes Labferment ergab. Diese 
strenge Diät beseitigte in manchen Fällen die krankhaften Erscheinungen von 
seiten des Magens und des Darmes. Wenn aber die Diät keine wesentlichen 
Erfolge ergibt so muß man zu Salzsäure und Pepsin oder zum natürlichen 
Magensaft greifen. Um die fehlende Salzsäuremenge zu ersetzen, raten viele, 
große Salzsäuremengen zu verordnen, wobei sie von folgenden Betrachtungen 
ausgehen. Im normalen Magensaft erreicht der Salzsäuregehalt 2°/ 00 . Um den 
Salzsäuregehalt im Mageninhalt, der nach der Mahlzeit 800 bis 1000 beträgt bis zur 
Norm zu bringen, muß man 300—400 Tropfen verdünnte Salzsäure hinzufügen. 
Eine so gewaltige Quantität Salzsäure im Stadium der Magenverdauung, das heißt, 
innerhalb vier Stunden einzuführen, ist unmöglich, weil dabei Vergiftungser¬ 
scheinungen auftreten können. Infolgedessen raten viele Autoren, beispielsweise 
Penzoldt, in Abständen von 1 / 2 —1 Stunde je 20 Tropfen verdünnter Salzsäure 
in 100 ccm Wasser zu geben. Ewald gibt je 30 Tropfen dreimal in viertelstün¬ 
digen Pausen, Rosenheim 12—20 Tropfen. Ich gab kleine Quantitäten Salz¬ 
säure zugleich mit Pepsin und erhielt befriedigende Resultate. Ebenso günstige 
Resultate gab der natürliche Magensaft. Leider ist das Präparat gegenwärtig 
noch sehr teuer. 

Sobald die lästigen Erscheinungen so oder anders beseitigt sind, empfehle 
ich den Kranken, zunächst pflanzliche Diät einzuhalten und nur allmählich zur 
üblichen gemischten Nahrung zurückzukehren. 

Literatur. 

*) Tabora, „Münchener Medizinische Wochenschrift“, 1904, Nr. 20. — 2 ) A. S. Serd- 
jukow, „St. Petersburger Dissertation“, 1899. — # ) Prof. W. W. Kudrewetzki, Archiv 

biologischer Wissenschaften, Band XI. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1066) Biedl, A. u. Braun, L. Zur Pathogenese der experimentellen Arterio- 
sclerose. (Wr. kl. Woch. 1909, S. 708.) 

Es gelingt durch wiederholte Kompression der Aorta, beim Kaninchen 
Läsionen der Aortenwand zu erzeugen, welche im großen und ganzen jenen 

36* 


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Referate. 


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Veränderungen analog sind, die man als Adrenalinarteriosclerose des Kaninchens 
kennt. Für die Entstehung dieser Veränderungen kann als pathogenetisches 
Moment nur die durch die Kompression der Aorta bewirkte Aenderung in den 
Cirkulationsverhältnissen betrachtet werden. Diese besteht in einer plötzlich 
einsetzenden, ziemlich starken Steigerung des Aortendruckes mit gleichzeitiger 
starker Verlangsamung und Unregelmäßigkeit der Herzschläge, dem Auftreten 
der sogenannten Vaguspulse. Diese Veränderungen treten nur dann in Er¬ 
scheinung, wenn die Aorta oberhalb des Abgangs der Nierenarterien komprimiert 
wird; wird die Bauchaorta unterhalb dieser Stelle komprimiert, so fehlen die 
Gefäßveränderungen. Ob die Drucksteigerung als solche oder die Druck¬ 
schwankungen für das Auftreten der Arterienschädigung verantwortlich zu 
machen sind, bleibt dahingestellt. Interessant ist, daß ausschließlich mit Hafer 
gefütterte durstende Tiere ebenfalls Aortenveränderungen aufwiesen. K. Gläßncr . 

1057) Biedl, A. u. Kraus, R. Experimentelle Studien über Anaphylaxie. 

(Wr. kl. Woch. 1909, S. 363.) 

Die Analyse der bei der Serumanaphylaxie der Hunde eintretenden Ver¬ 
giftungserscheinungen führt zu dem Ergebnisse, daß der anaphylaktische Zustand 
durch eine bei der intravenösen Reinjektion eintretende typische Blutdruck¬ 
senkung charakterisiert ist. Diese hat ihre Ursache in einer vielleicht vorüber¬ 
gehenden Lähmung der peripheren vasomotorischen Apparate. Durch die nach¬ 
gewiesene antagonistische Wirkung des Baryumchlorids wird die periphere 
Genese der anaphylaktischen Vasodilatation weiter erwiesen. Ein weiteres 
Phänomen der anaphylaktischen Vergiftung ist die nach Reinjektion feststellbare 
starke Herabsetzung oder völlige Aufhebung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes. 
Die Antianaphylaxie ist ein sicheres Kriterium der überstandenen anaphylaktischen 
Vergiftung. Auf Grund der Versuchsergebnisse, daß Injektion von Wittepepton 
eine Antianaphylaxie für Serum hervorrufen kann, andererseits die Tiere nach 
dem Überstehen der anaphylaktischen Vergiftung für das Wittepepton unempfindlich 
werden, rechtfertigt die Schlußfolgerung, daß Peptonwirkung und Anaphylaxie 
miteinander in näherer Beziehung stehen. K. Gläßner. 

1058) Pallier, E. Zur Bestimmung der Toxizität des Mageninhalts und 
einiger Speisen. (Wr. med. Woch. 1909, S. 981.) 

Die Toxizität wurde so bestimmt, daß eine Speise mit künstlichem Magen¬ 
saft längere Zeit digeriert, dann mit Natriumkarbonat schwach alkalisch gemacht 
und ca. 1—2 ccm davon einer Maus intraperitoneal injiziert wurden. Acider 
Mageninhalt erweist sich als schädlich durch die azide Wirkung. Normaler 
Mageninhalt nach einem Probefrühstück enthält keine oder nur wenig Toxine. 
Fleisch enthält im frischen Zustand weniger, im älteren Zustande sehr viele 
durch Erhitzen nicht zerstörbare Toxine. Frische Eier enthalten keine oder nur 
wenig Toxin. Bei normaler Acidität sowie bei Hyperchlorhydrie sind im Magen 
keine Mikroben vorhanden, der normale Magen scheint ein guter Sterilisateur 
zu sein. K. Gläßner . 

1059) Pal, J. Über die Gefäßwirkung des Hypophysenextraktes. (Wr. med. 
Woch. 1909, S. 137.) 

Der Hypophysenextrakt wirkt auf die Carotis, die Art. mesenterica und die 
Femoralis des Rindes mit dem Adrenalin gleichsinnig. Seine Wirkung auf die 
Herz- und Nierengefäße hingegen ist, wie in zahlreichen Versuchen gezeigt 
wird, eine dem Adrenalin antagonistische. Auch auf die Pupille des aus¬ 
geschnittenen Froschauges wirkt Hypophysenextrakt ebenso wie Adrenalin 
mydriatrisch. Ebenso wie Hypophysenextrakt wirkt auf die Gefäße das Pilo¬ 
carpin, allein im Gegensatz zum Adrenalin pupillenverengemd. Auch auf die 
Nierenarterien wirkt es gefäßerweiternd, während Hypophysenextrakt die Nieren¬ 
arterien und zwar den proximalen Anteil kontrahiert. K. Gläßner . 

1060) Comessatti, G. Contributo allo studio chimico clinico delle sostanze 
ipertensive. (Beitrag zum chemisch-klinischen Studium der drucksteigemden 
Substanzen.) Aus dem Istit. di Patol. spez. med. zu Padua. (Gazz. d. osped. 
Dez. 1908, Nr. 146.) 


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Referate. 


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3—5 Tropfen einer lproz. Adrenalinlösung verdünnt man mit 6—8 ccm aq. 
dest, fügt einige Tropfen einer 1— 2°j 00 Sublimatlösung hinzu und schüttelt 
etwas: nach 1—3 Minuten erscheint eine diffuse rötliche Färbung, während ohne 
Sublimat Adrenalinlösungen die Färbung erst frühestens nach l j 2 Stunde annehmen. 
Wässerige Brenzkatechinlösungen (1 Tropfen einer 1 proz. Lösung in 8 ccm H a O) 
geben mit Sublimat rasch eine grünliche Farbe. Eine Mischung von Adrenalin 
und Brenzkatechin verhält sich Sublimat gegenüber wie reines Adrenalin. Die 
Reaktion wässeriger Salicyl- oder Resorcinlösungen ist von der Adrenalinreaktion 
leicht zu unterscheiden. Die Reaktion ist für Adrenalinlösungen völlig typisch. 
Frisches Extrakt des Nebennierenmarks gibt konstant die Reaktion, während 
das Extrakt der Rinde sie vermissen läßt. In Sublimat gebrachte Nebennieren 
bewirken schon nach ca. 1 j 2 Stunde eine rötliche Färbung der Flüssigkeit, die 
auch bei 2—3 maliger Erneuerung noch entsteht, während Nebennieren von 
Nephritikern eine viel intensivere Färbung geben, die auch nach 15—20 maliger 
Erneuerung noch deutlich sich zeigt. Man kann also schließen, daß die Neben¬ 
nieren des Nephritikers mehr Adrenalin enthalten als die des Normalen. 

M. Kaufmann . 

1061) Gussio, S. Süll' independenza dei territorl epatici. (Ober die Unab¬ 
hängigkeit der einzelnen Leberpartien.) Aus dem Istit. di Anat. patol. zu Rom. 
(11 Policlin., Sez. chir. Febr, 1909, Nr. 2.) 

Die Versuche und Beobachtungen Gussios bestätigen in der Hauptsache 
nicht die Lehre Sereges. Anatomisch existieren gut abgrenzbare Leberbezirke 
nur hinsichtlich der Pfortaderverteilung, aber auch sie stehen durch feine 
Kapillaren mit einander in Verbindung Sobald man aber versucht, eine 
funktionelle und pathologische Unabhängigkeit nachzuweisen, so werden die 
Resultate sofort unsicher, und irgend welche praktische Folgerungen lassen sich 
aus den spärlichen Befunden nicht ziehen. M. Kaufmann . 

1062) Luce. Über Erythrocytosen und ihre Pathogenese. Aus der inneren 
Abteilung des Vereinshospitals in Hamburg. (Med. Kl. 1909, Nr. 4, S. 122—126 
und Nr. 5, S. 167—170.) 

Auf Grund eigener Beobachtungen und unter ausführlicher Würdigung des 
gesamten in der Literatur niedergelegten Materials kommt Verfasser zu dem 
Schlüsse, daß es zwei Formen der Polyzythaemie gibt. Bei der einen Form 
ist die funktionelle Wertigkeit des Hämoglobins vermindert, die dadurch be¬ 
wirkte mangelhafte Befriedigung des Sauerstoffbedürfnisses des Organismus 
wirkt reizauslösend auf die Tätigkeit der Knochenmarkserythroblasten unter der 
Voraussetzung, daß das erythroblastische Gewebe individuelle und zeitliche 
Disposition zur reaktiven Wucherung bekundet. Bei der zweiten Form dagegen 
ist das Wesentliche eine Insuffizienz der hämolytischen Funktionen der Milz oder 
der Leber und Milz gemeinsam. Bei dieser Störung ist also der Ablauf der 
für den gesunden Organismus ein physiologisches Bedürfnis darstellenden hämo¬ 
lytischen Einschmelzung der gealterten oder sonst durch Schädigung funktions¬ 
untüchtig gewordenen Erythrocyten beeinträchtigt, und hierdurch wird der 
Erythroblastenapparat des Knochenmarks zu einer durch das O-Bedürfnis der 
Gewebe vermittelten reaktiven Hyperplasie und Metaplasie (des Fettmarks) ver¬ 
anlaßt. Die übrigen diesen Gedankengang näher erläuternden Ausführungen 
eignen sich nicht zu kurzem Referat. Meitiertz. 

1063) Pick, E. P. u. Schwarz, O. Über die Wirkung von Salzen auf Toxine 
und Toxin-Antitoxinverbindungen bei Gegenwart von Serumeiweiß. Aus dem 
serotherapeuth. Instit. zu Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 491—517.) 

Salze mit einwertigem Kation wie NaCl, Na 2 S0 4 , (NH 4 ) 2 S0 4 , NH 4 SCN, 
NH 4 Br, zerstören weder Diphtherie- noch Tetanustoxin, greifen diese Gifte auch 
bei Anwesenheit von Serumeiweiß nicht an und üben auf die spezielle Bindungs¬ 
fähigkeit von Toxin und Antitoxin selbst in relativ hohen Konzentrationen keinen 
Einfluß aus, ebensowenig auf die gefestigte Verbindung derselben. 

Von Calcium- und Aluminiumionen wird das Tetanustoxin zerstört, durch 
Immunserum davor geschützt, in Verbindung mit Antitoxin von ihnen wieder 
angegriffen. Magnesiumsalze zeigen das umgekehrte Verhalten. 


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542 


Referate. 


Der Neutralisationsvorgang Toxin-Immunserum geht wahrscheinlich in zwei 
Phasen vor sich: in der der kolloidalen Absorption und in der der spezifischen 
Absättigung des Toxins. Die erste Phase tritt auch im Normalserum ein. 

K. Reicher . 

1064) Höber, E. Die Einwirkung von Alkalis&lzen auf das Flimmerepithel. 

(Gern, mit Iwaschkiewitsch.) Aus den physiol. Instituten von Zürich und Kiel. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 518—542.) 

In den Lösungen neutraler Alkalisalze erlischt die Flimmerbewegung an 
der Rachenschleimhaut vom Frosch je nach dem wirkenden Salz in verschiedener 
Weise; es kann daraus eine unabhängige Wirkung von Kation und Anion ab¬ 
geleitet werden, wobei die Anionen in abnehmendem Maße schädigend wirken 
in der Reihenfolge I, Br, NO s , CI, S0 4 , die Kationen in der Reihenfolge Li, Cs, 
Na, NH 4 , Rb, K. Diese Befunde stimmen mit denen von Weinland und von 
Lillie, während Maxwells Angaben von ihnen abweichen. Die Kationen und 
Anionenreihen haben ihr Analogon in Reihenfolgen, in denen die Jonen ihre 
Wirkung auf mehrere Muskeleigenschaften und auf Blutkörperchen sowie ihr 
Fällungsvermögen gegenüber gewissen Kolloiden betätigen. Interessanterweise 
findet speziell bei der Wirkung auf die Muskelerregbarkeit eine Umkehrung der 
Jonenreihen statt. K . Reicher. 

1065) Bondi, S. Über Lipoproteide und die Deutung der degenerativen 
Zellverfettung. II. Lipopeptide (Laurylglycin und Laurylalanin). Aus der 

I. mediz. Klinik in Wien und aus dem mediz. ehern. Lab. der Wiener Allgem. 
Poliklinik. DI. Bondi, S. u. Frankl, Th. Synthese von Palmitinglycin und 
Palmitylalanin. IV. Dieselben. Über das Verhalten von Lipoproteiden gegen¬ 
über Fermenten. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 543—561.) 

Die genannten Autoren stellen die erwähnten Verbindungen von Fettsäuren 
und Aminosäuren zum ersten Male her und eröffnen mit dieser prinzipiell 
wichtigen Errungenschaft lohnende Ausblicke auf Fettstoffwechsel, Verfettung 
und ähnliche Probleme, an die man bisher infolge von Mangel an Tatsachen¬ 
material nicht recht herantreten konnte. Die dargestellten Verbindungen teilen 
viele Eigenschaften mit Körpern, als deren einen Bestandteil man bisher das 
Fett bloß daraus erschloß, daß es sich mit den gewöhnlichen Extraktionsmitteln 
nicht leicht oder gar nicht isolieren ließ, über deren anderen Teil aber man 
sich bloß in Vermutungen erging. Die neuen Verbindungen lassen sich so z. T. 
als Modell betrachten, das die bisher bekannten Eigenschaften der früher »hypo¬ 
thetischen« Fetteiweißverbindungen in sich vereint. Die gewöhnlichen eiweiß- 
und fettspaltenden Fermente vermögen nicht, die untersuchten Lipopeptide zu 
spalten, Sudan oder Scharlach nicht, sie zu färben. Wir müssen der Fortsetzung 
der verheißungsvoll begonnenen Arbeit mit großem Interesse entgegensehen. 

K. Reicher . 

1066) Derouaux, J. Nouvelles recherches sur l’action physiologique de 
T6ther sulfurique. (Neue Untersuchungen über die physiologische Wirkung 
des Aethers.) Mediz. Klinik Lüttich. (Arch. intemat. de Pharmacod. et de Ther. 
März 1909, Bd. 19, H. 1—2, S. 63—95.) 

Der Meinungsstreit, ob dem Aether eine wahre erregende Wirkung zukommt, 
wie insbesondere von den Praktikern behauptet wird, oder ob sie nur eine 
scheinbare ist (Schmiedeberg), sowie die widersprechenden Angaben über 
die Ursachen der erregenden Wirkung haben Derouaux veranlaßt, erneut eine 
vollständige tierexperimentelle Prüfung dieser Frage vorzunehmen. Als Ver¬ 
suchstiere dienten Hunde (8—12 kg schwer), denen Aether rein unter die Haut 
(bis zu 10 ccm) oder zu 4, bezw. 8 °/ 0 (gesättigt) in physiol. Kochsalzlösung ge¬ 
löst in die V. jugul. ext. (bis zu 30 ccm der Aether-Kochsalzlösung) oder in die 
Art. carotis (bis zu 6 ccm dieser Lösung) eingespritzt wurde. Die Mehrzahl der 
Hunde erhielt vorher pro kg 0,005—0,01 g Morphin, ohne daß die Resultate von 
denen, die an nicht damit behandelten Tieren gewonnen wurden, abwichen. 
Außerdem wurden Versuche am isolierten Herz von Kaninchen, Katzen und 
Hunden angestellt (bis zu 1,5 ccm Aether in 1 Liter Locke scher Lösung). 

Die Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen: Bei subkutaner 


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Heferate. 


543 


Injektion vermag der Aether beim Hund eine Blutdrucksteigerung, die mit einer 
Pulsbeschleunigung einhergehen kann, hervorzurufen. Intravenöse Injektion ruft 
zunächst eine Senkung des Blutdruckes hervor, auf die bald eine mehr oder 
weniger beträchtliche Steigerung folgt. Mit der Blutdrucksenkung tritt eine 
Puls Verlangsamung durch einen reflektorischen Reiz des Vagus ein. Das Ansteigen 
des Blutdruckes hat bisweilen eine Pulsbeschleunigung im Gefolge. Auf das 
isolierte Herz übt der Aether eine depressive Wirkung aus, die sich in einer 
Abnahme der Pulsamplitude, einer mehr oder minder ausgesprochenen Ver¬ 
langsamung, die bis zum völligen Stillstand führen kann, imd in Unregel¬ 
mäßigkeiten des Rhythmus äußert. Der zu Beginn der intravenösen Injektion 
beobachtete Druckabfall rührt nicht von einer Gefäßerweiterung, sondern von 
der depressiven Herz Wirkung des Aethers her, wie die plethysmographischen 
Kurven von der Niere, der Milz und einer Extremität zeigen, bei denen nicht 
wie bei der Gefaßdilatation ein Anstieg, sondern ein Abfall zu sehen ist. 
Dieselben Kurven lehren, daß die Blutdruckerhöhung durch eine Gefäßverengung 
bedingt ist, die ihrerseits nicht auf einer direkten Wirkung des Aethers auf das 
vasomotorische Centrum beruht. — Die Injektion in die Carotis ruft sogleich ein 
bemerkenswertes Ansteigen des Blutdruckes hervor, die mit einer Zunahme der 
Herzkontraktion und einer Gefäßverengerung, die die Folge einer Erregung des 
vasomotorischen Centrums ist, einhergeht. Nach einem Aderlaß blieb die 
Wirkung des Aethers fast die gleiche wie beim intakten Tier, doch trat die 
Blutdrucksteigerung bei arterieller Einspritzung deutlicher in die Erscheinung. 
Bei sehr beträchtlichem Blutverlust, wobei der Blutdruck nur noch gering war, 
blieb die Aetherwirkung aus. — Die Atembewegungen wurden unter dem 
Einfluß des Aethers tiefer und bisweilen schneller. Fr. Franz . 

1067) Valeri, G. B. Ricerche farmacologiche su alcuni composti di guaia- 
colo. (Pharmakologische Untersuchung einiger Guajakolverbindungen.) Inst, 
für Materia medica Padua. (Arch. intemat. de Pharmacod. et de Ther. März 1909, 
Bd. 19, H. 1—2, S. 97—117.) 

Diese mit einigen neuen Guajakolverbindungen (Stirakol, Monotal, Eukol) 
angestellten Untersuchungen erstrecken sich hauptsächlich auf die Ausscheidung 
und sind sowohl am Tier (Kaninchen, Hund) als auch am Menschen ausgeführt. — 
Das Stirakol wurde beim Hunde annähernd vollständig (86°/ 0 ) im Kot wieder¬ 
gefunden. Die sehr geringe freiwerdende Menge Guajakol wurde mit dem 
Harn ausgeschieden. Auch beim Menschen wurde Guajakol nur in unbedeutender 
Menge (6,3 °/ 0 ) abgespalten und zwar im Verhältnis zu den Fäulnisvorgängen im 
Darmkanal. Das Stirakol besitzt also keine besseren Eigenschaften als die ge¬ 
wöhnlichen unlöslichen Guajakolverbindungen (Guajakolcarbonat usw.). — Das 
Monotal (Aethylglykolsäureester des Guajakols) wurde bei innerlicher Darreichung 
im Magendarmkanal in beträchtlicher Menge gespalten, und das ffeiwerdende 
Guajakol gut resorbiert. Im Ham des Hundes konnte Guajakol in einer Menge 
nachgewiesen werden, die 59,1 °/ 0 des eingegebenen Monotals entsprach, beim 
Menschen 36,2 °/ 0 . Bei subcutaner Injektion zeigten sich keine lokalen Er¬ 
scheinungen und die Resorption vollzog sich schnell. Nach subcutaner Ein¬ 
spritzung von 2 g unter die Haut eines Hundes wurde innerhalb 24 Stunden 
im Harn 0,963 g Guajakol entsprechend 1,68 g Monotal wiedergefunden. — 
Auch das Eukol (Guajakolazetat) wurde in erheblicher Menge im Verdauungs¬ 
kanal gespalten. Beim Menschen konnte im Ham Guajakol in einer Menge, die 
56,3 °/o des angewendeten Präparates entsprach, nachgewiesen werden. Subcutane 
Injektion rief gleichfalls keine Reizerscheinungen hervor. Beim Hund wurden 
nach Einspritzung von 2 g im Harn 1,224 g Guajakol entsprechend 1,648 g 
Eukol bestimmt. Das Eukol verhielt sich also ähnlich wie das Monotal. 

Fr. Franz. 

1068) Fraser, Thomas R. u. Gunn, James A. Die Wirkung des Giftes von 
Lepedon haemachates aus Südafrika. (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 81. 
80—81. 13/3. 1909. [30/6. 1908.] Edinburgh. Univ. Pharmakolog. Lab.) 

Das Gift wurde aus den Drüsen von Lepedon haemachates extrahiert und 
zeigte bei subcutaner Injektion nachstehende letale Dosen pro kg Körpergewicht: 


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544 


Referate. 


Frosch 0,0012 g, Kaninchen 0,001 g, Ratte 0,0016 g, Katze 0,015 g, Meerschwein¬ 
chen 0,0033 g. Bei intravenöser Injektion beträgt die letale Dosis beim Kanin¬ 
chen 0,00055 g. Bei allen Tieren wurde die Respiration stark beeinträchtigt. 
Die Einwirkung auf das Blut ist sehr gering. Brahrn . 

1069) Ponder, Gonstant. Der Nachweis lebender Leucocyten in vitro. (Proc. 
Cambridge Philos. Soc. 15. 30—33. 23/2. 1909. [23/11.1908. j Emmanuel College.) 

Verfasser beschreibt ein Verfahren, um auf einem Objektträger mit Hilfe 
einer kleinen feuchten Kammer aus dem Blute nach Entfernung des Blutkuchens 
lebende Leucocyten zu gewinnen. Aus Modellierwachs oder Plasticin wird eine 
kleine, viereckige Kammer, die an einer Seite offen ist, um den Austritt der 
darin fixierten Flüssigkeit zu gestatten, auf einem Objektträger angebracht, ein 
Tropfen Blut eingefüllt, und ein Deckgläschen fest aufgedrückt. Hierdurch wird 
die Luft und überschüssiges Blut entfernt. Durch Einbringen in eine warme 
Salzlösung und Entfernen des Koagulums lassen sich große Mengen von Leuco¬ 
cyten gewinnen, die als dünne Haut an den Deckgläschen adhärieren. Die 
Plasticinkammer läßt sich auch mit anderen Flüssigkeiten füllen und man kann 
nun so leicht die Wirkung derselben auf die lebenden Leucocyten studieren. 

Br ahm. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

1070) Levene, P. A. u. Kober, P. A. Die Ausscheidung von Gesamtstick¬ 
stoff, Harnstoff und Ammoniak nach Eingabe von Glykokoll, Asparagin und 
Glycinanhydrid. (Amer.Journ. Physiol. 23. 324—43. 1/1. 1909. New York. Rocke¬ 
feiler Institute for Medical Research.) 

Vorliegende Arbeit bildet eine Wiederholung und Bestätigung der von an¬ 
deren Autoren gefundenen Resultate. Brahrn. 

1071) Terry, 0. P. Die Bildung rhythmischer Contractionen in der Hülle 
von Gonionemus durch Wasserstoffperoxyd. (Amer. Joum. Physiol. 24. 117—123. 
1/4. 1909. Purdue Univ. Physiol. Lab. and Woods Hall. Marine Biological Lab.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen an der Medusa Gonionemus konnte Ver¬ 
fasser nach weisen, daß H 2 O a die Pulsationen in dem glockenförmigen Körper in 
normalem Seewasser durch Steigerung der oxydativen Prozesse auslöst. In einem 
alkalischen Medium treten die Oxydationen viel leichter ein als in neutraler oder 
saurer Lösung, weshalb auch durch reinen O in alkalischer Lösung Pulsationen 
hervorgerufen werden und nicht in frischem Seewasser. Die Reizwirkung von 
H 2 0 2 und die Unwirksamkeit von O in normalem Seewasser sind dadurch zu 
erklären, daß aus dem H 2 O a der O in statu nascens frei wird. Die Reizwirkung 
von O in alkalischer Lösung wird durch die erhöhte Oxydationsfahigkeit bedingt. 

Brahrn. 

1072) Strickrodt, A. Neuheiten in Bezug auf die Untersuchung pathologi¬ 
scher Substanzen im Harn. Gesamtüberblick über das Jahr 1908. (Ber. Dtsch. 
Pharm. Ges. 19. 117—27. [30/1. 1909.] Hamburg.) 

Zusammenstellung der im Laufe des Jahres 1908 beschriebenen neuen Me¬ 
thoden zur Bestimmung von Glucose, Pentosen, Ammoniak, Aceton, Acetessig- 
säure, Gallenfarbstoffe, Indican, ß-Oxybuttersäure und Cystin im Harn. Brahrn. 

1073) Macleod, J. J. R. Untersuchungen über experimentelle Glucosurie. 
IV. Die Ursache der durch Asphyxie erzeugten Hyperglucaemie. (Amer. Joum. 
Physiol. 23.278—302.1/1.1909. Cleveland, Ohio. Western Res. Univ. Physiolog. Lab.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Amer.Journ. Physiol. 22. 397—409) 
fand Verfasser, daß der Gehalt an reduzierender Kraft im Blut und Harn an 
anästhesierten Hunden bei künstlich hervorgerufener Asphyxie ungefähr der 
gleiche war, wie der durch Reizung des Splanchnicus major erhaltene. Nach 
Aufhebung der Asphyxie hielt die Hyperglucaemie, die Glucosurie und die 
Diurese noch einige Zeit an. Die durch Curare erzeugte Hyperglucaemie kann 
nur durch intensive künstliche Atmung und Sauerstoflatmung gehoben werden. 
Durch Ausschaltung der Leber aus der Circulation entstand bei normalen und 


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mit Curare behandelten Tieren Hyperglucaemie. Die Quelle für den höheren 
Gehalt an reduzierenden Körpern im Blute bei Asphyxie und Curarevergiftung 
muß das Glykogen sein. UnderhilL 

1074) Bongiovanni, Corrado. Neue Färbmethoden für vegetabilische Phos- 
phorverbindungen. (Staz. sperim. agrar, ital. 42. 116—20. [11/5. 1908.] Modena. 
Univ. Botan. Lab.) 

Zum Nachweis von organischem Phosphor in pflanzlichen Geweben emptiehlt 
Verfasser nachstehende Verfahren, die er bei den Samen von Ricinus communis, 
Getreidekömem und den Samen von Tropaeolum majus studiert hat. Die Samen¬ 
schnitte werden mit lauwarmer, verdünnter HCl behandelt, gewaschen und in 
10 proz. Eisenchlorürlösung gebracht. Nach abermaligem Waschen bringt man 
die Schnitte in 10 proz. Rhodankaliumlösung. Die Globoide erscheinen unter 
dem Mikroskop gelb. Zwecks Färbung mit Molybdänrhodanat bringt man die 
Schnitte 15 Minuten in eine gesättigte HCl-Lösung von Molybdänsäure, dann, 
ohne zu waschen, in eine 10 proz. Zinnchlorürlösung, der einige Tropfen 5 proz. 
Kalium- oder Ammoniumrhodanatlösung zugesetzt sind. Die Globoide erscheinen 
rotviolett, während das übrige Gewebe gelb gefärbt ist. Das Protoplasma bleibt 
ungefärbt. Brahm. 

1075) Herter, Christian A. Über das Vorkommen von Skatol und Indol im 
Holze von Celtis reticulosa (Miquel). (Joum. of Biol. Chem. 5. 489—92. Februar 
1909. [13/11. 1908.]) 

Bei der Untersuchung des Holzes von Celtis reticulosa (Miquel), einer Urticacee, 
konnte die Anwesenheit von Indol und Skatol nachgewiesen werden. Das Skatol 
fand sich nur in dem Stammholze, nicht dagegen in dem Holz der Zweige, der 
Rinde oder den Wurzeln. Die Menge des Skatols betrug ca. 0,01 °/ 0 . Indolessig¬ 
säure konnte nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Verfasser glaubt, daß 
der Ursprung des Skatols in dem Tryptophan zu suchen sei. Brahm . 

1076) Taylor, Alonzo Englebert. Zur Frage der Identität von Pepsin und 
Chymosin. (Joum. of Biol. Chem. 5. 399—403. Febr. 1909. [12/12.1908.] Cali¬ 
fornia. Univ. Hearst Lab. of Pathology.) 

Auf Grund einiger Untersuchungen bei Pyloruscarcinom, bei welchen die 
proteolytischen Wirkungen erhalten geblieben waren, während die Fähigkeit, 
Milch zu koagulieren, verschwunden war, bespricht Verfasser die verschiedenen 
Hypothesen über Pepsin- und Chymosinwirkung und kommt zu dem Schluß, 
daß Pepsin und Chymosin verschiedene Körper sind. UnderhilL 

1077) Macleod, J. J. Vergleichende Versuche mit den Methoden von Beid 
und Schenk zur quantitativen Bestimmung reduzierbarer Substanzen im Blut. 

(Joum. ofBiol.Chem. 5. 443—52. Febr. 1909. [20/11. 1908.] Cleveland Ohio. Western 
Reserve Univ. Physiolog. Lab.) 

Bei einer genauen Nachprüfung der Methoden von Schenk (Pflügers Arch. 
d. Physiol. 55. 191) und von Waymouth Reid (Joum. of Physiol. 20. 316) zeigte 
es sich, daß die Schenk sehe Methode zu niedrige Werte gibt. Dies wird nach 
Ansicht des Verfassers dadurch bedingt, daß durch Sublimat reduzierende Sub¬ 
stanzen gefällt werden, die durch Phosphorwolframsäure nicht fallen. Verfasser 
empfiehlt nur den Gebrauch der Reid sehen Methode. UnderhilL 

1078) Howe, Paul E. u. Hawk, P. B. Vergleichende Untersuchungen mit 
der Spiro- und Folin sehen Ammoniak- und Harnstoffbestimmungsmethode. 

(Joum. of Biol. Chem. 5. 477—84. Febr. 1909. [15/12. 1908.] Illinois Univ. Depart. 
of Animal Husbandry Physiol. chem. Lab.) 

Auf Grund einer Reihe vergleichender Versuche zwischen der Folinschen 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 37. 161) und der Spiroschen Methode (Beitr. z. chem. 
Physiol. u. Pathol. 9. 481) gelangten Verfasser zu nachstehenden Resultaten. Die 
Spirösche und die Folinsche Harnstoff- und Ammoniakmethode geben beide 
theoretische Resultate bei der Prüfung von Hamstofflösungen und von Harnstoff¬ 
und Chlorammoniumlösungen. Die nach der Spiroschen Methode gefundenen 
Ammoniakwerte waren immer etwas höher als die nach Folin gefundenen 
Werte. In den meisten Fällen waren die Werte im wesentlichen dieselben. Die 


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nach der Spiroschen Methode für Harnstoff gefundenen Werte waren deutlich 
höher als die nach Folin erhaltenen. Der Mehrwert betrug etwa 6—20% der 
gesamten Harnstoffausscheidung. In einer Harnprobe wurde der gesamte Kreatinin* 
und Hippursäurestickstoff und ein Teil des Harnsäurestickstoffs bei Anwendung 
der Spiroschen Methode als Hamstoffstickstoff bestimmt, während nach Folin 
keiner dieser Stickstoffwerte bestimmt werden konnte. Hierdurch erklären sich 
die hohen Harnstoffwerte, die mit der Spiroschen gefunden wurden, im Gegen¬ 
satz zu der Folinschen. Eine Korrektion der Harnstoffwerte nach Spiro ist 
nicht angängig. Nach Ansicht der Verfasser ist die Spirosche Ammoniakharn¬ 
stoffmethode für Stoffwechseluntersuchungen nicht anwendbar. UnderhilL 

1079) Benedict, Stanley R. Ein Reagens zum Nachweis reduzierender Zucker. 

(Joum. of Biol. Chem. 5. 485—87. Febr. 1909. [18/12. 1908.] Yale Univ. Sheffield 
Lab. of Physiolog. Chem.) 

An Stelle der Fehlingschen Lösung empfiehlt Verfasser nachstehende 
Lösung. Kristallisiertes CuS0 4 17,3, Natriumcitrat 173,0 Na 2 C0 3 wasserfrei 100,0 
Wasser zu 1000 ccm. Diese Lösung ist nach den Versuchen des Verfassers ein 
schärferes Reagens auf Traubenzucker als Fehlingsche Lösung, ist absolut halt¬ 
bar, unempfindlich gegen Licht und Wärme. 24 ständiges Erhitzen im Wasser¬ 
bade bewirkte keinerlei Reduktion. Die Anwendung der Lösung geschieht in 
genau der gleichen Weise wie Fehlingsche Lösung. Zum Nachweis von Glucose 
im Ham bringt man zu 5 ccm der Cu-Lösung 8 Tropfen des zu untersuchenden 
Harnes, erhitzt 1—2 Min. zum Sieden und läßt abkühlen. Bei Gegenwart von 
Glucose entsteht ein roter, gelber oder grüner Niederschlag. Ein Gehalt von 
0,08 °/ 0 Glucose im Ham zeigt noch eine deutliche Reaktion. Brahnu 

1080) Bernardini, L. u. Chiarulli, G. Freies und gebundenes Lecithin in 
keimenden Samen. (Staz. sperim. agrar, ital. 42. 97—115. [August 1908.] Staz. 
Chimic. agraria Sperimentale di Portici.) 

Zu den Untersuchungen wurden die über H 2 S0 4 getrockneten Körner von 
Triticum aestivum Spelta, die im Mittel 1,005 °/ 0 P 2 O ß enthielten, benutzt. Zwecks 
Bestimmung des freien und gebundenen Lecithins wurde nachstehende Apparatur 
benutzt. Ein Rundkolben mit langem Hals ist mit doppeltdurchbohrten Korken 
verschlossen. Durch die eine Bohrung ist ein Kugelkühler aufgesetzt während 
durch die zweite Öffnung ein Trichterrohr geht, das sich mit dem Trichter in 
dem Rundkolben befindet und mit Leinwand verschlossen ist. Das rechtwinklig 
gebogene Rohr steht mit einem zweiten Rundkolben in Verbindung, der eben¬ 
falls mit einem doppelt-durchbohrten Korken, der zwei rechtwinklig gebogene 
Glasröhren trägt, verschlossen ist. Die Verbindung wird durch einen kurzen 
Gummischlauch, der einen Quetschhahn trägt, ermöglicht. Der erste Kolben 
wird mit Aether und dem Samenpulver beschickt, die Verbindung nach dem 
zweiten Kolben durch den Quetschhahn aufgehoben und 1 / 2 Stunde erwärmt. 
Dann wird der Quetschhahn geöffnet, der zweite Kolben mit der Wasserstrahl¬ 
pumpe verbunden und die ätherische Lösung in den zweiten Kolben filtriert. 
In der gleichen Weise wird mit absolutem Alkohol extrahiert und in der bekannten 
Weise der P bestimmt. Der benutzte Aether wurde durch Behandeln mit Kalium¬ 
dichromat und H 2 S0 4 alkoholfrei gemacht und über CaCl 2 destilliert. 

Die Versuche ergaben, daß in den Getreidesamen Lecithin sowohl in freiem, 
als auch in gebundenem Zustande vorhanden ist, in letzterem in doppelter Menge. 
Während der normalen Keimung im Licht wird freies und gebundenes Lecithin 
in demselben Verhältnis gebildet, wie dieselben im ruhenden Samen vorhanden 
sind. Die Neubildung des Lecithins beginnt in den keimenden Getreidesamen 
mit dem Auftreten des Chlorophylls. Bei der Keimung in der Dunkelheit findet 
ein Verbrauch von freiem und gebundenem Lecithin statt. Bralmt. 

1081) Melvin, A. D. Die Klassifikation der Milch. (U. S. Dep. of Agricult. 

21. Annual Rep. of the Bureau of Animal Industry for the year 1907. 179—82. 

Washington 1909. Sep.) 

Auf Vorschlag des Verfassers wird in Washington die Kuhmilch in drei 
Klassen eingeteilt. Klasse 1: Milch von gesunden Kühen, die in 1 ccm nicht 


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mehr als 10000 Keime enthält. Klasse 2: Milch von gesunden Kühen, die nicht 
mehr als 100000 Keime enthält. Klasse 3: Pasteurisierte Milch. Hierzu ist die 
obigen Bedingungen nicht entsprechende Milch zu verwenden. Das Pasteurisieren 
geschieht 20 Minuten bei 65° oder 10 Minuten bei 70°. Die gleichen Bedingungen 
gelten auch für Sahne. Brahtn . 

1082) Shaklee, A. 0. u. Meitzer, S. J. (New York). Die mechanische Beein¬ 
flussung von Pepsin. Aus dem Rockefeiler Institute for Medical Research. 
(Zentralbl. f. Physiol. 1909, Bd. 23, S. 3.) 

Schütteln vermag Pepsin sehr stark zu beeinträchtigen, bei höheren Tempe¬ 
raturen stärker als bei Zimmertemperatur. Schütteln von nur 20—30 Minuten 
reduziert die Wirksamkeit beträchtlich; Schütteln von 3—4 Stunden zerstört die 
Wirksamkeit des Pepsins vollständig. Schreuer . 

1083) Shaklee, A. 0. (New York). Über den Einfluß der Körpertemperatur auf 
Pepsin. Aus dem Rockefeiler Institute for Medical Research. (Zentralbl. f. Physiol. 
1909, Bd. 23, S. 4.) 

Bei Körpertemperatur gehaltenes Pepsin verliert allmählich an Wirksamkeit. 
Die Zerstörung des Pepsins erfolgt hierbei mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit; 
die zerstörte Menge ist mit Hilfe einer vom Verfasser ermittelten Konstante fest¬ 
zustellen. Schreuer . 

1084) Scaffldi, Vittorio. Über das Nucleoproteid der Schweinsleber. Aus 
d. ehern. Abt. d. pathol. Inst, zu Berlin und d. Inst. f. allg. Pathol. zu Neapel. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 272—281.) 

Durch Auskochen der zerkleinerten Schweinsleber und Ausfällen mit Essig¬ 
säure oder Weinsäure wird ein Nucleoproteid erhalten mit 3,48 und 3,73 °/ 0 
Purinstickstoff, mit einer Pentose und einer P-Gruppe. Der Fe-Gehalt schwankt 
von 0,54 bis 3,59°/ 0 , bleibt aber stets weit unter dem von Schmiedeberg für 
das Ferratin angegebenen Gehalt von 6°/ 0 . Dohm . 

1085) Salkowski, E. Über das Ferratin Schmiedebergs. Aus d. chem. Abt. 
d. pathol. Inst, zu Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 282—289.) 

Das aus der Schweinsleber dargestellte Produkt ist keine Ferrialbuminsäure, 
wie Schmiedeberg angibt, sondern ein Nucleoprotoid mit keineswegs 6°/ 0 Fe. 
Sie wird auch nicht als solche resorbiert und in den Organen, speziell der Leber, 
abgelagert, vielmehr kommt für die Verwertung des Fe im Organismus das an¬ 
organische Fe in Betracht. Auch das Ferratin wird erst das Fe abgeben. 

Dohm. 

1086) Oswald, Adolf. Beitrag zur Kenntnis der Einführung von Jod in 
den Benzolring. Aus d. agrikult.-chem. Labor, d. Polytechn. in Zürich. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 290—294.) 

Da auch tyrosinfreie Eiweißmoleküle Jod aufnehmen, so versucht Verfasser, 
ob diese Aufnahme aus Phenylalanin stattfindet. Im Gegensatz zu v. Fürth 
und Schwarz gelingt diese Reaktion dem Verfasser nicht. Es ergibt sich, daß 
die Gegenwart einer Hydroxylgruppe im Benzol kern diesem die leichte Bindungs¬ 
fähigkeit für Jod verleiht und daß hydroxylffeie Benzolderivate diese Eigenschaft 
nicht besitzen. Im Eiweiß muß also eine andere jodbindende Gruppe vorhanden 
sein. Dohm . 

1087) van Dam, W. Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung. Aus der 

Reichslandw. Versuchsstation Hoorn. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, 
S. 295—330.) 

Zweck der Untersuchung war, den Grund für das Nichtgerinnen der Milch 
mancher Kühe zu finden. In der Milchchemie muß zwischen dem potentiellen 
Säuregrad, d. h. der Menge Lauge, die für die Neutralisation eines bestimmten 
Milchvolumens'nötig ist, und dem aktuellen Säuregrad, dem Gehalt an H-Ionen 
unterschieden werden. Letzterer wird durch elektrische Meßmethoden bestimmt 
und ist zwischen 0,14 und 0,32 X IO“ 6 normal, während er für nicht gerinnende 
Milch 0,16 und 0,22 X 10“ 6 beträgt, woraus folgt, daß Mangel an H-Ionen nicht 
Ursache der Abweichung ist. Die Gerinnungsgeschwindigkeit ist dem Gehalte 


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Referate. 


an H-Ionen proportional. Die Gegenwart löslicher Kalksalze übt keinen Einfluß 
auf die Verkürzung der Gerinnungszeit aus. Verfasser sieht es als wahrscheinlich 
an, daß die Gerinnung, abgesehen von der Menge Lab und der Temperatur, 
von dem realen Säuregrad und der Menge Kalk, die durch Casein gebunden ist, 
abhängt. Bei Verdünnen der Milch mit Wasser wird die Gerinnungszeit länger 
sein, wenn die Caseinkalkkonzentration kleiner ist. Die Ursache der Nicht¬ 
gerinnung liegt im allgemeinen an dem Kalkmangel in der Milch, da wahr¬ 
scheinlich dann die an Casein gebundene Menge zu gering ist. um die Koagulation 
hervorzubringen. Wurde eine Kuh mit nicht gerinnender Milch täglich mit 50 g 
phosphorsaurem Kalk gefüttert, so war schon nach drei Tagen eine fast normale 
Milch vorhanden. . Dohm . 

1088) Yoshimoto, S. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. Aus d. chem. 

Abt. d. pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Ztchr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, 
S. 341—368.) 

Die Kohlensäure wirkt befördernd auf die Autolyse ein, indem die Spaltung 
des Eiweißes und des Nucleoproteids sehr beträchtlich gesteigert ist, im Vergleich 
mit der Normalautolyse in Chloroformwasser. Konservierende Säuren, Borsäure 
und Salicylsäure, befördern ebenfalls, jedoch hat jede Säure ihre Optimumwirkung. 
Überschreiten derselben hemmt und vernichtet jede Wirkung. Senföl und Alko¬ 
hol verhalten sich ähnlich. Dohm . 

1089) Rosenberger, Franz. Zum Nachweis der Cyclosen im Tierkörper. 
Erwiderung an Herrn Starkenstein. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, 
S. 367—372.) 

Verfasser verharrt auf dem Standpunkt, die Anwesenheit von Inositbildnern 
in den Organen aufnehmen zu müssen, da die Inositbildung eine postmortale sei. 

Dohm. 

1090) Lockemann, G., Thies, I. u. Wiehern, H. Beiträge zur Kenntnis der 
Katalase des Blutes. Aus d. Inst.: Labor, f. angew. Chem. zu Leipzig, kgl. Inst, 
f. Infektionskr. zu Berlin, Frauenklinik zu Leipzig, Frauenklinik der Charite Berlin 
und med. Klinik zu Leipzig. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 390—431.) 

Die Versuche wurden mit frisch der Vene entnommenem Menschen- oder 
Kaninchenblute gemacht. Der Grad der Zersetzung des H 2 0 2 ist abhängig von 
der Stärke des Tageslichtes, wobei Verdünnung mit NaCl-Lösung im Gegensatz 
zur Verdünnung mit Wasser hemmend wirkt. Natriumsulfat hemmt nur sehr 
gering. Zusatz von Ferroammonsulfat wirkt am wenigsten, Ferrichlorid am 
stärksten hemmend von den Eisensalzen. Werden die Eisensalze zu Blutver- 
dünnungen gesetzt, so tritt nicht Addition, sondern Schwächung der Wirkung 
ein. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Katalase in NaCl-Verdünnung hat bei 
10° ihr Optimum. In wässeriger Verdünnung verläuft sie unter 20° viel schneller 
als die NaCl-Verdünnung, über 20° wird sie schneller wirkungslos als diese. 
Weißes unverändertes Tageslicht wirkt hemmend, farbiges Licht in der Reihen¬ 
folge blau, rot, wobei blau das wirksamere ist. Röntgenbestrahlung ist ohne 
Einfluß. Dohm . 

1091) Willstätter, Richard. Über den Calcium- und Magnesiumgehalt einiger 
Pflanzensamen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 438—439.) 

Anschließend an die Mitteilung von E. Schulze und Godet (diese Ztschr. 
Bd. 58, S. 156), daß die entschälten Pflanzensamen durchgehends mehr Mg als 
Ca enthalten, bestätigt Verfasser die Angabe auch für die Samen der Getreide¬ 
arten. Dohm . 

1092) Mömer, Carl Th. Prüfung des Rogens vom Meerbarsch bezüglich 
des Vorkommens von Percaglobulin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, 
S. 452—453.) 

Der früher im Rogen des gewöhnlichen Barsches (Perca fluviatilis) angetroffene 
und beschriebene Eiweißkörper, Percaglobulin, konnte weder im unreifen, noch 
im reifen Rogen des Meerbarsches ('Labrax lupus) aufgefunden werden. 

Dohm . 


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Referate. 


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1093) Gawinski, Witold. Quantitative Untersuchungen über die Ausscheidung 
von Proteinsauren im Harn von gesunden Menschen, sowie in einigen Krank¬ 
heitsfällen. Aus d. med.-chem. Inst, der Univ. Lwow (Lemberg). (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 454—468.) 

Die Methode der Bestimmung von Oxyproteinsäuren nach Bondzynski 
und Dombrowski wird zu einer quantitativen ausgearbeitet. Sie beruht auf 
der völligen Unlöslichkeit dieser Säuren in absolutem Alkohol und muß im Original 
eingesehen werden. Der zum Schluß der Darstellung erhaltene »Baryumsyrup« 
ist frei von andern Hambestandteilen und sein N-Gehalt, der »Proteinstickstoff<v 
beträgt bei gemischter Kost 4,5—6,8°/ 0 , bei reiner Fleischkost 5,2 °/ 0 und bei 
Milchkost nur 2,9 °/ 0 des Gesamtstickstoffs. Bei Typhuskranken ist die Menge 
des Proteinstickstoffs 7,5—14,7 °/ 0 , bei einem Ikterischen 8,6 °/ 0 . Letztere Be¬ 
obachtung veranlaßte einen Vergleich der Ausscheidung des neutralen Schwefels 
mit jenen der Proteinsäuren. Er ergab sich, daß beide Ausscheidungen parallel bei 
den verschiedenen Nahrungsaufnahmen verlaufen, daß also die Ausscheidung des 
neutralen Schwefels als Maß derjenigen der Proteinsäuren im Harn gelten kann. 

Dohm . 

1094) Mayeda, M. Über das Amyloidprotein. Aus d. physiol. Inst, in 
Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 469—484.) 

Nach der Natur des Amyloidproteins stellt es Neuberg in die Gruppe der 
Histone. Die Angaben Neubergs werden nicht bestätigt, Histidin fehlt durch¬ 
aus nicht unter den Spaltungsprodukten, die Mengen an Arginin. und Lysin sind 
bedeutend geringer als beim Histon und viel geringer als angegeben, Milz und 
Leber ergeben die gleichen Zahlen für die basischen Spaltungsprodukte. 

Durch Verdauen mit Pepsinsalzsäure entsteht keine Spur Histopepton aus 
den amyloid degenerierten Geweben, es sind also keine histonartigen Stoffe vor¬ 
handen, was auch der gleiche Hexonbasengehalt in der Amyloidleber, wie im 
normalen Organ bestätigt. Dohm . 

1095) Mayeda, M. Über die Proteinkomponente des Ghondromucoids. 

Aus d. phvsiol. Inst, in Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, 
S. 485—487.) 

Im Rindstrachealknorpel enthaltenen Chondromucoid sind 12,4 °/ 0 Stickstoff. 
Bei Spaltung mit Schwefelsäure werden 6,75 °/ 0 NH S , 3,25 °/ 0 Histidin, 14,47 °/ 0 
Arginin, 5.0 °/ 0 Lysin gefunden, berechnet auf Gesamtstickstoff. Das gibt auf 
die Schmiedebergsche Formel für Chondroitsäure 3,4 °/ 0 Histidin, 15,3 °/ 0 
Arginin und 5,3 °/ 0 Lysin. Dohm . 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1096) Rosenfeld, G. Die Oxydationsmenge des Zuckers. 2. Mitteilung. 
Glycerin und Glykosurie. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 16, S. 787.) 

Die Oxydation der Kohlehydrate erfolgt auf zwei Wegen, dem »glykogenen« 
oder »hepatisaten«, dem allgemein bekannten über Glykogen führenden, der der 
oralen Glykose zugehört, und dem »aglykogenen« (oder »anhepatischen«), den 
die intravenöse Glykose einschlägt. Dextrose, Saccharose, Lävulose, per os ge¬ 
geben, verhindern die Leberverfettung, während Glykosamin, Mannit, Glykon- 
säure und Zuckerwasser nicht dazu im Stande sind. Rosenfeld untersuchte noch 
das Glycerin auf seine Fähigkeit, die Verfettung zu hindern. Glycerin wird in 
der Therapie des Diabetes verwendet, ist aber zuletzt meist ungünstig beurteilt 
worden. An 6 Hunden wurden Versuche gemacht. Die Tiere erhalten nach 
fünftägigem Hunger je 0,2 g Phloridzin pro Kilo subcutan am 6. und 7. Tage 
und zugleich 9 g Glycerin mit etwas Wasser durch die Schlundsonde in der 
Menge von 8—10 g pro Kilo Tier. In 3 Fällen ist die Verfettung verhindert 
worden, in 3 Fällen nicht. Bei letzteren ist im Urin auffallend wenig Zucker, 
mehr in den Fällen, wo die Verfettung verhindert worden ist. Hier ist der glyko- 
gene Weg gewählt worden; das Kohlehydrat hat die Verfettung verhindert, ist 
aber dem Schicksal des Nichtoxydiertwerdens verfallen. Sonst wurde der 
aglykogene Weg gewählt, war oxydabel, hinderte aber nicht die Verfettung. — 


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Heferate. 


So ist auch der Widerspruch bei Verwertung des Glycerins in der Therapie zu 
erklären, je nachdem, welchen Weg das Glycerin einschlägt. Das anhepatische 
wie das hepatische Kohlehydrat wirken antiacetonurisch. »Die bisher besten 
Aussichten, antiacetonurisch im großen Stil bei Diabetes im Coma zu wirken, gibt 
die intravenöse Infusion gewisser Traubenzuckermengen.« Diese Mitteilung be¬ 
trachtet der Autor nur als vorläufige. K. Bornstein . 

1097) Senator, H. Über den Einfluß der Körpertemperatur auf den Zucker¬ 
gehalt des Blutes. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 67, S. 253.) 

Die Frage, wie die Erhöhung der Körpertemperatur an sich — ohne gleich¬ 
zeitige Infektion, ohne ermüdende Muskelarbeit und ohne außergewöhnliche 
Zufuhr von Kohlehydraten auf den Zuckergehalt des Blutes wirkt, ist bisher 
nicht untersucht. Zur Erzeugung einer Erhöhung der Körpertemperatur wurden 
vom Verfasser zwei Methoden angewandt, die Wärmestauung und der Wärmestich 
nach Sachs-Aronsohn. Es ergab nun Wärmestauung bei Kaninchen eine Er¬ 
höhung des Blutzuckergehaltes um 13 und 17 °/ 0 . 9 Kaninchen-Versuche mit dem 
Wärmestich ergaben ebenfalls ausnahmslos eine Zunahme des Zuckergehaltes 
min. um 8 °/ 0 , max. um 30 °/ 0 . Bei beiden Methoden der Temperaturerhöhung 
blieb der Ham zuckerfrei. Schmid\ 

1098) Diesing. Zur Theorie der Schwefelwirkung. Aus dem bakteriologi¬ 
schen Laboratorium des Rudolf Virchow-Krankenhauses. (Berl. klin. Woch. 1908, 
Nr. 16, S. 785.)^ 

Der Autor hat Hunde mit Piroplasma canis infiziert und mit Schwefelbädern 
behandelt. Er konstatierte die Eigenschaften des Schwefels, Blutfarbstoff zu 
binden, resp. zu reduzieren, eine Eigenschaft, die ihn zu einem sehr wertvollen 
Heilfaktor macht. Seine Anwendung bei Trypanosomiasis der Hunde erzielte 
eine Verlängerung des Lebens der behandelten Tiere um eine Woche gegenüber 
den Kontrolltieren. Eine Kombination mit Sublimatinjektionen bei Piroplasmosis 
bewirkte, daß die Tiere 2 Monate am Leben erhalten werden konnten. Die Kom¬ 
bination von Schwefelbädern mit Arsen- oder Atoxylinjektionen bei Trypanosomiasis 
erwies sich als nicht wirksamer als die einfache Arsen- oder Atoxylbehandlung. 

K. Bornstein. 

1099) Eppinger, H„ Falta, W., Rudinger, C. Über die Wechselwirkung 
der Drüsen mit innerer Secretion. (II. Mitteilung.) Aus der I. med. Universitäts¬ 
klinik in Wien. (Zeitschrift f. klin. Med., Bd. 67, H. 5 u. 6.) 

Nach früheren Untersuchungen von R. Hirsch ist die Assimilationsgrenze 
für Traubenzucker bei Hunden nach totaler Thyreoidektomie herabgesetzt. 
Underhill und Saiki fanden bei solchen Hunden nach subcutaner Injektion 
von Traubenzucker ebenfalls reichliche Zuckerausscheidung. Die Verfasser zeigen 
nun, daß ebenso wie in der Beziehung zum Nervensystem so auch in der Beein¬ 
flussung des Kohlehydratstoffwechsels zwischen Funktion der Schilddrüse und der 
Epithelkörperchen scharf geschieden werden muß. Sie geben zuerst eine Schilderung 
der Operationsmethoden. Es ist dies wichtig, weil die Störungen im Stoffwechsel 
nach Schilddrüsenexstirpation wesentlich verschieden sind von denen nach Thyreo- 
parathyreoidektomie. Der beste Weg, um zu zeigen, ob bei einer Exstirpation der 
Schilddrüse die Epithelkörperchen nicht gelitten haben, ist die Untersuchung der 
elektrischen Erregbarkeit der Nerven. Die Störungen im Zuckerstoffwechsel nach 
Thyreoparathyreoidektomie sind nach den Untersuchungen der Verfasser ausschlie߬ 
lich auf den Ausfall der Epithelkörperchen zu beziehen, denn sie finden sich niemals 
nach Exstirpation der Schilddrüse allein, sehr häufig hingegen nach partieller oder 
totaler Parathyreoidektomie; damit steht im Einklang, daß Adrenalin, welches bei 
schilddrüsenlosen Hunden injiziert keine Glykosurie erzeugt, bei thyreopara- 
thyreoidektomierten Hunden zu reichlicher Zuckerausscheidung führt. Den Ein¬ 
fluß der Epithelkörperchen auf den Kohlehydratstoffwechsel demonstriert ferner 
die Tatsache, daß es gelingt, durch Exstirpation von Pancreas und dreier Epithel¬ 
körperchen einen höheren Quotienten D ; N (: 3,6:) zu erzielen, wobei die Eiwei߬ 
einschmelzung noch hochgradiger ist, als nach Pancreasexstirpation allein. — 
Die Verfasser zeigen ferner, daß nach Exstirpation beider Nebennieren Phlorhizin 


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Referate. 


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auch bei maximaler Vergiftung kaum oder nicht mehr glykosurisch wirkt. Dies 
stimmt überein mit den Untersuchungen von Porges, daß der Blutzuckergehalt 
bei nebennierenlosen Tieren rasch absinkt und bestätigt die herrschende An¬ 
schauung über die Phlorhizinwirkung. Autoreferat . 

1100) v. Bergmann. Die klinische Bedeutung der tryptischen Fermente 
und ihrer Antikörper. Aus der II. medizinischen Klinik der Universität Berlin. 
(Mediz. Klinik 1909, Nr. 2, S. 50—53.) 

Verfasser gibt einen Überblick über die in den Organen physiologischer 
und pathologischer Weise vorkommenden tryptischen Vorgänge. Daß die auto¬ 
lytischen Vorgänge in toten oder überlebenden Organen in Analogie zu setzen 
sind mit einem Teile des physiologischen Eiweißabbaues, dafür fehlt noch der 
exakte Beweis; dagegen ist die Analogie zwingend für gewisse pathologische 
Prozesse. Verfasser erinnert hier an die Vorgänge bei der Lyse der Pneumonie, 
an die akute Pancreas- und Fettnekrose, an die Carcinomtryptase und an das 
Leukocytenferment. Diese Tryptasen sind im Stande, Antitryptasen zu bilden, 
und zwar erzeugt der Organismus nach Injektion der verschiedensten Tryptasen 
in kürzester Zeit Antitryptasen in einem Maße, daß es verständlich ist, daß 
Trypsin auch nach Injektion größerer Dosen nicht im Harn erscheint. Alle 
diese Antitryptasen sind zum mindesten einander so ähnlich, daß sie heute nicht 
unterschieden werden können. Meinertz . 

1101) Maaß. Über die Bedeutung der Cammidge-Beaktion für die Erkran¬ 
kungen des Pancreas. Aus der I. inneren Abteilung des städtischen Kranken¬ 
hauses im Friedrichshain zu Berlin. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 5, S. 177—178.) 

Verfasser hat in 20 Fällen den Ausfall der von ihm während des Lebens 
angestellten Cammidge sehen Reaktion durch die Sektion kontrollieren können. 
In den 6 Fällen mit negativem Ausfall der Reaktion fand sich keinmal eine 
anatomisch nachweisbare Erkrankung des Pancreas, von den Fällen mit posi¬ 
tiver Reaktion fanden sich aber nur bei 64 °/ 0 Veränderungen am Pancreas 
(Pancreatitis interstitialis, Carcinom, Fett-, Stauungs-, Druckatrophie), bei 36 °/ 0 
fiel die Reaktion trotz fehlender Pancreasveränderungen positiv aus. 

Negativer Ausfall läßt daher Pancreaserkrankung ausschließen, positiver 
Ausfall spricht mit Wahrscheinlichkeit für Pancreaserkrankung. 

Die Cammidge sehe Reaktion stellt also eine wesentliche Bereicherung 
unserer klinischen Untersuchungsmethoden dar. Meinertz . 

1102) Klauber. Die Bedeutung der Cammidge sehen Reaktion. Aus der 

chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Lübeck. (Mediz. 
Klinik 1909, Nr. 11, S. 395—396.) 

Verfasser hat die Cammidge sehe Reaktion an einer Reihe von chirurgischen 
Fällen von Pancreaserkrankung, dann bei Magentumoren, bei akuten peritoniti- 
schen Erscheinungen, die den Verdacht auf Pancreatitis erweckten und schlie߬ 
lich bei chronischen Entzündungsprozessen des Peritoneums ausgeführt. Bei den 
nicht vom Pancreas ausgehenden Tumoren fiel die Reaktion negativ aus, aber 
sie fiel auch zuweilen trotz operativ bezw. autoptisch festgestellter Entzündung 
des Pancreas negativ aus. Dadurch wird der Wert der Reaktion aber nicht 
verringert, denn es ging der Zeit des negativen Ausfalls eine solche positiven 
Ausfalls voran; die Probe ist also wiederholt anzustellen und ihr Ergebnis haupt¬ 
sächlich im akuten und im Anfangsstadium der Erkrankung zu berücksichtigen. 

Da ein auffallendes Parallelgehen mit dem Auftreten von Fettnekrosen zu 
beobachten war und auch in den Fällen positiven Ausfalls ohne Pancreatitis 
schwere Veränderungen des Netzes vorhanden waren, so liegt der Gedanke nahe, 
den positiven Ausfall der Probe als Ausdruck des Zerfalls von Fettgewebe an¬ 
zusehen. Meinertz . 

1103) Müller, E. u. Schlecht. Über die Prüfung der Pancreasfunktion durch 
Trypsinbestimmungen in den Faeces. Aus der Medizinischen Universitätsklinik 
in Breslau. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 16, S. 573-575 und Nr. 17, S. 616—618.) 

Verfasser beschreiben ausführlich die Methode des Plattenverfahrens zur 
Trypsinbestimmung in den Faeces, die Untersuchungstechnik, die Herstellung 


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Referate. 


der Serumplatten usw. Der negative Ausfall der Probe beweist entweder einen 
völligen Verschluß des Pancreasausführungsganges oder eine schwere Sekretions¬ 
störung der Drüse selbst, und zwar immer eine organische Störung. Die quan¬ 
titativen Verhältnisse sind schwieriger zu deuten und nur im Rahmen des son¬ 
stigen klinischen Befundes zu verwerten. Wesentliche Herabsetzungen des 
Trypsingehaltes kommen nämlich auch ohne organische Erkrankung des Drüsen¬ 
gewebes häufig vor (besonders bei Ca. ventriculi, chronischen Obstipationen. 
Gallensteinen, Icterus catarrhalis, akutem Darmkatarrh). 

Für die allgemeine Praxis, für die die Methode zu umständlich ist, empfehlen 
Verfasser den Trypsinnachweis durch die Modifikation der Sahlischen Pancreas- 
funktionsprobe und das Verfahren von Groß-Koslowsky. Bei dem ersteren 
Verfahren wird Holzkohle in gehärtete Gelatinekapseln getan (Capsulae gelo- 
duratae), diese Kapseln kommen in den durch Abführmittel erhaltenen Dünn¬ 
darmstuhl, und aus der Zeit der Lösung der Kapsel und des Austritts der Kohle, 
sowie aus dem Verdünnungsgrad der Stuhlproben, bei dem innerhalb 24 Stunden 
die Kapsel noch zur Lösung kommt, kann man auf den Trypsingehalt der Faeces 
schließen. Das andere Verfahren wird in analoger Weise angewandt. Man ver¬ 
wendet eine alkalische Caseinlösung, die durch Ansäuern mit verdünnter Essig¬ 
säure gefällt wird. Da die durch die tryptische Verdauung des Caseins ent¬ 
stehenden Produkte durch Essigsäure nicht gefällt werden, so schließt man aus 
der Länge der Zeit, die bis zum Ausbleiben des Niederschlages nötig ist, oder 
aus dem Verdünnungsgrade, bis zu dem die Einwirkung auf das Casein in einer 
bestimmten Zeit noch erfolgt, auf den Trypsingehalt. Meinertz . 

1104) Salomon u. W&llace. Die Eigenabscheidung von Stickstoff und 
Mineralsalzen im Darm unter normalen und pathologischen Verhältnissen. Aus 

der 1. mediz. Klinik in Wien. (Mediz. Klinik 1909, No. 16, S. 579—581.) 

Verfasser untersuchten die Abscheidung von Stickstoff und Mineralsalzen in 
den Darm, indem sie die Faeces nach fast Stickstoff- und salzfreier Kost unter¬ 
suchten. Es wurden nämlich ausschließlich 250—300 g Rohrzucker in Citronen- 
wasser, Himbeerwasser, Glühwein verabreicht, ln Normalfällen lagen die Werte 
für N bei 0,4 bis 0,54 g pro Tag, bei Darmerkrankungen wachsen sie an ent¬ 
sprechend der Schwere der Darmstörung und können in schweren Fällen sehr 
hohe Werte, bis zu 4 g pro Tag, erreichen. 

Der Wert für die Ascheausscheidung liegt in normalen Fällen um 1 g herum. 
Mit der Intensität der Erkrankung nimmt der Aschegehalt der Entleerungen zu, 
und zwar nehmen besonders die Chloride und Alkalien zu, dann auch die Phos¬ 
phorsäure, weniger Magnesia. Kalk und Schwefelsäure. 

Im übrigen ist die erwähnte Zuckerdiät ein ausgezeichnetes Mittel bei hart¬ 
näckigen Diarrhöen. Meinertz . 

1105) Mömer, Karl Th. Über Dicalciumphosph&t als Sediment im Harn. 

(Ztschr. f. physiolog. Chem. 1909, Bd. 58, S. 440—451.) 

Zum Zustandekommen dieses selten anzutreffenden Sediments gehört eine 
fast neutrale Harnreaktion, sowie reichlich hoher Gehalt an Ca, aber nicht ab¬ 
normer an NaCl. Zur Demonstration des kristallinischen Dicalciumphosphats als 
Sediment eignet sich sehr gut Zusatz von 3 ccm Anilin (Umschütteln) und 
20 ccm Alkohol (90%) zu 100 ccm frischem, nicht alkalischem Ham. Dohm. 

1106) Geelmuyden, H. Chr. Über den Acetonkörpergehalt der Organe an 
Goma diabeticum Verstorbener nebst Beiträgen zur Theorie des Acetonstoff¬ 
wechsels. (II. Mitteilung.) Aus dem physiolog. Institut der Univ. Christiania. 
(Ztschr. f. physiolog. Chem. 1909, Bd. 58, S. 255—271.) 

Verfasser findet in den Organen von Diabetikern sowohl Aceton- als Oxybutter- 
säuregehalt über die Norm stark erhöht. Der Ham enthält die größten Mengen an 
beiden Substanzen. Von den Organen enthält die Leber am meisten Oxybutter- 
säure und am wenigsten Aceton, auffallend viel weniger als die anderen Organe, 
dann folgen die Niere, das Blut und die Muskeln. Diese Unterschiede werden 
folgendermaßen erklärt: die während des Lebens fast ausschließlich in der 
Leber gebildete Oxybuttersäure wird mit dem Blut nach den übrigen Organen 


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Referate. 


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geführt und dort in verschiedenem Maße aufgenommen. Bei schwerem Diabetes 
ist der Fettumsatz stark gesteigert, die Bildung der Oxybuttersäure wird über¬ 
wiegend aus Fett stattfinden und zwar bedeutend vermehrt gegenüber normal. 
Die Bildung der Säure in der Leber ist ein Oxydationsvorgang, welcher beim 
Stocken des Blutes bald aufhört, weshalb auch die Leber weniger Säuren ent¬ 
hält als die übrigen Organe. Das Auftreten der Acetessigsäure ist weit be¬ 
schränkter und ihre Bildung ebenfalls eine oxydative aus Oxybuttersäure. Die 
Leber ist der Ort der hauptsächlichsten Vernichtung der Acetonkörper. Da bei 
Änderung im Kohlehydratstoffwechsel eine Einschränkung resp. ein gänzlicher 
Ausfall der Glycogenbildung eintritt, so kommt Verfasser bezüglich der Herkunft 
und Bedeutung der Acetonkörper zu der Ansicht, daß „Acetonkörper entstehen, 
wenn die Glycogenbildung in der Leber stark eingeschränkt ist“. Dohm . 

1107) Sta&l, J. Ph. Der Einfluß der Verabreichung von Salzsäure auf die 
Zusammensetzung des subcutanen Bindegewebes bei Kaninchen. Aus d. physiol. 
Labor, d. Univ. Utrecht. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 58, S. 97—117.) 

Der Natriumgehalt im subcutanen Gewebe (Preßsaft der Haut) ist nach 
Säuregaben während 2—7 Tagen (4—15 mal) größer als bei normalen Kaninchen. 
Kalium ist im Hautsaft nicht anwesend. Nicht nur absolut, sondern auch im 
Verhältnis zum Chlor wird die Natriumvermehrung wahrgenommen. Die An¬ 
nahme van Loghems, daß durch Salzsäuredarreichung den Gewebsflüssigkeiten 
Alkali entzogen wird, wird vom Verfasser für das subcutane Bindegewebe bei 
Kaninchen nicht bestätigt. Vielmehr scheint das Natrium dort deponiert zu 
werden, während die Natriumionenkonzentration abnimmt. Jedenfalls wird bei 
den Säurekaninchen ein großer Teil des Natriums in nicht dissoziiertem Zustande 
Vorkommen. Dohm . 

1108) Voit, Wilhelm. Über das Vorkommen von Lävulose in diabetischen 
Harnen. Aus d. Sanat. für Zuckerkranke, Sandmeyer-Berlin-Zehlendorf. (Ztschr. 
f. physiol. Chemie 1908, Bd. 58, S. 122—133.) 

Zur Klärung der Frage, ob Lävulose im diabetischen Ham vorkommt, werden 
70 Hamproben mit der von Rosin und der von Borchardt angegebenen Farben¬ 
reaktion geprüft. Die Rosinsche Probe ergibt mit ganz geringen Ausnahmen 
positive Resultate, die jedoch nicht einwandsfrei sind für den Beweis, daß es 
sich um Lävulose handelt. Nach der Methode von Borchardt fallen die Unter¬ 
suchungen in der Mehrzahl positiv aus und wären noch zahlreicher, wenn die 
andern Färbungen des zur Reaktion benutzten Essigäthers sich vermeiden ließen. 
Auch diese Probe ist nicht einwandfrei, denn eine diabetische Lävulose wäre 
sonst durchaus keine Seltenheit. Dohm . 

1109) Qigon, A. Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung von 
Kohlehydrat und Eiweißnahrung beim Diabetes mellitus. Aus d. med. Klinik 
zu Basel. (Münch, med. Wschr. Mai 1909, Nr. 18.) 

Verfasser ersetzte in seinen Versuchen einen Teil der Kohlehydratnahrung 
durch Eiweiß und umgekehrt, wobei als Maßstab für die Ersetzung die aus dem 
Eiweiß vermutlich sich bildende Zuckermenge diente unter Zugrundelegung des 
Quotienten 1:5. Von drei leichteren Diabetesfallen wirkte bei zwei die Kohle¬ 
hydratentziehung entschieden günstiger auf die Zuckerausscheidung als die Ei¬ 
weißentziehung; bei dem dritten war der Ersatz von Eiweiß durch Kohle¬ 
hydrate ohne deutlichen Einfluß auf den Harnzucker. Ebenso w*ar bei zwei 
schwereren Fällen die Zuckerausscheidung nur vom absoluten Gesamtzucker¬ 
wert der Nahrung abhängig, unbeeinflußt, ob Eiweiß oder Kohlehydrate die 
Zuckerbildner darstellten. Dagegen stieg in diesen Fällen der Acetongehalt 
des Harns beim Ersatz der Kohlehydrate durch Eiweiß. Praktisch geht aus den 
Versuchen hervor, daß man bei leichten Diabetesfallen nicht selten Zuckerfreiheit 
erhält, wenn mit mäßiger Kohlehydrateinschränkung eine Verminderung der 
Eiweißzufuhr einhergeht; man kommt so eventuell um die strenge Diät herum. 
Noch richtiger erscheint es bei schweren Fällen, neben der Kohlehydratzufuhr 
auch die Eiweißzufuhr langsam herabzusetzen. Letzteres wirkt günstig auf die 
Zuckerausscheidung, ohne die Acetonurie zu steigern, während die Kohlehydrat¬ 
entziehung immer die Acetonurie fördert. M. Kaufmann. 


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Heferate. 


1110) v. Benczur, Gyula. Über die Beeinflussung der Magensekretion nach 
Zuführen von Salzlösungen in den Darm. Aus der Exper.-Biol. Abt. des path. 
Inst, zu Berlin. (Münch, med. Wschr. Mai 1909, Nr. 19.) 

Verfasser prüfte an Hunden mit Magen- und Darmfistel die von Cohn¬ 
heim und Dreyfuss (Münch, med. Wschr. 1908, Nr. 48) aufgestellte Behauptung 
nach, daß Einspritzungen von Salzlösungen in den Darm eine pathologische Ver¬ 
mehrung oder Verminderung des Salzsäuregehalts des reinen Magensaftes im 
Gefolge haben. Seine Versuche ergaben in Übereinstimmung mit genannten 
Autoren nach Einfließen von NaCl in den Darm eine Verminderung, nach Ein¬ 
fließen von MgS0 4 eine Vermehrung der Magensaftsekretion, aber in keinem 
MgS0 4 -Versuche eine pathologische Steigerung der Acidität des reinen Magen¬ 
saftes. M. Kaufmann . 


Klinisches. 

1111) Schreiber. Ueber flüchtige Albuminurien. Aus der mediz. Univ.- 
Poliklinik in Königsberg. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 14, S. 491—494.) 

Verfasser weist auf die flüchtigen oder »fugalen«, im allgemeinen harmlosen 
Albuminurien hin, die mit eigentlicher Nephritis nicht verwechselt werden 
dürfen. Bei einem Teile dieser Fälle mag die Ursache eine ähnliche sein wie 
in den vom Verfasser nicht selten beobachteten Fällen von abdominell-palpa- 
torischer Albuminurie. Nach Palpation des Abdomens in der epi- und meso¬ 
gastrischen Gegend kann nämlich der Harn albuminurisch werden und zwar 
tritt diese Albuminurie sofort auf und dauert nur kurze Zeit. Verfasser erörtert 
die in Betracht kommenden Gründe für die Erscheinung und nimmt an, daß sie 
auf einer Kreislaufstörung beruht, die direkt an den Abdominalgefäßen einsetzt 
und sich auf die Nierengefäße fortsetzt. In dem einen mitgeteilten Falle hing 
die Albuminurie mit einer Kompression der Aorta abdominalis oberhalb der 
Nierenarterien zusammen. In diesem speziellen Falle ließ sich daher die Art 
der Kreislaufstörung als eine durch Verengerung der Nierenarterien bedingte 
temporäre Erniedrigung des arteriellen Blutdrucks in den Nieren präzisieren. 

Meinertz . 

1112) Isaac. Ein Beitrag zur Kasuistik und Symptomatologie der Oeso- 
phagusdivertikel. Aus der inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
in Wiesbaden. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 13, S. 468—470.) 

Eine 56jährige Frau zeigte seit Jahren Schlingbeschwerden. Das Genossene 
konnte sie stets sofort wieder herausbefördem. Dabei machte sie keine typischen 
Brechbewegungen, sondern es genügte ein Pressen der Halsmuskulatur, um die 
Speisen gleichsam auszuschütten. In nüchternem Zustande konnte sie große 
Mengen der am Tage vorher genossenen Speisen zu Tage fördern. Das Erbrochene 
war gar nicht angedaut, zeigte keine auf Oesophagitis deutende Beschaffenheit 
und auch keine stärkere Fäulnis. Eine Sondenuntersuchung lieferte wegen 
starker Empfindlichkeit kein besonderes Ergebnis. 

Die Erscheinungen und der lange Verlauf ließen an ein Divertikel des Oeso¬ 
phagus denken. Die Röntgenuntersuchung ließ keinen Zweifel daran, daß es 
sich um ein pharyngo-oesophageales Pulsionsdivertikel handelte, an der Stelle 
gelegen, die für Divertikelbildung besonders disponiert ist: am Übergang des 
Pharynx in den Oesophagus im Bereiche der unteren Querfasem des Musculus 
constrictor pharyngis inferior, w r o der Oesophagus der äußeren Längsmuskel- 
fasern oft völlig entbehrt. 

Es fanden sich außerdem oculopupilläre Erscheinungen, die als Horner scher 
Symptomenkomplex bekannt sind und durch Druck des Divertikels auf den 
Grenzstrang des Sympathicus oder vielleicht durch entzündliche Prozesse in 
dieser Gegend hervorgerufen waren. Meinertz . 

1113) Latzei. Zur Diagnostik und Symptomatologie des Magencarcinoms. 

Aus der II. mediz. Klinik in Wien und der mediz. Klinik in Innsbruck. (Mediz. 
Klinik 1909, Nr. 13, S. 465—468.) 

Verfasser gibt einen Überblick über die gesamte Symptomatologie des 


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Referate. 


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Magencarcinoms mit besonderer Berücksichtigung der Differentialdiagnose, wobei 
er auch auf eine Reihe sonst weniger beachteter Symptome hinweist. Zu 
kurzem Referat nicht geeignet. Meinertz . 

1114) Oeder. Ueber die Brauchbarkeit der »proportioneilen« Körperlänge 
als Maßstab für die Berechnung des Körpergewichts erwachsener Menschen 
bei normalem Ernährungszustand. Aus Dr. med. Oeders Diätkuranstalt in 
Niederlössnitz bei Dresden. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 13, S. 461—465.) 

Der Parallelismus zwischen Körpergewicht und Körperlänge gibt einen 
besseren Maßstab für die Berechnung des Normalgewichts, wenn man nicht die 
natürliche Körperlänge (Scheitel-Sohlenlänge), sondern die »proportioneile« 
Körperlänge berücksichtigt, d. h. die doppelte Entfernung vom Scheitel zur 
Symphysenmitte. Verfasser gibt eine größere Zahl von Beispielen dafür. 

Schließlich stellt er folgende Merkmale eines normalen Ernährungszustandes auf: 

1. Unsichtbarkeit der Zwischenrippenräume neben dem Brustbein. 

2. Unsichtbarkeit der Zwischensehnenräume am Handrücken. 

3. Niveaugleichheit von Brust und Bauch in Rückenlage. 

4. Fettpolsterdicke von 2—3 cm am Bauch, gemessen mit Tasterzirkel rechts 

neben dem Nabel an der Basis einer erhobenen Hautfettfalte. Meinertz . 

1115) Schmidt (Halle). Ueber Durchfall. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 13, 

S. 457—461.) 

Verfasser erörtert im Rahmen eines klinischen Vortrages zunächst die Patho¬ 
genese des Durchfalls und kommt zu dem Schlüsse, daß die erhöhte Peristaltik 
allein die Erscheinungen des Durchfalls nicht erklären könne, daß auch die 
Resorptionsstörungen als Folge der gesteigerten Motilität keineswegs zum Bilde 
der Durchfälle gehören müssen. Das konstanteste und prägnanteste Merkmal 
des Durchfalles ist vielmehr (neben der flüssigen Beschaffenheit) die Neigung 
zur Fäulnis, und diese beruht auf der Absonderung einer fäulnisfähigen Flüssig¬ 
keit durch die Darmwand; diese fäulnisfähige Flüssigkeit ist das Wesen des 
Durchfalls, und sie ist es, die die gesteigerte Peristaltik auslöst. 

Verfasser bespricht dann die Frage der Therapie, das Opium, die Adstrin- 
gentien und namentlich (von obigem Gesichtspunkte) die Desinfizientien. Er 
hat durch seine Schüler Berger und Tsuchiya verschiedene Desinfizientien 
prüfen lassen. Es zeigte sich, daß das Wasserstoffsuperoxyd am geeignetsten war, 
die Gärung und die Bakterienmenge der Faeces herabzusetzen. Agar-Agar 
nimmt es zu 10—12°/ 0 auf, ohne es zu zersetzen; diese Verbindung (unter dem 
Namen »Oxygar« in den Handel gebracht) gibt bei Berührung mit anderen 
Körpern nur langsam O ab; er wird auch während des Aufenthalts im Magen 
nicht völlig abgespalten und kann so seine Wirksamkeit im Darm entfalten. 
Das neue Präparat ist bei Dünndarmdiarrhöen wirksam, speziell bei den gastro- 
genen Formen oder den von Schütz so genannten chronisch-dyspeptischen 
Diarrhöen, nicht dagegen bei Darmtuberkulose und reinen Dickdarmdiarrhöen. 

Meinertz . 

1116) Lungwitz (Berlin). Zur Diätetik des Kindesalters. (Med. Klinik 1909, 
Nr. 12, S. 436—438.) 

Verfasser macht darauf aufmerksam, daß Kinder jenseits des Säuglingsalters 
in Gestalt von Milch, Eiern und Fleisch eine zu eiweißreiche Kost erhalten. Er 
teilt Fälle mit, in denen die Kinder bei einer derartigen Eiweißüberfütterung 
schlaff und elend geworden waren und bei dem darauf eingeführten Regime, 
dessen Prinzip gemischte Kost mit Bevorzugung der Vegetabilien und Reduktion 
des Eiweißes auf ca. 10 °/ 0 der Gesamtkalorien ist, wieder gesund und blühend 
wurden. Meinertz . 

1117) Foges (Wien). Frühdiagnose eines Flexurcarcinoms durch rectale 
Endoskopie. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 10, S. 360—361.) 

In diesem Falle war die Diagnose des 26 cm über dem Anus sitzenden 
flachen, ca. bohnengroßen, oberflächlich leicht chagrinierten, punktförmig 
blutenden, sich von der normalen Schleimhaut scharf und deutlich abhebenden 
Tumors, der von der medialen Wand der Flexur ausging, nur durch die rectale 


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Referate 


Endoskopie möglich. Nach Laparotomie wurde der Tumor mit einem ent¬ 
sprechenden Stück der Darm wand exstirpiert; die histologische Untersuchung 
ergab ein Adenocarcinom. Meinertz, 

1118) Hofbauer. Ueber Relationen weiblicher Generationsvorgänge zur 
Klinik der Cholelithiasis. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 7, S. 239—241.) 

In der Leber der Schwangeren findet sich eine Reihe von Veränderungen, 
die die Concrementbildung begünstigen. Verfasser bespricht die anatomischen 
Veränderungen der »Schwangerschaftsleber«, die im wesentlichen folgende sind: 
1. Fettinfiltration in den centralen Acinusabschnitten und Glykogenmangel da¬ 
selbst, 2. Gallenstauung mit konsekutiver Pigmentablagerung in den inneren 
Läppchenbezirken und Erweiterung der Gallencapillaren, 3. Ektasie der Central¬ 
venen und der zuführenden Capillaren. Diese Veränderungen des Leber¬ 
parenchyms, die zur Steinbildung prädisponieren, haben ihre Ursache in der 
Gallenstauung, der passiven Hyperämie, dem gesteigerten Zerfall mütterlicher 
roter Blutkörperchen, der Einfuhr der foetalen Excretionsstoffe. Nach der Ent¬ 
bindung treten neue Momente auf, die das Auftreten eines Gallensteinanfalls be¬ 
günstigen (denn die Anwesenheit der Concremente allein macht noch keinen 
Anfall): das bedeutungsvollste ist die Infektion der Gallenwege vom Darm her, 
dann die Behinderung des Gallenabflusses. 

Der Zusammenhang der Generationsvorgänge des Weibes mit dem Gallen¬ 
steinleiden wird auch durch die Statistik bewiesen. 

Zum Schlüsse bespricht Verfasser noch den Einfluß der Menstruation auf 
das Auftreten der Gallensteinanfälle. Meinertz . 

1119) Zeuner. Seifenzäpfchen bei Perityphlitis. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 2, 
S. 59—60.) 

Die behutsame Beseitigung der Koprostase ist bei Perityphlitis von größter 
Wichtigkeit. Vor dem neuerdings von Sonnenburg wieder empfohlenen Ricinus- 
öl ist aber zu warnen, dagegen leisten Seifdnzäpfchen, die alle 3—4 Stunden, 
bei ganz stürmischen Anfallen sogar 1 / 2 —lstündig ins Rectum eingefiihrt werden, 
gute Dienste. Meinertz . 

1120) Schmidt, R. (Wien). Beiträge zur abdominalen Diagnostik. (Mediz. 
Klinik 1909, Nr. 2, S. 44- 48.) 

Verfasser hebt eine große Reihe von Punkten aus der abdominalen Dia¬ 
gnostik hervor, die zum Teil wenig bekannt und beachtet sind. Es seien er¬ 
wähnt: systolische Geräusche über der Leber bei carcinomatöser Infiltration 
des Organs, Reibegeräusche bei Perihepatitis, bei beginnender tuberkulöser 
Peritonitis, Diazoreaktion bei derselben Krankheit (als Unterscheidungsmerkmal 
von Lebercirrhose), Urobilinogenreaktion im Stuhl zur Sicherung der Unter¬ 
scheidung, ob der Stuhl acholisch ist oder nicht, dieselbe Reaktion im Harn 
als Ausdruck eines leichteren Grades von Gallenstase, Berücksichtigung der 
Magen- und Darmflora; reichlich Milchsäurebacillen im Stuhl rühren meistens 
aus dem Magen her, können aber auch ein Dünndarmsymptom sein (Lympho- 
sarcom, tuberkulöse Striktur), wenn der Befund im Magen dagegen zurücktritt. 
Zahlreiche weitere Einzelheiten sind im Original nachzusehen. Von der Probe¬ 
diät hält Verfasser nicht viel, da die Fehlerquellen zu groß seien. Keineswegs 
darf ihr gegenüber die Bakteriologie des Magendarmtractus vernachlässigt 
werden, soweit es sich um Saprophyten handelt, deren Ansiedlung durch 
Funktionsstörungen bedingt ist. Meinet tz, 

1121) Brandenburg. Ueber die diagnostische Bedeutung der punktierten 
Erythrocythen im Blute und über ihr Auftreten nach einer intertrochanteren 
Oberschenkelfraktur. Aus dem Kreiskrankenhause Groß-Lichterfelde bei Berlin. 
(Mediz. Klinik 1909, Nr. 1, S. 12—14.) 

Verfasser betont die Wichtigkeit der basophilen Granula der Erythrocyten 
für die Diagnose der Bleivergiftung und weist ferner darauf hin, daß Basophilie 
auftritt, wenn Blut, sei es fremdes oder eigenes (Magendarmblutung) in den 
Darmtractus gelangt. Endlich teilt er einen Fall von intertrochanterer Ober¬ 
schenkelfraktur mit. bei dem an zahlreichen Erythrocyten das Bild der Baso- 


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philie, sowie der Polychromatophilie festzustellen war. Verfasser hält es für 
wahrscheinlicher, daß die örtliche Läsion des Markes des Oberschenkelknochens 
die Ursache sei, als daß nur die Resorption von Blutrot aus dem Bluterguß in 
die zerrissenen Weichteile in Betracht käme. Meinertz. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1122) Kendall, Arthur 1. Bacillus infantilis und dessen Beziehung zum 
Infantilismus. (Joum. of Biol. Chem. 5. 419—38. Febr. [1/1.] New York. Rocke¬ 
feiler Institute for Medical Research.) 

In den Faeces von Kindern, die an Infantilismus litten, fand Verfasser einen 
sporenbildenden Mikroorganismus, Bacillus infantilis. Derselbe wurde zeitweise 
auch bei gesunden Kindern beobachtet. Dieser Saprophyt ist kein typischer 
Intestinalbacillus, findet dagegen unter bestimmten Bedingungen, die noch un¬ 
bekannt sind, eine Wachstumsmöglichkeit. Die Bildung von Agglutininen wurde 
nicht beobachtet. Durch Verfütterung an Hunde oder Affen treten Diarrhoen 
auf. Beim Affen wurde dabei eine Verminderung von Gram-negativen gasbil¬ 
denden Bakterien vom aerogenen Colityp beobachtet, während die Gram-posi¬ 
tiven Mikroorganismen stark vermehrt waren. Von letzteren fanden sich beson¬ 
ders Bacillus bifidus und Bacillus acidophilus. Verfasser nimmt an, daß durch 
das Wachstum von Bacillus infantilis im Intestinaltrakt die Diarrhoen bedingt 
sind. Einzelheiten und Mikrophotogramme sind im Original einzusehen. 

Underhill. 

1123) Herter, G. A. u. Kendall, A. I. Die Ausscheidungsprodukte des Bacillus 
infantilis auf künstlichen Nährböden. (Joum. of Biol. Chem. 5. 439—42. Febr. 
1909. [12/12. 1908.]) 

Bei Kulturen von Bacillus infantilis treten große Mengen von NH 3 auf, und 
zwar die 3—4 fache Menge wie beim Bacterium coli. Neben NH 3 konnte ein 
primäres Amin nachgewiesen werden, dagegen kein Indol, Skatol, Phenol, keine 
aromatischen Oxysäuren, Mercaptane oder H 2 S. Aus angesäuerten Bouillon- oder 
Milchkulturen konnte durch Äther eine Substanz extrahiert werden, welche die 
Indolessigsäurereaktion gab. Unter gewöhnlichen Wachstumsbedingungen besitzt 
der Organismus keine putrefizierenden Eigenschaften. In Pepton- oder albumose- 
haltigen Kulturen ließ sich die Voges-Proskauersche Reaktion nachweisen. 
Auf glukosehaltigen Medien bildet Bacillus infantilis Milchsäure, Bernsteinsäure 
und flüchtige Fettsäuren. Alkohole, Aldehyde oder Ketone konnten nicht auf¬ 
gefunden werden. Underhill\ 

1124) Schröder, E. C. Milch und deren Produkte als Überträger der Tuber¬ 
kuloseinfektion. (U. S. Dep. of Agricult. 24. Annual Rep. of the Bureau of Animal 
Industry for the year 1907, 183—94. Washington 1909, Sep.) 

Zusammenstellung von Beobachtungen über das Vorkommen von virulenten 
Tuberkelbacillen in der Marktmilch von Washington. Über das Verhältnis der 
infizierten Kühe zu den gesunden finden sich ebenfalls Angaben, ebenso über 
die Wege, auf denen die Bacillen den tierischen Organismus verlassen. Letztere 
finden sich in den Faeces, am Euter, in der Milch, der Sahne, Schlagsahne, Butter 
und Käse. Auch über die Infektion der Meiereiprodukte durch Tuberkulöse, die 
Arten der Infektion nach Genuß tuberkelhaltiger Produkte und die gegenwär¬ 
tigen Ansichten über das Vorhandensein von getrennten Krankheitserregern für 
das Rindvieh und die Menschen finden sich bemerkenswerte Angaben. Erahnt. 

1126) Büppel, W. G. Über Tuberkulin und andere Präparate zur Erkennung 
der Tuberkulose. (Pharm. Post 42. 137—38. 12/2. [4/2.] Höchst a. M. Vortrag 
in der Deutschen Pharm. Ges.) 

Das Alttuberkulin ist eine sirupöse Flüssigkeit von D. 1,17—1,18. Es gibt 
mit allen Alkaloid- und Eiweißfallungsmitteln Niederschläge. Kühne fand darin 
alle Albumosen, die in dem Pepton Witte, dem Nährboden enthalten sind. Nur 
mit Essigsäure erhielt er einen Niederschlag, den er Acroalbumose nannte, der, 
wie Verfasser nachweisen konnte, P-haltig war. Es gelang ferner aus dem Tuber¬ 
kulin ein hochwirksames Nucleoprotein zu gewinnen, das in eine Nucleinsäure 


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Referate. 


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und ein Protein gespalten werden konnte. Die spezifisch wirkende Substanz 
ergab bei der Spaltung das Tuberkulotymin und Alloxurbasen. Bei weiterem 
Abbau lieferte ersteres Produkt das in rhombischen Blättchen kristallisierende 
Tuberkulosin. Koch versuchte, durch Waschen mit 60proz. Alkohol die wirk¬ 
same Substanz zu gewinnen. Aus der alkalischen Lösung schied er durch NaCl 
und HCl eine feste Substanz, die in alkoholischer Lösung das Tuberculinum 
depuratum darstellt, das hauptsächlich als Diagnosticum Verwendung findet. 
Des weiteren werden die verschiedenen Reaktionen zur Erkennung der Tuber¬ 
kulose und die dazu benutzten Präparate besprochen, ferner die Darstellung von 
Tuberkulin TO und TR. Auch über Immunisierung der Rinder, Arbeiten zur 
passiven Immunisierung und die Darstellung eines wirksamen Serums finden sich 
bemerkenswerte Angaben. Brahrn . 

1126) Holzmann, Willy. Scharlach und Wassermann sehe Syphilisreaktion. 

Aus der med. Abt. (Nonne) und der Abt. f. experimentelle Therapie zu Eppendorf. 
(Münch, med. Wschr., April 1909, Nr. 14.) 

Mitteilung eines Falles von Scharlachnephritis mit positivem Ausfall der 
Wassermann sehen Reaktion. Mit dem Abklingen der Erkrankung wurde die 
Reaktion allmählich negativ. M . Kaufmann . 

1127) Düring, Arthur. Studien über Agglomeration und Immunität bei 
Trypanosoma Lewisi. Aus dem Institut für Schiffs- und Tropenhygiene, Hamburg. 
(Dissertation Bern 1908, 23 S.) 

Bei den weißen und gefleckten Ratten tritt eine echte aktive Immunität, 
eine Immunitas sterilans auf. Dem Serum kommen zunächst agglomerierende und 
erst in zweiter Linie nicht stark immobilisierende Eigenschaften komplexer Natur 
(Amboceptor und Komplement) zu. Die Phagocytose spielt bei der Immunität 
nicht eine ausschlaggebende Rolle. Man kann mit Milzextrakten nicht passiv 
immunisieren. Spritzt man einer Ratte gleichzeitig mit den Trypanosomen in¬ 
aktiviertes spezifisches Serum ein, so kann man die Infektion zurückhalten. 

Fritz Loeb. 

1128) Weil u. Braun. Welche Bedeutung besitzt die Bactericidie des Hühner¬ 
cholera-Immunserums für seine Schutz Wirkung? (Folia serologica, Bd. II, H. 3. 
S. 151—158.) 

Das Immunserum gegen Hühnercholera enthält nachweisbare Immunkörper, 
die spezifisch bactericid wirken, aber für die Schutzwirkung bedeutungslos sind, 
da das Serum nach ihrer Entfernung unverändert schützend wirkt. Opsonine 
sind im Hühnercholera-Immunserum nicht vorhanden. Gg. B. Gruber . 

1129) Liefmann. Beitrag zur Behandlung der Typhusbacillenträger. Aus dem 

hyg. Inst, zu Halle a. S. (Münch. Med. Wschr., März 1909, Nr. 10.) 

Liefmann hat zwei Typhusbacillenträger monatelang mit täglich 1 / 3 — 2 / 3 1 
Yoghurt bei nicht allzu eiweißreicher Nahrung gefuttert. Während sie vorher 
bei drei Untersuchungen reichliche Bazillen aufwiesen, war bei acht Unter¬ 
suchungen während der Kur (letzte nach 11 Wochen) nur eine nach 7 Wochen 
bei einer Versuchsperson positiv. Liefmann empfiehlt ausgedehntere Versuche 
mit der Methode, ev. auch bei Cholera- und Ruhrkeime tragenden Individuen. 

M. Kaufmann . 

1130) Quarelli, G. Azione delle iniezioni di lecitina sulla reazione di Wasser¬ 
mann. (Einwirkung von Lecithininjektionen auf die Wassermann sehe Reaktion.) 
Aus der Clin. med. gen. zu Turin. (Gazz. degli osped., Jan. 1909, Nr. 10.) 

Die Versuche des Verfassers erstrecken sich auf 12 Luesfälle, bei denen vor 
den Lecithininjektionen die Probe positiv war. Als Lecithinpräparat diente das 
Bioplastin, von dem 1 ccm 0,1 g Lecithin entspricht. Die Lecithininjektionen 
wurden täglich vorgenommen, die gegebene Mindestdosis war 7 Injektionen 
ä 1 ccm, die Höchstdosis 7 Injektionen ä 10 ccm. Von den 12 Fällen reagierten 
nach den Injektionen noch vier positiv. Jedenfalls also beeinflußt das Lecithin in 
zahlreichen Fällen die Wassermannsche Reaktion im Sinne einer Behinderung. 

M. Kaufmann . 


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Referate. 


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1131) Lafite-Dupont et Malinier. Röaction diagnostique de la tuberculine 
anr la muqueuse nasale. La Rhino-Rlaction. (Reaktion der Nasenschleimhaut 
auf Tuberculin, Rhino-Reaktion.) (Presse medicale 1909, Nr. 21.) 

Führt man einen mit einer 1 proz. Tuberkulinlösung getränkten Tampon in 
die Nase ein, so erscheint bei Tuberkulösen an der betreffenden Stelle der Nasen¬ 
scheidewand, welcher der Tampon aufgelegen hat, ein Exsudat. Zuvor bildet 
sich eine Rötung aus; das Exsudat trocknet schließlich zu einer gelben Kruste 
ein, welche mitunter leicht blufig erscheint. Diese Kruste stößt sich alsdann 
spontan ab. 

Die Reaktion pflegt nach 18—48 Stunden aufzutreten; die Kruste kann bis 
11 Tage bestehen bleiben. Die Verweildauer des zur Diagnose eingeführten 
Tuberkulin-Tampons soll 10 Minuten betragen. 

Von 73 so geprüften Tuberkulösen wiesen 68 eine positive Reaktion auf; 
die Anstellung der Probe ist absolut unschädlich und hat den Vorteil, daß sie 
ohne Wissen des betr. Patienten ausgeführt werden kann. Martin Cohn . 

1132) Bertrand. Une immunisine antipneumococcique. Ein Pneumocokken- 
Immunisin. (Presse medicale 1909, Nr. 25.) 

Durch Extraktion des Blutes, der Milz und des Knochenmarks von mit 
Pneumocokken geimpften Kaninchen läßt sich ein Präparat gewinnen, das immu¬ 
nisatorische Eigenschaften besitzt; dasselbe verträgt Erhitzung bis auf 60°, indes 
keine längere Belichtung. 

Zur Prüfung des antitoxischen Wertes des genannten Körpers wurden Mäuse 
mit demselben und einem durch Extraktion aus getrockneten Pneumocokken 
gewonnenen Endotoxin behandelt, und es konnte so die neutralisierende Eigen¬ 
schaft des Immunisins nachgewiesen werden. 

Bei Patienten mit Pneumonie sah der Verfasser nach Injektion des Immunisins 
ein rascheres Verschwinden der toxaemischen Erscheinungen. Martin Cohn . 

1133) Güterbock, R. (Berlin). Über die mit Galle beeinflußte Hamgelatine- 
methode. Aus dem bakteriologischen Institut von Dr. Piorkowski. (Berl. klin. 
Woch. 1908, Nr. 16, S. 793.) 

Die von Piorkowski 1896 angegebene Methode, in einfacher und schneller 
Weise Typhusbazillen kulturell identifizieren zu können, wurde von Güterbock 
mit gleich günstigem Erfolge nachgeprüft. Am besten verfährt man folgender¬ 
maßen: der Ham muß alkalisch sein. Zu diesem Zwecke läßt man den Urin 
entweder 24 Stunden stehen, oder nach Einnahme von einem Eßlöffel Natr. bicarb. 
nach 2—3 Stunden Ham lassen. Die Alkalescenz des Harns muß eine schwache 
sein: rotes Lackmuspapier muß schwach blau erscheinen. 100 ccm dieses alka¬ 
lischen Harns wurden mit 0,5 proz. Pepton und 3,3 proz. Gelatine versetzt und, 
nachdem der hierzu verwandte Kolben mit einem Wattebausch verschlossen ist, 
Va — 3 U Stunde in strömendem Dampf gelassen. Nachdem die Lösung eingetreten 
ist, wird diese filtriert und zu je 10 ccm in Reagenzgläschen gefüllt. Diese 
werden dann einer fraktionierten Sterilisation (2—3 Tage je 10 Minuten lang) 
ausgesetzt. Mit dieser auf einfachste Art hergestellten Hamgelatine werden mit 
den zu untersuchenden Faeces resp. Flüssigkeiten Platten gegossen, die bei 22° 
im Thermostaten aufbewahrt werden müssen. Nach 20—36 Stunden werden sie 
zur Untersuchung herausgenommen. Der Zusatz von Galle stellt für Coli- und 
Typhusbazillen ein Anreicherungsverfahren dar; am stärksten wird das Wachstum 
der Colibazillen beeinflußt. Ochsengalle wird filtriert, das Filtrat bei 120° 
Va Stunde sterilisiert. Dem Nährboden wird solche Galle in gemischter Menge 
zugesetzt. Die mit 2—10 Tropfen Galle vermengten Nährböden zeigten die 
deutlichsten Bilder; bei mehr als 2 ccm werden die Platten unbrauchbar. Auch 
Fel tauri inspissatum, 1:10, zeigt dieselbe Wirkung. Güterbock gelang es auch, 
sowohl mit sterilisierter wie mit nicht sterilisierter Ochsen- und Schweinegalle 
Typhusbazillen zu agglutinieren. K. Bornstein . 

1134) Beneke, R. Zur Wassermann sehen Syphilisreaktion. Aus dem patho¬ 
logischen Institut zu Marburg. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 15, S. 730.) 

Die Entdeckung Wassermanns ist später dahin ergänzt worden, daß die 


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Referate. 


Reaktion auch durch Extrakte normaler Lebern, ebensogut aber auch durch 
lipoide Substanzen, namentlich Lecithin, zu erzielen ist. Auch eine Lösung von 
ölsaurem Natron vermag den Leberextrakt zu ersetzen. Beneke fand bei der 
Untersuchung von frischen Lebern luetischer Totgeborener, daß sich unter 
Zusatz von Löftier schem Methylenblau alle Kugeln, die sehr viel Fett in kleinen 
und großen Tröpfchen enthalten, sofort tiefblau färben, während gewöhnlich 
Fetttröpfchen farblos bleiben. Die Färbung entsteht durch eine sonst unsicht¬ 
bare Seifenmembran, welche den Fetttropfen umgibt. Beneke hat seit Jahren 
diese Erscheinung als einen Ausdruck der Maceration der Leber (Autolyse) auf¬ 
gefaßt. Die Leber syphilitischer Neugeborener enthält reichlich Seifen, welche 
in das wässerige und alkalische Extrakt übergehen und wahrscheinlich die Ur¬ 
sache der Wassermann sehen Reaktion sind. K . Bomstein . 

1135) Porges, 0. (Wien) u. Meier, G. (Berlin). Über die Rolle der Lipoide 
bei der Wassermann sehen Syphilisreaktion. Aus dem kgl. Institut für In¬ 
fektionskrankheiten: Geh. Obennedizinalrat Prof. Dr. Gaffky, Abt.-Vorsteher: 
Geheimrat Prof. Dr. Wassermann. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 15, S. 731.) 

Zu einigermaßen erschöpfendem Referate nicht geeignet. Ich begnüge mich, 
den Schlußpassus zu citieren: »Fassen wir schließlich kurz zusammen, welche 
Bedeutung für die Auffassung von dem Wesen der Wassermann sehen Reaktion 
die hier mitgeteilten neuen Befunde haben, so können wir mit Bestimmtheit 
sagen, daß die durch die Reaktion im Serum und den übrigen Körpersäften 
nachgewiesenen Stoffe nicht als Antikörper im bisherigen Sinne, d. h. mit dem 
Ileilungsvorgang im Zusammenhänge stehende Substanzen zu bezeichnen sind. 
Vielmehr handelt es sich dabei um Stoffe, welche für gewisse, für die normalen 
Zellen im Organismus ungemein mächtige lipoide Substanzen, darunter sicherlich 
in erster Reihe das Lecithin, ein großes Fällungsvermögen besitzen. Es läge 
nun nahe, aut Grund dieser neugefundenen Kenntnisse weitergehende Schlu߬ 
folgerungen über die näheren Vorgänge bei der Luesinfektion und bei den post¬ 
syphilitischen Erkrankungen zu knüpfen, zumal ja in der Literatur bereits eine 
ganze Anzahl von Tatsachen und Beobachtungen enthalten sind, welche auf die 
Rolle gerade des Lecithins bei gewissen syphilitischen Affektionen hinweisen. 
Wir versagen es uns indes, hier des näheren darauf einzugehen, und wollen uns 
vielmehr damit begnügen, unsere experimentellen Tatsachen mitzuteilen, da ja 
die weiteren Forschungen alsbald ergeben werden, inwieweit die Symptoma¬ 
tologie der luetischen und postluetischen Erkrankungen auf eine Beeinflussung 
der Lipoide des Organismus durch die Körpersäfte zurückgeführt werden kann.« 

K. Bornstein . 

1136) Ravenel, Mazyck, P. (Wisconsin). Ätiologie der Tuberkulose. Ex¬ 
perimentelles uud Statistisches über die tuberkulöse Infektion durch Nahrungs¬ 
aufnahme und Kontakte. (Berl. klin. Woch. 1908, Nr. 16, S. 789.) 

1. Der Verdauungskanal ist eine häufige Eintrittspforte für aen Tuberkel¬ 
bacillus. 

2. Der Tuberkelbazillus ist imstande, durch die unverletzte Schleimhaut des 
Verdauungskanals einzudringen, ohne Spuren an der Eintrittsstelle zu hinterlassen. 
Dies findet am leichtesten während der Fettverdauung statt. 

3. Die Bazillen wandern mit dem Chylus durch die Lymphgefäße und den 
Ductus thoracicus in das Blut, das sie den Lungen zuführt, wo sie durch die 
filtrierende Funktion der Gewebe größtenteils zurückgehalten werden. 

4. Ansteckung vom Darm aus ist besonders häufig bei Kindern. 

5. Die Milch tuberkulöser Kühe ist in vielen Fällen die Quelle der An¬ 
steckung. Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse erlaubt es uns nicht, das 
genaue Verhältnis festzustellen, in welchem diese Ursache wirksam ist, aber es 
ist wahrscheinlich beträchtlich. 

6. Tuberkulose kann durch Berührung übertragen werden, wie Küssen, 
beschmutzte Hände, Verletzung bei Sektionen, beim Reinigen der von Schwind¬ 
süchtigen benutzten Gefäße usw. Diese Arten der Ansteckung spielen eine 
verhältnismäßig geringe Rolle bei der Ausbreitung der Krankheit. AT. Bortislein . 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenheim. Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 1. Augnstheft 


1909 Nr. 15 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Ober einen aus Eiweiss hergestellten Antikörper. 

Von 

Privatdozent Dr. Wolf gang Weichardt, Erlangen. 

Von den bei der Eiweißaufspaltung entstehenden Produkten ist, Dank den 
Arbeiten unserer großen Eiweißchemiker, vor allem denen der Emil Fisch er- 
schen Schule, bereits ein beträchtlicher Teil dem direkten chemischen Studium 
erschlossen. 

Andere hochmolekulare Eiweißprodukte werden allerdings diesem exakten, 
konsequenten Studium erst allmählich zugänglich. Vor der Hand muß man sich 
begnügen, sie nach einer bestimmten Methodik biologisch rein wirkend her¬ 
zustellen und, wenn es irgend möglich ist, durch eine antikörperartige Reaktion 
zu charakterisieren. 

In früheren Mitteilungen hat Verfasser gezeigt, daß bei vorsichtiger Hydrolyse 
von Eiweiß bei 37° eine von weniger hochmolekularen Bestandteilen durch 
Dialyse trennbare Substanz entsteht, die im hohen Vakuum schnell konzentriert, 
Tieren subkutan injiziert, bei diesen charakteristische Symptome: Erniedrigung 
der Körpertemperatur, Sopor, Atem Verlangsamung, bei genügenden Dosen Atem¬ 
stillstand veranlaßt. 1 ) Werden Individuen, die mit einer nicht tötlichen In¬ 
jektionsdosis dieses im biologischen Sinne reinen, vom Verfasser Kenotoxin ge¬ 
nannten Eiweißabspaltungsproduktes behandelt worden sind, nochmals mit einer 
relativ hohen Kenotoxindosis injiziert, so zeigen sie sich sehr viel widerstands¬ 
fähiger als Kontrolltiere; sie sind aktiv immun. 

Bei Hydrolyse sehr großer Mengen von Eiweiß in Siedehitze bildet sich eine 
in Aceton lösliche Substanz in sehr geringen Quantitäten mit, welche die Keno¬ 
toxin Wirkung beeinflußt: 

Tiere, denen tags vor der Injektion reichlicher Mengen von Kenotoxin ein 
sehr geringes Quantum dieses künstlich, in vitro hergestellten Antikörpers in 
die Subcutis ein verleibt worden ist, sind durchaus in ähnlicher Weise geschützt 
wie die durch Kenotoxininjektion vorher aktiv immunisierten. 

Mittels dieses Antikörpers läßt sich überzeugend dartun, daß auch durch 
Injektion von Chemikalien im lebenden Tierkörper eine Bildung von Kenotoxin 
veranlaßt wird. Ein dahin zielender Versuch, der sich leicht nachprüfen läßt, 
soll in folgendem genau beschrieben werden: 

Von 12°/ 0 iger Blausäure wird mittels der Mikropipette 1 ) 1 ccm genau ab- 

l ) Dieses Zentralblatt 1907 Nr. 17, sowie Jahresbericht tib. d. Leist, d. Immunitätsforschung 
bei Ferd. Enke, Stuttgart, I., 2., 3. u. 4. Bd. unter Weichardt. 

N. F. IV. Jahrg. 36 


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5G2 


Original-Artikel. 


gemessen, in 1 1 destillierten Wassers gebracht und nach sorgfältigem Mischen 
zwei 15 gr schweren Mäusen, von denen die eine mit Antikenotoxin tags vorher 
gut immunisiert worden ist, je 0,2—0,3 ccm der verdünnten Blausäure nach je 
10—15 Min. einigemale injiziert 1 ). Beide Tiere werden zunächst durch die direkte 
Blausäurewirkung etwas affiziert, aber nach einiger Zeit ist dann ein deutlicher 
Unterschied in ihrem Verhalten, namentlich auch in der Körpertemperatur zu 
bemerken: Während die Temperatur der Antikenotoxinmaus nach kurzem Ab¬ 
stieg wieder ziemlich normal geworden ist, fallt die des vorher nicht behandelten 
Tieres weiter. Injiziert man nun nach einiger Zeit beiden Mäusen immer wieder 
eine kleine Menge (etwa 0,1—0,3 ccm) der verdünnten Blausäure, so wird bald 
der Unterschied sehr deutlich: Die Antikenotoxinmaus ist dann wieder lebhaft, 
ihre Körpertemperatur nicht wesentlich erniedrigt, während die andere Maus 
bei einer Körpertemperatur, die unter 30° liegt, mit sehr verlangsamter Atmung 
tief soporös ist. Unter Umständen tritt sogar Atemstillstand bei ihr ein. 

Dieser Schutz, den der Antikörper der einen Maus gegen Blausäure ge¬ 
währt, ist natürlich kein direkter, sondern er kann nur dadurch in Erscheinung 
treten, daß sich im lebenden Organismus selbst durch die Wirkung kleiner, nicht 
tötlicher Mengen Blausäure jene für Antikenotoxin spezifische Substanz, das 
Kenotoxin, durch Beeinflussung des Zellstoffwechsels bildet; hierfür spricht be¬ 
sonders auch der Umstand, daß der Versuch mit anderen Chemikalien, bei denen 
direkt chemische Gift Wirkungen nicht allzu sehr in den Vordergrund treten und 
die feine Reaktion stören, ebenfalls gelingt. 

Durch vielseitige Studien, vor allem E. Abderhaldens, wurde im Laufe 
der letzten Jahre die enterale Verdauung des Eiweißes, der Abbau zu Amino¬ 
säuren durch die Fermente des Darmtraktus unserem Verständnisse näher ge¬ 
rückt. Gleichzeitig brach sich allmählich auf dem Immunitätsgebiete durch ver¬ 
schiedene Arbeiten die Überzeugung Bahn, daß gewisse Formen von Über¬ 
empfindlichkeit gegen Eiweiß auf anaphylaktische Antikörper zurückgeführt 
werden müssen, welche das parenteral eingetührte Eiweiß in für den Körper 
ungewöhnlicher Weise verdauen. 

Bekanntlich hatte schon R. Pfeiffer nachgewiesen, daß Serum eines mit 
Cholerabacillen immunisierten Tieres, in die Peritonealhöhle eines Meerschwein¬ 
chens gebracht, in welche zugleich auch Cholerabacillen eingeführt worden 
sind, diese Bacillen direkt schädigt. Sie zerfallen in Körnchen. Sind die Cholera¬ 
bacillen nur in geringer Anzahl vorhanden, so bleiben die Versuchstiere am 
Leben, sie sterben dagegen unter Symptomen einer Vergiftung, wenn reichlich 
Bacillen da sind, trotzdem letztere zu Grunde gehen und sich weiterhin nicht 
vermehren. Der Grund dieser Vergiftung ist eine Substanz, ein Endotoxin, wel¬ 
ches sich bei der Veränderung der Bacillenleiber oder vielmehr bei der bakterio- 
lytischen Aufspaltung des Bacilleneiweißes in genügender tödlicher Menge bildet. 

Diesem klassischen Beispiele sind Experimente nachgebildet, die Verfasser 
im Jahre 1901 ausführte: Er versuchte es, Toxine aus Eiweiß nicht bakteriellen 
Ursprungs in Freiheit zu setzen und wählte zunächst als das geeignetste das 
Syncvtialzelleneiweiß (verriebenes, blutfreies Plazentargewebe). Mit Plazentar¬ 
verreibung wurden damals im Schmorischen Laboratorium Kaninchen wieder- 


*) Man injiziere von neuem, wenn die Körpertemperatur der nicht vorbehandelten Maus 
nicht weiter sinkt. 


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Original-Artikel. 


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holt injiziert und dann deren Serum zugleich mit Syncytialzellenverreibung 
unvorbehandelten Kaninchen eingespritzt. Diese zeigten hierauf Kontrollen 
gegenüber deutliche Vergiftungserscheinungen, bei welchen ein Teil der Tiere 
sogar verendete. 

Sehr lehrreich war in der Folge das exakte Studium der bei solchen cyto¬ 
lytischen Vorgängen freiwerdenden toxischen Substanzen. Es lag auch nahe, 
diese Art der Gytolyse, diese parenterale Verdauung einer Eiweißart, in Bezug 
auf die dabei entstehenden Produkte in Vergleich zu setzen mit der ja zum Teil 
gut bekannten enteralen. 

Die bei der Anaphylaxie zu beachtenden, plötzlich in Erscheinung tretenden 
Krämpfe, nach denen, wenn hierdurch die Tiere nicht akut starben, ein soporöser 
Zustand derselben beobachtet wird, sind relativ schnell und vollständig vorüber¬ 
gehend und zeigen eine frappante Ähnlichkeit mit den Krampferscheinungen, 
die nach Injektion hypertonischer Lösungen beobachtet werden. Man kann sich 
daher recht wohl vorstellen, daß diese Krampferscheinungen durch aus dem 
kolloidalen Eiweiß freiwerdende Peptone und Aminosäuren mit relativ hoher 
Volumenenergie bedingt sind. Diese veranlassen, in der Nähe lebenswichtiger 
Zentren plötzlich in Freiheit gesetzt, selbstverständlich schwere Störungen, ähn¬ 
lich wie sie oft als Wirkung der aus Eiweiß mittels eines anaphylaktischen 
Antikörpers abgespaltenen toxischen Substanzen hervorgerufen werden. 

Nach alledem ist dieses Gebiet für exakt chemische und biologische Unter¬ 
suchungen in Zukunft sicherlich ergiebig und aussichtsreich. 

Besonders eine bei der cytolytischen Spaltung des parenteral einverleibten 
Eiweißes im lebenden Organismus entstehende Substanz ist mittels ihres spezi¬ 
fischen Antikörpers gut zu charakterisieren, und zwar mittels desselben Anti¬ 
körpers, welcher gegen das gereinigte, in vitro durch Hydrolyse hergestellte 
Kenotoxin spezifisch wirkt (s. oben). Diese Substanz, welche auch aus hoch¬ 
ermüdeten Muskeln herstellbar ist, muß demnach Kenotoxin sein. 

Es wird also bei Hydrolyse eine bei einer Temperatur von 37° aus Eiweiß 
abspaltbare Substanz, das Kenotoxin, auch unter natürlichen Verhältnissen im 
lebenden Organismus abgespalten. 

Das Kenotoxin ist auch, wie Verfasser an anderer Stelle nachgewiesen hat, 
ein Teilgift mancher Bacillenendotoxine z. B. des Tuberkelbacillendotoxins, wie sich 
am besten mittels der Konjunktivalreaktion dartun läßt: 

Bekanntlich hat Verfasser bereits im Jahre 1906 (Münch, med. W. 1906, Nr. 35 
und Naturforschervers. Stuttgart Demonstrationsvortr. Med. Klin. Nr. 44, 1906) 
zeigen können, daß das Konjunktivalfilter sehr geeignet ist, aus dem Tuberkel¬ 
bacillenendotoxinkomplex (Tuberkulin) verschiedene Komponenten elektiv zu 
trennen. Die deletären Komponenten des eingeträufelten Tuberkulins werden 
zurückgehalten und veranlassen bei gesunden Tieren irgend welche Störungen 
nicht 1 ), während das Kenotoxin das Konjunktivalfilter passiert, sodaß nach 
wiederholtem Aufbringen von Tuberkulin auf die Augen kleiner Tiere, wie 
Mäuse, diese schwer soporös werden, unter Umständen bis zum Atemstillstand. 
Die mit Antikenotoxin vorher gut immunisierten Mäusen bleiben dagegen bei 
gleicher Konjunktivalbehandlung mit gleichen Mengen Tuberkulins munter. 

Es war deshalb von Interesse, zu untersuchen, ob bei für Tuberkulose em- 


*) Bei tuberkulösen Tieren Konjunktivalreaktion. 


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Original-Artikel. 


pfänglichen Tieren das Wachstum der Tuberkelbacillen ev. durch Wegnahme 
eines Teiles ihres Endotoxingiftspektrums, nämlich des Kenotoxins (durch wieder¬ 
holte Gaben von Antikenotoxin per os) beeinflußt werden könnte. Zu dem 
Zwecke stellte Fluhrer an einer Reihe von für diese Versuche besonders ge¬ 
eigneten Tieren, von Ziegen, Versuche an. 


Beeinflussung des Wachstums des Tuberkelbacillus bei vorher gesunden 
Ziegen, welche mit gleichdosierten Quantitäten von Tuberkelbacillen 

infiziert worden sind. 

Von 

Dr. C. Fluhrer, Distriktstierarzt, Gräfenberg. 

Ziege Nr. 1 (Kontrollziege). 

Weiblich, 45 Pfund schwer, wurde mit einer Tuberkelbacillenkultur mensch¬ 
licher Herkunft injiziert, nachdem vorher durch die vorgenommene Tuberkulin¬ 
probe nachgewiesen war, daß betreffende Ziege nicht tuberkulös war. Die 
Tuberkelbacillenkultur menschlicher Provenienz (0,5) in physiologischer Kochsalz¬ 
lösung sorgfältig verrieben, wurde in das linke Euterviertel injiziert. Die In¬ 
jektion wurde gut vertragen; nach ungefähr 14 Tagen konnte man bemerken, 
daß die Ziege in ihrer gewohnten Freßlust etwas nachließ; es war Fieber 
(39,7° C.) vorhanden; am Euter, an der Injektionsstelle war eine starke circum- 
scripte Rötung, sowie eine schmerzhafte Schwellung aufgetreten; in den nächsten 
12 Tagen nahm die Schwellung zu; das Fieber war kontinuierlich, mit einigen 
geringen Schwankungen; die Rötung trat etwas zurück, und es bildeten sich 
im linken hinteren Euterviertel vereinzelte derbe Knoten von der Größe einer 
Erbse bis zu einer Haselnuß; die supramammären Lymphdrüsen waren ebenfalls 
etwas vergrößert. Die Freßlust besserte sich etwas; das Allgemeinbefinden war 
den Umständen entsprechend befriedigend. Das Gewicht der Ziege betrug 
40 Pfund. Nach ungefähr 14 Tagen stellte sich ein kurzer trockener Husten ein, 
der in der Folgezeit immer frequenter wurde. Die Auskultation der Brusthöhle 
ergab: beiderseitig Rasselgeräusche, die Perkussion: umschriebene Dämpfungs¬ 
herde; der Ernährungszustand wurde innerhalb der nächsten 4 Wochen immer 
schlechter. Die Ziege wurde dann geschlachtet; das Sektionsergebnis war fol¬ 
gendes: Am Fleisch war nichts abnormes zu erkennen. Die supramammären 
Lymphdrüsen waren vergrößert, von derber Konsistenz und auf dem Durch¬ 
schnitte trübgrau; an der Oberfläche waren hervorspringende Knötchen von 
Stecknadelgröße zu sehen. Das Euter, insbesondere das linke Euterviertel, war 
vergrößert, von derber Konsistenz; auf dem Durchschnitte waren dem bloßen 
Auge zahllos zerstreute Tuberkeln als hirsekom-linsengroße Knötchen mit stark 
gelber Verkäsung schärfer abgesetzt und hervorspringend erkennbar. Die Nieren 
und Nebennieren, aus der geringen Fettkapsel herausgeschält, wurden nach er¬ 
folgter Oberflächenbesichtigung durch mehrere nach dem Nierenbecken ver¬ 
laufende Schnitte zerlegt, ebenso auch die Nierenlymphdrüsen; es konnte hier 
nichts Pathologisches nachgewiesen werden. 

Das Gewebe der Milz wurde durch möglichst zahlreiche parallele Längs¬ 
schnitte freigelegt; man sah hier verstreute, opake, käsige Knötchen, ungefähr 


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11 Stück. In der Leber sah man vereinzelte Tuberkelherde; sie waren als grau¬ 
weißliche, central ein gelbliches, trübes Pünktchen der beginnenden Verkäsung 
zeigende Knötchen von Hirsekorn-Hanf komgröße erkennbar. Die portalen Lymph- 
drüsen waren vergrößert, sie erschienen außen von einer trüben, bindegewebigen 
Masse, innen von Käseherden durchspickt. Die bronchialen und mediastinalen 
Lymphdrüsen waren vergrößert, die Schnittfläche war speckig getrübt und grau¬ 
rötlich, die Lungen hatten eine ungleichmäßige höckerige Oberfläche; beim Be¬ 
tasten waren Knötchen zu erkennen. Diagnose: Tuberkulose der Lungen, der 
Milz, der Leber und des Euters. 

Ziege Nr. 2 (mit Antikörper per os immunisiert), 
weiblich, Gewicht 48 Pfund, wurde in der bekannten Weise injiziert, nachdem 
vorher durch die Tuberkulinprobe Tuberkulosefreiheit festgesetzt war; betreffende 
Ziege erhielt in der Folgezeit täglich 3 g des antikörperhaltigen Präparates 1 ); 
nach ungefähr 8 Tagen bekam betreffende Ziege eine Mastitis, die sich in Euter¬ 
schmerzen, in Appetitmangel und Fieber äußerte; jedoch war dieser Zustand 
bald gehoben und an der Ziege war nichts Außergewöhnliches wahrzunehmen. 
Nach 12 Wochen unterzog ich nun diese Ziege der Tuberkulinprobe, die nega¬ 
tiv 2 ) austiel. Die Ziege wurde geschlachtet und das Sektionsergebnis war, daß 
sämtliche Organe nebst Drüsen vollkommen intakt waren, mit Ausnahme der 
linken Lunge, woselbst sich 4 kleine gelbweiße Knötchen, die sich als Tuberkel¬ 
knötchen erwiesen, vorfanden. Im Euter konnte man zahllos zerstreute Tuberkeln 
von Hirsekorn- bis Erbsengröße, mit stark gelber Verkäsung erkennen; diese 
Knötchen waren schärfer abgesetzt; das Euter war sclerosiert, ebenso waren 
auch die supramammären Lymphdrüsen tuberkulös. Nachweis von Tuberkel¬ 
bacillen im mikroskopischen Präparate. 

Ziege Nr. 3 (Kontrollziege), 

schwarz, 2 Jahre alt, kräftig, Gewicht 70 Pfund; Milchmenge sehr gering, rea¬ 
gierte auf Tuberkulin nicht. Nachdem das Euter mit Seife und Lysol gereinigt 
war, wurde in das linke Euter 0,5 ccm einer Tuberkelbacillenkultur mensch¬ 
licher Provenienz, sorgfältig in 5 ccm physiologischer Kochsalzlösung verrieben, 
mit einer sterilisierten Nadel injiziert. Abgesehen von den kurz anhaltenden 
Schmerzen wurde in den nachfolgenden 14 Tagen an der Ziege nichts Abnormes 
konstatiert. Es trat keine Temperatursteigerung ein; es ließ auch die Freßlust 
nichts zu wünschen übrig. Erst nach 4 Wochen zeigte die vollkommen isolierte 
Ziege merkliche Abnahme der Freßlust, sowie bedeutende Temperatursteigerung, 
nämlich bis 40,9°; die nähere Untersuchung der Ziege ergab eine bedeutende 
Vergrößerung des Euters und der supramammären Lymphdrüsen. Das Euter 
fühlte sich hart und heiß an und war deutlich schmerzhaft. Man konnte in dem 
Euter 4 haselnußgroße Knoten nachweisen. Die Ziege wurde, da sie wenig 
Freßlust zeigte, mit roborierenden Mitteln erhalten. Nach ungefähr 8 Tagen stellte 
sich kurzer Husten ein, der aber nicht sehr frequent war. Bei der Perkussion 
der rechten Lunge konnte man circumscripte Dämpfungsherde nachweisen, über 
der linken Lunge waren diese Dämpfungen nicht sehr deutlich erkennbar; bei 


l ) Dieses ist mir von der Firma Kalle (Biebrich) unter dem Fabriknamen »Rctardin« zur 
Verfügung gestellt worden. 

*) Diss. med. Erlangen 1909. 


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der Auskultation konnte man Rasselgeräusche nebst Bronchialatmen feststellen, 
weiterhin bestand Fieber von 40,1°. Die Diagnose lautete: Pneumonia tuber- 
culosa. Die Freßlust lag sehr darnieder, die Ziege magerte ab, indem sie 1,5 kg 
an Gewicht abgenommen hatte. Innerhalb der nächsten Zeit wurde der Husten 
immer frequenter und quälender, das Fieber fiel jedoch, und die Ziege erholte 
sich etwas. Dieselbe wurde einer Tuberkulinprobe (0,25 Tuberkulin) unterzogen. 
Die Ziege zeigte eine Temperatursteigerung von 1,9°, die Geschwulst am Euter 
vergrößerte sich, die Ziege magerte langsam immer mehr ab, so daß ihr Ge¬ 
wicht ungefähr 10 Wochen nach der Infektion um 2,5 kg abgenommen hätte. 
Dieser Zustand verblieb noch etwa 4 Wochen, wo die Ziege dann ganz wenig 
fraß, traurig war und meistens auf dem Boden lag. Sie wurde nun geschlachtet 
Das Ergebnis der Sektion war folgendes: An den Baucheingeweiden fanden sich 
keine pathologischen Störungen, dagegen traf man in den Brustorganen folgende 
Veränderungen an: An der Pleura costalis und pulmonalis fanden sich vereinzelte, 
feine, grauweiße bis graurote Auflagerungen; die Lungen waren unvollkommen 
retrahiert, beide Vorderlappen und Anhangslappen waren von dunkelbraunroter 
Farbe und ziemlich derber Konsistenz. Beide Hinterlappen zeigten eine rosarote 
bis dunkelrote Farbe. Über die Schnittfläche ergoß sich eine rötliche, klebrige 
Flüssigkeit. Beim Betasten der Lungenoberfläche sowie beim Einschneiden in 
das Lungengewebe fiel es auf, daß die gesamte Lunge besät war von unzähligen 
stecknadelkopf- bis hirsekorngroßen graugelben bis grauweißen Knötchen; sie 
sprangen beim Einschneiden etwas über die Oberfläche vor, einzelne Knötchen 
waren erbsengroß und hatten ein käsig erweichtes Centrum. Die bronchialen 
Lymphdrüsen waren taubenei- bis hühnereigroß, die Schnittfläche war feucht 
und mit zahlreichen gelblichen miliaren Knötchen durchsetzt, auch die mediasti- 
nalen Lymphdrüsen zeigten dieselben Veränderungen. Die Leber war dunkelrot 
und ließ auf der Schnittfläche mehrere linsengroße, unregelmäßig gestaltete, 
heller gefärbte Partien erkennen. Die portalen Lymphdrüsen waren stark durch¬ 
feuchtet, aber sonst ohne Besonderheiten, die Milz zeigte nichts besonderes; in 
beiden Nieren fanden sich zahlreiche stecknadelkopfgroße grauweiße Knötchen, 
die zugehörigen Lymphdrüsen waren ebenfalls von stecknadelkopfgroßen grau¬ 
weißen Knötchen durchsetzt. Das Euter war stark vergrößert und von sehr 
derber Konsistenz. Auf dem Durchschnitte waren zahlreiche verstreute Tuberkel 
als hirsekom- bis linsengroße Knötchen mit stark gelber Verkäsung schärfer ab¬ 
gesetzt und vorspringend erkenntlich. Diese Tuberkel saßen in grauen speckigen 
Bindegewebszügen des verbreiteten Interstitiums, somit war das Euter sclerosiert. 
Die supramammären Lymphdrüsen waren vergrößert und hartmarkig speckig auf 
dem Durchschnitte und mit opaken käsigen Flecken besetzt. Ausstrichpräparate 
ließen Tuberkelbacillen in Masse nachweisen. 

Diagnose: Miliartuberkulose der Lungen, tuberkulöse Hyperplasie der bron¬ 
chialen und mediastinalen Lymphdrüsen, akute Miliartuberkulose der Nieren und 
der Leber, nebst Hyperplasie der zugehörigen Lymphdrüsen; disseminierte Miliar¬ 
tuberkulose des Euters, tuberkulöse Hyperplasie der supramammären Lymph¬ 
knoten. 

Ziege Nr. 4 (Kontrollziege), 

grauweiß, kräftig, gut genährt, 3 Jahre alt, Gewicht 68 Pfund; das Euter secerniert 
keine Milch mehr; das Tier reagiert auf Tuberkulin nicht. Nach vorheriger 
gründlicher Reinigung des Euters mit Seife und Lysol wurde 0,5 ccm von der 


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Tuberkulinbacillenkultur menschlicher Provenienz, sorgfältig verrieben in 5 ccm 
physiologischer Kochsalzlösung, in das linke Euter mittels sterilisierter Nadel 
eingespritzt Im Unterschiede von Ziege 3 vertrug diese Ziege die Injektion 
sehr schlecht; denn es stellte sich andern Tags hohes Fieber (40,2°) und Freß- 
unlust ein. das Euter war schmerzhaft gerötet; diese Zustände dauerten im 
ganzen 4 Tage, worauf dann vollkommene Erholung eintrat Am 14. Tage nach 
dem Eingriffe zeigte es sich, daß sich die Geschwulst am Euter rasch ver¬ 
größerte und nach weiteren 8 Tagen die Größe einer kleinen Faust erreichte. 
Die Ziege fraß wenig, lag meistens und zeigte sich ziemlich apathisch; die Ge¬ 
wichtsabnahme betrug 1,5 kg, weiterhin hustete die Ziege hie und da; ich nahm 
dann nach weiteren 8 Tagen die Tuberkulinprobe vor, welche eine Reaktion 
zur Folge hatte, indem Temperatursteigerung von 2° eintrat. Weiterhin wurde 
die Ziege sorgsam beobachtet, es zeigte sich aber nichts besonderes an ihr, ab¬ 
gesehen von der bestehenden Freßunlust; jedoch nach ungefähr 10 Tagen konnte 
man eine Gewichtsabnahme von 2,5 kg bemerken. Der Husten wurde frequenter 
und quälender, und es zeigten sich so ziemlich dieselben Symptome wie bei 
Ziege 3; sie wurde nach 8 Wochen geschlachtet, das Sektionsergebnis war 
folgendes: Bei der Öffnung der Brusthöhle zeigten sich die Lungen, namentlich 
in den peripheren Teilen, von zahlreichen hirsekom- bis linsengroßen grauweißen 
Knötchen durchsetzt und verliehen der Lungenoberfläche eine leicht höckerige 
Beschaffenheit; die von lufthaltigem Lungengewebe umgebenen Knötchen ließen 
auf dem Durchschnitte eine grauweiße Randzone und ein mehr gelbliches, opakes, 
bei den größeren Knötchen käsig erweichtes Centrum erkennen. Die bronchialen 
und mediastinalen Lymphdrüsen waren markig geschwollen und wiesen gelb¬ 
weiße Verkäsungsherde auf. 

Am Bauchfelle des unteren Beckens konnte man zahlreiche Knötchenherde 
erkennen; es waren auch die Lymphdrüsen der Dünndärme vergrößert und 
verkäst. In der Leber fanden sich vereinzelt sechs erbsengroße grauweiße 
Knötchen, welche auf dem Durchschnitte ein käsig erweichtes Centrum erkennen 
ließen. Die gleichen Veränderungen fanden sich in den sonst wenig veränderten 
Lymphdrüsen. 

Auch die Milz enthielt mitten im Pulpagewebe mehrere Knötchen der oben 
beschriebenen Art. 

Das Euter zeigte so ziemlich dasselbe Aussehen wie das bei Ziege 3, nur 
war es mehr geschwollen und von derber Konsistenz. Die supramammären 
Lymphdrüsen ebenso wie bei Ziege 3. 

Alle übrigen Organe und Drüsen waren frei von tuberkulösen Veränderungen. 
Die Diagnose wurde gesichert durch den bakteriologischen Nachweis von Tu¬ 
berkelbacillen. 

Ziege Nr. 5 (mit Antikörper per os immunisiert), 

P /2 Jahre alt, schwarz von Farbe, gut genährt, Gewicht 58 Pfund, reagierte auf 
die vorgenommene Tuberkulinprobe nicht. Nachdem zu derselben Zeit wie bei 
Kontrollziege 3 und 4 das Euter der Ziege gründlich mit Seife und Lysol des¬ 
infiziert worden war, wurde in*das linke Euterviertel mittels sterilisierter Nadel 
0,5 ccm Tuberkelbacillenkultur menschlicher Herkunft, in 5 ccm physiologischer 
Kochsalzlösung sorgfältig zerrieben, eingespritzt. Die Ziege wurde nun täglich 
mit 10 g antikörperhaltigen Präparates gefüttert. Im Verhältnis zu Ziege 3 ver- 


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trug diese Ziege die Injektion ganz gut; allerdings zeigte sich in den ersten 
Tagen Schmerzhaftigkeit beim Betasten des Euters, in den nächsten 10 Tagen 
konnte man an der Ziege nichts abnormes bemerken, zu welcher Zeit dann die 
Ziege weniger Freßlust zeigte und Fieber von 40,3° hatte. Das Körpergewicht 
hatte ganz wenig abgenommen. Bei der Untersuchung des Euters konnte man 
eine hühnereigroße fluktuierende Geschwulst feststellen, welche gespalten wurde 
und blutigen Eiter entleerte. Durch zweckentsprechende Behandlung jedoch ge¬ 
langte dieser Prozeß rasch zur Abheilung. Das Fieber war mit der Zeit zurück¬ 
gegangen auf 39°. Innerhalb der nächsten 14 Tage war die Freßlust gering. 
Die Geschwulst am Euter nahm zu und erreichte die Größe einer Faust 
4 Wochen nach der erfolgten Infektion nahm ich die Tuberkulinprobe vor, die 
negativ verlief. Die Ziege wurde weiterhin beobachtet und erhielt noch täglich 
10 g des antikörperhaltigen Präparates. Der Zustand der Ziege verblieb stationär, 
nur stellte sich nach 8 Tagen Durchfall ein, der so heftig wurde, daß er nicht 
zum dauernden Stillstände gebracht werden konnte (wahrscheinlich wegen des 
Salzgehaltes des Antikörperpräparates). 

Nach 4 Wochen unterzog ich die Ziege nochmals der Tuberkulinprobe, die 
ebenfalls keine Reaktion ergab. Die Ziege wurde dann geschlachtet. Die Sektion 
ergab an den inneren Organen, Lunge, Leber, Milz und Nieren keine Verände¬ 
rungen. Die Untersuchung des Euters ergab folgendes: Das ganze Euter war 
vergrößert, auf dem Durchschnitte sah man zahlreiche hirsekorn- bis linsengroße 
Knötchen mit stark gelber Verkäsung. Diese Knötchen lagen in dem noch 
weichen gelbrötlichen Eutergewebe. Teils saßen sie in den grauen speckigen 
Bindegewebszügen des Interstitiums. Weiterhin fand man in denselben 5 walnu߬ 
große Herde, die beim Durchschneiden einen dicken käsigen Inhalt zu Tage 
förderten. Die supramammären Lymphknoten waren vergrößert, hart, speckig 
auf dem Durchschnitte, zum Teil schon verkäst. Zur Sicherung der Diagnose 
»Eutertuberkulose« konnte ich viele Tuberkelbacillen im mikroskopischen Präpa¬ 
rate nachweisen. 


Ziegen 6 und 7 

wurden vorerst auf Tuberkulosefreiheit geprüft und dann gleichzeitig mit einer 
Tuberkelbacillenkultur (0,5) menschlicher Herkunft, sorgfältig in physiologischer 
Kochsalzlösung verrieben, infiziert. Beide Ziegen wurden separiert und ganz 
gleichmäßig gefüttert, nur mit dem Unterschiede, daß Ziege 7 früh und abends 
je 5 ccm des antikörperhaltigen Extraktpräparates abwechselnd mit Gaben von 
täglich 2 mal je 10 g des salzhaltigen Präparates erhielt, da das Extrakt zum 
Versuchen nicht ausgereicht hätte. Während Ziege 6 nach 7 Wochen an all¬ 
gemeiner Tuberkulose verendete, lebte Ziege 7 frisch und munter weiter. Ich 
schlachtete dieselbe 4 Monate nach der erfolgten Infektion, die wie früher eben¬ 
falls durch das Euter erfolgt war. Das Sektionsergebnis war, daß alle Lungen¬ 
organe, Leber, Milz, Nieren, sowie die zugehörigen Lymphdrüsen frei von tuber¬ 
kulösen Veränderungen waren. Das Euter war etwas vergrößert; man konnte 
2 walnußgroße Knoten nachweisen; beim Durchschneiden dieser Knoten knirschte 
das Messer; man konnte die beiden verkalkter? Knoten aus dem umliegenden 
Eutergewebe herausnehmen. Tuberkelbacillen waren darin nicht nachweisbar. 

Es scheinen also größere Gaben der reichliche Antikörper enthaltenden Prä¬ 
parate nicht nur die weitere Entwicklung der Tuberkelbacillen zu verhindern, sondern 


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sogar unter Umständen das tuberkulöse Gewebe zur Heilung zu bringen. Hätten 
wir bei unseren Versuchen stets größere Gaben des rein hergestellten Antikörpers 
verwenden können, so wären zweifellos noch größere Schutzwirkungen zu er¬ 
zielen gewesen. Leider mußten wir uns beim Geben der Antikörperpräparate 
weitgehende Beschränkungen auferlegen, da die Ausbeute an wirksamem Anti¬ 
körper aus großen Mengen Eiweiß als Ausgangsmaterial noch sehr geringe und 
die Präparate zur Zeit dementsprechend kostbare sind. Es ist zu hoffen, daß 
sich die Ausbeuten an diesem interessanten Stoff in Zukunft heben werden. 

Aus obigen mit allen Cautelen angestellten Versuchen, sowie aus den Er¬ 
gebnissen der mit tunlichster Sorgfalt ausgeftihrten Sektionen geht hervor, daß 
es tatsächlich gelingt, die Entwicklung der Tuberkelbacillen im Orga¬ 
nismus durch Hinwegnahme der für das Bacillenwachstum offenbar 
wichtigen Kenotoxinkomponente mittels des Antikenotoxins zu be¬ 
einflussen. 

Es lagen bei diesen Versuchen sehr reine und übersichtliche Verhältnisse 
vor, wie sie ja nur in der Veterinärheilkunde möglich sind. Die zum Versuche 
ausgewählten Individuen waren alle sicher ganz frei von Tuberkulose, sie konnten 
zum gegebenen Zeitpunkte getötet und so der klinische Befund genau fest¬ 
gestellt werden. 


Aus dem Friedrich-Hilda Genesungsheim in Oberweiler bei Badenweiler. 

(Direktor Dr. Hettinger.) 

Klinische Versuche mit antikenotoxinhaltigen Präparaten 
an tuberkulösen Menschen. 

Von 

Dr. Poda, Assistenzarzt. 

Die Kenotoxinstudien Weichardts habe ich seit Jahren schon mit Interesse 
verfolgt und, soweit ich in der Lage war, an geignetem Krankenmaterial ver¬ 
einzelte Versuche mit antikenotoxinhaltigen Präparaten angestellt. Die Ergeb¬ 
nisse waren im allgemeinen nicht ungünstig, aber sie scheiterten zumeist bald 
daran, daß es nicht gelang, ganz sichere und klinisch einwandsfreie Resultate 
festzustellen, weil noch bis vor kurzem die Präparate wegen reichlichen Gehaltes 
von Kochsalz nur in mäßigen Mengen per os inkorporiert werden konnten. Erst 
nachdem es nunmehr gelungen ist, das Antikenotoxin gut zu trennen und zu 
reinigen und in den Präparaten höher anzureichem, sodaß zur Zeit sogar 
aseptische, nahezu farblose, in Ampullen eingeschmolzene Präparate der Firma 
Kalle (Biebrich) vorliegen, ist dieser für die Anwendung des Antikenotoxins 
bisher so hinderliche Umstand aus dem Wege geräumt. 

Um zunächst nach einer möglichst einfachen und klaren Fragestellung zu 
arbeiten, bin ich vor der Hand erst der Frage näher getreten: Wirkt Antikeno¬ 
toxin in ähnlicher Weise auf die Leistungsfähigkeit der Bronchialmuskulatur ein, 
wie auf die der Allgemeinmuskulatur? 

Aus den Arbeiten Weichardts geht nämlich hervor, daß Antikenotoxin 
nicht nur vom Digestionstraktus, sondern auch von den Schleimhäuten der 
Respirationsorgane resorbiert wird 1 ); denn bei gut Trainierten hob sich die 


') Mediz. Klinik 1909, Nr. 9, S. 331 u. A. f. Hygiene, Bd. 65, S. 252. 

N. P. IV. Jahrg. 37 


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Leistungsfähigkeit nach der Inhalation einer Antikenotoxinlösung für die nächsten 
24—30 Stunden, wie Weichardt mittels des Ergographen deutlich nachzuweisen 
im Stande war, erheblich. 1 ) Hieraus folgerte ich, daß es für meine Patienten 
vielleicht von Wert sein könnte, das Antikenotoxin ebenfalls per vias respirationes 
einzuverleiben, ein Modus, der in der Phthisiotherapie ja naheliegt und dem die 
Patienten weit leichter unterzogen werden können, als längeren Injektionsserien. 

Daher ließ ich einer größeren Anzahl Patienten (30) nach einem bestimmten 
Plane von der 1 prozentigen Antikenotoxinlösung mittels des in unserer Anstalt 
sich gut bewährenden Wasmuthschen Inhalationsapparates wiederholt inhalieren. 

Um ja eine für Vergleiche geeignete Serie von Beobachtungen zu haben, 
geschah das Inhalieren des mit abgekochtem destilliertem Wasser verdünnten 
antikenotoxinhaltigen Präparates stets zu einer bestimmten Tagesstunde (4 Uhr 
nachmittags) und in möglichst scharf bemessenen Zeiträumen. Hierbei stellte 
sich zunächst sehr bald heraus, daß die optimale günstigste Wirkung von Anti¬ 
kenotoxin bei 10 Minuten langem Inhalieren zu erreichen ist. Kürzeres Inhalieren 
führte nicht zum vollen Effekt, längeres erhöhte den Effekt gegenüber dem 
10 Minuten langen kaum, und es trat gelegentlich hiernach eher gesteigerte, 
nicht beabsichtigte Salivation der Patienten auf. Die später zu beschreibende 
Wirkung der Einzelinhalationen trat, was ich für sehr charakteristisch halte, und 
besonders auch gegen Suggestionseinflüsse sprechend, fast stets erst am nächsten 
Morgen nach der Inhalation voll in Erscheinung, und ließ sich ziemlich ge¬ 
nau für die Zeit von 48 Stunden nachweisen. 

Was die Expektoration meiner Patienten anbetrifft, so habe ich, soweit das 
bei Privatpatienten tunlich ist, möglichst genaue Feststellung der Quantität der 
expektorierten Massen angestellt, um festzustellen, ob dieselben durch die Anti¬ 
kenotoxinwirkung erheblich vermehrt werden; denn infolge theoretischer Er¬ 
wägungen durfte man ja, wie schon erwähnt, vermuten, es werde die Leistungs¬ 
fähigkeit der Bronchialmuskulatur in ähnlicher Weise erhöht, wie die der 
Körpermuskulatur überhaupt und hierdurch eine bessere Expektoration veranlaßt. 
Besonders in den Fällen von reichlich vorhandenen Schleimmassen, die nicht 
genügend expektoriert wurden, durfte gerade dieser günstige Einfluß auf die 
Bronchialmuskulatur um deswillen vermutet werden, weil ja durch die Menge 
angehäufter eiweißhaltiger Schleimmassen Gelegenheit zu fortwährender Abspal¬ 
tung von die Muskulatur lähmendem Kenotoxin zu erwarten war. 

In der Tat zeigt sich, wie aus folgenden Protokollen hervorgeht, daß in 
allen solchen Fällen nach dem Inhalieren eine unter Umständen ganz enorme 
Vermehrung und bedeutende Erleichterung der Expektoration eintrat und hier¬ 
nach eine wesentliche Besserung des Allgemeinbefindens. Aus meinen 30 Fällen 
werde ich die Protokolle von 7 durch Suggestion vollkommen unbeeinflußten des 
genaueren skizzieren. 

Einzelbeobachtungen. 

1. F. N., 66,5 kg schwer, Puls 118, Auswurf eitrig, schleimig, reichlich 
(100 ccm pro Tag), bacillenhaltig. Temperatur 36,6—37,7°. 

Supraclav. dextr. relativ gedämpft. Inffaclav. dextr. gedämpft tympanitisch, 
mit metallischem Beiklang und Wintrichschem Schall Wechsel. Desgleichen 
im 2. und 3. Intercostalraum, besonders über der inneren Hälfte, sonst V.R. 

l ) Zeitschr. f. Hygiene, Bd. 59, 1908, S. 337. 


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relativ gedämpft. H. R. bis zur Mitte der Scapul. desgleichen. Supraclav. dextr. 
rauhes, leicht hauchendes Atmen, Knistern. Infraclav. dextr. und 2. Intercostal- 
raum Atmungsgeräusch mit amphor. Charakter, klingende kleinblasige Rh., 
3. und 4. Intercostalraum Insp. amphor. mit gleichen Rh. Sonst V. R. bronchiales 
Atmen, Knistern. H.R.O. über dem relativen Dämpfungsbezirke unbestimmtes 
Atmen, Knistern, letzteres auch sonst H.R. Schwerer Fall, mit zeitweiser Tem¬ 
peratursteigerung, die nach reichlicher Auswurfentleerung sinkt. Patient klagt 
oft über Atembeschwerden, zeigt Cyanose, pulsus celer. 

Nach dem ersten 10 Minuten langen Inhalieren des antikenotoxinhaltigen 
Dampfes trat eine ganz gewaltige Entleerung des Cavemeninhaltes ein, und zwar, 
wie ich ausdrücklich bemerken möchte, mit großer Leichtigkeit, ohne jedwede 
Anstrengung des Patienten. Nicht weniger wie 6 Spuckflaschen (250 ccm Aus¬ 
wurf fassend) wurden im Laufe von 24 Stunden herausbefördert. Patient, der 
sich hiernach sehr erleichtert fühlte, vermochte in den folgenden Nächten gegen 
Gewohnheit vorzüglich zu schlafen, hatte auch seine gewöhnlichen Atem¬ 
beschwerden nicht. 

2. L. F., 71,5 kg schwer, Puls 68. Claviculargruben rechts von H.R.O. 
bis zur Crista scapulae: Percuss. relativ gedämpft. Claviculargruben rechts: 
Atmungsgeräusch abgeschwächt. Auswurf fast 0. 

Nach 10 Minuten langer Antikenotoxininhalation sondert Patient schleimigen, 
wenig zähen Auswurf ab; in diesem werden Bacillen gefunden. Sie sind größten¬ 
teils phagocytiert. Nach der Inhalation hebt sich das subjektive Wohlbefinden 
und die Leistungsfähigkeit, wie sich beim Vergleich der gegangenen Strecken 
gegenüber den Tagen vorher herausstellt. 

3. I. S., Gewicht 70 kg, Puls 84, Claviculargruben rechts U. H.R.O. bis 
zur Mitte der Scapula relativ Dämpfung. Sonst V.R. im 2. und 3. Intercostal¬ 
raum Perkussionston kürzer. V. R. hauchendes Atmen, besonders im Exsp., über 
den oberen Partien, H.R.O. desgleichen. H.R. unterhalb der Scapula: rauhes 
Inspir., Bronchial-Atmen, im Expir. Knistern, H. L. O. im Insp. verschärftes vesicul. 
Atmen, bronchial. Insp. Auswurf etwa 10 ccm pro Tag, kein Fieber, Complicat.: 
Emphysem. 

Inhalation der Antikenotoxinlösung: 10 Minuten lang; danach Vermehrung 
des Auswurfs auf 16 ccm in 24 Stunden; Patient fühlt sehr starke Erleichterung 
beim Steigen. Bei einer zweiten Inhalation von 30 Minuten Dauer 18 ccm Aus¬ 
wurf. Die Erleichterung war dann ebenfalls, besonders beim Steigen, recht er¬ 
heblich bemerkbar, gutes Befinden in der Nacht. 

4. D. G., 66,5 kg, Puls 104. Auswurf schleimig, eitrig, täglich 6—7 ccm, 
sehr Tuberkelbacillenhaltig. Complic.: schwere Kehlkopftuberkulose; Supraclav. 
und supraspin. sin. Perkussionston kürzer. H. R. O. abgeschwächtes, unbestimmtes 
Atmen, rauh, mit spärlichen zähen Rh., sonst H. R. verschärftes, nicht rein 
vesicul. Insp. H.L.O. vereinzeltes Blasenspringen, abgeschwächtes imbestimmtes 
Atmen. Sonst H. L. verschärftes Insp. Starke Infiltration der hinteren Kommissur. 

Die Absonderung von Auswurf wurde nach den Inhalationen, auch nach 
solchen von 30 Minuten langer Dauer, nicht wesentlich beeinflußt. Doch trat 
bei dem Patienten eine große Erleichterung der schweren Kehlkopfsymptome 
ein. Nicht nur die Deglutition wurde eine wesentlich erleichterte, auch die 
Sprache besserte sich. Die Speichelabsonderung des Patienten nach den längeren 
Inhalationen war auffallend stark. 

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5. L. H., 72 kg, Puls 112, Supraspin. sin. Perkussionston kürzer. 1., 2. und 
3. Ihtercostalraum, V. R. Atmungsgrenzen bronchovesiculär. Äußere Hälfte der 
Supraspin, dextr. Atmungsgrenzen von unbestimmtem Charakter. H. R. U. zwischen 
Angulus scapulae und unterer Lungenspitze saccad. Inspir. von nicht rein vesi- 
culär. Charakter, auf der Mitte Knistern. Aus wurf zähe, schleimig, 10 ccm pro Tag. 

In diesem Falle waren die Wirkungen der Inhalationen auf die Menge des 
Auswurfs sehr auffallend; denn sie stieg auf das Doppelte gegen vorher, auf 
20 ccm, und zwar immer erst im Laufe des nächsten Tages. Der Auswurf nahm 
übrigens hierbei etwas mehr eitrigen Charakter an. Bei den Inhalationen besserte 
sich das Befinden des Patienten. 

6. S. Z., 70 kg, Puls 76, Auswurf schleimig, zähe, 5—6 ccm pro Tag, 
Complicat. Emphysem. V.R. vom unteren Ende der vierten Rippe an abwärts, 
nach H. bis zur Linea scapul. Dämpfung herauf bis zwei Fingerbreit über den 
angul. scapulae. Sonst H. R. Perkussionston relativ gedämpft. V. R. O. bis herab 
zur Dämpfungsgrenze, Atmungsgeräusch rauh, verschärft, über dem Dämpfungs¬ 
bezirke V.R.U. und H.R.U. Atmungsgeräusch abgeschwächt, teilweise leicht 
hauchend, teils auch an verschiedenen Stellen Knistern. V.L.O. verschärftes, 
sonst hauchendes Atmen. V. L. U. unterhalb der vierten Rippe das Atmen vesi- 
culär bronchial im Inspirium. 

Patient klagte vorher häufig über Asthmaanfälle, sodaß er öfter zu 
StramoniumZigaretten greifen mußte. Sein Auswurf war relativ spärlich 
und so zähe, daß beim Auswerfen zuweilen Brechreiz auftrat. Nach dem In¬ 
halieren kam stets eine verhältnismäßig sehr starke Absonderung zum Vorschein, 
die aus äußeren Gründen leider nicht genau gemessen werden konnte. Durch 
die Inhalation wurden die Anfälle von Asthma wesentlich gemildert, sodaß stets 
subjektives Wohlbefinden auftrat. 

7. A. B., 79,5 kg, Puls 104. Auswurf schleimig-eitrig, gering tuberkel¬ 
bacillenhaltig ; kahnförmige Einsenkung der Brust; über der rechten Lungenspitze 
etwas Dämpfung. Supraclav. dextr. leicht. Insp., unbest. Exp., sonst V. R. ab¬ 
geschwächtes Atmen. H. R. O. Bronchovesiculäres Atmen, Schnurren; Supraclav. 
sin. leicht hauchendes Atmen. H. L. U. stark abgeschwächtes Atmen. 

Bei diesem Falle waren nach den Inhalationen sowohl von der Dauer von 10, 
wie auch nach denen von 30 Minuten, soweit es sich abschätzen ließ, bemerkens¬ 
werte Erhöhungen der Leistungsfähigkeit zu konstatieren, dabei Abnahme der 
Kurzatmigkeit, die den Patienten bisher sehr plagte. Auch bestand Vermehrung 
der Absonderung von Schleim, bezüglich von Auswurf. Jedoch war die Ab¬ 
sonderung nicht so reichlich, daß die große Erleichterung der Lungenbeschwerden 
damit zu erklären gewesen wäre. Ich vermute, daß eine direkte Einwirkung 
auf die Bronchialmuskulatur und auf die Schleimhaut und deren Drüsen statt¬ 
gefunden hat, um so eher, als auch die Speichelabsonderung etwas vermehrt war. 

Nach Obigem steht somit fest, daß Antikenotoxin ohne jedwede besondere 
üble Nebenwirkung von den Schleimhäuten der Respirationsorgane aus resorbiert 
wird und daß danach gewisse nicht unerheblich günstige Wirkungen aus¬ 
gelöst werden: 

Zumeist gesteigerte und erleichterte Expektoration, 

Hebung der Leistungsfähigkeit und 
Besserung des Allgemeinbefindens. 


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Referate. 


673 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie» 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1137) lätienne, G. iStude comparative de l’action phyBiologique de divers 
dörivds et prdparations de la digitale. (Vergleichende Studie über die physio¬ 
logische Wirkung verschiedener Derivate und Zubereitungen der Digitalis.) 
Med. Klinik Lüttich. (Arch. internat. de Pharmacod. et de Ther. März 1909, 
Bd. 19, H. 1—2, S. 119—153.) 

Verfasser untersuchte, ob die Digitaliswirkung bei den verschiedenen aus 
der Digitalis gewonnenen Präparaten und Zubereitungen, von denen er das Infus, 
die Maceration, das Extractum fluidum von Parke und Davis, das Digalen von 
Cloetta, des Digitalin von Miahle und das Digitoxin Merck heranzog, trotz der 
chemischen Unterschiede die nämliche ist, und legte sich ferner die Frage vor: 
Wird die Verlangsamung der Pulsfrequenz allein durch ein von den nervösen 
Centren in der Bahn des Vagus zum Herzen fortgeleiteten Hemmung bedingt 
oder ist auch eine Erregung der Vagusendigungen oder des Herzens mit be¬ 
teiligt? (Nach Schmiedeberg wirken beide Faktoren zusammen.) Die Ver¬ 
suche sind an kleinen Hunden in Morphinnarkose angestellt, denen die Medi¬ 
kamente intravenös eingespritzt wurden. Ergänzende Untersuchungen wurden am 
überlebenden Warmblüterherzen ausgeführt. Es zeigte sich bei den untersuchten 
Medikamenten, daß ein qualitativer Unterschied in der Wirkung auf den Herz¬ 
rhythmus nicht vorhanden war. Beim Digalen war die Pulsverlangsamung ge¬ 
ringer als bei den übrigen Präparaten, während sie beim Fluidextrakt, beim 
Digitoxin und beim Digitalin am deutlichsten in die Erscheinung trat. Vom 
Infus und von der Maceration riefen gleiche Dosen bisweilen ganz verschiedene 
Grade der Pulsverlangsamung hervor. Am nachhaltigsten erwies sich die Wirkung 
des Digitoxins und des Digitalins. Im weiteren Verlauf der Digitalisvergiftung 
blieb bei diesen beiden Stoffen und beim Fluidextrakt im Stadium der Puls¬ 
beschleunigung der Herzrhythmus regelmäßig und zeigte erst kurz vor dem Tode 
des Tieres Ungleichheiten und Unregelmäßigkeiten, während bei den übrigen 
Stoffen mit der Beschleunigung gleichzeitig eine Arhythmie einsetzte. — In Be¬ 
zug auf die Blutdruckwirkung zeigten die untersuchten Substanzen gleichfalls 
nur geringfügige Besonderheiten. Allgemein trat während der Pulsverlangsamung 
eine Blutdruckerhöhung auf, die wieder zurückging, wenn die Verlangsamung 
sehr ausgesprochen war. Bei der Maceration, beim Infus und beim Digalen er¬ 
folgte jedoch vorher eine vorübergehende Blutdrucksenkung, die wahrscheinlich 
auf einer Reizung des Endocards beruht. Im Stadium der Pulsbeschleunigung 
trat beim Fluidextrakt. Digitoxin und Digitalin eine plötzliche Blutdruckerhöhung 
ein, die sich in der Folge nur wenig änderte, so daß der Blutdruck beim Tode 
des Tieres sehr hoch war. Diese Wirkung wurde bei den anderen Präparaten 
vermißt; bei diesen sank vielmehr der Blutdruck bis zum Tode des Tieres all¬ 
mählich ab. Das Herz stand regelmäßig einige Minuten vor der Atmung still. — 
Was die zweite Frage anlangt, so verschwand die Pulsverlangsamung plötzlich, 
wobei gleichzeitig der Blutdruck anstieg, wenn beide Vagi am Hals durch¬ 
schnitten wurden. Diese Erscheinung wiederholt genau den bei der Digitalis¬ 
vergiftung beobachteten Vorgang, wo das Pulstempo plötzlich von einer be¬ 
trächtlichen Verlangsamung in eine starke Beschleunigung umschlägt. Da sich 
die Digitalispräparate ferner als unfähig erwiesen, den Pulsschlag eines Hundes 
mit durchschnittenen Vagi zu verlangsamen, so zieht Verfasser den Schluß, daß 
die Pulsverlangsamung nur auf einer Wirkung auf das außerhalb des Herzens 
gelegene Reguliersystem beruht, und daß jeder periphere Einfluß auszuschließen 
ist. — Die Versuche am überlebenden Herzen von Hunden, Katzen und Kaninchen 
lehrten, daß auch bei dieser Versuchsanordnung allen untersuchten Digitalispräpa¬ 
raten, zu denen hier noch das Digitalysatum von Bürger und das Digitalin von 
Nativelle hinzutrat, beim Warmblüter die gleiche physiologische Wirkung und 
zwar eine direkte Wirkung auf das Myocard zukommt. Die Wirkung äußerte 
sich anfänglich in einer Verstärkung der Herzkontraktion, die VI 2 — 2 Min. nach 


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574 


Referate. 


dem Eintritt der wirksamen Substanz ins Herz ihren Höhenpunkt erreichte, ohne 
daß eine bemerkenswerte Aenderung im Rhythmus beobachtet wurde. Es fehlt 
also beim isolierten Herz von Hund, Katze und Kaninchen die beim unver¬ 
sehrten Tier und beim überlebenden Froschherzen so charakteristisch in die 
Erscheinung tretende Pulsverlangsamung. Fr . Franz . 

1138) Lhotak von Lhota, K. Über den Antagonismus der physiologischen 
Wirkungen des Strophantus (Thoms) und Cocaini hydrochlorici. Böhmisches 
pharmakologisches Inst. Prag. (Arch. intern, de Pharmacod. et de Ther. 
März 1909, Bd. 19, H. 1—2, S. 155—163.) 

Um die antidotarische Wirkung eines muskellähmenden Giftes auf die Digi¬ 
talisvergiftung (durch Strophantin, Digitoxin usw.) zu erweisen, machte Verfasser 
anfänglich entsprechende Versuche mit subcutanen Einspritzungen von Apomorphin 
bei Kaninchen. Dabei stellte sich zwar die Wirksamkeit der Vagusreizung wieder 
ein, aber bei tödlich verlaufenden Strophantinvergiftungen erwies sich das Apomor¬ 
phin nicht als lebensrettend. Verfasser ging daher zu subcutanen Injektionen von 
Cocain, hydrochlor. über. Die anfänglich eintretenden Störungen der Atem¬ 
funktion schwanden schnell, wenn die Menge des innerhalb 30 Minuten ein¬ 
gespritzten Cocains nicht 0,06 g pro kg Kaninchen überstieg. Zur Erzeugung 
der Digitaliswirkung kam kristallisiertes Strophantin in stets frisch bereiteter 
Lösung von 0,01 °/ 0 zur Verwendung, wovon sich bei intravenöser Injektion 
0,1 mg als tödlich pro kg Kaninchen erwiesen. Es gelang in der Tat, wenn 
die Cocaindosis kurz vor der, wie Kontrollversuche zeigten, tödlichen Strophan¬ 
tindosis oder im ersten Stadium der Strophantinvergiftung injiciprt wurde, den töd¬ 
lichen Erfolg der Strophantinwirkung abzuwenden. In späteren Stadien einge¬ 
spritzt vermag das Cocain zwar noch eine Zeitlang den Herzschlag zu regulieren, 
aber nicht mehr das Tier vor dem Tode zu retten. Das Cocain ist also ein funk¬ 
tionelles Gegengift des Strophantus gratus und zwar auf Grund seiner die Erreg¬ 
barkeit des Herzmuskels erniedrigenden Wirkung, wodurch die Erhöhung und damit 
die Erschöpfung der Herztätigkeit verhindert wird. Die Gegengiftwirkung des 
Cocains kommt bei erwachsenen Tieren (Kaninchen) eher zum Vorschein als 
bei jugendlichen, da junge Tiere schon von vornherein gegen Strophantin resis¬ 
tenter sind als erwachsene. Fr, Franz . 

1139) Kahn, R. H, Das Delphocurarin (Heyl). Deutsches physiol. Inst. Prag. 
(Arch. internat. de Pharmacod. et de Ther. März 1909. Bd. 19, H. 1—2, 
S. 57-61.) 

Im Hinblick auf die Arbeit von Krchichkowsky über das Delphocurarin 
(ebenda 1908, Bd. 18, S. 65; vgl. diese Zeitschrift 1908), die auf Grund von 
Untersuchungen an Hunden zu dem Resultat führte, daß das Delphocurarin sich 
in nichts von dem Delphinin Dragendorffs unterscheide und insbesondere keine 
Curarewirkung entfalte, wiederholte Kahn einige der unter seiner Leitung von 
Schiller an Kaninchen angestellten Versuche (Arch. für Physiologie 1904, S. 248) 
an Hunden und Kaninchen. Es ergab sich in Übereinstimmung mit Schillers 
Versuchen, daß das Delphocurarin sowohl auf die Muskulatur als auf das Gefä߬ 
system curareartig wirkt, daß es aber schon in geringen Dosen (0,05 g intra¬ 
venös bei einem Hund von 8 kg) die Reizschwelle für die Reizung des Herz¬ 
vagus bedeutend erhöht, ja die letztere schließlich völlig unwirksam macht. Die 
Höhe der von Krchichkowski angewendeten Dosen (0,1 und 0,25 g für Hunde 
von 4 bezw. 11 kg) läßt die Vermutung zu, daß das Präparat verdorben war, 
oder daß eine Verwechslung Vorgelegen haben kann. Fr, Franz, 

1140) Beck, K. Über die Bestimmung und den Gehalt von Schwefelsäure 
in der Luft von Akkumulatorenräumen. (Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheits¬ 
amte, Januar 1909, Bd. 30, H. 1, S. 77—80.) 

Das Vorhandensein von Schwefelsäure in der Luft von Akkumulatoren¬ 
räumen wird durch die am Schluß der Ladeperiode auftretende starke Gas¬ 
entwicklung, das sogenannte Kochen der Akkumulatoren, hervorgerufen, indem 
die durch die Elektrolyse entwickelten Gase, Wasserstoff und Sauerstoff, infolge 
ihrer feinen Verteilung beim Austritt aus den Zellen die Akkumulatorensäure in 


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Heferate. 


575 


Form von äußerst kleinen Tröpfchen mitreißen. Diese Schwefelsäuretröpfchen 
werden, vom Luftstrom getragen, im Akkumulatorenraum eine Zeit lang schwebend 
erhalten, so daß sie für etwaige Gesundheitsschädigungen der dort beschäftigten 
Arbeiter in Frage kommen können. Die Untersuchungen sind angestellt in dem 
Akkumulatorenraum eines Elektrizitätswerkes sowie in dem des Gesundheits¬ 
amtes und zwar wurden im letzteren Falle zu Beginn des Kochens der Bacterien 
die Fenster und die Tür des Raumes geschlossen gehalten, um den Schwefel¬ 
säuregehalt der Luft möglichst zu steigern und so einen Maßstab für die unter 
den ungünstigsten Verhältnissen in Betracht kommenden Schwefelsäuremengen 
zu erhalten. Zur Absorption der Säure in den untersuchten Luftströmen diente 
ein Absorptionsapparat von besonderer Form mit 1 h 00 normaler Kalilauge, deren 
überschüssige Menge nach beendetem Versuch mittels 1 / 100 normaler Salzsäure 
zurückgemessen wurde, wobei als Indikator das bei derartig verdünnten Lösungen 
empfehlenswerte Jodeosin, das gegen Kohlensäure unempfindlich ist und den 
Neutralitätspunkt scharf erkennen läßt, zur Verwendung kam. Die Ergebnisse 
der Versuche waren folgende: 


1. Schwefelsäuregehalt der Luft in dem Akkumulatorenraum 
des Elektrizitätswerkes. 



Ort der Luftentnahmc 

Schwefelsäuremengen in 
100 Liter Luft 

mg 

Gehalt an Schwefelsäure 
im cbm Luft (berechnet 
auf Akkumulatorensäure, 
spez. Gewicht = 1,25 
oder 33proz. 
mg 

2 _ 

2 m entfernt vom Ventilator 

46 cm über der kochenden Zelle, 

0,38 

11,4 

i 

3 - 

6 m seitlich vom Ventilator 

30 cm über der kochenden Zelle, 7 m 

o, 3 i 

93 

• 

4 - 

vom Ventilator 

Dieselbe Zelle wie bei 3, jedoch 70 cm 

o ,33 

9 9 

5 - 

über der Zelle (Mundhöhe) 

70 cm über der kochenden Batterie, 

o,77 

23,1 


3 m vom Ventilator 

0,84 

25:2 


2. Scbwefelsäuregehalt der Luft in dem Akkumulatorenraum des 
Kaiserlichen Gesundheitsamtes. 

X 

30 cm über der kochenden Zelle 

o,75 

22,5 

2 . 

in der Höhe des Flüssigkeitsspiegels 

M7 

35 ,i 

3 

30 cm über dem Flüssigkeitsspiegel 

1,12 

33,6 

4 

100 cm über der Zelle (Mundhöhe) 

1,22 

3 6 » 6 

5 - 

20 cm unter der Decke des 2,10 m 
hohen Raumes 


45.3 


Die erhaltenen Werte sind erheblich niedriger als die von Kirstein (Deutsche 
Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege 1902, S. 309) gefundenen, bei dessen 
Untersuchungen je nach den Bedingungen zwischen 76—132 mg konzentrierter 
Schwefelsäure oder 380—660 mg 20proz. Schwefelsäure im cbm Luft bestimmt 
wurden. Der verhältnismäßig große Unterschied mag zum Teil darauf zurück¬ 
zuführen sein, daß Kirstein zur Titration der in destilliertem Wasser auf¬ 
gefangenen Schwefelsäure eine 1 / 10 o normale Kalilauge verwendete und als Indi¬ 
kator Phenolphthalein zusetzt, wobei durch die in Arbeitsräumen im Verhältnis 
zu der Gesamtmenge der vorhandenen Säure nicht unerheblichen Mengen von 
Kohlensäure ein höherer Schwefelsäuregehalt vorgetäuscht werden kann. 

Fr. Franz. 

1141) Dow, R. Joseph. Der hemmende Einfluß des Magnesiums auf einige 
toxische Wirkungen des Eserins. (Amer. Joum. Physiol. 23. 215—25. 1/1. Rocke¬ 
feiler Institute for Medical Research, Departm. of Physiology and Pharmacology.) 

Veranlaßt durch die Untersuchungen von Melzer und Auer (Amer. Joum. 
Physiol. 17. 313—320) stellte Verfasser Versuche an, welche die Wirkung der 


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Referate. 


Magnesiumsalze auf den durch Eserin erzeugten Tremor aufklären sollten. Es 
gelang der Nachweis, daß Magnesiumsalze denselben aufheben. Magnesium¬ 
verbindungen können in gewisser Beziehung als Antidot gegen Eiserin gelten. 
Dagegen haben Magnesiumsalze keinen Einfluß auf die durch Eserin erzeugte 
Myosis. Brahnt. 

1142) Jackson, D. E. Die verlängerte Anwesenheit von Adrenalin im Blut. 

(Amer. Joum. Physiol. 23. 226—45. 1/1. Indiana. Univ. Lab. of Pliysiology and 
Pharmacology.) 

Verfasser konnte durch seine Versuche nach weisen, daß durch Übertragung 
von 15—40 ccm Blut eines mit Adrenalin behandelten Hundes auf einen zweiten 
eine deutliche Blutdrucksteigerung beobachtet werden konnte. Dieselbe Erschei¬ 
nung trat in derselben Stärke auf, wenn das Blut dem Hund injiziert wurde, 
dem es entnommen war. Die Wirkung bleibt aus, sobald das Blut den Tieren 
erst entnommen wird, wenn der Blutdruck wieder normal geworden ist. Adrenalin 
konnte bei dem zweiten Hunde nicht mehr nachgewiesen werden, wenn zwischen 
der Transfusion des Blutes und der Adrenalinreaktion ein größerer Zeitraum als 
eine Minute lag. Underhill . 

1143) Hatcher, Robert A. Die Absorption, Ausscheidung und Zerstörung 
des Strophantins. (Amer. Joum. Physiol. 23. 303—24. 1/1. New York City Co mell 
Univ. Medical College Pharmacolog. Lab.) 

Verfasser beschreibt neue Beobachtungen über die Schnelligkeit der Ab¬ 
sorption des Strophantins. Je kleiner die per os gegebene Strophantindose ist, 
um so mehr hält die Ausscheidung mit der Absorption Schritt. Hierdurch er¬ 
klärt sich das Auftreten von toxischen Symptomen erst bei Gaben, die die sub- 
cutan toxisch wirkenden um das Fünffache übertreffen. Die Absorption beim 
Menschen verhält sich ähnlich wie beim Hund. Nach subcutaner Injektion an 
Ratten wird das Strophantin sehr rasch durch die Eingeweide, langsamer durch 
die Nieren ausgeschieden. Wenn auch das Strophantin zum Teil im Verdauungs¬ 
kanal zerstört wird, ist dort die Größe der Zerstörung im Magen und den Ein- 
geweiden des Hundes ungenügend für die Erklärung der mangelnden Absorption 
bei toxischen Dosen, wenn genügend hohe Dosen injiziert werden. Strophantin 
läßt sich aus dem Magen und den Eingeweiden des Hundes und der Ratte 
extrahieren und kann durch seine physiologische Wirkung an Katzen erkannt 
werden. Diese Prüfung gestattet noch den Nachweis von Strophantindosen 
(0,0001 g), die sich chemisch nicht mehr nachweisen lassen. Verfasser hält die 
Administration von Strophantin oder Strophantus per os für ungeeignet. 

Brahtn. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

1144) Abderhalden, E. Studien über den Eiweißstoffwechsel. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 177.) 

Verfasser erklärt zunächst, daß eine Teilung in Organeiweiß und circulieren- 
des Eiweiß einer tieferen Begründung entbehrt. Als Beweis dafür, daß das 
Nahrungseiweiß eine andere Stellung einnimmt als das Organeiweiß, werden die 
Beobachtungen in Hungerversuchen angeführt, wonach die Stickstoffausscheidung 
in den ersten Hungertagen von der Menge des vorher verfütterten Eiweißes ab¬ 
hängig ist. Es fand sich nach vorhergehender, reichlicher, positiver Stickstoff¬ 
bilanz eine auffallend vermehrte Stickstoffausscheidung im Urin (Voit); daraus 
schloß man, daß der tierische Organismus das aufgestapelte »circulierende« Ei¬ 
weiß rasch ausscheidet. Wäre es in Organeiweiß übergegangen, so müßte man 
annehmen, daß der hungernde Organismus dieses schont. Es ist aber nicht der 
Beweis geführt, daß der retinierte Stickstoff tatsächlich Eiweißnatur hat. Es 
können auch einfacher gebaute stickstoffhaltige Abbauprodukte sein, für die der 
Organismus im Hunger keine Verwendung hat und die er deshalb als wertlosen Ballast 
abbaut und ausscheidet. — In verschiedenen Versuchen zeigt Abderhalden, 
daß der retinierte Stickstoff in der Tat keine Eiweißnatur zu besitzen braucht. 
Der Beweis wird nach zwei Richtungen geführt. Einmal wurde festgestellt, daß 


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Referate. 


577 


nach reichlicher Eiweißzufuhr und starker positiver Stickstoffbilanz keineswegs 
stets eine vermehrte Stickstoffausscheidung an den ersten Hungertagen folgt 
Sodann gelang es dadurch, daß am letzten Fütterungstag den Versuchstieren 
reichlich Wasser zugeführt wurde, viel Stickstoff auszuschwemmen und dadurch 
die vermehrte Stickstoffausscheidung am ersten Hungertage bedeutend einzu¬ 
schränken, ja zum Teil völlig aufzuheben. Gegen den Einwand, daß die ver¬ 
mehrte Wasserzufuhr eine gesteigerte Eiweißzersetzung bewirke, spricht ein Ver¬ 
such am Alkaptonuriker (Abderhalden u. Bloch, s. Jahrg. 1908, Ref. 216), 
bei dem nach reichlicher Stickstoffausscheidung auf Eingabe größerer Flüssig¬ 
keitsmengen wohl die Stickstoffausscheidung, nicht aber gleichzeitig die Homo¬ 
gentisinausscheidung im Urin ansteigt. Schittenhelm. 

1146) Michaud, L. Beitrag zur Kenntnis des physiologischen Eiweißmini- 
mums. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 403.) 

Michaud bringt zunächst eine historische Übersicht über die Frage des 
Eiweißminimums. Er geht dann S. 416 auf seine eigenen Absichten ein, die 
Frage des Eiweißminimums vom Standpunkt der heutigen Eiweißchemie aus zu 
betrachten. Er meint, daß die modernen »Kenntnisse vom Aufbau der Eiwei߬ 
körper und die daraus folgende verschiedene biologische Verwertbarkeit im Or¬ 
ganismus bisher für diese Frage des Stoffwechsels noch nicht verwertet worden 
sind«. Er erwähnt dabei merkwürdigerweise mit keinem Wort die zahlreichen 
Arbeiten Abderhaldens, welche sich eben mit dieser Frage beschäftigen. Ab¬ 
derhalden zeigte, daß, wenn man irgend einem Eiweiß einen bestimmten Bau¬ 
stein zum größeren Teil oder völlig nimmt, dasselbe nur noch wenig oder gar- 
nicht für den Organismus verwertet werden kann. Damit ist das Problem gelöst, 
warum die verschieden zusammengesetzten Eiweißstoffe in verschiedenen Mengen 
zum Eiweißersatz herangezogen werden. Die Schlüsse, welche er aus seinen 
Versuchen zieht, sind in seinem Lehrbuch für physiologische Chemie (z. B. 
S. 313 usw.) genau angeführt und decken sich in weitem Maße mit dem, was 
Michaud jetzt in seiner Arbeit als seinen Gedankengang anführt (s. übrigens 
auch Abderhalden, Die Bedeutung der Verdauung der Eiweißkörper für deren 
Assimilation. Ctrbl. f. Stoffw. u. Verdauungskr. 1904, Bd. 5, S. 647). Ich bringe 
diese Dinge hier ausführlich, um das höchst einseitige Literaturzitat zu korri¬ 
gieren; man erkennt daraus, daß die Probleme von Michauds Arbeit bereits 
mehrfach experimentell berührt und theoretisch strikte ausgesprochen waren. 
Dies gilt auch für 1 und 2 seiner Schlußfolgerungen. 

Im übrigen sind die Resultate Michauds recht interessante. Er zeigt, daß 
beim Hunde körperfremde Eiweißstoffe nicht zur Deckung des Eiweißminimums 
genügen, wenn sie in Mengen gleich dem Hungerminimum verfüttert werden. 
Dagegen ließ sich Stickstoffgleichgewicht mit dem Eiweißminimum erzielen, 
wenn zur Nahrung arteigenes Eiweiß verwendet wurde, also der Hund mit 
Hundefleisch usw. gefüttert wurde. Je artverschiedener das Nahrungseiweiß ist, 
desto mehr entfernt man sich vom Stickstoffgleichgewicht. Der Stickstoffumsatz 
kann durch abwechselnd aufeinanderfolgende Ernährungs- und Hungerperioden 
immer weiter eingeschränkt werden (bis auf 0,1 g N pro kg Körpergewicht), so 
daß die Kurve des Abfalls einen treppenförmigen Verlauf annimmt. 

Schittenhelm . 

1146) Croftan, Alfred C. Über die Rolle des Dünndarms bei der Glykogen- 
bildung. Vorl. Mitt. Aus dem Hüll, physiologischen Laborat. Chicago. 
(Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, S. 407.) 

Durch Versuche an Hunden konnte in einwandfreier Weise gezeigt werden, 
daß die mit Umgehung des Dünndarms (z. B. durch Einflößen in die Mesenterial¬ 
vene) eingetührte Glukose zur Glykogenbildung in der Leber keine Verwendung 
findet. Die per os eingeführte Glukose dagegen trägt sehr rasch zur Glykogen¬ 
vermehrung in der Leber bei. Auf Grund dieser Versuche glaubt Verfasser an¬ 
nehmen zu müssen, daß bei der Passage durch die Darmwand die Glukose 
eine Umwandlung erfährt, die sie zum Glykogenaufbau befähigt. Nach Dextrose- 
einführung in die Mesenterialvene werden beträchtliche Glukosemengen in den 
Darm ausgeschieden. Wegen der operativen Technik s. Original. Funk . 

N. P. IV. Jahr*. * 38 


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Referate. 


1147) Pflüger, Eduard. Die Leber soll aus Traubenzucker angeblich kein 
Glykogen erzeugen können, wenn der Traubenzucker nicht bei der Resorption 
im Dünndarm eine vorbereitende Polymerisation erfahren hat. (Ein Beitrag 
zur Lehre der Verdauung und Assimilation.) (Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, 
S. 416.) ' 

Die Resultate Croftans stimmen nicht mit den Versuchen überein, die in 
Verfassers Institute an Schildkrötenlebem ausgeführt wurden. Allerdings wäre es 
möglich, daß zwischen Kalt- und Warmblütern in dieser Hinsicht große Unter¬ 
schiede bestehen können, doch fehlen strenge Beweise für diese Auffassung. 

Funk . 

1148) Omi, Kaoru. Resorptionsversuche an Hunden mit Dünndarmfisteln. 

Aus dem chemischen Laborator, des physiol. Inst. Breslau. (Pflügers Archiv 
1909, Bd. 126, S. 428.) 

Die Resorptionsversuche wurden an zwei Hunden mit Ileumfisteln und an 
zwei Hunden mit Jejunumfisteln, wobei an einem Hunde die Jejunumfistei auf 
etwas von den üblichen Methoden abweichende Art angelegt wurde, ausgeführt. 
Die Resultate waren kurz zusammengefaßt folgende: Die Resorption von NaCl-, 
Glukose- und wahrscheinlich der Rohrzuckerlösung ist am günstigsten, wenn die 
eingeführten Lösungen dem Blute isotonisch sind; die Resorption dieser Stoffe 
nimmt mit steigender Konzentration zu, während die Resorption von Wasser bei 
NaCl-, Glukose- und Saccharoselösungen mit steigender Konzentration abnimmt. 
Die Alkalisekretion steht in keinem Zusammenhänge mit der Resorption. Im 
Jejunum ist die Resorption von Rohrzucker und Glukose besser, von NaCl und 
Pepton schlechter wie im Ileum; die Alkalisekretion im Jejunum geringer wie 
im Ileum. 

Hundeblutserum in eine Jejunumschlinge eingeführt wird gut resorbiert, bei 
Einführung fremder Sera versagt die Resorption, doch gelingt es, dieselbe durch 
gleichzeitigen Zusatz von Hundes erum oder Pankreasextrakt anzuregen. Funk . 

1149) Popielski, L. Über die physiologischen und chemischen Eigenschaften 
des Peptons Witte. Aus dem Institut für experimentelle Pharmakologie Lemberg. 
(Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, S. 483.) 

Das physiologische Bild, das nach Einführung von 10 ccm einer 5proz. 
Witte-Peptonlösung in die Vena saphena eines 10 kg wiegenden Hundes ent¬ 
steht, ist sehr kompliziert. Sehr bald nach der Injektion stellen sich Stuhldrang, 
heftige Erregung, Depression, Sekretion des Pankreassaftes und anderer Drüsen ein. 
Dieser Zustand dauert etwa 11 Minuten, nach welcher Zeit sich das Tier voll¬ 
ständig erholt. Die letale Dosis ist 0,5 g Witte-Pepton pro 1 kg Gewicht 
des Tieres. 

Zu den Erscheinungen, die auf Gehimanämie und Lähmung des peripheren 
vasomotorischen Aparates beruhen, gesellen sich noch Blutdruckerniedrigung, 
Abnahme der Zahl weißer Blutkörperchen, oft Gallensekretion und heftige Darm¬ 
peristaltik. Die Hamabsonderung ist durch das Zusammenziehen der Blase be¬ 
dingt, denn die Harnsekretion selbst ist durch Pepton-Witte vermindert. 

Das durch Injektion von Witte-Pepton entstandene physiologische Bild ist 
nicht durch Verunreinigungen des Witte-Peptons bedingt, denn durch Ein¬ 
wirkung von reinem Magensaft auf Fibrin läßt sich ein Peptongemisch isolieren, 
das dieselben Eigenschaften wie das Pepton Witte zeigt. Es ist wahrscheinlich, 
daß das aktive Agens, das vom Verfasser Vasodilatin genannt wird, erst im 
Blute aus dem Pepton gebildet wird. Das Vasodilatin ist im Verdauungs¬ 
produkt des Eiweißes mit Albumosen und Peptonen nahe verwandt, läßt sich 
dialysieren und ist leicht in absolutem Alkohol löslich, am besten wird es her¬ 
gestellt durch mehrmaliges Fällen eines wässerigen Extraktes von Witte-Pepton 
mit Alkohol. In diesem Extrakt konnte die Anwesenheit von Cholin nicht nach¬ 
gewiesen werden. 

Auf Blut übt das Vasodilatin ähnlichen Einfluß wie Darmextrakt Die roten 
Blutkörperchen scheiden sich vom Plasma ab. 

Die Blutdruckerniedrigung stellt sich 7—14 Sekunden nach der Injektion 
ein: Die Menge des Peptons und die Schnelligkeit der Injektion sind von Be- 


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Referate. 


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deutung; je rascher und in geringeren Mengen das Pepton eingespritzt wird, 
desto schneller wird das Blutdruckminimum erreicht. 0,0047 gr Witte-Pepton 
pro 1 kg üben auf den Blutdruck noch keine Wirkung aus. Bei größeren 
Gaben wird eine Gruppe von größeren Herzschlägen durch eine Gruppe von 
kleineren unterbrochen. Diese Erscheinung tritt auch nach Durchschneidung 
der Nn. vagi und des Rückenmarks auf. Blutdrucksenkung erfolgt auch nach 
Durchschneidung des Rückenmarks, der Medulla oblongata und der Nn. splanch- 
nici, die Reizung dieser Nerven erhöht dann den Blutdruck nicht. 

0,011 g Pepton-Witte pro 1 kg Tier genügen, um Pankreassekretion aus¬ 
zulösen, es ist dieselbe Menge, die auch Blutdruckemiedrigungen erzeugt. Größere 
Gaben vermindern die Magen- und Darmsekretion. Durch wiederholte Gaben 
wird eine Immunisierung erzielt. Funk . 

1150) Pflüger, Eduard. Prof. Dr. L. Mohrs neue Versuche über die Ent¬ 
stehung von Glykogen und Eiweiß. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, S. 511.) 

Die Beweise, die L. Mohr für die Entstehung von Glykogen aus Eiweiß 
geliefert hat, sind nicht einwandfrei aus zwei Gründen. Erstens kann keine ab¬ 
solute Glykogenfreiheit erzielt werden, zweitens wurde der Glykogengehalt des 
verfütterten Ochsenfleisches, das unter Umständen bis 2,183 °/ 0 Glykogen ent¬ 
halten kann, nicht berücksichtigt. Da jedesmal 400 g Ochsenfleisch verfüttert 
worden sind, so war die Glykogenzunahme in der Leber eventuell niedriger wie 
der Glykogengehalt des Ochsenfleisches. Funk . 

1151) Schöndorff, Bernhard, Junkersdorff, Peter u. Hessen, Victor. Über 
den Einfluß, den die Zeit der Erhitzung mit starker Kalilauge auf die quan¬ 
titative Analyse des Glykogens ausübt. Aus dem Physiolog. Institut Bonn. 
(Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, S. 578.) 

An der Hand von Versuchen wurde gezeigt, daß eine halbstündige Koch¬ 
dauer der Organe mit 30proz. Kalilauge vollständig genügt, um genaue Glykogen¬ 
bestimmungen auszuführen, der Kolben muß jede 5—10 Minuten geschüttelt 
werden. Funk . 

1152) Schöndorff, Bernhard, Junkersdorff, Peter u. Heyden, Paul. Über 
den Einfluß, den die Konzentration der Kalilauge auf die quantitative Analyse 
des Glykogens ausübt. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, S. 582.) 

Die Anwendung einer 30proz. Kalilauge zur Aufschließung der Organe ist 
durchaus notwendig. Bei Anwendung geringerer Konzentrationen entstehen 
Verluste, deren Erklärung später mitgeteilt wird. Funk . 

1153) Grube, Karl. Zur Glykogenbildung in der Leber aus Formaldehyd. 

Aus dem Physiol. Inst. Bonn. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 126, S. 585.) 

In einer früheren Arbeit ist vom Verfasser mitgeteilt worden, daß bei der 
Durchblutung von Schildkrötenlebem mit einer verdünnten Formaldehydlösung, 
eine Glykogenneubildung in der Leber stattfindet. Auf den Einwand, daß 
Formaldehyd nicht als Quelle des Glykogens, sondern als Reizmittel diente, 
waren Lösungen verschiedener Stoffe, wie Phenol, HgCl a , AgN0 3 , Essigsäure, 
KOH und (NH 4 ) 2 CO s durch einen Leberlappen durchgeleitet, während der andere 
Leberlappen als Kontrolle diente. Die beobachtete Glykogenabnahme ist durch 
die angewandten Reizstoffe und nicht durch die Durchspülung mit großen 
Flüssigkeitsmengen bedingt, wie die besonders zu dem Zwecke angestellten Ver¬ 
suche gezeigt haben. Funk . 

1154) Freund, W. Zur Kenntnis des Fett- und Kalkstoffwechsels im 
Sftuglingsalter. Breslau. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 453—472.) 

Bei mehr oder minder zurückgebliebenen Kindern, teilweise solchen mit 
schweren Ernährungsstörungen, ist die Fettresorption i. a. eine günstige. Fettver¬ 
luste stärkeren Grades lassen sich bloß bei vermehrter Peristaltik und bei fieber¬ 
haften Krankheitszuständen wahmehmen. Extrem hohe wie extrem geringe Aus¬ 
scheidung von Seifen im Stuhl hat mit der Frage der Fettresorption als solcher 
nichts zu tun. Das von der Klinik her wohlbekannte Symptom der vermehrten 
Ausscheidung insbesondere unlöslicher Seifen im Stuhl — Freunds »graue« Ob- 

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stipation — bei Milchnährschaden stimmt auf das genaueste mit den hohen 
Prozentzahlen des ausgeschiedenen Seifenfetts überein, auch harmonieren klinische 
Beobachtung und chemische Untersuchung darin, daß Mehl und Rohrzucker ohne 
Einfluß auf die Beschaffenheit der Faeces bleiben und dementsprechend das 
Prozent Verhältnis Seifenfett: Gesamtfett unberührt lassen, dagegen Milchzucker 
und Malzextrakt, sowie oleinreiche Fette der »grauen« Obstipation energisch 
entgegenarbeiten und auch zur prompten Verminderung der Seifenprozent¬ 
zahl führen. 

Die abnorme Seifenbildung führt nicht immer zu einer Beeinträchtigung der 
Kalkbilanz, doch gewinnt man den Eindruck, daß sich die Kalkbilanz durch 
alle jene Momente bessern läßt, die die Anomalie des Seifenstuhls zu beheben 
vermögen, wie z. B. durch Malzzusatz. Da wo die Kalkbilanz trotz veränderter 
Stuhlbeschaffenheit gleich bleibt, müssen wir dagegen eine uns noch unbekannte 
Umlagerung eines Teils des Kalkes annehmen. K. Reicher . 

1155) Henri, V. Elektrische Überführung von Fermenten. Aus d. physiol. 
Labor, in d. Sorbonne, Paris. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 473—474.) 

Verfasser stellt gegenüber L. Michaelis, dessen Verdienste auf diesem 
Arbeitsgebiete durchaus nicht geschmälert werden sollen, fest, daß er schon 
vor zwei Jahren eine Wanderung der Fermente in dem Sinne beobachtete, 
daß nur die Amylase aus dem Pankreassaft des Hundes zur Kathode, alle 
anderen Fermente hingegen zur Anode wanderten. Weiter setzt Verfasser 
einige Mängel an dem Apparat von Michaelis aus. K \ Reicher . 

1156) Michaelis, L. Erwiderung auf die vorangehende Notiz von V. Henri. 

Ebenda, S. 475. 

Henris Mitteilung war Michaelis zu seinem Bedauern entgangen, außer¬ 
dem unterscheidet sich seine Fragestellung wesentlich von der Henris. Micha¬ 
elis will die Ladung der Fermente bei wechselnder Reaktion des Mediums und 
bei wechselndem Elektrolytgehalt kennen lernen, Henri dagegen die Ladung 
in möglichst reiner und neutraler wässeriger Lösung feststellen. Schließlich ent¬ 
kräftet Michaelis die gegen seinen Apparat von Henri erhobenen Einwendungen. 

K. Reicher . 

1157) Wolf, Ch. G. L. u. österberg, E. Der Eiweißstoffwechsel bei CO- 
Vergiftung. Dep. of Chem. Cornell-Univ. New-York. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 16, S. 476—485.) 

Ein toxischer Eiweißzerfall findet nicht statt, bei dem Amid-N macht sich 
keine relative Abnahme bemerkbar, NH 3 ist relativ vermehrt, absolut bloß ein¬ 
mal, Acidosis niemals beträchtlich. Die Menge des ausgeschiedenen Kreatins 
übersteigt deutlich die bei normalen hungernden Hunden gefundene. Die Aus¬ 
scheidung des Ges. S. steigt nicht mit dem Einsetzen der Vergiftung, S:N daher 
gegenüber Hungerharnen nicht verändert. Im Gegensätze zur Blausäurevergif¬ 
tung wird eine Verminderung des Sulfat-S nicht nachweisbar. K . Reicher . 

1158) Michaelis, L. Elektrische Überführung von Fermenten. IL Trypsin 
und Pepsin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 16, S. 487—488.) 

Aus den Versuchen folgt, daß Trypsin eine amphotere Substanz ist, also 
Übereinstimmung mit den Resultaten der Adsorptionsanalyse besteht, ferner daß 
der elektronegative Charakter deutlich überwiegt. Pepsin wandert in neutraler 
und sogar auch in stark saurer Lösung rein anodisch. K. Reicher \ 

1159) Rona, P. u. Michaelis, L. Über die Adsorption des Zuckers. Aus 

d. biochem. Labor, d. st. Krankh. am Urban in Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 16, S. 489—498.) 

Kaolin und Eisenhydroxyd — zwei eiweißadsorbierende Mittel, — absor¬ 
bieren Traubenzucker nicht, ebensowenig Aceton oder Essigsäure. Zucker¬ 
verluste nach .Schütteln mit Kohle beruhen auf mechanischer Adsorption, nicht 
auf Zuckerzerstörung. Traubenzucker wird durch Eiweiß von der Adsorption 
nicht verdrängt. Ausblick auf die Beziehungen zwischen Oberflächenspannung 
und mechanischer Adsorption. K. Reicher . 


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1160) Dele&no, N. T. Zur Kenntnis der Desassimilation bei den Pflanzen. 
Aus d. chem. Labor, d. K. Instit. f. exper. Med. in Petersburg. Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 17, S. 225—280.) 

Der Lactarius sanguifluus enthält zwei verschiedene Lipasen, eine dem 
Mycelium angehörige, im Nährboden unlösliche, welche der Serumlipase ähnlich 
ist, und eine zweite, welche von der Zelle des Mycels dem Nährboden über¬ 
geben wird und der pankreatischen Lipase oder dem Steapsin ähnelt. Fügt 
man der Nährflüssigkeit des Pilzes 1 °/ 0 Monobutyrin zu, so findet man nach 
zwei Wochen die Buttersäure stark vermehrt, aber weder in der Nährflüssigkeit 
noch in dem Pilze die geringsten Spuren von fettspaltendem Enzym. Die Lipase 
wird demnach durch Verseifungsprodukte allmählich zerstört. K. Reicher . 

1161) Michaelis, L. Überführungsversuche mit Fermenten. HI. Die Malz- 
diastase. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 231—334.) 

Diastase ist sowohl nach den Resultaten der Adsorptionsanalyse als nach 
denen der elektrischen Überführung ein amphoterer Körper. K . Reicher . 

1162) Pauli, W. u. Samec, S. Über Löslichkeitsbeeinflussung von Elektro¬ 
lyten durch Eiweißkörper I. Aus d. biolog. Versuchsanst. in Wien, Physik, 
chem. Abtlg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 235—256.) 

Eiweißkörper setzen die Löslichkeit stark wasserlöslicher Salze herab, er¬ 
höhen dagegen die von schwer löslichen Elektrolyten in recht beträchtlichem 
Maße. Der die Löslichkeit erniedrigende Umstand ist die teilweise Substitution 
von Wasser durch den Proteinstoff in den Lösungen, als das wichtigste die 
Löslichkeit steigernde Moment erscheint die Bildung von Salzioneneiwei߬ 
komplexen, wie sie von Pauli und anderen erwiesen wurde. Diese neuartigen 
Ergebnisse scheinen geeignet, zu neuen Fragestellungen und experimentellen 
Prüfungen auf dem Gebiete der physiologischen und pathologischen Ablagerungen 
anzuregen. K. Reicher . 

1163) Neuberg, G. Chemische Umwandlungen durch Strahlenarten. II. Mit¬ 
teilung. Wirkungen des elektrischen Gleichstromes. Aus d. chem. Abtlg. d. 
Pathol. Univ. Instit. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 270—292.) 

Neuberg berichtet über ausgedehnte und sehr interessante Versuche mit 
dem Gleichströme. Derselbe läßt sich als ein Agens erkennen, das in wirk¬ 
samer Weise den Ab-, Um- und Aufbau in den Organismen zu beeinflussen ver¬ 
mag. Namentlich die abbauende Tendenz des elektrischen Stromes tritt deutlich 
zutage und sein Bestreben, nach Art bestimmter Fermente aus indifferenten 
Stoffen des Pflanzen- und Tierleibes höchst reaktionsfähige Carbonylverbindungen 
zu erzeugen. In prinzipiellen Punkten besteht eine weitgehende Analogie zu 
den von Neuberg schon früher beschriebenen Reaktionen der katalytischen 
Lichteinwirkung, eine Analogie, welche in der elektromagnetischen Lichttheorie, 
nach der ja Licht und Elektrizität Schwingungszustände desselben Mediums dar¬ 
stellen, ihre Erklärung findet. Im einzelnen zeigt sich folgendes: 1. Die mehr¬ 
wertigen Alkohole gehen in die zugehörigen Oxyaldehyde oder Oxyketone über. 
2. Die Kohlehydratsäuren mit geradliniger Kette gehen in die um ein Kohlen¬ 
stoffatom ärmeren Aldosen über. 3. Monosaccharide liefern Osone und Carbonyl- 
säuren. 4. Di- und Trisaccharide werden hydrolysiert und wie die Monosaccharide 
weiter verändert. 5. Polysaccharide werden hydrolytisch gespalten. 6. Glukoside 
und gepaarte Glukuronsäuren werden zerlegt. 7. Aminosäuren werden nach 
Loslösung von Ammoniak in die um ein C-Atom ärmeren Aldehyde verwandelt. 
Prinzipiell ebenso verhalten sich Oxy- und Diaminosäuren. 8. Peptone und 
Proteide werden hydrolysiert. 9. Phosphatide und Nucleinsäuren werden zerlegt 
und die Spaltungsprodukte weiter umgewandelt. K. Reicher. 

1164) Asher, L. Beiträge zur Physiologie der Drüsen. 11. Mitteilung. 
Großenbacher, H. Untersuchungen über die Funktion der Milz. Aus d. physiol. 
Inst. d. Univ. Bern. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 78—119.) 

Das im Kot abgeschiedene Eisen steht in keiner Beziehung zur Gesamt¬ 
menge des Kotes. Die tägliche Fe-Ausscheidung bei entmilzten, sonst aber nor- 


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malen Hunden ist wesentlich größer als bei Hunden mit Milz und beruht nicht 
etwa auf einer schlechten Nahrungsausnutzung seitens des entmilzten Tieres, 
denn die vermehrte Fe-Ausscheidung zeigt sich sowohl bei Fleischfiitterung als 
auch im Hungerzustande. Sie steigt von 11,20 mg Fe bis au i 29,22 mg Fe und 
kann nicht durch das Eintreten anderer Organe kompensiert werden, denn sie 
läßt sich noch 5 Monate nach der Milzexstirpation feststellen. K. Reicher\ 

1165) Asher, L. Beiträge zur Physiologie der Drüsen. 12. Mitteilung. 
Fortgesetzte Beiträge zur Funktion der Milz als Organ des Eisenstoffwechsels. 
Von R. Zimmermann. Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Bern. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 17, S. 297—335.) 

Entmilzte Hunde scheiden auch 10 und 11 Monate nach der Entmilzung 
mehr Eisen aus als normale Hunde. Daraus folgt, daß auch nach so langer 
Zeit eine Kompensation dieser Stoffwechselstörung nicht eingetreten ist Die 
subkutane Injektion von Eisen vermag diesen Unterschied zwischen normalen 
und entmilzten Hunden nicht zu beeinflussen, die Milz scheint demnach für die 
Verarbeitung des künstlich zugeführten Eisens von geringer Bedeutung zu sein. 
Durch Pyrodin bewirkter Blutkörperchenzerfall steigert beim entmilzten Hunde 
die Eisenausscheidung etwas mehr als beim normalen. Die Beteiligung der 
Milz an der Verarbeitung des durch Hämolyse freiwerdenden Eisens kann daher 
nur eine sehr wenig umfangreiche sein. 

Der Zerfall von Körpersubstanz mobilisiert Eisen, denn bei ungenügender 
oder fehlender Eiweißernährung entsteht eine starke Steigerung der Eisen¬ 
ausscheidung und zwar fällt diese beim entmilzten Tiere unvergleichlich größer 
aus als beim normalen. Die Annahme von Asher, daß die Milz ein durch Zer¬ 
fall von eisenhaltigem Körpermaterial — abgesehen von den Blutkörperchen — 
frei werdendes Eisen verarbeitet, gewinnt durch diese Tatsache eine Stütze. 
Die Beteiligung von Kemeisen hierbei ist möglich, aber nicht bewiesen. Die 
Sektion der verwendeten Tiere ergibt keinen Anhaltspunkt für irgend ein 
vikariierendes Eintreten benachbarter Lymphdrüsen. K. Reicher. 

1166) Weil, E. u. Braun, H. Sind in den Organzellen Antikörper nach¬ 
weisbar? Aus d. hygien. Instit. d. deutsch. Univ. zu Prag. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 17, S. 337—341.) 

Die Verfasser kommen zum Schlüsse, daß die im Serum vorkommenden 
Antikörper und Schutzstoffe, wenn sie überhaupt in den Organzellen vorhanden 
sind, unwirksam und wasserunlöslich sein müßten, denn in keinem der wässerigen 
Organauszüge konnten sie auch nur eine Andeutung von Schutzwirkung auffinden. 

K. Reicher . 

1167) Ascoli, M. u. Izar, G. Über die Wirkung anorganischer Kolloide 
auf die Autolyse. VI. Mitteilung. Wirkungsdifferenzen zwischen den ver¬ 
schiedenen Hydrosolen. G. Izar. Aus d. Inst. f. spez. Pathol. inner. Krankh. 
d. Kgl. Univ. zu Padua. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 361—394.) 

Die Bildung der Monaminosäuren wird von allen Hydrosolen in mehr oder 
weniger gleicher Weise beeinflußt wie die Gesamtautolyse. 

Die Spaltung der Nucleine wird durch viel niedrigere Hydrosoldosen be¬ 
fördert als diejenigen, welche eine merkbare Steigerung der Gesamtautolyse 
hervorrufen. Der befördernden Wirkung folgt bei hohen Dosen eine hemmende. 
Auch die Prozesse, die zur Albumosebildung bei der Autolyse führen, werden 
von metallischen Hydrosolen in sehr verschiedener Weise beeinflußt. 

K. Reicher. 

1168) Vageier, H. Untersuchungen über das Vorkommen von Phospha- 
tiden in vegetabilischen und tierischen Stoffen. Aus dem agrik.-chem. Inst d. 
Univ. Königsberg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 189—279.) 

Die Phosphatide sind untrennbar mit dem Stoffwechsel una überhaupt mit 
Lebensvorgängen in den Pflanzen verbunden. Der Gehalt an Phosphatiden steigt 
bis zur Zeit des Fruchtansatzes, dem Höhepunkt der Entwicklung, und nimmt ab zur 
Zeit der Reife. Auch im Tierreiche hat Glikin eine Abnahme des Lecithinge¬ 
haltes mit zunehmendem Alter konstatiert. Angesichts der leichten Oxydierbar- 


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keit der Phosphatide — sämtliche hellgelbe Lecithinpräparate werden nach 
kurzem Verweilen an der Luft infolge O-Aufnahme dunkelbraun — ist die Hypo¬ 
these berechtigt, daß die Phosphatide in der Zelle als Sauerstoffüberträger wirken. 

K. Reicher . 

1169) König, J. u. Sutthoff, W. Zur Kenntnis der sog. stickstofffreien 
Extraktstoffe in den Futter- und Nahrungsmitteln. (Die landwirtschaftl. Ver¬ 
suchsstationen 1909, Bd. 70, S. 343—404.) 

Die stickstofffreien Extraktstoffe, deren chemische Charakterisierung durch¬ 
aus noch nicht einwandfrei gelungen ist, vor allem weil die quantitative Be¬ 
stimmung der hierzu gehörigen, einzelnen Komponenten nicht sicher genug, ja 
sogar bei einzelnen Körpern bis jetzt nicht möglich ist, hat Verfasser zum Gegen¬ 
stand einer ausführlichen, experimentell-kritischen Bearbeitung gemacht. Er faßt 
die hierbei gewonnenen Resultate zu folgenden Schlußfolgerungen zusammen. 

Die Gruppe der sog. stickstofffreien Extraktstoffe in den Futter- und Nah¬ 
rungsmitteln, auch wohl als Kohlehydrate bezeichnet, umfaßt die verschieden¬ 
artigsten chemischen Verbindungen, nämlich außer den wahren Kohlehydraten 
von verschiedener Löslichkeitsform noch Säuren, Farbstoffe, Bitterstoffe, Pektin¬ 
stoffe und methylierte bezw. acetylierte Verbindungen. Von diesen Stoffen lassen 
sich bis jetzt einigermaßen quantitativ bestimmen die Säuren, die in kaltem 
Wasser löslichen wahren Kohlehydrate (Zuckerarten und Dextrine): ferner die 
Pentosane unter den in verdünnten Säuren löslichen Hemicellulosen und die nur 
in konzentrierten Säuren lösliche wahre Cellulose und das diese begleitende Cutin. 

Auch für die Stärke sind eine Reihe Verfahren zur quantitativen Bestimmung 
vorgeschlagen; sie liefern aber unter sich sehr abweichende Ergebnisse, so daß 
fast jedes Verfahren eine neue Begriffserklärung für Stärke bedingt. Äm rich¬ 
tigsten würde das Verfahren sein, bei dem die Stärke als solche direkt zur 
Bestimmung gelangt, wie dies z. B. bei dem Mayrhoferschen Verfahren 
(Forschungsberichte über Lebensmittel 1896, 3, S. 141 u. 429) und den diesem 
nachgebildeten Verfahren der Fall ist. Jedoch sind diese Verfahren nicht in 
allen Fällen anwendbar. Nächst diesem Verfahren liefert das Inversionsverfahren 
durch Anwendung von gespannten Wasserdämpfen oder durch verdünnte Säuren 
(eine 2proz. Salzsäure wirkt nach Lintner und nach den Versuchen des Ver¬ 
fassers ebensogut wie höherer Druck) und Bestimmen des aus der invertierten 
Stärke gebildeten Zuckers unter Berücksichtigung und Abzug der gleichzeitig 
gebildeten Pentosen richtigere Werte als das Gärverfahren. Das Lintnersche 
Polarisationsverfahren (Ztschr. f. das gesamte Brauwesen 1908, Bd. 31, S. 53) 
scheint auch für stickstoffarme Stoffe richtige Werte zu liefern, zum mindesten 
bietet es in allen Fällen ein einfaches Mittel zur schnellen Unterrichtung über 
den Stärkegehalt einer Substanz. Die sonstigen Verfahren zur Bestimmung der 
Stärke, wie das kalorimetrische, das titrimetrische usw. dürften wohl nur unter 
ganz besonderen Verhältnissen brauchbare Werte ergeben. 

Neben der Summe der bestimmbaren Anteile der stickstofffreien Extraktstoffe 
ist noch ein nicht unbedeutender Teil von Stoffen vorhanden, der bis jetzt noch 
ebenso unbekannt als unbestimmbar ist, der aber nach seinem hohen Kohlen¬ 
stoffgehalt wahrscheinlich unter die Gruppe der Lignine gerechnet werden muß. 
Diese Stoffgruppe mit höherem Kohlenstoffgehalt, als den Kohlehydraten zu¬ 
kommt, verhält sich den Hemicellulosen ähnlich. Sie ist unlöslich in kaltem 
Wasser, löst sich aber zum Teil in Wasser unter Druck und in verdünnten 
Säuren, so z. B. auch in Glycerinschwefelsäure nach dem König sehen Verfahren. 
Der in Wasser unter Druck lösliche Anteil dieser Stoffgruppe hat einen niedrige¬ 
ren Kohlenstoffgehalt als der in Glycerinschwefelsäure lösliche Anteil, dessen 
Kohlenstoffgehalt dem des bei der Rohfaser verbleibenden Lignins ziemlich nahe 
kommt. Ob diese durch die genannten Lösungsmittel gelösten Stoffe einheitliche, 
mehr oder weniger methylierte bezw. acetylierte Verbindungen sind, oder ob 
sie ein Gemenge von kohlenstoffärmeren und kohlenstoffreicheren Anteilen bilden, 
läßt sich vorderhand nicht entscheiden. Der Kohlenstoffgehalt der in Glycerin¬ 
schwefelsäure unter Druck löslichen stickstofffreien Stoffe ist sogar höher als der 
der ungelöst zurückbleibenden Rohfaser. Die Verdaulichkeit der durch Glycerin- 


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Schwefelsäure gelösten kohlenstoftreichen Stoffgruppe ist durchweg geringer oder 
gleich, keinesfalls aber höher als die der Rohfaser. Aus diesem Grunde steht 
sie physiologisch auf gleicher Stufe mit der Rohfaser bezw. deren Lignin. 

Die jetzige Analyse der Futter- und Nahrungsmittel gibt uns daher gar 
keinen Aufschluß über ihren wirklichen Gehalt an Ligninen, wenn darunter 
kohlenstoffreiche Verbindungen (mit mehr als 45,5 °/ 0 C) verstanden werden. 
Ein Teil derselben wird schon durch Wasser unter Druck, ein anderer durch 
verdünnte Säuren (Glycerinschwefelsäure nach J. König) gelöst, ein letzterer 
Teil bleibt in der Rohfaser ungelöst. Es scheint daher, daß die kohlenstoffreiche 
Stoffgruppe (Lignine) der Futter- und Nahrungsmittel in verschieden konden¬ 
sierter Form in ähnlicher Weise vorhanden ist, als die Gruppe der Hexosen 
(z. B. als Dextrin, Stärke, Hemihexosan und Cellulosehexosan). Der Kohlenstoff¬ 
gehalt der verdauten »gesamten stickstofffreien Extraktstoffe« ist regelmäßig 
höher als der Kohlenstoffgehalt der verdauten stickstofffreien Rohfaser, d. h. es 
entfallen für den leicht löslichen Anteil derselben auf die gleiche Menge Kohle¬ 
hydrate (Hexosane und Pentosane) mehr kohlenstoffreiche Verbindungen als für 
den schwer löslichen Anteil, die Rohfaser, von der verhältnismäßig mehr Cellu¬ 
lose verdaut wird als Lignin. Da der Kohlenstoffgehalt der verdauten »gesamten 
stickstofffreien Extraktstoffe« höher ist, als die wahren Kohlehydrate Kohlenstoff 
verlangen, was auch schon Henneberg und seine Mitarbeiter gefunden haben, 
so ist die einfache Bezeichnung »Kohlehydrate« für die rohfaserreichen Futter- 
und Nahrungsmittel nicht berechtigt, während die Bezeichnung »stickstofffreie 
Extraktstoffe« die irrige Vorstellung erwecken kann, als wenn diese auch aus 
leicht löslichen Stoffen bestehen. So lange es also nicht gelingt, diese Stoff¬ 
gruppe näher kennen zu lernen und quantitativ zu bestimmen, erscheint es an¬ 
gemessener und richtiger, sie in den Analysen einstweilen als »sonstige stickstoff¬ 
freie Stoffe« zu bezeichnen. Justus Volhard ’ 

1170) Thaer, W. Untersuchungen über den Eiweißersatz durch Amide. 

(Landwirtschaftl. Versuchsstationen 1909, Bd. 70, S. 413.) 

In dem agrikultur-chemischen Institut der Universität Breslau waren schon 
im Jahre 1907 von Dr. Friedländer Versuche über den Eiweißersatz durch 
Amide gemacht worden; Friedländer hatte konstatiert, daß am ausgewachse¬ 
nen Hammel durch Amide kein Eiweißansatz bewirkt werden könne. Verfasser 
hat diese Versuche mit wachsenden Tieren wiederholt, da ja mit wachsenden 
Tieren unter Umständen günstigere Wirkungen der Amide erzielt werden konnten. 
Dies war aber nicht der Fall; auch für das wachsende Tier sind die Amide der 
Melasse nicht von nennenswerter Bedeutung. Das Asparagin besitzt scheinbar 
größeren Wert als die Melasseamide; sein Nutzen bei der Fütterung ist aber 
doch nur minimal. Von großem Einfluß auf die Stickstoffbilanz ist die durch 
die resorbierten Nährstoffe zugeführte Stärkewertmenge. Verfasser hat diese so 
genau wie möglich berechnet. Läßt er die aufgenommenen Stärkewertmengen 
bei der Diskussion außer acht, so findet er ein regelloses Schwanken, das sich 
durch sachgemäße Berücksichtigung dieser Stärkewerte in deutlich erkennbare 
Gesetzmäßigkeit umwandelt. Verfasser hat dieser Gesetzmäßigkeit zum Schlüsse 
seiner Arbeit einen mathematischen Ausdruck verliehen, den er folgendermaßen 
formuliert: 

Der Ansatz ist nur abhängig von Eiweiß und Stärkewert und zwar ist er 
eine Funktion von Stärkewert mal cos a , wenn a der Winkel ist, dessen Figur 
ein Maß für das Wertverhältnis zwischen Eiweiß und Stärkewert gibt, plus 
Futtereiweiß, das im Körper geblieben ist, mal sin a. Diese Funktion stellt sich 
graphisch als ein Parabelbogen dar. Die Verantwortung für diese mindestens 
etwas problematische Formulierung müssen wir selbstverständlich dem Verfasser 
überlassen. Justus Volhard . 

1171) Bericht des deutschen Landwirtschaftsrats, betreffend 1. Fütterungs¬ 
versuche mit Pferden über den Ersatz von Hafer und Mais durch Trocken¬ 
kartoffeln. 2. Mästungsversuche mit Schweinen über die Wirkung von Trocken¬ 
kartoffeln und Mais. Zusammenfassender Bericht von 0. Kellner. (Berichte 
über Landwirtschaft, herausgegeben im Reichsamte des Innern, 1909, H. 11.) 


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Diese Versuche mit Pferden wurden an vier Instituten angestellt, näm¬ 
lich von Schmieder und Neubauer-Bonn, Gisevius und Hangen-Gießen, 
Kuhnert-Preetz-Holstein, Unger und Zielstorff-Insterburg; jeder der vier Ver- 
suchsansteller hat getrennt über seine Versuche berichtet. Die vier Versuchs¬ 
reihen mit insgesamt 156 Pferden lehren übereinstimmend, daß getrocknete Kar¬ 
toffeln nach Maßgabe ihres Nährstoffgehalts durchaus geeignet sind, ein Drittel 
des sonst in Form von Hafer oder Mais gereichten Kraftfutters bei Pferden zu 
ersetzen. In diesem Verhältnis verabreicht und durch Beigabe eines protein- 
reichen Futters ergänzt, sind sie befähigt, den Emährungs- und Gesundheitszu¬ 
stand, sowie die Leistungsfähigkeit der Pferde auf derselben vollen Höhe zu er¬ 
halten, die sonst bei Verfütterung von Hafer oder von Mais und Hafer als aus¬ 
schließliches Kraftfutter zu erreichen ist. In zweien von den vier Versuchsreihen 
haben die Trockenkartoffeln zudem den Verlauf des Haarwechsels befördert und 
abgekürzt. Getrocknete Kartoffelschnitzel und Kartoffelflocken sind als Pferde¬ 
futter gleichwertig. 

Mit Schweinen wurden 16 Versuchsreihen angestellt; 400 Tiere wurden be¬ 
nutzt. Die Versuche ergaben: 

Die getrockneten Kartoffeln, Schnitzel und Flocken, den Normen entsprechend 
neben eiweißreicherem Beifutter verabreicht, haben sich als ein ausgezeichnetes 
Mastfutter für Schweine erwiesen. Wurden sie als Hauptfutter selbst in den sehr 
beträchtlichen Mengen von 20—29 kg Flocken oder 15—25 kg Schnitzeln auf 
Tag und 1000 kg Lebendgewicht verfüttert, so gelang es bei raschwüchsigen 
Rassen bezw. Kreuzungen während einer Mastzeit von durchschnittlich drei 
Monaten eine Lebendgewichtszunahme von durchschnittlich 0,665 kg bei Flocken 
und 0,600 kg bei Schnitzelfütterung auf Tag und Stück zu erzielen. Von den 
Flocken konnten im allgemeinen den Mastschweinen etwas größere Mengen 
(durchschnittlich 20—25 kg auf Tag und 1000 kg Lebendgewicht) beigebracht 
werden als von den Schnitzeln. (Durchschnittlich 15—20 kg auf Tag und 1000 kg 
Lebendgewicht.) Doch kamen auch Fälle vor, wo umgekehrt die Kartoffel¬ 
schnitzel mit größerer Freßlust verzehrt wurden wie die Flocken. Von dem 
Stärkemehl der Flocken gingen meist nur sehr geringe, von dem der Schnitzel 
eine zwar etwas größere, aber doch nur unbedeutende Menge unverdaut ab. 
Die verdaulichen Nährstoffe der Kartoffelflocken erwiesen sich mit denen des 
Maisschrots in Hinblick auf den Lebendgewichtszuwachs als gleichwertig; die 
Nährstoffe der Kartoffelschnitzel ließen jedoch im Vergleich zum Mais und zu 
den Flocken durchschnittlich eine etwas geringere Wirkung auf die Lebendge¬ 
wichtszunahme erkennen. Trotz dieses Umstandes bilden sie ebenso wie die 
Flocken immer noch ein vortreffliches Mastfutter für Schweine, insbesondere, 
wenn man nicht mehr davon verfüttert, als man sonst an Nährstoffen in der 
Form nicht getrockneter, gedämpfter Kartoffeln zu verabreichen pflegt. Beide 
Formen von Trockenkartonein eignen sich darnach sehr gut als Ersatz für Mais¬ 
schrot, gegenüber welchem sie außerdem Schlachtprodukte von wesentlich 
besserer Qualität liefern. Treibt man die Mast nicht bis zu einer übermäßigen 
Belastung der Fleischstücke mit Fett, so werden Schlachtprodukte erzielt, die 
sehr hohen Anforderungen genügen und sich zur Herstellung von Dauerware 
eignen. Während der Mais bekanntlich weiches Fleisch und weichen Speck er¬ 
zeugt, wurden in den vorliegenden Versuchen selbst nach reichlichster Fütterung 
mit Trockenkartoffeln Fleisch und Speck von sehr guter Qualität erhalten. Da 
die Kartoffeln zu den kalkarmen Futtermitteln gehören, so ist bei ihrer Verwen¬ 
dung zur Mast junger Schweine auf eine genügende Versorgung der Tiere mit 
Kalk Bedacht zu nehmen. Sofern nicht kalkreiches Futter (Hülsenfruchtschrot, 
Fischfuttermehl usw.) nebenher verabreicht wird, ist den Tieren etwas Schlemm¬ 
kreide (etwa 10 g auf Tag und Stück) zuzuführen. Justus Volhard. 

1172) Vasiliu, Hav&lamb. Weiteres über das Schicksal des in den Eiweih¬ 
stoffen enthaltenen, nichthydroxylierten Benzolrings im Tierkörper. Die Phen- 
acetnrsäure als wichtiger Harnbestandteil. Aus d. agrik.-chem. Inst. d. Univ. 
Breslau. (Mitteil. d. Landwirtschaftl. Inst. d. Univ. Breslau 1909, Bd. 4, H. 5, 
S. 703-714.) 


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Referate. 


Die früheren Versuche des Verfassers (dieselb. Mitteil. Bd. 4, S. 355, 375, 467) 
haben ergeben, daß der in den Eiweißstoffen enthaltene, nichthydroxylierte 
Benzolring bei den Fleischfressern größtenteils zerstört wird, während er bei 
den Pflanzenfressern fast vollständig den Körper verläßt, und zwar 2 / ß als Hippur¬ 
säure und 3 / 6 in anderer Form. Die nächste zu entscheidende Frage war folgende: 
In welcher Form außer Hippursäure erscheint der nichthydroxylierte Benzolring 
im Harne der Pflanzenfresser? Die früheren Versuche des Autors haben hierüber 
keine Klarheit geschaffen; sie gaben nur einige Wahrscheinlichkeit dafür, daß 
das Phenylalanin oder eines seiner Peptide die fragliche Substanz sei. An einem 
Fütterungsversuch mit einem Hammel hat nun Vasiliu folgendes nachgewiesen: 

Die Eiweißstoffe enthalten etwa 4—5 °/ 0 nichthydroxylierten Benzolring, auf 
Hippursäure umgerechnet. Dieser Benzolring wird im Körper der Fleischfresser 
größtenteils zerstört, in dem der Pflanzenfresser aber nicht; er kommt im Harne 
etwa zu 2 / 6 als Hippursäure, zu 3 / 5 als Phenacetursäure zum Vorschein. Infolge 
der Ausscheidung des Benzolrings bei den Pflanzenfressern wird das Eiweiß von 
diesen Tieren mit 4—5 °/ 0 weniger als vom Fleischfresser verwertet. Die Phen¬ 
acetursäure ist ein fast ebenso wichtiger Bestandteil des Pflanzenfresserharns wie 
die Hippursäure. Die Zerstörung des betreffenden Benzolrings hängt nicht von 
der Eigenart der Tiere, sondern von der Beschaffenheit der Nahrung ab. Es 
ist höchstwahrscheinlich, daß die Reaktion, bei welcher die Verbrennung der 
Nahrung in den Zellen vor sich geht, das Zerstören oder das Intaktbleiben des 
Benzolrings bedingt. Justus Volhard\ 

1173) Hollinger, A. Die Verteilung des Zuckers im Blut. Aus d. städt. 
Krankenh. Frankfurt a. M. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 1—12.) 

Bei normalem Blutzuckergehalt sind Blutplasma und geformte Bestandteile 
entweder völlig oder annähernd gleich zuckerhaltig. 

In der überwiegenden Mehrzahl der untersuchten Fälle von Hyperglykämie 
sind die Blutkörperchen stärker als das Serum an dem abnorm hohen Zucker¬ 
gehalt beteiligt. Die Blutkörperchen nehmen also an den Schwankungen des 
Blutzuckergehalts teil. 

Unter diesen Umständen ist die Untersuchung des Gesamtblutes auf seinen 
Zuckergehalt das Nächstliegende und Wichtigste. 

In der Mehrzahl der untersuchten Fälle wird die alkalische Quecksilber¬ 
lösung nach Knapp schwächer reduziert als die alkalische Kupferlösung nach 
Fehling. Vielleicht findet sich also unter dem Traubenzucker noch ein anderes 
reduzierendes Kohlehydrat im Blute. 

Eine titimetrische Methode, den absoluten Zuckergehalt des Blutes festzu¬ 
stellen, besitzen wir demnach einstweilen noch nicht. K . Reicher . 

1174) Hausmann, W. u. Pribram, E. Über die zerstörende Wirkung der 
Galle auf Toxine und Antitoxine bei Belichtung. Aus d. physiolog. Inst. d. 
Hochsch. f. Bodenkultur und dem staatl. serotherap. Inst, zu Wien. (Biochem. 
Ztschr. 1909, S. 13—20.) 

Man kann durch Galle Toxine und Antitoxine im Lichte bei einer Versuchs¬ 
anordnung unwirksam machen, welche im Dunkeln weder Toxin noch Antitoxin 
schädigt. K. Reicher . 

1175) Higuchi, S. (Tokio). Über die pharmakologischen Wirkungen der 
Placenta. Aus dem Inst. f. Pharmak. u. physiol. Chemie d. Univ. Rostock. (Biochem. 
Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 21—67.) 

Die umfangreiche Studie ergibt folgende Resultate. 

Als geeignetstes Antisepticum erweist sich ein Zusatz von 0,7—0,83 °/ 0 Toluol 
oder 0,83 °/ 0 Chloroform zum Placentarbrei. 

Die menschliche Placenta vermag Glykoside, z. B. Amygdalin, zu spalten und 
zwar stärker als die Niere und schwächer als die Leber des Kaninchens. Auch 
dem Filtrate des Placentarbreies kommen noch glykosidspaltende Wirkungen, 
wenn auch in geringerer Intensität zu, dagegen fehlen sie dem Alkoholäther¬ 
extrakt, sowie dem Extraktionsrückstand der Placentarzellen. Das gleiche Ver¬ 
halten zeigt sich gegenüber den Glykosiden Arbutin, Salicin und Helicin, wäh- 


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Referate. 


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rend Sapotoxin in der Kälte von dem Placentarbrei verankert, aber nicht ge¬ 
spalten wird. Ebensowenig werden Helleborein oder Strophantin zerlegt. 

Strychnin und Aconitin werden durch Placentarbrei in ihrer Wirkung ab- 

g eschwächt, Morphium dagegen nicht. Mit dieser Tatsache stimmt die klinische 
Beobachtung, daß bei dauernder Aufnahme größerer Mengen Morphins von Seiten 
der Mutter während der Gravidität das neugeborene Kind fast stets Zeichen 
von chronischer Morphiumvergiftung aufweist. Die Placenta vermag ferner ge¬ 
wisse Ester wie Salol (Salicylsäure-Phenylester) und Tannigen (Tannin-Diacetyl- 
ester) zu spalten. 

Die normale menschliche Placenta enthält kein Gift, denn weder der klare 
Preßsaft noch der Aether-Alkoholextrakt üben eine toxische Wirkung auf den 
tierischen Organismus aus. Ebenso vermißt Higuchi bei gleicher Behandlung 
ein Hämolysin, selbst bei Hinzufügung von Lecithin (diesen Ergebnissen stehen 
allerdings die exakten Versuche von Mohr und Freund gegenüber d. Ref.). 
Innerlich verabreichte Placenta hat endlich weder ein Ansteigen des Blutdrucks 
noch Uteruskontraktionen zur Folge. K . Reicher . 

1176) Fränkel, S. Über Lipoide IV. Pari, G. A. Über die Phosphatide 
des Rinderpancreas. Aus d. Labor, d. Spiegler-Stiftung, Wien. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 17, S. 68—77.) 

Pari entdeckt unter Fränkels Leitung im Rinderpancreas ein neues Phos- 
phatid, welches im Gegensatz zu den meisten bekannten Phosphatiden in Aceton 
und Methylacetat löslich ist. Es stellt sich als ein ungesättigtes, optisch aktives 
Monoaminophosphat dar, in dem auf je ein N-Atom vier Methylgruppen ent¬ 
fallen. Es liefert als Spaltungsprodukte Myristinsäure C 14 H 28 0 2 , eine ungesättigte 
Fettsäure mit einer geringeren C-Zahl als die Ölsäure und eine Base mit vier 
Methylgruppen. (Cholin hat deren drei.) K. Reicher . 

1177) Löb, W. Zur Kenntnis der Zuckerspaltungen. 3. Mitteilung. Die 
Elektrolyse des Traubenzuckers. Aus d. biochem. Abtlg. d. Rud. Virchow-Krankh. 
zu Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 132—144.) 

Verfasser entwirft folgendes Bild vdm Zuckerabbau bei der elektrolytischen 
Oxydation: Der Traubenzucker erleidet einen Zerfall in d-Arabinose und Formal¬ 
dehyd ; diese, sowie das Ausgangsmaterial unterliegen der fortschreitenden Oxy¬ 
dation. Aus dem letzteren entsteht Gluconsäure und Zuckersäure, aus dem 
Formaldehyd wird Ameisensäure bezw. Kohlenoxyd und Kohlensäure; d-Ara¬ 
binose liefert Arabonsäure und Trioxylglutarsäure. Die Potentialdiffer^nz betrug 
bei allen Versuchen 4—5 Volt. K. Reicher . 

1178) Mayer, P. (Karlsbad.) Über Ureidoglucose. Aus d. ehern. Abtlg. d. 
pathol. Univ. Instit. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 17, S. 145—155.) 

Unter bestimmten Bedingungen vereinigen sich Traubenzucker und Harn¬ 
stoff zu Ureidoglucose (Schoorl). Mayer untersucht nun das Verhalten dieser 
Verbindung im Tierkörper und findet, daß die Ureidoglucose bei oraler Zufuhr 
bis zu etwa 7 °/ 0 der Oxydation entgeht, und daß bei subcutaner Darreichung 
ca. 30—60 °/ 0 , bei intravenöser Verabfolgung ca. 60 °/o im Harne ausgeschieden 
werden. Bei oraler Verfütterung stellt sich fast stets im Urin positive Naphtho- 
resorcinreaktion ein, was für den wahrscheinlichen Übergang von Ureidoglucon- 
säure in den Ham spricht. Die Ureidoglucose ist der Glycogenbildung fähig, 
andererseits besitzt die Leber höchstwahrscheinlich in geringerem Grade die 
Fähigkeit, Traubenzucker aus der Ureidoglucose abzuspalten. Im zuckerhaltigen 
Urin bildet sich trotz Anwesenheit von Traubenzucker und Harnstoff keine Ureido¬ 
glucose. K. Reicher. 

1179) Hata, S. (Tokio.) Über die Sublimathemmung und die Reaktivierung 
der Fermentwirkungen. Aus dem biochem. Labor, d. Krankh. Moabit zu Berlin. 
(Biochem. Ztsch. 1909, Bd. 14, S. 156—187.) 

Das Sublimat hemmt die Tätigkeit des Pepsins, Trypsins, Labs, Speichels, 
des proteolytischen Fermentes der Leber und der H 2 O a zersetzenden Fermente, 
doch wird die Ferment Wirkung durch geeignete Mittel, welche das Hg aus der 


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Referate. 


Lösung niederzuschlagen oder in eine nicht dissoziierbare Verbindung umzusetzen 
vermögen, wieder hervorgerufen. Niemals läßt sich eine sichere Förderung der 
Fermentwirkung durch Sublimat nachweisen. 

Da die Fermente durch Sublimat schwerer fällbar sind als die begleitenden 
Eiweißkörper, kann man Fermentpräparate bis zu einem gewissen Grade von 
Eiweiß befreien. Das in der Lösung neben dem Fermente zurückbleibende 
Sublimat wird nachher durch K 2 S entfernt, damit das Ferment selbst wieder 
reaktiviert wird. K. Reicher . 


1180) Windaus, A. Über Cholesterin XI. (Ber. d. deutsch, ehern. Gesellsch. 
1908, 12, 2558.) 

Fortsetzung der Arbeiten zur Konstitutionsaufklärung des Cholesterins. Es 
gelang dem Verfasser eine durch schrittweisen Abbau des Cholesterins gewonnene 
Tricarbonsäure von der Formel C^H^Oe durch Einwirkung von Salpetersäure 
in Oxyisobuttersäure und eine Tetracarbonsäure von der Formel C 2 iH 30 O 8 zu zer¬ 
legen. Daneben entsteht ein Trinitrosubstitutionsprodukt der ursprünglichen Tri¬ 
carbonsäure von der Formel C 2 5H 37 N 3 0 12 . Dieser Nitrokörper erwies sich als eine 
dreibasische Säure, die 3 Carboxylgruppen enthält und in der die 3 Nitrogruppen 
an Stelle von Wasserstoffatomen getreten sind. Da der Körper bei der Reduktion 
in saurer Lösung in ein um 3 Kohlenstoffatome ärmeres Nitril C 22 H 2 iNO e und in 

(CH S ). 2 C-C- 

Aceton übergeht, so steht für das Nitril die Konfiguration | / \ 

N°2 n° 2 N0 2 

und für die Tricarbonsäure, die aus dem Nitril entsteht, die Gruppe (CH 3 ) 2 . CH. 
CH 2 — zur Diskussion. Für das Trinitroprodukt wäre also das Formelbild 
(CH 3 ) 2 . C-C-C 18 H 28 (COOH) 3 

| | und für die Tricarbonsäure aus Cholesterin 

NO a (N0 2 ) 2 

das Bild (CH 3 ) 2 .CH .CH 2 C 18 . H 28 .(COOH) 3 anzunehmen. 

Die Tetracarbonsäure C 2 iH 30 O 8 entsteht aus dieser Tricarbonsäure unter Ab¬ 
spaltung von 4 Kohlenstoffatomen in der Form von Oxyisobuttersäure. Dieses 
Produkt gestattet das Formelbild der Tricarbonsäure wie folgt zu erweitern: 
(CH 3 ) 2 . CH. CH 2 . CH 2 . C 17 H 26 (COOH) 3 , welche durch die Oxydation mit Salpeter¬ 
säure durch Zufuhr von 6 O in (CH 3 ) 2 . C(OH)COOH (Oxyisobuttersäure) und 
COOH. Ci 7 H 26 (COOH x ) 3 (genannte Tetracarbonsäure) übergeht. Das frühere 

C 22 H 37 . CH: CH 2 


Formelbild des Cholesterins CH 2 ' 


\ 


CHo 


kann also zu dem folgenden 


CH (OH) 

(CH 3 ) 2 . CH . CH 2 . CH 2 . C 17 H 26 -CH: CH 2 


ch 2 ; 


;ch 2 


erweitert werden. 


CH. (OH) 


F. Satnuely. 


1181) Fischer, Emil u. Krämer, Adolf. Versuche zur Darstellung der 
ß-Amino-^, d-dioxyvaleriansäure. (Ber. d. deutsch, ehern. Ges. 1908, 41, 2728.) 

Es steht zu erwarten, daß neben dem Serin und Oxyprolin noch andere 
aliphatische Oxaminosäuren enthalten sind. Man kann besonders die Derivate 
der n-Valeriansäure und n-Capronsäure wegen ihrer Beziehung zum Ornithin und 
Lysin erwarten. Die Kenntnis solcher synthetischen Säuren ist daher von 
größtem Interesse. 

Die Synthese geschieht durch Überführung von Phenylepichlorhydrin (ein Ein¬ 
wirkungsprodukt von Phenol auf Epichlorhydrin, das im wesentlichen ein c-Oxy- 
ß-phenoxy-;'-Chlorpropan C 6 H 6 0. CH 2 . CH(OH)CH 2 Cl enthält) mit Natriummalon- 

/ O-CO 

cster und Verseifen des Esters in eine Lactonsäure ( I I 

\C 6 H 6 .0 . CH 2 .CH—CH 2 —CH 

.COOH ist die hypothetische Formel j. Diese Lactonsäure, deren Konstitutions- 


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Referate. 


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bild noch der Begründung bedarf, geht durch Bromieren in ein Dibromderivat 
über, das beim Erhitzen CO a verliert und mit NH 3 das Brom gegen die NH 2 - 
Gruppe eintauscht, so daß ein Körper von der wahrscheinlichen Formel 
O-CO 

C.H.BrO ; CH».CH-CH,.CH.NH, e " ,S,eht ' DieSer hi ” wieder * ibt d “ rch Er ‘ 
hitzen mit konzentrierter Brom wasserstoffsäure und durch Erhitzen mit Wasser 
ein Gemisch von Aminosäuren, unter denen das y-Oxyprolin und die gesuchte 
a-Amino-y-d-dioxy-valeriansäure enthalten sind. F. Samuely. 

1182) Jolles, Adolf. Über den Nachweis von Gallensäuren. (Ber. d. deutsch. 
Chem. Gesellsch. 1908, 41, 2766.) 

2—3 ccm einer 0,1 proz. Lösung von Tauro- oder Glycocholat oder reiner 
Cholsäure werden mit 1—2 Tropfen einer 5 proz. Rhamnoselösung und 2—3 ccm 
konzentrierter Salzsäure kurz gekocht. Nach vorangehender Rotfärbung tritt 
eine grüne Fluorescenz auf. Mit dieser Reaktion können noch 0,0005—0,0001 g 
Cholsäure in Alkohollösung nachgewiesen werden. Aetherzusatz zur erkalteten 
Lösung und Umschütteln erhöht die Fluorescenz. Die Reaktion beruht in der 
Beteiligung des entstehenden Methyl-Furfurols. F. Samuely . 

1183) Abderhalden, Emil u. Hirzowski, Alfred. Synthesen von Polypep¬ 
tiden. 18. Mitteilung. Derivate des Glykokolls, d-Alanins, d-Leucins und 
1-Tyrosins. (Ber. d. deutsch, chem. Ges. 1908, 41, 2840.) 

Bei partieller Hydrolyse von Seidenfibroin konnte ein Polypeptid gewonnen 
werden, das vermutlich durch seinen Gehalt an Tyrosin gewisse Eigenschaften 
der Albumosen besitzt und an dessen Aufbau 2 Moleküle Glykokoll, 1 Molekül 
d-Alanin und 1 Molekül 1-Tyrosin beteiligt sind. Über die Configuration dieses 
Tetrapeptids war bekannt, daß sich einmal Glykokoll mit d-Alanin, und einmal 
mit 1-Tyrosin verbunden vorfindet, da bei der partiellen Hydrolyse des Tetra- 
peptides Glycyl-d-alaninanhydrid und Glycyl-Tyrosinanhydrid gewonnen wurde. 

Zu Vergleichs- und Identifikationszwecken ist es wichtig, die möglichen 
stereoisomeren Tetrapeptide aus den genannten 3 Aminosäuren synthetisch dar¬ 
zustellen. Deren sind acht möglich; ein bereits früher von Fischer dargestelltes 
Glycyl-d-alanyl-glycyl-l-Tyrosin zeigte nicht die dem natürlichen Tetrapeptid aus 
Seide zukommende Fällbarkeit mit Ammonsulfatlösung. 

An neuen Peptiden haben die Verfasser dargestellt ein: Glycyl-d-Alanyl- 
1-Tyrosin, das durch Am 2 S0 4 nicht fällbar ist, ein d-Alanyl-l-Tyrosin, ein d-Leucyl- 
1-Tyrosin ferner d-Alanyl-diglycyl-glycin (sehr leicht spaltbar durch Pancreassaft) 
und d-Alanyl-3-d-Dijod-l-Tyrosin. 

Die Methoden sind die für Polypeptidsynthesen bekannten. F. Samuely . 

1184) Abderhalden, E. u. Guggenheim, Markus. Weiterer Beitrag zur 
Kenntnis von Derivaten des 3-5-Dijodtyrosins. (Ber. d. deutsch. Chem. Gesellsch. 
1908, 41, 2852.) 

Auf Gruna der Beobachtung, daß bei der Kuppelung von Aminosäuren mit 
Säurehalogeniden die jodhaltigen Säurechloride besser kristallisierende Kuppe¬ 
lungsprodukte liefern als die bromhaltigen — allerdings unter Bildung racemischer, 
d. h. optisch inaktiver Produkte, haben die Verfasser eine Reihe solcher Körper 
dargestellt und zwar Jodessigsäure, Jodacetylchlorid, Jodessigsäureanhydrid, ferner 
d-l-a-Jodpropionsäurechlorid und durch Kuppelung Jodacetyl-l-Tyrosinäthylester, 
Jodacetyl, 3-5-dijod-l-tyrosin, Jodpropionyltyrosinäthylester, dl-a-Jodpropionyl 3-5- 
Dijod-l-tyrosin und aus diesem d-l-Alanyl-3-5- dijod-l-tyrosin. Von physiologischem 
Interesse dürfte vielleicht das zuletzt genannte Dipeptid sein, das möglicherweise 
in natürlichen, jodhaltigen Proteinen enthalten ist. Sp. 217—219° («)” = + 47,23°. 

F. Samuely . 

1185) Abderhalden, E. u. Baumann, L. Weiterer Beitrag zur Kenntnis von 
1-Tryptophan enthaltenden Polypeptiden. (Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. 1908, 
41, 2857.) 

Nach den bekannten Methoden sind die folgenden Polypeptide dargestellt: 
Jodacetyl-l-tryptophan, daraus Glycyl-l-Tryptophan («)* = + 19,74° dl-a-Jodpro- 


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Referate. 


pionyl-1, Tryptophan Methylester Sp. 145—146° daraus d-l-Alanyl-l-tryptophan- 
anhydrid Sp. 280° (a)^= +87,03. Ferner die nicht kristallisierenden Körper 

Jodpropionyl-l-Tryptophan und Jodacetyl-glycyl-l-tryptophan. F. Samuely . 

1186) Fischer, Emil. Synthesen von Polypeptiden. XXV. Derivate des 
Tyrosins und Aminoacetals. (Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. 1908, 41, 2860.) 

Bei der Synthese von Poylypeptiden aus Aminosäuren, die eine Oxygruppe 
enthalten, z. B. Tyrosin durch Kuppelung mit Säurechloriden oder Phosphor- 
pentachlorid zur Chlorierung stört die Empfindlichkeit dieser Hyrdroxylgruppe. 
Dieser Übelstand läßt sich beseitigen durch Besetzung dieser Gruppe mit einer 
Carbomethoxygruppe, die sich nachträglich durch Verseifung wieder beseitigen läßt. 

Aus Chloracetyl-l-Tyrosin entsteht durch Behandlung mit Chlorkohlensäure- 
methylester das Chloracetyl-Carbomethoxy-l-Tyrosin: CiCH 2 CO-NH. CH. (CH 2 . 
C 6 H 4 0. COOCH 3 jCOOH, das sich nun am Carboxylende zum Zweck neuer 
Kuppelungen leicht mit Phosphorpentachlorid in das entsprechende Säurechlorid 
verwandeln läßt. Dieses Säurechlorid tritt in ätherischer Lösung mit Glykokoll- 
ester zu Chloracetyl-carbomethoxy-tyrosyl-glycinäthylester zusammen, aus dem 
durch Schütteln mit kaltem verdünnten Alkali die Carbomethoxygruppe als C0 2 
und CH 3 OH austritt, unter gleichzeitiger Verseifung des Esters. Der entsprechende 
Körper wird amidiert und stellt das Glycyl-l-tyrosyl-Glycin dar. Sp. zeigen 221° 
Millo nsche Reaktion +, Biuretraktion -f. 

In gleicher Weise wurde unter Verwendung von Glyeyl-d-alaninester ein 
Chloracetyl-carbomethoxy-tyrosyl-glycyl-d-alaninmethylesterundausihm einGlycyl- 
tyrosyl-glycyl-d-Alanin dargestellt; amorph, leicht löslich in Wasser, Sp. unscharf. 
Dunkelfärbung unter Verkohlung bei 225°. Millo nsche Reaktion, Biuretprobe +. 
Der Körper ist wie die anderen so dargestellten Peptide optisch inaktiv und ver¬ 
mutlich ein Gemisch mehrerer Stereoisomerer. 

Ferner wird ein einfacher und erträgnisreicher Weg zur Bildung von Re¬ 
duktionsprodukten von Polypeptiden mitgeteilt, d. h. von Aminokörpem, die an 
Stelle der endständigen Carboxylgruppe eine Aldehydgruppe tragen. Man bringt 
in ätherischer Lösung Aminoacetal mit Chloracetylchlorid zusammen, wobei 
höchstwahrscheinlich ein Chloracetylaminoacetal Cl.CH 2 .CO.NH.CH 2 CH(OC 2 H 5 ) a 
entsteht. Dieser Körper geht durch Amidieren mit NH S in Glycylaminoacetat 
NH 2 . CH 2 . CO. NH. CH 2 . CH. (OC 2 H 6 ) 2 über. Dieser Körper geht durch Behandeln 
mit Säuren in ein die Fehlingsche Lösung reduzierendes Produkt, wahrschein¬ 
lich Glycyl-aminoaldehyd über. Diese Synthese ist vermutlich einer großen 
Anwendung fähig. F. Samuely . 


1187) Lippich, Fritz. Über Uramidosäuren. II. Mitteilung u. DL Mitteilung. 

(Ber. der deutsch, chem. Gesellschaft 1908, 2953, 2974.) 

Uramidosäuren entstehen auf einfache Weise durch Kochen von Aminosäuren 
und Harnstoff mit Barytwasser. Die Umsetzung erfolgt nach dem Chemismus 
des folgenden Formelbildes: 


NH a NH 2x NH.CONH, 

R< + ;co = R v + nh 3 


x COOH NH/ x COOH 

Zu dieser Umsetzung sind alle «-Aminosäuren der Glykokollreihe bis zum 
Leucin, die Asparaginsäure, die Glutaminsäure, das Tyrosin und das Taurin be¬ 
fähigt. Im gleichen Sinn reagieren die o-Aminobenzoesäure (Anthranilsäure), 
die m-Aminobenzolsulfosäure (Metanilsäure), die p-Aminobenzolsulfosäure (Sulfanil- 
säure), die ß-Aminobuttersäure und die £-Phenylamidopropionsäure. Die Bildung 
der Uramidosäuren scheint eine Eigenschaft aller Aminogruppen zu sein, soweit 
sie nicht als Säureamidgruppe funktionieren. Durch diese Barytwasserhamstoff- 
reaktion gelangt man zu einer Reihe neuer oder bereits bekannter Substanzen 
(s. Original). Die Salze dieser Säuren sind sehr leicht wasserlöslich. Die Ura¬ 
midosäuren geben bei Abwesenheit von freier Säure und Chlorid in größter 
Verdünnung eine flockige Fällung mit Quecksilbemitrat, welche im Gegensatz 
zur Quecksilberhamstofffällung im geringsten Alkaliüberschuß löslich ist. Queck- 


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Referate. 


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silberchlorid und Silbernitrat fällen in wässeriger Lösung nicht, hingegen entstehen 
in alkoholischer Lösung schön kristallisierende Salze. Uramidosäuren geben 
keine Biuretreaktion. Sie reagieren in der für Aminosäuren bekannten Weise 
mit Naphthalinsulfochlorid, Benzoylchlorid und Phenylisocyanat nicht. Sie lassen 
sich hingegen wie Aminosäuren mit Salzsäure und Alkohol verestem, und durch 
Einwirkung verdünnter warmer oder konzentrierter warmer Säuren in Ahydride 
verwandeln. Abgesehen von ihrer rein chemischen Bedeutung haben diese 
Uramidosäuren durch die Art ihrer Entstehung auch hohes physiologisches 
Interesse. 

Die Säure wird mit dem 2—3 fachen Gewicht Harnstoff in 200—500 ccm 
reinstem Barytwasser im offenen Kolben 6—10 Stunden gekocht, bei dauerndem 
Harnstoff- und Barytüberschuß. Der von Baryt durch C0 2 .befreite und ein¬ 
geengte Rückstand wird in 500—1500 ccm Alkohol bezw. Ätheralkohol ein¬ 
getropft. Die flockige Fällung wird abgesaugt, mit Alkohol gewaschen, in Wasser 
gelöst und von Baryt mit H 2 S0 4 befreit und zur Kristallisation engeengt. 

Der Chemismus dieser Umsetzung von Aminosäuren mit Harnstoff muß als 
Carbaminsäurereaktion aufgefaßt werden, da die Uramidosäuren auch durch Er¬ 
hitzen von Aminosäuren mit Urethan (Carbaminsäureäthylester) oder in wässeriger 
Lösung mit Harnstoff allein entstehen. Die letztere Reaktion erklärt sich aus 
der partiellen Umwandlung von Harnstoff in cyansaures Ammon. Da dieses 
durch die anwesende Aminosäure im Sinn der Reaktion gebunden wird, geht 
die Überführung des Harnstoffs in die Cyansäure quantitativ zu Ende. Ist hin¬ 
reichend Hamstoffüberschuß vorhanden, so hat sich nach einstündigem Kochen 
bereits die Hälfte der Aminosäure in Uramidosäure umgesetzt. Mit Rücksicht 
auf diesen einfachen Entstehungsmodus der Uramidosäuren als Gleichgewichts¬ 
reaktion, deren Umwandlungsgeschwindigkeit nur von Temperatur und Kon¬ 
zentration abhängig ist, ist die physiologische Bildungsweise der Uraminosäuren 
nicht a limine abzulehnen. 

Von ebensolcher physiologischer Bedeutung ist eine dritte Synthese der 
Uramidosäuren durch Erhitzen von Aminosäuren mit Guanidin (als Carbonat in 
wässeriger Lösung). Es ist anzunehmen, daß intermediär eine Guanamidosäure 
vorhanden war, in der sekundär die Imidogruppe gegen Sauerstoff ausgetauscht 
wurde. Diese Beobachtung ist mit Rücksicht auf die Beteiligung des Arginins 
(einer Guanidin-a-Aminovaleriansäure) an der Harnstoffbildung von besonderem 
Interesse. 

Die Details der Darstellungsmethoden siehe im Original. F. Samuely. 

1188) Neuberg, C. u. Brahn, B. Über Inosinsäure. (Ber. der deutsch, ehern. 
Gesellsch. 1908, Bd. 41, 3376.) 

Ergänzung zu einer früheren Arbeit der Autoren. (Biochem. Zeitschr. 1907, 
5, 439) über die Zusammensetzung der Inosinsäure. Es wird endgültig nach¬ 
gewiesen, daß diese kristallisierende Nucleinsäure (dargestellt nach der Methode 
von Haiser, Monatshefte für Chemie 1895, 16, 190) die Formel C 10 H ls N 4 O 8 P 
hat und durch Hydrolyse in H 3 P0 4 , C 5 H 4 N 4 0-Hypoxanthin und C 6 H 10 O 6 = eine 
Pentose (1-Xylose bezw. u-Lyxose) zerflält. Die Identifikation der Pentose als 
1-Xylose entgegen Bauer, der racemische Arabinose angenommen hatte, ist end- 
gültig. 

Unter Annahme einer Verknüpfung von Phosphorsäure mit der Purinbase 
ergibt sich die Formel: 

N—C— 

II | >CH 

HC C-N/ OH _ q _ 

HN-CO X O p \ /OH H \ 

O-C. — C-C - c— ch 2 oh. 

H Ö OH H 

F. Samuely. 


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Referate. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1189) Franchini, G. u. Scordo, F. Contributo allo studio del diabete mel- 
lito. (Beitrag zum Studium des Diabetes.) Aus der Clin. med. gen. zu Florenz. 
(Riv. crit. di Clin. med. April 1909, Nr. 7—9.) 

In zwei Fällen wurden in Stägigem Stoffwechselversuch der N-, P a 0 6 - und 
Fettstoffwechsel, sowie die N-Fraktionen und die Schwefelverbindungen bestimmt. 
Die Arbeit bietet nichts Neues; ihrer vielen Zahlen wegen sei sie hier erwähnt. 

M. Kaufmann . 

1190) Frugoni, C. u. Marchetti, D. Contributo allo studio della lipemia e 
lipoidemia diabetiche. (Beitrag zum Studium der diabetischen Lipaemie und 
Lipoidämie.) Aus der Clin. med. gen. zu Florenz. (II Policlin., Sez. med. 
Febr. 1909, Nr. 2.) 

Die Verfasser beschreiben einen Fall von Diabetes, der wohl die stärkste 
bis jetzt beobachtete Lipaemie aufwies. Das Aetherextrakt belief sich auf 27 °/ 0 
des Gesamtbluts, davon 25,426°/ 0 Totalfett (und zwar Fettsäuren der Seifen usw. 
3,45°/ 0 , Neutralfett 21,976%), l,O63°/ 0 Cholestearin und 0,511 °/ 0 Lecithin; der 
gleichzeitig gelassene Urin enthielt 3,23 g NH 3 , 68 g Glykose, 9,08 g Aceton, 
31,46 g ß-Öxybuttersäure, 3,5 g Fett (alles bei strenger Diät). Das Leichenblut 
enthielt 22 Stunden nach dem Tod 34 °/ 0 Aetherextrakt, davon 31,946 °/ 0 Gesamt¬ 
fett (4,95°/ 0 Fettseifen, 29,996°/ 0 Neutralfett), 1,41 °/ 0 Cholestearin, 0,644°/ 0 Lecithin. 
Der Liquor cerebrospinalis sah milch ig-getrübt aus; ebenso boten die Einge¬ 
weide durch die weißlichen Blutgefäße einen merkwürdigen Anblick dar. Die 
Verfasser halten die Lipaemie nicht für die Ursache des Komas, wenn auch 
gewisse Beziehungen zu demselben bestehen. Möglicherweise beeinflußt die 
Lipaemie das Nervensystem in einem die Entstehung des Komas begünstigenden 
Sinn; als nicht bewiesen ist zu erachten, daß die Lipaemie wirkliche Fett¬ 
embolien bewirkt, und daß diese das Koma verursachen. Am Pancreas und 
seinen Langerhans’schen Inseln war in dem Falle nichts pathologisches zu 
linden. Was die Ursache der Lipaemie anlangt, so läßt sich die alimentäre 
Genese des Fettes zwar nicht ausschließen, viel wahrscheinlicher ist aber die 
autogene Genese; und da es — seines hohen Gehaltes an Lecithin und Chole¬ 
stearin wegen — nicht aus den großen Fettdepots des Körpers kommen kann, muß 
man an die Herkunft aus den inneren Organen infolge Abbauprozesse denken. 
Unter allen Umständen muß aber dazu noch ein Faktor kommen, der Mangel 
jener Funktionen, die normalerweise das Verschwinden des Fettes im Blute be¬ 
wirken, mag man sie nun lipolytische Funktion oder anders nennen. Jedenfalls 
weisen eine Reihe von Umständen darauf hin, daß es sich bei hochgradiger 
Lipaemie um mehrere ätiologische Faktoren handelt. M. Kauftnann. 

1191) Massaro, G. Dell’ importanza delle ossidasi urinarie nel giudicare 
delle condizioni funzionali della cellula epatica. (Über die Wichtigkeit der 
Hanioxydasen für die Beurteilung der Funktion der Leberzellen.) Aus dem Osp. 
di S. M. della Pace (Prof. Tedeschi) zu Neapel. (Gazz. degli osped. Febr. 1909, 
Nr. 15.) 

Zum Nachweis der Hamoxydasen benutzte Verfasser das Reagens von 
Rochmann und Spitzer: Paraphenylendiamin, a-Naphthol, Soda ää 1,44, Aq. 
dest. 100,0; von diesem Reagens bereitet man eine lproz. Lösung. Der Ham 
wird noch warm vor der Präzipitatbildung untersucht (sehr peinliche Reinigung 
der Genitalien und Gefäße). Man mißt in Reagenzgläschen steigende Mengen 
Harn von 1 j i —3 ccm und setzt hinzu das Reagens (wieviel? d. Ref.) frisch be¬ 
reitet. Die Reaktion ist positiv, wenn eine violette Färbung eintritt (Maximum 
nach 25 Stunden). Als Kontrollprobe dient eine Portion auf 70° erhitzten Harns, 
in dem die Oxydasen zerstört sind. Normal ist die Reaktion am stärksten bei 
1 ccm Ham, während sie bei 3 ccm Ham völlig verschwindet; der normale 
Ham enthält stets Oxydasen. Einige untersuchte Fälle von schwerer Leberläsion 
ergaben nur Spuren oder völliges Fehlen der Oxydase, und es wäre möglich, 
daß sich daraus eine Probe auf Intaktheit der Leberfunktion ausarbeiten ließe. 

M. Kaufmann . 


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Referate. 


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1192) Ghedini, G. Sol potere antiadrenalinico dell* estratto pancreatico. 

'Über die Antiwirkung von Pancreasextrakt gegenüber dem Adrenalin.) Aus 
der Clin. med. zu Genua. (Gazz. degli osped. Dez. 1908, Nr. 155.) 

Die Tierversuche Ghedinis ergeben, daß das Pancreasextrakt im Stande 
ist, die tödliche Wirkung toxischer Adrenalindosen sowohl bei gleichzeitiger als 
auch bei vorheriger Injektion zu neutralisieren. Diese Wirkung ist eine speci- 
fische und wird von keinem anderen Organextrakt erzielt; bei Kaninchen wirkt 
1 ccm des Extrakts sicher, x /a ccm ist ungenügend. Dieses Pancreasextrakt ist 
auch im Stande, die Gefäß- und Parenchymläsionen, die als Adrenalinwirkung 
auftreten, hintanzuhalten, ebenso die kardiovasculäre und hydraulische Wirkung 
(Blutdrucksteigerung!) des Adrenalins. Dabei hat das Pancreasextrakt, für sich 
allein injiziert, keine blutdruckherabsetzende Wirkung. M . Kaufmann . 

1193) Palagi, P. Ricerche sul ricambio materiale in casi di insufficienza 
motoria dello stomaco secondaria a stenosi pilorica, studiati avanti e dopo la 
gastroenterostomia. (Untersuchungen über den Stoffwechsel bei motorischer 
Insufficienz des Magens infolge Pylorusstenose, vor und nach der Gastroentero¬ 
stomie.) Aus dem Istit. di studii superiori zu Florenz. (II Morgagni Nr. 4—5, 
1909.) 

Die an 4 Personen mit benigner Pylorusstenose und 1 Fall von Carcinom- 
stenose angestellten Versuche betrafen die Stickstoff- und Fettresorption, die 
N-Bilanz, und die präformierte bezw. gepaarte H 2 S0 4 des Harns. Unter den 
Ergebnissen verdient hervorgehoben zu werden, daß die Resorptionsverhält¬ 
nisse kaum je ganz normal, aber nur in den hochgradigen Fällen stärker ge¬ 
stört sind. Die meist negative N-Bilanz wird negativ durch die mangelhafte Er¬ 
nährung (Anorexie, Erbrechen), in einigen schweren Fällen mag auch ein toxischer 
Eiweißzerfall konkurrieren. Die bestehende Verstopfung, die Verschlechterung 
der Eiweißresorption bewirken eine Vermehrung der Darmfäulnis und damit der 
Ätherschwefelsäuren. In dem Fall von Carcinom war die Darmfaulnis stark ver¬ 
mehrt, die Resorption normal, der N-Verlust ein sehr beträchtlicher. Die Gastro¬ 
enterostomie verbessert dort, wo die Eiweißresorption hochgradig gestört war, 
diese sehr; in anderen Fällen bleibt noch eine verschlechterte Eiweißresorption 
infolge Diarrhöen zurück; die Fettresorption bleibt nach der Operation in allen 
Fällen mehr oder minder gestört, wohl dadurch, daß der Chymus nicht mehr 
das Duodenum passiert. Die verbesserte N-Resorption bewirkt in den meisten 
Fällen eine Besserung der N-Bilanz, ebenso wird die Darmfäulnis günstig be¬ 
einflußt. Bei dem Carcinomfall war der günstige Einfluß auf die verschiedenen 
Funktionen nicht vorhanden. M. Kaufmann. 

1194) Leopold, J. u. v. Reuß, A. Experimentelle Untersuchungen über 
Milchzuckerausscheidung nach wiederholten subcutanen Injektionen. Aus der 

Universitäts-Kinderklinik in Wien. (Mon. f. Kinderheilk. 1909, Bd. 8, Nr. 1, S. 1.) 

Parenteral eingeführter Rohr- und Milchzucker wird binnen wenigen Stunden 
unverändert im Urin ausgeschieden, Malzzucker dagegen wird verbrannt. Die 
Verfasser versuchten nun, ob es nicht möglich ist, durch wiederholte parenterale 
Einverleibung von Milchzucker beim Tier die Fähigkeit hervorzurufen, auch 
diesen zu zerstören. Sie injizierten also Hunden längere Zeit hindurch sterilisierte 
Lösungen von Milchzucker (8 °/ 0 ) und konnten feststellen, daß tatsächlich der 
Organismus bis zu einem gewissen Grade die Fähigkeit erwerben kann, den 
parenteral eingeführten Milchzucker zurückzuhalten. Birk . 

1195) Amberg, S. u. Morril, W. P. Ein Stoffwechselversuch an einem 
Brustkinde mit besonderer Berücksichtigung der Ammoniakkoefflzienten. (Jahrb. 
f. Kind. 1909, Bd. 69, S. 280.) 

Die Ergebnisse der Stoffwechsel versuche sind folgende: Der Einfluß einer 
relativ eiweißarmen Nahrung auf einen völlig gesunden (ca. 4 Wochen alten) 
Säugling, der mit Frauenmilch genährt wurde, zeigte sich besonders in einem 
Anstieg des Ammoniakkoeffizienten. Gleichzeitig machte sich eine Steigerung 
des Stickstoffprozentsatzes der Harnsäure und des Kreatinins geltend. Der An¬ 
stieg des Ammoniakkoeffizienten ist unter gewissen Bedingungen und innerhalb 


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Referate. 


gewisser Grenzen von dem Verhältnis des Fettgehaltes zum Eiweißgehalt der 
Nahrung abhängig. Die Größe des notwendigen Eiweißminimums ist auch beim 
Säugling bei zweckmäßiger Zusammensetzung der Nahrung niedriger als die 
Eiweißquantität, welche vom Organismus im Hunger zersetzt wird. Die Harn¬ 
menge eines gesunden Säuglings, ausgedrückt in Prozent der eingeführten 
Flüssigkeit, kann Schwankungen unterworfen sein und unter den von C am er er 
mit ca. 68 °/ 0 fixierten Durchschnittswert fallen. Es scheint, daß mit steigendem 
Alter der Brustkinder von der ersten Woche bis zum zweiten oder dritten Monat 
die Stickstoffretention in Prozent des Nahrungsstickstoffes als auch des resor¬ 
bierten Stickstoffes abnimmt. Birk . 

1196) Moll, L. Die klinische Bedeutung der Phosphorausscheidung im Harn 
beim Brustkind. Aus der Kinderklinik der Prager Findelanstalt, fjahrb. f. Kind., 
Bd. 69, S. 129, S. 304 u. 450.) 

Der Ham des gesunden Brustkindes enthält entweder gar keine Phosphate 
oder nur Spuren davon. Wahrscheinlich wird der gesamte Nahrungsphosphor 
vom gesunden Brustkinde aufgebaut. Das hungernde gesunde Brustkind ver¬ 
hält sich wie das gesunde, das kranke scheidet mehr oder minder reichliche 
Mengen von Phosphorsäure im Urin aus. Birk . 

1197) Abderhalden, E. u. Punk, C. Die Schwefelbestimmung im Urin. 

(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, /Bd. 58, S. 331.) 

Verfasser empfehlen als Methode für Stoffwechsel versuche zur Schwefel¬ 
bestimmung im Harn das Verfahren von H. Pringsheim (Ber. der deutsch, 
chem. Gesellsch. 1908, Jahrg. 41, S. 4267) in etwas abgeänderter Form: Es werden 
10 ccm Ham mit wenig Soda und 0,4 g reinem Milchzucker in einem Nickel¬ 
tiegel (zu beziehen von der Fa. F. Köhler in Leipzig) auf dem Wasserbad zur 
Trockene verdampft. Der Rückstand wird mit 6,4 g Natriumsuperoxyd mit 
Hilfe eines Platinspatels gut gemischt. Nachdem der Tiegel in einer Porzellan¬ 
schale in kaltes Wasser eingetaucht worden ist — das Wasser soll den Tiegel 
bis zu a / 4 seiner Höhe bedecken — wird sein Inhalt mit einem durch das im 
Deckel des Tiegels befindliche Loch eingeführten glühenden Eisennagel ent¬ 
zündet. Nach dem Erkalten wird der Tiegel umgestürzt, die Porzellanschale 
rasch mit einem Uhrglas bedeckt und nunmehr der Inhalt der Schale und des 
Tiegels quantitativ in ein Becherglas übergeführt Die weitere Verarbeitung 
ist die gewöhnliche. Die Flüssigkeit wird mit Salzsäure angesäuert und die 
Schwefelsäure mit Baryumchlorid gefallt. Schittenhelm. 

1198) Abderhalden, E. u. Funk, G. Nachtrag zu »Die Schwefelbestimmung 
im Urin«. Zeitschr. f. physiolog. Chem. 1909, Bd. 59, S. 121.) 

Literarische Bemerkungen. Schittenhclm . 

1199) Abderhalden, E. u. Schittenhelm, A. Über das Vorkommen von 
peptolytischen Fermenten im Mageninhalt und ihren Nachweis. II. Mitteilung. 
(Zeitschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 230.) 

Es wird die Erfahrung, daß Polypeptide und speziell Glycyl-l-tyrosin mit 
Vorteil zum Nachweis des Vorkommens von peptolytischen Fermenten im Magen 
verwendet werden können (s. dies. Jahrg., Ref. 334), auf die menschlichen Ver¬ 
hältnisse angewendet. 

Von dem nach Verabreichung von Magnesia usta und Öl gewonnenen und 
filtrierten Magensaft wurden 5 ccm genommen und darin 0,2 g Glycyl-l-tyrosin 
gelöst. Bei Gegenwart von peptolytischen Fermenten trat Abscheidung von 
Tyrosin ein. welches direkt auskristallisierte. Man kann auch die optische 
Drehung verfolgen und an deren Änderung die Spaltung erkennen. — Man kann 
an Stelle von Glycyl-l-tyrosin mit demselben Effekt auch tyrosinreiche Abbau¬ 
produkte aus Seide verwenden, weiche sich besser im Wasser lösen. Dadurch 
kann man konzentriertere Lösungen anwenden. Die Gewinnung ist auch leichter. 
Man braucht nur Seidenabfälle mit 70proz. Schwefelsäure in der Kälte zu 
hydrolysieren. Verfasser verwandten ein schneeweißes Pulver vom Molekular¬ 
gewicht 450, das 45°/o Tyrosin enthielt und sich spielend im Magensaft löst. 
Oft fiel schon nach einer Stunde Tyrosin aus. Schittenhelm . 


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Referate. 


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1200) Eirani&n, G. Über den Nachweis der Darmfermente, speziell des 
Trypsins, in den Faeces, nebst einer neuen Methode desselben. (Inaug.-Dissert. 
Halle 1909, 34 S.) 

1. Nach den Ergebnissen älterer Untersuchungsmethoden finden sich proteo¬ 
lytische Fermente tryptischer Art in wechselnder Menge regelmäßig in den 
Faeces gesunder Personen. Besonders stark in diarrhoischen und Stühlen von 
Personen mit organischen Erkrankungen der Verdauungsorgane, insbesondere 
des Darmes. 2. In mit der Agarmethode untersuchten Stühlen gesunder 
Personen finden sich proteolytische Fermente typischer Art in recht geringer 
Menge. Diarrhoische und Stühle von Personen mit organischen Darmkrankheiten 
zeigen stärkere Reaktion, als die von gesunden Personen. Bei Achylia gastrica 
besteht eine Abschwächung der proteolytischen Fermentwirkungen, was an Be¬ 
einträchtigung der pancreatischen Verdauung oder an eine erhöhte Zerstörung 
des Fermentes in den tieferen Darmabschnitten denken läßt. Bei Hyperacidität 
ist eine leichte Verstärkung proteolytischer Fermentwirkungen im Verhältnis zu 
normalen Stühlen und zu Achylia gastrica vorhanden. Bei Fettstühlen besteht 
starke Abschwächung der proteolytischen Fermentwirkungen. Fritz Loeb . 

1201) Kunz, F. Über die hämolytischen Eigenschaften des carcinomatösen 
Magensaftes und ihre diagnostische Bedeutung. (Dissert. Würzburg 1908, 28 S.) 

Es bestand nur in den Fällen Hämolyse, wo die Carcinomdiagnose sicher 
oder der Verdacht auf Carcinom berechtigt war, während die Magen, die klinisch 
gar keine Anhaltspunkte für Krebs boten, kein einziges Mal liämolysierten. 

Fritz Loeb . 

1202) Kepinow, Leon. Über die eiweißspaltenden Fermente der benignen 
und malignen Gewebe. Aus dem Krebsinstitut der Universität Heidelberg. 
(Ztschr. f. Krebsforsch. 1909, Bd. 7, H. 3, S. 517.) 

Die Behauptung, daß die Fermente der Krebsgeschwülste das Vermögen 
besitzen, die Eiweißmoleküle eines anderen normalen Gewebes zu spalten 
(Heterolyse), wird vom Verfasser auf Grund eigener Versuche widerlegt. 
Maligne Gewebe verhalten sich in dieser Beziehung genau so, wie normale 
Gewebe: eine Vermehrung des proteolytischen Prozesses wurde bei Vereinigung 
verschiedenartiger Organgewebe niemals erzielt. Dagegen wurde häufig eine 
deutliche, wenn auch eine sehr geringe Hemmung der Autolyse durch eine 
Kombination von normalen Geweben mit Krebsgeschwülsten beobachtet: so er¬ 
gab z. B. Menschenleber und eine Krebsgeschwulst bei isolierten Autolysen 
einen weitgehenderen Zerfall, als wenn sie zusammen autolysiert wurden. 

Blut beschleunigt weder den autolytischen Prozeß, noch hemmt es ihn 
wesentlich. Das Serum wirkt auf den autolytischen Prozeß in geringem Grade 
hemmend, während rote Blutkörperchen gar keinen Einfluß ausüben. Schreuer . 

1203) Hofbauer, J. u. Henke, F. Über den Einfluß antitryptischer Körper 
auf Mäusecarcinome. Aus dem pathol. Institut Königsberg. (Zeitschr. f. Krebs¬ 
forsch. 1909, Bd. 7, H. 3, S. 635.) 

Aus einer Reihe orientierender Versuche an Mäusen mit Krebsgeschwülsten 
ergab sich, daß weder durch die Behandlung mit Schweineserum noch mit 
Antitrypsin irgend eine greifbare Einwirkung auf die Mäusegeschwülste fest¬ 
zustellen war. Die Injektionen wurden entfernt vom Tumor vorgenommen und 
von den Mäusen ohne lokale Reaktion vertragen. Schreuer . 

1204) Engel. Zur Kenntnis der Magensaftsecretion beim Säugling. (Arch. 
f. Kind. 1908, Bd. 49, S. 16.) 

Bei einem 4 Wochen alten Brustkinde wurde wegen Pylorusstenose eine 
hohe Jejunumfistel angelegt und in den abführenden Schenkel ein Darmrohr 
eingelegt; durch die Fistel wurde das Kind mit Frauenmilch ernährt; Stühle 
meistens gehackt vom Charakter des Brustmilchstuhles. Nach der Operation 
Fortdauer des Erbrechens; Tod 3 Wochen später. Der Magensaft war nicht 
klar, sondern mit weißlichen Flocken vermengt; später war Hämatin in ihm 
nachweisbar. Der Magensaft gab sowohl im Originalzustand, wie nach der 
Klärung Biuretreaktion; in letzterem Falle aber erheblich schwächer. Am ersten 


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Heferate. 


und zweiten Tage war sicher Darminhalt in den Magen geflossen; für die folgenden 
Tage glaubt Verfasser dies ausschließen zu können, da der Saft in alkalischer 
Reaktion Mett sehe Röhrchen nicht angriff und mit den biologischen Methoden 
(Komplementablenkung, Lactoserum) Milcheiweiß nicht nachweisbar war. Der 
Magensaft dieses Säuglings enthielt freie Salzsäure, Lab und Pepsin; Milchsäure 
und fettspaltendes Ferment fehlten. Die Gesamtacidität betrug im Durchschnitt 
75, freie Salzsäure 0,257 °/ 0 , also wurde durch die Salzsäure die Gesamtacidität 
fast völlig bestritten. So interessant die Untersuchungen vom Verfasser sind, 
muß vor ihrer Verallgemeinerung gewarnt werden, da es sich um einen schwer 
pathologischen Fall handelt. Orgler. 

1205) Sommerfeld, Paul. Zur Kenntnis der Magensaftsecretion nebst einigen 
Bemerkungen über Speichelsecretion. (Arch. f. Kinderheilkunde 1908, Bd. 49, S. 1.) 

Die Versuche wurden an einem 9jährigen Mädchen angestellt, bei dem wegen 
Verschlusses der Speiseröhre nach Laugenverätzung eine Gastrotomie und später 
eine Oesophagotomie vorgenommen waren, so daß das Kind mit Hilfe einer 
Prothese die Speise unter Ausschaltung der Speiseröhre direkt vom Mund in den 
Magen befördern konnte. An diesem Kinde wurden Scheinfütterungen vor¬ 
genommen. Der Magensaft bei gemischter Kost hatte ein specifisches Gewicht 
von 1,0083—1,0085 bei 15° C; J= —0,61; Ngehalt = 0,0336 mit Durchschnitt. 
Das peptische Ferment (Methode von Mett, von Vollhardt-Löhlein und eine 
Methode mit Hühnereiweiß) war nach Fütterung mit Fleisch am stärksten, 
schwächer nach Fütterung mit Brot; am schwächsten nach Milch und bei ge¬ 
mischter Kost. Bei den Versuchen zeigte es sich, daß häufig bald nach Beginn 
eine Erhöhung der Acidität und der Verdauungskraft eintrat, dann blieben die 
Werte konstant. Die Speichelmenge war teilweise sehr groß; es bestand aber 
keine Beziehung zur Art der Nahrung. Orgler . 

1206) Staehelin, R. Über Verlangsamung des Stoffwechsels. Aus der I- 

Med. Klinik d. Univ. in Berlin. Direktor: His. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 14, 
S. 609—611.) 

Eine Verlangsamung des Stoffwechsels einzelner Substanzen ist in zahl¬ 
reichen Fällen nachgewiesen. Der Eiweißstoffwechsel wird verlangsamt, wenn 
gleichzeitig Fett oder Kohlehydrat genossen wird. Pathologischerweise konnten 
Falta und Gigon beim Diabetes eine Verlangsamung des Eiweißstoffwechsels 
nachweisen. Dasselbe konnte Staehelin viel ausgesprochener in einem Fall von 
Fettsucht feststellen. Bei der Gicht findet sich eine Verlangsamung des Nuclein- 
stoffwechsels. Eine Verlangsamung des Kohlehydratstoffwechsels ist beim Dia¬ 
betes mellitus und bei Ausfall der Schilddrüsenfunktion wahrscheinlich gemacht. 

Eine Herabsetzung des gesamten Energieverbrauchs dagegen wurde bisher 
im allgemeinen nur Hand in Hand mit schweren allgemeinen Schädigungen des 
Körpers für möglich gehalten. Und doch ist es wahrscheinlich, daß sie viel 
häufiger vorkommt, wenn auch nicht in dem Grade, auf dessen Auffindung die 
bisherigen Untersuchungen meist gerichtet waren. Praktische Erfahrungen und 
experimentelle Untersuchungen machen es mehr als wahrscheinlich, daß im 
Hungerzustande, bei Diabetes mellitus, bei Fettsucht, bei Ausfall der Funktion 
von Schilddrüse sowie von Ovarien, eine Herabsetzung des Gesamtumsatzes 
stattfinden kann. Reiß. 

1207) v. Bergmann. Das Problem der Herabsetzung des Umsatzes bei der 
Fettsucht. Aus d. II. Med. Klinik der Univ. in Berlin. Direktor: Kraus. (Deutsche 
Med. Woch. 1909, Nr. 14, S. 611—613.) 

Bergmann hat im Voit-Pettenkoierschen Respirationsapparat in 24stündigen 
Versuchen Fettsüchtige untersucht und gefunden, daß es neben Fettsüchtigen 
mit normalem Stoffumsatz solche mit erheblich reduziertem Stoffumsatz gibt und 
daß auch an einem und demselben Fettsüchtigen zu verschiedenen Zeiten be¬ 
trächtliche Unterschiede im Energieverbrauch bestehen. Reiß. 

1208) Frank, E. u. Funk, C, Über den Purinstoffwechsel bei Gichtkranken 
und einen Versuch, ihn zu beeinflussen. Aus d. Inn. Abt. d. Städt. Krankh. in 
Wiesbaden (Oberarzt: Weintraud). (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 14.) 


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Referate. 


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Die Autoren gingen von der Fragestellung aus, ob Trinkkuren bei Gicht 
die Stoffwechselstörung als solche beeinflussen. Sie setzten zu dem Zweck 
Gichtkranke auf eine gleichmäßige purinfreie Diät, prüften dann das Verhalten 
bei Zufuhr von Nucleinsäure. schalteten dann eine dreiwöchige Trinkkur mit 
Wiesbadener Kochbrunnen bei purinfreier Nahrung ein und wiederholten dann 
die gleiche Anordnung wie anfangs. Es zeigte sich, daß die Verhältnisse der 
Hamsäureausscheidung nach der Trinkkur die gleichen waren wie vorher. 

Reiß . 

1209) Goldschmidt, R. Über den Nachweis von Trypsin und eine einfache 
Methode zu dessen quantitativer Bestimmung. Aus d. Privatkl. f. Magen- und 
Darmkranke von Prof. Dr. J. Boas in Berlin. (Deutsche Med. Woch. 1909, No. 12, 
S. 522—524.) 

Zunehmende Verdünnungen eines Stuhlfiltrats werden mit 10 ccm einer 
1 proz. alkalischen Caseinlösung 24 Stunden im Brutofen gehalten und dann mit 
1 proz. Essigsäure versetzt. Die klar bleibenden Röhrchen zeigen an, bis zu 
welchem Verdünnungsgrad das Trypsin gewirkt hat. Reiß . 

1210) Meitzer, S. J. Bemerkungen zur Wirkung von Adrenalin auf die Frosch¬ 
pupille. Aus d. Abt. fi Physiol. u. Pharmak. d. Rockefeiler Inst. f. Med. Forschung 
in New York. (Deutsche Med. Woch. 1909, No. 13, S. 575—576.) 

Prioritätsansprüche gegenüber Ehr mann und zusammenfassende Darstellung 
der bisherigen Forschungsergebnisse auf dem genannten Gebiet. Reiß. 

1211) Comessatti, Giuseppe. Eine einfache Methode zur Bestimmung des 
Adrenalins im Nebennierengewebe. Aus d. Univ.-Inst. f. Spez. Pathol. in Padua. 
Direktor Lucatello. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 13, S. 576—578.) 

Die Methode beruht auf der Wahrnehmung einer »rosigen Reaktion«, die ad¬ 
renalinhaltiges Gewebe bei Extraktion mit Sublimatlösungen gibt. Verfasser hat 
mit seiner Methode in einer Reihe von Fällen einen Parallelismus zwischen 
Vermehrung des Adrenalingehalts und Hyperplasie der chromaffinen Zellen der 
Nebennieren feststellen können. Reiß. 

1212) Ehrmann, R. Zur Methode des qualitativen und quantitativen Nach¬ 
weises kleinster Adrenalinmengen in Blut- und Körperflüssigkeiten. (Deutsche 
Med. Woch. 1909, No. 15, S. 674—676.) 

Entgegnung an Meitzer (s. o.). Reiß. 

1213) Braunstein, A. Über die Entstehung und die klinische Bedeutung 
des Antitrypsins, insbesondere bei Krebskranken. Aus d. Neuen Katharinen- 
Krankenhaus in Moskau. Direktor: Popoff. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 13, 
S. 573-575.) 

Auf Grund seiner Beobachtungen an 42 Fällen, die durch Operation oder 
Obduktion diagnostisch sichergestellt sind, kommt der Verfasser zu dem Resultat, 
daß die Briegersche Reaktion nicht für bösartige Tumoren spezifisch ist, daß 
aber das Vorhandensein von normalem oder herabgesetztem Antitrypsingehalt 
ein Carcinom sehr unwahrscheinlich macht. Andererseits ist auch der positive 
Ausfall der Probe — wenn auch mit Reserve — zu verwerten. Z. B. wird er 
in solchen Fällen, in denen sonstige Zeichen von Cachexie nicht vorhanden sind, 
sehr für bösartigen Tumor sprechen. Seine Bedeutung ist etwa ebenso hoch 
anzuschlagen wie das Vorhandensein von Milchsäure im Mageninhalt. 

Versuche an phloridzin- und phosphorvergifteten Tieren haben dem Ver¬ 
fasser gezeigt, daß die Antitrypsinreaktion eine Reaktion auf vermehrten Eiwei߬ 
zerfall darstellt. Er nimmt an, daß bei starkem Eiweißzerfall proteolytische 
Fermente frei werden und im Blut die Bildung eines Antiferments veranlassen. 

Reiß. 

1214) Groß, Oskar. Zur Funktionsprüfung des Pancreas. Aus der Med. 
Klinik d. Univ. in Greifswald. Direktor: Minkowski. (Deutsche Med. Woch. 1909, 
Nr. 16, S. 706-708.) 

Nach Eiweißnahrung wird ein Teil Stuhl mit der dreifachen Menge Soda¬ 
lösung verrieben, filtriert und 1 Teil des Filtrats zu 10 Teilen einer a / 2 proz. 


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Referate. 


Caseinlösung gesetzt Nach 8—15 stündiger Verdauung im Brutschrank ist nor¬ 
malerweise kein (durch 1 proz. Essigsäure ausfällbares) Casein mehr vorhanden, 
während bei Versagen der Pancreassecretion das Casein imverdaut bleibt. 

Reiß . 

1215) Ehrmann, Rudolf u. Lederer, Richard. Über das Verhalten des Pan- 
creas bei Achylie und Anacidität des Magens. Aus d. Poliklinik von Rosenheim 
und Kramm in Berlin. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 20, S. 879—883.) 

Aus den Untersuchungen der Verfasser geht hervor, daß die Funktion des 
Pancreas bei den genannten Magenaffektionen durchaus nicht geschädigt ist. 

Reiß . 

1216) Ury (Charlottenburg). Über das Zusammentreffen von Hernia epi- 
gastrica mit Ulcus ventriculi. (Mediz. Klinik 1909, S. 626.) 

Verfasser teilt zwei derartige Fälle mit. In beiden war die Hernia epigastrica 
die Ursache, daß ein bestehendes Ulcus zunächst übersehen wurde. Häufiger 
ist es dagegen, daß eine kleine Hernia epigastrica übersehen und fälschlicher¬ 
weise ein Ulcus angenommen wird. Da diese Kombination wiederholt beobachtet 
ist, muß man an einen Zusammenhang der beiden Leiden denken. Meineriz . 

1217) Meyer, L. F. Der Mineralstoffwechsel im frühen Eindesalter. Aus 

dem Kinderasyl der Stadt Berlin. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 16, S. 581—584.) 

Verfasser gibt zunächst einen Überblick über die Bedeutung der Mineralstoffe 
für die Ernährung des Kindes. Er erinnert an die Wichtigkeit der Molken für 
den Ablauf der Ernährung, an die Verschiedenheit der Kuh- und der Frauen¬ 
milchmolken, an die von Czerny und Finkeistein gefundene negative Bilanz 
bestimmter Mineralstoffe durch Zulage von Fett (weniger deutlich von Zucker) 
beim emährungsgestörten Säugling, an die Abhängigkeit der Temperaturregu¬ 
lation von den Mineralstoffen. Dann erörtert er die Beziehungen der Rhachitis 
zum Mineralstoffwechsel, namentlich die verschiedenen Theorien, die die Armut 
des Knochengerüstes an Kalksalzen bei dieser Krankheit verständlich machen 
wollen, endlich die Beziehungen der Tetanie zum Salzstoffwechsel, namentlich 
die Theorien von der Bedeutung der Epithelkörperchen (Escherich, Finkei¬ 
stein), von der »Kalkstauung« (Stöltzner) resp. der Kalkverarmung (Quest). 
Zu einer exakten Vorstellung von der Rolle, die der Kalkstoffwechsel bei der 
Tetanie spielt, ist man noch nicht gekommen. Meinertz . 

1218) Eichhorst. Über chronische intermittierende Albuminurien als Nach¬ 
krankheit infektiöser Nephritiden. Aus der Medizinischen Universitätsklinik 
in Zürich. (Medizinische Klinik 1909, Nr. 16, S. 570—573.) 

Verfasser macht im Rahmen eines klinischen Vortrags auf die intermittierenden 
Albuminurien aufmerksam, die nach infektiösen Nephritiden, besonders Scharlach¬ 
nephritis, viele Jahre lang bestehen bleiben können. Er unterscheidet drei 
Formen, eine reine Albuminurie, bei der niemals Formelemente gefunden werden, 
eine Abuminurie + Cylindrurie, bei der spärliche hyaline Cylinder auftreten und 
eine chronisch intermittierende nephritische Albuminurie, bei der der Harn zeit¬ 
weise Eiweiß und Cylinder, Nierenepithelien und Rundzellen, zuweilen auch 
rote Blutkörperchen enthält. Es dürfte sich bei allen drei Formen um nicht 
ganz ausgeheilte, ursprünglich akute Nephritiden handeln. Die Prognose ist 
nicht ungünstig: einen Todesfall sah Verfasser nie, die meisten heilten aus. Er¬ 
nährung und Körperbewegung brauchen, so lange sie sich in gewissen Grenzen 
bewegen, keinen schädlichen Einfluß auszuüben. Doch ist eine vorsichtige, die 
Nieren nicht reizende Diät, körperliche Ruhe und der Gebrauch von lauwarmen 
Bädern von 35—37° C zu empfehlen. Meineriz . 

1219) Brieger. Über den Einfluß physikalischer Behandlung auf den Anti¬ 
fermentgehalt im menschlichen Blute. Aus der Hydrotherapeutischen Anstalt 
der Universität Berlin. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 14, S. 496—497.) 

Bei gesunden Personen hatten hydriatische Prozeduren keinen wesentlichen 
Einfluß auf den Antifermentgehalt des Blutes, wohl aber ließ sich bei manchen 
anaemischen Personen eine derartige Beeinflussung erzielen. Meinertz . 


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Klinisches. 

1220) Radonicic. Ein Beitrag zur Diagnose der Infarzierung des Darmes 
infolge Verschlusses der Arteria mesenterica superior. Aus der medizinischen 
Klinik in Innsbruck. (Mediz. Klinik 1908, Nr. 52, S. 1978—1980.) 

Radonicic teilt einen Fall mit, in dem die Diagnose auf Thrombose oder 
Embolie der Arteria mesenterica superior während des Lebens gestellt und durch 
die Sektion bestätigt wurde. Bei dem an zunehmenden Herzinsuffizienz¬ 
erscheinungen leidenden 64jährigen Manne trat plötzlich unter Bewußtseinsstörung 
ein heftiger Schmerz im Abdomen auf; einen Tag später fühlte man in der 
Gegend des Nabels eine Reihe von knolligen, etwa eigroßen, prallelastischen 
Tumoren, über denen der Perkussionsschall tympanitisch war; sie boten keinerlei 
Steifung oder Peristaltik, auch kein Darmgeräusch bei der Auskultation dar. 
Auf diese »toten«, d. h. peristaltisch nicht tätigen Darmschlingen macht Ver¬ 
fasser als auf ein diagnostisch wertvolles Symptom eines Verschlusses der großen 
oberen Mesenterialgeläße besonders aufmerksam. Nachweisbare Darmblutung 
fehlte dagegen, wie auch sonst in der Mehrzahl der Fälle. Meinertz . 

1221) v. Sohlem. Ein Beitrag zur Diagnose des Duodenalgeschwüres. 

(Mediz. Klinik 1908, Nr. 51, S. 1949—1950.) 

Verfasser beschreibt einen Fall, in dem aus den klinischen Symptomen mit 
Wahrscheinlichkeit auf ein Ulcus duodeni geschlossen werden konnte und dabei 
Zuckerausscheidung von 0,2—0,4°/ 0 p. d. bestand, v. Sohlern setzt diesen Be¬ 
fund in Parallele mit der experimentell durch Verätzung der Duodenalschleim¬ 
haut hervorgerufenen Glykosurie und wirft die Frage auf, ob Glykosurie eine 
regelmäßige Begleiterscheinung des Ulcus duodeni ist; sie wäre dann ein 
diagnostisch verwertbares Symptom. Meinertz . 

1222) Einhorn. Eine neue Methode, die Fermeabilität des Pylorus zu 
prüfen, und ein Versuch, die Pancreasfunktion direkt zu schätzen. (Boas Archiv 
1909, Bd. 15, H. 2, S. 199.) 

Einhorn empfiehlt zur Prüfung der Durchgängigkeit des Pylorus Perlen ver¬ 
schlucken zu lassen, die in 50 und 75 cm Entfernung von der Zahnreihe an 
einem Seidenfaden angebunden sind und mit Substanzen beschickt werden, 
welche sich gegenüber Magen- und Darmsaft verschieden verhalten. Er benutzt 
mit Hammelfett umgebene und Methylenblau enthaltende Perlen, Thymusstücken 
und mit Dimethylamidoazobenzol imbibierte Agarstückchen. Da ausnahmsweise 
unter besonderen Verhältnissen auch einmal im Magen das Hammelfett gelöst 
werden kann, oder die Thymuskerne verdaut werden, oder das Dimethylamido¬ 
azobenzol sich im Darm rot färbt, ist der Versuch nur beweisend, wenn die obere 
sicher im Magen liegende Perle ein anderes Verhalten zeigt als die untere. Zur 
Gewinnung von Pancreassaft läßt Einhorn ein kleines »Duodenaleimerchen«, 
das in eine Gelatinekapsel eingeschlossen und an einem 75 cm langen Seiden¬ 
faden angeknüpft ist, verschlucken. Nachdem es 3 Stunden, ohne daß neue 
Nahrung aufgenommen wurde, im Darm war, wird es herausgezogen und der 
Inhalt untersucht. P. Schlippe . 

1223) Boas, J. Eine neue unblutige Behandlung der Haemorrhoiden. (Boas 
Archiv 1909, Bd. 15, H. 2, S. 178.) 

Boas hat die Beobachtung gemacht, daß vorgetretene und eingeklemmte 
Haemorrhoidalknoten, wenn man sie nicht reponiert, nach wenigen Tagen zu 
schrumpfen beginnen und allmählich obliterieren. Er hat diese extraanale Be¬ 
handlungsmethode an 8 Fällen mit gutem Erfolg geprüft. Die Patienten pressen 
absichtlich die Knoten heraus; diese schwellen an und es stellt sich ein in den 
ersten 3—4 Tagen zunehmendes Oedem des Analringes ein. Während dieser 
Zeit müssen die Patienten liegen. Bei starken Schmerzen macht man Umschläge 
mit essigsaurer Tonerde. Unter Umständen muß man auch Narcotica geben. 
Dann aber geht das Oedem des Analringes zurück, während gleichzeitig die 
Knoten schrumpfen und oft ulcerierte Stellen zeigen, welche man zweckmäßig 
mit Argent. nitr. ätzt. Nach 8 Tagen sind die Knoten meist um die Hälfte 


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Referate. 


kleiner, nach weiteren 8—14 Tagen sind es nur noch linsengroße Knötchen, die 
schließlich ganz verschwinden. P. Schlippe. 

1224) Marini, 6. Über die Diagnose des Magencarcinoms auf Grund der cyto- 
logischen Untersuchungen des Spülwassers. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 2, 
S. 251.) 

Genaue Beschreibung aller unter normalen und pathologischen Verhältnissen 
im Magenspülwasser beobachteten Zellarten. Entgegen der Ansicht erfahrener 
Autoren behauptet Marini aus dem Vorkommen auch vereinzelter nicht zu Zell- 
nestem oder ganzen Gewebsstückchen vereinigter Zellen, die Diagnose auf 
Ca. ventr. stellen zu können. Er hat 37 Carcinomfalle genau untersucht, nur bei 
3 Fällen Geschwulstpartikel gefunden, bei 32 hingegen einzelne Geschwulstzellen 
nach weisen können. Der Tumor braucht nicht uiceriert zu sein, er muß nur 
oberflächlich liegen nnd weich sein. Beschreibung einiger interessanter früh 
diagnostizierter Fälle. P. Schlippe . 

1225) Forschbach. Zur Beurteilung der Hypersecretion und Hyperacidit&t 
des Magens. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 2, S. 182.) 

Untersuchungen über die motorische und chemische Funktion des Magens 
bei Benutzung des Boas sehen Trockenprobefrühstücks und der Motilitäts- 
prüfungsmethode von Toop und Ziegelroth. Nachdem Forchbach 
zuerst an Gesunden durch öftere an verschiedenen Tagen in 1 / 2 stündigen Inter¬ 
vallen vorgenommene Ausheberungen festgestellt hatte, daß der Magen nach 
D/a—2 Stunden leer sein muß, daß nach 1 Stunde ca. 31,2 °/ 0 Trockensubstanz 
in ihm enthalten sind, daß die Inhaltsmengen in der ersten halben Stunde am 
größten sind usw., ging er zur Untersuchung pathologischer Fälle über. Bei 
Hypersecretion verhält sich die Motilität sehr verschieden; besteht Hyper- 
motilität, so kann Inhaltsvermehrung bei der Ausheberung fehlen. Das wichtigste 
Kriterium für Hypersecretion ist die Konstanz und die Höhe der Salzsäureaus¬ 
scheidung bei schwankenden Inhaltsmengen. Hyperacidität ist oft das Resultat 
von Hypersecretion und Hypermotilität. P. Schlippe. 

1226) Boldyreff. Die Arbeit der wichtigsten Verdauungsdrüsen, der Magen¬ 
drüsen und der Bauchspeicheldrüse bei Fisch- und Fleischnahrung. (Boas 
Archiv 1909, Bd. 15, H. 1, S. 1, Heft 2, S. 268.) 

Untersuchungen an Hunden mit Speiseröhrenfistel, mit Magenfistel und Bar¬ 
lo wschem kleinen Magen und Pancreasgangfistel nach Verfutterung von hinsicht¬ 
lich des Eiweißgehaltes gleichen Mengen Fisch und Fleisch, resp. deren Extraktiv¬ 
stoffe (Bouillon) oder Verdauungsprodukte (nach vorhergegangener künstlicher 
Verdauung). Boldyreff fand, daß der »psychische« Magensaft nach Fisch¬ 
nahrung quantitativ und hinsichtlich seines Eiweißfermentgehaltes etwas ärmer 
ist als der auf Fleisch abgesonderte. Die Extraktivstoffe sowohl wie die Ver¬ 
dauungsprodukte der Eiweißstoffe aus Fisch regen eine energischere Magensaft¬ 
reaktion an als diejenigen aus Fleisch. Der Fermentgehalt ist bei Bouillon 
relativ erniedrigt, bei Verfütterung der Verdauungsprodukte etwa gleich dem bei 
Fleischproduktendarreichung, in jedem Fall aber absolut größer. Gibt man einem 
Hund Fisch oder Fleisch zu fressen (Prüfung der psychischen und chemischen 
Secretionsphase) oder führt man es ihm, ohne daß er es merkt, durch die Magen¬ 
fistel ein (chemische Phase allein) so wird bei Fischnahrung eine reichlichere 
fermentärmere Secretion angeregt. Die Gesamtfermentmenge ist bei Fisch jedoch 
größer als bei Fleisch. Die Dauer der Magensaftreaktion ist bei Fischnahrung 
größer als bei Fleischnahrung. Bei Fischnahrung wird ein fermentreicher, kon¬ 
zentrierter und quantitativ vermehrter Pancreassaft abgeschieden im Vergleich 
zu dem bei Fleischnahrung. Auch ist die Pancreassecretionsdauer bei Fisch ver¬ 
längert. Boldyreff will sich einer endgültigen Schlußfolgerung enthalten, hat 
aber den Eindruck, daß Fisch schwerer zu verdauen ist als Fleisch. 

P. Schlippe. 

1227) Allard, E. Der intermittierende Magensaftfluß. (Boas Archiv 1909, 
Bd. 15, H. 2, 161.) 

Beschreibung eines typischen Falles, der dadurch entstanden ist, daß sich 


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Referate. 


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infolge bestehender digestiver Hypersecretion ein Pyloruskrampf einstellte, der 
dann den Anfall von intermittierendem Magensaftfluß auslöste. An der Hand 
der in der Literatur beschriebenen Fälle bespricht Allard die Klassifizierung der 
Gastrosuccorhoe und empfiehlt die Annahme der Straußschen Einteilung: 
I. »genuiner« intermittierender Magensaftfluß (nicht sicher existierend); II. Symp¬ 
tomatischer, 1. extraventriculären Ursprungs als Symptom verschiedener organischer 
und funktioneller Krankheiten (Tabes, Migräne usw.), 2. intraventriculären Ursprungs 
als Symptom einer lokalen Magenerkrankung (Ulcus, Pylorusstenose) oder einer 
primären Secretionsstörung (Exacerbation eines continuierlichen oder digestiven 
Magensaftflusses). P. Schlippe. 

1228) Hayem, Georges. Indications des lavages de l’estomac. (Indicationen 
zur Magenspülung.) (Arch. des mal. de l’app. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 2, 
S. 637—667.) 

Verfasser, der über reiche Erfahrung verfügt, bespricht ausführlich an der 
Hand von Beispielen die Indicationen zu Magenspülungen; besonders nachdrück¬ 
lich hebt er die Notwendigkeit genauerer Untersuchungen hervor, als sie zur 
Zeit im allgemeinen üblich sind. Fr. Schmidt . 

1229) Mathieu, Albert. La constipation spasmodique existe-t-elle? (Gibt 
es eine spastische Obstipation?) (Arch. des mal. de l’app. dig. et de la nutr. 1909, 
Bd. 2, 667—673.) 

Mathieu tritt in dieser Veröffentlichung der gleichnamigen Arbeit von 
Boas (Mediz. Klinik 1908, 27. Sept.) entgegen, welcher die Frage verneint, da 
nach seinen Beobachtungen Spasmen des Dickdarmes bei den verschiedensten 
Zuständen (u. a. auch bei Obstipatio) Vorkommen Mathieu sagt nun: Sobald 
man die Existenz des Colonspasmus bei Obstipation zugibt, erscheint es uns 
unmöglich, demselben nicht auch eine Rolle in der Pathogenie der Obstipation 
zuzuerkennen. Man hat also nicht zu fragen: Gibt es eine spastische Obstipation, 
da dieselbe doch durch die Feststellung des contrahierten Colons bewiesen ist, 
sondern die Frage lautet: Wie häufig ist die spastische Obstipation. Fr. Schmidt. 

1230) Beck, Rudolf u. Selig, Artur (Franzensbad). Über das Verhalten des 
systolischen und diastolischen Druckes nach maximaler Körperarbeit und seine 
Bedeutung für die Punktionsprüfung des Herzens. (Prag. med. Wschr. 1909, Nr. 16.) 

Eine Person mit kräftigem Herzmuskel kann eine größere Körperarbeit voll¬ 
bringen, ohne daß sich der systolische, diastolische und mittlere Blutdruck ändert, 
als eine Person mit weniger kräftigem Herzmuskel. Arbeitsversuche, wie sie die 
Verfasser beschreiben, mit vorheriger und nachheriger Bestimmung des systo¬ 
lischen und diastolischen Blutdruckes, scheinen ein Mittel zu sein, um einen 
Schluß zu ziehen auf die funktionelle Leistungsfähigkeit des Herzmuskels einer 
beliebigen Person. Fritz Loeb. 

1231) Walko, Karl (Prag). Erkennung und Behandlung der Erkrankungen 

des Pancreas. (Prag. med. Wschr. 1909, Nr. 11, S. 145—148; Nr. 12, S. 167—169; 
Nr. 13, S. 189—191.) Fritz Loeb. 

1232) Eiselt, Josef. Ein Fall von geheilter, akuter Lysolvergiftung mit im 
Verlauf derselben aufgetretenem Emphysema subcutaneum der linken Fossa 
supraclavicularis, nebst allgemeinen Bemerkungen über Lysolvergiftung. (Prag, 
med. Wschr. 1909, Nr. 14.) 

Zusammenfassung: Ein Lysol vergifteter, nach 30 g konzentrierter Lysol¬ 
lösung, erholt sich rasch nach der Magenspülung. Der Urin der ersten 24 Stun¬ 
den enthielt Kresole. Der Urin der zweiten 24 Stunden zeigte eine bedeutende 
Chlor Verminderung und eine 20 fach geringere Ausscheidungsmenge der Sulfat¬ 
schwefelsäure gegenüber der Aetherschwefelsäure, als in der Norm. Es ent¬ 
wickelte sich im Verlaufe der durch die Lysol Vergiftung, wahrscheinlich durch 
Femwirkung, entstandenen eitrigen Bronchitis ein Emphysema subcutaneum der 
linken Fossa supraclavicularis, das nach einer Woche spontan zurückging. Als 
Therapie empfiehlt sich die Magenausspülung, im Anschluß daran Eingießen von 
Milch in den Magen und Darreichung einer Suspension von Bismuth. subnitr. 
in Olivenöl. Fritz Loeb. 


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Heferate. 


1283) Boßbach. Zur Sclerose der Abdominalgeftße. Aus der I. med. Klinik 
• zu München. (Münch, med. Wschr. Mai 1909, Nr. 19.) 

Verfasser berichtet über den Fall einer 43 jährigen Frau, die seit Jahren an 
krisenhaft exazerbierenden Leibschmerzen litt, und bei der die Autopsie eine 
hochgradige Sclerose der Bauchaorta, der Art. mesenterica superior, sowie der 
Iliacae communes ergab, während die Femorales wieder normal waren. Es 
bestand Hypertrophie des linken Ventrikels, sowie Blutdruckerhöhung bei fehlender 
Nephritis. M. Kaufmann . 

1234) Bacmeister, A. Die Bedeutung des radiären Cholesterinsteins für 
die entzündliche Gallensteinkrankheit, zugleich ein Beitrag zur Entstehung der 
Pancreasapoplexie. Aus d. pathol. Institut zu Freiburg i. Br. (Münch. Med. Wschr. 
Mai 1909, Nr. 19.) 

Bacmeister betont hier nochmals wie schon früher (Münch. Med. Wschr. 
1908, ref. dieses Zentralbl. 1908, S. 355), daß der radiäre Cholesterinstein in der 
nicht entzündeten, nur gestauten Gallenblase durch Auskristallisieren aus der 
Flüssigkeit entsteht, wobei das Material von Cholesterin aus der Galle selbst 
stammt, während im Gegensatz hierzu wahrscheinlich alle Cholesterinkalksteine 
einer Entzündung ihre Entstehung verdanken. Der radiäre Cholesterinstein ist fast 
stets ein Solitärstein von langsamem Wachstum (wohl für Kirschgroße jahre¬ 
langes Wachstum nötig!). Der an sich harmlose Stein kann aber die Ursache 
einer sekundären Infektion werden und so das eigentliche entzündliche Gallen¬ 
steinleiden hervorrufen. Hierbei kommt es dann entweder zur Bildung eines 
kalkreichen Mantels um den Stein, oder es bilden sich multiple Cholesterinkalk¬ 
steine. Verfasser beschreibt 2 Fälle, wo ein radiärer Cholesterinstein in einer 
entzündeten Gallenblase als einziges Konkrement lag, die also scheinbar einen 
Beweis gegen seine Lehre bilden könnten, in Wirklichkeit aber sich gut nach 
derselben erklären lassen. Anschließend wird noch ein dritter Fall besprochen, 
in dem die Einklemmung eines radiären Cholesterinsteins im Halsteil der Gallen¬ 
blase wahrscheinlich die eigentliche Ursache für die Entstehung einer akuten 
Pancreasnekrose war. M . Kaufmann . 

1235) Rossi, A. Contributo alla conoscenza di nuove forme di »anemia 
grave«. (Beitrag zur Kenntnis neuer Formen der »Anaemia gravis«.) Aus dem 
Istit. di Clin. med. zu Genua. (Gazz. degli osped. Dez. 1908, Nr. 152.) 

Rossi schildert drei Fälle von perniciöser Anämie, einen der gewöhnlichen 
metaplastischen Form und zwei, die als apiastische imponierten, aber nach dem 
Autopsiebefund eines metaplastischen Knochenmarks als pseudoaplastische zu be¬ 
trachten sind. Des weiteren werden zwei Fälle von Carcinomanämie, einer der 
apiastischen Form mit gelbem Knochenmark, ohne Zeichen einer Metaplasie, 
und einer der pseudoaplastischen Form mit Metaplasie des Knochenmarks ge¬ 
schildert. Hinzugefügt sind ausführliche theoretische Erörterungen über die Ur¬ 
sachen des apiastischen Blutbefundes bei Metaplasie des Knochenmarks, sowie 
über die schweren Anämien rezidivierenden Charakters mit vollständigen 
Remissionen und Wiederaufflackem bei gewissen Gelegenheiten, z. B. bei jeder 
Gravidität. M. Kaufmann . 

1236) Gabaglio, R Sindrome di Flaiani-Basedow associata con fatti del morbo 
di Pierre Marie. (Zusammenvorkommen von Basedow und Akromegalie.) Aus 
dem Istit. di Clin. med. zu Pavia. (II Morgagni 1909, Nr. 3—4.) 

Casuistischer Beitrag mit ausführlichen theoretischen Erörterungen. Verfasser 
ist der Ansicht, daß die Erkrankung der Schilddrüse (und Nebenschilddrüsen) 
den primären Vorgang darstellt, der sich die Hypophysenaffektion sekundär 
hinzugesellt. M . Kaufmann . 

1237) Zancan, A. Un caso di morbo di Banti. Splenectomia e guarigione. 

i Ein Fall von Bantischer Krankheit. Splenectomie und Heilung.) Aus dem Istit. 
di Anat. patol. zu Padua. (II Policlin. Sez. med. Januar 1909, Nr. 1.) 

In dem Falle Zancans ergab die Untersuchung der Milz Sclerose und 
Atrophie der Malpighi sehen Follikel, Hyperplasie des Bindegewebes mit Ver¬ 
kleinerung der Medullarstränge, ausgesprochene Sclerose der Wandungen der 


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Referate. 


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kleinen Pulpaarterien mit beträchtlicher Hyperplasie und Sclerose des perivasalen 
Bindegewebes, Proliferation der Endothelien der Gefäße und der venösen Lacunen 
der Milz, Sclerose der Tunica media der Milzvene. — Die bacteriologische 
Untersuchung war negativ, und dennoch beruht die Bantische Krankheit offen¬ 
bar auf einer Infektion. — Emulsion des frischen Milzgewebes, in die Bauchhöhle 
oder die Milz von Versuchstieren gebracht, ging dort zu Grunde, ohne Krank¬ 
heitserscheinungen hervorzurufen. — Wird die Diagnose der Bantischen Krank¬ 
heit frühzeitig gestellt, so ist die Milz zu exstirpieren und so rasche Heilung zu 
erzielen. Die Patientin des vorliegenden Falles war 2 Jahre nach der Operation 
vollständig gesund und hatte 20 Pfund zugenommen, hatte 80 °/ 0 Hb, 5,2 Millionen 
rote, 8000 weiße Blutkörperchen. M . Kaufmann . 

1238) Battistini, F. Pancreatite chronica e calcolosi pancreatica. (Chronische 
Pancreatitis und Pancreassteine.) Aus dem Osp. Maggiore di S. Giov. Batt. zu 
Turin. (Riv. crit. di clin. med. April 1909, Nr. 16.) 

Mitteilung eines Falles mit Autopsiebefund. M . Kaufmann . 

1239) Gabbi, U. Focali endemici della varietä febbrile delTanemia splenica 
infettiva dei bambini. (Endemische Herde der fieberhaften Abart der infektiösen 
Anaemia splenica der Kinder.) Aus dem Istit. di Clin. med. zu Messina. (II 
Policlin., Sez. med. Jan. 1909, Nr. 1.) 

Gabbi beobachtete, daß die in der Ueberschrift genannte Krankheit herd¬ 
weise auftritt. So sah er 3 Fälle auf Stromboli (Äolische Inseln), 4 in der 
6000—7000 Einwohner zählenden Gemeinde Gallico bei Reggio in Kalabrien, 
und 3 in Mili in der Nähe von Messina. In sämtlichen Fällen bestand bei den 
Eltern weder Lues noch alte Rachitis. Die Gegenden sind nicht von Malaria 
verseucht; Malariaerreger waren bei keinem der Kinder nachzuweisen. Gemein¬ 
sam ist all den Örtlichkeiten, daß sie an der Küste liegen; Nachforschungen 
bei Kollegen im Innern nach dem Vorkommen der Krankheit waren völlig er¬ 
folglos — und die Krankheit ist mit ihrem Fieber und ihrem großen Milztumor 
so charakteristisch, daß sie in malariafreien Gegenden gamicht zu übersehen 
ist. Die beobachtete Häufung der Krankheit in einzelnen Gegenden scheint auf 
eine infektiöse Ursache hinzuweisen, während die afebrile Form der Krankheit 
auf andern Ursachen (Rachitis, Lues?) beruhen mag und nichts mit der febrilen 
Form zu tun hat. M. Kaufmann . 

1240) Breccia, G. Lesioni epatiche sperimentali di origine splenica. (Ex¬ 
perimentelle Leberveränderungen lienalen Ursprungs.) Aus dem path. Inst, und 
der med. Klinik zu Perugia. (II Policlin., Sez. med. März 1909, Nr. 3.) 

Verfasser beschädigte bei Hunden und Kaninchen die Milz durch mechanisches 
Zerdrücken, Erhitzen, Elektrolyse, und untersuchte die Folgen dieser Eingriffe 
für die Leber. Er erhielt so Leberveränderungen, die hauptsächlich als degenera- 
tive Zellveränderungen zu bezeichnen sind; das Bindegewebe beteiligt sich durch 
interstitielle Wucherung oder herdförmige Rundzellenanhäufung, durch mehr oder 
weniger ausgedehnte Sklerose, aber nie durch eine typische Cirrhose. Es ist 
nicht unwahrscheinlich, daß diese Veränderungen, die den durch Injektion von 
Organbrei erhaltenen ähnlich sind, durch Abbauprodukte des Milzgewebes her¬ 
vorgerufen werden. M. Kaufmann . 

1241) Wirth, K. Serumanwendung bei Blutungen. (Wien. med. Wschr. 
1909, S. 149.) 

Bei 7—8 Fällen hat Verfasser günstige Wirkungen von Injektionen von ca. 
20—25 ccm sterilen Pferdeserums unter die Bauchhaut beobachten können. Es 
handelte sich um eine Tonsillarblutung, um unstillbares Nasenbluten, Lungen¬ 
blutungen, Darmblutungen. Bei letzteren wurden 10 ccm Rinderserum als Mikro- 
clysma mit Erfolg verabreicht. Auch lokale Applikation auf die blutende Stelle 
ist erfolgreich. K Gläßner . 

1242) Biemacki, E. Zur Symptomatologie und Diagnostik der harnsauren 
Diathese. (Wien. med. Wschr. 1909, S. 409.) 

Verfasser lenkt die Aufmerksamkeit besonders auf die Druckempfindlichkeit 
des Rippengebietes bei Arthritikern. Diese Druckpunkte sind namentlich längs 


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Referate. 


beider Sternallinien, häufiger links, wie rechts entsprechend den Articulationes 
stemocostales lokalisiert. In der Regel in der 2. 4. oder 5. Rippenpartie sind die 
Schmerzpunkte bei etwa 70—75°/ 0 der Fälle nachweisbar. Gewöhnlich weiß der 
Kranke von der Existenz der Schmerzpunkte nichts und wird erst bei der Unter¬ 
suchung überrascht. Häufig sind die stemocostalen Schmerzpunkte das erste 
Symptom der uratischen Diathese. K. Gläfitier . 

1248) Wagner, L. Über spezielle nervöse Symptome bei Morbus Addisonii. 

Aus der II. med. Klinik der Kgl. Charite. Geheimrat Kraus. (Berl. klin. Woch. 
1908, Nr. 15, S. 729.) 

In der Frage der Pathogenese der Addisonschen Krankheit hat man sich um 
die Pathogenese vergeblich bemüht. Wagner berichtet über zwei Fälle aus der 
Charite, einen Fall von Morbus Addisonii und einen Fall von Tabes dorsalis, die 
mannigfache Übereinstimmung untereinander zeigen: Pigmentierung der Haut und 
verschiedene Muskelatrophieen, und die Frage aufsteigen lassen, ob nicht ner¬ 
vöse Ursachen im Spiele sind. K. Bornstein. 

1244) Boeder, H. Die Pathogenese der Salivation. Aus der experimentell¬ 
biologischen Abteilung des Kgl. pathologischen Instituts zu Berlin. (Berl. klin. 
Woch. 1908, Nr. 15, S. 736.) 

Experimente an einem Fistelhunde. Auf Grund des Beobachtungsmaterials 
werden drei Arten von Reflexen bei der Speichelsekretion unterschieden: 

1. Der unbedingte Reflex in der Mundhöhle und 

2. der bedingte Reflex, 

3. die Erregung von den sensomotorischen Zonen der Hirnrinde aus, wenn 
gleichzeitig Bewegungen, z. B. beim Schmerz, ausgeführt werden. K. Bornstein . 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1245) Kantorowicz, A. Bacterien-Antifermente und Bacteriolyse. Aus dem 

hygienischen Inst, und der Chirurg. Klinik zu Bonn. (Münch, med. Wschr. 
Mai 1908, Nr. 18.) 

Zusammenfassend schließt Verfasser: Die Resistenz der Bakterien gegen 
tryptische Fermente beruht nicht auf einer Schutzhülle oder vitalen Eigen¬ 
schaften, sondern auf dem Gehalt an Antifermenten. Die Resistenz der Gram¬ 
negativen Koli-Vibrionengruppe verschwindet nach Erhitzung auf ca. 80°. Die 
Resistenz der Gram-positiven Cokken und Bacillen wird auch durch Kochen 
nicht vernichtet. Im Serum, Leucocyten und Leucocytenextrakten ist ein Ferment 
enthalten, das die Färbbarkeit der durch Erhitzen ihrer Resistenz gegen Trypsin 
beraubten Bakterien aufhebt. Bakterienextrakte wirken antifermentativ gegen 
Trypsin. Sie verhindern ferner die Aufhebung der Färbbarkeit der Bakterien 
im Serum. — Aggressin enthält Bakterienantiferment. Bakterienantiferment ist 
nicht identisch mit dem sogenannten Antitrypsin. M . Kaufmann . 

1246) Zangemeister, W. u. Gans, H. Der Einfluß der Streptocokkeninfektion 
auf das leucocytäre Blutbild beim Affen, nebst Bemerkungen über die Unter¬ 
suchungsmethode. Aus der Frauenklinik zu Königsberg. (Münch, med. Wschr. 
April 1909, Nr. 16 u. 17.) 

Verfasser beanstanden an den gewöhnlichen Leucocytenzählungen mehrere 
Punkte: Sie betrachten es als fehlerhaft, die verschiedenen Leucocytenformen 
in ihren prozentischen Mengenverhältnissen, statt in ihren absoluten Zahlen an¬ 
zugeben; sie halten die Kernbestimmung nach Arneth für viel zu sehr dem 
subjektiven Ermessen an vertraut, als daß sie zuverlässige und für mehrere 
Untersucher konstante Resultate geben könnte: sie schlagen daher vor, nur dann 
2, 3 usw. Kerne anzugeben, wenn die Mehrheit des Kerns außer jedem Zweifel 
steht, also die gelappten Kerne als einfach zu zählen. Schließlich hielten sie 
es für rätlieh, wenn alle Untersucher sich einer Färbemethode, etwa der von 
Assmann (Münch, med. Wschr. 1903, S. 350j bedienen würden. Der übrige 
Inhalt der Arbeit, aus der Überschrift ersichtlich, entzieht sich einem kurzen 
Referat und ist im Original nachzulesen. M . Kaufmann. 


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Referate. 


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1247) Schupfer, F. ü potere opsonico degli essudati delle cavitä sierose. 

(Die opsonische Kraft der Exsudate der serösen Häute.) Aus dem Istit. di Pat. 
med. dimostr. zu Florenz. (11 Policün., Sez. med. Nov.-Dez. 1908, Nr. 11—12.) 

Die Arbeit entzieht sich einem kurzen Referat; die Untersuchungen Sc hupfers 
bestätigen nicht die Ansichten Wrights über die Spezifizität, die Natur und die 
Wirkungsweise der Opsonine. M . Kaufmann . 

1248) Tedeschi. Über Tuberkulinreaktion, speziell über eine Aurioculation. 
(Arch. f. Kinderheilkunde 1909, Bd. 49, S. 189.) 

Verfasser empfiehlt die Ohrmuschel zur Vornahme der lokalen Tuberkulin¬ 
reaktion. Orgler . 


1249) Stolkind, E. Zur Klinik des Paratyphus und zur Casuistik von 
Mischinfektion von Paratyphus B und Masern. (Arch. f. Kinderheilkunde 1908, 
Bd. 49, S. 84.) 

Casuistische Mitteilung. Orgler . 


1250) Hoffmann, W. Prüfung des Meyer-Bergell sehen Typhusserums. Aus 

d. Hyg. ehern. Labor, d. Kaiser Wilhelms-Akademie in Berlin. (Deutsche Med. 
Woch. 1909, Nr. 13, S. 564—568.) 

Der Verfasser faßt die Ergebnisse seiner Prüfungen folgendermaßen zu¬ 
sammen: 

1. Der Gehalt des Meyer-BergelIschen Serums an Agglutininen, Präci- 
pitinen und an die Phagocytose fördernden Substanzen wurde bestätigt. 

2. Ferner sind bactericide Substanzen, wenn auch nicht in größerer Menge, 
in ihm nach gewiesen; dies würde an sich den Wert des Serums nicht beein¬ 
trächtigen, wenn eben eine antitoxische Komponente die durch die Bactericidie 
frei werdenden Giftstoffe neutralisieren könnte. Dies ist nicht der Fall; es wurde 
beim Tierversuch nicht nur keine antitoxische Quote, sondern sogar ein geringer 
Gehalt an Toxinen nachgewiesen. 

3. Wegen der die Phagocytose anregenden Eigenschaft des Serums hatte 
dieses im Tierversuch auch eine in gewissen Grenzen liegende Schutzwirkung 
gegenüber bacterieller Infektion. Dieser Wert ist zwar nicht besonders hoch, 
würde sich aber durch Fortsetzung der Immunisation der Pferde noch wesentlich 
steigern lassen, was als wünschenswert bezeichnet werden muß. 

4. Nach meinen Ausführungen sind vorläufig die Grundlagen nicht gegeben, 

die eine Anwendung des Meyer-Bergellschen Typhusserums beim Menschen 
rechtfertigen könnten. Reiß . 

1251) Greeff. Die Erreger des Trachoms. Aus d. Univ.-Augenklinik der 
Charite in Berlin. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 12, S. 517—519.) 

Die Erreger des Trachoms treten in ihrer jugendlichen Form als feine 
distinkt gefärbte (Giemsa-Färbung) Körnchen im Zellprotoplasma auf, die von 
einem Hof umgeben sind und die Neigung haben, sich zu zweien aneinander 
zu legen. Alsdann treten neben dem Zellkern Schollen auf. Später entwickelt 
sich die am leichtesten nachweisbare Haufenform, die anfangs von einem hellen 
Hof umgeben ist, später das ganze Zellprotoplasma ausfüllt, bis schließlich die 
Zelle platzt und die Körnchen sich nach außen entleeren. 

Die Trachomerreger finden sich an der Oberfläche immer nur in frischen 
unbehandelten Fällen. Reiß. 

1252) Schultz, J. H. Zur Statistik der Mitagglutination von Typhus- und 
Paratyphus-B-Bacillen. Aus d. bakteriol.-hyg. Abt. (M. Neisser) des Kgl. Inst. f. 
exp. Ther. in Frankfurt a. M. (Deutsche Med. Woch. 1909, Nr. 13, S. 568—569.) 

Die Zusammenstellung der Untersuchungsresultate des Instituts aus den 
Jahren 1905—1908 zeigt, daß in etwa 80°/ 0 der Fälle keine Mitagglutination be¬ 
stand. In der Mehrzahl der übrigen Fälle war die Mitagglutination gering, 
nur in 9 (von 400) Fällen waren beide Agglutinationen so hoch, daß die Ent¬ 
scheidung schwierig wurde. Reiß. 


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606 


Beferate. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1253) Finkeistein, H. u. Meyer, L. F. Zur diätetischen Behandlung der 
Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. Aus d. Kinderasyl der Stadt Berlin. 
(Monatsschr. f. Kinderheilk., Bd. 8, Nr. 1, S. 1.) 

Vorläufige Mitteilung einer neuen Ernährungsmethode für kranke Säuglinge, 
deren Vorteile bestehen sollen 1. in Herabsetzung der Menge des Milchzuckers 
(und der Salze), 2. in Anreicherung des Caseins bei wechselndem und unter 
Umständen nicht unbeträchtlichem Gehalt an Fett, 3. bei eingetretener Besserung 
des Zustandes in Ersatz des Milchzuckers durch Zulage anderer Kohlehydrate, 
gegen die eine bessere Toleranz besteht. Birk . 

1254) Saporetti, Umberto. Beitrag zum Nachweis der Salicylsäure in Wein, 
Milch, Butter und Tomatenkonserven. (Boll. Chim. Farm. 47. 751—55. [16/2. 
1908.1 Florenz.) 

Die zwischen Eisenchlorid mit Salicylsäure eintretende Reaktion benutzt 
Verfasser zum Nachweis derselben in verschiedenen Nahrungsmitteln. Nachweis 
der Salicylsäure in Wein. 10 ccm Wein werden mit einer Mischung von 3 ccm 
Aether und 1 ccm Petroläther geschüttelt, nachdem vorher mit 10 proz. HCl 
angesäuert wurde. Die überstehende Aethermischung wird mit einer Pipette 
entfernt und auf eine verdünnte Eisenchloridlösung geschichtet. Beim Erwärmen 
im Wasserbade entsteht die typische Violettfärbung bei Gegenwart von Salicyl¬ 
säure. — Nachweis der Salicylsäure in Milch. 10 ccm Milch werden mit 3—4 
Tropfen Essigsäure versetzt, auf 60—70 0 erhitzt und die verdünnte Eisenchlorid¬ 
lösung zugesetzt. — Nachweis der Salicylsäure in Butter. 5—10 g geschmolzene 
Butter werden mit 7—8 ccm verdünntem Alkohol (1 Teil 95 proz. Alkohol und 
4 Teile Wasser) versetzt, mit 10 proz. H 2 S0 4 angesäuert und unter schwachem 
Erwärmen kräftig geschüttelt. Nach dem Absetzen wird die überstehende Flüssig¬ 
keit abgehoben, filtriert und mit der Eisenlösung überschichtet. — Nachweis von 
Salicylsäure in Tomatenkonserven. 10 g Konserven werden mit einigen Tropfen 
10 proz. H 2 S0 4 angesäuert, mit 5 ccm Aether versetzt und mit einem Glasstab 
gut durchgerührt. Der überstehende Aether wird auf eine verdünnte Eisen¬ 
chloridlösung geschichtet und der Aether verdampft. Brahtn . 

1255) Eichhorst. Über die Wirkungen des Tartarus depuratus. Aus der 

Mediz. Klinik in Zürich. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 11, S. 381—384.) 

Verfasser berichtet im Rahmen eines klinischen Vortrages über ausgezeichnete 
Erfolge, die er hintereinander in 3 Fällen von Lebercirrhose mit fortgesetzter 
Anwendung des Tartarus depuratus gehabt hat. Alle drei Kranke konnten als 
geheilt das Krankenhaus verlassen. In der deutschen Literatur findet sich nichts 
darüber; Sakaki in Japan hat das Doppelte und Dreifache der Dosis, die Ver¬ 
fasser gibt, empfohlen. Die Wirkung ist wohl durch die anhaltende Beeinflussung 
der Diurese zu erklären. Verfasser gibt (außer Milchdiät) den Weinstein in 
folgender Verordnung: 

Decocti radic. Althaeae 10,0 : 180,0 
Tartari depurati . . . 15,0 

Sir. simpl.20,0 

M. D. S. wohlumgeschüttelt 2stündl. 15 ccm zu nehmen. 

Das wird mehrere Wochen lang fortgesetzt. Meinertz . 

1256) Burwinkel (Nauheim). Über die Wirkung des Tartarus depuratus. 

(Mediz. Klinik 1909, Nr. 17, S. 627.) 

Verfasser bestätigt das günstige Urteil von Eichhorst (s. o.) über den 
Tartarus depuratus als Diureticum. Bei Ascites infolge von Lebercirrhose gibt 
er monatelang dreimal täglich einen Teelöffel voll (4—5 g) Cremor tartari. 
Wenn nichts hilft, hilft manchmal noch die Citronenkur. Meinertz. 

1257) Stoeltzner. Eine Indikation für Fleischbrühe in der Säuglingseraäh- 
rang. Aus der Universitäts-Poliklinik für Kinderkrankheiten zu Halle. (Mediz. 
Klinik 1909, Nr. 6, S. 203—206.) 

Verfasser teilt 14 Fälle von »Mehlnährschäden« mit, in denen er die Kinder 
mit einem Gemisch von Fleischbrühe und Milch (wie es schon Bretonneau 


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Referate. 


607 


empfohlen hat) ernährt hat. Die Erfolge waren so ausgezeichnet, daß Verfasser 
sich für berechtigt hält, den Mehlnährschaden als Indikation für die Milch-Fleisch- 
brüheernährung aufzustellen. Meinertz . 

1258) Nerking. Über »Makrobiose«, ein neues Nährmittel. Aus der bio¬ 
chemischen Abteilung des Instituts für experimentelle Therapie in Düsseldorf. 
(Medizin. Klinik 1909, Nr. 4, S. 135—136.) 

Verfasser berichtet über günstige Erfahrungen mit Makrobiose, einem Nähr¬ 
präparat, das 13,16 °/ 0 Wasser, 6,37 °/ 0 Mineralbestandteile, 9,51 °/ 0 Fett (darin 
1,42 °/ 0 Lecithin) 43,43 °/ 0 Eiweiß, 27,52 °/ 0 Kohlehydrate (davon 12,25°/ 0 lösliche) 
enthält, angenehm nach Kakao riecht und etwas fade, schwach salzig, schmeckt. 
Calcium und Phosphor ist reichlich vorhanden. Von pathogenen Bacterien ist 
das Präparat frei. Meinertz . 

1259) Dox, Arthur W. Proteolytische Veränderungen beim Reifen des 
Camembertkäse. (U. S. Dep. of Agriculture. Bureau of Animal Industrie 1—24. 
Bulletin 109. Dairy Division. [28/11. 1908.] Washington.) 

Aus Camembertkäse konnte Verfasser nachstehende Stoffe: Caseoglutin. 
Protocaseose, Deuterocaseosen A, B, C, «- und ß-Peptone, Histidin, Arginin, 
Lysin, Glutaminsäure, Tyrosin und Leucin isolieren. In dem Reifen des Camem¬ 
bertkäses sieht Verfasser nicht eine peptische Verdauung, sondern eine durch 
pflanzliche Ereptase bedingte Verdauung. Br ahm, 

1260) Grönberg, John. Dietetiska försök vid ventrikelatonie. (Diätetische 
Versuche bei Magenatonie.) (Finska läkaresällsk. handl. Mai 1909, Nr. 5.) 

Verfasser untersuchte in 9 Fällen von Magenatonie den Trockenrückstand 
des nach 3 Stunden im Magen befindlichen Inhalts nach Eingabe von 4 ver¬ 
schiedenen Probemahlzeiten, jede 600 Kalorien enthaltend und durch Hinzufügung 
von Wasser auf den gleichen Flüssigkeitsgehalt gebracht. Eine Mahlzeit bestand 
aus 300 g Hafergrütze (aus 50 g Hafermehl), 40 g Butter, 150 g Milch; die Grund¬ 
lage der drei anderen betrug 100 g Brot, 15 g Butter, 160 g Milch, wozu dann 
bei einer 72 g Ei, bei der zweiten 135 g Fleisch, bei der diitten 143 g Fisch 
kamen. Der Gehalt an Trockensubstanz betrug bei der Grützemahlzeit 98 g, 
der Eiermahlzeit 116 g, der Fleischmahlzeit 127 g, der Fischmahlzeit 117 g. Nach 
3 Stunden fanden sich im Magen noch Trockensubstanz bei Mahlzeit I 2,8—11 g, 
II 3,0—24,9 g, III 5,4—18,9 g, IV 5,4—19,1 g; in °/ 0 der eingeführten Trocken¬ 
substanz bei I 2,9—11,2°/ 0 , bei II 2,6—21,6°/ 0 , III 3,3—14,9°/ 0 , IV 4,6—16,3°/ 0 - 
In den meisten Fällen machte die Grützemahlzeit die geringsten Rückstände. 
Die Eiermahlzeit machte in allen schweren Fällen die stärksten Rückstände. 
Zwischen Fleisch und Fisch war kein wesentlicher Unterschied festzustellen. 

M. Kaufmann . 

Bücherbesprechungen. 

1261) Robert, R. Lehrbuch der Pharmakotherapie. (2. durchweg neu be¬ 
arbeitete Auflage, Stuttgart 1908. Verlag von Ferdinand Enke. 745 Seit. Preis 
20 Mark.) 

Vor 10 Jahren erschien die erste Auflage dieses in seinen Zielen verdienst¬ 
vollen Werkes des bekannten Rostocker Pharmakologen. Die Fortschritte der 
Wissenschaft haben für die Neuauflage Umarbeitungen und Erweiterungen sowie 
Neuschaffungen von Kapiteln zur Folge gehabt. Das Lehrbuch, das aus den 
Ergebnissen der experimentellen Pharmakologie für die klinisch-therapeutische 
Anwendung der Arzneistoffe Nutzen ziehen will, wird eingeleitet durch einen 
Ueberblick über die allgemeine Pharmakotherapie, in der neben einer Schilderung 
der arzneilichen Behandlungsformen, der Herkunft und Zubereitungsformen der 
Arzneistoffe, ihre Resorption und Ausscheidung sowie ihr physiologisch-chemisches 
Verhalten erörtert werden. In dem folgenden speziellen Teil sind die einzelnen 
Stoffe nicht nach der pharmakologischen Zusammengehörigkeit im Sinne 
Schmiedebergs, sondern nach ihrer therapeutischen Wirkung und Verwen¬ 
dung in Gruppen (z. B. Ätzmittel, Antidyskrasika, Stomachika, Abführmittel 
usw.) zusammengefaßt, wobei auch die modernen Heilmittel der Bakteriologie 
nnd der Organtherapie in weitem Maße Berücksichtigung gefunden haben. In- 


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Referate. 


folge der bekannten Vielseitigkeit und Belesenheit des Verfassers, dem auch 
reiche klinische Erfahrungen zu Gebote stehen, enthält das Buch eine Fülle von 
experimentellem Material, in dem historische Daten und toxikologische Angaben 
nicht fehlen, daß die neue Auflage nicht nur von Ärzten und Klinikern begrüßt, 
sondern auch von in dieser Richtung experimentell arbeitenden Medizinern gerade 
wegen der Verbindung des Stoffes mit den klinischen Zielen vielfach mit Vor¬ 
teil benutzt werden wird. Fr. Franz . 

1262) Skutetzky, A. Die neueren Arzneimittel in der ärztlichen Praxis. 

Wirkungen aus Nebenwirkungen, Indikationen und Dosierung. (Berliner Verlag 
von Julius Springer, 1908, 377 Seiten.) 

Bei der Unmasse der täglich auf dem Markte erscheinenden neuen Arznei¬ 
mittel, deren Uebersicht sich immer schwieriger gestaltet, ist es mit Freude zu 
begrüßen, daß der Verfasser sich der Mühe unterzogen hat, die im Laufe der 
letzten 10 Jahre hergestellten neuen Arzneimittel, deren Eigenschaften, Dosierung, 
therapeutische Anwendung, Indikationen, ferner deren Wirkung und Nebenwirkung 
unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Literatur zusammenzustellen. Die ein¬ 
zelnen Arzneimittel sind derart in Gruppen eingeteilt, daß verwandt wirkende 
in einer Abteilung besprochen werden. Das vorliegende Werk dürfte in ärztlichen 
Kreisen als vortrefflicher und zuverlässiger Ratgeber willkommen sein. Brahtn. 

1263) Sittler, P. Die wichtigsten Bacterientypen der Darmflora beim 
Säugling, ihre gegenseitigen Beziehungen und ihre Abhängigkeit von äußeren 
Einflüssen. (Würzburg, bei Kabitsch, 1909, 70 S., 2,50 Mk.) 

Die vorliegende Arbeit bezweckt, aus dem bisher gesammelten Material das 
hervorzuheben, was für den Ablauf der physiologischen und einzelner patho¬ 
logischen Vorgänge im Darmtractus des Säuglings als besonders wichtig und 
von Bedeutung erscheint, und weiter auch die gegenseitigen Beziehungen der 
einzelnen Bacterientypen zu einander zu verfolgen. Eine Übersicht über die 
Literatur, die der Verfasser zuerst gibt, zeigt, welch ein Aufwand von Arbeit 
auf diesem Gebiete geleistet wurde, teils von deutschen Autoren (Escherich, 
Moro usw.) teils von französischen (Tissier u. a.). Durch deren grundlegende 
Untersuchungen ist der Mechanismus der ersten Besiedelung des Darmkanals 
mit Mikroorganismen, ferner die Verteilung der Bacterientypen auf die einzelnen 
Darmabschnitte, sowie auf die Identificierung der Bacterien selbst festgestellt 
worden. Alle diese Arbeiten haben eine Menge Einzelheiten zu Tage gefördert, 
die, für sich betrachtet, außerordentlich interessant sind, denen man aber kaum 
eine größere allgemeine Bedeutung zu erteilen kann. Denn alle diese Unter¬ 
suchungen haben als letztes Resultat immer ergeben, daß die Darmbacterien- 
flora ein Produkt des Darminhaltes ist, daß ihr eine selbständige Stellung nicht 
zukommt, sondern daß sie ganz von der zugeführten Nahrung abhängig ist. Das 
gilt nicht nur für den normalen Magendarmkanal, sondern insbesondere auch 
für pathologische Zustände; auch bei diesen ist die alimentäre Schädigung in 
der Regel das primäre, eine Tatsache, die übrigens nicht, wie der Verfasser 
meint, erst durch die neueren Untersuchungen festgestellt wurde, sondern eine 
in der Pädiatrie schon seit langem vertretene Anschauung darstellt. 

Die Kapitel über die Abhängigkeit der Darmflora von diätetischen und 
medicamentösen Einflüssen bringen eine Anzahl eigener Untersuchungen des 
Verfassers, in denen er zu dem Ergebnis kommt, daß den größten Einfluß auf 
die Stuhlflora die Kohlehydrate haben, und zwar sowohl die Zuckerarten wie 
auch die Mehle. So soll es z. B. durch Verabreichung von Milchzucker ge¬ 
lingen, die physiologische Darmbactericnflora, als deren Hauptvertreter wir den 
Bac. bitidus ansehen, in ihrem Wachstum zu begünstigen, eine Wirkung, die 
sich auf andere Weise durch Zufuhr von Milchsäure, Milchsäurebacterien, Bier¬ 
hefe, gleichfalls erzielen lassen soll. 

Diese letzten Angaben des Verfassers verdienen eine gewisse Beachtung, aber 
auch wohl eine Nachprüfung, insbesondere, da auch seine sonstigen Resultate von 
den Ergebnissen anderer Autoren in wesentlichen Punkten abweichen, so daß er selbst 
die Ansicht äußert, daß es den Nachuntersuchungen Vorbehalten bleiben müsse, die 
verschiedenen Meinungen auf ihre Richtigkeit und ihren Wert zu prüfen. Birk . 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer and Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin and Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 

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ZENTRALBLATT 

fllr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahrg. 2. Augustheft 1909 Nr. 16 


N&ehdrnck verboten. 

Original-Artikel. 

Inkonstantes Auftreten von Glyeosurle nach Totalexstirpation 

des Pancreas. 

Von 

Prof. R. Turrö, 

Direktor des bakteriol. Laboratoriums der Stadt Barcelona 

und 

Prof. A. Pi y Suner in Sevilla. 

Bei Gelegenheit unserer Studien über Widerstandskraft pancrectomierter Hunde 
gegen künstliche Infektion fiel uns auf, daß bei kohlehydratfreier Ernährung der 
Operationstiere nicht immer Glycosurie auftrat. Sind schon die Ansichten über 
Ursachen der Zuckerausscheidung weit auseinandergehende und bald in Ver¬ 
letzungen der Nerven der periportalen Geflechte gesucht worden (Pflüger), 
bald in dem Fehlen der inneren Secretion der Bauchspeicheldrüse (Mehring 
und Minkowski), so ist über die Gründe des Ausbleibens dieser Glycosurie 
so gut wie nichts bekannt; wir glauben wenigstens der Lösung dieser Frage 
näher gekommen zu sein. 

Unter 63 operierten Hunden trat bei 37 Zuckerausscheidung auf, bei den 
Testierenden 26 weder Glycosurie noch Hyperglycämie; vorläufig sind wir außer 
Stande anzugeben, wann Glycosurie auftritt oder ausbleibt, eine zuckerfreie Kost 
vorausgesetzt. Vagusdurchschneidung ist jedenfalls ohne Einfluß. 

Gemischte Reis- und Fleischnahrung rief binnen 24 Stunden Glycosurie her¬ 
vor; bei reiner Reisemährung starben die Tiere schnell unter profusen Diarrhöen, 
reichte man ihnen statt dessen ausschließlich Eiweiß, so verschwanden Durch¬ 
fälle und Glycosurie. 

Die Harnanalyse ergab uns wichtige Aufschlüsse über den Metabolismus, je 
nachdem kohlehydrathaltige oder freie Kost gereicht wurde. Zucker und Stick¬ 
stoff scheinen nämlich in einem Wechselverhältnis zu stehen, dergestalt, daß 
Anstieg des einen Abnahme des anderen bedingt und umgekehrt 

Wenn wir auch bezüglich der Ursachen für das Auftreten oder Ausbleiben 
der Zuckerausscheidung nach Totalexstirpation des Organs noch zu keinem end¬ 
gültigen Resultate gekommen sind, so war uns doch die außerordentliche Häufig¬ 
keit der Glycosurie im Winter sehr auffällig, während sie im Sommer zu den 
größten Ausnahmen zählte. Augenscheinlich übt also die Temperatur der Außen¬ 
welt einen beträchtlichen Einfluß auf das Ergebnis der Drüsen-Exstirpation aus. 

Als feststehend können wir demnach, folgende Punkte annehmen: 

1. Falls mit kohlehydratfreier Kost ernährt, erkranken nicht alle pancrecto- 
mierten Hunde an Glycosurie. 

N. F. IV Jahrg. 39 


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610 


Original-Artikel. 


2. Bei gemischter oder ausschließlich kohlehydrathaltiger Kost erkranken 
sie sämtlich an Glycosurie. 

3. Nicht zuckerkranke Tiere zeigen ausnahmslos beträchtliche Vermehrung 
des Hamstickstoffs. 

4. Es besteht ein gewisser Gegensatz zwischen gesteigerter N-Ausscheidung 
und Übertritt des Zuckers in den Ham. Es übt demnach das Pancreas eine Art 
Regulationswirkung auf den allgemeinen Zerfall des Eiweißmoleküls aus. Ob 
bei dieser Zersetzung Reste vom Charakter der Kohlehydrate (Traubenzucker 
aus Protein-Substanzen stammend) erscheinen oder nicht, dürfte lediglich Zufalls¬ 
sache sein. 

Die gewonnenen Resultate bestätigen den Gedanken von der Einheit der 
Pathogenese aller Arten von Diabetes, ein Gedanke, den der eine von uns 
(Pi y Sufi er) bereits anderweitig entwickelt hat. Denn die des Pancreas be¬ 
raubten Hunde ohne Glycosurie verhalten sich bei zuckerfreier Kost wie Diabe¬ 
tiker der leichten Form. Alle diese Tiere aber, gleichgültig ob sie an Glycosurie 
leiden oder nicht, teilen mit dem menschlichen Diabetiker jeder Kategorie die 
Eigenschaft, daß sie das Eiweißmolekül in gesteigertem Grade zum Zerfall 
bringen. Daraus folgt weiterhin ihre Neigung zu uneingeschränkter Zucker¬ 
produktion und die Unfähigkeit, den Zucker der Nahrungszufuhr zu zersetzen. 

5. Lassen wir es dahingestellt, ob dem Pancreas eine auf nervösen Bahnen 
zustande kommende Wirkung innewohnt oder ob ihr die Wirkungsweise einer 
speziellen Secretion zukommt, sicher ist jedenfalls, daß die Bauchspeicheldrüse 
eine wichtige Aufgabe in der Regulierung des Ernährungsprozesses besitzt, an¬ 
scheinend sichert sie dem biogenen Molekül die nötige Beständigkeit; ohne die 
Tätigkeit des Pancreas gerät das Molekül in Zerfall, der sich schließlich als 
unvereinbar mit dem Leben des Individuums erweist. 


Stoffwechsel, Verdauung und Ernährung. 

Von 

Dr. Wilhelm Stemberg, 

Spczialarzt für Zucker- und Verdauungskranke in Berlin. 

Die drei Vorgänge, welche die Erhaltung des gesunden und kranken Indi¬ 
viduums sichern, sind zeitlich, räumlich und in ihrem innersten Wesen vollkommen 
von einander getrennt: einmal der Stoffwechsel, der innerhalb der Gewebe vor 
sich geht, sodann die den Stoffwechsel vorbereitende Verdauung, die innerhalb 
des Verdauungskanals statthat, und schließlich die diese Verdauung überhaupt 
erst ermöglichende Nahrungsaufnahme, die Mund Verpflegung, die Ernährung 
im engeren Sinne. Von diesen drei Funktionen der Ernährung — im weiteren 
Sinne des Wortes — ist die letzte in den modernen Forschungen der Physio¬ 
logie und Pathologie wenig behandelt, hingegen die beiden ersten ebenso unter 
physiologischen wie pathologischen Bedingungen außerordentlich reichhaltig be¬ 
dacht und gepflegt werden. 

Die Physiologie und die Pathologie des Stoffwechsels, die intracelluläre 
Verdauung, hat sich nach dem Vorgehen von Noorden bereits zu einem selb¬ 
ständigen Gebiet der inneren Medizin entwickelt. Demgemäß ist ihre äußerst 


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Original-Artikel. 


611 


umfangreiche Literatur in eigenen Lehrbüchern, Handbüchern und Zeitschriften 
niedergelegt. 1 ) 

Für den Stoffwechsel bedingt der physikalische Aggregatzustand keinen 
Unterschied. Feste, flüssige und auch gasförmige Stoffwechselprodukte sind 
gleichermaßen Objekte der Untersuchung. Denn der Stoffwechsel bedeutet den 
Chemismus der stofflichen Veränderungen. Daher findet die Lehre von dem 
Stoffwechsel ihre wesentliche Stütze in der Chemie, und zwar nicht bloß in der 
physiologischen, sondern noch mehr in der physikalischen Chemie. Daher hat 
diese Disziplin auch nicht die Nahrung selber und die Nahrungsmittel zu be¬ 
achten, sondern muß vielmehr auf die Endprodukte der Nahrung, also auf die 
Nahrungsstoffe, zurückgreifen. Das sind die organischen Verbindungen: Eiweiß, 
Kohlehydrate und Fette. Aber auch das Wasser und selbst die anorganischen 
Salze gehören diesem Gebiete an. Der physiologische und pathologische 
Wasser-Stoffwechsel sowie der physiologische und pathologische Mineral-Stoff¬ 
wechsel sind wichtige Kapitel aus der Physiologie und Pathologie des Stoff¬ 
wechsels. Ja sogar bis zu den äußersten Elementarbestandteilen muß die Dis¬ 
ziplin des Stoffwechsels Vordringen. Und in der Tat findet nicht nur der Stoff¬ 
wechsel der chemischen Elemente von festem Aggregatzustande wie Phosphor 2 * ), 
Calcium 8 ), Eisen 4 * ), Arsen oder Chlor 6 ) in seinen festen Verbindungen hier ein¬ 
gehende Erörterung, sondern sogar der Stoffwechsel von chemischen Elementen 
in gasförmigem Aggregatzustande wie Sauerstoff. 6 ) 

Da der Wissenschaft vom Stoffwechsel den meisten Beistand die Chemie 
bietet, die Forschung, die ehemals zwar durch Kant 7 ) von dem Range einer 
exakten Wissenschaft ausgeschlossen war, nunmehr aber durch die Einführung der 
Mathematik zur exaktesten aller Naturwissenschaften emporgehoben ist, so wird 
die Stoffwechsel-Lehre selber zu einer exakten Wissenschaft, die ihre Ergebnisse 
mit mathematischer Genauigkeit bestimmen kann. So konnte Magnus-Levy die 
von ihm verfaßte Physiologie des Stoffwechsels in No Ordens 8 ) Handbuch der 
Pathologie des Stoffwechsels mit den Worten von Robert Mayer beginnen: 
»Eine einzige Zahl hat mehr wahren und bleibenden Wert, als eine kostbare 
Bibliothek von Hypothesen.« 

Auch die Verdauung im Magen und Darm, die den Stoffwechsel ermög- 


l ) v. Noorden, »Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels«. Berlin 1906, 2. Auflage und 
»Lehrbuch der Pathologie des Stoffwechsels«, Berlin. Paul Richter, »Stoffwechsel und Stoff¬ 
wechselkrankheiten«. Die selbständigen wissenschaftlichen Abhandlungen finden im »Zentralblatt 
ftir die gesamte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels« eine eigene Sammelstätte. 

*) I. A. Schabad, »Der Phosphor in der Therapie der Rhachitis. Der Einfluß des Phosphors 
auf den Kalkstoffwechsel bei rhachitischen und gesunden Kindern«. Ztschr. für klinische Medizin 
Bd. 67, Heft 5 und 6. 

*) Schabad, »Der Kalk in der Pathologie der Rhachitis«, Berliner klinische Wochenschrift 
1909, Nr. 18. 

4 ) Fetzer, »Experimentelle Untersuchungen über den Eiscnstoffwechsel in der Gravidität«. 

Kongreß f. innere Medizin 1908, Wiesbaden. 

6 ) O. Grüner und B. Schick, »Chlorstoffwechsel und Körpergewicht im Scharlach«, Ztschr. 
für klinische Medizin Bd. 67, Heft 5 und 6. 

6 ) Ewald, »Stoffwechselpsychose. Die Störungen des Sauerstoff-Stoffwechsels im mensch¬ 
lichen Organismus«, Würzburg 1907. 

7 ) Kant. »Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft«. Neu herausgegeben von 
A. Hofier in: Veröffentl. d. Philosoph. Ges. a. d. Universität Wien. lila. Leipzig 1900. S. 6. 

a ) Noordens Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels 1906. 

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Original-Artikel. 


licht und seine Folgen ersetzt, bezweckt die chemische Veränderung der auf¬ 
genommenen Nahrung. Allein doch besteht ein grundsätzlicher Unterschied in den 
Untersuchungsgebieten und Methoden beider Disziplinen. Denn einmal beschränkt 
sich das Gebiet der Verdauung auf den physikalischen Aggregatzustand des 
Festen. Wasser wenigstens und Gase unterliegen wohl dem Stoffwechsel, aber 
nicht mehr der Verdauung. Sodann beschränkt sich die Verdauung bloß auf 
die organischen Nahrungsmittel. Die anorganischen Bestandteile, die wohl dem 
Stoffwechsel unterliegen, sind dem Verdauungsprozeß nicht mehr unterworfen. 
Auch reicht die Verdauung nicht mehr wie der Stoffwechsel bis zu den letzten 
elementaren Endprodukten, sondern nur bis zu einem bestimmten Punkte im 
Abbau der Nahrungsmittel und Nahrungsstoffe. Jedenfalls ist es diese chemische 
Betrachtungsweise, welche beide Wissenschaften mit einander verbindet, die 
Lehre der Verdauung mit der Lehre des Stoffwechsels. So komm^ es, daß 
Stoffwechsel- und Magen-Darm- oder Verdauungskrankheiten in der Theorie 
und Praxis gemeinsam vereinigt werden. 1 ) Auch die Lehre von der Verdauung 
ist daher zu einer exakten modernen Wissenschaft gediehen; und ihre Ergebnisse 
und Heilmethoden lassen sich durch Experimente begründen und nachprüfen. 
Die Therapie ist somit für beide Gebiete die exakte experimentelle.*) 

Grundsätzlich verschieden hiervon ist die diätetische Therapie. Die 
praktisch überwiegende Bedeutung der Emährungstherapie ist offensichtlich. Jede 
andere spezialistische Therapie beschränkt sich stets und auch für die Verdauungs¬ 
und Stoffwechselkranken bloß auf die Spezialfälle. Hingegen die Ernährungs- 
Therapie hat zwei Zwecken zu dienen, nämlich der Heilung und der Erhaltung. 
Und da die Erhaltung überdies für alle Kranke ohne Ausnahme zuerst in Be¬ 
tracht kommt, so dient die diätetische Therapie allen Kranken ohne Ausnahme. 
Um so wunderbarer ist dann aber die Tatsache, daß die diätetische Therapie 
gar nicht mehr als selbständige Behandlung aufgefaßt und in der Literatur 
beibehalten wird, sondern höchstens gemeinsam mit der physikalischen Therapie. 
Denn es ist doch eine nicht wenig auffallende Erscheinung, daß in der Sammlung 
»Physikalische Therapie in Einzeldarstellungen« 8 ) die physikalische und diäte¬ 
tische Therapie der Gicht 4 ), physikalische und diätetische Therapie der Zucker- 
hamruhr 6 ), selbst die Grundzüge der Emährungstherapie 6 ) untergebracht werden 
konnten. Ja, die »Zeitschrift für diätetische und physikalische Therapie« hat nach 
kaum sieben Jahren sich in die »Zeitschrift für physikalisch-diätetische Therapie« 
umgewandelt. Demgemäß finden auch die physiologischen Grundlagen aller der 
verschiedenen Spezialgebiete aus der physikalischen Therapie eingehende und 
erschöpfende Ergründung, nur nicht die physiologischen Grundlagen der diäte- 


*) Auch in der Literatur prägt sich dieser Standpunkt aus, indem z. B. das Zentralblatt 
für die gesamte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels das Sammelorgan für die Klinik der 
Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten zugleich ist. 

*) Wissenschaftlichen Abhandlungen über Stoffwechsel-Pathologie widmet sich die Zeitschrift 
für experimentelle Pathologie und Therapie. Auf diese Weise wird die Therapie für die Stoff¬ 
wechsel- und Verdauungskrankheiten die experimentelle Therapie; und hiermit im Zusammenhang 
steht, daß das Zentralblatt für die gesamte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels den Ein¬ 
schluß der experimentellen Therapie sich vorgenommen hat. 

а ) Herausgegeben von Marcuse und Strasser. 

4 ) 13. Heft S. Munter. 

б ) 14. Heft S. Munter. 

•) 26. Heft Albu. 


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tischen Therapie. Das Gleiche ist der Fall mit jedweder Technik der physika¬ 
lischen Therapie gegenüber der Technik der diätetischen Therapie, der Küche. 

Die physiologischen Grundlagen der diätetischen Therapie sind noch so 
wenig gesichert, daß gerade die diätetischen Behandlungsmethoden immer 
noch von den Fachunkundigen zum willkommenen Tummelplatz ihrer Laien¬ 
tätigkeit gewählt werden. Diese auffallende Vernachlässigung der Ernährungs- 
therapie findet ihre Erklärung darin, daß erstens die Ernährungslehre und 
zweitens die Ernährungstechnik 1 ) in der Küche nicht die gebührende Förderung 
und Entwicklung erfahren. 

Im Gegensatz zur Physiologie und Pathologie der Verdauung sowie zur 
Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels tritt die Physiologie und Patho¬ 
logie der Ernährung — im engeren Sinne —, nämlich der Nahrungsaufnahme, 
in allen Forschungsgebieten außerordentlich zurück. Nicht einmal das be¬ 
deutendste Sammelwerk, das Handbuch der Emährungstherapie, oder die 
kompendiöseste Schrift von Albu a ) »Über die Grundztige der Emährungstherapie« 
berücksichtigt eingehend Ernährung und Mundverpflegung, wiewohl diese 
Nahrungsaufnahme und die Lust zur Nahrungsaufnahme, der Appetit, in allen 
Krankheiten ausnahmslos eine Änderung erfährt. Schon darum ist es nicht 
wenig merkwürdig, daß es gerade der erste Abschnitt der Ernährung ist, 
welcher einer solchen Gleichgültigkeit seitens sämtlicher Disziplinen medi¬ 
zinischer Forschung begegnet. Dabei ist für die gesamte Physiologie und Pa¬ 
thologie, ja sogar für die Psychologie dieser im Gesicht gelegene Teil der Ernährung, 
welcher der Nahrungsaufnahme dient, der wichtigste Abschnitt. 8 ) Denn für die Er¬ 
haltung des Individuums ist die Funktion der am höchsten gelegenen Mundhöhle die 
höchste, wie für die Erhaltung der Art die Funktion der am tiefsten und nieder¬ 
sten gelegene Beckenhöhle. Zudem ist die Mundhöhle der Teil, der am 
oberflächstlichsten gelegen, daher am leichtesten zugänglich ist und somit am 
häufigsten, sowie zu den verschiedensten diagnostischen Zwecken ärztlich unter¬ 
sucht wird. 

Damit im Zusammenhang steht die weitere Tatsache, daß auch die Technik 
der Ernährung, die Küche, in der gesamten Medizin noch keine Würdigung 
erfährt. 

Ein solch allgemeines Zurücktreten dieser Materie in allen Forschungsge¬ 
bieten muß natürlich ganz besondere Ursachen haben. Und tatsächlich besteht 
ein grundsätzlicher Gegensatz, sowohl in der Art der Betrachtungsweise wie 
auch in dem Objekt der Untersuchungen, hinsichtlich der Lehre vom Stoff¬ 
wechsel und von der Verdauung einerseits und hinsichtlich der Ernährungs¬ 
lehre andererseits. Und dieser Unterschied setzt sich durchweg fort durch alle 
die physikalischen, chemischen, physiologischen und psychischen Momente 
hindurch. 

Was den physikalischen Aggregatzustand betrifft, so berücksichtigt die 
Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels ebenso sehr die flüssigen und 
auch gasförmigen Bestandteile wie die festen, hingegen die Physiologie und 
Pathologie der Ernährung lediglich die festen Nahrungsstoffe beachtet. 

*) »Ernährungslehre und Ernährungstechnik«. Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1909. 

*) Ztschr. f. klin. Med. 1909, »Der Appetit und die Appetitlosigkeit« 69. Bd., S. 17 u. Ztbl. 
f. Physiologie XXII, Nr. 21, S. 10. 

s ) »Kochkunst und ärzüiche Kunst« 1907. Stuttgart, F. Enke, S. 83. 


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Original-Artikel. 


Hinsichtlich des Chemismus betrachtet die Stoffwechsel-und die Verdauungs¬ 
lehre die Nahrungsmittel und Nahrungsstoffe bis zu den Elementen, hingegen 
die Ernährungslehre die Nahrung, die Zusammensetzung der rohen Nahrungs¬ 
stoffe und der ungekochten Nahrungsmittel zu tischfertigen Speisen und der 
garen Gerichte zu ganzen Mahlzeiten berücksichtigt. 

So kommt es, daß die Stoffwechsel- und die Verdauungslehre in der physio¬ 
logischen Chemie und in der physikalischen Chemie ihre vorzüglichsten Hilfs¬ 
wissenschaften haben und das Endziel ihrer Betrachtungen im physikalischen 
Brennwert und chemischen Nährwert der rohen Nahrungsstoffe erblicken. 
Diese Werte erschöpfen aber durchaus noch nicht den wahren Wert der Nah¬ 
rung, worauf ichwiederholt hinweise. Dieser hängt vielmehr auch noch vom 
physiologischen Sinnesgenuß, vom Geschmack ab. Die Schmackhaftigkeit ist 
es, die den Preiswert bedingt. Diese sensuellen lokalen Eigenschaften sind es, 
welche den Wert der Nahrung ebenfalls ausmachen, den Marktwert und auch 
den physiologischen Wert. Daher kann sich die Ernährungslehre weniger auf 
den Chemismus, als auf die Sinnesphysiologie des Geschmackes stützen. 

Hinsichtlich der Physiologie beschränken Stoffwechsel- und Verdauungs¬ 
lehre ihr Augenmerk lediglich auf die entfernteren physiologischen Wir¬ 
kungen. Die Ernährungslehre hat ihr Gebiet auch auf die Eigenschaften 
auszudehnen. Dort sind es die Wirkungen, hier die Qualitäten. Indem man 
diese Trennung bisher nicht scharf genug vorgenommen hatte, kam man auch 
zu den irrigsten Schlußfolgerungen über Genuß und Genußmittel. 

Überdies hängt der Genuß der Genußmittel und das Genießen der Nahrungs¬ 
mittel bei der eigentlichen Ernährung, der Nahrungsaufnahme, nicht bloß von den 
physiologischen Wirkungen und sensuellen Qualitäten ab, sondern auch noch 
von psychischen Einwirkungen. Und diese psychischen Einflüsse haben für die 
Ernährung eine große Bedeutung, während sie für die Verdauung oder gar für 
den Stoffwechsel kaum in Betracht kommen. Dabei sind die psychischen Be¬ 
einflussungen der Nahrungsaufnahme recht mannigfach. Denn mit der Ernäh¬ 
rung hängen mehr als mit jeder anderen Funktion die psychischen Empfindungen 
zusammen. Diese sind Appetit, der Hunger, der Ekel und der Durst. Indem 
man in jenen Disziplinen der Verdauung und des Stoffwechsels die Betrachtungen 
bloß auf die Objekte beschränkte, übersah man diese subjektiven Empfin¬ 
dungen. So kommt es, daß zwar der Stoffwechsel im Hunger oder der Wasser- 
Stoffwechsel eingehend erforscht sind, hingegen die subjektiven Empfindungen 
vom Hunger- 2 ) und vom Durstgefühl kaum je einer genauen wissenschaftlichen 
Untersuchung gewürdigt worden sind. 

Da man diese unberechenbaren, deshalb aber nicht minder gewichtigen und 
schwerwiegenden Imponderabilien der psychischen Momente bei der Nahrungs- 
Aufnahme außer Acht gelassen hatte, konnte die Art der Untersuchungen und 
Methoden in der Physiologie und Pathologie der Verdauung und des Stoff¬ 
wechsels eine in hervorragendem Maße quantitative und daher exakte sein, 
hingegen das Gebiet der Ernährungslehre, die auch noch die Eigenschaften 
berücksichtigen muß, zum großen Teil qualitativer Natur ist. So kommt es, 


*) »Die Appetitlosigkeit in Her Theorie und in der Praxis«. Ztbl. f. Physiologie XXII, Nr. 21, 
S. 6. — Ztschr. f. Hygiene, »Die moderne Koch-Küche im Großbetrieb« 1909, S. 181. 

*) »Der Hunger«. Ztbl. f. Physiol. XXIII, Nr. 4. 


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daß die moderne Wissenschaft dieses ungemein praktische Gebiet der angewandten 
Diätetik als ein der exakten Wissenschaft fremdes oder gar unwürdiges ansieht. 
Zwei grundsätzliche Fehler sind es besonders, welche die Entwicklung dieser 
Wissenschaft fortgesetzt hemmen. 

Erstens huldigt man heutzutage allgemein der Ansicht, daß alles das, was sich 
jetzt noch nicht auf das quantitative Moment ziffernmäßig zurückführen läßt, von 
der exakten Wissenschaft ausgeschlossen sein muß. Und das ist durchaus irrig. 
So kam es zu unrichtigen Beurteilungen der Küche im Massenbetrieb des 
Krankenhauses seitens der Forscher: Eggebrecht 1 ), Grotjahn 2 * ), Hitzig 8 ), wie 
ich 4 * ) dies mehrfach nachgewiesen habe. Vordem hatte schon Voit 6 ) das Irrige 
dieser Art hervorgehoben: »Wenn man sich die Sache zu einfach vorstellt und 
allenfalls glaubt, es handle sich nur um die gehörige Quantität der Nahrungsstoffe 
in den mannigfaltigen Speisen, dann würde allerdings aus der Untersuchung der 
von den Menschen angenommenen Kost für die Wissenschaft nichts resultieren. 
Erst wenn man versucht, eine passende Nahrung für einen unter gegebenen Ver¬ 
hältnissen lebenden Menschen zusammenzustellen, wird man sich der Schwierig¬ 
keiten bewußt Es lassen sich aus den uns zu Gebote stehenden Nahrungs¬ 
mitteln und Nahrungsstoffen tausende von Mischungen zusammensetzen, um 
einen Vorgesetzten Zweck zu erreichen; aber nur gewisse Kombinationen sind 
aus bestimmten Gründen für eine richtige Ernährung tauglich.« 

Und noch ein zweiter Fehler schließt sich an den ersten an. Das ist eine 
gewisse Überhebung, wie sie sich Häufig neuen bisher unbearbeiteten Gebieten 
gegenüber wiederholt, zumal, wenn diese eigenartige Gesichtspunkte der Be¬ 
trachtung erfordern. Diese pflegt man dann wohl als »feuilletonistische«, »popu¬ 
läre«, »nicht wissenschaftliche Kuriosa« anzusehen. Und in der Tat urteilen in 
dieser Weise Schmidt 6 ) und auch Herr Strauß 7 ) die ersten Versuche ab, mit denen 
ich dieses neue Gebiet der Wissenschaft erschlossen habe. Ich 8 ) habe diese 
Ansicht mehrfach zu widerlegen versucht. Zudem hat keiner weiter solche für die 
Wissenschaft verhängnisvollen Gegenströmungen bekämpft als vor bereits dreißig 
Jahren Voit 9 ): »Nur Jemand, der sich mit der Frage der Ernährung des Menschen 
nicht eingehend beschäftigt hat und noch nicht in der Lage war, mit allen 
seinen geistigen Kräften zu suchen, wie er das Dunkel auf diesem Gebiete er¬ 
helle, kann zu der Ansicht kommen, daß von den Erhebungen der Kost kein 
wissenschaftlicher Erfolg zu erwarten wäre, daß deshalb ein Mann der 
Wissenschaft sich mit dieser Aufgabe nicht befassen möge.« 


l ) »Handbuch der Krankenversorgung und Krankenpflege«, von Liebe, Jacobsohn und 
Meyer. 1898, Berlin, I. Bd. S. 880. 

J ) »Krankenhauswesen und Heilstättcnbewegung ira Lichte der Sozialen Hygiene«, Leipzig, 
F. C. W. Vogel, 1908, S. 120. 

a ) »Die Kostordnung der psychiatrischen und Nervenklinik der Universität IlaUc-Wittcn- 
berg«, Jena 1907, S. 73. 

4 ) »Die Krankenhaus-Küche«, Dtsch. Arzte - Zcitg. 15. Mai 1909, lieft 10, S. 6 und 7. 
»Die Küche in der modernen Heilanstalt«. Stuttgart, F. Enke, 1909. S. 19. 

4 ) »Untersuchung der Kost in einigen öffentlichen Anstalten«. München 1877, S. 10. 

•) Zentralblatt für innere Medizin 1907, Nr. 38, S. 960. 

"') Zeitschr. für ärztl. Fortbildung, Januar-Heft 1908, S. 29. 

*) »Die Krankenhaus-Küche«, Dtsch. Arzte-Ztg. 15. Mai 1909, Heft io, S. 9 

°) »Untersuchung der Kost in einigen öffentlichen Anstalten«. München 1877, S. 10, 
S. 12 und 13. 


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Referate. 


»Ich habe mich nur mit Widerstreben der Nutzbarmachung der Lehren von 
der Ernährung zugewendet, da gewöhnlich das zur Anwendung Reife auch ohne 
Zutun von Seite der Männer der Wissenschaft sich Bahn bricht, und man von 
solchen Bestrebungen, wie ich zur Genüge schon erfahren habe, keinen beson¬ 
deren Dank erntet. Die Fachgelehrten halten eine Tätigkeit der Art mit einem 
ganz berechtigten Mißtrauen für unwissenschaftlich, und diejenigen, in deren 
Dienst man arbeitet, wollen gewöhnlich nicht Gründe, sondern Rezepte, welche 
wir nicht zu geben vermögen.« 

Soll die diätetische Therapie eine den übrigen therapeutischen Spezial¬ 
gebieten ebenbürtige Stellung einnehmen, dann muß die Wissenschaft der Er¬ 
nährung und der angewandten Diätetik, die Lehre von der Funktion der Nah¬ 
rungsaufnahme unter physiologischen und pathologischen Bedingungen die hohe 
Entwicklung einholen, welche die Physiologie und Pathologie der Verdauung und 
des Stoffwechsels bereits erreicht haben. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1264) Falk, F. Weitere Untersuchungen zur Frage der Adrenalinarterio- 
nekrose und deren experimentelle Beeinflussung. (Wien. klin. Wschr. 1909, 
S. 810.) 

Es wurde untersucht, ob nach Steigerung des Lymphstromes die Adrenalin¬ 
erkrankung der Gefäße ausbleibt, da ja frühere Versuche den Antagonismus 
zwischen Adrenalin und Lymphe festgestellt hatten. Als Lymphagogum wurde 
als das unschädlichste Hirudin und Krebsmuskelextrakt verwendet. Es ergab 
sich bei einigen Experimenten Freibleiben der Gefäße von Arteriosklerose nach 
kombinierten Injektionen des Adrenalins und Lymphagogums, bei anderen aller¬ 
dings konnten Plaques der Arterien konstatiert werden, die wohl nicht so 
bedeutende Dimensionen hatten wie bei den nur mit Adrenalin behandelten 
Kontrollieren. K. Gläßner. 

1266) Lucien, H. et Parisot, J. Variations pondärales de l’hypophyse consö- 
cutivement k la thyroldectomie. (Veränderungen des Gewichts der Hypophyse 
nach der Thyreoidektomie.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 771—772.) 

In einer Reihe von vergleichenden Versuchen über das Gewicht der Hypo¬ 
physe thyreoidektomierter und normaler Kaninchen (des gleichen Wurfes) war 
das Gewicht der Hypophyse der thyreoidektomierten Kaninchen regelmäßig 
höher als das der Kontrolliere, nur einmal dem der Kontrolliere gleich. 

L . Borchardt . 

1266) Jeandelize, P. u. Parisot, J. De la pression arterielle chez le lapin 
thyroldectomisä. (Arterieller Blutdruck bei thyreoidektomierten Kaninchen.) 
Lab. du prof. Meyer de Nancy. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 777—779.) 

Der Blutdruck war bei thyreoidektomierten Kaninchen stets niedriger als 
bei den Kontrollieren des gleichen Wurfs. L. Borchardt. 

1267) N. Niskoubina. Recherches experimentales sur la fonction du corps 
jaune pendant la gestation. (Experimentelle Untersuchungen über die Funktion 
des Corpus luteum während der Gravidität.) Lab. d’histologie de la Faculte de 
med. de Nancy. (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 767—771.) 

Beim Kaninchen lassen sich 3 Phasen in dem Verhalten des Corpus luteum 
verum während der Gravidität unterscheiden: Die erste und besonders die zweite 
Phase sind ausgezeichnet durch erhöhte Blutzufuhr und Rotfärbung des Organs 


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Referate. 


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Mikroskopisch findet man große Luteinzellen in radiärer Anordnung, deren 
Protoplasma sich im Zustand der Hyperfunktion befindet. Nach 15 Tagen be¬ 
ginnt das dritte, das regressive Stadium mit mangelhafter Blutzufuhr und De¬ 
generation der Parenchymzellen. Erst lange nach der Geburt sind diese Er¬ 
scheinungen nicht mehr zu beobachten. N. Niskoubina schließt aus seinen 
Befunden, daß die innere Secretion des Corpus luteum nur in der ersten Hälfte 
der Gravidität von Bedeutung für diese sein kann. Die Wirkung des inneren 
Secrets wurde von Fränkel gefunden, dessen Resultate bestätigt werden: Das 
Corpus luteum vermittelt die Eiinsertion in der ersten Hälfte der Schwanger¬ 
schaft. L . BorchardL 

1368) du Castel, J. Le thymus rachitique. (Die Thymus bei Rhachitis.) 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 725—726.) 

In 14 Fällen ohne Rhachitis bei Kindern unter 3 Jahren war nur einmal das 
Gewicht der Thymus höher als 8 g, nämlich 12 g. Hier haben anscheinend 
besondere Verhältnisse vorgeherrscht. In 8 von 13 Fällen mit Rhachitis wog die 
Thymus mehr als 8 g. In diesen Fällen handelt es sich um eine Hypertrophie 
des lymphoiden Gewebes in der Thymus. Häufig findet man Myelocyten. Die 
Zahl der Hassalsehen Körperchen ist vermehrt. — Das Durchschnittsgewicht 
der Thymus bei Rhachitis betrug 9,42 g, das der Thymus ohne Rhachitis 4,50 g. 

L. BorchardL 

1269) Livon, Ch. P6n6tration par la voie nerveuse de la sderdtion interne 
de l'hypophyse. (Fortleitung der inneren Sekretion der Hypophyse auf dem 
Nervenwege.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 744—745.) 

Livon vermutet, daß das innere Sekret der Hypophyse sich nicht auf dem 
Blutwege, sondern durch den Hypophysenstiel auf nervösem Wege fortleitet. Als 
Stütze seiner Anschauung führt er die Experimente Paulescos an, nach denen 
Herausnahme der Hypophyse aus dem Türkensattel belanglos ist, während Durch¬ 
trennung des Stiels ebenso wie die Exstirpation der Hypophyse den Tod zur 
Folge hat. L . Borchardt. 

1270) Bdrard u. Alamartine. Lea parathyroldes externes de Thomme. 

(Die äußeren Nebenschilddrüsen des Menschen.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, 
S. 619—621.) 

Auf Grund ihrer Untersuchungen an 30 Leichen kommen B. u. A. zu folgenden 
Schlüssen: Die äußeren Nebenschilddrüsen sind beim Menschen durchaus konstant 
auftretende Organe, die sich von Fettläppchen und Lymphdrüsen wohl unter¬ 
scheiden lassen. Ihre Größe ist sehr wechselnd. Im Alter atrophieren sie nicht. 
Sie können die Größe einer kleinen Kirsche erreichen. Auch die Zahl der 
Nebenschilddrüsen wechselt. Es fanden sich lmal eine, 12 mal 2, 11 mal 3, 
6mal 4 Nebenschilddrüsen. Meist liegen sie hinter der Schilddrüse zu beiden 
Seiten des Oesophagus. Abnorme Lage derselben ist nicht selten. 

• L. BorchardL 

1271) Jeandelize, P. et Parisot, J. Action sur la pression arterielle du 
sdrum du lapin thyroldectomisd.) (Wirkung des Serums thyreoidektomierter 
Kaninchen auf den Blutdruck.) Lab. de physiol. de la Fac. de med. de Nancy. 
(Soc. de .biol. 1909, Bd. 66, S. 273—275.) 

Injektion des Serums thyreoidektomierter Kaninchen rief nach verschieden 
langer Zeit (1 Min. 50 Sek. bis 7 Min. 36 Sek.) plötzliche Senkung des Blutdrucks 
hervor. Die Dauer der Blutdrucksenkung war ziemlich lang, nur langsam fand 
die Rückkehr zur Norm statt. L . BorchardL 

1272) Lucien, M. et Parisot, J. Modifications du poids de la thyrolde 
aprös la thymectomie. (Veränderungen des Gewichts der Schilddrüse nach 
Exstirpation der Thymus.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 406—407.) 

Von 18 Kaninchen wurde bei neun die Thymus exstirpiert, die anderen neun 
dienten als Kontrolliere. Die Tiere wurden in bestimmten Zeitintervallen nach 
Exstirpation der Thymus zugleich mit den Kontrollieren getötet. Es zeigte sich, 
daß das Gewicht der Schilddrüse nach Entfernung der Thymus konstant etwas 
niedriger war als das bei den Kontrollieren; doch waren die Unterschiede sehr 

V. P. TV, Jthrg, 40 


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Referate. 


gering. Jedenfalls, so schließen die Verfasser daraus, kann von einem Ersatz der 
Thymus durch die Schilddrüsenfunktion nicht die Rede sein. L. Borchardt. 

1273) Alquier, L. et Theuveny, L. iStat de l'ovaire de chiennes ayant subi 
l'extirpation partielle ou totale de l’appareil thyro-parathyroldien. (Eierstocks¬ 
veränderungen nach partieller oder totaler Exstirpation der Schilddrüse und Neben¬ 
schilddrüsen beim Hunde.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 217—219.) 

Nach Thyreo-Parathyroidektomie zeigen Eierstöcke, Ovula, Corpora lutea 
keine wesentlichen Veränderungen der mikroskopischen Beschaffenheit, die aut 
eine funktionelle Beeinflussung schließen ließen. L. Borchardt . 

1274) Bergonid, J. et Tribondeau, L. Effets de la fulguration, employäe 
k doses croissantes, sur le foie du lapin. (Einfluß der Fulguration in steigenden 
Dosen auf die Leber des Kaninchens.) Reun. biol. de Bordeaux. (Soc. de biol. 
1909, Bd. 66, S. 233—235.) 

Bei Kaninchen wurde die Leber nach einem Bauchschnitt im epigastrischen 
Winkel hervorgezogen und der Fulguration ausgesetzt. Dabei zeigte es sich, 
daß die Funkeneinwirkung bei der Fulguration sich nicht auf einen kleinen Be¬ 
zirk beschränkt, sondern in einer Ausdehnung von 6—8 mm Zerstörungen be¬ 
dingt, die je nach der Dauer der Einwirkung verschieden sind. Im allgemeinen 
entsteht ein nektrotischer Fleck, umgeben von einem gelben Rand. Dabei findet 
im Bezirk des gelben Kreises eine völlige Zerstörung des Parenchyms statt, 
die in relativ kurzer Zeit eine Bindegewebsneubildung auslöst. L. Borchardt . 

1275) Moussu et Le Play. Recherches experimentales relatives k l'extir- 
pation et k la destruction des capsules surränales. (Exper. Untersuchungen 
über die Exstirpation und Zerstörung der Nebennieren.) (Soc. de biol. 1908, 
Bd. 66, S. 36—38.) 

Nach Totalexstirpation der Nebennieren erfolgt der Tod innerhalb der ersten 
24 Stunden. Auch nach Unterbindung der die Nebennieren versorgenden Ge¬ 
fäße tritt der Tod ein. Die Zurücklassung der Rindensubstanz allein vermag 
nicht den Tod aufzuhalten. L. Borchardt . 

1276) Cantacuz&ne, J. Action du suc gastrique artificiel sur divers Organes 
chez le lapin normal et chez le lapin immunis6 contre la pepsine. (Einwirkung 
künstlichen Magensafts auf verschiedene Organe normaler und gegen Pepsin 
immunisierter Kaninchen.) Lab. de Med. exp. de la Faculte de med. de Bucarest. 
(Soc. de biol. 1908, Bd. 66, S. 51—53.) 

1277) Cantacuz&ne, J. et Jonesco-Mihaiesti, G. Sur la präsence d’anticorps 
spöcifiques dans le s6rum des lapins immunisäs contre la pepsine. (Über die 
Anwesenheit spezifischer Antikörper im Serum von Kaninchen, die gegen Pepsin 
immunisiert wurden.) (Ebenda S. 53—54.) 

Läßt man in künstlichem Magensaft die Organe normaler Kaninchen ver¬ 
dauen, so sind Knochenmark, Muskeln, Magenschleimhaut nach 24 Stunden, 
Milz und Leber nach 48 Stunden, Niere nach 3 Tagen, lymphatische Organe 
noch später vollständig verdaut. Von den Organen solcher Kaninchen, die mit 
Pepsin immunisiert waren, zeigt die Leber eine besondere Resistenz gegen die 
Pepsinverdauung. 

Im Serum der vorbehandelten Kaninchen finden sich spezifische Antikörper. 

L . Borchardt . 

1278) Wertheimer u. Battez. Sur le mäcanisme de la piqüre diabätique. 

(Über den Mechanismus des Zuckerstichs.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 1059—1061.) 

Wertheimer u. Battez benutzten das Atropin zur Entscheidung der 
Frage, ob die Zuckerstichglykosurie durch Reizung spezieller glykosekretorischer 
Fasern oder durch die Vasodilatatoren der Lebergefäße zu Stande kommt. Da 
Atropin die sekretorischen Drüsennerven lähmt, so müßte es auch die Zucker¬ 
stichglykosurie verhindern, falls diese durch Reizung glykosekretorischer Fasern 
zu Stande kommt. Das ist aber nicht der Fall. Auch nach großen Dosen von 
Atropin tritt die Zuckerstichglykosurie prompt ein. L. Borchardt . 


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Referate. 


619 


1279) Morel, L. u. Terroine, E. Variations de l’alcalinitd et du pouvoir 
lipolytique du suc pancröatique, au cours de söcrötions provoquöes par des 
injections röpötöes de söcrötine. (Veränderungen der Alkalescenz und des 
lipolytischen Vermögens des Pankreassafts nach wiederholten Injektionen von 
Sekretin.) Lab. du prof. Fran£ois-Franck, College de France. (Soc. de biol. 
1909, Bd. 67, S. 36—38.) 

Das lipolytische Vermögen des unter der Einwirkung von Sekretin secemierten 
Pankreassaftes vermindert sich bei langdauemder Secretion sehr erheblich. Unter 
sonst gleichen Versuchsbedingungen ist das lipolytische Vermögen des Sekretin¬ 
safts bei verschiedenen Hunden sehr verschieden. L. Borchardt. 

1280) Tixier u. M Ue - Feldzer. Note sur Fexistence de glandes vasculaires 
sanguines non döcrites juxta-thymiques. (Über das Vorkommen noch nicht 
beschriebener Blutgefaßdrüsen neben der Thymus.) Lab. du prof. Hutinel. 
(Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 948—949.) 

Tixier u. Feldzer fanden bei der Autopsie eines 2jährigen Kindes kleine 
rötliche Körperchen neben der Thymus, deren Struktur vom Bau der Thymus 
und der Nebenschilddrüsen erheblich ab wich. Seitdem haben sie das Vor¬ 
kommen dieser Organe bei Kindern wiederholt feststellen können. L . Borchardt 

1281) ßantrelet, J. u. Thomas, L. Le sörum normal neutralise la glyco- 
surie adrönalique. (Normales Serum hebt die Adrenalinglykosurie auf.) Lab. 
de Physiol. de Bordeaux. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 438—440.) 

Nicht nur mit dem Serum von Hunden, denen eine oder beide Nebennieren 
exstirpiert sind, sondern auch mit normalem Hundeserum gelingt es bei gleich¬ 
zeitiger Injektion mit Adrenalin die glykosurische Wirkung des Adrenalins zu 
paralysieren. Von Hunden, denen die Nebennieren entfernt sind, sind kleinere 
Dosen Serum notwendig als von normalen Hunden. L. Borchardt . 

1282) Babes, V. La prösence d'une hypertrophie et d’adänomes des cap- 
sules surrönales dans des cas d’adönomes ou du cancer primitif du foie. 
(Hypertrophie und Adenom der Nebenniere in Fällen von Adenom oder pri¬ 
märem Carcinom der Leber. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 479—481.) 

Bab es fand Hypertrophie und Adenom der Nebenniere, insbesonders der 
Nebennierenrinde in einer Reihe von Carcinomen der verschiedensten Abdominal¬ 
organe (Magen, Darm, Genitale). Besonders häufig fanden sich derartige Ver¬ 
änderungen bei Pancreas- und Uteruscarcinom und vor allen Dingen beim Adenom 
und Adenocarcinom der Leber. In der Nebennierenrinde zeigt sich besonders 
das Fett vermehrt. L. Borchardt . 

1283) Barbonneix u. Harvier. Note sur les modifications histologiques des 
parathyroldes dans le tötanos. (Üer die histologischen Veränderungen der 
Nebenschilddrüsen beim Tetanus.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 584—586.) 

Bei drei Fällen von Tetanus, die Barbonneix u. Harvier zu beobachten 
Gelegenheit hatten, fanden sich 2 mal Veränderungen der Nebenschilddrüsen, 
die im Sinne einer Hyperfunktion gedeutet werden: Vermehrung des Kolloids 
im Innern der Zellen, in den Drüsenlumina und den Blutgefäßen. Z. Borchardt . 

1284) Lehmann, K. B. u. Treutlein, Adolf. Über die Gesundheitsschädlich¬ 
keit des Natriumsulfits bei längerer Fütterung kleiner Dosen. (Arch. f. Hyg. 
1909, Bd. 68, S. 303.) 

Kionka hat angegeben, daß dauernde Fütterung von Natriumsulfit in kleinen 
Dosen in keiner Weise ‘eine äußerlich bemerkbare Schädigung herbeiführt. 
Andererseits treten im Körper vielfach kleine und große Blutungen auf. Die 
Verfasser haben diese Versuche nachgeprüft; sie fanden makroskopisch keine 
Blutungen, ebensowenig Rückstände alter Blutungen. Auch mikroskopisch konnten 
unzweifelhafte Blutungen nie konstatiert werden, ebenso fand sich nie eine 
hämorrhagische Nephritis. Öfter wurden kleine pathologische Veränderungen 
an Lunge und Niere konstatiert. Pincussohu . 

40* 


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620 


Referate. 


1285) Kohlrausch, Ami Über das Verhalten von Betain, Methylpyridyl* 
ammoniumhydroxyd und Trigonellin im tierischen Organismus. (Zbi. f. Phys. 
1909, Bd. 23, H. 5.) 

Betain wurde als Chlorid per os und subkutan an Pflanzen- und Fleisch¬ 
fresser gegeben (Kaninchen, Katze, Hund, Mensch) und zwar gewöhnlich in 
Dosen von 20,5 g täglich. Die Dosen erwiesen sich besonders bei kleinen Tieren 
als zu stark, es traten zuerst Darmsymptome auf, Durchfall, starke Speichelsec- 
retion, später wurde auch das Herz angegriffen. Im Ham von Katzen konnte 
schon nach kleinen Dosen mit Dragendorffs Reagens Betain nachgewiesen 
werden, bei den anderen Tieren blieb das Resultat auf diesem Wege negativ. 

Erst mit Hilfe einer besonderen Methode konnte Verfasser auch im 
Kaninchenham Betain nachweisen und damit den Beweis erbringen, daß auch 
von Pflanzenfressern das gereichte Betain vollständig abgebaut wird. Zu diesem 
Zwecke wurde durch Kieselguhr abgesaugter, schwach salzsauer gemachter 
Ham bis zur Syrupconsistenz eingeengt, der in Wasser gelöste Syrup mit 
Methylalkohol aufgenommen und das Filtrat abgedunstet. Der Rückstand wurde 
in Äthylalkohol aufgenommen, wobei sich bereits ein Teil des Betain krystal- 
linisch ausschied. Die Flüssigkeit wurde mit Sublimat in der Hitze gesättigt; 
nach einigen Tagen hatte sich das Betain als Quecksilberdoppel Verbindung aus¬ 
geschieden. Aus dieser Verbindung wurde durch Schwefelwasserstoff das 
Quecksilber entfernt und aus dem Rückstand nach im Original genau be¬ 
schriebener Art das Goldsalz hergestellt. 

Bei reiner Runkelrübenfütterung wurde im Kaninchenham Betain nicht 
nachgewiesen. 

Um festzustellen, ob das mit Kaffee vorkommende Trigonellin Quelle des 
im Ham auftretenden Methylpyridylammoniumhydroxyd ist, wurde ersteres ver¬ 
füttert. Es fand sich im Ham unverändert wieder. 

Ebenso wurde verfüttertes Methylpyridylammoniumhydroxyd unverändert 
ausgeschieden. Pittcussohn . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

1286) Paal, C. u. Roth, K. Über katalytische Wirkungen kolloidaler Metalle 
der Platingruppe V. Die Reduktion der Fette. (Ber. der deutsch, ehern. 
Gesellsch. 1909, 42, 1541.) 

Nach Angaben von Paal (Chem. Ber. 1908, 41, 2282) gelingt es, Fette wie 
Ricinusöl, Olivenöl und Leberthran durch Wasserstoff in Anwesenheit geringer 
Mengen von kolloidalem Platin [nach Paal und Amberger, Chem. Ber. (1904), 
37, 124; (1905) 38, 1398] zu hydrieren. Außer den genannten Fetten gelingt 
diese durch Hydrogenisation bewirkte Umwandlung auch für Olivenöl, Croton- 
Sesam-Baumwollsamen und Leinöl, für Butter, Schweinefett und Oleomargarine. 

Die in den Fetten enthaltenen Glyceride der ungesättigten Fettsäuren werden 
dabei in solche der gesättigten Säuren übergeführt. Die neu entstehenden Sub¬ 
stanzen haben ganz andere physikalische Eigenschaften, es sind hochschmelzende, 
kristallinische, spröde oder pulverisierbare Massen, die beim Stehen an der Luft 
keine Veränderung mehr erleiden. Eine vollständige Hydrierung der Fette bis 
zur Jodzahl Null gelingt sofort nur ausnahmsweise, die partiell hydrierten Sub¬ 
stanzen werden aber bei einer zweiten Reduktion total hydriert. Die Menge 
des katalytisch zu dieser Hydrierung verbrauchten Wasserstoffs, die bei der vor¬ 
liegenden Versuchsanordnung der Verfasser (siehe im Original) gemessen wurde, 
war bei allen Fetten größer, als sich selbst für eine totale Hydrierung aus der 
Jodzahl der ursprünglichen Fette als notwendig berechnen ließ. Dieser Mehr¬ 
verbrauch ist bedingt durch die Veränderungen, welche nicht fettartige Begleit¬ 
stoffe der Fette, wie Lipochrome, erlitten, oder durch tiefergreifende Reduktion 
von Oxyfettsäureglyceriden zu Fettsäureglyceriden, bezw. die reduzierende 
Spaltung der Glyceride selbst. 

Physiologisch bedeutsam erscheint die Umwandlung von Crotonöl zu einem 
pharmakologisch und toxikologisch unwirksamen hydrierten Fett. Die Methode 


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Referate. 


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dieser katalytischen Wasserstoffreduktion dürfte einer weiten Anwendung fähig 
sein. Da die Wirkung eine sehr erhebliche und intensive ist, so vermag 1 Volum 
Palladium 700000 Volumina Wasserstoff zu aktivieren. F. Samuely. 

1287) Fischer, Emil u. Baske, Earl. Synthese einiger Glucoside (Ber. 
der deutsch, ehern. Gesellsch. 1909, 42, 1665.) 

Die Verfasser haben nach den bereits früher ausgearbeiteten Methoden 
durch Kondensation von $-Acetobromglucose in Alkoholen (E. Fischer, Chem. 
Ber. 1893, 26, 2400, E. Fischer und E. F. Armstrong, Chem. Ber. 1901, 34, 
2885) Alkoholglucoside dargestellt, darunter auch solche aus der Terpen^ruppe 
und zwar des Menthols und Borneols. Die Kenntnis ihrer Eigenschaften ist mit 
Rücksicht auf natürliche Pflanzenglucoside wichtig. Sie haben in ihren Eigen¬ 
schaften einige Aehnlichkeit mit den bekannten Glucoronsäurederivaten der 
Terpenalkohole, die aus Campher, Menthol usw. bei der Tierpassage entstehen. 

Dargestellt wurden: 0-Amylenhydrat-d-glucosid, das stark bitter schmeckt 
und FehlingscheLösung nicht reduziert, durch Säuren wird es sehr leicht, durch 
Emulsin relativ schwer hydrolysiert. 

(a)^ = — 17,0° (+ 0,2°). Das Menthol-d-Glucosid C 10 H 19 .0.CeH^Og 

Sp. 77—79° (a) ^ = — 91,9° (+ 0,2°). Durch Emulsin sehr leicht hydrolisierbar; 

nach 20 Stunden zu 88 °/ 0 gespalten. Das Bomeol-d-Glucosid C 10 H 17 .0. C«H u 0 6 
S. 134—136 unscharf. 

(a) ^ = — 42,1° (+ 0,2°). Gleichfalls sehr bitter schmeckend, von ver¬ 
dünnten Mineralsäuren ziemlich leicht, von Emulsin verhältnismäßig schwer ge¬ 
spalten. .Glucovanillin (Vanillin-d-glucosid vgl. Tiemann, Chem. Ber. 1885, 18. 
1696), Sp. 185—186°. F. Samuely . 

1288) Fischer, E. n. Delbrück, K. Über Thiophenolglucoside. (Ber. der 
deutsch, chem. Gesellsch. 1909, 42, 1476.) 

Mit Rücksicht auf das Vorkommen schwefelhaltiger Glucoside im Pflanzen¬ 
reich bieten die von den Verfassern dargestellten Verbindungen von Thiophenol 
mit Traubenzucker und Milchzucker erhebliches Interesse. Dieselben ließen sich 
gewinnen durch Kondensation von ß- Acetobromglucose in ätherischer Lösung 
mit Thiophenolnatrium in wässeriger Lösung. Nach zweitägigem Schütteln bleibt 
in ätherischer Lösung das Tetracetylderivat des Thiophenolglucosids, das durch 
Verseifen mit Baryt in verdünnter alkoholischer Lösung in das freie Glucosid 
übergeht. 

Das schwefelhaltige Glucosid, im allgemeinen dem Phenolglucosid in seinen 
Eigenschaften ähnlich, ist nur schwer hydrolisierbar und durch Emulsion gar 
nicht angreifbar. Es gehört wohl der 0-Reihe an, wie aus der Linksdrehung ge- 

20 

schlossen werden kann, (a) ^ = — 72,3°. Sp. 133°. In entsprechender Weise 

läßt sich eine Heptaacetylbromlactose mit Thiophenol zu einem Thiopheno- 
lactosid kuppeln, das durch verdünnte Säuren und Emulsin ziemlich schnell 
partiell unter Bildung eines reduzierenden Zuckers (vermutlich Galactose) und 
von zum größeren Teil Tiophenolglucosid gespalten wird. F. Samuely . 

1289) Fischer, E. u. Gerngroft, O. Synthese von Polypeptiden XXX. Deri¬ 
vate des 1-Gystins. (Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. 1909, 43, 1485.) 

Durch die Halogenacylmethode waren bisher synthetisiert das Diglycyl- 
Dialanyl- und Dileucylcystin, d. h. nur symmetrische Tripeptide des Cystins. 
Die genannten Körper waren nur in optisch inaktiver Form bekannt Unter 
Anwendung von optisch aktiver d-a-Brom-isocapronsäure ist jetzt (statt der früheren 
amorphen) ein kristallinisches Di-l-leucyl-l-Cystin dargestellt. 

Das Peptid ist wasserlöslich, gibt eine positive Biuretreaktion, mit wenig 
CuS0 4 rotviolett, bei mehr CuSÖ 4 blauviolett bis blau, in schwefelsäurer Lösung 
entsteht mit Phosphorwolframsäure ein amorpher Niederschlag, der in der Wärme 
schmilzt. Es ist selbst aus sehr verdünnter Lösung mit ges. Ammonsulfatlösung, 


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Reterate. 


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schon bei Halbsättigung leicht aussalzbar, zeigt also als erstes kristallisiertes 
Peptid ganz ausgesprochen den Charakter der sogenannten Albumosen. Außer 
diesem symmetrischen Peptid sind noch dargestellt: ein Monoglycyl-l-cystin und 
ein Mono-l-leucyl-l-cystin aus dem entsprechenden Monochloracetyl- und Mono- 
d-ö-bromcapronylcystin. Diese Körper hinwieder, die nur -an einer NH 2 -gruppe 
des Cystins mit Halogenacylchlorid besetzt sind, entstehen neben dem Di-halogen- 
acylderivat dann, wenn von dem reagierenden Cystin ein Überschuß vorhanden 
ist. F. Samuely . 

1290) Sörensen, S. P. L. Über Allylhippursäure, ein bequemes Material 
zur Darstellung von y-d-Disubstituierten a-Amino-n-Valeriansäuren. (Bericht 
der deutsch, ehern. Gesellsch. 1908, 41, 3387.) 

Von rein chemischem Interesse. 

1291) Langheld, K. Über den Abbau der »-Aminosäuren zu fetten Abdehyden 
mittels Natriumhypochlorit. (Ber. der deutsch, ehern. Gesellsch. 1909, 42, 392.) 

Die «-Aminosäuren gehen durch Behandeln mit sehr verdünnter Natrium¬ 
hypochloridlösung ( 4 / 10 normal) in alkalischer Lösung in ihre entsprechenden 
Aldehyde über. Aus Alanin entsteht Acetaldehyd, aus Phenylalanin Phenyl¬ 
acetaldehyd, aus Glutaminsäure der Halbaldehyd der Bernsteinsäure, aus Asparagin 
der Halbaldehyd der Malonsäure, der in C0 2 und Acetaldehyd zerfällt, aus Leucin 
schließlich der Isovaleraldehyd. Verfasser verspricht, diese Reaktion zur Trennung 
oder Identifizierung von Aminosäuren auszubauen. Den Chemismus dieser Um¬ 
setzung darf man sich wohl nach folgendem Formelbild vorstellen: 

R • CH 2 • COOH + NaOCl ->- R . CH. COOH 
NH 2 NHCL 

R • CH • NH -f C0 2 + HCl R CHO + NH 3 

+ H a O F. Samuely . 

1292) Levene, P. A. u. Jacobs, W. A. Über Inosinsäure. II. Mitteilung. 
(Ber. der deutsch, ehern. Gesellsch. 1909, 41, 2, 335.) 

Die Verfasser konnten durch partielle Säurehydrolyse der Inosinsäure zu 
einem kristallinischen Bariumsatz einer Pentose-Phosphorsäure gelangen (Chem. 
Ber. 1908, 41, 2703). Bei alkalischer Hydrolyse hatten sie die Spaltung in 
Phosphorsäure und einen nicht reduzierenden Komplex aus Zucker und Hypo¬ 
xanthin beobachtet. Auf Grund dieser Beobachtung hatten sie in der Inosin¬ 
säure eine glyosidartige Bindung zwischen Purin und Pentose, und eine esterartige 
Verbindung der Phosphorsäure mit einer Kohlehydrathydroxylgruppe angenommen. 
Für diese Annahme der Struktur der Inosinsäure glauben die Verfasser einen 
neuen Beitrag gefunden zu haben, da sie beim Erhitzen einer wässerigen Lösung 
des Bariumsalzes der Inosinsäure im Rohr auf 125—130P Phosphorsäure ab¬ 
spalteten, und aus dem Filtrat einen Körper erhielten, der mit dem von Hais er 
aus Carnin isolierten Inosin identisch sein soll. Er enthält nur einen Zucker 
und Hypoxanthin. F. Samuely . 

1293) Bach, A. Zur Kenntnis der Tyrosinase. (Ber. der deutsch, chem. 
Gesellsch. 1909, 42, 594.) 

Aeltere Untersuchungen der Verfasser hatten gezeigt, daß sich die Peroxy¬ 
dase nicht als ein spezifisches Ferment verhält. Das gleiche gilt auch bei der 
Gleichwertigkeit des Systems Peroxydase-Hydroperoxyd und der gewöhnlichen 
Oxydase für diese letztere. Mit dieser Tatsache steht aber im Widerspruch, 
daß Tyrosin wohl von Tyrosinase, nicht aber von gewöhnlicher Oxydase zu den 
bekannten schwarzen Produkten oxydiert wird. In gleicher Weise bleibt Peroxy¬ 
dase-Hydroperoxyd auf Tyrosin unwirksam. Es scheint also in der Tyrosinase 
ein Fall von ganz spezifischer Ferment Wirkung vorzuliegen, der an eine be¬ 
stimmte chemische Struktur des Substrates gebunden ist, während für Oxydase 
und Peroxydase-Hydroperoxyd ohne Specifität nicht die chemische Struktur, 
sondern nur die Anwesenheit von labilem Wasserstoff* im Substrat maßgebend 
ist. Diese Specifität ist vom Verfasser durch die folgenden Beobachtungen 
erwiesen: 


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Referate. 


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Tyrosin wird von Peroxydase, Hydroperoxyd und einem Pflanzensaft nur 
dann oxydiert (geschwärzt), wenn der Pflanzensaft auch für sich oxydierend 
wirkt. Damit ist auch die hypothetische Mitwirkung eines für Oxydasen wirk¬ 
samen Ko-Fermentes widerlegt. Neutrale Peroxydase wirkt mit und ohne Wasser¬ 
stoffsuperoxyd auf die oxydierende Wirkung gereinigter Tyrosinase auf Tyrosin 
hemmend. Die für die spezielle Wirkung der Tyrosinase gebildeten Erklärungs¬ 
versuche von Gonnermann und Gessard sind unbewiesen. Nach Gonner- 
mann sollte die Tyrosinase zunächst auf Tyrosin hydrolysierend und dann auf 
die Hydrolysenprodukte oxydierend wirken. Gemische von Körpern, die man 
bei einer solchen hypothetischen Tyrosinhydrolyse erwarten könnte, wie Phenol 
und d-l-Serin, und p-Kresol und d-l-4Serin, oder p-Oxybenzylalkohol und Glykokoll 
färbten sich mit Tyrosinase niemals typisch schwarz; Gessards Theorie nimmt 
für die Tyrosinase einen Oxydationsprozeß des Tyrosins zu einem roten Körper 
und eine nachträgliche Kondensation zu einem schwarzen Produkt an. Für den 
ersten Prozeß sollte eine Oxydase, für den zweiten anorganische Substanzen 
verantwortlich sein. Auch diese Anschauung ist vom Verfasser experimentell 
widerlegt F. Samuely. 

1294) Fischer, Emil u. Zemplen, Geza. Neue Synthese der inaktiven 
cr-d-Diaminovaleriansäure und des Prolins. (Ber. d. deutsch, ehern. Ges. 1909, 42.) 

Es wird eine neue Synthese des inaktiven Ornithins und zwar als Omithur¬ 
säure mitgeteilt. 

Man geht von der durch Oxydation des Benzoylpiperidins mit Kalium¬ 
permanganat gewonnenen Benzoyl-d-aminovaleriansäure C 6 H 6 . CO . NH . CH 2 . 
CH a . CH 2 . CH 2 . COOH aus. Dieselbe wird durch Behandeln mit Brom und 
Phosphor vermutlich zum größeren Teil in Benzoyl-d-amino-a-bromvaleriansäure 
verwandelt C 6 H 6 . CO . NH. CH 2 . CH 2 . CH 2 . CHBrCOOH, die mit NH 3 ami- 
diert wird und durch Benzoylieren in Omithursäure übergeht C 6 H 6 . CO. (NH). 
CH 2 . CH 2 . CH 2 . CH. (NH). CO . C 6 H 5 . 

Aus der bromierten Benzoylaminovaleriansäure entsteht ferner durch Kochen 
mit Salzsäure unter Ringbildung in reichlicher Menge Prolin. F. Samuely. 

1295) von Braun, J. Synthese des inaktiven Lysins aus Piperidin. (Ber. 
der deutsch, ehern. Gesellsch. 1908, 42, 839.) 

Der Weg dieser sehr eleganten und ausbeutereichen Synthese des inaktiven 
Lysins (= a-6-Diaminocapronsäure) verläuft wie folgt: 

C ß H 10 ^>CH C 6 H 10 >N. CO . C 6 H 6 C 6 H 6 . CO . NH. (CH 2 ) 6 CI 
Piperidin Benzoylpiperidin Benzoyl-e-chloramylanin 

durch Chlorphosphor 

C 6 H 6 . CO NH (CH 2 ) 6 CN C 6 H 6 . CO . NH (CH 2 ) 6 COOH 

Nitril der t-Benzoylamidocapronsäure verseifen Benzoyl-t-amidocapronsäure 

C 6 H ß CO . NH (CH 2 ) 4 CHBr. COOH - r 

Bromieren Benzoyl-a-Brom-t-Amidocapronsäure Amidieren 
C 6 H 5 CO. NH (CH 2 ) 4 CH (NH 2 ) COOH NH 2 (CH 2 ) 4 CHNH 2 COOH 

a-Benzoyl-a-Diaminocapronsäure verseifen Lysin. 

F. Samuely . 

1296) Windaus, A. Über die Entgiftung der Saponine durch Cholesterin. 

(Ber. d. deutsch, ehern. Ges. 1909, 42, 238.) 

Die Blutkörperchen lösende Eigenschaft der Saponine wird nach Ransom 
durch Cholesterin aufgehoben. Die hemmende Wirkung des Cholesterins wurde 
als durch eine Affinität oder ein Löslichkeitsverhältnis bedingt aufgefaßt. Ver¬ 
fasser bringt nur einen bedeutsamen Beitrag zu einer chemischen Erklärung 
dieses Hemmungsphänomens von Cholesterin auf hämolytische Substanzen 
(Saponine), da er einheitliche und konstant zusammengesetzte Verbindungen von 
reinem Cholesterin mit Saponinen (Digitonin) dargestellt hat. Die Umsetzung 
von Digitonin und Cholesterin gelingt spielend leicht durch Zusammenbringen 
beider Körper; in alkoholischer Lösung erhält man einen kristallisierenden 
Körper (am besten 1 g Digitonin in 100 ccm 90proz. Alkohol mit 0,4 g Cholesterin 
in 60 ccm 9oproz. Alkohol). Der alsbald sich absetzende Niederschlag wird 


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Referate. 


aus heißem Methylalkohol durch Zusatz von wenig Wasser umkristallisiert. Der 
Körper gibt in typischer Weise die Liebermann-Burchardsche Cholestol- 
probe. Nach der Elementaranalyse ergibt sich die Formel C 82 H 14 o029, woraus sich 
die Bildung eines komplexen Körpers aus 1 Molekül Cholesterin und 1 Molekül 
Digitonin ergibt. Das Cholesterid kann also als chemisches Individuum be¬ 
trachtet werden. Die Festigkeit der Bindung ist eine starke. Längere Extraktion 
mit Aether entzieht kein Cholesterin, Kochen mit Methylalkohol während 
4 Stunden dissoziiert nur wenig. Die Spaltung gelingt leicht durch Essigsäure¬ 
anhydrid unter Bildung von Cholesterylacetat. Wie Cholesterin reagieren auch 
Phytosterin und Stigmasterin mit Digitonin, desgleichen ein Reduktionsprodukt 
des Cholesterins, das ß-Cholestanol, nicht aber das «-Cholestanol und der auch 
im Organismus die Saponine nicht entgiftende Cholesterylester. Auf Grund 
dieser Eigenschaft gelingt es, Cholesterin noch in Mengen von 0,001 g in 1 cm 
Alkohol durch Niederschlagsbildung mit einer alkoholischen Lösung qualitativ 
nachzuweisen, dasselbe allein und aus Gemischen mit Cholesterinestem quan¬ 
titativ zu bestimmen, und Glucoside auf ihre Reinheit zu prüfen. Mit Hilfe der 
Cholesterinfällungsreaktion erwies sich das Digitalin von Merck als zu 40°/ 0 
digitoninhaltig. Diese Anwendungen erscheinen für die biochemischen Fragen 
von allergrößter Bedeutung. F. Satnuely . 

1297) Sellier, J. Sur l’identitö du ferment protäolytique et de la prösure. 

(Über die Identität von Lab- und Eiweißferment.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, 
S. 754—756.) 

Zum Beweis der Identität von Lab und Pepsin werden folgende Tatsachen 
angeführt: Lab- und proteolytische Wirkung finden sich stets gemeinsam. Macera- 
tionen der Verdauungssäfte gewisser wirbelloser Tiere haben nur schwache 
proteolytische und koagulierende Wirkung. Der Verdauungssaft von Helix pomatia 
ermangelt beider Wirkungen. Beide Wirkungen haben bei demselben Säure¬ 
grad ihr Optimum. L . Borchardt. 

1298) Gilbert, A. et Baudouin, A. Sur la glycämie experimentale. (Über 
experimentelle Glykämie.) (Soc. de biol. 1908, Bd. 65, S. 710—712.) 

Gilbert und Baudouin bezeichen als glykämischen Coefticient das Ver¬ 
hältnis des Blutzuckergehalts 1 Std. nach Aufnahme von 150 g Glykose zum 
Blutzuckergehalt im nüchternen Zustand. Beim Gesunden beträgt der glykä- 
mische Coefticient durchschnittlich 1,30. Bei Leberkranken aller Art ist er er¬ 
höht und beträgt nicht selten über 2,0. Dabei kommt es in der Regel nicht zur 
Glykosurie. L. Borchardt . 

1299) Battez, G. Sur la glycosurie chloroformique. (Über die Chloroform- 
glykosurie.) Aus d. Lab. de Physiol. de la. Fac. de med. de Lille. (Soc. de 
biol. 1908, Bd. 65, S. 721—723.) 

Battez hält die bei Chloroformnarkose im Urin auftretende reduzierende 
Substanz für Glucose, weil sie mit Hefe vergärt, nach rechts dreht und mit 
Phenylhydrazin Kristalle bildet, die dem Phenylglukosazon ähnlich sehen. Der 
Zucker erscheint etwa 1 1 / 2 Stunde nach Beginn der Narkose; seine Menge 
schwankt zwischen Spuren und 6,3°/ 0 . Auch Hunde, die bis zu 3 Tage ge¬ 
hungert hatten, schieden nach der Chlorformnarkose Zucker aus. 

Nach Durchschneidung beider Splanchnici trat niemals Glykosurie ein. Auch 
nach Durchtrennung des Rückenmarks oberhalb des Dorsalmarks blieb sie aus. 
— Sämtliche Versuche wurden an Hunden angestellt. L . Borchardt 

1300) Loeper, M. u. Binet, M. E. Recherche» expörimentales sur le ferment 
amylolytique du foie. (Experimentelle Untersuchungen über das amylolytische 
Ferment der Leber.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 635—637.) 

Vergleichende Untersuchungen über die zuckerbildenden Fermente der 
Leber von Kaninchen, Meerschweinchen, Hunden und Ratten zeigten, daß die 
Fermentmenge bei Ratten und Hunden größer war als bei Kaninchen und Meer¬ 
schweinchen. Unterschiede in der Fermentmenge bei Männchen und Weibchen 
waren nicht festzusetzen. Abführmittel, große Dosen Natr. bicarbonic., Pilocarpin, 


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Referate. 


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Adrenalin vermehren, Antipyrin sowie kleine Dosen von Natr. bicarbonic. ver¬ 
mindern die Fermentmenge. L. Borchardt. 

1301) Batelli, F. u. Stern, L. L’uricase dans les diffdrents tissus animaux. 

(Die Urikase in den verschiedenen tierischen Geweben.) Aus d. Lab. de Physiol. 
de Tuniversite de Geneve. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 612—614.) 

Batelli und Stern bezeichnen als Urikase ein Ferment, dem zugleich die 
Eigenschaften eines urikolytischen Ferments und einer Oxydase zukommen. Da¬ 
neben erkennen sie dem Organismus Wirkungen zu, die allein in hydrolytischer 
Spaltung der Harnsäure beruhen, und demnach nicht auf das Vorhandensein von 
Urikase zu beziehen sind. — Die Quantität der »Urikase« wird lediglich durch 
die Größe des bei Hamsäurezufuhr ermittelten Gaswechsels gemessen. Dabei 
halten sie es für belanglos, ob man die Absorption des Sauerstoffs oder die Ver¬ 
mehrung der Kohlensäure als Maß für die Menge der vorhandenen Urikase an¬ 
sieht. Von allen untersuchten Organen waren nur menschliche frei von Urikase. 

L. Borchardt . 

1302) Siebeck, R. Über die Aufnahme von Stickoxydul im Blut. Aus d. 

physiol. Inst, der Univ. Kopenhagen. (Skandin. Arch. f. Physiol 1909, Bd. 21, 
S. 368—382.) 

Bei gleicher Temperatur und gleichem Druck nimmt Blut mehr Stickoxydul 
auf als das gleiche Volumen Wasser. Blutplasma absorbiert weniger Stickoxydul 
wie das Wasser, und zwar entsprechend dem Verhältnis anderer Gase, für die 
der Absorptionscoefficient des Plasmas 97,5°/ 0 von dem des Wassers beträgt. 
Eine Blutkörperchenlösung absorbiert etwa ebensoviel wie Blut Die Absorption 
folgt genau dem Henryschen Gesetze und ist unabhängig von der gleichzeitigen 
Absorption von Sauerstoff und Kohlensäure. L . Borchardt . 

1303) Batelli, F. et Stern, L. Recherches sur les öchanges gazeux pro- 
duits par le ferment uricolytique. (Über den durch das urikolytische Ferment 
produzierten Gaswechsel.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 411—412.) 

Im Gegensatz zu Lussana, welcher fand, daß Urate den Gaswechsel der 
Leber hemmen, zeigten Batelli und Stern, daß das aus verschiedenen Organen 
hergestellte urikolytische Ferment (am wirksamsten war Pferdeleber, weniger 
wirksam Hunde-, Katzen-, Kaninchenleber, Rinderniere usw.) bei Gegenwart von 
Uraten Sauerstoff absorbiert und CO a entwickelt. Sie sehen daher das urikoly¬ 
tische Ferment als eine tierische Oxydase an, für die sie den Namen Urikase 
vorschlagen. Die Bestimmung des respiratorischen Quotienten sei die einfachste 
Methode zum quantitativen Nachweis des urikolytischen Ferments. 

L. Borchardt . 

1304) Lussano, Fil. Action de l’uröe, de Tacide urique, des urates et des 
aminoacides sur la respiration des tissus. (Wirkung des Harnstoffs, der Harn¬ 
säure, der Urate und der Aminosäuren auf den Gasaustausch der Gewebe.) (Soc. 
de biol. 1909, Bd. 66, S. 250—251.) 

Harnstoff ist in kleinen Dosen ohne Einfluß, in größerer Menge vermindert 
er den Gasstoffwechsel der Gewebe durch Vermehrung des osmotischen Druckes. 
— Harnsäure vermehrt in Dosen von 0,07 °/ 0 die C0 2 -Abgabe und vermindert 
die Oa-Absorption. Die Vermehrung der C0 2 -Abgabe ist bedingt durch die 
Säurewirkung der Harnsäure, wobei sich Kohlensäure entwickelt. Man kann 
daher sagen, daß Harnsäure den respiratorischen Quotienten der Gewebe herab¬ 
setzt, während Urate ohne Einfluß darauf sind. Glykokoll, Leucin und Tyrosin 
setzen den Gaswechsel wesentlich herab, während dem Alanin keine derartige 
Wirkung zukommt. L. Borchardt. 

1305) Bouin, P. u. Ancel, P. Sur la fonction du corps jaune. (Funktion 
des Corpus luteum.) 4. vorl. Mitteilung. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 689—690.) 

Nach den experimentellen Untersuchungen von Bouin und Ancel ist es, 
wie man in Deutschland schon seit 1901 durch die Untersuchungen von Fränkel 
und Cohn weiß, das Corpus luteum, das die Hyperaemie, Hypertrophie und die 
Veränderungen der Struktur der Uterusmuskulatur während des 1. Teils der 


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Schwangerschaft bedingt. Auch die Zellproliferation und Drüsenbildung in der 
Mamma beruht auf den Veränderungen des Corpus luteum. Alle diese Vorgänge 
fallen aus, sobald man das Corpus luteum zerstört. L. Borchardt. 

1306) Gigon, A. Über den Einfluß von Eiweiß- und Eohlehydratzufuhr 
auf den Stoffwechsel. Aus dem physiol. Labor, des Carolinischen mediko- 
chirurgischen Instituts in Stockholm. (Skandin. Arch. f. Physiol. 1909, Bd. 21, 
S. 351—367.) 

Eine einmalige Zufuhr von Zucker oder Eiweiß bewirkt vorübergehende 
Steigerung der CÖ 2 -Abgabe (gemessen am Sonden-Tige r st edt sehen Respira¬ 
tionsapparat). Wenn man die Zufuhr in mehreren gleichgroßen Dosen mit 
gleichmäßigen Intervallen anordnet, hält sich die gesteigerte C0 2 -Ausscheidung 
bei unveränderter Höhe mehrere Stunden. Man kann so diejenige Steigerung 
der stündlichen CO a -Ausscheidung bestimmen, die einer gewissen Zufuhr pro 
Stunde entspricht. Bei gleichmäßiger Zufuhr von Zucker und Eiweiß erhält 
man eine Steigerung der stündlichen C0 2 -Ausscheidung, die der Summe der 
nach Zucker- und Eiweißzufuhr allein beobachteten Steigerungen entspricht. Der 
Verlauf der N- bezw. P 2 O ß -Ausscheidung mit dem Harn wird durch gleichmäßige 
Zufuhr von Zucker nicht beeinflußt. Nichts deutet darauf hin, daß der zuge¬ 
führte Zucker das Eiweiß aus dem Umsätze unmittelbar verdrängt L . Borchardt. 

1307) Ville, J. et Derrien, E. Röactions coloräes des acides biliaireß avec 
les aldöhydes furaniques. Väritable möcanisme de la röaetion de Pettenkofer. 

(Farbenreaktionen der Gallensäuren mit Furfurolen. Wirklicher Mechanismus 
der Pettenkoferschen Reaktion.) Lab. de Chimie de la Fac. de med. de Mont¬ 
pellier. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 175—176.) 

Die Furfurolreaktion von Mylius ist mit der Pettenkoferschen Gallensäure¬ 
reaktion nicht zu identifizieren, weil die entsprechenden Farbstoffe ein verschie¬ 
denes spektroskopisches Verhalten zeigen. Die Pettenkofersche Reaktion soll auf 
der Spaltung des Rohrzuckers zu Dextrose und Laevulose, dem Abbau der Laevu- 
lose zu Oxymethylfurfurol beruhen. Ein Oxydationsprodukt des letzteren, das 
rein dargestellt wurde, wird von Ville und Derrien als das wesentliche Agens 
bei der Pettenkoferschen Reaktion angesehen. Die Verfasser unterscheiden also 
3 Furfurolreaktionen der Gallensäuren: die Myliussche Furfurolreaktion, die 
Methylfurfurolreaktion von Neuberg und Rauchwerger und die Oxymethyl- 
furfurolreaktion, die sie mit der Pettenkoferschen identifizieren L. Borchardt^ 

1308) Kalaboukoff, M Ua L. et Terroine, Emile-P. Action du suc panerda- 
tique et des sels biliaires sur l’ovoläcithine. (Wirkung des Pancreassafts und 
der Gallensalze auf das Ovolecithin.) Lab. du prof. Fran£ois-Franck, College de 
France. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 176—178.) 

Pancreassaft ist nicht im Stande Lecithin abzubauen. L. Borchardt . 

1309) Gautier, CI. Röactions comparäes de Tadrän&line et de la pyroca- 
töchine avec le permanganate de potasse. — Recherches diverses sur la r6ac- 
tion d’Ehrmann. (Vergleich der Reaktion von Adrenalin und Pyrokatechin mit 
Kaliumpermanganat. — Verschiedene Untersuchungen über die Ehrmannsche 
Reaktion.) Lab. du prof. Morat. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 857—859.) 

Setzt man zu einer neutralen oder schwach alkalischen Adrenalinlösung 
1—2 Tropfen 1 °/ 0 Kaliumpermanganatlösung, so erhält man eine lange beständige 
orangerote Färbung. Pyrokatechin gibt unter denselben Bedingungen eine grüne 
Färbung, die bald abblaßt, in braun übergeht und schließlich gelblich-braun 
bleibt. Die Empfindlichkeit der Probe ist für Adrenalin 1:200000, für Pyroka¬ 
techin 1:10000. 

Der Urin von Fröschen, denen in den Rückenlymphsack 0,001 Adrenalin 
injiziert war, gab die oben geschilderte Permanganatreaktion, mit Jod eine Rot- 
farbung, er steigerte bei einem Hunde injiziert momentan den Blutdruck und 
wirkte mydriatisch auf das isolierte Froschauge. Die mydriatische Wirkung 
wird durch Cholin nicht beeinflußt; dagegen hebt vorheriger Zusatz jvon Jod¬ 
tinktur die mydriatische Wirkung auf; ebenso wirkte mehrstündiges Erhitzen 
auf 250°. L. Borchardt . 


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1310) Fauvel, Pierre. Variations du rapport de l’acide urique aux purines 
suivant les rögimes. (Veränderungen des Verhältnisses der Harnsäure zu den 
Purinbasen je nach der Diät.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 869—871.) 

Beim gesunden Menschen ist das Verhältnis der Harnsäure zu den Xanthin¬ 
basen im Urin nur bei einer bestimmten gleichmäßigen Diät konstant, bei jedem 
Wechsel der Diät finden sich große Schwankungen. Bestimmungen dieses Ver¬ 
hältnisses haben nur Zweck bei genau bekannter Kost. L. Borchardt. 

1311) Allers, Rudolf (München). Zur Kenntnis der wirksamen Substanz 
in der Hypophysis (Vorl. Mitteilung). (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 29.) 

Während Adrenalin zwei typische Reaktionen, die Sublimatreaktion von 
Comessati und die Jodatreaktion von Fränkel und Allers, gibt, fehlt diese 
Reaktion dem Hypophysenextrakt (Pituitrin von Parke, Davis & Co.); das 
Präparat wirkt aber auf den Blutdruck wie auf die Pupille des enukleierten Frosch¬ 
auges. Beim Kochen der Lösung mit NaOH entwickelt sich unter Bräunung 
ein deutlicher Geruch nach Alkylamin. Das Hypophysenextrakt ist also kein 
Adrenalin und enthält auch, wie aus Borchardts Feststellung (fehlen der FeCl 3 - 
Reaktion) hervorgeht, kein o-Dioxybenzolderivat, wohl aber eine Substanz, die wie 
das Adrenalin einen alkylierten Aminostickstoff besitzt. Es folgt daraus, daß weder 
die Pupillenreaktion noch die Blutdruckwirkung für Adrenalin als charakteristisch 
angesehen werden dürfen, sondern nur der positive Ausfall der Oxydations- 
(z. B. Sublimat-) oder der Jodatprobe. M. Kaufmann. 

1312) Shaklee, A. 0. Über die Einflüsse der Körpertemperatur auf Pepsin. 

(Zbl. f. Phys. 1909, Bd. 23, H. 1.) 

Bei einer Temperatur von 37° erleidet das Pepsin allmählich eine beträcht¬ 
liche Wirksamkeitsminderung. Es besteht eine Gesetzmäßigkeit, für welche die 

x 

Formel -" x y = K aufgestellt wurde. Hierbei bedeutet x die zerstörte Menge 

Pepsin in Prozenten, 1 die ursprüngliche Quantität und t die Zeit. Die Konstante 
K wurde berechnet auf 0,48—56 für eine Versuchsdauer von 0,5—12 Tagen. 

Pincussohn. 


1313) Sternberg, Wilhelm. Der Hunger. (Zbl. f. Phys. 1909, Bd. 23, H. 4.) 

Allgemeine Betrachtungen, die im Original nachzulesen sind. Pincussohn. 

1314) Popielski, L. Über eine neue blutdrucksteigernde Substanz des 
Organismus auf Grund von Untersuchungen von Extrakten der Glandula, Thymus, 
Speicheldrüse, Schilddrüse, des Pancreas und des Gehirns. (Zbl. f. Phys. 1909, 
Bd. 23, H. 5.) 

Verfasser isolierte aus der Substanz der Thymusdrüse einen organischen 
Körper, der aus dem eingedampften Extrakt durch absoluten Alkohol nieder¬ 
geschlagen wurde. In alkoholischer Lösung wird durch Sublimatlösung das 
Quecksilbersalz ausgefällt. Der Körper wird nicht gefällt durch neutrales Blei- 
acetat, ebensowenig Phosphorwolframsäure und unterscheidet sich hierdurch vom 
Vasodilatin des Verfassers. 

Beim Abdampfen und Kochen in alkalischer, neutraler oder schwachsaurer 
Lösung wird die Substanz nicht geschädigt. Wie die Untersuchungen ergaben, 
ist der Körper weder eine Purinbase noch mit Cholin identisch. 

Wurde der Blutdruck durch Injektion der genannten Substanz gesteigert, 
so konnte durch Vasodilatin wieder ein Absinken hervorgerufen werden. 

Der Körper wurde außer im Thymus auch in den anderen oben genannten 
Organen gefunden; es scheint sich also um eine Substanz von universellem Vor¬ 
kommen zu handeln. Pincussohn. 

1315) Shaklee, A. 0. u. Meitzer, S. J. Die mechanische Beeinflussung von 
Pepsin. (Zbl. f. Phys. 1909, Bd. 23, H. 1.) 

Verfasser schüttelten sterile Pepsinlösung unter Zusatz von Salzsäure oder 
Toluol während verschieden langer Zeit. Es ergab sich eine sehr starke Schädi¬ 
gung des Pepsins, die besonders bei höherer Temperatur stark ausgeprägt war. 
Nach 3—4stündigem Schütteln war das Pepsin vollständig unwirksam geworden. 

Pincussohn . 


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1816) de Bonis, Vittorio u. Susanna, Vittorio. Über die Wirkung des 
Hypophysenextraktes auf isolierte Blutgefäße. (Zbl. f. Phys. 1909, Bd. 23, H. 6.) 

Extrakte aus den hinteren Lappen der Hypophyse haben eine intensive 
gefäßverengende Wirkung und zwar erstreckt sich diese sowohl auf Arterien 
wie auf Venen. Im Muskelgewebe der Gefäße wird ein Rhytmus bewirkt. Die 
Versuche wurden angestellt bei den Aa. carotis, cruralis, coronaria, pulmonalis 
sowie der V. cruralis. 

Wenn auch gewisse Ähnlichkeit dieser Substanz mit dem Adrenalin besteht, 
so sind die Substanzen dadurch unterschieden, daß die Hyperphysensubstanz die 
vasomotorischen Nerven reizt oder direkt auf die Muskelfasern der Gefäßwand 
wirkt, während Adrenalin nach den Ergebnissen von Langendorff die sympa¬ 
thischen vasodilatorischen Fasern lähmt Ptncussohn. 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1317) Grimbert, L. u. Bemier, R. Sur la rö&ction de Cammidge. (Die 
Cammidgesche Reaktion.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 1020—1022.) 

Grimbert und Bemier fanden die Cammidgesche Reaktion in allen ca. 40 
untersuchten Fällen teils gesunder, teils kranker Menschen positiv und sprechen 
ihr daher jeden diagnostischen Wert ab. L. Borchardt. 

1318) Ehrström, R. Ett fall af fettdiarrö pä grund af obliteration af 
chyluskärlen. Cammidges pancreasreaktion i urin. (Ein Fall von Fettdiarrhoe 
auf Grund einer Obliteration der Chylusgefäße. Cammidges Reaktion im Ham.) 
(Finska läkaresällsk. handl. Juni 1909, Nr. 6.) 

Die Fettdiarrhöen, die im Anschluß an eine Furunkulose auftraten, bestanden 
seit 10 Jahren. Die richtige Diagnose — Obliteration der Chylusgefäße im 
Dünndarmmesenterium — konnte im Leben nicht gestellt werden. Die Cam¬ 
midgesche Reaktion war stets positiv. M. Kaufmann . 

1319) Ambard, L. et Papin, E. Etüde des conditions d’ölimin&tion de 
NaCl et de Turöe chez le chien. II. Elimination de NaCl. (Kochsalzausschei¬ 
dung beim Hunde.) Lab. du prof. Albarran. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, 
S. 29—30.) 

Die maximale Konzentration, in der Kochsalz im Urin ausgeschieden wird, 
ist 15°/ 00 - Injiziert man konzentriertere, z. B. 30°/ 00 Lösungen, so tritt Erbrechen 
und Durchfall ein, die Konzentration, in der Kochsalz im Urin ausgeschieden 
wird, stellt sich dann konstant auf 15°/ 00 ein. Die absolut höchste Kochsalzaus¬ 
scheidung ist 0,6 g. tgl. pro kg Tier. L . Borchardt. 

1320) Gautrelet, Jean. Röaction gönörale permettant de döceler dans 
rurine le chromogöne de certains colorants. (Allgemeine Reaktion zum Nach¬ 
weis des Chromogens gewisser Farbstoffe im Urin.) Lab. de Physiol. la Faculte 
de med. de Bordeaux. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 31.) 

Zur Überführung der Chromogene in die Farbstoffe mischt man im Reagens¬ 
glas 3 Teile Urin, 2 Teile Wasserstoffsuperoxyd, 1 Teil Salpetersäure. Die 
charakteristische Färbung tritt sofort auf. L. Borchardt. 

1321) Bottu, H. Procöd 6 clinique de recherche du glycose dans les urines 
au moyen de l’acide ortho-nitrophönylpropiolique. (Klinischer Nachweis des 
Traubenzuckers im Urin mit Orthonitrophenylpropionsäure.) Lab. de chimie de 
l’Ecole de med. de Reims. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 972—973.) 

3 l / a g Orthonitrophenylpropionsäure werden unter Zusatz von 5 ccm 10°/ 0 
NaOH in 1 1 Wasser unter Schütteln in der Kälte gelöst. Von diesem Reagens 
versetzt man ca. 8 ccm im Reagenzglas mit 1 ccm Urin, erhitzt den oberen 
Rand der Flüssigkeit zum Kochen und setzt tropfenweise noch 1 ccm Urin zu, 
ohne nochmals zu erhitzen. Bei Vorhandensein von Glukose tritt Blaufärbung, 
ev. blauer Niederschlag (Indigoblau) ein. L . Borchardt . 

1322) Camot, Paul et Deflandre, CL Variations du nombre des hömaties, 
chez la femme, pendant la pdriode menstruelle. (Veränderung der Zahl der 
Blutkörperchen während der Menstruation.) (Soc. de biol. 1909, Ba. 66, S. 71—74.) 


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Bei Beginn der Menstruation nimmt die Zahl der roten Blutkörperchen 
rasch ab, um nach Cessieren der Menses allmählich wieder bis zur Norm zuzu¬ 
nehmen, was in 8—10 Tagen erreicht ist L . BorcharcU. 

1323) Gautier, CI. et Monod, 0. Procöd 6 de recherche des corps du groupe 
de rurobiline dans rurine humaine. (Urobilinnachweis im Ham.) Lab. du prof. 
Morat. (Soc. de biol. 1909 v Bd. 66, S. 211—212/) 

50 ccm saurer (ev. angesäuerter) Urin werden mit 4 Tropfen Eisessig und 
mit 25 Tropfen lproz. Jodtinktur unter Schütteln versetzt. Dazu fügt man 5 ccm 
15proz. Thymollösung in Chloroform, schüttelt gut durch, dekantiert und setzt zu 
dem Chloroform gleiche Teile alkoholische Chlorzinklösung. Nach wiederholtem 
Umschütteln wird filtriert. Das Filtrat zeigt schöne Fluorescenz. 

Über die Vorteile dieser etwas umständlichen Methode äußern sich die 
Autoren nicht. L. BorcharcU . 

1324) H&don, E. Expöriences de transfusion röciproque, par circulation 
carotidienne croisöe, entre chiens diabötiques et chiens normaux; leurs rösul- 
tats. (Erfahrungen bei der wechselseitigen Transfusion des Carotidenbluts 
zwischen normalen und diabetischen Hunden.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, 
S. 699—701.) 

Die Versuche bieten ein gewisses Analogon zu Forschbachs pancreasdia- 
betischen, in Parabiose vereinigten Tieren. Hedon verband wechselseitig die 
Carotiden zweier Hunde, so daß ein ständiger Blutaustausch zwischen beiden 
statt hatte. Vereinte er in dieser Weise einen pancreaslosen und einen gesunden 
Hund, so nahm fast augenblicklich bei dem prancreaslosen Tier die Urinmenge 
ab und der Zuckergehalt sank rasch, z. B. von 7 °/ 0 auf 2°/. in 6 Stunden. Das 
andere Tier schied Zucker aus (0,5—1 °/ 0 ). Der Blutzuckergehalt bei beiden 
Tieren zeigt die Tendenz sich auszugleichen. In dem genannten Beispiel sank 
er von 0,26°/ 0 auf 0,2°/ 0 bei dem pancreaslosen Hund. Nach der Trennung der 
Hunde verschwindet sofort der Zucker aus derti Urin bei dem gesunden Tier, 
während die Glykosurie bei dem andern wieder ansteigt. 

In einer zweiten Versuchsreihe wurden zunächst die Carotiden in der be¬ 
schriebenen Weise Wechsels weise vereinigt, nachdem vorher ein Pancreasstück 
bei dem einen Hunde subcutan transplantiert war. Wurde dieses Stück nun 
entfernt, so trat nach 7 Stunden bei beiden Tieren Glykosurie ein, 2,8°/ 0 Zucker 
bei dem pancreaslosen, 0,66°/ 0 bei dem gesunden Hund. Die Glykosurie stieg 
auf 6°/ 0 bezw. 1,4°/ 0 nach 2 weiteren Stunden an, um dann wieder abzufallen. 

L . Borchardt . 

1325) Bauer, Felix. Eine besondere Reaktion im Nabelschnurblute Neu¬ 
geborener. Mitteilung zur Muchschen Psychoreaktion. Aus dem Karolinen¬ 
kinderspital in Wien. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 27.) 

Verfasser fand im Nabelschnurblut fast konstant positive Muchsche Reaktion. 
Der einzige, wohl unwesentliche Unterschied gegen das Muchsche Vorgehen be¬ 
stand dann, daß Bauer die Cobragiftstammlösung mit 1 / 2 °/ 0 Carbolsäure statt 
mit Glycerin konservierte. In 17 Fällen war 14 mal völlige Hemmung der Lyse, 
1 mal Spur Lyse und nur in 2 Fällen partielle Hemmung. Im Gegensatz hierzu 
war bei 9 Säuglingen nur einmal Hemmung, 3 mal partielle, 5 mal komplete 
Lyse, bei 16 Erwachsenen 4mal partielle, 12mal komplete Lyse. Während 
Much mit Vorbehalt eine Vermehrung hemmender Lipoide im Serum des positiv 
Reagierenden annimmt, vermutet Bauer ebenfalls mit Vorbehalt eine Spärlich¬ 
keit der lösenden Lipoide von der Art des Lecithins und ein deshalb auftretendes, 
nur relatives Überwiegen nicht vermehrter, hemmender Körper als Ursache der 
Reaktion im Serum Neugeborener. M . Kaufmann . 

1326) Eisner, G. u. Kronfeld, A. Über den von Much und Holzmann an¬ 
genommenen Einfluß des Blutserums von Geisteskranken auf die Cobragift- 
h&molyse. Aus der biol. Abt. des Krebsinstituts und der psychiatr. Klinik zu 
Heidelberg. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 30.) 

Auf Grund von 65 Fällen kommen die Verfasser zu einer Ablehnung der 
Spezifizität der Reaktion. M. Kaufmann . 


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1327) Schultz, J. H. Untersuchungen über die Much-Holzmannsche Psycho- 
reaktion. Aus dem Instit. f. exper. Therapie zu Frankfurt a. M. (Münch, med. 
Wschr. Juli 1909, Nr. 30.) 

Verfasser schließt zusammenfassend: Inaktivierte Menschensera unterscheiden 
sich individuell in ihrer Fähigkeit, die Hämolyse von Menschenblut durch Cobra- 
gift zu hemmen, lassen dieselbe aber in der Regel nicht vermissen. Es gelang 
jedoch in der verfolgten Anordnung nicht, durch den Nachweis einer gesetz¬ 
mäßigen Steigerung dieser hemmenden Eigenschaft, gewisse Krankheitsbilder 
(Dementia praecox, zirkuläres Irresein Kraepelin) im Sinne der von Much und 
Holz mann angegebenen »Psy choreaktion« zu differenzieren. M. Kaufmann . 

1328) Plaut, F. Über die von Huch und Holzmann beschriebene Cobra- 
giftreaktion bei Geisteskranken. Aus der psychiatr. Klinik zu München. (Münch, 
med. Wschr. Juli 1909, Nr. 30.) 

Unter genauer Einhaltung der Muchschen Technik (Verwendung von nur 
aktivem Serum!) ergab sich keine Spezifizität der Reaktion im Muchschen Sinne. 
Verfasser hält es für möglich, daß ein Teil der Abweichungen aus der ab¬ 
weichenden klinischen Diagnose zu erklären ist. M. Kaufmann . 

1329) Fr&nkel, C., Käthe u. Bierotte. Eine Reaktion im Blute von Geistes¬ 
kranken. Aus dem hygien. Instit. zu Halle a. S. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, 
Nr. 29.) 

Die Nachprüfung der Muchschen Angaben ergab eine sehr verchiedene 
Empfindlichkeit der Blutkörperchen einzelner Individuen derselben Spezies gegen¬ 
über dem Cobragift, so daß zur Erreichung exakter Resultate zu fordern ist, 
jeden Blutkörperstamm mit der Cobragiftlösung auszutitrieren. Die klinischen 
Resultate widersprechen durchaus den Befunden von Much und Holzmann, 
indem sich keinerlei Gesetzmäßigkeit feststellen ließ: nicht nur ein erheblicher 
Prozentsatz der Fälle von zirkulärem Irresein und Dementia praecox reagierte 
negativ, sondern auch andere Psychosen und Geistesgesunde zeigten eine posi¬ 
tive Reaktion. Es hat den Anschein, als ob bei völlig gesunden Personen (Prü¬ 
fung von 8 Fällen) die Reaktion negativ ist, so daß die Muchsche Reaktion viel¬ 
leicht zwischen normalen und kranken Personen zu scheiden vermag. Es liegt 
nahe, zu vermuten, daß der Muchschen Reaktion Beziehungen zwischen akti¬ 
vierenden (etwa Lecithin) und hemmenden (etwa Cholesterin) Substanzen im 
Serum zu Grunde liegen. M. Kaufmann . 

1330) Beyer, W. u. Wittneben, W. Untersuchungen über Hemmung der 
Gobrahämolyse durch das Serum von Geisteskranken und körperlich Kranken. 

Aus der Heilanstalt Uchtspringe und der inneren Abt. der Krankenanstalt Magde¬ 
burg-Altstadt. (Münch, med. vVschr. Juli 1909, Nr. 29.) 

Die Verfasser konnten die Angaben Muchs nicht bestätigen. Die Reaktion 
war wohl bei Kranken häufiger als bei Gesunden, bei Geisteskranken am 
häufigsten, hier aber bei Epilepsie und Idiotie eher häufiger als bei manisch- 
depressiven Formen und Dementia praecox. M . Kaufmann . 

1331) Schenk, Ferd. Über die Bedeutung der Lecithinausflockung bei ma¬ 
lignen Thimoren. Aus dem hyg. Inst, und der Frauenklinik zu Prag. (Münch, 
med. Wschr. Juli 1909, Nr. 28.) 

Schenk untersuchte die Sera von 40 Kranken mit malignen Tumoren auf 
ihr Lecithinausflockungsvermögen, erhielt jedoch nur bei 8 — 7 Carcinomen 
und 1 Sarcom des Uterus — ein positives Resultat, ohne Ausnahme schweren 
Fällen in schlechtem Ernährungszustand. Von den 32 negativen Fällen waren 
29 Uterus- und 3 Ovarialcarcinome, 28 in gutem, nur 4 in schlechtem Ernährungs¬ 
zustand, 13 operabel, 19 inoperabel. Da nur schwer kachektische Fälle positiv 
reagierten, erscheint es dem Verfasser wahrscheinlich, daß es sich bei den lecithin- 
ausflockenden Antistoffen nicht um Reaktionsprodukte auf Tumorelemente, son¬ 
dern auf Gewebszerfall, bei der Reaktion also um eine Kachexiereaktion handelt. 
— Um den Nachweis zu erbringen, ob das Lecithin nach Art eines Antigens 
mit den lecithinausflockenden Substanzen eine Verbindung eingeht, wurde Serum 


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mit Lecithinemulsion vorbehandelt und dann abfiltiert. Das Serum wurde da¬ 
durch in der Tat völlig unwirksam, während die abcentrifugierte, in NaCl-Lösung 
gleichmäßig verteilte Emulsion wieder ausgeflockt wurde; nach Erwärmen auf 
70° wird sie aber nicht ausgeflokt. Daß die Emulsion bei 70° ihre Fällbarkeit 
nicht verliert, ergibt sich aus den Kontrollversuchen. Alles dies spricht dafür, 
daß die lecithinausflockende Fähigkeit der Sera auf der Verbindung eines anti¬ 
körperartigen Stoffes mit Lecithin beruht. Es dürfte sich dabei um ähnliche 
Stoffe wie bei der Wassermannschen Reaktion handeln. (Von 2 nach Wasser¬ 
mann untersuchten Fällen reagierte einer positiv.) M. Kaufmann . 

1332) Besser. Die harns&urevermehrende Wirkung des Kaffees und der 
Methylxanthine beim Normalen und Gichtkranken. Aus der inneren Abt. des 
städt. Krankh. zu Altona. (Therapie der Gegenwart, Juli 1909, Nr. 7.) 

Besser studierte die Wirkung einer der purinfreien Kost zugelegten Zulage 
von Kaffee (200—300 ccm eines Infuses 50:500), von reinem Coffein, reinem Theo¬ 
bromin und der Natriumsalicyldoppelsalze beider Stoffe auf die Gesamtpurin¬ 
ausscheidung und die Harnsäure beim Gesunden und Gichtkranken. Beim Normal¬ 
individuum bewirkte Kaffee in einem Falle ein mäßiges Ansteigen beider Werte, 
während in einem zweiten Falle der vermehrten Purinausscheidung des Zulege- 
tages erst am nächsten Tage die Hamsäurevermehrung folgte, als ob die inter¬ 
mediäre Entmethylierung und nachfolgende Oxydation eine gewisse Zeit in An¬ 
spruch nähmen. Viel ausgesprochener war bei dem ersten Individuum die Ham- 
säuresteigerung am Zulage- und den beiden folgenden Tagen nach Zulage von 
Coffein; als Folge von 1,5 g Coffein wurde 0,261 g U mehr ausgeschieden. 
Nach Theobromin war die Steigerung nur sehr unbedeutend. In dem Coffein- 
wie dem Theobrominversuch war wieder das Nachschleppen der IJWermehrung 
hinter der Gesamtpurinvermehrung zu konstatieren. Die geringe Ü-Steigerung 
nach Theobromin kommt wohl von der raschen Ausscheidung des Körpers. Nach 
Coffeindarreichung wird im Ganzen die Gesamtpurinausscheidung weit mehr in 
die Höhe getrieben als die TJ-Ausscheidung. Bei zwei Gichtkranken ergaben 
sich ganz ähnliche Verhältnisse. Die medikamentös verwendeten beiden Natrium¬ 
salicyldoppelsalze des Coffeins scheinen (wenn auch die Versuchsperson nicht 
ganz einwandfrei war) keinen erheblichen Einfluß auf die (J-Ausscheidung zu 
haben. — Aus den Versuchen geht jedenfalls hervor, daß auch der Kaffee ein 
U-Bildner ist, also zu den purinhaltigen Schädlichkeiten für den Gichtkranken 
zu rechnen ist. M. Kaufmann . 

1333) Tintemann, W. Zur Stoffwechselpathologie der Epilepsie. Aus dem 
Stoffwechsellabor, der psychiatr. Klinik zu Göttingen. (Münch, med. Wschr. 
Juli 1909, Nr. 29.) 

Verfasser berichtet über einen 4 wöchentlichen Stoffwechsel versuch bei 
einem 22 jährigen Epileptiker (innerhalb dieser Zeit 6 Anfälle). Der endogene 
Hamsäurewert, der normal bei dem betreffenden Individuum etwa 0,35 g betrug, 
stieg jedesmal am Anfallstage beträchtlich an, um an den folgenden Tagen lang¬ 
sam zur Norm zurückzukehren; der höchste erreichte Wert betrug 0,98 (als 
ganz exakt wären die Resultate aber erst zu betrachten, wenn Gesamtpurin¬ 
körperbestimmungen vorlägen. Der Ref.). Ebenso stieg an den Anfallstagen 
die normal zwischen 10 und 12 g schwankende Ham-N-Ausscheidung beträcht¬ 
lich an, bis über 16 g. Mit jedem Anfall ist weiter eine absolute und relative 
Vermehrung des Ammoniaks am Anfallstage im Urin verbunden, die in den 
folgenden Tagen zur Norm zurücksinkt. Eine der NH 3 -Kurve ähnlich verlaufende 
Kurve zeigt die Gesamtacidität des Urins. Eine einwandfreie Erklärung aller 
dieser Verhältnisse ist z. Zt. noch nicht möglich. M. Kaufmann . 

1334) Samele, E. Ricerche fisico-chimiche sul sangue dei Glicosurici. 

(Physikalisch-chemische Untersuchungen über das Blut bei Glykosurie.) Aus d. 
med. Klinik zu Florenz. (La Clin. med. Ital. Nov. 1908, Nr. 11.) 

Es fand sich konstant eine mehr oder minder beträchtliche Herabsetzung 
von J bei der diabetischen Glykosurie und der Pancreasexstirpation, eine ge¬ 
ringere und nicht konstante bei der alimentären und Piqüreglykosurie mit nur 


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geringer Hyperglykämie, eine noch geringere bei der Phlorizinglykosurie. Diese 
Herabsetzung ist wohl der Vermehrung der organischen Bestandteile zuzu¬ 
schreiben, also vor allem der Glykose, dann aber auch des Eiweißes und Fettes. 
Die Prüfung der elektrischen Leitfähigkeit ergibt eine Vermehrung derselben 
beim Diabetes, ohne uns aber etwas über die Natur der Elektrolyten zu sagen. 

M. Kaufmann . 

1335) Trautmann, Arno. Zur Diagnose der Bleivergiftung aus dem Blute. 

Aus dem hygien. Inst, zu Leipzig. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 27.) 

Trautmann bestimmte bei Gesunden, Anämischen und Bleiarbeitem die 
Zahl der basophil-granulierten Erythrocyten. Die Präparate wurden nach Fixie¬ 
rung in absolutem Alkohol (15 Minuten) 10 Sekunden mit verdünnter, im Reagenz¬ 
glas eben noch durchscheinender wässeriger Lösung von Borax 5,0 Methylen¬ 
blau 2,0, Aq. dest. 100,0 (Mansonsche Lösung) gefärbt, schnell mit Wasser ab¬ 
gespült und getrocknet. Unter 100 anämischen Individuen (Tuberculose, Car- 
cinom, Epilepsie usw.) mit einem Hb.-Gehalt von 38—80°/ 0 hatten 86 keine 
basophil-granulierten Erythrocyten, 12 unter 100 und nur 2 über 100 Basophile 
unter 1 Million Blutkörperchen. Von 100 Gesunden mit 85—110 °/ 0 Hb. hatten 
79 keine, 19 unter 100 und auch nur 2 über 100 basophil Granulierte auf 1 Mill. 
Von Bleiarbeitern wurden bis jetzt im Institut 779, davon vom Verfasser persön¬ 
lich 233 hämotologisch untersucht (Hb. = 31—105 °/ 0 ); bei einem Befund von 
mehr als 100 basophil Granulierten auf 1 Million wurde die Diagnose auf Blei¬ 
vergiftung gestellt. Von den 233 Bleiarbeitem hatten 43,8°/ 0 keine, 35,6°/ 0 unter 
100 und 20,6°/ 0 über 100 Basophile auf 1 Million. Von 60 Malern hatten nur 
30% keine, 36,7°/ 0 bis 100, 33,3°/ 0 über 100 und 21,7°/ 0 über 200 Basophile. 
12 sichere Fälle von Bleivergiftung hatten alle über 100. Von 38 beschwerde¬ 
freien Bleiarbeitem hatten nur 15,8°/ 0 über 100. Die Zahl der Basophilen steht 
durchaus nicht immer in Beziehung zur Schwere der Vergiftung. Was die Her¬ 
kunft der basophilen Granulationen anlangt, so stellt sich Verfasser auf den 
Standpunkt der Kemabkunft, also der Regeneration, will aber unentschieden 
lassen, ob die Basophilie häufiger durch Caryorhexis oder durch eine Art arro- 
dierender Caryolyse entsteht Man kann die Basophilie fast als eine spezifische 
Reaktion des Blutes auf Bleivergiftung ansehen. Die Grenzzahl 100 auf 1 Mill. 
Erythrocyten wird man wohl als praktisch brauchbaren Indikator einer bestehen¬ 
den bezw. beginnenden Bleivergiftung beibehalten können; in forensischen Fällen 
wird man allerdings mehrere Blutuntersuchungen verlangen müssen und erst 
die Zahl 300 auf 1 Million als sicheren Indikator gelten lassen. M . Kaufmann . 

Klinisches. 

1336) Kisch, £. H. Zur lipogenen Ätiologie des Diabetes. (Wien. med. 
Wschr. 1909, S. 865.) 

Verfasser steht auf dem Standpunkt, daß bei vielen Fällen von Diabetes 
mellitus die Lipomatosis das causale Element darstellt. Sowohl bei alimentärer 
als konstitutioneller Fettsucht kann man als Folgeerscheinung das Auftreten eines 
echten Diabetes beobachten; während aber bei der Mastfettsucht der reichliche 
Genuß von Fett und Kohlehydraten bei etwa 15°/ 0 der Fälle die Disposition 
zum Diabetes schafft — auch geringfügige Glykosurien sind bei solchen Indi¬ 
viduen kein harmloses Zeichen — führt bei der konstitutionellen Fettsucht die 
hereditäre Veranlagung in ca. 50 °/ 0 der Fälle zum Diabetes. Ehen unter Bluts¬ 
verwandten, die juvenile Lipomatosis bewirken die Veranlagung zum Diabetes, 
ohne daß uns bis jezt noch die nähere Kenntnis der begünstigenden Momente 
bekannt wäre. K\ Gläßner. 

1337) Pineies, J. Zur Klinik und Pathogenese der sogenannten Harnsäure- 
schmerzen. (Wien. klin. Wschr. 1909, S. 737.) 

In 61,8°/ 0 der Fälle, das ist in fast 2 / s der Fälle hängt das Symptomenbild 
der Harnsäureschmerzen mit Funktionsstörungen des Geschlechtsapparates zu¬ 
sammen. Es spricht kein einziges Moment für einen Zusammenhang zwischen 
Harnsäure und schmerzhaften Sensationen. Es ist deshalb angezeigt, alle Be- 


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Referate. 


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Zeichnungen, die Beziehungen der Schmerzen zur Harnsäure ausdrücken sollen, zu 
vermeiden und das Krankheitsbild im allgemeinen nach den pathogenetischen 
Beziehungen zum Genitalapparat als „genitale Pseudogicht“ sowie im speziellen 
nach 3 Gruppen in die klimakterische, senile und nervöse Pseudogicht aufzulösen 
und zu benennen. K. Gläßner. 

1338) Kutschera, A. v. Das Größenwachstum bei Schilddrüsenbehandlung 
des endemischen Kretinismus. (Wien. klin. Wschr. 1909, S. 771.) 

Verfasser hat als Landes-Sanitätsinspektor in Steiermark die Aktion der 
staatlichen Schilddrüsenbehandlung des Kretinismus geleitet. Er berichtet nun 
über die Resultate der seit 1907 durchgeführten Behandlung. Für den Einfluß 
der Schilddrüsentherapie ist wohl der schlagendste Beweis der, daß in 85,7 °/ 0 
der Fälle das Größenwachstum der Patienten derart gesteigert worden ist, daß 
es das normale Wachstum desselben Lebensalters übertraf. Die Größenzunahmen 
unter Einfluß der Behandlung sind in den ersten Lebensjahren sehr bedeutend, 
werden aber vom 8. Lebensjahr wesentlich geringer, vom 15. Lebensjahr werden 
sie wieder stärker und erreichen im 20. Lebensjahr besonders hohe Werte. 
Von den 677 Behandelten zeigten 290 = 42,8 °/ 0 erhebliche Besserung, 329 = 48,6 °/ 0 
deutliche Besserung, während bei 58 = 8,6 °/ 0 keine Besserung zu konstatieren 
war. K. Gläßner. 

1339) Engländer, U. Zur klinischen Differenzierung des peritonealen Trans¬ 
sudates. (Wien. klin. Rundschau 1909, S. 209.) 

Das peritoneale Transsudat ist nicht als einheitlicher Erguß anzusehen. Es 
ist berechtigt, einen hydraemischen Eiweißgehalt (0.3—0,5 °/ 0 ), einen durch Portal- 
stase bedingten (0,5—2,6 °/ 0 ) und einen durch Venenstase erzeugten (1 °/ 0 —4°/ 0 ) 
Erguß anzunehmen. K. Gläßner . 

1340) Maciesza, A. Welche Bedeutung kann dem Darmtractus bei Ent¬ 
stehung der Lungen- und Bauchorgane-Anthrakose zugeschrieben werden? 

(Wien. klin. Wschr. 1909, S. 488.) 

Mit Ausnahme der Lunge können in keinem anderen Organe die mit dem 
Futter verabreichten Staubteilchen gefunden werden. Bei jungen Tieren (Mäusen, 
Meerschweinchen findet man in den Lungen stets eine geringe Anzahl Kohlen¬ 
staubzellen in den Bronchien, Bronchiolen und Alveolen lokalisiert vor. Bei 
längerer Untersuchungsdauer (mehrere Monate) kann man ihnen auch im Lungen¬ 
parenchym begegnen. Bei älteren Meerschweinchen erwiesen sich die Lungen- 
und Bronchialdrüsen stets mehr oder weniger anthrakotisch. Es scheint, daß 
diese geringfügige Anthrakose eher durch Inhalation, nicht durch Darmresorption 
entsteht. Es scheint aber, daß von der Darmschleimhaut weder Karmin, Tier¬ 
kohle noch Ruß resorbiert werden können. K. Gläßner . 

1341) Biernacki, E. Klinisches und Experimentelles zur Lehre von der chro¬ 
nischen habituellen Obstipation. (Wien. klin. Wschr. 1909, S. 744.) 

Abgesehen von Fällen mechanischer Herkunft entwickelt sich in der Regel 
die chronische habituelle Obstipation auf dem Boden einer allgemeinen Stoff¬ 
wechselstörung. Interessant ist, daß sich die habituelle Obstipation häufig zu¬ 
gleich mit dem Auftreten von Symptomen der harnsauren Diathese einstellt. 
Die sogenannte spastische Obstipation kommt nur in zwei Fällen mit Sicherheit vor: 
bei Hämorrhoiden und Fissura ani. Dagegen ist die zu gute Ausnutzung der 
Nahrung wahrscheinlich eine Ursache der Obstipation. Eine andere dürfte die 
Ueberfettung der Nahrung sein. Experimente an Hunden zeigten, das Einlagen 
von größeren Buttermengen in einer konstanten Nahrung eine Obstipation mit 
Abnahme des Wassergehaltes des Kotes herbeiführten. Eiweiß und Zucker be¬ 
wirkten das entgegengesetzte Verhalten. Für klinische Zwecke geht daraus her¬ 
vor, daß man bei Obstipation auch fette Nahrungszubereitung vermeiden und 
stark cellulosehaltigen Nahrungsmitteln den Vorzug geben soll. K. Gläßner . 

1342) Zweig, W. Über Cardiospasmus. (Wien. klin. Wschr. 1909, S. 740.) 

Das auffälligste Symptom des Cardiospasmus ist die Dysphagie: die Folgen 

sind Störungen der Ernährung, Dilatationen der Speiseröhre, Oesophagitis. 


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Referate. 


Ätiologisch wird der Cardiospasmus als motorische Neurose des Oesophagus auf- 

? efaßt, seine Ursachen sind 1. anderweitige Krankheiten (Lyssa, Tetanus, Hysterie, 
‘horea, Epilepsie), 2. der Krampf, die Reflexwirkung einer irgend sonst im 
Körper lokalisierten Erkrankung, 3. idiopathischer Cardiospasmus. Objektive 
Symptome des Cardiospasmus sind gegeben durch die Untersuchung mittels 
Magensonde, mittels Oesophagoscopie und Röntgendurchleuchtung. Die Therapie 
besteht in Beeinflussung der nervösen Ursachen, in bestimmter Diät (Vermeiden 
kohlensäurehaltiger Getränke, Ölkur) und Darreichung von Brompräparaten, Ein¬ 
spinselung des Oesophagus mit 3°/ 0 Eucainlösung; auch Dilatation der Cardia 
mittels eigens dazu konstruierten Instrumentes hat bisweilen Erfolg. In manchen 
Fällen ist operative Therapie (Gastrostomie, retrograde Bougierung) von Erfolg. 

K. Gläßner . 

1343) Meyer, L. F. u. Rosenstem, J. Die Wirkung des Hungers in den 
verschiedenen Stadien der Ernährungsstörung. Aus dem Kinderasyl der 
Stadt Berlin. (Jahrb. f. Kind. 1909, Bd. 69, S. 167.) 

Der Hunger, d. h. eine 24 ständige Theediät mit darauffolgender knapper 
Ernährung durch mehrere Tage, pflegt beim Säugling in doppelter Weise zu 
wirken: entweder er leitet die Besserung ein, oder aber er führt zu akuter Ver¬ 
schlimmerung des Zustandes. Er stellt also jedenfalls keine ganz indifferente 
Maßregel dar. 

Bei ihren Untersuchungen gingen die Verfasser vom gesunden Kind aus 
und stellten fest, daß Pulsfrequenz und Temperatur beim gesunden hungernden 
Säugling kaum irgendwie irritiert werden; auch die Gewichtskurve nimmt nach 
kurzem Absinken wieder einen horizontalen Verlauf an. ähnlich ist es bei 
leichten Ernährungsstörungen (Dyspepsieen) und bei der akuten alimentären Intoxi¬ 
kation. Direkt schädlich wirkt dagegen das Aussetzen der Nahrung, wenn es 
sich um chronisch emährungsgestörte Kinder handelt (bei der Dekomposition 
Finkeisteins). Bei diesen kommt es zu der bben erwähnten akuten Ver¬ 
schlimmerung mit tiefen Temperaturen, Pulsverlangsamung und Gewichtsabsturz. 

Birk . 

1344) Lövegren, Elis (Helsingfors). Die Lorchelintoxikation, (jahrb. f. Kind. 
1909, Bd. 69, S. 412.) 

Mitteilung eines Falles von Morchelvergiftung bei einem 5jährigen Kinde 
mit tödlichem Ausgang. Birk. 

1345) Rosenstem, J. Ueber alimentäre Leucocytose. Aus dem Kinderasyl 
der Stadt Berlin. (Mon. f. Kind. 1900, Bd. 8, Nr. 1, S. 9.) 

Seine Ergebnisse faßt der Verfasser etwa folgendermaßen zusammen: Beim 
kranken jungen Säugling können alle Bestandteile der Milch (mit Ausnahme von 
Wasser und Eiweiß), vornehmlich aber Zucker und Salze, eine »alimentäre« 
Leucocytose hervorrufen. Dieselbe geht meist einher mit »alimentärem« 
Fieber, ist aber zeitlich und in ihrer Intensität unabhängig von demselben. Sie 
ist charakterisiert durch eine Vermehrung der polynucleären Zellen und eine 
Verminderung bezw. ein Verschwinden der eosinophilen Zellen. Sie läßt sich 
experimentell am besten durch Zufuhr einer größeren Menge von 1 °/ 0 NaCl- 
Lösung, aber auch durch NaBr- und NaJ-Lösungen provozieren. Birk . 

1346) Beck, C. Die Behandlung der Cholera infantum mit Mohrrübensuppe. 

Aus dem v. Neuvilleschen Kinderhospital in Frankfurt a. M. (Jahrb. f. Kind. 
1909, Bd. 69, H. 5, S. 516.) 

Der Verfasser hat die nach Moros Angaben hergestellte »Mohrrübensuppe« 
bei akuten Ernährungsstörungen der Säuglinge angewandt und zwar, wie er an¬ 
gibt, in der Mehrzahl mit sehr gutem Erfolg. Er fügt seinen Ausführungen 
eine Anzahl Krankengeschichten und Kurven bei, deren Durchsicht Jedoch er¬ 
gibt, daß seine Beobachtungen leider nicht zu einem Urteil über den Wert oder 
Unwert der Mo röschen Suppe berechtigen. Ernährungsbeobachtungen, die 
nur 5—6, höchstens 9 Tage umfassen, sind dazu schlechterdings ungeeignet. 

Birk . 


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Referate. 


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1347) Bemheim-Earrer. Ueber Pylorusstenose im Säuglings- und Eindes¬ 
alter. Aus dem kantonalen Säuglingsheim in Zürich. (Jahrb. f. Kind. 1909, 
Bd. 65, S. 551.) 

Säuglinge mit Pylorusstenose sind mit dem Schwinden der manifesten Er¬ 
scheinungen (Erbrechen, Peristaltik usw.) durchaus noch nicht immer als geheilt 
zu betrachten. Bei der Mehrzahl der vom Verfasser nachuntersuchten Fälle fand 
sich noch im zweiten und dritten Lebensjahr eine Herabsetzung der Magen- 
motilität mit zum Teil sehr hoher Hyperacidität. Dieses lange latente Fort¬ 
bestehen der Erkrankung macht es nach Meinung des Verfassers nicht sehr 
wahrscheinlich, daß es sich nur um spastische Zustände der Muskulatur handele, 
sondern möglicherweise liegt doch eine primäre kongenitale Pylorushypertrophie 
dem ganzen Prozeß zu Grunde. Birk. 

1348) Helmholz, H. Eosinophile Blutkörperchen und opsonischer Index bei 
der exsudativen Diathese. Aus der Univ.-Kinderklinik zu Berlin. (Jahrb. f. Kind. 
1909, Bd. 69, S. 153.) 

Bei normalen Kindern beträgt der Gehalt des Blutes an eosinophilen Zellen 
etwa 1—10°/ 0 , bei Kindern mit exsudativer Diathese besteht oft eine Steigerung 
der Werte: bei akutem Gesichtsekzem z. B. bis auf 36°/ 0 , bei Kindern mit 
Asthma bis auf 16 °/ 0 . 

Die zweite Frage, die der Verfasser sich stellte, lautete: ist die Persistenz 
der Ekzeme bei exsudativer Diathese etwa durch einen besonders niedrigen op¬ 
sonischen Index zu erklären? Seine darauf gerichteten Untersuchungen er¬ 
gaben aber ein negatives Resultat: der opsonische Index war entweder normal 
oder erhöht. Birk. 

1349) Stäubli, G. Beitrag zur Frage der biologfischen Beziehungen zwischen 
Mutter und Kind. (Arch. f. Kind. 1909, Bd. 49, S. 321.) 

Durch die Arbeit von Pfaundler (dieses Archiv Bd. 47) veranlaßt, stellt 
Verfasser die sich aus seinen zahlreichen, anderenorts publizierten Arbeiten 
ergebenden Folgerungen für diese Frage zusammen; aus den Versuchen geht 
hervor, daß Typhusagglutinine beim Meerschweinchen durch die Placenta stets 
und zwar passiv auf die Jungen übertragen werden. Im übrigen sei auf das 
Original, das selbst ein Referat ist, verwiesen. Orgler . 

1350) Theodor, F. Angeborene Aplasie der Gallenwege verbunden mit 
Lebercirrhose durch Operation behandelt. (Arch. f. Kind. 1909, Bd. 49, S. 358.) 

Kasuistischer Beitrag; 6 Tage nach Operation Erkrankung an Darmkatarrh; 
Exitus. Orgler . 

1351) Bergell, P. Zur Geschichte und Kenntnis des Milchalbumins. (Arch. 
f. Kind. 1909, Bd. 49, S. 168.) 

Historische Bemerkungen über Milchalbumin nebst Beschreibung und Analysen¬ 
angaben des Albulactins (lösliches Lactalbumin). Orgler . 

1352) Mautner, B. Ueber Lactoconien. (Arch. f. Kind. 1908, Bd. 49, S. 29.) 

Beschreibung ultramikroskopischer Bilder von Frauenmilch, Kuhmilch, Milch¬ 
mischungen und Milchpräparaten. Orgler. 

1353) Cassel u. Kamnitzer. Versuche mit Albulactin bei künstlich ge¬ 
nährten Säuglingen. (Arch. f. Kind. 1909, Bd. 49, S. 168.) 

Versuche an 11 Säuglingen, deren Albulactin zu ihrer Nahrung zugeführt 
wurde. Aus den Versuchen geht hervor, daß die Säuglinge das Präparat gut, 
d. h. ohne Schädigung vertragen haben; mehr läßt sich, nach Ansicht des Ref., 
aus den Kurven nicht ableiten. Orgler. 

1354) Baginsky, A. Klinische Mitteilungen; klinisch-diagnostisch schwierige 
Krankheitsfälle aus der Gruppe der infektiösen Darmerkrankungen. (Arch. f. 
Kind. 1909, Bd. 49, S. 193.) 

Beschreibung je eines Falles von Pseudodysenterie; Bact. coli-Dysenterie 
mit sekundärer Streptocokkeninfektion; Enteritis follicularis, Paratyphus und 
mehrerer Fälle, die klinisch als Typhus verliefen, ohne Widalreaktion zu geben, 


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Referate. 


und in denen weder Typhus- und Paratyphusbacillen nachgewiesen werden 
konnten, schließlich ein Fall von Streptocokkeninfektion, der anfangs als Typhus 
verlief. Zum Schluß Empfehlung von Kochsalzinfusionen, 100—150 cm für den 
Säugling, 300—500 cm für die älteren Kinder. Orgler . 

1355) Jovane, A. u. Poa, C. Nebennierensubstanz und Rhachitis. (Arch. 

f. Kind. 1909, Bd. 49, S. 375.) 

Verfasser injizierten 11 Rhachitikem im Alter von 16 Monaten bis 3 Jahren 
Adrenalin subcutan, mit 1 h 0 ccm beginnend und steigend auf 1 ccm; 2 Kinder 
vertrugen die Injektionen nicht; fünfmal trat leichte Albuminurie auf, niemals 
Zucker. Alle Kinder zeigten eine deutliche Besserung der asthenischen Symptome, 
eine Erhöhung des Muskeltonus und eine Besserung des Appetits; die Besserung 
verschwand völlig nach Aussetzen des Mittels. Histologische Untersuchungen 
der Nebennieren von Kaninchen mit rhachitischer Knochendystrophie ergaben keine 
Veränderungen an den Organen. Einseitige Nebennierenexstirpation bei jungen 
Hunden führte zu einer Vasodilatation der Blutkapillaren der Knochenmarkräume 
ohne histologische Veränderungen an den Knochen. Verfasser glauben nicht 
aut Grund ihrer Befunde an einen Zusammenhang zwischen Rhachitis und Neben¬ 
nieren; das injizierte Adrenalin wirkt nicht auf die Knochenveränderungen, 
sondern nur auf den Gewebsturgor. Orgler . 

1356) Schultheiß, E. Ueber Erblichkeit bei Morbus Basedowii. Aus der 

medizinischen Klinik zu Jena. (Inaug.-Dissert. Jena 1908, 18 S.) 

Es ist ein hereditäres und familiäres Vorkommen des Morbus Basedowii an¬ 
zunehmen; in Basedow-Familien ist häufig eine gleichzeitige Belastung mit 
Konstitutionskrankheiten und Erkrankungen des Nervensystems zu beobachten; 
besonders häufig sind dabei Diabetes mellitus und die Neurosen. Fritz Loeb. 

1357) His, W. dicht und Rheumatismus. Aus der I. medizinischen Klinik 
der Universität Berlin. (D. med. Woch. 1909, Nr. 15, S. 657—663.) 

His weist auf die großen Ähnlichkeiten hin, die manche Formen beider 
Krankheiten aufweisen. Die Differentialdiagnose läßt sich auf Grund der Unter¬ 
suchung des Purinstoffwechsels und zuweilen des Röntgenbildes stellen. Indessen 
ist es wahrscheinlich, daß die Anomalien des Harnsäurestoffwechsels nicht das 
ganze Wesen der Gicht bedeuten, sondern daß noch andere bisher ungekannte 
Veränderungen bei der Gicht vorhanden sind. Auch für einige Formen der 
nichtgichtischen chronischen Arthritis hält His eine diathetische Grundlage für 
wahrscheinlich, wobei indessen der Purinstoffwechsel nicht gestört ist. Reiß . 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1358) Meinicke u. Neuhaus. Zur Frage der Parakolibacillosen. Aus dem 

Hagener Laboratorium des Vereins zur Bekämpfung der Volkskrankheiten im 
Ruhrkohlengebiet. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 6, S. 212—215.) 

Ein 19jähriger junger Mann erkrankte plötzlich mit Erbrechen und hohem 
Fieber usw. Die gastroenteritischen Symptome, die zunächst überwogen, ließen 
zunächst an eine Wurstvergiftung denken; dann behersschten septisch-pyämische 
Erscheinungen das Krankheitsbild und schließlich führten multiple Leberabscesse 
zum Tode. Das Serum hatte Paratyphus und Enteritisbacillen gar nicht, Typhus¬ 
bacillen dagegen in der Verdünnung 1:200 agglutiniert. Es wurden aus den 
Organen Bacillen gezüchtet, die nach der Beschaffenheit der Kulturen, den 
Agglutinationsversuchen und den Pathogenitätsverhältnissen im Tierversuch als 
Parakolibacillen anzusprechen und als Erreger der Pyämie und der embolischen 
Leberabscesse anzuschuldigen waren. Sie standen den Typhus- und Paratyphus¬ 
bacillen in kultureller und immunisatorischer Beziehung nahe. In normalen 
Stühlen (100 Fälle) konnten die Parakolibacillen nie gefunden werden, wohl aber 
im Stuhle einer Typhuspatientin (unter 30 Typhusfallen). Auf Fleisch und Wurst¬ 
waren, die längere Zeit gelegen hatten, wurden sie nicht gefunden, ebensowenig 
in menschlichen Eiterproben. Meinertz . 


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Referate. 


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1869) Sluka, E. u. Zarfl, M. Ein Fall von Kala-azär. Aus der Kinderklinik 
in Wien. (Münch, med. Wschr. Mai 1909, Nr. 21.) 

Die Verfasser schildern den Fall eines 9 jährigen Knaben, der längere Zeit 
seinen Wohnsitz in Taschkent gehabt hatte, und seit 10 Monaten mit Milztumor, 
intermittierendem Fieber und Abmagerung erkrankt war. Die zwischen visceraler 
Lues und Bantischer Krankheit schwankende Diagnose wurde schließlich durch 
den Befund der Leishmannschen Körperchen im Milzblute entschieden; es 
handelte sich um einen Fall von Kala-azar. Die therapeutischen Versuche mit 
Atoxyl, Schmierkur, Chinin, Knochenmark schlugen völlig fehl. M . Kaufmann. 

1860) Much, H. u. Holzmann, W. Eine Reaktion im Blute von Geistes¬ 
kranken. Aus der Abt. f. exp. Therapie des Eppend. Krankenh. (Münch, med. 
Wschr., Mai 1909, Nr. 20.) 

Die Verfasser beschreiben eine biologische Reaktion, die sie bisher nur im 
Blute von Leuten gefunden haben, die entweder selbst an Dementia praecox 
oder manisch-depressivem Irresein litten, oder aber aus einer Familie stammten, 
in der eine der beiden Krankheiten herrschte, neuerdings auch bei Epilepsie, 
sobald diese mit zirkulären Gemütsaffektionen vergesellschaftet war. Im Gegen¬ 
satz zu Normalserum verhindert nämlich das Serum der genannten Kranken den 
Eintritt der Kobragifthämolyse bei Menschenblutkörperchen. Zur Ausführung 
der Reaktion wurde das Kobragift (aus dem Ehrlichschen Institut) in 1 °/ 0 Stamm¬ 
lösung (0,2 Gift, 10,0 Aq. dest., 10,0 Glycerin) im Eisschrank aufbewahrt. 0,35 ccm 
Serum werden gemischt mit 0,25 ccm Kobragiftlösung 1:5000 (hergestellt durch 
Verdünnen der Stammlösung mit phys. CINa-Lösung). Dazu werden 0,5 ccm 
einer 10 proz. Menschenblutkörperchenlösung gebracht (Menschenblut durch 
Aufsaugen mit Natriumcitratlösung gewonnen, die Erythrocyten zweimal mit 
phys. CINa-Lösung gewaschen). Die Mischung kommt 2 Stunden in den 
Brutschrank, dann 22 Stunden auf Eis. Beim Ablesen werden die Röhrchen 
umgeschüttelt. Ist die Mischung vollkommen undurchsichtig, so ist die Reaktion 
positiv; teilweise Hemmung der Hämolyse gilt als negativer Ausfall. Anscheinend 
ist es gleichgültig, ob aktives oder inaktiviertes Serum benutzt wird. Die 
Reaktion wird als Psychoreaktion bezeichnet. 

Die Reaktion gelangte bisher in 400 Fällen zur Anwendung und zeitigte 
die oben erwähnten Resultate. Nimmt man die Krankheitsbilder zirkuläres 
Irresein und Dementia praecox im strengen Sinne Kraepelins, so kommt an¬ 
scheinend bei ihnen die Psychoreaktion in 100 °/ 0 der Fälle vor. Die Reaktion 
lehlt im Liquor. Vielleicht handelt es sich bei ihr um cholestearinartige Körper. 

M. Kaufmann. 

1861) Skonnikoff, P. (St. Petersburg). Passage des microbes k travers la 
paroi intestinale dans l'ätranglement experimental. (Durchgang von Mikroben 
durch die Darmwand bei experimenteller Stenosierung.) Lab. du prof. Metchni- 
koff. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 181—182.) 

Voraussetzung für den Durchtritt von Bacterien durch die Darm wand sind 
eine Epitheldesquamation und Veränderungen der Schleimhaut. Je stärker die 
Schleimhaut alteriert ist, um so rascher treten die Mikroben in die Peritoneal¬ 
höhle über. Anaerobier passieren die Darmwand leichter als B. coli und Cokken. 
Ist das Deckepithel intakt, so werden die Bacterien durch Leucocyten in die 
Darmwand verschleppt, wo man sie, besonders in den Lymphfollikeln, leicht 
nachweisen kann. L. Borchardt. 

1862) Marinesco, G. Sur les läsions des ganglions nerveux et particuli&re- 
ment des capsules surrdnales dans la rage. (Über die Veränderungen der ner¬ 
vösen Ganglien und besonders der Nebennieren bei der Tollwut.) (Soc. de biol. 
1909, Bd. 66, S. 646-648.) 

Bei der Tollwut finden sich in der Marksubstanz der Nebennieren Verände¬ 
rungen der chromaffinen Zellen, sowie charakteristische Veränderungen der ner¬ 
vösen Elemente. Die entsprechenden Veränderungen in den Spinalganglien, die 
bei tollwütigen Tieren in der Regel beobachtet werden, kamen beim Menschen 
unter 4 Fällen nur einmal zur Beobachtung. L. Borchardt. 


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Referate. 


1363) Repetto, R. Sulla virulenza del liquido cefalo-rachidiano di animali 
rabidi. (Die Virulenz des liquor cerebro-spinalis von Tieren mit Tollwut.) Aus d. 
hygien. Inst, zu Sassari. (Studi Sassaresi 6. Jahrg. 1908, Sekt. 2, H. 3.) 

Die Untersuchungen an 12 Kanichen ergaben, daß der Liquor tollwütender 
Hunde nicht virulent ist. M. Kaufmann . 

1364) Repetto, R. La colesterina non ha alcun potere lissicida. (Das 
Cholesterin besitzt keine antirabische Wirkung.) Aus dem hygien. Institut zu 
Sassari. (Studi Sassaresi 6. Jahrg. 1908, Bd. 2, H. 4.) 

Die Untersuchungen Repettos an 3 Hunden und 16 Mäusen bestätigen nicht 
die Befunde Almagiäs, daß dem Cholesterin eine antirabische Wirkung zu¬ 
kommt. Almagiäs Versuche sind zu gering an Zahl, seine Befunde daher 
wohl nur zufällige. M. Kaufmann . 

1366) Weihrauch, E. Versuche zur Konjunktivalreaktion mit Deutero- 
albumose. Aus der Heilstätte Holsterhausen b. Essen. (Münch, med. Wschr. 
Juli 1909, Nr. 30.) 

Von 23 Patienten, die Bacillen im Auswurf hatten, zeigte nur ein einziger 
auf Instillation einer lOproz. Deuteroalbumoselösung eine Konjunktivalreaktion 
ersten Grades. Auf subcutane Injektion von 0,02 g Deuteroalbumose reagierte 
von 5 nachweislich tuberculösen Patienten nur einer. Es handelt sich also bei 
der Wolff-Eisnerschen Konjunktivalreaktion wohl kaum um die Wirkung der 
im Alttuberculin enthaltenen Deuteroalbumose. M . Kaufmann. 

1366) Lüdke, Hermann. Die praktische Verwertung der Komplement¬ 
bindungsreaktion. Aus der med. Klinik zu Würzburg. (Münch, med. Wschr. 
Juni 1909, Nr. 26.) 

Im typhösen Blute lassen sich öfter spezifische Reaktionsstoffe mittels der 
Komplementbindungsmethode nachweisen (in 14 Fällen 10 positiv); Antigene 
lassen sich dagegen mit der gleichen Methode nur selten nachweisen (unter 19 
nur 3 positiv). Für praktische Zwecke ist die ganze Methode zu kompliziert. 
— Im Serum Tuberculöser lassen sich mit der Methode spezifische Reaktions¬ 
stoffe nachweisen, am häufigsten im Serum mit Tuberculin behandelter Fälle 
(von 43 Tuberculinbehandelten 31 positiv, von 22 nicht vorbehandelten nur 6). 
Beziehungen zwischen Antikörpergehalt und Schwere der Infektion bestehen 
nicht. Auch hier ist die Methode für die Praxis zu umständlich. — Für die 
Luesdiagnose ist die Probe dagegen sehr brauchbar. Abgesehen von einigen 
bei uns nicht in Betracht kommenden Affektionen und dem hie und da, aber 
nur bis einige Monate nach dem Ablauf positiv reagierenden Scharlach kommt 
positive Reaktion so gut wie nur bei Lues vor. Von 54 Luetikern verschiedener 
Studien reagierten 44 positiv, Fälle mit manifesten Syptomen fast ausnahmslos. 
Die Wassermannsche Methode ist dabei allen später angegebenen Ersatzreak¬ 
tionen (Porges, Klausner usw.) überlegen. M . Kaufmann . 

1367) Silberberg, L. Über die Auffindung der Eberth-Gaffky sehen Bacillen 
in der Cerebrospinalflüssigkeit bei Typhus abdominalis. Aus der 1. med. 
Universitätsklinik Odessa, Prof. S. Lewaschow.) (Berl. klin. Wschr. 1908, 
Nr. 29, S. 1354.) 

In der Cerebrospinalflüssigkeit typhöser Kranker kommt der Eberthsche 
Bacillus, wie es scheint, ziemlich oft vor. Dabei erscheint auch die bacteriolo- 
gische Untersuchung der Cerebrospinalflüssigkeit als neuer Ausgangspunkt zur 
Diagnostik von Krankheiten, welche Verdacht auf Abdominaltyphus erwecken. 
Die agglutinierenden Eigenschaften der Cerebrospinalflüssigkeit gegenüber dem 
Eberth sehen Bacillus sind sehr gering. Viel deutlicher ausgesprochen sind die 
bactericiden Eigenschaften der Flüssigkeit gegenüber diesem Bacillus. Die 
physikalischen und chemischen Eigenschaften der Flüssigkeit weisen keine Be¬ 
sonderheiten gegenüber der Norm auf. Die Entnahme einer gewissen Menge 
Cerebrospinalflüssigkeit bei Typhuskranken ist oft von günstigem Einfluß auf 
das Befinden einiger Kranken. K. Bornstein . 


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Referate. 


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Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1368) Falta, W. Über Therapie des Typhus abdominalis. (Wien. med. 
Wschr. 1909, S. 969.) 

In 2 Punkten hat sich in der Auffassung der Pathologie des Bauchtyphus 
eine Wandlung vollzogen. Man muß heute annehmen: 1. Der Typhus ist eine 
echte Sepsis. Die Typhusbacillen treten in allen Fällen im Blut auf und werden 
auch in allen Organen gefunden. 2. Die Gallenwege spielen eine sehr wichtige 
Rolle für den Weg der Infektion. So erklärt sich, daß das früher viel gepriesene 
Calomel seine Bedeutung eingebüßt hat. Ferner ist eine Modifikation in der 
diätetischen! Behandlung zu registrieren. Die Hungerdiät, die früher üblich war, 
muß mit Rücksicht auf den lange dauernden konsumierenden Krankheitsprozeß 
wenigstens für die schweren Fälle aufgegeben werden und es empfiehlt sich die 
von Müller angegebene reichliche Kost darzureichen. Müller gibt während 
des Fieberstadiums Fleisch, Huhn, Hirn, Gries, Zwieback, Semmel (zerschnittene), 
Apfelpüree, Spinat usw.; in der Reconvalescenz wurde der Appetit der Patientin 
fast völlig befriedigt. Einen ähnlichen Standpunkt nimmt His ein, während 
v. Noorden mit der Fleischdarreichung bis zur Entfieberung wartet. K. Gläßner . 

1369) v. Leube, W. (Würzburg). Zur Behandlung des Magengeschwürs. 

(D. med. Woch. 1909, Nr. 22, S. 961—964.) 

Leube legt ziffernmäßig die guten Erfolge seiner Ulcusdiät dar und hält 
sie nach wie vor für die empfehlenswerteste. Doch erkennt er an, daß man 
nach dem Vorgang von Lenhartz — wenn auch mit genauer Individualisierung — 
in der Diät etwas schneller vorangehen darf, ohne neue Blutungen zu riskieren. 
Für die ersten Tage nach dem Eintritt der Magenblutung hält er aber unbedingt 
an der Zweckmäßigkeit einer völligen Nahrungsabstinenz fest. Reiß. 

1370) Witzinger, 0. Zur diätetischen Behandlung des Säuglingsekzems. 

(Wien. med. Wschr. 1909, S. 1293.) 

Verfasser hat die Therapie Finkeisteins in 8 Fällen nachgeprüft. Es wurde 
bei denselben eine Gesichtshälfte mit Salben behandelt, während die andere un¬ 
behandelt blieb. Nur ein einziges Mal zeigte die mit externer Therapie behandelte 
Gesichtsseite einen Fortschritt gegenüber der anderen Seite, so daß er ganz von 
der Salbenbehandlung abging. Die Darreichung der (salzarmen) Finkelstein- 
schen Suppe wurde in einem Fall bis 17 Tage fortgesetzt, mußte dann aber nach 
Gewichtsabnahme des Kindes von 1600 g aufgegeben werden. Gewöhnlich 
stellten sich bei den Kindern schon vor Ablauf von 2 Wochen schwere dyspep¬ 
tische Erscheinungen ein, die das Fortsetzen der Kur unmöglich machten. Die 
Beeinflussung der Ekzeme war sehr gering, es traten in einigen Fällen Borken 
auf, die aber bald wieder von nässendem Ekzem abgelöst wurden. K . Gläßner . 

1371) Mayr, E. Zur Serumtherapie der Chorea minor. (Wien. med. Wschr. 
1909, S. 1289.) 

Verfasser hat 6 Fälle von Chorea minor mit Injektionen von Aronsohns 
Antistreptokokkenserum behandelt. Die Behandlung ist nach diesen Beobach¬ 
tungen ungefährlich, ergab in allen Fällen ein raschen Absinken der Erschei¬ 
nungen im Gebiet der motorischen Sphäre, das allerdings in einigen Fällen nur 
kurze Zeit anhielt. Bei ernsten, rasch zu Erschöpfung und Collaps führenden 
Fällen soll diese Therapie versucht werden. K. Gläßner . 

1372) Vigorelli, A. Alguni Esperimenti golla Sajodina. Aus dem Ospedale 
Maggiore in Mailand. (Poliambulanza di Milano 1908, Nr. 10.) 

Verfasser hatte Gelegenheit, das Sajodin in einer ganzen Anzahl Fällen von 
Luetikern im Sekundär- und Tertiärstadium, sowie bei Arteriosklerotikem zu 
verwenden, bei denen vorher Intoleranz gegenüber Jodalkalien aufgetreten war. 
Das Präparat entfaltete stets eine schnelle und energische Wirksamkeit und 
wurde dabei vorzüglich vertragen. Unannehmlichkeiten vom Magen-Darmkanal 
wie Diarrhoe, Gastralgien, Übelkeiten und Brechreiz wurden nie beobachtet. 
Nur einmal zeigte sich eine kleine Akne auf dem Rücken eines Patienten, die 
aber bald wieder verschwand. Das Präparat war stets in der richtigen Weise, 
Va— 8 U Stunden nach den Mahlzeiten verabreicht worden. Schittenhelm. 


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Referate. 


1373) Götte, A. Ein Beitrag zur Wirkung der Guajakose. (Die Therapie 
der Gegenwart 1909, Heft 3.) 

Die Guajakose ist nicht nur Medikament, sondern gleichzeitig auch ein 
Kräftigungsmittel. Das letztere ist im Hinblick auf ihren Gehalt an Somatose 
verständlich und bedarf keiner Erklärung, ebensowenig die Verwendung des 
Guajakols als Phthisemittel. Ein besonderer Vorteil liegt bei der Guajakose 
jedoch darin, daß sie das Guajakol in einer ungiftigen Form enthält als Sulfo- 
säure und außerdem gebunden an Calcium, das insofern Beachtung verdient, 
als dieses Element nach Lauder Brunton die Herztätigkeit günstig zu beein¬ 
flussen vermag. Verfasser hat seit etwa 8 / 4 Jahren die Guajakose in vielen akuten 
und chronischen Fällen von Lungen- und Bronchialaffektionen und Luftröhren¬ 
katarrh sowohl bei Erwachsenen wie bei Kindern angewandt und kann sagen, 
daß er stets recht zufrieden mit ihrer Wirkung gewesen ist, und daß auch in 
akuten Stadien ein günstiger Einfluß zweifellos zu erkennen war. Schittenhelm. 

1374) Fischer, Ph. u. Hoppe, J. Das Verhalten organischer Arsenpr&pa- 
rate im menschlichen Körper. Aus der Landesheilanstalt zu Uchtspringe. (Münch, 
med. Wschr. Juli 1909, Nr. 29.) 

Die Versuche, welche mit Atoxyl, Arsacetin und Arsenophenylglycin an¬ 
gestellt sind, erstreckten sich hauptsächlich auf die Arsenausscheidung im Harn 
und Kot. Das Atoxyl und Arsacetin werden bei einmaliger Verabreichung in 
3 bezw. 2 Tagen ausgeschieden, während Arsenophenylglycin 6—8 Tage im 
Organismus verbleibt. Arsenophenylglycin wird auch — ohne Reizerscheinungen — 
vom Mastdarm in genügender Menge aufgenommen. Bei wiederholter Ein¬ 
spritzung von Arsenophenylglycin ließ sich im allgemeinen eine Verlangsamung 
der Arsenausscheidung feststellen. Das Arsenophenylglycin wird mehr als das 
Atoxyl und Arsacetin auch durch den Darm ausgeschieden. In 3 Fällen konnte 
das Blut von Paralytikern Tags nach der Injektion von Arsenophenylglycin ana¬ 
lysiert werden. In einem Falle waren in 30 g Blut 0,8 mg Arsen und zwar 
waren 0,6 mg an Lecithin gebunden: es scheint also, als ob 24 Stunden nach 
der Einspritzung die größte Menge des Arsens im Blute kreist. In den beiden 
andern Fällen genügte das Blut nicht zu quantitativer Untersuchung; doch war 
der Arsenspiegel im Lecithin einmal gleich stark, das andere Mal sogar schwächer 
als im Restblut. M. Kaufmann . 

1375) Alt, Konrad. Behandlungsversuche mit Arsenophenylgylcin bei Pa¬ 
ralytikern. Aus der Landesheilanstalt zu Uchtspringe. (Münch, med. Wschr. 
Juli 1909, Nr. 29.) 

Von 31 Paralytikern mit positiver Wassermann scher Probe verloren dieselbe 
durch intramuskuläre Injektionen von 2X0,8—1,0 Arsenophenylglycin 6 definitiv, 
1 für 5 Wochen, während sie bei einer Anzahl der übrigen abgeschwächt war. 
Von 6 Epileptikern mit vorangegangener Lues verloren 4 die Reaktion voll¬ 
ständig. Bei einem Falle mit Kontrolle des Lecithinstoffwechsels verlor sich die 
übermäßige Lecithinabgabe im Kot; ein Fall, der vorher 4°/ 0 Lecithin im Blute 
hatte, wies nachher nur noch 1,8 °/ 0 auf. M. Kaufmann . 

1376) Bettmann. Über innerliche Behandlung von Hautkrankheiten mit 
Kalksalzen. Aus der Hautklinik zu Heidelberg. (Münch, med. Wschr. Juni 1909, 
Nr. 25.) 

Nach dem Vorgang englischer Autoren hat Verfasser ca. 70 Hautkranke der 
verschiedensten Art mit Kalk (Calc. lact. 10,0 Aq. dest. ad 200, 3Xtgl. 1—2 
Eßlöffel vor dem Eissen, mehrere Wochen) behandelt, und in einzelnen Fällen 
ganz bemerkenswerte therapeutische Erfolge erzielt, ohne daß sich sagen ließe, 
daß das Mittel bei einer bestimmten Affektion wirksam ist, bei einer anderen 
nicht. Die gerinnungsbefördemde Wirkung der Kalksalze erklärt den thera¬ 
peutischen Effekt nicht; da die Erkrankungen, wo gelegentlich befriedigende Er¬ 
folge zu sehen waren, wohl alle den Toxodermien sich anreihen lassen, wäre 
vielleicht an eine »Giftbindung« zu denken. M . Kaufmann . 

Für di« Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. 8ohittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. *1 
Eigentümer nnd Verleger Urban k Schwarzenberg in Berlin and Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

fllr die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 1. Septemberheft 1909 Nr. 17 


Nachdrnok verboten. 


Original-Artikel. 

Einige Beobachtungen über den Kohlenhydratstoffwechsel bei voll¬ 
kommener Entfernung der Thyreoidea und teilweiser 
Paratbyreoidektomie. 

Von 

Dr. Frank P. Underhill 

Assistant Professor of Physiological Chemistry in the Sheffield Scientific School, 

Yale University, New Haven, Conn., U. S. A. 

Durch die Untersuchungen von R. Hirsch (1), Underhill und Sacki (2) und 
Eppinger, Falta und Ru dinge r wurde festgestellt, daß nach Entfernung der 
Thyreoidea und Parathyreoidea bei Hunden eine deutliche Abnahme der Assi¬ 
milationsfähigkeit für Dextrose auftritt. Diese Beobachtungen zeigten sich sowohl 
bei subcutaner Applikation des Zuckers als auch bei Gaben per os. Die Assi¬ 
milationsfähigkeit für Dextrose nach Gaben per os ändert sich nach t Thyreoid- 
ektomie allein nicht, sobald nur die Glandulae parathyreoideae vorhanden sind. 
Andererseits bedingt die Entfernung von 3 Glandulae parathyreoideae ein Fallen 
des Assimilationsvermögens für Dextrose, während nach Entfernung von 3 Glan¬ 
dulae parathyreoideae und der Thyreoideae kaum eine Änderung derjenigen 
Erscheinungen zu beobachten ist, wie solche nach Entfernung der 3 Glandulae 
parathyreoideae beobachtet wurden. 

Eppinger, Falta und Rudinger (4) studierten dann die Beziehungen 
zwischen der Thyreoidea und Parathyreoidea und der Adrenalinglucosurie. 
Diese Forscher konnten nach weisen, daß nach großen subcutanen oder intra¬ 
peritonealen Gaben von Adrenalin bei wohlgenährten Hunden, denen die Thy¬ 
reoidea entfernt war, im Ham kein Zucker auftrat. Wurden diese Hunde mit 
Schilddrüsengewebe gefüttert, so trat im Ham Glucosurie auf. Obgleich nach 
Entfernung der Schilddrüse durch Adrenalin keine Glucosurie hervorgerufen 
wurde, trat dieselbe nach Entfernung der Schilddrüsen und der Glandulae para¬ 
thyreoideae infolge von Adrenalingaben auf. 

Pick und Pineies (5) konnten bei Kaninchen nachweisen, daß dieselben, 
nach Entfernung der Schilddrüsen allein, sich gegenüber Adrenalin normal ver¬ 
halten und im Ham Zucker ausscheiden, während bei jungen Ziegen nach Ent¬ 
fernung der Schilddrüsen keine Glucosurie mehr auftritt. 

Die Schlüsse, die aus diesen Adrenalinversuchen gezogen wurden und die 
weitgehende Interpretation derselben gaben bald Veranlassung zu einer skeptischen 
Auffassung, die auch durch Versuche, welche in unserem Laboratorium ausgeführt 
wurden, gestärkt wurden. 

Bei den folgenden Versuchen waren die Schilddrüsen beide und wenigstens 
N. P. IV. Jahrg. 


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642 


Original-Artikel. 


2 Glandulae parathyreoideae entfernt. Das benutzte Adrenalin war das Handels¬ 
produkt der Firma Parke, Davis und Co. Nur in einem Falle wurde das 
kristallisierte Adrenalinchlorhydrat benutzt. Der Zucker wurde polarimetrisch 
bestimmt. 

Versuch I. Bei einem wohlgenährten Hunde von 10 kg Körpergewicht 
wurden am 31. Oktober 1908 beide Schilddrüsen entfernt. Von den Glandulae 
parathyreoideae blieben auf jeder Seite eine erhalten. Das Tier überstand die 
Operation gut und verhielt sich völlig normal während der ganzen Dauer des 
Versuchs. Das Tier erhielt gemischtes Futter. Zwei Tage nach der Operation 
entstand nach intraperitonealer Applikation von 0,5 mg Adrenalin pro kg Körper¬ 
gewicht im Ham eine Ausscheidung von 1,9 g Dextrose, 0,3 mg Adrenalin pro 
kg Körpergewicht riefen nach 22 Tagen ebenfalls intraperitoneal gegeben keine 
Glucosurie mehr hervor. Nach 81 Tagen fanden sich nach subcutaner Injektion 
von 1 mg Adrenalin pro kg Körpergewicht 2,1 g Dextrose im Ham. 

Versuch II. Einer wohlgenährten Hündin von 12 kg Gewicht wurden am 
3. November 1908 die Schilddrüsen entfernt, zwei Glandulae thyreoideae blieben 
erhalten. Das Tier wurde mit gemischtem Futter ernährt. Nach 24 Tagen 
erhielt das Tier 0,4 mg Adrenalin per kg Körpergewicht intraperitoneal injiziert. 
Eine Glucosurie wurde nicht beobachtet. 48 Tage nach der Operation erhielt 
die Hündin 1,5 mg Adrenalin pro kg Körpergewicht subcutan injiziert. Im 
Ham fanden sich 0,86 g Dextrose. Auf eine subcutane Injektion von 4,0 mg 
Adrenalin pro kg. 68 Tage nach Ausführung der Operation folgte eine Aus¬ 
scheidung von 9,4 g Dextrose im Harn. 

Versuch III. Am 7. Dezember 1908 wurden einem starken Hunde von 
12,5 kg Gewicht beide Schilddrüsen entfernt, von den Glandulae parathyreoideae 
waren an jeder Seite eine erhalten. Eine intraperitoneale Injektion von 0,9 mg 
Adrenalin pro kg Körpergewicht rief keine Glucosurie hervor. Nach einer sub- 
cutanen Injektion von 1,6 mg Adrenalin pro kg wurden 50 Tage nach der 
Injektion im Harne 6,0 Zucker ausgeschieden. 

Weitere Versuche ergaben ähnliche Resultate. Hunde, Katzen und Kaninchen 
verhielten sich völlig gleich. Das Fehlen einer Glucosurie nach Adrenalingabe 
läßt sich durch die niedrigen Dosen erklären. Aus vorliegenden Versuchen 
geht hervor, daß nach einer subcutanen Injektion von Adrenalin bei Hunden, 
denen die Thyreoidea entfernt ist, die aber noch wenigstens 2 Glandulae para¬ 
thyreoideae besitzen, eine Glucosurie eintritt, sobald die Adrenalingabe höher 
als 1 mg ist. 

Es dürfte auch noch interessieren, daß 2 der zu den Versuchen benutzten 
Hunde 10 Monate lebten, ohne daß das Auftreten eines Myxoedems beobachtet 
werden konnte. Massaglia (6) fand bekanntlich bei jungen Hunden, denen die 
.Schilddrüse entfernt war, Myxoedembildung. 

Weitere Versuche wurden auch nach der Richtung hin angestellt, ob die 
Assirnilationstahigkeit für Dextrose bei Hunden, denen die Schilddrüsen entfernt 
waren, die aber noch wenigstens 2 Glandulae parathyreoideae enthielten, herab¬ 
gemindert war. Ein Unterschied wurde nicht gefunden, die Tiere verhielten 
sich wie normale. Gesunde Hunde nutzen subcutane Dosen *von 5,0 Dextrose 
pro kg Körpergewicht völlig aus (7). Auch bei den operierten Hunden fand 
sich nach der Injektion derselben Dextrosemenge keinerlei Zucker in Harn. 


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Original-Artikel. 


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Weitere Versuche über den Einfluß der Operation auf die Ausscheidung 
von Ammoniak im Ham werden in Aussicht gestellt. 

Literatur. 

i) R. Hirsch: Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. 1906, III. S. 393 
und 1908, V, S. 233. — 2) Underhill and Saiki: Journal of biological chemistry, 1908, V, S. 
225. — 3) Eppinger, Falta und Rudinger: Zeitschrift ftir klinische Medizin. 1909, LXVII, 
S. I. — 4) Eppinger, Falta und Rudinger: Wiener klinische Wochenschrift, 1908, S. 241: 
Zeitschrift ftir klinische Medizin, 1908, LXVI, S. I und 1909, LXVII, S. I. — 5) Pick und Pineies: 
Biochemische Zeitschrift, 1908, XII, S. 473. — 6) Massaglia: Archives italiennes de biologie, 
1908, XLIX, S. 343. — 7) Scott: Journal of Physiology, 1902. XXVIII, S. 107 and Underhill 
and CIosson: Journal of biological chemistry; 1906, II, S. 117. 


(Aus dem Ambulatorium der Erlanger medizinischen Klinik.) 

Ober den Nachweis tryptischer Fermente im Mageninhalte. 

Von 

J. Hahlenbrey. 

Durch die eingehenden Untersuchungen von Boldyreff (5) über die Ge¬ 
winnung eines Gemisches von Pancreassaft, Darmsaft und Galle aus dem Magen 
ist die Frage aktuell geworden, ob sich die zunächst im Hundeexperiment ge¬ 
fundene Tatsache auch für die Untersuchung von Menschen und speziell für die 
Funktionsprüfung des Pancreas verwerten lasse. 

A. Literarisches. 

Schon früher hatte Boas (1) die Beobachtung gemacht, daß man bei Ge¬ 
sunden, sowie hauptsächlich aber bei den an hartnäckigem Erbrechen leidenden 
Kranken, mit Hilfe des Magenschlauches oder mit Hilfe eines besonderen Instru¬ 
mentes zur Gewinnung des Duodenalinhaltes, in nüchternem Zustande oder auf 
der Höhe der Magenverdauung ein Gemisch von Magensaft, Darmsaft, Galle 
und Pancreassaft zusammen mit einer geringeren oder größeren Menge Nahrung 
und Schleim erhalten kann, und daß darin der Nachweis von Trypsin und 
Steapsin gelingt. 

Sodann erhielten Boas (2) sowohl als auch Tschlenoff (3) mit Hilfe des 
Magenschlauches nach vorhergehender Ausspülung des Magens mit Sodalösung 
und wenn nötig unter Anwendung von Massage eine Mischung von Darmsäften, 
welche Darmfermente enthielt. Diese Feststellung wurde damals nicht weiter 
verfolgt. 

Pawlow (4) hat dann darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn man in den 
Magen von Magenfistelhunden Provenceröl eingießt und nach einer bestimmten 
Zeit die Magenfistel öffnet, den Inhalt abfließen und die Fistel offen läßt, sich 
im Lauf von 1—2 Stunden eine emulgierte Flüssigkeit zusammen mit Galle und 
Pancreassaft aus dem Magen ergießt. 

Boldyreff (5) war es dann, welcher systematische Untersuchungen über 
die Bedingungen, unter denen ein solcher Rücktritt von Darmfermenten erfolgt, 
vorgenommen hat. Er fand, daß sowohl Fett als auch Säuren imstande sind, 
den Eintritt des Pancreassaftes und der Galle in den Magen hervorzurufen. 
Er nahm nun an, daß bei Kombination beider Stoffe, also bei Verabreichung 
von Fettsäure in Öl, man diese Wirkung erheblich verstärken kann und fand 

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Original-Artikel. 


diese Voraussetzung bei Hundeversuchen vollkommen bestätigt. Er konnte sich 
bei Hunden vielmals davon überzeugen, daß saures öl die Möglichkeit gibt, 
schnell und leicht Pancreas—Galle—Darmsaft in großen Mengen zu ge¬ 
winnen, wobei dann die erhaltene Mischung stets annähernd dieselben Eigen¬ 
schaften zeigte. Zur Entscheidung der Frage, ob diese im Hundeexperiment 
brauchbare Methode auch bei Menschen anwendbar sei, hat er an sich und 
einer zweiten Versuchsperson dieselbe angewandt. In diesen Versuchen zeigte 
es sich mit absoluter Klarheit, daß die Methode auch für den Menschen an¬ 
wendbar ist. 

Boldyreff zog nun aus diesen Beobachtungen eine Reihe von Schlüssen. 
Zunächst betonte er, daß man seine Methode wohl benützen könne, um beim 
Menschen Pancreassaft zu diagnostischen Zwecken zu verwenden. Sodann 
meinte er, daß bei Fettnahrung die Verdauung im Magen größtenteils durch 
die Fermente des Pancreassaftes erfolge. Er hält es für wichtig, daß bei 
Untersuchung des Mageninhaltes und von Erbrochenem sowohl auf den Säure- als 
auf den Fermentgehalt der Übertritt des Pancreassaftes in den Magen in Be¬ 
tracht gezogen werde, welcher eventuell freie Salzsäure durch seinen Gehalt an 
Alkali und einen Pepsingehalt verdecken könnte, vor allem dann, wenn in der 
Probemahlzeit Fett vorhanden ist. Boldyreff (6) berührt endlich die Frage, ob 
nicht als Ursache für das Ulcus ventriculi eine tryptische Verdauung der Magen¬ 
wand in Frage käme. 

Diesen Feststellungen Boldyreffs wurde von Liefschütz (7) und vor 
allem von Volhard (8) Aufmerksamkeit geschenkt. 

Volhard legte sich die Frage vor, ob man bei allen oder auch nur bei 
der Mehrzahl von Menschen mittels der Boldyreffschen Methode Pankreas¬ 
saft ermitteln und dadurch die fermentative Tätigkeit der Bauchspeicheldrüse 
der Untersuchung zugänglich machen könne. Er selbst fand in 9 von 11 Fällen 
bei Normalen die Ölsäfte tryptisch wirksam. Sein Schüler Faubel (9) fand da¬ 
gegen ein positives Resultat in 22 von 37 Fällen. Volhard führt ferner an. 
daß er mehrfach wichtige Aufschlüsse in pathologischen Fällen erhalten habe. 
So konnte er zweimal aus dem stark positiven Ausfall der Probe bei schwerem 
Ikterus Pancreascarcinom, bei Lienterie durch Atrophie der Darmschleimhaut 
Pancreasachylie ausschließen. In einem weiteren Fall mit hochgradiger Lienterie, 
massigen Fettstühlen und schwerem Diabetes ohne Acidosis, der klinisch als 
Pancreasdiabetes angesprochen werden mußte, war die Probe negativ. Die 
klinische Diagnose Atrophie und Verschluß des Pancreas wurde durch die 
Autopsie vollkommen bestätigt. 

Mohr (10) hat gleichfalls gemeinschaftlich mit Savigny Untersuchungen 
mit der Boldyreffschen Methode angestellt und gibt an, daß sich daraus ge¬ 
wisse diagnostische Schlüsse betreffs der Funktion des Pancreas machen lassen, 
wenigstens in den Fällen, wo freie Salzsäure im Mageninhalt fehlt. In Fällen 
von Superacidität des Magens ist nach ihm Vorsicht geboten. Schitten- 
helm (11) hat die Brauchbarkeit der Boldyreff-Methode gleichfallls bestätigt. 
Er hat gefunden, daß in manchen Fällen nüchtern und im Ewaldschen Probe¬ 
frühstück tryptische Fermente gefunden werden. In all diesen Fällen bestanden 
dauernde Magenbeschwerden und er hält es für möglich, daß es dabei sich 
um einen pathologischen Prozeß handelt. 

Levinsky (12) gelang die Gewinnung des Pancreassekretes aus dem Magen 


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mittels des Ölprobefrühstücks stets, wenn etwa vorhandene Magensäure mit 
Alkali abgestumpft wurde. Fehlen des Trypsins im Mageninhalt zeigt eine Pan- 
creasinsufficienz oder ein mechanisches Hindernis für den Übertritt des Pan- 
creassaftes im Magen an. Unter Umständen kann nach ihm diese Diagnose für 
den Sanduhrmagen Verwertung finden, indem dabei, wenn die Stenose eine 
sehr hochgradige ist, die Gewinnung der Darmsekrete vereitelt werden kann. 

Auch Mo Inar (13) findet die Methode in vielen Fällen brauchbar zur Ge¬ 
winnung von Pancreasferment. Er meint, daß man mit der Beurteilung der 
Befunde immerhin vorsichtig sein müsse; im Hinblick darauf, daß der Grad der 
Darmsaftregurgitation und die Quantität des in den Magen geratenen Trypsins 
von zahlreichen und unberechenbaren Faktoren abhängig ist, scheint ihm die 
Hoffnung nicht groß zu sein, daß die Methode bei der graduellen Untersuchung 
der Darmverdauung diagnostisch praktisch verwertbar sein wird. 

Ehrman und Lederer (14, 15) ferner haben in einer großen Anzahl von 
Untersuchungen vor allem festgestellt, daß bei Achylie und Anacidität des Magens 
die Funktion der Bauchspeicheldrüse im Gegensatz zur bisherigen Annahme 
durchaus nicht geschädigt, möglicherweise sogar besser als unter normalen Ver¬ 
hältnissen ist. Bei Superacidität gelingt durch Ölprobefrühstück der Nachweis 
meist nicht, in anderen Fällen in nur sehr geringer Menge, welche durch Natr. 
bicarb. erhöht werden kann. Sie halten für den Menschen die Boldy reff sehe 
Methode und Beobachtung am Hunde, daß Fette einen physiologischen Über¬ 
tritt von Darmsaft bedingen, noch nicht für sichergestellt, da das mechanische 
Moment, nämlich Einführung der Sonde, Würgbewegungen, Bauchpresse, was 
bei Beurteilung der Frage schwer auszuschließen ist, jedenfalls eine be¬ 
günstigende Rolle spielt. Eine quantitative Beurteilung der Pancreasfunktion ist 
zunächst nach ihnen nicht möglich. Übrigens fanden auch sie, wie Boas und 
wie Schittenhelm bei nüchterner Ausspülung öfters trypsinhaltige Flüssigkeit 
und konnten im ausgeheberten Probefrühslück noch öfters Trypsin nachweisen. 

Die jüngste Mitteilung stammt von v. Koziczkowsky (16) aus der Str au fi¬ 
schen Poliklinik. Derselbe kommt zu ähnlichen Resultaten wie Levinsky, 
Molnär u. a., indem er die Methode des Ölfrühstücks für sehr wertvoll zur 
Feststellung von Pancreasaffektionen hält. Er empfiehlt an Stelle des Öls 250 g 
reinster Frühstückssahne zu verabreichen. Wichtig ist, daß auch er Rückfluß 
in einer Reihe von Fällen schon beim gewöhnlichen Probefrühstück fand, eine 
Beobachtung, welche, wie er mit Recht betont, Vorsicht auferlegt bei der Fest¬ 
stellung einer Anacidität, indem durch den Rückfluß des alkalischen Gemisches 
unter Umständen geringe Salzsäuremengen neutralisiert und so eine Anacidität 
vorgetäuscht werden könnte. 

B. Methodisches. 

Die auch für die vorliegende Untersuchung maßgebende Boldyreffsche 
Methode wird nach Boldyreffs eigenen Angaben folgendermaßen angestellt: 
Man gibt auf nüchternen Magen 100—200 ccm einer 2proz. Lösung von Acid. 
olein. in Olivenöl oder reines Olivenöl zu trinken oder führt es, wie namentlich 
Volhard empfiehlt, mit der Sonde ein und entnimmt nach */ 2 -—1 Stunde den 
Mageninhalt mit Hilfe der Sonde in horizontaler Lage. Im Falle des Mißlingens 
führt man nach */ 2 —1 Stunde die Sonde wiederholt ein. Nach Absetzen des 
Mageninhaltes kann man leicht mit Hilfe der Pipette die Darmsäfte erhalten. 


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Original-Artikel. 


Für die Untersuchung genügen 10 ccm Flüssigkeit vollständig. Es ist zweck¬ 
mäßig, in 3 parallelen Proben zu untersuchen, d. h. bei saurer, bei alkalischer 
Reaktion und bei der Reaktion, welche der Flüssigkeit selbst eigen ist. 

Volhard führt 200 ccm Olivenöl ein und hebert nach 1 j 2 Stunde aus. 
Man erhält nach ihm gewöhnlich 50—100 ccm zurück und eine wässerige, 
schleimige, oft grünlich gefärbte Flüssigkeit, welche sich leicht von der darüber 
schwimmenden Ölschicht abpipettieren oder durch Scheidetrichter gewinnen läßt 

Die übrigen oben bezeichneten Untersucher haben sich durchweg an die 
Volhardsche Vorschrift gehalten. Herauszuheben ist nur Levinsky, der em¬ 
pfiehlt, direkt vor der Zufuhr von Öl und 20 Minuten später je 1 / a Teelöffel 
Magnes. ust. zu verabreichen, um die Salzsäure des Magens abzustumpfen. 

Was die Methode zum Nachweis der tryptischen Fermente anlangt, so be¬ 
nutzt Boldyreff die Mettschen Röhrchen; Volhard verwandte eine alkalische 
Caseinlösung von bekanntem Gehalt; nach Abschluß der Trypsinverdauung setzt 
man eine in allen Fällen gleiche Menge Salzsäure zu, dann wird durch Natrium¬ 
sultat alles Casein ausgefällt und im Filtrat die Aciditätszunahme als Folge der 
tryptischen Wirkung durch Titration mit Natronlauge ermittelt. 

Fuld und Groß (17, 18) benutzen eine Methode, deren Prinzip darin be¬ 
steht, daß Casein, welches bei schwach alkalischer Lösung leicht löslich ist, 
im Gegensatz zu den sauren Verdauungsprodukten beim Ansäuern mit leicht 
verdünnter (lproz.) Essigsäure wieder ausfallt. Die Caseinlösung wird so be¬ 
reitet, daß man 1 g Casein, puriss. in 1 1 einer 1 °/ 00 Natr. carb.-Lösung auf¬ 
löst und zur Vermeidung der Bakterienwirkung mit Chloroform gut durch¬ 
schüttelt. Davon werden immer 10 ccm genommen. 

Abderhalden und Schittenhelm (20) haben in Verfolgung einer früheren 
Untersuchung von Abderhalden und Medigreceanu (19) an Magenfistel¬ 
hunden Polypeptide und speziell Glycyl-l-tyrosin zum Nachweis von Trypsin im 
Magen verwandt. Es wurden jeweils 2 g in 5 ccm filtriertem Magensaft gelöst 
War Trypsin vorhanden, so trat bald Abscheidung von Tyrosin ein. Dasselbe 
kristallisierte direkt aus. Es scheint, daß man, nach einigen Versuchen zu ur¬ 
teilen, an Stelle von Glycyl-l-Tyrosin tyrosinreiche Abbauprodukte aus Seide 
verwenden kann, welche den Vorteil haben, daß sie sich leichter in Magensaft 
lösen und somit in konzentrierter Lösung anwendbar sind. Das verwandte 
Seidenpepton war ein schneeweißes Pulver mit einem Gehalt von 45 °/ 0 Tyrosin. 
Es löste sich spielend im Magensaft. Dabei fiel oft schon nach einer Stunde 
Tyrosin aus. 1 ) 

Abderhalden und Kölker (21) untersuchten die Einwirkung von ge¬ 
ringen Mengen Säuren und Natronlauge, und fanden, daß beide schon in 
geringer Konzentration störend wirken. Guto (22) untersuchte den Einfluß 
von verschiedenen Säuren: Salzsäure, Schwefelsäure, Buttersäure, Essigsäure, 
Milchsäure, und fand, daß dieselben tryptische Verdauung hemmen und das 
Trypsin zerstören. Die Untersuchungen über Wirkungen von Alkali wurden 
mit Na 2 C0 3 , NaOH und MgO ausgeführt und Guto fand, daß Trypsin von 


*) Inzwischen sind weitere Untersuchungen von Abderhalden und Schittenhelm über 
die Verwendung von Seidenpepton mitgeteilt worden (Über den Nachweis pcptolytischer Fermente, 
Z. f. physiol. Chcm. 1909, Bd. 61, S. 421). Nachdem festgcstellt war, daß normaler Magensaft nicht 
spaltend wirkt, wurde Mageninhalt nach Öleingabc, sowie Fiices auf die Anwesenheit pcptolytischer 
Fermente untersucht. Die Methode bewahrte sich dabei vollkommen. 


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Referate. 


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NaaC0 3 während nur kurzer Zeit (etwa 1 Stunde) bei beliebiger Konzentration 
nicht geschädigt wird; dagegen bei längerer Einwirkungsdauer durch 0,14proz. 
Lösung deutlich in seiner verdauenden Kraft herabgesetzt wird. MgO hatte 
keine hemmende Wirkung auf Trypsin Verdauung; diejenige von Na 2 C0 3 begann 
bei einer Konzentration von 0,09 °/ 0 . während NaOH bereits bei einer Konzen¬ 
tration von 0,0118°/o das Trypsin ungünstig beeinflußte. (Schluß folgt) 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1377) Ronzani, Enrico. Über den Einfluh der Einatmung von reizenden 
Gasen der Industrie auf die Schutzkräfte des Organismus gegenüber den infek- 
tiven Krankheiten. (Arch. f. Hyg. 1909, Bd. 70, S. 3.) 

Die verlängerte Einatmung von Fluorwasserstoff in Höhe von 0,066 °/ 0 be¬ 
wirkt in 1 / 2 — i l ji Stunden den Tod von Laboratoriumstieren (Kaninchen). Auch 
0,001 °/ 0 führt im allgemeinen in 6—29 Stunden zum Tode. Bei den überlebenden 
Tieren zeigten sich Ernährungsstörungen, Anämie, Verringerung der Produktions¬ 
fähigkeit von Antikörpern, Schwächung des bakteriziden Vermögens der Lungen 
sowie Abnahme der Widerstandsfähigkeit gegen Infektionsagentien. In Höhe 
von 0,0003 °/o war die Fluorwasserstoffsäure absolut unschädlich. 

Während Lehmann angibt, daß Ammoniakgas, wenn es zu 0,06 °/ 0 der 
Atmungsluft beigemengt ist, keine Schädigung hervorruft, stellte Verfasser fest, 
daß es bei lange fortgesetzter Einatmung in der genannten Konzentration doch 
erhebliche Schäden hervorruft, die den oben beschriebenen sehr ähnlich sind. 
Erst bei 0,01 °/ 0 ist die Einatmung von Ammoniakgas unschädlich. 

Bei Salzsäuregas erweist sich schon ein Gehalt von 0,01 °/ 0 unschädlich, wie 
auch von früheren Untersuchen! festgelegt wurde. Pincussohn. 

1378) Lehmann, K. B. Chemische und toxikologische Studien über Tabak, 
Tabakrauch und Tabakrauchen. (Arch. f. Hyg. 1909, Bd. 68, S. 319.) 

Aus den Resultaten seien folgende hervorgehoben: Kohlenoxyd, Schwefel¬ 
wasserstoff und Blausäure sind für die Wirkung der Rauchgase bei gewöhnlichem 
Rauchen von keiner Bedeutung; auch bei Einsaugen von 6 °/ 0 kohlenoxydhaltiger 
Luft und Ausblasen zeigte sich keine Andeutung einer Kohlenoxydvergiftung. 
Beim sogenannten Lungenrauchen jedoch treten hierdurch Schädigungen auf. 
Die schädliche Wirkung des Aufenthalts in tabakrauchhaltiger Luft ist zum Teil 
auf den Ammoniakgehalt zurückzuführen. 

Die Aufnahme von Nicotin aus dem Rauch des Hauptstroms ist nur gering. 
Die Giftigkeit und der Nicotingehalt stehen oft in keinem direkten Verhältnis 
zu einander, doch wird im allgemeinen aus dem Rauch starker Zigarren mehr, 
aus dem schwacher Zigarren weniger Nicotin absorbiert. Der Pyridingehalt des 
Tabakrauches spielt im allgemeinen keine wesentliche Rolle. Pincussohn . 

1379) Gomesatti, Guiseppe. Über die Sublimatreaktion des Adrenalins 
(Rotfärbung). Polemik gegen K. Boas. (Zbl. f. Phys. 1909, Bd. 22, H. 26.) 

Pincussohn . 

1380) Buttron, Hermann. Über die Umsetzung von Cyankalium in tieri¬ 
schen Organen. (Inaug.-Dissert. Gießen 1909, 24 S.) 

Der Cyankaliumgehalt von Organen nimmt am schnellsten nach den ersten 
24 Stunden, nachher langsam ab und beträgt nach acht Tagen etwa noch die 
Hälfte. Am wenigsten verliert das Blut. Friiz Locb . 

1381) Theis, August. Über den Nachweis von Gyankaliumspuren in tieri¬ 
schen Organen. Aus d. Pharm. Inst. Gießen. (Inaug.-Dissert. Gießen 1909, 27 S.) 

Aus den Versuchen ergibt sich, daß selbst bei tödlichen Cyankaliumvergif- 


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Referate. 


tungen der Cyankaliumnachweis in den Organen nicht immer gelingt. Wo er 
gelingt, ist der Befund variierend; das eine Mal ist er in der Leber, das andere 
Mal im Blute gefunden worden. Wovon diese Unregelmäßigkeiten abhängen, 
konnte noch nicht festgestellt werden. Auffallend ist, daß in einem Falle, in 
dem der Nachweis im Blute positiv war, auch noch eine größere Menge Cyan¬ 
kalium an der Injektionsstelle lag. Vielleicht ist der Befund dahin zu erklären, 
daß Cyankalium nur dann in Organen nachweisbar ist, wenn von der Eintritts¬ 
stelle aus stets frisches nachströmt. Blausäuremengen von 0,00015 g sind in 50 g 
Muskulatur oder Blut sicher nachweisbar; für den Nachweis in der Leber, Gehirn 
und namentlich in der Niere sind größere Mengen erforderlich. Beim Liegen 
der Organe wird Cyankalium zerstört. Fritz Loeb . 

1882) Turowski, Herbert. Über das Verhalten der körperlichen Elemente 
zu einander im normalen Rinderblut. (Inaug.-Dissert. Gießen 1908, 40 S.) 

Die Zahl der roten sowohl wie der weißen Blutkörperchen ist beim jungen 
Rinde höher als beim älteren. Das männliche Geschlecht ist dem weiblichen 
hinsichtlich der Zahl der roten sowie der weißen Blutkörperchen überlegen. Die 
Kastration übt auf die Menge der Blutkörperchen keinen Einfluß aus. Auf ein 
weißes Blutkörperchen kommen beim Rinde im Durchschnitt 743 rote. Die 
Leucocytenformel für das Rind lautet: 45,4 °/ 0 Lymphocyten (kleine plus große*. 
40,2 °/o neutrophile Leucocyten, 6,4 °/ 0 eosinophile, 2,2 °/ 0 mononucleäre, 5,2% 
Übergangsformen, 0,6 °/ 0 Mastzellen. Bei neugeborenen Kälbern sind die Werte 
für eosinophile Leucocyten gering, bei Kühen kurz vor der Geburt hoch: sonst 
bleiben Alter, Geschlecht und Kastration auf das Verhältnis der einzelnen Leuco- 
cytenarten ohne nennenswerten Einfluß. Eine Leucocytose während der Träch¬ 
tigkeit und Verdauung gibt es beim Rinde nicht. Fritz Loeb. 

1883) Clerc, A. u. Loeper, M. Influence de la ligature du canal pancröatique 
sur le pouvoir amylolytique du sang. (Einfluß der Unterbindung des Ductus 
pancreaticus auf das amylolytische Vermögen des Blutes.) Lab. de pathol. ex¬ 
terne et de med. exper. et comparee. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 871—873.) 

Nach Unterbindung des Ductus pancreaticus nimmt die amylolytische Kraft 
des Blutserums erheblich zu, sinkt dann rasch wieder und bleibt schließlich 
etwas subnormal. L. Borchardt. 

1884) Jeandelize, Lucien u. Parisot. Modiflcations du poids du thymus 
apr&s la thyroldectomie chez le lapin. (Veränderungen des Gewichts der 
Thymus nach der Thyreoidektomie beim Kaninchen.) Lab. de physiol. de la fac. 
de med. de Nancy. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 942—943.) 

Bei den thyreoidektomierten Kaninchen fand sich konstant ein niedrigeres 
Gewicht der Thymus als bei den gesunden Kontrollieren desselben Wurfs. Bei 
den operierten Tieren setzte die Involution der Thymus zur gleichen Zeit ein 
wie bei den Kontrollieren, führte aber rascher zum Thymusschwund. Die An¬ 
nahme eines vikariierenden Eintretens der Thymus für die Schildrüse (P. Marie) 
findet also in diesen Experimenten keine Stütze. L. Borchardt . 

1385) Gautrelet, Jean u. Thomas, Louis. De l’abaissement de pression 
consöcutif aux injections de sörum de chien döcapsulö. (Blutdrucksenkung 
nach Injektion des Serums von Hunden, denen die Nebennieren exstirpiert 
worden sind.) Lab. de Physiol. de Bordeaux. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, 
S. 660-661.) 

Injiziert man das Serum von Hunden, denen die Nebennieren entfernt worden 
sind, anderen Hunden, so beobachtet man bei diesen regelmäßig ein Sinken des 
Blutdrucks. L . Borchardt . 

1386) Hödon, E. Sur la technique de l'extirpation du pancröas chez le 
chien. (Über die Technik der Pancreasexstirpation beim Hunde.) (Soc. de biol. 
1909, Bd. 66, S. 621—624.) 

Die Methode, die Hedon als beste für die Pancreasexstirpation beim Hunde 
empfiehlt, ist die von Minkowski angegebene und noch heute geübte zwei¬ 
zeitige Operation mit subkutaner Transplantation des unteren Pancreaslappens. 


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Referate. 


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der nach Verheilung der Bauchnarbe entfernt wird. Die genau beschriebene 
Technik unterscheidet sich von der Minkowskis nur durch etwas weniger 
schonendes Vorgehen bei der Lostrennung vom Duodenum, bei der Hedon mit 
nur wenigen Ligaturen auskommt. L. Borchardt . 

1387) Nobäcourt, P. MortaliW des lapins soumis k des injections de blanc 
d'ceuf de poule, faites dans Testomac ou le rectum k des intervalles variables. 

(Sterblichkeit der Kaninchen nach Injektion von Hühnereiweiß in den Magen 
oder Mastdarm in wechselnden Intervallen.) Lab. de la Clin. med. infantile: 
prof. Hutinel. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 850—852.) 

Während erwachsene Kaninchen tägliche bis 14tägige Injektionen von 
Hühnereiweiß in Magen oder Mastdarm gut vertragen (nur ein Tier starb nach 
vier Monaten), gingen junge Tiere danach zumeist zu Grunde. Besonders un¬ 
günstig wirkten 3—7 tägige Intervalle zwischen den einzelnen Injektionen. Eine 
Gewöhnung bei längerer Anwendung stellte sich nicht ein. L. Borchardt . 

1388) Pi Suher, A. et Turrö, R. Sur rinconstance de la glycosurie aprös 
l’exstirpation totale du pancräas. (Über die Unbeständigkeit der Glykosurie 
nach totaler Pankreasexstirpation.) Lab. bacteriol. de la municipalite de Barce- 
lone. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 242—244.) 

Die Verfasser versuchen, die durch zahllose Versuche bestätigte Lehre von 
der Konstanz der Zuckerausscheidung nach totaler Pankreasexstirpation zu er¬ 
schüttern. Von 63 Hunden, denen das Pankreas total entfernt wurde, zeigten 
nur 37 spontane Glykosurie; auch von diesen bestand in einer Reihe von Fällen 
die Glykosurie nur in den ersten Tagen nach der Operation. Bei 26 Hunden 
trat nach der Totalexstirpation des Pankreas überhaupt keine Zuckerausscheidung 
ein; auch Hyperglykaemie war nicht vorhanden. — Die Hunde waren mit Fleisch 
und Bouillon gefüttert worden. 

Die Hunde, bei denen Glykosurie nicht eintrat, überlebten die Operation im 
Durchschnitt 24—30 Tage, zwei Hunde 55 bezw. 60 Tage. Alimentäre Glykosurie 
und Hyperglykaemie war vorhanden. Bei allen Hunden war die Stickstoff¬ 
ausscheidung vermehrt. 

Die Verfasser bringen nicht den Beweis, daß sie tatsächlich stets die Total¬ 
exstirpation ausgeführt haben; die Versicherung, daß die Autopsie ein völliges 
Fehlen des Pankreas ergab, ist ja bekanntlich durchaus nicht beweisend dafür. 
Handelt es sich aber um partielle Exstirpationen, so bringen die Versuche kein 
neues Tatsachenmaterial. L. Borchardt . 

1389) Lucien, M. u. Parisot, J. Influence sur la thyroide, des injections 
intraveineuses r6p6t6es d’extrait hypophysaire. (Einfluß wiederholter intra¬ 
venöser Injektionen von Hypophysenextrakt auf die Schilddrüse.) (Soc. de biol. 
1909, Bd. 66, S. 675-677.) 

Bei Tieren, die mit intravenöser Injektion von Hypophysenextrakt behandelt 
worden waren, zeigte sich regelmäßig das Gewicht der Schilddrüse etwas erhöht; 
die Erhöhung des Gewichts scheint der Zahl der Injektionen etwa parallel zu 
laufen. Die mikroskopischen Veränderungen sind wenig erheblich. L . Borchardt . 

1390) Grigant, A. Recherche de rurobiline dans le sang et les humeurs 
de l’organisme. (Urobilinnachweis im Blut und in Gewebsflüssigkeiten). Lab. 
du prof. A. Chauffard. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 725—727.) 

10 bis 20 ccm Serum werden mit der gleichen Menge Wasser und 10 ccm 
der folgenden Mischung versetzt: Eisenchlorid 5 Tropfen, 10°/ 0 Essigsäure 20 ccm, 
Aq. dest. 80 ccm. Die Mischung wird mit Natriumsulfat gesättigt, auf Porzellan¬ 
schale gekocht, filtriert. Die Gallenpigmente bleiben mit dem koagulierten Eiweiß 
auf dem Filter zurück, während das Urobilin in das Filtrat übergeht. Zum 
Filtrat setzt man nach dem Erkalten 4 ccm Thymol-Chloroform (15:100). Das 
Chloroform wird durch hydrophile Watte in ein Reagenzglas filtriert und mit 
alkoholischer Zinkacetatlösung versetzt. Bei großem Urobilingehalt sieht man die 
Fluoreszenz bereits im Sonnenlicht, sonst ist dazu ein besonders starkes konzen¬ 
triertes Licht (Nemstlampe) empfehlenswert, wie sie Morel und Monod 
empfohlen haben. L. Borchardt . 

N. P. IV. Jahrg. 42 


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Referate. 


1391) Gautrelet, J. u. Thomas, L. L'ablation des surränales supprime la 
glycosurie adr6nalique, non la glycosurie phloridzique. (Die Abtragung der 
Nebennieren unterdrückt die Adrenalinglykosurie, aber nicht die durch Phlorizin 
bedingte Zuckerausscheidung.) Lab. de physiol. de Bordeaux. (Soc. de biol. 
1909, Bd. 66, S. 798—800.) 

Nach Nebennierenexstirpation bleibt die Adrenalinglykosurie gänzlich aus, 
es zeigt sich nur die durch Adrenalin bedingte Erhöhung des Blutzuckergehalts. 
Wie zu erwarten war, zeigte sich die Phlorizinglykosurie nach Nebennieren¬ 
exstirpation in ganz normaler Weise. L . Borchardt . 

1392) Roger, H. Toxicitö comparäe des peptones et des produits abiurätiques. 

(Vergleich der Giftigkeit von Peptonen und abiureten Spaltungsprodukten.) (Soc. 
de biol. 1909, Bd. 66, S. 682—683.) 

Die Vorstellung, daß Eiweiß in Form abiureter Spaltungsprodukte resorbiert 
werde, führte zu der Frage, ob diese bei Injektion in die Blutbahn ebenso giftige 
Eigenschaften zeigen wie die Peptone. Zum Vergleich wurden Verdauungs¬ 
produkte von Muskelfleisch gewählt, die durch Hydrolyse mit Schwefelsäure von 
verschiedener Konzentration erhalten worden waren. Es zeigte sich, daß die 
bei der Hydrolyse mit 2proz. H 2 S0 4 gewonnenen Verdauungsprodukte, die sehr 
intensive Biuretreaktion gaben, sehr giftig wirkten, während mit der Abnahme 
der Biuretreaktion auch die Giftigkeit für Kaninchen und Hunde geringer wurde. 
Verfasser sieht diese Erfahrungen als einen neuen Beweis dafür an, daß tat¬ 
sächlich die Resorption der Eiweißkörper in der Form ihrer abiureten Spaltungs¬ 
produkte erfolgt. L . Borchardt . 

1393) Nubiola, P. et Alomar, J. Sur l’action s6cr6toire de la parathyrol- 
dine sur le rein inhibä. (Über die diuretische Wirkung des Parathyroidins auf 
die nicht secernierende Niere.) Lab. bacteriol. de la municipalite de Barcelone. 
(Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 266 -267.) 

Hat man die secernierende Funktion der Niere durch Injektion uraemischen 
Blutes aufgehoben, so kann man durch subkutane Parathyroidineinspritzung eine 
reichliche Diurese erzielen. Bei gesunden Hunden wirkt Parathyroidineinsprizung 
nicht diuretisch. L. Borchardt . 

1394) Gilbert, A. u. Chabrol, E. Sclöroses experimentales du pancrdas 
k la suite de ligatures vasculaires du Systeme porte. (Experimentelle Pankreas¬ 
sklerose nach Unterbindung von Pfortaderästen.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 67, 
S. 127—129.) 

Nach inkompleter Unterbindung der Pfortader, Unterbindung der Venen des 
kleinen Netzes, ferner der V. splenica zeigten sich vom zweiten Monat ab Zeichen 
chronischer Pankreatitis. Nach zwei Monaten fand sich venöse Stauung, das 
intralobuläre und intraacinöse Bindegewebe war vermehrt; diese Erscheinungen 
waren auch nach vier und sechs Monaten zu konstatieren. Nach zehn Monaten 
war die Sklerose ziemlich hochgradig, das Drüsengewebe atrophiert und z. T. 
verfettet. L . Borchardt . 

1395) Marinesco, G. u. Parhon, C. L’influence de la thyroidectomie sur 
la vie des animaux en 6tat d’inanition. (Einfluß der Thyroidektomie auf 
das Überleben hungernder Tiere.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 67, S. 146—147.) 

Thyroidektomierte Tiere ertragen völlige Inanition längere Zeit als die 
Kontrolliere. Die Versuche sind ein neuer Beweis für die Verlangsamung des 
Stoffwechsels nach Thyroidektomie. L. Borchardt . 

1396) Parisot, J. Recherches sur la toxiciW de Textrait d’hypophyse* 

(Giftigkeit des Hypophysenextrakts.) Lab. de physiol. de la Faculte de med. 
de Nancy. (Soc. de biol. 1909, Bd. 67, S. 71—72.) 

Unter den toxischen Erscheinungen, die nach intravenöser Injektion von 
Hypophysenextrakten beim Kaninchen auftreten, hat Parisot eine narkotisierende 
Wirkung, ferner Dypnose und Krämpfe beobachtet, die mitunter den raschen 
Tod zur Folge hatten. Die Stärke der toxischen Wirkung ist abhängig von 
dem Gehalt des Extrakts an Hypophysensubstanz. Bei wiederholten Ein¬ 
spritzungen des Extrakts tritt Gewöhnung ein. Z.. Borchardt . 


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Referate. 


661 


1397) Moussu et Le Play. Essais de greffes de capsules surränales sur la 
rate. (Einpflanzung der Nebennieren in die Milz.) Lab. de la clinique med. 
de l’Hotel-Dieu et de l’Ecole veterinaire d’Alfort. (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, 
S. 83—85.) 

Zwei Hunden wurde die linke Nebenniere in die Milz eingepflanzt; nach 
19 bezw. 26 Tagen wurde die rechte Nebenniere exstirpiert. Die Tiere starben 
nach wenigen Tagen. Die implantierte Nebenniere war fast völlig resorbiert. 

Kaninchen, die derselben Operation unterzogen wurden, überlebten die Ex¬ 
stirpation der rechten Nebenniere höchstens drei Tage. Die Sektion ergab 
Nekrose des Medullarteils, weniger schwere degenerative Veränderungen des 
Rindenteils der implantierten Nebenniere. L . Borchardt 

1398) Claude, Henri et Schmiergeld, A. Addnome parathyroldien. (Ade¬ 
nom der Nebenschilddrüse.) (Soc. de biol. 1909, Bd. 66, S. 131—133.) 

Kasuistischer Beitrag. Wie in dem Fall von Erd heim waren andere 
Nebenschilddrüsen (außer der adenomatösen) nicht aufzufinden. L. Borchardt . 


1399) Richaud, A. et Bidot. Sur la composition d'un liquide d'hydrosal- 
pinx. (Zusammensetzung einer Hydrosalpinxflüssigkeit.) (Soc. de biol. 1909, 
Bd. 66, S. 145—147.) 

Die aus doppelseitigem Hydrosalpinx gewonnene Flüssigkeit zeigte folgende 
Zusammensetzung: 

Reaktion schwach sauer 
spez. Gew. 1021 (bei 0°). 

Trockensubstanz (100°). 7,652 °/ 0 

Harnstoff.0, 13 °/ 0 

Ätherextrakt.Spuren 

17 - ’n a 4 a /Albumin . . . 3,40°/ 0 

Eiweiß 6,10; davon { Glohuli? ... 2, 70<>/o 

Mucin reichlich; nicht quantitativ bestimmt 
Pseudomucin vorhanden; nicht quantitativ bestimmt 

Asche. 0,809°/ 0 

Im Sediment fanden sich einige rote und weiße Blutkörperchen und sehr 

reichlich Cholestearinkristalle, 1,12 g Cholestearin konnte daraus dargestellt 
werden. L. Borchardt . 


1400) Ellermann, V. Spontane und experimentelle Leukämie bei Hühnern. 

(Skandin. Arch. f. Physiol. 1909, Bd. 21, S. 278.) 

Bei Hühnern kommt als spontane Erkrankung Leukämie vor, die sich durch 
Injektion der im Mörser zerriebenen Organextrakte auf gesunde Hühner in etwa 
50 °/ 0 der Fälle übertragen ließ. Mit einem Stamme gelang die Übertragung 
durch drei Generationen, mit einem anderen nur einmal. Nur ein Teil der Tiere 
zeigt leukämische Organ- und Blut Veränderungen, bei anderen fehlen die Ver¬ 
änderungen des Blutes fast vollkommen, so daß man von Pseudoleukämie sprechen 
muß. Schließlich sind in einigen Fällen Anaemie und Veränderungen des 
Knochenmarks beobachtet worden. Die Haupterscheinungen waren 1. Proliferation 
der Leukocyten in den Kapillaren, 2. Anaemie, 3. leukämische Veränderungen 
des Blutes, 4. Zellinfiltration. Die Proliferation in den Kapillaren der Milz, 
Leber und des Knochenmarks und das Vorhandensein zahlreicher Mitosen, deuten 
auf eine Lokalisation des Prozesses in diesen Organen hin. L . Borchardt . 

1401) Peters, Jakob. Ein Beitrag zur Leukämiefrage. Aus dem Knapp¬ 
schaftskrankenhause Recklinghausen. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 29.) 

Peters konnte in einem Falle von akuter Leukämie mit Hilfe der Oxydase- 
reaktion (von Schultze, M. M. W. 1909, S. 167) mit Sicherheit die Diagnose auf 
myelogene Leukämie stellen. Da es sich auch in den beiden Fällen Schultzes 
um die gleiche Form gehandelt hat, gewinnt die Ansicht dieses Autors, daß die 
Myeloblastenleukaemie der lymphozytären Form gegenüber an Häufigkeit über¬ 
wiegt, an Wahrscheinlichkeit. Zu bemerken ist, daß die Reagenzlösungen nicht 
frisch verwendet werden dürfen, sondern einige Tage an der Luft stehen müssen. 

M. Kaufmann . 


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Referate. 


1402) Nerking, J. Narkose und Lecithin. Aus der biochem. Abt. d. Inst, 
für exper. Therapie zu Düsseldorf. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 29.) 

Ausgehend von der Beobachtung, daß bei Kaninchen, die durch intravenöse 
Einspritzung von Urethanlösung leicht in Narkose zu versetzen sind, diese Nar¬ 
kose regelmäßig ausbleibt, wenn das Urethan in i proz. Lecithinkochsalzauf¬ 
schwemmung injiziert wird, suchte Verfasser, das Lecithin und seinen Einfluß 
auf den Verlauf der Narkose näher zu studieren. Um sicher reines Lecithin zu 
haben, stellte er es sich selber aus Eidotter oder Gehirn durch Fällung der ätheri¬ 
schen Lösung mit Aceton her; später benutzte er ein Präparat von Poulenc 
Freres in Paris, das 99,6°/ 0 Lecithin enthielt. Das Lecithin wurde teils 10°/ 0 
subkutan, teils 1 °/ 0 intravenös gegeben, und die Wirkung des Lecithins geprüft 
bei Äther. Chloroform, Morphium, Morphium-Skopolamin, Urethan, Urethan- 
Chloralhydrat, Novokain, Novokain-Adrenalin und Stovain; als Versuchstiere 
dienten Hunde, Kaninchen, Ratten. Die Wirkung zeigte sich teils in einem 
früheren Erwachen und Munterwerden, teils in früherer Rückkehr der Empfindung. 
Mit Lecithin vorher behandelte Tiere bedurften zum Eintritt völliger Narkose einer 
viel größeren Menge des Narkoticums als Kontrolliere; ebenso verhielten sich 
Tiere, die schon einmal früher als Versuchstiere gedient hatten: offenbar bleibt 
das Lecithin lange im Kreislauf und sättigt sich erst mit dem Narkoticum ab, ehe 
die Organvorräte des Tieres an Lecithin herangezogen werden. Da das Lecithin 
nichts weniger als einen ungünstigen, vielmehr einen deutlich günstigen Einfluß 
auf den gesamten Organismus ausübt, dürfte es berechtigt sein, die Lecithin¬ 
einspritzungen in der Form des Po ulen eschen Präparats in sterilen Röhrchen 
auch beim Menschen zu versuchen, um einer üblen Nachwirkung der Narkose 
vorzubeugen, bezw. die Narkose abzukürzen. M. Kaufmann 

1403) Levi, E. Persistenza del canale cranio-faringöo in due cranii di 
acromegalici: signifleato ed importanza di questo nuovo reperto in rapporto 
alla patogenesi delTacromegalia e delle sindromi ipofisarie in genere. (Fort¬ 
bestand des canalis cranio-pharyngeus an zwei Schädeln von Akromegalikem; 
Bedeutung dieses Befundes für die Pathogenese der Akromegalie.) Aus der 
Clin. med. zu Florenz. (Riv. crit. di clin. med. Juni 1909, Nr. 23.) 

Während sich bei Normalindividuen eine Persistenz des ductus cranio-pharyn¬ 
geus nur in 0,2 °/ 0 aller Fälle findet, konnte Verfasser sein Vorhandensein an den 
beiden im Florentiner pathologisch-anatomischen Museum befindlichen Akromegalie¬ 
schädeln nachweisen und findet einen weiteren derartigen Fall in der Literatur. 
Er glaubt, daß diese Schädelanomalie in Beziehung zur Erkrankung der Hypo¬ 
physe steht; und da der Kanal sich normalerweise schon in einer sehr frühen 
Foetalperiode schließt, so ist anzunehmen, daß auch die Veränderung der Hypo¬ 
physe schon in so frühen Perioden beginnt. (Literaturverzeichnis.) 

M. Kaufmann. 

1404) Uhlenhuth und Xylander. Antiformin, ein bakterienauflösendes 
Desinfektionsmittel. Aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. (Berl. klin. Wschr. 
1908, Nr. 29, S. 1346.) 

Antiformin ist eine Mischung von Alkalihypochlorid und Alkalihydrat in 
bestimmtem Verhältnis. Durch Zugabe von HCl lassen sich aus 100 g 5,3 g 
Chlor entwickeln; bei Verwendung von Phenolphthalein als Indicator wurde im 
Mittel ein Alkaligehalt entsprechend 7,5 °/ 0 NaOH festgestellt. Es ist Eau de 
Javelle mit einem Zusatz von freiem Alkali. Es stellt in konzentrierten Lösungen 
eine gelblich-klare Flüssigkeit dar, welche einen kräftigen, nicht unangenehmen 
Geruch nach Lauge und frischem Chlor erkennen läßt. Preis pro Liter 50 Pf. 
(Hans Knorr, Berlin-Charlottenburg). Es wurde bisher ausschließlich in Braue¬ 
reien wegen seiner reinigenden und schleimlösenden Wirkung angewandt. Er 
desinfiziert, desodoriert (Faeces eli). Sein Anwendungsgebiet dürfte ein sehr 
großes werden. Die Autoren empfehlen es auf Grund ausgedehnter Versuche an 
ßacterienkulturen verschiedenster Art als ein sehr beachtenswertes Präparat. 

K. Bornstein . 


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. Heferate. 


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1405) Jonescu. Pharmakologische Untersuchungen über Tetrahydronaphthyl- 
amin. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 345.) 

Die Untersuchungen bestätigen die früheren Angaben von Stern und führen, 
in vervollständigter Form angelegt, zu dem Ergebnis, daß das Tetrahydro- 
naphthylamin auf das sympathische Nervensystem, zugleich central und peripher, 
einwirkt. Es wird Mydriasis beobachtet. Die Blutgefäße der Haut und der Ex¬ 
tremitäten werden stark kontrahiert, in geringem Grade die Splanchnicusgefäße. 
Es kommt zu einer Contraction der glatten Muskeln in der Orbita. Die Drüsen 
werden nicht beeinflußt. Der Dünndarm erschlafft. Die Temperatursteigerung, 
welche die Injektion von Tetrahydronaphthylamin hervorruft, beruht auf Er¬ 
regung des Wärmeregulationscentrums. Schmid . 

1406) Grünwald, H. F. Zur Kenntnis des Pikrotoxins und seiner Beziehungen 
zum autonomen Nervensystem. Aus d. Pharm. Inst., Wien. (A. f. exp. Path. 
u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 249.) 

Das Pikrotoxin ist ein central wirkendes Gift, und zwar führt es, abgesehen 
von einer Reizung der motorischen Centren, zu einer elektiven Reizung der 
autonomen Centren. Schntid. 

1407) Lewin, L. Chinin und Blutfarbstoff. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, 
Bd. 60, S. 324.) 

Die Untersuchungen richten sich gegen eine Angabe, welche vor kurzem 
Marx (A. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 54) gemacht hat, wonach das Chinin eine 
spezifische Veränderung des Blutfarbstoffs herbeiführe, welche sich spektro¬ 
skopisch (breites Band in Rot) charakterisiert: »Chininblutband«. L. fand, daß das 
durch übersättigte Chininchlorhydratlösung in älterem Blut erzeugbare Spek¬ 
trum dasjenige des Methämoglobins ist. In ganz frischem Blut ist auch durch 
eine übersättigte Lösung von Chininchlorhydrat im Verlauf von Tagen im Reagenz¬ 
glas keine spektroskopische Veränderung zu erzielen. Erst nach fünf Tagen tritt 
Methämoglobinbildung in der Lösung auf, was aber auch der Fall ist bei Stehen¬ 
bleiben von Blut ohne Chininzusatz. Schmid. 

1408) Rieder, Karol. 1 . Ober die Undurchlässigkeit der Froschhaut für 
Adrenalin. Aus d. Pharm. Inst. Göttingen. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, 
Bd. 60, S. 408.) 

Die Gefäße der Froschschwimmhaut verhalten sich ebenso gegen Adrenalin, 
wie die Gefäße des Froschmesenteriums — die Wirkung tritt nur ein, wenn das 
Gift im Blut oder in der Gewebsflüssigkeit enthalten ist, dagegen bleibt diese 
aus, wenn die Giftlösung auf die Haut geträufelt ist und diese also Gift und Ge¬ 
fäße trennte. Anhaltspunkte dafür, daß eine Zerstörung von Adrenalin in der 
Froschhaut stattfand, haben sich nicht ergeben. Dagegen ließ sich nachweisen, 
daß Adrenalin nicht durch die Froschhaut in den Körper eindringt — im Gegen¬ 
satz zu anderen Alkaloiden. Schmid. 

1409) Meyerstein, W. Ober den Einfluh des Cholesterin auf die Seifen¬ 
hämolyse. Aus d. Medizin. Klinik Straßburg. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, 
Bd. 60, S. 385.) 

Eine vollkommene Aufhebung der Seifenhämolyse erreicht man, wenn man 
ein Seifencholesteringemisch vor dem Zusatz von roten Blutkörperchen aufkocht. 
Mit Wahrscheinlichkeit beruht dies darauf, daß Cholesterin dabei in Lösung 
geht und dieses gelöste Cholesterin schützt als solches direkt oder durch primäre 
Einwirkung auf die roten Blutkörperchen diese vor der Auflösung durch Seife. 

Schmid 

1410) v. Liebermann, L. u. v. Fenyvessy, B. Ober seifenartige Verbindungen: 
als Komplemente. Aus dem hygienischen Institut der Universität Budapest 
Prof. v. Liebermann. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 27, S. 1270.) 

Die Autoren fassen ihre Definition des hämatolytischen Komplementes ge¬ 
nauer so, daß diese Komplemente nicht die seifenartigen Körper selbst, sondern 
ihre Verbindung mit gewissen Serumbestandteilen sind, welche die Seifen ihrer 
unmittelbaren hämatolytischen Wirkung berauben, und diese nur zur Geltung 


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Referate. 


kommen lassen, wenn gleichzeitig der hämatolytische Immunkörper (Amboceptor) 
vorhanden ist. Für die seifenartige Natur der hämatolytischen Komplemente 
sprechen folgende Tatsachen: 1. Normalserum, vorausgesetzt, daß es keine Nor¬ 
malhämolysine für die betreffende Blutart besitzt, ist hämatolvtisch unwirksam. 
Eine Mischung von Seife und Serumalbumin oder Pepton verhält sich ebenso. 
Beide werden durch entsprechende Amboceptoren (bei Seifenalbuminlösungen 
fungiert Ölsäure in dieser Weise) aktiviert. 2. Sowohl Immunsera, als auch Ge¬ 
menge von Seife, Ölsäure und Eiweiß (oder Pepton) werden bei 50—60° in¬ 
aktiviert, so daß in beiden Fällen eine agglutinierende Wirkung übrig bleibt. 
Beide können durch Zusatz von Normalserum, resp. von Seifen -Eiweißgemisch 
reaktiviert werden. 3. Sowohl Sera, wie die erwähnten künstlichen hämatolyti- 
schen Gemische werden bei entsprechendem Zusatz von Alkalilösungen inakti¬ 
viert und durch äquivalente Säuremengen reaktiviert. 4. Ein Zusatz von CaCl 2 
oder MgCl 2 , auch von BaCl 2 inaktiviert sowohl natürliche Sera, wie die erwähnten 
Mischungen in gleicher Weise. Sie werden auch durch dieselben Mittel reaktiviert: 
bei Zusatz von CaCl 2 durch Natriumoxalat, bei Zusatz von BaCl 2 durch Natrium¬ 
sulfat. 5. Sera werden durch entsprechende Mengen von Säuren inaktiviert. 
Die erwähnten künstlichen Gemische verhalten sich ähnlich, allerdings nur bei 
äußerst vorsichtigem Säurezusatz. 6. Normalsera und Seife-Albumingemische ver¬ 
halten sich bei Verdünnung mit physiologischer NaCl-Lösung ganz ähnlich. 
Die Wirkung der Verdünnung wird durch die Zunahme der hydrolytischen 
Spannung der seifenartigen Verbindungen erklärt. 7. Neuere Versuche der 
Autoren haben gezeigt, daß ein steigender Zusatz von Eiweiß oder Pepton zu 
den künstlichen hämolytischen Gemengen (Natr. oleinat -f Ölsäure + Serum¬ 
albumin oder Pepton) die hämolytische Wirksamkeit vermindern, ja aufheben 
kann. 8. Die Bestandteile ihrer hämolytischen Gemische konnten die Autoren 
selbst bei Zimmertemperatur in ähnlicher Weise voneinander trennen, wie dies 
Ehrlich und Morgenroth bei einer Temperatur von 0° ausführen konnten. 
9. Es gelang direkt nachzuweisen, daß unter geeigneten Versuchsbedingungen, 
bei Zusatz von Seife zu natürlichen Seris, nicht nur keine Verzögerung, sondern 
eine deutliche Beschleunigung der Hämolyse stattfindet. Es gelang dies bei 
Anwendung größerer Serummengen, als diejenigen waren, die andere Autoren 
(Hecker, v. Düngern und Coca, H. Sachs und K. Altmann) verwendet 
haben, und zwar mit Pferdeserum und Kaliseife, häufig auch mit Schweineblut¬ 
serum und Natriumole'inat. — Die Hypothese der Autoren behauptet nicht, daß 
die Komplemente gerade aus Natriumole'inat, verbunden mit einem Eiweißkörper, 
bestehen müßte; nur das, daß die Komplemente (einstweilen nur jene der kom¬ 
plexen Hämolysine) den Seife-Eiweißverbindungen (oder Gemengen) ähnlich ge¬ 
baute Körper sind, in denen sowohl das Oleinat, als auch das Eiweiß durch an¬ 
dere Verbindungen von ähnlicher Wirkung vertreten sein können. — Sie ver¬ 
sucht, die Komplementwirkung auf einen chemisch verständlichen Prozeß zurück¬ 
zuführen. K. Bornstein . 

1411) Pappenheim (Berlin). Zur Bacterien-Leucocyten-Doppelf&rbung bei 
Studien über Phagocytose (Bacteriotropismus und Opsonisation). (Berl. kl. 
Wschr., 1908, Nr. 27, S. 1275.) 

Das vom Autor ausgearbeitete Färbeverfahren mittels eines Methylgrün- 
Pyroningemischs hat den Zweck bezw. besitzt die Eigenschaft, vermöge der 
verschiedenen Affinitäten der verwendeten Farbstoffe basophile metazoische 
Chromatinsubstanz von sonstigen basophilen Platinsubstanzen farberisch zu 
trennen. Zweck der Schilderung dieser Färbemethode, die im Original nach¬ 
gelesen werden muß, ist es, die Aufmerksamkeit der serologischen Fachgenossen, 
speziell bei der wissenschaftlichen Erforschung und Auswertung bacteriotroper 
und opsonischer Sera, auch auf diese Färbung zu lenken. K. Bornstein . 

1412) Rosenow, Erwin. Über das Verhalten des synthetischen Muscarins 
im Tierkörper. Aus dem Pharm. Inst. Freiburg i. Br. (Inaug.-Diss. Freiburg 
i. Br. 1909, 30 S.) 

Die Herzen von Rana esculenta und Rana temporaria (fusca) sind zum 
quantitativen Muscarinnachweis nach der von Fiihner am Krötenherzen aus- 


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Referate. 


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gearbeiteten Methode geeignet. Es wurden an manchen Herzen bis zu 18 Ver¬ 
giftungen vorgenommen. Die Empfindlichkeit eines Herzens gegen Muscarin 
nimmt bei genügender Auswaschung mit Ringerlösung nicht ab. Die relative 
Empfindlichkeit ist für jedes Herz verschieden und muß an jedem Herzen neu 
festgestellt werden. Die Herzen von Rana esculenta reagierten im Juli feiner 
als im Oktober und November. Frisch eingefangene Esculenten lieferten em¬ 
pfindlichere Herzen als schon lang in der Gefangenschaft befindliche. Die im 
November gebrauchten Herzen von Rana temporaria waren empfindlicher gegen 
Muscarin, als die zur gleichen Zeit gebrauchten Esculentenherzen. Die Herzen 
beider Froschgattungen hielten eine gleich große Zahl von Vergiftungen aus. 
Die Konzentrationen von Muscarinlösungen, die keinen Stillstand des Herzens, 
doch deutliche Verminderung der Pulshöhe hervorriefen, lagen je nach der Em¬ 
pfindlichkeit des einzelnen Testherzens zwischen 1:100000 und 1:50000. Dia¬ 
stolischer Stillstand wurde hervorgerufen durch Muscarinlösung von der Kon¬ 
zentration 1:50000 bis 1:20000 und 1:10000. Nur in ganz vereinzelten Fällen 
wurde auch mit diesen starken Lösungen kein Stillstand erzielt. Aus normalem 
Kaninchenham hergestellte alkoholische Extrakte zeigen im allgemeinen schwache 
Muscarin Wirkung, die durch Atropin aufgehoben wird. Bei verschiedenen Ver¬ 
suchstieren war dieselbe trotz dauernd übereinstimmender Fütterung verschieden 
stark und schwankte auch in geringem Grade bei den einzelnen Tieren bei 
gleichbleibender Fütterung. Eine dem normalen Kaninchenham beigefügte Mus¬ 
carinmenge ließ sich mit der angewandten Extraktionsmethode (mehrfaches Ein¬ 
dampfen und Wiederaufnahmen des Rückstandes in absolutem Alkohol und 
schließlich in Ringerlösung) wiedergewinnen, und zwar, wie die pharmakologi¬ 
sche Prüfung % am Froschherzen ergab, in nahezu quantitativer Weise. Wurde 
einem Kaninchen Muscarin mit der Schlundsonde beigebracht, so zeigte der Ham 
des Versuchstieres in den ersten zwei Tagen nach der Applikation verstärkte 
Muscarin Wirkung. Doch ist die Wirkung des Harns trotz größerer Muscarin¬ 
gaben per os — bis zu 0,1 g — eine relativ geringe. Bedeutend stärker ist die 
Muscarinwirkung des Harns nach subcutaner Vergiftung von Kaninchen mit 
Dosen bis zu 0,04 g. 

Das Muscarin schließt sich also, wie dies von Fühner am Kaltblüter (Kröte) 
festgestellt worden war, auch in seinem Verhalten im Organismus des Warm¬ 
blüters (Kaninchen) dem Curare (resp. Curarin) an, von dem durch eine Unter¬ 
suchung von N. Zuntz bekannt geworden ist, daß es nach subcutaner Anwendung 
in größerer Menge im Harn nachzuweisen ist, als bei Einführung in den Magen. 

Kaninchen per os gegebenes Muscarin ist viel weniger wirksam als subcutan 
gegebenes. Eine subcutan sicher tödlich wirkende Dosis salzsauren Muscarins 
(0,1 g) ruft, in den Magen gebracht, am Versuchstier keine nachweisbaren Er¬ 
scheinungen hervor. Fritz Loeb . 


Physiologie und physiologische Chemie« 

1413) Chrom, J. P. A study of uric acid. (Nord. med. Ark. 1998/09, Afd. 2. 
H. 2, Nr. 7, H. 4, Nr. 17.) 

Nach seinen Untersuchungen glaubt der Verfasser sich zu der Ansicht be¬ 
rechtigt, daß die Menge der im Ham ausgeschiedenen Harnsäure ganz oder zum 
Teil durch das Eingreifen der ätherschwefelsäurebildenden Stoffe in den Stoff¬ 
wechsel bestimmt wird. 

Die Einzelheiten müssen in dem Original nachgesehen werden. 

K. A. Heiberg. 

1414) Welsch, August. Über das Vorkommen und die Verbreitung der 
Sterine im Tier- und Pflanzenreich. (Inaug.-Dissert. Freiburg i. Br. 1908, 58 S.) 

Das Gallensteincholesterin kommt auch in niederen Tieren vor. Verfasser 
konnte es nachweisen in Lytta vesicatoria, Melolontha vulgaris, Octopus vulgaris 
und Bothriocephalus latus. Bei den Insekten (Melolontha) .findet sich neben dem 
Gallensteincholesterin ein zweites sehr ähnliches Sterin. Sehr auffallend ist der 
hohe Gehalt (10°/ 0 ) an Unverseifbarem im Fette der Insekten. Die früher unter- 


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Referate. 


suchten tierischen und pflanzlichen Fette enthalten durchschnittlich mir 1 % Un- 
verseifbares. 

Das Rüböl enthält zwei Phytosterine. Das eine, das Brassicasterin, konnte 
genau charakterisiert werden und eignet sich zur Unterscheidung des Rüböls 
von anderen Pflanzenölen, da es bisher in keinem anderen Pflanzenöl gefunden 
wurde. Der Milchsaft von Antiaris toxicaria enthält ebenfalls ein Sterin, das als 
a-Amyrin erkannt wurde. Das von Kiliani aus diesem Milchsäfte isolierte »kristalli¬ 
sierte Antiarharz« erwies sich als identisch mit dem Zimmtsäureester des 
a-Amyrins. Fritz Loeb. 

1415) Wein eck, Kurt. Die nichtorganisierten Sedimente im Harn gesunder 
Pferde. (Inaug.-Dissert. Gießen 1909, 43 S.) 

Von den nichtorganisierten Sedimenten fand Verfasser im frisch entleerten 
Ham gesunder Pferde: 1. Oxalsäuren Kalk- 2. Kohlensäuren Kalk- 3. Tertiäres 
Calciumphosphat. Beim Ansäuern mit Essigsäure: 4. Schwefelsäuren Kalk. Nach 
5—ötägigem Stehen: 5. Phosphorsaure Ammoniak-Magnesia. Sekundäres Calcium¬ 
phosphat, Magnesiumphosphat, Harnsäure und ihre Salze, Hippursäure, Cystin, 
Leucin und Tyrosin wurden im Hamsediment gesunder Pferde nicht gefunden. 

Fritz Loeb . 

1416) Mellanby, J. The coagulation of blood. Part. IL The actions of 
snake venoms, peptone and leech extract. (Die Blutgerinnung. 2. Teil. Die 
Wirkung von Schlangengiften, Pepton und Blutegelextrakt.) Aus dem Physio¬ 
logischen Laboratorium in Cambridge. (The Joum. of Physiol. 1909, Bd. 38. 
S. 441.) 

Nach einer früheren Mitteilung des Verfassers (die in dieser Zeitschrift vor 
kurzem referiert wurde), sind zur Blutgerinnung stets nötig: Fibrinogen, Fibrin¬ 
ferment und Ca-Jonen. Fibrinferment bildet sich aus Prothrombin und Thrombo- 
kinase. In der hier vorliegenden umfangreichen Arbeit sucht Mellanby zu 
eruieren, wo der Angriffspunkt verschiedener die Gerinnung beeinflussender 
Momente ist. Auf Grund von Versuchen, die hier nicht im Detail berichtet 
werden sollen, kommt er zu den folgenden Schlüssen. Kopragift wirkt gerinnungs¬ 
hemmend durch eine Antikinase, Hirudin durch eine Antikinase und ein Anti¬ 
fibrinferment. In beiden Fällen können die wirksamen Stoffe durch Bindung an 
Fibrinogen unwirksam gemacht werden. Zwei weitere untersuchte Schlangen¬ 
gifte verdanken ihre gerinnungsfördemde Wirkung der Anwesenheit von Kinase 
und Ca-Salzen. Werden sie langsam in die Blutbahn gebracht, so kann infolge 
allmählicher Gerinnung und Entfernung der gebildeten kleinen Gerinnsel aus 
der Blutbahn, das Blut ungerinnbar gemacht werden. Solches Blut («Negativ- 
Phasen-Blut») enthält überhaupt kein Fibrinogen mehr. Die Wirkung des Peptons 
führt Mellanby auf vermehrte Alkaliausscheidung durch die Leber zurück. 

Reach . 

1417) Wohlgemuth, J. Zur Kenntnis des im menschlichen Pancreassaft 
enthaltenen Hämolysins. II. Mitteilung. Aus der experimentell-biologischen 
Abteilung des patholog. Inst, der Kgl. Charite. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 28, 
S. 1304.) 

Inaktiver menschlicher Pancreassaft macht keine Hämolyse, trotzdem er 
starke lipolytische Eigenschaften besitzt. Aktiviert man ihn durch Zusatz von 
Enterokinase oder Calciumchlorid oder durch längeres Stehenlassen, so nimmt 
der Saft gleichzeitig die Fähigkeit an, rote Blutkörperchen unter bestimmten 
Bedingungen zu lösen. Versetzt man inaktiven Saft mit Lecithin allein, so ge¬ 
nügt dies bereits, um ihn hämolytisch wirksam zu machen, ohne daß er dabei 
tryptische Eigenschaften angenommen hat. Hier dürfte der Eintritt der Hämo¬ 
lyse auf Lecithinbildung zurückzuführen sein. Den Mechanismus der Hämolysin¬ 
wirkung würde man sich so vorzustellen haben, daß durch das aktiv gewordene 
Trypsin alsbald Lecithin aus irgend einem Eiweiß-Lecithinkomplex abgespalten wird, 
das so disponibel gewordene Lecithin den hämolytischem Amboceptor des 
Pancreassaftes (Lipase?) komplettiert und in dieser Weise das hämolytisch wirk¬ 
same Lecithin zustande kommt. Bevor man sich über die Natur der Pancreas- 


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Heferate. 


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hämolyse volle Klarheit verschafft hat, muß man auch an die Möglichkeit denken, 
daß man es bei ihr mit der Wirkung eines vollkommen selbständigen Faktors 
zu tun hat, nie daran, daß es sich hier vielleicht um eine Kombination von 
lipoly tisch er und tryptischer Wirkung handelt. K. Bornstein . 

1418) Morawitz, F. Über Oxydationsprozesse im Blut. Aus d. med. Klinik 
Heidelberg. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 298.) 

Verfasser hatte bereits früher die Beobachtung mitgeteilt, daß das Blut von 
artifiziell anämisch gemachten Kaninchen (salzsaures Phenylhydrazin, Aderlässe) 
bei Zimmertemperatur allmählich eine dunkle Farbe annimmt. Die damals ge¬ 
gebene Erklärung dieser Erscheinung läßt sich nach den neuerdings angestellten 
Untersuchungen nicht festhalten. Diese beruht auf lebhaften O-Verbrauch 
und C0 2 -Bildung. In */ 4 Stunde kann bei 37° der gesamte Sauerstoff ver¬ 
schwinden. Dieser Vorgang ist an die geformten Elemente des Blutes geknüpft, 
nicht an das Serum. Es handelt sich dabei um den Gaswechsel junger Erythro- 
cyten, die keinen Kern mehr besitzen. Die O-Zehrung ist von der Regeneration 
des Blutes abhängig. Schmid\ 

1419) Schönbora, S. Zur Wirkung der Thyreoideastoffe. Aus d. med. Klinik 
u. Pharm. Inst. Heidelberg. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 390.) 

Verfasser hat Katzen intravenös den Extrakt von menschlichen reinen und 
von Basedow-Strumen injiziert. Es zeigten sich, daß deren Wirkung auf Herz- 
und Gefäßsysteme dieselbe ist. 1 / 4 —*/ 2 Minute nach der Injektion tritt zunächst 
eine mehr oder weniger erhebliche Blutdrucksenkung ein. Wenige Sekunden 
darauf tritt in der Regel eine Veränderung der Pulsfrequenz ein, meist eine 
Verlangsamung, gewöhnlich mit gleichzeitiger Verkleinerung der einzelnen Wellen. 
Beim Nachlassen der Drucksenkung stellten sich in einigen Fällen die sog. 
Aktionspulse, seltene und große Pulse ein. Dann geht der Druck langsam zur 
Norm zurück, die Pulsverlangsamung bleibt bisweilen noch lange bestehen. Das 
Auftreten der Aktionspulse nach Thyreoideaextraktinjektion bildet ein Analogon 
zu dem Effekt einer Adrenalin- und Schilddrüsenpreßsaftinjektion (Kraus und 
Friedenthal). Schmid. 

1420) Chiari, R. Beeinflussung der Autolyse durch die Narcotika der 
Fettreihe. Aus d. Pharm. Inst. Wien. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, 
S. 256.) 

Verfasser geht von der Anschauung aus, daß die lipoide Substanz, welche 
das Zellprotoplasma umhüllt bei dem autolytischen Versuch erst nach einiger Zeit 
das Austreten der Fermente aus den Zellen zuläßt und dann erst das Eintreten der 
Autolysen veranlaßt. Durch lipolytische Gifte (Alkohol, Äther, Chloroform) wird die 
Zellwand rasch durchlässig gemacht, so daß die Autolyse früher einzusetzen ver¬ 
mag. Diese Theorie hat Verfasser experimentell durch autolytische Versuche 
an Kaninchenlebem geprüft. (Über die Anordnung der Versuche siehe in der 
Originalarbeit.) Es ergab sich folgendes Resultat: 

1. Nach vorhergehender Einwirkung von Narkotica (Äther, Alkohol, Chloro¬ 
form, Petroläther) wird die Autolyse in den ersten Stunden beschleunigt, die 
Latenzzeit auf ein Minimum herabgesetzt. 

2. Die Ursachen dieser Beschleunigung ist die fettlösende Eigenschaft der 
Agentien, die den lipoiden Kitt der Zelle lösend beeinflussen und den Fermenten 
freien Zutritt zum Protoplasma gestatten. 

3. Intakte Zellen sind nicht von vorhandenen freien Fermenten angreifbar, 
sondern es ist zu dessen Einwirkung einer Lockerung des Gefüges notwendig. 

Schmid. 

1421) Loewit, M. Diabetesstudien, n. Mitt. Kältediabetes und Organ- 
funktion. Aus d. Inst. f. allg. u. exp. Path. Innsbruck. (A. f. exp. Path. u. 
Pharm. 1909, Bd. 60, S. 420.) 

Verfasser konnte in einer früheren im A. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 60 er¬ 
schienenen Arbeit zeigen, daß Frösche nur in der Zeit von Mitte Juli bis gegen 
Februar Kältediabetes bekommen, d. h. in der Zeit, wo sie ihren voll entwickelten 
Fettkörper haben und guten Ernährungszustand aufweisen. Die jetzt an- 

N. F. IV. J&brg. 43 


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Referate. 


gestellten Versuche ergaben, daß der Kältediabetes der Frösche auch ohne An¬ 
wesenheit des Fettkörpers (Exstirpation) zustande kommen bezw. weiterbestehen 
kann, falls die Frösche normalerweise einen gut entwickelten Fettkörper besaßen. 
Auch bei nahezu totaler Entfernung der Leber tritt Kältediabetes ein (auch bei 
gleichzeitiger Entfernung des Fettköipers) und ein bestehender Kältediabetes 
wird durch Exstirpation der Leber nicht unterbrochen. Soweit sich aus Ver¬ 
suchen mit der Ehr mann sehen Reaktion schließen läßt, liegt beim Kältediabetes 
keine Adrenalinämie vor; eine Mitbeteiligung des chromaffinen Systems an 
dem Zustandekommen des Kältediabetes ist also unwahrscheinlich. Schmid. 


1422) Nelson, L. Über eine Methode der Bestimmung der Gesamtblut¬ 
menge beim Tier nebst Bemerkungen über die Veränderungen der letzteren 
bei Hunger und Mast. Aus d. med. Klinik Straßburg. (A. f. exp. Path. u. 
Pharm. 1909, Bd. 60, S. 340.) 

Die Methodik beruht auf der Bestimmung der Blutkörperchenzahl vor und 
nach Infusion von artgleichem Blutserum, dessen Menge genau einer vor der 
Infusion dem Tier entnommener Aderlaßblutmenge entspricht. Die Berechnung 

a ^ c 

der Gesamtblutmenge (v) erfolgt dann nach der Formel v =-r-, wobei a die 

a u 

Blutkörperchenzahl vor, b nach der Infusion, c die Menge des entnommenen 
Blutes der injizierten Serummenge entspricht. Untersuchungen an ein und dem¬ 
selben Kaninchen ergaben gut übereinstimmende Zahlen. Mittels dieser Methode 
ergab sich, daß die Gesamtblutmenge in naher Beziehung zum Ernährungszustand 
steht. Die Änderung beider geht gleichmäßig, aber nicht genau parallel. 

Schmid . 


1423) Tomaszewski, J. (Lemberg) u. Wilenko, G. H. (Karlsbad). Beitrag 
zur Kenntnis der antagonistischen Wirkung des Adrenalins und der Lympha» 
goga. Vorläufige Mitteilung. Aus d. Lab. des medizinisch - poliklinischen Inst, 
zu Berlin: Geheimrat Senator. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1221.) 

Biedl und Offer haben festgestellt, daß die subcutan eingespritzte Lymphe 
das Zustandekommen der durch Adrenalininjektionen bedingten Glykosurie bei 
Kaninchen und Hunden verhindert, daß daher in der Lymphe Stoffe vorhanden 
sind, welche der Aktion des Adrenalins entgegenwirken, dieselbe hemmen. 

Auf Anregung von P. F. Richter haben die Autoren Versuche angestellL 
um einen näheren Einblick in die Beziehungen zwischen der Lymphe bezw. 
den Lyrnphagoga und der Adrenalinglykosurie zu gewinnen. Sie glauben ein 
mechanisches Moment betonen zu müssen, einen verlangsamenden Einfluß des 
Adrenalins auf die Lymphgeschwindigkeit. Die nach Einspritzung von Adrenalin 
auftretende Glykosurie und die Wirkung der Lyrnphagoga könnte man auch 
dadurch erklären, daß der durch das Adrenalin verlangsamte Lymphstrom dem 
Blut weniger von denjenigen Substanzen zuführt, die in der Lymphe enthalten 
und für die normale Verbrennung der Kohlehydrate nötig sind. Ä. Bornstein . 

1424) Gramenizky, M. J. Über den Einfluß hoher Temperaturen auf das 
diastatische Ferment. Aus d. pharmakologischen Lab. von Prof. N. P. Krawkow. 
(Verhandl. d. Gesellsch. russischer Ärzte zu St. Petersburg. Novomber-Dezember 
1908/1909.) 

Vortragender erforschte verschiedene Temperatureinflüsse — von0° bis 110°C 
(meistens 100° C) — auf Lösungen von diastatischem Ferment, welches aus der 
Pflanzenwelt gewonnen war (Taka-Diastase der Firma Parke-Davis, welches 
der Berichterstatter einer Reinigung unterwarf). Er kommt zu folgenden Resul¬ 
taten: Hohe Temperaturen bis 110° C haben keine zerstörende Wirkung auf 
Lösungen des diastatischen Ferments, sondern führen es bloß in einen inaktiven 
Zustand, gleichsam in den Zvmogenzustand über; auf eine gleiche Weise wirken 
Temperaturen von 80° und wahrscheinlich auch noch niedrigere Temperaturen; 
um das Ferment in einen solchen Zustand zu bringen, genügen die ersten paar 
Augenblicke der Einwirkung hoher Temperaturen; das spezifische Substrat, 
d. h. Stärke besitzt die Fähigkeit, ein solches Ferment, wenn auch vielleicht nicht 
vollkommen, wieder aktiv werden zu lassen. Babkin. 


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Referate. 


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1426) Eichler, F. (Charlottenburg) u. Silbergleit, H. (Kissingen). Über 
Glykosurie, experimentell hervorgerufen durch Verätzungen und Verschor¬ 
fungen der Innenfläche des Darmes. Aus d. Lab. des med.-polikl. Inst, der 
Universität Berlin: Ceheimrat Senator. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1172.) 

Beim Hunde wird nach vorausgegangener Laparotomie das Duodenum 
mittels Natronlauge verätzt. Nach tiefgehender Zerstörung der Duodenal¬ 
schleimhaut tritt stets Zucker im Ham auf; nach analoger Zerstörung der 
Schleimhaut anderer Dünndarmpartien in den meisten Fällen ebenfalls. Ein 
dauernder Diabetes konnte nicht erzeugt werden. Die stärkste Ausscheidung 
fand am ersten Tage nach der Operation statt, nahm dann ab und fehlte vom 
vierten Tage ab ganz. Dieser Befund entspricht dem bei hepatogener Glykosurie. 
Starke Reize des Nervensystems veranlassen die Leber, ihren Glykogengehalt 
in das Blut auszuschütten, so daß im Harn Zucker auftritt. Die anatomischen 
Verhältnisse, das Betroffenwerden zahlreicher sensibler Nerven bei der Reizung 
des Duodenums machen es verständlich, daß die Läsion dieses Darmabschnittes 
stets zur Glykosurie führt. Die Experimente sprechen weder für noch gegen 
die Annahme des Pflüger sehen Duodenaldiabetes. K. Bomstein. 

1426) Bleibtreu, Max. Zur mikrochemischen Jodreaktion auf Glykogen. 

Aus d. physiol. Inst. Greifswald. (Pflügers A. 1909, Bd. 127, S. 118.) 

In manchen Fällen läßt sich Glykogen mikrochemisch nicht nachweisen, 
obwohl seine Anwesenheit in den betreffenden Organen durch chemischen Nach¬ 
weis sichergestellt ist. Die wahrscheinliche Ursache davon, daß das Glykogen 
an eine Trägersubstanz, ähnlich wie Hämoglobin an die Stromasubstanz, ge¬ 
bunden ist. Durch wiederholtes Gefrieren- und Wiederauftauenlassen des Ge¬ 
webes gelang es, stets Glykogen nachzuweisen. Die Methodik ist in der Arbeit 
von Kan Kato (s. folgendes Ref.) beschrieben. Funk . 

1427) Kan Kato. Beitrag zur Frage des mikrochemischen Nachweises des 
Glykogens. Aus d. physiol. Inst. Greifswald. (Pflügers A. 1909, Bd. 127, S. 125.) 

Verfasser ist es nicht gelungen, mit den üblichen Färbungsmethoden Gly¬ 
kogen im Eierstock des Frosches nachzuweisen, obwohl dieses Organ im Durch¬ 
schnitt 2—3,5 °/ 0 Glykogen enthält. Das Glykogen nimmt die Färbung nicht an, 
weil es an eine Trägersubstanz gebunden ist, die für das betreffende Lösungs¬ 
mittel undurchlässig ist. Jod in statu nuscendi (aus Jodkalilösung mit Ferri- 
cyankali) ist dagegen besser zur Färbung geeignet. Man bringt die Schnitte auf 
einen Objektträger, daneben einen großen Wassertropfen, in den man ein Ferri- 
cyankalikristall und ein Jodkaliumkristall eintaucht, der Tropfen wird mit den 
Schnitten in Berührung gebracht und die Flüssigkeit mit Filtrierpapier weg¬ 
gesaugt. Die Löslichkeit des Glykogens läßt sich durch geringen Zusatz von 
Alkohol oder Einbetten in Lävulosesyrup oder Dextrinlösung vermindern. Um 
den mikrochemischen Glykogennachweis vollständig sicher zu gestalten, müssen 
die Schnitte vor der Färbung eine gewisse Strukturschädigung erfahren, indem 
man sie mit Hilfe des Kohlensäuregefrierverfahrens 2—3 mal gefrieren und wieder 
auftauen läßt. Funk . 

1428) Schöndorff, Bernhard, Junkersdorff, Peter u. Francke, Georg. Über 
die Ursache der Fehlbeträge in der Glykogenanalyse bei Anwendung verdünnter 
Kalilauge. Aus d. physiol. Inst. Bonn. (Pflügers A. 1909, Bd. 127.) 

Die Fehlbeträge an Glykogen, die beim Kochen der Organe mit verdünnter 
NaOH entstehen, sind darauf zurückzuführen, daß das unangegriffene Eiweiß 
viel Glykogen zurückbehält, das nicht ausgewaschen werden kann. Es hat sich 
gezeigt, daß das Kochen mit verdünntem Alkali das Glykogen nicht zerstört; 
wird der Gehalt an Alkali auf 30 °/ 0 erhöht und wieder zum Kochen erhitzt, so 
erhält man Werte, wie wenn die Organe von Anfang an mit 30proz. NaOH ge¬ 
kocht wären. Funk . 

1429) Kochmann, Martin u. Hall, Walter. Der Einfluß des Alkohols am 
Hungertier auf Lebensdauer und Stoffumsatz. Aus d. pharmak. Inst. Geifswald. 
(Pflügers A. 1909, Bd. 127, S. 280.) 

Auf Grund der Versuche der Alkoholwirkung auf Kaninchen wurde der 

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Referate. 


Schluß gezogen, daß Zufuhr geringer Alkoholdosen für schlecht ernährte oder 
Sport ausübende Personen vorteilhaft ist Während größere Alkoholdosen den 
Tod der Kaninchen beschleunigten, wirkt die Alkoholzufuhr auf hungernde Kanin¬ 
chen lebensverlängernd, indem Eiweiß gespart und die Wasserbilanz der Tiere 
reguliert wurde. Hohe Alkoholdosen wirken diuretisch und beschleunigen den 
Tod, indem rapider Eiweißzerfall eintritt, besonders der S-ärmeren Eiweißkom¬ 
ponente. Funk. 

1430) Dogiel, Joh. Die entgegengesetzte Beeinflussung des Tierorganismus 
durch Chloroform und Cocain oder Strychnin und umgekehrt. (Pflügers A. 
1909, Bd. 127, S. 352.) 

Die vorliegende sehr ausführliche Arbeit kann dahin zusammengefaßt werden, 
daß infolge der entgegengesetzten Wirkung von Chloroform und Cocain das letz¬ 
tere zur Wiederbelebung bei Chloroformvergiftung verwendet werden kann und 
umgekehrt. Anstatt Cocain kann in entsprechend kleineren Dosen auch Strych¬ 
nin. nitr. angewandt werden. Funk . 

1431) Popielski, L. Über die Gesetze der Speicheldrüsentätigkeit. Aus d. 

Inst. f. Pharmak. Lemberg. (Pflügers A. 1909, Bd. 127, S. 443.) 

Bei der Beeinflussung der Speicheldrüsentätigkeit spielen nicht die chroni¬ 
schen, sondern die physikalischen Eigenschaften der betreffenden Erreger eine 
Rolle, wobei die Zweckmäßigkeit für den Organismus vollständig außeracht 
gelassen wird. Schwach durchdringende Substanzen wie fett-, dick- und zäh¬ 
flüssige Körper rufen nur schwache Reizung der Nervenendungen und daher nur 
schwache Speichelsecretion hervor. Dagegen wirkt das Monobutyrin sehr stark 
infolge des großen Durchdringungsvermögens. Zwischen der Menge des Er¬ 
regers und der Menge des abgesonderten Speichels besteht eine direkte Pro¬ 
portionalität. Isotonische Lösungen bewirken die Absonderung gleicher Speichel¬ 
mengen, d. h. wirken als Erreger gleicher Stärke. Mineralsalze wirken als Er¬ 
reger nur in hypertonischen Lösungen. Die Wasserlöslichkeit der Erreger ist 
keine absolute Bedingung für die Erregung der Speicheldrüsen. Funk . 

1432) Grube, Karl. Versuch zur Widerlegung der Behauptung, daß der 
Dünndarm bei der Glykogenbildung aus Traubenzucker eine Rolle spiele. Aus 

d. physiol. Inst. Bern. (Pflügers A. 1909, Bd. 127, S. 529.) 

Verfasser widerlegt die Behauptung Croftans, daß die mit Umgehung des 
Darmes zugeführte Glucose nicht zur Glykogenbildung herangezogen wird. Bei 
schonender Operationstechnik konnte gezeigt werden, daß die direkt in die 
Mesenterialvene eingeführte Glucose wohl zur Glykogensynthese Verwendung 
findet. Funk. 

1433) Winterstein, E. u. Küng, Alb. Beiträge zur Kenntnis der Homologen 
des Arginins. Aus d. agrik.-chem. Labor, d. Eidgen. Polytechn. in Zürich. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 141—164.) 

Um das Auffinden von bisher unbekannten Aminosäuren unter Eiwei߬ 
spaltungsprodukten zu erleichtern, stellen die Verfasser einige Homologe des 
Arginins synthetisch dar. Die Arbeit ist daher rein chemisch und wegen der 
Methodik auf das Original zu verweisen. 

Aus Thioharnstoff wird durch Schütteln mit feuchtem Quecksilberoxyd in 
ätherischer Suspension Cyanamid in guter Ausbeute erhalten. Nach einer neuen 
Methode wird die «-/J-Dibrompropionsäure erhalten und aus ihr mit NH 3 die 
«• ß-Diaminopropionsäure. Kondensation dieser Säuren mit Cyanamid gibt ein 
niederes Homologen des Arginins, die «-Amino-^-guanidinpropionsäure, das sich 
immer durch seine Unbeständigkeit gegen Silberoxyd vom Arginin unterscheidet 

Bei einer Kondensation der «-ß-Dibrompropionsäure mit Guanidincarbonat 
konnte neben Guanidinbromhydrat eine N-haltige gelatinöse Masse isoliert werden, 
die in mancher Hinsicht mit den Polypeptiden übereinstimmt. 

Bei Versuche zur Darstellung eines höheren Homologen des Arginins aus 
Lysin und Cyanamid wurden Pikrate unbekannter Konstitution erhalten, die nicht 
mit denen einer Argininhomologen übereinstimmten. Dohm. 


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1484) Hamsik, Ant. Reversible Wirkung der Darmlipase. Aus d. mediz.- 
chem. Inst, der k. k. Univ. zu Prag. (Ztschr. f. physioL Chem. 1909, Bd. 59, S. 1—12.) 

Für eine solche reversible Wirkung aller Lipasen sind schon früher Beweise 
auf Grund von Synthesen der Ester niederer Fettsäuren mit Alkoholen erbracht 
worden. Verfasser versucht daher auch für die Darmlipase eine derartige Syn¬ 
these herbeizuführen, indem er Ölsäure mit Glycerin und einer aus der Dünn¬ 
darmschleimhaut von Tieren hergestellten Darmlipase der Brutschranktemperatur 
überläßt. Aus der Abnahme der Ausgangsacidität läßt sich der Schluß ziehen, 
ob sich die Ölsäure mit dem Glycerin tatsächlich vereinigt hat. Die Versuche 
ergaben, daß eine solche Synthese in der Tat vor sieb geht mit Hilfe der Darm¬ 
lipase aus der Dünndarmschleimhaut von Schwein, Schaf und Pferd, während 
die auf dieselbe Weise gewonnenen Präparate aus der Dünndarmschleimhaut 
von Hund und Rind wirkungslos sind. Ist das Schleimhautpräparat vorher auf¬ 
gekocht, so wird keine Synthese beobachtet was die Fermentnatur der Darm¬ 
lipase beweist. Dohrn. 

1435) Winterstein, E. u. Kting, Alb. Über das Auftreten von p-Oxyphenyl- 
äthylamin im Emmentaler Käse. IV. Mitteilung. Über die Bestandteile des 
Emmentaler Käses. Aus d. agrik.-chem. Labor, d. Eidgen. Polytechn. in Zürich. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 138—140.) 

Im entfetteten Käsepulver ließ sich p-Oxyphenyläthylamin in kleinen Mengen 
aus der »Lysinfraktion« isolieren, das auf bacterielle Wirkung im Käse aus 
Tyrosin zurückzuführen sein dürfte. Dohrn. 

1436) Salkowski, E. Über die Bindung des Eisens im Nucleoproteid der 
Leber. Aus d. chem. Abt. des pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 59, S. 19 -21.) 

Der außerordentlich schwankende Eisengehalt des Nucleoproteids der Leber 
verschiedener Tiere läßt es ausgeschlossen erscheinen, daß eine einheitliche Sub¬ 
stanz vorliegt. Verf. findet, daß dieses Eisen äußerst locker gebunden ist, denn 
als er das Nucleoproteid der Schweinsleber mit wenig Natriumcarbonat verreibt, 
entsteht eine gelbrötliche Lösung, die beim Erhitzen sofort den gesamten Eisen¬ 
gehalt in Form rötlicher Flocken abgibt. Dieser Niederschlag enthält nur Spuren 
von Phosphorsäure, aber keine organische Substanz. Dohrn. 

1437) Ehrenfeld, R. u. Kulka, W. Zum Nachweis der unterphosphorigen 
und phosphorigen Säuren in Organen. Aus d. Labor, der k. k. techn. Hoch¬ 
schule zu Brünn. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 43—53.) 

Zum forensischen Nachweis der Phosphorvergiftung dienen die Methoden 
von Mitscherlich und Blondlot-Dusart, welche auf der Eigenschaft der 
unterphosphorigen und phosphorigen Säure bezw. deren Salze beruhen, in der 
Hitze PH S abzuspalten, das sich mittels Flammenreaktion nachweisen läßt. Die 
Verfasser konstruieren zu diesem Nachweis einen neuen Apparat und stellen 
fest, daß normal in den Organen vorkommende Phosphate keine Spur dieser 
Reaktion geben und daß ferner Organe von Kaninchen, denen Kaliumhypo- 
phosphit und Natriumphosphit intravenös injiziert waren, prompt die Flammen¬ 
reaktion zeigen. Damit ist der Beweis erbracht, daß aus faulenden Organen 
entstandenes PH 3 nicht in Frage kommt. Zum forensischen Nachweis einer vor 
längerer Zeit erfolgten P-Vergiftung ist dieser Beweis recht eindeutig, wenn der 
Nachweis erbracht ist, daß Phosphate durch faulende organische Stoffe nicht 
produziert werden. Solche Versuche mit Organen, denen Phosphatlösungen 
injiziert und die monatelang der Fäulnis überlassen sind, sollen angestellt werden. 

Dohrn. 

1438) Schümm, 0. Ein neues Bunsen-Spectroskop für die genauere Unter¬ 
suchung der Absorptionsspectra von Flüssigkeiten. Aus d. chem. Labor, des 
Allgem. Krankenh. Hamburg-Eppendorf. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, 
S. 54—56.) 

Beschreibung einer neuen Vorrichtung, die bei Benutzung nur einer Lampe 
bequemes und exaktes Arbeiten und vergleichende Messung zweier Spectra ge¬ 
stattet. Dohrn. 


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Referate. 


1489) Herzog, E. 0. u. Meier, A. Über Oxydation durch Schimmelpilze. 

Aus d. chem. Inst, der techn. Hochschule zu Karlsruhe. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 59, S. 57—62.) 

Die biologische Spaltung von Racematen kann auch durch getötete Pilze 
bewirkt werden, wobei als Abtötungsmittel flüssige Luft und Aceton benutzt 
wird. Die verschiedenen Antipoden von Oxysäuren werden verschieden schnell 
verbrannt, z. B. r-Weinsäure besser als die 1-Modifikation, ebenso bei den Mandel¬ 
säuren. Oxysäuren ohne assymmetrisches C-Atom werden so gut wie nicht an¬ 
gegriffen. Zwischenprodukte der Oxydationsprozesse lassen sich bisher nicht 
feststellen. Vermutlich handelt es sich bei den bevorzugten Oxydationen eines 
Antipoden nur um verschiedene Reaktionsgeschwindigkeiten, mit denen die Sub¬ 
strate von den Agentien des Organismus angegriffen werden. Da die Natur der 
Oxydationswirkung noch dunkel ist, bezeichnet Verfasser das oxydierende Prinzip 
mit dem Namen einer »Acidoxydase«. Dohm . 

1440) Küster, William. Beiträge zur Kenntnis der Oallenfarbstoffe. Über 
Bilirubin, Biliverdin und ihre Spaltungsprodukte. Aus d. chem. Inst, der k. 
tierärztl. Hochschule in Stuttgart. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 63—95.) 

Bilirubin tritt in mehreren Modifikationen auf. Aus der schwer löslichen 
Form entsteht beim Umkristallisieren aus Dimethylanilin die leichter lösliche, 
vermutlich durch Entpolymerisierung, während der umgekehrte Prozeß sich bei 
niederer Temperatur allmählich vollzieht. Nach den Analysen sind im Bilirubin¬ 
molekül C 32 H 36 0 6 N 4 nur 2 H-Atome durch Ca, aber 4 H-Atome durch Ag er¬ 
setzbar; es sind also von den 6 O-Atomen höchstens wahrscheinlich 4 in Form 
von zwei chemisch verschieden gebundenen Paaren von OH-Gruppen vorhanden. 
Nach der Methode von Herzog und Meyer zur Bestimmung von Methylimid- 
gruppen wird aus dem Molekül nur ein Molekül Jodmethyl abgespalten. Bei 
niederer Temperatur oxydiert der Luftsauerstoff das Bilirubin zu einem grünen 
alkohollöslichen Farbstoff (C lc H 18 0 4 N 2 ) x, bei höherer Temperatur und alkalischer 
Reaktion spaltet er das Molekül auf unter Bildung von u. a. Hämatinsäure. Beim 
Erwärmen mit Lauge allein zerfällt das Bilirubin unter Bildung von NH 3 , C0 2 , 
Essigsäure, Bernsteinsäure und Hämatinsäure. Dohm . 

1441) Borchardt, L. Fäulnisversuche mit Glutamin- und Asparaginsäure. 

Aus d. Inst. f. med. Chemie u. experim. Pharmak. zu Königsberg. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 96—100.) 

Das Schicksal der Dicarbonsäuren bei bacteriellem Eiweißabbau wird unter¬ 
sucht. Die Glutaminsäure gibt dabei Buttersäure nach folgendem Schema: 
COOH . CH 2 . CH 2 . CH . NHo. COOH COOH . CH 2 . CH 2 . CH 3 unter gleich¬ 
zeitiger Desamidierung und C0 2 -Abspaltung. Aus der Asparaginsäure entsteht 
zunächst unter NH 2 -Abspaltung Bernsteinsäure und sodann unter C0 2 -Abspaltung 
Propionsäure in folgendem Sinne: COOH . CH 2 . CH . NH 2 . COOH —COOH . 
CH 2 . CH 2 . COOH COOH . CH 2 . CH 3 . Beide Prozesse können eventuell auch 
nebeneinander verlauten. An flüchtige Basen wird nur NH 3 nachgewiesen. 

Dohrn. 

1442) van Hoogenhuize, G. J. G. u. Verploegh, H. Über den Einfluß von 
Sauerstoffarmut auf die Kreatininausscheidung. Aus d. physiol. Labor, der 
Univ. Utrecht. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 101—111.) 

Frühere Untersuchungen (diese Ztschr. Bd. 57, S. 151) hatten ergeben, daß 
Kreatin als Stoffwechselprodukt aus Eiweiß gebildet, teilweise zersetzt und teil¬ 
weise als Kreatinin ausgeschieden wird. Die Zersetzung wird meist mit Oxy¬ 
dation einhergehen. Verfasser untersuchen bei sich selbst, ob verminderte Oxy¬ 
dationsmöglichkeit die Kreatininausscheidung steigert resp. größere O-Zufuhr die 
Kreatinzersetzung begünstigt. Die Versuche wurden auf dem Col d ? 01en 2900 m 
hoch angestellt mit kreatininfreier Nahrung. Die Kreatininausscheidungen sind 
folgende: bei Hoogenhuize 1,903 g, während eines Aufstiegs auf 4560 m Höhe 
zur Margherita-Hiitte 1,905 g — bei Verploegh 1,981 g bezw. 1,995 g. Als 
die Verfasser reinen mitgenommenen Sauerstoff' atmeten, waren die Zahlen fol¬ 
gende: bei Hoogenhuize 1,824 und 1,740 g. bei Verploegh 1,835 g; beide 


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hatten 600 1 O eingeatmet; bei Hoogenhuize 1,614 und 1,847 g nach 2250 1 
und bei Verploegh 1,810 g nach 1250 1. Wenn der Einfluß der O-Inhalation 
auf dem Col d’Olen die Folge vorhergehenden O-Mangels war, dann durfte im 
Tiefland bei normalem O-Gehalt die Inhalation keine veränderte Kreatininaus¬ 
scheidung zeigen. Dies ist auch der Fall, die Zahlen sind konstant. Es gibt 
also die Quantität des ausgeschiedenen Kreatinin die Menge des nicht oxydierten 
Kreatins an und sie ist ferner abhängig von der Bildung des Kreatins bei dem 
Eiweißverbrauch in den Geweben, von der Spaltung und der Oxydation von 
Kreatin und von der anhydrierenden Wirkung. Dohm . 

1443) Warburg, Otto. Zur Biologie der roten Blutzellen. Aus d. med. 
Klinik zu Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1908, Bd. 59, S. 112—121.) 

Kernlose Erythrocyten haben einen oxydativen Stoffwechsel, der nach einer 
im Original einzusehenden Methode meßbar ist. Während der Nachweis bei 
Blutzellen normaler Menschen nicht sicher ist, gelingt es mit deutlichen Aus¬ 
schlägen bei jungen Kaninchen. Die kernhaltigen Erythrocyten normaler aus¬ 
gewachsener Vögel haben eine sehr erhebliche Sauerstoffatmung. Dohm . 


1444) Herzog, B. 0. u. Polotzky, A. Über Citronens&ureg&rung. Aus d. 

chem. Inst, der techn. Hochschule zu Karlsruhe. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 59, S. 125—128.) 

Bei der Citronensäurebildung durch Citromyces kommt der N-Gehalt der 
Nährlösung in Betracht; ferner die Konzentration des Gärsubstrates. Das Maxi¬ 
mum bei Dextrose liegt zwischen 5—10 °/ 0 . Wesentlich ist die Konfiguration 
des Substrates; so ist Milchzucker und Galaktose schwer angreifbar, im Gegen¬ 
satz zu Maltose; auch ist Mannit und Erythrit viel widerstandsfähiger als Glycerin. 
Ammonsalze reagieren negativ, nur maleinsaures NH 3 produziert erhebliche 
Mengen einer noch nicht identifizierten Säure. Der Prozeß der Citronensäure¬ 
bildung geht vermutlich über ein noch unbekanntes Zwischenglied vor sich. 

Dohm . 


1445) Bellazzi, L. Süll* azione di alcuni gaz soll* autolisi. (Der Einfluß 
verschiedener Gase auf die Autolyse.) Aus d. lstit. di Patol. spec. med. zu Pavia. 
(La Clin. med. ital. August 1908, Nr. 8.) 

Die Versuche des Verfassers, bei denen durch eine Brutschranktemperatur 
von 53° Fäulnis femgehalten wurde, ergaben einen günstigen Einfluß der C0 2 
auf die Autolyse, während die atmosphärische Luft in geringem Grade günstig, 
reiner O dagegen eher leicht hemmend einwirkte. Die günstige Einwirkung 
der C0 2 ist wohl auf die durch ihren Zutritt bedingte stärkere Säuerung zu be¬ 
ziehen. M . Kaufmann. 


1446) Michaelis, L. u. Bona, P. Elektrochemische Alkalinitätsmessungen an 
Blut und Serum. Aus d. biolog. Labor, d. städt. Krankenh. am Urban. (Biochem. 
Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 317—339.) 

Es wird eine einfach reproduzierbare Form der Gasketten beschrieben, die 
die Messung der H-Ionen in wenigen ccm von Körperflüssigkeiten gestattet und 
in wenigen Minuten sich auf ihren Gleichgewichtszustand einstellt. Die Reaktion 
des Blutserums wird zwischen 0,036 und 0,20.10” 7 normal in bezug auf H-Ionen 
gefunden. Die Schwankungen rühren von dem zufälligen jeweiligen Kohlen¬ 
säuregehalt her. 

Durch Einleiten von C0 2 ließ sich der H+- Gehalt des Serums leicht auf 
1,4.10- 7 , durch Austreiben von C0 2 vermittels eines Luftstromes leicht auf 
0,8.IO” 7 bringen. 

Das frische Blut hat einen H+-Gehalt von 0,2—0,4.10- ? bei 18°, also eine 
Alkalinität von, rund 7; bei 38° den fast identischen H+-Gehalt von ca. 0,4.10~ 7 


und eine Alkalinität von rund 20. 


A11 J Ä , COH— 

Alkalinität wird definiert als “qJ+t* 


Das 


neutralitätsregulierende Vermögen des Serums geht Säuren gegenüber weiter 
als den Laugen gegenüber. Die H-Ionen nehmen nur wenig mit steigernder 
Temperatur zu, die Alkalinität des Serums etwas mehr. K. Reicher . 


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Referate. 


1447) Brasch, W. Über den bakteriellen Abbau primärer Eiweiftspalt- 
produkte. Abbau der Glutaminsäure, Aus cL I. mediz. Klinik d. Univ. München. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 380—390.) 

Die Hauptrolle bei der Zerlegung der Eiweißkörper durch Fäulnis spielt der 
Bacillus putrificus, und er ist auch der am stärksten wirksame bei dem weiteren 
Abbau der primären Eiweißspaltprodukte. Der Bacillus putrificus baut auch die 
Glutaminsäure zu Buttersäure ab. Es zeigt sich dabei ein gewisser Antagonismus 
gegenüber dem Bacillus lactis aerogenes und dem Bacterium coli. K. Reicher. 

1448) Ehrlich, F. Über die Entstehung der Bemsteinsäure bei der alko¬ 
holischen Gärung. Aus d. Inst. f. Zuckerindustrie in Berlin. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 18, S. 391—423.) 

Fuselöl und Bernsteinsäure sind Eiweißstoffwechselprodukte der Hefe und 
und nicht Zerfallsprodukte des Zucker, und zwar entsteht die Bemsteinsäure 
speziell aus Glutaminsäure. Glycerin verdankt seinen Ursprung vielleicht den 
Nucleinsubstanzen der Hefe; so erlangt vielleicht die alte, einst von Pasteur 
gestürzte Gay-Lussac sehe Gärungsgleichung CgH 12 0 6 — 2C0 2 + 2C 2 H fl 0 von 
neuem Gültigkeit. K. Reicher . 

1449) Neuberg, C. Verhalten von racemischer Glutaminsäure bei der Fäulnis. 

Aus d. ehern. Abteilg. d. Pathol. Instit. d. Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 18, S. 431—434.) 

Der Abbau der racemischen Glutaminsäure durch die gewöhnlichen Fäulnis¬ 
erreger verläuft nicht merklich verschieden von der Zerlegung der natürlichen 
rechtsdrehenden Säure. Das Auftreten einer optisch-aktiven Form konnte dabei 
zu keiner Zeit nachgewiesen werden. K. Reicher . 

1460) Neuberg, C. u. Karczag, L. Verhalten von d, 1-a-Aminoisovalerian- 
säure bei der Fäulnis. Aus d. ehern. Abteilg. d. Pathol. Instit. d. Univ. Berlin. 
(Biochem Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 435—438.J 

Die d, 1-Aminoisovaleriansäure wird bei der Fäulnis z. T. desamidiert und 
liefert eine Valeriansäure. Ein kleiner Teil der Aminosäure geht inßutylamin über. 

K. Reicher. 

1451) Rosenberg, S. Weitere Untersuchungen zur Frage des Duodenal¬ 
diabetes. Aus d. tierphysiol. Inst, der Kgl. Landw. Hochsch. zu Berlin. (Biochem. 
Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 95-111.) 

Durchschneidung des Mesenteriums zwischen Duodenum und Pancreas oder 
Resektion des Duodenums an sich führt niemals zu einer dauernden Zuckeraus- 
scheidung. Es gibt also beim Frosch, selbst in Würdigung der Kälteglvkosurie, 
ebensowenig einen Duodenaldiabetes wie beim Hunde. K. Reicher. 

1452) Linnert, K. Enthält Kaviar Purinbasen? Aus d. Labor, d. L. Spiegler- 
Stiftung, Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 209—210.) 

Kaviar (Stör- resp. Hauseneier) enthält keine Purinbasen und somit auch 
keine echte Nucleinsäure. K. Reicher. 

1453) Sehern, K. Beobachtungen über die Schardinger-Reaktion der Milch. 

Aus d. Abteil, f. Tierhygiene d. Kaiser W. Instit. f. Landwirtsch. zu Bromberg. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 261—284.) 

Die frische Milch »altmilchender Kühe« entfärbt in der größten Zahl der 
Fälle das Formalin-Methylenblaugemisch nach der Angabe von Schardinger, 
dagegen nicht die frische Milch »frischmilchender Kühe«. Die Reaktion gibt 
daher nicht ohne weiteres Aufschluß über die Qualität der Milch. K. Reicher. 

1454) Pagenstecher, A. Das Vorkommen von Lipasen in den Geweben. 

Aus d. med. Univ.-Polikl. zu Heidelberg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 285—301.) 

Pagen Stecher untersucht die fettspaltende Kraft verschiedener Organe 
und rindet bemerkenswerter Weise die stärkste Säure Vermehrung nach Digestion 
mit Milz und Leber, die geringste mit Fleisch und Hirn. Trockensubstanzbe¬ 
stimmungen der einzelnen Organe lassen einen gewissen Rückschluß auf die 
Menge der Lipase zu. K. Reicher. 


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Referate. 


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1455) Schloß, E. Zur biologischen Wirkung der Salze. L Einfluß der 
Salze auf die Temperatur. Aus d. gr. Friedrichs-Waisenh. d. Stadt Berlin, Rum¬ 
melsburg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 14—23.) 

Die einwertigen Kationen Natrium und Kalium sind anscheinend die Träger 
der temperatursteigemden, das zweiwertige Kation Calcium der Träger der 
temperaturherabsetzenden Funktion. K'. Reicher. 

1456) Pohl, J. Zur Lehre von der Säurevergiftung. Aus d. pharm. Inst, 
d. deutsch. Univ. Prag. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 24—29.) 

Pohl hält auf Grund seiner Versuche die Lehre einer Entgiftung von Mineral¬ 
säuren beim Herbivoren durch Eiweißkörper, Aminosäuren und Harnstoff für 
völlig unbegründet. K. Reicher. 

1457) Morawitz, P. Zur Frage der Blutgerinnung. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 18, S. 30—33.) 

Polemik gegen die Ausführungen von Mellanby. K. Reicher. 

1458) Fränkel, S. Über die Milch einer 62jährigen Frau. Aus d. Labor, d. 
Spiegler-Stiftung, Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 34—36.) 

Die Milch unterscheidet sich in diesem Falle in keiner Weise von der einer 
normal laktierenden Frau. K. Reicher . 

1459) Fränkel, S Über Lipoide V. Linnert, K. u. Pari, G. A. Über die 
Phosphatide des Rinderpancreas. Aus d. Labor, der Spiegler-Stiftung, Wien. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 37—39.) 

Dem aus Rinderpancreas gewonnenen ungesättigten Phosphatid, Vesalthin, 
liegt eine Base zugrunde, welche 4 Methylgruppen auf 1 N enthält. Das Platin¬ 
salz dieser Base, Schmelzpunkt, Platin- und Chlorgehalt stimmen in einigen 
Punkten mit dem Cholinplatinsalz überein, weichen aber in anderen von ihm 
wesentlich ab. K. Reicher. 

1460) Fränkel, S. u. Allers, R. Über eine neue charakteristische Adren¬ 
alinreaktion. Aus d. Labor, d. L. Spiegler-Stiftung, Wien. 

Die Autoren beschreiben eine neue, äußerst empfindliche Adrenalinreaktion, 
welche auf einer Bindung von Jod an das Adrenalinmolekül beruht. Verwandte 
Stoffe geben sie nicht. Die zu prüfende Lösung wird mit dem gleichen Volumen 
einer n / 100 o-Kaliumbijodatlösung und einigen Tropfen verdünnter Phosphorsäure 
versetzt und bis zum beginnenden Sieden erwärmt Es entsteht eine prachtvoll 
rosenrote Färbung, bei äußerst verdünnten Lösungen eine eesinrote. Die untere 
Grenze bildet eine Verdünnung von 1:300000. Eiweißhaltige Lösungen müssen 
zuvor enteiweißt, farbige entfärbt werden. K. Reicher. 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1461) Brodzki, Johannes (Kudowa-Helouan). Über die Dichtigkeit des 
Nierenfilters. (Th. d. G. Juli 1909, Nr. 7.) 

Brodzki studierte die Einwirkung des Milchzuckers auf die Niere von 
Kaninchen mit Urannephritis. Die Tiere erhielten täglich 10 g feingepulverten 
Milchzucker, und es ergab sich, daß die 4 Versuchstiere in 13 Versuchstagen 
im Verhältnis zu ihrem Gewicht die doppelte Urinmenge aufwiesen als 3 Kontroll¬ 
iere. Es ist dies ein Beispiel dafür, daß ein Nahrungsstoff, der eine relative 
Nierenbeständigkeit zeigt, auch in Mengenverhältnissen, gegenüber denen noch 
eine Nierendichtigkeit besteht, auf die Funktion dieses Organs einen Einfluß 
ausübt. Es handelt sich dabei nicht um eine rein diuretische Wirkung, sondern 
um eine spezielle, wenn auch nicht spezifische Beeinflussung der Epithelzellen 
durch den passierenden Stoff. Verfasser hat bei 40 Fällen chronischer Nephritis 
10—14 Wochen hindurch konsequent nüchtern 20—25 g Michzucker in Lösung 
gegeben, und bei Fällen mit positiver Wasserbilanz und Neigung zu stärkerer 
Albuminurie Zunahme der Hammenge. Abnahme der Oedeme und Albuminurie 
beobachtet. Steigerung der Reduktionsvermögens fehlte hier, bestand aber bei 
Diabetes. M. Kaufmann. 


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Referate. 


1462) Capezzuoli, G. H ricambio materiale in due casi di anemia grave 
con speciale riguardo all’ eliminazione del sodio e del potassio. (Der Stoff¬ 
wechsel, besonders des Kaliums und Natriums, in 2 Fällen schwerer Anaemie.) 
Aus d. med. Klinik zu Florenz. (Clin. med. Ital., Sept. 1908, Nr. 9.) 

Im ersten Fall K 2 0-Einfuhr im Durchschnitt täglich 3, 04, K a O-Ausfuhr im 
Harn 3,487 g; im zweiten Falle Einfuhr 3,566 g, Ausfuhr 3,785 g; also auch 
abgesehen von dem nicht analysierten Kot nicht unerheblicher Kaliverlust. An 
Na 2 0 verlor der erste Fall täglich 1,723 g, während der zweite Fall 1,3 g 
retinierte. M. Kaufmann. 

1463) Torri, S. Ipertermia e formazione di anticorpi. (Hyperthermie und 
Antikörperbildung.) Aus d. Ist. di Pat. med. zu Pavia. (Clin. med. Ital. Sept. 
1908, Nr. 9.) 

Torri injizierte Kaninchen abgetötete Typhuskulturen und bestimmte das 
Agglutinationsvermögen des Serums vor und nach der durch Stich in das corpus 
Striatum erzielten Hyperthermie; die Hyperthermie zeigte keinen Einfluß auf die 
Agglutininbildung. M. Kaufmann . 

1464) Becker, Georg. Der Antitrypsingehalt des Blutes in der Gynaekologie. 

Aus d. Frauenklinik in Halle a. S. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 27.) 

Becker untersuchte den Antiirypsingehalt des Blutes nach der Fuldsehen 
Methode bei 20 Karzinomatösen, 55 sonstigen gynaekologischen Fällen, 30 Schwan¬ 
geren und 30 Frischentbundenen. Er kommt zu dem Resultat, daß sich im Blute 
Karzinomatöser ziemlich konstant eine starke Vermehrung des trypsinhemm enden 
Vermögens findet; doch ist diese Reaktion nicht für Karzinom spezifisch, sondern 
findet sich auch bei anderen Erkrankungen (Anaemien, chronischen septischen 
Prozessen, Kachexien) und direkt nach der Entbindung. Die Steigerung des 
Antitrypsingehalts kann im Verein mit den anderen klinischen Symptomen zur 
Diagnose mit herangezogen werden: eine große differentialdiagnostische Be¬ 
deutung kommt ihr nicht zu, da die Reaktion häufig bei anatomisch gutartigen, 
klinisch bösartigen Geschwülsten positiv ist. Unter der Geburt findet eine starke 
Steigerung des Antitrypsins statt, während es in der Schwangerschaft normal 
oder nur wenig' vermehrt ist. M . Kaufmann. 

1465) Jacob, L. Beitrag zur Frage der klinischen Bedeutung der Anti¬ 
trypsinbestimmung im Blute. Aus d. med. Klinik zu Straßburg. (Münch, med. 
Wschr. 1909, Nr. 27.) 

Jacob bestimmte in 100 Fällen verschiedener Erkrankungen den Antit^psin- 
gehalt nach der Fuld sehen Methode. Bezeichnet man mit a den Titer der 
Trypsinlösung, d. h. die total verdauende Dosis, mit a a die Trypsinmenge, bei 
der nach Serumzusatz gerade noch leichte Trübung anftritt, so ist der anti- 

tryptische Index i —(a a —a) -. Von 5 sicheren Karzinomfällen reagierten 4 

stark positiv, einer zeigte eine Verminderung der Hemmung. Von 7 Karzinom¬ 
verdächtigen reagierten 2 deutlich, 3 stark positiv, 1 normal, 1 herabgesetzt. 
Von 83 sicher nicht karzinomkranken oder karzinomverdächtigen Individuen rea¬ 
gierten deutlich (i = 65 — 95°/ 0 ) 22, stark (i = 100 — 200°/ 0 u. mehr) 43. Von 
insgesamt 52 stark positiv reagierenden Kranken waren 43=82,6°/ 0 sicher nicht 
karzinomverdächtig. Was die Beziehungen zwischen Ernährungszustand und 
Ausfall der Reaktion anlangt, so war bei gut genährten Patienten der Prozent¬ 
satz der positiven Reaktionen etwas geringer als bei weniger gut genährten, 
und am höchsten bei ausgesprochen schlecht genährten Kranken; doch war der 
Unterschied in der Zahl der positiven Reaktionen bei den einzelnen Gruppen so 
gering, daß Verfasser zunächst nicht an eine Vermehrung der Hemmungskörper 
als Folge der Kachexie glauben kann. Außerdem wird, da Leukozytenferment 
und Trypsin nicht zu unterscheiden sind, die antitryptische Kraft des Blutes auch 
von dem Verhalten der Leukozyten beeinflußt; so wird die Probe auch bei 
akuten Infektionskrankheiten positiv, weiter auch bei anderen Fällen, wo ein 
Grund dafür nicht zu finden ist. M. Kaufmann. 


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Referate. 


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1466) v. Bergmann u. Bamberg. Zur Bedeutung des Antitrypsins im Blute. 

Aus d. II. med. Klinik der Kgl. Charite. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 30, S. 1396.) 

Der Organismus kann auf die Aufnahme von Trypsin (Resoq^tionen aus den 
Peritoneum oder subcutane Injektion) mit einem vermehrten Gehalt an anti- 
tryptischer Kraft im Serum antworten. Zuweilen vollzieht sich diese Reaktion 
innerhalb 24 Stunden. Die Steigerung scheint nicht einer längeren Vorbehand¬ 
lung mit Trypsin zu entsprechen. Den vermehrten Antitrypsingehalt könnte man 
vielleicht bei der schwierigen Diagnose akuter Pancreaserkrankungen gelegentlich 
mit heranziehen, natürlich mit größter Vorsicht, da auch bei anderen Krank¬ 
heiten (Carcinom, Basedow, Amöbendysenterie), selbst bei Gesunden vermehrter 
Antitrypsingehalt nachgewiesen ist. K . Bornstein . 

1467) Weiland, W. Kochsalz und Zuckerinfusionen beim Säugling. Aus 
d. med. Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. Prof. Dr. Lüthje. 
(Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 28, S. 1309.) 

Gegenüber der im Handbuch von Czerny-Keller niedergelegten Ansicht, 
daß es unmöglich ist, die Verbrennbarkeit der Zuckerarten durch subcutane 
Injektionen von Zuckerlösungen festzustellen, weil dieser Eingriff »trotz gegen¬ 
teiliger Angaben nicht ohne Schaden, zum mindesten nicht ohne lokale Reiz¬ 
erscheinungen verläuft«, und gegenüber den Versuchen von L. Schaps, die 
diese Warnung vor Zuckerinjektionen scheinbar stützen — Schaps soll nach 
Injektion kleiner Mengen isotonischer Zuckerlösungen außer Allgemeinerschei¬ 
nungen, wie Gewichtsveränderungen, Somnolenz, Erbrechen, selbst Collaps, eine 
typische Fieberreaktion und in der Regel auch lokale Reizerscheinungen gefunden 
haben — zeigen die Weiland sehen Versuche nichts von schädigenden Folgen 
bei einwandsfreier Versuchsanordnung. Die Resultate dieser Untersuchungen 
stehen in direktem Gegensatz zu denen von Schaps, der auf Grund seiner 
Versuche mit Zucker und Kochsalz eine neue Fiebertheorie aufgestellt hatte. 
Die auf der Säuglingsabteilung geführten Kurven und Krankengeschichten der 
letzten Jahre lassen nirgends eine fiebererregende Wirkung selbst größerer 
Kochsalz- und Zuckerinfusionen erkennen. # K. Bornstein . 

1468) Citron, J. u. Reicher, K. Untersuchungen über das Fettspaltungs- 
vermögen verschiedener Sera und die Bedeutung der Lipolyse für die Sera¬ 
diagnostik der Lues. Aus d. II. med. Klinik der Universität Berlin: Geheimrat 
Kraus. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 30, S. 1398.) 

Tierische Immunsera besitzen ein höheres Fettspaltungsvermögen, als der Norm 
entspricht. Die Autoren prüften die lipolytische Kraft der syphilitischen Sera in 
Parallele zu ihrem Komplementbindungsvermögen. Es wurde möglichst gleich¬ 
zeitig die Wassermann sehe Reaktion mit wässerigem Luesfötalextrakt aus¬ 
geführt und das Fettspaltungs vermögen der Sera gegen Monobutyrin resp. 
Lecithin geprüft. Fast alle Sera mit positiver Komplementbindungsreaktion be¬ 
saßen ein Fettspaltungsvermögen von 2,8—3,5 für Monobutyrin und von 0,7—1,4 
für Lecithin, während die negativen Sera meist Werte von 1,25—2,5 für Mono¬ 
butyrin und von 0,05—0,5 für Lecithin zeigten. Eine auffallend hohe Fett¬ 
spaltung gab eine Gruppe von Seren, die Nervenkranke, vorwiegend Epileptiker, 
betraf. Da die Fettspaltungskraft sich in den meisten tierischen Immunseren 
erhöht findet, so dürften die gemachten Befunde eine weit verbreitete Begleit¬ 
erscheinung bei Immunisierungsvorgängen darstellen. Weitere Untersuchungen 
werden lehren müssen, ob bei der großen Spezifität der Fermente sich im 
luetischen Serum spezielle Lipasen für die aus luetischen Organen zu isolierenden 
Lipoide gewinnen lassen. Ferner ist der Einfluß der Inaktivierung und Reakti¬ 
vierung sowie des Zusatzes gewisser Salze, insbesondere der gallensauren Al¬ 
kalien, näherer Prüfung zu unterwerfen. K\ Bornstein. 

1469) Brieger, L. u. Trebing, Joh. Weitere Untersuchungen über die anti- 
tryptische Kraft des menschlichen Blutserums, insbesondere bei Krebskranken. 

Aus d. hydrotherapeutischen Anstalt der Universität Berlin. Geheimrat Brieger. 
(Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 29, S. 1349.) 

Die Hemmungskraft des Blutes bei Krebskranken wird durch Pancreatin 


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Referate. 


beeinflußt. Wodurch? soll noch untersucht werden. Alle Patienten vertragen 
das Pancreatin sehr gut Das Allgemeinbefinden bessert sich, der Appetit wird 
stark angeregt. Eine Patientin nimmt in drei Wochen zwei Pfund zu. Es ist 
wichtig, zu ermitteln, wie sich die Hemmungskraft des Blutes verhält bei krebs¬ 
operierten Personen, welche lange unter Pancreatineinwirkung verbleiben. Auch 
soll die klinische Rolle des künstlich zugeführten Antitrypsins bei Carcinomen 
und anderen Krankheiten verfolgt werden. K. Bornstein . 

1470) Diesselhorst, G. Über Bleiausscheidung nach innerlichem Gebrauch von 
Plumbum aceticum. Aus d. Lab. der hydrotherap. Anstalt der Universität Berlin. 
Geheimrat Brieger. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 30, S. 1404.) 

In kleinen Dosen innerlich gegebenes Blei findet sich in Urin und Schweiß, 
wenn auch nur zum geringsten Teil, nachweisbar wieder. Eine vermehrte Ab¬ 
scheidung von Blei im Schweiß durch das Lichtbad im Gegensatz zu anderen 
Schwitzmethoden, wie behauptet worden ist, konnte nicht gefunden werden. 

K. Bomstein . 

1471) Niski, M. Über eine neue Bestimmungsmethode des Chinins und 
über seine Ausscheidung im Harn. Aus d. Pharm. Inst., Wien. (A. f. exp. 
Path. u. Pharm. 1909. Bd. 60, S. 312.) 

Verfasser hat auf Veranlassung von H. Meyer eine Methode der quantita¬ 
tiven Wiedergewinnung von Chinin aus Ham als Chinincitrat ausgearbeitet. 
Mittels der Methode wird unverändert vorhandenes Chinin quantitativ wieder¬ 
gewonnen. Die Bestimmung geschieht folgendermaßen: 250 ccm Chininharn 
werden mit 15—20°/ 0 NaOH sehr stark alkalisch gemacht und ca. 25—30 Stunden 
lang mit Äther bei ca. 80° C extrahiert, bis keine mit Chininreaktion nachweis¬ 
bare Chininmenge im Ham bleibt. Der Ätherauszug wird nach mehrmaliger 
Reinigung mit einer Ätherlösung von wasserfreier Citronensäure solange versetzt, 
bis kein Niederschlag mehr entsteht. Das so erhaltene Chinincitrat wird schlie߬ 
lich gewogen und aus ihm nach der Formel C 20 H 24 N 2 O 2 • CeH ö 0 7 die Menge 
Chinin berechnet. 

Mittels dieser Methode konnte Verfasser feststellen, daß ein Teil des ein¬ 
genommenen Chinins mit dem Ham unverändert ausgeschieden wird. Von ca. 
0,5 g per os eingenommenen Chinins (pur.) wurde innerhalb 72 Stunden nach 
der Einführung durchschnittlich 34,45 °/ 0 wieder gefunden, wovon der größte 
Teil innerhalb 24 Stunden (durchschnittlich 25,5°/ 0 ) ausgeschieden wird. — Wird 
Chinin gleichzeitig mit Arsen (eine Verordnung in den betr. Krankenanstalten 
zur Bekämpfung der Malaria in den österreichischen Küstenländern und Dalmatien) 
per os eingenommen, so übt die Beimengung von Arsen keinen Einfluß auf die 
Resorption oder die Äusscheidung des Chinins, sowie auf die Spaltung desselben 
im Organismus aus. Schtnid. 

1472) Grünwald, H. P. Beiträge zur PsyBiologie und Pathologie der Niere. 

Aus d. Pharm. Inst., Wien. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, S. 300.) 

Füttert man Kaninchen mit Maiskörnern, welche einige Tage hindurch in 
destilliertem Wasser gelegen haben und führt ihnen aqua calcis (aq. dest. er¬ 
zeugt Durchfalle) zu, so produzieren diese Tiere nach 8—10 Tage einen nahe¬ 
zu oder ganz chlorfreien Ham. Durch Diuretin kann man bei solchen Tieren immer 
wieder Kochsalzausscheidung erzwingen. Wird aber die Darreichung von Diuretin 
genügend lange fortgesetzt, so tritt Vergiftung ein, welche im ersten Stadium 
durch reflektorische Übererregbarkeit charakterisiert ist, später unter fortschreiten¬ 
der Lähmung zum Tod führt. Durch Kochsalzzufuhr (nicht durch Zufuhr anderer 
Salze) läßt sich das Auftreten dieser Vergiftungserscheinungen hintanhalten. 
Diese kochsalztreibende Wirkung des Diuretins ist eine primäre Nierenwirkung: 
bei nephrektomierten Kaninchen nimmt der Kochsalzgehalt des Blutes nach 
Diuretin nicht zu. Auch bei Schädigung des Nierenepithels durch große Queck¬ 
silbergaben bleibt die betreffende Diuretinwirkung nicht aus — der Haupt¬ 
angriffspunkt des Diuretins ist also der Glomerulusapparat. — Im akuten Diurese¬ 
versuch wirken beim kochsalzarmen Kaninchen alle nierengefäßerweitemden 
Mittel (Natriumsulfat, Harnstoff, Saccharoselösung) kochsalztreibend. Die Aus- 


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scheidungsstelle des Kochsalzes ist der Glomerulus. Der prozentuale Kochsalz¬ 
gehalt der Nierenrinde ist nur sehr geringen Schwankungen unterworfen, während 
der des Nierenmarks eine je nach dem Kochsalzreichtum des Tieres schwankende 
Größe zeigt. Schntid. 

1473) Slowzoff, 6. J. Über den Einfluß von Fischspeise auf den Umsatz 
von Phosphor, Calcium und Magnesium. (Verhandl. der Gesellschaft Russischer 
Arzte zu St. Petersburg. November-Dezember 1908/1909.) 

Eine Reihe von Versuchen, welche von den Drr. Kurkowsky, Kobsarenko, 
Guschewsky, Slowzow u. a. angestellt worden sind, zeigen, daß Fischnahrung 
mit Erfolg das Fleisch des zusammengesetzten Kostmaßes ersetzen kann. Sie 
hat einen gewissen Einfluß auf die Zusammensetzung des Harns, so z. B. ver¬ 
mindert sich, wenn Fleisch durch Fisch ersetzt wird, der Gehalt an Harnsäure 
und Kreatinin, wogegen die Menge des rückständigen Stickstoffs bemerkbar zu¬ 
nimmt. Vorliegende Arbeit hat den Zweck, Kenntnisse über den Umsatz des 
Phosphors und der Erd-Alkalimetalle zu ergänzen. Die Versuche wurden an 6 Per¬ 
sonen vollzogen, welche 4 Tage lang eine aus schwarzem Brot, Buchweizengrütze, 
Kohl und Fleisch bestehende Nahrung bekamen; in den nächsten 4 Tagen aßen 
sie dieselbe Kost und es wurde nur das Fleisch durch eine hinsichtlich des Stick¬ 
stoffs äquivalente Fischmenge ersetzt. Das tägliche Kostmaß betrug ungefähr 
130 g Eiweiß und gegen 3200 g Kal. Indem man die Einnahmen und Ausgaben 
an CaO, MgO und P 2 0 2 vergleicht, merkt man, daß der Ersatz des Fleisches 
durch Fisch auf die Aufnahme von P beinahe gar keine Wirkung hat, daß die 
Ca-Aufnahme beinahe um 5°/ 0 verschlechtert wird, daß aber die Aufnahme des 
Mg durch den Darmkanal stark, um 8°/ 0 , zunimmt. Die Ablagerung von P und 
Mg wird im Organismus bemerkbar besser, dafür wird aber das Zurückhalten 
des Ca viel geringer. Als besonders charakteristisch für die Fischperiode kann 
die Steigerung von Ca im Ham um beinahe 60°/ 0 und von Mg beinahe um 
44°/ 0 im Vergleich zur Kontrollperiode angesehen werden. Diese Erscheinung 
kann, wie es dem Verfasser scheint, vom praktischen Standpunkte aus benutzt 
werden, denn die Vermehrung von Ca ist einer von den Faktoren, welche das 
Ausfallen der Oxalate ans dem Ham bemerkbar erschweren. Fischkost ist somit 
nützlich bei Nierensteinen, welche aus hamsauren Salzen bestehen, hingegen 
aber schädlich bei Oxalsäuresteinen. Babkin . 

1474) Ury, Hans. Zur Lehre von den Abführmitteln. i'Vergl. Referat 1978 
d. Centralblattes 1908.) II. Über das Vorkommen von gelösten Substanzen in 
den Faeces bei gesteigerter Darmperistaltik. (Boas Archiv 1908, Bd. 14, H. 5, S. 506.) 

Nachdem im ersten Teil der Arbeit der Nachweis geführt wurde, daß wasser¬ 
lösliche Verdauungsprodukte in der Faeces normaliter nicht Vorkommen, werden 
jetzt diese Verhältnisse bei künstlich durch Abführmittel gesteigerter Peristaltik 
untersucht. Dabei fand Ury, daß unter normalen ErnährungsVerhältnissen ge¬ 
löste Verdauungsprodukte (Traubenzucker, Albumosen, Albumin) nicht oder nur 
recht selten Vorkommen. Besonders dem Nachweis von Albumosen und Albu¬ 
min in größeren Mengen ist eine große Bedeutung beizulegen. Bei abnormer 
Überflutung des Organismus verhält sich die Sachlage natürlich anders. Nach 
Verabreichung von 25 g Somatose läßt sich in den nach 6 Stunden erfolgenden 
diarrhoischen Entleerungen reichlich Somatose nachweisen. — Auch gleichzeitig 
mit den Abführmitteln gegebene geringe Mengen wasserlöslicher Substanzen 
(Salicvl, Jodkali, Lithium) ließen sich in den Entleerungen nicht mehr nach¬ 
weisen. — Bezüglich der Resorption von Chlor bei diarrhoischen Darment¬ 
leerungen läßt sich sagen, daß bei geringer dargereichter Chlormenge und ge¬ 
nügend großen Zwischenraum bis zur Darmentleerung das in diesen nachge¬ 
wiesene Chlor im wesentlichen aus dem Körperinnern stammt (secerniert ist). 
(Bei 1 g NaCl in 150 g Wasser dürfte der erforderliche Zeitraum höchstens eine 
Stunde betragen.) P. Schlippe. 

1475) Ury» Hans. HI. Zur Theorie der Abführmittelwirkung. (Boas Archiv 
1908, Bd. 14, H. 5, S. 622.) 

Klinische und experimentelle Erfahrungen lehren uns, daß nicht allein ver- 


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Referate. 


mehrte Peristaltik, welche den noch uneingedickten Darminhalt zur Entleerung 
brächte, sondern Entleerungen von Flüssigkeit in das Darmlumen, sei es durch 
Transsudation oder Exsudation oder Secretion, stattfinden müssen. Zur Entschei¬ 
dung dieser Fragen ist der Nachweis unveränderter Fermente, die Untersuchung 
des Chlorgehaltes der Faeces von entscheidender Bedeutung. P. Schlippe. 

1476) Ury, Hans. IV. Zur Theorie der Bitterwasserwirkung. (Boas Archiv 
1908, Bd. 15, H. 2, S. 210—250.) 

Ury studierte die Wirkungsweise des Bittersalzes indem er auf vollen oder 
nüchternen Magen bekannte Mengen verabreichte und die erfolgenden Stuhl¬ 
gänge nach den aus dem Folgenden ersichtlichen Gesichtspunkten untersuchte. 
Die rasche Ausscheidung des größten Teiles des Bittersalzes erlaubte den Schluß 
auf vermehrte Peristaltik. Die zahlenmäßig nachgewiesene Wasserausscheidung 
(kochsalzreich, eiweißarm) ist bewirkt durch eine Capillartranssudation, nicht durch 
eine endzündliche Exsudation; daß es sich nicht um eine bedeutungsvolle Hyper- 
secretion der Verdauungsdrüsen handelt, geht aus den Fermentuntersuchungen her¬ 
vor. Die schlechte Resorbierbarkeit der Magnesiasalze ist im Gegensatz zur 
Wirkung von CINa die Ursache dafür, daß sie bis 24 Stunden lang das Auftreten 
diarrhoischer Stuhlgänge unterhalten. Eine Isotonie des dünnflüssigen Darminhaltes 
wird nicht erreicht. — Eine Wirkung des Bittersalzes auf die Peristaltik nach Auf¬ 
nahme ins Blut existiert nicht, ebensowenig wird es im oberen Teil des Darmes 
resorbiert und im unteren wieder ausgeschieden. P. Schlippe . 

1477) Kehr, Hans (Halberstadt). Die Bedeutung der Cammidgeprobe in der 
Indikationsstellung bei der Gallensteinkrankheit. (Münch, med. Wschr. Mai 1909, 
Nr. 21.) 

Kehr verwirft die prinzipielle Frühoperation bei der Gallensteinkrankheit, 
die bei der gegenwärtig rationellsten Methode, der Cholecystektomie mit Hepaticus- 
drainage, eine Mortalität von 3°/ 0 hat und damit immer noch mehr Opfer er¬ 
fordern würde als die möglichen späteren Komplikationen (Pylephlebitis, Carci- 
nom usw.). Neben der absoluten Indikation (Perforation, Empyem usw.) stellt 
er eine relative Indikation auf, die Fälle, bei denen ohne schwere Komplikationen 
die sich häufenden Anfälle die Erwerbsfähigkeit oder die Lebensfreude wesent¬ 
lich beeinträchtigen. In solchen Fällen ist die Wahl unter Mitteilung der 3% 
Mortalität dem Kranken zu überlassen. Was die Kranken mit heftigen An¬ 
fällen, aber dazwischenliegendem völligen Wohlbefinden anlangt, so huldige hier 
Kehr zwar dem Prinzip des Nichtoperierens, hat diesen Standpunkt aber in 
einer früheren Arbeit (Mitt. aus dem Grenzgebiete der Med. und Chir., Bd. XX) 
in Anbetracht der Häufigkeit der Panereaserkrankungen bei Cholelithiasis (in 
520 Fällen 24°/ 0 , die leichtesten allerdings mitgerechnet) dahin modifiziert, daß er 
bei positiver Cammidgescher Probe doch operieren will. Diesen Standpunkt 
hält er auf Grund neuerer Erfahrungen mit der Cammidgeprobe auch heute noch 
fest. Von 32 inzwischen angestellten Cammidgeproben waren 7 negativ: 3 davon 
wurden deshalb nicht operiert, bei den andern 4 war das Pancreas in der Tat 
frei. 25 Proben waren positiv, darum wurden 18 operiert, und nur in einem 
Falle hatte die Probe getrogen, indem sich keine Pancreatitis, sondern nur 
Choledochuscarcinom fand. — In einem Nachtrag berichtet Kehr noch über 4 
weitere Proben, von denen 3 ein richtiges, 1 aber ein völlig falsches Resultat 
ergab, indem die Probe bei einer akuten eitrigen Pancreatitis negativ war, ein 
Resultat, das Kehrs Glauben an die Probe etwas in Schwanken brachte. 

M. Kaufmann . 

1478) Satta, G. u. Donati, A. Süll’ emolisi da oleato sodico e sull’ azione 
antiemolitica del siero di sangue di bue. (Über die Ölsäurehämolyse und die 
antihämolytische Wirkung des Rinderblutserums.) Aus dem Ist. di Pat. gen. zu 
Turin. (A. p. 1. scienze med. 1909, Bd. 33, H. 1 — 2.) 

Das ölsaure Natron ist ein starkes hämolytisches Gift: 1 ccm einer Lösung 
von 1:10 4 löst vollkommen 1 ccm einer 5proz. Suspension von Rinderblutkörperchen. 
Die Empfindlichkeit der einzelnen Tierspecies ist dabei etwas verschieden; mög¬ 
licherweise hängt dies von dem Gehalt der einzelnen Tierblutkörperchen an 


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Referate. 


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Lipoidsubstanzen ab, indem die Blutkörperchenarten, die den größten Gehalt an 
Lipoiden haben, am stärksten gelöst werden (Hund, Kaninchen); doch sprechen 
einige Befunde dagegen. Was die Art der Wirkung der Ölsäure anlangt, so 
darf man wohl annehmen, daß sie die lipoid-albuminoide Schicht angreift, die 
das Blutkörperchen umgibt; allerdings läßt sich nicht ausschließen, daß das 
Natriumoleat auch auf das Eiweißstroma des Blutkörperchens einwirkt. — Die 
hämolytische Wirkung des ölsauren Natrons wird nun gehemmt durch Zusatz 
von Rinderblutserum, und zwar ist 1 ccm des Serums imstande, die Wirkung 
einer Ölsäuredosis zu neutralisieren, die die kleinste hämolytische Dosis um 
das 50 fache übertrifft. Die Frage ist, welche Substanz des Serums die anti¬ 
hämolytische Kraft besitzt. Mit der Beantwortung dieser Frage beschäftigten 
sich zahlreiche Versuche der Verfasser, deren Resultate sowie Schlußfolgerungen 
hier nicht im einzelnen aufgeführt werden können. Die Verfasser kommen zu 
dem Schlüsse, daß zwei Substanzgruppen sich in diese Funktion teilen, nämlich 
die Lipoide und die Eiweißkörper: sowohl die mit Äther extrahierten Lipoide 
als auch das isolierte und möglichst gereinigte Serumalbumin und Serumglobulin 
besitzen hämolysehemmende Fähigkeit, wobei allerdings der Ein wand nicht un¬ 
bedingt zurückgewiesen werden kann, daß die Eiweißkörper nur vermöge ge¬ 
wisser, durch unsere Methoden nicht zu beseitigenden Unreinlichkeiten (Lipoide) 
wirken; doch sprechen eine Reihe von Erwägungen und Versuchen dafür, daß 
die antihämolytische Wirkung wirklich an die molekulare Eiweißkonstitution ge¬ 
bunden ist, und es ist wahrscheinlich, daß im Blutserum der Hauptanteil an der 
Hämolyse nicht den Lipoidsubstanzen, sondern den Eiweißkörpem zuzuschreiben 
ist. Die Eiweißkörper wirken dabei nicht durch ihre kolloidalen Eigenschaften, 
sondern es muß zwischen Protein und Ölsäure zu einer Art Vereinigung — 
physikalischer oder chemischer Natur — kommen, wofür eine Reihe von Tat¬ 
sachen sprechen. M. Kaufmann . 

1479) Qennari, C. Contributo allo Studio della insufficienza renale. (Bei¬ 
trag zum Studium der Niereninsufficienz. Aus dem Istit. di Pat. spec. med 
dimostr. zu Turin. (II Morgagni, April 1909, Nr. 4.) 

Gennari hat in einer größeren Anzahl von Fällen, von deren 6 die genauen 
Zahlen mitgeteilt werden, die Straußsche Kochsalzprobe und die Kövesysehe 
Wasserprobe angestellt. Bei inkompensierter Nephritis findet sich stets eine 
Störung der einen oder andern, aber die Intensität der Störung steht nicht in 
einem direkten Verhältnis zur Schwere der Inkompensation, abgesehen davon, 
daß die Undurchgängigkeit für Wasser und Salze zu gleicher Zeit die aller¬ 
schwersten Fälle kennzeichnet. Es gibt schwere und tödliche parenchymatöse 
Nephritiden, bei denen gute Wasserausscheidung mit Salzretention einhergeht. Die 
charakteristischste und wichtigste Tatsache bei der Niereninkompensation ist die 
starke Verminderung oder das völlige Verschwinden des Harnkochsalzes, das ein 
Sturmzeichen der beginnenden Urämie und daher prognostisch sehr wichtig ist. 
Ein direktes Verhältnis zwischen Kochsalzretention und Blutdrucksteigerung gibt 
es nicht. M. Kaufmann . 

1480) Vallillo, G. Ricerche chimiche su un sarcoma melanotico. (Chemische 
Untersuchung eines Melanosarkoms.) Aus dem path. Inst, der Veterinärhoch¬ 
schule zu Mailand. (Lo Sperimentale 1909, Bd. 63, H. 2.) 

Der Tumor, von einem 9jährigen Pferd stammend, enthielt einen schwarzen 
Farbstoff, der nur Spuren (0,033% von Fe (Verunreinigung?), aber reichlich 
(2,64 °/o) S aufwies. Da der S-Gehalt dem des normalen Hautpigments sehr ähn¬ 
lich ist, liegt es nahe, an eine Entstehung des pathologischen aus dem normalen 
Hautfarbstoff zu denken. M. Kaufmann . 

1481) Livierato, Sp. Ricerche biologiche sul carcinoma gastrico. (Biolo¬ 
gische Untersuchungen bei Magencarcinom.) Aus dem Istit. di clin. gen. zu 
Genua. (Gazz. d. osp. März 1909, Nr. 33.) 

Mit Tumorextrakt (ein Mammacarcinom und ein Sarkom der Kopthaut) als 
Antigen bewirkte der Magensaft von 7 sicheren Magencarcinomen komplette 
Hemmung der Hämolyse, während ein 8. Fall Spuren von Hämolyse aufwies. 


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Referate. 


Im Gegensatz hierzu ließ der Magensaft von 6 nicht carcinomatösen Magenkranken 
die Hämolyse völlig unbehindert. M. Kaufmann . 

1482) Fubini, E. A. Dei nuovi meto di clinici per il dos&mento della pep- 
sina. (Über die neuen klinischen Methoden der Pepsinbestimmung.) Aus d. Clin, 
med. gen. zu Turin. (Gazz. degli osped. April 1909, Nr. 31.) 

Fubini stelle vergleichende Untersuchungen mit der Rizin-, Edestin- und 
Caseinmethode an. Bei der Edestinmethode verwendete er Lösungen von 1:800 
und eine Temperatur von 38°. Wenn auch nicht ganz frei von Nachteilen (ev. 
Entstehung eines Kochsalzniederschlags, der aus dem Eiweiß des Magensaftes 
herrührt), scheint die Edestinmethode für die Praxis am geeignetsten, besonders 
auch, weil ihre Endreaktion sehr leicht abzulesen ist im Gegensat zu der Rizin¬ 
probe. Gegenüber dem Casein bietet Edestin den Vorzug besserer Löslichkeit. 
Ein strenger Parallelismus zwischen Pepsin- und Salzsäureausscheidung besteht 
nicht M. Kaufmann . 

1483) Capezzuoli, G. L'eliminazione orinaria della creatinina, P, Ca, Mg 
in tre diverse forme di distrofla muscolare. (Die Ausscheidung von Kreatinin, 
P, Ca, Mg im Ham von 3 Patienten mit Muskelatrophie.) Aus der Clin. med. 
gen. zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. Mai 1909, Nr. 22.) 

Die 3 Kranken (Nr. I, ein 48jähriger Mann mit „gestörter Ernährung der 
Muskeln des oberen Körpersegments, infolge Beschäftigungsneurose 4 ' (?), stationär; 
Nr. II, ein lljähriger Knabe mit Dystrophie; Nr. III, 12jähriger Knabe mit Dystrophie 
in vorgeschrittenerem Stadium (während einer Periode der Verschlimmerung) er¬ 
hielten gemischte Kost; die Untersuchungen erstreckten sich auf je 6 Tage. Die 

erhaltenen Werte sind im Durchschnitt der 6 Tage: Nr. I v = 25,54; P 2 0 6 =2,14; 

CaO = 0,404; MgO = 0,502; Kreat. = 0,531. Nr. II u = 20,87; P 2 O ß = 1,21; 

CaO = 0,212; MgO = 0,406; Kreat. = 0,345. Nr. III U = 19,08; P 2 0 6 = 1,24; 

CaO = 0,323; MgO = 0,576; Kreat. = 0,847. Die Magnesiaausscheidung war 

also in allen Fällen vermehrt; die Kreatininausscheidung war im 3. Falle relativ 

hoch; eine Beziehung zwischen u = und Kreatininausscheidung bestand nie; die 
Kalkausscheidung war überall etwas vermehrt, ohne Beziehung zur P 2 O ß -Menge. 

M. Kaufmann . 

1484) Michaelis, L. u. Bona, P. Über die Verteilung des Zuckers im Blute 
bei Hyperglykämie. Aus d. biochem. Labor, d. städt. Krankh. am Urban, Berlin. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 18, S. 375—379.) 

Bei der Erhöhung des Blutzuckergehaltes werden Plasma und Blutkörperchen 
einigermaßen gleichmäßig in Mitleidenschaft gezogen. Die direkte Bestimmung 
des Zuckers in den Blutkörperchen ist für quantitative Verhältnisse nicht ver¬ 
wertbar. Bei alimentärer Hyperglykämie ist zeitweilig ein erheblicher Unter¬ 
schied im Zuckergehalt innerhalb und außerhalb der Blutkörperchen möglich. 

K. Reicher . 

1485) Gordon, Douglas, G. and Haldane, J. S. The causes of periodic or 
Gheyne-Stokes breathing. (Die Ursachen des periodischen oder Cheyne-Stokes- 
schen Atmens.) Aus dem Physiologischen Laboratorium, Oxford. (The Journ. 
of Physiology 1909, Bd. 38, S. 400.) 

1486) Dieselben. The regulation of normal breathing. (Die Regulierung 
der normalen Atmung.) Aus demselben Laboratorium. (Ebenda S. 420.) 

In diesen beiden Publikationen wird über Versuche an Menschen berichtet, 
in denen die Alveolartension des Sauerstoffs und des Kohlendioxyds untersucht, 
ferner die Atmung registriert wurde, während gleichzeitig die Versuchsbedingungen 
vielfach variiert wurden. So enthält der Bericht Versuche mit forcierter und mit 
unterdrückter Atmung, nach Einatmen von Sauerstoff und nach verschiedenartiger 
Muskeltätigkeit. 

Auf mehrfache Weise gelang es den Verfassern, den Cheyne-Stokes sehen 
Atemtypus hervorzurufen. Beispielsweise genügte es durch 2 Minuten, willkür¬ 
lich die Frequenz und die Tiefe der Atemzüge zu steigern und hernach für kurze 


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Referate. 


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Zeit den genannten Typus bei ungezwungener Atmung zu erhalten. Denselben 
Effekt hat das Atmen durch eine lange mit Natronkalk gefüllte Röhre. 

Eine Erklärung für das Auftreten des Cheyne-Stokessehen Atmens er¬ 
gibt sich nun für die Verfasser aus ihren Analysen der Alveolarluft. Sie unter¬ 
suchten, welche C0 2 -Spannung bei verschiedener O a -Spannung nötig ist, um das 
Respirationscentrum zur Tätigkeit zu veranlassen. Solange die 0 2 -Spannung 
über 120 mm Hg ist, finden sie die nötige C0 2 -Spannung konstant bei ca. 48 mm. 
Sinkt die 0 2 -Spannung unter 120 mm, so wird auch die zur Auslösung von Atem¬ 
bewegungen nötige CO a -Spannung geringer. Die Untersuchung der Alveolar¬ 
luft in verschiedenen Momenten des künstlich hervorgerufenen Cheyne-Stokes- 
schen Atmens ergibt nun, daß durch die Atemperioden die C0 2 -Spannung stets 
unter jenen Wert sinkt und in der Atempause ihn wieder erreicht. Das Cheyne- 
Stokes sehe Atmen erklären Gordon und Haid an e dadurch, daß Sauerstoff¬ 
mangel eine Erhöhung der Erregbarkeit des Atemcentrums bewirkt (wobei die 
Milchsäurebildung eine wesentliche Rolle spielt), während Sauerstoffzufuhr die 
Erregbarkeit wieder herabsetzt. Die Veränderungen, die die Zirkulation durch 
die Atembewegungen erfährt, begünstigen den Wechsel zwischen erhöhter und 
herabgesetzter Erregbarkeit des Atemcentrums. 

Es bedarf nach Gordon und Haldane einer besonderen Erklärung, warum 
das Cheyne-Stokes sehe Atmen nicht viel häufiger auftritt als es in der Tat 
der Fall ist. Das kann nur dadurch geschehen, daß es einen besondern Re¬ 
gulierungsmechanismus gibt, der die Atemtätigkeit gleichmäßig macht, ähnlich 
wie ein Schwungrad den Gang einer Dampfmaschine regelt. Die Funktion des 
Schwungrades übt beim Atmen hauptsächlich die CO a -Kapazität des Atemcentrums 
aus, indem sie bewirkt, daß sich der CO a -Gehalt des Centrums nur langsam 
ändert. 

Die Steigerung der Atmung durch Muskeltätigkeit beruht nach Gordon 
und Haldane bei mäßiger Anstrengung auf dem Steigen der C0 2 -Tension durch 
die Arbeit. Bei stärkerer Arbeit steigt die Reizbarkeit des Atemcentrums durch 
Milchsäurebildung, wodurch die Atmung noch mehr vertieft wird; daher dann 
Entfernung von aufgespeichertem C0 2 aus dem Körper und Steigen des respira¬ 
torischen Quotienten. Reach . 

1488) Brieger, L. u. Trebing, Joh. Über die antitryptische Kraft des 
menschlichen Blutserums, insbesondere bei Krebskranken. Aus der hydro¬ 
therapeutischen Anstalt der Universität Berlin: Geheimrat Brieger. (Berl. klin. 
Wschr. 1908, Nr. 22, S. 1042.) 

Bei den früheren Versuchen über die antitryptische Wirkung des Bluserums 
fand man den Gehalt des Blutserums an Hemmungskörpern bei verschiedenen 
pathologischen Zuständen von der Norm abweichend, und daß hierbei teils eine 
Vermehrung, teils eine Verminderung der Hemmungskraft zu beobachten war. 
Die Autoren verwandten in letzter Zeit entzündlichen Eiter als Testkörper auf 
der Löfflerplatte (Blutserum und traubenzuckerhaltige Bouillon). Brieger- 
Marcus versuchten statt dessen das Pancreasferment Trypsin. 10 Sera ver¬ 
schiedener Krankheiten wiesen erhebliche Abweichungen von der Norm auf. 
Brieger und Trebing fanden bei einem Krebskranken auffallend viel Hem¬ 
mungskörper, setzten diese Versuche in erweitertem Maßstabe fort, mit demselben 
Resultate. K . Bornstein . 

1489) Wolff, W. u. v. Tomaszewski, J. Über Pepsin und Pepsinbestimmung 
mittels der Edestinprobe. Aus der inn. Abt. d. Poliklinik des Augusta-Hospitals 
in Berlin: Geheimrat Ewald. (Berl. klin. Wschr. 1908. Nr. 22, S. 1051.) 

Mit der etwas modifizierten Fuld-Lewisonsehen Edestinmethode haben die 
Autoren eine große Reihe von Versuchen gemacht. Die Resultate an Probe¬ 
frühstücksfiltraten fassen sie dahin zusammen: 1. Säfte mit normaler Acidität 
haben ziemlich konstante, um 100 Pepsineinheiten schwankende Werte. Bei 
hyperaciden Säften sind die Schwankungen um dasselbe Mittel herum größer. 
Bei subaciden sinkt der mittlere Pepsinwert bei relativ geringer Schwankung 
im ganzen etwas, während bei anaciden Säften die Pepsinwerte ganz niedrig 
sind, soweit die Anacidität nicht auf nervösen Ursprung zu beziehen ist. 2. Inner- 


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Referate. 


halb jeder dieser Gruppen besteht kein Parallelismus zwischen Acidität und 
Pepsinwert. 3. Ulcera scheinen annähernd normale Pepsinwerte zu besitzen. 
Magenkatarrhe gehen bezüglich Pepsingehalt und Acidität ziemlich parallel, 
Carcinome haben im Allgemeinen sehr niedrige Pepsinwerte, doch kommen 
auch ganz normale vor; Neurosen scheinen erhöhte Pepsinwerte und die absolut 
höchsten zu besitzen. Verschiedene, den Magenchemismus betreffende Fragen 
dürften sich mit der Edestinmethode leichter beantworten lassen. K. Bornstein . 

1489) Wilenko, O. G. (Karlsbad). Zur Kenntnis der Pepsinausscheidung im 
Ham. Aus der Prof. Strauß sehen Poliklinik in Berlin. (Berl. klin. Wschr. 1908, 
Nr. 22, S. 1060.) 

Der Autor hat quantitative Pepsinbestimmungen mit der von Jacoby be¬ 
gründeten und von Solms für die Pespsinbestimmungen im Mageninhalte brauch¬ 
bar gemachte Methode ausgeführt, die er für Harnuntersuchungen in spezieller 
Weise modifiziert hat. Er hat stets die 24stündige Hammenge berücksichtigt 
und einen Vergleich des Gesamthampepsins mit dem im Magen abgeschiedenen 
angestellt. Bei Selbstversuchen fand er, daß sonst bei gemischter wie bei eiwei߬ 
reicher Kost die Pepsinwerte ziemlich erhebliche Schwankungen zeigen, ohne 
daß für die einzelne Emährungsart besondere charakteristische Folgen zu be¬ 
obachten wären. Bei Diabetikern ist nicht immer eine vermehrte Pepsinaus¬ 
scheidung zu beobachten. Bei Magenkranken gibt es Fälle, bei welchen geringe 
Pepsinmengen im Harn und im Mageninhalt erscheinen, andere, bei welchen das 
Harnpepsin im Gegensatz zum Pepsin des Mageninhalts sogar überraschend 
hohe Werte zeigt. Für die Menge des im Ham erscheinenden Pepsins ist nicht 
so sehr die Menge des in den Magen sezemierten als die Menge des von den 
Zellen in die Lymphbahn resp. in die Blutbahn abgegebenen Pepsins von Be¬ 
deutung. Die mitgeteilten Versuche weisen auf die Existenz von Zuständen an 
der Magenschleimhaut hin, bei welchen diese zwar die Fähigkeit verloren hat, 
wirksames Pepsin in das Mageninnere zu sezemieren, aber doch noch imstande 
ist, Pepsin in die Säfte, oft in erhöhten Mengen, abzuscheiden. Bei dem Krank¬ 
heitsbilde der Apepsia gastrica dürfte das Hampepsin speziell zu berücksichtigen 
sein. K. Bornstein. 


Klinisches. 

1490) Meyer. Über das Fortbestehen der Leucopenie bei einer im Verlauf 
eines Typhus abdominalis auftretenden Perforationsperitonitis. Aus d. Chirurg. 
Abt. II, Sektion I, des Bürgerhosp. zu Straßburg i./E. (Münch, med. Wschr. Juli 
1909, Nr. 30.) 

Durch die Überschrift genügend charakterisierter Fall; die Leucocytenzahl 
betrug vor der Perforation 4700, nachher 4500 und 4300. M . Kaufmann . 

1491) Moro, E. u. Stheemann, H. Klinische Überempfindlichkeit II. ört¬ 
liche Hautreaktionen auf Atoxyl. Aus d. Kinderklinik zu München. (Münch, 
med. Wschr. Juli 1909, Nr. 28.) 

Die Beobachtung gelegentlicher mehr oder minder intensiver Hautentzün¬ 
dungen am Orte der Injektion bei therapeutischen Atoxylversuchen veranlaßte 
die Verfasser, die lokale Wirkung von Atoxylinjektionen eingehender zu stu¬ 
dieren; zu diesem Zwecke erhielten 71 Kinder von 2—13 Jahren Atoxylinjek¬ 
tionen, und zwar stets 0,3 ccm einer lOproz. Lösung subcutan. In 13 Fällen 
wurde mehrmals (bis 8 mal) injiziert, in 58 nur einmal. Von den 13 wiederholt 
geprüften Fällen blieb in 3 Fällen eine örtliche Reaktion aus; in den übrigen 
10 Fällen verlief nur die erste Einspritzung reaktionslos, während die späteren 
regelmäßig ausgedehnte Hautreaktionen ergaben, und zwar traten die Hautreak¬ 
tionen bei wiederholter Injektion nicht nur intensiver, sondern auch rascher auf 
als nach der früheren Einspritzung; dies erinnerte an den Typus »lokaler Über¬ 
empfindlichkeitsreaktionen«. Die entzündlichen Reaktionen sind sehr polymorph. 
Bemerkenswert ist das baldige Erscheinen abgeschwächter Reaktionen im Verlauf 
weiterer Injektionen. In einem Falle gelang es, zur Zeit der Atoxylüberemfind- 
lichkeit mittels der cutanen Impfung mit konzentrierter (25 proz.) Atoxyllösung 


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Referate. 


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lokale Entzündungsreaktionen zu erzielen, die sich äußerlich von Tuberkulin¬ 
papeln nicht unterscheiden ließen, unter dem Einflüsse einer neuerlichen Atoxyl- 
injektion flammte die Reaktion an den alten Impfstellen wieder auf. Dies 
war der einzige Fall, wo cutane Atoxylimpfung positiv war. Von den 13 wieder¬ 
holt injizierten Kindern reagierten 6 schon auf die erste Injektion mit örtlicher 
Entzündung. Dabei fiel ein merkwürdiger Parallelismus der primären Atoxyl- 
reaktion mit der v. Pirquetschen Tuberkulinimpfung auf, indem alle 6 Kinder 
auch auf Tuberkulin reagierten, die andern 7 nicht. Eine daraufhin vorgenom¬ 
mene Untersuchung der anderen 58 Kinder ergab, daß bei positiver Tuberkulin¬ 
reaktion in 82 °/ 0 positive, bei negativer Tuberkulinreaktion in 85% negative 
Primärreaktion auf Atoxyl eintrat; der Parallelismus bezieht sich auch auf die 
Intensität der Reaktion. Hie und da schien die primäre Atoxylreaktion sogar 
empfindlicher zu sein als die Tuberkulinreaktion. Die beiden Reaktionen unter¬ 
scheiden sich voneinander schon darin, daß die Tuberkulinreaktion ihren Höhe¬ 
punkt erst am zweiten Tage erreicht, wo die Atoxylreaktion schon verschwindet. 

M. Kaufmann . 

1492) Strauß, H. (Berlin). Über akute exsudative Perisigmoiditis. (Ther. 
d. Gegenw. Juli 1909, Nr. 7.) 

Die mit Fieber einhergehenden Formen von Perisigmoiditis stehen an Wich¬ 
tigkeit nicht hinter der Perityphlitis zurück. Man kann, ähnlich wie bei der 
Appendicitis, zwei Gruppen unterscheiden: eine Perisigmoiditis simplex und eine 
Perisigmoiditis apostematosa bezw. gravis. Von jeder der beiden Formen be¬ 
richtet Strauß zwei Beobachtungen und bespricht anschließend daran die Dia¬ 
gnose, Differentialdiagnose und Therapie, bei welch letzterer die für die Appen¬ 
dicitis geltenden Grundsätze maßgebend sind. M. Kaufmann . 

1493) Parola, L. La radiologia clinica dello stomaco. (Klinische Radiologie 
des Magens.) Aus d. Gabinetto di Elletroter. e. Radiol. dell’ Osp. Maggiore zu 
Mailand. (La Clin. med. Ital. Dez. 1909, Nr. 12.) 

Auf die große, mit guten Abbildungen versehene Abhandlung, die sich 
einem kurzen Referate entzieht, sei hier wenigstens hingewiesen. M. Kaufmann . 

1494) Wunder (Wolfstein i./Pfalz). Wie kann der Arzt im Sprechzimmer 
den Salz- und den Harastoffgehalt des Harns feststellen? (Münch, med. Wschr. 
Juli 1909, Nr. 27.) 

Wunder bestimmt den Elektrolytengehalt des in einer 1 ccm fassenden 
Rekordspritze enthaltenen Harns. Er benützt zu diesem Zwecke eine einfache 
Kombination von Spritze, Lichtkohlenstück, Drähten, Milliamperemeter und Bat¬ 
terie (aus 5 Akkumulatoren = 10 Volt). In einer empirisch festgestellten Tabelle 
ist niedergelegt, wieviel Prozent Elektrolyte dem jedesmaligen Ausschlag des 
Milliamperemeters entsprechen; dazu gleichzeitig zum Zwecke der Harnstoffbe- 
stimmung das spezifische Gewicht der betreffenden Elektrolytlösung. Von dem 
festgestellten Elektrolytgehalt treffen nicht ganz % unter normalen Verhältnissen 
auf Kochsalz; pathologische Schwankungen der wichtigeren anderen Elektro¬ 
lyte, der Sulfate und Phosphate, bedingen keinen erheblichen Fehler. Den Ham- 
stoffgehalt kann man aus dem festgestellten Elektrolytgehalt berechnen, indem 
man von dem spezifischen Gewicht des Gesamtharns das in der Tabelle dem 
gefundenen Elektrolytgehalt entsprechende spezifische Gewicht abzieht; die 
Differenz ist das spezifische Gewicht der Hamstofflösung, aus dem man nach 
einer zweiten Tabelle den Hamstoftgehalt abliest. Die andern organischen Harn¬ 
bestandteile sind dabei, was nur einen geringen Fehler bedeutet, als Harnstoff 
mitgerechnet; Eiweiß und Zucker müssen quantitativ bestimmt werden, und das 
spezifische Gewicht der Eiweiß- bezw. Zuckerlösung kommt zuerst von dem 
spezifischen Gewicht des Gesamtharns in Abzug. — Der Apparat wird von der 
Firma G. A. Kleinknecht-Erlangen hergestellt. 

Verfasser fügt der Beschreibung der Methode noch eine Mitteilung über 
Beobachtungen der Harnstoff- und Elektrolytausscheidung unter normalen und 
pathologischen Bedingungen bei, deren Einzelheiten im Original eingesehen 
werden müssen. M. Kaufmann. 


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Referate. 


1495) Kwilecki (Breslau). Eine Modifikation der Esbach sehen Eiweißprobe. 

(Münch, med. Wschr. Juni 1909, Nr. 26.) 

Der (zum Patent angemeldete) dem Esbachschen ähnliche Apparat gestattet, 
bei Urinen bis zu 2 0 / 00 Alb. das Resultat binnen 2, bei höherem Gehalt binnen 
5—6 Minuten abzulesen. Der saure Urin wird bis zur Marke U eingefüllt, mit 
10 Tropfen lOproz. FeCl 3 versetzt, dann Esbach-Lösung bis R aufgefüllt. Gut 
verkorken, nicht zu stark schütteln. In einem eigens dazu gefertigten Kolben 
wird Wasser auf 72° C erwärmt, der Kolben vom Feuer genommen, der gefüllte 
Apparat kommt in den Kochkolben, und zwar muß in diesem die Flüssigkeit 
1 cm höher stehen als im Apparat. Das Eiweiß setzt sich darin in der bezeich- 
neten Zeit ab. M . Kaufmann . 

1496) Ghedini, G. Per la patogenesi e per la diagnosi delle malattie del 
sangue e degli organi emopoietici, Puntura esplorativa del midollo osseo. 

(Probepunktion des Knochenmarks behufs Diagnose von Blutkrankheiten.) Aus 
der med. Klinik zu Genua. (Clin. med. Ital. Okt. 1906, Nr. 10.) 

Ghedini schlägt vor, bei der Diagnose von Blutkrankheiten die Probepunk¬ 
tion des Knochenmarks zu Hilfe zu nehmen. Er bohrt mit einem kleinen Trepan 
an der inneren Vorderfläche des obem Tibialdrittels, nachdem er unter Lokal¬ 
anästhesie die Weichteile bis zum Knochen durchschnitten, ein Loch, führt eine 
mit Mandrin bewaffnete Nadel ein und setzt nach Entfernung des Mandrins eine 
Spritze an, mit der er Knochenmarksteilchen ansaugt. Die Methode hat sich in 
17 Fällen als völlig harmlos erwiesen und wertvolle Aufschlüsse geliefert. 

M. Kaufmann. 

1497) Schmidt, P. Über die hygienische Bewertung verschiedener farbiger 
Kleidung bei intensiver Sonnenbestrahlung. (Arch. f. Hyg. 1909, Bd. 69, H. 1.) 

Von dicken Stoffen sind weiße am zweckmäßigsten; von dünnen ungefähr 
von der Durchlässigkeit des Battists sind dunkelfarbige vorzuziehen, vorausgesetzt, 
daß die Kleidung nicht mit größerer Fläche der Körperoberfläche aufliegt. Bei 
intensiver Bestrahlung sind am besten dünne Stoffe mit hellfarbiger Oberfläche, 
aber mit dunkler unterer Lage. 

Die farbigen Rassen sind gegen die Sonnenbestrahlung dadurch besser ge¬ 
schützt, daß die Pigmentschicht das Erythema solare verhütet, außerdem die 
Absorptionszone oberflächlicher gelegen ist. Hierdurch ist die Abgabe der ab¬ 
sorbierten Sonnenwärme erleichtert. 

Der Sonnenstich wird nicht durch die ultravioletten Strahlen bedingt, sondern 
durch die hellen Sonnenstrahlen, die sich beim Eindringen in die Körperoberfläche 
in Wärme umsetzen. 

Bei der Wärmeregulierung bestehen große individuelle Unterschiede, die auf 
nervöse Einflüsse zurückzuführen sind (Gefäßwirkungen, Schweißsecretion, Talg- 
secretion). Bei diesen Verhältnissen ist ein Einfluß der Hautfarbe schwer er¬ 
kennbar. Pincussohn. 

1498) Korff, B. Beiträge zur Morphium-Scopolamin-Narkose. (Berl. klin. 
Wschr. 1908, Nr. 29, S. 1352.) 

Korff behauptet, daß mit Äther und Chloroform selbst unter günstigsten 
äußeren Umständen in besten Krankenhäusern mehr Unheil während und nach 
der Operation vorkommt, als die sogenannten Statistiken nachweisen lassen. 
Auf Grund von 400 Fällen empfiehlt der Autor folgende Methode: Scopolamin 
0,0004, Morphium 0,01 wird 2 1 j 2 — 3 Stunden vor der Operation eingespritzt. 
Gleiche Menge nach einer Stunde: Summa höchstens 0.0012 Scopolanin und 
Morphium 0,03. Falls zwei Einspritzungen genügen, läßt man die dritte fort. 
Eventuell Ergänzung durch geringe Mengen Äther oder Chloroform. Angewendet 
wird das Riedelsche Scopomorphin in Tuben. Korff glaubt, daß mehrere Mittel, 
jedes in kleineren Dosis, weniger schaden, als ein Mittel in eventuell sehr hohen 
Dosen. K . Bornstein. 

1499) Permin, G. E. Gastritis ved Lungetuberkulose. (Gastritis bei Lungen¬ 
tuberkulose.) (Habilitationsschrift, Kopenhagen 1909.) 

Man findet bei den extremen Fällen von Lungentuberkulose in ungefähr 


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Referate. 


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75°/ 0 ausgeprägte gastritische Veränderungen — nur selten Vermehrung des 
Bindegewebes, aber niemals Sclerosierung. Die Häufigkeit der An- und Sub¬ 
acidität im Magensaft der Phthisiker ist folgende: im ersten Stadium 23 °/ 0 , im 
zweiten Stadium 34 °/ 0 , im dritten im ganzen 47 °/ 0 . — und zwar für »Sanatorien- 
tälle« 34°/ 0 und für Fälle im extremen Stadium im letzten halben Lebensjahre 
75 °/ 0 . — Bei normalem Säurewerte kann Pepsinwirkung fehlen oder braucht 
doch nur minimal zu sein. K. A. Heiberg . 

1500) Bendig, P. Ein weiterer Beitrag zu dem Artikel: Akute gelbe Leber¬ 
atrophie bei Syphilis. Aus der Hauptabteilung der Magdeburger Krankenanstalt 
Altstadt: Dr. Schreiber. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1229.) 

17jährige Patientin. Nach 6 wöchentlicher gut verlaufender Schmierkur, nach¬ 
dem sämtliche Lueserscheinungen verschwunden waren, schwerer Ikterus, der 
nach drei Tagen zum Tode führte. Sektion ergibt: akute gelbe Leberatrophie. 

K* Bornstein . 

1501) Waldvogel u. Süßenguth. Die Folgen der Lues. Aus der medizini¬ 
schen Klinik Göttingen. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1213.) 

Das 19. Jahrhundert ist für die Erforschung des Syphilis Verlaufes und die 
Erkenntnis der Syphilisfolgen für den Einzelnen und den Staat unfruchtbar ge¬ 
wesen; die schwerwiegendsten prognostischen Behauptungen sind aufgestellt, 
ohne daß statistische Beläge zu der schweren Bedeutung dieser Aussagen in 
irgend einem annehmbaren Verhältnis standen. Erst in den letzten Jahren ist 
hierin Wandel geschaffen worden durch die wissenschaftlichen Arbeiten und die 
Statistiken der Versicherungsgesellschaften: die Autoren kamen auf Grund der 
Erhebungen an 297 in den Jahren 1873—82 in der medizinischen Klinik zu 
Göttingen behandelten Personen und den Ergebnissen aus der Versicherungs¬ 
praxis zu den interessanten Resultaten, daß die Folgen der Syphilis bisher viel 
zu sehr grau in grau gemalt worden sind. Die Ergebnisse für Lebensdauer, 
Nachkommenschaft usw. rechtfertigen nicht den großen Pessimismus. K. Bornstein . 

1502) Langstein, L. Ekzem und Asthma. Ein Beitrag zur Kenntnis der 
exsudativen Diathese. Aus der Universitätskinderklinik der Kgl. Charite: Ge¬ 
heimrat Heubner. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1218.) 

Die Fink eiste in sehe Methode der salzarmen Ernährung ist ein ausgezeichnetes 
therapeutisches Hilfsmittel bei einer Reihe schwerer Ekzemfälle, versagt aber voll¬ 
ständig beim Asthma. »Hier zeigt sich als hervorragendes therapeutisches Agens 
die Änderung des Milieus. Die Anschauung, daß das Asthma durch irgend 
welche suggestive Einflüsse von seiten der Eltern oder des Pflegepersonals aus¬ 
gelöst werden, ist wohl berechtigt.« K. Bornstein . 

1503) Mosse, M. Über metalymphämische Lebercirrhose. Aus dem medi¬ 
zinisch-poliklinischen Institut der Universität: Geheimrat Senator. (Berl. klin. 
Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1219.) 

Ein Fall von ausgesprochener lymphatischer Leukämie, bei dem infolge 
Röntgenbestrahlung die Leukämie fast vollkommen geheilt war. An diese er¬ 
innerten fast nur noch die Lymphocyteninfiltrationen des Knochenmarks. Es 
fand sich weiterhin eine Lebercirrhose und eine chronische Peritonitis vor. Bei 
der Bestrahlung sind stets die Hamsäurewerte erhöht, also die Leberparenchym¬ 
zellen erhöht in Anspruch genommen. Die Schädigung der Zellen hält Mosse 
in seinem Fall durch x die infolge Röntgenbestrahlung zu Grunde gegangenen und 
zu Grunde gehenden Lymphocyten für möglich. K. Bornstein . 

1504) Gurewitsch, G. J. Ein Fall von Hirschsprung scher Krankheit. 

(Verhandl. der Ges. Russ. Ärzte. November-Dezember 1908—1909.) 

Der vom Vortragenden beobachtete Fall erweist sich beinahe in allen Hin¬ 
sichten als sehr typisch. Er bezieht sich auf einen 1 Jahr und 3 Monate alten 
Knaben, bei dem die bald nach der Geburt bemerkte zunehmende Vergrößerung 
des Abdomens allmählich einen kolossalen Grad erreichte, indem sie einen Um¬ 
fang von 79 cm bot. Beim Eintritt ins Hospital wurde beim Kranken hartnäckige 
Stuhlverstopfung und Schädigung des Allgemeinbefindens beobachtet. In der 


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Referate. 


Gegend über dem Nabel zeichnete sich durch die äußeren Bauchdecken deutlich 
der Umriß des Colon transversum; die Stuhlverstopfung konnte durch die ge¬ 
wöhnlichen Mittel nicht beseitigt werden. Bei der Probelaparotomie mit nach¬ 
folgendem Anlegen eines Anus praeternaturalis wurde eine Verlängerung des 
Gekröses und der Flexura sigmoidea und eine bedeutende Krümmung der letz¬ 
teren entdeckt, wobei letztere aber nicht übermäßig breit erschien. Der Kranke 
ging unter Erscheinungen von Herzschwäche zu Grunde. Die Autopsie ergab: 
eitrige Peritonitis, nicht vollkommen gleichmäßige aber kolossale Erweiterung 
des Dickdarmes vom Coecum bis zum Colon descendens — an der Flexura 
sinistra erreichte sie 16 cm im Umfange — einige Erweiterung des Ileum und 
des Magens, eine Verdickung der Dickdarm wand, welche stellenweise bis zu 
2,2 im Querschnitt ging; letztere ging hauptsächlich auf Kosten einer Hyper¬ 
trophie der Querfasern der Muscularis, aber auch mit deutlicher Hypertrophie 
aller anderen Schichten vor sich. Was die Entstehung der Krankheit im ge¬ 
gebenen Falle anbetrifft, so ist Vortragender geneigt, eine große Bedeutung 
der primären angeborenen Entwicklungsanomalie zuzuschreiben. Es ist eigent¬ 
lich eine idiopathische Erweiterung und Hypertrophie des Dickdarms, zu 
welcher später funktionelle Störung der Kotentleerung als Komplikationen hin¬ 
zukommen; letzteres führt zu einer weiteren Hypertrophie und Erweiterung 
wegen mechanischer Überfüllung des Darmes mit seinem Inhalt. Babkitt. 

1505) Meyer, G. u. Loewy, A. (Berlin). Über die manuelle künstliche 
Atmung Erwachsener. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr, 24. S. 1134.) 

Es handelt sich um einen Vergleich der Wirksamkeit der beiden bekanntesten 
und verbreitetsten Verfahren, des Howard sehen und des Silvester sehen Ver¬ 
fahrens, das durch das Brosch sehe modifiziert wurde. Die Autoren richten ihr 
Augenmerk besonders auf rein praktische Fragen, z. B. inwieweit Modifikationen 
in der vorgeschriebenen Haltung und Stellung des Retters Einfluß auf den Effekt 
der Atmung haben. Da jeder Arzt in die Lage kommen kann, diese manuelle 
künstliche Atmung an Asphyktischen selbst auszuüben oder in Samariterkursen 
zu lehren, will ich mich nicht auf eine kurze Inhaltsangabe des Aufsatzes be¬ 
schränken, sondern die Herren Kollegen bitten, die leicht zugängliche Original¬ 
abhandlung nachzulesen. A. Bomstein . 

1506) Grönberg, John. Dietetiska försök ved ventrikelatoni. (Diätetische 
Versuche bei Magenatonie.) (Finska Läkaresällskabets Handlingar, Mai 1909, 
S. 614—624.) 

Resultate: Mehlspeisen (Grütze mit Butter und Milch) stellen die geringsten 
Anforderungen an die Arbeit des Magens; bei gemischter Kost findet sich keine 
wesentliche Differenz zwischen Fleisch und Fisch; besonders bei stärkeren 
Motilitätsstörungen wird der Magen am meisten von Eiern belastet. K. A . Heiberg. 

1507) Borchardt, L. Ein Pall von Lebertumor mit Lävulosurie. Aus der 

med. Klinik zu Königsberg i. Pr. (Münch, med. Wschr. Juni 1909, Nr. 25.) 

In dem Falle des Verfassers handelte es sich um eine schwere, tötliche, 
wahrscheinlich karzinomatöse Erkrankung der Leber mit allen Zeichen der Leber¬ 
insuffizienz (toxischer Eiweißzerfall, Erhöhung des NH 3 -Quotienten, Urobilinurie) 
bei der spontane Lävulosurie beobachtet wurde (am ersten Tage l,4°/ 0 ). Auf 
Zufuhr geringer Lävulosemengen stieg die Lävuloseausfuhr erheblich an, während 
Traubenzuckerausfuhr ohne Einfluß auf die Zuckerausscheidung blieb. Verfasser 
fand in der Literatur nur 8 Fälle von spontaner Lävulosurie, die aber alle sich 
von seinem eigenen Falle durch Fehlen einer Lebererkrankung mit den Zeichen 
einer Leberinsuffizienz auszeichnen. M. Kaufmann . 

1508) Baermann, G. u. Eckersdorff, 0. Über kruppöse Darmentzündungen. 

Aus dem Zentralhospital zu Petoemboekan, Sumatra. (Münch, med. Wschr. 
Juni 1909, Nr. 23.) 

Nach einer kurzen Schilderung der differentialdiagnostisch in Betracht 
kommenden Affektionen (Amoebendysenterie, Sprue indica, Darmtuberkulose und 
-syphilis, Colitis ulcerosa simplex usw.j beschreiben die Verfasser unter der Be¬ 
zeichnung Enteritis crupposa endcmica 10 Fälle einer Krankheitsform, bei der, 


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Referate. 


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ähnlich wie bei der Bazillendysenterie, ein Exsudat in und auf die Schleimhaut 
des Dünn- und Dickdarms ausgeschieden wird; das Exsudat gerinnt und führt 
auf der Oberfläche zu Membranbildungen, die bei längerem Bestehen nekroti- 
sieren und sich abstoßen. Klinisch handelt es sich um eine akute Darminfektions¬ 
krankheit, die unter Fiebersteigerung, Leucocytenvermehrung, Pulserhöhung, akut 
mit heftigen Leibschmerzen, gehäuften blutig-schleimigen Stühlen und Tenesmen 
einsetzt und unter rascher Erschöpfung zum Tode führt. Trotzdem das Krankheits¬ 
bild dem der bazillären Dysenterie sehr ähnlich ist, wurden niemals Dysenterie¬ 
bazillen gefunden; ebenso agglutinierte das Serum nie diese Bazillen. Im Gegen¬ 
satz zu der Bazillendysenterie bevorzugt die in Rede stehende Affektion den 
Dünndarm, und fehlen geschwürige Prozesse. Die Stühle enthielten auffallend 
zahlreiche Streptocokken. Vielleicht handelt es sich gar nicht um eine spezifische 
Krankeitsform, sondern um einen Reaktionszustand auf verschiedene chemische 
oder organische Reize. M. Kaufmann . 

1509) Clairmont, Paul. Zur chirurgischen Therapie des Ulcus ventriculi. 

Aus der I. Chirurg. Klinik zu Wien. (Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 1909, 
Bd. 20, H. 2.) 

Die Mortalität bei der operativen Behandlung des Magengeschwürs ist auf 
der v. Eiseisberg sehen Klinik bei 259 Fällen im letzten Jahrzehnt von 24,5 °/ 0 
auf 6,6 °/ 0 , bei Anwendung der Gastroent. retrocolica posterior von 16,6°/ 0 auf 
3,5 °/ 0 gesunken. Die Femresultate sind nicht so günstig, indem 52 °/ 0 geheilt, 
15°/ 0 gebessert wurden. Die Prognose ist um so besser, je näher das Geschwür 
gegen den Dünndarm rückt (günstige Beeinflussung bei Sitz entfernt vom 
Pylorus 47°/ 0 , in der Nähe desselben 62 °/ 0 , im Duodenum 73 °/ 0 ). Abgesehen 
von der Lage entfernt vom Pylorus werden Mißerfolge bedingt durch das Ulcus 
pepticum an der Anastomose, durch Verengerung und Verschluß der Öffnung. 
Nur in 3°/ 0 der Fälle war von außen der Sitz des Geschwürs nicht zu erkennen; 
meist erlauben sogar schon die klinischen Symptome die richtige Lokalisation. 
Die mit entzündlicher Tumorbildung einhergehenden Geschwüre sowie das 
kallöse penetrierende Ulcus sind prognostisch besonders günstig, wenn sie nicht 
zu weit vom Pylorus sitzen. M . Kaufmann . 

1510) Barbieri, V. Pancreatite subacuta e glicosuria secondarie a paro- 
tite epidemica. Subacute Pancreatitis sowie Glycosurie bei Parotitis epidemica. 
(Gazz. degli ospedali, März 1909, Nr. 36.) 

Bei einem an ablaufender Parotitis leidenden, 6jährigen Knaben bestanden 
heftige Schmerzen im Epigastrium, Polyurie (2400 ccm in 24 Stunden) und 
Glykosurie, Durchfalle mit reichlichem Fettgehalt. Nach 14 Tagen waren alle 
Beschwerden verschwunden. M . Kaufmann . 

1511) Tarozzi, G. Sullo pseudomixoma des peritoneo di origine appen- 
dicolare. (Über das Pseudomyxom des Peritoneums appendikulären Ursprungs.) 
Aus dem path.-anat. Inst, zu Cagliari. (A. p. 1. scienze med. 1909, Bd. 33, H. 1.) 

Mitteilung eines Falles der seltenen Affektion. Die gelatinöse Substanz, die 
sich im Peritoneum findet, stammt von der Appendixschleimhaut. Es bildet sich 
im Appendix ein Abschluß, in dem das Secret sich ansammelt; durch Berstung 
gelangt es ins Peritoneum, wohin aus den erhaltenen Drüsen der Schleimhaut 
sich immer neues Secret ergießt. So kann es zu großen Schleimansammlungen 
von Hunderten von Gramm an verschiedenen Ste llen des Peritoneums kommen. 
Da also viele Ursachen Zusammenkommen müssen, ist die Affektion sehr selten. 
Ihr Verlauf ist chronisch, der gewöhnliche Ausgang die Heilung durch teilweise 
Resorption und Einkapselung des Restes. Af. Kaufmann . 

1512) Ventura, C. Considerazioni etiologiche intomo ad un caso di ane- 
mia splenica infantile. (Ätiologische Betrachtungen bei einem Fall von infantiler 
Anaemia splenica.) Aus dem Osp. infant. Meyer zu Florenz. (Gazz. degli osped. 
März 1909, Nr. 30.) 

Kind von zwei Monaten (Erythrocyten 800000, Leucocyten 52000, Hb40° ;0 
Lymphocyten 69°/ 0 ) mit großer Milz und Leber, bei dem die Ätiologie der 
Krankheit in einer Nabelinfektion gegeben war. M. Kaufmann . 



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Referate. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1513) Fromme, F. u. Heynemann, Th. Über die Hämolyse der Strepto- 
cokken. Aus der kgl. Universitätsfrauenkliuik Halle a. S. (Berl. klin. Wschr. 
1908, Nr. 19, S. 919.) 

Die Streptocokken können pathologisch-anatomisch und klinisch die ver¬ 
schiedensten Krankheitsbilder hervorrufen, sie können aber auch als Schmarotzer 
in den verschiedensten menschlichen Secreten und Excreten leben. Nur mit 
Vorsicht zu benutzen ist das Studium von lange weitergezüchteten Strepto¬ 
coccenkulturen, da die Keime sich ihrem jeweiligen Nährboden anpassen und 
sich verändern: zu verwerfen ist aus diesem Grunde auch das Tierexperiment, 
wenn aus ihm Schlüsse auf Pathogenität und Nichtpathogenität eines Stammes 
für den Menschen gezogen werden sollen. Den Autoren ist der Nachweis von 
Streptocokken im Blute des häufigen mit der von Lenhartz, Canon und 
Schottmüller vorgeschlagenen Technik gelungen. Alle diese aus dem Blute, 
auch aus der Peritonealhöhle bei Streptocokkenperitonitis, aus dem Eiter der 
Parametritis gezüchteten Streptocokken, die bei ihrer Gewinnung für den Men¬ 
schen hoch virulent waren, boten eine gemeinsame ganz charakteristische und 
nicht zu verkennende Eigenschaft dar: sie bildeten auf einer bestimmt zusam¬ 
mengesetzten Blutagarplatte (5 ccm Agar und 2 ccm menschliches Blut) einen glas¬ 
hellen, 1—2 mm breiten hämolytischen Hof um jede Kolonie, einerlei, ob nach 
Durchmischung oder nach Aufstrich. Die Autoren betonen, daß uns vorläufig 
nur der Vergleich der frisch vom Menschen gezüchteten Streptocokken mit den 
klinischen Erscheinungen, die sie hervorrufen, und zwar in einer möglichst 
großen Anzahl von Fällen, in der Frage der Bedeutung der Hämolyse und 
in der Erkenntnis der Virulenz der Streptocokken weiterbringen kann, nicht 
aber ausgedehnte Kulturversuche mit wenigen, lange Zeit weiter gezüchteten 
Stämmen. 

Der Nachweis des hämolysierenden Streptococcus ist ein sicheres Zeichen 
bei fiebernden Wöcherinnen, daß die betr. Patientin aufs schwerste gefährdet 
ist; das Fehlen von hämolytischen Streptocokken berechtigt trotz vielleicht be¬ 
stehender Krankheitserscheinungen zu einer guten Prognose, sofern es sich nicht 
um die seltenen und leicht verkennbare Staphylococceninfektion oder noch 
seltenere Keime (Tetanus usw.) handelt. K. Bornslein . 

1514) Meyer, K. Über die phagocytosebefördernden Substanzen des Blut¬ 
serums. Aus dem Inst, für Hygiene und Bacteriologie der Univ. Straßburg, 
Prof. Dr. Förster. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 20, S. 951.) 

1. Die Opsonine des Normalserums besitzen die gleiche Struktur wie die 
Bacteriolysine, d. h. sie bestehen aus einer thermostabilen, direkt an den Bat¬ 
terien auch bei 0° absorbierbaren, und einem thermolabilen, komplementär 
wirkenden Komponcnt. 

2. Die Opsonine werden bei 37° nicht quantitativ gebunden, sei es, daß die 
Bindung zwischen Amboceptor und Komplement locker bleibt, oder daß die 
Bindung zwischen Bacterien und Amboceptor leicht dissociabel ist. 

3. Ob wegen dieses Verhaltens eine Identifizierung der Opsonine mit den 
Bacteriolysinen unzulässig ist, bedarf weiterer Untersuchung. K. Bornstein . 

1515) Weichardt, W. Über neue Methoden der Immunitätsforschung. 

(Berl. klin. Wschr. 1909, Nr. 10, S. 954.) 

Zu kurzem Referat nicht geeignet. K. Bornstein. 

1516) Banzhaf, Friedrich. Einwirkung normaler Tiersera auf Rotlauf¬ 
bacillen. Aus dem hygien. Inst. d. tierärztl. Hochsch. Berlin. (Inaug. - Dissert. 
Gießen 1909, 29 S.) 

Die normalen Sera von Schwein, Pferd, Rind, Schaf und Ziege üben auf 
die Rotlaufbacillen keine baktericide Wirkung aus. Durch die Einwirkung des 
normalen frischen Schweineserums erfahren die Rotlaufbacillen eine gering¬ 
gradige und erst im Verlaufe mehrerer Tage sich allmählich vollziehende Virulenz- 
abschwächung, ohne daß das Wachstum und die Keimfähigkeit derselben be¬ 
einträchtigt wäre. Sämtliche untersuchten Tiersera üben auf die Rotlaufbacillen 


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Referate. 


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einen die Phagocytose beschleunigenden Einfluß aus; der Gehalt an Opsoninen 
ist jedoch bei jedem der betreffenden Sera im Verhältnis zu dem des Rotlauf¬ 
immunserums als gering zu bezeichnen. Der Gehalt an Agglutininen gegen¬ 
über den Rotlaufbacillen ist bei den normalen Seris von Schwein, Pferd, Rind, 
Schaf und Ziege gering und bei jeder Tierspecies individuellen Schwankungen 

unterworfen. Fritz Loeo. 

/ 

1517) Metchnikoff. fitude Bur la flore intestinale. (Untersuchungen über 
die Darmbacterien.) (Annal. de l’Inst. Pasteur Dez. 1908, Nr. 12.) 

Einzelne Bacterienarten der Darmflora vermögen die Eiweißkörper anzu¬ 
greifen und Fäulnisprodukte zu bilden. Die gleichen Keime können vermöge 
ihrer giftigen Stoffwechselprodukte eine Quelle der Infektion abgeben. Durch 
Korentchewsky wurde nachgewiesen, daß der Bacillus Welchii und der Bacil¬ 
lus putrificus, die aus den Hundefaeces gezüchtet wurden, für Hunde stark wirk¬ 
same Gifte zu produzieren imstande waren. Dasselbe Resultat wurde bei Kanin¬ 
chen erhalten. Unter den Anaerobiern, die Eiweißstoffe anzugreifen vermögen, 
sind zu nennen: Bacillus perfringens, Bacillus bifermentans sporogenes und Ba¬ 
cillus putrificus. Lüdke . 

1518) Noc. iStudes sur l’ankylostomiase et le bdribdri en Cochinchine. 

(Studien über die Ankylostomiasis und Beriberi in Cochinchina. (Annal. de Tlnst. 
Pasteur Dez. 1908, Nr. 12.) 

Der Verfasser nimmt auf Grund seiner experimentellen Untersuchungen an, 
daß unter anderen Erregern Necator americanus in der Ätiologie der Beriberi 
eine hervorragende Rolle spielt. Diese Helminthe ruft bei Chinesen und Annamiten 
eine mäßige Anämie, Oedeme und eine Reihe nervöser Störungen hervor. Im 
Serum widerstandskräftiger oder genesender Individuen waren antihämolytische 
und präcipitierende Fähigkeiten gegenüber Extrakten von Necator americanus 
nachzuweisen. Lüdke. 

1619) Launoy. Contribution ä l'dtude histo-physiologique de Tautolyse 
aseptique du foie. (Beitrag zum Studium der aseptischen Leberautolyse.) (Annal. 
de linst. Pasteur Januar 1909, Nr. 1.) 

In das Flüssigkeitsmedium gingen bei der aseptischen Autolyse der Leber 
Salze, Dextrose, Pigmente und durch die Hitze koagulierbare Eiweißsubstanzen 
über. Diese Übergänge waren bei 8° weniger ausgeprägt als etwa bei 38° C. 
Im weiteren werden außerdem die physiologischen Veränderungen der der Auto¬ 
lyse überlassenen Leber beschrieben. Einzelheiten müssen in dem Original¬ 
artikel nachgelesen werden. Lüdke . 

1520) Leger. Le sang dans la trypanosomiase experimentale. (Das Blut 
bei der experimentell erzeugten Trypanosomiasis.) (Annal. de l’Inst. Pasteur 
Januar 1909, Nr. 1.) 

Die roten Blutscheiben sind bei der experimentellen Trypanosomiasis kon¬ 
stant und in fortschreitendem Maße vermindert. Zu der Zeit der Erkrankung, 
in der die Keime im Blut erscheinen, stellt sich eine Leucopenie ein, zuvor ist 
eine leichte Vermehrung der Leucocyten oder sind Normahlzahlen dieser Zellen 
nachweislich. Zunächst tritt eine Vermehrung der Polynucleären in Erscheinung, 
danach der normale Zustand oder eine mäßige Lymphocytose. Lüdke . 

1521) Berthelot. iStude biochdmique de deux microbes anadrobies du con- 
tenu intestinal. (Annal. de l’Inst. Pasteur Januar 1909, Nr. 1.) 

Bac. putrificus und Bac. refringens, die aus dem Darminhalt von Hunden 
und Kaninchen gezüchtet wurden, bringen toxische Substanzen hervor, die das 
Chamberlandfilter gut passieren und, auf rektalem Wege beigebracht, junge Tiere 
zu intoxizieren vermögen. 

Im Blut der jungen mit diesen Bacterien infizierten Tiere finden sich spezi¬ 
fisch wirksame Amboceptoren, Präcipitine und Agglutinine. Lüdke. 

1522) Galmette et Hassol. Les pröcipitines du sdrum antivenimeux vis-ä»vis 
du venin de cobra. (Die Präcipitine im antitoxischen Cobragiftserum.) (Annal. 
de 1‘Inst. Pasteur Februar 1909, Nr. 2.) 


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Referate. 


Im Serum von Pferden, die gegen Cobragift immunisiert sind, lassen sich 
Präcipitine gegen dieses Gift nachweisen. Durch den Nachweis dieser Präcipi- 
tine läßt sich in vitro die antitoxische Kraft des Cobraserums bestimmen. Prä- 
cipitat und überstehende Flüssigkeit bei einem Gemisch von Cobraserum und 
Gift erweisen sich als ungiftig. Lüdke . 

1523) Mesnil et Brimont. Sur les propri6t6s protectrices du sdrum des 
animaux trypanosomiäs. — Races rdsistautes ä ces sdrums. (Über die schützen¬ 
den Fähigkeiten des Serums der mit Trypanosomen infizierten Tiere und über 
widerstandskräftige Trypanosomenstämme.) (Annal. de l’Inst Pasteur Februar 
1909, Nr. 2.) 

Das Serum von Tieren, die mit Trypanosomen infiziert sind, verhindert in 
Mischung mit diesen Keimen die Infektion von Mäusen. Diese schützende Kraft 
des Serums infizierter Tiere sinkt sehr rasch nach der Heilung der Tiere von 
der Trypanosomenaffektion. Die schützende Serumqualität ist spezifisch und ist 
gegen Erhitzung von 55—64° widerstandskräftig. Die Wirkung des Serums der 
mit Trypanosomen infizierten Tiere ist nicht in vitro irgendwie erkenntlich; in 
vivo dagegen, bei intraperitonealer Injektion, ist eine ausgesprochene Phagoc^tose 
bemerkbar. 

Im Serum der mit Trypanosomen angesteckten Tiere kreisen jedoch auch 
solche Keime, die gegenüber der vernichtenden Fähigkeit dieses Serums voll¬ 
kommen resistent sind. Lüdke . 

1524) Besredka. De l'anaphylaxie lactique. (Über die Überempfindlichkeit 
gegen Milch.) (Annal. de l’Inst. Pasteur Februar 1909, Nr. 2.) 

Bei Meerschweinchen, die gegen Milchinjektionen sensibilisiert sind, erhält 
man den anaphylaktischen Symptomkomplex im Verlauf von wenigen Minuten, 
wenn man ihnen eine intracerebrale Injektion geringer Milchmengen macht. 
Rektale Einführung oder die Einnahme per os vermag keine Sensibilisation her¬ 
beizuführen. Wie die Milch besitzt auch das Casein eine sensibilisierende und 
toxische Eigenschaft. Lüdke . 

1525) Noc. Recherches sur la dysentörie amibienne en Gochinchine. (Unter¬ 
suchungen über die in Cochinchina grassierenden Amöbenruhr.) (Annal. de 1*Inst. 
Pasteur März 1909, Nr. 3.) 

Noc konnte in Cochinchina aus dem Eiter von Leberabscessen, aus den 
dysenterischen Darmgeschwüren und dem Wasser eine bestimmte Amöbenart 
isolieren, die sich durch ihre Entwicklung und Morphologie sowohl von der 
Amoeba coli wie von der Amoeba histolytica und Amoeba tetragene unterschied. 
Das Vorkommen dieser Amöbenart im Trinkwasser und auf rohen Gemüsearten 
lehrt, nur abgekochtes Gemüse und sterilisiertes Wasser als Nahrung zu ver¬ 
wenden. Lüdke. 

1526) Thiroux u. Teppaz. Traitement des trypanosomiases chez les chevaox. 

(Behandlung der Trypanosomiasis bei den Pferden.) (Annal. de l’Inst. Pasteur 
März 1909, Nr. 3.) 

Durch Behandlung mit Operment und Atoxyl gelingt es, die Souma (Tryp. 
bazalboni) und die Trypanosomiasis der Pferde, die durch Tryp. dimorphon ver¬ 
anlaßt wird, günstig zu beeinflussen. Lüdke . 

1627) Cohen. La mäningite c6r6bro-spinale septicdmique. (Annal. de l’Inst. 
Pasteur März 1909, Nr. 3.) 

Der Verfasser beschreibt die septische Form der Cerebrospinalmeningitis. 
Der Erreger wurde wiederholt im Blut nachgewiesen und führt außer zu den 
meningitischen Symptomen zu Eiterungen in den serösen Höhlen. Injektionen 
des Bacillus bei Meerschweinchen und Kaninchen führten unter ähnlichen Sym¬ 
ptomen wie beim Menschen zum Tode. Werden Tiere mit steigenden Bacillen¬ 
dosen immunisiert, so gewinnt man ein Immunserum, das eine erhebliche Schutz¬ 
kraft besitzt. Tiere, die einen oder zwei Tage zuvor eine tödliche Dosis des 
Erregers der septischen Cerebrospinalmeningitis erhalten haben, wurden durch 
eine Serumeinspritzung vor dem Tode bewahrt. Mit dem Pfeifferschen Ba¬ 
cillus ist dieser Erreger nicht identisch. Lüdke . 


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Referate. 


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1528) Pozerski. Contribution ä l'ötude physiologique de la papaine. (Bei¬ 
trag zur physiologischen Wirkung des Papains.) (Annal. de l’Inst. Pasteur März 
1909, Nr. 3.) 

Eiweißsubstanzen werden schnell durch Papain verdaut und in Peptone und 
Albumosen umgewandelt. Diese Eigenschaft entfaltet das Papain jedoch nur bei 
hohen Temperaturgraden (zwischen 80—95°). Antikörper, die diese Papainwir¬ 
kung aufzuheben vermögen, bilden sich nach der Injektion des Papains nicht. 
Nach wiederholten kleinen Injektionsdosen von Papain tritt bei Kaninchen Über¬ 
empfindlichkeit auf. Lüdke. 

1529) Beitzke, H. (Berlin). Neuere Arbeiten über die Infektionswege der 
Tuberkulose. Praktische Ergebnisse aus dem Gebiete der allgemeinen Patho¬ 
logie. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 26, S. 1235.) 

Wir müssen jetzt zwar mit der Möglichkeit rechnen, daß intestinale Ent¬ 
stehung der Lungentuberkulose öfters vorkommt, als aus den pathologisch-ana¬ 
tomischen Befunden gerechnet werden kann. Ob und welche Bedeutung dieser 
Infektionsmodus für den Menschen hat, läßt sich aber bis jetzt noch nicht beur¬ 
teilen. So lange das nicht möglich ist, kann der alte Satz, daß die Lungen¬ 
tuberkulose des Menschen in der Mehrzahl der Fälle durch direkte Aspiration 
der Tuberkelbacillen in den Bronchialraum entsteht, noch nicht als widerlegt 
angesehen werden. K. Bomstein . 

1530) Blumenthal, Ph. (Moskau). Beitrag zur Frage der Diphtherieantitoxin¬ 
gewinnung. Aus der Serumabteilung des Dr. Ph. Blumenthal sehen chemisch- 
bacteriologischen Instituts zu Moskau. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 260, S. 1229.) 

In dem intrapulmonalen Applikationsverfahren besitzen wir eine Methode, 
die uns gestattet, in möglichst kurzer Frist unter möglichster Schonung des 
Tierorganismus und unter möglichst geringfügigen Reaktionserscheinungen ein 
sehr hochwertiges Serum zu gewinnen. — Intrapulmonal ist aber nicht gleich 
intratracheal. Auch für Gewinnung anderer Antitoxine dürfte mit der Zeit dieser 
Weg gewählt werden können. K. Bornstein . 

1531) Swaschtschenzoff, G. A. Über den opsonischen Index bei Cholera. 

Aus dem Obuchow-Männerhospital. (Verhandl. der Gesellschaft Russ. Ärzte zu 
St. Petersburg, November/Dezember 1808/1909.) 

Als Untersuchungsmaterial dienten Cholerakranke, choleraverdächtige Kranke 
und gesundes Dienstpersonal, von dem ein Teil geimpft war, der andere nicht 
(Herbstepidemie 1908). Vortragender kommt zu folgenden Resultaten: 1. Wieder¬ 
holtes Bestimmen des opsonischen Index bei Cholerakranken wies in allen 
Fällen auf Veränderungen desselben hin; 2. in der Mehrzahl der Fälle gelingt 
es, eine negative Phase zu vermerken, auf welche im Falle von Genesung eine 
positive Phase folgte. Infolgedessen hat 3. die gegebene Untersuchung eine 
diagnostische Bedeutung; 4. prognostische Bedeutung kann nicht kategorisch 
erhärtet werden, obgleich ein gewisser Parallelismus der klinischen Krankheits¬ 
bilder und des Krankheitsverlaufs einerseits und der Indexveränderungen anderer¬ 
seits, bemerkt werden kann. Babkin. 

1532) Tuschinsky, M. D. Über die komplementbindende Reaktion bei 
Cholera asiatica. Aus dem Obuchow-Männerhospital. (Verhandl. der Gesell¬ 
schaft Russ. Ärzte zu St. Petersburg, November/Dezember 1908/1909.) 

Die Beobachtungen wurden an Cholerakranken während der Herbstepidemie 
1908 vorgenommen. Die Schlüsse des Berichterstatters lassen sich in folgendem 
zusammenfassen: 1. Im Serum Cholerakranker (die keiner Serumbehandlung 
unterzogen worden sind) können freie Antikörper bestimmt werden, der Erfolg 
ist aber sehr unbeständig. 2. In dem zur Behandlung bestimmten Serum von 
Schuropow befindet sich eine große Menge von Antikörpern. 3. Die mit dem 
Schuropowschen Serum in den Organismus des Kranken eingeführten Anti¬ 
körper verschwinden bald und können im algiden Stadium, sogar kurze Zeit 
nach dem Eingießen des Serums, meistens nicht bestimmt werden. 4. Antikörper 
können bei Kranken, die mit Schuropowschem Serum behandelt worden sind, 
während der Periode der Genesung nach dem algiden und typhoiden Stadium 


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Referate. 


bestimmt werden. 5. Im Serum der Kranken konnte während dem algiden 
Stadium kein freies Antigen bestimmt werden. Babkiti. 

1533) Plaut, F. u. Heuck, W. Zur Fomet sehen Präcipitatreaktion bei 
Lues und Paralyse. Aus der psychiatrischen Universitätsklinik (Hofrat Prof. 
Kraepelin) und der dermatologischen Universitätsklinik (Prof. Posselt) in München. 
(Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 24, S. 1141.) 

Bei der Fomet sehen Versuchsanordnung treten beim Zusammentreffen von 
Luetiker- und Paralytikerseris an der Schichtgrenze Ringbildungen auf, die die 
Bedeutung von für Lues spezifischen Präcipitaten haben sollen. Plaut, Rossi 
und Heuck weisen nach, daß diese Ringbildung ganz regellos auftritt und in 
keiner Weise einen Schluß auf das Vorliegen luetischer oder metaluetischer 
Prozesse gestattet, und halten gegenüber Einwendungen an diesem Schlüsse fest. 

K. Bornstein. 

1534) Zieschd, H. Die cutane Impfung mit Tuberkulin nach von Pirquet 
in ihrer Bedeutung für die Diagnose und Prognose der Tuberkulose. Aus der 

Kgl. med. Universitätsklinik zu Breslau: Prof. v. Strümpell. (Berl. klin. Wschr. 

1908, Nr. 25, S. 1168.) 

Die Frühdiagnose von großer Wichtigkeit; das Schicksal des Kranken hängt 
oft davon ab. Die Haut- und Augenproben sind der subcutanen Impfung über¬ 
legen, weil sie einen weiteren Anwendungskreis haben. Aus dem gleichen 
Grunde ist die cutane Reaktion der Augenprobe vorzuziehen. Für diese sind 
immer mehr Kontraindikationen angegeben worden; jene kann stets und bei 
dem gleichen Individuum beliebig oft angewendet werden. Für die Diagnose 
der tuberkulösen Erkrankungen haben beide Proben, auch wenn sie gleichzeitig 
an einer Person angewandt werden, nur bedingten Wert. In ihrem Ausfall sind 
sie zu unsicher, als daß man sie gegen das Ergebnis der klinischen Untersuchung 
verwerten könnte. Noch geringer ist der prognostische Wert der Proben: es 
bedarf noch weiterer Erfahrung. Im Verein mit sorgfältigster klinischer Unter¬ 
suchung darf sie angewandt werden: in zweifelhaften Fällen wird sie manchen 
diagnostischen Zweifel lösen. K. Bornstein. 

1535) Bauer, D. Die passive Übertragung der Tuberkuloseüberempfindlich- 
keit. Aus der Kinderklinik zu Düsseldorf. (Münch, med. Wschr. Juni 1909, Nr. 24.) 

Verfasser konnte normale Meerschweinchen, indem er ihnen das Blutserum 
tuberkulöser Organismen (Meerschweinchen und Mensch) subcutan injizierte, 
passiv überempfindlich machen, so daß sie auf eine folgende Infektion von Tuber¬ 
kulin mit typischer Fieberreaktion antworteten. Die anaphylaktisch gemachten 
Tiere wurden nicht tuberkulös. M. Kaufmann. 

1536) Fukuhara, J. (Osaka). Über hämagglutinierende Eigenschaften der 
Bacterien. Aus dem staatl. Serotherap. Inst, in Wien. (Ztschr. f. Immunitätsf. 

1909, Bd. 2, S. 313—322.) 

Viele nicht hämolytische Bacterienstämme agglutinieren Erythrocyten ver¬ 
schiedener Tierspecies. Bacterielle Hämagglutinine lassen .sich als ein im 
Bacterienleib vorhandener, spez. in Alkohol löslicher, in Äther und Petrol¬ 
äther unlöslicher Stoff nachweisen, der in verschiedenen Bacterien wahrscheinlich 
identisch ist und in die Kulturmedien nicht übergeht. Einige Neutralsalze ver¬ 
mögen in bestimmten Konzentrationen die Agglutination durch die Bacterien zu 
hemmen, dagegen weder Sera noch Immunsera von Tieren. K. Reicher. 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1537) Niemann. Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl in Negen¬ 
born (Kreis Holzminden). Arch. f. Hyg. 1909, Bd. 69, H. 3. 

Die Vergiftung wurde dadurch hervorgerufen, daß die Löcher des Mühl¬ 
steins mit Blei ausgegossen worden waren. Das auf diesen Mahlsteinen herge¬ 
stellte Mehl enthielt im Durchschnitt 0,0138 °/ 0 Pb. Nach 3 Wochen traten die 
Symptome der Bleivergiftung auf, und zwar wurden ca. 200 Fälle beobachtet. 
Bemerkenswert war der sehr milde Verlauf bei Kindern. Die Kolikanfalle waren 
besonders bei den Männern ausgeprägt, weniger bei den Frauen. 


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Referate. 


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Ein Bleisaum fand sich unter 71 untersuchten Fällen in 46, darunter in 
20 Fällen stark, in 26 schwächer ausgeprägt. In 25 Fällen fehlte er; wo er 
vorhanden war, war er durchaus charakteristisch. Bei Kindern fehlte der Blei¬ 
saum fast stets. 

Der Hämoglobingehalt war stets herabgesetzt; er betrug in der Mehrzahl 
der Fälle 48—65°/ 0 , nur in 5 Fällen erreichte er die Höhe von 70°/ 0 . 

Pincussohn. 

1538) Hofbauer, J. Grundzüge einer Antifermentbehandlung des Carci¬ 
noma. Aus der kgl. Chirurg. Universitätsklinik zu Berlin: Geheimrat Bier. 

1539) Sticker, A. Die Beeinflussung bösartiger Geschwülste durch Atoxyl 
und fremdartiges Eiweiß. Aus der Bier sehen Klinik. 

1540) Falk, E. Injektionen von Placentarblut bei Carcinom. (Berl. klin. 
Wschr. 1908, Nr. 30, S. 1389, 1391 und 1394.) 

Diese 3 Vorträge wurden am 1. Juli 1908 in der Berl. med. Gesellschaft ge¬ 
halten und gaben Gelegenheit zu ausgedehnter, für die Carcinomfrage und 
-therapie sehr interessanter Diskussion. Da Vortrag und Diskussionsbemerkungen 
zusammengehören, genügt ein einfaches kurzes Referat über die Vorträge nicht. 
Ich verweise darum auf die Originalarbeiten und die Diskussion (Nr. 29 und 30 
der Berl. kl. Wschr.). K, Bornstein . 

1541) Brieger, L. Entfettung und Entwässerung bei hochgradiger Fett¬ 
sucht. Aus der hydrotherapeutischen Anstalt der Universität Berlin: Geheimrat 
Brieger. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 30, S. 1397.) 

Brieger stellte in der Hufelandschen Gesellschaft 2 Patienten vor, die früher 
150 resp. 173 Kilo wogen und durch die Kombination der Karellkur mit Hydro¬ 
therapie und Mechanotherapie mager geworden waren; der erste in 27 Tagen, davon 
6 Tage ohne physikalische Behandlung, um 50 Pfund. Dyspnoe und Cyanose 
waren geschwunden, Puls von 110 auf 80 zurückgegangen, alle Herzbeschwerden 
und Ascites geschwunden (Digitalistherapie). Der zweite Patient hat in 27 Tagen 
31 Pfund abgenommen. Herz und Nervensystem waren gekräftigt, eine Er¬ 
scheinung, die oft bei anderen Kuren, Bade- oder Diätkuren, vermißt wird. 

K. Bornstein, 

1542) Overlach, M. (Berlin). Die Allophansäure und ihre Bedeutung für 
die Chemie der Heilmittel. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 30, S. 1403.) 

Ihre Bedeutsamkeit basiert nicht auf einer Heilwirkung. Sie ist therapeu¬ 
tisch völlig wirkungslos. Sie bietet eine chemisch einheitliche Größe, die aber 
als solche für sich allein nicht existiert, sondern nur in ihren Verbindungen. 
Spaltet sich die Allophansäure aus einer Verbindung ab, gleichviel aus welcher, 
so zerfallt sie sofort in Kohlensäure und Harnstoff in zwei der niedrigsten 
Endprodukte organischer Teilung. Flüssige Körper, die mit ihr Verbindungen 
eingehen, werden zu festen, schlechtschmeckende werden geschmacklos, scharfe 
werden mild. Penetrante Grüche werden gemildert. Leichtzerfallbare Körper 
mit stürmischer Entwicklung der Wirkung läßt sie durch ihre allmähliche Ab¬ 
spaltung langsamer und sanfter, dafür andauernder in Aktion treten. Ihre meisten 
Verbindungen spalten sich erst dann ab. Mit einigen Verbindungen, Ricinus, 
Santalol und Guajacol werden z. Z. physiologische Versuche angestellt, über die 
später berichtet werden soll. K, Bornstein . 

1543) Hülern, W. P. Zur Frage über die Behandlung mit Schuropowschem 
Anticholeraserum. Aus dem Obuchow-Männerhospital in St. Petersburg. (Ver- 
handl. d. Gesellsch. Russ. Ärzte zu St. Petersburg, Nov./Dez. 1908/09.) 

Ein Versuch von Serotherapie bei Cholera (Schuropowsches Serum) 
während der Herbstepidemie 1908 in St. Petersburg. Vortragender kommt zu 
folgenden wichtigsten Schlüssen: 1. Bei Serotherapie müssen die intravenöse und 
die subcutane Einverleibungsmethoden miteinander kombiniert werden. 2. Am 
zweckmäßigsten ist am Anfang der Krankheit wiederholte intravenöse Einver¬ 
leibung von Serum mit physiologischer Kochsalzlösung; die Menge der letzteren 
muß in jedem gegebenen Falle streng individuell genommen werden. 3. Bei 
plötzlich stark einsetzender Cholera rief die Serumbehandlung keine bemerkbare 


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Referate. 


Wirkung* hervor. 4. In Fällen von schwerer Cholera konnte eine therapeutische 
Wirkung des Serums, wenn sie auch nicht stark war, bemerkt werden. 5. Wenn 
mit der Serumbehandlung auch im allerfrühsten Stadien begonnen wurde, konnte 
doch dem Choleratyphoid nicht vorgebeugt werden. Babkin . 

1544) Jitkow, A. N. Über die Anwendung von systematischen Infusionen 
physiologischer Kochsalzlösungen zur Behandlung der Cholera. Aus .dem 
Obuchow-Männerhospital in St. Petersburg. (Verhandl. d. Gesellsch. Russ. Ärzte 
zu St. Petersburg, Nov./Dez. 1908/09.) 

Vortragender hat bei Cholerakranken mit Erscheinungen von Krämpfen und 
Nachlaß der Herztätigkeit wiederholte reichliche (3—4 L. auf einmal) intravenöse 
Infusionen 0,7proz. zu 45° C erwärmter Kochsalzlösung vorgenommen. Nach 
den Angaben des Verfassers wurde nicht nur eine zeitweise Besserung erzielt, 
sondern der Prozentsatz der Todesfälle wurde unter den Cholerakranken, die 
dieser Behandlung unterzogen worden sind, geringer. Babkin. 

1545) Grawitz, E. Das Wesen des leukämischen Krankheitsprozesses und 
die therapeutische Beeinflussung desselben. Aus d. inn. Abt. des städt. Kranken¬ 
hauses Charlottenburg-Westend. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 23, S. 1130.) 

Im Lebenden sieht das Blut selbst in den schwersten Fällen nie »weiß« aus; 
bei gleichzeitig schwerer Verringerung der roten Blutkörperchen kommt höchstens 
eine Farbe heraus, die entfernt an ein Schokolade-Rahmgemisch erinnert. — Die 
für Leukämie charakteristische Blutverminderung besteht bekanntlich darin, daß 
das circulierende Blut mit großen Mengen solcher Leucocyten überschwemmt 
wird, welche dem gesunden Blute fremd sind. Oft ist von den normalen granu¬ 
lierten Leucocyten und Lymphocyten nichts zu finden. Die Leucocyten voll¬ 
fuhren in ihrer Gesamtheit eine Fülle lebenswichtiger Funktionen für den Orga¬ 
nismus. Die großen lymphoiden Zellen und Myelocyten haben für den Organis¬ 
mus nur in der fötalen Entwicklungsperiode eine Bedeutung, müssen aber für 
die spätere Zeit als funktionsuntüchtig gelten. Die Blutbilder von menschlichen 
Embryonen zeigen eine vollständige morphologische Übereinstimmung mit den 
Blutleucocyten bei Leukämie, daß das leukämische Blut als ein embryonales 
Blut oder als ein Rückschlag ins Embryonale zu bezeichnen ist. — Die häufigste 
Veranlassung zur Entwicklung einer Leukämie dürften Reizungen durch Infek¬ 
tionskrankheiten bilden: chronische Malaria, Influenza, Typhus, eitrige Infektionen 
(Nasenrachenraum, Phlegmone, Ulcera usw.). Die Vermehrung der Blutleucocyten 
beruht auf Einfuhr krankhafter Zellen. Das Charakteristische der Krankheit ist 
die progrediente Kachexie mit der Neigung zu Blutungen, Temperaturerhöhungen 
und Ausfuhr krankhafter Stoffwechselprodukte, welche auf einen gesteigerten 
Protoplasmazerfall hindeuten. Wir müssen auch mit einem »leukotoxischen« 
Marasmus rechnen. Hierzu tritt oft noch der Ausfall einer großen Anzahl für 
das Leben unumgänglich notwendiger Leucocytenfunktionen, eine »leukoprive« 
Wirkung. — 

Die bei der Röntgentherapie zu beobachtenden rapiden Rückbildungen der 
Milz sprechen gegen eine Metastasierung myeloiden Gewebes in diesem Organe. 
Die Wirksamkeit wird darin erklärt, daß die Strahlen die Leucocytenbildung 
schädigen, daß sich ferner ein leucolytisches Toxin bildet und daß nach Grawitz 
ein regulierendes oder plastisches Agens in Aktion tritt, welches auf die Gesamt¬ 
heit der schrankenlos proliferierenden leukämischen Stätten im Sinne eines Gegen¬ 
reizes wirkt. Für die Therapie von Wichtigkeit ist es, den Patienten stationär 
unter Bettruhe, sorgfältiger Ernährung und Anwendung von Arsen zu behandeln: 
in je früherem Stadium, desto besser. Das Leiden darf seine Entstehung nicht 
septischen Ursachen verdanken. Bei hohem Alter sind die Organe unfähig, zu 
normaler Funktion zurückzukehren. Durch frühzeitig gestellte Diagnose und 
durch Verbesserung der Röntgentechnik wird die bis vor kurzem absolut trostlose 
Perspektive der leukämischen Erkrankungen sich weiterhin günstig gestalten. 

K. Bornstein . 

1546) Schwarzmann, J. Zur Wirkung der Arzneimittel auf das Blutserum. 

(Vorläufige Mitteilung.) Aus dem Laboratorium für allgemeine Pathologie zu 
Odessa: Prof. N. G. Uschinsky. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 25, S. 1184.) 


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Referate. 


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Der Autor machte Versuche mit Jodnatrium. Während ein normales Serum 
eine Agglutinations Wirkung bei einer Verdünnung von 1:6, 1:10 ausübt, nehmen 
die Agglutinationseigenschaften des Serums unter der Einwirkung von Jodnatrium 
stark zu (bis 1:100, 1:150). Die Ergebnisse sind interessant, weil sie die Frage 
über die Wirkung der Arzneimittel auf neue Bahnen lenken müssen. 

K. Bomstein . 

1547) Runck, Th. (Mundenheim). Bromural in seiner Eigenschaft als schweiß- 
hemmendes Mittel. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 24, S. 1143.) 

In Dosen von 0,6 g, welche in hartnäckigen Fällen allabendlich oder in Zeit¬ 
räumen von 3—5 Stunden zu wiederholen ist, wirkt Bromural schweißhemmend. 
Gleichzeitig wird der Blutdruck reguliert. In geeigneten Fällen sind Diuretika 
hinzuzufügen. K. Bomstein . 

1548) Rosenfeld. Zur Methodik der Entfettungskuren. (Boas Archiv 1909, 
Bd. 15, H. 3, S. 325.) 

Empfehlung seiner Methode, welche durch die Verwendung große Mengen 
kalten Wassers als Getränk, durch die Zuführung der gerade notwendigen Eiwei߬ 
mengen, durch das Verbot des Fettes und durch die Gewährung kalorienarmer, 
kohlehydrathaltiger Nahrung, im spez. der Kartoffel, durch Anwendung der Bettruhe 
und sehr häufiger Mahlzeiten sich von den seither üblichen Kuren unterscheidet. — 
Rosenfeld betont die Wichtigkeit der Hervorrufung des Sättigungsgefühls. 
Wasserentziehung bewirkt Entwässerung nicht Entfettung des Körpers. Reich¬ 
liche Zufuhr kühlen Wassers wirkt entfettend. Bei einer Abschätzung, wieviel 
Fett etwa täglich bei einer Entfettungskur oxydiert werden kann, findet man 
ca. 215 g, also viel weniger als oft de facto erreicht wird. Das hängt damit zu¬ 
sammen, daß bei den starken Essern, die nebenbei alle einen erhöhten Eiwei߬ 
bestand haben, es infolge der Kur nicht allein zu einem Fett-, sondern auch zu 
einem beträchtlichen Eiweißverlust kommt. Rosenfeld betont, daß bei seiner 
Entfettungskur sich keinerlei Nebenerscheinungen zeigen; deshalb läßt sich die 
Indikation aussprechen: Über die Norm gesteigertes Körpergewicht, mit oder ohne 
Beschwerden, rechtfertigt eine Entfettungskur. P. Schlippe . 

1549) Mayerle. Zur Behandlung des Magengeschwüres. (Boas Archiv 1909, 
Bd. 15, H. 3, S. 337.) 

Mayerle hat an 71 Fällen, darunter 29 frisch blutende Magengeschwüre, 
17 chronische und 25 unkomplizierte frische Fälle, die Lenhartzsche Ulcuskur 
zur Anwendung gebracht und dessen günstige Erfahrungen vollauf bestätigen 
können. In 46 (65°/ 0 ) Fällen glatte Heilung, in 8 Fällen (ll°/ 0 ) verzögerte Hei¬ 
lung ohne Recidiv, in 10 Fällen (14 °/ 0 ) verzögerte Heilung mit Recidiv. In 
3 Fällen (10°/ 0 der blutenden Fälle) Rückfälle mit Blutbrechen. In 7 Fällen, 
darunter 5 (7,1 °/ 0 ), welche die Diät nicht vertrugen, trat keine Heilung ein. 

Der Beginn der Behandlung direkt nach der Blutung hat nie geschadet. Es 
gibt Fälle, in denen die Lenhartzsche Kur die bestehende Hypersecretion stei¬ 
gert. Dann empfiehlt sich Steigerung der Fett-, Einschränkung der Eiwei߬ 
zufuhr. Bei chronischen Fällen mit herabgesetzten Säure werten ist eine weniger 
eiweißreiche, mäßig Fette und hauptsächlich kohlehydratreiche Kost angezeigt. 

P. Schlippe. 

Bücherbesprechungen. 

1550) Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. Herausgegeben von 
Prof. Dr. Emil Abderhalden. 1. Band. 1. Hälfte. Preis 18 Mark. (Verlag 
von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien.) 

Der Herausgeber hat »sich die Aufgabe gestellt, die wichtigsten und be¬ 
währten Methoden der Biochemie zu sammeln«. Er befolgte bei diesem großen 
Unternehmen das zweifellos richtige Prinzip, die Darstellung der verschiedenen 
Arbeitsverfahren den Forschern zu übertragen, welchen die Methoden zu ver¬ 
danken sind oder welche sich durch deren ausgedehnte Anwendung die zur 
kritischen Bearbeitung nötige Erfahrung erworben haben. Trotzdem durch dieses 
System eine gewisse Zersplitterung zu befürchten war, ist durch die vortreffliche 


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Referate. 


Anordnung des von den verschiedenen Forschern ausgearbeiteten Baumaterials 
ein einheitliches und zusammenhängendes Ganzes entstanden, das dem Bioche¬ 
miker in den mannigfaltigsten Fällen ein hilfreicher Ratgeber sein wird. 

M. Guggenheitn. 

1551) Offergeld, H. (Frankfurt a. M.) Die Wechselbeziehungen zwischen 
Diabetes und dem Generationsprozesse. Wiirzb. Abh. a. d. Gesamtgeb. d. prakt. 
Med. Bd. 9, H. 3/4. (Würzburg 1909. Curt Rabitzsch. 38 S. Preis 1,70 Mark.) 

Die Zeit ist noch nicht fern, wo die Vertreter der operativen Medizin 
mit einer gewissen mitleidigen Verachtung auf die innere Medizin herab¬ 
blickten. Um so erfreulicher ist der Wandel, der hierin inzwischen einge¬ 
treten ist, und wir sehen jetzt die Vertreter der Chirurgie und Gynaekologie 
sich mit großem Eifer mit Fragen der internen Medizin, spez. mit Stoffwechsel¬ 
fragen beschäftigen. So zeugt auch die vorliegende Arbeit des Frankfurter 
Gynaekologen von erfreulicher Sachkenntnis auf dem Stoffwechselgebiet und ihre 
Lektüre sei beiden Lagern recht warm empfohlen. Offergeld hat 63 Fälle in 
der Literatur gefunden, wo bei einem gleichzeitig bestehenden Diabetes Kon¬ 
zeption erfolgte, die mit der Austreibung eines Kindes endete. In 40 °/ 0 der Fälle 
erreichte die Schwangerschaft ihr normales Ende. 30°/ 0 der Mütter starben bei 
oder kurz nach der Geburt an Koma, 27,94 °/ 0 starben in den beiden folgenden 
Jahren. Von 27 lebend geborenen Kindern blieben 15 länger als 2 Jahre am 
Leben. — Die Gefährlichkeit der Gravidität für den Diabetes besteht einmal in 
der Entziehung von Nährmaterial für den Aufbau des Foetus, dann aber auch 
in der Belastung der ohnehin insuffizienten mütterlichen Leber durch die kind¬ 
lichen Stoffwechselprodukte. Was das ärztliche Verhalten bei einer schwangeren 
Diabetika anlangt, so wird man in leichten Fällen durch geeignete diätetische 
Maßnahmen die Patientin vor Schaden zu bewahren suchen. Die Einleitung der 
künstlichen Frühgeburt dürfte nur in den sog. »schweren« Fällen in Betracht 
kommen, wenn trotz geeigneter Diät die Acidose bleibt oder zunimmt, das All¬ 
gemeinbefinden sich verschlechtert und das Gewicht abnimmt. Ganz besonders 
dringend wird die Indikation, wenn dauernde Albuminurie auftritt und viel NH 3 
ausgeschieden wird. Selbst im Koma aber kann noch die rasche Entleerung 
des Uterus mit Bossi oder vorderer Kolpohysterotomie, ev. unter Lumbalanaes- 
thesie, versucht werden. Bekommen wir aber einen schweren Fall von vorneherein 
in Behandlung, so ist der künstliche Abort indiziert, da wir bei künstlicher Früh¬ 
geburt niemals ein lebendes Kind erhoffen dürfen, es also keinen Zweck hat, im 
Interesse des Kindes abzuwarten. Die zahlreichen Einzelheiten der Arbeit sind 
in einer kurzen Besprechung nicht wiederzugeben und seien der Lektüre Vor¬ 
behalten. M . Kaufmann . 

1552) Guttmann, W. Medizinische Terminologie. Anleitung und Erklärung 
der gebräuchlichsten Fachausdrücke aller Zweige der Medizin und ihrer Hilfs¬ 
wissenschaften. (Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1909. 

3. umgearbeitete und erweiterte Ausgabe.) 

Innerhalb 6 Jahren ist es bereits die 3. Auflage, welche von dem vorliegenden 
Werk erscheint und es liegt darin der beste Beweis, daß es seinen Zweck in 
anerkannter Weise aufs beste erfüllt. Es ist sicher etwas äußerst mühsames und 
schwieriges, eine Terminologie vollständig und doch in knapper Form zu schreiben. 
Dem Verfasser ist es aber vorzüglich gelungen, dieser Forderung gerecht zu 
werden. Schittenhelm. 

1558) Croner, W. Die Therapie an den Berliner Universitätskliniken. 

4. Aufl. (Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1909.) 

Das Buch gibt die an den Berliner Universitätskliniken geübte Therapie 
wieder und bringt in kurzen Schlagworten eine sämtliche Spezialfächer ein¬ 
schließlich Chirurgie, Geburtshilfe usw. umfassende Darstellung. Das überaus 
praktisch angelegte und durchgeführte Buch hat sich bereits vorzüglich ein¬ 
gebürgert, so daß es in 6 Jahren schon die 4. Auflage erlebt. Schittenhelm . 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Drnck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

■ ;V; für die 


mit Einschluß der experimentellen Therapie, 


N. F. IV. Jahrg. 


2. Septemberheft 


1908 Nr. 18 


JTaehdriu'V verboten. 




Original-Artikel. 


(Aus d$m Ambulatorium 4fcr Erlanger medizhiischep Klinik.) 

Über den Nachweis tryptiseher Fermente Im Mageninhalte. 

Von 

J. Mahlonbrey. 

(Srliliiö.) 

'IC. E ig»?freVÜhtet'imchithgeA.. 

Gestützt auf die oben besprochene {.iteratur und Methodik ^teilte ich nun 

Pwrmpfttt» ‘im . >in 


Zu diesem ;Zr^^£kfe gab ich den •.betreffenden, rer^ 
sone’n in nüchternem Zustand I T^' T^ ln welche ein Miiehbfot’ oiüg-ebrorkt 
-tr Panrr Critir. '.’ffifipnjtfiia. XächmiX. ferner ?{V> girier 


Tabelle I. 







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690 


Original-Artikel. 


wurde das Frühstück ausgehebert. Von dem ausgeheberten Magensaft wurden 
2 Reagenzgläser mit je 10 ccm gefüllt, wovon der Inhalt des einen neutralisiert 
resp. schwach alkalisiert wurde. In beide kamen Fibrinflocken, worauf dieselben 
dann in den Wärmeschrank gebracht wurden. Die vorstehende Tabelle I gibt 
uns das Resultat hierüber: 

Diese Versuche ergaben samt und sonders eine sehr rasche und vollstän¬ 
dige Pepsinverdauung. Eine tryptische Verdauung ist nur bei den Versuchen 
4 imd 5 und zwar hier in ganz minimaler Stärke nachzuweisen. Aus all den 
Proben geht daher deutlich hervor, daß das in dem Probefrühstück ge¬ 
gebene Pancreatin in der Mehrzahl der Fälle ganz, in den anderen 
beiden Fällen faät vollkommen verschwunden ist. Auf die schädigende 
Wirkung der Magensalzsäure macht ja auch schon unter anderen namentlich 
Levinsky aufmerksam. 

Wie schon oben erwähnt, bildeten diese Versuche die Grundlage zu den 
weiteren. Auch ich kam zu der Ansicht, daß auf jeden Fall vor Verabreichung 
des Ölfrühstückes die Magensäure durch gegebenes Alkali abgestumpft und 
völlig ausgeschaltet werden, daß der Mageninhalt, solange sich das ölfrühstück 
im Magen befindet, zum allerwenigsten neutral sein müsse. Bestärkt in dieser 
Annahme wurde ich noch durch das Resultat meiner beiden ersten Versuche 
(Tab. II a 1 u. 2). Es handelte sich hier um Fälle von Superacidität. Mit Ab¬ 
sicht wurde kein Alkali zuvor gegeben und bei beiden ergab die tryptische Ver¬ 
dauung ein negatives Resultat. 

Die Methode, welche bei den Versuchen hier verfolgt wurde, ist nun 
folgende: 

Sämtlichen Patienten wurde zur Feststellung der Diagnose ein gewöhnliches 
Probefrühstück gegeben. Nach s / 4 Stunden wurde dasselbe ausgehebert. Es 
wurde die Gesamtmenge, sowie die Beschaffenheit des Inhaltes, ferner der 
Prozentsatz der freien Salzsäure und die Gesamtacidität bestimmt. 

An einem zweiten Tage wurden die Patienten ebenfalls wieder in nüchter¬ 
nem Zustande bestellt. Als Probefrühstück wurde ihnen dieses Mal 150 ccm 
einer 2proz. Lösung von Acid. olein. in reinem Olivenöl verabreicht. Dieses 
wurde zum kleineren Teil mit dem Magenschlauch eingeführt, die größte Mehr¬ 
zahl der Patienten trank dasselbe jedoch ohne jede Beschwerden aus einem 
Glas. Zuvor bekamen sie etwas Alkali, am besten einen Teelöffel voll Magnes. 
usta; Natr. bicarb. ist, da es bereits leicht schädigend wirkt, weniger geeignet. 
Nach weiteren 20 Minuten wurde wieder etwas Magnes. ust. gegeben, um den 
Mageninhalt vollkommen neutralisiert zu erhalten. Nach Ablauf von s / 4 Stunden 
wird das Ganze ausgehebert. Man erhält ein Gemisch von Magensaft und Öl. 
Die durchschnittliche Gesamtmenge beträgt in den meisten Fällen 50—70 ccm; 
doch sind auch verschiedene Male ganz geringe Mengen zu verzeichnen. Das 
Gemisch zeigt gewöhnlich eine grünlich-gelbe, mitunter grau weiße Farbe. Die 
nächste Aufgabe ist nun, Magensaft und Öl zu trennen. Man benutzt dazu den 
Scheidetrichter. Ist das Gemenge in denselben gebracht, so setzt sich schon 
nach ganz kurzer Zeit der Magensaft ziemlich rein unten ab, während das Öl 
nach der Oberfläche steigt. Ohne weitere Mühe kann man dann den Magensaft 
in einem Meßcylinder abfließen lassen. Er filtriert leicht und klar. Von dem so 
gewonnenen Magensaft wird nun die Menge, die Reaktion usw. bestimmt. 

Zum Nachweis des Fermentgehaltes werden Verdauungsproben angesetzt; 


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Original from 

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Original-Artikel. 


691 


und zwar gewöhnlich je 3 ccm der Flüssigkeit in 6 Reagenzgläsern. Der neu¬ 
tralisierten Flüssigkeit in den ersten 3 wird für Pepsinverdauung Normalsalzsäure 
(0,4 ccm >/io Normalsalzsäure auf 1 ccm Magensaft), den letzten 3 für Trypsin¬ 
verdauung wenn nötig etwas NaHCO s -lösung (0,3 ccm Normal NaHCO s auf 1 ccm) 
zugegeben. 

Von diesen 6 Proben nun werden je zwei mit Fibrinflocken, 2 weitere mit 
Mettschen Röhrchen und die letzten beiden mit entsprechender Menge Casein¬ 
lösung angesetzt und in den Wärmeschrank gestellt. Die Caseinlösung wird 
nach Fuld und Groß in folgender Weise bereitet: 1 g Casein puriss. wird in 
1 1 einer a /oo Natr. carb.- Lösung aufgelöst und zur Vermeidung der Bakterien¬ 
wirkung gut mit Chloroform durchschüttelt. Davon werden dann 5—10 ccm 
bei einer Probe verwendet. 

Nach etwa 4 Stunden werden die Proben aus dem Wärmeschrank genommen 
und es ergeben sich folgende Resultate. 

Dieselben sind nach Diagnosen in Tabellen angeordnet (s. S. 692 und ff.). 

Die mitgeteilten Untersuchungen ergaben nun, daß von 41 angestellten Ver¬ 
suchen 38 positiv ausfielen. Bei den 3 Fällen, bei welchen ein negatives Re¬ 
sultat zu verzeichnen war, sind die beiden ersten (Tab. II a Nr. 1 u. 2) nicht mitzu¬ 
rechnen, da vor dem Probefrühstück kein Alkali gegeben wurde und infolge¬ 
dessen sehr wahrscheinlich das tryptische Ferment durch die sehr reichlich vor¬ 
handene Säure zerstört wurde. Der weitere Fall betraf dann eine Patientin mit 
hochgradiger Enteroptose und dementsprechender Gasteroptose (Tab. Ilf Nr. 7). 
Durch Aufblähung des Magens mittels Brausepulver wurde in diesem Falle in 
Wirklichkeit ein sog. Sanduhrmagen festgestellt. In dieser Hinsicht betont auch 
schon Lev ins ky, daß eine eventuell vorhandene Stenose den Übertritt des 
Pancreassaftes erschweren könne. Die meisten aller übrigen Fälle zeigen ein 
positives Resultat. Auch die super^ciden Fälle, von denen Ehrmann und 
Lederer behaupten, daß der Nachweis meist nicht gelingt, haben ein positives 
Ergebnis gezeitigt. 

Für den Gebrauch von Alkali dürfte wohl Magnes. usta als das geeignetste 
erscheinen. Durch Proben wurde festgestellt, daß bei Verwendung von Natrium 
bicarbonicum schon nach ganz kurzer Zeit oft die gewonnene Flüssigkeit kein 
tryptisches Ferment mehr auswies, was nur als Folge einer Schädigung durch 
das kräftiger wirkende Alkali zu verstehen ist. Bei Magnes. usta dagegen konnte 
man andern Tags noch mit einem positiven Ausfall der Proben rechnen. 

Was den methodischen Nachweis des tryptischen Fermentes betrifft, so ist 
es sehr ratsam, immer mehrere und zwar verschiedene Proben zu gleicher Zeit 
anzustellen. Aus den Versuchen geht jedenfalls zur Genüge hervor, daß nicht 
jeder Magen- resp. Darmsaft in gleicher Weise auf Fibrin, auf das in Mettschen 
Röhrchen befindliche Hühnereiweiß und auf Casein einwirkt. Vielmehr bestehen 
Differenzen, so daß eine Probe positiv erscheint, die andere im selben Fall 
gleichzeitig negativ ausfiel. Es liegen hier offenbar ähnliche Verhältnisse vor, 
wie sie bereits von Bayliss und Starling(23) einerseits, sowie von Sa witsch (24) 
andererseits diskutiert waren. Die ersten beiden Autoren nahmen an, daß ein 
besonderes Ferment in der Art wie Erepsin im Pancreassaft vorhanden sei, 
welches nur auf Peptone, Casein und Fibrin, nicht aber auf coaguliertes Eiweiß 
wirke. Sa witsch dagegen glaubt nicht an zwei Fermente; er erklärt die Differenz 
durch verschiedene Concentration. Er konnte z. B. beim Magensaft durch ent- 

44* 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Superäside Falle. 






XeefrühstüOk Tabelle Tlb. ölfrühsiüek 






Anacide Falle. 

Teefrühstück. Tabelle He. ölfrühstück. 


694 


Original-Artikel. 


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Allgemeine 

Bemerkungen 

Ziemlich viel etwas 
blutig gefärbte Flüssig¬ 
keit 

Mag. ust. 

Flüssigkeit grünlich- 
gelb gallig gefärbt 

Natr. bic. 

Braunrot gefärbte 
Flüssigkeit. Vorher 
gefrühstückt. Viel 
Brotreste 

Mag. ust. 

Grünlich getrübte 
Flüssigkeit. Setzt sich 
schlecht ab, muß 
zentrifugiert werden 
Mag. ust. 

Weißlich getrübte 
Flüssigkeit 

Mag. ust. 

Diagnose 

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Anacidität 

Anacidität 

Anacidität 

Enteroptose 

Anacidität 

Anacidität 

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verdaut 

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schlecht 

verdaut 

schlecht 

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Name, Alter, 
Wohnort 

J. M., 53 Jahre 
Erlangen 

G. B., 52 Jahre 
Keibelsdorf 

M. N., 63 Jahre 
Langensendel¬ 
bach 

B. B., 34 Jahre 
Erlangen | 

G. M., 43 Jahre 
Cadolzburg ' 

Nr. 

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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Original-Artikel. 


695 



Trypsin 

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ccm 

185 

ccm 

220 

ccm 

200 

ccm 

300 

ccm 

190 

! ccm 

Falle von Dyspepsie. 
Tabelle II d. 

Allgemeine 

Bemerkungen 

Sehr viel grünlich- 
gelbe, ziemlich dicke 
Flüssigkeit 

Mag. ust. 

Weißlichgrau getrübte 
Flüssigkeit 

Mag. ust. 

Grünlich, gallig ge¬ 
färbte Flüssigkeit 

Mag. ust. 

Weißliche getrübte 
Flüssigkeit 

Mag. ust. 

Grünlichgelbe, gallig 
gefärbte Flüssigkeit 
Mag. ust. 

Gelblichgrüne, gallig 
gefärbte Flüssigkeit 

Mag. ust. 

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Diagnose 

nervöse Dys¬ 
pepsie 
Kypho¬ 
skoliose 

Dyspepsia 

nervosa 

Dyspepsia 

nervosa 

Drüsentuber¬ 

kulose 

Dyspeptische 

Beschwerden 

Dyspepsia 

nervosa 

Dyspepsia 

nervosa 

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gut 

verdaut 

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verdaut 

gut 

verdaut 

Name, Alter 
Wohnort 

1 

S. II., 31 Jahre . 
Presseck 

A. R, 27 Jahre 

Vach 

B. Sp., 36 Jahre 
Fraunfeld 

L. W., 26 Jahre 
Uttenreuth 

J. V., 40 Jahre 
Neumarkt 

A. Bl., 45 Jahre 
Fürth 

2 

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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 






Fälle von Obstipation. 


696 


Original-Artikel 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 











698 




sprechende ‘Verdünnung. mit «SHm* • erreichen, daß derselbe seine Wirkung; aut 
Me.ttso.be ■Eiwelßdtiifecheri. verlor, wohl aber Fibrin noch gut.verdaute; in gleicher 
Weise ^Tklärep »Ich nfcdr ibiäi --^ntir eine 
unbedeutende Ferrhentrrieuge: öÄter UrnsUtnden darin enthalten ist; die zur Ver- 
datmng von fe^eni EiweiS üicfct getiugtj wohl aber nach eine Wirkung auf 
Fibrin und andere lösliche Stoffe eriiHiUet. Wk kdtmeiv aus den votliegenden 
Verstehen nbelr keim?;- bind,enden Seldt&se ziehen, werden die Verhältnis jc- 
doch wm i verfolgen. ' 

:.b;fTne nun die Frage- in Betruehb ob nach gewüjiriüchem Ewa 1 dnettem 
der Nachwelt voh/tryjplischen P#rme»ta^ .würde.. Im 

folgender; *{*}% einige der Versuche antgeftvhvt: 


Ewald sehe Probefrühstücke* 
Tabelle m. 



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bfci solchen Patienten, vv<» nach ( llluihsüic Uetv cm positives Resultat ■; 
war, versagten mit FAvahUdum IVrdudVtfhsUtekcn dieselbe; Ve;>mcho. Ln Om 
deren Filtleu /i V0 IhiiruF .Sein ttaMih^dni, v Kozi c * k ow>k.}i } erhall mau da- 
g'gcn. positive Resultate; JrdontaiLs aber is? d.r-, gewöhnliche Pfübelrühstüok 
mm k ; “ ;! cnd y ur Gewinnung von DannsaU. Po- üb* siegende Fehlen : des- 


der küekstaumig nicht \ 

!»cwrcung ist Sondern daß dos (•){ den MailptfaiA-or. für die ..FhgurgiUvUoo • des 



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Co d:» 1 ■ - •'•'OvisBcrreteai ümlüionieit oder niete; Fon weiterer Ausbau ist J-et 


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Original-Artikel. 


699 


äußerst wünschenswert. Versuche nach dieser Richtung liegen auch bereits vor. 
Wir erachten es vor allem für wichtig, auch die Faeces in den Bereich der 
Untersuchungen, gewissermaßen als Kontrolle, zu ziehen und neue Methoden, 
vor allem die Seidenpeptonmethode, in ausgedehntem Maße zu verwenden. Wir 
nehmen an, daß es dann gelingen wird, die Sicherheit im Nachweis der Pan- 
creassecretion so sehr zu steigern, daß ihr Wert ein unbestrittener wird. 


Zum Schlüsse erlaube ich mir, Herrn Professor Dr. Schittenhelm für die 
Anregung zu dieser Arbeit und die freundliche Unterstützung bei ihrer Ausführung 
meinen besten Dank zu sagen. 


Literatur. 

i) Boas, J. f Verdauungssaftgewinnung beim Menschen. Zentralblatt für klinische Medizin 
1899, Bd. 10, Nr. 6, S. 97—99. — 2) Boas, J., Dünndarmverdauung beim Menschen und deren 
Beziehung zur Magenverdauung. Zeitschrift für klin. Medizin 1890, Bd. 17, S. 155 —177. — 
3) Tschlenoff, B., Über Darmsaftgewinnung beim Menschen. Korrespondenzblatt für Schweizer 
Ärzte 1889, Nr. 6, S. 161 — 164. — 4) Pawloff, J. P., Die Arbeit der Verdauungsdrüsen. 
Wiesbaden 1898. S. 159—161. — 5) Boldyreff, W., Der Übertritt des natürlichen Gemisches 
aus Pancreas-Darmsaft und Galle in den Magen. International, physiol. Kongreß Brüssel 1904. 
Pflügers Archiv für gesamte Physiol. 1907, Bd. 121, S. 13. — 6) Boldyreff, W., Über den 
selbständigen und künstlich hervorgerufenen Übergang von Pancreassaft in den Magen und über die 
Bedeutung dieses Vorganges für die prakt. Medizin. Zentralblatt für die gesamte Physiologie und 
Pathologie des Stoffwechsels 1908, Nr. 6, S. 209. — 7) Liefschütz, Achylia gastrica und 
Beschaffenheit der Magensecretion. Archiv für Verdauungskrankheiten 1906, Nr. 5, S. 426. — 
8) Volhard, Über die Untersuchung des Pancreassaftes beim Menschen und eine Methode der 
quantitativen Trypsinbestimmung. Münchner med. Wochenschrift 1907, S. 403. — 9) Faubel, O., 
Untersuchungen über den menschlichen Bauchspeichel und das Fermentgesetz des Trypsins. Hof¬ 
meister zur ehern. Physiol. und Patholog. Bd. IO, S. 35 und 36. — 10) Mohr, Diskussionsbe¬ 
merkung zu Adolf Schmidt. Vortrag über die neueren klin. Untersuchungen der Darmfunktion 
und ihrer Ergebnisse. Verhandl. des 25. Kongresses für innere Medizin. Wiesbaden 1908, S. 277. 
11) Schittenhelm, Über Fälle von Rückfluß des Pancreassaftes in den Magen. Münchener med. 
Wochenschrift, 55. Jahrgang 1908, S. 1459. — 12) Levinsky, J., Die Gewinnung des Pancreas¬ 
saftes aus dem Magen und ihre diagnost. Verwertbarkeit. Deutsch, med. Wochenschrift 1908, 
34. Jahrgang, S. 1582. — 13) Molnär, B., Über die Frage des Übertritts von Pancreassaft im 
Magen. Zeitschrift für klin. Mediz. 1909, Bd. 67, S. 188. — 14) Ehrmann, R. und Lederer, 
Über die Wirkung der Salzsäure auf die Fermcntsccretion des Magens und der Bauchspeicheldrüse. 
Berliner klin. Wochenschrift 1908. — 15) Ehrmann, R. und Lederer, R., Über das Verhalten 
des Pancreas bei Achylie und Anacidität des Magens. Deutsche med. Wochenschrift 1909, S. 879. 
16) v. Koziczkowsky, Zur Prüfung der Pancreassecretion und deren Bedeutung für die Dia¬ 
gnostik. Z. f. klin. Mediz. 1909, Bd. 68, S. 261. — 17) Groß, Die Wirksamkeit des Trypsins 
und eine einfache Methode zu ihrer Bestimmung. Archiv für experimentelle Pathol. und Pharma- 
kolog. 1907, Bd. 58, S. 157. — 18) Fuld, Archiv für experimentelle Patholog. und Pharma- 
kolog. 1907. — 19) Abderhalden, E. und Medigrcccanu, F., Über das Vorkommen von 
pcptolytischen Fermenten im Mageninhalt. Zeitschrift für physiolog. Chemie 1908, Bd. 57, S. 317. 
20) Abderhalden, E. und Schittenhelm, A., Über das Vorkommen von peptolytischen Fer¬ 
menten im Mageninhalt. Zeitschrift für physiolog. Chemie 1909, Bd. 59, S. 330. — 21) Ab¬ 
derhalden, E. und Kölker, Weiterer Beitrag zur Kenntnis des Verlaufes der fermentativen 
Polypeptidverdauung. Zeitschrift für physiolog. Chemie 1907/08, Bd. 54, S. 263. — 22) Guto, 
Über den Einfluß von Säuren, Alkalien, neutralen Salzen auf das Trypsin. Biochem. Zeitschrift 
1909, Bd. 15, S. 473. — 23) Bayliss und Starling, The proteolytic activitics of the pancreatic 
juice. Journal of Physiol. Bd. 30. — 24) Sawitsch, W. W., Beiträge zur Physiologie der 
Pancreassecretion. Zentralbl. f. d. ges. Physiol. und Pathol. des Stoffw. 1909, Bd. 4, S, I. 


45* 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



700 


Referate. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1554) Itami, S. (Tokio) u. Pratt, J. (Boston). Über Veränderungen der 
Resistenz und der Stromata roter Blutkörperchen bei experimentellen Anämien. 

Aus d. mediz. Klinik zu Heidelberg. (Biochem. Ztschr. Bd. 18, S. 302—316.) 

Bei der subchronischen Phenylhydrazin-Anämie der Kaninchen tritt schon 
in kurzer Zeit eine starke Vermehrung der Resistenz der roten Blutkörperchen 
zu Tage, am deutlichsten gegen Schwankungen des osmotischen Drucks, und 
nimmt nach Ansetzen der Blutgiftinjektionen schnell wieder ab. Mit der Resistenz¬ 
steigerung geht eine sehr starke Vermehrung der Stromata (bis auf das Zehn¬ 
fache) einher. Bei der Aderlaßanämie der Kaninchen ist nur eine mäßige 
Resistenzvermehrung nachzuweisen, eine etwas stärkere, wenn während der 
Aderlaßanämie lackfarbenes Blut intraperitoneal injiziert wird. K. Reicher. 

1555) Browning, C. H. and Kenzie, J. Mc. (Glasgow). On the Complement- 
containing Serum as a Variable Factor in the Wassermann-Reaction. (Ztschr. 
f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2, S. 459—468.) 

ln quantitativer Hinsicht ist die Komplementmenge, die von einem bestimmten 
Gemisch von luetischem Serum und Organextraktemulsion gebunden wird, von 
den individuellen Eigenschaften des komplementhaltigen Serums abhängig. Im 
allgemeinen wird das Komplement eines neu gewonnenen Serums in größeren 
Dosen gebunden als das eines einige Tage alten Serums. Aus quantitativen 
Änderungen der Wassermannschen Reaktion darf man demnach nur vorsichtig 
Schlüsse ziehen z. B. bei längerer Dauer der Krankheit oder im Verlauf der 
spez. Behandlung. K. Reicher. 

1556) Madsen, Th. u. Tallquist, T. W. Über die Einwirkung einiger Gifte 
auf die Antikörperbildung. Aus d. Statens Seruminst. Kopenhagen. (Ztschr. 
f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2, S. 469—481.) 

Bei nicht immunisierten Tieren wird durch Pyrogallol und Pyrodin eine 
Steigerung der normalen antilytischen Kraft des Serums erzeugt, ebenso wird 
bei Einverleibung der Blutgifte in der dritten Phase der Antilysinkurve bei 
Vibriolysin- und Staphylolysin-Immunkaninchen und -Ziegen ein neues Ansteigen 
der Antilysinkurve beobachtet, ein geringeres bei Eingabe in der vierten Phase 
der Antikörperkurve. K. Reicher. 

1557) Izar, G. Einfluh des Blutserums auf die Hämolyse durch Schwerme- 
talle. Aus d. Inst. f. spez. Path. inn. Krankh., Pavia. (Ztschr. f. Immunitätsf. 
1909, Bd. 2, S. 482—495.) 

Blutserum verhindert die Hämolyse durch Schwersalzmetalle. Je schwächer 
die hämolytische Wirksamkeit der Salze desselben Metalles, um so geringer ist 
die zur Schutzwirkung erforderliche Serummenge. Die Schutzwirkung des Blut¬ 
serums beruht auf seinen Eiweißkörpem. K . Reicher . 

1558) Engel, C. S. (Berlin). Über Rückschlag in die embryonale Blut¬ 
bildung. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 23, S. 1099.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet. K. Bomstein. 

1559) Biondi, G. u. Aymerich, G. Sui fenomeni autolitici dei leucociti. 

(Über die autolytischen Phänomene der Leucocyten. Aus d. Istit. di Medic. legale 
zu Cagliari. (A. p. 1. scienze med, 1909, Bd. 33, H. 1.) 

Die Verfasser studierten mit der Methode der vitalen Leucocytenfärbung 
die Leucocytenveränderungen in steril entnommenem und steril auf bewahrtem, 
sowie in unter Luftzutritt aufbewahrtem Blut gesunder Individuen, weiter auch 
in Leichenblut. Die Einzelheiten der Arbeit entziehen sich einem kurzen Referate; 
jedenfalls ergab es sich, daß die Leucocyten sehr rasch Veränderungen auf¬ 
weisen, die, da auch im steril aufgehobenen Blute vorkommend, nicht lediglich 
der bakteriellen Fäulnis ihren Ursprung verdanken, sondern auf autolytischen 


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Referate. 


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Prozessen beruhen. Die Befunde zeigen auch, daß das bei der vitalen Färbung 
im Leucocytenkörper nachweisbare Fett wahrscheinlich nicht, wie andere Autoren 
meinen, von phagocytären Prozessen herrührt; es dürfte sich dabei, wenn nicht 
um neu gebildetes Fett, so doch um präexistierendes Fett handeln, das vorher 
in irgend einer Weise im Protoplasma gelöst war und erst durch die autolytischen 
Veränderungen mikroskopisch nachweisbar wurde. Was das Erscheinen ortho- und 
metachromatischer Schollen im Protoplasma anbelangt, so läßt sich heute nur 
sagen, daß sie im autolysierten Blute ganz ähnlich auftreten wie im Blute bei 
gewissen Krankheiten und Intoxikationen, so daß man annehmen kann, daß ihr 
Erscheinen im lebenden Körper wohl auch auf chemischen Umsetzungen beruht. 
Bemerkenswert ist, daß die Autolyse bei den Eosinophilen anders verläuft als 
bei den anderen Leucocyten, da das Fett in etwas anderer Weise erscheint, 
wie wenn es durch Umbildung der Granulationen entstände. Die Untersuchungen 
der Verfasser zeigen weiter, daß man aus den postmortal an den Leucocyten 
erhobenen Befunden keine Schlüsse auf ihren Zustand während des Lebens 
ziehen kann, so daß also gerichtlich-medizinisch kein Vorteil aus diesen Unter¬ 
suchungen erwachsen ist. M . Kaufmann . 

1660) Golgi, C. (Pavia). Di una minuta particolaritä di struttura delT 
epitelio della mucosa gastrica ed intestinale di alcuni vertebrati. (Über eine 
feine Einzelheit im Bau der Magendarmschleimhaut bei einigen Wirbeltieren.) 
(Arch. p. 1. scienze med. 1909, Bd. 33, H. 1.) 

Verfasser beschreibt einen feinen Netzapparat in den Epithelzellen der Magen¬ 
darmschleimhaut. Er verändert seine Stellung in der Zelle sowie seine Form, 
gemäß den an die Funktion der Zelle gebundenen morphologischen Verände¬ 
rungen der Zelle selbst. Immerhin gestatten die bis jetzt vorliegenden Beobach¬ 
tungen noch nicht, einen direkten Zusammenhang zwischen Netzapparat und 
Zellfunktion anzunehmen. Der Apparat mangelt völlig den delomorphen Zellen 
der Magendrüsen. M. Kaufmann . 

1561) v. Domarus. Ein Beitrag zur Frage der medullären Pseudoleukämie. 

Aus d. II. med. Klinik zu München. (Münch, med. Wschr. Juni 1909, Nr. 23.) 

»Bei einem 6jährigen Kinde entwickelt sich eine schleichend verlaufende 
Anämie, die nach einer Dauer von ungefähr einem Jahre zum Tode führt. Bei 
der Anfangs vorgenommenen Untersuchung besteht neben den Zeichen einer 
sekundären Anämie eine relative Lymphocytose (ohne absolute Vermehrung der 
Leucocyten); es fehlen Lymphdrüsenschwellung und Milzvergrößerung, und da 
im Blutbild Zeichen der Regeneration vermißt werden, wird die Vermutungs¬ 
diagnose auf apiastische Anämie gestellt. Der ein Jahr später an der Leiche 
erhobene Befund zeigt eine ausgedehnte Hyperplasie von Lymphadenoidgewebe 
im Knochenmark und in der Milz, so daß diese Organveränderungen im Verein 
mit der im Blut post mortem festgestellten hochgradigen Vermehrung der Lym- 
phocyten die Diagnose lymphatische Leukämie (resp. Pseudoleukämie) berechtigt 
erscheinen lassen.« Der Fall ähnelt den von Senator (Ztschr. f. klin. Med. Nr. 54) 
und Rubinstein (ib. 61) beschriebenen, letzterem besonders wegen der Leuco- 
penie und der fehlenden Siderosis. Allen dreien ist die progressive Anämie ohne 
Zeichen der Regeneration, die starke relative Lymphocytose und die diffuse 
lymphadenoide Knochenmarksmetaplasie gemein. Der Fall unterscheidet sich 
von den übrigen durch die (sekundäre) Mitbeteiligung der Milz, Leber und Ton¬ 
sillen. M. Kaufmann. 

1662) v. Düngern u. Coca. Über Hasensarkome, die in Kaninchen wachsen, 
und über das Wesen der Geschwulstmmmnität. Aus d. Krebsinst. d. Univ. 
Heidelberg. (Ztschr. f. Immunitätsf 1909, Bd. 2, S. 391—414.) 

Bei Hasen endemisch vorkommende Sarkome lassen sich auf Hasen und 
Kaninchen übertragen und wachsen aus sich heraus, denn die in den Kaninchen 
wachsenden Sarkomzellen behalten die Artspezifität der Hasenzellen bei. Die 
sich sehr leicht ausbildende Immunität beruht auf Verstärkung der Gewebsreak- 
tionen, welche auf Überempfindlichkeit zurückgeführt wird. K. Reicher. 


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Referate. 


1563) v. Fenyveny. Über den Einfluß der NaCl-Konzentration auf die 
Seifenh&molyse. Aus d. hygien. Inst. d. Univ. Budapest. (Ztschr. f. Immunitätsf. 
1909, Bd. 2, S. 443—452.) 

Fügt man einer durch käufliches Serumalbumin oder durch Witte-Pepton 
inaktivierten Seifenlösung steigende Mengen konzentrierter Kochsalzlösung zu, 
so kommt ihre hämolytische Wirkung wieder zum Vorschein; sie nimmt bis zu 
einem gewissen Maximum der NaCl-Konzentration zu, bei noch höherer wieder 
bis zum Verschwinden ab. Diese Erscheinung läßt sich durch den Calciumgehalt 
der zur Inaktivierung der Seife verwendeten Präparate erklären, indem durch 
CaCla inaktivierte Seifenlösungen sich genau so verhalten. Es kommen Verwand¬ 
lungen der Calciumseife in Natronseife, andererseits wieder Aussalzungen der 
Seifen ursächlich in Betracht Durch calciumfreies Serumalbumin inaktivierte 
Seifenlösungen werden durch NaCl-Hypertonie nicht reaktiviert. (Diese Beobach¬ 
tungen sind für die Erklärung des günstigen Einflusses von hypertonischen NaCl- 
Lösungen, wie sie von Maragliano, Mohr, Van de Velden u. a. angewendet 
wurden, von Belang. D. Ref.) K. Reicher . 

1564) v. Eisler, M. Über den Einfluß von Salzen und Nichtelektrolyten 
auf die Wirkung von lytischen Giften. Aus d. Staatl. Serotherap. Inst, in Wien. 
(Ztschr. f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2, S. 159—204.) 

Das Eindringen von Giften in tierische Zellen ist von den verschiedensten 
Faktoren abhängig, insbesonders wird der zeitliche und quantitative Verlauf der 
Reaktion von physikalisch-chemischen Gesetzen beherrscht. Bei den komplexen 
Hämolysinen des Serums ist die Bindung des Amboceptors innerhalb weiter 
Grenzen unabhängig von der Beschaffenheit des Milieus. Der Durchtritt des 
Komplementes durch die Blutkörperchenmembran ist u. a. an die Anwesenheit 
von die Eiweißviskosität herabsetzenden Elektrolyten gebunden. Die Herab¬ 
setzung der Reibung kommt in einer Beschleunigung der Hämolyse gegenüber 
dem Vorgänge im salzfreien Medium zum Ausdrucke. Infolge spezieller Elektro¬ 
lytenfunktionen verschiedener Salze kommen durch Einwirkung auf die Plasma¬ 
kolloide Abweichungen des Hämolyseverlaufes von den Diffusionsgesetzen zu 
Stande. Verschiedene Elektrolyte beschleunigen in ganz bestimmten Konzen¬ 
trationen die Hämolyse und verzögern sie wieder bei Überschreiten dieser opti¬ 
malen Konzentration. Schwermetallsalze verursachen vollständige Hemmung der 
Hämolyse. Von Nichtelektrolyten ist der Harnstoff in Konzentrationen bis 0,3 ccm 
ohne Einfluß auf die Hämolyse, Alkohol hemmt sie in an sich noch nicht lösen¬ 
den Dosen. Ganz ähnliche Verhältnisse gelten auch für die Bacteriolysine. 

K. Reicher . 

1565) Port, F. Beitrag zur akuten myeloischen Leukämie. Aus d. med. 
Klinik in Göttingen. (D. A. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 236.) 

Blutbild und histologische Untersuchung der Organe bei einem akut ver¬ 
laufenden Fall ejner Myeloblastenleukämie. In den Abstrichpräparaten ließ sich 
der successive Übergang der als Myeloblasten bezeichneten großen mononucle- 
ären Zellen in granulierte Formen (Promyelocyten, Myelocyten) nachweisen, auch 
das leukämische Gewebe zeigte myeloischen Aufbau und war ausgezeichnet 
durch den Reichtum an Myeloblasten. M. Leube. 

1566) Weber, F. Parkes u.' Ledingham, J. G. G. Über einen Fall von 
Lymphadenoma (Hodgkin sehe Krankheit) des Mediastinums, verbunden mit 
einer hochgradigen hypertrophischen Pulmonalosteoarthropathie. (D. A. f. kl. 

Med. 1909, Bd. 96, S. 218.) 

Der Tumor war ausgezeichnet durch die Anwesenheit einer großen Anzahl 
von epitheloiden Elementen und Riesenzellen. Dabei fand sich namentlich in 
den gefärbten Schnittpräparaten ein außerordentlicher Reichtum an eosinophilen 
Zellen von myelocytischem oder polymorphkernigem Typus. — Milz, Leber, 
Knochenmark und die Mehrzahl der Lymphdrüsen war von dem lymphadenoma- 
tösen Prozeß verschont geblieben. Im Blut fand sich eine gegen das Ende der 
Erkrankung ausgesprochene polymorphkernige Leucocytose und eine an Inten¬ 
sität wechselnde Eosinophilie. M \ Leube. 


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Referate. 


703 


1567) Berger, Fritz u. Tsuchiya Iwaho. Beiträge zar Pathogenese der 
pemiciösen Anämie. Aus d. med. Klinik zu Halle. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 96, S. 252.) 

In Fällen von pemiciöser Anämie ist in der Magen- und Darmschleimhaut 
eine mit Äther extrahierbare lipoide Substanz anzutreffen, die etwa 10 mal so starke 
hämolytische Kraft besitzt als die Lipoidsubstanz normaler Schleimhäute. Im 
Tierversuch zeigt die von pemiciöser Anämie herrührende lipoide Substanz 
schwache, aber deutliche anämisierende Wirkung, sowohl bei Einspritzung als 
bei Verfütterung; die erzielte Anämie hat den Charakter der pemiciösen Anämie. 
Die von normaler Magendarmschleimhaut herrührende Lipoidsubstanz bleibt in 
der anämisierenden Wirkung gegenüber der genannten wesentlich zurück. Wird 
bei Hunden künstlich ein schwerer Magendarmkatarrh erzeugt, so läßt sich aus 
der entzündeten Schleimhaut eine Lipoidsubstanz extrahieren, die in ihrer hämo¬ 
lytischen und anämisierenden Wirkung derjenigen bei pemiciöser Anämie nahe¬ 
kommt. 

Verfasser glauben aus den Ausschlägen, die ihre Versuche ergaben, den 
Schluß ziehen zu können, daß das Zustandekommen der sog. kryptogenetischen 
Form der pemiciösen Anämie auf die blutzerstörende Wirkung von lipoiden 
Stoffen zurückzuführen ist, bei sekundärer Insufficienz des Knochenmarks. Der 
Entstehungsort der blutzerstörenden lipoiden Substanz ist die Magendarmschleim¬ 
haut, die Entstehungsursache ein chronisch katarrhalischer Entzündungszustand 
der Schleimhaut. M . Leube. 

1568) May, Richard. Leucocyteneinschlüsse. Kasuistische Mitteilung. Aus 
d. med. Poliklinik München. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 1.) 

Der Fall betrifft eine 24 jährige Patientin, die mit oedematöser Schwellung 
der Unterschenkel in Behandlung trat. Der Hämoglobingehalt betrug 65°/ 0 . 
In sämtlichen polymorphkernigen Leucocyten fanden sich 1—2, vereinzelt auch 
3 und selbst 4 Partikel, die in keinem Zusammenhang mit dem Kem standen, 
meist sichelförmig aber auch rundlich gestaltet waren und meist in der Nähe 
des Randes lagen. Die Einschlüsse verhielten sich tinktoriell wie das Protoplasma 
der Lymphocyten, gaben keine »Glykogen«-Reaktion, keine Schwärzung mit 
Osmiumsäure. Im Gegensatz zu dem Befund von Wechselmann und Hirsch¬ 
feld, die diese Einschlüsse zuerst beschrieben, konnten sie in den Lymphocyten 
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Das erwähnte Bild blieb während 
der viermonatlichen Beobachtungsdauer unverändert. Eine Deutung läßt sich 
bis jetzt nicht geben. m . Leube . 

1569) Jacobaeus, H. G. Beiträge zur Kenntnis der myeloiden Chloroleu- 
kämien. Aus d. II. med. Klinik des Serafimerlazarettes in Stockholm. (D. A. f. 
kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 7.) 

Mitteilung zweier Fälle, die eingehend vom klinischen, hämatologischen und 
pathologisch-anatomischen Standpunkt besprochen werden. M . Leube . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

1570) Benedict, Stanley R. Die Darstellung von Glyoxylsäure als Reagens. 

(Joum. of Biol. Chem. 6. 51—52. März. Yale Univ. Sheffield Lab. ofPhysiolog. 
Chem.) 

Zur Darstellung der Glyoxylsäure, die an Stelle des Eisessigs zur Adamkiewicz- 
schen Reaktion empfohlen wird, empfiehlt Verfasser nachstehendes Verfahren. 
10,8 g Mg-Pulver werden in einem geräumigen Erlenmeyerkolben mit Wasser 
überschichtet und unter guter Kühlung 250 ccm gesättigte Oxalsäurelösung zu¬ 
gegeben. Das überschüssige Mg wird durch Filtration entfernt, das Filtrat mit 
Essigsäure schwach angesäuert und auf 1 1 aufgefüllt. Die Lösung ist frei von 
Oxalsäure. Brahnt . 

1571) Mathews, A. P. Die spontane Oxydation der Zuckerarten. (Joum. 
of Biol. Chem. 6. 3—20. März. Chicago. Univ. Biochem. u. Pharmakol. Lab.) 

Durch eingehende Untersuchungen fand Verfasser, daß Lävulose, Galaktose, 


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704 


Referate. 


Glucose, Maltose und Lactose sich in alkalischer Lösung sehr rasch oxydieren, 
nicht dagegen in saurer oder neutraler Lösung. Es scheint, daß sich bei der 
Oxydation ein Salz der Zucker bildet Durch Ionisation desselben und das da¬ 
durch gestörte Gleichgewicht im Anion tritt die Zersetzung und leichte Oxy¬ 
dation ein. Am raschesten oxydiert sich die Lävulose, bei den übrigen Zuckern 
verläuft die Oxydation ungefähr gleich schnell, und zwar um x / 4 langsamer als 
bei der Lävulose. Beim Eintritt der Reaktion zeigen alle Zucker, besonders die 
Lävulose, eine gesteigerte Geschwindigkeit und Zersetzung. Dies wird dadurch 
bedingt, daß bei der Zersetzung jedes Zuckermoleküls eine Reihe von reduzie¬ 
renden Molekülen sich bildet, wodurch deren Konzentration wächst. Lävulose 
oxydiert sich am schnellsten in 1-n. NaOH-Lauge, die übrigen Zucker in 2-n. 
NaOH-Lauge. Bei Anwendung stärkerer Lauge sinkt das Reduktionsvermögen 
wohl dadurch, daß das starke Alkali die Oxydationsgeschwindigkeit des Sauer¬ 
stoffs in höherem Maße schwächt, als sich die Zuckerzersetzung steigert. Die der 
Glucose mangelnde Eigenschaft, sich bei Gegenwart von Luft in neutraler Lösung 
rasch zu oxydieren, wird nicht durch das Fehlen des aktiven Sauerstoffs bedingt, 
sondern hauptsächlich dadurch, daß bei der Glucose die Oxydation erst eintritt, 
sobald Dissoziation eingetreten ist. Hierdurch erklärt sich auch die Tatsache, 
daß das Unvermögen der lebenden Substanz, Glucose zu verbrennen, nicht durch 
ein Fehlen von Oxydasen bedingt wird, sondern durch ein Verschwinden der 
Fähigkeit, die Glucose zu dissoziieren. Unter Oxydasen faßte man zwei Gruppen 
von Substanzen zusammen, deren eine aktivierend auf O wirkt, während die 
andere dadurch aktivierend wirkt, daß sie die reduzierende Substanz dissoziiert. 
Letztere sind spezifisch wirksam, erstere nicht. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Brahtn. 

1572) Quinan, Glarence. Über kritische Hydroxylionkonzentrationen bei 
diastatischen Hydrolysen. (Joum. of Biol. Chem. 6. 53—63. März. California 
Univ. Hearst Lab. of Pathology.) 

Auf Grund seiner Untersuchung mit Diastasen verschiedener Herkunft (Taka- 
diastase, Speicheldiastase und Pancreasdiastase) gelang es Verfasser nachzuweisen, 
daß diese Diastasen konstante Beziehungen zu äquivalenten Lösungen von Na a C0 3 
und NaOH aufweisen. Die Konzentration der Diastase des Pancreassaftes über¬ 
trifft erheblich die des Speichels. Diastase erwies sich als sehr feiner Indicator 
für die Anwesenheit von freien Hydroxylionen. Auch hält es Verfasser für mög¬ 
lich, eine scharfe quantitative Unterscheidung zwischen verschiedenen Flüssig- 
heiten zu machen, die Diastasen enthalten. Brahtn . 

1573) Peters, Ainos W. u. Burres, Opal. Studien über Enzyme. II. Das 
diastatische Enzym von Paramäcium und seine Beziehung zu einer tödlich 
wirkenden Lösung von Kupfersulfat. (Joum. of Biol. Chem. 6. 65—73. März. 
Illinois. Univ. Zoolog. Lab.) 

Im Anschluß an frühere Arbeiten teilen Verfasser die Resultate ihrer Unter¬ 
suchungen über das Verhalten verschiedener Enzyme in den Zellen von Para¬ 
mäcium mit. Ferner versuchten Verfasser den Nachweis zu erbringen, ob die 
schädigende Wirkung des CuS0 4 durch die Hypothese der Inaktivierung der 
Enzyme in den Körperzellen erklärt werden kann. Die Paramäcien wurden aus 
einem Infus von 8 g geschrotenem Weizen in 8 1 Wasser gezüchtet und von 
den Bakterien durch Zentrifugieren getrennt. Es gelang in den Tieren der Nach¬ 
weis von Katalase und Peroxydase mit Hilfe der Guajacreaktion. Des weiteren 
wurde die für diese Infusorien tödlich wirkende CuSÖ 4 -Konzentration bestimmt 
und ausführlich die Hypothese der Inaktivierung besprochen. Brahtn . 

1574) Neilson, Charles Hugh u. Scheele, M. H. Der Einfluh der Nahrung 
auf die maltosespaltende Fähigkeit des Speichels. (Joum. of Biol. Chem. 5. 
331—37. Dez. 1908. St. Louis Univ. Physiol. Departm.) 

Verfasser teilen eine Reihe von Versuchen mit, die an Studenten angestellt 
wurden, einmal bei reiner Kohlehydratnahrung und dann bei einer starken eiwei߬ 
haltigen Nahrung. Die Veränderungen des Ptyalingehaltes wurden durch Ein¬ 
wirkung auf eine Stärkelösung und Bestimmung der entstandenen Maltose fest¬ 
gestellt. Es gelang nachzuweisen, daß eine Änderung der Nahrung eine Änderung 


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Referate. 


705 


der maltosespaltenden Kraft des Speichels im Gefolge hat, die parallel mit der 
Änderung der amylolytischen Kraft des Speichels bei derselben Nahrung ver¬ 
läuft. Bei kohlenhydratreicher Kost wächst das maltosespaltende und amylo¬ 
lytische Vermögen des Speichels, bei eiweißreicher Nahrung fällt diese Kraft. 
Anhaltspunkte, ob das Ptyalin eine amylolytische und maltosespaltende Kraft be¬ 
sitzt, wodurch bei Kohlenhydratkost eine Vermehrung der Menge oder der Wir¬ 
kung des Ptyalins erklärt würde, konnten nicht gefunden werden. Brahm . 

1575) Taylor, Alonzo Englebert. Chemische Studien über Cytolyse. (Joum. 
ofBiol. Chem. 5. 811—14. Dez. 1908. California. Univ. Hearst Lab. of Pathology.) 

Verfasser teilt einige Versuche mit über das Wesen der Cytolyse mit Hilfe 
der Spermatolyse zwecks Auffindung des spermatolytisch wirksamen Antikörpers. 
Lebende Spermatozoen des Lachses (Incorhynchus Quinnat) wurden Kaninchen 
injiziert, wodurch das Kaninchenblut die Eigenschaft erhielt, gegen die Spermato- 
zoiden cytolytisch wirksam zu sein. Der Vorgang ließ sich unter dem Mikroskop 
verfolgen. Zuerst erfolgt eine Anschwellung der Spermatozoiden, dann zerreißt 
die Zellenmembran, und im Protoplasma trat Detritus auf. Zur Entscheidung der 
Frage, ob die Cytolyse durch Zerstörung eines lipoidartigen Komplexes in der 
Zellenmembran oder im Protoplasma bedingt wird, zerlegte Verfasser große 
Mengen Lachssperma in Protamin, Nucleinsäure, Ätherlösliche Lipoide, und in 
Äther lösliche Lipoide nach Behandlung des Ätherrückstandes mit Trypsin und 
behandelte Kaninchen mit diesen Produkten. Protamin wirkte toxisch, Nuclein¬ 
säure bedingte Leucocytose, die Lipoide zeigten keinerlei toxische Wirkungen. 
Frisches Lachssperma dagegen wirkte auf Kaninchen toxisch. Die erhaltenen 
Sera zeigten mit Ausnahme des nach Lachsspermainjektion erhaltenen, ein nega¬ 
tives Verhalten. Die Aktivität war sehr gering, schon eine Verdünnung 1:10 
hob die Cytolyse auf. Verfasser glaubt zu der Annahme berechtigt, daß nicht 
eine chemisch definierbare Substanz die Antikörperbildung bewirkt, sondern eine 
biologische Fraktion. Wahrscheinlich wird die Bildung durch das Zusammenwirken 
verschiedener Stoffe bewirkt. Brahm . 

1576) Henzlik, Paul J. u. Hawk, P. B. Die Hamstoffausscheidung beim 
Menschen. (Journ. ofBiol. Chem. 5. 355—65. Dez. 1908. Illinois Univ. Departm. 
of Animal Husbandry. Physiolog. Chem. Lab.) 

Über die Ausscheidung der Harnsäure beim gesunden Menschen bei gewöhn¬ 
licher normaler Kost teilen Verfasser eine Reihe von Versuchen mit. Die Ham- 
säurebestimmungen wurden nach der Methode Folin-Shaffer ausgeführt. Die 
tägliche Ausscheidung bei 10 Männern im Alter von 19—29 Jahren betrug im 
Mittel bei normaler gemischter Kost 0,597 g. Der tägliche Proteinverbrauch be¬ 
trug 91.2 g oder 1,33 g pro kg Körpergewicht. Brahm . 

1577) Taylor, Alonzo Englebert. Die Umwandlung von Glykogen in Zucker 
in der Leber. (Journ. of Biol. Chem. 5. 315—17. Dez. 1908. California Univ. 
Hearst Lab. of Pathology.) 

An einer Muschel (Schizothoerus Nuttallii), deren Leber 8°/ 0 Glykogen in der 
Trockensubstanz enthält, stellte Verfasser eine Reihe Untersuchungen über die 
Umwandlung von Glykogen in Zucker an, die ergaben, daß im lebenden Orga¬ 
nismus diese Umwandlung eine Funktion von zwei veränderlichen Größen dar¬ 
stellt, die sich direkt proportional verhalten, nämlich der Masse des Glykogens 
und der Menge des glykolytischen Fermentes. Utiderhill. 

1578) Taylor, Alonzo Englebert. Über den Antagonismus zwischen Alkohol 
und Carbolsäure. (Journ. of Biol. Chem. 5. 319—21. Dez. 1908. California 
Univ. Hearst. Lab. of Pathology.) 

Die bekannte Tatsache, daß Alkohol benutzt wird, um bei Wunden eine 
weitergehende Wirkung der Carbolsäure zu verhindern, versuchte Verfasser in 
Bezug auf ihr chemisches Verhalten aufzuklären. Es wurde die Empfindlichkeit 
von Hefen gegenüber dem Alkohol benutzt, und zwar einer Weinhefe, die noch 
einem Alkoholgehalt von 10 °/ 0 gegenüber fest ist. Falls Alkohol eine Entgiftung 
der Carbolsäure in tierischen Zellen bewirken würde, müßte auch eine ver¬ 
ringerte Toxizität der Carbolsäure auf Hefezellen beobachtet werden können. 


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Referate. 


Diese Beobachtung konnte nicht gemacht werden, und es muß daher eine physi¬ 
kalische und keine chemische Erklärung der durch Alkohol bedingten vermin¬ 
derten Giftwirkung der Carbolsäure angenommen werden. Underhill. 

1579) Ryan, A. H. u. Guthrie, G. G. Eine Kontrolle der Kr&mpfe bei 
Asphyxie. (Amer. Joum. Physiol. 22. 440—44. 1/9. 1908. Saint Louis. Missouri. 
Departm. of Physiology and Pharmacology. Washington Univ.) 

Von der Annahme ausgehend, daß bei Krämpfen die motorischen Zellen am 
meisten in Mitleidenschaft gezogen sind, mithin am ersten ermüden, versuchte 
Verfasser, durch Versuche eine temporäre Kontrolle von Krämpfen auszuüben, 
da ja bei partieller Asphyxie die am meisten ermüdeten Zellen am ersten ab¬ 
sterben. Die Krämpfe wurden bei den Tieren durch Strychnin erzielt. Benutzt 
wurden Frösche, eine Katze und ein an Tetanus erkranktes Schaf. Aus ihren 
Versuchen, besonders dem Versuche mit dem Schaf, das gleichzeitig 400 ccm 
einer 25 proz. Magnesiumsulfatlösung injiziert erhielt, schließen Verfasser, daß die 
Anästhesie und Relaxation Sekundärerscheinungen sind. Brahm . 

1580) Meitzer, S. J. u. Auer, John. Ist die Anästhesie und die durch 
Magnesiumsalze bewirkte motorische Paralyse durch eine Asphyxie bedingt? 

(Amer. Joum. Physiol. 23. 141—47. 1/12. 1908. Depart. of Physiology of the 

Rockefeller Inst, for Medical Research.) 

Verfasser weisen energisch die Einwände Ryan und Guthries (vgl. vor¬ 
stehendes Referat) zurück, die durch ihren an einem Schaf ausgeführten Versuch 
glaubten nach weisen zu können, daß die durch Mg-Salze bedingte Anästhesie 
und Relaxationen Sekundärerscheinungen einer Asphyxie seien. Verfasser teilen 
dann noch einen Versuch an einem Kaninchen mit, das eine hohe Dose MgS0 4 - 
Lösung subcutan injiziert erhielt, und der deutlich zeigte, daß während der 
Anästhesie kein Symptom einer Asphyxie auftrat. Verfasser halten ihre früheren 
Beobachtungen (Amer. Joum. Physiol. 14. 366—88) aufrecht und fassen ihre Re¬ 
sultate nochmals in folgende Sätze zusammen. Bei anästhesierenden Dosen von 
MgS0 4 -Lösungen tritt nicht das geringste Anzeichen einer Asphyxie auf, das 
Blut ist rot, die Membrane der Schleimhäute sind rosa, die Pupillen normal. Auch 
bei schweren Dosen fehlt das Hauptmerkmal einer Asphyxie, die Erregbarkeit, 
und durch künstliche Atmung kann jede Spur einer Asphyxie ohne Änderung 
der Anästhesie, der Erschlaffung der Muskeln und Aufhebung der Reflexe völlig 
behoben werden. Brahm . 

1581) Buraett, Theo G. Die hemmende Wirkung von Kaliumchlorid auf 
die Kochsalzglucosurie. (Joum. of Biol. Chem. 5. 351—54. Dez. 1908. Cali¬ 
fornia Univ. Rudolf Spreckels Physiological Lab.) 

Durch Versuche an Kaninchen konnte Verfasser nachweisen, daß die durch 
NaCl-Lösungen erzeugte Glucosurie durch geringe Gaben von KCl herabge¬ 
mindert oder aufgehoben wird. Einzelheiten sind im Original einzusehen. 

Underhill . 

1582) Dakin, H. D. Weitere Untersuchungen über die Oxydationsfähigkeit 
der phenylierten Fettsäuren im tierischen Organismus. III. Synthese einiger 
Derivate der Phenylpropionsäure. (Joum. of Biol. Chem. 5. 303—9. Dez. 1908. 
New York. Lab. C. A. Herter.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Joum. of Biol. Chem. 5. 173—85) 
stellte Verfasser die Glykokollderivate der Phenyl-ß-oxypropionsäure dar, ebenso 
das Cinnamoylglykokoll. Da die Phenyl-^-oxypropionsäure im tierischen Orga¬ 
nismus viel schwerer verbrannt wird als die Phenylpropionsäure, ja sogar beinahe 
unverändert wieder ausgeschieden wird, versuchte Verfasser die Lösung der 
Frage, ob eine Verbindung mit Glykokoll die Vorbedingung für eine Oxydation 
im Tierkörper ist. Die Bildung des Cinnamoylglykokolls nach Verftitterung von 
Phenyl propionsäure erscheint nur unter Annahme der intermediären Bildung von 
Phenyl -/-J-oxy propionsäure oder eines Derivats derselben plausibel, welche nach 
Zutritt von 1 Mol. H 2 0 Zimtsäure oder ein Derivat derselben bilden. 

Experimenteller Teil. Cinnamoylglykokoll, C 6 H 5 . CHi^CH. CO . NH . CHo 
COOH. 16,6g Cinnamoylchlorid (F. 35—36°) werden geschmolzen und in eine 


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Referate. 


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Flasche, die 8,0 g Glykokoll in 80 ccm lOproz. NaOH-Lösung gelöst enthält, 

G ebracht unter Eiskühlung. Einige ccm Äther begünstigen die Lösung des 
äurechlorids. Die unter Schütteln erhaltene klare Lösung wird mit H 2 S0 4 an¬ 
gesäuert, der ausgeschiedene Niederschlag mit wenig Äther gewaschen und aus 
heißem Wasser umkristallisiert. Lange, glänzende Nadeln. F. 192—193°. Aus¬ 
beute 75°/o der Theorie. Wenig löslich in kaltem Wasser, leicht löslich in heißem 
Wasser, Äther und Essigäther, fast unlöslich in Äther, Chloroform und Petrol¬ 
äther. Reagiert sauer und bildet leicht Salze. — Phenylpropionylglykokoll. 
Durch Reduktion einer Lösung von 0,5 g Cinnamoylglykokoll in 10 ccm Wasser- 
mit 20,0 g 2proz. Natriumamalgam und Fällen mit HCl. F. 114°. — Phenyl-«- 
0-dibrompropionylglykokoll, C 6 H 6 . CHBr. CHBr. CO . OH. CH 2 COOH. Eine Lö¬ 
sung von 10,25 g Cinnamoylglykokoll in 60 ccm warmem Eisessig wird in der 
Kälte mit 8,0 g Br in 15 ccm Eisessig unter Umschütteln versetzt. Durch Zu¬ 
satz von Eiswasser wird das Dibromid in quantitativer Ausbeute ausgefällt. F. 
bei raschem Erhitzen 190—191 °. Sehr wenig löslich in Äther und kaltem Wasser 
unlöslich in CS 2 , Chloroform und Petroläther, leicht löslich in Eisessig. Harte, 
durchscheinende Prismen. — Phenyl-a-brom-ß-oxypropionylglykokoll, C 6 H 5 . 
CHOH. CHBr. CO . NH. CH 2 COOH. Durch Kochen von 5,0 g des Dibromids 
mit 75 ccm Wasser am Rückflußkühler, Extraktion der erhaltenen Lösung mit 
Zither und Verdampfen des Äthers. Nadeln, leicht löslich in Wasser,' Alkohol 
und Äther. F. 87—88°. Ausbeute quantitativ. — Phenyl-«-brom-ß-chlorpropionyl- 
glykokoll mit konzentriertem HCl. Hexagonale, stark lichtbrechende Prismen. 
F. 203—204° unter Zersetzung. Durch x Kochen mit Wasser entsteht Phenyl-«- 
brom-^-oxypropionylglykokoll, C 6 H 6 CHOH. CHBrCO . HN. CH 2 COOH. Durch 
Kochen von Phenyl-«-brom-/9-oxypropionylglykokoll mit verdünnter HCl bis zur 
Bildung von öligen Tropfen entsteht Phenyl-a-brom-/9-oxypropionsäure, H 6 H 6 CHOH. 
CHBr.COOH. Kristalle. F. 125—126°. Durch Reduktion des Phenyl-a-brom- 
oxypropionylglykokolls (2,5 g) mit Natriumamalgam in schwacher H 2 SÖ 4 -Lösung, 
Zusatz von H 3 P0 4 und Extraktion mit Äther, dem 10 °/ 0 Alkohol zugesetzt sind, 
entsteht Phenyl -ß-oxypropionylglykokoll. Sternförmig angeordnete Nadeln aus 
Wasser, leicht löslich in Wasser und Alkohol. F. 146—147° Brahm . 

1583) Nicholl, R. H. Die Beziehung zwischen dem Ionenpotential von 
Salzen und der die Lipolyse hemmenden Kraft. (Joum. of Biol. Chem. 5. 
453—68. Febr. 1909. Chicago. Univ. Biolog. Chem. u. Pharm. Lab.) 

Auf Grund eingehender Versuche schließt Verfasser, daß die hemmende 
Kraft verschiedener Nitrate auf Einwirkung von Lipase gegen Äthylbutyrat be¬ 
sonders eine Funktion des Energiegehaltes oder des Ionenpotentials der Kationen 
darstellt. Verfasser konnte hierdurch die Versuche früherer Autoren bestätigen, 
die nachwiesen, daß die Toxizität eine Funktion des Energiegehaltes der Ionen 
ist. Die verschieden bestimmte Toxizität der verschiedenen Salze gegenüber 
den Zellen erklärte sich Verfasser derart, daß von verschiedenen Autoren nur die 
Konzentration in Wasser bestimmt wurde, nicht dagegen die Konzentration im 
Protoplasma, welche letztere doch die ausschlaggebende ist. Brahm . 

1584) Trendelenburg, Wilhelm. Versuche über den Gaswechsel bei Sym¬ 
biose zwischen Alge und Tier. (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. 
Physiol. Abt. 1909. 42—70. 29/3. Neapel. Zoolog. Stat. Physiol. Abt.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen über den Gaswechsel der symbiotisch 
mit Pflanzen lebenden Tiere, die mit Aktinien ausgeführt wurden, wobei die 
Beteiligung der Algen am Gesamtstoffwechsel nicht nur durch den Ver¬ 
gleich algenhaltiger und algenloser Tiere ermittelt wurde, sondern auch durch 
den Wechsel zwischen Belichtung und Verdunklung, konnte Verfasser nach¬ 
stehendes feststellen. Vom Standpunkt des Gasaustausches ist man berechtigt, 
von einer Symbiose zu reden, die sich durch das Vorhandensein des gegen¬ 
seitigen Nutzens von dem Parasitismus unterscheidet. Der Spezialfall der zwischen 
Tier- und Pflanzenreich bestehenden Beziehungen gewinnt dadurch an Interesse, 
daß Algenzellen im Tiere, dem sie sonst nur als Nahrung dienen, ungestört, 
ohne das Tier zu schädigen, ihre Assimilation ausfiihren. Die Algen entnehmen 
nicht nur dem Tiere, sondern auch dem umgebenden Wasser C0 2 und scheiden 


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Referate. 


große Mengen von O in das Wasser aus. Hierdurch werden die Lebensbedin¬ 
gungen des Tieres verbessert, da der von ihnen produzierte O noch die Körper¬ 
wand durchsetzen muß, mithin den Zellen unmittelbar zur Verfügung steht. 
Die spezifische pflanzliche Tätigkeit der Algenzellen erfahrt keine prinzipielle 
Änderung. Der assimilatorische Quotient bewegt sich im Bereich der für frei- 
lebende Pflanzen geltenden Werte. Einzelheiten sind im Original einzusehen. 

Brahm. 

1585) Linden, Gräfin von. Eine Bestätigung der Möglichkeit, Schmetter¬ 
lingspuppen durch Kohlensäure zu mästen. Erwiderung an Herrn Dr. v. Brücke. 

(Arch. f. Anat. und Physiol. [Waldeyer-Engelmann]. Physiol. Abt. 1909. 34—41. 
29/3. Bonn.) 

Verfasserin weist die von v. Brücke erhobenen Ein wände zurück und hält 
ihre früheren Befunde (Arch. f. Anat. u. Phys. [Waldeyer-Engelmann]. Phys. 
Abt. Suppl. I. 1—108) aufrecht. Brahm . 

1586) Peters, Arnos W. Untersuchungen über Enzyme. I. Die Adsorption 
der Diastase und der Katalase durch kolloidales Protein und durch normales 
Bleiphosphat. (Joum. of Biol. Chem. 5. 367—80. Dezember 1908. Illinois Univ. 
Zoolog. Lab.) 

Verfasser teilt eine Reihe von Versuchen mit über die Gewinnung von 
Diastase und Katalase aus verschiedenen Ausgangsmaterialien, gekeimtem Weizen, 
autolysierter Leber und verschiedenen Bacterienkulturen. Die festen Produkte 
werden mit Wasser extrahiert, dem Toluol und Thymol als Antiseptica zugesetzt 
sind. Den Extra ktlösungen wird das gleiche Volumen Aceton zugesetzt und die 
Mischung kurze Zeit bei 40° digeriert. Hierbei entsteht ein Niederschlag, der 
die Hauptmenge der Diastase und Katalase enthält. Tritt keine Fällung ein, so 
empfiehlt sich die Adsorption durch eine Suspension von Pepton Witte in 50 proz. 
Aceton oder durch eine Suspension von basischem Bleiphosphat in Wasser. 
Weitere Versuche werden in Aussicht gestellt. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Brahm . 

1587) Emerson, Julia T. u. Walker, William H. Mitteilungen über die 
chemische Zusammensetzung und die Giftigkeit der Ibervillea Sonorae. (Joum. 
of Biol. Chem. 5. 339—50. Dezember 1908. New-York Botanic. Garden Lab. of 
Biolog. Chem. of Columbia Univ. at the College of Physicians and Surgeons 
New-York.) 

Verfasser teilen die Resultate ihrer Untersuchungen mit über die Zusammen¬ 
setzung einer in Mexiko, Neumexiko, Texas und Califomien vorkommenden 
Cucurbitacee, der Ibervillea Sonorae. Es wurden ein Globulin und ein Albumin 
aufgefunden. Die Kohlehydrate bestehen hauptsächlich aus Cellulose, geringen 
Mengen eines reduzierenden Zuckers und aus Stärke. Fett, Cholesterin und 
Lecithin wurden aufgefunden. Auf Grund der toxikologischen Untersuchungen 
kommen Verfasser zu der Überzeugung, daß die Giftwirkung und die drastischen 
Wirkungen der Ibervillea Sonorae stark überschätzt wurden. Diese Feststellungen 
stimmen mit dem Fehlen einer alkaloidartigen Substanz überein. Die drastische 
Wirkung wird anscheinend durch einen Gehalt an Mg-Salzen bedingt. Brahm . 

1588) Dakin, H. D. Die Oxydation von Glutaminsäure und Asparaginsäure 
durch Wasserstoffperoxyd. (Vgl. Joum. of Biol. Chem. 4. 77 — 89. 91 —100.) 
(Journ. of Biol. Chem. 5. 409—11. Febr. 1909. New-York. Lab. C. A. Herter.) 

Glutaminsäure geht unter Freiwerden von C0 2 und NH 3 in Bemsteinsäure 
im Sinne der Gleichung: 

CH,. CHNH 2 COOH CHoCOOH 

+ o 2 = I - + nh 3 + co 2 

CH,COOH CH 2 COOH 

über. Als Zwischenprodukt entsteht wahrscheinlich Aldehydobuttersäure COH . 
CH,. CH 2 COOH. Die Oxydation der Asparaginsäure verläuft im Sinne der nach¬ 
stehenden Gleichung: 


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CH. NH 2 COOH 
! -f- O 

ch 2 cooh 


CHO 

nh 3 + CO a + | + o 

CHjCOOH 

I 

co 2 +ch s coh + o 


COOH 

CH 2 COOH 

CHjCOOH. 


Als Zwischenprodukt entsteht der Aldehyd der Malonsäure, der leicht in 
Acetaldehyd und CO a zerfallt. Malonsäure wurde in geringen Mengen isoliert, 
die jedoch durch weitere Oxydation der Aldehydsäure entstanden sein dürfte. 
Auch kleine Mengen Ameisen- und Essigsäure wurden isoliert. 

Experimenteller Teil. 1 / 10 g-Mol.. Glutaminsäure, mit NH 3 neutralisiert, 
werden mit 0,3 g-Mol. H 2 O a 2,5proz. auf 70° erwärmt, nach 1 Stunde destilliert, 
mit H 3 P0 4 angesäuert und mit Äther extrahiert. Nach Verdampfen des Äthers 
hinterblieb die Bemsteinsäure, die aus Wasser umkristalliert, den F. 180—181° 
hatte. Ausbeute 47 °/ 0 . 1 / 10 g-Mol. asparaginsaures Na wurde unter Zusatz eines 
Kristalls Eisensulfat als Katalysator mit H 2 O a behandelt. Unter Erwärmen trat 
heftige Reaktion ein unter C0 2 -Entwicklung. Nach dem Ansäuern wurde die 
Flüssigkeit destilliert. Aldehyd, Essigsäure und Ameisensäure wurden in dem 
Destillat nachgewiesen. Bei der Extraktion des Destillationsrückstandes wurde 
Malonsäure erhalten, F. 131—132°. Brahm . 


1589) Taylor, Alonzo Englebert. Die Inversion von Rohrzucker und Mal* 
tose durch Fermente. (Joum. of Biol. Chem. 5. 405—7. Febr. 1909. California. 
Univ. Hearst Patholog. Lab.) 

Unter Benutzung von Takadiastase und einem sehr wirksamen Invertase- 
präparat aus Hefe konnte Verfasser die Versuche Hudsons (Journ. Americ. 
Chem. Soc. 30. 1160. 1564) bestätigen, daß die Inversion des Rohrzuckers und 
der Maltose der monomolekularen Reaktionsformel folgt. UnderhilL 

1590) Dakin, H. D. Die Wirkung des Glykokolls als Schutzmittel. (Joum. 
of Biol. Chem. 5. 413—17. Febr. 1909. New-York City. C. A. Herters Lab.) 

Bei der subcutanen Injektion der nachstehenden aromatischen Säuren und deren 
Glykokollderivate an Hunde und Katzen konnte Verfasser nachstehende Be¬ 
obachtungen machen. Phenylpropionsäure als Na-Salz wirkt bei einer Dose von 
0,8 g pro kg Körpergewicht giftig. Die Säure wird leicht oxydiert. Im Ham 
fand sich als Zwischenprodukt Acetophenon in großen Mengen. Phenylpropionyl- 
glykokoll als Na-Salz wirkt bei 1,5 g pro kg nicht giftig. Die Verbindung wird 
bei Katzen fast unverändert ausgeschieden. Acetophenon findet sich nur in 
Spuren. Bei Hunden fanden sich als Zwischenprodukte Phenyl-/9-oxypropionsäure, 
Acetophenon und Hippursäure. Bei höheren Dosen wie 0,5 g pro kg findet eine 
fast völlige Oxydation statt. Zimtsäure als Ammoniumsalz zeigte in Dosen von 
0,25—0,50 g pro kg bei Hunden oder Katzen keinerlei Wirkungen. Unver¬ 
änderte Säure konnte im Ham nicht nachgewiesen werden, in kleiner Menge 
fanden sich Cinnamoylglykokoll und Phenyl-^-oxypropionsäure, dagegen viel 
Hippursäure. Bei Anwendung kleinerer Dosen war die Oxydation von Zimtsäure 
beinahe vollständig, auch wurden dann die Zwischenprodukte völlig oxydiert. 
Cinnamoylglykokoll als Na-Salz wurde in Dosen von 0,25—1,5 g bei Katzen 
nicht verändert. 75°/ 0 der Substanz konnten im Ham aufgefunden werden. 
Die Wirkung war nicht toxisch. Phenyl-ß-oxypropionsaures Na zeigte sich der 
Oxydation gegenüber viel widerstandsfähiger als Zimt- oder Phenylpropionsäure. 
Bei Dosen von 0,6 g pro kg konnten bei Katzen 75°/o im Ham unverändert 
wieder aufgefunden werden. Von Acetophenon und Hippursäure fanden sich 
nur Spuren. Bei Benutzung von Hunden fanden sich bei 0,25 g pro kg nur 
Spuren von unveränderter Substanz, dagegen fand sich Acetophenon und viel 
Hippursäure. Phenyl-/9-oxypropionylglykokoll als Na-Salz konnte bei Dosen von 
0,4—1,0 g pro kg bei Hunden und Katzen unverändert wieder nachgewiesen 
werden. Aus den Versuchen geht die schwerere Oxydierbarkeit der Glykokoll¬ 
derivate der aromatischen Säuren deutlich hervor, ebenso eine Abnahme der 
Giftigkeit. UnderhilL 


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Referate. 


1591) Zaleski, W. Über die Rolle des Lichtes bei der Eiwei&bildung in 
den Pflanzen. (Ber. Deutsch. Botan. Ges. 27. 56—62. 25/3. Charkow. Pflanzen- 
physiolog. Kabinett.) 

Verfasser teilt Versuche über die Bedeutung der Kohlehydrate bei der 
Eiweißbildung und die Wirkung des farbigen Lichtes auf diesen Prozeß mit. 
Die Versuche wurden mit Stengelspitzen der etiolierten Keimpflanzen von Vicia 
Faba Windsor ausgeführt. Die Spitzen wurden auf einer N-freien Nährlösung, 
die 5 und 10 °/ 0 Rohrzucker enthielt, bei mäßigem Lichte oder in farbigem 
Lichte kultiviert. Bei gewöhnlichem Lichte ergab sich, daß die Zunahme des 
Eiweißstickstoffes in den Stengelspitzen Hand in Hand mit der Vermehrung der 
Trockensubstanz mit der Menge des aufgenommenen Zuckers geht. Die Ver¬ 
suche in farbigem Lichte zeigten, daß die Eiweißbildung weit energischer vor 
sich geht. Die Eiweißbildung in der Stengelspitze von Vicia Faba zeigte sich 
bei reichlicher Zuckerzufuhr nur indirekt vom Lichte beeinflußt. Eine direkte 
Wirkung des Lichtes bei der Eiweißbildung in den Pflanzen konnte bisher 
durch exakte Experimente nicht bewiesen werden. Br ahm. 

1592) Benedict, Francis 0. Ein Apparat zum Studium des Respirations¬ 
austausches. (Amer. Joum. Physiol. 24. 345—74. 1/6. Washington. Boston. 
Mass. Carnegie Institution. Nutrition Laboratory.) 

Beschreibung eines transportablen Respirationsapparates, der speziell zum 
Gebrauch im Krankenhaus geeignet erscheint. Es wird die C0 2 -Ausscheidung 
und der Sauerstoffverbrauch bestimmt. Die Einzelheiten des Apparates und die 
Anwendungsform sind im Original einzusehen. Brahm. 

1593) Ladd, C. F. Chemisch behandelte Mehle. (Chem. News. 99.110—12. 
5/3. 127—29. 13/3. 133—36. 19/3.) 

In Ergänzung seiner mit H. B. Bassett veröffentlichen Untersuchungen 
über gebleichte Mehle berichtet Verfasser noch über die mit H. L. White aus¬ 
geführten Versuche über den Einfluß der aus gebleichten Mehlen gewonnenen 
Extrakte auf Kaninchen, worin nachgewiesen werden konnte, daß bei der Mehl¬ 
bleichung toxische Produkte entstehen. Brahm. 

1594) Dudgeon, Lenard L. Über die Anwesenheit von Hämagglutininen, 
Hämopsoninen und Hämolysinen im menschlichen Blute infolge von infektiösen 
und nicht infektiösen Erkrankungen. 2. Mitteilung. (Proc. Royal Soc. London. 
Serie B. 81. 207—18. 5/6. St. Thomas Hospital. Lab.) 

Anschließend an frühere Untersuchungen (Proc. Royal Soc. London. Serie A. 
80. 531—44; C.) teilt Verfasser noch eine Reihe von Versuchen mit über das 
Verhalten von Hämolysinen im Blute bei verschiedenen Krankheiten, z. B. Typhus, 
Tuberkulose, Peritonitis, Anämie, perniciöser Anämie, Myelämie, kongenitaler 
Cholämie, akuter Pneumonie, akuter Streptocokkeninfektion und anderen. Be¬ 
sonders bei Typhus fielen die Resultate positiv aus. Ebenfalls wurde die An¬ 
wesenheit von Hämagglutininen festgestellt. Eine Autoagglutination der roten 
Blutkörperchen tritt selten auf. Isoagglutination trat immer auf, sobald Isohämolyse 
festgestellt wurde. Besonders bei Typhus und Tuberkulose trat Isoagglutination 
ein. Auch über Hämagglutinine in normalem Blut, über Autoagglutination, über 
spezifische Agglutinine, über die Beziehungen zwischen Bakterien und Häm¬ 
agglutinine und über Phagocytose finden sich wertvolle Angaben, deren Einzel¬ 
heiten im Original nachzulesen sind. Brahm. 

1595) Doby, G. Die Rolle der Oxalate bei der Keimung der Rübensamen. 

(Landw. Vers.-Stat. 70. 155—58. 3/2. Magyar Ovar K. ungar. Vers.-Stat. für 

Pflanzenphysiologie und Pathologie.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen behandelt Verfasser die Frage, 
was mit den Oxalaten beim Keimen der Rübsamen geschieht, und ob das Calcium¬ 
oxalat gelöst wird. Er konnte nach weisen, daß der Kalkoxalatgehalt der Rüben¬ 
samenknäule beim Keimen unverändert bleibt, dagegen der nach dem Vorquellen 
im Knäul gebliebene Gehalt an Alkalioxalat fast vollständig verschwändet und 
sich in den Keimen nicht wieder auffinden läßt. Verfasser nimmt an, daß nicht 
das Calciumoxalat, sondern die wasserlöslichen Alkalioxalate als Reservestoffe 


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Referate. 


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anzusehen sind, die entweder zum Aufbau höherer Verbindungen dienen oder 
bei ihrer vollständigen Oxydation als Energiequelle fungieren können. Verfasser 
berücksichtigt auch die Möglichkeit, daß das Oxalat durch Einwirkung des 
Lichtes zu Wasser und Kohlensäure verbrennt, die dann durch die Pflanze assi¬ 
miliert wird. Brahm . 

1596) Myers, Victor G. Die Cerebrospinalflüssigkeit bei gewissen Formen von 
Geisteskrankheiten, mit besonderer Berücksichtigung des Kaligehaltes. (Joum. 
of Biol. Chem. 6. 115—31. Mai. Connecticut. Hospital for the Insane-Lab.) 

Verfasser gibt einige Daten über die Zusammensetzung der Cerebrospinal¬ 
flüssigkeit sowohl post mortem, als auch dem lebenden Patienten entnommen. 
Er konnte eine Veränderung des Salzgehaltes, besonders des Kaligehaltes, der 
besonders post mortem rasch anstieg, feststellen. Brahm . 

1597) Ladd, E. F. u. Basset, H. P. Über das Bleichen von Mehl. (Journ. 
of Biol. Chem. 6. 75—86. März 1909.) 

Bei der Untersuchung von Mehl, das mit salpetriger Säure gebleicht war, 
konnten Verfasser nachweisen, daß sowohl Nitrite, als auch Nitrate in dem ge¬ 
bleichten Mehl vorhanden waren. In dem aus gebleichtem Mehl erbackenen 
Brot fand sich noch ein Drittel bis die Hälfte der in dem Mehl gefundenen 
Nitrite oder Nitrate. Der N wird in dem gebleichten Mehl besonders von dem 
Öl absorbiert. Während die Jodzahl des in normalem Mehle enthaltenen Öles 
101 beträgt, fallt dieselbe bei gebleichtem Mehle auf 84,1. Die Jodzahl ändert 
sich bei normalem Mehl auch bei längerer Aufbewahrung nicht, fällt dagegen 
bei dem gebleichten. Bei Verdauungsversuchen mit Pepsinlösungen wurde nor¬ 
maler Weizenkleber in 4 Stunden 57 Minuten verdaut, während unter denselben 
Bedingungen der Kleber des gebleichten Mehles 8 Stunden 40 Minuten benötigte. 
Der Kleber des daraus erbackenen Mehles verhielt sich ähnlich, doch waren die 
Unterschiede nicht so groß. Ähnliche Unterschiede wurden auch bei der tryp- 
tischen Verdauung beobachtet. Ein gewisser antiseptischer Effekt wurde in den 
aus gebleichtem Mehl gewonnenen Broten festgestellt. Brahm . 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1598) Moor, B., Wilson, F. P. and Hutchinson, L. Note on the action of 
salts of unsaturated fatty acids as haemolytic agents. (Notiz über die hämo¬ 
lytische Wirkung der Salze ungesättigter Fettsäuren.) (The Joum. of Physiol., 
Proceed. of the Physiol. Soc. 27. III. 1909.) 

Die doppelte Bindung ist die Ursache der hämolytischen Wirkung vieler 
Substanzen, wahrscheinlich auch der Saponine und gallensauren Salze. Keach. 

1599) Hartley, P. On the nature of the fat contained in the liver, kidney 
and heart. Part II. (Über die Natur des in Leber, Niere und Herz enthaltenen 
Fettes. 2. Teil.) Aus d. Lister Institute of Preventive Medicine. (The Joum. 
of Physiol. 1909, Bd. 38, S. 354.) 

Außer Palmitinsäure, Stearinsäure und Ölsäure enthält die Leber noch andere 
Fettsäuren, von denen der Verfasser durch gründliche Untersuchung Leinölsäure 
und eine Säure mit 20 C-Atomen und 4 doppelten Bindungen identifizieren konnte. 
Die Ölsäure des Leberfettes unterscheidet sich von der des Fettgewebsfettes 
durch eine andere Stellung der doppelten Bindung (für das Leberfett vom Ver¬ 
fasser bestimmt). Die ungesättigten Fettsäuren bilden einen großen Teil der im 
Leberfett vorhandenen Fettsäuren. 

Verfasser bringt das reichliche Auftreten der doppelten Bindungen im Leber¬ 
fett mit der Fettbildung aus Kohlehydrat in Verbindung. Bei überwiegend mit 
Kohlehydraten genährten Meerschweinchen und Ratten beobachtete er hohe 
Jodzahl des Leberfettes. Reach. 

1600) Wiens u. Schlecht. Die Beziehungen der Leucocytose zur »Anti¬ 
fermentreaktion« des Blutes. Aus d. med. Klinik in Breslau. (D. A. f. kl. Med. 
1909, Bd. 96, S. 44.) 

Unter »Antifermentreaktion des Blutes« sind die Beziehungen zwischen dem 


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Referate. 


proteolytischen Leucocytenferment und seinem Antiferment im Blutserum zu 
verstehen. — Die Verfasser fanden, daß bei akuten Infektionskrankheiten gesetz¬ 
mäßige Beziehungen im Ablauf der Antifermentreaktion und der Neutrophilen- 
kurve bestehen, in der Weise, daß an einen Neutrophilenanstieg sich zeitlich ein 
Anstieg zur »positiven Phase« d. h. eine Verringerung der hemmenden Kraft 
anschließt, bedingt durch den Zerfall der vermehrten Neutrophilen. Eine Ver¬ 
mehrung der Lymphocyten hat keinen Einfluß auf die Antifermentreaktion. In 
übersichtlichen Kurven ist für eine Reihe von Infektionskrankheiten der Parallelis¬ 
mus der Schwankungen der Neutrophilenkurve einerseits und des Ablaufs der 
Antifermentreaktion andererseits dargestellt; dabei ist zu ersehen, daß namentlich 
in der »negativen Phase« sich Schwankungen der Antifermentreaktion zeigen 
können, die sich nicht aus den Veränderungen der Leucocytenkurven erklären 
lassen, für die also Einflüsse auf die Antifermentproduktion angenommen werden 
müssen, welche nicht in den morphologischen Veränderungen des Blutbildes zum 
Ausdruck kommen. M. Leute . 

1601) Wiens. Über die »Antifermentreaktion« des menschlichen Blutes. 

Aus d. med. Klinik in Breslau. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 62.) 

Die Schwankungen der Antifermentreaktion beruhen auf einem wechselnden 
Gehalt des Serums sowohl an Ferment wie an Antiferment. Durch die Korre¬ 
lation zwischen dem Ablauf der Antifermentreaktion und der Neutrophilenkurve 
läßt sich nur ein Teil der Schwankungen erklären. Schwankungen des Anti¬ 
ferments, die mit der Leucocytose direkt nichts zu tun haben, sind von großem 
Einfluß auf die Reaktion: Eine reaktive Antifermentvermehrung folgt jeder Fer¬ 
mentvermehrung und diese reaktive Antifermentproduktion überwiegt in allen 
chronischen mit Kachexie verbundenen Erkrankungen schließlich derartig, daß 
das Ferment vollkommen in den Hintergrund gedrängt ist. Die nahen Be¬ 
ziehungen zwischen Leucocytenferment und Pancreatin machen es wahrscheinlich, 
daß auch Schwankungen in der Pancreassecretion von Einfluß auf die Anti¬ 
fermentreaktion sein können. 

Im Hinblick auf die Verschiedenartigkeit der geschilderten Einflüsse kommt 
der Antifermentreaktion ein praktischer prognostischer und diagnostischer Wert 
nicht zu, wohl aber stellt sie einen interessanten, technisch einfachen Ausdruck 
biologischer Vorgänge dar, zumal in ihren Beziehungen zur Immunitätslehre. 

M . Leube . 

1602) Grafe, E. u. Röhmer, W. Über das Vorkommen hämolytisch wirken¬ 
der Stoffe im Ätherextrakt der Faeces bei ulcerativen Prozessen des Darms. 

Aus d. med. Klinik in Heidelberg. (D. A f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 397.) 

In Analogie zu ihren Untersuchungen bei Carcinomen und anderen ausge¬ 
dehnten Ulcerationen der Magenwand, wo mit großer Regelmäßigkeit stark 
hämolysierende Lipoide gefunden wurden, suchten die Verfasser aus dem Inhalt 
des Darmes diagnostisch verwertbare Anhaltspunkte für das Vorhandensein ulcera- 
tiver Prozesse zu gewinnen vermittelst der von ihnen angegebenen Methode. 
Da die Beimischung von Pancreassaft und der Fettreichtum, insbesondere der 
gesteigerte Gehalt an freien Fettsäuren, bei diarrhoischen Stühlen die Ursache 
starker Hämolyse sein können, darf, um Vergleichswerte zu bekommen, nur 
frisch entleerter, dickbreiiger Kot bei möglichst gleichmäßiger Kost verwendet 
werden und es kami sich nur um quantitative Bestimmungen handeln, da in 
größeren Mengen der Ätherextrakt stets hämolytisch wirkt. Größere Versuchs¬ 
reihen zeigen, daß es gelingt, mit der angegebenen Methode quantitative und 
vergleichbare Werte zu erhalten. 

Mit großer Regelmäßigkeit fand sich in den Fällen, wo eine Ulceration im 
Magendarmkanal anzunehmen war oder autoptisch festgestellt wurde, ein posi¬ 
tiver Ausfall der Hämolyse; besonders ließ sich das bei den Untersuchungen 
Typhuskranker in den verschiedenen Stadien der Erkrankung verfolgen. — Als 
der hämolytisch wirksame Stoff ist das Secret und der Belag der Geschwüre 
anzusehen, und zwar, wie der Vergleich der chemischen und hämolytischen 
Eigenschaften der einzelnen Bestandteile der Ätherextrakte aus dem Kot mit 
Sicherheit ergibt, der Gehalt an Fettsäuren, in allererster Linie an Ölsäure. Ein 


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abschließendes Urteil über die diagnostische Verwendbarkeit dieses Nachweises 
der Lipoide der zersetzten Darmwand mit Hilfe der Hämolyse muß weiteren 
quantitativen Untersuchungen Vorbehalten bleiben. M ’. Leube . 

1603) Meyer, Erich u. Emmerich, Emil. Über paroxysmale Hämoglobinurie. 

Klinische, hämatologische und serologische Untersuchungen. Aus d. II. med. 
Klinik München. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 287.) 

Die ausgedehnten Untersuchungen an vier Fällen von typischer Hämoglobin¬ 
urie hatten folgendes Ergebnis: Der Grund, warum bisher nicht in allen Fällen 
das von Donath und Landsteiner gefundene Autohämolysin nachgewiesen 
werden konnte, liegt darin, daß zu manchen Zeiten das Komplement fehlt. Der 
Kältewärmeversuch in vitro wird dann aber positiv, wenn man normales mensch¬ 
liches Serum als Komplement zusetzt. Der zeitenweise Komplementmangel 
schützt den Kranken nicht vor neuen Anfällen, denn bei stärkerer lokaler Ab¬ 
kühlung bildet sich in dem abgekühlten Körperteil neues Komplement und die 
Hämolyse tritt ein. Der hämolytische Zwischenkörper bindet sich bei der Ab¬ 
kühlung an die Blutzellen und kann von diesen durch mehrmaliges Waschen mit 
warmer physiologischer Kochsalzlösung wieder getrennt werden. Die Erythro- 
cyten des Hämoglobinurikers sind weniger resistent gegen wechselnde Tempe¬ 
ratureinflüsse, verdünnte Säuren und Saponinlösungen. Die Ursache der ver¬ 
minderten Resistenz ist nicht etwa in der Sensibilisierung durch den hämolyti¬ 
schen Amboceptor zu suchen, dieser erhöht vielmehr die Resistenz gegen Saponin. 
Während die Erythrocyten des Hämoglobinurikers gegen mancherlei Einwir¬ 
kungen weniger resistent sind als normale Blutzellen, sind sie gegen ihr eigenes 
Hämolysin resistenter. Das Serum der Kranken besitzt opsonische Eigenschaften, 
indem es bewirkt, daß normale (oder eigene) Erythrocyten von normalen Makro¬ 
phagen aufgenommen werden. 

Die Erscheinungen des Anfalls, der eklatante Lymphocytensturz und das 
Verschwinden der eosinophilen Leucocyten im Anfall, der Auf brauch des Kom¬ 
plements und das Auftreten opsonischer Eigenschaften im Blut, sprechen dafür, 
daß in den Paroxysmen eine Umstimmung des Organismus nach Art der bei 
Infektionen stattfindet, in deren Gefolge sich neue Immunkörper bilden, deren 
Antigene die zerfallenden roten Blutkörperchen des eigenen Organismus sind. 

M. Leube . 

1604) Dcnnig, A., Hindelang u. Grünbaum. Über den Einfluß des Alkohols 
auf den Blutdruck und die Herzarbeit in pathologischen Zuständen, namentlich 
beim Fieber. Aus d. inn. Abt. des städt. Krankenhauses in Pforzheim. (D. A. 
f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 153.) 

In pathologischen Zuständen, namentlich beim Fieber, beeinflußt die Ein¬ 
nahme von Alkohol den Blutdruck und zwar in den meisten Fällen in negativem, 
in seltenen in positivem Sinne. Das Sinken sowohl als das sehr seltene Steigen 
des Drucks ist im großen Ganzen gering. Die Größe der Alkoholgaben kommt 
insoferne in Betracht, als kleinere Dosen den Druck weniger sinken machen als 
größere, und daß die ursprüngliche Druckhöhe nach kleinen Gaben früher er¬ 
reicht wird als nach größeren. Die Weitbarkeit der Gefäße spielt bei der Alko¬ 
holeinnahme entschieden eine bedeutende Rolle, und das Sinken des Blutdrucks 
und der sphygmobolometrischen Werte -scheint zum Teil durch die Erweiterung 
der (peripheren) Arterien bedingt. 

Dennig glaubt auf Grund seiner Ergebnisse in fieberhaften Krankheiten 
einen sparsameren Gebrauch von Alkohol machen zu müssen, als es bisher der 
Fall war. M. Leube . 

1605) Biooker, J. W. Über den Einfluß der Kochsalzzufuhr auf die nephri- 
tischen Oedeme. Aus d. med. Universitätsklinik zu Amsterdam. (D. A. f. kl. 
Med. 1909, Bd. 96, S. 80.) 

Die Versuche sind an sechs Fällen vorgenommen, die konstanten den üblichen 
Maßnahmen gegenüber sich refraktär verhaltenden Hydrops und eine unbeein¬ 
trächtigte Herzarbeit aufwiesen. Denn nur bei Auswahl solcher Fälle und exakter 
Durchführung der StofFwechselversuche mit genauer Bestimmung der Kochsalz- 


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Referate. 


bilanz und des Wasserhaushalts kann den Resultaten Beweiskraft zuerkannt 
werden. Darum erscheinen auch die Resultate Biookers besonders wertvoll: 

In den vier Fällen von großer weißer Niere, die wegen der Hartnäckigkeit 
ihrer Oedeme besonders in Betracht käme, ließ sich keine Wirkung der Chlorid¬ 
retention auf die Oedembildung feststellen. Therapeutisch versagte, wenn die 
anderen Hilfsmittel zur Bekämpfung des Hydrops im Stiche ließen, die (fast) 
kochsalzlose Diät ebenfalls, ja in zwei Fällen auch da, wo Schwitzprozeduren 
und Abführmittel Erfolg hatten. 

In einem Fall von akuter Nephritis ließ sich während des (spontanen) 
Schwindens der Oedeme durch große Kochsalzgaben der Prozeß der Entw’ässe- 
rung verzögern. Deutlich ausgesprochen war die ungünstige Beeinflussung der 
Flüssigkeitsbilanz durch die Kochsalzzufuhr nur in einem Fall von Amyloidniere. 

Es ergibt sich aus den Beobachtungen: 1. Daß die Wassersucht bei Nephritis 
nur in vereinzelten Fällen durch primäre Kochsalzretention verursacht wird und 
2. daß unter den Mitteln zur Bekämpfung der nephritischen Oedeme der salz¬ 
armen Diät nur selten eine wichtige Rolle zukommt. Dieselbe sollte nur da 
angewandt werden, wo trotz Bettruhe, vorwiegender Milchdiät und Diureticis 
die Oedeme keine Abnahme zeigen und wo während einiger Tage eine Mehr¬ 
gabe von 10 g Kochsalz eine Zunahme des Gewichts verursacht. 

Eine ungünstige Beeinflussung des Grades der Albuminurie durch die Koch¬ 
salzzufuhr wurde in keinem Fall beobachtet, ebensowenig sogenannte chlor¬ 
urämische Erscheinungen. M. Leute. 

Klinisches. 

1606) Posse vini, F. Sa di un caso di stenosi intestinale per flssazione 
dell' intestino ad una glandola prevertebrale suppurante. (Darmstenose infolge 
Fixation des Darms an eine vereiterte prävertebrale Drüse.) Aus dem Osped. 
infant. Regina Margherita in Turin. (Gazz. degli osped. März 1909, Nr. 32.) 

Kasuistische Mitteilung; es handelte sich um ein zweijähriges Kind. 

M. Kaufmann. 

1607) Lavagna, S. L’albuminuria nelle febbri asettiche. (Albuminurie 
bei aseptischem Fieber.) (Gazz. degli osped. April 1909, Nr. 42.) 

Verfasser erzeugte bei fünf Kaninchen aseptisches Fieber (Temperaturen von 
39 1 —41 8 ) durch 1—3 Tage lang fortgesetzte Subkutaninjektionen von 10—20 ccm 
0,6 °/ 0 Kochsalzlösung und sah niemals Eiweiß auftreten. Ein Kontrollversuch 
mit Injektion von 1 ccm Diphtherietoxin 1:100 (Temperatur 39 7 —41 4 ) erzeugte 
sofort starke Albuminurie. Die Albuminurie ist also nicht Folge des Fiebers, 
sondern der Infektion. M. Kaufmann. 

1608) Isola, D. Omopolielmintiasi da ascaridi nelT uomo. (Das Vorkommen 
zahlreicher Askariden beim Menschen). Aus dem Istit. zoolog. zu Genua. (La 
Clin. med. Ital. August 1908, Nr. 8.) 

Überblick über die italienische Literatur (48 Nummern!). M. Kaufmann. 

1609) Schum, Heinrich. Über das Verhalten der Schluckgeräusche bei 
Oesophagusstenose. Aus der med. Univ.-Klinik zu Kiel. (Diss. Kiel 1909, 42 S.) 

Die Ergebnisse des Verfassers sind kurz zusammengefaßt folgende: 1. Bei 
jeder (mit ganz verschwindenden Ausnahmen) Oesophagusstenose finden sich 
wesentliche Veränderungen der Schluckgeräusche, meist des sekundären in Gestalt 
von Verspätung oder Fehlen; manchmal beides nebeneinander oder seltener 
neben zeitweilig normalem Befund; vereinzelt findet man Veränderungen des 
primären Geräusches. 2. Irgendwelchen sicheren Anhaltspunkt für den Sitz und 
den Grad einer Stenose können die Schluckgeräusche nicht geben. 3. Auch auf 
die Ätiologie einer Speiseröhren Verengung kann aus der Art der Schluckgeräusche 
nicht geschlossen werden. Fritz Loeb. 

1610) Einhorn, M. (New-York). Über Darmdyspepsie. (Berl. klin. Wschr. 
1908, Nr. 23, S. 1093.) 

Einhorn mißt der Darmfunktionsprüfung eine große Bedeutung bei, empfiehlt 
statt der etwas umständlichen Schmidt sehen seine Perlenprobe. Man unter¬ 
scheidet Dyspepsia intestinalis universalis, Verdauungsstörungen, welche auch 


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Referate. 


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alle die Nährstoffe betreffen und »D. i. partialis«, nur einzelne Nährmaterialien 
betreffend. Bei ersterer Anwendung von flüssiger Kost und Pancreas oder 
anderen Medikamenten, bei einer partiellen Einschränkung oder Fortlassen der 
betr. Gruppe. Bei der Stärkedarmdyspepsie Takadiastase, bei gestörter Eiweiß- 
und Fettverdauung Pancreas. K. Bomstein. 

1611) Frugoni, G. (Florenz). Über eine besondere Komplikation der mye- 
loiden Leukämie. Aus der allgem. medizin. Klinik zu Florenz. (Berl. klin. 
Wschr. 1908, Nr. 23, S. 1081.) 

Zwei Fälle von myeloider Leukämie in vorgerücktem Stadium, bei denen 
es sich um das plötzliche anscheinend spontane Auftreten von weit ausgedehnten 
intramuskulären Hämatomen handelt, die ihren Grund haben in einer intra¬ 
muskulären myeloiden Metastase (Muskelmyelom). Eine scheinbare Stütze für 
die neoplastische Lehre der Leukämien (Banti). K. Bornstein . 

1612) Unschuld (Neuenahr). De diabete. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 20, 
S. 955.) 

Im Anschluß an die Senator sehe Statistik der diabetischen Ehepaare be¬ 
richtet der Autor, der über 4000 Diabetiker behandelt hat, aus seiner Praxis der 
letzten 10 Jahre, wo er unter 1405 Kranken l,4°/ 0 diabetische Ehepaare, 2,8°/ 0 
von hereditärer Vererbung der Krankheit und 2,3 °/ 0 von Krankheit unter Ge¬ 
schwistern findet. Die Fälle, wo Geschwister diabetisch waren, ohne daß eine 
Heredität zu eruieren gewesen, betrugen 1 °/ 0 . In Neuenahr waren vier Hotel¬ 
wirte — zwei mit ihren Frauen — diabetisch; in einem Fall auch der Sohn, 
ebenfalls Gastwirt. Unschuld hofft, noch zu Lebzeiten in einer medizinischen 
Zeitschrift durch einen Artikel aus einem physiologisch-chemischen Laboratorium 
das Agens kennen zu lernen, welches die letzte Ursache des Diabetes ist. Eben¬ 
so zweifelhaft wie die gastrointestinale Ursache des Diabetes ist dem Autor jetzt 
die Ätiologie der Gehimverletzungen und Erschütterungen. In den meisten Fällen 
sind vorher keine Harnuntersuchungen gemacht worden. K. Bornstein . 

1613) Baumann, W. Zur Therapie der Basedowschen Krankheit mit Anti- 
thyreoidin Moebius. Aus der Dr. v. Ehren wall sehen Kuranstalt für Nerven¬ 
kranke in Ahrweiler. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 20, S. 956.) 

Man darf nicht erwarten, daß durch die Serumtherapie schnelle und stets 
prompte Radikalheilungen erzielt werden. Wenn durch ein relativ einfaches 
Mittel mit einfacher Darreichungsweise mehr oder minder Erfolge erzielt werden, 
so kann man damit sehr zufrieden sein. Man darf sich daher auch durch relativ 
ungünstige Berichte nicht einschüchtem lassen, weitere Versuche mit Antithyreoi- 
din Möbius zu machen, damit nicht allmählich eine Therapie verschwindet, die 
zwar noch nicht Allgemeingut der Praxis geworden ist, aber doch zweifellos in 
den meisten Fällen Gutes, bisweilen Treffliches geleistet hat. K. Bornstein . 

Bakteriologie, Immunität. 

1614) Cohn, S. Über komplementbindende Tuberculose -Antikörper und 
ihre Beziehungen zur Tuberculinreaktion. Aus der I. inneren Abt., Prof. Dr. 
A. Fraenkel, und dem bacteriologischen Inst., Prof. L. Michaelis, des 
Krankenhauses am Urban, Berlin. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 28, S. 1309.) 

Der Autor kommt auf Grund seiner Versuche zu dem Schlüsse, daß das 
»Antituberculin« sicherlich kein Antitoxin in gewöhnlichem Sinne ist. Aber 
auch mit den am besten bekannten tuberculösen Antistoffen, den Agglutinen, 
hat es nichts zu tim. Die Natur und die Bedeutung der durch die Bordet- 
Wassermann-Brucksche Versuchsanordnung nachweisbaren Tuberculoseantikörper 
sind uns noch völlig unbekannt. Wir kennen nur eine einzige Eigenschaft dieser 
Körper, daß sie mit Tuberculin komplement binden. K. Bornstein . 

1615) Lewis, Hart Marks. Über intrastomachale Behandlung trypanosomen¬ 
infizierter Mäuse. Aus d. Kgl. Inst. f. exp. Ther. zu Frankfurt. (Ztschr. f. 
Immunitätsf. 1909, Bd. 2, S. 350—355.) 

Mit Trypanosan, einem Chlorderivat des Pararosanilins, kann man bei 
trypanosomen-infizierten Mäusen mit einer einmaligen Injektion intrastomachal 


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Referate. 


dauernde Heilung erzielen, es besitzt somit eine bedeutend stärkere Heilwirkung 
als Parafuchsin, Fuchsin D. T. und Atoxyl. K. Reicher. 

1616) Hecht, V., Lateiner, M. u. Wilenko, M. Über die Komplement¬ 
bindungsreaktion bei Scharlach. Aus d. Prosektur des Kaiser Franz-Joseph- 
Spitals in Wien. 

Die Komplementbindungsreaktion bei Scharlach tritt bei Lebenden in der 
für Lues üblichen Serummenge nur in sporadischen Fällen und vorübergehend 
auf, bei Scharlachleichen in einem höheren Prozentsätze. Dem Scharlachleber¬ 
extrakt sind keine spezifischen Eigenschaften zuzuerkennen. Die praktische Be¬ 
deutung der Wassermann sehen Reaktion wird durch die bei Scharlach spora¬ 
disch auftretende Bindung in keiner Weise beeinträchtigt. K . Reicher . 

1617) Landsteiner, K. u. Popper, P. Übertragung der Polyomyelitis acuta 
auf Affen. Aus der Prosektur des K. K. Wilheiminen-Spitals u. d. Abteil, f. 
Kinderkrankheiten, Wien. (Ztschr. f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2, S. 377—390.) 

Durch intraperitoneale Verimpfung des Kückenmarks eines an akuter Polio¬ 
myelitis verstorbenen Knaben konnte die Erkrankung mit typischem pathologisch¬ 
anatomischem Befunde und* den charakteristischen Lähmungen aut Affen über¬ 
tragen werden. Trotz dadurch bewiesener Virulenz des Impfmaterials Bacterien 
weder mikroskopisch noch kulturell auffindbar, Vermutung, daß ein invisibles 
bezw. ein den Protozoen zugehörendes Virus die Krankheit verursacht. 

K. Reicher. 

1618) Kraus, R. u. Fukahara (Osaka). Über comeale Infektion mit Lyssa¬ 
virus. Aus d. staatl. serotherap. Inst, in Wien, (Ztschr. f. Immunitätsf. 1909, 
Bd. 2, S. 204—207.) 

Die corneale Infektion mit Lyssavirus ist bei Kaninchen ebenso verläßlich 
wie die subdurale oder cerebrale und eignet sich namentlich zum experimentellen 
Nachweis des Straßenvirus. Die Cornea der comeal infizierten Tiere ist im 
Gegensätze zu den anders infizierten Tieren bei ausgebrochener Krankheit noch 
infektiös. K. Reicher . 

1619) Friedberger, K. Kritik der Theorien über die Anaphylaxie. Aus d. 

pharmak. Univ.-inst. Berlin. (Ztschr. f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2, S. 208—227.) 

Die Anaphylaxie ist einer theoretischen Betrachtung unter gleichen Gesichts¬ 
punkten zugänglich wie die übrigen Immunitätserscheinungen und kann als eine 
durch die eigentümlichen quantitativen Verhältnisse und die besondere Lokali¬ 
sation des Antikörpers bedingte eigentümliche Form der Eiweiß-Antieiweißreaktion 
in vivo aufgefaßt werden. K. Reicher. 

1620) Liepmann, W. (Berlin). Bacteriologie und Prognose. Aus der Uni¬ 
versitäts-Frauenklinik der Kgl. Charite: Geheimrat Bumm. (Berl. klin. Wschr. 
1908, Nr. 22, S. 1046.) 

Zu kurzem Referat nicht geeignet. K. Bornstein. 

1621) Blumenthal, Fr. (Berlin) u. Wile, U. J. (New-York). Über komplement¬ 
bildende Stoffe im Ham Syphilitischer. Aus der dermatologischen Klinik der 
Univ. Berlin: Geheimrat Lesser. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 22, S. 1050.) 

Die Autoren nahmen von demselben Patienten Serum und Harn. Der 
möglichst steril aufgefangene Ham wurde lau benutzt oder kalt aufbewahrt. 
Untersucht wurden 50 Fälle, darunter 41 sicherer Syphilis. Von den sicheren 
Fällen gaben 31 ein positives Resultat im Serum und Urin, 6 ein negatives, bei 
3 Fällen Harn positiv, Serum negativ, bei 2 umgekehrt. Von den Kontrollfällen 
8 ganz negativ, bei einem Scabieskranken Serum negativ, Ham zeigte Hemmung 
der Hämolyse. Zur Anstellung der Reaktion wurde der alkoholische Extrakt 
von Lebern kongenital syphilitischer Kinder genommen; angewandte Harnmenge 
1 resp. 0,5 ccm, Serum 0,2 ccm. Der Versuch bleibt über Nacht im Eisschrank, 
da häufig im Urin die Lösung verzögert wird. K. Bornstein. 

1622) Neufeld, F. (Berlin). Über die Grundlagen der Wright sehen Opsonin¬ 
theorie. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 21, S. 993.) 

Wright und Douglas haben die von ihnen beobachteten phagocytose- 


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Referate. 


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befördernden Serumstoffe, die bei etwa 55° unwirksam werden, als neuartige 
einheitliche Antikörper beschrieben, die insbesondere von den bacteriologischen 
Stoffen verschieden seien. Die Annahme lag aber sehr nahe, daß bei der 
Opsoninwirkung Komplement beteiligt ist. Das Opsonin wird bei der spezi¬ 
fischen Komplementablenkung durch ein eiweißpräcipitierendes Serum oder durch 
»sensibilierte« Bacterien gebunden. Die opsonische Wirkung des frischen Serums 
beruht auf einem Zusammenwirken von (Normal- oder Immun-) Amboceptor und 
Komplement. Eine Erhöhung oder Herabsetzung des opsonischen Index kann 
demzufolge auf zwei verschiedenen Ursachen beruhen: entweder sind die Ambo- 
ceptoren oder das Komplement vermehrt resp. vermindert. Nicht nur für die 
Beurteilung des Fundes, sondern auch für die etwaige spezifische Behandlung 
macht es einen Unterschied, ob z. B. eine Indexemiedrigung auf Mangel an 
Amboceptor oder an Komplement beruht. Das prinzipiell Neue, was wir Wright 
und seinen Mitarbeitern verdanken, ist einmal der Nachweis, daß nicht nur das 
Immunsera, sondern auch das Normalserum gegenüber vielen Bacterien stark 
phagocytosebefördernd wirkt, und zweitens der groß angelegte Versuch, die 
relativ geringen Schwankungen, die die phagocytosebefördemde Wirkung des 
menschlichen Serums unter den Einfluß von Krankheiten und unter Einwirkung 
einer spezifischen Behandlung erleidet, durch eine originelle Methodik zu messen 
und für praktisch-klinische Zwecke zu verwerten. Der opsonische Index wird 
bestimmt, indem man das zu untersuchende Serum (A) und gleichzeitig ein 
normales Kontrollserum (B), beides im frischen Zustande, mit Leucocyten und 
Bacterien mischt und die Zahl der Bacterien feststellt, die innerhalb bestimmter 
Zeit z. B. von 100 Leucocyten gefressen wird. Zählt man bei A 80, bei B 120 

80 

Bacillen, so ist der Index des Serums j^q.O^ö. — In vielen pathologischen 

Fällen ist eine Schwankung des Index zu konstatieren, die wahrscheinlich auf 
den Schwankungen des Komplementgehaltes beruht. Neben den Opsoninen 
müssen daher auch die von Denys entdeckten, jetzt als Bacteriotropine bezeich- 
neten thermostabilen Serumstoffe zu diagnostischen Zwecken herangezogen 
werden, die nach den bisherigen Ergebnissen im Normalserum in der Regel 
fehlen und sich nicht bei der Immunisierung zu bilden scheinen. — 

Das Auftreten von Opsoninen bei der spezifischen Behandlung mit Tuber¬ 
kulin und mit abgetöteten Staphylocokken ist vorläufig nur in dem Sinne zu 
verwerten, daß man, ähnlich wie aus dem Auftreten von Agglutinen, auf das 
Vorhandensein spezifischer Reaktionsprozesse im Organismus schließt, ohne jedoch 
mit Sicherheit in den Opsoninen die Immunkörper zu sehen, die unmittelbar 
den Heilungsprozeß hervorrufen, ohne daß man annimmt, daß die Menge der¬ 
selben ein direkter Ausdruck für den Grad der erzielten Immunität ist. 

K. Bornstein . 

1623) Rach, Egon u. Zarfl, Max. Über den kulturellen Befund bei dem in 
Wien beobachteten Fall von Kala-azar. Aus d. k. k. pädiatrischen Klinik in 
Wien. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 887.) 

Aus der Milz ließ sich ein Parasit züchten, der sich durch sein mikrosko¬ 
pisches und kulturelles Verhalten als Kala-azar-Parasit erwies. M, Leube . 

1624) Sluka, Erich u. Zarfl, Max. Ein Fall von Kala-azar aus Taschkent 
in Wien. Aus d. k. k. Wiener Universitäts-Kinderklinik. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 96, S. 356.) 

Im Mittelpunkt des Krankheitsbildes stand Anämie, Kachexie, großer Milz- 
und Lebertumor. Durch den Nachweis der Leishmannsehen Körperchen im 
Milzpunktat und im peripheren Blut konnte die Diagnose zur vollen Sicherheit 
erhoben werden. M. Leube . 

1626) Böhme, A. Zur opsonischen Methodik nebst Untersuchungen über 
ihre klinische Verwertbarkeit bei Staphylocokkenerkrankungen. Aus d. med. 
Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 96, S. 167.) 

Der Wright sehen Technik der Opsoninbestimmung haften erhebliche Fehler 


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718 


. Heferate. 


an. Die Zuverlässigkeit der Resultate kann nur beurteilt werden bei Kenntnis 
dieser Fehler. Bei Verdünnung des Serums sinkt die Phagocytose, jedoch für 
die meisten Bacterienarten in sehr viel geringerem Grade als dem Verdünnungs¬ 
grad entspricht. Der opsonische Effekt, die Freßzahl, verändert sich nicht pro¬ 
portional dem Opsoningehalt, sondern in sehr viel geringerem Maße. Die 
Methode gibt quantitative Veränderungen der Opsonine also nur in sehr ver¬ 
kürztem Maßstab wieder. Die Stärke der Phagocytose ist bei den Staphylo- 
cokkenversuchen annähernd proportional der Dichte der Bacterienaufschwemmung. 
Ähnliche Resultate ergaben sich für Tuberkelbacillen, bei der Wright sehen 
Versuchsanordnung. Bei anders angestellten Phagocytoseversuchen können sich 
vollständig andere Beziehungen zwischen Verdünnung des Serums, der Bacterien¬ 
aufschwemmung und der phagocytären Zahl zeigen. 

Durch Hitze abgetötete Staphylocokken verhielten sich in Bezug auf die 
Phagocytose annähernd wie die lebenden; AutbeWährung der Leucocyten bei 
Zimmertemperatur oder im Eisschrank während mehrerer Stunden beeinflußt die 
Phagocytose nicht merklich. 

Die verschiedenen Staphylocokkenstämme zeigten im allgemeinen den 
gleichen Grad der Phagocytierbarkeit. Bei anderen Bacterienarten ist das Ver¬ 
halten verschiedener Stämme häufig recht verschieden. Frisch aus Krankheits¬ 
prozessen herausgezüchtete Stämme sind im allgemeinen weniger phagocytierbar 
als ältere Stämme. 

Der Index normaler Personen gegenüber Staphylocokken liegt meist zwischen 
0,8 und 1,2. Bei chronischen Staphylomykosen war der Index im allgemeinen, 
aber durchaus nicht immer, etwas geringer als bei gesunden Menschen. 

Von erheblichem Wert lür die Diagnose von Staphylocokkenerkrankungen 
ist bei den relativ geringen Unterschieden der pathologischen Sera und den 
ralativ starken Schwankungen der normalen Sera die Bestimmung des opsonischen 
Index nicht. Die Injektion abgetöteter Staphylocokken scheint eine negative und 
positive Phase des Index hervorzurufen. Eine Übereinstimmung zwischen kli¬ 
nischem Verhalten und der Kurve des opsonischen Index ließ sich nicht erweisen. 

M. Leube . 

1626) Böhme, A. Untersuchungen über den Opsoningehalt von Exsudaten. 

Aus d. med. Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. (D. A. f. kl. 
Med. 1909, Bd. 96, S. 195.) 

Die opsonische Wirkung normaler und pathologischer Körperflüssigkeiten 
wird beeinflußt durch ihren Eiweißgehalt. Leucocytenreiche Exsudate weisen 
nur einen geringen Opsoningehalt auf. Zusatz von Leucocyten vermindert den 
Opsoningehalt eines frischen Serums und zwar in nicht spezifischer Weise. Die 
Leucocyten machen also das Opsonin — wie das Komplement — unwirksam. 
Die Behauptung Wrights, daß am Orte der Infektion die Konzentration der 
Schutzstoffe vermindert ist, trifft für eitrige Prozesse und die thermolabilen 
Serumstoffe zu. 

Die Opsoninbestimmung an Exsudaten kann diagnostisch, wenn überhaupt, 
nur unter Berücksichtigung des Einflusses der Eiweißkonzentration und des 
Leucocytengehaltes verwertet werden. 

Die Opsonine zeigen die gleiche Verteilung im Organismus wie die hämo¬ 
lytischen Komplemente und verhalten sich Leucocyten gegenüber wie diese; 
es besteht also hier wie in allen anderen Eigenschaften eine volle Überein¬ 
stimmung zwischen Opsoninen (bezw. opsonischen Komplementen) und lytischen 
Komplementen. 

Körperflüssigkeiten, die normalerweise frei von Serumschutzstoffen sind, weisen 
diese bei entzündlichen Prozessen auf, entsprechend der Vermehrung des Eiwei߬ 
gehaltes, bedingt durch die vermehrte Durchlässigkeit der Gefäße. Die Zunahme 
der thermolabilen Schutzstoffe ist unspezifisch, d. h. sie erstreckt sich nicht nur 
auf die für den Entzündungserreger spezifischen Schutzstoffe. M. Leube . 




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Heferate. 


719 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1627) Riedel, A. (Rothenburg o. Tauber.) Fibrolysin, ein Heilmittel der 
Fettsucht. (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 28.) 

Eine 41jährige Frau mit hochgradiger Fettsucht nahm innerhalb 4 Monate, 
in denen ihr aus andern Gründen etwa jeden 2. Tag 2,3 g Fibrolysin injiziert 
wurden, ohne Diätre^ulierung ca. 26 Pfund ab ohne schädliche Nebenwirkung. 
Ebenso nahm ein 17 jähriges Mädchen mit 137 Pfund im Beginn der Gravidität 
durch meist tägliche Injektionen von 2,3—4,6 g Fibrolysin innerhalb 4^2 Wochen 
um 11 Pfund ab; hier begann die Abnahme zu sistieren, und im Hinblick auf 
die Gravidität wurde die Behandlung abgebrochen. Erscheinungen, die auf 
Eiweißverlust bezw. -abbau hindeuteten, waren nicht vorhanden. 

M. Kaufmann . 

1628) Hill, L. and Flack, M. The influence of hot baths on pulse frequency, 
blood pressure, body temperature and alveolar tension. (Der Einfluß heißer 
Bäder auf Pulsfrequenz, Körpertemperatur, Atem volum und Alveolartension.) 
(The Joum. of Physiol., Proceed. of the Physiol. Soc. 27. III. 1909.) 

Durch heiße Bäder wird ein Steigen der 0 2 -Tension und ein Fallen der 
CO a -Tension in der Lunge bewirkt; die übrigen im Titel genannten Größen 
wachsen. Man kann nach einem heißen Bad den Atem länger anhalten. Reich¬ 
liches Zahlenmaterial. Reach. 

1629) Nierenstein, M. Über die Ausscheidung des Atoxyls im Pferdeham. 

Aus Liverpool Schol of Tropical Medic. (Ztschr. f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2, 
S. 453—458.) 

Das Atoxyl tritt im Pferdeham als freies Arsen, p-Aminophenylarsinsäure, 
p-Oxyphenylarsinsäure und als Oxycarbaminophenylarsinsäure auf. Diese Aus¬ 
scheidungsprodukte lassen auf oxydative Vorgänge im Organismus schließen. 

K. Reicher . 

1630) Levy, R. Versuche mit einem neuen Eiseneiweißpr&parat »Ferral- 
bol«. (Münch, med. Wschr. 1909, Nr. 19.) 

Auf der 1. med. Klinik (Geheimrat Prof Dr. v. Bauer) in München und auf 
der med. Abteilung des Hospitals Schwabing (Priv.-Doz. Kerschensteiner) 
wurden 17 Fälle, auf der psychiatrischen Klinik München 1 Fall und im Städt. 
Sanatorium Harlaching 7 Fälle (von Dr. Ziller) mit »Ferralbol« behandelt. 
Über diese 25 Fälle gibt Levy eingehendere Mitteilungen. 

Ferralbol stellt nach den Untersuchungen von Rapp (Oberapotheker im 
Krankenhaus r. d. I. in München) eine feste Verbindung von Hühnereiweiß und 
Eisen dar, wobei noch 1 °/ 0 Lecithin zugefügt ist. Der Eisengehalt ist 3 °/ 0 . 
Ferralbol wird mit Kakaopulver als Geschmacks-Korrigens in Tafeln mit 0,5 
Ferralbolgehalt geliefert und man verabreicht 3 mal täglich 1 Tafel, nach Wahl 
trocken zu essen oder in Suppe, Milch usw. verrührt. Von Ferralbol-Schokolade 
wird 3 mal täglich eine J / 2 Tafel (= 0,5 Ferralbol) gegeben. Weder Ferralbol 
noch Ferralbol-Schokolade wirkten ungünstig auf die Darmtätigkeit ein, nie trat 
Obstipation ein und nie zeigte sich, was bei anderen Eisenpräparaten häufig be¬ 
obachtet wurde, Diarrhoe. 

Durch Blutuntersuchungen wurden die klinischen Resultate kontrolliert und 
es ergaben alle Untersuchungen eine Hämoglobinzunahme, in einem Falle bis 
8°/ 0 pro Woche. 1 °/ 0 pro Woche war die geringste Zunahme, dabei zeigte sich 
aber auch mit der Steigerung des Hämoglobins eine Abnahme der Erythrocyten. 
Durch Vergleich der Erfolge im Krankenhaus mit denen im Sanatorium konnte 
ferner bestätigt werden, daß die wesentliche Ursache der Besserung der Ferralbol- 
Darreichung zuzuschreiben war, da der Unterschied der wöchentlichen Zunahme 
des Hämoglobingehaltes (2,1:3,4) wie des Gewichtes (0,5:0,7) nicht sehr be¬ 
deutend ist. Nach Levy ist das Ferralbol ein durchaus zweckentsprechendes 
Heilmittel mit Vorzügen anderen Präparaten gegenüber und wohl einer Nach¬ 
prüfung wert. Das Präparat entstammt der Fabrik pharmazeutischer Präparate, 
Wilhelm Natterer, München. Autoreferat . 


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Referate. 


1631) Roehl, W. Paraminophenylarsenoxyd contra Trypanotoxyl. Aus 

dem G. Speyer-Haus zu Frankfurt a. M. (Ztschr. f. Immunitätsf. 1909, Bd. 2. 
S. 496—500.) 

Es liegt kein Beweis vor, daß der Gesamtkomplex Tripanotoxyl (= Para- 
minophenylarsenoxyd-Eiweiß) verankert wird, und es ist daher wahrscheinlicher, 
daß das P.-d als solches ohne Eiweißkomponente von den Trypanosomen ge¬ 
bunden wird. K. Reicher. 

1632) Müller, E. Beitrag zur Frage der natürlichen Nutzstoffe in der 
Frauenmilch. Aus dem großen Friedrichswaisenhause der Stadt Berlin in 
Rummelsburg. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 22, S. 1058.) 

»Es ist möglich gewesen, eine sehr zarte, in hohem Maße mindergewichtige 
Frühgeburt während der allerdings für eine Beurteilung kurzen Zeitdauer von 
nahezu 5 Wochen mit scheinbar gutem Erfolge mit gekochter Frauenmilch¬ 
molke zu ernähren, d. h. also mit einer Nahrung, welche der sogen. Schutz¬ 
stoffe beraubt war; denn auch Pfaundler nimmt an, daß die Molke die Trägerin 
jener Stoffe ist und daß sie thermolabil sind.« Die Ernährung erfolgte mit 
Frauenmilchmolke, Kuhmilcheiweiß und Fett. ä. Bornstein. 

1633) Leva, J. (Berlin-Tarasp). Zur Beurteilung der Wirkung des Lacto- 
bacillins und der Yoghurtmilch. Aus d. Poliklinik von Prof. H. Strauß. (Berl. 
klin. Wschr. 1908, Nr. 19, S. 922.) 

Auf Grund eines Selbst Versuches kommt der Autor zu folgendem Ergebnis: 
1. Die Ausscheidung der Ätherschwefelsäure ist während der einzelnen Perioden 
nur wenig geändert. 2. Die Ausscheidung der flüchtigen Fettsäuren zeigte 
sowohl bei Einnahmen von Lactobacillin allein, wie bei Milchzufuhr allein, wie 
auch bei Kombination beider eine erhebliche Abnahme. 3. Die Ausscheidung 
der aromatischen Oxysäure und der Hippursäure wurde durch die Milch gamicht 
beeinflußt, sank dagegen deutlich durch das Lactobacillin und ganz besonders 
stark bei der Kombination beider. 4. Die Phenolausscheidung sank etwas unter 
dem Einfluß des Lactobacillins allein und ebenso unter demjenigen der Milch 
allein, ganz besonders stark aber bei der Kombination beider. 5. Die Indikan- 
ausscheidung betrug schon in der ersten Periode (Stammdiät) nur Spuren, die 
eine quantitative Bestimmung unmöglich machten; eine nennenswerte Veränderung 
der Indikanausscheidung war in keiner Periode zu konstatieren. 

Es zeigt sich in fast gleichem Maße eine deutliche Abnahme der meisten 
enterogenen Zersetzungsprodukte im Harn sowohl bei Milch, wie bei Lacto- 
bacillinzufuhr, besonders ausgesprochen aber, wenn beides gleichzeitig ge¬ 
nommen wurde. — In Praxi hat sich die Kombination von Lactobacillin + Milch = 
Yoghurtmilch in vielen Fällen gut bewährt. Die Kulturen allein, auch wenn 
sie die spezifischen Mikroorganismen noch lebenskräftig enthalten, sind nicht so 
wirksam als die Kombination. K. Bomsiein. 

1634) Hedinger, Max. Über Entfettungskuren durch reine Milchdiät. Aus 

der II. med. Klinik in München. (D. A. f. klin. Med. 1909, Bd. 96, S. 328.) 

Die Stoffwechseluntersuchungen an 5 Fällen zeigen ein wesentlich größeres 
vStickstoffdefizit, als bisher angenommen. Das Verhältnis der einzelnen Körper¬ 
gewebe (Muskelsubstanz, Fettgewebe) in der Gesamtabnahme entspricht nicht 
dem, was von einer rationellen Entfettung verlangt werden muß (Muskelsubstanz: 
Fettgewebe = 1,1:1 im ungünstigsten; gleich 1:2,2 im günstigsten Falle). Der 
Verlauf der Gewichtskurve entspricht nicht der Einschmelzung von Körpergewebe. 
Eine Wasserretention macht die Beurteilung des Standes der Abnahme bei 
bloßer Beobachtung des Gewichts unmöglich. Die Wasserretention geht einher 
mit einer beträchtlichen Kochsalzretention, die auch wiederum das schnelle An¬ 
steigen des Gewichts nach Beendigung der Kur erklärt. 

Die individuell verschiedene Empfindlichkeit für die absolute Milchdiät steht 
nicht in direktem Zusammenhang mit der Größe des Eiweißverlustes. 

M. Leube. 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban fr Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahrg. 1. Oktoberheft 1909 Nr. 19 


Naohdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Aus dem Laboratorium der I. Medizinischen Klinik der Universität zu Neapel. 

Direktor: E. de Renzi. 

Das Ausfrierenlassen als Untersuchungsmethode für Harn 
und organische Flüssigkeiten. 

Von 

Prof. Dr. Enrico Reale. 

(Vorläufige Mitteilung.) 

(Aus dem Italienischen übersetzt von Dr. C. Brahm-Berlin.) 

Bei kryoskopischen Untersuchungen beobachtet man des öfteren, daß beim 
Schmelzen der gefrorenen Massen der Zustand des organischen Lösungsmittels 
nicht unverändert bleibt. 

Bisher hat man diesen Erscheinungen, die in der Regel nicht sehr deutlich 
sichtbar werden, wenig Beachtung geschenkt, und auch besonders wegen der 
geringen Substanzmenge, die bei kryoskopischen Untersuchungen benötigt 
werden. Aus diesem Grunde beabsichtige ich den Einfluß des Ausfrierens bei 
verschieden langer Zeit auf mehr oder weniger große Flüssigkeitsmengen zu 
studieren. Mit Gegenwärtigem teile ich meine bisherigen Beobachtungen mit, 
die meiner Ansicht nach die neue Methode sowohl für die Wissenschaft als auch 
für die Praxis als nicht ganz unwichtig erscheinen lassen. 

Die ersten Beobachtungen über Zustandsänderungen beim Ausfrierenlassen 
wurden fast ausschließlich mit Kolloiden in den letzten Jahren ausgeftihrt. 

A. Gutbier und F. Flury (1) haben im Jahre 1902 beobachtet, daß die 
durch Dialyse soweit als möglich gereinigten flüssigen Hydrosole des Schwefel¬ 
tellurs unter Bildung eines Gels zersetzt werden, sich aber vorübergehend in 
ein* dem festen Hydrosol vergleichbares Produkt überführen lassen, wenn man 
sie in einer Kältemischung vollständig zum Gefrieren bringt. Die Gelatinierung 
des Hydrosols ist um so vollständiger beim Ausfrieren, je weitgehender das 
flüssige Hydrosol durch Dialyse von Elektrolyten befreit wurde. Diese Beob¬ 
achtungen stimmen mit den von Lottermoser (2) mitgeteilten Befunden völlig 
überein. Kurz nach der Veröffentlichung von Gutbier und Flury erschien 
eine Arbeit von Bruni und Savare (3), die von der Ueberlegung aus¬ 
ging, ob ein lang andauerndes und tiefes Gefrieren bei reversiblen und nicht 
reversiblen Kolloiden nicht eine ausgesprochene Veränderung herbeiführt Als 
Typus der ersten Kategorie wählten sie Hausenblase, als solchen der letzteren 
Kieselsäure. Die beiden Kolloide wurden sorgfältig gereinigt und dialysiert und 
deren Gele auf — 20° abgekühlt und dann langsam sich erwärmen gelassen. 

N. P. IV. Jakrg. 46 


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Original-Artikel. 


Die italienischen Forscher konnten einen Unterschied in dem Verhalten der 
beiden Kolloide feststellen. Die Gelatine der Hausenblase ging nach und nach 
in den früheren Zustand über, während die Kieselsäuregelatine sich in Wasser 
und Siliciumhydroxyd zersetzt, welch letzteres sich in harten, glänzenden 
amorphen Blättchen ausschied. Diese Beobachtung deckt sich mit den Resultaten 
Lottermosers (2), der ja auch der Hoffnung Ausdruck gab, daß sich das Ver¬ 
halten der Gallerten für die analytische Chemie nutzbar machen lasse. Zum 
Schluß muß ich noch die wichtige Arbeit von Bobertag, Feist und Fischer (4) 
erwähnen, die ebenfalls im Laufe des vergangenen Jahres erschien und sich be¬ 
sonders mit der Einwirkung von Kälte auf Hydrosole beschäftigte. Von den 
anorganischen Stoffen dienten den Forschem als Vertreter der anorganischen 
Suspensionskolloide nach Bredig hergestelltes Platinsol und Arsentrisulfidsol. 
Es konnte beim Gefrieren eines Platin- oder Goldsoles die von Bredig schon 
beobachtete Ausfällung des Metalles auch nach raschem Abkühlen der Lösung 
auf — ca. 70° bestätigt werden. Eine stark verdünnte Lösung von Arsentrisulfid 
zeigte beim Abkühlen auf — 70° nach dem Auftauen das übliche Gelb des 
Schwefelarsens, - war aber sehr trübe geworden. Eine Lösung von Antimon- 
trisulfid zeigte bei derselben Temperatur — 70° ebenfalls einen starken Nieder¬ 
schlag. Eine Eisenhydroxydlösung wurde nach dem Abkühlen auf — 70° beim 
Auftauen wieder klar, zeigte aber ein bedeutend verstärktes Tyndall-Phänomen. 

Ähnlich verhielt sich eine wasserklare Lösung von essigsaurer Tonerde. 
Dieselbe zeigte sich nach dem Abkühlen auf — 180° sogar makroskopisch trübe. 
Dieses weist auf eine geringe Zersetzung hin und stimmt überein mit Beob¬ 
achtungen, die Kühl (5) veröffentlicht hat, wonach der Gehalt einer solchen 
Lösung an gelöstem Aluminium nach jedem Gefrieren zurückgeht. 

Eine Natronwasserglaslösung, gleichfalls wasserklar, blieb völlig un¬ 
verändert. 

Die kolloidalen Silberpräparate (Protargol, Collargol und Lysar- 
gin) wurden ebenfalls geprüft und gefunden, daß das Silber sich beim Gefrieren 
in kleine Haufen zusammendrängt, welche die klare Eismaße unregelmäßig durch¬ 
setzen. Die inhomogenen Massen geben beim Auftauen anscheinend unveränderte 
Lösungen. 

Die organischen Stoffe, die untersucht worden waren, scheiden sich in 
2 Klassen: 

1. Künstliche Farbstoffe. 

2. Kolloidale Substanzen tierischen oder pflanzlichen Ursprunges. 

Bei den Vertretern der ersten Gruppe ist zu bemerken, daß beim AbküMen 

auf — 10° die Farbstoffe (Chrysoidin, Eosin, Safranin, Methylviolett, Fuchsin, 
Congoroth, Bayrischblau u. a.) in der Regel nach der Mitte des Gefäßes sich 
zurückzogen, was beim Auftauen ein Niedersinken konzentrierter Lösungen be¬ 
wirkt haben mag. Es scheint sich demnach nicht um ein Ausfrieren des Farb¬ 
stoffes zu handeln. Damit steht in Uebereinstimmung, daß beim raschen Ab¬ 
kühlen in flüssiger Luft, bei dem der Farbstoff keine Zeit hat, nach der flüssigen 
Mitte hin auszuweichen, das eben beschriebene Phänomen ausbleibt. 

Bei der zweiten Gruppe von Substanzen sind die Erscheinungen eigenartig 
beim Ausfrieren einer Tanninlösung. Beim Abkühlen auf — 10° beobachtet man 
zunächst wenig über dem Gefrierpunkte die Abscheidung erheblicher Mengen. 
Ganz ähnlich sind die Erscheinungen beim Auftauen der gefrorenen Masse. Beim 


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Auftauen des Eises sinkt das Tannin, sich nur teilweise lösend, auf den Boden, 
um dann bei einer geringen Temperaturerhöhung in Lösung zu gehen. 

Hämoglobin Merck (Abkühlung — 10°, — 70°, — 180°) zeigt keine deut¬ 
liche Veränderung, trotzdem das Eis inhomogen mit Klümpchen durchsetzt er¬ 
schien. Etwas stärker ist schon die Wirkung auf Gummi und Stärke. Die 
Substanzen reichem sich beim Gefrieren in der Mitte an. Die eben aufgetauten 
Lösungen sind recht trübe, werden aber beim längeren Stehen wieder — jene 
vollkommen, diese fast — klar. 

Dauernde Veränderungen erleidet vielleicht schon eine Lösung von trockenem 
Eiweiß, aber noch nicht bei — 10°, sondern erst bei — 70® bis — 180°. Ein 
Teil der Trübung scheint nicht mehr zu verschwinden. 

Die übrigen Substanzen, Gelatine, Carragheen, Agar-Agar, Hausen¬ 
blase und Seife (Sapo medicatus) verhalten sich fast vollkommen gleich. Das 
Wasser friert zum großen Teil aus der Gallerte aus, so daß die ersten Mengen 
Flüssigkeit, die sich beim Auftauen abscheiden, wenig bis gar nichts von dem 
gelösten Stoffe enthalten. Nach völligem Auftauen ist die Substanz noch ausge¬ 
sprochen inhomogen, aus einer dünnen Flüssigkeit und einer klumpigen Gallerte 
bestehend. Diese Erscheinung geht bei Zimmertemperatur selbst innerhalb 
48 Stunden fast gar nicht zurück. 

Dieses sind in Kürze die bisher von den Chemikern gemachten Beobachtungen. 
Eine Erklärung des Phänomens existiert noch nicht, nur Hypothesen sind 
aufgestellt worden. 

Bevor ich kurz über meine eigenen Versuche berichte, möchte ich bemerken, 
daß ich zu den Gefrierversuchen eine Mischung von Schnee und Salz benutzte, 
um Temperaturen bis — 10° zu erzielen. Einen Teil der Versuche stellte ich 
in einem Kühlraum an, der mir in liebenswürdigster Weise von dem Besitzer 
zur Verfügung gestellt wurde. Die Flüssigkeiten wurden in cylindrische Scheide¬ 
trichter oder in Erlenmeyerkolben von 60—500 ccm Inhalt abgemessen. Das 
Ausfrieren dauerte gewöhnlich 3 Stunden. Nach beendigtem Ausfrieren wurden 
die Gefäße bei gewöhnlicher Temperatur völlig der Ruhe überlassen, um das 
stufenweise Auftauen nicht zu stören. 

I. Beobachtungen mit Hamproben. 

1. Typhus. Temperatur über 40 °. Ham dunkel. Anzeichen einer schwachen 
Nephritis. Mikroskopisch sind keinerlei Kristalle auffindbar. 160 ccm werden 
in einem Scheidetrichter 6 Stunden der Kältemischung ausgesetzt. Am Boden 
des Gefäßes zeigt sich ein reichliches Sediment von Uraten von dunkelroter 
Färbung, die durch Centrifugieren abgetrennt werden können. Beim Waschen 
mit Wasser von 40 0 in den Centrifugenröhren verschwindet die dunkle Färbung 
und es resultiert ein weißlicher Niederschlag, der bei der chemischen und mikro¬ 
skopischen Prüfung sich als Calciumoxalat erwies. Ein Tag darauf wurde der 
Ham filtriert und drei Stunden der Kältemischung ausgesetzt. Es entstand ein 
ziegelroter Niederschlag, der ebenfalls abcentrifugiert und gewaschen wurde. 
Es hinterblieb ein geringer Niederschlag (große Kristalle), die ebenfalls 
Calciumoxalat darstellten. Der filtrierte Ham wurde dann in dem Kühlraum 
10 Stunden bei — 15° stehen gelassen; es zeigte sich ein ganz geringer gelber 
Niederschlag von Uraten, reichlich Calciumoxalat. 

2. 400 ccm Ham desselben Patienten, 3 Tage später gelassen, werden 

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10 Stunden im Kühlraum bei — 15° stehen gelassen. Nach dem Auftauen der 
orangegelben Eismasse besteht der Ham aus zwei annähernd gleichgroßen 
Schichten, die sich langsam absetzen. Die überstehende gelbe Schicht (Nr. ID 
der Skala Vogel) zeigte ein spezifisches Gewicht von 1,006 bei 15° und ent¬ 
hält keine nachweisbaren Mengen von Urobilin. Die untere, dunkelrote Schicht 
(Nr. VI der Skala Vogel) hat ein spezifisches Gewicht von 1,018 bei 15° und 
ist reich an Urobilin und Uroerythrin. Der starke ziegelrote Niederschlag, 
der am Boden des Gefäßes sich befindet, ist deutlich weniger dunkel als die 
überstehende Schicht Ham. 

3. Schwach ikterischer Ham, mit kaum sichtbarer Gm elinscher Reaktion. 
Nach dem Aufbewahren im Kühlraum zeigt der Ham auch zwei Schichten, von 
denen die untere viel dunkler erscheint und ein spezifisches Gewicht von 1,019 
hat. Die Bilirubinreaktion ist stärker als in der überstehenden Schicht, welche 
ein spezifisches Gewicht von 1,007 hat 

4. Ham (Nr. V der Skala Vogel) mit Uroerythrin und Urobilin ohne Calcium¬ 
oxalat, wird ebenfalls in dem Kühlraum aufbewahrt und zeigt ebenfalls die 
Trennung in zwei Schichten. Die untere ist reich an Uraten, zeigt Uroerythrin 
und starke Urobilinreaktion, die überstehende Schicht zeigte nur Spuren des 
letzteren. Calciumoxalat fehlt. 

6. Ham eines Patienten mit chronischer parenchymatöser Nephritis und 
schwerer Anasarka. Nach 3stündigem Ausfrieren scheidet sich beim Auftauen 
aus dem Ham Calciumoxalat in großer Menge aus. 

6. Derselbe Ham, nach einigen Tagen wieder untersucht, zeigt nur Spuren 
von Kristallen. 

7. Ham bei Arthritis. Im Sediment sind keine Kristalle auffindbar. Nach 
dem Ausfrieren zeigen sich zahlreiche Kristalle von Calciumoxalat und dazwischen 
Kristalle von freier Harnsäure. 

8. Derselbe Ham wie Nr. 7. Im Niederschlag finden sich wenige Kristalle 
von freier Harnsäure, die abfiltriert werden. Nach dem Ausfrieren zeigen sich 
zahlreiche Kristalle von Calciumoxalat. 

9. Ham wie Nr. 1, außerordentlich dunkel mit reichlichen Kristallen von 
freier Harnsäure, die abfiltriert werden. Nach dem Ausfrieren und Auswaschen 
des reichlich ziegelroten Niederschlages zeigten sich zahlreiche Kristalle von 
Calciumoxalat. 

10. Diabetischer Ham, spezifisches Gewicht 1,026. 2,1 °/o Glukosegehalt. 

Mikroskopisch sind nur vereinzelte Hamsäurekristalle nachweisbar. Nach 3- 
stündigem Ausfrieren in der Kältemischung zeigte sich derselbe Befund. 

11. Diabetischer Ham, spezifisches Gewicht 1,032. Glukosegehalt 3,91 °/ 0 . 
Reichlich Aceton und Acetessigsäure, chronische Nephritis. Im Niederschlag 
finden sich keine Kristalle außer denen, die nach 3stündigem Stehen in der 
Eismischung ausfallen. 

12. Harn mit ganz geringen Spuren von freier Harnsäure von einem Dia¬ 
betiker, der nach einer Kur keinen Zucker mehr hatte. Nach 3stündigem Aus¬ 
frieren zeigte sich ein starker weißer Niederschlag von Calciumoxalat. 

13. Ham eines Diabetikers, der seit einigen Jahren geheilt ist. Nach 
3 ständigem Ausfrierenlassen zeigte sich ein deutlicher Niederschlag von Uraten 
mit zahlreichen Calciumoxalatkristallen. 

14. Ham bei chronischer parenchymatöser Nephritis. In den Sedimenten 


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finden sich einige gefärbte Hamsäurekristalle. Nach 2 ständigem Ausfrierenlassen 
zeigen sich zahlreiche Calciomoxalatkristalle. 

15. Ham eines Tuberkulösen. Frei von Calciumoxalatkristallen, schwach 
alkalische Reaktion. Nach 3 ständigem Ausfrierenlassen wird centrifugiert, der 
Niederschlag durch Waschen mit 2proz. Essigsäure Von neutralem Calcium¬ 
carbonat und basischem Calciumphosphat, nicht dagegen von Tripelphosphat 
befreit Calciumoxalat wurde nicht gefunden. Der Ham wurde filtriert, mit 
Essigsäure schwach angesäuert und nochmals 3 Stunden ausfrieren gelassen. 
Jetzt zeigten sich Calciumoxalatkristalle. 

16. Ham wie Nr. 15. 

Im Niederschlage finden sich Spuren von Calciumoxalatkristallen. Nach 
dem Abfiltrieren und Ausfrierenlassen fanden sich noch zahlreiche Oxalatkristalle. 

17. Ham von derselben Beschaffenheit wie Nr. 16 und in gleicher Weise 
geprüft, gibt dasselbe Resultat. Eine Probe in Eiswasser stehen gelassen zeigte 
kein Calciumoxalatsediment. 

18. Ham reich an Harnsäure und Calciumoxalat, Aceton und Acetessigsäure. 
50 ccm filtrierter Ham zeigen nach 3 ständigem Ausfrieren zahlreiche Calcium¬ 
oxalatkristalle. Wurde der Ham länger als 3 Stunden in Eiswasser (— 2°) auf¬ 
bewahrt, so war das Resultat negativ. 

19. Ham bei Arthritis. Je 50 ccm Ham werden zu gleicher Zeit in einem 
Erlenmeyerkolben in die Gefriermischung gebracht Die eine Probe bleibt 
3 Stunden darin, die andere wird nach kurzer Zeit entfernt. In ersterem Falle 
zeigte sich ein reichlicher Niederschlag von Calciumoxalat, in letzterer hur 
Spuren. 

20. Ham eines 7jährigen Kindes. Spezifisches Gewicht 1,019. Färbung 
Nr. V. Skala Vogel. Aceton und Acetessigsäure reichlich vorhanden. Mikro¬ 
skopisch lassen sich wenige Kristalle von freier Harnsäure feststellen. Nach 
3 ständigem Ausfrieren in der Eismischung treten wieder einige gefärbte Kristalle 
von freier Harnsäure auf. Calciumoxalat wurde nur in Spuren gefunden. Der 
Ham schied sich in zwei Schichten. Die untere zeigte eine dunklere Färbung 
entsprechend Nr. IV der Skala Vogler. Die überstehende Schicht eine hellere 
Färbung entsprechend Nr. II der Skala Vogler. Letztere zeigte die Acetessig- 
säurereaktionen nach Gerhardt, Arnold usw. weniger deutlich. 

21. Ham eines Kindes von 2 Jahren. Spezifisches Gewicht 1,011. Mikro¬ 
skopisch zeigen sich einzelne Kristalle von Harnsäure. Nach 3 ständigem Aus¬ 
frieren zeigte sich ein starker Niederschlag von Calciumoxalat. 

22. Ham bei Arthritis und schwacher Nephritis. Im Sediment finden sich 
vereinzelte Kristalle von Harnsäure und Calciumoxalat Der filtrierte Ham schied 
nach 2 ständigem Ausfrieren neuerdings reichliche Kristalle aus. 

23. Ham bei Arthritis. Im Sediment finden sich vereinzelte Kristalle von 
Harnsäure und Calciumoxalat. Nach 3 ständigem Ausfrieren treten neuerdings 
reichliche Kristalle auf. 

24. Ham bei Arthritis. Gleiches Resultat. 

25. Ham bei Arthritis. Gleiches Resultat. 

26. Ham einer jungen Frau in entkräftetem Zustande. Spezifisches Gewicht 
1,005. Aceton und Acetessigsäure deutlich nachweisbar. Spuren von Calciumoxalat. 
Ausfrieren ruft keine Veränderung hervor. 

27. Ham bei Arthritis. Im Sediment deutlich freie Harnsäure und Cal- 


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Original-Artikel. 


ciumoxalat nachweisbar. Der filtrierte Ham schied nach dem Ausfrieren große 
Mengen gefärbte Hamsäurekristalle und Urate aus. 

28. Ham bei interstitieller chronischer Nephritis. Im Sedimente sind vor 
und nach dem Ausfrieren gefärbte Krystalle von freier Harnsäure. 

29. Saurer Ham bei eiteriger Cystitis. In dem Sediment findet sich wenig 
freie Harnsäure. Der filtrierte Ham zeigt nach dem Ausfrieren keinerlei Ver¬ 
änderung oder Kristallabscheidung. 

30. Ham bei Arthritis bei beginnender ammoniakalischer Zersetzung. Nach 
6 ständigem Ausfrieren entsteht ein Niederschlag, der nach Behandeln mit 2°/ 0 iger 
Essigsäure zur Entfernung von Tripelphosphat und basischem Calciumphosphat, 
aus freier Harnsäure besteht. 50 ccm Ham gaben nach dem Ansäuern mit ver¬ 
dünnter Essigsäure und nach 6stündigem Ausfrieren einen Niederschlag, der nur 
aus freier Harnsäure bestand. 

II. Beobachtungen an Blutserum. 

1. 100 ccm Rinderserum werden drei Stunden in der Eismischung gehalten. 
Eine Veränderung oder Abscheidung von Calciumoxalatkristallen ist nicht zu 
beobachten, selbst nicht nach dem Centrifiigieren, auch nach 10 ständigem Aus¬ 
frieren im Kühlraum bei — 15° findet keinerlei Veränderung statt. 

Das Filtrat des enteiweißten Blutes zeigte ebenfalls nach 3 ständigem Aus¬ 
frieren keine Abscheidung von Calciumoxalat. 

2. Hammelblut in der gleichen Weise behandelt, zeigt auch keine Abschei¬ 
dung von Fibrin und Calciumoxalatkristallen. 

3. Hundeblut verhält sich ebenso. 

HI. Beobachtungen an Punktionsflüssigkeiten. 

1. Ascitesflüssigkeit(erstePunktion). Gelbrote Färbung, opalescierend. Spezi¬ 
fisches Gewicht 1,022 bei 15° C. Die filtrierte Flüssigkeit wird drei Stunden 
in der Eismischung gehalten (— 10°). Nach dem Auftauen findet sich koagu¬ 
liertes Fibrin. 

2. Pleuraexsudat Spezifisches Gewicht 1,019. Citronengelbe Farbe, trübe 
mit großen Fibrinflocken. Die filtrierte Flüssigkeit wird drei Stunden in der Eis¬ 
mischung gehalten. Es zeigt sich erneute Fibrinabscheidung. Nochmaliges Aus¬ 
frierenlassen bewirkt wieder Fibrinausscbeidung. Wird dann das Filtrat 48 Stunden 
bei — 15° stehen gelassen, so zeigten sich nach dem Auftauen nachmals dicke 
Fibrinflocken und unzählige kleine Flöckchen, die nach dem Umschütteln ver¬ 
schwanden. 

3. Flüssigkeit aus einer Ovarialcyste. Gelbe Farbe, trübe. Spezifisches 
Gewicht 1,007. Nach 3stündigem Gefrieren zeigte sich nach dem Auftauen 
keinerlei Veränderung. 

4. Ascitesflüssigkeit. Gelbe bis gelbgrünliche Farbe. Spezifisches Ge¬ 
wicht 1,010, opalescierend. 100 ccm werden drei Stunden in der Eismischung ge¬ 
halten. Nach dem Auftauen zeigen sich kleine Flöckchen von ausgeschiedenem 
Fibrin. 

5. Pleuraexsudat. Citronengelbe Farbe. Spezifisches Gewicht 1,018, opales¬ 
cierend mit einem voluminösen rötlichen Fibrinsediment Die filtrierte Flüssigkeit 
bleibt 24 Stunden bei — 15° im Kühlraum. Nach dem Auftauen zeigt sich ein 
starker weißlicher Fibrinniederschlag. Nach dem Abfiltrieren desselben wird 
die Flüssigkeit nochmals 48 Stunden im Kühlraum belassen, doch entsteht kein 


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Original-Artikel. 


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weiterer Niederschlag. Nach einiger Zeit trennt sich die Flüssigkeit in 2 Schichten, 
eine obere, kaum gefärbte, vom spezifischen Gewicht 1,008 und eine untere von 
grünlichgelber Farbe und einem spezifischen Gewicht von 1,023. 

100 ccm des Pleuraexsudates werden drei Stunden in der Eismischung bei 

— 10° gehalten. Nach dem Auftauen zeigt sich ein deutlicher Niederschlag von 
Fibrin^ der sich in der Mitte der gefrorenen Flüssigkeit angesammelt hatte. Nach 
dem Abfiltrieren des Niederschlages wird die Flüssigkeit am nächsten Tage von 
neuem in der Eismischung aufbewahrt, jedoch zeigten sich nur ganz geringe 
Fibrinausscheidungen. Wird das Ausfrieren noch ein drittes Mal wiederholt, so 
zeigen sich dieselben Erscheinungen. Auch schon nach 4stündigem Stehen in 
Eiswasser (—2°) finden wiederholte Ausscheidungen von Fibrin statt 

6. Ascitesflüssigkeit. Farbe citronengelb. Spezifisches Gewicht 1,013, opales- 

cierend. 3stündiges Ausfrieren bei — 2° hat keinen Einfluß, ebensowenig eine 
Temperatur von — 10°. Nach 24stündigem Stehen bei — 15° zeigen sich 
wenige Fibrinflöckchen, die nach Umschütteln zum Teil wieder verschwinden. 
Es entstehen ebenfalls wieder 2 Schichten, eine obere, farblose vom spezifischen 
Gewicht 1,005 und eine untere dunkelgelbe mit einem spezifischen Gewicht 
von 1,026. * 

7. Pleuraexsudat. Farbe citronengelb, fast grün. Spezifisches Gewicht 1,023, 
opalescierend, mit großen Fibrinflocken durchsetzt 50 ccm der filtrierten Flüs¬ 
sigkeit werden drei Stunden bei — 1° gehalten. Es zeigten sich geringe Aus¬ 
scheidungen von Fibrin. 100 ccm werden drei Stunden in der Eismischung bei 

— 10° gehalten. Auch hier zeigten sich kleine Flocken von Fibrin, die sich nach 
und nach zusammenballten. Wird der Versuch mit derselben Flüssigkeit wiederholt, 
so tritt dieselbe Erscheinung auf. 300 ccm blieben 40 Stunden bei — 15° stehen* 
Beim Auftauen fand sich ein dicker weißer Niederschlag von Fibrin, der fast 
das ganze Gefäß erfüllte. Derselbe erscheint beim Auftauen von der Oberfläche 
der gefrorenen Flüssigkeit aus und nimmt beim fortschreitenden Auftauen zu. 
Der Niederschlag wurde auf einen Porzellannutsche abgesaugt, zuerst mit 
destilliertem Wasser, dann mit 5proz. Kochsalzlösung und zum Schluß wieder mit 
destilliertem Wasser gewaschen. Er bildet eine weiße elastische Masse, die beim 
Behandeln mit 1 °/ 0o Salzsäure zu einer Gelatine aufquillt und sich langsam auf löst. 

8. Hydroceleflüssigkeit, Farbe citronengelb. Spezifisches Gewicht 1,020. 
125 ccm wurden 40 Stunden bei — 15° im Kühlraum gehalten. Nach dem Auf¬ 
tauen schieden sich kleine Fibrinflöckchen aus. Ein zweites Ausfrieren zeigte 
keinerlei Veränderung. 

9. Hydroceleflüssigkeit. Farbe citronengelb, klar. Spezifisches Gewicht 1,022. 
Nach 60 stündigem Auf bewahren im Kühlraum bei — 15° zeigen sich beim Auf¬ 
tauen vereinzelte Flöckchen von Fibrin. Die Flüssigkeit erscheint in zwei 
Schichten, einer oberen, farblosen, mit einem spezifischen Gewicht von 1,010 
bei 15° und einer unteren dunkelgelben vom spezifischen Gewicht 1,044. 

10. Flüssigkeit aus einer Hautblase. Farbe citronengelb. Opalescierend, mit 
einem schwachen Niederschlag von Fibrin. 20 ccm der filtrierten Flüssigkeit 
werden 30 Stunden bei — 15° im Kühlraum gehalten. Es scheiden sich nur 
ganz kleine Flöckchen von Fibrin aus. 

11. Flüssigkeit aus einer Hautblase. Farbe citronengelb. Opalescierend, mit 
einigen Flöckchen Fibrin durchsetzt. Nach 3 stündigem Auf bewahren in der 
Kältemischung bei — 10° ließen sich keinerlei Veränderungen beobachten. 


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Original-Artikel 


IV. Andere Beobachtungen. 

Bei der mikroskopischen Prüfung der beim Centrifiigieren der Punktions¬ 
flüssigkeiten erhaltenen Niederschläge sowohl vor als auch nach dem Ausfrieren 
wurden niemals Calciumoxalatkristalle aufgefunden. Nur in einer chylusähnüchen 
Flüssigkeit des Peritoneums wurden einmal wenige Kristalle aufgefunden. 

V. Schlußbetrachtungen. 

Aus vorstehenden Versuchen schließe ich, daß es durch das Ausfrieren von 
organischen Flüssigkeiten und das nachfolgende Auftauen gelingt, eine Trennung 
in zwei Schichten, eine obere farblose, von niedrigerem spezifischen Gewichte und 
eine untere, mehr oder weniger gefärbte von höherem spezifischen Gewichte 
herbeizuführen. Durch das Ausfrieren wird eine auffallende Konzentration der 
betreffenden Flüssigkeit bewirkt. Das Wasser scheidet sich in Gestalt von Eis 
ab, das beim Auftauen die obersten Schichten der Flüssigkeit bildet. Bei 
einem bestimmten Punkte, wenn nämlich die schmelzende Masse farblos erscheint, 
kann die Flüssigkeit abgegossen werden. 

Wenn man Seewasser z. B. ausfrieren läßt, erhält man ein Eis, welches 
beinahe salzfrei ist, das beim Schmelzen ein trinkbares Wasser liefert Gefärbte 
Lösungen geben eine farblose Eismasse, während die Mutterlauge ‘intensiver ge¬ 
färbt erscheint Rüdorf konnte zeigen, daß die geringen Verunreinigungen 
durch Salz, welche in dem Eis Zurückbleiben, nicht in fester Form abgeschieden 
werden, sondern mechanisch aus der Mutterlauge mitgerissen werden. Beim 
Ausfrieren einer Lösung von Platin-Magnesiumcyanür, eines Salzes, welches in 
fester Form rot gefärbt ist, erscheinen die wässerigen Lösungen farblos. Beim 
fraktionierten Ausfrieren erhält man farblose Eismassen. Das Ausfrierenlassen 
gestattet ein Konzentrieren von organischen Flüssigkeiten ohne Zersetzung oder 
Zerstörung der Hauptbestandteile derselben und zwar trifft dies sowohl für normale 
als auch für pathologische Verhältnisse zu. Vermittelst des von mir vorgeschlagenen 
Verfahrens des Ausfrierens gelingt wie mit keiner chemischen Methode der 
Nachweis von Oxalsäure in jedem Mengenverhältnis (Nachweis von latenter 
Oxalurie). Die neue Methode gestattet außerdem in leichter und einfacher Weise den 
quantitativen Nachweis dieses wichtigen Stoffwechselproduktes. Bei den Punk¬ 
tierungsflüssigkeiten wurde nur in einem Falle von chylusähnlichem Ascites die 
Abscheidung von Calciumoxalat beobachtet, während sie in pathologischen 
Fällen fehlte und sich nur die Ausscheidung von Fibrin feststellen ließ. In 
Transsudaten tritt letzteres in mehr oder weniger kleinen Flöckchen auf, während 
bei Exsudaten das Fibrin in Form eines voluminösen Niederschlages von Anfang 
an auftrat. Die völlige Umwandlung und Fällung des Fibrinogens, welches bei 
pathologischen Verhältnissen in Lösung bleibt, hat nicht allein wissenschaftliches, 
sondern auch praktisches Interesse. Einmal besteht durch das neue Verfahren 
die Möglichkeit, Eiweißsubstanzen, z. B. bei der Untersuchung von Exsudaten, 
als Fibrinogen abzuscheiden, die man bisher als Globulin bestimmt hatte, des 
weiteren bietet das Ausfrierenlassen eine Handhabe zur Unterscheidung 
der Exsudate von den Transsudaten. Im allgemeinen konnte festgestellt 
werden, daß bei Transsudaten durch das Ausfrieren eine Ausscheidung von Fibrin 
nicht stattfindet oder nur in ganz kleinen Flöckchen, während Exsudate eine 
große Menge Fibrin in Gestalt eines gelatinösen Niederschlages ausfallen lassen. 
In zweifelhaften Fällen dürfte es geraten erscheinen, das Ausfrierenlassen 
als Unterscheidungsmerkmal heranzuziehen. 


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Referate. 


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In welcher Weise wirkt eigentlich das Ausfrieren? Zur Beantwortung dieser 
Frage müssen andere Beobachtungen als die von mir mitgeteilten, die doch mehr 
praktischer Natur sind, herangezogen werden. Man muß zunächst berücksichtigen, 
daß die Änderungen der organischen Flüssigkeiten durch das Ausfrieren nicht 
allein von der Tiefe der Temperatur abhängig sind, sondern auch von der mehr 
oder weniger vollständigen Umwandlung derselben in eine kristallinische Eis¬ 
masse. Eine Analogie zu den Beobachtungen Lottermoser’s über das Aus¬ 
fallen der Colloide durch Gefrierenlassen der Hydrosole derselben. 

Damit solche Umwandlungen vor sich gehen können, ist ein möglichst inniges 
Einwirken der in der Lösung vorhandenen Substanzen nötig, eine Bedingung, 
die in den konzentrierten Lösungen, wie sie durch das Ausfrieren erhalten werden, 
erzielt wird. Für die Richtigkeit dieser Hypothese sprechen die Resultate, die 
bei der Untersuchung der Harne erhalten wurden. Wie sich bei den Proben 17, 
18 und 19 zeigte, bewirkte eine Erniedrigung der Temperatur auf — 2° keine 
Ausscheidung* von Calciumoxalat, etwas mehr trat dieselbe bei teilweisem Aus¬ 
frieren des Harnes auf und in erhöhtem Maße bei totalem Ausfrieren desselben. 
Auch bei den bei pathologischen Verhältnissen entnommenen organischen Flüssig¬ 
keiten tritt bei — 2° keine Fibrinabscheidung auf oder nur in ganz kleinen 
Flöckchen, während bei völligem Ausfrieren das Fibrin in großen Mengen aus¬ 
fällt. Da aus normalem Serum beim Ausfrieren kein Fibrin ausfällt, ist die An¬ 
nahme berechtigt, daß in den pathologischen Flüssigkeiten ein Körper vorhanden 
ist, welcher auf das Fibrinferment antagonistisch einwirkt, eine Substanz, welche 
unter 0° inaktiv wird, während auf der anderen Seite das Ausfrieren der Lösungen 
die Einwirkung des Fermentes auf das Fibrinogen begünstigt. 

Auf Grund der von mir mitgeteilten Versuche glaube ich annehmen zu 
dürfen, daß die Methode des Ausfrierens für praktische Untersuchungen eine ge¬ 
wisse Wichtigkeit beanspruchen darf. 

Literatur. 

i) A. Gutbier, Studien über kolloidale Sulfide. Zeitschr. f. anorg. Chemie 1902, Bd. 32, 
292—294. — A. Gutbier und Flury, über das Auftreten und Ausfrieren der Hydrosole. Ber. 
d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 4259—60. — 2) A. Lottermoser, über das Ausfrieren von 
Hydrosolen. Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 3976—3979. — 3) Bruni und Savarfe, Sulla 
natura e sulla proprietä della soluzioni colloidali e della gelatine. Ber. d. Röm. Chem. Gesell- 
schaft 1905, Bd. 1. — 4) O. Bobertag, K. Feist und H. W. Fischer, Über das Ausfrieren 
von Hydrosolen. Ber. d. d. Chem. Ges. 1908, Bd. 41, 3675—3679. — 5) A. Kühl, Pharm. Ztg. 
1908, S. 581. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1635) Katsuzo, Katayama. Untersuchung über die Hemmung der Hämo¬ 
lyse durch menschliches Serum. (Inaug.-Dissert. Würzburg 1909, 52 S.) 

Ergebnisse: 1. Infektionskrankheiten. Das Blut bei verschiedenen akuten 
Infektionskrankheiten mit der stets gleich bleibenden Menge frischen Kaninchen¬ 
serums als Komplement zusammengebracht, hemmt die Hämolyse durch spezi¬ 
fischen Amboceptor. Verfasser untersuchte 11 Fälle von Typhus abdominalis; 
von diesen ließen 8 eine deutliche Hemmung erkennen; genauer gesagt trat bei 
2 Fällen durch Zusatz von 0,1 ccm, bei 4 Fällen durch 0,01 ccm, bei je 1 Fall 
durch 0,003 resp. 0,001 ccm deutliche Hemmung der Hämolyse ein. Es wurde 

N. p. iv. Jahrg. 47 


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730 


Referate. 


also schon bei stärkerer Verdünnung des Typhusserums eine völlige Hemmung 
in der Mehrzahl der Fälle herbeigeführt Nur bei 3 Fällen trat eine völlige 
hämolytische Wirkung selbst bei 0,3 ccm Serumzusatz ein. Bei weiteren In¬ 
fektionskrankheiten, Angina, Meningitis, Scharlach, welche in je einem Falle zur 
Untersuchung kamen, war das Resultat der Komplementbindung jedesmal auch 
bei stärkerer Verdünnung des Blutserums positiv. Angina und Meningitis zeigten 
die Hemmung je bei einem Zusatz von 0,0001 ccm und Scharlach bei 0,01 ccm 
zum Komplement. Von chronischen Infektionskrankheiten untersuchte Verfasser 
4 Fälle von Phthisis pulmonum, darunter hemmten ein Fall bei 0,008 ccm Zu¬ 
satz, ein Fall bei 0,05 und einer bei 0,3 ccm, während beim letzten Fall noch 
bei 0,4 ccm Zusatz völlige Auflösung beobachtet wurde. In 4 Fällen von Lues I 
trat in einem Fall bei 0,0008 ccm, in einem anderen Fall, der mit Gonorrhoe 
kompliziert war, bei 0,03 ccm Zusatz die Hemmung ein, in den übrigen 2 Fällen 
war bei Zusatz von 0,3 ccm die Hämolyse noch wirksam. 

Verdauun^skrankheiten: Es wurden 4 Fälle von Ulcus ventriculi untersucht, 
in denen in jedem Falle selbst bei 0,3 ccm Zusatz von Serum vollständige 
Hämolyse eintrat, ebenso in einem Fall von starkem Ikterus (Weilsehe Krank¬ 
heit) bei 0,3 ccm. 

Nierenkrankheiten: In 5 Fällen mit Nephritis (einer mit Urämie) war in 
einem Fall bei 0,03 ccm Zusatz, in einem mit Phthise kombinierten Fall bei 
0,08 ccm, in einem weiteren, mit Lymphadenitis komplizierten, bei 0,01 ccm, in 
dem anderen, der im urämischen Coma untersucht wurde, bei 0,3 ccm Zusatz 
die Hemmung der Hämolyse und in dem letzten Fall bei 0,3 ccm Zusatz völlige 
Hämolyse zu konstatieren. Bei Tieren, bei denen man experimentell eine 
Nephritis erzeugt hatte, war in jedem Fall, selbst bei 0,3 ccm Zusatz des Serums 
kranker Tiere keine Hemmung der Hämolyse zu bemerken. 

Nervenkrankheiten: In 2 Fällen von Tabes trat sehr starke Hemmung ein, 
im ersteren Fall bei 0,003 ccm Zusatz, im anderen bei 0,0001 ccm. In einem 
Fall von multipler Sclerose wurde bei 0,1 ccm Zusatz Hemmung beobachtet. 

Sonstige Krankheiten: In einem Fall von Chlorose wurde als Hemmungs¬ 
dosis 0,0001, bei Pemphigus 0,0001, bei Ulcus cruris 0,03, bei Keratitis 0,01, bei 
Bursitis 0,1 und Defatigatio 0,1 konstatiert. In einem Falle von Leukämie konnte 
selbst bei 0,5 ccm keine Aufhebung der hämolytischen Wirkung erzielt werden. 

Ein innerer Zusammenhang zwischen der hemmenden Fähigkeit des Serums 
in differenten Erkrankungszuständen und der Art der Schwere, der Dauer der 
jeweiligen Erkrankung scheint demnach' nicht aufgedeckt werden zu können. 
Verfasser kommt zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Zunächst ist es nach den 
vorliegenden Tabellen in jedem Fall einer Komplementbindungsreaktion uner¬ 
läßlich, das zu untersuchende Krankenserum genauestens auf seine hemmende 
Fähigkeit zu prüfen. Und nur eine Serumdosis, die genügend weit unterhalb 
der noch hemmenden Zusatzdosis zum kompletierenden Serum liegt, kann zur 
Anstellung der Reaktion verwandt werden. Die Tabellen des Verfassers lehren, 
daß nicht nur bei verschiedenen Erkrankungen, sondern auch bei derselben Er¬ 
krankung bei verschiedenen Individuen auch ganz differierende Hemmungsdosen 
des Serums konstatiert werden können. Ebenso wie also die einfach hemmende 
Dosis des zur Reaktion benutzten Antigens (des Bakterienextraktes) bestimmt 
werden muß, ist auch die einfach hemmende Dosis des zu prüfenden Kranken¬ 
serums genau auszutitrieren. 

2. In fieberhaften Erkrankungen scheint bereits bei stärker verdünnten 
Serumdosen eine Hemmung der kompletierenden Fähigkeit des Kaninchenserums 
einzutreten. 3. Wenn, wie die meisten Untersucher annehmen, die Bindung des 
Komplements mit verschiedenen Serumarten je nach dem mehr oder minder 
starken Eiweißgehalt des Serums in der Weise differiert, daß die Hemmung 
dem Eiweißgehalt proportional ist, so könnte in gewissen Fällen bei geringerem 
Eiweißgehalt des Blutes die Hemmung nicht so stark sein, wie sonst. Bei 
Nephritis konnten aber die Resultate der Komplementbindung absolut nicht zu 
Gunsten der Annahme eines stärkeren Eiweißgehaltes des Blutes sprechen. 

Fritz Loeb . 


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Referate. 


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1636) Boehm. Über den feineren Bau der Leberzellen bei verschiedenen 
Ernährungszuständen; zugleich ein Beitrag zur Physiologie der Leber. Aus 

dem physiologischen Institut der Universität Bern. (Zeitschr. f. Biol. 1909, Bd. 51, 
S. 409—434.) 

Verfasser fütterte weiße Ratten 72 Stunden lang z. T. gar nicht, z. T. 
mit verschiedenen Substanzen: Eiweiß, Fett, Albumosen, Asparaginsäure, Alanin; 
dann wurden die Tiere getötet und die Leber mikroskopisch untersucht. Die 
verschiedenen Ernährungszustände drückten sich in der Größe und im feineren 
Aussehen der Leberzelle mehr oder weniger aus. Die kleinsten Leberzellen 
fanden sich im Hungerzustand, die größten nach Fütterung von Albumosen. Bei 
letzterer Fütterung sahen die Zellen am charakteristischsten aus, haben eine be¬ 
sondere Struktur ihres Protoplasmas und einen auffallend großen Kern: es sind 
Anzeichen eines besonderen Reizzustandes vorhanden. Ebenfalls charakteristisch 
ist das Bild der nach Fettfütterung mit großen Fettbläschen vollgepfropften 
Leberzellen. Nach Eiweißfütterung ist das Protoplasma äußerst fein gekörnt, 
liegt dichter als in der AlbumoseiSeber, der Kern ist kleiner. Bei der Amino¬ 
säurenleber findet sich ein äußerst grob gekörntes Protoplasma, sehr kleine 
Kerne. 

Im Gegensatz zu der chemischen Methodik ergibt die histophysiologische 
Methodik schärfere positive Anhaltspunkte für Verschiedenheiten bei der Auf¬ 
nahme von Eiweiß einerseits und Eiweißabbauprodukten andererseits. 

Meinertz. 

1637) Timofeew, S. Zur Frage von der Pathogenese der ^nephritischen 
Ödeme. Aus dem bakteriol. Inst. Kiew. (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 60, 
S. 265.) 

Die Untersuchungen früherer Autoren, zuerst von Käst haben mit großer 
Wahrscheinlichkeit gezeigt, daß das Blut bei Nephritis lymphagoge Substanzen 
enthält. Verfasser versuchte über die Natur dieser Substanz, ihre Quellen und 
die Bedingungen ihres Entstehens aufzuklären. Er stellte seine Versuche an 
Hunden an, denen er eine Kanüle in den Ductus thoracicus eingesetzt hatte. 
Sowohl das Serum von gesunden Hunden, wie von nephritischen besitzt keiner¬ 
lei lymphtreibende Eigenschaft. Dagegen wirkt der Extrakt gesunder Nieren 
ausgesprochen lymphtreibend. Verfasser bespricht dann weiter die Versuche, 
welche zur Lehre von der inneren Sekretion der Niere geführt haben (Cyto- 
lysin — Nephrotoxin). Die beim Untergang von Zellen frei werdenden giftigen 
Substanzen nennt Verfasser »Blaptine«. In dem Vorhandensein von »Nephro- 
blaptin« sucht Verfasser die Ursachen der nephritischen Oedeme. In der Tat 
ist die Lymphabsonderung bei Tieren mit unterbundener Nierenarterie oder 
einem unterbundenen Ureter 2—8fach gesteigert. Auch das Serum solcher 
Tiere hat stark lymphtreibende Eigenschaft. Aus der gleichzeitigen Beobachtung 
bei all diesen Versuchen, daß unter der lymphagogen Wirkung dieser Substanz 
Erythrocyten in der Lymphe auftreten und die Gerinnungsfähigkeit von Blut 
und Lymphe abnimmt, zieht Verfasser den Schluß, daß das Nephroblaptin ein 
Lymphagogon erster Reihe ist, nicht bloß die osmotischen Eigenschaften des 
Blutes und der Lymphe ändert, sondern auch die Durchlässigkeit der Gefä߬ 
wand steigert. Bei beständigem Übertritt von Nephroblaptin ins Blut findet in 
der Bauchhöhle, bisweilen auch im Unterhautzellgewebe eine Ansammlung von 
Oedemflüssigkeit statt. Sind im Blut Nephroblaptine vorhanden, so führt die 
Infusion von einer gewissen Menge physiologischer Kochsalzlösung, welche 
sonst nicht zu Oedem führt, zu allgemeinem Hydrops. Schmid\ 

1638) Gautrelet, Jean. La choline, sa röle hypotenseur dans rorganisme. 

(Die druckherabsetzende Wirkung des Cholins im Organismus.) Travail du 
laboratoire de physiologie de la Faculte de medecine de Bordeaux. (Joum. de 
phys. et de path. gener. 11 (1909), Nr. 2, S. 227—240.) 

Das Cholin bewirkt bei Tieren eine deutliche Verminderung des arteriellen 
Blutdruckes. Es wurde gefunden im Pancreas der Milz, dem Eierstock, der 
Schilddrüse, der Niere, dem Hoden, der Hypophyse, den Speicheldrüsen, dem 
Knochenmark und in der Magen- und Darmschleimhaut verschiedener Tiere. 

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732 


Referate, 


Der alkoholische Extrakt dieser verschiedenen Gewebe wirkt normalerweise 
blutdruckerniedrigend. Wenn man vorher das Cholin entfernt, ist die Injektion 
des Extraktes ohne Wirkung auf den Blutdruck. Der alkoholische Extrakt 
hemmt die blutdrucksteigemae Wirkung des Adrenalins, wie es ja vom Cholin 
schon bekannt ist, daher wird das System der cholinbereitenden Drüsen als 
Antagonist des chromaffinen Systems betrachtet. Von ihrem Wechselspiel hängt 
die Regulierung des Blutdruckes ab. Das regelmäßige Vorkommen von Cholin 
in einer großen Anzahl von Drüsen enthüllt gewisse Synergien, gewisse funk¬ 
tioneile Korrelationen. H. Ztesche. 

1639) Busquet, H. et Pachon, V. Gontribution k l’dtude de la mesure 
quantitative des actions d’ions sur les Organes vivants isolds. (Quantitative 
Messung der Ionenwirkung auf isolierte überlebende Organe.) Travail du labo- 
ratoire de physiologie generale de Tecole de hautes etudes au museum d’histoire 
naturelle. (Joum. de phys. et de path. gener. 11 (1909), Nr. 2, S. 243—258.) 

Als Ergebnis des Studiums einer Reihe von Kaliumsalzen, in denen das 
Kation allein oder vorwiegend eine Wirkung auf das Herz ausübt, zeigt, daß 
der Grad der toxischen Wirkung für die verschiedenen Salze auch bei derselben 
molekularen Konzentration verschieden ist. Diese Salze gruppieren sich ihrer 
Giftigkeit nach in eine Reihe, die dem Grade ihrer elektrolytischen Dissoziation 
entspricht. Das Anion hat bei den Untersuchungen keine Wirkung gezeigt. Es 
scheint danach, daß der Gehalt der Lösungen an ionisiertem Kalium die Inten¬ 
sität der biologischen Reaktion bestimmt, unabhängig von ihrem Gehalt an Kali. 

, H. Ztesche '. 

1640) Busquet, H. Gontribution k l’dtude de l’excitabilitd de l’apparail 
cardio-inhibiteur chez la grenouille. (Erregbarkeit des Herzhemmungsapparates 
beim Frosch.) Laboratoire de physiologie de la Faculte de medecine de Paris. 
(Joum. de phys. et de path. gener. 11 (1909), Nr. 2, S. 216—226.) 

Die Inanition ist die wichtigste Ursache der Unerregbarkeit des herz¬ 
hemmenden Apparates des Frosches. Es gibt für den Reizrhythmus ein 
Optimum, oberhalb und unterhalb dessen der Reiz unwirksam werden kann. 
Der rechte und linke Nerv zeigen keinen Unterschied in ihrer Wirksamkeit. 
Blutentziehung, Jahreszeit, Geschlecht, Gattung des Frosches, Temperaturunter¬ 
schiede in den Grenzen der Zimmertemperatur haben keinen merklichen Einfluß. 
Die Größe des Reizes, welche die Bewegung des Herzens verlangsamt, ist nur 
wenig kleiner als die, welche es zum völligen Stillstand bringt. Die Reiz¬ 
schwelle ist fixiert bei einem Individuum im Laufe eines Experimentes und gleich 
bei der gleichen Species genährter Frösche. H. Ziese he. 

1641) Livon, Ch. Contribution k la physiologie de l'hypophyse. (Physio¬ 
logie der Hypophyse.) Travail du laboratoire de physiologie de l’ecole de 
medecine de Marseille. (Joum. de phys. et de path. gener. 11 (1909), Nr. 1, 
S. 16—27.) 

Der Autor hat auf die verschiedenste Weise durch mechanische und elek¬ 
trische Reize bei Tieren mit Hypophyse und solchen, denen die Drüse entfernt 
war, einen Unterschied in der Reaktion festzustellen versucht. Die Modifikationen, 
die er beobachtete, führte er auf Reizwirkungen auf die Regionen der Hiarbasis 
zurück. Er konnte auch keine Wirkung der Hypophyse als selbstregulierendes 
Organ der Blutzirkulation feststellen, wozu sie durch ihre Empfindlichkeit gegen 
die geringsten Druckschwankungen geeignet zu sein schien. H. Zicsche '. 

1642) Le Sourd, L. et P&gniez, Ph. Recherche sur le röle des plaquettes 
sanguines ou h&natoblastes dans la coagulation du sang. (Rolle der Hämato- 
blasten bei der Blutgerinnung.) Travail du laboratoire des travaux pratiques 
de physiologie. Faculte de medecine de Paris. (Joum. de phys. et de path. 
gener. 11 (1909), Nr. 1, S. 1—11.) 

Die Blutplättchen des Kaninchens, die man aus Oxalatblut durch Centri- 
fugierung gewonnen und vom Plasma befreit hat, bringen Hydrocelen-Flüssigkeit 
konstant und regelmäßig zur Gerinnung, die Blutplättchen des Menschen ebenso. 
Die koagulierende Wirkung ist verschieden je nach der Art, wie man die Blut- 


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Referate. 


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plättchen isoliert. Unter den gerinnungshemmenden Körpern sind die Oxalate 
und Citrate am geeignetsten, diese Eigenschaft zu konservieren. Oxalatplätt¬ 
chen üben auf Fluor-Plasma keine Wirkung aus. Die Koagulationseigenschaft 
der Plättchen ist thermolabil; sie wird bei der Erhitzung auf 58,5° zerstört, eine 
Temperatur, die auch genügt, um das Fibrinferment zu zerstören. Die Leuco- 
cyten des Oxalatblutes, die man so vollständig wie möglich von den Plättchen 
durch Centrifugierung gereinigt hat, haben auf die Hyarocelenflüssigkeit keine, 
oder nur eine sehr geringe koagulierende Wirkung. Durch Injektion eines ge¬ 
eigneten Antiblutplättchenserums kann man die Plättchen aus dem cirkulieren- 
dem Blute des Kaninchens zum Verschwinden bringen. Dieses Blut gerinnt 
in der Mehrzahl der Fälle in normaler Weise. Das Gerinnsel hat aber die Fähig¬ 
keit verloren, sich zu retrahieren. H. Ziesche. 

1643) Pachon, V. Sur l’intersystole du coeur. Son existence chez le 
chien. (Die Herzintersystole.) Travail du laboratoire de physiologie de la 
Faculte de medecine de Paris. (Journ. de phys. et de path. gener. 11 (1909), 
Nr. 3, S. 376—392.) 

Beim Hunde ist die Systole des Herzohrs von der des Herzens völlig ge¬ 
trennt und absolut beendet, wenn der Ventrikel sich zu kontrahieren beginnt. 
Nach der Systole des Herzohres zeigt der intraventrikuläre Druck eine völlig 
bestimmte Erhöhung, die unmittelbar der großen Ventrikelpulsation vorausgeht 
und der Intersystole von Chauveau entspricht. Praesystole und Intersystole 
sind also zwei von einander getrennte und aufeinander folgende Phänomene. 
Wenn man durch die centrifugale Reizung des Vagosympaticus eine Dissociation 
von Herzohr und Ventrikel hervorbringt, so bemerkt man beim Messen des intra¬ 
ventrikulären Druckes ein Verschwinden der Intersystole, beim gleichzeitigen 
Fehlen der Ventrikeltätigkeit, während das Herzohr weiter funktioniert. Die 
Intersystole ist also eine Erscheinung ventrikulären Ursprunges. Man kann sie, 
die man schon die sichtbar werdende Tätigkeit der Papillarmuskeln genannt 
hat, als die Vorbereitungszeit der Klappen betrachten für den Druck, den die 
Auricular-Valvularklappen im Momente der Ventrikelsystole auszuhalten haben. 

H. Ziesche . 

1644) Bunting, C. H. Blood-platelets and megacaryocyte reactions in the 
rabbit. (Blutplättchen und Megacaryocytenreaktion beim Kaninchen.) From 
the pathological laboratory of the University of Wisconsin. '(The Journ. of ex¬ 
perimental medicine 11 (1909), Nr. 4, S. 541—552.) 

Die Blutplättchen im strömenden Blute bilden eine Gruppe von Elementen 
gleichen Aufbaues und gemeinsamen Ursprunges. Werden Blutplättchen zer¬ 
stört, so folgen sie bei der Regeneration dem allgemeinen Gesetze der Über- 
kompensierung und führen so zu einer Thrombocytose, die man mit der Leuco- 
cytose vergleichen kann. Diese Regenerationskurve verläuft der der Erythro- 
cyten und Leucocyten parallel. Mit einer Vermehrung der Blutplättchen im 
Blutstrome tritt synchron auch eine Vermehrung der Megalocaryocyten des 
Knochenmarks darin auf. Diese werden durch die Abtrennung vom Pseudo¬ 
podien verschiedener Größe fast auf den nackten Kern reduziert. Diese Pseudo¬ 
podien zeigen die gleichen Färbereaktionen wie die Blutplättchen und bilden 
sie auch wirklich durch weitgehende Teilung. Die Megalocaryocyten sollen 
danach die einzige Quelle der Blutplättchen sein. H. Ziesche ’ 

1645) Pearce, M. Richard. An experimental glomerolar lesion caused by 
venom (Crotalus adamanteus). (Eine durch Vergiftung mit Crotalusgift bewirkte 
Schädigung der Nierenglomeruli.) From the University and Bellevue Hospital 
Medical College, New York City. (The Journal of experimental medicine II (1909), 
Nr. 4, S. 532—540.) 

Wenn man das Gift von Crotalus adamanteus intravenös Kaninchen in ge¬ 
eigneter Dosis einspritzt, so entstehen hämorrhagische oder serös exsudative Ver¬ 
änderungen in den Glomerulis der Nieren. Gewöhnlich treten beide Arten von 
Schädigungen nebeneinander auf, aber die eine oder die andere ist vorherrschend. 
Diese Hämorrhagien in dem Geiäßnetz des Glomerulus oder bei Ruptur der Ge- 


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734 


Referate. 


faße im Kapselraum sind eine seltene Lokalisation der an anderen Teilen des 
Körpers bei Vergiftungen häufigen Blutungen. Andererseits stellen die exquisit 
exsudativen Veränderungen, die gewöhnlich den Kapselraum einnehmen, selten 
aber auch das Gefäßnetz selbst, mit geringer oder gar keiner Veränderung der 
Tubuli einen Typus experimenteller Nephritis dar, wie er bisher noch nicht be¬ 
schrieben wurde, und der sich in seinen anatomischen Verhältnissen von der 
Nephritis nach der Vergiftung mit Arsen, Kantharidin und anderen Gefäßgiften 
weit unterscheidet. Die Nierenveränderungen müssen wohl auf die Wirkung von 
endotheliolytischen Substanzen zurückgeftihrt werden, die Flexner und Noguchi 
im Krotalusgift beschrieben haben. H. Ziesche. 

1646) Darling, T. Samuel. The morphology of the parasite (Histoplasma 
capsulatum) and the lesions of histoplasmosis, a fatal disease of tropical 
America. (Die Morphologie des Histoplasma capsulatum und die anatomischen 
Veränderungen bei der Histoplasmosis, einer gefährlichen Krankheit des tropischen 
Amerika.) (The Journal of experimental medicine II (1907), Nr. 4, S. 515—531.) 

Die Hystoplasmosis ist eine schwere Infektionskrankheit des tropischen 
Amerika, die an das Kala-azar Indiens erinnert. Klinisch charakterisiert sie sich 
durch Vergrößerung der Milz, Abmagerung, unregelmäßige Fiebersteigerungen, 
Leukopenie und Anämie. Pathologisch-anatomisch zeigen sich die Endothelien 
der kleineren Lymph- und Blutgefäße und der Kapillaren von enormen Mengen 
eines kleinen, mit einer Kapsel versehenen Mikroorganismus angeftillt, durch den 
Nekrosen der Leber mit Cirrhose, Splenomegalie, Pseudogranulome der Lungen, 
des Dünn- und Dickdarms mit Geschwüren des letzteren und Nekrosen der 
Lymphknoten im Laufe der befallenen Gefäße hervorgerufen werden. Der 
Mikroorganismus hat einen Durchmesser von 1—4 Mikra, besitzt einen poly¬ 
morphen chromatinreichen Kern und basophiles Cytoplasma mit achromatischen 
Lücken; ringsherum geht eine achromatische lichtbrechende Kapsel. Von dem 
Erreger des Kala-azar unterscheidet sich der Mikroorganismus in der Form und 
Anordnung des Chromatinkems. Die Verbreitung der Parasiten im Körper er¬ 
folgt durch die Ausschwemmung infizierter Endothelzellen durch den Blut- und 
Lymphstrom. So können Haut, Eingeweide, Lungen sekundär infiziert werden. 
Anscheinend hat der Mikroorganismus in den Geweben eine beträchtliche Lebens¬ 
dauer, da man in älteren nekrotischen Herden Myriaden von Parasiten findet, 
die sich alle gut färben. Die Art der Infektion und die Eingangspforte des 
Parasiten sind unbekannt. H. Ziesche. 

1647) Fleisher, S. Moyer and Loeb, Leo. Studios in edema II. The in- 
fluence of the addition of adrenalin to Solutions of sodium Chloride and of 
calcium Chloride to sodium Chloride Solutions and of a more rapid rate of 
inflow upon the production of urine, ascites and intestinal fluid. (Oedem- 
studien EL) From the laboratory of experimental pathology of the University 
of Pennsylvania. (The Journal of experimental medicine II (1909), Nr. 3, 
S. 470—488.) 

Tiere mit experimentell erzeugter Myocarditis, denen man Kochsalzlösung 
infundiert, zeigen eine ausgesprochene Verminderung in der Urinsekretion. Diese 
Verminderung ist sogar noch mehr ausgesprochen, als wenn man der Kochsalz¬ 
lösung Calciumchlorid zuftigt. Der Darmsaft, der durch Calciumchlorid merklich 
abnimmt und das Peritonial-Transsudat, das dadurch wächst, werden durch die 
myocarditischen Veränderungen nicht wesentlich beeinflußt. Daraus können wir 
schließen, daß das Calciumchlorid seine spezifische Wirkung auf die Menge der 
Peritonealflüssigkeit nicht durch eine Senkung des Blutdruckes ausübt. 

Jeder der drei Faktoren nämlich, Calciumchlorid, Adrenalin und myocardi- 
tische Veränderungen, wirkt auf die Ausscheidung von Flüssigkeit durch die 
Nieren, durch die Schleimhaut des Dünndarms und durch den Endothelial¬ 
überzug der Peritonealhöhle in spezifischer Weise. Die Bedingungen, welche 
die Ausscheidung von Flüssigkeiten durch diese drei Oberflächen beherrschen, 
scheinen daher in jedem Falle verschieden und für die Zellen charakteristisch 
zu sein, welche die Oberfläche bekleiden. H. Ziesche 1 


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Referate, 


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1648) Pearce, M. Richard. An experimental study of the influence of 
Kidney extracts and of the serum of animals with renal lesions upon the 
blood pressure. (Einfluß von Nierenextrakten und dem Serum nierenkranker 
Tiere auf den Blutdruck.) From the University and Bellevue Hospital Medical 
College, New York City. (The Journal of experimental medicine II (1909), Nr. 3, 
S. 430—443.) 

Extrakte von Kaninchennieren rufen, wenn man sie Kaninchen injiziert, eine 
leichte Steigerung des Blutdruckes hervor, die wohl nur auf die mechanische 
Wirkung der Injektion zurückzuführen ist. Dagegen kommt es, wenn man den 
Extrakt von Hundenieren einem Hunde einspritzt, zu einem ausgesprochenen 
Sinken des Druckes; in der gleichen Weise wirkt der Urin des Hundes. Kontroll- 
versuche zeigten, daß die Blutdrucksenkung, die durch den Nierenextrakt hervor¬ 
gerufen wird, auf die Harnsalze zurückzuführen ist, die er enthält. Extrakte von 
Katzennieren verursachen eine Steigerung des Blutdruckes. Da durch Katzenurin 
eine Senkung hervorgerufen wird, muß man annehmen, daß im Nierenextrakt eine 
blutdruckerhöhende Substanz vorhanden ist, die durch die blutdrucksenkende 
Substanz des Urins nicht beeinflußt wird. Die Niere des Kaninchens, die bei 
dem gleichen Tiere eine leichte Steigerung hervorruft, verursacht beim Hunde 
eine deutliche Senkung. Analog liegen die Verhältnisse, wenn man Hundenieren¬ 
extrakt dem Kaninchen injiziert. Daraus erhellt, daß diese steigernden und blut¬ 
drucksenkenden Substanzen der fraglichen Nieren keine konstante Wirkung auf 
alle Tiere ausüben, wie es Nebennierenextrakte tun. Kranke Nieren verhalten 
sich ganz ebenso wie gesunde. Das Serum von Hunden mit bedeutender Ver¬ 
kleinerung der Niere bewirkt ein leichtes Sinken des Blutdruckes; das Serum von 
Hunden mit spontaner Nephritis gibt verschiedene Resultate, ebenso auch das 
Serum von Kaninchen mit verschiedenen Formen akuter Nephritis. Das Serum 
von Hunden mit Chromnephritis verursacht ein leichtes Sinken, während das von 
Hunden mit Urannephritis einen scharfen und bestimmten Abfall des Blutdruckes 
hervorrufen. Daraus scheint sich zu ergeben, daß in dem Serum von nieren¬ 
kranken Tieren Substanzen vorhanden sind, die auf den Blutdruck einwirken. 
Doch geben die Versuche wenig Anhalt zu der Anschauung, daß die blutdruck¬ 
steigernde Substanz von der erkrankten Niere geliefert wird oder die Folge von 
Stonwechselstörungen ist, die durch die Nierenkrankheit hervorgerufen sind. 

H. Ziesche. 

1649) Opie, Eugene L. and Meakins, J. C. Data conceming the etiology 
and pathology of hemorrhagic necrosis of the pancreas (acute hemorrhagic 
pancreatitis). (Über die Ätiologie und Pathologie der akuten hämorrhagischen 
Pancreasnecrose.) From the pathological laboratory of the Presbyterian Hospital, 
New York. (The Journal of experimental medicine II (1909), Nr. 4, S. 561—578.) 

Die Veränderungen, die man gewöhnlich als akute hämorrhagische Pancrea¬ 
titis bezeichnet, ist primär eine Necrose des Pancreasparenchyms und wird durch 
verschiedenartige Schädigungen der Drüse, gewöhnlich chemischer, manchmal 
auch mechanischer Natur hervorgerufen. Der Name hämorrhagische Necrose 
ist dem der akuten hämorrhagischen Pancreatitis vorzuziehen, weil die Ver¬ 
änderung ihrem Wesen nach eine weitausgebreitete Necrose des Pancreasparen¬ 
chyms ist, und die entzündlichen Veränderungen sekundär und auf die Necrose 
oder bakterielle Infektion zurückzuführen sind. 

Das Pancreas neigt nicht mehr zu spontanen Blutungen wie die anderen 
Organe, die sogenannte Pancreas-Apoplexie ist das Resultat einer akuten Pan¬ 
creasnecrose; manchmal wird durch eine solche auch gar keine Blutung hervor¬ 
gerufen. Die sogenannte gangränöse Pancreatitis ist ein Spätstadium der hämor¬ 
rhagischen Necrose. 

Die hämorrhagische Necrose des Pancreas ist nicht primär das Ergebnis 
einer bakteriellen Infektion, sondern in einigen Fällen verursacht die spätere 
Infektion des gangränösen Gewebes eine Eiterung. 

Die häufigste Ursache der hämorrhagischen Necrose des Pancreas beim 
Menschen ist der Durchtritt von chemisch reizenden Substanzen in die Pancreas- 
gänge. In einer großen Zahl von Fällen hat beim Verschluß der Vaterschen 


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Referate. 


Papille durch einen Stein Galle diese Veränderungen hervorgerufen. Die gleichen 
Folgen hat es, wenn der Inhalt des Duodenums in den Pancreasgang eintritt. 
Nur in wenig Fällen wird die Pancreasnecrose durch ein Trauma hervorgerufen. 
Sie kann sich wohl auch an eine Gefaßthrombose anschließen. 

Bei manchen Individuen begünstigt die anatomische Lage des Ductus pan¬ 
creaticus die Entstehung der hämorrhagischen Necrose. H. Zieschc. 

1660) Lewis, A. Paul. The influence of temperature on'hemolysis in 
hypotonic Solutions. (Der Einfluß der Temperatur auf die Hämolyse in hypo¬ 
tonischen Lösungen.) (The Journal of experimental medicine II (1909), Nr. 4, 
S. 593—603.) 

Wenn man die roten Blutkörperchen einer Anzahl der üblichen Säugetiere 
ins Auge faßt, so nimmt die Hämolyse merklich und regelmäßig in hypotonischen 
Kochsalz- und Rohrzuckerlösungen zu, wenn die Temperatur von 37° auf 5° C 
herabgeht. Die Untersuchungen wurden nach der Smith sehen Modifikation der 
Hamburger sehen Methode ausgeftihrt. 

Diese Ergebnisse hängen wahrscheinlich von der Durchgängigkeit oder der 
Konsistenz des Protoplasmas der roten Blutkörperchen ab, das man als eine 
semipermeable Membran betrachten muß. H. Ziesche. 


Physiologie und physiologische Chemie. 

1651) Engler, C. u. Herzog, B. 0. Zur chemischen Erkenntnis biologischer 
Oxydationsreaktionen. Aus d. ehern. Inst, der techn. Hochschule zu Karlsruhe. 
(Ztschr. £ physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 327—375.) 

Gasförmiger Sauerstoff und seine chemische Einwirkung auf Verbindungen 
umfaßt die Autoxydationstheorie. Bei der Aufnahme und chemischen Verarbeitung 
von gasförmigem Sauerstoff ist die erste Phase der biologischen Wirkung des 
O eine Autoxydation, indem in den Organismen Stoffe vorhanden sein müssen, 
die O unter Peroxydbildung addieren oder solche, die andere Stoffe in Peroxyde 
umwandeln. Die weiteren Oxydationen im Tierkörper sind zunächst Übertragun¬ 
gen des O von den Peroxyden, die also als Oxydationsmittel dienen. Die Ver¬ 
fasser besprechen die Wichtigkeit; jene oxydablen Stoffe im Organismus, die 
wegen ihrer großen Reaktionsfähigkeit als sehr labil vorzustellen sind, genauer 
kennen zu lernen. Ob diese Stoffe Fermente oder Oxydasen sind, ist noch un¬ 
klar. Vermutlich spielen solche physiologischen Oxydationsvorgänge neben der 
Ferment Wirkung im Organismus eine bedeutende Rolle. Dohm . 

1652) Siegfried, M. u. Howwjanz, S. Über die Bindung von Kohlensäure 
durch Alkohole, Zucker und Oxysäuren. Aus d. chem. Abt. des physiol. Inst, 
der Univ. Leipzig. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 377—404.) 

Wird Kohlensäure in Kalkmilch bei 0° eingeleitet und filtriert, so bewirkt 
die Anwesenheit von hydroxylhaltigen Körpern der Fettreihe, daß das Filtrat 
bei gewöhnlicher Temperatur oder beim Erwärmen CaCO s abscheidet, und 
daß die Menge des Carbonats für jeden Hydroxylkörper innerhalb gewisser 
Grenzen konstant ist. Verfasser haben dies für eine ganze Reihe von Substanzen 
nachgewiesen und hydroxylkohlensaure Salze erhalten, z. B. durch Einwirkung von 
C0 2 auf Äthylenglykol bei Gegenwart von Kalkhydrat das Ca-Salz der Äthylen- 
glykoldicarbonsäure. Die Reaktion beim Methylalkohol würde folgendermaßen 
verlaufen: CH 3 . OH + caOH + CaCO s = CH 3 . OC0 2 ca + Ca(OH) 2 . Möglicher¬ 
weise bildet sich intermediär Methylalkoholcalcium, dessen Hydrolyse durch den 
Überschuß an Kalkhydrat in der an diesem gesättigten Lösung zurückgedrängt 
wird nach der Gleichung: CH 3 . Oca + CaC0 3 + H a O x CH 3 . OC0 2 ca + 
Ca(OH) 2 . Wasser hindert die Reaktion gamicht. Erst bei einer höheren Tem¬ 
peratur tritt eine neue Reaktion ein, nämlich die Zersetzung der Salze der 
Hydroxylkohlensäuren durch H 2 0 nach folgender Gleichung: R . OCO a ca + HOH 
~ R . OH + C0 3 Hca. Die früher erwähnte Carbaminoreaktion (diese Zeitschr. 
Bd. 54, S. 423) verläuft nach den gleichen Gesetzen, also auch nur bei Gegen¬ 
wart von Kalkmilch: R. NH 2 -f caOH + CaCO s ~—^ R. NH — COOca + Ca(OH) 2 . 


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Referate. 


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Das Wesentliche bei diesen Reaktionen ist ihre biologische Bedeutung, indem 
die Gegenwart von Amino- und Hydroxylkörpem bei alkalischer Reaktion das¬ 
selbe bewirken, was freie Säuren tun. Es können also alkalische Flüssigkeiten, 
die Amino- und Hydroxylkörper enthalten, Calciumcarbonat auflösen und in ge¬ 
löster Form transportieren. Dohrn , 

1663) Eossei, A. u. Weiß, F. Über die Einwirkung von Alkalien auf 
Proteinstoffe. (I. Mitt) Aus d. physiol. Inst, zu Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 69, S. 492—498.) 

Wird Clupein mit Natronlauge oder Barytwasser längere Zeit sich selbst 
überlassen, so nimmt das optische Drehungsvermögen der Lösung allmählich ab; 
von —2,6° nach 6 Tagen auf —0,6°. Bei 38° verläuft diese Umwandlung 
schneller. Es ergab sich, daß hierbei eine Änderung der Konfiguration des 
Proteinmoleküls eintrat, indem ein Teil desselben racemisiert wird. Auch eine 
Leimlösung änderte während 19 Tagen bei 38° die Drehung von — 5,84° auf 
— 0,54 °. Die Racemisierung gewisser Teile der Proteinmoleküle wurden be¬ 
wiesen durch Entstehung und Nachweis von dl-Arginin und dl-Omithin. Dohm . 

1664) Weiß, F. Über einige Salze des inaktiven Ornithins. Aus d. physiol. 
Inst, der Ujiiv. Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 499—505.) 

Aus dem Carbonat des dl-Omithin werden dargestellt und charakterisiert: 
das Nitrat, Chlorhydrat, Oxalat, Pikrat, Pikrolonat und Acetat; ferner das Kupfer¬ 
sulfat, Kupfemitrat, Silbemitrat. Dohrn . 

1666) Henriques, V. Über quantitative Bestimmung der Aminosäuren im 
Ham. Aus dem physiolog. Labor, der tierärztl. und landwirtsch. Hochschule 
Kopenhagen. (Ztschr. f. physiol. Chemie 1909, Bd. 60, S. 1—9.) 

Die Bestimmungen werden nach einer Methode von Sörensen angestellt, 
die darauf beruht, durch Formaldehydlösung eine Methylenverbindung der Amino¬ 
gruppe in der Aminosäure zu bilden und sodann die Menge vorhandener Carbo- 
xylgruppen titrimetrisch zu bestimmen. Es ist also dadurch eine Trennung der 
Amin- von der Säurefraktion bewirkt. Harnstoff, Kreatinin und Hippursäure 
nehmen an dieser Reaktion nicht teil. Durch diese Bestimmung erzielt man 
neben dem Aminosäure-N auch den NH 3 -N. Die Menge des Ammosäure-N, in 
Prozenten des Total-N ausgedrückt, ist abhängig von der Menge des Total-N. 
Bei einem Menschen mit gemischter Kost ist die Menge ca. 2 °/ 0 , bei der Ziege 
bei Heufütterung 0,7 °/ 0 neben 0,47 °/ 0 NH 3 -N, und beim Hund je nach der Nah¬ 
rung zwischen 0,73—4,6°/ 0 . Dohrn . 

1666) Capezzuoli, Cesare. Über die eisenhaltigen Körper der Milz. Aus 

der chem. Abt. des pathol. Inst, der Univers. Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 60, S. 10—14.) 

In der Milz ist, ebenso wie in der Leber, ein eisenhaltiges Nucleoproteid 
mit 2,32—2,68°/ 0 P. Der Fe-Gehalt der verschiedenen Auskochungen schwankt, 
in der ersten Auskochung ist er am höchsten 1,48—2,00 °/ 0 . In den Filtraten 
der Nucleoproteiden sind noch 20—25° des gesamten durch Wasser auskochbaren 
Eisens enthalten. Dohrn . 

1667) Frew, R. S. Über die Bildung von Milchsäure in den Muskeln bei 
der Autolyse. Aus der chem. Abt. des pathol. Instituts der Univ. Berlin. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 15—19.) 

Milchsäure ist in frischen Kaninchenmuskeln nicht immer vorhanden, Sal- 
kowski fand solche niemals im frischen Hundemuskel. Bei kurzer Digestion 
von Kaninchenmuskel mit viel Chloroformwasser wird nur in einem Fall die 
Bildung von Milchsäure konstatiert, als die Temperatur auf 42—43° stieg, sonst 
ist in drei anderen Fällen bei 40° das Resultat negativ. Bei langdauemder 
Digestion tritt Abnahme der Milchsäure ein. Die sich bildende Milchsäure läßt 
sich durch ihren Kristallwassergehalt als Rechtsmilchsäure identifizieren. Dohrn . 

1668) Hugh Mac Lean, M. D. Über die quantitative Bestimmung der 
Oxalsäure im Harn. Aus der chem. Abt. des pathol. Inst, zu Berlin. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 20—24.) 

N. P. iv. Jahr*. 48 


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Referate. 


Es wird festgestellt, daß die Methode von Autenrieth und Barth nicht 
einwandsffei ist, und daß vielmehr das ^lte Verfahren von Salkowski (diese 
Ztschr. Bd. 31, S. 437) mit eingedampftem Ham sichere Resultate liefert. 

Dohm . 

1669) Gudzent, F. Physikalisch-chemische und chemische Untersuchungen 
über das Verhalten der Hams&ure in Lösungen. Aus der I. mediz. Univ.-Klinik 
Berlin (Prof. Dr. His). (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 25—37.) 

Es werden in Anlehnung an die Methode von His und Paul bei 37° folgende 
Daten für die Harnsäure bestimmt: Die Löslichkeit in reinem Wasser beträgt 
1:15505 (1 Liter enthält 0,0649 g), die spezifische Leitfähigkeit der Harnsäure 
ist K = 0,000013, der Dissoziationsgrad einer gesättigten Lösung beträgt 0,075, 
d. h. es sind 7,5 °/ 0 der Säuren in einer gesättigten wässerigen Lösung in das 
H-Ion und in das primäre Hamsäureion (QHaN^a-Ion) zerfallen. His und Paul 
hatten bereits die Zersetzung einer wässerigen Lösung beobachtet an der Zu¬ 
nahme der Löslichkeit und der Leitfähigkeit. Diese Daten werden vom Ver¬ 
fasser ermittelt. Die Zersetzung tritt etwa erst nach 20—22 Stunden ein, um 
dann in den nächsten Tagen mit nahezu gleichbleibender Geschwindigkeit fort¬ 
zuschreiten. Nach Ablauf dieser Zeit hat die Löslichkeit etwa um das U-fache, 
die Leitfähigkeit um das 25-fache zugenommen. Bei Gegenwart von Platin be¬ 
ginnt die Zersetzung sofort, um dann sehr viel schneller fortzuschreiten. Die 
Kurven zeigen, daß die Geschwindigkeit der Zersetzung allmählich wieder ab¬ 
nimmt, um schließlich unmeßbar klem zu werden. Es stellt sich also ein Gleich¬ 
gewichtszustand ein und die Zersetzung nimmt ein Ende. Dohm. 

1660) Gudzent, F. Physikalisch-chemische Untersuchungen über das Ver¬ 
halten der hamsauren Salze in Lösungen. Aus der I. mediz. Univ.-Klinik 
Berlin (Prof. Dr. His). (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 38—68.) 

Nach einer Schütteldauer von etwa 140 Stunden wird bei 18° die Grenze 
der Löslichkeitsabnahme für hamsaure Salze in Wasser erreicht. Wird jetzt der 
vorhandene Körper abfiltriert, so löst er sich nicht weiter, d. h. es hat eine 
Umwandlung stattgefunden und sich aus einem unbeständigen leichter löslichen 
Körper a ein beständiger, schwerer löslicher Körper b gebildet. In sehr exakten 
Versuchen wird der Nachweis erbracht, daß zwischen den Körpern a und b in 
chemischer und elektrochemischer Beziehung sowie in den Kristallformen Über¬ 
einstimmung herrscht und eine Differenz sich lediglich in ihrer Löslichkeit er¬ 
gibt. Die wahrscheinlichste Ursache der Umwandlung ist eine intramolekulare, 
entsprechend den zwei tautomeren Formen der Harnsäure: 

H—N—C=0 

I | N=C—OH 

O-C C—NH und I I 

| || >C=0 OH-C C—NH>\ 

H —N—C—NH II II JC-OH 

N—C—NH/ 

Laktamurat (unbeständig) Laktimurat (beständig) 

Verfasser stellt sich die Umwandlung so vor, daß das Metall, entsprechend 
der Laktamform, wo der zu ersetzende H am N gebunden ist, zunächst an N 
sich anlagert, dann jedoch infolge der möglichen Laktimform, wo H an O ge¬ 
bunden ist, durch ein stärkeres elektronegatives Atom, als N, nämlich O, zur 
Umlagerung gezwungen wird. So entsteht aus dem Laktamurat ein Laktimurat. 
Diese Theorie stimmt in allen Fällen mit der Beobachtung überein. Das zuerst 
gebildete a-Salz hat eine Löslichkeit bezw. spezifische Leitfähigkeit, die bei 
18° um 33,4%, bei 37° um 33,9% größer ist, als die des durch Umlagerung 
gebildeten beständigen Isomeren. Dohm. 

1661) Fischer, Hans. Zur Frage der Bindung der Purinbasen im Nuclein- 
Säuremolekül. Aus der II. mediz. Klinik zu München. (Ztschr. f. physioL Chem. 
1909, Bd. 60, S. 69—78.) 

Nach Ansicht von Burian findet die Bindung der Purinbasen im Nuclein- 
säuremolekül im Imidazolanteil bei 7 statt. Er schloß dies aus der Farbstoff- 


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Referate. 


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bildung von Purinbasen mit Diazobenzolsulfosäure, soweit im Imidazolring das 
H-Atom bei 7 nicht substituiert war. Verfasser weist nach, daß diese gefärbten 
Verbindungen nicht Diazoaminoverbindungen, sondern Azofarbstoffe sind, und 
daß die Diazogruppe in Purinbasen bei 8 eintritt. Es gelingt nämlich nach 
Reduktion der aus den Basen und p-Dichlordiazobenzolchlorid erhaltenen Farb¬ 
stoffen die 8-Aminobasen des Theophyllin und HN—CH 

Guanin zu erhalten. Die bei 8 substituierten | | 7 

Basen kuppeln nicht mit Diazokörpem. Es sind NH a —C C—N—Pee 
die Purinbasen im Nucleinsäuremolekül entweder | II }>CH 

bei Stellung 7 oder 8 gebunden: HN—C—N—P= 

8 Dohm . 

1662) Hedin, S. 0. Ueber Hemmung der Labwirkung. I. Mitteilung. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 85—104.) 

Die Hauptbefunde stimmen mit den für Trypsin und dessen Hemmungs¬ 
körper im Serum gefundenen Resultaten überein. Die Hemmung ist stärker, 
wenn der Hemmungskörper erst mit Lab vermischt und dann MUch zugesetzt 
wird, als wenn Lab zuletzt zugegeben wird. Je länger die Mischung Lab- 
Hemmungskörper vor dem Zusatz der Milch aufbewahrt wird und bei je höherer 
Temperatur, desto größer wird die Wirkung der Hemmung. Die Lab Wirkung 
wird beschränkt, weil der Hemmungskörper sich mit dem Lab verbindet, wo¬ 
durch die Verbindung des Labs mit dem Casein verhindert wird. 0,1—0,2 °/ 0 HCl 
lähmt oder zerstört die Hemmungskörper. Das neutralisierte Lab einer Lab- 
Hemmungskörpermischung wird mit HCl zum größten Teil wieder aktiv; das 
Enzym ist beim Neutralisieren also nicht einfach zersetzt, sondern nur bei 
alkalischer oder neutraler Reaktion am Hemmungskörper verankert Dohm. 

1663) Henriques, V. Läßt sich durch Fütterung mit Zein oder Gliadin 
als einziger stickstoffhaltiger Substanz das Stickstoffgleichgewicht herstellen? 

Aus dem physiol. Labor, der kgl. tierärztl. und landwirtsch. Hochschule zu 
Kopenhagen. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 105—118.) 

Zu den Versuchen werden Ratten verwendet. Es besteht eine Verschiedenheit 
zwischen der Bedeutung beider Substanzen für den N-Umsatz im Körper: Zein 
vermag kein N-Gleichgewicht herzustellen, was dagegen mit Gliadin gelingt, 
wenn es in sehr reichlicher Menge gegeben wird. Dann kann es sogar eine 
Ablagerung von N im Körper bewirken. Dohrn. 

1664) Smolenski, K. Zur Frage nach der Muttersubstanz» durch welche 
die Reaktion von Cammidge im Harn hervorgerufen wird. Aus dem Nahrungs¬ 
mittel-Labor. des technolog. Inst, zu St. Petersburg. (Ztschr. f. physiol. Chem, 
1909, Bd. 60, S. 119—130.) 

Verfasser hatte Gelegenheit, einen Ham mit starker Reaktion von Cammidge 
zu untersuchen. Das Material stammte von einem Greis, der an Magenkrebs 
litt und dessen Pancreas normal war. Der Ham reduzierte Fehlingsche 
Lösung erst nach dem Kochen mit Säuren und gab mit absolutem Alkohol 
einen Niederschlag, der aus organischen Salzen, vorwiegend Mg-Salzen bestand. 
Mit Benzoylchloria in alkalischer Lösung fielen Benzoate aus, die verseift und 
mit Äther von der Benzoesäure befreit wurden. Die wässerige Lösung enthielt 
ein Polysaccharid, denn sie reduzierte Fehlingsche Lösung wiederum erst nach 
dem Kochen mit Säuren und drehte anfangs + 0,3°, nach der Hydrolisierung 
— 0,05°. Es lag also Saccharose vor. Als der Patient täglich 100 g Zucker 
erhielt, trat die Reaktion im Ham in stärkster Form auf; die direkte Polarisation 
stimmte mit der nach der Inversionsmethode erhaltenen völlig überein. Der nach 
Cammidge erhaltene Niederschlag schmolz rein bei 203°. Es ist fraglich, ob 
stets die Reaktion durch die Anwesenheit von Saccharose bedingt ist, jeden¬ 
falls ist ratsam, die Polarisation vor und nach Inversion auszuführen. Verfasser 
schlägt den Namen »Saccharosurie« vor. Laktose, Dextrin und Galaktose ver¬ 
mehrten die Reaktion im Harn nicht, wurden also vom Organismus des Patienten 
assimiliert. Dohm. 

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Referate. 


1665) Herzog, R. 0. u. Hörth, F. Zur Stereochemie der MUchs&uregärung. 

Aus d. chem. Inst. der techn. Hochschule zu Karlsruhe. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 60, S. 131—151.) 

Zur Frage der stereochemischen Beziehung zwischen Enzym, Gärsubstrat und 
Gärprodukt werden Reinkulturen von 20 Arten von Milchsäurebakterien benutzt, 
die Menge und Art der entstandenen Milchsäure festgestellt, sowie die Menge 
des verarbeiteten Gärsubstrates, als welche die verschiedensten Zuckersorten äs 
auch Glycerin, Raffinose und Methylglykosid in Frage kamen. Es ergibt sich, 
daß sowohl Aldehyd- sowie Ketonalkohol- sowie Stoffe mit Alkoholgruppen 
allein ein geeignetes Substrat für die Milchsäuregärung sind und daß Dulcit, 
Erythrit und Glycerin von keinem der angewandten Gärungserreger zur Säuerung 
verwendet werden. Die entstandene Milchsäure ist meistens optisch aktiv, selten 
stellt die gesamte Milchsäure einen isolierten Antipoden dar, sondern meist ist 
die Hauptmenge inaktiv und nur ein Teil aktiv. Das optische Verhalten ist 
allein von der Natur des Gärungserregers abhängig, d. h. eine Art Erreger 
liefert einen Überschuß von stets derselben optischen Modifikation oder die 
inaktive Säure allein aus verschiedenen Substraten. Ob bei der Enzymwirkung 
eine streng spezifische Wirkung in den Pilzen für die d- und für die 1-Modifikation 
vorhanden ist, also der Überschuß an dem einen Enzym den merkbaren Über¬ 
schuß der einen Modifikation liefert, dagegen bei gleichmäßiger Wirkung beider 
i-Milchsäuren entsteht, läßt sich nicht feststellen; jedenfalls wird sich zunächst 
ein racemischer oder inaktiver Stoff aus dem Gärsubstrat bilden, aus dem nicht 
weiter die Milchsäure hervorgeht. Verfasser kommen zu dem Schluß, daß die 
Form der gebildeten Milchsäure nicht von der Konfiguration des Substrates, 
sondern nur von der Natur des Fermentes und der von ihm erteilten Reaktions¬ 
beschleunigung abhängt, die ein bei der Umwandlung sich bildendes, höchst¬ 
wahrscheinlich inaktives oder racemisches Zwischenprodukt erleidet. Dohm . 

1666) Herzog, R. O. u. Hörth, F. Zur Bestimmung von Mannose, Arabinose, 
Xylose und hydrolisiertem Milchzucker. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, 
S. 152—154.) 

30 ccm der Zuckerlösung werden mit 30 ccm Fehlingscher Lösung und 
100 ccm H a O in einen Erlenmeyer gebracht, ein H-Strom durchgeleitet und 
genau 20 Minuten in einem kochenden Wasserbad erhitzt. Das gebildete Kupfer¬ 
oxydul wird abfiltriert, ausgewaschen und im Luftstrom in das Oxyd übergeführt, 
dann wird gewogen. Der Milchzucker wird erst in ungefähr 1 proz. Lösung 
mit H 2 S0 4 hydrolisiert. 

In der Arbeit befinden sich Tabellen zur Berechnung nach der angeführten 
Methode. Dohm . 

» 1667) Schulze, E. Über die zur Darstellung von Cholin, Betain und Trigo- 

nellin aus Pflanzen verwendbaren Methoden und über die quantitative Be¬ 
stimmung dieser Basen. Aus d. agrikult.-chem. Labor, des Eidgen. Polytechn. 
zu Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 155—179.) 

Der Gfang einer Bestimmung ist folgender: Extrakt von Weizenkeimen wird 
mit Bleiessig gefällt, mit H 2 S0 4 angesäuert und sodann mit Phosphorwolfram¬ 
säure versetzt. Diesen Niederschlag wird mit Baryt und Wasser verrieben, sein 
Filtrat mit CO a von Baryt befreit, mit HNO s neutralisiert und stark eingedampft. 
Mit Silbemitrat werden die Alloxurbasen entfernt, mit Silbemitrat und Baryt¬ 
wasser Histidin und Arginin gefallt. In dem Filtrat dieser Silberniederschläge 
fallen die gesuchten Basen mit Phosphorwolframsäure, der Niederschlag wird 
mit Baryt zersetzt und die so erhaltene Basenlösung mit HCl eingedampft und 
der Rückstand mit 95 proz. Alkohol behandelt. Die erhaltene Lösung der 
Chloride wird mit alkoholischer Merkurilösung versetzt und die fraglichen Basen 
als Quecksilberchloridverbindung gefällt. Das Cholin läßt sich daraus vom Betain 
daurch seine leichte Löslichkeit in absolutem Alkohol trennen. Cholin läßt sich 
vom Trigonellin auf dieselbe Weise befreien. Mit Hilfe dieser Methodik lassen 
sich die drei Basen in Pflanzen wenigstens approximativ bestimmen. 

Die Methode von Stan&k, bei Abscheidung der Basen Kaliumtrijodid zu 
verwenden, verwirft Verfasser. Dohm. 


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Referate. 


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1668) Wintemitz, U. C. u. Jones, W. Über den Nucleinstoffwechsel mit 
besonderer Berücksichtigung der Nucleinfermente in den menschlichen Organen. 

Aus d. physiol.-chemischen Labor, d. Johns Hopkins-Universität. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 60, S. 180—190.) 

Verfasser haben die Nucleinfermente von Leber und Milz in einem typischen 
Fall von Typhus und einem Fall von Aneurysma untersucht. Da aus früheren 
Versuchen bekannt ist. daß die Anwendung des Prozesses der Nucleinferment- 
wirkung je nach der Tierspecies veränderlich ist, ja sogar in einem jeden Organ 
und in jeder Species mit dem Alter des Tieres variiert, so muß das Resultat 
überraschen, daß zwischen zwei so verschiedenen pathologischen Fällen ein 
Parallelismus besteht. Die Verfasser sind daher geneigt, ihre Resultate als den 
Normalzustand zu betrachten. Es ist also die menschliche Milz und Leber un¬ 
fähig, Adenin in Hypoxanthin zu verwandeln. Die menschliche Milz enthält 
keines der bei einer Reihe von Tierarten gefundenen Fermente. Die Leber 
vermag Guanin in Xanthin zu verwandeln und letzteres zu Harnsäure zu oxy¬ 
dieren und zwar in besonders ausgesprochener Stärke. Auffallend ist der Unter¬ 
schied in der Fermentverteilung zwischen Leber und Milz beim Menschen und 
den entsprechenden Organen beim Schweine. Das Fehlen der Guanase beim 
Schwein läßt sich für die Schweineguaningicht verantwortlich machen. Dohm . 

1669) London, E. S. Zu m Chemismus der Verdauung und Resorption im 
tierischen Körper. (XXV1LL. Mittig. Weitere methodische Angaben.) Aus d. 
pathol. Labor, d. k. Inst, für experim. Med. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 60, S. 191—193.) 

Für kommende Versuche wird nachstehende Operation vorgenommen, um 
die oberen und unteren Abteilungen des Darmkanals gegenüber verschiedenen 
Nahrungsprodukten in Bezug auf Verdauung und Resorption beobachten zu 
können. Der ganze Darmkanal vom unteren Teile des Duodenums ab wird nach 
außen herausgezogen und je eine Fistelröhre in den unteren Teil des Duodenums, 
in die ungefähr abgemessene Mitte und in den Endteil des Duodenums, einige ccm 
vom Coecum entfernt, eingeftlhrt. Dohrn. 

1670) London, E. S. u. Sivrö, A. Zorn Chemismus der Verdauung und 
Resorption im tierischen Körper. (XXIX. Mittig. Zum Studium der allmäh¬ 
lichen Fortbewegung, Verdauung und Resorption der Eiweißstoffe, Fette und 
Kohlenhydrate bei einzelner Darreichung und bei der Darreichung in ver¬ 
schiedenen Kombinationen.) Aus d. pathol. Labor, d. k. Inst. f. experim. Med. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, 194—266.) 

Die Versuche, in der Zahl von 100, wurden an Fistelfunden vorgenommen 
und Fleisch, Stärke und Schweinefett verfüttert, einzeln und in verschiedenen 
Kombinationen. Für die Art der Nahrung ergeben sich die folgenden Resultate. 

Fleisch: nach einer Stunde bleibt im Magen nur noch die Hälfte der auf¬ 
genommenen Menge zurück, von welcher der größere Teil (37°/ 0 ) sich in ver¬ 
dautem Zustand befindet. Ein kleiner Teil des Übergegangenen erreicht das 
obere Ileum imd besteht zu 67 °/ 0 aus unkoagulierbaren Substanzen. Bis zur 
Ileocoecalklappe gelangt in der ersten Stunde "nichts. In der zweiten Stunde 
gibt der Magen an das Duodenum ein Fünftel dessen, was in der ersten Stunde 
übergeführt war. Zur gleichen Zeit zeigen sich im oberen Ileum lehhafteste 
Verdauungstätigkeit und am Ende des Ileums die ersten Chymusportionen mit 
sehr geringem N-Gehalt (0,102 g N). Von der dritten Stunde an ist die Tätig¬ 
keit des Magens und des größten Teils vom Darmkanal eine langsame und die 
Exkretionstätigkeit des üeocoecalteiles wächst. In der fünften Stunde ist der 
Magen entleert, sowie auch der obere Teil des Ileums, während der untere mit 
der Sekretion erst in der fünften Stunde aufhört. 

Fett: in den ersten Stunden gelangt nur wenig Fett in das Duodenum und 
weiter an das untere Ileum, erst in den mittleren Verdauungsstunden gibt der 
Magen mehr ab, aber die Portionen werden längere Zeit im Darmkanal aufge¬ 
halten und im Gegensatz zu den ersten Stunden einer größeren Resorption 
unterworfen. Der weitaus größte Teil des Fettes wird erst in den letzten Ver- 


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Befer&te. 


dauungsstunden in den Dannkanal transportiert, hier zurückgehalten und teilweise 
resorbiert. Die stärkste Resorption des Fettes geschieht im Ileum. 

Stärke: im Magen verbleiben nach einer Stunde nur noch etwa 30°/ 0 , nach 
zwei Stunden noch 4 °/ 0 , nach drei Stunden nur Spuren, die augenscheinlich im 
Schleim zurückgehalten werden. Die ins Duodenum eingetretenen Portionen 
werden schnell weiter transportiert, teils verdaut und teils resorbiert; nach kurzer 
Zeit gelangen sie in das obere Ileum. Die in späteren Stunden den Magen 
verlassenden Mengen werden im Darmkanal langsamer verteilt In den unteren 
Darmabteilungen wird die Stärke sehr langsam transportiert, nämlich in den 
sechs ersten Stunden gamicht und erst in der siebenten bis zehnten Stunde be¬ 
ginnt die Exkretion der unverdauten Stärkereste. 

Fleisch mit Fett: auf die Fleischverdauung wirkt das Fett verzögernd, da 
es selbst langsamer als das Fleisch verdaut wird. Das Fleisch hingegen be¬ 
fördert die Fettresorption, während die Resorption des Fleisches imverändert 
bleibt beim Vorhandensein von Fett. Betreffs der allgemeinen Art der mecha¬ 
nischen Fortbewegung im Darmkanal äußern Fleisch und Fett einen hohen Grad 
von Unabhängigkeit von einander. 

Fleisch mit Stärke: es verlängert sich die Verdauungsperiode beider Teile 
im Magen bis zu der Zeitdauer, welche dem Fleisch allein eigen ist. Scheinbar 
erschwert die Stärke, welche das Ileum größtenteils unverdaut erreicht, Ver¬ 
dauung und Resorption der sie dort begleitenden Fleischreste. Im allgemeinen 
tritt vollkommene Selbständigkeit von Fleisch und Stärke hervor, insofern sie 
einander aus dem gegenseitigen Wirkungskreise ausschließen. 

Stärke mit Fett: beim Übergang aus dem Magen in den Dannkanal bewahrt 
jedes Element sein eigenes Tempo. Wohl aber verzögert das Fett den Aufent¬ 
halt der Stärke im Magen, indem sich noch am Ende der siebenten Stunde 1 °j 0 
der verabreichten Stärke findet und beschleunigt die Stärke besonders in den 
ersten Stunden den Austritt des Fettes aus dem Magen. Im Darmkanal befördert 
die Stärke die Resorption des Fettes, indem sie ihre eigene beschränkt. 

Fleisch, Fett und Stärke: jede Komponente bewahrt im allgemeinen das ihr 
eigene Tempo ihres Austretens aus dem Magen. Fleisch mit Fett verzögert den 
Austritt der Stärke schärfer als Fleisch allein. Die Verdauung des Fleisches 
bleibt mehr oder weniger beständig. Das Fleisch geht aus dem zweiten Darm¬ 
drittel in das dritte Drittel im allgemeinen mit demselben Tempo über, wie 
wenn es selbständig verdaut wird. Die Stärke unterliegt im Tempo dem Fleische, 
dem immer die Hauptbestimmung des Tempos zu gehören scheint. Dohm, 

1671) London, E. S. Zum Chemismus der Verdauung und Resorption im 
tierischen Körper. (XXX. Mittig. Zur Verdauung und Resorption des Elastins.) 

Aus d. pathol. Labor, d. k. Inst. f. experim. Med. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 60, S. 267—269.) 

Viel länger als bei allen anderen Eiweißstoffen dauert die Verdauung und 
Resorption des Elastins, des beständigen Bestandteiles der Nahrung fleischfressender 
Tiere und Menschen. Im Magen werden ca. 2 / s verdaut. Den Endabschnitt des 
Dünndarms erreicht ein Chymus mit reichlicher Menge unverdauten, unresorbierten 
Elastins. Bis zur Ileocoecalklappe gibt der Chymus die Biuretreaktion positiv. 

Dohrn . 

1672) London, E. S. u. Riwosch-Sandberg, F. J. Zum Chemismus der Ver¬ 
dauung und Resorption im tierischen Körper. (XXXII. Mittig. Zur Frage 
über den Grad der Eiweihspaltung im Darmlumen.) Aus d. pathol. Labor, des 
k. Inst. f. experim. Med. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 274—283.) 

Ob die freien Aminosäuren schneller aus dem Darmlumen verschwinden als 
die komplizierten Abbauprodukte, werden Versuche an Fistelhunden gemacht, 
indem die Substanzen durch einen Darmabschnitt, welcher zwischen zwei Fisteln 
sich befindet, geleitet werden. Hierdurch treffen die Substanzen nur die Wir¬ 
kung derjenigen Stoffe, welche die Darmwand des genannten Dannabschnittes 
liefert. Benutzt werden als natürliches Produkt der Eiweißverdauung ausge¬ 
trocknetes Filtrat der Exkretionen eines Ileumhundes nach Fütterung mit Gliadin, 
ferner Glykokoll und d-Alanin. Es ergibt sich das Resultat: d-Alanin allein ein- 


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Referate. 


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geführt, wird besser resorbiert als die Fistelverdauungsprodukte, welche ziemlich 
arm sind an Aminosäuren; ebenso ist die Resorption für d-Alanin aus einem 
Gemisch beider. Das inaktive Glykokoll wird schlechter resorbiert als das d- 
Alanin. Die geprüften Aminosäuren üben eine stark erregende Wirkung auf die 
Darmsaftabsonderung aus, indem eine größere Menge Flüssigkeit ausgeschieden 
als eingeführt wird. Dohm . 


1673) London, E. S. n. Dobrowolskaja, N. A. Zum Chemismus der Ver¬ 
dauung und Resorption im tierischen Körper. (XXXI. Mittig. Weitere Unter¬ 
suchungen über die Verdauungs- resp. Resorptionsgesetze.) Aus d. pathol. 
Labor, d. k. Inst. f. experim. Med. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, 
S. 270—273.) 

Wie für Eiweißstoffe, so ist auch für Kohlenhydrate (gegeben wurde Ery¬ 
throdextrin) die relative Men^e des Verabreichten und im Magen und den oberen 
Darmabschnitten Verdauten eine beständige Größe. Diese Regelmäßigkeit regu¬ 
liert augenscheinlich die Arbeit des Darmkanals allein, da der Magen in der 
Kohlenhydratverdauung nur eine sehr unbedeutende Rolle spielt. Dohm . 


1674) Fernau, Albert. Zur Analyse der Galaktose. Aus d. Centrallabor, 
d. Medikamenteneigenregie i. allgem. Krankh. in Wien. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 60, S. 284—288.) 

In Abänderung der Methode von Toi lens wurden 6 g Galaktose in einem 
tarierten Glas mit 60 ccm HN S spez. Gew. 1,16 übergossen und auf 15—16 g 
eingedampft. Nach Zusatz von 40 ccm H a O und 12 ständigem Stehenlassen wird 
der Niederschlag abfiltriert uud bis zur Konstanz getrocknet. Reine Galaktose 
gibt nach dieser Arbeitsweise stets über 70 °/ 0 Schleimsäure. Dohm . 


1676) Oswald, Adolf. Über Monojod-a-methylindol. Aus d. agrikult.-chem. 
Labor, des Polytechn. in Zürich. (Ztschr. für physiol. Chemie 1909, Bd. 60, 
S. 289—291.) 

In der Absicht ein brauchbares Jodierungsverfahren für das Tryptophan aus¬ 
zuarbeiten, wurde zunächst ein anderes Indolderivat jodiert, das käufliche a- 
Methylindol. 1 g wird in 30 ccm 96proz. Alkohol gelöst, mit 2 g Bicarbonat 
versetzt, darauf 1,2 g pulverisiertes Jod zugeführt. Nach Filtration vom Bicarbo¬ 
nat wird mit verdünnter Essigsäure bis zur Trübung versetzt. Aus Essigsäure 
umkristallisiert erhält man das schneeweiße Jodprodukt in quantitativer Ausbeute. 


Der Körper hat vermutlich 
folgendes Formelbild: 



C-CH 3 


Dohrn. 


1676) Biberfeld, Joh. u. Schmid, Jul. Über den Resorptionsweg der Purin¬ 
körper. Aus d. pharmak. Inst. u. der med. Poliklin. d. Univ. Breslau. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 292—297.) 

Zur Entscheidung der Frage, welchen Weg die Nucleinsäure resp. deren 
Spaltprodukte nehmen, nachdem sie die Darmwand passiert haben, verfütterten 
die Verfasser reine Nucleinsäure an Hunde und Katzen und stellen fest, daß 
in der Lymphe aus dem Ductus thoracicus keine Purine vorhanden sind. Weder 
bei Milch, noch bei Fleischnahrung enthält die Lymphe Purine. Aus Harn¬ 
säure und Gesamtstickstoff ist zu erkennen, daß die Ausscheidung der Abbau¬ 
produkte nach Nucleinsäure frühzeitig beginnt und nach 24 Stunden beendet ist. 

Dohm . 

1677) Herzog, R. 0. u. Margolis, M. Über die Einwirkung von Pepsin auf 
Ovalbumin. Aus dem chem. Inst, der tech. Hochschule in Karlsruhe. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 298—305.) 

Mäßig starke Pepsinlösungen entziehen nach Vermischen mit Ovalbumin 
einen erheblichen Teil desselben der Hitzekoagulation, nach den bekannten 
Regeln der Fermentwirkung. Lablösungen verhalten sich Ovalbumin gegenüber 
in jeder Beziehung ebenso. Dohm . 


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Referate. 


1678) Herzog, R. 0. Zur Frage der Beziehung zwischen Pepsin- und Lab¬ 
wirkung. Aus d. chem. Inst, der tech. Hochschule in Karlsruhe. (Ztschr. für 
physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 306—310.) 

Um nachzuweisen, daß die abbauende Wirkung der Fermente dem Eiweiß 
gegenüber auf dieselben Ursachen zurückzuführen ist, wie die synthetische gegen¬ 
über den Eiweißspaltungsprodukten, wird Weinlands Antiferment, ein Ascaris- 
preßsaft, mit Pepsinlösung versetzt und gegenüber Milch untersucht Es ergibt 
sich, daß Ascarispreßsaft die Milchgerinnung durch Pepsinpräparate hemmen 
kann. Auch sehr verdünnte Labpräparate werden wie die der proteolytischen 
Fermente in ihrer Wirkung durch einen hitzeempfindlichen Stoff im Ascaris¬ 
preßsaft gehemmt. Dohm. 

1679) Kossel, A. u. Weiß, F. Über die Einwirkung von Alkalien auf Protein¬ 
stoffe. (II. Mitteilung.) Ztschr. für physiol. Chem. 1909, Bd. 50, S. 311—316). 

Im Verlaufe weiterer Untersuchungen über die Alkalispaltung des Clupeins 
wird eine Fraktion isoliert, welches kein präformiertes Ornithin enthalten konnte 
und die meist aus dem albumose- oder peptonhaltigen Derivat des Proteins 
(dem inaktiven Clupeon) bestand. Die Säurehydrolyse führte zur Bildung von 
dl-Omithin. Daneben war kein d-Omithin nachzuweisen. Es muß also der pepton¬ 
artige Komplex aus zwei optischen Antipoden zusammengesetzt sein, deren 
einer d-Omithin und deren zweiter 1-Omithin geliefert hat. Ein neuer Beweis, 
daß eine Racemisierung durch Alkali vor sich gegangen ist. Dohm . 

1680) Preti, Luigi. Wirkung von Salzen auf die Autolyse. Aus d. Inst, 
f. spez. Pathol. inn. Krankh. d. K. Univ. Pavia. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 60, S. 317—340.) 

Kalbleberbrei wurde mit steigenden Mengen von Salzen 3 Tage der Auto¬ 
lyse überlassen. Es ergibt sich, daß Eisenchlorid, Sulfat, Oxalat, Manganchlorid, 
Sulfat, Acetat und Laktat, Platinchlorid, Aluminiumchlorid und Sulfat, Kobalt¬ 
chlorid und Nitrat bei stattgefundener Autolyse eine mit der Zunahme der zuge¬ 
setzten Salzmenge progressive Vermehrung des nicht koagulierbaren N be¬ 
wirken. Manganacetat und Kobaltchlorid veranlassen von einer gewissen Grenze 
an eine Verminderung, Platinchlorid mit dem Steigen der Menge abwechselnd 
Vermehrung und Verminderung des unkoagulablen N. Kochsalz, Natronsulfat 
und Kupfersulfat wirken erst in größeren Mengen und zwar vermindernd. 
Cadmiumchlorid, Nickelchlorid und Nitrat, Magnesiumchlorid und Zinksulfat be¬ 
wirken ebenfalls eine Verminderung des nicht koagulablen N und nur Palladium- 
chorid, Chlorcalcium, Baryum- und Strontiumchlorid sind ohne Einfluß. Dohm. 

1681) Straughn, M. N. u. Jones, Walter. Die Nucleinfermente der Hefe. 

(Joum. of Biol. Chem. 6.245—55. Juni. [23/4.1909.] Johns Hopkins Univ. Physiolog. 
Chem. Lab.) 

Durch eingehende Versuche mit wässerigen Hefeextrakten konnte Verfasser 
nachweisen, daß in der Hefe an Nucleinfermenten nur Guanase, dagegen keine 
Xanthooxydase oder Adenase enthalten sind. Von 400 mg Hypoxanthin fanden 
sich 340 mg = 90% wieder. Die Guanase wurde durch die Umwandlung von 
zugesetztem Guanin zu Xanthin nachgewiesen. Brahm . 

1682) Kida, T. Ueber den Einfluß der höheren Temperatur beim Sterili¬ 
sieren der Milch. (Joum. Coli. Agric. Tokyo 1. 141—44. 16/6. 1909.) 

Bei der Untersuchung, ob gekochte Milch minderwertiger sei als frische, 
prüfte Verfasser die Veränderlichkeit der Eiweißstoffe und die Änderung des 
Lecithingehaltes beim Sterilisieren. Er konnte feststellen, daß die Verdaulichkeit 
der Eiweißstoffe in der erhitzten Milch bedeutend abgenommen hat, auch konnte 
der Nachweis erbracht werden, daß bei der stark erhitzten Milch eine deutliche 
Abnahme des Lecithingehaltes stattfindet. Brahm. 

1683) König, J. u. Splittgerber, A. Die Bedeutung der Fischerei für die 
Fleischversorgung im Deutschen Reich. (Landw. Jahrbb. 1909, 38. Erg. 4.1—169. 
Münster. Landw. Versuchsstation.) 

In ausführlicher Weise behandeln Verfasser den Verbrauch an Fischfleisch 
in Deutschland, die Frischhaltungsverfahren des Fischfleisches und den Einfluß 


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Referate. 


745 


desselben auf die Zusammensetzung des Fleisches. Das Salzen, Pökeln, Räuchern, 
Braten, Marinieren, Einlegen in Gelee und sonstige Zubereitungen von Fisch¬ 
dauerwaren werden eingehend beschrieben und sämtliche Beobachtungen über 
den Einfluß auf die chemische Zusammensetzung des Fischfleisches zusammen¬ 
gestellt. In ebenso ausführlicher Weise finden sich Angaben über die chemische 
Zusammensetzung und den Nährwert des Fischfleisches, die chemische Zusammen¬ 
setzung der Fischfette und deren calorimetrischer Wert. Die Untersuchung über 
die N-haltigen Bestandteile des Fischfleisches, die Bestimmung des Kreatinins, 
der Xanthinbasen, die elementare Zusammensetzung des Fischfleisches, der 
Wärmewert desselben werden in eingehendster Weise beschrieben. Bei der Be¬ 
sprechung des Fischfleisches in physiologischer Hinsicht wird die Verdaulichkeit 
im Vergleich zu anderen Fleischsorten, Untersuchungen über künstliche und 
natürliche Verdauung und der Nährwert desselben berücksichtigt. Auch über 
fehlerhafte Beschaffenheit des Fischfleisches und Gesundheitsstörungen durch 
den Genuß desselben finden sich wertvolle Angaben. Einzelheiten sind im 
Original einzusehen. Brahm . 


1684) Yoshimura, K. Ueber die chemische Zusammensetzung der Tamari- 
Schoyu. (Joum. Coli. Agric. Tokyo 1. 89—96. 16/6. 1909.) 

Bei der Untersuchung eines aus Sojabohnen bereiteten Produktes, der 


Tamari 

Rk. deutlich sauer 

Schoyu 

sauer 

D. 16 

1,205 

1,197 

Wasser 

45,68 

67,15 

Trockensubstanz 

54,32 

32,85 

In 100 Teilen Trockensubstanz: 
Organische Substanz 58,04 

49,12 

Rohasche 

41,96 

50,88 

Chlor 

10,10 

27,24 

als NaCl 

16,64 

44,94 

Gesamt-N in 100 ccm 

2.874 

1,488 

Eiweiß-N 

0,646 

0,044 

Ammoniak-N 

0,367 

0,166 

Basen-N 

0,457 

0,361 

N in anderer Form 

1,404 

0,917 


Gewöhnliche Schoyu wird aus gleichen Teilen Soja und Weizen hergestellt. 
Aus 1 1 Tamari wurden 0,3 g Putrescein, 0,7 g Ornithin, 0,7 g einer Base C 6 H 9 N 3 
und 4,5 g NH S isoliert. Arginin, Lysin und Histidin wurden nicht nachgewiesen. 
Verfasser nimmt an, daß das Ornithin und Putrescin in Tamari aus Arginin ge¬ 
bildet werden, während die Base C 6 H 9 N 3 wahrscheinlich durch Bacterienwirkung 
entsteht. Brahm . 


1685) Mitsuda, R. Ueber die Kohlenhydrate der Schoyu. (Joum. Coli. 
Agric. Tokyo 1. 97—101. 16/6. 1909.) 

In der Schoyu konnte Verfasser Glucose, Galaktose und Maltose als Osazone 
isolieren. Furfurol ließ sich auch feststellen, jedoch nur in älteren Proben. Der 
Gehalt an Pentosane ist in der Schoyu oder Tamari der Trockensubstanz direkt 
proportional. Die Menge ist sehr gering. Pentosen und Pentosane sind in dem 
Salzwasser aufgelöst und erreichen nach ca. 5 Monaten ihr Maximum, um dann 
wieder abzunehmen. Brahm . 


1686) Eschbaum, Friedrich. Über eine einfache Darstellung von Hämato- 
porphyrin und anderer Blutderivate. (Ber. Dtsch. Pharm. Ges. 19. 284—92. 
[6/5. 19001.) 

Zur Darstellung des Hämatoporphyrins bediente sich Verfasser des Sanguis 
hirci (eingetrocknetes Kalbsblut) der Apotheken. 6,0 g werden in 100 g kon¬ 
zentrierter H 2 S0 4 eingetragen, schwach erwärmt, bis Lösung erfolgt ist. Nach 
starkem Abkühlen wird die Lösung mit der dreifachen Menge absolutem Alko¬ 
hol verdünnt, und die Schwefelsäure durch alkoholische KOH- oder NaOH- 


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Referate. 


Lösung ausgefällt. Der Alkalisulfatniederschlag wird abfiltriert, mit Äther aus¬ 
gewaschen und die Lösung auf dem Wasserbad eingedampft. Zweckmäßig be¬ 
wahrt man die alkoholische Lösung auf. Durch Säure- oder Alkalizusatz erhält 
man die Bilder des sauren oder alkalischen Hämatoporphyrins. Zur künstlichen 
Darstellung des Methämoglobins benutzt Verfasser defibriniertes, mit Wasser ver¬ 
dünntes Blut, dem eine Spur Natriumnitritlösung zugesetzt wird. Die Um¬ 
wandlung erfordert 10—15 Minuten. An Stelle von gelbem Schwefelammonium 
benutzt Verfasser als Reduktionsmittel Stokes Reagens, das extempore aus zwei 
Messerspitzen Weinsäure, eine Messerspitze Eisensulfat, J / 2 Reagensglas destilliertem 
Wasser und NH S bis zur alkalischen Reaktion hergestellt wird. Die Reaktion 
erfolgt bedeutend schneller. Hämatin stellt Verfasser durch Zusatz einer Spur 
Alkali oder Säure zu defibriniertem, mit Wasser verdünntem Blute dar. Außer¬ 
dem finden sich Angaben über Kohlenoxydhämoglobin, Sulfhämoglobin und 
Cyanhämoglobin. Zur Auflösung des Blutes für spektroskopische Untersuchungen 
empfiehlt Verfasser nur reines, destilliertes Wasser oder Leitungswasser. Brahm. 

1687) Sammis, J. L. u. Hart, E. B. Die Beziehungen verschiedener S&uren 
zu der Fällbarkeit des Gaseins und die Löslichkeit von Käsequark in Salz¬ 
lösungen. (Joum. ofBiol. Chem. 6 . 181—97. 1/5. [ 20 / 2 . 1909.] Wisconsin Univ. 
Depart. of Dairy Husbandry and Agricultural Chem.) 

Verfasser teilen Versuche mit über die Fällbarkeit von Kalkwasser-Casein- 
lösungen durch verschiedene Säuren und die Löslichkeit dieser Präzipitate in 
Salzlösungen. Benutzt wurden Milch-, Oxal-, Essig- und Phosphorsäure. Das 
Alter der Caseinlösung übte einen Einfluß auf die Löslichkeit aus, auch ist die 
Löslichkeit des ausgeflockten Casein von der Art und Konzentration des Salzes 
abhängig. Ebenso spielte bei der Milchkoagulation die Temperatur eine Rolle. 

Brahm. 

1688) Zaleski, W. Über den Umsatz des Nucleoproteidphosphors in den 
Pflanzen. (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 27. 202 — 10 . 27/5. [26/4. 1909.] Charkow, 
Pflanzenphysiologisches Kabinett.) 

Verfasser versuchte den Umsatz des Phosphors der Nucleinsäure oder der 
Nucleoproteide in den Spitzen der Keimpflanzen von Vicia Faba zu verfolgen. 
Es zeigte sich, daß bei der Kultur der Stengelspitzen auf Wasser oder Zucker¬ 
lösung keine Veränderung der Menge des Nucleinsäurephosphors stattfindet. 
Bei Zuckerzufuhr und in Wasserkultur allein vermehrt sich die Menge des 
unverdaulichen P. Verfasser konnte des weiteren feststellen, daß die Eiwei߬ 
stoffe der Stengelspitzen an Diaminosäuren reich sind. Brahm . 

1689) Dakin, H. D. Oxydationsmöglichkeiten der phenylierten Fettsäure¬ 
derivate im tierischen Organismus. IV. Teil. Weitere Studien über das 
Schicksal der Phenylpropionsäure und einiger ihrer Derivate (III. vgl. Joum. 
of Biol. Chem. 5. 303.). (Joum. of Biol. Chem. 6 . 203—19. Juni 1909. New- 
York, Lab. von Herter.) 

Durch neuere Versuche konnte der Verfasser die Ergebnisse seiner früheren 
Untersuchungen über das Schicksal der Phenylpropionsäure (vgl. 1. c. und Joum. 
of Biol. Chem. 4. 419 u. 5. 173) im Tierkörper bestätigen. Nach Injektion von 
Phenylpropionsäure und von Phenyl-ß-oxypropionsäure ließ sich qualitativ Ben- 
zoylessigsäure und Cinnamoylglykokoll im Ham von Katzen nachweisen. Das 
gebildete Cinnamoylglykokoll konnte in nachstehender Weise isoliert werden. 
Nach Injektion von 4 g phenylpropionsaurem Na an eine Katze traten toxische 
Erscheinungen auf. In dem Ham wurde durch Destillation einer kleinen Probe 
durch die Jodoformprobe das Acetophenon nachgewiesen. Der Rest des Harns 
wurde mit H 3 PO 4 angesäuert und mit Äther extrahiert. Der Ätherrückstand be¬ 
stand aus CinnamoyTglykokoll, F. 192—193°. Zur Entfernung der flüchtigen 
Säuren wurde der Rückstand mit Wasserdampf destilliert, die Lösung durch 
Tierkohle entfärbt, filtriert und konzentriert. Aus der Mutterlauge wurde durch 
weitere Kristallisation Hippursäure, F. 185-187°, isoliert. Zum Nachweis der 
letzteren löst Verfasser einen Teil in verdünnter Na 2 C0 3 -Lösung und gibt ver¬ 
dünnte KMnOi-Lösung zu. Hippursäure entfärbt das Permanganat nicht, während 


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Referate. 


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Cinnamoylglykokoll dasselbe unter Freiwerden von Benzaldehyd entfärbt Zum 
Nachweis der Bezoylessigsäure im Harn wurde eine größere Menge desselben 
angesäuert und mit Äther extrahiert. Die ätherische Lösung wurde bei ge¬ 
wöhnlicher Temperatur verdunstet Ein Teil des Rückstandes wurde in ver¬ 
dünnten Alkohol gelöst und mit Ferrichlorid geprüft. Das zuerst gebildete 
Ferrihippurat wurde abfiltriert, und dann trat bei weiterer Eisenzugabe bei 
Gegenwart von Benzoylessigsäure eine tief violettrote Färbung auf. Eine Ver¬ 
wechslung mit Acetessigsäure, welche die gleiche Reaktion gibt, war ausge¬ 
schlossen, da bei der Destillation des Harns kein Aceton auftrat. Alle Harne, 
welche die Bezoylessigsäurereaktion gaben, enthielten auch Acetophenon. Die 
als Zwischenprodukt auftretende Phenyl-0-oxypropionsäure wurde durch Über¬ 
führung in Zimtsäure nachgewiesen. Der Harn von Hunden oder Katzen nach 
Eingabe von Phenylpropionsäure (0,5 g per kg) wurde zur Entfernung des Aceto- 
phenons destilliert und dann mit Äther extrahiert. Der Rückstand der äthe¬ 
rischen Lösung wurde in Wasser gelöst, mit Wasserdampf destilliert, durch 
Tierkohle entfärbt und konzentriert. Die ausgeschiedene Hippursäure wurde 
abfiltriert, das Filtrat, zur Trockne verdampft, in 3 ccm eiskaltes Wasser auf¬ 
genommen und dreimal mit Äther extrahiert. Aus der ätherischen Lösung 
schieden sich Kristalle von Phenyl-ß-oxypropionsäure ab. Als Indentitätsreak- 
tionen für letztere Säure empfiehlt Verfasser nachstehende Verfahren. Ein Teil 
der Kristalle werden eine Minute lang mit konzentrierter HCl gekocht und die 
gebildete Zimtsäure nachgewiesen. Ferner wird ein Teil des Sirups oder der 
Kristalle in 30 ccm Wasser, 1 ccm konzentrierter H a S0 4 gelöst, 5 ccm einer 
2proz. Kaliumdichromatlösung zugegeben und destilliert. Bei Gegenwart von 
Phenyl-£-oxypropionsäure findet sich im Destillat Acetophenon. Ein Überschuß 
von Kaliumdichromat ist zu vermeiden. Gleichzeitig entstehender Aldehyd 
wird durch ein- bis zweistündiges Stehen mit ammoniakalischer AgNO s -Lösung 
und NaOH entfernt, die Lösung wieder angesäuert und nochmals destilliert. 
Zur Identifizierung des Acetophenons empfehlen sich: Das unlösliche p-Nitrophe- 
nylhydrazon, F. 184—185°, oder die charakteristische blaue Färbung nach Zu¬ 
satz von verdünnter Essigsäure, Nitroprussidnatrium und wenig NaOH, oder die 
Jodoformreaktion. Die Phenyl-ß-oxypropionsäure erwies sich im Tierkörper als 
bedeutend resistenter der Oxydation gegenüber im Vergleich mit der Phenyl- 

n ionsäure und der Zimtsäure, da der größte Teil unverändert wieder aufge- 
en werden konnte; nur wenig Acetophenon und Hippursäure wurde ge¬ 
funden. Nach Eingabe von Zimtsäure fand sich dagegen viel Hippursäure und 
Acetophenon und Phenyl-$-oxypropionsäure. Auch nach Eingabe von Zimtsäure¬ 
äthylester wurden dieselben Spaltungsprodukte gewonnen. Bezüglich des Phenyl- 
propionylglykokolls konnten dessen verminderte Giftigkeit und höhere Resistenz 
gegen Oxydation nachgewiesen werden. Das gleiche Resultat wurde bei den 
Glykokollderivaten der Phenyl-ß-oxypropionsäure und Zimtsäure beobachtet. 
Die Verbrennung der Phenylpropionsäure verläuft nach Ansicht des Verfassers 
im Sinne des nachfolgenden Schemas: 

C 6 H 6 CH a COOH ->- C 6 H 6 CHOH—CH a COOH 
C fl H 6 COCH 2 COOH QH5COCH3 

\ y 

C 6 H 6 COOH C 6 H 6 CO.NH.CH 2 COOH. 

Brahm. 


1690) Riedel. Messungen von Radiumemanation. (Ztschr. f. exper. Path. 
u. Ther. 6. 882-89. 24./7. 1909. Straßburg i. E.) 

Zusammenfassende Übersicht über Radiumemanationsmengen in verschiedenen 
Präparaten. Die Untersuchungen wurden mit dem Engler-Sievekingschen 
Fontaktoskop und dem Elster-Geitelschen Elektroskop ausgefiihrt. Brahm . 

1691) Vinci, Gaet&no u. Chistoni, Alfredo. Blutblättchen und Koagulation. 

(A. d. Farmacol. sperim. 8. 273—84. Mai 1909. Neapel. Univ. Pharmakol. Inst.) 

Bei seinen Versuchen über Blutgerinnung konnte Verfasser nachweisen, daß 
im Blute von Vögeln keine Blutblättchen vorhanden sind, und dasselbe trotz- 


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748 


Referate. 


dem äußerst schnell gerinnt. Die Lymphe des Hundes, Kaninchens und der 
Katze enthalten ebenfalls keine Blutblättchen. Die Blutgerinnung kann ohne 
dieselben herbeigeführt werden. Die Blutblättchen sind aber nicht ganz unent¬ 
behrlich für die Blutgerinnung, denn wenn dieselben vorhanden sind, dann üben 
sie eine Wirkung aus, die darin besteht, daß die Gerinnung beschleunigt wird. 
Das für die Koagulation wichtigste Element sind die Leucocyten. Brahm. 

1692) Krause, M. Die Gifte der Zauberer im Herzen Afrikas. (Ztschr. f. 
exper. Path. u. Ther. 6. 851—54. 24./7. 1909.) 

Verfasser hatte Gelegenheit, den Giftkasten eines Zauberers in Tabora zu 
erhalten, und konnte darin, in Flaschenkürbissen und Ziegenhömem verpackt, 
nachstehende Drogen feststellen. Blätter von Acocanthera venenata, die Stacheln 
von Euphorbia venenata, ferner ein Rindenpulver, wahrscheinlich von Erythro- 
phloeum guineense Don., welches ein N-freies Glucosid enthielt. Auch fanden 
sich Pulver und ganze Samen von Abrus precatorius, ferner Ingwer, Nelken, 
Blätter von Combretum Rheinboldii, Adropogon sp. und einige Farbhölzer. 
Ferner die Haut und Füße von der Eidechse Agama cotonorum oder pleniceps. 
und Gerrhosaurus nigroltineatus Hell. Brahm . 

1693) Paderi, Casare. Der Einfluß des Chlomatriums auf die Verdauung 
und die Absorption der Proteinsubstanzen. (Arch. d. Farmacol. sperim. 8. 249 
bis 261. Mai 1909. Pisa. Univ. Pharmak. Inst.) 

An der Hand von Tierversuchen und in vitro konnte Verfasser nachweisen, 
daß durch die Anwesenheit von NaCl die Ausspaltung von Peptonen in Amino¬ 
säure beschleunigt wird. Große NaCl-Dosen verlangsamen die Wirkung. 

Brahm. 

1694) Dakin, H. D. Oxydationsmöglichkeiten der phenylierten Fetts&ure- 
derivate im tierischen Organismus. V. Teil. Studien über das Schicksal der 
Phenylvaleriansäure und ihrer Derivate. (Joum. of Biol. Chem. 6. 221—33. 
Juni 1909. New York, Lab. von Herter.) 

Zur Darstellung der Phenylvaleriansäure, C 6 H 6 .CH 2 .CH 2 .CH 2 .CH 2 COOH, 
kondensierte Verfasser Zimtaldehyd mit Malonsäure bei Gegenwart einer Spur 
Anilin. Die entstehende Cinnamalmalonsäure wurde durch Natriumamalgam zu 
Phenylpropenylmalonsäure reduziert, woraus durch Kochen mit Wasser Phenyl-#, 
y-pentensäure entstand. Durch Kochen mit Ätzkali lagerte sich ein Teil der¬ 
selben zu Phenyl-a,#-pentensäure um, aus der durch Reduktion Phenylvalerian¬ 
säure entstand. 

C 6 H B CH=CH.CHO + CH 2 (COOH) 2 C 6 H 5 CHZlCH.CHZ:C(COOH) 2 
C 6 H ö CH 2 .CH“CH.CH.(COOH) a ->- C 6 H 6 CH 2 .CHZZCH.CH 2 COOH -^ 
C 6 H 6 .CH 2 CH 2 CH:zCH.COOH C 6 H 6 .CH 2 .CH 2 .CH 2 .CH 2 COOH. 

F. der Phenylvaleriansäure betrug 58—59°. Nach subcutaner Injektion von 
phenylvaleriansaurem Na an Katzen gab der Ham nach der Destillation eine 
starke Jodoformreaktion, bedingt durch das Acetophenon. Nach der Destillation 
wurde der Ham konzentriert und mit Äther unter Zusatz einer Spur Alkohol 
extrahiert. Das Extrakt wurde wurde mit Wasserdampf destilliert und mit Tier¬ 
kohle gekocht, wobei beim Abkühlen ein Gemenge von Cinnamoylglykokoll und 
Hippursäure auskristallisierte. In der Mutterlauge fand sich Phenyl-#-oxypropion- 
säure. Bei Wiederholung des Versuches fand sich fast nur Hippursäure im 
Harn. Nach subcutaner Injektion von Phenyl-#-oxyvaleriansäure (als Na-Salz), 
C 6 H 6 CH 2 . CHOH. CH 2 COOH (F. 131°), fand sich im Ham nach der Destillation 
ebenfalls Acetophenon. Auch fanden sich unveränderte Phenyl-#-oxyvalerian- 
säure, Cinnamoylglykokoll und Hippursäure. Nach der subcutanen Injektion von 
phenyl-«,#-pentensaurem Na, fand sich im Ham Acetophenon und Hippursäure, 
Cinnamoylglykokoll konnte nur qualitativ nachgewiesen werden, ebenso Phenyl- 
#-oxypropionsäure. Nach Eingabe von Phenyl-#, y-pentensäure an Katzen zeigten 
sich schwach toxische Wirkungen. Im Ham wurde Acetophenon, Hippursäure, 
Cinnamoylglykokoll und Phenyloxypropionsäure gefunden. — Phenyl-y-oxy- 
valeriansäure wurde nach subcutaner Injektion als Na-Salz bei Katzen unver¬ 
ändert in Gestalt des Lactons ausgeschieden. Hippursäure wurde nicht gefunden. 


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Referate. 


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Cinnamalessigsaures Na zeigte nach Injektion bei Katzen toxische Wirkungen. 
Bei Hunden wurde im Ham Acetophenon, Hippursäure, Cinnamoylglykokoll und 
Phenyloxypropionsäure gefunden. Nach subcutaner Injektion von Cinnamalmalon- 
säure wurde im Ham von Katzen die Säure unverändert wiedergefunden. 
Acetophenon wurde nicht gefunden. Aceton (Benzyl) wirkte bei Katzen toxisch 
und wurde im Ham zum Teil unverändert wieder gefunden. Bei Hunden fand 
sich neben unverändertem Keton Phenacetursäure. Nach Injektion von Benzyl- 
acetessigester fand sich bei Katzen im Ham unveränderter Elster und Hippur¬ 
säure, dagegen keine Phenacetursäure. Die Oxydation der Phenylvaleriansäure 
vollzieht sich nach Ansicht des Verfassers im Sinne des nachstehenden Schemas: 


C 6 H 6 


ch 2 . ch 2 . ch 2 . CH 2 . COOH 

Phenylvaleriansäure. 


[C«H 6 . CH a . CH 2 . CO. CH 2 COOH] ? 
Phenylpropionylessigsäure. 

C 6 H 6 . CH. OH. CH 2 COOH ^ 

Phenyloxypropionsäure. 

I 


C 6 H 5 CH a . CH a . CH. OH. CHjCOOH 
Phenyl-ß-oxyvaleriansäure. 


C fl Hß. CH 2 . CH 2 COOH 
Phenylpropionsäure. 
C 6 H 6 CHHCH. COOH 
Zimtsäure. 

{ 


C 6 H 6 CO. CHjCOOH C 6 H 5 . CH=CH. CO. NHCH a COOH 

Benzoylessigsäure. Cinnamoylglykokoll. 

C 6 H 6 CO.CH 8 C fl HßCOOH C 6 H 6 CONH.CH 2 COOH 

Acetophenon. Benzoesäure. Hippursäure. 

Brahm . 


1695) Dakin, H. D. Oyd^tionsmOglichkeiten der phenylierten Fettsäure¬ 
derivate im tierischen Organismus. Teil VL Das Schicksal des Phenylalanins, 
Pheny 1-^-alanins, Phenylserins, der Phenylglycerinsäure und des Phenyl¬ 
acetaldehyds. (Journ. of Biol. Chem. 6.235—43. Juni 1909. New York. Lab. v. Herter.) 

Nach intravenösen Gaben von dl-Phenylalanin konnte Verfasser bei Katzen 

C e Hß. CH 2 . CH. COOH 

im Urin a-Ureido-ß-phenylpropionsäure, I , nachweisen, die 

NH. CO. NH 2 

zum Teil direkt aus dem Ham auskristallisierte. Phenyl-a-oxypropionsäure, 
Phenacetursäure und Homogentisinsäure ließen sich nicht auffinden, dagegen fand 
sich noch unverändertes dl-Phenylalanin beim Konzentrieren des Harnes. Durch 
Extraktion mit Essigäther ließ sich das Hamstoffderivat gewinnen. Dasselbe 
ist optisch inaktiv. F. 188 bis 190° unter Zersetzung, bei raschem Erhitzen. 
F. 190—191°. Kleine, dicke Prismen. Die Substanz ist identisch mit den syn¬ 
thetisch durch Eindampfen gleicher Teile Phenylalanin und KCN unter Zusatz 
einer Spur verdünnter HCl auf dem Wasserbade erhaltenen Produkten. 

F. der synthetischen S. 188—190°. Ausbeute 75 °/ 0 der Theorie. Zur Dar¬ 
stellung des Phenyl-ß-alanins, C 6 H 6 . CHNH 2 CH 2 . COOH, benutzte Verfasser nach¬ 
stehende Vorschrift. Phenyl-ß-brompropionsäure wird in kleinen Mengen in die 
7-fache Gewichtsmenge wässeriger NH 3 (D. 0,9) zugegeben und in einer Eismischung 
abgekühlt. Nach 1 Stunde wird die Lösung etwas verdünnt, von dem ausge¬ 
schiedenen Styrol abfiltriert, vorsichtig auf dem Wasserbade eingedampft, bis 
der NH 2 -Überschuß entwichen ist. Die Lösung wird dann aber durch H 2 S0 4 
angesäuert und die Zimtsäure durch 4 maliges Extrahieren mit Äther entfernt. 
Die Lösung wird dann aber durch NH 3 alkalisch gemacht, eingedampft und die 
ausgeschiedenen Kristalle mit Wasser zur Entfernung der Ammoniumsalze ge¬ 
waschen. F. 122—123°. Große, flache Blättchen. Nach subcutaner Injektion 
an Hunden und Katzen fand sich im Ham l-Phenyl-/3-oxypropionsäure, C 6 H ß CHOH. 
CH 2 COOH, F. 92°, ferner Acetophenon, Hippursäure, dagegen kein Cinnamoyl- 

? lykokoll. Nach subcutaner Injektion von Phenylserin, C 6 H 6 CHOH. CHNH 2 . 

OOH, bei Katzen fand sich im Ham Hippursäure. Nach Eingabe der beiden 
isomeren Phenylglycerinsäuren, C 6 H 6 CHOH. CHOH. COOH, die durch Oxydation 
von Zimtsäure in alkalischer Lösung in der Kälte durch KMn0 4 oder durch 
Einwirkung von Alkali auf Phenyl-a-chlor-$-oxypropionsäure erhalten wurden, an 
Hunde .fand sich im Ham neben den unveränderten Säuren Hippursäure, die 
durch Äther-Extraktion gewonnen wurde. Bei Katzen konnten ungefähr 65% 


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Referate. 


der verfütterten Säuren wieder gewonnen werden, Hippursäure ließ sich nicht 
auffinden. Nach subcutaner Injektion von Phenylacetaldehyd, CeHßCHjCHO, bei 
Hunden ließ sich im Ham Phenacetursäure nachweisen. Brahtn. 

1696) Levene, P. A. u. Kristeller, L. Die Faktoren, welche die Kreatinm¬ 
ausscheidung beim Menschen regeln. (Amer. Joum. Physiol. 24. 45—65. 1/4. 
1909. New-York, N.-Y. Montefiore Home for Chronic Invalids. Chem. Lab.) 

Verfasser beschreiben ihre eingehenden Versuche über den Einfluß des 
Muskelsystems auf die Kreatininauscheidung, die an 24 Patienten, welche mit 
Muskelatrophie, Tremor oder spastischen Kontraktionen behaftet waren, aus¬ 
geführt worden waren. Als Nahrung wurde einmal eine solche gereicht, die 
einen niedrigen Eiweißgehalt hatte, 6 g N pro Tag und insgesamt 3000 Calorien, 
Dann eine aus Milch und Eiern bestehende mit 10,0 g N und ca. demselben 
Calorienwert, und eine Fleischdiät mit 20,0 g N pro Tag. An Gesunden wurde 
festgestellt, daß durch diese Diät die Kreatininausscheidung nur ganz unwesent¬ 
lich beeinflußt wurde. Der Gesamt-N wurde nach Kjeldahl-Gunning, NH 3 
nach Folin-Schaffer, Harnstoff und Kreatinin nach Folin und Kreatin mit 
Hilfe der Benediktschen Modifikation der Folinschen Methode bedingt. Ver¬ 
fasser konnten feststellen, daß bei allen pathologischen Verhältnissen, welche 
das Muskelsystem betreffen, ein Teil des Kreatins in Form von Kreatinin aus¬ 
geschieden wird. In Fällen mit gesteigerter Muskelaktivität nimmt der Zerfall 
des endogenen Kreatins gewöhnlich einen normalen Verlauf. Bei verringerter 
Muskeltätigkeit und bei Auflösung des Muskelgewebes konnte beobachtet 
werden, daß sowohl das endogene, als auch das exogene Kreatin anormal aus¬ 
geschieden wird. Es zeigte sich eine niedrige Kreatinin-, dagegen hohe Kreatin- 
auscheidung. Durch einen hohen Eiweißgehalt der Nahrung wurde manchmal 
sowohl die Kreatin-, als auch die Kreatininausscheidung erhöht. Alle diese Be¬ 
obachtungen lassen sich nicht durch die bisherigen Ansichten über die Kreatinin¬ 
ausscheidung erklären. Verfasser nehmen an, daß zum mindesten zwei Fak¬ 
toren dieselbe regulieren. Erstens die Bildung der Substanz, wahrscheinlich aus 
dem Eiweiß, und zweitens die weitere Oxydation derselben. Eine Störung eines 
dieser Faktoren führt zu einer anormalen Kreatininausscheidung. Ob beide 
Funktionen in einem oder in mehreren Organen vor sich gehen, steht noch aus, 
doch steht fest, daß das Muskelgewebe einen lebhaften Anteil daran nimmt. 
Die Bildung des Kreatins und Kreatinins bilden zwei Phasen im Zerfall ein und 
derselben Substanz, da in den meisten Fällen ein Sinken der Kreatininaus¬ 
scheidung von einer gesteigerten Kreatinausscheidung begleitet war, auch starke 
Eiweißkost bei einigen Fällen eine Steigerung in der Ausscheidung beider 
Stoffe bedingte. Die konstanten Kreatininausscheidungswerte beim gesunden 
Menschen werden durch die rasche Verbrennung des Kreatins im Organismus 
erklärt. Dieses Kreatinin bildet daher nur einen kleinen Teil des im Organismus 
gebildeten Kreatins. Die normale Kreatininausscheidung bei erhöhter Muskel¬ 
tätigkeit kann durch die Annahme einer erhöhten Fähigkeit des Organismus, 
das Kreatin zu oxydieren, erklärt werden, obgleich unter diesen Bedingungen 
die Kreatinbildung die Norm überschreitet. Einzelheiten und ausführliche 
Tabellen sind im Original einzusehen. Brahrn. 

1697) Hart, E. B., Mc Collum, E. V. u. Humphrey, 6. C. Die Bedeutung 
der Aschenbestandteile der Weizenkleie im Stoffwechsel der Herbivoren. (Amer. 
Journ. Physiol. 24. 86—103. 1/4. 1909. Wisconsin. Univ. Agricult. Chem. and 
Animal Husbandry Departm.) 

Verfasser suchten den Einfluß der früher (Joum. Americ. Chem. Soc. 31. 
564) nachgewiesenen Bestandteile der Weizenldeie auf den Stoffwechsel der 
Milchkühe aufzuklären. Es zeigte sich, daß hohe Kaligaben gleichzeitig mit 
hohen P-Gaben einen hohen K-Gehalt der Faeces bedingten, obgleich sehr er¬ 
hebliche K-Mengen durch den Ham eliminiert wurden. Hohe Kaligaben zu¬ 
sammen mit niedrigen P-Gaben bewirkten einen geringen K-Gehalt der Faeces 
und eine hohe Kaliausscheidung durch den Ham. Hohe Kalieingabe, geringe 
P- und hohe Mg-Eingabe bewirken eine erhöhte Kaliausscheidung durch den 
Urin. Magnesium, als Chlorid oder als Salz der Phytinsäure verfüttert, wurde 


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Referate. 


751 


großenteils durch den Darm entleert. Auch P und Ca werden hauptsächlich 
durch den Darm ausgeschieden. Niedrige P-Gaben bewirkten im Ham eine 
hohe Ca-Ausscheidung. Eine unzulängliche Ca-Eingabe war nie von einer be¬ 
merkenswerten Ausscheidung durch den Darm begleitet, dasselbe trifft auch für 
P zu. Bei Ca- oder P-Mangel in der Nahrung trat das Knochengewebe als 
Reservequelle ein, und zwar betrug die mittlere Ausscheidung an CaO und P 2 0 5 
während einer solchen Periode 50—60 g pro Tag. Der Ersatz an K und Mg 
hielt in allen Perioden der Ausscheidung das Gleichgewicht. Schwankungen 
innerhalb weiter Grenzen in Bezug auf Form und Menge des K-, Mg- und 
P-Ersatzes zeigten keinerlei Einfluß auf den Prozentgehalt der Milch an diesen 
Salzen. Auch konnten keinerlei Schwankungen der organischen Bestandteile in 
der Milch festgestellt wurden, die durch den Phytinersatz bedingt würden. Die 
Menge des gereichten Phytins bedingte eine deutliche Diurese. Ähnliche 
Wirkungen riefen hohe K- und Mg-Eingaben in Gestalt von Chlorid oder Sulfat 
hervor. Diese Erscheinung wird durch die hohe K-Gabe bei Kleiefütterung be¬ 
dingt. Plötzlicher Phytinmangel bewirkt Konstipation. Die laxierende Wirkung 
findet ihre Erklärung darin, daß die P-, Ca- und Mg-Ausscheidung, zum Teil 
auch die K-Ausscheidung, die in Gestalt von Kleie gereicht werden, durch den 
Darm erfolgt. Einzelheiten sind im Original nachzulesen. Brahm . 

1698) Doröe, Charles u. Gardner, J. A. Der Ursprung und das Schicksal 
des Cholesterins im tierischen Organismus. III. Teil. Die Absorption des 
Cholesterins aus der Nahrung und das Auftreten desselben im Blute. (Proc. 
Royal Soc. London. Serie B. 81. 109—28. 5/4. 1909. London. Univ. Physiol. 
Lab.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 
80. 212—26. 227—39} teilen Verfasser die Resultate neuer Versuche mit. Ver¬ 
fasser gingen von aer Voraussetzung aus, daß Cholesterin ein konstanter Be¬ 
standteil aller Zellen ist, der beim Zerfall derselben zum Aufbau neuer Zellen 
verwendet wird. Eine Funktion der Leber ist es, tote Zellen aufzuspalten, z. B. 
Erythrocyten und deren Cholesterin in die Galle überzuführen. Nach Austritt 
der Galle in die Därme wird im Verlauf des Verdauungsprozesses das Cholesterin 
in Form von Estern zusammen mit den Gallensalzen resorbiert und durch das 
Blut an die verschiedenen Zentren gebracht, wo es zum Aufbau neuer Zellen 
benötigt wird. Die Versuche wurden mit Kaninchen und Hunden angestellt, 
doch halten sie die von ihnen angewandte Cholesterinbestimmungsmethode noch 
für zu ungenau, um bindende Schlüsse aus den Versuchen ziehen zu können. 
Der nach tagelanger Ätherextraktion erhaltene Rückstand wurde mit Na-Äthylat 
verseift und das Cholesterin als BenzoylVerbindung bestimmt. Weitere Unter¬ 
suchungen werden in Aussicht gestellt. Brahm . 

1699) Ellis, G. W. u. Gardner, J. A. Der Ursprung und das Schicksal 
des Cholesterins im tierischen Organismus. IV. Teil. Der Cholesteringehalt 
der Eier und Hühnchen. (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 81. 129—32. 5/4. 
1909. London. Univ. South Kensington. Physiol. Lab.) 

Auf Grund ihrer Untersuchungen mit Eiern und frisch erbrüteten Küken 
konnten Verfasser nach weisen, daß Cholesterin im Organismus nicht synthetisiert 
wird. Der Cholesteringehalt in den Eiern und dem jugendlichen Organismus 
ist nahezu der gleiche. Brahm . 

1700) Osborae, Thomas B. u. Jones, D. Breese. Die Hydrolyse des Hühner¬ 
eivitellins. (Amer. Joum. Physiol. 24. 153—60. 1./4. 1909. Lab. d. Connecticut 
Agricultural Experiment Station.) 

Zur Darstellung des Vitellins wurde das Eigelb durch ein Koliertuch ge¬ 
preßt, mit gleichen Teilen einer gesättigten Kochsalzlösung vermischt und die 
Mischung mit Äther versetzt, der Alkohol in geringen Mengen enthielt. Die 
wässerige Lösung wurde filtriert und die klare Lösung dialysiert, bis das Globulin 
ausfiel. Durch Lösen in lOproz. NaCl-Lösung und weiteres Dialysieren wurde 
das Vitellin gereinigt. Durch Digestion mit gleichen Teilen Äther und absolutem 
Alkohol wurde das Wasser entfernt. Das Produkt stellte, über H 2 S0 4 getrock- 


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Befer&te. 


net, ein farbloses Pulver 
Zahlen erhalten: 

dar. Bei 

der Totalhydrolyse 

wurden nachstehende 

Glykokoll 

0,00% 

Tyrosin 

3,37% 

Alanin 

0,75 „ 

Cystin 

nicht bestimmt 

Valin 

1,87 „ 

Histidin 

1,90 % 

Leucin 

9,87 „ 

Arginin 

7,46 „ 

Prolin 

4,18 „ 

Lysin 

4,81 „ 

Phenylalanin 

2,54 „ 

Ammoniak 

1,25 „ 

Asparaginsäure 

2,13 „ 

Tryptophan 

vorhanden 

Glutaminsäure 

12,95 „ 

Phosphor 

0,94'% 

Serin 

? 


Total: 54,02% 


Im Gegensatz zu den Untersuchungen von Abderhalden und Hunter 
(Ztschr. f. physiol. Ch. 48. 505) fanden Verfasser kein Glykokoll. Die Differenz 
in den Asparaginsäurewerten erklären Verfasser durch die unzureichende As- 
paraginsäurebestimmungsmethode. Brahtn. 

1701) Brown, Adrian J. Die selektive Permeabilität der Samenhüllen von 

Hordeum vulgare. (Proc. Royal Soc. London, Serie B. 81. 82—93. 6./4. 

1909. Birmingham Univ.) 

An Gerstenkörnern studierte Verfasser die selektiven Eigenschaften der 
semipermeabeln Hüllen für verschiedene Säuren und Salzlösungen. Verfasser 
läßt die Frage offen, ob Verschiedenheiten in der Oberflächenspannung der 
diffusibeln und nichtdiffusibeln Körper mit dem verschiedenen Verhallen der¬ 
selben gegenüber den semipermeabeln Hüllen zusammenhängt. Vielleicht dürfte 
das verschiedenartige Verhalten, mit dem die Moleküle der beiden Klassen von 
gelösten Stoffen sich im Wasser verteilen, mit den selektiven Eigenschaften der 
Samenhüllen Zusammenhängen. Denn leicht lösliche Substanzen treten in Ver¬ 
bindung mit viel Wasser durch die Membran. Alkohol ist in reinem Zustande 
indiffusibel, während er in verdünntem Zustande die Hüllen passiert. Brahtn . 

1702) Armstrong, Henry E. Der Ursprung der osmotischen Vorgänge. 
II. Differenzierende Scheidewände. (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 81. 
94—96. 5-/4. 1909.) 

Unter Zugrundelegung seiner früheren Anschauungen (Proc. Royal Soc. 
London. Serie A. 78. 264; 79. 564) besonders seiner Hydronentheorie bespricht 
Verfasser den selektiven Prozeß und die Brownschen Versuche (vgl. vorstehen¬ 
des Referat). 

Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahtn . 

1703) Boss, Hugh G. Die Bestimmung eines Koeffizienten, mit Hilfe 

dessen das Verhältnis der Diffusion von Farben und anderen Substanzen in 
lebenden Zellen gemessen werden kann, wodurch Bakterien und andere Zellen 
differenziert werden können. (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 81. 97—108. 
5./4. 1909. Liverpool. Royal Southern Hospital.) 

Die Bestimmung des Diffusionskoeffizienten geschieht dadurch, daß man 
lebende Zellen auf eine färbst off haltige Gelatineschicht bringt Verschiedene 
Faktoren nun, die möglichenfalls der Gelatine anhaften, beschleunigen oder ver¬ 
langsamen die Diffusion des Farbstoffes in die Zelle. Der Diffusionskoeffizient 
ist die Summe der verschiedenen Faktoren, welche eine bestimmte Färbung 
der Zellen, die man der Farblösung ausgesetzt hat, bedingen. Hitze, längere 
Einwirkungsdauer, Alkalien beschleunigen die Färbung, verlangsamend wirken 
Säuren und Neutralsalze. Das Verhältnis der Diffusion hängt aber auch von der 
Konzentration der Farbstofflösung ab. Auch die Diffusion anderer Substanzen 
scheint nicht allein von der Konzentration abhängig zu sein, sondern auch von 
dem Diffusionskoeffizient der betreffenden Zelle. Weitere Versuche werden in 
Aussicht gestellt. Brahtn . 

1704) Nagai, H. (Tokio). Der Stoffwechsel des Winterschläfers. Aus d. 

physiol. Institut Göttingen. (Zeitschrift f. allgem. Physiologie 1909, Bd. 9, S. 243.) 

Das wesentliche Moment zur Erklärung der Erscheinungen im Winterschlaf 


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Referate. 


753 


ist die Herabsetzung der Körpertemperatur. Sie bedingt die gewaltige Ver¬ 
minderung des Gaswechsels, den sehr niedrigen R = Q (0,60—0,68) und die 
eigenartige N-Verteilung im Ham, die in einer Vermehrung der Aminosäure¬ 
fraktion und einer Verminderung der Hamstofffraktion besteht: es treten infolge 
der Erniedrigung der Körpertemperatur abnorme Spaltungen und unvollständige 
Verbrennungen des Gewebes auf. Hierfür spricht auch das höchstwahrschein¬ 
liche Vorkommen von Milchsäure im Ham während der Schlafperiode und das 
Verschwinden derselben im Wachzustände. 

Daß die N-Ausscheidung im Winterschlaf keine so große Herabsetzung er¬ 
fährt, wie die Ö-Aufnahme und die CO a -Abgabe, beweist, daß der Baustoff¬ 
wechsel stabiler ist als der in weiten Grenzen schwankende Betriebsstoffwechsel. 
Auch die verhältnismäßige Konstanz in der Abgabe von Phosphorsalzen im 
Winterschlafe und im Wachzustände bestätigt diese Annahme. Schreuer, 

1705) Brodie, T. G. u. Vogt, BL (London). Der Gasaustausch im Dünn¬ 
darm bei Resorption von Wasser- und Salzlösungen. School of Medicine for 
Women u. Royal Veterinary College-London. (Zbl. f. Physiologie 1909, Nr. 10.) 

Bestimmung des Sauerstoffs und der Kohlensäure im Blute einer isolierten 
Dünnndarmschlinge des Hundes, einerseits während der Ruhe, andererseits bei 
Einbringung von Wasser und verdünnten und konzentrierten Salzlösungen. Die 
Stromgeschwindigkeit des Blutes geht bei der Arbeit des Darmes der Sauerstoff¬ 
absorption parallel. Die Kohlensäureausscheidung wurde in Ruhe höher ge¬ 
funden als bei der Arbeit (verzögerte Ausscheidung). Schreuer . 

1706) v. Körösy, Kom61. Eine Bemerkung über Verdauung und Resorption 
der Eiwei&körper. Aus d. physiol. Institut d. Univ. Budapest. (Zbl. f. Physio¬ 
logie 1909, Nr. 7.) 

Verfasser äußert sich zu der Frage, wie weit das Eiweiß im Darm ge¬ 
spalten wird, bevor es zur Resorption gelangt. Er bringt einige Stützen für die 
Auffassung, daß das Eiweiß fast bis zu Aminosäuren hydrolysiert wird und 
hauptsächlich in dieser das Darmlumen verläßt. Schreuer . 

1707) Scheunert, A. u. Gottschalk, A. Beitrag zur Lehre von der Speichel- 
secretion. Aus der tierärztlichen Hochschule Dresden. (Zbl. f. Physiologie 1909, 
Nr. 8.) 

Das Pferd ist für das Studium der Speichelsecretion geeigneter als der 
Hund, der seine Nahrung vielfach fast ungekaut verschlingt. Die Versuche 
wurden an einer nach Pawlow angelegten Parotisfistel beim Pferde angestellt. 
Dieser in einzelnen Schüssen secemierte, alkalische Speichel ist in erster Linie 
Verdünnungssecret: wirksames Ptyalin konnte niemals mit Sicherheit nach¬ 
gewiesen werden. Psychische Secretion war beim hungernden Tiere nur höchst 
spärlich. Die Zusammensetzung des Parotissecretes war selbst bei Darreichung 
desselben Futtermittels sehr variabel; die Menge hängt von der Beschaffenheit 
der Nahrung ab. Die Secretionsgeschwindigkeit nimmt mit der Dauer der 
Mahlzeit ab. Der Gehalt an Trockensubstanzen ist zu Beginn der Secretion 
relativ hoch, sinkt dann ab und steigt in den letzten Secretionsstadien wieder 
zu relativ großer Höhe an. Schreuer . 

1708) Cohen, N. H. Die Bestimmung des Chinins in der Chinarinde. 

(Pharmaceutical Joum. 28. 670. 22/5. Haarlem. Colonial-Mus. Lab.) 

Bei der Nachprüfung der Dune an sehen Chininbestimmungsmethode in 
Chinarinden (Pharmaceutical Joum. 28. 429), die auf der Fällung des Chinins 
als Sulfat aus einer neutralen Na 2 S0 4 Lösung besteht, konnte Verfasser nach- 
weisen, daß aus Gemengen verschiedener Chinabasen niemals reines Chininsulfat 
bei Gegenwart von Na 2 S0 4 fällt. Verfasser hält die Methode für ungeeignet 
zur quantitativen Untersuchung von Chinarinden auf deren Chiningehalt. 

Brahm . 

1709) Shackell, L. F. Eine verbesserte Trockenmethode und einige biolo¬ 
gische Anwendungsformen. (Amer. Joum. Physiol. 24.325—40. 1/6.1909. St. Louis 
Univ. School of Medicine. Physiolog. Lab.) 

Verfasser empfiehlt das mit Hilfe der Geryk sehen Pumpe erzielbare tiefe 


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Referate. 


Vakuum zum Trocknen von wasserhaltigen Substanzen überH 2 S0 4 in Exsiccatoren. 
Die wasserhaltige Substanz läßt man zunächst gefrieren. Flüssigkeiten können 
zweckmäßig vorher mit trockenem Sande gemischt werden. Blut behält, auf 
diese Weise eingetrocknet, alle darin eingeschlossenen Gase zurück. Frisches 
Blut behält, so eingetrocknet, seine Fähigkeit, zu koagulieren. Verfasser ver¬ 
spricht sich speziell für die Immunitätsforschung und Serumtherapie sehr viel 
von dieser Methode. Brahtn. 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1710) Watermann, N. Über den Nachweis von Nebennierenprodnkten im 
Blut und Ham. (II. Mitteilung.) (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 48.) 

Adrenalin^ wurde bis jetzt mit chemischen Methoden (FeCl 3 , HgCl a ) oder 
mit physiologischen (Ehrmannsche Pupillenreaktion) nachgewiesen. Verfasser 
schl%t weitere zwei Methoden zum Adrenalinnachweis vor, nämlich eine 
Präzipitierungs- und eine Komplementbindungsmethode. 

Werden Kaninchen mit Pferdenebennierenextrakt immunisiert, so erhält das 
Serum dieser Tiere die Eigenschaft, in Nebennierenextrakten verschiedener 
Tiere Niederschläge zu erzeugen. Diese Methode kann nur zu einem quali¬ 
tativen Adrenalinnachweis Verwendung finden. Das Antinebennierenserum be¬ 
sitzt außerdem die Fähigkeit, sich mit Nebennierenextrakt zu verbinden und 
Komplement zu absorbieren. Diese Methode kann zu einer quantitativen um¬ 
gestaltet werden, indem die Menge des Nebennierenserums bestimmt wird, welche 
eben im Stande ist, mit einem abgemessenen Volum der zu untersuchenden 
Flüssigkeit völlige Hämolysehemmung zu erzeugen. Falls das Serum selbst 
schon Komplement bindet, so muß umgekehrt die Menge des Nebennierenserums 
bestimmt werden, die die Reaktion zur völligen Hämolyse umkehrt Funk. 

1711) Grube, Karl. Untersuchungen zur Phloridzinwirkung. Aus dem 
physiol. Lab. Bonn. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 118.) 

Gegen die Annahme, daß der Phloridzindiabetes ein Nierendiabetes ist, 
sprechen die Versuche des Verfassers, der gefunden hat, daß in der Leber, die 
mit Ringerscher Lösung (der Phloridzin zugesetzt wurde) durchgespült wurde, 
eine bedeutende Abnahme des Glykogengehaltes stattfindet. Diese Tatsache 
ist nur so zu erklären, daß Phloridzin hydrolysierend auf das Leberglykogen 
wirkt. Zur Kontrolle wurde stets ein Leberlappen mit Ringerscher Lösung 
ohne Phloridzinzusatz durchgespült. Funk. 

1712) Pflüger, Eduard. Experimentaluntersuchung über den Darmdiabetes. 

(Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 125.) 

Errico de Renzi und Enrico Reale fanden, daß nach Duodenumresektion 
bei Hunden eine dauernde Glucosurie hervorgerufen wird. Bei der Sektion 
dieser Tiere, deren Gedärme mit der Naht nach Lambert wieder genäht 
wurden, fanden sich ausgedehnte Verwachsungen der Eingeweideschlingen, 
worauf das Auftreten des Duodenaldiabetes von den italienischen Forschem 
hauptsächlich zurtickgefiihrt wird. Durch mechanische Verwundung (eventuell 
durch Phenolbepinselung) durch Kratzen mit einer Metallbürste, wollte Verfasser 
die Verwachsungen der Darmschlingen experimentell erzeugen. In einem Falle 
ist dies auch vollständig gelungen, ohne daß Glucosurie auftrat. Bei Anwendung 
von Phenol gelang es fast einen Monat glucosurische Disposition zu erzeugen, 
doch ist dieser Versuch nicht beweisend, weil Phenol auf Pancreas schädigend 
wirken konnte. Es gelang Verfasser nicht, bei der Wiederholung der Versuche 
von Renzi und Reale dauernde Glucosurie zu erzeugen; höchstens vorüber¬ 
gehende Glucosurien, die auf Nerveneinflüsse zurückzuführen sind, traten auf. 
Verfasser leugnet die innere Pancreassecretion als Ursache von Diabetes nicht, 
doch behauptet er, daß dieselbe bis jetzt nur mangelhaft bewiesen ist. Funk . 

1713) Lohmann, A. Neurin, ein Bestandteil der Nebennieren. Aus dem 

physiol. Inst. Marburg. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 142.) 

Es gelang aus dem Nebennierenextrakt neben Cholin eine weitere Substanz 


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Referate. 


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zu isolieren, das Neurin. Der wässerige Nebennierenextrakt wurde, nach 
Reinigung mit Tannin, Baryt und Bleiacetat, mit PWS versetzt. Von den 
ausgefallenen Basen wurden durch AgNO s die Alloxurbasen und die Arginin¬ 
fraktion abgetrennt und im Filtrat der Rest der Basen wieder mit PWS aus- 
gefällt. Die Phosphorwolframate wurden in Chloride übergefiihrt und mit siedendem 
Alkohol extrahiert Der alkoholische Extrakt wurde zum Sirup eingeengt und 
mit alkoholischer PtCl 4 -Lösung gefällt. Die Chloroplatinate wurden dann in 
Chloraurate übergefiihrt. Beim Abkühlen der Lösung schied sich Cholingold¬ 
chlorid aus, aus der Mutterlauge wurde Neuringoldchlorid von Smp. 232—236° 
isoliert, das bei der Analyse richtige Werte lieferte. Das Neuringoldchlorid wurde 
durch H 2 S in Neurinchlorid umgewandelt und einem Kaninchen intravenös in¬ 
jiziert. Die Einspritzung von 0,01 g Neurinchlord bewirkt zuerst ein Sinken, 
dann ein Steigen des Blutdrucks, die Atmung zeigt verstärkte Expirationen, 
denen ein Kleinerwerden der Atemzüge folgt. Funk . 

1714) Vahlen, E. Über die-Einwirkung bisher unbekannter Bestandteile 
des Panereas auf den Zuckerabbau. Aus d. pharmakol. Inst, zu Halle a. S. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 69, S. 194—222.) 

Verfasser hat aus Panereas zwei Substanzen isoliert (Darstellung und Eigen¬ 
schaften werden verschwiegen) von denen die eine beschleunigend, die andere 
verlangsamend auf die alkoholische Gärung des Zuckers wirkt. Auch das Zymin 
(ein Dauerhefepräparat), wird durch den beschleunigenden Pancreaskatalysator 
deutlich beeinflußt. Das gleiche Pancreaspräparat war bei einem pancreaslosen 
Hund ohne Einfluß auf die Zuckerausscheidung. Bei Kaninchen wird die Zucker¬ 
ausscheidung nach Phloridzin durch den Pancreasstoff merklich herabgesetzt. 
Auch die Adrenalinglykosurie wird beeinflußt. Verfasser möchte die profuse 
Zuckerausscheidung nach Phloridzin nicht lediglich durch die Nierenwirkung 
erklären, sondern hält für möglich, daß der Phloridzin abgesehen von seiner 
spezifischen Wirkung auf die Nieren auch noch selbständig auf die Prozesse 
der Zuckerbildung und Zersetzung einwirkt. Dohrn. 

1716) Hohlweg u. Voit, F. Über den Einfluß der Überhitzung auf die Zer¬ 
setzung des Zuckers im Tierkörper. Aus der medizinischen Klinik in Gießen. 
(Ztschr. f. Biologie 1908, Bd. 61, S. 491—510.) 

Verfasser studierten den Einfluß erhöhter Temperatur auf die Zersetzung 
von Galactose, Rohrzucker, Maltose und Milchzucker im Tierkörper, indem sie 
Kaninchen, denen bekannte Mengen der betreffenden Zuckerlösung subcutan 
injiziert waren, in einen überhitzten Kasten brachten und die Gesamtmenge des 
im Urin wiedererscheinenden Zuckers bestimmten. Bei Maltose und bei Galac¬ 
tose trat bei Überhitzung eine deutliche Verringerung der Ausscheidung ein. 
Beim Rohrzucker, der in der Norm im Organismus überhaupt nicht angegriffen, 
sondern im Ham fast vollständig wiedergefunden wird, zeigte sich ebenfalls Ver¬ 
ringerung der Ausscheidung: hier handelt es sich also um Einwirkung auf eine 
Zuckerart, für die in der Norm ein diastatisches Ferment überhaupt nicht vor¬ 
gebildet ist Beim Milchzucker dagegen, der ebenfalls in der Norm quantitativ 
wieder ausgeschieden wird, ließ sich ein Einfluß der Überhitzung auf seine Ver¬ 
wertung nicht erkennen. 

Die Erhöhung der Zersetzung der übrigen Zuckerarten ist so zu erklären: 
die bei Wärmestauung enorm gesteigerten Atembewegungen erfordern ver¬ 
mehrtes Brennmaterial; während nun bei normaler Körpertemperatur ein großer 
Bruchteil der schwerer verbrennlichen Zucker nach subcutaner Injektion nicht 
zur Zersetzung kommt, wächst bei Erhöhung der Körpertemperatur mit dem 
gesteigerten Bedarf die Fähigkeit des Organismus, die Zucker anzugreifen, so 
daß dadurch der Eiweißbestand geschont wird. Meinertz . 

1716) Igersheimer, J. u. Rothmann, A. Über das Verhalten des Atoxyl 
im Organismus. Aus dem pharmak. Inst. d. Univ. Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 69, S. 256—280.) 

Mit Hilfe der exakten kolorimetrischen Methode (Kuppelung des Atoxyl mit 
ß-Naphtol zu einem roten, in Alkohol leicht löslichen Farbstoff) wird die Farb- 


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Referate. 


intensität der Lösung des Azofarbstoffes in bestimmter Schichtlänge mit einer 
Farbstoff lösung von einem bekanten Gehalt an Atoxyl verglichen. Die Atoxyl- 
ausscheidung ist bei Kaninchen nach 5—6 Stunden und beim Menschen nach 
9 Stunden beendet nach subcutaner Injektion. Die Ausscheidungswerte schwanken 
zwischen 50—60°/ 0 , in einzelnen Fällen wurden im Ham bis zu 96 °/ 0 wieder¬ 
gefunden. Wird die Hauptmenge wieder ausgeschieden, so zeigen die Tiere 
keine Intoxikationserscheinungen, wird jedoch eine größere Menge im Körper 
zurückgehalten, so treten die bekannten toxischen Erscheinungen auf. Hierbei 
entsteht nicht ein Reduktionsprodukt, das p-Amidophenylarsinoxyd, sondern es 
ist eine Abspaltung von freiem As, in kleinen Mengen wenigstens, anzunehmen. 
Nach intravenöser Injektion findet sich im Serum nur kurze Zeit Atoxyl, nach 
2Va Stunden hat es bereits eine Umwandlung erfahren, denn der As-Befund ist 
positiv bei gänzlichem Ausbleiben der Atoxylreaktion. Schon 5 Minuten nach 
der Injektion werden erstaunlich große Atoxylmengen im Ham ausgeschieden. 
2—6°/ 0 der eingeführten Menge finden sich in den inneren Organen bei Kanin¬ 
chen und Hund, während bei der Katze sich nur Spuren As nachweisen lassen. 
Von besonderem Interesse ist der positive As-Befund in den Augen und Central¬ 
nervensystem bei Katze und Hund und steht im Einklang mit den klinischen 
und pathologisch-anatomischen Befunden. Daß die Wirkung auf dem Atoxyl 
selbst oder einem ihm nahestehenden Reduktionsprodukt und nicht auf abgespal¬ 
tenem anorganischem As beruht, beweist die Tatsache, daß nach Injektion 
großer Menge von arsensaurem Na in den Augen einer Katze kein As vorhanden 
war. Bei der Autolyse von Organen ist in den ersten 14 Stunden zugesetztes 
Atoxyl unverändert wiederzufinden, erst nach 18stündiger Autolyse tritt eine 
beträchtliche Abnahme ein, die bei kleinen Atoxylmengen prozentual größer ist 
als bei höheren Dosen. 

Die Verfasser ziehen den Schluß, daß bei der Atoxylvergiftung das Atoxyl 
resp. ein Reduktionsprodukt oder abgespaltenes anorganisches As als Faktoren 
in Betracht kommen. Dohm . 

1717) B&ldoni, Alessandro. Das Verhalten des Natriumsalicylates im Or¬ 
ganismus. (Arch. d. Farmacol. sperim. 8. 174—92. 193—201. Mai 1909. Rom. 
Univ. Pharmak. Inst.) 

Auf Grund seiner Fütterungsversuche mit Natriumsalicylat beim Menschen 
und bei Tieren, besonders beim Hunde, entweder allein oder mit benzoesauren 
Na zusammen, konnte Verfasser zwei neue Verbindungen der Salicylsäure im 
Ham nachweisen. Eine Ursalicylsäure, der Formel C 15 H 14 0 8 und eine Uramin- 
salicylsäure der Formel C 16 H 16 N0 8 . Letztere Verbindung wird durch Aus¬ 
schütteln des angesäuerten Harnes mit viel Äther gewonnen. Der Rückstand 
der ätherischen Lösung wurde aus Wasser umkristallisiert, die ausgeschiedene 
Salicylsäure entfernt, und aus der Mutterlauge wurde durch Äther die neue 
Verbindung extrahiert. Die wässerige Lösung gibt mit Fe 2 Cl 6 eine tiefblaue 
Färbung. Die Verbindung kristallisiert in Nadeln, leicht löslich in Alkohol und 
Äther. Die ätherische Lösung zeigt blaue Fluorescenz. Die alkalische Lösung 
gibt mit Fe 2 Cl 6 eine tiefblaue Färbung, die nach 24 Stunden verschwindet. 
Fehlingsche Lösung und ammoniakalische AgNO s -Lösung wird reduziert. 
F. 169—170°. Die Ursalicylsäure bildet sich vornehmlich bei gleichzeitigem 
Geben von benzoesaurem und salicylsaurem Na. Die Darstellung geschieht auch 
durch Extraktion des sauren Harnes mit Äther, entfärben mit Tierkohle und 
fraktionierte Kristallisation schöne zentimeterlange Nadeln. F. 187—188°. Die 
alkoholischen und wässerigen Lösungen geben mit Fe 2 Cl 6 ebenfalls Blaufärbung. 
Von Salzen wurde nur das NH 2 -Salz gewonnen durch Einleiten von trocknem 
NH 3 -Gas in eine absolut ätherische Lösung der Säure. F. 195°. Die alkalische 
Lösung der Ursalicylsäure gibt mit Baryt- und Kalkwasser eine Färbung, die 
bei einfallendem Lichte grün, bei reflektiertem Licht blau fluoresciert. Die 
Lösung der neuen Säure reduziert ammoniakalische AgN0 3 -Lösimg in der Kälte 
und in der Wärme, ebenso Fehlingsche Lösung. Bei den Versuchen an 
Menschen und Kaninchen wurde bei ersteren Salicylsäure neben salicylsaurem 
Na, bei letzteren salicylsaures Na aufgefunden. Bei Hunden wurde nie Salicyl- 


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Referate. 


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säure gefunden. Auch über die Wirkungen der Salicylsäure, Salicylursäure, 
Ursalicylsäure und Uraminsalicylsäure auf Bacterien stellte Verfasser Unter¬ 
suchungen an, bei denen es sich zeigte, daß die neuen Verbindungen eine anti¬ 
septische Wirkung hatten, die schwächer als die Salicylsäurewirkung war. 

Brahtn. 

1718) Woelfel, Albert. Beitrag über die Umwandlung von Eiweiß im 
Hunger. (Joum. of Biol. Chem. 6. 189—201. 1/5. 1909. [16/2.] Chicago-Univ. 
Hüll. Physiolog. Lab.) 

Bei der Untersuchung von verschiedenen Geweben bei normalen und 
hungernden Tieren auf ihre autolytische Kraft konnten keinerlei Differenzen be¬ 
obachtet werden. Brahtn . 

1719) Quinan, Clarence. Eine Modifikation der Lungeschen Methode zur 
quantitativen Harnstoffbestimmung. (Joum. of Biol. Chem. 6. 173—79. 1/5. 
1909. [20/2.] California Univ. Hearst Lab. of Pathology.) 

Verfasser empfiehlt das Lungesche Gasvolumeter zu Hamstoffbestimmungen 
und schlägt vor, den Apparat zu eichen unter Benutzung der Reaktion: 

2KNO s + 4H a S0 4 + 3Hg = K a S0 4 + 3 HgS0 4 + 2NO + 4H a O, 
und zwar entsprechen 0,1357 KNO a = 30 ccm NO bei 0° und 760 mm Druck. 
Ein bestimmtes Volumen Ham wird mit Natriumhypobromitlösung zersetzt und 
das gebildete N unter Reduktion auf den Normaldruck bestimmt. Brahm. 

1720) Kendall, A. I. Weitere Studien über den Gebrauch von Gärkölbchen 
bei der Intestinalbacteriologie. (Joum. ofBiol. Chem. 6.257—69. Juni [6/5.1909.] 
New York. Lab. von Herter.) 

Im Anschluß an frühere Versuche (Joum. of Biol. Chem. 5. 283—92) be¬ 
richtet Verfasser von seinen Untersuchungen über die Menge des gebildeten 
Gases durch die Bakterien in den Faeces unter Benutzung von Glucose, Lactose 
und Rohrzucker bei 37°. Die Menge des Gases in den Gärungskölbchen ist 
von der vegetativen Aktivität der drei Hauptbacterienformen, der aerogenen 
(B. coli, B. aerogenes, B. paratyphi), der acidogenen (B. bifidus, B. acidophilus) 
und solcher Bacterien, die Alkali bilden, abhängig. Am wenigsten wird die 
Lactose angegriffen. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm . 

1721) Laquer, Walter. Ist die durch Trinken aufgenommene Radiumemana¬ 
tion im Urin nachweisbar? (Ztschr. f. exper. Pathol. u. Ther. 6. 868—78. 24/7. 
1909. Bad Ems.) 

Auf Gfund eingehender Versuche konnte Verfasser nach weisen, daß mit der 
von ihm benutzten Untersuchungsmethode Emanationsmenge unter 20000 E. im 
Ham nicht nachweisbar sind. Die im Urin ausgeschiedene Emanation wächst 
mit der Menge der getrunkenen Emanation. Alle gefundenen Emanationswerte 
müssen mit 2 multipliziert werden, auch ist zu berücksichtigen, daß die in der 
ersten nach 1 / a Std. entleerten Urinmenge enthaltene Emanation nicht die ganze, 
sondern nur ca. s / 4 — 4 / 6 der gesamten, durch den Urin ausgeschiedenen Emana¬ 
tionsmenge darstellt. Die im Urin ausgeschiedene Emanationsmenge verhält 
sich zu der getrunkenen ungefähr wie 1:4000. Einzelheiten sind im Original 
einzusehen. Brahm. 

1722) Marcus. Studien über Diabetes. (Ztschr. f. exper. Pathol. u. Ther. 
6. 879—81. 24/7. 1909. Pyrmont.) 

Bei seinen Untersuchungen über die Beziehungen des Antitrypsingehaltes 
des Blutes zum Diabetes mellitus mit dem Merckschen Leukofermantin, einem 
Präparate, dessen Antitrypsingehalt den des Blutes eines gesunden Menschen 
um das Doppelte übertrifft, konnte Verfasser ein allmähliches Ansteigen des 
Antitrypsins im Blute bis über die Norm feststellen, zugleich ein starkes Zurück¬ 
gehen aller Krankheitserscheinungen, sowohl der subjektiven als auch der ob¬ 
jektiven. Der Zuckergehalt sank von 2,5 auf 0,3 °/ 0 . Eine Änderung der Diät 
hatte nicht stattgefimden. Weitere Untersuchungen werden in Aussicht gestellt. 

Brahm. 


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Referate. 


1723) Sc&ffidi, V. Ricerche sul ricambio purinico negli animali trattati 
con acido nucleinico. (Untersuchungen über den Purinstoffwechsel bei mit 
Nucleinsäure behandelten Tieren.) Aus dem Ist. di Patol. gen. zu Neapel. (Lo 
Sperimentale 1909, Bd. 63, H. 2.) 

Verfasser hielt einen Hund (4800 g schwer) vom 2. Mai bis 14. Juli auf 
einer purinfreien Kost (100—150 g Brot, 15—50 g Fett) und bestimmte fort¬ 
laufend in dem 48stündigen Urin den Gesamt-N, den 0-N, den Basen-N und die 
P 2 O ß . An 1 oder 2 aufeinanderfolgenden Tagen erhielt das Tier dazwischen 
Nucleinsäure und zwar dreimal per os (4,8 g\ 6 g; 4 g), zweimal subcutan 
(1,8 g; 3 g) und dreimal intravenös (2 g; 1 g; 1,6 g). Die Darreichung per os 
blieb ohne Einfluß auf die Purinkörperausscheidung, obgleich die N- und P 2 0 6 - 
Werte bewiesen, daß die Resorption stattgefunden hatte. Auch die subcutane 
Darreichung vermehrte die Purinkörperausscheidung nur wenig, indem nur 2,7 
bezw. 2,46 °/ 0 des eingeführten Purin-N im Harne wiedererschien. Dagegen be¬ 
wirkte die Einspritzung in die V. femoralis ein beträchtliches Ansteigen des N- 
Wertes, indem 13—14 °/ 0 des eingeführten Purin-N sich im Harne auffinden ließ. 
Die Vermehrung betraf einmal mehr den Ü-, das andere Mal mehr den Basen¬ 
anteil. Im Gegensatz zu der der Zufuhr entsprechenden P 2 0 6 -Ausscheidung bei 
stomachaler und subcutaner Darreichung wurde bei endovenöser Zufuhr mehr 
P 2 0 6 ausgeschieden als zugeführt wurde, ebenso mehr Gesamt-N. Das Fehlen 
der Purinvermehrung bei stomachaler Darreichung beruht wohl auf einer ener¬ 
gischen fermentativen Aktion der Leber, welche die ihr im Portalkreislauf zu¬ 
geführten Purinkörper in einfachere Produkte spaltet. M, Kaufmann . 

1724) Livingston, Dixon, Robert. The effects of Roentgen irradiation 
upon the changes in the cell content of the blood and lymph induced by 
injection of pilocarpine. (Einfluß der Roentgenbestrahlung auf den Zellgehalt 
von Blut und Lymphe unter dem Einfluß von Pilocarpin.) From the pathological 
laboratory of the University of Michigan. (The Journ. of experimental medicine 
n (1909), No. 3, S. 453—469.) 

Die in reichlicher Anzahl ausgefiihrten Versuche führten zu folgenden An¬ 
schauungen: Relativ geringe Eingriffe führen bei Hunden zu keinem hohen Grade 
von Leucocytose innerhalb der Zeit des Experiments. Injektion von salzsauren 
Pylocarpin in den Muskel eines Hundes führt zu einer ausgesprochenen Ver¬ 
mehrung der polymorphkernigen Zellen in der Cirkulation. Diese Vermehrung 
beträgt gewöhnlich prozentual ebensoviel wie der in den mononucleären Zellen, 
ist aber in absoluten Zahlen bedeutend größer. Die Vermehrung der polymorph¬ 
kernigen Zellen hält länger an als die der mononucleären. Durch die Wirkung 
der Röntgenstrahlen wird die Zahl der mehrkemigen Leucocyten nur wenig 
herabgesetzt. 

Die Vermehrung der mononucleären Zellen im Blute nach Pylocarpin-In- 
jektion ist bekannt. Diese Vermehrung wird durch die Wirkung der X-Strahlen 
unterbrochen. Die Zahl wird bedeutend vermindert, wenn man den Ductus 
toracicus ausschaltet. Ihre Hauptzahl der mononucleären Zellen gelangt durch 
den Brustgang in das Blut. Nach der Injektion von Pilocarpin wird die Anzahl 
der auf diesem Wege mit in das Blut eintretenden Zellen bedeutend vennehrt. 
Auch diese Vermehrung wird durch die Wirkung der Röntgenbestrahlung unter¬ 
brochen und die Zahl der Zellen kann unter die ursprüngliche herabgedrückt 
werden. 

Auf die Zellen des cirkulierenden Blutes hat die Röntgenbestrahlung eine aus¬ 
gesprochene Wirkung, die sich in einer Verminderung aller Formen von weißen 
Blutzellen kundgibt, und zwar zeigen die mononucleären eine stärkere Ver¬ 
mehrung als die polymorphkernigen. Dies liegt vielleicht daran, daß die Keim¬ 
zellen der polymorphkernigen Leucocyten der Wirkung der Röntgenstrahlen 
deshalb nicht so ausgesetzt sind, weil sie das Knochengewebe einschließt, wäh¬ 
rend die Milz und eine große Zahl von Lymphknoten direkt den Röntgen¬ 
strahlen ausgesetzt sind. Auch auf den Zellgehalt des Ductus toracicus ist die 
Bestrahlung von deutlichem Einfluß. Der Einfluß der Röntgenstrahlen auf 
die mononucleären Zellen im cirkulierenden Blute kann großenteils durch ihre 


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Referate. 


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Wirkung auf diese Zellen erklärt werden, bevor sie durch den Brustgang das 
Blut erreichen. 

Daraus ergibt sich, daß die von Linser und Helber und von Capps und 
Smith aufgestellte Theorie von der Bildung eines Leucotoxins im Blute nicht 
notwendig ist, um die zerstörende Wirkung der Röntgenstrahlen auf die weißen 
Blutzellen zu erklären. H. Ziese he : 

1725) Eyster, J. A. E., Burrows, Mc T. and Essik, C. B. Studies on 
intracranial pressure. (Studien über intracraniellen Druck.) From the physio- 
logical laboratory of the Johns Hopkins University.) (The Joum. of experimental 
medicine II (1909), No. 3, S. 489—514.) 

Die Ergebnisse der Arbeit bestätigen vollkommen die früheren Angaben 
von Cushing. 

Das Ansteigen des Blutdrucks, das von einer Steigerung des intracraniellen 
Druckes über dem Blutdruck herrührt, wird beim Hunde durch eine Vasokon¬ 
striktion der Gefäße des Darmes, der Nieren und der Extremitäten verursacht. 
Dieser Verengerung geht eine Erweiterung voraus. Die Anastomosen zwischen 
der Carotis interna mit dem Schädeldach und dem Augenaste der Maxilaris 
interna ist beim Hunde etwa ebenso groß, wie die Carotis interna außerhalb 
des Schädels. Daraus ergibt sich, daß die Maxilaris interna bei diesem Tiere eine 
Gehimarterie von gleicher Wichtigkeit ist, wie die Carotis. Die Methode der künst¬ 
lichen Durchblutung des Hundegehims, wie sie gewöhnlich bei physiologischen 
Versuchen angewandt wird, erscheint danach nicht sehr wertvoll, weil außer 
dem Wege durch die Gefäße des Gehirns wenigstens noch ein wichtiger Weg 
offen bleibt. Das Anwachsen des Gehimdrucks über den Blutdruck führt zu einer 
kompletten Anämie der Blutgefäße des Gehirns. Wenn der Gehimdruck nicht 
wesentlich über den Blutdruck steigt, so findet man den Circulus Willisii und 
einige der großen arteriellen Anastomosen an der Basis des Gehirns mehr oder 
minder gut gefüllt. Ein intracranieller Druck, der etwas hinter dem Blutdruck 
zurückbleibt, führt offenbar zu einem gewissen Grade von Anämie, direkt unter¬ 
halb des Einflußpunktes der intracraniellen Flüssigkeit Im übrigen ist das Gehirn, 
was die Blutversorgung angeht, normal. H\ Ziesche. 

1726) Claude, Henri et Bl&ncheti&re, A. Trouble de la nutrition dans quel¬ 
ques maladi&s du systöme nerveux. Premier mömoire, Epilepsie, Hysterie. 

(Ernährungsstörungen bei Epilepsie und Hysterie.) (Joum. de phys. et de path. 
gener. II (1909), No. 1, S. 42—59.) 

Die Angaben früherer Autoren über die Polyurie nach hysterischen Anfällen 
konnte nicht sicher bestätigt werden, dagegen fand sich in dieser Zeit eine Ver¬ 
minderung der Hamsäureausscheidung. Die früher angegebene Verminderung 
der Phosphorausscheidung wurde nicht bestätigt. Ebensowenig der von Bose 
angegebene plötzliche Abfall des Stickstoffkoeffizienten. Bei der Epilepsie 
konnten keinerlei Besonderheiten in der Ausscheidung des Urins und seiner 
Bestandteile festgestellt werden. Es konnte also durch die Verfolgung des 
Stoffwechsels kein differerentialdiagnostisches Moment gefunden werden. 

H. Ziesche '. 

1727) Claude, Henri et Blancheti&re, A. Becherches sur les troubles de la 
nutrition dans quelques maladies du systöme nerveux. Psychasthänie, Tötanie, 
Myasthenie, Etats dörmentiels etc. (Ernährungsstörungen bei Nervenkrank¬ 
heiten II.) (Joum. de phys. et de path. gener. II. (1909). No. 1, S. 82—95.) 

In den Nervenkrankheiten mit paroxystischen Krisen scheinen die Störungen 
der Ernährung in den Perioden der Krisen gesteigert. Wenn man bei einem 
Kranken einen Koeffizienten vermindert oder vermehrt findet, so ist die Mittel¬ 
zahl aus den Tagen der Krise höher oder niedriger als die der Tage ohne 
Krise. Die Aufnahme von Kochsalz hat einen deutlichen Einfluß auch auf den 
Ernährungszustand, besonders auf die Ausscheidung des Chlors, dessen Bilanz 
eine Umkehrung erfährt: gesteigerte Ausscheidung bei geringer Aufnahme, 
Retention bei reichlicher Zufuhr. Auch der Stickstoff-Stoffwechsel scheint in 
ähnlichem Sinne durch die Aufnahme von Kochsalz beeinflußt zu werden. In 


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den studierten Nervenkrankheiten zeigten die Urinuntersuchungen fast konstant 
eine Störung der Ernährung (mangelnde Absorption oder Ausnutzung). 

H. Ziesche '. 

1728) Mollard, D. et Froment, D. Ur6e dans la liquide cäphalo-rhachidien 
et urämie nerveuse. (Harnstoff im Liquor cerebrospinalis und nervöse Urämie.) 
(Joum. de phys. et de path. gener. II (1909), No. 2, S. 263—276.) 

Die Vermehrung des Harnstoffes in der Lumbalflüssigkeit zeigt nur eine 
Hamstoflfretention auf Grund einer Störung der Nieren-Secretion. Der Gehalt 
der Cerebrospinalflüssigkeit an Harnstoff ist derselbe wie im Blute und vielleicht 
den andern serösen Flüssigkeiten und Transudaten, daher ist der Gehalt der 
Lumbalflüssigkeit an Harnstoff kein Zeichen für eine nervöse Urämie. Er findet 
sich bei allen Formen der Urämie auch bei der gastrointestinalen, ja er findet 
sich auch bei alten Arteriosclerotikem, deren Nieren schlecht funktionieren. Bei 
der geringen Giftigkeit des Harnstoffes kann man die Symptome der nervösen 
Urämie nicht auf ihn zurückftihren. Seine Feststellung hat daher auch keinen 
diagnostischen Wert. Man kann nur sagen, daß ein schwacher Gehalt an Harn¬ 
stoff im Verein mit schweren nervösen Symptomen für das Mitvorhandensein 
einer organischen Schädigung des Gehirns spricht. Ein hoher Gehalt unter den 
gleichen Umständen mehr für eine reine Urämie. H. Ziesche\ 

1729) v. Rzentkowski, C. Untersuchungen über die Wirkung des Amylum 
nitrosum auf das gesunde und sklerotische Arteriensystem. (Beitrag zur Frage 
der Reaktionsprüfung der Arterien.) Aus dem Krankenhaus Wola, Warschau. 
(Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 111.) 

Die Einatmung von Amylnitrit (10 Tr.) ruft bei Menschen mit gesunden 
Arterien eine nur ganz unbedeutende Senkung des arteriellen Drucks hervor, 
welche nach Entfernung des Amylnitrits der Norm weicht. Wir nehmen an, daß 
die durch das Medikament hervorgerufene Gefäßerweiterung an der Peripherie 
durch gleichzeitig zustandekommende Verengerung anderer Gefäßbezirke aus¬ 
geglichen wird (hauptsächlich Splanchnicusgebiet). Bei Arteriosklerotikem tritt 
dagegen nach Einatmung von Amylnitrit eine mehr oder weniger erhebliche 
Senkung des diastolischen Blutdrucks ein. Nur ganz allmählich, zuweilen erst 
nach einer halben Stunde kehrt der Blutdruck wieder zur ursprünglichen Höhe 
zurück. Auch bei den Fällen von Arteriosklerose, welche mit geringer Blut¬ 
drucksteigerung einhergehen und bei welchen durch Amylnitrit eine nur geringe 
Senkung des Blutdrucks hervorgerufen wird, ist diese Verlangsamung der Rück¬ 
kehr zur Norm zu beobachten. Die Senkung des Blutdrucks ist nicht Folge 
einer verminderten Herzarbeit (Amplitude-Frequenzprodukt); sie ist zu erklären 
durch eine — gegenüber den Gesunden — verminderte Contractionsfahigkeit 
der Splanchnicusgefaße. Schtnid. 

1730) Vas, B. Stoffwechselversuche an bestrahlten Leukaemikem. Aus d. 

Poliklinik, Budapest. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S, 121.) 

Die Versuche haben im wesentlichen nur bereits Bekanntes bestätigt. 

Schtnid. 

1731) af Klerker, Kj. 0. Über Ausscheidung von Kreatin und Kreatinin 
in fieberhaften Krankheiten. Aus d. med. Klinik, Lund. (Ztschr. f. klin. Med. 
1909, Bd. 68, S. 22.) 

Die Untersuchungen, welche mit der Folinschen Methode ausgeführt wurden, 
haben ergeben, daß das Fieber regelmäßig mit einer mehr oder weniger erheb¬ 
lichen Steigerung der Kreatininausscheidung einhergeht. Dabei besteht ein 
Parallelismus mit der Gesamt-N-Ausscheidung im Ham. Bei länger anhaltendem 
Fieber nimmt die Steigerung wieder ab und schlägt sogar in das Gegenteil um. 
Während des Fieberverlaufs setzt auch eine verschieden große Kreatinausschei¬ 
dung ein, die oft bis in die Rekonvalescenz hineinreicht. Schtnid. 

1732) Seo, T. Über das Vorkommen von Lip&mie und über die Menge der 
Lipoidsubstanzen in Blut und Leber beim Pancreasdiabetes. Aus d. med. Klinik 
Greifswald. (A. f. exper. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 61, S. 1.) 

Beim pancreaslosen Hund ist der Ätherextrakt des Blutes und der Blut- 


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körperchen sowie des Plasmas im allgemeinen deutlich vermehrt — im Gegen¬ 
satz zum normalen oder „partiell pancreasexstirpierten“ Tier. — Die Vermehrung 
erreicht nur ausnahmsweise so hohe Grade, daß es zur Lipämie kommt. Ein 
deutlicher Unterschied im Cholestearingehalt beim normalen gegenüber dem pan- 
creaslosen Hund ließ sich nicht konstatieren. Da, wo Lipämie aufgetreten war, 
war auch das Cholestearin im Blut und Plasma stark vermehrt. Der Lecithin¬ 
gehalt geht parallel der Menge des Gesamt-Ätherextraktes. — Die Lipoide der 
Leber (Ätherextrakt) sind beim pancreaslosen Hund außerordentlich vermehrt. 
Auch das Cholestearin und das Lecithin haben an der Vermehrung des Äther¬ 
extraktes Anteil. Schmid. 

1733) Aschenheim. Über Schwankungen der Leucocytenzahl nach Traumen 
und Injektionen. Aus der Münchener Kgl. Universitätskinderklinik. (Ztschr. t. 
Biol. 1908, Bd. 51, S. 385—408.) 

Beim Kaninchen variiert die Leucocytenzahl auf geringfügige Eingriffe, wie 
z. B. den leeren Venenstich, ohne Einverleibung fremder Substanzen, sehr erheblich. 
Das Kaninchen eignet sich daher überhaupt nicht zu den Versuchen, die Wirkung 
verschiedener Substanzen auf die Leucocytenzahl zu studieren. Beim Menschen 
besteht eine solche Labilität zwar niclit, aber die Resultate sind, wie die mit¬ 
geteilten Versuchszahlen und -kurven zeigen, bei Injektion von artfremdem wie 
arteigenem Serum sehr ungleichmäßig. Verfasser hat den Eindruck, daß durch 
solche Eingriffe Vorgänge ausgelöst werden, die mit gewaltsamen Veränderungen 
der Leucocytenzahl im kreisenden Blute einhergehen und sich bezüglich dieser 
Wirkung entgegenzuarbeiten scheinen. Meinertz. 

1734) Noböcourt, P. et Merkleur, Prosper. Le poids dans la scarlatine. 
Influence de diffdrents rdgimes. (Gewicht bei Scharlach.) (Journ. de phys. et 
de path. gener. II, 1909, Nr. 1, S. 73—81.) 

Bei den Scharlachkindem, die während der ersten 4 Tage auf flüssige Diät, 
dann auf kochsalzfreie Kost gesetzt wurden, zeigte sich im Anfang ein Sinken 
des Körpergewichts, das zwischen dem 12. und 20. Tage still steht; von da an 
bleibt das Körpergewicht stationär oder entspricht wenigstens der gegebenen 
Nahrung. Die Kinder mit gesalzener Kost verlieren alle an Gewicht, nachdem 
sie zum Teil eine anfängliche Steigerung gezeigt haben. Bei Milchkost geht das 
Körpergewicht anfangs zurück und bleibt dann stationär, später bei der Zufüh¬ 
rung anderer Nahrungsmittel nimmt es mehr oder weniger zu, aber nicht in 
regelmäßiger Weise. H. Ziesche. 

1735) Vogt, H. Zur Kenntnis der Stickstoffverteilung im Säuglingsharn. 
1. und 2. Mitteilung. Aus der Universitätskinderklinik in Breslau. (Monatsschrift 
für Kinderheilkunde 1909, Bd. 8, H. 2 u. 3.) 

Beim gesunden Säugling ist die Stickstoffverteilung (wie beim Erwachsenen) 
ziemlich konstant, vorausgesetzt, daß nicht eine abnorme Zusammensetzung der 
Nahrung vorliegt. 

Beim kranken Kind liegen die Verhältnisse wesentlich anders. Es ist zwar 
nicht nötig, daß Verschiebungen in der Stickstoffverteilung eintreten, selbst nicht 
bei ganz schweren akuten Ernährungsstörungen, aber es gibt doch eine ganze 
Anzahl von derartig kranken Kindern, bei denen der Harnstoffquotient erheblich 
vermindert und der Reststickstoff beträchtlich erhöht ist. Worauf die Schädigung 
der Hamstoftbildung zurückzuführen ist, ist nicht ganz klar. Sicherlich ist es 
nicht erlaubt, ohne weiteres eine Insufficienz der Leberfunktion anzunehmen, 
sondern diese käme höchstens für Fälle von ganz schweren alimentären Intoxi¬ 
kationen in Betracht. Eine Leberschädigimg £äbe auch gar keine Erklärung für 
die Fälle, wo ohne akute Störung sich die Stickstoff Verteilung als nicht normal 
erweist und ferner für die, wo bei mit Frauenmilch ernährten Kindern sich hohe 
Reststickstoffwerte finden. Es ist möglich, daß dabei konstitutionelle Anomalien 
wie exsudative Diathese mitspielen, aber nicht sicher. 

Am wahrscheinlichsten ist es, daß, wenn sich bei akuten Ernährungsstörungen 
Anomalien der Stickstoffverteilung finden, Aminosäuren, die entweder der Ver¬ 
arbeitung zu Harnstoff entgangen sind oder aus einem pathologischen Eiwei߬ 
abbau des Lebergewebes herrühren, im Urin ausgeschieden werden. Birk. 


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Referate. 


1736) Klotz, M. Milchsäure und S&uglingsstoffwechsel. Aus d. Universitäts- 
kinderklinik in Breslau. (Jahrb. f. Kinderheilk. 1909, Bd. 70, S. 1.) 

Der Verfasser studierte den Einfluß der Milchsäure auf den Stoffwechsel der 
organischen Nahrungsbestandteile und eines Teiles der anorganischen und kam 
zu dem Ergebnis, daß „geringe Dosen Milchsäure, der Nahrung zugefiigt, ihren 
physiologischen Nutzeffekt steigern, daß steigende und hohe Dosen diesen toni- 
sierenden Einfluß paralysieren und schließlich das Gegenteil bewirken.“ Damit 
ist die Zweckmäßigkeit der physiologischen sauren Gärung, die uns klinisch 
längst bekannt ist, bewiesen. Birk. 


Klinisches. 

1737) Strauß, H. Über die Flüssigkeitszumessung bei der Ernährung von 
Nepbritikem. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 21, S. 908.) 

Man gebe ein bestimmtes Flüssigkeitsquantum nicht in wenigen großen 
Portionen, sondern in zahlreichen kleinen, gleichmäßig über den Tag verteilten 
Rationen. Die Flüssigkeitszufuhr hat bei vielen Nephritikem einen speziellen, 
für den Organismus wichtigen Zweck; sie erleichtert die Entgiftung des Körpers, 
weswegen Strauß für die Mehrzahl der Fälle während des Stadiums der Kom¬ 
pensation von jeher einer mittleren bezw. einer das mittlere Maß etwas über¬ 
steigenden Flüssigkeitszufuhr das Wort redet: Selbst bei urämischen Zuständen 
erscheint ihm eine »feuchte« Urämie besser als eine »trockene«. K. Bomstein . 

1738) Rosenstern, J. Exsudative Diathese und Eosinophilie. Aus d. Kinder¬ 
asyl der Stadt Berlin. (Jahrb. f. Kinderheilk. 1909, Bd. 69, S. 631.) 

Die in letzter Zeit des öfteren erörterten Beziehungen zwischen Eosinophilie 
und Hauterkrankungen bei Säuglingen konnte auch der Verfasser bei seinen 
Untersuchungen feststellen: von 15 Fällen mit konstitutionellem Ekzem hatten 12 
eine ausgesprochene Eosinophilie. Letztere findet sich nicht nur beim floriden, 
sondern auch beim abgeheilten Ekzem. Sie ist also nicht von dem lokalen Haut¬ 
prozeß abhängig, sondern bildet ein demselben coordiniertes Symptom. 

Da das Ekzem nun eine Teilerscheinung des ganzen Symptomenkomplexes 
ist, den Czerny unter dem Namen der »exsudativen Diathese« zusämmengefaßt 
hat, lag es nahe, auch bei den übrigen Symptomen derselben nach Eosinophilie 
zu suchen. Sie ließ sich denn auch bei mehreren Fällen von Asthma bronchiale, 
von Strophulus infantum, bei sogenannten eosinophilen Darmkatarrhen usw. fest¬ 
stellen. Daher schließt der Verfasser, daß die — am häufigsten bei Ekzemen 
beobachtete — Eosinophilie ein selbständiges Symptom der exsudativen Diathese sei. 

Birk. 

1739) Hasse, C. Der Ikterus neonatorum. Aus d. anatomischen Anstalt in 
Breslau. (Jahrb. f. Kinderheilk. 1909, Bd. 69, S. 625.) 

Die normale Gelbsucht der Neugeborenen ist ein Stauungsikterus, kommend 
und schwindend unter dem Einfluß der Zwerchfellatmung während der ersten 
Lebenstage. Bei dem Niedergehen des Zwerchfells während der Einatmung 
wird der schon vor der Atmung auf den Leberausführgängen und auf den Ge¬ 
fäßen, besonders der Pfortader, in und an der Leberpforte bestehende normale 
Druck erhöht. Damit wird vor allem auch der normale Abfluß der Galle be¬ 
hindert, sie wird gestaut und damit in mehr oder minder hohem Grade vom 
Körper aufgenommen. 

Der übemormale Druck und damit die Stauung schwinden nach kurzer Zeit 
infolge der durch die Atmung bewirkten Abschwellung der Leber und durch die 
Lageveränderungen, welche die Leberpforte mit den darin gelagerten Gefäßen 
und Ausftihrungsgängen, sowie das darunter gelagerte Duodenum erfahrt. Birk . 

1740) Nogucki, Hydeio and Moore, J. W. The butyric acid test for Syphilis 
in the diagnosis of metasyphilitic and other nervous diseases. (Die Butter¬ 
säurereaktion der Syphilis in der Diagnose metasyphilitischer und anderer Nerven¬ 
erkrankungen.) (The Joum. of experimental medicine II (1909), Nr. 4, S. 604—613.) 

In den sekundären und tertiären Stadien der Syphilis ohne direkte Beteiligung 
des Nervensystems gibt die Cerebrospinalflüssigkeit eine schwache Buttersäure- 


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reaktion. Unter diesen Bedingungen gab sie weder cytodiagnostisch noch mit 
der Wassermannschen Probe ein positives Resultat Die Lumbalflüssigkeit bei 
Fällen von hereditärer Lues gab eine positive Buttersäurereaktion in etwa 9O°/ 0 
und eine positive Wassermannsche Probe in etwa 80°/ 0 der untersuchten Fälle. 
In den Fällen von cerebraler und spinaler Syphilis ergaben die Buttersäure¬ 
reaktion und die Cytodiagnose in sämtlichen Fällen ein positives Ergebnis, 
während die Wassermannsche Reaktion nur in 50—75°/ 0 positiv war. Bei 
progressiver Paralyse war die Buttersäurereaktion in 90°/o, die Zelluntersuchung 
in 91°/ 0 und die Wassermannsche Probe in 73°/ 0 positiv. Bei Tabes dorsalis 
waren die ersten beiden Proben in 100°/ 0 , die Wassermannsche Reaktion in 
53°/ 0 positiv. Bei Psychosen, bei denen in der Anamnese Lues nicht fest¬ 
zustellen war, waren die beiden ersten Proben in 2,8°/*, die Wassermannsche 
Probe in 13°/ 0 erfolgreich. Bei akuten entzündlichen Krankheiten der Meningen 
gab die Cerebrospinalflüssigkeit mit der Buttersäurereaktion einen flockigen 
Niederschlag, während die Wassermannsche Probe stets negativ war. Bei an¬ 
deren fieberhaften Krankheiten, wie Typhus, Pneumonie, Lungentuberkulose, bei 
denen aber die Gehirnhäute nicht in Mitleidenschaft gezogen waren, war die 
Buttersäurereaktion, ebenso wie die Wassermannsche Reaktion, stets negativ. 

Die Buttersäureprobe ist eine Reaktion zum Nachweise des Globulins und 
besonders des Euglobulins in der Lumbalflüssigkeit. Sie wird in der Weise an¬ 
gestellt, daß man 0,1 bis 0,2 ccm mit 0,5 ccm einer lOproz. Buttersäurelösung ver¬ 
mischt und über offener Flamme aufkocht. Dann fügt man schnell 0,1 ccm einer 
normalen Natronlaugenlösung zu und erhitzt die Mischung aufs neue, die man 
einige Sekunden kocht. Ist der Proteingehalt der Lumbalflüssigkeit erhöht, so 
bildet sich ein körniger oder flockiger Niederschlag, der sich unter der klaren 
Flüssigkeit zu Boden setzt. Er ist ein sicherer Beweis für das Vorhandensein 
von Syphilis oder parasyphilitischen Erkrankungen. H. Ziesche. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1741) Cadiot, H. et Mandoul, A. Le röle du mucus nasal dans l’dpidömio- 
logie de ia diphthärie. (Rolle des Nasenschleims bei der Epidemiologie der 
Diphtherie.) Travail du laboratoire de bacteriologie de Tecole de medecine 
d’Angers. (Joum. de phys. et de path. gener. II (1909), Nr. 2, S. 277—286.) 

Der Löff 1 ersehe Bacillus hält sich lange in der Nasenschleimhaut von früher 
diphtheriekranken Menschen, er zeigt dabei gewöhnlich die kurze Form; man 
findet ihn auch in der Nasenhöhle von Individuen, die niemals an Diphtherie ge¬ 
litten haben. Im allgemeinen nicht virulent, kann er doch gelegentlich für den 
Menschen pathogen werden, während er für das Meerschweinchen mehr oder 
minder abgeschwächt bleibt. Die Epidemien, die auf ein Kontagium von der 
Nase aus zurückzuführen sind, zeichnen sich durch ihre Hartnäckigkeit und ihre 
Gutartigkeit aus. Die Prophylaxe besteht in der Isolierung der Bacillenträger. 
Seruminjektionen üben auf den mehr oder weniger saprophytisch lebenden Bacillus 
keinen Einfluß aus. H. Zieschc\ 

1742) Duval, W. Charles. Studios in atypical forms of tubercle bacilli 
isolated directly from the human tissues in cases of primary cervical adenitis. 
With special Experience to the Theobald Smith Glycerine bouillion reaction. 
(Studien über atypische Formen von Tuberkelbacillen.) From the Pathological 
laboratory of the Montreal General Hospital. (The Joum. of experimental medicine II 
(1909), Nr. 3, S. 403—428.) 

Der Arbeit liegen vier sorgfältig studierte Stämme von Tuberkelbacillen zu¬ 
grunde, die von Fällen primärer Cervicaldrüsenschwellung stammen, von denen 
drei im Laufe von 4—6 Wochen durch akute Miliartuberkifiose zum Tode führten. 
Kultur II entspricht dem humanen, Kultur IV dem bovinen Typus. Dagegen er¬ 
wiesen sich Kultur I und III als atypische Zwischenformen. 

Von besonderem Interesse ist Kultur I. Der klinische Verlauf der Infektion, 
die enorme Zahl von Bacillen in den Geweben, ihre Tendenz, sich wie der Lepra¬ 
bacillus in Haufen anzuordnen, die große Virulenz für Kaninchen und Meer- 


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schweinchen, die Leichtigkeit der Kultivierung und die lange Lebensdauer auch 
unter ungünstigen Verhältnissen unterscheiden ihn deutlich von dem menschlichen 
Tuberkelbacillus. Die Tatsache, daß auch bei jungen Hühnern Veränderungen 
hervorgerufen werden, nähern ihn dem Typus der Vogeltuberkulose, dessen 
Eigenschaften er im Laufe von Jahren auch völlig angenommen hat. Auch 
Rabinowitsch hat ja in zwei Fällen von menschlicher Tuberkulose Vogeltuber¬ 
kulosebacillen herausgezüchtet 

Kultur IV entsprach völlig dem bovinen Typus, nur daß die Virulenz für 
Kaninchen gering war. Die morphologischen Eigenschaften waren so inkonstant, 
daß sie zur Differenzierung nicht reichten. Auch das Wachstum der Kulturen 
war selbst unter den gleichen Bedingungen sehr verschieden, so daß daraus eine 
Unterscheidung nicht hergeleitet werden konnte, ebenso wechselte die Wachs¬ 
tumsschnelligkeit der Kultur. Die Reaktion des Nährbodens war ohne Einfluß. 
Die wachsähnlichen Kolonien, die Rabinowitsch als charakteristisch zu der 
Vogeltuberkulose beschrieben hat, fanden sich zeitweise bei allen vier Kulturen. 

Von großem Nutzen zur Unterscheidung der verschiedenen Typen ist die 
Glycerinbouillon, doch verlangt die Probe wiederholte Ausführung und sorgfältige 
Beobachtung über Monate hinaus. Die Zunahme der Acidität, die in Glycerin¬ 
bouillon beim humanen Typus beobachtet wird, hängt von einer spezifischen 
Wirkung autolytischer Produkte von Bacillen auf das Glycerin ab. Während 
die gleichen Produkte des bovinen und des Vogeltypus auf das Glycerin nicht 
wirken. Das Sinken der Acidität wird bei allen drei Typen des Tuberkelbacillus 
von den Produkten des Stoffwechsels hervorgerufen. H . Ziesche . 

1743) Jobling, W. James. Standardization of the antimeningitic serum. 

(Wertbestimmung des Antimeningitisserums.) (The Joum. of experimental 
medicine 11, 1909, Nr. 4, S. 614—621.) 

Zur Eichung des Antimeningitisserums eignet sich weder die Virulenz des 
Diplocokkus, da sie zu sehr wechselt, noch sein endotoxischer Wert, da kleine 
Tiere auf das Gift des Mikroorganismus unregelmäßig reagieren, noch auch 
endlich die komplementbindende Kraft des Antimeningitisserums. Dagegen 
kann man die Rolle, welche die spezifischen Opsonine bei der Genesung von 
der Dipplocokken-Infektion spielen, als ein Maß der therapeutischen Wirksamkeit 
des antitoxischen Serums benützen. H, Ziesche 1 

1744) Wollstein, Martha. A comparative study of the diplococci occur- 
ring in epidemic cerebro-spinal meningitis and posterior basic meningitis. 
(Vergleichende Untersuchungen über die Diplocokken der epidemischen Cerebro¬ 
spinalmeningitis und der hinteren Basalmeningitis.) (The Joum. of experimental 
medicine 11, 1909, Nr. 4, S. 519—592.) 

Die Untersuchungen der Verfasserin konnten keinen Unterschied zwischen 
den Stämmen des Diplococcus intracellularis, die von typischen Fällen von 
epidemischer Meningitis gezüchtet waren, und einigen Kulturen aufdecken, die 
von hinterer Basalmeningitis herrührten. Diese letzteren Cokken erzeugten beim 
Affen sehr schnell eine tödlich verlaufende Form der Meningitis und riefen sehr 
schwere organische Veränderungen des Gewebes hervor. Man kann daraus 
schließen, daß das alte Meningitisserum sich auch in den Fällen von hinterer 
Basalmeningitis nützlich erweisen wird, besonders wenn es zeitig genug an¬ 
gewandt wird. H. Ziesche . 

1745) Beck, M. Beiträge zur Immunitätsfrage bei der Tuberkulose. (Ztschr. 
f. exper. Path. u. Ther. 6. 695—99. 24/7. 1909.) 

Angeregt durch die Versuche von Deyke Pascha und Reschad Bey 
der Leprabehandlung mit der in den Streptotricheen enthaltenen Fettsubstanz, 
dem Nastin, den diese Autoren für den spezifisch wirksamen Bestandteil der 
Streptothrix leproides halten, stellte Verfasser Versuche mit der aus Tuberkel¬ 
bacillen gewonnenen Fettsubstanz an, um eine aktive Immunisierung herbei¬ 
zuführen. Es gelang nicht, Meerschweinchen gegen Tuberkulose zu schützen 
oder erkrankte Tiere zu heilen, so daß der Schluß berechtigt ist, daß das 
immunisierende Prinzip der Tuberkelbacillen nicht in der Fettsubstanz zu suchen ist. 

Brahm . 


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1746) Meyer, Martin. Über die Schüttelextr&kte aas lebenden Bakterien 
nach Brieger und Meyer. (Wert zur Immunisierung, Haltbarkeit, Filtration 
durch Kolloidgallerten.) Ztschr. f. exper. Path. u. Ther. 6. 716—28. 24/7. 1909. 
(Hamburg. Inst. f. Schiffs- und Tropenkrankheiten.) 

Verfasser berichtet über das Auftreten und die Dauer der spezifischen Anti¬ 
körper im Serum nach aktiver Immunisierung, die ergaben, daß kein kritisches 
Einsetzen, sondern ein allmähliches Ansteigen des bakteriolytischen Titers be¬ 
obachtet werden konnte. Was die Haltbarkeit des nach dem Brieger-Mayer- 
schen Verfahren hergestellten Impfstoffes angeht, konnte Verfasser feststellen, 
daß über 3*/» Jahre im Eisschrank aufbewahrte Schüttelextrakte die Fähigkeit, 
im Tierkörper Agglutinine und Bakteriolysine zu bilden, noch im hohen Grade 
bewahrt haben. Der im Vakuum eingetrocknete und bei Zimmertemperatur 
aufbewahrte Impfstoff hat seine spezifischen, agglutininbildenden Eigenschaften 
nach 4 Jahren zum großen Teil verloren. Bei der Filtration von Schüttelextrakten 
durch Kolloidgallerte zeigte es sich, daß beim Filtrieren von Schüttelextrakten 
nach Brieger-Meyer durch 5proz. Agarfilter der größte Teil der agglutinogenen 
Substanzen zurückgehalten wird, während die im ursprünglichen Pukalfiltrat 
enthaltenen lysogenen Substanzen das Filter ungeschwächt passieren. Br ahm. 

1747) Bassenge, R. Ueber Versuche zur Immunisierung gegen Schweine¬ 
rotlauf. (Ztschr. f. exper. Path. u. Ther. 6. 689—94. 24/7. 1909. Berlin. Univ. 
Hydrotherapeut Anstalt. Lab.) 

Unter Benutzung des Brieger-Mayerschen Schütteltoxinverfahrens, dessen 
Prinzip darin liegt, daß größere Bacterienmengen ohne den Nährboden, auf dem 
sie gewachsen sind, in destilliertem Wasser stundenlang bis tagelang geschüttelt 
werden, versuchte Verfasser auch aus Schweinerotlaufbacillen die Schutzstoffe 
zu isolieren. Zur Gewinnung größerer Bacillenmengen wurden die Bacillen in 
flüssigen Medien, Bouillon, gezüchtet, die Bacillen durch Zusatz von Rotlauf¬ 
serum agglutiniert, zentrifugiert und der Bacterienbrei 24—28 Stunden geschüttelt. 
Da bei wässeriger Ausschüttelung der immunisatorische Wert sehr gering war, 
wurden die Rotlaufbacillen mit Petroläther geschüttelt. Der nach den Absetzen 
in Meßzylindern entstandene weißliche Bacterienbrei wurde erneut ausgeschüttelt. 
Die überstehende Schicht wurde im Exsiccator verdampft und in sterilem Wasser 
aufgenommen. Der Bacterienrückstand (PR) zeigte eine gute immunisatorische 
Wirkung, während die überstehende Flüssigkeit der Petroläther-Ausschüttelung 
(PO) keinerlei Wirkung zeigte. Versuche, die Bacillen mit Glycerin zu extra¬ 
hieren, führten zu keinem befriedigenden Resultate. Die Ausschüttelungsver¬ 
suche wurden mit 6 und 7 Wochen alten bei 37° gehaltenen Bouillonkulturen 
wiederholt, und es konnten so bacterienfreie Flüssigkeiten erhalten werden, 
welche eine sichere Immunisierung bewirkten. Verfasser hält die Gewinnung 
eines Schutzstoffes gegen Schweinerotlauf unter Verzicht auf die Nachbehandlung 
mit lebenden Kulturen nicht für aussichtslos. Brahm. 

1748) Neufeld, F. Beobachtungen über die Auflösung von Cholerabacillen 
und über die antigene Wirkung der dabei entstehenden Produkte. (Ztschr. f. 
exper. Path. u. Ther. 6. 729—40. 24/7. 1909.) 

Verfasser beschreibt einige Versuche über die Auflösung von Cholera¬ 
vibrionen durch KOH und durch spezifisches Serum und über die antigene 
Eigenschaft der dabei entstehenden Produkte. Es gelang der Nachweis, daß 
Cholerabacillen durch Zusatz von lproz. KOH-Lauge nicht völlig aufgelöst, 
sondern in zarte Hülsen verwandelt werden, welche die charakteristische Form 
der Vibrionen beibehalten. Die Umwandlung tritt momentan ein, schreitet aber 
nicht weiter fort. Die Hülsen lassen sich tagelang konservieren. Die Hülsen 
werden durch spezifisches Choleraserum weder agglutiniert, noch aufgelöst, sie 
wirken nicht nennenswert toxisch und scheinen kein Antigen zu enthalten. Die 
Hülsen werden durch gallensaures Salz und durch Seife nicht gelöst, sie ent¬ 
sprechen offenbar der Bacterienmembran, deren widerstandsfähige Elemente sie 
enthalten. Betreffs der Frage, ob Choleragranula antigen wirken, konnte Ver¬ 
fasser nachweisen, daß die von gelösten Produkten befreiten Granula eine nicht 
unbeträchtliche Bildung von Antikörpern (Lysinen) auslösen. Brahm . 


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Referate. 


1749) Schütze, Albert. Zur Frage der Differenzierung echter Cholera- und 
choleraähnlicher Vibrionen mittels der Opsonine. (Ztschr. f. exper. Path. u. 
Ther. 6. 741—47. 24/7. 1909. Berlin. Krankenhaus Moabit) 

Die Versuche des Verfassers hatten die Beantwortung der Frage zum Ziel, 
ob es mit Hilfe der Opsonine gelingt, echte Cholera- von ähnlichen Vibrionen 
zu unterscheiden. Es gelang durch geeignete Behandlung von Kaninchen mit 
Cholera Vibrionen im Blutserum Stoffe zu erzeugen, die bei der vom Verfasser 
benutzten Versuchsanordnung eine starke opsonische Kraft gegenüber der zur 
Immunisierung angewandten Bacterienart ausüben. Diese Immunopsonine lassen 
zwar in einer Reihe von Fällen eine Unterscheidung von echten Cholerabacillen 
und choleraähnlichen Vibrionen und auch eine Differenzierung dieser letzt- 

f enannten untereinander zu, doch ließ sich nicht immer eine ganz strenge 
pezifizität der Choleraimmunopsonine beweisen. Verfasser warnt dringend davor, 
auf Grund dieses einen Phänomens allein eine Diagnose auf Cholera asiatica zu 
stellen. Hier muß stets das Agglutinationsverfahren, das übrigens auch leichter 
ausführbar ist, die Entscheidung bringen. Brahm. 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1750) Fränkel, G. Versuche mit Spirasyl (Arsenophenylglycin) bei Recur¬ 
rens. fZtsch. f. exper. Path. u. Ther. 6. 711—15. 24/7. 1909. Halle a. S.) 

Aut Grund seiner Versuche mit dem Arsenophenplglycin, dem Spirasyl, 
konnte Verfasser feststellen, daß sich weder eine Heilung, noch eine Immuni¬ 
sierung der benutzten Tiere gegen eine Impfung mit den Recurrensspirillen 
mittels des Spirasyls erzielen läßt. Verfasser glaubt, in diesen Versuchen ein 
weiteres Argument für den Zusammenhang zwischen den Spirillen und den 
eigentlichen Bakterien zu besitzen. Brahm . 

1751) Bruck, Carl. Ueber die gegenseitige Beeinflussung von Quecksilber 
und Schwefel im Organismus. Ein Beitrag zur Frage der Zweckmäßigkeit von 
Schwefelbädern bei Quecksilberkuren. (Ztschr. f. exper. Path. u. Ther. 6. 
700—10. 24/7. 1909. Breslau. K. Dermatol. Univ.-Klinik.) 

Auf Grund seiner Versuche kommt Verfasser zu der Ansicht, daß die an¬ 
erkannt gute Wirkung von Hg-Kuren in Schwefelbädern in keinem Falle auf 
dem Schwefelgehalt der Quelle beruht, daß im Gegenteil die Ansicht Neissers, 
die in dem S-Gehalt eher einen Nachteil wie einen Vorteil sieht, zu vollem 
Rechte besteht. Daß dieser Nachteil in praxi keine Bedeutung hat, ist erfreulich, 
nur muß man sich stets bewußt bleiben, daß man Luetiker zu Hg-Kuren nicht 
des Schwefels wegen in Schwefelbäder zu schicken braucht. Brahm. 

1752) Sommer, E. Über eine neue Art der therapeutischen Anwendung der 
Umsetzungsprodukte der Radioelemente, in erster Linie der Radiumemanation. 

(Ztschr. f. exper. Path. u. Ther. 6. 890—904. 24/7. 1909. Zürich.) 

Verfasser beschreibt eingehend die in Betracht kommenden Methoden der 
therapeutischen Einverleibung der Radiumemanation, und zwar die Emanations¬ 
bade-, Trink- und Inhalationskur. Genau wird ein dazu benutzter Emanation¬ 
inhalationsapparat beschrieben, der derartig konstruiert ist, daß das verdampfte 
Wasser durch Kühlung kondensiert wird und in den Kessel zurückläuft, während 
die freie Emanation zur Inhalation gelangt. Die Inhalation kann sofort mit dem 
Entzünden der Flamme beginnen. Es gelangen 90 °/ 0 der zur Verfügung stehen¬ 
den Emanationsmenge in den Organismus. Die Zeitdauer der Inhalation wird 
auf 10 Min. beschränkt. Brahm . 

1753) P&tta, A. Ueber Theobrominumnatriumsalicylat verschiedener Her¬ 
kunft. (Arch. d. Farmacol. sperim. 8. 202—5. Mai 1909. Pavia. Univ. Pharmakol. Inst.) 

Bei der Untersuchung von Theobrominnatriumsalicylatproben verschiedenen 
Ursprungs konnte Verfasser nachweisen, daß nur die Marken Bayer, Merck, 
Knoll, Hoffmann La Roche den Anforderungen der italienischen Pharma¬ 
kopoe entsprachen. Brahm . 


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Beferate. 


767 


1754) Morelli, F. Tierisches, jodhaltiges Serum in der praktischen Medizin. 
(Arch. d. Farmacol. sperim. 8. 206—210. Mai 1909. Ospedale Policlinico Umberto I.) 

Nach subcutaner Anwendungsform von jodhaltigem Serum zeigten sich sehr 
rasch die therapeutischen Wirkungen des Jods. Auch zeigte sich bei den 
Patienten sehr bald eine Gewichtszunahme, auch konnte es bei Patienten in 
Anwendung kommen, welche Jod in anderer Form nicht vertrugen. Br ahm. 

1755) Schabad, J. A. Die Behandlung der Rachitis mit Lebertran, Phos¬ 
phor und Kalk. Aus d. Peter Pauls Hospital, Petersburg. (Ztschr. f. klin. Med. 
1909, Bd. 68, S. 94.) 

Die Untersuchungen schlossen sich an frühere des Verfassers an, welche 
ergeben haben, daß unter Darreichung von Phosphorlebertran beim Rachitiker 
eine durch Monate anhaltende Kalkretention eintritt. Verfasser hat jetzt fest- 

P estellt, daß an dieser Retention, welche sich neben dem Kalk auch auf den 
hosphor der Nahrung erstreckt, beide Bestandteile des Phosphorlebertrans 
Anteil haben. Lebertran allein wirkt schwächer als Phosphorlebertran. Bei 
gleichzeitiger Anwendung von Phosphorlebertran und einem Kalkpräparat findet 
auch eine gute Retention dieses anorganischen Kalkes statt Schmid. 

1756) Plavec, Vaclav (Prag). Die Wirkung der Methylderivate des 
Xanthins auf das Herz. (Die Heilkunde, Monatsschrift für praktische Medizin, 
Februar 1909, H. 2.) 

Seine gesamten Versuchsergebnisse faßt der Verfasser in folgenden Sätzen 
zusammen: 1. Eine exzitomotorische Wirkung auf die Herzarbeit kommt nicht 
nur dem Koffein, sondern auch dem Theobromin und Theocin zu. Bei den zwei 
letzteren, insbesondere aber beim Theocin, ist sie sogar im höheren Maße ent¬ 
wickelt als bei Koffein. 2. Diese Wirkung ist aber sehr labil und kann leicht 
durch verschiedene, gleichzeitig auf das Myokard einwirkende Einflüsse depres¬ 
siver oder exzitierender Natur unterdrückt werden. 8. Die exzitomotorische 
Wirkung der genannten Präparate kommt hauptsächlich dort zur Geltung, wo 
die motorische Funktion des Herzens aus lokalen Ursachen vermindert, der 
Vorrat an chemischer potentieller Energie aber noch nicht erschöpft ist. Es 
handelt sich wahrscheinlich dabei um Erhöhung der Oxydation. 4. Die exzito¬ 
motorische Wirkung scheint von der koagulierenden vollständig unabhängig zu 
sein. Wahrscheinlich richtet sich die eine wie die andere nach der Stellung 
der einzelnen Methylgruppen im Xanthinkem. 5. Außer der direkten exzito- 
motorischen Wirkung auf die Muskelmasse sind alle drei Präparate auch noch 
indirekt im Stande, durch Gefaßdilatation resp. durch Vergrößerung des durch¬ 
fließenden Blutstromes im Myokard eine Erhöhung der Arbeitsleistung an iso¬ 
lierten Herzpräparaten von Kaninchen und Katzen hervorzurufen. Bei Hunden 
äußert sich diese indirekte Wirkung aber nicht. 6. Die centrale, richtiger wohl 
die allgemeine Wirkung der drei Präparate differiert aber deutlich und stellt 
für die klinische Indikation das Koffein den beiden anderen gegenüber. Das 
Koffein ist vor allem ein allgemein wirkendes Analeptikum, während die zwei 
anderen Cardiaca und Diuretica im engeren Sinne sind, für deren Indikation die 
Art der Krankheit und der Zustand des Kranken, teilweise auch seine Individualität, 
maßgebend erscheinen. Da die allgemeine Wirkung des Theobromin und Theocin 
eine mehr depressive ist, so sind diese beiden Mittel trotz ihres exzitomotorischen 
Einflusses auf das Herz bei jedem Kollapszustand kontraindiziert. Schittenhelm . 

Bflcherbesprechungen. 

1757) Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde. Herausgegeben 
von F. Kraus, O. Minkowski, Fr. Müller, H. Sahli, A. Czerny, O. Heubner. Redi¬ 
giert von Th. Brugsch, L. Langstein, E. Meyer, A. Schittenhelm. (3. Bd., 1909. 
Verlag von Julius Springer.) 

Der III. Band dieser Ergebnisse reiht sich rühmlichst den beiden ersten 
Bänden an. Auch dieser bringt eine Anzahl von Abhandlungen über allgemein 
interessierende aktuelle Themen aus dem Gebiet der inneren Medizin und der 
Kinderheilkunde, wie das folgende Inhaltsverzeichnis ergibt. 1. Die Polyurien. 


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768 


Referate. 


Weber und Groß. 2. Herzmasse und Arbeit Grober. 3. Die Indikationen 
der Karlsbader Kur bei den Erkrankungen der Leber und der Gallenwege. 
Lang. 4. Die cardiale Dyspnoe. Rubow. 5. Die Lumbalpunktion. Allard. 
6. Physiologie und Pathologie des Fettstoffwechsels. Freund. 7. Die Anämien 
im Kindesalter. Flesch. 8. Die Entstehung der Lebercirrhose nach experimen¬ 
tellen und klinischen Gesichtspunkten. Fi sch ler. 9. Funktionen und funk¬ 
tionelle Erkrankung der Hypophyse. Borchardt. 10. Ueber die Störungen 
der Stimme und Sprache. Gutzmann. 11. Ueber Neurasthenie. Veraguth. 
12. Störungen der Synergie beider Herzkammern. Pletnew. 13. Die biologische 
Bedeutung der Lipoidstoffe. Ivar Bang. 14. Kretinismus und Mongolismus. 
Scholz. 15. Ueber die Anfänge der kindlichen Epilepsie. Birk. Schntid. 

1758) Padoa, Gustavo. H ricambio materiale nelle anemie gravi (Anaemie- 
studien.) (Societä Editrice Libraria Milano 1909. 250 S. Preis 8 £) 

Eine aus der Groccoschen Klinik zu Florenz von seinem Assistenten Padoa 
zusammengestellte und, das soll gleich gesagt werden, mit Sachkenntnis ausein¬ 
andergesetzte Arbeit, die sich mit dem Stoffwechsel bei schweren Anämien befaßt 

Nach Padoa kann der Begriff »schwere Anämie« in zweierlei Art 
aufgefaßt werden: entweder wenn das Leben des Patienten in Mitleidenschaft 
gezogen wird, oder bei tiefgreifender Störung der Blutkrase. Nicht leicht ist es, 
und darauf hat schon Altmeister Senator hingewiesen, die Grenzen anzugeben, 
wo eine schwere Anämie beginnt resp. wo eine leichte aufhört; er betonte 
den Umstand, daß trotz Bestehen selbst der schwersten Anämien jedwede histo¬ 
logische Veränderung des Blutes manchmal fehlen könne. Padoa befaßt sich 
vorwiegend mit jenen Untersuchungen, die von anderen entweder nicht er¬ 
schöpfend geführt wurden, oder ganz entgegengesetzte Resultate gezeitigt haben. 
Der Kernpunkt der Arbeit scheint in der Frage zu liegen, ob es wohl gelänge, 
aus dem Studium von verschiedenen Kranken, die aus den verschiedensten 
Ursachen anämisch sind, eine neue Seite für den Stoffwechsel abzugewinnen, 
die über den Verschiedenheiten der Ursachen und der Individuen stünde und auf 
den Faktor Anämie bezogen werden könnte. 

Seine Untersuchungen betreffen 2 Fälle von Anchylostomanämie, 3 von 
Chloranämie, einen Fall von sehr schwerer puerperaler Anämie, einen durch Gebär¬ 
mutterkrebs und endlich einen Fall, wahrscheinlich bedingt durch lienale Anämie. 

Er fand in diesen Fällen von, wie man sieht, durch die verschiedenartigsten 
Ursachen bedingten Anämie, die Diurese ziemlich reichlich mit niederen 
spezifischen Gewicht, den Harnstoff aber spärlich; mangelhafte 
Ausnutzung der Eiweißkörper; Phosphorretention im Organismus; 
dafür Chlor- und Kaliumverlust, Mangel der Oxydationsprozesse. 

In der Schlußfolgerung rät Padoa zur Vorsicht und mahnt, auch die Ergeb¬ 
nisse anderer abzuwarten, ehe man diese Resultate am Krankenbette heranzieht. 

Padoa glaubt, daß man aus diesen Stoffwechseluntersuchungen ein prog¬ 
nostisches Urteil über den Krankheitsverlauf wird abgeben können, und, in¬ 
dem diese der Ausdruck einer ausgedehnten und komplexen Tätigkeit ist, an 
der der Gesamtorganismus teilnimmt, dürfte diese Untersuchung jener des Blutes, 
als dem Ausdrucke einer partikulären Funktion, vorzuziehen sein. 

Auf die Tatsache des Kaliverlustes und auf den Rat Rumpfs und anderer 
hinweisend, die in solchen Fällen die Kalidarreichung warm befürworten, fühlt 
sich Padoa noch nicht berufen, irgend welche praktische Verwendung davon 
abzuleiten. 

Dies in kleinen Umrissen der Inhalt der fleißigen und wirklich lesens¬ 
werten Arbeit Padoas, die in den Grundzügen klar niedergelegt, uns wieder 
einmal die Möglichkeit bietet, in das Innere des italienischen Studierzimmers zu 
blicken, wo mit ebensoviel Eifer und Schaffenslust, wie anderswo, an die Lösung 
so manchen Problemes geschritten wird. 

Das von der Verlagsbuchhandlung hübsch ausgestattete Buch enthält im 
speziellen Teile ausführliche Tabellen für die Stoffwechseluntersuchungen und 
zum Schlüsse eine reichhaltige Literaturangabe. Plitek. 

Für di« Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Sohittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer and Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin and Wien. 

Draok von R. Wagner 8ohn in Weimar. 


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Original fro-m 

UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Oktoberheft 1909 Nr. 20 


Nachdruck verboten. 


Original-Artikel. 

Fermentative Prozesse. 

Von 

San.-Rat Dr. Scherk, Bad Homburg. 

Seitdem die biologische Bedeutung der Fermente in Bestreitung der Stoff¬ 
wechselprozesse sich Bahn gebrochen hat, erscheinen fast alltäglich Arbeiten, 
welche sich die Aufgabe stellen, die Wirkungsweise der fermentativen Vorgänge 
im menschlichen Organismus näher zu beleuchten und ihr Wesen tiefer zu er¬ 
gründen. Daß auf diesem Felde noch mancher Punkt geklärt werden muß, ist 
nicht zu bestreiten, zumal die Chemiker in ihrer Anschauung nicht stets mit den 
Biologen übereinstimmen. Allerdings sind sich die meisten Forscher heutzutage 
einig über die Abwicklung eines hydrolytischen Prozesses, während die An¬ 
sichten über die anorganischen Fermente, über die Katalasen und Synthesen, 
welche von einigen Autoritäten unter der Bezeichnung katalytische Vorgänge 
zusammengefaßt werden, immer noch auseinandergehen. 

Ostwald definiert den Katalysator als einen Stoff, welcher die Geschwindig¬ 
keit einer chemischen Reaktion ändert, ohne seinerseits in den Endprodukten 
dieser Reaktion zu erscheinen. Als charakteristisches Beispiel müssen wir die 
Sauerstoffübertragung, wie dieselbe durch den Eisengehalt des Hämoglobins be¬ 
werkstelligt wird, als katalytischen Prozeß anerkennen, denn durch denselben 
werden die Bedingungen erfüllt, welche Ostwald beansprucht. 

Bei den hydrolytischen Fermenten, wie dieselben innerhalb und außerhalb 
der Organismen verlaufen, haben wir dagegen verschiedene Faktoren zu be¬ 
rücksichtigen, welche die Aktivität derselben bedingen. Nicht nur die Bildung 
aus den Profermenten, sondern die Reaktion des Mediums und die Funktion der 
Kinasen, sowie die Temperaturverhältnisse stellen bedeutungsvolle Momente dar, 
welche bei der Hydrolyse in Betracht kommen. In erster Linie wird immerhin 
die Wasseraddition auf die Wagschale zu legen sein, daran schließt sich die 
Verschiebung der Moleküle in der zu zersetzenden Substanz, welche durch den 
Jonenstoß erzielt wird und die Umwandlung des Stoffes in einen oxydablen 
Körper zur Folge hat. Die subtile Spezifität der hydrolytischen Fermente 
wird durch diese Faktoren bedingt. Diese veränderte Konfiguration der Moleküle 
ist im biologischen Sinne nicht nur für die Oxydationsfahigkeit, sondern auch 
für die Bedingung der Resorption von großer Bedeutung. Wenn wir ferner in 
Erwägung ziehen, daß nach der Umwandlung der Nährsubstanzen im Ver- 
dauungskanale und deren weiteren Verarbeitung im intermediären Stoffwechsel, 
schließlich bei der Assimilation in den verschiedenen Zellen der Verbrennungs¬ 
prozeß sich diesen Phasen eingliedert, welcher durch einen katalytischen Prozeß 
N. F. IV. Jahrg. 49 


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770 


Referate. 


bedingt sein wird, so sind wir, meiner Ansicht nach, wohl berechtigt die Hydro¬ 
lyse von der Katalyse zu trennen, wiewohl sie beide vereint als Stufen eines 
fermentativen Prozesses anzusprechen sind. Daß letztere durch Hinzufiigen eines 
Katalysators befördert werden, beobachten wir auch außerhalb des Organismus 
bei der alkoholischen Gärung. Die Bierbrauer wissen, daß der Prozeß flotter 
verläuft, wenn sie dem Bräu Phosphate zusetzen, dieselben erhöhen die Ver¬ 
brennung des Malzzuckers, welcher vorher durch das Invertin der Hefezelle 
hydrolytisch in oxydable Glykose umgewandelt wurde. Kohlensäure und 
Alkohol bilden die Verbrennungsprodukte. In analoger Weise, wie die Hefe¬ 
zelle ein Kohlehydrat spaltendes, ein Fett spaltendes und Nuclein spaltendes 
Ferment produziert, finden wir dieselben hydrolytischen Fermente als Produkte 
der Funktion der Pankreaszellen wieder und wir sind nach den bekannten 
Büchner sehen Forschungen berechtigt, die Wirkungsweise der Enzyme von 
demselben Gesichtspunkte aus zu beurteilen. 

In diesem Sinne äußert sich auch Carl Oppenheimer 1 ), derselbe schreibt: 
»Mit Unterstützung der rein theoretischen Ergebnisse können wir als einiger¬ 
maßen sicheres Fundament unserer Anschauung über die Fermentierung fest¬ 
stellen, daß die erste Phase der Fermentierung ein Anheften des Fermentes 
resp. einzelner Moleküle des Fermentes an spezifisch bindende Gruppen des 
Substrates ist, dem dann als zweite Phase der katalytische Zerfall folgt.« 

Wir werden demnach bei einer Störung im Verlaufe eines fermentativen 
Prozesses im Organismus mit zwei Faktoren zu rechnen haben, entweder ist 
das hydrolytische Ferment minderwertig, oder die Sauerstoffträger können ihre 
Aufgabe nicht erfüllen; es können aber auch beide Momente in Betracht kommen. 

Wenden wir diese pathologischen Faktoren beispielsweise bei der Ent¬ 
wicklung der Zuckerkrankheit an, so werden uns Anhaltspunkte geliefert, nach 
welchen wir unsere therapeutischen Vorschriften einrichten können. Wir be¬ 
obachten deshalb, daß in einzelnen Fällen die Dextrosurie schwindet, wenn wir 
dem Blutstrom Katalysatoren zuführen, d. h. durch Zufuhr den Eisengehalt 
ausgleichen. 

Wir müssen aber in erster Linie die spezifische hydrolytische Ferment¬ 
wirkung zu verbessern suchen. 

Dieses erreichen wir, wenn analoge Fermente dem Organismus einverleibt 
werden. 

Von diesem Gesichtspunkte aus müssen wir die Verabreichung von Fermo- 
cyltabletten, welche neuerdings bei Pankreasdiabetes mit gutem Erfolg ange¬ 
wendet werden, als rationelle Therapie anerkennen, es findet ein Ersatz des 
minderwertigen Pankreasfermentes statt. 

J ) Die Fermente. Moderne Arzte-Bibliothek, II. 16. 1905. 


Referate. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

1759) Lothrop, Alfred Peirce. Der Einfluß einer Knochenaschebeigabe 
auf die Gastrointestinalbedingungen des Hundes. (Journ. Amer. 24. 297—324. 
1 /6. 1909. Columbia Univ. Biolog.-chem. Lab. und New York College of Physicians 
and Surgeons.) 


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Heferate. 


771 


Auf Grund einer großen Anzahl von Versuchen an Hunden konnte Verfasser 
feststellen, daß der Zusatz von Knochenasche zum Futter auf den gesamten 
Stoffwechsel keinen Einfluß ausübt. Durch die Knochenasche wird die Konsistenz 
der Faeces verbessert. Brahtn . 

1760) Fraser, Hary T. u. Gardner, J. A. Der Ursprung und das Schicksal 
des Cholesterins im tierischen Organismus. V. Teil. Die hemmende Wirkung 
von Kaninchenserum nach Fütterung mit verschiedenen Cholesterindosen 
und die Hämolyse von Blut durch Saponin. (Proc. Royal Soc. London. 
Serie B. 81. 230—47. 5/6.1909. London. South Kensington Univ. Physiolog. Lab.) 

Anschließend an frühere Arbeiten (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 81. 
129—32) berichten Verfasser über Untersuchungen, in denen sie feststellen konnten, 
daß nach Fütterung von Cholesterin an Kaninchen nur ein Teil absorbiert wird 
und in die Blutbahn als freies Cholesterin eintritt, während der Rest unverändert 
ausgeschieden wird. Durch Steigerung der Cholesterindosen konnte der Gehalt 
im Blute nicht angereichert werden, so daß Verfasser annehmen, daß der tierische 
Organismus nur so viel Cholesterin aufnimmt, als er verarbeiten kann. Wird 
Cholesterin in Form von Estern gegeben, so tritt zum Teil wenigstens eine 
Hydrolyse ein, wobei ebenfalls wieder freies Cholesterin im Blute auftritt. Werden 
die Tiere mit Phytosterin gefüttert, so wird ähnlich wie beim Cholesterin ein 
Teil absorbiert und tritt als solches oder als Cholesterin im Blute auf. Brahtn . 

1761) Twort, F. W. Der Einfluß von Glucosiden auf das Wachstum säure¬ 
fester Bacillen nebst einer neuen Methode zur Isolierung menschlicher Tuberkel¬ 
bacillen direkt aus tuberkulösem Material, das durch andere Mikroorganismen 
verunreinigt ist. Vorläuf. Mitteil. (Proc. Royal Soc. London 1909. Serie B. 81. 248.) 

Verfasser prüfte 43 Glucoside als Nährboden zur Isolierung von tierischen 
und menschlichen Tuberkelbacillen. Hierbei zeigte es sich, aaß das Ericolin 
eine große Anzahl Mikroorganismen, besonders Bacillen der Colongruppe, und 
verschiedene Cokken tötet, dagegen auf säurefeste Bacillen fast ohne Einfluß 
war. Verfasser benutzte diese Eigenschaft, um aus menschlichem Speichel direkt 
die Tuberkelbacillen zu isolieren. Das Ericolin wurde in 2 proz. Lösung 
angewandt. Das Sputum wurde im Reagenzglase s / 4 —1 Stunde bei 38° mit der 
Glucosidlösung stehen gelassen und dann abgeimpft, so daß nach 14—28 Tagen 
schon Reinkulturen erhalten werden konnten. Brahtn . 

1762) v. Marszalkowicz, Johann R. Wieviel Gramm verdaulicher Protein- 
Stoffe werden zur Produktion eines Kilogramms Kuhmilch verbraucht? (Ztschr. 
f. landw. Vers.-Wesen Österr. 11. 669 -700. August 1909.) 

Auf Grund praktischer, auf dem Prinzipe der individuellen Fütterung der 
Kühe basierender Fütterungsversuche kommt Verfasser zu dem Ergebnis, daß 
eine Kuh für die Hervorbringung von 1 kg Milch kein größeres Quantum 
verdauliches Protein nötig hat, als solches in dieser Milch enthalten ist. In einer 
Tagesration, die reichlich N-ffeie Bestandteile besitzt und in dem Erhaltungs¬ 
futter N im Verhältnis von 600 g Protein für 1000 kg Lebendgewicht enthält, 
sollen sich nicht mehr als 37 g verdauliches Protein für 1 kg Milch vorfinden. 

Brahtn . 

1763) Mendel, Lafayette B. u. Wells, H. Gideon. Experimentelle Unter¬ 

suchungen über die Physiologie der Mollusken. IV. Mitteilung. (Amer. Joum. 
Physiol. 24. 170—77. 1./4. 1909. Yale Univ. Sheffield Lab. of Physiol. Chem.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Amer. Joum. Physiol. 13. 17; 14. 
313; 17. 167) teilen Verfasser Versuche über die in der Leber von Sycotypus 
canaliculatus vorkommenden Purine und den Purinstoffwechsel dieser Muschel 
mit. Bei der Säurehydrolyse wurden dieselben Purine wie in denselben Or¬ 
ganen der höheren Tiere gefunden, und zwar Adenin, Guanin, Hypoxanthin und 
Xanthin. Im Hinblick auf das Vorwalten der Aminopurine scheint die Annahme 
berechtigt, daß in den Nucleoproteinkomplexen der Mollusken dieselben Purine 
vorhanden sind wie bei den Vertebraten. In der Leber wurde ferner die An¬ 
wesenheit von Nuclease, Adenase und Guanase bestätigt, dagegen konnten 

49* 


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772 


Heferate. 


Xanthooxydase und ein uricolytisches Ferment nicht nachgewiesen werden. In 
den Geweben fand sich Harnsäure. Brahm . 

1764) Meigs, Edward B. Hitzekoagulation in glatten Muskeln. Ver¬ 
gleichende Untersuchungen über die Wirkung von W&rme auf glatte und ge¬ 
streifte Muskeln. (Amer. Joum. Physiol. 24. 1—13. 1./4. 1909. Harvard Medical 
School. Physiol. Lab.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen schließt Verfasser, daß die Annahme un¬ 
richtig ist, daß bei glatten Muskeln eine Beziehung zwischen der Koagulation 
und der Verkürzung bestehe. Denn bei 56° ist ein großer Teil des Muskel¬ 
eiweißes koaguliert, obgleich sich der Muskel noch dehnt. Auch bei gestreiften 
Muskeln besteht diese Beziehung nicht. Verfasser hält es nicht für ausge¬ 
schlossen, daß die beim Erhitzen der Muskeln entstehende Milchsäure einen Ein¬ 
fluß auf die Kürzung oder Verlängerung hat. Brahm . 

1765) Osborae, Thomas B. u. Jones, D. Breese. Die Hydrolyse der Muskeln 

der Jakobusmuschel (Pecten Irradians). (Amer. Joum. Physiol. 24. 161—69. 

1./4. 1909. Lab. d. Connecticut Agricultural Experiment Station.) 

Die von den umgebenden Geweben befreiten Muskeln blieben über Nacht 
in toluolhaltigem Wasser stehen zum Quellen, wurden dann 15 Minuten in 
siedendes Wasser gebracht, durch ein Tuch gegossen und abgepreßt. Nach 
dem Auswaschen und nach starkem Abpressen wurden die Preßkuchen 48 Stunden 
mit 95proz. Alkohol digeriert, abgepreßt und nochmals mit 95proz. Alkohol 
stehen gelassen, dann wurde der Rückstand mit absolutem Alkohol und schlie߬ 
lich mit Äther extrahiert. Der Rückstand enthielt 0,66 °/ 0 Asche und 17,05 °/ 0 X. 
Bei der Hydrolyse wurden nachstehende Werte erhalten: 


Glykokoll 

0,00 °/ 0 

Serin 


Alanin 


Tyrosin 

l,9o # o 

Valin 


Arginin 

7,38 „ 

Leucin 

8,78% 

Histidin 

2,02 „ 

Prolin 

2,28 „ 

Lysin 

5,77 „ 

Phenylalanin 

4,90 „ 

Ammoniak 

1,08 „ 

Asparaginsäure 

3,4/ ,, 

Tryptophan 

vorhanden 

Glutaminsäure 

14,88 „ 


Total: 52,51 % 


Es ist überraschend, daß in den Muskeln kein Glykokoll bei der Hydrolyse 
aufgefunden wurde, obgleich in dem lebenden Muskel ziemlich viel freies Glyko¬ 
koll vorhanden ist. Brahm . 

1766) Meigs, Edward B. Über die angeblichen Beziehungen zwischen der 

Eiweißkoagulation und der durch Hitze bedingten Verkürzung von tierischen 
Geweben. (Amer. Joum. Physiol. 24. 178—86. 1./4. 1909. Harvard Medical 

School. Physiol. Lab.) 

Es gelang Verfasser nachzuweisen, daß die bei 50° bedingte Verkürzung 
von gestreiften Muskeln unabhängig von einer Koagulation des Myogens ist. 
Die Versuche machen es wahrscheinlich, daß die durch Hitze bedingte Ver¬ 
kürzung der meisten tierischen Gewebe nicht durch eine Anreicherung von 
koagulierten Eiweißpartikelchen bewirkt wird. Brahm. 

1767) Comessatti, Giuseppe. Die Wirkung des Jods und seiner Verbindungen 
auf Adrenalin. (Arch. d. Farmacol. sperim. 8. 159—73. April 1909. Padua. 
Ospedale Civile. Lab.) 

Verfasser untersuchte einige Jodderivate, auch freies Jod auf eine Anti¬ 
adrenalinwirkung. Es wurden geprüft: J, KJ, NaJ, Jodipin Merck, Jodgelatine 
Sclavo und Jodöl. 8—10 ccm Wasser wurden mit 1 j 2 Tropfen Jodtinktur und 
1—2 Tropfen 1 °/ 00 Adrenalinlösung versetzt. Nach 1—3 Minuten wird die gelbe 
Färbung der Lösung gelbrot, dann weinrot. Verfasser nimmt an, daß durch die 
Gegenwart des J das Adrenalin zu Oxyadrenalin umgewandelt wird. KJ in 
5proz. Lösung angewandt, gibt ebenfalls eine rote Färbung schon nach einigen 
Minuten. Eine Lösung nach NaJ von gleicher Konzentration zeigt nach 2 bis 
3 Stunden nur auf der Oberfläche eine ganz schwache Rotförbung. Jodipin 


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Referate. 


773 


gibt bei einer Mischung von 5 ccm physiologischer NaCl-Lösung auf Zusatz von 
zwei Tropfen Adrenalinlösung nach kräftigem Umschütteln nach 30 Minuten 
eine schwache Rotfärbung, die nach Verlauf von einer Stunde noch zunimmt. 
Mischungen von Jodgelatine Sclavo mit physiologischer NaCl-Lösung und Adrenalin 
ergaben auch nach Stunden keine Färbung. Die Versuche wurden unter Be¬ 
nutzung von Blutserum als Lösungsmittel wiederholt. Die erhaltenen Resultate 
waren nicht einheitlich, zum Teil widersprechend. Ebenfalls zeigte Pankreas¬ 
extrakt keinerlei Antiadrenalinwirkung. Jodipin und Jodgelatine zeigten in 
Lösung mit organischen Flüssigkeiten eine negative Wirkung. Brahm . 

1768) Osborne, Thomas B., Jones, D. Breese u. Leavenworth, Charles S. 
Hydrolyse von kristallisiertem Albumin aus Hühnereiern. (Amer. Joum. Physiol. 
24. 252—62. 1/5. 1909. Connecticut. Agricultur. Experiment. Stat. Lab.) 

Aus frischem Hühnereiweiß dargestelltes kristallinisches Albumin ergab bei 
der Totalhydrolyse nachstehende Werte: 


Glykokoll 

0,00 o/o 

Tyrosin 

1,77 »/ 0 

Alanin 

2,22 „ 

Cystin 

? 

Valin 

2,50 „ 

Histidin 

1,71 „ 

Leucin 

10,71 „ 

Arginin 

4,91 „ 

Prolin 

3,56 „ 

Lysin 

3,76 „ 

Phenylalanin 

5,07 „ 

Ammoniak 

1,34 „ 

Asparaginsäure 2,20 „ 

Glucosamin 

1,23 ,, 

Glutaminsäure 

9,10 „ 

Tryptophan 

vorhanden 

Serin 

? 

Total: 

50,08%. 


Die Zahlen stimmen recht gut mit den von Abderhalden und Pregl 
(Ztschr. f. physiol. Ch. 46. 24—30) erhaltenen Werten überein. Brahm . 

1769) Robertson, T. Brailsford u. Burnett, Theo C. Die Depression des 
Gefrierpunktes von Wasser durch gelöste Caseinate. (Joum. of Biol. Chem. 6. 
105—14. Mai 1909. California. Univ. Rudolf Spreckels Physiolog. Lab.) 

Anschließend an frühere Untersuchungen (Joum. of Biol. Chem. 2. 317) 
konnten Verfasser nach weisen, daß die gegen Lackmus und Phenolphthalein 
neutralen Caseinate des Kaliums, Lithiums, Ammoniums und Calciums bei der 
Lösung in Wasser eine Gefrierpunktsemiedrigung bewirken, die leicht bestimmt 
werden kann. Verfasser schließen aus ihren Versuchen, daß das Casein sich 
gegen Basen als einbasische Säure verhält. Das Molekulargewicht betrug mit 
gegen Phenolpthalein neutralen Basen ungefähr 1400, mit gegen Lackmus neu¬ 
tralen Basen 2000. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm . 

1770) Macallum, A. B. u. Benson, G. G. Über die Zusammensetzung ver¬ 
dünnter Nierenausscheidungen. (Joum. of Biol. Chem. 6. 87—104. Mai 1909. 
Toronto. Univ. Physiolog. Lab.) 

In Hamen, die infolge großer destillierter Wassergaben eine geringe Kon¬ 
zentration zeigten und eine Gefrierpunktsemiedrigung von 0,30—0,07 0 aufwiesen, 
entspricht das Verhältnis des K zum CI nie dem für Blutplasma gefundenen, 
auch ist dasselbe höher als in dem konzentrierten Ham vor Anstellung des Ver¬ 
suches. Das Ansteigen wird durch eine verlangsamte Ausscheidung des Kaliums 
im Vergleich mit dem CI während der Abnahme der Hamkonzentration bedingt. 
Diese Nachwirkung findet, wenn auch in geringerem Maße, beim Ansteigen der 

Hamkonzentration statt. Dabei der Wert ^, da der Kaligehalt langsam, der 

Cl-Gehalt besonders bei NaCl rasch ansteigt. Die Ausscheidung des Wassers 
wird nicht durch Filtration bewirkt, sondern durch die physiologische Aktivität 
der Nierenmembranen, welche die Ausscheidung bewirken. Auch beruht der 
Austritt der Kaliumsalze und Chloride aus dem Blute durch die Nieren nicht 
auf einer Filtration, sondern auf sekretorischen Kräften, die durch eine differen¬ 
zierende oder selektive Aktivität der sezernierenden Membran bewirkt wird. 

Brahm . 


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Referate. 


1771) Ryan, J. G. Ueber Veränderungen in der Enzymkonzentration durch 
Änderungen der Blutzufuhr in der sezernierenden Drüse. (Amer. Joum. Physiol. 
24. 234—43. 1/5. 1909. Chicago. Univ. Hüll Physiol. Lab.) 

Im Anschluß an die Arbeiten von Car Iso n und Ryan (Araer. Joum. Physiol. 
22. 1—15) konnte Verfasser auf Grund seiner Untersuchungen nachweisen, daß 
der Submaxillarspeichel beim Kaninchen keine Diastase enthält, während der 
Parotisspeichel Ptyalin in derselben Konzentration enthält als der menschliche 
Parotisspeichel. Eine Steigerung des Ptyalingehaltes wurde sowohl durch 
Nervenreizung, als auch durch Verringerung der Blutzufuhr zur Speicheldrüse 
herbeigefiihrt. Der Ptyalingehalt nimmt im Verlaufe einer Sekretionsperiode ab 
und kann gänzlich verschwinden. Einzelheiten siehe im Original. Brahtn. 

1772) Whitehead, R. H. Ueber die Absorption von Fett. (Amer. Joum. 

Physiol. 24. 294—296. 1/5. 1909. Virginia. Univ. Anatom. Lab.) 

Nach Fütterung von mit Sudan III gefärbter Butter an Katzen konnte 
Verfasser nachweisen, daß das Fett durch die Darmzotten nicht als solches ab¬ 
sorbiert war, sondern in einer wasserlöslichen Form aufgenommen wurde, in 
Gestalt von Seifen. Erahnt . 

1773) Popielski, L. Über die physiologische Wirkung von Extraktion aus 
sämtlichen Teilen des Verdauungskanales (Magen-, Dick- und Dünndarm), sowie 
des Gehirns, Pancreas und Blutes und über die chemischen Eigenschaften des 
darin wirkenden Körpers. Aus dem Institut f. exper. Pharmakol. Lemberg. 
(Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 191.) 

Wie Verfasser schon in früheren Arbeiten zeigen konnte, entsteht bei der 
Einführung von Darmextrakt in die Blutbahn ein sehr kompliziertes physiologisches 
Bild. Der Blutdruck wird plötzlich und sehr stark erniedrigt, das Blut wird un¬ 
gerinnbar, die Zahl der weißen Blutkörperchen nimmt ab, es tritt Secretion von 
Speichel, Drüsen, Pancreas-, Magensaft und Galle (nicht konstant) auf und heftige 
Darmperistaltik. Alle diese Erscheinungen sind durch Auftreten von Gehim- 
anämie bedingt. In vorliegender Arbeit konnte gezeigt werden, daß fast sämt¬ 
liche Organextrakte, besonders des Darmtraktus, dieselbe Wirkung wie Darmextrakt 
ausüben können, so der saure und wässerige Pancreasextrakt, Extrakte aus Ge¬ 
hirn und Rückenmarkssubstanz, ferner Blutextrakt. Im Blutextrakt scheint die 
wirksame Substanz an die roten Blutkörperchen gebunden zu sein. 

Den wirksamen Körper, der nichts mit Cholin gemeinsam hat, nennt der 
Verfasser vorläufig Vasodilatin. Es ist ein normaler Bestandteil aller Organe 
und findet sich als Beimischung des Peptons, mit welchem es nach Fällen mit 
Ammoniumsulfat ins Filtrat übergeht. Die Substanz ist leicht zersetzlich. Albu- 
mosen und Peptone sind, entgegen der bis jetzt herrschenden Ansicht, für den 
Organismus vollständig indifferent. Funk . 

1774) Popielski, L. u. Panck, K. Chemische Untersuchung über das Vaso¬ 
dilatin, dem wirksamen Körper der Extrakte aus sämtlichen Teilen des Ver¬ 
dauungskanales, dem Gehirn, Pancreas und Pepton Witte. Aus dem Inst, für 
exper. Pharmak. Lemberg. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 222.) 

Zur Isolierung des Vasodilatins wird der Darmextrakt mit neutralem Bleiacetat 
und dann mit PWS gefällt. Nach Entfernung des PWS wird das Filtrat mit Sand ge¬ 
mischt, bei 100° getrocknet, verrieben und mit Alkohol extrahiert. Beim Fällen des Ex¬ 
traktes mit alkoholischer HgCl 2 -Lösung entsteht ein Niederschlag, dessen in Wasser 
unlöslicher Teil das Vasodilatin enthält. Das Vasodilatin ist weder mit PtCl* 
noch mit CdCl 2 fällbar und wird leicht durch H 2 S zerstört, es kann durch Fällen 
mit CdCl 2 oder Äther gereinigt werden, wobei der wirksame Körper ins Filtrat 
übergeht. Von Albumosen wird es durch Fällen mit Äther getrennt (1 Teil 
Alkohol, 2 Teile Äther). Ebenfalls läßt sich das Vasodilatin aus Pepton Witte 
darstellen, indem der alkoholische Extrakt mit Cadmiumchlorid gefällt wird. 
Das Filtrat wird nach dem Entfernen des Cadmiums mit Na 2 C0 3 eingedampft, 
und der Rückstand mit absolutem Alkohol extrahiert. Der alkoholische Extrakt 
wird mit Äther gefällt, das Filtrat davon nach dem Eindampfen wieder mit 
Alkohol extrahiert. Schließlich wird die alkoholische Lösung mit HgCl 2 gefällt. 


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Referate. 


775 


der in Wasser unlösliche Sublimatniederschlag enthält das Vasodilatin. Jede 
von diesen Fällungsoperationen wurde mit Blutdruckmessung kontrolliert. Das 
Vasodilatin liefert keine Alkaloidreaktionen. Funk . 

1775) Hagemann, 0. (unter Hitwirkung von Wilhelm Heuser). Eiwei߬ 
stoffwechsel beim Hammel unter VerfÜtterung reiner Gräser. Aus dem tier- 
physiol. Inst. d. landw. Akademie Bonn-Poppelsdorf. (Pflügers Archiv 1909, 
Bd. 128, S. 238.) 

Bei VerfÜtterung von verschiedenen Gräsern an einen wachsenden Hammel, 
wie Lolium perenne, Lotus comiculatus, Festuca pratensis, Alopecurus pratensis und 
Normalheu zeigte sich, daß man den N-Gehalt dieser Gräser nicht ohne weiteres 
mit 6,25 multiplizieren darf, um den Nährwert dieser Gräser, auf Eiweiß be¬ 
rechnet, zu kennen. Die Ausnutzung dieser Gräser ist recht verschieden, von 
Lolium perenne wird 65°/ 0 des N verdaut, bei Lotus comiculatus 68 %, Wiesen¬ 
heu 53,3 °/ 0 , Festuca pratensis 44,7 °/ 0 „ Alopecurus pratensis 67%, während der 
Rohproteingehalt mit Kupferoxydhydrattällung nach Stutzer folgende Zahlen 
liefert: Normalheu 86,9%, Lolium perenne 83,1%, Lotus comiculatus 83,1, 
Festuca pratensis 79,7 % und Alopecurus pratensis 85,1 %. Funk . 

1776) Loew, Oscar. Bemerkung über die Kondensation von Formaldehyd. 

(Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 282.) 

Als Antwort auf die Arbeit von K. Grube (Pflügers Archiv, Bd. 126, 
S. 585), der die Anwendung von Formaldehyd zum Glykogenaufbau im Tier¬ 
körper studierte, erinnert der Verfasser, daß er bereits vor 20 Jahren Formal¬ 
dehyd durch Kochen in wässeriger Lösung mit granuliertem Zinn zu einem 
Zucker kondensiert hat. Diese Wirkung wurde wahrscheinlich durch die An¬ 
wesenheit von Spuren Bleioxyd im Zinn bedingt. Funk . 

1777) Suwa, A. Untersuchungen über die Organextrakte der Selachier. 
(I. Mitt.) Die Muskelextraktstoffe des Domhais (Acanthias vulgaris). Aus dem 
physiol. Inst. Marburg. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 421.) 

Die Selachier stapeln in ihren Organen große Mengen Harnstoff auf, was 
wahrscheinlich auf Trägheit der Ausscheidung zurückzunihren Ist. Aus diesem 
Grunde scheinen die Selachier geeignet zu sein, um Substanzen zu studieren, 
die bei höheren Wirbeltieren infolge der schnellen Ausscheidung schwer zu 
finden sind. In der Tat gelang es, aus dem Organextrakt dieser Selachier das 
bis jetzt nur selten im Tierreich angetroffene Betain und ferner eine Substanz, 

✓CH, 

die der Verfasser für Trimethylaminoxyd von der Formel 0=N—CH 3 hält, zu 

^CHs 

isolieren. 

Zur Darstellung dieser Substanzen wurden die Domhaien zerkleinert und mit 
kochendem Wasser dreimal ausgezogen. Die wässerigen Extrakte wurden nach 
der Tanninmethode von Kutscher und Steudel gereinigt, das Filtrat von über¬ 
schüssigem Tannin befreit und zum Sirup eingeengt, wobei das Kreatin ausfiel, das nur 
in geringer Menge im Domhaienfleisch sich befindet. Das von Kreatin befreite Filtrat 
wurde mit PWS gefällt, nach Entfernung der PWS wurde das Filtrat mit AgN0 3 
und Baryt gefällt, und das Filtrat der Silberfallung wieder mit PWS gefallt. 
Die Phosphorwolframate wurden in Carbonate, diese in Pikrate verwandelt. Die 
Pikrate wurden mit HCl zersetzt und so die Chloride der Basen erhalten. Zuerst 
wurde das Trimethylaminoxyd als Chloraurat erhalten vom Smp. 250° und analy¬ 
siert. Nachdem das Trimethylaminoxyd als Pikrat ausgeschieden war, wurde 
aus dem Filtrat der Alkohol verjagt, der Rückstand mit Alkohol versetzt, die 
Pikrinsäure mit Äther ausgeschüttelt, die salzsaure Lösung eingeengt und mit 
Methylalkohol extrahiert. Die methylalkoholische Lösung wurde eingeengt, mit 
Äthylalkohol aufgenommen, wobei sich Kristalle ausschieden, die in Chloraurat 
umgewandelt wurden und die Zusammensetzung von Betainchloraurat und den 
Smp. 224° besaßen. Funk . 


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Referate. 


1778) Loew, Oskar. Zur Theorie der KataJasefunktion. (Pflügers Archiv 1909, 
Bd. 128, S. 560.) 

Entgegen den Meinungen anderer Autoren wird vom Verfasser behauptet, 
daß Wasserstoffsuperoxyd sehr oft in Pflanzen gebildet wird, in Fällen, wo or¬ 
ganische Substanzen mit labilen Wasserstoff durch den molekularen Sauerstoff 
oxydiert werden. Die Katalase soll die wichtige Rolle spielen, das gebildete 
Wasserstoffsuperoxyd zu zerstören. Der so frei gewordene Sauerstoff kann in 
dieser Weise weiter C0 2 und H 2 O a erzeugend wirken und die Bildung un¬ 
gesättigter (giftiger) Substanzen verhindern. Funk. 

1779) Bokomy, Th. Weitere Mitteilung über C0 2 -Assimilation und Er¬ 
nährung von Pflanzen mit Formaldehyd. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 565.) 

Verfasser konnte in einer früheren Arbeit nachweisen, daß Formaldehyd 
in einer Verdünnung von 0,001 °/ 0 deutlich ernährend auf Spirogyra, besonders 
bei Licht und bei langer Versuchsdauer, wirkt. Auch bei Anwendung von 
Kressensamen (Gartenkresse) wirkt Formaldehyd günstig, aber nur in sehr ge¬ 
ringer Verdünnung angewandt. 

Bei der Durchsicht der bis jetzt publizierten Hypothesen über die CO a -Assi- 
milation in den Pflanzen, kommt der Verfasser zum Schluß, daß die meisten 
Hypothesen Formaldehyd als Zwischenglied bei der C0 2 -Assimilation annehmen, 
so daß es nötig erscheint, auf Formaldehydffagen besonderes Gewicht zu legen. 

Funk. 

1780) Hagemann, Oscar. Ueber die Verdaulichkeit des »Globulins« (Blut¬ 
brot) beim Hammel. Aus dem tierphysiol. Inst. d. landw. Akad. Bonn-Poppels- 
dorf. (Pflügers Archiv 1909, Bd. 128, S. 587.) 

Globulin ist ein Brotpräparat, das aus verschiedenen Mehlarten unter Zu¬ 
satz von defibriniertem Blut (an Stelle von Wasser) hergestellt wird. Mit diesem 
» Globulin« wurde ein Stoffwechselversuch an verschiedenen Hammeln ausgefuhrt. 
Die Stoffwechselanalysen und Respirationsversuche im Zuntz-Geppertschen 
Apparat ergaben, daß der Hammel, der täglich 300 g Blutbrot und 696 g Heu 
erhielt, 13,6 g Eiweiß und 19,6 g Fett täglich ansetzte. Das Globulin muß 
also als gutes Nahrungsmittel bezeichnet werden. % Funk. 

1781) Hugh Mac Lean, M. D. Untersuchungen über Eigelb-Lecithin. Aus 

d. ehern. Abt. des physiol. Inst, der Univ. zu Berlin. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 59, S. 223—229.) 

Frisch dargestelltes Phosphatid des Eigelbs wird mit einer gesättigten 
Lösung von Baryt in Alkohol gekocht und das Cholin mit PtCl 4 gefallt. Nur 
ungefähr 55°/ 0 C sind in Gestalt von Cholinstickstoff isolierbar. Entgegen der 
bisher allgemeinen Angabe in der Literatur wird Lecithin durch verdünnte 
Salzsäure leicht und schnell gespalten. Käufliches Handelslecithin ergibt einen 
Cholingehalt von 80% des Gesamt-N. Im Herzlecithin hatte Verfasser früher 
schon 42 % festgestellt. Bei diesem schwankenden Gehalt der Phosphatid- bezw. 
ihrer N-haltigen Spaltungsprodukte scheint der Gehalt an basischen Bestand¬ 
teilen des Phosphatidmoleküls in der jetzt angenommenen Lecithinformel unzu¬ 
reichend zu sein. Verfasser hält daher die Möglichkeit für gegeben, daß ent¬ 
weder der Gesamt-N des Lecithins als Cholin-N anzusprechen, ist wobei das 
Cholinmolekül während der Spaltung weiterer Zersetzung unterliegt, oder der 
Gesamt-N des Lecithins verteilt sich auf Cholin und andere bisher unbekannte 
Verbindungen. Daß Cholin sich nach der Arbeitsmethode nicht weiter zersetzt, 
beweist Verfasser durch einige quantitative Versuche. Dohm. 

1782) Schulze, E. u. Trier, G. Über das Stachydrin. Vorläufige Mitteilung. 

Aus d. agrikult.-chem. Labor, d. Polytechn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 59, S. 233—235.) 

Die Base der Stachysknollen C 7 H 13 N0 2 leitet sich nicht ab von der Dimethyl- 
amidoangelicasäure, vielmehr sprechen die Reaktionen für einen Pyrrolidinring 
und kann die Verbindung ein Dimethylbetain des «-Prolins oder als ein Methyl¬ 
betain der Hygrinsäure bezeichnet werden. Die Konstitutionsformel ist noch 
nicht sichergestellt. Dohm . 


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Referate. 


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1783) Cohnheim, Otto. Versuche über Eiweihresorption. Aus d. physiol.- 
chem. Labor, der zoolog. Station in Neapel. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 59, S. 239--246.) 

Das Blut eines Fisches, Crenilabrus pavo, wird in einer Ringerschen Lösung 
aufgefangen und der mit einer Peptonlösung gefüllte Darm des Tieres hinein¬ 
gehängt. Es wird stets in der Außenfiüssigkeit NH S gefunden, was sich als 
Desamidierung der Eiweißspaltungsprodukte beim Durchtritt durch die Darm¬ 
wand deuten läßt. Bei dem Resorbierenlassen von Lysin und Asparaginsäure 
tritt ebenfalls Desamidierung ein. Es wird also diese Spaltung in NH 3 und einen 
noch unbekannten Rest der Anfang der Umwandlung von Aminosäuren sein. Dohm . 

1784) Eossei, A. u. Weiß, F. Über Clupeon. Aus d. physiol. Inst, der 
Univ. Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 281—284.) 

Es gelingt zum ertsen Mal kristallisierte Protone zu erhalten, indem aus dem 
Clupei'n das kristallisierte Pikrolonat des Clupeons dargestellt wird. Dohm. 

1785) Hir&yama, E. Über die Einwirkung einiger Säurechloride auf 
Protamine. Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Heidelberg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 53, S. 285—289.) 

Bei dem 0-Naphtalinsulfoclupei‘n ist die Anzahl der substituierten H-Atome 
gerade halb so groß wie die der basischen Äquivalente des Clupeins, während 
sie bei dem Benzolsulfoclupein fast gleichkommt Das ß-Naphtalinsulfoclupeon 
(dargestellt aus kristallisiertem Clupeonpikrolonat) müßte nach der Analyse auf 
je ein Mol. des Clupeons vier durch Säurereste substituierbare H-Atome enthalten, 
was der Annahme des Clupeons als eines Diarginylvalin weitere Wahrschein¬ 
lichkeit geben würde. Die Reaktionsprodukte des Sturin mit den gleichen 
Reagentien ergeben noch unaufgeklärte Produkte, jedoch geben beide dem 
Sturm eigene Reaktion mit Diazobenzolsulfosäure. Daraus ist zu folgern, daß 
einer der Säurereste in den Imidazolring des Sturins eingetreten ist, woraus 
weiterhin zu schließen ist, daß der Imidazoring an der Peptidverkettung inner¬ 
halb des Moleküls der Proteinstoffe nicht beteiligt ist. Dohm . 

1786) Hirayama, E. Über einige Pikrylverbindungen von Spaltungs¬ 
produkten der Proteine. Aus d. physiol. Inst. d. Univ. Heidelberg. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 290—292.) 

Glykokoll, Valin und Asparaginsäure geben gut kristallisierende Pikrylver¬ 
bindungen, während Dipikrylarginin und Dipikrylhistidin undeutlich kristallinische 
Massen sind. Dohm . 

1787) Oswald, Adolf. Einiges über 3-5-Dijodtyrosin und seine Darstellung. 
Aus d. agrikult.-chem. Labor, d. Polytechn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 59, S. 320—324.) 

Im Gegensatz zu anderen Autoren jodiert Verfasser das 1-Tyrosin bei 0°. 
Die Masse erstarrt zunächst zu einer festen Gallerte und wird allmählich kristal¬ 
linisch. Aus H 2 0 umkristallisiert hat das reine Produkt den Schmelzpunkt 204°. 
Es ist lichtbeständig, gibt jedoch beim Kochen mit H a O etwas Jod ab. Das 
3-5-Dijod-r-tyrosin erscheint sofort in Kristallform. Dohm . 

1788) Rohland, P. Eine Bemerkung über den Tongeruch. Aus d. Inst, 
f. Elektrochemie u. techn. Chem. d. techn. Hochschule, Stuttgart. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1909, Bd. 59, S. 325—326.) 

Der verschiedenartige Tongeruch weist auf eine verschiedenartige Beschaffen¬ 
heit der in den Tonen enthaltenen organischen Stoffe, als welche solche fett¬ 
artiger Natur als auch Kohlenwasserstoffe aufgefunden sind. Schüttelt man Tone 
mit einer Lösung von Eisensaccharat, so nimmt die Lösung Tongeruch und Ge¬ 
schmack an, während der Ton diese Eigenschaften verloren hat. Die Lösung 
verhält sich dem Ton gegenüber wie ein kolloidal gelöster Stoff. Dohm . 

1789) Japelli, A. Untersuchungen über die Speichelabsonderung. IV. Ein¬ 
fluß einiger Nicht-Elektrolyten auf die physiko-chemischen i Eigenschaften des 
Blutes und des Speichels und auf die Speichelsecretion. ‘ Aus dem physio¬ 
logischen Institut der Universität Neapel. (Ztschr. f. Biologie 1908, Bd. 51, 
S. 435—459.) 

N. F. IV. Jahrg. 50 


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778 


Referate. 


Verfasser ging von der Frage aus, ob die von G. Japelli nach endovascu- 
lärer Injektion von hypertonischer NaCl-Lösung bei der Secretion des Chorda¬ 
speichels beobachteten Ermüdungserscheinungen auf der erhöhten osmotischen 
Gesamtkonzentration des Blutes oder auf einer hemmenden Wirkung des NaCl 
beruhen, und kam auf Grund der genauen physiko-chemischen Analyse des 
Blutes und des Speichels nach Injektion verschiedener Elektrolyte und Nicht- 
Elektrolyte (Glucose, Saccharose, Harnstoff) zu folgenden Schlußfolgerungen: 

1. Stark hypertonische Lösungen von aktiven Stoffen, die Nicht-Elektrolyte 
sind, erhöhen nicht nur den osmotischen Druck des Blutes, wenn sie in die 
Gefäße des lebenden Tieres injiziert worden sind, sondern bewirken auch nach 
kurzer Zeit, daß die Konzentration an Elektrolyten gesteigert wird, durch die 
sie z. T. ersetzt werden. Dagegen bewirken Elektrolyte, wenn sie in die Ge¬ 
fäße injiziert werden, daß nichtelektrolytische Stoffe langsam ins Blut übergehen, 
und sie ändern infolgedessen seine physiko-chemische Zusammensetzung. Der 
Organismus scheint jedoch die Tendenz zu haben, nicht nur den gesamten 
osmotischen Druck des Blutes, sondern auch das Verhältnis zwischen Elektro¬ 
lyten und Nicht-Elektrolyten konstant zu halten. 

2. Die physiko-chemischen Eigenschaften des Chordaspeichels scheinen von 
der osmotischen Gesamtkonzentration des Blutes unabhängig zu sein, stehen 
aber offenbar in Beziehung zur partiellen Konzentration solcher Elektrolyten 
und Nicht-Elektrolyten, für die die Drüsenzellen permeabel sind. 

3. Nicht-Elektrolyten, für die die Absonderungszellen nicht permeabel (Glu¬ 
kose) oder wenig permeabel sind (Saccharose, Lactose), ändern die Speichel¬ 
absonderung entweder garnicht, oder sie wirken auf diese nur indirekt ein, d. h. 
indem sie Einwanderung von Salzen aus den Geweben ins Blut verursachen, 
mithin eine Absonderung von Speichel, der reicher an Salzen ist, hervorrufen. 

4. Die im Blute im Überschuß vorhandenen Na-Ionen üben eine hemmende 
Wirkung aus auf die secretorische Tätigkeit der Speichelzellen. 

Die Experimente bringen den Beweis, daß Glucose nicht durch den Speichel 
ausgeschieden wird. Die Saccharose dagegen wird, wenn auch in minimaler 
Menge, durch den Unterkieferspeichel ausgeschieden. Meincriz . 

1790) Japelli, G. Untersuchungen über die Speichelabsonderung. V. Über 
einige Hemmungserscheinungen bei der Speichelabsonderung. Aus dem 

physiologischen Institut der Kgl. Universität Neapel. (Ztschr. für Biologie 1909, 
Bd. 51, S. 511—527.) 

Bei einer Versuchsanordnung, die gestattete, bald durch direkte Reizung der 
Absonderungsnerven Unterkieferspeichel, bald durch Reizung des N. lingualis 
Reflexspeichel zu erhalten, zeigten sich gewisse hemmende Wirkungen auf die 
Secretion. Die Absonderung des Unterkiefer-Reflexspeichels begann in der 
Regel erst, wenn die Reizung des centripetalen Nerven aufhörte. Durch eine 
länger andauernde Reizung des centripetalen Nerven konnte die Hemmung nach 
und nach erschöpft werden; die Hemmung verzögerte die Secretion aber nur, 
hob sie nicht auf. Ferner wurde die durch eine erste Reizung des centripetalen 
Nerven veranlaßte Absonderung von Reflexspeichel durch eine zweite Reizung 
zum Stillstand gebracht. Durch wiederholte und intensive (schmerzerregende) 
Reizung des centripetalen Nerven nehmen die hemmenden Einflüsse ab und die 
Secretion hat das Bestreben, dauernd zu werden. 

Die Hemmungswirkungen erwiesen sich als cerebralen Ursprungs. Aus der 
Tatsache, daß, wenn der cerebrale Einfluß abgeschwächt oder unterdrückt wird 
(Durchschneidung oberhalb des Bulbus), die Speichelabsonderung die Tendenz 
erlangt andauernd zu werden, zieht Verfasser den Schluß, daß ein centraler 
speichelhemmender Tonus vorhanden ist. Meinertz . 

1791) Cook, F. C. Der Einfluß der Chlorid-, Sulfat-, Nitrat- und Nitrit* 

radikale einiger einfacher Basen auf das Froschherz. (Amer. Joum. Physiol. 
24. 263—68. 1/5. 1909. Washington. D. D. George Washington Univ. Medical. 

School. Physiol. Lab.) 

Auf Grund seiner Untersuchungen konnte Verfasser nach weisen, daß Nitrite 
in stärkeren Dosen die Cardiamuskulatur herabdrücken, ebenso das vasomotorische 


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Versammlungs-Bericht. 


779 


System. Nitrate erhöhen den Herzschlag; eine Ausnahme machen Eisen- und 
Magnesiumnitrat. Eine Erhöhung bewirkten auch die Sulfate und Chloride, mit 
Ausnahme von Strontium- und Kaliumchlorid, die eine Herabsetzung des Herz¬ 
schlages bedingen. Brahm . 


81. Versammlung 

Deutscher Naturforscher und Ärzte ln Salzburg, 19.—25. September 1909. 

Abteilung für innere Medizin, Pharmakologie, Balneologie und Hydrotherapie. 

Referent: K. Reicher-Berlin. 

Einführender: Prof. Dr. N. Ortner-Innsbruck. 

Schriftführer: Primararzt Dr. E. Adler-Salzburg. 

I. Sitzung vom 20. September 1909, vormittags. 

Vorsitzender: L i c h t h e i m - Königsberg. 

Lüdke- Würzburg: Über Herstellung und Wirkung von Typhusheilserum. 

Während früher die Mehrzahl der Forscher mit Pfeiffer die Intoxikation 
bei Typhus auf Endotoxine ohne Antigennatur zurückzuführen geneigt war und 
daher auch bakteriolytische Typhusheilsera verwarf, weil durch sie zu große 
Mengen Endotoxine plötzlich frei würden, hat Lüdke sich schon mehrere Jahre 
bestrebt, ein möglichst starkes Typhustoxin mit Antigennatur zu gewinnen und 
sich dabei u. a. der Zerquetschung von Typhusbakterien bei der Temperatur der 
flüssigen Luft bedient. Später ging er zur Methode der Pepsinsalzsäureverdauung 
von Gottstein und Matth es über und fügte zu der antitoxischen Kraft des von 
ihnen gewonnenen Serums noch einen nicht zu großen bakteriolytischen Titre 
hinzu. Nach intravenöser Injektion von 10—15 ccm dieses Heilserums bei Typhus¬ 
patienten erfolgte viermal lytischer, einmal kritischer Temperaiurabfall, die som- 
nolenten Erscheinungen nahmen ab. und die Krankheitsdauer wurde gegenüber 
Kontrollfällen kürzer. Ein 6. Fall steht noch in Beobachtung. 

Weitlaner-Purkersdorf: Zur inneren Desinfektion. 

Weitlaner bespricht die Literatur über die bisherigen Versuche, durch In¬ 
jektion verschiedener antiseptischer Stoffe krankhafte Prozesse im Sinne einer 
Heilung zu beeinflussen, und schlägt auf Grund von eigenen Tierversuchen 
eine lokale innere Desinfektion in der Art vor, daß man nach Anlegung der 
v. Esmarchschen Binde an einer Extremität in dem abgeschnürten Teile das 
eine Mal veno venös, das andere Mal arteriovenös Desinfektionslösungen durch 
kurze Zeit hindurchspritzen möge. 

Glücksmann-Berlin: Diagnose und Klinik des Pylorusreflexes. 

Vortragender will als Maßstab für die sekretorische Funktion des Magens 
die Durchspritzungsgeräusche am Pylorus benutzen. Sie lassen sich an einer be¬ 
stimmten Stelle des Abdomens auskultieren und es kann sogar der Patient selbst 
mit einem Stethoskop mit langen Schläuchen und (durch Ballon) fixiertem An¬ 
satzstück die Beobachtungen notieren. Die Registrierung der Geräusche beginnt 
morgens bei nüchternem Magen, 1 y a Stunde vor Einnahme einer verschieden ge¬ 
wählten Probemahlzeit und wird nachher Stunden fortgesetzt. Die aus¬ 

kultierten Geräusche werden dann auf einer Kurve eingezeichnet, deren linker 
Teil die Zeit vor, deren rechter den Verlauf nach der Probemahlzeit darstellt. 

Bei der Leertätigkeit des Magens erfolgen in der Norm 5—15 Spritzgeräusche 
in je 5 Minuten. Die entsprechende Kurve ist daher eine wagrechte Linie in 
verschiedener Entfernung vom Nullpunkte. Unmittelbar nach Einnahme der 
Probemahlzeit erhebt sich beim Magengesunden die Kurve mehr oder minder 
schnell zu beträchtlicher Höhe, um in ziemlich charakteristischer Weise wieder 
zur Tiefe der Leertätigkeit abzusinken. Unter pathologischen Verhältnissen wie 

50 * 


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780 


Versammlungs-Bericht. 


unter Einwirkung von Medikamenten treten die verschiedenartigsten und zum 
Teil für spezielle Zustände direkt charakteristischen Änderungen der Kurve ein, 
und zwar sowohl bei der Leertätigkeit wie nach Belastung des Magens mit 
Ingestis (Demonstration zahlreicher Kurven). 

Piket- Wien: Einiges über Anämie und Neurasthenie. 

Vortragender bespricht die Ursachen der Anämie und Neurasthenie, weist 
auf den häufigen Zusammenhang dieser beiden Krankheiten hin, warnt haupt¬ 
sächlich bei der Neurasthenie vor der häufigen Anwendung hydriatischer Proze¬ 
duren und empfiehlt unter besonderer Berücksichtigung des jeweiligen Zustandes 
des Magen- und Darmtraktes nur solche Eisenmittel zu verordnen, welche gleich¬ 
zeitig gute Stomachica und Nervotonica, sowie mit Arsen kombiniert sind. Als 
solche wären die Hämatose und Arsen-Hämatose zu nennen. 

Loewy -Brünn: Über Basedow-Symptome bei Struma maligna. 

Vortragender berichtet über zwei Fälle von Struma maligna, bei denen vor¬ 
her jahrelang Struma benigna fast symptomenlos bestand, und die erst nach der 
malignen Entartung und nach dem Auftreten von klinisch nachweisbaren Me¬ 
tastasen den Symptomenkomplex des Morbus Basedowii produzierten. Loewy 
schließt daraus, daß mitunter bösartige Neubildungen dieselben Symptome her- 
vorrufen können wie benigne Hyperplasien. 

E. Stoerk-Wien: Serodiagnostik am Krankenbette. 

Stoerk berichtet über eigene serodiagnostische Untersuchungen sowie über 
die Ergebnisse anderer Autoren mit besonderer Betonung des rein klinischen 
Standpunktes. Während bisher nach der Meinung von Stoerk der theoretisch¬ 
biologische Standpunkt bei Beurteilung der Verwendbarkeit serodiagnostischer 
Methoden zu sehr in Betracht gezogen wurde, hält es Stoerk für weit frucht¬ 
barer, auch Methoden, die nicht „spezifisch“, aber in hohem Maße charakteristisch 
sind, zur Diagnostik am Krankenbette zu verwenden. Eine Reihe von sero¬ 
diagnostischen Reaktionen fielen der Vergessenheit anheim, da sie nicht die 
gänzlich ungerechtfertigte Forderung der absoluten „Spezifität“ erfüllten. Wollte 
man einige von ihnen neuerdings vom klinischen Standpunkte aus betrachten 
und sie wie alle anderen diagnostischen Behelfe als Glieder einer logischen Kette 
verwerten, so würde unser diagnostisches Arsenal in wertvoller Weise bereichert. 
Zum Schluß erwähnt Stoerk auch u. a. die von ihm angegebene Serumreaktion 
bei Tuberkulose, welche nach seinen Untersuchungen in hohem Maße charak¬ 
teristisch sein soll. 

Brichta-Wien: Peroxyde und Persalze in der Medizin. 

Autor sieht in den Folgen des Sauerstoffmangels resp. der verringerten Sauer¬ 
stoffzufuhr eine der Ursachen von verschiedenen Erkrankungen und will den da¬ 
durch verursachten Schädigungen durch Sauerstoffzufuhr Vorbeugen. Die Zufuhr 
auf dem Inhalationsweg muß aber durch innere Verabreichung von Sauerstoff 
ergänzt werden. 

Für letztere ist das Magnesiumsuperoxyd, Magnodat genannt, geeignet. 
Daß Sauerstoff und Wasserstoffsuperoxyd im Magen und Darm bei Verwendung 
des Magnodats frei werden, hat Autor vermittelst des Methylenblauversuches nach¬ 
gewiesen. Als physiologische Wirkungen des Magnodats sind eine leichte Ver¬ 
mehrung des Blutfarbstoffes und des Blutdruckes, Steigerung der Nierensekretion, 
Steigerung der Darmperistaltik und günstige Beeinflussung der Magensekretion 
anzusehen. 

Autor hat das Magnodat in ca. 100 Fällen von verschiedenen Magen- und 
Darmaffektionen geprüft und günstige Resultate erzielt. 

Außerdem verwendete Autor das Zinkodat (Zinksuperoxyd) und fand eine 
günstige Wirkung desselben bei Ekzem und Intertrigo der Kinder, ebenso des 
Borodats als Ersatz der Borsäure und des Perhydrols bei Ohrenkrankheiten. 

Schließlich hat Autor das Magnodat als ein ausgezeichnetes Mittel befunden, 
die Milch unverdorben zu erhalten, ohne daß der Geschmack der Milch darunter 
leidet; das geruchlose Borodat empfiehlt Brichta als Desinfektionsmittel beson¬ 
ders für Krankenzimmer und Krankenanstalten. 


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Diskussion. 

Winternitz-Halle: Das 10—25 proz. Magnesiumperoxyd ist schon lange be¬ 
kannt. Es läßt sich aber bei den Wirkungen der Peroxydsalze nicht entscheiden, 
was Alkaliwirkung und was Wasserstoffsuperoxydbeeinflussung ist. Dagegen 
fand Petri in Ad. Schmidt’s Klinik, daß Wasserstoffsuperoxyd selbst in 
1 U — l l 2 proz. Lösung eine Herabsetzung der Magenacidität bis zur vollständigen 
Neutralisierung durch Schleimproduktion, nicht durch Verminderung der Salz¬ 
säurereaktion erzielt. Durch Kuppelung des Wasserstoffsuperoxyds mit einem 
indifferenten Mittel wie Agar-Agar konnte Schmidt auch die Darmgärung wesent¬ 
lich beeinflussen. 

Brichta-Wien: Schlußwort. 

Winternitz-Halle: Über Emanationsverlust in Radium-(Radiogen-)Bädern 
verschiedener Temperatur und Zusammensetzung. 

Die Frage, wie viel von der Radiumemanation im Wasser verbleibt und wie 
viel in die Luft geht, erscheint schon deshalb wichtig und von Interesse, weil 
zur Zeit allgemein die Annahme besteht, daß in Radiumbädem die Emanation 
in den Körper nur auf dem Wege der Inhalation, nicht aber durch Hautresorp¬ 
tion gelangt. Diese Annahme hält Winternitz übrigens nicht in vollem Um¬ 
fange für berechtigt. Die Messungen von Winternitz haben nun gezeigt, daß 
bei halbstündiger Badedauer und ruhigem Verhalten des Patienten im Bad von 
35° C. der Emanationsverlust nur 5—10 °/ 0 , höchstens bis zu 20 °/ 0 beträgt. 
(Winternitz nennt das, was in die Luft geht, „Verlust“ und zwar der Einfach¬ 
heit halber, wiewohl natürlich ein Teil davon dem Badenden durch Inhalation 
zugute kommt.) Bei Bädern von 38 und 40° ist der EmanationsVerlust etwas 
größer, aber die Unterschiede sind sehr gering und fallen fast in die Breite der 
Versuchsfehler. Winternitz hat ferner untersucht, wie sich der Verlust an 
Radiumemanation in Soolbädem, in Kohlensäure- und Sauerstoffbädem verhält. 
Dabei hat sich ergeben, daß der Zusatz von Soole den Emanationsverlust kaum 
beeinflußt, daß dagegen im Kohlensäure- und Sauerstoftbad ein außerordent¬ 
lich starker Verlust an Emanation während des Bades erfolgt. Offen¬ 
bar bewirkt die Entwickelung und das Entweichen der Kohlensäure bezw. des 
Sauerstoffs im Bad die Austreibung der Emanation etwa in ähnlicher Weise wie 
Luftblasen, die durch emanationshaltiges Wasser streichen. 

Bezüglich der therapeutischen Wirkung, deren Beobachtung sich nicht nur 
auf Radiogenbäder, sondern vor allem auf Radiogentrinkkuren stützen, sind die 
Versuche noch nicht abgeschlossen. Winternitz spricht sich vorläufig noch 
reserviert aus und meint, daß die Erfolge besser sein werden, wenn man die 
Erwartungen nicht allzu hoch spannt. Er erinnert daran, daß das Gasteiner 
Wasser einen hohen Emanationsgehalt besitzt, ohne daß die Erfolge nach den 
jahrzehntelangen Erfahrungen zahlreicher Beobachter über ein begrenztes In¬ 
dikationsgebiet hinausgehen. Vielleicht werden günstigere Resultate zu erzielen 
sein, wenn man die Dosen erheblich steigert. Winternitz ist schon bis zu 
100000 Einheiten als Einzeldosis (bei Trinkkuren) gegangen, aber das sind noch 
immer verschwindend geringe Mengen. Die zur Zeit bei den Medizinern üb¬ 
liche Bezeichnung nach dem Volt-Spannungsabfall pro Liter und Stunde ist 
wegen der großen Zahlen, mit denen man dabei operiert, nur geeignet, falsche 
Vorstellungen zu erwecken. 

2. Sitzung vom 21. September, vormittags. 

K. Gl&ßner-Wien und G. Singer-Wien: Die Beteiligung der Leber an der 
Fettresorption. 

Die Vortragenden haben zunächst beim Hunde mit kompletter Gallenfistel 
(Unterbindung und Resektion des Ductus choledochus) den Einfluß der Fett¬ 
nahrung auf die Menge der abgesonderten Galle geprüft. Es wurden 100 bis 
300 g Butter resp. Öl in Emulsion mit Ei und Milch verfüttert oder Öl bis zu 
200 g rektal einverleibt. Neben der Cholagogen Wirkung wurde besonders 
darauf geachtet, ob und in welcher Menge Fett in die Galle übertrete. Die 


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Versammlungs-Bericht. 


Untersuchungen am Hunde mit kompletter Fistel ergaben zwar in der Mehrzahl 
der Fälle Anwesenheit von Fett in der Galle; doch war es klar, daß diese Ver¬ 
suchsanordnung ungünstige Bedingungen für den Nachweis der Fettresorption 
bietet (allmähliche Inanition der Tiere, Verschleuderung bis zu 85 °/ 0 des Fettes 
im Kot). Es wurden deshalb, — was bisher in dieser Weise nicht geprüft wurde 
— die Versuche an Hunden mit inkompletter Gallenfistel gemacht, wobei sich 
nach Fütterung mit 100 resp. 50 g Öl sehr große Ausschläge zeigten. Es er¬ 
reicht z. B. der Fettgehalt der Galle in der 1. Stunde 2,6 °/ 0 , in der 2. Stunde 
5°jo der sezemierten Galle; auch bei kleineren Fettmengen ergibt die Wägung 
eine Zunahme von 1 °/ 0 auf 4 °/ 0 in der 2. Stunde nach der Fütterung, zu welcher 
Zeit in der Regel das Maximum des Fettgehaltes erreicht wurde. 

Um zu prüfen, ob diese Anreicherung der Galle mit Fett einer rapiden Fett¬ 
überschwemmung der Leber überhaupt entspreche, wurde mehreren Kaninchen 
von gleicher Größe desselben Wurfes zu bestimmter Zeit die gleiche Menge 
Öl eingegossen und die Tiere zu verschiedenen Stunden nach der Ingestion 
durch Entblutung getötet. Von den entsprechend behandelten Lebern wurden 
gleich große Mengen zur Fettbestimmung verwendet. Diese Versuche ergaben 
eine Zunahme des Fettgehalts der Leber auf das doppelte schon kurze Zeit nach 
Fütterung des Fettes. 

Die Vortragenden gelangen zu folgenden Schlußsätzen: Fettzufuhr in großen 
Mengen macht bei Tieren mit kompletter Gallenfistel eine geringe Steigerung 
der Gallensecretion, die nach rektaler Zufuhr größerer ölmengen den dreifachen 
Normal wert erreichen kann (reflektorische Expression der Gallenblase?). 

Bei kompletten Fisteltieren ist ein Übergang des Nahrungsfettes in die Galle 
nur in beschränktem Maße nachweisbar. Große Anreicherung der Galle mit 
Fett (bis zu 5°/ 0 ) kann man bei Tieren mit inkompletten Gallenfisteln erzielen, 
bei denen die Fettresorption im Darm nicht wesentlich gestört ist. Solche Aus¬ 
schläge zeigen sich auch bei kleineren Fettmengen. Diese Anreicherung ist der 
Ausdruck einer konform verlaufenden Fettzunahme des ganzen Organs (der 
Leber), die nach reichlicher Verftitterung von Fett auftritt, in der 4. Stunde 
ihre Akme erreicht, um nach 8 Stunden abzusinken. 

Diese Versuche lehren, daß nicht bloß bei Überschwemmung, sondern auch 
bei physiologischen Mengen von Nahrungsfett ein nicht unbeträchtlicher Teil 
des Fettes durch die Blutbahn (Pfortader) der Leber zugefiihrt, dort kurze Zeit 
festgehalten und zum Teil in die Galle ausgeschieden wird. Leber und Galle 
haben eine wichtige Rolle im intermediären Stoffwechsel des Fettes. 

Diskussion. 

K. Reicher-Berlin: Die Untersuchungen der Herren Vorredner finden eine 
wertvolle Ergänzung und teilweise Bestätigung durch noch nicht abgeschlossene 
Arbeiten von Reicher und Stein über den Fettstoffwechsel. Auf der Suche 
nach der Verbindung, in der das Fett in dialysabler Form im Blute kreist, fanden 
sie nach Fettverfütterung eine beträchtliche Vermehrung von Cholesterinfettsäure- 
estem im Blute (nach der Hürthlesehen Methode), und zwar stiegen diese in 
dem Maße an, als die Lipämie zurückging, und nahmen dann wieder an Menge 
ab. Dabei gelang es auch wiederholt, gerade die Cholesterinester jener Fett¬ 
säuren vornehmlich darzustellen, die das verabreichte Fett resp. öl vorwiegend 
enthielt. Fetteiweißverbindungen scheinen — wenigstens nach den bisher ver¬ 
fügbaren Methoden — im Blute nicht in größerer Menge sich zu bilden. Soweit 
ferner bisherige Durchblutungsversuche der Leber nach Embden mit lipämischem 
Blute einen Schluß gestatten, dürfte die Fettsäuren-Cholesterinkuppelung in der 
Leber vor sich gehen, denn das lipämische Blut wird nach künstlicher Leber¬ 
durchblutung klarer und bedeutend reicher an Cholesterinfettsäureestem. Die 
von Gläßner und Singer festgestellte Anreicherung der Leber mit Fett geht 
wohl zeitlich der Esterbildung voraus. 

W. Heubner und Riedeck-Göttingen: Über eine neue Wirkung der Bitter¬ 
stoffe. 

Verabreicht man bei einem Tiere eine große Dosis bitterer Substanz (Quassiin) 


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Versammlungs-Bericht. 


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und 15—25 Stunden nachher eine eben Tetanus erzeugende, aber nicht tödliche 
Strychnindosis, so wird die Resorption des Strychnins außerordentlich verzögert. 
Die ersten Vergiftungssymptome, wie erhöhte Reflexerregbarkeit, erster Tetanus, 
traten durchschnittlich 30 Minuten später auf als ohne Bittermittel. 

Noch prägnanter wurde der Erfolg, wenn eine Zeit lang täglich das Bitter¬ 
mittel und darnach erst das Indikatorgift verabreicht wurde; solche Tiere ver¬ 
tragen die einfache tödliche Gabe symptomlos, die doppelte tödliche Gabe, ohne 
zu Grunde zu gehen. Auffällig lange zog sich in diesen Fällen die Vergiftung 
hin; bis zu 9 Stunden kehrten noch tetanische Krämpfe wieder, während ein 
normaler Hund spätestens l 1 ^ Stunden nach der Vergiftung noch einen letzten 
Tetanus zeigen kann. Kleine einmalige Gaben Quassiin (0,001 g) verzögern die 
Resorption nicht, ja sie scheinen sie sogar zu beschleunigen. Die Autoren 
neigen zu der Hypothese, daß die Bitterstoffe in größeren Dosen eine resorptions¬ 
hemmende Wirkung dadurch ausüben, daß sie den Übertritt von Mageninhalt 
in den Darm verzögern. In der Beschleunigung des Übertritts in den Darm 
liegt vielleicht ein Hauptmoment der günstigen Wirkung von kleinen Dosen der 
Bittermittel. 

Albu-Berlin: Entfettung durch vegetarische Diät. 

Vortragender, der sich seit vielen Jahren mit der Prüfung der Verwendbarkeit 
der vegetarischen Kost für Kranke beschäftigt, hat dieselbe außerordentlich 
brauchbar für die Zwecke der Entfettung gefunden, und zwar in Form der groben 
pflanzlichen Ernährung, die neben Brot hauptsächlich Gemüse aller Art, Salate, 
rohes Obst in großer Menge, auch Kompots, die nur mit Saccharin oder gar 
nicht gesüßt sind, seltener auch Hülsenfrüchte verwendet. Getränke, welche 
keinen oder geringen Nährwert haben, werden in eingeschränktem Maße ge¬ 
stattet, also Kaffee, Tee, Mineralwässer, Bouillon, Zitronenlimonade, Buttermilch 
und zuweilen auch saure Milch. Eier sind in verschiedener Form täglich 
2—3 Stück erlaubt. Auch Kartoffeln dürfen mit abwechselnder Art der Zu¬ 
bereitung genommen werden. Bei guter Beherrschung der Kochkunst lassen 
sich die Gemüse in reicher Mannigfaltigkeit hersteilen, so daß keine Abneigung 
gegen diese Kost zu befürchten ist Vortragender teilt eine größere Anzahl 
von Tagesspeisevorschriften für Sommer und Winter mit Die gesamte Nahrungs¬ 
zufuhr wird dabei, wie bei jeder Entfettungskur, mindestens auf die Hälfte des 
gewohnten Maßes beschränkt Die Kalorienmenge beträgt im Durchschnitt 
1200—1500 pro Tag. Davon entfällt die Hauptmasse auf die Kohlehydrate, 
während der Eiweißgehalt der Nahrung 60 g pro Tag nicht überschreitet Eine 
derartige Einschränkung der Eiweißzufuhr galt bisher bei Entfettungskuren als 
bedenklich. 

Sie hat aber nach den Erfahrungen des Vortragenden in etwa 30 Fällen 
keine Gefahren, wenn nur die Gesamtkalorienzufuhr dem normalen Bedarf des 
Individuums entspricht. 

Kleinere Eiweißverluste sind ohne Bedeutung. Der Hauptanteil des ein¬ 
tretenden Gewichtsverlustes ist durch Fetteinschmelzung bedingt Die Abnahme 
beträgt im Durchschnitt wöchentlich 2—3 Pfund. 

In der beschriebenen rigorosen Form wird die Kur 4—6 Wochen durch¬ 
geführt, dann zweimal wöchentlich, später täglich einmal kleinere Mengen 
(150 g) fettfreien Fleisches gestattet. 

Diese fleischarme Pflanzenkost läßt sich monatelang durchführen und führt 
zu ganz allmählichen Gewichtsverlusten bis zu 20 Pfund und mehr. Irgend¬ 
welche Nachteile, wie Herzschwäche, Schwindelanfälle, nervöse Reizbarkeit 
u. dergl., die bei forzierten Entfettungskuren oft auftreten, hat Vortragender sehr 
selten beobachtet. Selbstverständlich bedarf die Durchführung der sorgfältigsten 
ärztlichen Überwachung. 

Die Dauererfolge sind, die nötige Energie des Fettleibigen vorausgesetzt, 
erheblich besser, als bei den bisher meist üblichen kurzen Mineralwasser- oder 
Entziehungskuren nach Banting, Oertel, Ebstein, Moritz usw. 

Die entfettende Wirkung der vegetarischen Kost ist physiologisch so zu er¬ 
klären, daß sie das meist abnorm starke Sättigungsgefühl der Fettleibigen durch 


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Versammlungs-Bericht. 


kompakte Magenfüllung leicht befriedigt, dabei aber nur relativ geringe Nähr¬ 
werte einführt. 

Diskussion. 

Bahrdt-Leipzig hat auch vielfach Patienten in der Hauptsache nur Gemüse 
bei Entfettungskuren, namentlich bei der Karelischen Kur, essen lassen, indem 
er jede Woche zwei Gemüsetage einschob. Es empfiehlt sich, Gemüse mit 
Bouillon zuzubereiten. Danach tritt ein großes Sättigungsgefühl ein. Die Flüssig¬ 
keitszufuhr soll nicht zu sehr beschränkt werden. Als Nachkur zu Abmagerungs¬ 
kuren sind auch zwei Gemüsetage pro Woche ratsam. 

Burwinkel-Nauheim bemerkt, daß das Prinzip Albus seit 15 Jahren von 
Lahmann angewendet wird. 

Ullmann-Berlin: Vegetarische Entfettungskur ist nichts anderes, als eine 
Hungerkur. Doch muß man immer die Lebensgewohnheiten und bisherige 
Nahrung des Patienten berücksichtigen. Es ist nicht immer möglich, einen 
geistig angestrengt Arbeitenden ohne weiteres in eine vegetarische Diät hinüber¬ 
zuführen. Man erlebt dann sehr starke nervöse und gastrische Störungen. Vor 
zu schnellem Entfetten muß man sich hüten, denn bei irgend einer kleinen inter¬ 
kurrenten Erkrankung gehen dann die Leute widerstandslos zu Grunde. Auch 
Muskelarbeit ist als Entfettungsmittel nicht zu unterschätzen. 

Singer-Wien anerkennt die Richtigkeit des von Herrn Albu geforderten 
Prinzips, eine kalorienärmere, aber voluminöse Kost zu reichen. Wichtig er¬ 
scheint dabei die Zumessung einer entsprechenden Menge von Eiweiß und 
Kohlehydraten. Dieses Prinzip wird auf bequeme Art durch die Rosenfeld- 
sche Kartoffelkur erreicht, bei welcher die Forderungen des Einzelfalles durch 
Einschiebung eines oder zweier Kartoffeltage, durch die entsprechende Anordnung 
der Diät an den Zwischentagen erfüllt werden können. Die Patienten verlieren 
langsam und stetig an Gewicht, bleiben dabei frisch und sind besonders über die 
reichliche Gewährung der so verpönten Kartoffel befriedigt. In Bezug auf die 
Flüssigkeitsdarreichung steht Singer auf dem Standpunkte, dieselbe reichlich 
zu gewähren, und zwar nicht bloß zwischen, sondern auch zu den Mahlzeiten 
als Wasser, Bouillon usw., da es sich zeigt, daß durch die Flüssigkeit die Kapa¬ 
zität des Magens für nachfolgende kalorienreichere Nahrung eine Einbuße er¬ 
leidet, eine Erfahrung, die von der Klinik gewisser Magenstörungen her be¬ 
kannt ist. 

Albu (Schlußwort) freut sich, vielfach Zustimmung zu seinen Ausführungen 
gefunden zu haben. Eine wissenschaftliche Publikation Lahmanns über vege¬ 
tarische Entfettungskur ist ihm nicht bekannt. Durch Steigerung der körperlichen 
Arbeit allein, ohne Diätbeschränkung, kann man nur bei einer ganz kleinen 
Anzahl von Patienten Entfettung erzielen. Die Rosenfeldsche Kartoffelkur 
stellt nur einen ganz speziellen Teil seiner vegetabilischen Entfettungskur vor. 
Selbstverständlich läßt sie sich nur bei robustem Magen und Darm anwenden. 
Nicht richtig ist es, daß geistig angestrengte Körper vegetarische Kost nicht 
aushalten. Die Moritzsche Milchkur ist so anstrengend, daß nur die wenigsten 
sie durchzuführen vermögen. 

Schlayer-Tübingen berichtet über experimentelle Untersuchungen über die 
Funktion kranker Nieren, die er in Gemeinschaft mit Dr. Takayasu-Osaka in 
der medizinischen Klinik zu Tübingen angestellt hat. 

Ausgangspunkt war der Gedanke, daß die großen Verschiedenheiten des 
Stoffwechsels bei Nierenkrankheiten sich vielleicht aus der verschiedenen Art 
der funktionellen Beteiligung der Niere erklären lassen. Es ist denkbar, daß die 
kranke Niere verschieden absondert, je nachdem die Störung der Funktion über¬ 
wiegend die Nierengefäße oder die Nierenkanälchen betrifft. Dahingehende 
Untersuchungen wurden in großer Zahl bei experimentellen Nephritiden unter¬ 
nommen; bei diesen läßt sich durch funktionelle und anatomische Untersuchung 
der Nieren mit Sicherheit erkennen, ob eine überwiegende Beteiligung der Nieren¬ 
gefäße ^vaskuläre Nephritis) oder der Nierenkanälchen (tubuläre Nephritis) vor¬ 
liegt. Bei beiden Arten von Nephritis und außerdem bei der Vinylaminnephritis, 
die den Markkegel zerstört, wurde zu gleicher Zeit die Ausscheidung des Koch- 


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salzes, des Milchzuckers und des Jodkalis verfolgt. Die beiden körperfremden 
Stoffe sind für den Organismus unverwendbar und werden in toto wieder aus¬ 
geschieden, so daß ihre Ausscheidung besonders genau verfolgbar ist. 

Es ergab sich: die Ausscheidung des Kochsalzes wird bei Zerstörung der 
gewundenen Kanälchen schwer geschädigt; mit den Nierengefaßen hat diese 
Schädigung nichts zu tun, ebensowenig mit den Kanälchen der Pyramide. 
Jodkali wird bei Zerstörung der gewundenen Kanälchen verlängert aus¬ 
geschieden. Die Verlängerung der Ausscheidung hat weder mit den Nieren¬ 
gefäßen noch mit dem Markkegel etwas zu schaffen. 

Demnach beeinflußt die Destruktion der Tubuli contorti die Ausscheidung 
von Kochsalz und von Jodkali in ganz ähnlicher Weise: beide werden ver¬ 
schlechtert eliminiert, und bei beiden bestehen engste Beziehungen zwischen 
der Zerstörung der Tubuli contorti und der schlechten Ausscheidung. 

Ganz anders der Milchzucker. Durch hochgradigste Zerstörung der 
Tubuli contorti wird seine Ausscheidung ebensowenig geändert, wie durch die 
Zerstörung der Markkegelkanälchen. Sobald aber die Nierengefäße funktionell 
geschädigt sind, ist die Milchzuckerausscheidung verlängert und zwar umso 
stärker, je hochgradiger die Schädigung. 

Daraus ergibt sich, daß für die Ausscheidung der geprüften Stoffe in der 
Tat ein engster Zusammenhang zwischen der Art der funktionellen Schädigung 
und der Art der Ausscheidung besteht. 

Diese Ergebnisse schließen die Möglichkeit einer vertieften Nierendiagnostik 
in sich. Um ihr eine möglichst breite Grundlage zu geben, wurden die Unter¬ 
suchungen noch nach anderer Richtung hin ausgedehnt. 

Die Verfolgung des Wasser- und Kochsalzstoffwechsels im Verein mit der 
funktionellen Prüfung der Nierengefaße hat bei den angewandten zahlreichen 
verschiedenen Nephritiden ergeben, daß die Hyposthenurie, die Absonderung 
eines dünnen Urins mit konstanter Konzentration, kein einheitliches Symptom 
ist. Wir haben vielmehr zwei verschiedene Arten von Hyposthenurie 
zu unterscheiden: die eine ist durch eineMehrleistungderüberempfindlichen 
Nierengefäße bedingt, die andere durch eine Minderleistung der schwer 
geschädigten Tubuli contorti. Deshalb sind sie als vaskulär und tubulär 
bezeichnet. 

Entsprechend ihrer Entstehung finden sich grundlegende Verschiedenheiten 
zwischen beiden, die sich im Kochsalzstoffwechsel deutlich ausdrücken: bei der 
tubulären Hypothenurie besteht infolge der schweren Schädigung der Kanälchen 
Unfähigkeit zur Leistung von höheren Konzentrationen und Unfähig¬ 
keit zur Elimination von mehrzugeführtem Kochsalz. Bei der vas¬ 
kulären Hyposthenurie dagegen verhindern die übermäßig empfindlichen Nieren¬ 
gefäße einen Wechsel der Konzentration durch Absonderung von großen Wasser¬ 
mengen auf jeden sekretorischen Reiz. Da die Tubuli intakt sind, so ist Lei¬ 
stung von höheren Konzentrationen und Elimination von mehrzuge¬ 
führtem Kochsalz ohne weiteres möglich. Letztere erfolgt bei gleich¬ 
bleibender Konzentration unter Erhöhung der Wassermenge. Diese Unterschiede 
gestatten eine scharfe Differenzierung der beiden Arten von Hyposthenurie. 

Aus diesen Befunden erklärt sich, warum bei der bisherigen Betrachtungs¬ 
weise keine Beziehungen zwischen der Art der Nierenerkrankung und der Hypo¬ 
sthenurie erkennbar waren. Das hat seinen Grund darin, daß es zwei verschiedene 
Arten von Hyposthenurie gibt, die unter ganz verschiedenen funktionellen Ver¬ 
hältnissen auftreten. 

Es steht zu hoffen, daß diese neuen Erkenntnisse und Hilfsmittel auch in 
die funktionelle Pathologie der menschlichen Nierenkrankheiten eine Förderung 
bringen und eine Vertiefung der Nierendiagnostik gestatten werden. Entsprechende 
Untersuchungen beim nierenkranken Menschen sind bereits seit 2 Jahren durch¬ 
geführt. Über sie wird demnächst berichtet werden. 

Heubner-Göttingen möchte vor zu voreiliger Schlußfolgerung warnen. 
Schlayer findet bei experimenteller tubulärer Nephritis eine Unfähigkeit der 
Niere, Kochsalz auszuscheiden, und gründet darauf den Schluß, daß die Aus¬ 
scheidung von Kochsalz bloß durch die Tubuli contorti stattfindet. Die beobachtete 


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Versammlungs-Bericht. 


Tatsache läßt aber auch eine andere Erklärung zu, nämlich die, daß das Kochsalz 
in diesen Fällen nicht in vermehrter Menge an die Nieren gelangt, sondern in 
den Geweben festgehalten wird. Heubner verweist diesbezüglich auf die von 
einem russischen Autor jüngst festgestellten Nephroblaptine. 

Blumenthal-Berlin hält die Ausführungen Schlayers besonders wichtig 
für die Frage der kochsalzfreien Diät bei Nierenkranken, deren kritiklose An¬ 
wendung nunmehr einen Stoß erhalten hat In Hinblick auf die die Frage der 
NaCl-Ausscheidung außerordentlich klärende Darstellung Schlayers ist interessant 
daß einzelne Nierenkranke gerade eine kochsalzreiche Kost mit starker Diurese 
beantworten. 

Schlayer (Schlußwort): Die Bedenken von Prof. Heubner sind sicher 
gerechtfertigt. Schlayer konnte aber immer parallel der Schädigung der Tubuli 
contorti ein Damiederliegen der Kochsalzausscheidung verfolgen. Des weiteren 
beobachtete er, daß bei Zerstörung der Markkegel und der Nierengefäße keine 
Schädigung der NaCl-Ausscheidung festzustellen war. Innerhalb der Nieren 
glaubt Schlayer daher auf alle Prämissen seiner Schlußfolgerung geachtet zu 
haben. Aber auch außerhalb derselben kann er seine Ansicht durch Unter¬ 
suchungen über die Pathologie des Oedems stützen. Er hat bei experimentellen 
Oedemen nach Kochsalzinmsion die Verteilung des Kochsalzes auf Gewebe, 
Blut usw. untersucht und konnte keine nennenswerte Aufspeicherung des Koch¬ 
salzes in den Geweben finden. 

Rautenberg- Königsberg i. Pr.: Experimentell erzeugte, mit Arteriosclerose 
verbundene chronische Albuminurien. 

Die Versuche wurden an Kaninchen unternommen und bestanden in Unter¬ 
bindung eines (linken) Ureters, Wiedereröffnung desselben nach dreiwöchentlicher 
Hamstauung und späterer Herausnahme der gesunden (rechten) Niere. Die Tiere 
lebten mit der kranken Niere U/ 2 —2 x / 2 Jahre unter dauernder Albuminurie 
(V 2 —3 pM.) und Cylindrurie und gingen endlich an Kachexie zugrunde. Bei der 
Autopsie zeigte sich ausgedehnte Arteriosclerose und Aneurysmenbildung der 
Aorta (siehe Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. und Chir., Bd. 16). Diese Erschei¬ 
nung zwingt zur Annahme eines ursächlichen Zusammenhanges zwischen Albu¬ 
minurie und Arteriosclerose, namentlich da weitere Versuche zeigten, daß bei 
genügend langer Lebensdauer Blutdrucksteigerung (um 30—40 mm Hg) 
nachweisbar war. Auch ließ sich pupillenerweiternde Substanz noch bei 
Serumverdünnung von 1:20 feststellen. 

Diskussion. 

Schlayer hat auf viel weniger beschwerlichem Wege dieselben Albuminurien, 
auch Schrumpfungen hervorrufen können. Blutdrucksteigerung fand er dabei nicht. 

K. Reicher-Berlin macht darauf aufmerksam, daß er bei den Siegelschen 
Abkühlungsversuchen behufs Erzeugung von Nephritis sofort nach dem kalten 
Bade starke Adrenalinsekretion erhielt, ebenso bei verschiedenen toxischen 
Nephritiden, namentlich nach Urandarreichung, und daher geneigt ist, eine 
ursächliche Rolle des Adrenalins bei manchen Formen von Nephritis anzunehmen. 

Rautenberg (Schlußwort) glaubt, daß die Schlayerschen Ergebnisse sich 
mit seinigen nicht decken, denn Rautenbergs Tiere haben 1—U /2 Jahre nach 
dem Eingriff gelebt, bei Schlayer dagegen nur einmal 4 Monate. Auch fand 
Schlayer bei ihnen keine Arteriosclerose, was ja auch erklärlich ist. da sie 
Rautenberg erst 1 — i l l 2 Jahre nach der Operation feststellen konnte. 

Noumey-Mettmann: Das Märchen von dem durch Tuberkulin mobil ge¬ 
machten Tuberkelbacillus. 

Nourney bekämpft die Äußerung Kochs, daß das Mobilmachen des 
Tuberkelbacillus durch Tuberkulin ein Märchen sei und gelangt zu folgenden 
Schlüssen für die Therapie. Die fieberhaften Reaktionen der Erstlingszeit des 
Tuberkulins sind Immunitätsreaktionen gewesen, ausgelöst durch das Tuberkulin, 
aber ohne genügende Weiterbildung von Immunitätswerten. Erzielt man in 
einem Falle die Möglichkeit, große Tuberkulingaben zu verabreichen, so beweist 
dies das Vorhandensein pathologisch-anatomischer Veränderungen. Diese schließen 


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zeitweise eine Mobilisierung aus, verhindern aber auch eine Zunahme der Auto¬ 
immunisierung. Kleinste Tuberkulingaben, in richtigen Pausen injiziert, sollen 
mobilisieren und die Überempfindlichkeit gegen Tuberkulose erhalten und eventuell 
so weit steigern, daß gefahrlos die Bildung weiterer Immunitätswerte bis zur 
definitiven Heilung anhält. 

Diskussion. 

Sophie Fuchs-Wolfring-Davos weist darauf hin, daß die Frage der 
Tuberkulinschäden und des Tuberkulinnutzens vom Standpunkte der Carl 
Spengler sehen Blutzellenimmunität eine befriedigende Erklärung finden könnte. 
Sie selbst habe zahlreiche Untersuchungen auf spezifische Tuberkelbacillen- 
präcipitine mit Blutzellen und Blutserum angestellt, wobei es sich erwies, daß die 
Blutzellen des Menschen spezifische Präcipitine bei einer Verdünnung von Minimum 
1:10000 enthalten, und daß der Präcipitingehalt um so höher ist, je größer die 
Widerstandskraft des Organismus gegen Tuberkulose. So findet man bei Ge¬ 
sunden meist spezifische Präcipitine bis zu lOOOOOOOfacher Verdünnung, bei 
Tuberkulösen meist nur bis zu lOOOOOfacher Verdünnung, bei Hochfiebemden 
nur bis zu 10000 facher Verdünnung. Es wurde einem Gesunden 1 Aig Alt¬ 
tuberkulin injiziert, worauf man bereits nach einer halben Stunde konstatieren 
konnte, daß der Präcipitingehalt der Blutzellen von 10000000 auf 100000 sank, 
während in Serum unter Hämolyse die Präcipitine von 500 auf 3000 und nach 
zwei Stunden auf 10000 stiegen. Der niedrige Zellenbestand hielt an mit ge¬ 
ringen Schwankungen durch 4 Tage, am 5. Tage enthielten die Blutzellen bereits 
1000000000 spezifische Präcipitine (überproduktive Regeneration). Würde man 
die Tuberkulininjektion einem tuberkulös Kranken machen, so könnte sich zweierlei 
ereignen: 1. Der Organismus hat die Fähigkeit, den durch Tuberkulin bewirkten 
Verlust der spezifischen Immunstoffe durch überproduktive Neubildung zu decken, 
wodurch aber auch gleichzeitig sein Immunitätsfonds erhöht wird, so daß er die 
späteren Injektionen noch besser erträgt und seinen Mehrbestand an Immunstoffen 
zum Kampfe mit der Infektion verwendet. Das wäre der Nutzen vom Tuberkulin. 
2. Der Organismus und mit ihm der Blutzellenapparat sind so durch die Krank¬ 
heit geschwächt, daß die Blutzellen zu einer überproduktiven Neubildung 
nicht mehr fähig sind. In diesem Falle hat man also nur eine additioneile Gift- 
wirkung bedingt, indem das Tuberkulin von dem ohnehin sehr geringen Vorrat 
an Immunstoffen so viel weggenommen, daß die Infektion durch Wegfall der¬ 
selben noch günstigere Bedingungen zu ihrer Verbreitung im Organismus findet. 

Somit muß eine zweckmäßige Tuberkulinbehandlung darin bestehen, das 
Tuberkulin dem Organismus so einzuverleiben, daß dessen Blutzellenapparat 
darauf mit überproduktiver Neubildung reagieren kann, was leicht mittels der 
Carl Sp engl ersehen Schnellpräcipitationsmethode zu kontrollieren ist. 

Hofbauer-Wien: Die Differenzen in den Auffassungen und Resultaten der 
Tuberkulintherapie erklären sich durch die Verschiedenheiten der von den ver¬ 
schiedenen Arten des Tuberkelbacillus erzeugten Tuberkuline einerseits und den 
Indikationsmangel für die Tuberkulinbehandlung andererseits. Dem ersten Ein¬ 
wurf begegnet man am besten durch die Autotuberkulisation; dieselbe ist leicht 
zu erzielen durch allmählich gesteigerte Atemübungen, letztere bewirken eine 
Einführung der in der Peripherie des Lungenherdes befindlichen und von den 
im Herd selbst vorhandenen Bacillen erzeugten Autotuberkuline. Auf demselben 
Prinzip beruht die graduate labour von Inman und Patterson, wobei die 
Arbeitsleistung durch die entstehende Arbeitsdyspnoe wirkt. Der krasse Gegen¬ 
satz zu der diametral verschiedenen Behandlungsmethode mittels künstlichen 
Pneumothorax mit ihren so guten Erfolgen bei entsprechender Auswahl der Fälle 
erklärt sich durch die Berücksichtigung des zweiterwähnten Faktors: Indikations¬ 
stellung. Die Atemgymnastik darf eben nur bei mangelhafter Tuberkulinisierung 
Verwendung finden und auch dann nur mit allmählicher Steigerung. Dort aber, 
wo der Körper unter der Überschwemmung mit Giftstoffen ohnehin leidet (Fieber, 
Abmagerung), muß die Giftwirkung möglichst ausgeschaltet werden durch Ruhig¬ 
stellung der Lunge (Liegekur, Verminderung der Atmung an den betreffenden 
Partieen durch entsprechende Lagerung, eventuell künstlichen Pneumothorax). 


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788 


Versammlungs-Bericht. 


Bresciani-Arco: Über die Behandlung der Lungenphthise mittels künstlich 
erzeugtem Pneumothorax (nach Forlanini). 

Bresciani berichtet über die Grundsätze der Behandlung der Lungenphthise 
mittels Ruhigstellung durch künstlichen Pneumothorax und über einige mit dieser 
Methode glücklich behandelte Fälle, deren Röntgenphotographien er demonstriert 
Als Hilfs- und Präventivmittel bei Lungentuberkulose lobt Bresciani Pyrenol. 

Winter-Bad Reichenhall: Ursachen der Insufficienz des rechten Herzens bei 
Störungen im kleinen Kreislauf. 

Nach der allgemeinen Annahme sind für die Beförderung des Blutes durch 
den kleinen Kreislauf außer der Triebkraft des rechten und der Saugkraft des 
linken Ventrikels noch die Atembewegungen tätig, welche bei der Einatmung 
eine Ansaugung, bei der Ausatmung eine Auspressung des Blutes aus den Ge¬ 
fäßen bewirken sollen. Die Atembewegungen üben aber nach den Erfahrungen 
des Autors sowohl eine nützliche als eine schädliche Wirkung auf die Blutbe¬ 
wegung im kleinen Kreisläufe aus. Den ersteren erblickt Winter in den von 
Traube-Hering gefundenen, den Atembewegungen parallel gehenden Erre¬ 
gungen# des Vasomotorenzentrums. Indem dieselben die Gefäßdilatationen bei 
der Inspiration, die Gefaßkompressionen bei der Exspiration innerhalb gewisser 
Grenzen halten, wird erst eine kontinuierliche Strömung innerhalb der Kapillaren 
aufrechterhalten. Fällt dieser Mechanismus infolge von Ultradilatation der 
Kapillaren weg, wie es bei stärkerer Hyperämie der Lunge der Fall ist, so er¬ 
wächst dem rechten Herzen eine solche Mehrarbeit, daß es allein infolgedessen 
insuffizient werden kann. (2 Krankenbeobachtungen.) Es wird uns damit ein 
Einblick gewährt, warum das Herz sowohl bei akuten als chronischen Erkran¬ 
kungen, die mit einer Hyperämisierung der Lunge einhergehen, plötzlich versagt 
und schließlich insuffizient wird. 

3. Sitzung vom 21. September, nachmittags. 

Vorsitzender: L e o - Bonn. 

Rihl-Prag: Über die verschiedenen Formen des Kammervenenpulses beim 
Menschen. 

Beschreibung und Analyse der verschiedenen Formen des Kammervenen¬ 
pulses an der Hand eines Schemas. Der Kammervenenpuls besteht wesentlich 
aus denselben zwei Erhebungen (Vk + V s + d), aus denen sich die Kammer¬ 
komponenten des Vorhofvenenpulses zusammensetzen. Aus der Form und der 
gegenseitigen Beziehung dieser beiden Erhebungen läßt sich vorläufig kein be¬ 
stimmter Anhaltspunkt gewinnen, in welchen Fällen an der Entstehung des 
Kammervenenpulses eine Trikuspidalinsufficienz mitbeteiligt ist. 

Ph. Kuhn und Woithe-Berlin-Lichterfelde: Das Verhalten der Darmbacterien 
hinsichtlich der Agglutination. 

Kuhn und Woithe haben gelegentlich der im Kaiserlichen Gesundheitsamt 
unter Leitung von Prof. Neufeld ausgeführten bakteriologischen Bearbeitung 
einer kleinen Epidemie von Irrenruhr in den Ausscheidungen eines chronisch 
Kranken (Ruhrträger) außer dem Erreger der Epidemie, einem Ruhrbacillus des 
Typus Flexner, Colibacillen und Cokken gefunden, die von Ruhrtierseris außer¬ 
ordentlich stark (in Verdünnungen bis 1 : 20 000) agglutiniert wurden. Als Kuhn 
und Woithe mit diesen eigenartigen Stämmen Kaninchen immunisatorisch be¬ 
handelten, erhielten sie Sera, von denen jedes sowohl die Kokken, wie die Coli¬ 
bacillen und die Flexner-Ruhrbacillen (Laboratoriumsstämme) stark agglutinatc- 
risch beeinflußte. Das Auftreten von Colibacillen und Cokken, die sich bezüg¬ 
lich der Agglutination so ruhrähnlich verhalten, daß Kaninchen auf sie mit der 
Produktion von Ruhragglutininen reagieren, gerade im Darm eines chronischen 
Ruhrkranken, kann nach Ansicht von Kuhn und Woithe kein Zufall sein, es 
muß sich hier vielmehr um eine Gesetzmäßigkeit handeln, deren Wesen zu er¬ 
gründen wäre. 

Kuhn und Woithe glauben, daß bei den erwähnten Colibacillen und Cokken 
unter dem Einfluß der spezifisch veränderten Körpersäfte des Ruhrkranken gegen 


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Versammlungs-Bericht. 


789 


die Agglutinine des Serums gerichtete Rezeptoren, die in der Anlage vielleicht 
bereits vorhanden waren, zur Entwicklung gebracht worden sind. Wenn diese 
Deutung das Richtige träfe, so müßte man auch an die Möglichkeit denken, daß 
auf ähnliche Weise sonst harmlosen Bacterien im infizierten Organismus Fähig¬ 
keiten angezüchtet werden könnten, die eine Pathogenität bedingen 
würden. Bei der großen praktischen Wichtigkeit der schon wiederholt ange¬ 
schnittenen Frage des Pathogen Werdens von Saprophyten, speziell des 
Bact. coli, halten es Kuhn und Woithe für erforderlich, daß in Zukunft bei 
bacteriologischen Untersuchungen des Darminhalts bei Gesunden, Kranken- und 
Genesenden den zur Zeit für harmlos gehaltenen Begleitbacterien mehr als bisher 
Beachtung geschenkt wird, daß sie zunächst wenigstens auf ihr agglutinatorisches 
Verhalten geprüft werden. Derartige Untersuchungen, an denen sich auch 
klinische Mediziner beteiligen sollten, würden vielleicht in verschiedener 
Richtung wertvolle Fingerzeige geben. Möglicherweise ergäbe sich dabei, daß 
man auf chronische Infektion schließen muß, wenn die Begleitbacterien von 
spezifischen Seris stark agglutiniert werden, auch ohne daß die betreffenden Er¬ 
reger festzustellen sind. 

Für die angeregten Untersuchungen empfehlen Kuhn und Woithe — be¬ 
sonders auch den klinischen Medizinern — die Benutzung der neuen, von ihnen 
im Kaiserlichen Gesundheitsamt konstruierten Apparate (»Agglutinoskop« und 
»Sedimentoskop« — Bezugsquelle Paul Altmann, Berlin NW.), die sehr 
empfindliche Ausschläge geben und die Beobachtung der Reaktion dabei er¬ 
heblich erleichtern. 

R. Glaser-Wien: Über die Behandlung fieberhafter Erkrankungen, insbe¬ 
sondere jener mit Hyperhidrosis. 

Glaser hält den Wamungsruf vor der Antipyrese nicht begründet, da sie 
auch antibacteriell wirkt. Bei afebrilen, auf Tuberkulose suspekten Leuten em¬ 
pfiehlt Glaser zweistündige Morgenspaziergänge. Die Einführung der Tuber¬ 
kulinbehandlung in die Kassenpraxis hält Vortragender noch für verfrüht, ver¬ 
spricht sich aber mancherlei Nutzen von der Bestimmung des opsonischen Index. 
Bei Hyperhidrosis hat Glaser gute Erfahrungen mit Kephaldol gemacht. 

Goldschmidt-Reichenhall: Beiträge zum Asthma. 

Aus dem reichen Schatz praktischer Erfahrungen wäre die von Goldschmidt 
beobachtete Tatsache hervorzuheben, daß Cyanose als wesentliches Symptom 
des Asthmas nicht existiert. Fieber besteht während des Asthmaanfalles nicht, 
im Gegenteile, wenn Asthmaanfälle vorhanden sind, werden sie durch Fieber 
gleichsam abgeschnitten. 

Diskussion. 

Ortner-Innsbruck bestätigt, daß die Asthmatiker überwiegend blaß sind, 
doch ist die Färbung durch eine bläuliche Beimischung livorös. Während des 
Anfalles sieht Ortner gar nicht selten Fieber, einmal* bis 39,5°, eine fieberhafte 
Erkrankung vermag tatsächlich aber ein Asthmaleiden zur Unterbrechung zu 
bringen. 

Burwinkel-Nauheim sind vielfach Beziehungen zwischen Asthma und ge¬ 
wissen Hautkrankheiten aufgefallen. So sistierten z. B. die Anfälle während der 
Dauer eines Ekzems oder von Psoriasis, begannen aber wieder nach Ausheilung 
der Hautaffektion. 

Ingenieur F. Dessauer- Aschaffenburg: Über die Röntgenaufnahme des mensch¬ 
lichen Herzens und anderer menschlicher Organe in weniger als Vioo Sekunde 
Expositionsdauer. 

Ferner spricht F. Dessauer im Aufträge des verhinderten P. H. Eijkman- 
Gravenhage (Holland) über Kinematographie der Herzbewegung (mit 
Demonstrationen und kinematographischen Vorführungen). 

1. Vor einem Jahre hat P. H. Eijkman als erster das Problem außerordent¬ 
lich kurzzeitiger Aufnahmen, wirklicher Röntgen-Momentaufnahmen in ca. 1 / 100 
Sekunde aufgestellt. Da wir mit den bisherigen Apparaten zwar die gewöhn¬ 
lichen Bewegungen und die Atmungsbewegung so ziemlich vermeiden können, 


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Versammlungs-Bericht. 


dagegen nicht die Erschütterungen, welche das Herz selbst und andere Organ¬ 
teile durch die raschen rythmischen hin- und hergehenden Pulsationen des Herzens 
und des Blutkreislaufes erleiden. Dies Ist sehr wesentlich. Das Verfahren der 
Röntgenaufnahme ist eine Methode der Differenzierung von Dichtigkeitsunter¬ 
schieden. Die größten Dichtigkeitsunterschiede schwanken aber zwischen 0,9 
und 1,1, bei 1, dem spezifischen Gewichte des Wassers als Einheit. Zwischen 
diesen beiden Grenzen ist die außerordentlich große Reihe von feinsten Ab¬ 
stufungen der Organdichtigkeiten eingeschlossen, und besonders in den Weich¬ 
teilen sind die Dichtigkeitsdifferenzen der Organe und die Veränderungen, welche 
von Entwicklungsgängen herbeigeführt werden, ganz winzig. Erleiden die Grenzen 
dieser minimal verschiedenen Dichtigkeitszonen durch die Blutbewegung auch 
noch leise kleine Erschütterungen, so entziehen sie sich der Darstellung mit 
Röntgenstrahlen vollständig. Gelingt es uns aber nach dem Vorschlag von 
Eijkman, in etwa dem 1 / 1C0 Teil einer Sekunde Röntgenogramme aufzunehmen, 
dann ist ihre Bewegung in dieser Zeit so gering, daß sie auf der Platte er¬ 
scheinen und wir haben, neben der Darstellung einer absolut scharfen Herzkontur 
die Hoffnung, auf dem Röntgenbilde mehr zu sehen als bisher. 

Es gab nun zwei Wege, um Eijkmans Problem zu lösen: Der eine Weg 
war der, die Röntgenröhre außerordentlich hell arbeiten zu lassen und dann ein 
zweiter, nach Art der photographischen Momentverschlüsse, einen Bleiblenden¬ 
verschluß anzuwenden, der die Strahlung etwa eine 1 / 100 Sekunde lang zum 
Objekte gelangen ließ. Dessauer wählte den ersteren Weg und erdachte 
folgende Konstruktion. Im Stromwege der primären Spule eines besonders 
leistungsfähigen Induktoriums befindet sich eine sogenannte Patrone. Diese 
Patrone ist nichts anderes als ein dünner, genau kalibrierter Metallfaden, der mit 
einer dichten, stark wasserhaltigen Masse umhüllt ist, z. B. von Gips. Beim Ein¬ 
schalten des Stromes wird der Metallfaden sehr heiß und entwickelt in seiner 
Hülle Wasserdampf, dessen Atmosphärendruck rasch ansteigt bis zu einer Höhe, 
welche die Hülle zersprengt und in Tausende feiner Teilchen zerstäubt. Der 
ganze Vorgang dauert nur einen Bruchteil einer Sekunde. Zur Vornahme einer 
Röntgenaufnahme ist nichts notwendig, als daß eine derartige sogenannte Patrone 
im Werte von etwa 10 Pfennigen in eine Metallklemme eingesteckt wird, die 
man wegen des Schalles in einen Kasten einbaut. Sodann wird der Strom ein¬ 
geschaltet, worauf die Patrone mit einem leichten Knall zerplatzt und den Strom 
mit ungeheuerer Geschwindigkeit unterbricht. Im Augenblick der Unterbrechung 
entsteht dann in der Sekundärspule des Induktoriums ein einziger, aber starker 
Induktionsstoß, von dem Dessauer ein Bild zeigt. Leitet man den Entladungs¬ 
stoß durch eine Röhre, so genügt ihr Aufblitzen, um die meisten Röntgenauf¬ 
nahmen zu machen. Dessauer demonstriert eine größere Zahl von Röntgen¬ 
bildern, die mit diesem Verfahren gemacht sind. 

Die Apparate stellen zunächst eine außerordentliche Vereinfachung der 
Röntgenaufnahme dar. Die ganze umfangreiche Vorbereitung zur Lagerung und 
Ruhigstellung des Patienten fällt weg. Dessauer hat Aufnahmen während des 
Sprechens, während der Bewegung mit voller Schärfe gemacht. Auch die Auf¬ 
nahme unruhiger Patienten, Herzleidender oder schreiender Kinder ist wesentlich 
erleichtert. Ferner aber sind die Manipulationen nunmehr auf zwei beschränkt 
(Einsetzen der Patrone und Betätigung des Schalters). Eine ganze Reihe nicht 
immer ganz einfacher technischer Maßnahmen bei der Aufnahme fallt weg. Die 
Schonung der Röntgenröhre ist außerordentlich. Eine Erwärmung des Röhren¬ 
glases konnte überhaupt nicht festgestellt werden. 

Bei Aufnahme von dickleibigen Patienten wurde in manchen Fällen bis jetzt 
noch ein einfacher, nicht nach fluoreszierender Verstärkungsschirm benutzt. Schaltet 
man mit Hilfe eines Umschalters statt der Patrone einen Unterbrecher ein, so 
ist das Induktorium sofort in ein normales, für dauernde Durchleuchtung und 
therapeutischen Betrieb geeignetes verwandelt. 

Der Bau der Apparate liegt in den Händen der Veifawerke, Aschaffenburg 
und Frankfurt a. M. 

2. Kinematographie der Herzbewegung. P. H. Eijkman hat dieses 
Verfahren benutzt, um damit das Herz, die Schluckbewegung und die Ver- 


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Versammlungs-Bericht. 


791 


dauungsbewegung kinematographisch und auch stereoskopisch aufzunehmen. 
Diese Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen. In Vertretung von P. H. Eijk- 
man führt aber Dessauer ein vorläufiges kinematographisches Bild der Herz¬ 
bewegung vor, welches noch an Fehlem krankt. 

Die Aufnahmen sind unter Benutzung eines ganz besonders guten Sphygmo- 
graphen gemacht. Von den beiden Phasen der Blutbewegung, der aufsteigenden 
und der absteigenden, ist die erste außerordentlich kurz. Auf der Kuppe dieser 
Phase löst der Sphygmograph ein Relais aus, und im Augenblick darauf erfolgt 
das Aufblitzen der Röntgenröhre. Die Zeit von dem Auflösen des Relais bis 
zum Aufblitzen der Röntgenröhre ist um eine Sekunde in 14 Intervallen ver¬ 
änderlich. Es wurde nun so eingestellt, daß jede Aufnahme gegenüber der vor¬ 
hergehenden um eine 1 j 14 Sekunde verspätet ist. Zwischen je zwei Aufnahmen 
wurde darauf geachtet, daß der Sphygmograph wieder möglichst gleiche Aus¬ 
schläge machte, der Herzschlag also gleichmäßig bleibt. 

Es ist also zwar eine einzige Herzperiode, die wir sehen, die Phasen sind 
aber aus verschiedenen aufeinanderfolgenden Herzschlägen genommen. 

Die Fehler nun, die bei diesem Verfahren in seiner ersten Anwendung noch 
gemacht worden sind, und die bei der Betrachtung des kinematographischen 
Bildes etwas stören, sind erstens, daß der Patient sich einmal etwas bewegt hat. 
Man sieht dies am Zucken des Bildes. Der zweite Fehler ist, daß die Atmung 
nicht berücksichtigt wurde, so daß der Zwerchfellschatten während des Ablaufens 
auf- und niedersteigt. Beide Fehler werden von jetzt ab vermieden werden. 

Schon jetzt ist aber die Herzbewegung erkennbar. Ganz allgemein aber 
läßt sich sagen, daß wichtiger als kinematographische Vorführung eines solchen 
Bildes das genaue Studium der Einzelbilder sein wird, welche die einzelnen 
Phasen der Herzbewegung wiedergeben. 

4. Sitzung vom 22. September, vormittags. 

Vorsitzender: Heubner-Göttingen. 

v. Heinleth-Reichenhall: Die Erschließung einer natürlichen Kochsalztrink¬ 
quelle in Bad Reichenhall (mit geologischen Erläuterungen über die Entstehung 
der Salzlager). 

Es besteht leider vielfach die irrige Ansicht, daß Bad Reichenhall keine 
eigenen Solquellen besitze. Dem ist nicht so. Dem Quellenbau Reichenhalls, 
dessen Salzlager von dem Berchtesgadener-Halleiner geologisch vollkommen 
getrennt ist, entspringt eine Reihe von eigenen reichhaltigen Solquellen, deren 
stärkste und bekannteste die 23proz. Edel- und 24proz. Carl Theodorquellen 
sind. Sie sind es, die zu Kurzwecken verwendet werden. — Vor zwei Jahr¬ 
hunderten wurde in dem ausgedehnten Quellenbau ein Versuchsstollen einge¬ 
trieben, später jedoch wieder zugemauert, weil die eröffneten Quellen zur Salz¬ 
gewinnung durch Versieden nicht geeignet waren. Das Wasser dieses wieder 
eröffneten Stollens hat sich aber als schwache Solquelle erwiesen, die Aussicht 
gab, als Kochsalztrinkquelle Verwendung zu finden. 

Die »Kaiser Karl-Quelle« stammt, entsprechend der Temperatur von 10,4°, 
aus einer Tiefe von ca. 75 m und entspringt 11,8 m unter dem Boden (Pflaster 
der Maschinenhalle). Das spezifische Gewicht ist 1004,8; während der Versuchs¬ 
zeit lieferte die Quelle per Tag 1000 Liter; die täglichen Messungen mit der 
analytischen Wage ergaben einen durchschnittlichen Mineralgehalt von 7,1 pM. 
im Kilo. 

Die chemische Analyse des zu einer mineralärmeren Zeit entnommenen 
Wassers wurde vorgenommen von der Firma DDr. Bender & Hobein in München, 
und ergab im Kilo das Vorhandensein von 


Kochsalz.5,829 

Chlornatrium.0,018 

Magnesiumsulfat.0,194 

Calciumsulfat.0,084 

Calcium-Bikarbonat.0,356 

Kieselsäure.0,007 


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792 


Ver8ammlungs-Bericht. 


Ferner finden sich noch Spuren von Eisenoxyd, Tonerde, Phosphorsäure, 
Brom und Bor. 

Die Radioaktivität beträgt 0,4 Mache-Einheiten. Die Quelle wird schon im 
Jahre 1910 in eigenem Pavillon in natürlicher Temperatur als kalte Quelle, oder 
vorgewärmt, Verwendung finden, zumal bei verschiedenen Darmstörungen und 
zur Resorption von Exsudaten, ähnlich den Quellen von Krefeld (Elisabeth- und 
Ludwigsbrunnen), der Harzburgerquelle, dem Königsbrunnen bei Unna und den 
Quellen von Bad Nauheim und Wiesbaden. 

L. Assinger-Wien: Eine vereinfachte Sauerstoffinhalationsmethode. 

As sing er demonstriert einen außerordentlich einfachen, handlichen und 
leicht transportablen Sauerstoffinhalationsapparat, der infolge seiner Dauerhaftig¬ 
keit und Billigkeit bald die umständlichen Ballons und Bomben überall ersetzen 
dürfte. Es wird in dem 30 cm hohen Apparate frisch erzeugter Sauerstoff ent¬ 
wickelt, über mit Menthol getränkte Gazeeinlagen geleitet und eingeatmet. 
Herz hat mit dieser Sauerstoffinhalation unzweifelhafte Erfolge bei Stenocardie, 
Asthma cardiale und kompensierter Mitralstenose erzielt. 

Prybila-Wien: Vergleiche zwischen Kohlensäure- und radioaktiven Sauer- 
stoff-Kohlensäurebädem. 

Das Badepräparat Sanotherm enthält einen flüssigen und einen festen Be¬ 
standteil, durch deren Zusatz es im Bade zur Entwicklung äußerst feiner Bläschen 
von Sauerstoff und Kohlensäure kommt. Ferner besitzt das Präparat einen radio¬ 
aktiven Bestandteil und Fichtennadelextrakt. Sanotherm soll sich bei Neurasthenie, 
Herzneurosen, anatomischen Herzerkrankungen, Arteriosclerose, Stoffwechsel¬ 
erkrankungen usw. bewährt haben. 

Diskussion: 

Zucker-Dresden kann nicht einsehen, welchen Vorteil die Kombination von 
Sauerstoff und Kohlensäure haben soll. 

Rosenberg-Charlottenburg hält die Komposition von O und C0 2 für un¬ 
zweckmäßig. Da nach Assinger’s Angabe Pechblende die radioaktive Substanz 
in dem Präparate darstellt, dürften nur ganz geringe Mengen Emanation im Bade 
frei und diese durch den Sauerstoff- und Kohlensäurestrom sofort aus dem Bade 
herausgetrieben werden. 

Heubner-Göttingen hält es auch nicht für einen Vorzug, wenn man Wir¬ 
kungen, die der Arzt sonst einzeln in der Hand hat, zusammenwirft, weil die 
einzelnen Teile in ihrer Wirkung sich dann aufheben. Nicht jede Radioaktivität 
ist identisch, sondern von der zerfallenden Verbindung hängt die Zeit ab, in der 
die Emanation verschwindet. 

Assinger (Schlußwort): Sowohl O als CO a wirken regulierend auf den 
Blutdruck, besitzen daher vielfach dasselbe Indikationsgebiet. Der Sauerstoff 
paralysiert die ermüdende Wirkung des Kohlensäurebades. Was die Austreibung 
der Emanation durch den Gasstrom betrifft, so ist ja gerade die Vermischung 
derselben mit der Atemluft nach den neuesten Untersuchungen das wirksame 
Prinzip. 


Kernen -Kreuznach: Erfolge mit Kreuznacher Radium-Emanationsbädern 
und lokal angewandten Radioipräparaten. 

Die Behandlung erstreckte sich auf folgende 126 Fälle: 


Arthritis rheumatica . 

. . . f 40) 

Heilung 

19 

Besserung 

14 

ohne Erfolg 
7 

Arthritis urica . . . 

. . . (25) 

8 

11 

6 

Arthritis deformans . 

. . . (10) 

1 

6 

3 

Muskelrheumatismus . 

... r 5) 

3 

2 

— 

Ischias. 

(25) 

12 

8 

5 

Myocarditis .... 

. . . (10) 

— 

7 

3 

Tabes. 

. . . ( 5) 

Besserung 
— der 

) 3 

2 


Schmerzen ) 

# 


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Versammlungs-Bericht. 


793 


Heilung 

Syringomyelie.(2) — 

Apoplexie.(3) — 

Polyneuritis nodosa . . . . ( 1) — 


Besserung ohne Erfolg 

3 — 

1 — 


Der Gehalt der »Kreuznacher« Radium-Emanationsbäder an Emanation be¬ 
trug 50 Mache-Einheiten pro Liter, des zur Trinkkur verwandten Wassers 2000 
Mache-Einheiten pro Liter. 

Mit Emanationsmengen von 7 Mache-Einheiten pro Liter, wie sie von anderer 
Seite abgegeben werden, konnten gleich günstige Wirkungen nicht erzielt werden. 
Man sollte Bäder mit weniger als 30 Mache-Einheiten pro Liter überhaupt nicht 
als Emanationsbäder bezeichnen. 

Insgesamt wurden im Jahre 1909 bis zum 15. September ca. 6000 Radium- 
Emanationsbäder in Kreuznach verausgabt und ca. 6500 Flaschen zur Trinkkur, 
ungefähr dreimal soviel wie im vorigen Jahre. 

Günstig war auch der Erfolg der lokal angewandten Radiolpräparate. Ver¬ 
größerte Lymphdrüsen, die nicht bereits im Innern vereitert waren, gingen unter 
Anwendung von Radiolkompressen zurück. Exsudate wurden schneller resorbiert. 
Auch in gewissen gynäkologischen Fällen schien neben der Bäderwirkung eine 
deutliche Beeinflussung der lokal angewandten Radiolpräparate vorhanden zu sein. 


Diskussion: 

Heubner-Göttingen fragt an, ob sich im Verlaufe von Kemen’s Praxis 
besondere Indikationen für Trink- oder für Badekur mit den Radiumpräparaten er¬ 
geben haben? 

Kernen (Schlußwort): Bei Gelenkrheumatismus, Gicht und Ischias hat Kernen 
den Eindruck gewonnen, daß man durch Kombination von Bade- und Trinkkuren 
besser zum Ziele kommt. Bei Gicht spez. aber mußte er zu den Bädern zurück¬ 
kehren, da bei Trinkkuren zu starke Reaktionen auftreten. 

Grunmach- Berlin: Über Untersuchung der stereoskopisch aufgenommenen 
Krankheiten des Magendarmkanales. ' 

Grunmach beschreibt ausführlich die Methodik stereoskopischer Röntgen¬ 
aufnahmen und bespricht deren Resultate an der Hand von mit gewohnter 
Meisterschaft ausgeführten, sehr lehrreichen Bildern. 

Wiek -Bad Gastein: Die Behandlung des chronischen Gelenkrheumatismus 
mit Bädern. 

Wiek ist bemüht, an der Hand eines großen Materials eine Basis für die 
Erklärung der Heilkraft der Gasteiner Thermen zu finden. Eine der auffallend¬ 
sten Tatsachen ist die Reaktion, bestehend in Steigerung oder Neuauftreten von 
Schmerzen oder Schwellungen. Die Reaktion tritt ca. in */ 4 der Fälle auf, es 
werden aber in der Hälfte der Fälle bedeutende Kurerfolge beobachtet, folglich 
kann die Reaktion mindestens nicht als notwendige Voraussetzung eines günstigen 
Kurergebnisses angesehen werden. Man kann ferner die Reaktion unbeschadet 
des Kurerfolges unterdrücken. Je schwerer die anatomische Veränderung der 
Gelenke, desto unbefriedigender der Kurerfolg. 

H. Stern-Wien: Über die verschiedenen Formen der Stummheit. 

Ausgehend vom Begriff Stummheit bespricht der Vortragende die verschie¬ 
denen Formen derselben, vor allem die sogenannte Hörstummheit. Die Kinder 
hören alles, verstehen alles und lauschen aufmerksam auf die Sprache ihrer Um¬ 
gebung, sprechen aber dennoch nicht. Es fehlt ihnen die Lust an der Nach¬ 
ahmung. Unter den Ursachen scheint die Erblichkeit (die Eltern hörstummer 
Kinder haben oft ebenfalls spät sprechen gelernt), Alkoholgenuß sowohl seitens 
der Eltern wie der Kinder, Konsanguinität (Ehen unter Verwandten) und das 
Vorhandensein einer großen Rachenmandel eine große Rolle zu spielen. In der¬ 
artigen Fällen darf man das Nachsprechen seitens der Kinder nicht verlangen, 
weil man sonst direkt Unlust hervorruft. Man muß vielmehr neben einer sorg¬ 
fältig ausgewählten diätetischen und hygienischen Therapie streng individuell 
Vorgehen, das Kind immer wieder in mannigfacher Weise anzuregen suchen und 


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794 


V ers&mmlungs-Berich t. 


durch systematisch ausgewählte Sprechübungen die Sprache aufbauen. In seinen 
weiteren Ausführungen berichtet der Vortragende über die Ursachen und die 
Behandlung der Taubstummheit, die Taubstummen erlernen neben der Fähig¬ 
keit, vom Munde der zu ihnen Sprechenden abzulesen, nach der sogenannten 
»deutschen Methode« eine reine Lautsprache, welche durch weitere Übungen 
auch, was die Modulation anbelangt, sehr vervollkommnet werden kann. Schlie߬ 
lich spricht Stern über die idiotische Stummheit, die hysterische Stummheit und 
die verschiedenen Formen der Aphasie (Sprachlosigkeit) und zeigte, daß eine 
richtig geleitete Behandlung auch in schweren Fällen schöne und dauernde Er¬ 
folge zeitigt. 

Gemeinsame Sitzung beider Hauptgruppen Donnerstag, den 23. September 

vormittags 10 Uhr. 

Referent: K. Re ich er-Berlin. 

J. Elster-Wolfenbüttel: Der gegenwärtige Stand der Radiumforschungen. 

Um die dem radioaktiven Gebiete Fernerstehenden etwas zu orientieren, 
schickt der Vortragende jedem Referate über den betreffenden Teilabschnitt der 
radioaktiven Forschung einige entdeckungsgeschichtliche Bemerkungen voraus 
und bezeichnet alsdann an der Hand neuer und neuester Forschungen den Punkt, 
bis zu welchem die Forschungen gediehen sind und wo neue Untersuchungen 
einzusetzen hätten. Ein kurzes Referat läßt sich leider über die ungeheuer große, 
in konzentriertester Form vorgetragene Materie nicht erstatten, doch sei für 
Interessenten hinzugefügt, daß der Vortrag unverkürzt demnächst in der »Natur¬ 
wissenschaftlichen Rundschau« (herausgegeben von Professor Skia reck) er¬ 
scheinen wird. 

O. Brill-Wien (Korreferat): Brill hebt zunächst die Bedeutung der 
Rutherfordschen Desintegrationstheorie für die Zusammenfassung aller radio¬ 
aktiven Erscheinungen hervor und bespricht an der Hand zahlreicher Lichtbilder 
die hierhergehörigen Arbeiten Ramsays und seiner Schüler. Rutherford und 
Royds erbrachten den Nachweis, daß die Quelle des Heliums die beim Radium¬ 
zerfall weggeschleuderten «-Teilchen sind. Die Chemie ist die Erforschung der 
29 radioaktiven Stoffe gegenüber der Physik zurückgeblieben, denn es fehlen 
ihr noch die Methoden, um an Bruchteilen von Milligrammen das chemische 
und chemisch-physikalische Verhalten zu bestimmen. 

Hier ist daher die wichtigste Aufgabe der Ausbau der Mikrochemie. An¬ 
nähernd untersucht sind von den radioaktiven Elementen bloß das Radium und 
die Radiumemanation. Allerdings ist Radium nicht in freiem Zustande, sondern 
nur in Form seiner Salze bekannt. Gerade da eröffnet aber die Guntzsche 
Methode der Erdalkalimetalle-Isolierung schöne Perspektiven. 

Die X-Strahlen, langsame, elektrisch geladene Heliumatome, wirken ähnlich 
wie die stille, elektrische Entladung, die ß-Strahlen, mit Lichtgeschwindigkeit 
fortgeschleuderte Elektroden, verhalten sich wie ungeheuer konzentrierte ultra¬ 
violette Strahlen, und die durchdringenden, ihrem Wesen nach als Ätherwellen 
anzusprechenden ^-Strahlen besitzen ganz die Eigenschaften der Röntgenstrahlen. 

Bei genauem Studium der Effekte der gesonderten und isolierten 
Strahlengattungen, was bisher in der Medizin unterlassen wurde, wird es 
hoffentlich gelingen, die »Wunderwirkungen« des Radiums in den Dienst der 
gesunden und kranken Menschheit mit Erfolg zu stellen! 

Gesamtsitzung der medizinischen Hauptgruppe Donnerstag, den 23. September 

3Va Uhr nachmittags. 

Referent: K. Reicher-Berlin. 

A. Czerny-Breslau: Exsudative Diathese, Skrophulose und Tuberkulose. 

Czerny weist darauf hin, daß ein besonderer Umstand dazu Veranlassung 
gab, sich in den letzten Jahren mit der exsudativen Diathese zu beschäftigen. Es 
ist dies die kritiklose einseitige Ernährung vieler Kinder mit Milch und Eiern, 
durch welche bei vorhandener Veranlagung die Krankheitssymptome provoziert 


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werden. Konstitutionsanomalien wie die exsudative Diathese sind angeboren, 
äußern sich schon im frühesten Alter beim Säugling und müssen deshalb auch 
an diesem studiert werden. An den Neugeborenen verrät sich die erbliche Be¬ 
lastung noch nicht, sie wird aber bald unter der Einwirkung der Ernährung, 
selbst mit Frauenmilch erkennbar. Der Säugling lebt in der ersten Zeit des 
rapiden Gewichtszuwachses hauptsächlich von seinen mit zur Welt gebrachten 
Reservebeständen. Normalerweise bedarf er erst gegen Ende des ersten Lebens¬ 
jahres einer Nahrung, welche ihm auch das ganze erforderliche Baumaterial für 
den Körper liefert. Bei abnormer Veranlagung, wie dies auch bei exsudativer 
Diathese der Fall ist, treten schon zeitig Ernährungsstörungen ein, wenn die 
angeborenen Bestände zu früh aufgebraucht werden und nicht durch passende 
Emährungstherapie ein Ausgleich herbeigeführt wird. Diese Ernährungsstörungen 
lösen die Krankheitssymptome der exsudativen Diathese aus. Sowie die durch 
die Art der Ernährung bedingten Stoffwechselstörungen, so können auch infek¬ 
tiöse Prozesse als auslösende Ursache in Betracht kommen. Czerny macht 
darauf aufmerksam, daß dies mit der Vaccination geradezu experimentell demon¬ 
strierbar sei. In gleicher Weise wirkt oft auch die Applikation von Tuberkulin. 
Von Krankheiten provozieren besonders Masern und floride Tuberkulose die 
Symptome der exsudativen Diathese. Die letztere Kombination führt zu dem 
Krankheitsbilde, das man früher Skrophulose nannte. Durch Emährungstherapie 
lassen sich aber Symptome der exsudativen Diathese beseitigen, während die 
Tuberkulose isoliert weiter besteht. Dadurch ist die alte Auffassung der Skro¬ 
phulose als eines einheitlichen tuberkulösen Prozesses hinfällig. 

Die exsudative Diathese ist nicht identisch mit der Uratdiathese, denn sie 
tritt auch bei purinarmer Nahrung auf und nimmt mit dem Alter der Patienten 
ab, während die Uratdiathese zunimmt. 

Die exsudative Diathese ist außerordentlich verbreitet. Die Häufigkeit ihres 
Vorkommens übertrifft weit die der Tuberkulose. Ihre Symptomatologie ist noch 
nicht erschöpfend studiert. Ob die Phlyktaene dazu gehört oder nicht, ist eine 
nebensächliche Frage. Die Studien über exsudative Diathese ermöglichen es, 
sie als einen angeborenen Defekt im Chemismus des Organismus aufzufassen, 
der hauptsächlich die Gewebe betrifft, welche große Schwankungen des Wasser¬ 
gehaltes zulassen. Bei dieser Auffassung ist die Wirkung der empirisch ge- 
hmdenen Emährungstherapie verständlich. 

Abteilung für Chemie. 

S. Fr&nkel-Wien spricht über Gehirnchemie sowie über die Phosphatide 
verschiedener Organe. Es ist dem Vortragenden mit einer Anzahl von Mit¬ 
arbeitern gelungen, ein neues Verfahren auszuarbeiten, nach dem, ohne Ver¬ 
änderungen am chemischen Charakter der Substanzen die verschiedenen von ihm 
aufgestellten Gruppen fast quantitativ von einander getrennt und noch weiter 
entmischt werden können. Dieses Verfahren nennt er das Verfahren der frak¬ 
tionierten Extraktion. Es werden trockene Gewebe, insbesondere Gehirn, vor¬ 
erst mit warmem Aceton und dann mit leicht siedendem Petroläther, weiter mit 
Benzol, schließlich mit absolutem Alkohol extrahiert. Es wurde nun gefunden, 
daß das Gehirn des Menschen zu 2 / 3 aus extrahierbaren Substanzen (Lipoiden) 
und nur zu 1 I 3 aus Eiweißkörpem besteht. Der Gehalt verschiedener Organe 
an solchen Lipoiden ist sehr verschieden. Gehirn und Ei gehören zu den 
reichsten, Pancreas zu den ärmsten. Im Gehirn bestehen diese extrahierbaren 
Substanzen fettähnlicher Natur (Lipoide) zu 17 °/ 0 aus Cholesterin, zu 48,29 °/ 0 aus 
ungesättigten Phosphatiden und zu 34,48 °/ 0 aus gesättigten Phosphatiden, Sul- 
fatiden und Sphingogalaktosiden. Der Hauptkörper der ungesättigten Gruppe 
im Gehirn des Menschen ist das Kephalin, ein Monaminomonophosphatid sehr 
stark ungesättigter Natur, ein hydrophyles Kolloid mit anodischer Konvektion 
von ungemeiner Sauerstoffavidität. Das Kephalin vermag anorganische Salze in 
großen Mengen in organische Lösungsmittel hineinzulösen. An seinem Baue ist 
Palmitinsäure, eine monomethylierte stickstoffhaltige Substanz und eine Glycerin¬ 
phosphorsäure beteiligt, welche von der bekannten, aus Lecithin darstellbaren 
durch die entgegengesetzte Drehung differiert. Aus den verschiedenen Geweben 


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wurden eine Reihe neuer Substanzen dargestellt und so weit es möglich war, 
deren Konstitution ermittelt. So aus dem Eidotter ein Triaminomonophphatid, 
das Neottin, C 8 4H 17 2N 3 P0 16 . Dieses ist ein gesättigtes Phosphatid, gibt bei der 
Hydrolyse Zerebronsäure, Stearinsäure, Palmitinsäure, nur ein Stickstoff ist in 
Form von Cholin darin enthalten. Aus der Niere wurde eine kephalinartige 
Substanz, ein stark ungesättigtes basisches Triaminodiphosphatid C 78 H 133 X 3 P202i 
und ein ungesättigtes Diaminomonophosphatid erhalten. Das Triaminodiphospha¬ 
tid C7 8 H 131 N 3 P202i ist ein basischer Körper, welcher Salzsäure addiert, nur zwei 
von den drei Stickstoffatomen sind in Form von Cholin enthalten. Das Diaminomono¬ 
phosphatid C 3 4 H 7 5 N a PO 10 enthält eines von den Stickstoffatomen in Form von 
Cholin. Es zeichnet sich durch sehr kräftige Reduktion von Methylenblau aus. 
Aus Rinderpancreas wurde ein ungesättigtes Phosphatid C 32 H 64 NPO 10 mit einem 
Stickstoff und einem Phosphor gefunden, welches Myristinsäure abspaltet und 
eine Base, welche vier Methyle an Stickstoff enthält. Im Pferdepancreas aber 
ist diese Substanz nicht zu finden, sondern ein gesättigtes Tetraaminomonophos- 
phatid. Die verschiedenen Organe erhalten sehr verschiedene Mengen von Li¬ 
poiden, resp. Phosphatiden. 

Die Lipoidmengen in verschiedenen Gehirnen schwanken, und zwar 
schwanken sie in derselben Tierklasse mit der Entwicklung des Individuums und 
schwanken und differieren außerordentlich in verschiedenen Tier¬ 
klassen. Lipoidmengen in jugendlichen Gehirnen sind relativ geringer, als in 
denen Erwachsener. Die Mengen der ungesättigten Verbindungen scheinen in 
jugendlichen Gehirnen besonders gering zu sein. Aus den vergleichenden Unter¬ 
suchungen verschiedener Organe ziehen wir den Schluß, daß jedes Gewebe bei 
demselben Tiere mehrere, aber nach verschiedenen Typen gebaute und von denen 
der anderen Organe verschiedene Phosphatide enthält. Diese Phosphatide sind 
anscheinend spezifisch für das bestimmte Gewebe. Sehr wichtig ist die Be¬ 
obachtung, daß dasselbe Organ bei verschiedenen Tieren untersucht, differente 
Lipoide, resp. Phosphatide enthält. Diese Lipoidspezifizität der Gewebe und die 
Spezifizität dieser Lipoide für die Tierart steht mit dem physiologischen Um¬ 
stande im Zusammenhang, daß die verschiedenen Gewebe aus dem Kreislauf 
verschiedener Stoffe aufnehmen und eventuell assimilieren. Die Spezifizität der 
pharmakologischen Wirkung chemischer Substanzen auf ganz bestimmte Zell¬ 
gruppen in den Gew r eben steht in innigem Zusammenhänge mit der von Fränkel 
und seinen Mitarbeitern gefundenen Lipoidspezifizität der Gewebe. Andererseits 
wird sich daraus erklären lassen, w r arum dieselbe Substanz in verschiedenen Tier¬ 
klassen verschieden oder verschieden stark w f irkt. 

Die ungesättigten Verbindungen, insbesondere die Gruppe der Keplialine 
steht in besonderen Beziehungen zur Gewebeatmung und Sauerstoffavidierung 
infolge ihrer großen Sauerstoftavidität. Die große Mannigfaltigkeit der Lipoide 
und ihre Verschiedenheit in verschiedenen Organen und Tierarten wirft viel¬ 
leicht ein Licht auf die Bedeutung dieser Substanzen für die spezifischen Im¬ 
munsera. 

Abteilung für Allgemeine Pathologie. 20. September 1900, nachmittags. 

M. Loewit-Innsbruck: Der Pancreasdiabetes beim Frosche. 

Die Exstirpation des Pancreas wurde nach der von Pflüger angegebenen 
Methode innerhalb zweier Jahre an zahlreichen Fröschen während der verschie¬ 
denen Jahreszeiten durchgeführt und namentlich bei Winterfröschen nahezu regel¬ 
mäßig Diabetes erzielt. Die Lebensdauer der operierten Tiere betrug im Maxi¬ 
mum 21 Tage, meistens gehen aber die Frösche früher und vielfach unter coma- 
tösen Erscheinungen ein. Polyurie war bei einzelnen Tieren sicher vorhanden, 
Hyperglykämie erw-ies sich nicht als eine notwendige Voraussetzung für die 
Glvkosurie, sie konnte aber mehrfach nachgewiesen w r erden. Die Glykosurie 
w ? ar meistens bereits 24 Stunden p. oper. nachweisbar, ihr Eintritt konnte sich 
aber auch mehrere Teige verzögern; in der Regel zeigt sie progressiven Charak¬ 
ter und verschwindet kurz vor dem Tode. Der Glykogengehalt von Leber und 
Muskeln nimmt nach der Operation ab, bei längerer Lebensdauer werden nur 
geringe Restw'erte gefunden. 


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Unvollständige Entfernung des Pancreas verhindert das Zustandekommen 
eines Diabetes; wird jedoch das Pancreas nicht allseitig von der Umgebung los¬ 
geschält, so scheint ein Einfluß der Lokalität, an welcher die Verbindung be¬ 
stehen blieb, auf den Eintritt oder das Ausbleiben des Diabetes vorhanden zu 
sein. Die Nachprüfung der Pflügerschen Angaben über den Duodenaldiabetes 
beim Frosche ergab, daß derselbe der Hauptsache nach als Kältediabetes (Auf¬ 
bewahren der Frösche auf Eis) aufzufassen ist und die Aufstellung eines Duode¬ 
naldiabetes auch für den Frosch nach den bisherigen Ergebnissen nicht als ge¬ 
rechtfertigt angesehen werden kann. 

Abteilung für Hals- und Nasenkrankbeiten. 20. September 1909, nachmittags. 

Kahler- Wien berichtet nach Besprechung der an Hofrat Chiaris Klinik 
geübten Technik der Bronchoskopie und Oesophagoskopie über die bei der 
Fremdkörperbehandlung erzielten Erfolge, bespricht eingehend die Bedeutung 
der Bronchoskopie für die interne Klinik. Er konnte im Anschlüsse an anato¬ 
mische Untersuchungen Prof. Stoercks bei Patienten mit Mitralstenosen Ver¬ 
engerungen des linken Bronchus mittels der direkten Bronchoskopie nach- 
weisen. 

Die Bedeutung der Methode für die chirurgische Klinik zeigte sich in einem 
Falle von vollständigem Trachealverschluß durch ein Aneurysma, bei dem die 
Auffindung eines größeren Bronchialastes behufs Anlegung einer Fistel dem 
Chirurgen durch das während der Bronchotomie eingeführte bronchoskopische 
Rohr erleichtert werden konnte. 

Abteilung für Chirurgie. 20. September 1909, nachmittags. 

A. Exner-Wien berichtet über die Erfahrungen, die an der Klinik Hochenegg 
an drei operativ behandelten Fällen von Akromegalie gemacht wurden. 1 ) Die 
wichtigsten Beobachtungen waren: An zwei geheilten Fällen wurde nach der 
Operation, die in der partiellen Exstirpation des Hypophysentumors bestand, 
Rückbildung der akromegalischen Erscheinungen beobachtet. Bei beiden Fällen 
entwickelte sich nach der Operation eine deutliche Struma. Bei allen drei Fällen 
konnte der innige Zusammenhang zwischen Hypophyse und Keimdrüse nach¬ 
gewiesen werden. Bei einem gestorbenen Fall konnten im Ovarium keine 
Follikel mehr nachgewiesen werden, bei den beiden geheilten Fällen kamen nach 
der Operation die früher verwischten sekundären Geschlechtscharaktere wieder 
deutlich zum Vorschein. 

Abteilung für Chirurgie. 20. September 1909, nachmittags. 

H. Pfeiffer und H. Finsterer-Graz: Die Überempfindlichkeit Krebskranker 
gegen ihr Tumorgewebe. 

Die Vortragenden berichten über ihre Versuche, auf dem Wege der passiven 
Anaphylaxie und unter Benützung des anaphylaktischen Temperatursturzes im 
Tierversuche die bedeutungsvolle Frage nach dem Vorhandensein oder Fehlen 
einer Überempfindlichkeit bei Geschwulstträgem zu entscheiden. Eine solche 
ließ sich in den bisher untersuchten 27 Fällen unter 18 Carcinomen 13 mal nach- 
weisen. Niemals gelang der Nachweis bei 7 Sarcomfällen, wie bei 2 benignen 
Tumoren. Diese reagierten weder auf ihren eigenen Tumorpreßsaft, noch auf 
andere Carcinompreßsäfte, welche gegen Carcinomsera positiv befunden worden 
waren. Wenn sich die Befunde weiterhin in so eindeutiger Weise wiederholen, 
so könnten daraus praktisch und theoretisch wichtige Folgerungen abgeleitet 
werden. 

Abteilung für gerichtliche Medizin. 21. September 1909, nachmittags. 

H. Pfeiffer-Graz: Über Anaphylaxie und forensischen Blutnachweis. 

Der Vortragende berichtet über seine Versuche, das von ihm seinerzeit be¬ 
schriebene Phänomen des anaphylaktischen Temperatursturzes für die Antigen¬ 
diagnose im allgemeinen, wie für den forensischen Blutnachweis nutzbar zu 
machen. Unter Einhaltung gewisser Kautelen gelingt es auf diesem Wege Blut- 


l ) Die ausführliche Publikation erscheint in den Grenzgebieten. 


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Versammlungs-Bericht. 


spuren und Eiweißkörper nach ihrer Artzugehörigkeit noch in minimalsten Mengen 
auch dann exakt nachzuweisen, wenn durch Erhitzen oder andere schädigende 
Einflüsse die Präcipitinprobe und die Komplementablenkung versagen. Eine 
Messung des anaphylaktischen Temperatursturzes gestattet es außerdem, die Größe 
einer bestehenden Überempfindlichkeit in mathematisch exakter Weise zu be¬ 
stimmen. 

Abteilung für gerichtliche Medizin 22. September 1900, vormittags. 

G. Meixner-Wien: Einfluß der Todesart auf den Glykogengehalt der Leber. 

Vortragender hat in 225 Fällen von den verschiedensten Todesarten Schnitte 
aus der Leber mikroskopisch auf Glykogen untersucht Seine wichtigsten 
Schlüsse sind: 

Wenn der Tod augenblicklich ohne vorhergehende Insufficienz von Atmung 
und Herz eingetreten ist, was nur bei schwersten Verletzungen der Fall ist, so 
findet sich das Glykogen sowohl bei gesunden wie bei kranken Individuen bloß 
in den Leberzellen. In fast allen anderen Fällen enthalten, wenn Glykogen über¬ 
haupt vorhanden ist, auch die Lymphspalten und die Blutgefäße mehr oder minder 
reichliche Mengen. 

Bei sehr raschem Abbau des Glykogens wird seine Umwandlung in Zucker 
wenigstens zum Teil erst in den Blutgefäßen der Leber vollendet. 

Dem Blute fällt bei diesem Vorgänge eine wichtige Rolle zu. 

Der Verhältnis der innerhalb und außerhalb der Leberzellen gelegenen 
Glykogenmengen erfährt nach dem Tode, solange das Organ nicht sehr faul ist, 
keine wesentliche Veränderung. 

Abteilung für Kinderheilkunde. 19. September 1909, vormittags. 

L. F. Meyer-Berlin: Die Bedeutung der Mineralsalze bei den Em&hrungs» 
Störungen des Säuglings. 

Einleitend weist Referent auf unsere Kenntnisse über die Ionenwirkung bei 
Pflanzen und niederen tierischen Organismen und auf die von den Mineralsalzen 
ausgeübte Regulation des osmotischen Gleichgewichtes im Organismus hin. 

Die für den wachsenden Säugling notwendigen Mineralstoffe liefert die 
Frauenmilch. Die Kuhmilch enthält eine größere Quantität der einzelnen 
Salze als die Frauenmilch. Trotzdem ist der osmotische Druck beider derselbe. 
Freilich unterscheiden sie sich in anderen physikalischen Beziehungen nicht un¬ 
wesentlich, so enthält die Frauenmilch mehr freie Ionen als die Kuhmilch 
(Köppe). Aber diese Unterschiede erklären keineswegs den differenten Er¬ 
nährungserfolg beider Milcharten. Wir wissen vorläufig nur auf Grund der 
Molken-Austauschversuche (L. F. Meyer), daß der Molkenanteil der Milch 
ausschlaggebend für den Ernährungserfolg ist. Dabei ist es gleichgültig, ob 
die Frauenmilchmolke mit oder ohne Säure bereitet ist. 

Die Retention der Mineralsalze ist bei Frauenmilch- und Kuhmilchemährung 
nicht wesentlich verschieden. Die zurückgehaltenen Salze dienen als Baumaterial 
der neuen Zelle und zur Unterhaltung wichtiger Funktionen, so wie wir beim 
Säugling exakt nachweisen können, für die Regulation des Körpergewichts, 
der Temperatur und des Pulses. 

Zuerst hat Freund auf die Bedeutung der Salzretention als Indikator des 
Wasseransatzes hingewiesen. Diese Bedeutung können wir am präzisesten erfassen, 
wenn wir bei der Darreichung der Nährstoffe die Mineralien aus der Nahrung 
ausschalten. Sofort erfolgt darauf eine jähe Abwärtsbewegung des Körper¬ 
gewichtes bis zu dem Moment, wo eine erneuerte Zufuhr von Salzen das Gewicht 
wieder zum Aufstieg bringt. In Analogie mit den Ergebnissen der allgemeinen 
Pathologie nimmt man an, daß die Chloride die Regulatoren des Wasserbe¬ 
standes sind. Durch Beobachtung der Körpergewichtsveränderungen, die sich 
nach Zusatz bestimmter Mineralsalze einstellten, konstatierten L. F. Meyer und 
wS. Cohn, daß in der Tat in erster Linie das Kochsalz hydrogen wirkt (Zunahme 
von ca. 660 g in 4 Tagen). Bei der Analyse der Kochsalzwirkung ergab es sich, 
daß die gewichtsbefördernde Wirkung des Cl-Ions aufhörte, wenn es in Ver¬ 
bindung mit K oder Ca gereicht wurde. Dagegen führten anderweitige Verbin- 


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düngen des Na ebenfalls einen Gewichtsaufstieg herbei (ca. 200 g). Am ausge¬ 
prägtesten wirkten freilich die in Kochsalzmolekül vereinigten Na- und Cl-Ionen, 
so daß von den Anionen dem CI der stärkste hydrogene Effekt zukommt. 

Verbindungen von K- und Ca-Ionen alterierten die Gewichtskurve entweder 
nicht oder brachten sie zu einem ausgeprägten Abfall. 

Ebenso klar ist die Beziehung zwischen der Regulation der Körperwärme 
und der Einfuhr von Mineralsalzen, auf die zuerst Untersuchungen aus der 
Finkeistein sehen Klinik hingewiesen haben. So wissen wir, daß die Injektion 
geringer Mengen physiologischer Kochsalzlösung (Schaps) Temperaturerhöhungen 
hervorruft, die durch die Zufügung von kleinen Mengen K und Ca abgeschwächt 
werden konnten. Es mußte aber zweifelhaft bleiben, ob dieses Fieber der 
Injektion des Salzes zuzuschreiben oder als allgemeines Resorptionsfieber aufzu¬ 
fassen war. Klarheit brachte die Reaktion, die sich auf die orale Einführung 
von Mineralsalzen einstellte (L. F. Meyer). Na-Salze, vor allem die Halogen¬ 
natriumverbindungen (unsicher andere Verbindungen des Na) schraubten (2—3 g 
Na CI in 100 Wasser) die Temperatur erheblich in die Höhe und zwar in einem 
frappant gleichbleibenden Typus. Selten wirken K-Salze pyrogen, dagegen er¬ 
zeugen Ca-Salze (Schloß) Untertemperaturen. 

Auch Puls und Leucocytenzahl können durch die Einführung von Mineral¬ 
salzen verändert werden. Die geschilderten Beziehungen der Mineralsalze haben 
den innigsten Konnex mit den Erscheinungsformen der Ernährungsstörungen, die 
entsprechend der Finkeistein sehen Nomenklatur behandelt werden. 

Die Untersuchungen des Mineralstoffwechsels im Stadium der Bilanz- 
Störung und der Dekomposition haben wichtige Abweichungen von der Norm 
ergeben. Während eine Zulage an Fett beim gesunden Säugling die Resorption 
der Mineralstoffe kaum tangiert und ihre Bilanz verbessert, kommt es hier zu 
einer so weitgehenden Erhöhung der Aschenausscheidung im Kot, daß ein 
Verlust einzelner Mineralstoffe zustande kommt, und zwar scheint es bei der 
Bilanzstörung (Entleerung von Fettseifenstühlen, geringe Alteration des All¬ 
gemeinbefindens) vor allem zu einer Entziehung von Kalk und Magnesia, bei der 
Dekomposition (Körpergewichtsstürze, Durchfalle usw.) zu einer Entziehung von 
Alkali (wahrscheinlich infolge enteraler Säurebildung) zu kommen. Diese zuerst 
von der Czerny sehen Schule erkannten Veränderungen im Mineralstoffwechsel 
stehen zu den wichtigsten Symptomen dieser Erkrankungen in engen Beziehungen 
— zum Gewichtsstillstand bei der Bilanzstörung, den Gewichtsabfällen, der Unter¬ 
temperatur und Pulsverlangsamung bei der Dekomposition, die auf Grund der 
vorher geschilderten Wirkung der Ionen im Organismus verständlich werden. 
Die diätetische Therapie, durch die wir die genannten Störungen der Heilung 
zuführen, behebt den Mineralverlust, bis es wieder zu normalen Retentions- v 
werten kommt. 

Für die Dyspepsie und Intoxikation liegen noch keine umfassenden 
Untersuchungen des Mineralumsatzes vor. Wahrscheinlich kommt es bei der 
Intoxikation infolge der starken Säurebildung im Darm ebenfalls zu einer Ent¬ 
ziehung von Alkali. Festgestellt ist, daß in jenen Stadien schon geringer kon¬ 
zentrierte Salzlösungen Temperaturerhöhungen hervorbringen als beim nor¬ 
malen Säugling (bereits 1 °/ 0 ). Inwieweit die in den üblichen Nahrungsgemischen 
enthaltenen Mineralsalze das Fieber, das wir bei jenen Ernährungsstörungen be¬ 
obachten, erzeugen und unterhalten, inwieweit andere Faktoren hineinspielen* 
soll dahingestellt bleiben. Sicherlich kommt den Salzen bei der Pathogenese 
des alimentären Fiebers eine große Bedeutung zu. 

Die Erkenntnis des Umsatzes der Mineralstoffe bei den Ernährungsstörungen 
des Säuglings eröffnet Perspektiven auf anderweitige Erkrankungen im Kindes¬ 
alter (Rhachitis, Tetanie) und darüber hinaus auf allgemeine pathologische 
Geschehnisse überhaupt. 

Abteilung für Kinderheilkunde« 19. September 1909, vormittags. 

Schick -Wien spricht über die Verwertbarkeit des Symptomes »Exspira- 
torisches Keuchen« für die Diagnose der Lungendrüsentuberkulose des ersten 
Lebensjahres. Dieses Symptom wurde an 41 Fällen bei bis 4jähriger Beobach- 


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tungsdauer studiert. Es ergibt sich, daß das Symptom zusammen mit positiver 
Pirquet scher Reaktion im ersten Lebensjahre mit Sicherheit für die Diagnose 
Bronchialdrüsentuberkulose spricht Die anatomische Grundlage des Symptoms 
bildet nach den Sektionsbefunden die Kompression eines Hauptbronchus, ge¬ 
wöhnlich des rechten, in der kurzen Strecke zwischen Bifurkation und Abgangs¬ 
stelle des Bronchus für den Oberlappen. Jenseits des ersten Lebensjahres ist die 
anatomische Grundlage des Symptomes nicht mehr einheitlich. 

Sluka-Wien. Anschließend daran berichtet Sluka-Wien über Röntgen¬ 
befunde bei 25 dieser Fälle. Bei Kindern des ersten Lebensjahres mit exspira- 
torischem Keuchen und positivem Pirquet findet sich stets ein röntgenologisch 
nachweisbarer Lungenherd. Durch diese »Trias« von Symptomen wird die 
Diagnose Lungen-Drüsen-Tuberkulose zur Sicherheit. Bei Kindern jenseits des 
ersten Lebensjahres mit dem Symptom des exspiratorischen Keuchens finden 
sich auch andere röntgenologische Befunde, bedingt durch Senkungsabszesse 
nach Karies der Wirbelsäule und Pneumothorax. 

Abteilung für Kinderheilkunde. 28. September 1900. 

Orgler-Berlin. Über den Ansatz bei natürlicher und künstlicher Er¬ 
nährung. 

Hunde gleichen Wurfes wurden teils mit Kuhmilch, teils natürlich ernährt, 
nach 4 Wochen getötet und analysiert. Als Maßstab für den Gehalt an Nucleo- 
prote’fden wurde der Purinkörpergehalt genommen. Die natürlich ernährten 
Tiere enthielten mehr Purinkörper als die künstlich genährten. Doch handelt 
es sich nicht um eine spezifische Wirkung der natürlichen Ernährung, da das 
Verhältnis Gesamt-N: Purinkörper-N bei den Tieren beider Kategorien das¬ 
selbe ist. 

Abteilung Geschichte der Medizin. 21. September 1909, nachmittags. 

Pick, F.-Prag. Ein Telekardiogramm aus vergangener Zeit. 

Zu den imponierendsten Errungenschaften der medizinischen Methodik der 
neuesten Zeit gehört die elektrische Untersuchung der Herztätigkeit, wobei die 
Leitung vom Untersuchten zum Verzeichnungsapparat mehrere Kilometer lang 
sein kann. Pick hat nun gefunden, daß auch diese so verblüffende Fernüber¬ 
tragung mutatis mutandis schon einmal vor 50 Jahren zu wissenschaftlichen 
Zwecken durchgeführt worden ist, indem 1859 von einem amerikanischen Arzte, 
Dr. Upham, zwar nicht die Ströme, wohl aber die Herzbewegung eines Patienten 
mit freiliegendem Herzen von der Feuerwehr-Centrale in Boston aus nach dem 
Observatorium in Cambridge mittels des Telegraphen übertragen und beobachtet 
wurde, um gewisse Streitfragen bezüglich der Herzbewegungen zu entscheiden. 

Abteilung für Pathologie und pathologische Anatomie. 

v. Werdt, Felix- Basel stellt einen Fall von ungewöhnlich starker Ent¬ 
wickelung Kautschukcolloidartiger Massen in der Pleurahöhle vor. Es han¬ 
delte sich um einen 72 jährigen Mann. Die klinische Diagnose lautet lobäre 
Pneumonie des linken Unterlappens. Bei der Sektion fand sich mäßige braune 
Induration der Lungen. Der linke Unterlappen war durch eine bräunliche 
transparente Masse, die völlig dem Kautschukcolloid Langhans-Wiget glich 
und zwischen den beiden Pleurablättern, an demselben fest adhaerent, lag, kom¬ 
primiert und an die Wirbelsäule gepreßt. Mikroskopisch konnte durch die von 
Wiget seinerzeit bereits verwendeten Färbemethoden die Entstehung der Masse 
aus roten Blutkörperchen nachgewiesen werden. Auch Fibrin war enthalten. 
Die Masse stellt offenbar ein wahrscheinlich durch einen Infarkt verusachtes, 
altes, eingedicktes, stark hämorrhagisches Pleuraexsudat dar, mit frischen Nach¬ 
blutungen. 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm. Erlangen, Hofmannstr. il. 
Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druok von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTKA L I?L ATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 

N. F. IV. Jahr?. 1. Novemberheft 1909 Nr. 21. 

Nachdruck verboten. 

Original-Artikel. 

(Aus dem Laboratorium der Erlanger medizinischen Klinik.) 

Ober Harnsäurebildung in Hundeorganen. 

Von 

Alfred Schittenhelm. 

Nachdem festgestellt ist, daß der normale Hund nach Verfütterung von 
Nucleinsäure die darin enthaltenen Purinbasen quantitativ umsetzt und zu ca. 
94—97% als Allantoin, zu 2—4% als Harnsäure und höchstens zu 1—2% als 
Purinbasen im Urin ausscheidet 1 ) und daß bei Ausschaltung der Leber durch 
Anlegung einer Eckschen Fistel als Ausdruck des Ausfalls der hamsäurezer- 
störenden Funktion der Leber eine Störung der Umsetzung von Harnsäure in 
Allantoin zustande kommt 2 ), in dem nur 74—87% als Allantoin, 12 — 25% als 
Harnsäure und 1—2,5% als Purinbasen ausgeschieden werden, war es interessant, 
zu sehen, ob es gelingt, mit Organextrakten die Hamsäurebildung direkt nach¬ 
zuweisen. 

Über Fermente des Nucleinstoffwechsels in Hundeorganen liegen bis jetzt 
nur ganz wenige Versuche vor. Ich habe früher darauf hingewiesen, daß es mir 
in einigen orientierenden Versuchen nicht gelang, mit Hundemilzextrakt eine Ham¬ 
säurebildung nachzuweisen, während die Umsetzung der Aminopurine in Oxy- 
purine statthatte. 8 ) Jones und Austrian 4 ) haben dann gefunden, daß die Hunde- 
milz Guanase, Adenase und Xanthooxydase enthält und sich also nicht von der 
Rindermilz unterscheide. Es findet demnach eine Harnsäurebildung in der 
Hundemilz statt. Daß es nicht immer gelingt, die Harnsäurebildung in der 
Hundemilz nachzuweisen, — wir haben mehrere negative Versuche zu verzeichnen, 
— kommt wohl davon her, daß infolge der Kleinheit der Hundemilz die Menge 
und Konzentration der Xanthinoxydase öfter nicht ausreichend ist, den Prozeß 
bis zur Harnsäure durchzuführen, während die Purindesamidasen genügen. Man 

*) Schittenhelm, A., Über die Umsetzung verfütterter Nucleinsäure beim Hunde unter 
normalen und pathologischen Bedingungen. Diese Zeitschr. 1909, Bd. 62, S. 80. 

2 ) Abderhalden, E., London, E. S. und Schittenhelm, A., Über den Nucleinstoffwechsel 
des Hundes bei Ausschaltung der Leber durch Anlegung einer Eckschen Fistel. Diese Zeitschr. 
1909, Bd. 61, S. 413. 

3 ) Schittenhelm, A., Der Nucleinstoffwechsel und seine Fermente bei Mensch und Tier. 
Diese Zeitschr. 1905, Bd. 46, S. 354; sowie Bemerkungen zu der Mitteilung von Walter Jones 
und C. R. Austrian, Über die Verteilung der Fermente des Nucleinstoffwechsels. Diese Zeitschr. 
1906, Bd. 48, S. 571. 

4 ) Jones, W. und Austrian. C. R., Über die Verteilung der Fermente des Nucleinstoff¬ 
wechsels. Diese Zeitschr. 1906, Bd. 48, S. 110. 

N. P. IV. J.hrg- 51 


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Referate. 


sieht daraus wieder, wie vorsichtig negative Resultate in derartigen Ferment¬ 
versuchen verwertet werden müssen. 

Jones und Austrian fanden ferner im Hundepancreas Adenase, aber weder 
Guanase noch Xanthinoxydase, und endlich in der Hundeleber Guanase, aber 
weder Adenase noch Xanthinoxydase. 

Ich bin im Verein mit Herrn cand. med. Fränznick mit der Vervollständigung 
der vorliegenden Untersuchungen beschäftigt. Wir werden die Versuche später 
ausführlich mitteilen. Heute will ich nur kurz anführen, daß es uns mit Extrakt 
vom Hundedarm regelmäßig gelang, eine sehr intensiveHarnsäurebildung 
#aus Guanin zu erreichen; auch im Adeninversuch bekamen wir etwas Harn¬ 
säure. Während wir aber z. B. bei Verwendung von 0,4 g Guanin 0,43 g 
Harnsäure am Schluß des Versuches isolieren konnten, gaben unter gleichen 
Bedingungen 0,33 g Adenin nur 0,105 g Harnsäure; der Rest war Hypoxanthin. 

Erwähnenswert scheint mir weiterhin, daß wir in einem Versuch mit Hunde - 
lunge, bei dem Guanin zugegeben war, 0.069 g Harnsäure erhielten, während 
bei Adeninzugabe nur Hypoxanthin, aber keine Harnsäure gefunden wurde. 

Mit anderen Organen, Muskel, Niere, konnten wir keine Harnsäure¬ 
bildung nach weisen. 

Was die Leber anbelangt, so fiel es mir auf, daß wir an Stelle des zu¬ 
gegebenen Guanins immer nur verhältnismäßig recht wenig Xanthin erhielten und 
auch Jones und Austrian bekamen an Stelle von 0,35 g salzsauren Guanins 
nur 0,17 g Xanthin. Es erscheint mir daher möglich, daß auch die Hunde¬ 
leber Xanthinoxydase enthält, daß sie aber dadurch verschleiert wird, daß 
die entstandene Harnsäure bei dem bekannten intensiven Hamsäurezerstörungs- 
vermögen der Hundeleber sofort zu Allantoin weiter oxydiert wird. 

Die Untersuchungen umfassen sämtliche Organe und sämtliche Fermente 
des Nucleinstoffwechsels. Sie sind jedoch noch nicht abgeschlossen und ich ver¬ 
zichte daher heute darauf, über die verschiedenen Umsetzungen des breiteren 
zu berichten, und endgültige Schlüsse zu ziehen. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1792) Doerr, R. u. Raubitschek, H. Toxin und anaphylaktisierende Sub¬ 
stanz des Aalserums. Aus den bakteriol. Laborat. des k. u. k. Militärsanität>- 
komitees Wien. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 33, S. 1525.) 

»Giftige Sera, speziell das Aalserum, enthalten zweierlei Antigene, Toxin 
und anaphylaktisierende Körper. Zerstört man das erstere durch Wärme oder 
Säure, so kann man mit dem veränderten ungiftigen Produkt nicht nur sensi¬ 
bilisieren, sondern auch den Tod des anaphylaktischen Tieres hervorrufen. — 
Die Immunkörper, Antitoxin und anaphylaktische Reaktionskörper, entstehen im 
Serum unabhängig von einander. — Sind sie zugleich vorhanden, so schützt ein 
solches Immunserum präventiv gegen tödliche Mengen, ja Multipla des giftigen 
Eiweißes, macht dagegen anaphylaktisch gegen größere Dosen derselben künst¬ 
lich ihrer Toxizität beraubten Eiweißart.« K. Bornstein . 

1793) Sergent et M6nard. Le rhumatisme chronique progressif et ddfor- 
mant par insuffisance thyroldienne. (Chronisch-deformierender Rheumatismus 
durch Insufficienz der Schilddrüse.) (Presse medicale 1909, Nr. 57.) 


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Referate. 


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Chronisch-progressiver Rheumatismus, durch Insufficienz der Schilddrüse be¬ 
dingt, tritt hauptsächlich bei Frauen zur Zeit der Menopause auf. Disponierend 
wirkt das Überstehen eines akuten Gelenkrheumatismus. Befallen werden haupt¬ 
sächlich die kleinen Gelenke; daneben finden sich oft andere Erscheinungen der 
Schilddrüsen-Insufficienz, wie Fettsucht, Kältegefühle, Neigung zu Ödemen und 
vasomotorische Erscheinungen, trophische Störungen der Haut und der Muskulatur, 
Deformationen der Nägel. 

Bei der anatomischen Untersuchung wird eine Atrophie der Schilddrüse 
gefunden. 

Die Behandlung besteht in Darreichung von Thyreoidin oder Jod. 

Martin Cohn. 

1794) Göraudel. Proliferation aiguöe du tissu conjonctif de la gaine de 
Glisson intrahäpatique. (Recherches experimentales.) (Rasche Wucherung des 
intrahepatischen Bindegewebes.) (Presse medicale 1909, Nr. 70.) 

Bei Kaninchen findet man nach Unterbindung des Ductus choledochus eine 
Hyperplasie des intrahepatischen Stützgewebes. Diese Hyperplasie tritt sehr 
schnell nach dem Experiment ein; sie ist bereits nach 12 Stunden erkennbar. 

Martin Cohn. 

1795) Gaussade et Foltrain. Modifications apportees aux fonnules cytologi- 
ques du sang et des liquides cäphalo-rachidien et pleuraux par les injections 
de mätaux colloldaux. (Veränderung der histologischen Zusammensetzung des 
Blutes, der Pleuraflüssigkeit und des Liquor spinalis nach Injektion colloidaler 
Metallösungen.) (Societe medicale des hopitaux 1909, 28 fevrier.) 

Injiziert man bei tuberkulöser Meningitis Elektrargol in den Spinalsack, so 
geht die Lymphocytose des Liquors in eine polynucleäre Leucocytose über; bei 
Injektion ins Blut treten dieselben Veränderungen in geringerem Grade ein. 

Bei Injektion desselben Körpers bei Pneumocokken-Pleuritis wurde eine 
rasche Sterilisierung des Exsudats erzielt. Martin Cohn. 

1796) Desgrey et Ghevallier. Action de la choline sur la pression arterielle. 

(Wirkung des Cholins auf den Blutdruck.) (Academie des Sciences 1909, 
20 janvier.) 

Cholin hat eine dem Adrenalin entgegengesetzte Wirkung, indem es bei 
intravenöser Injektion den Blutdruck herabsetzt. Cholin und Adrenalin neutra¬ 
lisieren sich gegenseitig. Martin Cohn. 

1797) Frouin. Resistance de l’estomac ä l’autodigestion. La pathogänie 
de Tulcöre. (Selbstverdauung und Magengeschwür.) (Presse medicale, Nr. 101.) 

Bei Tieren, denen er einen künstlichen Magenblindsack oder einen Pawlow- 
schen Magen anlegte, konnte Frouin durch reichliche Kochsalzzulage zur 
Nahrung künstlich eine Hypersecretion hervorrufen. Wurde derartige Kost 
längere Zeit gereicht und auf eine Stagnation des Magensaftes hingewirkt, so 
ließ sich alsdann Blut im extrahierten Mageninhalt nachweisen, was durch eine 
Ulceration der Magenwand bedingt war. Dasselbe Resultat ließ sich durch Ein¬ 
führung und längeren Kontakt von Peptonen und Albuminoiden erzielen. 

Martin Cohn . 

1798) Richet, Ch. De l’anaphylaxie. (Presse medicale 1909, Nr. 24.) 

Unter Anaphylaxie versteht man die gesteigerte Empfindlichkeit einem Gifte 

gegenüber nach vorheriger Einverleibung ebendesselben Giftes. Diese Anaphy¬ 
laxie wurde zuerst am Actiniengifte beobachtet; die Tentrikel der Actinien ent¬ 
halten einen Stoff, welcher nach intravenöser Einverleibung eine Kongestion 
aller Abdominalorgane hervorruft. Bei Hunden traten bei solcher Behandlung 
blutige Diarrhoen, Hypothermie und schließlich der Tod ein; bei geringerer Dosis 
heilen die Erscheinungen. Spritzt man solchen geheilten Tieren späterhin 
kleinste Dosen des »Kongestins« ein, so tritt sofort Dyspnoe auf, Erniedrigung 
des Blutdrucks, Paraplegien und blutige Durchfälle. 

Die Dauer der Überempfindlichkeit ist verschieden; sie dauert beim Actinien- 
gift 2—3 Monate, ohne daß ein Immunitätszustand folgt. Beim Muschel-Kongestin 

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Referate. 


macht sie nach 32 tägiger Dauer einer Immunität gegen dieses Gift Platz. Die 
Inkubationsdauer der Anaphylaxie beträgt 2—3 Wochen. 

Die wirksame Substanz, welche die Anaphylaxie bedingt, ist im Serum ent¬ 
halten und läßt sich übertragen; sie ist kein Toxin, sondern ein »Toxogenin«, 
d. h. sie tritt erst mit dem Kongestin zu einem Toxin zusammen. 

Ähnlich liegen die Verhältnisse beim Menschen in Bezug auf die Anaphy¬ 
laxie einen Serum gegenüber. Martin Cohn . 

1799) Dominici et Faure-Beaulieu. Regression d'un sarcome de la gencive 
par Evolution fibromateuse sous l’influence du rayonnement ultra pdndtrant du 
radium. (Umwandlung eines Zahnfleischsarcoms in ein Fibrom durch Radium¬ 
bestrahlung.) (Presse medicale 1909, Nr. 9.) 

Ein nußgroßer, weicher, leicht blutender Tumor am Zahnfleisch des Ober¬ 
kiefers, der sich als großzelliges Rundzellensarcom erwies, wurde mit Radium, 
in ganzen 68 Stunden lang, bestrahlt; die Dauer der Einzelbestrahlungen betrug 
1—2 Stunden. Nach 8 Tagen fing der Tumor an härter zu werden, und nach 
86 Tagen war nur noch eine Verdickung zurückgeblieben. Histologisch zeigte 
sich eine Umwandlung in Bindegewebe. Martin Cohn . 

1800) Bracht, E. u. Wächter. Beitrag zur Aetiologie und pathologischen 
Anatomie der Myocarditis rheumatica. Aus d. path. Institut der Univ. Freiburg. 
(D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 493.) 

Mit dem in 2 Fällen von frischem Gelenkrheumatismus gezüchteten Diplo- 
streptococcus gelang es nicht nur Gelenkschwellungen und Herzklappenverände¬ 
rungen hervorzurufen, sondern auch Myocardveränderungen zu erzielen, die 
histologisch zwar nicht genau mit den beim Menschen gefundenen, von Aschoff 
und Tawara als spezifisch für die rheumatische Infektion bezeichneten Knötchen 
übereinstimmten, sich aber durch den vorwiegend lymphocytären Charakter der 
Entzündung deutlich von den mit gewöhnlichen pyogenen Streptocokken hervor¬ 
gerufenen Herzmuskelabscessen unterscheiden ließen. M . Leute, 

1801) Schmidt, P. Untersuchungen bei experimenteller Bleivergiftung. 

Aus d. hygienischen Institut der Universität Leipzig. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 96, S. 587.) 

Bei täglicher Darreichung von 5—10 mg Blei per os während eines Zeit¬ 
raums von 2 Jahren trat bei den Kaninchen nach verschieden langer Zeit die 
typische basophile Kömelung der Erythrocyten auf; die Zahl der gekörnten 
Elemente war stetigen Schwankungen unterworfen und nahm trotz fortgesetzter 
Bleizufuhr nicht weiter zu, wie auch keine Abnahme des Hämoglobingehalts 
bei den Tieren, die während der ganzen Zeit munter blieben, konstatiert werden 
konnte. Auch konnten nach der zweijährigen Verfütterungsperiode keinerlei 
histologischen Veränderungen der Organe gefunden werden — ein Beweis für 
die ziemliche Harmlosigkeit einer fraktionierten Verfütterung von täglich 5—10 mg 
Blei. Eine Beziehung zwischen der Zahl der meist vermehrten Leucocyten und 
der gekörnten Elemente konnte nicht beobachtet werden. 

Die chemischen Untersuchungen über die Verteilung des Bleies im Körper, 
vor allem im Blut, zeigten, daß das Blei nicht gleichmäßig im Körper gelöst 
zirkuliert, sondern hauptsächlich an die geformten Elemente des Blutes, bezw. 
an die Eiweißkörper des Serums gebunden ist, und zwar haftet, wie ein Ver¬ 
such an einem Pferde ergab, das Blei in der Hauptsache an den Leucocyten. 

Als eigentliche Ablagerungsstätte für Blei ist die Niere und hier ganz be¬ 
sonders die Rindensubstanz anzusehen. Bemerkenswert ist, daß die chemische 
Analyse noch einen deutlichen Befund von Blei im Blutkuchen, in der Leber 
und vor allem in den Nieren ergab, nachdem die basophile Körnelung schon 
sieben Monate völlig verschwunden war. M\ Leute . 

1802) Straub, H. Akuter Morbus Addisonii nach Thrombose beider Neben¬ 
nierenvenen. Aus d. med. Klinik in Tübingen. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 97, 
S. 67.) 

Sehr interessante kasuistische Mitteilung: vollständige Thrombose beider 


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Heferate. 


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Nebennierenvenen; wenige Tage oder Stunden nachher Auftreten von Pigmen- 
tation, Asthenie, Adynamie, psychischen Veränderungen, aber nur wenig vermin¬ 
derter Blutdruck. Die Pigmentation begann unter dem Bild einer Rötung an 
Stellen, die einem Druck von außen besonders ausgesetzt waren. 

Die Beobachtung bestätigt die Annahme, daß die Produkte der Nebennieren 
auf dem Blutweg durch die Venen in den Organismus übertreten. M. Leube. 

1808) Hamburger, Walter W. Beiträge zur Atherosclerose der Magen- 
arterien. Aus d. path.-anat. Abteilung des Königin Augusta Hospitals zu Berlin. 
(D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 97, S. 49.) 

In den untersuchten 10 Fällen fanden sich am häufigsten die Äste der kleinen 
Kurvatur verändert. Was die Veränderungen anderer Arterien im Vergleich zu 
den Arterien des Magens betrifft, so kommt Verfasser zu folgenden Sätzen: Man 
kann nicht von der Prüfung einiger Arterien ausgehend auf allgemeine Arterio- 
sclerose schließen; im besonderen kann man nicht von den großen Gefäßen auf 
die Magengefäße schließen. — Schwere Sclerose der Magenarterien kann die 
Ursache eines Ulcus ventriculi abgeben. M. Leube . 

1804) Thacher, H. C. Über den Einfluß cardialer Stauung auf die Blutver¬ 
teilung in den Organen. Aus d. med. Klinik in Tübingen. (D. A. f. kl. Med. 
1909, Bd. 97, S. 104.) 

Unter dem Einfluß einer cardialen Sperre verändert sich das Volumen der 
Organe in sehr verschiedener Weise. Eine deutliche und starke Zunahme zeigen 
Leber und Gehirn, dagegen verkleinert sich das Volumen der Niere, des Dünn¬ 
darms, der Milz und der Extremitäten. Diejenigen Organe, welche schwache 
Vasomotoren haben, folgen ohne Schwierigkeiten dem venösen Druck, bei denen 
mit starker vasomotorischer Innervation dagegen überwiegt die Wirkung der ge¬ 
ringen Füllung der arteriellen Bahnen. 

Aus dem Resultat der subtilen Versuche ergibt sich für die Blutverteilung 
bei kurzdauernder Stauung vom rechten Herzen aus: Die Hauptmasse des Blutes 
verschiebt sich nach der venösen Seite, aber Niere, Milz, Darm und Extremitäten 
nehmen nur wenig davon auf. Das Gehirn und vor allem die Leber überfüllen 
sich mit venösem Blut, als Reservoirs, in die die überschießenden venösen Blut¬ 
massen hineinströmen und die Erhöhung des Venendrucks mildem können. Niere, 
Milz, Darm und Extremitäten dagegen verkleinern sich von der arteriellen Seite 
her, und zwar nicht nur auf rein mechanischem Weg, sondern die Vasomotoren 
der Organe selbst steigern diese Anämie noch durch eine immer zunehmende 
Contraction. Während also Gehirn und Leber vorwiegend unter einer venösen 
Kongestion zu leiden haben, sind Niere, Milz, Darm und Extremitäten einer hoch¬ 
gradigen arteriellen Blutleere ausgesetzt. -- Für die beträchtliche Verschiebung 
der Blutmasse unter dem Einfluß cardialer Stauung spielt demnach nicht das 
mechanische Moment die ausschlaggebende Rolle, sondern die vasomotorische 
Innervation der einzelnen Organe und Organgebiete. Diese Stauungskonstriktion 
der Niere, Milz usw. kann in kompensatorischer Weise den Blutdruck vor gänz¬ 
lichem Sinken bewahren. M. Leube . 

1805) Bence, Qy. A vesebajos vizeny öss6g keletkez6s6röl. (Über das Ent¬ 
stehen des Ödems bei Nierenerkrankungen.) Aus d. III. medizinischen Klinik der 
Universität Budapest. (Magyar orvosi Archivum N. F. 1909, Bd. 10, S. 26.) 

Der Verfasser verfolgte die Veränderungen des Körpergewichtes, der Blut¬ 
körperchen, und der Refraktion des Blutserums bei gesunden durstenden Kanin¬ 
chen, bei Kaninchen nach der Exstirpation beider Nieren beim Dursten, bei 
fastenden und mit Urannitrat vergifteten Kaninchen, bei Kaninchen nach der 
Exstirpation beider Nieren und Vergiftung mit Urannitrat, ferner bei der Verab¬ 
reichung abgemessener Mengen von Wasser durch den Magenschlauch nach 
beiderseitiger Nephrectomie, bei Urannitratvergiftung nephrectomisierter Kanin¬ 
chen und schließlich bei der einfachen Urannitratvergiftung der Kaninchen. 

Es sollen hier — da es unmöglich ist die zahlreichen Versuche im Rahmen 
eines Referates zu besprechen — nur die Hauptresultate der umfangreichen 
Arbeit wiedergegeben werden. 


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Referate. 


1. Tiere mit gesunden Nieren verlieren beim Dursten und Fasten bedeutend 
mehr an Gewicht, als solche mit Niereninsufficienz. Es besteht demgemäß bei 
jeder Form der Niereninsufficienz eine von der Wasseraufhahme unabhängige 
Wasserretention. 

2. Das retinierte Wasser vergrößert das Blutvolum und dient zur Bildung 
der Ödemflüssigkeit 

3. Die Zunahme des Blutvolums ist auf einen von den Geweben zu den 
Blutbahnen gerichteten Flüssigkeitsstrom zurückzuführen. 

4. Diese Strömung beginnt sofort nach dem Aufhören der Nierentätigkeit. 

5. Die Zunahme des Blutvolums hat einen progressiven Charakter und er¬ 
reicht kurz vor dem Tode des Tieres, wahrscheinlich mit dem Höhepunkt der 
Wassersucht gleichzeitig, ihr Maximum. 

6. Das Auftreten der Wassersucht wird von einer Abnahme des Blutvolums 
nicht begleitet. Es ist also nicht anzunehmen, daß die Niereninsufficienz die 
Durchlässigkeit der Gefäßwände steigerte. 

7. Das hydrämische Plethora, sowie das Ödem sind auf eine Veränderung 
der Wasserverteilung zwischen Gewebe und Blut, resp. interstitialen Räumen 
zurückzuführen. 

8. Für das Vorhandensein der von Lichtheim und Cohnheim angenommenen 
Erkrankung der Gefäßwände, welche die Erkrankung der Nieren begleiten sollte, 
liegen keine Zeichen vor. 

9. Sowohl das hydrämische Plethora wie das ödem treten bei der Nieren¬ 

insufficienz auch ohne Wasseraufnahme auf. Die Aufnahme von Wasser wirkt 
für das Entstehen dieser Symptome zwar günstig, sie verursacht jedoch in der 
Art ihrer Erscheinung keinen prinzipiellen Unterschied. Reinbold . 

1806) Dale, H. H. and Dixon, W. E. The action of pressor amines pro- 
duced by putrefaction. (Die Wirkung von blutdrucksteigemden Aminen, die 
bei der Fäulnis entstehen.) Aus dem pharmakol. Lab. zu Cambridge und den 
Wellcome Physiological Research Laboratories zu Herne Hill. (The Joum. of 
Physiol. 1909, Bd. 39, S. 25.) 

Die beiden Fäulnisbasen Isoamylamin und p-Hydroxyphenyläthylamin wirken 
in mehrfacher Beziehung ähnlich wie Adrenalin; so haben sie Blutdrucksteigerung, 
Pupillenerweiterung, Bulbusprotrusion und ähnliches zur Folge. (Über Glycosurie 
wird nichts mitgeteilt.) Sie sind dabei weniger giftig wie Adrenalin. Reach. 

1807) Wildbolz, Hans. Experimentelle Studie über ascendierende Nieren¬ 
tuberkulose. (Fol. urolog. 1909, Bd. 3, H. 6.) 

Durch Injektion von Tuberkelbacillen in den Ureter kann bei Kaninchen 
trotz ungehemmten Urinstromes eine einseitige Nierentuberkulose erzeugt werden. 
Die Infektion scheint durch direkte Ascension der Tuberkelbacillen zu erfolgen. 
Durch Injektion von Tuberkelbacillen in die Blase kann bei Kaninchen unter 
gewissen Umständen eine doppelseitige Nierentuberkulose erzeugt werden. Diese 
Versuche berechtigen zu der Annahme, daß auch beim Menschen ohne dauernde 
Urinstauung eine ascendierende Tuberkulose entstehen kann. Pincussohn . 

1808) Kabrhel, Gustav. Über den Einfluß des Alkohols auf das Keim¬ 
plasma. Arch. f. Hygiene 1909, Bd. 71, H. 1.) 

Bei einem an Bier- und Alkoholgenuß gewöhnten Paar von Spitzhunden 
zeigten die Jungen sehr bald spontan große Neigung zum Biergenuß, während 
es außerordentlich große Mühe gemacht hatte, die Eltern, die anfänglich sehr 
großen Widerwillen zeigten, einigermaßen daran zu gewöhnen. Pincussohn . 

1809) Mac Fahrland. Läßt sich durch autolysierte Organe bei der gleichen 
Species Anaphylaxie erzeugen? (Arch. f. Hygiene 1909, Bd. 71, H. 1.) 

Versuche mit autolysierter Kaninchenleber an Kaninchen ergaben wechselnde 
Resultate, die besonders von der Dauer der Autolyse abhängig waren. 

Pincussohn. 

1810) Gordon, J. M. Zur Kenntnis der Erythraemie. Aus der I. mediz. 
Klinik, Wien. (Ztschr. f. klin. Medizin 1909, Bd. 68, S. 1.) 


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Referate. 


807 


Verfasser teilt die Krankengeschichte zweier Fälle von Erythraemie (Hyper- 
globulie) und die Resultate der an diesen angestellten Untersuchungen mit, welche 
jedoch nichts bisher unbekanntes ergeben naben. Schmid. 

1811) Bang, Ivar u. Forssman, J. Ist die Ehrlichsche Seitenkettentheorie 

mit den tatsächlichen Verhältnissen vereinbar ? (Münch, med. Wschr. August 1909, 
Nr. 35.) # 

Die Verfasser ziehen aus ihren Auseinandersetzungen den Schluß, daß die 
Identität des Antigens mit dem Toxin — die Voraussetzung der Ehrlichschen 
Theorie — nicht bewiesen ist, und daß die Tatsachen eher gegen eine solche 
Auffassung sprechen, indem eine Antikörperbildung ohne feste Bindung des 
Toxins stattfinden kann, und umgekehrt eine feste Bindung ohne Antikörper¬ 
produktion. Weiter ist es gelungen, die antikörperbindenden und -bildenden 
Substanzen von einander zu trennen. Es ist auch klar, daß eine Bindung nicht 
im Sinne Ehrlichs zu einer dauernden Zerstörung des Rezeptors notwendig zu 
führen braucht, und selbst in diesem Falle wäre eine so kolossale Hyperregene¬ 
ration etwas ganz unerhörtes. Zuletzt ist sicher nicht der Zellrezeptor mit dem 
Antitoxin des Blutes identisch. Das Antitoxin kann folglich unmöglich ab¬ 
gestoßenen Zellrezeptoren entsprechen, und die Ehrlichsche Theorie muß in¬ 
folgedessen falsch sein. M. Kaufmann . 

1812) Fornaca, G. Le piastrine del sangue nella infezione malarica. (Die 
Blutplättchen bei der Malaria.) Aus dem Osped. di S. Spirito in Sassia in Rom. 
(Policlin., Sez. med. Mai 1909, Nr. 5.) 

Zählungen in 30 Fällen unter den verschiedensten Umständen; auch die 
Wiedergabe der Folgerungen würde hier zu weit führen. M. Kaufmann . 

1813) Casagli, F. Sulla funzione secretiva delle cellule epiteliali della 
tiroide, in rapporto alla simpaticectomia cervicale. (Über die secretorische 
Funktion der Epithelzellen der Schilddrüse bei Sympathicusresektion am Halse.) 
Aus der chirurg. Klinik zu Florenz. (Policlin., Sez. chir. Juni 1909, No. 6.) 

Die histologischen Untersuchungen von Schilddrüsen nach Sympathicus¬ 
resektion veranlassen nicht dazu, im Halssympathikus die Gegenwart von 
Secretionshemmungsfasern für die Schilddrüse anzunehmen, noch viel weniger 
aber gestatten sie die Annahme secretionserregender Fasern; sie sprechen also 
gegen jene nervöse Theorie des Basedow, die zu dessen Behandlung mit Sym¬ 
pathicusresektion geführt hat. M. Kaufmann . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

1814) Roger, H. Les ferments solubles. (Die löslichen Fermente.) (Presse 
medicale, Nr. 60.) 

Das wirksame Prinzip in den meisten Fermenten ist nach Rogers Ansicht 
ein Metallbestandteil (Fe, Mn, Ca); die begleitenden albuminoiden Substanzen 
stellen zumeist Verunreinigungen dar. Das saccharifizierende Ferment im Ei¬ 
dotter ist teils an eine Lipoidsubstanz (Zymolipoid) gebunden, teils an ein 
Albuminoi'd. 

. Extrahiert man Eigelb mit Äther, so resultiert nach Verdunstung des letzteren 
ein weißlicher trüber Extrakt, dessen wässerige Lösung die Amylase enthält; 
doch auch der unlösliche Rest wirkt noch saccharifizierend. Martin Cohn. 

1816) Roger. Les ferments du tube digestif. (Die Fermente des Ver¬ 
dauungskanals.) (Presse medicale, Nr. 92.) 

Kurs-Vorlesung, welche die stimulierende Wirkung der Verdauungslermente 
aufeinander (»zymosthenisch«) behandelt. Das Ferment wirkt verstärkend 
auf die Aktion desjenigen, das von dem tieferliegenden Darmabschnitte abge¬ 
sondert wird. 

Die Fermentwirkung wird aber auch durch die gleichzeitige Anwesenheit 
anderer Nahrungsmittel als solcher, welche gerade der Fermentwirkung anheim¬ 
fallen, beeinflußt, und zwar in verstärkendem Sinne. 


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Referate. 


Läßt man z. B. 5 g trockenen Brotes kauen, so erhält man nach 3 Minuten 
3 cg Glucose; beim Kauen von 5 g Brot + 5 g Eiereiweiß erhält man in der 
gleichen Zeit 45 cg, beim Kauen von 5 g Brot + 5 g Eigelb 54 cg Glucose. 
Nach 15 Minuten betragen die entsprechenden Zahlen 54, resp. 65, resp. 100 cg. 
Diese Wirkung haben im wesentlichen die im Ei enthaltenen organischen Sub¬ 
stanzen, denn nach Hinzufiigung der veraschten Substanz ist die Wirkung nur 
geringfügig. Hinzufiigung von Butter zum Mundinhalt dagegen verringert die 
Speichelwirkung. 

Auf Pancreassaft hat die Hinzufügung von Eigelb (in vitro) nur geringen 
Einfluß; wirksamer erweist sich der Zusatz von neutralisiertem Magensaft. 

Die Beobachtungen Rogers sind nicht ohne praktische Bedeutung, indem 
es oft gelingt, durch Anregung der Speichelsecretion (Meuniersche Trockenkost, 
cf. Referat in dieser Zeitschrift) die Magen- und Darmverdauung aufzubessern. 

Martin Cohn . 

1816) Körösy, K. A fehörje felszivödäsa. (Die Resorption des Eiweißes.) 
Aus d. Physiolog. Inst, der Universität Budapest. (Magyar orvosi Archivuni 
N. F. 1909. Bd. 10, S. 192.) 

Der Verfasser bestimmte das Verhältnis des Gesamtstickstoffes zum nach 
Hedin durch Gerbsäure fällbaren Stickstoffe einerseits im Blute von hungernden 
und andererseits im Blute von mit 1 / a —l 1 / 2 Kilo möglichst fettfreiem Fleische 
gefütterten Hunden. Um für das Auffinden der durch die Darm wand gelangten 
Abbauprodukte des Eiweißes, resp. des wiederaufgebauten Eiweißes, günstige 
Verhältnisse zu schaffen,* beschränkte der Verfasser durch die Unterbindung 
zahlreicher Arterien und durch die Anlegung einer Eck sehen Fistel den ganzen 
Blutkreislauf seiner Versuchstiere auf den Darmkanal, Pancreas, das Herz, die 
Lungen und die Arteriae intercostales. Die erste Blutprobe wurde bei der 
Operation, die zweite 3 / 4 —5 l / 4 Stunden nach dieser entnommen. 

Der durch Gerbsäure nicht fällbare Stickstoff vermehrte sich während dieser 
Zeit um etwa 23,4 °/ 0 (Gesamtstickstoff — 100). 6°/ 0 der Zunahme entsprachen 

der Vermehrung des Ammoniaks. Die hungernden und die gefütterten Tiere 
verhielten sich in diesem Punkte völlig gleich. Der Verfasser führt demnach 
die Zunahme der Menge des durch Gerbsäure nicht fällbaren Stickstoffs auf den 
eigenen Stoffwechsel der Gedärme zurück. 

Freie Aminosäuren konnten im Blute der Versuchstiere nicht nachgewiesen 
werden. 

Um den Einfluß der während der Versuche stattfindenden Änderungen der 
Konzentration des Blutes zu kontrollieren, wurde in einer Reihe der Versuche 
auch der Hämoglobingehalt des Blutes vor und nach dem Experimente be¬ 
stimmt. Der Hämoglobingehalt des Blutes der Versuchstiere erfuhr in den 
meisten Fällen eine Steigerung, diese war aber bei den gefütterten Tieren ge¬ 
ringer, bei den hungernden dagegen höher als die Zunahme des Gesamtstick¬ 
stoffgehaltes des Blutes. Wenn man die Zunahme des Nicht-Eiweißstickstoffes 
nicht auf die Menge des Gesamtstickstoffes, sondern auf die des Hämoglobins 
bezieht, so bekommt man für die hungernden und für die gefütterten Tiere 
dieselben Werte. 

1. Das Nicht-Eiweiß-N des Blutes erfahrt also unter den geschilderten Ver¬ 
hältnissen in 1—5 Stunden bei Tieren, bei welchen die Verdauung und die 
Resorption im Gange ist, keine größere Vermehrung als bei hungernden. 

2. Im Laufe eines Versuches von 2 3 / 4 Stunden Dauer treten freie Amino¬ 
säuren im Blute in nachweisbaren Mengen nicht auf. 

3. Der Eiweißgehalt des Blutes erfuhr während des Versuches durch die 

Einengung des Blutes eine größere oder die gleiche Zunahme; bei der Ver¬ 
dünnung des Blutes eine geringere Abnahme als sein Hämoglobingehalt. Bei 
den hungernden Tieren verhielten sich dagegen das Hämoglobin und das Ge¬ 
samteiweiß gerade umgekehrt. Reinbold. 

1817a) Barcroft, J. and Camis, M. The dissociation curve of blood. (Die 
Dissoziationskurve des Blutes.) Aus d. Physiolog. Laboratorium zu Cambridge. 
(The Journ. of Physiol. 1909, Bd. 39, S. 118.) 


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Heferate. 


809 


1817 b) Barcroft, J. and Roberts, Ff. The dissociation curve of haemo- 
globin. (Die Dissoziationskurve des Hämoglobins.) Aus dem gleichen Labo¬ 
ratorium. (Ebenda S. 148.) 

Die Dissoziationskurven des Oxyhämoglobins, die bisher im Blut sowohl als 
auch in Hämoglobinlösungen gefunden wurden, weichen sehr von einander ab, 
je nach der Tierart, deren Blut untersucht wurde, nach der Konzentration des 
Hämoglobin usw. Aber auch unter sonst gleichen Umständen kamen ver¬ 
schiedene Autoren zu recht divergierenden Resultaten, und selbst ein und der¬ 
selbe Untersucher erhielt oft genug verschiedene Zahlen. Barcroft und Camis 
finden nun, daß sich die zahlreichen Widersprüche aufklären, wenn auf die in 
der Lösung vorhandenen Salze mehr Rücksicht genommen wird. Die Salze 
beeinflussen nicht nur je nach ihrer Konzentration, sondern auch je nach ihrer 
Art die Dissoziationskurve. Der Unterschied, der beispielsweise zwischen 
Menschenblut und Hundeblut gefunden wurde, beruht nur auf dem verschiedenen 
Gehalt der beiden Blutarten an einzelnen Salzen. Mit ein und demselben Hämo¬ 
globinpräparat erhält man die eine oder die andere Kurve, je nachdem die Salze 
der einen oder der anderen Species entsprechen. Die Dissoziationskurve ist 
auch in hohem Grade vom C0 2 -Gehalt des Blutes abhängig; hingegen nicht von 
der Hb-Konzentration. 

In der 2. Arbeit wird die Untersuchung in Hinsicht auf die theoretisch¬ 
chemische Seite der Frage fortgesetzt. Nach Hüfner soll die Dissoziation 
des Hämoglobins ein einfacher reversibler Prozeß entsprechend der Formel 
Hb + 0 2 HbO a sein. Das ist mit früheren Befunden nicht ganz im Einklänge. 
Barcroft und Roberts untersuchten aber eine durch Dialyse von Salzen befreite 
Hb-Lösung und erhielten so (aber auch nur so) als Dissoziationskurve eine 
gleichseitige Hyperbel, wie es die Theorie fordert. Es liegt also kein triftiger 
Grund mehr vor, anzunehmen, daß die Formel für die Dissoziation des Oxy¬ 
hämoglobins eine kompliziertere wäre, oder daß die Bindung des Sauerstoffs im 
Blut nur ein physikalischer Prozeß wäre. 

In methodischer Hinsicht haben Barcroft und Camis die Aerotonometrie 
vereinfacht und auch die Methode der Blutgasanalyse von Barcroft ein Wenig 
modifiziert. Reach . 


1818) Fuchs, D. A —~— hänyados megvältoz&s&röl a vizeletben nagy 

■N Calorie 

värvesztesdg utän. (Über die Veränderung des Quotienten —— im Harne nach 

großen Blutverlusten.) Aus d. Institut für allgemeine Pathologie der Universität 
Budapest.) (Magyar orvosi Archivum, N. F. 1909, Bd. 10, S. 97.) 

Der Ham von drei, sich in Stickstoffgleichgewicht befindenden Hunden und von 
zwei gleichmäßig ernährten Kaninchen wurde in zwei Versuchsreihen in zwei- 
tägigen Portionen gesammelt und sein Calorienwert (Berthelot) und sein Stick- 

Calorie 

stoffgehalt (Kjeldahl) bestimmt. Der Quotient - - ^-- nahm nach Aderlässen 

erheblich zu. (Geringste Zunahme von 9,39 auf 9,64, größte Zunahme von 9,21 
auf 11,67.) Die Zunahme ist nicht mit der Ernährung, sondern direkt mit dem 
Blutverlust in Zusammenhang zu bringen. Die Erscheinung ist nach dem Ver¬ 
fasser dadurch zu erklären, daß im Harne, infolge der durch den starken Blut¬ 
verlust verminderten Oxydation, weniger vollkommen oxydierte Substanzen er¬ 
scheinen. Reinbold . 


1819) Morgen, A. Ref., Beger, C. u. Westhausser, F. Weitere Untersuch¬ 
ungen über die Verwertung der nicht eiweißartigen Stickstoffverbindungen der 
Futtermittel sowie der Ammonsalze durch das milchgebende Tier, unter be¬ 
sonderer Berücksichtigung der stickstoffhaltigen Stoffwechselprodukte. Aus¬ 
geführt im Jahre 1908 an der Kgl. Württembergischen Versuchsstation Hohen¬ 
heim. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1909, Bd. 71, S. 1—170.) 

Bei den im Vorjahr ausgeführten Versuchen desselben Forschers (Landwirt¬ 
schaftliche Versuchsstationen Bd. 68, S. 333) war hauptsächlich ein Gemenge 

N. P. IV. Jahr*. 52 


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810 


Referate. 


von nichteiweißartigen Stoffen benutzt worden, wie es durch Extraktion von 
Malzkeimen gewonnen wird; nur bei einem Tier wurde auch ein aus Gras her¬ 
gestelltes Extrakt verwendet Mit Asparagin und Ammonsalzen konnten nur 
orientierende Versuche in Anhangsperioden gemacht werden. Diese Versuche 
wurden 1908 weiter ausgedehnt und auch andere Amidgemische sowohl wie 
Ammonsalze herangezogen. Es sollte durch diese Versuche hauptsächlich ent¬ 
schieden werden, ob die von verschiedenen Seiten beobachtete Wirkung der 
nichteiweißartigen Stoffe eine direkte oder nur eine indirekte ist. Das Resultat 
der vorjährigen Versuche hat aber diese Fragestellung insofern verschoben, als 
bei verschiedenen, zumVersuch benutzten nichteiweißartigen Stickstoffverbindungen 
auch eine verschiedene Wirkung festgestellt werden konnte. So zeigte das aus 
Malzkeimen hergestellte Gemisch nur eine sehr geringe Wirkung auf den Milch¬ 
ertrag; das aus Gras bereitete Amidgemisch, das jedoch nur bei einem Tier 
geprüft werden konnte, schien eine bessere Wirkung zu besitzen; ähnlich wie 
dieses verhielt sich Asparagin, während Ammonacetat eine noch bessere Wirkung 
zeigte; doch konnten auch diese Stoffe nur bei je einem Tier und noch dazu 
nur in Anhangsperioden verfüttert werden, so daß eine Wiederholung dringend 
geboten erschien. Dazu kam noch eine Beobachtung: Es zeigte sich, daß die 
Eiweißmenge, welche im Kot zur Ausscheidung kam, bei den verhältnismäßig 
eiweißreichen Rationen am geringsten war, bei den amidreichen Rationen da¬ 
gegen am größten. Aber auch bei eiweißarmen, jedoch amidfreien Kohlehydrat¬ 
futter und Grundfutter wurde eine bemerkenswerte Menge mehr Eiweiß im Kot 
ausgeschieden als beim Eiweißfutter, allerdings bedeutend weniger als beim 
Amidfutter. Die bei Kohlehydratfutter im Vergleich zu Eiweißfutter beobachtete 
größere Eiweißmenge im Kot führt Morgen auf eine durch Eiweißmangel her¬ 
vorgerufene Depression in der Verdauung zurück; die noch größere, durch 
Amidfutter bedingte Eiweißmenge im Kot erklärt Morgen mit Friedländer 
durch Wirkung von Bacterien. Eine außerordentlich große Anzahl von Ver¬ 
suchen wurden nun in Hohenheim zur weiteren Aufklärung dieser Verhältnisse 
angestellt; 13 Schafe und 16 Ziegen wurden für diesen Zweck eingestellt und 
mit diesen Tieren 101 Perioden aasgeführt; Ausnutzungsversuche wurden im 
ganzen 38 mit 9 Tieren angestellt; die übrigen Versuche bezogen sich bloß auf 
den Einfluß der Nichteiweißkörper, Ammonsalze usw. auf die Milchproduktion. 
Zirka 120 Seiten Tabellen repräsentieren die bei diesen Versuchen gewonnenen 
Ergebnisse; aus ihnen läßt sich folgendes Resultat ableiten: 

Das Eiweiß lieferte die höchsten Erträge an Milch und anderen Bestand¬ 
teilen (in einzelnen Fällen mit Ausnahme des Milchfettes). Ein teilweiser Ersatz 
des Eiweißes durch nichteiweißartige Stickstoffverbindungen oder Kohlehydrate 
verminderte die Erträge in folgender Weise: 

Die Extrakte aus Malzkeimen, Gras und Rüben gaben die niedrigsten Er¬ 
träge, besonders das Malzkeimextrakt; aber auch bei den beiden anderen war 
die Wirkung kaum etwas besser. Die Kohlehydrate zeigten fast die gleiche 
Wirkung wie die Extrakte. Hieraus folgt: Die nichteiweißartigen Stickstotf- 
verbindungen der Extrakte vermochten keine dem Eiweiß ähnliche Wirkung 
auszuüben, sondern wurden nur etwa in derselben Weise verwertet wie die 
Kohlehydrate. Die Ammonsalze, mit Ausnahme des Tartrats, zeigten eine wesent¬ 
lich bessere Wirkung; sie erreichten zwar nicht das Eiweiß, kamen diesem aber 
oft ziemlich nahe. Das Asparagin erwies sich fast gleichwertig mit dem Ammon¬ 
acetat. Ein Einfluß der verschiedenen Rationen auf das Lebendgewicht konnte 
nicht festgestellt werden, vielmehr blieben die Tiere während des ganzen Ver¬ 
suchs meist annähernd auf dem gleichen Gewacht. Bezüglich der Wirkung aut 
die Qualität der Milch ergab sich folgendes: 

Nur die Extrakte aus Gras und Rüben, besonders Grasextrakt, zeigten deut¬ 
lich einen günstigen Einfluß auf den Fettgehalt der Milch; der Fettgehalt der 
Milch und auch der Fettgehalt der Milchtrockensubstanz wurde gesteigert, und 
dadurch mitunter, trotz des geringeren Milchertrags, sogar die Menge des pro¬ 
duzierten Fettes im Verhältnis zum Eiweißfutter erhöht. Auch der Trocken¬ 
substanzgehalt der Milch wurde meistens erhöht. Die Ammonsalze zeigten eine 
ähnliche, doch nicht so stark und auch nicht immer hervortretende Wirkung. 


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Referate. 


811 


Bei Malzkeimextrakt, Asparagin und Kohlehydraten liegen die Qualitätszahlen 
durchweg niedriger als beim Eiweißfutter, doch sind die Unterschiede nicht groß; 
immerhin war die Milch geringwertiger. Die Beschaffenheit des Milchfetts, wie 
sie in der Refractometerzahl zum Ausdruck kommt, wurde durch die ver¬ 
schiedenen Fütterungen nicht verändert. 

Die Ausnutzungsversuche führten zu folgenden Resultaten: Ein teilweiser 
Ersatz des Eiweißes durch nichteiweißartige Stickstoffverbindungen im Futter 
steigerte die im Kot ausgeschiedene Eiweißmenge; dieselbe war am höchsten 
beim Malzkeimextrakt; bei Ammonsalzen, Asparagin und Kohlehydraten erreichte 
sie eine mittlere, in allen drei Fällen annähernd gleiche Höhe; bei Gras- und 
Rübenextrakt war sie wieder ein wenig höher wie bei den letzten drei. Eine 
Beigabe von Kleber zu einem aus Stroh und Malzkeimextrakt bestehenden 
Futter, also eine Verengerung des Nährstoffverhältnisses, erhöhte die Verdaulich¬ 
keit des Rohproteins und besonders die des Reineiweißes bei diesem Futter¬ 
gemisch, verminderte also die im Kot ausgeschiedene Eiweißmenge. Sowohl 
die Versuche mit milchgebenden Tieren, als auch die ergänzenden Versuche 
mit Hammeln machen es wahrscheinlich, daß das bei Verbitterung von nicht¬ 
eiweißartigen Stoffen im Kot in größerer Menge ausgeschiedene Eiweiß zum 
Teil Futtereiweiß ist, welches sich infolge einer durch Eiweißmangel hervorge¬ 
rufenen Verdauungsdepression der Verdauung entzogen hat. Ob daneben auch 
noch sog. Bacterieneiweiß, also aus nichteiweißartigen Stoffen durch Bacterien- 
tätigkeit gebildetes, unverdauliches Eiweiß vorhanden ist, muß unentschieden 
bleiben; beim Malzkeimextrakt ist dies jedenfalls nicht ausgeschlossen. Die 
Menge der Stoffwechselprodukte, berechnet aus dem in Pepsinsalzsäure unlös¬ 
lichen Stickstoff des Kotes oder des Futters, welche pro 100 g verdauter 
organischer Trockensubstanz ausgeschieden werden, wird beeinflußt durch die 
physikalische und chemische Beschaffenheit des Futters. Sie wird vermehrt 
durch solche Futtermittel, die einen größeren Reiz auf den Verdauungsapparat 
austiben. Dies ist der Fall bei den Rauhfuttermitteln, besonders wenn sie allein, 
ohne Beigabe anderer Futtermittel verfüttert werden, und zwar beim Stroh noch 
mehr wie beim Heu; ferner bei den zu diesen Versuchen verwendeten Extrakten. 
Bei normalem, nur mäßige Mengen von Rauhfutter enthaltendem Futter ist die 
Menge der Stoffwechselprodukte ziemlich konstant; sie betrug bei den vor¬ 
liegenden Versuchen im Mittel 0,56 g Stickstoff pro 100 g verdauter organischer 
Trockensubstanz. Die aus den in Pepsinsalzsäure unlöslichen Stickstoff Verbind¬ 
ungen des Futters berechneten Werte liegen etwas höher als die, welche sich 
aus dem Kot ergeben; sie betragen bei normalem Futter im Mittel 0,65 g 
Stickstoff. 

An diese Ergebnisse knüpft der Autor noch einige Schlußbetrachtungen 
an, in welchen die hier nur kurz skizzierten Verhältnisse noch etwas ausführ¬ 
licher erörtert werden. J. Volhard. 

1820) Hansen, J. (Bonn-Poppelsdorf), unter Mitwirkung von Hofmann, 
Althoff und Augustin. Rohe Kartoffeln, Kartoffelflocken und Kartoffelschnitzel 
in ihrer Wirkung auf die Milchproduktion. (Fühlings Landwirtschaftliche 
Zeitung 1909, H. 16, S. 577.) 

Bei diesen Versuchen zeigte es sich, daß die rohen Kartoffeln weder die 
Erträge an Milch noch an Milchbestandteilen günstiger beeinflußt haben als die 
beiden Trockenkartoffeln. Kartoffelflocken und nach dem System Schütz ge¬ 
trocknete Kartoffelschnitzel haben fast genau die gleiche Wirkung auf die Milch¬ 
ergiebigkeit ausgeübt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Kartoffel¬ 
schnitzel in trockenem oder eingeweichtem Zustande verabreicht worden sind. 
Die beiden Trockenpräparate des vorliegenden Versuchs sind beide unter Ver¬ 
wendung von Dampf hergestellt worden. In einem früheren Versuch (Fühlings 
Landwirtschaftliche Zeitung 1905, S. 756) hatte Verfasser bereits Kartoffeln in 
ihrer Wirkung auf die Milchergiebigkeit geprüft, die mit direkten Feuergasen 
getrocknet worden waren. Damals wurde gefunden, daß die rohen Kar¬ 
toffeln den so getrockneten Kartoffelschnitzeln in ihrer Wirkung auf die Milch¬ 
produktion etwas überlegen sind, weniger hinsichtlich der Milchmenge als 

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812 


Referate. 


vielmehr hinsichtlich des Fettgehalts und damit der Fettmenge. Auch waren 
solche Kartoffelschnitzel in eingeweichtem Zustande etwas besser ausgenutzt 
worden als in trockener Form. Vergleicht man die Ergebnisse dieser beiden 
Versuchsreihen, so erscheint die Behauptung berechtigt, daß die mit Dampf ge¬ 
trockneten Kartoffeln für die Fütterung des Milchviehs den mit direktem Feuer 
getrockneten etwas überlegen sind; die letzteren können mit rohen Kartoffeln 
nicht ganz konkurrieren, während dies bei ersteren der Fall ist. Auch liegt bei 
den mit Dampf getrockneten kein Grund zum Einweichen vor. Sie kommen in 
trockener Form genau so gut zur Ausnutzung, während die mit direkter Feuerung 
getrockneten Kartoffeln etwas besser ausgenützt werden, wenn man sie nicht 
trocken, sondern eingeweicht verabreicht. Alles in Allem bietet die jetzt viel¬ 
fach geübte Trocknung der Kartoffeln einen erfreulichen Gewinn für die Land¬ 
wirtschaft, vorausgesetzt, daß die Preise so gestellt sind, daß sie dem Nähreffekt 
der Kartoffeln auch entsprechen. J. Volhard. 

1821) Siegfeld. Colostrum-Analysen. Aus d. Milchwirtschaftlichen Institut 
Hameln. (Molkereizeitung 1908, Nr. 45.) 

Analysen von Colostrum liegen nur in geringer Anzahl vor und sind meist 
älteren Datums. Aus diesem Grund veröffentlicht der Autor einige kürzlich 
von ihm ausgeführten Analysen. Er wandte bei den einzelnen Bestimmungen 
die für die Milchuntersuchung üblichen Methoden an; die gefundenen Werte 
sind also wahrscheinlich nicht ganz genau, da noch nicht festgestellt ist, inwie¬ 
weit diese Methoden für Colostrum anwendbar sind. 

Sämtliche Proben mit einer einzigen Ausnahme waren von dicker, schleimiger 
Beschaffenheit, alle von tiefgelber Farbe, die auf die großen Mengen stark ge¬ 
färbten Fettes zurückzuführen waren. Sie zeigten unter dem Mikroskop sämtlich 
Colostrumkörperchen in reichlichen Mengen und vorwiegend sehr große Fett¬ 
kügelchen. Es wurde folgende Zusammensetzung gefunden: 


Kuh I I Kuh II 

I gekalbt: gekalbt: | gekalbt: 

| 19.10.9 Uhrfr. ! 19.10. 1 2 Uhr mittags | 20. 10. S */, Uhr früh 



gemolken : 

gemolken: 


gemolken: 



20 . IO 

20. IO. 

24. 10. 

21. 10. 

22 . IO. 

23. IO. 


8 Uhr früli 

8 Uhr früh 

8 Uhr früh 

8 Uhr früh 

8 Uhr früh 

8 Uhr früh 

Spezifisches Gewicht . 

1.068 

1.083 

I 037 

1.032 

1044 

1.031 

Trockensubstanz 

28.09 

37-21 

20.94 

» 4-34 

27.88 

17.62 

Fett. 

5 -t »5 

9-55 

9.40 

| 4.70 

j 12.00 

8.65 

Fi w ei Ü.Stoffe. 

18.44 

23-75 

7-57 

1 5*42 j 

1 12.23 ; 

4.81 

Casein. 

7 . 3 ^ 

7 59 

407 

3-38 

4 

3-°5 

Zucker . 

1.90 

1.60 

3-50 

3 20 

2.20 J 

3-25 

Asche. 

0.90 

1.07 

0.85 

0.92 

0 

00 

0.89 


Die untersuchten Colostra zeigen also den von früheren Analysen her be¬ 
kannten Charakter. Sie sind überaus reich an Eiweißstoffen, unter denen das 
koagulierbare Eiweiß, das Casein, stark überwiegt. Verfasser betont, daß er 
unter Casein das durch 1 proz. Essigsäure fällbare Eiweiß versteht. Die Colostra 
sind ferner reich an Fett, dagegen arm an Zucker. Auffallend sind die von der 
Kuh III herrührenden Gemelke, von denen das 24 Stunden nach dem Kalben 
gewonnene nur schwachen Colostrumcharakter zeigt. Dieser Charakter ist 
24 Stunden später ganz ausgesprochen vorhanden, und nach weiteren 24 Stunden 
ist er wieder fast verschwunden. J. Volhard . 

1822) Voltz, W. u. Yakuwa. Studien über den Stoffwechsel des Haushuhns. 

(Landwirtschaftliche Jahrbücher 1909, Bd. 38, S. 553—592.) 

Der Autor stellte folgendes fest: 

Der Minimalbedarf an Nährstoffen beträgt bei Hühnern pro Kilogramm 
Lebendgewicht und Tag ungefähr 1 g verdauliches Rohprotein und ca. 60 nutz¬ 
bare Calorien. Ferner wurde der Verdauungskoeffizient für das Huhn festgestellt 
bei Kartoffeln, Roggen und Hafer; derselbe stellte sich annähernd ebenso hoch 


Kuh III 


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Referate. 


813 


wie beim Wiederkäuer. Verfasser arbeitete meist mit künstlich angelegten Anus 
praeternaturalis, um Harn und Kot zu trennen; er macht im übrigen besonders 
darauf aufmerksam, daß Hühner bei Laboratoriumsversuchen schlecht gedeihen, 
sodaß es nur ausnahmsweise gelingt, selbst bei Mastfutter. Gewichtszunahmen zu 
erzielen; demnach bietet das Huhn im allgemeinen kein geeignetes Objekt für 
quantitative Fütterungsversuche. 

Es gelingt im allgemeinen beim Huhn sehr leicht, die Faeces der einzelnen 
Perioden von einander abzugrenzen z. B. durch Kohle. Der Aufenthaltsort der 
Contenta im Verdauungstractus der Hühner ist überaus kurz. Die Abgrenzung 
erscheint nämlich bei reiner Kartoffelfütterung bereits nach IV 2 Stunden, bei 
Futtergemischen aus Körnern und Kartoffeln oder bei reiner Kömerfütterung 
nach ca. 2 1 / 4 Stunden. 

Läßt man auf eine Periode mit relativ hohem Rohfasergehalt (Hafer) der 
Ration eine solche mit rohfaserarmen Futter folgen (Kartoffel), so enthalten die 
nach der Abgrenzung erscheinenden, der Kartoffelfütterung entstammenden 
Contenta keine makroskopisch wahrnehmbare Haferrohfaser mehr. Die Sektion 
ergab jedoch, daß im Magen noch eine gewisse Menge Haferrohfaser (ca. 2,5 g) 
zurückgeblieben war; man wird also gut tun, möglichst lange Perioden 
(10—12 tägige) zu wählen, um einen Fehler zu vermeiden. Die Haferrohfaser 
ist für Hühner völlig unverdaulich, die Rohfaser von Roggen und Kartoffeln 
jedenfalls nur in geringem Maße. Der kurze Aufenthalt der Contenta im Ver¬ 
dauungskanal schließt eine irgendwie aufschließende Tätigkeit von Bacterien 
aus. Bei reiner Haferfütterung werden von Hühnern zwei verschiedene Arten 
von Faeces abgesetzt, zum weitaus größten Teil rohfaserreiche Faeces, und 
außerdem homogener Kot von dickbreiiger Beschaffenheit. Letzterer entstammt 
dem Blinddarm. Die Blinddärme stoßen den Kot diskontinuierlich aus nach er¬ 
folgter Füllung. Es ergibt sich hieraus, daß die Abgrenzung der in den Blind¬ 
därmen enthaltenen Contenta nicht möglich ist. Der hierdurch bedingte Fehler 
dürfte nach der Meinung des Autors bei 5 tägiger Versuchsdauer die Resultate 
nicht wesentlich beeinflussen; im übrigen besitzt der den Blinddärmen ent¬ 
stammende Kot wesentlich andere Zusammensetzung als die anderen Faeces; 
inwieweit die Blinddärme der Hühner sich an der Verdauungsarbeit beteiligen, 
dürfte erst entschieden werden, wenn Versuche mit Hühnern vorliegen, bei 
denen der Blinddarm auf operativem Wege entfernt wurde. J. Volhard. 

1823) Lehmann, Kellner u. König. Bericht des Deutschen Landwirtschafts¬ 
rats, betreffend Fütterungsversuche mit Schweinen über die Verdaulichkeit 
verschiedener Futtermittel. Ausgeführt an den landwirtschaftlichen Versuchs¬ 
stationen zu Göttingen, Möckern und Münster i. W. (Berlin, bei Parey, 1909.) 

Unter den Futtermitteln, die zur Ernährung der Schweine dienen, ist bis 
jetzt erst eine verhältnismäßig kleine Zahl, etwa 25—30, am Schweine selbst 
auf ihre Verdaulichkeit geprüft worden; unter dieser beschränkten Zahl waren 
es wieder nur etwa 5, von denen zwei oder mehrere Sorten zu solchen Unter¬ 
suchungen herangezogen worden sind. Man hat bisher bei Zusammenstellung 
der Ration einfach die Verdaulichkeitszahlen benutzt, die am Wiederkäuer ge¬ 
funden worden waren, ohne Rücksicht darauf, daß der Wiederkäuer bezüglich 
der Verdauungsorgane ganz anders organisiert ist. Ebensowenig befriedigend 
sind die Kenntnisse, die man bisher über die Verwertung der verdaulichen 
Futterbestandteile beim Schwein gewonnen hat. Um diesem Übelstande ab¬ 
zuhelfen, hat der Verband Deutscher Schweinezüchter beim Deutschen Land¬ 
wirtschaftsrat eine Petition eingereicht, die den Zweck haben sollte, vom 
Ministerium eine Beihilfe zur Anstellung wissenschaftlicher Schweinefütterungs¬ 
versuche zu erlangen; vom Ministerium wurde diesem Wunsche entsprochen 
und eine namhafte Summe zu Schweinefütterungsversuchen bewilligt. Während 
die Mästungsversuche in 17 landwirtschaftlichen Betrieben zur Ausführung ge¬ 
langten, sind die Ausnützungsversuche an geeigneten wissenschaftlichen An¬ 
stalten angestellt worden, nämlich an den Versuchsstationen Göttingen, Münster 
und Möckern. Es wurden quantitative Fütterungsversuche angestellt mit 33 
Futtermitteln; einzelne dieser Futtermittel wurden in mehreren Sorten geprüft. 


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814 


Referate. 


In Göttingen wurden geprüft 14 Futtermittel (russische Futtergerste, deutsche 
Braugerste, Roggenbollmehl, Weizengrieskleie, Fischfuttermehl, getrocknete Kar¬ 
toffeln, Zuckerschnitzel, Magermilch, Vollmilch, Luzerne, Rotklee, Esparsette, 
Wickfutter, eingesäuerte Rübenblätter), im ganzen 23 Einzel versuche mit je 2 
Tieren. 

Die Versuchsstation Möckern verfütterte 14 Futtermittel (Weizengerste, 
Hafer, Roggen, Ackerbohnen, Roggenkleie, Weizenkleie, Gerstenfuttermehl, 
Roggenfuttermehl, getrocknete Biertreber, getrocknete Schlempe, Fleischfutter¬ 
mehl, Kadavermehl, Fischfuttermehl und Weizenspreu), im ganzen 17 Einzel¬ 
versuche mit je 2 Tieren. 

ln Münster wurden 5 Futtermittel geprüft (Kartoffeln, Mais, Baumwollsaat- 
mehl, Sesamkuchenmehl, Kokoskuchen), im ganzen 5 Einzelversuche, die mit 
je einem Tier durchgeführt wurden; sie verfolgten als Hauptzweck, die Wirkung 
des Nahrungsfettes auf die Beschaffenheit des Körperfetts zu verfolgen. 

Bezüglich der weiteren Einzelheiten sei auf die Originalarbeit verwiesen. 

J. Volhard. 

1824) Hasselbach, K. A. Untersuchungen über die Wirkung des Lichtes 
auf Blutfarbstoffe und rote Blutkörperchen wie auch über optische Sensibilation 
für diese Lichtwirkungen. Aus dem Labor, d. Finseninst., Kopenhagen. (Bio- 
chem. Ztschr. 1909, Bd. 19, S. 435-493.) 

Der gemeine Blutfarbstoff wird bei Gegenwart von Sauerstoff durch Licht 
in Methämoglobin und weiter u. a. in Hämatin umgewandelt. Die Wirkung ist 
in durchaus vorherrschendem Maße an Strahlen von der Wellenlänge unter 
310 //// gebunden. Die Methämoglobinbildung verläuft, was die Belichtungsdauer 
betrifft, gemäß der Formel für monomolekulare Reaktionen. 

Methämoglobin wird durch Belichtung im Vakuum in reduziertes Hämo¬ 
globin übergeführt. 

Hämatin wird durch Licht zu Hämochromogen reduziert; im Dunkeln bildet 
sich wieder Hämatin. 

Kohlenoxydhämoglobin wird durch Belichtung zum Teil in reduziertes Hämo¬ 
globin umgewandelt. 

Blutkörperchen werden durch Belichtung gelöst, sowohl in Luft als im 
Vakuum, am stärksten durch Strahlen, die eine geringere Wellenlänge als 310 //// 
besitzen. 

Zusatz von Farbensensibilisatoren beschleunigt an der Luft sämtliche Licht¬ 
reaktionen des Blutes, im Vakuum jedoch nur solche, mittels deren Sauerstoff 
abgespalten wird. Der Sensibilisator wirkt also wie ein lichtabsorbierender, 
leicht oxydierbarer Stoff. K. Reicher. 

1825) Slowtzoff, B. Über den Gaswechsel der Insekten und dessen Be¬ 
ziehung zur Temperatur der Luft. Aus d. milit. mediz. Akad. zu Petersburg. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 19, S. 497—503.) 

Die C0 2 -Ausgabe der Insekten steigt mit der Temperatur der Luft. In 
einem Intervall von 10° C bleibt der Gaswechsel auf derselben Höhe. Der 
respiratorische Quotient beim Mistkäfer beträgt 0,80, bei Fliegen 1,0, bei Ameisen 
0,90 und scheint von der Nahrung abzuhängen. K . Reicher . 

1826) Slowtzoff, B. Der Hungerstoffwechsel der Mistkäfer (Geotrupes 

stercoralis). Aus d. milit. mediz. Akademie zu Petersburg. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 19, S. 504-508.) 

Die Mistkäfer sterben bei absoluter Karenz in 5—11 Tagen und verlieren 
dabei ca. 21,73 0 / 0 ihres ursprünglichen Gewichts. 

Die Verluste beziehen sich hauptsächlich auf Wasser und Fette. 

Die Menge der verbrauchten Energie pro kg Gewicht und 24 Stunden be¬ 
trägt 39,47 Cal. Die Menge der Pentosen und die des Chitins scheint sich nicht 
zu verändern. K\ Reicher . 

1827) Frey, E. Über Dünndarmresorption. Aus d. pharm. Inst. d. Univ. 
Jena. ( Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 19. S. 509—520.) 

Bei geringem osmotischen Druck einer eingeführten Zuckerlösung tritt viel 


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Referate. 


815 


Kochsalz in den Darm über. In den oberen Dünndarmabschnitten wird Zucker 
besser resorbiert als in den unteren. Hand in Hand damit geht auch eine 
leichtere Durchgängigkeit der oberen Darmteile für Kochsalz. Man gewinnt 
demnach den Eindruck, daß die fehlenden Zuckerprozente durch Kochsalz¬ 
prozente ersetzt werden. K. Reicher\ 

1828) Loeb, J. Elektrolytische Dissoziation und physiologische Wirksam¬ 
keit von Pepsin und Trypsin. Aus d. Univ. of California. (Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 19, S. 584—538.) 

Unter der Voraussetzung, daß die katalytische Wirkung von Trypsin und 
Pepsin vom Pepsin- und Trypsinion und nicht vom undissoziierten Molekül aus¬ 
geht, wird uns die fördernde Wirkung von Alkali resp. Säure auf die Hydro¬ 
lyse klar. K. Reicher . 

1829) Knaffl-Lenz, E. (Graz). Über sogenannte künstliche Komplemente. 

Aus d. Inst. Pasteur, Paris. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 1—7.) 

Die Hämolyse durch Ölsäure, gallensaure Salze oder Saponinsubstanzen 
wird durch Normal- und Immunserum gleich stark, wenn auch verschieden schnell 
gehemmt. 

Durch Erhitzen der hämolytischen Gemenge auf 56° tritt eine bedeutende 
Verlangsamung der Hämolyse ein. 

Mit spezifischem Serum sensibilisierte Blutkörperchen hämolysieren mit Seifen 
schneller, aber gleich stark wie normale. 

Die ölsauren und gallensauren Salze verhalten sich demnach verschieden 
von den Komplementen und können nicht als identisch mit denselben betrachtet 
werden. K. Reicher. 

1830) Scheunert, E. u. Lötsch, E. Vermag der Hund Cellulose oder Roh¬ 
faser zu verdauen? Aus d. physiol. Inst. d. tierärztl. Hochsch. zu Dresden. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 10—21.) 

Der Hund vermag weder Cellulose noch Rohfaser zu verdauen. K. Reicher. 

1831) Kohlrausch, F. L. u. Plate, E. Über die Aufnahme und Ausscheidung 
von Radiumemanation. Aus d. Allg. Krankenhaus zu St. Georg, Hamburg. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 22—38.) 

Entgegen gegenteiligen Angaben können die Autoren 1 / 2 Stunde und länger 
nach Trinken von 100000 Einheiten mittels äußerst empfindlicher Meßinstrumente 
den Nachweis von Emanation im Urin nicht erbringen, ebensowenig nach Bädern 
bis zu 700000 Einheiten. Höchstwahrscheinlich erfolgt die Aufnahme der 
Emanation durch die Lunge, nicht durch die Haut. K. Reicher . 

1832) Toyosumi, H. (Tokio). Über die Wirkung von Organzellen auf die 
Bacterienextrakte. Aus d. hygien. Inst. d. deutsch. Univ. zu Prag. (Biochem. 
Ztschr. 1909, Bd. 10, S. 39—55.) 

Die Organzellen des normalen Meerschweinchens besitzen in höherem Maße 
als die des normalen Kaninchens die Fähigkeit, Choleraextrakt unwirksam zu 
machen und zwar in der Weise, daß er sowohl seine Fällbarkeit als seine kom¬ 
plementbindenden Eigenschaften verliert. Diese Wirkung kommt in den Leuco- 

cyten und der Leber am stärksten zum Ausdruck. K. Reicher . 

* 

1833) Höber, R. Die Durchlässigkeit der Zellen für Farbstoffe. Aus d. 

physiol. Univ.-Inst. Kiel. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 56—99.) 

Es gibt einige Ausnahmen von Overtons Satz, daß Vitalfarben lipoidlöslich, 
Nichtvitalfarben lipoidunlöslich sind, doch sind sie nicht so zahlreich wie Ruh- 
land angibt, insbesondere ist nur ein einziger Fall bekannt, in dem ein Sulfo- 
säurefarbstoflf trotz Lipoidlöslichkeit nicht intravital färbt. Besser entspricht 
jedenfalls den Tatsachen der Satz, daß basische Farbstoffe Vitalfarben und 
Säurefarbstoffe Nichtvitalfarben sind. Die Nierenepithelien können auch Säure¬ 
farbstoffe aufnehmen, doch hängt diese Fähigkeit von gewissen Graden der 
Kolloidität der Farben ab. Die Leber vom Frosch ist nicht befähigt, hoch¬ 
kolloidale Stoffe zu eliminieren. Der einzige Farbstoff, dessen Übergang in die 
Gallenwege mit Sicherheit zu konstatieren ist, ist das Indigkarmin. K. Reicher . 


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Referate. 


1834) Bertrand, G. u. DuchäSek, Fr. Über die Einwirkung des Bacillus 
bulgaricus auf verschiedene Zuckerarten. Aus d. Labor, f. biolog. Chemie, 
Inst. Pasteur. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 100—113). 

Außer in der Milch läßt sich der Bacillus bulgaricus auch in peptonisiertem 
Malzkeimextrakt kultivieren, dabei werden aber gleiche Teile von d- und 1- 
Milchsäure gebildet, so daß nicht wie in der Milch ein rechtsdrehendes Gemenge 
entsteht. Von den reduzierenden, nicht hydrolysierbaren Zuckerarten sind gär- 
fahig: Glucose, Galactose, Fructose, Mannose, dagegen nicht Arabinose, Xylose 
und Sorbose. 

Von den hydrolysierbaren Zuckerarten vergärt nur Lactose; Saccharose 
und Maltose nicht. Mannit wird ebenfalls nicht in Milchsäure übergeführt. 

K. Reicher. 

1835) Cooke, E. u. Loeb, L. Über die Giftigkeit einiger Farbstoffe für die 
Eier von Asterias und Fundulus. Aus dem Marine Biolog. Lab. und d. Lab. 
f. exp. Path. d. Univ. Philadelphia. (Biochem. Ztschr. 1909. Bd. 20, S. 167—177.; 

Die Giftigkeit verschiedener Farbstoffe ist verschieden für Seestern- und 
Funduluseier und wechselt in verschiedenen Entwicklungsstadien. Sie geht 
parallel dem Färbe vermögen dieser Farbstoffe für die betreffenden Eier, und 
der Giftigkeit von NaCl, es scheint daher, daß eine wesentliche Bedingung für 
die Giftigkeit z. B. von Neutralrot und von NaCl gleich ist. Lipoidlöslichkeit 
dürfte bei dem entgegengesetzten diesbezüglichen Verhalten der beiden Körper 
nicht der wesentliche Faktor sein. KCN verstärkt die Giftwirkung gewisser 
fluorescierender Substanzen. K. Reicher. 

1836) Bayer, G. Methoden zur Verschärfung von Adrenalin- und Brenz¬ 
catechinreaktionen. Aus d. Inst. f. allg. und exper. Path. d. k. k. Univ. Innsbruck. 
(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 178—188.) 

Bei Einwirkung aromatischer Amidosulfonsäuren (Sulfanil- bezw. Naphthion- 
säure) auf Brenzcatechin und auf Adrenalin findet in neutraler oder in schwach 
saurer Lösung eine Umsetzung statt, die eine Änderung der Reaktionen dieser 
Stoffe zur Folge hat, gleichzeitig aber auch eine Steigerung ihrer Empfindlich¬ 
keit, doch verlieren sie teilweise ihre Spezifizität wie z. B. die Fränkel-Allers- 
sche Probe. Für mikrochemische und histologische Zwecke dürfte aber die 
durch Sulfanilsäure bedingte Modifikation der Eisen- und Chromreaktion von 
Wert sein. Die Jodreaktion des Adrenalins wird durch Alanin und Phenylalanin, 
vielleicht auch durch andere Eiweißabbauprodukte verstärkt; dieser Umstand 
erklärt die angebliche Adrenalinzunahme von Nebennierenbreien nach Zusatz 
von Autolysaten und Faulflüssigkeiten. K. Reicher. 

1837) Bechhold, H. u. Ziegler, J. Vorstudien über Gicht. ( Biochem. Ztschr. 
1909, Bd. 20, S. 189—213.) 

Es wird nachgewiesen, daß bei 37° die Löslichkeit von Harnsäure in in¬ 
aktiviertem Rinderserum (Überfüllung) 1:1100, (Füllung) 1:1925 beträgt. 

Das Lösungsvermögen von inaktiviertem Rinderblutserum für Mononatrium¬ 
urat r.n 1:40000 bei 37°. 

Während somit im Wasser sich Harnsäure schwerer als Mononatriumurat 
löst, ist im Serum das Umgekehrte der Fall. 

Verdünnung mit Wasser und physiologischer Kochsalzlösung, ebenso OH- 
Ionen und H-Ionen hemmen das Ausfallen von Harnsäure und Mononatriumurat 
aus Serum. 

Kalium, Lithium und Magnesium wirken hemmend, Natrium stets und Am¬ 
monium in den meisten Fällen fördernd auf das Ausfallen von Harnsäure und 
Mononatriumurat. 

Das Blut der Gichtiker ist im Gegensätze zu bisherigen Annahmen oft mit 
Uraten übersättigt. 

Für die Gichttherapie erweisen sich Lithiumwässer wegen des geringen L- 
Gehaltes dieser Wässer als belanglos. Trinkkuren kalium- und magnesium¬ 
haltiger Wässer dürften günstig, Na-haltige ungünstig wirken. Unter Vorbehalt 
ist eine vegetarische Diät mit ihrer reichen Zufuhr von Kalium- und Magnesium- 


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Referate. 


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salzen der Fleischkost vorzuziehen, die selbst bei purinarmer Kost mehr ungünstig 
wirkende Ammoniumsalze bildet. 

Radiumemanation hemmt das Ausfallen von Harnsäure aus Serum, aber nicht 
von Mononatriumurat. K. Reicher . 

1888) Lattes, L. (Turin). Über die Zuckerbildung in der künstlich durch¬ 
bluteten Leber. Aus d. städt chem.-phys. Inst, zu Frankfurt a. M. (Biochem. 
Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 215—219.) 

Die Zuckerbildung in der künstlich durchbluteten Leber pancreasloser oder 
phloridzinvergifteter Hunde erreicht keine merklich höheren Beträge als in dem 
durch Arbeit oder Strychninkrämpfe von Glykogen befreiten Organ. Es bestehen 
also vorderhand keine Anhaltspunkte für eine vermehrte Zuckerbildung in der 
diabetischen Leber. AT. Reicher . 

1889) Levites, S. J. Über Verdauung der Fette im tierischen Organismus. 

Aus d. path. Labor, d. k. Inst. f. exper. Med. Petersburg. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 20, S. 220-223.) 

Die Fette mit oder ohne Beimengung anderer Nahrung erleiden nur eine 
ganz geringe Verseifung im Magen. Bloß Eidotterfett erfährt im Magen eine 
tiefgehende Spaltung. K. Reicher . 

1840) Levites, S. J. Über die Desamidoproteine. Aus d. path. Labor, d. k. 
Inst. f. exper. Med. Petersburg. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 224—230.) 

Die desamidierten Proteine haben einen geringeren Gehalt an Diamino- 
stickstoff als das Ausgangsmaterial. 

Die Abnahme an Diamino-N ist um so größer, je größer der Gehalt an 
Hexonbasen und vor allem an Lysin im Ausgangsprotein ist, und deckt sich 
fast genau mit der Zunahme an Ammoniak- und Monamino-N. K. Reicher . 

1841) Izar, Q. Wirkung der Silbersalze auf die Autolyse der Leber. Aus 

d. Inst. f. spez. Pathol. innerer Krankh. d. k. Univ. Padua. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. 20, S. 249—265.) 

Die Leberautolyse wird durch kleine Mengen verschiedener Silbersalze ge¬ 
steigert, durch große Mengen derselben verhindert. 

Kleine Mengen der verschiedenen Ag-Salze begünstigen sehr die Bildung 
von Purinbasen und drücken etwas die Albumosenmenge herab. 

Die Urikopoiese wird begünstigt durch die Gegenwart von Silbersulfat, 
-Acetat, -Nitrat, -Citrat, auch bei gesteigerten Dosen derselben. 

Die Urikolyse wird gesteigert durch kleine Dosen von Silbersulfat, 
-Acetat, -Nitrat, -Citrat, verhindert durch größere Dosen. K. Reicher . 

1842) Izar, G. Über den Einfluß von Silberhydrosolen und -Salzen auf 
den N-Umsatz. Aus d. Inst. f. spez. Path. inn. Krankh. d. k. Univ. Padua. (Bio¬ 
chem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 266—291.) 

Während Collargol den Stoffwechsel unbeeinflußt läßt, steigert AgN0 3 den 
N-Stoffwechsel, aktiviert insbesondere den Nucleinstoffwechsel. K. Reicher . 

1848) Philosophow, P. Hämolytische Amboceptoren und ihre Beziehungen 
zu den Erythrocytenreceptoren. Aus d. bact. Abtlg. d. Pathol. Inst. d. Univ. 
Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 292—348.) 

Die Reaktion des Überganges des gebundenen Amboceptors auf neu hinzu¬ 
gesetzte Erythrocyten braucht zu ihrem Zustandekommen einen gewissen Zeit¬ 
abschnitt und bei geringer Quantität der ursprünglich gebundenen Dosen eine 
ziemlich hohe Temperatur. Die Minimalquantität, welche für diesen Übergang 
der einfach lösenden Dosis aut neu hinzugesetztes Blut erforderlich ist, beträgt 
sechs ursprünglich gebundene lösende Amboceptordosen. Diese Regel gilt für 
Ziegen-Kaninchen-Amboceptor und Ochsen-Kaninchen-Amboceptor. 

Eine salzfreie Lösung behindert vollständig diese Amboceptorabspaltung; je 
höher die Salzkonzentration, desto energischer geht sie vor sich. Die Ionen 
der Natronsalze besitzen eine geringere Fähigkeit die Abspaltung des Ambo¬ 
ceptors zu beeinflussen als die Ionen der Kalium- und Calciumsalze. 

N. P. IV. Jahrg. 53 


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Referate. 


Der Übergang des allgemeinen Teiles des Amboceptors findet aut Ziegen¬ 
blut leichter statt als auf Rinderblut, da das Ziegenblut eine geringere Quantität 
identischer Receptoren als das Rinderblut besitzt, und daher ist auch die einzelne 
lösende Dosis für ersteres geringer als für letzteres. K. Reicher . 

1844) v. Fürth, 0. u. Schwarz, K. (Wien). Über den Einfluh intraperitonealer 
Injektionen von Trypsin und Pancreasgewebe auf die N-Ausscheidung und den 
Eiweihzerfall. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 384—400.) 

Nach intraperitonealer Injektion größerer Mengen von Grüblerschem Tryp¬ 
sin zeigt die N-Ausscheidung im Laufe von 1—2 Wochen eine Reihe abwechseln¬ 
der Erhöhungen und Senkungen. Es kommt aber weder dadurch noch durch 
parenterale Einführung von Pancreassubstanz als solcher in den Organismus mit 
Trypsin vorbehandelter Hunde zu einem erhöhten Eiweißzerfall und einem ge¬ 
waltsamen Abbau der Gewebseiweißkörper. Die hochgradige Toxizität paren¬ 
teral eingeführten Trypsins oder Pancreasgewebes kann also keineswegs durch 
eine unmittelbare Beeinflussung des Eiweißstoffwechsels erklärt werden. 

K. Reicher. 

1845) Chamas, D. Über die Darstellung, das Verhalten und die quanti¬ 
tative Bestimmung des reinen Urobilins und des Urobilinogens. Aus d. physiol. 
Inst. d. Univ. Wien. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 401—430.) 

Da das Urobilin nicht nur durch gröbere chemische Eingriffe, sondern auch 
durch dauernde Einwirkung sog. indifferenter Lösungsmittel wie Alkohol, Chloro¬ 
form usw. sowie durch Belichtung verändert und insbesondere seine Färbekraft 
dadurch in hohem Grade beeinträchtigt wird, kann die bisher geübte photo¬ 
metrische Bestimmung zu keinen verläßlichen Resultaten führen. 

Die Reindarstellung und quantitative Bestimmung des Urobilins gelingt nur 
durch Überführung des Urobilins in Urobilinogen, was durch Einleitung der al¬ 
kalischen Hamgärung oder durch Reduktion mit Natriumamalgam in Sodalösung 
und im Kohlensäurestrome leicht gelingt. 

Aus völlig entfärbten Urobilinogenlösungen kann durch äußerst schonendes 
Verfahren reines Urobilin gewonnen werden. 

Urobilin übertrifft entgegen der bisherigen Annahme das Extinktionsvermögen 
des Hydrobilirubins um das 3 fache, demnach A = 0,000017. 

Urobilinogen kann unter Einhaltung bestimmter Cautelen mit Hilfe der Eh r- 
lichschen Farbenreaktion mit Dimethylamidobenzaldehyd auf spektrophometri- 
schem Wege quantitativ bestimmt werden. K. Reicher. 

1846) Türkei, R. Die Milchsäurebildung bei der Autolyse der Leber. Aus 

d. physiol. Inst. d. Wiener Univ. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 431—444. 

Bei der aseptischen Autolyse der Leber geht neben der Milchsäurebildung 
eine energische Zerstörung dieser Säure einher. 

Auch eine praktisch glykogen- und zuckerfreie Leber ist befähigt, bei der 
Autolyse Michsäure in fast gleich hohem Grade wie eine Leber von normalem 
Kohlehydratgehalte zu bilden. 

Inositzusatz bewirkt keine, Dextrose und Alanin nur manchmal eine Steige¬ 
rung der Milchsäurebildung. 

All dies drängt zur Annahme der Existenz eines Zellbestandteiles unbe¬ 
kannter Art, welcher die wichtigste Quelle der bei der Autolyse auftretenden 
Milchsäure bildet. K. Reicher. 

1847) Hessberg, P. Versuche über die komplementhemmende und kom¬ 
plementbindende Fähigkeit von Seifen. Aus d. bact. Abtlg. d. Pathol. Inst. d. 
Univ. Berlin. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 349—374.) 

Hessberg bringt zahlreiche scharfsinnig angeordnete Versuche zum Studium 
der komplementhemmenden und -bindenden Fähigkeit von palmitin-, Stearin- und 
ölsaurem Natron, die im Original nachgelesen werden müssen. K. Reicher. 

1848) Mellanby, J. and Woolley, V. J. The relations of secretin and entero- 
kinase to the ferments of the pancreas. (Die Beziehungen des Secretins und 
der Enterokinase zu den Fermenten des Pancreas.) Vorläufige Mitteilung. (The 
Joum. of Physiol. 1909, Bd. 39.) 


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Referate. 


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Das Labferment eines Pancreasautolysats wird durch Enterokinase in hohem 
Grade und in geringerem auch durch Verdünnung mit Wasser aktiviert. Daraus 
wird geschlossen, daß das Secretin zur Entstehung des Ferments nicht nötig ist. 

Reach. 

1849) Plimmer, R. H. A. and Kaya, R. The distribution of phosphoproteins 
in tissues. Part. II. . (Die Verteilung der Phosphoproteine in den Geweben. 
II. Teil.) Aus d. physiol. Laborat. University College, London. (The Joum. of 
Physiol. 1909, Bd. 39, S. 45.) 

Durch Anwendung der Methode von Plimmer und Scott zur*Bestimmung 
der P-Verteilung (in dieser Zeitschrift bereits referiert) kommen die Verfasser zu 
den folgenden Schlüssen. Phosphoprotein findet sich im Pancreas des Hundes, 
in den Speicheldrüsen des Schafes, in den Eiern des Frosches, hingegen ist es 
nicht vorhanden im Hoden des Stockfisches. In den Froscheiem nimmt es 
während der Entwicklung ab, ebenso wie in den Hühnereiern (nach den Befunden 
von Plimmer und Scott). Unter dem Einflüsse von Secretin nimmt es im 
Pancreas ab und wird im Pancreassaft ausgeschieden. Im Pancreassaft fanden 
die Verfasser kein Lecithin; sie nehmen an, daß es durch die Lipase bereits 
zerstört war, bevor der Saft zur Untersuchung kam. Reach . 

1850) Ringer, W. E. Zur Acidität des Harns. Aus d. physiol. Institut d. 
Univ. Utrecht. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 341—363.) 

Die Wasserstoffionenkonzentration wird zur Gewinnung von Daten über die 
Acidität des Harns bestimmt, wobei sich die Verfasser der Gaskettenmethode 
bedienten und H-Elektroden verwendeten, die gegen Kalomelelektroden gemessen 
wurden mit gesättigter Kaliumchloridlösung als Verbindungsflüssigkeit. Sie bestimm¬ 
ten von einer Phosphorsäurelösung, deren Konzentration 0,208 g P a 0 6 pro 100 ccm 
war, die H-Ionen und gaben dann Natronhydroxyd so hinzu, daß der Gehalt an 
P 2 0 6 pro 100 ccm konstant blieb. Die Messungen des Verlaufs der H-Ionen- 
konzentration, wenn zu der P 2 O ö -Lösung zunehmende Mengen Natronhydroxyd 
gelangten, ergaben eine Kurve, welche auch die Acidität der Salze NaH 2 P0 4 
und Na 2 HP0 4 in der betreffenden Konzentration angibt. Die H-Ionenkonzen- 
trationen und der P a 0 5 -Gehalt werden in Hamen bestimmt und mit Phenol- 
phtalein titriert. Es ergibt sich, daß in den Hamproben die Acidität unterhalb 
derjenigen des Mononatriumphosphats bleibt, obwohl aus den Messungen hervor¬ 
geht, daß bei weitem die größte Menge der P 2 O s als H 2 P0 4 -Ion anwesend ist. 
Beim Durchleiten von H durch den Ham nimmt dessen Acidität ab, beim Durch¬ 
leiten von kohlensäurefreier Luit etwas zu. Durch die Abscheidung vom Sedi- 
mentum lateritium scheint eine Abnahme der Acidität einzutreten. Dohm . 

1851) Hedin, S. G. Über Hemmung der Labwirkung. II. Mitteilung. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 364—375.) 

Wie durch Serum so wird auch durch Eierklar eine deutliche Hemmung 
der Labwirkung erhalten, die analog ist der Hemmung der Trypsinwirkung durch 
Serumalbumin. Während das Lab aus seinen Verbindungen mit Eierklar oder 
Serum durch HCl wieder in wirksamer Form erhalten wird, tritt das Trypsin 
aus seiner Verbindung mit Serumalbumin durch HCl nicht in Freiheit. In Ab¬ 
wesenheit von Enzym mit Säure behandelt, werden in beiden Fällen die Hem¬ 
mungskörper zerlegt, bei Gegenwart von Enzym wird aus der Verbindung Lab- 
Eierklar alles Enzym frei, aus der Verbindung Lab-Serum nur ein Teil des Labs 
in aktiver Form erhalten. Auch die Labwirkung wird wie die Trypsinwirkung 
durch Kohle in ausgesprochener Weise gehemmt. Diese Hemmung ist deutlicher, 
wenn Kohle und Lab zunächst mit einander in Berührung gelassen werden und 
die Milch nachher zugefügt wird. Das Substrat (Milch oder Eiweiß) verbindet 
sich mit dem Enzym, bevor die Wirkung des Enzyms beginnt. Talkum wirkt 
wie die Kohle. Das Substrat entzieht, wenn es einer Kohle- oder Talkumenzym¬ 
mischung zugesetzt wird, Kohle oder Talkum etwas Enzym und führt es in 
aktive Form über. Dohm . 

1852) Panzer, Theodor. Energische Oxydation der Cholsäure mit Salpeter¬ 
säure. Aus d. Univ.-Labor. für med. Chemie in Wien. (Ztschr. f. physiol. Chem. 
1909, Bd. 60, S. 376—407.) 

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Referate. 


Verfasser hat 100 g Cholsäure mit 500 ccm Salpetersäure (1,4) über freiem 
Feuer drei Tage lang gekocht. Die weitere Verarbeitung muß im Original ein¬ 
gesehen werden. In ihrer Zusammensetzung sichergestellt sind bei dieser Oxy¬ 
dation folgende Produkte: Cholekampfersäure C c H ö . C 5 H 10 . (COOH) 3 ein Ab¬ 
kömmling des Hexahydrobenzols; daraus durch C0 2 -Abspaltung der Kohlen¬ 
wasserstoff C n H 16 und ein Homologes des Benzols C 6 H 6 . Csj-ln; durch Oxydation 
einer nicht näher charakterisierten Säure mit H 2 O a die 3-basische Säure C 6 H 9 .C 3 H« 
(COOH) 8 ; eine 2-basische Säure C 9 H 14 0 5 und aus ihr durch H 2 0 2 -Oxydation eine 
2-basische Säure C 9 H 12 0 5 , eine gesättigte Verbindung und deren Silbersalz 
C 9 HioAg 2 0 6 ; die 2-basische Säure C 8 H 12 O ö , charakterisiert als 1-Oxyhexahydro- 
benzol-l-4-dicarbonsäure, daraus der Benzoesäureester des Paraoxybenzaldehyd 
und aus diesem der Paraoxybenzaldehyd; die Methylglutarsäure, eine Glutarsäure, 


Bernsteinsäure, Oxalsäure und die Rizo- 
cholsäure C n H 6 O 10 — C 6 H(COOH) 6 eine 
Benzolpentacarbonsäure. 

Durch diese Versuche ist die Chol¬ 
säure als Abkömmling des Hexahydro¬ 
benzols erwiesen. Ein Benzolring ist 
in der Cholsäure nicht enthalten. Auf 
Grund der Untersuchungen möchte 
Verfasser folgende vorläufige Vorstel¬ 
lung der Cholsäureformel geben: 


CH a CH 2 COOH CH a ch 2 


ch 2 


V 


CH, 


CH 

i 

CH 

I 

CH 

CH 

I 

CH, 

1 

CH 

1 

CH 

| 

CH a 

1 

CH 

1 

CH; 

/ . 

/ \ 

^ \ 

. \/\. 

/ 


CIL CH COOH CHo CH 


CHoOH 


CH a OH 

Dohrti. 


1853) Zaribnicky, Franz. Untersuchung eines peritonealen Exsudates eines 
Karpfens. Aus dem ehern. Labor, der k. u. k. tierärztlichen Hochschule in Wien. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 408—410.) 

500 ccm vom Fibrin befreite Flüssigkeit war trüb, blutig, reagierte alkalisch 
und hatte das spezifische Gewicht 1,015. Nicht nachgewiesen wurden Harnstoff, 
Harnsäure, Allantoin, Xanthinbasen und Zucker. Quantitativ ergab sich in 
100 ccm Flüssigkeit: 1,685 g koagulierbares Eiweiß, 0,077 g Fett, 0,215 g Ge- 
samt-N und 0,625 g Asche. Gegenüber dem Serum der Säugetiere zeigte sich 
eine auffallende Armut an festen Stoffen. Die Eiweißstoffe wurden fraktioniert 
mit Ammonsulfat zerlegt, wobei nur die erste Fraktion die für Globuline charak¬ 
teristischen Eigenschaften hatte. Gegenüber den Eiweißstoffen des Säugetier¬ 
serums trat deutliche Verschiebung der Fällungsgrenzen auf. Die drei Fraktionen 
zeigten alle für Eiweißstoffe charakteristischen Reaktionen. Es waren wohl 
kleine Unterschiede zwischen den untersuchten Eiweißstoffen des Kaqifens gegen¬ 
über den entsprechenden des Säugetierblutes vorhanden, jedoch ohne durch¬ 
greifenden prinzipiellen Unterschied. Dohrn. 

1854) Schmidt-Nielsen, Signe u. Sigval. Zur Kenntnis der »Schüttel¬ 
aktivierung« des Labs. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd 60, S. 426—442.) 

Es wurden aus Kalbsmagen mittels Glycerinextraktion Lablösungen dar¬ 
gestellt und diese in einer feststehenden Röhre durch einen Rührer bei einer 
Temperatur von 15° schnell auf und ab bewegt. Es stellt sich heraus, daß die 
Dauer des Schütteins auf die Größe der »Inaktivierung« einen bedeutenden 
Einfluß ausübt, und zwar in der Weise, daß, je länger die Schüttelzeit dauert, 
um so stärker auch die »Inaktivierung« ist. Nach 5 Minuten ist fast alles Lab, 
binnen der ersten Minute mehr als die Hälfte »inaktiviert«. Hierbei verläuft 
die Reaktion nach bestimmten Gesetzen. Bei Variation der Schüttelungen pro 
Minute nimmt die Wirkung im Anfänge mit der vermehrten Geschwindigkeit 
rasch zu, um bald einen konstanten Wert anzunehmen. Werden bei gleicher 
Schütte]gesellwindigkeit verschiedene Lablösungen gleich lang geschüttelt, so 
zeigt sich, daß die Lösungen in verschiedenem Maße inaktiviert werden, und 
zwar in der Weise, daß die Wirkung mit der verminderten Enzymkonzentration 
zunimmt. Der Einfluß der Versuchstemperatur wird nur von 5—30° verfolgt 
und festgestellt, daß die »Schüttelinaktivierung« mit der steigenden Temperatur 
zunimmt und zwar wird sie für etwa 20° Temperaturerhöhung verdoppelt. 
Geringe Mengen von Säuren z. B. 0,5—1,0 ccm n / 10 -HCl auf 100 ccm Lablösung 


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Referate. 


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zugesetzt, verhindern beim Schütteln in 5 Minuten jede »Inaktivierung«. Oxal¬ 
säure, Milchsäure wirken kräftig hindernd, kräftiger als die Phosphorsäuren. Es 
ist die Säurewirkung nicht mit der Zahl der Wasserstoffionen proportional. 

Dohm . 

1855) Warburg, Otto. Über die Oxydationen im Ei. Aus der zoologischen 
Station zu Neapel. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 443—452.) 

Das Seeigelei wird zur Entwicklung veranlaßt, indem man es einige Zeit 
in einer hypertonischen Lösung hält und dann in Seewasser zurückbringt. In 
der hypertonischen Lösung selbst befruchtet sich das Ei nicht, wohl aber treten 
hier Oxydationen ein, die zu den Oxydationen in Seewasser in Beziehung stehen. 
Diese Oxydationsverhältnisse sind bemerkenswert, denn der Sauerstoffverbrauch 
der unbefruchteten Eier in Seewasser gleich 1 gesetzt, so ist er für die eben 
befruchteten gleich 6—7, für die unbefruchteten in der hypertonischen Lösung 
gleich 4—5, für die befruchteten in den hypertonischen gleich 20. In der hyper¬ 
tonischen Lösung wächst der Sauerstoffverbrauch nicht mit der Zeit, vielmehr 
wird in gleichen Zeiten gleich viel verbraucht. Bei Erwärmung um 10° ver¬ 
brauchen die unbefruchteten Eier in Seewasser etwas mehr als die doppelte 
Sauerstoffmenge. Der Verbrauch an Sauerstoff nach der Befruchtung ist im 
wesentlichen nicht die Folge der morphologischen Veränderungen. In stark 
hypertonischen Lösungen (auf 100 ccm Seewasser 4,3 g NaCl und 3 ccm n / 10 - 
NaOH) verbrauchen befruchtete Eier pro Stunde etwa 1,9 ccm Sauerstoff, das 
heißt etwa 6mal soviel als in Seewasser. Sie brauchen 40 mal soviel Sauerstoff 
als unbefruchtete Eier in See wasser. In so starken hypertonischen Lösungen, 
in denen so enorm viel Sauerstoff verbraucht wird, sind jedoch die morphologischen 
Prozesse der Zell- und Kernteilung vollständig sistiert. Dohm . 

Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1856) Barenkeieff, V. Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung 
des Fiebers auf den Verlauf der Infektion. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, 
S. 285) 

Durch verschiedenartig angelegte Tierversuche hat Verfasser erwiesen, daß 
eine Erhöhung der Körpertemperatur (Wärmestich) die Widerstandsfähigkeit des 
Organismus gegen Infektionen keineswegs erhöht, vielmehr herabsetzt. Es kommt 
unter diesen Umständen leicht zur Autoinfektion. Die natürliche Immunität des 
Organismus gegenüber bestimmten Bacterien geht verloren. Abgeschwächte 
Stämme pathogener Bacterien sind wirksam. Schmid, 

1857) Jonescu, D. u. Grünberger, V. Beitrüge zur Kenntnis des Purinstoff¬ 
wechsels im Fieber. Aus v. Noordens Klinik, Wien. (Ztschr. f. klin. Med. 
1909, Bd. 68, S. 295.) 

Die wichtigste Rolle für die Steigerung des endogenen Purinwertes bei In¬ 
fektionskrankheiten spielen die durch die Infektion entstandenen Toxine. (Die 
Untersuchungen können nicht als vollständig angesehen werden.) Schmid . 

1858) Schirokauer, H. Untersuchungen über den Eisenstoffwechsel. Aus 

d. Poliklinik, Berlin. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 303.) 

Verfasser hat seine Untersuchungen an Magenfistelhunden und an einem Kind 
mit einer Magenfistel angestellt. Er verwendete dabei verschiedene Einsenprä¬ 
parate: 1. anorganische (Ferr. reduct), 2. Eisenalbuminäte, 3. hochorganisierte 
Eisenverbindungen (Blutpräparate und die natürlichen Eisenverbindungen in den 
Nucleoalbuminen). Es ergab sich, daß aus allen Eisenverbindungen, welche in 
der Nahrung oder als Medikamente in den Magen gelangen, ein gewisser Teil 
bereits hier in eine ionisierte Form umgewandelt wird. Gleichzeitig findet eine 
Umwandlung des mit dem Eisen in Bindung befindlichen Eiweißkomplexes zu 
diffundierbarem Pepton. Es ist dabei als gleichgültig anzusehen, in welcher Form 
Eisen gegeben wird. Daß wir im allgemeinen die Eiseneiweißverbindungen einer 
Darreichung von anorganischem Eisen vorziehen, liegt nur an der besseren 
Magenverträglichkeit der ersteren. Schmid . 


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Referate. 


1859) Magnus- Aisleben. Über die Ausscheidung des Kohlenstoffs im Ham. 

Aus d. mediz. Klinik, Basel. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 358.) 

Von dem im Ham ausgeschiedenen C gehört dem Harnstoff weniger als die 
Hälfte an; der andere Teil, welcher in nicht maximal oxydierten Verbindungen 
enthalten ist, stammt nicht nur vom Eiweiß, sondern auch von den Kohlehydraten 
und vom Fett. Diese Mengenverhältnisse lassen sich bei gleichzeitiger Bestimmung 
des Gesamtstickstoffs leicht berechnen: Die Relation C:N schwankt beim Ge¬ 
sunden zwischen 0,7 und 1,0. Eine Abhängigkeit von der Nahrungszufuhr be¬ 
steht innerhalb dieser Extremen nicht. Eine Zunahme oder Abnahme der C-reichen 
Bestandteile kann unabhängig von dem Harnstoffkomplex erfolgen. Bei Angina 
und bei exzessiven Körperanstrengungen fand sich eine relative Vennehrung, 
beim Scharlach und Typhus eine relative Verminderung der kohlenstoffreichen 
Körper des Harns. Schtnid. 

1860) Senator, H. Über den Lungengaswechsel bei Erythrocytosis (Poly- 
cythaemia rubra). (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 349). 

Nach eigenen Untersuchungen und aus der Literatur ergibt sich, daß bei 
einzelnen Fällen von Hyperglobulie eine Steigerung des Lungengaswechsels be¬ 
steht. Verfasser vergleicht dies mit dem Verhalten des Gaswechsels bei der 
Verdauung und sieht die gemeinsame Ursache in der beidemal vorhandenen Ver¬ 
mehrung des Blutes. Schmtd. 

1861) Adam, H. Zur Viscosität des Blutes. Aus d. med. Klinik, Göttingen. 
(Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 177.) 

Die mit der Hirsch-Beck sehen Methode angestellten Untersuchungen des 
Verfassers haben eine Reihe wichtiger Tatsachen ergeben. Die Vicsosität des 
Gesamtblutes hängt zunächst vom Gasgehalt ab; Sättigung mit Cö 2 bewirkt 
ein Maximum der Viscosität. Wird die C0 2 durch O verdrängt, so sinkt die Vis¬ 
cosität bis zu einem Minimum, um bei weiterer O-zufuhr wieder anzusteigen. 
Bei Vergleichsversuchen ist dieses Verhalten genau zu berücksichtigen. Außer 
vom Gasgehalt hängt die Viscosität des Gesamtblutes von der Zahl der roten 
Blutkörperchen, dem Hämoglobingehalt und dem Vol. der roten Blutkörperchen, 
sowie vom Eiweiß und Salzgehalt des Plasmas ab. Von den Salzen wirken die 
einen Viscositäterhöhend, die anderen entgegengesetzt. Die Jodide vermindern 
die Viscosität — doch läßt sich dies beim Menschen nur ausnahmsweise nach- 
weisen. Schmtd. 

1862) Falk, P. u. Kolieb, S. Über Fermente im menschlichen Harne. Aus 

d. Klinik Noorden, Wien. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 156.) 

Frühere Untersuchungen über die quantitative Ausscheidung von Pepsin im 
Harn hatten eine regelmäßige bestimmt verlaufende «Tageskurve» ergeben. Ver¬ 
fasser konnte nun aber nachweisen, daß diese .Schwankungen der Pepsinmengen 
im Harn an methodischen Schwierigkeiten liegen, welche durch die Ver¬ 
änderungen der Acidität des Harns gegeben sind. Reagensglasversuche haben 
ergeben, daß derselbe Harn mit demselben Pepsinzusatz durch Soda alkalisch 
gemacht, kein Pepsin nachweisen läßt, während sich durch Salzsäure angesäuert, 
je nach dem Grad der Ansäuerung ungleichgroße Fermentmengen ergeben. Ein 
entsprechend angestellt er Versuch ergab den Parallelismus der «Pepsinkurven» 
mit den täglichen «Aciditätskurven» des Harns. Harne, welche einmal deutlich 
alkalisch waren, lassen auch nach Zusatz von Säure Pepsin nicht mehr nach¬ 
weisen. Offenbar tritt bei alkalischer Reaktion eine Zerstörung des Fermentes 
ein. (Verfasser hat sich mit Vorteil der Fibrinflockenmethode von Grützner 
bedient.) — Der Nachweis von Trypsin im Harn gelang nicht. Dagegen konnte 
bestätigt werden, daß im Harn ein caseinspaltendes Ferment vorhanden ist. — 
Diastase läßt sich für gewöhnlich im Menschenharn nachweisen. — Ein fett¬ 
spaltendes Ferment läßt sich im Harn nicht finden. Geprüft wurde auf diese 
Fähigkeit durch Zusatz eines leicht dissociierbaren Esters zum Harn (Mono- 
acetin). — Proteolytisches Zellferment ließ sich weder mit Hilfe der Fibrinver¬ 
dauung noch mittelst der Löffler-Platte nachweisen. Schmid. 


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Referate. 


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1863) v. Koziczkowski, E. Zur Prüfung der Pancre&ssecretion und deren 
Bedeutung für die Diagnostik. (Ztschr. f. klin. Med. 1909, Bd. 68, S. 261.) 

Verfasser bespricht zunächst die Methoden der Pancreasfunktionsprüfung und 
schildert eingehend die wertvollste, die von Boldyreff angegebene und die bis¬ 
her mit der lelzteren erzielten Resultate. Verfasser berichtet dann über 80 Unter¬ 
suchungen, die er nach der Boldyreffschen Methode mit dem Ölfrühstück an¬ 
gestellt hat. Statt eines Ölfrühstücks läßt sich ein fetthaltiges Probetrühstück 
an wenden, spez. hat sich ein Sahnenfrühstück (250 g reine Sahne) durch dieselben 
guten Resultate wie die des Ölfrühstücks bewährt. Ersteres verdient deshalb sogar 
den Vorzug, weil man auch bei Hyperaciditätsfällen Pancreassaft erlangt, ohne 
vorhergehende Alkalidarreichung. — Der Vergleich der Pepsinwerte mit den 
Trypsinwerten (titrimetrische Methode nach Volhard) hat ergeben, daß häufig 
dort hohe Pepsinwerte anzutreffen sind, wo sehr niedrige Trypsinwerte sich er¬ 
geben. Bei 4 Gruppen von Erkrankungen gelang der Nachweis von Trypsin 
nicht: 1. inoporables Magencarcinom, 2. Diabetes mellitus, 3. Anaemia perniciosa, 
4. Leberaffektionen. Die Fälle, bei welchen auffallend niedige Trypsinwerte ge¬ 
funden waren, waren ähnlicher Art wie die ersteren. Die höchsten Trypsinwerte 
wurden dagegen da gefunden, wo niedrige Werte oder gar keine freie Salzsäure 
gefunden wurde. Regelmäßig ergab sich auch hoher Trypsingehalt bei gastro- 
enterostomierten Fällen, was davon herrührt, daß alkalischer Darmsaft in den 
Magen gelangte und so die Acidität herabgesetzt wird (wodurch eben der leichtere 
Übertritt vom Darmsaft in den Magen gegeben ist). — Die günstige Einwirkung 
des Öl- bezw. Sahnenfrühstücks auf den Gallenfluß hat sich an der Verfärbung 
des Ausgeheb^rten durch Galle ergeben. Schmidt 

1864) Togami (Japan). Zur Wirkung von Superoxyden auf die Verdauungs¬ 
organe. Aus der experimentell-biologischen Abt. des kgl. pathol. Instituts der 
Universität Berlin. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr 33, S. 1528.) 

Wasserstoffsuperoxyd, Magnesiumperoxyd und Natriumpercarbonat befördern 
die Magensecretion. Die Secretionszunahme ist je nach der Konzentration der 
Lösung verschieden; dünne Lösungen von Magnesiumsuperoxyd — bis 0,5proz. — 
lassen die Sekretion unbeeinflußt. Wasserstoffsuperoxyd in Lösung von l°/oo 
oder l°/ 0 übt keinen irgendwie nennenswerten Einfluß auf die Wirkungen von 
Ptyalin, Pepsin, Trypsin und Pancreasdiastase aus. Magnesiumsuperoxyd und 
Natriumpercarbonat in 1 0 / 00 —1 proz. Lösung üben keinen Einfluß auf die Pepsin- 
und Trypsin Wirkung aus, aber sie hemmen die Wirkung von Ptyalin und Pancreas¬ 
diastase; Magnesiumchlorid befördert nach Wohlgemuth die Diastase. Durch 
die direkte Einwirkung konzentrierter Wasserstoffsuperoxydlösungen auf die 
Magenschleimhaut entsteht eine profuse Schleimabsonderung. Spuren von H 2 O 2 
haben nur bactericide Eigenschaften. K. Bornstein . 

1865) Frugoni, G. Adrenalin-Glycosurie und ihre Beeinflussung durch das 
Extrakt und den Saft des Pancreas. Aus der allg. medizin. Klinik in Florenz: 
Prof. P. Grocco. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 35, S. 1606.) 

1. Eine Adrenalinmenge, in einer Dosis, die stark genug ist, Glycosurie zu 
erzeugen, vermag dieses nicht, wenn das Tier zu geeigneter Zeit in genügender 
Menge eine Injektion von wirksamen Pancreasextrakt erhält. 2. Auch der Pancreas¬ 
saft hat die Fähigkeit, die Adrenalinglycosurie zu verhindern, wenn er in starker 
Menge vor dem Adrenalin injiziert wird, und zwar um so viel Zeit, als zu einer, 
wenigstens teilweisen, Absorption notwendig ist. Die besten experimentellen Ver¬ 
hältnisse sind gegeben, wenn die Einführung auf endoperitonealem Wege geschieht 
und zwei Stunden darauf die subcutane Adrenalininjektion. 3. Da das Adrenalin 
von einem Organismus aufgenommen wird, bei welchem der Zirkulationsstrom 
(wegen der voraufgehenden endovenösen Injektion) schon in einem Überfluß von 
Natriumbicarbonaten sich befindet und ferner (wegen der gleichzeitigen Hopoder- 
moclysen) fortdauernd dann mehr enthält, so wird es wahrscheinlich in seiner 
chemischen Struktur modifiziert und danach sicher in seinen allgemeinen biologi¬ 
schen Wirkungen neutralisiert. 4. Der Pancreassaft, welcher 10—11 Stunden in 
Berührung mit dem Adrenalin im Glase bleibt, verändert dessen Natur, indem er 
seine chemische Reaktionen schwinden läßt und seine biologischen Eigenschaften 


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Referate. 


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gründlich modifiziert (es schwindet seine toxische, Diabetes erzeugende Eigen¬ 
schaft). 5. Dieselben Wirkungen erhält man, wenn man das Adrenalin mit ent¬ 
sprechenden Salzen in Verbindung bringt (z. B. einer Lösung von Na 2 C0 3 von 
gleichen alkalischen Teilen). 6. Der Pancreassaft endlich verhält sich, wenn 
er vorher der Dialyse unterworfen wurde, gegenüber dem Adrealin wie eine 
indifferente Flüssigkeit. K. Bomstein. 


1866) Marcel et Henri, Labb& Le rägime d’äpreuve et les öliminations 
urinaires. (Hamzusammensetzung bei Probekost.) (Presse medicale 1908, Nr. 71. • 
Die Verfasser haben eine Probekost aufgestellt, die sie drei Tage lang genießen 
lassen; beim Gesunden finden sich alsdann bestimmte mittlere Zahlen für N, CI, 
Harnstoff und die Purine des ausgeschiedenen Harns. Abweichungen von diesen 
Zahlen sind pathologisch. Einzelheiten sind im Original einzusehen. 

Martin Cohn. 


1867) Labb6, H. et Vitry. Les sulfo-6thers urinaires dans les dtats patho- 
logiques. (Die Ätherschwefelsäuren des Harns bei Krankheiten.) (Presse medi¬ 
cale 1908, Nr 66.) 

Ebenso wie beim Gesunden ist bei Kranken die Menge der ausgeschiedenen 
Ätherschwefelsäuren proportional der Menge des assimilierten Eiweißes. Der 

„ , Ätherschwefelsäure . , , . w , 

Faktor — x > ~~ ist daher em Maß für die Eiweißabsorption. 


N der Nahrung 

_ _ , Ätherschwefelsäure _ _ 

Der Faktor 1 k t ~3 rf-— hält 


sich fast konstant 


Total-N des Urins 
Darmantiseptica (Calomel, Aseptol) nicht beeinflußt. 


und wird durch 
Martin Cohn. 


1868) Gilbert et Herscher. De la stercobiline. Urobiline föcale. (Urobilin 
des Stuhls.) (Presse medicale 1908, Nr. 69.) 

Stercobilin ist identisch mit Urobilin und entsteht durch Reduktion von 
Bilirubin. Zum Nachweise werden 2—3 ccm Stuhl mit 30 ccm Amylalkohol be¬ 
handelt; das Filtrat wird spektroskopiert; es erscheint im Spektrum ein Streifen 
zwischen Gelb und Grün. Setzt man zum Filtrat einige Tropfen einer ammo- 
niakalischen Chlorzinklösung, so tritt Fluorescenz auf; der Absorptionsstreifen im 
Spektrum verschiebt sich dann etwas nach links. 

Ist die Vorstufe des Stercobilins, Stercobilinogen, vorhanden, so treten die¬ 
selben Reaktionen nach Zusatz von Oxydationsmitteln auf. Zum alkoholischen 
Extrakt setzt man einige Tropfen Gramscher Lösung hinzu, oder zum Chorotorm- 
extrakt rauchende Salpetersäure, worauf letzterer gelbrötlich sich färbt. 

Beim normalen Erwachsenen findet sich im Stuhl nie unverändertes Gallen¬ 
pigment, stets dagegen Stercobilinogen, mitunter daneben Stercobilin. 

Beim Neugeborenen überwiegt im Mekonium und den ersten Entleerungen 
Biliverdin; späterhin tritt reichlich Bilirubin auf, dagegen kein Stercobilin oder 
Stercobilinogen. Allmählich schwindet dann das Bilirubin und Stercobilinogen 
tritt auf; nach einigen Monaten ist das Verhalten des Stuhls wie beim Er¬ 
wachsenen. 

Bei Ikterus catarrhalis, Stein-Obstruktion der Gallenwege oder Carcinom 
an der Papille fehlt Stercobilin und Stercobilinogen; bei Gallensteinen sind 
letztere vorhanden, doch in geringer Menge. Bei Ikterus gravis und bei Blei¬ 
kolik findet sich Gallenpigment neben Stercobilin und Stercobilinogen im Stuhl, 
hervorgerufen durch zu starken Gallenzufluß in den Darm. 

Stercobilin entsteht aus Bilirubin durch Reduktion; Stercobilinogen ist noch 
weiter reduziertes Stercobilin. Im Hundedarm findet sich im Duodenum relativ 
viel Bilirubin, daneben wenig Stercobilin; im Jejunum vermehrt sich das letztere 
auf Kosten des ersteren, im Rektum ist die Reduktion vollendet. Die Reduktion 
kommt zustande durch eine von den Dannzellen abgesonderte Katalase, nicht 
durch Bacterienwirkung. Dies wird bewiesen dadurch, daß sich 1. beim Neu¬ 
geborenen trotz zahlreicher Bacterien kein Stercobilin vorfindet, ferner 2. Kul¬ 
turen aus den Faeces nicht in der Lage sind, Stercobilin aus Urobilin zu bilden, 
und 3. wässerige Auszüge aus der Darmschleimhaut dieses reduzierende Ver¬ 
mögen wohl haben. Am stärksten wirkt nach dieser Richtung das Extrakt des 


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Referate. 


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Duodenums, schwächer das aus dem Ileum, während der Auszug aus der Rektal - 
Schleimhaut wirkungslos bleibt. (Die Katalasöwirkung erhellt aus dem Umstande, 
daß das wässerige Extrakt aus den Faeces des Erwachsenen H 2 O a zersetzt, das 
aus den Faeces des Neugeborenen nicht Fluomatrium, das die Katalasen zerstört, 
hemmt auch die Stercobilinbildung.) Etwas Urobilin bildet sich schon in der 
Gallenblase; der Auszug aus der Blasenschleimhaut wirkt stercobilinbildend. 

Bei genügender physiologischer Hämolyse wird das in Freiheit gesetzte 
Hämoglobin den Leberzellen zugeführt und hier in Bilirubin verwandelt; der 
größere Teil des letzteren gelangt in den Darm und wird zu Stercobilin reduziert, 
ein kleinerer Teil gelangt ins Blut und wird in der Niere zu Urobilin reduziert. 
Stets geht der Stercobilingehalt der Faeces dem Urobilingehalt des Harns 
parallel. 

»Ebensowenig wie die Urobilinurie ein Zeichen einer Leberinsufficienz ist, 
ist es der Stercobilingehalt der Faeces; im Gegenteil ist das Fehlen des Sterco- 
bilins oder das Danebenauftreten von Bilirubin ein Merkmal für Störungen der 
Gallentätigkeit.« Martin Cohn . 

1869) Mongour et Zellmeyer. Urobilinurie et Urobilinämie. (Urobilinurie 
und Urobilinämie.) (Congres franf. de Medecine, Genf, Oktober 1908.) 

Gegen die renale Entstehung des Urobilins, wie sie Gilbert annimmt, spricht 
nach den Verfassern der Umstand, daß es ihnen gelungen ist, in allen unter¬ 
suchten Fällen von erheblicher Urobilinurie auch im Serum Urobilin nachzu¬ 
weisen, und zwar in einer Menge, die derjenigen im Harn parallel ging. (Ge¬ 
messen nach dem Grade der Fluorescenz.) Bei einem Patienten mit atrophischer 
Cirrhose fehlte Urobilin im Serum und im Urin. Martin Cohn. 

1870) Läger. Modification du rythme urinaire dans l’häpatite suppuräe. 

(Veränderter Rhythmus der Harnausscheidung bei Leberabsceß.) (Soc. de patho- 
iogie exotique, April 1908.) 

Beim normalen Individuum beobachtet man das Maximum der Harnaus¬ 
scheidung während der Verdauungsperiode, beim Leberabceß dagegen in den 
ersten Tagesstunden und zu Beginn des Abends. Martin Cohn. 

1871) Auchä. La recherche spectroscopique de la bile. (Spektroskopischer 
Gallennachweis.) (Acad. des Sciences, März 1908.) 

Die Flüssigkeit, in welcher man Gallenpigment vermutet, gießt man in ein 
Röhrchen von 10 ccm Inhalt; dazu setzt man einige Tropfen Ammoniak, darauf 
einige Tropfen einer gesättigten Zinkacetatlösung und schließlich, tropfenweise, 
etwas lproz. Jod- oder Jodjodkalilösung. 

Beim Vorhandensein von Gallenpigment ensteht ein Streifen im Rot des 
Spektrums zwischen B und C, dessen Dichte dem Pigmentgehalt parallel geht. 

Martin Cohn. 

1872) Oppenheimer, Siegfried u. Reiß, Emil. Untersuchungen der Blut¬ 
konzentration bei Scharlach mit besonderer Berücksichtigung der Nephritis. 

Aus der med. Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. (D. A. f. kl. 
Med. 1908, Bd. 96, S. 464.) 

In den typischen Fällen war während des Fiebers die NaCl-bilanz positiv, 
das Körpergewicht konstant oder in leichtem Steigen begriffen, der Eiweißgehalt 
des Blutserums herabgesetzt. Mit dem Moment der Entfieberung schlugen alle 
diese Erscheinungen in das Gegenteil um. — Auch in den unregelmäßigen 
Kurven entspricht immer der Körpergewichtszunahme eine Blutverdünnung und 
umgekehrt, so daß auch hier Anomalien im Wasserhaushalt für die Gewichts¬ 
änderung verantwortlich zu machen sind, wie auch aus der Kochsalzbilanz hervor¬ 
geht (cf. die im folg. Referat besprochene Arbeit von Sandelowsky. Ref.j. 

Als theoretisch sehr bemerkenswerte Tatsache ergab sich in einem Fall 
schwerer akuter Scharlachnephritis, daß die durch Wasserretention bedingte 
Serumverdünnung schon drei Tage vor den übrigen Zeichen der Nephritis ein- 
setzte; weitere Untersuchungen werden zeigen, ob es möglich ist, aus dem Ver¬ 
lauf der refraktometrisehen Kurve des Blutserums den Eintritt einer Scharlach¬ 
nephritis vorauszusagen. M. Lcubc. 


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Referate. 


1873) Sandelowsky, J. Blutkonzentration bei Pneumonie. Aus d. med. 
Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 96, S. 445.) 

Fortlaufende Untersuchungen der Blutkonzentration, des Körpergewichts und 
der Kochsalzbilanz ergaben: 

Mit der Abnahme der Blutkonzentration in der Fieberperiode stieg in einem 
Teil der Fälle das Körpergewicht oder blieb konstant, mit dem Fieberabfall 
wurde das Blut konzentrierter, aber das Körpergewicht sank. Die Ursache der 
Blutverdünnung kann somit nicht in der Konsumption gesucht werden, sondern 
beruht auf einer Zunahme des absoluten Wassergehalts des Organismus bezw. 
einer damit einhergehenden Retention von NaCl. — In einem andern Teil der 
Fälle wurde zuweilen während des Fiebers ein Sinken und nach dem Fieber- 
abfall ein Steigen des Körpergewichts beobachtet und dabei ebenfalls eine Ver¬ 
dünnung des Bluts während des Fiebers und ein Anstieg der Konzentration 
nach dem Fieberabfall. In diesen Fällen hat der Abbau der Körpersubstanz 
einen wesentlichen Anteil an der Säfteverdünnung im Fieber, doch geht aus der 
während des Fiebers stets positiven Kochsalzbilanz und aus ihrem Umschlag in 
die negative Bilanz nach dem Fieberabfall hervor, daß die Wasserretention nicht 
ganz in Wegfall kommt. 

Für eine Anzahl von Fällen ließ sich eine Nierenschädigung im Sinne einer 
Behinderung der Kochsalzausscheidung feststellen. Diese primäre im Organismus 
entstehende Kochsalzretention hat eine Wasserretention im Gefolge und es ist 
hierauf die Blut Verdünnung und die Körpergewichtszunahme zurückzuführen. 

M. Leubc . 

1874) Reiß, Emil. Gewichtsschwankungen und Blutkonzentration bei 
Diabetes mellitus. Aus d. med. Klinik d. städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. 
1 1). A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 419.) 

Die kombinierte Betrachtung der Blutkonzentration und des Körpergewichts 
resp. der Kochsalzbilanz zeigt, daß die starken Gewichtsschwankungen bei 
Diabetes im wesentlichen auf Störungen im Wasserhaushalt beruhen. Reiß nimmt 
an, daß durch die diabetische Stoffwechselstörung eine Nierenschädigung ent¬ 
steht; diese führt zu Anomalien im Wasser- und Salzhaushalt, die sowohl durch 
Wasserverlust (Gewichtsabnahme) als durch Wasserretention (Gewichtszunahme, 
in Erscheinung treten können. M. Leubc . 

1875) Bingel, Adolf u. Strauß, Eduard. Über die blutdrucksteigernde Sub¬ 
stanz der Niere. Aus der med. Klinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. 

D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 476.) 

Das aus Nierenpreßsaft gewonnene Renin steigert bei intravenöser Injektion 
den Blutdruck. Die Renin Wirkung unterscheidet sich durch den bedeutend lang¬ 
sameren Ablauf der Blutdrucksteigerung erheblich von der Adrenalinwirkung. 
Sie wird nicht beeinflußt durch eine Vagus- oder Sympathicusdurchschneidung, 
auch nicht durch die Entfernung der Leber aus dem Kreislauf. Das Renin greift 
also wahrscheinlich peripher an der Arterienmuskulatur an. Bei Wiederholung 
der Injektion an demselben Tier schwächt sich die Wirkung jedes Mal ab, um 
nach einigen Injektionen ganz auszubleiben. 

Das Renin diffundiert nicht; es wird durch 14 Tage lang fortgesetzte 
Digestion bei 37° nicht zerstört; es ist durch Ammonsulfat fällbar und zwar in 
neutraler Lösung als wasserlösliches Renin, in saurer Lösung als wasserunlösliches 
Renin; es wird durch Erhitzen auf 58°, ferner durch die Einwirkung von Säuren, 
Alkalien, Alkohol, Aceton zerstört. Das Renin scheint Eiweißcharakter zu haben. 

M . Leubc . 

1876) Gigon, A. u. Massini, R. Über den Einfluß der Nahrung und des 
Fiebers auf die Zucker- und Säureausscheidung beim Diabetes mellitus. Aus 

d. med. Klinik in Basel. (D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 97, S. 531.) 

Die wertvollen Beobachtungen der Verfasser an 4 Fällen von Diabetes 
eignen sich nicht für die Wiedergabe in einem kurzen Referat. Die Unter¬ 
suchungen erstrecken sich auf die Verhältnisse der Zuckerausscheidung, des 
Eiweißumsatzes und des Einflusses des Fiebers auf den Diabetes. M. Leubc . 


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Referate. 


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1877) Meyer, Kurt (Berlin). Ist das Schütz sehe Gesetz der Pepsin Verdauung 
ungültig? Aus der 2. med. Klinik der Charite: Geheimrat Kraus. (Berl. kl. 
Wschr. 1908, Nr. 32, S. 1485.) 

E. Schütz fand bei seinen Untersuchungen über die Pepsinverdauung, daß 
die Verdauungsmenge proportional ist der Wurzel aus der Pepsinmenge. Dieser 
Befund wurde von Huppert und Schütz unter anderem dahin erweitert, daß 
eine gleiche Proportionalität zwischen Verdauungsmenge und Wurzel der Ver¬ 
dauungszeit besteht, so daß die Formel für das Gesetz der Pepsin Verdauung 
lautet: V = Vpt, wo V die Verdauungsmenge, p die Fermentmenge und t die 
Verdauungzeit bedeutet. Meyer bestätigt die Richtigkeit dieses Gesetzes gegen¬ 
über abweichenden Resultaten. K. Bornstein . 

1878) Adler, M. (Karlsbad) u. Milchner, R. Untersuchungen des Kotfetts 
in einem Falle von Pancreasdiabetes und dessen Beeinflussung durch Pancreas. 

Aus d. medizinisch-poliklinischen Institut d. Univ. Berlin. Geheimrat Senator. 
(B. kl. Wschr. 1908, Nr. 32, S. 1487.) 

Patient von 60 Jahren, hat acholische Stühle, Diabetes mellitus (4°/ 0 Sacch., 
Alb. Aceton- und Acetessigsäure, Tumor in der Pancreasgegend). Diagnose: Pan¬ 
creasdiabetes. Es wurden Versuche mit Pankreon gemacht, Fettresorption und 
die Spaltung der Fette wird geprüft. Kot makroskopisch fettig, mikroskopisch 
massenhaft große Fetttropfen neben vielen reichlich großen Fettsäurenadeln in 
groben Schollen. Auffallend viele, gut erhaltene Zellkerne der Gewebe, für 
Pancreaserkrankungen von diagnostischer Bedeutung. Die Versuche ergeben als 
Resultat, daß Pancreaserkrankungen nicht notwendig eine Steatorrhoe einschließen, 
daß in diesem Fall Pankreon keinerlei die Fettresorption begünstigenden Einfluß 
ausübt, dagegen verschiebt sich das Spaltungsverhältnis durch Verminderung der 
Neutralfette und dementsprechende Steigerung der Fettsäuren, während die 
Seifenwerte nur wenig verändert werden. K. Bornstein . 

1879) Reicher, K. Beziehungen zwischen Adrenalsystem und Niere. Aus 

der 2. mediz. Universitätsklinik zu Berlin: Geheimrat Kraus. Vorläufige Mitteil. 
(Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 31, S. 1435.) 

Es kann bereits mit großer Wahrscheinlichkeit behauptet werden, daß der 
Adrenalinsecretion und den innigen Wechselbeziehungen zwischen Adrenalsystem 
und Niere eine wichtige pathogenetische Bedeutung bei manchen Formen von 
Nephritis beizumessen ist. Die stärkste Adrenalinanämie erhält man bei Uran¬ 
nephritis, eine leichtere bei Kantharidinvergiftung. Die erwähnten Noxen er¬ 
zeugen im wesentlichen eine Glomerulonephritis, Calcium chromicum dagegen 
affiziert hauptsächlich den tubulären Apparat. K . Bornstein. 

1880) Ehrmann, R. u. Lederer, R. Über die Wirkung der Salzsäure auf die 
Fermentsecretion des Magens und der Bauchspeicheldrüse. Aus der Poliklinik 
von Prof. Rosenstein und Dr. Kramm, Berlin. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 31, 
S. 1450.; 

Eingegebene Salzsäure, vor, gleichzeitig oder nach dem Probefrühstück ge¬ 
nommen, erzeugt keine Vermehrung der Pepsinausscheidung, scheinbar ohne eine 
geringe Verminderung. In denjenigen Fällen von Subacidität, wo nach Salz¬ 
säuredarreichung eine Vermehrung des Pepsins gefunden wurde, ist dies durch 
das spontane Wiederauftreten von Salzsäure und gleichzeitig des Pepsins zu er¬ 
klären. Die Pepsinverdauung zeigte auch ohne Salzsäuredarreichung in den 
nächsten Tagen die gleichen Werte. Auch der Trypsingehalt im Ölprobefrüh¬ 
stück, mit derFuldschen Methode bestimmt, zeigt eher eine Verringerung nach 
HCl-Darreichung, nie eine Steigerung. Bei Achylie und Anacidität ist eine Salz¬ 
säuredarreichung nicht nötig, da die Trypsinsecretion nicht geschädigt ist, sondern 
überraschend reichlich erfolgt. Das gleiche Resultat zeigten Versuche am Pan- 
creasfistelhund. Nach einer die Salzsäuresecretion des Magens nur sehr mäßig 
anregenden Flüssigkeit wurde 40 mal mehr Trypsin sezerniert als nach der 
gleichen Menge HCl. Die Behauptung Pawlows, daß die Säure die spezifischen 
Erreger des Pancreas darstelle, besteht demnach nicht zu Recht. Die Säure 
regt die Drüsentätigkeit des Pancreas nicht an; die durch sie hervorgerufene 


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Referate. 


Absonderung ist eine Verdünnungssecretion, die vermutlich den Darm vor der 
Einwirkung der Säure schützen soll. K. Bornstein . 

1881) Hess, L. Methode zur Bestimmung des neutralen Schwefels im Harn. 

Aus dem Institut für angewandte medizinische Chemie (Hofrat E. Ludwig) und 
der 1. medizin. Universitätsklinik (Prof. C. v. Noorden) in Wien. (Berl. klin. 
Wschr. 1908, Nr. 31, S. 1452.) 

Behufs Ausfällung der gesamten Schwefelsäure wird eine größere Quantität 
Ham, mindestens 500 ccm, mit einer Salzsäure angesäuert, daß etwa 5—10 ccm 
Salzsäure auf 100 ccm Harn kommen, mit einem Überschuß Chlorbaryum ver¬ 
setzt, aufgekocht, mindestens 6 Stunden auf dem Wasserbad weiter erhitzt: 
Niederschlag wird nach 24 ständigem Stehenlassen in der Kälte abfiltriert. Da 
bei Luftzutritt neutraler Schwefel leicht in die oxydierte Form übergeht, wird 
das Aufkochen der mit Salzsäure und Chlorbaryum versetzten Harnmenge und 
das Digerieren auf dem Wasserbad in einem Kolben vorgenommen, der einen 
mit Pyrogallussäure und Lauge beschickten Kugelapparat, ähnlich dem Peligot- 
schen, eingeschliffen trägt. Das wasserklare Filtrat, das nur noch neutralen 
Schwefel enthält, wird entsprechend einem von Bunsen angegebenen Verfahren 
mit einer Natronlauge stark alkalisch gemacht und in die Lösung Chlorgas bis 
zur Sättigung eingeleitet. Die Flüssigkeit nimmt hierbei allmählich die Farbe 
von Chlorwasser an, während der auf Zusatz von Lauge entstandene, grobflockige 
Niederschlag meist vollständig in Lösung geht. Während der Einleitung des 
Chlors bleibt das die Flüssigkeit enthaltende Gefäß mit einem Uhrglas bedeckt. 
Einige Stunden später wird mit einer Salzsäure angesäuert, das Chlor durch 
Erhitzen verjagt, der sich ausscheidende feine Niederschlag gut absetzen gelassen 
und schließlich auf einem Filter gesammelt, der Niederschlag, der den neutralen 
Schwefel als schwefelsaures Baryum enthält, gewogen. K. Bornstein . 

1882) Gerlach, V. Über die Ausnutzung von tierischem und pflanzlichem 
Fett im menschlichen Organismus. Aus dem Institut für Chemie und Hygiene 
von Prof. H. Meineke und Genossen in Wiesbaden. (Ztschr. für physikal. und 
diätet. Therapie 1908/1909, Bd. 12, H. 2.) 

1. Die Stickstoffbilanz zeigt dieselben Werte, wenn in der täglichen Nahrung 
120 g Kuhbutter durch die gleiche Menge Sanella ersetzt werden. 

2. Die Stickstoffsubstanz gemischter Kost wurde bei Einnahme von täglich 
120 g Sanella ebenso gut ausgenutzt, wie bei Einnahme von 120 g Kuh butter. 

3. Die Ausnutzung des Nahrungsfettes war eine sehr gute und zwar gleich 
gut, ob täglich 120 g Kuhbutter oder 120 g Sanella zur gemischten Nahrung 
genossen wurden. 

Demnach scheint bei der gewählten, den praktischen Lebensverhältnissen 
nachgebildeten Versuchsanordnung, in Bezug auf die Fettausnutzung die Gleich¬ 
wertigkeit des tierischen und pflanzlichen Fettes, der Kuhbutter und der Sanella, 
erwiesen. 

Der Autor nimmt in seinen Versuchen 164 g Eiweiß pro die. Für ähnliche 
Versuche dürfte es sich empfehlen, geringere Eiweißmengen zu nehmen, jeden¬ 
falls die an und für sich schon sehr hohe Eiweißzahl Voits (118 g) nicht zu 
übersteigen. Der Wert des Versuches speziell ihr volkswirtschaftlicher, wird aber 
dadurch nicht gemindert. K. Bornstein. 

1883) Torday, A., u. Klier, A. Az epefestäk ujabb szinreakeiöi. (Neue Farben¬ 
reaktionen des Gallenfarbstoffs.) Aus d. mediz. Klinik der Universität Budapest. 
(Orvosi Hetilap 1909. S. 495.) 

Die Farbe vieler metachromatischer Farbstoffe wird durch den Zusatz von 
verdünnter Galle oder gallenfarbstoffhaltigem Harn in folgendem Sinne ver¬ 
ändert: Methylviolett rosarot, Methylenblau (nicht chemisch rein) —>- grün. 
Azurblau —grasgrün, May-Grünwald-Lüsung grüngelb, Giemsa-Lösung. 
Methylgrün, Thyonin. Kresylblau, Toluidenblau verschiedene grüne Farben. 

Kresylviolett, Methylviolett, Gentianaviolett ->► rot, Pyronin orangegelb. 

Die beschriebenen Reaktionen sollen empfindlicher sein, als die Gmelin- 
Probe. Reinbold. 


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Referate. 


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1884) Moln&r, B. A pankre&snedvnek a gyomorba valö jutäsa. (Über die 
Regurgitation von Pancreassaft in den Magen.) Aus d. mediz. Klinik aer Univ. 
Budapest. (Orvosi Hetilap 1909, S. 463.) 

Von 50 Patienten, welche an verschiedenen Krankheiten litten, wurde nach 
der Vorschrift von Boldyreff durch die Verabreichung von Olivenöl und nach- 
herige Expression Darmsaft gewonnen und dessen Pepsin- und Trypsingehalt 
nach Volhard bestimmt. Das Trypsin wurde im gewonnenen Safte bloß in 
zwei Fällen von Pylorusstenose vermißt. Das Fehlen des Trypsins kann jedoch 
nicht als Zeichen der Pylorusstenose verwertet werden, und umgekehrt, das 
Vorhandensein dieses Fermentes im vom Magen gewonnenen Safte schließt die 
Stenose des Pylorus nicht aus. Bei Magencarcinom war im Safte besonders viel, 
dagegen bei Ulcus ventriculi auffallend wenig Trypsin vorhanden. In den übrigen 
Fällen waren die Trypsinwerte sehr schwankend, ohne irgend eine Regelmäßig¬ 
keit aufzuweisen. 

Da der Grad der Regurgitation und die Menge des in den Magen ge¬ 
langenden Trypsins von vielen unberechenbaren Faktoren abhängt, so kann der 
Methode keine große diagnostische Wichtigkeit zugeschrieben werden. 

Reinbold. 

1885) Liebermann, P. Mödszer a P-sav quantitativ meghatärozäsära vizeltben 
6s alkalifoszfät-oldatokban. (Methode zur quantitativen Bestimmung der Phos¬ 
phorsäure im Ham und Alkaliphosphatlösungen.) Aus d. hygienischen Institut 
der Universität Budapest. (Orvosi Hetilap 1909, S. 445.) 

Der filtrierte Harn wird mit 1 / 10 Volumen 10 proz. (NH 4 ) 2 C0 3 -Lösung, 
mit überschüssiger Magnesiamischung und etwa 1 I 3 Volumen 0,96 proz. NH 3 
versetzt, der Niederschlag mit ammoniakhaltigem Wasser gut ausgewaschen, 
in 50 ccm 2,5—2,6 n Salpetersäure gelöst, mit 5 ccm einer normalen AgN0 3 -Lösung 
versetzt, mit 10 proz. NH 3 bis zur amphoteren Reaktion neutralisiert, im Me߬ 
kolben auf 200 ccm aufgefüllt, filtriert, 100 ccm des Filtrates mit Salpetersäure an¬ 
gesäuert und mit n / 10 KSCN unter Zusatz von Ferriammonsulfat titriert. Die 
gefundenen Milligramme P 2 O 6 werden durch die Gleichung: P 2 0 6 = 2,367 (50-2a) 
gegeben. Zahlenbelege über die Genauigkeit der Methode fehlen. Reinbold . 

1886) Lenkei, V. D. A 16gfürdök hatäsa a test höm6rs6k6re. (Die Wirkung 
der Luftbäder auf die Körpertemperatur.) (Orvosi Hetilap 1909, S. 252.) 

Der menschliche Körper erleidet im Luftbad von 10—14° C einen bedeutenden 
Wärmeverlust. Die Wärmeproduktion kann diesen Verlust nur dann ausgleichen, 
w enn während des Bades und nach diesem kräftige Muskelarbeit geleistet wird. 

Reinbold . 

1887) Aldor, L. Adatok a gyomomyälkaelv&lasztäs körtan&hoz. (Beiträge 
zur Pathologie der Magenschleimabsonderung.) (Orvosi Hetilap 1909, S. 267.) 

Aus dem normalen Magen läßt sich außerhalb der Verdauungsperiode kein 
Schleim gewinnen, dagegen enthält der Mageninhalt während der Verdauung 
stets geringe Mengen von Schleim. Das Fehlen des» Schleimes ist von patho- 
gnostischer Bedeutung. Die Absonderung des Schleimes soll nicht weniger wichtig 
sein, als die Secretion des Pepsins. Beide Vorgänge verlaufen unter normalen 
Umständen parallel. Die gesteigerte Secretion des Schleimes kann die Erschei¬ 
nungen der Hyperacidität verdecken und dadurch die klinische Latenz dieser 
bedingen. Reinbold. 

1888) Roth, M. A Cammidge f61e pankreas-re&kciöröl. (Über die Pan- 
creasreaktion von Cammidge.) Aus der I. mediz. Klinik der Univ. Budapest. 
(Orvosi Hetilap 1909, S. 287.) 

Die zur Feststellung der Erkrankung des Pancreas empfohlene vereinfachte 
Probe von Cammidge wurde vom Verfasser in je einem Falle von Hepatitis 
luetica, Tumor pancreatis, Pancreatitis chronica, Care, pancreatis, Pancreasstein, 
Diabetes mellitus, Ikterus catarrhalis, Care, ventriculi, Diabetes mellitus, Leucaemia 
myeloidea, Care, ventriculi (Sektionsbefund: Atrophia pancreatis), Care, ventriculi 
et hepatis (Sektionsbefund: Atrophia pancreatis, Care, hepatis, Hydrops vesicae 
felleae, Cholelithiasis), Pneumonia crouposa, Tumor abdominalis (Care, ventriculi?) 


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Referate. 


mit positivem, in je einem Falle von Insufficientia aortae, Ikterus catarrhalis, 
Nephritis chronica, Tumor mediastini, Atonia ventriculi, Cholelithiasis, Pyelitis, 
Diabetes mellitus, Achylia gastrica, Tuberculosis pulmonum, Malaria, Exsudatum 
pleuriticum, Catarrhus apicis pulm., Typhus abdominalis, Morbus Basedowi, Ulcus 
ventriculi mit negativem Ergebnisse ausgeführt. Die Reaktion fiel außerdem in 
zwei Fällen (unter 10) auch mit dem Harne gesunder Leute positiv aus. In den 
wenigen Fällen der primären Erkrankung des Pancreas fiel die Reaktion stets 
positiv aus. In den Fällen aber, bei welchen die Erkrankung des Pancreas se¬ 
kundär aufzutreten pflegt, gab die Reaktion kein eindeutiges Resultat. Der Probe 
ist also keine große diagnostische Wichtigkeit zuzuschreiben. Reinbold. 

1889) Pliminer, R. H. A., Dick, M. and Lieb, C. G. A met&bolism experi- 
ment with special reference to the origine of uric acid. (Ein Stoffwechsel¬ 
versuch mit besonderer Berücksichtigung der Frage nach dem Ursprung der 
Harnsäure.) Aus d. physiolog. Laboratorium des University College zu London. 
(The Journ. of Physiol. 1909, Bd. 39, S. 98.) 

An einem der Verfasser wurde ein 82 tägiger Stoffwechsel versuch vorgenom¬ 
men, wobei insbesondere Menge und Art der zugeführten Purinkörper variierten. 
Im Urin wurde hauptsächlich die N-Verteilung untersucht. Die Leucocyten wurden 
häufig gezählt. Die Verfasser kommen zu dem Schlüsse, daß zwischen dem Purin¬ 
körpergehalt der Nahrung und der Harnsäure kaum ein Zusammenhang bestehe. Sie 
sahen auf Zufuhr von Xanthin und Guanin nur sehr geringe Vermehrung der 
Harnsäure; auch von dem im Fischrogen enthaltenen Purin-N traten nicht 50% 
im Harn wieder auf (wie die Verfasser nach früheren Angaben in der Literatur 
erwarten zu müssen glaubten), sondern nur wenig mehr als 10°/ 0 . Bei Verab¬ 
reichung von Liebigs-Fleischextrakt allerdings wurden mehr als 50% des Purin-N 
in Harnsäure-N umgewandelt. Dabei muß freilich bemerkt werden, daß die 
Versuchsperson nicht vollkommen gesund war und die Fischrogendiät nur 
schlecht vertrug. (Aus diesem und anderen Gründen sind die Schlüsse der 
Verfasser keineswegs überzeugend, so dankenswert die Untersuchung schon 
ihres Umfangs halber sein mag. Anmerkung des Referenten.) 

Zwischen der Leucocytenzahl und der Hamsäureausscheidung bestand 
Parallelismus. Das kann aber nicht mit Horbaczewski so erklärt werden, 
daß die Harnsäure bei der Zerstörung der Leucocyten entstehe, sonst müßte 
eine Abnahme der Leucocytose einem Anwachsen der U-Ausscheidung 
entsprechen. »Worin denn«, fragen die Verfasser, »besteht die Beziehung 
zwischen Leucocyten und Harnsäure?« »Bei allen lebenden Tieren« lautet ihre 
Antwort »unterliegen die Nahrungsmittel dem Stoffwechsel; bei den Säugern 
ist das Endprodukt Harnstoff, bei Vögeln, Reptilien und Fischen ist es Harnstoff 
und Harnsäure, bei vielen Wirbellosen ist es Harnsäure. Bei den Leucocyten 
als Wirbellosen ist das Stoffwechselendprodukt höchstwahrscheinlich Harnsäure.- 

Es sei noch erwähnt, daß nach den Analysen der Verfasser 1 g Liebigs 
Fleischextrakt 0,0063 g und 1 g Heringsrogen 0,005786 g Purin-N enthält. 

Reach. 

1890) Benczur, Gy. A värsavö töräsmutatöjänak vältoz&sa konyhasöfelvötel 
utän. (Die Änderungen des Brechungsindexes des Blutserums nach Verabreichung 
von Kochsalz.) Aus d. I. medizinischen Klinik der Universität Budapest. (Magyar 
orvosi Archivum N. F. 1909, Bd. 10, S. 253.) 

Die Refraktion des Blutserums wurde nach der Aufnahme von Kochsalz in 
den völlig leeren Magen anfangs gesteigert; später zeigte sich eine erhebliche 
Abnahme, welche bis zur 5. Stunde dauerte. War der Magen bei der Salzauf¬ 
nahme nicht leer, so blieb die anfängliche .Steigerung aus. Der Grad der Än¬ 
derung der Refraktion hing mit der Menge des aufgenommenen Salzes zusammen. 
Die Harnabsonderung wurde durch die Salzeinführung ebenfalls gesteigert, ein 
Zusammenhang zwischen der Steigerung des Brechungsindexes und der Ham- 
absonderung ließ sich jedoch nicht nachweisen. A und Cl-Gehalt des Harnes 
änderten sich der Salzaufnahme entsprechend. Die Verabreichung von Wasser 
blieb auf die Änderung der Refraktion ohne Einfluß. Reinbold . 


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Referate. 


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1891) Liebermann, L. u. Fenyvessy, B. Immunsavöböl elödllitott hämotrop 
anyagröl. (Über eine aus Immunserum dargestellte hämotropische Substanz.) 
Aus d. Hygienischen Institut der Universität Budapest. (Magyar orvosi Archi- 
vum N. F. 1909, Bd. 10, S. 91.) 

Die Verfasser wiesen nach dem Verfahren von Neufeld nach, daß ihrer, 
nach einer früher angegebenen Methode isolierter, eiweißfreier, spezifisch aggluti¬ 
nierender und hämolysierender Substanz auch eine spezifische hämotropische 
Eigenschaft zukommt. Diese und das Agglutinationsvermögen verschwinden beim 
Erwärmen zur gleichen Zeit ( 1 / 2 Stunde bei 80°, oder 15—20 Sekunden Kochen), 
und bei demselben Grade der Verdünnung. Sie sind auf Grund dieser Be¬ 
obachtung und der einheitlichen Darstellungsweise der Meinung, daß die ge¬ 
nannten drei Eigenschaften (Hämolyse, Agglutination, Hämotropie) einem und 
demselben Körper zukommen. Reinbold. 

1892) Fenyvessy, B. A konyhasö concentratio befolyäsa a szappanhydro- 
lysisre. (Der Einfluß der Kochsalz-Konzentration auf die Hämolyse durch 
Seifen.) Aus d. Hygienischen Institut der Universität Budapest. (Magyar orvosi 
Archivum N. F. 1909, Bd. 10, S. 80.) 

Der Verfasser machte früher in Gemeinschaft mit Prof. L. Liebermann die 
Beobachtung, daß die hämolytische Wirkung ihrer künstlichen hämolytischen 
Gemische durch die Erhöhung des NaCl-Gehaltes aufgehoben werden konnte, 
während die inaktiven Gemische, welche außer Seife und Eiweiß, oder Seife 
und Pepton noch 0,9 °/ 0 NaCl enthielten, durch die weitere Zugabe von Koch¬ 
salz reaktiviert wurden. Die Hämolyse erreicht bei einer bestimmten Salz¬ 
konzentration ihr Maximum und nimmt von diesem Punkte mit der weiteren 
Steigerung des Kochsalzgehaltes wieder ab. Die optimale Menge des Koch¬ 
salzes hängt von der Menge des vorhandenen Peptons insofern ab, daß ein Über¬ 
schuß dieses letzteren die Zugabe von größeren Mengen des Kochsalzes er¬ 
fordert. 

Die Reaktivierung von Seife-Eiweiß-Gemischen gelingt nur im Falle, wenn 
kein überschüssiges Eiweiß vorhanden ist. 

Da die zur Inaktivierung der Seifenlösungen gebrauchten Pepton- und Ei¬ 
weißpräparate Mg- und Ca-Salze enthielten, prüfte der Verfasser die Wirkung 
dieser letzteren in einem besonderen Versuche. Es stellte sich heraus, daß die 
Ca-Salze die hämolytische Wirkung der Seifen hindern, indem sich unlösliches 
Ca-Oleinat bildet. Die Zugabe von kleinen Mengen des Kochsalzes wirkt durch 
die Rückbildung vom löslichen Na-Oleinat reaktivierend, größere Mengen des 
Salzes salzen die Seife aus und heben dadurch die hämolytische Wirkung des 
Gemisches auf. 

Dieselben Beobachtungen konnten auch mit Ba-Salzen gemacht werden. 

Die Seifenlösungen werden auch durch Ca- und Mg-freie Eiweißlösungen 
inaktiviert, die Reaktivierung dieser Gemische gelingt jedoch mit NaCl nicht. 
Die Reaktivierung mußte sich also bei den ersten Versuchen auf den durch die 
Erdalkalisalze inaktivierten Teil beschränken. 

Peptonlösungen, welche von ihrem Ca-Gehalt durch Oxalsäure befreit wurden, 
besaßen nicht mehr die Fähigkeit, Seifenlösungen zu inaktivieren. Reinbold. 

1893) Douglas, C. G. and Haldane, J. S. The effects of previous forced 
breathing and oxygen inhalation on the distress caused by mucular work. 

(Die Folgen von verstärkter Respiration und von Sauerstoffeinatmung auf die 
durch die nachherige Muskeltätigkeit hervorgerufene Ermüdung.) Verhandlungen 
der Physiological Society. (The Journal of Physiology, 26. VI. 1909, Bd. 39.) 

Die Ermüdung wird verringert, wenn vor der Muskeltätigkeit in geeigneter 
Weise 3 Minuten lang mäßig verstärkt geatmet wird. Einatmung von Ö 2 hat 
diese Wirkung nicht, woraus zu schließen ist, daß es auf C0 2 -Ausschwemmung 
ankommt. Als objektive Maße der Ermüdung galten die Atemgröße, die Puls¬ 
frequenz, die Dauer der verschiedenen Perioden des Elektrocardiogramms u. a. 
Einige Gasanalysen stützen außerdem die Anschauungen der Verfasser. 

Re ach. 


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Referate. 


1894) Hole, T. S. Metabolism in cystinuria. (Stoffwechsel bei Cj'stinurie.) 
Aus dem Laboratorium für chemische Pathologie, St. Bartholomews Hospital, 
London. (The Journal of Physiology 1909, Bd. 39, S. 38.) 

3 Fälle von Cystinurie mit Ausscheidung von 0,3 bis 0,5 g Cystin gaben Ge¬ 
legenheit zu einer Reihe von Untersuchungen. Von Diaminen konnte trotz häu¬ 
tigen Suchens nur ein einzigesmal mit Sicherheit Cadaverin gefunden werden. 
Das Fahnden auf abnorme Ausscheidung von Mono- und Diaminosäuren war er¬ 
folglos, nur nach Verabreichung von 5 g Tyrosin konnte einmal die Ausscheidung 
eines im Ham nicht normalen die Mil Ion sehe Reaktion gebenden Körpers fest¬ 
gestellt werden. Verabreichtes Cystin und Arginin wurden normal abgebaut. 
Vermehrung des Nahrungseiweißes hatte eine geringgradige Vermehrung der 
Cystinausscheidung zur Folge. Reach. 

1895) Ryffel, J. H. A new method for (he estimation of l&ctic acid in 
urine. (Eine neue Methode zur Bestimmung der Milchsäure im Urin.) Verhand¬ 
lungen der Physiological Society. (The Journal of Physiology, 26. VI. 1909, 
Bd. 39.) 

Der Urin wird mit mehr als 50 proz. H 2 S0 4 angesäuert und destilliert, wobei 
die Milchsäure quantitativ in Acetaldehyd übergeht: Das Destillat wird schwach 
alkalisch gemacht und nochmals destilliert. Das 2. Destillat mit Schiffschem Re¬ 
agens versetzt und auf ein bestimmtes Volumen aufgefüllt. Dieses Reagens be¬ 
steht aus durch SO a gebleichtem Rosanilin. Die Farbe der Mischung wird 
mittels eines Kolorimeters gemessen. Zum Vergleiche dient hierbei eine Formal- 
dehydlösung, die am Tage vorher in mehreren Abstufungen mit Schiffschem 
Reagens versetzt wird. Zwei solcher Vergleichsproben werden verwendet. 

Reach . 

1896) Imabuchi, T. Zur Methodik der quantitativen Bestimmung des Ham* 
indikans. Aus d. ehern. Abt. des pathol. Inst. d. Univ. Berlin. (Ztschr. f. physiol. 
Chem. 1909, Bd. 60, S. 502—519.) 

Die Bestimmung beruht auf der Spaltung indoxylschwefelsaurer Salze in In- 
doxyl und Säure und folgender Oxydation des Indoxyls zu Indigo. Diese Oxyda¬ 
tion wird von Obermayer mit Eisenchlorid ausgeführt und darauf die Mischung 
mit Chloroform ausgeschüttelt. Hierbei kommt die Zeit des Chloroformzusatzes 
wesentlich in Frage und sofortiges Ausschütteln liefert die größte Indigomenge. 
Verfasser verwendet als Oxydationsmittel Kupfersulfat und kommt zu dem Re¬ 
sultat, daß es hierbei mehr Indigo gibt als mit Eisenchlorid. Das Ausschütteln 
mit Chloroform kann wenigstens 10 Minuten hinausgeschoben werden und ein 
Überschuß von Kupfersulfat schadet weniger als ein solcher von Eisenchlorid. 
Zum Schluß gibt Verfasser einen genauen Gang zur Ausführung der Bestimmung 
im Menschen- und Hundeham an. Dohm . 

1897) Borchardt, L. Über die diabetische Lävulosurie und den qualitativen 
Nachweis der Lävulose im Ham. Aus d. chem. Labor, d. med. Klinik zu Königs¬ 
berg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 411 — 414.) 

Verfasser vertritt die Ansicht, daß im Diabetikerham neben Traubenzucker 
eine Lävuloseausscheidung nicht zu den regelmäßigen Vorkommnissen gehört 
und bringt hierfür dadurch eine neue Stütze, daß er nach Zuckertitration (Ber- 
trand) und nach Polarisation übereinstimmende Werte für Zucker erhält. Neben 
Traubenzucker kann also keine linksdrehende Substanz vorhanden sein. Die 
Abweichung in den Resultaten Voits beruhen nach Ansicht des Verfassers in 
einer fehlerhaften Anwendung der Methode und zwar in zu langem Kochen. Für 
die Annahme einer diabetischen Lävulosurie liegt nicht der geringste Grund vor. 

Dohrn. 

1898) Albanese, Manfredi. Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens und des 
Schicksals des Morphins bei der Morphinsucht. (Vorläufige Mitt.) (Ztbl. Phys. 

1909, Bd. 23, Nr. 8.) 

Setzt man zu normalem Hundeleberbrei Morphin zu und läßt das Gemisch 
längere Zeit im Thermostaten, so kann man nachher das Morphin fast quanti¬ 
tativ wiedergewinnen. Ähnlich ist es bei den Lebern sogar stark morphingewöhnter 


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Referate. 


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Hunde. Im Gegensatz hierzu zeigt die Leber von stark morphinisierten Hunden 
während der Morphinhungerzeit eine außerordentliche Fähigkeit, größere 
Mengen Morphin zu zersetzen. Diese erworbene antimorphinische Wirkung der 
Leber morphinhungernder Tiere scheint der Giftmenge proportional zu sein, die 
das Tier vertragen kann. Ptncussohn. 


Klinisches. 

1899) Einhorn (New York). Über eine Vereinfachung der Jakoby-Solms- 
sehen Ricinmethode der Pepsinbestimmung. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 34, 

S. 1567.) 

Ein Apparat, der die Pepsinbestimmung vereinfacht und bequemer macht. 

K. Bornstein . 

1900) Borchardt, M. Zur Kenntnis der akuten Magenektasie. Aus der 

II. Chirurg. Abt. des Rudolf Virchow-Krankenhauses. (Berl. kl. Wschr. 1908, 

Nr. 35, S. 1593.) 

Beschreibung eines Falles. 52 Stunden nach Nephropexie wegen Ren mobilis 
Leib faßförmig aufgetrieben, jagender Puls, kalter Schweiß: das Bild einer foudro- 
yanten Peritonitis. Erst die Laparotomie ergab die Diagnose: alle Hilfe vergebens: 
der Riesenmagen füllte das ganze Abdomen aus, enthielt einen Eimer galliger 
Flüssigkeit. — Die Diagnose ist in der Regel leicht, wenn man überhaupt an 
einen akuten Magenduodenal Verschluß denkt. Und man muß an ihn denken, 
in jedem Falle, wo nach Narkosen, operativen Eingriffen irgend welcher Art. 
namentlich nach Laparotomien, speziell in den Gallenwegen, wenn in der Rekon- 
valescenz nach schweren Krankheiten, nach Diätfehlem, nach heftigem Erbrechen, 
sich schwere abdominale Erscheinungen einstellen. K. Bornstein. 

1901) Le Noir et Coureoux. Septicdmie cancdreuse secondaire. (Carcinoma- 
töse Septikämie.) (Presse medicale 1908, Nr. 94.) 

Unter »carcinomatöser Septikämie« verstehen die Verfasser eine Anhäufung 
von Krebszellen in den Gefäßen des Körpers, so daß eine Überschwemmung des 
Organismus damit eintritt, ohne daß es zur Ausbildung sekundärer einzelner 
Knoten kommt. 

Bei einem Patienten mit hochgradiger Anämie infolge eines fibrösen, nicht 
ulcerierten Pyloruscarcinoms mit Linitis plastica des Magens fanden sich inter- 
trabeculäre Zellzüge in der Leber; in der Lunge waren die Lymphspalten, be¬ 
sonders die perivasculären, mit Krebszellen erfüllt; ähnlich verhielten sich sämt- * 
liehe drüsigen Unterleibsorgane. 

In einer nahe dem Pylorus gelegenen krebsigen Drüse fand sich eine Vene 
mit teilweise zerstörter Wandung; die Verfasser heben hier den Ausgangspunkt 
für die Invasion der Krebszellen. Martin Colin . 

1902) Gilbert, Lereboullet et Herscher. Les trois cholömies congenitales. 

(Drei Formen der angeborenen Cholämie.) (Soc. medicale des höpitaux 1908, 

15. Nov.) 

Drei Typen der angeborenen, familiären Cholämie werden von den Verfassern 
unterschieden: 

1. Hereditäre Cholämie ohne sonstige Erscheinungen. Im Serum findet sich 
Bilirubin, im Ham Urobilin. 

2 . Cholämie mit chronischem Ikterus. 

3. Dieselbe mit Erscheinungen von Seiten der Leber und Milz. 

Die Ursache der familiären Cholämie ist vielleicht in einer verstärkten 
Hämolyse zu suchen. Martin Cohn. 

1903) Marfan. Les troubles digestifs dans le rachitisme. ( Verdauungs¬ 
störungen bei Rachitis.) (Presse medicale 1908, Nr. 93.) 

Gastroenteritische Schübe werden zu Beginn der Rachitis beobachtet. In 
späteren Stadien, wenn alle Erscheinungen der Rachitis bereits entwickelt sind, 
treten Dyspepsien auf. Die betreffenden Kinder haben einen großen, weichen 
Bauch, eine Erscheinung, welche auf einer Verlängerung des Darms i Dolichoen- 


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834 


Referate. 


terie) beruht. Mikroskopisch findet man hier eine Verdünnung aller Schichten 
der Darm wand, insbesondere der Muscularis; die Darmmuskulatur ist atonisch. 
Diese Atonie ist nur eine Teilerscheinung einer allgemeinen Muskelatonie, wie 
sie für die Rachitis charakteristisch ist. 

Die gastroenterischen Erscheinungen zu Begin der Rachitis sieht man auch 
bei richtig ernährten Brustkindern. Marfan erblickt die Ursache der Rachitis 
in einer chronischen Infektion, welche von einer Bronchopneumonie, einer here¬ 
ditären Lues oder einer Adenitis ihren Ursprung nimmt. Martin Cohn . 

1904) Krönig, 0. u. Klopstock, F. Über das Auftreten eines toxischen 
Meteorismus bei Infektionskrankheiten, insbesondere bei Pneumonie. Aus der 

II. inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses im Friedrichshain zu Berlin. 
(D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 96, S. 515.) 

Die Entstehung des Meteorismus ist vorzugsweise bedingt durch eine Herab¬ 
setzung des normalen Muskeltonus, wahrscheinlich infolge einer toxischen Be¬ 
einflussung des Zentralorgans in der Medulla, dessen Lähmung mit einer Herab¬ 
setzung des Darmtonus verbunden ist. Die Experimente an Tieren zeigen einen 
je nach der Tierspecies verschiedenen Einfluß auf den Kreislauf und eine 
Änderung des Atemtypus. Bei anhaltender Auftreibung des Leibes erfolgt 
Atemstillstand und langsames Sinken des Blutdruckes. — In therapeutischer 
Hinsicht haben Verfasser vom Physostigmin keine Erfolge gesehen, empfehlen 
dagegen auf Grund ihrer klinischen Erfahrungen das Strychnin. M. Leube . 

1905) Schreiber, Julius. Über abdomineU-palpatorische Albuminurie. Eine 
klinische Analyse und experimentell-pathologische Studie zur Pathogenese der 
Albuminurie. Aus der kgl. med. Universitätspoliklinik zu Königsberg i. Pr. 
(D. A. f. kl. Med. 1909, Bd. 97, S. 1.) 

Unter Berücksichtigung des anatomischen Verlaufes der großen Abdominal¬ 
gefäße kann man bei manchen Menschen von der unverletzten Bauchwand her 
sowohl die Aorta als auch die Vena cava isoliert palpieren und komprimieren. 
Die spontane abdominell-palpatorische Albuminurie, soweit sie etwa als klinisches 
Phänomen zufällig in die Erscheinung tritt, ist höchstwahrscheinlich ein seltenes 
Vorkommnis. Sie beruht sicherlich nicht auf Kompression der Vena cava. Wohl 
aber kann sie beruhen auf Kompression der Aorta und zwar des oberhalb der 
Abzweigung der Nierengefäße gelegenen Abschnittes und des im Bereich des 
Abganges der Nierengetäße gelegenen Abschnittes. Kompression unterhalb des 
# Abganges der Nierengefäße bewirkt keine Albuminurie. — Die Albuminurie ist 
um so stärker und dauert um so länger an, je vollkommener die Kompression 
ist und je länger sie unterhalten wird. Schon eine kurzdauernde komplette, 
sogar schon eine inkomplette arterielle Kompression von nur wenigen Sekunden 
vermag eine spärlichere oder reichlichere Albuminurie zu erzeugen. Arteriell be¬ 
dingte Albuminurien treten immer rasch und schon auf geringfügige Veränderung 
im Aortendruck hin hervor und sind im Durchschnitt von prozentisch hohem 
Eiweißgehalt; dagegen scheinen sich venös bedingte Albuminurien langsamer 
zu entwickeln und relativ weniger Eiweiß zu enthalten, als gewöhnlich an¬ 
genommen wird. 

Bei der durch die Aorta bezw. Nierenarterienkompression erzeugten tempo¬ 
rären Albuminurie sind drei Phasen zu unterscheiden: 1. die Phase der be¬ 
stehenden Kompression, Erniedrigung des Blutdruckes: der beim Menschen 
während der kompletten Blutsperre entleerte Urin ist eiweißfrei; bei der in¬ 
kompletten Kompression entsteht eine Albuminurie mit relativ geringem Eiwei߬ 
gehalt; 2. die Phase der Aufhebung der Kompression, Wiederherstellung des 
Blutdruckes hat beim Menschen und Tier eine hochgradige Albuminurie zur 
Folge; fl. die Phase nach der Wiederherstellung des Blutdruckes: je nach der 
Dauer und der Vollkommenheit der Blutsperre klingt die Albuminurie' beim 
Menschen in wenigen Minuten bis zu 24 Stunden ab. 

Dir Albuminurie setzt sich beim Menschen stets aus Serumalbumin und 
Globulin zusammen, nur bei Kindern findet sich auch Nucleoalbumin. Außer 
der Albuminurie finden sich beim Menschen keine auf eine Schädigung der Niere 
hinweisende Elemente. M\ Leube . 


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Referate. 


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1906) Liefman, H. u. Eiostermann, M. Der Einfluß hoher Wärmegrade 
auf den arbeitenden Organismus. Aus dem kgl. hygienischen Institut der Uni¬ 
versität Halle a. S. (Ztschr. f. Hygiene und Infektionskrankheiten 1908, Bd. 61, 
S. 148—168.) 

Die trockene, warme Luft der Salzbergwerke erzeugt, auch wenn sie relativ 
wenig bewegt ist, eine geringe Wärmestauung bei den Bergleuten. Sobald, wie 
in den Kohlenbergwerken, die Luft sehr feucht ist, tritt diese Erscheinung und 
damit gesundheitsschädliche Wirkungen sowie subjektive Beschwerden bei hohen 
Temperaturen leicht auf. Neben der Höhe der Temperatur spielen Luftbewegung 
und Luftfeuchtigkeit in physiologischer Beziehung eine große Rolle. K. Sick. 

1907) Galli, G. (Rom). Über eine eigenartige Dyspnoe gastrischen Ursprungs. 
Aus Gallis Privatklinik für Herzkrankheiten. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 32, 
S. 1453.) 

Röntgenuntersuchung ergibt deutlich die Verschieblichkeit des Zwerchfelles 
nach rechts, nie nach links, Luft im Magen, der etwas vergrößert ist. 

K. Bornstein. 

1908) Mattes, Franz. Über Darminvagination infolge von Darmtumoren 
nebst einem kasuistischen Beitrag aus der chirurgischen Universitätsklinik 
zu Freiburg i. Br. (Dissertation Freiburg 1909, 91 S.) 

Wie bei den einfachen Invaginationen, so ist auch bei jenen durch Darm¬ 
tumoren veranlaßten die häufigste die Invaginatio ileo-coecalis, und zwar in 
38°/ 0 der Fälle. Die Anwesenheit eines Tumors in der Nähe der Klappe, die 
selbst möglicherweise zu einer Invagination führen kann, gibt häufiger den Grund 
zu einer Invagination als Tumoren anderer Darmabschnitte. 

Bei schon längere Zeit bestehenden Erscheinungen sind Obstipationen mit 
Diarrhöen wechselnd, anfallsweise auftretende kolikartige Schmerzen, walzen¬ 
förmiger, verschieblicher Tumor im Abdomen, blutiger Schleim im Stuhl beinahe 
typisch für chronische Invagination. Es ist in erster Linie an eine anatomische 
Veränderung der Darmwand, hauptsächlich aber an einen Tumor als Ursache 
zu denken. Da bei der durch einen Darmtumor veranlaßten Invagination der 
Verlauf in 87 °/ 0 chronisch ist, plötzliche Attacken und dadurch die schwersten 
Komplikationen hereinbrechen können, zögere man nicht mit der Operation. 
Als beste Methode ist nach erfolglosem Versuch der Desinvagination bei malignen 
Tumoren und schweren Zirkulationsstörungen in den an der Invagination be¬ 
teiligten Darmteilen die typische Resektion der ganzen Invagination zu empfehlen. 
Gelingt die Desinvagination und sind keine schweren Zirkulationsstörungen vor¬ 
handen, so begnüge man sich bei malignen Tumoren mit der Resektion nur des 
den Darmtumor enthaltenden Darmstückes. Eine Längsinzision mit Exstirpation 
des Tumors nach gelungener Desinvagination empfiehlt sich bei gutartigen Ge¬ 
schwülsten. Die partielle Resektion des Invaginatums nach Barker-Rydygier 
ist nicht in allen Fällen anwendbar, stellt jedoch die beste Methode dar in Fällen 
mit Mastdarmprolaps oder wo die Resektion unter bestimmten Umständen nicht 
ausführbar. Ist keine der letzten Operationen auszuführen, sei es, daß es durch 
ein inoperables Carcinom zur Invagination gekommen ist oder mit Rücksicht 
auf den Zustand des Patienten, so ist die totale oder unilaterale Darmaus¬ 
schaltung oder der Anus praeternaturalis am Platze. Letzterer soll sobald als 
möglich durch eine zu definitiver Heilung führende Operation beseitigt werden. 

Fritz Loeb. 

1909) Alessandri, G. Carcinoma gastrico e prova di Salomon. (Magen¬ 
krebs und Salomonsche Probe.) Aus dem Arcisped. di Sant’ Anna zu Rom. 
(Policlin., Sez. med. Juli 1909, Nr. 7.) 

Verfasser hat in 12 Fällen die Salomonsche Probe angestellt. Sie war 
positiv in 5 Fällen: in allen 5 handelte es sich sicher um ein ulceriertes Magen- 
carcinom, dreimal durch die Autopsie, zweimal durch die klinischen Symptome 
festgestellt. Von den 7 negativen Fällen handelte es sich in 3 nekroptisch 
kontrollierten Fällen um Carcinome der Leber, Gallenblase, bezw. des Pancreas 
mit intaktem Magen, in einem als Carcinom diagnostizierten bei der Operation 
um eine fibröse Pyloritis, in je einem um ein Gumma der Bauchwand, um einen 


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Referate. 


Katarrh und um eine Neurose des Magens; die Probe hat sich also in allen 
Fällen als zuverlässig erwiesen. M. Kaufmann. 

1910) Goodman. Der Wert der Salomonschen Probe für die Frühdiagnose 
des Magencarcinoms. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 4, S. 447.) 

Da nach eigenen Untersuchungen an gesunden und kranken aber nicht an 
Magencarcinom leidenden Patienten die Salomonsche Probe sich als unzuverlässig 
erwies, wurden regelmäßige Untersuchungen des Spülwassers auf Phosphat¬ 
gehalt ausgeführt. Dabei ging Goodman von der Annahme aus, daß während 
des Zerfalles eines Carcinomgewächses, unter Zerlegung der in den Geschwulst¬ 
zellen enthaltenen Nucleinsäure, eine Ausscheidung von Phosphorsäure stattfindet. 
Es zeigte sich, daß der Phosphorsäuregehalt im Magen wasch wasser unter 10 mg 
pro 100 ccm liegt. Der Phosphatgehalt des Waschwassers bei Magencarcinom- 
fällen übersteigt meist 10 mg. P. Schlippe. 

1911) Rudisch, Julius. Vorläufige Mitteilung über den Einfluß von Atropin* 
sulfat und Atropinmethylbromat (Merck) auf die Zuckerausscheidung bei 
Diabetes mellitus. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 4, S. 469.) 

'»Atropin erhöht die Toleranz für Kohlehydrate.« Das Atropinmethylbromat 
hat vor dem Atropin, sulfur. den Vorteil geringerer toxischer Wirkung, wirkt 
aber langsamer und ist teurer. Bei Erwachsenen gibt Rudisch 3 mal täglich 
0,008 direkt vor dem Essen; er steigert diese Dosis um 0,004 g, bis man bei 
Bedarf die Höhe von 0,032 3mal täglich erreicht hat. Für Kinder schwankt 
die Anfangsdosis zwischen 0,0005 und 0,001. 3 mal täglich. Das Atropinsulfat 
wurde 3 mal täglich in einer Menge von 0,0005 steigend bis 0,003 gegeben. 
Oft erzielt man mit 1 / 3 der Maximaidosis schon den gewünschten Effekt. — Bei 
Intoxikationserscheinungen — schneller Puls, Gesichtsröte, Trockenheit im Hals, 
Mydriasis und Akkommodationsstörung — Verminderung der Dosierung oder Aus¬ 
setzen des Mittels. P. Schlippe. 

1912) Schüle, A. Die nervöse (funktionelle) Dyspepsie. (Boas Archiv 1909, 
Bd. 15, H. 4, S. 444.) 

Kritik der Dreyfufischen Arbeit gleichen Titels (Fischer, Jena 1908). Schüle 
ist für Beibehaltung des Begriffes der »nervösen Dyspepsie« auf dem Boden 
der erworbenen Neurasthenie. Er postuliert ferner die Anerkennung der 
funktionellen Dyspepsie, welche ohne gleichzeitige Neurasthenie oder Hysterie 
bestehen kann. Schüle schlägt deshalb in teil weiser Übereinstimmung mit 
Dreyfuß vor, die funktionellen Dyspepsien einzuteilen in 1. auf hysterisch- 
neurasthenischer Basis entstandene, 2. als solche psychogener Natur, 3. als auf 
angeborener Schwäche beruhende. — Schüle tritt ferner für eine spezialistische, 
d. h. diätetische Behandlung der meisten funktionell Dyspeptischen ein. Secre- 
torische und motorische Störungen lassen sich zu häufig nachweisen, als daß 
man ohne Gefahr eines Diätfehlers volle Kost gestatten könnte. P. Schlippe. 

1913) Ceraö et De la Forge. Un cas de maladie de Hirschsprung son 
examen radioscopique. (Ein Fall von Hirschsprungscher Krankheit, eine radio- 
skopische Untersuchung. (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1909, 
Bd. 3, S. 1—13.) 

Zum Referat an dieser Stelle nicht geeignet. Fr . Schmidt. 

1914) Bensande, R. et Agassi-Lafont, E. Les intoxications par le Sous* 
nitrate de Bismuth administrö k Tintörieur. (Die Vergiftungen durch Bism. 
subnitr. bei innerlichem Gebrauch.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 
1909, Bd. 3, S. 13 -35.) 

Eingehende Besprechung der bekannt gewordenen W.-Vergiftungen, der 
Symptomatologie, Ätiologie und Pathogenese derselben. Da bei Verabreichung 
therapeutischer Dosen von Bism. subnitr. kaum Schädigungen Vorkommen und das¬ 
selbe überdies nur ungern entbehrt werden dürfte, kommen hauptsächlich Ersatzmittel 
für die Radiologie in Betracht. Hier wäre Bism. carbon. zu wählen. Auf jeden 
Fall ist vor rectaler Einführung des Bism. subnitr. zu warnen, ferner von Ver¬ 
abreichung an Kinder abzusehen. Schließlich wäre Bism. subnitr. bei gastro- 


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Referate. 


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enterostomierten Personen zu vermeiden und, wie auch Hayem betont, bei Ver¬ 
dacht auf narbige Prozesse in den Därmen. Fr. Schmidt. 

1915) Surmont, H. et Dubus, A. Recherches experimentales sur le mode 
d’action du pansement au Bismuth dans les affections de Testomac. (Experi¬ 
mentelle Untersuchungen über die Wirkungsweise der Wismutbedeckung bei 
den Magenkrankheiten.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, 
Bd. 2, S. 701—713.) 

Verfasser erbringen durch ihre Tierversuche den Nachweis, daß durch Ver¬ 
abreichung von Bism. subnitr. die Schleimabsonderung im Magen wesentlich ge¬ 
steigert wird. Dieses wird nach ihnen teils durch die rein physikalische Pulver¬ 
wirkung erzielt (wie bei Tale-, Sand- usw. Verabreichung), teils durch die 
chemische Natur des Medikamentes; denn durch Bism. subnitr. erreicht man 
einen weit größeren Effekt, als durch die anderen pulverförmigen Substanzen. 
Die Wirksamkeit des Bism. ist nur eine indirekte: es regt den normalen Ver¬ 
teidigungsprozeß der Magenschleimhaut, die Schleimabsonderung an. 

Fr. Schmidt. 

1916) Kreps, M. Zur Pathologie und Therapie der Anurie. (Ztschr. f* 
Urologie 1909, Bd. 3, Nr. 5.) 

Aus seinen Beobachtungen zieht Verfasser den Schluß, daß bei allen Fällen 
von Ureterenobturation energisch zu versuchen ist, die Obturation durch Ure- 
terenkatheterismus zu heben. Die Reflexanurie kann ohne Zweifel auch in 
solchen Fällen auftreten, in denen die zweite Niere als gesund anzusehen ist. 

Pincussohtt. 

1917) Sternberg, Wilhelm. Der Appetit in der experimentellen Physiologie 
und in der klinischen Pathologie. (Ztbl. f. Phys. 1909, Bd. 22, Nr. 10.) 

Allgemeine Ausführungen. Pincussohtt. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

1918) Steffenhagen, K. Über die Beziehungen der Bacillen der mensch¬ 
lichen Tuberkulose zu denen der Perlsucht des Rindes. Aus dem kaiserl. Ge¬ 
sundheitsamt. Zusammenfassende Übersicht auf Grund der Tuberkulosearbeiten. 
(Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 33, S. 1517.) 

Für die Reinkultur kommt es darauf an, das Ausgangsmaterial von den etwa 
noch anhaftenden anderen Erregern zu trennen, am zweckmäßigsten in einem 
tuberkuloseempfanglichen Tierkörper. Ferner auf die Wahl geeigneter, ein gleich¬ 
mäßiges Wachstum bedingender Nährböden. Schließlich soll das Produkt des 
Kulturverfahrens eine möglichst große Kulturmasse sein. — Als Passagetier am 
geeignetsten ist das Meerschweinchen, als Kulturmedium steril entnommenes 
frisches Rinderserum. Das infizierte und krank gewordene Tier wird nach ca. 
4 Wochen getötet, eines der tuberkulös gewordenen Organe wird zu einer Emulsion 
verarbeitet und auf Serum verrieben, die gleichmäßige Kolonie nach etwa 3 Wochen 
nochmals auf Serum übertragen und verrieben. Die von den zwei Serien auf die 
Bouillonoberfläche gebrachten und sich daselbst flächenhaft ausdehnenden Kultur¬ 
rasen bilden ein wesentliches Merkmal zwischen den Erregern menschlicher Tuber¬ 
kulose und denen der Perlsucht des Rindes. Rind und Kaninchen verhalten sich 
den verschiedenen Kulturen gegenüber verschieden. Perlsuchtsbacillen erzeugen 
beim Rind in der Regel eine fortschreitende, generalisierte Tuberkulose; die 
vom Menschen abstammenden Bacillen sind dazu nicht im Stande. Ähnlich 
beim Kaninchen. Unter den Erregern menschlicher Tuberkulosen finden sich 
nicht allein Bacillen des Typus humanus, sondern auch des Typus bovinus. 
Tuberkulöse Erkrankungen des Menschen können also durch die Erreger der 
Perlsucht des Rindes verursacht werden. Man könnte folgern, daß Mensch und 
Rind als Infektionsquelle untereinander und gegenseitig in Betracht kommen. 
Unter 140 untersuchten Fällen bei Menschen waren 117 vom Typus humanus, 
21 mal vom Typus bovinus, 2 durch Doppelinfektion krank geworden. Perl¬ 
suchtinfektionen nur bei Kindern und bei diesen auch nur als Fütterungstuber- 


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Referate. 


kulose. Umwandlungsversuche von Bacillen des Typus humanus durch mehr¬ 
malige Passage durch Ziegen, Schweine, Rinder, fielen stets negativ aus. 

K. Bornstein . 

1919) Klebs, E. (Berlin-Halensee). Über einige weitere Ergebnisse meiner 
Forschungen zur Geschichte und Behandlung der Tuberkulose. (Berl. kl. Wschr. 
1908, Nr. 33, S. 1520.) 

Immunisierende (Zellschutz-) Substanzen, Sozine, wie das Tuberkel-Sozin, 
sollen dann angewendet werden, wenn bei Fieber eint ritt die Freisetzung von 
Tuberkelbacillen aus Herden der Organe angenommen werden muß, in den 
Lungen auch mittels quantitativer Bestimmung der Tuberkelbacillen im Auswurfe 
nachgewiesen werden kann. Falls unzureichend, bleibt der Versuch mit BST 
(Blindschleichentuberkelbacillen) angezeigt, letzteres in erster Reihe bei be¬ 
ginnender Tuberkulose resp. Skrofulöse, namentlich bei kleinen Kindern. Die 
antagonistische Wirkung der BST besteht in einer Rückbildung der Warmblüter¬ 
bacillen in die Urform der bei gewöhnlicher Temperatur (20—25° C) wachsenden 
Tuberkelbacillen, von denen die BST sich durch eine ganz besondere Artfestigkeit 
auszeichnet. Die Umwandlung der Warm- und Kaltblüter-Tuberkelbacillen er¬ 
folgt unter rascher Teilung und Vermehrung derselben, die nun aber un¬ 
schädlich geworden sind und in Warmblütern rasch zu Grunde ^ehen. 

K. Bornstein . 

1920) Fabian, R. u. Knopf, H. Weitere Ergebnisse der Konjunktival- 
reaktion auf Tuberkulose. Aus der inneren Abt. des Krankenh. der jüdischen 
Gemeinde in Berlin: Prof. Lazarus. (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 34, S. 1565.) 

Der Konjunktivalreaktion ist ein gewisser prognostischer Wert nicht abzu¬ 
sprechen. Positiver Ausfall der Reaktion spricht mit allergrößter Wahrscheinlich¬ 
keit für Tuberkulose; eine negative Reaktion schließt diese nicht vollständig 
aus. Sicher ist, daß bei der von den Autoren geübten gemäßigten Anwendung 
der Konjunktivalreaktion ein Schaden niemals angerichtet wurde, während der 
Wert ein nicht zu unterschätzender ist. K. Bornstein. 

1921) Boas, H. u. Hauge, G. Zur Frage der Komplementablenkung bei 
Scarlatina. Aus Statens Seruminstitut und Blegdamshospitalet, Kopenhagen. 
(Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 34, S. 1566.) 

Die Autoren untersuchten 61 Fälle. Die Komplementablenkung ist bei der 
angewandten Technik eine so seltene und verschwindet so schnell nach der 
Krankheit, daß sie den großen praktischen diagnostischen Wert der Wasser¬ 
mann sehen Reaktion bei Syphilis in keiner Weise beeinträchtigen kann. Much 
und Eichelberg hatten (Med. Klinik Nr. 18) in 40°/ 0 der Fälle eine deutliche 
Wassermannsche Reaktion erhalten. K? Bornstein. 

1922) Mantoux. Intradermoröaction k la tuberculine. (Hautinfiltrat durch 
Tuberkulin.) (Academie des Sciences, August 1908.) 

Nach Injektion eines Tropfens einer schwachen Tuberkulinlösung (1:5000) 
in eine erhobene Hautfalte tritt schon nach einigen Stunden eine Infiltratbildung 
auf, aus welcher nach 24—48 Stunden ein rötlicher Knoten, mitunter mit 
Bläschenbildung, wird. 

Alle Patienten mit Cutireaktion nach Pirquet zeigten auch diese Intra¬ 
dermoreaktion; sie trat auch bei Tuberkulösen mit negativer Cutireaktion ein. 

Martin Cohn . 

1923) Böse. Beobachtungen und Erfahrungen über Ruhr in Ostasien. 

(Ztschr. f. Hygiene und Infektionskrankheiten 1908, Bd. 61, S. 1—48.) 

Verfasser verwertet vierjährige Erfahrungen aus dem deutschen Schutzgebiet. 
Die Arbeit bringt prinzipiell nichts neues, zeichnet sich aber durch eine voll¬ 
ständige Besprechung sämtlicher Ruhrprobleme aus. Die Behandlung ist aus¬ 
führlich besprochen und die pathologische Anatomie durch zahlreiche Abbildungen 
veranschaulicht. Großes Literaturverzeichnis. K. Sick . 

1924) Reichel, H. Die Trinkwasserdesinfektion durch Wasserstoffsuperoxyd. 

Aus d. hygien. Inst, der Universität Wien. (Ztschr. f. Hyg. u. Inf. 1908, Bd. 61, 
S. 49—70.) 


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Referate. 


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Zur raschen Desinfektion eignet sich H 2 O 2 nicht, da es dabei in zu großer 
Konzentration angewandt werden muß. Verfasser empfiehlt einen Zusatz von 
l,5°/ 0 H a 0 2 zum Wasser, das dadurch in 6 Stunden keimfrei wird. Das Des¬ 
infektionsmittel wird nach Abschluß des Prozesses durch eine Katalase (am 
besten aus Organextrakten, Hepin) entfernt. K. Sick. 

1925) Jochmann, G. Über die Beziehungen des proteolytischen Leuco- 
cytenferments zur allgemeinen Immunität. Aus der Infektionsabteilung des 
Rud. Virchow-Krankenhauses zu Berlin. (Ztschr. f. Hyg. und Inf. 1908, Bd. 61, 
S. 571—79.) 

Das proteolytische Ferment der Leucocyten hat mit der Bactericidie nichts 
zu tun. Die lebenden Bacillen setzen der Fermentlösung einen ganz bedeutenden 
Widerstand entgegen und vermehren sich noch in ihr, während tote rasch von 
ihr verdaut werden. Ebensowenig konnte eine hämolytische und eine toxin¬ 
bindende Wirkung des Leucocytenferments nachgewiesen werden. K. Sick. 

1926) Hata, S. Über Konstitution und Spezifizität der Opsonine im 
normalen Serum. Aus dem kgl. Inst, für Infektionskrankheiten zu Berlin. (Ztschr. 
f. Hyg. u. Inf. 1908, Bd. 61, S. 81—108.) 

Verfasser kommt zu dem Schluß, daß das normale Opsonin sehr nahe Be¬ 
ziehungen zu dem hämolytischen Komplement besitzt. Durch Erhitzung auf 56 0 
geht die hämolytisch komplettierende Kraft und seine opsonische Wirksamkeit 
zu Grunde. Das bei 37° mit .dichter Bacterienemulsion behandelte Serum be¬ 
sitzt weder opsonische noch hämolytische Wirksamkeit. Im Anschluß an die 
Versuche von Ferrata und Brand weist Verfasser nach, daß die Opsonine 
wie das hämolytische Komplement komplexe Körper sind: durch Dialyse gegen 
Wasser von gewisser Salzkonzentration zerfällt das normale Meerschweinchen¬ 
serum in zwei Komponenten. Jede dieser Komponente für sich allein ist hämo¬ 
lytisch und opsonisch unwirksam, nach ihrer Vereinigung wird die Wirksamkeit 
des Serums wieder hergestellt. Bei der Hämolyse und der Phagocytose wirkt 
die eine Komponente als Zwischen-, die andere als Endstück. Durch die Be¬ 
handlung mit Bacterien in der Kälte wird das normale Serum in zwei Kompo¬ 
nenten zerlegt, von denen die eine an die Bakterien gebunden wird. Das so 
behandelte Serum wirkt als hämolytisches Komplement so gut wie das unbe¬ 
handelte, als Opsonin aber nicht mehr gegen dieselben Bacterien, mit welchen 
es vorbehandelt wurde. Aus der Tatsache, daß die in der Kälte mit frischem 
Serum beladenen Bacterien noch nicht phagocytiert werden, daß sie aber nach 
dem Hinzutreten eines in der Kälte mit Bacterien vorbehandelten für sich allein 
unwirksamen Serums von den Leucocyten aufgenommen werden, geht hervor, 
daß ein normales Opsonin aus zwei Bestandteilen, aus Amboceptor und Komple¬ 
ment besteht. Die die in der Kälte von den Bacterien absorbierte Substanz, der 
Amboceptor des Opsonins, ist specifisch für die einzelnen Bacterienarten. 

K. Sick . 

1927) Schütz, A. Untersuchungen über die entgiftende Tätigkeit des 
Magensaftes, nebst einigen Bemerkungen über ihre Bedeutung bei der Säug¬ 
lingsernährung und Immunität. Aus dem pharmakol. Institut der kgl. ungar. 
Univ. zu Budapest. (Ztschr. f. Hyg. u. Inf. 1908, Bd. 61, S. 113—147.) 

Durch frühere Untersuchungen hat Verfasser eine antitoxische Wirkung des 
Magensaftes auf Diphtheriegift nachgewiesen. Die freie HCl hat die energischste 
Einwirkung auf das Gift, der diejenige der sauren Pepsinlösung nahe kommt. 
Labferment hat keine entgiftende Wirkung, dagegen die Milchsäure. Die anti¬ 
toxische Wirkung des Magensaftes geht der antiseptischen parallel. K. Sick. 

1928) Ostermann, A. Die Bedeutung der Kontaktinfektion für die Aus¬ 
breitung der Tuberkulose, namentlich im Kindesalter. Aus dem hygien. Inst, 
d. Univ. Breslau. (Ztschr. f. Hyg. u. Inf. 1908, Bd. 60, S. 375—409.) 

Nachdem durch eine Anzahl zuverlässiger Statistiken des Sektionsmaterials 
von Kinderkrankenhäusern die große Anzahl von Tuberkulosen im kindlichen 
Alter nachgewiesen worden sind, unternimmt es Verfasser, durch experimentelle 
Kontrolle der »Schmier- und Schmutzinfektion« die Kontaktansteckung von 


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Referate. 


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Kindern in unsauberen mit Phthisikern belegten, meist einzimmrigen Wohnungen 
zu beleuchten. Bei 42 untersuchten Kindern findet er an den Händen 4 mal 
Tuberkelbacillen, von 22 mit Bodenschmutz infizierten Tieren gehen 7 an Tuber¬ 
kulose ein. Die Experimente wurden bei ausgesucht unreinlichen Leuten, unter 
den denkbar ungünstigsten hygienischen Bedingungen ausgeführt. Verfasser 
glaubt somit der Kontaktinfektion im Kindesalter keine zu große Bedeutung 
beimessen zu dürfen. Ähnliche Experimente beim Erwachsenen (Übertragung 
von Tuberkelbacillen, die an den Händen der Phthisiker kleben, auf andere 
Personen) scheinen für diesen Infektionsmodus keine besondere Tragweite zu¬ 
zulassen. K. Sick. 

1929) Ostermann, A. Infektionschancen beim Genuß von Milch und Milch¬ 
präparaten von perlsüchtigen Kühen. Aus dem hygien. Inst, zu Breslau. (Ztschr. 
f. Hygiene und Infektionskrankheiten 1908, Bd. 60, S. 410—423.) 

Durch Eutertuberkulose können ungeheure Mengen Tuberkelbacillen in die 
Milch gelangen, so viele, daß auch in der Sammelmilch von größeren Molkereien 
mit Zahlen von 1000 Tuberkelbacillen in 1 ccm Milch und 100 Tuberkelbacillen 
in 1 g Butter gerechnet werden muß. Trotz dieser Feststellungen (Ostertag u. a.) 
und trotz des Nachweises der Infektion von Menschen durch Tuberkelbacillen 
tierischer Provenienz glaubt Verfasser die Infektionsgefahr durch Milch perl¬ 
süchtiger Kühe nicht hoch veranschlagen zu müssen. Er stützt sich auf die 
Experimente von Findel, Reichenbach, Alexander, die dargetan haben, 
daß bei Meerschweinchen, Ziegen, Kaninchen (verwendet wurden aber in der 
Regel keine neugeborenen Tiere. Ref.) enorme Mengen von Bacillen (400 Milli¬ 
onen) gegeben werden mußten, um eine enterale Infektion zu erzielen. 

K. Sick.. 

1930) Heymann, Bruno. Weitere Beiträge zur Frage über die Beziehungen 
zwischen Säuglingsernährung und Tuberkulose. Aus dem hygien. Institut d. 
Univ. Breslau. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 424—445.) 

Verfasser bespricht an der Hand der bisherigen Literatur die Frage der 
alimentären Tuberkuloseinfektion im Kindesalter sowie speziell die Häufigkeit 
des Nachweises von Bacillen vom Typus bovinus (dualistischer Standpunkt). Er 
möchte für die Perlsuchtinfektion auf Grund der bisherigen Untersuchungen nur 
eine ganz geringe Prozentzahl der menschlichen Tuberkuloseerkrankungen in An¬ 
spruch nehmen. 

Im Anschluß an Äußerungen ausländischer Ärzte, die für Türkei, Japan trotz 
vollständigen Zurücktretens der Milchemährung große Häufigkeit der Lungen¬ 
tuberkulose melden, referiert Verfasser über die Tuberkulosehäufigkeit in Rumänien 
(Babes), Faer-Oer (Boeg), Ägypten (v. Becker), Goldküste (Fisch), wo trotz 
Fehlen der Tiermilch in der Ernährung der Bevölkerung große Häufigkeit der 
Erkrankungen gefunden wird. Abweichend ist die Anschauung von Raw, der 
in Gegenden, wo viel rohe Milch genossen wurde, Überwiegen der Knochen-, 
Gelenk-, Abdominal-, Lymphdrüsentuberkulose (Typus bovinus), in solchen ohne 
Tier-Milchernährung fast nur Lungentuberkulose (Typus humanus) fand. 

K. Sick. 

1931) Reichenbach, H. Experimentelle Untersuchungen über die Eintritts¬ 
wege des Tuberkelbacillus. Aus dem hygien. Institut d. Univ. Breslau. (Ztschr. 
f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 446—466.) 

Bestätigung der Versuche Findels (Ztschr. f. Hyg. 1907, Bd. 57, ref. dies. 
Centr. Blatt 1907. Ref. 2225) mit einfacherer und sicherer Methodik. Verfasser 
kommt zu dem Schluß, daß alle Tierexperimente für die höhere Bedeutung des 
Inhalationsweges sprechen. Über die tatsächliche Häufigkeit, mit der dieser Weg 
für den Menschen in Betracht kommt, besagen jedoch Tierexperimente wenig. 

K. Sick. 

1932) Alexander, J. Das Verhalten des Kaninchens gegenüber den ver¬ 
schiedenen Infektionswegen bei Tuberkulose und gegenüber den verschiedenen 
Typen des Tuberkelbacillus. Aus dem hygien. Institut d. Univ. Breslau. (Ztschr. 
f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 467—478.) 


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Referate. 


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Wie schon bekannt, ist das Kaninchen für die Perlsuchtstämme viel empfind¬ 
licher als für menschliche Tuberkelbacillen, dies gilt für alle Infektionswege. 
Zur intravenösen und Inhalationsinfektion genügen ungefähr die gleichen Bacillen¬ 
mengen. Auch beim Kaninchen erfolgt die enterale Infektion erst nach ganz 
kolossalen Dosen. K. Sick . 

1933) Arnheim, G. Über den gegenwärtigen Stand der Keuchhustenfrage. 

Aus dem pathol. Institut der Charite: Geheimrat Orth, Bakteriol. Abteil.: Prof. 
Morgenroth. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 31, S. 1453.) 

Die Bacterien von Bordet-Gengou sind als spezifisch anzusehen, weil 
ihnen allein von den übrigen bei Keuchhusten beschriebenen Mikroorganismen 
Beziehungen zur Serodiagnose des Keuchhustens zukommen. Diese Bakterien 
sezemieren intensiv reizende Stoffe, wodurch sie vor andern gelegentlich in der 
Trachea vorkommenden Mikroorganismen ausgezeichnet sind. Für die Praxis 
hat die Serumuntersuchung bei der meist nicht zu verkennenden Diagnose des 
Keuchhustens nur Wert für die abortiven Formen der Krankheit. Die sero¬ 
therapeutische Beeinflussung verspricht wegen der technischen Schwierigkeiten 
und der geringen toxischen Eigenschaften der Kulturen vorläufig wenig Aussicht 
auf Erfolg. K. Bornstein . 

1934) Krause, M. u. Klug. Beziehungen zwischen Immunität und Ferment¬ 
wirkung. Aus dem Laboratorium der kgl. Universitätsanstalt für Hydrotherapie 
zu Berlin. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 31, S. 1454.) 

Die Autoren prüften die fermentative Kraft antitoxischer Sera mit Hilfe von 
Fermentlösungen und Löffler-Platten, zunächst bei Diphtherieserum mit lproz. 
Trypsinlösung. Die antitryptische Kraft steigt bei zunehmendem Antitoxingehalt 
(Zunahme der Immunität) fast in demselben Verhältnis. Wurde dagegen das 
Antitoxin des Serums durch Diphtherietoxin neutralisiert (gebunden), so wurde 
ebenfalls steigend mit der Immunitätsstärke die antitryptische Kraft noch ver¬ 
mehrt. Die Antikörper besitzen also tryptische Kraft, die durch antitryptische 
Kraft des Serums überragt wird. Es tritt daher eine starke Vergrößerung der 
antitryptischen Kraft ein, sobald die tryptische Kraft der Antitoxine durch die 
Toxine verbraucht wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, daß bei der Immuni¬ 
tät nicht allein die Antikörper, sondern vielleicht gerade die fermentativen Kräfte 
eine wichtige, bisher nicht beobachtete Rolle spielen. Eine Vereinigung von 
Toxin und Antitoxin zu einem Molekül findet höchstwahrscheinlich nicht statt. 

K. Bornstein . 

1935) Zeissler, Johannes. Die Opsoninreaktion. (Diss. Leipzig 1909, 51 S.) 

Die Arbeit ist auf Anregung des Oberarztes der Abteilung für experimen¬ 
telle Therapie des Eppendorfer Krankenhauses, Dr. Much, entstanden und hat 
zu folgenden Hauptresultaten geführt: Die leucocytären und die humoralen 
Bacteriocidine sind verschiedene Stoffe. Sie verhalten sich bezüglich ihrer keim¬ 
tötenden Wirkung gegen die einzelnen Bacterienarten umgekehrt proportional. 
Die opsonische und die bakterizide (lytische) Wirkung des Serums sind bis aut 
weiteres aufzufassen als zwei, je nach Lage der Verhältnisse gleichmäßig oder 
verschieden in Erscheinung tretende Wirkungsäußerungen derselben Substanz 
(oder Kraft) im Serum. Durch die Phagocytose wird vielleicht eine Über¬ 
schwemmung des Organismus mit bacteriellen Giften verhindert oder wenigstens 
hintangehalten. Dagegen hat sich eine keimtötende Wirkung der Phagocytose 
nicht teststellen lassen. Sie erschwert oder verhindert vielmehr bei einer Reihe 
von Bacterien die Abtötung und kann sogar wachstumsfördemd wirken. Die 
Opsoninreaktion ist für die Prognose und die Therapie nicht zu verwerten. Da¬ 
gegen ist sie ein wertvolles und zuverlässiges Diagnostikum. Fritz Loeb . 

1936) Ballin. Das Schicksal inhalierter Schimmelpilzsporen. Ein Beitrag 
zur Kenntnis des Infektionsweges durch Inhalation. Aus dem hygien. Inst, der 
Univ. Breslau. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 479—489. i 

Die Sporen pathogener und nicht pathogener Schimmelpilze (Aspergillus 
fumigatus und niger, Penicillium glaucum) gelangen direkt in die Alveolen und 
von da in das Gewebe der Alveolarzwischenwände, wo sie auskeimen. K. Sick. 


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Referate. 


1937) Heym&nn, Bruno. Versuche an Meerschweinchen über die Auf¬ 
nahme inhalierter Tuberkelbacillen in die Lunge. Aus dem hygien. Inst d. 
Univ. Breslau. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 490—507.) 

Mikroskopischer und tierexperimenteller Nachweis, daß inhalierte Tuberkel¬ 
bacillen auf direktem Wege sofort in die Lungen gelangen. Methodik der 
Findel sehen Versuche. K. Sick . 

1938) Köhlich. Untersuchungen über die Infektion von Tuberkelbacillen 
durch Inhalation von trockenem Sputumstaub. Aus dem hygien. Inst d. Univ. 
Breslau. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 508—540.) 

Die Versuche führten zu dem Resultat, daß die bekannten Anschauungen 
Cornets über die Gefahr der verstäubten Sputa nicht in dem Umfange haltbar 
sind, wie man vielfach annahm. Es war nicht möglich, Meerschweinchen mit 
dem Staub aus unreinlichen Phthisikerwohnungen und aus Krankenabteilungen 
mit Lungenkranken zu infizieren. Zu der Staubinfektion mit Tuberkelbacillen 
durch Inhalation gehören so große Bacillenmengen, daß in praxi schwerlich 
anders als in Ausnahmefällen die Infektionsbedingungen zu Stande kommen. 
Viel wichtiger ist nach Verfasser die Tröpfcheninfektion. K. Sick. 

1939) Reichenbach, H. u. Bock. Versuche über die Durchgängigkeit des 
Darms für Tuberkelbacillen. Aus dem hygien. Inst, der Univ. Breslau. (Ztschr. 
f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. 60, S. 541—556.) 

Die Verfasser kommen zu dem Resultat, daß die Darmwand (Hunde, er¬ 
wachsene Meerschweinchen) von Tuberkelbacillen in nicht allzu großen Dosen 
nicht rasch durchwandert wird. Es ist somit nicht anzunehmen, daß unter 
physiologischen Bedingungen verfütterte Tuberkelbacillen in den Kreislauf und 
damit auch in die Lungen gelangen. K. Sick . 

1940) Oettinger. Die Disposition der Lunge zur Erkrankung an Tuber¬ 
kulose. Aus dem hygien. Inst, der Univ. Breslau. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektions¬ 
krankh. 1908. Bd. 60, S. 557—571.) 

Bei Injektionsversuchen mit Tuberkel- und anderen Bacillen in die Blutbahn 
werden verhältnismäßig mehr Bacterien in Leber und Milz, wenig in der Lunge 
zurückgehalten. Die Disposition der Lunge zu Tuberkuloseerkrankung liegt nicht 
in besonderen mechanischen Eigentümlichkeiten der Lungenzirkulation, sondern 
in einer spezifischen Eigenschaft des Lungengewebes. Wenn Bacillen nach ihrer 
Verfütterung ausschließlich in der Lunge gefunden werden, während Milz und 
Leber frei sind, können sie nach Ansicht des Verfassers nicht auf dem Blutwege 
dahin gelangt sein. K. Sick . 

1941) Kentzler, Gy. Vizsgälatok a phagocytosisröl 6s az opsoninröl. 

(Untersuchungen über die Phagocytose und das Opsonin.) Aus der I. medizin. 
Klinik der Univ. Budapest. (Orvosi Hetilap 1909, S. 370.) 

Um den Einfluß des Leueocytengehaltes des Blutes auf die Bacterienauf- 
nahme der einzelnen Leucocyten zu prüfen, modifizierte der Verfasser das ur¬ 
sprüngliche Verfahren von Wright in der Weise, daß die Leucocyten bloß vom 
eigenen Serum des Blutes, nicht aber von den roten Blutkörperchen getrennt 
wurden. Der Grad der Phagocytose wird durch die anwesenden roten Blut¬ 
körperchen nicht beeinflußt. Gleiche Mengen der Emulsion der gewaschenen 
Blutkörperchen und Leucocyten, des normalen Serums und der Emulsion abge¬ 
töteter Bacterien wurden vermischt. a / 2 Stunde im Thermostaten stehen gelassen, 
auf einen Objektträger aufgetragen, getrocknet, in der Flamme fixiert, die roten 
Blutkörperchen mit destilliertem Wasser aufgelöst und das Präparat mit Py r ronin- 
Methylgrün gefärbt. Bei normalen Kaninchen war der Grad der beobachteten 
Phagocytose von dem Leucocytengehalt des Blutes unabhängig. 

Der Grad der Phagocytose wurde in derselben Weise auch bei Kaninchen 
mit künstlich hervorgerufener Leucocytose (Injektion von Natrium nucleinicum, 
Staphylocokkcn oder Cholin) bestimmt. Dieser zeigte sich auch in diesen Fällen 
von der Leucoeytenzahl unabhängig. 

Die Untersuchungen an Menschen mit normaler, niedriger und hoher Leuco« 


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Referate. 


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cytenzahl sprechen ebenfalls für die Unabhängigkeit der Phagocytose der ein¬ 
zelnen Leucocyten von der Gesamtzahl derselben. 

In einer anderen Versuchsreihe wurde der Einfluß des Komplementgehaltes 
des Serums auf die Phagocytose geprüft. Nach der Ablenkung des Komple¬ 
mentes nach Gengou-Bordet sank die opsonisierende Wirkung des Serums 
bedeutend herab. Es stellte sich auch heraus, daß die Ausübung der opsoni- 
sierenden Wirkung des Serums stets mit der Abnahme seines Komplement¬ 
gehaltes verbunden ist. Reinbold. 

1942) Kern, Tibor. Adatok a yoghurt-bacillusnak a coli-bacillusra gya- 
korolt hatäs&hoz. (Über die Wirkung der Yoghurt-Bazillen [Bacillus bulgaricus] 
auf das Bacterium coli.) Aus der I. medizin. Klinik der Univ. Budapest. (Orvosi 
Hetilap 1909, S. 416.) 

Der Verfasser bestimmte einerseits den Coli-Gehalt der Stühle von Patienten, 
bei konstanter Diät derselben, welche mit dem Metschnikoffschen (hauptsächlich 
aus Bacillus bulgaricus bestehenden) »Lactobacilline«-Ferment behandelt wurden 
und prüfte andererseits die direkte Wirkung von Reinkulturen von Bacillus 
bulgaricus auf solche von Bacterium coli. 

Der Coli-Gehalt der Faeces nahm nach der Verabreichung von Lactobacilline- 
Milch bedeutend (von 430—480 auf 120—280, von über 1000 auf 200—500) ab. 
Reine Kulturen von beiden Bacterien wurden mit einander gegenseitig geimpft 
und aus den geimpften Kulturen 24 Stunden nachher Agarplatten angelegt. Der 
Bacillus bulgaricus konnte die Entwickelung der virulenten Kolistämme nicht 
verhindern. Es konnte jedoch festgestellt werden, daß die Entwickelung des 
Bacterium coli in Bouillonkulturen durch die Beimischung des vom Verfasser dar¬ 
gestellten Toxins des Bacillus bulgaricus eine starke Hemmung erleidet. 

Reinbold . 

1943) v. Kiss, A. Wassermann f61e syphilis-reakcio elmäletähez. (Zur 
Theorie der Wassermann sehen Reaktion.) (Gyogyaszat 1908, S. 782.) 

Der Verfasser beschäftigt sich zuerst mit der Frage, inwiefern die Wasser- 
mannsche Reaktion durch die Anwesenheit der Salze beeinflußt wird? Salz¬ 
lösungen verhüten die Auflösung der Blutkörperchen, die schützende Wirkung 
einer isotonischen Salzlösung ist aber bedeutend geringer als die des Serums, 
da im Serum außer den Salzen noch andere schützende Substanzen vorhanden 
sind. Eine 1,35 proz. NaCl-Lösung übt dieselbe schützende Wirkung aus, als das 
Serum. Wird die Konzentration der Salzlösung noch weiter gesteigert, so kann 
man zu einer Lösung gelangen, deren schützende Wirkung größer ist als die 
des Serums. Die Versuche beweisen, daß der Immunkörper durch eine 1,85 proz. 
Kochsalzlösung gebunden wird, das Komplement aber nicht. Hypisotonische 
Salzlösungen vermindern die Widerstandsfähigkeit der roten Blutkörperchen auch 
dann, wenn sie selbst nicht hämolytisch wirken. 

Die Wassermannsche Reaktion läßt sich anstatt des Serums auch mit einer 
Salzlösung ausführen, deren schützende Wirkung der des Serums gleich ist. Dies 
ist bei der Anwendung von Rinderblutkörperchen bei einer 1,35 proz. Lösung 
der Fall. 

Man sollte bei den hämolytischen Untersuchungen nicht von physiologischen, 
oder isotonischen Lösungen reden. Der Verfasser schlägt hierfür die Bezeichnung: 
»indifferente Salzlösung« vor. 

Bei der Wassermannschen Reaktion ist ein gewisses Optimum des Serum¬ 
gehaltes des Reaktionsgemisches erforderlich. 2—3fache Mengen des normalen 
Serums führen zum positiven Ausfall der Reaktion. 

Entgegen der Annahme, daß das Komplement bei der Reaktion nur mecha¬ 
nisch gebunden wäre, betont der Verfasser, daß dem Komplemente gegenüber 
sich auch verschiedene toxische Einflüsse geltend machen können. Die Substanz, 
durch welche das Komplement gebunden wird, ist im Ogranextrakte selbst ent¬ 
halten, das luetische oder andere Serum hat nur die Aufgabe, diese Substanz in 
ihrer Wirkung zu unterstützen. Reinbold. 


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Referate. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

1944) Leven, G. L’am&igrissement favorable chez les dyspeptiques maigres. 

(Abmagerung trotz Heilung bei mageren Dyspeptikem.) (Presse medicale, Nr. 71.) 

Bei schlanken Personen, die an Verdauungsbeschwerden leiden, tritt mitunter 
trotz einer weiteren Gewichtsabnahme eine Heilung ein; diese Abnahme ist nach 
Leven nur zum geringsten Teile auf eine Verringerung des Fettbestandes zurück¬ 
zuführen, vielmehr beruht sie auf einer Entwässerung des vorher abnorm wasser¬ 
reichen Organismus. Martin Cohn . 

1945) Loeper, M. et Gouraud. Le r6gime ddcalcifiant dans l’athgrome 
artäriel. (Die Entkalkungsdiät bei Atherom.) (Presse medicale, Nr. 89.) 

Die Wirkung der Atherom verursachenden Mittel (Adrenalin, Oxalsäure, 
Ergotin) beruht auf einer Calciumretention in den Gefäßen und damit Hand in 
Hand einer verminderten Calciumausscheidung. Füttert man Kaninchen mir 
kalkreicher Nahrung, so gelingt es mit verhältnismäßig kleinen Mengen des be¬ 
treffenden Giftes leicht Atherom zu erzeugen, während bei kalkarmer Kost dies 
trotz großer Giftmengen nur schwer gelingt. 

Die Verfasser raten daher, bei Neigung zu Atherom, das Calcium in der 
Kost einzuschränken. Am reichsten an Kalk (über 2°/ 00 ) sind Milch, Käse, Eier, 
Zwiebel, Bohnen, Erbsen; mittleren Calciumgehalt (1—2°/ 0o ) haben Buttermilch. 
Linsen, Blumenkohl. Unter 1 °/ 00 Calciumgehalt besitzen: Brot, Fleisch, Hirse, 
Fisch, Kartoffel, Spargel, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen. 

Es ist demzufolge falsch, Arteriosclerotiker mit lacto vegetarisch er Kost zu 
behandeln, vielmehr sind solchen Kranken größere Mengen Milch, Brot, Bouillon 
und grünes Gemüse zu untersagen. 

Weiterhin besteht die Aufgabe, die Calciumausscheidung zu befördern. 
Coffein, Theobromin vermehren die Durchgängigkeit der Niere für Calcium, eben¬ 
so Jod und größere Mengen von Getränken. Das meiste Calcium wird durch 
den Darm ausgeschieden; hier läßt sich die Excretion durch Purgativa beträchtlich 
steigern (bis 1 g pro die). Die Calciumausscheidung durch die Haut kann ver¬ 
nachlässigt werden. 

Zur Auflösung der Kalkdepots sind Säuren (Milchsäure und Citronensäure 
nicht geeignet, da sie im Experiment das Calcium der Knochen und Knorpel 
zur Lösung bringen und sich die gelösten Kalksalze alsdann in den weicheren 
Geweben niederschlagen; in den Muskeln so behandelter Tiere findet sich die 
doppelte Calciummenge als wie im Normalzustand. Ähnlich wie Säuren wirken 
Jodpräparate. Dagegen scheint das Natriumbicarbonat von günstiger Wirkung 
zu sein, da es den Kalkgehalt der Gefäße vermindert; nur dieses ist daher 
neben der geeigneten Diät zu verabreichen. Marttn Cohn. 

1946) Lesage, J. Le Mat6. Lon action sur l’organisme. (Einwirkung des 
Mate auf den Organismus.) (Presse medicale, Nr. 105.) 

Mate- oder Paraguay-Tee hat wfle Tee eine excitierende Wirkung auf den 
Körper; er vertreibt das Hungergefühl. 

Die Magenverdauung wird in dem Sinne beeinflußt, daß die Eiweißverdauung 
verzögert wird. (Prüfung mit Mettschen Röhrchen und Zusatz einer 2proz. 
Lösung zum Fistelmagensaft.) Der Pancreassaft wairde durch Mate-Zusatz nicht 
verändert. Die motorische Tätigkeit des Darmtractus wird durch Mate verstärkt, 
indem starke peristaltische Bewegungen ausgelöst werden. 

Nach der Resorption wird die Ventrikelsystole verstärkt; der Puls wird 
schon nach 20 Minuten voller. 

Bei Pferden macht sich nach intravenöser Injektion eine Asphyxie mit be¬ 
schleunigter und vertiefter Atmung bemerkbar. 

Nach Injektion in den Lymphsack des Frosches steigt die Reizbarkeit des 
Ischiadicus; die Kontraktionen des Gastrocnemius fallen kräftiger aus. 

Bei Prüfung an den Fingerbeugern des Menschen mit dem Mossoschen 
Ergographen zeigte sich zunächst eine Verringerung, später, eine halbe Stunde 
nach dem Trinken des Mate, eine Erhöhung der motorischen Leistung. 

Der Stoffwechsel wird durch Mate angeregt; der respiratorische Koeffizient 


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Referate. 


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und die Wärmeproduktion wird gesteigert durch Anspannung der Reservekräfte 
des Organismus. Martin Cohn. 

1947) Guelpa, M. Cure du diaböte. (Diabetesbehandlung.) (Soc. de thera- 
peutique, Paris 23. Dec. 1908.) 

Beim Diabetes scheint es dem Verfasser wichtig, die toxischen Produkte, 
welche die Krankheit unterhalten, aus dem Körper zu entfernen. Er verordnet 
daher 3—4 Tage hindurch täglich früh ein Abführmittel; während dieser Tage 
darf nichts genossen werden außer leichten Getränken. Allmählich sollen die 
Patienten zu gewöhnlicher Kost zurückkehren. Diese Kur soll 3—4 mal wieder¬ 
holt werden. 

Zucker und Krankheitserscheinungen sollen nach Verfasser dabei verschwinden; 
eventuell kehrt Zucker noch einmal in geringerer Menge wieder. Die genannte 
Kur ist unschädlich und wird gut vertragen. Martin Cohn . 

1948) Renault. Sur un nouveau mode d’administration de la macäration 
de rein dans rimpermdabilitd rönale de cause toxämique. (Über einen neuen 
Weg für die Anwendung von Nierenmaceration bei toxischer Niereninsufficienz.) 
(Soc. de therapeutique, Dezember 1908.) 

Wegen des schlechten Geschmackes der Nierenmaceration rät M. die rektale 
Verabfolgung. Drei Nieren von jungen Schweinen werden zerkleinert und mit 
600 ccm einer 6proz. Kochsalzlösung verrieben. Man läßt die Mischung 4 Stunden 
macerieren und alsdann durch Leinwand passieren; das Filtrat wird zu drei 
Lavements verwandt. Martin Cohn . 

1949) Tissier. Sur une nouvelle application de la fougöre mäle. (Eine 
neue Anwendung des Farnkrauts.) (Soc. de therapeutique, März 1908.) 

Famkrautmaceration wirkt nach Verfasser günstig auf tuberkulöse Herde 
ein, besonders bei Knochen- und Drüsentuberkulose. Es wird zweimal täglich 
0,1 g des Extrakts verabfolgt. Martin Cohn . 

1950) Weber, A. Über die Behandlung schwerer Anämien mit Menschen¬ 
bluttransfusionen. Aus der med. Klinik zu Gießen. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 97, S. 165.) 

Verfasser hat insgesamt 26 Transfusionen von 5 ccm defibrinierten Menschen¬ 
bluts ausgeführt. Dieselben wurden in der Mehrzahl der Fälle ohne irgend¬ 
welche Beschwerden und ohne Temperatursteigerung ertragen, nur einmal kam es zu 
ernsten Reaktionserscheinungen. Die Ursache der Reaktionserscheinungen ist 
nicht klar, vielleicht ist das zur Transfusion benutzte Blut unter Umständen 
giftig. 

Aus den mitgeteilten Krankengeschichten geht hervor, daß die Transfusion 
geringer Mengen defibrinierten Menschenbluts zu dem gleichen therapeutischen 
Effekt fuhren kann wie die Arsenbehandlung oder die Transfusion größerer 
Blutmengen. M. Ceube . 

1951) Hürter. Über den Einfluß kohlensäurehaltiger Bäder auf den Blut¬ 
druck Nierenkranker. Aus der Akademie für praktische Medizin zu Köln: Prof. 
Dr. Matthes. (Ztschr. f. physik. und diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 6 u. 7.) 

1 . C0 2 -Bäder, deren Temperatur zwischen 29—32° liegt, senken im Bade 
den pathologisch gesteigerten Blutdruck nicht, sie lassen ihn unbeeinflußt oder 
steigern ihn um geringes. 2. C0 2 -Bäder, deren Temperatur über 32° liegt, be¬ 
wirken im Bade eine deutliche Abnahme des arteriellen Druckes. 3. Nach dem 
Bade zeigt der Blutdruck die Neigung zum Steigen und zwar oft erheblich über 
das Anfangsniveau hinaus. Diese Neigung ist bei kühlen Bädern am ausgeprägtesten. 
4. Das Schlagvolumen ist im C0 2 -Bade bei allen hier in Betracht kommenden 
Temperaturen vergrößert. 5. Eine halbe Stunde nach dem Bade ist diese Wirkung 
nicht mehr zu konstatieren. 6. Durch eine größere Reihe von C0 2 -Bädem kann 
man eine dauernde nennenswerte Abnahme des arteriellen Druckes nicht erzielen. 

7. Eine Steigerung erheblichen Grades ist aber auch nicht zu befürchten. 

8 . Beginnende Zirkulationsstörungen werden durch die Bäder nicht beseitigt. 

9. Nebenerscheinungen in Gestalt von Kollaps usw. sind bei Anwendung der 

üblichen Vorsichtsmaßregeln nicht zu befürchten. K. Bornstein . 


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Referate. 


1952) Engel, H. (Heluan, Ägypten u. Bad Nauheim). Zur therapeutischen 
Bewertung des Wüstenklimas bei Nephritis. (Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 
1908/1909, Bd. 12, H. 6.) 

Das Wesentliche die Trockenheit und die dadurch bewirkte Perspiratio in- 
sensibilis-Flüssigkeitszufuhr zur Ausfuhr verhielt sich wie 3:1, ja 4: 1. Außer 
der Nierenentlastung wirken auch klimatologische Heileffekte für einzelne Organe. 
Ärzte sind dort gewissermaßen Nierenspezialisten und die Verpflegung daraufhin 
eingerichtet. Ganz beträchtlich in die Wagschale fallen bei Verordnung des 
Wüstenklimas meist das ausgesprochene subjektive Verlangen eines Nephritikers 
nach Sonne und Wärme, und das Urteil des Arztes, seine genauen Erwägungen. 

K. Bomstein. 


Bücherbesprechungen. 

1953) Eichhorst, Hermann. Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie 
innerer Krankheiten. Sechste umgearbeitete und vermehrte Auflage. Vierter 
Band: Krankheiten der Nebennieren, des Blutes und Stoffwechsels und Infek¬ 
tionskrankheiten. (Mit 216 Abbildungen. Berlin u. Wien 1909. Verlag von 
Urban & Schwarzenberg. Preis 22 Mk., gebunden 24,50 Mk.) 

Das vorliegende Buch stellt den vierten Band des bekannten Eich hörst- 
sehen Handbuches der speziellen Pathologie und Therapie innerer Krankheiten 
dar. Daß dasselbe seinen Weg in der medizinischen Literatur mit großem Erfolg 
machte, zeigt der Umstand zur Genüge, daß es bereits in sechster Auflage er¬ 
scheint. Ein solches umfassendes Handbuch aus einer Hand zu schreiben, ist 
heutzutage bei dem riesigen Umfang der medizinischen Forschung und Literatur 
ein schwieriges Unternehmen. Es ist klar, daß bei einer detaillierten Betrachtung 
nicht alle Artikel völlig gleichwertig geschrieben sein können. Man muß aber 
Eichhorst doch zugestehen, daß er es verstanden hat, auch in dieser Auflage 
dem Handbuch die Höhe zu bewahren, auf der es bisher stets gewesen ist. 

Schittenhelm. 

1954) Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Verdau- 
ungs- und Stoffwechselkrankheiten. Mit Rücksicht auf allgemein ärztliche In¬ 
teressen herausgegeben von Prof. Dr. A. Albu. (Halle a. S. 1909, Verlag von 
Carl Marhold.) 

Die vorliegende Sammlung hat den Zweck, den praktischen Ärzten zusam¬ 
menfassende Darstellung einzelner Fragen und Kapitel des Lehrgebietes der Ver- 
dauungs- und Stoffwechselkrankheiten zu bringen, aus welchem sie über Patho¬ 
logie und Therapie das erfahren, was gesichertes Besitztum der Wissenschaft 
geworden ist. Es werden vorläufig in jedem Jahre acht Hefte in einer Stärke 
von 2—3 Druckbogen erscheinen. Der I. Band umfaßt folgende Arbeiten: 
Julius Schreiber: Der Wert der Rekto-Romanoskopie für die Erkennung und 
Behandlung der tiefsitzenden Darmerkrankungen. L. Kuttner: Über abdominale 
Schmerzanfälle. Paul F'riedrich Richter: Indikationen und Technik der Ent¬ 
fettungskur. H. Rosenfeld: Das Indikationsgebiet des Alkohols in der Behand¬ 
lung innerer Krankheiten. G. Singer: Die atonische und spastische Obstipation. 
A. Magnus-Levy: Das Coma diabeticum und seine Behandlung. R. Baum¬ 
stark: Der Einfluß der Mineralwässer auf Verdauungs- und Stoffwechselkrank¬ 
heiten. Die einzelnen Abhandlungen sind durchweg für die praktischen Bedürf¬ 
nisse geschrieben. Man kann von allen bisher erschienenen Aufsätzen nur sagen, 
daß sie dem angeführten Zwecke der Sammlung voll entsprechen und alles 
Wissenswerte in klaren Ausführungen bringen. Wir können daher ihre Lektüre 
durchaus empfehlen. Schittenhelm . 

1955) v. Noorden, Karl. Sammlung klinischer Abhandlungen über Patho¬ 
logie und Therapie der Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen. 7. u. 8. Heft: 
Über die Behandlung einiger wichtiger Stoffwechselstörungen: Hungerzustand, 
Mastkuren, Entfettungskuren, Gicht. (Berlin 1909. Verlag von August Hirsch¬ 
wald,) 

Das Büchlein, welches auf der Basis von vier Vorlesungen in den Fortbil¬ 
dungskursen der Wiener Ärzte entstanden ist, bringt im engen Rahmen eine 


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Referate. 


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Darstellung der Änderungen des Stoffwechsels beim Hungern und bei der Unter¬ 
ernährung, der Mastkuren, der Entfettungskuren, der Gicht, der harnsauren 
Nierenkonkremente und ihre Behandlung, v. Noorden gibt uns hier in meister¬ 
hafter Ausführung aus der Fülle seiner Erfahrungen zahlreiche wertvolle prak¬ 
tische Winke, namentlich auch in therapeutischer Hinsicht. Schittenhelm. 

1956) Kiss, Dr. Julius (Budapest). Das periodische System der Elemente 
und die Giftwirkung. Beiträge zur physikalischen Chemie der Zelle. Preis: 
Mk. 3,60. 

Es gibt vielleicht kein zweites Gebiet der Physiologie, welches so fest vor 
unserem forschenden Auge verschlossen wäre, wie das der Physiologie der Zellen. 
Das Wesen des Lebens deutlich aufzuklären, seine Bedingungen zu bestimmen, 
ist noch keinem Physiologen geglückt. Es muß also jedesmal mit Freunde be¬ 
grüßt werden, wenn ein Forscher neue Anhaltspunkte bietet, um den dichten 
Schleier dieser Fragen zu lüften. 

Der Verfasser war jahrelang bestrebt, die Erscheinungen des Zelllebens zu 
den Gesetzen der physikalischen Chemie in Beziehung zu bringen. Seine Ar¬ 
beiten wurden in ungarischer Sprache zum größten Teile schon früher mitgeteilt. 
Im vorliegenden Werke gibt er eine Zusammenfassung seiner Resultate, welche 
er auf einem selbständigen Wege, auf Grund von Betrachtungen, welche von 
den allgemein angenommenen Hypothesen abweichen, erreichte. Im allgemeinen 
nimmt er auf Grund seiner Erfahrungen gegen die üblichen Fehlschlüsse bei der 
Anwendung der Theorie der Lösungen in der Physiologie Stellung. 

Im I. Abschnitt seiner Arbeit behandelt der Verfasser die Hämolyse in 
Wasser und in verschieden konzentrierten Lösungen einer Reihe chemischer 
Substanzen, und stellt auf Grund zahlreicher Beobachtungen fest, daß diese ent¬ 
gegen der von Hamburger aufgestellten osmotischen Theorie von der Tempe¬ 
ratur abhängig ist. 

Der durch diesen Befund gegen die ausschließliche Gültigkeit der osmotischen 
Gesetze erweckte Verdacht wird durch den Umstand zur Gewißheit, daß äqui¬ 
molekulare Mengen verschiedener Salze im gleichen Volumen Wasser aufgelöst 
die durch dieses bewirkte Hämolyse in verschiedenem Grade beeinflussen. 

Die K- und Na-Salze der Halogene ordnet der Verfasser nach dem zunehmenden 
Grade der antihämolytischen Wirkung in die folgende Reihe: 

KCl < NaCl < KBr < NaBr < KJ < NaJ. 

Er betrachtet die antihämolytische Wirkung der Salze als eine additive 
Eigenschaft ihrer Ionen und ordnet diese in die folgenden zwei kleinen Reihen: 

Anione: CI Br J 
Katione: K <^C1 

Für jedes einzelne Salz gibt es zwei Konzentrationen,- welche in gleichem Grade 
hämolytisch wirken. Zwischen diesen beiden Konzentrationen liegt eine Zone 
der Konzentration, in welcher keine Hämolyse erfolgt. Die Breite dieser Hem¬ 
mungszone ist bei den verschiedenen Salzen verschieden und hängt auch von 
der Beobachtungsdauer ab. Der Verfasser fand in der antihämolytischen Wirkung 
einer größeren Reihe von Verbindungen gewisse Regelmäßigkeiten, welche die 
antihämolytische Wirkung der Ionen zum periodischen System der Elemente in 
Beziehung bringen. Es ließ sich für eine gewisse Zahl von Salzen auch fest¬ 
stellen, daß je stärker ein Salz die Hämolyse in niedrigerer Konzentration hemmt, 
umso stärker es dieselbe in der höheren Konzentration beschleunigt. Einen Ein¬ 
blick in den Gang der Beeinflussung der Hämolyse durch verschiedene Sub¬ 
stanzen gestatten die vom Verfasser beispielsweise angegebenen Hämolysekurven, 
aus welchen es auch erhellt, das es für verschiedene Substanzen verschiedene 
Typen der Hämolysekurven gibt. 

Bezüglich des Wesens der Hämolyse schließt sich der Verfasser im Prinzip 
der Annahme Ehrlichs an, wonach diese eine Folgeerscheinung des Protoplasma¬ 
todes sei. Er weist auch nach, daß die roten Blutkörperchen keine semiper¬ 
meable Wand besitzen und daß sie in Salzlösungen nicht nur Wasser aufnehmen 
oder abgeben, sondern auch von Salzen durchtränkt werden. Es wird ferner 
auf die Analogie der Vorgänge bei Hämolyse mit den physikalischen Erschei- 


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B48 Referate. 


nungen der Lösung und der Quellung sowie der Vermischung und Entmischung 
hingewiesen. 

Einen besonderen Abschnitt widmet der Verfasser der Beeinflussung der Tätig¬ 
keit der Hefezellen durch verschiedene Substanzen. Im Rahmen dieses kurzen 
Referates müssen wir uns auf die Wiedergabe der wichtigsten seiner interessanten 
Resultate beschränken. Die Salze, welche bei ihrer Auflösung keine bedeutende 
hydrolytische Spaltung erleiden, werden vom Verfasser in die Gruppen der stark 
giftigen und relativ ungiftigen Salze geteilt. Die giftigen Elemente unterscheiden 
sich sehr wesentlich von den relativ ungiftigen. Sie bilden im großen System 
der Elemente ein besonderes kleines System, indem sie mit Ausnahme des F 
sämtlich neben einander gruppiert sind. Sie zeichnen sich außerdem mit ihrem 
geringen Atom volum aus. 

Die Gärung wird durch die relativ ungiftigen Ionen in kleinen Dosen be¬ 
schleunigt, in größeren Dosen aber gehemmt. Sowohl die beschleunigende, wie 
auch die hemmende Wirkung ist nach den Erfahrungen des Verfassers eine 
additive Eigenschaft der Ionen und zeigt mit dem periodischen System der Ele¬ 
mente den schon erwähnten Zusammenhang. 

Da die osmotischen Hypothesen, welche das Verhalten der Pflanzenzellen 
in verschiedenen Salzlösungen erklären sollten, noch nie bewiesen wurden, ver¬ 
sucht der Verfasser diese durch eine physikalische Erklärung auf Grund der 
Eigenschaften des Protoplasmas (und nicht der Salze) zu ersetzen. Das Proto¬ 
plasma ist eine quellbare Substanz. Die Plasmolyse und die Cytolyse lassen 
sich aus der Quellung und der Entquellung des Protoplasmas erklären. Den 
Turgor der Zellen faßt der Verfasser als Quellungsdruck auf. Die Hefezellen 
können durch die Salze der umgebenden Lösung durchtränkt werden und die 
Durchtränkung bewirkt eine Veränderung des Zellenprotoplasmas. 

Diese Veränderung besteht in einer Verflüssigung, oder ist als eine Vorstufe 
der Verflüssigung zu betrachten. Der Grad dieser Cytolyse ist von der Qualität 
und der Quantität des vorhandenen Salzes, beziehungsweise beider Ionen abhängig. 

Besonders interessant ist der Vergleich der Verhältnisse der Hämolyse und 
der Gärungshemmung. Die Verhältnisse, welche der Tätigkeit der Hefezelle am 
besten entsprechen, sind auch für die Erhaltung der Blutkörperchen am günstigsten. 
Der Verfasser nimmt an, daß es sich in diesen Erscheinungen um gewisse Ur- 
eigenschaften des Protoplasmas handelt. 

Die Verhältnise, welche der Verfasser beim Studium der Hemmung der Ent¬ 
wicklung von Bacterien beobachtete sind denen, welche bei der Gärungs¬ 
hemmung beobachtet werden, analog. Die bei dieser gefundene Reihe Chlorid, 
Nitrat, Bromid, Jodid kommt auch hier zur Geltung. Das K wirkt auch auf 
die Bacterien schwächer ein als Na. Die Salze der Erdmetalle sind in chemisch 
äquivalenten Mengen stärker hemmend als die Alkalisalze. Aus diesen Umständen 
schließt der Verfasser auf das Vorhandensein einer periodischen Regelmäßigkeit 
auch in dieser Hinsicht, welche sich auch auf die Hemmung der Bewegungen 
der Bacterien ausdehnt. 

Die periodischen Regeln in ihrer allgemeinen Beziehung zu den physikalischen 
Zustandsänderungen betrachtend, kommt der Verfasser ebenfalls zum Schluß, 
daß auch in dieser Richtung eine gewisse Periodizität herrscht. Vom Vorhanden¬ 
sein von den sogenannten Hemmungszonen kann man schon auf die periodischen 
Regeln schließen. 

Der Verfasser berührt viele wichtige Fragen des Zellen- und Protoplasma¬ 
lebens mit glücklicher Hand. Wir sehen in seinem Werke ernstes Bestreben, 
die Lebenserscheinungen auf physikalisch-chemischem Wege zu erklären und 
scharfe Kritik bei der Anwendung der Regeln der leblosen Welt auf das lebende 
Protoplasma. Wenn auch die Meinungen über die Nützlichkeit der Anwendung 
der periodischen Regeln zur Lösung physiologischer Probleme verschieden sein 
können, soviel steht jedenfalls fest, daß die Darstellungen des Verfassers neue 
Gesichtspunkte bieten und uns zur Kenntnis des Mysteriums des Lebens näher bringen. 

Das interessante Buch erschien im Verlage von Alfred Holder (Wien und 
Leipzig) und ist zum Preise von Mk. 3,60 zu erhalten. Reinbold. 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. S ch i tten he 1 m , Erlangen, Hofmannstr. 21. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druck von U. Wagner Sohn in Weimar. 


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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie n. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahr?. 2. Novemberheft 1909 Nr. 22. 


Nachdruck verboten. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie» 
Pharmakologie und Toxikologie. 

1957) Shiota, H. Über das Schicksal und die Funktion der transplan¬ 
tierten Nebenniere. Aus dem physiol. Inst Wien. (Pflügers Archiv 1909, 
Bd. 128, S. 431.) 

Unter aseptischen Bedingungen wurden Nebennieren von Kaninchen und 
Katzen in die Milz und Niere transplantiert. Nach drei Tagen sezemierten die 
Drüsen kein Adrenalin mehr. Wurden die Nebennieren auspräpariert und in 
loco gelassen, so ist nach 24 Stunden kein Adrenalin mehr nachzuweisen; wurden 
dagegen die Nebennieren an einem Stiele gelassen, so bleiben sie 6—10 Tage 
am Leben, so daß man annehmen kann, daß die Adrenalinsecretion von nervösen 
Einflüssen unabhängig ist. In den transplantierten Nebennieren wurde die Mark¬ 
substanz bald necrotisch, die Rinde dagegen bleibt 10—17 Wochen fast intakt. 
Die in die Niere transplantierten Nebennieren halten sich länger als die in der 
Milz. Anhangsweise soll erwähnt werden, daß der von Schur und Wiesel 
beschriebene Einfluß der Narkose auf die Adrenalinsecretion für Kaninchen nicht 
bestätigt werden konnte. Funk . 

1958) Kahn, R. H. Zur Frage nach der inneren Secretion des chromaffinen 
üewebes. Aus dem physiol. Inst. d. deutsch. Univ. Prag. (Pflügers Archiv 1909, 
Bd. 128, S. 519.) 

Es werden Vorsichtsmaßregeln mitgeteilt, welche bei der Anstellung der 
Meitzer-Ehrmannsehen Adrenalinreaktion auf Froschaugen nötig sind, um 
einwandsfreie Resultate zu erhalten. Die wichtigste davon ist, daß man nur 
Froschaugen benutzen soll, die längere Zeit hindurch keine spontane Veränderung 
der Pupillenweite aufweisen. Außerdem werden in der Arbeit die Angaben 
verschiedener Autoren über die Secretion des chromaffinen Gewebes einer weit¬ 
gehenden Prüfung unterzogen. Die von Schur und Wiesel gemachten An¬ 
gaben, daß bei der Muskelarbeit und Narkose Adrenalin ins Blut übergehe und 
die Chromierbarkeit des chromaffinen Gewebes verschwindet, konnte nicht be¬ 
stätigt werden. Ferner konnten die Ergebnisse von Watermann und Smit, 
daß nach Zuckerstich das Kaninchenblut einen höheren Adrenalingehalt aufweist, 
ebenfalls nicht bestätigt werden. Dagegen konnten die Versuche Andre Mayers, 
daß nach Exstirpation von Nebennieren der Zuckerstich keine Glucosurie ver¬ 
ursacht, völlig bestätigt werden. Die Versuche des Verfassers ergaben, daß die 
Behauptungen, daß Adrenalin als Hormon für die Mobilisierung des Glykogens 
auftritt, und daß die nach dem Zuckerstich auftretende Glucosurie durch die vom 
Centralnervensystem regulierte Adrenalinsecretion im Blut ausgelöst wird, noch 
völlig unbewiesen sind. Funk . 

1959) Meyer, Hans H. Über die Beziehung zwischen den Lipoiden und 
pharmakologischer Wirkung. (Münch, med. Wschr. August 1909. Nr. 31.) 

Die eigenartigen, das lebende Protoplasma mitbildenden, gleichsam wie mit 
Schaumwänden durchsetzenden und einschließenden Lipoide sind von ent¬ 
scheidender Bedeutung für das Leben der Zelle. Wie sie im Innern dafür 
sorgen, daß nicht alles zu einer homogenen Masse zusammenfließt, so bilden sie 

N. F. IV. Jahrg. 54 


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850 


Referate. 


an der Oberfläche einen Schutz gegen das Eindringen von Wasser und gelösten 
Stoffen; sie bilden zugleich eine Art von Sieb für das Eindringen fettlöslicher 
Stoffe, sie bilden eine Art Ventilationslöcher für die Zelle, indem auch die Atem¬ 
gase durch sie ein- und ausdringen. Durch sie kommen aber auch lipoidlösende 
Stoffe herein, die das Gefüge der Zelllipoide und damit ihre Permeabilität ändern. 
Akute Giftwirkungen werden nur durch lipoidlösliche Gifte hervorgerufen (akute 
Bleivergiftung z. B. nur möglich durch lipoidlösliche, organische Bleiverbindungen, 
z. B. Bleitriäthyl; Natr. salicyl. unwirksam, während die lipoidlösliche Salicyl- 
säure wirksam). Allerdings werden auch lipoidunlösliche Stoffe wie Kalk, Baryt, 
Eisen, in das Zellinnere aufgenommen; wahrscheinlich vermitteln auch hier die 
Zelllipoide die Aufnahme, und zwar durch Adsorption und lockere chemische 
Bindung. So kann man sich auch vorstellen, daß gewisse hämolytische Gifte 
durch ihre Vereinigung mit Lecithin zum Eindringen in den Erythrocyt befähigt 
werden. Die Hämolyse wird wahrscheinlich herbeigeführt durch eine Störung 
der Lipoidstruktur der Blutzellcn, indem das Gift gewissermaßen das Cholesterin 
herausholt. Dies ist aber nur ein Beispiel für die allgemeine Regel, daß jede 
stärkere Schädigung, Zersetzung, Verflüssigung oder Erweichung der Zelllipoide 
ein Auseinandergehen der Zellbestandteile, eine Cytolyse, bewirkt. Am ein¬ 
fachsten geschieht dies durch Wärme, ebenso wirken lipoidlösende Stoffe: Äther, 
Alkohol, Chloroform. Ist die Einwirkung solcher Stoffe nur schwach oder kurz, 
so werden die Zellen noch nicht gelöst, nur wird ihr Inhalt lockerer und be¬ 
weglicher; bei weiterer Einwirkung tritt dann eine Herabsetzung der Erreg¬ 
barkeit ein, und die Lebensfunktion erlischt zunächst, um dann durch Abkühlung 
bezw. Entfernung des Lipoidgiftes wieder hergestellt zu werden. Im Lichte 
dieser Lehre wäre die Narkose die Folge einer physikalischen Zustandsänderung 
der Zelllipoide durch Aufnahme lipoidlöslicher Narcotica. Daß dies in der Tat 
so ist, wird bewiesen 1. durch den Nachweis, daß alle beliebigen, indifferenten 
fettlöslichen Stoffe beim Eindringen in die Zelle narkotisch wirken, und zwar 
unzersetzt, ohne chemische Wechselwirkung, und daß sie diese Wirkung ver¬ 
lieren, sobald sie durch eine physikalische Veränderung fettunlöslich werden; 
2 . durch den Nachweis einer quantitativen Beziehung zwischen der Fettlöslich¬ 
keit und der narkotischen Stärke, und zwar ist das Verteilungsverhältnis, der 
sog. Teilungskoeffizient der Narcotica, zwischen tettartigen und wässerigen 
Lösungsmitteln für die narkotische Kraft bestimmend, wie Verfasser durch eigene 
Beobachtungen bestätigt. Auch andere Forscher sind zu demselben Resultat 
gekommen. Nach dieser Theorie der Narkose erklärt sich, daß die Narkose 
sofort schwindet, sobald die lockere Verbindung sich löst. Nach ihr erklärt sich 
auch, daß chemisch ganz indifferente Stoffe, wie die flüchtigen gesättigten 
Kohlenwasserstoffe, narkotisch wirken können. M. Kaufmann . 

1960) Lüdke, H. Über Milztransplantationen. Aus der med. Klinik zu 
Würzburg, (Münch, med. Wschr. Juli 1909, Nr. 29—30.) 

Lüdke transplantierte artfremde Milze sowohl in die Bauchhöhle wie in die 
Milz der Versuchstiere: als zu implantierende Milz wurde die des Kaninchens 
benutzt, als Versuchstiere meist Hunde, für die Bauchhöhle auch Ziegen und 
Hammel, für die Milz auch Affen. In der Bauchhöhle heilt die Milz ein, wenn 
auch nur für kurze Zeit; in der Milz hält sich das artfremde Milzgewebe noch 
bis zu 4 Wochen: nach 2 und 3 Monaten sind in der Mehrzahl der Fälle Reste 
der implantierten Milz nicht mehr nachzuweisen. Die Frage nach dem Einfluß 
der Milztransplantation auf Blut und blutbildende Organe ist dahin zu beant¬ 
worten, daß Knochenmarksveränderungen nicht nachzuweisen waren; im Blut 
war in den meisten Fällen 4—5 Wochen nach der gelungenen Einheilung das 
Bild wieder ähnlich wie vor der Operation; 2 Wochen nach der Überpflanzung 
bestand eine Verminderung der Erythrocyten und des Hb, während die Leuco- 
cytenwerte in mäßigeren Grenzen schwankten. Fast stets waren die Lvmpho- 
cyten stark vermehrt, öfter um das 3—4 fache der Norm, meist wurde auch eine 
beträchtliche Steigerung der Eosinophilen 2—3 Wochen später konstatiert. In¬ 
jektion wässerigen Milzextraktes bei Hunden bewirkte diese Veränderungen nicht. 
Eine eindeutige Erklärung der Blutveränderungen ist nicht möglich. — Besseren 


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Referate. 


851 


Aufschluß über die Fortdauer der vitalen Funktion des transplantierten Milz¬ 
gewebes ergaben die Untersuchungen, die sich mit der Übertragung der in den 
transplantierten Milzen aufgespeicherten Schutzstoffe befaßten. Zunächst be¬ 
stätigte Verfasser die Versuche Deutschs, daß Milzextrakt von mit Typhus vor¬ 
behandelten Tieren bei der Einspritzung dem Blute des eingespritzten Tieres 
agglutinierende Eigenschaften überträgt. Wenn also in der Milz zweifellos 
Antikörper gebildet 'werden, so galt es zu zeigen, daß transplantierte Milzen 
diese Fähigkeit, Antikörper zu produzieren, beibehielten und diese Eigenschaft 
dem Blutserum des normalen Wirttieres nach erfolgter Einheilung mitteilten. 
Tatsächlich wurde in 6 von 10 Fällen eine Übertragung der Typhusagglutinine 
auf das Wirttier, in 2 Fällen eine solche von Dysenterieagglutininen konstatiert. 
Daß es sich nicht um eine passive Übertragung der Agglutinine durch das in 
der Milz enthaltene agglutininhaltige Blut handelt, sondern wirklich um eine 
aktive Produktion der eingeheilten Milz, geht aus Kontrollversuchen hervor, die 
zeigen, daß die Agglutination des Wirttieres bei Injektion agglutininhaltigen Milz¬ 
extrakts wesentlich geringer ist als bei der Milztransplantation; bei letzterer war 
die Agglutination auch noch nach einem Vierteljahr vorhanden. — Weitere 
Untersuchungen hatten den Nachweis von Organpräzipitinen für das fremde ein- 

S eheilte Organ im Blut des Wirttiers zur Aufgabe, Stoffe, die möglicherweise 
as Wirttier und ganz speziell den Bestand des implantierten Gewebes schädigen 
konnten. Es gelang nach Transplantationsversuchen Präzipitine im Serum der 
Wirttiere nachzuweisen, die oft spezifisch auf den Auszug des zur Überpflanzung 
gewählten Organs einwirken. Wichtiger noch war der Befund von spezifischen 
Cytolysinen, durch die eine deletäre Wirkung auf die eingeführte Gewebsart 
als wahrscheinlich angenommen werden mußte; ihr Nachweis wurde mit Hilfe 
der Komplementbindungsreaktion versucht. Eine streng spezifische Organreaktion 
war dabei nicht zu erhalten; immerhin war es doch möglich, nach Organextrakt¬ 
injektionen Reaktionskörper im Blutserum zu erzeugen, die auf die Zellen der¬ 
selben Species einzuwirken vermochten. Bei den Transplantationsversuchen 
ließ sich durch die Methode feststellen, daß Organantikörper im Serum der 
Wirttiere kreisten, während sie im normalen Serum fehlten; eine exakte Spezi¬ 
fizierung dieser Antikörper gelingt jedoch bis jetzt nicht. Jedenfalls ist aber 
festgestellt, daß sich Reaktionsstoffe im Blut der Wirttiere bilden. 

M. Kaufmann . 

1961) Franchini, G. Atrofie ossee ed alterazioni della sella turcica nell’ 
acromegalia. (Knochenatrophien und Veränderungen des Türkensattels bei der 
Acromegalie.) Aus dem Röntgenkabinett des Osp. Maggiore zu Bologna. (Riv. 
crit. di clin. med. Juni 1909, Nr. 25—26.) 

Verfasser hat in vier Fällen von Acromegalie genaue Röntgendurchleuchtungen 
der einzelnen Knochen, besonders des Schädels vorgenommen. Er schließt, das 
man bei der Acromegalie bei Untersuchung des Türkensattels nicht immer eine 
solche Vergrößerung findet, daß man eine Neubildung der Hypophyse annehmen 
könnte; da ferner die Größe des Türkensattels individuell verschieden ist, darf 
man nur auf starke Abweichungen Wert legen. Man findet bei der Acromegalie 
neben Neubildungsprozessen an den Knochen auch regressive Veränderungen, 
ganz unabhängig vom Stadium der Krankheit und dem Ernährungszustand; ent¬ 
sprechend der bisweilen beschriebenen Muskfelatrophie kann eine ganz allgemeine 
Knochenatrophie Vorkommen. Anstatt an ein einziges pathogenes Moment zu 
denken, ist es vielleicht logischer, deren mehrere mit antagonistischer Wirkung 
anzunehmen, und die regressiven bezw. progressiven Prozesse wären dann durch 
das Überwiegen des einen bezw. anderen Faktors bedingt. In Betracht kämen 
hierbei in erster Linie die innere Secretion der Schilddrüse und der Hypophyse. 

M. Kaufmann. 

Physiologie und physiologische Chemie. 

1962) Bradley, Harold C. Menschlicher Pancreassaft. (Joum. of Biol. Chem. 
6. 133—72. Mai. Wisconsin. Univ. Dcpartm. of Physiology.) 

An einem Farmer, dem durch den Tritt eines Pferdes die Pancreasdrüse 

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852 


Referate. 


verletzt war, hatte Verfasser Gelegenheit, menschlichen Pancreassaft zu unter¬ 
suchen. Die alkalische Reaktion wird durch Dicarbonate bewirkt. D. 1,010. 
Die Nahrung hat keinerlei Einfluß auf den Enzymgehalt Invertase und Lactase 
wurden nicht aufgefunden. Trypsin wurde immer gefunden. Inaktiver Saft 
ließ sich durch Enterokinase aus Hunde- oder Katzendärmen aktivieren. Bei 
der Einwirkung auf Olivenöl ließ sich in Bezug auf die Anwesenheit von 
Gallensalzen feststellen, daß letztere die Emulgierbarkeit unterstützen und die 
Fermente vor der hemmenden Wirkung der freien Säure schützen. Eine Be¬ 
schleunigung der Temperatur wurde bei 80° gefunden, bei 50° wurde das Enzym 
geschwächt und war bei 60° zerstört. Erahnt. 

1963) Taylor, Alonzo Englebert. Die Zusammensetzung und Ableitung des 
Protamins. (Journ. of Biol. Chem. 5. 389—98. Febr. 1909. California. Hearst 
Lab. of Pathology.) 

Nach einer eingehenden Schilderung der Gewinnung des Lachsspermas be¬ 
schreibt Verfasser die bei der Salzsäurehydrolyse entstandenen Aminosäuren. 
Aus 60,0 Salmin wurden enthalten 6,50 Prolin, 3,21 Aminovaleriansäure, 5,22 Serin. 
Ferner konnten aus 30,0 Salmin nach der Kossel sehen Methode durch HCl 27,52 
Arginin gewonnen werden. Das Protamin enthielt demnach 91,73 °/ 0 Arginm, 
10,83 o/o Prolin, 5,35 °/ 0 Valin und 8,70 °/ 0 Serin. Unter Zugrundelegung der Formel 
026^74^0x2 würden sich berechnen: Arginin 94,07 °/ 0 , Prolin 10,16 °/ 0 , Valin 
5,46 °/ 0 , Serin 13,91 °/ 0 . Die Differenz in den Serinwerten erklärt Verfasser durch 
die zurzeit noch mühsame und nicht quantitative Serinbestimmungsmethode. 

Die Bildung des Protamins erklärt sich Verfasser wie folgt. In den Testikeln 
eines ausgewachsenen Lachses finden sich ca. 30,0 Salmin, zu deren Bildung 
die Aminosäuren von mindestens 1 j 2 kg Muskel erforderlich sind. Der in die 
Flüsse aufsteigende Lachs nimmt nun nach dem Verlassen des See- oder Brak¬ 
wassers keine Nahrung zu sich. Zu dieser Zeit sind die Testikeln reich an Histon, 
während Protamin nur sehr wenig vorhanden ist. Ausgewachsene Lachse ver¬ 
lieren während der Wanderungs- und Laichperiode 2—5 kg. Dieser Verlust be¬ 
steht zum Teil aus Fett oder Muskeln. Das Histon wird fraglos aus den Muskeln 
gebildet. Die Zirkulationsform der Eiweißkörper sind die Serumalbumine und 
Globuline. Aus denselben bilden sich in den Zellen Myosin, Reticulin usw. Diese 
Umlagerung betrifft auch die in den Eiweißkörpern enthaltenen Aminosäuren oder 
Gruppen derselben. Das Muskelprotein bildet sich aus den im Blut zirkulierenden 
Eiweißstoffen. Die Bildung des Histons in den Testikeln erklärt sich Verfasser aus 
den Serumproteinen, die durch fermentative Wirkungen gespalten und aus den ein¬ 
zelnen Spaltungsstücken das Histon bilden. Während bei der Wanderung des 
Lachses die Serumproteine verbrannt werden, findet eine Umwandlung des 
Muskelproteins in Serumprotein statt. Nach Ansicht des Verfassers geben die 
Eiweißkörper des Serums das Ausgangsmaterial ab, aus dem sich alle Eiwei߬ 
verbindungen des tierischen Organismus bilden, und daß sich auch das Histon 
und Protamin aus aufgespaltenem Körpereiweiß bilden. Brahm. 

1964) Dor6e, Charles u. Gardner, J. A. Der Ursprung und das Schicksal 

des Cholesterins im tierischen Organismus. I. Teil. Das sogenannte Hippo- 
koprosterin. (Proc. Royal Soc. London. London 80. Serie B. 212—26. 14/5. 

London. Univ.) 

In ausgedehnten Versuchen untersuchten Verfasser, in welcher Form das 
Cholesterin in den Faeces vom Pferd, Kuh, Schaf und Kaninchen enthalten ist 
und in welcher Weise die Menge des ausgeschiedenen Cholesterins von der 
Nahrung abhängig ist. Die Faeces wurden in trockenem Zustande 5—6 Tage 
mit Äther extrahiert und die erhaltene Lösung mit einer alkoholischen Natrium- 
äthylatlösung verseift, wobei zu beachten ist, daß die Alkoholmenge nie mehr 
als Vi «-Vii des Äthervolumens beträgt, da sonst ein Teil des Hippokoprosterins 
mit den Seifen ausfällt. Unter häufigem Umschütteln und 12stündigem Stehen 
werden die Seifen abfiltriert und mit Äther gewaschen. Das Filtrat wird dann 
mit gleichen Teilen Wasser und darauf mit K 2 C0 3 -haltigern Wasser geschüttelt, 
dann die ätherische Lösung abgeschieden, getrocknet und verdampft. Der Rück- 


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Referate. 


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stand wurde durch Tierkohle entfärbt, in Äther gelöst und durch Alkohol gefällt 
und durch Umkristallisieren aus Benzin oder Essigäther und aus Äther gereinigt. 
Die Ausbeute betrug 0,2 °/ 0 der trockenen Faeces. Leichte, weiße Masse, aie 
beim Pulvern zusammenballt. Beim Kochen in fast allen Lösungsmitteln, mit 
Ausnahme des Wassers, löslich. 100 Teile Benzin lösen bei 16° nur 0,32 Teile. 
Aus Alkohol und Methylalkohol, Essigäther, Eisessig und Essigsäureanhydrid fällt 
das Hippokoprosterin in weißer, gelatinöser Form, aus Äther, Petroläther, Benzin, 
Chloroform als weißes Pulver. Aus konzentrierten Lösungen kristallisiert die 
Verbindung in mikroskopischen, sternförmig gruppierten Nadeln oder Rosetten. 
Die Büschel haben bei langsamem Verdunsten häufig einen Durchmesser von 
1—2 mm. Eine ätherische Lösung hinterläßt bei langsamem Verdunsten große, 
durchscheinende Kristallmassen. F. 78,5 — 79,5°, E. 77°. Die Verbindung ist 
optisch-inaktiv und gibt keine Farbreaktionen. Hippokoprosterin absorbiert in 
CS a -Lösung kein Br, auch ist Br bei 100° im geschlossenen Rohr ohne Wirkung, 
während bei 170° verschiedene Substitutionsprodukte entstehen. Essigsaures 
Hippokoprosterin, C 2 7Hß 3 0 . CO . CH 3 [C 27 H 6ß O . CO. CH 3 ]. Darstellung. Durch 
^ständiges Erhitzen von 2 Teilen geschmolzenem, essigsaurem Na, 5—6 Teilen 
Essigsäureanhydrid und 1 Teil Hippokoprosterin. Durchscheinende, leicht zu¬ 
sammenballende Massen aus Essigäther, F. 61—62°. Benzoylhippokoprosterin, 
C 27 H 63 . O. CO . C 6 H 6 [C 27 H ß6 0. CO. C e Hß]. Durch 2 stündiges Erhitzen von Hippo¬ 
koprosterin mit gleichen Teilen Benzoesäureanhydrid auf 160°. Mikroskopische 
Nadeln aus Essigäther. Sehr wenig löslich in Alkohol und Essigäther, leicht 
löslich in Äther, Petroleum und Benzin. F. 58,5—59,5°. Optisch-inaktiv. Cinnamoyl- 
hippokoprosterin, C 27 H 63 0 . CO . C 8 H 7 [C 27 H 66 0 . CO. C 8 H 7 ]. Durch einstündiges 
Erhitzen von 5 Teilen Hippokoprosterin mit 3 Teilen Cinnamoylchlorid auf 140° 
und Auskochen des Reaktionsproduktes mit Alkohol. Nadelförmige Kristalle, 
leicht löslich in Benzin, wenig löslich in Essi^äther und Petroleum, sehr wenig 
löslich in Alkohol, F. 62 °. Hippokoprosterin ist ein gesättigter Alkohol, dessen 
OH-Gruppe nicht leicht durch CI ersetzt werden kann. PC1 6 wirkt in der Kälte 
nicht ein, ebensowenig Thionylchlorid. 

Aus ihren Versuchen schließen Verfasser, daß das Hippokoprosterin kein 
Produkt des tierischen Stoffwechsels ist, sondern ein Bestandteil des Grases, das 
als Futter dient. Bei allen Herbivoren, die mit Gras gefüttert werden, passiert 
dasselbe unverändert den Verdauungstractus. Aus diesem Grunde schlagen Ver¬ 
fasser den Namen Chortosterin vor. Chortosterin ist ein Alkohol von der Formel 
C 27 H m O oder C 27 H 56 0. Es ist zurzeit noch unentschieden, welche die richtige ist. 
Wenn man die zahlreichen vegetabilischen Cholesterine, die die Eigenschaften 
von primären Alkoholen von der Formel C 27 H 44 0 + H 2 Q haben als isomere, die 
Phytosteringruppe bildende Körper auffaßt, kann das Chortosterin nicht als ein¬ 
faches Reduktionsprodukt eines dieser Körper angesehen werden, in dem Sinne, 
daß das Koprosterin sich vom Cholesterin ableitet. Es ist möglich, daß die 
Verbindung sich von einem Gliede dieser Gruppe ableitet oder durch Umlagerung 
der Ringstruktur während der Entwicklung der Pflanze gebildet wird. Dies wird 
vielleicht durch die Tatsache bestätigt, daß Chortosterin im Gegensatz zu anderen 
Gliedern der Cholesterin- oder Phytosteringruppe keine der bekannten Farben¬ 
reaktionen gibt, während Windaus (Ber. Dtsch. Chem. Ges. 40. 2637—39. 
3681—86) nachgewiesen hat, daß die Produkte, deren ungesättigte Seitenketten 
im Cholesterin- oder Phytosterinmolekül zu einem Ringsystem kondensiert sind, 
keine oder nur schwache Farbenreaktionen zeigen. In den Faeces der Herbi¬ 
voren wurde in keinem Falle Cholesterin gefunden. Wenn die Ansicht früherer 
Autoren richtig ist, daß Cholesterin in dem Faeces durch die Gallentätigkeit auf- 
tritt, müßten bei den großen zur Untersuchung verarbeiteten Mengen Faeces 
nachweisbare Mengen Cholesterin gefunden worden sein, zumal wenn man be¬ 
rücksichtigt, daß bei der Kuh z. B. 100 ccm Galle ungefähr 0,07 g Cholesterin 
enthalten und somit bei 2,5 1 täglicher Gallenausscheidung 2 g Cholesterin ab¬ 
geschieden werden. Aus diesem Grunde ist die Annahme berechtigt, daß das 
Gallencholesterin entweder mit den Gallensalzen im Darm resorbiert wird oder 
irgendwo der Zersetzung unterliegt. Brahm . 


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854 


Referate. 


1965) Dor6e, Charles u. Gardner, J. A. Der Ursprung und das Schicksal 
des Cholesterins. II. Teil. Die Ausscheidung des Cholesterins durch den Hund. 

(Proc. Royal Soc. London 80. Serie B. 227—39. 14/5. London. Univ. 

Phys. Lab.) 

Im Anschluß an die Versuche bei Herbivoren (siehe vorstehendes Referat ) 
stellten Verfasser bei Camivoren Versuche an, ob das in deren Faeces häufig 
aufgefundene Cholesterin aus dem Organismus stammt oder von deren Nahrung. 
Als Versuchstiere dienten Hunde. Die Untersuchungen ergaben, daß nicht die 
ganze Cholesterinmenge, die in der Galle enthalten ist, in den Faeces auftritt. 
Entweder müßte das Cholesterin zerstört werden, eine Annahme, die im Hinblick 
auf die feste Konstitution dieses Körpers unwahrscheinlich ist, oder das Cholesterin 
muß mit den Gallensalzen zusammen im Darm resorbiert werden. Wie weit die 
gefundenen Cholesterinmengen durch die Nahrung bedingt werden, läßt sich 
zurzeit nicht entscheiden, da zu wenige Untersuchungen über den Cholesterin* 
gehalt der verschiedenen Nahrungsmittel vorliegen. In einem Falle wurde Schaf- 
him verfüttert und Koprosterin in den Faeces in erheblichen Mengen gefunden, 
die ohne Frage aus dem Cholesterin des Hirnes sich ableiteten. 

Verfasser nehmen an, daß das Cholesterin im Darm durch Bacterien in 
Koprosterin umgewandelt wird. Ob das Nahrungscholesterin zusammen mit dem 
Gallencholesterin von den Därmen resorbiert wird, konnte durch die Versuche 
nicht nachgewiesen werden. Erahnt. 

1966) Harden, Arthur u. Young, John William. Die Wirksamkeit der 

Phosphate bei der G&rung der Glucose durch Hefepreßsaft. HI. Teil. (Proc. 
Royal Soc. London. Serie B. 80. 299—311. 23/6. Lister. Inst, of Preventive 

Medicine. Biochemie. Lab.) 

Im Anschluß an eine frühere Arbeit (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 
77. 405) konnten Verfasser feststellen, daß durch Zusatz von Phosphaten zu einer 
gärenden Mischung von Glucose und Hefepreßsaft nicht nur zeitlich eine Be¬ 
schleunigung der Gärung, sondern auch eine gesteigerte Gesamtgärung bedingt 
wird. Die letztere Wirkung wird durch die Tatsache bedingt, daß das Hexose- 
phosphat, das sich im ersten Teil der temporären Beschleunigung bildet, durch 
ein Ferment ununterbrochen gespalten wird, wobei freie Phosphate entstehen, 
die durch den Eintritt in die Reaktion die gesteigerte Gärung bedingen. Die 
Anwesenheit von Phosphaten scheint für die Gärung der Glucose durch Hefe¬ 
preßsaft erforderlich zu sein. Die Reaktion verläuft im Sinne der nachstehenden 
Gleichung: 

2 CgH^Oß 4" 2 R 2 HPO 4 = 2 CO 2 4* 2 C 2 HgO CjHio04(P04R2)2 “4" 2 HjO, 
jedoch nur bei Gegenart von Ferment und Coferment, da Phosphate allein beim 
Fehlen des Coferments unwirksam sind. Das bei der Reaktion enstehende Hexose- 
phosphat zerfällt wie folgt: C 6 H 10 O 4 (PO 4 R 2)2 + 2 H 2 0 = C 6 H 12 Ö 6 + 2 R 2 HP0 4 . 
Der Zeitpunkt des Einsetzens dieser letzten Reaktion bestimmt den Verlauf der 
Glucosegärung durch Hefepreßsaft. Für die Phosphat Wirkung konnte eine Optimal- 
konzentration festgestellt werden. Erahnt . 

1967) Boos, William F. Der reduzierende Bestandteil der Hefenucleins&ure. 

fjourn. of Biol. Chem. 5. 469—75. Febr. 1909. Massachusetts General Hospital 
Physiolog.-chem. Lab.) 

Zur Identifizierung des bei der Hydrolyse der Hefenucleinsäure entstehenden 
reduzierenden Körpers zerlegte Verfasser 25,0 hefenucleinsaures Cu mit 1 proz. 
H 2 S0 4 auf dem Wasserbade. Die Zersetzung der Nucleinsäure wurde durch 
ammoniakalische AgN0 3 -Lösung kontrolliert. Das Cu wurde durch H 2 S entfernt, 
das eingedampfte Filtrat in einer Flasche mit frisch gefälltem Silberoxyd ge¬ 
schüttelt, bis in der überstehenden Flüssigkeit Ag nachweisbar ist. Die Lösung 
ist mit H 0 SO 4 schwach sauer zu erhalten. Der entstandene Basenniederschlag 
wird entfernt, und der Niederschlag gut ausgewaschen. Durch H 2 S ward Ag 
entfernt, und das Filtrat bei geringer Hitze auf dem Wasserbade konzentriert. 
Durch BaO wird die vorhandene H 0 SO 4 und die durch Zersetzung der Nuclein¬ 
säure entstandene H 3 PO 4 entfernt. Durch Alkohol wird aus der alkalischen 


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Referate. 


855 


Flüssigkeit ein Körper von unbekannter Zusammensetzung ausgefällt, während 
die reduzierende Substanz in Lösung bleibt. Durch H 2 S0 4 wird der Baryt, durch 
Bleioxyd die H 2 S0 4 und durch H 2 S der Überschuß von Pb entfernt, das Filtrat 
durch Tierkohle entfärbt und über H 2 S0 4 konzentriert. Durch Lösen in 75proz. 
Alkohol wurde die reduzierende Substanz gereinigt und über H 2 S0 4 schließlich 
in Form eines Sirups gewomien. Die reduzierende Kraft wurde durch Fehling - 
sehe Lösung bestimmt, wobei sich ergab, daß reine Glucose den 4 l j 2 fachen redu¬ 
zierenden Wert hat als der Sirup. Die spezifische Drehung des Körpers ist 
[oJd 28 = —49,47°. Die Phenylhydrazinverbindung stellt feine, gelbe Nadeln 
oder Rosetten dar, unlöslich in kaltem Wasser, sehr wenig löslich in heißem 
Wasser, leicht löslich in heißem, verdünntem Alkohol. F. 164°. Die Verbindung 
ist sehr unbeständig und verharzt durch Luftzutritt. Die Benzylphenylhydrazin¬ 
verbindung stellt gelblichgrüne Nadeln dar. F. 114°. Unlöslich in heißem und 
kaltem Wasser, schwerlöslich in kaltem Alkohol, leicht löslich in heißem Alkohol 
und Äther. Die Benzylphenylhydrazinverbindung ist sehr beständig, |/?]d 23 = 
— 62,50°. Aus der Kohlenwasserstoffbestimmung ist nicht mit Sicherheit der 
Schluß zu ziehen, daß eine Pentose vorliegt. Brahm. 

1968) Takeuchi, T. Das Vorkommen von Urease in höheren Pflanzen. (Joum. 
Coli. Agric. Tokyo 1. 1—14. 16/6.) 

Bei der Untersuchung der ruhenden und keimenden Samen der Sojabohne 
(Glycine hispida) konnte Verfasser die Anwesenheit einer kräftig wirkenden 
Urease feststellen, die leicht durch Wasser extrahiert werden kann. Dieselbe 
wirkt nur auf Harnstoff ein, und nicht auf verwandte Verbindungen. Die Urease 
kann zum Nachweis selbst von Spuren von Harnstoff in verschiedenen Organen 
oder Säften benutzt werden. Ein wässeriger Extrakt von Sojabohnen wird unter 
Zusatz von Phenolphthalein mit der zu prüfenden Substanz bei Zimmertemperatur 
angesetzt. Auch konnte festgestellt werden, daß aus frischem Ham in großen 
Mengen NH 3 freigemacht wird. Brahm , 

1969) Takeuchi, T. u. Inouye, R. Das Vorkommen eines aus Aminosäuren 
Ammoniak freimachenden Enzyms in der Seidenraupe. (Joum. Coli. Agric. 
Tokyo 1. 15—20. 16/6.) 

Bei der Untersuchung der Seidenraupe (Bombyx mori) gelang es Verfassern, 
ein neues Enzym aufzufinden. 100 ccm Preßsaft aus den zerriebenen Schmetter¬ 
lingen wurden mit absolutem Alkohol und Äther auf 600 ccm aufgefüllt. Der 
grauweiße Niederschlag wurde nach 16 Stunden abfiltriert und vom Alkohol 
befreit. Das erhaltene Pulver gab schwache Biuretreaktionen. Es ließ sich fest¬ 
stellen, daß durch dieses Enzym aus Asparagin N in Gestalt von NH 8 freigemacht 
wird, während aus anderen Aminosäuren NH 8 nur in Spuren oder gar nicht 
freigemacht wurde. 

1970) Pfenninger, Urs. Untersuchung der Früchte von Phaseolus vulgaris 
L. in verschiedenen Entwicklungsstadien. Vorläufige Mitteilung. (Ber. Dtsch* 
Botan. Ges. 27. 227—34. 24/6. Zürich. Eidgen. Polytechn. Agrikult. ehern. Lab.) 

Bei der Untersuchung der Früchte von Phaseolus vulgaris in verschiedenen 
Entwicklungsstadien konnte Verfasser nach weisen, daß während der Entwicklung 
der Früchte aus den Hülsen Stickstoffverbindungen in die reifenden Samen über¬ 
gegangen sind. Besonders sind es nichtproteinartige N-Verbindungen, die den 
Samen Zuströmen und zur Proteinsynthese dienen. Auch N-freie organische 
Stoffe wandern aus den Hülsen in die Samen. In den Hülsen konnte an nicht¬ 
proteinartigen Stoffen im ersten und zweiten Entwicklungsstadium, Asparagin, 
Tyrosin, Arginin, Leucin und Lysin nachgewiesen werden. Außerdem fanden 
sich Nucleinbasen, Allantoin, Cholin und Trigonellin. Während des Reifens fand 
in den Samen von Phaseolus vulgaris eine Abnahme der absoluten Qualität von 
Nichtproteinstickstoff nicht statt, es trat sogar eine Zunahme ein. Brahm. 

1971) Suzuki, U., Yoshimura, K. u. Inouye, R. Hydrolyse der wilden Seiden: 
Antheraea Peryni Guör. (Sakusan), Antheraea Yamamai Guör. (Yamamai) und 
Caligula Japonica Moore (Kuriwata). (Joum. Coli. Agric. Toky 1. 59—75. 16/6.) 


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856 


Referate. 


Bei der Totalhydrolyse von drei wilden Seidenarten, der Sakusan, Yaraamai 
und Kuriwata, wurden nachstehende Zahlen erhalten, auf 100,0 Trockensubstanz 
berechnet: 





Sakusan 

Y amamai 

Kuriwata 



i 

(roh) 

(roh) 

(entleimt) 

Glykokoll .... 


l 

5.7 

6,3 

1 

; 7,7 

Alanin. 


• . !l 

4,8 

7,2 

1 15,3 

Leucin. 



1,2 

1 ,3 

7,95 

Phenylalanin . 



— 

+ 

+ 

Prolin. 


. . 1 

+ 

+ 

\ Akt. 4,0 
|Rac. 0,2 

Glutaminsäure . . . 



+ 

o,6 

5 

Asparaginsaure 


. . 

LO 

1,0 

0,20 

Cystin. 



— 

— 

— 

Serin. 



? 

? 

3 

Oxyprolin .... 



— 

— 

— 

Tyrosin. 



L4 

2,0 

5,5 

Histidin. 



2 ,7 

1,6 

1,01 

Arginin. 



3,i 

3,8 

L74 

Lysin. 



+ ? 

7,4 

2 ,43 

Tryptophan . . . 



— 


— 

Ammoniak .... 



o,6 

o,8 

o,8 

Valin. 





— 

Glucosamin . . . 

. 

• • i 

— ] 

— 

— 


Die verschiedenen Seidenarten zeigten nachstehende chemische Zusammen¬ 
setzung : 





! 

Sakusan 

Yamamai 

Kuriwata 

Wasser. 




>3.>6 

11,29 

11,71 

Trockensubstanz . . 


• • 


86,84 

88,71 

88,29 


In 100 Teilen Trockensubstanz sind enthalten: 


Asche. 

In heißer konz. HCl löslich . 
In kalter konz. HCl unlöslich 

Gesamt-N. 

In konz. HCl löslicher S . 

In konz. HCl unlöslicher N . 


2,92 

4J3 

1 3,83 

92,21 

97,07 

88,34 

7.79 

2 ,93 

11,66 

18,87 

17,83 

1^,73 

•6,39 

17,26 

15,77 

2,48 

0,47 

0,96 


In 100 Teilen Gesamt-N finden sich: 


In heißer konz. HCl löslicher N 

Darunter Ammoniak-N. 

Durch Phosphorwolframsäure fällbarer N 

N in anderer Form. 

In heißer konz. HCl unlöslicher N . . 


86,87 

97,34 1 

94,26 

2,52 

3,85 

4,08 

i3,n 

19,44 

•5.54 

7L 2 4 

74,05 j 

74.64 

I3,i3 

2,66 

5,75 


Einzelheiten sind im Original einzusehen. 


Br ahm. 


1972) Bayliss, W. M. Die Eigenschaften von kolloidalen Systemen. L Der 
osmotische Druck von Congorot und einiger anderer Farbstoffe. (Proc. Royal 
Soc. London. Serie B. 81. 269—86. 8./7. London Univ. College. Physiolog. 
Lab.) 

Obgleich Congorot ein Kolloid in dem Sinne darstellt, daß es nicht durch 
Pergamentpapier passiert, auch sonstige kolloide Eigenschaften aufweist, läßt 
sich doch ein osmotischer Druck nachweisen, der einem solchen entsprechen 
würde, wenn eine echte Lösung in einzelnen Molekeln vorhanden wäre. Die 
Lösungen lassen sich nicht in einzelne Partikeln auflösen. Der theoretische 
osmotische Druck läßt sich nur erhalten bei völliger Abwesenheit von Elektro¬ 
lysen. Schon die in destilliertem Wasser enthaltene C0 2 genügt, um ein merk- 


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Referate. 


857 


liches Sinken des osmotischen Druckes herbeizuführen. Die Elektrolyte wirken 
in der Weise, daß eine Zusammenlagerung von Molekülen zu Partikeln erfolgt. 
Es ist gleich, ob Säuren, Alkalien oder Neutralsalze vorliegen. Verfasser folgert 
aus seinen Versuchen, daß kolloidale Partikeln die kinetische Energie von 
Molekeln besitzen. Einzelheiten, besonders die benutzte Apparatur, sind im 
Original einzusehen. Brahm. 

1973) Suzuki, U., Yoshimura, E. u. Fuji, S. Über die Eiweißstoffe aus 
Reissamen. (Journ. Coli. Agric. Tokyo 1. 77—88. 16/6.) 

Bei der Totalhydrolyse des aus kleiefreiem Reis (Hakumai) und Reiskleie 
(Nuka) gewonnenen Eiweißes wurden nachstehende Zahlen erhalten: 


j| Reis 

Kleie 

■ 

Reis 

Kleie 

Glykokoll . . 

. . vorhanden ? 

_ 

Serin. 



Alanin .... 

. . 3,7 

— 

Tyrosin. 

o ,5 

o ,3 

Valin .... 

. . ? 

— 

Cystin. 

— 


Leucin .... 

• • 14,3 

8,6 

Lysin. 

o,86 

— 

Prolin .... 

• • i 3,3 

— 

Histidin. 

o,81 

o,88 

Phenylalanin . 

. . 2,0 

— 

Arginin. 

i,6o 

3,40 

Asparaginsäure 

■ • : 0,4 

— 

Ammoniak .... 

2,33 

M 3 

Glutaminsäure 

• • Ü 14,5 

4,7 

Tryptophan . . . . i 

| — 

— 


Die Eiweißprodukte wurden nach der Ritthausenschen Methode aus mit 
Äther extrahiertem Ausgangsmaterial gewonnen. Das feingepulverte Material 
wurde mit 0,2proz. NaOH maceriert, nach 24 Stunden koliert, das Filtrat mit 
verdünnter Essigsäure schwach angesäuert und der Niederschlag mit Wasser, 
Alkohol und Äther ausgewaschen. Durch Auflösen in NaOH und nochmaliges 
Fällen wurde das Produkt gereinigt. Brahm . 

1974) Suzuki, U. u. Yoshimura, K. Über die Extraktivstoffe im Fisch¬ 
fleische. (Joum. Coli. Agric. Tokyo 1. 21—58. 16/6.) 

Verfasser untersuchten im getrockneten und frischen Zustande das Fleisch 
nachstehender Fische: Katsuo (Bonito, Gymnosarda pelamis), Lachs (Onchochyn- 
chus keta), Mazuro (Thynnus thynnus), Ise-ebi (Hummer, Palinurus sp.), Ika 
(Ommastrephes sp.), Unagi (Süßwasseraal, Anguilla fluviatilis) und fanden darin 
nachstehende Extraktivstoffe: 



Bonito 

Mazuro 

Lachs 

Hummer 

Ika 

Aal 

getrocknet 

frisch 

frisch 

frisch 

frisches 

Fleisch 

frische 

Schale 

getrocknet 

frisch 






f3,3 




Arginin. 

_ 

— 

— 

— 

{2.85 









(0,66 




Lysin. 

— 

— 

— 

— 


0,42 



Histidin. 

i5,o 

i,7 

4,7 

Spur 

Spur 

Spur 



Xanthin. 

Spur 








Hypoxanthin. 

o,74 


— 

0,28 





Car nosin. 

3 , 6 o 


2,0 

o,55 




0,67 

Kreatin. 

Spur 

i.o 

3,o 

3,2 

— 

— 


0,65 

Kreatinin. 

— 


— 

— 

— 

— 



Taurin. 









Leucin. 



— 

— 

2,3 

Spur 

17,4 


Tyrosin. 



— 

— 

1,36 

Spur 

L 3 


Alanin. 



Spur 

0, IO 

0,60 

Spur 



<f-Aminovaleriansäure . . . 







20,8 


Prolin. 





Spur 

Spur 




Die Zahlen sind auf 1 kg trockenes oder frisches Fleisch berechnet. Einzel 
heiten sind im Original ersichtlich. Brahm. 


U. F. IV. Jftbrff. öo 


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858 


Referate. 


1975) Robertson, Brailsford T. Die Brechungsindices von Casein&tlösungen 
und die S&ure- und Alkaliäquiv&lente des Gaseins. (Joum. of Physical Chem. 
13. 469—89. Juni. California Univ. Rudolph Spreckels Physiolog. Lab.) 

Verfasser folgert aus seinen Untersuchungen, daß der Unterschied der 
Brechungsindices zweier Caseinatlösungen, die sich nur durch ihren Caseingehalt 
unterscheiden, dem Unterschied im Prozentgehalt an gelöstem Casein pro¬ 
portional ist und durch die Gleichung: n — «j = aXc ausgedrückt werden 
kann, n ist der beobachtete Brechungsindex der Lösung, c der Caseingehalt 
derselben in Prozenten, n x und a sind Konstanten. Mit Hilfe dieser Gleichung 
läßt sich die Caseinkonzentration einer Lösung ziemlich genau bestimmen. Die 
Abweichungen betragen 2 °/ 0 . Die Änderung des Brechungsindex einer Lösung 
einer Base, die mit einer bestimmten Menge Casein zusammengebracht wird, ist 
unabhängig von der Konzentration der Base. Beträgt das Volumen 100 ccm und 
die Menge des Caseins 1 , 0 , so ändert sich der Brechungsindex um 0.00152. 
Diese Änderung ist für ein bestimmtes Volumen und eine bestimmte Menge 
Casein sowohl bei Gegenwart von HCl- oder Basenlösungen gleich. Die Änderung 
des Brechungsindex, die durch Zusatz von Casein zu einem bestimmten Volumen 
einer Alkalilösung hervorgebracht wird, ist zwischen 20 und 40° konstant. Bei 
der Bestimmung des Salzsäureäquivalents von Casein, d. h. derjenigen Säure¬ 
menge, die nötig ist, um 1,0 g Casein aufzulösen, konnte Verfasser für Lösungen, 
die l,2o°/o Casein enthielten, feststellen, daß 1 g Casein ungefähr 32 X 10 ~ 5 
Grammäquivalentmolekeln HCl benötigt. Casein löst sich in alkalischer Lösung 
erst rasch, dann langsamer, und von dem Moment an, wenn die Lösung gegen 
Lackmus neutral reagiert, lösen sich weitere Mengen äußerst schwer. Bei der 
Bestimmung des NaOH-Äquivalents in 2 proz. Caseinlösung fand Verfasser, daß 
1,0 g Casein zur Sättigung der Base 11,4 X 10~ 5 Grammäquivalentmolekeln 
NaOH benötigt. Das Lithiumäquivalent entspricht dem NaOH-Äquivalent. Einzel¬ 
heiten sind im Original nachzulesen. Brahm. 

1976) Grüß, J. Capillaranalyse einiger Enzyme. II. (Ber. Dtsch. Botan* 
Ges. 27. 313—19. 2Ö./7.) 

Im Anschluß an frühere Untersuchungen (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 26 a. 
627—30) konnte Verfasser mit Hilfe der Capillaranalyse im Zellsaft von Pteris 
aquilina eine Cytokoagulase nach weisen. Die günstigste Temperatur für die 
Cytokoagulasewirkung wurde bei 28—30° gefunden. Brahm. 

1977) Rettger, L. J. Die Koagulation des Blutes. (Amer. Journ. Physiol. 

24. 406—35. 1./7. Johns Hopkins Univ. Physiol. Lab.) 

Auf Grund eingehender Untersuchungen kommt Verfasser zu dem Ergebnis, 
daß die Blutkoagulation wahrscheinlich kein fermentativer Prozeß ist. Durch 
quantitative Feststellungen über die Menge des entstehenden Fibrins ließ sich 
eine direkte Proportionalität zwischen dem Fibrinogen und dem Thrombin nach- 
weisen, die einer chemischen Bindung zwischen zwei Körpern gleichkommt. 
Auch spricht die Beständigkeit einer wässerigen proteinfreien Thrombinlösung 
gegen Siedetemperatur nicht für die Anwesenheit eines katalytischen Ferments. 
Der Umstand, daß sich Thrombin aus Proteinlösungen, wie z. B. Serum, das 
durch Stehen inaktiv geworden ist oder auf 60° erhitzt ist, wiedergewinnen läßt, 
läßt sich in gleichem Sinne verwerten. Diese Auffindung des Thrombins beruht 
sicher auf der Dissoziation desselben aus einer Verlandung mit einem anderen 
Eiweißkörper als dem Fibrinogen. Verfasser widerlegt im einzelnen die von 
Schmidt für die Fermentnatur des Fibrinferments angeführten Tatsachen. Die 
Anwesenheit eines Proferments oder eines Thrombogens im Blut konnte nicht 
bestätigt werden. Das Vorkommen von Kinase oder Koagulin in den ver¬ 
schiedenen Geweben ist unwahrscheinlich. Absolut blutfreie Gewebsauszüge 
bewirken keine Koagulation. Die Substanz, welche die Blutgerinnung bedingt, 
ist das Thrombin. Dasselbe leitet sich von geformten Elementen des Blutes ab 
und ist in diesem Stadium inaktiv. Die Eigenschaft, als blutgerinnendes Agens 
zu wirken, scheint durch den Eintritt von minimalen Mengen von Ca-Salzen in 
den Molekularkomplex bewirkt zu werden. Ein Antithrombin kann künstlich 


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Referate. 


859 


durch Injektion von aktivem Thrombin nicht gebildet werden, doch enthält das 
Serum Substanzen, wahrscheinlich Eiweißkörper, die das Thrombin absättigen. 
Vielleicht erklärt sich so das Flüssigbleiben des zirkulierenden Blutes. Verfasser 
hielt es auf Grund seiner Arbeiten nicht für notwendig, die Existenz einer Kinase 
bei der Blutgerinnung anzunehmen. Er glaubt, daß das Prothrombin durch Ca- 
Salze aktiviert wird, das gebildete Thrombin verbindet sich quantitativ mit dem 
Fibrinogen und bildet Fibrin. Den Einfluß von Oxalaten und Fluoriden erklärt 
Verfasser derart, daß durch dieselben die Ca-Salze entfernt werden. Durch 
Oxalate wird das Ca gefällt, während bei Anwendung von Fluoriden das Ca in 
Lösung bleibt. Durch Dialyse oder starke Verdünnung läßt sich Thrombin 
wiedergewinnen. Ein Überschuß von Ca-Salzen koaguliert auch Blut mit Oxalat¬ 
zusatz. Einzelheiten sind im Original einzusehen. Brahm. 

1978) Kiesel, Alexander. Ober fermentative Ammoniakabspaltung in 
höheren Pflanzen. (Aus dem pflanzenphysiol Lab. der Univ. zu Moskau. (Ztschr. 
f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 453—459.) 

Im Gegensatz zu anderen Forschern kann Verfasser eine autolytische sekun¬ 
däre Desamidierung der Aminosäuren in höheren Pflanzen nachweisen oder doch 
sehr wahrscheinlich machen. Es findet bei der Autolyse starke Ammoniak¬ 
bildung statt, die weder durch primären Eiweißzerfall, noch durch Abspaltung 
von Amidstickstoff gedeckt wird. Das NH 3 muß noch eine andere Quelle haben, 
für welche zuerst die Aminosäuren in Frage kommen. Ob bei diesem fermen¬ 
tativen Desamidierungsprozeß auch Oxydationsvorgänge mitspielen, bleibt zu¬ 
nächst noch fraglich. Dohm. 

1979) Kiesel, Alexander. Autolytische Argininzersetzung in Pflanzen. Aus 

dem planzenphysiol. Lab. der Univ. zu Moskau. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 60, S. 460—461.) 

Im ausgepreßten Safte grüner 2-wöchentlicher Keimpflanzen von Lupinus 
luteus konnte eine oxydative Spaltung des Arginins nachgewiesen werden. Im 
Gegensatz zur Kontrolle enthielt die autolysierte Portion kein Arginin mehr. 
Eine Fällung ließ auf Guanidin schließen. Dohm. 

1980) Letsche, E. Einige Bemerkungen über Glykocholsäure und Para- 
glykocholsäure. Aus dem physiol.-chem. Inst, der Univ. Tübingen. (Ztschr. f. 
physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 462—475.) 

Nach der Methode von Hüfner läßt sich leicht eine Glykocholsäure ge¬ 
winnen. Wird die Säure aus H a O umkristallisiert, so geht hierbei nur ein Teil 
in Lösung, der Rest ist übergegangen in Paraglykocholsäure. Auch bei Erhitzen 
der Glykocholsäure auf 115° entsteht die Paraform. Durch Kochen einer hei߬ 
gesättigten Lösung wird keine Umwandlung herbeigeführt, vielmehr stellt diese 
Lösung gegenüber der Parasäure die begünstigte Form dar. Gießt man zu der 
in Alkohol gelösten Paraform viel H 2 0, so tritt Trübung ein und allmähliches 
Auskristallisieren der Glykocholsäure. Diese Rückverwandlung in die normale 
Säure tritt nicht bloß beim Lösen, vielmehr schon beim Übergießen mit H a O 
ein. Beide Säuren sind »physikalische Isomere«. Die Glykocholsäure ist poly¬ 
morph. Der Schmelzpunkt der Glykocholsäure hängt von der Art des Erhitzens 
ab, indem die Säure durch die Temperaturerhöhung teilweise in die Paraform 
übergeführt und je nach der Menge dieser Umwandlung der Zersetzungspunkt 
höher oder niedriger gelegt wird. Dohm. 

1981) Ackermann, D. Über die Entstehung von Fäulnisbasen. Aus den 

physiol. Inst, zu Marburg und Würzburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, 
S. 482—501.) 

Regelmäßig fanden sich bisher bei der Eiweißfäulnis die Basen Penta- und 
Tetramethylendiamin und die <V-Aminovaleriansäure. Da diese Körper im Eiweiß 
nicht vorgebildet sind, mußten sie während der Fäulnis aus Eiweißspaltungs¬ 
produkten entstehen, deren Konstitutionsformel derjenigen der in Frage stehenden 
Körper möglichst ähnelte. Verfasser wiederholt zunächst die Versuche von 
Ellinger, der bei der Fäulnis des Lysins Pentamethylendiamin beobachtet hatte. 

55* 


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860 


Referate. 


Es gelang nicht die Base zu erhalten. Auch das Tetramethylendiamin aus dem 
Ornithin zu erhalten, war nicht möglich. Verfasser sucht darauf in anderen Ei¬ 
weißspaltungsprodukten die Muttersubstanzen der Fäulnisbasen. Asparaginsäure 
und Glutaminsäure wurden bei der Fäulnis stark angegriffen, während auf Alanin 
und Glykokoll die Fäulnisbacterien nur wenig einwirkten; Fäulnisbasen ließen 
sich nicht auffinden. Da möglicherweise zur regulären Bildung der Basen und 
der d-Aminovaleriansäure das Vorhandensein von ungespaltenem Eiweiß un¬ 
erläßlich oder wenigstens von solchen Eiweißabbauprodukten, die noch nicht in 
die einfachsten hydrolytischen Komponenten aufgespalten sind, so spaltet Ver¬ 
fasser Casein durch Kochen mit Säure völlig, beseitigt die Säure und läßt die 
ganze Summe der so erhaltenen Eiweißkomponenten faulen. Es fanden sich 
beim Aufarbeiten Penta- und Tetramethylendiamin, sowie die d-Aminovalerian- 
säure. Wird aus dem Casein nach der Hydrolyse das Arginin entfernt und dann 
das lysinreiche Spaltungsgemisch der Fäulnis ausgesetzt, so fand sich nur Penta¬ 
methylendiamin. Es ist also der Beweis erbracht, daß die Fäulnis sämtlicher 
Eiweißspaltungsprodukte die drei Basen ergibt, dagegen nur Pentamethylen¬ 
diamin, ohne Tetramethylendiamin und d-Aminovaleriansäure, wenn man von den 
Proteinsubstanzen das Arginin vorher entfernt; daß das Arginin die Muttersubstanz 
des Tetramethylendiamins und der d-Aminovaleriansäure ist; daß das Pentamethylen¬ 
diamin aus dem Lysin stammt. Dohrn . 

1982) Kiesel, Alexander. Über das Verhalten des Asparagins bei Auto¬ 
lyse von Pflanzen. Aus dem pflanzenphysiol. Lab. der Univ. zu Moskau. (Ztschr. 
für physiol. Chem. 1909, Bd. 60, S. 476—481.) 

Wie Leberbrei fähig ist eine Ammoniakabspaltung vom Asparaginmolekül 
zu bewirken, so lassen auch junge Keimpflanzen von Vicia Faba bei der Auto¬ 
lyse einen Asparaginzerfall erkennen. Das in Frage kommende Enzym läßt 
sich nicht durch Alkohol ausfällen und isolieren. Dohm. 

1983) Lawrow, D. Zur Kenntnis der Koagulosen. (IV. Mittig.) Aus dem 
pharmakol. Inst, der Univ. Jurjew. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 60, 
S. 520-532.) 

Bei der peptischen Verdauung des Caseins aus Kuhmilch wurde eine Reihe 
koagulosogener Substanzen erhalten, die man in zwei Hauptgruppen teilen kann, 
nämlich koagulosogene Substanzen vom Typus der Albumosen resp. albumose- 
ähnlicher Substanzen und koagulosogene Substanz vom Typus der Polypeptide, 
die fast gar keine Basen enthalten. Aus den angegebenen Substanzen gingen 
Koaalbumosen und Koapeptide hervor. Die koagulosogenen Substanzen der einen 
wie der anderen Gruppe weisen in den Grenzen einer und derselben Gruppe 
eine bedeutende Mannigfaltigkeit auf, wie z. B. hinsichtlich des Stickstoffgehaltes. 
Die Frage nach der chemischen Individualität der Koagulosen, die bei der in 
Rede stehenden Verdauung erhalten werden, ist selbstverständlich vollkommen 
offen. Dohrn . 

1984) v. Hofmann, Karl. Untersuchungen über das menschliche Sperma. 

(Fol. urolog. 1909, Bd. 4, Nr. 2.) 

Im menschlichen Sperma findet sich ein Protamin, das bei der Spaltung 
Arginin, vielleicht auch Lysin liefert. Genaue Konstitution wurde nicht fest¬ 
gestellt. Im Alkoholextrakt des menschlichen Spermas wurde Cholin und Tri¬ 
methylamin nachgewiesen, im Ätherextrakt fand sich außer Lecithin und 
Cholesterin nur Ölsäure. Negativer Ausfall der Reaktion mit Ammonmolybdat 
schließen das Vorhandensein von Sperma aus. Pincussohn . 

1985) Werbitzki, F. W. Zur Theorie der W&rmeregulierung. (Arch. f. 
Anatomie und Physiol., physiolog. Abt. 1909, H. 1.) 

Wasser von Körpertemperatur innerlich zugeführt, übt auf den kutanen 
Wärmeumsatz keinen Einfluß aus. Kaltes Wasser, innerlich eingenommen, setzt 
die Wärmeabgabe ^les Organismus bedeutend herab, heißes Wasser steigert den 
Wärmeverlust des Organismus. Veränderungen der Wärmeproduktion unter 
diesen Verhältnissen sind augenscheinlich unmöglich und ausschließlich mit der 


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Referate. 


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Erregung der Temperatumerven der Haut verknüpft. Infolgedessen bewirkt 
hochgradige Störung des Temperatursinnes der Haut eine bedeutende Störung 
der Wärmeregulierung. Die Regulierung der Wärmeproduktion ist anscheinend 
ausschließlich ein reflektorischer Akt; eine automatische Erregung der ent¬ 
sprechenden Centren durch das zufließende, erwärmte oder abgekühlte Blut 
findet nicht statt. Pincussohn . 

1986) Boas, Kurt. Über den Wert der Sublimatreaktion des Adrenalins. 

(Ztbl. f. Physiol. 1909, Bd. 23, Nr. 8.) 

Polemik gegen Comesatti. Pincussohn . 

1987) Fröhlich, Alfred. Eine neue physiologische Eigenschaft des d-Supra- 
renins. (Ztbl. f. Physiol. 1909, Bd. 23, Nr. 8.) 

Durch intravenöse Injektion von d-Suprarenin kann bei Hunden und Katzen 
ein Zustand herbeigeführt werden, in dem der Blutdruck der Tiere durch nach¬ 
folgende Injektion verhältnismäßig großer Dosen von 1-Suprarenin (ebenso durch 
käufliches Suprarenin oder Adrenalin Parke, Davis u. Co.) sich nicht mehr 
ändert. 

Diese Versuche stehen in Parallele mit den Ergebnissen von Abderhalden 
und Slavu, daß Mäuse durch d-Suprarenin gegen die toxische Wirkung des 
1-Suprarenins geschützt werden können. Pincussohn . 

1988) Scheunert, Arthur u. Gottschalk, Arthur. Beitrag zur Lehre von 
der Speichelsecretion. (Ztbl. t. Physiol. 1909, Bd. 23, H. 8.) 

Während die meisten Untersuchungen über die Speichelsecretion am Fleisch¬ 
fresser (Hund) ausgeführt wurden, legten Verfasser beim Pferd eine Parotisfistel 
nach Pawlow an. Der Parotissaft war stets alkalisch, in den ersten 1—2 Minuten 
trübe, dann klar; beim Stehen trat unter Freiwerden von Kohlensäure Abscheidung 
von kohlensaurem Kalk auf. Es vergingen nach der Futteraufnahme und dem 
Anfang des Kauens stets einige Sekunden, bis Speichel abgesondert wurde* 
Eine psychische Secretion fehlte oder war wenigstens sehr wenig ausgeprägt. 
Eine gewisse Regelmäßigkeit der Zusammensetzung fand sich je nach der 
Nahrung; im allgemeinen war sie sehr variabel. Die Menge des sezernierten 
Saftes war von der Nahrung abhängig. Es handelt sich in der Hauptsache um 
eine Verdünnungssecretion. Die Secretionsgeschwindigkeit nimmt mit der Dauer 
der Secretion ab. Die Zusammensetzung ändert sich im Laute der Secretion; 
zuerst findet sich ein hoher Gehalt an Trockensubstanz, weiterhin ein Abfall, 
sodann wieder eine Steigerung. Ähnlich ist es mit der Asche und dem Stick¬ 
stoffgehalt. Wirksame Speicheldiastase konnte im Fistelsecret mit Sicherheit 
nie nachgewiesen werden. Pinsussohn. 

1989) Brodie, F. G. u. Vogt, Hans. Der Gasaustausch im Dünndarm bei 
Resorption von Wasser und Salzlösungen. (Ztbl. f. Physiol. 1909, Bd. 23, Nr. 10.) 

Bei Tätigkeit trat Zunahme der Sauerstoffabsorption auf, die jedoch während 
einer Zwischenperiode geringen Abfall zeigte. Parallel erfolgte Änderung der 
Stromgeschwindigkeit des Blutes der Darmgefaße. Die Kohlensäureausscheidung 
dagegen war während der Versuchsdauer geringer als in der Ruhe. 

Pincussohn . 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

1990) Carpenter, Thome M. u. Benedict, Francis G. Stoffwechselunter¬ 
suchung am Menschen während der Arbeit an der Schreibmaschine. (Journ. 
of Biol. Chem. 6. 271—88. Juni. Boston, Mass. Carnegie Inst, of Washington. 
Nutrition Lab.) 

Verfasser berichten über Untersuchungen im Respirationscalorimeter bei 
Schreibmaschinenarbeit und konnten, wie aus den mitgeteilten Tabellen ersicht¬ 
lich ist, eine Steigerung der CO a -Ausscheidung, einen vermehrten O-Verbrauch 
und eine gesteigerte Wärmeproduktion nach weisen. Es wurden 1600 Worte pro 
Stunde geschrieben. Brahm, 


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Referate. 


1991) Punnett, R. G. Über die angebliche Beeinflussung des Geschlechtes 
durch Lecithin bei Kaninchen. (Proc. Cambridge Philos. Soc. 15. 92—93. 21 5. 
1909. Gonville u. Caius College.) 

Verfasser berichtet über Fütterungsversuche mit Lecithin an Kaninchen und 
konnte nachweisen, daß die von anderen Autoren behauptete Tatsache, Lecithin 
beeinflusse das Geschlecht der jungen Kaninchen, nicht zutrifft. Brahm. 

1992) Rosenbach, Otto« Untersuchungen über Golloide im normalen mensch¬ 
lichen Urin. (Diss. Göttingen 1909, 29 S.) 

1 . Der normale menschliche Urin enthält Colloide, welche auf die Gold¬ 
lösung Schutzwirkung ausüben. 2. Die Goldzahl dieser Colloide ist etwa 0,5—2,0. 
3. Die Colloide sind darstellbar: a) durch Dialyse, b) durch Ausschütteln mit 
Benzin, c) durch Fällen mit Alkohol (Salkowski). 4. Die Colloide gehören zur 
Gruppe der reversiblen oder hydrophilen Colloide. 5. Harnstoff, Harnsäure, 
Urochrom, Hippursäure, Hypoxanthin sind an der Schutzwirkung nicht beteiligt. 
6 . Nucleinsäure ist ein Schutzcolloid. 7. An der Schutzwirkung sind komplexe 
Kohlehydrate (N-haltiger Körper Salkowskis) beteiligt. Fritz Loeb. 

1993) Unterberg, Hugo. Der praktische Wert der funktionellen Nieren¬ 
untersuchungen bei chirurgischen Erkrankungen der Nieren. (Ztschr f. Urolog. 
1909, Bd. 3, H. 8.) 

Die Vergleichung der Gefrierpunkte beider Nieren gibt die wertvollsten Resul¬ 
tate, wenn dabei auch die Quantität berücksichtigt wird. Vergleichung der 
spezifischen Gewichte gibt nicht immer einwandsfreie Resultate, sie ist jedoch 
verläßlich, wenn das Urinquantum in Betracht gezogen wird. Bestimmung des 
Chloridgehaltes ist wesentlich, ergänzend kann die Bestimmung des Hamstoif- 
gehaltes benutzt werden. Bei der Phlorizinreaktion ist die Methode von 
Kapsammer ohne Wert. Bemerkt sei, daß durch Krankheiten, welche das Nieren¬ 
parenchym nicht lädieren (Steine) die Funktionsfähigkeit der Niere nicht beein¬ 
trächtigt wird. Im allgemeinen sind alle diese Methoden nur dann verwertbar, 
wenn die eine Niere ganz normalen Urin liefert. Sonst klären die Methoden 
naturgemäß nur darüber auf, welche Niere besser funktioniert, sie können eben 
nicht entscheiden, ob die besser funktionierende imstande Ist, auch die Arbeit 
der anderen zu übernehmen. Pittcussohti. 

1994) Tefik u. Ibrahim (Stambul). Beitrag zur Frage des Urobilins. (Ztschr. 
f. Urologie 1909, Bd. 3, H. 8.) 

Die Urobilinurie ist die Folge der Urobilinhämie. Enthält das Blut Bilirubin, 
selbst in kleinen Quantitäten, so geht es direkt in den Harn über; Umwandlung 
von Bilirubin in Urobilin in den Nieren findet nicht statt. Das Urobilin ist im 
Blute immer in geringerer Menge vorhanden: es erreicht niemals die im Harn 
beobachteten hohen Werte. Bei Urobilinurie geht das Urobilin, wenn auch in ge¬ 
ringer Menge, auch in die Transsudate über. Die Faeces enthalten stets Urobilin; 
die Menge im Darm nimmt von oben nach unten hin zu, während das Bilirubin 
entsprechend abnimmt: das Urobilin wird demnach aus dem Bilirubin gebildet 
und zwar nur im Darmkanal. Das Urobilin wird von der Pfortader absorbiert, 
und normal von der Leber retiniert, von da z. T. durch die Galle ausgeschieden, 
z. T. zu einer unbekannten Substanz umgeformt. In pathologischen Fällen ist 
entweder eine Funktionsunfähigkeit der Leber anzunehmen oder eine so große 
Zufuhr von Urobilin, daß sie von der normalen Leber nicht bewältigt werden 
kann. Pincussohn. 

1995) Davidsohn, Heinrich u. Friedemann, Ulrich. Untersuchungen über 
das Salzfieber bei normalen und anaphylaktischen Kaninchen. (Arch. f. Hygiene 
1909, Bd. 71, H. 1.) 

Durch subkutane Injektion von nur 5 ccm physiologischer Kochsalzlösung 
pro Kilogramm wurden bei normalen Kaninchen fast regelmäßig fieberhafte 
Temperatursteigerungen beobachtet. Bei intravenöser Zuführung ist die doppelte 
Menge nötig: auch dann tritt die Reaktion nicht regelmäßig auf. Bei intra- 


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Referate. 


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venöser Injektion unterscheiden sich leicht hypertonische und hypotonische Lö¬ 
sungen nicht von der physiologischen: sie wirken entsprechend ihrem absoluten 
Salzgehalt. Anaphylaktische Kaninchen sind gegen beide Arten der Einver¬ 
leibung viel empfindlicher. Auch nach intravenöser Injektion tritt die Reaktion 
regelmäßiger auf. Pincussohtt . 

1996) Le Brocq, G. N. Die als Ersatzmittel für Cocain empfohlenen Lokal- 
anästhetica. (Pharmacfcutical Joum. [4] 28. 673—74. 22/5. 1909. Cambridge. 
Pharmakol. Lab.) 

Bei vergleichenden Untersuchungen über die anästhetisierende Wirkung von 
Stovain, Novocain, Tropacocain, 0-Eucain, Alypin, ß-Eucainlactat, Niroanin, Holo- 
cain HCl, Acoin, Orthoform (neu) und Anästhesin konnte Verfasser feststellen, 
daß Novocain der geeignetste Ersatz für Cocain ist, da die anästhetische Wirkung 
dem des Cocains gleich ist, während die toxische Wirkung und die zerstörende 
Wirkung auf die Gewebe bedeutend herabgesetzt ist. Brahm . 

1997) Carpenter, Thorae M. u. Benedict, Francis G. Quecksilbervergiftung 
bei Menschen in dem Respirationscalorimeter. (Amer. Joum. Physiol. 24. 
187—202. 1/5. 1909. Boston. Massachusetts. Carnegie Inst, of Washington. Nutri¬ 
tion Lab.) 

Bei Untersuchungen, die Verfasser in einem mit Zirkulationsstrom ver¬ 
sehenen Respirationscalorimeter Vornahmen, bei welchem in das Ventilations¬ 
system Quecksilberreduktionsventile eingeschaltet waren, konnten bei einigen 
Patienten typische Vergiftungserscheinungen mit Temperatursteigerung be¬ 
obachtet werden, die durch mitgerissenen Quecksilberdampf verursacht waren. 

Brahm . 

1998) Carpenter, Thome M. u. Benedict, Francis G. Beobachtungen über 
den Stoffwechsel im Fieber. (Amer. Joum. Physiol. 24. 203—33. 1/5. 1909. 
Boston. Massachusetts. Carnegie Inst, of Washington. Nutrition Lab.) 

Ausführliche Untersuchungen über C0 2 -Ausscheidung, O-Verbrauch, Wasser¬ 
ausscheidung bei Fieber, die an Patienten, welche infolge von Quecksilber¬ 
vergiftung (s. vorst. Ref.) eine starke Temperatursteigerung zeigten, ausgeführt 
wurden. Brahm . 

1999) Biebes, Wilhelm. Eine neue Methode zur Bestimmung der Gerinnungs¬ 
zeit des Blutes. (Münch, med. Wschr., September 1909, Nr. 38.) 

Rieb es benutzt als Unterlage für die aufzufangenden Bluttropfen einen mit 
Wasser von bekannter Temperatur gefüllten heizbaren Objekttisch; die darin 
angebrachten sechs Hohlschliffe werden mit offizinellem Olivenöl gefüllt. Man 
läßt in einen (oder bei vergleichenden Bestimmungen in alle) Hohlschliff einen 
Bluttropfen fallen und fährt alle halbe Minute mit einem feinen Draht von unten 
her in der Mitte durch einen Tropfen; bei normalem Blut und bei 20° hebt man 
dann nach 12—14 Minuten ein Gerinnsel über das Ölniveau heraus. Die Bürker- 
sche Methode läßt nach ca. 7 Minuten gerinnen; die scheinbare Verzögerung 
liegt an dem Auffangen in öl, das die bei allen andern Methoden vorhandenen 
gerinnungsbeschleunigenden Momente vermeidet. M . Kaufmann . 

2000) Schümm, 0. u. Hegler, C. (unter Mitwirkung von Frau Meyer-Wedel). 
Ueber die Brauchbarkeit der sogenannten »Pancreasreaktion« nach Cammidge. 

Aus der Direktorialabteilung und dem chemischen Laboratorium des Eppendorfer 
Krankenhauses. (Münch, med. Wschr., September 1909, Nr. 37.) 

Eine exakte Nachprüfung der Cammidge sehen Reaktion bei insgesamt 
70 Personen führte zu keinem günstigen Ergebnisse für ihre Bewertung. Sie 
wird bei Gesunden gelegentlich stark positiv, gibt schwankende Ergebnisse, je 
nach der Nahrungszufuhr, dem spezifischen Gewicht des Harns usw. Die Be¬ 
urteilung des Ergebnisses war nicht selten unsicher, schließlich störten auch durch 
Vergärung nicht entfernbare, durch Nylander nicht mehr nachweisbare Zucker¬ 
spuren die Reaktion. Aus einer großen Zahl von chemischen Versuchen ergab 
sich, daß schon 0,03°/ 0 Zucker die Probe positiv machen kann; ebenso kann 


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Referate. 


Pentose und Saccharose positive Reaktion geben. Die Kristallform und das Ver¬ 
halten gegenüber 33 °/ 0 H 2 S0 4 sind keine zuverlässigen Identifizierungsmittel der 
Kristalle. Die Verfasser glauben, daß die Cammidgesche Reaktion dadurch ver¬ 
einfacht werden kann, daß man die mit Bleikarbonat versetzte Hydrolyseflüssig¬ 
keit unter Fortlassung der Filtration gleich mit dreibasischem Bleiazetat ver¬ 
reibt; statt 20 ccm Ham verarbeitet man besser 40 ccm. Die Harne sind vor 
der Cammidgeschen Probe einer eingehenden Untersuchung auf die verschiedenen 
Zuckerarten zu unterziehen. M. Kaufmann . 

2001) Much, H. Nastin, ein reaktiver Fettkörper im Lichte der Immuni¬ 
tätswissenschaft. Aus der Abt. für exp. Ther. des Eppendorfer Krankenhauses. 
(Münch, med. Wschr., September 1909, Nr. 36.) 

Das Nastin, ein wohldefinierter kristallisierter Fettkörper, der aus einer säure¬ 
festen Streptothrixart gewonnen wird, ist in hohem Grade fähig, Antikörper zu 
erzeugen. Es ruft bei Leprösen allgemeine und lokale Reaktionserscheinungen 
hervor. Ebenso wie Leprakranke reagieren auch Tuberkulöse auf Nastin; für 
die Behandlung Tuberkulöser allerdings wirkt Nastin allein sogar eher schädlich, 
und es ist hierbei die Kombination mit einem Antikörper erzeugenden Eiwei߬ 
körper nötig. Umgekehrt reagieren auch Leprakranke stark auf den aus Tuberkel¬ 
bazillen gewonnenen Fettkörper; daß der aus Tuberkelbazillen gewonnene Fett¬ 
körper, das Tuberkulonastin, auch bei Tuberkulösen heftige Reaktionserschei¬ 
nungen auslöst, versteht sich von selbst. Weiter ist es experimentell gelungen, 
Tiere durch Vorbehandeln mit Nastin gegen eine nachfolgende Infektion mit 
Tuberkulosevirus zu schützen. Dagegen ist es bisher nicht gelungen, mit dem 
aus Tuberkelbazillen dargestellten reinen Eiweißkörper Tiere gegen Tuberkulose 
zu immunisieren; dies gelang nur, wenn der spezifische Eiweißkörper mit Nastin 
gemischt wurde — offenbar sind die durch den Eiweißkörper allein erzeugten 
Reaktionsstoffe nicht im Stande, wie das Nastin auf die Fettsubstanz der Tu¬ 
berkelbazillen zu wirken. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Lepra. Schlie߬ 
lich wendete Verfasser noch die Komplementbindungsmethode an, um die Anti¬ 
körper auslösende Eigenschaft des Nastins in vitro nachzuweisen. Es gelang 
mühelos, in dem Serum des Leprakranken komplementbindende Stoffe gegenüber 
dem Nastin nachzuweisen; weitere Versuche haben zu entscheiden, ob auch das 
Serum nicht mit Nastin vorbehandelter Lepröser derartige Stoffe enthält. 

M. Kaufmann . 

2002) Gapezzuoli, G. II ric&mbio materiale in un caso di morbo di Addi¬ 
son in rapporto al trattamento organoterapico. (Der Stoffwechsel in einem 
Falle von Addison mit Organtherapie.) Aus der med. Klinik zu Florenz. (II 
Policlin. Sez. med. Juni 1909, Nr. 6.) 

Der Stoffwechselversuch, bei dem auszusetzen ist, daß die Einfuhr keine 
konstante war, ergab in der Vorperiode starken N-, mäßigen P 2 0 6 -Verlust, auf¬ 
fallende P 2 0 6 -Abgabe im Kot (76,94 °/ 0 ), Tiefstand des Hamstoffquotienten (65,96 °/ 0 i, 
viel neutralen Schwefel (ca. 30°/ 0 ), etwas vermehrten Amid-N. In der Haupt¬ 
periode (zuerst Darreichung von Glyzerinextrakt der Rindemebenniere, dann von 
Suprarenintabletten, 1—2 pro die) war die N- und P 2 0 6 -Bilanz immer noch 
negativ, wenn auch geringer als in der Vorperiode, der P 2 0 5 -Verlust im Kot 
größer (91,83 °/ 0 ), der Harnstoffquotient etwas größer (70 °/ 0 ), der neutrale Schwefel 
gleich. Eine Nachperiode fehlt. M. Kaufmann . 

2003) Lattes, L. Sulla lipemia florizinica e sui suoi rapporti colle migrazioni 
di grasso nell* organismo. (Über Phlorizinlipaemie und ihre Beziehungen zur 
Fettwanderung im Körper.) Aus dem Ist. di Pat. gen. zu Turin. (Arch. p. 1. 
scienze med. 1909, Bd. 33, H. 3.) 

Beim hungernden Hund enthält das Blut etwas mehr Fett als in der Norm 
Die Phlorizinvergiftung bewirkt im Blute des Hungertiers eine Fett Vermehrung, 
die bis zum Dreifachen der Nqpn gehen kann, und zwar stammt dieses Fett 
zum großen Teil aus den Fettdepots des Körpers. In gewissen Perioden der 
Vergiftung (bald am Anfang, bald am Ende) geschieht der Transport in höherem 
Grade auf Kosten der Fettsäuren der Depots. Die Fettmobilisation beruht nicht 


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Referate. 


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nur auf einem gesteigerten Stoffwechselbedarf, sondern auch auf pathologischen 
Abweichungen desselben. Möglicherweise kommen bei der Aufrechterhaltung 
und Vermehrung der Lipämie Veränderungen jener Mechanismen in Betracht, 
die normalerweise den Fettgehalt des Blutes regeln, wie die Lipolyse und die 
Fettdeponierung in den Geweben. M. Kaufmann . 

2004) Fricker, E. (Bern). Die Wirkung des Mundspeichels auf die Magen- 
saftsecretion. (Therapie d. Gegenwart, September 1909, Nr. 9.) 

Aus Frickers Versuchen geht (übereinstimmend mit den bisherigen Unter¬ 
suchungsergebnissen) hervor, daß die Magensaftsecretion stärker, die Werte für 
Pepsin, freie HCl, Gesamtacidität höher sind, wenn ein Probefrühstück per os 
eingenommen wird, als wenn es per Sonde (unter Ausschaltung des Kauaktes 
resp. Geschmacksreizes) eingeführt wird. Um die Wirkung des Mundspeichels 
auf die Magensaftsecretion zu studieren, nahm Verfasser das Probefrühstück eben¬ 
falls per Sonde, und verhütete nachher das Verschlucken von Speichel, während 
er ihn in Kontrollversuchen in größerer oder geringerer Menge nachträglich ver¬ 
schluckte. Es erwies sich die Magensecretion als eine stärkere, wenn eine Zu¬ 
fuhr von Speichel zum Magen stattfand. Dem Mundspeichel kommt somit ein 
spezifisch erregender Einfluß auf die Magensafttsecretion zu. Die Magensaft¬ 
secretion nach Verzehren eines Probefrühstücks wird somit hervorgerufen: 
a) durch direkte Einwirkung der Ingesta auf den Magen, b) durch direkte Ein¬ 
wirkung des Mundspeichels auf denselben, c) auf reflektorischem Weg durch den 
Kauakt bezw. Geschmacksreiz. Über die Art und Weise der Speichelwirkung 
ist nichts Sicheres bekannt; als wirksames Agens ist aber wahrscheinlich die 
CO a des Speichels zu betrachten. M. Kaufmann . 

2005) Pieri, A. Sulla reazione triptofanica. (Über die Tryptophanreaktion.) 
Aus den Spedali riuniti zu S. Chiara. (Riv. crit. di clin. med. Juli 1909, Nr. 31.) 

Verfasser stellte die Tryptophanreaktion an im Stuhl (47 Fälle), Harn 
(22 Fälle), Milch nach Gärung (6 Fälle) und Eiter (7 Fälle). Er fand das Trypto¬ 
phan der Faeces in Alkohol unlöslich, in Äther wenig löslich, in Wasser und 
Chloroform leicht löslich. Man bekommt in den Faeces sehr häufig positive 
Tryptophanreaktion, sie besitzt aber keinen diagnostischen Wert, ist vielmehr 
nur ein Zeichen einer veränderten Umwandlung des Eiweißes im Verdauungs¬ 
kanal. Ebenso findet sich Tryptophan häufig in Milch, Harnsediment und Eiter. 

M. Kaufmann . 

2006) Campani, A. u. Marchetti, G. L'effetto utile delle iniezioni di acqua 
distillata negli animali nefrectomizzati bilateralmente. (Günstige Wirkung von 
Injektionen destillierten Wassers bei doppelseitig nephrektomierten Tieren.) Aus 
der med. Klinik zu Modena. (Morgagni, Arch. Juli 1909, Nr. 7.) 

Subkutane oder intravenöse Injektion genügender Mengen destillierten 
Wassers wirkt bei doppelseitig nephrektomierten Kaninchen bedeutend lebens- 
verlängemd, während Kochsalzlösung diese Wirkung nicht hat. Die durch In 
jektion destillierten Wassers bei normalen Tieren erzeugte starke Oligozythaemie 
bleibt bei nephrektomierten fast oder ganz aus. Die Gerinnungsfähigkeit des 
Blutes, die durch die Nephrektomie herabgesetzt und durch Kochsalzlösung nicht 
wiederhergestellt wird, erfahrt durch destilliertes Wasser eine beträchtliche Ver¬ 
mehrung. M . Kaufmann . 

2007) Padoa, G. Nuove ricerche intomo ai processi ossidativi e ai pro- 
cessi putrefattivi negli anchilostomiaci. (Untersuchungen über die Oxydations¬ 
und Fäulnisprozesse bei Ankylostomiasis.) Aus der med. Klinik zu Florenz. 
(Riv. crit. di Clin. med. August 1909, Nr. 32/33.) 

Es wurden bei 6 Ankylostomakranken neben andern Bestimmungen im Harn 
Indikanbestimmungen zur Messung der Darmfäulnis sowie Bestimmungen des 
Neutralschwefels vorgenommen. Es fand sich stets eine Vermehrung der Darm¬ 
fäulnis, wohl im Zusammenhang mit der Anwesenheit des Parasiten im Darm, 
während die OxydationsVorgänge nur in Fällen mit starker Anaemie vermindert 
waren. M . Kaufmann . 


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Referate. 


2008) Bastogi, G. II metodo Sahli in semeiologia gastrica. (Über die 
Sahli sehe Probe.) Aus der med. Klinik zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. 
Juli 1909, Nr. 30.) 

Die Sahlische Probe kann zur Feststellung des Magenchemismus nicht auf 
unbedingte Zuverlässigkeit Anspruch machen. M . Kaufmann. 

2009) Mancini, S. Sindromi tossiche ed esponenti nrinari non dializza- 
bili. (Zusammenhang der nicht dialysäbeln Hamanteile mit toxischen Erschei¬ 
nungen.) Aus der med. Klinik zu Siena. (Policlinico, Mai 1909, Nr. 5.) 

Bestimmung der nicht dialysablen Harnanteile nach der Methode von Sasaki 
(Hofm. Beitr. Bd. 8, S. 307). Sie sind etwas vermehrt bei chronischer Uraemie. 
stark vermehrt bei akuter Uraemie wie bei Eklampsie und akuter gelber Leber¬ 
atrophie. Bei einfacher Nephritis sind sie unter Fleischdiät in größerer Menge 
vorhanden als bei Milchdiät. Sie stammen dabei aus dem Darm und werden 
infolge der gestörten Leberfunktion nicht neutralisiert. M. Kaufmann . 


Klinisches. 

2010) Oberndorfer. Über die Häufigkeit des Ulcus rotundum ventrieuii in 
München. Aus der Prosektur des Krankenhauses München r./I. (Münch, med. 
Wschr. August 1909, Nr. 32.) 

Unter 3412 Sektionen fand Verfasser bei 239 = 7°/ 0 Ulcera und Ulcusnarben. 
nämlich bei 118 Männern = 6,5°/ 0 und 121 Frauen = 7,6°/ 0 . Das 2. und 3. Lebens- 
decennium tritt dabei sehr zurück gegenüber dem 5.—7 (5 Fälle im 2. und 
21 im 3. Jahrzehnt gegen 41 im 5., 49 im t5. und 55 im 7. Jahrzehnt), während 
doch klinisch das 2. und 3. Lebensjahrzent die meisten Erkrankungen zeigt. Es 
muß also das Ulcus dieses Lebensalters spurlos ohne Narben verschwinden, oder 
die Diagnose Ulcus wird zu oft gestellt. Frauen und Männer sind etwa gleich¬ 
mäßig befallen. M. Kaufmann . 

2011) Craemer (München). Die Verbreitung des Ulcus ventrieuii in München 
und im bayrischen Gebirge. (Münch, med. Wschr. August 1909, Nr. 32.) 

Craemer schließt aus seinem klinischen und dem Sektionsmaterial Obern¬ 
dorfers (er selbst beobachtete unter ca. 5000 Erkrankungen, die aber nicht alle 
Magenleiden waren, 180 Ulcera, davon 35 sichere, 145 Vermutungsdiagnosen; 
Oberndorfer sich in 5—8°/ 0 aller Sektionen Ulcera oder Ulcusnarben), daß 
das Magengeschwür in München nicht so selten ist, wie man früher annahm. 
Auch im bayrischen Gebirge kommt, wie eine Umfrage bei Kollegen ergab, die 
Krankheit nicht selten vor. Die Annahme, daß vegetarische Diät eine Art 
Immunität gegen das Ulcus zu bieten im Stande ist, kann nicht zutreffend sein. 
Die Diagnose eines Magengeschwüres ist durchaus nicht so leicht, wie vielfach 
hingestellt wird; das Ulcus muß keine Schmerzen machen, und die Zahl der 
latent verlaufenden Ulcera ist jedenfalls viel größer, als man annimmt. 

M. Kaufmann . 

2012) Hecker, Rudolf. Über die Herkunft des H&rneiweißes bei Kindern. 

Aus dem hygien. Institut zu München. (Münch, med. Wschr. Sept. 1909, Nr. 37. 

Hecker ging der Frage nach, ob bei Kindern das Harneiweiß ausschlie߬ 
lich körpereigenes ist, oder ob nicht auch genuines Eiweiß aus der Nahrung 
dabei mitspielt, und zwar untersuchte er die eiweißhaltigen Harne auf präcipi- 
table Anteile von Menscheneiweiß und von Rindereiweiß. Im ganzen kamen 
die Harne von 14 größeren Kindern und 6 Säuglingen, dazu noch von 3 Er¬ 
wachsenen, zur Untersuchung. In 17 Fällen ließen sich im Harn mit der Prä- 
cipitinreaktion ausschließlich präcipitable Anteile von menschlichem Eiweiß nach- 
weisen. Unter diesen 17 negativen Fällen befanden sich die 3 Erwachsenen 
(1 mit Bence-Jones), 9 größere Kinder (3 postscarlatinöse Nephritiden, 1 Diph¬ 
therie, 2 Nephritiden, 2 orthotische Albuminurien, 1 tuberkulöse Allgemeiner¬ 
krankung), sowie 5 Säuglinge; von diesen waren aber 3 auf Teediät gesetzt, bei 


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Referate. 


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einem war die Art der Ernährung unsicher, so daß bloß ein Säugling (Nephritis), 
bei dem artfremdes Eiweiß sicher in den Darm kam, negativ reagierte. 6 Fälle 
zeigten positive Rindereiweißreaktion: ein Säugling (9 monatliches Kind mit Koli- 
cystitis) sowie fünf größere Kinder von 4—13 Jahren (2 postscarlatinöse Albu¬ 
minurien, 1 schwerer akuter Masemfall, 1 abklingende Nephritis, 1 lordotische 
Albuminurie). In einem der 6 Fälle wurde sogar vorübergehend nur fremdes 
Eiweiß ausgeschieden. Man kann somit schließen, daß bei geschädigter Niere 
genuines Eiweiß in der Regel die Darmwand nicht passiert, daß aber gewisse, 
bis jetzt nicht definierbare Fälle fremdes Eiweiß in die Körpersäfte übergehen 
lassen, das dann das undichte Nierenfilter passiert. — Im Tierversuch hatte ein 
Kaninchen, das wochenlang ausschließlich Kuhmilch erhalten hatte und dann 
durch Kaliumchromat nephritisch gemacht worden war, in 14 Harnportionen 
5 mal positive Reaktion auf Rindereiweiß. Dieser Versuch liefert einen weiteren 
Beweis dafür, daß eine Schädigung der Niere auch zur Verminderung der Leistungs¬ 
fähigkeit der Darmwand und zum Durchtritt von genuinem Eiweiß in die Körper¬ 
säfte führen kann. M. Kaufmann . 

2013) v. Hoesslin, Rudolf. Über die Abhängigkeit der Albuminurie vom 
Säuregehalt des Urins. Aus der Kuranstalt Neuwittelsbach bei München. (Münch, 
med. Wschr. August 1909, Nr. 33.) 

Es gelang v. Hoesslin in einer Reihe von Fällen, durch Steigerung der 
Acidität des Harns die Albuminurie und Cylindrurie Nephritischer zu vermehren, 
durch ihre Herabsetzung sie zu verringern und zum Verschwinden zu bringen. 
In einem Falle hält er es für möglich, daß es sich um eine reine hyperacide 
Nephrose gehandelt habe, während die anderen Fälle sicher ernstere Nierener¬ 
krankungen waren. Er verlangt jedenfalls, daß in allen Fällen von Albuminurie 
die Beziehungen zur Hamacidität festgestellt, und die in jedem Falle erforder¬ 
lichen Natrondosen durch quantitative Eiweiß- und Aciditätsbestimmungen aus¬ 
geprobt werden. Die in einer Flasche Biliner oder Wildunger Wasser enthaltene 
Alkalimenge reicht nicht immer aus, um die Acidität genügend herabzusetzen. 
Als bequeme quantitative Eiweißbestimmung empfiehlt Verfasser die volumetrische 
mit Centrifuge. M. Kaufmann . 

2014) Sarra, 0. La frequenza del diabete mellito tra i sifilitici. Esiste 
un vero diabete sifilitico? (Die Häufigkeit des Diabetes bei Syphilitischen; gibt 
es einen syphilitischen Diabetes?) Aus den Osped. Uniti zu Neapel. (Gazz. d. 
osped. Juni 1909, Nr. 69.) 

Unter 524 Luetischen (57 mit Initialsclerose, 341 mit sekundärer und 126 mit 
tertiärer Lues) fand Sarra zwei Diabetiker, die aber von der antiluetischen Be¬ 
handlung keinen Vorteil hatten. Verfasser leugnet zwar nicht das Vorkommen 
des syphilitischen Diabetes, hält ihn aber für sehr selten. (Literaturangaben!) 

M. Kaufmann . 

2015) Ravenna, F. Contributo allo studio dei sarcomi del pancreas. (Über 
Pancreassarkome.) Aus dem path. anat. Institut zu Padua. (Poliklin., sez. Chirurg. 
April 1909, Nr. 4.) 

Mitteilung zweier Fälle, bei denen in einem derselben eine Ektopie einer 
Nebenniere in das Pancreas bestand. M. Kaufmann . 

2016) Rossi, A. La malattia di Hirschsprung. (Die Hirschsprungsche 
Krankheit.) (Gazz. d. osped. Mai 1909, Nr. 64.) 

Rossi betrachtet Dilatation wie Hypertrophie als Folge einer embryonalen 
Entwicklungsstörung, und die Krankheit ist daher stets eine angeborene, auch 
wenn sie erst beim Erwachsenen beobachtet wird. M ’. Kaufmann. 

2017) Finkeistein, H. (Berlin). Die Ernährungsstörungen des Brustkindes. 

(Therapie der Gegenwart, August 1909, Nr. 8.) 

Als Krankheitsursachen kommen bei Brustkindern weit mehr zufällige 
Störungen (durch Schnupfen, Grippe usw.), sowie quantitative Unzuträglichkeiten 
der Nahrung in Betracht, als die gewöhnlich angeschuldigte qualitativ schlechte 


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Referate. 


Milch. Eine solche kommt bei akuten Störungen so gut wie nie in Betracht, 
bei chronischen schon eher; aber auch hier ist absolut schlechte Milch selten, 
und die Milch, die dem einen Säugling nicht bekommt, bekommt dem anderen 
vorzüglich. Die Grenze zwischen normal und krank ist auch beim Bmstkind 
keine ganz scharfe, z. B. kann der Stuhl anormal sein, ohne daß das Kind krank 
zu sein braucht. Die Erscheinungen, die die Ernährungsstörungen der Brustkinder 
zur Folge haben, sind prinzipiell dieselben wie die der Flaschenkinder. Als 
klinische Formen kommen neben der seltenen Unterernährung in Betracht: 
1 . die Überernährung, die sich in Magen-, Darm- oder kombinierten Magendarm¬ 
symptomen äußert und durch Nahrungsbeschränkung behoben wird, und 2. die 
Dyspepsie auf Grund angeborener Eigenheiten der kindlichen Konstitution. Sie 
besteht von Geburt an, beruht auf neuropathischer Grundlage, kann zu sehr 
schweren Folgeerscheinungen (Enterospasmen, Ohnmachtsanfällen) führen und 
geht in leichteren Fällen nach einigen Monaten von selbst zurück. In schwereren 
Fällen nützt nichts als die Zuftitterung fettarmer, kohlehydratreicher Kuhmilch¬ 
mischungen, 1 bis höchstens 3 Flaschen täglich. Völlige Entwöhnung ist nur 
in den schwersten Fällen und bei den seltenen Ohnmachtsanfällen nötig. 

M. Kaufmann. 

2018) Katzenstein, J. (München). Die Anämie des Säuglingsalters und ihre 
Verhütung. (Münch, med. Wschr., August 1909, Nr. 32.) 

Die Milch enthält zum Aulbau des kindlichen Körpers zu wenig Eisen, 
weshalb früher oder später die Säuglinge bei reiner Milchemährung anämisch 
werden müssen; Hb-Untersuchungen zeigen, daß schon bei 4—6 Monate alten 
Kindern der Hb-Gehalt auf 90—80 °/ 0 herabgeht. Man muß deshalb um diese 
Zeit bei natürlich wie bei künstlich ernährten Kindern eisenhaltige Kost geben. 
Verfasser gibt schon nach 3 Monaten Imal täglich Fleischbrühe mit 1 / 2 . dann 
1 Eidotter, mit 4—5 Monaten lmal, dann 2 mal täglich einen Brei aus Zwieback, 
Butter, Milch, Salz, Zucker, Eidotter, mit 6—9 Monaten Spinat, mit 10—11 Monaten 
Bratwurst, Kalbfleisch, Geflügel. Nach dem ersten Jahr wird die Milch allmählich 
auf s / 4 — x /a 1 beschränkt. Dieses Regime wirkt auch der Entstehung der Rhachitis 
entgegen. M '. Kaufmann. 

2019) Sternberg, W. (Berlin). Die Küche in der modernen Heilanstalt. 

(Therapie der Gegenwart, Sept. 1909, Nr. 9.) 

Verfasser mißt die Leistungen der Krankenhaus- usw. Küchen an denen 
großer Hotelbetriebe; Einzelheiten sind im Original nachzulesen. M. Kaufmann . 

2020) Baduel, G. Un caso d’ipersonnia durata 4 anni, consecutiva ad 
una flogosi cronica periipofisaria, d'origine otitica. (Ein Fall von 4 Jahre 
dauernder Schlafsucht, als Folge einer chronischen Entzündung in der Umgebung 
der Hypophyse, otitischen Ursprungs.) Aus dem Arcisp. di S. Maria Nuova zu 
Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. August 1909, Nr. 34.) 

Seltener, durch die Überschrift genügend beschriebener Fall, mit Sektions¬ 
befund. M. Kaufmann. 


Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

2021) Rigler, G. Kis6rletek a typhus 6s a cholera toxinjänak 6s anti- 
toxinjänak elöällitäsära. (Versuche zur Darstellung von Typhus- und Cholera- 
Toxin und Antitoxin.) Aus d. Hvg. Inst. d. Univ. Kolozsvär. (Budapesti orvosi 
ujsäg 1909, H. 15—17.) ^ ^ 

Nachdem der Verfasser sich vergeblich bemüht hatte, die Toxine seiner 
Typhus-Cholera- und Staphylococcus-Kulturen mit verschiedenen Extraktions- 
flüssigkeiten (destilliertes Wasser, Glyzerin in 5—lOproz. wässeriger Lösung, 
1 100 n-Lösungen von HCl, H 2 S0 4 , Na 2 C0 3 , NaOH, absoluter Alkohol, Äther. 
Chloroform) auszuziehen und sogar das mühevolle Verfahren, die Gifte durch die 
Zertrümmerung der Bacterienkörper und Auspressen des gewonnenen Breies mit 
der hydraulischen Presst! zu gewinnen, fehlschlug, führten seine späteren Ver- 


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Referate. 


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suche mit Bacterien, welche er an spezifischen, aus menschlichen imd tierischen 
Organen bereiteten Nährböden züchtete, zu wichtigen Resultaten. 

Die an diesen Nährböden angelegten Typhus- und Cholera-Kulturen wurden 
durch den Zusatz von 1 °/ 0 Phenol abgetötet und mit der, durch die Zentrifuge 
geklärten, keimfreien Flüssigkeit Kaninchen, im Verhältnis von 2:1000 geimpft. 
Die Impfungen wurden, soweit die Tiere nicht frühereingingen, am 11., 15., 18., 
resp. am 8., 12. und 15. Tage wiederholt. Die mit Choleragift geimpften Tiere 
reagierten höchstens mit einer mäßigen Erhöhung der Körpertemperatur, während 
die mit den gleichen Dosen des Typhusgiftes geimpften Kaninchen in 6X24 Stunden 
eingingen. Die Tiere, welche weniger Typhusgift erhielten, zeigten eine Tem¬ 
peraturerhöhung; sie blieben jedoch am Leben. Das Blutserum der so be¬ 
handelten Tiere zeigte weder bei den Versuchen mit Choleragift, noch bei solchen 
mit Typhusgift eine agglutinierende Wirkung den betreffenden Bakterien gegen¬ 
über. Der Verfasser betrachtet das Agglutinierungsvermögen und die anti¬ 
toxische Wirkung für grundverschiedene Eigenschaften des Serums, welche 
von einander nicht nur unabhängig sind, sondern sich sogar gegenseitig aus¬ 
schließen. 

Da der Verfasser einen Typhusstamm besaß, welcher die seltene Fähigkeit 
hatte, Kaninchen tödlich zu infizieren, so wurde ihm dadurch die Gelegenheit 
geboten, sein Serum auf seine schützende Wirkung gegen Typhusinfektion an 
Kaninchen zu prüfen. 

Ein Kaninchen, welches mit dem erwähnten hoch virulenten Typhusstamm 
geimpft und gleichzeitig mit dem Serum eines mit dem gemischten Gifte von 
an verschiedenen menschlichen Organen gezüchteten Typhusbacillen vorbe¬ 
handelten Kaninchens behandelt wurde, blieb gesund, während das Kontrolltier 
in 12 Stunden einging. 

Aus diesem einzigen Falle läßt sich der Schluß ziehen, daß es möglich ist, 
ein Typhusserum zu gewinnen, welchem kein Agglutinationsvermögen den 
Typhusbacillen gegenüber, aber eine schützende Wirkung gegen eine tödliche 
Typhusinfektion zukommt. 

Mit der erwähnten virulenten Kultur wurde auch eine Reihe von Kaninchen 
geimpft, welche vorher mit dem Gifte von an verschiedenen Nährböden ge¬ 
züchteten Typhusbacillen vorbehandelt wurden. Die Kaninchen, welche mit dem 
Gifte von solchen Typhusbacillen vorbehandelt waren, welche an aus mensch¬ 
licher Leber oder menschlichem Darm bereiteten Nährböden gezüchtet wurden, 
starben in 3x24 Stunden. Diejenigen aber, welche mit dem Gifte von solchen 
Typhusbacillen vorbehandelt waren, welche an Nährböden aus menschlichem 
Gehirn und menschlicher Leber gezüchtet wurden, blieben am Leben. Es ist 
also eine schützende Wirkung der Vorbehandlung mit relativ schwachen Giften 
nicht auszuschließen. 

Um dieses Gift etwas reichlicher erhalten zu können, suchte der Verfasser 
nach einem geeigneten Nährboden. Er fand, daß sowohl die Cholera- wie auch 
die Typhus-Kulturen am besten auf einem flüssigen Nährboden gedeihen, welcher 
sich aus den Drüsen der Gedärme des Schweines nach der Art der Bereitung 
der gewöhnlichen Bouillon verfertigen läßt. In dieser Nährflüssigkeit wurden ver¬ 
schiedene Stämme von Typhusbacillen gezüchtet und aus den Kulturen eine 
Reihe von Giften dargestellt Die meisten dieser Gifte töteten die Kaninchen 
nach ihrer intravenösen Injektion im Verhältnis von 1:1000 entweder sofort unter 
heftigen Krämpfen oder in einigen Tagen unter Fieber. Einzelne Stämme lieferten 
jedoch für Kaninchen unwirksame Gifte. 

Wirkte die eingespritzte Giftdosis nicht tödlich, so waren die behandelten 
Kaninchen in 2—3X24 Stunden wieder normal. 

Ratten, Hunde, Hühner, Tauben und Meerschweinchen zeigten sich dem ge¬ 
mischten Gifte gegenüber bedeutend weniger empfindlich. 

Unter den in gleicher Weise gezüchteten Cholerastämmen wurden drei 
solche gefunden, welche die Kaninchen, in entsprechenden Dosen injiziert, töteten. 
Die Vergiftungserscheinungen waren dieselben, wie mit dem Typhustoxin. 

Der Verfasser machte ferner den Versuch durch die Verabreichung von 
virulenten und abgetöteten Typhuskulturen per os und subcutan ein Typhus- 


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Referate. 


antitoxin zu gewinnen. Die Tiere gingen während der Behandlung zum größten 
Teile ein. Die überlebenden Tiere lieferten ein Serum, welches die Typhus¬ 
bacillen agglutinierte, aber keine Antitoxine enthielt. Nicht besser waren die 
Resultate, welche mit einem Pferde erreicht wurden, welches mit dem Gifte 
verschiedener, an verschiedenen tierischen Nährböden gezüchteten Typhus¬ 
kulturen, behandelt wurde. Die Behandlung mußte am 172. Tage unterbrochen 
werden, da die Gifte während dieser Zeit ihre Wirkung völlig verloren. Das 
Serum des Tieres wurde an Typhuskranken ausgeprobt, es hatte aber keine 
Wirkung. 

Das Serum eines anderen Pferdes dagegen, welches mit dem Gifte von in 
Schweinedarmbouillon gezüchteten Typhuskulturen behandelt wurde, schützte 
bei gleichzeitiger Einspritzung die Kaninchen gegen die sonst tödliche Vergiftung 
mit dem gemischten Typhustoxin. Diesem Serum kam ein Agglutinationsver¬ 
mögen den Typhusbacillen gegenüber nicht zu. 

Ein Pferd wurde mit dem in gleicher Weise gewonnenen Choleragift be¬ 
handelt und sein Serum zeigte die gleiche schützende Wirkung gegen die Ver¬ 
giftung mit dem Choleragift an Kaninchen. 

Die Sera erwiesen sich bei Tierversuchen auch in sehr großen Dosen für 
völlig unschädlich, so daß ihrer Anwendung bei Menschen nichts im Wege 
steht. Derartige Versuche sind bereits im Gange. Reinbold 

2022) Klotz-Spritzmann, R. (Zürich). Über die Häufigkeit der D&rmp&ra- 
siten bei Kindern in Zürich und Umgebung. (Inaug.-Diss. Zürich 1908, 18 S. 


} Trichoccphalus Ascaris 1 Oxyuris ' Taenia 

Zahl der Patienten _ _;-- ----- 

absolute Zahl °/o j absolute Zahl °/ 0 absolute Zahl u / 0 * absolute Zahl */ 0 

I 1 1 I > 

191 13 1 6,S 11 | 5,7 - 5 | 2,8 1 0.56 

# 1 1 i I ! 

Bei 191 untersuchten Kindern wurden 15,1 °/ 0 Parasitenwirte gefunden; 11 ö 0 
beim weiblichen, 4 °/ 0 beim männlichen Geschlecht. 

Der Prozentsatz der Parasitenwirte in der Stadt Zürich hat sich fast zweimal 
so groß erwiesen, als der auf dem Lande: Erleichterung der gegenseitigen An¬ 
steckung durch dichteres Zusammenwohnen in der Stadt. Fritz Loeb . 

2023) Hoffmann, Franz. Zur Differenzierung ähnlicher Bacterien durch 
Züchtung auf farbstoff-, traubenzucker- und sanatogenhaltigen Nährböden. Aus 

d. hyg. Inst. d. tierärztl. Hochschule in Berlin. (Inaug.-Diss. Gießen 1908, 46 S.) 

Die Versuche haben deutliche Unterschiede bei den Reinkulturen folgender 
Bacterien ergeben: 

1 . B. anthracis gegenüber B. pseudanthracis. 

2 . B. suipestifer gegenüber B. coli. 

3. B. typhi gegenüber B.B. paratyphi A, suipestifer, coli. 

B. pseudanthracis erzeugte in einer durch 1 proz. Alkaliblaulösung oder 
0,1 proz. Wasserblaulösung blau gefärbten Bouillon eine Umwandlung in Gelb¬ 
grün, und in einer durch 3 proz. Hämatinlösung dunkelbraun gefärbten Bouillon 
eine Umwandlung in Rot. B. anthracis dagegen änderte die ursprünglichen 
Farben, blau und braun, nicht ab. B. suipestifer rief in einer durch 1 proz. Al¬ 
kaliblaulösung blau gefärbten Bouillon Gelbfärbung, in einer durch 0,3 proz. 
Säureviolettlösung gleichfalls blau gefärbten Bouillon eine grünblaue Färbung 
hervor. Durch B. coli dagegen wurde im ersteren Fall eine grünblaue Umwand¬ 
lung erzeugt und im letzteren Fall trat gar keine Farbveränderung ein. Fenier 
ließ B. suipestifer die mit 0,05 proz. Anilingrünmethyllösung lila gefärbte Bouillon 
unverändert, während B. coli die Lilafarbe in Blau umwandelte. 

In Stichkulturen von Peptonagar mit Zusatz von 1 °/ 0 Traubenzucker, 1 % 
Sanatogen und 0,1 °/ 0 Mischfarbe riefen B.B. suipestifer, coli, paratyphi A zu¬ 
nächst eine Umwandlung der grünen Farbe in Blau hervor neben gleichzeitig 


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Referate. 


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eintretender Trübung. Es wurde ferner der Agar in einzelne Stücke zersprengt 
und die blaue Farbe ging bis auf einen schmalen Saum am oberen Ende in ein 
intensives Rot innerhalb drei Tagen über. B. typhi verursachte nur eine Trübung 
des Agars und Umwandlung der grünen Farbe in Blau. Ferner riefen die B.B. 
suipestifer, coli, paratyphi A, in Peptonbouillon mit Zusatz von 1 °/ 0 Trauben¬ 
zucker, 1 °/ 0 Sanatogen, 0,1 °/ 0 Mischfarbe eine Farbreaktion hervor. Dieselbe 
bestand in dem gleichzeitigen Auftreten der Farben gelb, rot, blau, die zu je 
ein Drittel über die Kultur verteilt waren. Diese Farbreaktion wurde nach etwa 
drei Tagen beobachtet, und es gingen ihr eine Gerinnung der Bouillon und Um¬ 
wandlung der grünen Farbe in Blau voraus. B. typhi verursachte in derselben 
Bouillon nur Gerinnung und Blaufärbung. In Magermilch mit Zusatz von 1 °/o 
Traubenzucker und 0,1 °/ 0 Mischfarbe verursachten die B.B. suipestifer, coli, para- 
typhi A, Gerinnung und Umwandlung der blauen Farbe in Rot innerhalb 60 
Stunden. B. typhi dagegen vermochte nur eine Gerinnung der Milch herbei- 
zufiihren. Frilz Loeb . 

2024) Fligg, Franz Johann. Über den Wert der Lymphdrüsenquetschung 
nach Bloch und der intramammären Infektion für die Schnelldiagnose der 
Tuberkulose bei Meerschweinchenimpfung. Aus d. hyg. Inst. d. tierärztl. Hoch¬ 
schule Berlin. (Diss. Gießen 1908, 68 S.) 

1 . Durch die subcutane Impfung verbunden mit Quetschung der Kniefalten¬ 
drüse läßt sich in 9 —11 Tagen feststellen, ob Tuberkulose vorliegt oder nicht. 

2 . Die intramuskuläre Impfung mit Quetschung der Kniefaltendrüse führt 
ebenso schnell zum Ziel. 

3. Es läßt sich aber auch durch die intramuskuläre Impfung ohne Quetschung 
der Kniefaltendrüse in 9 —11 Tagen eine sichere Diagnose stellen. 

4. In allen Fällen müssen sicherheitshalber mehr als zwei Tiere geimpft 
werden. 

5. Die nach der Impfung auftretende Schwellung der Lymphdrüsen ist für 
die Tuberkulose charakteristisch.. 

6 . Durch die intramammäre Impfung läßt sich in 7 —12 Tagen die tuber¬ 
kulöse Natur eines pathologischen Produktes sicherstellen. Frilz Loeb. 

2025) Walser, Peter Emst. Die Paratyphusepidemie in A. (Diss. Zürich 
1908, 42 S.) 

Die Epidemie trat ganz plötzlich auf und ergriff in 22 Tagen 37 Patienten. 
Durch die bacteriologische Untersuchung konnte die Diagnose auf Infektion durch 
B. paratyphi gestellt werden. Diese stützte sich auf den einheitlichen Aggluti¬ 
nationsbefund bei sämtlichen 11 Patienten, deren Blut untersucht wurde und 
ferner darauf, daß zwei Personen, die nur einige Stunden in A. gewesen waren, 
an den gleichen Symptomen erkrankten und bei diesen die Inkubation nur wenige 
Stunden betrug. Ausgangspunkt der Epidemie war eine Konditorei. Die Schuld 
konnte mit großer Sicherheit gewissen Cremeschnitten zugeschoben werden; 
es handelte sich also um eine Nahrungsmittelvergiftung. Es waren Familien- und 
Einzelerkrankungen zu verzeichnen. Die beschriebene Epidemie ist besonders 
interessant wegen der Vielgestaltigkeit des klinischen Bildes, die bisher keine 
Paratyphusepidemie zu verzeichnen hat. Fritz Loeb . 

2026) v. Liebermann jr., L. Über die Reduktion des Oxyhämoglobins und 
einiger anderer Stoffe durch Bacterien. (Ztbl. f. Bact. I. 1909, Bd. 51, H. 4.) 

Das Oxyhämoglobin des Blutes wird spontan, ohne Bacterienzutritt, nicht 
reduziert: es bleibt lange unverändert und geht dann teilweise in Methämoglobin 
über. Die Reduktion erfolgt lediglich durch Bacterien, und zwar wurde diese 
Wirkung durch sämtliche untersuchten Bacterien und höheren Pilze erzeugt, 
doch zeigten die untersuchten Mikroorganismen die Wirkung nur im lebenden 
Zustand. Außer den Bacterienzellen ist an der Wirkung noch eine von diesen 
ausgeschiedene lösliche Substanz beteiligt, die außerordentlich unbeständig ist. 
Aufschwemmungen von Exsudat and Gewebszellen reduzieren viel weniger 
energisch als Bacterien. Pincussohn. 


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Referate. 


2027) Kreuter. Zur Serodiagnostik der Echinococcusinfektion. Aus der 
Chirurg. Klinik in Erlangen. (Münch, med. Wschr. Sept. 1909, Nr. 36.) 

Versuche an zwei Echinococcuskranken ergaben in Übereinstimmung mit 
andern Autoren, daß Hydatidenflüssigkeit gegen Serum eines Echinococcuskranken 
Komplementbindung gibt. Ein alkoholisches Extrakt aus dem Trockenrückstand 
des Cysteninhalts gibt als Antigen den gleichen Ausschlag; dagegen tritt mit 
wässerigem Extrakt keine Reaktion ein. Normalsera hemmen die Hämolyse bei 
den erwähnten Antigenen nicht. (Die Sätze werden bei dem kleinen Material 
mit allem Vorbehalt auf gestellt.) M . Kaufmann. 

2028) Grüner, Ottokar. Über die Herabsetzung der Tuberkulinempfindlich¬ 
keit Tuberkulöser während der Masern. Aus d. Kinderklinik in Wien. (Münch, 
med. Wschr. August 1909, Nr. 33.) 

Mittels der Stichreaktion fana Grüner, daß die Tuberkulinempfindlichkeit 
Tuberkulöser während des Masemexanthems sehr stark, annähernd 1000 fach 
herabgesetzt ist, und daß sich die volle Tuberkulinempfindlichkeit nicht allmäh¬ 
lich, sondern in raschem Anstieg um den 8. Tag nach Ausbruch des Exanthems 
wieder herstellt. Nach weiteren Untersuchungen ist diese Erscheinung nicht auf 
die Anwesenheit eines Antituberkulins im Serum zurückzuführen; sie ist vielmehr 
als Ausdruck der Reaktionsunfähigkeit, d. h. der Wehrlosigkeit der Masemkranken 
gegen das Gift des Tuberkelbacillus aufzufassen. M. Kaufmann. 

2029) Frugoni, C. u. Grixoni, G. Tubercolosi e tiroide. (Tuberkulose und 
Schilddrüse.) Aus d. med. Klinik zu Florenz. (Riv. crit. di Clin. med. Juni 1909, 
Nr. 24.) 

Die Thyreoidea ist selten Sitz der Tuberkulose; ihre wirksame Substanz 
wirkt beschleunigend auf den Stoffwechsel ein; sie schwillt bei akuten bezw. 
beginnenden Tuberkulosen durch Hyperfunktion an, während sie bei chronischem 
Verlauf atrophiert und sclerosiert; im ersteren Falle ist der Jodgehalt vermehrt, 
im letzteren vermindert bezw. fehlend; alle Prozesse, die die Schilddrüse schädigen 
(Entfernung, Gravidität, Laktation, Infektionen), begünstigen die Tuberkulose; 
bei Neugeborenen einer tuberkulösen Mutter ist die Schilddrüse auf lange hin 
frei von Jod; Einführung des wirksamen Prinzips der Schilddrüse in den Körper 
bewirkt Vermehrung der Alexine. Alles dies läßt darauf schließen, daß die 
Schilddrüse bei der tuberkulösen Infektion eine Rolle spielt. Daraufhin stellten 
die Verfasser Tierversuche mit Thyreoidinfütterung bei experimenteller Tuber¬ 
kulose an und fanden in der Tat, daß tägliche Thyreoidindarreichung vor oder 
gleichzeitig mit der Infektion, in gut ertragenen und für eine energische An¬ 
regung des Stoffwechsels gerade hinreichenden Dosen, eine günstige Wirkung 
auf die Infektion von Kaninchen mit Tuberkel- bezw. Pseudotuberkelbacillen 
ausübt, indem die Tiere die Infektion teilweise überstehen, teilweise wenigstens 
länger leben als Kontrolltiere. M. Kaufmann. 

2030) M&lmöjac, M. F. L'uro-röaction. Diagnostic pröcoce de la tuberculose. 

(Die Hamreaktion als Frühzeichen der Tuberkulose.) (Presse med. 1909, Nr. 76.) 

Der Urin Tuberkulöser behält seine saure Reaktion lange Zeit, 12 Tage bis 
3 Monate lang, bei, während der Harn gesunder Personen sie nur 3—10 (im 
Mittel 7) Tage lang bewahrt. (10 ccm Urin + 60 ccm Wasser werden nach 
Zusatz von 3 Tropfen einer 1 proz. Phenolphthaleinlösung mit 1 / 100 Normalnatron¬ 
lösung titriert; die Acidität wird in Schwefelsäure per Liter ausgedrückt.) Dauer 
und Grad der Hamacidität steigen mit dem Fortschreiten der Tuberkulose; doch 
geht der Aciditätsgrad nicht stets der Andauer der sauren Reaktion parallel. 

Von anderen Erkrankungen schaffen Typhus und Diabetes die längste Acidi¬ 
tätsdauer im Harn, und zwar etwa 9 Tage lang, die übrigen Krankheiten nur 
bis zu 5 Tagen. 

Das Malmejacsche Zeichen war in 97°/ 0 aller Tuberkulose-Fälle positiv; 
es ist schon sehr früh wahrnehmbar, bevor noch klinische sichere Anzeichen der 
Tuberkulose bestehen. Martin Cohn. 


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Referate. 


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8031) Hoehn, Pr. Über die Verwendung von Urin zur Wassermann sehen 
Syphilisreaktion. Aus d. kgl. Inst. f. exper. Therapie (Paul Ehrlich), exper.-biol. 
Abt. (Sachs) und dermat. Klinik des städt. Krankenh. zu Frankfurt a. M. (Herx- 
heimer). (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 32, S. 1488.) 

Die Untersuchung von 13 Urinen ergibt nicht den geringsten Anhaltspunkt 
für differentialdiagnostisch verwertbare Momente. K. Bornstein . 

2032) Stern, M. Zur Technik der Serodiagnostik der Syphilis. Aus d. 
kgl. Univ.-Klinik für Hautkrankh. (Geheimrat Neisser), serodiagnostische Abt. 
(Bruck). (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 32, S. 1489.) 

Stern bezieht die Zweifel, die immer noch einige wenige Autoren an der 
Spezifizität der Wassermann-Neisser-Bruckschen Reaktion haben, auf die 
abweichende Methodik resp. die verschiedene Bewertung der positiven Resultate. 
Er weist noch einmal auf die in Breslau geübte Methodik und die exakte Deutung 
der Resultate hin. K. Bomstein . 

2033) Lindemann, Alfred. Das Schicksal der Bacterien im Dünndarm. 

(Diss. Bonn 1909, 44 S.) 

Der Dünndarm ist im Stande, sehr erhebliche Mengen von Bacterien (Ruhr-, 
Typhus-, Cholera-, Coli-, Prodigiosus-), die unmittelbar in ihn eingeführt werden, 
in 4—24 Stunden abzutöten. Beim Hunde ist diese Fähigkeit am stärksten ent¬ 
wickelt, schwächer beim Kaninchen und am geringsten beim Meerschweinchen. 
Der Dünndarm letzterer tötet nur sehr kleine Mengen bis zu 20000 Keimen 
schnell und vollständig in vier Stunden ab; größere Einsaaten erfahren innerhalb 
der ersten 4 Stunden zunächst eine bedeutende Vermehrung, verschwinden aber 
dann innerhalb 24 Stunden meist vollständig. 

Selbst wenn die Menge der in den Zwölffingerdarm eingeführten Keime 
ziemlich gering ist (ca. 500000), gelangt ein Teil derselben alsbald in den Dick¬ 
darm und öfters noch nach 1—2 Tagen in die Faeces (Meerschweinchen). Ob 
im Dickdarm noch eine Vermehrung möglich ist, bleibt fraglich; jedenfalls wäre 
sie nicht erheblich und von langer Dauer. Reagenzglasversuche haben die Ur¬ 
sache für die Abtötung der Bacterien im Dünndarm nicht ergründet. Es bleibt 
vorläufig nichts anderes übrig, als den lebenden Epithelzellen einen eigentüm¬ 
lichen bactericiden Einfluß zuzusprechen. 

Unterbindungen des Pylorus oder des Dünndarms an der Ilocoecalklappe 
heben bei Meerschweinchen die Abtötungsvorgänge im Dünndarm auf, nicht 
dagegen Opiumnarkose oder Einführung von Aggressin in den Dünndarm. Die 
passive Immunisierung durch Serum hindert andererseits nicht die vorübergehende 
starke Vermehrung der Keime im Dünndarm der Meerschweinchen nach 4 Stunden 
bei größeren Gaben als 20000 Keime. Bei manchen gesunden Tieren sind die 
abtötenden Kräfte aus unbekannten Gründen auffallend schwächer entwickelt 
als in der Regel. Ein Teil der in das Darmlumen eingeführten Keime wird von 
der Dünndarmschleimhaut resorbiert und gelangt so in die Mesenterialdrüsen, in 
die Leber und die freie Bauchhöhle. Fritz Loeb . 

2034) Russ, Charles. Die elektrischen Reaktionen einiger Bakterien und 
eine Anwendungsfonn des elektrischen Stromes zur Auffindung von Tuberkel¬ 
bacillen im Ham. (Proc. Royal Soc. London. Serie B. 81. 314—22. 8/7.) 

Verfasser stellte Versuche an, ob Bakterien, die in einem Elektrolyten suspen¬ 
diert sind, nach einer Elektrode hin wandern, und ob auf diese Weise eine 
Trennung verschiedener Bakterien möglich ist. Die Versuche ergaben, daß 
manche Bakterien sich an der einen oder anderen Elektrode ansammeln, ab¬ 
hängig von der Natur des Elektrolyten. Der Versuch gelang mit lebenden und 
abgetöteten Bakterien. Verfasser glaubt, die Methode zur Differenzierung be¬ 
nutzen zu können. Brafim. 

2035) Schütz, R. (Wiesbaden). Zur Kenntnis der bactericiden Darmtätig¬ 
keit. (Münch, med. Wschr. August 1909, Nr. 33.) 

Schütz studierte die bactericide Tätigkeit des Darmes am isolierten über¬ 
lebenden Katzendünndarm; das isolierte Darmstück, in das die Bacterienkultm 


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eingespritzt worden war, wurde in einem Gemisch von 300 ccm defibriniertem 
Ochsenblut und 500 ccm 0,9 °/ 0 Kochsalzlösung unter Durchleitung von Sauer¬ 
stoff bei 38—39° C gehalten, hierauf der Inhalt vor und nach Anreicherung in 
Pepsin-Kochsalzlösung auf Gelatineplatten untersucht. Auf diese Weise wurden 
50 Dünndarm- und 2 Dickdarmstücke von 19 Katzen behandelt, als Infektions¬ 
material diente einmal der V. Metschnikoff, sonst stets der B. pyocyaneus; die 
benutzen Bacterienmengen schwankten zwischen 900000 und vielen Milliarden, 
betrugen meist 7—22 Millionen. Als Resultat der Versuche ergab sich eine sehr 
energische Abtötung der Bacterien, die bis zum völligen Verschwunden der 
Bacterien in einer Reihe von Beobachtungen ging. Die Zeit, in der die Darm¬ 
stücke in der Blutkochsalzlösung blieben, betrug meist 30 Minuten, auch viel 
weniger. Wurde der Darm zuerst 1 / 4 — 1 1 / 2 Stunden in die Lösung gebracht, 
bevor die Bacterien injiziert wurden, so kam es nie zu einer Abtötung; schon 
ca. l j 2 Stunde nach dem Tode des Tieres findet man ja die ersten Degenerations¬ 
erscheinungen an den Epithelien des überlebenden Darms. Als Ursache der Ab¬ 
tötung lassen sich sowohl die autochthonen Darmbacterien wie auch die Ver¬ 
dauungssäfte ausschließen; die Versuche beweisen, daß die Epithelien der Darm¬ 
schleimhaut für die Abtötung der eingeführten Bacterien verantwortlich zu machen 
sind; diese Funktion kommt auch nicht irgend w r eichen Extrakten der Zellen 
zu, sondern ist an die intakte und lebendfrische Zelle selbst gebunden. Um eine 
Antikörperbildung kann es sich bei der Raschheit des Vorgangs nicht handeln; 
die Zellen müssen vielmehr über die bacterienabtötenden Stoffe von vornherein 
verfügen. Vielleicht besitzen Neugeborene diese Fähigkeit noch nicht, auch 
unter pathologischen Verhältnissen mag sie eine Störung erleiden: so fand Ver¬ 
fasser bei Tieren, die Tänien und Rundwürmer beherbergten, eine Störung der 
Bacterienabtötung. M. Kaufmann . 

2036) Spengler, Carl. Artverschiedenheit menschlicher und tierischer 
TuberkelbaciUen und Elektivzüchtung des Menschen-Kaninchen-pathogenen 
»Humano-longus« des Menschen. (Ztschr. f. exper. Path. u. Ther. 6. 748—58. 
24./7. Davos.) 

Als Elektivnährboden zur Züchtung des Humano-longus aus Sputum empfiehlt 
Verfasser nachstehende Mischung. Somatose, Pepton Chapoteaut oder Witte, 
XaCl je 5,0, Glycerin 30—40 ccm, Na 2 C0 3 kryst. 2,5, Wasser 1000 ccm, Agar 
15,0. Der Agar muß 2 Stunden im Autoklaven kochen, bevor er filtriert werden 
kann. Verfasser beschreibt ausführlich die Züchtungsmethode, die »Longus«- 
Kultur, die Morphologie des Humano-longus. Verfasser vertritt die Ansicht, daß 
die menschliche Tuberkelinfektion vom Menschen und nicht vom Tier stammt, 
mithin die Ausbreitung der menschlichen Phthise von der Rindviehtuberkulose 
unabhängig ist. Brahm . 

2037) Uhlenhut u. Kersten. Eine neue Methode zum kulturellen und mikro¬ 

skopischen Nachweis von Tuberkelbacillen im Sputum und anderem tuberku¬ 
lösen Material. (Ztschr. f. exper. Path. u. Ther. 6. 759—76. 24./7. Kaiserl. 

Gesundheitsamt u. Eberswalde. Landesirrenanstalt.) 

Um mit Hilfe eines Desinfektionsmittels Reinkulturen von Tuberkelbacillen 
aus Sputum anlegen zu können, bedienten sich Verfasser des Antiformins, einer 
Mischung von Alkalihypochlorid und Alkalihydrat in bestimmtem Verhältnis. 
Versetzt man eine wässerige Aufschwemmung von Tuberkelbacillen mit Anti- 
formin, so findet eine Auflösung nicht statt. Die Bacillen ballen sich bei einer 
bestimmten Konzentration zu Häufchen zusammen und setzen sich am Boden 
der Röhrchen zuweilen auch an der Oberfläche des Röhrchens ab. Diese Er¬ 
scheinung wird dadurch bedingt, daß die den Bacillus umgebende Wachshülle 
nicht aufgelöst wird. Erst Hei 12—24stündiger Einwirkung einer 15proz. Anti¬ 
forminlösung werden die Tuberkelbacillen abgetötet. Diese Eigenschaften er¬ 
möglichten die Reinkultur der Tuberkelbacillen direkt aus Sputum unter Be¬ 
nutzung einer 15proz. Lösung. Als Nährboden diente erstarrtes Rinderserum, 
ohne oder mit 2 1 / 2 proz. Glycerinzusatz. 20—30 ccm Sputum werden in einen 
Meßzylinder mit 55—65 ccm Wasser und 15 ccm Antiformin versetzt, die Lösung 


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in große, sterile Drigalskischalen gegossen, bis nach 1—2 Stunden die Homo¬ 
genisierung des Sputums eingetreten ist. Die übrig bleibenden Flocken werden 
mit der Platinöse herausgefischt, 1 j 2 —1 Stunde mit physiologischer NaCl-Lösung 
in einer Petrischale zur Entfernung des Antiformins behandelt und dann auf 
erstarrtem gewöhnlichem und Glycerin-Rinderserum verrieben. Auch Zentri¬ 
fugieren empfiehlt sich zur Abtrennung der ungelösten Flocken. Es gelang 
Verfassern, mit Hilfe der Antiforminmethode Tuberkelbacillen und andere säure¬ 
feste Bacterien aus Sputum und irgendwie sonst verunreinigtem Ausgangs¬ 
material zu züchten. Die Methode ist auch für den mikroskopischen Nachweis 
von Tuberkelbacillen im Sputum von praktischer Bedeutung, da sich aus dem 
durch Antiformin homogenisierten flüssigen Sputum nach dem Zentrifugieren 
selbst spärliche Tuberkelbacillen im Bodensatz nachweisen lassen. Brahm. 


Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

2038) Frankl, 0. (Wien). Über Sauerstoffbäder im Klimakterium. (Ztschr. 
f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 5.) 

Die in allen Fällen beobachtete vollkommen identische Wirkung rechtfertigt 
die Empfehlung dieser Badeform — angewandt wurden die Sarasonsehen Ozet- 
bäder — gegen die klimakterischen Beschwerden, die auf vasomotorischen und 
allgemein nervösen Störungen beruhen. K . Bornstem . 

2039) Meunier, L6on. Fermentierte Mehlsuppen. (Bull. d. Sciences Pharmacol. 
16. 263—266. Mai 1909.) 

Verfasser berichtet über Versuche mit einer besonders in der Bretagne üb¬ 
lichen Mehlsuppe, die daselbst bei Magen- und Darmstörungen zur Anwendung 
kommt. Dieselbe wird derart zubereitet, daß ein durchgemahlenes Hafermehl, 
d. h. ein Mehl mit sämtlichen Kleieteilen, mit lauwarmem Wasser angerührt und 
während einer halben Stunde mit Hefe vergoren wird. Nach dem Durchgießen 
durch ein Tuch wird das Filtrat aufgekocht. Durch die Fermentation wird die 
Stärke in löslichen Zustand übergeführt und zum Teil verzuckert, auch wird 
das Protein in einen löslichen Zustand übergefiihrt. Brahm . 

2040) Tomai, J. Über die Wirkung der Sauerstofifbäder. Aus der II. med. 
Klinik zu Budapest: Hofrat Prof. Dr. Ketly. (Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 
1908/1909, Bd. 12, H. 7.) 

Für die Anwendung der Oxygenbäder gelten heute fast nur symptomatische 
Indikationen, am Beginn der Inkompensation, hauptsächlich, wo Atembeschwerden, 
Cyanose, Tachycardie, Arythmie in den Vordergrund treten. Guter Erfolg auch 
bei vorgeschrittener Inkompensation, im Falle funktioneller Neurosen. — Die 
Bäder verdienen dieselbe Anwendungsverbreitung wie die Kohlensäurebäder, 
besonders noch, wenn sie billiger werden. K. Bornstein . 

2041) v. Dalmady, Z. (Tätrafüred, Alt-Schmecks). Biologische Gesichtspunkte 
im Gebiete der Klimatotherapie. (Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, 
Bd. 12, H. 7.) 

Das Klima wirkt bei dem gewöhnlichen Gebrauch der Klimatotherapie als 
einfacher physikalischer Eingrift, der die Accomodation in Bewegung setzt, und 
hat keine anderen Wirkungen, als eine entsprechende Anomalie des Heimat¬ 
klimas. Wb die durch den Klimawechsel bedingten Veränderungen die Anomalien 
des heimatlichen Klimas an Dauer oder zeitlicher Verteilung übertreffen und 
dadurch mit den numerischen Eigenschaften des Organismus in Kollision ge¬ 
raten, entfaltet der Klimawechsel eine tiefgreifende Wirkung, die als artum- 
stimmend und als die inneren Krankheitsursachen vermindernd betrachtet werden 
muß. Die therapeutische Benutzbarkeit dieses letzteren, die als biologische 
Klimawirkung der physikalischen gegenübergesetzt werden soll, ist zu erforschen 
und, wenn gegeben, anzustreben. K. Bornstein . 


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2042) Klotz, H. Über Säuglingsernährung mit Toghartmilch. Aus der 

Säuglingsabteilung des Krankenhauses Altstadt zu Magdeburg. (Ztschr. f. physik. 
u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 5.) 

Ein gesunder Säugling, der künstlich ernährt wird und gedeiht, hat Lacto- 
bacillin und Yoghurt nicht nötig. Es darf nicht vergessen werden, wie leicht 
bei der Bereitung des Yoghurts schädliche Keime in die Milch geraten können. 
Die orientalischen Sacharolyten verhindern keineswegs die Vermehrung patho¬ 
gener und nicht pathogener Mikroorganismen. Hefe, Soor, Heubacillen ent¬ 
wickeln sich elektiv gut. Dem Säugling darf sie nur dann gereicht werden, 
wenn stets vorher festgestellt ist, wie Geruch und Geschmack, die Gesamt¬ 
acidität sind und welche Resultate ein Ausstrichpräparat ergibt. Aus diesen und 
anderen Gründen soll diese Ernährung und Therapie ausschließlich Kranken¬ 
haussache sein. Bei größeren Kindern — 1 2 —2 Jahren — eventuell neben 
gewöhnlicher Sauermilch, bei Ekzem usw., Rachitis, wird meist ungünstig be¬ 
einflußt. Bei chronisch magendarmkranken Säuglingen als Ultimum refugium unter 
Umständen erfolgreich. K. Bomstein . 

2043) Nagelschmidt, Fr. (Berlin). Kritisches zur Röntgendosierung. Aus 
der Finsenklinik. (Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 5.) 

»Die Hauptsache bleibt jedoch einstweilen, bis wir eine wirklich voll¬ 
kommene Methode besitzen, die persönliche Erfahrung des Röntgotherapeuten, 
die bislang durch kein mechanisches Hilfsmittel voll ersetzt werden kann.« 

K. Bornstein . 

2044) Tobias, E. (Berlin). Über die Behandlung der Basedowschen Krank¬ 
heit. (Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 2.) 

Diätetisch: lactovegetabile Kost mit Einschiebung von Fleischtagen (weißes 
Fleisch- und Geflügel). Keine Monotonie. Eiweiß- und Nährpräparate werden 
oft gut vertragen. Alkohol vermeidet der Autor fast gänzlich. Gewichtskontrolle 
vonnöten. Ruhe und Schonung. Klimatisch ist das mittlere Gebirge vorzuziehen, 
auch Freiluftliegekuren. Seereisen sind von großem Vorteil. Hydrotherapeutisch 
ist eine Allgemeinbehandlung und eine Behandlung der einzelnen Symptome 
zu unterscheiden. Morgens im Bett eine Teilwaschung, am Vor- oder Nach¬ 
mittag eine Prozedur — das sei alles. Gymnastik mit großer Vorsicht. Sport 
verboten. Die elektrische Behandlung ist wirkungsvoll, eine Erklärung steht noch 
aus. Die Serumtherapie hat ihre Wirksamkeit noch zu erweisen. Die Operation 
kommt nur in Frage, wenn die Struma das Krankheitsbild beherrscht. Die 
physikalisch-diätetische Therapie wird in allen Fällen von Nutzen sein, sei sie 
symptomatisch oder ätiologisch. K. Bomstein . 

2045) Kohlrausch, F. L. (Charlottenburg). Untersuchungen über die Radi¬ 
aktivität von Quellen, Moorwässem, sowie der Luft in Norwegen, speziell in 
der norwegischen Fjorden. (Ztschr. für physik. und diätet. Ther. 1908/1909, 
Bd. 12, H. 2.) 

Fließende Gewässer, auch Eis und Schnee, sowie Gletscherwässer, bei denen 
ja die Emanation leicht an die Luft entweichen kann, zeigen nur geringe Aktivi¬ 
tät, wohingegen stehende Moorwässer dem Gehalt der Quellen an Aktivität 
ziemlich gleich kommen. Die einzelnen Quellen zeigen ca. 200 Volt Spannungs¬ 
abfall pro Liter und pro Stunde, wobei das zeitliche Abklingen der Emanation 
noch nicht in Ansatz gebracht ist. Stärker aktiv scheint die Luft am Loen- 
gletscher zu sein mit 22 Volt. In Flekke-Fjord hat die Luft, höchstwahrscheinlich 
durch die Nähe von Ekersund, dem Hauptausfuhrhafen für Thor, eine hohe 
Aktivität und ein therapeutisch nicht indifferentes Klima, ähnlich dem des Hoch¬ 
gebirges und dem in sehr aktiven Quellorten (Gastein). K . Bomstein. 

2046) Kolisch (Wien-Karlsbad). Grundzüge der diätetischen Behandlung 
des schweren Diabetes. (Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12. 
H. 2—4.) 

Kolisch tritt bekanntlich für das vegetarische Regime ein, das mit dem 
geringsten Ausmaß an Kalorien eine gleiche Leistung ermöglicht, wie höhere 


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Kalorien bei gemischter Kost, wodurch der Stoffwechsel vor Überlastung ge¬ 
schützt werden kann. Seine relative Eiweißarmut gestattet die Zufuhr größerer 
Kohlehydratmengen. Außerdem' steigert das pflanzliche Eiweiß die Glycosurie 
weniger als das tierische in gleicher Menge. Von großer Bedeutung ist die 
alkalische Reaktion der Pflanzendiät. Wichtig sind auch der Wasserreichtum 
und die günstige Wirkung auf die Stuhlregulierung. Zu gestatten sind Tierfette 
und geringe Mengen von Eiereiweiß. Um die Entbehrung des Fleisches leichter 
verträglich zu machen, ist die Art und Technik der Speisezubereitung wichtig. 
Zur Belohnung gibt es Brot oder Kartoffel. Die irrationelle Kost erzeugt oft 
Heißhunger. Auch für die Acidosis empfiehlt sich die vegetarische Diät. Bett¬ 
ruhe beim Übergang. »Was aber die Schädlichkeit des Alkohols anlangt, so 
gilt alles für die Normalen geltende für den Organismus des Diabetikers in er¬ 
höhtem Maße. Herz, Gefäß, Leber, Nieren und Nervensystem des Diabetikers 
sind gegen Alkohol noch viel empfindlicher, als die Organe eines Gesunden. 
Die von den Anhängern des Alkohols gepriesenen Vorteile sind nicht so groß, 
um alle Schädlichkeiten dafür einzutauschen.« (»VermeintlicheVorteile«. Der Ref.) 

K. Bornstein . 

2047) Boruttau, H. (Berlin). Zur Frage der wirksamen Kaffeebestandteile. 

(Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 3.) 

Boruttau hat im Selbst versuche mit koffeinfreiem Kaffee sehr bald nach der 
Aufnahme auch extrastarker Dekokte (10:100) die sonst gewohnt erregende 
Wirkung geradezu auffällig vermißt, auch von anderer unbeeinflußter Seite an¬ 
geben hören, daß Wachhalten zur Arbeit bei vorhandener Ermüdung durch 
Absud des koffeinffeien Kaffees nicht zu erzielen ist. Daraufhin angestellte aus¬ 
gedehnte Tierversuche ergaben, daß die anregende Wirkung des Kaffees nur 
auf das Koffein zurückzuführen ist. K. Bornstein . 

2048) Martin, K. (Freiburg i. Br.). Uber elektromagnetische Therapie. 
(Ztschr. f. physik. u. diätet. Ther. 1908/1909, Bd. 12, H. 3.) 

Die Benutzung des Elektromagnetismus zu Heilzwecken ist den deutschen 
Ärzten noch wenig bekannt, trotz seiner Nachprüfung durch Eulenburg und 
seiner Behandlung in mehr als 50 Publikationen. Schuld daran ist das Fiasko 
des Trübschen Apparates, während der Müllersche Apparat, wie der von Rei¬ 
niger-Erlangen und Sänitas-Berlin hergestellte, im Gegensatz zum Trübschen Dreh¬ 
feld echt magnetisches Wechselfeld liefern. Der therapeutische Effekt des Ver¬ 
fahrens nach Eulenburg ist im wesentlichen als beruhigender (sedativer und 
antineuralgischer), ermüdender und direkt schlafmachender zu betrachten: eine 
Art physikalischen Narcoticums. Im Freiburger Diakonissenhaus wurden bisher 
ca. 80°/ 0 Heil- und Besserungserfolge erzielt und zwar bei ausnahmslos exquisit 
chronischen Fällen: Hysterie, Neurasthenie, Migräne, Neuralgie, Ischias, Asthma 
nervosum, Gicht, Rheuma, Hämorrhoiden, intermittierendes Hinken usw., Geh¬ 
störungen nach Phlebitis und bei Varizen. Der Einfluß auf die lanzierenden 
Schmerzen bei Tabes bedarf nach den bisherigen Erfahrungen eingehender 
Prüfung. Beste Erfolge bei Schlaflosigkeit und Obstipation (Sitzvibration). 

K. Bornstein . 

2049) Borsz6ky, K. u. Turän, G. A ferment 6s antiferment*kezel6s. (Die 
Ferment- und Antiferment-Behandlung.) Aus d. II. chirurgischen Klinik der Uni¬ 
versität Budapest. (Orvosi Hetilap 1909, S. 408.) 

Aus der Mitteilung von vorwiegend klinischem Interesse soll hier nur folgen¬ 
des besprochen werden. 

Der steril aufgefangene Liquor cerebrospinalis gesunder Leute wurde auf 
der Löfflerschen Platte mit frischer 1 proz. Trypsinlösung (Kahlbaum) ver¬ 
mischt und seine antitryptische Wirkung geprüft. Ein Teil der Cerebrospinal¬ 
flüssigkeit konnte die Wirkung von vier Teilen Trypsinlösung aulheben. Bei der 
Einspritzung von Trypsinlösung in tuberkulöse Abscesse und Gewebe wurde 
eine günstige Beeinflussung des Krankheitsverlaufes beobachtet Der Eiter wurde 
am 8.—30. Tage der Behandlung an Lymphocyten ärmer, an polynucleären und 


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eosinophilen Leucocyten aber bedeutend reicher. Diese Veränderung des Eiters 
wurde gewöhnlich von der Heilung gefolgt. Reinbold. 

2050) Bosenberg, Ernst. Kritik des Yoghurt und die Indikationen für 
seine Anwendung. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 4, S. 458.) 

Die in Yoghurt enthaltenen Milchsäurebacterien sollen sich im Darm akkli¬ 
matisieren und dadurch zu einer Wachstunishemmung oder Vernichtung aller 
schädlichen, besonders fäulniserregenden Darmbacterien führen. 

Bei seinen Versuchen maß Kosenberg die Intensität der Darmfaulnis an 
der Menge des Hamindikans (durch Vergleich der Farbentöne). Dabei zeigte 
sich, daß die Fermentmedikation (Yoghurttabletten) vollkommen wirkungslos auf 
die Darmfäulnis ist. Nicht die Yoghurtfermente, sondern die gleichzeitigen 
diätetischen Verordnungen, besonders die reiche Milchdiät wirken durck Reaktions¬ 
veränderung im Darm fäulnisherabsetzend. So erklärkt sich die relativ günstige 
Wirkung der Yoghurtmilch. 

Ferner wurde die Wirkung auf Magendarmkrankheiten untersucht. Yoghurt¬ 
tabletten und Lactobacillin erwiesen sich in allen Fällen als wirkungslos, während 
die Yoghurtmilch nicht ganz so indifferent wirkt. Die Diarrhöen bei Achylia 
gastrica wurden günstig beeinflußt, ebenso ein Fall von Obstipatio chronica, 
während andere Verdauungsstörungen nicht beeinflußt wurden, bei Dünndarm- 
katarrh sogar eher eine nachteilige Wirkung festzustellen war. Bei Magen¬ 
krankheiten ist die Yoghurtmilch bei allen Insuffizienzen höheren Grades kontra- 
indiziert, sonst wird sie bei vorsichtiger Darreichung eigentlich ausnahmslos ver¬ 
tragen. Eine direkte günstige Beeinflussung des Lokalleidens kann wohl nicht 
angenommen werden, wohl aber eine solche auf dem Umweg der Hebung des Er¬ 
nährungszustandes. Yoghurt ist ein exquisites Nährpräparat. P. Schlippe. 

2051) Delherm, Louis. Traitement de la flssure sphinctdralgique par les 
courants de haute fröquence. (Die Behandlung der Analfissur durch Hoch¬ 
frequenzströme.) (Arch. des mal. de Tapp. dig. et de la nutr. 1908, Bd. 6, 
S. 713—728.) 

Die Schlußfolgerungen des Verfassers gipfeln in dem Ausspruche Faures 
und Rieffels: »Glücklicherweise besitzen wir gegen die Analfissur eine souve¬ 
räne Behandlungsmethode (nämlich die Hochfrequenzströme), die sozusagen immer 
von Erfolg begleitet ist, sodaß man sagen darf: jede Fissur ist geheilt, sobald 
sie diagnostiziert ist.« Fr. Schmidt . 

2052) Meißner, P. (Berlin). Einiges über den Gebrauch des Europhen. 

(Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 35, S. 1605.) 

Nach seinen Erfahrungen bei Ulcus molle findet der Autor, daß er unter 
den vielen bisher in die Praxis eingeführten Wundstreupulvem nicht ein einziges 
kennt, welches so reinigend, die Heilung befördernd, schmerzstillend wirkt und 
dabei geruchlos ist wie das Europhen. K . Bortistein . 

2053) Wara, Wilhelm. Untersuchungen über den Nachweis von Konser¬ 
vierungsmitteln im Fleisch. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene 1909, Bd. 19, 
Nr. 11.) 

Nach einer Besprechung der zu genanntem Zweck dienenden Methode gibt 
Verfasser folgendes Verfahren zur approximativen Schätzung des Glykogen¬ 
gehaltes im Fleisch an. Es werden 20 g zerkleinertes Fleisch mit 50 ccm Wasser 
übergossen und im bedeckten Gefäß 5 Minuten gekocht. Es wird siedend heiß 
durch Faltenfilter filtriert, mit wenigen Tropfen Salzsäure und wässeriger Chlor¬ 
zinklösung versetzt, nochmals aufgekocht und filtriert. Bei Gegenwart von mehr 
als Spuren Glykogen ist das Filtrat opaleszierend. Eine Probe des Filtrats mit 
der vierfachen Menge Alkohol versetzt, gibt einen weißen flockigen Niederschlag, 
der zur Schätzung des Glykogengehaltes dienen kann. In lebenswarmem Rinder¬ 
fleisch kann man nach der beschriebenen Methode Glykogen nachweisen, in 
älterem Rinderfleisch dagegen nicht, während älteres Pferdefleisch fast stets Gly¬ 
kogen enthält. Pittcussohti. 


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2054) Straetz, Robert. Die postmortale Reaktion der Muskulatur bei den 
Schlachttieren. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene 1909, Bd. 19, Nr. 6.) 

Die Muskulatur gesunder Schweine, Rinder, Pferde und Schafe reagiert un¬ 
mittelbar nach dem Töten fast ausschließlich alkalisch, zuweilen amphoter. Die 
Reaktion hält verschieden lange an: bei warmem Wetter ist in l 1 /^ bei kühlem 
in 3—3 x / 2 Stunden eine allgemeine saure Reaktion eingetreten. Bei Geflügel, 
dessen Muskulatur nach dem Töten nicht amphoter reagiert, erfolgt die Säuerung 
schneller, bei Schafen viel langsamer, erst nach 12—15 Stunden. Zur Beurteilung, 
ob die Tiere gesund oder krank sind, kann die Reaktion nicht dienen, beson¬ 
ders ist es nicht möglich, eine Sepsis durch die Reaktion mit Sicherheit zu er¬ 
kennen. Pincussohti . 

2055) Schüller, R. Der Nachweis von Pferdefleisch durch das biologische 
Verfahren. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene 1909, Bd. 19, Nr. 2/3.) 

Zusammenfassende Darstellung. Pincussohn . 

2056) Bachem, Max. Die therapeutische Verwendbarkeit der Röntgen¬ 
strahlen. (Fortschr. a. d. Gebiet d. Röntgenstrahlen 1909, Bd. 14, Nr. 1.) 

Verfasser hat die in der Literatur verzeichneten Fälle von therapeutischer 
Anwendung der Röntgenstrahlen bei Krankheiten aller Art systematisch zusammen¬ 
gestellt. Es ist stets angegeben: Autor, Erfolg, genauer Literaturnachweis. 

Pincussohti. 

2057) Bassoni, G. u. Abbo, G. La terapia colloidale nelle nefriti. (Be¬ 
handlung der Nephritis mit Colloiden.) Aus der med. Klinik zu Genua. (Gazz. 
degli osped. Juli 1909, Nr. 82.) 

Beschreibung von 4 Fällen von Nephritis, die mit Injektionen von colloidalem 
Silber (intravenös alle 2 Tage 1—2 ccm) behandelt worden sind. Die Injek¬ 
tionen wurden gut vertragen, bewirkten eine Erhöhung des Harnstoffquotienten 
und eine Besserung des Allgemeinzustandes. Besonders ausgeprägt war die 
Besserung in einem Falle chronischer Urämie. M . Kaufmann . 

2058) Gangani, L. Süll’ uso del siero come emostatico nelle emorragie 
degli emofiliaci. (Serum als Hämostaticum bei Hämophilie.) Aus der chirurg.- 
pädiatr. Klinik zu Florenz. (Gazz. d. osp. Juni 1909, Nr. 71.) 

Bei einem 3^2 jährigen Kind stand eine auf Hämophilie beruhende Blutung 
(nachdem 11 Tage lang Gelatine und Adrenalin ohne Erfolg gegeben, und das 
Kind fast ausgeblutet war) erst, als Serum injiziert wurde, am 1. und 2. Tag je 
10 ccm Diphtherieserum, am 3. 20 ccm Kaninchenserum. Zur Sicherheit erhielt 
es 14 Tage später noch 2 Injektionen von je 25 ccm Kaninchenserum. 

M. Kaufmann. 

2059) Ohly, Adolf. Über die Wirkung des in der Yoghurtmilch enthaltenen 
Milchsäurebacillus und die therapeutische Verwendung der Yoghurtmilch bei 
Magen-, Darm- und Stoffwechselerkrankungen. Aus der Klinik von Hofrat 
Dr. Decker in München. (Münch, med. Wschr., August 1909, Nr. 35.) 

Ohly machte mit Yoghurt sehr günstige Erfahrungen bei den Diarrhöen der 
Achyliker, während sie kontraindiziert ist bei Hypersekretionszuständen und 
allen Prozessen mit gestörter Motilität. Bei Obstipation waren die Resultate 
wechselnd. Am meisten eignen sich Darmerkrankungen für das darmdesinfizierende 
Yoghurt (Säuglingsdiarrhöen, Typhus, Dysenterie, Intestinalstörungen bei Leber-, 
Nieren-, Herzleiden). Die Herstellung des Yoghurt ist im Privathaus nicht ganz 
einfach und geschieht am besten durch Weiterimpfen (1—2 Eßl. Yoghurt auf 
1 1 Milch, der vorher auf 600 g eingekocht und dann auf 45° abgekühlt ist, 
12 Stunden Wärmeschrank); wo dies nicht möglich ist, verwendet man Maya¬ 
tabletten, Pulver oder Mayamalt. M. Kaufmann. 


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Bücherbesprechungen. 

2060) Schümm, Otto. Klinische Spektroskopie. (Mit 12 Tafeln und 39 Ab¬ 
bildungen im Text Jena 1909. Verlag von Gustav Fischer.) 

Durch zahlreiche Arbeiten in den letzten Jahren hat Schümm bereits eine 
Reihe von praktischen Winken für die klinische Spektroskopie gebracht. Seine 
Erfahrungen stellt er nun in Buchform zusammen. Im Allgemeinen Teil bespricht 
er die verschiedenen Spektroskope und ihre Handhabung. Im speziellen die 
Untersuchung mittels derselben auf Blut, Chlorophyll, Hydrobilirubin, Urobilin, 
Bilirubin, Hämatoidin, Galle, Gallensäuren, Indigo, Uroerythrin, Eosin im Harn, 
Pentosen, Pentosurie, Glykuronsäure im Ham, Cholesterin, Oxycholesterin und 
Oleinsäure. Dem Texte angefügt sind eine Reihe von Tafeln, welche die Spektra 
der beschriebenen Stoffe veranschaulichen. Die Darstellung berücksichtigt überall 
in erster Linie die praktischen Bedürfnisse und ist daher als Anleitung zur 
spektroskopischen Untersuchung bestens zu empfehlen. Schittenhelm. 

2061) Ebstein, W. Die Pathologie und Therapie der Leuk&mie. (Stuttgart 
1909. Verlag von Ferdinand Enke.) 

Mit der vorliegenden Abhandlung bezweckt Ebstein auf Grund eigener und 
fremder Beobachtungen den heutigen Stand der Pathologie und Therapie der 
Leukämie zu schildern, die Ergebnisse der hämatologischen, wie die der ein¬ 
schlägigen pathologisch-anatomischen und histologischen Studien in einer zweck¬ 
entsprechenden Weise zu verwerten und in den Dienst der ärztlichen Praxis zu 
stellen. Die Einleitung behandelt die Geschichte und die verschiedenen Formen 
der Leukämie. Es folgt die Pathologie der Leukämie zunächst der akuten und 
dann der chronischen Form. Daran schließt sich ein Kapitel über die Natur und 
das Wesen der Leukämie, ein Abschnitt über die Kombination der Leukämie 
mit gewissen physiologischen und pathologischen Zuständen und endlich ein 
Kapitel über die Behandlung der Leukämie. 

Der erfahrene Kliniker und Forscher Ebstein gibt uns in der kurzen Dar¬ 
stellung eine wertvolle Zusammenfassung alles Wissenswerten. Namentlich dem 
Praktiker, dem die Ausführungen besonders gelten, ist die Lektüre des Buches 
warm zu empfehlen. Schittenhelm. 

2062) Lazarus, A. u. Naegeli, 0. Die Anämie. I. Abteilung, L Teil. Nor¬ 
male und pathologische Histologie des Blutes. (Zweite vermehrte und wesent¬ 
lich umgearbeitete Auflage der Anämie von P. Ehrlich und A. Lazarus. Mit 
fünf Abbildungen im Text und fünf kolorierten Tafeln. Wien und Leipzig 1909. 
Verlag von Alfred Holder. Preis 5,20 Mk.) 

Das Werk, Die Anämie, welches seinerzeit die bahnbrechenden Untersuch¬ 
ungen von Ehrlich über die Histologie des Blutes zum erstenmal in zusammen¬ 
lassender Darstellung brachte, erscheint jetzt in zweiter Auflage. Ehrlich selbst 
hat, wie er im Vorwort anführt, auf die Beteiligung an der Abfassung derselben 
wegen dringender anderer Arbeiten verzichtet und den bekannten Verfasser des 
Lehrbuchs der Blutkrankheiten und der Blutdiagnostik, Naegeli, zur Neubear¬ 
beitung an seiner Stelle herangezogen. Die Darstellung baut sich auch jetzt auf 
die von Ehrlich angegebenen Grundlagen auf und es kann bei dem Widerstreit 
der Meinungen auf dem Gebiet der Bluthistologie nicht ausbleiben, daß andere 
Autoren in manchen Abschnitten andere Ansichten vertreten. Im allgemeinen 
muß jedoch von der zweiten Auflage gesagt werden, daß sie vollkommen auf 
der Höhe steht und die moderne Forschung eingehend würdigt. Gute Abbil¬ 
dungen, welche in mehreren farbigen Tafeln dem Texte angeschlossen sind, er¬ 
höhen den Wert der Neuauflage, welcher derselbe Erfolg zu wünschen ist, wie 
ihn die erste Auflage seinerzeit hatte. Schittenhelm . 


Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. 21. 
Eigentümer nnd Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Druok von R. Wagner Sohn in Weimar. 


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Original frorn 

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ZENTRALBLATT 

für die 

gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels 

mit Einschluß der experimentellen Therapie. 


N. F. IV. Jahrg. 1. Dezemberheft 1909 Nr. 23 


Naohdrnok verboten. 

Original-Artikel. 


Aus dem Laboratorium der Erlanger medizinischen Klinik. 

Ober das Vorkommen von Erepsin in den menschlichen Faeces. 

Von 

Franz Frank und Alfred Schittenhelm. 

Von Schlecht 1 ) ist darauf hingewiesen worden, daß man mit Hilfe der 
Serumplattenmethode (Jochmann und Müller) Reste des Pancreastrypsins mit 
Leichtigkeit nach weisen kann und es haben sich an diese Feststellung weitere 
Arbeiten angeschlossen, auf welche wir an anderer Stelle näher eingehen werden. 
Es ist klar, daß der Nachweis von Trypsin in den Faeces von großer Wichtigkeit 
sein und eine vollkommene Ergänzung des Nachweises von Trypsin in ölfrüh¬ 
stücken nach Boldy reffschem Muster bilden würde. Es stehen aber der exakten 
Feststellung von Trypsin in den Faeces Schwierigkeiten gegenüber, welche von 
den bis jetzt erschienenen Arbeiten zu wenig beachtet oder mit zu wenig einwands¬ 
freier Methode als belanglos abgetan wurden. 

Im Darm kommen bekanntlich zwei peptolytische Fermente vor, das Trypsin 
und das Erepsin. Beide vermögen Eiweißstoffe resp. ihre Abkömmlinge in der 
Weise zu spalten, daß freie Aminosäuren resultieren und sind also in ihrer End¬ 
wirkung sich mindestens sehr ähnlich. Es besteht aber ein großer Unterschied 
insofern, als das Trypsin die meisten Proteine direkt anzugreifen vermag, während 
das Erepsin nur einzelne Proteine direkt spaltet, die anderen aber erst, wenn 
sie vorher in Peptone übergeführt sind. Man kann also die beiden Fermente 
durch diese Eigenschaften identifizieren. Die Serumplatte freilich ist hierzu nicht 
zu verwenden. Denn diesbezügliche Versuche mit von Fisteltieren gewonnenem 
Pancreassaft einerseits und ebenso gewonnenem Darmsaft andererseits, deren 
Überlassung wir Herrn Professor London in Petersburg verdanken, zeigten uns 
klar und einwandsfrei, daß in der Serumplatte durch beide Fermente Dellen 
entstehen, welche das Kriterium dieser Methode für ihre Wirksamkeit abgeben. 

Wir verwandten nun zu unseren Versuchen sowohl für das ölfrühstück wie 
für die Faeces verschiedene Eiweißkörper nebeneinander und zwar Casein, Eier¬ 
eiweiß und Blutfibrin. Dabei konnten wir oft sehr instruktiv beobachten, daß, 
obwohl die Serumplatte eine Delle zeigte, die genannten Eiweißkörper nicht 
oder nur unvollkommen angegriffen wurden. Ferner zogen wir zu unseren Ver¬ 
suchen das Seidenpepton heran, welches ja zum Nachweis der peptolytischen 


J ) Schlecht, H., Über eine einfache Methode zur Prüfung der Pancreasfunktion beim gesunden 
und kranken Menschen. Münch, mcd. Woch. 1908, Nr. 14. 

N. F. IV. Jahr*. 56 


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Original fro-m 

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Original-Artikel. 


Fermente sehr gut zu brauchen ist. 1 ) Ein positiver Ausfall mit dem Seiden¬ 
pepton gibt uns einen Anhalt dafür, ob überhaupt peptolytisches Ferment, sei 
es Trypsin oder Erepsin, vorhanden ist Wie bei der Serumplatte, so fanden 
wir nun auch bei Verwendung der Seidenpeptonprobe, daß wohl zumeist stets 
wirksames peptolytisches Ferment in den Faeces vorhanden ist, daß aber in 
vielen Fällen dieses die genannten Eiweißkörper nicht anzugreifen vermochte 
oder mindestens ein großer Kontrast bestand zwischen der Wirkung auf das 
Seidenpepton einerseits und die Eiweißkörper andererseits. 

Durch diese Beobachtungen war schon das Vorhandensein eines 
dem Erepsin nahestehenden Fermentes in den Faeces erwiesen. 

Wir suchten aber noch weitere Beweise. Bekanntlich ist von Fischer und 
Abderhalden 2 3 ) bei der Untersuchung der Einwirkung von Trypsin auf syn¬ 
thetisch dargestellte Polypeptide festgestellt worden, daß zwar ein Teil derselben 
gespalten, ein anderer Teil aber, wie z. B. das Leucyl-Glycin und das Glycyl- 
Glycin, nicht verändert werden. Ferner zeigte Abderhalden mit Teruuchi*), 
daß die genannten von Trypsin nicht angreifbaren Peptide vom Erepsin und von 
den intracellulären peptolytischen Fermenten gespalten werden. Es war also auch 
auf rein chemischer Basis ein differentialdiagnostischer Weg zur Unterscheidung 
von Trypsin und Erepsin gegeben. 

Wir haben daher untersucht, wie sich die peptolytischen Fermente der Faeces 
Leucyl-Glycin gegenüber verhalten und konnten feststellen, daß man eine Spaltung 
von Leucyl-Glycin unter Auftreten freien Glykokolls erhalten kann. 

Mit dem Befund der Spaltbarkeit eines für Trypsin unangreif¬ 
baren Peptids durch Faecesextrakt ist aber die Beweiskette ge¬ 
schlossen, daß in den Faeces Erepsin, resp. ein wie dieses wirkendes 
Ferment vorhanden ist. 

Wir werden über unsere Befunde und die aus ihnen zu ziehenden Konse¬ 
quenzen an anderer Stelle detailliert berichten. Wir können aber schon hier 
darauf hinweisen, daß mit der Feststellung des Vorhandenseins von Erepsin in 
den Faeces es zu einem unbedingten Erfordernis wird, bei Verwertung von 
Resultaten, welche bei der Untersuchung auf proteolytische resp. peptolytische 
Fermente in den Faeces zu diagnostischen Zwecken (Pancreasaffektion) gewonnen 
werden, die Differentialdiagnose durch spezifische Methoden zu erhärten, ob es 
sich im gegebenen Fall um Trypsin oder Erepsin handelt; der Nachweis also, daß 
Faeces eine peptolytische Wirkung entfalten, genügt sicher nicht, um Schlüsse 
auf das Bestehen der Pancreassekretion ziehen zu können. Unsere Untersuchungen 
führen vielmehr zu der Frage, ob nicht auch unter normalen Verhältnissen die 
peptolytische Wirkung der Faeces vornehmlich auf Erepsin zurückzuftihren ist, 
wenigstens in einem größeren Prozentsatz der Fälle. 

l ) P. Bergeil und A. Schütze, Zur Frage der Antipancreatinbildung. Zeitschr. f. Hygiene 
1905, Bd. 50, S. 305. — E. Abderhalden u. A. Schittenhelm, Über das Vorkommen von 
peptolytischen Fermenten im Mageninhalt und ihr Nachweis; Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 59, 
S. 230; — E. Abderhalden und A. Schittenhelm, Über den Nachweis peptolytischer Fer¬ 
mente. Ztschr. f. physiol. Chemie 1909, Bd. 61, S. 421. 

*) E. Fischer und E. Abderhalden, Über das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen 
Pancreas- und Magensaft. Ztschr. f. physiol. Chem. 1905, Bd. 46, S. 52. 

3 ) E. Abderhalden u. Y. Teruuchi, Studien über die proteolytische Wirkung der Preiä- 
säfte einiger tierischer Organe, sowie des Darmsaftes. Ztschr. f. physiol. Ch. 1906, Bd. 49, S. 1. 


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Referate. 


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Notiz zum GaUenfarbstoffn&chweis in Körperflflssigkeiten, Geweben 

und Gallensteinen. 

Von 

Emil Abderhalden. 

Die Gm el in sehe Probe gibt bei geringem Gehalt an Gallenfarbstoffen und 
bei stark gefärbten Flüssigkeiten oft keine ganz scharfen Resultate. Schüttelt 
man die Gewebe, Flüssigkeiten oder die gepulverten Gallensteine mit Chloro¬ 
form aus und unterschichtet dann mit dem Gmelinschen Reagens (etwas sal¬ 
petrige Säure enthaltende konzentrierte Salpetersäure), so erhält man, nament¬ 
lich nach vorsichtigem Vermischen der Schichten, selbst bei Vorhandensein sehr 
geringer Mengen von Gallenfarbstoff eine intensive Färbung — Blaurotfärbung. 
Sehr vorteilhaft verfahrt man auch so, daß man den Urin mit einigen Tropfen 
rauchender Salpetersäure versetzt und nun mit Chloroform schüttelt. Vielleicht 
hat diese aus Anlaß eines Vorlesungsversuches — Demonstration der Gmelin¬ 
schen Reaktion mit einem nur noch Spuren von Gallenfarbstoffen enthaltenden 
Urin — gemachte Beobachtung einiges Interesse. Die Anwesenheit von Gallen¬ 
farbstoffen läßt sich auf diese Weise rasch und ohne besondere Vorsichtsma߬ 
regeln demonstrieren. Vielleicht läßt sich diese Methode auch zu einer annähernd 
quantitativen kolorimetrischen Bestimmung des Gallenfarbstoffs ausbauen. 


Referate. 

Experimentelle Biologie; normale und pathologische Anatomie, 
Pharmakologie und Toxikologie. 

2063) Richter (Berlin). Zur Pathogenese der Nierenwassersucht. (16. inter- 
nat. medizin. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Richter berichtet über neue Versuche zur Erklärung der Entstehung der 
nephritischen Oedeme. Es wurden unter anderweitigen Methoden zur Erzeugung 
von Niereninsuffizienz gefäßerweiternde Mittel wie Amylnitrit u. a. angewendet. 
In allen diesen Fällen trat auch ohne Wasserüberschwemmung des Organismus 
Wassersucht ein. Richter glaubt mit Recht, durch diese Experimente die 
Wichtigkeit der Durchlässigkeit der Gefäße von Nieren, Haut und serösen 
Häuten für das Zustandekommen von Wassersucht und damit die Richtigkeit der 
Cohnheim-Senatorschen Theorie erwiesen zu haben. K. Reicher . 

2064) Bence (Budapest). Die Pathogenese der Wassersucht. (16. intemat. 
mediz. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Wenn die Versuchskaninchen 4—6 Tage die beiderseitige Nephrektomie 
überlebten, entstanden, selbst bei durstenden und hungernden Tieren, Oedeme, 
obzwar keine beträchtliche Gewichtsabnahme festzustellen war. Wasserverlust 
verhütet folglich nicht die Wassersucht; Nieren Wassersucht kann daher auch 
ohne Wasserretention entstehen. Die Wasserzufuhr erhöht jedoch erheblich die 
Größe der Oedeme. Während der Oedementwicklung wird das Blut wasser¬ 
reicher, folglich stammt das Oedemwasser nicht aus der Blutbahn. Die Flüssig¬ 
keit, die einerseits das Blut verdünnt, andererseits sich in den Gewebsspalten 
drängt, kann nur von den Geweben abgegeben werden. Bei Urantieren be¬ 
stehen ähnliche Verhältnisse; bei diesen muß die Ursache dieser Umstände auch 
in der Wirkung auf die Nieren gesucht werden. 

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884 


Referate. 


Beim nierenkranken Menschen kann man ähnliche Folgerungen ableiten. 
Die deutlichsten Resultate liefert die akute Nephritis. Während der Resorption 
der Oedeme entsteht eine Eindickung des Blutes. 

Grundverschieden sind die Verhältnisse bei Herzoedemen. Hier findet man 
keine Verdünnung des Blutes. Die Abnahme des Brechungskoeffizienten des Blut¬ 
serums ist auf eine, infolge der verlangsamten Blutströmung, erhöhte Ausnützung 
des Plasmaeiweißes zurückzufiihren (A. von Koränyi). K. Reicher . 

2065) Wenckebach (Groningen). Über komplete und beständige Herz¬ 
unregelmäßigkeit. (16. intern, mediz. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Dieses von Wenckebach zuerst aulgestellte Krankheitsbild zeigt fast immer 
Insuffizienz der Tricuspidalklappe und positiven Venenpuls, doch können diese 
Symptome auch fehlen. Mackenzie wies in diesen Fällen eine Veränderung 
des Mechanismus der Herzbewegung nach, es träte eine Paralyse der Vorhöfe 
ein und diese könnten nicht mehr schlagen. Nun kann man aber doch nicht bei 
unter Umständen hypertrophischen Vorhöfen von ursächlicher Rolle einer Dege¬ 
neration derselben sprechen. Untersucht man nun genauer, was den allen diesen 
Fällen von Arythmia perpetua gemeinsamen Verlust der normalen Herzschlag¬ 
folge verursacht, so findet man eine Degeneration der Muskulatur der Vena cava 
superior an ihrer Einmündung in den rechten Vorhof. Dies illustrieren in an¬ 
schaulicher Weise zwei von Wenckebach beobachtete Fälle von Tricuspidal- 
insuffizienz, von denen einer bei regelmäßiger Herztätigkeit eine Hypertrophie 
des Bündels der Vena cava superior und der andere mit außerordentlich un¬ 
regelmäßigem Pulse bei sonstiger hypertrophischer Herzmuskulatur gar keine 
Muskulatur an der Vena cava superior aufwies. Unterdessen haben auch Unter¬ 
suchungen von Erlanger-Amerika festgestellt, daß bei Wirbeltieren immer an 
der Vena cava sup. zuerst die nächste Schlagfolge entsteht, und auch Aschoffs 
und seiner Schüler Forschungen, die Wenckebach angeregt, ähnliche Ergeb¬ 
nisse gezeitigt. K. Reicher . 

2066) Aschoff (Freiburg i. Br.). Das Wenckeb&chsche Bündel. (16. intemat. 
mediz. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Wir müssen Herrn Wenckebach für die Anregung zur Untersuchung der 
Vorhofmuskulatur an der Veneneinmündung außerordentlich dankbar sein, denn 
es wurden dadurch wertvolle Aufschlüsse über den Bewegungsmechanismus des 
Herzens gewonnen. Es zeigte sich zunächst, daß zweierlei Arten von Resten 
des ursprünglichen Sinus venosus am menschlichen Herzen gefunden werden 
können. Die Venae cavae haben natürlich selbst keine Muskulatur, sondern sind 
bloß in die einen oberen und unteren Cavatrichter bildende Herzmuskulatur 
eingesenkt. Das Wenckebachsche Bündel speziell zieht von der Vena cava 
sup. schräg zum rechten Vorhof und von ihm scheint die Erregung von der Cava 
auf den Vorhof übergeleitet zu werden. Diese ursprünglich von Tawara ge¬ 
machte Annahme müssen wir aber heute auf Grund englischer Forschungen 
zurücknehmen und auf einen allerdings ganz knapp neben und etwas vor dem 
Wen ckebachschen Bündel bestehenden Knoten (K eith) beziehen, welcher an der 
Grenze zwischen Vena cava sup. liegt und z. T. in den oberen Cavatrichter, z. T. in 
die Vorhofmuskulatur ausläuft. Er besteht ähnlich wie der Tawarsche Knoten 
aus außerordentlich feinen Muskelbündeln, in die sehr reichlich Nervenfasern ein¬ 
strahlen. Es wurde auch bei allen Tieren ein ganz ähnliches, wenn auch ein 
wenig variierendes System analoger Fasern gefunden. Wir müssen nun bemüht 
sein, unsere anatomischen Kenntnisse des Vorhofes weiter auszubauen, weil man 
dann erst physiologische Versuche anstellen kann. K\ Reicher. 

2067) Igersheimer, J. u. Itami, S. Zur Pathologie und pathologischen 
Anatomie der experimentellen Atoxylvergiftung. (Augenklinik und path. Inst. 
Heidelberg.) (A. f. exp. Path. 1909, 61, S. 18.) 

Bei der akuten Atoxylvergiftung des Hundes bestehen die Krankheitserschei¬ 
nungen in Nausea, Erbrechen, manchmal Durchfall. Bei der chronischen Ver¬ 
giftung kommt es allmählich zu den Symptomen, wie sie von der chronischen 
Arsenik Vergiftung her bekannt sind: Schleimhautentzündung, besonders Conjuncti- 


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Referate. 


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vitis und trophische Störungen der Haut. Charakteristisch sind sowohl für die 
akute wie chronische Intoxikation die schweren Nierenblutungen, welche nicht 
auf einer hämorrhagischen Nephritis beruhen, sondern auf einer primären Läsion 
des Circulationsapparates in der Niere. — Bei der Katze treten durch Atoxyl- 
vergiftung hauptsächlich nervöse Symptome auf (Langsamkeit der Bewegungen, 
Ataxie, klonische Zuckungen, spastische Paresen). Diesen Erscheinungen ent¬ 
sprechen schwere Degenerationsprozesse im Gehirn und Rückenmark. — Im Ver¬ 
giftungsbild von Ratten und Kaninchen treffen wir gleichzeitig auf das, was 
Hunde und Katzen zeigen. Der Blutdruck bleibt bei Vergiftung mit den fünf- 
wertigen Verbindungen, Atoxyl und arsensaures Na, unverändert, sinkt dagegen 
nach Einverleibung des dreiwertigen Reduktionsproduktes des Atoxyls analog der 
Wirkung der arsensauren Salze. Das Verhalten des Blutdrucks geht mit der 
Giftigkeit der verschiedenen Substanzen parallel. — Das Blutbild wird nicht sehr 
wesentlich verändert, es kommt nur zu den Zeichen mäßiger Anämie. Schmid. 

2068) Gornaja, S. Über Tetra&thylarsoniumjodid und seine pharmakologi¬ 

sche Wirkung. (Pharmakol. Inst, Bern.) (A. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, 61, 
S. 76.) # # * 

Die Versuche der Verfasser haben ergeben, daß das Tetraäthylarsoniumjodid 
centrallähmende, aber keine ausgesprochen curareartigen Eigenschaften weder 
beim Frosch noch beim Kaninchen hat. Das Herz des Frosches wird nicht nach¬ 
weisbar beeinflußt. Beim Kaninchen setzt es vorübergehend deutlich den Blut¬ 
druck herab. Nach subcutaner Verabreichung beim Kaninchen wird der Körper 
anscheinend unverändert wieder im Harn gefunden; es findet also keine nach¬ 
weisbare Arsenabspaltung statt. Schmid. 

2069) Sandri, 0. Gontribution ä l’anatomie et ä la Physiologie de Thypo- 
physe. (Beitrag zur Anatomie und Physiologie der Hypophyse.) Institut d’Etudes 
Superieures de Florence.) (Arch. ital. de Biol. LI 1909, Fase. 3, S. 337—348.) 

In Übereinstimmung mit früheren Untersuchen! stellt Sandri fest, daß nicht 
nur der epitheliale, sondern auch der sog. nervöse Hypophysenlappen glanduläre 
Zellen mit allen Kriterien aktiver und sezernierender Elemente enthält. Am 
epithelialen Lappen muß man einen vorderen und einen hinteren Teil unter¬ 
scheiden, beide nach Zelltypus und Funktion verschieden. Im vorderen Teile 
kommen chromatophile und chromatophobe Elemente vor, die aber nichts anderes 
vorstellen als differente Aktivitätsstadien. Die Hypophyse gehört nicht nur zur 
Gruppe der antitoxischen Drüsen, sie übt auch einen beträchtlichen Einfluß auf 
Blutdruck und Herzkontraktionen aus, und zwar dank einem vom hinteren Teile 
des Lobus epithelialis sezemierten Stoffe. — Mit Hypophysentransplantationen 
erzielte Sandri selbst bei Tieren derselben Spezies nur Mißerfolge: die Drüsen 
wurden rasch resorbiert. Verfüttert man jedoch monatelang sehr große Mengen 
von Rindshypophysen an Ratten, so sieht man nur diejenigen Tiere im Wachs¬ 
tum deutlich Zurückbleiben, welche den oben erwähnten »aktiven« Drüsenteil 
zu fressen bekommen haben; ihre Nieren und Nervenzentren bleiben dagegen 
intakt. Veränderungen der letzterwähnten Organe kann man aber beim Meer¬ 
schweinchen durch monatelang fortgesetzte Injektionen eines Extraktes des »aktiven« 
Hypophysenteiles erzielen. Auch dieses Tier bleibt im Wachstum zurück, holt 
jedoch nach Aufhören der Einspritzungen das Entwicklungsmanko rasch wieder 
ein. Es scheint sich um eine einfache toxische Beeinträchtigung zu handeln. 

Rob. Bing . 

2070) Mann, Guido (Triest). La dilatazione cardiospastica delT esofago. (Die 
cardiospastische Dilatation des Ösophagus.) (Mitteilung gemacht am XIX. ital. 
Kongreß für inn. Med., gehalten zu Mailand vom 4. bis 8. Okt. 1909.) 

Neunjähriger Knabe mit Schlingbeschwerden und heftigen Schmerzattacken 
seit mehreren Jahren, die von anderen Ärzten als Hysterie, Magenatonie, Diver¬ 
tikel usw. gedeutet wurden. Eine sorgfältige Beobachtung konnte einen Cardio- 
spasmus mit konsekutiver Ösophagusdilatation feststellen. Die danach geleitete 
Therapiebehandlung der Ösophagitis, Spülungen, Sondierungen, Belladonna usw. 
konnte zur vollständigen Heilung führen. Plitek. 


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Referate. 


2071) Schade, H. Zur Entstehung der Harnsteine und ähnlicher kon¬ 
zentrisch geschichteter Steine organischen und anorganischen Ursprungs. 

(Ztschr. Chem. Ind. Koll. 1909, Bd. 4, S. 176.) 

Die Entstehung der Harnsteine u. dergl. ist als kolloidchemischer Vorgang 
aufzufassen. Die im Ham befindlichen kolloiden Eiweißsubstanzen können unter 
gewissen Bedingungen koagulieren und dabei Elektrolyte (Kalksalze) in inniger 
Mischung mitreißen. Die eigentlichen Harnsteine sind irreversible Fällungen. 
Die Bedingungen für deren Eintritt sind in der Gegenwart von Fibrin bezw. 
Fibrinogen zu suchen, das nur im pathologischen Ham auftritt Man kann durch 
Fällung von Fibrin mit Calciumsalz (z. B. Phosphat) Gebilde erzeugen, die den 
natürlichen Harnsteinen sehr ähnlich sind. Brahm . 

2072) Staehelin-Burckhardt, A. Über eine mit Magenschleimhaut ver¬ 
sehene Cyste des Ösophagus. (Boas Archiv 1909, Bd. 15, H. 5, S. 584.) 

Bei einem s / 4 jährigen Mädchen mit Spina bifida wurde bei der Sektion eine 
über dem Zwerchfell gelegene hühnereigroße, dem Ösophagus breit aufliegende 
Cyste gefunden, welche nicht mit der Speiseröhre kommunizierte. Ihre Wan¬ 
dungen bestehen aus den charakteristischen Schichten des Verdauungstractus; 
neben embryonalem Ösophagusepithel fanden sich auch typische Magendrüsen. 
Es handelt sich also wohl um eine Abschnürung der oft angetroffenen Anlage 
der oberen Cardiadrüsen (Magenschleimhautinseln). P. Schlippe . 

2073) Franchini, Giuseppe (Florenz). Beitrag zum chemischen und histo¬ 
logischen Studium des Blutes bei Akromegalie. (Berl. klin. Wschr. 1908, 
Nr. 86, S. 1636.) 

1. Bei der Akromegalie finden sich häufig, wenn auch nicht in allen Fällen, 
Blutveränderungen, besonders betreffs der Leucocyten (Eosinophilie und Ver¬ 
minderung wenigstens der polynukleären). 2. Es finden sich auch chemische 
Veränderungen in der Zusammensetzung des Blutes und besonders ein gewisser 
Grad von Lipämie und im allgemeinen eine Zunahme der Mineralbestandteile. 
3. Der Autor behauptet nicht, daß dieses Faktum ein beständiges sei, weil er 
überzeugt ist, daß beim Stoffwechsel ebenso wie bei den Blutuntersuchungen, 
die Veränderungen nicht auf einen Typus zurückzufiihren sind. Er lenkt je¬ 
doch die Aufmerksamkeit auf dieses Faktum, weil das chemische Studium des 
Blutes bei dieser Krankheit etwas ganz Neues ist. K. Bornstein . 

2074) Neumann, H. (Potsdam.) Veronalvergiftung und Glykosurie. (Berl. 
klin. Wschr. 1908, Nr. 37, S. 1682.) 

Eine 40jährige, kräftige, gesund geltende Frau nimmt abends 3,5 g Veronal 
und verfällt in einen 60 Stunden anhaltenden, dann erst künstlich unterbrochenen 
Schlaf. Harn enthält Zucker, nach Aufnahme von Milchreis sogar 3,25 °/ 0 . 
Hereditär in dieser Richtung nicht belastet, hat aber Vorliebe für schweres Bier: 
täglich bis zu 12 Glas Bier, Kulmbacher Bier, also 6—6 Liter. Der Autor sieht 
diese Vorliebe nicht als krankhaft an. Bei vielen anderen ihm bekannten stand 
die Frau deswegen in dem Ruf einer Potatrix strenua, weil sie nebenbei auch 
Alkoholika anderer Art konsumierte. Ich glaube zur Diagnose: Säuferin, genügt 
schon das Bierquantum, das auch die Glykosurie bei der Veronalvergiftung 
leicht erklärt. — 

Interessant ist das Faktum, daß die Patientin durch die Veronalvergiftung 
von ihrer Alkoholleidenschaft befreit wurde, vielleicht ein Fingerzeig für die 
Behandlung Alkoholkranker. A. Bomstein . 

2075) Kraus, Fr. u. Friedenthal, H. (Berlin.) Über die Wirkung der 
Schilddrüsenstoffe. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 38, S. 1709.) 

Zu kurzem Referate nicht geeignet. K. Bornstein . 

2076) Kothe, R. Das neutrophile Blutbild im Frühstadium der akuten 
Appendicitis. Aus der chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
Moabit in Berlin; Geheimrat Sonnenburg. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 36, 
S. 1633.) 

Arneth gelang es nachzuweisen, daß die Zahl der Kerne resp. der den 
Kern bildenden Fragmente feststehenden Regeln unterworfen ist Durch Auf- 


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Referate. 


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Stellung der neutrophilen Blutbildtabelle gelang es ihm darzutun, daß das Bild 
beim normalen Menschen eine ganz bestimmte Zahl von neutrophilen Zellen 
mit 1, 2, 3, 4, 5 und mehr Kernen resp. Kemfragmenten enthält, und daß diese 
prozentualen Mischungsverhältnisse sich bei infektiösen Störungen in ganz be¬ 
stimmter Weise verändern, indem die im Entwicklungsstadium am weitesten 
fortgeschrittenen, vielfragmentierten Leucocyten. also zunächst die Zellen der 5., 
dann der 4. und schließlich auch der 3. Klasse zu Gunsten der in den beiden 
ersten Abteilungen enthaltenen jüngeren Zellformen an Zahl zurücktreten, um 
schließlich zu verschwinden, womit das ganze neutrophile Blutbild eine Ver¬ 
schiebung nach links erleidet. — Diese wichtige, aber für den Kliniker schwer 
auszuführende Methode hat Kothe vereinfacht und Untersuchungen im Früh¬ 
stadium der akuten Appendicitis angestellt. Er fand das neutrophile Blutbild in 
allen Fällen mehr oder weniger nach links verschoben. Es bestätigte sich 
immer, daß die qualitativen Veränderungen des Blutes um so hochgradiger sich 
gestalten, je schwerer die Infektion und die pathologischen Veränderungen am 
Wurmfortsatz und Peritoneum sind. In den leichten Fällen, bei der einfachen 
katarrhalischen Entzündung, ist das Blutbild nur wenig verändert, die Zahl 6 
oft nur auf 8—10 erhöht, meist weniger als 20, im Durchschnitt 16 betragend 
und sich nur in wenigen Fällen über 20 erhebend. Bei Empyem, Appendicitis 
destructiva zwischen 20—30, ott 30—60; Durchschnitt 39; je höher, desto ausge¬ 
breiteter das Krankheitsbild. Temperatur, Pulsfrequenz und Leucocytenzahl 
zeigen eine gewisse Gesetzmäßigkeit. Das Gesamtbild, speziell die klinischen 
Symptome, soll nicht außer Acht gelassen werden. Auch nach der Operation 
soll eine graphische Kurve fortgesetzt werden, da sie oft interessante Aufschlüsse 
über den Heilungsverlauf gibt. K. Bornstein . 

2077) Hannes, Berthold. Über den Einfluß der Temperatur bei der Wir¬ 
kung der sichtbaren Strahlen und bei dem Sensibilitätsvorgange auf die roten 
Blutkörperchen und Jodkalium. (Inaug.-Dissert., München 1909, 15 S.) 

1. Sowohl bei der einfachen Lichtwirkung ohne fluorescierende Stoffe als 
auch bei der Lichtwirkung mit solchen tritt bei Temperaturerhöhung eine Re¬ 
aktionsbeschleunigung ein. Sie beträgt lür je 10° C: 

bei roten Blutkörperchen mit fluorescierenden Stoffen 1,56 
bei Jodkalium und fluorescierenden Stoffen 1,29 

bei „ (sauer) ohne fluorescierende Stoffe 1,27 

2. Die Zunahme der Geschwindigkeit ist somit bei neutraler Jodkalium¬ 
lösung mit Eosin und bei angesäuerter ohne Eosin annähernd die gleiche. 

3. Es spricht letzteres dafür, daß die einfache Lichtwirkung und die photo¬ 

dynamische Wirkung wesensgleiche Vorgänge sind und letztere mit Recht als 
Sensibilisierung zu bezeichnen ist. Fritz Loeb . 

2078) Harzbecker, Otto. Über den zeitlichen Ablauf der Hämolyse bei Ein¬ 
wirkung fluorescierender Substanzen im Lichte. (Inaug.-Dissert., München 1908, 
40 S.) 

1. Sowohl saure wie basische fluorescierende Stoffe können innerhalb der 
Zellen (roter Blutkörperchen) photodynamisch wirken. 

2. Die hierdurch bedingte Auflösung der roten Blutkörperchen setzt nicht 
mit einem Schlage ein, sondern die Hämolyse erfolgt ganz allmählich. 

3. Der zeitliche Verlauf der Hämolyse erfolgt in derselben Weise, wenn der 
fluorescierende Stoff sich nur innerhalb der Zellen befindet, oder wenn er 
innerhalb und außerhalb der Zellen ist. 

4. Die Optimalkonzentration des Phenosafranins liegt bei stärkerer Ver¬ 
dünnung als der des Eosins und Methylenblaus, nämlich bei 1:20000 mol. 

5. Phenosafranin wirkt, falls der Körper sich nur innerhalb der Zellen be¬ 
findet, stärker photodynamisch, als wenn er innerhalb und außerhalb der Zellen ist. 

Fritz Loeb . 

2079) Kurzmann, Max. Über die osmotischen Eigenschaften der Sub¬ 
stitutions-Derivate des Fluorescelns und ihr Vermögen, die Oxydation der 
arsenigen Säure im Lichte zu beschleunigen. (Inaug.-Dissert., München 1909,26 S.) 


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Referate. 


1. Es wurde bestätigt, daß die Oxydation des Jodkalium durch die Sub¬ 
stanzen der Fluoresceinreihe: Fluorescein, Eosin, Phloxin, Erythrosin, Rose 
bengale annähernd gleich stark ist. 

2. Dasselbe konnte auch für die Oxydation von arsenigsaurem Kali zu 
arsensaurem Kali nachgewiesen werden, mit dem Unterschiede jedoch, daß die 
Wirkungsintensität des Fluorescems hier gegenüber den anderen Stoffen er¬ 
heblich zurücksteht. 

3. Nach der Geschwindigkeit, mit der die Derivate der Fluoresceinreihe in 

Gelatine diffundieren und durch Pergamentpapier osmieren, ordnen sie sich, mit 
der am schnellsten wandernden Substanz beginnend, in folgender Reihe: Flu- 
oresceYn, Rose bengale, Eosin, Erythrosin. Zusatz von käuflichem Invertin¬ 
präparat, gleichgültig ob wirksam oder durch Licht inaktiviert, befördert die 
Osmose. Fritz Loeb . 

2080) Carozzi, Luigi. L’es&me del sangue per la diagnosi precoce della 
intossicazione saturnina. (Die Blutuntersuchung als Mittel zum Aufstellen der 
Frühdiagnose der Bleivergiftung.) Clinica delle malattie professionali. Dir. 
Devoto-Miiano. (19. Kongr. für innere Med. zu Mailand, 4.—8. Oktober.) 

Seitens einiger Autoren und auch praktischer Ärzte ist die Idee aufgeworfen 
worden, daß die Granulobasophylie kein konstanter und nützlicher Befund für 
die Frühdiagnose der Bleivergiftung wäre. 

Auf Grund von recht zahlreichen Blutuntersuchungen, die an Arbeiten!, 
die mit Pb in Berührung kommen, vornehmlich an Fimißanstreichem, von 
Carozzi angestellt wurden, kommt Carozzi im Einklänge mit Neer, Fissinger 
und Abrami, Agasse, Lafont und Heim (wie auch von Galperin, Teytel- 
mann, Brandenburg, Kurt und Trautmann in jüngster Zeit unabhängig von 
Carozzi dargetan wurde) zur Schlußfolgerung, daß die Granulobasophylie 
bei Arbeitern, die mit Pb in Contact kommen, recht häufig aufzutreten pflegt, 
und daß unter diesen die Fimißanstreicher den größten Prozentsatz bilden. Sie 
stehen in keinem Verhältnisse mit der Schwere der Intoxikation und der klini¬ 
schen Erscheinungen. — Die Zahl besagter granulobasophilen Zellen schwankt 
bei derselben Person. Die Granulationen sind verschieden groß, geformt und 
gelagert. Diesem Befunde kommt ein diagnostischer Wert in den Frühstadien 
zu, während er häufig in den Formen mit akutem oder subakutem Verlaufe 
vermißt wird. Die polychromatophilen Körperchen sind im Allgemeinen größer 
und gleichzeitig mit den granulobasophilen gegenwärtig. — Von großer Wich¬ 
tigkeit ist die Individualität. Plitek. 

2081) Poggiolini, Aur. Contributo allo studio della fonnola ematica nel 
cancro in generale, con speciale riguardo ai leucociti. (Über das Blutbild, 
spez. die Leucocyten bei Krebs.) Aus dem Inst. f. spez. chir. Pathologie zu 
Bologna. (Gazz. d. osped. August 1909, Nr. 97.) 

Blutuntersuchungen in 42 Fällen von Carcinom. Konstant war nur eine 
Verminderung des Hämoglobins, während eine Leucocytose zwar meist, aber 
durchaus nicht regelmäßig vorhanden war. Die Leucocytenformel bietet nichts 
Charakteristisches. M. Kaufmann . 

2082) Ciuffini, P. Ulteriore contributo alla ematologia del morbo di 
Flaiani-Basedow. (Weiterer Beitrag zur Hämatologie des Basedow.) Aus dem 
med.-klin. Inst, zu Rom. (Policlinico, Sez. med., Juli/August 1909, Nr. 7/8.) 

Untersuchungen an 11 Basedowkranken bestätigten zunächst die schon 
früher publizierten Befunde (Referat der früheren Arbeit: dieses Zentralblatt 
1907, S. 117). Es besteht in den meisten Fällen (9 von 11) eine Leucopenie 
und stets eine Mononucleose, beides in wechselndem Grade, beides auch bei 
den formes frustes und den Anfangsstadien der Krankheit. Diese Befunde, 
meist auch verbunden mit geringer Hyperglobulie. sind als diagnostisches Hilfs¬ 
mittel nicht unwichtig. Die Strumectomie bewirkte (3 operierte Fälle), daß die 
pathologischen Veränderungen dem normalen Verhalten wichen, oder wenigstens 
Neigung hierzu zeigten, speziell die Mononucleose. Verfütterung von Schild¬ 
drüsepräparaten bei 4 Normalpersonen vermochte stets eine Leukopenie, weniger 


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Referate. 


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ausgesprochen und konstant auch eine Mononucleose zu erzeugen. Verfasser 
glaubt, daß als Effekt der vermehrten oder pathologischen Funktion der Schild¬ 
drüse 2 Substanzen im Blute kreisen, deren eine di£ Mononucleose, deren andere 
die Verminderung der Polynucleären bewirkt. Erstere wäre weniger wirksam 
und verschwände durch die Strumectomie eher als letztere. M . Kaufmann . 


Physiologie und physiologische Chemie. 

2088) Zoethout, William D. Der Einfluß von Natrium- und Calciumchlorid 
auf die durch Kalium erzeugte Contraction. (Amer. Journ. Physiol. 23. 374—88. 
1/2. Univ. Illinois. Physiolog. Laboratorium.) 

Durch seine Untersuchungen am Musculus gastrocnemius des Frosches konnte 
Verfasser den Nachweis erbringen, daß der Gehalt an Na im Muskel groß genug 
ist, um die durch geringe Kaliumsalzmengen erzeugte Reizung aufzuheben. Durch 
Entfernung dieser Na-Mengen durch Rohrzuckerlösung wird die Reizbarkeit des 
Muskels durch Kaliumsalze erhöht. Aehnliche Beobachtungen konnten auch für 
Ca-Salze festgestellt werden. Na- und Ca-Salze begünstigen die Relaxation eines 
Muskels gegenüber der durch K-Salze hervorgerufenen Contraction. Ring er¬ 
sehe Lösung und eine 0,7 proz. NaCl-Lösung vermindern sehr rasch die Erreg¬ 
barkeit eines Muskels durch K-Salze. Aus diesem Grunde dürfen diese Lösungen 
nicht als unwirksame Flüssigkeiten angesehen werden, obgleich dieselben die 
Erregbarkeit eines Muskels gegenüber elektrischen Reizen lange Zeit erhalten. 
Durch vorliegende Angaben widerlegt Verfasser die Befunde Guenthers (Amer. 
Joum. Physiol. 14. 73—104). Brahm. 

2084) Siwre, A. W. Zur Lehre der Verdauung von Eiweiß, Fett und Kohle¬ 
hydraten im Magendarmkanal bei Verabreichung derselben einzeln oder in ver¬ 
schiedenen Kombinationen. Petersburger Dissertation, 1909. (Wratschebnaja 
Gazeta 1909, Nr. 36.) 

Verfasser hat an fünf Hunden im ganzen 99 Experimente ausgeftihrt, die 
den Zweck hatten, mittels der multifistulösen Methode den Charakter der Fort¬ 
bewegung des Inhalts in den verschiedenen Abschnitten des Magendarmtractus, 
der allgemeinen Veränderungen der Verdauung und der Absorption von ver¬ 
schiedenen Nahrungsarten in denselben zu erforschen. Die Experimente ergaben 
folgendes: Fleisch (300 g) wird in der ersten Verdauungsperiode im Magen 
rasch verdaut, so daß nach 1 Stunde 40 °/ 0 bereits in den Darm übergehen. In 
der 2. Stunde befördert der Magen in das Duodenum ein Fünftel von dem, was 
in der 1. Stunde befördert wurde. Von der 3. Stunde an ist es im Magen und 
dem größten Teil des Darmes ruhig. Nur im Ileocoecalabschnitt geht eine ge¬ 
steigerte exkretorische Arbeit vor sich. In der 5. Stunde ist der Magen von 
Speiseresten leer. Die Fleischverdauung geht somit im Magen hauptsächlich in 
den ersten 2—3 Stunden vor sich. Die Tätigkeit des Darmes beruht auf Ab¬ 
sorption. Fett (25 g geschmolzenes Schweinefett) geht in den ersten 5—6 Stunden 
aus dem Magen in kleinen Portionen in den Darm über, ohne daß es in seiner 
Zusammensetzung eine Veränderung erleidet. Dann beginnt das Fett rasch in 
Verdauung überzugehen; die Hauptabsorption des Fettes findet im lleum statt. 
Stärke (60 g mit 230 ccm Wasser) geht rasch in den Darm über. Die Verdauung 
der Stärke geht hauptsächlich im Darm, und zwar im unteren Abschnitt des¬ 
selben vor sich. Fleisch mit Fett: Die Fortbewegung findet so wie bei der 
einzelnen Darreichung statt. Die Verdauung des Fleisches ist hintangehalten. 
Die Verdauungsperiode ist verlängert. Die Verdauung des Fettes erfährt durch 
die Anwesenheit des Fleisches keine Veränderung. Die Absorption des Fettes 
wird durch die Anwesenheit des Fleisches gesteigert. Das Fleisch erfährt durch 
das Fett keine Veränderung. Fleisch mit Stärke: Das Fleisch verlängert die 
Verdauungsperiode der Stärke und bewirkt eine Besserung ihrer Absorption. 
Stärke mit Fett: Das Fett hält die Stärke im Magen zurück. Die Stärke be¬ 
schleunigt den Übergang des Fettes in den Darm (in geringem Grade); das Fett 
verringert die Absorption der Kohlehydrate, während Stärke die Absorption des 
Fettes steigert. Bei der Kombination sämtlicher drei Nahrungsarten spielt in 

N. P. iv. Jahn?. 67 


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Referate. 


den beiden oberen Dritteln des Darmes das Fleisch die Hauptrolle, im unteren 
Drittel die Stärke. Die Quantität des Chylus, der in einen gewissen Abschnitt 
des Heum bei der Kombination der verschiedenen Nahrungssubstanzen übergeht, 
gleicht der Summe der Chylusquantitäten, die den kombinierten Komponenten 
bei Verabreichung derselben im einzelnen zukommen. Der Darm behält jedem 
Nahrungsprodukt gegenüber ein typisches Verhalten, unabhängig davon, ob sich 
dieses Produkt fiir sich allein oder in Kombination mit anderen Produkten be¬ 
findet M. Lubowski . 

2085) Unna, P. 0. u. Golodetz, L. Die H&utfette. (Biochem. Ztschr. 1909, 
Bd. XX, S. 449-502.) 

Es gibt ein wohlcharakterisiertes Hautfett, welches den Knäueldrüsen ent¬ 
stammt Zwischen dem Knäuelfett und dem Hauttalge bestehen erhebliche Ver¬ 
schiedenheiten. Alle intra- und extracellulären Fette der Haut sind frei von 
Isocholesterin im Gegensätze zum Lanolin (Wollfett). Unter den Zellfetten 
zeichnet sich das Fett der Stachelschicht durch seinen Reichtum an Cholesterin 
und seine Armut an Cholesterinestem aus. Das Fett der Homschicht hingegen 
enthält ungefähr ebensoviel Cholesterin frei wie in Form von Estern gebunden. 
In Sekretfetten findet umgekehrt ein Zerfall der Cholesterinester unter Freiwerden 
des Cholesterins statt Das Fußknäuelfett enthält mehr Oxycholesterin als das 
Handknäuelfett, aber weniger als der Talg. Die Zellfette der Oberhaut ent¬ 
halten kein Oxycholesterin. K. Reicher . 

2086) Freund, H. Das biologische Verhalten jodierter Eiweißkörper. 

(Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 20, S. 503—515.) 

Bei der Jodierung wird den Eiweißkörpem die Fähigkeit genommen, mit 
artspezifischen Immunseris zu präzipitieren. Bei Tieren, die gegen ein genuines 
Eiweiß überempfindlich sind, gelingt es nicht, durch Jodeiweiß den anaphylakti¬ 
schen Shock auszulösen. Die Antikörper, welche durch Jodeiweißinjektionen 
erzielt werden, reagieren mit Jodeiweiß ohne Unterschied der Abstammung, 
sogar mit jodiertem arteigenen Eiweiß. Bei der Jodierung geht ein Molekül 
Eiweiß in ein Molekül Jodeiweiß über, dabei wird ein stickstofffreier, kohlenstoff¬ 
haltiger Komplex abgespalten. Das Jod wirkt substituierend an den aromati¬ 
schen Kernen, und zwar folgt aus dem Fehlen der Millonsehen Reaktion, daß 
die Hydroxylgruppe am Benzolkem durch Jod verdrängt worden ist. Man darf 
also mit Obermeyer und Pick als sicher annehmen, daß der artspezifische 
Atomkomplex an die aromatischen Kerne des Eiweißmoleküls gebunden ist 

K. Reicher . 

2087) Izar, G. Über die Wirkung des Arsens auf die Autolyse. (Aus d. 
Inst. f. spez. Pathol. inn. Krankh. k. Univ. Pavia.) (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 21. 
S. 46—50.) 

Geringe Mengen As besitzen eine beschleunigende, größere eine verzögernde 
Wirkung auf den autolytischen Prozeß. K. Reicher . 

2088) Hausmann, W. u. v. Portheim, L. Die photodynamische Wirkung der 
Auszüge etiolierter Pflanzenteile. (Aus d. physiol. Inst. d. Hochsch. f. Bodenk. 
und d. Biolog. Vers.-Anst. Wien.) (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 21, S. 51—58.) 

Die Extrakte der etiolierten Pflanzen enthalten einen fluoreszierenden, im 
Lichte wirksamen Sensibilisator. K. Reicher . 

2089) Kramer, Georg. Feststellung der Untersuchungsmerkmale der Fette 
der Schlachttiere, des Wildes und Geflügels durch vergleichende physikalische 
Untersuchungen. (Aus d. path.-anatom. Inst, der tierärztl. Hochsch. Hannover.) 
(Inaug.-Diss. Gießen 1909, 76 S.) 

Verfasser hat bei seinen Untersuchungen infolge besonderer Berücksichtigung 
der refraktometrischen Bestimmungen brauchbare Resultate erhalten, die es er¬ 
möglichen, unter gleichzeitiger Feststellung der übrigen physikalischen Kon¬ 
stanten eines Fettes, die Abstammung desselben einwandfrei nachzuweisen. 

Fritz Locb. 


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Referate. 


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2090) Minkowski, Engen. Über das Verhalten einiger aromatischer Essig¬ 
säure- und GlykokoUderivate tierischen Fermenten gegenüber. (Aus der II. 
med. Klinik in München.) (Dissertation München 1909, 28 S.) 

1. Gegen Pepsinsalzsäure verhalten sich die untersuchten Verbindungen eben¬ 
so wie gegen entsprechend verdünnte Salzsäure: die beiden Acetylderivate 
werden gespalten, die beiden Glycylderivate dagegen nicht. Es liegt kein 
Grund vor, bei der beobachteten Spaltung der Acetylderivate durch Pepsinsalz¬ 
säure eine Wirkung des Pepsins als solchen anzunehmen. 

2. Die beiden Glycylderivate werden durch die untersuchten Fermente in 
höherem Maße gespalten als die Acetylderivate: 

a) durch Trypsinpräparate werden die Glycylderivate, wenn auch nur in 
geringem Grade, gespalten, die Acetylderivate dagegen nicht. 

b) durch Blutserum werden die Glycylderivate gespalten, die Acetylderivate 
nicht; 

c) durch Organfermente (Leber, Niere) werden die Glycylderivate stärker 
als die Acetylderivate gespalten; 

d) Fermente, die die Acetylderivate spalten, die Glycylderivate dagegen 
nicht, sind nicht gefunden worden. 

Die Einführung einer Aminogruppe in das Essigsäureradikal des Acetyl- 
anilins und Acetyl-p-phenetidins erhöht demnach wesentlich die Spaltbarkeit ihrer 
C-NH-CO-C-Gruppe durch tierische Fermente. 

3. Die Magenschleimhaut aus dem Fundusteil spaltet im Gegensatz zu anderen 
Organen (Leber, Niere) weder die Acetyl- noch die Glycylderivate. 

4. Das Anilid und das p-Phenetidid der Essigsäure verhalten sich in Bezug 

auf die Spaltbarkeit ihrer C-NH-CO-C-Gruppe durch die untersuchten Fermente 
vollständig gleich. Desgleichen das Anilid und das p-Phenetidid des Glykokolls. 
Der Ersatz des Wasserstoffatoms in p-Stellung im Benzolkem des Acetanilids 
und Glycylanilins durch O • C 2 H 6 ändert wenigstens ihr qualitatives Verhalten 
Fermenten gegenüber nicht. Fritz Locb. 

2091) Bialosuknia, W. W. Über Pflanzenfermente. Aus d. ehern. Labor, 
d. kaiserl. Inst. f. experim. Med. in Petersburg. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 58, S. 487—499.) 

Die Pflanzensamen verhalten sich tierischem Eiweiß gegenüber indifferent. 
Eis fehlt ihnen jede proteolytische Wirkung auf Eiereiweiß. Zusatz von Darm¬ 
saft ist ohne Einfluß, also kein Zymögen von Fermenten vorhanden. Fibrin wird 
bei Gegenwart von 0,2 °/ 0 Natronhydrat verdaut. In allen Samen ist ein dem 
Lab ähnliches, die Milchgerinnung bewirkendes Enzym enthalten. Pflanzen¬ 
fermente sind dagegen sehr aktiv gegen Pflanzeneiweiß. Oxydierende Fermente 
sind in den verschiedenen Samen verschieden verteilt. Diastatische Fermente 
kommen reichlich vor, zur Charakterisierung wurden die Osazone der entstandenen 
Zucker dargestellt. Dohm . 

2092) Winterstein, E. Beiträge zur Kenntnis pflanzlicher Phosphatide. 

(III. Mitteilung.) Aus d. agrikult.-chem. Labor, d. Eidgen. Polytechn. in Zürich. 
(Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 500—506.) 

Aus dem Samen von Lupinus albus wird ein Kohlehydratphosphatid darge¬ 
stellt als eine Verbindung von eigentlichem Lecithin mit Kohlehydratresten. Die 
Analyse ergab 3,6°/ 0 P, 0,95 °/ 0 N und 16,3 °/ 0 Kohlehydrat. Die Spaltungsprodukte 
des Phosphatides sollen näher untersucht werden. Dohm . 

2098) Winterstein, E. n. Smolenski, K. Beiträge zur Kenntnis der aus 
Cerealien darstellbaren Phosphatide. (IV. Mitteilung.) Aus d. agrikult.-chem. 
Labor, d. Polytechn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 505 
bis 521.) 

Das aus dem Weizenmehl mittels Alkohol extrahierte Phosphatid repräsentiert 
ein kompliziertes Gemisch verschiedener Phosphatide und enthält neben phos¬ 
phorhaltigen Verbindungen auch Cholesterin, deren Ester, freie Fettsäuren und 
andere Verbindungen. Das in kochendem Alkohol lösliche Phosphatid enthält 
neben Basen, wie Cholin und NH 3 , auch nicht basischhaltige Stickstoffverbindungen. 

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Referate. 


Die Phosphatide differieren nicht nur in physikalischen Eigenschaften, sondern 
auch in ihrer Zusammensetzung. Dohm. 

2094) Smolenski, M. Zur Kenntnis der aus Weizenkeimen darstellbaren 
Phosphatiden. (V. Mitteilung.) Aus d. agrikult.-chem. Labor, d. Polytechn. in 
Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, S. 522—526.) 

Verfasser hat teils einheitliche, teils Gemische darstellende Phosphatide aus 
Weizenkeimen isolieren können, darunter eine Substanz von ähnlicher Kristall¬ 
struktur und dem gleichen Schmelzpunkt 81—82° wie Winterstein im Weizen¬ 
mehl gefunden hatte. Dohrn . 

2095) Winterstein, E. u. Stegmann, L. Über einen eigenartigen phosphor¬ 
haltigen Bestandteil der Blätter von Ricinus. (VI. Mitteilung.) Aus d. agrikult- 
chem. Labor, des Polytechn. in Zürich. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, Bd. 58, 

S. 527—528.) 

Aus grünen Pflanzenteilen ist noch kein lecithinartig zusammengesetztes 
Phosphatid isoliert. Aus jungen getrockneten Ricinuspflanzen wird eine Masse 
erhalten mit 5,27 °/ 0 P und 6,74 °/ 0 CaO. Dohm . 

2096) Ascoli, H. u. Izar, 0. Quantitative Rückbildung zugesetzter Harn¬ 
säure in Leberextrakten nach vorausgegangener Zerstörung. Aus d. Inst. f. 
spez. Path. innerer Krankh. d. Univ. Pa via. (Ztschr. f. physiol. Chem. 1909, 
Bd. 58, S. 529—538.) 

Verfasser machen die Beobachtung, daß in einem Leberextrakt, der eine 
bestimmte zugesetzte Hamsäuremenge zerstört hat, bei Luftabschluß im Brut¬ 
schrank die zerstörte Harnsäure wieder auftritt. Der Vorgang beruht nicht auf 
Fäulnisvorgängen; Durchleiten von CO a begünstigt ihn erheblich. In Nieren- 
extrakten findet diese Rückbildung nicht statt. Zusatz von Allantoin ist ohne 
Einfluß. Es liegt ein Prozeß vor, bei dessen Vollziehung Sauerstoffanwesenheit 
erforderlich ist und welcher bei Sauerstoffentziehung in entgegengesetztem Sinne, 
unter Rückbildung zerstörter Substanz stattfindet. Dohm . 

2097) Preti, Luigi. Über den Einfluß der Bleisalze auf die Autolyse. Aus 

d. Inst. f. spez. Path. innerer Krankh. d. Univ. Pavia. (Ztschr. f physiol. Chem. 
1909, Bd. 58, S. 539—543.) 

Die Autolyse der Leber, gemessen auf Gesamt-N, wird durch kleine Mengen 
von neutralem Bleiacetat oder Bleinitrat begünstigt, bei wachsendem Zusatz ge¬ 
hemmt. Die kleinen Zusätze fördern die Bildung von Monoaminosäuren und 
Purinbasen bis zu einer Grenze, von der an Abnahme auftritt. Bleiacetat ver¬ 
ursacht eine Zunahme der Albumosen, im Gegensatz zur Abnahme bei normaler 
Autolyse. In vivo, bei an Bleivergiftung Erkrankten, scheint ebenfalls eine ver¬ 
änderte Aktivität der Fermente vorzuliegen. Dohm. 

2098) Rowold, Johann. Aceton und Acetessigsäure im Hundeham. (Inaug.- 
Diss. Gießen 1908.) 

1. Im normalen Hundeham ist Aceton vorhanden und zwar einige mg in 
einem Liter. 

2. Das im normalen Hundeham gefundene »Aceton« besteht zum größten 
Teil aus Acetessigsäure; doch fehlt präformiertes Aceton nie vollständig. 

3. Arsenikzufuhr in therapeutisch zulässigen Mengen übt keinen nachweis¬ 
baren Einfluß auf die im normalen Harn ausgeschiedene Acetonmenge aus. 

4. Die Bestiinmungsmethode des Acetons neben der Acetessigsäure nach 
den Vorschlägen von Michaud läßt sich beim normalen Hundeham nicht ver¬ 
wenden. 

5. Eine auch beim normalen Hundeham verwendbare, sehr praktische Me¬ 
thode zur Bestimmung der Acetessigsäure neben Aceton, ist die Methode der 
Vakuumdestillation nach Emb den. 

6. Fettzufuhr in Form von Butter bis zu 100 g ruft erst nach einigen Tagen 
eine kaum merkliche Steigerung der Acetonausscheidung hervor. 

7. Von dem per os oder subcutan gegebenen Aceton werden nur Spuren 
im Ham ausgeschieden; der vermehrte Acetongehalt des Harns nach Aceton- 


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Referate. 


893 


zufuhr beruht möglicherweise auf einer synthetischen Bildung von Acetessigsäure 
aus dem Aceton. 

8. Eine sehr brauchbare Methode des Acetonnachweises ist die Bestimmung 
des Acetons als Hydrazon nach den Vorschriften von S. Möller. 

9. Die p-Nitrophenylhydrazinbestimmung mit der von Embden vorgeschlage¬ 
nen Vakuumdestillation kombiniert, empfiehlt Verfasser als den gangbarsten Weg 
zu einer getrennten Bestimmung von Aceton und Acetessigsäure. Fritz Loeb . 

2099) Kupritz, Alexander. Untersuchungen über die Ausfällung und die 
Koagulation von Eiweihkörpern. Aus d. Physiol. Inst. Zürich. (Inaug.-Diss. 
Zürich 1908, 22 S.) 

1. Es wird gezeigt, daß die Kationen der Alkalien ein verschiedenes Fäl¬ 
lungsvermögen gegenüber dem Serumalbumin aufweisen, je nach der Art des 
begleitenden Anions. In Gegenwart von Chlorionen wirken die Kationen in der 
gleichen Reihenfolge, in der sie bei einigen physiologischen Vorgängen wirken. 

2. In Gegenwart von Säure oder Lauge wirken die Kationen in der Reihe 
ihrer Atomgewichte auf das Eiweiß fällend; in Gegenwart von Säure verläuft 
die Reihe aber in der entgegengesetzten Richtung wie in Gegenwart von Lauge. 

3. Die Kationenreihen bei neutraler Reaktion sind Zwischenglieder zwischen 
den Reihen bei saurer Reaktion einerseits, bei alkalischer andrerseits. 

4. Auch die Reihe für das Fällungsvermögen der Anionen hat den gegen¬ 

sätzlichen Verlauf je nach saurer oder alkalischer Reaktion. Die Umdrehung der 
Reihe läßt sich aber auch durch einfache Änderung der Salzkonzentration er¬ 
zielen, wie Verfasser für Serumalbumin zeigt. Fritz Loeb . 

2100) Wells, H. Gideon. Die Chemie der Leber bei Chloroformnekrose. 

(Joum. of Biol. Chem. 5. 129—45. Okt. 1908. Chicago. Univ. Patholog. Lab.) 

Bei Lebernekrose infolge von Chloroformanästhesie findet eine starke Auto¬ 
lyse der Leberzellen statt, die ihren Ausdruck in der Anwesenheit von freien 
Aminosäuren, Purinbasen, Proteosen, Peptonen und Polypeptiden in der Leber 
findet. Einzelne der Aminosäuren konnte Verfasser isolieren. Der Gehalt an 
unlöslichem P war vermehrt, während der Gehalt an unlöslichem S unverändert 
war. Die Verteilung des N in Gestalt von Mono- und Diaminosäuren in den 
unlöslichen Eiweißstoffen der Leber ähnelt der Zusammensetzung in der normalen 
Leber. Eine fettige Degeneration konnte nachgewiesen werden. UnderhilL 

2101) Pringsheim, Ernst jun. Über die Herstellung von Gelbfiltern und 
ihre Verwendung zu Versuchen mit lichtreizbaren Organismen. (Ber. Dtsch. 
Botan. Ges. 26a. 556—65. 26/11. 1908. Breslauer Pflanzenphysiol. Inst.) 

Verfasser beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von Farbfiltern, mit Hilfe 
deren es gelingt, die rotgelben Strahlen von den heliotropisch wirksamen zu 
trennen. Als Farbstoff diente Methylorange. Durch Auflösen in Gelatine und 
Überziehen von Glasplatten lassen sich leicht die Gelbfilter herstellen. Über die 
Anwendung derselben zu Versuchen mit heliotropischen Pflanzen oder mit photo¬ 
taktischen Organismen finden sich beachtenswerte Angaben, die im Original 
einzusehen sind. Brahnt . 

2102) Magnus, Werner. Weitere Ergebnisse der Serumdiagnostik für die 
theoretische und angewandte Botanik. (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 26 a. 532—39. 
26/11. 1908.) 

Im Anschluß an frühere, in Gemeinschaft mit Friedenthal ausgeführte 
Arbeiten (Ber. Dtsch. Botan. Ges. 24. 602; 25. 337) finden sich neuere Unter¬ 
suchungsergebnisse mit Mais- und Weizenimmunsera. Verfasser glaubt, aus 
diesen Beziehungen einen wichtigen Hinweis auf eine natürliche Gruppierung 
der Gramineen geben zu können. Des weiteren konnte er feststellen, wenigstens 
für eine Anzahl Gramineen, daß sie mehr oder minder mit allen übrigen Gra¬ 
mineen Niederschläge geben. Mit einer Nichtgraminee gelang es auch nicht bei 
den höchst immunisierten Tieren, eine Reaktion zu erzielen. Mit Hilfe dieser 
serumdiagnostischen Methode gelang es, Verunreinigungen des Weizenmehls, 
z. B. Kastormehl, nachzuweisen, und zwar in so geringen Mengen, wie dieselben 
mikroskopisch nicht mehr aufgefunden werden konnten. Brahm . 


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Referate. 


2103) Mac Lean, Hugh On the Nitrogen-Containing Radicle of Lecithin 
and other Phosphatides. (Über das stickstoffhaltige Radikal des Lecithins und 
andere Phosphatide.) From the Department of Physiological Chemistry, Institute 
of Physiology, Berlin. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 1 u. 2, 
S. 38—58.) 

Verfasser suchte die quantitative Abscheidung des Cholins aus Lecithin zu 
bewirken, konnte aber keine höheren Ausbeuten als ca. 77% erzielen. Diesen 
Wert erhielt er bei Hydrolyse von »Lecithol«, sowohl mit wässerigem als auch 
methylalkoholischem Barythydrat. Die Ursache, daß ca. 20*/® des Stickstoffes 
verloren gehen, liegt nicht darin, daß Lecithin etwa anderweitig gespalten wird. 
Auch wird Lecithin unter Anwendung der beschriebenen Methoden vollständig 
hydrolysiert, ebenso verhindern kleine Spuren anderer Lecithine nicht die quanti¬ 
tative Bestimmung des Cholins als Platinsalz. Dagegen wies Verfasser nach, 
daß Cholinchlorid in alkoholischer Lösung nicht ganz quantitativ durch Platin¬ 
chlorid gefällt wird. Von diesem Standpunkt aus und bei der Schwierigkeit, bei 
diesen Experimenten absolut exakt den Stickstoff zu bestimmen, kommt Ver¬ 
fasser zum Schlüsse, daß alles N des Lecithins als Cholin abgespalten wird. 
Aus Herzmuskellecithin erhielt Verfasser nur ca. 50% Cholin; es ist wahrschein¬ 
lich, daß es von anderen Lecithinen hinsichtlich der Bindungsart des Stickstoffes 
verschieden ist und neben Chojin noch andere stickstoffhaltige Komplexe vor¬ 
handen sind. Cuorin scheint als Base nicht Cholin zu haben. E . W. Mayer . 

2104) Mac Lean, Hugh. Further Observations on the Action of Muscarin 
and Pilocarpin on the Heart. (Weitere Beobachtungen der Wirkung von Mus¬ 
carin und Pilocarpin auf das Herz.) From the Physiological Laboratory, Uni- 
versity of Aberdeen. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 1 u. 2, 
S. 66—71.) 

Die Wirkung des Muscarins und Pilocarpins ist eng verbunden mit der 
funktionellen Wirkung auf die Hemmungs-Nerven und deren spezieller Ver¬ 
teilung in den verschiedenen Teilen des Wirbeltierherzens. Ihre Wirkung ist 
einem stimulierenden Einfluß auf die Nervenenden zuzuschreiben. E. W . Mayer . 

2105) Dorde, Charles. The Occurrence and Distribution of Cholesterol and 
allied Bodies in the Animal Kingdom. (Das Vorkommen und die Verteilung von 
Cholesterin und seinen Verbindungen im Tierreiche.) From the Physiological 
Laboratory, University of London. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, 
Nr. 1 u. 2, S. 72—106.) 

Das Protoplasma aller untersuchten Tiere (Chordata, Mollusken, Anthropoda. 
Annulata, Echinodermata, Coelenterata und Porifera) enthält mindestens ein Glied 
der Cholesteringruppe, und zwar in einer Ausbeute von 0,08—0,17%, bezogen 
auf das Körpergewicht. Bei den Warmblütern ist Cholesterin allgemein ver¬ 
breitet, ebenso bei den kaltblütigen Vertebraten. Bei den Invertebraten ist es 
weit verbreitet, aber nicht einheitlich. In verhältnismäßig großen Quantitäten 
findet sich Cholesterin bei den hochorganisierten Mollusken, dagegen scheint es 
bei den Echinodermaten nicht vorhanden zu sein, diese enthalten aber einen 
cholesterinähnlichen Körper. Die Anwesenheit von Cholesterin bei den Coelente- 
raten ist bezeichnend, weil sie zeigt, daß die Cholesterinfunktionen bei den 
niederen Tieren in derselben Weise ausgeführt werden können wie bei den 
höchstentwickelten. Bei den Poriferen konnte Verfasser Cholesterin nicht nach- 
weisen; bei den Arten, wo es nicht vorgefunden wurde, konnte in jedem Falle 
als Substitut ein cholesterinähnlicher Körper nachgewiesen werden. Sie alle be¬ 
sitzen die Formel Ct 7 H 4 *0, eine Doppelbindung, unterscheiden sich aber in Lös¬ 
lichkeit, Schmelzpunkt usw. ihrer Verbindungen. 

Das allgemeine Vorkommen von Cholesterin in allen Tiergattungen ist analog 
zu jenem im Pflanzenreiche. E . W. Mayer . 

2106) Carlier, E. Wace. Allyl Isothiocyanate: Some Aspects of its Phy¬ 
siological Action. (Allylisothiocyanat; einige Erscheinungen seiner physiologi¬ 
schen Wirkung.) From the Physiological Department of the University of 
Birmingham. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. tV, Nr. 3 u. 4, S. 107—116.) 


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Referate. 


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Allylsulfid und Ailylisothiocyanat wirken in ähnlicher Weise auf den Orga¬ 
nismus, letzteres kräftiger; beide lähmen die respiratorischen und vasomotorischen 
Centren und rufen Muskelkrampf hervor. Sie affizieren den Herzschlag und er¬ 
niedrigen die Körpertemperatur. Ihre interne Anwendung kann nicht empfohlen 
werden. E. W. Mayer. 

2107) Webster, W. Choline in animal Tissues and flnids. (Cholin in 
tierischen Geweben und Säften.) From the Physiological Laboratory, University 
of Manitoba. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 3 u. 4, S. 117—126.j 

Cholin kann in normalem Blut nicht gefunden werden, vorausgesetzt, daß 
die Untersuchungsmethode eine Zersetzung des Lecithins nicht hervorruft. Die 
Maximalmenge, welche bei Zersetzungsprozessen frei wird, ist zu klein, um 
nachgewiesen zu w r erden. Die physiologischen und chemischen Reaktionen, die 
pathologisches Blut geben, und die als für Cholin charakteristisch angesehen 
wurden, werden genau so von normalem Blut gegeben. Es ist zweifelhaft, ob 
eine der mikrochemischen Reaktionen für Cholin spezifisch ist. E. W. Mayer. 

2108) van Norman, Karl H. The Binret Reaction an the cold Nitric-Acid 
Test in the Recognition of Protein. (Die Biuretreaktion und die Probe mit 
kalter Salpetersäure zur Erkennung von Eiweiß.) From the Pathological Che¬ 
mistry Department, University College, London. (The Bio-Chemical Journal 
1909, Vol. IV, Nr. 3 u. 4, S. 127—135.) 

In wässeriger Lösung können noch 0,0004 °/« Eiweiß durch die Biuretreaktion 
nachgewiesen werden. In konzentriertem Ham, also neben Harnsäure, Kreatinin 
usw. ist sie schwer deutlich zu erhalten. Die violette Farbe schlägt selbst in 
ganz verdünnten Lösungen plötzlich in eine braune um; meist ist die Färbung 
von Beginn an schon braun und gleichzeitig bildet sich ein weißer flockiger 
Niederschlag. Die Reaktion mit kalter Salpetersäure zeigt noch 0,00006 */o Ei¬ 
weiß an. E. W. Mayer. 

2109) Mac Lean, Hugh. On the Occurrence of a Mon-amino-diphosphatide 
Lecithin-like Body in Egg Yolk. (Über das Vorkommen eines lecithinartigen 
Monoamino - Diphosphatides im Eigelb.) From the Department of Physiological 
Chemistry, Institute of Physiology, Berlin. (The Bio-Chemical Journal 1909, 
Vol. IV, Nr. 3 u. 4, S. 168—176.) 

Verfasser hat im Eigelb einen lecithinartigen Körper gefunden, der im Mole¬ 
kül auf ein Atom Stickstoff zwei Atome Phosphor enthält Er ist vom selben 
Typus wie das von Erlandsen isolierte Cuorin, von dem es sich aber in ver¬ 
schiedener Hinsicht unterscheidet. E. W. Mayer. 

2110) Jones, Charles 0. The Physiological Effects of Selenium Compounds 
with Relation to their Action on Glycogen and Sugar Derivatives in the Tissues. 

(Die physiologische Wirkung von Selenverbindungen mit Berücksichtigung ihrer 
Einwirkung auf Glycogen und Zuckerabkömmlinge in den Geweben.) From 
the Bio-Chemical and Physiological Departments, University of Liverpool. (The 
Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 9, S. 405—419.) 

Selenate werden im Organismus zu Seleniten reduziert, weshalb deren 
Wirkung allein untersucht wurde. Selenite ins Blut injiciert, werden von diesem 
rasch aufgenommen, ein kleiner Teil durch die Nieren ausgeschieden, der Rest 
aber zur Milz und Leber geführt, wo sie von Glucose zu Selen reduziert werden. 
Diese Reduktion mittels Glucose geht ebenso leicht außerhalb des Organismus 
von statten; sie scheint weniger eine Folge der Aldehydgruppe des Zuckers zu 
sein, als eine Folge der speziellen Konfiguration des Glucosemoleküls. Die not¬ 
wendige Glucose wird nach Bedarf vom Glycogen der Leber geliefert, oder 
falls diese Quelle erschöpft ist aus Fett gebildet, doch bleibt es unentschieden, 
ob dieses als solches abgebaut oder in Zucker verwandelt wird. Jedenfalls 
weist die Abscheidung von überschüssigen Fettsäuren nach der Injektion darauf 
hin, daß Glycerin zur Zuckerbildung benötigt wird. 

Ist der Organismus unfähig, die Selenite zu neutralisieren, sei es daß diese 
in zu großer Menge eingegeben wurden oder daß die Glucose verbraucht ist, 
dann erst wirken sie zerstörend auf die Zellen. Selenite wirken nur schwach 


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Referate. 


auf Bakterien, dagegen kräftig auf Fermente ein. Verfasser glaubt, daß alle 
Reduktionsprozesse im Organismus durch Glucose erfolgen. E. W. Mayer . 

2111) Moore, Benjamin and Whitley, Edward. The Properties and Classi¬ 
fication of the Oxydizing Enzymes, and Analogies between Enzymic Activity 
and the Effects of Immune Bodies and Complements. (Eigenschaften und Ein¬ 
teilung der oxydierenden Enzyme und Analogien zwischen enzymatischer 
Aktivität und den Wirkungen immuner Körper und Komplemente.) (The Bio- 
Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 3 u. 4, S. 136—167.) 

Verfasser wenden sich in dieser ausführlichen Arbeit gegen die von Bach 
und Chodat ausgesprochene Existenz von Oxygenasen, indem sie jene Reak¬ 
tionen, welche dazu Anlaß gaben, diese Enzyme zu vermuten, auf die Anwesen¬ 
heit von präformierten organischen Peroxyden zurückführen, die sich in vielen 
frischen Pflanzensäften vorfinden. 

Keine der zur Erkennung oxydierender Enzyme verwendetenFarbenreaktionen, 
mit Ausnahme derjenigen mit Guajakharztinktur, wird merklich in ihrer Ge¬ 
schwindigkeit vermehrt, wenn die Lösung des Fermentes allein vorliegt. Frische 
Pflanzensäfte, unmittelbar nach ihrer Herstellung geprüft, werden nach Zugabe 
von Wasserstoffsuperoxyd oder anderen Peroxyden katalytisch beeinflußt. Die 
Ursache, daß die Reaktion mit Guajakharztinktur oft positiv ausfällt, während 
andere Farbenreaktionen versagen, suchen Verfasser in dem Umstand, daß die 
Guajakharztinktur selbst organische Peroxyde enthält, also die Färbung viel 
leichter eintritt als bei Oxy- oder Amidophenolen. 

Die Verfasser kamen zur Überzeugung, daß es nur eine Klasse oxydierender 
Enzyme gibt, die alle, weil sie nur bei Gegenwart von Sauerstoff in Form von 
Peroxyden reagieren, in die Klasse der Peroxydasen einzureihen sind. Oxy¬ 
genasen sind einfach präformierte Peroxyde und in keinem Sinne Fermente. 
Die einzige Basis, auf der sich der Glaube am Bestehen von Oxygenasen stützt, 
ist der Umstand, daß gewisse Säfte, z. B. der Kartoffeln, sogleich mit Guajak- 
harztinktur Blaufärbung geben, ohne vorheriges Zufügen von H,Oi, während alle 
andere Säfte erst einen Zusatz eines Peroxydes bedürfen, um die Farbe zu 
liefern. In der Tatsache, daß Kartoffelsaft nach Erhitzen auf 60° keine direkte 
Reaktion mehr mit dem Reagens gibt, sehen Verfasser keinen Beweis für die 
Existenz eines Enzyms, sie glauben vielmehr, daß der Unterschied der beiden 
Arten von Säften der ist, daß die einen (Kartoffel usw.) einen Vorrat von orga¬ 
nischen Peroxyden besitzen, die anderen hingegen nicht, und daß diese Peroxyde 
gegen Temperatureinflüsse empfindlich sind und leicht zerstört werden. 

Verfasser kritisieren die von Bach und Chodat eingeführte Nomenklatur, 
die sie als schlecht gewählt betrachten, weil sie nicht der Regel entspreche, mit 
der Wurzel des Wortes den Körper zu bezeichnen, auf den das Enzym wirkt, 
wie bei Lactase, daher Oxygenase und Peroxydase einen Widerspruch bedeute, 
ebenso wie Katalase keinen Hinweis auf die zerstörende Wirkung auf H 2 0 2 
enthalte. 

In vielen frischen Pflanzensäften wiesen Verfasser Spuren organischer Per¬ 
oxyde nach; dies beweist aber nicht, daß sie durch ein Ferment, sei es nun in 
der Pflanze oder erst nach der Saftbereitung entstanden sind, vielmehr schlugen 
alle Bemühungen, ihren enzymatischen Ursprung nachzuweisen, fehl. Bei Be¬ 
handlung von frisch hergestelltem Kartoffelsaft mit p-Phenylendiamin gab dieser 
eine grüne Färbung ohne Zusatz von H*0 2 ; dagegen blieb die Reaktion mit 
demselben Saft nach V a Stunde aus und erschien erst nach Zugabe von HX) S ; also 
war das organische Peroxyd in dieser Zeit zerstört worden, anstatt daß, wenn 
eine Oxygenase vorhanden wäre, Peroxyd gebildet worden wäre. 

Anschließend an ihre Arbeit versuchen Verfasser, die Wirkung hydrolyti¬ 
scher Enzyme, oxydierender Fermente und jene der Sera von einem einheit¬ 
lichen Gesichtspunkt zu erklären. Bei allen drei Klassen enzymatischer Reak¬ 
tionen sind drei wirksame Körper nötig: 1. der Stoff, auf welchen das Ferment 
wirkt, 2. der Stoff, der sich direkt oder indirekt mit 1 vereint und dessen che¬ 
mische und physiologische Eigenschaften verändert, und 3. das Enzym oder 
Ferment, das die Reaktion aktiviert (Katalysator). 


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Referate. 


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Bei den hydrolytischen Enzymen ist 1. das Nahrungsmittel, Proteine, Kohle¬ 
hydrate usw., 2. die Elemente des Wassers (intermediär die Säure oder das 
Alkali), 3. z. B. Trypsin, Pepsin, Diastase usw. ' 

Bei den oxydierenden Fermenten ist 1. die oxydable Substanz (Tyrosin, 
Phenole usw.), 2. Sauerstoff, geliefert durch Peroxyde, seien es nun organische 
oder anorganische, 3. das Ferment. 

Bei den immunen Sera ist 1. die Zelle oder die Bakterie, die gelöst oder 
das Gift im Serum, das angegriffen oder unschädlich gemacht werden soll, 
2. das Komplement oder der thermo-labile Körper, ohne dessen Anwesenheit 
die Reaktion nicht stattfinden kann, 3. der spezifische Immunisierungskörper oder 
Antikörper. Über Einzelheiten vergleiche man das Original. E. IV. Mayer. 


Experimentell-klinische Untersuchungen. 

2112) Wilenko, G. G. Zur Wirkung der Glutars&ure auf den Phloridzin¬ 
diabetes. Aus dem Laborat. des med.-polikl. Inst, zu Berlin. (Ther. d. Gegen¬ 
wart Mai 1909, Nr. 5.) 

Wilenko faßt das Ergebnis seiner Versuche über die Glutarsäurewirkung 
wie folgt zusammen: Bei gefütterten Kaninchen ist die Glutarsäure bei ein¬ 
maliger Anwendung wirksam. Bei gefütterten Hunden kann die Phloridzin- 
glykosurie durch Glutarsäure auch verringert werden, aber nur bei mehrmaliger 
Injektion. Die Glutarsäurewirkung läßt sich nicht in näheren Zusammenhang mit 
den Stoffwechselvorgängen bei der Phloridzinglykosurie bringen. Mehrmalige 
Glutarsäureeinspritzungen bewirken anatomische Veränderungen in den Hunde¬ 
nieren. Es lie^t danach am nächsten, die Glutarsäurewirkung beim Phloridzin¬ 
tiere auf den Einfluß dieser Substanz auf die Niere zu beziehen. 

M. Kaufmann . 

2113) Livierato, Sp. Dell’ azione che 1’ estratto splenico esercita sulla fun- 
zione cardiaca, sulla pressione arteriosa, e sulla funzione respiratoria. (Über 
die Wirkung des Milzextrakts auf Herz, Blutdruck und Atmung. Aus d. Istit. 
di Clin. med. zu Genua. (Gazz. degli osped. Dez. 1908, Nr. 146.) 

Die Milz enthält eine Substanz, die bei intravenöser Injektion die Herzfunk¬ 
tion zuerst verstärkt und beschleunigt, dann allmählich vermindert und verlang¬ 
samt, dabei unregelmäßig macht. Ganz ebenso wirkt sie auf den Blutdruck. 
Auf die Respiration ist die Wirkung von vornherein eine herabdrückende. Während 
der Wirkung einer Injektion bleibt eine weitere völlig unwirksam. Kleinere 
häufige Dosen immunisieren gewissermaßen gegen die Wirkung der mittleren 
wirksamen Dosis. Das Adrenalin ist im Stande, die Blutdruckwirkung des Milz¬ 
extrakts aufzuheben. M . Kaufmann . 

2114) Brinda, A. Sul rapporto fra azoto totale ed azoto colloidale nelle 
orine dei bambini, come indice di alterata funzionalitä del fegato. (Das Ver¬ 
hältnis zwischen Gesamt-N und kolloidalem N im Ham der Kinder als Indikator 
der gestörten Leberfunktion.) Aus dem Osp. infant. Reg. Margherita zu Turin. 
(Gazz. degli osped. Dez. 1908, Nr. 147.) 

Brinda bestimmt nach der Methode von Salkowski (Berl. klin. Wschr. 
Nr. 51—52, 1904) den kolloidalen Ham-N und will aus seiner Vermehrung 
Schlüsse auf gestörte Leberfunktion ziehen. In einem Falle von Ikterus catarrhalis 
sank er mit Besserwerden des Prozesses von 0,78°/ 0 auf 0,2°/ 0 des Gesamt-N; 
in einem Fall von hypertrophischer Cirrhose von 0,54 und 0,96 °/ 0 vor der 
Talma sehen Operation auf 0,26 °/ 0 nachher; in einem Typhusfall betrug er 0,58 °/ 0 . 

M. Kaufmann . 

2115) Silvestri, T. Ancora sulla gotta, con speziale riguardo alla teoria 
di Falkenstein. (Nochmals über die Gicht, mit besonderer Berücksichtigung der 
Falkenstein sehen Theorie.) Aus dem Istit. di Pat. spec. med. zu Modena. (Gazz. 
degl. osped. Nov. 1908, Nr. 143.) 

Nach den Ansichten Silvestris (ref. dieses Zentralbl. 1908, S. 826) kann 
die Hypochlorhydrie nicht der ausschlaggebende Faktor in der Gichtpathogenese 

N. F. IV. Jahrg. 68 


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Referate. 


sein; die Gicht beniht vielmehr auf funktionellen Änderungen der lymphopoie- 
tischen Organe, die Änderungen des Stoffwechsels, speziell des Nucleinstoffwechsels 
im Gefolge haben. Dagegen ist sehr gut zu verstehen, daß Verdauungsstörungen 
von ungünstigem EinfluS auf die ohnehin geschädigten lymphopoietischen Organe 
sind. M. Kaufmann, 

2116) Borelli, L. 1 reeenti metodi clinici per dosare il fermento peptico. 

(Die neueren klinischen Methoden zur Pepsinbestimmung.) Aus der med. Klinik 
zu Turin. (Riv. crit di Clin. med. April 1909, Nr. 16.) 

Eine Besprechung der neueren klinischen Pepsinbestimmungen führt Ver¬ 
fasser zu dem Schlüsse, daß die Volhardsche Methode die exakteste und also 
bei wissenschaftlichen Untersuchungen die Methode der Wahl ist, daß sie aber 
viel Material, Zeit, vorzügliche Lösungen und Uebung erfordert, weshalb die ein¬ 
facheren Methoden von Jacoby-Solms, Fuld und Levison, Groß, die für 
die Klinik genügen, für klinische Untersuchungen ebenfalls Anwendung verdienen. 

M. Kaufmann, 

211?) Neubauer, Otto. Über den Abbau der Aminosäuren im gesunden und 
kranken Organismus. Aus d. med. Klinik zu München. (D. A. f. kl. Med. 1909, 
Bd. 96, S. 211.) 

Die Eiweißkörper verfallen im Körper zunächst einer hydrolytischen Auf¬ 
spaltung, wobei Aminosäuren und Diaminosäuren entstehen. Die Aminosäuren 
werden dann durch oxydative Desaminierung in die entsprechenden Ketonsäuren 
übergeführt. Die nicht aromatischen Ketonsäuren gehen weiter durch CO a -Ab- 
spaltung und Oxydation in die um ein C-Atom ärmere Fettsäure über, deren 
weiterer Abbau den für die Verbrennung der Fettsäuren gültigen Gesetzen unter¬ 
liegt Von den aromatischen Aminosäuren wird das Tyrosin zunächst analog 
wie die übrigen Aminosänren in die entsprechende Ketonsäure verwandelt, die 
zu dem entsprechenden Chinol oxydiert und weiter in Hydrochinonbrenztrauben¬ 
säure umgelagert wird; diese geht dann, ebenso wie andere Ketonsäuren, unter 
COa-Abspaltung und Oxydation in die um ein C-Atom ärmere Fettsäure, d. i. 
Homogentisinsäure über. Der weitere Abbau setzt am Benzolring ein und führt 
zu dessen Sprengung; dabei treten Acetonkörper auf, die normaler Weise zu 
CO a und H 2 Ö oxydiert werden. Das Phenylalanin geht entweder auf dem Weg 
über Phenylbrenztraubensäure oder über Tyrosin in p-Oxyphenylbrenztrauben- 
säure über; das Tryptophan wird auf einem anderen bisher noch unbekannten 
Weg, der nicht über Homogentisinsäure führt, verbrannt. 

Bei der Alkaptonurie ist der normale Abbau des Tyrosins und Phenylalanins 
gehemmt, so daß er auf der Stufe der Homogentisinsäure stehen bleibt; der 
Abbau der übrigen Aminosäuren, einschließlich des Tryptophans, ist ungestört. 

M . Leube . 

2118) Graf von Schönbom - Wiesentheid, Er wein. Über den Nachweis des 
urotryptischen Fermentes bzw. des Urotrypsinogens. Aus dem physiol. Inst, 
in München. (Inaug.-Dissert. München 1909, 54 S.) 

1. Wirksames Trypsin kommt im Hundeham nur sehr selten vor; und dann 
nur in sehr geringen Mengen. 

2. Trypsinogen ist im Hundeham enthalten und kann durch Kinase in aktives 
eiweißverdauendes Trypsin umgewandelt werden. 

3. Dieses Trypsinogen ist bei gemischter Nahrung oft nur in sehr geringen 
Mengen vorhanden, bei Fleischkost regelmäßig in relativ großen Quantitäten. 

4. Der Ham hungernder Tiere enthält bereits aktives Trypsin, und zwar am 

Anfänge des Hungems geringe, mit dem Fortschreiten des Hungerzustandes 
wachsende Mengen; daneben aber außerdem noch durch Kinase zu aktivierendes 
Ferment. Fritz Loeb . 

2119) Tang, Richard. Untersuchungen über die Oxydationsfermente einiger 
heimischer Wurzeln und Knollen mit besonderer Berücksichtigung von Solanum 
tuberosum. (Inaug.-Dissert. Gießen 1909, 82 S.) 

Nach Tangs Untersuchungen kann über eine schädliche Wirkung der Oxy¬ 
dationsfermente (Lakkase) von der Kartoffel in konzentrierter Form oder in 


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Referate. 


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größeren Mengen kein Zweifel mehr bestehen. Das Primäre in der Oxydasen- 
wirkung scheint bei hohen Dosen eine allgemeine nervöse Paralyse zu sein. 
Die willkürliche Muskeltätigkeit wird zunächst völlig aufgehoben, die Atmung ge¬ 
hemmt und später die Sensibilität herabgesetzt. Allmählich treten diese Aeuße- 
rungen in den Hintergrund oder verschwinden z. T. ganz, und die Wirkung 
richtet sich nunmehr gegen den Darmtractus, vielleicht auch die serösen Häute 
(Bauchfell) und das Herz. Auch bedingen die Oxydasen eine starke Hämolyse, 
die in Gemeinschaft mit Herzlähmung zum Tode führt. Die auffallende Ähnlich¬ 
keit in den Wirkungen der Oxydasen, des Saponins und Solanins verleitet zu 
der Vermutung, daß diese Stoffe eine gewisse chemische Verwandtschaft be¬ 
sitzen. Auch die Ähnlichkeit der Darstellungsweise deutet auf diesen Punkt. 
Das Solanin kann durch Fällung mit wässerigem Ammoniak erhalten, die 
Oxydasen und Saponine können durch gesättigte Ammoniumsulfatlösung gefällt 
und isoliert werden. Möglicherweise bestehen auch genetische Beziehungen 
zwischen den drei Körperklassen. 

Die bei Menschen und Haustieren beobachteten Kartoffelvergiftungen können 
unmöglich durch das Solanin allein erzeugt sein, wie man früher häufig ange¬ 
nommen hat. Es nehmen vielmehr die Oxydasen und Saponinsubstanzen der 
Kartoffel einen lebhaften Anteil an den Intoxikationen, so daß eine gemeinsame 
Wirkung der drei Körperklassen in unterstützendem Sinne zu Stande kommt. 
Die größte Schädlichkeit scheinen die Saponine zu besitzen, da sie noch in 
großen Verdünnungen hämolytisch wirken. Dem Solanin und den Oxydasen 
mit ihren saponinähnlichen Wirkungen ist gleichfalls eine große Bedeutung bei¬ 
zulegen. Fritz Loeb. 

2120) Satta, G. u. Gastaldi, G. Ricerche sul ricambio delT allantoina nelT 
uomo. (Über den Allantoinstoffwechsel beim Menschen.) Aus dem Istit. di Pat. 
gen. zu Turin. (Arch. p. 1. scienze med. 1909, Bd. 33, H. 4.) 

Auch die von Wiechowski angegebene Methode der Allantoinbestimmung 
liefert keine ganz zuverlässigen Resultate; am meisten ins Gewicht fällt der 
Fehler, daß dabei in geringer Menge noch andere N-haltige Körper als Allantoin 
mitbestimmt werden. Die Verfasser konnten Allantoin in allen darauf unter¬ 
suchten menschlichen Hamen nach weisen; es ist also ein normales menschliches 
Stoffwechselprodukt, wenn auch in sehr geringer Menge; denn sein N beläuft 
sich auf höchstens Vaoo—V too des Gesamt-N. Das Allantoin ist offenbar im Körper 
schwer angreifbar; denn verfütterte Allantoinmengen erschienen in 2 Versuchen 
(1 bezw. 2 g per os) zu 47,2 bezw. 45,7 °/ 0 wieder im Ham. Versuche bei Kranken 
mit TT-Vermehrung (Pneumonie, Leukämie) ergaben, daß die Allantoinausscheidung 
täglich schwankt, sowie daß diese Schwankungen denen der U-Ausscheidung 
nicht parallel gehen. Eine Beziehung zwischen Gesamt-TJ- und Allantoinausschei¬ 
dung besteht also offenbar nicht, ebenso wenig besteht eine solche zwischen 
endogener U und Allantoin; auch Verftitterung vor^ harnsaurem Natron bewirkte 
in einem Versuche wohl eine Vermehrung der U, nicht aber des Allantoins. 
Woher das Allantoin im Körper entsteht, ob doch ein kleiner Teil der U sich 
in Allantoin verwandelt, oder ob es einen andern Ursprung hat, ist heute noch 
nicht entschieden. M. Kaufmann . 

2121) Kennaway, E. L. On (he estimation of purine bases in urine. (Die 
Bestimmung der Purinbasen im Ham.) Aus d. Lister Institute of Preventive 
Medicine u. dem Physiolog. Laborat. aes University College in London. (The 
Joum. of Physiol. 1909, Bd. 39, S. 296.) 

Die Purinkörperbestimmung nach Camerer-Arnstein gibt zu niedrige 
Werte, weil beim Kochen des Silbemiederschlags mit MgO Harnsäure zersetzt 
wird. Um diesen Fehler auszuschalten, entfernt Verfasser die Harnsäure aus 
dem Urin vor dem Fällen mit ammoniakalischer Silberlösung. Harnsäure- und 
Purinbasenbestimmnng lassen sich so in derselben Hamportion ausführen. Ver¬ 
fasser hat dafür zwei Methoden ausgearbeitet und geprüft. Das eine Mal be¬ 
stimmt er die Harnsäure nach Folin und Shaffer, das andere Mal nach Hop¬ 
kins. Die Vor- und Nachteile der beiden Methoden werden besprochen. 

Re ach. 

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Referate. 


2122) Cathcart, E. P. The influence of carbohydrates and fats on protein 
metabolism. (Die Wirkung der Kohlehydrate und der Fette auf den Proteinstoff¬ 
wechsel.) Aus d. Physiolog. Laborat. der Universität Glasgow. (The Journ. of 
Physiol. 1909, Bd. 39, S. 311.) 

Bilanzversuche (Mensch), in denen bei wechselnder Folge von Hunger-, Fett- 
und Kohlehydratperioden namentlich die N-Verteilung im Ham untersucht wurde. 
Die Bestimmungen betreffen außer dem Gesamt-N Harnstoff, Ammoniak, Harn¬ 
säure, Kreatinin und Kreatin. Auf das Verhalten dieser letzteren Substanz ist 
besonderer Nachdruck gelegt. Das Kreatin ist kein normales Stoffwechselend¬ 
produkt. Es tritt jedoch regelmäßig beim Hunger auf; folgt nun auf eine Hunger¬ 
periode eine solche mit kohlehydrathaltiger Nahrung, so sinkt die Kreatinaus¬ 
scheidung sofort ab, während bei Fettnahrung dieser Abfall mit einer deut¬ 
lichen Verzögerung eintritt. Ähnliche Verschiedenheiten zeigen sich hinsichtlich 
der Wirkung von Fett und Kohlehydrat auf den Gesamt-N. 

Ein zweiter Abschnitt der Publikation dient der Verwertung des Gefundenen 
zur theoretischen Diskussion der Stoffwechselvorgänge. Cathcart kommt zu 
der Hypothese, daß im Organismus der Wiederaufbau von zersetztem Protein 
eine große Rolle spiele und daß zu dieser Synthese Kohlehydrat nötig ist. 
Fett kann hier nur nach Umwandlung in Kohlehydrat verwendet werden. Wenn 
auch diese Hypothese vielen Lesern als wenig gestützt und insbesondere durch 
die hier gefundenen experimentellen Tatsachen nicht in besonders hohem Grade 
wahrscheinlich gemacht erscheinen wird, sind die auf breiter Basis aufgebauten 
theoretischen Erörterungen Cathcarts doch von Interesse. Reach. 

2123) Saathoff. Tuberkulindiagnostik und Therapie nebst Stoffwechsel¬ 
versuchen bei der Tuberkulinreaktion. Aus d. II. med. Klinik zu München. 
(Münch, med. Wschr. Okt. 1909, Nr. 40.) 

Verfasser beobachtete unter 75 Fällen von diagnostischer Tuberkulinimpfung 
in 59, d. h. 80 °/ 0 , eine Gewichtsvermehrung im Mittel von 1,4 kg; nur 9 Fälle 
blieben gleich, 7 nahmen ab. In erster Linie wäre dabei an Wasserretention zu 
denken, die dann wahrscheinlich mit Kochsalzretention einhergehen müßte. Aber 
in 5 Stoffwechselversuchen war nur einmal eine Wasser- und Kochsalzretention 
nachzuweisen. Die von vornherein wenig wahrscheinliche Annahme eines Eiwei߬ 
ansatzes konnte durch 2 Stoffwechselversuche ausgeschlossen werden. Es muß 
sich also um Fettanreicherung, vielleicht infolge herabgesetzter Oxydationspro¬ 
zesse handeln, die aber in den beiden Fällen rechnerisch nicht die ganze Ge¬ 
wichtszunahme erklärt; es muß vielmehr noch eine Wasserretention ohne gleich¬ 
zeitige Kochsalzretention mitbeteiligt sein; verschiedene Momente sprechen ohne¬ 
hin dafür, daß das Tuberkulosegift eine gewisse Wasserarmut des Organismus 
verursacht. M. Kaiifmann . 

2124) Moratschewski. Über die Wechselbeziehungen zwischen Indikan im 
Ham und Indol in den Faeces. Vortrag in der Gesellschaft der russischen Ärzte 
zu St. Petersburg. (Wratschebnaja Gazeta 1908, Nr. 27.) 

Vortragender führt aus, daß die allgemein geltende Ansicht, daß die Indikan- 
menge im Ham vom Indolgehalt der Faeces, d. h. von der Intensität der Darm¬ 
fäulnis abhänge, bei weitem nicht den Anspruch auf absolute Sicherheit erheben 
darf. Er hat nämlich zunächst bei gesunden Individuen die Indikanmenge im 
Harn, den Indolgehalt der Faeces und den Stickstoffwechsel bei verschiedener 
Nahrung festgestellt und gefunden, daß diese Normen bei weitem nicht parallel 
gehen. Der Zusatz von Fett zur Nahrung steigert die Indikan- und Indolmenge, 
während Zucker die Indikanausscheidung verringert, die Indolbildung aber steigert. 
Eiweißnahrung wirkt in entgegengesetzter Richtung. Die ganze Harmonie oder 
Disharmonie in Bezug auf die erwähnten Substanzen hängt somit ausschließlich 
von der Art der Nahrung, vom Stoffwechsel im Organismus und keineswegs von 
der Intensität der Darmgärung ab. Noch deutlicher sprechen für das Nichtvor¬ 
handensein einer Wechselbeziehung zwischen Indikan und Indol die vom Vor¬ 
tragenden gemachten Beobachtungen. So ist beispielsweise bei Abdominaltyphus 
in der ersten Krankheitswoche die Indikanmenge vergrößert, während der Indol- 
gehält der Faeces gering ist. Im weiteren Verlauf der Krankheit bleibt der Indol- 


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gehalt der Faeces konstant, während der Indikangehalt des Harns allmählich 
sinkt. Überhaupt ist die Indikanmenge bei sämtlichen fieberhaften Krankheiten 
gesteigert, während die Faeces nur einen geringen Indolgehalt aufweisen. Bei 
Ikterus ist sowohl die Indikan- wie Indolmenge gesteigert. Andere Leberkrank¬ 
heiten gehen mit gesteigerter Indikanbildung ohne jegliche Wechselbeziehung 
zum Indolgehalt der Faeces einher. Zu diesen Krankheiten gehören Leber- 
cirrhose, Carcinom, Phosphorvergiftung. Schließlich hat Vortragender seine An¬ 
nahme auch beim Tierexperiment bestätigt gefunden. M. Lubowski . 

2125) Lust, F. Über die antiproteolytische Substanz im Blutserum ge¬ 
sunder und kranker Säuglinge. Aus d. Kinderklinik u. der biol.-chem. Abt. des 
Krebsinstitutes in Heidelberg. (Münch, med. Wschr. Okt. 1909, Nr. 40.) 

Untersuchungen an 10 völlig gesunden Säuglingen (Methode der Trypsin¬ 
bestimmung von Fuld und Groß) ergaben, daß auch das Blut von Säuglingen 
bereits antitryptisch wirkende Stoffe enthält, fast genau soviel wie das Erwachsener. 
Von 22 atrophischen Säuglingen ergaben 21 normale oder fast normale Werte: 
Die Atrophie des Säuglings geht also nicht mit einer Erhöhung der antiproteo¬ 
lytischen Substanz einher, und jene kachektischen Zustände des Säuglings, wie 
sie als Folgezustand einer chronischen Ernährungsstörung im Bilde der Atrophie 
uns vor Augen treten, verdanken anderen Stoffwechselvorgängen ihre Entstehung 
als die Kachexie der Erwachsenen. Vielleicht ist die Ursache die, daß im Gegen¬ 
satz zu den Verhältnissen beim Erwachsenen, die Gewichtsabnahme des Atro- 
phikers auf einer Einschmelzung von Fett und nicht auf einer solchen von Ei¬ 
weißsubstanzen beruht. Im Gegensatz hiezu fand Verfasser bei akuten Störungen, 
nämlich 8 Fällen von alimentärer Intoxikation, eine wesentliche Erhöhung des 
Antifermentgehaltes, ungefähr parallel der Schwere der Erkrankung. Die Schuld 
an dieser Antifermentvermehrung trägt wohl der bei dieser Krankheit (von L. 
F. Meyer) festgestellte vermehrte (toxische) Eiweißzerfall. Daß es sich hierbei 
aber nicht um ein für die alimentäre Intoxikation spezifisches Verhalten handelt, 
zeigt die Untersuchung von 10 Fällen akuter Dyspepsie, die auch sämtlich eine 
Erhöhung des Antifermentgehaltes aufweisen; offenbar ist die alimentäre Intoxi¬ 
kation eine Ernährungsstörung, die von der akuten Dyspepsie nicht wesensver¬ 
schieden ist, sondern nur eine Steigerung von Stoffwechselstörungen darstellt, die 
zum Teil auch bei der akuten Dyspepsie vorliegen. Jedenfalls steht der Eiwei߬ 
stoffwechsel in näherer Beziehung zu dem proteolytischen Antifermentgehalt des 
Blutserums, und ein Zerfall von Zelleiweiß kann vom Organismus mit einer Ver¬ 
mehrung dieses Antifermentgehaltes beantwortet werden. Daneben haben aber 
in einer Reihe von Erkrankungen auch die polynucleären Leucocyten Bedeutung 
für den Antifermentgehalt, wie auch aus Versuchen des Verfassers bei Kindern 
mit Empyemen hervorgeht. M. Kaufmann . 

2126) Grosser, Paul. Die Rolle des Eiweiß in der Säuglingsemährung. 
Aus der Kinderklinik des städt. Krankenhauses zu Frankfurt a. M. (Münch, med. 
Wschr. Sept. 1909, Nr. 39.) 

Auf Grund der zahlreichen bis jetzt vorliegenden Untersuchungen kommt 
Verfasser zu dem Schlüsse, daß nicht das Eiweiß der Kuhmilch derjenige Faktor 
ist, der sie gegenüber der Frauenmilch minderwertig macht. Von den eigenen 
Untersuchungen des Verfassers betrifft die eine die Tatsache, daß ein großer, 
vielleicht der Hauptteil des Kotstickstoffs nicht aus der Nahrung, sondern von 
den Verdauungssäften untergegangener Zellen stammt. Ein 4jähriges Kind mit 
einer Gallenfistel schied bei reiner Milchdiät täglich 250 g Galle mit 0,1 g N 
aus; da ein 8monatlicher Säugling bei Milchdiät 0,25 g N ausschied, die Gallen¬ 
sekretion bei ihm wohl der des 4jährigen Kindes gleichgesetzt werden darf, 
ferner Pancreassaft, Darmsaft und abgeschilfertes Darmepithel einen min¬ 
destens ebenso großen N-Anteil besitzen, so dürfte damit die Herkunft des Kot¬ 
stickstoffs allein aus den Darmsekreten sehr gestützt sein. — Weitere Versuche 
betrafen die Frage, ob in den Meyer sehen Austausch versuchen vielleicht die 
günstige Wirkung der Frauenmilchmolke auf ihrem Albumingehalt beruht. Ver¬ 
fasser befreite mittels eines eigenen Verfahrens die Molke von Albumin und gab 
drei sehr elenden Säuglingen eine Mischnahrung aus enteiweißter Frauenmilch- 


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mölke, Kuhmilchkasein und Kuhmilchfett; dabei entwickelten sich die Kinder 
genau wie bei Brustnahrung, während Kuhmilch sie schädigte; der Albumin- 

g ehalt kann also nicht die günstige Wirkung der Frauenmilchmolke bedingen. 

benso gediehen drei junge Ziegen mit albuminfrei gemachter Ziegenmilch; trotz¬ 
dem Casein kein Glykokoll enthält, schieden die Tiere nach Benzoesäurefiitterung 
reichlich Hippursäure aus. M. Kaufmann. 

2127) Leonardi, E. ü morbo di Addison e le secrezioni interne (Addison- 
sche Krankheit und innere Secretionen). (Aus dem med. klin. Inst, zu Rom. 
Policlinico, Sez. med. August 1909, Nr. 8.) 

Verfasser hatte Gelegenheit, 3 Fälle von Addison zu beobachten und zu 
sezieren. In allen 3 waren in der Anamnese Schädlichkeiten vorhanden, die auf 
die Genitaldrüsen wirken konnten, bei einem wies der klinische Befund auf eine 
Schädigung der Schilddrüse hin und bei allen 3 fanden sich bei der Autopsie 
auch andere Drüsen mit innerer Secretion als die Nebennieren pathologisch ver¬ 
ändert; in Fall 1 und 3 Thyreoidea und Hypophyse, im Fall 2 außerdem die 
Ovarien; in allen 3 bestand Milzvergrößerung. Offenbar beruht das Krankheits- 
büd des Addison auf einer Erkrankung des ganzen sympathischen Systems und 
damit aller Drüsen mit innerer Secretion, von denen eine nicht erkranken kann, 
ohne bei den mannigfachen Wechselbeziehungen aller die andern in Mitleiden¬ 
schaft zu ziehen. * M. Kaufmann. 

2128) Boekelman, W. A. u. van Hoogenhuyze, C. J. C. Ein Fall mischzelliger 
Leukämie mit Eöntgenstrahlen behandelt. Einfluh dieser Strahlen auf die 
Zusammensetzung des Blutes und diejenige des Harns. Aus dem Lab. des 
St. Andreas-Kkhs. und dem phys. Inst, zu Utrecht. (Therapie d. Gegenwart, 
Okt. 1909, Nr. 10.) 

Wenn auch die Bestrahlung die Zahl der Leucocyten und Erythrocyten der 
Norm näherte, vermochte sie die pathologische Leucocytenmischung sowie die 
kernhaltigen Erythrocyten nicht zu beseitigen. Die Harnanalysen bezweckten 
in erster Linie die Feststellung der Kreatin- und Kreatinin werte bei nucleinfreier 
Kost. Vor der Bestrahlung waren die Kreatininwerte hoch (über 2 g), Kreatin 
vorhanden. Bei der Bestrahlung nahm die Kreatininmenge zu, die des Kreatins 
bis zum Verschwinden ab. Allmählich wurde auch die Kreatininmenge kleiner. 
Aufhören der Bestrahlung bewirkte Wiederauftreten, Wiederbeginn der Bestrah¬ 
lung erneutes Verschwinden des Kreatins. In einer späteren Periode des Wohl¬ 
befindens ohne Bestrahlung war Kreatin nicht vorhanden, die Kreatininmengen 
geringer (ca. 1,85 g pro die). Die hohe Kreatininausscheidung des sehr geschwäch¬ 
ten Mannes ist teilweise der hohen Temperatur, teilweise der zu geringen Oxy¬ 
dation des gebildeten Kreatins zuzuschreiben. Die N-Ausscheidung (am Anfang 
14,973 g, am Ende 18,177 g) sowie die P 2 O ß -Ausscheidung (2,610—3,760) waren 
dauernd vermehrt; auch die NH 3 -Ausscheidung nahm unter der Bestrahlung zu. 
(0,79—1,044 g), ebenso die Hamacidität (56,2—78,7). Die U-Menge war groß, 
ihre Schwankungen ganz unregelmäßig. M. Kaufmann. 

2129) Sisto, P. Sülle variazioni del contenuto in albumina del siero di 
sangue in varie condizioni morbose. (Eiweißgehalt des Blutserums bei ver¬ 
schiedenen Krankheiten.) Aus dem Istit. di Patol. spec. med. e di Clin. med. 
proped. zu Turin. (La Clin. med. ital., Jan.-Febr. 1909, Nr. 1—2.) 

Untersucht wurden (jeder Fall mehrmals) mit der refraktometrischen Methode 
6 Fälle von Anaemia gravis, 5 von Leukämie, 3 von Chlorose, 6 von Anämie 
verschiedener Herkunft, 3 von Typhus, 2 von Pneumonie, 1 von Malaria, 3 von 
Zirkulationsstörungen, 5 von Nephritis. Der Eiweißgehalt des Blutes kann unter 
pathologischen Bedingungen in ziemlich weiten Grenzen schwanken; er ist um so 
geringer, je schlechter der Ernährungszustand ist, während die Natur der Krankheit 
einen viel geringeren Einfluß ausübt. Im allgemeinen wird der Eiweißgehalt ge¬ 
ringer mit dem Erscheinen der Ödeme, der Abnahme der Diurese, dem Fieber, aer 
lange fortgesetzten flüssigen Diät, in marantischen Zuständen; unter umgekehrten 
Bedingungen nimmt er zu. Eine beträchtliche Abnahme des Bluteiweißgehaltes 
ist von schlechter prognostischer Bedeutung. M. Kaufmann. 


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8180) Trumpp. Viscosität, Hämoglobin- und Eiweißgehalt des kindlichen 
Blutes. Aus der Kinderklinik zu München. (Münchn. med. Wschr., Okt. 1909, 
Nr. 12.) 

Trumpp untersuchte mit dem Hess sehen Viscosimeter das Blut von 162 
Kindern und 7 gebärenden Frauen, außerdem das zahlreicher Schlachttiere. Der 
mittlere Viscositätswert des gesunden Kindes scheint, soweit die geringe Zahl 
von Untersuchungen bei gesunden Kindern Schlüsse erlaubt, bei 3,65 zu liegen. 
Bei gesunden Säuglingen betrugen die Werte 3,2—3,6. zwischen dem 7. bis 
13. Jahre 3,75—4,1. Durchgehends hohe Werte zeigten 14 Neugeborene; der 
Wert fällt sehr rasch ab. Icterus neonatorum bewirkt eine neue Steigerung. Die 
Viscosität des mütterlichen Blutes ist um ca. 1 / 8 geringer als die des Neuge- 
borenenblutes. Hyperviscosität fand sich bei venöser Stauung, vermutlicher 
Karbonacidaemie, raschem Wasserverlust, ferner bei moribunden Kindern, bei 
gewissen Fällen von Ernährungsstörungen (Austrocknung) mit Lufthunger einher¬ 
gehenden Erkrankungen der tieferen Luftwege und nichtkompensierten Herz¬ 
fehlern, im acuten Studium alimentärer Intoxikation (Abnahme bei zunehmender 
Entgiftung). Hypoviscöse Werte fanden sich bei hereditärer Lues, Leukämie, 
Anaemia splenica, Urämie, Myxoedem, Ekzem, angeborenen Herzfehlern und in 
der Rekonvaleszenz von acuten Infektionskrankheiten. Wir messen bei den 
Viscositätsbestimmungen wahrscheinlich den Gehalt des Plasmas an Colloiden. 
Das defibrinierte Blut war unter 6 Fällen 4 mal nur um 6°/ 0 weniger viscös 
als das Gesamtblut; 2 mal sich ergebende erhebliche Differenzen sind vielleicht 
anders zu deuten. Blutfett und ausgewaschene Stromata ergaben sehr geringe 
Werte. Die Viscosität des Serums betrug 40—50 °/ 0 , die der mit isotonischer 
NaCl-Lösung ausgewaschenen Erythrocyten dagegen 60—70°/ 0 der Viscosität 
des Gesamtblutes. Dies scheint gegen die Ansicht des Verfassers und für die 
bisherige zu sprechen, daß die Viscosität in erster Linie von der Erythrocyten- 
zahl abhängt. Für letzteres scheinen auch Befunde von Jacoby und vom Ver¬ 
fasser zu sprechen, daß bei portionen weisem Zusatz ausgewaschener Erythrocyten 
zu Plasma die Viscosität mit der Menge der zugesetzten Zellen zunimmt. Aber 
klinisch besteht zwischen Erythrocytenzahl und Viscosität gar kein Zusammen¬ 
hang. Zur Erklärung dieses Widerspruchs glaubt Verfasser, daß die Konzen¬ 
tration des Plasmas in der Umgebung der Zellen eine vermehrte ist, daß durch 
Oberflächenspannung ein Teil der Colloide an den Zellen haften bleibt und beim 
Zentrifugieren mitgerissen wird; dafür spricht, daß die Viscosität der ausge¬ 
waschenen Stromata ganz minimal ist, ferner, daß die Viscosität des hämoly- 
sierten Blutes jene des unveränderten Blutes fast um den halben Wert des 
letzteren übersteigt. — Die Viscosität des verdünnten Blutes scheint entsprechend 
der Verdünnung geringer zu sein; jedoch sind die Versuche hierüber nicht an 
hämolysiertem Blut vorgenommen und geben daher nur über die Viscosität des 
Plasmas, nicht des Gesamtblutes Aufschluß. Dasselbe gilt von dem Zusammen¬ 
hang zwischen Viscositätswerten und Eiweißgehalt des Blutes. Dagegen er¬ 
möglicht uns die Viscosimetrie jetzt schon eine annähernde Schätzung des Kohlen¬ 
säuregehaltes des Blutes; Verfasser fand nämlich, daß der Viscositätswert des 
hämolysierten Blutes denjenigen des normalen um so weniger übersteigt, je mehr 
das Blut zuvor karbonisiert war (z. B. Normalblut N 4,26 H 6,35, normales Säug¬ 
lingsblut N3,6 H 5,1), Pneumonie N6,26, H5,6, Bronchiolites N4,18, H4,5). Die 
Hämoglobinwerte zeigten eine gewisse Kongruenz mit den Viscositätswerten nur 
bei den obersten und niedrigsten Grenzwerten (N = vor, H = nach der Hämo¬ 
lyse). M. Kaufmann . 

2131) Mandelbaum, M. Reue Methoden zum Nachweis proteolytischer 
Fermente und deren Antifermente. Aus der I. med. Klinik zu München. (Münch, 
med. Wschr. Okt. 1909, Nr. 43.) 

Eine von Mandelbaum angegebene Plattenmethode erlaubt es, komplette 
und partielle Hemmungen schon nach 1 / a Stunde wahrzunehmen und auch zeitliche 
Differenzen dabei genau zu verfolgen. Die einfache Herstellungsweise der Platten 
ist folgende: 2 Teile gewöhnlichen Agars werden mit 1 Teil Milch versetzt, 
auf 100° erhitzt, auf 60—50° abgekühlt, gut durchgeschtittelt und in einer Petri- 


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schale rasch zum Erstarren gebracht Eine solche Milchagarplatte sieht weiß- 

f eiblich aus. Eitertröpfchen bzw. Trypsinlösungen erzeugen darauf runde, hellere 
cheiben, die besonders deutlich sind, wenn man sie auf dunklem Untergrund 
betrachtet Um das Wesen des Aufhellungsphänomens zu erklären, brachte 
Verfasser zu je 5 ccm Milch 2 ccm 1-proz. Trypsinlösung bzw. die gleiche Menge 
Trypsinlösung, die durch Erhitzen auf 100° ihr proteolytisches Vermögen einge¬ 
büßt hatte. Nach 2 Stunden bei 56° zeigte das letztere Röhrchen die gewöhn¬ 
liche Milchfarbe, das mit wirksamem Ferment versetzte dagegen einen schmutzig 
grüngelben Ton. Bei Behandlung mit Äther wurde letzteres ganz durchsichtig, 
während das mit inaktivierter Lösung behandelte eine klare Ätherschicht über 
der Milch zeigte. In dem ersteren hatte das Trypsin das Casein verdaut, da¬ 
durch die Emulsion des Fettes in der Eiweißlösung zerstört; die der einhüllenden 
Eiweißschicht beraubten Fettröpfchen lösten sich in Äther, und so wurde die 
Flüssigkeit durchsichtig. Man kann so also auch die Milch allein zum Nachweis 
der Fermente benutzen; das Verfahren ist allerdings viel umständlicher: In 
Uhlenhuthsehen Röhrchen werden zu je 1 ccm 20fach verdünnter Milch 0,1 
bis 1,0 1-proz. Trypsinlösung gebracht Die gut geschüttelten Röhrchen werden 
1 / 2 Stunde bei 56° gehalten. Nun schüttelt man mit 1 ccm Äther gut durch. 
Es entstehen in jedem Röhrchen 2 Schichten, die durch einen Ring getrennt 
sind. Wo vollständige Verdauung eingetreten ist, sind beide Schichten klar; 
bei inkompletter Verdauung ist die untere Schicht getrübt. Feine Unterschiede 
erkennt man dadurch, daß man Tintenschrift auf weißem Papier durch die Röhr¬ 
chen betrachtet. M. Kaufmann . 

2132) Prorok (Soden a./T.). Zur Chemie des Sputums Tuberkulöser. Aus 
der II. inneren Abt. des Rudolf Virchow-Krkhs. zu Berlin. (Münch, med. Wschr. 
Okt. 1909, Nr. 40.) 

Prorok untersuchte nach der gleichen Methode wie Wanner (D. A. f. kl. 
M. 1903, Bd. 75) die Sputa von 21 Tuberkulösen auf Eiweiß und Albumosen. 
Die Ei weiß werte für 100 g feuchtes Sputum blieben meist unter 1 °/ 0 , waren 
3 mal höher, in einem Fall über 2 °/ 0 . Der Eiweißgehalt ging durchaus nicht 
parallel dem Grade der Zerstörung oder dem Fortschritt des Krankheitsprozesses. 
Den Gehalt an Albumosen fand Verfasser gelegentlich sehr hoch; die Höchstzahl 
Wanners mit 0,513 wurde in 5 Fällen überschritten bis zur Höchstmenge von 
1,0425; auch die Albumosenmenge ist nicht abhängig vom Grade der Zerstörung. 
Das Eiweiß stammt aus den Ulcerationen des Bronchial- und Lungengewebes; 
es wird gespalten zu Albumosen. Auch bei starker Eiterung können wir daher, 
wenn stärkere Spaltung und auch noch Autolyse durch Stagnation besteht, ge¬ 
ringe Eiweißmengen finden. Wo die Albumosenmenge die Eiweißmenge über¬ 
traf, handelte es sich um Fieberkranke; vielleicht daß hier die Mischinfektion 
eine Rolle spielt. Das Sputum bei Bronchitis gibt keine oder nur sehr schwache 
Eiweißreaktion, was diagnostisch zu verwerten ist: Schütteln des Sputums mit 
3-proz. Essigsäure, Filtrieren, Zusatz von Ferrozyankali; Eiweißniederschlag be¬ 
weist, daß mehr als eine einfache Bronchitis vorliegt. M . Kaufmann. 

2133) Schümm, 0. u. Hegler, C. Zur Kenntnis der »Pancreasreaktion« 
nach Cammidge. III. Mitteilung. Aus dem ehern. Laborat. des Eppendorfer 
Krankenhauses. (Münch, med. Wschr. Okt. 1909, Nr. 40.) 

Neuere Versuche lassen es als immer sicherer erscheinen, daß viele positive 
Cammidgeproben nichts anderes sind als positive Traubenzuckerproben. Der Aus¬ 
fall der Cammidgereaktion wird mehr oder weniger durch Zufälligkeiten beein¬ 
flußt, und zwar besonders durch das eigenartige Verhalten des 3-basischen Blei¬ 
acetats gegenüber den verschiedenen Kohlehydraten: sowohl Traubenzucker als 
Fruchtzucker, Rohrzucker und Pentosen werden durch das Reagens in wechseln¬ 
der Menge ausgefallt, und der der Ausfällung entgangene Rest kann unter Um¬ 
ständen eine positive Cammidgereaktion bewirken. M. Kaufmann . 

2134) Funck, Karl. Über alimentäre Glycosurie bei chronischer Enteritis. 

Aus d. inneren Abt. des Dreifaltigkeitskrankenhauses Köln-Braunsfeld. (Münch, 
med. Wschr. 1909, Nr. 41.) 


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Verfasser beschreibt einen Fall, in dem neben einem chronischen Darm¬ 
katarrh eine als Diabetes angesprochene Glycosurie bestand, die aber ohne anti¬ 
diabetische Diät verschwand, als die Enteritis richtig behandelt wurde, und auch 
nicht mehr wiedererschien (trotz Eingabe von 60 g Traubenzucker, trotz Influ¬ 
enzainfektion und Perityphlitisoperation). In einem zweiten Fall war der Zu¬ 
sammenhang zwischen Glycosurie und Enteritis noch deutlicher; die Glycosurie 
verschwand mit der Enteritis und kam bei ihrem Wiedererscheinen ebenfalls 
wieder. Wenn man durch Opium Verabreichung den Eintritt des Speisebreies in 
den Dickdarm verzögerte (Röntgendurchleuchtung!), so trat die Glycosurie ent¬ 
sprechend später auf, ein Beweis dafür, daß die Berührung des erkrankten Dick¬ 
darms durch den als Noxe wirkenden Speisebrei die Glycosurie veranlaßte. Für 
eine Pancreaserkrankung sprach in beiden Fällen nichts, ebenso nichts für eine 
Lebererkrankung. M. Kaufmann . 

2135) Amerling, Karel. Die Viscosität des Blutes bei Neugeborenen. Aus 
der Kinderklinik der böhm. Univ. zu Prag. (Zbl. f. Kinderheilk. Okt. 1909, Nr. 10.) 

Der durchschnittliche Wert der Viscosität des Blutes bei Neugeborenen in 
den ersten 6 Monaten (untersucht wurden etwa 80 Kinder im Alter von 1 Tag 
bis l l 2 Jahr) beträgt 4,4 und bewegt sich zwischen 10,6 und 2,8. Die Viscosität 
sinkt von auffallend hohen Zahlen bald nach der Geburt, mit der fortschreitenden 
Entwicklung zuerst schnell, später langsamer. Bei Debilitas congenita und bei 
einigen Krankheiten (Enteritis, Scleroedema usw.) weist die Viscosität sogar 
Werte bis 12 auf, so daß hohe Viscositätswerte und besonders eine unerwartete 
Steigerung von solchen möglicherweise einen diagnostischen Wert gewinnen 
könnten. M. Kaufmann . 

2136) Samele, E. Ricerche sulla viscositä del sangue dei glicosurici. 

(Über die Viscosität des Blutes bei Glycosurie.) Aus d. med. Klinik zu Florenz. 
(La Clin. med. ital. März-April 1909, Nr. 3/4.) 

Der Viscositätskoeffizient des Gesamtblutes war bei Diabetikern 4,2—6,63, 
im Mittel 4,9, der des Serums 1,5—1,85, im Mittel 1,61. Beim experimentellen 
Pancreasdiabetes stieg die Viscosität des Gesamtblutes im allgemeinen mit dem 
Fortschreiten des Diabetes. Bei vorübergehenden Glycosurien stieg im allgemeinen 
die Viscosität des Gesamtblutes, besonders bei der Phlorizin- und Adrenalin- 
glycosurie, weniger bei der nach Glycoseinjektion, fast gamicht bei der nach 
Piqüre. Das Blutserum zeigte ein wechselndes Verhalten. Der Zuckergehalt des 
Blutes ist dabei von wenig Einfluß. M . Kaufmann . 

2137) Romanelli, G. La funzionalitä del pancreas in varie malattie ad- 

dominali studiata con la ricerca del fermento proteolitico. (Prüfung der Pan- 
creasfunktion bei verschiedenen abdominellen Erkrankungen mittels Nachweis 
des proteolytischen Ferments.) Aus dem Istit. di Clin. med. zu Genua. (La 
Clin. med. ital. Jan./Febr. 1909, Nr. 1/2.) 

Nachprüfung des Müllerschen Verfahrens (Beschickung der Serumplatte mit 
Faeces) in 70 Fällen. Bemerkenswert ist das häufige Fehlen des Ferments bei 
Typhus (in 8 von 13 Fällen), ebenso in 1 Fall von Coliinfektion, die geringe 
Ferment Wirkung bei 3 Magengeschwüren, das Fehlen in 3 von 4 untersuchten 
Magencarcinomen, in 1 Fall von Amyloid der Leber, Niere und Milz, in 2 Fällen 
von Diabetes (ein dritter schwach positiv), in 1 Fall von Carcinom des Pancreas- 
kopfes (aber ein zweiter stark positiv!). M. Kaufmann . 

2138) Baldacci, A. L’aciditä urinaria nella febbre tifoide. (Die Hamacidi- 
tät beim Typhus.) Aus d. Krankenhaus zu Pisa. (Morgagni Okt. 1909, Nr. 10. 

Bestimmungen der Harnacidität in 30 Typhusfällen (in jedem Fall 3-—14 Be¬ 
stimmungen). Die Acidität schwankte in derart weiten Grenzen, daß den Be¬ 
stimmungen kein diagnostischer Wert zukommt. M . Kaufmann . 

2139) Schlayer u. Takayasu. Untersuchungen über die Funktion kranker 
Nieren. Aus d. med. Klinik zu Tübingen. (Münch, med. Wschr. Okt. 1909, 
Nr. 43.) 

Die Verfasser erzeugten an (ca. 150) Kaninchen durch Nierengifte Nephri- 


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tiden, und zwar durch Chrom, Aloin, Sublimat, Uran tubuläre, durch Kantharidin 
und Arsen mehr vaskuläre Formen; ferner wurde die Vinylaminnephritis in den 
Bereich der Untersuchung gezogen, die mit Zerstörung des Markkegels einher¬ 
geht. An diesen Tieren wurde die Ausscheidung von Kochsalz, Jodkali und 
Milchzucker untersucht, die in stets gleichen Mengen intravenös injiziert wurden. 
Es ergab sich, daß bei allen Nephritiden, die mit Zerstörung der Tubuli con* 
torti verbunden sind, etwa parallel der Zerstörung das Kochsalz schlechter aus¬ 
geschieden wird. Ganz ebenso verhält sich das Jodkali. Totale Nekrose der 
Kanälchen des Markkegels, durch Vinylamin hervorgerufen, läßt die Ausscheidung 
der beiden Körper völlig intakt. Ganz im Gegensatz hierzu wird Milchzucker 
selbst bei hochgradiger Zerstörung der Tubuli contorti normal ausgeschieden, 
so lange die Nierengefäße intakt sind; ihre- Schädigung bewirkt eine Ver¬ 
schlechterung der Milchzuckerausscheidung. Es ist klar, daß diese Ergebnisse 
sich im Sinne einer topischen Funktionsdiagnose verwenden lassen; ergänzt 
werden sie durch genaue Beobachtung der Wasserausscheidung. Man findet 
Hyposthenurie einerseits mit Polyurie verbunden, in den Anfangsstadien der tubu¬ 
lären Nephritis, wo die Kanälchen noch wenig, und bei der Vinylaminnephritis, 
wo sie gar nicht geschädigt sind, andererseits ohne Polyurie bei ausgebreiteter 
Zerstörung der Tubuli. Im ersteren Fall handelt es sich um eine durch die 
Nierengifte hervorgerufene Übererregbarkeit der Nierengefäße; sie sondern auf 
den geringsten Reiz hin abnorme Wassermengen ab, wodurch der Harn abnorm 
verdünnt, eine Hyposthenurie hervorgerufen wird. Im letzteren Falle handelt es 
sich um eine Unfähigkeit zur Ausscheidung der festen Harnbestandteile, deren 
Effekt auch eine Hyposthenurie ist. Wir haben also zwei Arten der Hyposthen¬ 
urie zu unterscheiden, eine vaskuläre und eine tubuläre. Während aber bei der 
tubulären nicht nur stärkere Änderung der Konzentration, sondern überhaupt 
Leistung höherer Konzentrationen unmöglich ist, indem mehr zugeführtes Koch¬ 
salz gar nicht mehr ausgeschieden wird, ist bei der vaskulären wohl auch 
stärkere Änderung der Konzentration unmöglich, die Ausscheidung von mehr 
Kochsalz aber doch möglich, nur steigt dabei auch die Wasserausscheidung an, 
so daß die Konzentration gleichbleibt. Dort also echte Konzentrationsunfähigkeit, 
hier nur Fixation der Konzentration. Eine Differenzierung zwischen beiden Arten 
der Hyposthenurie ist also wohl möglich. M, Kaufmann . 

2140) Boettcher, Th. u. Vogt, H. Der zeitliche Ablauf der Eiweihzersetzung 
bei verschiedener Nahrung. Aus d. Kinderklinik, Breslau. (Arch. f. exp. Path. 
u. Pharm. 1909, Bd. 61, S. 7.) 

Frühere Versuche von Vogt hatten ergeben, daß Zugabe von Fett und von 
Kohlehydrat zu Fleischfütterung eine Verlangsamung der N-Ausscheidung herbei¬ 
führt. War damals für die Fettzulage bewiesen, daß dieser Einfluß von der 
verzögerten ResoqDtion des Eiweißes herrührt, so sollten diese Untersuchungen 
die Verlangsamung der N-Ausscheidung bei Kohlehydratzulage erklären. Ver¬ 
suche, welche nach der Methode von Schmidt-Mühlheim angestellt wurden, 
haben zwar kein eindeutiges Resultat geliefert, doch scheint der parenteral einge¬ 
führte Traubenzucker einen hemmenden Einfluß auf die Eiweißresorption im 
Magendarmkanal auszuüben. Wie man sich den Mechanismus dieser Resorptions¬ 
hemmung vorzustellen hat, läßt sich nicht sagen. Schmid. 

2141) von den Velden, B. Blutverlust und Blutgerinnung. Aus d. med. 
Klinik, Düsseldorf. (Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1909, Bd. 61, S. 37.) 

Jedem Blutverlust folgt eine Erhöhung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes. 
Während des Blutverlustes aus einer Vene läßt sich eine Eindickung des Blutes 
konstatieren und diese Eindickung ist stets gefolgt von einer Verdünnung (Ver¬ 
suche an Menschen und an Tieren). Die gesteigerte Gerinnungsfähigkeit ist in 
Zusammenhang zu bringen mit der sekundären Hydrämie: mit der Herein¬ 
schwemmung von Gewebswasser kommt es gleichzeitig zu einer Aufnahme von 
gerinnungsbefördemder Substanz (der in allen Geweben befindlichen Thrombo- 
kinase). Es ist dieser Vorgang analog dem, welcher bei der gesteigerten 
Gerinnungsfähigkeit des Blutes durch Übersalzen des Blutes vorliegt. Am 


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Schluß des Aderlasses entnommenes Blut, welches gesteigerte Gerinnungsfähigkeit 
zeigt, hat verminderten Fibringehalt. Schmid. 

2142) Trautner, Holger (Grenaa, Dänemark). Fortsatte Undersoegelser over 
Urinsyrens Oprindelse. (Weitere Untersuchungen über die Bildung der Harn¬ 
säure.) (Ugeskrift for Laeger (Kopenhagen) 1909, Nr. 37—88.) 

Der Verfasser verwirft die Unterscheidung zwischen exogener und endogener 
Harnsäure usw. und behauptet auch ferner, daß der Colibacillus die Ursache der 
Hamsäurebildung und damit der Gicht ist (vgl. auch Trautner in Nord, medic. 
Arch. 1904 und 1906; L’union medicale 1907). 

Der Colibacillus soll reduzierende Substanzen bilden, und diese sollen im 
Blute sich verändern und Vorstadien der Harnsäure werden. Bei dem Typhus 
wird die Menge der Harnsäure im Harne nach und nach geringer, und dieser 
Zustand dauert an; bei Säuglingen (mit Ausnahme der ersten Tage) sollen sich 
weder Harnsäure noch Colibacillen zeigen. K. A. Heiberg. 

2143) Schnitze, E. n. Knauer, A. Störungen des Kohlehydratstoffwechsels 
bei Geisteskranken. (Aus d. Psychiatr. Klinik in Greifswald.) (Allg. Ztschr. f. 
Psychiatrie 1909, Bd. 66, H. 5, S. 769—844.) 

Auf Grund ihrer sehr eingehend wiedergegebenen Untersuchungen gelangen 
die Autoren zu folgenden Ergebnissen: Untersucht man den Ham Geisteskranker 
des öfteren mit empfindlichen Methoden auf Zucker, so findet man häufig bei 
Depressions- und Angstzuständen eine Glykosurie, deren Intensität oft genug der¬ 
jenigen der psychischen Störung parallel geht. Abklingen der letzteren hat 
manchmal Verschwinden der Glykosurie zur Folge; diese wird im wesentlichen 
als eine alimentäre aufgefaßt und nicht als eine Ursache der psychischen Stö¬ 
rungen angesehen. Sie ist nur von symptomatischer Bedeutung, da sie sich bei 
allen Depressionsformen, einerlei welcher Grundlage, vorfinden kann. Die 
Kenntnis dieser Glykosurie ist von praktischer Bedeutung, da sie die unbe¬ 
rechtigte Annahme von Diabetes verhütet, und, mit der gebotenen Vorsicht an¬ 
gewandt, die Erkenntnis krankhafter gemütlicher Störungen erleichtert. — Die 
Bial-Reaktion ließ sich bei Geisteskranken unter ähnlichen Verhältnissen nach- 
weisen, wie die Glykosurie (d. h. bei den verschiedensten Depressionen und 
ängstlichen Symptomenkomplexen). Mit dem Abklingen der psychischen Alteration 
sah man sie schwächer werden und auf hören. Ob Bials Reaktion, wie ihr Ent¬ 
decker meinte, ein eindeutiges Pentosereagens oder aber auf Glykuronpaarlinge 
zurückzuführen ist — darüber konnten Schultze und Knauer weder auf Grund 
physiologischer Erwägungen noch durch chemische Untersuchungen eine sichere 
Entscheidung fällen. Sie halten immerhin die letztere Eventualität für wahr¬ 
scheinlicher, ohne daß eine nervöse Indoxylurie angenommen werden müsse. 

Rob. Bing . 

2144) Tanaka, T. Zur Hämatologie der Neurasthenie. (Aus d. mediz. Klinik 
d. kais. jap. Univ. Tokyo.) (Mitt. a. d. med. Fak. d. kais. jap. Univ. Tokvo 1908, 
Bd. 8, Nr. 1, S. 95-141.) 

Der Verfasser gelangt zu folgenden Ergebnissen: Das Blut der reinen Neur¬ 
asthenie ohne Komplikation zeigt weder das Bild der Hydrämie noch der 
Anämie, es zeigt sogar manchmal einen übemormalen Wert der Dichte und des 
Trockenrückstandes. Die Alkalescenz schwankt in normalen Grenzen. Das Blut 
der Neurastheniker zeigt dagegen manchmal eine Vermehrung der Lymphocyten 
und der Blutplättchen, die aber wahrscheinlich auf vasomotorische Einflüsse 
zurückzuführen ist. Rob. Bing . 

2146) Taubert. Über periodische Indikanurie beim manisch-depressiven 
Irresein. (Aus d. Anstalt Lauenburg.) (Nordostdtschr. Verein f. Psych. u. Neur. 
6. Juli 1909.) (Allg. Ztschr. f. Psych. 1909, Bd. 66, H. 6, S. 939.) 

Bei einem 82 jährigen Patienten, der seit 15 Jahren in fortwährendem Wechsel 
zwischen tiefen Depressionen und hohen manischen Erregungen ohne freie Inter¬ 
valle sich befindet, besteht während der Manie regelmäßig eine starke Aus¬ 
scheidung von Indikan, die in den Depressionen fehlt. Die Indikanurie ging dem 
Phasenwechsel oft voraus, einmal um zwei Tage, so daß der Umschlag der 


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Referate. 


Melancholie in die Manie vorhergesagt werden konnte. Zuweilen aber erfolgte 
umgekehrt ein Anteponieren der psychischen Erregung vor der Indikanurie — 
die übrigens durch eiweißarme Diät und Darmantiseptica nicht zu beeinflussen 
war. Taubert meint, die Indikanurie bei Psychosen müsse direkt neurogener 
Entstehung, der Geistesstörung koordiniert sein. Rob. Bing . 

2146) Livierato, Spiro (Genua). Ricerche biologiche sul carcinoma gastrico. 
(Biologische Studien über das Magencarcinom.) (Mitteilung gemacht am XIX. 
itaL Kongr. f. Int. Med. geh. zu Mailand vom 4.—8. Oktober 1909.) 

Nachdem Livierato die Tatsache vorausgeschickt hat, daß bisher von 
niemandem die Aufmerksamkeit auf die biologische Untersuchung' des Magen¬ 
saftes bei Magencarcinom gelenkt wurde, teilt er die Resultate mit, die er mit 
dieser Untersuchungsweise erzielte, und die wie folgt zusammengefaßt werden 
können: Von 8 positiven Magencarcinomen konnte in 7 Fällen totale und kom¬ 
plette Fixation des Komplementes bei Gegenwart der Sarcomantigene, in einem 
Falle eine durch bezüglich der Sarcomantigene als der Krebsantigene inkomplette 
Fixation nachgewiesen werden. Sechs normale Individuen oder an gewöhnlichen 
gastrischen Formen Erkrankte zeigten eine vollständig negative Reaktion des 
Magensaftes in Bezug auf die Krebsantigene und die Sarcomantigene. Plitek . 

2147) Chiadini, Massimo (Forli). II bacillo di Oppler-Boas nel carcinoma 
gastrico. (Über den Bacillus von Oppler-Boas beim Magencarcinom.) (Mit¬ 
teilung auf dem XIX. Kongreß f. Int. Med. zu Mailand gehalten vom 4. bis 8. 
Oktober 1909.) 

Die Schlußfolgerungen, zu denen Chiadini auf Grund von zahlreichen 
systematisch durchgeführten Untersuchungen an 20 Magencarcinomen und drei 
benignen Magenkrankheiten gelangt, sind folgende: 

1. Im carcinomatösen Magen existiert freie Salzsäure, die aber aus dem 
Grunde nicht nachweisbar ist, weil sie zum größten Teile mit Substanzen ge¬ 
bunden ist, die vom malignen — namentlich ulcerierten — Tumor ausgeschieden 
oder gebildet werden. — Man wird folglich nicht von Abwesenheit, sondern von 
unmöglichem Nachweis der Säure reden. Dieses Symptom kann frühzeitig auf- 
treten. 

2. Die Milchsäure ist ein Beweis des Nahnmgsrückstandes und der Gärung; 
gewöhnlich erscheint sie im Mageninhalt ziemlich spät. 

3. Die gewöhnlichen Bacillen kommen sehr häufig bei Magenkranken vor. 

4. Sarcina kann ganz gut mit den Fadenbacillen zusammen vorgefunden 
werden; sie kann in milchsäurereichen Nährböden gut gedeihen. 

5. Die Oppler-Boas Bacillen finden sich einzig und allein beim Magen¬ 
carcinom. Plitek . 

2148) Ettore Levi u. Franchini, G. Contributo alla conoscenza del gigan- 
tismo, con uno studio completo del ricambio materiale in questa malattia. 

(Beitrag zur Kenntnis des Riesenwuchses mit einer vollständigen Studie über 
den Stoffwechsel bei dieser Krankheitsform.) (XIX. Kongr. der ital. Gesell, für 
innere Medizin, 4. bis 8. Oktober in Mailand.) 

Das Versuchsobjekt ist 66 Jahre alt, 199 cm hoch, 135 kg schwer. — Vater 
an Tabes f. — Sexuell impotent. — Jedwede venerische Erkrankung geleugnet: 
ausgesprochene Muskelschwäche, infantile Psyche. — Riesentypus mit zunehmen¬ 
dem Alter acromegalisiert. — Äußert ausgesprochener Fettansatz, Acromegalie 
der Weichteile, Kyphoscoliosis. — Atrophie und Hypertrophie des Skeletts (wie 
bei Acromegalie). — Seitens des Nervensystems ist von Interesse jener Symptomen- 
complex, der von den Verfassern als von der hereditären Lues herrührend an¬ 
gesprochen wird: Ausfall der Patellarreflexe und jener der Achillessehne, Argyll 
Robertson rechts (Glaucom links); Kleinheit und leichte Atrophie der Pupille 
und zwei bisher noch nicht beschriebene Symtome: Persistenz der Pupillar¬ 
membran von Wagendorff und Ektropium Uveae (diese beiden Tatsachen 
beweisen eine Entwicklungshemmung während der intrauterinen Periode). 
— Patient wurde während der Dauer von 5 Tagen bei konstanter Diät 
gehalten und dabei sein Stoffwechsel (früher bei dieser Krankheitsform noch 


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Referate. 


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nie untersucht) genau studiert. — Die Verfasser fanden Harnstoffabnahme 
mit relativer Zunahme des Stickstoffs, das mit der Phosphorwolframchlorsauren 
Mischung einen Niederschlag bildet Nichts von Belang, was die Phosphate 
betrifft. — Die Veränderungen, die für die verschiedenen Schwefelarten, nament¬ 
lich für das veränderte Verhältnis zwischen neutralem Su und Schwefelsäure 
gefunden wurden, bekunden eine Alteration der Oxydationsprozesse im Organismus 
im Sinne einer Verminderung dieser letzteren. Die Zunahme der Aetherschwefel- 
säuren und die positiven Reaktionen des Indikans, Phenol und Skatol bezeichnen 
zweifelsohne eine Zunahme der Verwesungsprozesse der Eiweißsubstanzen im 
Darme (ohne hierbei eine Ursache in Leberveränderungen — wenigstens für 
einige besagter Substanzen — ableugnen zu wollen). Die Calciumausscheidung, 
in den ersten Tagen stark ausgesprochen, bewegte sich dann in normalen 
Grenzen. 

In den Faeces wurde ein die Norm übersteigender N- und Fettverlust kon¬ 
statiert, ferner gute Ausnutzung der Phosphate und namentlich des Calciums. 
Bemerkenswert hierbei der Umstand der veränderten Spaltung der Fette, be¬ 
stehend in einer Zunahme der Neutralfette und einer Abnahme der Fettsäuren 
und der Seifen (vielleicht pancreatischer Ursache). Zusammenfassend ist die 
Totalbilanz folgende: N-Retention 9,92 g und 0,14 von CaO sowie Verlust von 
1,36 g von PaOs. 

Wiederholte chromocytometrische Prüfungen haben nichts Bemerkenswertes 
geliefert. Die histologischen Untersuchungen der weißen Blutkörperchen haben 
mäßige Eosinophilie und geringgradige Zunahme der basophilen Zellen dar¬ 
getan. 

Das spezifische Gewicht und die Alkalinität höher als in der Norm. Nor¬ 
male Zunahme der Asche, Wasser und Trockenrückstand. Die Phosphate und 
der Total-N eher vermindert. Die Chloride normal, Zunahme der Kochsalze. 

Die Stoftwechseluntersuchungen, die Prüfungen des Blutchemismus, die 
radiographische und klinische Prüfung sprechen zu Gunsten der Einheitstheorie 
des Riesenwuchses mit der Acromegalie. Plilek . 

2149) Schmidt, J. Reagentien für den Harnzackemachweis. (Pharm. 
Zentralh. 1909, Bd. 50, S. 700.) 

Haltbare Tabletten für den Zuckernachweis konnte Verfasser bis jetzt nicht 
erzielen. Dagegen beobachtete er folgende Farbveränderungen mit deutlichem 
Umschlag bei Gegenwart von Hamzucker: 

Umschlag 


Bezugsquelle 

A.-G. für Anilin¬ 
fabrikation, Ber¬ 
lin 


Farbstoff von in 

Erika B. N. rot gelb 

Nigrosin schwarz farblos 

Nerol dunkelblau orange 

Chicago-Blau blau über olivgrün braun 

Columbia-Schwarz blauschwarz rotbraun 

Sambesi-Schwarz blauschwarz rotbraun 


Farbenfabrik vorm. 
Meister, Lucius & 
Brüning, Höchst 
a. Main 

W. Brauns, Qued¬ 
linburg 


Janus-Blau blau über grün gelb 

Patentdianilschwarz dunkelblau orange 

Thiogenschwarz blauschwarz grün 


Echtrot D rot gelb 

Alkaliblau 2 B. blau über olivgrün gelb 

Brahm . 


2160) Ohly, Ad. Über den chemischen Nachweis von Blut im Stuhl mittels 
der kombinierten Terpentin-Guajac- und Aloinprobe mit besonderer Berück¬ 
sichtigung der dabei vorkommenden Fehlerquellen. (D. med. Wschr. 1909, 
Bd. 35, S. 1513.) 

Zur Ausführung des vom Verfasser empfohlenen Verfahrens wird der Kot 
(in Wallnußgröße) mit Wasser und Eisessig (^ Vol.) gut verrieben. Beim 
schütteln der Aufschwemmung (V 4 Reagenzglas) mit Äther (gleiches Volumen 
oder mehr) ist Berührung der Flüssigkeit mit dem verschließenden Finger zu 


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Referate. 


vermeiden, deshalb zunächst ein gut schließender Wattepfropf in das Reagenz¬ 
glas einzusetzen. Das Terpentinöl muß alt und gut ozonisiert sein, wozu das 
offene Gefäß ständig der Einwirkung von Luft una Sonnenstrahlen auszusetzen 
ist. Die Guajacharz- und Aloinlösung ist jedesmal frisch zu bereiten und erst 
zu verwenden, wenn alles gelöst ist. Brahm . 

2151) Lewis, W. Lee. Über die Einwirkung Fehlingscher Lösung auf Malz¬ 
zucker. (Amer. Chem. Joum. 1909, Bd. 42, S. 801—319.) 

Bei der Oxydation des Malzzuckers durch Fehlingsche Lösung ließ sich ein 
ganz anderes Mengenverhältnis der entstehenden Säuren — Kohlensäure, Ameisen-, 
Glycol-, Hexon- und wahrscheinlich Glycerin- und Trioxybuttersäure — als bei 
Dextrose, Lävulose und Mannose feststellen. Während Malzzucker nämlich 3,6 g 
Ameisensäure und 7,37 g Kohlensäure liefert, geben die Hexosen 2—4 g C0 2 
und 12—14 g Ameisensäure. Die aus den Hexosen in großer Menge entstehende 
Glycerin- und Tryoxybuttersäure konnte im Malzzucker mit Sicherheit nicht nach¬ 
gewiesen werden. Auch ist die Oxydation der Maltose nicht von einer merk¬ 
lichen Hydrolyse zu zwei Molekülen d-Glucose begleitet, sondern der Aldehyd¬ 
teil des Maltosemoleküls wird in einer Weise oxydiert, die von dem Oxydations¬ 
vorgang der einfachen Aldohexosen merklich abweicht. Brahm . 


2152) Pozzi-Escot. Empfindliche Reaktion auf Zuckerarten. (Bull. Ass. 
Chim. 1909, Bd. 27, S. 179.) 

Bringt man in ein Reagensrohr 2 ccm Rohrzuckerlösung von über 0,0005 0 
und 1 ccm 5 proz. Ammoniummolybdatlösung, mischt, und läßt allmählich am 
Rande 10—12 ccm konz. Schwefelsäure hinzulaufen, so entsteht binnen längstens 
20 Minuten ein blauer Ring; erhitzt man den oberen Teil des Röhrchens, bis 
die Flüssigkeit eben zu sieden beginnt, so zeigt sich der Ring binnen 30 Min. 
auch noch bei 0,00002 °/ 0 Zuckergehalt. Brahm . 

2153) Kraus, H. Zur Nylandersehen Reaktion. (Pharm.-Ztg. 1909, Bd. 54, 
S. 799.) 

Im Harn mit nur wenig Zucker fällt zuweilen die Reaktion nicht charakte¬ 
ristisch aus, da der beim Kochen entstehende Wismutniederschlag durch die 
sich gleichfalls ausscheidenden Phosphate niedergerissen wird. Es wird so ein 
grauschwarzer, sich schnell absetzender Niederschlag und eine mehr oder weniger 
helle und durchsichtige Flüssigkeit erhalten. Verfasser empfiehlt, zunächst den 
Ham mit Natronlauge stark alkalisch zu machen, filtriert vom Niederschlage, 
neutralisiert das klare Filtrat annähernd mit Essigsäure und prüft erst dann mit 
Nylanders Reagens. Man erhält dann eine undurchsichtige, tiefschwarze Flüssig¬ 
keit, in welcher der fein verteilte Wismutniederschlag nur äußerst langsam sich 
abscheidet. Brahm . 

2154) v. Bergmann u. Meyer, K. Über die klinische Bedeutung der Anti¬ 
trypsinbestimmung im Blute. Aus der II. med. Klinik der Charite in Berlin: 
Geheimrat Kraus. (Berl. klin. Wschr. 1908, Nr. 37, S. 1673.) 

»Es ist ein großes Verdienst von Brieger und Trebing, die Bestimmung 
des Antitrypsingehaltes für klinische Zwecke eingeführt und ihre Bedeutung 
erkannt zu haben. Sie ist, kritisch angewandt, wertvoll als Kontrolle für eine 
klinische Carcinomdiagnose. Eine normale Antitrypsinmenge mahnt zur Vor¬ 
sicht bei einer auch sonst nicht völlig sichergestellten Carcinomdiagnose. Eine 
Vermehrung des Antitrypsins ist ein, allerdings nur ein einzelnes unter¬ 
stützendes diagnostisches Moment, namentlich dann, wenn differentialdiagnostisch 
die Krankheiten nicht in Betracht kommen, die ebenfalls besonders häufig eine 
vermehrte Antitrypsinmenge erkennen lassen. In dieser Beziehung können nur 
Erfahrungen an einem weit größeren Material weiterfithren. Allerdings hat es 
schon heute den Anschein, daß Morbus Basedow, daß schwere Anämie, daß 
Icterus gravis, eine Urämie, mit einer Vermehrung der antitryptischen Kraft des 
Blutes einhergehen daß Carcinomfalle, die klinisch keine auffällige Kachexie 
zeigen, die Reaktion geben können, . . . lehrten 2 Fälle von Cancroid der 
Nase.« — Die von den Autoren angewandte Methode und Versuchsanordnung ist 
im Original nachzulesen. — Es scheint, daß die antitryptische Kraft speziell aut 


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Referate. 


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das Trypsin eingestellt ist Was ihre besonders starke Entwicklung beim 
Carcinom betrifft, so liegt es natürlich nahe, in dem proteolytischen Krebsferment, 
das ja von verschiedenen Autoren nachgewiesen worden ist, das Antigen zu 
suchen. Die verhältnismäßig häufige Vermehrung der Antitrypsinmenge bei 
anderen, mit stärkerem Eiweißabbau verbundenen, Erkrankungen weist vielleicht 
auf die Rolle hin, die proteolytische Fermente im Intermediärstoffwechsel dieser 
Krankheitsformen, oder beim intermediären Eiweißabbau überhaupt spielen. 

K. Bornstein. 

2165) Adler, 0. Über Alkaptonurie. Aus der I. mediz. Klinik d. deutsch. 
Univ. Prag. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 21, S. 5—13.) 

Es findet sich kein Anhaltspunkt ftlr das Vorkommen einer zweiten Alkapton- 
säure neben Hydrochinonessigsäure. Für die Existenz der »Uroleucinsäure« 
fehlt bisher ein sicherer Beweis. Jodnatrium verändert den Quotient Homo¬ 
gentisinsäure : N nicht. Der Purinstoffwechsel bleibt im Gegensätze zum Eiwei߬ 
stoffwechsel im engeren Sinne von der Anomalie unberührt. Im Alkaptonham 
fällt Ammonchlorid die Harnsäure erst bei Gegenwart von viel freiem Ammoniak. 

K. Reicher . 

2166) Sittig, 0. Über Kohlehydrate in pathologischen Körperflüssigkeiten 
mit Berücksichtigung der Frage des Reststickstoffs. Aus d. ehern. Labor, d. 
I. med. Klinik d. deutsch. Univ. Prag. (Biochem. Ztschr. 1909, Bd. 21, S. 14—34.) 

Unter 23 untersuchten pathologischen Flüssigkeiten fanden sich 6 mal er¬ 
hebliche Mengen Kohlehydrate. In diesen 6 Fällen war überall Glycose vor¬ 
handen und 4 mal Lävulose quantitativ nachweisbar, 2 mal in Spuren. Die von 
Kohlehydrat durch Gärung befreiten oder an sich kohlehydratfreien serösen 
Flüssigkeiten zeigten mit einer einzigen Ausnahme regelmäßig Linksdrehung 
infolge Vorhandensein von Aminosäuren. Die kohlehydrathaltigen Flüssigkeiten 
drehten in 4 Fällen links, in 2 rechts. In Exsudaten wurde niemals Zucker in 
nachweisbarer Menge gefunden, doch wurde er auch manchmal in Transsudaten 
vermißt. K. Reicher . 

2157) Little, William Gordon. The Relative Importance of Inorganic 
Kations, especially those of Sodium and Calcium, in the Causation of Gout 
and Production of gouty Deposits. (Die relative Wichtigkeit anorganischer 
Kationen, besonders jener des Natriums und Calciums, bei der Verursachung der 
Gicht und Erzeugung gichtischer Abscheidungen.) From the Bio-Chemical De¬ 
partment, University of Liverpool. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, 
Nr. 1 u. 2, S. 30—37.) 

Bei Körpertemperatur ist das saure Calciumsalz der Harnsäure das schwerst 
lösliche Salz, sogar schwerer als das Magnesiumsalz. Calciumsalze verursachen 
schon in Spuren Fällungen in Lösungen von sauren Natriumsalzlösungen. Das 
saure hamsaure Natrium, das in Wasser leicht löslich ist, wird in 5proz. Koch¬ 
salzlösungen fast unlöslich. Dies erklärt das Nebeneinanderauftreten von Ca- 
und Na-Salzen der Harnsäure bei gichtischen Ausscheidungen. Ca- und Mg- 
Salze dagegen sind in Salzlösungen leichter löslich als in reinem Wasser. Dies 
gibt den Schlüssel dazu, warum in dem Tophus vorwiegend saures hamsaures 
Natrium vorliegt und warum gewisse Mineralwässer bei Gichterkrankungen 
Besserung hervorrufen. 

Calciumphosphat vermindert die Löslichkeit von saurem hamsaurem Natrium, 
das ist interessant, weil so oft Phosphate in den Gichtknoten gefunden werden. 
Verfasser berichtet über einen Fall, bei welchem er nach übermäßigem Genuß 
von NaCl (in Pökelfleisch) einen starken Rückfall von Gicht konstatierte. 

E. W. Mayer. 

2168) Hof, A. C, Jodo-Eosin as a Test for Free Alkali in Dried-up Plant 
Tissues. (Jodeosin als Reagens auf freies Alkali in getrockneten Pflanzenge¬ 
weben.) (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 3 u. 4, S. 175—176.) 

Die in Äther gelöste freie Farbsäure des Jodeosins empfiehlt Verfasser als 
Indikator auf freies Alkali in getrockneten Pflanzengeweben. E. W. Mayer. 


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Referate. 


2159) Moore, Benjamin and R. Stenhouse, Williams. The Growth of the 
Bacillus tuberculosis and oiher Micro-Organisms in Different Percentages of 
Oxygen. (Das Wachstum des Bacillus tuberculosis und anderer Mikroorganis¬ 
men bei verschiedenem Prozentgehalt von Sauerstoff.) From the Departments 
of Bio-Chemistry and of Bacteriology, University of Liverpool. (The Bio-Chemical 
Journal 1909, Vol. IV, Nr. 3. u. 4, S. 177—190.) 

Der Bacillus tuberculosis gedeiht weder bei völliger Abwesenheit von Sauer¬ 
stoff noch bei einem Sauerstoffpartialdruck von 80—90 °/ 0 einer Atmosphäre. 
Eine Anzahl anderer Mikroorganismen verhält sich analog, während einige un¬ 
beeinflußt durch Verschiedenheiten des Sauerstoffgehaltes bleiben. E. W. Mayer . 

2160) Mathison, G. G. The Estimation of Phosphorus in Urine. (Bestim¬ 
mung des Phosphors im Harne.) From the Physiological Laboratory, University 
College, London. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 5—7, S. 233— 
239.) 

Die Bestimmung des Gesamtphosphors im Harne erfolgt am sichersten nach 
der von Plimmer und Beyliss modifizierten Neumann sehen Methode (Journal 
of Physiology 1905, Vol. XXXIII, S. 439). 

Anorganisches P 2 Oß wird am besten durch Fällung mit Magnesiumcitrat be¬ 
stimmt. Magnesiummixtur gibt ungenaue und schwankende Werte, da sowohl 
etwas Ca als auch ein Teil organischen Phosphors mit ausfallt. Organisches 
P a O ö kann entweder durch Subtraktion des anorganischen vom Gesamtphosphor 
oder direkt nach Neumann bestimmt werden. Die Uranacetatmethode ist un¬ 
geeignet. Um genaue Werte zu erhalten, muß man das organische P 2 O ß in 
frischen Harnproben ausführen. Die organischen Phosphorverbindungen sind 
leicht spaltbar und werden nicht durch Reagentien gefällt, die Spuren von 
Eiweiß fällen. E . W\ Mayer . 

2161) Mac Le&n, Hugh. On the ffitrogen-Containing Radicle of Lecithin 
and other Phosphatides. (Über das stickstoffhaltige Radikal des Lecithins und 
anderer Phosphatide.) From the Department of Physiological Chemistry 
Institute of Physiology, Berlin. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, Nr. 
5-7, S. 240-257.) 

Aus verschiedenen Lecithinen mit dem Atomverhältnis P: N = 1:1 erhielt 
Verfasser unter ähnlichen Bedingungen verschiedene Mengen an Cholin, woraus 
er schließt, daß trotz ähnlicher prozentualer Zusammensetzung, Lecithine in Be¬ 
zug auf die Stickstoffverteilung im Molekül nicht identisch sind. Bei Herz¬ 
muskellecithin erhielt er 42°/ 0 Cholin, aus Eilecithin 65V# und aus Handels¬ 
lecithin 80•/<> Cholin. Ein Versuch, das Lecithin mittels CdCl* zu fällen zeigte, 
daß etwas Stickstoff in Form einer wasserlöslichen Verbindung abgespalten 
wurde. Das Cadmium-Lecithin-chlorid enthielt 10°/# Cholin mehr als das ur¬ 
sprüngliche Lecithin, das beweist, daß ein Teil des im ursprünglichen Lecithin 
vorhandenen Stickstoffes nicht als Cholin enthalten war. 

Als Folge seiner Untersuchungen gelangt Verfasser zur Ansicht, daß die 
gewöhnlich angewandte Lecithinformel, in welcher der gesamte N als Base an¬ 
genommen wird, nicht richtig ist und nicht länger beibehalten werden darf, da 
ein Teil des N in Form von Aminosäuren vorhanden ist. Dies ist auch die 
Ursache, warum alle Versuche, um aus Lecithin quantitativ Cholin darzustellen, 
fehlschlugen. E. W. Mayer . 

2162) Mathi8on, G. C. The Output of Organic Phosphorus in Urine. (Die 
Ausbeute an organischem Phosphor im Harne.) From the Physiological Labora¬ 
tory, University College, London. (The Bio-Chemical Journal 1909, Vol. IV, 
Nr. 5-7, S. 274—279.) 

Im Harne finden sich normalerweise immer organische Phosphorverbindungen 
vor und zwar in Mengen von ca. 0,1 g pro Tag. Ihre Menge ist zu ver¬ 
schiedenen Zeiten sehr veränderlich. Eine Zufuhr von organischen Phosphor¬ 
verbindungen in Form von Glycerinphosphorsäure vermehrt nur den Gesamt¬ 
phosphorgehalt, ohne die Ausbeuten an organischen Phosphorverbindungen zu 
beeinflussen. Das Verhältnis N: P*Oß ist bei demselben Individuum fast konstant, 
bei verschiedenen aber zeigen sich mannigfaltige Abstufungen. E . W. Meyer . 


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Referate. 


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Klinisches. 

2162) Stoeltzer. Gallensteine bei einem T^ajAhrigen Knaben. Aus der 
Universitätsklinik für Kinderkrankheiten in Halle. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 1, 
S. 14 *> 

Mitteilung eines Falles von Gallensteinkolik mit allen Symptomen und Ab- 

S zahlreicher kleiner Concremente (Cholesterinsteine). Solche Fälle sind im 
esalter sehr selten. Meinertz . 

2163) v. Noorden. Ueber die verschiedenen Formen der Fettsucht. Aus 
der I. medizinischen Klinik in Wien. (Mediz. Klinik 1909, Nr. 1, S. 1—5.) 

Verfasser gibt im Rahmen eines klinischen Vortrages einen Überblick über 
die verschiedenen Formen der Fettsucht. Er unterscheidet die Mastfettsucht, 
bei der er wieder 2 Formen annimmt, Übertütterungsfettsucht (steigende Nahrungs¬ 
zufuhr bei gleichbleibendem Energieumsatz) und Faulheitsfettsucht (Herabsetzung 
des Maßes des Energieverbrauchs bei gleichbleibender Nahrungs- d. h. Energie¬ 
zufuhr), von der konstitutionellen Fettsucht. Bei dieser wird ein bestimmtes 
Quantum Arbeit 'mit einem abnorm niedrigen Aufwand von Energie geleistet. 
Abweichungen des Energieverbrauchs vom normalen sind zweifellos beobachtet, 
so Erhöhung der Oxydationen bei Schilddrüsenfiitterung und bei Morbus Base- 
dowii, bei Infektionskrankheiten usw., ferner sind Schwankungen des Energie¬ 
umsatzes in verschiedenen Lebensaltern und endlich individuelle Schwankungen 
festgestellt. Die Intensität der Oxydationsprozesse wird von einer Reihe von 
Drüsen beeinflußt, besonders von der Schilddrüse. Man darf annehmen, daß 
es eine Form der Fettsucht gibt, die sich bei durchschnittlich normaler Nahrungs¬ 
aufnahme und Arbeitsleistung auf der Basis einer Hypofunktion der Schilddrüse 
entwickelt. Diese abnorme Funktion kann wohl auch (worüber aber noch wenig 
bekannt ist) durch Ferment Wirkungen von anderen Organen wie Pancreas. 
Genitaldrüsen, Hypophysis, Nebennieren, Thymus, ausgelöst werden. 

Die Behandlung der Mastfettsucht darf nicht schematisch erfolgen. Der 
Hauptgrundsatz muß immer sein: Herabsetzung der Calorienzufuhr bei genügendem 
Eiweißgehalt der Kost. In vielen Fällen ist aber diätetisch nichts auszurichten, 
sondern nur durch Gewöhnung an größeren Energieumsatz (Wärmeentziehung, 
Muskelarbeit usw.). Wo aber weder das eine noch das andere nützt, da richte 
man den Verdacht auf thyreogene Entstehung der Krankheit. In diesen Fällen 
ist die Behandlung mit Schilddrüsensubstanz (Verfasser verwendet Thyreoidinum 
siccatum von E. Merck) die einzig richtige. 

Verfasser macht auch auf die Beziehungen zwischen Myxoedem und Fett¬ 
sucht aufmerksam. Beim Myxoedem kommen wohl noch qualitative Änderungen 
der Schilddrüsenfunktion hinzu. In der letzten Zeit hat Verfasser öfter Fälle ge¬ 
sehen, wo sich Myxoedem aus Fettsucht entwickelte. Die Darreichung von 
Schilddrüsensubstanz brachte in jedem der Fälle einen entscheidenden Erfolg, 
sowohl was das Myxoedem als was die Fettleibigkeit betraf. Meinertz. 

2164) Kretschmer. Zur Diagnose der spastischen Obstipation und über 
das Wesen der fragmentären Stuhlentleerung. Aus der Privatklinik von Prof. 
Albu in Berlin. (Mediz. Klinik 1908, Nr. 52, S. 1980—1983.) 

Kretschmer hält gegenüber Boas durchaus an dem Krankheitsbilde der 
spastischen Obstipation fest. In einer Anzahl von Fällen beherrschen die Sym¬ 
ptome, die auf Spasmen des Darmes hinweisen, das Krankheitsbild so, daß sie 
dem Ganzen das Gepräge verleihen und einen besonderen Krankheitstypus 
kennzeichnen. Auch die Colica flatulenta läßt sich mit der Annahme reiner 
Darmatonie nicht erklären. Endlich ist die von Boas als fragmentäre Stuhl¬ 
entleerung bezeichnete dritte Form der Obstipation eine Variation der spastischen 
Obstipation. Kretschmer teilt mehrere Fälle davon mit. Ebenso wie bei der 
gewöhnlichen spastischen Obstipation wird bei dieser Form durch den Reiz des 
Kotes die Darmmuskulatur in höherem Maße als es beim Gesunden der Fall 
ist, zur Contraction angeregt. In einem Teile der Fälle wird reflektorisch durch 
geringe Fäcalmengen, die beim Gesunden dazu nicht genügen würden, die 
Rectalmuskulatur zur Defäkation gereizt. In einem anderen Teile der Fälle spielt 


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Referate. 


der reflektorische Spasmus des Sphincter eine entscheidende Rolle. Dieser 
Zustand der Steigerung der reflektorischen Erregbarkeit mag sich wohl häufig 
auf der Basis vorangegangener Darmatonie entwickeln, tritt jedoch in dem 
Maße in den Vordergrund, daß von einer Atonie nicht mehr zu reden ist 

Meittertz . 

2165) v. Romberg, E. (Tübingen). Die Rolle der Gefcße bei inneren Krank- 
heiten mit Ausschluß der eigentlichen Gefäß kr ankheiten. (16. intemat. med. 
Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die fortlaufende Kenntnis der Kreislaufphysiologie hat die Vorstellungen, 
welche wir uns von der Rolle der Gefäße bei dem Blutumlauf machen, viel 
lebendiger gestaltet. Immer individueller, wenn man so sagen darf, tritt uns der 
Kreislauf der einzelnen Gefäßprovinzen entgegen. Die Lehre vom pathologischen 
Leben der Gefäße erscheint noch wenig entwickelt. Die Änderungen der Ge¬ 
fäßdurchlässigkeit sind im Rahmen des Referates nicht zu besprechen. Es wird 
nur auf die wichtige Rolle hingewiesen, welche die Gewebszellen neben der 
Zusammensetzung und Schnelligkeit des Blutes, neben der Gefäßwand für das 
Verhalten der Gewebsflüssigkeit, speziell für die Ansammlung der Ödeme spielen. 
Ausführlicher werden die Störungen der Gefäßweite, die Änderungen des Gefä߬ 
tonus besprochen. Durch frühere Arbeiten von Romberg, Päßler und ihren 
Mitarbeitern war für die Kreislaufschwäche bei Infektionskrankheiten der experi¬ 
mentelle Nachweis erbracht, daß eine zentrale Lähmung der Gefäßmuskeln dafür 
von größter Wichtigkeit ist. Beherrscht in dem rasch ablaufenden Tierversuch 
diese Gefäßlähmung völlig das Bild, so wird durch die meisten Infektionskrank¬ 
heiten des Menschen auch das Herz in wechselnder Stärke beteiligt. Die 
klinischen Symptome sind nur bei Berücksichtigung der Gefäße und des Herzens 
zu verstehen. Bei Nierenkrankheiten ist aus dem erhöhten arteriellen Drucke, 
dem gesteigerten Kapillardrucke in der Peripherie ein beschleunigtes Fließen 
des Blutes in den äußeren Körperteilen zu folgern. Eine Beschleunigung des 
gesamten Blutumlaufes ergibt sich bei der Unabhängigkeit der inneren und der 
äußeren Gefäßgebiete daraus aber nicht. Überhaupt ist die Frage aufzuwerfen, 
ob die Drucksteigerung bei Nierenkranken in der Tat die Defekte der Nieren 
kompensiert, ihre Tätigkeit ausreichend gestaltet oder ob nicht Drucksteigerung 
und ausreichende Nierentätigkeit nebeneinander hergehende, aber nicht von ein¬ 
ander abhängige und deshalb auch nicht notwendig parallel verlaufende Er¬ 
scheinungen sind. Hinsichtlich der kompensatorischen Entstehung der Druck¬ 
steigerung durch die Einengung der Nierenblutbahn zeigte Alwens in der 
Tübinger Klinik experimentell, daß zwar nicht die Verengerung als solche, wohl 
aber eine Drucksteigerung im arteriellen Gefäßgebiet der Niere auch den all¬ 
gemeinen arteriellen Druck mäßig erhöht. Aber der quantitative Unterschied 
zwischen der pathologischen Wirklichkeit und dem experimentellen Ergebnis ist 
so groß, daß die mechanische Erschwerung des Nierenkreislaufes nur eine unter¬ 
geordnete, wenn überhaupt wirksame Ursache der nephritischen Drucksteigerung 
ist. Von maßgebender Wichtigkeit dürfte dagegen das Zirkulieren drucksteigem- 
der Substanzen im Blute sein. Die Bedeutung des Adrenalins in dieser Beziehung 
wächst durch die Feststellung seiner diuretischen Wirkung bei intravenöser Ein¬ 
spritzung auch unabhängig von einer Drucksteigerung, wie Schlayer sie er¬ 
mittelte. durch die damit gegebene Möglichkeit, Drucksteigerung und Polyurie 
Schrumpfnierenkranker als von einander unabhängige Folgen der Adrenalin¬ 
wirkung zu betrachten. Auch bei Herzkranken spielt vielleicht eine Alteration 
der Gefäßtätigkeit neben der Störung des Zentralorgans eine gewisse Rolle. Es 
muß noch weiter untersucht werden, ob der bei Dekompensation merkliche 
Nachlaß der Gefäßspannung, das fühlbare Weicherwerden der Arterienwand bei 
dem eine sekundäre Folge der verminderten Durchblutung oder eine selbständige 
vaskuläre Erscheinung ist. Zunächst stellte Thacher in der Tübinger Klinik 
experimentell fest, daß bei kardialer venöser Stauung und entsprechend ver¬ 
minderter arterieller Durchblutung die Körperteile mit kräftigen Gefäßmuskeln 
bis kurz vor dem Tode ihr Volumen verkleinern, eine überwiegende aktive 
Zusammenziehung ihrer Arterien zeigen, so vor allen die Nieren, die Milz, der 


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Referate. 


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Darm, die Beine. Dagegen tiberwiegt an der Leber ganz die venöse Stauung 
und am Gehirn mit seinen schwachen Vasomotoren wird das Volumen ebenfalls 
größer. Bei der abnormen Blutverteilung kardialer Störungen handelt es sich 
also nicht um einfach mechanische Erscheinungen, sondern um verwickelte vitale 
Prozesse. Die nach allen Richtungen noch zu vertiefenden und auszubauenden 
Kenntnisse von dem Verhalten der Gefäße bei Krankheiten werden durch An¬ 
wendung der experimentellen Methoden weiter gefördert werden, wenn man 
stets in enger Fühlung mit der Physiologie des normalen Menschen und mit der 
Beobachtung am Krankenbett bleibt. K. Reicher . 

2166) Strauß, H. (Berlin). Über Indikationen und Kontraindikationen der 
Sigmoskopie. (16. intemat. med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die Sigmoskopie hat eine Reihe neuer Krankheitszustände, so z. B. die ver¬ 
schiedenen Formen der Sigmoiditis erst einer genaueren Diagnose zugänglich 
gemacht und sie für andere Krankheiten — so z. B. für die Neoplasmendiagnostik 
— verfeinert und auf exakteren Boden gestellt. Die Vieldeutigkeit der einzelnen 
Symptome auf dem Gebiete der Erkrankungen des Enddarmes läßt uns eine 
ausgiebige Anwendung der Sigmoskopie in allen Fällen indiziert erscheinen, in 
welchen einmalige größere oder wiederholte kleinere Blutungen aus dem Rektum 
erfolgt sind, ebenso bei eitrigen oder länger dauernden schleimigen Abgängen 
aus dem Darm, deren Herkunft nicht über jeden Zweifel gestellt ist. Auch Ob¬ 
struktionen in den unteren Darmpartien bei vorher gesund gewesenen Patienten 
können zur Sigmoskopie Anlaß geben. Weiterhin leistet die Methode zur Auf¬ 
deckung von Pseudotumoren Nützliches. Allerdings muß die Untersuchung vor¬ 
sichtig und sachgemäß ausgeführt werden. Denn durch brüskes Vorgehen kann 
gelegentlich auch geschadet werden. Strauß hält es aber für ausgeschlossen, 
daß die Anwendung des pneumatischen Prinzips besondere Gefahren bringt, 
wenn dessen Benutzung mit Vorsicht geschieht. Auch ist die Lufteinblasung nur 
da anzuwenden, wo die automatische Erweiterung der Ampulle in Kniebrustlage 
ausbleibt. Für solche Fälle bedeutet aber die Anwendung des pneumatischen 
Prinzips einen großen Fortschritt. Als Kontraindikation für die Anwendung der 
Sigmoskopie haben akute Entzündungsprozesse an der Flexur und ihrer Um¬ 
gebung (besonders am Peritoneum) zu gelten. Bei Deviationen der Flexur durch 
pelveo-peritonitische Stränge, bei Herzfehlern, Emphysem usw. ist besondere 
Vorsicht nötig, überhaupt ist der Grad derselben in den einzelnen Fällen zu 
variieren. Die Sigmoskopie macht außer der Sondierung keine der übrigen 
Untersuchungsmethoden überflüssig, sondern stellt vielmehr eine Ergänzung der 
bisherigen Methoden dar und hat in dieser Eigenschaft der Therapie — insbe¬ 
sondere der chirurgischen Therapie — sehr wertvolle Früchte gebracht. Des¬ 
halb verdient sie eine weitgehende Pflege in der klinischen Diagnostik. 

K. Reicher . 

2167) Unterberg, J. (Pest). Eine neue Methode zur Bestimmung der Magen¬ 
funktionen und deren Resultate. (16. intemat. med. Kongreß in Budapest, 
Sept. 1909.) 

Der Patient bekommt 400 ccm einer 4—5proz., aus getrocknetem Eiweiß 
frisch bereiteten Eiweißlösung, Entnahme nach ca. s / 4 Stunden. Hierauf noch¬ 
maliges Trinken von 100 g Wasser und neuerliche Evakuation. Mißlingt diese, 
so wiederholt man diese Prozedur nach Einnahme von weiteren 100 ccm. Be¬ 
stimmt werden durch einfache Rechnung Mageninhalt, Acidität des un¬ 
verdünnten und verdünnten Magensaftes, die des reinen Magensaftes usw. Der 
totale Mageninhalt beträgt durchschnittlich 151 ccm, davon entfällt ungefähr die 
Hälfte auf das Probefrühstück. Bei akutem Magenkatarrh ist die Secretion des 
Magensaftes stark vermehrt, in noch höherem Grade bei Hyperchlorhydrien, 
welche übrigens durchwegs eine schnellere Entleerung des Magens zeigen als 
normal. Ähnliche Verhältnisse quoad Acidität weist Ulcus ventriculi auf. Bei 
subakutem Magenkatarrh findet man meist eine verringerte Motilität. Hyper- 
secretion mit normaler Acidität verrät einen abgelaufenen, subakuten Magen¬ 
katarrh. Bei vorgeschrittener Tuberkulose fand U. Hypochlorhydrie; aus den 
zwei Befunden an Karzinomfällen scheint hervorzugehen, daß nur ein kleiner 


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Referate. 


Teil der Magenschleimhaut noch funktionierte, dieser aber kompensatorisch 
hyperaziden Magensaft sezemierte. K. Reicher. 

2168) Huchard, H. (Paris). Art6rio-scl6rose et &rt6rio-scl6rose du coeur. 

(Arteriosclerose.) (16. internat. med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Über die Natur der Arteriosclerose sowie über die Entwicklung der durch 
sie gesetzten Läsionen bestehen so zahlreiche und widersprechende Ansichten 
bei den pathologischen Anatomen, daß man nach den heutigen Kenntnissen un¬ 
möglich eine exakte Definition des der Krankheit zugrunde liegenden anatomischen 
Substrates geben kann. Es läßt sich ein Unterschied aufstellen zwischen dem 
Atherom, welches eine Krankheit des Greisenalters darstellt, und der Arterio¬ 
sclerose, die man zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr beobachtet. Letztere be¬ 
trifft hauptsächlich die Gefäße der Abdominalorgane. Der Begriff der Fibrosis 
arterio-capillaris von Gull und Sutton ist kein vollständig abgegrenzter. Es 
gibt Erkrankungen nach dem Typus der Aortensclerose, welche trotz des Er¬ 
griffenseins der kleinen und kleinsten Gefäße von Anfang an gerade auch die 
verschiedenen Klappenapparate des Herzens befallen. Von verschiedenen Ge¬ 
sichtspunkten aus hat die Unterscheidung von endokardial und arteriell ent¬ 
standenen Klappenerkrankungen einen bedeutenden Wert. Die 6 wichtigsten 
Ursachen der arteriellen Herzkrankheiten sind Gicht und Urikämie, Bleivergiftung. 
Syphilis, Lebensweise, Tabak, Überernährung. Die klinische Entwicklung der 
Arteriosclerose geht in 4 Etappen vor sich; Präsclerose, kardioarterielle, mitro- 
arterielle Erkrankung und Herzerweiterung. Drei Arten von Symptomen erfordern 
eine spezielle Therapie, wobei die toxischen Symptome einen vorherrschenden 
Platz einnehmen: Die toxischen, die kardioarteriellen und die renalen. Es gibt 
zahlreichen Beweise zu gunsten einer Präsclerose ohne Gefaßveränderungen oder 
mit latenten Gefäßveränderungen. Andererseits kann das Atherom lange eine 
anatomische Krankheit ohne klinische Erscheinung bleiben. Bei der Kardiosclerose 
müssen die funktionellen Symptome mit den physikalischen Befunden genau ver¬ 
glichen werden. Die renale Insuffizienz ist ein frühzeitiges und konstantes 
Symptom der arteriellen Kardiopathien, auch bei Fehlen von Eiweiß. Der renale 
Faktor begünstigt die Retention von toxischen Stoffen und erhöht den arteriellen 
Blutdruck. Daher die Wichtigkeit der Behandlung des renalen und toxischen 
Faktors während der ganzen Dauer der Krankheit. Es gibt keine Arteriosclerose 
ohne arterielle oder renale Veränderungen. Die einfache Definition erlaubt eine 
große Zahl von Krankheiten auszuschalten, welche man sonst zu Unrecht als 
von Arteriosclerose abhängig ansehen würde. Die Herzklappenfehler rheumatischen 
Ursprungs ergreifen die Gefäße in dem Alter der arteriellen Kardiopathien 
(30.—50. Lebensjahr), daher zu dieser Zeit eine neuerliche Entwicklung der Krank¬ 
heit. Das Asthma und das Emphysem erzeugen für sich allein keine Asystolien 
außer bei Vorhandensein von arteriellen Veränderungen. Asystolie gastrischen 
Ursprungs ist außerordentlich selten. K. Reicher. 

2169) Müller, K. (Budapest). Über abdominale Arteriosclerose. (16. internat. 
med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die Arteriosclerose des Magendarmkanals ist eine recht häufige Veränderung: 
sicherlich häufiger als es bisher seitens der Kliniker und Anatomen angenommen 
wurde. Ihre Symptome sind vielseitig, in manchen Zügen gleichen sie einigen 
organischen Magendarmkrankheiten, in vielen Zügen demjenigen Krankheitsbilde, 
welches bisher in die Reihe der Magendarmneurosen gestellt wurde. Ihre 
Diagnose wird erleichtert, wenn die Schmerzanfälle mit Veränderungen seitens 
des Herzens und der Blutgefäße kombiniert sind. Ob die vorkommenden 
Schmerzen durch Gefäßkrämpfe oder durch eine Neuralgie des Sympathicus ver¬ 
ursacht werden, ist mit Sicherheit nicht entschieden. Die Krankheit ist bei 
Männern entschieden häutiger als bei Frauen. Die Symptome der Krankheit 
werden durch gefäßerweiternde Mittel günstig beeinflußt. Aus all dem Gesagten 
ist zu ersehen, daß wir auf einem großen Gebiete der Magendarmkrankheiten 
bei richtiger Diagnose die Behandlung mit besseren, Aussichten auf Erfolg aut- 
nehmen können als bisher. K. Reicher. 


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Referate. 


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2170) Hamburger, W. (Chicago). Beiträge zur Arteriosclerose der Magen¬ 
arterien. (16. intemat. med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Bei systematisch durchgeführten Untersuchungen fand Hamburger bloß 
arteriosclerotische Veränderungen der Äste der kleinen Magenkurvatur und eine 
große Inkongruenz zwischen den Erkrankungen der Magengefäße und der großen 
Gefäße, so daß man aus dem Zustand der Aorta usw. keinen Rückschluß auf 
die Magengefäße machen kann. Pathogenetische Bedeutung können die Magen¬ 
gefäßveränderungen nur in höheren Graden bezüglich Ulcus erlangen. 

K. Reicher . 

2171) Senator, H. (Berlin). Polycythämie. (16. intemat. med. Kongreß in 
Budapest, Sept. 1909.) 

Die Zunahme der roten Blutzellen kann eine relative oder absolute sein und 
kommt unter physiologischen und pathologischen Verhältnissen vor. A. Physio¬ 
logische Polycythämie beobachtet man nach starken Wasserverlusten, nach Zufuhr 
eiweißreicher Kost, in der Rekonvaleszenz von anämischen Zuständen, bei Neu¬ 
geborenen, bei Aufenthalt in veränderter Luft, bei künstlicher Dyspnoe, vielleicht 
auch beim Winterschlaf mancher Tiere. B. Pathologische Polycythämie kommt 
vor bei krankhafter Eindickung des Blutes, bei verschiedenen Zuständen von 
Zyanose, bei durch verschiedene Intoxikationen und Infektionen bedingter 
Hämolyse und zuweilen bei einzelnen Krankheiten mit unbekannter Blutver¬ 
änderung oder bei manchen Nervenkrankheiten. Bei allen diesen pathologischen 
Zuständen (außer der relativen Polycythämie durch Eindickung) ist als Ursache 
die Abnahme der Sauerstoffspannung im Blut anzusehen, durch welche die 
hämatopoetischen Organe zu erhöhter Tätigkeit angeregt werden. Von diesen 
Zuständen zu trennnen ist die von Vaquez beschriebene Polycythaemia megalo- 
splenica und die Polycythaemia hypertonica von Geisböck. Bei beiden ist eine 
primäre Affektion des Knochenmarks als Ursache der Polycythämie anzusehen. 
Die Geisböcksche Krankheit, von welcher erst sehr wenige Fälle bekannt sind, 
unterscheidet sich von der Vaquezschen Krankheit durch den sehr hohen Blut¬ 
druck (mit Herzhypertrophie) und Fehlen der Milzschwellung. Die sonstigen 
Veränderungen der Organe scheinen keine wesentlichen Abweichungen von 
beiden Krankheiten zu zeigen. Die Veränderungen des Blutes, die besonders 
bei der Vaquezschen Krankheit studiert sind, bestehen in Erhöhung der Viskosität 
und des spezifischen Gewichtes, während das Serum einen geringen Trockenrück¬ 
stand zeigt. Die Resistenz der Erythrocyten scheint von der Norm nicht abzu¬ 
weichen, ihre Sauerstoffkapazität liegt innerhalb der normalen Grenzen, oder 
übersteigt diese etwas. Der respiratorische Gaswechsel wurde in mehreren 
Fällen auffallend hoch gefunden. In der Behandlung scheinen vegetabilische 
Diät und Blutentziehungen günstig zu wirken. Manche Fälle primärer Poly¬ 
cythämie lassen sich in keine dieser beiden Kategorien einfügen. K . Reicher . 

2172) Ebstein (Göttingen). Die Pathologie der Leukämie. (16. internat. 
med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Der Referent will bei der Darstellung des heutigen Standes der Pathologie 
der Leukämie, in der anerkanntermaßen die Hämatologie einen breiteren Raum 
einnimmt, als es dem ärztlichen Bedürfnis entspricht, dieses in erster Reihe ins 
Auge fassen, nachdem es, wie auch mehrfach ausgesprochen worden ist, in den 
letzten Jahren eine etwas stiefmütterliche Behandlung erfahren hat; die auf dem 
»Blutbilde« basierende, spezialisierende Behandlung der Pathologie der Leukämie 
werde vielleicht dann verwertet werden können, wenn einmal die Ätiologie der 
Krankheit aufgeklärt sei. Referent erachtet es heute noch wie vor 20 Jahren, 
wo er zuerst ein zusammenfassendes Bild der akuten Leukämie entwarf, für 
zweckentsprechend, bei der Leukämie eine akute und eine chronische Form zu 
unterscheiden, woneben noch eine subakute Form zugelassen werden kann, welche 
in ihrer Verlaufsweise fast durchweg an die akute Form sich anschließt. Die 
akute Form habe eine Durchschnittsdauer von 5—7 Wochen, die chronische 
eine solche von 1—2 Jahren, die subakute Form sei von einer etwa einhalb¬ 
jährigen Dauer. Die akute Form könne aber eine viel kürzere Dauer und die 
chronische eine viel längere haben. Referent schildert sodann die individuellen 


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Referate. 


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Dispositionen, die anderen prädisponierenden Momente, die Symptomatologie, 
wobei, soweit es das ärztliche Bedürfnis erheischt, neben den hämatologischen 
auch die pathologisch-anatomischen Veränderungen bei den verschiedenen 
Leukämieformen berücksichtigt werden. Im Anschluß hieran werden die Diagnose 
und die Prognose besprochen. Bei der Schilderung der verschiedenen Formen 
der Leukämie wird auf die sie charakterisierenden unterscheidenden Momente 
näher eingegangen, woraus sich die Berechtigung der vom Referenten eingehaltenen 
Scheidung der Formen der Krankheit ergibt. Nach diesen Darlegungen wendet 
sich der Referent zur Erörterung der Frage über die Natur und das Wesen der 
Leukämie, und die im Vordergrund des Interesses stehende Frage nach der 
Infektiosität der Krankheit wird an der Hand des einschlägigen klinischen Materials, 
der Leukämie bei Tieren, der Übertragungsversuche, der beschuldigten parasitären 
Krankheitsursachen, der Beziehungen der Sarkome und Chlorome zur Leukämie 
erörtert. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Leukämie um eine Infektions¬ 
krankheit, über deren Beziehungen zu den einzelnen blutbildenden Organen, wie 
auch zu der Leukämie Leubes die Akten noch nicht geschlossen sind. Den 
Schluß bilden Erörterungen über die Beziehungen der Leukämie zur Schwanger¬ 
schaft, zu verschiedenen Infektionskrankheiten, insbesondere zur Tuberkulose, 
sowie zur Gicht und zur Bildung der Urathamsteine. K . Reicher . 

2178) v. Noorden (Wien). Ätiologie der Fettsucht. (16. intemat. med 
Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

1. In den meisten Fällen von Fettsucht handelt es sich um sogenannte 
»Mastfettsucht«. Sie kommen in zwei Formen vor: a) als Überfütterungsfettsucht, 
b) als Faulheitsfettsucht. Oft vereinigt sich beides. Warum sich bei übermäßiger 
Aufnahme von Nährwerteinheiten oder bei zu geringer muskulärer Arbeitsleistung 
Fettleibigkeit entwickeln muß, ist vollkommen klar. 2. Viel schwieriger liegen 
die Dinge in jenen Fällen, wo weder die Nahrungsmenge den normalen Durch¬ 
schnitt übersteigt, noch die muskuläre Arbeit unter dem Durchschnitt bleibt, 
und wo dennoch sich unaufhaltsam Fettsucht entwickelt (sogenannte konstitutio¬ 
nelle Fettsucht). Nach dezennienlangen Diskussionen und nach mühsamen Unter¬ 
suchungen kann man jetzt als gesichert betrachten, daß in solchen Fällen die 
Oxydationsenergie des Organismus geschwächt ist. Dies ist ein Faktor, der in 
direkter Abhängigkeit von der Schilddrüse steht. Zustandsänderungen der Schild¬ 
drüse erhöhen und dämpfen die Oxydationsenergie. Wir bezeichnen zweckmäßig 
die sämtlichen Formen der konstitutionellen Fettsucht als thyreogene Fettsucht, 
und wir gelangen zu folgendem Schema: a) Primäre thyreogene Fettsucht, be¬ 
ruhend auf selbständigen Zustandsänderungen der Schilddrüse wie Atrophie, 
Degeneration, funktionelle Schwäche usw. b) Sekundäre thyreogene Fettsucht, 
d. h. die Funktionsanomalie der Schilddrüse wird ausgelöst durch Form Wirkungen 
von seiten anderer Organe, wie Pancreas, Keimdrüsen, Hypophysis cerebri, 
Nebennieren, Thymus, Zirbeldrüse und vielleicht noch anderer Organe (sogenannte 
chemische Korrelationen mittels interner Secretionen). Diese Fragen haben nicht 
nur theoretisches Interesse, sondern sind von hervorragender Bedeutung für die 
Therapie, da man nur dann die unter dem Namen Fettsucht bekannte Stoft- 
wechselanomalie richtig und gefahrlos behandeln kann, wenn man sich in jedem 
einzelnen Falle über den Ursprung der Anomalie Rechenschaft abgelegt hat. 

K. Reicher . 

2174) v. Neusser, E. (Wien). Zur Diagnose des Status thyxmco Jymph&ticus. 

(16. intemat. med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die Erscheinungen dieses Zustandes, wie sie A. Pal tauf unter dem Namen 
lymphatiseh-chlorotische Konstitution zusammengefaßt hat, ferner die Ergebnisse 
der anatomischen Untersuchungen aus dem Institute Weichselbaums und seiner 
Schüler, insbesondere Bartels, welcher ein hypertrophisches und ein atrophisches 
Stadium unterscheidet, sowie die Befunde Kyrles an den Hoden, Herrmanns 
an den Ovarien und Wiesels an den Arterien werden in Betracht gezogen. 
Die Begriffe Status thymieus, lymphaticus und hypoplasticus decken sich nicht 
vollkommen, trotzdem haben sie so viele Berührungspunkte miteinander, daß 
man sie klinisch von einem gemeinsamen Gesichtspunkte aus betrachten muß. 


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Referate. 


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Redner bespricht an der Hand einiger Krankengeschichten die diagnostischen 
Anhaltspunkte zur Erkennung dieser Anomalien und die Beziehungen der pemi- 
ciösen Anämie und lymphatischen Leukämie zum Status thymico-lymphaticus. 
Die Diagnose des Status lymphaticus ergibt sich aus der genauen Untersuchung 
des Kranken und der Verwertung scheinbar unwesentlicher Befunde, wie Riesen¬ 
wuchs, Hochwuchs, gradier Knochenbau, Erweiterung des Beckenquerdurch¬ 
messers bei Männern, Offenbleiben der Epiphysenfugen, ferner femininer Behaa¬ 
rungstypus bei Männern, Gynäkomastie und andere Symptome, die als Zeichen 
der Hypoplasie der Genitalien zu deuten sind. Spät einsetzende Menstruation, 
hypoplastischer Uterus, allgemein gleichmäßig verengtes Becken und gewisse 
Kontraste im Bau des weiblichen Körpers, ferner Zeichen seitens des Zirkulations¬ 
apparates und der Nieren, schließlich Erscheinungen einer Hypertrophie oder 
einer Geschwulst des Gehirns, Hydrocephalus, rudimentäre Basedowsymptome,, 
juvenile Oesteomalacie, Stokes-Adamsscher Symptomenkomplex bei jungen 
Individuen; manche Formen von fibröser Polyserositis und Lebercirrhose sowie 
andere Symptome, die im Verein mit den bekannten Befunden an den Tonsillen 
und Zungenfollikeln bei vorhandener Milzschwellung den Verdacht erwecken 
können, daß ein Status lymphaticus vorliege. Die Diagnose des Status lymphati¬ 
cus, so leicht sie in der Regel bei Erwachsenen am Seziertische ist, bewegt sich 
für den Kliniker in ganz anderen Bahnen, wie für den Anatomen; der Kliniker 
ist auf rudimentäre und weniger in die Augen springende Merkmale der hypo¬ 
plastischen Konstitution angewiesen, da ihm die charakteristischen Stigmata, 
welche dem Anatomen so leicht zugänglich sind, in vivo meist verborgen bleiben. 

A. Reicher . 

2175) ttedowikow, P. S. (St. Petersburg). Neue Ansichten über die Patho¬ 
genese der Darmerkrankungen bei Kindern. (Wratschebnaja Gazeta 1909, Nr. 25, 
S. 753—755.) 

Verfasser führt aus, daß in sämlichen Fällen von Darmerkrankungen das 
primäre Moment in einer Störung der regelmäßigen Funktion der Drüsen des 
Magendarmtraktus liege, während das Eindringen von Bakterien in den Dünn¬ 
darm ein sekundäres Moment sei. Wenn man diesen Standpunkt einnimmt, 
wird der ganze genetische Zusammenhang der Erscheinungen, die bei Darm¬ 
störungen beobachtet werden, wenigstens sofern der Dünndarm in Betracht 
kommt, klar. M. Lubowski . 

2176) Williamson, R. T. (Manchester). Die geographische Verbreitung des 
Diabetes mellitus. (Münch, med. Wschr., Okt. 1909, Nr. 41.) 

Die Zahlen Williamsons sind im Original nachzulesen: beispielsweise seien 
erwähnt (immer die Zahl der Todesfälle auf 100000 Einwohner): England 9,6, 
London 8,3, Malta 37,8, Berlin 20, Paris 17,6, New-York 17,4. Die Bevorzugung 
der Juden wird an dem Beispiel von Pest belegt: 1905 starben von 1000 Juden 17,5, 
von 1000 Nicht-Juden 2,5 (1906: 20,4 bzw. 3,4) an Diabetes. Die Hindus dispo¬ 
nieren sehr zu Diabetes, die armen Chinesen wenig, wohl aber die reichen, die 
europäisch essen. Die Neger leiden weniger an Diabetes als die weißen Rassen 
(Baltimore 8 auf 100000 Neger, 16,3 auf ebensoviele Weiße). Die Häufigkeit 
des Diabetes ist in manchen Ländern im Steigen begriffen, z. B. England 1886 
5,9, 1906 9,7 auf 100000, Paris 1881—1885 8, 1890 13, 1906 17,6. In den 
meisten Ländern leiden mehr die Männer als die Frauen an Diabetes, nicht so 
in Neuseeland, Schottland, Habana, Buenos Aires. M\ Kaufmann . 

2177) Tedeschi, E. Sülle albuminurie ortostatiche. (Über orthotische Albu¬ 
minurie.) Aus dem Inst, für Gewerbekrankh. zu Genua. (La Clin. med. ital. 
März-April 1909, Nr. 3—4.) 

Nach Verfasser ist die orthotische Albuminurie keine Krankheit, sondern 
nur ein Symptom, das verschiedene Entstehungsursachen haben kann. Diese 
können mechanischer Natur sein, z. B. Wanderniere, Lordose, die zu einer ab¬ 
normen venösen Stauung in der Niere führen (welch letztere bei gewissen Körper¬ 
haltungen erst entsteht oder wenigstens intensiver wird); in der Mehrzahl der 
Fälle jedoch handelt es sich um Allgemeinzustände, als Tuberkulose, Syphilis, 


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Referate. 


Autointoxikation, die den Organismus und so auch die Niere schädlich beeinflussen. 
Die Niere wird dann um so intensiver von solchen Einflüssen getroffen, wenn 
sie schon an sich minderwertig ist, sei es durch eine fehlerhafte Anlage, sei es 
durch die genannten mechanischen Momente. M. Kaufmann . 

2178) Fink, Franz (Karlsbad). Fünfter Bericht über den Einfluß des Kur* 
gebrauche in Karlsbad auf das GaUensteinleiden. (Münch, med. Wschr., Okt. 
1909, Nr. 41.) 

Im Original einzusehen, da zu kurzem Referat ungeeignet. M . Kaufmann . 

2179) Zamboni, G. Sugli effetti dei raggi X nella Leucemia infantile. 
(Röntgenbehandlung bei kindlicher Leukämie.) Aus der Kinderklinik zu Bologna. 
(Riv. intern, die Terapia fisica, Juli/August 1909, Nr. 7—8.) 

Es handelte sich um ein Kind von 14 Monaten mit myelogener (?) Leukämie, 
bei dem, allerdings erst in späten Stadien, die Röntgenbestrahlung versucht wurde; 
2 Sitzungen vermochten zwar Leucocytenzahl wie Leucocytenformel zu bessern, 
aber nach 3 Sitzungen mußte die Behandlung abgebrochen werden, da das All¬ 
gemeinbefinden ungünstig beeinflußt wurde. M. Kaufmann. 

2180) Ferrario, R. Contributo alla terapia della clorosi. (Zur Behandlung 
der Chlorose.) Aus dem Osp. Civile zu Udine. (Gazz. d. osp. Aug. 1909, Nr. 96.) 

Verfasser zeigt an 12 Fällen von Chlorose die gute Wirkung einer kombi¬ 
nierten Anwendung von Eisen und Hitzeprozeduren (heiße Wasser- bzw. Luft¬ 
bäder). M. Kaufmann . 

2181) Casper, L. (Berlin). Aus dem Gebiete der Nephritis. (Münch, med. 
Wschr., Okt. 1909, Nr. 42.) 

Casper macht auf 2 Formen der Nierenerkrankung aufmerksam, die sich 
beide durch periodisch auftretende Blutungen bei intakter Nierenfunktion aus¬ 
zeichnen, während in der Zwischenzeit der Harn normal erscheint. Es handelt 
sich um die chronische hämaturische Nephritis und die Nephrosis circumscripta. 
Bei letzterer bestehen sehr kleine, circumscripte infiltrative Herde, meist ein¬ 
seitig, bei ersterer eine richtige, anatomisch typische Nephritis; während bei 
jener Form der Ham in der Zwischenzeit wirklich normal ist, fördert hier 
die genaue Untersuchung (Sulfosalicylsäure!) Eiweiß, Blut, Zylinder zu Tage. 
Beide Formen haben eine gute Prognose; ev. kann die Schwere der Blutung zu 
chirurgischen Eingriffen führen; zu beachten ist die oft schwere Differential¬ 
diagnose gegen Neoplasma renis. — Weiter macht Verfasser auf Nierenkoliken 
aufmerksam, die ohne Steinbildung bei einfacher Nephritis durch anfallweises 
Ödem auftreten; auch hier hält der in der Zwischenzeit anscheinend freie Urin 
einer genauen Untersuchung nicht stand. — Bezüglich der Prognose hebt 
Casper noch hervor, daß es viele relativ gutartige Nephritiden gibt, daß die 
Nephritis also besser ist als ihr Ruf. M \ Kaufmann . 

2182) Tomaschny. Über myxödematöse Hautveränderung als Parallelvor¬ 
gang bei manisch-depressiver Psychose. Aus d. Provinzial-Heilanstalt Treptow 
a. R. (Neurolog. Zentralbl. 1909, Bd. 28, Nr. 4, S. 187—191.) 

Bei einer an cyklischer Psychose leidenden Kranken, die in der Anstalt 2 
manische und 2 depressive Phasen durchmachte, stellte sich beide Male mit 
Eintritt des melancholischen Stadiums eine ausgesprochene myxödematöse Haut¬ 
veränderung ein. Die Schilddrüse erwies sich dabei als in Form und Größe 
unverändert. Trotzdem wurden Schilddrtisentabletten gegeben (täglich 2 mal 
0,1 g), sie mußten aber schon nach 5 Tagen wegen bedenklicher Herzsymptome 
(Unregelmäßigkeit, Tachycardie) wieder entzogen werden, ohne daß ein Einfluß 
auf das Myxödem zu konstatieren gewesen wäre. Der Autor meint, daß die 
eigenartige körperliche Veränderung auf der Bildung eines Toxins beruhe, ähn¬ 
lich demjenigen, das bei gewissen Thyreoiderkrankungen wirkt. Er hat früher 
7 Jahre hindurch eine zirkuläre Dementia praecox beobachtet, bei der jedesmal 
einige Tage vor Beginn eines neuen Erregungszustandes eine starke Seborrhoe 
des Gesichts auftrat, aus der sich mit absoluter Sicherheit der bevorstehende 
Eintritt der Erregung prophezeien ließ. — Mit anderen Autoren nimmt er einen 


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engen Zusammenhang zwischen manisch-depressivem Irresein und Stoffwechsel¬ 
störungen an. Rob. Bing . 

2188) P&gano, D. Ricerche cliniche intomo all’ azione di alcune sostanze 
sul tono muscolare. (Klinische Untersuchungen über die Wirkung einiger 
Substanzen auf den Muskeltonus.) (La Nuova Rivista Clinico-Terapeutica 1909, 
H. 2.) 

Zucker, Kaffee, Glycerophosphate, Lecithin, China sind von einer mehr oder 
weniger stark ausgesprochenen Wirkung auf den Muskeltonus; allen voran steht 
der Kaffee, dann kommen die Glycerophosphate, an dritter und vierter Stelle 
steht der Zucker und das Lecithin und zuletzt die China. — Die tonische Wir¬ 
kung stellt sich im allgemeinen l / a —1 Stunde nach deren Einverleibung ein, und 
beginnt ungefähr 2 Stunden später abzuklingen. — Besagte Wirkung ist eher 
flüchtig; davon wäre vielleicht die eine auszuschließen, die, wenn auch quanti¬ 
tativ von geringem Effekt, doch eine längere Dauer dieser Effekte gezeigt hat. 
— Die wiederholte und fortgesetzte Einnahme in verschiedenen aufeinander¬ 
folgenden Tagen erzeugt wirklich eine bleibende Besserung im Tonus. Äthyl¬ 
alkohol in Dosen von 10—20 g zieht eine ziemlich ansehnliche Abnahme nach 
sich. Wenn man Individuen 1—2 Tage hindurch kochsalzfreie Diät verabreicht, 
kann man ebenfalls eine merkliche Abnahme beobachten, die nach Rückkehr 
zur gewöhnlich kochsalzhaltigen Nahrung einer raschen Zunahme Platz macht. 

Plitek. 

2184) Yukawa, G. Über die absolut vegetarische Ernährung japanischer 
Bonzen. (Boas’ Archiv 1909, Bd. 15, Heft 4, S. 471 u. Heft 5, S. 609.) 

Yukawa brachte in Erfahrung, daß von über 200 Menschen, welche alle 
über 100 Jahre alt waren, 46,5°/ 0 absolut vegetarisch lebten. Das veranlaßte 
ihn, an 2 Gruppen von 4 resp. 8 Bonzen der streng vegetarisch lebenden Zen- 
Sekte 8 resp. 12 Tage lang dauernde Stoffwechsel versuche zu machen. Die Er¬ 
nährung bestand nur aus Reis, Gerstenreis, Reisbrei, dazu etwas Rettig oder 
Gemüse. Dabei stellte sich heraus, daß die Ernährung der Bonzen weit unter 
der Voitschen Norm steht. Der Calorienbedarf betrug 1659 bis 1872 gegen¬ 
über dem bei uns geforderten Durchschnitt von 2300—2600 Calorien. Die Er¬ 
klärung hierfür liegt in dem geringen Körpergewicht der Japaner (39,0—48,5 kgj. 
Wenn man das berücksichtigt, stimmen die Zahlen gut überein mit den von 
Rubner pro 1 qcm Körperoberfläche berechneten Calorien. Der Japaner lebt 
von einer eiweiß- und fettarmen Nahrung, hauptsächlich von Kohlehydraten. 
Die pro kg Körpergewicht zugeführte Eiweißinenge betrug 0,64—0,71g, 
entspricht also etwa dem von Albu berechneten Minimalbedarf von 0,6. Trotz¬ 
dem stellte Yukawa bei ruhenden jüngeren Personen eine Stickstoftäblagerung 
von 0,781, bei arbeitenden eine solche von 1,131 und bei ruhenden älteren 
Personen von 0,788 g pro die fest. Die Fettresorption war bei jüngeren Indi¬ 
viduen besser als bei alten. Die Kohlehydratverdauung muß als weit besser 
bezeichnet werden, als nach europäischen Angaben. Die rein vegetarische Er¬ 
nährung japanischer Bonzen, welche den niedrigsten Rang unter den Ernährungs¬ 
weisen aller Stände und Völker einnimmt, genügt doch zur Erhaltung der Ge¬ 
sundheit; hierbei spielt die Gewohnheit des gesamten Organismus, besonders 
aber des Verdauungsapparates eine große Rolle. P. Schlippe . 

2185) Rinne, R. Zwei Fälle von schwerem chronischen Enterospasmus. 

(Boas’ Archiv 1909, Bd. 15, Heft 5, S. 604.) 

Primärer funktioneller Enterospasmus ohne organische Veränderungen am 
Darm ist selten. Darmsteifung tritt nach Ansicht der meisten Autoren nur bei 
organischer Darmstenose auf. Rinne beobachtete einen Patienten, bei dem sich 
ein Jahr lang 2—3 Stunden nach der Mahlzeit Koliken mit Darmsteifung ein¬ 
stellten. Da eine organische Darmstenose angenommen wurde, entschloß man 
sich zur Laparotomie; Resultat: ad maximum kontrahierter Dünndarmschnitt 
(ca. 40 cm lang) etwas oberhalb der Einmündung in das Coceum. Außer zwei 
ganz dünnen 3 cm langen Strängen, welche am Anfangsteil des Colon trans- 
versum zum Omentum ziehen und bei der Operation durchtrennt werden, nichts 


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Referate. 


Pathologisches: Heilung. — Ein zweiter Patient litt auch seit ca. I 1 /* Jahren an 
anfallsweise auftretenden Leibschmerzen mit Darmsteifungen unter dem Colon 
transversum links. Laparotomie: Magen und Colon normal, stark geblähte Dünn¬ 
darmschlinge, welche plötzlich ohne anatomische Veränderungen in einen kontra¬ 
hierten Darmabschnitt übergeht. Geheilt. Darmsteifung kommt also auch bei 
funktionellen Darmstörungen vor. P 1 Schlippe . 

2186) Eichler, F. u. Latz, B. Experimentelle Studien über die Beeinflussung 
der Gallensekretion durch neuere Cholagoga. I. Ovogal. (Boas’ Archiv 1909, 
Bd. 15, H. 5, S. 557.) 

Das einzige wirkliche Cholagogum bildeD die gallensauren Salze. Da diese 
in größeren Dosen verabreicht giftig (hämolytisch) wirken, Magenstörungen 
hervorrufen und kein haltbares Präparat darstellen, hat Wörner eine Verbindung 
von Gallensäuren (Rindergalle) und Hühnereiweiß hergestellt und mit diesem 
Mittel: Ovogal Tierversuche angestellt. Eichler und Latz haben diese Ver¬ 
suche an 2 Hunden nachgeprüft und konnten bestätigen, daß nicht nur die Menge 
der Galle beträchtlich vermehrt, sondern auch eine Steigerung der Ausscheidung 
der gallensauren Salze, also eine Verbesserung der Gallenqualität erreicht wurde. 
Auf Grund dieser Resultate bestätigen die Autoren die Wörnerschen Indikationen 
für Ovogal-An Wendung: Verdauungsstörungen, für die mit Wahrscheinlichkeit 
verminderte Gallensekretion verantwortlich zu machen ist (Darmdyspepsie, Fett- 
Stühle), ferner gewisse Fälle von Obstipation, schließlich alle akuten und chroni¬ 
schen Katarrhe der Leber und Gallenwege, insbesondere Gallensteine. 

P. Schlippe. 

Immunität, Toxine, Bakteriologisches. 

2187) Enoch, C. Über das Professor Deutschmann-Serum in medizinischer 
und chemischer Hinsicht. (Ztschr. f. angew. Chem. 21. 2080—84. 2./10. 1908.) 

Schilderung der Eigenschaften und Darstellung der Wirkungen des Deutsch¬ 
mann-Serums, das von mit Hefe gefütterten Pferden gewonnen wurde. Der 
wirksame Bestandteil ist ein durch Wasser fällbares Globulin, dessen reine wässe¬ 
rige Lösung als Deutschmann-Serum E im Handel ist. Erahnt . 

2188) Mellanby, John. Diphtherieantitoxin. (Proc. Royal Soc. London 80. 
Serie B. 399—413. 22/8. 1908. Wellcome Physiolog. Research Lab. and Phvsiolog. 
Lab. Cambridge.) 

Nach einer historischen Einleitung schildert Verfasser die Beziehungen des 
Diphtherieantitoxins zu den normalen Eiweißkörpem des Serums und das Ver¬ 
hältnis zwischen der antitoxischen Energie des Serums und dessen Eiweißkörpem. 
Auch findet sich eine eingehende Besprechung der Antitoxinbildung. Das Diph¬ 
therieantitoxin zeigt alle Eigenschaften des Albumins und des Serums und 
macht 85 °/ 0 desselben aus. Brahttt. 

2189) Pel, P. K. (Amsterdam). Die Tuberkulinbehandlung der Lungentuber¬ 
kulose. (16. intemat. med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Zuerst werden die Gründe auseinandergesetzt, welche die Wertschätzung 
unserer therapeutischen Maßnahmen bei der chronischen Tuberkulose so außer¬ 
ordentlich erschweren. 

Das Tuberkulinproblem hat eine theoretische und eine praktische Seite. Die 
theoretische Begründung muß, soweit unsere Kenntnisse bis jetzt reichen, als 
rationell anerkannt werden, weil es sich um das Bestreben handelt, durch er¬ 
höhte Produktion von Antistoffen eine sogenannte, aktive Immunität zu erzwingen. 
Trotzdem stößt die theoretische Begründung noch auf manche Schwierigkeiten. 
Die Meinungen über den reellen Wert der Tuberkulintherapie bei der Lungen¬ 
tuberkulose gehen auch weit auseinander. 

Die Erfahrung, daß die Tuberkulinbehandlung den besten Erfolg in den 
noch wenig fortgeschrittenen afebrilen Fällen zeitigt, ist an und für sich aller¬ 
dings verständlich, doch zu gleicher Zeit ihr wunder Punkt. Zuverlässige Ob¬ 
jekte für den therapeutischen Wert der Tuberkulineinspritzungen dürften nicht 
die leichteren Fälle sein, welche ja häufig ohne besondere Therapie ausheilen, 


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sondern die schon weiter fortgeschrittenen Fälle und weiter jene Fälle von 
Lungentuberkulose, welche sich schon seit längerer Zeit in einem stationären 
Stadium befinden und trotz günstiger äußerer Verhältnisse keine Tendenz zur 
Besserung zeigen. Die Meinungen über die näheren Einzelheiten: Indikationen, 
Dosis, Wahl des Präparates, allgemeine und lokale Reaktion usw., gehen auch 
bei den Anhängern der Tuberkulinbehandlung weit auseinander. Selbst für den 
Fall, daß man sich für eine Injektionskur entschlossen hat, ist es schwierig, eine 
gute Wahl aus der Masse der Tuberkulinpräparate zu treffen. Die Indikationen 
mit Hilfe des opsonischen Index nach Wright aufzustellen, dürfte kaum em¬ 
pfehlenswert sein, weil diese Untersuchungsmethode zu empfindlich und zu zeit¬ 
raubend und ihre Zuverlässigkeit schwankend ist. Zieht man das Fazit aus den 
bis jetzt in der Literatur niedergelegten Erfahrungen, dann muß man sagen, daß 
doch im großen und ganzen diese günstig lauten. Indessen haben die trüben 
Erfahrungen der letzten Decennien zur Genüge gezeigt, wie viel Enttäuschung 
fast alle Empfehlungen von Heilmitteln gegen Lungentuberkulose gebracht haben. 
Sie haben in gleicher Zeit dargetan, wie klein die Zahl ruhiger, objektiver und 
neutraler Beobachter ist. Zurückhaltung und Vorsicht sind also bei der Deutung 
der therapeutischen Maßnahmen hier dringend geboten. Sehr zu bedauern ist, 
daß die Tuberkulineinspritzungen auch ihre Schattenseiten haben. Sie fordern 
genaue und vollendete Kenntnis seitens des Arztes. Es ist nicht Sache jedes 
Arztes, eine Tuberkulinkur »lege artis« so zu leiten, daß nicht, statt genützt, 
geschadet wird. 

Die individuelle Empfindlichkeit gegen Tuberkulin ist noch unerforschten 
Schwankungen unterworfen. Es kann also leicht geschadet werden. Jedenfalls 
fange man mit minimaler Dosis an und vermeide womöglich allgemeine und 
lokale Reaktionen. Letztere können zwar heilsam aber auch schädlich sein, von 
vornherein ist die Wirkung leider nicht zu bestimmen. Auch bei der Auswahl 
des Präparates muß man tastend Vorgehen und die Möglichkeit einer Anaphy¬ 
laxie nach wiederholten kleinen Dosen berücksichtigen. Auch habe ich den 
Eindruck bekommen, daß die Tuberkulineinspritzungen Hämoptoe auslösen können. 
Vor allem gehe das Vertrauen nicht so weit, daß die altbewährten hygienisch¬ 
diätetischen Methoden als überflüssig vernachlässigt werden. 

Würde die Tuberkulinbehandlung jetzt schon als ein angeblich zuverlässiges, 
genügend fundiertes Verfahren allgemein in die ärztliche Praxis übergehen, dann 
würde im großen und ganzen vielleicht doch mehr geschadet als genützt werden. 
Es ist indes nicht ausgeschlossen, daß ein weiteres und genaueres Studium des 
komplizierten Tuberkulinproblems, sowohl am Krankenbett, als im Laboratorium, 
uns einmal noch scharfe Waffen in die Hand geben wird zur Bekämpfung einer 
Krankheit, welche von allen Krankheiten die meisten Opfer fordert und die 
meiste Arbeitskraft verschlingt. K. Reicher . 

2190) Maragliano, E. (Genua). Klinische Gesichtspunkte zur Serotherapie 
der Lungentuberkulose. (16. intemat. med. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die lebenden Tuberkelbacillen sowie deren Leiber erzeugen nach experi¬ 
menteller Einführung in den tierischen Organismus specifische Schutzsubstanzen 
antitoxischer, bakteriolytischer und agglutinierender Natur. Man bedient sich 
dabei mit Vorteil wässeriger, nicht der Glycerinextrakte von Bacillenleibern, 
weil man wohl erstere nach Belieben ohne Erhöhung der Toxizität (Glycerin!) 
konzentrieren kann. Ein Serum, von dem 1 g 1 kg des gesunden Meerschwein¬ 
chens gegen die minimale tödliche Dosis eines titrierten Giftes schützt, enthält 
1000 Antitoxineinheiten. Auf diese Art läßt sich die antitoxische Kraft des 
Serums vorbehandelter Tiere genau bestimmen. Das Serum immunisierter Tiere 
hemmt in vitro die Entwicklung von Tuberkelbacillenkulturen und schützt Tiere 
vor den Folgen einer Bacillenimpfung, der die Kontrolliere erliegen. Zur Injek¬ 
tion behufs Immunisierung verwendet Maragliano bei Tieren Bacillen aus 
virulenten Kulturen der Menschentuberkulose oder eine sogenannte keimfreie 
Bacillenpulpa (Filtrat von zerquetschten virulenten, lebenden Bacillen + Kultur¬ 
filtrat), oder ein wässeriges Extrakt der Bacillenleiber, verstärkt durch Kulturgifte. 

Die antituberkulösen Substanzen, welche man experimentell mit verschiede- 


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Referate. 


nen bacillären Stoffen enthält, verdanken ihre Herkunft stets dem gleichen Ver¬ 
teidigungsvorgang. Um antituberkulöses, für die Therapie beim Menschen ver¬ 
wendbares Material zu erhalten, ist die Anwendung lebender Bacillen absolut 
ausgeschlossen. Die antituberkulösen Substanzen befinden sich in den Zellele¬ 
menten der Gewebe, in den Leucocyten, im Blutserum, in der Milch der behandelten 
Tiere, in den Eiern der behandelten Hühnchen, und in den tuberkulösen Ent¬ 
zündungsprodukten, welche experimentell mit den Bacillensubstanzen erzeugt 
wurden. Beim Menschen ruft die tuberkulöse Infektion die Produktion spezi¬ 
fischer Schutzsubstanzen, analog denen bei experimenteller Tiertuberkulose, 
hervor. So konnte Maragliano bei Tuberkulösen Agglutinine, Bakteriolysine 
und Antitoxine in großer Menge nachweisen. 

Diese natürliche Schutzkraft des Organismus kann durch Tuberkuline und 
andere Tuberkelbacillengitte sowie durch Injektion von Serum immunisierter 
Tiere bedeutend erhöht werden. Maraglianos Tuberkulin hat vor dem Koch- 
sehen den Vorzug konstanter Giftigkeit und zwar enthält es 100 toxische Ein¬ 
heiten auf 1 cm 3 . Ferner verwendet Maragliano ein antitoxisches und neuer¬ 
lich ein bakteriolytisches Serum. Maragliano hat volle und dauerhafte Erfolge 
nur in Fällen lokalisierter Tuberkulose ohne Toxikämie erzielt Die Applikation 
erfolgt per os, subkutan oder direkt durch die Brustwand in die Lunge. Unter 
den von 1900 bis 1905 auf diese Art behandelten Fällen ergibt die Statistik 
folgende Ergebnisse: 

Unter 166 circumscripten Bronchopneumonien 63 Heilungen. Unter 207 
diffusen Bronchopneumonien 34 Heilungen. Unter 69 destruktiven Läsionen 
ohne Kavernen 8 Heilungen. Unter 69 destruktiven Läsionen mit Kavernen 2 
Heilungen. 

Man besitzt also nach Maraglianos Dafürhalten in der Tat eine specifische 
Therapie der menschlichen Tuberkulose, doch darf man von ihr nicht eine Heil¬ 
wirkung bei hochgradig zerstörten Geweben eines toxikämischen oder ganz 
schon in Auflösung begriffenen Organismus erwarten. 

Maragliano impft auch prophylaktisch Kinder tuberkulöser Eltern am Arme 
nach der Jenner sehen Methode, ohne irgendwelche schädliche Folgen und hat 
bei diesen Kindern bei Freibleiben von jeder Tuberkulose Erhöhung der Agglu¬ 
tinationskraft, der antitoxischen und bakteriolytischen Fähigkeit gegenüber Tuber¬ 
kelbacillen gefunden. K . Reicher. 

2191) Emmerich, Rudolf (München). Der Nachweis des Choleragiftes. Aus 

dem Botkin-Baracken-Hosp. zu St. Petersburg. (Münch, med. Wschr., Sept. 1909, 
Nr. 38.) 

Verfasser fand in dem ersten Erbrochenen einer großen Anzahl von Cholera- 
kranken, weniger intensiv und constant in den Stühlen, mit dem Griesschen 
Reagens intensive Salpetrigsäurereaktion. Er sieht darin eine Bestätigung seiner 
alten Lehre, daß die Cholera eine Salpetrigsäurevergiftung ist, bei der die sal¬ 
petrige Säure durch Einwirkung des Cholerabacillus auf die Nitrate der Nahrung 
entsteht. Im Blute von Cholerakranken findet man geringe Mengen von Met- 
hämoglobin, reichlichere von Stickoxydhämoglobin. M . Kaufmann . 

2192) Liefmann, H. Über den Mechanismus der Seroreaktion der Lues. 
Aus dem bakt. Labor, d. Rud. Virchow-Krankenh. zu Berlin. (Münch, med. Wschr. 
Okt. 1909, Nr. 41.) 

Verfasser geht von der Vorstellung aus, daß es sich bei der Komplement - 
bindung der Lues um eine den Fällungsreaktionen verwandte Erscheinung han¬ 
deln müsse. Man muß dabei annehmen, daß Luesserum und -extrakt 2 sich 
fällende Substanzen enthalten, deren Vereinigung ohne Bildung eines deutlichen 
Niederschlags doch zum Komplementschwund führt. Daß Luesserum fällbare 
Substanzen enthält, ist durch frühere Untersuchungen (Porges und Meier, 
Klausner) bekannt. Schwieriger ist die Frage nach fällenden Körpern in den 
verschiedenen Reagentien zu beantworten, die mit Luesserum Komplementbin¬ 
dung bewirken. Von diesen sind glycocholsaures und taurocholsaures Natron 
an sich schon Fällungsmittel; ebenso gehen Fette mit gewissen Eiweißstoflen 
unlösliche Verbindungen ein; die eiweißfällende Wirkung der Ölsäure ist leicht 


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zu beweisen. Schwieriger ist der Nachweis präzipitierender Körper in den in 
Betracht kommenden Organextrakten, den wässerigen luetischer und den alko¬ 
holischen gesunder Organe. In luetischen Organen kommen hier vor allem die 
Seifen in Betracht, an denen ein im Rud. Virchow-Krankenhause von Fuß unter¬ 
suchter luetischer Leberextrakt dreimal so viel enthielt als ein normaler; es 
scheint also, daß die luetische Leber besonders viel Seife enthält; ist dies der 
Fall, so muß der luetische Extrakt auch die von den Seifen gelösten resp. emul¬ 
gierten Lipoide (Lecithin und Cholestearin) enthalten, die ebenso wie die Seifen 
eiweißfällend wirken können. Alkoholische Auszüge sind noch reicher an 
Lipoiden. Handelt es sich nun bei der Luesreaktion wirklich um eine Fällungs¬ 
reaktion, so muß dem Säuregehalt des Reaktionsgemisches eine Rolle zukommen; 
denn Eiweißfällungen treten fast sämtlich bei saurer Reaktion stärker ein. Es 
ist nun in der Tat bei der luetischen Komplementablenkung schwachsaure Re¬ 
aktion vorhanden; Verfasser fand sie durchschnittlich gleich 0,3 l /ioo Normalsalz¬ 
säure. Bleibt noch die Frage nach der Natur des präzipitablen Stoffes im Lues¬ 
serum. Man hat an Globuline, an Lipoide, an Colloide ganz allgemein gedacht. 
Einen Weg zur Klärung der Frage bieten die Untersuchungen Ferratas, der 
durch Dialyse das Komplement in 2 Teile: Globuline einerseits, Albumine und 
Lipoide andererseits, spalten konnte. Zerlegte Verfasser das verdünnte Serum 
durch Kohlensäureeinleitung in diese 2 Bestandteile, so zeigte sich das so ge¬ 
trennte Serum als weniger rasch wirksam als das intakte. Weitere Versuche 
ergaben, daß es der Globulinteil des Komplements ist, der bei der Wasser- 
mannschen Reaktion eine Beeinträchtigung erfährt; diese Tatsache spricht sehr 
für die Auffassung der Reaktion als einer Fällungserscheinung. Zum genaueren 
Verständnis der Hemmung der Hämolyse bei positiver Serumreaktion, ist noch 
auf die Arbeiten von Bauer und Hecht hinzuweisen: fast alle bei der Sero¬ 
reaktion verwandten Stoffe besitzen sowohl Hämolyse befördernde wie hem¬ 
mende Eigenschaften, und so stellt sich die Reaktion als ein eigenartiges Spiel sich 
teils unterstützender, teils entgegenarbeitender Kräfte dar; bei Verwendung 
luetischer Seren überwiegt die Hemmung, weil die füllenden Substanzen des 
Extrakts das Globulin des luetischen Serums beeinflussen und damit den Normal- 
amboceptor für Hammelblut unwirksam machen. Gleichzeitig wird das Globulin des 
Komplements angegriffen, vielleicht an den ausfällenden Normalamboceptor ge¬ 
bunden. — Zu bemerken ist noch, daß offenbar nur solche Stoffe als Ersatz für 
Luesextrakt brauchbar sind, die nicht nur eiweißfällende, sondern auch hämo¬ 
lytische Eigenschaften besitzen. — Die Ursache des hohen Seifengehalts luetischer 
Lebern beruht vielleicht auf dem von Citron und Reicher nachgewiesenen 
starken Fettspaltungsvermögen luetischer Seren. M . Kaufmann . 

2193) Romanelli, G. Sulla presenza di sensibilizzatrici speciflche nel ßiero 
di sangue di soggetti tubercolosi e negli essudati tubercolari. (Über die 
Gegenwart von spezifischen Zwischenkörpem im Blutserum Tuberkulöser und in 
tuberkulösen Exsudaten.) (XIX. Congr. Naz. med. interna 4.-8. Oct. 1909 zu 
Mailand.) 

Referat über die Untersuchungen von Romanelli am Blutserum und 
an tuberkulösen Exsudaten von 21 an ausgesprochener Tuberkulose leidenden 
Patienten. Er konnte die Gegenwart von spezifischen Zwischenkörpem bloß in 
38,1 °/ 0 der Fälle nachweisen, und in einer viel niederen Ziffer in den tuber¬ 
kulösen Exsudaten. Romanelli konnte ferner den Beweis erbringen, daß die 
Behandlung mit spezifischen Sera (dort wo die Untersuchung ein negatives 
Resultat gab) in merklichem Maße (61,5 °/ 0 ) zum Erscheinen des Immunkörpers 
im Serum selbst oder in den tuberkulösen Exsudaten beigetragen hat. Plitek . 

2194) Friedberger, E. Über die Behandlung der experimentellen Nagana 
mit Mischungen von Atoxyl und Thioglykolsfture. Aus dem Pharm. Inst, der 
Universität Berlin (Geheimrat Heffter), Abteil, für Immunitätsforschung und ex¬ 
perimentelle Therapie (Prof. Friedeberger). (Berl. kl. Wschr. 1908, Nr. 38, 
S. 1714.) 

1. Das Atoxyl, dem in vitro eine trypanosomentötende Fähigkeit nicht zu¬ 
kommt, gewinnt sie durch Zusatz eines reduzierenden Mittels, der Thioglykol- 


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Referate. 


säure. 2. Die trypanizide Fähigkeit einer Mischung von Atoxyl und 1—2proz. 
Thioglykolsäure u nimmt bei längerem Stehen zu. 3. Die frisch bereitete 
Mischung ist für Mäuse ungiftig; bei längerem Stehen nimmt sie steigende 
giftige Eigenschaften an. 4. Es gelingt mit der erwähnten Mischung, mit 
Nagana infizierte Mäuse, selbst wenn sie schon mehrere Tage Trypanosomen im 
Blute beherbergten, von den Parasiten zu befreien; doch empfiehlt es sich, mit 
Rücksicht auf die hohe Giftigkeit älterer Mischungen, bei der Behandlung mehr 
als 2—3 Tage alte Mischungen nicht zu benutzen. 

Die Resultate, die sich bei der experimentellen Nagana mit der Atoxyl- 
Thioglykolsäure erzielen lassen, dürften es rechtfertigen, auch bei der mensch¬ 
lichen Schlafkrankheit und eventuell bei der Lues diese Mischung zu versuchen. 

K. Bornstein . 

2195) Posner, 0. (Karlsbad). Über die klinische Verwendbarkeit der 
Komplementablenkungsmethode bei typhoiden Erkrankungen. Zugleich ein 
Beitrag zur Kenntnis der Struktur des »Gegenkörpers«. Aus der I. deutschen 
medizinischen Universitätsklinik in Prag: Hofrat Prof. Dr. Pribram. (Berl. kl. 
Wschr. 1908, Nr. 37, S. 1677.) 

In Nr. 3 und 4 der Berl. kl. Wschr. von 1907 publizierte Leuchs Versuchs¬ 
reihen, aus denen er folgerte, daß die Komplementablenkung auch beim Typhus 
und Paratyphus zum Nachweis bakterieller Antistoffe und damit auch zum 
Nachweis geringer Mengen gelöster Bakteriensubstanz sehr wohl geeignet sei, 
sofern man mit Extrakten nach Wassermann und Bruck arbeite, daß man 
diese Methode für empfindlicher halten könne, als die bisherigen diagnostischen 
Verfahren, daß die Reaktion ausgesprochen spezifisch sei, somit sich zur 
Differenzierung verwandter Arten hervorragend eigne. Die Nachprüfung durch 
Posner ergab in Übereinstimmung mit Leuchs T Versuchen eine nicht inner¬ 
halb der Art, sondern innerhalb der Gattungsgrenzen gelegene Spezifizität der 
Komplementablenkungsmethode. Da die klinische Brauchbarkeit der neuen 
Methode durch mehrere Umstände in Frage gestellt wird — Versagen in ein¬ 
zelnen Fällen, quantitative Verhältnisse —, die Agglutination aber eine technisch 
einfachere Reaktion darstellt, die auch im Rahmen eines kleineren klinischen 
Laboratoriums und bei Anwendung des Fick er sehen Diagnostikums ohne 
weiteres vom praktischen Arzte mit allen gattungsspezifischen Titrationen aus¬ 
geführt werden kann, während die Komplementbindung einen umfangreichen 
Apparat erfordert, dürfte die Agglutination vorzuziehen sein. Vielleicht läßt 
sich die Komplementablenkung im Anfangsstadium typhoider Erkrankungen an¬ 
wenden, um Gegenkörper und Antigene nachzuweisen, die in den allerersten 
Tagen der Erkrankung regelmäßig vorhanden sind. K. Bornstein. 

2196) Romanelli, 0. Sui sieri inattivati. (Über inaktivierte Sera.) (Mit¬ 
teilung erstattet am XIX. ital. Congr. f. inn. Medicin, gehalten zu Mailand vom 
4.-8. Oct. 1909.) 

In einer langen Versuchsreihe (in vitro, an Versuchstieren, an Gesunden wie 
tuberkulös Erkrankten) lenkt Romanelli die Aufmerksamkeit auf die Vorteile 
der inaktivierten Sera, die einen großen Teil ihrer toxischen und reizenden 
Eigenschaften dank der Hitze (56°—60°) verlieren, und in absoluter Weise ihre 
therapeutische Wirksamkeit bewahren. 

Auf Grund eingehender Studien konnte Romanelli feststellen, wie das 
Agglutinierungsvermögen des menschlichen Serums nach künstlicher Einführung 
von Immunserum nicht durch einfache Gegenwart dieses letzteren im mensch¬ 
lichen Serum bedingt werde, sondern daß man (Maragliano) annehmen müsse, 
das fremde Serum würde aus den histologischen Gewebselementen die Bildung 
von Defensivmaterialen hervorrufen gleich denen, die mit dem Serum einverleibt 
werden. Plitek . 

2197) Carozzi, L. C&rbonchio da inalazione. (Milzbrand durch Inhalation. ) 
(Mitteilung gemacht am XIX. ital. Congr. f. inn. Med. gehalten zu Mailand vom 
4.-8. Oct. 1909.) 

Carozzi untersuchte mit einer eigenen Technik, ob die inhalierten Milz- 
brandsporen eine Milzbrandpneumonie zu erzeugen vermögen und kam zur 


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Referate. 


927 


Schlußfolgerung, daß das Versuchstier — vorausgesetzt, daß keine lokale In¬ 
lektion an der Impfstelle entsteht — an Milzbrandseptikämie eingeht, ohne daß 
es gelingt, in der Lunge die spezifischen Bacillen nachzuweisen. Carozzi ist 
überzeugt, daß der Art des Staubes, als Vehikel des Erregers, für die Ent¬ 
stehung der Infektion eine große Wichtigkeit zukommt. Der Bacillus würde 
nicht die Alveolen durchdringen, sondern käme vorwiegend aus den lymphatischen 
Bahnen der Trachea und der größeren Bronchien. Die Lungenerkrankung wäre 
folglich eine sekundäre Erscheinung der auf einem anderen Wege aufgetretenen 
Allgemeininfektion, begünstigt durch interkurrierende lokale Reizungserschei¬ 
nungen. Nach Ausbruch der Allgemeininfektion würden in besonderen Fällen 
die broncho-pneumonischen Erscheinungen im klinischen Bilde die Oberhand 
gewinnen. Carozzi beschäftigt sich jetzt mit der Frage, ob es möglich wäre, 
experimentell die primäre Form durch Inhalation hervorzurufen, indem er ver¬ 
dünnte Milzbrandkulturen empfänglichen Tieren oder virulente Kulturen für 
gewöhnlich refraktären Versuchstieren beibringt. Plilek . 

2198) Elfer (Klausenburg). Über einige Eigentümlichkeiten des syphilitischen 
Serams von immunochemischem Gesichtspunkte. (16. intemat. med. Congreß 
in Budapest, Sept. 1909.) 

Elfer hat, von der Anschauung ausgehend, daß bei der positiven Wasser¬ 
mann sehen Reaktion Veränderungen der physikalischen Verhältnisse des Serums 
eine Rolle spielen, diese untersucht und gefunden, daß die relative innere Reibung 
und die Oberflächenspannung des Syphilitikerserums meistens Werte an der 
oberen Grenze der Normalwerte aufweisen. Absorptionsversuche gegenüber 
Saponin geben keine eindeutigen Resultate. K. Reicher. 

2199) Nagel, J. D. (New-York). Physiologische Magensäure in der Be¬ 
handlung der Tuberkulose. (16. intemat. med. Congreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Nagel will nach Behandlung mit Magensäure des lebenden Schweines eine 
rapide Verbesserung der Verdauung und gute Gewichtszunahmen bei geeigneten, 
nicht zu weit vorgeschrittenen Fällen von Lungentuberkulose beobachtet haben. 

K. Reicher . 

2200) Benderski, J. (Kiew). Über die Behandlung der Speiseröhre mittels 
meiner Schwammsonde. (16. intemat. med. Congreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die Behandlung des Ösophagus ist vielfach wegen ungenauer Lokalisation 
und zu kurzdauernder Applikation der Arzneimittel mangelhaft. Zur Abhilfe 
dieses Übelstandes hat Benderski bei Windler in Berlin eine Sonde aus 
biegsamem Fischbeinmandrin konstruieren lassen, die der ganzen Länge nach 
mit getrocknetem, gepreßtem Schwamm bezogen ist. Die mit der Arznei 
imbibierte Sonde (Ag., Bi., Kokain u. dergl.) wird 15—30 Minuten in der Speise¬ 
röhre belassen, haftet den Wandungen innig an und kann auch zu milden Er¬ 
weiterungszwecken dienen. Besonders gute Resultate erreicht man bei Spasmus 
oesophagi. K. Reicher. 

Arznei-, Nahrungs- und Genussmittel. 

2201) Küster. Desinfektionsversuche mit Morbicid, einem neuen Formal- 
dehydseifenpr&parat. (Hyg. Rundsch. 1909, Bd. 19, S. 930.) 

Auf Grund vergleichender Versuche mit anderen Desinfektionsmitteln — 
Formalin, Lysoform, Lysol usw. — setzt Verfasser die keimtötende Kraft des 
Morbicids der Firma Schülke und Mayer (Formaldehyd = 12,5 °/ 0 ) gleich der 
einer gleichprozentigen Formalinlösung mit dem dreifachen Formaldehydgehalt. 
Verfasser empfiehlt dasselbe wegen seiner starken Desinfektionskraft, die durch 
Erwärmen auf 40° C noch erheblich gesteigert wird, wegen der geringen Ätz¬ 
wirkung und des angenehmen Geruchs in 2—4 proz. Lösung als Ersatzmittel für 
Lysoform und Formalin. Brahm. 

2202) Labbö, M. (Paris). Prinzipien der Fettsuchtbehandlung. (16. intemat. 
mediz. Kongreß in Budapest, Sept. 1909.) 

Die Prädisposition spielt nur eine untergeordnete Rolle in der Pathogenese 



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928 


Referate. 


der Fettsucht, die erste dagegen familäre oder individuelle Angewohnheiten 
der Überernährung und Faulheit. Die Behandlung kann daher an zwei Punkten 
angreifen, in Währungsbeschränkung und Kalorienverbrauch. Anzuraten sind 
häufige kleine Mahlzeiten und möglichste Beschränkung von Fett und Kohle¬ 
hydraten. Eiweiß ist auf 1 g per Kilogramm ideales Körpergewicht, später 
1.5 g herabzudrücken, Salz auf 1—4 g. Getränke unbeschränkt. Erhöhung der 
Kalorienausgaben kann man durch kalte oder allmählich abgekühlte Bäder, 
Dampfbäder und Duschen erzielen. Medikamente, speziell Thyreoidin, welches 
Körpereiweiß zerstört, sind schädlich. AT. Reicher . 

2203) Zernik, F. Migr&ninersatzmittel: Plejapyrinpara. (Apoth.-Ztg. 1909, 
Bd. 24, S. 505.) 

An Stelle des dem Handverkaufe entzogenen Migränins wurden eine Reihe 
von Ersatzmitteln empfohlen, die aber größtenteils als Mischungen mit Antipyrin 
darstellten und deshalb gleichfalls als verboten .zu betrachten waren. Als 
zulässig ist zu betrachten Riedels neues Migränepulver (eingeführt für das 
freies Antipyrin enthaltende und daher dem Handverkaufe entzogenem Anti- 
pyreticum compositum derselben Firma), welches aus einer Mischung von Sali- 
pyrin, Acetylsalicylsäure und Theobromincitrat besteht. Ebenso zulässig ist das 
jetzt von Voswinkel-Bcrlin in den Verkehr gebrachte Plejapyrin-para. Es ist 
ein weißes geruchloses, klein kristallinisches Pulver von leicht bitterem Geschmack 
und kristallisiert aus den üblichen organischen Lösungsmitteln in farblosen, pris¬ 
matischen Gebilden vom Schmelzpunkt 95°. Es erwies sich als eine chemische 
Verbindung von 1 Mol. ^-Toluolsulfamid mit 1 Mol. Phenyldimethylpyrazolon 
CiiHi 2 N 2 0.C 7 H 9 0 2 NS. Durch Kochen mit Wasser wird es zersetzt; in kaltem 
Wasser löst es sich zu etwa 2,2 °/ 0 . Brahm. 

2204) Winzheimer, E. Astrolin, ein neues Migränepulver. (Apoth.-Ztg. 
1909, Bd. 24, S. 610.) 

Das Astrolin wird von der Firma J. D. Riedel in Berlin in den Verkehr ge¬ 
bracht. Es stellt methyläthylglykolsaures Phenyldimethylpyrazolon dar. Das 
Astrolin, C 6 H 10 O 3 . C n H 12 ON 2 , bildet ein farbloses, äußerst leicht in Wasser lös¬ 
liches Kristallpulver von angenehm säuerlichem, schnell verfliegendem Geschmack. 
Es schmilzt bei 64—65,5° und hat sich angeblich bei Neuralgien, Migräne, den 
Folgezuständen alkoholischer Exzesse u. dergl. klinisch vorzüglich bewährt. 
Die Einzelgabe beträgt 0,5—1 g. Brahm . 

2205) Zernik, F. Pergenol. (Apoth.-Ztg. 1909, Bd. 24, S. 664.) 

Dieses weiße kristallinische, in Wasser sehr leicht lösliche Pulver von 
schwach borsaurer Reaktion, das von den Chem. Werken vorm. H. Byk in 
Berlin in den Verkehr gebracht wird, ist eine molekulare Mischung von Natrium¬ 
perborat und Natriumbitartrat Es zerfällt beim Lösen in Wasser alsbald in 
Wasserstoffsuperoxyd, Borsäure und Natriumtartrat: NaBO s + COOH . CHOH . 
CHOH. COONa = H 2 O a +H 3 BO s + COONaCHOH. CHOH. COONa. Darauf beruht 
seine Wirksamkeit in Form von Mundwässern oder dergl. Brahm . 

2206) Henneberg. Yoghurt und seine Bereitung. (Ztschr. Spir. Ind. 1909, 

S. 489.) 

Verfasser gibt eine eingehende Schilderung über die Bereitung von Yoghurt. 
Die Reinkulturen des Instituts für Gärungsgewerbe, Berlin, sind aus orientalischem 
Original-Yoghurt reingezüchtet. Sie enthalten drei verschiedene Milchsäurepilze, 
Bacillus bulgaricus, Streptococcus und Bacterium lactis acidi. Ersterer unterdrückt 
bei häufigerem Übertragen bei der Yoghurtbereitung in der Regel die beiden 
anderen Pilze. Neben absoluten Reinkulturen können auch gewöhnliche Kulturen 
bezogen werden, welche bei baldigem Gebrauch den ersteren praktisch gleich¬ 
wertig sind. Sterilisierte Milch wird bei 45° C mit der Kultur geimpft oder 
mit einem kleinen Teil der vorhergehend bereiteten Yoghurtmilch und unter¬ 
halb 45° C (30—40°) aufbewahrt. Nach dem Gerinnen (gewöhnlich 4—6 Stunden) 
wird die gesäuerte Milch kalt gestellt Brahm . 

Für die Redaktion verantwortlich: Professor Dr. A. Schittenhelm, Erlangen, Hofmannstr. Sfi. 

Eigentümer und Verleger Urban & Schwarzenberg in Berlin and Wien. 

Drnok von E. Wagner Sohn in Weimar. 


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Rasxöck; Orfflet-Berli«, Flncuuwoha-Chwlottenburg, F. Äeaob Wien, XL Reicher- 
Berlia, % Reiß-Fowkfun a. M., D»a ,F. Sßäkneljr-PrelbuiS; t Br-, Ä«bäpp«'Darm- 
stA«l{, 4. BeJuaW-Breala«; Fr, fleliinidt-Aachftffenborg, Dos, Sehrener- Berlin, 
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Sobweit: Dt. R, ’Wallaw. 1 . 

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Redaktionelle Notiz. 

Mit dem vorliegenden Gesamtregister beschließt das Stoffwechsel-Zeutral- 
blatt seinen IV. Jahrgang der neuen Folge. Die Umwandlung des Zentral¬ 
blattes für Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten in das jetzige Zentral¬ 
blatt für die gesamte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels, welche 
unter der Beteiligung zahlreicher erster Autoren auf dein Gebiete des Stoff¬ 
wechsels vor sich ging und eine innige Verbindung der einschlägigen 
Forschungsergebnisse auf physiologischem und experimentellem Gebiete zürn 
Ziele hatte, hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen und dem Blatte rasch 
zahlreiche neue Freunde verschafft. 

Wir wollen auch in Zukunft ein vollkommenes Bild von dem Stoffwechsel 
and, was mit ihm eng zusammerihängt, den Magendarmfunktionen und ihren 
Störungen, geben unter Einschluß alles dessen, was hierzu Beziehungen hat. 
aus dem Gebiete der Anatomie, der Physiologie und physiologischen Chemie, 
der experimentellen Pathologie und pathologischen Anatomie, der Bakteriologie, 
Toxinlehre und experimentellen Therapie, der Naturwissenschaften im weiteren 
Sinne, vor allem auch der Klinik und der klinischen Therapie. Durch aus¬ 
führliche Berücksichtigung der in- und ausländischen Literatur soll das Zentral¬ 
blatt ein Sammelorgan internationaler Forschung sein. 


In halt; 


Ausführliches Sach- und Namen-Register. 


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Vorwort. 


Als ich im Herbst 1903 die Charite verließ, um mein jetziges 
Amt zu übernehmen, da war mir bereits von dem Herrn Verleger 
die Verpflichtung auferlegt, die vorliegende Arbeit in Bälde zu liefern, 
die ich nunmehr mit mehrjähriger Verspätung zum Abschluß bringe. 
Vielleicht wäre sie bei meiner jetzigen starken beruflichen Inanspruch¬ 
nahme auch jetzt noch lange nicht zum Abschluß gekommen, wenn 


Vorwort und Inhalt sowie Text- und Rcglstersdten umstehend. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



nicht aus dem Kreise meiner zahlreichen ärztlichen Hörer heraus immer 
wieder von neuem die Anregung an mich herangetreten wäre, das, was 
ich hier seit nunmehr 6 Jahren in regelmäßigen ärztlichen Fortbildungs¬ 
kursen mit Vorliebe behandelt habe, auch schriftlich niederzulegen. Die 
Verspätung der Herausgabe habe ich selbst nicht bereut, denn das Beob¬ 
achtungsmaterial, welches den Ausführungen zu gründe liegt, ist damit 
ganz erheblich größer geworden, als es vor 6 Jahren hätte sein können. 

Der Leserkreis, für den das Buch bestimmt ist, ist der der älteren 
Studierenden, vor allem aber der Kreis gebildeter Ärzte, deren Wünsche 
ich durch häufige Berührung in Vorlesungen und Beratungen am Kranken¬ 
bette mir wohl zu kennen zutraue. 

Derjenige, welcher die Absicht hat, diese oder jene Frage der 
Pathologie zu speziellem Studium weiter zu verfolgen, wird die Literatur¬ 
angaben gerne hinnehmen, die ihm zuliebe vorzugsweise den Kapiteln 
über die Physiopathologie mitgegeben sind. Sie können bei einem so 
großen Oebiet, wie es die Stoffwechselpathologie heute darstellt, unmög¬ 
lich erschöpfend sein. Ich hoffe aber, sie treffen das Wesentliche. 

Die Technik der Arbeitsmethode ist absichtlich in diesem Buche, 
von ganz verschwindenden Ausnahmen abgesehen, nicht berührt, da sie 
dem Arzte ferner steht. Ihre Darstellung müßte außerdem den Rahmen 
des Buches räumlich zu sehr überschreiten. Wir besitzen ja Lehrbücher 
genug, die diesen Gegenstand eingehend erschöpfen, ich nenne nur die 
Lehrbücher der physiologisch-chemischen Analyse von Neubauer und 
Vogel, Hoppe-Seyler, das Salkowskische Praktikum, ferner die 
Lehrbücher der klinischen Untersuchungsmethoden von Sahli, Jacksch, 
Kolle-Weintraud, Brugsch-Schittenhelm u. a., die alle in aus¬ 
gezeichneter Weise die Methodik der Stoffwechseluntersuchungen dar¬ 
stellen. 

Den Meistern der Wissenschaft, die mich in den frohen und 
arbeitsreichen Lehrjahren meiner klinischen Assistentenzeit an der Stra߬ 
burger Klinik und der Charitö geleitet, sei das Buch in Dankbarkeit 
zugeeignet 

Altona, im Frühsommer 1909. 

F. Umber. 


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Inhaltsverzeichnis, 


I. Ernährung und Nährstoffe. s«ite 

A. Nahrungsbedarf und Stoffumsatz. 1-18 

B. Zusammensetzung, Verdauung, Resorption und Assimilation der Nährstoffe 19-45 

a) Eiweißkörper.19-30 

b) Kohlenhydrate.30-35 

c) Fette.36-41 

C. Mineralstoffwechsel.41-45 

II. Ernährungskuren bei Unterernährten. 

Ernährungskuren (sogenannte Mastkuren).46-60 

III. Die künstliche Ernährung. 

Sondenemährung, Rectalernährung und Subcutanernährung.61-67 

Nahrungsmitteltabellen.68- 72 

IV. Die Fettsucht. 

Begriff. 73 

Wesen.73-85 

Symptomatologie.85-94 

Therapie.94-117 

V. Der Diabetes melitus. 

Begriff . 118 

Normaler Ablauf des Kohlenhydratstoffwechsels.118-130 

Vorübergehende oder dauernde experimentelle Zuckerausscheidung .... 130 -148 

Anlage, klinische Formen.149-168 

Symptomatologie.168-181 

Komplikationen.181-194 

Prognose.195-196 

Therapie. 196 - 241 


VI. Seltenere Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel. 

Laktosurie. 

Pentosurie. 

Lävulosurie (Fructosurie). 

Heptosurie. 

VII. Diabetes insipidus. 

Begriff. 

Symptomatologie. 

Prognose, Therapie. 

VIII. Die Gicht. 

Wesen. 


Anlage, Vorkommen, klinische Symptomatologie, 

Prognose. 

Ditterentialdiagnose. 

Therapie.. 


IX. Steinbildung in den Harnwegen. 


A. Der Urolithiasisanfall und seine Behandlung 

B. Die steinbildenden Diathesen. 


I. Uratdiathese 


242 

242-248 

249-253 

253 


254 

254-260 

260-261 


262-279 
280 - 309 

309 

310 
317-340 


341-349 
350-383 
350 -356 


II. Oxalatdiathese (Oxalurie). 357-373 

III. Phosphatdiathese (Phosphaturie). 374 - 383 

IV. Seltenere Konkrementbildungen. 384 

X. Seltenere Störungen des intermediären Eiweißabbaues. 

I. Cystinurie und Diaminurie. 385 -389 

II. Alkaptonurie. 390 - 394 


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1 


I. Ernährung und Nährstoffe. 

A. Nahrungsbedarf und Stoffumsatz. 

Unsere Kenntnis von den Gesetzen und dem Wesen der Ernährung 
und des Stoffumsatzes unter normalen und krankhaften Lebensbedingungen 
sind eine glänzende Errungenschaft moderner physiologischer Forschung 
und mit staunender Bewunderung wird jeder, der es versucht, sich in 
diese Probleme zu vertiefen, die gewaltige Geistesarbeit betrachten, die 
seit Liebigs Zeiten bis auf den heutigen Tag auf diesem Gebiet ent¬ 
faltet worden ist. Zahllos ist die Reihe bedeutender Forscher, die daran 
teilnahmen, die Namen von Voit und Rubner werden aber für alle 
Zeiten unter ihnen als Führer und Pfadfinder genannt werden. Wenn 
zu der Zeit, wo ihre Arbeit einsetzte, ja auch bereits der divinatorische 
Scharfblick eines Lavoisier die Auffassung der Stoffwechselvorgänge 
als Verbrennungsvorgänge längst klar erkannt hatte, und Robert Meyer 
und Helmhoitz das Gesetz von der Erhaltung der Kraft in genialer 
Erkenntnis aufgeklärt hatten, so war doch von da bis zu dem von 
Rubner gelieferten rechnerischen Beweis, daß das Gesetz von der Er¬ 
haltung der Energie auch für den menschlichen Körper Geltung hat, 
noch ein weiter Weg. Ja, man kann sogar direkt sagen, daß der geniale 
Liebig die Ernährungslehre in falsche Bahnen geleitet hatte, aus denen 
sie erst Karl Voit wieder mit unendlicher Arbeit und scharfsinniger 
Rechnung auf den rechten Weg gebracht hat Liebig war der erste, 
der mit den seit Lavoisier herrschenden Vorstellungen aufräumte, daß 
nämlich der Sauerstoff, je nachdem er durch die Atmung regulatorisch 
zugeführt würde, Ursache der Zersetzungen im Körper sei, und das Ma¬ 
terial für diese Verbrennungsvorgänge eine an Kohlenstoff und Wasser¬ 
stoff reiche, durch die Organe produzierte Flüssigkeit in der Lunge sei, 
die nur des Sauerstoffs bedürfe, damit sie verbrenne. Weil eben die 
Atmung und damit die Sauerstoffzufuhr bei der Arbeit, bei der Ver¬ 
dauung und bei der Kälte lebhafter sei, deshalb seien auch die Ver¬ 
brennungen hierbei gesteigert. Liebig klärte zunächst durch chemische 

Umber, Ernährung und Stoffwechselkrankheiten. 1 


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169 


des polarisierten Lichtes nach rechts drehenden Zucker, Dextrose, d. i. 
Traubenzucker, handelt Daneben findet man besonders bei schweren, 
nicht diätetisch regulierten Diabetikern nicht selten geringe Mengen 
eines reduzierenden vergärenden linksdrehenden Zuckers, d. i. Lävulose 
oder Fruchtzucker, von dem wir im Kapitel über die Lävulosurie noch 
zu sprechen haben werden. Auch Spuren von Pentosen können im 
Harn des Diabetikers auftreten, aber viel seltener als die Lävulose. 

Die Anwesenheit der Zwischenstufe zwischen Glykogen und Zucker, 
der Maltose, im Harn von Diabetischen ist zu erwägen, wenn die durch 
Polarisation erhaltenen Zuckerwerte im Harn die Titrationswerte über¬ 
treffen (Superrotation). Lupine und Boulud 1 ) haben auf das Vorkommen 
der Maltose bei Diabetischen zuerst hingewiesen und Magnus-Levy 2 ) 
hat in einem Diabetesfalle der Naunynschen Klinik neben 2% Trauben¬ 
zucker sogar V5% Maltose gefunden. 

Bei diabetischen Wöchnerinnen oder bei übermäßiger Milchzucker¬ 
zufuhr kann im Harn von Diabetischen neben Traubenzucker auch einmal 
rechtsdrehender, reduzierender, aber nicht gärender Milchzucker ge¬ 
funden werden. Das hat indessen keine weitere pathologische Bedeutung. 

Auch die Glykuronsäureausscheidung kann bei Diabetischen ver¬ 
mehrt sein, nach Paul Mayers 3 ) nicht unbestrittener Auffassung als Pro¬ 
dukt unvollkommener Zuckeroxydation. Die gepaarten Glykuronsäuren, 
wie sie im Ham zur Ausscheidung kommen, gären nicht, reduzieren 
nicht, drehen aber links. Nach V 2 stündigem Kochen mit 5% Schwefel¬ 
säure tritt Rechtsdrehung und starkes Reduktionsvermögen auf und die 
Tollenssche Orcinprobe wird positiv. 

Auch kohlenhydratähnliche Substanzen, die nicht zu den 
Zuckerarten gehören, hat man durch das Benzoylverfahren aus dem Ham 
der Zuckerkranken dargestellt, aber ihre klinische Bedeutung ist noch 
völlig unklar. 

Die Zuckerausscheidung im Ham ist im Laufe des Tages keines¬ 
wegs eine gleichmäßige. In der Hauptsache wird sie natürlich beein¬ 
flußt durch die Kohlenhydratzufuhr, bzw. Eiweißzufuhr in der Nahrung, 
wie wir nachher im therapeutischen Abschnitt eingehender darzustellen 
haben. Daneben spielen Gemütsbewegungen und schließlich auch der 
glykosurievermindemde Effekt der Muskelleistung eine manchmal nicht 
unerhebliche Rolle. Aber ganz abgesehen von diesen äußeren Einflüssen 
existieren auch unabhängig davon regelmäßige, sozusagen physiologi¬ 
sche Schwankungen in der Intensität der Glykosurie. Das sog. 

') Lupine, Le diabete sucr6. 1909, S. 473. - *) cf. Neuberg, v. Noordens 
Handb. d. Stoffw., Bd. 2, S. 242. - *) Paul Mayer, Zeitschr. f. klin. Med. 1902, Bd. 47. 


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Bei den schwersten Formen der (Dicht können fast alte Gelenke 


solcher bedauernswerter Opfer der Gicht findet man dann überall die 

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gleichjeii: liier re. 

produziert sind, 

Wir sehen da 
aufs deutlichste, wie 
d te kreidigen Ablage¬ 
rungen von A'tonpilatriufntirat £fpfl nicht auf das Gelenk beschranken, 
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Seite 

Kohlenhydratzulagen .225 

Kohlenoxydglykosurie.134 

Konsumtion .47 

Kostgerüst bei Entfettungskuren . . 102 

Kraftmehlklysmen.65 

Kraftwechsel. 3 

Kreatininausscheidung beim Dia¬ 
betes .172 

Kreosotpräparate bei Diabetes . . 237 

Künstliche Ernährung.61 

Kufekes Kindermehl.64 

Kußmaulsches Atmen.177 

Lactase.35 

Lactosurie.242 

Lävulose.33 

Lävulose bei Acidosis.229 

Lävulose bei Diabetestherapie ... 201 
Lävulose im Diabetikerharn .... 169 

Lävulosurie.249 

Lai ose.253 

Langerhanssche Inseln.160 

Laryngoxerosis diabetica.184 

Latenter Diabetes.149 

Laurinsäure.36 

Leber als Ort der Glykogenbildung . 125 
Leber bei Diabetischen . . . 161, 189 

Leberdiabetes . 161 

Leberdiabetes, experimenteller . . 142 

Lebergicht.303 

Leberglykogen.120 

Lecithin im Diabetesblut.180 

Leinsamentee bei Diabetes .... 239 

Leucin.21 

Likör Laville.337 

Lipämie bei Diabetes.180 

Lipase.37 

Lipogener Diabetes.150 

Lipolytisches Ferment.37 

Lithiumsalze bei Gicht.331 

Luftbrot.202 

Lungengangrän der Diabetischen . 186 
Lungentuberkulose bei Gicht . . 306 

Lysidin bei Gicht.331 

Lysin.21 

Magen bei Diabetes.189 

Magendarmgicht.302 

Maltase.35 


Seite 

Maltose im Diabetikerharn .... 169 
Maltosestufe beim Glykogenab¬ 


bau .127 

Mannit bei Acidosis.234 

Mannose . 33 

Massage bei Diabetes.235 

Mastfettherz . 88 

Mastkur. 46 

Medikamentöse Behandlung des 

Diabetes.246 

Migräne bei Gicht. 280, 307 

Milch in der Diabetestherapie . . . 200 

Milchkur bei Acidosis.229 

Milchkur bei Diabetes.207 

Milchtag bei Entfettungskuren ... 105 

Milchzucker. 34 

Milchzucker im Diabetikerharn . . 169 
Milchzuckerausscheidung . . . 242 

Millonsche Reaktion . 20 

Mineralquellen bei Diabetes . . . 235 
Mineralquellen bei Entfettungs¬ 
kuren .106 

Minkowskische Zahl. 122 

Mittelschwerer Diabetes .... 170 

Monaminocarbonsäure. 21 

Monoaminosäuren. 21 

Monosaccharide .32 

Morbus Basedow und Diabetes . . 163 

Morisons Pills.116 

Morphiumglykosurie.134 

Mucine.22 

Mufflers Kindernahrung .... 65 

Murexidprobe .298 

Muskelarbeit bei Diabetes .... 234 
Muskelbewegung in der Gichtthe¬ 
rapie . 334 

Muskelleistung bei Entfettungs¬ 
kuren .105 

Muskeltätigkeit. 5 

Myalgie, gichtische.306 

Myristinsäure.36 

Nackengicht.289 

Nährklysmen.61 

Nahrungsaufnahme und Umsatz . 6 

Nahrungsbedarf. 3 

Nahrungsmitteltabelle. 68 

Narkose bei Diabetes.240 

Narkosengly kosurie .134 


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400 


Seite 

Natron bicarbonicum bei Entfettungs¬ 


kuren .116 

Nebennierendiabetes.141 

Nebennieren er krankungen bei 

Diabetes.163 

Nephrotomie bei Nierensteinen . . 347 
Nervensystem der Diabetiker ... 189 

Nervensystem bei Gicht.306 

Nestles Kindermehl.64 

Neuralgien bei Diabetes.238 

Neurogene Glykosurie.132 

Nierenbluten.348 

Nierendiabetes.146, 162 

Nierengicht, primäre.300 

Nu dein säure in der Gichttherapie . 333 

Nucleoalbumine.22 

Nucleoproteide.22 

Obst bei Diabetes.205 

Obstipation der Diabetischen ... 189 

Ochronose.391 

Ölinjektionen, subcutane.66 

Ohrleiden bei Diabetes.193 

Ohrtophus bei Gicht.297 

Opium bei Diabetes.237 

Opticusleiden bei Diabetes .... 193 

Orcinprobe.243 

Orexinum tannicum.57 

Organ komplikationen, diabeti¬ 
sche, Behandlung.240 

Orthophosphorsäure.375 

Osteoarthritis deformans oder 

Gicht?.311 

Osteomalacie.44 

Otitis media bei Diabetes .... 193 

Oxalatdiathese.357 

Oxalsäure.27 

Oxalsäure, endogene, exogene . . . 365 
Oxalsäure beim Zuckerabbau . . .130 
Oxalsäureausscheidung beim Dia¬ 
betiker .172 

Oxalurie.357 

Oxalurie bei Gicht.278 

Oxalursäure.364 

ß-Oxybuttersäure bei Diabetes . . 174 

Oxydation bei Diabetes.138 

Oxyproteinsäure.29 

Oxypyrrolidincarbonsäure ... 21 
Oxysäuren, aromatische.29 


Seite 

Paglianosirup.116 

Pankreas beim Diabetes.155 

Pankreasabsceß.38 

Pankreasachylie .38 

Pankreascarcinom.39 

Pankreasdiabetes.134 

Pankreaskoliken.160 

Pankreasstuhl beim Diabetes ... 155 

Pankreatitis, chronische.160 

Pankreatitis interstitialis angiosclero- 

tica.153 

Pankreontherapie.198 

Paraoxyphenylessigsäure .... 29 

Paraoxyphenylpropionsäure . . 29 

Partieller Eiweißabbau.122 

Pentose im Diabetikerham .... 169 

Pentosen.32 

Pentosurie.243 

Pepsin.22 

Peptide.23 

Peptone.23 

Pharyngitis sicca diabetica .... 184 

Pharyngoxerosis diabetica .... 184 

Phenylalanin.21 

Phlebitis bei Gicht.305 

Phloretin.143 

Phlorizin.143 

Phlorizindiabetes.143 

Phosphatdiathese.374 

Phosphaturie. 45, 374 

Phosphor.41 

Phosphorsäure.375 

Piperazin bei Gicht.331 

Piqüre.132 

Plastische Substanzen. 2 

Plethorische Fettsucht.94 

Pleuritis, gichtische .305 

Pneumaturie.183 

Pneumonie bei Gichtischen .... 306 

Polyarthritis chronica oder Gicht? 313 

Polyneuritis diabetica.192 

Polypeptid.23 

Polyphagie der Diabetischen . . .188 

Polysaccharide.34 

Postkri tisch es Depressionsstadi¬ 
um der Harnsäureausscheidung bei 

der Gicht.269 

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Druck von Christoph Reisscr’s Söhne, Wien V. 


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Kapiteln die Fragen so hehandelt:. wie sie auch tutsiichlnh in der Praxis dem 
Arzte Vorkommen. („Berl. klin. Wochen Schi.*’ 4 ) 


Territet. Sanatorium Val-Mont. 

für Diabetes, Magen-, Darm- und Herzkranke. 
Entfettungs- und Mastkuren. 

Das ganze Jahr geöffnet. • 600 m Höhe. • 3 Aerzte. 

Dir . Dr. IVuinter. 


Dr. R. Schorlemmers Sanatorium 1. Hagen-, Darm- u. Stoffwechselkrankheiten 

Godesberg hei Bonn a. Rhein. 

KrBtkt.-tÄJMjgwf 1 SaIul>fÄirt})«d*r!t. eleotr. Licht,: Central htdztiTig, V r <*kunraieinicrumr, schattl^pr 

Liv'ircliiilb*.-.-30 KrHbUcf»zim»iHT t»**t ibtlkoo u»>4 Nepals tarier» 0opp*lWir*ft, Wider n. Elcctrißifät ♦. jwlor Art 
*7 U0«tg:cuii'bt*rt1 nojr — Lab^nUorinui f’flr iuiaiührli^b»? §foÖw^b.h$tduntfsr8Ui;hun|reti, Tunumhl, etgüiiüf Op*ra- 
tionsi-iumts Pfl^jrejwjfaowal, 2 Aerzte. PrAkpevte bereitwilligst. 

Dr Sohorlemzner, eiiem. As«i«tcait v. Prof. Boas, Berlin. 


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