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BIBUOTHECA ZOOLOGICA.
Original -Abhandlungen §y
aus
dem Gesammtgebiete der Zoologie.
Herausgegeben
von
Dr. Rud. Leuckart ' Dr. Carl Chun
und
in Leipzig in Breslau.
13i*itter ^anöl.
1891—93.
Stuttgart.
Verlag von Erwin Nägele.
Das Recht der Uebersetzung vorbehalten.
.,h\ ,:'J in germany
Inhalt.
Heft H.
Untersuchungen über die Mimicry auf Grundlage eines natürlichen Systems
der Papilioniden. X'on Dr. Erich Haase. Mit 14 farbigen nach der Natur
gezeichneten und lithographirten Tafehi und zahlreichen Illustrationen im Text.
Heft 9.
Beiträge zur Kenntniss der Chilopoden. \'on Dr. C. Herbst. Mit 5 Doppeltafeln.
Heft 10.
Beiträge zur Naturgeschichte der Isopoden. Von Dr. Georg Leichmann.
Mit 8 Tafeln.
»-«=-
Untersuchungen über die Mimicry
auf (jiundlaQo eines
natürlichen Systems der Papiliüniden.
Hrstcr Theil:
Entwurf eines natürlichen Systems der Papilioniden.
von
Dr. Erich Haase
in Batii^kok.
'1 hc wings of tlie bnltcrtlies nrc the taMes
on which natiire has written tlie history of
tlie inodilicalion of spccics.
W. 11. llates, The natiiralisi R. Amaz.
Mit 6 Tafeln.
Stuttgart.
\' e r 1 a ^' \' <) n ]{ r w i n N ä y e 1 e.
1893.
Alle Rechte vorbehalten.
Vorliegende Arbeiten sind trotz ihrer verschiedenen Bezeichnung inhaltlich uiiteinaniler verbunden,
denn der „Versuch eines natürlichen Systems der Papilioniden" bildete die nothwendige Grundlage für
die Erörterung einiger der wichtigsten Fragen aus dem Gebiete der zweiten Arbeit über Mimicry.
Erst nach mehrjährigen, oft unterbrocheneu Studien, welche ich besonders im Berliner kgl. zoo-
logischen Museum durch die Güte des Herrn Geheimrath Prof. Dr. Mobius und in der grossartiß-en
Schmetterlings-Sammlung des Herrn Dr. (). Stundinger in Blasewitz bei Dresden anstellen durfte,
gelang es mir, des gewaltigen Materiales einigermaassen Herr zu werden. Auch wurde es mir nur durch
das Wohlwollen meines früheren (Jhefs, des Herrn Prof. C. Chun, damals in Königsberg, möglich, an
der endlichen Abfassung des Manuscripts ungestört arbeiten zu ilürfen. So hatte ich denn die Arbeit
fast vollendet, als icji an das K. siamesische Museum in Bangkok einen Ruf erhielt, zu dessen Haupt-
bedingungen baldige Abreise gehörte. Dadurch wurde ich gezwungen, die zweite Arbeit theilweise während
der anstrengenden Seefahrt auszuarbeiten. Muss ich schon für den in Königsberg niedergeschriebenen,
die Arachniden und Insecten behandelnden Theil der Mimicry-Studien wegen der beschränkten Verhältnisse
von Bibliothek und Sammlungen um gütige Nachsicht bitten, su gilt dies in noch höherem Grade für die
übrigen ('apitel, welche ich erst unterwegs und hier, in Bangkok, von Literatur vollkommen entblösst,
niederschreiben konnte. Dagegen ist es mir eine angenehme Pflicht, denjenigen Herren, welche mich durch
das oft überaus werthvolle Material ihrer Sammlungen unterstützten, das ich durch die Liberalität des
Herrn Verlegei-s Carl F i s h e r von berufener Künstlerhand darstellen lassen durfte , meinen verbind-
lichen Dank für ihre gütige Unterstützung zu sagen, so besonders Herrn Dr. 0. Staudinger in Blase-
witz, Herrn E. G. Honrath in Berlin und Herrn Prof. Nap. Kheil in Prag. Ebenso fühle ich mich
Herrn Prof. C h u n zu aufrichtiger Dankbarkeit für die Güte verpflichtet, mit welcher er die Correcturea
der Mimicry-Arbeit für mich übernommen hat.
Bangkok, den 1. Juli 1891.
Der Verfasser.
Inhalt.
Seit»
Einleitung i
Grunclt'orinen der Zeichnung ] ]
Eintheilungsprincipien der Fd/iilin-Arten i;,
Paläarktische Papilionen 17
[ndo-australische Papilionen 21
a. Aristolochienfalter •2"i
li. ISegelfalter ;^q
r. Rinnentalter riS
Afrikanische Papilionen ,-,<)
a. Aristolochienfalter ,->y
b. Segelfalter (;]
c. Rinnenfalter (;.->
Amerikanische Papilionen : 74
a. Aristolochienfalter 74
li. Segelfalter xq
c. Rinnenfalter f^g
Zusammenfassung der Resultate aus der Zeichnung der Papilionen 100
Die Gattung Teinopalpiis Hope lOJ
, , Lcj>toc/rctix Swains 10;-;
, , Eui-ii<((les Feld 104
, , Etinjciis Boisd lOö
, , Serkliiiif Westw 10(;
, r Armumllu Blanch 107
Thais L 108
, , Lin-lidorpa ('rüg 109
, , Doritis ¥ 11(1
, , Hi/pe rinnest fd Me'n 110
, , Faniiissiiis Latr 111
Zusammenfassung Ipj
Systematische Uebersichten 114
1. Uebersicht der Gattungen der Papilioniden 114
2. Die Untergattungen von Pdjiilia und ('. und R. Pelder's Sectionen 114
Nachträge l-jl
^//^f
fjiu \ ersuch, die natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Gattungen der Pupilioniden
zu einander festzustellen, niuss noch damit rechnen, dereinist durch die erst vollständig aufzuklärende
Keuntniss der früheren Stände der exotischen Formen berichtigt zu werden.
Lieber die Ei form der verschiedenen Gattungen ist uns fast nichts, über die Form der Raupe
und Pupiie nur sehr wenig bekannt und ausserdem bedürfen die meisten älteren Angaben über beide
letzterwähnte Staude in so vielen Fällen der Berichtigung, dass man mit diesen Factoren kaum rechneu
darf; auf keinen Fall sind aber unsere Kenntnisse lückenlos genug, um uns einen Vergleich auch nur in
den Unterfamilien zu gestatten. So wird wohl schon die Gestalt der erwachsenen Larve uns eine
Beurtheilung der nacli der Äehnlichkeit der l<'alter gebildeten Gruppen erleichtern, denn schon der Besitz
der ausstülpbaren Nackengabel spricht für die verhältnissmässige Einheitlichkeit der Raupenforin in der
ganzen Familie.
Noch werthvolleren Aufschluss dürfte uns aber die nur erst an wenigen P(yj?7c'o- Arten durch
W. H. Edwards') und A. Gm her-) festgestellte Postembryonal-Entwickelung der Raupe geben, da
alle bisher bekannten Arten nach dem Verlassen des Eies dieselbe dunkle Färlmug besitzen und mit
starken langbehaarten Hautwarzen in jederseits hauptsächlich vier Längsreihen besetzt sind, somit eine
Körperform zeigen, welche nach V^'. Müller^) der Grundform der Raupen überhaupt näher steht.
Werden diese mit „primären' Borsten besetzten Hautwärzchen bei Pupilio Machaon L., Ttcrnus L.,
TroiJus L. und Segelfaltern (P. Ajax L.) schon im zweiten und dritten Stadium „rudimentär in dem
Maasse, als sich die Zeichnung auf dem Leibe der Raupe ausbildet", so verschwinden bei P. Philenor
wohl die Borsten, aber die Warzen wachsen zu hornförmigen Gebilden, zu Scheiudornen, aus, welche sich
an den distalen Körperenden besonders entwickeln und in der Mitte wenigstens noch bis zur vorletzten
Häutung erhalten bleiben.
Sicher ist es bedenklich, allein nach der Entwickelung der Raupenforra die Verwandtschaft der
Imago bestimmen zu wollen, da die früheren Stände der Schmetterlinge nur als secundär in die Outogenie
eingeschobene Anpassungsformen anzusehen sind. Darf man jedoch das Merkmal der Entwickelung ihrer
Anhangsgebilde verwerthen, so gelangt man zu dem Schluss , dass P. Philenor unter den erwähnten
Gruppen von Pajaiiio die ursprünglichste Raupenforni behalten hat. Aehnliche rothgefärbte Fleischdornen
') W. H. Edwards, The Butterflies of North-.\merica. Vol. I— II. 1871—74.
') A. üruber, Ueber iiordamerikanische Papilioniden- etc. Raupen. (Jena. Zeit.scbr. für Naturw. XVII, 1884,
p. 465-489. Mit 2 Tat.)
'i W. Müller, Südamerikanische Nyiuphalidenraupen. (Zoolog. .lahrbücher. herausg. von ,1. W. Spengel, I.
Sysfcemat. Abth.) 2.5.5 pp. Mit 4 Taf.
Bibliotheca zoolo^ca, Heft VIII, \
— 2
besitzen nun auch säiiinitliche sicher bekannte Raupen der indiselien Hecfor-, Pompeus- und Friuimis-
und der südamerikanischen AcneaS-GruTpye, ja es erhalten sich bei ihnen sogar noch die mittleren Schein-
dornen bis in's letzte Stadium. Wie die jüngere Raupe noch rothe Dörnchen, trägt die erwachsene Raupe
der Jifac/jwow-Gruppe, zu welcher unser Schwalbenschwanz gehört, an ihrer Stelle je eine subdorsale,
supra- und infrastigmale Reihe rother Tüpfel, während bei der nordanierikanischen Turnus- TroUus-Grvvjijie
sich schon im dritten Stadium au der Brust seeundäre Augenflecke entwickeln, und bei den nordamerika-
nischen Segelfaltern (Ajax L.) endlich eine helle, von schwarzen Ringen unterbrochene Grundtärbung
auftritt. Dagegen besitzen die Raupen der Gattung Thais noch jederseits vier Reihen rothgefärbter,
kürzerer, stark behaarter Fieischwarzen, deren Reste sich noch in den rothen Flecken der kurz behaarten
Parwossier-Raupen wiederfinden, und die schwarze gelbgefleckte Raupe der Gattung Luehdorßa trägt nach
Mittheiluug von Herrn Dr. Staudinger sogar lange dichte Haare gleich einer , Bärenraupe'.
Auch die Verwandtschaftsbeziehungen der ebenfalls noch wenig bekannten Futterpflanzen
der Raupen werden vielleicht einst einigen Aufschluss üljer die Verwandtschaft der Falter geben. So
leben die Raupen der Ornithopteren, der indischen Hedor- und die der südamerikanischen PhiJenor- und
Aeneas - Gruppe von Papilio an Aristolochien , wie die Raupen von Thais und von Doritis. Während die
von Liiehdorfiu sich von dem derselben Pflanzen-Familie angehöi-igen Asarum nähren, sind dagegen die
von Parnussius pol3'phag geworden, so lebt die Raupe von P. Apollo L. an Crassulaceen und den ver-
wandten Saxifrageen, die von P. Mnemosyne L. an Fumariaceen (Corydalis). Wie die Raupen der Aristo-
lochienfalter , lebt auch die von Euryades Duponchelii Luc. nicht auf Algarobeii , wie E. S c h a t z 1. c.
p. 48 angiebt, sondern nach H. Burmeister') auf Aristolochia fimbriata und sicher frisst auch die
von Eurycus Aristolochien.
Von ebenfalls einigem Werth für die Erkenntniss der Verwandtschaftsbeziehungen scheint die
noch weniger untersuchte Puppenform zu sein, die nur in engeren Grenzen variirt. Bei Ornithopteren,
der Hedor- und PA;7ewor-Gruppe von Papilio zeigt dieselbe eine starke Convexität in der Bauchniitte und
am Abdominalrücken stumpfe, an die Hautzapfen der Raupen erinnernde Zacken, welche bei den übrigen
Formen von Papilio weniger oder garnicht (Segelfalter) hervortreten.
Somit sind wir bei der Untersuchung der Verwandtschaftsbeziehungen der Papilioniden haupt-
sächlich auf die I m a g i n e s angewiesen.
Die sonst für die natürliche Gliederung der Insecten meist so schwerwiegende Gestalt und
Zusammensetzung der Fühler ist bei der Gattung Papilio L. von grosser Einförmigkeit und oft nur für
einzelne Vertreter einer offenbar natürlichen Gruppe durch feine, zuerst von Horsfield und Moore
hervorgehobene Unterschiede ausgezeichnet, welclie jedoch für grössere Gruppenverbände nicht mehr
anwendbar bleiben. Eine wenig auffällige Verlängerung der Palpen dürfte sich selbstständig erst inner-
halb einer entstandenen Gruppe ausgebildet haben.
Mehr Anhaltspuncte bietet uns die Gestalt der Flügel, ihr Aderverlauf, die Entwickelung sexueller
Charactere, die Form und Anordnung der Schuppen und die Zeichnung.
Leider bin ich nicht im Stande, die bisher bei den Lepidopterologen gutgeheissenen Bezeichnungen
des Geäders anzunehmen. Vor Allem widersprechen sie dem Grundsatz der Morphologie, nur Homo-
loges gleich zu benennen, schon in der Ordnung selbst und noch weniger lassen sie einen Vergleich mit
') Descnpt. pliysifi"e di; la Kep. Argcntine etc. 1878. p. 70.
.*y
DfK)
CbVm)
Sc
f R(III)
dem Geäcler anderer Inseeteii zu. So musste denn auch J. Redte n b a c h e r , dem wir den ersten bis
in's Einzelne durchgeführten Versuch einer Homologisirung des Fliigelgeäders aller Insecten zu verdanken
haben '). die bei den Lepidopterologen übliciien Bezeichnungen mit solchen vertauschen, welche für gleich-
werthige Systeme bei den übrigen Ordnungen eingeführt waren. Sc (Di
Es sei mir vorerst gestattet, hier die Bezeicli-
nungen von Redte nbacher denen von E. Schatz'-)
gegenüberzustellen, welche neuerdings aligemeiner, so
auch von zoologischer Seite, angenommen worden sind
imd allerdings vor der H e r r i c h - S c h ä ff e r " sehen
Nummeririing der Zweige auch den Vorzu"" verdienen.
So entspricht
die Costale (C) von Schatz der Subcostale (IIj
R e d t e n b a c h e r " s ;
j, Subcostale (SC) von Schatz dem Radius (III)
Redte nbacher 's;
„ obere Radialis von Schatz einem Radialast
R e d t e n b a c h e r ' s ;
r, untere Radialis von Schatz der Media (V)
Redte nbacher's;
, Mediana (M) von Schatz dem (Jubitus (VII)
R e d t e n 1) a c h e r ■ s ;
„ Submediana (SM) von Schatz der ersten Dorsalis
(IX) Redten b ac h er 's ;
der Subrnedianast (der Vorderflügel, ,Papilionaris")
von Schatz der zweiten Dorsalis (XI) Redten-
b a c h e r ' s :
die Innenrandader (der Hinterflügel) von Schatz der
zweiten Dorsalis (XI) Redtenbacher's.
Indessen kann auch diese R edten bach er'sche
Verbesserung der Benennung noch keinen Anspruch
auf Beibehaltung erheben, da sie nicht durch die Ent-
wickelung des Geäders bestätigt wird.
Meine Untersuchungen an dem Puppenflügel
unseres Schwalbenschwanzes (P.Machaonh.) erstreckten
sich auf kalt gehaltene Puppen und wurden vom December bis Mäi'z in Intervallen von je einer Woche ausgeführt.
In den jüngsten Vorderflügeln fand ich nur elastische Tracheenröhren mit zahlreichen feinen,
am Ende knäuelartig aufgewickelten kurzen Tracheenreisern (siehe Figur 1). Alle Flügeltracheen gingen
von je zwei durch eine Commissur verbundenen Hauptstämmen aus.
E(in)
DCIS)
M(V)
Cb(W)
Figur 1.
Junger Puppenflügel von Papilio Machaon L.
SC subcostale
R radiale
M mediane
Cb cubitale
D dorsale
Tracheenäste.
') J. Red ten bac h er , Vergleichende Studien über das Flügelgeäder der Insecten. (Ann. k. k. naturh. Hofmus.
Wien 1880, p. 198-209.)
') E. .Schatz. Die Familien und Gattungen der Tagfalter. Fürth 188.3, p. 33 — 35.
Ein fTeraiuties Stück vom Vorderrande entlang zog sich eine grade fortlaufende , unverästelte
Ader, welche ich wegen ihrer später concaven Lage mit Redt enb ach er als Subcosta (II) bezeichne;
somit tritt die sog. Costa, wie schon Vr. Brauer und J. R e d t e n b a ch e r ') an Objecten aus anderen
Insectenordiumgen erkannten, auch hier nicht als Umwandelungsproduct einer Trachee, als echte , Rippe",
sondern nur als cuticulare Randverstärkung in späteren Stadien auf.
An die subcostale schliesst sich die stark entwickelte Radialtrachee (III) an, die einen sparrigen
Verlauf zeigt, wie wir ihn im Flügel der Hepialiäen antreffen. Sie gabelt sich in zwei Hauptäste, deren
vorderer sich in zwei, deren hinterer sich in drei Zweige theilt. Die nächste noch kräftigere Trachee
entspricht der Media (V) imd endigt in drei Zweige. Darauf folgt ein dem Cubitus (VII) entsprechender
Tracheenstamm, der sich in der Mitte gabelt und nahe an seiner Basis noch einen dritten Ast aussendet.
Endlich folgt der der Dorsalis (IX) entsprechende Tracheenstamm, der sich in zwei Aeste theilt, dessen
hinterer noch einen seitlichen Ausläufer in das erweiterte Analfeld abgiebt. Somit ist die ,XI.' Rippe
ein Ast der „IX."
Auf den Hin terf lügein verläuft dem Vorderrande zunächst eine der Subcostalis entsprechende
Trachee, welche einem verästelten Radialast gleicht, aber aus dem Hauptstamme vor der Radialis abgeht.
An ihrem Vorderrande entspringt nahe der Basis ein nach kurzem Verlauf sich leicht nach aussen um-
biegender meist noch einmal gegabelter Ast, welcher sich später zu der sog. „Praecostalis" ausbildet.
Im Gegensatze zu dieser Verästelung der Subcostalis entwickelt die kräftige Radialtrachee im Ganzen nur
zwei Aeste, die an den Aussenrand verlaufen. (Bei Hepiahis tragen die Hinterflügel dagegen noch die
gleiche Subcosta wie die vorderen und eine fünftheilige Radialis ; so ist bei dieser ursprünglichen Form
noch dieselbe und zugleich bis zur Dorsalis normale Rippenzalil auf beiden Flügeln erhalten.) Hinter der
Radialis liegt ebenfalls die sehr kräftige dreisijaltige Mediantrachee (V). An diese schliesst sich wie auf den
Vorderflügeln wiederum ein dreispaltiger, dem Cubitus entsprechender Stamm (VII) an, dessen dritter Ast
nahe der Basis des Stammes entspringt, und auf ihn folgt eine zweispaltige Dorsaltrachee , deren letzter
Ast einen kleinen Ausläufer aussendet. So unterscheiden sich die Trachealanlagen beider Flügel eigentlich
nur durch die geringere Zahl der Radialäste auf den Hinterflügeln.
Im weiteren Verlauf der Entwickelung bilden sich nun einzelne feinere Nebenäste aus ; so entsteht
ein Zweig vom dritten Aste der Radiahider der Vorderflügel, um bald luit ihm zu verschmelzen: ebenso
entsteht ein dritter aber bleibender Zweig am hintersten Aste der Radialis der Hinterflügel, und oft bilden
auch Tioch die Cubital- und Mediantrachee einen Nebenzweig von ihrem letzten Aste aus, der .später mit
ihm wieder verschmilzt. Durch die am Rande beginnende Erhärtung des Flügelsackes wird jetzt das
Wachsthum der Tracheen gehemmt, und so knicken sich diese am Aussenrande des Flügels um und bilden,
indem die Median- und Cubitaläste sich nach vorn, die Radialäste nach hinten umbiegen, eine dem
Rande entlang laufende continuirliche Begrenzung. Inzwischen beginnt die Flügelhaut sich in feine dem
Aussenrande parallele Falten zu legen; zugleich entstehen auch die Schuppen, wie Sem per dies be-
schrieben hat. Nun entwickeln sich auch die ersten Anlagen der Rippen, indem diese F'alten über den
vorspringenden Tracheen auseinander weichen und sich dabei verstärken, bis sie zu breiten Spangen
werden, die in ihrer gedrängten Anordnung auf diesen Faltenwülsten etwas an die Spiralstreifung der
Tracheen erinnern, die aber vielmal dichter ist. Nur dieser F'altenverdickung verdanken auch die Tracheen
') Vergl. Zoolog. Anzeigei- XI, 1888. Nr. 286. p. 44-3.
All all".
ihre Umbildung zu Rippenzügen. So schwindet der Stiunra der Media, über den sich keine oder nur ganz
unbedeutende Faltenwülste legen, früher als der ebenfalls wenig hervortretende dritte Cnbitalast, welcher
später zur „Analfalte" wird und sich entsprechend der geringeren Verstärkung schon im Puppenflügel
von P. 3Iachuon früher rückbihlet als bei P. Podalirius L. und Philenor L. Indessen beginnt auch die
den Schluss der Mittelzellen hervorrufende Bildung der sog. Discocellularen dadurch, dass sicii der cuti-
culare Faltenwulst vom vordersten (Jubitalast auf beiden Flügeln
nach vorn fortsetzt. So entsteht eine quer verlaufende Leiste, -p
die auf den vorderen Flügeln sich bis zum vordersten Hauptast
der Radialtrachee, auf den Hinterflügeln bis zum hintersten
Radialast erstreckt. Somit entstehen die Discocellularen unab-
hängig von den grösseren Tracheenstämmen. Später jedoch
treten oft Tracheen in sie hinein : so scheint besonders von Seiten
der Cul)italis und Kadialis je eine Verlängerung in die Disco-
cellularen zu verlaufen, die vielleicht momentan als Stütze dient,
und solche Tracheenäste lassen sich oft noch im Flügel der Imago
nachweisen.
Zugleich mit der Ausbildung der Rippen erfolgt auch die
etwa stattfindende Verwachsung der Tracheen, welche aber auf
die Hinterflügel beschränkt ist. Hier verwächst in der Äussen-
hälfte der Hauptast der Sulicostalis mit dem ersten Radial-
ast und so entsteht die „Praecostalzelle" (Schatz), das sog.
„Flügelfeld' Fickerfs, die wir als „ Fraeradi alzeUe "
bezeichnen müssen. Weiter verwächst auf den Hinterflügeln
zuerst der etwa gebildete Nebenzweig des ersten oder zweiten
Cubitalastes mit letzterem, indem sich eine Rippenwulst über
beide legt, ^^'ährend schon früher der hinterste Dorsalast in den
Rand des sich verschmäleriiden Analfeldes übertritt und ver-
schwindet, beginnt die concave Lagerung des dritten Cubitalastes.
derzufolge er dann am ausgebildeten Flügel als Analfalte erscheint.
Inzwischen ist die Verkümmerung der Tracheen in der
durch die Discocellularen abgeschlossenen Mittelzelle weiter vor
sich gegangen, doch ist der Stamm der Media noch lange zu er-
kennen. Durch das stärkere Wachsthum in der Mittelzelle der
Vorderflügel entsteht nun noch eine hinten offene, taschenartige
Membranduplicatur der Oberseite, welche auch späterhin als
concave Längsfalte sichtbar lileibt und als Concavader (IV) angesprochen wurde und sich bei den
Hepiuh'dcn in beiden Flügeln erhält. An Neubildungen ist nur noch die ebenfalls aus einem F'altenwulst
hervorgegangene strangartige Verbindung zwischen ('ubital- und Dorsalrippe der Vorderflügel zu erwähnen,
der sog. , Mediansporn' von Schatz, den wir als Cubitalsporn bezeichnen werden.
Die weiteren Veränderungen beziehen sich nur auf die Stellung der Rippen gegeneinander: so
verkürzt sich auf den Vorderflügeln die Discocellulare zwischen dem dritten Radialast und dem Gabelstiel,
\
^
^
Fiffiu-
Weiter entwickelter Puppenflügel von P.
Machaon mit vollendeter Rippenbildung.
Die schwarzen Linien in den Hippen
deuten die Tracheen an.
F Faltentasche der Vordi-rflücfelzelle.
— (l
und nähern sich diese Rippen. Dagegen treten, durch die Spannung der kriiitigen Discocelhihiien mit-
gezogen, die zwei hinteren Medianäste in die Verlängerung der Verbindung zwischen erstem und zweitem
Cubitalast : so entsteht die für die l'apilioniden so characteristische scheinbare , vierästige Mediana". Auf
5j Grund dieser entwickehingsgeschichtlichen Thatsachen sind wir
gezwungen, die Bezeichnungen der ivippen. wie sie bis heute
geführt wurden, fast sämmtlich zu verwerfen und schlagen folgende
sich an Redtenbacher's Deutung anschliessende Benennung vor'):
Vorderflügel :
Subcostalis (Sc) = Costale Schatz II Be d t en bac h er;
Radialis (R) fünfästig (R, — R^') = Subcostale Schatz - III
Redtenbacher;
Mediana (M): Erster Ast (M,) = obere Radialis Schatz - III, 'J
Redten b a c h e r ;
Zweiter Ast (M^) = untere Radialis Schatz = V
Redtenbacher;
Dritter Ast (M,) = dritter Medianast Schatz
= VII, 1 Redtenbacher:
Cubitalis (Cb): Erster Ast (Cb,) ^ zweiter Medianast Schatz
= VII, 3 Redtenbacher:
Zweiter Ast (Cb.^) =^ erster Medianast Schatz
= VII, ö R e d t e n b a c b e r :
Dritter Ast (Cb^) [Analfalte] ^ Analfalte Schatz
= VIII Redtenbacher;
Dorsalis (D) ; Erster Ast (D,) -= Subniediana Schatz = IX
Redtenbacher;
Zweiter Ast (D.,) = Papilionaris Schatz XI
Redtenbacher:
Hinterflügel :
Subcostalast (ein Theil der Subcostalrippe) (Sc,) = Praecostale
Schatz I Redtenbacher;
Subcostiradialis (aus Subcosta und erstem Radialast verschmolzen)
(Sc^ + Ri)= Costa Schatz = I Redtenbacher;
Hintere Radialis (R-j) == Subcosta Schatz -^ III, 1 Redten-
bacher;
Figur o.
Schematische Skizze der Rippen
und
Flügelfelder von Papilio.
VF
Vorderrandst'eld.
VGZ Vorgabelzelle.
GZ
Gabelzelle.
VR
Vorderflügelrandfeld.
HR
Hinterflügelrandfeld.
SA
Subanalt'eld.
A
Analf'eld.
Cb,
Analfalte.
I
Innenfeld.
Rippen :
SC Subcostal-, R Radial-,
jÜ Medial]
i-, C'ftCubital-, Z) Uorsalr:
ippe.
Erster Medianast (M,)
R e d t e n b a c h e r
obere Radialis Schatz
HI, 3
') Vergl. Kigur 3.
Schatz
=^ V
m
= VII, 1
n
= VII, 3
n
= VII, 5
Jt
= VIII
n
= IX
^ XI
Zweiter Medianast (M^) = untere Radialis Schatz =^ V Red teil b ach er
Dritter Medianast (M.,) dritter Medianast
Erster Cubitalast (Cb,) = zweiter Medianast
Zweiter Cubitalast (Cb.) ^ erster Medianast
(Dritter Cubitalast) Analfalte (Cb.,) Aualfalte
Erster Dorsalast (D,) = Submediana
Zweiter Dorsalast (Djj zweite Innenrandsader
Also stimmt von der ganzen durch Schatz eingeführten Terminologie des Geäders nur der
dritte Medianast mit meiner Auffassung, wenn auch nicht in der Deutung, doch in der gemeinsamen
Bezeichnung iiberein. Somit ist der Nachweis geführt, dass entgegen A d o 1 p h "s ') Hypothese, dass die
im Raupenflügel angelegten Tracheen sich später als Concavfalten wiederfänden und von ihnen nur dif
Subcosta und eventuell die Analfalte sich als Rippe erhalten, die convexen „Adern" dagegen ursprünglich
nur Verdickungen im Inneren der Flügel seien, in welche später allerdings auch secundär Tracheen
hineinwachsen könnten, auch von mir an den Papilioniclen, wie durch J. F. van Bemmelen'-) vor
Kurzem an den Nyniphalidoi . endgültig widerlegt durch den Nachweis, dass auch die Cimvexadern aus
der ümwachsung von Tracheen hervorgehen. Zugleich ist es mir aber auch gelungen, an früheren als
den von ihm untersuchten Stadien eine Phase in der Beobachtungsreihe van Bemmelen's zu ergänzen,
in welcher die spätere Analfalte noch als Cubitalast auftritt. Damit ist bewiesen, dass concave und con-
vexe Adern sich sogar aus Aesten eines Stammes durch geringere oder höhere Ausbildung der Falten-
wülste entwickeln können, dass sie sich also nur in ihrer definitiven Lagerung unterscheiden. Somit kann
ich die über diesen Pmict der Adolph'schen Hypothese von Fr. Brauer und J. Red tenbach er 'j
geäusserten Bedenken auch lür das Geäder der Schmetterlinge bestätigen.
Im Anschluss au Eimer^) zählen wir im Gegensatz zu H e r r ich - S c h äf f er wie die Rippen,
auch die von ihnen eingeschlossenen Flügelfelder von vorn nach hinten. So bezeichnen wir die bei den
Papiliuniden stets .geschlossene" Discoidalzelle als ,.Mi 1 1 eiz e 1 1 e" und die nach aussen offenen Felder
zwischen den Rippen als Randfelder und nennen mit Eimer das in der Radialgabel gelegene das Gabel-
feld, bezeichnen ebenso das direct davor liegende als Vorgabelfeld und die vor letzterem gelegenen als
Vorderrandsfelder, und zählen die hinter dem Gabelfelde gelegenen Randfelder von vorn nach hinten, wie
alle Randfelder der Hinterflügel. Im achten Randf'elde der letzteren unterscheide ich aber noch das
zwischen dem zweiten und dritten Cubitalast (Analfalte) gelegene Randfeld als Su banal- von dem
zwischen Analfalte und Doi'salis gelegenen Analfelde und das (neunte) Randfeld zwischen Dorsalis und
Innenrand bezeichne ich als Innenfeld.
A"on crrosser Wichtigkeit für die Beurtheilung der verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen
Gattungen der Papilioniden zu einander sind selbst unbedeutende Abweichungen im Rippen verlauf. So
lässt das Vorkommen oder Fehlen des Cubitalsporns. des cuticularen Verbindungsstranges zwischen dem
') G. K. Adolph, UelxT In.sectenflügel. (Nova Acta Leop. 1879. p. 230—238.)
-i J. F. van Bemmelen, Ueber die Entwiokelung der Farben nnd Adern auf den Schmetterlingsflügeln.
(Ti.jdschi-ift d. Nederl. Dierkund. Vereenig. 2. Deel II. Afl. 4. 1889. S.-A.)
'I Fr. Brauer und J. Red t en b ac h e r . F.in Beitrag zur Entwickelung des Flügelgeäder.? bei Insecten. (Zool.
Anzeiger Xt, 1888, p. 443—447.)
■*! G. H. Eimer. Die Artbildung und Verw;uidtsehaft bei den Schmetterlingen etc. .lena 1889. p. 8-5, Abbildung A.
Stamme der Cubitalis und der Dorsalrippe, diese Familie in drei anscheinend natürliche Abtheilungen
zerfallen, die E. Schatz 1. c. p. 39 als Papilin-, Thais- und ParKasszer-Gruppe bezeichnete.
Um die Gattungen stets in einer Reihenfolge anzuführen, welche von dem Ursprünglicheren zu
dem Abgeleiteten führt, so umfasst die Papili o-Grni^p e mit Cubitalsporn und fünf entwickelten
Aesteu an der Radialis der Vorderflügel bei Schatz die Gattungen Dynri/iu Aurid., Ornithoptera Boisd.,
Papilio L., Teinopalpus Hope, Leptocircus Swains. , Euryades Feld, und Eurycus Boisd., welche wir mit
Ausnahme von Ornühoptera und Druryia in seinem Sinne weiterführen werden. Der von Schatz zu
Oniithoptera gestellte P. Zulmoxis Hew., der ihr einziger afrikanischer Vertreter sein sollte, gehört mit
Druryia, wie bei Besprechung der afrikanischen Papiiio-Arten gezeigt werden soll, zu einer Hauptgruppe
dieser Gattung, während die indo-australischen Arten von Ornühoptera, wie auch Fickert nachwies,
in zwei diiferente Gruppen zerfallen, welche bei den indischen Papilionen beurtheilt werden sollen.
Nach unseren Untersuchungen über die Entstehung der Rippen müssen wir denjenigen Arten den
ursprünglichsten Rippenverlauf zuerkennen, bei welchen die Radialäste der Vorderflügel nur erst geringere
Spuren der Zusammenziehung zeigen. Hierher gehören vor Allem diejenigen Formen, bei welchen der
dritte Radialast nicht gemeinsam mit dem Gabelstiel vom Zellende, wie bei der Mehrzahl, sondern vor
dem Zellende entspringt: die Pn(i««iS- Gruppe von Oniithoptera. Papilio Leosthenes etc., die Za(/rens-
Gruppe und Euryades. Dann folgen die Formen, bei welchen Ast und Gabelstiel gemeinsam vom Zellciide
entspi'ingen : die übrigen Papiiio-Arten, die Pompeus - Grrup])e von Ornühoptera, Druryia, Eurycus. Am
abgeleitetesten zeigen sich Teinopalpus. bei dem der dritte Radialast hinter dem Zellende vom Gabelstiele
selbst entspringt, und Leptocircus, bei dem er sich sogar erst aus dem vierten Radialast, wie dieser aus
dem fünften, abzweigt, was von Schatz') nur noch bei den Lycueniden beobachtet wurde.
Der Pa/)i7«o-Gruppe schliessen wir die von Schatz zuletzt geführte TA « i.s- Grupp e an. welche
sich durch das Fehlen des Cubitalsporns der Vorderflügel von der vorigen unterscheidet. Sie steht aber
derselben otfenbar näher als die P«i-M«ss/c'r- Gruppe, hat mit ihr die fünfästige Subcostalis gemein und
besitzt eine wohlentwickelte „Praecostalzelle" der Hinterflügel, wie sie allen Gattungen der Papil m-Gvuppe
zukam. In dieser Gruppe geht meist wie bei Teinopalpus der dritte Subcostalast erst vom Gabelstiel aus
{Armandia ßlanch.. Luehdorfia Crüg., Thais F.); nur bei Sericinus Westw. entspringt er \\ie bei den
meisten Papilionen vom Zellende aus zusammen mit dem Gabelstiel.
Die höchste Reduction des Geäders finden wir in der Pa rn a ss i cr-G r \i^]^e , welche wie die
TÄa/s-Gruppe keinen Cubitalsporn der Vorderflügel, aber auch keine entwickelte Praecostalzelle der Hinter-
flügel besitzt. Wenn E. Schatz in Uebereinstimmung mit den übrigen Lepidopterologen die Gattungen
Euryades und Eurycus als „Uebergänge zu den sich eng anschliessenden Parnassiern" ansah, wurde er
anscheinend hauptsächlich durch ein biologisches Merkmal, das Copulationszeichen des befruchteten
Weibchens, dazu bestimmt, jene bekannte vom Männchen bei der Begattung ausgesonderte ciiitinöse Masse,
welche ausser bei Eurycus und Euryades auch bei Parnassius Latr. beobachtet wurde. Es kommt diese
Copulationsmarke aber auch bei Luehdorfia Crüg. vor, die zur T/wii's- Gruppe gehört, und sie fehlt an-
scheinend bei der zur Apollo - Gvü])[)e gehörigen Hypermnestra Men.
Während nur Dorüis F. noch fünf Radialäste der Vorderflügel besitzt , deren letzte drei wie bei
Luehdorfia mit einem gemeinsamen Stiel vom Zellende entspringen, sind bei Hypermnestra Men. und
') K. .Seh atz, 1. c. p. 47.
— 9 —
Parnassius Latr. , anscheinend durch Ausfallen des dritten, nur vier Radialäste entwickelt und bei letzt-
erwähnter Gattung fehlt sogar die vordere Discocellulare.
Auch die Grösse der Mittelzelle beider Flügel scheint nicht ohne Bedeutung für die Beurtheilung
der Gattung zu sein. So kommt die relativ weiteste Mittelzelle der Vorderflügel mit aussen convex
gewinkeltem Aussenraude bei Ornithoptera Boisd., Druryia Auriv. und den meisten Arten von Papilio L.
vor, während z. B. die (r(/as- Gruppe der letzterwähnten Gattung, Teinopalpus Hope und JEuryades Feld,
einen nach innen vorsjjringenden Schluss der Vorderflügelzelle aufweisen wie die TAa/s- und Par«assie>--Gruppe.
Mit Rücksicht auf die Reduction und Concentration der einzelnen besprochenen Rippensysteme
ergiebt sich folgende aufsteigende Entwickelungsreihe der einzelnen Gattungen :
Parnassius.
Uypernmestra;
Doritis;
Thais;
Armandia;
Luehdorfia;
Euryciis; Leptocircus; Sericinus;
Euryades; Teinopalpus^
Papilio s. 1. (Ornithoptera Druryia);
Papilioniden:
Ziehen wir aus diesen Folgerungen einen Schluss auf die Flügelform , so ergiebt es sich mit
Sicherheit, dass die Vorläufer der Familie einen stark entwickelten Hinterflügelschwanz besassen, dass
letzterer also auch für die Gattung Papilio, wie schon Eimer hervorhob, typisch ist und nur den ab-
geleiteteren Formen derselben fehlt. Weiter fehlt er in der T/iaes- Gruppe nur einigen Formen dieser
Gattung selbst, dagegen in der ganzen Pttr«assfe/"-Gruppe, in der endlich auch die Hinterflügelzacken sich
vollkommen abrunden. An dem Puppenflügel von Pap. Machaon treten (vgl. Figur 1) auf einem frühen
Stadium sogar drei Rippen in den Schwanz ein, während sonst nur bei dem nordchinesischen P. Elwesi
Leech noch zwei Rippen sich in letzteren fortsetzen.
Von secundär geschlechtlichen für die Systematik verwendbaren Auszeichnungen sind männliche
Dufteinrichtungen ausser bei den verschiedenen Gruppen von Papilio s. 1. nur noch in der indo-malayischen
Gattung Leptocircus Swains. entwickelt, bei welcher sie durchaus an die bei den Segelfaltern typische
Form erinnern. Dagegen sind vom Männchen während der Copulation abgesonderte Begattuugszeichen
ausser bei Parnassius auch bei Eurycus und Euryades und, was Schatz entgangen zu sein scheint, auch
bei Luehdorfia lange bekannt; ich glaube aber, dass sie besonders unter den Aristolochienfaltern weit
verbreitet, wenn auch meist unbedeutend entwickelt sind.
Recht ungenügend sind die Anhaltspuncte , welche uns die Untersuchung der Schuppen zur
Erkenntniss von Verwandtschaftsbeziehungen giebt. Was die Anordnung derselben betrifft, so wird die
Regelmässigkeit ihrer Reihen nur bei den schuppenarmen Formen verwischt; bei Parnassius fehlen die
ünterschuppen schliesslich ganz.
Bibliotheca zoologica. Heft VIU. , 2
— 10 —
Wir dürfen als Wpisch wohl die bei den Tagfaltern am weitesten verbreitete, am wenigsten
specialisirte Form der grossen, am Ende vielzackigen, jederseits des Stieles in einen basalen Zijsfel (Sinus)
auslaufenden Deck-Schuppen ansehen, welche wir auch bei den Castnien antreffen 'J.
Diese scharf ausgeprägte Form fand ich bei fast allen Arten der „ Rinnenfalter "*) (Machaon-,
Nireus-, Pammon-, Dissimilis-, Erithonius-, Eredheus-, Ulysses-, Protenor-, Memnon-, Turnus-, Andraemon-
Gruppe von Papilio). Meist trug das freie Ende drei bis fünf, seltener sechs Zacken, und war der Sinus
gut entwickelt. Die einzigen Ausnahmen beobachtete ich bei P. Troilus L. und Palamedes L., bei welchen
nur wenige Schuppen den Sinus besitzen.
Bei den meisten „ Aristolochienfaltern " fand ich meist keine, seltener undeutliche, nur bei
der Priamus - Gruppe fand ich deutliche Sinus und ausserdem bis neun scharfe Endzacken (Processus).
Bei P. Hedor L. und Antenor Dru. sitzen anstatt des Sinus kleine Spitzchen jederseits des Stiels am
Hinterrande der wenig gezackten Schuppen.
Auch die „ S egelfalter " besitzen keinen entwickelten Sinus; die Zahl der Zacken geht über
fünf meist nicht hinaus (Codrus Gr., Policenes Cr.); die Schuppen der Ahbion-Glycerion-Gru]}])e gleichen
denen von P. Antiphates.
Die Schuppen von Euryades und Eurycus erinnern an die vielzackigen der fierfor-Gruppe, und wie
die der Thais- und Parwassier-Gruppe sind auch die von Teinopalpus ohne Sinus.
Die bei Arniundiu noch vorhandenen vier iDis sechs scharfen SjDitzen werden bei Sericinus unregel-
mässig und treten bei Thais, Luehdorfia und Doritis alluiälig zurück. Endlich nehmen die Schuppen bei
Parnassius eine eigenthümliche ganzrandige Nierenform an, welche an die von Pieriden (Aporia) erinnert.
So entspricht oft die allmälige Abrundung der Scliuppen auch dem Reductionsgrade des Geäders
in den verschiedenen Gattungen.
Die G r u n d f o r m e n der Z e i c h n u n g.
Jede Veränderung des Geäders übt auch ihren Einfluss auf die Zeichnung aus. So richtet sich
z. B. die Stellung eines hellen Fleckes am Gabelgrunde der Radialis der Vorderilügel nach der Länge
des Gabelstiels, welche mit aufsteigender Entwickelung zunimmt, wofür P. Lydius Feld. ? und P. Antenor
Dru. als Beispiel dienen mögen. Ebenso bewirkt ein Zurücktreten der Analfalte eine Vereinigung der
Randmonde und umgekehrt die seciuidäre stärkere Ausbildung der Interco.stalfalten eine Spaltung der
Bindenreste.
Von besonderer Bedeutung für die Erhaltung der Zeichnung ist natürlich die Flügelform. So
bedingt ein Ausschnitt im Analfelde der Hinterflügel die für Segelfalter und Aristolochienfalter typische
Untei'drückung des bei den Rinnenfaltern stets entwickelten Randmondes. Zugleich ist die Elasticität
bemerkenswerth , mit welcher bei einzelnen Formen die Constanten Binden sich jeder Veränderung des
Flügelumrisses anpassen, sich mit der Erweiterung der Fläche ausdehnen, mit ihrer Verengerung zusammen-
ziehen. Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür giebt Papilio Evan Dbld., dessen Postmarginalbinde sich genau
mit der jedesmaligen äusseren Verlängerung des betreffenden Randfeldes ausdehnt. Ebenso bildet bei den
') Der Vergleichbarkeit der Kcsultate wegen wurden stets nur Scliuppen aus der Mittelzelle der Unterseite der
Vorderöügel untersucht, auf welche allein sich die nachstehenden Bemerkungen beziehen.
') Diese Eintheilung von Papilio ist weiter unten begründet.
— 11 — ■' ,'
echten Segeltalteru die Reihe der Marginalmoude auf den Hinterflügehi eine den Randzacken entsprechende
Stutenreihe. Diese Anordnung dehnt sich bei Armandia auf fünf Binden aus, so dass z. B. der Marginal-
niond eines Randfeldes in einer Linie mit dem Submarginalmond des folgenden Feldes etc. liegt.
Vor Allem ist durch die Verkürzung des Hinterrandes der Vorderflügel ein Zusammentreten der
Zeichnungseleuiente gegen den Innenwinkel bedingt. Weiter kehrt, entsprechend der grösseren Zusammen-
ziehung der Hinterfliigeifelder, welche uns die Entwickelungsgeschichte erkennen Hess, meist nur ein
Theil der auf den Vorderflügeln entwickelten Randzeichnung auf den hinteren wieder. Zugleich tritt oft
noch eine stärkere Verschmälerung der Aussenrandfläche hinzu, welche die Zeichnungen nach innen
zwängt. Dadurch wird die Continuität der den beiden Flügeln gemeinsamen Bänder oft verwischt, und
häufig setzen sich verschiedene Systeme anscheinend in einander fort. So empfiehlt es sich in schwierigen
Fällen, im Interesse einer befriedigenden Deutung der Binden etc. die Zeichnung am Vorderrande der
hinteren Flügel auch mit der am selben Rande der vorderen zu vergleichen.
Ueber die Zeichnung einer kleinen Gruppe der Gattung Papilio , welche nur die , eigentlichen"
Segelfalter umfasst, gab vor Kurzem E. Eimer eine umfassende Arbeit heraus, stellte darin den nord-
indischen P. Ahbion Gray als ursprünglichsten Zeichnungstypus liin, auf den sich die Zeichnung aller
Fapilioniden zurückführen lasse, und bestimmte letztere durch die bei Glycerion vorkommenden , Längs-
streifen", deren er elf annahm und vom Ausseurande nach der Basis zu nummerirte.
Es sei mir gestattet, zuerst gegen den Ausdruck der „Längsstreifung' einzuwenden, dass der Herr
Autor in seineu früheren Arbeiten für die entsprechende Bänderung an den J'lügeln der Raubvögel ') und
sogar der Schmetterlinge^) immer den Ausdruck Querstreifung gebrauchte und dass es sich im
Anschluss an den allgemeinen Sprachgebranch ebenfalls wieder empfehlen dürfte, solche senkrecht gegen
die Wachsthunisrichtung eines Organs, somit gegen seine Hauptachse gerichteten Zeichnungen als , quere'
zu bezeichnen.
Während Eimer die einzelnen Zeichnungselemente, welche er als .Streifen' bezeichnet, von der
äussersten Flügelspitze bis zur Basis aufsteigend nummerirt, sehe ich mich leider genöthigt, den um-
gekehrten Weg der Bezeichnung einzuschlagen, und folge damit nicht nur einer allgemeiner gültigen
Anschauung, welche besonders für die Betrachtung bilateraler Thiere auch ihre „inneren Gründe' finden
dürfte , sondern sogar E i m e r ^) selbst. Wenigstens zählte derselbe bei der Mauereidechse die Streifen
des Körpers ebenfalls von der Mittelzone des Rückens nacli aussen auf.
Um die characteristische Zeichnung des P. Alebion, welche Eimer seinem Bezeichnungsmodus
zu Grunde legt, ebenfalls als Schema zu benutzen, kann man auf die elf Streifen zurückgehen, welche
derselbe hier annimmt, muss sie aber natürlich, wie erwähnt, umgekehrt signiren. So zähle auch ich wie
Eimer in der Mittelzelle der Vorderflügel sieben Zellstreifen, von denen ich jedoch im Anschluss an
ihn selbst den sechsten und siebenten besser in einen zusammenfassen zu müssen glaube. Denn die
zwischen ihnen gelegene Binde ist nur in wenigen Fällen vorhanden, während die verschmolzenen Streifen
einen characteristischen und zugleich constanten Zeichnungsfactor bilden. Für Eimer 's Ausdruck
') Prof. Dr. Eimer, Ueber die Zeichnung der Vögel und Säugethiere. (.Jahresheft des Vereins für vaterl. Naturk.
Würtemberg, XXXIX, 1883, p. 61 ff.)
') Ders., Untersuchungen über das V^ariiren der Mauereidechse. (Archiv für Naturg. 47. Jahrg. 1881. I, p. 4.'J2.)
') 1. c. p. 330.
2»
— 12 —
„Mittelzellrandbiiide'- bitte ich flagegen, das kürzere „Terminalband" einführen zu dürfen. Wie Eimer
sehe ich die helle Farbe als der Grundfarbe entsprechend an, auf der sich die dunklere Zeichnung wie
ein Gemälde entwickelte, dessen Unterton schon angelegt ist. So nenne icli die Reste der hellen Grund-
färbung „Binden" (vittae) ').
Die dunklen Zeichnungselemente, welche Eimer als einfache schwarze Streifen (strigae) bezeichnet,
scheinen mir zusammengesetztere Bildungen zu sein, da sie in vielen Fällen einen bestimmt gefärbten Kern
entwickeln und sich dadurch zu einem hellen, dunkelgesäumten Bande umbilden können, weshalb ich sie
auch als Bänder (fasciae) bezeichne.. Uebrigens hat Eimer die Umwandelung von Streifen zu hell-
gefüllten Bändern bei P. Vodalirius selbst beobachtet. Während der Grad der Verdunkelung, welcher die
centrale Binde zurücktreten lässt, starken Schwankungen unterv/orfen, während selbst die Länge der Bänder
sehr veränderlich ist, ist doch ihre Lage mit wenigen Ausnahmen (P. Policenes Cr.) so constant, dass
Eimer sie mit Recht als wichtiges morphologisches Verwandtschaftsmerkmal ansehen durfte, wenngleich
die Berufung auf die Vorderrandszeichnung der Vorderflügel allein zu einseitig erscheint, um zu annehmbaren
Resultaten führen zu können. Von den Zellbändern der Vorderflügel sind besonders die ersten drei bei
den Segelfaltern weit verbreitet, weshalb ich sie als erstes bis drittes Basalband bezeichne, während ich
die zwischen ihnen gelegenen Binden , innere und äussere Basalbinde" nenne.
.ausserhalb der Mittelzelle ist die Grundfarbe der Vorderflügel durch entwickelte oder nur in
Resten am Vorderraude erhaltene Bandsysteme durchbrochen, welche icli für das wichtigste Merkmal der
Zeichnung zur Erkenntniss von Verwandtschaftsbeziehungen derjenigen Formen ansehe, bei welchen die
leicht unterscheidbaren Zellbänder durch allgemeine Verdunkelung unerkennbar geworden sind. Dieser
Aussenzellbänder unterscheide ich drei, das Inframarginal-, das Submarginal- und das Postmarginalband.
Das zunächst der Zelle gelegene In f r am argin al band ist auch von Eimer als morphologisch wichtig
anerkannt worden und entspricht seinem Streifen IV. Während dasselbe allerdings bei den Segelfaltern,
welche Eimer untersuchte, stark verschmälert ist, tritt es doch bei einigen Rinnenfaltern als breites,
innen hell gefülltes Band auf. Die durch das Subniarginalband zerschnittene breite Flügelbinde, welche
fast bei allen Formen innen vom Terminal-, aussen vom Subniarginalbande begrenzt wird, zerfallt dadurch
in eine innere „Vorbinde" und eine äussere „Zwischenbinde", wie umgekehrt durch Ausfallen des Infra-
marginalbandes und die Vereinigung beider Binden die „Äussenzellbinde" entsteht. Tritt letztere direct
nachweisbar oder doch durch die Morphologie der Zeichnung ableitbar mit Zellbinden in Verbindung, wie
dies ja die Regel ist, so bezeichne ich sie als „Mittelbinde", während die „Innenbinde" nur aus der Ver-
schmelzung mehrerer Zellbinden besteht.
Hinter der Mittelbinde treten bei fast allen Formen zwei Streifen, III und IV Eimer, so regel-
mässig aneinander, dass wir sie unbedingt als zu einem Gomplex, einem Bande gehörig, ansehen müssen,
welches meist auch eine bestimmte bläuliche Farbe seines Bindenlcerns trägt. Ich bezeichne dies Band
als S u b m a r g i n a 1 b a n d.
An das Submarginalband schliesst sich nach aussen eine fast stets erhaltene Grundfarbenbinde
an, die ich mit dem in der Entomologie dafür eingeführten Ausdruck als „Marginalbinde" bezeichne, und
die häufiger in die „Marginalmonde" zerfällt als sie eine continuirliche Binde darstellt.
') Vei-gl. H. Bu rill eist er, IhimUnich der Kntomologie. Bd. I, 1832, p. 29—30.
13
Das zwischen ihr und dem hellen „Saum" (limbus) gelegene, nur in wenigen Fällen seinen ursprüng-
lichen Bindenkern zu schmalen Mondtüpfeln entwickelnde Band, welches Eimer 's Streifen 1 entspricht,
bezeichne ich als Postm arginalband und seine mondförmigen Bindenreste als „Postmarginalmonde".
Die ursprünglichere Form dieser Bänder ist meist auf der Unterseite deutlicher als auf der oberen
und ihre Grundform dürfte von breiten dem Aussenrande der Flügel parallel laufenden Grenzstreifen
eingefasst gewesen sein und somit dem weit verbreiteten Zackenbande entsprochen haben, welches wir
besonders bei den Heteroceren vorherrschen sehen.
' Randsaum
Postm arginalbanil
Marginalbinde
Submarginalband
Figur 4.
Halbschematische Skizze der Flügelzeichnung von Papilio Baunus Bsd. (Mexico), einem Rinnenfalter.
Durch allmälig sich über die Längsripjien fortsetzende Verdunkelung der Randstreifen eines
Bandes wird die Binde des letzteren in den Randfeldern entsprechende Stücke zerschnitten, die zuerst eine
mehr rundliche, später oft halbmondförmige Form haben und bei den drei randläufigen Binden als
„Monde", bei den Zell- und den Ausseuzellbinden dagegen, wo sie meist rundlich oder längsgestreckt
sind, mit einem der Ornithologie Naumann's entnommenen Ausdruck als Tüpfel (guttae) bezeichnet
werden. Sie stellen somit die Reste ursprünglicher Binden dar.
Verfliessen mehrere dieser Tüpfel zu einem grösseren , so nenne ich letzteren , wenn er besonders
auffällig ist, mit einem ebenfalls der Ornithologie entlehnten Ausdruck , Spiegel".
Wie die Binden durch Verdunkelung, d. h. Vermehrung der Zeichnung, werden die Streifen und
Bänder durch Aufhellung, durch secundäres Vortreten einer hellen, oft der Grundfarbe entsprechenden
Färbung durchbrochen. Dann zerfallen sie, wenn sie einfarbig waren, meist in schwarze Flecke
— u —
(maculae), wenn sie einen Bindenrest trugen, in Augenflecke, deren , Pupille" dann von dem Bindenkern
gebildet wird.
Eine manchmal schwierige Aufgabe, die aber meiner Ansicht nach nicht zu umgehen ist, wenn
man der Zeichnung überhaupt morphologische Verwerthbarkeit zugesteht, ist die morphologische Deutung
der einzelnen Bandsysteme : hier giebt nur der Vergleich wirklich verwandter, nicht ähnlicher Arten Auf-
schluss. So kommt man stets nur schrittweise vorwärts, selbst wenn man über grösseres Untersuchungs-
material verfugt, da man jede Einzelheit stets an der abzuleitenden Reihe nachprüfen muss. Wenn ich
nun auch überzeugt sein darf, bei der Aufstellung der hier vertretenen Deutungen redlich nach einem
unbefangenen Urtheil gestrebt zu haben, so wird doch das Erreichte in manchen Puncten anfechtbar sein.
Auch werden die gewaltige Masse des stets fast gleichzeitig zu beherrschenden Stoffes und die geringen
literarischen und musealen Hilfsmittel, die ich bei der Revision meiner Arbeit zur Verfügung hatte,
vielleicht kleinere Unrichtigkeiten entschuldigen helfen.
Da sich die Färbung des Puppenflügels in zwei bis drei Tagen ausbildet, vex'dankt man es bei
geringem Material selbst mit Zuhilfenahme der sehr brauchbaren Gewichtsbestimmungen ') mehr einem
glücklichen Zufall, wenn man einige Entwickelungsstadien der Zeichnung antrifft. So muss auch ich eine
Lösung der einschlägigen Einzelheiten weiteren Untersuchungen überlassen und mich mit der Anführung
einiger unzusammenhängenden Beobachtungen begnügen.
Die Gnmdfarbe der Flügel in der jungen Puppe war bei allen untersuchten Arten (P. PhiJenorL.,
Asterius L., Machaon L., Turnus L., Podalirius L.) zuerst glasklar, dann ein unreines Weiss, das am
Tageslicht in wenigen Stunden gelblich nachdunkelte. Wie die Entwickelung des Rippensystems ist auch
die der Zeichnung auf den hinteren Flügeln früher vollendet. So zeigte eine Puppe von P. Podalirius
mit noch gleichmässig blassen Vorderflügeln auf beiden Flügelflächen der Hinterflügel besonders hinten
stai'k und breit gesäumte weisskernige Marginalflecke, deren innerster schon vollkommen ausgebildet war,
während der im dritten Randfelde sich erst anlegte , der im zweiten noch fehlte. Dagegen war der sog.
, Prachtwinkel " Eimer 's bis zum inneren Rande des siebenten Randfeldes, also weiter als am voll-
kommenen Thier entwickelt. Wie die Randmonde bildete auch das „Analauge" einen weissen Kern mit
dunkler Fassung. Zugleich erkannte man von dem „Praehtbande" '^) nur den ausserhalb der Zelle gelegenen
äusseren Grenzstreif, der noch keine fortlaufende Linie bildet, sondern durch die ungefärbten Ripjjen
durchschnitten ist, vom zweiten bis fünften Randfelde besonders der Unterseite.
Wir erhalten damit für die Zeichnung der Flügel eine Bestätigung der auch von A. Weismann
für die Entwickelung der Raupenzeichnung festgestellten Regel, dass neue Eigenschaften sich von hinten
nach vorn verbreiten, einer Regel, welche Eimer als „antero-posteriores Entwickelungsgesetz" bezeichnet.
In einem weiter vorgerückten Stadium fand ich die Prachtbinde mit ihren Grenzstreifen auch in den
Randfeldern, in welchen sie dem Falter fehlt: hiei'aus ei'hellt, dass sie bei den Vorläufern der Art
gleichmässig entwickelt war. Ihr spätes Auftreten aber scheint dadurch zugleich bedingt zu sein, dass
sie sich so bald zurückbildet.
') Vergl. F. Ui'ech, Bestimmungen der successiven Gewichtsabnahme der Winterpuppe von P. broitsicae etc.
(Zool. Anzeiger, XI, 1888, p. 205-212.)
') Der etwas volle Ausdruck ^Prachtband" bezieht sich auf das von Eimer , Prachtbinde ' genannte, meist
vierfai-bige , über die Flügelmitte verlaufende Band der SegelfaUer. ein für diese Untergattung sehr characteristisches
Zeichnungselement.
— 15 —
Leider fehlen bisher die ersten Entwickelungsstufen der Zeichnung auf den Vorderflügeln. Auf den
mir zur Verfügung stehenden Stadien treten bei P. Podaliriiis L. schon alle überhaupt vorkommenden dunklen
Bänder hervor, so auch regelmässig das fünfte Zell- und das Inframarginalband. Letzteres reicht bei einem
jüngeren Stadium über die Zelle hinaus und schliesst sich hinten derart an das Terminalband an, dass
ihre Fortsetzung eine gemeinsam gebildete zu sein scheint. Alle Bänder legen sich, wie die Zeichnungen
der Hinterflügel, stets intercostal an. Besonders entstehen sie innerhalb der Einsenkungen des Flügels, so
in der taschenartigen Zellfalte der Yorderflügel viel früher als auf den exponirteu Flügelstellen und
wachsen erst allmälig über letztere hinaus.
E i n t h e i 1 n n g s p r i n c i p i e n der P upil ioniden.
Bei der Besprechung der Unterfamilien und einzelnen Grattungen der Fapilioniden halte ich midi
an die durch das Geäder begründete Stufenreihe und beginne so mit der Gattung Papilio, welche über
400 Arten enthält, von denen mir leider fast vierzig vollkommen unbekannt geblieben sind, trotzdem ich
die grössten Sammlungen Deutschlands durcharbeitete.
Li der Besprechung der Arten von Papilio halte ich mich an die durch die geographische Verbreitung
gegebenen Hauptgruppen, welche ich mit Benutzung der ausgezeichneten, auf Mei'kmale des Geäders etc.
gegründeten Monograjihie von C. und ß. Felder'), die bisher noch unerreicht dasteht und erst neuer-
dings von G od mau und Salvin-) nach Verdienst gewürdigt wurde, nach ihrer Verwandtschaft in drei
hiermit zuerst begründete Untergattungen PAarvwacojj/mr/MS^), Cosrnodemms*), Papilio s. str. zusammenfasse.
Dieselben characterisiren sich durch wenig auffällige Eigenthümlichkeiten, welche aber bei den
meisten Arten mit Ausnahme einzelner mimetischer Formen, sich recht constant erhalten und so auch die
Einordnung neuer Formen gestatten. Hoftentlich dürfen wir von der Zukunft eine bessere Eintheilung
erwarten.
Die Untergattung der Aristolochienfalt er, Pharmacopli arjus, welche ich an die Sjiitze
von Papilio stelle, ist ausgezeichnet durch meist undeutlich geringelte, ganz allmälig verdickte E'ühler,
durcli meist rothe Färbung an Kopf, Brust, Hals und Abdomen, die fast nur in der eigenartigen süd-
amerikanischen Philenor - Gruppe fehlt , durch die Verkürzung des achten Randfekles der Hinterflügel,
in welchem der Marginalmond mit dem Randsaum verschmilzt, durch die deutliche Entwickelung der
Analfalte, den Besitz von Dufteinrichtungen in den meist nach oben, selten nach unten (Pr/öHiMS-Gruppe)
umgeschlagenen zwei letzten Kandfeldern der Hinterflügel der Männchen. Das Analfeld i.st wie bei den
Segelfaltern flach ausgebreitet und ebenso stark wie das Subanalfeld entwickelt. Die schwarzen, mit
rothen Fleischzapfen besetzten Raupen fressen Aristolochien ; die Puppen sind dick und plump und tragen
auf dem Rücken sattelartige Höcker.
Die Untergattung der Segelf alter, Cosmodesinus , ist der vorigen näher als der folgenden
verwandt und kennzeichnet sich meist durch die kurze und breite ovale und oft platte Fühlerkeule, die
starke Behaarung der Stirn, die concave Discocellulare im dritten Randfelde der Hinterflügel, die oft in
') C. et R. Felder, Species Lepidopt. 1. Papilionidae. (Verb, zool.-bot. Ges. Wien, XIX, 1^64, p. 289 — 378.)
^) Godman et Salvin, Biolog. centrali-amerie. Rhopaloc. 1889, p. 189 ö'.
') rpäQuaitov = Gift, (fuyüt> = fressen, weil die Raupen Aristolochien fressen.
■") xöofAOi = Schmuck, tCftr^os = Band, wegen der typischen Entwickelung des , Prachtbandes " für die Segel-
falter s. 1. augewandt.
— 16 —
Querbändern avisgeprägte Zeichnung aus. Mit der vorigen Grujjiie stimmt sie übereiu in der Ausbildung
des Analfeldes, der Verkürzung des achten Randfeldes und dem Besitz von Dufteinrichtungen in dem nach
oben umgeschlagenen achten Randfelde der Hinterflügel. Doch sind letztere meist weniger pelzartig als
bei den Aristolochienfaltern, vielmehr bestehen sie meist aus kurzen Duftschuppen und zerstreuten langen
Strahlhaaren. Die meist nur theilweise erhaltenen, ausserhalb der Marginalmonde gelegenen Postmargiual-
monde sind auf diese Untergattung beschränkt, jedoch bei manchen Arten unterdrückt. Die mimetischen
Formen unterscheiden sich von ihren Modellen durch mehrere rothe Tüpfel an der Basis der Unterseite
der Flügel. Die Raupen sind am Hinterende verschmälert, oft in zwei Spitzen ausgezogen und mit blassen
Streifen besetzt und leben besonders von Annonaceen. •
Die Rinnen falter (Papilio s. str.) sind durch die Verschmälerung des achten Randfeldes aus-
gezeichnet. Das Svibanalfeld ist stark verengt und bildet eine neben der nach innen concav gekrümmten
Dorsalis verlaufende tiefe, ebenfalls gekrümmte Rinne, an deren Grunde die undeutliche Analfalte
liegt. So tritt die Zeichnung des achten Raudfeldes hauptsächlich im Subanalfelde auf, während sie
in den anderen Untergattungen sich bis über das Analfeld fortsetzte und dadurch lassen sich auch die
mimetischen Arten der beiden letzten Gruppen unterscheiden. Durch die starke Entwickelung des freien
Halses und die geringere Verkürzung des Subanalfeldes, welches stets einen entwickelten Mond der
Marginalbinde enthält, stellt sich diese Gruppe als selbstständige Entwickelungsreihe dar.
Im Gegensatz zu Eimer 's allerdings bisher von ihm nur an den , eigentlichen" Segelfaltern
geprüfter Auffassung des verwandtschaftlichen Zusammenhanges der einzelnen Arten muss ich betonen,
dass ich mit C. und R. Felder neben der Verwandtschaft die geograjDhische Verbreitung als das wichtigste
Moment für die Aufstellung natürlicher Artgruppen ansehe, wie ich bei den Segelfaltern genauer aus-
einandersetzen werde. Ich schliesse mich damit an die längst für die höheren Thiere anerkannte Regel
an, dass selbst Repräsentanten einer Gattung nur in seltenen Ausnahmefällen auf verschiedene Continente
vertheilt sind, eine Regel, welche für Untergattungen und Artgruppen selbstverständlich noch mehr Geltung
beansprucht.
Im Interesse einer weiteren natürlichen Anordnung der Artgruppen habe ich die palaearktische
Region der indo-australischen und letztere der afrikanischen vorausgestellt, um so die Verwandtschaft der
Faunen hervorheben zu können, und habe die nearktische trotz ihrer Beziehungen zur palaearktischen vor
der nur aus ihr zu entwickelnden neotropischen Subregion besprochen. So suche icli damit, die Entwickelung
lokal beschränkter Formen theilweise auf die ümwandelung von meist südwärts, seltener nordwärts ein-
dringenden Einwanderern zurückzuführen, deren morphologische Grundformen ich am Schlüsse der Zu-
sammenstellung mit einander vergleichen werde.
Bezüglich der Nomenclatur schliesse ich mich im Allgemeinen an F. W. Kirby's verbreiteten
Katalog an '). Nur in der Bezeichnung der dimorphen Arten habe ich stets diejenige Bezeichnung gewählt,
welche der meiner Ansicht nach ursprünglichsten Form der Art gegeben wurde, und somit bei poly-
morphen Formen in allen Fällen, in welchen die Divergenz seitens des Weibchens durch mimetische
Anpassung entstanden ist, den Namen des männlichen Geschlechts als Artnamen angenommen.
') F. W. Kirby, A synonyniic Catalogue of Diurnal Lepidoptera. London- Berlin 1871. Supplement 1877.
— -17 —
Palaearktische Papilioiieii.
Die Untergattung der lünnenfalt er , Papilio s. str. , ist in dieser Region nur durch vier >iaciiaou-Gr.
endemische Arten vertreten, welche sich auf sie beschränken und von denen drei zu der engeren Machaon-
Gruppe unserer Schwalbenschwänze gehören. Von diesen ist P. Machaon L. selbst über fast ganz Europa,
Nordafrika, Nordindien, Sibirien und Japan verbreitet. Als die am leichtesten zugängliche Art darf er
als Beispiel für die Erörterung der Zeichnung seiner Gruppe dienen.
Wie die Grundfarlie der Flügel, ist auch die des Körpers bleich schwefelgelb. Doch zieht sich
ein breites Band vom Kopf über den Nacken, verläuft je ein schmaler Streif an den Seiten über den
Stigmen und je ein schärferer an den Bauchseiten. So ist der Körper deutlich fünffach längsgestreift.
Wie die übrigen Mitglieder der Gruppe zeichnet auch P. Machaon sich durch lange und spitze Anal-
klappen und schwächere Zackung der Hinterflügel aus. Die Zeichnung der Vorderfiügel besteht in der
Mittelzelle aus einer die basale Hälfte einnehmenden, oben mehr gleichmässigen, unten nur aussen durch
ein stark vortretendes schwarzes Band ausgedrückten Veixlunkelung, welche sich oben auch über die
Hinterflügel fortsetzt, unten dagegen sich mir in dunklen Streifen auf der Dorsalrippe und dem zweiten
Cubitalaste erhält. Die basale Verdunkelung der Vt)rderflügel entspricht einer Vereinigung der drei
Basalbänder mit dem vierten Zellbande und ist auf den Hinterflügeln durch starke Aufhellung besonders
unten verwischt. Der weiter in der Mittelzelle der Vorderfiügel gelegene schwarze Bandfleck entspricht dem
fünften Zellbande der Segelfalter und findet sich wohl in der Verdunkelung am Ende der Hinterflüo-elzelle ')
wieder; der durch Verkürzung der Mittelzelle nur ausserhalb derselben erhaltene Fleck entspricht dem
Terminalbande. Ein weiterer schwarzer vor der Radialgabel im Vorgabelfelde gelegener Fleck entspricht
dagegen dem Inframarginalbande, und das breite, ausserhalb des letzteren gelegene, den ganzen Flügel durch-
ziehende Zackenband, das hell bestäubt auch auf der Oberseite vortritt, ist das Submarginalband. Ausser-
halb des letzteren liegt die unten noch verbreiterte helle Marginalbinde , welche oben in einer continuir-
lichen Reihe meist halbmondförmiger Flecke, den Randmonden, auftritt. Zwischen der Marginalbinde und
dem hellen Randsaum zieht sich das gezackte Postmai-ginalband hin. Die breite Aufhelluntr, welche
schon durch längs der Rippen verlaufende Verdunkelung zerschnitten wird , ist aus den zwei Zellbinden
und zwei ausserhalb der Zelle gelegenen, nur am Vorderrande durch das Infraraarginalbaud getrennten
Binden, der Vor- und Zwischenbinde, verschmolzen und muss somit als Mittelbiude bezeichnet werden.
Von diesen Bändern und Binden setzt sich der Randsaum, das Postmarginalband, die Maro-inal-
binde, endlich das Submarginalband und die erweiterte Mittelbinde über die Hinterflügel fort, wobei die
den einzelnen Randfeldern angehörigen Elemente scheinbar auseinander gezerrt werden und dabei einen
unregelmässig gebrochenen Verlauf zeigen, welcher ungefähr den Verkürzungen der einzelnen Randfelder
entspricht, zugleich aber durch die gegenseitige Entwickelung bedingt ist. Im achten Randfelde ist zwar
der äussere Marginalstreif erhalten, aber der innere vollkommen erloschen, und so geht hier der ziegelrothe
runde Marginalmond in die Submarginalbinde unmerklich über.
Nach dem geringen in meinem Besitz befindlichen Material bemerke icli über die Entwickelung
der Zeichnung, dass das Postmarginalband der Vorderflügel ursprünglich breiter und die Maro-inalmonde
') Um eine gewisse Schvirerfälligkeit der Ausdrücke möglichst zu vermeiden, bezeichne ich, da Missdeutuncen
ausgeschlossen sind, die Mittelzelle oft kurzweg als , Zelle' xaz' iioxfjy.
Bibliolbeca zoologica Heft VIII. 3
— 18 —
auch aussen convex sind, dass das Submarginalband der Hinterflügel ursprünglich viel dunkler ist und
zugleich weniger gehroclien verläuft, dass das Terminalband der Hinterflügel ursprünglich breiter, die
Marginahnonde gleidnnässiger und ihr vorderster, im zweiten Kandfelde gelegener etwas rostbraun ist,
und dass im vierten bis sechsten Randfelde in den Falten entwickelte Rostflecke auftreten.
Somit zeigt F. Machaon in der Verkürzung des Inframarginalbandes und in der theilweisen
Reduction der Hinterflügelzeichnung sich als abgeleitete Form.
Dasselbe gilt für den nahe verwandten F. Xvthus L. . der auf die palaearktische Hälfte Asiens
beschränkt ist. Infolge stärkerer Verdunkelung der Vorderflügei ist hier die Randbinde auch unten theil-
weise schon in grössere Marginalmonde aufgelöst, die Submarginalbinde oben oft stark verdunkelt, die
Mittelbinde auf schmale helle Keile beschränkt : die zwei Zellbinden sind stark reducirt und die Basal-
hälfte der Mittelzelle ist durch längs der rudimentären Rippen der Radialis und Media verlaufende Ver-
dunkelung anscheinend mit hellen Längsstreifen versehen. Die Hinterflügel sind durch stärkere Verdunkelung
des Subraarginalbandes und dadurch bemerkenswerth, dass im achten Randfelde das Postmarginalband
zu einem pupillenartigen Fleck innerhalb des „Afterauges" reducirt ist, welches durch das ringförmige
Verfliessen der Marginal- mit der Limbalbinde entsteht. Bei der Frühjahrsform Xiithulus Brem. schwindet
sogar die Pupille oben vollständig. Eine bei P. Machann und P. Xuthus im fünften bis sechsten Randfelde
an der Unterseite der Hinterflügel innerhalb des Submarginalbandes gelegene rostgelbe Bestäubung ent-
spricht dem Rest der Zwischenbinde.
Als modificirte durch locale Einflüsse entwickelte Inselform schliesst sich auch der auf Sardinien
und Corsica beschränkte P. Hospüon Guen. mit zahnartig verkümmerten Hinterflügelschwänzen enger an
P. Macliaon L. an.
Aiexanor-cir. Wie die erwähnten Arten ist auch P. Älexanor Esp. durch gelbe Basis der Fühlerkeule und das
Fehlen des Hinterflügelzackens am vorder.sten Cubitalast ausgezeichnet, doch zeigt er sich durch die
Verlängerung des Radialgabelstiels der Vorderflügel und die ungewöhnliche Verschmälerung am Ende des
zweiten Randfeldes der Hinterflügel, welche auch die Zeiclmung unterdrückt, als so abgeleitete Form,
dass C. und R. Felder für ihn eine besondere Section L. aufstellten. Zugleich erinnert seine Zeichnung
an die nearktische Z)aM«2«s-Gruppe, sodass wir in der kleinen, von Spanien und Südfrankreich bis Südpersien
verbreiteten Form einen Abkömmling eines gemeinsamen arktischen Stammes erblicken müssen, dessen
ursprünglichere Formen sich in Nordamerika erhielten '). Auf den Vorderflügeln besitzt P. Älexanor drei
in der Mittelzelle und ein wie bei P. Daunus Bsd. (Mexico) an ihrem Rande liegendes Band, welche wir
1) als Complex des ersten und zweiten, 2) als breit entwickeltes, ebenfalls über die Hinterflügel gehendes
drittes Basalbaud, 3) als auch am Ende der Hinterflügelzelle wieder auftretendes fünftes Zellband und 4) als
Terminalband ansehen. Das Inframarginalband ist ganz geschwunden, dagegen das Submarginalband und
besonders die Marginalbiude breit und regelmässig entwickelt. Auf den Hinterflügeln tritt in weiterer
Reduction der Zackung am ersten Cubitalast sogar ein concaver Ausschnitt des Randes auf; im achten
Randfelde ist zwar das Submarginalband scharf gegen den orangenen Marginalmond abgesetzt, dieser
') Es bietet dies ein neues Beispiel für die interessante Beobachtung Weismann's, welche auch von Eimer
bestäti<^t wird, dass die nordamerikanischen Arten grössere Ursprünglichkeit zeigen als die vicariirenden Europäer.
— 19 —
jedoch mit dem Saume allmälig verschiiiolzeii. Die helle Säumuiig des langen Scliwanzanhanges beschi-änkt
sich auf die Innenseite.
Die Raupe von P. Xutkus erinnert besonders an die von P. Hospiton Guen. Durch die orange-
rothen Tüpfelreihen auf den schvvai'zen Querbändern gleicht auch die erwachsene Haupe von P. Alexanor
Esp. ') mehr als die des ihm so nahe stehenden P. Hospiton Guen. der von P. Machuon, und lebt auch
wie die meisten übrigen, auch nordamerikanischen Arten der Gruppe, von ümbelliferen (Seseli), während
die von P. Hospiton Guen. auf letzteren (Ferula vulgaris) und Rutaceen (Riita oorsica) lebt.
So ist P. Alexanor wohl als früh abgezweigter Ausläufer der Stammformen der Muchaon-Grnppe
anzusehen. Dass diese aber der nordamerikanischen DaMmis-Gruppe nahestand, beweist das Jugendkleid
der Machaon-Ranfii , das wie dasjenige von P. Turnus L. und Rutulus Boisd. auf dunklem Grunde eine
weisse Schabracke des Abdominalrückens trägt, wie wir sie auch bei der jungen Raupe des indischen
P. Gifjon Feld. etc. antreffen.
Den in die palaearktische Region, nach .Japan, Nordchina, den Amurländern vordringenden P. Maackü
Men., dessen Frühjahrsform nach Christoph der P. Baddci Brem. darstellt, werden wir bei Besprechung
seiner indischen Verwandten, der Pam-Gruppe, behandeln, deren nördlichsten Vorposten er darstellt.
Der einzige Vertreter der palaearktischen Segelfalter ist P. Podalirius L.. der nach Eimer Podaiirius-Gr.
1. c. p. ()8 in Skandinavien, England, den Niederlanden, dem grössten Theil der Nord- und Ostseeküsten
fehlt, südlich dagegen bis Nordafrika, östlich bis Kleinasien, nach Felder 1. c. aber noch bis Sibirien
und Nordindien (Masure) geht und zahlreiche Varietäten bildet. Da diese Form von Eimer genau unter-
sucht wurde, müssen wir sie im Anschluss an die Schilderung dieses Autors ausführlicher besprechen.
Die kurzen schwarzen Fühler zeigen die für die Untergattung characteristische Keule deutlich
ausgebildet : der Körper trägt noch die mittlere breite dorsale Verdunkelung und auf dem Nacken zwei
typische Längsbinden, die aussen von einem schwarzen Streif begrenzt sind. Weiter ist ähnlich wie bei
P. Machaon L. auf der hellen Flanken- und der Bauchseite des Abdomens jederseits je ein schwarzer
Längsstreif entwickelt, von denen bei der südlichen var. Latteri Const. der stigmale ausf^illt. Auf der
schwefelgelben Grundfarbe der Flügel treten auf den vorderen meist das erste bis dritte Basalband, das
vierte Zellband und das sechste, aus dem sechsten und siebenten Streifen Eimer"s bestehende Terminalband,
seltener (var. undecimstriatus Eimer) noch das fünfte Zellband auf. Oft ist das vierte und sechste hell
gekernt. Ausserhalb der Zelle liegt das dunkle Inframarginalband (IX. Eimer 's) und weiter das stets
gelbgefüllte Submarginalband. An letzteres schliesst sich die auf der Unterseite breitere Marginalbiude
und das unten schmälere Postmarginalband an : die Saumbinde ist äusserst schmal. Von diesen Bändern
setzt sich das erste bis dritte Basalband über die Hinterflügel fort, das Terminalbaud dagegen ist unten
weiter als oben vor dem Hinterrande abgekürzt. Somit entspricht der in seiner ungefähren Verlängerung
liegende, unten stets deutlicher als oben erhaltene Streif nicht der Verlängerung des Terminalbandes, wie
Eimer es annimmt, sondern, wie ein Vergleich mit der Älebion-Glycerion-Gruppe beweist, dem inneren
Submarginalbandstreifen. Auch setzt sich das dritte Basalband nur in den innersten Streif des sog. Pracht-
bandes fort, welches über das Ende der Hinterflügelzelle geht, wie man leicht bei richtiger Flügelstellung
erkennt: somit entspricht letzteres nicht dem dritten Basalbande allein, sondern einem Bändercomplex.
') Vergl. E. Hof mann, Die Raupen der Schmetterlinge Europas. 1890. Tafel I, 'ia und Tafel VI, Fig. 1—2.
S*
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Darauf deutet auch die Zusammensetzuno- der Doppelbinde, deren innerer Tiieil weiss, der äussere gelb
ist, und ihr äusserer üreuzstreif hin. Obwohl die Verbindung hinter der Mitte unterbrochen ist, gehört
doch der hinten schwarz gesäumte orangerothe „Pracbtwinkel" im siebenten bis achten Randf'elde der
Prachtbinde an. Dagegen entspricht der unter ihr gelegene blauschwarze Augenfleck niclit den übrigen
blaugekernten Hinterrandflecken, sondern, wie die morphologische Vergleichung der rÄa?s-Grup])e ergiebt,
dem Submarginalbande. Weiter sind die vom vierten bis siebenten Randfelde reichenden blaugekernten
Mondflecke aus einer aussen beginnenden Blaufärbung der ursprünglich gelben Marginalraonde hervor-
gegangen , was mau an bleicheren Varietäten leicht verfolgen kann. Weist somit die Zeichnung von
P. Podaliriiis auf eine indische Abstammung hin, welche E. Hofmann') dazu bewog, sie als aus Mittel-
asien eingewandert anzusehen, so müssen wir sie doch andererseits als peripherische Form des Stammes
auffassen, wie dies das nahe Zusammentreten der zwei hintersten Medianäste der Hinterflügel an die Oubitalis
beweist. Eine nähere auch von C. und R. Felder durch ihre Gruppirung der Art erkannte verwandt-
schaftliche Beziehung zu dem australischen P. Leosthenes Dbld. spricht ebenfalls für den vertretenen
Ursprung unseres Segelfalters in heisseren Strichen. Auch lässt sich dafür seine geringe nördliche Ver-
breitung anführen. Die Futterpflanze der Raupe gehört den Amygdaleen und Pomaceen an und bildet
in dem Schlehstrauche ihren nördlichsten Ausläufer; allerdings soll A. Costa (nach Eimer 1. c. p. 69)
die Raupe auch auf Disteln und Nesseln angetroffen haben. Nach E. Hof mann frisst die Raupe im
Süden Europas ausser den Blättern von Mandel- tind Pfirsichbäumen auch die von Aronia rotundifolia,
ebenfalls einer Pomacee. Nach Boisduval lebt sie auch an Berberis, einer den Annonaceen etwas
verwandten Gattung.
Die Puppe zeigt noch grosse Aehnlichkeit mit der des nearktischen P. Ajax, mit welcher sie die
in der scharfen Nackenspitze zusammentrefl'enden infrastigmalen und dorsalen feinen Kiele, die supra-
stigmalen , segmental unterbrochenen schrägen hellen Zeichnungen und die feinen dunklen Flecke über
dem Stigma und an der Innenseite der hellen Schrägbinden theilt, nur ist die Puppe von P. Ajax plumper
und bauchiger. Ich hebe diese Aehnlichkeit der Puppenfoi-m deshalb besonders hervor, weil die letzten
Stadien der Raupen so grundverschieden sind, indem bei P. Ajax im dritten Stadium auf hellem Grunde
in jedem Segment vier schwarze Ringbänder erscheinen, während die Färbung der Fodalirius-\\a.\.\^e grün
mit gelben Rücken- und Seitenlinien, über die Segmente ziehenden feinen Schrägbinden und je sechs
segmentalen Flecken geziert ist, somit an die Zeichnung l)eider Puppenformen erinnert.
Während P. Podalirius ganz isolirt steht, können wir für die palaearktischen Rinnenfalter folgende
Entwickelungsreihe aufstellen :
Hospitov Guene.
Machaon L. Xtdhus L.
Alexanor Esp.
Daunus - ähnliche Formen.
E. Ho tili Ulm, Die Isoporien der ('nro)). T;icrfolter. (Inaug.-Diss.) Stuttgart 1873.
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Iiulo-juisti'alisi'he Papilioneii.
Schon Th. Hör stiehl und F. Moore '| machten den Versuch, die Papilio- kiten dieses Gebietes
in natürliche Gruppen zu theileu. deren sie ebenfalls drei ungefähr den von mir ano-enominenen ent-
sprechende unterschieden.
In die erste Gruppe, welche nur Rinnenfalter entliält, stellten sie die Arten „mit an der Basis
fadenförmig-en, in ihrer ganzen Länge mit vorstehenden kantigen Ringen besetzten und mit cylindrischer,
an beiden Enden zugespitzter Keule endigenden Antennen, deren glatte und am vierten bis fünften Segment
angeschwollene Larven sich nach vorn schnell, nach hinten allmälig verschmälern". Dahin rechneten sie
P. Memnon, Polymnestor, Heloius. Puuimott, Demolion, Arjuna, Erithonius, Xuthus, Machaon.
Die zweite Gruppe, welche mit Ausschluss des von mir zu den Hinnenfaltern gerechneten
P. dissintilis meinen Aristolochienfaltern entspricht, besitzt undeutlich geringelte Antennen und eine an
beiden Enden sehr schwach verjüngte Larve, die ziemlich dick und fleischig, oben glatt und mit kurzen
Fleischzapfen besetzt ist. (Hierher gehört P. Barsius, Pompeus, Hedor, Diphilus)
Die dritte Gruppe endlich entspricht meinen Segelfaltern und zeichnet sich durch ovale ver-
breiterte und zusammengedrückte, eng geringelte Fühlerkeule und durch platte, schwach verschmälerte, in
der Mitte etwas gewölbte, mit regelmässigen Querbändern gezeichnete Larvenform aus, deren Hinterleib
in zwei Spitzen endigt. (Hierher gehört P. Sarpedon, Agamemnon, Antiphates.)
Die nächste natürliche Eiutiieilung entwarf A. R. VVallace-) in seiner berühmten Arbeit über
die malayischen Pupilioniden
Von den drei Abtheilungen Horsfield und Moore"s behielt er nur die der Segelfalter bei,
welcher er durch die kurzen, stumpfen Antennen, die schmalen, behaarten Genitalklappen des Männchens,
das nach oben umgeschlagene, innen wollige oder haarige Analfeld der Männchen, den starken Körper
und schnellen Flug der Falter, die verlängerte, hinten zugespitzte und oft zweispaltige grüne, schief
und hell gestreifte Raupe characterisirte und in die 3Iacareus-, Antiphates-, Eurypy]us-Gi-\im)e unterschied.
Dagegen trennte Wallace die von mir als Rinnenfalter zusammengefassten Grupjjen mit schwachem
Körper, welche auch er durch das flache, aber nicht zurückgeschlagene Analfeld der Männchen kenn-
zeichnet, in zwei Hauptabtheilungen (B und (,'). Die erste derselben umfasst die Gruppen mit langen
Fühlern, stark verbreiterten, oft geschwänzten Flügeln, mit stark gekrümmter Puppe und am dritten
Segment geschwollener, quer oder schräg gebänderter Larve, die Ulysses-. Perarithus-, Protenor-, Memnon-,
Helenns-. Eredheus-, Pammon- und Z)e»u)/io«-Gruppe.
Dieser Abtheilung B. stellte er als gleichwerthig eine aus der Erithonius-, Paradoxa-, Dissimüis-
Grujjpe gebildete weitere gegenüber, welche er durch kurze Antennen mit dicker gekrümmter Keule,
ganzrandige Flügel und eine subcylindrische, verschieden gefärbte Raupe kennzeichnete. Jedoch bemerkte
Wallace selbst, dass die Larven und Puppen der iJri^/iDwms - Gruppe ,something like those of
P. Deninlinn^ sind.
In der That ist diese Gruppe C. aufzulösen, denn die Erithonius-(Tirupi:ie gehört unstreitig schon
nach ihren Fühlern, ihrer Raupe und Puppe in die Nähe der Machaon- und Demoh'on-Grupiie , während
'! Th. Horsfield and F. Moore, Catal. Lepid. Ins. Mus. Kast-lnd. Comp.. London 18-57. p. 11s— 119.
') A. R. Wallace, On the Pbenoniena ol Variation and Geographica! Distribution as illustrated by the
Papilionidae of the Malayan Region. (Trans. Linn. Soc. London, XXV, 1865, p. 23.)
90
<lie Dissimilis-GruTp-pe nach der Fülilerforra sich enger an die Castor-Grup^e anschliesst uiui nach ihrer
Puppe ebenfalls zu den Rinnenfaltern gehört, da diese auffallend der Puppe von P. Turnus L. (Nord-
amerika) gleicht und wie diese einem trockenen Aststückchen ähnlich sieht. Dagegen trägt die Raupe
von P. dissimilis nach Moore (Lep. Ceylon) zwei dorsale und eine abgekürzte seitliche Reihe von
„fleischigen Tuberkeln" [nach Dewitz') trägt die von P. Palephates , Dornen"], auch ist die Färbung
(weissgelbe (Juerbinden und blutrothe Tüpfel auf dunklem Grunde) sehr auffällig. Jedenfalls sind weitere
Aufschlüsse über frühere Stadien dieser interessanten Gruppe sehr erwünscht.
1. Indo-australische Aristolochienfalter.
^Vährend Wallace weiter aus der Nox-, Coon- und Polydorus-Gruppe eine durch die kurze dicke,
mit zahlreichen fleischigen purpurrothen Zapfen besetzte Raupe gekennzeichnete weitere Abtbeilung A.
bildete, nahm er doch die Gattung Ornithoptera in dem von Boisduval geschaÖ'enen Umfange an, obwohl
er die vollkommene Uebereinstimmung von Raupe und Aufhängungsart der Puppe mit derjenigen der
Aristolochienfalter selbst hervorhob und die von Boisduval angeführten Abweichungen auch in BetreflP
der Gabeldrüse als irrig zurückwies. So begründete er die Gattung Ornithoptera Bsd. besonders durch die
vorspringenden unbehaarten dornigen Genital klappen der Männchen, die Stärke und Grösse der Falter,
ihre kräftige Flügelniembran, die langen gekrümmten und stumpfen Fühler, ihre eigenartige Form. Farbe
und Verbreitung.
In ihrer kurz vor VV allace's Arbeit erschienenen sich über alle bekannte Papilioniden erstreckenden
„Monographie" zogen C. und R. Felder die drei auch von Wallace unterschiedenen OrnüJioptera-
Gruppen, die Priamus-, Pompeus- und Brookeanus-Grwppe, im Anschluss an de Haan, J. West wo od,
Sn eilen van Vollenhoven wieder zur Gattung Pupilio , in welcher sie für jede eine eigene Section
errichteten und genau characterisirten.
Weiter zeigte ich '■') dann die auffallende Uebereinstimmung im Bau der Dufteinrichtung bei der
Ponvjpeus- und i?rooÄ;eawMS - Gruppe und ihre Unterschiede von denen der Pr?a»M«s - Gruppe, und endlich
wies C. Fickert') in einer sehr ausführlichen Monographie nach, dass auch die Zeichnung die Unter-
scheidung zweier unvereinbarer Gruppen verlangt. So kam er zu dem Ergebnis«, wegen des langen
Gabelstiels und seines mit dem des dritten Radialastes gemeinsamen Ursprunges vom Zellende der Vorder-
flügel die Pom]]eus-Brookeanus-Gxn\\\se wieder zu Papüio zu verweisen. Dagegen wollte er die Gattung
Ornithoptera für die Pr/omMS-Gruppe beibehalten und sie durch ein schon seinerzeit von Felder hervor-
gehobenes Merkmal, den Ursprung des dritten Radialastes weit vor der Radialgabel und die Kürze des
Stieles der letzteren, von der Gattung Papilio unterschieden wissen.
Nun kommt aber, wie Fickert selbst am Ende seiner Arbeit hervorhebt, dieser selbstständige
Urspnmg des dritten Radialastes auch bei der (zu den Rinnenfaltern gehörigen) neotropischen Zagreus-
Gruppe vor, wie ebenfalls Felder 1. c. p. 359 angiebt, auch linde ich ihn weniger deutlich bei Leosthenes
') H. Dewitz, Beschreibungen von Jugendstadien exotischei- Lepidopteren. (Nova Acta Leop. Bd. XLIV, 1882, p. 263.)
') E. Haase, Duftapp. indo-austral. Schmetterl. I und III. (Corre.sp. nat. Verein „Iris", Dresden, 1886 und 1888.)
') C. Fickert, lieber die Zeichnungsverhältniase der Gattung Ornithoptera. (Zoo). Jahrbücher, Abth. für
Systematik etc. IV. Bd., 1X90, ,,. 692—770.)
— 23 —
Dblil. und anderen Arten; ebenso ist der kurze Gabelstiel für viele afrikanische (Nireus-Gr.) und indische
Rinnenfalter ( Ulysses-Gr.) characteristisch.
Anscheinend finden sich ausser den erwähnten Unterschieden im Radialgeiider der Yorderflüo-el,
wenn man die Friamus- mit der Pompeus-Grum^e vergleicht, auch solche im achten bis neunten Rand-
felde der Hinterflügel ausgesprochen. So verläuft bei den Weibchen der Priamus-Gvuppe die tiefe über
der Analfalte gelegene Einsenkuug der Hinterflügel etwas nach aussen convex und erinnert an die Faltung
des Innenbordes der Rinnenfalter; ebenso ist die auffallend stark verkürzte Dorsalriji])e nicht ganz grade
und das Innenfeld sehr schmal, aussen befranzt. nach unten gebogen und am Innenrande schwach concav
ausgeschnitten. Bei den Weibchen der Po»y;eHS-Gruppe ist dagegeii die Rinne über der Analfalte undeut-
lich und wie die letztere selbst grade und weniger abgekürzt, während die längere Dorsalader nach innen
convex vorspringt. iSomit ist das achte Randfeld in seinen beiden Abtheilungen, dem zwischen Analfalte
und Cubitalis liegenden Subanal- und dem eigentlichen Analfelde, breit und flach und gleichartig ent-
wickelt und wird in der Analfalte nach oben zu umgeschlagen, während das Innenfeld sich in der Doi'sal-
rippe nach unten umbiegt.
Diese verschiedene Entwickelung erreicht in den Männchen ihren Höliepunct. So ist bei der
Pr?'a»n<s-Gruppe Anal- und Innenfeld schwach erweitert und auf der Oberseite einfarbig schwarz beschuppt,
auf der unteren dagegen seidenglänzend, grau beschuppt und trägt in einer durch die starke Convexität
der Dorsalader bedingten Rinne der Unterseite eine entwickelte Strahlhaarbürste, welche über die orangenen
Duftschuppen der Hinterleibsoberseite streicht : an trockenen Thieren allerdings ist das ganze Analfeld und
Innenfeld meist nach oben umgeschlagen. Bei dem Männchen der Po/n^^eMS-Gruppe ist eine weisswoUige
Dufteinrichtung auf der Oberseite der Hinterflügel von der Analfalte l)is zum Aussenrande wie bei so
Tielen Aristolochienfaltern entwickelt. So liegt die Dorsalis innerhalb der Duftschuppen, schlägt sich das
Anal-Inneiifeld in der Achse der concav liegenden Dorsalis nach oben um und biegt sich am Innensaum
ebenfalls wie bei der Pr/a/wt(S-Gruppe wieder schmal nach unten um.
Wie gross anscheinend auch diese Verschiedenheiten des Analfeldes sind, lassen sie sich doch auf
gemeinsame einfachere Bildungen der Aristolochienfalter zurückführen, wie sie P. Anterior Dru. aufweist.
Bei dieser Art besitzt das Männchen keine Dufteinrichtung und zeigt wie die indisch-australische
//ecfor-Grujjpe einen hinten nach innen convexen zweiten Cubitalast, eine ziemlich grade veidaufende deut-
liche Analfalte, ebenso eine schwach nach innen convexe Dorsalrippe und eine schwache Ausrandung
des Innenfeldes. Also lassen sich beide Gruppen, die Pompeus-Gru\)]}e über indisch-australische Hecfor-
artige Formen, die Pn'awJMS-Gruppe dagegen nur von ^lüiewor-artigen Formen, aber beide von dem einen
Stamme der Aristolochienfalter ableiten, sodass ich alle in der Untergattung PJiarmacoptus vereinigen darf.
Während die Pn'amMS- Gruppe eher den letzten Rest eines uralten Stammes darstellt, dessen
einziger Nebenzweig noch in dem afrikanischen P. Antenor erhalten ist, erweist sich die Pompeus- und
jBrooA:ea)ms - Grupjje als abgeleiteteste Form der Scjwjsen - P'n«|)MS - Gruppen und kann somit nur im
Anschluss an diese bespi'ochen werden.
Wenngleich bei den Weibchen der Priawms-Gruppe auf den Yorderflügeln noch zwei (juerbinden i'"^'""»-
Gruppe
und eine Aufhellung der Mittelzelle erhalten ist, dürfte die Zeichnung der Hinterflügel nur scheinbar
sehr einfach, in Wirklichkeit aber sehr complicirt sein, was die morphologische Deutung der Binden
betrifft. Nach meinen Untersuchungen muss ich die Aufhellung im achten Randfelde der Hinterflügel,
soweit sie hinter dem schwarzen Fleck liegt, für homolog dem Mondfleck bei Antenor Dru. ansehen, doch
— 24 —
zwingt ein Vergleich des Letzteren mit F. Hector L. . ihn der Schmuckbinde zuzusprechen. Dann wäre
bei allen Ai-istolochienfaltern der echte Marginalmond im achten Randfelde durch den starken Ausschnitt
am Innenwinkel aufgehoben worden und nur die vorletzten sechs Marginalmonde entwickelt, obwolil der
Schmuckbindenrest im Analfelde oft durchaus wie ein Marginalmond aussieht. Nur mit dieser Deutung
ist es uns möglich, die Zeichnung von Eiirycus und Euryades befriedigend auf die der Aristolochienfalter
zurückzuführen.
Nach der Zeichnung der einzelnen Glieder der P/-i«Htiis - Gruppe stellt Fickert Vidoriae Gray
und reginae Salv. (Salomons-Inseln) als ihre ursprünglichsten Arten hin, bei denen allein sich die Zeich-
nung der Oberseite der Männchen auf die der Unterseite zurückführen lasse. Auch ich möchte mit
Fickert in den Weibchen dieser Gruppe die ursprünglichsten Formen sehen, denen sich auch das
Weibchen der ältesten Prianms-¥oxm, des Lydiiis Feld. (Halmahera), am nächsten anschliesst. So zeigt
bei den zwei ersten Arten, wie auch Fickert bemerkte, die grosse Aufhellung der Mittelzelle der Vorder-
flügel einige Einschnürungen, welche als Reste der dunklen Bänder aufzufassen sein dürften, welche noch bei
P. Antenor Dru. entwickelt sind. Ebenso ist die Mittelbinde und Marginalbinde der Vorderflügel noch
wie ebenfalls bei P. Antenor gut ausgebildet und setzen beide sich auf die Hiuterflügel fort. So ist das
breite dunkle, diese hellen Binden trennende Band im zweiten bis achten Randfelde als Submarginalband
anzusehen. Die Aufhellung der Hinterflügelzelle ist von allen Formen der Priamws- Weibchen nur bei
dem von var. Lydius Feld, erhalten, welches auch die regelnlässigste Ausbildung der Binden, dagegen wie
die übrigen W^eibchen von Priamus L. und das von TitJionus de Haan (Waigiou) ein Zusammeufliessen
der Marginal- und Mittelbinden der Hinterflügel aufweist, durch welches das Submai-ginalband in einzelne
Flecke zerschnürt wird. Wie bei P. TitJionus, ist auch bei Vidoriae und reginae der Sammetfleck auf
den Vorderflügeln der Männchen, welcher alle Pna»jMS-Formen auszeichnet, nicht entwickelt. Stets ist
das Analfeld der Männchen kurz schwarz beschuppt und wird in der Dorsalis nach unten umgeschlagen,
sodass die langen rostgelben Borsten der Unterseite verdeckt werden.
Hector-ftr. Als eiue weitere, dem P. Antenor Dru. am nächsten stehende Form, welche durch die nach innen
convexe Dorsalader der Hinterflügel die Verbindung mit allen übrigen Aristolochienfultern der Tropen
vermittelt, sehe ich den auf das Festland Ostindiens und Ceylon beschränkten P. Hedor L. an, der die
interessanten auch durch die Säugethiere gegebenen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen madagassischer
und ceylonesischer Fauna bestätigt und sich vor allen indischen Arten durch die scliarfe Ausprägung der
von der Mitte des Vorderrandes bis zum Innenwinkel der Vorderflügel verlaufenden weissen Binde aus-
zeichnet und darin einer südamerikanischen Aristolochienfalter-Grupjje mit ursprünglicher Zeichnung, der
Ascanius-GruTpi^e , nähert. Mit P. Liris Godt (Timor und NW^-Australien|, welchen C. und R. Felder
zur selben Section LXXIV rechnen, mit der sie direct an P. Antenor an- und die Gattung Papilio ab-
schliessen, hat P. Hedor die stärkeren Antennen und das vollkommene Fehlen männlicher Dufteinrichtungen
im Analfelde der Hinterflügel gemein: somit sind sie die einzigen indischen Arten, in welchen beide
Geschlechter ein gleiches, bei den Männchen höchstens etwas stärker gefaltetes Analfeld besitzen. Unter
den beiden Arten dieser Gruppe besitzt unstreitig P. Hector L. die ursprünglichere Zeichnung, zumal sie
oben fast so scharf wie auf der Unterseite ausgeprägt ist und etwas an Euryades und an P. Antenor Dru.
erinnert. Auf den Vorderflügeln geht eine weisse, unten deutlichere Binde über das äusserste Drittel der
Zelle und setzt sich in intercostalen , V förmigen, mit der Concavität nach aussen gerichteten Tüpfeln bis
zum Innenwinkel fort, während eine zweite Tüpfelreihe vom Gabelvorfelde bis zum zweiten Randfelde
verläuft. Die Subapicalbiiide stellt die Reste der margintileu dar. die Diagonalbinde dagegen dürfte aus
der Verschmelzung von einer Zellbinde mit Resten der Mittel- und der Marginalbinde entstanden sein.
Auf den Hinterflügeln, welche durch secundäre Vei-dunkelung, die von der Basis aus begann, alles Weiss
der Grundfarbe verloren haben, liegt eine äussere und eine innere parallele Reihe von je sechs abgerundeten
blutrothen Tüpfeln, die vom zweiten bis siebenten Randfelde reichen. Der grössere, im achten Randfelde
in genauer Verlängerung der inneren blutrothen Reihe gelegene Tüpfel entspricht somit einem Stücke
der inneren Reihe und es ist letztere als Seh muck binde zu bezeichnen, welche die innere Tüpfelreihe mit
Resten der Mittelbinde bildet. Die eigentliünilich wellige Contur des Aussenrandes der Vorderflügel, der
über jeder Rippe in einem stumpfen Zacken vorspringt, erinnert vor Allem an P. Antenor , das grade
und feine Schwänzchen am dritten Medianast der Hinterflügel dagegen mehr an Euryades Duponchelii Luc.
Auch P. Liris Godt. stellt eine der ursprünglichsten Formen der Untergattung dar. doch sind bei
ihm alle Zeichnungen mehr verwischt. So liaben sich die Vorderflügelbinden zu einer breiten, über die
äussere Zellhälfte laufenden Mittelbinde vereinigt, welche, aussen und innen gezackt, auch über die Hinter-
flügelmitte zieht. Eine weitere Unregelmässigkeit der Hinterflügelzeichnung spricht sich darin aus, dass
der Marginalmond des zweiten Randfeldes wie der Schmuckbindentüpfel des achten in die weisse Mittel-
binde übergegangen sind. Das prächtige reiche Roth der Hinterleibsseiten und des Bauches erinnert
an Hedor.
Wie durch die Form der Mittelzellen und des Schwanzes, bildet P. Liris auch durch die Flügel- Jop^on-Gr.
form einen Uebei'gang zur folgenden JbpÄow-Gruppe, welche Feld er 's Section LXXHI entspricht. Dieselbe
besteht aus P. Polyphontes Bsd. (Celebes). Jophon Gray (Ceylon), Annae Semp. (Philippinen), Diphilus
Esp. (China bis Philippinen), Antiphus F. (Philippinen), aristolochiae F. (Indien), Polydorus L. (Moluccen,
Australien) und unterscheidet sich mit der fiec^or-Gruppe von den übrigen indischen Aristolochienfaltern
durch das Fehlen der Genitaldeckklappen („Analklappen') der Männchen. So ragt der äussere Genital-
apparat wie bei Eurycus Boisd. und Euryades Feld, nackt hervor und ist nur von einem Kranze blut-
rother Schuppenhaare umgeben. Ebenso zeigt die Hinterflügelzelle noch die ursprünglichere Weite und
ist das Analfeld am Hinterrande nur wenig ausgeschnitten. Dagegen sind die Hinterflügel des Männchens
schon von der Analfalte an einfach nach oben umgeschlagen und an dem bedeckten Theil mit einer
unentwickelten Dufteinrichtung versehen.
Bei den Formen mit complicii'terer Zeichnung erinnert letztere an P. Hedor L. und Liris Godt.
zugleich. So zeigt P. Jophon Gray eine durch die Verdunkelung des Zellendes wie bei P. Hedor L.
unterbrochene breite Querbinde der Vorderflügel, welche wie bei P. Liris verläuft. Dieselbe erhält
sich theilweise bei P. Polyphontes Bsd. , P. Annae Semp. und P. Polydorus L. und wird höchstens
bei P. Antiphus Esp. durch Verdunkelung grösstentheils verdeckt. Auch in Beziehung auf die
Zeichnung der Hinterflügel stellt sich P. Jophon Gray als ursprünglichere Form dar ; so besitzt er
wie P. Hedor auf den letzteren vom dritten bis achten Randfelde auch oben deutliche Randmonde,
im zweiten Intercostalraum den Rest der purpurnen Schmuckbinde und vom zweiten bis achten Randfelde
eine im ersten Zelldrittel innen scharf abgeschnittene, durch Verdunkelung der Adern mehr als bei
P. Annae Feld, eingeschränkte Mittelbinde. Bei den übrigen Formen wird nun zuerst die Mittelbinde
der Vorderflügel undeutlicher, indem sie wie bei P. Jophon am Vorderende verdunkelt wird. Dann aber
verbindet sich auch meist der kleine im achten Raudfelde gelegene Rest der Schmuckbinde mit der Mittel-
binde (P. Polyphontes B.sd.). Endlich schreitet die Verdunkelung der hellen Vorderflügelbinde weiter fort,
Bibliotheca zoolofiica. Heft VIII. 4
— -iG —
bis endlich von ihr nur noch eine schwache, von den dunkleren Ripj)en und Falten durchbrochene Auf-
hellung zurückbleibt. Mit der zunehmenden A^erdunkeluno- der Hinterflüorel treten die Monde oben zurück
und färbt sicii der Mittelbindenrest am Innenrande dunkler. Bei den östlichen Formen des P. Pohidorus L.
tritt eine Verkümmerung der Hinterflügelschwänze ein.
Die nachfolgenden Gruppen sind durch regelmässige Ausbildung der Genitaldeckplatten der
Männchen und durch entwickelte Duftajjparate im Analfelde der Hinterflügel ausgezeichnet.
Aicinuus-Gv. Nähere Beziehungen zur Jb/^/wM- Gruppe dürfte noch die allein durch P. Alcinous Kl. mit var.
Mencius Feld, gebildete, auf Nordchina und Japan beschränkte Section LXX Felder's haben. Infolge
fortgeschrittener Verdunkelung der Grundfarbe ist die der Vorderflügel einfach schwarz- oder graubraun, nur
von dunkleren lutercostalstreifen durchzogen ; die Hinterflügel sind tiefschwarz, an der Unterseite mit den
Marginaimonden vom zweiten bis siebenten, mit dem Reste der mit der Schmuckbinde verschmolzenen
Mittelbinde vom siebenten bis achten Randfelde verziert. Auch die gleichmässig verlaufende starke Er-
weiterung der Hinterflügelschwänze fand sich schon in der JopJion - Gruppe angedeutet. Ein Fortschritt
gegen letztere zeigt sich aber in der viel höheren Ausbildung der männlichen Duftapparate, die schon
eine breitere, mit granbraunen Duftschuppen samnietartig besetzte Fläche einnehmen. Bei der japanisciien
Rasse, var. Mencius Feld., erbleicht die ganze Körperfärbung zu einem stumpfen Grau.
Latieiiiei-Gr. ^^^,g Angehörigen dieser Section haben wir wohl die LatreiUei -Gruppe der indischen Aristolochien-
falter abzuleiten, welche, nach Ausschluss einiger nicht dahin gehöriger mimetischer Formen, aus P.
Dasarada Moore und dem ebenfalls nordindischen P. LatreiUei Don. mit zahlreichen Localformen
(Phüoxenus Gray, Polyeudes Doubl., Ravana Moore) bestehen würde. Sicher ist P. LatreiUei die ursprüng-
lichere von beiden Arten, da einzelne Varietäten auf beiden Seiten der Hinterflügel Reste der rothen
Mittelbinde ') am Innenrande und vom vierten bis siebenten Raudfelde entwickelte Marginalmonde besitzen,
während die Vorderflügel stark und gleichmässig verdunkelt sind. Schon bei P. LatreiUei Don. tritt uns
eine auffallende, mit der nothwendigen Verschmäleruug verbundene Verlängerung der Hinterflügel ent-
gegen, und bei P. Basarada Moore setzt sich endlich der stark spathelförmig verbreiterte Schwanz nur
mehr undeutlich ab. Zugleich erstrecken sich diese Zerrungen auf die Marginalmonde, indem die der
inneren Randfelder in je zwei Tüpfel auseinandergerissen, die des dritten bis fünften Randfeldes zu grossen,
weissen, leuchtenden Spiegeln ausgedehnt werden. Der rothe Tüpfel auf dem Schwanzende dürfte so aus
der Hälfte des im fünften Randfelde liegenden Marginalmondes hervorgegangen sein. Die männlichen
Dufteinrichtungen dieser Gruppe sind ebenfalls bei P. Dasarada Moore am höchsten entwickelt und stellen
sich durch die nur weiter ausgedehnte braunschwarze wollige Duftschupjjenniasse unter dem mächtig er-
weiterten Umschlage des Analfeldes als gleichgerichtete Weiterentwickelung der bei der .47c'/woMs-Gruppe
ausgebildeten Form dar.
Doubiedaji-Gr. Eine geringere Modification der Umbildung auch des Rippenverlaufs der Flügel zeigen die zwei
vergi. Taf. \i. ^,^^j_i uus zur Doublcdayi - Gruppe (C'ooM-Gruppe Wall.) zusammenzufassenden Sectionen LXXI und LXXII
Felder's, von deren Angehörigen sich P. Douhledayi Wall. (Nordindien). P. rhodifer Butl. (Andamanen)
und P. Cooii F. (Birma, Borneo, Java) durch eine ausserordentliche Verlängerung ihrer Flügel auszeichnen,
die sich sogar auf den Stiel des breit spathelförmigen Scliwanzes ausdehnt. Dui'ch die tiefe Ausbuchtung
') Die Mittelbinde ist auch hier mit dem .Schmuckbindeuredt verschmolzen, wie iu den weiteren Gruppen der
indischen Aristolochienfalter.
des Aualt'ekles, welche die nur stliwach entwickelte, am Aiissenrande la!)<r behaarte Diit'teiiirichtung auf
ein schmales Feld beschränkt, stellt sich diese Gruppe als eine einheitliche ilar, obwohl sie sich nacii der
Zeichnung in zwei Untergruppen zerlegen lässt. Erinnert P. Neptunus Guer. (Penang, Malacca, Borneo)
in den weissen Bindenresteu, die über die Mitte und unter der Spitze des Vorderfliigels sich schart von
der schön grauen Verdunkelung abheben, noch etwas an P. Jophon Gray, so ist doch die Zeichnung der
schwach und schmal geschwänzten Hinterfliigel einseitig entwickelt, indem sich wohl die blutrothe, mit
der Mittelbinde verschmolzene Schnnickbiude vom fünften bis achten Randfelde ausbildete, aber die Kand-
monde vollkommen verdunkelt sind. Bei der anderen Untergruppe dagegen tritt die Schmuckbinde zurück,
während die Mittelbinde sich basalwärts ausdehnt und die ßandmonde sich im sechsten und siebenten
Bandfelde der Hinterflügel wie bei der Latreillei-Grn\^pe bis zu den Randzacken verlängern und im sechsten
Randfelde ebenfalls zerschnüren. Bei P. rhodifer Butl. ist sogar die Schwanzspitze in der Mitte rosenroth
aufgehellt. Bei P. üoon F. ist die sonst rothe Kilrperfärbung wie bei Neptunus in Gelb übergegangen.
Mit der jOoM6?e(?a«/i- Gruppe hört die Reihe derjenigen Aristolochienfalter auf, welche durch die
grössere Länge und dichtere Bedornung der letzten Torsenglieder noch an P. Antennr Dru. und die Gattungen
Eurycus Bsd. und Euryades Feld, erinnern.
Den weiten Sprung von den ursprünglicheren Foi'nien zu den abgeleiteten, stai"k modiflcirten semperi-ßr.
Gi-uppen der indischen Aristolochienfalter dürfte P. Si'mperi Feld. (Philippinen) übermitteln, dessen
Weibchen an der Unterseite blutroth leuchtende, oben meist nur angedeutete Bindenreste der Hinterflügel
trägt, welche durchaus an P. Hedor L, erinnern. So ist die innere, vom zweiten bis achten Randfelde
ziehende, innen zu einer Zackenbinde zusammenfliessende, nach aussen durch Verdunkelung zerschnürte
blutrothe Tüpfelreihe der mit der Mittelbiude verbundenen Schmuckbinde, die äussere vom zweiten bis
siebenten Randfelde entwickelte aber der Marginalbinde zuzuschreiben. Letztere zeigt noch vom fünften
bis siebenten Randfelde die characteristische, schwarze Aussenrandflecke umschliessende Bogenform. Am
Männchen tritt die ursprünglichere Färbung auf der Oberseite der Hinterflügel durch eine tief sanimet-
schwarze Verdunkelung ganz zurück. Am dritten Medianast ist ein Schwänzchen , besonders bei den
Weibchen, deutlich entwickelt, welches wie die Flügelform an P. Hedor L. erinnert. Bei den Männchen
ist fast ein Drittel der Hinterflügel in den Dienst der Dufteinrichtung getreten. Diese besteht aus einem
seidenweissen, kuvzgeschorenem Sammet gleichenden Duftschuppenpelz, über den sich das mächtig erweiterte
Analfeld bis zur Cubitalis herüberlegt. Der Leib ist sehr stark und breit blutroth gefärbt und hebt sich
vom tiefen Schwarz der Flügel leuchtend ab.
Die übrigen zu erwähnenden indischen Aristolochienfalter haben schwanzlose, höchstens schwach
gezackte Hinterflügel und auf den vorderen eine erloschene, durch dunkle Falten und Rippen unterbrochene
Aufhellung der Intercostalräume von verschiedener Ausdehnung. Bei keiner Art erhält sich das ursprüng-
liche leuchtende Roth auf den Hinterflügeln : nur bei wenigen bleibt es am Körper bestehen.
Wahrscheinlich sind die hierher gehörigen Formen, wenn man die Verschiedenheit der an den
Stücken der Museen leider nur selten erkennbaren Dufteinrichtungen aus vei'schiedener Anlage erklären
darf, zweierlei Ursprungs. Bei Ableitung der Arten, welche ähnlich P. Scmperi im Analfelde einen Piiapus-or.
schneeweissen, hier noch rosa gesäumten Schuppensammet besitzen, wie bei P. Priapus Boisd. (Borneo, ^^'^^'' ^"' ^''
Java, Sumatra) und P. Aidoneus Dbld. (= erioJeucus Oberth.), darf man wohl schon auf Formen zurück-
gehen, bei denen die Schmuck- und Randbinden mit dem Mittelbindenrest der Hinterflügel verschmolzen waren
und sich zu einer breiten gelblichen Aussenbinde zusammengeschlossen hatten, die jederseits der Rippen
4*
— 2S —
wie bei P. Semperi uii den Rand verlief. Durch diese Ziiualime der Aufhellung zerfällt das zwischen
Marginal- und Schuiuckbinde gelegene trennende Suhniarginalband in schwarze Makeln; dagegen dehnen
die in den Schenkeln der Kandnionde gelegenen schwarzen Postmarginalflecke sich desto stärker aus.
Hierher gehört auch P. Sycorax Dist. und P. Hu(jeni Rog. (Sumatra). Bei beiden besitzen die Männchen
eine stark entwickelte weisswollige Dufteinriclitung im Analfelde der Hinterflügel und intercostal auf-
gehellte Vorderflügel. Die Farbe der Hinterflügel bei P. Sycorax ist ein seidenglänzendes Stahlgrün, in
dem sich zwei Reihen schwarzer Flecke hervorheben. Von diesen gehört die innere bis zum achten
Randfelde gehende Reihe den Resten des Submarginalbaudes, die äussere Reihe den Postmarginalflecken an.
Die Hinterflügel von F. Hageni Rog. sind tiefschwarz und tragen vom dritten bis letzten Analfelde in
dem verhältnissmässig schmalen hellen Bindencomplex je einen grossen schwarzen Submarginalfleck,
während die Aussenflecke sich zu einem die Marginalmonde von aussen her einengenden Bande vereinigen.
Somit erinnern die Formen dieser Gruppe auffallend an die der Poni^jeMS-Grupp e,
wozu ihre Grösse, iiire Flügelform, der bei P. Sycorax oben gelbgraue, unten schwefelgelbe, mit einzelnen
schwai'zen Stigmenflecken besetzte Hinterleib besonders beiträgt.
^"^-(i'- An P. Semperi schliessen sich auch die weiteren stark verdunkelten Formen der ^oa;-Gruppe an,
welchen ich P. Astorion Westw. (= Varuna White) hinzufüge. Dieselben besitzen zwar als Männchen
noch stets einen breiten Analumschlag, jedoch sind die Duftschuppen selbst zu einem reifartigen Belage
reducirt. dagegen der auch bei P. Semperi Feld, auftretende innere Borstensaum erhalten. Nur einzelne
Formen zeigen noch Spuren von Zeichnung auf den Hinterflügeln. So tritt bei einer Varietät von P.
Astorion Westw. (Assam) eine auf der Unterseite und im weiblichen Geschlecht ausgebildetere, an
P. Sycorax erinnernde hellei-e, bläulich fettglänzende Binde auf, welche sich ebenfalls aus dem Zusammen-
fluss der Schmuck- und der Marginalbinde erklären lässt und zwei allerdings nur unvollständige Flecken-
reihen trägt. Ebenso erinnert das Weibchen von P. noctis Hew. (Borneo) durch die zwei Fleckenreihen
in aufgehelltem Grunde, deren innere sich noch gegen die Zelle verlängert, an die Zeichnung von Friapus-
artigen Formen. Die Zeichnung des P. Zuleucits Hew. (Birma) endlich , der wie P. Hageni rothgefärbte
Abdominalpleuren besitzt, aber noch wie P. Astorion Westw. (Nordindien) und P. Erebus Wall. (= nox
var. de Haan) (Malacca) den rothen Halskragen und Vorderkopf mit P. Femperi Feld, gemein hat, lässt
sich aus einer an P. Friapus Bsd. erinnernden Form dadurch ableiten, dass die Postmarginalflecke sich wie
bei P. Hageni Rog. hinten verbanden, die Submarginalflecke aber verschwanden. So erhält sich nur eine
vorn abgekürzte weissliche. hinten gezackte Hinterflügelbinde, deren innere ßindenreste sich bei dem
Männchen sogar auf der umgeschlagenen breiten Decke der Dufteinrichtung ausprägen und so eine schein-
bare Fortsetzung der Oberseitenbinde darstellen. Einem Stamme mit P. noctis Hew. gehört auch P.
Erebus Wall. (= «oa; var. de Haan) (Borneo. Sumatra) an. dessen Vorderflügel bei den Männchen nahe
dem Vorderrande in der Aussenhälfte eine besonders starke Ausbildung der intercostalen Aufhellung
zeigen, wie man sie auch am Weibchen von P. noctis erkennt. Dagegen nehmen die Männchen von
P. nox Swains (Java, Penang) und P. noctis Hew. (Borneo) eine vollkommen schwarze Färbung au und
zeigen höchstens einige metallblaue Stellen auf den Hinterflügeln.
Von Formen mit entwickelter Mittelbinde, welche den Vorläufern von P. Semperi Feld., P. Friapus
Bsd., P. Hageni Rogenh., P. Sycorax Dist. wohl nahe gestanden haben dürften, leite ich auch die sog.
„gelben 0 r ui t ho p t er e n ', die Arten der Po»J^eMS-Gruppe ab. Dieselben schliessen sich in Geäder.
Flügelschnitt und Aderung den vorigen an, dagegen nehmen sie durch die höhere Ausbildung des seiden-
— 29 —
weissen Duftwollpelzes im Analfelde der Hiiiterflügel der Männchen und iliren geschlechtlichen Diniurplüsmus
den höchsten Rang unter der zweiten Cohorte der indischen Aristolochienfalter ein ').
Im ungefähren Anschluss an C. Fickert. welcher den weit verbreiteten P. Pompeiis Cr. wegen i'"i"i'eu3-Gi-
seines geringeren Dimorphismus für die Stamuiart hält, ist es vielleicht erlaubt, mit Berücksichtigung des
Weibchens von P. Ma(/ellanus Feld. (Philippinen) die Stammform der jPo»ij;et<s - Gruppe fest/.ustellen.
Dieselbe war schon ungeschwänzt, aber sicher aus einer geschwänzten Form hervorgegangen, wie die
Randzackeu der Hinterflügel andeuten. Auf den Yorderflügeln besass sie wie P. Hippolytus Cr. ? (Moluccen)
noch eine äussere Zellaufhelhing. Auf den Hinterflügeln zeigten die Marginalmoude noch die bogen-
förmige, bei P. Moijeüanus erhaltene Form, war noch ein auch bei P. Pompeus noch nachweisbarer heller
Rest der mit der Mittelbinde verschmolzenen Schmuckbinde im achten Randfelde und wahrscheinlich ein
wie bei P. Mayellanus noch continuirliches , bald aber durch Ausdehnung der Mittelbinde in Flecke zer-
schnürtes Submarginalband erhalten, das sich endlich bei den abgeleiteten Formen mit den Postmarginal-
flecken. die zu einem Zackenbande verschmolzen, verband. Zugleich ist es auch wahrscheinlich, dass der
goldgelben Farbe der Hinterflügelbinden eine gelblich-weisse, grau bestäubte Färbung vorausging, wie
wir sie bei P. Priapus Rsd. noch antreffen . dessen Hinterleibsfärbung ebenfalls an die der Pompens-
Gruppe erinnert.
Wie Fickert halte aucli ich P. Hippolijtus Cr. (Moluccen) für einen Endausläufer des gemeili-
sameu Stammes, da sich bei ihm allein unter der Gruppe eine sexuelle A'erschiedenheit des Flügelgeäders
ausgebildet hat. C. und R. Felder (1. c. p. 333) wollten in der Zeichtuing eine geringe Annäherung
an die P/-/«)HMS-Gruppe erblicken, die ich nicht herausfinde.
Als Endform eines Seitenzweiges der echten Pom^jews-Gruppe dürfen wir den herrlichen, an den
Schmuck eines Trogon erinnernden P. Broolceunus Wall. (Borneo) ansehen, bei dem durch stärkere Ver-
dunkelung der vorderen Hälfte der Vorderflügel sich die intercostalen Aufhellungen der Unterseite auf
aussen offene, V förmige Grundfarbenreste beschränkten. Letztere bildeten sich auf der Oberseite über
den Rippenenden zu den herrlichen goldgrünen Lanzenflecken um. welche sich als „Mittelbinde'' aucli
über die Hinterflügel und wie bei P. Zuleucus Hew. sogar über den zur Unterseite gehörigen Umschlag
der Dufteinrichtung ziehen. Die Zeichnung des Weibchens lässt sich nur auf die der Pompeus -Gruppe
zurückführen. — Die Futterpflanzen der Raupen sind bei allen Arten, soviel bekannt, nur Aristolochien.
Wir können nach den obigen Ausführungen folgende Entwickelungsstufen der indo-austraJischen
Aristolochienfalter aufstellen :
Nox-Gr. ;
Priapuü-Gr. : Pompeus-Gi: :
Semperi-Gr. ;
Latreillei-Gr. ;
AIcinous-Gr. ; Doubledayi-Gr. ;
Jophon-Gv. ;
Hedor-Gr. ;
Zweite Cohorte : Erste Cohorte : Priaimts-Gr. ;
Antenor-artige Formen.
') Die Pricim K.s-Gruppe mussten wir nach dem Kippenverlauf der Kadiali.f der Vorderflüofel ftc. als dem Stamme
der Untergattung Phanmicoptiiy zunächst stehende Formen ansehen.
— 30 —
2. Indo-australisch,e Segelfalter.
Die indo-aiistralischen Arten der Untergattung Cosmodesmus zerfallen in drei Cohorten, deren
eine Indien eigenthiimlipli ist, deren zweite ansser indo-australischen noch afrikanische Verti'eter enthält
und deren dritte cosmoi>olitisch ist.
Heroicus- Die letzterwähnte Cohorte besteht aus den durcii ihren stark verlängerten Schwanz und die starre,
oft parallel zur Körperachse gerichtete Querstreifung ausgezeichneten „eigentlichen" Segelfaltern '), deren
ausschliesslich indo-chinesische, aus Alebioii Gray, Glycerion Westw. und Paphus Nie. bestehende Gruppe
von Eimer als Grundform der Papilioniden angesehen wird.
C. und R. Felder theilten die indisch-australischen eigentlichen Segelfalter in drei Sectionen,
deren erste (XX) aus P. Glycerion Gray, deren andere (XXIV) aus P. Leosthenes Dbld., deren dritte (XXI)
aus den übrigen indischen Arten bestand, die eine weniger deutlich abgesetzte Fühlerkeule und einen
kürzer behaarten Kopf besitzen und mit der Glycerioit -Gri\\)])e ein Structur-Merkmal gemeinsam haben,
wie solches nur in der Segelfalter -Gruppe vorkommt: den bald nach seinem Ursprünge er-
folgenden U e b e r g a n g des ersten R a d i a 1 a s t e s in die S u b c o s t a 1 e der V o r d e r f I ü g e I.
Denn unter allen indisclien Segelfaltern im weitesten Sinne verläuft dieser Radialast nur bei dem
au.sti-alischen P. Leosthenes Dbld. und der eine eigene Cohorte bildenden rein indischen Cr(/«s-£ynH-Gruppe
bis an's Ende selbstständig wie in den beiden anderen Untergattungen von Papilio.
So ist diese Structureigenthümlichkeit, welche sich auch bei allen afrikanischen Segelfaltern findet,
von besonderer Bedeutung für den durch dies Verwandtschafts-Merkmal begründeten inneren Zusammenhang
der Arten beider Regionen.
Im Anschluss an C. und R. Felder's Gruppirung müssen wir vorerst (mit EimerJ den nord-
indischen Älebion Gray, welchen die Wiener Autoren wohl nur aus der zufällig weniger gelungenen
Abbildung'-) kannten, zu ihrer Section XX ziehen, welche sie für P. Glycerion Westw. begründeten.
Denn die für letzteren von ihnen angegebenen Merkmale der deutlich abgesetzten Ffihlerkeule, des stai'k
behaarten Kopfes etc. passen auch für P. Älebion. Dieser immer noch der Definition von Felder's
Section XX entsprechenden Gruppe, die wir als Qlycerion-Gvum^e bezeichnen, schliesseu wir mit Eimer
auch den P. Paphus Nie. ein.
Somit bliebe Felder's Section XXI auf drei Untersectionen beschränkt, deren eine von P. Ayetes
Westw. (Nordindien), die zweite von der Antiphates-Gv\i]i\>e, die dritte von Anticrates Dbld., Aristacus Cr.,
Noniius Esp. {Orestes .1.), Hermoerates Feld., Pherecraies Feld, und endlich Rhesus Bsd. gebildet würde.
Im Gegensatz zu C. und R. Felder fasst Eimer, ohne das Geäder zu berücksichtigen, allein auf
Grund von Merkmalen der Zeichnung in seiner „PofZaZ/r/MS- Gruppe" an indischen Arten P. Glycerion,
Paphus und Älebion zusammen, denen er den palaearktischen P. Podalirius L. , die südamerikanische
Bcllerophon-Agesilaus-Protesilaus- Gruppe (Felder's Section XIX) mit Epidaus Bsd. (Section XXII
Felder"s) und den von C. und R. Felder zur Section XXI gezählten indischen P. Agetes Westw. zu-
rechnet. Dieser (iruppe lässt er die im Sinne von Feld er 's Section XXI, Subsection C, gefasste
Antiphates- und weiter die Leosthenes- Anticrates-Gvwppe (Feld er 's Sectionen XX und XXI, D) folgen, mit
') Wir können diese „eigentlichen Segelfalter" mit einem .T. Hü Im er entlehnten Ausdruck als //€)-<«V»«-Cohorte
bezeichnen.
=) Gray, Cat. Lep. Ins. I. Papilionid. London 18.52. 4". Tai'. XIll. Fig. 6.
— 31 —
denen er die nordamerikanische Äjax-Gvuppe (Section XXIIl Felder's mit Ausschluss von Subsection C für
PhiJolaus Boisd.) verbindet. Endlicli schliesst er mit der Ajax-Policenes-Gvw^pQ ab, zu der er den amerika-
nischen P. I'hilolmis. die ufrikunisclien Vertreter der Po//ce>jes-Gruppe (Section XXVI) und den von Felder
zur indischen ^«i/(Ta<es-Gruppe («ection XXI, Subsection D) gestellten celebensischen P.RhesiisBsd. rechnet.
Im Gegensatz zu diesen der Entwickelung des Geäders und den geläufigen Ansichten über den
Zusamnienhaug der Thierfaunen widersprechenden Hypothesen werden wir erst im Anschluss an die durch
Structur-Merkmale zu l)egründende Verwandtschaft die durch geographische Verbreitung miteinander ver-
gleichbaren Formen auch auf diejenigen Zeichen gemeinsamen Ursprungs untersuchen, welche sich in
ihrer Zeichnung erhalten haben.
Vorerst erhalten wir von der Alehion - Glijcerion- Paphus-Qrui^Tpe durcli das erwähnte Structur-
Merkuial einen engeren Anschluss an die A(i(tes- Antipkates- Anticraf es- Griimien und zugleich an die
afrikanische PoUce»es-Ant]tens-GYUi>\)e.
Diese verwandtschaftliche Beziehung wird aucli in mancher Hinsicht durch die Zeichnung der
Flügel und die Färbung des Leibes gestützt.
Die ursprünglichste und entwickelteste Zeichnung finden wir von den durch die Mündung des oiyeenon-Gr.
ersten Kadialastes in die Subcosta gelcennzeichueteu Abtbeilungen l)ei der G/i/cemn - Gruppe , welche
von Eimer in P. Älebion Gray als Ausgangspunct auch für die übrigen Segelfalter genommen wurde.
In derselben kommt auf den Vorderflügeln nicht nur die höchste überhaupt bei Papilio entwickelte
Zahl von (sieben) Zellstreifen vor, deren zwei letzte wir als Termiualband zusammenfassen, sondern
sind auch die Aussenzellbänder fast so regelmässig wie bei den Grundformen der Riunenfalter entwickelt.
So wird die Marginalbinde aussen vom breiten Postmarginal-, innen von einem Submarginalbande begrenzt,
welches eine breite Kernbinde trägt : so findet sich zwischen Terminal- und Submarginalband ein hinten
in letzteres übergehendes, aber sti'eifenartig schmales Inframarginalliand. Nach der Erhaltung der Unter-
seitenzeichnung auf der Oberseite zeigt sich P. Älebion Gray (Nordchina) als die ursprünglichste Form,
da auf der Oberseite der Hinterflügel die durchgehenden Marginal- und Submarginalstreifen und die Basal-
bänder scliarf wiederkehren, ja sogar ein vorderer Rest des Prachtbandes schwach hervortritt. Den
nächsten Grad der Keduction der Oberseitenzeichnung auf den Hinterflügeln zeigt P. Paphus Nie. (Nord-
indieu). bei dem durch dichtere weissliche Beschuppung die Mitte des zweiten Basalbandes . das dritte
Basalband und das vorderste Ende der Marginal- und Submarginalstreifen überdeckt ist. Noch weiter
geht diese Verdeckung bei P. Ghjceriov Westw. (Nordindien).
Im Gegensatz zu der ursprünglicheren Erhaltung der Basalbänder zeigt dagegen bei P. Älebion
wie bei P. Paphus Nie. das Prachtband nicht den ursprünglichen continuii-lichen Verlauf, sondern ist in der
Mitte erloschen und nur in einem hinteren .Prachtwinkel' und einem im zweiten Randfelde gelegenen
Bandrest erhalten. Doch lässt P. Paphus Nie. noch am Zellende einen dunklen Ring erkennen, welcher dem
rückgebildeteu Prachtbandfleck von P. Glycerion entspricht. Somit müssen wir in Beziehung auf die
Zeichnung der Unterseite P. Glycerion Westw. mit ganz erhaltenem Prachtbande als die ursprünglichste
Form ansehen. Vielleicht dürfen wir als Stanunart dieser Gruppe eine Form mit schärferer, stärkerer
Zeichnung der durchgehenden Bandstreifen annehmen , welche in der Zeichnung der Vorderflügel an die
weniger aufgehellten P. Paphus und Glycerion erinnerte, auf der Oberseite der Hinterflügel das Post-
marginal- . das Submarginal- , das Pracht- und die Basalbänder continuirlich hervortreten Hess und am
Analwinkel so wenig ausgezogen war, dass sich die bei dieser Gruppe im fünften bis .siebenten Randfelde
auftretenden blauen Postmarginalmonde noch unentwickelt zeigten. Eine solche Stammtorm mit frei
endendem ersten Radialast der Vorderflügel könnte dann zugleich als Vorläufer der Leosthenes- und
PorfaZ«VJMS-Gruppe angesehen werden.
Anuphates-Gr. ^1>, weiter der Stammform der Alebion - Glycerion - ^irw^^^iQ näherstehend sehen wir die auch von
Eimer in Felder "schem Sinne gefasste .4wfipÄtt<es-Gruppe an, auf deren Vorderflügeln das Inf'ramarginal-
mit dem Submarginalbande durch Verdunkelung znsammenfliesst , in der Zelle aber noch sechs Bänder
erhalten sind , deren letztes allerdings nicht mehr die Zwischenbinde erkennen lässt und deren zweites
und drittes bis zum Hinterrande des V^orderfliigels gehen können. Erinnert auch die Behaarung und
Zeichnung des oben und unten hellen, ventropleural etwas dottergelblichen, jederseits nur durch einen
dunklen Längsstreif ausgezeichneten Hinterleibes an P. Gh/cerion Westw. , so sind doch die Hinterflügel
noch wie bei P. Ajax und P. Podalirius durch das vollkommene Fehlen besonderer Postmarginalmonde
ausgezeichnet. Dagegen ist die Subniarginalbinde der Hintei-flügel erblasst, nur in dem fünften bis siebenten
Eandfelde noch deutlich und in den vorderen theilweise mit der ausserhalb des Frachtbandes gelegenen
breiten Mittelbinde verschmolzen.
Als einen besonderen mit der Antiphates-Grup]Mi gemeinsam von eine m Stamme abzuleitenden
Zweig dürfen wir den der letzteren sehr nahe stehenden P. Agetes Westw. (Nordindien) ansehen, der eine
nur oberflächliche, auch von C. und R. Felder erwähnte Aehnlichkeit mit der südamerikanischen
P)-o<es«7aMS-Grruppe zeigt, die besonders auf der analogen Reduction der Vorderflügelbänder beruht. Durch
das Fehlen der Postmarginalmonde und die Verästelung der Radialis schliesst sich P. Agetes dagegen eng
an die J.M</p/«ates-Gruppe an, welcher er auch durch Leibesfarbe und Dufteinrichtung gleicht.
Zwei auch von Eimer der J.Mi«p/iaies-Gruppe zugerechnete celebensische Arten, Dorcus de Haan
und Androcles Bsd., welche auf den Vorderflügeln so stark verdunkelt sind, dass nur bei letzterem noch
die Reste der Vorbinde und die Marginalbinde sich erhalten , ohne Postmarginalmonde auf den Hinter-
Anticrates-Gr. flßcrehi , führen ZU der Änticrates - Grumte über, von der ich im Gegensatz zu Eimer natürlich den
P. Leosthenes Dbld. ausschliesse , der sich schon durch das Geäder der Radialis von den übrigen Formen
der Gruppe unterscheidet. So sehe ich den als celebensischen Segelfalter ebenfalls stark verdunkelten
P. Bhesus Bsd. als Verbindungsglied zwischen beiden Gruppen an, da er noch die Leibesfärbung der
Atitiphates-Gruii^^e besitzt und zugleich an die Zeichnung seiner Heimathsgeuossen aus derselben (iruppe
erinnert. Besonders das Weibchen zeigt in dem stärker gegen den Aussenwinkel gerichteten Verlauf der
uncfetheilten, bis zum Hinterrande der Vorderflügel verlaufenden Innenbinde, in der breiten, auch oben
auftretenden grauen Bestäubung über dem Submarginalbande und in den scharf und schmal halbmond-
förmigen weissen Marginalmondflecken der Oberseite der Hinterflügel Verwandtschaft mit beiden Gruppen.
So dürfen wir P. Bhesus Bsd. wohl als einen der Seitenzweige des gemeinsamen Stammes der Anticrates-
und Antijjhates-Grnitpe ansehen und ihn somit statt der rein amerikanischen Ajax-PhiJolaus-GrnY>pe, wie
Eimer es thut, besser der indischen Anticrates - Grn\)Y>e zuzählen, nachdem wir P. Leosthenes Dbld.
(Australien) wieder im Anschluss an Felder aus ihr entfernt haben.
L*osthene8-Gr. Vielleicht ist uns in dieser einzigen Art der indo- australischen .eigentlichen' Segelfalter
mit frei verlaufendem ersten Radialast der Vorderflügel ein raodificirter Rest des Stammes auch für die
Älebion-Glycerion- und die palaearktische Porfa/mM.s-Gruppe erhalten, zumal seine Halsfärbung und die
gelbe Prachtbinde auch an die Antiphutes-GxwYiie erinnern. Zugleich zeigt aber P. Leosthenes Dbld. wie
Podalirius L. die sonst nur in der AleMon-Glycerion-GvwjiTpe erhaltene Submarginalbinde der Vorder- und
ausserdem schon drei entwickelte Postmarginaluiunde der Hinterflügel. Auch bei dieser Art erinnert
besonders das Weibchen durch seine Färbung an P. Fodalirius L. , welchem auch C. und R. Felder
den P. Leosthents Dbld. zugesellen, da die bei P. Podalirius L. vollendete Unterdrückung der hinteren
Discocellulare der Hinterflügel bei P. Leosthenes schon angedeutet ist. P. Leosthenes scheint der einzige
Segelfalter zu sein, bei dem sich der ursprünglichere Ursprung des dritten Radialastes der Vorderflügel
vor dem Zellende erhalten hat.
Yorlilufio- lässt sich über solche biologisch und morphologisch weder hinreichend wichtigen noch
interessanten Fragen wohl keine sichere Antwort tinden, und es ist sogar fraglich, ob selbst die Kenntniss
der Verwandelungsformen etwa das weitere, für definitive Entscheidung der Verwandtschaftsbeziehungen
dieser local so entfernten Formen maassgebende Material liefern dürfte.
Auf jeden Fall aber ist die Ableitung aller indo-australischen Formen von einer Gruppe viel
wahrscheinlicher als eine Mischung mit nordamerikanischen Elementen, wie Eimer sie annimmt.
Als zweite Cohorte der Segelfalter ' ) dürfen wir die zahlreichen meist grün getüpfelten Formen zeudes-
der Aijamemnon-ürtigen Segelfalter ansehen, welche sich bei C. und R. Felder durchaus passend an die
afrikanische Po?«cewes-j4w</ieits- Gruppe der eigentlichen Segelfalter anschliessen und seinen Sectionen
XXVH — XXVni, XXXni — XXXIV und XXXVI entsprechen. Von den zahlreichen Arten zeigen nur
wenige noch eine entwickelte Schwänzung der Hinterflügel, keine aber ein über die Segelfalterzeichnung
hinausgehendes Merkmal. Vielmehr findet sich bei ihnen schon eine Auflösung der hellen Binden als
Product einer längs der Rippen verlaufenden Verdunkelung. Dieselbe lässt sie als von den Segelfaltern
abgeleitet erscheinen, deren Zeichnungstypus man überall bei ihnen wiederfindet.
Uebergangsformen beider Sectionen , welche wohl an den afrikanischen P. Antheus Or. erinnert
haben dürften, aber keine Postmarginalmonde besassen, sind nicht bekannt.
Die beiden einzigen Formen mit deutlich abgesetztem, an das der Segelfalter schwach erinnerndem,
aber schon etwas verkürztem Schwänzchen sind Angehörige zweier weit von einander entfernten Gruppen,
P. Cloanthus Westw. und der später zu erwähnende Macleayanus Leach, docii finden wir bei beiden keine
ursprünglichere Zeichnung mehr.
Vielmehr trefi'en wir die reichste und zugleich in ihrer Einfachheit am meisten an die afrika- AKamemnuu-
r . . . . 'S''-
nischer Segelfalter (P. Antheus Cr.) erinnernde Zeichnung bei dem weitverbreiteten P. Agamemnon L.,
dessen Festlandformen bekanntlicli noch stumpfe Hinterflügelschwänze tragen, die mit dem Vorschreiten
der Art nach Osten zurücktreten.
P. Aijamemnon L. besitzt noch eine undeutliche Längsstreifung des stark wolligen Körpers und
in der Vorderflügelzelle wie der afrikanische Policenes Cr. sechs Bindenreste der Grundfarbe. Ausserhalb
der Zelle erkennt man ebenfalls einen Rest der Vor- und Zwischenbinde, welche zu einer ausgebildeten
Mittelbinde zusammentreten, die noch stärker als bei den afrikanischen Segelfaltern durch quere Ver-
dunkelung zerschnürt ist. Wie bei den Letzteren ist der Marginalmond im sechsten Randfelde der Vordei"-
flügel oben noch getheilt und setzt sich die Randbinde ebenso wie die beiden Basalbinden und die an-
scheinend nur ausserhalb der Zelle liegende Mittelbinde auf die Hinterflügel fort. Die innerste Basalbinde
ist noch einheitlich , die äussei-e aber durch den Cubitalstamm unterbrochen und die Mittelbinde ist wie
die Marginalbinde in je sechs Tüpfel zerschnürt. Während bei P. Agamemnon die Rothflecke der Schmuck-
') Wir können dieselbe mit einem J. Hübner entlehnten Namen als Zetides-Cohorie bezeichnen.
Bibliotheca zoulogica. Heft VIII. O
— 34 —
binde wie bei P. Anthens Cr. nur im zweiten, dritten und achten Randfelde erhalten sind, bilden sie bei
anderen Arten eine mehr continuirliche Binde, deren vorderster Fleck im ersten Kandfelde stets innerhalb
der Mittelbinde liegt und bei Agamemnon fehlt. Ein Zeichen dafür, dass P. Ayamemnon ursprünglich
weniger verdunkelt war, ist das Zusammenfliessen der auf der Oberseite getrennten Vorderflügelzelltüpfel
zu Binden auf der Unterseite, wie sie besonders bei var. Plisthenes Feld. (Amboina) deutlich ist.
Zu dieser Gruppe gehören auch P. Aer/isthus L. (Amboina) und Wallacei Feld. (Neu-Guinea). bei
denen die helle Grundfarbe durch Verdunkelung noch mehr unterdrückt und die Hinterflügel ganz
schwanzlos sind.
An diese Untergruppe schliesst sich auch wohl die aus zwei Arten, P. Arycles Bsd. (Nordindien)
und Roma Feld., bestehende (fünfte) Untersection von C. und R. Felder an.
Eurypyius-Hf. ßgi jf.,j zahlreichen Arten der JEurt/pylus - Gruppe (Subsection C Felder) tritt im weiteren
Verlauf der Reduction der Zeichnungselemente eine Verschmelzung der Mittelbinde mit der zweiten Basal-
binde der Hinterflügel ein. sodass eine breitere helle Binde entsteht, die als Fortsetzung einer extra-
cellularen Vorderflügelbinde erscheint. Zugleich wird das Prachtband zerrissen, dessen vorderster Fleck
im ersten Randfelde innerhalb, die hinteren vier bis zum siebenten Randfeld ausserhalb der hellen
Binde liegen.
saiTedon-Gr. Eine noch weiter fortgeschrittene Reduction der hellen Grundfarbe finden wir in der Felder's
Subsection B entsprechenden Sarpedon - Gruppe. Hier ist die Marginalbinde der Vorderflügel oft ganz
unterdrückt und die Zelle derselben vollständig verdunkelt, aber einzelne Arten besitzen noch ein Zähnchen
am dritten Medianast der Hinterflügel, welches die Ableitung von der jEMri/^jj/itts-Gruppe (mit vollkommen
abgerundeten Hinterflügeln !) verbietet.
codrus-Gr. ^jg directer Ausläufer des Stammes der Ayamenmon - Gruppe ist die von Felder zur Section
XX VH, Subsection F, gerechnete, lang und plump geschwänzte Coc^rMS - Gruppe anzusehen, bei deren
Arten die Mittelzelle der Vorderflügel vollkommen verdunkelt ist, sodass auf der Oberseite der letzteren
nur mehr die grün gefärbte, kurz beschuppte, ganz ausserhalb der Zelle gelegene Mittelbinde auftritt, die
sich auf den Hinterflügeln nur noch im zweiten Randfelde der Unterseite erkennen lässt. Einen noch
stärkeren Grad der Verdunkelung als Codrus F. (Moluccen etc.) zeigt P. Hicetas Godm. & Salv. (Neu-
pommern), bei dem die anscheinend eine Aussenbinde darstellende Mittelbinde nicht nur auf den Hinter-
flügeln, sondern aucli im fünften Randfelde der Vorderflügel erloschen ist. Diese nach Südosten zunehmende
Verdunkelung zeigt sich auch bei der var. Neopoinmeranu Honr. von P. Ayamenmon (ebendaher) auf den
Hinterflügeln entwickelt.
Macieayanus- ßgj. eigenthümliche P. Macleayanus Leach (Australien) zeigt auf der Unterseite der Flügel eine
unentwickelte Schutzfärbung, besitzt dagegen auf den Vorderflügeln noch zwei geti-ennte Zellbinden, deren
breite innere aus der Verschmelzung der basalen mit der Mittelbinde hervorgegangen ist und sich auch
über die Hiuterflügel fortsetzt. Mit deutlichen Hinterflügelschwänzen versehen, dürfte er als dem Stamme
näher stehender verkümmerter Zweig einer Ayamemnou-iihnMchew Form anzusehen sein. Von der Mittel-
binde der Vorderflügel ist ein grösserer Tüpfel nahe dem Vorderrande und ein kleinerer vom dritten bis
vierten Randfelde reichender durch von der Zelle in das Subniargiualband übergehende Verdunkelung
abgeschnürt. Auffällig ist bei dieser kleinen Form besonders die starke büschelige Behaarung der Vorder-
stirn, das schmale fünfte und das breite sechste Randfeld der Vorderflügel, die besonders auf der Unterseite
schön smaragdgrüne Färbung der Flügelmembran in den lielleu Binden, die kurze zweifarbige Fühlerkeule.
Gr.
— 35 —
Hieran scliliesst sich die ganz allein stebende Gruppe derjenigen Segelfalter, welche eine ent- i'""« •^°'''"^«
wickelte Schutzfärbung an der Unterseite der Hinterflügel besitzen und sich von den erwähnten Agamemnon-
Artigen Gruppen durch den frei verlaufenden ersten Radialast der Vorderflügel und die Zeichnung
unterscheiden.
Ihre einzigen Vertreter sind in F. Gyas Westw. und P. Evan Dbld. auf Nordindien und in der
Varietät des Letzteren Payeni Boisd. auf Java beschränkt, also sicherlich continentalen Ursprungs.
Am nächsten dürfte der Grundform P. Gyas Westw. stehen, der von seinem Beschreiber als
,most nearly allied to P. Peranthus" '), als Verwandter der zu den Rinnenfaltern gehörigen Ulysses-
Gruppe, bezeichnet war, von C. und K. Felder dagegen
und nach ihm von F. W. Kirby zwischen die Codrus-
Madeayanus- und die P»/?arfes-Gruppe der Segelfalter-
artigen Papilioncn gestellt wurde, was wir nur bestätigen
können. In der That verweisen ihn dahin die mit P.
Evan gemeinsamen Eigenthümlichkeiten der stark ge-
krümmten dicken Fühlerkeule, welche ihre grösste
Breite vor dem Endgliede erreicht, die starke Behaarung
der Stirn an dem grossen Kopfe, die starke Entwicke-
lung der Analfalte, die einfarbige weiche Behaarung
des Nackens, die schmalen und spitzen Genitaldeck-
klappen der Männchen. Die flache Kiiuie innerhalb
der Dorsalrippe der Hinterflügel verläuft grade und
offen wie bei der öorfrws-Gruppe ; auch ist das Analfeld
an der Unterseite bei den Männchen wie bei letzterer
dicht abstehend behaart, während Dufteinrichtungen
fehlen. Bei P. Gyas, welcher im Männchen eine grau-
grüne ebenfalls an P. Codrus erinnernde Beschuppung
des Hinterleibes und rothbraune Fühler trägt, läuft am
Weibchen noch eine breite helle Mittelbinde über baide
Flügel. Auf den Vordei-flügeln treten oben vom Gabel-
felde bis zum sechsten Randfelde entwickelte, in
Letzterem gedoppelte Marginalmonde und einige isolirte
helle Tüpfel im ersten und dritten bis vierten Rand-
felde der Vorderflügel auf und entsprechen wohl der
Zwischenbinde. Dann ist das in der hellen Au.ssen-
zellbinde verlaufende gezackte, bis zum fünften Randfelde erkennbare Band als In f r am ar ginal b a nd
aufzufassen, welches in das breitere Submarginalband hinten übergeht. Die Unterseite erinnert bei beiden
Geschlechtern an ein dunkelbraunes vermodertes Blatt.
Noch mehr gleicht P. Evan Dbld. einem welken und zwar einem vergilbten Blatte und bildet
zugleich durch die sichelförmige Verlängerung der Vorderflügelspitze und der Analgegend der Hinterflügel
I\'+V-
Figur .11.
von P. Evan Westw.
Tcnii. Terminalband; Infr. Infra-
Zeichnuug
///, IV, V Zellbiinder;
marginalband ; Siibm. Submarginalband -, Post,
marginalband : itmii. Marginalbinde.
Post-
') J. 0. West wo od, Arcana entomolog. Vol. I, 184-5, p. 42.
3lacareus-Gr.
— 3fi —
ein interessantes Analogoii zu den eine ähnliche schützende Anpassung an trockene Blätter zeigenden
Nymphah'den {Doleschallia Eurodoce Westvv., Kallinia sp. div., Anaea sp. div.) und Satyriden {Caerois sp.,
Corades sp.). Zugleich zeigt al)er P. Evan eine grosse Ursprüuglichkeit in der Zeichnung, besonders in
der Erhaltung des dritten, vierten, des Terminalbandes und von Resten des fünften Bandes der Vorder-
flügel und in der schärferen Abtrennung des inframarginalen von dem Submarginalbande , welche noch
am Hinterrande der Vorderflügel ausgesprochen ist. Auf die Hinterflügel geht das mit dem Inframarginal-
bande verbundene Submarginal- und das breite, besonders im sechsten Randfelde ausgezogene Marginal-
band über, auch sind die Postmarginalmonde schärfer als bei F. Gyas entwickelt und ist der Saum
deutlich abgesetzt. Dagegen ist die weissblaue Zwischenbinde nicht nur auf den ganzen Hinterflügeln,
sondern auch am Hinterende der vorderen ausgebildet.
Somit bietet diese Form unter allen Segelfaitern das beste Prüfungsmaterial für die von mir auf-
gestellte Bänder- und Eimer's Streifentheorie.
Im achten Randfelde, das auch hier nach hinten stark ausgeschnitten ist. tritt kein Marginal-
mond mehr auf, denn ein Vergleich der Ober- und Unterseite ergiebt, dass die zwei auf der Oberseite
vortretenden hellen Tüpfel im fünften und sechsten Randfelde der Subniarginal- und Marginalbinde an-
gehören, hinter denen noch der Postmarginalmond und der Limbaltüpfel unten hervortritt. Der helle
Tüpfel, der im siebenten Randfelde oben vorleuchtet, gehört also offenbar wieder der Submarginalbinde
an. Somit ist die nur unten auftretende, vor ihm gelegene, innen weissblau gesäumte Zeichnung der
Zwischeubinde zuzuschreiben, und dasselbe gilt für die zwei im achten Randfelde erhaltenen Bandreste.
Daher ist auch bei dieser Gruppe der Marginalmond im achten Randfelde unterdrückt und der Beweis
auch für die Zeichnung geliefert, dass ihre Stellung nur bei den Segelfaltern sein kann.
Müssen wir den P. Evan auch seiner eigenthümlichen Flügelform wegen als abgeleiteter ansehen,
da der Umriss von P. GyciS doch noch an P. Mudeayanns erinnert, so zeigt er doch eine ausgebildete
Anpassung an seine Umgebung vermittelst ganz ursprünglicher Zeichnungselemente.
Als besondere Eigenthümlichkeiten des Geäders dieser Grui)pe erwähne ich besonders die Einwärts-
knickung der hinteren Discocellulare und die ungewöhnliche Länge des Stiels der Radialgabel der Vorder-
flügel , welche die auch in der Zeichnung der Flügel ausgedrückte nähere Ver-
wandtschaft mit der ganz allein stehenden F apili oniden-(}-a.iinng T einop ali)tis
andeuten. Vielleicht dürfte uns über diese merkwürdigen Beziehungen einmal die Postenibryonal-
entwickelung weiteren Aufschluss geben.
Wie in Afrika, gehen auch in Indien aus einigen der ^//(/»(«»»jo« - Gruppe näher stehenden
schwanzlosen Formen mit vielen Tüpfeln der Grundfarbe, mit theilweise erhaltenen Basalbändern und
Schmuckbindenrest der Hinterflügel mimetische Arten hervor, welche sich Danaiden anpassten und
von Felder zu den Sectionen XXXIII, XXXIV und XXXVI gestellt wurden. Ich fasse alle diese
Formen in eine Gruppe zusammen, welche ich mit dem dafür von A. R. Wallace angenommenen
Namen als ilfaca?'eMS-Gruppe bezeichne.
Manche Arten stehen auch in der Färbung den umthniasslichen Ayamemnon- artigen Vorfahren
näher; so besitzt P. TJmJc Wall. (Neu -Guinea), dessen Modell der Danaus sobrinus Bsd. ist, noch die
grünen Tüpfel auf schwarzem Flügelgrunde und die Leibesfärbung der Agamemnon- EurypyJtis-Grnpiie.
Die ursprünglichsten Arten zeigen auch noch deutlichere Reste der ursprünglichen Segelfalterzeichnung,
so besonders einen über die Hinterflügelzelle in den vordersten Cubitalast verlaufenden Streifen, welcher
— 37 —
dem dritten Basalbande von F. Eunjpylns L. entspricht und oben meist früher erlischt. Auch zeigen sie
im achten Raudfelde der Hinterflügel einen oft sogar oben (Laodocus de Haan, Xenocies Dbki.) hervor-
tretenden gelben oder orangenen Tüpfel, welcher aus der Auflösung und Verbreiterung des Restes der
Prachtbinde entstanden ist.
Zugleich bildet sich die schon bei der ^«rt/^;!//MS - Gruppe angelegte weisse Fleckung des Kopfes
und Halses und die weisse Längsstreifung der Brust und der Abdominalseiten mehr aus, welche, verbunden
mit dem kleineren Kopf, die Aehnlichkeit mit Danaiden erhöht. Die Mittelbinde der Vorderflügel kann
sich hierbei in contiuuirliclie helle Lüngsbinden verbreitern und auch in Flecke zerschnüren. Zu den
Formen mit ursprünglicherer Zeichnung und Färbung dürfte auch P. Dettcalion Hew. (Celebes) gehören,
eine grössere Art, welche noch zahlreiche Grundfarbenreste besitzt und zum Theil die Ableitung der
anderen Formen gestattet. Auch gleicht derselbe noch keiner besonderen Art der Danaiden, sondern trägt
nur den allgemeinen Danaidencharacter mit etwas celebensischer Localflirbung. Die abgeleiteteren . meist
kleineren mimetischen Formen bestehen vorerst aus Arten, welche schwärzlich oder braun verdunkelt sind.
Hierher gehören Formen, welche in beiden Geschlechtern, besonders aber im weiblichen,
an i)aKai«s-Arten der Untergattung Parantica erinnern. So gleicht P. Megarus Westw. (Malacca) genau
dem Dan. A(ßeus var. Ägleoides Feld.; so gleicht P. il/acaretfS Godt. ') (Xordindieu, .Java, Borneo) dem Dan.
Agleus Cr. , und bei seiner Varietät Strutocles Feld. (Mindanao) erinnert besonders das Weibchen an
Danaiis mtrimis Feld. Höher ausgebildete Anpassungserscheinungen treffen wir schon in derjenigen Form,
welcher der zur selben Untergattung gehörige Dan. Tytins mit stark aufgehellten Vorder- und rostrothen
Hinterflügeln als Modell dient, in P. Xenocies Dbld. (Silliet), dessen seltenes Weibchen der immunen Art be-
sonders auch in Bezug auf die Färbung der Hinterflügel bedeutend besser angepasst ist als das häufigere
Männchen.
Durch lujch stärkere braunschwarze Verdunkelung der hellen Grundfarbe vermittelst Zunahme der
Zeichnung entstehen weitere mimetische Arten, welche an braune Euploeen der Untergattung Craatia
Moore erinnern, so P. Leucothoe Westw. (Nordindien).
Die bemerkenswerthesten Formen sind die star-k aufgehellten . meist auf weissem Grunde mit
einzelnen schwarzen Flecken gezierten Arten, von denen z. B. besonders das Weibchen des kleineren
P. Laodocus de Haan (Sumatra) an Ideopsis daos Bsd.. der grosse P. Ideoides Hew. (Philippinen) dagegen
an die gewaltige Hestia Idea Cl. erinnert. Bei letztgenanntem Papilio ist die erwähnte ursprünglichere
Segelfalterzeichnung schon vollkommen verloren gegangen : denn die Grösse der Art bedingte den höheren
Grad der Aehnlichkeit. Ebenso zeichnet sich Ideoides Hew. durch kürzere Antennen und längeres
Abdomen aus, welche letztere Eigenschaft die Aehnlichkeit mit den Danaiden erhöht. Wahrscheinlich
steht dieser Art auch P. Encelades Hew. aus Celebes noch näher, der ebenfalls kürzere Fühler besitzt, aber
nur eine oberflächliche Aehnlichkeit mit dem celebensischen Dan. Ismare Cr. besitzt.
Die Futterpflanze der Raupe ist bei P. Antiphates Cr. wie bei P. Agamemnon L. nach Hors-
field und Moore eine Uvaria, bei Nomiits Esp. und Doson Feld, nach Niceville (Journ. As. Soc.
1885, p. 51) eine Polyalthia (Annonaceae).
') Vergl. E. Haase, Con: ent. Ver. Iris, Dresden, III. 1888, p. 290.
') Anscheinend ist das Weibchen dieser Art noch unbekannt.
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Somit könneil wir folgende Entwickelungsstufen der indischen Segeltalter autstellen :
Macareus-Gr. ;
Eurypylus-Gv. :
Antiphates-Gr. : AnticratesGi: ; Äyamemnon-Gx.: Codrus-Gr.;
Alebion-Glycerion-Gr. ; Zetides-Cohorte : Macleayanus :
Heroicus-Cohorte : Leosthenes-Gr. ; Dritte Cohorte : Gyas-Gr.
3. Indo-australische Rinnenfalter.
Diese Untergattung der indischen Papilionen, Fapilio s. str., uuifasst folgende Sectionen Felder's:
XXXVll — XXXVIII, XXXIX, Subsection B, und LVIIl — LXV. Von diesen erscheint der zur Section
XXXIX gehörige, weitverbreitete P. Erithonius Gr., der in Australien durch die Varietät StheneJus Mach
vertreten wird, zwar durch die Keduction des Hinterflügelschwänzchens zu einem kurzen Zahn der Flügel-
form nach als abgeleitet, jedoch besitzt er noch die entwickelteste und zugleich ursprünglichste Zeichnung,
die grösstentheils in beiden Geschlechtern und auf Ober- und Unterseite die gleiche ist.
Brithonius-Gr. Wir dürfen ihn als den von China bis Australien verbreiteten Vertreter unserer , Schwalben-
schwänze" ansehen, denn er gleicht letzteren noch in Färbung und Zeichnung. So besitzt er in der
Mittelzelle der Vorderflügel einen direct am Ende gelegenen und einen zweiten mehr innerhalb gelegenen
ßindenrest, von denen der letztere in zwei unregelmässige Tüpfel zerschuürt ist. Die grossere Innenhälfte
der Zelle lässt oben circa zehn senkrecht zum Vorderrande verlaufende, unregelmässige schwarze Strichel
erkennen, die sich nach hinten innerhalb der Mittelbinde zn einer Sperberung ausbilden ; auf der Unterseite
dagegen sind im verdunkelten Grunde wie bei P. Xuthus L. vier gelbe Längsstriclie vorhanden, über
welchen auch die hellen Tüpfelpuiicte der Oberseite liegen. Vom Vorderrande bis zum sechsten Rand-
felde treten am Aussenrande die unten stärker als oben entwickelten Limbaltüpfel auf, an welche s,ich
noch innen vom Vorgabel- bis zum siebenten Randfelde die unregelmässig geformten Marginalmonde
anschliessen. Die orangene, vom Vordergabel- bis zum zweiten Randfelde ausgebildete Bestäubung der
Unterseite halte ich für den Rest der Submarginalbinde, denn es entspricht ihr auch auf der Oberseite
eine feine gelbliche Bespritzung. Somit gehören die einzelnen, seltener (im Gabelfelde) getheilten hellen
Tüpfel der Aussenzellbinde an, die sich weiterhin mit den Zellbinden zur Mittelbinde vereinigt. Letztere
setzt sich auf der dunkleren Oberseite schärfer als auf der mehr einfarbig gelben Unterseite auf die
Hinterflügel fort und tritt auf ersterer ausser in der continuirlich über die Zellmitte verlaufenden Binde
noch in einzelnen scharfen gelben Tüpfeln im fünften bis sechsten Randfelde ausserhalb der Mittelzelle
auf. Somit ist anzunehmen, dass sie ursprünglich wie bei der Machaon- und 2)aM«MS - Gruppe auf den
Vorderfltigeln breiter war und sich bis zum Submarginalbande der Hinterflügel ausdehnte, nur am Zellende
durch einen Rest des Terminalbandes unterbrochen. Dann findet auch der schwarze, scharfe, etwas innen
convexe Streif, welcher auf der Unterseite die basale Aufhellung gegen die Mittelbinde abschliesst, eine
Erklärung und entspricht dem dritten Basalbande der Datmus - Gruppe ! Im Gegensatz zur Mittelbinde
dehnt sich nun das Snbmarginalband auf der Oberseife der Hinterflügel besonders deutlich aus und bildet
im zweiten Randfelde einen schönen Augenfleck mit orangeschwarzer Pupille , blauer Iris und schwarzem
Rande, dem ein ähnlich gezeichneter aber kleinerer Fleck im achten Randfelde entspricht. Auf der Unter-
seite ist die ursprünglich blaue, schwarz gesäumte Binde innen lebhaft orangen gekernt, und es hat sich
— 39 —
diese Bänderbildung auch auf den Fleck im Zellende fortgesetzt, den wir ;ils Terminalhand bezeichnen.
Die Marginalmonde der Hinterflügel sind oben und unten deutlich, und der im achten Randfelde ist ziegel-
roth gefärbt. In letzterem ist zugleich auch das sonst breite kräftige Postmarginalbaud aussen fort-
gefallen : so gehen Randsaum und Marginahnoud in einander über. Vom zweiten bis siebenten Randfelde
treten die Limbaltüpfel besonders an der Unterseite der Hinterflügel stark hervor. Die Leibesfärbung ist
für die ursi>rünglicheren Arten der Untergattung typisch. Ueber den Kopf und Nacken zieht sich ein
dunkleres mittleres Dorsalband, das auf dem Hinterleibe besonders verbreitert und fein gelb bestäubt ist :
ein weiterer schwarzer Streif zieht sich an den Seiten des Kopfes zur Flügelbasis, während auf dem stark
aufgehellten Hinterleibe sich je ein dunkler Streif über die Stigmenlinie herüber und ein anderer an der
Bauchseite entlang ebenfalls bis zur Gesclilechtsöffnung zieht. Somit zeigt der Hinterleib fünf normale
Längsstreifeu. Auch die gelbe Oberseite der Fühler vor der Keule und die helle Keulenspitze deutet auf
nahe Verwandtschaft mit der Machaon-Gruppe hin.
Als noch geschwänzte Ausläufer einer der 3Iachaon - Gruppn näherstehenden Form sehe ich die G'»""-»'-.
zu Felder's Section LIX geh(irigen Arten P. Gigon Feld. (Celebes) und den kleineren bis Indien ver-
breiteten P. DemoJion l'r. an, von denen ersterer in der Vorderflügelzelle noch eine schmale terminale
Aufhellung trägt. Bei beiden Arten entsteht eine von der Vorderflügelspitze aus gegen die innere Hälfte
des Hinterrandes verlaufende, aus Resten der Marginal- und der Aussenzellbinde bestehende Diagonalbinde,
deren Tüpfel sich nach hinten zu erweitern und endlich eine breite continuirliche Mittelbinde bilden,
welche die Hinterflügelzelle durchzieht. Eine basale Aufhellung an der Unterseite der Hiuterflügel er-
innert an die von Erithoniiis und dürfte vor dem Reste des dritten Basalbandes liegen. Auf den Vorder-
flüoreln sind selbst bei P. Gii/on Feld, die Marginalmonde meist unterdrückt und treten nur auf der
Unterseite in schmalen queren Tüpfelresten auf. Dagegen sind sie auf den Hinterflügeln auch oben ent-
wickelt, haben jedoch eine submarginale, durch die starke Erweiterung der kräftigen Postmarginalbandflecke
bedingte Verschiebung erfahren '). Im achten Randfelde tritt der Marginalmond aussen mit dem Saum-
tüpfel in Verbindung: so entsteht ein innen oftener, einen schwarzen Fleck umfassender Halbring, der oft
wie der Marginalmond im zweiten Randfelde eine orangene Färbung annimmt. Auf der Unterseite der
Hinterflügel tritt in dem zwischen Marginal- und Mittelbinde liegenden breiten Bande, welches durch die
Verschmelzung des submarginalen mit dem Reste des Inframarginalbandes entstand, eine zarte silberblaue
Zackenbinde auf. welche der Submarginalbinde entspricht, aber auf der Oberseite durch Verdunkelung
unterdrückt ist. Wie in der T/wf/s-Gruppe entspricht somit die orangene Bestäubung um die Zelle herum
der in allen ursprünglicheren Gruppen der Rinneufalter nachweisbaren Zwischenbinde.
Auch die Färbung des Leibes, die auf hellem Grunde eine breite dorsale Verdunkelung und jeder-
seits einen stigmalen und einen ventropleuralen Längsstreif trägt, erinnert an P. Erithonius Cr., dagegen
sind die Fühler schon einfarbig und stark verlängert.
Als weiteren Ausläufer einer noch vorwiegend gelb gefärbten Q-igon - artigen Form sehe ich den
C. und R. Felder noch unbekannt gebliebenen P. Antonio Hew. (Philippinen) an, der wie P. Gw/ow Feld,
im Männchen aussen auf der Oberseite der Vorderflügel einen sammetartigen Schuppenfilz trägt, am
Hinterrande derselben noch einen unten fast bis zum fünften Randfelde reichenden hellen Bindenrest
besitzt und ebenfalls noch vier helle Striche in der Vorderflügelzelle erkennen lässt. Ausserhalb der über
Eine analoge Verschiebung treffen wir auch in der neotropischen Thoa ^-Gruppe.
— 40
Encheuor-Gr.
Ampbiaraus-
ör.
die Hinterflügel sich fortsetzenden Mittelbinde liegen im fünften bis achten Randfelde noch blaue Sub-
niarginal- und die regelmässigen Marginalbindenmonde, deren äusserste wie bei P. Euchenor Guer. orangen
gefärbt sind und in ihrer Lage durchaus an die von P. Giyon erinnern.
Durch noch stärkere Verdunkelung ging aus ähnlichen Formen wie P. Antonio Hew. der ebenfalls
noch geschwänzte P. Noblei Nie. (Birraa) hervor ') , bei dem die Vorderflügelbinde vollkommen erlosch
und auch die Mittelbinde auf den hinteren bis auf einen weiss-gelben Spiegel im zweiten bis vierten und
einen geringen Rest im achten Randfelde, die Submarginalbinde bis auf einige blaue Stäubchen im
siebenten bis achten Randfelde, im sechsten Randfelde sogar der Margiualmond verdunkelt wurde, sonst
sich aber in der characteristischen Lage erhielt.
Auf Formen mit entwickeltem Hinterflügelschwanz und gelblicher Grundfärbung, die uns in der
indo-australischen Fauna nicht mehr erhalten sind, aber vielleicht der in ihr nicht vertretenen palae-
arktischen J[fac/iao»i- Gruppe entsprechen könnten, weist die Zeichnung von Verti-etern mehrerer selbst-
ständiger Gruppen hin.
So besitzt der grosse ungeschwänzte P. Euchenor Guer. (Neu-Guinea) noch die vier hellen Striche
an der Unterseite der Vorderflügelzelle wie die Gf^V/OM- Gruppe, aber zugleich eine auf den Vorderflügeln
stark niodificirte Zeichnung. Die Apicalbinde, welche nach hinten in einige schwache, nur auf der Unter-
seite deutliche, bald in den Saum aufgehende Randmonde sich verliert, entspricht wohl einem Theile der
Marginalbinde. Dagegen sind die vom dritten bis siebenten Randfelde entwickelten hellen Binden-
reste, welche mit der grossen Aufhellung am Zellende zusammentreten, Reste der ursprünglich breiteren
Mittelbinde. Letztere setzt sich auf der Oberseite der an der Basis stark verdunkelten Hinterflügel über
das mittlere Drittel der Fläche fort, auf der Unterseite dagegen geht sie wie in der Jfac/taow-Gruppe bis
zur Basis und auf beiden Seiten durchbricht sie im dritten bis vierten Randfelde das Submarginalband,
um in die Margiualmonde überzugehen, die so stark nach innen verschoben sind wie bei der Giyon-
Gruppe. Das Submarginalband reicht somit nur vom achten bis fünften Randfelde, tritt dagegen wieder
im zweiten als blaugekernter Augenfleck auf. Während die Randmonde im zweiten und fünften bis achten
Randfelde eine orangefarbene Färbung annehmen, bleiben die unten stark entwickelte)! Saumtüpfel meist
weisslich. Marginal- und Submarginalbinde treten auf der Oberseite der Hinterflügel nicht hervor. Da
die helle durch einen stigmalen Streifen unterbrochene Farbe der Seiten und des Bauches und die Fühler-
forra an P. Gi<ion erinnern, möchte ich P. Euchenor eher der Qigon- als der Erectheus-Gn\]ii>e anschliessen,
wie Felder und Wallace es thaten.
Am nächsten dürfte der hypothetischen Stammform in der Flügelform und der Erhaltung der
Marginalbinde der Vorderflügel noch die Amphiaraus-Gi-aYnpe stehen. Dieselbe bildet bei ('. und R. Felder
die Subsection G der Section LX, ist anscheinend in beiden Geschlechtern monomorph und trägt einen
schwach spathelförmigen Hinterflttgelschwanz. Die ursprünglichste Art ist P. Amphiaraus Feld. (lUoneus
Don.), von dem ich durch Güte des Herrn Gustos A. Rogenhof er eine nach der Wiener Type an-
o-efertio-te Farbenskizze erhielt. Hinterleib und Fühler sind ganz schwarzbraun. Auf den Vorderflügeln
erhält sich eine vom Vorgabelfelde beginnende Randmondreihe oben bis zum fünften, unten dagegen bis
zum sechsten Randfelde. Weiter tritt eine breite weissliche Aussenzellbinde anf, die vorn über dem
') Leider kenne ich nur die von L. de Niceville gegebene .\bbildung (.Journ. As. Soc. Bengal. LVII, 1889,
Taf. XIII, Fig. 2).
— 41 —
mittleren Medianast in die Marginalbinde verläuft, hinten aber durch einen weiteren Rest noch erkennen lässt,
dass sie ursprünglich eine durchlaufende Binde bildete. Diese Mittelbinde setzt sich auf das letzte Drittel
der Hinterflügelzelle fort, ist besonders in der Mitte erweitert, unten eher breiter als oben und vom
ersten bis achten Randfelde entwickelt. Die grossen Marginalmonde der Hinterflügel tragen auf der
Unterseite vom zweiten bis siebenten Randfelde in gelblich - weissem Grunde noch einen orangenen
Kern, dagegen treten sie oben nur im sechsten bis achten Randfelde als kleinere rothe Tüpfel hervor.
Das Submarginalband ist im sechsten bis siebenten Randfelde sehr breit entwickelt, in den vorderen aber
durch das nach aussen zunehmende Vordringen der Mittelbinde zu einem dunklen mondförmigen Fleck
verschmälert.
Dieser Art gegenüber zeigt P. Amyntor (Neu-Caledonien, N.-S.- Wales) eine schon fortgeschrittene
Verdunkelung der Zeichnung. So tritt auf der Oberseite der Hinterflügel die Mittelbinde nur im sechsten
bis zweiten Randfelde und von den Marginalmonden nur der grosse rothe Analmond im achten Randfelde
auf. An dem schwarzen Leibe erkennt man jederseits zwei schmale helle Seitenbinden.
Auf einen mit der Amphiaraus- Gruppe gemeinsamen Stamm, dem sie ebenso nahe wie letztere «o<i<^*<'yi*5''-
stehen dürfte, haben wir die ebenfalls in beiden Geschlechtern geschwänzten fast monomorphen Arten der
Gndeffrnyi-Gruppe anzusehen , deren zwei auf die Samoa-Inseln beschränkte Arten . P. Godeß'royi Semp.
und P. Schmeltzi Hen. -Schaff., C. und R. Felder noch unbekannt waren.
Die ursprünglichste Form stellt das Weibchen von P. Godeffroyi dar, welches auf den Vorder-
flügeln in der schwarzen Hauptfürbung noch den ausser der Zelle gelegenen Theil einer weissgelben
Mittelbinde trägt, die sich auf die Hinterflügel fortsetzt und hinten von einer entwickelten gezackten
blauen Submarginalbinde und einer durchlaufenden Reihe rother Marginalmonde begrenzt wird.
Die Raupen beider Arten sind nach Matthew denjenigen der nordamerikanischen TwrwMS-Gruppe
ähnlich und leben auf Aralien.
Von den grossen ungeschwänzten Repräsentanten der Hecataens - Grxxppe erinnert P. Hecataeus H^^^taeus-Gr.
Godm. u. Salv. (Salomons-Inseln) in den grossen queren Aussenzelltüpfeln der Vorderflügel, die bei dem
Weibchen manchmal eine continuirliche Reihe bilden, an die Amphiaraus-Gruppe. Hier unterscheidet sich
das stärker aufgehellte Weibchen von dem anderen Geschlecht durch die erweiterte, nur das erste Drittel
der Zelle freilassende Mittelbinde der Hinterflügel, ohne jedoch mimetisch zu sein. Doch dürfen wir diese
Abweichung als von Seite des Weibchens ausgegangen und als erste Grundlage einer mimetischen
Anpassung ansehen. Hierher gehört wohl auch der stärker verdunkelte, auf den Voi'derflügeln höchstens
mit einigen subapicalen Bindentüpfeln gezierte P. Oritas S. u. G., dessen Weibchen in der Färbung noch
dem Männchen gleicht, aber zugleich durch die vollkommenere Ausbildung der Zeichnungen an die
Stammfoi'men der Gruppe erinnert , von denen das Männchen sich durch Verdunkelung der Binden-
monde etc. entfernt.
Hieran schliesst sich die mit einem zahnförmigen • Schwänzchen der Hinterflügel versehene sambrisius-Gr.
6ra»*6rmMS-Gruppe , welche ich Fei der 's Subsection E und Wallace's Ereddheus-Grnppe gleichsetze.
Diese Gruppe ist in allen ihren Arten durch eine weitgehende Aufhellung des Weibchens unterschieden,
welche aber bei keiner Art den Typus der Vorläufer rein zu wiederholen scheint, sondern stets mit meist
unvollkommenen Anpassungen an die Morphiden-Gaiinn^ Tenaris oder die Papilioniden-G&itmig Eurycus
oder die Po?i/(^orMS-Gruppe der Aristolochienfalter verbunden ist.
Bibliotheca zuologica Heft VIII. 6
— 42 —
Eine dtr ursi)rünglichsten Formen der Grupjoe dürfte der riesige, im Aussterben begriffene
P. Gambrisius Cr. (Amboina, Ceram) darstellen, da bei ihm das Männchen auf der Unterseite der Hinter-
flügel noch eine undeutliche Reihe von Tüpfeln der Mittelbinde trägt, während die Marginalmoude aller-
dings bis auf den im achten Randfelde erloschen sind. Auch bei dem viel grösseren und selteneren
Weibchen {Drusius Cr.) treten die Marginalmoude unten zwar regelmässig auf, aber nur schwach hervor,
dagegen ist die blaue Subniarginalbinde in breitem, dunklem Grunde auf beiden Seiten deutlich und hat
die Mittelbinde der Hinterflügel eine etwas gelbliche Färbung angenommen. Auf den Vorderflügeln ist
das Ende der Zelle und eine breit entwickelte, durch die Rippen zertheilte, fast den Aussenrand erreichende
Binde weisslich. So tritt eine gewisse oberflächliche Aehnlichkeit des Weibchens mit Tewom-Arten uns
entgegen, die allerdings erst sehr gering ist, sich aber in den abgeleiteteren Formen steigert.
Eine weitere ursprüngliche Form dürfte P. Erechtheus Don. aus Australien darstellen, dessen
Männchen ebenfalls noch eine weisse Subapicalbinde auf den tiefschwarzeu Vorderflügeln trägt, auf der
Unterseite der Hintei'flügel dagegen noch zwei vollkommen entwickelte Reihen von rothen Marginal- und
blauen Submarginalmonden . aber keine Mittelbinde mehr besitzt, während auf der Oberseite ein weiss-
grüner zackiger Spiegel ') hervorleuchtet. Das oft kleinere Weibchen {Aeyetis Don.) trägt auf den Vorder-
flügeln eine breitere, ausserhalb der Zelle gelegene, aussen etwas rauchbraun verdunkelte Binde und den
Rest einer solchen vor dem Zellende. Auf den Hinterflügeln geht die weissliche Mittelbinde über das
Zellende und legt sich au sie eine breite Raudverdunkelung an, in der man die Reihe der blauen Sub-
marginalmonde und die im zweiten bis siebenten Raudfelde abgetrennten rothen Marginalmoude oben und
unten unterscheiden kann; im verkürzten achten Raudfelde legt sicli der Submarginalmond auf den
marginalen. Durch die Aufhellung der Vorderflügel, die Lage der Hinterflügelmittelbinde. die ungleich-
massige Ausbildung der Marginalmoude und die gelbe ßeliaarung der Hinterleibsspitze erinnert das
AVeibchen ganz unbedeutend an Eurycus Cressidu Bsd.
Bei P. Ormeuus Guer. (Waigiou) bildet Wallace drei verschiedene Weibchenformen ab: so ist
diese Art von besonderer Wichtigkeit für eine Erkenntniss der Entstehung iuimetischer Umbildungen.
Das dem Männchen ähnlichste Weibchen, 1. c. Taf. HI, Fig. 1, trägt auf der Oberseite eine etwas breitere
Subapicalbinde der Vorder- und eine schmälere, gegen die Enden verengte, aussen mehr convex abgerundete
Mittelbinde der Hinterflttgel. Mehr als die Oberseite weicht von der des Männchens die Unterseite dieses
Weibchens ab und zwar zeigt sie eine ursprünglichere Regelmässigkeit der Zeichnung, normal entwickelte
rothe Marginal- und i)laue Subniarginalmonde und eine wenigstens vom siebenten bis dritten Randfelde
entwickelte Mittelbinde : bei dem Männchen sind dagegen durch zunehmende Verdunkelung alle Marginal-
nionde bis auf den im Analfelde überdeckt und erhalten sich die Subniarginalmonde nur vom siebenten
bis fünften Randfelde. So erinnert das erwähnte Weibchen, bei dem sich die Subapicalbinde auch bis
zum Innenrande der Vorderflügel fortsetzt, in der Zeichnung durchaus an Formen, welche P. Godefroyi
Semp. noch näher standen. Die beiden Weibcheuformen aus Waigiou, welche Wallace 1. c. Fig. M
und 4 abgebildet hat, zeigen schon die Anlage zu der mimetischen Anpassung einerseits an P. Polydorus L.,
andererseits an Tenaris (Dnisilla) bioculata. S« entsteht bei dem ersten Weibchen (1. c. Fig. 3),
das ich als var. Polydorina l)ezeichne, eine Aufhellung vor dem Ende der Vorderflügelzelle, während sich
die Aussenzellbinde fast bis zum Aussenrande ausdehnt ; ebenso treten auf der Oberseite der Hinterflügel
') Dieser Spiegel ist aus der Umbildung der Mittelbinde auf Jei- Oberseite der Hinterflfigel hervorgegangen.
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die Submarginalmonde zurück, die dnnkelrothen Randmonde dagegen stark vor. Die zweite Weibchen-
form (1. c. Fig. 4), Amanga Bsd., entsteht dadurch, dass die Vorderfltigel sich in der durch var. Pohjdorina
angedeuteten Richtung weiter aufhellen. So bleibt nur der Vorderraiid näher der Basis und schwächer
der Aussenrand verdunkelt. Auf den Hinterfliigeln erbleichen die Marginalmonde zu blassen Tüpfeln, die
nur im achten und zweiten bis dritten Randfelde noch orangegelb sind : ebenso verdunkelt sich das Sub-
marginalband und lässt sich durch zunehmende, längs der Rippen verlaufende Aufhellung in längliche
Flecke zerschnüren. Weiter setzt sich die bei var. Pohjdorina schon entwickelte Mittelbinde bis zum
Innenrande fort, lässt aber die Basis und das scharf abgegrenzte zweite Randfeld dunkel. So entsteht
eine schon stark an Tenaris- Arten mit gelben Hiuterflügelaugen erinnernde Weibchenform.
Aehnlich sind bei P. (var.?) Pandion Wall. (Neu -Guinea etc.). welcher P. Ormenus sehr nahe
steht, zwei Weibchen entwickelt, deren erstes nach Wallace (1. c. p. .j(i) an P. Ormenus \a\\ Polijdorina
erinnert, aber zugleich wie P. Ererhtheus $ eine vollständige Reihe von Submarginalmonden auf der Unter-
seite der Hinterflügel trägt. Die zweite Weibchenform besitzt Vorderflügel wie die zu Ormenus $ Amanga
gehörige Form Onesimus Hew. und gelbweisse Hinterflügel, deren zweites Randfeld verdunkelt ist, während
in der bis zu ihm reichenden Aufhellung das tbeilweise in blaugekernte .\ugenflecke aufgelöste Sub-
marginalband und die äussersten gelblichen Randmonde auf der Oberseite hervortreten. So erinnert diese
Weibchenform an Te«o»-/s-Arten. Die Hinterflügel bilden sich nun im Anschluss an die bei dem Männchen
besprochene Ai'tzeichnung zuerst auf der Unterseite dadurch um, dass die Randmonde sich etwas aus-
dehnen, erblassen und auch oben vortreten, und dass vor Allem die Mittelbinde sich anscheinend von
hinten nach vorn erweitert, da ein Theil des Vorderrandes schwarzbraun bleibt. Zugleich verdunkelt sich
das Submarginalband auf der Oberseite, und es treten nur wenige grosse und blaue runde Monde im
sechsten bis siebenten Randfelde der Oberseite auf, welche bei T. hioculata Guer. ebendort entwickelt sind.
Das Männchen von P. Tydeus Feld. (Batjan, Gilolo) ist oben auf den Vorderflügehi mit Ausnahme
der Subapicalbinde , auf den hinteren mit Ausnahme des aussen gebuchteten durchgehenden Spiegels tief
schwarz. An der Unterseite der Hinterflügel liegen noch die Reste einer Mittelbinde, entwickelte blaue
Submarginalmonde vom zweiten bis siebenten und orangene Marginalmonde, die hinten meist eckig er-
weitert sind. Dagegen zeigt die einzige bekannte Weibchenform schon eine ausgebildete mimetische
Anpassung an Tenaris (DrusiUa) und zwar nicht mehr an die Gattung im Allgemeinen , sondern an die
characteristische T. biociüata Guer., die überhaupt Gegen.stand vielseitiger Nachahmung ist. Diese Aehnlich-
keit wird dadurch erreicht, dass sich die Vorderflügel in der Mitte besonders gegen den Hinterrand auf-
hellen und am Vorder- und Aussenrande eine aschgraue Färbung annehmen.
Auch bei P. Adrastus Feld. (Banda), dessen Männchen auf der Unterseite der Hinterflügel noch
eine entwickelte Reihe von Marginal-, vom fünften bis siebenten Randfelde blaue Submarginal- und
einzelne Innenmonde trägt, treten zweierlei Weibchen auf. Das eine von ihnen (Wallace, 1. c. Taf. IV,
Fig. 1) gleicht mehr dem Männchen und erinnert zugleich an die Grundformen der Gruppe , da es eine
bis zum Hinterrande reichende Aussenzellbinde der Vorderfiügel und drei Hinterflügelbinden besitzt, deren
eine, die Mittelbinde, an den Enden abgekürzt, aber noch oben tbeilweise sichtbar ist. Weiter entstand
in zunehmender Aufhellung der Vorderflügel und Verdunkelung der Submarginalmonde der Hinterflügel
die schwächere Weibchenform, welche C. Felder in der Novara- Reise (Taf. XVI, B) abbildet. Bei
dieser ist die dunkle Flügelfärbung aus Schwarz in dunkles Graubraun übergegangen : die Hinterflügel
sind nur gegen das Zellende aufgehellt und diese Aufhellung verläuft ganz allmälig. Die auffallend
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grossen orangerotben Marginalmonde , die oben kräftig vortreten, rufen eine oberfläcblicbe Aebnlichkeit
mit dem Aristolocbienfalter P. Pnlydorus L. bervor.
Hierber gebort aucb wobl P. inopinatus Butl. (Timorlaut) , dessen Männeben nur noch in den
äussersten Randfeklern der Hintertlügel Monde besitzt, wäbrend dieselben bei dem Weibcbeu auf der
Oberseite auffallend gross und leucbtend hervortreten . sodass aucb bier eine gewisse Aebnlichkeit mit
P. Polydorus L. entsteht, die durch die breite Vorderfliigelbinde noch verstärkt wird.
Als ebenfalls zur Or;«erit<s-Gruppe gehörige, allerdings durch geringere Grösse abweichende Form
sehe ich den von C. und R. Felder wegen seiner fast vollkommen abgerundeten Hiiiterflügel in die
besondere Subsection D gestellten P. Ämbrax Bsd. (Batjan, Neu-Guinea) an. Schon das Männchen kenn-
zeichnet sich durch die apicale Aufhellung der sammetschwarzen Vorderflügel und den breiten nur auf
der Oberseite der Hintertlügel entwickelten Spiegel als der OrwewMS- Gruppe zugehörig, deren Ausläufer
diese Art bildet. Es kommen bier anscheinend nur mimetische Weibchen vor, welche aber selbst in
engeren Grenzen variiren und besonders durch die höhere Ausbildung (var. Ambracia. Kaiser -Wilhelms-
land) oder Unterdrückung (Amboina) des weissen Spiegels am Aussenrande der Vorderflügel meist
denjenigen Vai'ietäten von P. Polydorus gleichen, welche mit ihnen zusammen voi'kommen. Die ab-
gekürzte, grade das Zellende noch umfassende weisse Mittelbinde der Hinterflügel ist am Innenwinkel roth
gefäi'bt, und somit wohl mit den Submarginal- und im achten Randfelde aucb mit dem Marginalmonde
verschmolzen. Sonst treten die unten normalen Randmonde nur vom fünften Randfelde an auch oben
hervor , und wird damit die Aebnlichkeit des Weibchens mit dem P. Polydorus noch verstärkt. Ihren
Höhepunct erreicht die Verkümmerung der Form in der var. minor Honr. . die nur 55 — 57 mm spannt,
im Weibchen aber ebenfalls P. Polydorus L. gleicht.
Als peripherische, eine eigene Gruppe bildende Form, welche mit der Orme>MfS-Gruppe am nächsten
verwandt ist, sehe ich den von Felder zum Repräsentanten seiner Section LXI gemachten monomorphen,
stark an P. Erechtheus ? (Aec/eus) erinnernden P. Anadiis Macleay an. Derselbe zeichnet sich durch die
Kürze der Antennen und ihre dickere Keule, die starke Behaarung des Kopfes, die schmäleren Vorder-
flügel mit ausgezogenem Vorderwinkel, die kürzereu Hinterflügel und breitere Mittelzelle der letzteren
aus. Die Zeichnung der Vorderflügel ist sehr ausgebildet. So liegen in der Vorderflügelzelle eine schmale
terminale und eine grössere mittlere Aufhellung; so zieht sich ausserhalb der Zelle eine entwickelte,
oben mehr erloschene und uuregelmässige Mittelbinde hin. an welche sich eine ungleichmässig ausgebildete
Marginaltüpfelreihe anscbliesst. Im Gabelfelde liegen somit z. B. drei Tüpfel, die je der Mittel-. Sub-
marginal- und Marginalbinde entsprechen dürften ; dagegen ist im dritten Randfelde die Mittelbinde getheilt,
im sechsten bis siebenten auf die Hälfte verengt. Wie die basale Verdunkelung, setzt sich auch die
Mittelbinde der Vorderflügel auf die hinteren fort und verbreitert sich vom dritten Raudfelde an so stark,
dass sie weit die Zelle umgreift, deren Ende ein breites Terniinalband kennzeichnet, das wobl dem letzten
Zellbande der Vorderflügel entspricht. Dagegen ist die Ausbildung der sonstigen Hinterflügelzeicbnung
sehr eigenartig. So sind die Randmonde unten unregelmässig entwickelt, der achte sehr gross und an
den Saum gei'ttckt, der sechste und siebente nach aussen verschoben, der zweite und dritte weiss gefärbt.
Von ihnen treten nur die rotbgefärbten vierten bis achten oben hervor: ebenso ist die Submarginalbinde
im zweiten bis dritten Randfelde nicht unterscheidbar. So werden wobl das zweite und dritte Randfeld
der Hinterflügel-Oberseite im Fluge andauernd von den Vorderflügelu gedeckt und dadurch eine bedeutende
Verschmälerung der freien Hinterflügelfläche bewirkt. Ebenso werden die kurzen Fühler, die orangenen
— 4ö —
Palpen und Yorderhüfteii , die lebhaft ox-angegelbeii Flecke an der Rückenbasis, die gelbe Färbung des
Hinterleibsendes, die grau bestiiubten Aufhellungen der Vorderflügel, welche glasige Stellen der Membran
vortäuschen, die anscheinend schmalen Hinterflügel mit fünf dunkelrothen Randmonden und stark nach
innen vordringender weiss leuchtender Mittelbinde dazu beitragen, dieser seltenen Art in beiden Geschlechtern
eine noch grössere, schon von C. und R. Felder (1. c. p. 360) erwähnte Aehnlichkeit mit Eurycus
Cressida F. zu geben, als P. Enchthens ? sie besitzt.
Dem P. Anadus steht wohl auch der 1'. AIcidinus Butl. (Aruinseln) näher, welcher wie der nahe A'i'JinusGr-
verwandte P. Laglaizei Deyr. (Neu- West-Guinea) dem weiter verbreiteten Urauiiden AIcidis Orontes Feld.
(NyctaJemon Aguthyrsus Kirsch) auftlillig gleicht. Die Zeichnung der Vorderflügel, deren Form an P.
Anadus eriiniert , besteht aus einer oben schmäleren apicalen Binde und einer auf der Unterseite bis zur
Basis reichenden Aufhellung, die durch ein kurzes Terminal- und ein dem von P. Anadus entsprechendes,
etwas über die Zelle verlaufendes viertes oder fünftes Zellband durchschnitten wird, während oben der
basale Theil innerhalb des Letzteren vei-dunkelt ist und von der breiten Mittelbinde nur ein schmälerer,
vom Zellende bis zum Innenrande verlaufender Rest übrig bleibt. Sowohl die basale grünschwarze Ver-
dunkelung als die grünweisse Mittelbinde setzen sich auf die Oberseite der Hiuterflügel fort, und um das
deutliche Schwänzchen herum hellt sich auch der Aussenrand hellgrün auf. Auf der Unterseite der Hinter-
flügel treten bei beiden Arten die letzten fünf Marginalmonde als gelbe Tüpfel hervor, die aussen schwarz
begrenzt sind. Das Submarginalband ist durch eine ziemlich regelmässige Reihe schwarzer, im vierten
bis siebenten Randfelde gedoppelter Keilflecke, die Mittelbinde durch einen länglichen orange Fleck im
achten Randfelde vertreten, der die gelben Flanken der Uraniide vortäuscht. .\m Kopf stehen wie bei
der Or»je>ii<s-Gruppe einzelne weisse Flecke, dagegen ist der Leib oben grünlich-grau, seitlich aschfarbig
aufgehellt. Vielleicht bilden beide unterschiedene Formen, welche ich nie mit einander vergleichen konnte,
nur eine Art.
Auf Arten, welciie sich wie die der 6rorfe^Voj;/-Gruppe durch gleichartige Färbung und Zeichnuno- capanens-Gr
in beiden Geschlechtern, den Besitz eines spathelförmigen Hinterflügelschwanzes und einer l)reiten, weissen,
durchgehenden Aussenzellbinde der A'orderflügel auszeichneten, dürfen wir einige kleinere Formen mit
beiderseits erhaltener Vorderflügelbinde zurückführen, so P. Canopus VVestw. (Australien) und P. Hypskles
Hew. (Neu-Caledonien). Dieselben geben sich aber dadurch zugleich als Seitenzweige des Stammes zu
erkennen, dass ihre Marginalmonde wenig oder nicht, die Submarginalmonde nur theilweise auf der Ober-
seite der Hiuterflügel hervorleuchten. Von ähnlichen Formen, bei welchen die Marginal-, Submarginal-
und Mittelbinde der Hinterflügel unten ganz regelmässig vom zweiten bis achten Randfelde ausgebildet
sind, oben dagegen theilweise fehlen, dürfte P. Capaneus Westw. (Austi-alien) noch der Stammfonii näher
stehen, obwohl die oben normal ausgebildete Vorderflügelbinde auf der Unterseite stark abgekürzt ist.
An ihn schliessen sich die grossen übrigen Formen der Seyerws-Untergruppe an, bei welchen die Mittel-
binde der Hinterflügel auf der Oberseite am Inneni-ande abgekürzt ist und wie bei den Männchen der
Gamimms-Gruppe in beiden Geschlechtern einen Spiegel bildet. Die ursprünglicheren Formen zeichnen
sich aber noch an der Unterseite durch den Rest der Vorderflügelbinde, die durchgehende Mittel-. Sub-
marginal- und Marginalmondreihe der Hinterflügel aus, so P. Severus Cr. (Moluccen).
Als abgeleitetere Art ist P. Helenus L. (Philippinen, Celebes, Malacca) anzusehen, dessen ver-
schiedene Varietäten manchmal die Continuität der Mittelbinde auf der Unterseite der Hinterflügel erhalten
zeigen ( var. Prexaspes Feld. . Isuara White , Malacca) , während sie bei anderen (var. Hijstaspes Feld..
4G
Castoi--Gr.
Panope-Gr.
Philippinen) im siebenten bis achten Randfelde mit Marginal- und Submarginalbinde zu einem rothgelbeu
Tüpfel verschmilzt.
Durch vollkommene Verdunkelung der Vorderflügel und Beschränkung des .Spiegels zeichnet sich
P. Chaon Westw. (Nordindien) aus, bei dem die Submarginalmonde erloschen sind. Letztere fehlen auch
bei P. Nepheliis Bsd., dessen Subapicalbinde wie der Innenwinkeltüpfel an der Unterseite der Vorderflügel
auf Reste einer durchgehenden Aussenzellbinde zurückzuführen sind und wie die nur unten deutlichen
Randmonde eine weisse Farbe angenommen haben.
Aus einer verwandten Form ging wohl der auch von C. und R. Felder zur Section LX gestellte
P. Castor Westw. (Nordindien) mit dem mimetischen Weibchen Pollux Westw. hervor ') , «lern sich
P. Mehala Moore (ßurmah) anschliesst. Das Männchen von P. Castor erinnert in dem Spiegelfleck der
Hinterflügel durchaus an P. Chaon Westw., dagegen in dem weissen Tüpfel im zweiten Randfelde der
Hinterflügel über der Zelle und den weissen Tüpfeln des Hinterleibes eher an P. Nephelua Bsd. und ist
somit jedenfalls von der Seyertfs-Gruppe abzuleiten. Das Weibchen trägt viel vollkommener abgerundete
Hinterflfigel als das Männchen : weiter ist eine bei Letzterem vorn abgekürzte Reihe von Randtfipfeln auf
den Vordei-flügeln bei dem Weibchen normal und deutlich entwickelt. Ebenso ist die Tüpfelreihe der
Mittelbinde der Hinterflügel bei dem Weibchen gegen die Basis derselben erweitert und bis zum Innen-
rande fortgesetzt. Solche Aufhellungen kommen auf den A'^orderflügeln nur auf der Unterseite ausserhalb
der Zelle vor, während die der Hinterflügel auch auf der Oberseite hervortreten. So entsteht eine un-
vollkommene Aehnlichkeit des Weibchens mit Danaiden, besonders dem Weibchen von Danaus (Tinimala)
Limniace Cr. , die noch besonders durch die zahlreichen Reihen weisser Tüpfel des Hinterleibes vermehrt
wird , deren jederseits eine subdorsal und eine suprastigmal , und weitere drei auf der Bauchseite liegen,
also sieben vorkommen, zu denen noch die weissen Stigmen in dem schwarzen Stigmaistreif treten.
Bei P. Melialu Moore trägt das Männchen auf den dunkelbraunen Vorderflügeln nur den weissen
Zellrandtüpfel und auf den Hinterflügeln ausser schmalen gelben Mai-ginalmonden eine durchgehende,
innen schmale Mittelbinde, das Weibchen dagegen auf den Vorderflügeln eine submarginale Tüpfelbinde
und eine an P. Pollux erinnernde, nach innen erweiterte Hinterflügel- Aufhellung.
W.ahrscheinlich steht auch die Gruppe der Euploeen- und Z)aj(«/(/eH-Xachahmer '^), welche Felder's
Section XXVII entspricht, durch Formen wie P. Fcmope L. (Nordindien etc.) mit dieser Gruppe in Ver-
bindung. Wie bei dem Männchen von P. Castor Westw. sind die Saunitüpfel und Randmonde im sechsten
Randfelde der Vorderflügel gedoppelt, was man als ein Zeichen einer durch Rückschlag entstandenen
Reproduction ansehen muss, da es bei P. Nephelus Boisd. und Chaon Westw. und den übrigen Formen
der (7aMOj9JtS - Gruppe nicht vorkommt. Ebenso tragen die Hinterflügel in jedem Randfelde einen deut-
lichen Saumtüpfel und einen Randmond, der als eine weitere Ausbildung der bei P. Castor ? vorhandenen
Zeichnungselemente erscheint, indem die Saumtüpfel sich verbreitern und wie der Mond im achten Rand-
') Gegen die neuerdings wieder von englischen Autoi-en vertretene Behauptung, dass P. Castor und P. Pollux
7.wei Arten angehören, führe ich ausser dem bekannten Fei der 'sehen Zwitter noch die Angabe des Herrn Mewes
(Darjeeling) an, dass er beide aus gleichen Puppen zog und in Copula fand. Sollten Po/ZH.r-artige Männchen in der That
vorkommen, so haben wir darin, wie in anderen Fallen der Mimicry, nur einen Entwickelungsfortschritt in der Anpassung
zu sehen, indem die vortheilhafte Aehnlichkeit mit Danaiden sich vom Weibchen auch auf das Männchen vererbte.
') Die für diese Gruppe characteristische Verlängerung des achten Randfeldes der Hinterflügel dürfte wie die
Erweiterung des Innenfeldes das Product einer secundären Anpassung an die Aehnlichkeit mit Daiuüden sein.
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felde eine onuigene Farbe annehmen. Zugleich bildet sich neben den Randmonden am Vorderrande der
Vorderflügel eine submarginale Tiipfelreihe aus. die F. Castor ? noch fehlt, während der helle Zellrand-
tüj)fel mit einigen Tüpfeln der Mittelbinde der Hinterflügel durch Verdunkelung scluvindet.
Während P. Panope an braune EupJoecn mit vereinzelten hellen Aussenrandtüpfeln. wie E. Core L.
und E. Godartü Luc. erinnert . gleicht P. Clytia L. ') (mit dissimiUs de Haan) durch Ueberwiegen der
weisslichen intercostalen Färbung gewissen hellen Danaiden der Untergattung üarfexa Moore, wie D.
similis L. Zu den liei P. Panope L. erwähnten Aufhellungen kommt auf den Vorderflügeln weiter noch
eine .sich um die Zelle herumlegende Mittelbinde hinzu, die im dritten bis siebenten Randfelde durch
Verdunkelung in Tüpfel zerschnürt wird. In der Mittelzelle tritt dagegen eine näher dem Ende gelegene
Binde auf, während sich durch die Basalhälfte vier weisse Längssti-iche erstrecken. Auf den Hinterflügeln
verlängern sich die bei P. Panope angedeuteten Aufhellungen der Mittelbinde bis an die Basis und heben
sich nur die schwarzen Kippen uiul einige schwarze .Streifen in der Mittelzelle in der weissen Hauptfarbe
hervor, wie wir es auch oft bei den Danaiden antreflen. Zugleich wird der Hinterleib durch das Ver-
fliessen der Tüpfel von je zwei seitlichen weissen Binden durchzogen und leuchten auch die weissen
Nacken- und Brusttüpfel mehr hervor.
Auf Pf/«o2^e-ähnliche Formen ist auch P. Palephates Westw. | Luzon) zurückzuführen , der eben-
falls braunen Euploeen gleicht, sich jedoch im achten Randfelde der Hinterflügel durch das Zusammen-
fliessen des Marginalmondes mit dem Saumtüpfel auszeichnet.
Durch weitere Verdunkelung entstanden Formen mit einfarbig düsterem Braun und kaum erkenn-
baren Aufhellungen der Hinterflügel, wie P. Heuisonii We.stw. (Borneo), deren leuchtend orangerother
Fleck im Analfelde sie fast allein im Fluge nocii von dunklen Euploeen (E. Menetriesi Feld.) unterscheidet.
Ein schönes Analogon dazu ist P. Slateri Hew. (Java), der in seiner tief metallblauen Färbung dem
Männchen der Euploea Lhmaci Moore ebenfalls noch bis auf den orangenen Tüpfel im achten Band-
felde gleicht.
Aus Formen mit wenig ausgebildeten Saum- und Marginalmonden , welche wohl an P. Astinu
Horsf. (Java) erinnerten, die einer kleinen braunen Euploea mit einzelnen weissen Randtüpfeln gleicht,
gingen die zahlreichen variablen Formen des P. Paradoxus Zinck. hervor, welche sich jedesmal den ver-
schiedenen Arten der Euploeen anpassen, welche an dem gemeinsamen Aufenthaltsort am häufigsten sind.
Während das Weibchen von var. Zanoa Butl. (Malacca) durch weitere intercostale Aufhellung vergi.Tiif.viu.
dem Weibchen von Euploea Linnaei Moore (= Clytia L.) gleicht, bildete sich bei dem Weibchen von
var. Telesichs Feld. (Borneo) mit schmäleren Flügeln am Vorderrande der Oberseite der Vorderflügel der
herrlich blaue Glanz aus, welcher die Männchen der schönen Euploea kennzeichnet, die häufiger als
die Weibchen sind inid viel mehr durch ihren herumirrenden Flug auffallen. So erinnert var. aeniijma
Westw. (Borneo) in dem einfacher gefärbten Weibchen an die Männchen brauner Etiploeen der Unter-
gattung Sa?/;/Ha;, deren hinten erweiterte eigenthümliche ^ orderflügelform '-) es sogar wiedergiebt. Zugleich
erweiterte sich das Innenfeld und kam dadurch eine Flügelentfaltuug zu Stande, welche von der bei
Papilionen gewöhnlichen abweicht und den Leib, der sonst frei ist. von unten her umschliesst. Die stark
') Nach der Ansicht neuerer indischen Lepidopterologen sfehören P. Fdiivpe und Cli/tia vielleicht zu einer Art
und lebt die helle Form besonders im Osten de.s Verbreitungsgebietes. (Journ. As. Soc. Beng. 1886, p. 4.33.)
^) Diese Erweiterung des Hinterrandes der Vorderäügel bei Salji!ii.r wird durch die hohe Entwiekelung de.s
Duftschuppenspiegel.s auf der Oberseite der Hinterflügel bedingt und dient zur Bedeckung des letzteren.
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verdunkelten Männchen gleichen durch die tief rauchbraunen , kaum getüpfelten Hinterflügel und den
herrlichen Blauschiller der verschieden schwach aufgehellten Vorderflügel wiederum den Männchen von
Euploea Linnaei Moore.
Aus stärker aufgehellten Formen, die an P. Clytia L. erinnerten, gingen wohl die hellen, ebenfalls
JDanaiden gleichenden Formen mit kürzeren Fühlern hervor, von denen der kleine P. epycides Hew.
(Sikkim), der noch einen auffallenden orangenen Analtüpfel auf den Hinterflügeln besitzt, an Danaus
similis L. erinnert. Auch der ebenfalls stark aufgehellte grössere celebensische P. Veiovis Hew., den
Kirby nach dem Vorgange von Wallace zwischen Angehörige der Segelfalter stellte, gehört hierher.
Bei ihm ist besonders das Weibchen sehr durchsichtig und in der Vorderflügelzelle schneeweiss aufgehellt;
das Analauge ist oben schon durch Aufhellung erloschen. iSo erinnert diese Form etwas an Danaus
Ismare Cr. (Celebes).
Durch weitere Ausbildung der mimetischen Anpassung fällt das Analauge ganz fort. Zugleich
bildet sich die Aehnlichkeit mit bestimmten Danaiden noch stärker aus. So erinnert P. Gooindra Moore
(Himalaja) durch die braune Färbung der Hinterflügelrippen ausserhalb der Zelle und auf der Unterseite
vergi. Tal. vn. schon an Danaus l'ytius L., welche Aehnlichkeit bei P. Ägestor Gray (Sikkim) den höchsten Grad erreicht.
Denn bei dieser Art gleichen in beiden Geschlechtern die Vordei'flügel durch die zarte blaugraue
Bestäubung ihrer Aufhellungen täuschend den fast glasigen durchsichtigen Stellen des Vorderflügels von
Danaus Tytius und haben auch die Hinterflügel eine diffusere rothbraune Färbung angenommen, während
die weissen Querringe des dunklen Hinterleibes noch an P. Govindra Moore erinnern.
voiienhovii-Gr. Um wieder auf die Ca^a«,e«s-Gruppe zurückzugreifen , so sehe ich P. VoUenhovii Feld. (Timor)
mit äusserst kurzem Schwänzchen, über beide Flügel laufender Aussenzell- und rückgebildeter Submarginal-
binde der Hintei-flügel als letzten Ausläufer einer an P. Hypsides Hew. (Neu-Caledonien) erinnernden
Form an, während Arten wie Hipponous Feld. (Luzon) zu der Pawimon - Gruppe überführen dürften,
welche aus den durch den mimetischen Polymorphismus ihrer Weibclien ausgezeichneten, von Wallace
zuerst genauer unterschiedenen Formen ') P. Pammon L., P. Theseus Gr., P. Älphenor Cr. und P. Nieanor
Feld, besteht, unter denen die Männchen der beiden letzten Arten fast oder ganz schwanzlos sind.
Pammon-Gr. Daher Sehe ich den auf das indische und chinesische Festland, Malacca und Ceylon beschränkten
P. Pammon L. , der in beiden Geschlechtern coustant geschwänzt ist, als der Grundform am nächsten
stehend an. Die weissen Nageltüpfel am Aussenrande der normalen Vorderflügel sind dieser Gruppe
eigenthümlich und entsprechen wohl einer Verlängerung der Saumtüpfel : auch hier sind sie im sechsten
Randfelde wie bei P. Hipponous gedoppelt.
Von den verschiedenen Weibchen von P. Pammon entsprechen einige nun fast durchaus den Männchen
(Wallace, 1. c. Taf. H, Fig. .3), nur ist ihre Grundfarbe weniger tief verdunkelt. So tritt auf der
Oberseite des achten Randfeldes der Hinterflügel noch Rand- und Submarginalbinde hervor und ist erstere
auf der Unterseite orangeroth, statt, wie bei dem Männchen, weisslich.
Eine weitere Weibchenform entsteht durch zunehmende Aufiiellung der Hinterflügel, indem alle
unten angelegten Randmonde auch auf der Oberseite orangeroth auftreten, während zugleich die Sub-
marginalbinde sich in zerstreute Blauschuppen auflöst.
') Vielleicht bilden P. Pdimnon, Theseus, Älphenor und Xiauior nur eine Art.
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Aus diesen Formen, die wir als rückgeschlagen bezeichnen müssen, entsteht nun durch Umbildung
der gegebenen Binden die niimetische Anpassung. Die Vorderflügel verschnüilern sich am Aussenrande
und zacken sich zugleich seicht aus : so werden die Nageltüpfel zu gewöhnlichen schmalen Saummonden
reducirt. Zugleich bildet sich ausserhalb der Zelle eine von hinten theilweise in letztere eindringende,
durch die dunklen Rippen und Intercostalstreifen durchbrochene Aufhellung der Mittelbinde wie bei den
Aristolocbienfaltern der Jophoti -(ii-u^pe. Weiter bilden sich auf den Hinterflügeln die Marginalmonde
weiter aus, und auch die Limbaltüpfel nehmen eine orangerothe Farbe au. Endlich wird durch zu-
nehmende Verdunkelung des zweiten und dritten Randfeldes die Mittelbinde vorn abgekürzt, während sie
sich sonst bis über das Zellende ausdehnt und im siebenten Raudfelde am Hinterende, im achten aber
sich vollständig orangeroth färbt.
Dieser einfacheren Grundform steht noch die auf dem Festlaude häutigste Weibchenfoi-m,
§ Folytes L., am nächsten, welche au den P. aristotochiae L. erinnert und sich ihm speciell durch die Ver-
bindung der Mittel- mit der Marginalbinde des achten Randfeldes anpasst, die einen grösseren rothen
Analtüpfel vortäuscht.
Die ursprünglichere Zeichnung dieses Feldes erhält sich dagegen bei Vuhjtes var. ceylanirus
(Ceylon), welcher auch die stärkere mehr grauweisse Aufhellung der Vorderflügel durchmacht, wie die
Ceylon- Varietät desselben Aristolochieufalters.
Eine dritte mimetische Varietät des Weibchens entsteht durch einseitige noch weitere Aufhellung,
die sich auf einen ausserhalb der Zelle gelegenen und auf den innersten Theil der Vorderflügelbinde erstreckt.
Zugleich verdunkeln sich die Hinterflüge] und nimmt die mit dem Marginalmonde des achten Randfeldes
vollkommen verschmolzene Mittelbinde eine gleichmässig dunkelrothe Färbung au, die höchstens mit
blauen Stäubchen besäet ist. So gleicht diese auf Indien und Ceylon beschränkte Weibchenform be-
sonders dem Weibchen des nur hier vorkommenden Aristolochienfalters P. Hedor L., einer immunen Art
mit abgekürzter Subapical- und durchgehender Mittelbinde der stark gezähnelten Vorderflügel und etwas
blau glänzenden Hinterflügeln, die zwei rothe Mondreihen pai-allel dem Aussenrande ausserhalb der Zelle
tragen. Wie ihr Modell hat auch diese den P. Hector L. nachahmende weibliche Varietät dünnere Hinter-
flügelschwänze als die übrigen mimetischen Weibchen. Die grosse Aehnlichkeit beider Formen täuschte
selbst einen de Haan, der P. Ronmlus als das Weibchen von P. Hector bezeichnete.
Statt des Schwanzes trägt P. Theseus Cr., der auf Java, Sumatra, Timor und Borneo verbreitet p- Tbeseus
ist, nur ein Zähnchen auf den Hinterflügeln. Die am meisten dem Männchen ähnliche Weibchenform
besitzt wie Pammon L. noch ein kurzes aber deutlich spathelförmiges Schwänzchen, kleinere Limbaltüpfel
auf den vorderen Flügeln und auf der Oberseite der Hinterflügel eine schwache bläuliche Bestäubung im
achten und neunten Randfelde, die den Submargiualmonden entspricht; auch ist die Mittelbinde schmäler.
Die zweite Form der Weibchen (W^allace, Taf. H. Fig. 4) hat wieder in der Aussenhälfte auf-
gehellte Vorderflügel, auch oben leuchtend vortretende rothe Marginalmonde und eine centrale Aufhellung
der Hinterflügelmitte im fünften bis siebenten Randfelde, die hinten von einer rothen Tüpfelbinde ein-
gefasst wird, welche im achten Raudfelde der Vereinigung des Marginal- mit dem Submarginalmonde,
im siebenten bis vierten dem letzteren allein entspricht. Dadurch entsteht eine solche Aehnlichkeit dieser
auf Java, Bonieo, Timor vorkommenden Form mit Aristolocbienfaltern (P. aristdlochiae var. Diphilus Esp.),
dass dieselbe von de Haan als Weibchen zu P. Polyphontes gerechnet wurde.
Bibliolheca zoologica. Heft" VIII. 7
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Dagegen gleicht die uut' Java und Sumatra vorkommende Localform des Weibchens ohne AVeiss
auf den Hinterflügeln (Wallace, Taf. II. Fig. 7). welche von de Haan wieder als AVeibcheu von
P. Antiphus F. angesprochen wurde, besonders in den Varietäten, bei welchen die inneren Rothtüpfel sich
auf die innersten Randfelder beschränken, durchaus diesem ebendort vorkommenden stark verdunkelten
Aristolochienfalter. und ebenso thut dies in geringerem Grade die auf Borneo beschränkte ? var. Melanides
de Haan, bei welcher Marginal- und Mittelbinde zu langen, keilförmigen, rothen Wischen verschmolzen.
Als weitere inimetische Weibchenform erwähne ich noch eine solche aus Timor, var. Thiiorensis
Feld. (Coli. Ötaudinger). welche durch die breite bis in die Zelle gehende Aussenrands-Auf hellung der
Vorderflügel und die dunklen Hinterflügel mit vom sechsten bis achten Randfelde deutlichen violettrothen
Submai'ginalmonden und aufgehelltem Zellende an den dortigen Aristolochienfalter P. Liris Godt. erinnert,
p. Ledei)omiu> j)^^. oTössere P. Ledehourius Esch. besitzt im Männchen keinen Schwanzanhanar der Hinterflügel
mehr und trägt auf der Clt)ei-seite der letzteren nur die breite weissgelbe Mittelbinde, während auf der
Unterseite die Submarginalmonde vollkommen erloschen, die Marginalmonde blass und undeutlich sind.
Das männchenfarbige Weibchen mit schmälerer Mittelbinde zeigi noch einen deutlichen Zahn am dritten
Medianast der Hinterflügel, entwickeltere Marginalmonde als das Männchen, die zum Theil oben hervor-
treten , und im achten Randfelde einen Rest der Submarginalbinde. Öo erscheint dasselbe nach Flügel-
schnitt, Zeichnung und Schuppenarmuth ursprünglicher als das Männchen, aber doch wohl nur als Rück-
schlagsform auf die Vorfahren der Art. Diese nach Wallace bisher nur auf den Philippinen beobachtete
Form kommt ebenfalls noch an anderen Orten (Ceram etc.) vor (('oll. Staudinger).
Dagegen hat die über Celebes, Buru, Amboina und Ceram verbreitete zweite Weibchenforni.
P. Alphennr Cr., eine über die Vorderflügel verlaufende, besonders nach hinten ausserhalb der Zelle stärker
leuchtende Aufhellung, welche an diejenige der A'orderflügel des Aristolochienfalters P. l'ohjdorus L.
(Moluccen etc.) erinnert. Auf den Hinterflügeln, die ein kurzes Schwänzchen wie Varietäten des Aristolochien-
falters trasjen. leuchten die Marginalmonde vom zweiten bis siebenten Randfelde einzeln hervor. Im achten
sind sie, wie die Subuiarginalbinde im sechsten, mit der über das Zellende bis in das vierte Randfeld
hineinreichenden weissen Mittelbinde verbunden. So gleicht das Weibchen besonders dem im Osten des
Archipels vorherrschenden Aristolochienfalter P Polydorus L.
Die dritte Weibchenforni (Elyros Gray), nach A\'allace auf die Philippinen beschränkt, nach
0. Staudinger') auch auf Palawan beobachtet, hat eine fast ganz schwärzlich verdunkelte Mittelbinde
der Hinterfiügel und schmale, längere Schwänze : so erinnert sie an den stark verdunkelten Aristolochien-
falter P. Antiphus F.
Eine vierte Weibchenform aus Celebes, Alclndof Oberth.. hat auf den Hinterflügeln eine etwas
bräunlich verdunkelte Aufhellung, die fast die äussere Hälfte der Zelle einnimmt, und auffällig lange und
plumpe Schwänze ; so erinnert dieselbe an den Aristolochienfalter P. Polyphontes Bsd. (Celebes).
p. Kicanov Der P. Alpheuor verwandte, auf die Moluccen beschränkte P. Nicunor Feld, endlich, bei dessen
Männchen die arelben Mai'o-inalmonde der Hinterflügel auch oben vorleuchten, hat nur ein ebenfalls
schwanzloses Weibciien. dessen Vorderflügel wieder in der Aussenhälfte intercostal aufgehellt sind und
auf dessen Hinterflügeln oben vom zweiten bis siebenten Randfelde die vergrösserten rothen Marginal-
monde vortreten, während der kleine weisse Mittelbindenrest wieder innen von den Marginalmonden des
') 0. Staudiiiüfer, Lepidopteren der Insel Palawan. (Corr. eiit. Ver. Iris, Dresden. 11, 18f<9. p. 11.)
achten iiinl den Submarginalmonden des siebenten bis fünften Kandfeldes roth gesäumt wird. So tritt
auch liier eine grosse Aehnlichkeit mit dem P. Polydonis L. hervor, wie ))ei P. Alpheuor Cr.
Um zu den weiteren Gruppencnmplexen iler indo-australischen Rinnenfalter überzugehen, so kenn- ' bsses-Gr.
zeichnet sich die auf die australische Inselwelt beschränkte L'?J/.sses- Gruppe durch den kurzen Stiel der
Kadialgabel, den bei den Weibchen deutlich vor dem Zellende entspringenden dritten Radialast und die
gedoppelten Sauuitüpfel im sechsten Kaudfelde der Vorderflügel , wie durch die breite und kräftige Aus-
bildung des Innenfeldes der ffinterfiügel als einem alten Stamme angehörig, obwoiil sie in ihrer Zeichnung,
die oben und unten wenig übereinstimmt, den Eiutiuss tief eingreifender Modificationen erkennen lässt.
Der dunkle Leib ist oben mit metallisch grünen Schuppen bespritzt; die Fühler Imben eine starke, stumpfe
Keule und sind ziemlich laug. Während die langgestreckten Filzstreifen auf der Oberseite der Vorder-
flügel der Männchen an P. Gigon Feld, und an Vertreter der Seye/'MS - Gruppe zugleich erinnern, ist bei
allen Formen die entwickelte Zeichnung der Unterseite schon in den Dienst einer au modernde Blätter
erinnernden Schutzfärbung getreten. So erhalten sicli von ihr auf der Oberseite nur die blauen Sub-
inarginalmonde der Hinterflügel, und dadurch ist diese Gruppe der afrikanischen Or/6o^MS - Gruppe
vergleichbar.
Die complicirteste Zeichnung der Unterseite zeigt die von C. und \\. Felder als Subsection B
abgetrennte Untergruppe, deren drei von Felder unterschiedene Formen Kirby in eine Art zusammen-
zieht. Dieselbe. P. Montrouzieri Bsd. fXeu-Caledonieul. ist eine nur mittelgrosse Form, besitzt aber doch
eine verhältnissmässig längere Vorderflügelzelle als P. Ulysses L. Man kann auf der Unterseite der
Vorderflügel eine gegen das Ende der Mittelzelle auftretende Zellbinde, eine hinten stark verschmälerte
Aussenzellbinde. ein verdunkeltes Submarginalband, und eine erloschene Marginalbinde unterscheiden. Auf
den Hinterflügeln dagegen läuft eine breite erloschene Mittelbinde Ober das Zellende, ausserhalb deren
ein breites dunkles Zackenband liegt, das dem luframarginalbande entspricht. So treten zur Bildung der
Randaugen mehrere Binden zusammen : die aussen schwarz gerandeten rotheu Monde entsprechen der
Marginalbinde, die schmalen, blauen, sichelförmigen der Submarginal- und die innen entwickelten er-
loschenen Aufhellungen der Zwischenbinde. Diese Verschmelzung der Marginal- mit den Submarginal-
monden ist für alle mit der f//y/sses - Gruppe verwandte Formen characteristisch , wenngleich nicht immer
mehr nachweisbar und erklärt das Auftreten der blauen Kernung im rotheu Marginalmonde. So müssen
wir für letztere hier einen besonderen Terminus, Admarginalmonde, einführen.
Auf dem Stamme der CT^/sscs-Gruppe nahestehende Formen ist auch die Peranthus-Gruppe zurück-
führbar, welche C. und R. Feld er 's Section LXVIII entspricht und sich vor der ersteren dadurch aus-
zeichnet, dass die Aussenbindeu auf der Unterseite der Hinterflügel noch scliarf von einander getrennt
und gleichmässiger ausgebildet sind. Daher entspricht die stets vorhandene mittlere, blau gefärbte Binde
der Submargiualbinde. Dagegen sind die Zwischenbindeumonde entweder sehr deutlich (Pericles Wall.,
Lorquinianus Feld., Ädamantius Feld.) oder fast erloschen (Bhimei Bsd.). Meist steht auch hier die Aus-
bildung der Marginalmonde zu derjenigen der Zwischenbinde in umgekehrtem Verhältniss: so sind erstere bei
P. Blumei Bsd. sehr gross, bei Pericles Wall., Lorquinianus und Ädamantius Feld, dagegen auf undeut-
liche graue Aufhellungen reducirt. Daher erinnert die Zeichnung der Unterseite von P. Blumei Bsd. (Celebes)
besonders an die der Ulysses - Grwppa , während bei P. Pericles Wall., Lorquinianus Feld., Ädamantius
Feld. , welche Kirby als Varietäten zu dem bis Cochinchina und Java gehenden Peranthus F. rechnet,
die Marginalmonde unten erblassen. Formen mit breit spathelförmigem Schwanz, die in der Beschränkung
Peraiithus-Gr.
— 52 —
PariS'Gr.
Elephenor-Gr.
Janaka-Gr,
Vergl. Taf. V.
der Oberseitenbinden auf die Flügelmitte und in der Zeichnung der Unterseite an P. M?/.mej erinnerten und wie
dieser die Zellaufhellung der Vorderflügel schon verloren hatten, führten zu Arten wie P. Crino F. (Ceylon,
Cochinchina) und weiter zu solchen mit schlankerem, länger gestielten Schwänzchen wie P. Daedalus Bsd.
(Luzon j , P, Brama Guer. (Nordindien, Sumatra), P. Pahnurus F. (Indien) über. Dieselben lassen auf
der Unterseite noch die der Peranthtts- mit der Ulysses -Grupf^ gemeinsame Verschmelzung der Hinter-
flügelbinden erkennen, bei w^elcher die in einer breiteren Aufhellung liegenden nierenförmigen rothen
Marginalmonde innen von den sichelförmigen, blauen Submarginalbinden eingefasst werden: dagegen ist
die Mittelbinde nicht mehr deutlich.
Als Abkömmlinge eines mit der zuletzt besprochenen Untersection der Peranthus-Gruyii^e gemein-
samen Stammes lassen sich die zur PflWs-Gruppe (Section LXIV) gehörigen Arten der ^Ir.nmo-Untergruppe
auffassen, welche Feld er 's Subsection A entspricht. Wie die der Grundform näher stehenden Arten der
Pera«</iMS-Gruppe besitzen sie noch einen breiten , spathelförmigen Hinterflügelschwanz , und trägt z. B.
P. Krishna Moore (Nordindien) noch eine entwickelte weisse Aussenzellbinde auf der Unterseite beider
Flügel, die als Rest der Mittelbinde anzusehen ist. Wie P. Krishna Moore besitzen nach Felder auch
die Männchen von P Ärjmui Horsf., P. Karna (Java) und dem indischen P. Paris L. keine Filzstreifen
auf den Vorderflügeln mehr, während diese bei P. GanesaDhlA., P. Poliietor Bsd. und entgegen Feld er 's
Angabe auch bei P. Ärdurus Westw. (alle aus Nordindien) entwickelt sind. Als Ausläufer dieser Unter-
gruppe haben wir P, Bianor Gr., ihren nördlichsten Vorposten, anzusehen, bei dem die Blaubinde der
Oberseite auf einige zerstreute Schuppen reducirt ist. Sicher ist auch die auf Nordchina und Japan l)e-
schränkte PatWei-Untergruppe mit etwas dickerer Fühlerkeule und gleichmässig breitem, nicht spathel-
förmigen Schwanz von demselben Stamme abzuleiten, Bei ihr löst sich die Blaubinde der Hinterflügel-
oberseite theilvveise in Stäubchen auf, doch tragen die Vorderflügel der Männchen manchmal noch Filz-
streifen, Wie Christojjh feststellte, ist P. Paddel Brem. die Frfihliugsgeneration von P. Maacl;ii Men,
Als Vertreter einer durch die blau und grün bespritzte Oberseite, die mit einander verbundenen
Marginal- und Submarginalmonde, die Filzstreifen auf der Oberseite der männlichen Vorderflügel
und die P^'ihlerform durchaus an die Pans-Gruppe erinnernden besonderen Gruppe sehe ich P. Elephenor
Westw. (Sikkim) an, der sicher von einer breit geschwänzten Form abstammt, wie die starke Verlängerung
der Hinterflügel zeigt.
Nach gütiger Mittheilung des Herrn Dr. Staudinger monomorph, zeiclinet er sich durch die
eigenthümlich gelbrothe Behaarung der Palpen und des Nackens und die wei.ssliche Aufhellung der Seiten
des Hinterleibes ans, welche sich bei zwei interessanten, von C. und K. Felder noch zu den Aristolochien-
faltern gestellten und erst von J. Wood-Mason 1882 als mimetische Formen erkannten uordindischen
Arten, P. Janaka Moore und P. Bootes Westw. wiederfindet. So haben wir nach Analogie anderer Fälle
wohl auch zwischen P. Elephenor Westw. und den zwei erwähnten Arten noch eine Zwischenform zu
erwarten, deren Weibchen dem von P. Elephenor gegenüber die ersten Fortschritte in der Nachahmung
der Aristolochienfalter machte. Dieselbe wird dadui'ch bewirkt, dass die gelblichen Aufhellungen des
Körpers allmälig eine mehr rothe Farbe annehmen, die Farbe der Voi'derflügel schwärzlich wird, plumpe
Schwänze sich entwickeln und die Zeichnung und Färbung sich umändert.
Die niedere Stufe in der Umbildung nimmt P. Bootes Westw. ein, der dem Aristolochienfalter
P, Dasarada Moore gleicht und bei dem der Schwanz sich erst schwach von dem noch stark verlängerten
Hinterflügel absetzt und die Oberseite der letzteren noch einige grünliche Stäubchen trägt, während nur
;io —
erst die beiden innersten Admarginalmonde und zwei Tüpfel der weissen Mittelbinde auftreten und aut
der Unterseite die violettrothe Färbung auf die Basis beschränkt ist.
Bei P. Janala Moore, der dem P. LatreiUei Don. gleicht, ist der Hinterflügelschwanz deutlich
gestielt, treten die rothen Admarginalmonde in den letzten vier, die Mittelbindenreste im vierten bis
sechsten Randfelde auf der Oberseite der Hinterflügel auf und dehnt sich die violette Färbung der Hinter-
flügelbasis im achten Randfelde bis nach hinten aus. Mit dieser weiteren Ausbildung nimmt auch die
Länge des Radialgabelstieles, die Verschniälerung der Hinterflügelbasis und die Verbreiterung des Vorder-
flüselendes zu. welche die Aehnlichkeit mit den Aristolochienfaltern noch erhöhen.
Als weiteren Ausläufer der Paris-Gruppe ähnlicher Formen muss man die von C. und R. Felder
in ihrer Section LXV zusamuiengefassten. sich in der Fühlerforui an die Paris-Gruppe anschliessenden
Abtheilungen indischer Rinnenfalter mit weiss getüpfeltem Kopf und Halsschild und dunklem Hinterleibe
ohne Filzstreifen auf den Vorderflügeln der Männchen ansehen, welche Wallace in zwei Gruppen, die
Protenor- und die ilfewiwOH-Gruppe. theilt.
Die Profewoc- Gruppe entwickelte sich aus Formen, welche den Ausläufern der P((r/s - Gruppe Demetnus-Or.
näher standen, eine mit der submarginalen vei-schmolzene Marginalbinde auf den Hinterflügeln und einen
spathelförmigen Schwanz besassen. wie ihn P. Demetrius Cr. nebst P. macilentus Jam. (Japan), ihre
nördlichsten und einfachsten Formen, in beiden Geschlechtern, besonders stark aber im Weibchen, besitzen.
Hierher gehört auch wohl der 1889 von Leech beschriebene P. Elwesi aus Kiukiang. der dem dort
gemeinen Aristolochienfalter P. AJcinoiis Klug schon im männlichen Geschlecht gleicht. Derselbe zeichnet
sich vor allen übrigen Pajtilio- Arten dadurch aus. dass in seinen breiten Schwanz nicht nur der dritte
Medianast. sondern auch noch der vorderste Cubitalast hineintritt ').
Aui Demetrius -artige Vorfahren lässt sich auch der von C. und R. Felder zur selben Unter- i'rütenoi-ßr.
section gerechnete P. Protenor Cr. (Nordindien. Nordchina) zurückführen. Derselbe besitzt ungeschwänzte
aber gleichmässig stark verlängerte, auf der Oberseite wie bei P. Demetrius sogar noch bläulich
bespritzte Hinterflügel, deren Analauge ebenfalls auf der Oberseite hervortritt. Wie P. Demetrius Cr.
und macilentus Jam. ist auch Protrnor auf der Oberseite der männlichen Hinterflügel noch durch die
dichte weissliche Beschuppung des zweiten Randfeldes ausgezeichnet.
Aus ähnlichen Formen ging wohl P. Rhetenor Westw. (Assam) hervor. Hier zeigt das Männchen ■*'-■'«'■ '■'^f- '^•
schon eine stärkere Verschniälerung der Hinterflügel, auf deren Unterseite im siebenten und achten Rand-
felde die Binden mit einander verschmelzen und der Inuenrand bis zur Vorderflügelbasis blutroth gefärbt
ist. So entsteht eine oberflächliche Aehnlichkeit des ruhenden Thieres mit einem ruhenden rothleibigen
Aristolochienfalter. Das im Verhältniss zum Männchen sehr seltene Weibchen dieser Art wurde
von West wo od als P. Icarius beschrieben und noch von C. und R. Felder und Kirby zu der
LatreiUei-Grui^pe der Aristolochienfalter gestellt, bis Wood-Mason 1882 dasselbe als zu dem bekannten
P. Rhetenor Westw. gehörig nachwies und als eine mimetische Form erkannte, welche durchaus dem
grossen Aristolochienfalter P. Dasarada Moore gleicht. Die Umbildung desselben entstand durch die
Verlängerung besondei's des fünften und sechsten Randfeldes der Hinterflügel, wodurch sicli ein lappen-
artiger Schwanz bildete, durch das Auftreten der ebenfalls rothgefärbten Saumtüpfel und Admarginal-
monde. die sich im sechsten bis achten Randfelde mit einander verbinden, auf der Oberseite, durch die
') Ich ei'wiihnte. dass auf einem frühen Stadium der Puppe sogar drei Tracheen in den Hinterflüsfelschwanz treten.
54 —
(las /eilende, und die
Sabontala-ür.
Aacalapbiis-Gr
erinnernden kleineren Weibchen aus Assam glaube ich auch das
Ausbildung eines leuchtend weissen, der Mittelbinde angehörigen Spiegels um
Verbreiterung der Vorderflügel.
In einem an P. Icarius Westw
^4?c»!e«o>"- Weibchen gefunden zu haben. Dasselbe zeichnet sich vor Icarius Westw. als weitere Ent-
wickelungsstufe durch die infolge Verdunkelung entstandene Trennung der Saum- und Admargiualmonde
im siebenten und achten Kandfelde und die ebenfalls roth vortretenden Zwischenbindentüpfel zwischen
Innem-and und dem der Mittelltinde zuzurechnenden Spiegelfleck auf der Oberseite der Hinterflügel, durch
schmälere Form der letzteren, die stärkere Abrundung der \'orderflügel und einen an 7'. Dasanida er-
innernden bläulichen tilanz der Hinterflügel aus. Die orangeuen Kandsaumtüpfel im vierten bis sechsten
^ Randfelde der Vorderflügel sind wohl nur als Zeichen von weiterem Rück-
,^■0' schlag aufzufassen, da sie die mimetische Aehnlichkeit verringern.
Vielleicht steht der nordindische F. Sahontala Hew. , den ich nicht
untersuchen konnte, ebenfalls wie W^ a 11 a c e angiebt . der ü/^eicHor-Gruppe
näher: sicher muss er aber aus der P«w«>hoh -Gruppe entfernt werden, zu
> welcher C. und R. F'elder, die ihn ebenfalls nicht vergleichen konnten,
'^' ihn gestellt haben.
Der zweite Gruppencomplex der C. und K. Fei der "sehen Section LXV
entspricht der Jfew«HO»-Gru])pe Wallace"s, doch ist aus ihr der zu den
Aristolochienfaltern gehörige P. Priapiis Böisd. zu entfernen.
Auch diese die Felder"sche Subsectiou A umfassende Abtheilung
dürfte auf eine vielleicht der P(i>7's-Gruppe ähnliche Grundform und zwar
eine solche mit entwickelter Aussenzellbinde beider Flügel zurückzuführen
sein, welcher von den bekannten Arten wohl P. Ascalaphns Bsd. (Celebes)
am nächsten steht. Das Männchen letztgenannter Art trägt auf der Oberseite
der Vorderflfigel eine grüngrau, auf den Hinterflügeln eine bläulich bestäubte
Aussenzellbinde, auf der Unterseite dagegen mit den marginalen verschmolzene
Submarginalmonde und eine bläulich bespritzte Aussenzellbinde der Hinter-
Hinterflügel von P. ^/cHieito*- ?. flügel. Auch ist P. Ascalaphus Bsd. die einzige der noch zu besprechenden
S. Saum-. B. R;iik1-, yC. Zwischen-, indischen Arten , bei welcher die rothe Basalauf hellung an der Unterseite
M. Mittelbimle. ^^^^, pj.-^^j j^ i^gj^^j^ Geschlechtern (wie noch bei P. Demetrius Cr.) fehlt.
Das Weibchen von P. Ascalaphus zeigt eine über die grössere Aussenhälfte der Vorderflügel
gehende Verbleichung der dunklen Grundfarbe, regelmässig entwickelte orangene, aus Verschmelzung der
Marginal- und Submarginaltüpfel entstandene Monde und eine bis zum Innenrande ausgedehnte, fast die
halbe Flügellänge bedeckende, sehr schuppenarme Aufhellung der Hinterflügel. So kommt eine gewisse
Aehnlichkeit mit dem meist etwas kleineren P. Puh/phontes Bsd. (Celebes) zu Stande.
An P. Ascalaphus schliesst sich enger der riesige P. Deiphobus L. ( Araboina, Ceram) an , dessen
Männchen sich dem von P. Ascalaphus gegenüber dadurch als weiter entwickelt erweist , dass bei ihm
auch die Aussenzellbinde auf der Unterseite der Hinterflügel sich nur innen erhält, röthlich färbt und mit
den Admarginal- und Limbalmonden verschmilzt. Ebenso zeigt die Flügelbasis unten schon blutrothe
Tüpfel, wie die Aristolochienfalter sie an der Brust tragen. Durch eine stark ausgebildete Aufhellung
der Vorderflügel und eine geringere im fünften und sechsten Randfelde der Hinterflügel, die hinten roth
Fijjiu' ü-
— uo —
gesäumt ist. gleicht das Weibchen etwas einem grossen /'. Pohjdorus L. Die eigenartige Zeichnung an
der Unterseite der Hinterflügel der Weibchen entsteht somit secundiir durch die Vergrösserung der Post-
niarginalbandflecke. Somit treten nn der Oberseite der Hinterflügel hinten statt der Marginal- die Limbnl-
monde hervoi'.
Auch bei der var. Deipyhts Feld. ( Faima) mit einem kurzen, etwas spathelförmigen Schwanz, die eine
kleinere Localform des amboinesischen P. Deiphobus L. darstellt, gleiclit das noch durch einige auf der
Oberseite der Hinterflügel gelegene blaubestiiubte Aussenzellbindcnreste ausgezeichnete Weibchen durch
die innere, hinten roth begrenzte Aufhellung der Hinterflügelmitte dem F. Polydorus L., und Aehnliches
gilt für die auf Ternate beschränkte Varietät Beiphontes Feld., welche nur mehr ein Zähnchen statt des
Hinterflügelschwauzes besitzt.
Hieran schliesst sich als weitere Form P. ErnaUhion Hb. (Philippinen) mit kurzem Schwanzzahn
an, dessen Weibchen [P. Rumanzovius^sch.) durch eine fortschreitende, an die von Deiphobtts erinnernde
Verdunkelung der Postmarginalflecke der Hinterflügel vom zweiten bis siebenten Randfelde ebenfalls nur
die Linibalmonde oben vortreten lässt und dui-oh die vom fünften bis siebenten Randfelde am Zellende und am
Aussenwinkel der Vorderflügel ausgebildete Aufhellung ebenfalls an P. Pohjdorus L. erinnert.
Nun kommen zwar langgeschwänzte Aristolochienfalter, aber keine P. Polydorus L. mehr auf den
Philii)pinen vor ; somit ist die mimetische Aehnlichkeit der Weibchenform Rumansovius den einheimischen
Vögeln gegenüber von geringem Werth, auch konnte sie keinesfalls auf den Philipiiinen, wo das Modell fehlt,
entstehen: so kann die Weibchenforni Pumanzovius nur von Osten eingewandert sein. In der That ent-
wickelt sich nun auf den Philippinen eine zweite Form des mimetischen Weibchens, wie sie nur in dieser
Inselgruppe sich bilden konnte. Denn ihr Modell ist der auf die Philippinen beschränkte Aristolochien-
falter P. Semperi Feld., weshalb ich sie als ? var. Semperinus bezeichne. Diese Varietät entsteht nicht
von der var. Runiamorius Esch., sondern von mehr männchenfarbigen Weibchen aus. die wohl zugleich
mit var. Rumamovms einwanderten. Durch die Erweiterung der schon bei dem Männchen mit den Sauni-
tüpfeln ringförmig verbundenen Marginalmonde, an die sich im siebenten und achten Randfelde wohl noch
der Rest der Aussenzellbinden anschloss. entstand eine breite, blutrothe, schwarze Flecke umschliessende
Einfassung des Innenrandes, welche schon lebhaft an die Unterseitenfärbung von P. Semperi erinnert. In
weiterer Ausbildung dieser Anpassung wird das Weibchen oben sammetschwai-z , und treten unten auch
die basalen Aufhellungen mit den Randbinden zusammen. So läuft endlich eine oft blutrothe Binde auf
der Oberseite der tiefschwarzen Flügel neben dem Körper hin und dadurch erhält das fliegende Thier,
von oben gesehen, eine gro.sse Aehnlichkeit mit dem viel häutigeren Männchen von P. Semperi. dessen
scharlachrothe Brust und Hinterleib sich leuchtend von der sammetschwarzen Oberseite der Flügel ab-
heben. Durch die kurz geschwänzten Hinterflügel schliesst sich das Männchen von P. Mayo Atk. ( Anda- "*'■''"• ''''' ^^
nianen) näher an P. Emalthion Hb. an. während die Zeichnung der Unterseite zugleich an P. Memuon
Androyeus Cr. erinnert. Nach Dr. Staudinger ist von dieser auf die Andamanen beschränkten Art
bisher nur eine Weibchenform bekannt, welche den spathelförmig geschwänzten mimetischen Endfornien
des P. Memnon L. entspricht. Dieselbe ist ähnlich wie P. Descombesii Rog. ? darin modificirt, dass auf
den Hinterflügeln nur im achten Randfelde ein Rest der Randmonde auftritt, dass sich um das Zellende
eine breite weisse Aufhellung vom Innenrande aus entwickelt und dass vom zweiten bis siebenten Rand-
felde oben nur die theilweise röthlicli gefärbten Saummonde auftreten. Wie sein Modell, P. rhodi/er Butl.,
trägt auch P. Mayo ? einen rothweissen Tüpfel am Ende des Schwanzes.
— 56 —
Hierher gehört auch wohl der sich im Geäder enger an P. Memiwn anscliliessende , in beiden
Geschlechtern stumpf geschwänzte P. Oenomaus Godt. von der Insel Timor, dessen Männchen mit dem
Weibchen die rothe Basis der Flügelunterseite und die Ausbildung der regelmässigen breiten Admarginal-
monde auf der Unterseite der Hinterflügel , die breite ausserhalb der Zelle liegende Aussenzellbinde und
die Aufhellung der Mittelzelle der Vorderüügel gemein hat. Bei dem Weibchen treten der rothe Basal-
fleck auch auf der Oberseite der Vorderflügel und die Admargiualmonde auf der Oberseite der Hinter-
flügel auf und setzt sich eine Mittelbinde scharf bis zum Innenrande über letztere fort. So entsteht eine
überraschend grosse Aehnlichkeit des Weibchens mit dem auf derselben Insel häufigen Aristolochienfalter
P. Liris Godt.
Lowii-Gr. Eine andere, wie P. Asculaphus Bsd. in beiden Geschlechtern geschwänzte Art, P. Lowii Bruce
(Borneo, Palawan), besitzt mehrere Formen von Weibchen, deren eine noch dem Männchen ähnlich ist
und auf der Oberseite der Hinterflügel die Zeichnung der Unterseite schwach wiederholt, während andere
Formen durch Aufhellung der Flügelmitte und Verdunkelung des Randes innerhalb der rothen Limbal-
monde etwas an P. Memnon, $ Achates Cr. erinnern.
Diese Art führt uns zu P. Menmon L. selbst über, der durcli den mimetischen Polymorphismus
seiner Weibchen als bisher bestes Beispiel für die Erscheinungen der Mimicry galt. Ueber den specifischen
Werth der vielen Formen von P. Memnon L. haben wir noch keinen befriedigenden Aufschluss erhalten.
Während z. B. Distant und Butler mehrere Arten unterscheiden, nahm Wallace deren nur zwei
an, eine continentale, Androgens Cr., und eine insulare, Memnon L., welche wir als Rassen führen wollen.
Als ursprünglichste Form der Art überhaupt nehme ich diejenige an, welche in Färbung, Zeichnung und
Flügelform ilu-en Verwandten am nächsten steht , und finde dieselbe in dem M ä n n c h e n der Festlands-
form Androgens. Wenn auch beide Mäunchenformen durch die Oberseite der Hinterflügel, welche bis
zur Zelle reichende, von den Intercostalstreifen durchbrochene Spritzstriche blauer Schuppen trägt, die
auf den Vorderflügeln viel schwächer auftreten, an P. Ascalaphus Bsd. erinnern, so ist doch die Unter-
seite der Hinterflügel bei der Continentalform Androgens Cr. nrspiüinglicher gezeichnet und gefärbt als
bei der Insularform. Bei beiden Formen treten nämlich auf der Unterseite der Hinterflügel drei Mondbinden
auf, die meist längs der Rippen mit einander verbunden sind und der Limbal-, Admarginal- und Aussen-
zellbinde entsprechen. Bei der Continentalform Androgens sind diese aber im sechsten bis achten Rand-
felde roth, dagegen die Aussenzellbinde vom fünften bis zweiten blau gefärbt, während bei der Insularform
alle Binden mehr verloschen sind und eine graublaue Farbe tragen.
An weiblichen Varietäten der Festlandsrasse Androgens Cr. erwähnt Wallace zwei Formen,
Agenor Cr. und Achates Cr.') (mit Alcanor Gr.). V'on diesen ist Agenor Cr. dadurch ausgezeichnet, dass
sich, ebenfalls vom schwach orangenen Randmond des achten Randfeldes beginnend, eine weisse breite
Binde über die Hinterflügel hinzieht, die ausserhalb der Zelle liegt. So erinnert Agenor Cr. etwas an den
Aristolochienfalter P. Zuleucus Hew.
Au weiteren nngeschwänzten Weibchenformen erwähne ich noch die var. Esperi Butl. (Malacca)
mit weisser, subapicaler Aufhellung der grauen Vorderflügel und blau bespritzten Hinterflügeln, in deren
') Der Esper'sche Achatiades entspricht dem Achates Cr. t. 243 A, iler Esper'sche Achates (t. 28, f. 1) aber
entspricht dem Achates Cr. t. 182, A B, nicht umgekehrt, wie bei Kirby. Somit ist für die gelbgesäumte Form der
Name Achatiades Eap. beibehalten worden. Ebenso muss an Stelle von P. Ayenor L. wie bei Wallace der Name Audro(jeus Cr.
treten, der das ursprünglichere Männchen bezeichnet.
— 57 —
achtem Kandfelde oben der mit dem Limbaltüpfel verbundene Admarginalmond auftritt. Dieselbe erinnert
ebenso wie die var. Mestor Hb., bei der die Aufhellung an den Innenwinkel herantritt, an den Aristo-
lochienfalter P. Astorion Westw., ebenda, bei dem die weisse Aufhellung der Vorderflügel ebenfalls sehr
variabel ist.
Endlich tritt, ohne Uebergang, auch eine lang und breit spathelförmig geschwänzte Form des
Weibchens auf, Achates Cr. (Taf. 182, A B), welche auf die Ayenor-Voxm zurückzuführen ist, vor der sie
sich durch stärkere Aufhellung der Hinterflügel auszeichnet. So treten die rotheu Saummonde, im achten
Kandfelde noch der Admarginalmond , auch auf der Oberseite hervor und sind die Flügel bis über die
Zellmitte weiss aufgehellt und düuu beschuppt, der Hinterleib dagegen seitlich gelb gefärbt. Die Form
der Schwänze ist nicht so plump wie bei der Inselform : so gleicht das Weibchen auch nicht blos dem
P. Doubledayi Wall, von geringerer Verbreitung, sondern auch dem kleineren P. Diphilus Esp., der mit
ihm zusammen vorkommt. Die wohl nur in China beobachtete Weibchenform Älcanor Cr. lässt sich aus
Achates Cr. durch eine weiter fortgeschrittene Verdunkelung ableiten, welche die Aufhellung der Hinter-
flügelmitte auf schmale Tüpfel beschränkt uud nur die innersten Rothtüpfel unverdeckt lässt. So erinnert
diese Weibchenform an dunklere Varietäten des P. aristolochiae.
Von der Insel rasse, P. Memnon, unterschied Wallace zwei bis drei weibliche Varietäten,
zu deneu er fragweise die Form Laomedon Cr. und den langgeschwänzten Achates Cr. (Taf. 243, A) stellte,
den wir als Achatiudes Esp. bezeichnen.
Von diesen Formen dürfte Laomedon Cr. (Java, Sumatra) die ursprüuglichste sein, da bei ihr die
Zeichnung der Hinterflügel-Unterseite auch auf der Oberseite auftritt und am meisten an die des Männchens
erinnert. Doch scheint zugleich eine unvollkommene Aehnlichkeit auch der Oberseite mit Aristolochien-
faltern der Pr/aj/«.s - Gruppe vorzuliegen. Hierauf lässt sich auch die sammetartige Verdunkelung der
Unterseite zurückführen, welche die Aussenzellbinde oft unterdrückt, zugleich aber den grauen Ton der
Admarginal- uud Saumbinden, welcher im achten Randfelde in Orange übergeht, bedeutend hervorhebt.
Ein von de Haan') (Taf. III, Fig. 2) abgebildeter, ungefähr der Festlandform Mestor Dist. ent-
sprechendes Weibchen aus Borueo mit gelbem Analsaumtüi^fel, blauschwarzen Hinterflügeln, weiss
leuchtender subapicaler Aufhellung der Vorderflügel und hinten gelbem Hiuterleibe, das ich als Varietät
von Laomedon Cr. ansehen möchte und als var. Erehinus bezeichne, erinnert an das ebendort, Taf. V, Fig. .3,
abgebildete Weibchen des Aristolochienfalters P. Erebus W^all.
Durch weitere Umbildung der var. Aijenor Cr. dürfte die gleichfalls von de Haan (Taf. III,
Fig. 3) abgebildete , auf Java beschränkte Weibchenform anzuseilen sein , auf deren Hinterflügeln die
Postmarginalflecke in einer gelblichen, bis zur Zellmitte vordringenden Aufhellung liegen. Wie durch
die Flügelfärbung, erscheint diese Varietät, die w-ir als javanus bezeichnen, auch durch den gelben, nur in
der Mitte von Bauch und Rücken verdunkelten Leib als eine Art Vorstufe zur Form Achatiades Esp.
Bei der Weibchenform Ancens Cr. (Java, Borneo) tritt eine leuchtend schneeweisse Basalfärbung
der Vorderflügelzelle auf, welche verbunden mit der blauen Bespritzung der Hinterflügeloberseite ober-
flächlich an Aristolochienfalter wie P. Sycorax Grose-Sm.^) (mit weissem Halskragen) erinnern könnte.
Endlich ist die mit langem , breit spathelförmigen Hinterflügelschwanz versehene Weibchenform
') W. de Haan, Bijdragen tot de Kennis der Papilionidae. (Verh. over d. nat. Gesch. nederl. overz. Bezitt.
1840, fol.)
') Wie ich nachträglich erfahn-, stellte H. Grose- Smith F. Sycora-c (p. 28) und Mehala (p. 46) auf.
Bibliotheca zoologica. Heft VIII. 8
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Achatiades Esp. durch starke Verdunkelung seitens des Postmarginal- und Subniarginalbandes aus-
gezeichnet. Wie schon 0 b e r t h ü r bemerkte , lässt sich Zeichnung und Färbung dieser Art auf var.
javanus zurückführen. So geht die von dem Adniarginalmonde des achten Randfeldes beginnende Auf-
hellung der Hinterflfigel bis weit über die Zellmitte hinauf, dagegen treten nur am zweiten , siebenten
und achten Randfelde die unten regelmässig entwickelten Limbaltttpfel auch oben hervor. So entsteht
eine srosse Aehnlichkeit dieser Varietät mit dem Aristolochienfalter P. Coon F., die durch die gelbe
Farbe der Abdominalseiten, die stark gestreckten und aufgehellten Vorderflügel , deren Basalfärbung wie
der Halskragen des Modells gelb ist, und durch den gewaltigen, breit spathelförmigen Schwanz sehr auf-
fällig wird ; nur ist das Modell stets kleiner.
Nach 0 b e r t h ü r kommt nun auch P. Ayenor Cr. und P. Achates Cr. in Java vor : so wird es
wahrscheinlich, wie schon die Zeichnung der Männchen es ausdrückte, dass P. Memnon auf dem Festlande
entstand und diese Formen von ihm auf die Inseln mit übernommen wurden, auf denen nun Laomedon Cr.,
Anceus Cr. und endlich Achatiades Esp. sich selbstständig bildeten.
Als weitere schon stark abgeleitete, ziemlich monomorphe Form dieses Stammes sehe ich den
schwanzlosen P. Folyninestor Cr. aus Nordindien und Ceylon an, der noch auf der Unterseite die rothen
Basalflecke der Flügel trägt, aber oben keiner lebenden Art der Aristolochienfalter mehr gleicht, obwohl
seine Zeichnung durch mimetische Anpassung entstanden sein dürfte. Dieselbe ist nämlich nur auf eine
Ausbildung der bei den vorher erwähnten Arten vorkommenden Anlage zurückzuführen . indem alle
Admai-ginal- . Aussenzell- und Saumbindenmonde sich längs der Rippen mit einander verbanden und so
zwei Reihen schwarzer Flecke abschnitten , wie sie uns in den Submarginalbandflecken der Aristolochien-
falter P. Priapus Boisd., Sycorax Grose-Sm. und Hageni Rog. noch vorliegen. Somit sind es vielleicht aus-
gestorbene oder nachträglich schneller umgeänderte Vorläufer der PoJWjjeHS-Gruppe gewesen, welche dieser
grossen Art als Modell dienten. Eine abweichende, sehr seltene Weibchenform des Berliner Museums
aus Ceylon trägt in der That diese Flecken auf gelblich-grauem Grunde, dem auch die frühere Färbung
der Hinterflügelbinden in der PomjjeMS-Grnppe entsprochen hat, wie wir unten nachwiesen.
Den einzigen biologischen Beweis für diese Annahme liefert uns der kleine P. Pampsacus Boisd.
(Java), welcher wohl aus Formen wie P. Forhesi Smith u. Kirby (Sumatra) hervorging, und noch eine
auffallende, erst von C. und R. Felder als solche erkannte Analogie zu dem Aristolochienfalter P. Pr('a/j»s
Boisd. bildet, die sich sogar auf die Farbe des Leibes und die Verkleinerung der inneren Fleckenreihe
erstreckt, weshalb auch Boisduval beide Arten als verwandt neben einander stellte.
Was die Nahrung der Raupen der indischen Rinnenfalter betrifft, so leben die Raupen von P.
Ledebourius Esch., P. 3Iemnon L., Pammon L.. Arjuna Moore (Pa»vs-Gruppe), Demolion Cr., Erithomus Cr.
meist nach H o r s f i e 1 d und M o o r e an Citrus, die von P. Alphenor nach D e w i t z '), die von P. Helemis L.
nach Hampson-), die von P. Ascalaphiis Bomd. nach Kühn*) auf Citrus, die von P. Gü/on nach Dem-
selben auf Aurantiaceen. Weiter lebt nach N i c e v i 1 1 e ^) die von P. Pammon auf Glycosmis pentaphylla,
Citronen und wie die von P Erithonius auf Aegle marmelos (Aurantiaceen). Dagegen lebt die Raupe
von P. PaJephates nach Dewitz 1. c. auf Sebifera gelutinosa (Laurineen), die von Panope dissimilis nach
') Nova Acta Leop. LVII, 1882, p. 265.
') Proc. As. Sog. Calcutta, LXIII, 1889, p. 364.
') H. Kühn , Zur Kenntniss indischer Lepidopterenlarven. (Correspondenzbl. ent. Ver. „Iris", Dresden, I, 1887. p. 180.)
*) L. de Niceville. List Butterfl. Calcutta. (Journ. As. Soc. LIV, 1885, p. 39—54.)
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H o r s f i e 1 (1 und Moore an Tetranthera (Laurineen), nach N i c e v i 1 1 e aber an der das giftige Antiariu
liefernden Antiaris toxicaria Leschen. (Artocarpeeu).
Schliesslich können wir ungefähr folgende Entwickelungsstufen für die indisch-australischen Rinnen-
falter aufstellen:
Alcidinus-GY.
Anadus-Gr.
Panope-Gr.
Junaha-Gi:
Gambrisius-Gr.
Polymnestor-Gr.
Üenomaus-Gx.
Loivü-Gr.
Castor-Gr. Pammon-Gr. Protenor-Gr. Oenomaus-Gr. Ascalaphus-Gr.
Hecataeus-Gr. ? Sakontala-Gr.
Vollenhovii-GY. Bipponous-Gr. Elephenor-Gv. Demetrius-Gr.
Euchenor-Gr. Amphiaraus-Gr. Capaneus-Gr.
Erithoiiius-Gr. Demolion-Gr. Godeffroyi-Gr.
Peranthus-Gr.
Ulysses-Gr.
Machaon - artige Vorfahren.
Afrikanische Papilioiien.
Die über fünfzig Arten afrikanischer Papilioniden gehören nach F e 1 d e r und K i r b y sämmtlich
der Gattung Papilio au. Dagegen wurde neuerdings von E. Schatz P. Zahnoxis Hew. zu Onüthoptera
gerechnet und P. Aniimachus Dru. von A u r i v i 1 1 i u s ' ) zum Vertreter einer eigenen Gattung Druryia
gemacht. Wir ziehen es vor, beide Arten den Rinuenfaltern einzureihen und werden die Beweise dafür
bei letzteren bringen.
1. Afrikanische Äristolochienfalter.
Ihre einzige erhaltene Art bildet der gewaltige P. Anterior Dru., welcher auf Madagascar und Antenoi-or.
an der Westküste des Continents vorkommt. Zugleich stellt derselbe auch, was die Zeichnung der Flügel
betrifft, die der Grundform der Äristolochienfalter überhaupt zunächst stehende Art dar. Li der Zelle der
Vorderflügel besitzt er drei unregelmässige weisse Tüpfel, welche als Zwischenräume zwischen dem (ersten
und zweiten) '■') und dritten, dem dritten und (vierten und fünften) und dem (vierten und fünften) und sechsten
Zellbande der Segelfalter aufzufassen sind. Infolge längs der Adern fortgeschrittener Verdunkelung sind
die Binden ausserhalb der Zelle in Flecke zerlegt, welche um die Zelle herum der Mittelbinde, am Rande
aber der Margiualbinde entsprechen.
Auf die Hinterflügel setzt sich die Mittelbinde breit über die Mittelzelle fort und bildet
einen in derselben gelegenen grösseren und eine continuirlich sie umziehende bindenartige Reihe von sieben
kleineren Tüpfeln, deren letzter sich in das Analfeld nach hinten verlängert. Innerhalb dieser Mittelbinde
') Vergl. E. Schatz, 1. c. p. 40
^) Die Klammern bezeichnen die Verschmelzung der Bänder.
— 6G
liegt wie bei der Gattung Euryades Feld, die Fortsetzung des dritten Basalbandes, und so lassen die zwei
weisslichen Aufhellungen vor diesem Bande und an der Basis vermuthen, dass die zwischen ihnen durch-
gehende Verdunkelung dem zweiten Basalbande zugerechnet werden darf. Ausserhalb der Mittelbinde
findet sich eine blau- und goldgriine Bestäubung, welche ich als Rest der bei Euryades noch scharf be-
grenzten Submarginalbinde ansehe. Da der Innenrand stark ausgeschnitten ist , dürfte der einzelne
, Mondfleck* desselben zur Schmuckbinde zu rechnen sein. Somit wären wie bei Euryades nur mehr
sechs Marginalnionde vom zweiten bis siebenten Randfelde erhalten, deren zwei vorderste weisslich sind.
Schm
Figur 7.
Skizze von P. Anterior Dru., halbscheraatisch.
///, /Fund V Zellbäiider: 'fenn. Teniiinalband : Min. Mittelbinde: Mnrg. Bandmonde; Schm. Schmuckbindeniest.
Die Form der Flügel, deren vordere am Rande wellig gezackt, deren hintere in einen kräftigen,
schwach spathelförmigen Schwanz ausgezogen sind , lässt an den indischen P. Hector L. denken ; die rothe
Färbung des Kopfes und Halskragens und der mit Ausnahme der vordersten Rückenplatten zart fleischfarbene
Hinterleib erinnern an P. Semperi Feld. Dagegen stehen die rothen Fühler mit deutlicher Gliedei'ung
in der Untei"gattung ganz vereinzelt da. Bei P. Äntenor Dru. sind keine Duftapparate im Analfelde der
Männchen entwickelt ; die Analfalte bewirkt eine tiefe aber ziemlich grade Einsenkung, welche besonders
bei den Weibchen der australischen Pri'awms- Gruppe wiederkehrt. ^ Auch das Innenfeld innerhalb der
Dorsalis der Hinterflügel ist nur schmal und am Rande ganz seicht ausgeschnitten wie bei letzteren;
— 61 —
auffallend dagegen ist die Liinge des Stiels der Radialgabel, durch welche der eigentlich der Mittelbinde
angehörende, bei P. Lydius Feld. (PawfÄoi«s-Gruppe) noch direct der Zelle anliegende Tüpfel fast in die
Reihe der Marginalbindenflecke gerückt wird.
Wie in der Piiamus-, Pompeiis- und ZVfnoiHS-Gruppe sind auch bei dem Weibchen von Anfenor
kleine, aber nackte Genitaldeckklappen entwickelt, welche ich bisher nicht erwähnt gefunden habe.
2. Afrikanische Segelfalter.
Krste Coliorto
Alle afrikanischen Angehörigen dieser Untergattung haben ein wichtiges Structurmerkmal gemein :
der erste Radiala.st der Vorderflügel geht in die Subcostale über. Diese Eigen-
thümlichkeit theilen sie mit allen indischen Segelfaltern (ausgenommen die Gyas - Gruppe und P.
Leostlienes Dbld.).
Nach der eigenthümlichen Verschmälerung der Vorderflügel, welche eine Verkürzung der Cubitaläste
bewirkt, uiid dem langen Radialgabelstiel niuss man die afrikanischen Segelfalter für jüngere Entwickeluugs-
formen ansehen, als die indischen es sind, und darf sie von den Vorfahren der letzteren herleiten.
Am nächsten dürfte der Stammform der afrikanischen Segelfalter P. Colonna Ward stehen, der to'anna-Gr.
in vieler Hinsicht an P. Rhesus Bsd. (Celebes) erinnert und wohl der aus Indien eingewanderten Stammart
noch am nächsten steht, zumal auch seine Hinterleibsfärbung durchaus an die der Ant i erat es -Gruiype
erinnert. Wie P. Porthaon Hew. besitzt auch P. Colonna in dem Gabelfelde zwei helle Tüpfel, deren
äusserer der marginalen Binde zuzurechnen ist, während der innere der Aussenzellbinde angehört und bei
P. Antheus Cr. kaum angedeutet ist. Trotz grosser Verdunkelung der ursprünglichen Zeichnung, welche
z. B. die Marginalbinde im sechsten Randfelde der Vorderflügel ganz und die Mittelbinde der Hinterflügel
bis auf wenige schwache Reste im zweiten , vierten bis fünften und siebenten bis achten Randfelde ver-
deckt, zeichnet sich doch P. Cohmnu Ward noch durch die ursprüngliche Einfachheit des Postmarginal-
bandes aus. So besitzt er keine blauen P o s t m a r g i n a 1 1 ü p f e 1 , sondern es liegen die Randmonde
wie bei P. Ajax L. (Xordamerika) und P. Rhesus Bsd. hart am Saum.
Sehr eigenthümlich ist der Verlauf der Vorderflügelbinden. Wie die zwei ersten geht nämlich
auch die dritte Zellbinde an den Hinterrand und ist von der anscheinenden Aussenzellbinde, die aber der
Mittelbinde entspricht, durch eine breite Verdunkelung getrennt, die so scharf an den abgestumpften
Aussenwinkel herangeht, dass die Mittelbinde im sechsten Randfelde anscheinend mit der Marginalbinde
zusammenfällt. So tritt hier ein breites aus dem vierten und fünften Zellbande gebildetes (Juerband auf.
Als weitere Eigenthümlichkeit erwähne ich noch die mit Ausnahme der schwarzen Keule rothbraune
Farbe der Fühler, welche an die ganz rothbraunen Antennen der nordamerikanischen Ajax-Grupiie erinnert.
Als weitere ursprünglichere Form dürfen wir den P. Policenes Cr. (Westafrika, Natal) ansehen, Poiicenes-or.
obwohl er schon eine starke Zerschnürung der Mittelbinde der Vorderflügel durch längs der Rippen ent-
stehende Verdunkelung zeigt und die Subniarginalbinde auf den Vorderflügeln ebenfalls durchaus unterdrückt
ist. In der langgestreckten Vorderflügelzelle besitzt P. Policenes Cr. eine ebenso hohe Bänderzahl wie
der indische P. Alebion Gray, nämlich fünf einfache und ein vorn durch einen Bindenrest getrenntes
Terminalband. Auch die vollkommene Ausbildung des Prachtbaudes, der regelmässige Verlauf der Basal-
binden und der Mittelbinde auf den Hinterflügeln stellen P. Policenes als eine der nrsprüuglichsten Arten
unter den afrikanischen Segelfaltern hin. Dieselbe erinnert, abgesehen von den Postmarginalmonden, von
— 62 —
den indischen Formen, mit denen sie nach dem Aderverlauf zusammenjfehört, noch am meisten wiederum
besonders an P. iJÄesits Boisd. (Celebes), sodass wir die afrikanischen Segelfalter wohl von einem mit der
Anticrates-Gn\pY>e gemeinsamen Stamm ableiten dürfen.
Eine neben P. PoVicenes Cr. mit graden Zellbinden eiuhergehende Entwickelungsreihe eröffnet
F. FarthaoH Hew. (Zambesi) mit zwei üabelfeldtüpfeln , bei welchem die dritte bis fünfte Vorderflügel-
zellbinde einen welligen Verlauf zeigen und wie bei P. Pulicenes Cr. noch der Rest einer Terminalbinde
und wie bei P. Colonna der innere Gabelfeldtüpfel sich erhalten hat. Hier reichen die bläulichen Post-
marginalmonde erst bis zum zweiten Randfelde, dagegen ist die Mittelbinde durch zunehmende Ver-
dunkelung vom vierten Randfelde an auf rundliche Tüpfel reducirt und das Prachtband selbst in der Mitte
des Flügels unterdrückt, vorn und hinten dagegen gut entwickelt.
An P. Porthaon Hew. schliesst sich noch am besten P. Evoinhar Boisd. (Madagascar) an, der wie
P. Antheus Cr. nur fünf Zellbinden und einen Gabelfeldtüpfel besitzt und am Innenwinkel der Vorder-
flügel stark verdunkelt ist. Zwar ist bei ihm noch das Prachtband in seinem inneren Grenzsti-eifen er-
halten, dagegen sind die rothen Bindenreste bis auf den im zweiten und die im siebenten und achten
Randfelde aufgelöst, wie auf der Oberseite auch die äussere Basal- und die Mittelbinde in einander übei'-
gehen, sodass das dritte Basalband nur schwach durchscheint.
Hierher gehört auch P. Antheus Cr. (Westafrika, Natal), der sicli durch seine geschwungenen
Zellbinden mehr an P. Portliaon Hew. anschliesst und sich von P. Evombar besonders durch die weiter
fortgeschrittene Auflösung des inneren Schmuckbandstreifens und die Verbindung der Mittel- mit der
zweiten Basalbinde in der Mittelzelle auch der Unterseite der Hintertiügel unterscheidet. Zugleich zeigt
P. Antheus Cr. eine sehr hohe Ausbildung der Postmarginalmonde, denn es setzen sich Andeutungen der
letzteren sogar auf die Vorderflügel fort.
Kirbyi-Gr. Y)ie merkwürdigsten Formen der afrikanischen Segelfalter, welche C. und R. Felder noch
unbekannt waren, sind von Eimer nicht besprochen, also wohl nicht für solche angesehen worden, ob-
wohl ihre Flügelform, der Rippenverlauf und, wie wir zeigen werden, auch ihre Zeichniing sie nur hierher
verweist. Es sind dies P. Kirbyi Hew. und lUyrls Hew. , von der Westküste , bei welchen durch starke
Verdunkelung der Vorderflügel die Zellbinden fast oder ganz geschwunden sind und nur mehr eine breite
»Ausseuzellbinde" bis zum Hinterrande geht, die sich über die äussere Hälfte der Hinterflügelzelle bis in
das siebente und achte Randfeld fortsetzt. Das Prachtband, das auch hier vorkommt und für die eigent-
lichen Segelfalter bezeichnend ist, fehlt im ersten Randfelde wie bei P. Antheus Cr. und P. Evombar Boisd.,
ist dagegen im zweiten (und manchmal im dritten) Randfelde innerhalb der breiten gelblich - weissen
Mittelbinde, im sechsten bis achten Randfelde ausserhalb derselben und am Zellende erhalten. Daraus
darf man schliessen, dass die Mittelbinde über das Zellende hinüber mit der äusseren Basalbinde ver-
schmolzen ist. So erklären sich die hellen Tüpfel im fünften und sechsten Randfelde ausserhalb der Zelle
als Reste der hinteren Mittelbindenliälfte : daher müssen wir beide Arten, deren ursprünglichere P. Kirbyi
Hew. mit Resten von Zellbinden auf der Unterseite der Vorderflügel ist. zwar auf Formen mit zahlreicheren
hellen Querbinden zurückführen , sie aber selbst wegen ihres Prachtbandes , ihrer Basalbinde , ihrer Post-
marginalmonde, ihrer männlichen Dufteinrichtung doch noch den eigentlichen Segelfaltern zuzählen. Unter
diesen erscheinen sie allerdings durch die Form der Randmonde, die starke Verdunkelung, die allmälig
sich verstärkende Fühlerkeule, die plumpen Schwänze als peripherische Form, weisen aber zugleich auf
Vorfahren mit gelblich-weisser Grundfarbe hin, wie sie uns in keiner weiteren afrikanischen Art erhalten sind.
— 63 —
Diese in sich abgeschlossene Cohorte der afrikanischen Segelfalter eignet sich zu einem aus-
gezeichneten Prüfstein für jede Theorie von der Entstehung und Umbildung der Zeichnungen bei
den Papil/oii/den überhaupt.
Segelfalter-artige Formen mit lebhaft grüner Grundfarbe, vollkommen erhaltenen Binden und allmiilisj zetides-
, ,.. . Cohorte
sich verkürzenden Hinterflügelschwünzen führten vielleicht durch zunehmende Verdunkelung und theilweise
Verschmelzung der hellen Binden zu ^ 7 a m e ni t> «»-artigen F o r m e n über, von denen P. TyndaraiMS V. Tyndaraeus-
(Sierra Leone) am meisten an die Stammform erinnern dürfte. Dass letztere vielleicht von Anfheus-
artigen Formen ausging, deutet die starke Entwickelung der allerdings undeutlichen und durch die Inter-
costalfalteu getrennten Postmarginalmonde auf der Unterseite der Flügel an. In der Vorderflügelzelle
liegen noch vier, theilweise in Tüpfel zei-legte Bindenreste, welche den drei vorletzten Binden von P.
Antkeiis und der Terminalbinde entsprechen ; ebenso kommen wie bei P. Porthann Hew. sogar noch zwei
Gabelfeldtüpfel vor. Die marginalen Monde sind durch Intercostalfalten gespalten. An der Basis der
Vorderflügel tritt anscheinend die Mittelbinde mit der äusseren Basalbinde zusammen : so dürfte die basale
Verdunkelung an der Unterseite der Hinterflügel nur dem ersten und zweiten Basalbande entsprechen und
die Mittelbiude breit über die Zelle bis iu's achte IJaudfekl vorgedrungen sein. Zwar haben sich Reste
der Prachtbinde nur in feinen silberglänzenden Zeichnungen im siebenten Randfelde und am Zellende
erhalten, doch sind die innersten schwarzen Flecke im dritten und vierten Randfelde dem Prachtbande,
wie die dahinter gelegenen dem Submargiualbande . zuzuschreiben. Es scheint dies ebenfalls dafür zu
sprechen, dass hier die Mittelbinde in die Flur der zweiten Basalbinde eindrang und so das Prachtband
hinten nach aussen drängte. Die rosenrotlie Färliung der Bauchseiten und des Kopfes lässt sich von der
bei P. Antheits Cr. und Evombar Bsd. angedeuteten ableiten, und auch die stark gezackte Form der Hiuter-
flügel erinnert an diese Gruppe.
Eine ebenfalls selbstständig abzuleitende Form ist P. Cyntvs Boisd. (Madagascar), welcher nur
mehr die zwei grossen hinteren Zellbindeu von P. Tyndaraeus F. in der Vorderflügelzelle, dagegen eben-
falls noch zwei Gabelfeldtüpfel besitzt und somit auf den Vorderfltigeln eine regelmässige Mittelbiuden-
uud ungetheilte Marginaltüpfelreihe erkennen lässt. Hier setzt sich die Mittelbinde schon bis an die Basis
selbst fort. So tritt aucli auf den Hinterflügeln die ursprüngliche Bänderung ganz zurück und verläuft
die breite Mittelbinde über die Innenhälfte der Flügel. Auch diese Zeichnung lässt sich auf eine Segel-
falter-artige zurückführen, indem der helle vorderste Tüpfel im achten Randfelde der ursprünglichen
Mittelbinde, der leuchtend weisse iui achten und siebenten der Prachtbinde und die hinter den innersten
schwarzen Flecken, die dem Prachtbande zuzurechnen sind, gelegenen Aufhellungen wieder der ursprüng-
lichen Mittelbinde angehören dürften. So entsprechen die vom zweiten bis siebenten Randfelde entwickelten
schwarzen Flecke dem Submarginalbande und die ausserhalb von ihnen entwickelten der Marginalbinde.
Auch das besonders an den Rändern der Flügelunterseite verbreitete Blutroth lässt sich auf Ausbildung
der bei P. Antheus und Evombar Bsd. angedeuteten Färbung zurückführen. An dem kurzen breiten Kopf
entwickeln sich hier die ersten Andeutungen weisser Tüpfel aus den Längsbinden.
Als weiteren Ausläufer eines A(/amemuon-Art}gen Stammes, der vielleicht aus Eurypyhis-avtigen Angoianus-Or
Formen hervorging, haben wir die kleine Anfiohimis-Gruppe anzusehen, welche noch helle Binden an der
Stirn und am vordersten Cubitalast der Hinterflügel ein Zähnchen als Rest des Schwanzes aufweist, im
achten Randfelde der Hinterflügel einen oft deutlichen orangenen Analfleck besitzt, der dem Rest der
Schmuckbinde entspricht, und im fünften bis siebeuten Randfelde sogar noch Postmarginalmonde zu trao-en
■— tj4 —
scheint, wie sie noch P. Tyndaraeus F. besitzt. Während die Margiualmonde vom zweiten bis siebenten
Kandfelde der Hiuterfliigel entwickelt sind, zieht sich der Rest der ursprünglichen Mittelbinde vom siebenten
bis zum vierten Randfelde hinauf. So ist hier ebenfalls die nach innen vorgedrungene ursprüngliche
Mittelbinde der Vordertlügel in die zweite Basalbinde der hinteren übergegangen. Kopf, Nacken und
Brustseiten ti'agen weisse Flecke : somit stellt die Anyolanus-Gruppe ein Analogon zu P. Xenoclcs etc.
(Indien) dar.
Die schon in P. Ängolanus Goeze (Pylades F.), der in seinen verschiedenen Varietäten oberfläch-
lich betrachtet mehr an Danaiden als an Segelfalter erinnert, angedeutete mimetische Anpassung
findet ihren weiteren Ausdruck in P. Ridleyunus White (Congo), der sicli durch die stärkere Verlängerung
der Vorderflügel und die Verkürzung der hinteren als abgeleitet erweist, aber noch wie P. Pylades drei
bis vier Vorderflügel - Zellbindenreste und einige Postmai-ginalmonde am Innenwinkel der Hinterflügel
besitzt. Hier geht die Mittelbinde so breit über die hinteren Flügel, dass nur mehr die drei Saummonde
im fünften bis siebenten Randfelde von ihr abgetrennt, die Randbindenflecke dagegen theilweise von ihr
aufgenommen sind. Diese Art ist schon als mimetische Form aufzufassen , da nicht allein die lebhaft
rothe Färbung der letzten sieben Mittelbindenflecke der Vorder- und der Hinterflügelbinde der Färbung
von Acr. euryta L., sondern auch die Flttgelform dem Acraeentvpus überhaupt angepasst ist.
LeoDidas-Gr. Yqjj (7j/rnMS-artigen Formen, denen er noch in der Längsstreifung des Hinterleibes gleicht, haben
wir den P. Leonidas F. abzuleiten, welchen C. und R. Felder mit P. Ridleyanns White in ihrer Section
XXXI vereinigten. P. Leonidas besitzt drei Zellbinden, deren basale bis zur Basis verlängert ist, und
zwei Grabelfeldtüpfel wie P. Cyrnus F., dagegen sind einzelne Tüpfel der Aussenzellbinde, so im zweiten
und fünften Randfelde, durch Verdunkelung stark verkleinert. Auf den Hinterflügeln sind die schwarzen
Flecke erloschen und liegen somit in einer röthlich-grauen, breiten Aufhellung helle Tüpfel, von denen die
inneren im achten Randfelde der Pracht-, im siebenten bis vierten aber der ursprünglichen Mittelbinde,
die äusseren dagegen im achten Randfelde der Mittelbinde und sonst der Marginalbinde entsprechen dürften.
An der Basis der Hinterflügel tritt ein schwarzer weissgekernter Fleck an der Zelle und eine rostrothe. an
Cyrnus erinnernde Vorderrandsfärbung auf: letztere wiederholt sich auch auf den Vorderflügeln. Wälirend
P. Leonidas F. (Westküste) nur auf der Oberseite etwas der schwarzgrünen Danaus Limniace var. Peti-
veranus Doubl, ähnlich ist, auf der Unterseite dagegen höchstens an Amanris-Xrteu erinnern dürfte, gleicht
die capländische Rasse, Antheiuenes Wall., mit viel stärkerer Verdunkelung der weisslichen statt grünen
Tüpfel und schwach lehmgelber Aufhellung der Hinterflügel ebenfalls in beiden Geschlechtern durchaus
einer Amauris Eschrria Tr., wie auch T r i m e n hervorhebt.
Näher an P. Tyndaraeus F. schliesst sich P. LatreiUeanus Godt. (Westküste) an. So besitzt er
nur mehr die mittlere der drei Vorderflügelzellbinden von P. Tyndaraeus. eine entwickelte, wie bei
letzterem gegen die Basis vorspringende Mittelbinde und ebenfalls getheilte, noch undeutlichere Marginal-
mondreste, von denen im sechsten Randfelde der Vorderflügel der hintere auf der Oberseite fehlt. Auch die
Ausdehnung der Mittelbinde über die Hinterflügel zeigt ähnliche Lage, doch ist sie durch die Ausdehnug
des dunklen Submarginalbandes über das Zellende aussen unterdrückt.
Eine Weiterbildung der mimetischen Anpassung erfolgt wieder durch Erblassen der grünen Farbe
in eine weissliche und fortgesetzte Verdunkelung, welche auf den A'orderflügeln im zweiten Randfelde
sich längs über den Flügel zieht und auf den Hinterflügeln das vollkommene Erlöschen der Randbinden-
flecke bedingt. So entstehen Formen wie P. Ucalegon Hew. (Alt-Calabar), welche eine gewisse oberflächliche
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Aehnlichkeit mit der gemeinsten Acrace, dem Weibchen der Arr. Gea L., besitzen, aber micli die etwas
gezackten Hiiitertiügel von P. LatieiHeanits Godt. erkennen lassen, willirend die bei P. Lutn illcantts Godt.
über die Zelle verlaufende Binde zahlreicher Flecke ganz erloschen ist. Wie bei F. Tiiiu/aratus lassen
sich auch hier im siebenten und achten Randfelde und in der Mittelzelle vorkommende geschlängelte
silberweisse Linien als Reste der Prachtbinde auffassen, dagegen hat sich das erste und zweite Basalbaud
in Flecke aufgelöst. Die Flecke des Sclimuck- und Submarginalbandes bilden eine ül)er das Zellende ver-
laufende mehrfache Reihe, ausserhalb deren die Handmonde zwar oben noch gelbgriin vorleuchten, unten
aber erloschen sind. Zugleich bilden sich die dunklen Zellfalten in der Vorderflügelzelle aus : so entsteht
eine gewisse Aehnlichkeit des ruhenden Thieres mit Vertretern einiger Gruppen von Acraccn, die sich
durch starke Fleckung der Unterseile der Hinterfliigel auszeichnen.
Aus F. Leonidas ähnlichen kleineren Formen entstanden jene zahlreichen Arten der von V,.n. R. Fei d e r Afjamedes-
Uiitergruppe
noch nicht abgetrennten v](/amer/es-Untergruppe, welche auf der Oberseite durch die weissliche Mittelbinde,
die in die dunkle Vorderflügelzelle hakig einspringt, und die Aufhellung der Flügelspitze oberflächlich
an kleine schwarzweisse Acnieen, auf der Unterseite dagegen durch die schwacii rauchbraune Verdunkelung
des Aussenrandes und die ro.stgelbe, einen schwarzen weissgekernten Fleck tragende Färbung der Basis
mehr an Aniauris-Avten erinnern. Doch dürfte immerhin auch diese aus dürftigen schwachfliegenden und
selteneren Formen bestehende Untergruppe nicht allein als typisch afrikanisch, sondern zugleicii als in geringem
Grade mimetisch, den herrschenden immunen Formen der Amauris und Acraeen angepasst, anzusehen sein,
(jbffleich keine der Arten eine besondere Aehnlichkeit mit einer der immunen Formen besitzt.
Die Nahrung der Raupen gleicht der bei den indischen Segelfaltern; so frisst nach R. Trimen
die Raupe von F. Leonidas F. Pupovia caft'ra und die von F. Foliccncs F. ebenfalls Annonaceen.
Schliesslich erhalten wir folgende Entwickelungsstufen der afrikanischen Segelfalter:
An()olanus-Gx. Leoiihhis-Gv.
Zweite Cohorte : Tynduraeus-Gr.
Foliccnes-Gv. K/rbyi-Gr.
Erste Cohorte : Cohmna-Gi:
Rhesus-artige Vorfahren (echte Segelfalterj.
3. Afrikanische Rinnenfalter.
Die reichste und zugleich urs])rünglichste Zeichnung unter denjenigen afrikanischen Rinnenfaltern, 'müsehe
Kiithoiiius-Gr .
welche stets zu Fapillo gerechnet wurden, finden wir bei F. Dciiioleus Gr., welcher den indisch-australischen
F. Enthonius Cr. vertritt, aber nicht einmal mehr den zahnartigen Schwanzrest des letzteren besitzt. Auch
seine Zeichnung weicht von der der indisch-australischen Art durch grössere Rückbildung einiger ursprüng-
licher Charactere ab ; so ist die als Rest der Submarginalbinde auftretende orangene Bestäubung auf der
Unterseite der Vorderflügel weniger deutlich, wenngleich sie noch ein Randfeld weiter nach hinten reicht ;
weiter ist die Mittelbinde der Hinterflügel stark verschmälert, da sich das dritte Basalbaud stark verbreiterte
und nach aussen vorrückte. Zugleich ist die Verdunkelung am Zellende der Hinterflügel stärker aus-
gebildet als bei F. Erithonius Cr. und auch der Flügelraum zwischen Mittelbinde und Submarginalband
unter Ausdehnung des inneren Grenzstreifens des letzteren stark verdunkelt. Dagegen muss mau die mehr
Bibllotheca zuologica. Heft VIII. M
— Cü -
Ikfenestheus-
Gr.
Hespenib-Gi-,
Delalanilel-Gi
an den Aiissenrand gerückte Lage der Marginalbinde und des Suhiiuivginalbandes, dessen vorderster Fleck
ebenfalls aiigenartig umgewandelt ist. für ursjirünglicher halten als sie ))ei der vicariirenden indischen
Art ist. Auch bei P. Dcmolcus Cr. ist die Fülilerkeule an der Oberseite gelb gefärbt, trägt der Kopf
und Nacken noch zwei gelbliche Längsbinden, ist der Hinterleib von einem breiten, grün bespritzten
dorsalen Bande, zwei auf den Stigmen und zwei ventral gelegenen schwarzen Längsstreifen durchzogen.
Li der Flügelform aie\\t I'. Mcncsthcns Dru. (Westafrika), welcher bei C. u.R. Felder die Section
LIll 'oildet, der hypothetischen .Stammform der afrikanisclien Kinnenfalter noch näher als P. Dcmolcus L..
denn er trägt noch einen kräftigen spathelförmigen Hinterflügelschwanz. Dagegen sind seine schwarzen
Fühler schon stark verlängert und die Zeichnung grossentheils durch Reduction auf die von P. Demoleus
zurückführbar. So besitzt er in der Mittelzelle noch die hellen Streifen an der L^nterseite auch der
Hinterflügel. Auf den Vorderflügeln ist nur der innere, allerdings noch unten verschmolzene Bindenrest
der zwei l)ei P. Demoicus L. erhaltenen Zellbinden eidialten : ebenso ist im sechsten Handfelde der Rand-
mond mit dem Saumtüpfel verbunden und fehlt der Marginaltüpfel im siebenten Randfelde der Vorder-
flügel wie bei den übrigen Formen: auch ist die Submarginalbinde vollkommen verdunkelt. Wie bei
P. Dcmoleus zieht sich auf den Hinterflügeln die Mittelbinde über die Aussenhälfte der Mittelzelle und
entwickelt sich die Mai-ginalbinde in grossen Tüpfeln, deren vorderster ebenfalls noch orangene Farbe
träart : dageaen ist das Submarginalband verschwommen und gegen die Zelle hin auseinandergezogen.
Vor P. Demoleus zeichnet sich das Männchen von P. Menestheus Dru. noch durch den seideiiglänzenden
Filzbelag auf der Oberseite der Vorderflügel ausserhalb der Zelle aus, der nur die weissen Bindentüpfel
frei lässt und sich sonst vom ersten Medianast bis zur Dorsalis ausdehnt. Solche sexuelle Auszeichnung
finden wir ausser bei einigen abzuleitenden afrikanischen Arten als Filzstreifen auch auf den Vorderflügeln
von Vertretern der indischen Gigon- , Ulysses-, Paris- etc. Grujtpe. — Der südlichere Vertreter dieser
■westafrikanischen Art ist P. ophidicephalus Tr.
Auf äluiiiche Formen wie P. Menestheus Dru. dürfte auch P. Hespcrus I)lil(l. von di-r Goldküste
zurückzuführen sein, der auf der Oberseite noch den für die folgenden Gruppen so characteristischen Rest
der Marginalbinde im Galielfelde der Vorderflfigel besitzt und dessen Aussenzellbinde auf letzteren in der
Mitte durch \'erdunkelung undeutlich geworden ist und sich über die Zeile der Hinterflügel wie bei
P. Blencsthcus Dru. fortsetzt. Auf der Oberseite der Hinterflügel sind einzelne weisse Tü|itel des zweiten,
fünften und sechsten Randfeldes der Randbinde zuzuschreiben. Die Hinterflügel sind unten zum Zweck
der Entwickelung einer bräunlichen, etwas bronceglänzenden, typisch-afrikanischen Schutzfärbung selbst
über die Mittelbindenränder hinaus stark verdunkelt. Dieselbe Färbung trägt auch die Unterseite der
A'^orderflügel an der Spitze soweit, dass das Thier in der Ruhestellung die lebhaft scliwefelgelben Flecke
auf sammetschwarzem Grunde nicht auffällig werden lässt.
Hierher gehört auch wohl der mir unbekannt geblieliene 1'. Euiiltfanar Tr. (Katt'erland).
Auf äiinliche Formen wie P. Menestheus Dru. ist P. Delalandti Luc. (Südafrika) zurückzuführen,
der sich an ihn so eng anschliesst, dass wir es vorziehen, ihn ans der etwas gemischten Gesellschaft, in
der er bei C. und R. Felder in Section LV steht, hierher zu stellen. Er steht P. Menestheus \)rn. durch
die theilweise Erhaltung der Filzstreifen auf der Oberseite und besonders duixh die beiden gemeinsame
Zellbinde der Vorderflügel nahe, während die Abweichungen der Zeichnung meist auf Modiflcation und
Verdunkelung der bei P. Menestheus ausgesprochenen ursprünglicheren zurückzuführen sind. So sind die
Marginal- und Aussenzelltüpfel der Vorderflügel unten zwar noch zu einer continuirlicheu Binde ver-
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sclmiolzea. Dagegen sind auf ileii Hinterflügeln, ileien Mittelbinde nur ilher das äusserste Zellende geht
lind nach aussen über den Kippen zackenartig vorspringt, Marginal- und Subniarginalbinde vnm zweiten
bis siebenten Kandfelde erloschen, aber die Linibaltüpt'el stark ausgebildet. Der spathellörmige Schwanz
trägt nur einen Endtüptel statt der symmetrischen Linibalmonde. Im achten Randfelde liegt noch ein
entwickelter urangeiier, auch oben vortretender Hand- und ein blauer Submarainalmond , do<di tritt im
siebenten nur v ein liest der .Subniarginalbinde innerhallj der breiten Mittelbiiide auf. Von einem an
DehiJandei erinnernden Stamm ist auch P. MntKjoura Hew. (Madagascari abzuleiten, welcher noch
die Form der Mittelbinde und die Zellanfhelinng der Vorderflügel wie erstere Art besitzt. Derselbe
leitet aber schon durch die Umwandelung der helli'ii Grundfarbe in Blau auf der Oberseite uml die
Verdunkelung der Deckfarbe zu den folgenden Gruppen über, bei welchen beide (Teschlechter die
schöne blaugrfine oder lasurblaue Mittelbiiide auf der Oberseite der Vorderflügel . unten hingegen eine
oft nur im Weibchen liesser ausgebildete rauchbrauue Scluitztlirbung besitzen, welche die ursprüngliche
Zeichnung theilweise verdeckt. Es sind dies die von C. und K. Felder dii-ect hinter P. 3Ienesthcus ""bazus-Gr.
Dru. gestellten Formen seiner Section LIV. die stärkere Fühler, einen schwarzen Thorax, weisse Tüpfel
auf Kopf und Nacken , breitere Genitaldeckklappen des Männchens und ein in beiden Geschlechtern aus-
gebildeteres und flacheres Innenfeld besitzen. Nach der Form besonders der Hinterflügel, die noch einen
deutlich spathelförmigeu Schwanz tragen, und nach der Zeichnung besondei'S der Unterseite dürfte wohl
der madagassische P. Oriba^ns Weatw. der Grundform näher stehen. Derselbe besitzt auf der Oberseite
noch eine breite, lasurblaue, mit der Zellbinde verschinolzeue Mittelbinde und am Vorderrande der Vorder-
flügel zwei Margiualbiudenflecke. Dagegen treten auf den hinteren noch ausser der breiten blauen
Mittelbinde vom dritten bis siebenten Kandfelde entwickelte blaue Marginalmonde auf, welche allerdings
in den letzten Feldern durch Intercostalfalten getlieilt sind. Auch die durch ausgebildete rauchbraune
Schutzfärbung verschwommene U n t er se i t enz e i chn u n g lässt mehrere Binden erkennen; so scheint
auf dem Vorderflügel die breite Ausseuzellbinde noch durch ein entwickeltes Inframargiualbaud getheilt,
während auf den Hinterflügeln sich ausser einer über die Zelle gehenden Mittelbinde noch zwei helle,
wohl der Zwischen- und Subniarginalbinde zuzurechnende Binden und eine ebenfalls im achten Randfelde
erloschene Marginalbinde erkennen lässt. Daher erinnern die Blaubinden der Oberseite und die ünter-
seitenzeichnung an die australische T/Zj/sscs - Ijruppe : dagegen scheinen Filzstreifen auf der Oberseite der
Vorderflügel in dieser Gruppe nicht mehr vorzukommen.
Die weiteren mehr abgeleiteten Arten, deren manche noch eine Zellbiude und eine regelnlässigere
Erhaltung der Marginaltüpfel auf der Oberseite der Vorderflügel besitzen, zeichnen sich im .Allgemeinen
durch alliuälige Zerschnürung der blauen Mittelbinde der Vorderflügel und durch allmälige Keductioii der
Schwänze aus. So führt P. Orilazus Boisd. (Madagascar) in die Felder's Subsection .\ entsprechende
Untergruppe über, die aus P. Epiphorbus Boisd. (Madagascar), P. Phorbanta L. (Mauritius, Bourboii) und
den continentalen Formen Bromius Dbld., Erimis Gray, Pseudo-Nircua Feld., Nirrits L. und Lyacus Dbld.
besteht und sich durch die hinten stark ausgezogenen vorletzten Kniidfelder der Hiiiterflügel auszeichnet,
in welche der Schwanz innen alluiälig übergeht. Bei diesen .\rten tritt nun zuerst ein Dimorphismus
der Geschlechter besonders an der Unterseite der Hinterflügel hervin-. indem sich bei den Weibchen die
ursprünglichere Zusammensetzung aus drei bis vier hellen Binden erhält und zugleich in den Dienst der
Schutzfärbung tritt, während bei den Männchen auf den Hinterflügeln meist nur die gedoppelten Kand-
bindenflecke in leuchtendem Silberweiss von dem stark venlunkelten Grunde sich abheben. Bei P. disparilis
— (;.s —
Boisd. (Bourbon, Madaga.scar) tritt endlicli bei den AVeibchen aucb auf der Oberseite die Innenbinde
zurück, sodass wir eine unscheinbare rnuchbraune Form mit beileren Handliindentüpfeln vor uns haben,
wodurch die Erscheinung des viel selteneren Weibchens an die auf ihrem Wohngebiet ja noch erhaltenen,
auf dem Continent Afrikas aber fehlenden Euploeeti, wenn auch nur oberflächlich, erinnern dürfte,
coiistantinus- Eine zweite ursprünglichere von Menesthcus-a.rtigen Vorfahren abzuleitende Form ist P. Constan-
tinus Ward (Ost- [und West-?] Küste), eine C. und R. Felder noch unbekannte Art. l)ei deren
Männchen auf der Oberseite beider Flügel noch breite Filzschuppenmassen entwickelt sind. Wie P.
Menestheiis Dru. besitzt auch noch P. Constantinns Ward einen Rest der äusseren Zellbinde der Yorder-
flügel, eine an P. Deniiileus L. erinnernde gelbe Fühlerspitze nnd jedei'seits zwei Abdoniinalstreifen. Auf
den \'orderflügeln ist dagegen ein Theil der Randmonde ausgefallen, während der doppelte Scluvanz-
tüpfel der Hinterflügel noch an P. Menestheus selbst erinnert. Die Zellfalten sind an der Unterseite beider
Flügel dunkel gefäi'bt.
Phoicas-Gr. W/jg ^\q On&a^MS-Gruppe auf Menestheus-arti^e, darf P. Charopus Westw. (Goldküste), eine von C. u. R.
Felder nicht untersuchte Art, auf Constatitinus-artige Vorfahren zurückgef üh rt werden. So stelle ich diese Form,
welche sich von P. I'horcus nur durch die stärkere Umbildung der Hinterflügelunterseite zur Schutzfärbung
unterscheidet, die ja schon bei P. Constantinns angedeutet ist, mit P. Phorcas Cr. (Westküste) in eine
Gruppe. Den Grundformen derselben dürfte aber letztere Art noch näher stehen, da die eine ihrer beiden
Weibchenforn^en, früher als P. Thersander F. unterschieden, sich in der Zeichnung von P. Cnnstantinus $
fast nur durch das Verschwinden der Vorderflügelzellbinde unterscheidet, und ebenfalls im ersten und
zweiten Randfelde derselben Flügel keine Marginalmonde mehr liesitzt, dagegen noch die zwei hellen
Tüpfel am Hinterflügelschwanz trägt. Diese seltene Weibchenform ist somit als ursprünglicher als die
häufio'ere Form anzusehen : sie steht den Vorfahren der Art näher und kann ebensowohl sich ursprünglich
erhalten haben als neu durch Rückschlag auf die nächste A'orform entstanden sein. Im Gegensatz zu
var. Thersander trägt das gewöhnliche Weibchen . wie P. Charopus Westw. , auf dem grauschwarzen
Grunde der Olterseite beider Flügel eine lebhaft maiengrüne Mittelbinde und weniger Randbindenflecke
der Vorderflügel. Diese Färbung findet bei den Männchen noch stärkeren Ausdruck und stellt ottenbar
eine Schmuckfaj-be dar. die zuerst bei dem Männchen entstand, zumal mit ihr eine Reduction des exclusiv
männlichen Filzbelages auf der Oberseite zusammenhängt wie bei der Oribazus-Nireus-Gru])pc.
MwopeGi-. Ein weiterer Ausläufer Thersander-a,rt\ger Formen dürfte auch P. Merope F. sein, dessen Männchen
in der Scheibe beider Flügel durch die von hinten und aussen fortgeschrittene Ausdehnung der Mittelbinde
bis zur Basis aufgehellt und schwefelgelb gefärbt ist. So heben sich auf den Vordei-flügeln eine schmale
schwarze Vorderrands- nnd eine breite , von dem in der Gabelzelle liegenden Marginalbindenrest untei--
brochene Seitenrandseinfassung scharf ab, während auf den Hinterflügeln ausser dem breiten stark vei--
dunkelten Submarginnlbande noch das aussen die Marginalmonde begrenzende Postmarginalband auftritt.
Auch die Zeichnung der Unterseite entspricht bei den ursprünglicheren Formen mit wenig abweichendem
Weibchen, so P. var. Meriones Feld. (Madagascar), dieser durchaus an P. Thersander erinnernden Zeichnung.
Wie bei letzterwähnter Art zeigt die Hinterflügelzelle auch noch drei dunkle Medianstreifen und ist der
Schwanz noch spathelförmig und kräftig entwickelt. Die ausgesprochene Aufhellung der Flügel erstreckt
sich auch auf den Leib, welcher statt breiter dunkler Streifen nur mehr schwarze Fleckreihen auf be-
deutend aufgehelltem fahlgelben Grunde trägt. In P. Merope tritt uns nun wieder eine Form entgegen,
bei welcher der Polymorphismus der Weibchen mir durch secundäre mimetisclie Anpassung an Arten der
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Danaidenofattuncren Danaus und der rein afrikanischen Anumris entstanden ist. Zuofleicli bietet diese Art
sicherlich das werth vollste Beispiel der Mimicry unter allen Thieren.
So besitzt die niadafjassische Form P. var. Meriones Feld, ein W'eibclien. welches sich von dem
Männchen nur durch einen in die Vorderflügelzelle vorspringenden schwarzen Keilfleck unterscheidet.
Auf dem Continent treten dagegen schon Varietäten des Männchens auf. zu welchen bestimmte
weibliche Fonnen gehören, die mit iluien geographisch bestimmte Rassen bildoi, welche ineinander thcil-
weise übergehen.
So unterscheide ich die a b e s s i n i s c h e Kasse als var. Antinorit ( )l.)erth.. die w e s t a fr i k a n i sehe
(Goldküste) als var. Bruttii^ F. [sulfureHS Beauv. bei ('. und R. Felder), die c a p 1 ii n d i s c ii e als var.
Tibulhis Kirby [Cenea Trim.).
Die Unterschiede der Männchen sind gering und wenig coustant. So zeichnet sich P. 3Iero]pe
var. TibuUvs (— Cenea Trim.) nach Trinien') vor H. Merope var. JJrufus F. durcli kürzere Flügel,
dunklere und mehr röthliche Unterseite, kürzeren Schwanz, feinere Xervenstriche auf der Unterseite beider
und mehr zusammenhängendes, rostbraunrothes. niclit dunkles (Submarginal-) Band auf der Unterseite der
Hinterflügel aus. Bei F. Merope var. Brutus F. sind die Submarginalfleeke auf der Oberseite der Hinter-
flügel im sechsten Randfelde meist ganz oder doch theilweise unterbioclien, und ist das Subraarginalband
an der Unterseite matt kafl'eebraun. Noch stärker wird diese Aufhellung bei der abessinischen Merope
var. Antinorii Oberth.'-), indem hier zwar das schwarze Vorderrandsband der Vorderflügel etwas schärfer
vorspringt, aber das Subraarginalband auf den Hinterflügeln im vierten bis sechsten Randfelde ganz
zurücktritt oder doch nur in einigen Flecken sich erliält und auch das Band auf der Unterseite der Hinter-
flügel noch mehr verschwimmt.
Bei P. Antinorii Oberth. treten nun. wie X. Klieil') vor Kurzem er("')rterte , mehrere Formen
der selteneren Weibchen auf. die aber noch alle den spathelförmigen Scliwanz des Männchens tragen,
^'on ihnen besitzen zwei Varietäten auch noch die Färlmng der Mämichen und die eine derselben zeichnet
sich nur durch lebliafteres Gelb der Grundfarbe und mehr rostgelbliches Submarginalband der Hinterflügel-
unterseite aus. Ausser diesen lieiden treten alier nocli zwei mimetisclie W'eibchenformen auf (vergl. Tafel I),
deren Zeichnungsanlage an die Zeichnung von P. Coustaritiiiiis Ward oder P. Phorcas ? Thersander F.
erinnert, indem auf den Hinterflügeln zahlreiche tüpfelartige, getheilte Randmonde in dunklerem Grunde
erscheinen und solche sich auch in den hintersten Rand-, einem Vorderrandfelde und, zu einem breiteren
Bindenrest vereinigt, ausserhalb der Zeile der Vorderflügel zeigen. Durch Variation und Auslese der
Varietäten entstanden hieraus wohl allmälig die l)eideu characteristischen. zuerst von Kheil abgebildeten
Formen, die auf schwarzem Grunde der Aussenrandfassunor der Vorderflügel einen Aussenzellbindenrest
und einen breiten, nur vom vierten Randfelde bis zum Innenrande gehenden Spiegel tragen. Letzterer
ist bei der var, Niavioides Kheil leuchtend schneeweiss, bei der var. Buspinae Kheil dagegen auffällig
rostroth. Bei der var. Bitspinai scheint aui Vorderraiide des rostrothen Spiegels der Vorderflügel wie
am Aussenrande der ebenfalls rostrothen Hinterfliigelaufhellung das ursprüngliche Schwefelgelb der
Grundfarbe noch schmal durch : daraus erhellt . dass die Umbilduu"' auf iedem Flügel v(m hinten nach
') R. Trimen and Bowker. .South AlVican Buttertties, III. 1859. p. S-M.
'1 Vergl. Ch. Oberth ür. Catal. raisonne des Papiliunides. (Etudes d'Entomol. 111.) Keimes ISTS.
') N. Kheil. Ueber geschlechtlichen üimorphismus des abessinischen Paiiilio Antinorii. iCorresj). entomol. Vereins
,h-is' [neutsche ent. Zeitschr. Lepitiopten,). Hefte]. 1S90. p. :«8--336.)
— .1) —
■vorn vor sich gegangen ist. Dagegen })leiben die am Vorderrantle gelegenen Bindenreste in schwarzem
Grnude bei beiden lenchtend weiss. So entstellt eine, von den Schwänzon abgesehen, in die Augen
springende Aehnlichkeit beider Formen mit Danaideit. Und zwar gleiciit die Form Äiavioldcs Kheil dem
Amauris Niavius L., die Form liuspinae Kheil <leni Danaus Clirysipptis L.
Mit der Verbreitung der Art nach Süden tritt eine Erhöhung der minietischen Umbildung der
Weibchen ein. So kommen anscheinend schon liei den Formen von der Sierra Leone keine männchen-
t'avbigen. ja nicht einmal geschwänzte Weibchen mehr vor. Auch dort müssen die Weibchen no«h sehr
selten sein, denn unser Museum erhielt unter zehn Männchen, die iiim durch die gütige Vermittelung des
Herrn Prof. Chun von Herrn Bullnlieimer aus Accra überwiesen wurden, kein weibliches Stück. Die
Weibchen der Form Brutus sind nur eine Weiterbildung der abessinischen Varietäten, insofern als das
$ Hippocoon F. (Westennann/ ßoisd.) genau dem Aiiumris Niavius L. gleicht.
Weiter entsteht aus der var. Ruspinuc durch Fortfall des Hintei-flügelschwanzes die vielleicht aucii
schon in Westafrika vorkommende Form Troplionius Westw., die dem rothbraunen Danaus Chrijsippus L.
gleicht, und die var. Cephonius Hopfi'r., die wiederum an Amauris-A.\-tf!W erinnert. In Südafrika dagegen
tritt als neue mimetisclie Form das ? Cenca Stojl auf, das in überraschender Weise dem dort liäuögen
Am. Escheria gleicht, indem es auf den schwarzbraun verdunkelten Vorderflügeln zahlreiche weisse Tüpfel
trägt, deren einer wie bei den abessinischen mimetischen Weibchen in der Zelle, andere ausserhalb derselben
neben und liinter ihr liegen. Weiter nimmt auf den an der Basis wie bei dem Modell verdunkelten
Hinterflügeln die Mittelbinde eine gelbbraune Färbung an und heben sich in dem breiten Randsaum die
getheilten Mai'ginalmonde deutlich ab. Die mimetische Färbungsanpassung erstreckt sich auch auf die
Unterseite. Zugleich wandelt sich die var. Hippocoon entsprechend ihrem Modell, das als A. Doiiiinicamis
Trim. sich durch leuchtendere grössere Aufhellung der Flügel auszeichnet, ebenfalls in eine Form mit
stärker contrastirender Flügelfärbung um, die wir Hippocoonides nennen wollen.
In Zanzibar und besojiders dem Gaplande giebt es zahlreiche Zwischenformen zwischen P. Cenea
und P. Hippocoonides, welche von Trimen, Butler und Kirby genauer unterschieden werden, zu
deren Benrtheilung mir es aber an Literatur und Material fehlt. Eine der häufigeren, Dionysos Dbld., die
mit anderen Varietäten auch von Hewitson') abgebildet wurde, ist eine durch die fast schneeweissen
Vorderflügel und die saff'rangelben Hinterflügel sehr auffällige und zudem nutzlose Varietät, da sie kein
Modell in Afrika liesitzt : so ist es wahrscheinlich, dass sie bei starker Verfolgung der Art bald aus-
sterben wird.
Bei den nachfolgenden Formen hat sich der Verlust des Hinterflügelschwanzes auch auf das
Männchen ausgedehnt.
zenobia-Gr. gp ergab eine fast schwanzlose, auf il/e«es^Äc/(.s- artige Vorfahren zurückzuführende Form mit
schwarzbrauner Flügelfarbe und breit entwickelter, über die äussere Zellhälfte gehender Mittelbinde beider
Flügel die Zchu///« - (Truppe , welche theil weise Felder 's Sectionen LVI mid LVII entspricht. Die
ursprünglichste Art derselben dürfte nach der lang und schmal ausgezogenen Form der Hinterflügel,
welche an P. Niretis L. erinnert, P. Mechoivianus Dew. sein. Sind auch die Marginalbindenflecke auf beiden
Flügeln mit Ausnahme des Tüpfels im Gabelfelde durch Verdunkelung des Aussenrandes vollkommen
verdeckt, so finden wir doch die drei dunklen Streifen von P. Nireus etc. in der Hinterflügelzelle wieder.
') Exotif Buttftrflies. IV. P'ipH;». Taf. XII, Fig. 89, 40 etc.
Auch die rostbraune Basalf'ärbuiig der Unterseite der Hiiitcrtlüjfel erinnert an diese Untergruppe. Wie
P. Meclwivitimts De\v. hat auch P. Ci/pracajUu Butl. im zweiten IJandt'elde der Hiutertlügelunterseite noch
einen einfachen schwarzen Intercostalstreif. Bei P. Zenobia V. und Cynorta F., bei denen auch zwei
Innenbindentiipfel auf den Vorderflügehi durcii A'erdunkehing ansfaUen . ist dieser Streifen in zwei neben
einander liegende Flecke zerlegt, wodurch die scliützeude Aehnlichkeit mit Acraea iPlaneuHi) Gfa L. in
der Ruhestellung erhöht wird. I^ie übrigiii Intercostalstreifen sind sehr deutlich und reichen, nur durch
die weisse Mittelbinde unterbroclien. bis zur Basis des Flügels.
Bei P. Cynorta V. (Westafrika), welches als Männchen nmli die l)ei /'. ('ypriicd/ilu Butl. weniger
deutliclie Füzliekleidung auf der Oberseite der Vorderflügel trägt, wird dieser Nutzen oberflächlicher
Acraeen-Aehnlichkeit , welche nucli die übrigen Glieder der Urupjie zeigen, für das \\'eibchen (P. Bois-
ditvaliamis Westw.) noch dadurch erhöht, dass dieses sich aucli auf der Oberseite durcliaiis dem ^^'eibchen
der häufigsten Acraee, Plancina Gca L., aiipasst.
Bei dem auf Südafrika bescliränkten P. cvhcrioides Trim., dessen Männchen auf der Oberseite der
Vorderflügel ebenfalls einen Fiizschuppenbelag trägt, gleicht das äusserst seltene Weiluhen einer anderen
imnuinen Art. der für südafrikanische Wälder typischen Aniauris EscJicria Trim.. auf das Täuschendste
und lebt auch an denselben (_)rten.
Besprechen wir nun die in lieiden (leschleciitern wahrscheinlich gleicligefärbten aliweiclieudsteii
Arten afrikanischer l'apilionen, 1'. Zdhiiu.ris Hew., rrx Oberth. und Ajitiiiiticlius L)ru.
(legen die von E. Schatz ISSä befürwortete Zurechnung des P. Zalmoxii: zur Gattung Orrtithoptera
Boisd. wandte sich auch ('. Fickert (1. c. p. V55) insoweit, als er „jegliche Hypothesen über die Ent-
stehung der Zeichnung sowohl wie über den Platz im System für diese Art mehr oder minder vage"
nannte, wenn man nicht die damals noch unbekannten Weibchen ))erücksichtigte. Jedenfalls aber hält er
es für gewiss, „dass die Art weder zu den Poinpcus- noch auch zu den /'/•/((;;( i(S- Arten in irgend welchen
genetischen Zusammenhang geliracht werden kann.' ^Vähre^d dessen ist mittlerweile auch das Weibchen
von P. Zahnoxis Hew. gefangen worden, welches sich von dem Männchen in wesentlichen Puucten nicht
unterscheidet. Aber auch ohne diese Entdeckung war die Stellung der Art durch die Untersuchung des
Fiügelgeäders bestimmbar.
In der Zelle der Vorderflügel zeigt Zahnoxis vier, in der der Hinterflügel drei dunkle Concavfalten, ^^''^osis-or.
wie sie bei den meisten Formen der afrikanischen Paiiilionen mit Analrinne der Hinterflügel vorkommen.
So ist auch die letztere noch deutlich erkennbar und ebenso findet sich die starke Ausbildung des flachen
Innenfeldes innerhalb der Dorsalripfie wie in ilt-r Zcnohi ns - (jn\pii(- . welche auch die verdunkelten inter-
costalen Falten in der äusseren Flügelhillite besitzt. Auch die Zeiciumng der Unterseite von P. Zahnoxis
lässt sich bei vielen Formen dieser Untergattung (Nireus F.. und wie auch Fickert richtig hervorhebt,
Merope -Weiheheu) wiederfinden und erinnert zugleich an die der /^c;(o?^/((S - Gruppe ; ebenso entsprechen
die blauen, in jedem lüindfelde der Hinterflügel durch den Eiufluss der Intercostalfalten ges23altenen
Marginaltüpfel den ebenfalls oben blaugrünen liandbindenflecken der jV/ccMS-Gruppe. Auch die weissen
paarigen Tüpfel des dunklen A'^orderkörpers, die weiche Behaarung des Thorax, der kurze Stiel der Radial-
gabel, die mit einem spitzen Zipfel endigende Fühlerforni hat P. Zahnoxis mit der iV/reMS-Grup2Je gemein.
Weiter besitzt er noch einige Zacken am Aussenrande und einen schwachen Zahn am Ende des dritten
Medianastes der Hiuterflügel. Auch die liasal rostbraun, median weisslich aufgehellte Schutzfärbung
i\fv Unterseite iler HinterMii<;el lässt sii-li auf die ^'^/<r«s - (irupiie zurückführen und 1'. Zahuoxis Hew.
hiermit in Beziehunsj auf Zeichnuiiji' und Flügelforni als ihr Endausiäufer ansehen.
^*'^"'''- Au P. ZaJmoxis Hew. sc-hliesst .sich am besten der Itislier nur in einem Stück «gefundene P. rcx
(Jbertli. an, der eine genaue Copie de.s ebenfalls in ('entraiafrika vorkommenden JJanaiis fonnosus Godm.
darstellt, mit dem er auch die rostgelbe Aufhellung der Vorderflügelbasis theilt. In iler Au.ssenhälfte der
Mittelzelle liegen zwei scharf umgrenzte, nuten grössere, helle Tüpfel, die wie alle übrigen Aufhellungen
der Ober.seite eine grünliche Farbe tragen und als Zellbindenreste anzusehen sind. Ausserhalb der Flügel-
zelle treten nur noch zwei weniger regelmä.ssige Binden auf, deren innere bis zum Vorgabelfelde reicht
und die Aussenzellbinde darstellt, deren äussere ebensoweit entwickelte dagegen der Marginalbinde ent-
sjjricht; auch die Saumbindentüpfel sind gut ausgebildet. Auf den Hinterflügeln geht die basale Auf-
hellung mit der Aussenzellbinde verbunden als Mittelbinde noch über die Zelle hinüber. Dagegen ist die
Marginalbinde durch die Intercostalfalten derart zerschnürt, dass ihre äussere Hälfte im siebenten bis
achten und die innere im dritten bis fünften Randfelde nach innen vorspringt, sodass eine Doppelreibe
heller Tüpfel wie bei den Danaiden vorgetäuscht wird. Nach der Abbildung, welche ich der Liebens-
wüi-digkeit des Herrn Kene Oberthür in Rennes verdanke, tritt das Innenfeld innerhalb der Dorsal-
rippe der Hinterflügel ebenso flach und horizontal vor wie bei P. Zuhnoxis und ist auch die sonst so
characteristische Rinne ausserhalb der nach innen concav gekrümmten Dorsalis weniger scharf. Das Männchen
hat Analklappen wie P. Zahuoxis und einen Radialgabelstiel von etwas grösserer Länge.
Diese hochinteressante Art, welche i c Ji leider nicht zu untersuchen
Gelegenheit hatte, ist nun dadurch von b e s o n d e r e r W i c h t i gk ei t , dass sie uns
d e n U e b e r g a n g von P. Zal inox / s Hew. zu der riesigen a b s o n d e r 1 i c h e n D r n r y i a
^1 n t i m (I diu s D r u. vermitteln hilft.
Antimachus- p(j,. ^j,jg nähere Verwandtschaft schon von P. Zalmoxis mit P. Antimachus spricht der Umstand.
Gr.
dass bei ersterem nur angedeutete Abweichungen von der normalen Gruppe bei letzterem weiter aus-
gebildet erscheinen. So tritt der dritte Radialast noch deutliclier als bei P. Zalmoxis und der Nireus-
Gruppe an den Aussenrand der Vorderflügel, so ist der Vorderrand der stark abgerundeten Hinterflügel durch
Verengung auch des zweiten Randfeldes noch gerader gestreckt. Weiter entspricht die Länge des Gabel-
stiels der Vorderflügel, das Vorkommen von zwei an die von P. Zalmoxis erinnernden dunklen Falten in der
Zelle der Hinterflügel, die starke Ausbildung der Intercostalstreifen, die Fühlerform, die Färbung von Kopf
und Hinterleib derjenigen von P. Zalmoxis. Ebenso findet sich die eigenthümliche Erweiterung des Innenfeldes
der Hinterflügel, welche den landläufigen, für Papilioniden geltenden Definitionen widerspricht, schon in
der Zenobiu - Gruppe in beiden Geschlechtern wieder. Dieselbe ist bedingt durch das fast vollkonuuene
Ausfallen der Analfalte, welclie auch die beginnende Ausgleichung der bei P. Nircus und P. Zalmoxis
nocli scharf hervortretenden Rinne ausserhalb der Dorsalis bewirkt. Zugleich bildet sich dann das ab-
gekürzte Innenfeld hohlkehlartig um und nimmt, sich mit dem der gegenüberliegenden Seite zusamnien-
schliessend, den Leib so auf, dass er nicht mehr frei bleibt, sondern wie bei den Familien mit entwickelter
zweiter Dorsalader getragen wird. So wird functionell die concave Analrippe durch die sonst convexe,
hier c(nicav voi'tretende Dorsalrippe ersetzt. Auch die complicirte Zeichnung von Antimachus Dru. findet
mir in der von P. rex Oberth. ein Analogon, denn dieser zeigt wie letzterwähnte Art drei getrennte Binden
in der Mittelzelle der Vorderflügel und ausserdem in dem mittleren Bande einen inneren, hellen
Kern. Die Aussenzellbinde ist stärker entwickelt und im ersten und zweiten Randfelde in Vor- und
73 —
Zwischeiibiiide zerspalten, und die Randbindeninonde sind entsprechend der Verlängerung der Vorder-
tliigelspitze ausgezogen. Auch die H i n t e r f 1 ii g el zeigen eine weiter fortgeschrittene Aufhellung und
Umbildung. So .sind die Reste des Subniarginalbandes nur mehr als circunicellulare Flecke erkennbar
und die Marginalmonde mit der Mittelbinde verschmolzen. Daher zeigt uns P. Aniimachus Dru. neben
acräoider Fiirbnngsanpassung zugleich die complicirteste Zeichnungsanlage, die bei den afrikanischen
Rinnenfaltern überhaupt vorkommt.
Unstreitig ist, wie P. m/ Oberth. beweist, auch die durchaus nur an eine riesige Acracu erinnernde
Färbung und Flügelform des P. Antimachus auf eine mimetische Anpassung an vielleicht minder grosse
Acracen zurückzuführen, die wir heute nicht mehr kennen. So dürfen wir in P. Antimachus einen über-
lebenden Zeugen gewaltiger Kämpfe um die Existenz erblicken, in welchen seine Modelle zu Grunde gingen
während er selbst, durch ^-Ic/nee«- Aelinlichkeit und gewaltige Flugkraft zugleich geschützt, sich bis in
unsere Zeit erhielt.
Die Futterpflanzen der afrikanischen Rinnenfalter scheinen nur wenigen Familien anzu"-ehören.
So frisst nach Trimen, welcher zuerst die Nahrungs])flunze für seine Eintheiiung der südafrikanischen
Tagfalter verwendet hat, die Raupe von P. 2\'ireus L. Rutaceen, die von P. dis2)ari}is Boisd. nach
Boisdu val ') Orange ; die von P. ophidicephahis Tr. nährt sich von Zanthoxylon und die von P. Merope L.
von Vepris lanceolata (Zanthoxyleen). Dagegen lebt die polyphage Raupe von P. Demoleus L. an
Aurantiaceen (Orangen, Limonen), an Umbelliferen (Bubon), an Diosmeen (Calodendron capense), Sapinda-
ceen (Hippobromus alata) und endlich ebenfalls Zanthoxyleen (Vepris). Die junge Larve von P. ophidi-
cephahis Tr. ist nach Trimen der von P. Demoleus sehr ähnlich.
Scliliesslich können wir folgende Entwickelungsreihen der afrikanischen Rinnenfalter aufstellen:
Antimachus-Gr.
i?6;r-Gr.
Zal)Jt()xis-Gv.
ZcHobius-(ir.
Oribazus-Gi:
Delalandei-Gv.
Mcrope-Gr.
Hesperus-Gi:
Phorcas-Gr.
Constantinus-Gr.
Menestheus-Gr.
Erithonius-Gr.
Machaon - artige Vorfahren.
') Hist. nat. Ins. .Spe'e. genei-al Lepidopteres, Parus ISiii. p. 228.
Bibliotheca zoologica. Heit vni.
10
— 74 —
Aiiiei'ikaiiisflie Papilioiieii.
Icli tlieile die amerikanische Region in die nearktisclie und die neotropisclie Subregion und be-
spreche die nur der ersteren angehörit^en Arten am Anfange der Untergattungen, um die verwandt-
schaftlich von iliiien abzuleitenden neotropischen darauf folgen zu lassen.
1. Amerikanisclie Äristolocliienfalter.
Eiste cohorte Dgj. einzige bis in die südlichen Staaten Nordamerikas vcn'dringende Vertreter der Untergattung
ist P. Pliilenor L., ein Vertreter einer eigenen Gruppe, die aus wenigen in beiden Geschlechtern geschwänzten
Arten besteht und mit der Pohjdanuis- nnd Proioc^ajwas-Gruppe die rein amerikanische Laertias-Cohorie ')
bildet, welche in manclien Puncten zwischen Rinnen- und Aristolochienfaltern zu vermitteln scheint. A'or
allen übrigen Angehörigen der Untergattung Fharmacopliugus zeichnet sich diese Cohorte dadurch aus,
dass Kopf und Halsschild keine rothe Färbung, sondern wie bei vielen abgeleiteteren Formen der ßinnen-
falter weisse Tüpfel besitzen ; ebenso ist auch Bauch und Brust gelbweiss gefleckt. Weiter luiterscheidet
sie sich von den übrigen neotropischen Aristolochienfaltern durch kürzere, stärkere Antennen mit stumpfer
Keule, länger behaarte Stirn, kürzeres Abdomen, kürzere und breitere HinterflOgelzelle , kleinere und
spitzere Genitaldeckklappen des Männchens. Auch die bedeutend geringere terminale Verengerung der
Vorderflügelzelle, die Kürze des Radialgabelstiels und der Urs])rung des dritten Radialastes etwas vor dem
Zellende lässt uns diese als die ui'sprünglichere Cohorte der amerikanischen Aristolochienfalter ansehen.
Dieselbe ist auch durch die in beiden Geschlechtern gleichmässigere Ausbildung des Analfeldes der Hinter-
flügel ausgezeichnet, welche eine nur geringe Entfaltung der männlichen Dufteinrichtung gestattet. So
entwickelt sich letztere nur in dem schwach erweiterten, nach oben umgesclilagenen Innenfelde, in dem
sich ein Besatz kurzer brauner Duftschuppen findet, die. wie ich an frisch ausgeschlüpften Männchen
feststellte, fein und aromatisch duften, während das Thier selbst unangenehm .muffig' riecht. Ausserhalb
der Dorsalrippe liegt ein schmaler glänzender Raum , an welchen sich der Umschlag der Dufteinrichtung
anschmiegt, der wiederum selbst an der Basis sich schmal nach aussen umschlägt. So erinnert diese
Cohorte nach den Structurmerkmalen der Hinterflügel in gewissen Puncten an die Pr?owms-Gruppe, auch
entspringt der vorderste Medianast der Vorderflügel noch hinter der Mitte des Zellschlusses. Diesen
ursprünglicheren Structurmerkmalen gegenüber ist die Zeichnung dagegen als stark abgeleitet anzusehen,
doch lassen einige Merkmale uns aucli Ijei ihr ursprünglichere Verhältnisse erkennen.
So finden wir nur in dieser Cohorte unter den Aristolochienfaltern wie in der Priamus- und
Aiitenor-GY\\^\)e eine entwickeltere Zeichnung der Vorderflügel. Dieselbe tritt besonders bei den Formen
mit entwickeltem Hinterflügelschwanz, in der PÄf/ewor-Gruppe, hervor.
piiiienor-Rr. j){^ Ursprünglichste Zeichnung dieser Grujjpe scheint P. Zetes Westw. zu besitzen, eine äu.sserst
seltene, aus St. Domingo stammende Art. Zwar kenne ich von derselben, wie C. und R. Felder, nur
die von West wo od gegebene Abbildung, doch glaube ich sie schon nach dieser wegen der Foi-m des
Analfeldes in die Laertias-Qohoxie vei-setzen zu müssen, entgegen ('. und R. Felder, welche sie in die
') Luerliux , i/iiic von 8. H. Scudder {Butt. East. Uii. States Cau. \>. 1233) fiii- /*. Fhih'iior aufgenommene
üi-uppenbe/.eichnung.
Section XL. zu der Cai<juanabus-GvuY>pe der Rinnenfalter, stellen. In der Vordertlügelzelle liegt der Resfc
einer Zellbiiule und weiter zieht sich um erstere vom Vorden-ande bis zum ersten Randfelde ein heller
Bindenrest, den man nur als Vorbinde ansprechen kann und zu dem aucli die drei hellen, im dritten bis
fünften Randfelde gelegenen Tüpfel gehören dürften. Dann entspräche die im Vorgabelfelde begiimende
Binde der Zwischenbinde und wäre bei den Vorläufern der Art das Inframarginalband verhältnissniässig
stark entwickelt gewesen. Von diesen Binden setzt sich auf der Oberseite der Hinterflügel die Mittel-
l)inde, welche durch Verdunkelung zu einer Aussenzellbinde reducirt ist, bis zum Innenrande breit fort;
dagegen scheinen die Randmonde auf den Vorderflügeln wie bei allen amerikanischen Aristolochienfalteru
ganz erloschen zu sein. Auf der Unterseite der Hinterflügel liegt bei P. Zetes innerhalb der Zelle als
Rest der ursprünglich wohl bis zur Basis der Flügel reichenden Mittelbinde ein heller Randsaum, dagegen
setzt sich eine breite „Aussenzellbinde" vom ersten bis achten Randfelde vollständig fort, hinter der im
letzten Randfelde ein schmaler Bindenrest liegt, welcher der Schuiuckbinde von F. Anterior entspricht.
So wären auch hier nur sechs echte Randmonde vom zweiten bis siebenten Randfelde auf der Unterseite
entwickelt , von denen keiner mehr oben vortritt und deren zweiter bis vierter vorn weiss gesäumt sind,
während der fünfte im sechsten Randfelde beiderseits weiss ist. wie bei P. Philenor L. Nach der Ab-
bildung Westwood's trägt der Hals oben vier gelbe Tüpffl und der Leib einen gelben Läugsstreifen.
An P. Zetes schliesst sich der ebenfalls deutlich geschwänzte P. VilUersü Godt. (Cuba, Florida)
iui. der sich auf P. Zetes zurückführen lässt. So besitzt er noch ausserhalb der Vorderflügelzelle drei
lielle Vorbindentüpfel und zugleich ist die Mittelbinde so stark au den Aussenrand gedrängt, dass sie an
Marginalmonde erinnert. Als Reste einer ursprünglich Ijreiteren Mittelbinde der Hiuterflügel betrachte
ich einen am Vorderi'and nahe der Basis gelegenen Bindeiirest. einen in der Zelle und zwei um letztere
herum gelegene Tüpfel. Wie bei I*. Zetes sind die Randmonde auf der Unterseite der Hinterflügel vom
zweiten bis siebenten Randfelde weiss gesäumt, so der im siebenten innen, der im sechsten beiderseits,
der im zweiten bis fünften vorn oder aussen; auch ist der Saum der Hinterflügel stark ausgebildet, tuid
der Schmuckbindenrest im achten Randfelde noch ziemlich breit.
Aus ähnlichen Formen entstand nun endlich 7'. Philenor L., eine bis in die südlichen Staaten
Nordamerikas vordi-ingende sehr gemeine Art, bei der die Vorderflügeltüpfel mir noch bis zum zweiten
Randfelde hinaufgehen , während die randmondartigen Aussenzellbindentüpfel sich bis in"s achte Randfeld
der Hinterflügel fortsetzen, aber nur auf der Oberseite auftreten und unten vollkommen fehlen. Auf der
Unterseite der Hinterflügel leuchten die grossen rothen , weissgesäumten Randmonde in metallgrünem
Felde hervor, und der einzige Rest der Mittelbinde liegt vor der Radialzelle. Die bläuliche Bestäubung
des schwarzen Bandes innerhalb der Randmonde erinnert an das Submarginalband von P. Antenor. Ebenso
ist der rothe Tüpfel im achten Randfelde, der keine weisse Einfassung besitzt, der Schmuckbinde
zuzuschreiben.
Von ähnlichen Formen mit deutlichen Hinterflügelschwänzen sind die übrigen Arten dieser Cohorte
abzuleiten, und zwar schliesst sich die kleine centralamerikanische C'or&?'s - Untergruppe nach der runden
Form der Marginalmonde auf der Unterseite der Hinterflügel an P. Philenor, die übrigen Formen aber
mit gewinkelten Randmonden an P. Zetes Westw. an.
Am nächsten steht letzteren noch die Feld er 's Subsection B entsprechende Po/?/da»i«i;- Gruppe, Poiydamas-Gr.
die sich durch eine mit P. Zetes gemeinsame helle Seitenbinde des Hinterleibes und starke Hinterflügel-
zacken auszeichnet. Auch in dieser Gruppe zeigen einzelne Formen nocJi die Spaltung der Mittelbiude
10*
der Vordevfliio-L'l in X'or- iiiul ZwisclienlMiide erhalten, so P. Mrnlycs Gray (Bolivia). F. Copu»ae Reak.
(Guatemala), /'. Archidamus Gray (Chile). Alliuälig geht die .schwarzbraune Vei-dunkelungsfarbe. welche,
ähnlich P. Zdvs, noch P. Archidanias (üray und P. Madycs Gray von der J'o7yf/<(»(«s-Griippe besitzen, wie
bei P. Villicrsii Godt. und P. Philenor L. auf der Überseite in ein dunkles Stahlgrün über (so bei P.
Copanae Reak., Folydamas L. etc.), während die Hals-, Brust- und Abdominaltüpfel sich roth färben und
die Vorderflügelbinde zuerst unten an der Spitze erlischt, sodass eine Art iinv(dlkoininener Schutzfärbung
der matt rauchbraunen Unterseite eintritt.
Protodanias- Durch Weitere Unterdrückung der ursprünglich regelmässigen Mittelbinden schliesst sich hier die
'^'' Profof7a»Ha5-Gruppe an. welche Feld er 's Section C entspricht, sich durch die Verlängerung der vorderen
und die Abkürzung der hinteren Flügel auszeichnet und zugleich den ersten äusserlichen Geschlechts-
nnterschied in der Färbung entwickelt, einen mit Ausnahme der Basis leuchtend gellten Hinterleib der
Männchen. Sind schon bei P. Protodanias Godt. (Südbrasilien) die Aussenzellbinden besonders auf der
Oberseite der A'orderflügel undeutlich, so treten sie bei P. Belus Cr., Lycidas Gr., Laodamas Feld, auf
den Vorderflügeln zuerst oben, dann auch unten allmälig ganz zurück. Weiter bildet sich die Mittelbinde
der Hinterflügel bei P. Laodamas Feld. (Bogota) wie in der indischen i/e/f««s- Gruppe zu einem hinten
abo-ekürzten . nur oben entwickelten Spiegel um nnd entsteht bei dem Männchen von P. BcJus ein
leuchtend gelber Umschlag des Analfeldes, der die gelbe Hinterleibsf'ärbung noch hervorhebt.
Bei P. Crassus endlich tritt eine weitere Aufhellung der Vorderflügel auf, die auf einseitige
Ausbildung eines Theiles der Mittelbinde zurückzuführen ist und, vom vierten bis fünften Randfelde be-
ginnend, sich in die Zelle hineinerstreckt.
Das überaus seltene Weibchen von P. Belus Cr., welches von KoUar als P. Vunis beschrieben
und von Bates während seines zehnjährigen Aufenthaltes am Ama/.onenstrom überhaupt nur einmal
beobachtet war, besitzt schwarze, nur am Innensaum blanglänzende Vorderflügel mit einem leuchtend gelben,
das Zellende einnehmenden Tüpfel und metallisch blaue HinterHügel, in deren erstem Felde nocli der Rest
einer gelben Mittelbinde sich erhielt. Das Postmarginal- und Submarginalband treten auch auf der Ober-
seite auf und lassen so die Monde zwischen ihnen erkennen. Die eigenthümliche Färljung des Weibchens
scheint einerseits durch die grosse Seltenheit dieses Geschlechts (auf 200 Mäimchen nach gütiger Angabe
des Herrn Dr. Staudinger ein Weibchen!) erkläi-bar als Anjiassung an Heliconier der C/y/</«-Gruppe,
andererseits erinnert sie an die ursprüngliche complicirtere Zeichnung des Weibchens, wie sie sich noch
in der Pn]ydamas-fjru]fpe erhielt.
Zweite Cohoite Die Verbindung mit den übrigen , vor Allem durch roth , seltener gelb behaarten Kopf und Hals
und rothe Bauchtüpfel, längere Antennen mit schlankerer Keule und längeres Abdomen, stark herab-
o-ebosenen Radialstamm und oberhalb der Discocellularmitte abgehenden ersten Medianast der Vorderflügel
ausgezeichneten südamerikanischen Aristolochienfaltern, die wir mit einem Hübner entlehnten Ausdi'uck
als Ascanides-Cohorte bezeichnen können, dürften Angehörige der etwas stark gemischten Section VI C. undR.
Felder's vermitteln, d. h. Formen mit in beiden Geschlechtern gleicher Färbung und entwickelterer
Zeichnung, mit grösserer Mittelzelle und kräftigem Schwanz der Hinterflügel, und massigen Genital-
deckklappen der Männchen. Leider sind gerade die Arten dieser Section theilweise sehr selten und un-
genügend bekannt ; auch sind wohl noch neue interessante Formen sowohl aus Mittelamenka als aus dem
zwischen dieser und der südbrasilianischen Verbreitungsgrenze gelegenen Gebiet zu erwarten . woher
C. und R. Felder noch keine Vertreter der Section kannten.
rhalaecus-Gr.
Am nilclisten dürfte dem gemeinsamen Stamme in Bezug auf die complicirte Zeichnung noch^""""'"^'''^'"»*-
P. Gimdlachiauus Feld. (Cuba) stellen. Derselbe besitzt nämlich noch zwei Binden in der Vorderfliigel-
Zelle, deren äussere weisse nur auf der Unterseite auftritt und nahe dem Zellende liegt, während die
innere, verwaschenei-e , metalliscli grüne Binde, wohl zugleich in Fortsetzung einer allerdings nur oben
entwickelten grünen Subajjicalbinde, als Mittelbinde an den Innenrand verläuft. Auf den Hinterfliigeln,
deren zwei Cubitaläste noch in Zacken vorspringen . liegt im zweiten bis siebenten Kandfelde eine unten
durchgehende Reihe viereckiger, aussen concaver rother Marginalmonde und im achten ein rother Schmuck-
bindenrest, der nur unten vortritt. An diesen .schliesst sich eine schmale, weisse, bis zum dritten Rand-
felde verlaufende Binde an, die wir wohl als Rest einer ursprünglich breiteren Mittelbinde aufzufassen
haben. Im Analfelde der Männchen ist ein dichter gelblicher Wolljielz entwickelt, der bis zur Anal-
falte reicht.
Weiter dürften auch Formen wie P. Phalaecus Hew. (Ecuadorj in Färbung und Zeichnung noch
am meisten an die Grundform erinnern. Derselbe besitzt ausser einem weissen Bindentüpfel am Ende der
Vorderflügelzelle eine über beide Flügel gehende Mittelbinde, eine regelmässige Reihe der Randmonde
und den Schmuckbindenrest im achten Randfelde der Hinterflügel.
Dieser Form am nächsten stehen noch die Arten der südbrasilianischen ^scamws - Untergruppe,
welche noch in beiden Geschlechtern gleich gefärbt sind und bei denen sich eine breite Mittelbinde über
beide Flügel zieht. Die ursprünglichste Form ist P. Ascanius Cr. selbst, bei dem die Vorderflügelbinde
breit über die Zelle geht, sich über die Hinterflügel, aussen breit roscnroth gefärbt, bis zum Innenwinkel
fortsetzt und mit dem Schmuckbindenrest im achten Randfelde verschmilzt, während die Randmonde im
zweiten bis siebenten Randfelde auf beiden Seiten entwickelt sind und eine hanteiförmige Gestalt haben,
welche an die bei P. Villiersii etc. erinnert. Bei den Männchen dieser Gruppe ist ein schneeweisser
dichter Duftschuppenpelz ausgebildet, der vom Innenrande bis zur Analfalte reiciit. Die schwarz-weiss-'
rothe Flügelfärbung von F. Ascanius findet sich bei den kleineren Arten ebenfalls entwickelt, doch ist
bei diesen die Vorderflügelbinde schon stark verschmälert und liegt ausserhalb der Zelle, während die
Hinterflügelbinde sich nur bis in's siebente Ranilfeld fortsetzt (P. Bimichus F.) oder gar (P. Aijavus L.
und Proncus Hb.) schon um die Zelle herum durch ^'erdunkelung schwindet. Meist ist daiui aber der
Schmuckbindenrest im achten Analfelde stärker entwickelt. Durch weitere von vorn vorschreitende Vei--
dunkelung der Vorderflügel erlischt endlich auch bei P. Perrhebus Boisd. fast die ganze Vorderflügelbinde,
von der nur ein schwacher Rest, und dieser beim Männchen nur auf der Unterseite, am Hinterende der
Vorderflügel sich erhält.
Als weitere selbstständige Ausläufer dieses Stammes dürfen wir noch zwei andere hauptsächlich
mexikanische kleinere Gruppen ansehen. Von diesen schliesst sich die Photinits-Grup-pe allerdings in der
Ausbildung des weissen Duftschu]ipenpelzes der yl(/fl»nfS- Gruppe näher an, unterscheidet sich aber durch
die Kürze des Medianschwanzes, die vollkommene Verdunkelung der Vorderflflgel, den Blauglanz der
Hinterflügel und zwei Reihen blutroth leuchtender Tüpfel auf letzteren, deren innere bis in"s achte Randfeld
gehende Reihe auf die Verschmelzung von Schmuck- und Mittelbinde zurückzuführen ist. Hierher gehört
auch der fast ungeschwänzte P. Dares Hew.
Als ebenfalls selbstständige Grup])e führe icli hier nach Godman und Salvin') die ebenfalls
PhotiDus-Gr,
') Biolog. contrali-amei-. Rhopaloc. p. 190.
— 78 —
Moiitezuma- mexikanische von P. Montezuma Westw. und Alopius gebildete Gruppe an, bei welchen nach der Angabe
^'' der Verfasser der weisse Duftschuppenpelz der Männchen in einer einfacheren Falte liegt, das Schienen-
blatt der Vorderbeine etwas näher dem proximalen als dem distalen Gliedende liegt und den Hinterflfigeln
der Opalglanz fehlt. Während der rothleibige P. Muntezuma Westw. nur sieben rothe Hinterflügeltiipfel
träcft, deren innerster der Schmuclcbinde angehört, zeichnet sich der auf den Hinterflügeln länger ge-
schwänzte und tiefer gezähnte P. Alopius Gray durch vier weisse Discalflecke aus.
Danianus-Gr. Vou einer ^4scaH/«s - artigen Form hat man wohl P. Dardamis F. mit ebenfalls weisswolliger
Dufteinrichtung der Männchen abzuleiten, der in beiden Geschlechtern noch am dritten Medianaste einen
kräftigen Schwanz trägt und Genitaldeckklappen wie die ^4^ayMS-Gruppe besitzt. Während das Weibchen
noch eine gelbe Vorderfliigelzellbinde besitzt, ist auf den Hinterflügeln nur mehr die mit dem Schmuck-
bindenresfc verbundene, meist ausserhalb der Zelle gelegene, rothgefärbte Mittelbinde vorhanden, denn die
Marwinalmonde sind durch Verdunkelung vollkommen erloschen. Diese ursprünglichere Zeichnung des
Weibchens, welche in mehreren folgenden Gruppen wiederkehrt, wird bei dem schuppenreicheren Männchen
auf den Vorderflügeln vollkommen verdunkelt. Dafür entwickelt sich aber ausserhalb der Zelle auf der
Vorderflügelmitte aus Resten der ursprünglichen Aussenzellbinde ein schön grüner Spiegel, der auf
der Unterseite fehlt, also nur noch in Contrast zu dem schwarzen Sammet des Vorderflügelgrundes tritt
und als Schmuck aufzufassen ist: auf den Hinterflügeln ist die blutrothe Mittelbinde ebenfalls durcli
stärkere Beschuppung an beiden Enden weiter abgekürzt als bei dem Weibchen.
Aehnliche Formen mit allmillig sich verkürzendem Medianschwanz der Hinterflfigel dürften den
Auso-anwspuuct für die beiden formenreichen Gruppen abgegeben haben, welclie wir als Vertaiiimis-Gruppe
(Section V) imd als ^ewecis-Gruppe (Section VH zum Theil bei Felder) bezeichnen wollen.
vertummis-Gr. _\,]) uächsteu an die Dardaints -Gvuppe sciiliesst sich durch die weiss bleibenden Randsäume der
Hinterflüo-el und die höhere Entwickelung des Dufta]iparates die Vertninnus-Gruppe an, in der sich schon
eine weitere Ausbildung des Dimorphismus der Geschlechter entwickelt. So treten ungefähr dreierlei
Weibchenformen auf, welche schon von C. und R. Felder 1. c. p. 335 untei-schieden wurden als solche
1) mit weissem, inneren, von der Zelle weit entfernten oder hiichstens in ihr unterstes Drittel hinein^
ratenden Spiegel, 2) ohne Spiegel, 3) mit einer die Zelle bis zur Subcostale durchziehenden Binde der
Vorderflüo'el. Neuerdings sind die zahlreichen früher auseinander gehaltenen Formen dieser Gruppe durch
Kirby und Oberthür, von denen icli midi an Ersteren anschliesse, in nur wenige Arten zusammen-
"ezoffen worden, innerhalb deren ebenfalls die vcm Felder angenommene Verschiedenheit der Zeicimung
der Weibchen auftreten kann. So gehört, um nur ein Beispiel zu erwähnen, bei P. Vertumnus Cr. von
den nach F. W. Kirby zu ihm gerechneten Weibchenformen die var. diceros Gray und Cixius Gray zur
ersten, dagegen die var. Erithalinn Gray, Älyathes Feld, und Zenxis Gray eher zur dritten Abtheilung
Feld er 's. Somit genügt es, für die Weibchen der Vcrtuinuiis-Gruppe anzugeben, dass ihre Vorder-
flüo'el dunkelbraun oder schwarzgrau und meist mit einem weissen, bindenartig über die Zelle herüber-
reichenden oder in der Flügelmitte gelegenen hellen Spiegel versehen sind, dass die dunklen Hiuterflügel
stets eine breite, innen oft liellere, orangene, rothe oder violette Mittelbinde tragen, die meist aussen
mehr oder minder abgekürzt ist. Die Männclien besitzen meist einen grünen oder blauen Glanzfleck
um einen weisslichen, ausserhalb der Zelle gelegenen Spiegel der Vorderflügel , uml um die stärker ab-
gekürzte rothe Hinterflügelbinde manchmal noch einen bläulichen Schiller der Oberseite. Von dieser
Re»el machen nur wenige Arten eine Ausnahme. So hat nur das Männchen von P. Sesostrls anf der
— 79 —
Oberseite ganz saninietsclnvarze Hiuterfliigel und dafür einen desto ausgedehnteren grünen Spiegel auf
den vorderen. Dadurch zeigt es sich als abgeleitete Färbungsform, zumal es auf der Unterseite der Hinter-
flügel nocli die rotlie Mittelbinde besitzt, welche das Weibchen auch ohen trägt. Mit dieser durch zu-
nelimenden Schuppenreichthum bedingten Verdunkelung der Flügel hängt auch die Ijasale Schwärzung
des wolligen Duftscliuppenbelages zusammen, wt-lclie P. Sesostris n)it dem I\ Childrenac Gray theilt ;
letzterer trägt noch einen rothen Bindenrest im siebenten Randfelde der Hinterflügeloberseite.
So geht aus der Zeichnung beider Geschlechter hervor, dass die Vorfahren dieser Gruppe eine
mit der Zellbinde verbundene Aussenzellliinde auf den Vorderflügeln, auf den hinteren dagegen nur eine
mit der Schmuckbinde verbundene Mittelbinde l)esassen.
Dieser Gruppe schliessen sich die in der geringeren Entwickelung der Dufteinrichtung und '^«"•^''s-':'''-
grösseren Fühlerlänge mit P. Dardanus übereinstimmenden, auf den Hinterflügeln aber meist rosenrothe
Saumfranzen tragenden Formen der ^4eHfos- Gruppe an, welche grossentheils Feld er 's Section VH ent-
sprechen. Auch hier kummeii nach Felder die drei Zeichnungsformen der Weibchen wie in der
Feri«»i«i(s- Gruppe vor, besonders auch solche mit ganz verdunkelten Vorderflügeln und oft sehr regel-
mässiger Hinterflügelbinde. Hierher gehört z. B. P. Aeneas L.. P. Aißaopc Gray, P. Panthnnus Cr.,
P. CaUichs Bates, P. Anrhises L., P. Echehts Hb. — Bei P. Bolivar Rew. (Ega) tritt bei dem Weibchen
statt der rothen eine schwefelgelbe Hinterflügelbinde auf und sind die Vorderflügel vollkommen verdunkelt,
während die des Männchens ebenfalls einen maiengrüuen Innenrandsspiegel führen.
Als einen verkümmerten Seitenzweig dieser Gruppe sehe ich die £i(ri)iied es-Yntergrupiie an, bei
der die Männchen zwar nocli ein stark entwickeltes Analfeld, aber keinen Wollpelz, sondern eine einfach
mehlartige, violettschwarze Beschuppung tragen. Hiei-her gehört ausser P. Eurhnedcs Cr. noch P. Aeneides
Esp. und P. Zucynthus F. mit zahlreichen Varietäten.
Als einen weiteren von ^4sc'««/zts-artigen Vorfahren abgeleiteten .selbstständig moditicirteii Aus- Tviopas-Or.
läufer seile ich die IV/ö^^/s-Grupiie (Amazonas) mit besonders stark ausgezogenem, die männliche Duft-
einrichtuug tragenden Analfelde an, welche sehr sclilanke Antennen, eine verschmälerte Vorderflügelzelle,
einen dem dritten stark genäherten zweiten Medianast der Hinterflügel, stark verlängerte vordere und
stark verkürzte hintere Flügel besitzen, die in P. HaJnieli Stdgr. nocli einen entwickelten Mediauschwanz
tragen. Während P. Chuhrias Hew. nur eine Üeihe von weissen Tüpfeln nahe dem Aussenrande der
Vorderflügel und auf den hinteren eine gelbliche, um das Zellende gelegene Mittelbinde besitzt, liegen
bei P, l'riopas Godt. zwei weisse Spiegel auf den Vorderflügeln. eine vor der Spitze und eine in der
Mitte gelegene, in die Zelle hineinreichende; bei P. Pizarro Stdgr. sind die Vorderflügel ganz schwarz-
braun. Endlich treffen wir in P. HaJitieli Stdgr. eine grössere Art dieser Gruppe, bei welcher noch eine
dritte Aufhellung der ausserordentlich vergrösserten Vorderflügel auftritt, während die Hinterflügel nur
am Aussen- und Vorderrande schwarz gesäumt sind und in der Mitte die breit zum Innenrande verlaufende
Mittelbinde tragen. So entsteht, wie schon Dr. Staudinger 1. c. p. 19 erwähnt, eine niimetische An-
passung beider Geschlechter dieser selbst immunen, aber ülieraus seltenen Art an die für Südamerika so
typische Färbung der Neotroj)ide Methona Psidii, welche allerdings durch den kräftigen Medianschwanz
beeinträchtigt wird.
Nach den Angaben von Fritz Müller') lelien die Raupen von P. Polydamas, Protodamas und
') Pflanzengattuiiii-cii. auf Jenen etc. Tas^falterraupen leben. (Stett. Ent. Zeitg. XXIX. ISTS. p. 296.)
80
P. Nephalion Godt. (Vertumnus-Grupi^e) auf Aristolocbieii ') : nach gütiger Mittheilinig des Herrn Dr. W.
Müller stimmen auch die Puppen der drei Arten in allen wesentlichen Puncten übei'ein. Nach Ed ward's
lebt die Raupe des nördlichsten Vertreters, P. Philcnor, besonders an Aristolochia serpentaria und A.
sippho, nach Riley auch au Asarum canadense ( Aristolochiaceen). Nach Scudder 1. c. p. 1251 ist
bei dieser Art bisher kein Parasit beobachtet worden.
Wir können folgende Entwickelungsstufen der amerikanischen Aristolochienfalter aufstellen :
Vertumnus- und Aeneas-Gr.
Dardanus-Gr.
I'iiopas-Gr.
Protodamas-Gr. -m .■ r^ tut ^ n,
r> , , ^ Pnot)inis-Gr. Montezuma-Gr.
Polydamas-Gr.
Philenor-Gr. Gundlachianus-Gr. Phalaccus-Gr.
Antenor-artiffe Vorfahren.
Telamonius-
Cohorte
Ajas-Gr.
Pdsiin.
2. Amerikanisclie Segelfalter.
a. Nearktische Subregion.
Als der Stammform der amerikanischen Segelfalter noch am nächsten stehend sehen wir mit
Eimer den rein nearktischen P. Ajax L. an, der sich schon durch seine rothbraunen Antennen mit
abgestutzter Keule von allen übrigen Arten untei'scheidet. Wie die meisten amerikanischen eigentlichen
Segelfalter trägt auch er auf dem Nacken eine
mittlere, über den Rücken verlaufende Verdunke-
lung , einen seitlichen , von den Augen aus über
die Stigmen ziehenden breitereu, am Abdomen
darunter einen feineren Streif und eine verdunkelte
Bauchmitte. So ist der Hinterleib von sechs
Liingsstreifen durchzogen, während bei den Rinnen-
faltern der unpaare Bauchstreif stets fehlt. In
der Vorderflügelzelle besitzt P. Ajax die normalen
sechs Bänder, deren letztes, das Terminalband,
ganz verdunkelt ist. Von diesen Bändern dehnt
sich das dritte, bei einigen Stücken von var. Walshi
auf der Unterseite deutlich vom vierten getrennt,
bis zum Hinterrande aus; ebenso tritt die nach
innen vorspringende Erweiterung des einfach
schwarzen Inframarginalbandes, welches mit dem
inneren Submarginalstreif verschmilzt, derart gegen die Zelle vor, dass auch das Terminalbaud mit ihm
hinten secundär vereinigt erscheint. So trennt ein längerer Vorbindeni-est das Terminal- von dem
Subm .
Prachtli.
Figur 8.
Skizze von P. Ajax L. , halbschematisch.
Bezeichnung wie sonst: Pnichtb. Pnichtbiind.
') Dem widerspricht Matte w's Angalie (ilnt. Monthl. Mag. XIV. p. !.">:
auf Tropaeolum lebt.
dass die Raupe von P. Aichidamiis
— 81 —
Inframari'inalbaiide. Ein bis zum Gabelstiele reichender Zwischenbindenrest scheidet das Inframargiual-
band vun dem eine bis fast zum fünften Randfelde reichende innere Binde führenden Submarginalbande.
Daran scbliesst sich die continuirliche Mar<rinalbinde an, welche aussen von einem stark verbreiterten
Postmarginalbande eingeschlossen wird und auf beiden Flügelseiten noch fast gleich breit ist. Auf der
Oberseite der Ilinterflügel treten ausser den Basalbändern noch das Prachtband , das verdunkelte Sub-
marginalband, einzelne Prachtbindentüjifel und die vollständige Reihe der Marginalmonde auf: allerdings
sind die letzten zwei Randmonde im sechsten und siebenten Felde bläulich gefärbt wie der Subniarginal-
fleck im achten. Unten erscheinen dagegen auch die Submarginalmonde vom zweiten bis vierten Randfelde
deutlich, dann aber nur durch helle Bestäubung angedeutet.
Bedeutend weiter abgeleitet ist die Sommerform Marcellus Boisd. : so sind bei ihr die dritte und
vierte ZelUnude schon voUkonmien verschmolzen , das Terminalband mit dem Inframarginalbande breit
verbunden, die (_)berseitenzeichnung viel verschwommener und die hellen Hinterflügelbinden weniger scharf.
Nach älteren Angaben Ab bot 's, die von de Haan und Boisd uval reproducirt werden, lebt
die Raupe des einzigen rein nearktischen Segelfalters (wie viele ihrer ti-opischen Verwandten) auf Atmona^
ceen, Porcelia pygmaea und Annona j)alustris.
b. N e o t r o p i s c h e S e g e 1 f a 1 1 e r.
Von Vorfahren, welche P. Ajax var. WaJshü Edw. noch näher standen, dürften sich in haupt-
sächlich zwei verschiedenen Entwickelungsrichtungen die fast ausschliesslich neotropischen Formen sowohl
der AyesUuus- und Ximticles-, als der Philolaus-C'el(i(IoH-Sinon-G:rn[)i)e entwickelt haben, die sich von
P. Ajax durch die Ausbildung besonderer Postmarginalmonde im fünften bis siebenten Hiiiterflügelfelde
unterscheiden, dagegen die kürzeren Kühler mit ihm gemeinsam haben.
Wie bereits C. und R. Felder scharfsinnig hervorhoben, erinnert die Arcesilaus- Xanticles-Gr u]^pe A'^esiiaus-Gi
in Zeichnung und Form der Flügel an die indische Auticrates-(jiniitpe , von der sie sich ilurch gleich-
mässigere scharfe Randzacken der Hiutertiügel unterscheidet. Bei ihren lieiden Arten tritt eine ver-
stärkte Aufhellung der Flügelmitte ein, welche das vierte Zellband vom dritten und bei F. Xantides
Bates (Panama) zugleich auch das Inframarginalband vom Terminal- und Submarginalbande abtrennt.
Hierzu kommt eine theilweise Abschwächung der Randzeichnuiigen. sodass die Submarginalbinde nicht
mehr hervortritt, und bei P. .4rces//aits Luc. (N'enezuela, Bogota) schliesst sich sogar das Terminalband wie
bei Formen von Ajax var. Marcellus eng an das Inframarginalband an. Somit zeigt P. Xantides durch
die regelmässige Entwickelung der getrennten Bänder am Vorderrande der Vorderflügel sich als eine für
die Morphologie der Zeichnung besonders wichtige P'orm, die aber zugleich so stark aufgehellt ist, dass
z. B. ihr zweites Basalband nur mehr am Vorderrande der Hinterflügel erhalten ist.
Um so bemerkenswerther ist es, dass P. Xantides Bates zugleich das einzige bisher bekannte
Beispiel eines Dimorphismus der Weibchen unter den „eigentlichen" Segelfaltern giebt, welcher nur einer
mimetischen Anpassung zuzuschreibeu ist. So trägt die erst von öodman und Salvin (Biolog. centrali-
amer.j beschriebene, von dem Männchen abweichende Weibchenform auf der umberbraun verdunkelten
Oberseite nur einen tüpfelartigen Rest der Vorbinde auf den vorderen, die entwickelte Marginaltüpfelreihe
auf beiden, einen Mond der Submarginal- und zwei solche der Prachtbinde auf der Oberseite der liinteren
Flügel. Dadurch erinnert dasselbe oberflächlich an den Aristolocliieufalter V. Phileitor L.
Bn>liotheca zoologica. Heft VIII. 1 1
— 82 -
Pbiioiaus-Gr. Als Weiteren Ausläufer nearktischer, in beiden Geschlechtern gleich gefärbter Ajax -'ä.\m\\cher
Formen sehe ich P. Philolaus Boisfl. (südl. Verein. Staaten und Mittelamerika) an, der auf den Vorder-
flügeln nur mehr den tü])felartigeii liest der Zwischenbinde wie 7^ var. Marcellus Cr. zeigt, bei dem aber
die Submarginalbinde ganz verdunkelt ist und sich ähnlich wie hei P. Xunticletf Bates breit Ober die
Hinterflügel fortsetzt, während in der Mitte der letzteren das Pracht))and elieiifalls zu schwinden beginnt
und sich nur die rothe Binde erhält.
\\ eiter lassen sich auf J|.yaa;-ähnliche Formen die meist auf die westindischen Inseln besciiränkten
kleineren Arten P. Celadon Luc, Sinon F. und sonarius Butl. zurückführen, von welchen nur noch
P. sonarms Butl. auf den Vorderflügeln den Zwischenbindentüpfel und fünf Zellbinden besitzt, von denen
die letzten zwei hinten noch zusammenhängen. Bei P. Celadov Luc. gilt dies nur für die dritte uiul vierte.
luul bei P. Sinon F. erlischt vorn auch die dritte Zelll>inde.
Im Gegensatz zu I^inier führe ich auch die Ayesilaus-Protcsilaus-GYM^i^e (Section XIX Felder)
und die j^w'rfaMS-Gruppe, statt auf hypothetische mit P. Alehion gemeinsame Vorfahren, auf amerikanische
Vorläufer zurück. Letztere hesasseu jedenfalls noch eine l)eiderseits schwarz eingefasste, wie bei P. Ajax
am Ende des ersten Cubitalastes in den »Prachtwiukel* übergehende Prachtbinde, ein regeluiässig verlaufendes
Submarginal- und ein ausgebildetes Inframarginalband der Vorderflügel in einer bleichen Grundfarbe.
Agesiiaus-Gr. j^jjy ciucm Zweige dieser Formen ging P. A(/csihius Boisd. hervor, bei dem der innere Grenz-
streif des Schmucklmndes verloren ging und sich auch am zweiten Basalliande etwas Both entwickelte.
Vou seinen Varietäten halte auch ich Autosilaus Bates und Agcs'daus Boisd. mit Eimer wegen der auf
beiden Flügeln deutlichen Submarginalbinde für die ursprünglichei-en Formen dieser über Neu -Granada,
Venezuela, (yolumbien verljreiteteu Art.
piotcsiiaus-Gr. \^'eiter abgeleitet sind dagegen die Formen der Pr((/e»//t(«s- Gruppe, bei denen das Submarginal-
Ijand der Vorderflügel durch stärkere Aufhellung auf einen schmalen Streif reducirt ist, der sich eng an
das Terminalband anlegt. Während das erste Basalband fast ganz geschwunden, das zweite und dritte
hinten stark abgekürzt ist, sind das fünfte und sieliente oft nur in Spuren vorhanden. Zugleich ist auch
auf den Hinterflfigelu das Submarginalband verschmälert und seine Binde nur mehr vom dritten bis
sechsten Kandfelde deutlich, während die Postmarginalmonde sicli bis zum vierten Raudfelde ausdehnen
köimen. So sehe icii auch P. Bellerophon Dalm. (Brasilien), der nur noch das dritte oder vierte Zell-
band liesitzt und auf den Hiuterflügeln eine weiter fortgeschrittene Reduction des Submarginalbandes
erkennen lässt, trotz seines beiderseits schwarz begrenzten Schuuu-kbandes wegen des längereu Radial-
gabelstieles und der stärker ausgezogenen Analgegend für einen Endausläufer der Protesila'US-(xv\\\i\w an,
zu welcher auch C. und R. Felder ihn stellen.
Epi(iaus-«r. ])(.,) liöchsten Grad der Rückliildung in der Beschuppimg erreicht P. Epidaus Boisd., der sich
ebenfalls au die Pro/cs//c/MS-Gruppe anzuschliesseu scheint, in der Zeichnung besonders der Hiuterflügel
durchaus au Protesilaus L. erinnert und ebenfalls nur den inneren Grenzstreif des Schmuckbandes vom
ersten bis sechsten Randfelde führt. Ebenso dürfte der anscheinend eine Verlängerung des Terminalbandes
bezeichnende längere Vordertiügelstreif wohl einer Verschmelzung dieses Bandes mit dem inneren Streifen
des stark aufgehellten Submarginalbandes zuzuschreiben sein, wie auch Eimer annimmt. Jedenfalls stellt
sich diese Art durch das theils pergamentartige, theils glasige Ausselien und die schwache Beschuppung
der Flügel, das Fehleu der männlichen Dufteinrichtung, durch den längereu Radialgabelstiel, die an
P. I'odaliriiis erinnernde Unterdrückung der unteren Discocellnlare der Hinterflügel, welclie die grosse
— 83 —
Verschniäleruug der MitteJzelle auf letzteren bewirkt, als jieripherisclier Ausläufer iler Grundform des
Protcsilaus-Siammes dar, wie aucli Eiiner dies in seinem , Stammbaum der Podalirius-Gi'üpiie' p. 11(>
ausdrückt.
Auf Xaw<it?es- artige Formen lässt sich wühl auoli <lie zweite Cohorte neotropisclier Segelfalter '■"■*"" *-'"'""'*
zurückführen, die von Eimer in seinem Werke nicht mehr lierührt wird, den Felder"schen Sectionen
X — XVllI entspricht und sich mit einem .1. Hübner entlehnten Ausdruck als i/j/u'cMes-Cohorte bezeichnen fpinciKies-
Cohorte
lässt. Ihre ursprünglichsten Formen sind sicherlich in den Gruppen mit getrennt verlaufenden Radial-
ästen der Vorderflügel und zwar in den Sectionen XVI und XVII Felder's enthalten, welche keine
mimetische Anpassung zeigen, sondern noch den Typus gelber, schwarz gebänderter Segelfalter er-
kennen lassen.
Nach der kürzeren Behaarung der Stirn, den kürzeren Fühlern, dem noch mit zwei hellen Längs-
biuden verzierten wollig behaarten Thorax, dem wie bei den eigentlichen Segelfaltern der Ayesüaus-,
Ärcesilaus-. Jj'tf.r-Gruppe von sechs Längsstreifen durchzogenen, allerdings lebhafter gelbgetarbten Abdomen,
der Verbreiterung der Vorderflügel am Vorderrande dürfen wir die Angehörigen der Section XVII in
mancher Beziehung den afrikanischen Segelfaltern an die Seite stellen, denen sie auch durch die bis zum
dritten Handfelde der Hinterflügel, also weiter als hei den oben erwähnten Gruppen, fortgesetzten, selbst
auf der Oberseite deutlichen Postmarginalmonde der Hinterflügel gleichen. Auch ihre Zeichiuing ist durch
starke Verdunkelung beeinflusst: so treten nur ilrei äussere helle Zellbinden auf, die höchstens auf
der Unterseite continuirlich sind. Ebenso ist bei allen Formen die Mittell)inde so weit gegen die Basis
der Vorderflügel vorgerückt, dass ihi'e Fortsetzung sich auf den Hinterflügeln bis an das erste Basalband
erstreckt. Letzteres verläuft auf der Analfalte wie bei P. Archesilaus Feld, und mündet vorn in den Rest
des zweiten Basalbandes ein. So ist auch hier die zw-eite Basalbinde in die Mittelbinde aufgegangen,
hingegen w-ird das Schmuckband nicht durchbrochen, sondern in seiner Continuität erhalten und nur nach
aussen gedrängt.
Die ursprünglichste Form dieser (jruppe stellt P. Thyastes Dru. mit <'itrongelber Grundfärbuno- fiij-istes-ör.
dar, der drei deutliche Zellbinden besitzt, die sich mit einer ganz dicht an das Zellende herantretenden
Aussenzellbinde zu einer Mittelbinde verbinden. An letztere tritt noch in einem stumpfen Winkel die
Marginalbinde heran , welche vom vierten Randfelde an selbst auf der Unterseite sehr undeutlich wii'd.
Eine ähnliche , aber noch schärfer gewinkelte , kreuzweise Vereinigung von Binden findet sich auch bei
P. CaUistc Bates (Neu-Granada, Guatemala), welcher weniger ursprünglich ist als P. Thyastes. Bei P.
Mardiundi Boisd. (ebendaher) mit orangegelber Grundfarbe ist die Marginalbinde der Vorderflügel regel-
mässiger erhalten, doch treten auch hier die drei letzten gestreckten gelben Tüpfel derselben auf der
Oberseite etwas zurück. Auf den Hinterflügeln liegt ausserhalb der verln-eiterten Mittelbinde das vom
zweiten Randfelde beginnende Prachtband; dann folgen einige undeutliche, im fünften bis siebenten Rand-
felde aber verbreiterte Tüpfel, welche vielleicht der früheren Mittelbinde entsprechen. Ihnen schliessen sich
weiter die oben weniger vorscheinenden ganz schmalen Marginalmonde, zu äusserst aber die bläulichen
Postmarginalmonde au. Somit dürfte wie bei P. Xantides Bates die Submai-ginalbinde durch Verdunkelung
erloschen sein.
Bei den durch einen langen Stirnschopf ausgezeichneten, aber am Hinterleibe noch entschieden Dioxiijpus-Gr
längsgestreiften Formen der Dwxippiis-Gnippe (Felder's Section XVI), die sich mit ihren wenigen Arten
eng an die Thyastes-Grnppe anschliesst, ist die Verdunkelung der hellen Grundfarbe soweit vorgeschritten,
11*
— 84 —
dass iiul' den Vorderfiiitfeln nur noch Reste der o-elhlichen Binden am Vorder- und Hinterrande der
Mittelzelle, ein einziger Tüpfel der Vorbinde und undentliclie oder abgekürzte Marginaltüpfel erhalten bleiben.
Während sicli diese Gruppe jedoch enger an die T/^^as^es-Gruppe anschliesst, mochte ich die drei
Sectionen XIV — XVI C. und R. Fei der "s, welche sich durch Abweichungen im Verlauf der Radialäste
der Vorderflügel als peripherische Ausläufer des Segelfalterstammes erweisen, auf Jiellerophoti -urtige
Formen der Protesilaus-Gruiipe zurückführen,
coinmbus-ör. D\^, ursprünglichste dürfte die (/o/m>m6ms- Gruppe sein, welche eine stark behaarte Stirn, eine
gelbe Ffihlerkeule, noch vier Längsstreifen auf dem gelblichen Hinterleibe und an Brust, .Schultern und
Hals weisse Flecke trägt, noch entwickelte männliche Dufteinrichtungen, aber dünne, nur gegen die Spitze
etwas verbreiterte Schwänze besitzt, deren Spitze aufgehellt ist. Wie in der Flügelform, erinnert diese
Gruppe auch in der Zeichnung besonders an die Profes?7«?iS-Gruppe, denn ihre Arten tragen in der Mittel-
zelle der Vordertlügel nur das dritte oder vierte'), dem von P. JBelleroiihon entsprechende Zellband, das
allerdings stark nach aussen vorspringt. Weiter ist das Terminalband mit dem Snbmarginalbande
verbunden, zugleich aber durch Verdunkelung der Raum zwischen beiden oben verringert und die Mai-ginal-
binde undeutlich geworden. Bei P. Cohimbus Hew. (Amazonenstrom) findet sich nur noch der Pracht-
bindenfleck im achten Randfelde, der sich ja stets am längsten erhält. Dagegen ist das Prachtband in
seiner Hinterhälfte durch längs der Rippen gegen den Aussenrand verlaufende, sich netzartig verbindende
Zeichnungen scheinbar zweispaltig geworden.
Bei den weiteren Entwickelungsstufen dieser Gruppe. P. Dolicaon Feld. (Brasilien) mit seinen
Varietäten und P. Iphitas Hb. ebendaher, dehnt sich nun der anscheinend von dem Prachtbande ein-
geschlossene Bindentheil weiter nach innen aus und drängt so den sich inzwischen verstärkenden inneren
Schenkel in die Flügelmitte, wo er sich senkrecht gegen das zweite Basalband anstemmt. So entsteht
das für die Nachahmer des südamerikanischen Lj/corea-Typus so characteristische Längsband der Hinter-
flügel. Zugleich wird bei P. Dolicaon die schon bei P. Colmnhus angedeutete Zerschnürung der Marginal-
und Postmarginalmonde und ihre Lhnbiklung zu leuchtend weissen resp. bläulichen Tüpfeln weiter ent-
wickelt und setzen sich die Postmarginalmonde bis zum Vorderrande der Hinterflügel fort. Bei P. Iphifas Hb.
nimmt auch die Grundfarbe einen etwas orangenen Ton an, treteii die Kreuzbänder der Hinterflügel mehr
hervor und bildet sich endlich auf den abgerundeten Hinterflügeln ausserhalb der ursprünglichen Mittel-
binde eine Reihe in schwarzem Grunde stark hervortretender, gedoppelter, schneeweisser Tüpfel aus,
welche den Postmarginalmonden entspricht. So tritt eine unbedeutende Aehnlichkeit der ruhenden Art mit
einer abgeflogenen Lycoreu in Wirkung, welche noch durch die fast hinfälligen Schwänze erhöht wird.
Während l)ei der (7o?m}b6ms- Gruppe nur der vorderste Radialast gegenüber dem Gabelanfange in
die Subcostale mündet, gehen bei den weiteren zwei Gruppen, welche sich in Beziehung auf die Zeichnung
näher an die P>'ofes?7(/M.s-artigen Vorfahren anschliessen, die beiden ersten Radialäste in dieselbe Concav-
i'ipjie über.
seiviiiei-t4i-. gf, zeigt die ScTO/Ze^-Gruppe, welche Fei der 's Section XV entspricht und nach Kirby aus nur
einer Art, P. Servillei Godt. (Neu-Granada) besteht, zu der P. Hippodamus Feld, als Varietät zu ziehen
ist, einen einfarbigen Leib, stark gestreckten Analwinkel der Hinterflügel und sehr lange Schwänze, die
wie in der vorigen Grujipe am Hinterende aufgehellt sind. Ebenso lässt sich die Zeichnung auf diejenige
') Ks ist iiiclit möglich, diese Fi-age ohne entwickelungsgeschii-htlichen Nachweis zu entscheiden.
— 85 —
Protesilaus-urtiger Vorfahren ziirückffihreii, da sich das dritte oder vierte Zeliband und das breite Terminal-
band mit dem Submarofinalbande verbinden, hinter welchem eine nur unten deutlichere Marginalbinde
liegt. Auf den Hinterflügeln tritt unten die Prachtbinde noch iui siebenten und achten Kandfelde hervor,
doch sind die Zeichnungen etwas verloschen und trübe und die äussere Mittelbinde undeutlicli. Marsjinal-
und Postmarginalmonde sind noch wie bei der ProiesiZaMS-Gruppe sehmal und ungetheilt.
Die höchste Reduction in der Zeichnung treffen wir bei P. Suivini Bates (Guatemala) mit eben- •'''»ivini-Gr.
falls zwei in die Subcostale verlaufenden Radialästen, welcher Feld er 's Gruppe XVIIl bildet, und sich
durch die fast einfarbig grüngelben Hinterflügel besonders nahe an P. Bellerophon anschliesst. mit dem
er in der geringeren Ausbildung der Postmarginalmonde, der theilweisen Unterdrückung der Mai'ginal-
monde, dem Vorleuchten der Prachtbiiuie im siebenten und achten Randfelde der Oberseite übereinstimmt.
Dagegen erinnert das durch den Fortfall des äusseren schwarzen Streifes ausgezeichnete Schmuckband
auch durch seine Lagerung durchaus an die Pro<eS(7aits-Gruppe.
Den Uebergang zu einer vielseitig und specifisch entwickelten Gruppe von mimetischen Segel- ^■*'"s-Gr-
faltern, welche sich durch freie Kndigung der Radialiiste auszeichnen und wohl von Vorfahren abstammen
dürften, welche der XaK<zt7es-Gruppe nahe standen, vermittelt der von C. und R. Felder in ihre Section XIII
gestellte P. Asius F. {Astya(jus Dru.) ans Brasilien. Derselbe zeichnet sich durch kürzere Behaarung der
Stirn und kürzere Fühler, undeutliche helle Längsbinden auf dem Thorax, jederseits eine scharfe
untere und eine verloschene seitliche Hinterleiljsbinde und längere Hinterflügelschwänze aus. Die einzige
ülier die Yorderflügel sicii hinziehende, nach hinten zu sich verbreiternde Mittelbinde scheint nicht, wie in
der T/M/osfes-Gruppe, sich nach innen von dem Prachtbande iu die zweite Basalbinde fortgesetzt, sondern
vielmehr wie bei der afrikanischen Kirby'i-inyris-Gru\)\>e, das Prachtband durchbrochen zu haben und so
in die zweite Basalbinde übergegangen zu sein. Dann gehörten der rothe im achten Randfelde sich nach
vorn fortsetzeude Streifen zu der inneren Basalbinde und die drei rothen, aussen schwarz gesäumten Tüj)fel
innerhalb der Aveissen Mittelbinde im ersten bis dritten Randfelde, wie der im achten Randfelde, zu dem
Prachtbande, während die rothen Tüpfel im sechsten und siebenten Randfelde wohl der ursprünglichen
Mittelbinde entspreclien. Für den engen Anschluss dieser alleinstehenden Form an die Segelfalter weise ich
auf die auch auf der Oberseite deutlichen schmalen Marginalmonde und die ausserhalb derselben entwickelten
bläulichen Postmarginalmonde der Hinterflügel hin. welche jede andere Stellung der Art verbieten.
Lässt schon P. Asms F. eine oberflächliche allgemeine Aehnlichkeit mit Aristolochienfaltern der"^™*'"'""'**'-
^sc«»»Mj;-Gru]i])e erkennen, so entwickelt sich diese in der Hurr^sianus-Gru]^^e. welche Felder \s Section XII
entspricht und längere Fühler ohne scharf aljgesetzte Keule, küiv.ere Vorderflügel und längeren Gabelstiel,
einen kürzeren Schwanz, ein schmäleres erstes Randfeld der Hinterflügel und eine stärker behaarte Stirn
besitzt, zu einer specifisch ausgebildeten Anpassung an die einzelnen Glieder dieser immunen Faltergruppe.
Zuerst gleicht die grösste Art, P. Harrisiamis Swains. (Brasilien), mit breiter weisser Vorderflügelbinde,
weisser, schmälerer, bis zum siebenten Randfelde reichender Hinterflügelbinde und auch fdjen roth iiervor-
leuchtenden, etwas eckigen Marginalmonden und mit rother Basalbinde im achten Randfelde der Hinter-
flttgel dem P. Ascanius F. Zugleich hat sich die rothe Basalfarbung schon auf die Vorderflügelbasis
fortgesetzt und tritt sogar manchmal auch oben auf: so wii-d die rothe Tüpfelung der Brust des Aristo-
lochienfalters vorgetäuscht. Aehnlich erinnert der kleinere P. Lysiihous Hb. mit mehr blutrothen ^''^'■»'- '^"'^ '^■
Marginalmonden der Hinterflügel, in deren Reihe wie schon bei P. Asius F. auch der Prachtbindentüpfel
des achten Randfeldes zu treten scheint, durchaus an die ebenfalls kleineren F. Agarus F. und Buniclms Hb.
— 8G —
mit schon im sechsten Randfelde der Hintertlügel abgekürzter, auf den Vorderflügeln schmälerer Binde;
so erinnert P. Rurihiu Esch. mit auf einen weissen Hinterrandstleck beschränkter Mittelbinde der Vorder-
fiiigel an das \V'eibchen von P. Perrhebus ßoisd. und zeigt P. Latus Rog. sogar den eigenthünilichen
nietallgriinen Glanz des Aristolochienfalters. Die mimetische Anpassung erklärt es auch, dass die Fühler-
keule sich nicht mehr scharf absetzt, wie es für die Segelfalter typisch ist und nocli bei ]'. Asius auftritt,
sondern sich allmälig verdickt, wie bei den Aristolochienfaltern.
An die Harrisianus - Gruppe schliesst sich ein Theil der Section XI (J. und K. Felder's an, die
Thymbraeus- Xltymbraeiis-Gruppe, welche auf Mexico beschränkt ist, breite Vorderflügel und kräftig geschwänzte Hinter-
vergi. Taf. IX. Aügel trägt und noch die ursprüngliche Form der Fühlerkeule und die stärker behaarte Stirn wie P. Asius
bewahrt hat. Ihre Formen haben ganz verdunkelte Vorderflügel, die einen etwas bläulichen Glanz zeigen.
Von diesen grossen Arten zeigt P. Aconophos Gray durchaus schwarzblaue Vorderflügel und auf den
hinteren neben dem rothen Basalstreif und Basaltüpfeln vom zweiten bis achten Randfelde einen oben
eher rosa, unten blutroth vortretenden Tüpfel, der im achten Randfelde der Schmuck-, sonst aber wohl
der Marginalbinde angehört und hinter sich die weissen Submarginal-, und theilweise Postmarginalmonde
erkennen lässt. Bei P. Potnponius Hoptfr. trägt wie bei der folgenden Art auch die Vorderflügelbasis
eine rothe Aufhellung, dagegen entspricht die Zahl der Hinterflügeltüpfel der von P. Aconophos: so ahmen
beide den mit nur einer Tüpfelreihe der Hinterflügel gezierten P. Montezuma nach. Bei P. Thymbraeus
Boisd. bilden sich ausserdem noch eine innere Reihe von circa fünf wohl der äusseren Mittelbinde au-
gehörigen Aufhellungen zu rothen, auch auf der Oberseite vortretenden Tüpfeln um. So entsteht, ver-
bunden mit dem bläulichen Glanz der Oberseite eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Weibchen des
Aristolochienfalters P. Photinus Westw. An diese Gruppe scheint sich aucli die des C. und R. Felder
Xyni»s-Gr. uod^ uicht bekannten P. Xynias Hew. (Neu-Granada) anzuschliessen, dessen Männchen einen leuchtend
maiengrünen Spiegel am Hinterrande der Vorderflügel besitzt, auf den Hinterflügeln eine schmale, rothe,
stai"k abgekürzte Binde trägt und somit besonders an dunklere Männchen der J.eHeas-Gruppe erinnert.
Durch ihr kleines, feines und hinfalliges Schwänzchen bildet diese Art anscheinend einen Uebergang
zu der schwanzlosen, ebenfalls noch durch die stark gekrümmte dicke Fühlerkeule, zottige Stirn und kräftigen
Harmodius-ttr. Körper ausgezeicluieteu Hartnodius-Gruppe, welche die Felder'schen Subsectionen B — F umfassen dürfte, die
wir in drei Untergruppen zusammenfassen. Die Harmodius-V ntergvuppe (Subsection B) zeichnet sich noch
ilurch undeutliche weisse Tüpfel auf Kopf und Halsschild aus und dürfte den Stammformen näher stehen.
Während P. Harmodius Dbld. (ßolivia, Ecuador) den Männchen des zur immunen J.ene(7S-Gruppe gehörigen
P. Cullides Bates gleicht, eriimert P. Hostüius Feld. (Venezuela), der ebenfalls eine hintere Aufhellung
der Vorderflügel und eine im vierten Randfelde abgekürzte rothe Tüpfelbinde auf den Hinterflügeln trägt,
welche der ursprünglichen Mittell)inde der Segelfalter entspi'icht, an Männchen der Vertumiius- Gruppe,
Serapis Boisd. var. Osyris Feld. Bei dem sich hier anschliessenden P. Exirylcon Hew. (Bogota) trefl'en
wir schon eine weitere Ausbildung der mimetischen Animssung, indem die Geschlechter dimorpli sind und
das Männchen mit mittlerem grünem Vorderflügelspiegel und stark abgekürzter blutrother Hinterflügel-
binde durchaus an das Männchen von P. Erithalion Boisd. erinnern : das Weibchen mit weisser über die
Zelle der schwarzbraunen Vorderflügel ziehender Schrägbinde und breiterer, innen orange au fgeli eliter,
über das Zellende laufender Hinterflügelbinde ist dagegen dem Weibchen des Aristolochienfalters auffallend
ähnlich, wie schon C. Felder (Novara-Rhopaloc. p. 44) angiebt.
Die zweite Untergruppe zeichnet sicli durch einheitliche dinikelgrüue Färbung der Vorderflügel
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aus, auf denen eine unten wenioer deutliche hellere Marginalbinde entsteht und eine weitere Aussenzell-
biude sich meist nur auf der Oberseite der Hinterflügel anlegt. Ueber Arten, wie P. Xenarchtis Hew.,
welche beide Untergrup]ien verbinden dürfte, entwielielte sich nun eine auffallende Anpassung der ab-
geleiteteren Formen an die Profodamus-(ji-ui)pe der Aristolochienfalter, welche sich bis auf die Unterseite
erstreckt, die bei Originalen und ihren Copien auf den Hinterflügeln dunkelbraun und mit schmalen, bei
den Modellen orangerothen . bei den Copien blutrothen Aussenrandtüpfeln besetzt ist, hinter denen sich
allerdings bei den Nachahmern noch oft die feinen Marginalmonde erkennen lassen. Weiter \\'ird auch
der orangerothe 8eitenstreif des Hinterleibes der Po/yc/awias-üruppe wiederholt. So erinnert der heller
grüne P. Phaon Luc. (Honduras) an den P. Protodamas Godt. . so der dunklere P. Therodmnm Feld.
(Neu-Granada) an P. Xenodamas Boi.sd. und der ähnliche P. Hyperion Hb., der selbst in K i r b v 's
Catalog noch p. 251 bei seinem Modell in der Po/y(/a/«(/,s'-Gruppe steht, an P. Pohidumas: P. Choridamas
ßoisd. (Südamerika) erinnert an den ebenfalls durch In-eite gelbliche Mittelbinde der Vorderflügel aus-
gezeichneten P. Crassiis F.
Aehnliche Formen wie Choridamus ergaben wohl auch den Vertreter der dritten Untergruppe,
P. Puusanias Hew. (Brasilien i, der .sich durch die starke \'erl;ingerung seiner Vorderflügel, noch
grössere Kürze des Innenrandes und den fast gradlinigen Aussen- und Hinterrand der Hinterflügel als
peripherische Form erweist. Zugleicii ist durcji Verdunkelung die Mittelbinde der Vorderflügel stark
verkleinert, beide Flügel liis auf die hellere Vorderflügelspitze verdunkelt und ein schöner blauer Metall-
glanz auf der Oberseite nahe der Basis entwickelt. Dadurch entsteht eine grosse Aehnlichkeit mit den
Vertretern einer //eZicomMS-Gruppe, welche aus individuenreichen Arten mit schwefelgelben Bindentüpfeln
auf den schwärzlichen Vorderflttgeln und mit einfarbig stahlblauen Hinterflügeln (wie Ä ^Z'seMf/fS Hb.,
Chjtia L., Rhea Cr.) besteht.
Hieran schliesst sich die ebenfalls nur aus mimetischen Formen bestehende X. Section C. und R.
Felder's mit Ausnahme des P. Rhetus Boisd., der zuerst von Oberthür als Weibchen des Kinneu-
falters P. Erostratns Westw. erkannt wurde. Es zeichnet diese Gruppe, die wir als Ar/urathes-Gvapi)e Ariavathes-Sr.
bezeichnen wollen, sich vor den bisher erwähnten Abtheilnngen durch dünnere, eher spindelförmige Fühler-
keule, schwächer behaarte Stirn und schlankeren Körper ans; weiter verläuft der hintere Radialast der Hinter-
flügel fast grade. Dadurch wii-d aucli das zweite Randfeld stark verschmälert und tritt zugleich die für die
Segelfalter sonst so characteristische ('oncavität des vordersten Medianastes stark zurück, während die Mittel-
zelle sich verschmälert. Das kurze Zähnchen am dritten Medianast der Hinterflügel bei der Subsection A, zu
welcher nach C. und R. Felder P. Evayurus Westw. und Ariaratlies Esp. (nach Kirby mit den Varie-
täten Aristayoras Feld., Gayi Luc, Cyamon Gray) gehören, und die weisse Tüpfelung an Kopf und Thorax
deuten an, dass wir in dieser Untergruppe die ursprünglicheren Formen vor uns haben. Von ihnen er-
innert z. B. P. Cyamon (Para) besonders in dem Weibchen an das des Aristolochienfalters P. Aiivliises L.. ^'"■^''- "^"^ '^•
P. Evugoras Westw. (Neu-Granada) ebenfalls im Weibchen an P. Vertumnus Cr., P. Aristayoras
Feld. (Neu-Granada) an das von P. Cyphotes Gray. Bei der zweiten Untergruppe dieser Section, der
i?rawc7«MS-üntergruppe, welche aus Formen besteht, deren Hinterflügel in keinen Zahn, sondern nur mehr
in scharfe regelmässige Zacken auslaufen , tritt statt der weissen Tüpfelung an Hinterkopf und Nacken
schon eine rothe auf. Zugleich sind die Geschlechter weniger verschieden als in der J.r/«ra</«es-Gruppe,
bei welcher sie, wie schon C. und R. Felder hervorhoben, an die sexuellen Verschiedenheiten in der
Vertumnus- (P. Polycehis Boisd.) und ^cKew.s- Gruppe erinnern. P. Hcphaestion Feld. (Mexico), welcher
- 88 —
sich hier anschliesst , mir aber nicht vorlag, scheint ebenfalls eine grosse Aehnlichkeit mit einem der
Aristolochienfalter, F. Dares Hew., zu besitzen.
Wie mir Herr Dr. W. Müller freundlichst mittlieilte, lebt die Raupe des F. Hyperion Hb. an
RoUinia longiflora (Anuonaceae).
Wir dürfen schliesslich folgende Eutwickelungsstufen der amerikanischen Segelfalter aufstellen:
Salvini-Gr. Ariarathes-Gr.
Servillei-Gr. Hannodius-Gr.
Columhus-Gr. Xynias-Gr.
Epidaus-Gr. Harrisianus-Gr. Thymbraeus-Gr.
Dioxippiis-Gr.
Zweite Cohorte : Thyastes-Gr. Ästya(/uS-Gr.
Ägesilaus-Protesilaus-Gr. Xantides-Gr.
Philolaus-Gr. Arcesüaus-Gr.
Erste Cohorte : Ajax-Gr.
.4jaa;-artige Vorfahren.
Ämerikanisclie Rinnenfalter.
■d. Nearktische Subregion.
Im Gegensatze zu den .Segelfaltern sind die Rinnenfalter in der nearktischeu Region in zahlreichen,
theil weise .südlich vordringenden Arten vertreten, welche zwei arktischen Gruppen angehören, der Ilacliuon-
und Z)aM«MS-Gruppe, deren nächste Verwandte wir schon in der palaearktischen Region besprechen durften.
Die ursprünglichsten Zeichnungsformen und dabei zugleich bedeutende Grössenverhältnisse finden
wir in der nord- und mittelamerikanischen DawwMS-Gi'uppe, deren ursprünglichste Form P. Dauntis Boisd.')
selbst (Berggegenden der südlichen Vereinigten Staaten) vorstellen dürfte. Hier liegen in der Vorder-
flügelzelle drei kräftige Bänder, deren innerstes aus der Verschmelzung der beiden Basalstreifen
entstanden zu sein scheint. Mit diesem verbindet sich das mittlere Zellband, welches dem dritten Basal-
bande der Segelfalter entspricht, durch einen gegen den Innenrand ziemlich senkrechten Winkel, der sich
auch bei den Segelfaltern wiederfindet und vorn den .Prachtwinkel" begrenzt. Hinter dem mittleren
liegt das wenig über die Zelle vordringende dritte Zellband, das dem vierten oder fünften der Segeifalter
entspricht und hart an den Zellschlu.ss legt sich ein gelbgefülltes Termiualband an. Weiter tritt dann
noch ein breites, hell gefülltes, bis zum ersten Randfelde reichendes Inframarginalband auf, dessen äusserer
Grenzstreif sich an das breit bis zum Hinterende laufende Submarginalband legt : die Binde des letzteren
tritt auch auf der Oberseite hervor. Daran schliesst sich die gleichmässige Marginalbinde, die aussen von
der Saumbinde durch das entwickelte Postmarginalband abgetreimt wird. Von diesen Bändern lassen sich
auf den Hinterflügeln zwischen dem äusseren Basal- und dem regelmässig verlaufenden Submargiualbande
') Der von Donovan abgebildete, von Kirby und Felder noch getühi'te, nach Boisduval P. Daitidt.t nahe
stehende i'. Aiitiiioun Don. wird schon von G. R. Gray (List. Lepidopt. insects I. Papilionid. London 18.56, p, 33) zu
P. Turnus L. als Synonym gezogen, ist aber nach Mc Leay (Proc. ent. Soc. New .South Wales I, p. XX.XIl) eine
australische Art der iWrtZ(V(».s-Gruppe, was dringend der Bestätigung bedarf.
89
nur einzelne lieste in den dunklen Bestäubungen der Hinterliältte ;iut' dem dritten Median- und dem ersten
Cubitalast und in dem oft breiten und gelbget'uUteii Terminalbande erkennen. Wahrscheinlich gehören
dieselben als Reste der Fortsetzung des letzten Zell- und des Terminalbandes der Vonlertlügel an, da die
Verlängerung des ersteren durch die des letzteren verstärkt sein dürfte. Zwischen dem Basalbandwinkel
unil dem Submarginalbande ist der äussere Kand der gelben Mittelbinde etwas orangeroth verdunkelt, wie
wir dies auch in der Marhunn-Grn])i)e feststellten. Das breite Submarginalband .selbst hat die Form eines
continuirlichen Zackenbandes und trägt einen bläulichen Bindenkern. Auch die orangegelben Randmonde
der Hintertlügel sind ziemlich regelmässig entwickelt und nur im siebenten Randfelde etwas verschmälert.
Durch die aber sclion hier erfolgte Verkürzung des achten Randfeldes ist das sonst ebenfalls als retrel-
Randsaum
Fositinarginalband
- Margüialbinde
Submarginalband
Figur 9.
Halbschematische Skizze der Plügelzeiehnung von Papüio Damms Hoisd. (Mexico), einem Rinnenfalter.
massiges einfach schwarzes Zackenband verlaufende l'ostmarginalband in diesem Felde undeutlich o'ewordeu
und nur an einzelnen Stücken theilweise erkennbar: so geht auch der Marginalmond meist ohne Grenz-
streif in den Linibaimond über, was wir als abgeleitet anzusehen haben. Der gelbe Leib ist von einem
breiten Rücken, je einem Stigmal- und je einem Infrastigmalstreif durchlaufen, zeigt also noch die
ursprünglich ausgesprochene Längsstreifung erhalten. Wie der dritte Medianast ist auch der zweite mit
den beiden Cubitalästen in längere Zacken ausgezogen.
Näher als die übrigen Arten steht P. Damms Boisd. w<ihl P. Rutulus Boi.sd. (Californien) , bei
dem das Schmuckband noch gelb gefärbt und nur der dritte Medianast in einen Schwanz verlängert ist.
Bei P. Eurymedon Boisd. (ebenda) sind die Bänder ganz segelfalterartig entwickelt und das dritte Zell-
BiWiothcca zoologica. Heft VIII. 12
Turnus-
rntevor
— 90 —
band der "Wn-derflii^el stärker verbreitert, dutregen ist das luframarginalbaiul der Vorderflügel stärker
abgekürzt und das Subinarginalband stärker verdunkelt.
Bei P. Pilummts Boisd. verbindet sich endlich das dritte Zell- mit dem Terminalbande der Torder-
flügel, doch bleiben liier die zwei Oubitaläste der Hinterflügel zackenartig verlängert und ist im achten
Randfelde auch noch ein Rest des Postmarginalbandes erhalten, während auf der Oberseite wie bei P. Ajax
im siebenten und achten Randfelde ein schöner , P r a c h t \v i n k e 1 • auftritt, der vorn wie bei den Segel-
faltern weiss gesäumt ist.
Hierher gehört auch P. Turnu» L., als peripherische Form der Gruppe, bei der durcli zunehmende
Aufhellung der Zeichnung das Terminalband der Hinterflügel schon stark verschmälert ist und im achten
Randfelde derselben bereits ein tieferer Ausschnitt sich ausbildet, während die Zacken an den Cubitalästen
noch an die ursprünglicheren Formen der Gruppe erinnern. Infolge stärkerer Verdunkelung tritt die
Subuiarginalbinde auf den Vorderflügehi nur noch nahe dem Aussenwinkel auf und ist die Marginalbinde
derselben zwar unten noch in einer bindenartigen Mondreihe, oben aber infolge erhöhter, längs der Rippen
verlaufende Verdunkelung nur mehr in kleineren Tüpfeln erhalten.
Während die nördlicheren Stücke von P. Turnus in beiden Geschlechtern gleich gefärbt sind,
tritt bei den Weibchen der südlicheren Formen ein ausgebildeter Melanismus auf und in den Dienst der
schützenden Anpassung an den anscheinend erst von Süden her vorgedrungenen Aristolochienfalter P.
Fhilenor L. Uebergänge zwischen beiden Weibchenformen sind erst neuerdings von Edwards beobachtet
und 1. c. auf Tat. Hl und V abgebildet, aber ungeheuer selten; aus ihnen gelit hervt)r, dass die schwarze
Färbung gradweise, nicht durch einen Rücksciilag, wie mau meist annimmt, durch Verdunkelung der
Grundfarbe erfolgte, zumal die dunklen Rinnenfalter, wie wir grade bei den amerikanischen Arten zeigen
werden, erst von gelbflügeligen Formen zum Theil wohl durch klimatische Einflüsse abzuleiten sind.
Bei den vollkommen dunklen Weibchen (P. Glauens Ij.) wird die Zeichnung fast ganz verdeckt, ohne deshalb
unerkennbar zu werden : daher entsteht die \'erduukelung hier also nicht durch Ausbreitung der Zeichnung.
sondern durch Auftreten einer Deckfarbe. So traten auf den Vorderflfigeln oben vorn nur die
gelben Randmonde und Linibaltü))fel, hinten aber, wie duiThgehend auf den Hinterfiügeln, auch die blauen
Submarginalmonde auf. Von letzteren aus geht eine blaue Bestäul)ung über die Oberseite herüber, sodass
die Hinterttügel in einem bläulichen Glanz erscheinen, von dem sich die Randmonde des sechsten bis
dritten Randfeldes, welche im Fluge nicht verdeckt werden, gelblich-weiss abheben, wie die weissen
Bindenreste auf den Hinterflügeln des Aristolochienfalters. Wie bei letzteren sind auch die Vorderflügel
«•esfen die Basalhälfte stärker verdunkelt. Der Leib ist ounz schwarz sjefärbt. An der Unterseite, auf
welcher die Zeichnung besonders deutlicJi ist. treten auf den Hinterflügeln vor Allem die Randnionde des
zweiten bis sechsten Randfeldes deutlich hervor; vergrössert und roth gefärbt, sind dieselben jederseits
von einem schmalen weissen Grundfai'benrest eingefasst, sodass sie auch hieinn an das Modell erinnern.
Paiaimdes-iir. Nähere Beziehungen zur ÄiMwas-Gruppe zeigen auch die bei Kirby weit von einander getrennten
Arten der Falamedes - Grupj^e. Während ihre Stammform wohl noch die helle Färbung der Daunus-
Gruppe besass und an P. Pilumnus Boisd. erinnert haben dürfte, zeichnet sich P. Palamedes Dru. schon
durch die fortgeschrittene Verdunkelung als stark umgebildete Form aus. So sind die hellen Körpersti'eifen
des Hinterleibes stark zurückgetreten und ist in der Vorderflügelzelle nur mehr ein Rest der äussersten
Binde erhalten. Ausserhalb dieser Zelle tritt eine anfangs doppelte, später vereinigte Reihe heller Binden-
tüpfel auf, deren äussere Concavität wohl dem Submarginalbandrande entspricht. Von den zwei Tüpfeln,
— lU —
die im Gabelt'elde liegen, geliört der äussere wie die zwei liinter ihm folgenden der Zwiselienbinde an.
Ausserhalb der bis in's siebente Kandfeld reichenden Anssenzellbiude, die <lureli zunehmende Verdunkelunsr
einer ursjirünglicheren breiten Mittelbinde entstand, liegt eine vom V'ordergabelfelde bis zmn sechsten Rand-
t'elde regelmässig entwickelte, in letztgenanntem wie die Liml)altüpt'el durch die Analfalte zerschniirte
Reihe von Marginalmonden . wie bei /'. ]'urims Ij. Auf ilen Hinterfliigeln erkennt man eine helle Basis
wie bei P. Datinus und einen gelben, nur auf d e i' Unterseite auftretenden Rest einer
hellen C^nerbinde, der sich äusserst zart noch in der Vordertlügelzelle erkennen lässt und der äusseren
Basalbinde entspricht, die in der Turnus- und Z)fl?tnMS-Gruppe noch ausgebildet ist. So ist die Verdunkelung
der Hinterflügel l>esonders von dem dritten Basalbande nach aussen fortgeschritten und liat auf der Unter-
seite die Mittelbinde auf eine schmale, innen weisslich gesäumte, aussen rothe Binde zurückgedrängt,
gegen die sich von aussen her aucli ilas Submarginalband stark auseinauderzog nnd einen innen blauen,
aussen gelblich bestäubten Kern entwickelte. Ausserhalb dieses Bandes siml die Marginalmonde regel-
mässig ausgebildet, oben wie die iil)rigen Binden gelb, unten dagegen in der Mitte i-ötlilich. Im achten
Randfelde ist der schmale Marginalmond vom Saum deutlich durch das Postmarginalband getrennt.
Auf P«/(/;Mef/es-ähnliciie Formell lässt sich nun auch der nordaiuerikanische P. Tro/Jus L.') zurück- i'ioiius-Gr.
führen, welcher einen weiteren Grad des Uiubildungsprocesses der Gruppe darstellt. ])ie bei den nrsprüncr-
licheren Arten oben deutliche Aufhellung der Vorderflügelzelle tritt bei ihm nur noch unten auf. uml ebenso
sind die kleinen Tüpfel der Mittelbinde nur unten vom zweiten Randfelde an entwickelt, wälirend die
Randmonde oben und unten im Gabelfelde beginnen und bis zum sechsten Randfelde reichen, in dem sie
getheilt sind. Auf den Hinterflügelu tritt die Mittelbinde scharf nur mehr unten auf und ist schon durch
längs der Rippen fortschreitende Verdunkelung in einzelne Tüpfel von orangerother Farbe mit weisslicheni
Innenrande zerschnürt. Der Tüpfel der Mittelbinde im sechsten Randfelde ist durch das Vordringen der
Submarginalbinde verdeckt, aber bei durchfallendem Licht auch von der Oberseite noch zu erkennen.
Ebenso dürfte die hellgrüne Oberseitenbinde der HinterHügel von var. lliuneus Smith-Abbot ausserhalb
der Zelle ebenfalls der Mittelbiude von P. l^ulamedes entsprechen, wenngleich ihr Aussenrand nicht mehr mit
dem der Mittelbinde auf der Unterseite zusammenfällt, wie es bei letzterwähnter Art noch der Fall ist.
Die früheren Längsbinden des Kopfes und Nackens sind wie die der Abdominalseiten in Tüpfel zerschnürt.
Bei var. Troüus tritt auf der Oberseite der Hintertlügel die Submarginalbinde stärker silberblau hervor
und ist innen von einer grünen Bespritzung begrenzt. Die Vorderflügelmoude sind kleiner als bei der
vorigen Form, die Schwänze schmäler und kürzer. Die Färbung und Zeichnung der Hinterflügelunterseite
erinnert durchaus an die von P. Palamedes ; so ist im achten Handfelde auch das Postmarginalband reo-el-
niässig entwickelt.
Auch bei dieser Art erinnert die Unterseite durch die leuchtend rothen, weissgesäiunten Monde,
die hier allerdings der Mittelbinde angehören, und die breite Submarginalbinde, wie die Oberseite besonders
der var. Trollus L., etwas an P. Philenor: so sind P. TroUus und P. Turnus ? Glaucus auch analoge
Anpassungsformen, deren Verbreitung ebenfalls ungefähr zusammenfällt.
Hieran schliessen sich die Angehörigen der ursprünglich arktischen J/acÄHOX-Grupiie, welche sich Machaon-sr.
von Z)aMn«s-artigen Vorfahren ableiten lassen und sich von den Arten der Z)aMWMS-Gruppe durch dickere
stets gekrümmte Fühlerkeule, längere Mittelzelle, kleinere, nur am dritten Medianast auftretende Hinter-
') S. Scudder eri-ichtet für ihn die ,Giittunf<'' h'iijihortK/f.f, für F. Tiirnmt die „•iattuni;'' Jasoniades.
12*
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flügelschwänze und geringere Kriiinnuing der 8ul)C0stiradialis derselben Flügel unterscheiden. Das achte
Analfeld ist hinten weniger ausgeschnitten als in der 7'M»->?H.s-Gruppe und lässt somit stets Marginal- und
Saummond unterscheiden, zwischen denen ein jinnctfürmiger Kest des fostmarginnlbandes liegt.
Am nächsten steht den palaearktischen Formen F. Oreyonius Edw., dessen Analfeldzeichnuiig der
Hinterflügel zwischen der von ]'. Machaon und P. Xvthus die Mitte hält, die hellste aller nordamerika-
nischen Arten.
Die übrigen zeichnen sich durch eine zunehmende Verdunkelung aus, die bei P. Zolicaon Boisd.
(Californien) die Vorderflügelbasis ergreift und sicli auch auf die Bauchseite des Abdomen fortsetzt.
Von den zwei auch bei P. Zolicaon noch erhaltenen Zellbinden der V^orderfliigel wird bei den
übrigen Arten zunächst die innere verdunkelt und zwar tritt dies bei P. Bairdii Edw. zuerst bei dem
Weibchen ein: Allmälig geht die Verdunkelung der Vorderflügel bei P. Americus Koll (Neu -Granada,
Venezuela, Ecuador) auch auf die Hinterflügel und zwar zuerst auf die Oberseite über, um dann auch auf
der Unterseite aufzutreten. Zugleich werden Supra- und Infrastigmalbinde des Hinterleibes in gelbe
Tüpfel zerschnürt. Endlich wird bei P. Asterius Cr. (Folyxenes F.) die Aussenzellbinde der Vorderflügel
auf eine schmale gelbe Tüpfelreihe beschränkt und die ganze Innenhälfte der Fitigel mit Ausnahme eines
oft nur auf der Unterseite erkennbaren Tüpfels der Vorderflügelzelle verdunkelt. Zugleich tritt die Sub-
marginalbinde auf der Oberseite der Hinterflügel oft blau hervor. So erhalten wir wieder eine stark
vei-dunkelte peripherische Form , wie in den anderen Gruppen der besprochenen nordamerikanischen
Kinnenfalter. Als südlichen Vorposten dieser Gruppe erwähne ich hier noch den eigenthümlichen P.
Hellanichus Hew. . eine von ('. uml R. Felder noch nicht besprochene dunkle Art aus Paraguay, mit
zwei leuchtend gelben Tüpfelreliien am Hinterende des Kcirpers. einer gelben Vorderflügelzell- und einer
noch über die äussere Zellhälfte der Hinterflügel uehenden gelben Mittelbinde, die am äusseren Ende roth
gefärbt ist. Auf der Unterseite sind diese Binden stark vergrössert, rostbräunlich, ebenfalls au.ssen roth
gefärbt und auf den Hiuterflügeln von einem dunklen, über die Zelle gellenden Bande durchzogen; auch
die blauen iSnbniurginalmonde sind deutlich. So tritt eine mimetische Anpassung an Aristolochienfalter
der Gattung Euryudes auf, welche jene Gegenden bewohnen. Und zwar gleicht P. Helluniclnis auf der
Oberseite besonders dem Männchen von JEv. Duponchelii Luc, auf der Unterseite durch das schnuile ü])er
die Zelle laufende Band dem Weibchen dieser und der verwandten Art, Eu. corcthrus Boisd.
In Bezug auf die Kaujiennahrung lassen sich zwei Gruppen nicht scharf von einander trennen :
so lebt die Raupe von P. Turnus L. nach S. H. Send der an Magnoliaceen, Tiliaceen, Rutaceen (Ptelea)
und zahlreichen Rosaceen, besonders Prunus, die von P. Eurymedon Boisd. und Entulus Boisd. nach
Edwards an P]-unus. Die Raupen der Pa/awjerfes- Gruppe leben nach Scudder') einzeln in Florida
auf Magnolien und Xanthophyllum (Rutaceen), auf Rosaceen, meist aber auf Lauraceen, besonders Benzoin
odoriferuni und Sassafras officinale, und bilden auch durch ihre aufgeblasene Leiliesfnrm mit denen von
I'. Turnus L. nach Boisd uval 1. c. p. 3o;j eine natürliche Gruppe.
Dagegen leben die Raupen der Jiac/iaow-Gruppe, soviel bekannt, wie ihre palaearktischen Ver-
wandten auf Umbelliferen.
') S. II. So Uli der. Hutterfi. K;ist L'n. Stat. Cim. 1888. p. 1294.
— ilH —
b. N e o t r o p i s c li e S u 1) r e g i o n.
Die zwei Cohorten der rein neotroiiischeii Iviiiiieiifiiiter .stehen (iffeiibar den zwei nearktischen
Hauptgruppen näher, von denen sie auch abzuleiten sein dürften.
An die DaiOixs-Cxruppe srhliesst sich vor Allem durch die nur wenig längeren und Hchwäeher ■'^^'-^nm'a-ar.
gekeulten Fühler, die Behaarung des Innenrandes und die Form der Hinterflügel die vollkommen sclnvarz-
leibige ^sc7e^jn<s-Gruppe an, welche (". und R. Felder"s Section XLVIII entspricht. Hei F. Asclepitis Rh.
(Mexico) besitzt das Männchen eine feine helle Subapicalbinde der ^'orderflügel. welche wohl theilweise
der Marginalbinde entspricht. Weiter setzt sich vor dem Ende der Vordertlügelzelle eine vom Vorder-
rande des Flügels Iteginnende breit gelbweisse Binde bis nahe an den Innenwinkel fort, um die Hinter-
flügel bis zum Innein-ande ausserhalb der Zelle zu durchlaufen. Somit entsjtricht diese Binde auf den
Vorderflügeln der Vereinigung einer Aussenzell- mit der hintersten Zellbinde, auf den Hinterflügeln dem
ausserhalb des Terminalbandes gelegenen Theil der urs]irünglich lireiteren Mittelbinde. Wie bei F. Fulu-
medes Drn. ist auch hier der Aussenrand der Hinterflügelbinde mstruth gefärbt. Auf den Vorderflügeln
ganz verdunkelt, ist das Subniarginalband auf den Hinterflügeln gleichmässig entwickelt und lässt seine ab-
gerundeten Monde auch auf der Oberseite auftreten. Die K-andmonde sind nur sehr schwach ausgebildet;
der im hinten stärker ausgesclinittenen achten Randfelde gelegene geht fast unmerklich in den Saum über
und auch der Submarginalfleck verkürzt sich. Der zackenartigeii Ausdehnung des ersten ('ubitalastes
schliessen sich kürzere A'orsprünge des zweiten Median- und des zweiten Cubitalastes an.
Als AVeilichen gehört der noch von ('. und H. Felder und Kirby als gesonderte Art gefühlte
P. Garcaiias Hb. hierher, bei welchem zuerst auf den Vorderflügeln eine von der des Männchens al)-
weichende Zeichnung entsteht, welche wir als Kückschlagserscheinung auffassen. Es bildet sich nämlich
in den circa vier letzten Randfeldern der Vorderflügel eine Doppelreihe undeutlich erhaltener Bindentüpfel
aus, die der Marginal- und Submarginalbinde entsprechen, aber durch Verdunkelung fast vollkommen
unterdrückt sind. Diese Verdunkelung lässt auf den Hinterflfigeln die Mittelbinde nur in ihrem äussersten
Theile bestehen: zugleich färbt sich letzterer durchgehend orangeroth und tritt wie die gWisseren heller
gefärbten Marginal- und die bläulichen runden Submarginalmonde auch auf ih-r ( )l)er.seite der Hinterflügel
auf. Endlich erhält das Schwarz der Flügeloberseite einen leuchtenden dunkelblauen Schiller, und so
erinnert das ^^■eibchen oberflächlich an den Aristolochienfalter F. Fhotlnus Dbld. (Mexico).
Eim^n weiteren Ausläufer des Datmus - artigen Stammes bildet die grosse Eurijniander - Gruppe, i^'-o'"!"«»!?"-
welche sich der Asclepius-Grumw gegenüber durch verschiedene Sculpturmerkmale, besonders die gesägte
Snbcosta der Vorderflügel und die Reduction der Hinterflügelschwänze als abgeleiteter darstellt. Von
den drei von C. und R. Felder unterschiedenen Untergruppen dieser Section XLVH dürfte die Sul)-
section B dem Stamme am nächsten stehen. Denn obwohl sie sich durch den dicht hinter dem Zellende
erfolgenden Ursprung des dritten Radialastes der Vorderflügel als abgeleitet darstellt, besitzt sie doch
noch auf den Hinterflügeln zwei kurze Zacken an den Cubitalästen und einen deutlichen Medianschwanz.
Auch ist ihre Zeichnung offenbar auf einer niederen Stufe stehen geblieben als sie bei F. Asclepius Hb.
erscheint. So tragen die Vorderflügel oft den Rest einer Zellbinde, eine regelmässige Reihe von Marginal-
tüpfeln und einen ausserhalb der Zelle verlaufenden Mittelbindenrest, während sich über die Hinterflügel
continiiirlich die rothe liand- und Submarginal- und die weissgelbe Aussenzellbinde ziehen, welche auch
auf der Oberseite hervortreten. Dadurch erinnert die Zeichnung etwas an die von F. Falamedes Dvw.
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Einen Ausläufer desselben Stammes stellt die von C. und K. Felder als .Subsection C unter-
schiedene Cac/c«ts - Untergruppe dar, welche sich in der Hinterflügelform noch enger an die Asdepius-
Grujipe anschliesst. Bei F. Cacicus Westw. (Ecuador, Neu-Granada) tritt auf der Unterseite der Hinter-
fliigel eine ausgebildete Schutzfärbung auf, welche die Mittelbinde iler Hiuterflügel überdeckt und au
welke Blätter erinnern dürfte. Bei den Weibchen (ZaddacJiii Dew.) tragen die Vorderflügel eine breite
leuchtend rothe Binde; so erinnern sie etwas an den mit ihnen zusammen vorkommenden Heliconius
Melpomene L.
Einem mit der (rra*// - Untergruppe gemeinsamen Stamme dürfte auch die C'/eo/«*'- Untergruppe
entspi'ungen sein, welche C. und R. Felder's Subsection A entspricht und sich von den besprochenen
Untergruppen ilurch die Reduction des Medianschwanzes auf einen zahnförmigen Vorsprung und die bei
den meisten Arten durch eine kurze schiefe Verbindung bewirkte Trennung des dritten Kadialastes vom
Zellende der Vordertlügel unterscheidet. Einige der Arten dieser Gnippe, so P. Ltjcortus Feld., CUvtus
Gray, erinnern in der Zeichnung des Männchens durchaus an die erste Untergruppe. Zugleich treffen
wir aber bei dem Weibchen z. B. von F. Lenueus Dbld. (Bolivia) eine Umbildung der ursprünglichen
Zeichnung, indem im vierten und fünften Kandfelde der Vordertlügel die Mittelbiude sich längs erweitert
und auch in die Zelle eintritt. Durch weitere Ausbildung einer ähnlichen Binde, welciu' durch die stärkere
Verdunkelung der Vorderflügel mehr hervortritt, und durch weitere Untei'drückung der Bindenreste auf
den Hinterflügeln zu grüugraueu Tüpfeln entstanden Formen wie F. Bitias Godt. (Neu-Granada), der
schon unvollkommen an den Aristolochienfalter F. Crasstis F. erinnert. Bei anderen Arten tritt durch
weitere Verdunkelung eine Verschmälerung aller Flügelbinden ein, indem diese auf der Oberseite zu
grünlichen Tüpfeln reducirt werden und als solche noch theilweise auf der Unterseite der Vorderflügel
auftreten; dagegen nehmen Rand- und Mittelbinde auf der Hinterflügel-Unterseite eine duukelrotlie Farbe
an und wird die Submarginalbinde verdunkelt. So ähnelt F. Vidorinus Dbld. (Mexico) durch die schwarz-
grüne Flügelfärbung und auch die Uuterseitenfärlmng etwas Aristolochienfalteru der Frotodamas-Grupiin.
Auch F. BircliaUii Hew. (Neu-Granada), bei dem die iiuiere Binde der Vorderflügel unterdrückt wird,
während die Mittelbinde der Hinterflügel sich gegen die Zelle erweitert und wie die übrigen Binden auf
der Oberseite einen grünlichen Ton annimmt, erinnert au grüne Aristolochienfalter derselben Grup])e.
Noch grösser wird diese Aehnlichkeit bei F. Menatius Hb. (Surinam), einer kleinereu Art, bei welcher
die Mittelbinde der Hinterflügel sich bis über das Zellende erweitert, während die der Vorderflügel un-
deutlich in die Randbinde übergeht. So entsteht eine gewisse Aehnlichkeit der Art ebenfalls mit Formen
der Pr(*fofZ((w««s-Grupj)e, wie F. AmuJius Mart. In diese Gruppe gehören weiter einige C. und R. Felder
noch unbekannt gebliebene Formen, wie der schöne F. xanthophuni Hew. mit gelben Hinterleibsseiten
und grünblau bestäubten Hinterflügeln, welcher etwas an den ebenfalls zur Frotodamas-Gru\)pe gehörigen
F. Lycidas Cr. erinnert. Hierher gehört auch wohl der C. und R, Felder ebenfalls unbekannte, äusserst
seltene, ungeschwäuzte F. eiderpinus Hew. (Ecuador), welcher ein unverkennbares Abbild des erwähnten
vergi. Tal. XI. UeJicotiius Meluomeue L. darstellt und auf dessen stark braunschwarz verdunkelter Oberseite nur mehr
Fig. 8:).
die leuchtend rothe Vorderflügelbinde auffällt.
zagreus-Gi. j^lg ciuen Endausläufer dieser Gehörte haben wir die Za/yrews-Gruppe anzusehen, welche C. und
R. Felder's Sectiou XLVl entspricht und in ihren wenigen seltenen Arten in beiden Geschlechtern an
die Danaidengattung Lycorea Dbld. erinnert. So ist hier auch der grösste Theil der Fühler ockergelb,
Kopf und Thorax weiss, der Nacken an den Vorderecken und iu der Mitte gelb gefleckt, der Hinterleib
Gr.
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seitlich mit hellen Binden verziert, wie Ijei den Modellen. Merkwürdig i.st der Gegensatz, in dem der
vor dem Zellende au.sgehende dritte Kadialast zu dem langen Gabelstiel der Vorderflügel steht, was bereits
C. und R. Felder 1. c. p. H51I erwähnen. Die Zeichnung lässt sich auf diejenige der £'Mri/>«««fZe»"-Gruppe
zurückführen, zeigt jedoch auch einige ursprüngliche Züge. So entspricht die quere Zellbinde der auch
in dieser Gruppe vorkommenden \'orderf)ügelbinde und entstand die strahlige Aufhellung der Zellbasis
wohl durch Weiterwuchern der Mittelbinde. Auf den Hinterflügeln gehören die gedoppelten weissen
Tüpfel in schwarzem Grunde, welche wieder zuerst auf der Unterseite auftreten, der Submarginalbinde
an und erhöhen in der Ruhestellung die Aehnlichkeit mit der erwähnten Danaidengattung. Die stark
variable Oberseitenfärbung lallt meist mit derjenigen entsprechender Localvarietäten der Lycoreen zusammen.
Die zweite Tohorte der neotropischen Rinnenfalter scheint sich enger an die üfoc/iaow - Gruppe
anzulehnen.
Die ursprünglichste Zeichnung und Flügelform zugleich finden wir in der Ma(haonides-ijv\i\>\)ti, M^uhaunides-
welche C. und R. Felder"s Section XLI entspricht und sich durch die scharf gezackten, am dritten
Medianast einen etwas spathel- oder gleichförmigen Schwanz tragenden Hinterflügel, die gelbliche Basal-
hülfte der Fühlerkeule und die zwei schmalen gelben Schniterstreifen vor den übrigen (iruppeTi auszeichnet,
während der secundär aufgehellte Hinterleib nur das h'ückenband trägt. Die Zeichnung von P. Machuonides
Esp. (Cuba, St. Domingo) erinnert besonders auf der Unterseite an ursprünglichere Verhältnisse. So
entspricht die hellere, auch auf der Oberseite vortretende Zellbinde der Vorderflügel anscheinend der
zwischen dem dritten Basal- und dem folgenden Zellbande gelegeneu Binde der Z)f«<«j<s - Gruppe ; dann
wäre die nur unten auftretende schwächere Aufhellung am Aussenrande dieser Binde der letzten Zellbinde
gleich zu setzen, welche durch ein bis zum Innenwinkel durchgehendes schwarzes Band geschlossen würde.
Letzteres entspräche hinten einer Vereinigung des Terminal- und Inframarginal- und schliesslich des
Submarginalbandes. So ist auch nur ein kleiner Theil der Mittelbinde, deren innere Hälfte auch ol)en
auftritt, und ein wenig bedeutender Rest der Submarginalbinde erhalten. Von den Bändern tritt luin auf
die Hinterflügel zu innerst eine basale Verdunkelung über, welche wie in der DaMWMS - Gruppe hinten
einen schmalen Bindenrest im siebenten und achten Randfelde frei lässt, sich aber sonst breit über beide
Felder hinzieht und wohl der Verdunkelung zwischen den Basalbilndern oben erwähnter Gruppe entspricht.
Doch ist die Mittelliiude auch aussen durch eine Verdunkelung lieschränkt, die sich vom sechsten Rand-
felde aus bis an den vordersten Submarginalbandfleck hinzieht und wohl dem ausserhalb des Terminal-
bandes gelegenen Infraraarginalbande entspricht.
Zur selben Gruppe gehört der auf .lamaica beschränkte gewaltige P. Homerus F. mit stark ver-
dunkelter Unterseite, auf dessen Aorderflügeln eine Zellbinde, eine breite Mittelbinde und einige
Marginalbindentüpfel sich erhalten haben. Auf den Hinterflügeln finden wir eine über das Zellende
gehende breite Mittelbinde, ausserhalb deren der ganze Aussenbord rauchbraun verdunkelt wird, doch
verändert sich die F^orm und Ausbildung der Marginal- und Snbmarginalmonde mehr auf der Unter- als
auf der Oberseite.
Näher an P. Machaonides schliesst sich P. Andraemon Hb. (Cuba, Mexico, Honduras) an, dessen
Vorderflügelmittelbinde die für zahlreiche folgende Arten characteristische Zusammensetzung zeigt. Sie
entsteht hier aus den zwei Zellbinden der Voi'derflügel, deren hintere abgekürzt ist, aus der Vor- und der
durch ein kurzes Inframarginalband getrennten Zwischenbinde, welche etwas gegen die Basis der Flügel
herantritt uml so am Hinterende wieder einen Infraniarginalbandrest hervortreten lässt, der das Snl)-
- 9G —
luavsiiialbaiid innen verstärkt und bei F. Machaontdes noch deutlicher war: zugleich wurde durch das
V(jrdrin<jen der Mittelbinde die basale \'erdunkelunif stark bescliränkt. Sonst zeigt F. Aiidraemun zwar
sciion eine Verdunkelung der Marginaibinde auf der Oberseite der Vorderflügel, doch eine sehr gleich-
massige, am meisten an die der 3fachuo>i-^iru[)pti erinnernde Zeichnung, während die Hinterflügelzacken
noch auf die Daunus-Gruytpe hinweisen.
Einen weiteren mit der Ilachaonides-ih-uppe verwandten Hauptstamm bildet die C. und R. Feld er 's
Tho«s-'ir. Section XLII entsprechende, aus oft gewaltigen Formen bestehende 77w((S - Grup])e. Dieselbe besitzt
schwarze Fühler, einen kurzen Stiel der Radialgabel, kürzere Hintertlügel mit breiterer, an die Duunus-
Gruppe erinnernder Mittelzelle, einen mir oben noch schmal verdunkelten, sonst gelben Leib und auf dem
Nacken Spuren heller Längsbinden. In der Vorderflügelzelle wird das einstige Vorhandensein der Binden
nur noch durch die gelben Längsstriche ausgedrückt. Die Unterseite der VorderÜügel ist stärker auf-
gehellt als die obere, so ist auch der oben breit entwickelte Rest des luframarginalbandes unten un-
deutlich. Die Marginalraonde setzen sich so breit über das zweite bis siebente Randfeld der Hintertlügel
fort, dass sich C. und R. Felder täuschen Hessen und die Saumflecke für die Randmonde ansahen, während
sie diese selbst der Mittelbinde zurechneten. Lnierlialb der Randmonde ist auf den Hinterflügeln ein
schmales Submarginalband und um die Zelle herum im fünften und sechsten Randfelde ein Rest der oft
erwähnten rothbraunen Färbung entwickelt. So ist die Zeichnung der Unterseite auch hier regelmässiger
als die der Oberseite, denn auf den Vorderflügeln treten oben die mittleren Tüpfel der verschmälerten
Marginaibinde scheinbar an die Mittelbinde heran, welche vorn durch das breite Liframarginalband getheilt
ist. Da die Mittelbinde der Vorderflügel hinten durch eine dem Inframarginal- und Submarginalbande
entsprechende Verdunkelung nach innen gedrängt wird, setzt sie sich auf die Hinterflügel über die Zell-
basis fort; so wird die basale Verdunkelung der Hinterflügel unten bis zur Basis aufgehellt. Zugleich
entwickelt sich zwischen Mittelbinde und den unten stark erweiterten Randraonden ein breites schwarzes
Band, welches der Vei-schmelzung des Inframarginal- mit dem Submarginalbande entspricht und über die
Zelle hinübergehen kann.
Wohl eines Ursprungs mit dieser in beiden Geschlechtern gleichgefärbten, ausgezeichnete Flieger
und meist kräftige Formen umfassenden, in F. Cresplioutes Cr. bis Nordamerika sich verbreitende)} Gruppe
Mentor-wr. igt jig über Mexico und Cuba nicht hinausgehende il/e«ior-Gruppe, welche C. und R. Felder"s Section XLIV
entspricht und aus noch ziemlich kräftigen Formen besteht, die ebenfalls einen kurzen Stiel der Radial-
gabel besitzen. Von ihren Arten besitzen die der J/ewtor-Untergruppe noch an die bisher besprochenen
geschwänzten Formen erinnernde Hinterflügel, weshalb wir sie mit C. und R. Felder an den Anfang
der Entwickelungsreihe stellen. Diejenige Art, welche sich durch ein männchenfarbiges Weibchen am
engsten der T/ioas-Gruppe anschliesst, dürfte P. Mentor Boisd. (Brasilien) sein, bei welchem die rothen
Tüpfel der Zwischenbinde der Hinterflügel wie in letzterwähnter Gruppe nur um die Zelle herum aus-
gebildet sind und das Weibchen noch in Zeichnung und Färbung der Flügel und des Leibes dem
gelben, schwarz gesäumten und gebänderten Männchen sehr ähnlich ist. Bei den übrigen weiter ent-
wickelten Arten mit einer schon im Männchen durchgehenden rothen Zwischenbinde der Hinterflügel tritt
schon meist eine weiter gehende Ditt'erenz der Färbung beider Geschlechter ein, indem die Grundfarbe
des Weibchens bi-aun oder grau verdunkelt wird, wie dies bei P. Oebalus Gray und anderen Arten vor-
kommt, bis es allmälig eine schwärzliche Färbung annimmt, welche es weniger auffällig und dabei den
meist dunklen Aristolochienfaltern in geringer Weise ähnlich macht. Diese Verdunkelung betrifft zuerst
— 97 —
die HinterHiigel : so tritt bei P. Thersites F. (Antillen) ein Weibchen {Acuiims K.) auf, das zwar noi-h
gelbe Leibesseiteu trägt wie das Männchen, aber schon vollkijninien verdunkelte Hintertiügel besitzt, auf
deren beiden Seiten Rand-, Siibmarginal- und Zwischenbinde in regelmässigen gellilichen, blauen und
rothen Monden auftreten, während die schwarzen Vordertliigel ausser einer gelben Saumeinfassung noch
eine breite ausserhalb der Zelle verlaufende Binde besitzen. Bei P. Lycophro)i Hb. tritt bei der dem
Männchen weniger ähnlichen Weibclienforni (J'yrithous Iiog.) (Cuba) die Verdunkelung auch auf die
Oberseite der Vorderfliigel über, sodass die breite weisse Aussenzellbinde oben fast ganz verdeckt wird
und nur mehr undeutlich durchscheint.
In der zweiten Untergruppe, welche von /'. Folycaon Cr. gebildet wird, siml die Hinterflügel in
beiden Geschlechtern stark gezackt und tragen nur einen kürzeren, schmäleren Medianschwanz. Erinnert
das Männchen noch durch die breit über beide Flügel sich fortsetzende gelbe Mittelbinde au die übrigen
Formen der Gruppe , an deren Ende es auch durch die schon vollkommen ausgebildete rothe Zwischen-
binde der Hinterflügel verwiesen wird, so gleicht die anscheinend südlichere Weibchenform, Ändrogeos Gr.,
mit schwarzen Voi-derflügeln, deren Innenrand ot)en wie die ganze Oberseite der Hintertiügel einen stahl-
blauen Glanz zeigt, während parallel dem Innenrande der Vorderflügel sich eine aus der Mitteltiinde des
Männchens hervorgegangene gelbweisse Binde vom zweiten bis vierten Kandfelde in die Zelle zieht, dem
seltenen W^eibchen des Ari.stolochienfalters P. Belus. Dagegen stellt die Weibchenform, Piranthus Cr.,
eine in der Zeichinuig ungefähr dem Asdepius ? Guramas entsprechende Rückschlagsform mit einigen
Marginalmonden auf den Vorderflügeln , bei denen die gelbweisse Längsbinde nur in einigen Fällen auf
der Unterseite der Vorderflügel erhalten ist, durch den grünen oder bläulichen Metallglanz, der die hintere
Hälfte der Vorder- und Hinterflügel überzieht und die fast vollkommene Rückbildung der Schwänze den
höheren Entwickelungsgrad der mimetischen Anpassung dar, indem sie an die fast einfarbig bronzegrüne
Oberseite der Männchen der Pro/orfo»Hr(.s-Gruppe (Peius ('v. etc.) erinnert.
Wahrscheinlich stammt auch die ^o/"gM«iniMS-Gruppe, welche C. und R. Feld er 's Section XLllI ■^fi'iuatunis-
entspricht, mit der ilfenfor-Gruppe von gemeinsamen Vorfahi-en al), die noch an die Machaonides-Grinpipe
erinnerten. Der Grundform der Gruppe steht wohl das Männchen von P. Torquatinus Esp. (= Argentus
Mart.) näher, bei welchen sich die Aussenzellbinde der Vorderflügel über die hinteren Flügel breit und gelb
fortsetzt und die Zeichnung der Unterseite an die von P. Andraemon Boisd. erinnert. Die starke braun-
schwarze Verdunkelung beider Flügelseiten lässt bei dem Weibchen {Hectorides Esp.) von der hellen vergi. t.h. x
Grundfarbe auf der Unterseite der Vorderflügel nur eine schmale Marginal- und eine wenig breitere weisse
Aussenzellbinde, auf der Oberseite derselben nur letztere auftreten. Dieselbe setzt sich bis über das
Zellende der Hinterflügel fort, sich nach hinten verbreiternd, und wird durch einige rothe Tüpfel der
Zwischenbinde abgeschlossen, welche ebenso wie die letzten rothen sechs Marginalmonde und blauen vier
Submarginalmonde auf der Oberseite hervortreten. So wird eine überraschende niimetische Anpassung
des WVibchens an die Glieder der ebenfalls südbrasilianischen, zu den Aristolochienfaltern gehörigen
Agavtis-Grui)pe bewirkt, welche sich auch in den .stark gezackten Hinterflügeln ausspricht. Das mimetische
Weibchen scheint in geringeren Grenzen, besonders was die Weisse und Breite der Zellbinde betrifft, zu
variiren und so sich verschiedenen Arten der .((/«yM.-i- Gruppe, meist P. Aguvus F. und Bunichus F.,
anzupassen.
Viel stärker variirt das Weibchen von P. torqiudus Cr., uml zwar stellen seine zahlreichen Varie-
täten meist Anpassnngen an die Weibchen der höchst entwickelten Aristolochienfalter der Vertiimnus-
Bibliotlieca zuulogiea. Heft VHI. 13
— 98 —
Aeneas-Gruppe diir. Doch s>iebt es selbst liier noch vereinzelte Weibchent'oruien, welche gelbe Zellstreifen
auf der Unterseite der Vordertiügel und wie das Männchen eine gelbe Mittelbinde besitzen, ausserhalb deren
allerdings einige Bindentüpfel auf den Hinterflügeln zu auch oben deutlichen rosenrothen, grösseren Tüpfeln
verschmelzen. Aus ähnlichen Formen entstand zuerst eine mimetische Weibchenform, Polyhius .Swains.,
durch stärkere Verdunkelung der Vorderflügel, welche die Mittelbinde auf einen in die Zelle reichenden
Kest beschränkte, während auf den Hinterflügeln die Marginalmonde mit den Subniarginal- und Zwischen-
bindentüjifeln des sechsten und siebenten Kandfeldes verschmolzen und oben rosenroth hervortraten. —
Bei der Weibchenforni Patros Gray wurden die Hinterflügelschwänze schon kleiner, und bei der var.
flava Oberthür aus Para verdunkelten sich die Vorderflügel, während die grossen Spiegelflecke der Hinter-
flügel im sechsten und siel)enten llandfelde in Anpassung an das Weibchen von F. Solivar Hew. eine
gelbe Färbung annahmen. Endlich werden in der var. Caudius Hb. (Para) die Schwänze schon sehr fein
und rückt der weisse Spiegel der Vorderflügel von der Zelle weg , während er bei der eljenfalls kurz-
schwänzigen Varietät Orchamus Boisd. (Venezuela) die Vorderflügelzelle durchzieht. Die dunklen Vorder-
flügel mit weissem oder gelbem Spiegelfleck, verbunden mit den dunklen , meist von einer rosenfarbigen
oder violetten, breiten, innen entwickelteren Binde durchzogenen Hinterflügeln, lassen diese selteneren
Weibchen denen der höheren schwanzlosen Aristolochienfalter {Vertmnmis Cr. etc.) gleichen.
Bei J'. ToJus Gddm. n. Salvin (Mexico), dessen Männchen vor dem von P. torquutus sich durch
ausgedehntere Erhaltung der Marginalmonde auf der Unterseite der Vorderflügel auszeichnet, sind die
Vorderflügel des Weibchens vollständig verdunkelt ; die Marginal- und Zwischenbindentüpfel der Hinter-
flügel sind violett gefärbt und treten auf der Oberseite durch. So entsteht eine wenig vollkommene
Aehnlichkeit des Weibchens mit der Fhotinus-Gruppe der Aristolochienfalter.
caiguanabns- Als weiteren Ausläufer einer der T/ioas- Gruppe wohl näher stehenden Form sehe ich die
CaiguuHalus-Gruppe an, zu welcher ich ausser den Formen der Section XL C. und K. Felder's, von
denen ich nur P. Zetes Westw. zu den Aristolochienfaltern versetzte '), auch P. Ernstrutus Westw. (Guate-
mala) rechne, welchen C. und H. Felder, allerdings, ohne ihn untersuchen zu können, zu i]ev Torquatinus-
Gruppe gestellt hatten. Die Arten dieser Gruppe zeichnen sich durch einen kräftigen Hinterflügelschwanz
und eine auf den Hinterflügeln ausgebildete, ziemlich weit vom Saum entfernte h'andmondreihe aus, welche
auf den Vorderflügeln oft unterdrückt ist.
P. Caiyuanuhus Poey (Cuba) dürfte der Stammtorni der Gruppe noch am nächsten stehen, da er
auf den Vorderflügeln ausser eiiier entwickelten Margiualbinde noch einzelne undeutliche Mittelbinden-
tüpfel auf der Unterseite der Vorderhälfte ausserhalb der Zelle besitzt und auf den Hinterflügeln noch
durch die blauen Submarginalmonde und die wenigen rostbraunen Zwischenbindentüpfel ausserhalb der
Zelle an die TÄoas-Gruppe" erinnert. Bei dieser Art zeigt das Weibchen durch das Erblassen der Marginal-
binde und das Vortreten der Submarginalmonde auf der Oberseite der Hinterflügel eine geringe Aehnlich-
keit mit dem stahlgrünen, schwache weissliche Aussenrandflecke tragenden Aristolochienfalter P. ViViersü
Godt. (Cuba).
Bei dem noch stärker verdunkelten F. Pelaxs Westw. (Jamaica, Cuba, St. Domingo) tritt am
Männchen eine über das Zellende nach dem Innenwinkel der Vorderfiügel verlaufende gelbliche Binde
auf, während auf den Hinterflügeln die Kandmonde eine orangerothe Färbung annehmen und der sub-
Gr.
') Vercfl. Seite 74.
- 9t) -
marginale Mond sich nur im achten Kamll'elile erhält: zugleich treten nur die innersten Randmonde auf
der Oberseite vor. Das Weibchen dieser Art, dessen Untersuchung ich der Güte des Herrn Dr. Staudinger
verdankte, trägt eine rein weisse Vordertlügelbinde in schwarzbraunem (»runde ausserhalb der
Zelle. Auf den Hintertliigeln tritt der Marginalniond des achten Kandfeldes elienfalls niclit auf der
Oberseite auf, sondern wird hier durch den rothen Saum vertreten, an den sich ilie gi-ossen, innen rothen,
anssen \veiss gesäumten Randmonde anschliessen , die nach innen von einigen feinen Submai'ginaltüpfehi
begleitet wei-den. Bei dieser Art trägt die Brust schon lebhaft rothgelbe Flecke. So entsteht eine geringe
AeJinlichkeit des \Veibcheiis mit dem des Aristolochienfalters F. (runiUachiutms Feld. (Cuba) , die sich
besonders durcii die Färlnuig der Kanduionde der Hintertlügel ausspricht.
Hierher gehört auch P. O.rynius Hb. (Cuba), dessen Weibchen nach der Beschreibung von
Boisduval dem von Hübner abgel)ildeten Stück gleicht und sich von dem von P. Pelaus Westw.
besonders durch die stärkere Ausbildung der Limbaltüpfel auf beiden Flügeln unterscheidet, während sonst
nur ein fast verdunkelter Aussenzellbindenrest der vorderen und eine schmale röthliclie Marginal- und
feine gelbe Submarginalltinde der hinteren sich erkennen lassen.
Hieran schliesse ich auch P. Erostratus Westw. (Guatemala) an, dessen stark verdunkeltes Männchen ^'«'s'- ''»'• ix,
den Rest einer Marginaltüpfelreihe auf der Unterseite der Vordertlügel und eine rcjtlie Marginal- und
Submai-ginaltüpfelreihe auf der Unterseite der Hintertlügel trägt, von der nur die äussere Marginalreihe
oben auftritt. Bei dem Weibchen sind die Vorderflügel stark verdunkelt und haben einen grünlichen
Glanz, während auf den Hintertlügeln die doppelte, stark erweiterte Tüpfelreihe in blutrother Färbung
mit bläulichem Glanz auch auf der Oberseite auftritt und somit P. Photinus Westw. gleicht.
Hieran schliesst sich ungezwungen die P/»/rH«res - Gruppe au, welche (J. und R. Felder's Pi^amac^s-Gr.
Verpl Tai' I\
Section \LV entspricht und sich durch die rothen Tüpfel auf Halsschild und Thorax, die verschmälerten Fi», ea.
kürzeren Vorderflügel, die in der Analgegend etwas vorgezogenen, gezackten, oft schwanzlosen Hinter-
flügel und die in beiden Geschlechtern gleiche Färbung auszeichnet. Wie P. Epenetus Hew. (Ecuador)
.sich auf Formen zurückführen lässt, die i'. Oxijnius nahe standen, bietet er zugleich in der Zeichnung
der Hinterflügel die ursprünglichsten Verhältnisse, nämlich eine vom Rande entfernte Marginalbinde und
eine entwickelte rothe Subniarginalbinde, endlich einen Rest der Vorderflügelmittelbinde dar, woraus sich
der Anschluss an Formen wie Anchisiades Esp., Evander Godt. , Isidorus Dbld. etc. ergiebt, welche
Kirby sämmtlich als P. Fompejus zusammenfasst. Dieselben zeichnen sich durch eine schwächere Auf-
hellung über dem Ende der Vorderflügelzelle und ähnlich der Weibchenform Caxdiua Hb. von P.
torquutus Cr. durch eine getrennte, verschmolzene oder theilweise unterdrückte Doppelreihe violetter Flecke
auf den Hinterflügeln aus, wodurch sie etwas an Weibchen der ^eweas-Gruppe mit stärker verdunkelten
Vorderflügeln erimiern. Wie der deutlich geschwänzte P. Pharnaces Dbld. (Mexico) beweist, dürften die
directen Vorfahren der Gruppe noch Medianscliwänzchen wie die Caiguunabiis -Grni>i)e besessen haben.
Den Höhepunct der mimetischen Ausbildung erreicht der vielleicht von der Pharnaces - Gruune uippasou-ur.
Ver"! Taf X
(P. Chinsiades Westw., Ecuador) abzuleitende P. Hippason Cr. aus Surinam, bei dem sich infolge der Fi». 73. '
Anpassung die Innenraudrinne fast vollkommen ausgleicht und wie bei den mimetischen Arten der
Segelfalter-Gruppe ein rother Fleck hinter der Zelle an der Unterseite der Hinterflügel entwickelt, sodass
selbst C. und R. Felder ihn vor die zu den Segelfaltern gehörende Section X stellten. Bei dem Männchen
von Hippason ist durch zunehmende Verdunkelung die Violettbinde der Hinterflügel oben auf das siebente
und achte, unten auf das fünfte bis achte Randfeld beschränkt und zugleich ein weisser keilförmiger
— 100 —
Biudeiirest am Hinterraiide der Vorderflüjrel entwickelt. So erinnert es an die Männchen von P. Anchises L.
Das Weibchen dagegen {Aniosis Cr.) mit schwar/grauen , gegen die Spitze schwach aufgehellten Vorder-
flügeln, breiter, rother, schön violett schillernder Hinterflügelbinde und schärfer ausgei^rägteni Basalfleck
lässt sich im Fluge wolil nur durch die längeren Fühler von dem Weibchen von /-*. Anchises {Arbafes
Esp.) und P. Orellana Hew. unterscheiden.
Für die Stellung dieser schwierigen Art unter die Kiunenfalter führe ich die Annäherung des
zweiten an den ersten Cubitalast der Vorderflügel, welche schon in der Cai^Mawafews-Gruppe auftritt, den
langen Hals, den Verlauf der Subcostiradialis der Hinterflügel, den einfachen Bindentüpfel des Analfeldes,
endlich die Schuppenform auf, denn auch P. Hippason besitzt wie die Mehrzahl der Rinnenfalter Sinus-
schuppen. Auch die von Stoll abgebildete Rauj>e und Puppe erinnern an solche der Rinnenfalter.
Nach den Beobachtungen von Fritz und Wilh. Müller leben die Raupen von P. Lyrophron
und P. Oebalus auf Citrus, von P. TJioas auf Piper, von P. Mentor auf Citrus, Orangen und Piper; nach
Dewitz lebt die Raupe von P. Evander {= Pompejus Cr.) schaarenweise auf Orangen.
Wir stellen am Scliluss folgende Entwickelungsstufen der amerikanischen Rinnenfalter auf:
Hippason-dr.
? Chinsiades-Gr.
Torqnatiniis-Gr. Pharmaces-Gr.
3fentor-Gv. Cni<juanahiis-Gr.
Palaniedcs-Gi\ Machaon-Gr. Thoas-Gv.
Daunus-Gr. Machaonides-Gr.
Duunus - artige Vorfahren.
Zusammeiifassiiiig- der Resultate aus der Zeicbuuug der Papilioueu.
In der Untergattung der A ristoloch ienf alter fanden wir die ursprünglichste Zeichnungsform
bei dem afrikanischen P. Aiitenor Dru.. welcher mich allein drei Vorderflügelzellbinden wie die Daumts-
Grup]ie besitzt. Dagegen zeigte er sich in Bezug auf die Zerschnürung der Ausseuzellbinde in einzelne
Tüpfel, welche das Product stark fortgeschrittener, längs der Rippen verlaufender Vermehrung der Zeich-
nung ist, als stark abgeleitet. Die so entstandene eigenthümliche Tüpfehing der Vorderflügel erinnert
unter den übrigen Pap/1 ionen am meisten an die A(/amemnon- Gruppe der Segelfalter und an die nord-
amerikanische Pulamedes- und die afrikanische Menestheus-Gwipp^ der Rinnenfalter. So ist wie bei diesen
Formen auch der Gabelfeldtüpfel der Mittelbinde dui'ch das Wachsthum des Radialgabelstieles nach aussen
verschoben, der bei P. Lydius Feld, (australische PmjwtMS-Gruppe) noch in der Reihe der übrigen liegt.
Daher dürfen wir wcdil als Vorläufer der Aristolochienfalter eine weniger verdunkelte Form annehmen,
bei welcher auf den Vorderflügeln das erste und zweite, das dritte, das fünfte Zellband und das Terminal-
band der Vorderflügel ursprünglich getrennt auf hellerem Grunde verliefen. Aehnlich zog sich das erste
und zweite und das dritte Basalband über die Hintei'flügel herüber, während die Mittelbinde sich zwar bei
indischen Arten (P. Jophon etc.) erhielt, bei P. Antenor aber durch längs der Rippen verlaufende Ver-
- 101 —
iiieliruiiii d^^' Zf'ifliniiiin- in Tüpfel zerschnürt wiinlc. Das Schinuckhaiid ist nur selten weiter entwickelt
( P. Hecfor). soiiüern meist auf den innersten Tüjifel im achten liandfelde reducirt, der dann bei den weiter
abzuleitenden Formen sich gewöhnlich mit der Mittelbinde verbindet. Nur bei P. Anfenor treffen wir
noch eine diffuse blaue submarginaie Bestilubung als Hest der Submarginalbinde an. Im achten Randfelde
dürfte der Margin.ijiuond infoige Verkürzung des Flügelinnenrandes mit dem der Saumbinde verschmolzen
sein, somit ist er nur noch im zweiten l)is siebenten Randfelde selbstständig erhalten und tritt endlich
bei den abgeleiteteren Formen auch auf diesen zurück. Folglich haben wir nach ihrer Zeichnung die
Aristolochienfalter als abgeleiteteste Untergattung anzusehen und woiil auf Kinnenfalter-artige Vorfahren
mit gleichmässig entwickeltem Anal- und Sulianalfelde der Hinterflüge! zurückzuführen ; dann entsjjräche
die Schmuckbinde der Zwischenbinde der Rinnenfalter.
Die Untergattung der Segelf alt er zeichnet sich vor den Rinnenfaltern durch Reduction einiger
Zeichnungselemente aus ; so fehlt wie bei den Aristolochienfaltern stets der Marginalmond des Analfeldes,
dagegen geht bei der C?i/os-Gruppe sogar das Inframarginalbanil noch über beide Flügel. Somit dürfen
wir als Vorläufer der Segelfalter vielgebänderte Formen von iieller. gelbweisser Grundfarbe ansehen, über
deren beide Flügel ursjirünglicji alle überhaujit vorkommenden neun Bänder') continuirlich verliefen.
Aliniälig trat jedoch (hirch Verschmälerung der Fläche eine oft noch durch Verbreiteruno- der Läno-s-
Zeichnung geförderte Verschmelzung der Bänder ein : so vereinigt sich bei F. Ajax var. Marcellus das dritte
und vierte, bei P. Colonnu Ward das fünfte mit dem vierten und dem Terniinalband, bei 7'. Ajax letzteres
(secundär!) mit dem Inframarginalbande und dem Innenstreif des Submarginalbandes.
Wie wir am Puppenflügel von P. Podalirius erkannten, entsteht der Ausfall der Bänder durcli
steigende Aufhellung, indem sich die Binden der hellen Grundfarbe mit einander vereinigen und die
zwischen ihnen gelegenen Bänder, von dem Puiute ihrer Vereinigung an. auflösen. So entsteht bei den Seo-el-
faltern die im N'ergleicli mit den Rinnenfaltern stärkere Verkürzung des fünften Zellbandes, so die Reduction
des Inframarginalbandes. Ebenso treten durch steigende Aufhellung des Bandkerns die Bandstreifen an-
scheinend als einzelne Streifen auf (Submarginalband der Vorderflügel von P. Alcbion). Von den normalen
Vorderflügelbändern erhalten sich bei den eigentlichen Segelfaltern auf den Hinterflügeln nur die ersten drei
Basalbänder, der äussere Prachtbandstreif, das Submarginal- und PostmarKinalband. An Binden dao-eo-en
tritt ausser der inneren und äusseren Basal- noch die Mittelbinde , d. h. die mit der letzten Zellbinde
verflossene — bei Ajax nur secundär getrennte — Vorbinde auf die Hinterflügel über. Der äussere
Prachtbandstreif entspricht nun wohl dem Terminalbande der Hinterflügel bei den Rinnenfajtern und wäre
dann auf das fünfte Zellband der Vorderflügel zurückführbar. Somit entsjtriciit die Pi-achtbinde im
siebenten und achten Randfelde der Zwischen))inde der Daw«MS- artigen Rinnenfalter und dürfte vom
sechsten bis ersten Randfelde als eine Umbildung der ursprünglichen Binden anzusehen sein . die vom
Innenrande her entstand und welche alle Segelfalter mit Ausnahme der 6^i/(/s - Gru])i)e besessen zu haben
scheinen. Auch die Postmarginalmonde, welche nur in dieser Untergattung vorkommen, entstanden vom
Innenwinkel der Hinterflügel aus durcli secundäre Aufhellung des Postmarginalbandes.
So sind die , eigentlichen" Segelfalter trotz der grossen Ursprünglichkeit und höchsten Erhaltun<r
der einzelnen (juerbänder schon wegen der grade gestreckten Form der letzteren als abgeleitete Formen
anzusehen, indem die Verlängerung der im dritten Medianast gegebenen Hauptachse des Hinterflüo-els
') Ich reohiip in der Uelrersiclit das Tt-rminal- und Suljuiarjjinallixind als jV ein Hand.
- 102 —
eine Zerrung und Verschiebung der einzelnen Zeichnungselemente bewirkte, welche ihre Zuriicktuhrung
auf die der übrigen Papilionen so erschwert.
Endlich linden wir, wenn auch nicht die höchste Zahl, doch die klarste einfachste Fortsetzung der
Zeichnungen beider Flügel in einander bei den Rinnenfaltern, besonders der Z)«HWMS-Gruppe. In der
That hat wolil aueii die Untergattung der Rinnenfalter die ursprünglichste Flügelform bewahrt, aus
welcher erst die gestreckte der Segelfalter hervorging. Nur bei den Kinnenfaltern i.st im achten Kand-
felde der Hinterflügel noch Marginalmond und Fostmarginalstreif deutlicli entwickelt und nur bei ihnen
und der (ri/as-Gruppe der Segelfalter tritt ein continuirliches Snbmarginalband der Hinterflügel, eine aus-
gebildetere Zwischenbinde und manchmal ein durchgehendes Inframarginalband auf. Ebenso finden sich
bei ihnen die bei den Segelfaltern vorkommenden Zellbänder, allerdings nie in gleicher Deutlichkeit,
sondern die ersten beiden stets verschmolzen und eines der hintei'en, das viei'te, nur in der Machaon-
Gruppe erhalten. Das fünfte Zellband ist häutig sogar noch nach hinten verlängert und tritt uns wieder
in dem Terminalbande der Hinterflügel entgegen.
Daher dürfen wir denn eine einheitliche Grundform der Fapilionen annehmen, weichein
der Flügelform den breitflügligen Rinnenfaltern näher stand und deren achtes Randfeld noch in gleich-
artige Halbfelder getheilt war. Der Zeichnung nach besass diese Form zahlreiche über beide Flügel
verlaufende Bänder, deren erstes wohl das erste und (V) zweite Band der Segelfalter darstellt und sich
(vielleicht erst secundärV) in dem Bindenkern aufhellte und spaltete, während das fcdgende ilem dritten, die
weiteren dem vierten und fünften Zellbande und dem Terminalbande entsprechen. Wie das Snbmarginal-
band setzte sich auch das Inframarginalband, die Zwischen- und die Marginalbinde bis in's achte Randfeld
der Hinterflügel fort. So haben wir eine Form mit den 8 — 9 angenommenen durchlaufenden Bandsystemen
vor uns. Schliesslich wage ich noch darauf hinzuweisen, dass die zahlreichen mimetischen Formen der
Segel- und besonders Rinnenfalter sich erst entwickeln konnten, nachdem schon normal gefärbte Weibchen-
fornien vorhanden waren, dass also schon hieraus hervorgeht, dass beide Untergattungen ältere Zeichnungs-
formen bewahrt haben als die Aristolochienfalter. Zugleich lässt sich darauf hinweisen , dass mit dem
Auftreten der verschiedenen Zeichnungsformen der Aristolochienfalter Angehörige sowohl der Rinnen- als
der Segelfalter sich jeder Entwickelangsphase der ersteren anpassten und nur die abgeleitetesten, ganz
dunklen oder durch riesige Grösse ausgezeichneten Formen keine Nachahmer fanden.
Versuchen wir jetzt den Nachweis, ob sich die Zeichnung der übrigen Gattungen der Papilioniden
ebenso auf das Schema der Pajj(7/o - Zeiclmung zurückführen lässt, wie dies mit dem Rippenverlauf
möglich war.
Die Gattung Teinopalpus Hope.
Teiiioiiaiinis Qgj. einzige Vertreter der Gattung Teinopalpus ist der prächtige, auf die östlichen Tiieile des
Himalaya beschränkte T. imperialis Hojie.
Während C. und R. Felder diese Gattung 1. c. p. 331 als ,certe perfectissimam totius familiae
formam' an den Endpunct des Systems der Papilioniden gestellt wissen wollten, scheint es uns natürlicher,
— 103 -
sie al.s einen modificirten Seitenz\vei<>- des «gemeinsamen (Stammes aufzufassen, der durcli die Verzweicuno-
der Kadialader und die ausserordentliche Länge der Palpen gekennzeiclmet ist.
T. nnperialis trägt in beiden Geschlechtern am dritten Medianast einen langen und kräftigen, wie
bei vielen Hegelfaltern am Ende aufgehellten Schwanz, und ausserdem im Weibchen eine nach innen
conve.xe Verlängerung am ersten und eine zackenförmige am zweiten Medianast : somit sehen wir in dem
Weibchen wieder wohl die ursprünglichere Flügelforni erhalten. Aucii die Zeichnung dieses als T. Farn/ae
Hope unterscliiedenen Geschleclits ist entschiedener und zugleich urs]irüngliclier im Ton als die des
Männchens. Zunächst erkennt man am Aussenrande der VorderHügel eine sehr schmale, unten braune,
oben grüne Marginalbinde. ausseriialb deren das Postmarginalband hart den Sanra begrenzt. Dann folgt
eine nacli hinten zu sich verschmälernde, innen von einem breiteren Grenzstreif eingefasste. oben und
unten bläulich graue Binde, die Submarginalbinde. Weiter verläuft ausserhalb der Vorderflügelzelle ein
schmales, nur hinten etwas verbreitertes, vorn abgekürztes Infraniarginalband, tritt an der Unterseite ein
kurzes Terminalband und endlich innerhalb der Zelle ein bis zum Hinterrande des Flügels verlaufendes
Band auf, das wohl dem dritten Basalbande entspricht. So ist die oben blaugraue, unten grüngraue Binde
zwischen Basal- und Infraniarginalband als Mittell)inde zu bezeiclmen. Das dritte Basalband setzt sich
auch auf die Hinterflügel bis zum Innenwinkel fort und schliesst eine beiderseits smarao-do-rüne Basal-
Verdunkelung ab. Auch die Mittelbinde setzt sich breit über die Hinterflügel fort und ist oben ganz und
unten besonders gegen den Innenwinkel gelb gefärbt. Ebenso geht das Submarginalband als im fünften
bis siebenten Handfelde besonders stark verbreitertes, innen blau gekerntes Zackenband über die o-anze
Flügelbreite, aussen von theilweise undeutlichen sichelförmigen Randmonden begleitet, deren hinterster
im achten IJandfelde mit dem Saumtüpfel verschmolzen ist. während im dritten bis fünften Randfelde sich
noch Postmarginalmonde erhalten haben. Bei dem bunteren Männchen ist die ganze Aussenhälfte der
Vorderflügelunterseite ausserhalb des Basalbandes, das dem Zellende viel näher liegt, als am Weibchen,
rostroth gefärbt und die Mittelbinde der Hinterflügel durch das Ueberwiegen des Submarginalbandes
hinten auf einen schmalen weissen Bindenrest zurückgedrängt, während auf der Oberseite der Vorderflüo-el
zugleich der grüne Ton und die Verdunkelung der Bänder zunehmen.
Die Krümmung des Schwanzes am dritten Medianast, die Zeichnung, die Fühlerform, der lange
Radialgabelstiel und die nach innen vorspringende lange mittlere Discocellulare. wie die Färbuno- des
Leibes erinnern so sehr an dieselben Verhältnisse bei der Evun- irijas- Gruppe der indischen Segelfalter,
dass wir Teinopulpus als periplierische Form eines gemeinsamen nordindischen Stammes anseilen dürfen,
dessen Endglieder uns einerseits in der jE'(,Y/«-Gru])pe, andererseits in Teinopalims erhalten sind.
Die Gattung Leptocircus Sis-ains.
Die wenigen Arten dieser von Nordindien l)is Celebes verbreiteten Gattung sind kleine robuste i-ept""!™!«
Formen, welcJie einen Schwanz von mehr als doppelter Leibeslänge besitzen und schon durch ihre keulio-en
Fühler ebenfalls an die Segelfalter erinnern. Auch diese Gattung dürfen wir als peripherische Form der
Vorfahren der Segelfalter auffassen, mit deren CWn<s- Gruppe sie auch besonders in der Entwickeluncr
des Duftappai-ates im Analfelde der Männchen übereinstimmt. Die Zeichnung der Arten ist recht ein-
förmig. Ueber die Vorderflügel geht eine gelbgrüne Zellbinde, welche aussen von einem breiten schwarzen,
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wohl aus melirereii Bändern versclmiolzeneu Aussenbande und innen von einer wohl auf die Basalbänder
zurückzuführenden Verdunkelung eingeschlossen wird, sich auf die HinterflOgel auf beiden Seiten fortsetzt
und gegen den Schwanz verstreicht. Innerhalb dieser breiten gehen drei feine Binden auf der Unterseite
senkrecht an den Innenrand, deren äusserste der Marginal-, deren mittlere der Submarginal-, deren innerste
der Mittelbinde entsprechen dürfte. Sonst ist nur noch im zweiten Randfelde der Hinterflfigel ein schwacher
Mondfleck auf der Unterseite entwickelt und die übrigen Binden verdunkelt, wäiirend auf den Vorder-
flügeln der scharfbegrenzte Raum zwischen Terminal- und Handbande glasig aufgehellt ist, wie wir es
ebenfalls nur bei Angehörigen der Segelfalter antreffen.
Die weiter zu besprechenden Gattungen der P«^i7«o-Gi'uppe schliessen sich enger au die Aristo-
lochienfalter an.
Die Gattung Euryades Feld.
Eaiyades Nach den gründlichen Auseinandersetzungen C. und R. Feliler's 1. c. p. o7(i stellt die auf die
östlichen La-Plata-Länder beschränkte Gattung Euryades der Gattung Fapilio und unter dieser der Hedor-
Grup])e am nächsten. Sicher lässt sich wenigstens die Verwandtschaft mit den Aristolochienfalteni nach-
weisen. So erinnern die Fühler an die £fec^o>-Gruppe, die Tüpfelung der Ventropleuralkanten des Abdomens
an die PAi/ewor-Gruppe, die Rothtarbung von Halsseiten und Hinterleibsbasis an die übrigen Aristolochien-
falter. Weist die breite Form der Vorderflügelzelle eher auf die P/«7eKOC-Gruppe hin, so erinnert doch
der Abgang des ersten Medianastes vor der Mitte der Discoeellulare au die //ecior-Gruppe , welcher sich
Euryades auch im Verlauf der ersten zwei Radialäste und der grösseren Länge des Gabelstiels der Vorder-
flügel anschliesst. Dagegen gleicht der Verlauf der Subcostiradialis der Hinterflügel , die Form der
Mittelzelle und die regelmässige Vertheilung der Median- und Cubitaläste wieder den Verhältnissen bei
P. l'UUenor. Grosse Aehnlichkeit mit P. Hedur spricht sich auch im achten und neunten Randfelde der
Hinterflügel aus, denn hier sind Subanal- und Analfeld ziemlich gleich breit und verläuft die Analfalte
ziemlich grade über die Mitte des Schiuuckbindenrestes. Ebenso hat die weniger abgekürzte Dorsalrippe
und das gleichmässig schmale, ausserhalb der letzteren rinnenförmig ausgeh()hlte Innenfeld einen nach
innen convexen Verlauf. Da auch der hintere Aussclmitt des achten Randfeldes geringer ist , ist der bei
P. Hedor L. schon fehlende Saummond wie in der Philenor-Grniipe noch erhalten. Bei E. Corethriis ist
das Anal- und Innenfeld stärker verkürzt, auch ist letzteres aussen weniger convex als hei E. Duponchelii
Luc. und erinnert so etwas an das der PriajWMS-Griippe. Ebenso entspriclit die Art der Faltung der bei
den Aristolochienfaltern besprochenen. So ist diese kleiue Gattung in der Flügelform nur letzteren, nicht
den Parnassiern, wie man bisher allgemein annahm, näher verwandt.
Von den beiden Arten trägt E. Duponchelii Luc. noch ein feines gleichmässiges Schwänzchen am
dritten Medianast, wie wir es, etwas stärker entwickelt, auch liei P. Hedor und P. PhiJenor treffen. Auf
den Vorderflügeln treten die Saummonde wie in der PA/?eHor-Gruppe deutlich hervor, dagegen sind die
übrigen Binden so verloschen und in einander übergegangen, dass man nur von einer breiten Aussenzell-
binde sprechen kann, die am Vorderrande durch den Rest eines Inframarginalbandes gespalten ist. Unten
treten zwar die Bindentüpfel selbst deutlicher hervor, doch sind die Rippen von fast unbeschup])ten
glänzenden Flächen umgeben und der Zellraum selbst nur schwach beschuppt. Die Zeichnung der Hinter-
flügel ist sehr reich entwickelt und verbindet die der Hedor- mit der der Anteiior -Uruppe. An die
— 105 —
regelmässigen deutlichen Saumtüpfel schliefest sich ilie Reihe der rundlichen blutrothen Marginahnonde
an, deren vorderster im zweiten Uandfehh» nur punctfürniig ist, wälirend der im achten IJamlfelde wie hei
den Aristolochientaltern ganz, felilt. Dann folgt ein ebenfalls in den zwei distalen Feldern undeutlicher,
in den übrigen ausgebildeterer gelbweisser Tüpfel, der der Submarginalbinde entspricht, und endlich tritt
eine continuirliche Reihe von sieben Schmuckbindentüpfeln auf, welche wohl der Zwischenbinde der Rinnen-
falter angehört und innen von dem Inframarginalbande begrenzt wird. Wie bei P. Antenor entspricht somit
das sich über die Zellniitte der Hinterflügel hinziehende schwarze Band dem dritten Basalbande und die
breite sich um die Zelle herumziehende fortlaufende Rinde der Mittelbinde. Also hat sich auf den Hinter-
flügeln des Ell. DuponcheUi eine ursprünglichere Zeiclinungsforiu als selbst bei P. Antenor erhalten,
trotzdem wir die Gattung Euryades als jüngeren Zweig des Pa^nlioniden-Stiimiues anseilen müssen.
Der schwanzlose E. Corethrus Boisd. lässt die Trennung der Mittelinnde der Vorderflügel in Vor-
und Zwischenliinde durch ein durchlaufendes Inframarginalband noch deutlicher, besonders im Vorgabei-
bis ei'sten Ramlfelde, erkennen. Das .Schmuckband der Hinterflügel ist fast ganz verdunkelt und sein
rother Bindenkern nur mehr im achten Randfelde erhalten, wie wir dies bei P. Antenor sehen. Ebenso
ist die Zerschnürung der Mittelbinde der Hinterflügel durch längs der Rippen verlaufende Verdunkelung
besonders oben schon angedeutet, auch sind die Submarginalnionde vom siebenten bis dritten Randfelde
stark ausgedehnt und noch im achten als Rest hinter dem Schmuckbindentüpfel erkennbar. Somit stellt
E. Corethrus wie in der Flügelform auch in der Zeichnung der Hinterflügel sich als abgeleitet dar, während
die Vorderflügel eher ursprünglichere Verhältnisse l)ewahrt haben.
Die Gattung Eurycus Boisd.
Wie schon C. und R. Felder hervorhoben, nähert sich diese australische Gattung, die wohl nur Eurycus
aus einer Art, dem E. Grcsskla Boisd., besteht, in der abgestumpften Form der Fühlerkeule, in der
Form der Mittelzelle, der Verästelung der Radialis der amerikanischen P/««?e)(Or-Gruppe, während die Form
des Hinterleibes, die rothen Flecken au Hals und Brust, der Verlauf des ersten Medianastes und des
zweiten Cubitalastes der Hinterflügel an die indische i/erfo^-Gruppe erinnert. So haben wir auch Eurycus
auf Aristolochienf'altern entsprechende Vorfahren zurückzuführen tmd als peripherischen Ausläufer derselben
anzusehen. Bei Eurycus ist das achte Handfeld hinten so stark verschmälert, dass das Schmuckband nur
noch durch den punctförmigen Inframarginalbandrest des achten Raudfeldes dargestellt wird. Endlich
treten auch hier nur noch fünf Randmonde (im dritten bis siebenten Randfelde) auf. Merkwürdig ist die
Zeichnung der Vorderflügel dadurch, dass sich auf ihr Reste der ursprünglichen (juerbänder erhalten
haben. So dürfte die basale Verdunkelung der Verschmelzung der Basalbänder, der in der Zellniitte
gelegene grosse Fleck, der sich im Terminalbande der Hinterflügel wiederzuflnden scheint, dem vierten
und fünften Zellbande und der am Ende der Zelle gelegene dem Terminalbande entsprechen. Durch die
Verbreiterung der basalen Verdunkelung auf den Hinterflügeln wird die sonst durchgehende weisse Mittel-
binde auf letzteren stark eingeengt. Das seltene Weibchen dieser Art ist durch fortgeschrittene Aufhellung,
wie die Weibchen von Euryades, von dem Männchen unterschieden und besitzt fast hornartig durch-
scheinende Vorderflügel mit schwachen Resten der Terminal- und mittleren Zellbinde, während auf den
Hinterflügeln die Färbung stark verblasst. So erinnert dies Geschlecht zugleich au die am selben Aufenthalts-
Bibliotlieca zoolotiica. Heft VIII. 14
— lof; —
ort häufige Acraea Andromache $ und diese Aehnlichkeit wird dui-ch die schwarzen Flecke um die Zell-
mitte der Yorderflügel gehoben, welche dem Keste des dritten Basalbandes entsprechen dürften.
Die Gattungen der Thais-Gruppe.
Die vier von E. Schatz in diese Gruppe gestellten Gattungen haben mit der P«p?7«o - Gruppe
noch die füntastige Radialis der Vorderflügel und meist die Priiradialzelle der Hinterflügel gemein und
unterscheiden sich besonders durch das Fehlen des er.st secnudär im Puppenflügel auttreteuden Cubitalsporns
der Vorderfiügel der PupiUonen und die stark verlängerten Palpen. Da die Nahrnngspflanzen (Aristo-
lochiaceen) ihrer Haupen nähere Beziehungen zu den Aristolochienfaltern andeuten, ist Zeichnung und
Flücelform der Falter von besonderem Interesse. Die ursprünglichsten Gattungen haben wir sicherlich in
Sericinns Westw. und Armundia Blanch. zu sehen, welche sich durch einen kräftig entwickelten Hinter-
flücelschwanz auszeichnen. Nach dem Verlauf des dritten Radialastes der Vorderflügel vom Zellende selbst
ist wiederum unstreitig Sericivus als die ursprünglichere der beiden anzusehen.
Die Gattung Sericinus "West-ss',
seiiciuus Wahrscheiulicli gehören die vier von Gray und Reakirt unterschiedenen Formen alle zu nur
einer Art, die wir mit dem ältesten Namen als 5. Telamon Don. bezeichnen können und welche aus-
schliesslich dem chinesischen Faunengebiet angehört. Während alle diese Varietäten .sich in der grossen
Länge des gleichmässig breiten Schwanzes am dritten Medianast gleichen, ist doch die Zeichnung äusserst
variabel, und zwar ist sie bei den Weibchen reicher und zugleich gleichmässiger als im männlichen
Geschlecht. Am entwickeltesten scheint sie bei der von Gray als 5'. i^o?-<M?(e? unterschiedeneu Weibcheu-
form aufzutreten, welche wir deshalb auch der Beschreibung zu Grunde legen wollen.
Am Vorderrande der Vorderflügel finden wir hier ein unentwickeltes erstes und ein breiteres
zweites und drittes Basalband, die sich bis zum Innenwinkel der Hinterflügel verlängern, und von denen
das zweite und dritte sich auf der Unterseite der Hinterflügel aus Flecken zusammensetzen , während sie
oben eher continuirliche Bänder bilden. Ausserhalb des letzten Basalbandes liegt ebenfalls in der Vorder-
flücelzelle ein durch das hinten vollendete Zusammenfliessen zweier Zellbinden abgeschlossenes viertes
Zellband, während das fünfte sich breit bis zum Hinterrande fortsetzt und im letzten Randfelde einen
rothen Kern entwickelt. Anscheinend tritt auch das Terminalband zu dem fünften hinzu und das im
ersten und zweiten Randfelde ebenfalls rothgekernte Inframarginalband an das fast ganz verdunkelte
Inframarginalband heran. Wie die Vorbinde zeigt auch die Marginalbinde einen geschlängelten Verlauf.
Von diesen Binden setzt sich vorerst die zwischen dem dritten und fünften Zellbande gelegene Innenbinde
bis zum Innenwinkel der Hinterflügel fort. Ebenso findet sich das rothgekernte fünfte Zell))and in den
rotho-efüllten Ausrenflecken wieder, die vom zweiten bis vierten Randfelde auch oben auftreten und sich
unten vom sechsten, oben schon vom vierten Randfelde an zu einer prächtig blutrothen Schmuckbinde
vereinigen. Letztei'er schliesst sich nach aussen vorn noch die Vorbinde, das Submarginalband, die
Marginalbinde und das Postmarginalband an, doch gehen diese Zeichnungen hinten in dem breiten blau-
gekernten Submarginalbande auf. Bei dem Männehen treten nun die ursprünglichen Zeichnungen, wie sie
das Weibchen bewahrt hat, infolge gesteigerter Aufhellung stark zurück. So bleiben in der Vorderflügel-
— lUT —
zelle meist nur drei Zellbäiidpr übrig, ileren eines an der Basis liej;-t und :ils zweites Zellband anzusehen
ist, während das mittlere dem vierten entspricht und das Terminalband ebenfalls auftritt. Doch erhält
sich ausserden* noch mehr oder weniger unzusammeiihäno-end ein i'othgekernter Kest des Inframarginal-
bandes, der mit letzterem ansclieinend verbundene rothgekernte Rest des fünften Zellbandes am Innenrande
und einzelne dunkle Submarginalflecke. Auf die Hinterflügel setzt sich manchmal noch das zweite Basal-
band, stets aber, wenn auch in seiner Continuität unterbrochen, auch das Schmuckband fort, das einen
leuchtenden Innenrandswinkel bildet und hinten von dem schön l^laugekernten Innenrest des Submarginal-
bandes eingeschlossen wird.
Diese Art dürfte sich ganz besonders zu Untersuchungen über etwa in der Veränderung der
Zeichnungen eintretende Gesetzmässigkeiten eignen, welche den Rahmen der Art allerdings nicht über-
schreiten würden.
Die Gattung Ärmandia Blanch..
Diese bisher in zwei einander nahe stehenden Arten, Ärmandia Thaitinu Blunch. und A. Lidderdalii Armamiia
Atk., bekannte, auf das tibetanische Hochland beschränkte Gattung zeichnet sich durch den Ursprung des
dritten Radialastes vom Gabelstiel als abgeleitet aus, wenngleich die Präradialzelle der Hinterflügel noch
gut entwickelt ist. Ihre Arten tragen ausser dem entwickelten Schwanz am dritten Medianast noch zwei
stark verlängerte Zacken an den Cubitalästen, wie wir sie z. B. in der Z)aM«MS-Gruppe der Rinnenfalter
finden : so wird es wahrscheinlich, dass Ärmandia sich wie die übiügen Gattungen der Gruppe vom Fapilio-
Stamme entwickelte, ehe die Scheidung desselben in die Untergattungen eingetreten war. Wie bei Sericinus
ist der Leib noch längsgestreift und die Fühler sehr kurz und kaum merklich am Ende verdickt. Sehr
merkwürdig und zugleich sehr ursprünglich ist die Zeichnung, welche an dem Weibchen von A. Thaitina
näher untersucht wurde. So finden wir in der Vorderflügelzelle drei starke, anscheinend secundär vei"-
breiterte Bänder, deren erstes dem ersten und zweiten Basalbande entspricht und wie das dritte bis zum
Hinterrande verläuft , während das vierte durch die Vereinigung zweier Binden am Hinterrande der Zelle
aufgelöst ist, das fünfte aber wieder bis zum Hinterrande geht. Dagegen steht die letzte Zellbinde
noch mit der Vorbinde in Verbindung und schliesst so das Terminalband ab. Hieran schliesst sich ein
breites, aber durchgehendes Band, das in seiner Vorderhälfte einen Bindenrest trägt, der wohl der Infra-
marginalbinde entspricht. Gegen den Rand finden sich drei weitere Binden , welche als Zwischen-,
Submargiual- und Randbinde anzusehen sind, und das Flügelende säumt ein breites Postmarginalband ein.
So sind bei dieser Art unter allen bisher besprochenen die ursprünglichsten Verhältnisse der abwechselnd
verlaufenden Binden und Bänder erhalten. Von diesen Bändern geht der grösste Theil auch auf die
Hinterflügel über: doch wird ihre Verfolgung dadurch sehr erschwert, dass die Randfelder der Hinterflügel
sich vom vierten an bedeutend und zunehmend verschmälern , sodass z. B. das zweite Randfeld stark
unterdrückt ist. Dadurch wird der Verlauf besonders der äusseren Binden treppenartig gebrochen und
vermag nur eine genauere Vergleichung die zusammengehörigen Felder zu ermitteln. Das dritte Basal-
band begrenzt aussen eine sich winkelig an den Innenrand ansetzende äussere Basalbinde und innen die
das vierte Vorderfiügelzellband umfliessende Innenbinde, welche sich bis zum Innenwinkel hinzieht. Hin-
wiederum sind die folgenden Bänder und Binden nur am Vorderrande der Hinterflügel, in den ersten Rand-
feldern, unterscheidbar und treten schon im fünften Randfelde theilweise zusammen ; nur die orangegelben
14»
— lus —
Margiualmonde lassen sich bis zum ucliteii RatidfeUle verfolgen. Dagegen entsteht die rothe Schniuck-
hinde, welche vom achten bis zum vierten Kandfelde reicht, hier wohl aus einem Bandkern, denn ausser-
halb der schon fertig im vierten Kandfelde gebildeten liisst sich noch der Rest der Mittel-^ der Zwischen-
und der Submarginalbinde nachweisen. Dadurch wird es wahrscheinlich, dass sich auch hier wie bei Sericinus
eine Aufhellung des hinten stark verbreiterten fünften Zellbandes zur Schmuckbinde umwandelt, und
das ebenfalls erst liinter ihr sicli bildende blau gefüllte sehr l)reite Submarginalband aus der Vereinigung
aller Binden und Bänder zwischen Öchmuckbinde und Marginalmonden sich bildet. Somit ist die Zeichnung
von Ärnutndiu ein Beweis dafür, dass viele einzelne Zeichnungselemente zur Bildung auffallenderer, hervor-
tretender Auszeichnungen zusammenti'eten können und dass diese Umbildungen wieder von hinten nach
vorn am Flügel fortschreiten.
Die Gattung Thais L.
Von den drei Arten dieser rein palaearktischen und besonders mediterranen Gattung der „Oster-
luzeifalter" besitzt Thais Cerisyi, die östlichste, in Griechenland und Kleinasien vorkommende Species, noch
ein Schwänzchen am dritten Medianast und eine hohe Zahl von Zellbändern, niuulich fünf, von denen
aber nur das erste , das dem ersten und zweiten Basalbande entsprechen dürfte, bis zum Hinterrande des
Flügels verläuft. Die Zeichnung der Vorderflügel wird dadurch interessant, dass sich das Terminal-, das
Inframarginal- , das Submarginal- und Postmarginalband regelmässig Ijei den Weibchen bis zum Hinter-
rande der Vorderflügel fortsetzen , wie wir es l)ei der doch ursprünglicheren Gattung Sericinus bereits
nicht mehr fanden, während bei den Männchen allerdings nur einige Flecke des Inframarginalbandes sich
erhalten. Auf die Hinterflügel setzt sich das erste und zweite Basalband continuirlich fort; ebenso
ist die auch bei den übrigen Gattungen vorkommende Fleckenreihe um das Zellende herum nur dem
dritten Basalbande zuzuschreiben , obwohl letzteres schon in der Zelle der Vorderflügel abgekürzt ist.
W^eiter entspricht der nach aussen folgende rothgekernte Fleck im zweiten Randfelde wohl der Fort-
setzung des ursprünglich fünften Zellbandes der Vorderflügel und tritt, im dritten und vierten Randfelde
unterdrückt, doch wieder im vierten bis achten Randfelde auf, aussen von dem staubartigen SuV)-
marginalbande eingeschlossen. Die Margiualmonde sind auf den Hinterflügeln nur im achten
Randfelde unterdrückt, auch schneidet das Postmarginalband noch stets einen Limbaltüpfel ab.
Bei Thuis Polyxena S. V. und besonders manchen Varietäten von Rimii)ia L. , zwei Arten ohne
Medianschwanz, mit abgerundeten Randzacken der Hinterflügel, erhalten das dritte und fünfte Zellband
der Vorderflügel wie das Inframarginalband einen rothen Kern, der otien nicht hervortritt ; ebenso findet
sich im sechsten Randfelde der schwarze Fleck wieder, der hier, nach der Oberseitenzeichnung, aus der
Vereinigung von dem fünften Zell-, dem Terminal- und dem Inframarginalbande entsteht. So ist Vor-
und Zwischenbinde gut entwickelt und die Flügelfläche stark aufgehellt. Während das dritte Basalband
sich auf der Oberseite bis zum Hinterrande der A^orderflügel foi'tsetzt , ist es unten auf die Zelle l)e-
schränkt, denn wie bei Eurycus und Euryades tritt auch besonders in dieser Gattung secnndär eine
Schuppenarmuth der Unterseite der Flügel ein , welche die Zeichnung verschwinden lässt und sich bei
den Parnassiern später noch stärker ausbildet. Im dritten Randfelde der Hinterflügel ist das Schmnck-
band noch durch einen schwarzen , sonst aber durch einen rothgekeruten Fleck dargestellt. Die Sub-
marginalbinde ist besonders hinten entwickelt und die schleifenförmig gezackte Marginalbinde reicht bis
bis in's achte Randfeld.
— 109 —
Während Sericimis noch einen rothen Halskragen , rothe Brustflecke und die höchste überhaupt
nur bei Papilioniden vorkommenden iStreifenzahl am Hinterleibe, jederseits drei, fleckig aufgelöst und ein
mittleres Rückenband besitzt, tritt bei Thais eine dichtere weiche Behaarung des Kopfes auf, welche
sicii auch auf Xackea und Hinterleib ausdehnt, doch erhalten sich die sieben dunklen Längsstreifen noch
bei einzelnen Arten und nehmen die hellen Binden eine rothgelhe Farbe an.
Die Gattung Luehdorfia Crüg.
Die Stellung dieser interessanten Gattung ist, wie E. Schatz 1. c. p. ,^)() sich ausdrückt, , weder
genau in der TÄaz.s-Gruppe. noch bei den Purnassierti. Die grösste Aehnlichkeit in der Structur hat sie
noch mit Doritis, die äussere Erscheinung aber stellt sie unzweifelhaft in die Nachbarschaft von Thuis^.
In der That verbieten die kaum verlängerten Palpen einen näheren Anschluss an die besprochenen Gat-
tungen der TÄa«s-Gruppe, während dagegen das E. Schatz unbekannt gebliebene Copulationszeichen der
befruchteten Weibchen durch seine unsymmetrische pflugscharförmige Gestalt etwas dem von Eiiryades
gleicht. Ebenso erinnert die weiche abstehende Behaarung des kleinen Kopfes und die Verästelung der
Radialis der Vorderflflgel an Parnassier (Doritis) und TJiais zugleich, das Geäder der Hinterflügel dagegen
nur an letztere Gattung. So haben wir denn noch ihre „äussere Erscheinung", d. h. Flügelform und
besonders Zeichnung, zu prüfen, welche sie nach Schatz „unzweifelhaft in die Nachbarschaft von Thais''
stellt. Als Untersuchungsmaterial diente L. Puzilii Esch.
In der That kommen auf den Vorderflügeln noch acht deutliche Bänder vor, deren erstes dem ersten
und zweiten und deren zweites dem dritten Basalbande entspricht. Während das vierte Band nicht über
die Zelle herüberreicht, geht das fünfte bis zum Hiuterrande tuid während das Terminalbaud durch die
Vereinigung der letzten Zellbinde mit der Vorbinde wieder abgekürzt wird, vereinigt sich das Inframarginal-
band. wie in der TAn/s-Gruppe oben deutlicher als unten, mit dem einen hellen Bindeukern führenden
Submarginalbande. Die breite Marginalbinde wird endlich durch ein unten aufgehelltes Postmarginalband
abgeschlossen. Auf die Hinterflügel gehen ähnlich wie bei Sericimis das erste und zweite Basalband und
am Zellende das dritte in den Innenrand über. Weiter setzt sich auch hier das fünfte auf die Hinter-
flügel fort und wird die ausserhalb desselben gelegene Mittelbinde schon im vierten Randfelde in eine
innen weisse, aussen rothe Schmuckbinde umgewandelt, während Inframarginal- und Submarginalband
vom siebenten bis zum vierten Randfelde sich an ihrem Aussenrande , im achten Randfelde sogar ganz,
zu einem blaugekernten Augenfleck umwandeln. So sind auch die Randmonde noch im sechsten Rand-
felde o-ross und deutlich, aber schon im siebenten reducirt. Das Innenfeld ist sehr stark verschmälert
und bildet über der Schmuckbinde einen scharf vorsjiringenden Winkel. Somit lässt die Zeichnung von
Luehdorfia sich leicht auf die von Sericimis zurückführen . wie ja auch der rudimentäre Schwanzrest am
dritten Medianast und die Hinterflügelraudzacken die Abstammung von einer länger geschwänzten Form
befürworten.
Die Parnassier-Grupps.
Von den drei Gattungen dieser Gruppe, welche alle angeschwänzte Hinterflügel besitzen, ist, nach
der fünftheiligen Radialis zu schliessen, Doritis F. die ursprünglichste.
— 110 —
Die Gattung Doritis F.
Ihre einzige Art, der D. Ajiollinus Hbst., ist auf Kleinasien und Sj'rien bescluiinkt, wo die Kaupe,
ähnlich der von Parnasmus, auf Aristolochia hastata lebt. Die Zeichnung des Falters lässt sich dagegen
auf keine der bisher besprochenen Papilionidenzeichnungen mehr zurückführen. Erinnern auch die beiden
grossen Flecke in der Mitte und am Kande der Vorderflügelzellen an die Keste der fünften und Terniinal-
binde, und lässt sich auch das schmale, am Aiissenrande herlaufende Band als Submarginalband, die eng
an ihn sich anschmiegende Binde als Marginalbinde deuten, so finden sich doch am Vorderrande zwanzig
bis dreissig schwarze Streifen, welche theil weise und unregelmässig verfliessend, sich in welliger Zeich-
nung als Strichel über die Flügel ziehen, dem Aussenrande ungefähr parallel verlaufen und einzeln
noch bis zum Innenwinkel sich fortsetzen. Dagegen dürfte die ausserhalb der Zelle auftretende continuir-
liche rothe Vorderflügelbinde der Rothbinde von Sericinus, die über die Hinterflügel gehende schmälere
der Schmuckbinde, die blaugekernten Augen des zweiten bis achten Raudfelde.s dem Submarginalbande
entsprechen, also die Randbinde auf letzteren erloschen sein. So steht diese isolirte Form der Ansicht
Eimer's, dass alle Papilioniclen auf die ÄlebionStreiimig zurückzuführen wären, durchaus entgegen, und
wir werden auf ihre abweichende Zeichnung noch in der Schlussbetrachtung zurückzukommen haben.
Hier genügt es, darauf hinzuweisen, dass sich die Zeichnung in keiner Weise durch Sprengung der
ursprünglichen Bänder in ihre zwei Grenzstreifen erklären lässt, da die Zahlen der Streifen mit denen der
Bänder nicht vereinbar sind und ausserdem bei allen untersuchten Exemplaren auf beiden Seiten der
Oberfläche unsymmetrisch, also unregelmässig waren.
Die Gattung Hypermnestra Men. (Ismene Nick.)
Diese aus einer einzigen Art, B. Helios Nick, bestehende Gattung bildet ebenfalls ein Bindeglied
zwischen der Thais- und Parwass/er-Gruppe. So nähert sie sich ersterer durch die an Sericinus erinnernde
ausgebildete Rinne am Innenrande der Hinterflügel, durch die verdickten Schenkel und die Form der
Flügelschuppen, letzterer durch die Form der Fühler und Palpen und die vierästige Radialis der Vorder-
flügel. Die Raupe ist nach Christoph') ,fast genau wie die von P. Machaon, hellgrün mit weissen,
hinten gelben Quergürteln auf der Mitte jedes Segments und einigen schwarzen Puncten darin' : die-
selbe lebt auf Zygophyllum, einer den Rutaceen verwandten Gattung und ,die Puppe ruht tief in der Erde".
Die Zeichnung schliesst sich enger an die der Männchen von Sericinus an. So liegen in der
V^üi'derflügelzelle nur zwei Bandreste , die dem vierten oder fünften und dem Terminalbande entsprechen,
und tritt ausserhalb der Zelle noch ein rothgekei-nter Vorderrandsrest des Inframarginalbandes auf;
ebenso kehrt im sechsten Randfelde der rothgekernte Schmuckbandrest wieder , der sich auf den Hinter-
flügeln im zweiten und vierten Randfelde erhält und ebenfalls in einem schmalen Winkel an den Innen-
rand tritt. Weiter sind Reste des Submarginal- und Postmarginalbandes erhalten , welche die weissen,
auf den Hinterflügeln nur vom dritten bis siebenten Randfelde sichtbaren Marginalmonde einschliessen.
Obwohl die Basalbänder auf den Vorderflügeln ausgefallen sind, finden wir doch auf den hinteren noch
•) Citirt nach K. Schatz, 1. c. p. 50.
— 111 —
eine basale, aussen rötlilich tiekernte giäingraue Verdunkelung, die den ersten zwei, und eine weitere,
über dem Zellende liegende, die dem dritten Basalbande entspricht.
So dürfen wir die Zeichnung von Hypernmestra auf die von Serichms zurückführen.
Die Gattung Parnassius Latr.
Von den zahlreichen Arten dieser über die europäischen Alpen, den Himala3-a , die Rocky
Mountains verbreiteten Gattung finden wir die liöcliste Entwickelung der Zeichnung bei einer überaus
seltenen Varietät des Weibchens von P. Hardwicl;ei Gray (Himalaya), der Varietät Charlno Gray, von
der ich durch Güte der Herren Dr. Standinger und Honrath ihre Unica untersuchen durfte.
Hier kommt auch die höchste Zahl der bei Parnassius zu beobachtenden Zellbilnder auf den Vorder-
flügeln vor: eine breite Verdunkelung, die den ersten drei Basalbändern, zwei Bandreste, deren breiterer
dem vierten, deren schmälerer dem fünften Zellhunde entspricht, und ein Terminalband. Ausserhalb der Zelle
liegt ein rothgekerntes Inframarginalljand und im sechsten Randfelde vor dem Zellende wiederum ein roth-
gekernter Fleck, an dem auch letzterwähntes Band Antheil hat. So zieht sich die Zwischenbinde über
beide Flügel. Das Submarginalband der ^'orderflügel ist einfach grau verdunkelt , das der Hinterflügel
bildet .sich dagegen zu isolirten, nach hinten an Grösse zunehmenden vi'eisskernigen Blauaugenflecken
um. Innerhalb des Submarginalbandes tritt hier ein hinten bindeuartig verbundenes Schmuckband in
Fortsetzung des rothgekernten Fleckes am Hinterrande der Vorderflügel auf und setzt sich wieder in
scharfem Winkel an den Innenrand heran. Während bei dieser Art die Randmonde auf den Vorderflügeln
noch deutlich erkennbar, auf den Hinterflügeln jedoch wenig ausgebildet sind, treten sie bei anderen
Formen, von denen icli den P. Jacquemontii Gray (Cat. Pap. Taf. XII, 1) hervorhebe, auch auf den
Hinterflügeln deutlich und scharf vom Rande abgesondert auf, so dass sie an die Form der Marginal-
monde bei Thais erinnern. So dürfen wir auch die Zeichnung der Parnassier niclit auf Eurycns und
Euryades. sondern nur auf T/iazs-artige Vorläufer zurückführen.
Zugleich dürfte es sich emjifehlen, entweder Lnehdorfia den Parnassiern beizurechnen, oder noch
besser beide Gruppen in eine zusammenzuziehen, deren Endausläufer die Gattung Parnassius bildet,
während sie selbst sicii durch Sericinus an die P«jji7/o-Gruppe anschliesst.
112
Zusainmeiifassuiig'.
Dmxh vorstehende etwas ermikleiule Untersuchungen, welche icli auf das grösstmögliche Material
ausdehnte, glaube ich den Beweis für die Papilioniden erbracht zu haben , dass eine Untersuchung über
Verwandtschaften, welche allein, wie die Einier's es unternahm, die Zeichnmig berücksichtigt, unmöglich
zu irgendwie verwendbaren Resultaten führen kann. Als geradezu überzeugenden Beweis dafür führe ich
nur die Gattungen Doritis und Parnassius an , welche in der That sehr nahe miteinander verwandt sind
und doch eine durchaus verschiedene Zeichnung besitzen.
Weiter haben wir aber zu zeigen Gelegenheit gehabt , dass in der That eine gewisse Regel-
mässigkeit vorhanden ist, mit welcher die Umbildung der Zeichnungen erfolgt, dass aber diese nicht
einmal im Rahmen einer Gattung in jeder Beziehung streng durchgeführt ist.
So sind wir in Beziehung auf die Arten von Papilio zu dem Resultat gekommen, eine gelblich
gefärbte Urform anzunehmen, welche ungefäiir zehn quer über beide F'lttgel verlaufende, ursjirünglich
wohl einfarbig dunkle Bänder besass. Dagegen hatten wir in den kleinen, dem Geäder nach von Papilio
abzuleitenden Gattungen in Sericinus und Armandia Zeichnungsverhältnisse angetroffen, wie sie ungefähr
der ersten Umbildung der primären Zeichnung zuzuschreiben wären , Vereinigungen zweier benachbarter
Binden oder Bänder, welche das dazwischen liegende Element, das Band oder die Binde, verkürzten, in-
dem sie selbst an dem Orte höherer (Joncentration, meist dem Hinterrande, zusammentraten.
Vielleicht liegt uns in der Q u ers t r ic h el u ng der Flügeloberseite von Doritis noch eine
weitere Vorstufe der Zeichnung vor, die unentschiedene unregelmässige Querstrichelung , aus der erst
wie bei Doritis selbst die Flecke und dann die Bänder hervorgingen. Wenigstens ist diese Strichelung
weit verbreitet und offenbar in vielen Fällen die ursprünglichste Zeichnungsform.
Unter den Papilio-Arien dürfte sie uns in der eigenthümlichen queren iStrichelung der Vorder-
flügeloberseite innerhalb der Mittelbinde bei den Rinnenfaltern P. Erithonius und Denioleus und in
Spuren in der Vorderflügelzelle von P. XutJms entgegentreten , obwohl ihr besonders in der Erithonim-
Gruppe die Zeichnung der Unterseite nicht entspricht. Weiter tritt sie uns unter den Tagfaltern am
Vorderrande der Vorderflügeloberseite bei vielen Arten von EJymnias, auf den in der Ruhestellung nicht
gedeckten Theilen der Flügelunterseite aber bei zahlreichen Satijriden, Niimphaliden etc., besonders schön
bei den dämmerungsliebenden Calic/iden, entgegen.
Unter den Uraniiden treffen wir diese unregelmässige Strichelung besonders bei den nächt-
lichen grossen braunen Arten der Gattung Nydalemon an , bei welcher sie sich ebenfalls am ganzen
V'orderrande , im Basalwinkel und am Inneurande der Oberseite der Vorderflügel erhält, während sie auf
der Unterseite, besonders an der Basis, eng gedrängt ist, über beide Flügel hinwegzieht und aussen zu
grösseren zerstreuten Streifen wird , die aber meist innerhalb der Felder abgekürzt sind , also in Bezug
auf Ausdehnung ungefähr der Anlage der Bänder in der Pa2J<7(0-Puppe entsprechen.
o
— 113 —
Au.s dieser regelmässigen Striclieiung scheint eine Zeichnung mit zahh-eieiien randliiufigen ein-
fachen Zackenstreifen herv^rzugelieii . welche etwas weiter als die bei Doriti^ erwähnte, vorgeschritten
wäre. Bei Tagfaltern ist mir solche , W e 11 en zei eh n ung" nicht bekannt, dagegen ist sie bei
Heteroceren häufiger anzutreffen (lirahmaea) und auch bei Uraniiden ausgebildet (Sematura).
Hieraus entwickeln sich endlich die Streifen und Binden , indem entweder die Grundfarbenreste
oder die Zeichnungen sich zu Complexen vereinigen , die oft zusammengesetzter Natur sind und dann
primäre oder secundäre Bänder vorstellen (Coronis). Bei den abgeleitetesten Formen der tagfliegenden
Uraniiden (Älcidis) lässt sich noch am Costalrand der Vorder- und am Innenwinkel der Hintertiügel diese
dichte Querbänderung erkennen , welche durch die Ausbildung des secundären Kleides grossentheils auch
auf der Unterseite unterdrückt wird.
Fassen wir nun kurz die Resultate der Entwickelung der Zeichnung, wie wir sie an den Arten
der Papilioniden verfolgen konnten, zusammen, so stellte sich im Allgemeinen im Laufe der genealogisch
fortschreitenden Entwickelung eine scheinbare Vereinfachung, in Wirklichkeit aber eher eine schwer
entwirrbare Complication der Zeichnung heraus. Bewirkt wurde dieselbe :
1. clurch Verschmelzen der ursprüngiicli getrennt von einander verlaufenden Bänder oder Binden;
2. durch secundäre Zunahme der Zeichnung, welche in der Längsrichtung meist den Hippenzügen
folgte und die Binden in Tüpfel zerschnitt;
3. durch eine zunehmende, oft von klimatischen Einflüssen bedingte V^erdunkelung der Grundfarbe,
welche die Bänder verschmolz und die Binden unterdrückte ;
4. durch längs der Rippen zwischen oder in den Bändern verlaufende Aufhellung, welche die
ursprüngliche Zeichnung verdrängte und auf den Vorderflügein meist von hinten nach vorn,
auf den Hinterflügeln umgekehrt verlief.
Umbildungen schritten im Allgemeinen von hinten nach vorn vor ; Neubildungen traten nur in
vereinzelten Fällen und wohl meist in Rückschlag auf frühere Zeichnungen auf.
Endlich gingen der mimetischen Umbildung in den meisten Fällen Rückschlagserscheinungen
von Seiten der Weibchen voraus, die zuerst auf die Zeichnungsverhältnisse der zunächst stehenden, im
weiteren Verlauf aber auf die früherer Vorläufer zurückgriffen und so das Material zur mimetischen An-
passung lieferten.
Bibliothoca zoologica. Helt VHl. 15
— 114
Systematische Uehersicliteii.
1. Uebersicht der Gattungen der Papilioniden.
A. Pa p ili o nin i :
1. Fupiho s. 1. Latr. (p. 15);
a) Papilio s. str. (Rinnenfalter).
b) Cosmodesmus (Segelt'alter).
c) Pharmacophagus (Avistolochienfalter).
2. Teinopalpus Hope (p. 102).
ii. Leptocircus Swain.s (p. 103).
4. Euryades Feld. (p. 104).
5. Eitrycns Boisd. (p. 105).
B. T li a i d i n i :
B. Sericinus Westw. (p. 106).
7. Armandia Blanch. (p. 1(»7).
8. Thais L. (p. 108 1.
9. Liielidorfia Crüg. (p. lO'J).
C. P a 1" n a s s ii n i :
10. Doritis Y. (p. 110).
11. Hypenmicstra Meii. (p. IKt).
12. FaniussiKS Latr. (p. 111).
2. Die Untergattungen von Papilio und C. und R. Felder's Sectionen.
Die ausgezeichnete Monographie der J^apilionen von C. und R. Felder'), welche als Grundlage
für alle diese Facuilie betreffenden Arbeiten zu dienen hat und nach ihrem vollen Werth Isisher nocli
nicht gewürdigt wurde, theilt die Gattungsrepräsentanteu von Papilio Latr. in 75 Gruppen.
Von diesen gehören folgende zu den Aristolochienfaltern :
1. der amerikanischen Region: Sect. IV — VIII.
2. der i n d o - a u s t rali s ch e n Region: Sect. 1 — III und LXVI — LXXIV. '^)
3. dei' a f r i k a n is c h e n Region: Sect. LXXV.
') C. et R. Felder, Species Lepulopteroruiu. Fani. I. Papilionidae. (Verh. zool.-bot. Ges. Wien. XIV, 1864,
p. 289—378.)
') Mit Ausnaliiue von einigen Arten der Sect. LXIX. 1'. Icciriiis Westw.. P. Jaiiaka Moore und P. Bootes Westw.,
die zu den Rinnenfaltern gehören und C. und R. Felder persönlich nicht zur Untersuchung vorlagen.
— 11.-) —
An die Spitze (nicht den Anfang) der Sectionen treten bei C. nnd R. Felder somit, wie in allen
bisher üblichen Eintheilungen, die gewaltigen hochentwickelten, früher als ,0niitliuijtera Buisd." zusamnien-
gefassten Endforuien der indo-aiistralischen Aristolochienfalter , die Priantus- (Sect. I), die Fompeas-
(Sect. II) und die Brookeanus-Grui^pe (Sect. III). Doch sind sie von den übrigen ArLstolochienfaltern ihres
Heimathsgebietes , welche in Sect. LXVI — LXXIV enthalten sind, noch dnrch die geschlossene Masse
aller übrigen Papilionen mit Ausschlu.ss der afrikanischeu Antenor-Grupim getrennt. So entging den
ansgezeichneten Antoren der nahe Anschluss der Foiiqwus- an die P/m/iMS-Gruppe und damit die Zu-
gehörigkeit von Sect. II — III zur zweiten (Johorte der iiido-aii.stralischen Aristolochienfalter. Von grossem
Scharfsinn zeugt dagegen der Anschluss der schwierig zu beurtheilenden Luertias-Cohorte (Sect. VIII)
an die übrigen amerikanischen Aristolochienfalter (der zweiten Cohorte) und die Stellung der Antenor-
Gruppe, deren führende Art C. und R. Felder nicht einmal zur Untersuchung vorlag, neben die indische
Hedor-Gruppe.
Zu den Segelfaltern gehören folgende Felder'sche Sectionen
1. der palä ar k tisc h en Region: Sect. XXV,
2. der amerikanischen Region: Sect. X') — XIX und XXll — XXIII,
H. der indo-australischen Region: Sect. XX~XXI. XXIV, XXVIl-XXIX, XXXIII—
XXXIV und XXXVI,
4. der äthiopischen Region: Sect. XXVI, XXX- XXXI und XXXV.
Diese Sectionen bilden nun eine von Sect. X bis XXXVI fortlaufende Reihe, die nur durch Sect.
XXXII mit dem P. Äntimachiis Dru. unterbrochen wird, welcher 0. und R. Felder nicht vorlag und
von mir auf Grund eigener Prüfung zu den Rinnenfaltern gerechnet wird. So wird es sehr wahrscheinlich,
dass C. und R. F^elder schon die Zusammengehörigkeit aller von uns zu Cosmodesmus gerechneten
Gruppen vermuthet haben, ohne ihr jedoch liesonderen Ausdruck zu geben.
Zu den Rinnenfaitern gehören vorerst die wenigen P«jj?7<'o-Gruppen , welche weitere Verbreitinig
haben, so :
1. in der paliiarktischen Region Sect. L, die Alexunor-Grappe;
2. in der paliiarktischen und nearktischen Region Sect. LI, die Jiac/iaow-Gruppe ;
0. in der nearktischen und, wenn F. Antinous Don. hierher gehört, auch in der australischen
Region Sect. XLIX, die DawMMS-Gruppe ;
4. in der indisch-australischen und äthiopischen Region Sect. XXXIX, die Erithonius-Grnppe.
Weiter gehören dahin an continental beschränkten Gruppen
1. der amerikanischen Region: Sect. XL'-) — XLVIII, LH — LIII und IX,
■2. der indo-australischen Region: Sect. XXXVII -XXXVIH, LVIIl-LXV,
H. der äthiopischen Region: Sect. XXXII, LIII — LVIl.
So umfassen auch hier die Sectionen XXXVII — LXV nur Repräsentanten von Rinnenfaltern und
wird die Annahme berechtigt, dass C. und R. Felder eine innere Zusammengehörigkeit auch dieser
') Ausgenommen den als Weibchen zum Kinnentalter P. Eroxtrutus Westw. gehörigen 1'. Bhctuf: Gray., welchen
C. und K. Felder nicht untersuchen konnten.
') Ausgenommen hiervon dürfte der zur Sect XL gerechnete P. Zetes Westw. (St. Domingol sein, welchen ich.
obwohl ich wie C. und R. Felder auch nur die Abbildung kenne, der Untergattung Pharmacophagus einreihe und zur
Phile )wr-(.i\-\\\i-\)e der LaertidS-CohorU', stelle.
15*
— lU) —
Sectionen herausfühlten und aus/.ufiriiclu-n versuchten. Zu diesen Sectionen käme dann noch der C. und
K. Felder für Untersiichungvszwecke nicht zu<iänglich gewesene afrikanische P. Antimuchus Dru., den
Auri villi US gar zum Vertreter einer eigenen Gattung. Druryia. gemacht hat, und P. Hipiiason Cr.
Vertreter der Grnppe IX. Es ist die einzige der von C. und R. Felder seihst untersuchten
Arten '), in deren Auffassung ich den ausgezeichneten Beobachtern nicht Recht geben kann, in der That
scheint die Stellung des P Hippason Cr. zwischen Aristolochienfaltern und niimetischen Segelfaltern
(als zu letzteren geliörige Form V) auf den ersten Blick richtig zu sein , aber die Resultate genauer und
wiederholter Untersuchungen haben mich denn doch l)ewogen, P. Uippason als Endform der neotropischen
Vertreter zu den Rinnenfaltern zu stellen. Endgültigen Ausschlag darüber können nur erneute
Beobachtuungen über Form von Raupe und Puppe und die Futterpflanze der ersteren geben.
Aus Vorstehendem geht besonders hervor, dass man, in vollkommener Uebereinstiumuing mit
C. und R. Felder, den "Werth der geographischen Verbreitung für die Gruppirung der ver-
wandtschaftlich zusammengehörigen Fapilio-Avteu nicht hoch genug anschlagen kann, und dass Ver-
suche der Gruppenbildung, wie sie Eimer z.B. zwischen amerikanischen und afrikanischen Segelfaltern etc.
unternahm, entschieden zurückzuweisen sind.
Legen wir der Anordnung der Gruppen von PapiJio dieselbe Tendenz zu Grunde wie der Reihen-
folge der Gattungen der Papilioniden , so müssen wir ebenfalls mit den ursprünglichsten beginnen,
und diese sind unstreitig unter den Stamnigruppen der Rinnenfalter zu suchen , welche zugleich die
einzigen Paj^z'Zw-Gruppen sind , deren Arten verschiedenen Continenten angehören können. Daher würde
ich vorschlagen, die Anordnung der Gruppen mit der Daiinus-, Alexanor-, Machaon- und Erühotnus-Grüp\te
zu beginnen und auf sie zuerst die amerikanischen und dann die indo-australischen und afrikanischen
Rinnenfalter, nach ihren Gruppencomplexen zusammengefasst, folgen zu lassen.
Den Rinnenfaltern schlösse sich die erste Cohorte von Cosmodesmus als die eigentlichen Segel-
falter (mit Einschluss der von Eimer nicht berücksichtigten afrikanischen 7/?i/r/s-Gruppe) an, welche in
allen Welttheilen vertreten ist. Ihr folgten dann die Gruppen der zweiten Cohorte, welche auf die Tropen
beschränkt sind.
Endlich kämen die Aristolochienfalter , deren Reihe wiederum von amerikanischen Formen der
ersten (Lnerh'as-)Cohorte (Sect. VIIl) mit der P/«7e«or-Gruppe eröffnet würde, denen sich die Abtheilungen
der zweiten südamerikanischen (.4sc«w;rfes-)Cohorte (Sect. IV — VII Feld.) anschlössen. Daran lehnte sich
die afrikanische Anteuor-GrupTpe (Sect. LXXV), und schliesslich folgte die mit der i/fc/oz-Gruppe
(Sect. LXXIV) beginnende und mit der Powi^ews-Gruppe (Sect. II) endende zweite Cohorte indisch-
australischer Aristolochienfalter. um in die farben])rächtige Priuim<s-Grn]^pe (Sect. I Feld.) der ersten
Cohorte auszulaufen.
Wir erhielten damit folgende Anordnung:
I. subg. Papilio s. str.
A. Stamnigruppen:
2)aM«t<.s-Gruppe (p. 88) = Sect. XLIX C. und R. Felder.
AJexanor-(jiYU])\w (ji. 18) = Sect. L C. und K. Felder.
') Alle übrigen von mir anders -.lufcfefassten Arten lagen ihnen nicht zur eigenen Prüfung vor.
117
Mtc/wow-Gruppe (p. 17 u. iH) = Sect. LI C. und R. Fekler.
Eritlioii iiis-Grnpi^e (p. äs u. 65) = Sect. XXXIX C. und 1\. Felder.
B. Kein :un er i k a n is c h e G ru p p en v e r l) iL n d e :
a. il'/ae/(flO«/V7es-Gruppe (p. il.j) ') = Sect. XLI C. und K. Felder.
T/^oas-Gruppe (p. !l(i) = Sect. XLII (J. und R. Felder.
Jfe^^or-Gruppe (p. [)C>) = Sect. XLIV C. und R. Felder.
Torquatinus-Gru])i)e (p. 97) = Sect. XLIII -) C. und K. Felder.
Caitjuanabus-Gruppe (p. 98) = Sect. XL C. und R. Felder.
P/w>>i«ces-Gruppe (p. 99) = Sect. XLY C. und R. Felder.
Chinsiades-Gruppe (p. 99). [C. und K. Felder noch unbekannt.]
Hippason-Gruppe (p. 99) = Sect. X C. und R. Felder.
h.^jPalamedes-Grüppe (p. 90) = Sect. LH, subs. B, C. und R. Felder.
Tro//tts-Gruppe (p. 91) = Sect. LH. subs. A. C. und R. Felder.
^srfepiMS-Gruppe (p. 93) = Sect. XLVIII C. und R. Felder.
Eurtnnander-Gvup-pe (p. 93) = Sect. XLVH C. und R. Felder.
Z((;//T!(S-Gruppe (p. 94) = Sect. XL\'I C. und R. Felder.
C. Rein ind o -an s t ralisch e G ruppen v er b änd e :
a. (r/r/oH-Gruppe (p. 39) = Sect. LIX. 0. und R. Felder.
Euchenor-GrupY>e (p. 40) — - Sect. LX. sub.s. F, C. und R. Felder.
CöiJMMeMS-Gruppe (p. 4.5) = Sect. LX. subs. B ex p., C. und R. Felder.
Fo//e«/ioyn-Gruppe (p. 48) — Sect. LVHI C. und R. Felder.
P((H(>HO>i-Gruppe (p. 48) = Sect. LX, subs. A ex p. ■*). C. und R. Felder.
C'ustor-Gruppe (p. 4(1) = Sect. LX. subs. C *), C. und R. Felder.
Punope-Gruppe (p. 40) = Sect. XXXVII C. und R. Felder.
b. Aniphiaraus-Gruppe (p. 40) = Sect. XL, subs. G, C. und R. Felder.
Gorfe/>oj//-Gruppe (p. 41). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
Hecataetts-Gruppe (p. 41). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
(ra»(Z/*-/s/MS-Gruppe (p. 41) = Sect. LX, subs. E— D. C. und R. Felder.
yl«orf?(S-Gruppe (p. 44) = Sect. LXI C. und R. Felder.
yl/f/f/?MMS-Gruppe (p. 45). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
c. Z^^j/sses-Gruppe (p. 51) = Sect. LXII C. und R. Felder.
Peraw^ÄMS-Gruppe (p. 51) = Sect. LXHI C. und R. Felder.
Prtrj's-Gruppe (p. 52) = Sect. LXIV C. und R. Felder.
') Diese Gruppe lässt sieh auch allenfalls unter die Stammgruppen aufnehmen.
'J Mit Ausnahme des besser zur Cfr/r/i((r»(/6».s-Gruppe gehörigen F. Erostratus Westw., dessen Weibchen der
P. Rlietiis Gray (der Sect. X C. und R. Fei der 's) ist.
') Die kleinen römischen Buchstaben bezeichnen genetisch zusammenhängende Gruppenverbände.
■*) Die von C. und K. Felder zu dieser Abtheilung gerechneten monomorphen F. Conopus Westw. und
P. Hipponous Feld, rechne ich zur CVyyroif ».5-Gruppe. führe dagegen für die mir ebenfalls unbekannt gebliebene Sal-nntala
Westw. eine eigene Gruppe ein.
■') Der von C. und R. Felder zu dieser Gruppe gerechnete F. Fhestiis Guer. hat mir ebenfalls nie vorgelegen.
— 118 —
Demetrius-(}rn[)}ni (p. 53) = Sect. LXV, subs. D ex p., C. uml R. Felder.
Protcu(n--GY{\\)\>ti (p. 53) = Sect. LXV, subs. Ü ex p., C. und R. Felder.
Sakontahi-Grn])})!^ (p. 54) = Sect. LX, subs. A ex p., C. und K. Felder.
Elepheiior-Gi-npi^e (p. 52) = Sect. LXV, subs. D ex p., C. und R. Felder.
Jf/;((;/.a-(iru]ipe (p. 52) = Sect. LXIX ex p. C. uml li. Felder.
£/(tes//-Gruppe ') (p. 53). [C. und R. Felder noch unl)ekannt.]
OenoiH(ius-Gru\)i)e (p. 56) = Sect. XLV subs. C ex p., C. und R. Felder.
.■l.?C((/a/;/M(S-Grruppe (p. 54) = Sect. XLV, subs. A ex p., C. und R. Felder.
Lowii-GrnYii)e (p. 56) = Sect. XLV. subs. (J ex p., C. und R. Felder.
Pohimuestor-Grup]w (p. 58) = Sect. XLV, subs. A ex p., C. und R. Felder.
D. Rein a f r i k ;i n i s c h e U i- n p p e n v e r b ii n d e :
Me)iestheus-GYn]>iK (p. fiß) = Sect. LIII C. und R. Felder.
Hesj)rrHS-GYu\)pt' (p. Oft) = Sect. LV, subs. ß, C. und R. Felder.
Delulandei-GruY)Y>e (p. (iG) — Sect. LV, subs. A. ex p., 0. und R. Felder.
Or/fia^MS-Gruppe (p. 67) = Sect. LIV C. und R. Felder
Constu)dimis-Gru])pi: (p. 68). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
P/*o»T«s-Gruppe (p. 68) = Sect. LV, subs. A ex p., V. und R. Felder.
J/ero/»e-Gruppe (p. 68) = Sect. LV, subs. C, C. und R. Felder.
Ze)io/;/a-Gruppe (p. 70) = Sect. LVI ex p. -) und LVII ex p. C. und H. Felder.
Z((/y/(Cijc/s-Gruppe (j). 71j = Sect. LVII, subs. B, C. und R. Felder.
i?er-Gruppe (p. 72). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
Antiinachus-Gvnpiie fp. 72) = Sect. XXXII G. und R. Felder.
II. subg. Cosmodesmus.
A. S tarn ni gr u ppe n („eigentliche Segelfalter"; erste Cohorte) :
a. Auiei'ikanische Gruppen:
Ajux-Gx-uppe i'p. SO) = Sect. XXIII, subs. B, E — F, C. und R. Felder.
Arcesihius-GYuppe (p. 81) = Sect. XXIII, subs. A, C. und R. Felder.
P/i(7o?(ms-Gruppe (p. 82) = Sect. XXIII, subs. B-D, C. und R. Felder.
.-l(/es//aitS-Gruppe (p. 83) = Sect. XIX, subs. B ex p., C. und R. Felder.
P*-o/es<7a!(S-Gruppe (p. 84) = Sect. XIX, subs. B ex p., C. und R. Felder.
Eijiduiis-GYuppe (p. 84) = Sect. XXII C. und R. Felder.
b. Paläarktische Gruppe :
Püf/a/<V(MS-Gruppe i p. 19) = Sect. XXV C. und R. Felder.
') P. Elivesü Leech ist besser als Vertreter einer besonderen Gruppe aufzufassen.
') Von den Arten dieser Section gehört P. Cenea Stell wie ebenfalls P. Hippocooii und P. Vioni/sos übkl. von der
Sect. LVII, subs. B, als Weibchen zu P. Merope.
— 111) -
c. Indo-australisclie Gruppen :
ieosf/jenes-Gruppe (p. 32) = Sect. XXIV C. und 11. Felder.
Alebion-Glijcerion-GruTpi^e (p. 31) = Sect. XX iiiid XXI ex p. C. und R. Felder.
Anticrates-Gruppe (p. 32) = Sect. XXI, subs. D, C. und R. Felder.
^w^/^^Äa/cs-Gruppe (p. 32) = Sect. XXI, subs. B und C, C. und R. Felder.
d. Afrikanische Gruppen:
Co/o««a-Grnpi)e (p. (il). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
Po?«ce»ies-Gruppe (p. Gl) = Sect. XX^'1 C. und R. Felder.
Är?>6^«-Gruppe (p. {\2). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
B. Rein n e o t r o p i s c h e abgeleitete Formen (zweite [IpJiuJidcs-J^johortti) ;
T/ii/os/es-Gruppe (p. 83) = Sect. XVII C. und R. Felder.
Dioxippus-GY\x\>]ie (p. 83) = Sect. X\'I G. und R. Felder.
Co/m/h 6«<s-Gruppe (p. 84) = Sect. XIV C. und R. Felder.
/Se»-('i7/e/-Gruppe (p. 84) = Sect. XV C. und R. Felder.
S(i?i'/>»/-Gruppe (p. 8.5) = Sect. XVIII C. und R. Felder.
^sn(S-Gruppe (p. 85) = Sect. XIII C. und R. Felder.
//a/T/s/a«MS-Gruppe (p. 83) = Sect. XII C. um! R. Felder.
Thijmhraeus-G\-n])])e (p. 86) = Sect. XI, »ub.s. A, C. und R. Felder.
Xt/«/us-Gruppe (p. 86). [C. und R. Felder noch unbekannt.]
flarMiodiMS-Gruppe (p. SO) = Sect. XI. subs. B — F, C. und R. Felder.
Ariarathcs-G\-n]\\>Q (p. 87) = Sect. X C. und R. Felder.
C. Rein i n d o - a u s t r a 1 i s c h e G r u p p e n v e r 1j ä n d e :
I. (rj/rts-Cohorte :
Gj/as-Gruppe (p. 35) = Sect. XXIX C. und R. Felder.
IL Zrf/rfcs-Cohorte :
^(/uHieHüJiOH-Gruppe (p. 33) = Sect. XXVII. subs. D— E. C. und R. Felder.
C?oaJii/itts-Grnppe (p. 33) = Sect. XXVII, subs. A, C. und R. Felder.
-E'i«r?//)t/ZMS-Gruppe (p. 34j = Sect. XXVII, subs. C. C. und R. Felder.
.S'a/-^efZoK-Gruppe (p. 34) = Sect. XXVII, subs. B, C. und R. Felder.
CWras-Gruppe (p. 34) = Sect. XXVII. subs. F. C. und R. Felder.
Madeayanus-Gy\x\>])Q (p. 34) = Sect. XXVIII C. und R. Felder.
i(ff/c«ra(s-Gruppe (p. 3(i) = Sect. XXXIII— XXXIV u. XXXVI C. und R. Felder.
D. Rein afrikanische abgeleitete Gruppen der zweiten ('Zrf/(/es-)Cohürte :
Ti/«(?araeHS-Gruppe (p. 63) = Sect. XXXV ex p. C. und R. Felder.
^w^o/awjts-Gruppe (p. 63) = Sect. XXX C. und R. Felder.
Zeojzerfas-Gruppe (p. 64) = Sect. XXXI u. XXXV ex p. C. und R. Felder.
— 120 —
III. subg. Pharmacophagus.
A . Hein :i in e r i k a n i s c li e (t r u p p e n v e r h ä ii d (^ :
a 1 . {Laertias-)Cohorte :
Philenor-Gruppe ') (p. 74) = Sect. VIII, siihs. A, C. und R. Felder.
Poly(himas-Grup])e (p. 75) = Sect. \lll. subs. B, C. und R. Felder.
Pruiodamits-Gr\ii)pe (p. 76) == Sect. VIII, .subs. C, C. und R. Felder,
b 2. (Ascanides-)Gohorte :
Gu>idJachianns-Gru\)pe (p. 77) = Sect. VI C. und R. Felder.
PhaJaecus-Gruppe (p. 77) = Sect. VI C. und R. Felder.
Photinus-Gruppti (p. 77) = Sect. VI C. und R. l^'elder.
Montemuma-GvüTppe (p. 78) ^ Sect. VI C. und R. Felder.
r/-/ojjas-Gruppe (p. 79) = Sect. IV C. und R. Felder.
Dardatms-Gruppe (p. 78; = Sect. VII, subs. A, C. und R. F'elder.
Vertiimnus-Gruppe (p. 78) — ■ Sect. V ex p. C. und R. Felder.
^eweas-Gruppe ip. 79) Sect. VII, subs. B ex p., C. und R. Felder.
B. Rein afrikanische Gruppe:
4wfeMor-Gruppe (p. .59) -= Sect. LXXV C. und R. Felder.
C. Rein indo -australische Gr uppe n verb ände:
a. i/ector-Gruppe (p. 24) ^ Sect. LXXIV C. und R. Felder.
JbiJÄow-Gruppe (p. 25) == Sect. LXXIII C. und R. Felder.
^ZcmOMS-Gruppe (p. 26) = Sect. LXX C. und lt. Felder.
Zai/-e(7?ei-Gruppe (p. 26) = Sect. LXIX ex p. C. und R. Felder.
Doubledayi-Gi-uppe (p. 26) = Sect. LXXI— LXXII C. und R. Felder.
Semperi-Gi-uppe (p. 27) = Sect. LXVI ex p. C. und R. Felder.
j;^oa;-Gruppe (p. 28) - Sect. LXVI ex p. bis LXVII C. und R. Felder.
Priapus-Grappe (p. 27) = Sect. LXVIII C. und R. Felder.
PoHi^eMS-Gruppe (p. 29) = Sect. II C. und R. Felder.
Brookeanus-Gruppe (p. 29) = Sect. III C. und R. Felder.
b. PnamMS-Gruppe (p. 23) = Sect. I C. und R. Felder.
') Hierbei' rechne ich noch ^den P. Zetes Westw. (.St. Domingo) aus C. und R. Felder's Sect. XL, von dem ich
ebenfalls nur die Abbildung kennen lernte.
Tafel 1.
Die Weibchen von Papilio Merope Cr.
Fig. 1 . Fap. Merope Cr. ? subsii. Antinorü (Jberthür. Gewöhnliche Weibchenforra aus Abessinieii, dem Männchen
gleich und häufig.
, 2. id. V. Niavina Kheil. ? ; erste niimetische Weibchenform aus Abessinien ; sehr selten.
, 3. id. V. Ruspinae Kheil. ? ; zweite mimetische Weibchenform aus Abessinien ; sehr selten.
, 4. Pap. Merope Cr. $ subsp. Tibidlus Kirby v. Cenea Stoll. Cap.
, 5. id. V. Trophonius Westw. ?. Cap.
, 6. id. subsp. Bndus Fb. ? v. Hippocoon Fl). Accra.
Haase.lHlei'NUcluniiii'n.
Taf. I.
Nach der "Natur i]MPicliiietiLiiiFarben gpdmckivThPoäorFiscliiTini'assc!
AVrlag vThefi(iorFisrhfriii '.iss-
LPapiMcrope Cr.j, suksp. Antinuni Oberlliür, Abpssimen 2. id.v.IVlaviJi.i Klit'il.y Ahessimpn. 3. id v. Riispinae Kheil. ^.Haljpsrh. 4. Pap. Mcnip
Cr.j subsp. Tibiillus Kirtv. v. (Vnea Stoll. Caii- ö.id.v.TropIiuniiis WsUv. j fap (iid.sulisp.Brutusfb.j.TEippocuo)i f b. Pelanualiai.
Tafel II.
Fig. 7. Papilio Merope Cr. ? siibsp. TibuUus Kirby v. Cenea Stoll. Cap. Copie nach Triiuen (Trans. Linn.
Soc. 1868).
, 8. id. V. Hippocoonides. ?. Cap.
, 9. Papilio Echerioides Trimen. ?. Cap.
, 10. id. cT. Cap.
, 11. EypoKmnas Mimus Trimen. ?. (Nymphalin.) C'ap. Copie nach Trimen 1. c.
, 12. Amauris Echeria Stoll. $. (Danain.) Cap. Modell zu Fig. 4, 7, 9 und 11.
, 13. Hypolimnaa Anthedon Dbld. ?. (Nymphalin.) Accra.
, 14. Amauris Niariits L. ?. (Danain.) Accra. Modell zu Fig. 2 und 6, und in einer Varietät Dominicanus
Tr. zu Fig. 8.
se,üiitersuflimii|('ii.
Taf.n.
)Iacli.derNamrgpjFiclmetu.mFarten gpdrufluv Theodor FischennCassel
Vpr.'aq v Tlieodcir Fischer in Cassel-
7. Pap. Aleropo Cr. 9 sul)sp.TJbulliis Kirby v. (Viipa. Sloll. Cap. N. Jil.v. Hippoioonidi's.j Cap. !). Pap, EflitM'iuide.s Trim('ii.,j. lO.id.d. fap.
ILDiademaMiitia Trimeii.y l'ap. 12. Amaiiri.s Eclieria Stoll.f.fap. 13. Diadema Anthednn I)bld 5i\ikra.
W.Aruiui'i.sNiaviiis L. jAkkra.
Talel 111.
Fig. 15. Pseudacraea Hirce Dry. $. (Nyiiiphaliu.) Westafrika.
, 16. Ehjmnias Phegea Fb. ?. (Satyrin.) Westafrika.
, 17. Acraea Gea Fb. ? (Acraein.), fliegend. Westafrika. Modell zu Fig. 15 und 20.
, 18. id. sitzend. Modell zu Fig. 15. 19 und 20.
19. Papilio Cynorta Fli. $ (Boisäuvalianus Westw.), sitzend, von Fig. 18 durch die Voi-derfüsse unter-
.schieden. Westafrika.
. 20. id. $, fliegend.
, 21. id. d-.
22. Pseudacraea Poggei Dew. ?. (iS'ymplialin.) Westafrika.
23. Danaus Chrysippus L. $. (1 »anain.) Westafrika. Modell zu Fig. 3, 5 und 22.
l'nfersuclimijiPii
15
Taf. I.
N*a(li(ltrKaliirg''_ifflchiMit[ii Farben ucilnirktv Theodor Fisrh-r in i'assel
VitU9 V Thtodor Fisrhn- iii Tassel.
L). Paiiopaea Hirrc ])rv.jW.\l'r JG.Ehnnniii.s Pliciica Fli,\VAfr 17 ArraPii \m FbjWAir IS.id I!) l'ap rvni)i1ii Fli BuisiluvaliamisWVstw.j W.4fr
2\ \i^ 'J'.M'aiidiiaf'ii ?(ii|iir Di'Wj^VAl'r 2.'). Uanaus riiiT,si|iiiiis L.WAt'r.
Haasp.riitcrsucliiuijicii.
Taf. N.
Xatt der lalur y einctmet u m Faiheji yeilrudl v Theodor Fistlier in Tttssel
Verlag v Tlipodor Fischer m CasseL
24 H)'polunnns DubiiLs Beauv s .UAhl, ZI. Amauns E(|ialra Cr. ^ Mv, 2l!, Am.pa Equia IV, SiemLeona •!;.ra]i.Kidl™iiusWliUp, Sierra L.ona
2N Pamipaea linisduvalii ])bld s '-'.'). Ensema falkeiisleinii DewAft 30 Liptena saiipiiiea DbhUfr. 31.EiipliaedraRu.spmaHeKjW.Ur
32, Aletis Helena Cr, ^AWASr.
Tafel V.
Fig. 33. Papilio Ehetenor We.stw. ? (Icarius Westw.). Sikkini.
, 34. id. d".
, 35. Papilio (Pharm.) Basarada Moore. $. Sikkim. Modell zu Fig. 33.
, 36. „ Janaka Moore. $. Sikkim.
, 37. , (Pharm.) Philoxemis Boisd. ?. Sikkim. Modell zu Fig. 36.
HaascTJntersurliiuijiPii
Taf. V.
X.ir]i iifr"N'aüir|ji'i.ni:hnd am Färber. 'jfiinidivThfociorFisihpnnrassd
Vorlag v Tlieotior Fisrhor in l'asspl
33.Pap.Ehot(Miiir W'Mw, o. O Ind. 34 id./. 3"). Püp. Pasannia Aloorp j Sikkim. 3(i. l'ap. Janaca .\loore.v. Sikbm.
37 Pap, PliiUmMiiis Rd^ ohui.
'ig-
38.
,,
39.
,,
40.
»»
41.
42.
Tafel VI.
Papilio Mayo Atk. ? (Gharides Hew.). Andamanen.
id. cT.
Papilio (Pharm.) Rhodifer Butl. ?. Andamanen. Modell zu Fig. 38.
„ Lampsacus Boisd. ?. Java.
„ Priapus Boisd. $. Java. Modell zu Fig. 41.
Haasp,riitei'siir]iim(|Pii.
Tai". \n.
^';l(h4er^J.Ul^l|l'7.pl^l^net um fallen iji'dndl vTTiPorlfirFisrljPi inT,
Terlat) v Theodor Fischer in l'assel.
iiS.Paj, Mayo Allc.f. (riiandHs h'w.) .Aiidainancn. oD.id.o" M). Pap, KluidilVr Biill. y, Aiidamaiicn. H l'ap. Lanipsai'iis Bd.j Java-
42. Pap. Priapiis Bd. j. Ja™.
BIBLIOTHECA ZOOLOGICA.
Original- Abhancl Jungen
aus
dem Gesammtgebiete der Zoologie.
Herausgegeben
Dr. Rud. Leuckart , Dr. Carl Chun
Ulli
in Leipzig in Breslau.
Heft Vlll.
Untersuchungen über die Miuncry auf Grundlacfe eines natürlichen Systems der Papilioniden.
Von Dr. £rit'li Haase in Bano-kolv.
Erster Theil: Entwurf eines natürlichen Systems der Pajiilioniden.
Zweiter Theil: Untersuchungen über die Mimicry.
Mit 14 Tafeln.
CASSEL.
Verlag von Theodor Fischer.
1892.
Untersuchungen über die Mimicry
auf Grundlage eines
iiatürliclieii Systems der Papilioiiiden.
Zweiter Theil:
Untersuchungen über die Mimicry
von
Dr. Erich Haase
Direktor iles Kgl. .Siamesischen Museums in Bangkok.
Mit 8 Tafeln.
■^^.^j^CS«— ■
Stuttgart.
i Er
189:
\' e r 1 a L,»- von Erwin Nägele.
Das Recht der Uebersetzung vni'lielialtenl
Druck von A. Bonz' Erben in Stuttgart.
Inhalt.
Seite
Kinleitung 1
Spezieller Theil * 4
A. Mimetisclie Anpassung zwisrlien Blüthenpflanzen 4
B. , . .. Vertretern des Tliierreiehes 4
I. Minietische Anpassung vun Seiten der Aracliniden 4
II. , untur den Insecten 6
1) Ortliopteren U
2) Hemipteren !•
3) Hymenopteren 10
4) Neuropteren 11
ö) Coleopteren 11
a) Als Modelle dienende Formen der Käfer 12
b) Mimetisehe Anpassungsformen der Käfer an Angehörige derselben Ordnung ]'■',
ti) Lepidopteren 19
a) Anpassungen unter Lepidopteren . l'.i
1) Paläarktisehe Region !',i
2) Indoaustralistlie Kegion 21
a) Als Modelle dienende i^amilien und Gattungen 21
1) Danainae 21
2) Palaeotropinae 25
3) Acraeinae 2G
4) Morpliinae 2G
5) Pierinae 26
6) Papilioninae 27
b) Mimetisehe Anpassungsforinen 29
1) Nymphalinae 29
2) Satyrinae 32
3) Pierinae 3.5
4) Papilioninae 36
ö) Chalcosiidae 37
3) Afrikanische Region 38
a) Als Modelle dienende Familien und Gattungen 39
1) Danainae 39
2) Acraeinae 40
3) Pierinae 41
4) Heterocera 41
b) Mimetische Anpassungsformen 42
1) Nymphalinae 42
2) Satyrinae 44
3) Lyeaenidae 44
4) Papilionidae 45
4) Amerikanische Region 47
a) Nearktische Subregion 47
b) Neotropische Region 48
a) Immune Familien und Gattungen der Rhopaloceren 49
1) Danainae 49
2) Neotropinae 50
3) Acraeinae
4) Heliconinae
5) Nymphalinae .
6) Papilionidae .
b) Als Modelle dienende Gattungen etc. der Ileteroceren
c) Miinetisclie Anpassungsformen
1) Nymphalinae .
2) Erycinidae
3) Pierinae ....
4) Papilioninae .
5) Castniidae
6) Pericopidae
~) Melameridae .
8) Chalcosüdae .
9) Dioptidao
10) Geometrae
11") Pyralidina
b) Anpassungen von Schmetterlingen an immune Käfer
^.\ _. „an stechende Hymenopteren
1) Palaeo- und nearktische Region
Sphingidae
Sesiidae
2) Indisch-australische Region .
Sphingidae
Sesiidae
3) Neotrupische Region
7) Dipteren . .
III. Mimetische Anpassungen unter Mollusken
jY .. von Batrachiern an Reptilien
V . unter Reptilien .
1) Indoaustralische Region ....
2) Afrikanische Region
3) Nearktische Region
4) Neotropische Region
VI. Mimetische Anpassungen unter Vögeln
VII. , , unter den Säugern
Allgemeiner Theil
Das natürliche System der Papilionen und seine Bedeutung für die Mimicry-Theor
1) Historisches
2) Anpassungen unter den indo-australischen Papilionen
3") ^ ,. amerikanischen Papilionen . . . .
Entstehung der Mimicry zwischen nicht immunen und immunen Schmetterlinge
Entwickelung der Mimicry zwischen immunen Schmetterlingen
Einwürfe gegen die Mimicry-Theorie
Die biologische Bedeutung der Mimicry im Thierreich
1) Anpassungen von Seiten der Angegriffenen .
2) Mimetische Anpassungen seitens der Angreifer .
Analogie, Convergenz und Mimicry
Die Mimicry eine Form der schutzenden Anpassung an die Vmgebun;
Nachträge und Berichtigungen zu Theil I
.II
Während Kirby und Speuce'), welclie zuerst den Ausdruck .Miniicry" einführten, mit
ihm noch alle diejenigen Fälle schützender Aehnlichkeit (protective resemblance) bezeichneten, in welchen
ruhende Insecten an gewisse unorganische oder pflanzliche Gegenstände ihrer Umgebung erinnern, definirte
erst H. W. Bates'') in seiner classischen Monographie "der Heliconier des Amazonas die .mimetic
analogies' als ,resemblances in external appearance, shape, and colours between members of widely
distinct families". In derselben für jede Behandlung der Mimicry maassgebenden Arbeit setzte
Bates auch zuerst die einzelnen Factoren des Begriö'es auseinander, indem er , Modelle' und ,Nach-
alimer" unterschied.
y© hob er für die Modelle hervor, dass sie ihren Familienangehörigen im Habitus gleiciien. in
grossen Mengen vorkommen, langsam fliegen und ohne jede Scheu sind. Nun werden nach Bat es diese
langsam fliegenden Modelle weder im Fluge von insectenfressenden Vögeln oder Libellen noch in der
Ruhe von Eidechsen oder IJaubfliegen belästigt, während die Gattungen oder Familien, zu welchen die
Nachahmer gehören, viel verf(dgt werden. Die Ursache dieser verhältnissmässigen Sicherheit der Modelle
vor den Nachstellungen ihrer natürlichen Feinde fand Bat es in dem „Mangel an Seh mackhaftig-
keit" (unpalatableness). Allerdings schrieb er letztere nicht ganz glücklich, z. B. bei Lycorea und Ituna,
den vorstreckbaren Analbüscheln zu. welche später von Fr. Müller und mir als mir den Männchen
eigenthümlicbe Reizdufteinrichtungen erkannt wurden.
Die mimetischen (imitating) Arten unterscheiden sich nach Bat es durch Färbung und
Zeichnung durchaus von ihren nächsten Verwandten, die das normale Kleid der Gattung tragen, und
gleichen vielmehr den am selben Ort häufigen Modellen. Auch die Variationen der letzteren, welche die
Resultate des Einflusses veränderter Localbedingungen sind, werden von den nachahmenden Arten mit-
gemacht. Zugleich wies Bates die relative Seltenheit der Individuen als charakteristisches Merkmal
einer inimetischen Art im Gegensatze zu der Häufigkeit der Modelle nach und nahm zugleich diese relative
Individuenzahl als eines der Hauptunterscheidungsmerkmale zwischen Modell und Nachahmer an.'') Daher
fasste er auch Aehnlichkeiten zwischen einigen Gattungen der allgemein immunen Heliconier selbst nur
in denjenigen verhältnissmässig beschränkten Fällen als Anpassung an häufigere Arten anderer Gattungen
auf, wenn die nachahmenden Arten verhältnissmässig sehr selten waren (Napeoyenes). Die bis in Einzel-
heiten genaue Wiedergabe des Modells erkannte er also nicht als blosses Product der Einwirkung gleicher
Localbedingungen. sondern erst als Resultat der Lim Wandlung (Anpassung) dieses Froductes an. Doch
warnte Bates zugleich davor, alle Aehnlichkeiten (der Heliconier) untereinander einer Anpassung zu-
zuschreiben: vielmehr seien viele nur das Product der ,similar adaption of all to the same local, probably
') Kirby and Speiice, Introductory Letters to Entomology. 1816, I. p. 5.
') H. W. Bates. Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley. (Trans. Linn. Soe. XXIII, 1861, p. 502.)
') So kommt nach Bates z.B. auf ca. tausend Stück einer Ithomia erst eine.s der entsprechenden nachahmenden
Disiiiorphia (LeptuUs)-Xrl.
Bibliütheca zoologica. Heft VIII. 1
iiiorgaiiic fundition.s". zumal wenn die einzelnen Gattungen miteinander verwandt, in Farbe und Zeiclnning
sehr ähnlich und ausserdem in gleicher Weise gut vertreten wären. ') Das reiche Material an Mimicry
unter den Schmetterlingen, das er selbst gebracht'^), ergänzte Bates ebenfalls zuerst in seiner wertli-
vollen Monographie der Longiccu'iiier des Amazonenstromes dnrch einige Beispiele aus der Ordnung der
Käfer (s. u.j.
Kurze Zeit nach Bates" classischer Arbeit erschien eine werthvoUe Zusammenstelluns von
,FormanaIogieeu unter den Insecten" aus der Feder A. G ers täcker"s') , in welcher der scharfsinnige
Autor eine verhältiiissmässig erschöpfende Zusanmienstellung analoger Formen gab. Ohne sich weiter in
Erörterungen über das Wesen dieser Analogieen einzulassen, betonte Gerstäcker doch, dass, „sobald
verschiedene 0 r gan i sa t i o n s t y p e n unter gleicher Maske auftreten, nur bei der
einen dieser Typen der Habitus e i g e n t h ü m 1 i c h , bei der anderen erborgt ist".
In den Fällen, in welclien „aussergewöhnliche Mittel in Anwendung gebracht sind', um diese Aehnlich-
keit hervorzurufen, sieht auch Gerstäcker sich „gezwungen, der Natur eine bestimmte Absicht
unterzulegen, deren Zweck wohl kaum ein anderer sein könne als der der Täuschung". Als Beweis-
mittel führt er hierfür die Aehnlichkeit gewisser Parasiten mit den nesterbauenden Wirthen aus derselben
Familie der Hymenopteren etc. an. Die wichtigsten von Gerstäcker gebrachten Beisjjiele einer Mimicry
beziehen sich auf .4npassuugen an Raubwespen, von denen Scuphura (Locustid.) zuerst von Bates (1. c.
p. .")09) erwähnt worden war. Leider ist Gers tack er 's Arbeit fast unbeachtet geblieben.
Ungefähr zur selben Zeit erschien ein Aufsatz von A. R. Wallace in der Westminster Review,
der später in desselben Verfassers , Beiträgen zur natürlichen Zuchtwahl- ') wiederholt wurde und wohl
als die bekannteste der Arbeiten über Mimicry anzusehen ist. Mit Benutzung der Beobachtungen von
Bates ergänzte Wallace die bekannten Beispiele durch eine reiche Fülle des im indisch-malayischen
Archipel von ihm beobachteten Materiales und zeigte zuerst, dass z. B. der Blauglanz auf den Flügeln
des Weibchens von HypoUmnas anomala Wall, und der Polymorpliismns desselben Geschleclites bei Papilio
Pummon, Memnon L. etc. einer mimetischen Anpassung zuzuschreiben ist. Den Hcihepunct seiner An-'
schauungen über die Mimicry nimmt Wallace's im Anschlnss an seine früheren Arbeiten geschriebener
Aufsatz im „Darwinism-" '■') ein, weshalb wir denselben ausführlicher besprechen.
Wallace äussert sich darin zuerst über die Frage nach der Entstehung der Mimicry. So sind
nach ihm die Heliconier eine alte Gruppe, die specialisirt und allmälig zur „dominant and aggressive race"
wurde. Die Ueppigkeit der Entwickelung entstand als Product der Immunität durch die bestimmte
') So bildet in der That die relative Seltenheit der nachahineiiden Art für Bates oft; den einzigen Maassstab
für den Unterschied zwischen Anpassung und Analogie. Daher nahm er auch z. B. eine nachahmende, zufällig einmal
häufige Art von Staluchthi's als Modell für eine Disinoiphia an. Es kann aber, wie unten erörtert werden soll, nur eine
genetische Untersuchung über die Entstehung und Umbildung der einzelnen Gattungen und Arten uns der Entscheidung
solcher Fragen näher führen, da die Voraussetzung, dass die Seltenheit der Art in allen Perioden eonstant war, unbeweisbar
bleibt und unwahrscheinlich ist.
') Nach Bates dienen z. B. die Heliconier (in seinem weiteren Sinne) l-ä Arten von Pieriden {Liptali^ und
Euterpe), 4 Arten von Papilio, 7 Eryciniden, 3 Castnien und 14 tagfliegenden Heteroeeren als Modell.
') A. Gerstäcker, Scepastiis und Phi/llotict/rtiis , zwei käferähnliche Grylloden-Gattungen . nebst Bemerkungen
über Eormanalogieen unter den Insecten. (Stettin, Entoniol. Zeitung. XXIV. 1863, p. 408 fl'.)
*) A. K. Wallace, Contributions to the Theorj- of Natural Selection. London 1870. Cap. III — IV.
») A. R. Wallace. üarwinism. London 1889. Cap. IX, p. 239-264.
„Nahrung der Larve" etc., inicl alliiiäiig bildeten sicli denn auch aus unsclieinbaren Zeichnungen die auf-
fallenden „Trutzfarben' (warning colours) der Falter aus. Die zufällige Aehnlichkeit einiger Nachahmer
Hess diese Individuen überleben , die gesteigerte Aehnlichkeit mit den Modellen endlicli sicherte die Er-
haltung der Art. Schliesslich führt Wallace (1. c. p. 264) folgende Gründe für die Berechtigung der
Miniicrytheorie an :
1. Dass die Nachahmer dieselbe Verbreitung haben wie die Modelle:
2. dass erstere stets wehrloser sind als letztere :
,3. dass erstere stets in geringerer Individuenzahl auftreten ;
4. dass erstere von ihren Verwandten in der Tracht sehr verschieden sind :
ö. dass die Nachahmung, so unbedeutend sie auch sei, nur eine äusscrliclie und von aussen
sichtbare ist, und sich nie auf innere Charaktere ausdehnt.
Bald nach Wallace's classiscber Arbeit über die indo-australischen Pa])ilioiiiden (1865)'), in
welcher er eine Reihe mimetischer Convergenzen bespricht, veröffentlichte R. Trimen seine werthvoUen
Beobachtungen über Miniicrj* unter afrikanischen Schmetterlingen'^), in denen er besonders auf die inter-
essanten Fälle des Polymorphismus bei Papilio Merope und des Dimorphismus bei P. Cynorta und
Echerioides aufmerksam machte. Eine dankenswerthe Ergänzung dazu gab er in seinen späteren (1889)
, South African Butterflies". Trimen hebt besonders die Lebenszähigkeit der immunen Modelle gegen-
über den zarteren Nachahmern hervor.
Weitere werthvolle Beiträge zur Mimicry lieferte besonders Fr. Müller. Nachdem von Gegnern
der Theorie als Einwurf gegen letztere hervorgehoben war, dass die Aehnlichkeit immuner Arten ver-
schiedener Familien (Danainen, Heliconinen) unmöglich durch natürliche Auslese entstandene Anpassung
sei, da ja die einander entsprechenden Formen allgemein immunen Gruppen angehörten, führte Fr. Müller
zunächst an*), dass die jungen Vögel erst die immunen Arten ihrer Gegend durch Erfahrung als ungeniess-
bar kennen lernen müssten. und es daher aucii für die widrigen Arten am vortheilhaftesten sei, ein
gemeinsames Kleid zu tragen, da dann um so weniger Individuen der Unerfahrenheit ihrer jungen
Feinde zum Opfer fielen. So betont auch Wallace (1889, 1. c. p. 2.56), dass gleiche Orte ähnliche Art-
gruppen besitzen, und somit an ihnen bestimmte ungeniessbare wenige Formen einer Gattung vorkommen
die von den Vöo;elu leichter als solche erkannt werden könnten.
') A. R. Wallace. On the Phenomcna of Variation and Geographieal Disti-iliution as illustrated by the
Papilionidae of the Malayan Region (Trans. Linn. Soc. London Vol. 2.''). 1S0•^ p. 1 — 71).
') R. Trimen, On some remarkable Miraetic .\nalogies araong African Butterflies (Trans. Linn. Soc. London
Vol. 26. 1869 p. 497—522).
') Fr. Müller, Itioia und 'J'lii/ridia etc. (Kosmos, herausgeg. von Krause, 1879. p. 100; übers, in Trans. Entt
Soc. 1S80, p. X.K-XXVIII.)
Speeieiler Theil.
A. 31iineti!sclie Aiiimssuiiü;- zwisolieii Blütheiipflaiizeii.
Dil die Hauptfuiiction der Blüthe die Bildung des Samens ist, kann mau ihre abenteuerliche Form
bei uianclien Orchideen, welche den geöffneten Rachen einer Schlange darstellen soll, kaum für ein Mittel
zum Anlocken der Insecten und zur Erzielung der Kreuzbefruchtung halten.
Nach einer Angabe von Behrens, auf welche Herr Professor Dr. Ascherson mich auf-
merksam machte, dürfte die Form v. tetrandum (Cust. Flora, 1878, Nr. 1.5) von Cerastium semi-
clodecundruni L. eine mimetische Anpassung an eine von den Insecten stärker aufgesuchte Crucifere,
Cochleuria danica L., sein. Natürlich hat die Beobachtung zu entscheiden, ob die vierstrahligen Blüthen
des Cerastium in der That von Insecten in höherem Grade aufgesucht werden als die normalen.
B. Miinetitsclie Aiipassuiiseii zwischen Vertretern des Tliierreiclies.
Unter den niederen Thieren sind mir keine sicheren Fälle mimetischer Anpassung bekannt ge-
worden und die zahlreichen nachgeprüften Analogieen in Form und Färbung, welche allerdings nur von
einzelnen Autoren als »Mimicry" bezeichnet wurden '), Hessen stets eine einfachere Erklärung zu.
Ebensowenig sind bisher annehmbare Beispiele von Mimicry unter den Crustaceen bekannt
geworden. '^)
Dagegen entwickelt sicli die schützende Anpassung an besondere, durch Watten oder Immunität
vor Verfolgungen geschützte Modelle von Seiten geniessbarer, stark verfolgter und wenig fruchtbarer
Formen bei den Gliederthieren besonders unter den Classen der landbewohnenden Arachniden und Insecten.
Alle diese nachahmenden Foi-raen leben im Freien und im vollen Licht des Tages : so wird es wahr-
scheinlich, dass sich mimetische Anpassungen bei den Wasserthieren wegen der geringeren Durchsichtig-
keit des Mediums, welches sie bewohnen, weniger entwickeln konnten, zumal die meisten Wasserthiere
in hohem Maasse fruchtbar sind.
I. Mimetische Anpassung von Seiten der Arachniden.
Im Gegensatz zu der früher von vielen Seiten aufgestellten Behauptung, dass bestimmte Formen
von Käfern, Raupen etc. eine schützende Anpassung an Spinnen darstellten, muss ich entschieden betonen,
') Vergl. u. A. Sicard, Le Mimetisme. Paris 1888.
') Aniu. d. Herauso:. Unter dem Namen Mimonectes beschreibt C. Bovallius {Mimonectes, a remarkablf
genus of Amphipoda Hyperidea. Nova Acta Reg. Soc. Sc. Upsala 3. Ser. 18S.5j eine merkwürdig gestaltete kuglige
Hyperide, von welcher eine mimetische Anpassung an oraspedote Medusen angenommen wird. Ob thatsächlich hier ein
Fall wahrer Mimicry vorliegt, dürfte indessen um so fraglicher sein, als Mliiionectes, wie aus der Rückbildung der Augen
zu er.schliessen ist, offenbar die dunkelen Tiefenregionen bewohnt und nur gelegentlich an die Oberfläche gelangt.
diis-s es kaum ArthnjpoJeu giebt, welche in höherem Maasse als ilie meist, /.artleibigeii Araneiden den
Nachstellungen der Insectenfresser ausgesetzt sind. So liel)en carnivore Kerfe und iusectenfressende Vögel
(Kolibris) diese fetten Bissen ganz besonders, und eine grosse Menge von Mordvvesjx'n (Fompihis, Prio-
cnemis, At/enia, l'elopoeus, Trypoxißon etc.) trägt fast ausschliesslich als Nahrung für die junge Brut
Spinnen in ihre Nester ein. Der interessanten Arbeit von Elizabeth Peckham') entnehme ich die
weitere Angabe, dass nach Fahre (Nouv. Souv. Entomol. p. 'JOG) die Spinnen die „chauipions toujours
vaineus' der Pompiliden sind. Nach Belt-') jagt Fompilus poUstoides Spinnen sogar aus dem Gewebe
heraus, und Bates'') erwähnt die mit gelähmten Gasteracanthen gefüllten Mordwespennester. Auch Herb.
Smith schrieb an E. Peckham. dass die Hauptfeinde der Spinnen die stechenden Hj'menopteren sind,
und einige seiner besten Arten aus Wespennestern stammen. Wie Hentz ca. 20 — 40 Spinnen in je
einem Neste von Spliex fand, beobachtete auch E. Peckham deren eine älniliche hohe Zahl, meist ans
Epeiren bestehend. Auch durch iusectenfressende Vögel leiden die Sjiinnen sehr: die Kolibris fressen
fast nur Siuinien : nach Gentrv uinmit Trochilus colubris zelmmal so viel Spinnen als andere Insecteii,
und auch Belt (1. c. p. ol.j) fand die Kolibrimägen voll von kleinen saftigen Spinnen. In der Tliat ist
es von keiner Spimie bekannt, dass sie durch ,some nauseous taste or odour" geschützt sei: so werden
auch keine Spinnen von anderen nachgeahmt, wie E. Peckham (1. c. p. 103) richtig bemerkt.
Besonders die Familie der Attiden liefert ein interessantes Material für die Mimicry. Ihre
Angehörigen sind schon durch die auf den Boden etc. beschränkte freie Lebensweise und durch die lang-
gestreckte Körpergestalt vorwiegend zu zufälligen Anpassungen an flügellose stechende Hymenoijteren
(Ameisen. Mutillen) befähigt. In der Tliat leiden die Attiden auch besonders stark unter den Nach-
stellungen der Spinnenfeinde, und endlich tritt ein weiterer wichtiger, für die Erhaltung der Art ungünstiger
Factor ein, welcher die Seltenheit der Individuen erklärt: die geringe Ziihl der Eier. So legt nach
E. Peckham (1. c. ji. 75) die kleine, ameisenähnliche Synuy des plicata nur drei, dagegen der stärkste
Attide, Phidippus morsituns, ca. ISO Eier. ,Die kleine S. plicata ist vertheidigungslos und nur dui-ch
ihre Ameisenähnlichkeit geschützt. Eine Form mit so niediiger Geburtsziffer (birth-rate) kann sich nur
erhalten, wenn ihre Mortalität entsprechend gering ist." Ausser durch Gestalt und Färbung des Körpers
zeigt sich bei Synagcles nach E. Peckham die Ameisenähnlichkeit noch in der Zickzack-förmigen
Bewegungsart, dem Aufgeben der Sprungfähigkeit und dem vorsichtigen Tasten des vordersten Beinpaares,
welches den Fühlerbewegungen der Ameisen entspricht. So kommen für diese Spinnen nur die besonderen
Feinde der Ameisen, besonders die am Boden sammelnden Erdspechte, in Betracht. Doch dürften gegen
diese neuen Gefahren vor besonderen Feinden der Ameisen die Vortheile bedeutend überwiegen, welche
die Ameisenähnlichkeit den Spinnen gegen die zahlreichen allgemeinen Feinde ihrer Ordnung und besonders
Familie giebt, vor Allem gegen kleine Insectenfresser, gegen Attiden selbst, die nach E. Peckham nie
Ameisen nehmen, vielleicht auch gegen gewisse Pompiliden, welche ihre Eier in die Leiber lebender
Spinnen legen. Anscheinend wird Syiiageles im Freien von den Ameisen nicht belästigt. Auch .1, M.
') E. G. Peckham, Protective Kesemblances in Spider-s. ((_)ccas. Papers ot tlie Nat. Hist. of Wisconsin, I.
Milwaukee, 1889, p. 60—112.)
") Th. Belt. The Naturalist in Nicaragua, London 1888, p, 1:^3.
■') H. W. Bates. The Naturalist on the River Amazonas etc., p. 18(5.
VVeale erwähnt (Nature, 1871, 111, p. 508) ameisenähnliche Springspinnen, deren eine Art an Kraut-
plianzen lebt nnd die Vorderbeine fühlerartig hochhält. ')
IL Mimetische Anpassung unter den Insecten.
Während bei den Myriopoden keine Beispiele von Mimiery vorkommen, sind sie bei den Hexa-
poden im Allgemeinen desto häufiger, je geringeres Alter die betreffende Ordnung hat, und beziehen sich
in allen von mir aufgenommenen Fällen auch nur auf Insecten als Modelle^).
1. Mimetische Anpassung bei Orthopteren.
Obwohl manche Acridier, nach ihrer auffallenden Färbung zu urtheilen, in gewissem Grade vor
den Angriffen insectenfressender Vögel etc. geschützt sein dürften (Phymateus) . und andere einen un-
angenehmen Widrigkeitsduft zu entwickeln vermögen (Aularclms)^) , so muss doch im Allgemeinen die
Ordnung der Orthopteren zu denjenigen Kerfen gezählt werden, welche am meisten zur Nahrung der
Insectenfresser dienen.
Unter den Schaben {BJattitia Burm.) treffen wir einige wenig ausgebildete Fälle mimetischer
Anpassung an immune Insecten anderer Ordnungen anscheinend nur bei solchen Gattungen, welche keine
versteckte, sondern eine freie Lebensweise im Tageslicht und auf Blättern führen.
So erwähnt C. Bruuner^), dass in Amerika Ischnoptera und Phoraspis und in Indien Corydia
tagsüber auf Pflanzen leben, während die grosse Masse der Schaben sich in der Dunkelheit unter trocknem
Laube, unter Steinen, in morschem Holz etc. verborgen hält, und zahlreiche Arten sogar eine rein nächt-
liche Lebensweise führen. Die Hauptfeinde der Blattiden dürften Grabwespen (Ampulex etc.) sein, die
ihre Beute auch in ihrem Versteck aufsuchen.'') Während einzelne Arten der indisch -australischen Gattung
Corydia Serv. ein düster braunes Kleid tragen '') , ist bei Cor. Petiverana eine bunte Färbung entwickelt,
welche in Cor. nuptialis Gerst. eine weitere Ausbildung erfahrt. So erinnert letzterwähnte sehr seltene
grössere Art (Bengalen) durch die vier orangenen Bindenreste auf den schwarzen Vorderflügeln und die
dunkel orangenen, am Aussenrande schwarz gesäumten Hinterflügel besonders im Fluge etwas an gewisse
Eusemien (Agaristiden), nach Mittheilung des Herrn Fr. Kohl etwa an Eu. sodaJis.
') Ueber die Ameisenähnlichkeit gewisser .Spinnen vergleiche auch einen Aufsatz von Ph. Bi.'i'tkau (Verh.
Niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde, XLIII, 1886, p. 66).
') Das unter Andern auch von E. Krause und A. Seitz aui'genomraene Beispiel von (gegenseitiger V) iVIiniicry
zwischen Macroglossa titan und einem Kolibri dürfte nur als Product analoger Entwickelung unter gleichen Existenz-
bedingungen aufzufassen sein, da der Schwärmer das gewöhnliche Kleid der Macroglossen trägt, und es für den Kolibri
kaum vortheilhaft sein kann, für einen so schmackhaften Bissen, wie die Schwärmer es sind, gehalten zu werden.
^) Herr Fruhsdorfer theilte mir auf meine Anfrage mit. dass An. miliaris L. (Ceylon), der sehr gemein ist.
unangenehm duftet. Vergl. auch Proc. Ent. Soc. London, 1869, p. XIII.
') C. Brunner v. Wattenwyl, Nouveau Systeme des Blattaires. V'ienue 186.5, p. 18.
') Nur so lässt sich die Angabe von Lucas (Bull. Soc. Ent. France, 1879, p. CLIX) erklären, dass Ä. (•omiiri'.^.tus
die nächtliche Blatta americana einträgt, da die Grabwespe selbst ein Tagthier, die Schabe ein Nachtthier ist.
') Bei Cor. cartinculigera Gerst. sind, wie ich nachwies, noch mächtige seitliche Stinkdruseu entwickelt. iZur
Anatomie der Blattiden. Zool. Anzeiger, XII, 1889, p. 170.)
Die der neotropisclien Phoraspis nahestehemle Gattung Gassidodes Bnniu. mit ebenfalls last
ungerippten und sich in der Ruhelage nur unbedeutend deckenden Elytreii und einer einzigen Art.
C. ligata Brunn. (Philippinen), gleicht, wie zuerst K, S e m p e r ') hervorhob, in den hellen Randflecken
des Halsschildes und dem Saum der Flügeldecken dort vorkommenden Coccinellen.
Ueber die Lebensweise der rein neotropisclien Gattung Purafropa Sew. ist mir niclits bekannt.
Unter den wenigen Arten tragen P. elegans Burm. (lijcus de Sauss.) und J*. lycoides Sew. eine abweichende
Tracht. So besitzt P. eJecjans eine gelbe Binde am Vorderrande des dunklen Halsschildes und rothe
Flügeldecken mit drei schwarzen Längsstreifen, die sich im letzten Viertel vereinigen. Dadurch erinnert
diese seltene Art au einen immunen Spinner, die Arctiide Cissura decoru Walck. , von ungefähr gleicher
Grösse, doch bedarf diese merkwürdige Analogie noch der experimentellen Prüfung.
Weiter erinnert P. hjcoides Serv. (Para) durch die orangegelbe Färbung, die von einem Hals-
schildfleck, einem über die Mitte verlaufenden Querbande und der apicalen Verdunkelung der Flügeldecken
unterbrochen wird, an immune Malacodermen (Lyciden) mit der charakterischen Tracht des Calopt. variabile L.
In der nahestehenden neotropischen Schaben-Gattung Phoraspis Serv. erinnern die Formen mit
heller Läugsbinde der undeutlich gerippten Flügeldecken und glasig aufgehellten Halsschildseiten, zwisclien
welchen der Kopf durchscheint, etwas an Lampyriden. So ähnelt Ph. leucogramma Perty besonders der
Lucernulu fenestrata Germ., die jederseits eine helle Längsbinde neben dem Aussenrande der Flügeldecken
trägt. Awi Phoruspia Ijezieht sich wohl auch die interessante Bemerkung von Belt'-j, dass gewisse
Lampyriden-ähnliche Blattiden ebenfalls „instead (jf hiding in crevices and under lodges like their brethren,
rest during the day exposed on tlie surface of leaves, in the same manner as the fii-e-flies, they mimic'
Die einzigen mir bekannten Gattungen der Acridier , liei welciien unvollkommene Anpassungen
an andere Ordnungen (stechende Hymenopteren) vorkommen, sind Mastax Perty (Brasilien) und Erucus
Stal. (Lidien), welche durch den stark vorgequollenen Kopf, ilen taillenartig eingeengten Hinterleib, die
glasigen oder stai-k verdtmkelten Vorderfiügel. die kurzen Fühler, die Zeiciinung des Hinterleibes an
Raubwespen erinnern. Hier beruht die unvollkommene Anpassung der nach J. Westwood sehr seltenen
Foi'men wohl hauptsächlicli auf dem Schutzbedürfniss vor Verfolgungen durch Mordwespen.
Unter den Grylüden gleicht, wie K. Seniper (1. c.) zuerst entdeckte und Gerstäcker ge-
nauer begründete ■'), der merkwürdige einzige Vertreter der Gattung Scepastus Gerst., Sc. pachyrhynchoides
Gerst. (Philippinen), dem dortigen Rüsselkäfer Pachyrhynchus venustus Waterh. Zu der bei den Gerad-
flüglern schon so überaus seltenen metallischen Färbung tritt hier noch eine Unterbrechung durch scharf
umgrenzte hellfarbige Tüpfel hinzu, „ein allen bekannten Orthopteren ganz fremdartiges Verhalten."
Weiter ist das Halsschild stark halbkugelig gewölbt, sind die Flügeldecken „convex und nach hinten
birnförmig erweitert" und die vorderen Beinpaare „ganz käfei-artig gestaltet". „Selbst das letzte Bein-
paar, das bei den Gryllodeen sonst eine typische Gestaltung zeigt, ist zur Herstellung der Käfer-Aehnlich-
keit gleichsam in seiner Form- Prägnanz sichtlich modificirt." Der Vortheil dieser Anpassung beruht
wohl darauf, dass der zarte, weiche Geradflügler von seinen zahlreichen Feinden in dieser Maske nicht für
den Leckerbissen erkannt wird, den er in der That abgeben dürfte, und so in dem Gewände des stahlharten
') K. Semper. Die natürlichen Existenzbcdiiii^ungen der Tliiere. II. Leipzig 1880, p. 236.
") Th. Belt, The Naturalist in Nicaragua, London 1888. p. 318.
') A. Gerstäcker, Scepaatnx und I'Jii/Uosci/rtiis etc. (EntomoL Zeitung. Stettin, XXIV, ISfi:!. p. 424 tt'.i
Ö —
und vielleicbt auch inimuuen Rüsslers den Verfolgungen seitens der Insectenfresser weniger aus-
gesetzt ist.
Weiter erinnern nach Gerstäcker die Arten der neotropischen Gattung PhjUoscyrtus Guer.
durch ihren eigenartigen Habitus an Gicindelen , wie es schon bei dem südeurojiäischen Trigonidium
cicindfiloides in geringem Grade angedeutet ist.
Der sehr seltene blasse, flügellose Stenopebnatus monstrosus portentosus Hbst. ? (Gap) [Mus. Berlin]
endlich mit einem ganz colossalen Kopf, der nur Maske und grossentheils bohl ist. erinnert etwas an die
, Soldaten" der Termiten, üeber seine Lebensweise ist mir nichts bekannt.
Ob die eigenthümliche Körperform der PrOSCOpietl , welche in so hohem Grade an die der Phas-
iniden erinnert, als Anpassung an letztere oder als Resultat einer blossen durch die Gleichheit der Lebens-
weise etc. bedingten Convergenz aufzufassen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Anscheinend sind die
Proscopien viel seltener als Phasmiden und kommen nur an Orten vor, wo auch letztere sicii finden.
Ebenso besitzen die Phasmiden trotz ihres offenbar gegen Thierfresser schützenden Kleides vielleicht eine
gewisse Immunität bestimmten Feinden gegenüber, die sie entweder einer bestimmten Blattnahrung, — sie
sind sämmtlich phyllophag — , oder den grossen am Protliorax sich öiFnenden Stinkdrüsen verdanken. ')
Unter den Locustinen erinnert die eigenthümliclie Gattung Condißodera Westw. mit ver-
kümmerten Flügeln, vorgequollenem grossäugigem Kopf, zweimal eingeschnürtem, schmalem Prothorax,
stummelförmig verkümmerten Flügeln, langen Beinen und Fühlern und himmelblauer Färbung nach J. 0.
Westwood'-) derart an Tricondylu, eine Gattung der räuberischen Saudlaufkäfer, dass selbst dieser aus-
gezeichnete Forscher sie lange Zeit in seiner Sammlung unter den (Jicnidelen stecken hatte. Sicher ist
diese Aehnlichkeit des sehr seltenen zarten Geradflüglers mit einem der stärkst bewehrten und gepanzerten
ßaubinsecten für die Arterhaltung des ersteren von bedeutendem Nutzen, da besonders die Laubheuschrecken
eine so gesuchte Kost bilden.
Die rein neotropische Gattung Scuphura Burm. zeichnet sich vor der verwandten Gymiioceru Brülle
besonders durch die Fühler aus, die eine Strecke hinter der Basis stark verdickt und beborstet sind.
Dadurch verschwindet der lauge terminale Theil für das Auge und erscheinen die Fühler kurz wie bei
Sandwespen. Besitzen bei Sc. Viyorsii Krby. beide Geschlechter braune Flügeldecken, einen blauen
Hinterleib und weissgebänderte Schenkel, so trägt bei Sc. nitida Perty der Leib einen gelben Seitentüpfel,
während ein Weibchen von Sc. Kirhyi Westw. gelbe Tüpfel auf dem ersten und einen breiten gelben
Gürtel auf den fünf folgenden Ringen hat. Nach H. Burmeister fallen alle diese Formen vielleicht als
Varietäten unter eine Art zusammen. Wie zuerst H. Bates^) hervorhol), erinnern die Scaphuren auch
in ihrem Benehmen durchaus an Angehörige der Mordwespen, so besonders an Fepsis- , Priocnemis- und
Pompilus-Arten. Da letztere für ihre Brut oft aussciüiesslich Heuschrecken*) eintragen, liegt hier der
Schutz des verfolgten Thieres in der Aehnlichkeit nicht mit einem Familienangehörigen, sondern mit
seinem Verfolger.
') Vergl. E. Haase, Zur Anatomie der Blattiden. (Zool. Anzeisrei-, XII, 1889. p. 171.)
') .1. 0. Westwood, Illu.strat. of Relationships etc. {Trans. Linn. Soc. 1837, p. 419.)
^) H. W. B a t e s , Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley. (Trans. Linn. Soc. London, XXIII, p. .509.)
*) Nach A. Handlirsoh (Zool. bot. Ges. XXXIX, 1889, Sitzung.sber. p.öl) loVit S/jIic.r besonders von Orthopteren;
dasscU»; gilt ■/.. h. nach Kohl auch für unsere l'achi/tes spoliata und obsoleta.
N
Eine interessante Anpassung an Ameisen bietet die kleine, zu den Plianeruiateriden gehörige
3Itjnuec(>phuna fullax Brunn, aus Ambucarra im Sudan. Nach Brunn er') liat der breite Kopf des fast
schwarzen Insects ziemlich die richtige Form des Ameisenkopfe.s : auch die Fühler , erscheinen abgekürzt
und von der Basis etwas verdickt, sodass die gebrochene Form (der Ameisenftihler) so gut als möglich
nachgeahmt erscheint." Das Pronotum ist sehr bucklig, und „auch die Hinterschenkel haben ilire normale
Stärke zu Gunsten der Ameisenform nach Thunlichkeit eingebösst." Durch Verdeckung der Abdominal-
basis durch rein weisse Seitenbinden werden ,v oll kommen scharf die Con teuren des Ameisen-
leibes nachgeahmt und dadurch das Bild der letzteren dargestellt." Auch liier dürfte
der Schutz liesonders gegen den Angrifl' von C-rrabwespen wirksam sein.
'2. Miinetische Anpas-suim' unter den Hemiptereii.
Während bei eiirzeluen neotropischen Heteropteren iCoreodenj eine lycoide (blau-gelb-blaue)
Färbung der Flügeldecken vorkommt (Pctalops cardinulis Stäl ; Paryphes laetus F. ; P. flavicindus Stäl), so macht
doch diese allein die LycHS-Aehnlichkeit , welche wir bei den Käfern genauer be.sprechen werden, noch
nicht aus. Aehnliches gilt für die etwas an Coccinellen erinnernden Arten der afrikanischen Gattuno-
Sphaerocoris ßurm. (S. Argus F., Caj)) tnid Puchycoris Burm., Angehörige der Schildwanzen.
Von den zahlreichen Fällen mimetischer Anpassung von europäischen Wanzen, welche 0. Reuter'^)
in einer besonderen Arbeit auseinandersetzt, beschränke ich mich auf die Aufnahme derjenigen, welche
ich entweder nachprüfen konnte oder nach dem Text für besser begründet ansehen muss. Von den-
jenigen Formen, welche nur im Larven- und Xy m p h en s t a d i u m Ameisen gleichen, lebt die
Larve der Coreide Alydus culcaratus L. in der That an den meisten Orten mit Arbeiterameisen der
Fonuica rufa L. zusammen, der sie auch in dem gewandten Laufe derart gleicht, dass es einiger Aufmerk-
samkeit bedarf, um sie zu unterscheiden. Hierzu trägt nicht nur die röthliche Farbe des Thorax bei,
sondern auch die Form des Hinterleibes, denn letzterer ist an der Basis deutlich eingeschnürt und hinten
etwas aufgeblasen. Auch sind die Beine noch verhältnissmässig kurz und dünn und denen der Ameise
ähnlich gefärbt, und die Fühler sind wie bei letzterer an der Basis aufgehellt.
Von Capsiden erinnert bei 3Iimocoris courctutus Muls. et Key (Mittelmeerländer) nach Reuter
nur das schwarzbraune Weibchen mit verkümmerten Flügeln, lebhaft rothbraunem Kopf und Pronotum,
und an der Basis eingeschnürtem, hinten erweiterten Hinterleibe an Ameisen . in deren Gesellschaft es
lebt. Gleiches gilt nach Reuter für das seltene Weibchen von SystelJonotiis fri.yuttatus L., welches nur
rudimentäre Flügeldecken besitzt und nach Douglas (1. c) mit dem der Formica fuscu zusammenlebt.
Nach Flor (Die Rhynchoten Livlands, Dorpat ISliO, 1. p. 482) hat das Weibchen auch durch seine Be-
hendigkeit grosse Aehnlichkeit mit einer Ameise.
Endlich findet sich nach Reuter in beiden Geschlechtern eine ausgesprochene Aehn-
lichkeit mit Ameisen, die dem Hemipterologen besonders auffallen mag, bei einzelnen kleineren, weichen
Formen derselben Familie (Capsiden). So erinnern PilopJinrus bifasciatus (cinnamopterus Kirschb.), der
') C. Bruiiner v. Wattenwyl, Ueber liypertelische Nachahmungen Ijei den Orthopteren (Verh. zool.-bot. Ges.
Wien 1888, p. 248, Taf. XV. Fig. 1. a. 1>.).
-) 0. M. Reuter, Til kännedonien oin nünii>ka Heniiptera ete. lUfvers. Finska Vetenskaps Soc. Förhandl. XXI.
1879. p. 140—198).
Bibliotheca zoologica. Helt vni.
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iiuf Kiefern y.usainnien mit Formiai congerens geklopft wird . 1\ davatus L.. iler mit Lasius fuliginosus
an Birken, Weiden und Erlen herumkriecht, F. covfusus Kirschh. . der mit Lasius niger oft an Weiden-
büschen lebt, an Ameisen. Von der nordischen Miirmecoris gracüis Sahlb. erwähnt Reuter (1. c.
p. 174—175), dass die \ar.rnfusciilaÄe\- Formica rufa und die y ar. fusca der Formica fusca, mit denen sie
auf trockenen Wiesen leben, gleicht. Auch Diplucus und Camiwnotidca werden noch von Reuter als
in beiden Geschlechtern ameisenähnlich ano-eführt.
o
Der durch die Ameisenähnlichkeit erreichte Sciiutz dient wohl hauptsächlich der grösseren .Sicherheit
vor den Angriffen solcher Insecten (Mordwespen etc.), welche sich hauptsächlich (z. B. Tuchytes) von Wanzen
nähren. Dafür .spricht auch die ebenfalls von Wallace im .Darwinism' übernommene Beobachtung
von Belt (1. c. p. 319), dasa Spin iger luteicornis. mit schwärzlichen Flügeln und gelben kurzen Antennen,
,mit beiden genau wie eine Wespe {l'riornemis) vibrirt'. welche Bewegung seinen Familiengenossen sonst
fremd ist.
Wahrscheinlich sind unter den HoiTlopteren, die ja stets des Schutzes der Stinkdrüsen entbehren
müssen, welche gewisse Wanzen wahrscheinlich in hohem Grade widrig machen, mimetische Formen
zahlreicher entwickelt, als uns anzuführen möglich ist.
So erwähne ich nur, dass manche neotropische Arten von Heteronotus Lap., einer Gattung der
Buckelzirpen, durch die gelben Querringe des braunen Körpers an Polistes- und Futnenes- Arten erinnern.
Noch mehr ähnelt eine südamerikanische Tettigonien-Art des Mus. Berlin (Nr. 6584) mit an der
Basis verengtem Leib und gelblichem Hinterrande der sonst gelbbraunen Ringe und mit glasigen, scliwach
verdunkelten Flügeln von über Leibeslänge, entsprechend gefärbten Folistes-Arten derselben Gegend.
Dohertv und Hartert') erwähnen, dass eine grosse Cicade ei)iem indischen Tagfalter
TJiaumantis Atiris Westw. gleicht, der sich (s. u.) durch widrigen Geruch auszeichnet.
3. Miinetische Anpassungen unter den Hynienopteren.
So zahlreich die Fälle sind, in denen stechende Hymenopteren als Modell der Anpassung seitens
wehrloser Insecten anderer Ordnungen dienen, so selten sind die Beispiele gegenseitiger Anpassung unter
den Aderflüglern ; Fälle der Anpassung an andere Ordiningen dagegen kenne ich nicht.
Nach A. H a n d 1 i r s c h '-) gleichen mehrere Arten von Grabwespen Vertretern anderer Familien
(Vespiden, Scoliiden). So ist Gorytes politus'SmiÜi. der Polybia chrysothorax Web. (Brasilien, coli. Bescke), so
<?. velutinus Spm. der Gayellaeumenoides Spin., so G.robustus Randl. dem Odynerus ParredesiiSauss., so G.fus-
cus Tasch. der Neciaria Lecheguuna Latr. (Brasilien) ähnlich. Endlich erinnert der südeuropäische Stizustri-
dentatus an Scolia hirtu Üchreck auch in den Variationen der gelben Hinterleibsbinden. Nach Handlirsch
sind in diesen Fällen die Arten von Stizus und Gorytus als Nachahmer anzusehen, da ihr Habitus von dem
ihrer zahlreichen Gattungsverwandten abweicht und der der Vespiden- und Scolia-Art auch den Gattungs-
typus darstellt, und beruht der Vortlieil dieser Anpassung vielleicht darauf, dass die mimetischen Arten
in dem erborgten Kleide ihrer Hauptbeute, den Cicadinen, um so leichter sich annähern können, da
letztere von Vespiden und Scolien nichts zu fürchten haben. ^)
') K. Hai-tert, Biologisches aus dem indischen Faimeiigebiet (Berüner entouiol. Zeitschr. Bd. XXXIII. 1889 p. 29).
■') Vergl. Sitzungsber. zool.-hot. Ges. Wien 1888.
') Wahrscheinlich snid Vespiden und Scolien auch im Be.sitze der gefii
h-.ilb von den Feinden der Hynienopteren mehr gefürchtet und weniger verfolgt.
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Wälii'eiul sich die Goldwespen (Chnjsidue) durcb eigene kräftiffe Wafie und staliiiiarte Pan/eruiig
gegen die Angriffe der Bienen, Wespen und Grabwespen wehren, in deren Bauten sie ihre „Kuckucks-
eier' unterl)ringen. und die buntfarbigen lieterogynen (Scolien und Mutiilen) durch die Gefährlichkeit des
Stachels in genügendem Grade geschützt sind, tragen schwächere Arten das Kleid ihrer Wirthe, um in
das Nest derselben Zwecks der Eiablage sicherer einzudringen. So gleichen nach Gerstäcker (1. c.
p. 411) die Schmarotzergattungen Melcrtu und CocUnxys im Habitus am meisten denjenigen nestbauenden
Apiarien, deren Parasiten sie sind, nämlich Anthopliora und Megachilc. Noch hüher ausgebildete An-
jiassungen an Vespiden kommen z. B. in den Tropen Südamerikas vor. So ist eine Chalcidide Polistomorpha
Surinamensis Westw. nach Gerstäcker eine ,in der That vollendete Nachbildung von Po?2Sks iesiacea F.
und Chalcis emarginatu und punctata F. sind ebenso vollkommene Copieen von Polybia Cuyennensis F".
Leider kennen wir bisher die Wirthe der betreffenden Chalcidier noch nicht und müssen uns daher hüten,
aus der Aehnlichkeit einer schmarotzenden mit einer zellenbauenden Art schon auf ein Gegenseitigkeits-
verhältniss beider zu schliessen. So erinnert z. B. Sapyga repunda Spin. (Heterogyna) an Polistes
gullica F. und schmarotzt bei Xyloeopa violucea L. Auf jeden Fall kann solche Aehnlichkeit mit einer
geffirchteten räuberischen Art für das Freileben des geschlechtsreifen Parasiten und vielleicht auch für
Eindringungsversuche in fremde Nester nur von Nutzen sein.
4. Mimetische Anpassung unter den Neuropteren.
Die lange bekannte Aehnlichkeit der schnakenartigen Bittacus-Arten dürfte auf eine mimetische
Anpassung des Verfolgers an den Habitus seiner Opfer zurückzuführen sein ') und findet sich ebenfalls
bei einer neotropischen Art des Mus. Berlin mit verdunkelten Flügeln ausgesj^rochen. Nach v. d. Osten-
Sack en'-) lebt der californische B. apterus Mac. Lachl. auf offenen Grasplätzen und klettert mit grosser
Behendigkeit an Halmen, Mauern u. s. w. umher. An denselben Localitäten kommt auch eine im männ-
lichen Geschlecht ungeflügelte Tipula- Avt vor, welche er, nach den Beobachtungen Ost en - Sa ck e n 's
aussog, sodass Tipuliden vielleicht die gewiihnliclien Bentethiere jenes Bittacus sind.
Unser europäischer Drepanopteryx phalaneoJdes L. gleicht einem kleinen Spinner (Drepanu
lacertiHuria L.), und Fi-. Brauer^) führt von ihm an, dass ,die Imago sich von Lepidopteren nährt, deren
Flügelschnppen man im Magen noch gut erkennen kann".
.5. Mimetische Anpassung unter den Coleopteren.
Die zahlreichen Fälle von Mimicry unter den Käfern lassen sich zerlegen in :
1. Anjjassungen an durch Widrigkeit geschützte Angehörige derselben Ordnung:
1. solche an Vertreter anderer Insectenordnungen.
•l VL-rgl. die lebensfrische Abbikluiij^ Kr. Brauer's von Bittacus (Verh. zool.-bot. »jes. Wien 18.55, Tab. 11,
Fig. .5-H).
-) V. d. Osten-Sacken in Wiener entomul. Zeitung 1882. p. 120.
') Fr. Brauer. Beitr. zur Kenntn. il. Verwandl. d. Neuro|)teren (Verh. zool.-bot. üe.s. Wien 1855. p. 724).
0*
— 1-2 —
a. Als Modelle dienende Formen der Käfer. ')
Vielleicht sind alle Angehörig-e der M a I aco d er m a , vnii denen keine Form eine besonders ans-
gebildete Scbiit^ztiirlnuig besitzt, in mehr oder minder hohem Grade vor den Augrifi'en der Insectenfresser
sieber. So werden nach .1. Weir Arten unseres europäischen Telephorus von allen Vögeln vei-schmälit.
veigi. Taf.siii. Eine besonders in den Tropen verbreitete Familie der Malacodermen. die Lvciden, trafen Fliio-el-
Fig. 103, 100, , . ' . J ' r. c
u. Taf. XIV, decken, welche dem Körper meist nur flach aufliegen, ohne ihn zn nmschliessen, vier starke Längsrippen
Flg. los. besitzen und sich oft nacli hinten erweitern. Die Fühlerglieder sind vom vierten Gliede an meist verbreitert
und schwach gesägt. Wahrscheinlicli hatten alle Vertreter dieser Familie ursprünglich die gleiche Färbung,
ein helles, in der Mitte dunkler gefärbtes Halsschild und gelb- oder rothbi-anne Flügeldecken mit einem
basalen und einem apicalen dunkleren Querbande. Die Endformen der Entwickelungsreihe sind oft einfacher
gefärbt : so tragen Arten der australischen Gattung Metriorhynchus ganz schwarzbraune Flügeldecken,
und vFährend einzelne Formen der specifisch neotropischen Gattung Calopteron einfarbig stahlblau sind.
besitzen andere keine oder geringer ausgebildete dunkle Bänder.
Die Lyciden finden sich nach Lacordaire (1. c. IV, p. •JDl) auf Blumen und im H(d/, und stellen
sicli todt, wenn man sie berührt ,en contractant leurs pattes et flechissant leurs antennes". Beim Kriechen
über Blätter heben und senken sie nach Belt (1. c. p. Hl 7) ihre Flügeldecken in charakteristischer Weise.
— Ihre Larven leben meist in faulenden Baumstämmen von animalischer Nahrung und einige von ilinen
(Homalisus [Europa], Lycostonius [Indien]) leuchten.') Die Puppen hängen sich nach Bourgeois^) frei
wie die der Coccinellen auf. Die Lebenszähigkeit der Käfer ist trotz ihrer zarten Körperbedeckung
ausserordentlich gross.
Unter den Lampyriden '), deren Kopf oft unter dem breiten Thorax verborgen ist, sind es haupt-
sächlich grössere neotropische . am Tage meist auf Blättern ruhende Formen . welche in geringerem
Maasse als die Lyciden als Modelle der Nachahmung dienen, so Aspidosonia Lap.
Diejenigen Melasomen. welche als Modelle der Nachahmung seitens der Vertreter anderer Käfer-
familien angesehen werden dürfen, „se plaisent a la lumiere' und sind gerade im Sonnenschein sehr l)e-
weglich. Zahlreiche Ai'ten unter ihnen leben auch an Schwämmen und hauchen nach Lacordaire
(1. c. V, p. 10) „uiie odeur particuliere d'une nature ammoniacale'" aus. Andere Arten besitzen dagegen
meist ,une odeur fetide et cjui jiiJi'siste longtemps apres qu"on les a touchees". Die Lebenszähigkeit der
Melasomen ist oft ausserordentlich gross. Unter den epigäischen Gattungen erwähne ich hier die Tentvrien
vergi. Taf. siv. ^fj.|]-rjj. diumcs . courantes avec agilite ä l'ardeur du soleil". und die südamerikanischen flinken
Flg. IIV. .. "^
Nycteliiden, zu denen auch Callynthra Sol. gehört.
Zahlreiche Curculioniden besitzen so stahlharte Flügeldecken . dass der weiche Schnabel eines
insectenfressenden Vogels ihnen nichts anhaben kann. Andere Arten, welche auf und von Blättern
leben, dürften durch ihre bestimmte Nahrung unschmackhaft für ihre natürlichen Feinde geworden sein.
') In dtr Keiheii folgt" dev FiUiiilit'U uml der Aiigalie der biologi.«chen Notizen schliesse ich mich an lUis clas.sische
Hauptwerk von T h, Lacordairt', Genres des Coleopteres. im.
') Auch hier dürfte das Leuchten nur als Schreckmittel gegen Antritte der Feinde dienen, wie bei den Geophilidnn.
•) Bourgeois, Monogr. des Lycides (L'Abeille XX, 1882 pp).
*) Die Lanipjriden wurden nach Belt 1. c. p. 317 stets von seinem Atl'en verschniiiht und auch .seine , jungen
Hühner wollten sie nicht anrühren.
— \:; —
Manche der Hispiden („Stachelkäfer") sind durch einen widrigen Duft auso-ezeiclmet. der nach ^' •"'«'• ''^*''- ''i^'
. \ FiK. 120.
Bat es besonders bei einigen neotropischen Formen auffallt. Die Larven .sind phytophasi'. und so werden
auch wohl die Käfer durch bestimmte Pflanzennalirung immun.
Im Alls'emeinen an Schwämmen lebend, kommen die Erotvliden iiacli liacordaire (1. c. XII, ^^''"'' '"'''*• ^'^'
p. s) doch auch auf Blättei'n vor. „Tons les Erotyliens er .surtout les grandes especes exhalent tont ii
fait le meme odeur que les Diaperis, les AUecida, tpü vivent egalement sur les bolets."
Bei einigen Gattungen der Coccinelliden (Epilachna etc.) sind die Larven phvtophag: meist aber ^''='-''^''"^^'^'
^ 1^^ _ •■ _ . Fis. lU.
leben sie von animalischer Kost. Die Käfer sondern einen unangeuehm duftenden Saft aus. Auch wurde
nach F'oulton I. c. unsere Coccinella septempunctatu von Fröschen ohne jede Berührung vei'schniäht.
nach Miss < ' u n d e 1 1 jedoch im Winter von (liungrigen) Laubfröschen gefressen.
b. Mimetische Anpassungsformen der Käfer an Angehörige derselben
Ordnung.
In einem inhaltsreichen Aufsatz über die „Analogieen im Habitus /.wischen Coleopterenspecies
verschiedener Gattungen" hat 0. Thieme') zahlreiche Beispiele von Formähnlichkeit zusammengestellt,
welche ich. nachdem die Sammlung des Herrn Autors von dem zoologischen Museum in Berlin erworben
war. auch dort habe luichprüfen können. Ohne mich in eine Erörtenmg aller dieser manclnnal etwas
gesuchten Analogieen {■/.. ß. Pelonhim trifasckdttm — IHctyopteru exintia) einlassen zu wollen, werde ich
nur diejenigen erwähnen, welche mir als mimetische Anpassungen erscheinen, bemerke jedoch, dass ich
mich absichtlich in der Zahl der Beispiele beschränkt habe, da ich überzeugt bin, dass die Erfahrung der
Sammler und Systematiker uns gerade in dieser sei gut ilurchgearbeiteten Insectenorduung noch reiches
biologisches Material bringen wird. '■' )
Die in der That vorliandenen Analogieen in Form, Sculptur und Färbung, welche 0. Thieme
zwischen Laufkäfern (t'arabiden) und Heteromeren gleichen Fundortes, so zwischen dem algerischen
Carah'iis cychrocephalus Fairm. und der nächtlichen Moricu Sol. . zwischen dem californischen Cnlosnmu
Willcesii Lee. und Elueodes- Arten, zwischen Cul. atrovirens St. und Fasimachus mexicanus Gray erwähnt,
sind nicht so entschieden und bestimmt ausgebildet, dass man sie nicht schon aus der blossen
Wirkung gleicher Existenzbedingungen herleiten dürfte.
Dagegen möchte icii mit Thieme in dem ebenfalls zu den Laufkäfern gehörigen ^7riMS^'^''8'-'''-'>t-xivi,
fallaciosiis Chevr. eine Anpassungsform an Arten von Ca7/?/w^/<»"rt, besonders C. muUknsfa Gn4r., sehen.
Denn die Sculptur des hinten stark verschmälerten Halsschildes und besonders der Flügeldecken Ijesitzt
bei beiden eine so auffallende Aehnlichkeit, dass der Artname des Laufkäfers darin seine unbedingte
Erklärung findet. Der Rand der Flügeldecken ist abgesetzt und i'adial gefaltet, und die Scheibe trägt je
drei scharfe Leisten. — Eine geringer ausgebildete Anpassung finden wir auch bei den capländischen
Polyhirmu- Arten an dortige Truchynotus-¥ armen. — Nach Bat es erinnern die stark verschmälei'ten, metall-
farbenen, schlanken Agra-Arten Brasiliens durch ihre langsamen, gemessenen, Bewegungen an die liarten.
gemeinen, den Rüsslern nahe stehenden Brenfhiden und lelien ebenfalls auf Blättern.
') Berliner entomol. Zeitscbr. Band XXVIU. Heft 1.
') .\lti einen solchen neueren hervorragenden Beitrag zur Lösung biologischer Fragen erwähne ich U o d ni a n
und .'> a 1 V i n's .Biologia centrali-americanLi''. die allordings noch nicht abgeschlossen ist.
— u —
Einige brasilianische Arten von Lia Esth., w.'lolie nach 0. T h i e ni e ebenfalls an 8ili\väiiinien
(ob auch von ihnen?) leben, ähneln durch die weisslichen Binden auf lohfarbigem (nunde durch-
aus den Erotyliden : weiter ist auch die .Streifung der Flügeldecken verschwunden, wie einige ursprüng-
lichere Arten sie noch besitzen , und die Oberfläche derselben vollkommen glatt wie bei den Modellen,
vergi. Taf. XIV, §0 ei'innert Lia scripta Gast, mit zahlreichen, nahe der Basis quer angeordneten, hinten zerstreuten
schwarzen Punctflecken auf gelbbraunem Grunde an Friotehis vigititipimdatus F.; so ähnelt L. degans dem
Mei/aprotus ephippium, so L. ulhosinuata Putz, mit zwei weissen (^nerbinden auf den Flügeldecken dem
IphicJes ßavosinuatus Dej. auch durcii die Haltung des Ko])fes.
Unter den Wasserkäfern, den Staphyliniden, Histeriden etc., Lameliicornien, Buprestiden kommen
keine Fälle mimetischer Anpassung vor.
Erst bei den Elateriden treten lycoide Färbungen auf, die bei einigen brasilianischen Arten. Philodadyla
brasiliensis Gast, und Cardinrhinus scminiger Esch.. auffallend genug sind, doch entspricht die Köi'j^erform nicht
der des Modells in dem Maasse , dass man schon an eine Anpassung an Ltjcus denken muss.
Wie bei den Schmetterlingen unter den Neotropinen und Heliconinen trefi'eu wir auch unter den
an und für sich wohl allgemein mehr oder minder immunen Malacodermen in den verschiedensten Gat-
tungen Ij-ciforme Arten an, welche meist selten sind und zugleich der Masse ihrer Verwandten gegenüber
offenbar abgeleitet erscheinen. So besitzt in der Gattung Photuris Lee. (Lampyriden) Ph. lycoides
Gast. (Brasilien) ein breit gelbroth gerandetes Halsschild und dunkle Flügeldecken mit gelbbrauner Flügel-
binde, welche nach hinten Lycus-artig erweitert sind.') Auch in der zu den Telephoriden gehörigen
(jAttmig Chaiiliognathus Hunt/. {üalUunthia Dej.) treten, Avie 0. Thieme zuerst hervorhob, einzelne Arten
auf, die als mimetische Anpassungen an die häufigeren und vielleicht auch mehr geschützten Lyciden
erscheinen. Bei diesen Arten werden auch die Fühler breit und flach , sodass die Aehnlichkeit dadurch
noch erhöht wird. Leider sind mir nur die Musealnamen der interessantesten dieser Formen der reichen
Berliner Sammlung bekaimt geworden, wie vcstitiia Mus. Dahin gehört auch der kleine bei G od man
und S a 1 V i n abgebildete Silis lycoides Gorh.
Auch unter den Melyriden kommen lycoide Formen vor. So erinnert Priocera dimidiata Gerst. (Mom-
, bas) mit schwach verbreiterten, einseitig etwas gesäj^ten Fühlern und dunklem Ende der Flügeldecken etwas
an den ebenfalls afrikanischen Lycus conyener Gerst.
Viele Formen der Cleriden besitzen nach Lacordaire keine härteren Flügeldecken als die Mala-
codermen. Daher wird es erklärlich, dass manche der Blumenbesucher, ausschliesslich seltene Arten, eine fremde
Tracht angenommen haben , was wir wieder besonders bei neotropischen Formen ausgebildet sehen.
Nach Gorh am (in der „Biologia centrali-americana') ist die Gattung if/twe« „remarkable for the closeness
with which its species mimic small Lycidae and Lampyridae". Es gleicht z. B. nach den Abbildungen
bei Godman und Salvin (ib.) die Ichneu mexicanu Gorh. dem Culopteron iclmoides Gorh. und dem
ähnlichen Cah mimiciim Gorh. ; auch 1. histrio Gorh., und die variable I. disjuncta Gorh. erinnert durch
die hintere Verbreiterung der gelbbraunen, am Ende verdunkelten Flügeldecken und die Form der Fühler
an Culopteron- Arten wie Gal. affine und Cal. reticulatum L. und a.n Lygistopterus amabilis (iorh. Diese Ver-
breiterung der Flügeldecken ist hei Ichnea mezicana im Weibchen (1. c. Taf. IX, Fig. 19) stärker aus-
gebildet. Ganz gelbbraune Formen von Ichneu erinnern an Culopteron rufulum Gorh.
'J Von lycoiden Lampyii'leii erwiiline ich noch (liidoihs iiUinin.<ii und j'IkhiioUk Uniiiiitttis: als liei Goitniaii uml
Salvin I. c. abgebildet.
Auch in der Gattun«? Pelotihini S|iin. <iu-M es einzelne gut ausgebildete Anpassungsfornien. So
erinnert das abgeflachte P. Sinnolac St. (Caracas) mit hinten stark verbreiterten, leuchtend rotlien . am ^*''"'- ■*'*'• ^"'
, , • Ti»- 1 • '■"'"• 105 u. 105.
Ende tiefblauen Flügeldecken und in der Mitte schw;irzblauem . rof hgerandeteni Halsschild an Dictyopteni
eximia Er. (Lyciden). Ebenso sind einzelne seltene Arten von J'lutynopiera Chevr. ausgezeichnete Cojiieeii
von CaJopteron. So besitzt /'/. h/ciforme Kl. gelbrothe Halsschildränder und stark gerippte , hinten ver-
breiterte Flügeldecken mit rostgelber Mittelbinde, so erinnert auch PI. ampliatum Kl. durch
die lycoide Färbung seiner gerippten Elytren und die Form der breiten, innen stark gezähnten Fühler
an Caloideron-Xrien. Der südafrikanische Placocerus dimidiatus Kl. ähnelt durch Färbung und Füliler-
forni ebenfalls dortigen Li)CHS-Arten.
Unter den Xylophagen sind mir keine Fälle von Mimicry bekannt geworden.
Unter den Melasomen gicbt es einzelne seltene neotropische Arten , welche trotz der fast all-
gemeinen Immunität der Faniilienangeliörigen doch noch in dem Kleide der zahlreicheren oder verhäitniss-
mässig besser geschützten Vertreter anderer Familien Schutz vor den Nachstellungen der Feinde ihrer
Gattung suchen. So erinnert Campsia irroruta Dalni. (Brasilien) durch das schwarze Haisschild und die
stark gewölbten, gelbbraunen, schwarz punctirten Flügeldecken an einen dem E. (jiganteus F. nahestehenden
Erotylus. Auch der hochgebuckelte, mit schwarzer Querbinde der gelbbraunen, schwai'z punctirten
Flügeldecken versehene Spheniscus erotyloides kann nur als Anpassungsform an stark gebuckelte J5ro^y/MS-^^''°'' '"'*'■ ''^^"
Arten , wie E. nnnulatus Lac. , aufgefasst werden. Aehnlich eriimert Pyanisia undatu F. mit ihren
charakteristischen Zeichnungen auf rothl)raunem Grunde an Pselaphacus oblongus und Ischyrus brasiliensis,
und ähnelt, wie 0. Thieine ebenfalls hervorhebt. P. hieroglyphica Perty ,mit der so eigenthümliclien
Zeichnung von gereihten Kreisen" und Zackenbinden an i/j/wf/es- Arten, also ebenfalls an Erotyliden.
Unter den Ripiphoriden macht der seltene Ancholaemus h/cißirmis Gerst. mit hinten etwas
erweiterten, im letzten Drittel schwärzlichen Flügeldecken (Brasilien) durch seine Färbung einen ott'eiibar
Zj/CHS-artigen Eindruck.
Trotzdem nach Lacordaire manche Arten der Familie der Vesicatltjen „exhalent une odeur
particuliere, penetrante et analogue ä celle des souris", sich bei Berührung todt stellen und sehr lebenszäh
sind, zeigen doch einzelne seltenere F'ormen von Tetronyx eine gewisse i?/ci/s- Aehnlichkeit, und bei
T. depressa Kl. (Brasilien) mit seitlich gelbbraunem Halsschild und solcher Mittelbinde der dunklen Flügel-
decken tritt durch die hinten verln'eiterte Form der letzteren eine grosse Aehnlichkeit mit Calopteron
retieiilatum F. auf.
Unter den Oedemeriden ist eine schöne Ditiihjs-A.rt des Mus. Berlin aus Queensland bis auf das
dunkelstahlblaue letzte Drittel der Flügeldecken vollkommen rothgelb, und Aehnliches gilt für die noch
auffallendere Asclera festiva Mus. (Cuba) : so erinnern beide au dort vorkommenden Lyciden. — Von der
Gattung Pseudnlycns Gue'r. erwähne ich nur von Vandiemensland Ps. hacmorrhoidalis F. mit schwarz- '^''"'s'T»f.xiv,
braunen, hinten aufgehellten Flügeldecken, der an Mdriorhynchiis marginutus Er. erinnert, und Ps. haemo-
pterns Er. mit rostbraunen F'lügeldecken, der Metr. erythropterus Er. sehr ähnlich ist.
Unter den Curculioniden tragen nur gewisse Rhynchitiden das fremde Kleid der Lyciden. So
erinnert der in seiner Färbung sehr veränderliche Homalocenis lyciformis Germ. (Brasilien) mit hinten etwas
erweiterten Flügeldecken, vorn stark verengtem Thorax, besonders am Weibchen in der Mitte erweiterten
und abgeflachten Fühlern an dunkle Varietäten von Lyons rcticulatns L. Der ebenfalls neotropische
H. nigripennis Hope gleicht dagegen ziemlich genau dem Tehphorus varians Kl. (nee. Rosenh.) des Mus. Berlin.
— 10 —
Aehnliili eriimei-n ilie Arten von Rhinotia Kiibv an die iler fast ausschliesslich australischen Lyciden-
Gattung Metn'orhynchiis Giier. , so Rh. huemoptera Kirby mit deutlich von Liingsleisten und Querrunzeln
durchzogenen Flügeldecken an den Metr. rufipennis F.. und eine kleinere unbenannte Form des iMus.
Berlin (Queensland) hat noch deutlichere Flügeldeckensculptur und viel breitere Fühler.
Unter den Bockkäfern, Cerambyciden. deren Larven allgemein im Holze leben, sind raimetische
Anpassungsformen, analog denen der Sesien und (.'astnien unter den Sclimetterlingen , weit verbreitet, in
gewisser Zahl schon von Bates aufgeführt und auf seine Autorität hin von Wallace übernommen.
Leider war es mir nur in wenigen Fällen möglich, diese Beispiele nachzuprüfen, ich erwähne daher die mir
unzugänglich gebliebenen unter dem Namen ihres Begründers am Schluss der Familie. Sehr zahlreich
sind die lycoiden Formen in der neotropischen Region vertreten , aber nur verhältnissmässig wenige und
seltene Arten zeigen eine so ausgebildete raimetische Anpassung, dass sie von den zahlreichen Feinden
der Cerambyciden für Lyciden gehalten werden dürften. ')
Erst in der Gattung Pteroplatus Bug., die kleinere, weichhäutige Formen umfasst, bildet sich
veigi. Tat. XIII. die Anpassung an Calopteron- Arten höher aus. So erinnert Pt. radiutus (Mus. Berlin) an Cal. reticu-
latum F.- auch in der starken hinteren Erweitei'ung der Flügeldeckenform : so ähnelt Pt. variabüis Salle
(Venezuela) von leuchtend rother, hinten tief violblauer Färbung dem Cal. bicolor Ol. und ähnlichen Arten,
so Pt. lyciformis Germ, mit etwas weisslicher Mittelbinde der Flügeldecken anderen Üalopteron-Arten.
Aehnlich ist die Gattung Eroschema Pascoe durch mimetische Anjiassungen an die australische
Lyciden-Gattung Metriorhynchus ausgezeichnet, die sich in der Verbreiterung der Fühler und den drei
gleichniässigen Längsrippen und feinen Querrunzeln der Flügeldecken ausspricht. So erinnert das
vergi. Tal. xiii,^_ Po^gyl Pascoe mit schwarzem Halsschilde und rostbraunen Flügeldecken an den etwas breiteren
Fig. 107 11. los. ^ . .
Metriorhynchus erythropterus Er. (N.-S. -Wales). Auch Stenodenis- Arten erinnern an Metriorliynchen.
Andere Bockkäfer erinnern an Curculioniden, welche sich durch die Härte ihres Chitinpanzers (oder
Immunität':') auszeichnen.-) Hierher gehören besonders die von K. Sem per auf den Philippinen entdeckten
und 1. c. p. 236 abgebildeten BeisiDiele, deren Namen ich nicht ergänzen kann. So gleicht der Doliops
curculioHoides Waterh. einem Pachyrhyruhns . Doliops sp. dem Pacli.yrhyiichus orhifer: auch einige
Hubrynu- Arten erinnern nach Gerstäcker durchaus an bestimmte Arten derselben Biisselkäfergattung.
Weiter gleicht auch Aprcphata nota Newm. (Manila) Arten wie Pachyrhynchus decussatus. Dagegen
erinnert der seltene Stychus aniycteroides Pascoe (Australien) durcli die Höckerreihen der Flügeldecken
und die Körperform auffallend an eine der zahlreichen dortigen Amycterus- Arten , so an A.
Schönherri Hope mit ausserordentlich hartem Panzer.
Bei den Lamünen giebt es besonders in der neotropischen Region wieder einzelne lyciforme
Arten. Li der Gattung Hemilophus Serv. {Spathopteru Serv.) , erinnert H. amictus Klug (Bahia)
und H. lyciformis (Mus. Berlin) mit gelben Seitenrändern des Halsschildes und liinten schwach
vergi.Taf. XIII, erweiterten Flügeldecken an Calopteron reticidatum F., so der weissbindige H. toyatusKlug an das gleichgefärbte
^'^'^''^'''^"^' Cal. fastidiosumDej. Auch H. radiosus Ahr., H. palliatus Kl., H. ampliutus Kl. mit schmaler gelber Mittel-
binde und schwacher axillarer Aufhellung der Flügeldecken erinnern an Lyciden. Weiter ähnelt auch
eine indische Art, Ephies dilaticornis Pascoe (Borneo), nach der Abbildung dortigen Lycus-Arten.
') Der Bockkäfer £cfl«.(/er iiobilis Bates, welcher dem ddojitcru/i l>as<t/f Kl. iihnelt. ahmt nach B c 1 t (1. c. p. 817)
mich die oben erwähnten Bewegungen der Lyciden nach.
^j Ueber die Nahrungspflanze der Larven dieser Arten i»t nichts bekannt.
An lycifornien lunieii ceutraliinirrikanisciieu Arten, die Bat es in iler Biolo</ia centrali-aniericana
lierausgal>. erwähne ich nocli Tdhliniena aJienu Bates (Nicarajrna), die an Lygistoptems aniabilis Gorh.. und
den einfarbi<j rotliiielben Erythroleptus cros Bates, der an Calojdr.ron riifuhim Gorh. erinnert. Ausgezeichnet
durch die Abliachung und hintere Erweiterung der Flügeldeclven ist besonders Lyridula Bates, deren eine
Art./.. .BeZi« Bates, dem stark verbreiterten Calopteron cornigutum Gorh. und anderen .\rten sehr ähnlich ist.
Andere Bockkäfertbrnien haljen das Kleid iler L a ni pv r id en entliehen. So gleicht nacli Bates,
1. c. p. 1219, die Gattung Alaiiipyrix Bates kleinen Fhtit/iius, und auch Tyrinthia photurhia erinnert durch
den hellen Seitenrand des Halsschildes an Fhoturis- Arten nahe nivllis Gorh. So bildet sich in der Gattung
Tropidosoma bei Tr. Spencei Krby. eine wegen des schmalen Körpers in <ler Form recht unvollständine. in
der Färbung dagegen besser durchgeführte Aehnlichkeit mit der grossen Lampyride Lamprocera Laintillei
Krby. heraus. Hierher gehört auch der einzige mir bekannte Fall einer niinietischen Anpassung in der
Abtheilung der Prioniiü, der OteostJtethus melaniirus Bates (Chontales, Nicaragua).
Sehr selten sind Anpassungen der Böcke an andere Käferfamilien. So erinnert Ctciiodes miniata'^'^^eiiB.t. xiy.
Vi". 120—121.
King (Fora) mit blutrothera Halsschild und einzelnen solchen Tüpfeln und Kielen auf den abgekürzten
Flügeldecken durchaus an eine Hispide, Cephulodorda spinipes Baly, mit auf schwarzem Grunde
vortretenden blutrothen Warzen, welche auf den Blättern einer Kletterpflanze (Arislolochia) in
grösseren Mengen lebt. Ihr gleicht auch nach Bates der Erythroplutys eondlifcr White (Cat. Long. Brit.
Mus. p. 202, Taf. V, 2) aus Santarem, der auf den Blumen eines Baumes vorkommt, und (Trans. Ent.
Soc. p. 422 [1870]) weiter der Strcplolab/s hispoides Bates (Ega).
. Noch seltener sind Anpassungen an F]r o ty lid e ii. So gleicht der schöne l'oecdopeplns cnralli/er St.\ovgi. thixiv.
mit rotlien Schulterecken und gelbbraunen, mit queren Zackenbändern gezierten Flügeldecken besonders ° "
in den breiteren Weibchen dem häufigen Erottjliis histrio L. (Brasilien).
Weiter erinnern nach Bates') zahlreiche brasilianische Cerambyciden, die ich nicht vergleichen
konnte, an Curculioniden : so PhaccUocera dorsaJis White an Heiliptts sp. und Fhacellocera Butesii Pascoe
(Ega), die mit gerade vorwärts gestreckten Antennen über die Stämme kriecht, an eine grüne Art von
PtycJioderes (Anthribiden). So lässt Gymnoccrus cratosomoidcs Bates an Cndosonius-kxien denken, denen er
auch durch die grossen basalen Höcker der Flügeldecken gleicht; ,the shortness and slenderness of the
antennae rendering these organs almost invisible at a short distance. also assist in perfecting the di.sguise,
which corapletely deceived nie, when I saw the insect in situ."
Ti-otzdem wir eine Hispide als Modell für Cerambyciden kennen lernten, ti-eten doch unter dieser
Familie in Südamerika eigenthümliche Färbungen auf, die wir nur als mimetische Anpassungen der viel-
leicht seltneren Art an die Lyciden auffassen dürfen. So erinnern nach den Abbildungen bei Godman
und Salvin, Biologia centrali-americana, wie mir Herr Gustos Kolbe in Berlin gütigst mittheilte, Cepha-
lodoida Cliampioni und Chalepus conijvner, Ch. conti(juu>i, Ch. amiciis durch die längs der Mitte und hinten schwarze,
seitlich gelbe Färbung der Flügeldecken und des Halsschildes an das Calopteron imitator Gorh. Weiter
erinnert Chalepus alienus an Calopteron recticulatum F. (mit schwarzen, von gelber Schultermakel und Querbinde
unterbnichenen Flügeldecken), Cephalodonta javeti an Calopteron tricostatum, Chalepus posti cid us an den
Lycostomus semiustns Cheor. und Chalepus Wuterhousi an Calopt. mtlanopdvrum Luc.
Unter den Chrysomeliden finden sich in der südamerikanischen Gattung Dorypliora St;il zahlreiche Arten.
') .\iiii. Mag. Xat. hist. ä. sei-. IX, p. 4Ö8
Bibliotheca zoologica. Helt VlII.
— 18 —
welclie durch liocligelbe Farbe und oft bis in's Detail hinein wiederholte Zeichnung durchaus au schwammfressende
Erotyliden derselben Gegend erinnern, mit denen sie uacli (). T h i e m e ') zusammen leben. Es ist nun noch
festzustellen, ob sie oder auch ihre Larven in der That wie die Erotyliden von Bauraschwämmen leben
und durch diese Nahrung ebenso immun werden wie die Schwammfresser. Sind die betreffenden Donjphora-
Arten dagegen als Larven Blattfresser wie ihre Verwandten, so blieben sie wahrscheinlich auch als
Imagiiies schmackhaft und nahmen als echte Nachahmer die Tracht der Erotyliden mir um des Schutzes
vor Nachstellungen willen an. Als besonders bemerkenswerth sei hier noch die Aehnlichkeit der Doryphoru
epilachnoides Stäl mit der Epilachna radiata Er. erwähnt ; da es hier anscheinend die Solaneen-Nahrung
der letzteren ist, welche sie immun macht und zur Anpassung von Seiten der kleinen Doryphoru- kv^ führte.
C. Mimetische A n p as s u n g s f o r m en d e r K ä f e r an stechende Hy m en op t e r e n.
Zu diesen Anpassungsformen stellen nur zwei Familien ihr Contingent, welche durch schlanke und
cylindrische Körperform und stärkere Behaarung dafür besonders geeignet erscheinen : die Cleriden und
Cerambyciden. Unter den Cleriden gleichen die Arten von Clerus L. selbst grossentheils den in ihrem
Verbreitungsbezirk häufigen flügellosen Weibchen heterogyner Hyraenopteren, der Mutillen. Dazu trägt
besonders die Haltung des Kopfes und das kurze, sammetartig behaarte Halsschild bei, aber auch die
Zeichnung der Flügeldecken gleicht oft der Körperzeichnung der Modelle. So lässt unser Clerus mutil-
larius mit an der Basis roth- und dahinter zweimal weissbindigen, deutlich behaarten Flügeldecken an die
Mutilla europaca L. mit rothem Halsschild und zwei weissen Hinterleibshaarbinden denken, und dasselbe
gilt in gei'ingem Grade für andere europäische und nordamerikanische Arten. Ebenso gleichen die süd-
amerikanischen Vertreter den dortigen zahlreichen Mutillen : so erinnert Cl. Kirhiji Syn. an Formen
mit gelbem Halsschilde und orangenenAbdominalflecken wieM. quadrinotata Kl. und M. spinosa Kl. (Mus. Berlin).
Die meist wenig vollkommenen Anpassungen der Bockkäfer an stechende Hymenopteren beschränken
sich uaturgemäss auf die eine Unterfamilie der Cerambyciden. welche einen langgestreckten Leib besitzt.
Unter diesen ist es wieder die eine Gruppe der MaIorihus-a\t\gen Gattungen, welche durch die meist
abgekürzten oder klaffenden Flügeldecken und die stark geneigte Stirn schon ilas beste Material für diese
Umwandlung bietet.
Wahrscheinlich entstand diese Gruppe aus Clytus-urtignn Formen mit bunten (,juerbinden auf den
Flügeldecken und wurde diese Zeichnung von hinten nach vorn mit der zunehmenden Verkürzuug der
letzteren auf dem Leibe selbst ausgebildet. Leider ist es mir in fast allen Fällen unmöglich gewesen,
die etwaigen Modelle zu diesen nachahmenden Böcken festzustellen. So begnüge ich mich denn mit einem
kurzen Hinweise auf die merkwürdigsten Formen.
Von bemerkenswertheren Fällen aus der Literatur sei hier der eigenthümliche, auch vonAVallace.
erwähnte ColoborJiombus fuscatipennis Pryer'^) (N. Borneo) erwähnt, wohl das schönste der hierher ge-
hörigen Beispiele, da der Bock durch die Färbung der Hinterflügel diejenige der Voi'derflügel einer Raub-
wespe, Mygnimia aviculus Sauss., wiedei-giebt inid sich von ihr eigentlich auf den ersten Blick nur durch
die verschiedene Länge des Antennen unterscheidet. ^ Hierher gehört auch der von F^ r. Müller be-
richtete Fall der Aehnlichkeit der Charis melipona (?) mit einer Melipona-Art und die von Bates er-
') Wegen der Aiialogieeu zwischen den einzelnen Arten verweise ich auf Thieme's Arbeit, welche gerade diesen
Punct ausführlicher behandelt.
^) H. J. S. P ryer, On two reiuarkable ca.ses of luiuiicry froni Eloimra (Trans. Ent. Soo. 188.">, p. o&>. Taf. X).
— 19 —
wähnte orrosse Aehnlichkeit der Spliecomorpha thahjbcu Newm. (Bnisilien), die ein sjestieltes Abdomen besitzt,
mit einer stahlblauen Mordwespe (V Pepsis).
Schliesslich erwähne ich noch die Arten von Esthesis Newm.. welche aut' Australien beschränkt f,":" "° ••;, '
r lg, I i4 — J -•)•
sind. Bei E. ferrugineus ist Kopt und Halsschild goldi^gelb l)ehaart vind die Naht der Flügeldecken elien-
so gerandet. Auch die Brust ist seitlich gelli behaart: ebenso sind die ersten Kückenplatten gelb und
werden hinten von einem zwei Segmente begreifenden Gürtel begrenzt, auf den wieder ein gelbes Hinter-
leibsende folgt. Auch die Bauchplatten sind am Hinterrande gelb behaart und die Hintertlügel glasig.
So tritt bei dem fliegenden und sitzenden Thier eine auffallende Wespen-Aehnlichkeit hervor. — Bei der
kleineren E. rariegata F. erinnert auch ilie Zuspitzung des Hinterleibes an die für Vespiden eigen-
thümliche Form.
Hierher gehört vor Allem ein oft citirtes Beisj)iel aus unserer Fauna, die Aehnlichkeit des Mdlorchits
Salicis F. etc. mit , Schlupfwespen'. In der That ist die Aehnlichkeit des Bockkäfers mit Arten wie
Anomalon heros Wsni. recht auffällig, doch fehlen hier alle biologischen Beziehungen beider Arten zu ein-
ander und der Ichneumon ist wohl ebenso wenig geschützt wie der Bockkäfer, da ja die Entomophagen
keine Giftdrüsen besitzen. So ist vielleicht die besonders im Fluge auffallende Hymenopteren-Form unseres
Bockkäfers eine Anpassung an Arten von Ammophilu, welche ebenfalls die ähnliche Färbung des Hinter-
leibes besitzen. Denn Anpassungen der Böcke, die vielleicht ihrem eigenen Schutze gegen Grabwespen
dienen, an letztere sind nicht selten. So erinnert auch der sammetscbwarze Colobus hemipherus F. (.Java)
mit langen düster stahlblauen Hinterflügeln und sehr laugen blauen Beinen an Sphegiden.
(i. Miiiietisclie Aii|)assuii<ieii von Seiten dfr I.epiclopteren.
Wie das Problem der Mimicry von Bates nach seinen Beobachtungen an Schmetterlingen auf-
geworfen wurde, wird es auch stets sein bestes Beweismaterial in den Vertretern dieser Insectenordnung
finden. In der Gliederung des umfangreichen Materiales. welches wegen seiner Bedeutung für die Mimicry-
Theorie eine besonders weite Berücksichtigung verdient, haben wir uns veranlasst gesehen, innerhalb der
auch schon in der Papilioniden- Arbeit aufgestellten natürlichen \'erbreitungsbezirke zuerst die Anpassungen
von Lepidopteren an einander zu liesprechen, weil sie das Beweismaterial für unsere Schlüsse bilden.
Dann folgen die Anpassungen von Lepidopteren au andere Ordnungen der Insecten, deren Erörterung
weniger Aufschluss geben konnte.
a. Anpassungen unter Lepidopteren.
Auch in dieser Abtheilung werden zuerst die imnnmen Arten, welche als Modelle der Anpassung
dienen, l)ehaudelt werden, und wird die Besprechung der nachahmenden Formen sich anschliessen.
1 . P a 1 ä a r k tische K e g i o n.
In der paläarktischen Region sind bisher keine unanfechtbaren Fälle gegenseitiger Nachahmung
von Schmetterlingen bekannt. Es dürfte dies unter .\nderem daran liegen, dass keine durchaus immunen
— 20 —
Schmetterlinge in ihr vorkommen dürften, weil der allgemeine Mangel an Nahrungsmaterial die insecten-
fressenden Vögel veranlasst, oft auch die unschmackhai'teren Formen zu nehmen. So Hessen einige gefangen
gehaltene Sperbergrasmücken die ihnen von mir vorgeworfenen Stücke von Zygacmi trifolii zwar zwei
Tage lang am Leben , am dritten aber frassen sie, von Hunger getrieben, die offenbar wenig wohl-
schmeckenden Thiere doch. Aehnlich beobachtete auch E. G. Poulton'), dass Z. filipenduulue von
Vögeln mit Widerstreben genommen wurde, während die Eidechsen nach Butler 's Experiment sie ver-
schmähten. Dagegen wurde nach J. Weis Forthesia uurifluu von Eidechsen gefressen. Auch Spilnsomu
menthastri wurde widerstrebend vo)i Rothkelchen und Emberiza scheoniclus gegessen, aber von allen anderen
Vögeln verschmäht, und Stainton warf dasselbe Truthähnen vergeblich vor. Die ähnlicii auffallend
gefärbte ebenfalls weissflügelige Spilosomn lubricipcdn mit gelbem Leib wurde nur ausnahmsweise genommen.
Diese Beobachtungen veranlassten A. R. Wallacenoch in seinem ,Darwinism" '') Diuplioni
mendica als Beispiel wahi'scheinlicher Mimicry anzugeben, da ihr Weibchen dem Spilosama menthastri
gleicht und nach Wallace diese Aehnlichkeit erworben hat, um dadurch grösseren Schutz zu geniessen.
Es sind aber beide Formen nach den Structurmerkmalen so nahe Verwandte, dass sie nur künstlich in
zwei Gattungen gebracht, am besten aber wieder im Genus Spilosoma vereinigt werden. So giebt auch
das Weibchen von D. mendica in seiner Färbung nur die seiner nächsten Verwandten wieder ^), und auch die
Ranpe gleicht derjenigen von S. lubricipeda.
Der weitere von Meldola angegebene Fall einer minietisclien Anpassung den Wallace, 1. c.
p, 279, ebenfalls wiedergiebt, dass Acidalia subsericeata die ebenfalls zu den Geometriden gehörige Asthena
candklata nachahmen soll, ist einfach zu streichen, da weder besondere biologische Gegenseitigkeits-
beziehungen zwischen beiden Arten vorliegen noch die Aehnlichkeit besonders in die Augen springt.
Auch gegen die von Dietze angeführten Beispiele der Mimicry unter deutschen Schmetterlingen
muss ich Bedenken äussern. So gleicht Scoria decdbuta L , ein weisser, an Waldrändern ,bei Tage im
Sonnenschein fliegender und an Blüthen saugender" Spanner „mit langem Hinterleibe des Männchens und
für eine Geouietride sonderbar gebauten Flügeln" nach Dietze, 1. c. p. 281, „einem Weisslinge, besonders
P. Napi, dessen Unterseite der Hinterflügel ebenfalls dunkel geädert wird". Auch nach A. Seitz M
copirt der weisse Spanner „den verschmähten Kolilweissling". Nun wird letzterer aber von Vögeln viel
verfolgt, wie ich häufig beobachtete; so sah icli ihn auch vom Sperling nehmen, was frühere Angaben
englischer Beobachter (Nature IH, p. 106) und die von A. G. Butler und Poulton, 1. c. j). 24(1
bestätigen. Wie diese Art wurde auch F. brassicue nach Poulton, 1. c. p, 45, , schnell von allen
Eidechsen, aber wegen der grossen Schuppenfiügel nicht gern" gefressen und R, Trimen '■') sah,
wie eine Schwalbe ihn verfolgte. Auch mehrfache Beobachtungen von Ornithologen bestätigen diese
Angaben.
Uebrigens ist eine weissliche Flügelfärbung auch bei Spannern weit verbreitet.
') E. G, Poulton, The experimental proof of the protective value of colour und markiiiijs in insects in referenee
to their vectebrate eneiuies. Proc. zool. Soc. London 1887, p. 218.
') A. R. Wallace, Darwinisni, an exposition of the theory of natural selection. London 1889, p. 248.
') Schon C. Dietze spricht sich in einem Aufsatz „über einige Beispiele von Nachahmuno' bei Insecten''. Stett.
ent. Zeitg. XXXIT, 1871, p. 279, für diese Ansicht aus.
*) A. Seitz. Betrachtungen über die Schutzvorrichtungen der Thiere. Zoolog. Jahrliuch. Abtli. f. Systematik etc.
III, p. 87.
n Trans. Linn. Soc. XXVI, p. 409.
- 21 —
Das zweite der zu erörtenideii Beispiele betrifft- ebenfalls Aiigehiirige verschiedener Familien,
einen Brejiliiden, Brephos partheniasL., und einen echten Spanner, P/oser/rt(/«t'ersa<a S. V. Nach A. Rössler
hat der Spanner, vorzüglich das Weibchen, in , Lebensweise, Flug und Färbung so grosse Aehnlichkeit
mit dem gleichzeitig fliegenden Brephos, dass hier nur an eine Nachahmung zu denken ist". Nach Dietze
stimmen beide auch ,.in der Eigenschaft, sich in's welke Laub oder auf feuchte Waldwege zu setzen und
aufgescheucht fast senkrecht in die Höhe zu fliegen," überein. Vorläufig ist jedoch erst der Beweis zu
erbringen, dass Brephos, welcher in diesem Falle als Modell anzusehen wäre, in höherem Grade immun
ist als der Spanner. Die Nahrung (Betula) der IJaupe niacbt dies aber wenig wahrscheinlich, und ihre
Form deutet sogar auf Verwandtschaft mit den S]iannei-raujien hin.
■_'. 1 n d o - a u s t r a 1 i s c h e R e g i o n.
a. Als Modelle dienende ramilien und Gattungen.
Als Modelle der An|)assung dienen in dieser Region nur die \'ertreter bestimmter tagfliegender
Familien, welche besonders den Rhopaloceren angehören: vor allem Danaiden, Acraeiden und Augehörige
der die Palaeotropinen darstellenden papuanischcn Gattung Hainwiryas.
Weiter müssen wir unter den Tagfaltern noch die zu den Morplüden gehöi-ige Gattung TenarisWo.
{DrusiUa Swains.), welche besonders im östlichen Theil tles Gebietes vorherrscht, und die Arten der
Untergattung Pha rmac op h a gu s von Pupilio als Modelle der Nachahmung ansehen.
Dazu kommen endlicli auch einzelne Formen von Hcteroceren, welche am Tage fliegen und be-
sonderen Schutz vor den Nachstellungen der Insecteiifresser zu geniessen scheinen, so Angehörige der
Agaristiden (Eusemiu) und der ihnen nahe verwandten Uraniiden { Alcides). ^)
1. Familie der Danaiden.
Diese formenreiche, liesonders über die Tropen verbreitete Familie zeigt die charakteristi.schen
Eigenfhümlichkeiten immuner Schmetterlinge ganz besonders deutlich. .,They are so tenacious of life, as to
be able to bear consideral)le pressure between the flnger and thumb without being killed. Birds and other
insectivorous animals do not appear to be partial to these butterflies as food; they are probably unpalatable
to them owing to their possessing a peeuliar odour."" -)
Nach Marshallimd NiceviUe^) fliegen die Danaiden aufgestört in langsamem, klappendem Fluge
davon und zeigen keine Scheu. Diese Furchtlosigkeit rührt offenbar daher, dass sie vor den Angriffen
ihrer Hauptfeinde, insectenfressender Vögel und Reptilien, durch einen ,,pungent semiaromatic odour" ge-
schützt sind, der die ,, Säfte ihrer Körper" durchdringt: ..these Juices, when exuded by pressure, stain the
skin yellow and leave a distinct odour." Auch MarsliaU und Niceville heben die grosse Lebenszähigkeit
hervor und schliessen, „that any individual which might be accidentally seized and afterwards dropped by a
bird, has a good chance of escaping with inmiunity, when more delicately framed insects would be killed
or hopelessly nuiimed." Dass manciinial aueh dii- in Gefangenschaft gehaltenen Vögel noch die wolil-
■) Für die TagtaUer vergleiche nuiii L»r. U. S^ t ;i u il in }je r 's tretl'lichen Athis (E.xot. SchmetterUuge 1. Fürth 1888).
ä) Note von Dr. Thw altes bei Moore. Lep Ceylon, 1, p. 2.
■') Marshali and de Niceville, Butterflies of India, Calcutta 1882— 188ü. 1. jj. 22.
22
schmeckenden Falter von ilen \viclrit?i'n zu untorsihciilen wissen, erificbt sich aus iler Anirabe I. Newton's
(Natui'e 111, p. 165), dass ein gefangener Bulbul gern Charaxes- Arten annalim. nie einen Danaiden be-
rührte. Nach Meldola (Proc. Ent. Soc. 1877, p. 1'2) leiden selbst die trockenen Danaiden der Museen
nicht von Milben und anderen Feinden der Sammlungen, was später von anderer Seite bestätigt wurde,
nach meinen Beobachtungen aber nur im Allgemeinen gilt.
Gehen wir jetzt zur kurzen Schilderung des Totalhabitus und der Lebensweise der einzelnen
Gattungen der indischen Danaiden über, in der wir uns in der Anordnung besonders an F. W. Kirby"s
„Catalog der Tagfalter" halten. Die wenigen Arten der Gattung Hestia Hb. zeigen einen einheitlichen.
Habitus. Vor Allem sind sie sämmtlich über Mittelgrösse und haben eine Flügelspannung von mindestens
12 cm. Die Flügel .sind von milchglasai'tig durchscheinender weisser Farbe und ausser von den schwarzen
Ri])pen noch von ebenso ihuiklen Zellfalten und am Aussenrande von kurzen Intercostalfalten durchzogen.
Dazu treten oft noch besonders in der Mitte und gegen den Aussenraud der Vordertlügel grosse schwarze
Flecke. Der lange Hinterleib ist meist rahmweiss.
Der grossen Breite und stumpfen Abrundung der Vorderflügel entspricht der langsam-
schwebende Flug der Hestien, den Moore') so anschaulich schildert: .,the delicate W'ings . . . bend and
undulate in the act of flight. It has a very slow floating tiight, often poising nearly motionsless, and is
verv easily caught."
Nach S. Skertchly ') ist Hestia sehr lebenszäh, setzt sich selten bei Tage uml fürchtet keine
Vögel, denn sie fliegt nie schnell und sucht nie ein Versteck auf.
Die Arten der Gattung Ideopsis Boisd. spannen meist 8—10 cm und besitzen einen ähnlichen
Färbungscharakter der Flügel wie der von Hestia, nur sind hier die Intercostalstreifen am Aussenrande
durch schwarze Flecke ersetzt, wie solche auch am Ende der Zellen und der Aussenrandsrippen liegen :
auch ist die Hinterleibsfarbe mehr lederbraun. Manche der philippinischen Arten (so /. anaspis Feld.)
sind durch eine citroneugelbe Färbung der Flügelbasis charakterisirt.
Meist fliegt z, B. Ideopsis daos nach Mittheihmg der Herren Hartert und Staudinger,
welche sie in Sumatra beobachteten, sehr langsam, und nach S. Sk e rtc h ly (I.e.) besitzt sie wie andere Danaer
eine grosse Lebenszilhigkeit. Die zahlreichen und vielgestaltigen Arten von Danaus L. kann man nach
dem Bau der Dufteinrichtung der Männchen und nacli der Färbimg ihrer Flügel zugleich in melireren an-
scheinend natürlichen Gruppen vereinigen. Die Arten der Untergattung Radena") zeichnen sich durch die
Beschränkung der mäusegrauen Duftschuppen auf die zwei oder drei innersten Rippen (zweite Dorsalis und
erster bis zweiter Cubitalast) der Hinterflügel aus und tragen einen einheitlichen Färbungscharakter. Die Grund-
farbe ist weisslich, höchstens etwas safrangelb oder grünlich weiss und erhält sich meist in einer grösseren basalen
Aufhellung, die von den dunklen Rippen durchzogen wird. Gegen den Aussenraud vereinigt sich die Zeichnung
durch queres Zusammenfliessen der Flecke oft derart, dass auch bei den Flügeln ein breiter dunkler
Aussenbord entsteht, indem meist eine oder zwei Reihen von hellen Doppeltüpfeln der Grundfarbe auftreten, die
durch Zerspaltung der marginalen und postmarginalen Binden entstehen. Oft ist auf den Vorderflügeln
durch vom Zellende ausgehende Verdunkelung noch eine helle Subapicalbinde abgeschnitten, die sich in
') Moore, The Lepidoptera of Ceylon. London 1880-81, p. :-i.
') S. Skertchly, On butterflies-enemies (Ann. Mag. Nat. Hist. (i. Ser. Vol 3. Nr. 18, 1889).
') Vergl. E. Haase, Dut'tapparate indo-austi-al. Sclimetterl. 111 (Corresp. ent. Verein Iris, Dresden, Nr. '>, 1888),
p. 287-292.
X
- .3 _ ^-
die lleilic der Marginaltüj>fel i'ortset.zt. I>ie Grö.sse der Arten schwankt in den unbedeutenden Grenzen
von 6 — 8 cm Flügelspannung. Kopf und 'l'liurax tragen oben stets zwei Reihen weisser Tüpfel, und eben-
solche grössere tinden sich auf den ebenfalls dunklen Brn.stseiten. Die Fai-be des TTiuterleibes ist meist
lederbrauu.
Nach der Verzweigung der Hadialäste der Vordertlügel müssen wir die anscheinend einheitliche
Untergattung yi'arfe^a jedoch in zwei Grujipen treinien ; denn nur bei der CVeowa-Gruppe {Rav(i<leba
Moorel entspringen die bei den ersten Kadialäste vor dem Zellende vind verlaufen frei, während in der Aylea-
Gruppe sich der erste Radiahist wie bei Ideopsis und Ileslia mit der Subcostalis kreuzt. So müssen wir
nach dem ursprünglichen Aderverlauf, dem Zeichnung und Bau der Dufteinrichtungen nicht widerspricht,
die C7eo«a-Gruppe als der Stammform der Gattung am nächsten stehend annehmen, während Fr. M ü 1 1 e r
und Distant die Untergattung Änosia dafür hielten.
Hierher gehört als abgeleiteteste ZeichnnngstVirm der besonders in Nordindien, China etc. ver-
breitete Dan. Ti/fius Gray mit grüniichblau aufgehellten Vorderflügeln und lebhaft rostrother Färbung
der Hinterflügel.
Eine geringe Modification des Typus der r7eo»ia-Gru])pe tritt uns in der Untergattung Tirumala
Moore entgegen, bei welcher der zweite Kadialust der Vorderflügel hinter dem Zellende entspringt und
die Duftschuppen in eine tiefe und enge, auf der Unterseite nach aussen klappenartig v(n-springende
Tasche zwischen Dorsalis und Gubitalis der Hinterflügel eino;esenkt sind. Die wenigen hierher gehörigen
Formen tragen auf dunklem schwarzbraunen Grunde mehrere Reihen grüner, meist gedüjipelter Tüpfel.
In der Untergattung ^«os/a Hb. mit brandnialartig eingesenktem schwarzen Duftschuppennapf der
Hinterflügel bildet sich ein starker Oontrast der Flügelfärbnng aus. indem die Subapicalliinde der Vorder-
flügel in dunklem Grunde oft noch weiss leuchtend hervortritt, die bei Dun. Cleoiia Cr. gelbliche breite
Mittelbinde aber sich besonders auf den Hinterflügeln stärker ausdehnt und eine rostbraune Farbe an-
nimmt. Zugleich treten die Postmarginal- und Marginaltüpfelreihen noch auf der Unterseite beider
Flügel deutlich hervor und erhält sich die dunkle Färbung der Kippen. Bei einigen Vertretern dieser
Untergattung aus dem papuanischen Archipel wird die Grundfarbe stark verdunkelt [Dan. Sabrina Boisd).
So dürfen wir Formen der Jr//ta-Gruppe (Dan. ÄyhaCv., Dan. Melaneus Cr.) als diejenigen Formen an-
sehen, welche durch die Kreuzung des Radialastes mit der Subco.stalis zu Ideopsis überführen, mit der
sie auch iiocli die Au.sbildung des Duftapparates theilen. Die Gattung Hestiu endlich, ohne Duftein-
richtungen auf den Hinterflügeln. w-firde den Endpunct der Entwickelimgsreihe indischer Danaiden bilden,
zumal auch ihre Zeichnung durch Aufhellunii; am stärksten modiflcirt ist.
Von den zahlreichen biologischen Beobachtungen über einzelne Arten von Danaus sei erwähnt,
dass nach Hute hinso n ') Tirumala Liiiiniu< ei'v. und Itadcna .l(/1ca Cr. x-.n-.ceyJonica einen langsamen und
') Auch ich kann mich meinen kinzcn in hnlien liisher geniiichtcn Krfuhinngen diese .Angaben nur beseitigen.
Nie sah ich einen Vogel nach einem der oft überaus häufigen schwerfälligen und furchtlosen rothbraunen Danaerschnappen,
während an Weisslingen besonders die Catopsilien oft von dr'n Vögeln weit verfolgt wurden. Ebenso gelang es mir nicht,
in Singapore lebende Danaer an Hühner zu verfüttern, und auffällig war mir besonders der Contrast, mit dem diese
Thiere einen Dan. nil(iaris Butl. oder Dan. rliii/sippiis \i. voll Verachtung liegen Hessen, nachdem ihn höchstens die jüngeren
einmal vorsichtig angepickt, um ihn sofort fallen zu lassen, während um ein Männchen von F. Famiiion erbitterte
Kämpfe entstanden. Interessant war mir das Benehmen zweier erwachsen eingefangener Meerkatzen, welchen diese
Schmetterlinge erst vorsichtig gezeigt und dann in die Hand gegeben wurden. Zuerst wurden die Danaer misstrauisch
berochen, dann vorsichtig zerzu])ft und wieder berochen und endlich fallen gelassen. — Besonders an frischen Stücken von
— 24 —
schweren P'liio- luiben uiul letztere vielleicht das o-enieinste liisect auf Ceylon ist. Nach S. Skertchly
(1. c.) ist die Lebenszähigkeit von Davaus sehr gross.
Die im Gegensatze zu dem cosmopolitischen Danaus auf die indo-australische Hegion nnd einige
ostafrikanische Inseln (Madagascar, Bonrbon, Mauritius) beschränkte Gattung Euploea Latr. dürfte sich
ursprünglich in der Zeichnung an die Danaer der Untergattung liadena angeschlossen haben. So zeigt
das Weibchen von Eu. Linnaei Moore') {Midamus L.|, das von Fabricius als Claudia unterschieden
wurde, besonders durch die Aufhellungen der Zelle und der Randfelder der Hinterflügel, eine gewisse
Aehnlichkeit mit Dun. agleu Cr. Auch hier bewahrte diejenige Untergattung, welche keine höher ent-
wickelten Dufteinrichtungen besitzt. Crastia Hbn.'^) die einfachste und zugleich meist in beiden Ge-
schlechtern gleiche Zeichnung; dieselbe besteht ursprünglich {Eu. (Jörn Cr. etc.) in einer sich über beide
Flügel hinziehenden, beiderseits deutlichen Marginal- und Postmarginalreihe gedoppelter weisser Tüpfel
auf dunkelbraunem Grunde, zu denen noch tüpfelartige Reste der Mittelbinde nni die Zellen herum treten
können. Durch Verdunkelung besonders der Vin-derflugel {Ea. Eichhonii Stdgr.) oder der Hinterflügel
(Eu. Wallacci Feld ) geben hieraus fast einfarbig braune Formen hervor {Eu. inacqualis ßutlr.), deren
Männchen manchmal einen Blauschiller der Vorderflügel entwickelten (Eu. TulUolus F., Philippinen).
Eine selbststäudige Ausbildung der Zeichnung linden wir auch in der Untergattung Salpinx Hb.^),
welche sich durch den Besitz eines scharf begrenzten Duftschuppenspiegels auf der Oberseite der Hinter-
flügel auszeichnen, zu dessen Bedeckung sich der Innenrand der N'orderflügel der Männchen oft bedeutend
nach hinten erweitert. Diese Gruppe besitzt ebenfalls noch einige Formen mit entwickelterer Zeichnung ;
so erinnert das Weibchen von 5. Rhadamantus F. durch die am Zellende der Vorderflügel gelegene weisse
Binde und die breite Aufhellung des Innenrandes der Hinterflügel an Formen, welche ausser den tüpfel-
artiff zerschnürten Marginal- und Pustmarginalbiuden noch eine breite Mittelbinde besassen. Meist aber
nimiut die Verdunkelung der Flügel von der Ba.sis aus derart zu, dass sich nur am Aussenrande, und
unten meist deutlicher als oben, kleine ßindentüpfel erhalten (S. Treitschkei Boisd., Neu-Guinea). Weiter
tritt oft ein schöner Blauglanz am Aussenrande auf, welclier die Bindenreste violett färbt (S. semicirculus
Hutl. S.violaButl., S.NovaraeVek].). Bei einigen Arten der Arn- und Keyinseln (S. Uopfferi Ve\i\.. S. Eurypon
Hew.) entsteht endlich eine Aufhellung der Flügel um die dunklere Mitte herum, die sich zuletzt bei
)S. Browni Salv. und Godni. (Salonionsinselnj über die ganze Oberseite erstreckt und eine gleichmässige
kreidigweisse Färbung hervorruft, wie sie die Tcnaris- Arten besitzen.
Bei der Untergattung Trepsichrois Moore mit der gemeinen Eu. Linnaei Moore treffen wir, wie
erwähnt, ebenfalls noch eine ursprüngliche Zeichnung mit zahlreichen hellenTüpfeln an. Erhält sich letztere
vergi.Taf.viii, jji^gjj j^i^gjj auf der Unterseite des Männchens, so wird sie doch auf der Oberseite der Hinterflügel, die vor und
Flg. 58-50. , ^
ausserhalb des Spiegels einen grauen Duftschuppenpelz tragen, durch rauchbraune Verdunkelung überdeckt,
Da)i. vulgaris bemerkte ich einen dumpfen, moilerartigeu Duft, der besonders bei Pressen des Thorax entstellt. — Die
Lebensfähigkeit der Danaer ist aui*serordentlich, mit stark zerdrücktem Thorax sind sie noch im Stande, fortzufliegen.
') Citirt bei Moore, The Lepldoptera of Ceylon 1, 1880 — 81. — Vielleicht tritt an Stelle dieses neuen Namens für
eine alte so bekannte Art aus Prioritätsrücksichten doch besser Malciber Cr.
') Derselben gehören auch die ostafrikanischen Arten an.
'J Vergl. E. Haase, Duftapp. etc. III, p. 292—301.
wälu-eml sie auf den Vorderfliigelii sieh in violetten Tüpfeln innerlialW des prachtvdll dunkelblauen Schillers
der Anssenhiilfte wiederfindet.
Somit dürften alle drei Untergattungen sich von eine ni Stamme aus entwiekelt liaben, der, wie
das Weibchen von Ku. Lhinaei und Eil. Eudemou Hew. lieweisen , noch /io^/ei/a-ähnlich gezeichnet war.
Um noch einzelne biologische Beobachtungen zu erwälmen, so ist der Flug von Eu. (Salp.) Elisa
Butl. etc. nach Hntchin.son, 1. c, langsam und schwer. — Die Euploeen Hiegen nach Moore oft in
sehr grossen Mengen. — Von dem feinen Vanilleduft der Analpinsel der Männchen ist der beiden
Geschlechtern gemeinsame Widrigkeitsduft zu unterscheiden, der besonders hervortritt, wenn man die
Thiere ergreift. So hebt L. de Xieeville') besonders hervor, dass neben den Männchen, welche Duft-
apparate besitzen, auch die Weibchen einen ähnlichen Geruch verbreiten. ,.though they are unfurnished
with the male disseminating organs," den Analpinseln.
Nach persönlicher Mittheilung des Herrn Hart er t (juillt bei jeder geringen Verletzung frisch
gefangener Euploeen aus dem Nacken ein Flüssigkeitstropfen {? Blut) hervor, dessen unangenehmer Duft,
lange an den Fingern haftet.
Ueber die Futtei-pflanzen der anscheinend stets auffällig gefärbten ' |, mit einzelnen langen Fleisch-
fäden besetzten Raupen der Danaiden liegen wenige und noch dazu theilweise unsichere Angaben vor.
So lebt die Raupe von Hestia nach H. K ü ii n •') an ., Lianen'", die von Dan. Limniace nach Horsfield
und Moore, I. c. . an Epibatheriuni (= ("occulus DC. [Menisperm. |) : die von Dan. philene Cr. an
Cissus (Ampelid.), die von Dan. (A.) Chrysippits an Asclepias gigantea, die von Eu. Linnuei Moore
an Ficus. ') Nach G. Sem per") lebte die Larve von Dan. (A.) Chrysippus an Asclepias. die von Eu.
meijillu Er. auf Oleanderblüthe.
Die Puppen der Danaiden sind durcii ihre abgerundete Form und ihren Goldglanz bemerkenswerth.
2. Unterfamilie der Palaeotropinae, ')
Die Gattung Hamadryus Boisd.. welche F. W. Kirby nach den Danaiden, Schatz dagegen den
Neotropiden zurechnete, besitzt in ihren wenigen Arten eine recht ursprüngliche, in beiden Geschlechtei-n
und auf grossentheils beiden Flügelseiten gleiche Zeichnung, welche zugleich den Anschluss der Euploeen
an die rein südamerikanischen Neotropiden (Schatz) vermittelt. Die Vorderflügel von Hatiiac/ryus führen
noch in der Zelle eine basale längs gerichtete und eine hintere ebnere Aufhellung und tragen üben eine
subapicale Binde und unten eine Randfleckreihe. Die Hinterflügel dagegen zeigen eine breite quere
Mittelbinde und einen ebenfalls schwarzgrauen Randbord, in dem unten acht regelmässige Randmondtüpfel
liegen. Das schwarze Abdomen trägt an seinem Vorderrande eine weisse Querbinde.
') L. de Nice'ville. List of the Ijutterflies of Calcutta. l.Tourn. .-Vs. .Soc. Ben;^. LVI. 1S8-5, p. 41.)
') Die Kaupen von Hestia und DuHaiis halien weisse Querrinjje auf sidiwaizeiu Grunde, die von Euploeen nach
Semper viel Weiss oder Bläulichweiss.
') Corr. ent. Ver. Iris, Dresden, IV, 1887, p. 181.
■*) Diese Beobachtungen von Horsfield und Moore werden in Beziehung ani Dan. Chn/üippus aach von anderer
Seite (s. unter den afrikanischen Modellen) bestätigend ergänzt ; dagegen sind die übrigen Angaben einer Prüfuntr bedürftio-.
*) G. Semper, Philippin. Schmetterlinge (in Fortsetzung), Wiesbaden, p. 17.
M Vergl. E. Haase, Zum System der Tagfalter (Deutsche ent. Zeitschr. Lepidopterol. Heft [Iris, Dresden, IVH)
1891, p. 1— :l'2.
Bibliotlieca zoolo«ica. Heft VIII.
— 2(i —
Die kleinen Arten dieser Gattung gleichen sicii in der Färbung ungemein, sind von Aiuboina bis
Neu-Seeland verbreitet und anscheinend sehr häufige Schmetterlinge. Ueber Raupe etc. ist noch nichts bekannt.
3. Untejfamilie der Acraeinae.
Obwohl mir kein sicherer Fall bekannt ist. in welchem eine der indischen Acraeen von einem
anderen Schmetterling nachgeahmt wird, erwähne ich doch als hierher gehörig, dass nach L. de N i c ev ill e ')
unter sämmtlichen Versuchsobjecten Acr. violae L. der einzige Schmetterling war, den alle Arten von
Mantis — also selbst Vertreter von intelleetuell relativ niedrig stehenden Raubinsecten — verschmähten.
Nach Horsfield und Moore (I.e.) fnsst die Raupe von Acr. Vesta Arten von Urtica, was noch der
Bestätigung l)edai-f'.
4. Unterfaniilie der Morphinen.
Unzweifelhaft dienen Arten der von Java bis zu den australischen Inseln verbreiteten, hauptsächlich
auf letzteren vertretenen Gattung Tenaris Dl)ld. Angehörigen anderer Familien als Modell der Anpassung.
So sehr die Färbung der Flügel bei den einzelnen Arten dieser Gattung auch in engeren Grenzen variirt.
stimmt sie doch in dem Gesammteindruck überein. So sind die Vorderflügel entweder wie bei Hyantis
Hodeva Westw. am Vorder- und Aussenrande schmal braun gesäumt und sonst weiss oder stark und
gleichmässig verdunkelt: so tritt in den vorn, aussen und oft noch innen breit und dunkel gerandeten
Hinterflügeln meist je ein Augenfleck am Vorder- und ein weiterer am Hinterrande auf. der gewöhnlich
eine gelbe Iris und eine weiss gesternte Pupille enthält. Bei einigen Arten treten am Innenrande
der Hinterfliigel sogar drei Augen auf, deren zwei innere meist von einem blauen Ringe eingezogen
werden, und die auch auf der Oberseite durchscheinen.
Für die aus dem Vorkommen mimetischer Anpassung an ihren verschiedenen Vertretern geschlossene
Annahme, dass die Arten der Gattung Tenaris durch bestimmte widrige Eigenschaften hervorragenden
Schutz besitzen dürften, spricht auch die auffallende Färbung beider F^lügelseiten: ebenso ist der Flug
nach Herrn G. Ribbe schlapp und niedrig, meist nur ein Huschen über den Boden.
Wie J. Wood-Mason und L. de Nice ville bei einer anderen Morphide, Stichophthulmu Camu-
deva, ausser dem zarten angenehmen Parfüm der männlichen Dufteinrichtungen einen noch viel stärkeren
beiden Geschlechtern gemeinsamen Geruch nach frischem Zobelpelz (..sable fresh from the furrier's shop")
unterscheiden, dürfte auch bei den 2'e««r*s-Arten solch" unangenehmer Gattungsduft sich vorfinden.
ö. Familie der Pieridae.
Schon A. R. Wallace wies in seiner vortrefilichen Monograjihie der indischen Weisslinge "l
darauf hin, dass Angehörige der Gattung Delias Hb. {Thycu Wall.) als Modell der Anpassung für andere
Pieriden dienten. In der That sind die Arten von Pelias meist sehr individuenreich und tragen im All-
gemeinen eine auffallend bunte Färbung der Hinterflügelunterseite, auch besitzen einige ,,a verv slow and
weak mode of flight". Gegen die Immunität der Peliaa-Avten in ihren Larvenstadium spricht anscheinend
die Notiz bei F. Moore^), dass die Raupen von P. Eucharis Dru. oft zu Tausenden vorkommen, aber
'; L. de Niceville, Butterflies of India, Burmah and Ceylon, vol. I.
') A. K. Wallace, On Eastern Pieridae (Trans. Ent. Soc. London IV, 1865—68).
') K. Hartert. Biolog. ans d. ind. Faunengebiet fBerl. ent. Zeitschr. XXXIII, 1889, Heft 11), p. 292.
V.
viel von Ichneminineii lieini<j;esuclit werden: - über die l'"utterj)Haii/en (? (Jruciferae) habe icli keine Notiz
gefunden. Dagegen scheinen die Imagines durch einen starken [)uft in gewissem Grade geschützt zu sein.
So erwähnen ,1. Wood-Mason und L. de Xiceviile, 1. c. p. 371, dass bei(]e Geschlecliter von
1). hievte var. indicu sich durch einen ,strong grateful niusk odour" auszeichnen, und auch E. Hartert
theilte mit. (hiss einige ,Z)eZ««S-Arten in Assani ungemein stark nacii Moschus riechen", jedocli unter
vielen Exemplaren auch duftlose Formen beider Geschlechter vorkommen.
Würde die von Wallace nachgewiesene Aehnlichkeit gewisser Vertreter anderer Gattungen
derselben Familie mit Arten von Deltas vielleicht als Zeichen der Verwandtschaft angesehen werden
dürfen , so muss man doch aus der unten zu bes^jrechenden minietischen Anjjassung von Satvriden
{Elymnius) und Chalccsiiden an Delias letzterwähnte Gattung für relativ besser geschützt halten, als
die mimetischen Arten es sind.
7. Familie der Papilionidae.
Wegen genauerer Angaben über die Zeichnung der Aristolochienfalter (Pharmacophagus) verweise
ich auf p. 22—29 der vorangehenden Untersuchung über die Papilioniden. Es genüge hier, darauf
hinzuweisen , dass alle nachgeahmten indisch-australischen Aristolochienfalter graubraune , intercostal
verdunkelte Vorderflügel besitzen. Die Hinterflügel sind dagegen entweder mehr oder minder deutlich
geschwänzt und dann meist mit einer abgekürtzten Mittelbinde und einigen rothen Randmonden geziert
oder ungeschwänzt und dann oft von einer gelblich-weissen .\ussenzellbinde durchzogen , in welcher
einzelne schwarze Flecke hervortreten; seltener sind die Hinterflügel durch zunehmende Verdunkelung
der Binden einfarbig. Wie die Kopfspitze tragen auch der Halskragen , die Brustseiten, die Flanken und
die Spitze des Hinterleibes meist einen Besatz mit rothen. selten mit gelben oder weisslichen Haaren.
Die Hauptvertreter der indi.sch-australischen Aristolochienfalter sind, .soweit sie als Modelle
dienen, auf Taf. V — VI dargestellt.
Die erste Beobachtung über einen besonderen Widrigkeitsduft iler Aristolochienfalter machte
J. Wood-Mason'), indem er die von uns zu den Rinneufaltern gerechneten Nachahmer P. Juiiaku
und P. Icarius Westw. mit P. Bootes und P. Rhetenor Westw. als „geruchlose Pro/cHor-Gruppe"
von der „strong-scented and nauseous Philoxenus-grouii" unterschied. AVeiter erwähnte L. de N ic eville
den starken Geruch \on Pharm, arisiolochiae und Ph. Hedor'^} und beobachtete J. Wood-Mason^), dass
das Weibchen von Ph. Dasarada Moore den ,strong scent of caged porcupines with a touch of musky
odour'' verbreitet, und dass das Weibchen von Ph. Astorion Westw. „emits a strong and disgustingly rank
musky odour.' Bei Ph. Douhledayi Wall, erwähnt derselbe den ,musk scented bodv" des Falters. —
Nach Distant und Fryer') ist Ph. Antiphus ein äusserst langsamer Flieger.
') J. Wood-Ma.son. Deseription of two new .species oi' Fapilio trom Northeastern Iiidia. with a preliuiinary
indication of an apparently new and remarkable case of Miniici-y between the two distinct groups which they represent
(Ann. Mag. Nat. Hist. 5th Ser., Vol. IX, 1882), p. 104.
') L. de Nicevillp. List of the butterflies of Caicutta (Journ. .A.s. Soc, Vol. LIV. 188.51. p. .V2.
') .1. Wood-Mason and L. de Niceville. List of Lepid. Ins. coli, in Caehar. IL Khopaloc. (.lourn. As. Soc.
Vol. LV. 18Sf, [1887]), p. 374.
*) W. L.Disfant and W. B. P ry e v, On the Rhopalof. of North Borneo (Ann. Mag. Nat. Hist. XIX, 1887). p. ■_'-274 .
4*
— 28 —
Die von uns zu i'liarniacopliiigus gerediiieten Ai-ten von Omithoptera besitzen nach Skeitchly
eine j^rosse Lebenszäliigkeit. Dass z. B. die Ornithopteren aLicli natürliche Feinde besitzen . die aber
keine Tagvögel zu sein brauchen, beweist die Beobachtung von Forhes'i, der ,ine]irmals auf Waldwegen
die losen Flügel von 0. l'riunius^' fand.
Unter den Heteroceren sind es besonders Angehörige der Agaristiden , der ihnen verwandten
Uraniiden und der Euschemiden, welche als Modelle benutzt werden.
Die Arten der zu den tagfliegenden Agaristiden gehörigen Gattung Eusemia sind oft durch grelle
Contrastfarben ausgezeichnet. So tragen die schwarzen Vorderflügel z. B. an der Basis blaue, am Rande
weisse und in der Mitte gelbe Tüpfelreihen oder Binden, während die Hiuterflügel oft orange gefärbt
und schwarz gesäumt, manchnuil aber vollkommen verdunkelt sind. Der Leib ist meist mit auffallenden
gelbrothen Ringen geschmückt und auch Kopf und Thorax sind gelb oder orange gefärbt. Die
Eaupeii xoi\ Et(sciii/a leben nach H o rsfi e Id und Moore, 1. c. II, p. 288 — 290. an Dioscorea oppositifolia.
Dillenia (Ca]>rifoliac.) und Cissus (Ampelid.).
Nach W. Doherty''') ist der beiden Geschlechtern gemeinsame Duft „invariably bad*.
Die von ,1. Westwood bereits hervoj-gehobene Verwandtschaft der früheren Stände der Uraniiden
mit denen der Agaiustiden, welche eine Untersuchung des Geäders bestätigt, spricht dafür, dass auch die
Angehörigen dieser Familie immun sein dürften. Der einzige Vertreter dersellien, der einem Schmetterlinge
einer anderen Familie als Modell dient, ist Alcidis Arniis Feld. (NydaJemon Agathyrsus Ksch.) aus dem
Neu-Guinea-Archipel , eine grosse . auffallende dunkel .stahlgrüne, mit weiss-grüner durchgehender Mittel-
binde gezierte tagfliegende Form, die recht häufig ist und nach Herrn (J. Ribbe in kleinen Gesellschaften
um die Wipfel der Eisenholzbäume fliegt.
Nach Dr. Hahnel (Entomolog. Erinnerungen aus Süd-Amerika, Iris. Dre.sden. III, Heft 2, 1890.
p. 277) vermögen die Uraniiden an heissen Stellen sich dadurch vor der Sonne zu schützen, dass sie die
Flügel wie die Tagfalter zusammenschliessen. In dieser Stellung würden sich also Modell und Nach-
ahmer ebenso ähnlich sein wie im Fluge und der gelbe Innentüpfel des Pupilio die Flanken des
Nydalemon vortäusch en .
Trotzdem die Gattung Euschema Hübu. mich der Raupenform ') zu den echten Spannern
(Geometrae) zu rechnen ist , unter denen widrige Formen zu den Ausnahmen gehören . und obwohl die
Raupennahrung aus Carallia (Rhizophor.) besteht, dienen die Formen dieser tagfliegenden, nach F. Moore,
I. c. , am Abend bis nach Sonnenuntergang herumschwärmenden Gattung doch unbestreitbar als Modelle.
Die Arten sind meist sehr häufig und grosse Thiere von auffallender Färbung. Entweder tragen sie
zahlreiche violettblaue Flecke und Bänder auf glasig weissem oder leuchtend goldgelbem Grunde . oder
die violettblaue Zeichnung überwiegt derart, dass auf dem dunklen Grunde nur weisse oder gelbe Binden-
reste erkennbar sind. Stets ist der Leib goldgelb und oft noch schwarz geringelt. Somit gehören diese
schönen Thiere zu den auffälligsten Erscheinungen der indischen Tropen. — Ob sie ausser dem aus den
Hinterschienenbüscheln strömenden Reizduft der Männchen, der bereits festgestellt wurde, noch einen
besonderen Flkeldnft besitzen, habe ich von ihren Beobachtern nicht erfahren können.
') H. 0. Forhes, Wandeningen eines Naturforschers im Malayischen Archipel; übersetzt von Dr. Ten seh er
Jena, 1886, II. Bd., p. 12.
») W. Doherty, Notes on Aasara Butterflies (Journ. As. Soc, Vol. LVIII, ISS'J). p. 117—134.
^j Vergl. F. Moore, Lep. Ceylon III, p. 422, und Dewitz, 1. c, Nov. Act. Leop., Bd. 04, 1883.
— 29 —
b. Mimetische Anpassungsformen.
Die nachahmenden Arten der indo-aiistralischen Tagfalter gehören ausschliesslich den Faniiüeu
der Nyniphaliden. Satyriden , Pieriden und Papilioniden an. Die nachalinienden Heteroceren sind
ausschliesslich durch Angehörige der Clialcosiiden und Lipariden vertreten.
1. Unterfamilie der Nymphalinae.
Die Gattungen indo-australischer Nym[)lKilinen, welche minietische Arten enthalten, gehören nach
E. Schatz der ^r^i/wms-Gruppe (Argijnnis), Diadetnen-Gruppe (Hypolimnus, Hestina , Euripus etc.) und
der Nepiis-Gr\.\Y>\i<i an. Nach Skertchly, 1. c. , ist die Lebenszähigkeit bei Neptis und Athyma so
gering wie bei den Satyriden.
Um zuerst die indisch-australischen Angehörigen der J.r^(/w««s-Gruppe , soweit ihr sexueller
Dinuirphismus hier in Frage kommt, kurz zu charakterisiren, so besitzen die Männchen der typisch
indischen Cynthien wie diejenigen der arktischen An/ynnis- Arten auf der Oberseite der Flügel eine rost-
gelbe Querfarbe, welche von zahlreichen Flecken durchbrochen ist. die auf der Unterseite sich zu Streifen
vereinigen. Dagegen tritt bei den Weibchen eine ursprünglichere Zeichung auf, indem die breite Auf-
hellung ausserhalb der Zellen noch weitere Querbänder erkennen lässt . aus deren einem die Augenflecke
hervorgingen. ') So dürfen wir wnhl eine schwärzlich verdunkelte Form mit zaiilreichen helleren Binden
als Vorläufer auch von ArQynnis selbst ansehen. Dann erklären sicli die auch bei paläai-ktischen Arten
beobachteten Melanismen [Fiiphiu. v. VaJcsinu) als Rückschlagsformen. Zugleich ist das Weibcheu stets
durch die ursprüngliciiere . auf die regelmässige Querbänderung leichter zurückführbare Zeichuugsform
ausgezeichnet, während sich bei dem Männchen infolge zunehmender Aufhellung die Bänder in Flecke
zerschnürten und eine rostrothe Hauptfärbung auftrat.
Nur bei einzelnen Arten, deren Weibchen sich vor dem anderen Geschlecht durch grössere
Seltenheit auszeichnen, tritt der theilweise oder ganz ausgebildete Melanismus durch Naturauslese in den
Dienst der schützenden Anpassung.
So erinnert das im Yerhältniss zum Männchen seltene Weibchen von A. Ari/yrius Sparrm.
(Nordindien bis Japan), das als NipJie L. unterschieden wurde, durch die auch bei Cethosien vorkommende
weisse Subapicalbinde der Vordertlügel in blauschwarzem Grunde oberflächlich an den überall gemeinen
Danaus Chrysippus L. Nach A. (i. Butler hat auch ein grosses Männchen aus Formosa schon theil-
weise erkennbare i'a/iUHS-Färbung '^) , so wäre die vom Weibchen erworbene mimetische
Anpassung schon zum Theil auf das andere Geschlecht übertragen. Dagegen tritt bei
einzelneu Weibchen des Mus. Berlin aus Cashmir die Subapicalbinde der Vordertlügel wenig hervor:
so gleicht auch die Färbung noch mehr derjenigen des Männchens. Endlich besitzt die var. inconstans ßutl.
(Australien) in beiden Geschlechtern die hellere Färbung. — Des W'eibchen von A. Sagana. A.
Paulina Nordm. , erinnert oberflächlich an iJan. (Tirum.) Limniace Cr., welche, wenn auch nicht am
Amur, doch in China und Japan mit ihr zusammen vorkommt.
Die mimetischen Arten der Diademen-Gruppe gehören besonders den Gattungen Hypolimnas,
Hestina und Euripus an.
') An diese Zeichung erinnert aiiuh die der afrikiinisclien Gattung von Lac/inopterd mit einer Art.
'} Vergl. H. Meltlol, Entomol. notes bearing on evolutioii (Ann. Mag. Nat. Hist., -5th Ser. I, 1ST8), p. 157
— 30 —
Gattung Hypolimnas Hülm. [Diadeina Boisd.)
Die in beiden Geschlechtern gleichen Grundf'ürmen dieser Gattung besassen wohl auf beiden
Flügeln drei nahe dem Räude gelegene Reihen von heileren Tüpfeln . eine entwickelte helle und breite
Aussenzellbiude und die Reste einiger Zellbinden auf dunklerem Grunde.
An ähnliche Formen dürfte noch die Unterseite des Weibchens von H. Bolina L. erinnern , bei
welcher die drei Binden des Randes auf beiden Flügeln gleichniässig entwickelt sind. Während die
blau gerandeten Spiegel des Mannes durch Reduction der Aussenzellbinde entstehen , nimmt bei der als
Nerina F. bezeichneten Varietät des Weibchens (Molucken) die ursprünglich wohl ebenfalls weissliche
Mittelbinde der Vorderflügel eine rostrothe Färbung an, welche sich im Weibchen von H. Misippus L.
auf die hintere Hälfte der Vorderflügel ausdehnt. l)is in die Zelle hineinreicht und weiter sich auch auf
die Hinterflügel fortsetzt. So entsteht eine Weibchenform mit schwarzer, von der weissen Aussenzell-
binde durchzogener Vorderflügelspitze und sonst rostrother Flügelfarbe, die auf der Hinterflügelmitte nur
durch drei schwarze Flecke, die Reste der ursprünglich durchgehenden Bänder, durchbrochen wird.
Zugleich machen es die zahlreichen Varietäten des Weibchens von H. BoVina wahrscheinlich , dass bei
dieser Art eine mimetische Anpassung erst im Entstehen begriffen ist, während dieselbe bei H. Misippus L.
nur mehr in einer bekannten Form erhalten ist, deren kleinere Stücke selbst in der Hinterleibs-
tlirbung dem immunen Danaus Chnisippus L. äusserst ähnlich sind und ebenfalls leuchtend weisse
ßasaltÜ2)fel an der Unterseite der Flügel und der Brust besitzen.
Bei H. AUmena L. tragen die Männchen und nach 0. S tau diu ger , 1. c. ji. 137. auch australische
Weibchen eine grünblaue Subraarginalbinde auf der Oberseite der Flügel; dagegen .sind die Weibeben
auf den Key-Inseln stets dunkel rauchbraun und am i^ussenrande lieht weisslichbraun (var. Polymena Feld.)
und erinnern so an die ebenfalls breit weiss gesäumte Eiiploca {Salpinx} assimiJata Feld.
Aus der H. AUmena L. ähnlichen Formen gingen durch zunehmende Verdunkelung Arten wie
H. antilope (,"r. (Amboina, Cerani , Buru) hervor, bei denen das Männchen noch Reste der Zwischenbinde
am Vorderrande der Vorderflügel erkennen lässt, welche bei dem Weibchen durch ranchbraune Verdunkelung
fortfallen. So erinnert das Weibchen, bei dem die ursprünglichen Binden sehr undeutlich werden, an die
dunkelbraune Euploea Climena Cr. ebendaher. Hierher gehört auch IJ. anomalus Wall., eine dunklere
vergi.xaf. VIII, j^j-t; yQjj Malacca, den Sundainseln etc. Entgegen Dr. Staudin ger') kann ich durch die Untersuchung
der Vorderfüsse beider Geschlechter die Angabe von Wallace bestätigen, dass es bei dieser Art
die selteneren Weibchen, nicht die Männchen sind, welche den schönen Blauschiller auf der Aussen-
hälfte der Vorderflfigel besitzen und dadurch auffallend dem Männchen der gemeinen Euploia
Linnaei Moore gleichen. Nach Forhes besitzt das britische Museum Männchen von H. anomalus,
,die fast ebensoviel Blau haben als die Weibchen". Unzweifelhafte Männchen von Malacca und Borneo
haben grosse blaue Flecke am Rand der Vorderflügel. Die Weibchen von Java haben mehr Blau als
die Weibchen von Borneo. Wir sehen also auch in dieser Art ähnliche Variationen in der mimetischen
l'mbildung wie bei H. Misippus L. Nach 0. Staudinger sind ausserdem die Männchen von
H. antilope denen von H. anomalus so ähnlich, dass man in der That beide Formen für Rassen einer Art
und die Verschiedenheit des Weibchens für das Product der Anpassung an die am Aufenthaltsorte der
Rasse gemeinste Euploea halten könnte.
') Dr. U. S taiul i ngei-, Exotische Schmetterlinge etc.. p. 187.
Eine papnanische Section, zu deren urspvüno;licheren Formen //. Pandurus L. (Amboina, Ceram)
gehört, besitzt auf den Hinterfliioeln schwarze, blau gekernte Zwiscbenbaiulflecke in einer bei dem
Weibchen (Fipleis L.) breiteren liellbraunen Binde. Bei dein abzuleitenden stark dimorphen H. Decois Hew .
(Aru, Waigiou) ist das Männciien schon durcli die graue Verdunkelung der Spitze an der Tnterseite der
Vorderfiügel und die im fünften Randfelde, in Verlängerung der Zelle, erfolgte vollkommene .Aufhebung der
blau gekernten Augenflecke an der Unterseite der Hiiiterflügel ausgezeichnet. Bei dem Weibchen der
var. Tydea Feld. (Batjoni) setzt sich die im fünften Randfelde beginnende Aufhellung der Hinterflügel bis in
die Zellmitte fort und bildet sich auch auf den N'orderflügeln um das Zellende eine weissliche, vom
Terminalbande durchbrochene Aufhellung. !So erinnert dies sehr seltene Geschlecht durch die weissliche
Mitte beider Flügel und die einzelnen blau gekernten Augen in orangenem Grunde der Hinterflügel etwas
an 3'eH((m'-Arten, besonders T. hioculata Guer. Noch grösser wird diese Aehnlichkeit liei dem \\ eibi-hen
von H. Decois Hew. selbst (Neu-Guinea) , bei welchem ein weiterer Augenfleck der Hinterflügel unter-
drückt und die Flügelmitte n(;ch stärker aufgehellt ist. so duss hier eine auffallende Aehnlichkeit mit der
erwäiinten Tevaris-Xxt entstellt.
Die sechs Arten von Hestina Westw. sind ausser der auf .Java und Sumatra vorkoninienden
H. wimetica^ih-. auf Nordindien und China beschränkt und durch mehr oder minder ausgebildete Aehnlich-
keit mit hellgefärbten Danaern der Fntergattung liadcna ausgezeichnet. Während bei //. asshnilis L.
(China) die rotheii Hinterflügelaugeii die Aehnlichkeit mit einer Danaide noch sehr stören, liesitzt diese
Art doch schon die unregelmässige Tüpfelung der ^'()rdl■r- ni)d Hinterflügel, welche für die erwähnten
Danaer so charakteristisch ist. Die von Dr. Stau ding er in seinen Exotenwerk, 1. c. p. loS, erwähnte
Varietät des Weibchens aus China gehört ebenfalls zu dieser Art. denn sie trägt noch im v(.)rletzten
Raiidfelde der Hinterflügel einen Rest der rothen Augenflecke.
Aks vorgeschrittene Anpassungsforinen an dunklere Ji«(/c;w-Arten erscheinen auch H.
persimilis Westw. (Sikkiin) und H. mimetica Stdgr. (Java), welche Dan. u(jlcii Cr. ähnlich sind. ^^ eiter
gleicht H. Oberthüri Leecli (Centralchina) auf beiden Seiten und bis in Einzelheiten auf der Hinterflügel-
oberfläche dem häufigen Männchen von I)an. agica Cr. Endlich erinnert nach Butler (Trans. Ent.
Soc. ISOll, p. 9) Hestinu zeUa (Ii;dien) auffallend an Danaus juventa Cr.: ebenso ähnelt die schöne
H. Nama Dbld. (Silhet) durch die l)reit rostbraune Färbung der Hinterflügelrippen besonders im Weiljchen
dem dort häufigen Dan. Tytius L. An Hestina schliesst sich die früher zu den Papilioniden gerechnete
seltene Calinaga Buddha Moore (Sikkimi an. deren Weibchen noch unbekannt ist, während das Männchen ''"''"'''" **°'"^^
trotz seines rothbraunen Halskragens') nocli am ersten au helle Danans- k.\'ttin erinnert. Hierher gehört
auch die gewaltigere Penthema Lisarda Dbld. (Sikkim). die besonders in dem grossen seltenen Weibchen ^^estw"
auf der Oberseite an weiss aufgehellte 7i«f/eH((-Arteii, auf der Unterseite der Hinterflügel durch die rost-
braune Färbung der Rippen eher an Dan. Tytia L. erinnert.
Die zahlreichen (Hl von Kirbv ;ingefülirten Formen der merkwürdigen Gattung Euripus Westw.
werden sich wohl auf wenige Arten reduciren lassen, zumal schon mehrere der Formen [Isa Moore, j,'."»'^|q^^jJ
Ewploeoides Feld., Nycteliiis Dbld., Clytia Feld., Pfeifferae Feld.) nur als Weibchen bekannt sind und 'pi/s"'
Rassen des verbreiteten E. Halitherses Dbld. darstellen. Wie Dr. S tau dinge r, 1. c. p. 13!l, erwähnt.
') Dieser eigenthümlich leuchtende Hal.skragen eriiim-rt an die gemeine Acraca Vesta L. Vielleicht ist das
Weibchen ihr auch auf den FlüEroln ähnlicher als d;is Miinneheii.
— 32 —
sind die Miiniichen von den verschiedensten Fundorten in der Zeiclinungsanlage einander gleich nud
tragen anscheinend auf schwarzem Grunde mehrere Reilien weisser Tüpfel . die den bei Nymphaliden so
zahlreichen weissen Binden der Grundfarbe entsprechen. Die Weibchen von E. Halitherses erinnern mit
Ausnahme einer indischen Form , E. consintilis Nicev. , welche dem Männchen sehr ähnlich . alier grösser
und breiter ist, an verschiedene Arten von Euploea. So gleicht die Weibchenform Isa Moore ( = HaJartus Feld )
und noch mehr eupheoüies Feld. (Malacca) dem Weibchen {Diocletianus Feld.J von Euploea
Rhadanianthus Feld.; weiter gleicht die auf Taf. VII, Fig. 50, abgebildete Weibchenform var. BhadamuntJmius
aus Ferak ') mit stärker verdunkelten blauglänzenden Vorderfliigeln (im Besitz des Herrn Honrathl eher
dem Mäinichen der Eupl. RJiaddiiuivthus Feld.-). Dagegen erinnert die dunkle Weibchenform var.
Nyctelius Dbld. (Silliet) (Fig. 52) mit etwas vveissblau gefärbten Vordertiiigeln an die Eupl. Godartii Luc.
Nach G. Sem per, 1. c. , sind die Männchen des E. Nysius Semp. denen von E. Htditherses
ebenfalls älmlicli und unterscheiden sich nur durch den bräunlichen Ton der Aufhellungen. Von den
gleichfalls polymorphen Weibchen erinnert die var. dunainu (s. Sem per, 1. c. Taf. XV. Fig. 13) durch
stärkere Aufhellung in den Feldern der Flügel und die abgerundeten Hinterflügel an Danaus {Madenu}
luzonicus Moore $. während die dunkle Form des Weibchens var. lucusioides Semp. mit weissen feinen
Tüpfeln am Flügelsaum und einer Subapicalbinde der Vorderflügel dem Weibchen von Eupl. Lucasü Moore
(Mindanao) ähnelt: meist fällt aucli die Flugzeit der Nachahmer mit derjenigen <ler Modelle zusammen
oder folgt, was noch vortheilhafter sein dürtte, gleich nach derselben.
E. Holofernes Stdgr. (Minahassa) erinnert in den Weibclien etwas an Dunaus Ismare Gr., die
dort typische Danaer-Form: weiter ähnelt E. japoniciis Feld. (Japan) besonders durch die Aufhellung der
Hinterflügelzelle der Dan. (Tiriim) Lemnlace L. und E. rohustus Wall. (Minahassa) wieder den ebendort
vorkommenden gelblichen /i'«f/^Ha-Arten.
Mach Mai'shall und Niceville spricht sich die Aehnlichkeit der Euploeen nachahmenden
Weibchen von Halitherses nicht mir in Gestalt und Zeichnung der Flügel aus, sondern auch ,in manner
of flight and in the habit of resting in exposed positions". Die Männchen haben einen ganz anderen
Habitus, und ihr Flug ist reissend schnell statt matt wie der der Weibchen; auch ruhen sie mit
o-eschlossenen statt wie letztere mit oiFenen Flügeln.
In der Gattung Neptis F. zeigt sich nach E. Schatz (I. c. p. 153) N. Fraslini Boisd. durch die
grosse Verkürzung der vorderen Discocellularis der Hinterflügel als abgeleiteteste Form. Damit hängt
wohl auch ihi'e abweichende Zeichnung zusammen , welche besonders am Weibchen auffallend an die
ebenfalls im nordöstlichen Australien (Cooktown) vorkommende häufigere Hamadryas Moorei Mac Leay erinnert
Unterfamilie der Satyrinen.
Die ca. 30 Arten der für die Beurtheilung der Mimicry besonders wichtigen Gattung Elymnias Hb.
kommen mit Ausnahme zweier afrikanischen Arten der indisch-australischen Kegion zu. Die Grund-
zeichnung der Gattung dürfte auf der Unterseite eine graue , dunkel gesperberte Schutzfärbung gewesen
sein. Ausserdem aber zog sich auf derselben längs des Aussenrandes eine Reihe weisser Tüpfel hin, die
sich auf den Vorderflügeln zu einer Apicalbinde erweiterte. Auf der Oberseite trat eine dunkle, braun-
') Die erwähnte var. Uhuihiniaiithiiiiia stimmt am Meisten üborein mit Kiiri/ms Hdlitlierses var. Ulsttiiit. K)io])-
Mal. 1882-86, p. 441, Taf. 48, Fig. 11.
'^) Die var. borneensis gleicht im Weibchen iler Borneo-Kasse, Eupl. Rhudamuiithus, Jer var. Loiiei (Ann. Mag.
Hist. XIX. 18.S7, p. .54).
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schwarze Grundfarbe auf, von der sich meist mir die helle Ai)icall)iiide , seltener ilie continnirliche
M arginaltüpfelreihe abhob.
Von der bekanntesten Art, Fl uudularis Dru. (Sikkini, Java, Ceylon etc.), ist bei der var. niyrü-
scois Btl. (Borneo) das Weibchen noch so gefärbt wie das Männchen, nur sind die Hinterflügel oben
gleichmässiger graubraun. Dasselbe gilt für var. discrepans (Malacca, Singapore) und var. Timorensis Stdgr.
(Timpr). So halte ich diese Weibchenformen nicht für Nachahmer von blauen Euploeen, wie Butler
es thut, sondern für normal gefärbt, da sie noch am meisten an andere Satyriden {Gerades Dbld.)
erinnern. Dagegen ist das Weibchen von El. undularis in Siam, Vorderindien nnd Ceylon (Protogenia Cr.)
eine ziemlich genaue Anpassungsform an kleine Stücke \on Dan. Fhxippus F. {Gcnutia Cr.). Dieselbe ent-
stand dadurch , dass auf den Vorderflügeln die Marginalbinde sich in eine breite Apicalbinde erweiterte
nnd auf der Oberseite in schwarzem Grunde leuchtend weiss hervortrat. Ausserdem nahm noch die
hintere Mitte der Vorderflügel und die grössere basale Hälfte der Hinterflügel innerhalb der weissen
Kandtüpfel eine rostbraune Färbung an. Nach gütiger Mittheilung des Herrn L. d e Ni c e v i 1 1 e in
Calcutta gleicht das Weibchen in ßirma der dort gemeinen Form des Dan. Ph'xippus, D. He<jesippus Cr.,
mit weisslich aufgehellten Flügeln.
Bei El. Lais Cr. (Java, Borneo) mit weissgrüner kreidiger Aufhellung zwischen den Rippen auf
der Oberseite der Flügel und ebenfalls noch ausgebildeter Sperberung ihrer Unterseite gleicht ein
Weibchen des Mus. Berlin aus Malano-ano- n(jch dem Männchen, während die meisten Formen schon eine
grössere Verdunkelung und zugleich einen bläulichen Glanz der Apicalbinde besitzen , der etwas an Eupl.
Linnaei Moore erinnert. ') Bei EI. Casiphone Hb. (Java) besitzt das Männchen blauglänzende Vorder-
flügel und dunkle Hinterflügel, während das Weibchen die gesperberte Zeichnung der Unterseite in grau-
gelbem Tou auch oben vortreten lüsst und durch den starken Blauschiller und die weissen Tüpfel der
Vorderflügelspitze eher an das Weibchen von Eupl. Linnaei Moore erinnert.
Auch El. Borneensis Wall, trägt noch eine ausgebildete Sperberung der Unterseite. ^Vährend
die Oberseite eine .starke weissliche Aufhellung in der Mitte der Flügel besitzt, wird die Mittelbinde der
Hinterflügelunterseite gelb , die Basis dagegen roth gefärbt. So erinnert die Unterseite an Delias-Krien,
wie D. Eijialea Cr. Auch die nahe verwandte El. Vasudeca Moore (Sikkim) gleicht nach Butler Delias
Descomhesi Boisd. oder Hierte Hb. var. indica Wall., und El. Eijialina Feld. (Luzon) erinnert an eine
ähnliche Delias-Art, D. Henningia Esch., besonders in der Ruhestellung.
Dagegen gleichen dunkler gefärbte Arten, wie El. Vitellia Cr. (Amboina), besonders im Weibchen
einer einfarbig braunen Eupl. Climena Feld. , doch ist die Sperberung der Unterseite noch erhalten ;
dagegen besitzen die in der Anpassung an Euploeen weiter fortgeschrittenen Arten die Schutzfärbung der
Unterseite nicht mehr, sondern gleichen auch auf letzterer durchaus ihren Modellen. So erinnert El. Beza
Hew. (Mindanao), die in beiden Geschlechtern auf schwarzbraunem Grunde blauschillernde Marginaltüpfel
trägt, unten nur kleine blaue Randtüpfel zeigt und auch vollkommen abgerundete Hinterflügel besitzt
wie die Euploeen, an Eupl. ladifira Butl. So ähnelt El. Patna Westw. (Nordindien) mit blanglänzenden
Tüpfeln am Rande und in der Zelle der Vorderflügel und fünf Hiuterflügeltüpfeln der Eupl. Hopei Feld.
') Nach A. G. Butler, A Monograph of . . . gen. Elijmnins (Proc. zool. Soc, London. 1871, p. 518 sq.), erinnert
ausserdem noch u. A. El. Mehitla Moore (Singaporel an die betreffenden Geschlechter xon Eupl. Linnaei, El. Ceri/.v Boisd. ^
(Java) an D««. albata Zinck. , El. Melius Feld. (Philippinen) an Eh/)1. Swainsonü Godt. , El. Patna Westw. ? (Sikkim) an
Eupl. callitlioe Boisd.
Eibliotheca zuolugica. Heft VIII. 5
— 34 —
Auch erinnert EI. Mulelas Hew. (Indien) durth die blauglänzenden , mit vii-len weissen Tüpfel gezierten
Vorder- und die dunkelbraunen Hintertliigel durchaus an das Männchen von Eupl. Linnaei Moore.
Einer dem Stamme der Gattung näher stehenden Gruppe von Arten, in welcher ausschliesslicli die
Weibchen mimetiscli sind und die Hinterflügel noch Andeutungen von kurzen Zacken tragen, gehört
El. Agondas ^ohA. (Papua) an, dessen Männchen oben sclnvarzbraun und bläulich gesäumt ist und auf der
Unterseite der Hinterflügel innerhalb eines gemeinsamen orangenen Ringes im siebenten Randfelde, eine
einfache, im achten eine doppelte blaue Pupille trägt, die in einer schwarzen Iris liegt. Bei den Weibchen
{biociiJutus Dbld.) hellen sich die Flügel bis auf eine schmale Einfassung des Vorder- und Aussenrandes
fa.st vollkommen auf. Elienso wird der gelbe fiing der Hinterflügel undeutlicher, schimmert oben lehm-
farbig dui'ch und trägt im siebenten bis achten Randfelde ein auch oben vortretendes Blauauge . während
der Hinterleib lehmfarbig geworden ist. So gleicht dies Weibchen auffallend Tenaris bioculatus Guer.
Hierher gehört auch El. Melane Hew. (Aru) , dessen Weibchen auf den Flügeln ein reineres Weiss mit
schmälerem , scliärfer begrenztem Aussenrande trägt. Die schönste und grösste Art ist die von
Dr. Staudinger, 1. c. . p. 223, als Zethera erwähnte El. Kunsileri Honrath (Perak, Malacca), von be-
deutenderer Grösse und langgestreckter Flügelform. Am Vorderrande der weisslichen Vorderflügel liegen
noch ca. 20 Strichel der ursprünglich wohl über die ganze Fläche verlaufenden Sperberung. Aus letzterer
geht auch die Bildung von Querfleckenreihen hervor, welche auf den Hinterflügelu , besonders gegen das
Zellende und in drei parallelen Reihen nahe dem Aussenrande, auftreten. So entsteht eine grosse
Aehnlichkeit der bisher nur in einem Weibchen (in Herrn Honrath 's Besitz) vorhandenenen sciiönen
Art mit dem Danaiden Ideopsis Daos Boisd.
Um noch einige biologische Beobachtungen über Ehjmnias anzufügen, so fliegen nach Mittheilung
des Herrn Wernicke in Dresden die Arten von Elymnias immer nur kurze Zeit und setzen sich bald
im Gebüsch nieder: nach Herrn C. Ribbe ruhen sie besonders gern im Schatten an Baumstämmen aus.
Nach brieflicher Mittheilung von Herrn L. de Niceville fliegt El. undularis besonders in der Nähe von
Büschen herum, fehlt im ganz ofienen Lande und ist oft in Gesellschaft des Modells Dan. Gemdia Cr.
anzutreff'en. Meist ruht das Weibchen von El. undidaris am Ende eines trockenen Zweiges aus, wo es
durch seine Unterseite an ein trockenes Blatt erinnert. Nach J. Wood-Mason vei'breiten die Weibchen
keinen Duft, während die Männchen Duftorgane auf den Hinterflügeln besitzen, von deren herrlichem
Vanilleduft auch ich mich in Singapore überzeugt habe.
Im Anschluss an E. Schatz (1. c, ]}. 223) glauben auch wir, die eigenthümliche, auf die
Philippinen und Oelebes beschränkte Gattung Zethera Feld, in die Nähe von Elymnias stellen und wie
erstei-e als einen Ausläufer des Satyriden-Stammes ansehen zu müssen. Bei einigen Alien lässt nur das
Weibchen eine mimetische Anpassung, und zwar an Danaiden, erkennen. So besitzt das Männchen von
Z. Pimplea. Er. (Philipjiinen) auf der Oberseite eine von den schw'arzen Flügeln grell abstechende weisse,
blau gesäumte Mittelbinde und auf der Unterseite ausserhalb dieser Binde zwei Reihen heller Randtüpfel.
Dagegen treten dreierlei Formen von Weibchen auf, die alle dem Männchen unähnlich sind. Die var.
? Aganippe Feld, mit einer dem Mämichen fehlenden Reihe von hellen Submarginaltüpfeln und bis zur
Basis erweiterter, am Zellende unterbrochener Mittell)inde auf den Vorderflügeln erinnert durch den hinten
grünen Ton der Vorderflügelmitte und die gelbliche Farbe der bis zur Basis erweiterten Mittelbinde der
Hinterflügel durchaus an Danaus Lotis Cr. Eine zw^eite Varietät des Weibchens, var. Tohleriana, welche
Sem per (Philippin. Schmetterlinge, Taf. VH, Fig. 4) abgebildet hat, besitzt ebenfalls aufgehellte Hinter-
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fliigel , aber stärker in der lunenhält'te verdunkelte V'orderflügel mit leuchtend weisser Subapicalbinde :
somit erinnert sie an die Eiiploea Toblerl Setup. Die dunkelste Form , var. § Parnassia Feld. , mit ganz
schwarzbraunen Vorderflügeln, die nur einzelne leuchtend weisse Apicalflecke tragen , erinnert etwas an
EupL Sivawsonü God. $ und Euiil. simiUima Moore.
Bei Z. Musa Feld, trägt das Männchen auf der Oberseite ausser hellen Randflecken in schwarzgrünem
Grunde der Vorderflügel nur eine in Tüpfel zerschnürte Mittelbinde , welche auf den hinteren breiter und
gelblichgrön ist. Die Unterseite . auf der diese Binde in schwarzbraunem Grund als weisse Tüpfelreihe
auftritt , erinnert somit schon an diejenige gewisser Euploeen. Das dunkle Weibchen aus Ostmindanao
ähnelt besonders Euploeu (Crastia) Snelleni Moore ?, doch fehlt letzterer die Aufhellung um die Zelle,
auch besitzt sie statt drei nur zwei Tüpfelreihen. Andere Weibcheufornien sind heller gefärbt und der
Z. Pimpha ? var. Aganippe ähnlicher, also variirt das Weibchen auch hier noch bedeutend.
Endlich sind in beiden Geschlechtern mimetisch die weisslichen, schwarzgefleckten Arten,
welche als Untergattung Amechaniu Hew. abgetrennt wurden, Z. incerta Hew. und Z. Hestioides Feld. Bei
denselben ist das Weibchen grösser, hat gestrecktere, mehr an Danaiden (Ideopsis) erinnernde Flügelform
und geringere schwarze Aussenrandzeichnungen. In der gelblichen Färbung seiner Vorderflügelbasis
erinnert besonders ein Weibchen Z. Hestioides Feld, an Ideopsis Glaphyru Semp. (Philippinen), während ^^^i'J^H^ '
Z. incerta Hew. (Celebes) i'einer weissen IdeoiJSis- Arten {vitrea Blancli.) ähnlich ist.
Die eigenthüraliche seltene Orinoma Dumuris Gray, erinnert ebenfalls in beiden Geschlechtern
an gelbliche, mit ihr zusammen vorkommende Danaer, wie Dan. crocea Zinck. , Dan. Philomela Zinck.
Dan. Cleona Cr. (Birma, Xepal).
Familie der Pieriden.
Die Grundzeichnung der Pieriden dürfte aus einer dunklen queren Bänderung bestanden haben,
welche eine helle marginale , eine subniarginale und eine Mittelbinde erkennen liess. Mimetische An-
passungen an Angehörige anderer Familien treffen wir, wie A. R. Wallace') bereits hervorhob, be-
sonders in der Gattung Eronia. Hier besitzen die Weibchen meist eine stärkere Verdunkelung der
Rippen, die sich auch in unregelmässigen Querbändern ausspricht und auf den Vorderflügeln zwei bis
drei, auf den Hinterflügeln nur die äusserste Tüpfelreihe abschneidet. Auch bei Eronia ist die mimetische
Anpassung selbst bei den Weibchen nur unvollkommen , obwohl sie so leicht entstehen konnte. So er-
innert das Weibchen von Er. VaJeria Cr. in der var. Ceylonica an dunkle Danaiis- Arten {Dan. AgJea Cr.
var. C'e(//oH*CMS Feld.), in der var. liüescens Butl. (Malacca, Sumatra, Borneo) durch die gelbe Basalfärbung
der Flügel an Dan. Philomela Zinck. (Java, Sumatra) und Dun. crocea (Malacca, Sumatra). Einzelne Stücke
des W'eibchens der var. Boebera Esch. erhalten statt der grünen weisse und glasige Aufhellungen mit
gelblichem Hauch und erinnern dadurch an die gelblichen Ideopsis-Arten (Philijjpineu). Weiter erinnert
eine W^eibchenform von Tritaea Feld. (Celebes) an den dortigen Dan. Ismare Cr.
Nach Wallace gleichen die Weibchen von Er. Argalis Feld. (Batjan, Gilolo) und von Er. Johaea
Boisd. (Seram, Papua) dem dunklen Danaus Sabrinas Boisd. und Dan. Meganira Godt.
'1 A. R. Wallace, Pieriil. Ind.-Austr. Kegions iTi-.ins. Eiit. .Soc, London, lÖO(ii, p. Ö09 : „The particular circum-
stance that makes it probable that this is a true case of mimici-y is that in several spec-ies a variety of the female
0CCU1-.S with the base of the hindwings bright yellow exactly corresponding to the colouv of other species of
Damiis.''
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Mehrere Arten von Prionereis ^Vall. führt Wallace dagejfen als Nachahmer von i>e72as-Arten
an : so gleicht besonders das ^V'eibchen von Fr. TJiestylis Dhld. auf beiden Seiten der Deltas Bella-
donna F. (Darjeeliug) mit schwarzer, grob gelbgefleckter Hintevtiügelunterseite. Weiter gleicht Pr. Sita
Feld. (Ceylon) unten genau der gemeinen D. Eucharis Dru. mit gelber , aussen von einer Reihe rother
Aussenrandringe eingefasster Unterseite der Hinterflügel. Weiter gleicht Pr. Cornelia Voll. (Borneo)
genau der D. Sincjhapnru mit gelber Unterseite der Hinterflügel, die in der dunklen Aussenrandseinfassung
weisse Randnionde trägt.
Familie der Papilioniden.
Wegen genauerer Angaben über die Zeichnung der nachahmenden Arten von CostnodesmuS ver-
weise ich auf die erste Arbeit dieses Bandes, p. 36 — 37 ; hier genüge eine kurze Aufzählung.
Die Modelle sind ausschliesslich Danaiden. Arten von Hestia werden nur in li. Idca
Cl. (Philippinen) durch P. (Cosm.) Ideoides Hew., Arten von Ideopsis Horst, in Id. Daos Boisd. nur durch
P. (C.) Laudocns De Haan, besonders im Weibchen, copirt, bei dem das gelbe Analauge undeutlich wird.
Die Nachahmungen von Danaus-Kvien beschränken sich auf solche der Untergattung Rudena.
So ähnelt P. (C.) Macareus Feld. (Java, Nordindien Borneo) in beiden Geschlechtern der P>an. Aylea Cr.,
so P. var. Stratocles Feld. $ (Mindanao) der Da)u vitrina Feld., so P. (C.) Xenodes Westw., besonders
im Weibchen durch die verwaschen rostbraune Farbe der Hinterflügel der Dan. Tytia L. (Sikkim), so
P. Encelades Hew., weniger P. Deucalion Hew., der Dan. Isniare Cr. (Celebes). Endlich erinnert P. (C.)
Leucothoe Westw. (Nordindien) an braune Euploeen (Crustia sp.).
Zahlreicher und mannigfaltiger sind die Modelle, welchen vorerst die Weibclien der nach-
ahmenden Rinnenfalter (PapiliO s. str.) sich anpassten, wofür ich auf p. 41 p. p. verweise.
So erinnert das Weibchen von P. ErecMheus Don. (Australien) oberflächlich an den kleineren
Euryciis cressida, das von P. Gumbrisius Cr. (Amboina) an Tenaris sp., die von P. Ormenus Guer. und
P. Pandion Wall. (Papua) an Tenaris bioculatus Guer. resp. Papilio (Pharm.) Polydorns L., das von P. Tydeus
Feld. (Batjan) an Ten. bioculatus Guer. , das von P. Adractus Feld. (Banda), von P. inopinalus Butl.
(Timorlaut), P. Anibrux Boisd. (Papua) wieder an Pap. (Ph.) Polydorus L. Dagegen ist in beiden
Ges chlechtern P. ^Mactes Mac Ley der Eurycus cressida F. und P. Alcidinus Oberth. und P. Luijhiisei
Dejj. der Uraniide Alcidis Orontes Feld. (Papua) ähnlich.
In einem anderen Gruppencomple.x erinnert das Weibchen von P. Ascalaphus Boisd. (Celebes)
an Ph. Polypliontes Boisd., das von P. Deiphobus L. (Amboina) an Ph. Polydorus L. Die W^eibchenform
Pumanzovia Esch. des P. Emalthion Hb. (Philippinen) erinnert an Papilio (Pharm.) Phegeus Hopffr., die
zweite Form Semperiana n. an P. (Ph) Semperi Feld. Das Weibchen von P. Mayo Atk. (Andamanen)
vevgi. Taf. VI, gigjßj;,^; P,(Ph.) Phodifer Butl., das von P. Loivii Druce ähnlichen Aiüstolochienf altern, das von P. Oeno-
maus Godt. (Timor) dem P. (Ph.) Liris Godt. Von den vielen Weibchenformen des P. 3Iemnon s. 1.
entspricht Agenor dem Ph. Zaleucus Hew. (Malacca), die var. Esperi Butl. dem Ph. Astorion Westw., die
var. Achates Cr. dem Ph. Doubledayi Wall. (Nordindien), die var. Älcanor Cr. dem Ph. Aristolochiae F.,
die var. Laomedon Cr. dem Ph. Priupus Boisd., die var. Erebina dem Ph. Erebus de Haan (Borneo). die
var. Anceus dem Ph. Sycorax Dist., endlich die var. Achatiades Esp. dem Ph. Coon F.
In einem dritten Gruppencomplexe erinnerten die mimetischen Weibchen von P. Pammon L.
in var. Pohjtes L. (Indien) an P. (Pii.) Aristolochiae F., in var. llomulns L. an P. (Ph.) Hector L. ; die
— 37 —
Weibchen von P. Thcseus Cr. in ilireii verschiedenen niinietischen Formen an F. (Ph.) diphüus Esj).,
P. Antiphus F., P. Liris Godt., die von P. Lechbourius Esch. an ]'. (PIt.) Polydorush.. P. Antiphns F. nud
P. Polyphontes Boisd.
In einem vierten Grupijencomplex schwanzloser Arten sind vorerst die Weihchen denen von
Danaiden ähnlich. So erinnert da.s Weibchen von P. Castor Westw. an Danaus Limniace Cr., dagegen
ist in 1) ei den Geschlechtern P. Dravidartim Wood. -Mas. demselben Danaus, P. dissimiüs L. dem
Dan. ßlelissa Cr., P. Panope L. der Euploea Core L. '), P. Uewäsonii Westw. (Borneo) der Euph Mene-
triesii Feld., P. Slateri Hew. (Java) der Enpl. Linnaei Moore, P. Astina Horsf. (Java) einer Grast ia sp..
P. Caiinus Westw. (Malacca etc.) der Eiipl. Bliadumantus F. ähnlich. Die Varietäten von P. PurarfoxHSFjg'fi'lTar.'^',
Zinck. -) gleichen oft den entsprechenden Geschlechtern brauner oder blauer Euploeen, und P. Epycides '"'
Hew. (Sikkim) erinnert wieder in beiden Geschlechtern an helle Danaus- ki-ten , P. Veiovis Hew. (Celebes) ^ p'i|' 4^'^j7"'
an Dan. Ismare Cr., P. At/estor Gray (Sikkim) auffallend an Dan. Tytiiis L.
Familie der ChalCOSÜden.
Da die häufigsten und grüssten Formen dieser unseren Zygaenen verwandten Familie oft eine
metallisch blaue oder grüne, mit Rotli gemischte, auffällige Färbung besitzen, wird es wahrscheinlicli,
dass Chalcosiiden in gewissem Grade vor Angriffen insectenfressender Vögel geschützt sein dürften ^),
zumal ihr Flug im Allgemeinen sehr langsam und schwerfällig und ihr Fang sehr leicht ist. So sind es
vielleicht nur ursprünglich seltener werdende Formen gewesen , welche gewissen Modellen ihrer Heimath
schon durch den Einfluss gleicher Localbedingungen etwas ilhnlicli geworden waren, und von deren
Variationen nun unter dem Einfluss der Naturauslese die am meisten dein Modell angepassten sich er-
hielten und als vortheilhaft vererbten.
Eine ChaJcosia (Coli. Staudinger) mit unten gelben Hinterflügeln gleicht Deltas Themis Hew. ?
(Timor) ; eine Art aus der Minahassa gleicht der Eupl. Eupator Hew., einer schwarzen Form mit weissen
Submai'ginaltüpfeln auf beiden Flügeln. — Die bekannte Cydosia Midamus Boisd. (Sikkim) erinnert be-
sonders in dem Weibchen an dasselbe Geschlecht der Eupl. Linnaei Moore, doch ist die Aehnlichkeit nur
unbedeutend.
Höher steigt die Anpassung an Euploeen in der danach benannten Gattung Mimeuploea Butl.
So ähnelt M. Ehadamante Butl. (Malacca) der gleich lienannten Euploeen- Art, und zwar besonders den
Weibchen mit stärker verdunkelten Hinterflfigeln, und eine andere Art derselben Gattung erinnert an die
dunkle Eupl. Menetriesii Feld. (Malacca). Formen wie die Arten von Gynanfoccra führen ims zur merk-
würdigen Gattung Epicopeia Westw. über, welche nur aus mimetischen Formen zu bestehen scheint, die
sich an schwarzweissrothe Aristolochienfalter (l'harmacophagus) ') aupassten.
') Nach A. Seitz, Die Schmettevlingswelt des Monte Corcovado (Stett. entomol. Zeit.. 18S9, p. 97 1. liisst
P. Paiiojie. wie die.s ähnlich von P. Parndoxus berichtet wird, .'iich bei einiger A'orsicht von den Blüthen wegnehmen.
■■) Vergl. die Aljbildungen von Hewitson in Proc. Zool. Soc, Lond.. 1.SJ9, Tat'. 6ö~67.
') In der That verbreitete eine frisch gefangen^ Chaicofi. papilionuris Dru., die ich bei Bangkolv fing, bieim Druck
auf den Thorax einen geradezu unangenehmen Duft; an Lebenszähigkeit üljertraf das gespiesste Thier sogar alle mir
bekannten Schmetterlinge.
■•) Vielleicht lebt .sogar die Raupe an Aristolochien.
— 38 —
Wie bei den Modellen ist hier Kopf, Brust und Hinterleib oft rosenroth gefärbt; ebenso trugen
die Vorderflügel eine gleichiuässsig schwarz- oder branngraue Grundfarbe, welche von dunkleren Inter-
costalfalteu durchzogen ist; dagegen sind die HinterHügel recht verschiedenartig gefärbt. So sind sie bei
E. Philenora Westw. (Indien) abgerundet und einfarbig broncegriin. Dadurch erinnert diese Art au
P. (Ph.) Astorion Westw.
Bei E. DiphiJaea Muore tritt ein Theil der Mittelbinde der Hiuterflügel als weisser Spiegel oben
vor ; auch besitzt diese Art drei rothe Hinterflügelflecke und ist so dem P. (Ph.) LatreiUei Godt. etwas
ähnlich. Bei E. Polydora Westw. sind die Hinterflügel sogar in einen stumpfen Schwanz ausgezogen
und tragen einen weissen Bindenrest und oben fünf rothe Ringe : so erinnert diese Art an Ph. Dasarada
Moore ? (Sikkim). Das Weiljchen von E. Varunaea Moore gleicht endlich einer weissbindigen, länger
geschwänzten Form von Ph. LatreiUei Godt., und E. Mencia Leach, eine kleinere Art mit etwas durch-
sichtigem grauen Vorderflügel und kurzem Hinterflügelschwanz, der nördlichste Ausläufer der Gattung,
erinnert etwas an kleine Stücke von Ph. Alcinous Kl. var. Mencius Feld. (Japan) ohne Weiss auf den
Hinterflfigeln. Nach Mittheilung des Herrn Mewes in Darjeeling sind die Epicopeien viel seltener als
die Pliarmacophagus-Arten , besuchen ebenfalls Blumen und fliegen etwas später im Jahre (September
bis October).
Von mimetischen Angehörigen anderer Gattungen der Chalcosiiden erwähne ich noch Epyrgis
pieroides Hew. -Schaff., welche auf den Vorderflügeln vier , auf den hinteren einen grossen schwarzen
Fleck auf weissem Grunde besitzt und somit Ideopsis Daos Boisd. gleicht.
Einige Arten von Erasmia gleichen Agaristiden ; so erinnert Er. Eusemioides F. et Bog. (Borueo)
mit schwarzen, von einer schmalen weissgelben Diagonalbinde durchzogenen Vorderflügeln und orangenen,
breit schwarz gesäumten Hinterflügeln an eine Eusemia von dort.
Auch Arten von Eterusia Walck. erinnern an Eusemien , so Et. lutivittata Moore au Eusemia
victrix Westw., Et. tricolor Hope und Et. scintillans H. S. (Darjeeling) an Eu. dives Btl.
In der Gattung Canerkes Walk, finden wir endlich ausgezeichnete Aupassungsformen an die meist
sehr individuenreichen, bei Tage fliegenden Euschemiden. So ist bei G- euschemoides Moore (Cherri, Pugi,
Coli. Staudinger) wie bei dem gemeinen Euscheina (Hazis) militare L. die Farbe des Leibes und der
Hinterflügel gelb mit blauen Flecken, die Inuenhälfte der Vorderflügel gelb, die Aussenhälfte glasig und
veilchenblau gefleckt. Auch C. semiplena Walck. (Minahassa) gleicht einer verwandten Art von
Eiischema der Coli. Staudinger ebendaher.
Als bekanntes ') Beispiel einer mimetischen Anpassung an die Agaristide Ophthalmis Lincea Cr.
mit schwarzen, an der Spitze orangegelben Vorderflügeln und breit orangegelb gesäumtem Aussenrande
der Hinterflügel (Amboinaj sei hier die Liparide Artaxa simulans erwähnt.
A f r i k a n i s c h e Region.
Die Modelle für minietisclie Anj)assung unter den afrikanischen Tagfaltern gehören den auch in
Indien vei'treteuen Gattungen Danaus , EiipJoea imd besonders Acraea an , zu welchen noch die reine
afrikanische Danainen-Gattung Amauris Hb. hinzutritt. Unter den Heteroceren dienen Eusemia, Nyc-
themera und die rein afrikanische Aletis als Modelle.
') Vergl. C hall enger. Report. Narrative of tlie Cruise, Vol. I, 1'. 2, p. .".80, Fig. 191; .\iin. Mag. Nat. Hist.,
Ser :>. Vol. Xm, 1SS4, p. 200;. .\. H. Wallauo. Darwini.xin, 1889, p. iMC,— iM7. Fig. 24.
I
^!) —
a. Als Modelle dienende Familien und Gattungen.
V
1. Unterfamilie der Danainen.
Von den drei in Afrika vorkounueuden Formen von Danaus L. ist der besonders in Zanzihar und
an der Goldküste iiäutitie Dan. Petivenonts Dbld. wohl nur eine vicariirende Form des Dan. (Tirunuda)
Linmiace Cr. Aehnlich Itildet der auch in Afrika weit verbi-eitete Dan. Chriisiumts L. die diesem Cou- ^'''''»'■'^'''•''"'
■' ■'■' Fig. 23.
tinent eigenthümliche var. Ahippus Cr. mit weisslirher Aufhellung der Hinterflügelmitte und die auch in
Indien vorkommende var. Dorippus Klug ohne weisse Subapicalbinde der Vorderflügel. Eine dritte Afrika
eigenthümliche local beschränkte Art aus Centralafrika (Mombas). Dun. formosus Godm. , ist .stark ver-
dunkelt und in der Anordnung der zahlreichen unregelmässigen Bindentüpfel der Dan. Linmiace Cr.
ähnlich, doch unterscheidet sie sich durch eine grosse rostbraune Basalaufhelluugf der Vorderflücrel.
Nach li. Trimen') sind die afrikanischen Danaiden (und Acraeiden) „malodorous and unpalatable
as food .... evidently recognised as uneatable by insectivorous birds". D. Clirysipints (ib., p. 54) fliegt
gewöhnlich ziemlich langsam und besucht besonders offene Niederungen und Gärten. Die Raupe fris.st
Asclepiadeen (Gomphocarpus fruticosus), Cecropegia ßarberae, Stapelia sp. (Bowker) und Calotrojiis jn-ocera.
Nach Trimen ist die Verbreitung dieser Art deshalb so au.sgedehnt, weil die Asclepiadeen von herbivoren
Säugern fast garnicht angerührt werden.
Die Formen der Gattung Amauris Hb. stehen in der Ausbildung der Dufteiiu-ichtung , die am
Ende des ersten Dorsalastes der Hinterflügel liegt, und in dem selbstständigen Verlauf des zweiten Radial-
astes vom Zellende den indischen Arten des subg. Rudena Moore näher. Von den häufigeren Arten.
welche allein Gegenstand mimetischer Anpassung werden, besitzt A. Eyiulea Cr. (Westküste) in der Mitte vergi. Taf. n,
der schwarzln'aunen Vordei-flügel zwei grös.sere und aussen mehrere kleinere halbdurchsichtige weisse „'%a"f"rv '
Tüpfel, während die Hinterflügel leicht graul)raun und gegen die Basis aufgehellt sind. Bei A- Echeriu ^'s- ^e.
StoU (Südafrika) mit etwa.s kleineren . oft lehmgelben Tüpfeln der Vorderflügel verläuft über die Mitte
der dunkel schwarzbraunen Hinterflügel eine breite lehmgelbe Binde. Bei A. Niaviu L., welcher sich am
nächsten an die Zeichnung der indischen C/eo«a-Untergruj5pen anschlies.st, treten auf den Vorderflügeln
einzelne Marginaltfipfel, ein Zellbindenrest und eine weisse Subapicalbinde auf, während die nur bis zur
Zelle reichende Mittelbinde sich breit bis an die Basis der aussen schwarz gesäumten Hinterflügel fort-
setzt. Bei der südlichen Varietät var. Dominicana Trim. sind die w-eissen Aufhellungen grösser und
reiner, die Verdunkelungen schmäler und tiefer und so der Farbencontrast erhöht.
Der Flug der Amauris-krien ist nach Trimen ,delibei-ate. ttoating, much about one spot", auch
sind sie leicht zu fangen. Mit Ausnahme von A. Phaedon Luc, der auf Mauritius in Gärten lebt, halten
sie sich besonders in Wäldern auf. Wie viele indische Datiaics- Arten setzt sich auch A. Echeriu auf
Zweige, an denen sie still mit geschlossenen Flügeln hängen bleibt. — Auch die Raupe von Amauris hat
fünf Paar Subdorsalfäden wie andere Danaiden. Ihre Futterpflanze war Trimen noch unbekannt.
Von einer der wenigen auf die ostafrikanischen Inseln (Madagascar, Mauritius. Bourbon) be-
schränkten Arten von EupJoea L., En. Euplione. erwähnt Trimen •'), dass sie ebenfalls „when handled"
einen starken Duft ausströmt. ^)
•) R. Trimen and Bowker. South Atrican Butterflies. :! VoLs. I, 1887, p. %.
') Trans. Linn.. Soc. XXVI. 1869. p. 49b.
') Nacli Trimen (Trans. Ent. Soc. 18(i7 , p. 382j flieart mit der Ei(/ih>e(i zugleich ilip vipl seltHncrp Jw,
Fhnedone F.
— 40 —
ünterfamilie der Acraeinen.
Die zahlreichen afrikanischen Arten der Gattung Acraea L. werden von Schatz im Anschluss an
Doubleday in mehrere Untergattungen unterschieden. Hyalitcs , Gnesia, Telcliinia und Planema. von
denen wir die ersten drei mit Trimen besser zusammenfassen. In dieser Untergattung Hyalites Dbld.,
deren Arten durch zahlreiche schwarze Flecke auf beiden, oft theilweise durchsichtigen Flügeln, eine
Reihe von Marginalmonden auf den hinteren und häufig noch durch ein Ijesonders an frischen Stücken
veigi. Tat. IV. jgijjjjjfj. leuchtendes .Acräenroth", das im Leben nacli Trimen einen Stich in's Carminrothe hat, aus-
Flg. Sfi. ... . . , .
gezeichnet sind, ist besonders die schöne A. Eginu Cr. (tropisches Westafrika) mit breit rother, über die
Hinterflügel mid das hinterste Drittel der vorderen ziehender Mittelbinde und schwarzer Spitze der
Vorderflügel im männlichen Geschlecht und blasseren , eine weisse Subapicalbinde tragenden Flügeln im
weibliclien Geschlecht Gegenstand der Nachahmung von Seiten Angehöriger anderer Familien. In noch
höherem Maasse dienen die Arten der Untergattung Planema als Modeile mimetischer Anpassung. Ihre
Männchen tragen meist eine breit röthlichgelbe , ihre Weibchen eine weissliche , bis fast zur Zelle der
V^orderflügel gehende Mittelbinde und ausserdem auf letzteren eine Apicalbinde. Auf der Unterseite der
Hinterflügel treten statt der Marginalmonde zahlreiche lutercostalstreifen am Aussenraude auf und liegen
einige schwarze Flecke in der röthlichgelben Basis. Die Arten variiren oft ausserordentlich; so genüge
es hier, auf die zahlreichen Varietäten der A. Eurytu E. (Gabun, Congo, Angola) hinzuweisen, von
denen z. B. var. Vestalis F. fast ganz rauclibraune, var. Alcinoe F. dagegen mit Ausnahme der Spitze
vergi. Tal. m. l^ell rostbrauue Voi'derflügel besitzt. Die nahe stehende, mehr constante A. Guea F. (Guinea, Camerun)
unterscheidet sich besonders durch die geringere Fleckenmenge auf der Oberseite der Hiuterflügel. Die
von dem Innenwinkel der letzteren beginnende Mittelbinde zieht sich, bei dem Männchen breiter und rost-
gelb, bei dem Weibchen schmäler und weiss aufgehellt , bis fast zur Zelle auch über die sonst nur noch
eine scharfe Subapicalbinde tragenden Vorderflügel. Auf der Unterseite der Hinterflügel trägt das
Weibchen, welches besonders als Modell dient, an der röthlichbraunen Basis einzelne schwarze Flecke,
denen eine weissliche Binde und ein breiter grauer Saum folgt, der durch die dunkleren Intercostalstreifen
durchbrochen ist.
Die Acraeen sind nach Trimen aussserordentlich lebenszäh. „No pressure of the thorax, .short
or absolute crushing of the tissues , suffices to kill or even paralyze these butterflies." Wie bei den
Danaern entquillt ihrem Körper schon bei leichtem Druck eine klare Flüssigkeit , die dem Secret der
Coccinellen entsprechen und auch die häuptsächliche Trägerin des „peculiar scent" sein soll. ') Wie
Trimen ebenfalls beobachtete'-'), wurde ein Saft lassender Acazienbaum, der Tummelplatz der saugenden
Insecten, auch von räuberischen Mantiden besucht, welche hier zahlreiche Opfer fanden. Unter den am
Fusse des Baumes niedergefallenen Flügeln der letzteren fand Trimen niemals die von Acraea oder
Danaus.
Nach Trimen treten die Acraeeu meist in grösseren Mengen auf, fliegen sehr langsam und
sitzen auf niedrigen Blumen mit ausgebreiteten Flügeln. Ihr Benehmen zeichnete sich durch „complete
') .,The peculiar odour seems to re.vide thiefly in a bright yellow liquid seeretiou, which, on pressure of the
thoi-ax, fixudes somewhat eopiously." (R. Trimen and Bowker, 1. c. I, p. 130.)
') R. Trimen, On some remarkable Mimetic Analogies araong African Butterflies (Trans. Linn. Soc. XXVI,
1869, p. .500).
— 41 —
disregard of concealement" aus. Die Larven leben in grossen Mengen vollkommen frei und haben die-
selbe, wenn aucii nicht so starke Ausdünstung wie die Falter.
T r i m e n führt folgende Futterpflanzen der oft sehr auffälligen (z. B. indigoblau gefleckten)
Raupen an : Acr. Horta L. auf Kigellaria africana (Erythrospermeae), auf Passiflora coerulea und Tacsonia
magnifica (Passiflor.) ; Acr. Acara Hew. und Acr. (Plan.) Gea L. auf Passifloren : Acr. Eusehria Hew. auf
Fleurj'a (Urticac.) und Acr. Huxioni Butl. auf Herniannia (Buettueriac.) ; die Arten der Untergattung
PJanema leben besonders in Wäldern.
Familie der Pieriden.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich die erst in seinem grossen Werke über die südafrikanischen
Falter gemachte Angabe Trimen's, dass die langsam fliegende 3Iylotliris Aguthina Cr. durch beide
Geschlechter von Fieris Thysa Hopfi'r. und das Weibchen von Eronia Argia copirt werde , während sich
in Westafrika P. EJiodope F. der 31. Poppen Cr. anpasse. Dies Beispiel bedarf noch der experimentellen
Prüfung am Falter von Myhthris. da die Nahrung der Raupe von 31. Aguthina (Lorcmthus) nicht gerade
für die Widrigkeit der Imago anzuführen wäre. Jedenfalls ist aber 3l7jhthris der Verzweigung der
Radialis der Vorderflügel nach die abgeleitetere Form von Pieris und ihre Vertreter sind relativ häufiger.
Auch ist die Aehnlichkeit z. B. zwischen 31. Poppea Cr. und P. RJiodope F. geradezu auffallend. Weiter
neigen die sehr seltenen Weibchen der Eronieu , welche nach der Futterpflanze der Raupe (Capparis)
recht wohlschmeckend sein dürften, auch in Indien stark zur mimetischen Anpassung an widrige Modelle
und sind ebenso schwache als die Männchen vortrefl'liche Flieger.
Angehörige der Heteroceren.
Von den von R. Trimen ') angeführten, anscheinend immunen Heteroceren, Pais (Zecora, Eusetnia
eupheDiia, Glaucopis formosa , die alle „a strong and ofl'ensive odour" besitzen, Tropfen einer weissen oder
gelben Flüssigkeit absondern sollen und langsame Flieger und dabei auffallend gefärbte, sehr häufige Thiere
sind , ist nur die Eusetnia- kri als Modell einer mimetischen Anpassung bekannt geworden. Dieselbe be-
sitzt schwarze Vorderflügel , welche mehrere dem Hinterrande parallele gelbweisse Bindenreste tragen,
und gelbe, innen rosenroth angehauchte, aussen breit schwarz gesäumte Hinterflügel.
Eine charakteristische und zugleich typisch afrikanische Widrigkeitsfärbung treffen wir bei
mehreren afrikanischen Heteroceren an, die alle bei Tage fliegen und widrigen Familien angehören. Als
Typus derselben möchte ich die häufigste Art, die zu den Lithosiiden gerechnete AJetis Helcita Cr., an-
sehen, welche einen schwarzen, mit drei leuchtend weissen Tüpfelreihen besetzten Leib und fast mennig-
rothe Flügel besitzt, die in dem breiten schwarzen Aussensaum leuchtend weisse Tüpfel tragen. Dieser
Art gleichen nun auch durchaus zwei Vertreter der Agaristiden, die Phaeagorista Helcitoides Dew. und p^l'^J^^^/Jj.
die Eusemia Falkensteinü Dew., anscheinend seltenere Arten. Spätere Untersuchungen werden zu ent-
scheiden haben, ob Alefis in der That den Agaristiden zum Modell diente. -)
') Trans. Linn. Soc. XXVI, 1869, 1. e. p. 494.
') Dazu bedarf es der Untersuchuncren über den In-ad der Häufigkeit, die ursprüngliche Gattungstracht, die
Raupennahrung, den Grad der Itumunität der einzelnen Formen.
Bibliütheca zoologica. Heft VIII. 6
- 42 —
b. Mimetische Anpassungsformen.
Die afrikanischen Nachahmer gehören meist nur den Tagfaltern und zwar den Familien der
Nymphalinen, der Satyriden {Elymnias), der Lycaeniden. der Pieriden und endlich der Gattung Papilio an.
Unter den Nymphalinen kommen mimetische Arten nur in der Diademen-Gruppe [HypoJimnaS mit der
Untergattung Etircdia) und der i/>Hew/Y/s-Grup])e {Pseudacraea Westw. und Euphaedra Hb. = Ronialaeosoma
Blanch.) vor.
Unterfamilie der Nymphalinen.
Auch in Afrika tritt uns in der Gattung Hypolimnas Hübn. Hyp. BoJina L. in einer Varietät ent-
gegen, var. Inaria Cr., die sich durch das Fehlen der weissen Subapicalbinde der Vorderflügel kenn-
zeichnet und auch in Indien vorkommt. Nun findet sich zwar die der Inaria gleichfarbige und als Modell
anzusehende var. Dorippus Kl. des Dan. Chrysippns L. in Querimba, Ambukol, Witu, Userama, Usagara,
Zanzibar , Abessinien , die var. Inaria des Hypolimnas dagegen nur in Angola . Chinchoxo (Mus. Berlin),
Loko , Gabuu , Transvaal (Coli. Staudinger) vor. Auch die Exemplare der beiden Formen aus dem Brit.
Museum stammten noch vor drei Jahren aus verschiedenen Localitäten. Dagegen führt Trimen (Trans.
Linu. Soc. XXVI, p. 504) beide aus d'Urban und Natal an: so treten sie doch vereinzelt zu-
sammen auf.
Die ausschliesslich auf Afrika beschränkte Varietät mit weisslich aufgehellten Hinterflügeln, var.
Älcippwides Butl., kommt mit dem gleichgefärbten Dan. Chrysippus var. Alcippus Kl. zusammen in der
Sierra Leone und nach der Coli. Staudinger auch in Natal vor. Nach Swinhoe (Proc. Zool. Soc. 1884,
p. 501) ist in Kurrachee die var. Inaria des MisippusS^ eihchens häufiger als die Stammform. Die dunkle,
bedornte Kaupe frisst Portulaca oleracea und P. cjuadrifida.
Für die in beiden Geschlechtei'n mimetisclien Arten der Gattung Hypolimnas nimmt Trimen
die Untergattung Euralia We.stw. (Sect. B, Subsect. a, von Doubleday) an, deren Arten sich durch
weiss gefleckten Leib und die vollkommen oä'ene Hinterflügelzelle als abgeleitet erweisen. Auch diese
Formen dürften, wie die indischen Euploeen-Nachahmer der Gattung Hypolimnas, von Arten mit blauen
Randtüpfeln, mit Subapicalbinde der eckigen Vorderflügel und damit ursprünglich in Verbindung stehender
bläulicher Mittelbinde der Hinterflfigel entstanden sein , welchen Hyp. Salmacis Dru. noch nahe steht.
Weitere Formen , bei welchen sich die weisse Mittelbinde beider Flügel gegen die Basis erweiterte , wie
Hyp. imperialis Stdgr. (Zanzibar) erinnern besonders im Weibchen schon oberflächlich an .4waMr(S-Formeu
der iV/fwms-Gruppe , sind aber viel grösser als letztere. Endlich bildet sich bei kleineren Arten (subg.
Euralia s. Trimen) eine vollkommnere Anpassung an ^»«««m-Arten aus, die sich auf beide Geschlechter
''"y'^II "' ausdehnt. So ist Hyp. Anthedon Dbld. (Natal, Angola, Gabuu) der Aniauris Niavia L. sehr ähnlich, und
ebenso passt sich ihre südliche Foi'm, var. Hyp. Wahlbergi Trim., der dortigen Rasse var. Dominicana dieser
^^'^^^'^^''^^' Amauris- Art an. Ebenso gleicht Hyp. dubius ßeauv. (Goldküste, Camerun, Fernandopo, Gabun, Natal)
der Am. Egialea Cr. ; Hyp. deceptor Trim. der an Am. Niavius L. erinnernden Am. Ochlea Tr. (Natal) und
vergi. Taf. II, endlich der Hyp. miinus Tr. der Am. Echeria var. albimaculata Butl. Einige der mimetischeu Arten von
Flg. n. . .. . " .
Hypolimnas variiren häufig ; so kommen bei Hyp. Anthedon einzelne Stücke mit fast ganz weissen
Vorderflügeln , bei Hyp. dubius ßeauv. solche mit ganz schwarzen Hiuterflügeln vor (Coli. Staudinger),
also Formen, welche den Modellen weniger gleichen.
— 43 —
Modelle mid Nachahmer fliegen au denselben Fangplätzeii und sind meist einander so ähnlich,
dass selbst Trimen den Hyp. Wahlheryi zuerst für eine Am. Echeria hielt, bis er seinen ^more active
flight" erkannte.
Ueber grüubindige Arten der Gattung Pseudacraea Westw. [Panopoeu Hbr.l, wie Ps. Lucretia Cr.
und Ps. Semire Cr. (Westküste) ist durch Erblassen der Färbung, besonders der Hinterflügel, Ps. Torquiniu Fr.
(Natal) abzuleiten. Erinnert dieselbe auf der Oberseite unbedeutend an Amauris Echeria Tr. , so besitzt
sie doch an der Unterseite der Hinterflügel in der rostbraunen Basalfärbung die schwarzen Flecke, welche
die erste Bedingung der Anpassung an den acräoiden Typus sind. Dadurch führt sie zu den derselben
Gattung angehörigen PZawema-Nachahmern über, welche in zalilreichen Formen vorkommen, deren Art-
rechte erst durcii die Zucht der Falter entschieden werden können. Von denselben gleicht Ps. Dolomena
Hew. (Mus. Berlin) durchaus der Acr. Ennjta L. var. Älcinoe Feld. ') : so Ps. Künoivi Dew. mit orangener,
über die Zelle gehender Vorderflügel- und weisser Hinterflügelbinde einer anderen Varietät (Guinea)
des Mus. Berlin. So erinnert Ps. Gottberyi Dew. mit gelber Quertiinde der Vorderflügel nnd gelbbraunen
Hinterflügeln mit starken Intercostalstreifen an Formen von Acr. elongata Butl. (Coli. Staudinger) und
Ps. Hirce L. genau an die entsprechenden Geschlechter von Acr. Gea L. Weiter gleicht Ps. striata Butl. ^<"'8'- T''*- "'•
(Sierra Leone) mit verdunkelten Vorderflügeln genau der Acr. Etiryta var. Vestulis Feld, und Ps. Metu-
planemu Butl. (Camerun) der Acr. Euryta var. Umbru Cr. mit schmaler gelblicher Vorderflügelbinde und
rostbraunen Hinterflügeln , wie Ps. fulvaria Butl. mit weisser Vorderflügelbinde (Isuba) dem dazu ge-
hörigen Weibchen. '^)
Einen selbstständigen, durch die Erhaltung der Marginalmonde der Hinterflügel dem Stamme näher
stehenden Zweig bildet die Boiscluvalii-Gxu-piK . Dieselbe besteht aus zweierlei Formen , von denen Ps.
Boisduvalii Tr. den beiden Geschlechtern von Acr. E(jina Cr. und die var. Trimenii Butl. (= Boisduvalii ^«''s^- Taf. iv,
Trimen 1868 [Congo, Natal]) genau Acr. Acara Hew. mit gelbbrauner Subapiealbinde und mehr Roth am
Innenrande der Vorderflügel gleicht.
Ueber die Aehnlichkeit der Acraeen und Pseudacraeen äussert sich Colonel Bowker^), dass es
ganz unmöglich ist, Modelle und Nachahmer im Fluge oder sitzend zu unterscheiden; ,and the first
notice you get is the bristle crunch between finger and thumb" der Pseudacraea oder „the soft leathery
feel" der Acruea , infolge dessen die erstere sofort stirbt, ,while you may squeeze" die Acraea ,as long
and as hard as you like without effect : nothing but the poison bottle will settle him.' Auch hier
fliegen die Modelle vor den Nachahmern nnd sind besonders im Februar und April häufig, während die
Nachahmer erst im März bis Juni folgen.
Besondere Beachtung verdient noch die interessante, von Dewitz seiner Zeit als Hypolimnas
beschriebene Pseudacraea Poggei Dew. (Westafrika), welche dem Weibchen von Hypolimnas JBolina L., ■^«'^8'' ^af. m,
Fifr. 22.
Misippus L. analog, eine ausgezeichnete Anpassungsform an den Dunaus Chrysippus L. in beiden Geschlechtern
bildet. Die zahlreichen Arten der Gattung Euphuedra Hübn. (Romcdueosoma Blanch.) besitzen meist in
beiden Geschlechtern grünscliwarze Flügel mit heller Subapiealbinde auf den vorderen und abgekürzter
'I Der einzige deutliche Untprschied zwischen Modell und Nachahmer liegt in der bei den .Icraeen auch oben
convex geschlossenen Mittelzelle der Hinterflügel.
^) Nach Trimen and Bowker, .South Afriean Butterflies, gleicht die mir unbekannte Ps. imitator Tr. (Natal,
Delagoabaj'l in beiden Geschlechtern genau der Acr. (PI.) Ayanice. Hew.
''] Vergl. Trimen and Bowker. South .\frican Butterflies, Vol. HI.
6*
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breiter Mittelbinde auf den Hinterflügeln. Bei der seltenen E. Zanipa Westw. entsteht nun bei dem
Männchen auf der Unterseite beider Flügel und oben an der Basis der hinteren eine rostrothe Färbung,
welche bei dem Weibchen auf der Oberseite sich verstärkt. So erinnert das Weibchen in geringem
Grade an die immune Heterocere AJetis Helcita Cr. Ueber Formen wie E. Eleus Dru. , bei welchen die
Vorderflügelspitze der Männchen noch oben einen grünlichen Ton zeigt und die Unterseitenzeichnung
noch an die der typischen Arten erinnert, aber der Leib schon weisse Tüpfelreihen erkennen lässt, finden
Verui. 'laf. iv.^jj^, pj,jgj, Anschluss an E. Ritspina Hew. (Alt-Calabar , Camerun , Gabun, Congo), die in beiden Ge-
schlechtern der ziegelrotheu Älctis gleicht. ') Der weitere Fortschritt in der mimetischen Anpassung be-
steht vor Allem darin, dass die Yorderflügelspitze und der Aussenrand der Hinterflügel sich auch auf der
Unterseite schwärzen. So tragen die ziegelrothen , an der Spitze etwas abgerundeten Yorderflügel auf
beiden Seiten wie bei dem Modell in der tief und breit verdunkelten Spitze den leuchtend Aveissen Rest
der Subapicalbinde und auch die ebenfalls ziegelrothen Hinterflügel führen in der breiten Ausseurands-
einfassung eine regelmässige Reihe weisser Mar'ginalttipfel.
Eine unvollkommene Anpassung an braune Acraeen der Eiiryta-Gmyi-pe bietet Pratinas Dbld.
(Goldküste, Guinea).
Erinnert schon E. Ferseis Dru. (Westafrika) '^) oberfläclilich an Eusemien , so gleicht die ihr sehr
nahe stehende E. Zaddachi Dew. (Mus. Berlin) .schon der Eiisemia Euphemia Cr. in so hohem Grade,
dass wir hier wiederum nur eine mimetische Anpassung an das widrige Modell annehmen dürfen.
Unterfamilie der Satyrinen.
Die einzige Art, welche von der durch die mimetische Anpassung des Weibchens so bedeutungs-
vollen Gattung Elymnias Hübn. auf dem Continent Afrikas vorkommt, E. Phegea L., bildet auch zugleich
das einzige Beispiel einer solchen für die afrikanischen Vertreter der Familie. Die Oberseite der
veigi. Taf. III, E. Phegea L. erinnei-t in beiden Geschlechtern an die Färbung des entsprechenden Sexus der Acraea (Planema)
'^' Gea L. , so dass die Flügelbinden bei den Männchen rostgelb, bei den Weibchen weisslich sind. Da-
gegen bewahren die Nachahmer am Vorderrande der Oberseite der Vorderflügel und auf der ganzen
Unterseite noch die urspi-üngliche dunklere Strichelung auf hellem Grunde, welche einer Schutzfärbung
entsprechen dürfte.
Die madagassische E. Masoura Hew. (1875) ist mir vollkommen unbekannt geblieben.
Familie der Lycaenidae.
Nur in Afrika kommen in dieser Familie überhaupt Nachahmer vor.
Erinnert Sithon sp. aus Camerun (Coli. Staudinger) durch die weissen Tüpfel im dunklen
Aussenrande der ziegelrothen Flügel wenigstens in der Färbung etwas an Aletis Helcita, so besitzt er
doch noch die zwei langen Hinterflügelschwänzchen seiner Gattungsgenossen. Ausgebildete Mimicry da-
gegen finden wir in der auf Afrika beschränkten Gattung Liptena Dbld. So gleicht L. Aneckei Dew.
vergi. Taf. rv, und in höherem Maasse die grössere L. sangimiea Ploetz (HiendJmayri Dew.) durch die weissen Tü]ifel
Flg. 30.
') Dieses ausgezeichnete Beispiel der Mimicry -wurde erst von T r i m e n und B o \v k e r (South African Butter-
flies II, p. 304) als solches anerkannt.
'} Ich kenne von dieser seltenen Art nur die Abbildung Drury's.
J
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im schwarzen Rande der ziegelrothen Flügel einer kleinen Aletis Helcita Cr. So erinnert L. Darwiniana
Krby. an rothbranne Acraeen überhaupt und L. Acraea Dbid. besonders auf der Oberseite an Acr. Perenna
Dbld. Weiter erinnert L. Krausei Dew. (Guinea) mit gelblichem Subapicalfleck der Vorderflügel und
weissröthlicher Mittelbinde der hinteren durcliaus an Acr. Eponina Cr. auch auf der Unterseite. Eine
Art der Coli. Staudinger mit lebhaft rother, die Hinterflügel fast erfüllender, auf den vorderen stark
verschmälerter Mittelbinde ist ebenfalls auch auf der Unterseite der Hinterflügel durchaus der Acr. Alciope
Hew. äimlich. So haben diese beiden letzterwähnten Arten den höchsten Grad der Anpassung an Acraeen
unter den Lycaeniden erreicht.
Familie der Papiliotlidetl.
In der Untergattung Cosmodesmus erinnert die ganze J[yaw?e(Zes-Gruppe (vergl. p. G5) auf der
Oberseite der Flügel oberflächlich au gewi-sse Acraeen, an der Unterseite dagegen elier an kleinere
^waMm-Formen. Bei anderen Arten verwandter Gruppen bildet sich die mimetische Anpassung an
widrige Modelle schärfer aus.
So eriunert P. Leonidcts F. auf der Oberseite der Flügel an die ebenfalls grüngetüpfelte Dan.
(Tirumal.) Limmace var. Petiverana Dbld. (Mittelafrika), auf der Unterseite dagegen, wie die Formen der
.4r/fl»«e(?es-Gruppe , eher an eine Aniauris -Alt. In der That bildet sich mit seinem Fortschreiten nach
Süden auch letzterwähnte mimetische Anpassungseinrichtung derart aus, dass die capländische var. Pelopidas
Feld, durchaus der Am. Echeria ähnlich wird. Xun setzt sich auch der Nachahmer wie die Amauris-kvi
gern auf vorstehende Blätter und Zweige, mit gesclüossenen Flügeln abwärts hängend, so dass Trimen
ihn (1. c. III, p. 216) mehrmals für eine Am. Echeria hielt.
Eine weitere mimetische Art der Untergattung ist P. Ridleyanus White (Congo etc.) der in
beiden Geschlechtern der Acr. Eurtita L. sehr ähnlich ist. % eigi. Taf. iv,
" Fig. 27.
Viel interessanter sind die mimetischen Formen aus der Untergattung der Rinnenfalter Papilio
(vergl. p. 68 — 72). So erinnert bei dem der i\%eMS-Gruppe nahestehenden P. disparilis (Mauritius etc.)
das seltene Weibchen, von dem nach Maillard eines auf ca. zwanzig Männchen kommt, etwas an die
gemeine Euploea Euphone F. Die geringe Acraeen-Aehnlichkeit, welche wir an der Unterseite der Hinter-
flügel des präclitigen P. Zalmoxis Hew. (Alt-Calabar) erkannten , ist in der il/e<*AoH7'-Gru))pe stärker aus-
gebildet und zugleich durch die gelbe, schwarz gefleckte Basis, die weisse Mittelbinde, den breit rauch-
grauen, von Intercos talstreifen durchzogenen Randsaum der Hinterflügel zu einer täuschend ähnlichen
Anpassung an das ruhende Weibchen der gemeinen Acr. (Plan.) Gea L. {Jodutta F.) entwickelt, ßei ■^'ergi- Taf. iii,
zwei kleineren Arten jedoch genügte dieser Schutz noch nicht für die Erhaltung der Art, und so passten
sich die Weibchen in der Oberseitenfärbuug durchaus den zwei gemeinsten Modellen an: das Weibchen
des P. Cynorta F. (Boisduvalianus [Ashanti , Sierra Leone]) dem Weil^chen der Acr. (PJanema) Gea L. ^'^'^^- '■"^^"i'
und das des südlicheren P. Echerioides Tr. (Cap) der Am. Echeria Stoll. Nach Bowker streicht das vergi. Tat. n,
Männchen des P. Echerioides Tr. gerade durch den Wald , auf demselben Wege zurückkehrend . während *'*' ^~^"'
das Weibchen sich am Platze hält und nur niedrig fliegt.
Bei P. Merope trefi'en wir die höchste unter den afrikanischen Lepidopteren überhaupt vorkommende
Variation der Weibchen. So treten in Madagascar, wo die Art sehr gemein ist, nur männchenfarbige,
wie die Männchen geschwänzte Weibchen (Meriones Feld.) auf. In Abessinien dagegen finden sicli ausser Fig i.
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letzteren ebenfalls noch geschwänzte, aber schon in iler Färbuntr abweichende Weibchenformen, deren
vergi. Taf. I, eine, var. Niavina Kheil, dnrch die schneeweisse Mittelbinde der Amauris Niavia L. ähnelt, während
eine andere, var. Ruspinae Kheil , durch die ziegelrothe Färbung derselben Binde an Dan. Ghrysippus
erinnert.
Endlich treten schon in JVIittelafrika (Westküste) überhaupt nur mehr vollkommen schwanzlose
Weibchen auf, ohne dass Uebergänge zu den geschwänzten Formen bekannt wären. Diese miraetischen
vorgi. Tal. I, Weibchen, var. ? Hippocoon {Westennanni Boisd.) gleichen nun meist der an der W'estküste (Sierra Leone,
Camerun) häufigen immunen Danaide Am. Niavia L. In Guinea scheint bisher nur diese eine Weibchen-
form gefunden zu sein, welche sehr selten sein muss, da ich unter fünfzehn Stücken von P. Merope aus
Accra kein Weibchen fand. An der südlicheren Ostküste des Continents (Zanzibar) kommen schon merk-
würdige Aberrationen des Weibchens vor, die vielleicht als Versuche einer Anpassung an Acraeen anzu-
sehen sind. Erinnern sie in der That manchmal an Acr. Gea L., so lehnen sie sich doch in var. Dionysos
Dbld. trotz auffälligster Färbung (Vorderflügel schneeweiss ,' Hinterflügel safrangelb) ofi'eubar an kein
lebendes Modell an. Zugleich findet sich hier die var. ? Trophonius Westw. , die wir als ebenfalls
vert'i. Taf. I. schwanzlose Fortbildung der geschwänzten abessinischen var. Ruspinae Kheil anzusehen haben , eine
raimetische, bis zum Cap verbreitete Anpassung an Danaus Chrysippus L.
Weiter treten stärkere Verdunkelungen der Vorderflügel auf, die zahlreichere helle Tüpfel ab-
vergi. Taf I. schneiden (var. Cephonius Hopffr.), und endlich entsteht die südafrikanische W'eibchenform var. Cenea
und Taf. II, Stoll, die ein getreues Abbild der Amauris Echeria Stoll ist. Zugleich bildete sich aus der var ? Hippo-
^'^- '• coon in Anlehnung an die Umwandlung der Am. Niavia in die var. Dominicana Tr. die verhältnissmässig
vergi. Taf. II, sehr Seltene entsprechende Varietät der südlichen Weibchenform, var. Hippocoonides, heraus. ')
Fig 8
Schon 1873 zog J. P. M. Wheale im Caplande (Trans. Ent. Soc. 1877, p. 269) unter 49 F. Merope
sechs ? Trophonius, eine Mittelform zwischen Hippocoon und Cenca, drei $ Hippocoonides , ein ? zwischen
diesen und Cenea , zwanzig ? Cenea mit weissen Vorderflügeltüpfeln , die der dortigen Amauris Echeria
Stoll var. alhomaculata Tr. gleichen. Wie var. Am. Dominicana nicht zahlreich vorkommt, ist die var.
Hippocoonides sehr selten, und auch von Trophonius ist das Modell viel seltener als die gemeine Amauris
Echeria Stoll. ^) Nach demselben Autor (ibid. 1874, p. 131) fliegt die var. ? Cenea Vormittags schwer
und langsam, ganz wie eine Amauris, das Männchen Nachmittags schnell und gewandt. Zu den Feinden
der Art gehört Tchilrea cristata, welche nach Beobachtungen das Männchen fing und überhaupt ein
grosser Schmetterlingsfeind ist. — Schon die Färbung der Unterseite des Männchens dient als schützende
Anpassung an vergilbtes Laub, und T r im en') beobachtete dementsprecliend, dass der Falter sich auf einem
Strauch niederliess, dessen gelb und brauner Samen und dessen Blüthe genau in der Farbe mit der Unter-
seite seiner Flügel übereinstimmte. Als weitere miraetische Rinnenfalter erwähne ich noch P. Rex
Oberthür (Mombas) welcher durchaus der grün und rostbraun getüpfelten Dan. formosa Godm. et Salv.
gleicht.
') Westen der zahlreichen Vanetäten vergi. die überisichtliche Zusammenstellung derselben bei T r i m e n anil
Bowker, South .'^frican Butterflies III, 18!:<9, p. 248-249.
') Aehnlich fing Miss Newdigate in Forest Hall, Plettenberg Bay, mich Bowker und Trimen zwölf?
Cenea, eine $ Hippocoonides und zwei $ Trophonius.
') Abgedruckt in „Stett. entomol. Zeitung", 1885, p. 293.
— 47 —
Amerikanische R e sf i o ii.
a. Xearkti.sche Subregion.
Die heirlen einzifj-en Formen der Schmetterlingswelt Nordamerikas, welche als Modelle dienen,
sind Arten der Gattungen Danaiis und Papilio.
Der Danaus Erippus Cr., mit den übrigen amerikanischen Arten neuerdings als ^Tasitia'^ abgetrennt,
darf nach der Lage der männlichen Duftorgane nur zur Untergattung Anosia Hb. gerechnet werden, zu
der ihn auch die Färbung stellt, denn die lebhaft rostbraunen Flügel führen besonders in dem schwarzen
Aussenborde zwei Reihen getheilter weisser Tüpfel , zu denen noch einzelne grössere nahe der Yorder-
flügelspitze treten.
Nach S. Send der') hat diese Art, wie Prof. Riley ihm schrieb, „a rank but not very strong
smell, .... all the scales have u carroty odcmr".''') So schliesst Scudder, dass dieser Duft „or some
nauseous taste or both" das Thier widrig nuicbeu.
Ein Beispiel für die ausserordentliche Lebenszähigkeit des Falters ist die Beobachtung von
W. T. Davis, citirt bei Scudder (1. c. p. 746), nach welcher der Falter noch aus einer mit einer
Nadel durchstocJienen Pui)pe schlüpfte. .T. Meyer erzählt sogar (Bull. Brooklyn, eut Soc. IL p. 74), dass
ein Falter einen Colibri von einer Asclepias-Blütlie, unter der er übernachten wollte, wegjagte und nach
der Verfolgung seinen Platz wieder einnahm.
Doch hat diese Art iiire gefährlichen Feinde . denn die Raupe leidet nicht unbedeutend an Para-
siten und die Made eines Dipters, Mascicera archippivora , vernichtet nach Prof. Riley oft ganze Brüten
derselben.
Das zweite Modell der Nachahmung ist Papilio (Pharm.) Philenor L. '), ein Angehöriger der Aristo-
lochienfalter. Dersellie liat nach Edwards ,a strong and disagreeable scent", was Scudder (1. c. p. 1251)
nicht zu bestätigen vermochte. Li der That aber verbreitet der frisch ausgeschlüpfte Falter, wie ich in
Königsberg feststellen konnte und von Anderen prüfen Hess, einen unangenehmen , müßigen" Moder-
geruch''), und lässt leicht klare Flüssigkeitstropfen bei Druck austreten, welche die Haut gelb fäi'bten.
Li der Raupe luid Puppe sind noch keine Parasiten bisher beobachtet worden: auch meine
Puppen ergaben ohne Ausnahme den F'alter.
P. Philenor ist besonders in Florida gemein und erscheint im März in grossen Massen. Sein
Flug ist langsam. Für seine Lebenszähigkeit führt Scudder (1. c. p. 1251) an, dass ein Stück, welches
eine halbe Stunde im Cyankaliglas gesteckt hatte und dann gespannt wurde , noch drei Tage laug lebte.
Einen Falter, dessen Thorax ich durch länger fortgesetzten Druck vollkommen gesprengt hatte, sah ich
nach einiger Zeit wieder herumfliegen.
') S. Scudder, The Butterflies of the Eastern L'uited States and Canada, Cambridge 18>>9, p. 745.
') Der Duft der Duftschuppen aus der Hinterflügeltasche des Männchens wir präcise unterschieden und als
stärker „with a slightly honied character" bezeichnet.
') Nach Gosse (Lett. Alabama, citirt bei Scudder) „these gorgeous swallow-tails seeui to be of roral blood,
to have a presence that distinguishes theui from the meaner herd".
*) Der deutlich unterscheidbare Duft der männlichen Dufteinrichtuugen im Analfelde der Hinterflügel ist an-
genehm und etwas moschusartig.
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Mimetische Aiipassungsformen an beide Modelle recrutiren sich aus der Limenitis-Gruppe der
Nymphalinen.
So bildet der eigenartige rostbraune Limenitis Archippus eine so ausgezeichnete Copie des Danaus
Erippiis Cr. , dass einer von beiden von einem amerikanischen Professor der Entomologie in einem seiner
Lehrbücher mit unrichtiger Bezeichnung abgebildet werden konnte. Nach Scudder gleicht in Florida
die nahe verwandte Lim. (Basilarchia) Eros dem dort vorkommenden Dan. Gilippus Cr. var. Berenice Cr.
Dagegen erinnert der blaugrüne Lim. (Basilarchia) Astyanax F. in Färbung und Blauglanz bis
anf die fehlenden Schwänze an Papilio Philenor L. Wie wir oben sahen, ist nun P. Philenor L. eine
o-anz ausserordentlich gut geschützte Art : so mag es uns denn auch nicht wundern , wenn sie in hervor-
ragendem Maasse als Modell mimetischer Anpassung dient und schon ein relativ geringer Ausbildungsgrad
der letzteren genügen wird, um das Leben des Nachahmers vei'hältnissmässig zu sichern.
Vor Allem erinnert das atavistiscli dunkle Weibchen der grossen Argynnis (Semnopsyche) Diana F.
durch den eigenthümlich grünblauen Schimmer über Hinterflügeln und Iimenrand der Vorderflügel,
wie schon Edwards erkannte, besonders in Formen, wie R. Felder eine in der Novara-Keise abgebildet
hat, etwas an den Aristolochienfalter. Mit der geographischen Verbreitung des P. Philenor stimmt nicht
nur die des Limenitis Astyanax F. und P. Troilus L. (Alaska, ein Theil von Kansas, Iowa und Fen-
sylvanien), sondern auch die der var. Glaucus von P. Turnus L. überein, deren Nordgrenze sich mit der des
P. Philenor deckt, während letzterer sich nur westwärts weiter ausdehnt. Schon hieraus können wir ent-
nehmen, dass der eigenthümliche Melanismus des Weibchens von P. Turnus im Süden des Verbreitungs-
gebietes der Art entstanden sein kann. Nach Edwards erscheint bei P. Turnus das schwarze Weibchen
(Glaucus L.) erst, wo die Form zweibrütig ist, um in allen Generationen im Süden zu prävaliren, wo die
Art dreibrütig ist. Schon in Nord-Illinois fing Walsh die schwarzen Weibchen fünf- bis sechsmal so
häufig als die gelben : in Süd-Illinois fing er 78 gelbe Turnus, die alle Männchen waren.
Alle meine Pupjjen von P. Turnus ergaben grosse rothleibige Ichneumonen mit blauschwarzen
Flügeln: daraus erhellt, wie gross die Sterblichkeit in den früheren Ständen und wie nützlich die
mimetische Anpassung für die südlicheren Weibchen ist.
Auch die Puppe von P. Troilus L. leidet viel an Ichneumonen : ebenso wurde der Falter nach
Scudder (1. c. p. 12.36) von einem Vogel genommen, der die „uneatable wings" abbiss und den Körper
verschlang.
-■»•
b. Neotropische Region.
In der feuchtwarmen Luft des neotropischen Urwaldes herrscht neben der üppigsten Gestaltungs-
kraft zugleich der rücksiclitsloseste Kampf um die Existenz. Darum treten uns hier auch die mannig-
faltigsten mimetischen Anpassungen von so vielen Seiten entgegen, dass die klare Uebersicht getrübt
wird und es oft überaus schwierig zu entscheiden ist, welche der zwei ähnlichen Formen der anderen als
Modell gedient hat. Dies gilt besonders für die Angehörigen der immunen Gattungen der Danainen,
Neotropinen und Heliconinen, welche wir geschlossen behandeln müssen, um ihrem natürlichen Zusammen-
hange Rechnung zu tragen.
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Immune Familien und Gattungen der Rhopaloceren.
1. Unterfiimilic ik-r Danainen. ')
Dem Ueiider der Vorderflüy-el nach müssen wir LvCOPPa Dbld. ;ils die ursprünglichere der beiden ^'"''s'- '^'»f ^i>
rein neotropischen Gattungen ansehen, denn es gnhen bei ilir noch die zwei ersten Radialäste vor dem
Ende der Zelle ab . wie wir dies in der ganzen Abtheilung der Danainen nur noch in der indischen
C/eo>!a-Gruppe von Danaus subg. Rudena antrafen. Auch springt die Mittelzelle der HinterHügel gegen
den zweiten Medianast aussen conve.x vor, wie bei Euploeu, Ideopsis etc. Die Zeichnung der Flügel ist
bei Lycorea Dbld. sehr charakteristisch und zugleich bei allen vier Arten im Grunde dieselbe. Auch lässt
sie sich auf diejenige von indischen Danainen zurückführen, während die Färbung den ausgesprochenen
neotropischen Ton angenommen hat. Die Bänder der A ordertiügel sind meist in Flecke aufgelö-st , die
sich einem basalen, einem Mittelzell- und dem Terminalbande zurechnen lassen: auch das Submarginal-
band ist nur nahe der Spitze continuirlich. .So überwiegt die Grundfarbe, welche in der Aussenhälfte
noch bindenartig entwickelt und oft lebhaft safriui- oder schwefelgelb, in der Innenhälfte dagegen
rothbraun i.st. Aul den rothbrannen HinterBügeln liegt eine Reihe weisser Düp])eltüpfel, in der
dunklen Aussenrandeinfassung und um die Zelle herum ein innen offenes hufeisenförmiges Band . welches
für den Melinaea-Tj^xxs (s. u.) charakteristisch ist, sich wohl secundär um die Zelle concentrirt hat und
von uns als Schleifenband bezeichnet wird. — Manche der von Mexico bis zum mittleren Südamerika
verbreiteten Arten bilden in letzterem dunklere Varietäten durch Ausdehnung der braunrothen Basal-
färbung der Vorderflügel, so var. cinnamomea Weym. (.\mazonenstrom). Ebenso kaiui die Mittelbinde
der Hinterflügel eine strohgelbe Farbe annehmen oder die Hinterhälfte derselben sich so stark verdunkeln,
dass auch die Marginaltüpfel verdeckt werden.
Bei Ituna Dljld. entspringt nur der erste Radialast der Vorderflügel vor dem Zellende, ist Jer ^'«''s'- ''"''*'• ^i-
erste Medianast der Hinterflügel weniger selbstständig und die Zelle derselben stark verkürzt. Dieser
Modification des Geäders entspricht auch eine solche der Zeiclmung, welche sich ebenfalls auf den Lycoreu-
Typus zurückführen lässt. So sind bei /. Lamiru Latr. (Mexico, Columljien) durch Schuppenverlust die
Bindenreste der Vorderflügel — bis auf die in der Zellbasis gelegene Längsbmde — g'la-sig aufgehellt.
Auf de)i hell ro.stbraunen Hinterflügeln ist der hintere Theil des Schleifenbandes fortgefallen, während
der äussere sich nur unten erhält und in den Aussenrand verläuft.
Eine davon ganz abweichende Tracht besitzen I. Phcnarete Dbld. (Peru] und die kleinere I. Ilione
Cr. (Brasilien), bei welchen der Schuppenverlust und die Verschmelzung der hellen Binden noch weiter fort-
schreitet, so dass auf den Vorderflügeln das Submarginalband fast ganz erlischt und in schwarzem Rahmen
eine basale , eine mittlere und eine subapicale glasige Aufhellung entstehen. Zu dem bei /. Lamira er-
wähnten äusseren , auch oben scharf auftretenden Bande tritt auf den breit gesäumten , wie bei Lycorea
noch stark gezackten Hinterflügeln noch eine dunkle Markii-ung des Zellendes. Während bei 1. Lamira
das hintere Discocellulare noch in den Bug des ersten Medianastes der Hinterflügel mündet, verläuft es
bei /. Phenarete in seinen Ursprung, bei 1. Ilione sogar innerhalb des letzteren. So sind 1. Ilione und
L Phenarete durchaus abgeleitete Formen dieser schon stark modificirten Gattung.
') Die südainerikaiiischen Arten von Daiiaii^ selbst, dem subg. Anosia an^ehörig, scheinen erst in späterer Zeit
von Noi-dtn eingewandert zu sein, denn es kommen in der neotropischen Region keine mimetischen Anpassungen an die-
selben vor.
Bibliotheea zoulugica. Helt VIII 7
— so-
ll! der Th;it scliciiit uucli die typisdi südamerikauiscbe Tracht von ihnen erst in der neuen
Heiniath erworben zu sein . vielleicht durch Anpassung an dort schon lebende immune Gattungen der
Neotropinen.
So entspricht die Tracht von 1. Lamira dem Habitus der Gattung OJynts, die von /. Ilione
und i. FJienarete sogar bis auf die weisse Füblerspitze demjenigen der Gattung Methona. Dadurdi wird
es auch wahrscheinlich, dass auch die Tracht der Lficoreu- krteu ursprünglich derjenigen der paläotropischen
Danaus- Arten noch mehr entsprach. So entstand zuerst , als die Einwanderer noch selten waren , unter
dem Einfluss der neuen Existenzbedingungen eine Anpassung an einen schon verbreiteten Habitus, den
der Melinaeen , welche sich zuerst auf die Farbe der Biuden. später auch auf die Zeichnung ausdehnte,
denn das erwähnte Schleif'enband der Hinterflügel ist eine nur im tropischen Südamerika vorkommende,
dort aber weit verbreitete Zeichnuugsform. ')
Somit gingen diese Arten wohl aus schwarzbraunen . mit weissen Querbinden gezierten Formen
hervor, wie sie sich ausser bei Danaern der alten Welt auch bei einigen Neotropinen Columbiens
(Tithorea, Ithomia) erhielten.
Alhnälig nahm , durch günstige Ernährungsbedingungen und starke Fortpflanzung gehoben . der
Individuenreichthum der fremden Einwanderer (Lycorea) derart zu, dass er den der autochthonen Formen
an manchen Orten weit übertraf, zumal die eingewanderten Arten ja an und für sich kräftigere FVjrmen
sind als die Neotrojiinen und ausserdem ja immun blieben. So ist es zu erklären, dass schliesslich der
strenge ij/corea-Typus selbst Gegenstand der Nachahmung von Seiten grösserer Vertreter verschiedener
nicht widriger Familien (Castnien, Pieriden, Pajjilioniden) werden konnte.
Dasselbe gilt, wenn auch in geringerem Grade, für die Tracht der nicht ganz so gemeinen
i^^^H«-Arten.
2. Unterfamilie der Neotropinae.
Einer Untersuchung der merkwürdigen Färbuugsconvergenzen in dieser aus 19 G;ittungen mit
mehreren hundert Arten bestehenden Familie muss zuerst eine Feststellung der genetischen Beziehungen
der einzelnen Gattungen vorausgehen. Dieselbe stützt sich natürlich nur auf die wichtigeren Structui--
merkmale, um deren Erkenntniss sich Bates, G od man und Salvin und Schatz so verdient gemacht
haben. Da das Geäder der Vorderflügel in der Kegel gleichmässig gebildet ist, das der Hinterflügel da-
gegen in den Geschlechtern meist stark variirt , war es vor Allem die Gliederung der Tarsen der Vorder-
füsse, welche einige Anhaltspuncte für eine naturgemässe Gruppirung abgab.
Wir gehen von denjenigen Abtheilungen aus, bei welchen die Weibchen fünf Tarsalglieder und
die Männchen noch entwickelte Tibia und Tarsus an den Vorderfüssen besitzen. Hierher gehören die
Gattungen Tithorea, MeUnaea, Athyrtis, Eutresis, OJyras, Athesis und Methona.
Von ihnen steht Tithorea Dbld. noch dem alten Danaer-Stamine am nächsten : denn allein bei
ihr ist wie bei den Danainen das Flügelgeäder in beiden Geschlechtern noch gleich entwickelt.
Diese Gattung enthält aber nicht nur die schönsten und grössten Formen der ganzen Familie, sondern
') Auch Bäte.- spricht sich I. c. für eine Uiuwandhmg der von Norden her eingewanderten Tagfalterform aus.
\
— 51 —
auch einzelne Arten, welche in Zeichnung, kräftiger Bescliupiuing inul Filrbung noch an ilie australische
Gattung Hamadryus erinnern ; auch sind ihre Arten rlurch schärfere Zuspitzung und grösserere Breite der
Vorderfliigel von den übrigen Neotropitien unterschieden.
Den ursprünglichsten Habitus unter den ca. IS Arten besitzt T. I>uin)laiidii üuer. (Neu-Granada),
deren stark verdunkelte Vorderflügel nur einzelne Reste der bei Lycoreu erwähnten Binden in Gestalt
kleiner weisser Tüpfel tragen. Dagegen führen die Hinterflügel eine breite gelbweisse Mittelbinde , eine
nur unten deutliche braune Subuiarginalbinde und oben eine, unten zwei Aussenrandtüpfelreihen. Wir
bezeichnen diesen schwarzen, weissgetüpfelten Habitus, welchen wir auch an T. HumbuhUü Latr. (Neu-
Granada), T. Bonplandii Guer. (Bogota), T. Pavonii Butl. (Bolivia) etc. beobachten, als Bonplanclü-Tracht.
Die Vertreterin des zweiten Färbungstypus, T. Irene Dru. (Central-Anierika), ist durch die stark
verdunkelten Vorderflügel gekennzeichnet . welche oben in schwarzbraunem Grunde nur einzelne kleine
gelbe Tüpfel in der Aussenhälfte führen , während die einfach rostbraunen Hiuterflüge! , von vorn nach
hinten abnehmend, schwarzbraun gerandet sind und oft noch einen Rest des äusseren Schleifenbaudtheiles
tragen. Hierher gehören noch T. Tarrnrinu Hew. (Neu-Granada), T. Jhiniiut Bates (Mexico), T. Finthias
Godui. et Salv. (Mexico).
Wir bezeichnen diese Färbung als Irene-Tracht.
Der dritte Zeichnungstypus erinnert durch die aj)icale und subapicale gelbe Binde und die basale
i'ustbraune Aufhellung der Vorderflügel und die rostbraunen , mit hinterem Schleifenbandtheil versehenen
Hinterflügel an die il/e/u;((ert-Tracht. Hiei'her gehört T. Harmonia Cr. etc. Eine Modification dieser Färbung
tritt uns in T. FseudetJira Butl. (Surinam) entgegen, bei der die helle Subapicalbinde der Vorder- und
die breite Mittelbiude der Hinterflügel eine lebhaft gelbe Farbe annehmen.
Bei Meiinaea Hb. (ca. -lij Arten) treten schon Unterschiede im Hinterflügelgeäder l)eider Ge-
schlechter auf. Die Tracht der Arten erinnert an den Lj/corea-Typus, und wie die Vorderflügelbasis sind
auch die schwarz gefleckten oder so gebänderten Hinterflügel meist rostroth gefärbt. Bei M. Ethru Enc.
(Mus. Berlin) und M. Thera Feld, tragen letztere noch eine leuchtend gelbe Mittelbinde wie bei Tithorea
Pseudethra Butl.: bei M.Mncmcl^. ist dagegen ihre Hinterhälfte schwärzlich verdunkelt. W^ir bezeichnen
den Habitus der Gattung als Mslinaeen-Tracht.
Die wenigen seiteneu Arten der nahe verwandten Gattung Athyrtis Feld, tragen ein ähnliches Kleid.
Dagegen tritf> uns in den Arten von Eutresis Dbld. eine analoge Trachtverschiedenheit wie in der
Gattung Itunu entgegen : während E. Hypereia Dbld. (Venezuela) das Kleid von /. Lamira trägt, erinnert
E. imitatrix ytdgr. (Peru) wieder au 1. Ilione (Methona-'Y rauht).
Aehnlich treifeu wir bei Athesis Dbld. in A. Clearista Dbld. (Venezuela , Columbien) resp.
A. Acrisimie Hew. (Ecuador) V^ertreter dieser beiden so verschiedenen Typen.
Die vier Arten der Gattung Olyras Dbld. besitzen dagegen eine einheitliche Tracht, welche der
des /. Lamira entspricht und von uns als Olyras-Tracht bezeichnet wird. Zur Zeit ist die weiter ver-
breitete I^M«a-Art allerdings viel häufiger als z. B. der gleich gefärbte 0. Theon Bates (Guatemala) und
die übrigen kleineren, ebenfalls local meist auf Gebirge beschränkten Arten.
Ebenso dürfte die nahe verwandte, mehr im tropischen Brasilien vorherrschende Gattung Methona
Dbld. als Modell für die eigenartige Zeichnung der Ititna Ilione, der Athesis Acrisione Hew. etc anzu-
sehen sein. Bei der weit verbreiteten, sehr gemeinen M. Psidii Cr. zeigen die schwarzgerandeten Vorder-
— 52 —
vergi. Tat. XI, fjfiy^.l ^.ji^^. l,asale , eine mittlere und eine subiipiciile <jr(),ssere g-lasige Auf'helluiiff . zwischen denen zwei
Flg. 78. " . ^ . .
schwarze Bänder Heften; läng.s de.s Zellendes wird uurh der sjlasige Hintertliigel von einem Bande
durchzogen.
Die zw^eite Gruppe der Gattungen umfasst sehr schwierig zu unterscheidende Formen, an deren
Vorderfüssen Tibia unil Tarsus der Männchen knopfartig verkümmert sind. Da nur bei Ithomia Hb. die
Weibchen noch fünfgliedrige Vordertarsen besitzen und in beiden Geschlechtern das untere Discocellulare
in spitzem oder rechtem Winkel an den dritten Medianast der Hinterflügel herantritt, wie bei Tithoreu etc.,
dürfen wir diese Gattung wohl als die ursprünglichste iiirer Abtheilung ansehen. Von den weit über
1200 Arten zeigen luir verhältnissmässig wenige eine ausgeliildete Beschuppung. Da es nun niclit wahr-
scheinlich ist, dass letztere eine Anpassung an Modelle derselben Familie ist, dürfen wir die allerdings
minder zahlreichen bunten Formen in .dieser Gruppe als letzte Reste der ursprünglichen Gattungs-
repräseutanten auffassen. Hierher gehört 1. Susiana Feld, mit schwarzweisser Färbung beider Flügel
(Columbien), welche etwas an den Bonplandii-1jim>i von Tithorea mahnt , während 1. faUux Stdgr.
(Südperu) au die Melinaea Methone Hew., /. Vinjinianu (Neu-Granada) an die M. Messutis Hew. erinnert.
.So darf man wohl annehmen, dass diese seltenen Arten doch vielleicht in ihrer Färbung in gewisser
Weise den grösseren und häufigen mit ihnen zusammenfliegenden Melinaeeu sich anpassten. während wir
doch die reichere Beschuppung selbst für eine von den Stammformen ererbte Eigerithümlichkeit an-
sehen müssen.
Die form- und individuenreichsten Gruppen der Ithomien bestehen aus den eher glasig durch-
scheinenden Arten und treten zugleich als charakteristische Modelle mimetischer Anpassung seitens anderer
Gattung.s- und Familienvertreter auf. Durch Vereinfachung der Zeichnung und Zusammenfliessen der
Binden entstanden zuerst die kleinen schwarzen , gelbbindigen Arten der Eurimedia-Grup]ie . welche der
Untergattung Aeira Hb. angehören.
Aus anderen schwarzvveissen FVirmen, deren Binden allmälig durch Schupi)enverlust glasig wurden,
bildeten sich die zahlreichen Arten düs Onega-Typus heraus, die schmale, dunkel gesäumte Flügel be-
sitzen, deren vorderes Paar mei.st nur ein Subapical-, seltener noch den Rest eines Zellbaudes führt.
Schliesslich färbten sich die Marginalmonde der Hinterflügel, die bei I. Onega Hew. unten roth
sind , auch auf der Oberseite , breiteten sich aus und bildeten die Formen der Orolina-Gruppe (oberer
Amazonenstrom) mit rothem, schwarz eingefasstem Flügelsaum.
Endlich treten auch zahlreiche fast ganz durchsichtige Arten auf. welche statt der Schuppen
eigenthümliche gefiederte Haare auf den Flügeln tragen.
Von den Gattungen , welche sich durch nur viergliedrige Tarsen des Weibchens auszeichnen,
schliesst sich Dircenna Dbld. (mit ca. 20 Arten) durch die spitzwinkelige Einmündung des hinteren Dis-
cocellulare in den dritten Medianast der Hinterflügel näher an Ithomia an. In dieser Gattung treffen wir
meist kleinere oder mittelgrosse Arten mit oft stark durchsichtigen Flügeln, welche theils an den Olyras-
Tyjjus erinnern, wie D. Klugii Hb. ((!entralamerika) und D. Olyras Feld. (Columbien), theils A\e Melinaca-
Tracht führen , wie i*. Callipero Bates (Columbien), während i). Epidero Bates (Amazonenstrom) an
kleinere Methonen erinnert und D. Steinheili Stdgr. (Columbien) den glasflügeligen Ithomien gleicht.
Die übrigen Gattungen der Gruppe mit stumpf ausspringendem hinterem Discocellulare der Hinter-
flügel zeigen ebenfalls oft dieselben Färbungsformen wie die nach den Structurmerkmalen als ursprüng-
licher anziiseh enden Genera.
So entsprechen ilie Arten von Mechanitis F. meist denen von Melinaea Hb. Bei M. Lysimnia F.
/^Siidbnisilien) trügt die schwarze Vordertiiigelspitze einen weissen Tüpfel und tritt auf den Hinterfliijjeln
nie hei Tifhorea FscndetJud Buti. eine gelbe Mittelbinde anf. Die Arten von Mcclianitig variiren sehr stark
und meist den mit ihnen vorkommenden il/e//)/aea-Arten entsprechend nach den verschiedenen Aufenthalts-
orten, wie schon Bat es nachwies. Meist sind sie überaus häutig, so dass man dadurch versucht werden
konnte, die oft so ausgesprochene grosse Aehnlichkeit mit den Melinaeen für ein Zeichen nach denselben
.immanenten Gesetzen'" stattfindender Entwickelung anzusehen. Doch lässt sich noch ein Beweis für die
Anpassungsfähigkeit dieser Arten darin finden, dass das Weibchen von M. Macrinns Hew. , welches
selbst Bates für eine davon verschiedene 'Art hielt und Isthmiu benannte, dui-ch den Ausfall des hinteren
Theiles des iSchleifenbandes auf den Hinterflügeln auffallend ') an die mit ihm vorkommende Melinaea
Scjihix Sah", erinnert. Dalier dürfen wir auch hier wie bei Lijcoreu und Ituna amiehmen. dass die Trachten
von Merltanitis urs]>rünglich entliehen wurden, als die Arten erst im Entstehen begriffen und noch seltener
waren, und dass erst liesonders günstige Verhältnisse (Freiheit von jeder Verfolgung. Nahrungsüberflnss,
Fertilität) diese zarten, schwachen Formen zu so häutigen Erscheinungen des brasilianischen Urwaldes
machten.
Von den Arten von ThyrJdJa Hb. iApiotropos Krby.) erinnerte Th. Melantho Bates ((.'olnmbien,
Costarica) etwas an den Ireiie-'Yypu^, Th Aedesia Dbld. (Venezuela) mehr an die Olyras-, TIi. Pijiho Feld.
und Tli. Lio Feld. (Brasilien) mehr an die il/e^/(o/(«-Tracht.
Bei einzelnen Gattungen mit besonders schwächlichen, zarten und seltenen Formen , die eine auf-
fällige, bis in"s Kleinste gehende Aehnlichkeit mit grösseren und häufigeren Arten verwandter Genera be-
sitzen, dürfen wir eine mimetische Anpassung mit Hilfe der Naturauslese schon mit grösserer Wahr-
scheinlichkeit vermuthen. So erinnern zwar die häufigeren Arten von Ceratjnja Dbld. nur im Allgemeinen
entweder an den Melinaea-Ty pus, wie C. Ninoniu Hb. mit ihren zahlreichen Varietäten , oder an die
glasigen Ithomien. wie (.'. Eujiompe Hb. (Südbrasilien). Seltenere Arten dagegen gleichen oft genau den
Angehörigen von Mdiuaea . so C. Dacta Boisd. der 31. Lysimnia F. (Rio), C. Pardalina Hopffr. der
M. Purdulis Bates (Peru), C. Apollinis Stdgr. der 31. Mncme L. (Iqnitor).
Dasselbe gilt für einige der anscheinend sämmtlich seltneren Arten von Callithomia Bates: so
gleicht C. Heeia Hew. (Centralamerika) der Tithorea Irene Dru.
Auch die selteneren Arten von Napeogenes Bates finden sich nach Bates oft in den Sciiwärmen
ihnen ähnlicher Ithomien. So erinnert A. Corrna Hew. (St. Paulo) an die rothgerandete 0>-(;?/«fl-Gru])pe :
]S^. Pharo Feld, an die gelbbindige kleine /. (Aeria) Agna (Amazonenstrom). N. H;ip!<(tea Stdgr. an /. para-
doxa (Caucathal) ; so gleicht die grösste Art. iV^. excelsa Feld., durchaus dem kräftigen CJhjras 3'lontaynei
Feld. (Caucathal).
Mithin dürfen wir denn unter den Neotropinen besonders Mefhona. Melinaea, Olyras und einige
Gruppen der Ithomien für Modelle der Anpassung seitens ihrer ursprünglich oder noch seltereren Ver-
wandten ansehen.
Soviel bekannt, leben die Arten der Neotropinen ausschliesslich an den giftigen Solaneen.
Vergl. 0. Stauding-er, Exot^ Schmetterlinge, Tat. 28.
— 54 -
Uiiteifaniilie il<i- Acraeinen.
Die iieotropischeu Arten von Acraea F. Uilden nach Di)ubleil:i y die sehr berechtigte Unter-
gattung Actinote uml sind wie die südamerikanischen Danainen durch die in einzelnen Fällen ausser-
ordentlich weit vorgeschrittene Verkümmerung der VorderfÜsse der Männchen ausgezeichnet,
vergi. Tal. XII. jjj letzterer Hinsicht steht nach Schatz, 1. c. p. 103, die Thalia-Gruppe noch dem Stamme
Fig. Ü'.i. ' i ' r 1
und damit den afrikanischen und indischen Arten näher, indem Tibia und Tarsus zusammen noch fast die
Länge des Schenkels erreichen. Dasselbe gilt für die Zeichnung, die ebenfalls noch an afrikanisclie
Formen (Varietäten von Euryta L.) erinnert. Auf den Vorderflügeln liegt am Zellende ein breites, gegen
den Innenwinkel sich mit dem abgekürzten Submarginalbande vereinigendes Terniinalband : weiter findet
sich ein mittleres Zellband und ist die Spitze breit verdunkelt. Die Hinterflttgel tragen einen breiten
Rand, eine schwache Verdunkelung um die Zelle als den Kest eines Terminalbandes und starke Inter-
costalstreifeu, die bis fast zur Zelle reichen. Auch die Leibesfarbe zeigt das Lehmgelb der Seitenbinden
wie bei den afrikanischen Arten. Während auch die breite Subapicalbinde noch gelblich ist, tragen die
basale Aufhellung der Vorderflügel und die ganze Scheibe der Hinterflügel eine rostrotlie Färbung, die
wie die Ausdehnung und Färbung der Vorderflügelbinden stark variirt. Hierher gehört Thalia L. und
Änteus Dbld. (Brasilien).
Den abgeleiteteren Typus stellt die Callianira-Grup[ie dar, bei der Schiene und Tarsus der männ-
lichen VorderfÜsse zusammen kürzer als der Schenkel sind. Zugleich bildet sich eine Vertiefung der
hellen Grundfarbe zu einer dunkelrothen Färbung aus. Trägt A. Nicijlla Hopffr. (Peru) noch eine breite
rothbraune Hinterflügelbinde, so treten durch fortgesetzte Zunahme der Deckfarbe auf den Hinterflügeln
die hellen Binden ganz zurück und nehmen erstere eine einfarbig blaue Färbung an ( Culliunira Hb.).
Hierher gehört noch Amida Hew. (Peru), Laverna Dbld. (Venezuela), Trinacria Feld. (Bogota).
Bei A. Nox Bates cf (Bolivia; wird endlich die ganze Oberseite tief stahlblau, während das
Weibchen {Leucomelas Bates) noch eine weissliche Vorderflügelbinde auf der Oberseite besitzt. Endlich
tritt bei manchen dieser dunklen Formen eine leuchtend rothe Hinterleibsfarl^e auf, so bei Nelea Latr.
(Bolivia).
Nach A. Seitz') sind die Acraeen ,sehr gut beschützt'. Bei ihrer ungelieueren Menge und
ünbeholfenheit wären sie ,,eiue wahre Mast für die insectenfressenden Vögel, an denen in den Tropen
ein grosser Ueberfluss ist". Auch sah Seitz nie einen Vogel eine Acraea verfolgen und fand nie
einzelne Flügel derselben am Boden , doch vermochte er an ihnen weder einen besonderen Geruch noch
eine Absonderung festzustellen.
Nach W. Müller lebt die Raupe besonders an Milmnia (Adenostyleeu), einer durch widrigen
Duft der Blätter ausgezeichneten Composite.
Unterfamilie der Heliconinen.
Wie bei den Acraeinen ist auch bei den Heliconinen der zweite Dorsalast der Vorderflügel,
welcher bei den Danaomorphen zwar mit dem Stamme verwachsen, aber, wie C. Felder nachwies, con-
stant erhalten ist, im vollkommenen Flügel ausgefallen. Somit unterscheiden sie sich von den Acraeinen
') A. Seitz, Lepidopterol. Studien im Aui-lande (Zool. Jahrb., .\bth. f. Systematik etc.), Bd. IV, p. 778—779.
— Oü —
nur diifch feinere Qnterschieile in der Palpent'orni uml durcli den nach innen statt nach aussen gerichteten
Subcostalast der hinteren und den ausgebildeteren Cubitalsporn der ^'ordertiügel. Auch die Form der
Raupe und Puppe stimmt mit derjenigen der Acraeen überein. Die beiden Gattungen Heliconius und
Eueides .scheinen aLs seibstständige Ausläufer eines Stammes entstanden zu sein, von denen Eueides Hb.
durch das deutlich ii-eulenförniige Fühlerende mehr an Atraea erinnert. Dagegen können wir die Zeich-
nung der Etieidvs-Avten nur im Anscliluss an die Besprechung der ca. 120 Arten von Heliconius be-
handeln, welche E.Schatz. (1. c. p. lOG) in mehrere Gru]>pen zerlegte, die durch ihren Habitus bestimmt
wurden.
Zur S!/?ya«MS-Gruppe von Heliconius zählt er F'ormen von liraunrother Grundfarbe mit schwarzer,
schwefelgelbe Tüpfel tragender Flügelspitze, welche an die ^Mflinaea- oder Mechanitis-Form'" erinnern.
Diesen schlies.st er als weitere „Nachahmer" den centralamerikanischen Vertreter der JrPHC-Tracht und
die columbischen des Bonplandü -Uahitns an. also Arten, welche Formen von Tithoren gleichen. Die
Antiochvs-GrwpTpe umfasst die Arten mit einfach schwarzer Grundfärbung und zwei weissen Schrägbinden
über die '^orderflügel. Hierher rechnet er auch den H. Charitonius L. und schlies.st die Formen mit
weisser oder gelber Randbinde der Hinterflügel (Cyd)io Dbld. etc.) an. Formen wie H. Clysonymus Latr.
lässt er den Uebergang zur Erato-Gvnppe bilden, deren Hinterflügel sti-ahlenförmig meist roth gezeichnet
sind. Von Thelxiope Hb. endlich findet er ebenfalls wie Bates den Uebergang zur il/e?/jo«jeMe-Gruppe
mit rother Vorderflügelbinde , der er die P/((//?/s-Gruppe mit feuriggelber Hinterflügelbinde anfügt.
Da wir durch Bates zahlreiche Üebergänge zwischen zwei anscheinend so strenge geschiedenen
Arten wie Thelxiope und Melpomenc kennen , wird eine morjjhologische Untersuchung der Zeichnung
wieder durch das auch bei den Papilioniden nacligewiesene Princip der Umbildung zahlreicher
Zeiclinungs- in einzelne oft coii t rastiren de F ärbu n g s e 1 e m en te bedingt.
Die einfachsten Zeichnu ugsform en nun treffen wir bei H. Charitonius F. und H. Peruvianus
Feld. Es sind dies zugleich Arten, welche dem Norden der neotropischen Region angehören, auf beiden
Seiten der Flügel fast gleich gezeichnet und nicht als niiiuetisch anzusehen sind, weil keine ihnen ahn-
liehen Modelle vorkommen. Während bei H. Peruvianus Feld, nur die Mittelbinde gelVi und die übrigen
Binden noch weiss sind, haben bei H. Charitonius F. alle die gelbe Farbe angenommen. Bei beiden Arten
tragen die Voi'derflügel drei bis znm Aiissenrande verlaufende Binden, eine apicale. eine Aussenzell- und
eine längs des Cubitalstammes verlaufende Basalbinde. Aehnlich tragen auch die Hinterflüge] eine
Vorderrands-, eine über das Zellende laufende breite Mittel-, eine in Doppeltüpfel zerfallende Marginal-
und eine Postmarginalbinde. Jederseits der Mittelbinde liegen am Innenrande noch einzelne rothe Reste
weiterer Binden, wie sie dort bei Nymphalinen häutig sind.
Von H. Peruvianus ähnlichen Formen ist auch die Theixiope-Gruppe abzuleiten, bei welcher auf den
Vorderflügeln wie bei H. Hahneli Stdgr. eine abgekürzte Zell- und eine Aussenzellbinde, auf den Hinter-
flügeln noch die Mittelbinde und das Submarginalband erhalten sind . während die Margiualmonde sich
zu rothen, o-eg-en die Zelle gerichteten Pfeilstrichen verlängert haben, wie der Vergleich mit H. Cassaiidra
Feld, zeigt.
Aus ähnlichen Formen ging endlich durch Erlöschen des Submarginalbandes die Erato-Gruppe
hervor, deren häufigste Art. H. Doris L.. auf den Voi'derflügeln zwei gelbe Querbindenreste und auf der
Oberseite der Hinterflügel eine ursprünglich rothe, dann grüne oder blaue, gegen den Rand ausstrahlende
— 56 —
ßasaltarbiing besitzt. Eine verwandte Form ist //. Lindigii Felil. (Colnnibien) mit auf die Basis be-
schränkten rothen HiuterHiigelstrahlen.
Endlich ging über Varietäten, die in umgekehrter Reihenfolge zu zälilen sind, als Bates sie
(1. c. XXIII, p. 558—559) aufführt, durch /unehmende Verdunkelung H. Melpomenc L. über V^arietäten
wie H. Cybele Cr., H. Udalrica Cr., H. Lucia Ca-, hervor.
Aus einem //. Charitonius ähnlichen Stamme entstand durcli allniälige Verdunkelung zuerst der
Randbinden der Hinterflügel eine weitere Reihe meist durch schmale Flügel ausgezeichneter Arten, bei
denen sich nur ausnahmsweise die Apicalbinde (H. TeJesiphe Dbld., JL Rtcini F., H. Apseudes Hb. etc.) und die
basale Längsbinde {H. Phyllis F., //. Eicini F. etc.) der Vorderflügel, häufiger dagegen die Mittelbinde der
Hinterflügel erhielt, die meist ihre gelbe Färbung behält, dagegen bei H.TelesipJie Dhkl. eine bläulichweisse,
bei H. Clysonymus Latr. und IL Ricini F., .stark erweitert, eine rothe Färbung annimmt.
Auch aus dieser Gruppe gehen endlicli stärker verdunkelte Arten hervor, von denen H. Cliester-
tonii Hew. ganz stahlblaue Vorderflügel, H. Apseudes Hb. solche Hinterflügel besitzt.
Eine weitere Entwickelungsreihe des Stammes geht von H. Hahneli Stdgr. aus, weloter auf den
Vorderflügeln noch die Reste von vier Binden trägt und die weissen Marginaltüpfel der Hinterflügel auf
der Oberseite noch deutlich hervortreten lässt. An diese Form schliessen sich die von Schatz erwähnten
Arten mit weisser Marginalbinde der Hinterflügeloberseite an (//. Cydno Dbld., H. Chioneus Bates), aufweiche
endlich Formen mit vollkommen verdunkelten Hinterflügeln, wie H. Arunea F., H. Eleusinus Stdgr.,
H. Antiochus L. zurückzuführen sind.
Auf der Peruvianus-Gvüiipe näher stehende Stammformen haben wir endlich auch die zahlreichen
mimetischen Formen der Helicoriier, welciie meist seltener sind als ihre M(3delle . zurückzuführen.
Den Grundformen am nächsten steht wohl die Attkis-ijvupYiti . deren oben schwarzweisse Arten
ausnahmslos selten sind und an die für das nördliche Südamerika typischen Arten der Bonplandii-Gmppe
von Tithorea (Neotropinen) erinnern. So gleicht der seltene H. Hecuba Hew. (Bogota) der weissgetüpfelten
T. Bonplandü Guer., der ebenso seltene H. crispus Stdgr. der gelbgetüpfelten T. var. Decandollei Stdgr.
(Caucathal). der seltene H. Atthis Hew. der T. Puvonii Butl. (Ecuador) auch in Grösse und Flügelforra
auf beiden Seiten. Von demselben Peruvicnius-iihuhchen Stamme ging auch der seltene H- formosus Bates
aus , welcher durch die charakteristische dreieckige Flügelform und durch die Färbung und Zeichnung
auffallend der Tithorea Pinthias Godni. et Salv. (Centralamerika) gleicht und so den Irene-Tjims vertritt.
Von einem weiteren dem H. Vharitoiiius ähnlichen Stamme aus entstand durch Ausdehnung der
Aussenzellbinde der A'orderflügel und der Mittelbinde der Hinterflügel der selteue H. Nattereri Feld.
(Mittelbrasilien), der etwas Ithomien der Ayna-Gruppe gleicht.
Eines Ursprungs mit H. Charitonius dürften atich die Arten der Sylvanus-Gruppe sein , bei
welchen oft die Marginalmonde der Hinterflügel zu einer Binde verfliessen und gegen die Mittelbinde
vorrückend eine an das Schleifenband der Melinaeen erinnernde Zeichnung hervorrufen, die aber nicht
aus dem Submarginalband allein besteht. In dieser Gruppe treffen wir Formen an. welche auffallend
gewissen Melinaea-Arten gleichen und nur ausnahmsweise {H. Eucrate Hb.) häufig sind.
So gleicht H. Aristiona Hew. der schönen Mel. Messenina Feld. , mit tiefschwarzer Flügelbasis,
welcher auch die seltenen Mechanitis 2Iethone Hew. und Ithomia faUax Stdgr. ($1), (alle Chanchamayo,
Peru) sich anschliessen. So gleicht der seltene //. Aurora Bates (oberer Amazonas) der Mel. Lucifer
Bates, so IL Metabilis Butl. ( Venezuela) der MeL Lilis Dbld. . so LL Pardalinus Bates (oberer Amazonas)
— 57 —
11)1(1 noch mein- Jer seltenere H. Aerutomc Feld. (Kionegru) der 3IeI. Pardalis, so //. Ismenitis Latr., der nach
Dr. Stau diu ff er, 1. c. p. 75, in der schwarzen Aussenhälfte der Vorderfliigel drei Keihen weisser Tüpfel
führt, ,wie keine andere Art' der 3IeL Messatis Hew. (Coluinbieu, Panama). Ebenso findet sich
der leuchtend weisse Tüpfel in der schwarzen Vorderflügelspitze wie bei IL pohjchrous Feld. (Südbrasilien)
und dem häufigeren H. Euciate Hb. bei Titliorea Pseudethra Butl. und Mel. Ethra Godt. und der gemeinen
Mech. Lysimnia F. (ebendort). Es ist nun sehr wahrscheinlich , dass auch H. Eucrate anfangs so selten
war , dass er die schützende Tracht der Neotropinen im Interesse der Arterhaltung übernahm und erst
durch günstige Bedingungen so zahlreich werden konnte, wie er es heute ist.
In noch hölierem Grade als Heliconius tragen die ca. 20 Arten von Eueides Hl), einen durchaus
verschiedenartigen Habitus. So führen manche die Melinaeen-Tracht wie die seltene ') j5m. //«fewer« Men., die
gemeine ') Eu. IsabeUa Cr. (Nordbrasilien), die Eh. Dimiasa Hb. (Brasilien) und die seltene Eu. Lampeto Bates. '■')
Andere Arten, wie die gemeine Eu. Lybia F., die weit verbreitete Eu. Aliphera Godt., haben rostrothe, dunkel
gesäumte Flügel, deren vorderes Paar nur ein Terminalband trägt, und erinnern einigerma.ssen an die Arten
von Colaenis, einer Gattung der Nymphalinen.
Dagegen gleicht der nach Bates ebenfalls häufige Eu. Thaies Cr. den charakteristisclien „rothen"
Heliconius-Arien ; Eu. Aoede Hb. (Mus. Berlin) mit gelben Vorderflügeltüpfeln und rothen Strahlstrichen
der Hinterflügel ist so auffällig, dass wir auch hier nur an eine mimetische Anpassung denken dürfen.
Nach Bates erinnert auch Eu. Eanes an H. Vestu Cr., eine der H. Thelxiope Hb. nahe stehende Art.
Ebenso entspricht die Traclit des Eu. Xenophanes Feld. (Bogota) dem des grcissereu JL Eind'ujii
Feld, auf der Oberseite , während der seltene Eu. Heliconides Feld. (Ecuador) mit einem weissen Binden-
rest um das Ende der Vorderflügelzelle und sonst tiefschwarzen Flügeln dem H. Timareta Hew. ähnelt.
Wie der kleinere Eu. vuhjiformis Butl. (Costarica) an Tithorea Irene Dru. , erinnert Eu. Edkis Hew.
(Neu-Granada, Columbien) an Olyras Monkignei Butl.
Einige Arten gleichen auch Acraeen, so Eu. Pavanu Men. der gemeinen Äcruea Thalia L.
(Brasilien).
Nach Fr. Müller-') sind manche Eiieides-Arten selten. Alle besitzen einen sehr starken und
widrigen Duft. In manchen Fällen scheint das gegenseitige Verhältniss der Iiidividuenmenge gewisser,
manchmal reclit häufiger Arten stark zu variiren ; so war nach Fr. Müller bei Sao Bento Eu. aliphera
ganz gemein und Col. Julia sehr selten. Umgekelnt war es am Itajahy, so dass ein Beobachter an
letzterem Ort Col. Julia, am ersteren Eu. aliphera für das Modell gehalten hätte.
Nach A. Seitz ^) haben unter den echten Heliconinen weder Heliconius Eucrates noch Eueides Dianasa
einen unangenehmen Geruch, dagegen sind H. Besckei und Eu. alistera mit einem solchen ausgestattet.
,Der Geruch des H. Besckei ist ein äusserst stai'ker und jedem Brasilianer hinlänglich bekannt. Gegen-
wärtig habe ich eine Anzahl vor mir stecken, die ich vor sechs Tagen gefangen habe, und trotzdem
haftet ihnen der widrige Geruch (der dem mancher europäischen Pompilus gleicht) noch immer an, er
übertäubt sogar den Geruch des untergestreuten Naphthalins." A. Seitz beobachtete auch eine ver-
') Die Angaben über die Häufigkeit der Eiieides-Arten sind Bate.s (Helicon. Amazon Valley) entlehnt.
-) Bates giebt Eueide.'i Lampeto, I. c. p. -563, als Nachahmer von Stalachti.i Calliope, einer Erycinide, an, die wir
selbst als Nachahmer feststellen werden.
■■) Fr. Müller, Notes on Brazilian Entomology (Trans. Ent. Soc London 1878), p. 222— •223.
*) A. Seitz, Lepidopterol. Studien etc. (Zool. Jahrb. IV), ]i. 777.
Bibiliotheca zoologica. Heft VIII. 8
— 58 —
schiedene Stärke dieses Geruchs. „Während einzelne Stücke des H. Besckei auf mehrere Schritte Aveit ihren
Geruch ausstrahlen und alle Gegenstände damit inficiren, so ist bei einigen Ausnahmen keine Spur
davon zu finden. — Bei Eiieides aliphera sind die o-eruchführenden Stücke sogar in der Minderzahl."
Nach demselben') entströmt der Foetor den eigenthümlichen (von Fr. Müller als Stinkkölbchen
beschriebenen) Organen der Aftergegend und ,z\var nur l)ei Gefahr oder directem Insult. Ich nahte mich
den Thieren, während sie sich begatteten, und beroch sie, wobei ich nichts wahrnehmen konnte. Drückt
man aber dem Thier die Brust zusammen, so strömt ein so starker Geruch aus, dass man ihn im Winde
auf 10 — 20 Schritte weit deutlich wahrnehmen kann.'
Um noch die Beobachtungen von Bates anzuführen, so halten sich die „Heliconiden", unter
welchen er noch Danainen, Neotrojiinen, Heliconinen und Acraeineu begreift (1. c. XXIV, p. 499). nahe
dem Grunde , haben einen sehr langsamen , unregelmässigen Flug und setzen sich oft. Sie leben in
Schaaren, die nicht nur aus Individuen einer Species , sondern auch ans den einander ähnlichen Arten
verschiedener Gattungen bestehen. Ueber die Immunität der Falter bemerkt derselbe (1. c. p. 510), dass
frisch getödtete Thiere, die er trocknen Hess, immer weniger als andere Insecten durch den Frass der
Raubinsecten litten. Ebenso beobachtete Bates an den lebenden Faltern, dass sie im Fluge nie von
Vögeln oder Libellen verfolgt wurden und auch , wenn .sie ruhten , nie von Eidechsen und Raubfliegen
(Asüidae) belästigt wurden, die sehr oft Schmetterlinge anderer Familien ergriffen. Besonders die Pieriden
■wurden stark verfolgt.
Th. Belt beobachtete'''), „dass einige, wenn nicht alle Vögel" die Heliconier '■*) verschmähten-
,1 observed a pair of birds that were bringing butterflies and dragonflies to their youug, and although
the Heliconii swarmed in the neighboui-hood and are of weak flight so as to be easily caught, the birds
never brought one to their nest." Ein zahmer Aäe, den Belt hielt, nahm aus Artigkeit zwar die an-
gebotenen Heliconier an, dann aber beroch er sie, ,invariably rolled them up in bis band and dr()pj)ed
them quietly again after a few moments". Auch eine grosse NepMla liess sie aus ihrem Nest fallen.
Unterfamilie der Nymphalinen.
Die sonst immer zur ^rgi?/w«is-Gruppe gerechneten Gattungen Colaenis, Metamorplia und Dione
zeigen, wie zuerst Fritz Müller hervorhob und sein Bruder Wilhelm bestätigte, so viele Puncte der
Uebereinstimmung ') mit den Heliconinen, dass Fr. Müller vorschlug, sie mit letzteren in eine ünter-
familie , die Heliconinen, zu vereinigen (der W. Müller'') noch die indische Cethosia und die übrigen
Gattungen der Argiinnis-Gruplie beigefügt wissen wollte).
') A. Seitz, Die Scbmetterlingswelt des Monte C'orcovaclo (Stett. ent. Zeitung 1890, p. 92).
') Th. Belt, The Naturalist in Nicaragua (London 1888), p. 316.
*) Für B e 1 1 ' s Fassung dieses Begriffes gilt wohl dasselbe wie für Bates' Angabe.
*) F. Müller, Die Duftsehuppen der männlichen Maracujäfalter (Kosmos I, 1877, p. 388 — 396). — Ders., Die
Maracujäfalter (Stett. ent. Zeitung, XXXVIII, 1877, p, 492 — 496). — Ders., Beobachtungen an brasilianischen Schmetter-
lingen (Kosmos II, 1878, p. 38— 41). — Ders., Die Stinkkölbchen der weiblichen Maracu.jätalter (Zeitschr. f. wissenschaftl.
Zoologie, XXX, 1878, p. 167—170, mit Taf. IX).
') W. M üller, Südamerikanische Nymphalidenraupen etc. (Zool. .lahrb. I, 1886, p. 16—18).
— 59 —
In der That stimmen die Form des Eies, die Bedornuiig der Raupen, die Futterpflanze der letzteren,
die Puppeiiform , die Lebensweise der Falter , die Dufteinrichtung am Vorderrande der Hinterflügel der
Männchen und die Stinkkölbchen am Hinterleibsende der Weibchen bis in Einzelheiten dermaassen über-
ein, dass dagegen der von der Systematik allein betonte Unterschied des Geäders der Hinterflügel nicht
zu sehr in's Gewicht zu fallen scheint. Letzterer besteht darin , dass bei Heliconius und Eueides wie bei
den Acraeen ein röhriges hinteres Discocellulare vom zweiten in den Bug des dritten Medianastes geht
nnd so die Mittelzelle jedei'seits abschliesst, während bei allen Nymphalinen solcher Schluss nur bei
Glothüda nach Schatz vorkommt, aber wie die entsprechende Concavrippe der übrigen Gattungen an den
vordersten Cubitalast geht.
Es sei mir vorerst gestattet, einige der von den Fritz Müller gegen die Zugehörigkeit von
Colaenis und Dione zu den Nymphalinen vorgeführten Einwände wenigstens für die Argynnis-Gv\\Yt\)*i zu
widerlegen. Mit Bezug auf seinen Aufsatz über „die Maracujiifalter" wende ich gegen den ersten Punct,
dass keine Nymphaliiienraupe auf Passifloren lebt, ein, dass die bisher bekannten Kaupen der indischen
Gattung Gethosia {Argynnis-Gruiipe), soviel bekannt, an Passifloren (Passiflora, Modecca) leben.
Gegen den dritten Punct weise ich ebenfalls auf die llau])enforni der Argiinnis-(ir\ji\>pe hin, welche
nach W. Müller mit der der Acraeen übereinstimmt. Auch die Hauptfutterpflanze von Argymiis,
Viola, steht den Passifloren nahe. ')
4) Wie die Maracujafalter saugen auch die Argi/iinis-Arten ausschliesslich Nectar, keine Art den
ausfliessenden Saft der Bäume.
5) Bei i'/doM»s (Nymphalinae) hat Fr. Müller später selbst Stinkwülste beschrieben. Solche Ver-
theidigungsmittel bilden sich in den Tropen eben kräftiger aus.
7) Auch bei Nymphalinen kummen Duftschupi^en nahe dem Vorderrande der Hinterflügeloberseite
vor (Nejitis sp., Argynnis Cyhele Gr.).
0) Der „Mediansporn' (Cubitalsjjorn) ist für zahlreiche Gattungen der Argynnis-(ji-\.\])\w nach-
gewiesen. Die ,Praecostalis" ist ursprünglich zweispaltig und erhält sich so noch bei Glothüda und
(entgegen Schatz) auch bei Cynihia ; erst aus dieser auch bei vielen afrikanischen Acraeen vorkommenden
Form entwickelte sich die nach innen vorspringende, wie die nach aussen gebogene Form durch einseitige
Verkümmerung.
Als Gründe gegen die Zugehörigkeit der Gattungen Metamorpha, Colaenis und Dione zu den
Heliconinen vermag ich bei dem geringen mir zur Verfügung stehenden Museumsmaterial nur anzuführen,
dass bei Gol. Phaerusa L. die Dufteinrichtungen auf den Hinterflügeln, wie dies Fr. Müller selbst auch
für Dione Juno angiebt, nicht entwickelt sind. Dagegen sind die auf den Vorderflügelrippen stehenden
schwärzlichen, am Ende gefransten Duftschuppen, wie sie Fr. Müller selbst bei Dione Vanillae etc. be-
schreibt, auch bei Argynnis-Avten vorhanden.
Endlich lässt sich das Geäder und die Zeichnung von Dione über Arten wie D. Vanillae nur auf
Argynnis-F ovmen zurückführen, auf welche schon die Färbung und die Perlmuttertüpfel an der Unterseite
der Dione hindeuten. So dürfen wir denn die Arten von Colaenis und Mctamorpha wohl eher als ab-
') In Ergänzung iler Angaben \V. MüUer's bemerke ich über die Puppe von Artjyiinls, von denen mir A. Aylaja,
Paphia Laodice vorliegen, dass letztgenannte Art, welche die meisten Höcker besitzt, zwei kurze Kopfhöcker, deutliche
Subdoi-salhöcker auf 1 — 11, feine Suprastigmalhöcker auf 5— 9(10) und Infrastigmalhöcker auf 7 — 10 und keine Pedalia
tragt, also besonders an die Sculptur der Vanessen-Puppe erinnert.
8»
— 60 —
geleitetste Formen der Argi/nnis-Grumie der Nymphalinen ansehen, welche den höchsten Grad der Conver-
genz mit den Heliconiern, besonders Eueides, zeigen.
Wie die Bedornung der Raujien nach W. Müller die auch für die ^)-.(7,vw»/s-6ru))pe typische An-
ordnung zeigt, hat die Puppe von Cetitosia nach demselben auch grosse Aehnlichkeit mit der der Helicouier.
Auch dürften, wenn die ßaupennahrung in diesem Falle die Falter immun macht, sowohl Cethosia als
Iletamorpha, Colacnis, Dione, welche, wie die Heliconier, von Passifloren leben, zu den iinuiunen Gattungen
gehören.
So lilsst sich die ähnliche Färbung von C. Julia und der kleineren Eueides aJiphera nicht nur als
Convergenz ansehen, was wir immer noch können, nachdem die Theorie der Miniicry gefallen, sondern als
mimetische Anpassung an die immune Colacnis- A.rt.
Im Falle der expeiümentell erst noch zu beweisenden Immunität von Metamorplia, Colaenis und
Bione wird es sehr wahrscheinlich, dass diese Gattungen unschmackhat't wurden, indem sie von verwandten
Pflanzengattungen {? Violaceen) auf die Passifloren übergingen, auf eine Familie, welche in Südafrika die
Nahi'ung von Acraeen-, in Südamei'ika die von Heliconier-Rauj)en bilden. Es kann natürlich hier nur
meine Aufgabe sein, solche Fragen, deren Beantwortung allein Sache des Experiments ist, anzuregen,
damit sie der Prüfung unterworfen werden: hoffentlich ist es mir auch vergönnt, an letzterer mitzuarl)eiten.
Familie der Papilioniden.
Die widrigen Modelle unter den Papilioniden gehören, wofür ich auf p. 74 — 80 dieser Arbeit ver-
weise . grösstentheils der Untergattung PJiarmacophagus an. ') Um einen kurzen Ueberblick über iliren
Habitus zu geben , sei nur hervorgehoben , dass in der ausschliesslich amerikanisclien Laertias-Cohorte.
deren nördlichere Formen noch geschwänzt sind, auf der Oberseite der Flügel ein glänzendes Stahlgrün
herrscht, das nur von schwach kreideartigen Bindenresten unterbrochen ist. Bei den südlicheren unge-
schwänzten Formen entstehen entweder breitere, continuii'liche Binden (Poliidamas-Grum^e) oder gehen ihre
Beste in der gleichmässig grünen Färbung ganz unter (Zj/c/rfas-Gruppe).
vergi. Taf. IX. j,^ Mcxico herrscht die Photinus-Grup))e mit schwarzen, bläulich schimmernden Flügeln und einer
Fig 62. . , .
Doppelreihe rother Tüpfel auf den hinteren und ähnliche Arten als Modelle der Anpassung vor.
vergi. Taf. X. Gegen Süden zu findet sich die widrige Agavus-Gruppe mit tiefschwarzen , von einer weissen
Mittelbinde durchzogenen Flügeln, rothen Hals- und Brustflecken und einer rothen ßandmondreihe auf
den geschwänzten Hintei-flügeln.
vergi. Taf. IX, jy^^. geschwänzte -P. Bardanus F. endlich eröönet die Reihe der zahlreichen Formen der Ver-
Fig. C5, '^
uud Tat. X. tumnus- etc. Gruppen, deren Männchen auf den tiefschwarzen Vorderflttgeln einen grünen Spiegel tragen,
während die Weibchen oft einen abgekürzten gelblichen oder weisslichen Biudenrest führen ; die Hinter-
flügel sind meist, wie l)ei P. Bardanus , von einer rothen , selten gelben Binde durchzogen, aber besitzen
keinen Schwanz mehr. Aus Formen mit stark entwickelten Dufteinrichtungen der Männchen ginscen
Fig. 72 u. 74.
') Nach Dr. Hahnel werden (1. c. p. 161J auch die Segelfalter der P)-o/('s/to»s-Gruppe , ihres Geruches wegen'
von Hühnern verschmäht , was doch noch einer Nachprüfung bedürftig erscheint. Denn auch die von Dr. Hahnel
erwähnte „schwofligsaure Au.^dflnstung" dürfte vielleicht nur von den mit Dufteinrichtungen ausgerüsteten Männchen
ausgehen.
— Gl —
solche mit verkümmerten, analog dem Entwickelungsgaiisje einiger indischen Aristolochienfalter,
hervor.
Nach H.W. Bates ') leben die Formen der Vertumnus- etc. Gruppe vor Allem im Schatten der
Wälder; ihr Flug ist langsam und niedrig, besonders der der anscheinend häufigeren Weibchen, welche
vorwiegend als Modelle dienen. Dagegen sind die Arten der ungeschwänzten Laertias-GohoYie . wie
P. Crassus Cr. und P. Belus Cr., nach Bates gute Flieger.
Auch die Arten der auf die La-Plata-Stunten beschränkten Gattung Euryodes Feld., deren Kaupen
ebenfalls Aristolochien fressen, dienen als Modell mimetischer Anpassung.
b. Als Modelle dienende Gattungen etc. der Heteroceren.
■ Unter dieser gewaltigen Abtheilung sind es wiederum nur einzelne tagfliegende Gattungen
mit auffallender Färbung, welche als Modelle der Nachahmung zu dienen scheinen. Da die Entwickelung
der zahlreichen Formen fast vollkommen unt^rfursclit ist und über ihre Lebensweise nur einzelne dürftige
Angaben vorliegen, müssen wir uns auf die Erwähnung einzelner Formen beschränken.
So erwähnen wir imr die auffällige und typische Jcjsien-Tracht, bei welcher die schmalen schwarz
gerandeten Flügel eine grell dottergelbe oder orangene Färbung tragen , zu der nur selten noch ein
Vorderflügelband hinzutritt. Hierher gehören die vielen kleinen, aber individuenreichen Arten von Josia
Walck. (Blelameridae) und verwandten Gattungen.
c. Mimetisclie Anpassungsformen.
Die mimetischen Arten unter den Tagfaltern gehören den Abtheilungen der Nymphalinen, Erj-
ciniden, Pieriden und Papilioniden. und diejenigen unter den Heteroceren besonders den Castniiden. Perico-
pinen und Dioptiden an.
Unterfamilie der Nymphalinen.
In der Gattung PhyciodeS Hb. treffen wir die hinsichtlich der Zeichnung ursprünglichsten, in
mancher Hinsicht den arktischen Melitaeen-Typus wiederholenden Formen bei den an unsere Araschnhi
Prorsa L. erinnernden Arten, wie Ph. Hera Rh. mit vielen weisen Tüpfeln und breiter Mittelbinde der
Hinterflügel, an.
Aus Formen, Ijei welchen zuerst die typisch neotropische längs verlaufende basale Aufhellung
der Vorderflügel eintrat, entstanden zunächst zahlreiche Arten (subg. Ervsia Boisd.) . welche sich mir un-
vollkommen den verschiedenen Gruppen immuner Tagfalter anpassten. Auch hier steigt die Aehnlichkeit
meist mit der Grössenzunahme der nachahmenden Form ; doch wird in keinem Falle die Grösse des
Modells selbst erreicht. Immerhin sind die Anpassungen in manchen Fällen so bestimmt gerichtet, dass
wir auch hier sie für mimetiscli ansehen dürfen.
1) H. W. Bates, Contributions to an Ins. Fauna of tue Amazon Valle.y (.Trans. Ent. Soc. V [1851— ISOl],
p. 223 etc.).
— 62 —
Um zuerst ilie Arten mit reicherer Zeichnuii^f und erhaltener Mittelbinde der Hinterfiügel zu be-
sprechen, so erinnert Ph. drypetis Godni. et Salv. (Guatemala, Panama) an Mechaniiis macrinus Hew. und
Ph. Mechanitis Godm. et Salv. (Nicaragua, Costarica) an Melinaea doryssHS Bates var. und Heliconius Telchhüa
Dbld. , so Ph. Etmice Hb. (Brasilien) an Meclianitis Polymnia L. , Ph. Esora Sannd. an Mech. Nesaea Hb.,
Ph. Erysice Hb. (wie vorige Bahia, Mus. Berlin) an Tithorea Harmonia Cr. var. Ciq^arina Bates. Von ver-
wandten Arten mit meist breiten , aufgehellten Hinterflügeln erinnert Fh. Aveyrona Bates (Costarica,
Panama) an Eueides Aliphera Hb., Ph. nigripennis Salv. an Eueides vulfiiformis Dru. , Ph. poecilina Bates an
eine kleine Tith. Irene Dru. , E. prisca Hoptfr. (Mexico) an kleine Ol y ras- Arten und Eueides Edias Hew.,
lind Ph. Emerantia Hew. (Rio St. Juan) gleicht der Eueides Olympia F.
Weitere Arten ähneln Heliconius- Arten so Ph. Langsdorfi Godt. , nach A. Seitz auch im Fluge
besonders in abgeflogenen Stücken (? befruchteten Weibchen) Hei. Besckei L. (Brasilien). Weiter er-
innert Ph. Perilla Hew. (Chanchamayo, Jurimaguas) an Hei. Erato L., Ph. Mimas Ötdgr. (Kio St. Juanj an
Hei. Faiinus Stdgr. und Ph. Murena Stdgr. an Hei. Arisiiona Hew. (Chanchamayo).
Dagegen ähneln andere stärker verdunkelte und zugleich wohl die am meisten von der Stamm-
zeichnung abgewichenen Arten bestimmten Acraeen : so erinnert die kleine Ph. Acraeina Hew. (Peru) mit
gelbrother Subapicalbinde und tiefrother Flügelbasis an Acraea Biceiis Latr., Ph. fallax Salv., Ph. Acraea Hopffr.
und Ph. Actinote Salv. an Acr. Nicylla Hopffr. und verwandte Arten (Chanchamayo). Weiter ist ganz stahl-
blau Ph. airata Dew. (Columbien) ; sie ist Hier Acraea Carhonaria Hopffr. sehr ähnlich, und der rothe Innen-
saum der Hinterflügel der Ph. Steinii Dew. ') (Mus. Berlin) täuscht den rothen Hinterleib der Acr. Nelea
Latr. (Columbien) vor.
Die einzige Vertreterin der in Indien dominirenden Diadenien-Gruppe ist die rein neotropische
Gattung Victorina Dbld. Während die schwarze, weissbindige V. Siilpitia Cr. noch etwas an die Grund-
zeichnung von Hypolimnas erinnert, sind bei 7. Sfheneles die Mittelbinde beider, die Subapicalbinde der
\ Order- und die Randmonde der Hinterflügel stärker erweitert und zart smaragdgrün gefärbt. Auf der
Unterseite sind die oben schwarzen (juei-bänder innen silberweiss aufgehellt und aussen rostgelb gesäumt,
die grünlichen Binden fast glasig und sehr schuppenarm. So erinnert diese Art an Colaenis Dido L.,
welche ihr an Häufigkeit gleichsteht , auf beiden Seiten in Färbung und Zeichnung , nicht aber in der
Flügelform. Doch ist inimerliin die Aehnlichkeit beider und zugleich die Verschiedenheit der V. Stheneles
von den übrigen Arten der Gattungen gross genug , um auch die Umbildung der Art aus niimetischer
Anpassung an die eigenartige Colaenis-Art wahrscheinlich zu machen.
In der Limenitis-Gruippe , deren mimetische Aupassungsformen an Danaus Erippus und Papilio
Philenor wir bereits in der nearktischen Subregion erwähnten , findet sich in der Gattung Adeipha Hülni.
eine anscheinend seltene Art, A. Lara Hew. (Venezuela, Columbien, Chanchamayo), welche besonders auf
der Oberseite in beiden Geschlechtern an Hei. Melpomene L. erinnert. Auch hier dürfte sich die mimetische
Anpassung erst secundär auf das Männclien erstreckt haben und der Individuenreichthum der Art, deren
Verbreitung mit der des Heliconius noch zusammenfällt, erst allmälig entstanden sein. Der A. Lara
gingen wohl Arten wie A. Meßhistopheles Butl. und dieser die häufigen Cytherea-Formen voraus, welche
den Limenitis-Tyims beibehalten haben.
') Dieselbe wurde von H. Dewitz in der That auch als Acraee Iieschrieben (Mitth. Müneh. ent. Ver. 1877, p. 88)
und entspricht wohl der Epione Godm. et Salv.
— 63 —
Nach Godmitn und Salvin (Biol. centraliaiuer.) tritt in der ^naeew-Gruppe bei einzelnen Anaea-
Arten ein Dimorphismus der Geschlechter ein. So trägt bei A. nohilis das Männchen eine stark purpur-
rothe Oberseite der Vorderflügel, während dieselbe bei dem ursprünglicheren Weibchen [Bertha Drucej an
der Basis rostbraun aufgehellt ist und in dunklerem Grunde zwei Tüpfelreihen trägt. Bei A. Jansoni Salv.
(Nicaragua, Panama) trägt das Männchen lufiirere weissliche Tüpfelreihen in der dunklen Aussenhälfte
der V^orderflügel. Dagegen erinnert das Weibchen etwas an den ij/corea-Typus, denn es trägt eine gelbe
Apical-, eine breite gelbe Snbapical- und eine orangene Innenrandsbinde der Vorderflügel.
Diese Art führt auch durch die Flügelform schon zu Protogonius über, dessen Arten in beiden
Geschlechtern auf der Überseite meist den i?/co)-ea- Habitus tragen, auf der Unterseite der Flügel aber
noch eine ausgebildete Schutzfärbung liesitzen , wie wir dies bei einigen Arten von Ehjmnias fanden.
Durch den weissen Apicaltüpfel der Vorderflügel erinnert P. Druryi Butl. auch an Heliconius Eucrate und
kommt ebenfalls nur in Südbrasilien vor. Andere Arten erinnern an den Jrewe-Typus.
Familie der Erycjnidae.
Unter dem vielfarbigen und vielgestaltigen, artenreichen Heer der Eryciniden, welches in der
neotropischen Keiiion sich zur höchsten Blüthe entfaltet, giebt es natürlich auch die verschiedensten An-
passungen an die von uns besprochenen Mr)delle. Allerdings sind es auch hier meist seltnere und nicht
ganz kleine Arten, welche ihre Tracht einer miuietischi'u Umbildung verdanken. So erinnert, wofür icli
auf die zahlreichen Abbildungen aus dieser Familie in Staudinger's Exotenwerk, Tat', b? — 93, verweise,
die gelbe Subapicalbinde und die rostrotlie Basis der Vorderi'ügel bei dem Weibchen der grösseren , sehr
seltenen Catmtrammina tapaja Saund. etwas an Melinaeen mit verdunkelten Hinterflügeln; ähnlich hesitzti
das Weibchen von Aricoris Epitus Cr. (Para) auf den abgerundeten Vorderflügeln eine gelblichweisse
Subapicalljiude und eine rostbraune Basis beider Flügel, wilhrend das Männchen lauggestreckte, zugespitzte,
dunkle , bläulich glänzende Flügel trägt. Dagegen gleichen die Weibchen von Ä. Gelasme Bates und
A. Butleri Bates gewissen Josien und Flavinien '). während die Männchen wieder eine bläulich schillernde
Oberseite mit einem weissen Vordei'flügeltüpfel besitzen.
Von der schönen A. Flammula Bates besitzen die Männchen schwarze Vorderflügel mit schmaler
weisser Subapicalbinde und abgekürzten Innenrandsstreifen und hochrothe , schwarz gesäumte Hinter-
flügel , dagegen erinnern die Weibchen wie das von A. Epitus Cr. unvollkommen an den Melinaeen-
Habitus.
Zahlreich sind besonders Anpassungsformen an die glasigen, durch I. Onei/a Hew. vertretenen
Ithomien mit weisslicher Subapicalbinde der VorderflOgel, von denen ich hier nur Pheles incerta Stdgr.
und Ph. heliconides H.-S., Metapheles Binora Bates , Tmetoglene Esthema Feld. . Esthemopsis lithosina Bates
erwähne, die in beiden Geschlechtern den Modellen ähnlich sind.
Eine höhere Stufe der An])assung an die Chrysodonia- ('Oro?niaj-Gruppe von Itliomia treffen wn-
in beiden Geschlechtern bei Ithomeis hcliconina Bates , I. Corinna Stdgr. (oberer Amazonenstromj und
J. Corena Feld. (Bogota). Noch andere Arten dieser kleinen Gattung, die ich wegen ihrer Seltenheit nicht
') .Mit schwarzgerandeten, innen gelbbindigen Flügeln.
— 64 —
alle prüfen kounte, eriniieru an Ithoniien, so Ithomcis Astrea Feld, nn die Owef/a-Gruppe, Ithomeis aurantiaca
Bates an Jthomia Ilinissa Hew. (Amazonas) und Ithomeis mimica ßates an die kleine schwarzgelbe Ithomia
Eiirmedia Cr.
Während bei Kenandra helius (Surinam) nur das Weibchen (Fliereclus Cr.) durch die gelbe Sub-
apicalbinde der sonst schwarzen Flügel an Cenl ronin- Arten erinnert, sind mehrere kleinere Formen in
beiden Geschlechtern den Josien auffallend ähnlicli , so Lymnas melanocMoros Godm. et Salv. der Josia
ligula Walck.
Besondere Berücksichtigung verdient, weil sie uns einen gewissen Aufschluss über die mimetische
Anpassung der Eryciniden giebt, noch die Gattung Stalachtis Hb. Während Bates, 1. c. p. .504, den
Stalachtis Duvalii Perty als immunes Modell ansieht , muss ich in Berücksichtigung des Verhaltens der
Eryciniden überhaupt und der untereinander durchaus verschiedenen Tracht der Arten dieser Gattung,
auch die nach Bates' Angabe häufige Art für einen Ithomien-Nachahmer halten, deren Modell der Oro/«no-
Gruppe angehörte und wohl nicht mehr flog, als Bates in Ega die zufällig einmal besonders zahlreiche
— sonst aber seltene — Stalachtis sammelte.
Die häufigsten Formen von Stalachtis sind die Melitaeen-artig auf schwarzem Grund mit weissen
Tüpfeln und rostrother Basal- und Randbinde gezierten Arten , welche den reinen Typus der Gattungs-
farbung darstellen, wie St. Phlegia Cr., St. Susanna F. Schon seltener ist St. Calliope L., welche durch die
Zeichnung und Färbung der Flügel durchaus an den Melinaeen-Typus erinnert. Bei der var. Bicolor Stdgr.
(oberer Amazonas) sind die weissen Flecke in der breiteren schwarzen Vorderflügelspitze ebenfalls rost-
braun. So erinnert diese Art an die dortigen, elienfalls dunkleren Formen ihrer Modelle. Ueber Arten
wie St. Susanna F. ging auch die schon seltnere, stark variirende St. Euterpe L. (Amazonengebiet) hervor
und entstanden die Nachahmer der Ithomien. Von diesen gleicht St. Phaedusa Hb., zu der auch St. Btivalii
Perty als Varietät gehört, durch die breite orangerothe, schwarz eingefasste Randbinde beider Flügel
und das Terminalband der vorderen, Ithomien der Oro?/«a-Gruppe (Amazonas) : dagegen hat St. lineata
Guer. (unterer Amazonas) mit stark verdunkelten Rippen eine breite orangerothe , schwarz gesäumte
Vorderflügelspitze und gleicht so eher der Ithomia Äureliana Bates. So glaube icli nachgewiesen zu haben,
dass die Stalachtis- Arten keine Modelle, sondern Nachahmer sind.
Familie der Pieriden (Dismorphiinae, Pieridinae).
Die Dismorphiinen , welclie kurze Palpen und eine normal fünfästige Radialis der Vorderflügel
besitzen, deren kurze Aeste in gleichem Abstände vom Stamme abgehen, werden in der paläarktischen
Region nur durch die Gattung Leucophasia Steph. und in der neotropischen Region durch die ihnen für
letztere charakteristische Gattung Bismorphia Hb. (Leptalis Dalm.) verti-eten.
So wird es wahrscheinlich , dass diejenigen Arten von Bismorphia , welche den Typus der Leuco-
phasia tragen, die Urtracht der Gattung am besten bewahrt haben, zumal nach Schatz, 1. c. p. 57, noch
eine Varietät der Leiic. sinapis die für die meisten Dismorphiinen so charakteristische sichelförmig um-
gebogene Flügelspitze besitzt. Weitere Anhaltspuncte für die natürliche Gruppirung der Dismorphia-
{Leptalis-) Arten erhalten wir dnrch den Grad der mimetischen Anpassung, welche bei dem Weibchen
beginnt und sich endlich auf das Männchen ausdehnt, und durch die Ausbildung der Dufteinrichtungen
auf den Hinterflügeln der letzteren.
— «5 —
Die am meisten an Leucophasia erinnernde Art ohne besonders localisirte Dut'teinrichtung ist
Dismorphia Nehemia Boisd., welche angeblich einen gewölmiichen Weissling nachahmen sf)ll. Hier ist die
Aehnlichkeit aber ein Zeiclien der Verwandtscliaft und eher schädlich als nützlich , denn nach
Dr. Hahnel ') wurden gerade die weissen Pieriden lebhaft von den neotropischen insectenfressenden
Vögeln verfolgt.
Mit der zunehmenden Ausbildung iler männlichen Dufteinrichtungen schreitet auch die der
Zeichnungselemente fort. So finden wir eine nur geringe Modification der Vorderflügel bei den sich dem
Stamme nocli näher anschliessenden Formen mit weissen . fortlaufend schwarz gerandeten Flügeln wie
D. Fsarnalhe F. nnd D. Kollari Luc. Von ihnen aus bilden Formen mit unregelmässig zerstreuter brauner
Bespritzung der Hinterflügel, die eine unvollkommene Schutzfärbung hervorruft, wie B. Lewyi Luc, einen
Uebergang zu den Arten mit differenzirter Zeichnung der Hinterflügelunterseite, welche schon eine mittlere
helle, über die Zelle verlaufende Binde freilässt. Dahin gehören T). Nemesis Latr. und D. Crltomedia Hb. mit
zngespitzten, weniger verschmälerten Vorderflügeln und sehr breiten Hinterfiügeln mit complicirter Duft-
einrichtung, welche die Erweiterung des Hinterrandes der X'orderflügel bedingt.
Aus ähnlichen Formen gingen nun in weiterer Auslnldung, die znerst im Weibchen be-
ginnt, die mimetischen Arten hervor.
So gleicht bei D. Melia Godt., deren MänncJien drei gelbe Bindenreste auf den schwarzen schmalen
Vorderflügelu und schwefelgelbe, schwarz gesäumte Hinterflügel trilgt, das Weibchen (D. acraeoides Hew.)
der Acraea Thalia L., und in noch höherem Maasse ist dies bei D. niimetica Stdgr. (Cayenne) der Fall,
deren Männchen einer ähnlichen , schon beschriebenen Form angehören dürfte. Diese Aehnlichkeit er-
streckt sich auch auf die Unterseite : so tragen die Hinterflügel ebenfalls die für jene Acraeen so chara-
kteristischen Litercostalstreifen. Noch näher stehen der Grundform einige kleinere Formen, so D. Emnelia
Cr., welche den gelb und schwarz gebänderten Ithomieu der ^er/a-Gruppe (7. Ellara Hew., I.Eurimedia Cr.)
nicht nur auf der Oberseite ähnlich ist, sondern auf der Unterseite auch die orangerothe , schwarz ge-
säumte Hinterflügelrandsbinde ihrer Modelle trägt. Bei dem Weibchen tritt bei dem Fehlen der Duft-
einrichtung auch der Vorderrandsstreif auf der Oberseite der Hinterflügel durch und dadurcji wird die
Aehnlichkeit noch erhöht.
Die zarte D. MethijmHa Godt. (Amazonas) gleicht auch in dem breiten aufgehellten Subapical-
bindenrest der Vorderflügel der Scada Eeckia Hb. , und die kleine D. Avonia Hew. (Columbien) erinnert
an die Ithomia (Aeria) Agna Godm. et Salv.
Von Formen mit weisser Subapicalbinde der Vorderflügel, die I). Crltomedia F. näher standen, ist
auch D. fortunata Luc. abzuleiten, deren Weibchen auf den Vorderflügeln viel stärker aufgehellt ist als
das Männchen und am Aussenrande der fast glasigen Hinterflügel wieder die rothe, schwarz gesäumte
Randbinde trägt, wie sie für viele Ithomien charakteristisch ist. Diese Art lebt nach Godm an und
Salvin ^) „in the lower forest regions in Company with lüiomia viciorina^ , der das Weibchen äusserst
ähnlich ist.
') , Keiner aiuleri-n (iattun;,' von Schmetterlingen wurde von Vögeln so nachgestellt wie den Piei-iden, und oft
schnappten mir diese Freibeuter die hübschesten , frischesten .Stücke dicht aus meiner Nähe weg , wobei die unfehlbare
Sicherheit ihres Fluges mich jedesmal in Verwunderung setzte' (1. c. p. 193).
M Biolog. eentrali-americ. Lepidopt. I. Rhopaloc. p. 177 (1890).
Bibliotheca zoologica. Hell VIII. 9
- 66 —
Hierin;!' gehören auch diejetiii>-eii Arten von Dismorphlu . welche durch die scharfsinnigen Be-
obachtungen von Bates zu den Grundsteinen für die Mimicrv-Theorie wurden. Wegen der näheren
Angaben darf ich auf Bates' Arbeit selbst, p. 504— 506, verweisen und begnüge mich, hier zu erwähnen,
dass nach Bates D. TheoHoe Hew. (Cupari) der Ithomia Flora Ct.. dass D. T/ieotwe vnr. Melanoe (St. Panlo)
der Ith. Onegu Hew. , dass die var. Lysitwe (mit rother Hinterttügelsaumbinde) einer Zwischenform
zwischen Ith. Onega und IVinissa gleicht.
Weiter ähneln die bei Bates, 1. c. Taf. LV, Fig. 4—9, abgebildeten Varietäten ') (Ega u. St. Paulo)
mehr oder minder der Ith. IJmixsa Hew. und die D. var. Erythroe (Taf. LVI, Fig. 1 — 3) der Ith.
Chrysodonia Bates (St. Paulo), die var. Leiiconoe (St. Paulo) der Ith. Ihrdina Hew.. die var. ArgochJoe
(Taf LVI, Fig. 6) der Ith. Virginia Hew. (St. Paulo).
Dieser Gruppe stehen auch einige Formen nahe, welche sich besonders im Weibchen den grösseren
Formen der Neotropinen angepasst haben und als Männchen stai'k entwickelte Dufteinrichtungen besitzen.
veigi. Tal. XI, y^ gleicht das Weibchen von D. Orisr Boisd. der gemeinen 3Ipthona contusa Butl. (Cavenue) und zu-
rig. 79. " '^ . ' . .
gleich der Ituna Phaenarete Dbld. (Chanchamayo) bis auf die schlanke, am Ende verdickte Hinterleibsform
und die weissgelbe Spitze der langen, steifen Fühler.
Aus einem weiteren, an das Weibchen von D. Nemesis Latr. erinnernden Stamm gingen durch
Buntfärbung der Binden zuerst Formen mit nur auf der Oberseite ausgebildeter il/e?/«uea-Tracht hervor,
wie D. Spio Godt., D. Eunue Dbld., aus denen sich Formen mit specieller Anpassung an Arten der bunten
Neotropinen entwickelten. Hierher gehört P. Astynome Cr. (Blumenau). welche an Meclianitis Lysimniu L.
und Heliconius Eucrate L., hierher D. Deione Hew. (Chiriqui), welche an Tithoreu Irene Dru. und ihre
Varietäten, und D. Arsinoe Feld. (= Beroe Luc), welche an Mccli. Mucrinus Hew. (Colorado) erinnert.
Die schöne I). Cordillera Feld. (Cliiricjui) gleicht durchaus der Olyras Montugiii Butl. var. sorornu Butl.,
während eine zweite Weibchenform mit vielen gelben Vorderflügeltüpfeln der Tithoreu Pinthias Godm. et
Salv. ähnelt. So ist auch hier die mimetische Anpassung der grösseren und meist seltenen Arten be-
sonders ausgebildet.
In der Unterfaniilie der Pieridinen , welche sich durch meist den Kopf überragende Palpen und
eine nur drei- bis vierästige Radialis der Vorderflügel als abgeleitet erweist , tretfen wir mimetische
Formen sowohl unter den Gattungen mit vierästiger (Archonias) als unter denen mit dreiästiger Radialis
{Pereute. Pier/s) an.
Unter den ca. 50 Arten der ausschliesslich neotropischen Gattung Archonias Hb. {Euterpe Swains.),
bei welcher keine Formen mit verlängertem Hinterleibe und Flügeln vorkommen wie bei Dismorphia,
tritt auch die Anpassung an Neotropinen gegen die an andere immune Familien zurück.
Zugleich haben einige Arten eine so zweifellos ursprünglich hoch entwickelte Zeichnung, dass
uns dadurch die sichere Ableitung der nachahmenden Formen von ersteren ermöglicht wird.
Zahlreiche Arten tragen in beiden Geschlechtern auf den Vorderflügeln eine Innenbinde, die vor
dem Ende der Mittelzelle verläuft , eine in letztere hinten übergehende Aussenzellbinde , welche mit ihr
als Mittelbinde über die Hinterflügel zieht, eine meist in Tüpfel aufgelöste, ülier beide Flügel verlaufende
Marginal- und eine in Intercostaitüpfel zerschnürte Limbalbinde.
') Bates bildet auch die Modelle gleichzeitig ab: somit dürfen wir nur auf die Tafeln dieser werthvollen
Arbeit verweisen.
— 67 —
Aus Formen, welche E. Fitana Feld, und E. Tomijns Feld, iiiu-ii in der Unterseitenzeicbnunsr ver-
wandt waren, dürften die mimetischen Arten wieder dadurch entstanden sein, dass sich zuerst das
Weibchen dem Modell anpasste und dann diesen vortheilhaften Erwerb auf das Männchen übertrug, wie
wir es bei A. Potamea Butl. und ^4. Tcnthamis Hew. noch sehen.
Ersterwähnte Art (Panama) gleicht im Männchen durchaus den monomuri)hen Grundformen der
Gattung: das Weibchen dagegen ist nur auf der Unterseite dem Männchen gleich und erinnert auf der
Oberseite auffallend an das mit ihm zusammen vorkommende Weibchen von Äcrueu nox Bates (leuüomelas).
Aus einer weiteren Entwickelungsreihe schwärzlicher, weissbindiger Stammformen gingen die in
beiden Geschlechtern bereits mimetischen Arten der TereaS-Gruppe hervor. So erinnert Ä. Tereas Godt.
(Brasilien) mit kleinem weissen Spiegeltüpfel ausserhalb oder am Hinterrande der Vorderflügelzelle und
violetter Binde vom fünften bis achten Randfelde der sonst ebenfalls schwarzen Hinterfiügel an die
Weibchen einer schwanzlosen Aristolochienfalter-Gruppe (Zacynthus F., Anchises L.). Da die Weisslinge
das Innenfeld der Hinterflügel im Fluge von dem Leibe verdeckt tragen, tritt auch eine ähnliche Aus-
dehnung der Hinterflügelbinde wie bei den Modellen auf. Varietäten aus Bahia eriimern an die yrrisseren
Weibchen von Ph. NephaUon Godt. ebenda. Aehnlich eriimert A. Critias Feld, (la Guayra) an Ph.
Zeuxis ? Erithalion ebendaher : so ist die Vorderflügelbinde grösser , in die Zelle verlängert und etwas
gelblich, die innen erloschene Hinterflügelbinde etwas lackroth gefärbt.
Aus der Tereas-Gruppe ähnlichen Formen entstanden durch Verlängerung der gelben Marginal-
monde die Formen der Bellona-Gruppe , welche ein bis zwei grosse gelbe Tüpfel') auf den schwarzen
Vorderflügeln und auf der Unterseite der Hinterflügel in und um die Zelle rothe Strahlstriche führen.
Da die rothe Hinterflügelfärbung besonders bei dem Weibchen der Stammform JleUoHa Cr., Erycinia Gr.,
auf der Oberseite hervortritt, erinnert dies Geschlecht wie in der var. Negrinu Feld. (Rio negro) durch-
aus an den schönen Hei. Endo L.
Auf TAettWü-ähnliche Formen dürften diejenigen Arten zurückzuführen sein , welche in Färbung
und Zeichnung Neotropinen ähneln. Selten gleichen diese Formen durch die langgestreckte Flügelform
den Melinaeen, so J. i?wr?/fe?e Hew. (Columbien) der Mel. Messatis Hew. Dagegen erinnerte, dismorphites
Butl. (Costarica) an Tithorea Irene var. Helkaon Godm. et Salv. , A. EtmjteU Hew. (Mexico) an kleine
Stücke der Tithorea Irene Dru. selbst und A. nigrescens Godm. et Salv. (Guatemala) an Tithorea
Duenna Bates.
In einer vierten Art-Gruppe lässt das Männchen, Tenthamis Hew., wieder den gewöhnlichen veigi.xat xi,
Habitus der monomorphen Arten erkennen. Dagegen ist das seltene, stark verdunkelte Weibchen
{Epimene Hew.), welches auf schwarzem Grunde eine leuchtend rothe Vorderflügelbinde trägt, dem eben-
dort (Columbien, Peru) gemeinen Hei. Melpomene L. ähnlich.
Wohl die Hälfte der Arten von Pereute Herr.-Schäff. ^), welche das subg. Leodonta Butl. bildet,
P. Dysoni Dbld., P. Zenohia Feld., P. TeJlane Hew., P. Chiriquensis Stdgr. etc. bewahren den bei Arehonias
Pitana Feld, erwähnten ursprünglichen Habitus meist in beiden Geschlechtern. Dagegen tritt bei P. Charops
Boisd. einer von Mexico bis Venezuela und Columbien verbreiteten Art, zuerst bei centralamerikanischen Ex-
Fio. 81-82.
') Es kommen bei dieser Art auch auf den Vorderfltt^eln stark verdunkelte Varietäten vor, die ohne Nutzen für
die Arterhaltung sind und wohl hauptsächlich Männchen angehören.
•) Nach Dr. Hahnel (l. c. p. 196) lebt die grünlieh braune ..schmierige'" Raupe von F. Lntona an Pßrsicheu
— 68 —
emplaren nur im seltneren Weibchen, hei Stücken der Coli. Staudinger aus Venezuela aber schon im
Männchen eine rothe (statt der gelben) Vorderflügelbinde auf dem schwarzen Grunde der Unterseite
auf, welche l)ei allen Weibchen auch auf der Oberseite sich ausbildet und dadurch diesem Geschlecht
auch im Fluge eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Hei. Melpomeue L. giebt. Letztere entwickelte sich
also bei dem Weibchen zuerst und nahm mit der Verbreitung nach Süden an Intensität zu. Bei F. Leuco-
drosime Koll. (Columbien) endlich hat nach Staudinger. 1. c. p. 28, auch das Männchen die breite
rothe Binde auf der Oberseite der Vorderflügel.
Der Dimorphismus von Pereute Tenthanüs Hew. bildet den Beweis dafür, dass die abweichende
Färbung der Weibchen der sehr häufigen F. Charops eine mimetische Anpassung an den Heliconius ist
und der heutige Individuenreichthum der Art wohl erst infolge besonders günstiger ExistenzbedinsTunsen
eintrat.
Weibliche Formen von Pieris Schrk. (subg. Ferrliyhri:> Hübn.), wie P. Demophile L. $. . eine
häufige Form mit weisser Suba})icalbinde und Basalaufhellung der schwärzlichen Vorderfiügel und einer
hellen Mittelbiude der dunkel gerandeten Hinterflügel , führten über Arten wie F. Viardi Boisd. ? zu den
ausgebildeten mimetischen Weibchenformen über, wie sie uns in F. Lorena Hew. und F. Malenlca ("r. er-
halten sind. Zeigen die Männchen letzterwähnter Arten , welche viel häufiger als die Weibchen sind und
sich in Massen an feuchtem Sande von Flussbetten zusammenfinden, auch oben noch das wei.sse Fieriden-
Kleid mit schwarzer Vorderflügelspitze, so i.^t die Unterseite doch schon durch Vererbung von Seiten des
Weibcliens in der durch schwarze Binden vorn und hinten begrenzten Mittelbinde der Hinterflügel
orangebi'aun gefärlit. Bei den Weibchen ist dagegen die Suliapicalbinde der Vorderflügel wie einzelne
Marginaltüpfel gelb gefärbt , während die Basal- und Innenbinde wie die drei Hinterflfigelbinden eine
rostbraune und der Aussenrand der Hinterflügel eine stark verdunkelte Färbung tragen. So erinnert das
mit schmaler, scharf begrenzter Subapicalbinde der N'orderflügel gezierte Weibchen von F. Lorena Hew.
und das mit breiterer, mit der Basalaufhellung verfliessender Binde geschmückte, auf den Hinterflügeln
vergi.Taf.x!i,gj.g^j,j.gj. aufgehellte Weibchen von F. Furrha F. an Lvcoreen.
Fig. 85-86. ^. . . ^.'
Damit steht auch die Lebensweise der Weibchen in Verl)indung, welche nie weite Strecken
zurücklegen , sondern wenig exponirt . in niedrigem Fluge das Dickicht durchflattern und höchstens die
Waldränder besuchen, an denen auch ihre Modelle auf Blumen saugen. ')
Bei der kleinen F. Fisonis Hew. besitzt die Unterseite der Hinterflügel eine orangene, gell)
gerandete Aussenbinde : so tritt hier die erste unvollkommene Anjiassung des ruhenden Thieres an gewisse
Ithomien uns entgegen.
Familie der Papilioniden [Fapilio s. str.. Cosmodesnnis).
Indem ich für die genauere Schilderung der hierher gehörigen Formen auf den ersten Theil meiner
Arbeit vei-weise, begnüge ich mich damit , hier eine nach der systematischen Stellung ihrer Modelle ge-
ordnete Aufzählung der wichtigeren nachahmenden Formen zu geben.
In der Untergattung Cosmodesmus treffen (vergl. p. 85—87) wir nur Formen, welche an Arten
von Pharmacopkayiis sich anlehnen, aber alle Grupjjen derselljen vertreten.
') Nach Dr. Hahuel (1. c. p. 158) haben beide Geschlechter von P. Lorena einen angenehmen, auffällig
— 69 —
F. Xunticies Bates bildete von den monomorplien .Segelfaltern durch seine zweite securidilr verdunkelte
Weibchenforni. welche der erste Beginn der Anpassung an Pli. Philenor L. zu sein scheint, einen Ueber-
gang zu den meist in beiden Geschlechtern dieselbe Modellfbrm nachall nienden Arten. Die siid-
brasilianisclie //arm/awMS-Gruppe der Segelfalter mit langen Schwänzen gleiciit den einzelnen Arten der
^scawiMS-Gruppe der Aristolochienfalter, so C. Harrisianus selbst dem Fh. Ascanius, C. Lysühous Hb. ^' *■'"'• '''^' '^^
dem Fh. A(juvns, C. Rurikiu Esch. und (ILajus Rog. dem Ph. Ferrhebus. Aehnlich erinnerte die mexicanische
Thymbraeus-Grupi:)^ an die P/(o</wMS-Gruppe von Fhurmucophuaus und verwandte Arten der ersten an ^'"*'- '''''• ^^-
Fig. 04.
andere der letzterwähnten.
Weiter erinnert die schwanzlose Hyperion-Grnii])t' an die ungeschwänzte Folydamas-G rui>])f der
i(ie»//a.s-Cohorte und zwiir C. Choridamus Boisd. an Fh. Crassus Cr. (Brasilien), C. Phaon Boisd.
(Honduras) an Fh. Frotodamas Godt. , so ('. Thcrodamas Feld. (Neu-Granada) an Fh. Xenodamas Hb., -
so C. Hyperion Hb. (Brasilien) an Fh. Folydamas L. Dagegen ähnelt der nahe verwandte C. Fausanias
Hew. einem gemeinen kleineren Hcliconius '). H. Apseudes Hb. (Brasilien), und dem nahe verwandteu
H. CJijtius L.
Kleinere, feingeschwänzte mimetische Formen wie C. Xtinius Hew. führen zu den nnsreschwänzten ^'^'s'- '''•«'■ ^'^^
, _ •' O Fig. C6.
Formen über , welche in beiden Geschlechtern den dimorphen Modellen gleichen. So erinnert C. Cuamon vergi. Tar. x.
Fit£ 71
Gray (Fara) an Fh. Auchises L., C. Evayoras Gray (Venezuela) an Ph. Vertumnus Gr., C Aristayoras Feld.
(Neu-Granada) an Fh. Cyphotes (-iray , C. Euryleou. Hew. (Neu-Granada) an Fh. Erithalion Boisd.,
C. Jlarmodius Dbld. (Bolivia) an Fh. CaUicle:< Bates. C. Hostilius Feld. (\'enezuela) an FIi. Serajjis Boisd.
var. Osyris Feld., C. Branchus Dbld. (Mexico) an Fh. Folyzelus Feld. etc.
Die Analogie unter diesen Formen ist so hoch ausgebildet, dass selbst Bates nicht erkannte, dass
hier Nachahmer und Modelle vorliegen. '■)
Nach Bates, 1. c. ist der Flug dieser Formen kräftig, auch fliegen sie meist nicht im Schatten
der Wälder, sondern auf ,sunny skirts of the woods'.'')
In der Untergattung (vergl. p. 93 — lüU) der Hinnenfalter (Fapilios. str.) vermittelte die mimetische
Anpassung des Weibchens von F. Äsdepius Hb. an den Fh. Fhotinus Dbld. (Mexico) die Anknüpfung
an mehrere in ihren ursprünglicheren Formen an die Protorfawias-Gruppe sich anpassende Arten. Von
diesen erinnert z. B. F. Bitias an Fli. Crassus. F. Menatius Hb. an Fh. Frotodamas Godt., F. Xantho-
pleura Salv. an Fh. Lycidas Cr. Das Weibchen von F. Cacicus Hew. führte zu dem Nachahmer des
Hclironius Melpomenc , dem F. Euterpimis Hew., über, während die Za(/re?(S-Gruppe sich in beiden Ge-
schlechtern den Li/('«rea-Arten (Dauaiden) anpasste.
Von einem anderen Stamme gelber, monomorpher Formen aus entstand ebenfalls zuerst eine
mimetische Anpassung der Weibchen an Aristohichienfalter. So erinnert dies Geschlecht bei F. Torqua-
') Meist wird als Modell der Heliconius Eratu var. caerulea angegeben , -welcher aber keine glänzende stahlblaue
Interferenzfarbe wie die Modelle und H. A^tgeiides Hb.. sondern eine hellblaue, strahlig auslautende Stofl'farbe nur auf
den Hinterflügeln trägt.
') So sagt Bates bei C. Eunjleon (Contributions to an Ins. Fauna of the Amazon Valley [Trans. Ent. Soc. V.
1851 — 1861], p. 32."i): ,here comraences the style of coloration, viz. black ground colour with crimson and white or gi-een
belta and Spots, which characterizes the niain body of Neo-Tropical Papilios". Erst C. und R. Felder erkannten die
Aehnliehkeit als Analogie, ohne natürlich an Miiuicry zu denken.
') Dasselbe erwähnt Bates für die Turqiintiis- und Aiicliisiiiiles-iTri\\)\<e der Binnenfalter.
— 70 —
vergi. Tai. X. tinus Esp. Uli ileii Fli. Aoavus L., bei F. Torquatus ('r. an Weibchen der ^eneas-Gruppe und in der
Flg. 67—68. '^ .
var. ßavus Oberth. an Ph. Bolivar Hew. ?. Dagegen ähnelt von P. Pohjcaon Cr. (Suriiiüm) die Weibchen-
forni Piranthus Cr. dem Männchen, die Form Androyeos Cr. dem Weibchen (F(/>-ms Koll.) de.s Ph.
Behis Cr.
In einer anderen Entwickelungsreihe passte sich das Weibchen von P. Pelaus V. an Ph. Villiersü
vergi. Taf. IX. (Jodt. (Cuba), das von P. Tolus Godm. et Salv. und P. Erostratus Westw. an die Photinus-(jYnvve an.
Fig. 60—61. ..... .
Endlich bildeten sich allniälig die Formen ohne Hinterflügelschwänze aus, welche in der Isidorns-
verpi. Tal. X. Grujjpe etwas an Weibchen der -leHcas-Gruppe, in P. Hippasün 'j Cr. durchaus an Ph. Auchists L.
erinnern.
Familie der Castnüden.
Unter den Arten von Castnia Hb., welche J. Westwood wegen der mehr breiten und drei-
eckigen VorderHügel als typische Gattungsrepräsentanten bezeichnete , tritt z. ß. bei C. Chremes Fabr.
ein ausgebildeter Dimorphismus ein : das Männchen besitzt blaue und nur am liande rothe , das
Weibchen aber ganz rothorangene, von zwei Bändern und einer Randfieckenreihe durchzogene Hinterflügel.
Auf ähnliche Formen, in denen sich das ursprünglich gebliebene oder durch Rückschlag in den
Besitz einer ausgebildeten Bänderung gelaugte Weibchen durch gleichgei-ichtete Vai-iationen den grossen
Danainen und Neotropinen {Lycorea, Tithoreu) anpasste , sind auch die niimetischen Formen der Unter-
gattung Gazera Boisd. '■') zurückzuführen, welche sich durch die langovalen Vorderflügel auszeichnen.
Von den wenigen, meist sehr seltenen Arten dieser Gruppe, welche ich vei'gleichen konnte,
Vergi. Tal. xii, erinnern die meisten an die verschiedenen Formen von Lycorea Dbld. ; so gleicht (J. sunulans Boisd. der
"^' ■ Lycorea Ceres Cr. (Columbien) ; so erinnern ('. Cratina Westw. (Amazonas) an Lycorea Pasinuntia Cr.
nnd C. Cononia Westw. (Ecuador) ebenfalls an Lycoreen, die kleinere, schmalgeflügelte C. Ecuadoria
Westw. (Ecuador) mit breiter weisslicher Mittelbinde und schwarzbrauner Spitze der Vorderflügel erinnert
dagegen mehr an Melinaeen. Die schöne grosse C. Salvina mit vielen weissen Tüpfeln in den schwarzen
und an der Basis in und hinter der Zelle etwas rostbraunen Vorderflügeln und rostbraunen Hinterflügeln
mit scharfem schwarzen , weissgetüpfelten Rande (Veragua) ähnelt weissgetüpfelten Varietäten der
Tithorea Irene Dru., während C. Cycna Westw. mit gelben Vorderflügelbinden und bis auf den schmalen
Rand innen orangeroth, aussen gelb strahlig aufgehellten Hinterflügeln (Columbien) an Heliconius Sylvanus
Cr. erinnert.
Während bei den drei erwähnten Arten meist eine weniger genau und scharf ausgedrückte
Aehnlichkeit mit dem Lycorea- oder 7rewe-Typns sich fand, die bei C. Zcujraea Feld. (Panama) nach
Godman und Salvin (Biolog. centr.-amer. Heterocera. Taf. IV, Fig. 1 u. 2) sogar zwei verschiedene
Formen entstehen lassen kann, erinnert C. Truxilla Feld. (Columbien) mit ganz schwarzen, an der Basis
') Nach Bates, 1. c, fliegt P.llqipason an Waldrändern sehr schnell, aber ist nicht sehr schwer zulangen ,on
account of the fearlessness with which it allows itself to be approaehed when settled on the foliage". So wird ihn das
erborgte Kleid vor allen Nachstellungen schützen.
') Vergi. J. 0. Westwood, On the Lepidopterous Genus Castnia ete. (Trans. Linn. See. Ser. 2, Zool., Vol. I),
p. 187—193, Taf. XXXII.
— 71 —
einzelne .schmale rotlie »Striche und eine In-eite geihweisse Mittelbinde traijenden Vorder- und fjanz
schwarzen und innen roth gesäumten Hinterflügeln an Heliconius Eleusinus Stdgr. var. Dagegen gleicht
C. acraeindes Boisd. ') {adinophorus l\n\\.) ausserordentlich der an ihren Fl iigorten gemeinen Acraea'''""^^''^^^-
Thalia L. Weiter gleicht die variable ('. Linus Cr., welche nach W e stw o od mit ^'^ /ie//coM/o?rfes Herr.- veiüi. Tat. xi.
Schaff, zu einer Art gehört und in Bra.silien , »Surinam, Cayenne, Guatemala vorkommt, besonders der
Ihina l'hone Cr. und den Mcthonu-Arten.'') Schliesslich dürfte die merkwürdige C. mimica Feld, mit
rothen Tüpfeln am Nacken und den Hinterleib,sseiten und schwarzen Flügeln, deren hinteres Paar einen
länglichen gelbweissen Randbindenrest trägt (Amazonas), eine Anpassung an das AVeibchen des Aristo-
lochienfalters P. (l'h.) Bolivar Hew. sein.
Unterfamilie der PeriCOpidinen.
Wahrscheinlich sind die Arten dieser Unterfamilie der Arctüden durch Vertheidigungsmittel
gegen bestimmte Feinde geschützt, also in gewissem geringerem Grade immun. Dafür spricht auch die
interessante, von Dr. Seitz wiederludte Beubachtung des Dr. Hahnel über Pericopis Lycorea und
Esthema bicoloria, dass die gefangenen Thiere aus Brust und Nacken unter vernehmbarem Zischen einen
gelben Schaum hervorquellen lassen, „denn der ihnen damit entströmende Geruch, obgleich nur schwach
für uns wahrnehmbar, hält Vögel und andere Insectenfeinde ab, ihnen nachzujagen, oder nöthigt sie
doch , wenn sie ein solches Thier erfasst habi-ii . dasselbe alsbald wieder als ungeniessbar fallen zu
lassen. *■
Die Arten von Esthema Hübn. sind sämmtlich einander ähnlich und zeichnen sich durch eine
subapicale und eine weisse Mittelliinde und bläuliche Beschuppung des Innenrandes der Vorderflügel aus.
Die Hinterflügel sind schwarz gerandet. alle ihre Rippen sind verdunkelt und besitzen oben einen violetten
Glanz. So tritt eine geringe Aehnlichkeit der Arten mit Ithoraien der Ome^/a-Gruppe ein . doch ist diese
Anpassung nicht ausgebildet und die Arten anscheinend meist häufig.
Höher ist die Anpassung bei der Gattung PeriCOpis Hl), ausgebildet und hier zeigt auch der
sexuelle Diniiirphismus von Amphissa Hl)., P. cerialis Salv. et Godm., dass die niimetische Anpassung
vom Weibchen ausging, indem letzteres sich vorerst tiefer färbte.
I)ie mimetischen Arten sind meist in beiden Geschlechtern gleich gefärbt, verhältnissmässig selten
und ähneln gewöhnlich kleinen Neotropinen. So erinnert P. i</(o»i/« Feld, (iycorea Stdgr.) (Centralamerika) ^*1|;^'^^^'^"'
an Tithoreu Pinthias Godm. et Salv. , so P. histrio Feld, (ebenda) an Melinaeen und die weniger se- '''ergi Tat xtr,
^ ^ -^ ^ O i^ Fig. 88.
bänderte grössere P. Salvini Feld, (ebenda) mit zwei gelben Vorderflügelbinden wie die eher weissbindige
P. Felderi Godm. et Salv. an Lycoreen; so P. Hestiis an die bunte Ceratinia Ninonia Hb.
Die schöne seltene P. Phoebe Stdgr. . deren Weibchen mehrere rothe Striche auf den Vorder-
flügeln und mehr Roth auf den Hinterflügeln trägt, gleicht liesonders in diesem Geschlecht dem Heliconius
') Ihre Larve lebt nach Boisd uval auf Bromeliaceen.
') Nach Dr. Hahnel, I. c. p. 2.57, ist dagegen der Flug der eifrig flatternden C. Li'hhk gatft; verschieden von
dem der langsam dahinziehenden Methoiw. Dagegen ist nach gütiger Mittbeilung von F r i t z M ü 1 1 e r (Blumenau)
C. acraeoio/es im Fluge von den Aeraeen kaum zu unterscheiden, doch sofort, wenn sie sich setzt, da sie dann die Flügel
dachig zusammenlegt. Wie andere Arten fliegt diese Castin'a im hellen Sonnenschein.
— 72 —
Doris L. var. rubra und 'Thelxiope L. und trägt auch einen grossen mittleren Bindenrest und mehrere
kleine gelbe Aussenrandtüpfel wie die Modelle.
Die stärker verdunkelte P. iiihiücu Feld, mit blutrothen Basalstrahlen , tast ganz verdunkelten
Hinterflügeln und leuchtend gelbem Mittelbindenrest der Vordertlügel (Bogota] erinnert an Heliconiiis
Lindigii Feld.
Erwähnen möchte ich noch das Weibchen von P. turbida Hb. (Tricoloru Salv.) mit schwarzen
Hinterfliigeln, die vorn einen gelben , hinten einen blutrothen Spiegel haben und wie die Vorderflügel an
der Basis roth gezeichnet sind. Es erinnert diese Farbenzusammen.stellung an die Weibchen der NepkaJion-
Gruppe der Ai-istolochienfalter , nur .sitzt bei letzteren der helle Spiegel auf den Vorderflügeln. Es
scheint aber im Fluge der gelbe Spiegel dadurch auf den Vorderflügeln zu liegen, dass letztere hinten
durchsichtig sind und ihn undeutlich durchschimmern lassen.
Eine interessante Analogieform zu der Gastnia Linus Cr. bildet die einzige Vertreterin der Feri-
copis sehr nahe stehenden Gattung Hyelosia Hb. Während bei der Grundform H. Tiresiu t'r. die Auf-
^*"' jljy^"^/''' hellungen der Flügel noch etwas gelblich erscheinen, werden sie bei der H. Heliconoides fast durchsichtig
glasig: so erinnert der tagsfliegende Si^inner (Brasilien) an Metlwna Fsidii L.
Familie der Melamehden.
Die früher zu den Spannern , neuerdings aber ebenfalls zu den Melameriden gestellte , bei Tage
fliegende Gattung Sangala Walck. erinnert in einigen Arten durch die stahlblauen Flügel, deren vordere.s
Paar eine rothe Querbinde trägt, an Acraeen der iV/c////tt-Gruppe, während das nahe verwandte Melano-
ptilon costale Stdgr. mit rothen Radialstrichen der Hinter- und grossem rothen Bindenrest der braunen
Vorderflügel der Acr. Eurynonie Feld. (Chanchamayo, Peru) ähnelt.
Familie der ChalcOSÜden.
Die ujir unbekannt gebliebene G\n^\di jusialis Godm. et Salv. gleicht nach G od man und Salvin
(ßiolog. centrali-american.j der Josia liyata Walck. (Mexico, Guatemala).
Familie der Dioptiden.
Die nach Angabe von Godm an und Salv in .sehr seltenen Arten von Dioptis Hb. erinnern wie
Phanoptis cyanonielas Feld, durch ihre glasige Aufhellung meist an Ithomieii der Owe^a-Gruppe.
Nur in vereinzelten Fällen tritt eine orangene Färbung an der Sjntze der Vorder- und dem
Hinterrande der Hinterflügel auf; so erinnert D. Cyma Hb. (Para) an Ith. Flora Cr. und ähnliche Arten;
so hat 2). Batesii Druce eine oben breit orangerothe Vorderflügelspitze und gleicht somit der Ithomia
Äureliuna Bates ; so erinnert D. Hazara Butl. (Pebas) an die bunte Ceratinia Ninonia Hb.
Bei Gonora heliconiuta Walck. (Peru) und Epilais aeqiiatorialis Feld. (Chanchamaj'o) erreicht die
Aufhellung der Flügel ihren höchsten Grad : so gleichen diese Arten Ithomien mit glasartig durchsichtigen
Flugwerkzeugen.
_ 73 -
Unterordnung der Geometrae.
Unter den Spannern erwähne icli die im Aligemeinen in der Zeichnung ihrer Arten an Dwptis
erinnernde Gattung Genussa Walck., deren Arten sämmtlich an verschiedene Arten der OHcr/K-Gruppe
von Ithonila erinnern. G. ITiopÜM Feld, et Rog. o (Veragua) ist so stark glasig aufgehellt, dass sie eben-
falls wie Epilah glasigen Itliomien gleicht.
Auch mehrere Erateina-Arten, wie E. Tohltata Feld, et Rog. (Bogota) und /;,'. Thtjridiata Feld.
et Rog. (Gruatemala), haben sich einigermassen den schwarzweissen Ithomien angepasst und tragen eine
orangene Randbinde auf der Unterseite der Hinterflügel, welche aus derjenigen der normalen lang-
geschwänzten Arten sich umbildet.
Unterordnung der Pyralidina.
Selbst unter den Kleiuschmetterlingen kommt in Südamerika (Amazonas, Guatemala) eine mimetische
Gattung vor, Erilusa Walck., welche ebenfalls an die schwarzweissen Ithomien der 0/iC(/«-Gruppe erinnert.
Ihre Arten fliegen bei Tage, wenn aufgescheucht, oft weite Strecken, wie Herr Dr. A. Seitz in Santos
beobachtete und mir gütigst mittheilte. ')
b. Anpassungen von Schmetterlingen an immune Käfer.
Yereinzelte Heteroceren der neotropischen Region haben sich Vertretern der Unterfamilie der
Lycinen in einem hohen Maasse angepasst.
Diese mimetischen Arten gehiiren den immunen Familien der Glaucopiden (Mimica, Lycomorjgha)
und Arctiiden (Pioiüa) an.
Die Arten von Lycomorpha Harr, scheinen sämmtlich selten zu sein und alle bestimmten Ccüopteron-
Arten zu gleichen. Natürlich kann diese Aehnlichkeit nur zur Geltung kommen, wenn sie z. B. auf
Blumen kriechen oder ruhen, da ihre Ilinterflügel gelbbraun beschuppt und die des Calopteron dunkel
oder glasig sind.
Bei L. Fholus F. ist die Mitte des Halsschildes schwarz und die grössere hintere Hälfte derVergi.Taf.xin,
° Flg. loa
Flügeldecken schwarz mit etwas blfiulichem Glanz. So setzt sie sich scharf gegen die orangegelbe Farbe
der Schulterdecken und des ersten Flügeldrittels ab. Diese Aehnlichkeit mit einem Li/cits wird noch
dadurch erhöht, dass der Stamm der Subcostalis, der Radialis, der Cubitalis und der Dorsalis stark kantig
hervortreten, wie dies für die Lyciden charakteristisch ist, und dass die blauschwarzen Fühler seitlich
zusammengedrückt sind. Auch L. centralis Walck. mit ganz orangegelbem Prothorax und L. coleoptrata
Walck. (Tapajos) mit jederseits dunkel gebändertem Thorax und mittlerer gelbbrauner zackiger Vorder-
flügelbinde, welche ich nur aus der Beschreibung kenne, entsprechen Calopteron-krten.
') Ein neuerdings (Sitzungsber. der Dorpater Natnrf.-Ges., 1891, p. 513—518) von ,T. v. Kennet veröffentlichtes
Beispiel der mimetischen Anpassung einer Tineide (Li/onetia clerkella L.) an eine Cicadelline [Tiiphlocijba stellidata Fall.) kann
ich deshalb nicht als begründet ansehen, weil 1) die Cicadellinen selbst sonst nur als Nachahmer, me als Modelle auftreten;
2) beide in Rede stehende Formen sehr klein sind und ich gerade unter den Tausenden von winzigen ebenfalls geprüften
Insectenarten durchaus keine mimetischen Anpassungen antraf. Es bedingt eben den Vortheil der mimetischen Anpassung, dass
sie auffällig ist.
Bibliotheca zoologica. Heft Vlll. 10
— 74 —
Nach eil. Obcrthiir ahmt die ganz stahlblaue Miniira li/cvidi's Obeith. bis in Einzelheiten das
einfarbige CdloiAeron cyancum Er. nach.
Ausserdem haben noch mehrere Arten von Pionia \\'alck. reine y.//(7^s- Färbung. So besitzt
P. imdulata Godm. et Salv. (Guatemala) ein mittleres und ein apicales braunschwarzes Band auf den
sonst gelbbraunen Vorderflügehi und erinnert an das gemeine Calopkron retkiäatum L. Die seltene
Vcrgi. Taf. xiii. p. liirojilcs Butl. (Chiriqui) hat ebenfalls zwei gelbe Vorderflügclbinden, und der gelbe Kopf und Thorax
sind seitlich schwarz gerandet.
c. Anpassungen von Schmetterlingen an stechende Hymenopteren.
1. Palaeo- und neark tische Region.
Familie der Sphingiden.
Die Macroglossa-Arten mit glasigen, schmal gerandeten Flügeln muss man für mimetischo An-
passungen an Bonihiis-Arten halten. Denn sicher sind sie von Formen mit starker Beschuppung und
dunklen Flügeln abgeleitet, wie solche uns in 31. stella^arum und M. croatiea und den meisten Arten ver-
wandter Gattungen vorliegen; auch kommen sie nur da vor, wo gleielizeitig Vertreter von Bou/hiis leben.
Frisch ausgeschlüpfte Formen von M. fiicifornüs L. besitzen noch zahlreiche zerstreute dunkle Schuppen,
welche so lose sitzen, dass sie bald grossentheils verloren gehen. In viel höherem Maasse als M. fnci-
formis erinnert M. bomhylifoniiis F. mit stärker aufgehelltem Rande und grösserer Durchsichtigkeit der
bläulich schimmernden Flügel an Hummeln. Dazu kommt noch, dass der Körper sich vorkürzte und aucli
die Behaarung des Hinterleibes sich den Modellen anpasste, indem der schwarze Hinterleibsgürtel sich
verbreiterte und der hinter ihm gelegene Pelz eine median rostbraune, seitlich gelbliche Färbung ent-
wickelte; so erinnert der Schwärmer etwas an abgeriebene (also weibliche) Bonilnis sUvariim F.
Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Dr. M. Pabst (Chemnitz) „schwirren diese Macroglosson
nur wie die grösseren Sphingiden, auch ist die Art des Fluges und der Nahrungseinsaugung mit dem
langen Rüssel vollkommen anders als bei den Hummeln." So wird ihnen ihre Aehnlichkeit hauptsächlich
wohl von Nutzen sein, wenn sie, wie Dr. Pabst beobachtete, auf den Blüthenköpfen der "NViesenpflanzen
übernachten. Auch in Nordamerika kommen ähnhche Arten {M. diffiuis Boisd. etc.) vor.
Familie der Sesiidae (Aegernäac).
Alle unsere Sesien machen, sobald sie auf Blumen mit anthophilen Hymenopteren zusammen ge-
funden werden, durch ihre unruhigen lebhaften Bewegungen und ihre Tracht den Eindruck der letzteren,
wenn auch der aufmerksame Beobachter sie schon auf einige Fuss Entfernung unterscheidet. Doch passirte
es mir selbst, trotzdem ich wusste, dass ich eine Sesie im Netz hatte, dass ich sie mit den kleinen Wespen
als solche durchgehen Hess. Diese Aehnlichkeit mit stechenden Hymenopteren beruht besonders auf der
hellen, meist gelben Ringelung des Leibes und den meist glasigen Flügeln. Alle Sesien sind verhältniss-
mässig selten, am häufigsten noch die grösseren Trochilien, welche durch die gelben Nackenflecke und
Leibesringel an Arten von Vesjm erinnern. So gleicht besonders Troclnlium sphedforme Esp. einer kleinen
V. rrahro L. nnd Tr. <ipif'oniic L. einer rcspK media L. auch in Farbe und Form der Fühler und Beine.
— 75 —
Die Aehnlichkeit des Hiegenderi 7V. niiifoniie h. mit Vesjjiden wird iiooli dadurch verstärkt, dass
die unscliädliche Sesie nach l'abst auch „genau wie eine Hornisse brummt', wenn sie um die Pappel-
stämme herumtiiegt.
Wie schon A. Seitz hervorliob, copiren sämintHche Sesien nur gut geschützte Insecten aus der
Wespenfamiüe: so ähnelt nach ilim Xruiptrrnn tnhaiiifoniii- Uott. einem Odi/nrr/fs, Si-sia asili.foi-mis Rott.
einer (Jcrciris etc. 'j Allerdings sind die AeJnilichkeiton mit bestimmten Arten nur gering, doch genügt die
eigenartige Tracht vollständig, um den Eindruck von Wespen überhaupt hervorzurufen, und damit sind
die seltenen Arten vor den Nachstellungen zahlreicher Feinde geschützt.
x^^uch in Nordamerika kommen ähidiche, oft noch stärker an Wespen erinnernde Arten vor.
,So gleicht Trudiiliniii polistifoniir. durchaus (Amer. Naturalist, LXIV, p. COO) dem gemeinen Vollstes fascus,
so dass „auch ein Vogel sich täuschen würde."
2. I n d i s c h - a u s t r a 1 i s c h e Regio n.
Familie der Sphingiden.
Obwohl bei der von Australien bis Natal verbreiteten häufigen Lo/il/iini Hy<is Bsd. die Vorder-
flügel ganz schmal gerandet sind, gleicht docJi diese Art in ihrer Leibesform mehr den verwandten dunkel-
geflügelten Formen. Immerhin wird auch iiir die geringe Hymenopteren-Aehnlichkeit von Nutzen gegen
gewisse Feinde sein; mehrmals fing ich sie in Bangkok an blühenden Bäumen in Gesellschaft mit einer
gelbgrünen, dichtbehaarten Xijlocopn sp.
Familie der Sesiiden.
Unter den Sesien treffen wir schon entwickeltere Fälle inimetischer Anpassung. So besitzen die
Arten von MdlUht Hb. weit abstehend beborstete, gespreizt getragene Hinterschenkel, so dass sie an die
mit Pollen beladenen Bürstensanmilcr (Scoptdiprdrs)-, eine Abtheilung der Bienen [Authophda, Latr.) erinnern,
welche vielleicht dieselben Blüthen besuchen.
Diese Aehnlichkeit mit stechenden Iliiiiicnopkrcu ist in dem schönen von Pryer^) entdeckten,
auch von Wallace in seinem „üarwinism" abgebildeten Beispiel besonders hoch entwickelt, in welchem
Scoliominia insignis Pryer einer Scolie , der TriscoUa pcdrkiaUs Burm., in der aui'fallenden Färbung der
Flügel und des Leibes gleicht. Nach Pryer sind beide auf sechs Fuss Entfernung nicht zu unter-
scheiden; die Dolch wespe ist sehr gemein, dagegen fing Pryer nur eine Sesie.
3. N eo t lopi s ch e Region.
In dieser Region haben die Anpassungen von Schmetterlingen aus der Familie der Sesiiden, vor
Allem aber der Glaucopiden die weiteste Verbreitung und zugleich den hiichsten Grad der Ausbildung erreicht.
So erinnert die grosse gelbgeringelte, nach Godman und Salvin sehr seltene Sesiide Spliecia
Canipionl (Guatemala) an Vespiden.
Noch viel wunderbarer aber sind die Anpassungen aus der Familie der Glaucopiden. Leider bin
ich für die meisten Parallelfälle nicht im Stande, die Namen der Modelle anzugeben; vielleicht wird sich
') Mehrere Arten (S. cynipifunnis, .S. hiilneifoniiix) enimerii au Oili/iienis-Vormcn.
-) H. Pryer, On two remark, cases of mimicry from Elopura (Trans. Ent. ,Soc. 188.5, p. 369— 37:i, Tai". X).
10*
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Jemand, dem die Schätze des British Museum zur Verfügung stehen, einmal mit Erfolg dieser Arbeit unter-
ziehen können, da der vortreffliche Bat es in seinen gewaltigen Sammlungen alle Insectenordnungen in
gleicher Weise berücksichtigte. Auch wird in den nächsten Jahren die Fortsetzung der ausgezeichneten
„Biologia centrali-americana" manches dieser Anpassungsverhältnisse begründen.
Durch ihren schweren, plumpen Körper und die schmalen Flügel, die langen, kräftig bedornten
Beine und die kurzen Fühler waren die Zygaeniden besonders befähigt, sich unter verhältnissmässig ge-
ringen Modificationen des Baues ') stechenden Hymenopteren anzupassen. Wie unsere europäischen Arten
sind auch die neotropischen ursprünglich sehr bunte Formen, deren meist stahlblaue Vorderflügel gelbe,
rothe oder weisse Tüpfel führen, deren Hinterflügel roth oder gelb, deren Leib schwarzblau und roth oder
gelb geringelt ist. Eiese auffallende Färbung macht es wahrscheinlich, dass auch die Zygaeniden als eine
nicht allzusehr begehrte Nahrung in gewissem Grade vor den Nachstelkingen insectenfresseuder Vögel
gesichert sind. -) Auch die wenigen an unseren europäischen Zygaenen gemachten Erfahrungen sprechen
für diese Annahme.
In Südamerika treten zuerst zahlreiche Arten mit glasigen Flügeln und breit gelb- oder roth-
bindigem Hinterleibe auf [Ilaematcriun H.-Sch., Cosiiiosoiiia Hb.), welche schon eine geringe Aehnlichkeit
mit Hymenopteren besitzen und fast aligemein noch recht häufig sind.
Zunächst nun bildete sich eine wespenartige Zeichnung und Färbung des Hinterleibes aus
(Isanthrene Hb.). So besitzt zunächst /. uicendiaria Hb. (Rio) gelbe Fleckreilieu auf dem Abdominalrücken,
so sind bei /. cfahroniforniis Stdgr. Beine und Fühler auffällig roth, die Flügel gelblicli glasig, der Leib
mit grossen gelben Tüpfeln besetzt, endlich sind bei /. Melas Cr. die Fühler ebenfalls roth und der
Rücken des Hinterleibes vom zweiten bis ^^erten Segment mit queren gelben Binden versehen wie bei
gewissen Vespiden.
Bei anderen Formen liegt die Hauptanpassung wieder in der Flügelfarbe ; so haben Ain^dcs
anthracina H.-Sch. (Para) und Pterygopterus snperhus Godm. et Salv. schwärzliche Vorderflügel mit weisser
Spitze und erinnern dadurch an gewisse dunkelflüglige Chartert/HS-ATtea (Ch. atcr Lep.).
Bei anderen Arten entwickelte sich allmälig die Hymenopteren-Form des Hinterleibes. Zuerst
wird die charakteristische Verengerung der Hinterleibsbasis, die „Wespentaille", oft dadurch vor-
getäuscht, dass die schwarze Grundfarbe durch leuchtend weisse Flanken verdeckt wird und dass durch
diese „Uebermalung" der Leib verengt erscheint. Bei Fseiidosphex semihjalvna (Walck.) mit blau-
schillernden Flügeln erinnert auch der Leib an den Habitus von Sphegiden.
In der eigenthümlichen Gattung Macrocneme treten uns den Melittien analoge Formen entgegen,
welche auffallend lange Hinterbeine besitzen, die am Hinterende der Tibia und am Tarsaltheil lang ab-
stehende dichte, federartig angeordnete Borsten tragen und selbst meist auffällige Flügel von blauer, stahl-
grüner oder brauner Farbe besitzen. Bei M. eveliiia Godm. et Salv. sind die dunklen Vorderflügel an der
Spitze aufgehellt: so erinnert sie an Poli/bia atra Sauss.
') Wir müssen hier von Umwandelnng der Localtarbung zu mimetiscliei' Anpassung absehen, wie wir sie in Frocris
centralis Walck. und Pi/romorpha (Umidiata H.-Scli. für die lycoide Anpassung annehmen dürfen.
'') So erwähnt Dr. Hahnel (1. f. p. 161) eine „Neuroptere'' (wohl eine Libelle!), die eine Glaucupidc gefangen hatte
und mit ihr auf ein Aestchen flog, um sie in Rnhe zu verspeisen; kaum .aber hatte sie ihre Mundtheile n.iher an das Thier ge-
bracht, als sie, ihren Irrthum erkennend, auch sogleich dasselbe wieder losliess, das nun ohne Weiteres, wenn auch flügellahm,
seinen Flug fortsetzte.
— 77 —
Bei der selir seltenen Mastigocera < )i'ilip/is Bo'isd. sind die llinterschienen breit behaart, die Flügel
dunkelbraun und der Leib gelb mit schwarzen Ringeln.
Auch die seltsame Horama Pniits Cr. mit gelben, am Schienenende schwarz beborsteten Beinen,
lohbraunen Flügeln, gelbem Hals- und zweiten Abdominalringe (St. Thomas) dürfte Polybien gleichen.
Bei den sehr seltenen Arten von Trichura Hb. tritt zu dieser Verdeckung der Hinterleibsbasis
noch oft {T. candata H.-Sch., T. axurtnta Dru.) ein langer Schwanz, der abstehend behaart ist und nach
Seitz den Eindruck eines Legestachels macht.
Endlich bildet sich -wirklich eine Wespentaille aus, indem der Hinterleib sich hinter der Basis
stielartig verdünnt, l.ei diesen Formen ist der Sclimetterlingshabitus vollkommen verwischt und kann nur
eine genauere Untersuchung die Ordnungszugehürigkeit erweisen.
Hierher gehört die Gattung Sphecosoma Butl. , deren Arten solchen von Polybien sehr ähnlich ^'«p"'?'- ^^^,^„"1.
sind, so das Sph. tcstaccKin Godm. et Salv. der I'oli/h. hmsiliru.sis Sauss. '), das Spli. fascidlntiiiu mit gelben
Hinterleibsringen wie Psoido^phcx polistcs Hb. (s. u.) der Foh/h. fuscinta Ol. Auch Argyroeides ^L'Ui'pliron
Godm. et Salv. (Panama) gleicht letzterwähnter Art.
Dasselbe gilt für Myrmecopsis Hübn. ; so ist 2Ii]nii. mihroiiis Godm. et Salv. der Fulijbhi umjitlata F. ^pfj; J»''!,,.^"'
täuschend ähnlich. Ebenso gleicht nach gütiger Jlittheilung des Herrn Kohl JL/niL rcspn H.-Sch. mit
stahlblauen Flügeln (Para) der .'^ijuaeca c/jaitni F. (Brasilien)^) derart, ^dass sich genannter Schmetterling
unter dem von Natterer gesammelten und zusammengesteckten %;;o(;crt-Material vorfand und sich der
Sammler Hetschko in derselben Weise täuschen liess." Eine noch unbestimmte Mijnm'(upsis-A.rt aus
Bogota (Mus. Wien) ähnelt der Poli.sks unrirhtdvcd Ol.
Aniijck's albomaiyinafiis Godm. et Salv. mit an der Spitze weissen, sonst schwarzbraunen Flügeln
gleicht wie Maerocnoiu: vvdbia Godm. et Salv. (Panama) der I'oI/jIjIk atra Sauss.
7. Mimetische Anpas.sungen von Seiten der Dipteren.
Obwohl ich die Sammlung des königl. Museums in Berlin durcharbeitete, wage ich doch nur
wenige der notirten Fälle mimetischcr Anpassung unter den Fliegen mitzutheilen, auf welche andere
Autoren noch nicht hinwiesen, da es nur selten möglich war, das specifische Modell festzustellen. Ich bin
überzeugt, dass erfahrene Entomologen diese Lücke bald ausfüllen werden.
Vereinzelten Anpassungen innerhalb der Ordnung dienen als Modelle vor Allem die räu-
berischen Asiliden, starke kosmopolitische, besonders in den Tropen der neuen Welt kräftig entwickelte
Formen. So erinnert nach Fr. Brauer') die Xylophagide llrkmstonuis CHrvipalpis (Chile) an mehrere
gleichgefärbte Sciflaficiis-Avten (.s'c. triiohr FhW., Sc. fiilcicoriüs Phil, Se. I'ldlijipii Schin.); so erinnert
Ardopldla (kuifaiis O.-S. (Syrphid.) an die Asilide Laphria lasipits Wied. (Nordamerika.)
Yiel häufiger dagegen sind Anpassungen an stechende Hymenopteren. So erinnern Asiliden selbst
wie die Mydaide Mydas rKpiiqie.v Wied. (Mexico) und ein Äsihis nach Fr. Brauer an die grossen Pc^w/a-
Arten, welche dieselbe Färbung des Körpers besitzen.
Andere Raubfliegen (Dolkliogaster hrcmcoriiis) erinnern an ScoUen.
*) Die Angaben dieser Hj-menopteren-Namen vcrilanke ich Herrn Fr. Kolil in Wien.
") Anf diese Analogie von Mijrm. (Pseudosphexi vespa H.-Sch. und die von Sphecosonui (Psciiilosjiliex) polhtes Hb.
niaclite zuerst Gerstäcker (Stett. ent. Zeitung. 18G:!, p. -1P.1) aufmerksam.
^) Fr. Brauer, Systematisch-zoologische Studien. :!. Betrachtungen über täusclicnde und wahre systematische Aehn-
lichkeiten etc. (Sitzungsber. d. k. Akad. d. AViss. in Wien, 1885, I, Bd. XCI. p. 38.5—3112; mit Tafel.)
— 78 —
Angehörige verschiedener Familien eiinneni an Iluninieln CBomhm), so von Asiliclen Mallophoms
Ixiiitlioides Wied. etc. (Georgien), J)/(s/)His /Ktoiion-hindaUs Low (Bahia), von europäisciien Arten die Syr-
phiden, CriorhiiKi apiforniis Schrie, an Boiiibiis (cnrstrig L. und Mallota fmlfornns F. an Buntbns hipkldrhts L.
An neotropische / W/v <r.s- Arten erinnern nach Gerstäcker Plesioiiinia fnlujinosa "Wied. und
P. k'daced Mac(^ , an J'o/iihid-Aiton von llliopabxjaskr; weiter gleicht Vonops UKreornfn Macq. (Neu-HoUand)
mehreren dortigen Odi/nmis- Alien, (Jcria Jarnna Wied. dem l'liiiiioicü arcnatu^ F., Fhi)t(diiiia rcrriconik
(lud ) ()2)liion-Avten.
Weitere Fälle ähnlicher Anpassung zählt F. Sni itii ') auf; so erinnert nach ihm Daxijlli^ hiiciiifirrhua
(Asilid.) an E/i/ilossn dunidiatd. JIalliip//<>rii tdnali^ au eine andere ehont'alls nootropische Art; so LdcJiiks
(Neu-Holland) an Ahtspii spicndida (Vespid.) und Midlop/iora adidfi W^ied. an Me()(u-l/ik' sp.
An allgemeiner bekannten Beispielen aus der europäischen Fauna sei noch angeführt: die Aehn-
lichkeit von Eridalis knux L. mit der Honigbiene {Apitf mdUfwd L.); die von Ccrid, conopsoidcs L. mit
Od/jnrms /Ktrietitni L. ; die von Hi/ipJids mroUae mit Noiiutda >mrdncta Pz., die von Ocypkni hr((>isir((e F.
mit rriociwniis fu^cus F., endlich die der schmarotzenden Voluccllen mit Boiidjii.s-Arten.
Wie schon Brauer 1. c. hervorhob, sind jedoch viele solcher Aehnlichkeitsfälle „nur in unserer
Vorstellung begründet und entbehren jeder Beziehung zu einander, worüber sicher nur durch
Beobachtung der lebenden Thiere zu entscheiden ist."
III. Mimetisclie Anpassungen unter Mollusken.
Nach C. Semper, 1. c, entgeht die reiu philippinische Heliciden-Gattung Helicarion. die meist
in grossen Mengen auf Blättern vorkommt, den Angriffen besonders der schneckenfressenden Vögel da-
durch, dass sie im Stande ist, das Hinteronde ihres Fusses, an dem sie wohl am meisten gepackt wird,
abzuschleudern. Nun findet sich in Gesellschaft des Ifdieanon t.ifjmuis eine A'^sia Ciunhuji, welche von
ihren Gattungsverwandten durch die sehr dünne Schale abweicht, die wie bei Hdkarioii im Leben von
Körperduplicatureu eingefasst ist und von C. Semper als mimetische Anpassungsform angesehen wird. ^)
Wahrscheinlicher sind gewisse Arten von Helicideu wegen widrigen Geschmackes (infolge be-
stimmter Pflanzennahrung?) vor den Angriffen von schueckenfressenden Vögeln sicher und werden von
Angehörigen wohlschmeckender Gattungen nachgeahmt.
IV. Mimetisclie Anpassungen von Batrachiern au Reptilien.
Für diese Kategorie theilt uns <>. Boettger einen Fall mit, den er als besonders beachtens-
werth bezeichnet. ,,Er fand in einer Batrachiersendung aus Costa Eica Phrijnm-us r(/Ww.s- Stann., eine sehr
schlanke Engystomatidenform von entfernt krötenähnlichem Aussehen, die auf tiefschwarzera Grunde ab-
wechselnd mit lebhaft rothen und leuchtend gelben queren Fleckenbinden gezeichnet war und ganz auf-
fallend in Zeichnung und Färbung der Giftschlangengattung Ekqis glich. Noch grösser war die Täuschung,
') F. Smitli, Rosembl. of certain species of Hymeiiupt. to species of ]Jipt. (Proc. Kiit. Soc. London 1873, p. VII.)
Vergl. noch 0 s t c n - S a c k e n, Mhnetic rcscmblances between Dipt. and Hynicnoiit. (Psyche I, 1875, Nr. 96.)
^) 0. Fr. von M o e 1 1 e n d o v f f will (Boi'. Senckcnberg. nat. Ges., 1890, p. 197—199) diese Deutung nicht gelten
lassen. Boettger theilt uns mit, dass ci' sich dieser Ansicht < soweit er mit seinem Schalenmaterial die Frage verfolgen
könne, nur anschliesse.
— 70 —
wenn zwei im Beginne des Begattungsaktes gestörte JV^/v/i^wcfW-Krötcn in ilirer Uinklamnieiiing auf- und
theilweise hintereinander zu liegen kamen, wohei dann die rntlicn und gelben Farbenringel in grösserer
Anzali! und auf längere Erstreckung hin in ganz regelmässiger Anordnung grell hervortraten."
V. Mimetische Aiipassnngeii unter Reptilien.
Die wenigen ausgebildeteren Fälle von Mimicry unter Gliedern dieser Wirbelthierclasse sind auf
die Ordnung der Ophidior beschränkt und stellen mimetische Anpassungen an häufigere und wegen ihres
starken Giftes gefürchtetere Vertreter derselben Ordnung dar. Die nachahmenden Formen sind hier ent-
weder vollkommen unschädlich oder in geringerem Grade giftig und in letzterem Falle stets verhältniss-
niässig seltener.
1. Indo-australische Region.
Nachdem A. B. Meyer') bereits 1869 darauf hingewiesen, dass in der zu den Elapinen gehörigen
Gattung Ctdhpliis Gray Arten vorkommen (C. iiitrstiiinUs Laur. und ('. hirir/jat/tf: Boie), welche sich von
den übrigen scheinbaren Angehörigen derselben Familie durch die gewaltige Entwickelung der fast die
halbe Körperlänge erreichenden, sich allmälig verdickenden Giftdrüsen unterscheiden, gründete W. Peters^)
für diese offenbar in höherem Grade giftigen Elapinen die Gattung Adni'iopliis und trennte von dem Rest
von Calloplii^ (mit kleiner Giftdrüse) noch Jlriiilhiiii/idriis ab. Später wies A. B. Meyer^) diese grossen
Visceraldrüsen noch bei C. phüippinus Gthr. (Philippinen), C. iiifjrotaeuiatus Pet. (Sumatra, Nias) und ('.
flaviceps Cant. nach, die aber jetzt sämmtlich als blosse Farbenspielarten der beiden für die Gattung Äde-
ninplns typischen Species betrachtet werden. Nun sind einzelne Arten von Callopliis denen von Ademopläs
in der Färbung so ausserordentlich ähnlich, „dass sie selbst geübteren Untersuchern auf den ersten Blick
als identisch imponiren können". So sprach denn A. B. Meyer 1870 in Bezug auf die Aehnlichkeit von
G. f/racilis mit A. iukfitinalis die Vermutliung aus (Proc. Zool. Soc, 1870, ]>. 368), ,,dass hier ein Fall von
Mimicry vorliegen köime". In der That spricht dafür die Notiz von F. Stoliczka (Journ. As. Soc. Beng.,
Vol. XXXIX, 1870, p. 213) über A. iniostinaUs, „that this little snake is more dreaded by the natives of
Burma and of Java on account of its bite, than the comparatively gigantic OphlophagHs e.htps Schleg."
Nach W. Theobald (Burma etc. 1882, p. 804) ähnelt auch eine harmlose, fischfressende Homa-
lopside, Hipisks Itijdrlnus Cant., welche u. A. das Brackwasser burmesischer Ströme bewohnt, in der Fär-
bung durchaus mit ihr zusammen vorkommenden giftigen Seeschlangen.
2. Afrikanische Region.
Der ungiftige, zu den Dipsadinon gehörige „Eierfresser", DuHiipcUlf: sc<d>r<i L. *), mit gelben Kopf-
binden und dunklen, unregelmässigen SattelHecken des Körpers erinnert oberflächlich an junge Stücke von
Vipern ayliidiix und noch mehr an V. supemViarls Pct. (Südafrika) des Mus. Berlin.
') A. B. Meyer, Ueber den Giftapp.irat der Schlangen, insbesondere über den der Gattung CfiUnplii.-: Gray. (Andi. f.
Natnrg. XXXV, 1869, p. 224-24G; mit Tafel 12—13.)
^) Monatsber. der königl. Akad. iler AViss. in Berlin, 1871, p. öTS.
') A. B. Meyer, Die Giftdrüsen bei der Gattung Adeitiopli/.s Pet. (ibid., 1887, p. G12.)
■") Vergl. noch AVallaue, Darwinisni, 18S9, p. 200, und Nature, vol. XXXIV, p. 547.
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3. Ne arktische Region.
Wie Cope') liervorhob, erinnert Nothupsls rugosa Cope auffallend an liot.hrops atrox.
4. Neo tropische Region.
Zahlreiche Arten der formenreichen Gattung Elaps Dum. tragen in Südamerika ein charakteristisches
Kleid: die helle Grundfarbe des Körpers ist lebhaft corallenroth und von schmäleren oder breiteren
schwarzen Gürteln durchbrochen, die oft noch von weissgrünen, weissen oder gelben Säumen eingefasst
werden.
Es giebt nun zahlreiche Angehörige giftloser Familien, welche ebenfalls die auffällige Elaps-Tv&<^t
zeigen, die sich besonders auch in der hellen Querringelung des dunklen, zeichnungslosen Kopfes zeigt.
Zunächst sei hier auf einige specielle Analogien hingewiesen, welche von früheren Autoren ange-
geben wurden. So erwähnte bereits A. R. Wallace, dass Elaps fulvius (Guatemala) von Pliocercus actpialis,
dass E. corallinus (Mexico) von Homcäocnüt'ium scmlcinduni, dass E. Icniniscut/is (Brasilien) von Oxyrrhopiis
trigcnnuHS nachgeahmt werde. ^)
Neuerdings führt noch Werner') als an Elaps erinnernd Coronella (Opluholus) äollatus, Pliocercus
clapoides, Oxyrrhopus tnycminus , Froclu/ini üeiiiiäa , Tortrix scytale, MJdnaspis liJiodei, Osceola elapsoidea,
Hyärops MaiiU an.
Nach W^erner, 1. c. p. 77, erinnert weiter Pliocercus clapoides an Elaps Bocourti.
Schliesslich möchte ich noch einige dahin gehörige, den Sammlungen des Mus. Berlin entnommene
Fälle grösserer Aehnlichkeit mit i'Äyj.s-Arten erwähnen.
So erinnert von Calamarien (icophis sciuiduliat/is D. B. an Elaps circinulis D. B. und (/. lutifrons
Grünth. an E. Duitirrili Jan. Weiter ist unter den Colubriden Coronella tricincta Jan (Mexico) dem Elaps
fulvius (Texas), Erythrol-uniprns Acsculapü (Surinam) dem Elaps HenipricJn ähnlich, und auch die Varietäten
der ebenso häufigen Cor. doliata erinnern an rotli und schwarz geringelte Elajis-Kvien.
Um nachzuweisen, dass diese Fälle von Analogie nur das Product der natürlichen Auslese sind,
bedarf es vor Allem des Experiments, denn nur letzteres kann zeigen, dass gewisse Feinde der harmlosen
Colubriformen die Elaps-Kvien unbehelligt lassen, so dass die Nachahmer derselben dadurch vor ihren
Gattungsgenossen einen höheren Grad der Sicherheit erlangen.
VI. Mimetische Anpassungen unter Vögeln.
Nach Wallace^) bilden die Tropidorhynchen (Phllemo)i) des indo-malayischen Archipels kleine
Gesellschaften, die sich gut gegen Raubvögel vertheidigen. In der Gesellschaft dieser „Friar-birds" kommen
nun nach demselben Arten von Pirolen (Mimeta ) vor, welche stets den Tropidorhynchen ihres Gebietes
gleichen. Nach Wallace haben letztere alle einen schwarzen Augenring und „a ruff of curious pale recurved
i'eathers on the nape" und zeigen die Pirole dieselbe Eigenthttmliclikeit, ebenso ist die Farbe beider ein-
') Proc. Am. Philos. Soc, 1871, p. 220.
^) Vergl. auch die interessanten Zusammenstellungen ans G. .Tan 's Tconographie entnommener Koiiien liei K. D. Cope
(the Ori-in of tlie Attest, 1887, p. 104-10() und PI. III— ITIa).
^) Werner, Untersuchungen über die Zeichnungen der Schlangen, Wien 18l)ii, ji. S.
*) A. R. Wallace, Darwinism, 1889, p. 2153.
— Bl-
ander entsprechender Gattungsverh-eter auf Bornco erdbraun, in Ceram „washed with yellow ochre", in
Timorlaut „unten blass und an der Kehle fast weiss" etc. Diese Angaben wurden von H. 0. Porbes
bestätigt, der die einzelne Miimiit (hioliis (Irripiejis Sclater von Tiniorlaut in Schwärraen der kräftigen und
in Schaaren lebenden Honigfresser Pliilnuon tiworl<(,'ii.sis Meyer beobachtete. Nach ihm finden sich Minida-
Arten nur auf gewissen südmalayischen Inseln und fehlen auf solchen der benachbarten Region, auf denen
es Pirole in Menge giebt. ') Aehnlich entspricht die Mimeta pli'ochronuift (malayische Inseln) dem Fhil.
fnsckapillits, die Mm. hiiriicims (Buru) dem Fhil. himienm, die Mim. Forsten (Ceram) dem Phil, suheonmtus
und in geringerem Maasse die Mim. virescens (Timor) dem Fhil. Timoriensis.
Es war mir leider nicht möglich, mehrere Arten von Mimetn mit den entsprechenden von Philemon
zu vergleichen. Nach den wenigen Exemplaren dieser seltenen Formen, welche ich im Berliner Museum
sah, scheint mir vor Allem die Aehnlichkeit nicht derart specialisirt, dass man eine mimetische Anpassung
an letztere annehmen muss; auch entsprechen die schwarzen Pleckenreihen des Bauches der Mimeta der
Drosselzeichuung des Jugendkleides des Orioliden und fehlen bei Philemon.
Auch gegen die von Wallace erwähnte Annahme, dass der Kukuk (ChchIhs ranonis L.) eine
mimetische Anpassung an den Sperber (Ästiir iiisii.i) sei, lassen sich einige Bedenken nicht unterdrücken.
Eine gewisse Aehnlichkeit ist allerdings vorhanden und beruht besonders auf der Sperberung des Gefieders
doch gestattet letztere auch vielleicht eine andere Erklärung, insofern sie dem Jugendkleide und somit wohl
der Grundzeichnung der Familie entspricht. ^) Besser berechtigt scheint die Annahme einer mimetischen An-
passung bei dem indischen Kukuk, Siiniietdiis Iminhiis Horsf. Derselbe ist nach Jerdon „clad corapletely
in the disguise of a common king-crow" und lebt nach Tirant nicht nur in Gesellschaft der aggressiven
Drongo's, sondern legt nach Jerdon auch seine Eier in die Nester derselben, was Davison bestätigte.
VII. MiDietisclie Anpassiiugen unter den Siiiigern.
Im Gegensatze zu der Ansicht von A. R. Wallace, dass die Spitzhörnchen (Üludohates) eine
Anpassungsform an die Eichhörnchen (Sciariis) darstellten, um im Kleide der letzteren besser die zu ihrer
Nahrung dienenden Insecten zu beschleichen, wiesJ. Blyth (citirt bei W. Theo bald, Burma etc. p. 442)
vielmehr bei einem Eichhörnchen (Phinosriurits t/ipqjoides Gray) eine mimetische Anpassung an die Tnpaja
femigiiieu Raffl. nach, die sich nicht nur in Grösse und Pelz, sondern auch in dem Vorhandensein des
für Tiqmia charakteristischen Schulterstriches und der eigenartigen Verlängerung der Schnauze ausspricht.
Auch ich kann mich der Ansicht von Blyth nur anschliessen, da nach meinen in Slam gemachten Be-
obachtungen die Tupajen ein schon am frisch getödteten Thier übelriechendes Fleisch und dadurch einen
gewissen Schutz vor den Nachstellungen ihrer Feinde besitzen, während das Fleisch der viel verfolgten
Eichhörnchen von ausgezeichnetem Geschmack ist.
') H. 0, Foi'bes, Wanileningen eines Naturfor-schers im malayisclien .\rclüi)el. Uebersetzt von Dr. T e u s c h e r.
Jena ]88G, II, p. 04 1.
^) Auch nach A. B r e h m (Thierleben, 2. Aufl. Bd. IV, S. 222) verwechselt keiner unserer kleinen Vögel den Kukuk
mit dem Sperber, wie ihr dem ersteren gegenüber characteristisches Benehmen zeigt. Dagegen erregt der durch lauten Ruf aus-
gezeichnete indische Hierococcyx s^yarrerokhs Vig. nach W. Davison (citirt bei Vf. T h e o b a 1 d , Burma etc. p. 359) infolge
seines habichtsgleichen Aussehens und Fluges „eine furchtbare Erregung unter den kleinen Vögeln der Nachbarschaft, die ihn
für einen Habicht halten."
Bibliotheca zoologica. Heft VIU. 11
82
Allgemeiner Theil.
Das natürliche System der Papilionen und seine Bedeutung
für die Mimicry-Tlieorie.
1. Historisches.
Die oft so überraschenden adaptiven Aehnliclikeiten zwischen Angehörigen verschiedener natür-
lichen Gruppen von Vapilio wurden, wie dies am nächsten liegt, zuerst für Zeichen allernächster Bluts-
verwandtschaft gehalten. So sah noch 1840 ein W. de Haan, bestochen durch die in der That ziemlich
auffällige Uebereinstimmung in der Form und Färbung der Flügel, den als P. Eoiiiidus L. längst bekannten
Falter, von dem er nur das Weibchen kannte, für das Weibchen von P. (PJ/armacophm/us) Ilcdor L. an.
AVeiter deutete er zwei ersterwähnter Form in der That nahe verwandte ebenfalls weibliche Einnenfalter
als das andere Geschlecht der Aristolochienfalter Ph. Poli/phontcs Boisd. und Ph. Antiphus F.
Da wies A. R. Wallace 1805 in seiner bekannten „Monographie der Papilioniden der malayischen
Region" überzeugend nach, dass P. IloiiiiiInf: L. eine weibliche Varietät des P. Pkiiuiiuii L. und zugleich
eine Anpassungsform an den einer anderen Gruppe angehörenden P. (Ph.) Hedor L. bilde. Ebenso zeigte
er, dass die von de Haan als Weibchen von P. (PJi.) Pohjplion.tcs Boisd. und P. (Ph.) Antiphus F. ab-
gebildeten Falter das weibliche Geschlecht des (Rinnenfalters) P. Tlicscits repräsentiren und als Anpassungs-
formen an die beiden genannten Arten (der Aristolochienfalter) anzusehen sind. Weiter stellte Wallace
auch den Polymorphismus der Weibchen von P. Memnon L. endgültig fest und erkannte zugleich wenigstens
für die extremen, von den Männchen am meisten abweichenden, mit spathelförmigen Hinterflügelschwänzen
ausgezeichneten Varietäten der Weibchen, dass die insulare var. Adiaüadcs Esp. eine Anpassungsform an
den mit P. Hedor, P. Pohipho)dcs und P Antiphus zu einer Gruppe gehörenden P. (Plt.) Coon F. und
dass die continentale var. Adiatcs Cr. eine solche an den verwandten P (Pli.) Douhledayi Wall darstelle.
Endlich wies Wallace noch darauf hin, dass die vom Männchen abweichende Färbung des Weibchens
von P. Oenomaus Godt. auf einer Anpassung an P (Ph.) Liris Godt. (Timor) beruhe und ebenso die ab-
weichenden weiblichen Varietäten der Ereddheu.s-Gru]i\)e (der Rinnenfalter) zum Theil auf eine Nach-
ahmung des im östlichen Archipel dominirenden P. (Ph.) Poliiäoriis L. zurückzuführen seien.
Eine weitere Förderung der Erkenntnis« solcher mimetischen Beziehungen zwischen indischen
Papilionen verdanken wir J. Wood-Mason. Derselbe wies nach, dass der bisher zur Za^mZfei-Gruppe
gestellte und als selbstständige Art angesehene P learhis Westw. das Weibchen des (Rinnenfalters)
P. Phdeuor Westw. und eine Anpassungsform an den in der That zu jener Gruppe gehörenden P (Ph.)
— 83 —
J)as(iniih( Moore darstelle, und zuigte ferner, dass F. Jannku Moore und /'. Ihniks Westw. in beiden Ge-
schlechtern der immunen Li(t)-riUfi-(}n\\i])G angepasst und selbst Nachahmer wären.
Wurden somit die allerdings einfacheren und leichter übersehbaren mimetischon Beziehungen unter
den indisch-australischen Papilionen verhältnissmässig früh in ihren Grundzügen erkannt, so mussten doch
einem so feinen Beobachter, wie dem Entdecker der Mimicry, H. W. Bates, die geradezu wunderbaren
Anpassungserscheinungen unter den neotropischen Papilionen entgehen. Und nachdem C. und R. Felder
schon 18G4 in ihrer classischeu Monographie der Papilioniden auf viele der hierher gehörigen Fälle als
auf „Analogien" hingewiesen, erwähnt sogar Wallace in seinem „üarwinism" nur, dass die in der That
als Modell erkannte .lr»rf(.v-Gruppe (von PliiinintcopliiinKs) von „Pieriden, Castnien und Pcricojns^'' nach-
geahmt werde. Somit beschränken sich die mir bekannten Angaben auf eine kleine Notiz von A. Seitz'),
welcher die schon von C. und R. Felder hervorgehobene Analogie von P. Hectoridct 9 mit der Agavus-
Gruppe und diejenige des Weibchens Aiiilrdijnis Cr. von P. l'olycaoii. mit Arten ,,der Crassn.^-, Beins- und
P«»5«n/((.v-Gruppe'' als „Mimicry" erklärt.
Nach dem Rückblick auf diese allmälige Entwickelung der Erkenntniss von mimetischen Be-
ziehungen unter Angehörigen der Gattung tapilio wird es zunächst unsere Aufgabe sein, eine vergleichende
Skizze des Entwickelungsganges derjenigen Formen zu geben, welche wir als „Modelle", und derjenigen,
welche wir als ,, Nachahmer" ansehen, um damit der Frage näher zu treten, ob wir nicht in der Aehnlich-
keit der immerhin generisch mit einander verwandten Formen mit Eimer die Resultate eines durch innere
Dispositionen bestimmten, immanenten Entwickelungsgesetzes erblicken müssen, welches diese „Conver-
genzen" ohne Einfluss der natürlichen Auslese selbstständig schuf.
2. AiipassiiTigeii unter den indo-anstralisclien Papilionen.
Die als Modelle der Anpassung anzusehenden Arten der indo-australischen Aristolochienfalter ge-
hören ohne Ausnahme zu Gruppen der zweiten Cohorte, an deren Ausgangspunct wir Theil I, p. 29 die
//rr^oy-Gruppe stellten. Um hier nur diejenigen Eigenthümlichkeiten zu erwähnen, welche für die Er-
scheinungsform des Modells charakteristisch sind, so besitzt Fh. Ifcctof L. (Ceylon, Indien) eine erloschene
weisse Querbinde auf den vorderen, zwei Reihen rother Tüpfel auf den mit einem Schwänzchen versehenen
HinterHügeln und eine lebhaft rotlie Färbung an den Körperseiten, wie sie für die meisten Aristolochien-
falter typisch ist.
In der zunächst an ihn sich anschliessenden Jb2)/w«-Gruppe, von deren Arten besonders PA. Äristo-
locJiKtcV. (Indien) mit var. P>i')*A(7».s- Esp. (Indochina), I^h. Anüplms ¥. (Philippinen), Fh. Fohjphoutcs Boisd.
(Celebes), Ph. FohiäorHS L. (Molukken) und der zur //er-for-Gruppe überführende I'h. Liris Godt. (Timor)
als Modell dienen, tritt die Vorderflügelbinde mehr zurück und zeigt sich auf den Hinterflügeln, welche
nur bei Ph. Polydorus L. ungeschwänzt sind, statt der inneren Reihe rother Tüpfel ein weisser Mittel-
bindenrest.
') A. Seitz, Die Sclimetterlingswelt des Monte Corcovado. (Stett. ent. Zeitg,, 1890, ji. 97.)
11*
- 84 —
Während somit in dieser Gruppe die Endform abgerundete Hiutertiügel besitzt, bilden sich in
einer zweiten Gruppenreihe breitgeschwänzte Formen mit verdunkelten Vorderflügeln aus, die einerseits
die düstere, langgeschwänzte chino-japanische .l?r'/;/o«s-Gruppe, andererseits die nordindische contrastirend
Vergi. Taf. V, gefärbte Latn-iUri-G runnc (mit Pli. Lati'c'dlri Godt. und PA. Basarada Moore) hervorgehen Hessen. Einen
l'jg. 35 and :i7. o i i \ / o
anderen sich an die -/(/^(Atw^-Gruppe ebenfalls näher anschliessenden Zweig bildet die Z)oM6?('f/ff</(-Gruppe
mit verlängerten Vorderfliigeln und an der Basis stark eingeschnürtem Hinterflügclschwanz, von der wir
vergi. Taf. VI, ^[q führende Art (Nordindien), Fh. Goon F (Birma, Borneo, Java), und Fh. rJtodifcr Butl. (AndamanenJ
als Modelle erwähnen.
Eine weitere sich eher an die 7/rr/(»--Grnppe anlehnende Entwickelungsreihe eröfFnet der auf die
Philippinen beschränkte , nur in Schwarz und Eoth prangende PI>. ScDqh'rl Feld, mit gezackten Hintcr-
flügeln, an den sich die Endformen mit vollkommen abgerundeten Hinterflügeln anschliessen. Wie bei
Ph. Scnij)en Feld, sind hier die Männchen oft stärker verdunkelt als die Weibchen. Nur vereinzelte Arten,
Vergi. Taf. VI, yoQ denen wir hier PL Priapii.s Boisd. (Borneo, Java, Sumatra) und Ph. Zaleimis Hew. (Birma) als Modelle
Flg. 42. . .
anführen, besitzen noch die gezackte, allerdings erblasstc Hinterflügolbinde der (^ryjy^rri-Gruppe ; bei der
Mehrzahl jedoch, von denen hier als Angehörige der ^/Jj.t-Gruppe Pli. Astoriuii Westw. (Assam) und 1^/l
Erehus Wall. (Malacca etc.) erwähnt werden mögen, sind die Hinterflügel einfach stahlblau oder schwarz.
Um nun im Anschluss an die Theil I, p. 29 gegebene Darstellung des angenommenen Entwickelungs-
ganges die einzelnen Gruppen der Modelle in eine genealogisch aufsteigende Reihe zu bringen, können
wir die ursprüngliche i/rcfor-Gruppe mit L, die sich anschliessende ./(y;Ao/(-Gruppe mit H. bezeichnen und
ihnen die ^l/((/«o«s-Gruppe als HI., die DoidjI('da//i-Grn\)\)Q als IV., die irtiffi(&;i-Gruppe als V., die Scmperi-
Gruppe als VI., die P;7Vy/«.s-Gruppe als VII., die muthmasslichen Vorläufer der PoiiiprKS-Gviipjye (vergi.
Theil I, p. 28) als VIII. und endlich die iVö.«-Gruppe als IX. folgen lassen.
Die Anpassungsformen an diese Aristolochienfalter beschränken sich im indo-australischen
Faunengebiet auf Angehörige der Untergattung Papilio.
Betrachten wir die auf p. 59 gegebene Darstellung des hypothetischen Entwickelungsganges der
Rinnenfalter, so finden wir, dass unter den fünf Endreihen, welche durch die AIcidlii/is-, die Paiiopc-, die
Pamiiiou-, die Jaiiaku- und die Pohiiiiiici!k)r-Gni\)\ie bezeichnet sind, die hier in Betracht kommende erste
und die drei letzten Gruppen sich auf zwei verschiedene Hauptstämme zurückführen lassen, deren erster
mit der Godcffn>!ji-Gvu\)])e und deren zweiter mit der Ol/yssps-Gruppe beginnt. In allen diesen Anfangs-
gruppen sind beide Geschlechter im Ganzen monomorph. Dasselbe gilt noch für die höheren Stufen der
ersten Reihe (Äiiiphi((rai(s-Gni\>Y>e resp. VoUeidiovü- und i//jj^«.i»oM.s-Gruppe) und der zweiten Reihe (Peraidhas-,
Paris-, Elephenor- und l)vinetruis-Gn\]i'^Q).
Dagegen tritt, um zur ersten Entwickelungsreihe, die sich an die Godcff'royt-ijrru^^pe anschliesst,
zurückzukehren, in der Hi'cat<i('i(s-Gvü\)\)e schon ein Rückschlag der Weibchen') auf eine ursprünglichere
Zeichnungsform ein, ohne jedoch sicli einem bestiimnten Modelle anzupassen. Auch in der Gdiidirisias-
Gruppe, welche durch das zahnförmige Schwänzchen sich näher an die trorfp/fro//i-Gruppe anschliesst,
treffen wir kein durchaus männchonfarbiges Weibchen mehr, sondern letztere sind in Beziehung auf die
Zeichnung entweder minder (P. Ormn/ns Guer., Wallace, 1. c. Taf, HI, Fig 1) oder mehr [P. Adrastas
') Wir sind gezwungen, liier von ■■ibgeleit-eten Weibchenformen und einem iliiclisclilag derselben auf eine Vorfonn zu
sprechen, weil ja alle Arten der Grundgru ppen in beiden Geschlechtern einander durchaus gleichen.
;\
— 85 —
Feld., ibid. Taf. IV, Fig. 1 ) rückgreifende Kückschlagstbrmen auf einen der Vorläufer der Art oder aus
diesen entstandene Umbildungen, d. h. mehr oder minder gelungene Anpassungsformen an als Modelle
dienende Tagfalter der australischen Inselwelt: die TciKins-Artcn, Knriirus Crcssidu oder /-*. (Ph.) ]'oli/donis,
von denen wir hier nur die Anpassungsformen an den Aristolochienfalter erwähnen wollen.
Ist, entsprechend der viel bedeutenderen Grösse der Nachahmer, die Anpassung z. B. der 9 var.
Volißlor'nia des 1\ Oniniiiis Guer., noch sehr unvollkommen , so bildet sie sich doch bei der Endform der
Gruppe, dem kleinen P. A iiihni.r Bohd., mit fast vollkommen abgerundeten Hintertlügeln, ebenfalls nur erst
im Weibchen schon weiter aus und macht sogar die localen Variationen des Modells mit.
Die andere , sich an die ( Vy;fn;r«.s^-Gruppe anschliessende Entwickelungsreihe mimetischer Formen
haben wir schon nach der geringen Erhaltung der Bindenreste auf den Flügeln als eine im Vergleiche zu
der Godf'ff'roi/i-Gvuppe neuere Schöpfung anzusehen. In der terminalen F<iiiinioii-Gnip\:ie treten nun bei
der Stammform, dem lang geschwänzten P. PaDinion L. selbst, einige Weibchenformen auf, welche sich
wiederum vor den einfacheren monomorjdien Gruppenvertretorn dadurch auszeichnen, dass sie eine ur-
sprünglichere, reichere Zeichnungsform mit auch oben deutlicher Unterseitenzeichnung in mehr oder minder
weit zurückgreifendem Rückschläge wiederholen. Aus diesen Formen entstand nun durch Umbildung zu-
nächst in Anlehnung an die als Modell dienenden Arten der ./o/iAoff-Gruppe die au Ph. Anstolodi'uw L.
erinnernde var. Poli/ks L. (Indien bis Siam) und durch weiteren Rückschlag, der die in der (roäcffroyl-
Gruppe noch deutliche Mittelbinde der Vorderflügel wieder auftreten lässt, die rein indische, an Ph. JTertor P.
erinnernde var. Poinidiis L. — Bei den abgeleiteteren Subspecies von P. J'(aiii)ioii tritt, worauf schon
Wallace aufmerksam machte, mit der Verbreitung nach Osten das HinterHügelschwänzchen mehr und
mehr zurück. So trägt der auf Java, Sumatra, Borneo und Timor vorkommende J'. Thr.sc/(s Cr. als
Männchen nur einen zahnförraigen Vorsprung, währejid die diesem Geschlecht ähnlichste weibliche Varietät
den entsprechenden Formen von P Paninuni L. gleicht. Ausser der gewöhnlichen an P Arisfolochine F.
var. BipliilH-'i Esp. erinnernden weiblichen Varietät entstehen auf Java und Sumatra noch besondere An-
passungsformeu ohne Weiss auf den Ilinterflügeln , welche durchaus dem Fli. Antiphus F. ähneln. Eine
Localvarietät von Timor, var. Tiiiiorciisi.'^ Feld., erinnert sogar an den Ph. Lbis Godt. Auch bei dem im
Männchen ungeschwänzten P. LfdrlmKrixs Esch. stellt das „männchenfarbige" Weibchen sich durch den
deutlichen Hinterflügelzahn und durch die auch oben vortretenden Marginalmonde als Rückschlagsform dar,
während die mimetische Weibchenform Ji7///v« Gray durch Färbung und längere Schwänze an Ph. Antiphus F.
(Palawan, Philippinen) und die über Celebes, Amboina, Ceram verbreitete var. Aljihcnor Cr. mit kurzem
Schwanzzahn und heller Vorderflügelbinde durchaus an Ph. Pohjäorufi L. erinnert. Eine andere nur
celebensische Varietät mit auffällig langen und plumpen Schwänzen der Hinterflügel und bräunlich ver-
dunkelter Vorderflügelbinde, Akindor Oberth., gleicht dagegen dem ebenfalls nur celebensischen Ph. Polij-
lihontes Boisd. Bei der auf Batjan beschränkten kleinen Subspecies Xicmmr Feld, endlich war bis vor
kurzem nur die mimetische, an Ph. Pobjdorns L. angepasste Weibchenform bekannt.')
In der zweiten grossen, sich an die f%.s.«c.s-Gruppe anschliessenden Entwickelungsreihe kommen
wir über Gruppen mit monomorphen und schwanztragenden Arten endlich zur Profciioy-Gvu^'^e , deren
führende Art keine Hinterflügelschwänze und Vorderflügelbinden mehr besitzt. An diese Gruppe schliesst
sich eng der eine eigene Untergruppe vertretende P. Phrtmor Westw. (Assam) an, dessen Männchen (ver-
gleiche Taf. V, Fig. 34) längliche, abgerundete grünblaue Hinterflügel trägt, während diejenigen des mime-
') Erst Dr. ÖtauJinger (Exot. Schmetterl. p. 7) erwähnt Jas sehr seltene Vorkouimen miinnckenfarbiger Weibchen.
— 86 —
^"Fig.^33; ^' tischen Weibchens, der einzigen bisher bekannten Form dieses Geschlechts, Icarius Westw. schon durcli
die charakteristische Färbung durchaus an einen Aristolochienfalter, PA. Dttsantda Moore, erinnern. Auch
liier ist die mimetische Endform dadurch entstanden zu denken, dass ihr eine noch nicht angepasste Rück-
schlagsform vorausging, bei welcher zuerst die Marginalmonde und die Mittelbinde auf der Oberseite der
Flügel hervortraten.
Hierher gehört auch P. Ehrcsi Leech , der l)Ossor eine besondere Gruppe vertritt und sich durch
die plumpe Verlängerung der Hinterflügel auszeichnet, in welche ausser dem dritten Medianast auch noch
der vorderste Cubitalast hineintritt, wie wir dies älinlich auf einem jüngeren Stadium des Puppenflügels
von 1'. Machaon L. beobachteten. Durch diese allerdings „übertrieben" breiten Hinterflügelschwänze, wie
durch seine düstere Färbung erinnert 1'. Ehn'sl durchaus an den Aristolochienfalter /'//. Äkiiions Kl., mit
dem er in Centralchina zusammen vorkommt.
Als terminale Endformen eines weiteren, dem Pr/r/s- Stamme durch die Ek'p]ieii(ir-Gnv[)\^e nahe
stehenden Ausläufers sehe ich die Arten der -/«(/a/.rt-Gruppe an, welche in beiden Geschlechtern nicht nur
Vcigi- 'i'iif. V, in Form und Zeichnung der Flügel die vollkommenste Anpassung an die Liämllci -Gruj>\)e von Pluinnurn-
plnKjKf^ erkennen lassen, sondern sogar die ins Blutrothe ziehende Färbung des Körpers selbst, welche sonst
nur die Modelle auszeichnet, angenommen haben. Wahrscheinlich ging auch ihnen eine dimorphe Form
voraus, bei welcher sich die Anpassung zuerst im Weibchen, wie bei P. Ithcintor Westw., ausbildete, um
sich endlich, als vortheilhaft, auch auf das Männchen der seltenen Art zu übertragen.
Auf eine der l)('iiii'f,ri/i.s-Gva\)\^G näher stehende Urform dürfen wir die ,l.sY7(?(y;A«.s-Gruppe zurück-
führen , die nur in ihren ursprünglichsten Arten noch im männlichen Geschlecht deutliche Hinterflügel-
schwänze führt. Wie in der I'(uini/iiii-Gn\])\ie werden auch hier die ersten Abweichungen des Weibchens
von dem anderen Geschlecht durch Kückschlagsformen gebildet, bei denen nicht nur die Marginalmonde,
sondern auch Eeste der Mittelbinde auf der Oberseite der Hinterflügel auftreten. Bei den grossen Formen
ist, wie in der (T(iiii.Itrisi<(s-Gva])i:)e, der Grad der mimetischen Anpassung relativ unentwickelt. So ist die
Aehnlichkeit des Weibchens von P. Asciilaphii>> Boisd. mit P//. Poh/phoiiics Boisd. (Celebes) und die des
AVeibchens von P. Deiphohus L. (Amboina, Ceram) mit Pli. Polijdoriis L. auch nur gering. Bei dem auf
die Philippinen beschränkten P. EmnWilon Hb. mit kurzem Hinterflügelzahn erinnert eine Weibchenform,
Ji/iiiMii.tori/is Esch., noch an den im Ursprungslande der Gruppe vorherrschenden Pk. Poliidonis L., während
die schöne, sicherlich erst auf den Philippinen entstandene Varietät >>fiii/ieri)iiis auffallend in Ruhe und
Veigi. Taf. VI, Bewegung dem I'h. SciiiixtI Feld, ähnlich sein muss. Bei dem auf die Andamanen beschränkten P. Maiio
Flg. 38—39. ... . . .
Atk. tritt wieder eine lang spathelförraig geschwänzte Weibchenform auf, welche dem dortigen Ph. rliodifer
Butl. angepasst ist.
Den Stammformen der Ascalupliiis-Gxu\i^c dürfte auch der in beiden Geschlechtern noch kräftig
geschwänzte Vertreter der Oinoiimiis-Grn'^^e näher stehen , dessen Weibchen sich ebenfalls über Rück-
schlagserscheinungen durch Umbildung dem PIt. Lirix Godt. (Timor) ausgezeichnet gut anpasste.
Hierher gehört auch die in beiden Geschlechtern noch Hinterflügelschwänze tragende und ur-
sprünglichste Art der Loiü/(- Gruppe, P. Lmr'il Druce (Borneo, Palawan), bei welcher sich mehrere
Varietäten von AVeibchen entwickeln , deren Endformen etwas an Aristolochienfalter der Jo^/joH-Gruppe
erinnern. Zu dieser Gruppe gehört auch als abgeleitete Form der durch den Polymorphismus seiner
Weibchen berühmt gewordene P Mcnnion L. , der im männlichen, dem nach Eimer den Fortschritt in
der Artbildung anbahnenden Geschlecht, stets ungeschw^änzt ist. Um zuerst die ebenfalls noch unge-
schwänzten, aber doch mimetischen AVeibchenformen zu besprechen, so sind sie Anpassungen an die jetzt
— 87 —
selteneren Aristolochieufalter der Avu;- und /'c/Vy^^rs-Gruppe. So erinnert bei der Festlandsrasse Androgeus
Cr. die weibliche var. Agciior Cr. etwas an Ph. Zn/eucus Hew. und die var. Es^wn Butl. und Mestor Hb.
an PA. Astonon Westw. Aehnlich ähnelt bei der Inselrasse die weibliche var. Errhlnus (Borneo) etwas
dem Ph. Erebiis Wall., die var. Anceiis Cr. dem 7'A. Si/eorax Grose-Smith.
Die terminalen weiblichen Varietäten, welche durch einen spathelfürmigen Hinterflügelschwanz
ausgezeichnet sind, tragen in Form und Zeichnung, deren erste Anlage offenbar durch Rücksclilag auf
ursprünglichere Vorläufer entstand, doch daneben auch Zeichen unverkennbarer secundärer Anpassung an
gewisse Aristolochienfalter. So erinnert die geschwänzte Varietät der Continentalrasse, var. Achates Cr.,
an Fh. Jhiih/cdaiji (nach Wal lace) und an I'h. Aristolochiae var. /^(/^///Y/r.v Esp., während die entsprechende
Endform der Inselrasse, var. Arhdtkuli's Esp., sieh /'//. (^)on P. anpasste.
Das vor kurzem von Heylaerts aus Java beschriebene männUche Stück der Form Achates Cr.
dürfte als Beweis dafür anzusehen sein, dnss auch bei P. Memnon sich die schützende Anpassung des
Weibchens bereits auf das andere Geschlecht zu übertragen beginnt.
Als Endausläufer eines mit der ZoH'/i'-Gruppe genetisch zusammenhängenden Stammes dürfen wir
endlich die iu beiden Geschlechtern fast monomorphen Formen mit abgerundeten Hinterflügeln ansehen,
welche die P*?//;/nw'.sto)--Gruppe bilden. Ihre kleinste Art, P. LanqisaCKS Boisd., erinnert in Färbung und
Zeichnung noch durchaus an den FIi. Priapns Boisd. (Java), der ihr als Modell dient. Dagegen kennen
wir keine Aristolochienfalter mehr, welche dem P. Föli/iiinestoy Cr. (Nordindien, Ceylon) als Vorbild dienen
können. So müssen wir denn annehmen, dass die Modelle dieser grossen Art entweder von dem Nach-
ahmer überlebt wurden oder ihre Erscheinungsform in verhältnissmässig junger Zeit änderten. Wir ent-
scheiden uns für letztere Annahme und sehen in dem Theil I, p. 58 erwähnten Weibchen von P. Folymnestor
aus Ceylon eine Form des Nachahmers, welche uns Aufschluss über den früheren, Fh. Friapus Boisd.
ähnlichen Habitus seiner Modelle giebt, die sich später in die heutige Fonqmis-Gvw^'^e verwandelten,
welche keine Nachahmer mehr gefunden hat.
Eine vergleichende Zusammenstellung der Entwickelungsstufen der mimetischen Rinnenfalter mit
der auf p. 84 entworfenen aufsteigenden Reihe ihrer Modelle ergiebt folgendes Schema:
Modelle
(Pharmacophagus) :
Nachahme r
(Papilio s. Str.):
IX. Nox-Qv.
Zalenctts Hew. (Birma)
Astorioii Westw. (Malacca)
Erehus Wall. (Borneo)
Mcmnnn Q Aijenor Cr.
0 E.sperl Butl.
0 Mestor Hb.
„ 9 EreJnnns
VI. Lo>rn-Gv.
VII. Frlapiis-Gv.
Friapus Boisd. (Java etc.)
Si/corax Grose-Smith (Borneo)
Lampsacm Boisd. S'' '■
Moiiiioii 9 Aneeus Cr.
VII. Folgiiniestor-Gv.
YI.L,nrli-Qr.
VI. Semperi-Gr.
Scnipcri Feld. (Philippinen)
Emalfhion Hb. 9 SemperUin
V. Ascnlaphvs-Gr.
88
Modelle
Nachahmer
(Pharmacophagus) :
(Papilio s. Str.):
V. Lafrrillri-Gv.
LntrdUcl Godt. (Nordindien)
Bddtrs Westw. und .Jnudku
Moore cT 9
VII. -Au^ *(/,«- Gr.
Dasiirdilii Moore
lihetrnor Westw. o hanus
"Westw.
V. Proi!r»o/--Gr.
IV. Doiihlcdaiil-Uv.
Codii F. (Java, Borneo)
McDiuou 9 Achatiades Esp.
VI. io«;;-Gr.
l)oithkdayiy^a\\.(\nA. Continent)
„ 9 Arhdtcs Cr.
rhddifcr Butl. (Andamanen)
ilf«//o Atk, ' Clidrirlrs Hew.
V. Asi-dhiplins-Qv.
III Alcinoiis-GY.
Alcinous Kl. (China, Japan)
Elwcsii Leech cf 9 (China)
VI. ^Zi£;e.siv:-Gr. ')
TT. Jojilioii-Cir.
Dnphohds L. 9
Xrf7c/;o«W/^<Esch. ;' AlpJiciior
V. jl xcdld ph Hs-C\v.
FoJiif1or/(s Ij. faustralisclier
Cr.
V. J'd III iinni -Gr.
Archipel)
Nicavor Feld, o ex p.
Amlrax Boisd. 9
Adrastus Feld. 9
IV. Gariihri.<tius-Gr.
. Ormcnvs Guer. 9 Pohidorhrn
AriatolocMac F. mit var. D'qjJiüfis
Esp. (Indien bis China)
Mfiiinon 9 ^ZraHor Cr.
9 Arhaks Cr.
Pdmiiidii L. 9 PoJytes L.
VI. Zo «■«(■- Gr.
V. Pd iiniiüii-Gr.
Antiplius F. (Philippinen)
1 Tlii'si'iisL. 9il/'dffl)Mrf("sdeHaan
lie(fe&aMr/«sEsch.9E/!«/nJ.'?Gray
Ledehoiirim Esch. 9 Alchidor
V. Pdiiniidii-Gr.
Fohjphontefi Boisd. (Celehes)
Oberth.
AsealapJats Boisd. o
V. Ascaldphus-Gr.
la. Liris-XJntevgr.
Oenomaus Godt. 9
V. Oi'iioviai<s-Gr.
i?V/.9 Godt. (Timor)
Thesens 9 var. Tinidmisis
Stdg.
V. Pdiii iiidii-Gr.
T. Hector-Qr.
Hector L. (Ceylon, Nordindien)
Pammoii L. V Pionvdiix L.
V. Pd iiniidii-Gr.
') P. Elivesii Leech bildet hesser eine eigene Gnippe, welche in der Tabelle (Theil I, !S. 59) seitlich über der Demctriiis-
Gruppe einzufügen wäre.
— 89 —
3. Anpassungen nntcr den aniorikanischen Papilionon.
An den für die Mimicry- Theorie so wichtigen Anpassungen anderer 71'(y*/7?o- Gruppen an die
Aristolochienfalter nehmen in der neotropischeu Kegion ausser den Rinnenfaltern auch die Segelfalter Theil.
Um zunächst wiederum den aufsteigenden Entwickcltmgsgang der Aristolochienfalter zu
kennzeichnen , so müssen wir die Amerika eigenthümliche L<((rH(is-Cohovte als eine Abtheilung ansehen,
welche ursprünglicher erscheint als alle indischen Vertreter und welche die Aristolochienfalter den Rinnen-
faltern nähern dürfte. In der Gehörte selbst finden wir in der noch mit deutlichen Hinterflügelschwänzen
ausgestatteten F/ük'iior-Gru\>\)e auch die ursprünglichste Zeichnungsform. Von ihren Arten erwähnen wir
nur die als Modelle dienenden, den P/i. VcUirrsü Godt. (Cuba, Florida) und den bis in den südlicheren
Theil der Vereinigten Staaten vordringenden Ph. PhUciior L. Wie bei den übrigen Gruppen dieser Gehörte,
herrscht auch hier eine metallisch glänzende, dunkelgrüne Grundfarbe mit Resten gelblich-weisser Binden
auf der Oberseite vor. Als abgeleitet haben wir die P(9///(?'nH«.s-Gruppe mit nur noch gezackten Hinter-
rtügeln und endlich die P/-ofo(fo;««s-Gruppe anzusehen, bei welcher die Hinterflügel vollkommen abgerundet,
die Unterdrückung der Flügelbinden noch weiter fortgeschritten und die Männchen zugleich von den Weib-
chen durch die Färbung des Hinterleibes etc. unterschieden sind.
In der zweiten Cohorte der amerikanischen Aristolochienfalter, welche in gewissen Beziehungen
dem zweiten mit der i?i'C<or-Gruppe beginnenden Gruppencomplex der indisch-australischen Arten entspricht,
zeigt wiederum einer der nördlichsten Vertreter, Pli. GioifUnrJ/iidi/is Feld. (Cuba), die ursprünglichste, also
reichste Zeichnung. An ihn schliessen sich die Arten der PArr/rMT^.s-Untergruppe an, welche besonders in
der ^sc«*«'«s-Untergruppe durch die scharfe Ausprägung der weissen Mittelbinde und der rothen Rand-
monde auf dem schwarzen Flügelgrunde, wie schon C. und R. Felder hervorhoben, oberflächlich an die
indische iSrtor-Gruppe erinnern können.
Alle weiter abzuleitenden Foimen zeigen nun zunächst, ähnlich wie die indischen, aber intensiver
fortschreitend, eine gleichmässige Verdunkelung der Vorderflügelbinden. Hierher gehört die PAoft'HH.s-Gruppe,
welche auf den blauschillernden Hinterflügeln eine Doppelreihe rother Tüpfel trägt, und die ebenfalls mexi-
canische 3Ioiiie^uiua-Gr\i^pe ohne Opalglanz auf den Hinterflügeln , zu der vielleicht auch der durch einen
weissen Mittelbindenrest der Hinterflügel ausgezeichnete Ph. Alop'nis Gray gehört.
Diesen Gruppen schliesst sich am nächsten die kleine, rein neotropische, monomorphe IV/ojirts-Gruppe
an, deren eine seltene Art, Pli. Hahncli Stdgr., nach Dr. Staudinger etwas in beiden Geschlechtern an
die gemeine Neotropide Thyridia Psidn L. erinnert.
Von einer der Gundlachianus-Gru])'pe näher stehenden Form dürfen wir den einzigen Vertreter der
Dardaiiiis-Gru])])e ableiten, welcher in beiden Geschlechtern noch einen entwickelten Hinterflügelschwanz
trägt. Bei ihm ist schon die Verdunkelung der ursprünglichen Zeichnung bis zum Erlöschen der Marginal-
monde auf den Hinterflügeln vorgeschritten. Zugleich wurde durch den grösseren Schuppenreichthum des
Männchens die noch bei dem Weibchen durchtretende Vorderflügelbinde unterdrückt und auf der Oberseite
dafür als sexueller Schmuck ein prachtvoll grüner Spiegel geschaffen.
An die 7)rt>Y?«/H(.s-Gruppe schliessen sich die ähnlich gefärbten und sexuell dimorphen, aber voll-
kommen ungeschwänzten Formen der Vertunmus- und ^le/teas-Gruppe an.
Versuchen wir im Anschluss an die Theil 1, p. 80 gegebene schematiscbe Entwickelungsskizze die
als Modelle dienenden Formen der amerikanischen Aristolochienfalter in eine aufsteigende Reihe zu bringen,
so dürfen wir, mit der Laertias-Qohovie beginnend, die PÄjfe»or-Gruppe mit I, die Polydamas-GYW^^Q mit II,
die Protofiff(;*;f(S-Gruppe mit HI bezeichnen. Die den indischen Gruppen eher entsprechenden Abtheilungen
Bibliotheca zoologioa. Hell VIH. 1-
— 90 —
dcv Ascaiddcs Cohovte würden mit der PAo^üww-Gruppe (IV) beginnen, welcher sich die Jfiyy/i('.?/o»«-Gruppe (V)
anschlösse, — nnd über die GtnuUnrh'KniHs-Gni^TpQ (VI) zur Phal(H'(iis-Gru\)\)Q (VII) nnd endlich durch die
DanJuii/is-Giuppe zur Vciiiiiini/(s-Grn\)\^e (IX) und zur ^In^ra.s-Gruppe (X) iiberiuliren.
Besprechen wir von den Anpassungsformen an die Aristolochienfalter auch hier zuerst die-
jenigen, welche sich, wie in der indisch-australischen Fauna, ausschliesslich aus den Arten der Untergattung
PnpiUo s. str. zusammensetzen.
Wir können alle amerikanischen Ki n nenialt er auf zwei Hauptentwickelungsreihen zurückführen,
deren eine mit IJauniis-avtlgen , deren andere mit Machaoiiiflrs-iivt\gen Vorfahren beginnt. Schon in der
Da«<)H<s-Gruppe treten uns bei dem bis Nordamerika reichenden F. Tunut.i L. zwei Weibchenrassen ent-
gegen, deren ursprüngliche, im Norden des Verbreitungsgebietes allein auftretende Form der des constant
bleibenden Männchens gleicht. Bei der abgeleiteteren südlichen Form des Weibchens, P. Glaucus L, , ist
die gelbe Grundfarbe der Flügel und des Leibes durch eine schwärzliche Deckfarbe, welche vielleicht ur-
sprünglich erst unter dem Einfluss des wärmeren Klimas entstand, verdunkelt') und zugleich secundär auf
den Hinterflügeln ein metallischer Blauschimmer entwickelt. Daher erinnert diese düster gefärbte Weibchen-
form etwas an den stahlblauen Ph. Pliilcnor L., und auch die leuchtend rothen Marginalmonde der Hinter-
flügelunterseite erinnern an die auffälligen Tüpfel des ruhenden Modells, mit dessen Verbreitung die der
mimetischen Form ziemlich genau zusanmienfällt. Diese abweichende Färbung des P. (_Tlaucus L. überträgt
sich, weiter ausgebildet, bei P. Troihts L. auf das männliche Geschlecht: so müssen wir auch diesen
Rinnenfalter als unvollkommen ausgebildete Anpassungsform an PA. Phih-iior L. ansehen.
Reicher und ausgebildeter sind die Anpassungen unter den Rinnenfaltern des neotropischen Gebietes,
welche sich enger an die J)(Uiiiiis-Gvup[ie anschliessend), wenngleich auch hier, wie in der australischen
Gamhnsiiis-Gruppe etc., der Aehnlichkeit mit den Modellen noch durch die bedeutendere Grösse der an-
gepassten Formen Abbruch gethan wird.
So erinnert das im Allgemeinen düstere Weibchen des Vertreters der Asclepias-GrrnpTpe , welches
von Hüb n er als P. Gamtiius aufgestellt war, durch den leuchtend blauen Schiller der sonst schwarzen,
rothgetüpfelten Hinterflügel deutlich an den ebenfalls mexicanischen Ph. Phoiinns Dbld. Gehen wir hier
von der Zeichnung des Männchens als der ursprünglichen Artzeichnung aus , so liisst die abweichende
Weibchenform neben den offenbaren Zeichen mimetischer Anpassung auf der Hinterflügeloberseite noch
deutliche Reste marginaler Bindentüpfel auf den Vorderflügeln ei-kennen, welche das stark verdunkelte
Männchen nicht mehr besitzt. Somit müssen wir auch hier wie bei den Weibchen der Gambrisius-Grwppe
die Anpassungsform als Product der Umbildung einer auf die Vorfahren der Art rückgeschlagenen Form
ansehen.
In der Einijnuinäcr-GrMppe, welche sich nach C. und R. Felder vor diQv Asclepias-Gvnppe durch
die gesägte Subcosta der Vorderflügel auszeichnet, finden wir bei zahlreichen Arten der C'feo<«s-Unter-
gruppe, die sich durch die Reduction des Hinterflügelschwanzes als abgeleitet erweist, eine in den Weibchen,
') Auch in der Machaon-Gx\\^\}e finden wir eine zuerst bei dem AVeibchen (P. Balvdii Edw.) beginnende Verdunkelung
der schwefelgelben Grundfarbe, welche sich bei den abgeleiteteren Arten auch auf das männliche Geschlecht überträgt (P. Aste-
rius F.), ohne sich jedoch zu mimetischer Anpassung zu entwickeln.
^) Am rechten Flügel der auf p. 100 (I. Theil) gegebenen Tabelle sind durch ein Versehen verschiedene Gruppen aus-
gelassen worden und nachzutragen, so über der FnlaDtedes-GTUiipe die ,, 7V6i/V»s-(Truppe'' und neben ihr die „Asclepias-Grn-ppe',
an welche sich in schräg aufsteigender Reihe die „Kiiri/nuiiuler-Gvnmie'' und iKilier hinauf die ..Zo^rpus-Grnppe" anschliesst.
- 91 —
besonders der kleineren Arten, stärker ausgebildete Anpassung an Aristolocbienl'alter der J.'ülydaiiuis- uud
Protoda)iias-QTUY>Y>G (Lacrtias-Cohovtc ).
In der zweiten, sich an die iV/«cÄao)Hrfcs-Gruppe anschliessenden Cohorte der Rinnenfalter treten
uns nur noch in der 7'A(»(.s-Gruppe in beiden Geschlechtern gleichgefärbte und zugleich einen deutlichen
Hinterflügelschwanz führende kräftige und fluggewandte Arten entgegen, die sich bis Nordamerika verbreiten.
Während in der bis Mexico und Cuba nordwärts reichenden 3/i"»tor- Gruppe die führende Art selbst in
beiden Geschlechtern gleichgefärbt ist, tritt bei einzelnen abgeleiteteren Arten, bei 1'. Oehalus Gray, l'.
llicrsites F., P. Lijcupliroii Hb., wie in der Z'///■y(/^v-Untergruppe eine allmälige steigende Verdunkelung der
hellen Grundfarbe des Weibchens ein, ohne jedoch eine mimetische Anpassung an lebende Formen der
Aristolochienfalter zu erreichen. Vielleicht ähnelten diese Weibchenformen ausgestorbenen Verbindungs-
gliedern zwischen der Luerthix-Cohorie und der ^'/r//(/;i'(r//(V(jM(.s-Gruppe. In der durch die stark reducirten
Hinterflügelschwänze ausgezeichneten J''()/'//(7/(j((-Untergruppe tragen die Männchen ebenfalls noch das gelbliche
Kleid der Stammgruppen, während sicli bei den Weibchen ' ) ein auffallender Dimorphismus entwickelt, der,
wie in der jr/»-//«*^-Untergruppe , ursprünglich durch Verdunkelung der hellen Grundfarbe entsteht. Aus
dieser abweichenden Färbung gehen nun durch Umbildung die mimetischen Anpassungsformen hervor,
welche bei der häuflgeren Varietät 5 Pinmthus Cr. den metallgrünen Männchen der Protoäantas-Gvu])^}^
{Ph. Beins Cr. etc.), in der rein brasilianischen Weibchenform Äixhyycos Cr. dagegen dem Weibchen
{Variis Koll.) desselben Aristolochienfalters gleichen.
Näher an die J/tMtor-Gruppc schliesst sich die TorqiKttiiuis-Grvuppe an, deren Weibchen nur in
seltenen Ausnahmefällen bei P. torquatits Cr. ^) besonders auf den Vorderflügeln noch den Männchen gleicht,
während die Hinterflügel bereits in gewissem Grade der Eigenart der Modelle angcpasst sind. Bei P. Tor-
qiiatiii/is Bsp. ähneln alle mir bekannten Weibchen in Form und Färbung der Flügel überraschend den Vcrgi. Taf. x,
kleineren Arten der .J(/«(V(S- Gruppe von PhnniuiroplKujan , besonders Pli. Agaviis F. und l'li. Bitiikhiis. •''s- ö'-"*-
Bei P. torqiiatiis Cr. dagegen treten meist Weibchenformen mit stärker verdunkelten Vorderflügeln und
rosenrother Binde der Hinterflügel auf. Mit der gesteigerten Anpassung an die Modelle, nämlich an das
anscheinend häufigere weibliche Geschlecht der ^ic'/;r«.s'-Gruppe 'j , verkümmern auch allmälig die Hinter-
flügelschwänze. Als besonders interessante Anpassungsformen erwähne ich noch die weibliche Varietät
flavus Oberth. (Para), welche durch die schwärzlichen Vorderflügel und die gelbe Binde der Hinterflügel
dem Weibchen von Ph. Bolivar Hew. ähnelt, das erweislich viel häufiger ist als das Männchen, und die
var. Orcliamus Boisd. (Venezuela) mit weisslichem Vorderflügelspiegel, welche dem Weibchen des Pli. Vcr-
tumnus Cr. angepasst ist. Entsprechend der in Mexico herrschenden P/iofi««s-Gruppe der Aristolochienfalter,
hat sich P. Tolns Godm. et Salv. im Weibchen diesen Modellen in gewisser Weise angepasst.
An ältere, der I7«o«s- Gruppe näher stehende Formen schliesst sich die Oaiguanubiis-Gni])\:ie an,
deren führende Art im Weibchen dem Ph. VilUrrsii Godt. (Cuba) der PA/7r*(or-Gruppe ähnelt, während
dasselbe Geschlecht bei P. Pelaus (Westindien) etwas an den Ph. Gundlachianus Feld, erinnert. Der als
') Nach A. Seitz dürften bei P. Poh/caon Cr. (im Norden des Verbreitungsgebietes?) noch durchaus männchenfarbige
Weibchen vorkommen. (Stett. ent. Zeitung, 18'J0, p. 96.)
-) Vergl. I. Theil, p. 98, oben.
■') Wie mir Herr Fruhstort'er seinerzeit niittheilte, ist auch bei Pli. Prin/ms Boisd. in Java das Weibchen viel
hänüger als das Männchen.
12*
— 92 —
veigi. Taf. IX, Weibchen zu P. Erostratus "Westw. (Guatemala) gehörige /'. lihetus Gray passte sich wiederum dem Fh.
'^' Photinus "Westw. an.
Dadurch nun, dass diese vortheilhafte Anpassung sich auch auf das Männchen übertrug, entstanden
die in Leiden Geschlechtern meist mimetischen Arten der 7V;«n«<ces-Gruppe, deren ursprüngliche, noch ein
V ergi. Taf. IX, jjinterflügelschwänzchen tragende Formen, wie die führende Art aus Mexico, dem P/i. J'/ioti)ii(s Westw.
ähneln, während die abgeleiteteren Formen, wie F. Pomj)fjus L., sich den Weibchen der .4r'«eas-Gruppe
anpassten. P. Poinpejus L. gehört jetzt zu den häufigsten Faltern seines Gebietes.
lieber den mir nur aus der Abbildung West w ood 's bekannten P. Chinsiades WcsUw. (Ecuador)
finden wir endlich einen Anschluss an die interessante terminale Rinnenfalterform des P. lüppason Cr.
Vergi. T,if. X, (Surinam), der in beiden Geschlechtern den entsprechenden Sexus von J'h. Änckiscs L. etc. gleicht und
'^' ' ' vollkommen abgerundete Hinterflügel besitzt.
Als noch wichtiger für die Bedeutung einer natürlichen Anordnung der Pry^'^w - Gruppen und für
die Mimicry- Theorie müssen die bisher kaum als solche erkannten zahlreichen und höher ausgebildeten
Anpassungsformen der neotropischen Segelfalter angesehen werden , welche nur in dieser Region sich an
die Aristolochienfalter anlehnen. ')
Auch die neotropischen Cos)iiO(lcsiiius- Arten zerfallen in zwei Gehörten, deren erste die von Eimer
als „eigentliche Segelfalter" angesehenen Formen mit zahlreichen Querstreifen umfasst. Der einzige Fall
eines ausgebildeten Polymorphismus in dieser Gruppe wurde erst neuerdings von Godman und Salvin
in ihrer „Biologia centrali-americana" veröffentlicht und betrifft einen Vertreter der ÄrcesilaKS-Grwppe, den
C. Xantkles Bates. Während die eine Weibchenform dem Männchen gleicht, ist die andere, analog der
Varietät 0 Glaucus L. des P. T/ini/is L. secundär so stark umberbraun verdunkelt, dass nur undeutliche Reste
der hellen Binden erkennbar sind und eine oberflächliche Aehnlichkeit mit dem Ph. Philenor L. herauskommt.
Ueber Formen , in welchen sich diese schützende Färbung auch auf das männliche Geschlecht
übertrug und allmälig höher entwickelte, entstanden die mimetischen Gruppen der zweiten Cohorte. Ihre
ursprünglichste Form dürfte der Vertreter der Asius - (Ästyages -) Gru^i^e darstellen, welcher bereits eine
gewisse Aehnlichkeit mit der Ascitir'ui.s-Gru])])e der Aristolochienfalter besitzt. Höher entwickelte sich die
mimetische Anpassung an diese Modelle in der HamsiuHi(s-Gru^]ie, deren grösster Vertreter, G. Harrisianits
Swains., in beiden Geschlechtern der ebenfalls führenden Art der J.sc«H?'».s-Gruppe gleicht, während der
Vergi. Taf. X, kleinere C. Lysiihous Hb. dem Ph. Acjavus F. und Ph. Bunkhus Hb. angepasst ist. Der durch eine weisse
Vorderflügelbinde ausgezeichnete P. Perrhebiis Boisd. und der bronzogrün glänzende ('. LaJKs Rog. er-
innern in gewisser Weise an Formen wie Pli. J'crrhehns Boisd. Bei diesen Arten verschwindet auch schon
die scharf abgesetzte Fühlerkeule, welche noch die ^Isräs-Gruppe den ursprünglicheren Segelfaltern näher
brachte, und macht einer ganz allmäligen Verstärkung des Endtheiles Platz, wie sie auch die Aristolochien-
falter erkennen lassen. Zugleich verkürzt sich auch der Hintertlügelschwanz und setzt sich die rothe
Färbung der Hinterflügelbasis auch auf die Vorderflügel, manchmal bis zur Oberseite, fort.
An die 7/am.s•^««^^s-Gruppe schliesst sich die mexicanische Thynibraeus-Gvu])T^e mit vollkommen
verdunkelten Vorderflügeln an, welche durch Fühler- und Hinterflügelform noch etwas an die .4.s7'«s-Gruppe
Vergi. Taf. IX, erinnert. Von ihren Arten ähnelt (J. Thymhraaus Boisd. dem Weibchen von Ph. Photinus Westw.,
'®' "*■ C. Aconophus Gray und ü. Pomponms Hopffr. dem Ph. 3Iontesuma Westw.
') In der indiscli-austialisclien und äthiopischen Region dienen ihnen nur Danaiden und Acraoiden als Modelle.
— 93
An diese Gruppen schliesst sich die A'///«'((s-Gruppe an, deren iühreiide Art im Männchen noch ^*'ß!: '^*^ '^'
ein ganz dünnes hinfälHges Schwänzchen trägt, während es in der Färbung an dasselbe Geschlecht der
immunen ^4(';(fr(5-Gruppe erinnert.
Die A'<//;i«,9-Gruppe bildet zugleich den Ueborgaug zu den reich entwickelten schwanzlosen Formen
der Haniioiliiis-GvuYipe. Ihre nach der führenden Art benannte Untergruppe enthält Formen, deren ver-
schiedene Geschlechter den entsprechenden Sexus ihrer Modelle aus der Aeiims- oder F('rt,nmiii<s-GvuipTpc
entsprechen. In der XcHMVcAMÄ-Untergruppe dagegen ähneln die abgeleiteteren Formen den häufigeren
Arten der l'rotoäamas- und Po^^fZa;»««- Gruppe von Vhurmacopliiuins. So erinnert ('. J'haoii Luc. an Fh.
Protodamas Godt. , ('. Hyperion Wo. an rii. ]'oIi/(hniin.<: L. und C. Clioriihniins Boisd. an Fli. ('niss/is.
Auch C. Paii.iai/iiis Hew., der jetzt unstreitig einen Heliconier copirt, dürfte ursprünglich einem Aristo-
lochienfalter, dem Weibchen von Fh. lirhis Cr. (V<ir/i.-: Koll), geähnelt und sicli erst mit zunehmender
Seltenheit des Modells dem jetzt so gemeinen Ifil. Cliilhi. L. angepasst haben.
Näher an die /fc^■/;/'H//■/^^■-Untergruppe schliesst sich auch die .4;v«rffttc.s-Gruppe an, deren Arten
noch einen zahnartigen Hinterflügelfortsatz führen und ebenfalls meist den entsprechenden Geschlechtern veigi. Taf. x,
der Aeneas- und Vi'rtiiiiimis-Gv\\T^])Q ähneln. So erinnert C. Ci/fiiiioii. Gray an Fh. Anchises L., so G. Eva-
(loms Westw. an Fh. Vetiionntis Gr., C. Artstagoras Feld, an l'It. (Ji/photcs Gray. In der Ilnnichiis-
Untergruppe, deren Arten sich durch stärker abgerundete Hinterflügel als abgeleitet erweisen, nehmen die
Tüpfel an Kopf und Nacken endlich eine rothe Farbe an, wie sie die Modelle führen Die Vertreter dieser
Gruppe scheinen sehr selten zu sein.
Stellen wir nun wieder die amerikanischen mimetischen Arten nach ihrer Entwickelungshüho den
Modellen gegenüber, so erhalten wir folgende Tabelle :
Pharmacophagus:
Papilio s. str. :
Cosmodesmus:
X — IX. Aeneas- und Vertiimnus-
Gr.:
CaJIiclesBates (BoHvia, Ecua-
VI.
JJtiniiodiiis-Gr.:
Ilaniiodiiis Dbld. q' resp.
dor)
o
Aeneidcs Esp.
Anchises L. (Surinam)
V.
Xijinas-Gv. (j'' resp. 9
Ariarathes-Gr.:
VIII.
Jlippasoii-Gr. :
VII.
Hippason Cr. cf 9
Cyamon Gray q resp. 9
VI.
Fhunia,ces-Gr.:
Aeneas L. etc., $ (Central-
Fon/piJHS F. cf 9
und Südamerika)
V.
TorqiKitiiiHS-Gr.:
Tunpuäns Cr. 9 CaudmsWo.
VII.
Ariarutlies-Gw.
VerUiinniis Cr. '2 (Venezuela)
„ 9 OrehamusBoiad.
Evayoras Westw. (j' resp.
9
vni.
Hi2}2)ason-Gr. :
,, 9 Diceras Gray
Hippason, Cr. 9
Erithulion Boisd. (Bogota)
1
VI.
Harinudiiis-Gv. :
Euryleon Hew. cf resp. 9
BoUvar Hew. 9 (Para)
V.
T or quatinus-Gv.:
Torqwitus Cr. ,' var.
Oberth.
flariiS
94
Pharmacophagus:
Papilio s. str. :
VII. Phalaecus-Gr.
Ascanius Cr. (Brasilien)
Bunichas Hb.
AqavHs F. (Brasilien)
Torqit((tiiii{s-Gr.:
P. tortßiatirusEs]). '-J llcctoridcs
Cosmodesmus:
YI. (hnKUrichiarufs-Gr.: j IV.
iiiDidhtcluitnus Feld. (Cuba)
Gaigua na b «s- Gr. :
Pelcms Westw. 9
III. Harrisianiis-Gr. :
Harrisidiiiis Swains. o" 9
LytilthoHs Hb. q 9
V. Monteziima-Gr.:
Montesttwa Westw. (Mexico)
IV. Thymbraens-Gr.:
Aconophos Gray o" 9
Pompomiifi Hopifr. cf 9
IV. J'/iothnis-Gr.:
Pliotinns AVestw. (Mexico)
II. Cohorte.
VI. Pharnaccs-Gr. z. Th. :
J'/iarnaces J' 9
V. Turq/fdti n/i.s-Gr.:
Talus Godm. et Salv. 9
IV. ('(i i(j iini/a htis-Gr. :
Ei-ostmtns Westw, 0
{= Ehdtis Gray)
HI. Asdepius-Gv.:
Aschpüis 9 GaraiiHta Hb.
IV. Thymbraeus-Qv.:
Tlnjinbracm Boisd. (/ 9
•
III. Protoäamas-Qv. (Süd-
amerika) :
Beltia Cr. o' i'esp. o (Brasilien)
Crasstis F. „
T^Totodnnuis Grodt.
IV. 3IeHt.or-Gi\:
PolijCiwii Cr. 9 var. Pirantlms
Cr. resp. Androgeo-s Cr.
IV. Euryntander-Gv. :
Ckotus-JJntergr. :
Biüas Godt.
VI. IIa rill odu(s-Gi'.:
Ckondamas Boisd. a 9
Pliuon Luc. ö' 9
11. Polydamas-Gr. (Central-
und Südamerika):
Xenoddiiias Boisd. (Neu-Gra-
nada)
Polydamas L. (Brasilien)
VI. Ha rmodius-Gv.:
Therodamas Feld, cf' 9
Hyperion Hb. o^ 9
I. Philenor-Gr. (Central- und
Nordamerika) :
VilUcrsii Godt. (Cuba)
Phüenor L. (Central- und
Nordamerika)
I. Cohorte.
IV. Cai(jH(i iiabi(S-Gr.:
Caigiumabus Poey 9
III. Troilus-Gr.:
Troüiis L. c/ 9
IIa. Daumis-Gr.:
Turnus L. o Glaucus L.
II. Cohorte.
Xanticles-Gr.:
Xaiiticks var. 9 Phücnora
(Panama)
I. Cohorte.
— 95 —
Vergleiclien wii- mm die Ucbersiclitstabellen der indo-australisclieii und amerikanischen Papilionen,
wie wir sie auf p. 87, 88 und p. 93, 94 gegeben iiaben, mit einander, so finden wir zunächst unter den
zwar selbstständig und unabhängig von anderen Formen, aber doch unter verschiedenen Localoinflüssen
entwickelten Modellen ein in der Hauptsache gemeinsames Entwickelungsprincip : die hellen Binden zuerst
der Vorder-, dann der Hinterflügel werden, im Allgemeinen von aussen nach innen, mehr und mehr durch
Verdunkelung verdrängt, und zugleich treten meist die Medianschwänze der Hintertliigel bis zur allmäligen
Abrundung der letzteren zurück.
Da wir dieselben Grundzüge der Umbildung nun aucii bei den Rinnen- und Segelfaltern finden,
dürfen wir in ihnen eine für die Artentwickclung der Papilioniden allgemein geltende Entwickelungs-
richtung erblicken, welche die Umwandlung der Arten anbahnen hilft und, wie Eimer bereits hervorhob,
im Männchen zuerst in Erscheinung tritt. Ob diese Gesetzmässigkeit ihre „inneren Ursachen" hat oder
auf äussere Einflüsse oder die natürliche Auslese zurückzuführen ist, hoffe ich an einem anderen Orte
erörtern zu dürfen; jedenfalls lässt sich auch die letzterwähnte Ansicht vertheidigen.
Trotz der allgemein geltenden Grundzüge der Entwickelungsrichtung erreicht nun die Aehnlichkeit
unter den Aristolochienfaltern beider Faunengebiete doch keinen so hohen Grad, dass wir Arten der einen
in Artengruppen der anderen Region ungezwungen einreihen dürften. So sehen wir, dass auch auf ver-
wandtes Bildungsmaterial doch noch der Einfluss derselben Existenzbedingungen einzuwirken hat, um in
engeren Grenzen verwandte Artenverbände hervorzubringen.
Dieser Einfluss der physikalisch - chemischen Localbedingungen genügt aber noch nicht, um
mimetische Formen zu schaffen, denn die Entstehung der letzteren verlangt zuerst zwei sociologische
Factoren: das Vorherrschen eines von den Feinden der betreffenden Abtheilung bereits als geschmacks-
widrig gemiedenen Modells und das Vorhandensein einer selteneren, meist nicht immunen Art, welche im
Stande ist, nach bestimmten Richtungen hin wenigstens im weiblichen Geschlecht zu variiren.
Dass w ir in den Gruppen der mimetischen Papilionen , welche anscheinend bestimmten Ent-
•wickelungsstufen der Aristolochienfalter entsprechen, nun aber keine blossen Parallelstufen der Entwickelung
auf Grund „innerer constitutioneller Ursachen" erblicken dürfen, sondern nur Anpassungserscheinungen
vor uns haben, die innerhalb der Gruppe allein von der local beschränkten, in ihrer Existenz bedrohten
Art ausgingen, zeigen uns die Uebersichtstabellen. Es passten sich z. B. in der indo-australischen Faima
Vertreter der ^.srafajjAw.s-Gruppe der Rinnenfalter (V) an die Ä'»i^«/v-Gruppe (VI), die Do/tI>Ii(1aiii-Gr\i])\^e (HI)
und die Jb^jÄoH-Gruppe (H) der Aristolochienfalter an. Weiter ähneln die Vertreter der südamerikanischen
Ariardthfis-Gruffe der Segelfalter nach ihren einzelnen Arten sowohl Angehörigen der Laeiiia.'i-Cohorte
{Protodamas- und Po?//(?n«;«.s- Gruppe, HI — II) als den Formen der höchst entwickelten Gruppen der
^scaH/(?es-Cohorte (Äeneas- und Fcr<M«»»<s-Gruppe, X — IX) der Aristolochienfalter.
So passen sich die einzelnen Angehörigen der mimetischen Gruppen Aristolochienfaltern von ver-
schiedener Entwickelungshöhe an, denn als Modell dient stets nur die auch am Verbreitungsort des Nach-
ahmers herrschende und zugleich zur Anpassung geeignetste Art, Weiter verbreitete häufige und zugleich
oft die einzigen localen Vertreter ihrer Sippe darstellenden Aristolochienfalter können daher den ver-
schiedensten Gruppen als Modell dienen. So passen sich an Fh. Foh/doni.^ L. Angehörige der AsmJnphns-,
BniiDioii- und Ga/;;im(».s'-Gruppe der Rinnenfalter, an l'li. Liris Godt. solche der OenmiKtuf:- und Fammon-
Gruppe, an Fh. Foh/phoiik.^; solche der jUmJaplms- und Prt»M«o«-Gruppe an.
In Südamerika werden diese Anpassungsverhältnisse dadurch noch complicirter, dass an ihnen
auch die Segelfalter Theil nehmen. So erinnern nicht nur Formen der .4sdep!«s-Gruppe, sondern auch
— 9G —
solche der CairiiKuinhiis:-, Torqnatinti.-:- und Phamnc('s-Gruj)\^e der RinnenfaUer und der 7////j)/i'>m^/w-Gruppe
der Segelfaltcr an den mexicanischen J'/i. PhoHitiis Westw.
Der Annahme, dass wir in diesen Anpassungen nur Erscheinungen eines immanenten EntwickeUings-
gesetzes erblicken dürfen, welches mit dem besonderen EinHuss der Localbedingungen verbunden in "Wirkung
träte, wird weiter der Boden entzogen durch den von uns eingehend geführten Nachweis, dass alle
mimetischen Anpassungen zuerst bei den Weibchen, dem für die Erhaltung der Art
so viel wichtigeren Geschlecht, auftreten.
Wie wir bei den Rinnen- und Segelfaltern aller Faunengebiete festzustellen vermochten, waren
die den Urformen der Nachahmer offenbar näher stehenden Arten der verschiedensten Zweige sämmtlich
in beiden Geschlechtern monomorph und glichen zugleich keinem der Aristolochienfalter. Aus diesem
Grundhabitus selbstständig entwickelter Formen heraus konnten nun unter Umständen, welche die Er-
haltung der Art gefährdeten und zugleich ihre Umbildung gestatteten, erfolgreiche Anpassungen der
Variationen, welche das Ueberleben der betreffenden Form der Art mehr oder minder garantirten, erst
entstehen, nachdem die Modelle nicht nur geschaffen, sondern auch von den Feinden der Gattung als
geschmackswidrig erkannt und gemieden und relativ zahlreich waren. Dass aber alle Anpassungen von
der für die Arterhaltung wichtigsten Erscheinungsform des Entwickelungscyclus, dem reifen Weibchen, aus-
gingen, darf als Beweis für das Eingreifen natürlicher Auslese dienen. Dies kann sich auch in Einzel-
heiten aussprechen. So trägt die den Ph. Phiknor L. nachahmende Weibchenform v. GJaucus L. des
P. Titnms L. einen schwarzen Hinterleib wie das Modell und dasselbe gilt für das Weibchen von P. tor^
gwrtfjwws Esp., das den Ph. agavitfi L. nachahmt; dagegen haben die Männchen beider Arten den schwefel-
gelben längsgestreiften Hinterleib der Stammgruppen der Rinnenfalter beibehalten. — Bei dem indisclien
P. MeDWon L. trägt dagegen das Männchen einen schwarzen Hinterleib, während der mancher mimetischen
Weibchen lohgelbe Flanken erhält. Dadurch gleicht z. B. die ungeschwänzte var. javanus und die plump-
geschwänzte Endform der Inselrasse dem P/i. Cooii F. mit auffälliger Hinterleibsfärbung auch in dieser
Hinsicht.
Als zweiten Einwurf gegen die Auffassung der mimetischen Anpassungen als blosser Analogie-
erscheinungen führe ich gewisse nicht ererbte, sondern erst von dem Weibchen erworbene auffällig hervor-
tretende Eigenthümlichkeiten bestimmter Färbung der Nachahmer an, welche den Besonderheiten der
Modelle weder homogen noch homolog sind, sondern sie nur vortäuschen.
Entsprechend dem in der Ruhelage grösseren Sehutzbedürfniss des mit geschlossenen Flügeln
ruhenden Falters treten auch die blutrothen Basaltüpfel der mimetischen Papilionen, welche die rothen
Brustflecken der Aristolochienfalter wiedergeben, zuerst auf der Hinterflügelunterseite auf, um sich dann
auf die Vorderflügel zu verbreiten und endlich auf letzteren auch oben vorzutreten und so im Fluge des
Nachahmers den bunten Halskragen des Modells vorzutäuschen. ') Diese Stufen der Entwickelung lassen
sich unter den indisch-australischen Rinnenfaltern besonders in den die AsmlnplMS-Grvi^^Q bildenden Arten
erkennen. So fehlt bei P. Ascalaphus Boisd. noch jede Andeutung dieser Basaltüpfel, welche bei P.
Driphohufi L. schon an der Unterseite beider Geschlechter vorkommen, um bei den Weibchen von P. 3[ai/o
Atk. endlich auch auf die Oberseite der Vorderflügel durchzutreten. In derselben Gruppe treffen wir bei
') Letzteres ist meist rotli, selten gelb {Pli. Cooii F.) oder leuchtend weiss (Pli. Si/cara.r (Ti-nse-Smitli).
— 97 —
dem auf dir l'liili|i|iiiii'n liosuliräukteu F. Emaltliiox Uli. i-iiu- in der wclliliclifii X'arii'tiil Semiterinii^ höher
ausgebildete, die Binden V(in Fli. Semperi Feld, dni-ciians wicdf rii-ebrnde rotJie /richiiuiig der Unterseite,
welche bei vielen .Stücken des Weibchens aurh (dien aufiritf nnd so im l''iu<ii' den leucditend rotlien Leib
des Modells vortäuschen niuss.
In der -Pco/e»or- Gtriippe finden wii- in bidden (Jes(dileeliti'rn iler ii'ilirenden Art nocli keine ^\>\[v
einer luinietischen Anpassuno-: bei i'. Khetenor Westw. dao-egi'ii mit minietisi Ihmu Wi-ibehen (Icarins
VVestw.) zeigt auch das Männchen eine hreif rothe Innenrandsfärbuno- der Unterseite, widrlie unvollkommen
an den rothen Leib der Aristolochienfalter oemahut und sicher von dem Weibchen, bei dem sie höher
ausgebildet ist. erworben wurde. Der rothe Hasaltüpfel auf dei- \'orilerÜugeloberseite des Weibchens
täuscht den rotlnMi Halskragen des Fli. Da-iurnda Moore vor. wähi-enil die scharf au den Kanil gerückten
hellrosa Siuinie iler Ilinterflügel ersteren auf gewisse Entfernung hin di'rart verde(d<en . dass er tief aus-
gezackt erscheint, wie er Ijei dem Modell es ist.
Eine (Jnuiulation dieser Anpassungen tinilrn wir in der -/a^ttAv;. - Gruppe . in welcher neben der
rotheu Inneubindi' an der L'nterseite. welche die Xarhiilnner kennzeichui-t. euilliih wie in den Modelleu
seihst Brust und Abdominalseiten röthlieh behaart sind.
Aehuliclie Erscheinungen treten uns auch unter den s üda ni e r i k a u i seil e n Nachahmern ent-
gegen. Unter den Kiinienfalteru ist P. FlippuMii Cr. die einzige mir bekannte Art. welche an der Unter-
.seite der Uinterflügel den auffälligen rothen Basalflixk besitzt, welcher die rothe Abdominalbehaarnng
"des Modells vortäuscht. Dagegen treten uns solcln; .Anpassungen desto ausgeliildeter unter den Endformen
der zweiten Segelfalter- (Johorte entgegen, in dienen sie stets auch auf das Männchen ausgedehnt sind.
In der .'Is/^s-Grujuie noch ileutlich auf l\este ursprünglichtrer Binden zurückfuhrbar und auf die Unterseite
beschränkt, tritt diese Kothfärbung in der weiter fortgeschrittenen 7/arr/sm/(MS- Gruppe besonders bei den
Weibchen, analog den Formen der Ascalaplins-GYup\>e. auch auf der Oljerseite der Vorderflügel vor. ent-
sprechernl dem rothen Halsbande der yl;/(jc?(s - Gruppe der Aristolochienfalter. Diese Eigenthünilichkeiten
sind bei der zweiten Abtheilung der Hnrniodius - (jnqtiie . welche sich den schwanzlosen Gruppen der
Xaer^ms - Cohorte der Aristolochienfalter anschloss, entsprechend umgebildet; so wird fiei einio-en Arten
sogar der orangerothe Seitenstreif des Hinterleibes, welcher die Pö?//rZa»ias-G nippe auszeichnet, wiederholt.
Bei den Endformen der Ariaratlies - ('ruppe treten endlich wie in der indischen Ja«ate - Gruppe
ridhe Tüpfel an Koiif und Brust neben den die Nachahmer charakterisirenden Flttgeltüpfeln auf.
So sind alle Formen, in welchen sich die niinietische Anpassung auf beide Geschlechter erstreckt,
auch durch die Höhe der ersteren als E n d f o r m e n ihrer E n t w i c k e 1 u n g s r e i h e c h a r a k t e r i s i r t ,
]> e i denen die für die Erhalt n n g der Art v o r t h e i I h a f t e E r w e r h u n g des Weibchens,
durch luzuclit 1) eg ii ns tig t . auf das Männchen übertragen wurde.
Das natürliche System der Papilionen giel)t uns auch Gelegenheit, gegen die von R. Wagner')
aufgestellte Ansicht einzutreten, dass die Mimicry der nachahmenden Arten von Papilio nur darauf lieruhe,
jdass das Thier nicht auffallen wolle' und sich deshalb, wie ein Blattschmetterling einem der zahllosen
Blätter des Baumes, nur einem der häufigsten Falter seines Gebietes anpasste.
Wie die übrigen als Modelle für Pajiilionen dienenden Formen, die Danaer, Acraeen, Heliconier,
dürfen auch alle Fharmacophapus- Arten als relativ immun vor den .Angriffen der Feinde der Tagfalter
') Ich kcnni' diiise Ansicht, wclchi' für .i^ewissc faUe der Aiijiassuii.i; untei- den neotropi.schen Erj-cinidcii nitlit
,i;;mz von ih'r Hand zu wei.sen sein diii-fh'. nur aus einem Citat bei Sieard, 1,0 Mimetisme (Pari.'J 1S88), p. 54.
Biblii.Uieca zoologici. Hell VIII. 13
— 98 —
gelten. Dies .spricht .sich schon iti dem ruhigen, gelas.senen Huge und in der Lebensziihigkeit der Aristo-
lochienfalter aus und dürfte wohl aiii' die Raup en nah ru ng zurückzuführen sein, die l)ei allen als
Modell dienenden Arten, soviel bekannt, aus Aristolochien besteht'), einer Pflanze, welche nach J. W.
Sclater (On the food ot" gaily- coloured caterpillars; Trans. Ent. Soc. London, 1S77) durch „violently
purgative and vermif'uge properties" ausgezeichnet ist.
So .sind, soweit mir bekannt ist, bei früheren Ständen der Aristolochienfalter bisher nocli keine
Ichneumoniden beobachtet worden, die sonst gerade in den Raupen der Hinnen- und Segelfalter so häufig
sind. Auch haben die meisten Papilio s. .str. - und Cosmodesmus - l\ixn\ie\\ (mit Ausnahme vielieiclit der
PftHOjiJe - Gruppe der ersteren) eine ausgebildete grüne Schutzfärbung und erinnern die jungen Larven der
Hinnenfalter sogar oft täuschend an Vogelkoth. Ebenso sind die Iniagines im Gegensätze zu den Aristo-
lochienfaltern scheu, suchen sicii theilweise im Fluge zu decken und sind leicht verletzbar. Dagegen
verhalten sich die in beiden Geschlechtern vollkommen angepassteu Arten, wenigstens in der Patioiie-
(iruppe, vollkommen wie ihre Modelle. Vielleicht gilt dies auch für die iudisclie Jandka-, die südamerika-
nische lUppason- und die Harrisiamis-, Ifarmodius- und i?awcÄMS-Gruppe der Segelfalter. Nur bei Formen,
welche schon einen hohen Grad der Aehnlichkeit mit den Modellen erreicht haben und sexuell dimorphe
Arten nachahmen, tritt endlich ebenfalls ein ausgebildeter Dimorphismus auf. Dieser wurde wohl von den
Männchen durch Ausbildung von Contrast- und Schmuckfurben angebahnt, schloss sich aber doch zugleicii
im Interesse der Arterhaltung der stets seltenen Formen der eigenartigen Umbildung der männlichen
Modelle an. Hierher gehören aus der indo-australischen Region Arten der Pawo^je-Grupjie, wie P. para-
(loxus Zinck, aus der neotropischen Hegion die //?Vpaso»! -Gruiipe der Hinnen- und die Ilarmudiits- und
J?awc/Mts-Gruppe der Segelfalter.
So darf die zuerst von CI. W. Bates und A. H. Wallace vertretene .Vnsiclit, dass die wunder-
baren Erscheinungen der Mimicry Producte der natürlichen Auslese sind, das uatürliriie System der
Papilionen als eine ihrer wichtigsten Stützen betrachten.
'^ Die von Horsfield uiiil Moore "femachte .\iigabe, das.s die Larvp von I'li. T>iiHhleih(ifi anf Fafjara (Xantlio-
xyleen) lebt, ist vielleicht anf die Verwechslung eines niimetischon jV^-HiwoH-Weilichpns mit <li'r Pli(inn(irojiliii(/iix- Art
zuniokzuführen, zumal die den Auraiitiai-fcn nahe verwandte Familie in .Afrika zu den llauptnahnuii^spflanzen der Riunt^n-
l'alter-Kaupen gehört.
— 9") —
Entstehung der Mimiery zwischen nicht immunen und
immunen Schmetterlingen.
Dei" Ausspruch von H. W. Bates, dass das Studium der Schmetterlinge dereinst als einer der
wichtigsten Zweige biologischer Forschung geschätzt werden dürfte, wird auch durch die Bedeutung
dieser Insectenordnung für die Theorie der Mimiery bestätigt.
Vor Allem ergiebt eine vergleichende Zusannnenstellung der natürlichen Verbände einerseits der-
jenigen Artgruppen oder Gattungen, welche wir als in höherem oder geringerem Grade durcii Widrigkeit
des Geschmackes oder durch Abschreckmittel als vor den Feinden der Ordnung relativ geschützt (imnnui)
ansehen, andrerseits derjenigen, welche wir wegen ihrer grösseren Schmackhaftigkeit und fehlender Wehr-
niittel für den Angriffen ihrer Verfolger besonders ausgesetzt halten müssen, eine, durch Verwandt-
sc li a f t bedingte, Gesetzmässigkeit.
Um zuerst die als immun bezeichneten Formen kurz, zu charakterisiren , so sind ihre Raupen
meist auffällig und anscheinend nie protectiv gefärbt und leben oft in (Gesellschaften. Ganz besonders
dürfte die eigenartige R a u p e n n ah r n ng darauf einwirken, dass vorerst die Larve selbst und dann
über die Pu2i23e hinaus auch die Iraago durch Aufspeicherung gewisser , besonders emetisch wirkender
Gifte zu einem widrig schmeckenden, wenn nicht sogar schädlich wirkenden Bissen wurde.
Unter den Acraeomorphen giebt es in allen Unterfamilien gewisse Gattungen, deren Larven an
Passiflora') leben, einer Schlingj)flanze, deren Blüthen. Blätter und Wurzeln oft starke narkotische, be-
sonders emetische Eigenschaften besitzen. Hierher gehören von Nymjihalinen nach VV. Müller I.e.
die Arten der neotropischen Gattungen Colaenis, Metamorpha , Dione; ferner indische Arten von Cethosia,
die auch an Modecca (Passitlor.) vorkommen. Weiter leben an Passifloren alle bekannten Raupen der
Heliconinen (Heliconius und Eueiäes), die Larve der so vielseitig als Modell benutzten afrikanischen
Acraea (Planema) gaea L. und anderer afrikanisclier und indischer Acraeen. — Ausser diesen erwähnten
Acraeomorphen ist mir keine weitere Scinnetterlingsart bekannt , deren Raupen sich von Passifloren
nährten.
Die neotropischen Acraeen der Untergattung Actinotc leben nach W. Müller auf Micania,
einer stinkenden und in mehreren kletternden Arten als schweisstreibend und diuretisch wirkend be-
kannten Composite.
') Für dir auf p. M lie!ui\ii)tetf Verwaiidtsehatl der Violaceen mit den Passifloren spricht besonders die
Gattung- Tetrathylaciuni , welche Bentham und Hooker (Gen. 119, n. 14) zu den Viohiceen, H. Baillon aber (Mat.
Hist. Phints IV, p. 281) zu den den Papayaceen nahestehenden Samidaceen rechnet.
Bibliotheca Zoologica. Heft VIII. 14
— 100 —
Die Raupen der Danainen fressen in der Untergattung Anosia von Danaus hauptsächlicli die durch
purgative Wirkung ihres reichlichen Milchsaftes ausgezeichneten Asclepiadeen. So lebt die von Dan.
Chrysippus L. an Gomphocarpus , Cecropegia , Stapelia , Calotropis procera : die von D. Plexippiis Cr. an
Calotropis gigantea ; die von D. erippus Cr. nach W. Müller an Asclepias curassavica. Sonst sind mir
keine an Asclepiadeen lebenden Tagfalter-Larven bekannt.
Die Larven von Euploea, so die von der gemeinen Eiq)!. Linnaei Moore leben theilweise au Ficus-
Arten mit reichem Milchsaft, der z. B. bei F. Daemona Vahl und toxicaria L. stark giftig, bei F. septica
Forst, emetisch wirkt, .andere Larven (Eu. megiUa Er.) leben von den ebenfalls giftigen Blüthen von
Nerium (Apocynaceae).
Sämmtliche Raupen der Neoiropinen leben nach W. Müller an Solaneen (Solanum, Brunfelsia),
Vertretern einer nach Dr. Lindley') allgemein durch stark narkotisch und entzündend wirkenden Blatt-
saft aussrezeichneten Familie.
Die einzigen als immun geltenden Pieriden, afrikanische Mylothris- und indische X)e?ias-Arten, leben
auf Loranthus, einer durch adstriugirende Eigenschaften der Rinde bekannten Schmarotzerpflanze. ^)
Die Larven der Untergattung Pharmacophagus von Papilio leben, soviel bekannt, meist ') wie die
der Gattung Euryades etc. an Aristolochien, Schlingpflanzen, deren sämmtliche Theile .bei der indischen
A. bracteata nach Dr. Lindley (Flora medica ISoT, p. 34) „nauseously bitter" sind. Die ganze Pflanze
von A. grandiflora Swartz (.Jamaica) verbreitet nach Swartz „a powerful narcotic unpleasant smell" und
ihr Genuss wirkt selbst auf Schweine tödtlich. Aehnliehes gilt für die brasilianische A. macroura Gomez.
und andere Arten.
Ueber die Rau]iennahrung der exotischen immunen Heteroceren ist imr wenig bekannt. So leben
die Larven der indischen N)icthemera laticinia Cr. an Cacalia sonchifolia D. C, einer Composite, deren
Blattsaft schweisstreibend wirkt; so leben Arten von Hypsa an giftigen Ficus- Arten.
Bei vielen Danaiden i.st die frei hängende Puppe autfällig gold- oder silberglänzend {Banaus,
Euploea), bei Hyelosia (Pericopid.) ist die Pa]ipe so exponirt , dass sie auf zehn Schritte weit gesehen
werden kann. ')
Sicher leiden schon die frühereu Stadien immuner Schmetterlinge im Allgemeinen weniger
von Parasiten als bei anderen Lepidopteren. Dass sie aber nicht immer frei davon sind , beobachtete ich
an vereinzelten Puppen von Dan. Plexippus Cr. und EiipUea siamensis Feld., aus denen ich Ichneumonen
zog. Ebenso sah ich eine junge Raupe von Bau. Chrysippus F. auf ihrer Nahrungspflanze selbst von
Ameisen angenommen. Dagegen sind in der Tliat bei einzelnen gemeinen Arten (so dem amerikanischen
Aristolochienfalter Pap. [Ph.] PhUenor L.) noch keine Parasiten bekannt.
•) Citirt, nach H. Druce, Useful Plants of India 1873, p. 39.
') Die zu Hunderten von mir in Bangkok mit Loranthus. welchen G r o t e auch als Futterpflanze von DcUas
eucharh Dru. angiebt, aufgezogenen geselligen Larven von Dclias hirtn Cr. ergaben ohne Ausnahme die Falter. — Dahin-
ife^en waren die Puppen, die ich an Anona squaraosa L. sammelte, ohne .\usnahme angestochen. In der Nähe des be-
treffenden Custard-apple-Baumes befand sich kein Loranthus ; auch fand ich einzelne DeZ/as- Raupen später auf einer
Anona. So berichtigen meine in Slam gemachten Beobachtungen die Angaben auf p. 27 und 4L
') Davon macht angeblich der amerikanische P. (Ph.) Archidamus (vergl. Theil 1, p. 80). dessen Raupe auf Tro-
paeolum leben soll, eine Ausnahme.
■*) A. Seitz, die .Schmetterlingswelt des Monto C'orcovado. 1. c. p. 2(ir).
— IUI —
In couseqiienter Ausfiihruiig der Dar win "scheu These, dass die Färbung der Thiere „useful
hurtful or sexual" sei. lässt auch A. K. Wal lace die immunen Falter («Heliconier, Danaiden, Acraeiden')
auffallend „warning-colours" der Flügel tragen, die unten ziemlich wie oben ausgebildet seien. Allerdings
ist mir kein immuner Tagfalter mit ausgesprochen protectiv gefärbter Unterseite der Flügel und ebenso
kein immuner Nachtschmetterling mit ausgebildeter Schutzmusterung auf der Oberseite der Vorder-
flügel bekannt geworden.
In der That tragen aber nur wenige Gattungen eine entsciiiedene , Schreckfarbe', wie sie uns
z. B. in dem oben gelb und schwarz gefleckten Erdmolch entgegentritt. Ein ähnlich auftauendes Kleid
treffen wir nur in der neotropischen Josien ')-Tracht au. Dagegen erscheinen sclion die meist in Gelb,
Rostbraun und Schwarz prangeuden Fliigelfarben der Neotropinen mehr schön als abstossend. Noch
weniger kann man den Begrifl' von „Ekelfarben ■■ auf die Färbung der Danaer anwenden, obwohl zu-
gegeben werden muss , dass sich z. B. bei Anosia ebenfalls oft eine rostbraune Färbung wie in der
Melinaeen-GruTpfe entwickelt hat. Dagegen ist die Färbung der übrigen Formen, wie die der Amauris- und
Euploea-Arten , zwar charakteristisch , aber frei von jeder abstossenden Wirkung. Ebenso ist die Flügel-
uuterseite aller Danaer stets in matteren Tönen als die Oberseite gehalten. Bei vielen Aristolochienfaltern
und Tenaris- wie bei i)e?;as-Arten ist dagegen die Unterseite der Hinterflügel diuTh leuchtende Contrast-
farben etc. am auöälligsten. Zugleich dürfen wir auch zugeben, dass besser geschützte Arten sich in der
Färbung freier entwickelten , da ihre Unschmackhaftigkeit sie nicht zu protectiven Schutzanpassungeu
nöthigte. Das Product dieser freien Umbildung ursprünglicher Zeichnungselemente ist auch oft {Heliconius)
eine tiefe Schwärzimg der Flügel , aus der sich dann auttällige weiss, gelb, rostbr-aun oder roth gefärbte
Bindenreste hervorheben. Daneben sehen wir aber, dass die Weibchen unzweifelhaft immuner Gattungen
{Acraea und Eurycus) secundär durchsichtigere Flügel besitzen als die Männchen und endlich treten uns
bei den Neotroi^inen so zahlreiche, selbst als Modelle dienende Formen mit vollkommen
glasigen Flügeln'-') als E n d p r o d u c t der Artentwickelung entgegen , dass wir zu der Ansicht
kommen, den hartnäckigsten Feinden gegenüber dürfe „eine Tarnkaiipe' vortheilhafter sein als „ein
Gorgonenhaupt" .
Bei vielen immunen Schmetterlingen scheint noch ein besonderer abstossender Foetor wirksam
zu sein.
Von dem Willen des Thieres abhängig und nach F r. Mülle r ") besonders im Weibchen aus-
gebildet sind die am Hinterrande des Abdomens hervorstreckbaren Stinkkölbchen , welche er bei den
Maracujä-Faltern *) {Helico)iins , Eueides , Dione , Colaenis) nachwies. Hierher gehört auch wohl die Be-
obachtung von A. Seitz^), dass der widrige Geruch bei gewissen Stücken des Heliconius Besckei mehrere
Schritte weit reicht . und seine Erwähnung einzelner geruchführenden Exemplare von Eueides aliphera.
'l Vielleicht könnte eine chemische Analyse hier wie im Metinaeen-Khid iler Neotropinen liestiuimtr Ijittere
Pifjmente nachweisen, wie H. Eisig dies für auöallenile Färbungen angenommen h-.it.
M Nach A. Seitz (Zool. Jahrb., Abth. f. Syst. IV, p. 776) gewährt die Durchsichtigkeit der Flügel im Verein
mit der SchnUlchtigkeit der Leiber den Ifhomieii wohl insofern einen Schutz, als es schwer ist, das an sich schlecht
fliegende Thier im Auge zu behalten, umsomehr, als sich die Thiere gewöhnlich nur an seliattigen Plätzen aufhalten.
■') Fr. Müller, Die Stinkdrüsen der weiblichen Maracuja-Falter (Zeitschr. f. wiss. Zool. XXX, 1878, ]). 166—1701
■*) Maracuja ist der brasilianische Namen für Passiflora.
'■) A. Seitz, Lepidopterol. Studien im .\uslande (Zool. .lahrb., .\ljth. f. Syst. IV, p. 777— 77S).
14»
— 102 —
Weiter erwähiie ich als hierher <>'ehürip; den in beiden Geschlechtern vorhandenen Widrigkeitsduft
afrikanischer Acraeen (p. 41), die starke, nach L. de Niceville mehrere Ellen weit bemerkbare Aus-
dünstung des P. (Pharm.) PkiJoxenus. den p. 47 erwähnten Foetor des P. (Ph.) Philenor. Auch frisch aus-
gekrochene Danaer haben oft einen unangenehmen Duft, der sich an älteren Stücken nicht immer fest-
stellen liess. Von Heteroceren führe ich den auffallend widrigen Duft gewisser Chälcosüden (p. 87) und
denjenigen der Eusemien (p. 28) an.
Manche Heteroceren setzen noch besondere Schreckmittel gegen ihre Feinde in Anwendung. So
stösst die ergriffene i///e?os?a (Pericopid.) nach A. Seitz') „mit einem seltsam quickenden und brodelnden
Geräusch zwei gelbe Schaumwülste aus der Nackengegend hervor, die, wie der Kukusspeichel. bald das
Thier vollständig umgeben'. Aehnliches in geringerem Maasse zeigt auch Becopeia."^)
Andere Saftabsonderungen werden nun besonders in der älteren Literatur auch von vielen Tag-
faltern angegeben, so von indischen Danaern (p. 21), ,,wo sie die Haut gell) färben und einen bestimmten
Duft hinterlassen", von afrikanischen Acraeen (ji. 4U) , wo sie der Hauptträger des Widrigkeitsduftes
sind, und von Arten von PliarmacojjJiagus. Nach dem von mir in Indien untersuchten Material an Banans,
Euploea, Pharmacophagus bin ich jedoch zu der Ansicht gekommen, die ich schon p. 25 fragweise äusserte,
dass es sich nur um das gelbe, stark ölige Blut der Thiere , das hei den Verletzungen hervortritt, nicht
um das Secret besonderer Drüsen handelt.
Noch weniger als ihre Larven scheinen von den Angriffen der Ins ectenf resser die Falter
zu leiden. Und doch fordert ihr oft schwankender, taumelnder Flug, ihre meist grosse Schwerfälligkeit,
ihre manchmal gewaltige Menge förmlich zu solchen auf. wie dies A. Seitz für die neotropische
Acraea Thalia auschaulich schildert. Trotzdem sah er nie einen Vogel eine Acraea verfolgen und fand
nie einzelne Flügel auf dem Boden. Dasselbe wird von Trimeu (p. 40) für afrikanische Acraeen und
Danaer, von Bates und Belt (p. 58) für die neotropischen Heliconier (im weiteren Sinne) augegeben.
Ich selbst fand nur einmal einen Ban. Plexippiis im Netz der in Siam gemeinen Spinne Nephila chrysogaster
Walck. und fing einmal eine mir durch ihren übermässig taumelnden Flug auffallende Eupl. siamensis.
in deren Leib sich eine rothe Arbeiterin (,red ant') von Fonnica sniaragdiila fest eingebissen hatte.
Ebensowenig gelang es mir, Banaus-, Pharmacophagus-, Belias- und Euschema- Arten an meine zahmen
jungen Hühner zu verfüttern.
Nur einmal wurde ich Zeuge des Angriffes eines Vogels auf einen Banaer. Auf einem Wald-
wege vor mir zog ein Banaus septenfrionalis langsamen schlappen Huges dahin, als plötzlich ein an-
scheinend junger Angehöriger der Dicruriden, welche besondere Schmetterlingsfeinde sind, sich von seinem
als Warte dienenden Zweige gegen den Falter stürzte , ungefähr zwei Fuss vor ihm etwas rüttelte und
dann, ohne das Thier anzunehmen, auf seinen Platz zurückkehrte. Auch die siamesischen Sperlinge
{Passer montanus). die absolut nicht heikel sind, sah ich nie einen der genannten so gemeinen Falter
verfolgen. Ebenso wurden sie von gefangen gehaltenen Calofes mystaceus Dum. et ßibr. zurückgewiesen,
einer Eidechse , die ich sonst manchen Schmetterling (besonders Junonien) von den Barleria-Hecken, in
') A. Seitz, Die Schinetlerlingswelt des Monte Corcovado (Statt, ent. Zeitung 1890, p. 265).
') Trotzdem beobachtete ich in Siam mehrere Male , dass Fliegenfänger die schwerfälligen kleinen Siiinner
verzehrten.
-- 103 —
denen sie lauei'te , nehmen sali. Auch itli >ah nie einzelne Flügel der erwähnten immunen Formen am
Boden liegen, was hei ihrer grossen HiluHglc^it auffällig ist. ')
Eine den immunen Schmetterlingen allgemein zukommende Eigenschaft ist neben der relativ
grossen Sorglosigkeit, mit der sie sicli fangen lassen, die autfallende L e b e nsz ä h i gk ei t , für welche
ich auf die Angaben auf ji. Ju. 40. 47 verweise. In der That kann ein fast zerquetschtes Thier nach
einiger Zeit wieder davonfliegen.
Wie alle inimnnen Tagfalter, fliegen auch die als widrig angeseheneu Heteroceren theils freiwillig,
theils durch die geringste Störung aufgescheucht, am Tage herum. Jedenfalls felilen alle Nachriciiten
dai'ttber. dass sie jemals in dunkler Nacht gefangen wurden.'-) In diesem Fluge im hellen Tages-
licht, den die Nachahmer mit den Modellen t h e i 1 e n . liegt eine weitere Stütze
für die B e r e c h t i g u n g der M i m i c r y -Theorie.
Ganz entgegengesetzte Verhältnisse flnden wir nun bei den nicht durch Widrigkeit des Geschmackes
beschützten und zugleich stärker verfolgten nicht immunen Gruppen der Schmetterlinge.
Hierher gehören von llhopaloceren die Mehrzahl der Nymphalinen und der Morphinen, die Brasso-
linen. Satyrinen , Libytheiden , Eryciniden , Lycaeniden , die meisten Pieriden, die Untergattungen Papilio
s. str. und Cosmodesmus von Papilio, sowie endlich die llesperiiden. Weiter rechne ich hierher die Masse
der nur ausnaJimsweise, besonders im Männchen, am Tage fliegenden Sjiinner, aller Eulen, aller Spanner
(mit Ausnahme der indo-australischen Gattung Hazis') und wohl der meisten, wenn nicht aller. Micro-
lepidopteren.
So bilden die geuiessbaren Schmetterlinge an Zahl der Arten den relativ immunen gegenüber die
ungeheuere Mehrheit.
Ihre Raupen, die nur zum geringsten Tiieil giftige Pflanzen (besonders Euphorbiaceen, seltener
Solaneen und Ficus) fressen , alier in nur wenigen F'ällen (z. B. für Vögel und Eidechsen) geschmacks-
widrig sind ^). zeigen, wenn sie nicht durch starre Dornen oder lose Brennhaare geschützt sind, meist
eine gelungene Anpassung an ihren Aufenthaltsort, die Rinde (Catocala), den verzweigten Ast (Geometriden)
oder das grüne Blatt, wenn sie es nicht vorziehen, sich in Gehäuse zu verschanzen (Psychiden etc.) oder
tagsüber in der Erde zu verbergen ( viele Noctuiden ). Durch meine bisherigen Beobachtungen
in Slam bin ich im Allgemeinen zu der Ansicht gekommen, dass diejenigen
R a u p e n . w eiche s i c h am sorgfältigsten verstecken und die v o 1 1 k o m m e n s t e
S c h u t z a n p a s s u n g zeigen, wohl wegen ihrer besonderen S c li m a c k h a f t i g k e i t am
meisten von Feinden aufgesucht werden. Denn aus den in Masse eingesammelten Raupen
') Nur H. C). Forbes (Wanderungen eines Naturforschers, übers, v. Teuscher) Jena 1886, Bd. II. p. 12, giebt
an, mehrmals auf Waldwegen die losen Flügel von Pap. (Ortiith.) Priamiis gefunden zu haben. — Auttallig ist dagegen
die Beobachtung Th. Belt's 1. c. p. 317, dass eine blüthenbesuchende Spinne besonders erpicht auf die .Heliconier' war
und eine Wespe sie fing, um ihr Nest damit auszustatten. Es wäre vielleicht möglich, dass hier eine Verwechselung der
Modelle mit ihren Nachahmern vorläge.
■) Fälle, in denen diese tagfliegenden Heteroceren durch starkes Licht angezogen werden, kommen hier nicht in
Betracht. Fing ich doch in Bangkok abends sogar irgendwie aufgescheuchte Libellen an der Lampe.
'I Wahrscheinlich sind auch die europäischen Abfcixas-Arien in gewissem Grade immun.
') Dahin scheinen aus unserer europäischen Fauna zu gehören nach Jenner Weir Diluba coenileocephaht,
Citcullia rerbasci etc. (Trans. Ent. Soc. London 1809. p. 21), nach A. Seitz auch Piens hrassicae; (vergL A. Seitz, Be-
trachtungen über die Schutzvorrichtungen der Thiere. Zool. Jahrb., Abth. f. Syst. III. p. 85).
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eines an Terniinalia (Combretaceae) lebenden grossen Sackträgers erzog icli nur i'arasitoii, aus denen des in
zerschlissenen eingerollten Bananenblattth eilen lebenden Hesperiiden Casyapa Thrax. und den die Farbe ihrer
immergrünen Nahrungspflanze Citrus tragenden Rinnenfalterraupen (P. Pammon, Erithonius) zum grössten
Theil Parasiten. In Nordamerika, einem Lande, in dem immune Schmetterlinge nur in wenigen Arten
vertreten sind, fand S. Sciidder bei seinen Zuchtversuchen soviel Parasiten, dass er glaubt, "/lo ^®'"
Jugendstadien gingen daran zu Grunde.
Aehnlich sind die Puppen, sobald sie exponirt sind (Rhopaloceren). meist ihrer natürlichen
Umgebung entsprechend sympathisch gefärbt. In anderen Fällen sind sie durch oft kunstreiche Gespinnste
geschützt oder gehen in die Erde.
Dass auch die Falter geniessbar sind, geht aus ihrer oft so wunderbaren Anpassung der Unter-
seite (die meisten Tagfalter: Aglia Tau) oder der Oberseite {Ageronia s]). [^Nymphalidae] , Noctueu, viele
Spanner) in der Ruhestellimg hervoi% die für die bei Nacht fliegenden Arten den ganzen Tag über wirken
soll und deshalb der Ueberzahl ') der am Tage auf Beute gehenden B'einde gegenüber besonders wirksam sein
muss. Die Vortheile der schützenden Anpassung der Unterseite bei den Tagfaltern beruhen besonders auf dem
Aendern der Flugrichtung und dem plötzlichen Einfallen in einen beblätterten Busch, auf den Boden
oder an einen Baumstamm. Mit einem Male sehen wir das eben noch vor uns fliegende Thier nicht mehr
und wie schwer es hält, es zu flnden, weiss Jeder, der einmal i)isco|»7wra- Weibchen, Kallima etc. gesammelt
hat. Aehnlich versteckt sich auch das Weibchen von Elymnias undularis \. fraterna , das in der Ruhe-
stellung mehr an ein trockenes Blatt als an sein Modell erinnert und E. Lais Cr. Dagegen schmiegen
sicii nach A. Seitz gewisse neotropische Hesperiiden (so Plesioneiira) und zahlreiche Erjciniden der
Unterseite der Blätter an.
Was die Feinde der ausgebildeten Schmetterlinge anbelangt, so hat man neuerdings
von verschiedener Seite (Higgins, S. Scudder, W. B. Pryer, A. Seitz'') bestritten, dass die Vögel
überhaupt Tagfalter fressen.
Dem gegenüber verweise ich neben dem allgemeinen Ausspruch von A. R. Wallace (Darwinism.
p. 272) : „the number of birds which capture insects ou the wing is much greater in tropical regious
than in Europe", vorerst auf einige specielle Beobachtungen aus der älteren Literatur. So fand der
Prinz von Wied^) im Magen eines Buccouiden, Monastes fusca, „einen grossen Tagsciimetterling. welcher
zusammengewickelt fast den ganzen Magen anfüllte''; so berichtet E. Pöppig von den nahe verwandten
Galbuliden, „dass man in den Urwäldern ohne Schwierigkeit die Stelle erkennen könne, welche ein Glanz-
vogel zum Lieblingsitze sich erkoren hat, denn die Flügel der grössten und prachtvollsten Schmetterlinge,
deren Leib allein gefressen wird, bedecken auf einige Schritte im Umkreise den Boden". Eudlich liildet
Audubon in seinem nur auf Grund eigener Skizzen nacii der Natur gemalten Prachtwerk auf Taf. 27.5
einen Kukuk, üoccycus americanus L., ab, der einen Pap. Turnus im Schnabel hält und erwähnt (Birds of
M Die nächtlichen Feinde der fliegenden Heteroceren recrutiren sich in erster Linie aus den Nachtsehvvalhen
i^Cajjritiii(lgideii), welche auch grössere Arten fangen, in zweiter Keihe aus den Fledermäusen, welche besonders kleinere vor-
ziehen. Zu den nächtlichen Feinden der ruhenden Schmetterlinge gehören besonders die Locustiden und die Geckonen, welche
man in den Tropen jeden Abend bei erfolgreichem Fang beobachten kann. Kleinere, so Heniiil(icti/li(s-Avten, setzen, wie
ich beobachtete, die Jagd auf ruhende Nachtfalter in halbdunklen Corridoren auch am Tage fort.
') A. Seitz, Betrachtungen etc. iZool. Jahrb., Abth. f. Syst. IV. p. 8.8—87).
') Citirt nach A. Brehm, Thierleben IV, p. 198—194.
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North America IV, p. 25'.)), daas dieser Kukuk ,von solchen Insecten als Raupen und Schmetterlingen
lebt". Von neueren Beobachtuno-en erwähne ich ausser den auf p. 22, 4('), 4,S und 65 mitgetheilten. die
von Mrs. Barbe r (citirt bei Trimen und Bowker, 1. c. I, p. 34), dass capländische Nectarinieu ihre
Jungen luit Fyrameis cardui füttern, die Angabe von E. Martert*), der im Kropf von Merops pusillus, der
nur fliegende Insecten fängt, Schmetterlinge fand, und die Notiz von E. L. Arnold') über den Fang von
Terias Itecabe (Pierid.) und Pap. Pammon L. durch Vögel.
Meine eigenen Beobachtungen über Wegnahme von Schmetterlingen durch Vögel in Slam be-
stätigen nur die von Anderen geraachten : man sieht recht selten wie ein Tagfalter von einem Vogel
genommen wird. Dass es aber vorkommt, beobachtete ich bei Hesperia thrax, anderen Hesperiiden und
Catopsilien, die von Sperlingen niedergestossen und gefressen wurden. Besondere Schmetterlings-
feinde scheinen die Dicruriden zu sein, von denen eine kleinere Art, Buchana sp., sich zur Hauptflugzeit
der Catopsilien zahlreich auf einer kleinen, bei Bangkok gelegenen Insel aufhielt und von mir beim Fange
beobachtet wurde ; ebenso sah ich Dicnirus paradiseus L. einen Attacus Atlas L. fangen und verzehren.
Mehr noch als die Vögel dürften als Feinde der Schmetterlinge die Eidechsen anzusehen sein,
die nach A. Brehni 1. c. VII, p. 161 , genau zwischen den verschiedenen Arten ihrer Nahrungso})jecte
unterscheiden, ob dieselben auch sich so ähneln mögen, dass ein unkundiger Mensch sie verwechseln kann.'
Natürlich erfolgen die Angriife ausschlies.slich auf ruhende Schmetterlinge.
An schmetterlingsfeindlichen Arthropoden erwähnt Bates 1. c. p. .ölO noch die Asiliden,
Trimen und L. de Niceville die Mantiden ^), A. Seitz blüthenbesuchende Spinnen, welche die
ruhenden Schmetterlinge nehmen, während Libellen nach Bates auf die fliegenden Jagd inachen.
Allgemein ist die L e b e n s z ä h i gk e i t der Falter bei den schmackhaften Arten bedeutend ge-
ringer als bei den immunen Formen, worüber man Bowker's Bemerkung (p. 43) vergleichen wolle.
Wir können wohl annehmen, dass die als immune Formen bezeichneten Untergattungen, Gattungen
und Unterfamilien die jüngsten Ausläufer ihres betreflenden Verbandes sind. So besitzen die Danao-
raorphen unter den Tagfaltern überhaupt die weitest fortgeschrittene Verkümmerung der Vorderfüsse,
so dass sie von den englischen Entomologen seit Bates an die Spitze des Systems ge.stellt wurden.
Weiter bilden unter den Acraeomorphen die Heliconier und Acraeinen wohl terminale Seitenzweige
eines Stammes, dessen Hauptentwickelung zur Bildung der Nymphalinen führte. Endlich müssen wir
die immunen Gattungen der Argi/nnis-Gruppe (Nymphalinen) selbst ebenso als Ausläufer ihrer Gruppe
ansehen, wie die Aristolochienfalter *) als jüngsten Zweig des PapilioSiammes. So wird es wahrscheinlich,
dass die jetzt immunen Gattungen ursprünglich nicht geschmackswidrig waren, sondern es erst wurden,
nachdem sie durch Mangel an der sonstigen Nahrung gezwungen oder durch einen Zufall geleitet, all-
mälig von unschädlichen auf Giftstoffe enthaltende Pflanzen übergegangen waren. So kommt die indische
Acraea Vesfa L. ausser an Passifloren nach Grote gelegentlich an Thunbergia vor, einer Angehörigen
der zahlreichen nicht immunen Nymphalinen als Nahrungspflanze dienenden Acanthaceen.
') E. Hartert, Ornithol. Erijebii. einer Reise in das Nif^er-Benua-Gebiet (.lourn. f. Omith. 1886. p. 'tUi).
') E. L. Arnold, On the Indian Hills I, p. 247—248 (citirtl.
') Auch die Mantiden sind im Stande, immune und schmackhafte Arten zu unterscheiden (verj^fl. p. 26).
■*) Aristolochien selbst kennt man nach E. Warming (Handbuch d. syst. Botanik, Berlin 1S90, p. 369) schon
aus der Kreidet'ormation.
— 106 —
Erst n a c b (1 e ni die o- e s c li m ii c k s w i d r i <;• e ii 1«' <> r m n n v o u i ii r <• ii F e i n d e ii als solche
erkannt u u d gemieden waren, k o ii ii t e n a n s d e r U n m a s s e d e r s c h iii a c k h a 1' t e u
Schmetterlinge heraus sich die mimetischen Formen entwickeln.
Die schmackhaften mime tischen Arten nnn gehören so bestimmten Unter-
gatt u n g s - , G a 1 1 u n g s - und F a m i 1 i e n v e r b ä n d e n au und haben eine so bestimmte
geographische Verbreitung, dass die Gesetzmässigkeit dieser Beziehungen uns
ebenfalls als eine der Stützen für die Berechtigung der M i m i c r y - T h e o r i e
dienen da r f.
So kommen mimetische Formen unter den Nymphalinen vor: in der ^r<jr)/nwM-Gru|ipe bei Argynnis
(indo-austral. und nearkt. Arten); in der i)fe/i<aeeK-(iruppe bei Phyciodes (neotrop. Arten): in üev Biademen-
Gruppe bei Hypolimnas (indo-austral. und afrikan. Arten) und bei Victorina (neotrop. Art) ; in der Neptis-
Gruppe bei Neptis (austral. Art) ; in der Limenitis-Gruppe bei Psendacraea, Euphaedra (afrikau. Arten ) und
AdelpJia (neotrop. Arten) und in der neotropischeu j4«(jeew-Gruppe [Anaea, Protogonius).
Sämmtliche mimetisciie Satyrinen gehören mit Ausnahme der afrikanischen Elymnias- Art
{E. Phegea L.) dem indo-australischen Gebiet und den Gattungen Elymnias, Zethera und Orinoma an.
Während die mimetischen Lycaeniden sicli auf das trü])ische Afrika beschränken, stossen wir auf
nachahmende Eryciniden nur in dem Eldorado ihrer Entwickelung . in Südamerika. Weiter kommen
minietische Pieriden der Gattung Eronia in der mdo-australischen und afrikanischen Region, solche der
Gattung Pieris in allen drei tropischen und solche der Gattungen Bismorphia (Lejitalis). Archonias, Percute
nur in der neotropischen Region vor. Endlich finden sich mimetische Papilionen in der Untergattung
Papilio in allen, ausser der paläarktischen und in der Untergattung Cosmodesnms nur in den drei tropischen
Regionen.
Die durchaus schmackhaften und zugleich mimetischen Heteroceren dürften sich vielleicht auf
einzelne Castnien und alle Sesiiden '), einzelne Macroglossen und die Spinner Arfaxa simtilans, die Diop-
tiden und die p. 7.3 augeführten Spanner und Tineiden beschränken.
Suchen wir nun das System der Schmetterlinge durch Aufzählung derjenigen Familien und
grösseren Gruppenverbände zu ergänzen , in dem wir weder immune nOch mimetlsche Arten finden, so
erhalten wir unter den Tagfaltern nur die Brassoliden und Hesperiiden, unter den Heteroceren die meisten
Sj^hingiden, die meisten Gruppen der Bonibyces, alle Noctuen, die meisten Spanner und Microlepidopteren.
Die neotro])ischen Brassoliden luui enthalten anscheinend deshalb keine mimetischen Arten, weil
sie hauptsächlich nach Sonnenuntergang und nur selten freiwillig am Tage fliegen. Und die Hesperiiden -)
sind, wie schon A. Seitz hervorhob, im Besitze eines so hoch ausgebildeten Flugvermögens und so
flüchtig, dass es wenigen Feinden gelingt, sie im Fluge zu nehmen: ausserdem sind gerade manche
grössei-e Formen dänimerungsliebend und die meisten Arten wie bei den Eryciniden zu klein, um den
Modellen auch hinsichtlich der Grösse in etwas zu gleichen ; weiter ist die Variationsfähigkeit bei ihnen
'J Die Larven beider Familien leben im Holz, wie die der unter den Kaiern am meisten vertblg-ten Cerambyciden.
■') Nach Göldi (Zool. .lahrbücher. AV)th. f. Sy.stematik 1, ]i. 411 ff.) .stellt eine bUUlienbesuchende Spinne fast
ausschliesslich Hesperiiden nach.
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selir beseliriinkr. Die meisten ') schmackhaften Jlomlji/cis, Sphingiden und fast alle Noduae, die meisten
Spanner und Microlepidoptcren ruhen dagegen tags in möglichst ihrer Schutzrnusterung entsprechender
Umgebung und fliegen nur nachts, wo i^eino noch so täuschende Anpassung an widrige Modelle ihnen von
Nutzen wäre.
Das blosse Vorhandensein als widrig erkannter und gemiedener Modelle sell)st kann nach heutigen
Ansichten über die Umbildung der Arten keine gleichgerichtete Anpassung einer anderen Art bewirken^),
sondern letztere muss von der variir enden Form selbst ausgehen, durch innere, in die
Organisation tief eingreifende physiologische Vorgänge bedingt.
U e b e r die besonderen li e d i n g u n g e n , unter welchen eine m i m e t i s c li e An-
passung entstehen und sich zweckentsprechend ausbilden konnte, geben uns be-
sonders einige „polymorphe" Arten Aufschluss, bei welchen ausser dem männchen-
färbigen noch eine oder mehrere mimetische "Weibchenformen bekannt sind.
Das Vorkommen der mimetischen resp. der männchenfärbigen Weibchen neben einander oder sich
gegenseitig ansschliessend ist nun meist auf bestimmte Verbreitungsbezirke der Art beschränkt. So sind,
um zuerst die N/iiiipl/aJiiicii zu besprechen, bei Änii/iiius Är(/urius Sparrm., einer weit von Indien bis Au-
stralien verbreiteten Art, bei der australischen Varietät Imonstans Butlr. und der var. Gasktsi Oberth. (aus
Trichonopoly, Südindion) männchenfärbige Weibchen nachgewiesen, welche von den meisten anderen
Fundorten unbekannt sind, und beide Endformen werden durch Stücke aus Caschmir verbunden. Weiter
kommen bei HypoVniinas IJoIhin Cr. männchenfärbige Weibchen nach Dr. St au ding er besonders in Cochin-
china, Calcutta und den Andamauen vor, fehlen dagegen nach meinen Erfahrungen in Slam (Bangkok) und
nach L. de Niceville (Butt, of Ind. IT, p. 124) auch in Indien, wo alle Weibchenformen vom Männchen
abweichen und der Form Juriiif/tii Dm. entsprechen.-')
Unter den Satyriden kommt die bekannteste Art der Gattung EliiiniiiaA, E. wuhdarh Dru,, auf
der Insel Singapur und auf Malacca in der var. (Ji.'^crrpinis , auf Borneo in der var. iiiiprsrciis, auf Timor
in der var. iiiiiornisis nur in männchenfärbigen Woiljchen vor, während z, B. alle weiblichen Stücke aus
Siam, Vorderindien, Ceylon (var. Frotoi/ciiia Cr.) vom Männchen durchaus vorschieden sind.
Weiter kommt von Papilioniden Pap. Mcropr L. in Madagascar nur in der monomorphen ge-
schwänzten Rasse (subsp. Mcrloncs Feld.), vor; in Abessynien bleibt die Art als subsp. Antinorü Oberth.
zwar in beiden Greschlechtern geschwänzt, doch treten neben der männchenfärbigen noch zwei in der
Färbung und Zeichnung durchaus abweichende Weibchonformen auf, var. niarhia und r/isphuic Kheil. In
Mittel- und Südafrika endlich konunen weder männchenfärbige, noch geschwänzte Weibchen vor und sind
sämmtliche Vertreter dieses Goschlochts, so z. B. die ' var. Hippocooii F., Dionysos Westw. Trophoniiis
Wcstw. von dem Männchen so durchaus verschieden, so dass man erst in neuester Zeit, nach den Beo-
bachtungen Trimen's und Wheale's, ihre Artzusammengehörigkeit zugestanden hat.
Ebenso besitzt I'op. Tiiniiis L. in den nrjrdlichen Staaten der Union nur männchenfärbige Weib-
chen. Mit der Verbreituntr der Art nach dem Süden treten nach Walsh in Nord-Illinois neben einzelnen
') Ausgenoninieii sind einige besniulcrs Hüchtigc Formen, z. B. in Eni'oiia Mdcriiijlosscii nmi Ai/lia tun L. ^'
^) Wie dnrch photneliemisclie Reliexwirknng von Seiten der Modelle.
') Vielleielit dürften die von I»r. Staudinger (Kxot. Selnuctterl. S. l.'!7) erwähnten „männclicnfarbigen Weibchen"
doch nur zu der grösseren, besonders wälirend der trockenen .Jahreszeit erscheinenden Form der Männchen gehören, worüber
jedenfalls die Untersuchung der Vordcrtarsen den entscheidi'udeii Aufschluss geben würde.
Bibliotheca Zoologica. Heft VUI.** 15
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gelben fünf- bis sechsmal so viele vom Miinndion durchaus abwcielieiide duiikle Weibchenformen auf, und
schon in Siid-lllinois scheinen die gelben Formen ausgestorben zu sein. So findet man im Süden des
Gebietes nur die dunklere Varietät (v. (fkwciis L.), welche die ursprünglichere männchenfärbige Weibchen-
form vollkommen verdrängt hat.
Vielleicht gilt dasselbe für den südlicher auftretenden P. Polycaon Cr.
Auch bei einem Segelfalter, P. (Cosm.) Xantides Bates (Guatemala etc.) kommt ausser der ur-
sprünglichen Weibchenform im Süden des Verbreitungsgebietes, in Panama, eine verdunkelte alnveichonde
Varietät desselben Geschlechts, var. I'hilcnora, vor.
Forschen wir nun nach den Ursachen, welche diese Abweichungen des Weibchens von der Tracht der
Art veranlassten, so dürfen wir wenigstens für Pap. Meropc L. und P. Tiiriuifi L. nach den Auseinandersetzungen
des I. Theiles dieser Arbeit mit Sicherheit annehmen, dass die heute noch erhaltenen Spuren der Ent-
stehung beider Arten nach dem Punkte ihres Verbreitungsgebietes hinweisen, in dem sie heute noch
monomorph sind. Wie P. Turnus in Nordamerika, ist auch die madagassische Inselform von P Mcrojx;
subsp. MerloHcs Feld., sehr häufig, nach Mabille') sogar „gemein."''^) Aehnliches gilt, soviel meine Er-
fahrungen ein Urtheil erlauben, für die Singapurform der Elyniynas umltäari.'i Dru., die ich zahlreich längs
der Waldwege dahinfliegen sah. Dasselbe gilt vielleicht für einige der übrigen polymorphen Arten von
Papilio, so für P. Pammon L. an den Orten, an welchen nur männchenfärbige Weibchen vorkommen.
Leider fehlen für die meisten Arten genauere Notizen über diesen wichtigen Punkt.
Mit der Verbreitung des P. Meropc und des P. l'unixs nach Süden scheinen sich nun die gün-
stigen Existenzverhältnisse, welche im ursprünglichen Gebiete die monomorphe Art in hoher Individuenzahl
erhielten, zu ändern. Wahrscheinlich trug hierzu besonders eine zunehmende Spärlichkeit der sonst als
Raupennahrung dienenden Futterpflanze bei , welche die Unterbringung aller Eier seitens des legereifen
Weibchens erschwerte und nicht die Ernährung aller Jugendstadien gestattete. Dadurch konnte ein Zu-
stand des Nahrungsmangels eintreten, dessen Resultat nach Du sing im Allgemeinen das Vorwiegen
des männlichen Geschlechts ist. Letzteres ist aber untrennbar verbunden mit der relativen Ab-
nahme des weiblichen: so erklärt sich die grössere Seltenheit des weiblichen Geschlechts, wie wir
es z. B. bei den Tagfaltern mit wenigen Ausnahmen so häufig ausgesprochen finden. ^)
Zu solchen ungünstigen Ernährungsverhältnissen kam wahrscheinlich noch ein neuer oekolo-
gischer Factor hinzu: die sich mehrenden Angriffe hartnäckiger, zum Theil erst neu auftretender
Feinde der Art.
Im Allgemeinen nimmt die Erbitterung des Kampfes um die Existenz schon mit dem Herantreten
an die Wendekreise zu und findet ihren Höhepunct in Thier- und Pflanzenwelt in den Tropen, bedingt
hauptsächlich durch die vielseitigere und raffinirtere Entfaltung, wenn oft auch kürzere Dauer der Lebens-
thätigkeit. So nimmt denn auch vor Allem die Zahl der insectenfressenden Vögel , Eidechsen , Raub-
insecten und wahrscheinhch auch diejenige der Schlupfwespen und Raupenfliegen zu.
') P. Mabille, Rist, des LcpidoptOres de Miidagascar 1^86, p. 8.
^) Merkwürdigerweise habe ich kein der Insel eigenthümliches Beispiel von Mimiery aus der madagassischen Fauna
auffinden können, was ich für einen Beweis für die Entstehung der Mimiery durch sociolngisehe, nicht pliysikalisch-chemische
Ijokaleinfiüsse halte.
'^) Allerdings geben Zimmcrznehten oft ein von den im Freuen lierrsclienden Verhältnissen abweichendes Resultat.
— 109 —
Wiilu'scliuiiilicli war es auch der tliej;eiide Falter, ilur iiiiter den Aiigiiil'eu z.B. der Vögel
litt. Ich führe dafür von den erwähnten Arten nach den wenigen vorliegenden Literaturangaben nochmals
an, dass F. 'Tarnns nach Edwards von einem Kuckuck genommen, P. Meropc von einer Tchilrea ver-
folgt und dass nach A. Arnold F. Fanunwi. von Vögeln gefressen wurde. Dass diese Angriffe der Art-
feinde sich besonders auf das Weibchen richten werden, ist daraus erklärlich, dass dieses, liesonders wenn
es nach der Befruchtung mit prall von Eiern erfülltem schweren Hinterleibe die einzelnen für die Raupe
geeigneten Futterpflanzen zur Eiablage aufsucht, ebenso durch seinen schwerfälligeren Flug wie als an-
scheinend fetterer Bissen die Aufmerksamkeit der Vögel erregen muss, deren Angriffen es schwerer als
das stets schnellere Männchen entgeht.
So sind nach A. 1\. Wallace (Darwinism p. 248) in den Prärien, wo das dunkle Turnus-
Weibchen fliegt, die insectivoren Vögel besonders zahlreich.
Daher wird es erklärlich, dass eine neu eingewanderte Art, ehe sie sich den herrschenden Lokal-
einflüssen angepasst, durch diese Angriffe und ungünstigen Ernährungsbedingungen in ihrer Individuenzahl
so leiden konnte, dass sie dem Aussterben nahe war. Die zunehmende Seltenheit Hess es endlich nicht
mehr vermeiden, dass Kreuzungen zwischen blutsverwandten Individuen eintreten mussten, durch welche
die Zahl der Keime und wahrscheinlich auch der weiblichen Geburten nicht nur vermindert, sondern auch
besonders das weibliche Geschlecht in seiner Lebenskräftigkeit krankhaft gestört wurde. In dieser Zwang-
lage nun begann bei den Arten, welche einer Varietätenbildung überhaupt fähig waren, eine reiche
Bildung von Spielarten des Weibchens, die theilweise zuerst auf secundärer Verdunkelung der Flügel')
beruhten (centralamerikanische Einnenfalter), welche das Thier unauffälliger machte.
Zu den besonderen Eigenthümlichkeiten des neuen tropischen Aufenthaltsortes tritt nun noch
ein oekologischer Factor hinzu, welcher die Erhaltung bestimmt gerichteter Variationen im Ver-
hältnisse zu den übrigen begünstigte: das Vorhandensein charac teri stis ch gefärbter, in
grossen Mengen auftretender einheimischer tagfliegender Schmetterlinge, welche
von den einheimischen Vögeln bereits ihrem A e u s s e r e n nach als widrig schmeckend
erkannt und von ihnen gemieden waren. So musste eine Varietät vor den übrigen Formen der
immer noch sehr seltenen Art gegen die Angriffe der Falterfeinde relativ mehr gesichert sein, je mehr sie
den immunen Arten glich.
Eine Untersuchung über die äusscrlichen Vorgänge, welche die Umwandlung der noch nicht
mimetisclion in diu mimetische Weibchenform bewirkten, wird sich natürlicii auf diejenigen Formen am
besten stützen, welche noch man n chen f ä r bige Weibchen besitzen.
Um wieder der im descriptiven Theil inno gehaltenen systematischen Anordnung zu folgen, so
treffen wir unter den Nymphalinen bei Arijyiiiiln Anjunns Sparrm. in der am weitesten verbreiteten Form
des selteneren Weibchens jSFiplir L. eine unvollkommene Anpassung an den gemeinen mit iiir zusammen
vorkommenden Dan. Cliryslpinifi L. Bei vur. Niplte nun treten anscheinend hauptsächlich Rückschlags-
erscheinungen auf eine schwärzliche mit weisser Suliaiiicall)inde gezierte Vorform auf, wie sie uns in
') Wir luiljeii in lUeser Sclnvärzung wulil eine l!eai;tiün iles knuikliari eiupliiiilliclien Urginiismns ;uii' ilic speeilisulien
pliysikaliscli-chemisclien Einttüsse des lieissereu Klimas zu veramthen.
15*
— 110 —
manclicn Cethosienwcibcheii ') voiliogt, dooli ist die Vordimkclung wie bui dem iMudull auf die Spitze des
Yorderflügels beschränkt, besondeie Anpassiingsiiiittel aber kaum entwickelt.
Bei der Satyrido J'Jlipiniiiifis Hiid/ilaris IJru. sind die vier weissen Aussenrandtüpfel auf den Ilinter-
fiügeln der an Dan. Geimtia Cr. angcpassten weiblichen Varietät l'rotoijenia F. als Fortsetzung der noch
bei der Gattung Coradcs deutlichen VorderHügelbinde wohl ebenfalls ein Product des Ilücksclilages, das
in den Dienst der Anpassung getreten ist. Dagegen ist die eigenartige fuchsrothe Farbe der Flügelmittc,
welche durch den schwarzen Innenrandsstreif der Vorderflügel getrennt wird, nebst der leuchtend weissen
Farbe der Subniarginalbindo der Vorderflügel in schwarzem Felde nur als secundäro Färbungsanpassung
an die rothbraunen Danaer der Untergattung Anosia anzusehen.
In der That sind nun diejenigen Umbildungserscheinungen, welche wir als secundäre Färbungs-
anpassung bezeichneten, zumal sie meist auf der bei Tagfaltern im Allgemeinen stärker variironden Ober-
seite der Flügel auftreten, in viel höherem Grade specieller Anpassung fähig als die relativ beständigeren
durch Rückschlag entstandenen Zeichnungselemente.
In Folge der entsprechend wechselnden Färbung der speciellen Modelle passten sicli denn auch die
Weibchen der verschiedenen Lokalformcn von EL unäiädns auf Java nacli A. Soitz dem dort liäutiffon
Dan. Mclamppnn Cr., in Burma dem Dun. ]Ii'(jcsli)ims Cr. an. Die Lebensweise der mimetischen
Weibchen unterscheidet sich nun dadurch von der der Männchen, dass sie sich weniger an offenen Wegen,
als an freien bebuschten Plätzen aufhalten, auf denen zahlreiche Daiuwr fliegen, und sich bei Verfolgung
in ein Gebüsch schlagen, in dem die ausgebildete Schutzfärbung der Unterseite sie einem trockenen Blatte
gleichen lässt. Ihre Aehnlichkeit im Fluge mit den Modellen ist so täuschend, dass ich sie erst allmfildig
unter den Danaern herausfinden lernte.
Im März dieses Jahres erbeutete ich am Kau Sabab bei Chantaboon (Siam) auch die zuerst von
L. de Niceville aus Burma erwähnte Varietät des Undidurls-W cihchons mit weisslich aufgehellten Hinter-
flügeln, welche wir als v. Hciies'ippo'idvs bezeichnen können. Zugleich beobachtete ich, dass am selbim
Orte eigenthümliclierweise die sonst, in Siam seltenere var. ireiirsipjiKs Cr. des Dun. (rcnutia Cr., die sich
ebenfalls durch kreideweiss aufgehellte Hinterflügel auszeichnet, viel häufiger war, als die braunflüglige
Form. Ausserdem fiel mir auf, dass die /j(r//?/f(/W.s- Weibchen am Kau Sabab im Verhältniss zu den vielen
meist paarweise herumspielenden Männchen bedeutend seltener waren, als ich das sonst beobachtete.
Aus den vielen polymorphen P(rj»»7/o- Arten, wegen deren ich auf Theil I, S. 41 — 51 verweise,
greife ich als am leichtesten zugängliche Art den Pup. Famnioii L. heraus. Wie sich das noch an den
heute erhaltenen Formen stufenweise verfolgen lässt, schliessen sich an die kaum vom Männchen ab-
weichenden Varietäten mit nur schwächer verdunkelter Deckfärbung der Flügel andere Formen mit all-
mälig zunehmender Aufhellung der Hinterflügel an, bei denen die Raudmondc der Unterseite orangerotli
auch auf die Oberseite „durchtreten." Endlich tritt durch weiteren Rückschlag auf den Hinterflügeln noch
ein Innenrest der sonst nur liei ursprünglicheren Formen der Rinncnfaltor vorkommenden weissen Mittel-
') Ei'wiiluu'ii will ich liier, diiss das J[äniu:lien vuii Citliiixid Ci/iinf ])rn. eine "Tüssere bis auf die Ijeiliesl'arlie ausgedeliiitc
Aehnlichkeit mit Dan. ('hriisippu)! liat, als das ahwcichende sehwarzweissliche Weibchen. Es ist dies der einzige mii' bekannte
Fall, in dem das Mannchen einer übrigens wohl selbst immunen Art einer mit ihm zusammen vurkommenden ebenfalls widrigen
Form älnüicher ist als das Weibchen. Wir dürfen hier natürlich nur an eine selbstständig entwickelte Convergenz denken, da
die fuchsrothe Färbung für so viele Männchen der yl/'(///!i»/s-Gruppe charakteristisch ist.
— 111 —
binde auf uiul so entslolit diu Kunii l'nUjlcs L, die ziigleioii eine A'aeliulunuug von l'li. unstulurliuw F.
darstellt. Als reine Färbungsanpassung haben wir dagegen /,. B. die secundäre Verdunkelung der Jlintcr-
fliigel bei der var. lloiiiiäns: anzusehen, deren Jlodell der I'Il ILrtar L. ist, während das Auftreten der
licllen Vorderflügelbinde wiederum als in den Dienst der Anpassung tretende ItückschlagscrscLcinung zu
deuten wäre.
Wie die FlDiimidS-Avt kommt auch der F. Fdiiiiiioii in Siam nur in der niimetisclien bedeutend
selteneren AVeibchenform var. Poli/ics- L. vor, welche sich im Fluge von ihrem Modell, 1'. (l'liann.) uri-
stolochidi' var. Dijiliiüis Esp., mit dem sie besonders häufig an Leguminosenblüthen (Cacst(l,/)iiun pulrlu-rnmu)
zusammen getrott'en wird, mir durch die schwarze Leibesfarbe und das bei Verfolgung flüchtigere Be-
nehmen unterscheiden lässt. Auf Singapur dagegen findet man in ungefähr gleicher Zahl männchenfärbigo
und AVeibchen der l'id/)trs-VoYm, obwohl der Aristolochicnfalter fehlt. Es wäre der Mühe werth fest-
zustellen, ob die unstreitig eingewanderte mimetische Form allmählig dort aussterben wird. — In grösseren
Iliihen des Himalaya, wo der Aristolochicnfalter wohl fehlen dürfte, kommt ebenfalls nur die männchenfärbigo
ursprüngliche Form vor, während die Weibchen in den heissen Thälern derselben Gegend im Kleide des
Aristolochionfalters erscheinen, der wahrscheinlich selbst nur selten über 4000 Fuss hinausgeht. Leider
fehlen bei dieser Notiz J. H. Hooking's, welche Distant ') als Beweis, dass die „Variation somewhat
of a seasonal nature" ist, mitgetheilt hat, die Angaben über das Modell.
Es wäre nun sehr interessant, die mimetischcu und die nicht mimetischen AVeibchen darauf hin
zu untersuchen, ob erstere nicht vielleicht eine geringere Anzahl von reifen-) Eiern oder von Eikoimen
überhaupt enthalten. Die von mir untersuchten 7'((;y(<y^(;;(-AVeibclH'n in Bangkok, ebenso die von Ebinin'mfi
tnididuns hatten von letzteren stets nur 20—30, so dass schon die geringe Fruchtbarkeit der Art eine
grössere Sicherheit des befruchteten AVcibchons bedingen muss.
Dass aber in der That die Verbreitung der widrigen Modelle die Anpassung der mimetischen
AVeibchen bestimmt, indem zugleich Rückschlags- mit Anpassungserscheinungen vereinigt werden können,
sehen wir am schönsten bei P. ilcropi' L.
Ein Vergleich der auf Taf. I, Fig. 1 — 3 abgebildeten weiblichen Formen der s/ihsp. Antinorü
Oberth. zeigt uns eine „bis auf den Tüpfel" vollkommene Uebereinstimmung der Zeichnung bei beiden so
durchaus verschieden gefärbten abweichenden AVeibchen (Fig. 2 und 3). Diese Zeichnung unterscheidet
sich von der des männcheufärbigen AVeibchcns (Fig. 1) vor allem durch grössere Regelmässigkeit und er-
innert, mehr noch als an die der madagassischen snbsp. Mrriones , von der sich suhsp. Änthwrli durch
stärkere distale Aufhellung und Erlöschen der dunklen Bänder entfernt, an den Stammformen der Mcropr-Qv.
nahestehende Arten, wie P. var. T/irrsdiiilcr F., die ursprüngliche, an die monomorphe Ooi>staidiinis-Gmi)\m
erinnernde AVeibchenform von F. Fhnrcas F. So nehme ich an, dass Formen wie die abessynischen var.
niaviiin Khcil und var. riisphnie Kheil entstanden, indem AVeibchen von dem Typus der Fig. 1 zuerst nur
in der Zeichnung auf die den mimetischen A'arictäten gemeinsame Urform der letzteren zurückschlugen
und dass die gelbgefärbten Formen unter ihnen im Kampfe um die Existenz wohl ausstarben, während die
unter afrikanischer Sonne zuerst wohl weniger auffällig, dann intensiver weiss (var. Xiuriiia) oder ziegel-
') W. L. Distant, Rliopaloccra Malayana, Lomlon 1882 — 8ß, p. 340.
-) In diesem Falle, d. h. wenn die Eiablage nm- langsam und allmalilig vor sieh geht, Avürde die miraetiseho An-
passung besonders die längere Sicherheit vor Feinden bewirken.
— lll' —
i'ütli fviir. ntspiiiac) ') gefärbten Vaiietiileii diiicli die wenn auch zuerst geringe Aelmliciikeit juit den
Modellen (Anumris Niavia und Danaus Chrysippun) als in gewissem Grade besser geschützt erhalten blieben.
Bisher kennen wir keine Weibchcnfornien des F. Mcropc aus Central- oder Südafrika, welche
noch den Hintertlügelschwanz führte, der die abessynische Ilasse Antniorii Oberth. und die madagassische
monomorphe Rasse (Mvrioncs Feld.) wie die Vorfahren der Gruppe auszeichnete. Der Wegfall dieses die
Aohnlichkeit mit den Modellen nur störenden Anhängsels ist aber als wesentlicher Vortheil für die mime-
tischen mit der Verbreitung nach Süden seltener werdenden Weibchen anzusehen, da er die Aehnlichkeit
mit den Danaern bedeutend erliöht. Zudem liegt, wie ich im I. Tlieil zeigte, in der Abi'undung der Hinter-
tlügel ein in dem Entwickelungsgange der Pajnlionen allgemein ausgesprochenes Umw-andlungsprincip und,
wenigstens hier, ein allerdings von dem Weibchen gemachter Entwickelungsfortschritt, der als Wirkung
natürlicher Auslese erklärbar ist.
Die Formen mit abgerundeten Ilinterüügeln zeigen neben geringen Andeutungen eines weiter
zurückgreifenden Rückschlages (Marginalmond im 6. Vorderrandsfelde der Vordertlügel), dessen Auftreten
ebenfalls für die Vermehrung der Aehnlichkeit mit den Modellen von Nutzen ist, besonders vortheilhafte
Anpassungen der Färbung an die characteristischen Aensserlichkeiten der Modelle ihres bestimmten Aufent-
haltsortes, welche endlich bei den südlichsten Formen die grösstmöglichc Aehnlichkeit der var. Ceitca Stell
mit Äinauris Ucherui Stoll und der o var. Hippocooniäcs mit der A. Niavia var. dominicana Tr. hervorrufen.
Aehnlich passte sich auch das minietische Ttoiiiis-Weihchen, var. Gluacits L., welches an und für
sich viel seltener als das männchenfärbige Weibchen ist, dem im Süden seines Verbreitungsgebietes hiiu-
tigen Aristolochienfalter (Pli. Fhikiior h.) besonders durch die secundäre Verdunkelung der ursjjrünglich
vorhandenen, theilweise an der Unterseite noch erkennbaren schwefelgelben Binden und die Entwickelung
des Blauschillers auf der Überseite der Hinterflügel an.
Einen Uebergang von den polymorphen zu denjenigen Arten, welche nur mimetische Weibchen
besitzen, bildet der indische Fap. Castor Westw. Die von den Molukken bis Indien verbreitete Sevenis-
Untergruppe der Rinnenfalter (I, p. 45) enthält kräftige, in beiden Geschlechtern einen starken Hinter-
flügelschwanz tragende Arten mit tiefschwarzer, meist nur durch einen weissen leuchtenden Spiegel am
Vorderrande der hinteren Flügel unterbrochenen Färbung. Ueber Foimen zwischen P. Nqihd/(S Bsd.
(Celebes, Borneo etc.) und P. Cliuon Westw. (Borneo, Slam, Malacca) ging wohl P. Castor Westw. (N.-O.-
Indien, Slam) hervor, dessen Männchen noch durchaus die Färbung der Stammgruppe besitzt und sich in
der Plügelforni nur durch die etwas variable zahnartige Reduction des Hinterflügelschwanzes als abgeleitete
Art der Untergruppe darstellt.
Bei dem Weibchen {Volln.c Westw.) dagegen weicht die Flügelform von der des Männchens, welche
letztere die der Gruppe ursprünglich zukommende darstellt, vor Allem durch die am Aussenrande statt concav
ausgeschnittenen, eher convex zugeruudoten Vorderflügel ab; zugleich sind die Hinterflügel kürzer und breiter
als bei dem Männchen und im Innenfeldc stärker erweitert. Nach J. Wood-Mason^) kommen nun
') Die var. rutipincie erinnert auch ziigieieli elwas an ilas eliaraeteristiseli afrilianiselie Kleid der AUtii JIdcitti Cr.,
deren Nachalinier Kuphaetira L'iispijut Hew. (Ni/iiijilitili<I.J von Klieil als Mudell für die rutlic yl)!(/rtwy(V-Varictät angeselien
wurde, weshalb er letztere „liuajiiniut" benannte.
-) .J. Wüod-Mason, On a new spceies of Papilio l'ruui .South India witli reiiiarks' on tlio speeies allied lliereto
(Journ. As. Soe. Bengal. Calciitta Vol. XLIX, Part. 11, 1880, p. U-l-UO) m. 2 Taf.
— 113 —
Weibchenformen mit uml solclio olino zalinförmigon Scliwaiiz am 3. IMedianast (l(>r Hiiiterfliigel vor, von
denen ich erstcrc für ursprünglicher halte. Denn dass die Verbreiterung und die vollkommene Ab-
rundung der Ilintertlügel eine von Seiten des Weibchens angebahnte Anpassungserscheinung an die breit-
flügeligcn langsam fliegenden Danaer ist, sehen wir aus der Färbung dieses Geschlechts, die von der des
Männchens durchaus abweicht. So tragen die Vorderflügel eine dem Männchen fehlende etwas unregel-
mässig ausgebildete Randtüpfelreihe und einen einzelnen Tüpfel am Zellende. Auf der Oliersoite der
Ilintertlügel dagegen wird der abgekürzte Spiegel der Mfinnchen durch eine breite, durchgehende gleicii-
mässige Aufhellung des Discus ersetzt; zugleich treten die Marginalmondc; der Ilintertlügel auch auf der
Oberseite hervor, während die Limbabnonde beider Flügelpaare sich erweitern. Dadurch besitzt das Weib-
chen eine durch die matte Färbung noch verstärkte Aehnlichkeit mit Arten von Baiians, bes. J). (Tirmii.)
Limniacc Cr. Müssen wir nun die l'ärbung und Flügelform als secundäre Anpassungserscheinungen an das
Modell ansehen, so lässt sich die Zeichnung wiederum als Product eines Rückschlages auf ursprünglichere
Rinnenfalter ansehen, Avclche noch den Rest einer Zell- und eine durchgehende Randbinde auf den Vorder-
flügeln trugen.
Viel häufiger sind die Arten, bei welchen, soviel bisher bekannt'), die mfinnchenfärbigen Weibchen
ganz ausfallen und nur noch mimetisch angepassto vorkommen.
Hierher gehiiren, um nur die wichtigsten Arten zu erwähnen, an Nymphaliden ^) Argynniü Sarjana
Dbld. (Ostasien) und A. Dkuiii Cr. (südl. vereinigte Staaten); ILij/oIuiiikis Misijipii.'i L. (Asien, Afrika) und
zahlreiche Arten derselben Gattung aus der indo -australischen Region; ]''in-lj)ns Ihditlicrscs Dbld. eben-
daher und Jüiplincdra Zanipa Westw. und Eh. Ek/is Dru. aus Afrika.
An Satyriden gehören hierher zahlreiche, mit einer Ausnahme (E. T'/iei/rx L. Afrika^ indo-
australische Arten von l'Jliiiiiiiius, sowie Zdlicnt Piiiiplra Er. und Z. Mnsa Feld., welche mehrere mimetische
Weibchenformen besitzen und auf die Philippinen und Celebes beschränkt sind.
Unter den Eryciniden sei von den zahlreiclien ausschliesslich neotropischen Arten, welclie mime-
tische Weibchenformen besitzen, nur auf ilie der Gattung Aricons und Kcmuidrn hingew^iesen.
Unter den Pieriden treffen wir mimetische Weibchenformen bei den meisten Arten von Eronia
(indo-australische und afrikanische Region) und besonders ausgebildet in der neotropischon Fauna. Die zu
letzterer gehörigen Arten sind dadurch besonders interessant, dass in den Gattungen, welchen sie an-
gehören (bes. Archonias Hb. und Fcrunk Ilerr-Schäff.) zwar bisher noch keine polymorphen Formen mit
männchenfärbigen und mimetischen Weibchen nachgewiesen wurden, aber doch zahlreiche monomorphe und
zugleich ursprüngliche Arten vorkommen, welchen auch die Männchen der im anderen Geschlecht minie-
tiscben Foi-men gleichen. So bilden diese Gattungen ein fast ebenso günstiges Beweismaterial für die
These, dass jede mimetische Anpassung von Seiten der Weibchen ausging, als die Papilionen.
Weitere Beispiele liefern uns die Anpassungen an Danainen, Acraeinen und Heliconinen ^) unter
den Rinnen f altern. Unter den Vertretern der afrikanischen Region erinnert nur das seltene Weibchen
des zur Oribazus-Gv. gehörigen I\ diSj^)ariU.s Bsd. obertiächlich an Euploeen; ebenso gleicht nur das Weib-
') Sicherlich werden diese Falle mit dem Fortschritt un.serer Kenntni.ss der Exoten .stark vermindert werden.
-) Wahrsclieinlich gehören hierher auch gewi.ssc centralamerikanische Arten von Plii/ciodes.
') Für die .-\ 11 passangen an die .\ristoloeliieiifalter verweise ieli auf das vorhergehende Capitel.
— 114 —
eben von P. ([ijiioiin F. der .4(7V((y( f/ara L. und dasselbe Geschlecht des nahe vorwandten ]'. cr/tnioidrs Tr.
der Aniuuris ec/icrid ¥.
In der auf der Oberseite undeutlich an Ilrlifoiiiiis Mdpommr. L. erinnernden abweichenden Weibchen-
forin der var. ZKddacIn Devv. des l'uii. Ca.vu'ns Westw. finden wir einen deutlichen Fingerzeig dafür, dass
bei dem sich unmittelbar anschliessenden Piq). cukrprmifi Ilew. (Ecuador) ') die Anpassung an den
Ileliconier, welche bereits auf beide Geschlechter des Rinnenfalters überging, ebenfalls vom Weibchen er-
worben -wurde. Dass dies auch bei den Anpassungen der indischen Cosinndr^iiiuiü-kvian an Danaiden ge-
schehen sein wird, ersehen wir aus der bereits im I. Theil angeführten Thatsache, dass ausschliesslich das
Weibchen des J\ (C.) Xenodes Dbld. durch die lebhaftere Bräunung der Hinterflügel dem Damms Tjitlus L.
(Sikkim) gleicht und das Weibchen von P. (C) LiiodocHS de Haan durch die schärfer ausgeprägte Fleckung
der ldco2)sis Dkos Bsd. bei weitem ähnlicher ist als das Männchen.
Dass in vielen Fällen die für das Weibchen werthvolle Erwerbung sich all-
mählig auf das Männchen übertrug, beweist besonders das von Butler angeführte Männchen von
Aniiimds An/i/niis Sparrm. aus Formosa mit schon theilweise erkennbarer Bdiiaus-Fiirlnmg und die von
Forbes erwähnten Männchen des lIijpolmiHus anowala Wall. (British Museum) „die fast ebensoviel Blau
als die Weibchen haben." Auch von dem siamesischen Ilij}). liolina L. besitze ich Männchen, welche die
breiten weissen Hinterflügelbinden der mimetischen Weibchen bereits führen.
Die weitere Ausbildung und Heb ertragung vortheilhafter, mimetischer, tlieils in Anpassung,
theils durch Rückschlag vom Weibchen erworbener Eigenthümlichkeiten der Zeichnung und Flügelform
lässt sich besonders schön an den die Gastor- mit der Vanope-Gvw^^e verbindenden Arten der Rinnenfalter
verfolgen. So trägt bei P. 3Iahad('va Moore (Tenasserim) das Männchen auf den Hinterflügeln innerhalb
der Marginalmonde schon eine scharf umschriebene durchgehende Aussenzellbinde, welche derjenigen ursprüng-
licherer Formen (z. B. der ^'Vy»(»r»,s-Gruppe) homolog ist, dagegen entspricht die Zeichnung der Vorder-
flügel noch der von P. Citstor Westw. cT Einen weiteren Fortschritt in der Annäherung der männlichen
an die schützende mimetische Tracht des Weibchens finden wir bei P. Mc]i(du Moore (Burma), bei welchem
der bei Citstor 9 erwähnte weisse Zellrandtüpfel der Vorderflügel sich auf das Männchen ausdehnt, während
das Weibchen durch die erweiterte Aufhellung der Hinterflügel sich an Castor o anschlicsst.
Eine noch höhere Entwickelungsstufe nimmt P. Drariddriim Wood-Mason (Südindien) ein, denn
hier trägt endlich auch das Männchen auf den Vorderflügeln die Reihe weisser Randtüpfcl, welche wir
zuerst bei Gastor y feststellten. Zugleich stimmen beide Geschlechter auch in der Zeichnung durchaus
überein, nur ist die Aufhellung bei dem Weibchen matter und die Tüpfel strohfarben.
So entsteht eine gewisse, bei dem Weibchen stärker ausgebildete Aehnlichkeit mit braunen, weisse
Randtüpfel tragenden Euplocen, wie Eupl. Gore, L.
Wie flüssig noch die Färbung gewisser Arten der P«»oy;r-Gruppe ist, sehen wir an P. Poiope L.
selbst, bei dem im Westen des Verbreitungsgebietes nur die braune, der lüiploea Gore L. ähnliche Form,
im Osten dagegen neben dieser, anscheinend ebenfalls in beiden Geschlechtern, noch weisslich aufgehellte
Stücke vorkommen, welche mehr an Gastor o erinnern und hellgefärbten Danaern der östlich weit ver-
breiteten Ä'/(////.s-Gruppe gleichen.
') nuroh Versehen ist die ilieseii Faltei- beliaiiileliide Stelle in Tlieil I. ji. 94 statt hinter den ersten Absatz dieser
Seite, W(diin sie gehört, hinter den zweiten gesetzt worden.
— 115 —
Die Vererbung der seitens der Weibchen erworbenen mimetischeu Anpassung auf das Männchen
findet anscheinend erst in solchen Fälhm statt, wo letztere bei dem Weibchen auf beiden Seiten bereits
genügend entwickelt ist, um die Feinde der Art zu täuschen. Zuweilen geschieht diese Vererbung derart, dass
die mimetische Anpassung zuerst auf der Unterseite eintritt. So trägt das Männchen von EiiplKtnlnt Zumpa
Weslw. die auf der Oberseite des Weibchens entwickelte .l/c^/.v-Färbung, so führen die Männehen mimetischer
J'n-rliiiliris-Arten {M<dc)ik<( Cr., LorciKc Ilew.) die /j//fo;v7(-Tracht nur auf der Unterseite der Hinterflügel.
Von den zahlreichen in beiden Geschlechtern mime tischen Formen seien hier nur die
wichtigsten Vertreter derjenigen Gattungen angeführt, von welclien wir bereits ausschliesslich im weiblichen
(ieschlecht mimetische Arten besprochen haben.
Hierher gehören an Nymphalinen die mimetischen Arten der rein afrikanischen Untergattung Exridia,
die ebenfalls afrikanischen Enphacdni nniphia Hew. und Eii. Zatldarhi Dew., einige indische EnrijiKS- und
neotropischo l'/i i/ciadrs- Arten; an Satifrinrn die zur Untergattung Aiiicrliuiiia Hew. gestellten Zet/tem-Arten
und Z. diddi'iiioidrs Moore der indo-australischen Region ; an Pieriden besonders viele der stärker modi-
ficirten BisniorpJda- Arten, ') die Arten der Tercas- und i?('?foH«-Gruppe von Archoiiins und Pornte Lcitco-
drosiiiir Koll., welche sämmtlich in der neotropischen Region leben.
Ebendahin gehören auch an Papilionen, um von den Anpassungen der neotropischen Segelfalter
an die Aristolochienfalter abzusehen , die sich an Acraeen und Danainen anschliessenden mimetischen
Formen der afrikanischen und indo-australischen Arten der Zididcs-Gohorte von CosiiwdcsiiiHS, soweit sie
nicht schon auf voriger Seite erwähnt waren. Weiter gehört hierher von afrikanisclien Rinnenfaltern die
Bcx- und ÄiitinMcliiis-Cir., von indisch-australischen die Pdiiopr-Gr. mit P. Cauiins Westw. und P. paradoxiis
Zinck. etc., endlich der südamerikanische F. ciärrphuif; Hew. und die Arten der neotropischen Ziq/rc/t.i-
Gruppe. ^)
So dürfen wir wohl den Schluss ziehen, dass auch bei den von uns als mime tisch an-
gesehenen monomorphen Arten, welche zu anderen als den bisher besprochenen
Gattungen gehören, die m i m e t i s c h e Anpassung von Seiten der Weibchen ausging,
obwohl es uns nach der jetzigen Höhe der Entwickelung der Arten und dem heutigen Stande unserer
Kenntniss nicht möglich ist, diesen Nachweis für alle Formen zu führen.
Hierher gehören vor Allem an Nymphalinen die mimetischen Arten der indischen Ga.ttnng'HestiiM,
die der afrikanischen Gattung Pscudaeraea, die nordamorikanischen mimetischen Arten von Linicmtis, die
neotropische Victorhia Stlioidcs, gewisse Addplid-. und die ebenfalls neotropischen Froioiionuis- Arten; an
Satyrinen die Arten der indischen Gattung OrhiDiiia. Weiter gehört hierher der grösste Theil der
mimetischen Eryciniden, alle mimetischen Lycaeniden, die meisten mimetischen Pieriden der Gattung Ficrls
und J'riniim'is und alle schmackhaften mimetischen Heteroceren.
Nach vorangegangener Besprechung sind wir auch im Stande anzugeben, ob die mime tische
Anpassung zuerst am fliegenden oder ruhenden Thier, auf der Ober- oder der Unter-
') 'Währeiul tlie Aelinliclikcit der Weibclien mit Jen J[oilellen in den abgeleiteten Grnppen dieser Gattung geradezu
vollkomnii'n ist, wird die der llännclien liier dureli die Entwickelung der ausgebildeten Dufteinricbtung auf der Oberseite der
Ilintertliisel. in deren Dienst auch die Vorderfliigelunterseite tritt, stark beeinträchtigt.
-) Der eigenthümliclier Weise vor dem Zellende ausgebende 3. Radialast der Vorderfliigel bei der Ziiyreus-^h-. wie der
in den Hinterflügelschwanz bineintretende vorderste Cnbitalast des cbinesischen Vap. Elwesii lassen sieh bei diesen peripherischen
Arten wohl als Zeichen einer weitgreifenden Rückscblagsbildnng auf ursprünglicbere Rinnenfalter auffassen, die sich auch im
Geäder ausspricht.
Uililintlieca Zoolngica. Uelt VHI. »* 16
— HG — .
snito dov Flügel entstand, hn Allgemeinen dürito die ersterwähnte Annahme Geltung haben. So
sehen wir bei den ursprünglicheren Arten von Eliininiati, der einzigen Gattung mit mimetischen, auf der
Unterseite eine ausgebildete Schutzmusterung besitzenden Weibchen, diese mehr oder weniger beibehalten
und damit die Gewohnheit verbunden, sich bei Verfolgung ins Laubwerk zu schlagen. Nur bei denjenigen
Arten, welche sich an die auf der Unterseite der HinterHügel so grell gezeichneten Formen von DiTiaf^
anpassten, musste auch diese Färbung frühzeitig auf der Unterseite entstehen, um die Aohnlichkcit über-
haupt hervorrufen zu können. Bei den Euploeen-Nachahmern hingegen lässt sich iiire allmählige Fntw ickehing
aus der Schutzfärbung noch deutlich verfolgen.
Weiter gleicht das mimetische Weibchen der kleinen neotropischon Pieride Arrlidulds ]'i)Uiiii('(i
Butl. nur auf der Oberseite dem Modell Amird iKi.r Bates o {Icneomclas Bates). Auch die Ai'ten der neo-
tropischen Nymplialidengattnng ]'rofo(/inn/is gleichen in beiden Geschlechtern ihren Modellen (IMiroiii/is
eucrute etc.) ebenfalls nur auf der Oberseite, während die Unterseite die in der Gruppe weit verbreitete
Schutzfärbung und Flügelform beibehalten hat, welche das ruhende Thier einem verwelkton noch am
Stengel festsitzenden braunen Blatt so täuschend ähnlich erscheinen lässt.
Eine interessante Ausnahme von der eben aufgestellten Regel bilden die afrikanischen Rinnenfalter
der Zeiiohia-Gni'p'pc, deren Unterseite bereits in beiden Geschlechtern, am ausgebildotsten allerdings bei
der kleinsten und seltensten Art, bei P. Cijiioiia F., an die des ruhenden Weibchens der Arrara (jara L.
erinnert, wofür man die Abbildungen auf Taf. IIl, deren Fig. 19 auch für das Männchen gelten kann,
vergleichen wolle. Bei dem Weibchen von 1'. Ci)iio>-ta F. {Bomluvalh(mifi Westw.) ti-itt die für die Art-
erhaltung so vortheilhafte Aehnlichkcit mit dem widrigen Modell endlich auch auf der Oberseite auf und
damit auch im Fluge in Wirkung.
Unter den in beiden Geschlechtern mimotischen Arten haben wir neben recht häufigen auch die
seltensten Formen der Nachahmer zu verzeichnen. Im Allgemeinen gilt aber der Satz, dass eine
Art, je seltener sie ist, auch desto mehr in Flug, Grösse und Zeichnung ihrem Mo-
delle gleicht. Als Beispiele hierfür führe ich den erat einmal bisher gefangenen Pap. rrx Oberth. die
Arten der Z^////wr.s-Gruppe und von . Segelfaltern den schönen 7*. (CosDind.) iäroidr^ Hew. an. Es wäre
von liesondorem Interesse, zu erfahren, worauf die auffallende Seltenheit dieser in der Iniago so ausser-
ordentliclj gut geschätzten Arten beruht. Wahrscheinlich wird es iiier die geringe Zahl der Eier des be-
fruchteten Weibchens sein, welche die Seltenheit erklärt. ')
Entwickelung der Mimicry zwischen immunen Schmetterlingen.
Unter den mimetischen Heteroceren finden wir neben den Angehörigen der unbeschützton Sphingiden,
Sesien, Castniiden, Dioptiden und Lipariden noch Arten aus anderen Familien, welche wir nach ihrer Ver-
wandtschaft und den vorliegenden Beobachtungen am lebenden Thiere, ebenso wie die Glaucopidon -) für
') Als Beleg für diese Ansicht verweise icli .■int" ilas interessante, l>eitc 5 mitg'etlieilte Vcrliiiltniss der Eizalil ininio-
tisclier nnd nicht mimetisclier Attideit. Vielleicht spielt hier die durch die Seltenheit der Kachahmer bedingte Inzucht eine Rolle.
^) Als ]\rodelle der niimetiscdien Oliriirnpit/i'ii dienen statt der .Schmetterlinge neben gewissen Weichkäfern (Li/ridrir)
hauptsächlich stechende lf>/mi'ii<i/itf)-i>n.
— 117 —
rcliitiv iiniiiuii ansehen rnüssiMi. Daliin goliiircn die aiVikaniscIien Aldis hdrilit Cr. nachalinieu3cn
A()aristidcu. J'/xinif/aristK Iwkitoidcs Dew. nml Jüixciiita Fall.-ciistfiiiil Dcw., dahin zahh'eidio indische und eine
ncotropische C/Kilrosüdi'. dahin Arten der nootropisehen 31clumrridcii-GaiUu\g Saiif/ala und solche der I'crl-
ciijiidiiicyi aus den Gattungen Fcrlcopis . Estin iiin. iliiiinsln. Es ist woiil über jeden Zweifel erhaben,
dass die Äehnlichkeiten gewisser Arten von indischen Chalcosiiden mit Aristolochienf'altern, Euploeen und
Idiviisis-Aiicn, die Aehnlichkeit gewisser Saiiii(dii-Avten mit solchen von Acraea (Äcfmotis), die Aehnlich-
keit von Pericopidinen mit Neotropinen und Danainen nur als Producte mimetischer Anpassung an diese so
vielseitig als Modelle dienenden inmiunen Tagfalter angesehen werden dürfen.
Dass auch hier die niimetische Anpassung ur sji rün glich von Seiten d er Weibclu! n aus-
ging, zeigen zwei Pcnro2jis-Avten. Bei F. Amphissa Cr. ähnelt nur das Weibchen, wie schon Fr. Müller
erwähnte, allerdings erst unvollkommen, der gemeinen Ax-runt Aidcas L., ebenso erinnert bei P. tardida Hb.
nur das weibliche Geschlecht (vur. tricolora Wo.) an die bunten Männchen der Vcrtniiiiuis-Gr. der Ari-
stolochienfalter.
Um die wenigen hierher gehörigen Anpassungen unter den Rhopaloceren der palä otro pi sehen
liegion zu erwähnen, so ähnelt das äusserst seltene als E/ijiL coiifKinrtäa Butl. beschriebene Weibchen
von Ehiü. Ei(ftciiioii Hew. (Mindanao) in der Färbung etwas dem monomorphen auf Celebes h.äufigen
DaiiuHS Ismurc Cr. und ist wahrscheinlich aus einer primären, an Etipl. L'tiinacl Moore 9 {Ckmdia F.) er-
innernden, Danaerähnlichen Form hervorgegangen. Weiter erinnert das offenbar secundär viel stärker
als das Männchen aufgehellte Weibchen des den Aristolochienfaltern verwandten Earycus Cressida Cr. an
dasselbe Geschlecht der in Australien so gemeinen Acrara Andnunaclic L.
Auf beide Geschlechter ausgedehnt ist die von R. Trimen zuerst als minietiscii angesehene
Aehnlichkeit des seltenen Aiiniutis Flntcdoii F. mit der gemeinen Eiqdoni Eitphoin; L. (Insel Bourbon etc.) ')
Dies führt uns zu der Schlussfolgerung, dass auch die in der Traclit übereinstimmenden
den verschiedensten Gattungen angehörigen Art-Gruppen unter den neotropischen
H e 1 i c o n i i n e n , D a n a i n e n und Neotropinen Producte mimetischer Anpassung an be-
stimmte meist zu ihnen gehörige Formen sind.
Diese Farbenanalogieen zwischen offenbar wenigstens der Unterfamilie (Neotropliinn) oder der Familie
(DaiuiDiiiDi-pIirii) nach verwandten , theilweise einen scharf begrenzten Yerbreitungsbezirk einnehmenden
Arten aus offenbar allgemein immunen Gattungen schienen auch H. W. Bat es so verwickelt, dass er,
um seine besonders auf die mimetischen Lriihdis-Xvtcn begründete Slimicrytheorie zu retton, es vorzog,
in die Definition der mimetischen Arten aufzunelnnen, dass sie zu weit von einander entfernten Familien '^)
gehören müssten.
Diese Einschränkung wurde bald darauf durch A. K. AVallace's schöne Arbeit über „die Papi-
lioniden der malayischen Region'' umgestossen, in der er unzweifelhafte Anpassungen seitens bestimmter
an andere Art-Gruppen innerlialb dei' Liattung I'apdio nachwies. In weiterer Ausführung zeigte ich dann
im ersten Theile dieser Arbeit, dass in der That in der Gattung Fupdlo drei anscheinend natürliche Unter-
gattungen enthalten sind, deren eine, FluniiKtcopluujns, aus in bestimmtem Grade immunen Formen besteht
') Hierher ;;elinrl atieli diu auffiillejule Aclinlielikell, des Dan. ( Klsn) Mon/cni IIdiu'. (Ccntralafr.) mit Aiiuiiin's F,;i!iilea Cr.
■-) H. ^X. Biites, ruiitiiliutidus tu ;iii iii.secl FaiiiKi, uf tlic Aiiiazuii Valley (Trans. Liiin. Soe. XXIU], p. ,')02.
lü*
- 118 —
und Arten der anderen beiden Untergattungen sowie Angehörigen zalilreiflier ainlerer Familien (Nynn)iia-
linen, Picriden, Chalcosiiden etc.) als Modell der Anpassung dient.
Uebrigens ist H. W. Bat es Yon seinem Princip, nur Analogien zwischen Arten verschiedener
Familien als mimetisch anzusehen, für gewisse Fälle ausserordentlicher Aehnlichkeit zwischen Arten ver-
schiedener Gattungen der Ncotropincn schon selbst abgewichen.
So nennt er (1. c. p. 5Uiij die X((j)rjxf('iies- Arten „cvidently all" Nachahmer von Ithomien und er-
wähnt 1. c, dass JVfyj. Ercilla „vcry CKr'miisli)'' die demselben District eigenthümlichen Arten der Orolina-Gr.
(J. Äelia, Ilinissa, Frisc'dla und GioiilJu) nachahmt und einzeln in den Schwärmen der Ithomien vorkommt.
In allen von ihm als nn'metiscli zugelassenen Analogien ninnnt Bat es stets nun die zur Zeit
(seiner Beobachtung!) am Ort häufigere Art als Modell für die Anpassung der anderen an. So er-
wähnt er p. 526 Ceratinia Anastasia (Ego, St. Paulo), als Anpassungsform an die Melinaea ßludns, G.
Manaos als solche an kleine Stücke von Mrcliamüs l'oIijhijDiiua L. ; Napeogenes ItJim (Para) als solche an
Ithomia Ci/nio Hbn. ; Xaj). Ajiidia. Hew. als solche an Ceratiiiiu rilliäa und Coeno (Neu-Granada); Nap.
XaittJioiie Bates als solche an Mcchanitls Nrsaea, was wir nur billigen können. In einem anderen Falle
hält er dagegen eine Crratinia, G. Xuioiiia vur. Barii, für das Modell nicht nur zu XajJ. Gyricaiussu, son-
dern auch zur selteneren Ifeliniicu Miiusias Hew.
Wie wir zeigen werden, ist aber gerade das gegenseitige Verhältniss der Individuenmenge zweier
Arten dauernden Schwankungen unterworfen, da schon ungünstige äussere Einflüsse (Ueberschwemm-
ungen, Futtermangel etc.) oft nur die eine der local concurrirenden Arten momentan oder für längere
Dauer gefährdet haben können ; während besonders glückliche Existenzverhältnisse (Mangel an Feinden,
günstige Kreuzungs- und reichliche Nahrungsverhältnisse) momentan die Häufigkeit einer sonst seltenen
Form bewirken. Zudem uniss man bedenken, dass gerade unter den Schmetterlingen viele Formen, die
im Allgemeinen nur einzeln vorkommen, periodisch und plötzlich in ungeheuren Massen erscheinen können.
Da somit das Verhältniss der Individuenmenge zweier local concurrirenden Alten bedeutenden Ver-
änderungen unterworfen sein kann, berechtigt uns die zur Zeit gleichmfissigo Häufigkeit zweier einander
täuschend ähnlicher Arten aus verschiedenen Gattungen der Neotropinen auch nicht, hier von einer An-
passung einer Form an die andere abzusehen, weil beide zur Zeit „all equally flourishing" (Bates) sind
und die ausgebildetste Aehnlichkeit auf „eine ähnliche Anpassung aller an dieselben localen wahrscheinlich
unorganischen Bedingungen" hcrabzudrücken. Vielmehr werden wir auch diese Fälle auf ihren mimetischen
Ursprung hin zu prüfen vorziehen.
Einer Untersuchung über etwaige Gesetzmässigkeiten oder Bedingungen, nach welchen die Ent-
wickelung der Färbuu"; bei den einzelnen Artsruiipen der verschiedenen Familien auirehörigon Gattungen
vor sich j.ing, wird vorerst eine solche über das Alter und die genetischen Beziehungen der Gattungen
selbst innerhalb der Familie vorauszugehen haben. Beginnen wir mit den Neotropinen, so erhalten wir auf
Grund zweier vereinigt auftretender Structurmerkmale, der allmählig gesteigerten, bei dem Männchen stets
weiter fortgeschrittenen Eückbildung der Vordorfüsse und Abweichung im Flügelgeäder, folgendes Schema
der Entwickelung der einzelnen Gattungen:
119
7V/o/(o-Tracht ;
(>ro/w//f-Traclit ;
NupcüijcHcs s^t. :
7t«W/«rr//«-Tracht;
0/^/v(.v-Tracht;
J/f'//H«f'«-Traclit.
b Weibchen mit 4-
('idlit/ioiiiia s/i. :
/rc;/r-Tracht etc.
gliedrigcn Vordcr-
füssen :
Cvnit'miii sji. :
/'//(///(/-Tracht;
J/('//;(((('rt-Tracht.
il/^"i(A(/(((f-Tracht ;
Th/iriiliii s/i. :
0((/;-(«.s--Traclir:
II. Männchen mit knopf-
artig verkümmerter
Tibia und Tarsus
der Vorderfüsse:
Mrclimiitis sj). :
Dlirviuui SJI. :
//■(•(/('-Tracht.
J/(7((/((c('/(-Tra('lit.
7'//o((((-'J'racht ;
M(iliuuii-Tvi\e\\\ ;
0(/y/-(/.v-Tracht;
il/k(««('rt-Tracht.
a. Weibchen mit 5-
gliedrigen Yorder-
fttssen :
Itltoiii'iii SJI. :
7V/(/(//(-Ti-acht ;
^//(■(/((-Tracht ;
Oy((?/'/((f-Traclit ;
j!J((r(/;/('(i'/(f-Ti-acht;
^/('/((/((/■((-Tracht :
7)ri((y(/((/((/((-Trarht
Äthcsis sp. :
2hihona- und
b. FUigelgeädcr i. bei-
den Geschlechtern
verschieden :
Eutrrsis .SJI. :
0////'((.s-Traclit.
McthoiKi SJI. :
(Hijras SJI. :
J/cy/(((/(f-Tracht ;
0?//c((.y-Tracht.
I. Weibchen mit 5 Tar-
salgliedern , Männ-
chen m. entwickelter
Tibia und Tarsus an
den VorderlÜssen :
Athi/rt,is SJI. :
Mi'lhiiwa SJI. :
1 //((/•(//oHJft-Traclit ;
1 7/«n«(v/((«-Ti'acht.
a. Flügclgeäder i. bei-
den Geschlechtern
gleich :
THhorua sji. :
77((c///c((((((-Ti'acht ;
//"('/((•-Tracht;
/>(;/(^;/(///(/(/-Tracht.
Nach vorhergehender Tabel!(.' ilürten wir nun unbedingt TifJ/orcd. Dbld. als diejenige Gattung be-
zeichnen, welche sich durch Geäder (und Form) der Flügel und durch die ursiirünglichste Vorderfuss-
bildnng dem DdiiiioiuorjjhcnStmnmß am meisten nähert. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass uns in dieser
Gattung noch Reste der ursprünglicheren Neotropinen erhalten sind, welche schon zur Tertiärzeit die als
Inseln hervortretenden Bergzüge Mittel- und Südamerikas bewohnten, lange bevor es noch zur Bildung der
grossen brasilianischen Tiefebene gekommen war.
- 120 —
"NYciter dürl'on wie wolil luuiolniicii , dass die urspriini^lichste Tracht der Neotiüjiincn iiocli dum
schwarzen, von weissen Tüpfeln, Längs- und Querbinden durchbrochenen Kleide der meisten übrigen Danaer
entsprach und einigermassen an die Erscheinung der rein australischen Palaeotropinen (Jfainadri/as) erinnert.
Diese ursprünglichste und reicliste Zeichnungsforni finden wir noch am ersten in der Boiipl(iii(lii-Gv. der
Gattung 'J'il/iorcii wieder. Aus ähnlichen Vorläufern gingen auch die beiden anderen Färbungstypen der
Gattung hervor, die bei den Neotropinen seltener vertretene mexicanische Jre;(c-T rächt und endlich die am
meisten bei ihner dominirende südlichere bunte 7/«r«(o«trt-Tracht, welche wir Seite 51 mit dem Namen
Mdiiiacen-Tvacht bezeichnet haben. Jedenfalls ist dieselbe von den heute lebenden Gattungen noch am
ersten in der Gattung Tlthorca selbständig entstanden und mindestens ebensogut für einen characte-
ristischen Ausdruck der besonderen, rein physikalisch-chemischen Einflüsse des neotropischen Klimas auf
eine ursprünglich schwarzweisse Tracht, als für eine allmählig immer auffallender ausgebildete Widrigkeits-
färbung anzusehen, wie A. 11. Wallaoe (1. c. p. 239) es will.
Die sich ihrem Alter nach zunächst an Tlthorca anschliessenden Gattungen der Gruppe I b zeigen
in den auf gebirgige Gegenden des Nordens beschränkten Olyms-kxtQU Vertreter eines wohl der Iniie-
Tracht näher stehenden Typus. Aehnlich zeigen die Arten von MdJioiKi Dbld. sämmtüch ein anscheinend
erst später durch gesteigerte Aufhellung der schwarzweissen Tracht selbständig entstandenes für die bra-
silianische Region characteristisches Kleid.
Dagegen dürfte das bunte Kleid der lldiiiaeeii ursprünglich eine Anpassung an die ebenfalls bra-
silianische JIunnuitia-Tracht und zu der Zeit, als die einzelnen variablen Formen noch selten waren und
sich erst zu Arten differencirton, für die Erhaltung der bestinmiten Form von Nutzen gewesen sein. In
verhältnissmässig kurzer Zeit jedoch, bis zur Entstehung der Itliomien, blühten die Melinaeen bereits derart
auf, dass sie in Färbung und Flügelform modificirt, bald als specielle Modelle mimetischer Anpassung
( Meli lutccn -Tracht) dienen konnten. Während wir die Färbung der Äiliijrtis-2\.rtcn ähnlich entstanden
denken können, finden wir in den zwei unzweifelhaft jüngeren obwohl zur selben Abtheilung gehörigen
Gattungen Entrcsls und Atlu-sls Anpassungen an die bereits ausgebildete Olijnis- und 3Iethoiiu-T rächt.
Auch die Gattung ItJioiiiiu, welche die ursprünglichere Gruppe der jüngeren Neotropinen (IIa) dar-
stellt, dürfte in ihren älteren xVrten sich durch mimetische Anpassung der noch seltenen Formen ausgezeichnet
haben. So erinnert ./. Stisiana Feld. (Columbien) an den Boiii^landü-Tyfus, so gleichen andere Arten oft
auffallend noch heute häufigeren 3Idiiiuir)t. Zugleich aber bilden sich in dieser Gattung peripherische ihr
eigenthümliche Färbungstypen aus, von denen später die Enr'imcdht-, die Oroliua-, die Oiuyd- und die
vollkonnnen glasige Fliuno- Tracht vielseitig als Modell mimetischer Anpassung dienen.
In der jüngsten Abtheilung der Neotropinen (IIb der Tabelle) treffen wir nun keine selbständig
entwickelten Artgruppen mehr, bei welchen sich eine eigenartige Tracht ausbihlete; vielmehr treten die
einzelnen Gattungsvertreter ausschliesslich in den verschiedenartigsten Trachten der älteren Neotropinen auf.
So finden wir bei Dinrniia die Mdi.ncweii-, Ohirns-, Mdhonnt- und i-VwiJO-Tracht ; bei Mcdianitis
besonders die Ifiiniioiiia- und ]\[rl.iii(iri')i-Tracht; bei 'J'/iijridIa die Oli/nis-, Irene- und Mdhona-Tracht:, bei
(Jeratiiiia die Melinaeen- und l'hoiio-Tvacht; bei Napeaijeiie.'i endlich die Irene-, ()lt/ras-, Eur'inied'ia-, Ondhia-
und l'hono-'Tracht.
Der einzige mir bekannte Hinweis darauf, dass auch unter den Neotropinen die Anpassung an die
bestinunten Modelle von Seiten des Weibchens ausging, finden wir bei einem Angehörigen der
Gruppe IIb, hei J\IeelKüidis M<tenniis llew., dessen vom Männchen abweichiMides ^Yeibchen (/.vtf/«//V( Bates)
an die gemeine 3Iel.iii<iea Seijlax Salv. erinnert.
— 121 —
Bei der Jlassc der Arten liiiigpgon sind, wie lici den peiiplu'ris<dicii Cii'iiiijien der lünneii- und
Segeltalter und den peripherischen Gattungen der X/iiiij)li(iliiii ii etc., beid(? Geschlechter schon gleichmässig
angcpasst und zugleich dabei ausserordentlich formbestiindig, denn VarietätenLildung kommt, nach Bates
1. c. p. 501 nur mehr bei einzelnen Angehörigen jüngerer Gattungen, die zur Zeit ihre häufigsten Ver-
treter sind, bei J[rrh(niiti.<: Poljiiuiiiii L. und CmiHiiid Nhiiiuhi Bates, vor.
Wir dürfen nun annehmen, dass die Entwickelung der jüngeren Ncof.ropiimi (1 b — IIb) besonders
in den der Eiszeit vorangehenden Zeiträumen des jüngeren Tertiärs vor sich ging. Dasa die gegenseitigen
Anpassungen unter den sich bildenden Arten der verschieden alten Gattungen durch bestimmte oekolo-
gisclie Factoren geregelt wurde, zeigt unsere Tabelle. So stossen wir bereits in der ältesten Gattung
Tlthon-d auf drei selbständig entwickelte Trachten, deren eine, die I[(irm()iihi-Tvac\\i^ nachdem sie von
den MrlliHKrii aufgenommen war, zur dominirenden unter den Ncnlroiihicii wurde. Weiter finden wir in
keiner der zur Abtlieilung I geliörenden l-iattnngen eine Anpassung an eine der selbständig entwickelten
und als Modelle für noch jüngere Formen dienenden 7///oj(NV(-Gruppen. So dürfen wir denn den Sclduss
ziehen, dass die älteren in I aufgezählten Gattungen sich auch in Färbung und Zeichnung als die ur-
sprünglichsten Vertreter unter den heut lebenden Neotropinen erweisen. Zugleich waren die in bestimmten
Kleidern ( Boi/jilin/dii-, Irene-, llanyionht-, (Hijrds- und Millnina-'Yva.chi) auftretenden Arten schon von den ein-
heimischen Schmetterlingsfeindcn als imnnin erkannt und vorliiiltnissmässig geschützt. So konnte denn die
Entwickelung der Vertreter jüngerer Gattungen, so lange sie noch nicht individuenreich waren, unter dem
Schutze der alten aufgenommenen Trachten vor sich gehen und kleinste Einzelheiten der Varietäten,
welche die Aolinlichkeit mit älteren Formen erh('ihten, als besonders günstig sich erhalten und so d(Mi An-
passungsgrad allmählig verstärken.
Blühte die Gattung durch besonders günstige Eiitwickelungsverhältnissc aber auf, wie dies mit
ItJioiiiifi (Abtheilung IIa) der Fall ist, so konnten auch in freier selbständiger Fortentwickelung der
Zeichnung und Färbung, die sich in ihrer steigenden Reduction äusserte, innerhalb derselben eigenthümlich
gefärbte Artgruppen (EnniDeiVia-, OroUiiü- und Oiicfia-Gr., endlich die glasHügelige F/ioiio-Gr.) entstehen,
deren Vertreter heute meist sehr individuenreich sind.
In der aus den jüngsten Gattungen der Ki-ofropiiir)). bestehenden Abtheilung (II b) treffen wir denn
auch hauptsächlich Anpassungen an die in la und IIa erwähnten Abtheilungen. Zugleich konnten sich
auch bei ihnen in besonders aufblühenden Gattungen bestimmte Modificationen der ]\[cHii(ir('ii-Tracht unter
so günstigen Bedingungen entwickeln, dass sie mit zunehmender Häufigkeit den Arten der unstreitig jüngsten
Gattung Napcogmcs als Modell dienen konnten.
Denn bei NapcofiDirs finden wir neben den Anlehungen an die jüngsten selbständig ausgebildeten
oben erw.ähnten lthoii/ia-GruY>])en auch solche au ältere Gattungsvertreter ihrer eigenen Abtheilung. So
gleicht nach Bates C. c. p. 533 die seltene Niqirofieiu's Guriaii(i.'>s(( Dbld. der gemeinen ('.craüuia linr'ii,
einer der Ü. Nhinnia Hb. nahe stehenden Form ; so gleicht Nap. Apiähi Ilew. der ('rrat'niiK Vilhili Ilew.
(Neu-Granada) und iVry*. Xantlionv Bates der j\Lr]iiui'd'if< Ncsacd Hb. (Amazonas).
Aus obigen Ausführungen müssen wir uns gegen die Auffassung von Bates (C. c. p. 552) er-
klären, dass CiTdtiiiia Barii Bates als Modell für die ihr ähnliche, aber zur Zeit seltene Mdinaca Mnasins Hcw.
dienen soll und aus unten weiter auseinanderzusetzenden Gründen das umgekehrte Verhältniss für be-
rechtigter halten.
Zugleich führt uns aber die heutige Seltenheit einer ursprünglich als Modell dienenden häufigen
Art zu dem Schluss, dass die Entwickelung der Neotropinen ihren Hiihcpunkt hinter sich
- 122 —
liat. Dafür spricht vor Allem die Entwiclvelung glasfliigolij^cr Fürmcn in der Gattung Ithoiiihi und den
jüngeren Vertretern, die keinen Entwickelungsfortsciiritt mehr gestattet. Weiter lässt sich
dafür anführen, dass die Vertreter der jüngsten Gattung Napeogems alle mimetisch, im Verhältniss zu ihren
Modellen sehr selten sind und zugleich in ihrer körperlichen Ausbildung offenbar hinter den älteren, z. B.
den Tithorcn- und jl/('/(;((tm-Griippen, zurückgeblieben sind. Weiter spricht dafür, dass die Titliorca-Avten
nur mehr einen beschränkten Verbreitungsbezirk besitzen und selbst gewisse Mdhuicoi heute an Orten
fehlen, an denen sie früher häufig genug waren, um als Modell für die Anpassung von ]\[('fh(Oiitis-Avten
zu dienen.
Dieser Umstand scheint auch B a t e s davon abgehalten zu haben, in den Analogien der Arten von
Mechaiiitis und Mclmaea eine Anpassung des einen an den anderen Gattungs Vertreter zu sehen, da „the
species of the two genera do not coincide in any locality of the Amazonas." Nun führt Bat es zwar
selbst 1. c. p. 549 aus Nicaragua, Ost-Peru und Bolivia und Nou-Granada je zwei einander analoge Ver-
treter von McUnaea Mcehaiiitis an, während die entsprechende MechamÜs-kvt in Neu-Granada, dem oberen
Amazonas und Para, die entsprechende 3Tdiiinreii- Art dagegen in Pernambuco nnd Rio de Janeiro fehlt.
Wir dürfen diese Ausnahmen von der Regel wohl so erklären, falls auch neuere Beobachtungen sie be-
stätigen, dass in Neu-Granada, dem oberen Amazonas und Para keine mimetische Mcchaiiitis-Art auftrat,
während in Pernambuco und Rio de Janeiro die Mdhuim Ethru Godt. oder die Tdhnrca Psmddhra Btl.,
welche ursprünglich als Modell für die Anpassung der MrdMiilt'iü-Avt dienten, durch ungünstige Concurrenz-
verhältnisse ausstarb oder zur Auswanderung gezwungen wurde, als die entsprechende Mcdiaiiitis-Avt be-
reits häufig geworden war.
Die Aenderungen in den Concurrenzverhältnissen der Ncotropbien stehen nun anscheinend mit einer
gewaltig die Falterwelt Nordamerikas beeinflussenden posttertiären geologischen Erscheinung im Zusammen-
hang. Mit der Eiszeit, die ihre Gletscher bis zum oO" N.-Br. ausdehnte und auch Sierra Nevada und
Rocky Mountains vergletscherte, drang zugleich mit seinen Feinden ein starker Strom nordamerikanischer
Einwanderer in das sich allmählig erhebende neotropische Diluvialgebiet ein. Zu diesen Einwanderern
dürfen wir wohl die Danaer und die Ileliconier, die Acraeen und diejenigen Nymphalinen zählen, deren
Raupen Passifloren fressen.
Wahrscheinlich war der Kampf um die Existenz in dieser „älteren Steinzeit", in der sich wohl
auch die Vogelwelt schon reich entwickelt hatte, durch den zeitweisen Mangel an Nahrung für Beute und
Verfolger besonders stark.
So passten sich ihm auch diejenigen, ursprünglich wohl ihren indischen Verwandten ähnlich ge-
färbten Danaer, aus denen sich später die rein neotropischen Gattungen Lijcorca und Buna herausbildeten,
derart an, dass sie gewisse bereits ihre Trfiger vor den Angriffen wenigstens der einheimischen Feinde
schützende Trachten älterer Nrotropiiirii annahmen, Lycorca die Mdlnacm- und Itiina die ülijms- resp.
Methonu-1v&(i\it. Einen Beweis dafür sehe ich in der noch heute sich an die Veränderungen der Mdinacen
anschliessenden Variation der Lycorea-AxiQn bestimmter Gebiete des Amazonas. ')
Unter den Heiiconiern, einer Unterfamilie der Acraeomorphen , welche nur aus den Gattungen
lldii'oiüus L. und Eiiddcs IIb. besteht, ist uns in Hd. Oharitoniiis L., der noch in den südlichen Vereinigten
Staaten vorkommenden Art, wohl ein Rest der ursprünglich auf dunklem Grunde mit zahlreichen gelbweissen
') Später wurden die individnenreiclien f,i/corceii fiii' die Zfr/zrcKS-firuppe der Uinneiifalter nnd mnnelie CaMnii'n selbst
zum llodell.
,
— 123 —
Binden geschmückten Stammformen der Gattungsrepräsentanten erhalten. Auf ähnliche Formen lassen sich
denn auch vorerst die mimetischen Arten der ÄUhis-Gm^T^e zurückführen, welche die Tracht der Bonplunän-
Gruppe von TitJtorm tragen und meist den gebirgigen Gegenden des neotropischen Gebietes angehören.
Mit dem weiteren Vordringen gegen die Aequatorialebenen bildeten sich dann die mimetisciien Formen der
Sijlranus-Gru])i)c aus, welche besonders Anpassungen an den Iroir- und II((niioiiia-Ty])iis von THhorea
darstellen und endlich entstanden solche an bestimmten Mrliiiarcn, welche noch heute meist häufiger sind
als die mimetischen Heliconier.
Diesen bereits zahlreich auf Seite 5G— :>? angeführten Anpassungen der Sijlv((ims -Gru[^\^c an
ILi'Unami seien hier noch die des Hrliroii. iiiiiinitKs Cr. an Mdhuira Mitcme L., die des Ildkon. Aurora
Bates (St. Paolo) an Mdiiiaeit Liinfrr Bates, die des ILi. Sijloaims Cr. an McUmiea Egina Cr. zugefügt.
Aehnlich dürfte der jetzt gemeine IM. Enrnitc L. ursprünglich eine Anpassungsform an Mechanitis Lysiiniiia L.
darstellen, wie der seltene IM. Dryalns Hopffr. (= Etlmi Bates) eine solche an die häufige Mecliunith
Ncsaca IIb. und ILI Eucoma var. eine solche an il/cr/i. Egamls Bates bildet.
Aehnlich wie bei ItJioii/iu treffen wir nun auch unter den IMiconiern mehrere jüngere Artgruppen
mit auffallend contrastirender Färbung, die so liäufig sind, dass sie selteneren Arten der Heliconier-Gattung
Euciäes wie Papilioniden, Pieriden und Nymphaliden als Modell der Anpassung dienen konnten. Hierher
gehört besonders die brasilianische Apsrndc.i -Gvu\)\)g , die 7V?r.s77*Är'- Gruppe, die Mclpoiiienc- und die
Endo-Gru])^e.
Ausser diesen jungen Heliconiern haben sich die Em ides- Arten noch Mdhiaccn, öolacuifs Julia, ')
Acraca aidras etc. angepasst, so dass wir sie füglich als den jüngsten Ausläufer der , Heliconier"
im Sinne Bates ansehen dürfen. Als ausschliessliches Modell scheinen ihre Arten nicht zu dienen.^)
Nachstehende Tabelle (Seite 124 und 125) wird diese complicirten Analogien zwischen der Tracht
der Neotropinen, üanainen, Acraeinen, Heliconier und gewissen Nymphalinen anschaulicher machen.
Noch complicirtere Verhältnisse deuten an, dass die Ildicoiim.s- Arten den Kampf um die
Concurrcnz auch gegen die Aristolochienfalt er siegreicli durchgeführt haben.
Dafür, dass letztere nicht mehr die Lebensenergie besitzen, deren sie sich unstreitig früher er-
freuten, scheint schon die Rückbildung der männlichen Duftoinrichtungen im Analfelde der Ilinterflügel bei
den indischen und gewissen neotropischen ungeschwänzten Endformen, die zunehmende Seltenheit der
ersteren^) und die körperliche Verkümmerung der letzteren (Ameas-Gr.) zu sprechen.
') Die als Moilell für Et(ei<les ah'pheiri Oodt ilienende Colnenis Julia L. ist dadurch besonders interessant, dass sie
keine „Widriglceitsfarben" trägt, sondern eher an ihre Verwandten aus der Ari/i/iiiiia-Gvnpiie erinnert. Trotzdem ist sie nach
A. Seitz C. c. so häufig, dass sie ,.durch ihre ungeheure Individuenzahl der neotropischen Fauna ein ganz bestimmtes Gepräge
aufdrückt.'' Dies spricht besonders für meine Behauptung, dass die häufigen immunen Spucies als solche ihren Feinden bekannt
und von ihnen gemieden sind, auch wenn sie keine Ekelfarben tragen.
'') Vielleicht l)ildet die auffallende Eii^ Olympia F., der sich eine P/ii/ci')dcn-Xvt angepasst hat, davon eine Ausnahme,
wenigstens ist mir keine immune Form bekannt, die sich als Modell für die Kxi-idcs-Xrt anspreclien Hesse, doch könnte dieselbe
vielleicht unter tagfiiegenden Heteroceren noch aufgefunden werden.
*) In Folge dieser zunehmenden Seltenheit der Modelle passten sich auch die Endformen der mimetischen Mcmnon-
"Weibchen wieder den geschwänzten heute dominirenden älteren Aristolochienfaltern an, während die nach der Zeichnung und
Flügelform ursprünglicheren sich an die Aristolochienfalter mit abgerundeten Hintcrfiügeln angelehnt hatten, welche heute
sehr selten sind.
Bibliotheca Zoologica. Heft VIII.»* 17
- 124
9. Jüngste anscheinend all-
gemein mimetische Formen
der Heliconier :
8. Jüngere, selbständig ent-
wickelte, als Modelle die-
nende Arten von Ileli-
conius ;
Mimetische meist noch sel-
tenere Arten von HrU-
conius :
6. Ursprünglich mimetische
Danabmi :
5. Jüngste ursprünglich rein
mimetische Ncotrophwn-
Gattungen:
4. Jüngere selbständig ent-
wickelte, als Modelle die-
nende /itÄo*/«'«-Gruppen :
3. Rein raimetische seltene
wenig jüngere Ne.otropimii :
2. Ursprünglich seltene und
mimetische, später aber
theilweise als Modelle die-
nende ältere Neotrophwn :
AUMs-Gr.
Eueidcü vidiji-
fonnis Butl.
H. formoxuft
Bates
Ithomid Sitsifüia Feld.
1. Nur als Modelle dienende
Ncotrophicn, Acrartucn und
Nyiiqihalinrii :
Gattung: \ ^. , ,.. ^
,,,.,, \hoiiidini(lii-hiV.:
J itl/orra ■
Eh. Lampeto
Bates
Hübtivrl Men.
Biaiiasa Hb.
Sylvanus-Qr.
Gattung
Lycorea Hb.
Edias Hew.
C(dlithoiina
Hci:ia Hew.
Tliyridia
MrliDitho Bates
Napcoycnes
I Hypmeu Stdgr.
('cratiniit' Dnrta
Bsd. etc.
Mrchaititis sp. dw.
[ Dirccniia
Calllpcro Bates
Ithaniia fallax
Stdgr.
Itlioniia Vir-
f/iiiiniin Hew.
(Afhyrtis Feld;
Mdumra Hb.
(Ni-ntrophL\\
(Columb. etc.)
Irciii-Gr ;
(Mexico etc.)
Psri(dct//ni-Gr. ;
(Surinam otc.)
It/iiin Lamira
Latr.
Napeogeiu'S
cxcdsa Feld.
Tliyridia Acdcsia
Dbld. Direi'iiiia.
Kliigii Hb.
Dirccima Olyras
Feld.
Athcsts Clenrisfn
Dbld.
Eutrcsis Hypereia
Dbld.
Gattung :
(Hyrax ;
(Venezuela etc )
— 125
1
Eiimks
sj). div.
Eneidvs
Pamiia
Men.
Eueiäes
aliphera
Godt
Erato-Gv.
etc.
JL XaHnrri
Feld.
ItitiM lUoiie Cr.
l'hamareta Dbld.
Thi/ridid l'-^idii L.
Tliijridia Pißho
Feld.
Thiiridiii lim
■ Feld.
I)iir:'iiiiii Epidt'iv
Bates
P/niroFcU.
Napeogcms
('(irciKi Hew.
Nii/ii'i)(fnirs
Knilln Bates
Napeo(ic)i('>> ItJini
Hew.
'
Napeofimes
sp. div.
Gemtiiiia
S}). dir.
DirrciiiKi
S2). div.
Enriiiifdi(i-Gv.
(Amazonas)
()niliiia-0v.
(Amazonas)
1 OllCjId-GrY.
(Amazonas)
Fhouo-Gv.
(Columb
etc.)
Ätiicsis ArriüioHC
Hew.
Eidtrsis imitatrix
Stdgr.
Gattung :
3IrlJioii(( ;
(Brasilien etc.)
1
Acraca
Anteas L.
(Acraein.)
(Brasilien)
Colaenis
Julia L.
(Niiniphfdiii.)
(Brasilien)
17*
— 126 —
Als weiteres Beispiel ilafiir glaube ich die iiuverkeiinbarc Anpassung der Weibclienfoini ViO'uti,
eines brasilianischen Aristolochienfalters der Ldoiius-Cohortc , des P. (Ph.) Heins Cr., an die Ileliconier
der Äpseu(k'S-GTUTp]^e anführen zu müssen. ')
Wir finden bei diesem Aristolochicnfalter einen ausgebildeten Dinioipbismus der Geschlechter.
Das Männchen ist oben einfach stahlgrün, ohne deutliche Binden erkennen zu lassen, während das Weibchen
(Varus Koll.) schwärzliche Vorderflügel mit einer schwefelgelben Schrägbinde und metallisch blaue Hinter-
flügel besitzt.
Wir dürfen nun annehmen , dass wie bei Pli. Grassna ursprünglich wohl beide Geschlechter von
Ph. Belus eine helle Vorderflügellängsbinde und ausserdem helle llandbindenreste auf den Hinterflügeln
trugen und erst das Männchen als die gewöhnlich in der Artumbildung fortschreitende Form die einfarbig
stahlgrüne Färbung annahm. Für diese Annahme lassen sich die beiden mimetischen Weibchenformen
des liinnenfalters P. Polyeaoii Cr. (Theil I, Seite 97) anführen, deren seltenere, AndroDcos Gr., an Ph.
JBclus 9 Varus, deren häufigere, PirantJms Cr., an das Männchen derselben Aristolochienfalterart erinnert.
Zugleich scheint mir aber das heutige Weibchen von Peius der einst als Modell dienenden Form nicht
mehr zu entsprechen. Die Flügelweite hat abgenommen, und die Form und Färbung besonders der Hinter-
flügel haben eine Umwandlung durchgemacht, durch welche der Falter einem der jüngsten Heliconier,
Hei. apseuäes, ähnlich wird. Nun ist das Weibchen Varus Koll. von P. Beins z. B. am Amazonas jetzt
so selten, dass nach Dr. H ah nel's Beobachtungen erst eines ^) auf zweihundert Männchen kommt:
so erklärt sich die raimetische Anpassung der seltenen Form an den gemeinen Helieo)ner. Yielleicht tritt
das Weibchen von P. Peius Cr. in einer anderen Gegend Brasiliens, wo es häufiger ist, auch noch in
einer ursprünglicheren melir an I'ap. Pirauthus o Anäroijeus erinnernden Form auf. So erzählte mir Herr
Dr. Seitz, es mehrmals gefangen zu haben, während Bat es während seines zehnjährigen Aufenthaltes
am Amazonas nur einmal ein Stück fliegen sah.
Forschen wir nun nach den Ursachen, welche die Häufigkeit der Heliconier bedingen, so ist wohl
Yor Allem eine allgemeine Widrigkeit des Geschmackes in Rechnung zu bringen, welche sie wahrscheinlich
ihrer besonderen Raupennnahrung, den Passifloren, verdanken. Ausserdem aber sind HellconUis und Ewiäes
wie Colaenis, und Dloue, wie Fr. Müller 1. c. nachwies, vor Neotropinen und Acraeinen noch dadurch
bevorzugt, dass sie, besonders im Weibchen ausgebildete, eigenartige Yertheidigungsmittel, vorstreckbare
Stinkwülste, am Körperende besitzen. Dieser verschiedene Widrigkeitsgrad immuner Formen machte es
wohl erklärlich, dass E. Krause'') in den Anpassungen zwischen immunen Tagfaltern der neotropischen
Region solche von in geringerem Grade beschützten an stärker widrige erblicken konnte. Wir fanden
jedoch, wie erwähnt, bei Eucides-Arten auch Anpassungen an Acraeen, denen die Stinkwülste fehlen, und
an Heliconier und Colnenis Julia, welche nicht mehr beschützt sind als die Pin-ides-AviL'n und sich von ihnen
nur durch grössere Häufigkeit auszeichnen. So dürfte sich auch für diese immunen Tagfalter das von uns
ausgesprochene Princip bestätigen, dass stets die seltenere immune Art sich der zahlreicheren anpasst, um
in den Schwärmen der letzteren der Verfolgung zu entgehen.
') Auch die Aniiassung des Weibchens von Euriiciis Cresxida F. an das der australischen Acraea Aiidroiiidclie V.
dürfte hierher gehören.
^) Dies der Sammlung des Herrn Dr. Staudinger oinvcrleilite Excmiilar ist überhaupt das einzige, welches ich je
gesehen habe.
^) E. Krause (C. Sterne) Werden und Vergehen. 3. Autl. Seite 752.
— 127 —
In der Tluit wird mm in der neütropisclieii Ivegioti der Vürtlieil, weleheu locul coiicurrirende Arten
durch die Aelinlichkeit ihrer Tracht geniessen können, in jeder Weise von einem durcli Naturzüchtung
entstandenen 6 esolli gk eits t rieb auch vollkommen ausgeimtzt. So fliegen nach Batcs (1. c. p. 49!')
nicht allein Individuen einer Art dieser immunen Falter in Schaaren, so halten nicht allein die Ver-
bände nahe verwandter Arten, welche denselben District bevölkern, in einer oder mehreren dichten
Massen sich zusammen, auch die dasselbe Kleid tragenden Vertreter verschiedener Gat-
tungen vereinigen sich. Daher trifft man nach Bates (1. c. p. 521) Direnma llhaco und EpUlro in
Gesellschaft verschiedener ähnlicher Ilhouiii'ii, so Ccratiiua Anastasia Bates (C. c. p. 52(3) in Gesellschaft
der Mclinaen Mat'his; yiqiedfifiies ('//r'KDKissit \^h]. zusanmien mit der gemeinen ('iTutinla BurU ; Nap. Ithru
Ilew. zusammen mit Ithoiiiia Cynio Hb.
Weiter schliessen sich diesen Schwärmen der Ncotrophien. noch stets die nachahmenden Jldieoniu-s-
Arten der Attliis- und Sylvami^-G\-u'^\\e an nnd auch Iv/tcidcs alvphcra Godt. fliegt nur in Gesellschaft der
Cohtciils Julia L. So findet man nach Bates (C. c. p. 550) in Gesellschaft der Ifelinaca Eißna die
Mcdtaiiltis l'olynmiu, Mel. Miivnw, Hdicouius Si/IiHdiKs und Xiini((t/(s, alle langsamen Fluges sich mischend.
Es bedingt nun, wie zuerst Fr. Müller und Ä. R. Wallace hervorhoben, diese Aehnlichkeit
ungeniessbarer Arten unter einander auch einen gegenseitigen Vortheil der Antheilnehmer, indem
dadurch der Typus der imnumcn Formen bestimmter wird und sich in nur wenigen Formen aussiiricht.
So werden seine Träger leichter von den Angriffen junger Vögel verschont, die erst Erfahrungen über die
vei'schiedenen Grade der Schmackhaftigkeit ihrer Nahrungsobjecte machen müssen und ihr Urtheil nach dem
äusseren Habitus der letzteren bilden werden.
In der That werden nach Fr. Müller auch widrige Falter von Inscctenfressern angenommen,
wovon ich mich an den mir von dem verehrten Forscher übersandten bei Blumonau gefangenen Exemplaren
von Melinaea und Acnim mit scharfen Bissspuren am Aussenrande der Voi-der- resp. Hinterflügel über-
zeugen konnte, welche wohl thcilweise dem ruhenden Thier beigebracht wurden. Diese Verletzungen sind
von den durch Begattungsacte oder Anstreifen an Zweige entstandenen Beschädigung am Analwinkel der
Hinter- resp. an der Spitze etc. Vorderflügel, wie man sie besonders häufig bei Nymphalinen beobachtet,
durch ihren scharf umschriebenen Umriss durchaus verschieden.
Einwürfe gegen die Mimicry-Theorie.
Da die speciellen Angriffe gegen die von Bates, Wallace und uns vertretene Auffassung der
Mimicry als eines für die Arterhaltung vortheilhaften Resultates natürlicher Auslese besonders von Seiten
der Lepidopterologen ausgegangen sind, ist auch hier noch der Ort, auf sie zu erwidern.
So behauptete zuerst J. Schilde'), der die Mimicry etwas volksthümlich als — „Versohlungsprincip"
bezeichnete, in Uebereinstimmung mit einem, von anderer Seite sogar gegen die Möglichkeit jeder lang-
samen Umbildung der Arten gemachten Einwände, dass der (nachahmende) Weissling, „wäre er in dem
eigenen Kleide nicht compeusiv sicher, untergehen würde, lange bevor nur das erste Stäubchen zur , Nach-
äffung der bunten Art' zielstrebig auf seine weissen Flügel selectirt wäre. Würden doch seine Consu-
') J. Scliililc, gegen pseudoJoxi.sclu' Transmutationslelu'e. 1879, Seite lli.
^j Derselbe, antidarwiiüstische Skizzen, (üeutsehe entomol. Zeitsclir. XXVIIl 1884, p. 34:$.)
— 128 —
iiienten genido ihm um so interessirter naclistcUcn müssen, wenn die iiluige Fluggenossonschui't für sie
iingeniessbar geworden wäre."
Hätte Schilde seine Behauptungen an einer grösseren Sammlung prüfen können, würde er seinen
ersten Einwurf gegen die Möglichkeit einer gradweisen Anpassung zurückgezogen haben, denn, wie wir im
descriptiven Theile unserer Arbeit so oft angedeutet haben, kann man noch unter den heute gleichzeitig
lebenden Arten die alhnählige Ausbildung der Anpassung in einer Reihenfolge nachweisen, die auch für
ihre Entstehung gelten dürfte. Bei den vielgestaltigen Weibchen des Rinnenfalters P. Mcmnon, welche
noch beute im Kampfe ums Dasein stehen, liisst sich dieser Process der mimetischen Umbildung, wie er
innerhalb einer Art stattgefunden hat, besonders gut verfolgen. Die geringe aber doch vorhandene
Aehnlichkeit, welche die Zeichnung der Hinterflügelunterseite mit derjenigen der PWrt2J«<s-Gruppe der
Aristolochienfalter hat, wurde zuerst gewissen Weibchen, in deren Verbreitungsgebiet der Fli. Fr'uqms
häufig war, dadurch von Nutzen, dass sie, wie wir dies bei Rückschlngserscheinungen auf den Flügeln so
häufig fanden, auch auf der Oberseite der Hintertlügel erschien, währeiul die VorderHügel sich secundär
verdunkelten. So erinnert die ursprünglichste Weibchenform der Inselrasse Laomeäon Cr. in der That noch
etwas an den seltenen PA. Frlnpus Cr. (Java, Sumatra). Auch in der Continentalrasse lehnte sich das
Weibchen ursprünglich an das der Männchenform ähnlichste rein continentale Modell, an den jetzt seltenen
PA. Astorion Westw. Hew. an, denn die vcvr. Espcri Butl. besitzt noch blaubcspritzte Hinterflügel wie das
Männchen, wälirend die des Modells einen bläulich schwarzen Glanz haben. Auch die übrigen von
P. Mcmnon bekannte Weibchenformen sind in gewissem Grade durch ihre mimetische Anpassung geschützt,
bis endlich Varietäten wie va/r. javanus und oar. Agenor Cr. den Uebergang zu den jüngsten mit kräftigem
Hinterflügolschwanz versehenen Endformen von Ach.atra und Aehatiudes bilden, welche Arten der Douhleämji-
oder JoiihdU-Gv. in Färbung und Flügelform gleichen. ')
Weiter ist zu bedenken, dass die Schmetterlinge sicher seit längerer Zeit nur einen Nebenbestand-
theil der Insectenfresser-Nahrung bilden und dass neben den mimetischen Arten und den widrigen Modellen
immer noch die Hauptmasse auch der Tagfalter (besonders der Pieriden und Nymphalinen) aus schmack-
haften Formen bestand, so dass keine besondere Aufmerksamkeit der Schmotterlingsfeinde auf die im
Anfange mimetischer Anpassung stehenden Arten nöthig wurde, die zudem ihren Modellen gegenüber
äusserst selten waren.
Gegen Schilde's weiteren''') Einwand, „dass auch die Instincte der Verfolger durch Stadien der
Erfahrung vererbt werden müssten, die das den Vorfahren einst durch Irrthum widrige Mahl längst als
acceptabel lehrten und erkannten", verweise ich auf die Darlegungen Fr. Müller's, für welche auch die
von ihm gefangenen uiul mir gütigst übersandten Acraoen und Neotropinen mit deutlichen Bissspuren an
den Flügeln sprechen. Nach Fr. Müller sind es besonders junge Vögel, welche die widrigen Bissen erst
durch Erfahrung kennen zu lernen haben. Dass aber selbst junge Vögel allmählig den immunen Falter
besser kennen lernen, so dass sie ihn schon aus der Nähe von geniessbaren unterscheiden, ohne ihn an-
zunehmen, geht aus der an einem jungen D/rr/rr«,? gemachten Beobachtung (Seite 105) hervor. Schliesslich
kümmern sich dann die erwachsenen Vögel um die sie umschwärmenden Danaer, Acraeen, Neotropinen,
Heliconier etc. nicht mehr. Da nun die Schmetterlinge zur Zeit keine Hauptnahrungsobjecte der Vögel
') So kommt bei Bangkok, wo das Weilichen von P. Memnon viel seltener ist als das überaus flüchtige Männchen
ausser der var. Achatiades, als deren Modell hier der etwas kleinere l'h. aristnlochiae rur. ilipJiihis zu gelten hat, noch sehr
selten die vorbereitende Varietiit Aijenor vor, obwohl ihr lu'spnin^liclioi Modell (/','(. ZnlaitiKi Hew.) durchaus fehlt.
-') J. Schilde, gegen pseudodoxisehe Transmiitationslehren, Seite 11.
-N
- 129 — V'
mehr bilden, braucht sicli der vor den geschmackswidrigen Faltern warnende Trieb als irrelevant auch
nicht zu vererben, zumal unter den Schmetterlingen wehrhafte Thiere, welche dem Angreifer gefährlich
werden können, vollkommen fehlen.
Gegen Schilde's Behauptung,') dass dem nachahmenden Weissling sein altbewährtes Kleid nicht
nützlicher als ein fremdes Habit werden kann, führe ich einfach die zahlreichen bereits mitgetheilten IJeob-
achtungen über immune Tagfalter an, die alle darin übereinstimmen, dass die letzteren in der Tiiat vor
den Angriffen der Insectenfresser relativ in hohem Grade gesichert sind. Dass sie in keinem Stadium
Feinde haben, ist nicht allgemein wahrscheinlich, ^) sicher aber sind sie als Falter in höherem Grade immun
als andere Schmetterlinge, so dass schmackhaftere Arten von der Aehnlichkeit mit ihnen einen Vor-
theil haben müssen.
Dass die Zahl der widrigen Arten aber ewig dieselbe bleibt, wie Schilde behauptet, ist durch
unsere Untersuchungen über die Anpassungen zwischen immunen Faltern sehr unwahrscheinlich gemacht.
Gerade bei den immunen Tagfaltern , deren Raupen meist auf eine bestimmte Pfianzengattung
als Nahrung angewiesen sind, ist durch die Ausrottung der letzteren (z. B. durch Cultur), ein allmähliges
Aussterben der Modelle bedingt, wenn die Art nicht auswandert oder, was unwahrscheinlicher ist, sich
einer neuen Nahrungspflanze zuwendet.
Kommen wir noch auf den letzten auch von Dr. Staudinger^) aufgenommenen Einwand Schilde's
gegen den Vortheil mimetischer Anpassung, welcher lautet ■*): „die Darwinianer melden übrigens und zwar
ohne eine Erklärung dafür zu geben, dass die nachäffenden Formen immer nur sehr selten unter den zahl-
reichen Individuen der wirklich geniessbaren Arten vorkommen. Nun eine Immunität der nachgeahmten
Falter als vorhanden angenommen, so wäre die Erklärung: die Nachäffung hat den naturzugewiesenen
Consumenten gegenüber keine Bedeutung, die Mimicry wird erkannt oder mittelst geeigneter Sinne
(Geruch) ") gar nicht als solche estimirt und die Seltenheit der geniessbaren Nachäffer entsteht durch die
den Gegnern derselben aufgenothigte, besonders intensive Aufsuchung dieser geniessbaren Falter unter den
ungeniessbaren." Dagegen habe ich nur kurz einzuwenden, dass die aus starker Verfolgung etc. entspringende
Seltenheit und daraus drohende Gefahr für die Erhaltung einer Art es allerdings ursprünglich war, welche
die Anpassung zuerst des selteneren und daher für die Arterhaltung wichtigeren Weibchens veranlasste,
dass aber unter günstigen Lebensbedingungen die mimetischo Form besonders bei in beiden Geschlechtern
dem Modell angepassten Arten doch relativ häufig, in manchen Fällen sogar häufiger als das
Modell werden konnte.
Die Unbeständigkeit der äusseren Existenzbedingungen, welche besonders für die früheren Stände
der schmackhaften mimetischen und der als Modell dienenden immunen Arten durchaus verschieden
und zugleich unabhängig von ein an der sind, erlaubt sogar nicht einmal eine dauernd
constante Proportion der Individuenmenge beider Arten. So gibt es denn auch mehrere schmackhafte
') J. .Schilde, .intidarwinistisclie Skizzen C. c. Seite '■^■i?>.
-) Von Pharm, riiilenar, Auraeen, Heliconiern. Neotropinen sind, soviel ieli in der Literatur fand, zur Zeit noidi keine
Feinde der .lagendstadien beliannt.
^) Dr. Standinger, exot. Sclinietterlinge Seite (!.
■*) J. Schilde, antidavwinistische Skizzen C. c. Seite 344,
'-) Bekanntlich tritt bei den Vögeln gerade der Geruchssinn gegen den des Gesichts bedeutend zurück, wie besonders
die Experimente mit Aasgeiern zeigen.
— 130 —
Nachahmer, deren Aohnlichkeit mit ihrem Modelle allerdings meist keine ausserordentlich ausgebildete ')
ist, welche heute viel häufiger sind als ihre Modelle. Letzteres gilt ■/.. B. für eine mimetische Pieridc
(Ärrhoiiias Terms Godt^ im Verhiiltniss zu ihrem Modell, P. (FJ/anti) Erithuüoti Godt V, wie schon
Fr. Müller hervorhob, und für einige ebenfalls in beiden Geschlechtern in geringer Weise angepasste
Rinnenfalter (P. Pom2)ejt(s F. etc.^
Aehnlich kommen gewisse mimetische Arten der neotropischen Eri/cmidcn-Gattung Stalacldhis^) Hb.,
welche entweder die bunte Mdinaern-'Yviichi oder das Kleid der (>roZ('/«(-Gruppe von Jthomia tragen,
manchmal an bestimmten Orten in so grossen Mengen vor, dass H. W. Bat es selbst die Skd. Diiralii
am oberen Amazonas als Modell für Anpassung gewisser seltener schmackhafter Pimäni und die bunte
Skd. Calliopc sogar als solches für eine allerdings seltene aber sicher immune ILliconier-Fovm, Eucldus
Lamprio Bates, ansehen konnte.
Weiter kennen wir sogar unzweifelhaft secundär angepasste Formen von Kinnenfalter- Weibchen,
so Pap. Thcrsiks F. 9 Äcania.s und Lycophron 9 Pyrithous (Antillen, Cuba), deren Modelle, wenn sie in
heutigen Arten überhaupt noch eihalten sind, doch diesen Weibchen nicht mehr gleichen. Dasselbe gilt
für Arten der indischen Polyiitiiestur-Gr. Endlich gibt es in beiden Geschlechtern unzweifelhaft mimetische
Arten, wie Pap). (Dmryia) Anthnachus Dru, (Theil I, Seite 72), deren Modell, eine Riesenform ^) von
Äcraea, wir uns nach den heutigen Arten kaum vorstellen können.'')
So darf man denn annehmen, dass zu einer bestimmton Zeit der neuesten geologischen Perioden,
wahrscheiulicli, als die jetzt so reich entwickelte Vogelwelt sich erst differencirte, in Folge heftigeren
Kampfes um die Existenz mimetische Anpassungen an widrige Modelle ausgebildeter und verbreiteter
waren, denn sicherlich zählen die Schmetterlinge heutzutage nicht mehr zur Hauptnahrung der Insecten-
frcsser, vor Allem nicht der Vögel.
Leichter hinweggehen dürfen wir über die früheren Angriffe W. L. Distant's^) auf unsere von
ihm als „the romance of Natural History" '') bezeichnete Theorie. Vor Allem hat gegenüber der von
Distant als ,,unlucky" für den Darwinismus bezeichneten Thatsache, dass „it is just those species, which
superficially bear the dosest resemblance to each other, that difFer most in their fundamental structure",
schon A. R. Wallace (vergl. Seite 3) es geradezu als ein characteristisches Merkmal der mimetischen An-
') Dagegen be.sitzen die seltensten niimetisclien schmackhaften Arten, wie Pfi/i. (Cosdi.) L/eoides Hew., von dem
schon das Männchen nach S t a u d i n g e r's Verkaufsliste den mehr als vierzigfaclicn Preis des Modells (llcstia Lciiconoe) hat,
und das dem Modelle noch ähnlichere Weibchen nur in wenigen Stücken bekannt ist , meist eine fast unübertreffbare Aus-
bildung dieser Aehnlichkeit.
^) Es wäre sehr erwünscht, dass die Entwickelung der !-ialacJitliis-Artcn soweit anfgeklärt würde, dass man über die
Frage ihrer relativen AVidrigkeit oder Schmackhaftigkeit sicher entscheiden kann. Für erstere spricht das schwerfällige Be-
nehmen von St. Siismina F., wie A. S e i t z es gekennzeichnet hat, nnd die Häufigkeit dieser eine durchaus eigene und auf-
fallende Tracht führenden Art.
^) Wahrscheinlich waren z. B. die liVz-z/c^s- Formen, an welche sich z. B. P. Ereclitheus Don 9 *ns der Garnhn'siiis-
Gruppe der Rinnenfalter anpasste, grössere Thiere als die heutige Eu. Cres^ida, welcher nnr die jüngste Terrainalfonn der Gruppe,
der P. Anactus Macleay, in beiden Geschlechtern auch in der Grösse gleicht (vgl. Theil I. Seite 44).
■"; Das ganz vor Kurzem zuerst beschriebene Weibchen von P. AntiDiacIiits unterscheidet sich von dem Mannchen durch
die (wohl mehr zugerundete?) Flügelform.
^) Bei H e w i t s 0 n , Exotio Butterflies Bd. IV, Text zu Diadema III.
") E. Gerhard, über die Aehnlicbkeit einzelner Arten von Schmetterlingen etc. Bull. Soc. Ent. Ital. XV 1S83 be-
gnügt sich damit, C. c. 160 die Mimicry als ein „Spiel oder Neckerei der Natur" zu bezeichnen.
~ 131 —
passung im Gegensatze zur natürlichen Verwandtschaft hervorgehoben, ,,(lass die Nachahmung nur eine
äusserlicho und von aussen sichtbare ist und sich nie auf innere Chai'actere erstreckt."
Der „offensive sniell", den WaUace den üanaern zuschreibt, ist nach Distant aber Icein Ab-
schreckungsmittel für die Schmettcrlingsfeinde, sondern „a sweet smelling unction. May not all the imi-
tatoi's of these scented aristocrats be simply favorits of fashion, apeing the dress of their supcriors and, since
the females take the lead, naturally selecting those of the gayest colours."
Den Impuls, welchen wir in der Einwirkung natürlicher Auslese während des härtesten Kampfes
um die Existenz suchen, tindet Distant also in einer ifodenarrheit ! —
Vom naturwissenschafthchen Standpuncte ebenso zu verwerfen ist die dem Standpunct J. Frosch -
ammer's') sich anschliessende Ansicht 0. Thieme's-), dass eine im Thier lebendige gestaltende Um-
bildungskraft die mimetischen Anpassungen selbstthätig hervorrufen soll.
Schliesslich hätten wir noch auf die mir nur aus dem Citat bei Sicard 1. c. bekannt gewordene
Deutung der Mimicry-Erscheinungen einzugehen, wie sie M. Wagner ausgesprochen hatte. „Wagner
erklärt die Mimicry durch Localisation, indem das Thier nicht auffallen will." Es würden nach ihm also alle
mimetischen Anpassungen nur unter den Begriff der ,,protective ressemblance" fallen, welche dem Einzel-
wesen gestattet, sich einem int egri r e nden Theil der Umgebung unauffällig einzuverleiben, wie die ruhende
Kailima dem trockene Blätter tragenden Baum. In der That scheint diese Ansicht, dass nur das
seltenere Thier sich darrt häufigeren anpasst, welches nicht besonders beschützt zu
sein braucht, besonders neuerdings auch unter den beobachtenden Lepidopterologen Vertreter ge-
funden zu haben.
So erwähnt A. Seitz^), dass ein Angehöriger der zahlreiche mimetische Formen stellenden Nym-
phalinen-Gattung Phijrlodcs mehreren Niiinpl/iditmi-Xrten (Eryciniden) ähnelt und sich von einigen Dynamuie
(ebenfalls XyxiiiliuUucn) nur durch den Flug unterscheidet. Weiter weist er 1. c. p. 923 darauf hin,
dass gerade die Eryciniden-Gattung yijwiiliiiHiint ,, häufig vorkommende Tagfalter-Arten wie Adt'ljihu, Vyro-
gyra, Dynamhie'^ copirt und z. B. Tliishr ivenaeu Cr. „das Dyiudiiine iiiylitt((-VJ' eihchen nicht nur auf der
Oberseite, sondern auch auf der durchaus davon verschiedenen Unterseite nachahmt." A. Seitz bemerkt
übrigens selbst in Bezug auf diese Fälle, „dass es ihm dunkel sei, welchen Zweck diese Mimicry habe,
d. li. gegen wen sie schützen solle."
Auch uns haben seinerzeit die vielen Färbungsanalogien, welche wir zwischen neotropischen
Nympluilineii und Vertretern der stets viel kleineren Ei-ycuihlrn meist in beiden Geschlechtern antrafen
und die sich bei manchen Arten bis zu wirklich auffallender Aehnlichkeit ausgebildet haben, längere Zeit
beschäftigt. Vielleicht sind einige dieser Nymplmlhien durch bestimmte Raupennahrung in gewissem geringen
Grade immun geworden. So nährt sich nach W. Müller die Raupe von Pyrrhoyyni sp. von einer klet-
ternden PauUlnla (Sapi)i(Jai'rai-). die von Catwjrnmiiui von ÄUopJ/yhis (Saphul.) ; die von Didoiiis Biblis
Dru., zu der es ebenfalls eine analoge Erycinideu-F orm gibt, lebt an Tnifiia, die von Eanica maryarita
an SehastkuKt, die von Dyiuiniliie an Dalrcltaiiipm, lauter Eiiphorhinrixii. So wäre es denn möglich, aber
erst durch weitere Untersuchungen im brasilianischen Urwalde entscheidbar, dass hier ebenfalls Fälle von
Mimicry, d. h. Anpassung an in gewissem Grade besser geschützte Modelle vorliegen.
') J. F r 0 s 0 h ii m m e r, die Phantasie als das CTi-nndprincip des Weltprocesses (Miinclien, 1877).
-) 0. Thieme, Analogien im Habitus etc. (Berliner entomol. Zeitschr. XXVIII, Heft 1), p. 191 — 202.
^) A. Seitz, Lepidoptevol. Studien im Auslände. 0. c. p. 9l)(;.
Bibliotheca Zoologica. Heft VUI.** 18
— 132 —
Gegen die besondere Widrigkeit der Kaupen sprechen allerdings die sorgfältigen Beobachtungen
W. Müller's, der für die Raupe von Bidonis Biblis angibt, dass sie in den letzten Stadien eine Schutz-
stellung annimmt und nur bei Nacht frisst. Die Raupe von Dynamine gleicht nach Demselben „einem
mit Driisenhaaren besetzten Pflanzengebilde;" die von Catmirrniintn piiijaH gehört endlich wie die von
Addpha und Euiiica zu den Blattrippenbauern und ist sehr enii)findlich gegen ungewöhnliche Einflüsse.
Sicher ist somit, zumal wir keinen Fall eines aus einer schmackhaften Raupe hervorgegangenen
immunen Schmetterlings, wohl aber das Gegentheil kennen, der Widrigkeitsgrad dieser Nymphalinen-Falter,
wenn überhaupt nachweisbar, sehr gering.
In der That dürften aber vielleicht manche Aehnlichkeiten unter Nymphalinen verschiedener
Gruppen auf Anpassungen an Angehörige derselben Familie zurückzuführen sein. So erinnert in der
Gattung Apidum F., welche unsere „Schillerfalter" enthält, eine Endform der indischen Vertreter, ^-1. Parii-
satis Westw., in dem nach L. de Niceville sehr seltenen Weibchen etwas an die gemeine Ergolis
Merioms Cr. Dagegen ähnelt die nordindische A. Chevuna Moore besonders im Weibchen auf der Ober-
seite auffallend der häufigen Atliyma ojKdina Koll.
Unter den neotropischen ApatKrcii erinnert bei Ap. Serrqihimi Hb. Pavoiiii Humb. und Grixrldis F.
das ebenfalls sehr seltene Weibchen durch die Oberseitenfärbung besonders der Vorderflügel an bestimmte
mit ihnen zusammenfliegende häufigere Arten von Atlnjtiiu (Ath. Ipltida L., Thisilca Cr., I'Jrotia Hew. etc.)
In allen diesen Fällen scheint die als Modelle dienenden Arten nicht nur eine grössere Häufigkeit,
sondern auch ein gewisser Grad der Immunität auszuzeichnen. Letzterer dürfte wiederum durch die eigen-
artige Raupennahrung bedingt sein. Denn die Larven gewisser indischer Arten von AtJiiinia — über die
Raupe von Ath. opcdiiia ist noch nichts bekannt — leben von Eiiphorhldririi mit adstringirend wirkenden
Eigenschaften der Blätter (AiiHdcsiua [Stihi/o] und Flii/Uaiith/ts). Ebenso leben die Raupen von En/dlix
sm{ EuphorhiacccH (Itlddnus und einer kletternden TnKjht). Endlich lebt nach W. Müller wenigstens die
Raupe von Addplia Erotiu Hew. auf einer zu den allgemein adstringirend wirkenden Malpighiaceen ge-
hörigen Tetraphriis. Dagegen lebt die Raupe von Ad. Easih'n- nach demselben an ('halcophylltiiii und die
von Ad. Ij)hida an TJafJiusa (Rubiaceen).
Für einen gewissen Grad der Immunität bestimmter Arten dieser AddpJi(i-Gr. spricht auch die zuerst
von Dr. Staudinger (Exot. Tagfalter, Seite 261) erwähnte Aehnlichkeit von zwei Eri/dniden (Nijinplildiinii
vdahrimi S. u. G. 9 und PJdiasiis Cr.) mit ihnen. Dass dieser Immunitätsgrnd aber nur gering sein kann,
beweisst das Blattrippenbauen der Raupen und die allerdings wenig ausgebildete Anpassung der End-
formen, A. Isis und Lara Hew., an die Tracht des Hdiconius 3Ielpomviic L.
Von verschiedener, darunter auch von fachwissenschaftlicher, Seite aus wurde neuerdings noch der
Versuch gemacht, die Aehnlichkeit zwischen einen Ort bewohnenden nicht näher verwandten Arten all-
gemein auf den blossen Einfluss der gleichen „äusseren Verhältnisse" oder ,, Lebensbedingungen" zurück-
zuführen. Dieser Deutung widerspricht aber, wie bereits A. Seitz hervorhob"), der Umstand, dass diese
Aehnlichkeit sich in vielen Fällen bei der einen Form auf das Weibchen beschränkt, dessen Jugendstadien
doch genau unter denselben Verhältnissen aufwachsen wie die des anderen Geschlechts.
Schliesslich haben wir noch auf die Einwürfe von David Symes einzugehen. Wie wir einem kleinen
Aufsatz aus der Feder von A. R. Wallace^), welcher Symes Hauptwerk „Modification of Organismus"
A. Seitz, die Schmetteiiingswelt des Monte Corceovado (Stett. ent. Ztg.), S. 98.
Nature, vol. 45 (1892) p. :!1.
— 133 —
bespricht, entnehmen, stellt Synios überhaupt jeden Einfliiss der Naturauslese auf die Mimicry in Abrede
und behauptet, dass die (zufällig besonders gefiirbten oder gezeichneten) Insecten sich ihre Umgebung
suchen, um ihre eigenen Farben damit zu mischen. Symes Angabe, diese ausserordentlichen Aehnlich-
keitsfälle beschränkten sich auf die Insecten, wurde schon von Wallace ibid. zurückgewiesen. An
Schild e'sche Ideen erinnert die Auffassung'), dass diese „wehrlosen Geschöpfe Verstand genug haben,
um zu begreifen dass ihre Sicherheit darin liegt, dass sie Verfolgungen entgehen." Jeder aber, der
Schmetterlinge einmal beobachtet hat, weiss, wie unendlich gering ihre intellectuellen Fähigkeiten ent-
wickelt sind. Weiterkommt denn Symes in seinem Aufsatze zu dem Schluss, dass wir nur anzunehmen
haben, ein Thier finde Sicherheit, indem es sich mit anderen Thieren associire, mit denen es eine gewisse
Aehnlichkeit habe, anstatt die Hilfe der Mimicry oder der Naturauslese anzurufen.
Dieser Einwurf enthält eine ja nie geleugnete Thatsache, die ebenfalls nur zur Begründung unserer
Deutung führt, zieht jedoch die Ent Wickelung der Aehnlichkeit nicht in Betracht, welche eben
nur zu lösen ist durch die Annahme einer natürlichen Auslese der den Modellen in ver-
schiedenstem Grade angepassten Variationen, welche in allen nachweisbaren Fällen
von dem für die Arterhaltung besonders wichtigen Weibchen ausgingen. Auch das Zu-
sammenleben der schmackhaften mit den Schwärmen der immunen z. B. neotropischen Tagfaltern ist nur
als eine im Dienste der Arterhaltung stehende Tri ebäusserung aufzufassen, die durch günstigen Zufall
entstand und als zweckmässig vererbt wurde, da sie bei der geringen intellectuellen Entwickelung gerade
der Falter unmöglich als vorbedachte und zweckmässig ausgeführte Handlung angesehen werden darf.
Die biologische Bedeutung der Mimicry im Thierreich.
Die verschiedenen Ziele, zu welchen mimetische Thierformen ihre schützende Verkleidung in meist
zweckentsprechender Anwendung triebgemäss ausnützen, laufen zwar allgemein auf den Endzweck der Arter-
haltung hinaus, sind aber doch in ihrer Verschiedenheit zugleich der Ausdruck ganz bestimmter
Formen des Wettbewerbes unter den local concurrirenden Arten.
Den ersten Versuch, diese Anpassungen unter besondere biologische Gesichtspuncte zu bringen,
machte E. Krause^), indem er die Mimicry-Erscheinungen in Nachahmungen 1) gemiedener,
2) g e f ü r c h t e t e r , 3) auszubeutender Thiere unterschied. So wird Krause's Eintheilung in den
ersten zwei Kategorieen durch eine schützende Eigenschaft der Modelle, in der dritten durch oekologische
Beziehungen zwischen Modell und Nachahmer bestimmt.
In allen diesen Fällen gehören die mimetischen Formen nach Krause relativ wehrloseren Ab-
theilungen an als ihre Modelle, denn auch für die Nachahmung zwischen immunen Schmetterlingen vermuthet
derselbe eine Anpassung minder widriger an stärker widrige Formen , was wir im vorletzten Capitel zu
berichtigen suchten. Der dritten Kategorie Krause's wären aber auch die Beispiele mimetischer An-
passung von ausgesprochenen Raubthieren an ihre harmlosere Beute einzureihen.
Eine andere Eintheilung stellte E. B. Poulton auf. Nachdem Derselbe die Färbung der Thiere
in kryptische (Schutzfärbung) und somatische (Trutz-, Widrigkeits-, Ekelfärbung) geschieden, detinirt er
') D. Symes, Tupical Öeleution aml lliiiiicry ibid.
'•') V. Sterne (E. Krause), Werden und Vergehen, :i. Aufl. ISHG, S. 751— 7."j5.
18*
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die Älimicry ') als — „ps eu dos ein a tische Färbung"-), welche entweder gegen Feinde von Nutzen
ist, wie die Anpassungen schmackhafter an geschmackswidrige Falter (pseudoaposematische Färbung) oder
(pseudoepisematische Färbung) den Fang der Beute resp. die Ausnutzung des AVirthes erleichtert. Hierher
rechnet er auch — den beweglichen Fleischlappen des Lopinng piscutaiins !
In gewissem Widerspruch zu dieser Eintheilung steht die dritte Kategorie der Mimicry, die „pseudo-
allosematische", Fremdkörper vortäuschende Färbung, in deren typischem Beispiel die Larve einer süd-
amerikanischen Ste<i<ispis-Art (Menibracid.) mit ihrem blattartig dünnen, grün gefärbten Körper und den
braunen Beinen eine ihr Blattstück tragende Saiiba- Ameise (Orxodoma) nachahmen soll.')
Entsprechend dem in den Gegenseitigkeitsbeziehungen der Thierwelt meist scharf ausgesprochenen
Gegensatz zwischen Angreifer und Angegriffenem ziehen wir es vor, alle Fälle mimetischer Anpassung iif
zwei Haupt gruppen zusammenzufassen. Die erste enthält diejenigen mimetischen Formen, welche das
fremde Kleid ohne Nachtheil für den rechtmässigen Besitzer nur zum eigenen Schulze gegen die Angriffe
seitens besonders erbitterter Feinde ihrer speciellen Blutsverwandten tragen. Die hierher gehörigen Arten
sind in der JMehrzahl schmackhaft und wehrlos, in der Minderzahl in gewissem Grade widrig oder durch
Vertheidigungsmittel geschützt, dann aber meist selten.
Die zweite Hauptgruppe besteht dann aus denjenigen Anpassungsformen, welchen das entliehene
Kleid zur individuellen oder ökonomischen Schädigung des Modelles auf Grund bestehender oekologischer
Beziehungen dient. Zu dieser „Verkleidung der Angreifer" stellen sowohl Anpassungsformen des Eaub-
thieres an ihre schwächere Beute, als solche des schwächeren Schmarotzers an den wehrhafteren, auszu-
nutzenden Wirth ihr Contingent.
Dass zwischen beiden Hauptgruppen auch Uebergänge vorkommen, lehren die Anpassungen ge\visser
Volucella- an die Bo7)ih/ts- Arten, bei denen ihre Larven schmarotzen, da sie nicht nur Anpassungen an den
auszubeutenden Wirth, sondern zugleich auch solche an den im Weibchen gefürchteten Stachelträger
vorstellen.
L Anpassungen von Seiten der Angegriffenen.
Diese Anpassungen beziehen sich auf Modelle, welche durch besondere, für den Kampf um die
Existenz vortheilhafte Eigenschaften, durch Körperhärte, durch AVidrigkeit des Geschmackes, durch grössere
Wehrhaftigkeit in höherem Maasse geschützt sind, als die sie nachahmenden Arten und sich ausserdem vor
letzteren noch meist durch grössere Häufigkeit auszeichnen.
Die Anpassungen an bestimmte häufigere Arten, die sich nach Wallace eines so starken
Körp e rp anz ers ^) erfreuen sollen, dass sie von insectcnfressenden Vögeln etc. nicht zermalmt werden
können''), beschränken sich auf solche an hartschahge Curculioniden und — in geringerem Grade — Anthri-
biden von Seiten anderer Insecten. Hierher gehören vor Allem die von K. Sem per auf den Philippinen
') Citirt nach Ph. Bertkau, Ber. üb. d. Leist. im Geb. J. Eiitomol. f. 1890 (Berlin 1891), .S. 25— 2G.
^) Das.s nicht blos die „Färbung" allein die Aehnlichkeit mit den Modellen bewirkt, sondern letztere sich auch in der
Körperform aussprechen kann, beweisen vor Allem die Glaucopideu-Gattungen Pseiidosphex und Myrmecopsis (Si. 77).
^) Leider ist auch diese Arbeit Poulton's iTroc. Zool. Soc, London 1891, p. 462 — 464, PI. XXXVl) mir nur aus
Ph. Bertkau' s .Jahresbericht für 1891, S. 24 bekannt geworden.
"■) Es ist noch zu untersuchen, ob z. B, die Pacliijrhtjnchus- und Heib'jnis-Avten nicht noch durch besondere Larven-
nahrung auch geschmackswidrig geworden sind. Dann fielen diese Fälle unter die nächste Kategorie.
'') Nach meinen Benbachtungen in .Siam bildeten gewisse relativ hartschalige Rüssler (Tanijmecus), die ganz verschluckt
werden, immerhin einen bestimmten Bestandtheil der Vogelnahrung, da ich .sie häutig in Excrementen auffand.
— 135 —
entdeckten Anpassungsformcn an die endemischen Paclivi-liynciiineii, so die (Jryllide ficcpastus 'pachtirliifn-
choides Gerst. (S. 7) und mehrere Cerambyciden (Duliojis. llahriiim. Api-ophaki^. 16). Auch für einen sel-
tenen australischen Bockkäfer (Sti/rh/ts (iniiiiicnndfs) dienen gewisse, in der That stahlharie Ai)iiiitfrtts-Kvien
als Modell. Weiter erinnern nacli Bates endlich aucii in der neotropischen Itegion verschiedene seltene
Bockkäfer an Curculioniden (IL'iliji/ts, Gratusoiiias) oder Anthribiden (I'ti/c/iodrrcv) theilweise selbst in der
Art der Bewegung (S. 17).
Viel weiter verbreitet sind die Anpassungen der Angegiift'enen an solche Formen , welche wegen
widrigen Geschmackes von den Feinden ihrer Verwandten wenig verfolgt oder ganz verschmäht werden.
Hierher gehören neben Anpassungen an immune Käfer besonders solche an geschmackswidrige
Schmetterlinge.
Unter den Coleopteren sind es in erster Reihe Angehörige der Malacodermen und unter diesen ^'*'i*'|J,,-''5^-Y^'"
besonders Vertreter der oft in auffälligen Farben prangenden Lycinen '), welche als Modelle der Anpassung ^''>^- loo— kw.
für Insecten derselben oder anderer Ordnung(ni dienen. Wie nun viele nur in geringem Grade angepasste
Coleopteren erkennen lassen, ging der vollkonnnenen Lycus-Aehnlichkeit, welche sich ausser in der eigen-
artigen Form der Fühler, noch in der Kippenbildung und hinteren Verbreiterung der Flügeldecken aus-
spricht, eine lycoide Färbung voraus, die hauptsächlich bei neotropischen Formen entwickelt und wohl
als eine besonders feine Reaction variationsf'ähiger Formen auf specielle äussere Lokaleinflüsse anzusehen
ist, aber erst bei selteneren, sich auch den Structurmerkmalen der Modelle anpassenden Arten durch Natur-
auslese zur lyciformen Anpassung führte.
Zu diesen Lycus-Nachahmern stellen in der neotropischen ]\egion neben schmackhaften , weich-
häutigen Cleriden (Ichnca, Fdoniion, J'laf/jiiopkni, S. 17 — 18), Oedemeriden (S. 15), weichhäutigeren Cur-
culioniden (Homalocerits S. 15), Cerambycinen (l'Uroplatiifi) und Xamiinen (HcmUoplms S. 16) noch manche
selbst in gewissem Grade immune Telephorinen {Chaidio(jiintliiis, S. 14) und Hispiden {Ccphalndohta, S. 17)
ihr Contingent. Aehnliche Anpassungen an die australischen Mctriorhi/iiehus-Avten gehören ebenfalls zarteren
Oedemeriden (Fgi'inhJyciis, S. 15), Cerambycinen (Frosch mia, S. 16) und Curculioniden (JHiiiioiin, S. 16) an.
Von anderen Ordnungen der Insecten betheiligen sich an den Anpassungen an Lycinen ausser einer
Blattide der Gattung Paratropa (S. 7) auch einzelne tagfliegende Heterocei'en (S. 73 — 74) aus den Fa-
milien der Arctiiden (Fionia li/coldcs) und Glaucopiden (Li/roiiioi^ilia. Minikn).
Nach den Lycinen dienen unter den Malacodermen besonders gewisse Lampyrinen der neotropisclien
Region als Modelle für mimetische Anpassung seitens einzelner Blattiden (Fhoraspis , S. 7) und Ceram-
byciden (S. 17). Letzterwähnte Familie stellt auch ausserdem noch Anpassungsformen an bestimmte
Hispiden (Ciph(d(xh)iki), deren Larven an Aristolochien leben (S. 17), sowie an schwammfressende Erotyiiden
und Endomychiden der neotropischen Region. Ausserdem dienen Erotyiiden derselben Region noch mit ihnen
zusammenlebenden Laufkäfern {[/m. S. 14), Melasomen (S. 15) und zahlreichen Arten der Chrysomeliden- ^'ip'- Tar xiv,
Gattung JJonjpltura (S. 18) als Modell. Eine andere Donndiorfi-Xri {D. (pdaclnmidi-s Stul.) passte sich da-
gegen der Coccinellide Epüachna radhita Er. an, deren Larven auf Solaneen leben, ^Yie die taglebende VepiTarxiv
Blattide Cussidodes Ihjata Brunn. (Philippinen) dortigen Coccinellen.
Neben den erwähnten mimetischen Arten -) treten bei den Melasomen und Chrysomeliden gewisse
') An siamesischen Lyciiieii beobai-htete ich ilas Hervortreten jJielber, stiiilvemler .Secrettröpfchen an den Küriierseiten
des ergriffenen Thieres.
-) Aehnlich treffen wir ja auch in der Gattuii}; Adelpha Vertretern anderer Gattungen als Modelle dienende Arten in
der Erotia- und mimetische in der Iris-Lnra-iiy.
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Gattungen tiucli als Modelle auf; so ist der patagonische Laufkäufer Ji/riHs fnllnciiisHs Chevr. eine aus-
\T"''ii6-n7^' S®^®'^^°'^*® ^^'P'^ ^'°" '""%H//^ra (Melasoni.); so passten sich gewisse /yw«-Arten Vertretern der zur selben
Familie gehörigen Diahrotica-Arten an.
Unter den Lepid opferen treten, wie wir im descriptiven Theil (S. 19 — 73) und drei allge-
meinen Kapiteln (S. 82 — 125) auseinandersetzten, Anpassungen an bestimmte, wohl grosseniheils infolge
besonderer Raupennahrung geschmackswidrig gewordene Modelle aus derselben Ordnung nicht nur zwischen
Angehörigen verschiedener Familien, sondern sogar innerhalb einer Gattung (Papilio, S. 82—98) uns ent-
gegen. Nur ausnahmsweise finden wir Anpassungen an imnmne Schmetterlinge seitens der Angehörigen
anderer Insectenordnungen; so ähnelt die seltene Gorydin nuptlcdis Gerst. einer mihchQn Euscmia und die
ebenfalls zu den Blattiden gehörige Paratropa chyuii.i Burm. der neotropischen Cissum deeorans Walck.
(S. (3-7).
Anpassungen an widrige Insecten anderer, als der erwähnten Ordnungen kommen anscheinend nur
vereinzelt vor. So hob A. Giard') die Anpassung der zu den europäischen Dipteren gehörigen Stratyomide
Bens ndl(it(( Forst, an die nach ihm durch unangenehmen Duft beschützte Tenthredinide Atludiu lüinidata F.
hervor. Weiter erwähnte B ate s Anpassungen zweier neotropischen Bockkäfer ((^/»inoccriis ciqiHchms und
didchslnms) an (wahrscheinlich durch unangenehmen Gestank geschützte) Landwanzen (Fachijatris Fidmcil
und Sctitellaria sp.)
Unter den Vertebraten ist nur ein einziger Fall wahrscheinlicher mimetischer Anpassung einer
viel verfolgten schmackhaften an eine durch Widrigkeit des Geschmackes geschützte Form derselben Klasse
bekannt. Derselbe betrifft die Aehnlichkeit des Eichhörnchens JUiiiwscuinis ttqiaididrs Gray (Java, Sumatra)
mit der zu den Insectivoren gehörigen Tupahi ferriujinca Rafft. Denn die Tupajen besitzen, wie ich mich
selbst in Siam überzeugte, ein widrig duftendes Fleisch und werden infolgedessen auch z. B. von den sonst
nicht wählerischen Eingeborenen verschmäht.
Besonders interessant sind die Anpassungen mehr oder minder schmackhafter und wehrloser Formen
an solche, welche durch stärkere oder besondereVertheidigungs mittel geschützt sind. Hierher
gehören als Modelle vorerst solche Arten , welche die Kraft ihrer starken Kiefern zu gefürchteten Raub-
thieren macht, so unter den Käfern die Cicindelen. Vielleicht sind die schützenden Anpassungen seltener
Grylliden {Tlußloscyrtus, S. 8), -) oder Locustiden (Coitdi/lodera) an die Cicindelen hauptsächlich ein Schutz-
mittel gegen Angriffe schwächerer Raubinsekten oder gar der Cicindelen selbst. — Zu dieser Kategorie
ist wohl auch die Anpassung des seltsamen Grylliden Sknojichiiatiis jiionstrosMs (S. 8) an die Soldatenform
der Termiten zu rechnen.
Unter die Anpassungen seltenerer wehrloser Thiere an häufigere, besser bewehrte dürften auch
die zuerst von A. R. Wallace hervorgehobenen Anpassungen von Seiten „schwacher und feiger Pirole"
an die angriftslustigen Tropidorhynchen (J'ln!riiio)i) gehören, in deren sich auch gegen Raubvögel vertheidigenden
Schwärmen die ihnen ähnlich gefärbten llinii'ki-Avten sich bergen (S. 81). Vielleicht gehört auch das
„Sperberkleid" wenigstens des indischen Hierococcyx ^purccroidcs Vig. , dessen Anblick alle kleinen Vögel
beunruhigen soll, unter die Kategorie der schützenden Anpassung.
') A. G i a r d. Sur un Diptere etc. Extr. d. ('ompt. reud. des seances d. 1. Soc. d. Biologie 23 Janv. 1892.
^) Die Phi/lloscyrtiis-Arten gleichen Vertretern der neotropischen Cicindeliden-Gattung Odontocheila und leben wie diese
auf lilättcrn, wofür ihnen nach A. Gerstäcker (Stett. ent. Ztg. ISGü, rf. 4i:!): „ihre vom Typus abweichenden gekämmten
Fussklauen gut zu Statten kommen müssen."
— 137 —
In viel höherem Grade als die mir dui'ch starke Mundwerkzeuge etc. geschützten dienen diejenigen
Formen als Modelle, welche im Besitz besonderer, mit Giftdrüsen verbundener Wehr- und zugleich AngrifFs-
mittel sind.
In erster Reihe gehören unter den Insecten die Weibchen der stechenden Hymenopteren (Aculeaten)
hierher.
So passten sich den Ameisen, von denen viele Arten empfindlich stechen, vorerst zahlreiche Ara-
neiden aus der Familie der Attiden, der Drassiden und sogar eine Theridiide (Fornilniut) an (vergl. S. T»
und Nachtrag dazu). Von Insecten gehören hierher die merkwürdige Loeuatide MyriiiccoplKuui fulhi x'Qvmm.
(S. 9), zahlreiche S. 9 — 10 genauer besprochene Hemipteren und unter den Käfern gewisse Anthiciden
(Formkosomiifi).
Den flügellosen, wegen ihres Stiches besonders gefürchteten Weibchen der Mutillen äiineln zahlreiche
Clerus- Arten der gemässigten und tropischen Regionen') (S. 18).
An die oft noch nebenbei durch widrigen Gestank geschützten Mordwespen (Fossores) erinnern
besonders gewisse Locustiden (Sc(iphiira) Brasiliens, deren Familiengenossen von jenen Räubern nach
Bates ganz besonders eingetragen werden. So dürfte diese Aehnlichkeit mit den speciellen Feinden ihrer
Verwandten sie vielleicht besonders vor den Angriffen der Grabwespen schützen.
Eine Reduviide aus Nicaragua, S/iiiii</rr lufrininiis (S. 10), copirt sogar die eigenartigen Bewegungen
der Priuciienüs- Art, welcher sie im Habitus älinelt. Hierher gehört auch neben anderen auf S. 19 er-
wähnten Bockkäfern der merkwürdige ('oloiiihnrhonihuf< f/iscatipennis Pryer (S. 18), der seine Hinterflügel im
Sitzen ausgespreizt hält und so den weissen Subapicaltteck zeigt, welcher den auf dem Vorderflügel der
Mordwespe (Mi/UJiiiNiii ai-iciil/is Sauss.) vorhandenen Fleck wiedergiebt.
Nach den interessanten Beobachtungen von A. Seitz^) werden gewisse brasilianische Ff'j>sis-A.vten'-^)
durch bestimmte grünmetallisch schimmernde Macrocncnie-Kvien (Glaucopid.) bis auf die Spreizbewegungen
der Flügel copirt und die nachschleppenden, seitlich durch Haarkämme in der Ebene verbreiterten Hinter-
schienen des Schmetterlings erhöhen noch die Aehnlichkeit des fliegenden Thieres mit dem Modell.
Die ebenfalls an Sphegiden erinnernde neotropische Glaucopide PsendosjiJiex hyiiViiia Walck. (S. 76)
ist ein schönes Beispiel für die allmälige Ausbildung mimetisclier Anpassung an die Wespentracht. Wie
bei der Ameisen ähnlichen Locustide ]\[iiniirr/>pJniii(( fullnx (S. 9) wird auch bei 1'sruäo.tplu'x die schlanke
Form des Abdomens des betreffenden Aculeaten für das Auge des Feindes dadurch vorgetäuscht, dass die
Flanken des breiten Hinterleibes durch kreideweisse Färbung theilvveise zugedeckt werden.
Ausser Vertretern der bereits genannten Ordnungen nehmen an der Anpassung an Pepsis-Arten
auch gewisse neotropische Dipteren, wie die Asilide Jlijdus rnhUhipi'.i; Wied. etc. (S. 77) Theil.
Von Anpassungen an die grossen, mit fürchterlichem Stachel bewaffneten Scolien ist neben den-
jenigen seitens gewisser Raubfliegen (Dolicho[i<istcr) (S. 78) und einzelner Grabwespen (S. 10) besonders
noch die der schönen Sesiide ScoUoiiihii« iiisli/iüs Pryer (Borneo, S. 75) hervorzuheben.
') Aucli in den Bergen Siam's fing ich Clerus sp. und jl/«</K((-Weibclien am selben Ort und selben Tage zusammen. —
Nach L. Inihof (Einführung in d. Stad. der Coleopteren 1856, S. 29) ahmen noch Cotnpsosoma mutillarimn (Cerambycid.) und
Ci/jihus Linnaei (Curcul.) , täuschend eine llutilla nach".
2) A. Seitz, die Sclmietterlingswelt des Monte Corcovado (Stett. ent. Ztg. 1S91, 8. 2G2— 263).
^) Wie Seitz mit Recht hervorhebt, braucht in solchen Fällen das Modell, wenn es nur hinreichend gekannt und
gefürchtet ist, nicht seltener zu sein, als die nachahmende Art, und in dei' That ist z. B. die Peyisis-ähnliche Mm-rocni'me .loh ]j.
nach Seitz heute sogar entschieden häufiger als das Modell.
— 138 —
Viel zahlreiclicr sind Atipassungon an Vespiden, besonders an l'olislr.'i- und /'nh/hid-Avten der neo-
tropischen Region. So erinnern gewisse Kleinzirpen {Ifdcro)iotus, Ti'Uiijoiiin . S. 10) an l'i}/i>itrs- Arten, so
^P^^vh—Üb' o'ß^^'i®**' Grabwespen ((ror!il:cs, S. 10) an Pohjhid-Arten. Die neuholländische Cerambyciden-Gattung Esthcsis
gleicht gelb geringelten Vespiden.
Besonders interessant sind die wundervoll ausgebildeten Anpassungen aus zwei Schmetterlingsfamilien.
So gleichen gewisse Sesiiden (Trochüiimi) in Europa grossen J'csjki-, in Nordamerika theilweise Folistcs-
Arten (S. 75). Noch höher ausgebildete Anpassungsfornicn liefern die neotropischen Glaucopiden in den
Gattungen S/Jiccnsoiiift und Mj/i-Dicro^i-'^i.'^ (S. 77). Bei diesen bildet sich nämlich (vergl. Taf. XIII) eine
wirkliche „Wesi)entaille", eine an der Basis stielartig verschmälerte Hinterleibsform aus, wie sie
jene Aculeaten characterisirt. So wird hier der höchste im Thierreich überhaupt nachgewiesene Grad der
Anpassung an die Modelle erreicht.
Weniger häufig und ausgebildet sind mimetischc Anpassungen an die Apiden.
An die Bomhus-Arten erinnern unsere Hummelschwärmer [Macr. Iwnihijliforiiiis S. 74), und unter
den Dipteren einige Asiliden und Syrphiden (S. 78), darunter auch besonders die bei ihnen schmarotzenden
ro/«t(7A(-Arten. Während die indische Lojihiira Ili/Ins Bsd. (S. 75) nur unbedeutend gewissen grünbehaarten
Xyloeo2)a-Arten ähnelt, mit denen ich sie oft zusammen traf, ahmen dagegen die zu den Sesiiden gehörigen
Mdittid-Artcn (S. 75) durch die gelbe und schwarze Zotten tragenden, an die Samnielhosen der Blumen-
bienen (Aiithdiihilii) gemahnenden Hinterbeine, die sie im Fluge genau tragen wie die Bienen, durchaus
Antliophora-Avten na.eh, denen sie auch nach A. Seitz darin gleichen, dass sie sich „nicht auf die Blüthe
niederlassen, sondern davor schwebend erhalten."
Auch viele Schlupfwespen sind im Stande, ziemlich empfindlich zu stechen. ') So kann man denn
auch den einheimischen Bockkäfer Moldirluis sulicis F. (S. 18) als Anpassungsform an Schlupfwespen, wie
Änomalon Iwros Wesm. 9) ansehen, denen er in der That recht ähnlich ist.
Die einzigen Wirbelthiere, welche wegen besonderer, mit Giftdrüsen in Verbindung stehender
Vertheidigungs- und Angriffswaffen als Modelle der Anpassung für wehrlosere Formen gedient haben dürften,
scheinen die Giftschlangen zu sein.
Ganz vereinzelt steht die wenig ausgebildete Anpassung eines neotropischen Batrachiers (Phripiisciis
v(triiis, S. 78) an IJ/(qis-Arten da. Häufiger sind dagegen Anpassungen von anscheinend weniger giftigen
Schlangen ((\dlophis) an stärker giftige Arten (^Adni'iDphis) derselben Unterfamilie (Elapinae) oder solche
von vollständig harmlosen an unzweifelhaft giftige Vertreter derselben Familie. Besonders zahlreich sind
die Färbungsanpassungen an die neotropischen Elaps-Krten (Proteroglyph.) von Seiten vollkommen harmloser
Schlangen (Aglyph.).
Hier dürfte vielleicht auch als einziges mir bekannt gewordenes Beispiel der mimetischen Anpas-
sung eines im Wasser lebenden Thieres die des zu den Opisthoglyphen gehörenden Homalopsiden Hqrisks
hi/(hinus Cant. aufzuführen sein, welcher giftigen Seeschlangen sehr ähnlich ist, mit denen er zusammen lebt.
Mimetische Anpassungen seitens der Angreifer.
Verhältnissmässig selten sind diejenigen Fälle mimetischer Anpassung, in welchen letztere, bedingt
durch ein oekologisches Verhältniss, das die wichtigsten Interessen der nachahmenden Art, die Ernährung und
die Unterbringung der Nachkommenschaft betrifft, dem Angreifer im Kampfe um die Existenz Nutzen bringt..
') Nacli einem Referat .ans der Revne entnmolog. soll 11. il u B iiysson nencnlings aurli bei acht, versfliiedenen Arten
von Ichneumonen Giftblasen nachgewiesen haben.
I
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E. B. PouUon hat diese Fälle neuerdings als „aggressive Mimicry" M der „protectiven"
gegenübergestellt, obwolil die Verkleidung selbst stets doch nur als Schutzmittel, nie als Angriffswaffe
dient, selbst wenn sie vom Angreifer getragen wird.
Anpassungen der aggressiven an die angegriffene Partei finden sich auch bei Raubthicren nur
vereinzelt und anscheinend besonders bei solchen Formen, welche, wenn auch wehrhafter, doch schwer-
fälliger als ihre Beute sein dürften. So erinnert von den Neuroptercn (S. 11) Bittums an die Tipuliden, von
denen er lebt, und Dn'iKDiojdcn/.i: an kleine Nachtschmetterlinge, Dri'paiia etc., von denen er sich nach
Brauer 1. c. vielleicht nähren dürfte.
Etwas häufiger dürften diejenigen „schmarotzenden" Formen sein, welche das Kleid der
"VVirthe tragen, in deren Bau sie ihre Brut unterbringen. So erinnern unter den Hymonopteren 3Iekcta-
Arten an die Anthophoren, bei denen sie schmarotzen. Ob jedoch die ausgebildete Aehnlichkeit, welche
z. B. FoJistumorpJia Siirüiaiiiciisi.s mit Folijbia tcshura und Cliakis cniariiinata und iniuctata mit Polyh.
l]iujc'HncHsis haben, in der That dazu dient i diesen parasitischen Hymenopteren den Zutritt in das Nest
der betreffenden PoJi/hid-Avten zu ermöglichen, ist erst durch die Beobachtung zu entscheiden.''') Mit
grösserer Sicherheit dürfen wir die Anpassung gewisser bei Bunihiis-Avten schnuirotzender Volucellen hierher
rechnen, deren bekannteste Art in zwei Formen vorkommt, von denen die eine (hoiiibi/liois) durch
schwarze, am Hinterleibsende rotlie Färbung kleinen Stücken des 11. la/iidun/i.'i gleicht, während die andere
Form (j)hiiiii(fn) mit gelbem, inmitten schwarzen ßrustschildc und gelbbehaartem, hinten weisslichen Ab-
domen eher an abgeriebene kleine Formen des 11. niiisconini und /iurtormii erinnert. Es würde von Interesse
sein, zu beobachten, ob nun die verschiedenen Weibchenformeu zu ihrer Eiablage, bei der ihnen die in
der That vorliandene Aehnlichkeit mit den betreffenden i'ci«tA«.s-Arten besonders von Nutzen sein soll,
auch stets die Nester derjenigen Hummelart aufsuchen, welcher sie selbst gleichen.
Ein Beispiel von schützender Aehiiliekkeit einer ihre Eier in fremde Nester legenden Vogelart mit
ihrem Wirth dürfte ein indischer Kukuk S/iniicit/ii.s lugiilirls Horsf. {Caratigdus diertnvides Gab.) abgeben,
welcher das Kleid der aggressiven Drongos (Blcrurus) trägt, in deren Gelege er auch sein Ei unterbringt.
Analogie, Convergenz und Mimicry.
Das Ergebniss der Untersuchungen des I. Theils dieser Arbeit berechtigte uns für die Species der
Gattung BupUto zu dem Urtheil, dass die äussere Erscheinung einer Art, wie sie sich in Form, Zeichnung
und Färbung ausspricht, nicht immer nur die Blutsverwandtschaft innorhall) eines engeren Artenkreises
ausdrückt. So dürfen wir der alten systematischen Schule, welche nach A. II. Wallace (Darwinism 1. c.
p. 187) in der Färbung nur einen ,, trivial character eminently instable and untrustworthy in the deter-
mination of species'' erblicken zu müssen glaubte, doch insoweit Recht geben, als bei einer Untersuchung
über die Blutsverwandtschaft auch nur der Arten einer Gattung einer Vergleichung der äusserlicli in Er-
scheinung tretenden Eigenarten des Habitus die sorgfältige Berücksichtigung aller in den Harttheilen
gegebenen Structurmerkmale vorauszugehen und allein als Grundlage zu dienen hat.
') E. B. Poulton, Volucella as example of aggressive Mimicry (Nature, Vol. 47 [1892] p. 29).
^) Zwei weitere nach A. Gerstauker zur Jlimicry gehürige Fälle einer gewissen Aeliiilichkeit zwischen parasitischen
Schlupfwespen (Criipturus argiolus) resp. DickhornÜiegen (Cunojjs diaihmatus) und ihren "Wirthen ( Pcs^j« yallica resp. ]'. yerma-
nicu) sind wohl nicht als Anpassungserscheinangen an die Modelle aufzufassen, da vor Allem die Aehnlichkeit zu gering ausge-
bildet ist, nm eine Täuschung hervorrufen zu können.
Bibliotlieca Zoologica. Heft Vlü.»* 19
o
— 140 —
Die Factoren nun, welche den sog. Habitus, d. li. Form, Zeiclinung und Färbung, modifiziren und
aus Varietäten Rassen und endlich isolirte Arten bilden, die scliliesslieh wieder zu Vertretern von Unter-
gattungen etc. sich umbilden können, dürften neben schwerer nachweisbaren Aeusserungen „innerer Bildungs-
fbrtschritte" in erster Reihe auf äussere Einflüsse der besonderen physikalisch-chemischen und oekologischen
Existenzbedingungen zurückzuführen sein, welche auf die bestimmte Constitution nach verschiedenen Rich-
tungen hin einwirken.
Scheiden wir vorerst die zahlreich im Thierreic.h verbreiteten Analogieen des Körperbaues
aus, welche sich als bedeutungsvolle und not h wendige Anpassung an dieselbe bestimmte
Lebensweise zu erkennen geben (Fischform der AVale; Grabfüsse von Notoryctes, Talpa, Gryllotalpa;
Flughäute von Petaurus, Galeopithecus, Pteromys, Draco), so dürfen wir die offenbar im Allgemeinen für
die Lebenserhaltung mehr irrelevanten Aehnlichkeiten im Habitus, wie sie sich z.B. zwischen den
Vertretern verschiedener Gattungen, Familien oder Ordnungen zeigen, als zufällige Aehnlichkeit
(accidental resemblance) bezeichnen, sobald beide Formen eine durchaus verschiedene Lebensweise führen
oder von einander weit entfernten Wohnbezirken angehören. So ähnelt von den zu letzterwähnter Kategorie
gehörigen Formen nach W. Buller') ein neuseeländischer Kukuk (Jui(h)iuniii.'<) einem nordamerikanischen
Habicht. Solche Aehnlichkeiten sind auch unter den Intecten trotz der Fülle der Formen nur vereinzelt,
und zwar besonders bei Coleopteren, ^) nachgewiesen worden. Natürlich kommen dieselben desto leichter
vor, je näher die beiden in Frage stehenden Arten mit einander verwandt sind. So erinnert unter den
Tagfaltern die einzige Vertreterin der indischen Eryciniden - Gattung Stibfxjo^, St. NymiiliUVta Btlr., an
mehrere Arten der rein neotropischen Gattung Nympliidiiim F. -'j Im Allgemeinen wirkt jedoch der längere
Einfluss der äusseren physikalisch-chemischen und oekologischen Eigenarten des bestimmten Wohnortes bei
den ü))erhaupt einer empfindlichen Reaction fähigen Formen auf die durch ,,constitutionelle Ursachen" mehr
oder minder bestimmten Entwickelungsanlagen so eigenartig ein, dass der Kenner nach dem Habitus auch
einer ihm bis dahin nicht vorgekommenen Art oft ihre Heimath anzugeben weiss. So erwähnt 0. Thieme
(1. c. p. 192 — 193) als besonders auffällig die aus Roth und Blau bestehenden „Cubafarben" verschiedener
Cerambyciden (Trii'Jiouf^, CkäVulhim, Ehurlu, Exoclionms) und Chrysomeliden (Cniptoccphalus hic'mdtts) und
die habituelle Gleichartigkeit der ans Chile stammenden Coleopteren, die sich besonders in der „über-
wiegenden Neigung zu prismatischer Farbentheilung" ausspricht und bei Angehörigen ganz verschiedener
Familien (Carabiciden und Cerambyciden) vorkommt.
Gesellt sich zu der Gemeinsamkeit des Aufenthaltsortes mit einander nicht näher verwandter Formen
noch eine Gleichartigkeit der Anpassung an dieselbe bestimmte Lebensweise, so entsteht, besonders zwischen
den Bewohnern eigenartiger oder isolirter Lokalitäten, oft jene bei den Insekten besonders entwickelte
relative Aehnlichkeit des Habitus, welche wir als Erscheinung der Convergenz bezeichnen.
') Citirt bei Fr. E, Beddard, some reocnt oLservations upon Mimicry (Nat. .Science I, 1892, p. 13).
^) Vgl. darüber .1. 0. Westwood, Illustr. uf Relatiouships etc. (Trans. Linn. Soc. 1837, p. 4U9) und A. Gerstäcker
1. c. (Stett. entomol. Zeitung XXV, 1863).
^) Die weiteren, soviel mir bekannt, in der lepidupterologisclien Literatur angel'iihrten Fälle zufälliger Aehnliclikeit
beschränken sich auf A. Gerhard's Zusammenstellung (Boll. .Soc. Ent. Ital. XV 1883, p. 158) zweier einander kaum ähnlicher
Vertreter verschiedener Familien, des Salijnitt Ih-ahiiiinus (llimalaya) und des Papilio Ci/norta F. (Afrika) und auf die Angabe
Dr. Staudinger's (Exot. Schmetterl. S. 92), dass die brasilianische Phijciodes leucodesma Feld. ,,oben ziemlich stark an die (eben-
falls zu den Nyniphalinen gehörige) Neptis kikideli aus Madagascar erinnern und dadurch gewissermassen eine "Widerlegung der
Mimicry-Theorie bilde." In der That ist diese Aehnlichkeit auf der Oberseite aber nur ganz oberflächlich und findet sich auch
bei verwandten, anscheinend ebenfalls das ursprüngliche Nymphalinen-Kleid tragenden, amerikanischen Plii/ci od es- Arten, wie bei
Pli. Ofella Hew. etc.
- 141 —
Beispielsweise zeigen nach U. Tii i e in e 1. c. die Laufkäfer der Canaren „eine ISeigung zur Run-
dung und Verbreiterung; namentlich mögen sie das llalsschild häufig erweitern."
Von den übrigen Familien der Coleopteren treten uns auffällige Aehnliclü<eiten zwischen Ange-
liürigen anderer oder derselben UnterfaniiHc bei verschiedenen Gattutigsvertretcrn der Lanielhcornier ')
der Cerambyciden ^) und der Curculioniden 'j entgegen.
Auch bei den doch sehr variationsfähigen Lepidopteren sind solche Convergenzerscheinungen zwischen
denselben District bewohnenden Vertretern verschiedener Gattungen verhältnissmässig selten. Als besonders
charakteristiscii erwähnen wir die Aehnliclikeit zwisclien einzelnen neotropisciien Nymphalinen aus den
Gattungen Cat<t<jr(iiiniiii, Cdl/'d/ini und Af/rias.
Seltener sind solclie bestimmt ausgebildete Aelmlichkoiten, welche wir nicht als Ausdruck mime-
tischer Anpassung anzusehen brauchen, sondern noch durch Convergenz erklären können, zwischen
Vertretern verschiedener Familien. So erinnert der seltene einheimische Spanner F/oscria
(Iwersata (S. 21) an die häufigen Brq>hos- Arten. Ein noch interessanteres Beispiel der Convergenz zwischen
Angehörigen zweier Familien liefert uns die abenteuerliche Lauf käfergattung J/r^r^/^o/y/rr Hagenb , welche nicht
nur allein im Vaterlande (Java), sondern auch nur am bestimmten Aufenthaltsort der viel kleineren pilzfres-
senden Endomychiden-Gattung EuinorpliKS Web. entstehen konnte, den auch ihre wolil carnivore Larve theilt.
Vielleicht gehört auch die von K. M. Heller hervorgehobene Aelmlichkeit zwischen der madagassischen
Cicindelo l'cridr.rifi fulrqics Dej. und dem mit ihr zusammen vorkommenden Pompiliden l'oijoiiii(s reniistissiiims
Sauss. hierher, welche sich alleidings nur in der Färbung der Vorderflügel ausspricht, die bei beiden in
chromgelbem Grunde zwei schwarze Querbänder und bei der Mordwespe noch eine solche Spitze führen.
Heller rechnet diese Aehnlichkeit unter die Fälle der „aggressiven Mimicry," da er die Cicindele als
„den nachgeahmten Theil" ansieht, dem die Mordwespe sich anpasste, um sich ihm desto leichter annähern
zu können. Gegen diese Ansiclit spricht aber schon das in der Gattung Foijoiii/is allgemeine^) Vor-
kommen zweier schwarzer Flügelbänder auf wasserhellem Grunde. Ausserdem gehört denn doch mehr dazu
als die ähnliche Färbung der den Kiirper durchaus nicht deckenartig umschliessenden Vorderflügel, um eine
Grabwespe als Cicindele erscheinen zu lassen.
Schliesslich könnte diese Anpassung nur dann von Nutzen sein, wenn die Mordwespe hauptsächlich
diese Cicindelen für ihre Brut einschleppte."') Viel näher hätte die Deutung gelegen, dass die Cicindele
sich der stechenden Hymenoptere angepasst, um im Kleide der letzteren sicherer zu sein. ")
Von den Erscheinungen der Convergenz zu denen der echten Mimicry führen besonders solche
Formen über, welche Vertretern anderer offenbar in höherem Grade als sie selbst geschützter Familien,
mit denen sie zusanmien auch die gleiche Lebensweise führen, in beiden Geschlechtern zwar in gewissem
Grade ähnlich, aber doch noch nicht derart angepasst sind, dass sie einen Vertreter der anderen Familie
') Nach ü. Tliieme I. c. p. 19.3 stimiiR'ii z. B. das copraphage Pnf//;/a'o//i« ^fsc»?«^//».'* Ol. mit dem Dynasticien Sijrich-
tlius verus Burm. (Capland) in ^merkwürdig.ster Weise in der ganzen Erscheinung überein."
-) Hierher gehört auch die Aehnliclikeit zwischen NeiiiojiJias Gray! und Aynia fiisciatn , welche ihr Entdecker, \. K.
Wallace, als mimetische Anpassung seitens der selteneren Art ansah.
^) Mehrere Beispiele aus der neotropischen und madagassischen Fauna finden sich bei K. M. Heller, ein bemerkens-
werther Fall von Mimicry (Entomol. Nachr. XVIII, 1892, S. 183—18.5).
■*) J. Leunis, Synopsis d. Thierreichs. 3. AuH., bearb. v. H. Ludwig, II, S. 634.
■*) Nach der Nahrung unserer einheimischen Pogonius-Larven zu schliessen, die besonders aus einheimischen Spinnen
besteht, dürfte das wenig wahrscheinlich sein.
*) So besteht auch eine gewisse Aehnlichkeit zwischen indischen CoUyrinen und Sphegiden, ist aber zu unbedeutend,
um als Anpassung an letztere angesehen werden zu dürfen.
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vortäuschen künnten. Ilierlun- goliöreii die .Vehnlichkeiteii zwischen gewissen aiVikanischon eine nielir niiclit:-
liche Lebensweise führenden und zwischen taglebenden neotropischen Carabiciden mit zur selben Zeit sich
herumtreibenden Melasomen (S. 13). Dahin gehört auch die Aehnlichkeit der Laufkäfer-Gattung Fhysodcm
Escji. (Java) mit Arten der Endornychidon-(Jattnng luiri/Dum. Uerst., dahin endlich die der lycoid gefärbten
Formen ') mit den Lyciden selbst.
Die Untersuchungen an den l'apilio-Arten machen es nun wahrscheinlich, dass sich bei solchen
in beiden Geschlechtern unbedeutend an gewisse Modelle erinnernden Formen die Aehnlichkeit zu einer
gelungenen Anpassung dadurch steigern konnte, dass von den bei Nothlage der Art vaiiirenden Weib-
chen in Folge natürlicher Auslese die dem Modell besser angepassten erhalten blieben und diese Er-
werbung allmälig auf das Männchen vererbten. Denn bei allen in beiden Geschl echtem
mimetischen Arten ist die Aehnlichkeit des Weibchens mit dorn Modell bedeutender
als die des Männchens.
Diese allmälige Ausbildung eines secundären Dimorphismus der Weibchen zur Mimicry geschieht
oft dei'art, dass zuerst nur der allgemeine Typus immuner Familien^) nachgeahmt wird. So
erinnert das AVeibchen der neotropischen Erycinide Aricoris ücplia F. (S. 63) nur im Allgemeinen an die
Tracht kleiner Neotropinen des Melinaea-Typus oder Acraea-Arten (Thalia-Gr.)
Hierher gehört auch der einzige mir bekannte Fall einer Anpassung von Seiten der Morphinen.
Denn bei einer kleinen Art der brasilianischen Gattung Morplio, bei M. Ä('(i(t Hb., ähnelt von den drei
bei Dr. Staudinger (1. c. p. 206) erwähnten Varietäten des Weibchens die am meisten vom blauflügligen
Männchen abweichende 1. c. auf Taf ü7 abgebildete Weibchenform aus Rio auf der Unterseite der Flügel
noch den die ursprüngliche Artzeichnung tragenden Weibchen anderer durch ursprünglichere Zeichnung
dieses Geschlechts in gewissem Grade dimorpher Morplio-kvien. Auf der Oberseite dagegen erinnert sie
in gewissem Grade besonders durch die Färbung mehr an Formen von Lycorea Hb., als an die viel kleinere
Acraca Thalia L.
Den nächsten Grad der mimetischen Anpassung erreichen nun diejenigen secundär dimorphen
Weibchen, welche sich wenigstens einer bestimmten Art von immunen Faltern anpassten, aber erst einen
so geringen Aehnlichkeitsgrad mit letzteren repräsentiren, dass wir Bedenken trugen, sie im descriptiven
Theil als mimetische Formen anzuführen. Hierher gehört z. B. die von dem constanten j\Iännchen am
meisten abweichende Weibchenform der afrikanischen Nymphaline Ci/iiiotJ/oe Thcodota, Hew., die etwas an
Ämauris Ni/wkis L. eriimert.
Durch die bestimmte Anpassung an die gleichen Modelle treten zwischen den mimetischen Formen
eines durch die Verbreitung der immunen Arten bestimmten Gebietes zahlreiche Analogien des
Habitus auf, welche, obwohl meist auf verschiedenen Wegen entwickelt, doch demselben Ziele dienen:
dem Schutze der Art, besonders im Weibchen, durch möglichst gesteigerte Anpassung an die Tracht be-
stimmter Modelle. Nachfolgende Tabellen stellen die wichtigsten dieser analogen Formen unter den
Schmetterlingen zusammen, insbesondere, insoweit sie die auf den Tafeln Y — XII abgebildeten Beispiele
zu ergänzen vermögen. ^)
') Hierher gehört ;uu-h die iicntiMiiische Chrysonieliden-Gattung Scliciiiathn ßlandi.
') Hierauf wies schon G. Send der in seinem grossen Werk über die „Butterflies of Eastern United States" hin.
') Die einzige uns während des Druckes dieser Arbeit bekannt gewordene weitere mimetische Form aus der äthiopisclien
Region ist Danaiis (Tirumnia) Morgen! Honr., für die der Autor die Gattung lü^a errichtet hat, eine mittelafrikanische Art,
welche in beiden Geschlechtern — bisher ist erst das Männchen bekannt — den .'l)»»j(r/.s--Arten, wie A. Egialea Gr., gleichen
Avird (Vergl. E. Honrath, neue Rhopaloceren, Berl. Entomol. Zeitschr. Bd. XXXVI. 1891, Heft 2, S. 430— 437, Taf. XV, Fig. ü).
— 143 —
Vcrgleiclioii wir nun noch die vorscliieilcneii l'"orinen dos Tliiprroiclics, die wir ;ils Modelle und
Nachahmer kennen gelernt haben, auf den (irad ihrer B 1 u t s v o r w a n d t s c li a l't hin, so finden wir
nur unter den Schmetterlingen und nur in der einzigen (iatlung Papilio beide in ciiieni Genus vei'cinigt,
wenn auch verschiedenen Untergattungen angehürig.
Dagegen kommen Anpassungen an Vertreter anderer (i a 1 1 u n g e n d c r s (^ 1 b e n Unter-
familie ausser bei Lepidopteren zwischen Danainen (S. IIG) und den Neotropinen (S. 117 — 123) noch
bei Heliconiern {Eiictdcs S. 57) und Nymphalinen [V'irt.Drhin S. 62, Apatiini, AtlnjuKi S. 130) vor und
finden sich endlich bei den Reptilien in der Unterfamilie der proteroglyphen Elapinen. ')
Pliiufiger sind schon Anpassungen an Vertreter verschiedener U n t e r f a ni i 1 i e n. So
erinnern unter den Hymenopteren gewisse Mclectinen an ^IvHm/i/ioni-Xrten (S. 11), unter den Colcopteren
einzelne seltene Lampyrincn und Telephorinen (p. 14) an Lycinen. Unter den Lepidopteren haben sich
gewisse Pieriden der Gattungen Frioiierris (S. 36), l'irris . Eroiiid (S. 41) an Di-lins- resp. ^li/lot/ins-
Arten angepasst wie die Danaer der Gattungen Li/carid und It/tiia. den Neotropinen. Von Nymphalinen
ähneln Vertreter der Gattung l'sciidacnif/i (S. 43) und J'/n/iioilrs ('S. 62) Vertretern von Acraciiicii. während
andere Arten von Plujriodrs, wie solche von Adrlji/id und AjKitxni, sich den Heliconiern anpassten.
Hierher gehören auch die S. 79 — 80 erwähnten Anpassungen von Vertretern der Opisthoglyphen
oder Aglyphen an die UnterabtheiUing der pi'oteroglyphen Elapinen. -)
Die Zahl derjenigen mimetischen Arten, deren Modelle zu einer ganz verschiedenen
Familie derselben Ordnung gehören, übersteigt diejenige aller anderen Abtheilungen bedeutend. Unter
den Hymenopteren haben sich Grabwespen (S. 11) Arten von Vespiden und Scoliiden, Chalcididen solchen
von Vespiden (roh/hid, Fmncncs) angepasst. Unter den Coleopteren erinnern gewisse Carabiciden (Aiiniis
S. 13) an Melasomen, andere (Lia S. 14) an Erotyliden, selt'^ne Melasomen (S. 15) an Erotyliden, gewisse
Cleriden (S. 15), Oedemeriden (S. 15), Curculioniden (S. 13) zahlreiche Cerambyciden (S. 10) und einzelne
Plispiden (S. 17) an Lycinen. Während wieder andere Cerambyciden bestimmten Curculioniden (S. 16 u 17),
Hispiden, Erotyliden (S. 17) oder Endomychiden (s. Nachtr. z. S. 17) ähneln, sind gewisse Chrysomeliden
der Gattung Doriiplinra Erotyliden und Coccinelliden angepasst.
Unter den Lepidopteren erinnern von Nymphalinen gewisse yln///j((»s-\Veibchen wie J/iDicuitin-Kvien
(S. 47) an Danainen (S. 2'J) und PI/annur/i^diuiiKS-Artcn. Auch lIiipoTiinnus- (S. 30 u. 42), EnraHa- (S. 42),
ITcsthm- (S. 31), EHripns-Arten (S. 32) passten sich an Danainen an, wie eine Nrptis-Art (S. 32) an die
Palaeotropinen. Dagegen ähneln zahlreiche Phiiriodrs- (S. 62) und die I'rotogonUts-kvtexi (S. 63) wie solche
aus den Heliconier-Gattungen E/n'idfs und Ilclkomiif, bestimmten Formen der Neotropinen. Bei der
Gattung F.njiliiirdni (S. 44) kommen endlich auch Anpassungen an Heteroceren der Gattungen Alctis und
Ensnnia vor. Auch bei den Satyriden bilden die Danainen die hauptsächlichen Modelle für Arten von
Eliiiiinias (S. 32—34), Zcfhcni (S. 34) und Oriiioiiin (S. 35), während andere Species von Eh/iiniias sich
Acraeinen (S. 44), der Pieriden-Gattung DeHas (S. 34) oder, wie auch gewisse Hi)i)oliiiiii(ts-Artcn (S. 31)
der Morphinen-Gattung Teiiaris anpassten.
Von den Lycaeniden passten sich einzelne Arten den Acraeinen und der Gattung Aldis (S. 44),
von den Eryciniden (S. 64) solche den .fosiincn (Heteroc), Acraeinen und Neotropinen an.
') Um diesen Jliiniery-Fiill sicher zu stellen, bedarf es noch genaiiei-er rntersiicluingcii über die gnissei-e Häufigkeit
und vor Allem den behaupteten liüheren Grad der Gefährlichkeit der Adenio/ihif- gegenüber den Cnl/ojitiis- Arten.
-) G. A. Boiilenger zieht diese drei Untcrabflieihuigen zur Ophidier-Farailie der Colnbriden zusammen, denen er auch
die Hydrophiinen beigesellt (Fauna üf Brit. Ind. Reptil, and. Amphili. ly'JO).
— 144
I. Indo-austra-
Modelle:
1
Mimetische
(Iiniimn)
(Nicht immun)
Danainae :
Nymphalinae :
Satyrinac :
Idcopfils IJaos Bsd.
Klijinidaa Kun^Ucri, llonr. 9
Diiiiiuis: siihtj. I!(t(]cii(t Moore
(A'ili'ii Cr., siiiiilis L.)
Hcstiiifi j irrst 11/ ilis Westw. o
Elijmitias Luis Cr.
Danaus Tytms L.
Hcstiiia ituiiia Dbld. bes. 9
Enploi'a Corc L,
und ähnliche Arten.
Jfiipiiliiiiims BoJiiia L. 9 Jdcuifjm Dru. ;
l'ciitheniu Bighanii Wood-Mas.
Ziilicra diiidriiioldcs Moore.
Euploea
I'haämiiaitfJ/>is F.
o' resp. 9
E/irip/is HalitJirrscs Dlild.
9 var. Isu Moore (yv '■:) ')
„ „ lihadamuntinus {y> cf)
Htq^loca
Linuaci Moore
cf resp. 9
Eitr'ip. JJiditlii'rscs
9 iiydliiTtiis Dbld. 1
riiltiiniioii/r//s \\ -M. )
HypoUiniMS anomulu Wall. 9 «
Eljjmnuts (c/irocijuKt Godt
Morpliinao :
Tanaris hiotulatus Guer.
Hi/polimnas Deois Hew. 9
Ehjnmias Ägondas Bsd. 9
PapiUonidae :
l'apilio (Pharm «copli .)
Dasarada Moore.
J'dj). (I'hriniL) AstonoH
Westw.
') Das Zeichen -y soll die Aelinlichkeit mit dem betreffenden Geschlecht des Modells ausdrücken.
145 —
lische Region.
Formen
(Nicht
ininiiiii)
ri.Mi.lii(>:
Papilionidac: Clialcosiidae:
f^iilxj. ('imiiodrsniiis; siihi/. FapU'io str.
Kjii/riiis piiriiiiili's Herr-Sc-liiifV.
LiioddCiis de ITanii. ?
Kviituii Vülcriit Cr. 9
J\L(cari'i(s Feld.
1
cpi/ciih'-'i Hl.
r ■ ■;■ T ('li(dcn^h( pfUjiUfDiariü Dni.
(lissiii/nis xj.
1
Xciiocjcs J)l)kl. -' A.i/i'stor Gray.
l)r(iiuä<irinii AVood-Äfas.
Cauniiü Westw.
Mimf}ipJoi'{i
JUiiidmiiioik' F.
Paradoxiis Zinck.
rf '^ d'; ? '^ 9
C'i/rh)sin Midnmua L.
li
t
Tydms Feld, o
lihctmor Westw.
0 Icarius.
]\pic()pfia Poli/dord. Westw.
Mi-mnon L.
9 Esprri Btlr.
Eplropc'ia Ph'ilniorii Westw.'
— 14(3
II. Neotropische
Primäre Modelle:
Mimetische Formen und theilweise
secundäre Modelle:
Rein
1 IiiiiDiin : 1
(1 111 m u n :J
(Nicht
llelicoiiiinac:
Neotropinae:
Danainao :
Heliconiinae :
Nymphalinae :
HcUcoiiiii.s
Melpomeue L.
Adclplid Lara
Hew. u. 7W.sDru. ;
Apatura vacuna. o
Heliconhts l-'nito L.
Eiimlcs
Thulrs Cr.
Phi/riodrs
Per diu Hew.
Acraeinae :
Acraea Thalia L.
Eueides
Pavaiia Men.
Ncotropinac :
Ithom'iii :
Ilrrdüiu [Üroliiia-Gv.) :
Nappoijriirs Cotrnn Hew.
Vila
sUdarldlioides
Bates
Mctho)ui sp. :
Eutrcfils inntdtnx Stdgr.
Äthcsis Äcrisiiiiir Ilew.
Tlit/ridiii l'iitho Fokl.
„ Fsidii L.
ItiiiKi Jlioiii' Cr.
l'liniiinii',
Dbld.
Oh/ras sp.:
Ka/icnfienes cxcrlsii Feld.
Thijiidia Acdcsia Dbld.
Atlu'sis Glearista Dbld.
Eutrcsis Hypcreia Dbld.
If/iiKi Liiiiiira
Latr.
Enridrs
Edins Hew.
Plii/ciodes
jiriscd Hopffr.
Tithorea:
Lriir-Gv. :
K(q}('ogc)K's Pcridid Hew.
CülUthoiiwi Hcrz-'ia Hew.
Thijndia 31el(iiithi> Bates.
J'.Hitdrs
VHbjifoftiiis ]5tlr.
l'lu/ciodcs
ni<jrip('Hiiis Sah.
Jliiniioiii/i-Gv. :
Nupcdij. Iqiilti'Hsis Sfdgr.
„ J'i/rrlio Driicc
Ccrntiiiiii : NiiKniia-Gr.
JLrIiitiiitis sp. sp.
Athi)rtl.-i „ ,,
Mdinaca „ „
LijcDycn sp. sp.
E/iridrs Hiihiini
Men.
Eiivtdts J)ioiitisa
IIb.
Eueides Ldnipeto
Bates
IMiciDiiiis:
Sylvamis-Gr.
PJii/eiodes
3Ierh/uiitis G , & S.
Pliyciodes
i Dn/petis G . & S.
j
Bonplanän-Gv.
Itliomki SiisicoKi Feld.
lIiTiroilIHS :
AUlli s-Gi:
H'
Region.
mimetische Formen:
immun):
[miiiiiii :
Nicht immun:
Eiycinidae : j
Pioridao:
Papilioiiidaccx.j). l'astiiiidai' : Poiicopidac : Dioptidae:
i
Arrhonias Teiithn-
iiiisHew. 9; Percute
Üluirops L. 9 etc.
Papilio s. Str.
Salv.
ÄrchoiiidS
Bellona Cr.
Pcrivopls
Vhorhe Stdgr.
Estlicmopsis
Ciln'in Stdgr. o
Dismorphia
MeVui Godt. 9
('■nstiiia ' Pcricopis
iirniriiitlcs Hsd. Anqihitisa Hb. 9
Stfildchfhis Pliard/isit
Hb , JtiKiiiii'is
■Diimica etc. Batesetc.
T>isiiifirji/ii(( 'Ihcounc
var. Ijßs'iuoc.
Bates
Dioptix ('if)iio Hb.
Dioptis
Batesii Druce
Disiiiorphia
Omc Bates 9
/Jv'//^^s■ Cr.
II/fl'I()Si<(
helifovoitlcs Feld.
Disiiiitrpliiii
CordUIrra Feld. 9
1
I)ifit)torpli. Bcioiie
Hew. 9 Ärc/ioiiins
ili.-^iiiorjiliilrs Btlr.
AtrllOllKix lli(irrsrcllS
G. & S.
^ '(lst,ii/((
Stil.rniK G. & S.
J'/ricd/iis
Itliiiiiiiii Feld.
Staliichtlil.'^
Oalliope L.
Pn-rhi/(>rls
,, lorrnn llew. ,
,, MfileiiJiii F. ;'
Diftmorphia
,, Ästi/iiowcCr.'^:
„ Arsinoc Feld. 9
Arclionias
Eurytde Hew.
Pi(j)iliii s. Str.:
shiuihois Bsd.
('(isfiiid
: CndiiKt Westw.
( 'dStllill.
Ec/Kdlorid.V^ estw.
CaMiiid
Zcu/rea Feld.
! Periro^iis
histrlo Feld.
Prriropis
Hrstiis Feld.
Dioptis
Hu2nm Btlr.
Bibliothera Zoolosii-a. Heft VIII.
20
— 148 —
Unter den Pieriden ahmen mehrere JiVo(»V(-Weibchcn (S. 35) Danuer nach, wälircnd Arten von
JUsuiiir/iJiia (S. 65) sich an Acraeen und Neotropinen, solclie von Air/ioiiias an Acracen, Jlelicoiiiii.s- und
]'liiinii(inijihagt(S-A.Tten, solche von Fcreutc an Heliconior und endlich Fcrr'ujhris-A.vten (ß. 68) an Neotropinen
anschlössen. Unter den Papilioniden bilden die Punnenfulter (S. 37, 45, 69) und (loxii/txlcsDi/is- Arten
(S. 36 u. 45) zahlreiche Anpassungsformen an Danainen und Acraeinen, während tagsHiegende Chalcosiiden
sich in ('linlrasht und Mimeuploca an Danainen, m Kriisiti'ia \\m\ Etcnisia au Agaristiden (S. 88), in (ihuild
an Josien (S. 72) und in Cniicrl-i:^ (S. 38) an die S|.annergattung ffa/is anlehnen. Den mimetischen Castnicn
dienen als Modelle Arten der Danainen, Neotropinen und Acraeinen, den mimetischen Pericopinen .ausser
Vertretern der letzterwähnten zwei Familien noch gewisse Aristolochienfalter (Arnras-Gi: von l'liannu-
rophafjus). Endlich passten sich gewisse Melameriden (S. 72) Arten von Acraeinen, gewisse Dioptiden
und Spanner Neotropinen an.
Aus der Abtheilung der Dipteren dürfen wir die Anpassung von wehrlosen Xylophagiden an
räuberische Asiliden (S. 77) hierherrechnen.
Unter den Wirbelthieren gehört hierher die Anpassung aglypher Ophidier an Vertreter der Vipe-
riden (S. 80) sowie die Anpassung gewisser Cuculiden an Vertreter der Dicruriden oder etwa Falconiden
(S. 81) und die gewisser Orioliden (^Mimeta) an Meliphagiden (TrojiidorJniiirli/ix).
Ist auch die Zahl derjenigen mimetischen Formen, die sich Modellen aus einer anderen
Ordnung angepasst haben, etwas geringer als diejenige der zur vorigen Kategorie gehörigen Fälle, so
erreicht doch hier der Ausbildungsgrad der Aehnlichkeit die höchste Stufe im Tiiierreich. Ausserdem ent-
wickelt sich hier innerhalb einer Familie meist die grösste überhaupt vorkonuncnde Mannigfaltigkeit der
Anpassungsformen.
So erinnern unter den Orthopteren in der Familie der lilattiden gewisse mimetische Arten von
Con/dia an Agaristiden (S. 6), von Cassidodes an Coccinelliden, von Purnfrojin an Cissiini und Lycinen,
von PhoruHpis an Lampyrinen (S. 7). Ebenso erinnern bei den Grylliden mimetische Arten von Steuo-
pclnuttiis an die Soldaten der Termiten (S. 8), von Scepaaku^ an J'KcJNirhj/iicIiiis (S. 7). "Während unter
den Locustiden die Galtung Condyhdcrn wie das Grylliden -Genus J'/i/ilhisri/iiKS bestimmten Cicindelen
ähnelt (S. 8), haben sicii andere abweichende Formen, so Scdpltimi (S. 8) Mordwespen angepasst, wie das auch
eine Reduviide (Sji/iiificr S. 10) that. Andere Locustiden {Mi/nin-cdpl/rnui S. 9) passten sich wie die zahlreichen
mimetischen Coreiden und Capsiden unter den Hemipteren, und einzelne Coleopteren (Äidliiriis) dem
Ameisentypus an, während gewisse Homopteren sich Vespiden als Modell nehmen (S. 10). Hierher gehört
auch die Aehnlichkeit der Neuropteren-Gattung Bittucufi mit Tipuliden und die von Drppcoioptcrijx mit
kleinen Bombyciden. Weiter erinnern unter den Coleopteren r/rr».s-Arten und gewisse Cerambyciden an
Mutillen, andere Bockkäfer an Ichneumoniden, Vespiden und Sphegiden. Auch einzelne heterocere Lepi-
dopteren ähneln der Malacodermen-Gruppe der Lycinen, so Arten von l'hinla und Glaucopiden {Lijco-
iiiorphd, Mlnika; S. 73 — 74). Häufiger sind dagegen wiederum Anpassungen von Seiten der Schmetter-
linge an aculeate Hymenopteren. So erinnern von Sphingiden gewisse einheimische 3Iacroghssa-A.rten an
Bombiis-ATten, von Sesiiden die grossen Trochilien an Vespiden (S. 75) ; und vereinzelte Formen {Scolio-
mimn, S. 75) an Scolien oder {Mclitt'm S. 75) Anthophoriden. Die höchst ausgebildeten Anpassungsformen
der Glaucopiden endlich beziehen sich in Arten von Mi/niicco/isis: und SphrcosonKt (S. 47) wieder auf Ves-
piden. Schliesslich finden wir unter den Dipteren zahlreiche meist wenig ausgebildete Aehnlichkeiten mit
stechenden Hymenopteren. So erinnern gewisse Asiliden und Syrphiilen an Sphegiden , Scoliiden oder
Apiden (S. 78).
— 149 —
Endlicli gehört hierher imcli die Aniiassmi;;- eines Vertreters der Nag-eliiiere ( H/iiiiosci/iras tKpitid'idcs)
an einen solchen der Insektivoren ( 'J'/ipaiu) |S. 81 i.
Anpassungen an Vertreter einer anderen Klasse des Tiiierreiclis lieschräiiken ') sich auf
dii'jenigen an Ameisen seitens gewisser Araneidcn (Altiden, Drassiden, Theridiiden) und die wenig voll-
Ivomnienc Aehnliclikeit des Batrachicrs Pl/ninisnis rari/is mit einer ziisannnengerollton Elapino.
VerglcicJien wir nun scliiiesslicli die seehs unterschiedenen Verwandtschaftskategorieen auf ihre
geographische Verbreitung hin, so tinden wir /.unächst, dass von den Anpassungen der beiden
Untergattungen von J'djiil'in an J'//itnii<inip!/,ii//fs die von l'iipili<j s. str. über die nearktische, indo-austra-
lische und neotropische Kegion verbreitet sind, wiilirend die von CDSiiKidrsin/ts- Arten nur in der letzt-
genannten auftreten.
Anpassungen an A n g e h ö r i g e derselben U n t o r f a m i 1 i e treten in jeder tropischen Region
auf, fehlen dagegen wie die Formen voriger Kategorien in der gemässigten Zone.
Dagegen ist unter den Anpassungen zwischen Angehörigen derselben Familie
ein Fall [Mdccta S. 11) auch in der paläarktischen , die Mehrzahl dagegen wieder in den tropischen
Regionen, besonders der neotropischen, entwickelt.
Zu den Anpassungen an Angehiirige einer verschiedenen Familie kann man aus
der paläarktischen Region höchstens die wenig ausgebildete Anpassung einer Grabwespe iSti.iiis S. II) an
Scolien rechnen, wiihrond im südliclicn Gebiet der nearktischen Region schon drei Fälle minietischer An-
passung zwischen Lepidoptoren (S. 47 — 4S) auftreten.
Gegenfiber der äthiopischen Region besitzt die indo-australische eine bedeutend grössere Anzahl
hierher gehöriger Mimicryfälle, was sich für beiden Regionen gemeinsame Gattungen (JLipuluiiii((s, Ehjinnuoi)
schon aus der verschiedenen Artenzahl erklären lässt. Der äthiopischen Region ausschliesslich eigen-
thümlich sind dagegen xVnpassungen der kosmopolitischen Lycaenidcn an Vertreter anderer Familien.
Die höchste Ausbildung erlangen Anpassungen an Vertreter anderer Familien wieder in
der ncotropischen Fauna ; besonders traten in letzterer die Anpassungen z w' i s c h e n i in in u n e n F o r m e n
relativ hflufig auf, die doch in den paläotropischen Regionen nur vtn'einzelt vorkonunen. Und zwar finden
wir sie nicht nur bei den Lepidopteren (Anpassungen von Heliconiden an Neotropinen etc.j, sondern auch
bei den Coleopteren in den Nachahmungen von Erotyliilen durch Melasonien und von Lycinen durch IIis[)iden.
Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Kategorieen sind die Anpassungen an A n g e li ö r i g e
einer anderen Ordnung wenigstens bei den Insekten insofern weiter verbreitet, als ihre Modelle zu
den aculeaten Hymenopteren gehören. Doch sind die Anpassungen an letztere von Seiten der llomopteren
auf die neotropische Region beschränkt, wie die Anpassungen seitens der Vertreter anderer (Ordnungen
(Orthopteren, Lepidopteren) an die Malacodernien. Zugleich treten uns in derselben Region diejenigen
mimetischen Formen entgegen, welche den höchsten Grad der Anpassung überhaupt erreicht haben:
Myriuccopsls und >iph"i'i)S()mu (S. 77).
Sind von den Anpassungen an Vertreter verschiedener C lassen des 'rhieri'cichs die-
jenigen der Araneinen (Attid., Drassid., Theridiid.) wohl über die ganze Erde verbreitet, so ist doch das
einzige Beispiel dafür, dass solche auch unter den Wirbelthieren sich anbahnen könnten, die Aehnliclikeit
von Fhrijimciia rnuius mit Elaps, wieder der neotropischen Region eigenthümlich.
') Die Aehnliclikeit /,\vi<iclifn der Sporoeyste von T) i s t o m u m m i c r o s t o m u m und der Larve der Fliegengattung
Kristalis ist unter Anderem iiiiht sros.-f genug, um al,-; lUircdi Jlimicry entstanden gedeutet werden zu müssen, wie dies durch
J. Thaliwitz („Ueber Mimiery Ges. Isis in Dresden IS'JO Abh. 3, 5, 12) geschehen ist.
20*
- 150 -
So dürfen wir danuis scliliesscii, il;iss in let/.torer iiiflil iiuf die üiniigslc ücslallungskiart der Natur
in Erscheinung tritt, sondern zugleicli auch der rat'tinirtcste Kampf um die Existenz herrsclit, den die heutige
Lebewelt überhaupt noch führt. ')
Die Mimicry eine Form der schützenden Anpassung an die Umgebung.
In seinem Darwinism (1889, p. 239) definirt A. R. Wallacc die Mimicry als eine „form of
protective resemblanee. in which one species so closely rescmbles an other in external form and colouring,
as to bc mistaken for it, although tlie two may not be really allied and often bolong to distinct familios
or Orders .... One creature seems disguised in order te be made like another; iicnce thc tcrni
,niimic' and ,mimicry', which imply no voluntary action on tlie part of the imitator."
Unsere vorhergehenden Ausführungen geben uns das Recht, diese Definition nocli genauer zu
fassen. So gehören nur in einem Ausnahmefall [PitiilUo s. 1.) Modelle (subg. PhnniKirnplKuiiis) und Nach-
ahmer (subg. l'fqßilio s. str. und (Josiiiodcsuinv) einer Gattung, wenn auch biologisch und morphologiscli
verschiedenen Untergattungen an. Weiter gelang es uns, den Nachweis zu führen, dass die mimetischo
Anpassung, wenn sie sich nicht auf beide Geschlechter ausdehnte, sich stets auf das Weibchen beschränkte.
Endlich zeigten wir, dass solche Anpassung nur unter bestimmten oekologisclion Bedingungen und stets
zuerst beim Weibchen eintrat.
Daher dürfen wir denn die Mimicry bezeichnen als „eine für die Arterhaltung vorthcii-
hafte Anpassung des Habitus seitens des Weibchens oder sccundär beider Ge-
schlechter einer ihrer zeit gefährdeten Species an eine häufigere, meist^) ausser-
dem noch besser geschützte Art desselben Gebietes aus anderer Untergattung,
Gattung, Familie, Ordnung oder Klasse."
So beschränken sich nach unserer Definition die Erscheinungen der Mimicry oder ,,sc h ü tz e n d en
Verkleidung" (protective disguise) auf ausgebildete Aehnlichkeiten zwischen meist -^i gcschlechtsreifen,
nicht näher miteinander verwandten Vertretern eines organischen Reiches, die sich als
P r 0 (1 u c t der Anpassung des einen an den anderen nachweisen lassen
Für die etwa anzuneimienden Fälle mimetischer Anpassung zwischen Vertretern des
Pflanzenreiches dürfte sich die Aehnlichkeit aus Analogieen in Form und Farbe der Blülhe, welche
die Fremdbestäubung durch Insekten etc. erleichterten, beschränken; bei den zum Thierrcich gehörigen
Mimicryfällen aber hat sie sich auf den ganzen Körper in seinen Lebensä usserungen aus-
') (legen den Eintiuss der blossen Isolirung aul' llimiinbililiing- sinicht der Umstand, dass mir aus Madagase.ai' ausser
den weit verbreiteten Anpassungen von Araneiden an Ameisen keine besonderen unzweifelhaft miiuetisehen Arten bekannt
geworden sind. Sicher finden sich keine solche unter den Schmetterlingen, die doch sonst am meisten zu denselben beitragen.
') Ausgenommen sind die .Anpassungen seitens räuberischer Neuropteren |S. U'l an ihre wehrloseren Beutethiere.
') Die einzige .Ausnahme von dieser Kegel dürfte die .Aehnlichkeit gewisser, in Folge unentwickelter Flügel zugleich
schutzloserer .lugendzustände anamoridier (heniimetaboler) Insecten mit .\rbeiteraraeisen sein, wie wir sie S. 9 für die Hemiptere
Ali/diis calcaratus hervorhoben. Auch in Siam schöpfte ich im October 1892 mehrere junge Mantiden. welche, wie in der Grösse
so auch in der schwarzen resp. rostgelben Färbung, durchaus den Ameisen glichen, mit denen ich sie zusammenling. Leider raaclite
eine spätere Ueberschwemmung des Fundortes das Suchen nach den Imagines erfolglos.
— 151 —
ziidelineii. ' i In der Tliat wirkt die Auliiiliclikeit hwr iiielil blos in der Kuiu' und bi'i liini;siniu'ii Kiiecii-
bewegungon, sondern in vielen Fällen sogar liesondcrs (Sciimetterlinge) auch im l'luge, zumal, soviel
bekannt, alle Nacliahnier wie ihre Modelle ein Tageslobcn fähren -), d(!sscn grössere oder geringere Freiheit
und Bestimmtheit allerdings durch die vererbten Lebensgewohnheiton der Vorfahren in gewissem Grade
beeinüusst wird. So fliegen denn niiraetische Heteroceren oft niclit so häufig und weit herum wie
mimetische Tagfalter.
In den ausgebildetsten Fällen der Anpassung führen die Nachahmer auch die Bewegungen,
welche das Modell charakterisiren, bis in Einzelheiten aus (vorgl. die Beobachtungen über Sphthjcr (S. 10)
und K/iri/ins HaVdhcrscs (S. 32.)
Im Gegensatze zur Miniicry charaeterisirt sich die „schützende Aehn li chk ei t" (protective
resemblance) vor Allem dadurch, dass ihre Modelle nur mehr in Form, Zeichnung und Färbung nach-
geahmt werden, da sie selbst keiner Eigenbewegung fähig sind. Hierher gehören aus dem Thi erreich
besonders Sccretionsproducto (abgestossene Häute, Koth) uml aus dem Ptlan/.enrcicii sowohl lebende als
abgestorbene Objecte (Blüthen, Früchte, Blätter, Aeste, Dornen). Somit tritt die ,, schützende Aehnlichkeit"
mit diesen Objecten auch nur so lange in Wirkung, als ihr Träger keine Bewegtmgen ausführt.
Als Grenzfall, der von der ,, schützenden Aehnlichkeit" zur ,, Miniicry" überführt, daif man das
interessante S. 78 angeführte Beispiel der Anpassung des Batrachiers Vlirijuisvits vari/is Stann. an eine
zusammengerollte J!,Y(y<.s ansehen, denn, wie die feine Beobachtung lleri'H Prof. Bö t tger's hervorhebt, tritt
diese Aehnlichkeit besonders bei zwei im Begattungsakte befindlichen Individuen hervor, also bei einer
besonders für die Arterhaltung wichtigen Handlung, die wohl auch mit gewissen langsamen di(; .Velinlichkeit
kaum störenden Bewegungen verbunden sein dürfte.
Ein anderer anscheinender Grenzfall gehört dap-eüfon sicher in die Kate"orie der „schützenden \':'.'"''.'''-;'-,^''"'
Aehnlichkeit". Derselbe betrifft eine merkwürdige neotropisclie Buckelzirpe, Su/ilia (Ordai iiijlnfti F,
deren Nackenschild von blasigen Hohlräumen durchzogen ist und den winzigen Köirper von oben vollkommen
verdeckt. So gleicht das auf einem Blatte oder an einem Zweige meist ruhig sitzende Tliier durchaus der
leeren Puppenhülse eines bereits ausgeschlüpften Tagfalters.
Eine auffallende Aehnlichkeit mit trockenem Raupe nkoth beobachtete ich besonders an
kleinen siamesischen Cryptocephaliden. Dagegen erinnert Forbes' merkwürdige Krabbonspinne (Tlioiiii.sits
\()f)iHli()fn-uk)tdr!i\ (lirijiicits), welche ich in einer Form auch in Siani auf der Oberfläche eines Blattes sitzend
fand, durch die feinen Farbenabtönungen des zarthäutigen Abdomens derart an frischen gallertigen Vogel-
koth, dass ich zögerte, sie als Spinne einzufangen, obwohl ich längst auf sie zu achten beschlossen hatte.
Den hiichsten Grad der schützenden Aehnlichkeit mit Objecten des Pflanzenreiches treffen
wir in den weit verbreiteten Anpassungen an trockene Blätter dicotyledoner Bäume an, die ent-
weder noch mit ihrem Stiel am Zweige sitzen (Nyraphalinen : KüWuiin^) und Sidrriiiir ') oder schon am
') Datier muss ich die ..Mimicry'' von Sclilangen durcli Raupen (H. \V. Bate.s, A. S e i t z) und die eines Haubtluer-
Icoples durcli den Falter von Siiieriiit/ius ocelUttiis (.\. S e i t z'l ans dem Gebiete meiner Arbeit ausscliliesscn. Immerhin liönnen
hier ja Schreclszeichen vorliegen. — So bestimmte ein KiJnii; von Anam schon ca. 2001) Jahre v. Chr.. dass die Böte seiner
Unterthanen vorn zwei grosse Augen tragen sollten, um die Meerungeheuer abzuschrecken (la Cochinchine francaise 1878. Paris
II. 232). Auch glauben, wie mich mein chinesischer Koch belehrt, seine Landsleute noch heute an die Wunderkraft der von
ihren Dschunken immer noch geführten Auszeichnnng.
-) Xach Leunis-Ludwig, S,vno|isis II p. '.Wi fliegt die einheimische Bemheciu Iii/liicifurniis Lasp. „im Gegensatz zu den
üln'igen Sesiinen bei Nacht."
=) Vergl. die Abbildung bei A. R. Wallace, The Malayan Archi|iel. Lond. 1883, p. 31.
■*) Vergl. E. Krause (C. Sterne), Werden und Vergehen. 3. Aufl. Taf. XXIV.
— 152 —
Boden liegen (Locustideii: l"rro</)ni.:ii). ') Aiiuli diiri'ieti die gerade/.ii aiisserdrdentlieli vielseitigen Variationen
bei luiUiiiia-Xiion ete. nieht allein darlliun, daiss diese so vollendeten Anpassungen an das verwelkte, oft
mit Kostpilzen besetzte oder von Jlininäupelien angcsfrcsscne Blatt die höchsten Resultate der Anpassung
an Blatter sind, sondern auch dafür sprechen, dass sie die jüngsten Formen derselben darstellen und noch
heute unter dem Eintluss der Naturauslese stehen, welche das wenigen- Passende allmiilig ausmerzen wird.
Viel seltener als Anpassungen an Blätter sind solche von Seiten ausschliessHch räuberischer Insekten
an auffallende, wegen ihres Nectars von Insekten aufgesuchte Blüthen, wie sie die von A R. Wallace
(Darwinism. 1. c. p. 210) erwähnte flügellose (? weibliche) rosenrothe indische Mantide {Hiji)i"no/)tts bicuntis
StoU) zeigt, welche bis ins Einzelne einer Orchideenblüthe gleicht. Denn ihre Hinterbeine sind wie die
inneren Perianthblätter verbreitert, wäiircnd der Hinterleib das Labellum, Nacken und Vorderbeine die
äusseren Peiianthblätter und die Columella der Blüthe darstellen. So erwartet das Thier unbeweglich die
Annäherung der Bienen {Aiulrnia etc.), welche die vermeiiUlicho Orchideenblüthe besuchen, während die oben
erwähnte Spinne auf den Besuch der Bläulinge (Lycacnidcn) lauert, welche gern frischen Vogelkoth besaugen.
Wie die Raupen vieler Spanner an stehen gebliebene Strünke abgefressener Blätter oder dürre
Reiserstückchen, erinnern auch viele Phasmiden (besonders im weiblichen Geschlecht) und Jugend-
stadien an nackte am Aste befindliche oder an zu Boden gefallene, mit Lobermoosen bewachsene (so
Ccro.n/Iiiii lacrrdtus) Zweigstücke. Auch viele einheimische Nachtschmetterlinge, vor Allem Ciijncjuiqni
cxoktii, Xi/IiiiH lit/iiai/lca, F/ialcni hiircpludit, erinnern an abgebrochene Stückchen modernden Holzes oder
eines weissfaulen Aestchens, wie die Notodontiden nach E. M. Wasiliew ,,alle Holz in den verschiedenen
Stadien des Fäulnissprozesses" nachahmen. ^)
Hierher gehört auch die durch F. Sikora und C. A. Dohrn-') allgemeinen bekannt gewordene
Anpassung des madagassischen Anthribiden L'itlihiits iih/rocrktKtus Coq. au verschiedene weisse, grünliche
und gelbliche Färbungsvarietäten einer Flechte {(hiniii-JJa cyhiila Ach.) und die anderen Lit.hiuus-A.vten an
Waldmoose.
Viel häufiger noch sind Anpassungen an frische grüne Blätter. Dass sich solche ebenfalls
besonders bei den Weibchen ausbildeten, beweist dies Geschlecht unseres Citronenfalters (lllioiloccnt rhianiii),
welches in gewissen Gegenden vom Volk als „Lindenblatt" unterschieden wird. xVehnlich bildete sich die
ausgesprochene Anpassung der Vordorfiügelform und ihres Rippenverlaufes an zwei in der Längskante sich
berührende frischgrüne Dicotyledonen-Blätter bei vielen besonders tropischen Locustiden höher und sicher
auch früher im Weibchen aus. Den höchsten Grad dieser Anpassung finden wir bei den Weibchen der
Phasmiden-Gattung PliijUiitni. deren geschlossene Vorderflügel in der Horizontalen ausgebreitet, zusammen
ein grosses fiedernerviges Blatt vorstellen, wie es bei Laurineen etc. vorkommt.
Ausgebildete Fälle schützender Aehnlichkeit dürften auch bei Meerthieren ausgebildeter sein, als
die Literatur angiebt. So seheint der in Pnrpurroth prangende abentheuerlich geformte Lophobranchior
l'/ii/llojifrryx i-qiif's eine Anpassungsibrm an die fluthenden feingelappten Florideen darzustellen, zwischen
denen er sich aufhalten dürfte
Dass übrigens selbst Formen von geringerer Ausbildung der schützenden Aehnlichkeit die Aus-
übung des ererbten Schutztricln's mit einem gewissen Grade des Bowusstseins vom Acte selbst verbinden
') Vergl. die .\))bililniigcu liei ('. Bvuniiei- v. AVci 1 1 c ii w y 1 . iW-rli. zool. bot. Ges. 18S3, Taf. XV).
') Vergl. Ph. Bcrtkau's Jaliresber. üb. d. Leistgen d. Eiitomnl. f. 1.s'.mi (IhlJl) S. 193.
') Stettin. Entomol. Zeitung lÖ'JÜ S. l'J8 und 1891 S. 240.
- 153 —
müssen, leint die schöne Beobachtung von A. Scitz'), dass eine indische Nymphaline (Prccis Iph'ila) im
hellen Sonnenschein, auf grünem Laube mit ausgobreitcn Flügeln sitzend, sich sehr scheu zeigte, dagegen
bei Yerdunkelung des Himmels durch Wolken oder plötzlichen ßegen seine Ruhestellung einnahm, die
Fühler zwischen die geschlossene Flügel verborgen, die HinterHügelspitzen — den scheinbaren Blattstiel —
auf einen Zweig gestützt. „In dieser Stellung lässt sich das Thier ruhig ankommen, erst ein Schlag auf
dem Ast, auf dem es sitzt, bringt es zum Wegfliegen.''
Eine geringere Ausbildung d(n' schützenden Anpassung des Individuums an unbewegliche Gegenstände
doi' nächsten natürlichen Umgebung finden wir bei den weitverbreiteten Erscheinungen der Seh utzfärbung
(protectivc colouring). Hier tritt im Gegensätze zu den in die Kategorie „der schützenden Aehnhchkeit"
gehörigen Fällen, keine Anpassung an Produkte des Thierreiches mehr auf, während die Anpassungen an
Gegenstände des Pflanzenreiches sich weniger an die einzelnen scharf umschriebenen Objekte, als besonders
an das grüne Laubwerk des Baumes im Ganzen und die Rinde grösserer Stämme anlehnen. Endlich finden
sich auch Anpassungen an die verschiedenen Erscheinungsformen des Bodens selbst.
Uebergänge zwischen den F;illen dieser aus der vorhergehenden Kategorie bilden besonders gewisse
Anpassungen an grünes und welkes Laub, welche andeuten, dass die „schützende Aehnhchkeit" als eine
blosse höhere Entwicklungsstufe der schützenden Färbung aufzufassen ist.
Bei den zur Schutzfärbung gehörigen Fällen ist es nun die mit der Färbung zu einheitlicher
Wirkung verbundene Zeichung oder erstere allein, welche das Thier in seiner durch ererbten Trieb mehr
oder minder entsprechend gewählten LTmgobung aufgehen lässt und dadurch, so lange es sich ruhig ver-
hält, vor der Entdeckung verhältnissmässig sichert. Dies allgemein verbreitete Bedürfniss grösseren
Schutzes zur Zeit der Ruhe lässt es begreiflich erscheinen, dass die physiologisch-ockologischon Bedingungen
für die Ausbildung schützender Färbung ungleich einfacher sein mussten als bei den bisher besprochenen
Anpassungsformen.
Ein besonders interessantes Beispiel dafür dürfte von Schmetterlingen der afrikanische Rinncnfalter
P. JSTircus L. abgeben, dessen Weibchen noch die unauffällige, an mit moderndem Laub bedeckten Boden
erinnernde Unterseite der Flügel trägt, wie die Grundformen seiner Gruppe in beiden Geschlechten, während
das Männchen auf dunklem Grunde leuchtend hervortretende silbervveisse Hinterttügeltüpfel führt. Daraus
erhellt, dass hier weder Rückschlags- noch besondere Anpassungserscheinungen vorliegen, sondern dass das
Weibchen infolge grösseren Schutzbedürfnisscs bei der Eiablage die unentwickelte ursprüngliche Schutz-
färbung der Flügelunterseite als vortheilhaft einfach beibehielt, während das häufigere Männchen seine sexuellen
Schmuckfarben entwickelte, ohne dass das Weibchen sie übernahm.
Wahrscheinlich gelten diese Schlüsse auch für diejenigen dimorphen Yögel, deren Weibchen eine
mehr oder minder ausgebildete Schutzfärbung besitzen, die sie hauptsächlich während des Brutaktes in
dem aus trockenen Pflanzentheilen bestehenden Neste weniger auffallen lässt. Anscheinend setzen sich
dieselben nur aus Formen zusammen, deren Weibchen am Boden oder in freien Nestern auf Bäumen etc.
brüten. So sind es, wie A. R. Wallace zuerst betonte, besonders Höhlenbrüter (Psittacid , Alcedinid.,
Meropid., Coraciid,, Bucerotid.), bei denen auch die Weibchen so auffällig bunte Farben tragen wie die
Männchen.
Gewisse A^iriationen einzelner dimorpher südamerikanischer Schmuckfinken (Tanagriu.) sprechen
nun dafür, dass, wie bei Pitp. Xiiriis das unscheinbare Kleid des Weibchens dem ursprünglichen Kleide
der Art entspricht und auch von den Männchen ursprünglich, d. h. vor der Entwickelung ihrer sexuellen
') A. Seitz, Lepiilopt. Studien etr. (Zonl. .lalivli. Aljtli. f. Syst. IV, S. UOSJ.
— 154 —
und zugleich spczifisclien Auszeichnungen getragen wurde. So veiiieit bei l)inni(i(i riihni ') das IMiinnchen
sein scharlach-rothos Hochzeitskleid nach der Paarung, um dann zunächst ein TJebergangskleid anzu-
legen und endlich wieder in dem oben zeisiggrünen, uiifen gelben (lewando des Weibchens zu erscheinen,
welches bereits die Jungen trugen.
Aelinlichos gilt für die derselben Untert'ainilie angehöi-ige K/ip/idiir nolücni, deren Männchen sein
an Stirn und Unterseite dottergelbes, oben stahlblau und erzgrün schillerndes Prachtgewand ebenfalls nur
zur Paarung anlegt.
Auch bei den meisten Enten und Sägern (Jlcnius) der gemässigten Zone entspricht das nach der
Paarung angelegte „Sommerkleid" des Männchen dem sich gleich bleibenden Kleide des "Weibchens.
Bei weiterer Fixirung der Schmuckfarben des Männchens treten letztere endlich bei diesem Ge-
schlecht besonders in den Tropen dauernd auf. So erinnert bei CofiiifiK riuiin mit ultramarinblauem klein-
fedrigem Gefieder des Männchens nur mehr der junge Vertreter dieses Geschlechts an das ein grossfederiges,
vorherrschend braungefärbtos Gefieder tragende Weibchen. ^)
Daher dürfen wir in diesen Fällen die Beibehaltung des ursprünglichen, auch bei den Nestjungen
auftretenden Artklcides seitens des Weibchen als einen Entwicklungsstillstand bezeichnen, welcher
als für die Artcrhaltung vortheilhaft, durch Naturauslese befestigt wurde. *)
Wie nützlich diese Beibehaltung des ursprünglichen Artkleides sein kann, zeigt z. B. das Weibchen
der Eidergans (Sdiiidtciia iiinUissiina), welches in seiner rothbraunen , an Kopf und Hals mit braunen
Liingsflecken. auf den Überflügeln mit halbmondförmigen Querflecken gezeichneten Färbung eine so voll-
kommene üebereinstimraung mit dem Boden besitzt, dass es nach A. Brehm (1. c. p. 499) „dem Ungeübten
wirklich schwer wird, die brütende Alte zu entdecken". Aehnliches dürfte auch für die von den Männchen
abweichenden Weibchen der meisten Phasianidcn und der grossen Waldhühner (Tdrao) gelten, welche
ebenfalls am Boden brüten.
Bei anderen ursprünglicheren, dauernd am Boden lebenden Hühnern ist diese schützende Färbung
auch bei dem Männchen erhalten. Daher verbirgt sich das von Raubvögeln verfolgte Felsenhuhn (Tiinui-
(j(iUiis) des Caucasus zwischen Steintrünmiern, denen es in der Färbung ähnelt; daher duckt sich das süd-
amerikanische Steisshuhn (Crypturiis) bei harter Verfolgung auf den Boden der einförmigen Ebene nieder.
In beiden Geschlechtern kommt eine höher ausgebildete, aus verschiedenen Tönen von Braun oder
Grau und feinen quer zur Längsachse der Deckfedern verlaufenden Zeichnungen zusammengesetzte Schutz-
färbung besonders bei tagsüber ruhenden Vögeln vor. So schliesst sich das feingezeichnete Gefieder der
meisten Eulenvögel der Färbung des Bodens, des Astes oder des Gesteines an, auf dem das Thier seinen
Tagschlaf hält. Auch die Nachtschwalben (Caprimulgid.), deren Weibchen meist auf dem nackten Boden
brüten, besitzen eine ausserordentlich feine und zierliche Zeichnung, während die Färbung nach A. Brehm
(1. c. Vögel I, S. 343) bei den waldbewohnenden Arten rindenartig, bei den in Wüsten und Steppen
lebenden dagegen sandfarbig ist. Weiter gleicht die Tracht der Schnepfen (Srniojui.f) der Umgebung des
tagsüber meist auf dem Boden ruhenden Vogels, der nach A. Brehm (1. c. HI, S. 287) auch „genau weiss,
welch vortrefflichen Schutz ihm das bodcn- oder rindenfarbige Kleid gewährt nud es meistoihaft versteht,
beim Niederfallen stets eine Stelle auszuwählen, welche ihn verbirgt".
') Vergl. A. ISrelim, Tliierlelien 3. Anfl. Vögel II, S. liGO— .'!71.
2) Vei-gl. A. Brelim ]. c, :',. Aufl. Vögel II, S. G04— 605.
^) Darum lassen siuli die „hahneiifedrigen Hennen" ilnrchans nicht z. B. mit den in;innrlienlarl)igen Welbcdien der
polymorplieii Rinnenfalter, wie Pap. Mfrojw (Tlieil 1, S. GS) nnd J'ap. Panniion (Tlieil T, S. 4«! verglei(dien, denn ersteve treten
erst dann in das Männelienkleid, wenn ihre normalen CTesclileelitsfnnktionen dnrcli hohes Alter etc. inhihirt sind.
— 155 —
Im Gegensatze zu der ineist nur bei bestimmten stärker verfolgten Formen des Tliierreiclies all-
gemeiner ausgebildeten „schützenden Aelmlichkeit'' ist die „schützende Färbung" bei Angreifern und An-
gegriffenen fast gleicli verbreitet. So tragen nicht blos Eidechsen, Flughühner und Antilo[)en, sondern auch
der Karakal und der Löwe das isabellfarbene Wüstenklcid. Und im eisigen Norden sind nicht nur das
Schneehuhn und der Schneehase, sondern auch Hermelin und Eisfuchs im Winter, zur Zeit des grössten
Nahrungsmangels und erbittertsten Kampfes um die Existenz, weiss wie der Schnee, der den Boden deckt,
während in den höchsten Breiten mit ihren starrenden Eiswällen der Polarhase und der Eisbär dauernd
das weisse Kleid tragen, welches auch die alten Jagdfalken (Fidro ntrticiis) und Schneeeulen anlegen.
Als niedrigste Form der schützenden Anpassung au die Verhältnisse der Umgebung haben wir
die „schützende Maskirung" (protective masking) anzusehen, bei welcher das Thier nicht seinen
Körper selbst der Umgebung anpasst, sondern dies durch bestimmte auf die freie, den Blicken der Feinde
ausgesetzte, Rückenflächo befestigte Fremdkörper zu erreichen sucht. Wie die Larve der Neuropteren-
Gattung ('liriiso2)ii, haben auch bestimmte Brachyuren diesem Zwecke angepasste Angelhaare, mit denen
sie den schützenden Fremdkörper über sich befestigen. Dass aber diese besonderen Einrichtungen aus
noch einfacheren Verhältnissen hervorgingen , zeigt eine Wollkrabbe (Droinhi viilijaris) , welche nach
0. Schmidt (Thierleben 1. c. X, S. 15) mit ihren Rückenfüssen meist einen Schwamm (Sarcotraffii>< oder
S/ihrrifrs) über sich hält, der sich mit seiner Unterfläche eng an den Rückenschild anschmiegt. Aehnlich
beobachtete ich in Slam verschiedene Reduviiden-Larven, die sich mit trockenen Blattstücken oder sogar
mit einem Haufen todter Ameisen bedeckt hatten, mit denen sie langsam an den Stämmen der Bäume
herumkrochen.
Wahrscheinlich entwickelten sich alle diese verschiedenen Anpassungen an die bewegliche oder
unbewegte, lebende oder todte Umgebung besonders in Zeiten harten Existenskampfes im Interesse der
Arterhaltung aus zweckentsprechenden Zufälligkeiten, deren Portbildung und Weiterentwickelung durch
Naturauslese gesteigert und durch Vererbung befestigt wurde.
Unter solchen Umständen erscheint, um diese Untersuchungen mit einem schönen Worte Fr.
Brauer's ') zu beschliesseu, „der gesetz massige Ausgleich des Kampfes ums Dasein vollendet,
die Formen halten sich im Gleichgewicht, die (unter gleichen Verhältnissen) lebenden
Arten erhalten sich."
Fr. Brauer, systematisch-zool. Studien (Sitzb. kais. Ak. Wiss. Xt'I, 1885, S. 389).
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Bibliotheca Zoologica. Heft VIII.*» 21
Nachträge und Berii'litiuiumen
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zu
Theil I:
(Entwurf eines natürlichen Systems der Papilioniden.)
Seite 2, Zeile 21 v. o. ist hinzuzufügon: Auch die Raupe von Scrkhiiix lobt auf Aristolochien.
„ 7, ,, 10 V. o. ist zu streichen: „der Nachweis geführt, dass"
,, 7, ,, 22 V. 0. ist hinzuzufügen: In einem während des Druckes dieser Arbeit erschienenen
Aufsätze „zur Phylogenie und Ontogonie des Flügelgeäders der Schmettcrhngc" (Zeitschr. f. wiss. Zool.
LIII, 4. Heft 1892, S. (306) behauptet A. Spuler, dass die von mir als „3. Cubitalast" gedeutete
Vorderflügelrippe der Papilioniden einem besonderen, von ihm als V bezeichneten Hauptstamme ange-
hört. Leider hat der Herr Verfasser dazu den entwicklungsgeschichtlichen, seinerzeit von Fr. Brauer
und J. Redtenbacher als durchaus für die Lösung solcher morphologischen Fragen notwendig
geforderten Nachweis nicht geliefert. Dagegen darf ich für meine Deutung hervorheben, dass der
3. Cubitalast (V. Spuler's) an den jüngeren Puppenstadien sich deutlich als hinter der Basis der
Cubitaltrachee (VII) entspringender, also zu ihr gehöriger Ast nicht blos bei Pdpllio, sondern auch
bei Cdfiiiapd tlirax erkennen lässt. Erst auf den späteren, auch von Herrn Spul er untersuchten
Stadien erscheint er durch die Schrumpfung des Basaltheiles als eher selbständiger Zweig. — Die Be-
merkungen des Herrn Autors auf S. 613 zeigen, dass er das bereits 1891 ausgegebene erste Heft
vorliegender Arbeit noch nicht eingesehen hatte.
Seite 15, Zeile 25 v. o. ist zu streichen „süd-".
„ 16 ist am Schluss nachzutragen: In seinem, während des Druckes vorliegender Arbeit einge-
reichten und Ende Oktober 1892 ausgegebenen Beitrag „zur Stanimesgeschichte der Papilioniden"
(Zool. Jahrbücher, Abt. f. Syst. etc. Bd. VI, Heft 4, S. 465—498 m. 2 Taf.) gründet auch A. Spuler
seinen „Stammbaum der Papilioniden" hauptsächlich auf die Zeichnung. Nach ihm gehen dieselben
aus mit den Pieriden gemeinsamen Urformen polyphyletisch hervor, indem sich zunächst die dem
Stamme am nächsten stehende Gattung Tlxds und weiter die Parnassier (mit Liihdorßa) entwickelten.
Gemeinsam mit der von uns zur ^'Aa/.s-Gruppe gerechneten Gattung tSericinns ging dann zuerst der
Eiqjhratrts-Z'ff eig der Papilionen hervor, der alle unsere CosDiodcsnnis-Arten mit Ausnahme der mime-
tischen enthält. Dem Stamme noch näher steht auch nach A. Spuler der il/«c/MfOH-Zweig, der sich
aus den Grundformen unserer Rinnenfaltcr (Vapilio s. str.), der AJi-.irii/or-, T)n-)iiis-, Tliodft-^ Guion-
V
- 157 - -.^^
. iiiul I>ciiio/i/is-Ov. zusaiiiiiiensot/.t. Spiilcr's „Ixanduiigonzwcig" cntliiilt auss(3r gewissen Kinucu-
lalter-Gruppen (Enclitliriis-. l'l/jssr.s-, (lrihii:/i.s-. ('((jimir/is-, l'aii/iitoii-dr.) noch den von uns zu l*/i((r-
iiim(i/>liai/iis gerechneten 7'. (l'/i.) Cooii und — Eiiniriis rrvssula ! Noch gemischtere (iesellschalt ver-
einigt sich im ^Thijndtnuits-'Lvidi^'^, der alle Aristolochientalter (mit Ausnahme des l'lt. Cuoii), die
erstere nachahmenden neotropischen Sogelfalter ('JI/i/iuhmr/is-Gv. etc.), die 3Irnnion-Gr. der Riunen-
falter mit F. EmuUh'nm und endlich die von uns tlieils zu den Rinnen- (Papilio s. str.), theils zu den
Segelfaltern (Coüii/odrsiiiits) gerechneten Danaiden-Nacliahmer enthält. So weichen Herrn Spuler's
Resultate von den unseren so prinzipiell ab, dass ein näheres Eingehen auf alle Differenzen zu weit
führen würde. Zu bedauern ist jedenfalls, dass Herr Spul er die wichtigen Arbeiten von A. R.
Wallace, C. und R. Felder und E. Schatz nicht berücksichtigte, mehrere Genera (Tdiiojmlpii.s,
Lcpiorirr/is. Kitriindrs, Aniiaiulin) nicht in den Kreis seiner Untersuchung ziehen durfte und schliess-
lich innerhalb der Gattung J'n/iilii) die Hinterflügelbinden und -Tüpfel nacii ihrer übereinstimmenden
Färbung homologisiert, statt die wichtigeren Lagerungsverhältnisse entscheiden zu lassen.
Seite l'J, Zeile IJ, ist hinzuzufügen: Im Achal-Tekke-Gebiet entdeckte Christoph (Mem. s. 1.
Lepidopt etc. I, p. 41) eine var. oriciitidls des P. Alciuniur, die wir wegen des ausgebildeteren Sub-
marginalbandes der Hinterflügel mit A. Soitz (Stett. ent. Zoitg. 1891, S. 50) für die ursprünglichere
Form der Art ansehen.
Seite 22, Zeile 9 v. o. ist zu streichen: „weiter".
„ 23, „ 10 von unten lies: Pharmacophagus statt „Pluirmacoptus".
„ 26, „ 20 v.o. ist hinzuzufügen: Nach J. Wood- Mas on (Ann. Mag. Nat. Hist. 1882, p. 105)
sind 1'. Racunu Moore und Mhivrcits: Gray von /'. l'ldloxvniis Gray verschiedene Arten, während
F. Polycuck's Dbld. nur eine Varietät des letzteren vorstellen dürfte.
Seite 27, Zeile 14 v. o. lies: Tarsenglieder statt ., Torsenglieder".
,, 28, „ 27 v. 0. lies: Sciiipeii statt .,Peiiq)cri".
,, 29, Fussnote lies: PhaniiiicuphiKjus statt „Phaniiacfipt/is".
„ 37, Zeile 9 v. u. setze: Le/icoiwc Er. statt „Idca Gl."
„ 46, „ 7 v. u. setze: XXXVH statt „XXVH".
Fussnote, Zeile 2 v. o. setze: Semper'schen statt ,,Feld er'schen".
Seite 48, Zeile 7 v. o. setze: (ii/Ica Cr. statt „.fliiidis L."
Seite 51, Zeile 2 v. o. ist hinzuzufügen: Nach Dr. Staudinger (Exot. Schmotterl. S. 7) kommt,
wenngleich viel seltener als die miuiotische, bei J'. Xlranor Feld, auch eine miinnchenfärbige
Weibchonform vor.
Seite 52, Zeile 2 v. u. setze: I'olijcitcics Dbld statt „Basanidu Moore".
„ 57, „ 14 V. unten lies: abgebildetes statt ,, abgebildeter".
„ 57, „ 8 V. unten setze: entstanden statt „anzusehen".
„ 58, ,, 13 V. 0. ist hinzuzufügen: Neuerdings hat Heylarts von der cur. Achates Cr. ein
männliches Exemplar aus Java angezeigt (Tijdschr. v. Entomol. XXXIV, Versl. p. XXVIII und CXV).
„ 58 seitlich der 14. Zeile v. o. ist am Rande hinzuzufügen: Polymnestor-Gr.
„ 58 seitlich der 12. Z. v. u. ist am Rande hinzuzufügen: vgl. Tal. VI, Fig. 41.
„ 58, 12. Zeile v. u. lies: Lampsacus statt „Pampsacus".
„ 59 hinter Zeile 2 v. o. ist hinzuzufügen: (Nach E. BaiUon (Nat. Hist. of Plauts II, p. 437) ist
Sehifcra synonym mit Tdranthcra).
„ 70, Zeile 16 v. o. lies: Echeria statt „Eschcria".
21*
7;3,
?)
76,
■)•)
78,
V
79
15
79
— 158 —
Seite 70, Zeile lU v. u. ist hinzuzufügen: Vielleicht ist diese auffällige Färbung aber auf eine An-
passung an eine Pieride der anscheinend immunen Gattung 3Ii/lothris, so vielleicht an das Weibchen
der von Dr. St au ding er 1. c. S. 139 zu Tachyris gerechneten Miß. Trhiirnia Btlr., zurückzuführen.
Seite 71, Zeile 15 v. o. lies: Eclivna statt „Uscherki".
15 V. 0. setze: Papilionen statt „Tagfalter".
13 V. u. ist hinter „sie" — auch etwas — einzufügen.
;j V. 0. lies: Hinterflügeln statt „Hintergliedern".
10 V. u. setze: Binden statt „Spiegel".
3 V. u. setze: coiifnsa statt „Fsidii".
80 ist vor: Amerikanische Segelfalter" einzuschalten: 2.
81 letzte Zeile setze: dieselbe statt „dasselbe".
85, Zeile 13 am Rande setze: Ast[i(ii/as-Gr. statt „,l.s/«.s--Gr".
94 ist der von Zeile 8 — 5 v. u. reichende Satz hinter den obersten Absatz zu stellen.
94 Zeile 17 v. o. lies: Phariuiccs-Gr. statt .,PhimHaces-Gt^''.
100 ist die Gruppentabelle links folgendermassen zu ergänzen:
C'a^icMS-Untergr. ; Za<jmis-Gv. ;
Eurymander-Gv ;
7)'(iili(s-Gr. ;
Äsclepius-Gi: ; Pidaiiiedcs-Gr. ;
Daunus-Gr.
Seite 102, Zeile 21 v. o. setze: 9-10 statt „8—9".
8 V. o. setze: besonders statt „nur".
9 V. u. setze: Submarginalband statt ,,Inframarginalband''.
17 V. o. lies: Puzilöi statt „PiisiUi".
3 V. u. ist nach „Lühdorfia" einzuschalten: „der Thais-Gruppe statt".
12 V. u. setze: Mittelzelle statt „Mittelbinde".
104,
))
106,
11
109,
11
111,
11
112
))
Nachträge und Berielitigungen
zu
Theil II:
(Untersuchungen über die Mimicry.)
Seite 4, Zeile 7 v. o. lies: Just statt „Cust."
„6 „2 V. 0. ist hinzuzufügen: Nach dem in Fussnote 1 erwähnten Aufsatze Ph. Bertkau's
^über Ameisenähnlichkeit bei Spinnen" erinnert unter den europäischen Attiden !^i(If,icns forii>ic((ri/(s
an Foniiicu riifu auch darin, dass er beim Gehen die Vorderbeine gewöhnlich rechtwinklig gekrümmt
trägt und mit ihnen gleich den Antennen tastende Bewegungen ausführt; „er scheint alsdann nur
sechs Füsse zu haben", wie bereits de Geer bemerkte. Weiter ähnelt Lcptorchentes hiandus auch
in dem matten Seidenglanz einem Lasi/is fiiscas ,,zum Verwechseln."
Unter den Drassiden haben nach Bertkau sämmtlichc Arten von Mkur'ui das Aussehen von
Ameisen. So gleicht M. fuli/cus einem GaiquiHntits, M. pidirarht und Jl. acenmi einem grosseren
Lusüis, 31. (dhostrhita einem Lasins fHSCttd, M. splciidldisslnxi einem Tetnintonum raesirititm.
Selbst bei Theridiiden kommt in Foriimina iiiutinciisis Can. eine ausgezeichnete ameisenähnliche
Form vor.
Seite 6 ist hinter der Fussnote 2 hinzuzufügen: Uebrigens bezeichnete H. W. Bates selbst die Aelmlichkeit des Schwär-
mers liJacroglossa Titan mit dem Kolibri als eine nur oberflächliche und urtheilte dahin, dass diese „Analogie" wahr-
scheinlich das Product der Aehnlichkeit ihrer Lebensweise sei ,there being no indication of the one having adapted in
outwards appearance with reference to the other'- (the Naturalist on the River Amazonas, chapt. V). — Nach de Saus-
snre's Beobachtungen (vergl. Brehm's Thierleben, 2. AuH. 1878, IV, S. 434) ist diese Aehnlichkeit mit dem Kolibri für
den Schmetterling zugleich sehr nachtheilig, denn die Kolibris „liefern den Schwärmern formliche Kämpfe, verfolgen sie
von Blume zu Blume, von Zweig zu Zweig und stossen so lange auf sie los, bis sie dieselben vertreiben."
Seite 7, Zeile 5 u. ü v. o. lies: Serv. statt „Sew."
„ 10, Zeile 6 v. o. ist hinzuzufügen: Ein besonders auffälliges Beispiel der Ameisenähnlichkeit von
Pyrrhocoriden bildet Gerstäcker von M)jrtii()]ilustu mlra n. g. et sp. ab (Jahrb. Hamb. Wissensch.
Anstalten IX, 2. 1892 Ostafrikanische Hemiptera p. 9). Ein einzelnes von Stuhlmann in Ost-Afrika
gesammeltes Exemplar „wurde zusammen mit FoJi/rhuchis fjagates Smith, welcher die Wanze in täu-
schender Weise ähnlich sieht, und mit Pmirra tarsatu Fab. als , Ameise' eingesendet. Der Ameisen-
Habitus ist an dieser Art durch den kurzen, kugligen, gegen den Thorax tief abgeschnürten Hinter-
leib in gleich prägnanter Weise wie bei der Capsinen-Gattung Myrmocoris Gorf;ki und noch ungleich
schärfer als an der gleichfalls aus dem tropischen Ost-Afrika stammenden Locustine: Myrinceiijd/aiiH
fallax Brunner ausgeprägt." (Anm. d, Herausg.).
II
— 160 —
Seite 1 1, Zeile (J v. o. ist zu st leiclieii : „und Co(iiuxi/s^\ da nach 1'. Maiclial (Revue scientitiquo
T. 45, p. 199—204) die Gattung Ci.idioxjjs aus Miyachlle selbst hervorgegangen sein dürfte, bei der
sie jetzt sclimarozt, wie J'siti/nts aus Jionilit.s entstand.
„ 11, Zeile 3 v. u. setze: von Seiten der Käfer statt: ,, unter den Käfern".
., 17 liinter Zeile 22 v. o. ist hinzuzufügen: Als eine ausgezeichnete Anpassungsforni an die Endo-
myehidcn-Gattung (Jorijiioiiiiihi.s Chovr. sei noch der brasilianische CijcIdpcplKS Bafcsil erwähnt, dessen
Fühler durch die Vergrösserung einer mittleren knopflVirniigen Auftreibung und die Verfeinerung des
Endtheiles durchaus die keulenförmigen Antennen des Pilzfressers vortäuschen.
„ 18 hinter Zeile 9 v. o. ist hinzuzufügen: Neuerdings machte noch Ch. J. Gahan (Trans. Ent.
Soc. Lond. 1891, p. 367—374) auf zahlreiche mimetische Anpassungen von Arten von Lcnia an
solche von Dhihmtica (Galerucid.) aufmerksam- Letztere sind nach ihm deshalb als Modelle anzusehen,
weil sie durch ein gelbes Secret geschützt sind, das sie aus „Mund und Kniegelenken" hervortreten
lassen. — Nach demselben ahmen andere Letnu-Kvien (so iiioiisfrosa) auch Hispiden nach.
,, 18, Zeile 4 v. u. setze: heteroniere Käfer statt ,,Bock."
,, 18, ,, 5 V. u. lies: fusciaüpcnids statt „fuscuti[K'iinis" .
,, 18, „ 14 V. u. lies: MolorcliAis statt „Malorchits".
,, 19 liinter Zeile 2 v.o. ist hinzuzufügen: "Weiter erinnert der neotropische Odontucenis iKhpwruides
Bates mit gelb gebändertem und an der Basis eingeschnürtem Abdomen derart an ()(liiiir)iis-A.rten,
dass Bates Bedenken trug, ihn mit den Eingern aus dem Netz zu nehmen.
,, 19, Zeile 11 v. o. lies: MoJoit/ihs statt „Midoirlim" .
„ „ ,, 18 ,, „ ,, lifmiptcruf; statt „hciiiiplienis".
„ 25 „ 21 ,, ,, ist liinzuzufügen: Die Raupe von JJdii. üeyloiuviia Feld, lebt nach Moore
(Lep. Ceylon p. 8) an (Jryptolrpis (Asclepiad); die von D. Limiiiacc Cr. an AscUpias sp., die Larven
von EupJ. Cum L. und ascia Moore leben an Xrrii(iii.
,, 26, Zeile 4 und 2 v. u. ist zu setzen: Deliaa statt „Fcliits".
,, ,, letzte Zeile ist zu setzen: I). statt „P-"
,, „ ist als Fussno te ') zu se tz e n: Vergleiche dagegen die Fussnote '-') auf S. 100. — Die
Fussnote ') von S. 26 selbst gehört auf die folgende Seite in die 4. Zeile v. o. zu
E. Hartert.
„ 27, 1. Zeile ist zu streichen: „über die Futterpflanzen (Cruciferen) habe ich keine Notiz ge-
funden'' und dafür zu setzen: Die Futterpflanze besteht nach einer Angabe Grote's aus Lonui-
tliits, wie bei der afrikanischen Untergattung derselben Familie MijkitJiris.
,, 31, Zeile 22 v. o. ist hinzuzufügen: Dagegen erinnert die ebenso grosse dunkle P. BhujIuuHi
Wood-Mas. (Burma) etwas an braune Euploeen, wie En. Cure L. etc.
„ 31 ist die Fussnote zu streichen.
„ 32, Zeile 3 v. o. ist zu streichen: ,,mit Ausnahme einer indischen Form, E. coiisimiHs Nie.,
welche dem Männchen sehr ähnlich, aber grösser und breiter ist."
„ 32, Zeile 5 v. o. lies: llaUartns statt „TlaJurhin".
,, ,, ,, 10 V. 0. ist hinzuzufügen: oder im Ganzen mehr an E/qil. Linnurl Moore o\ ~- Kine
weitere von L. de Niceville (Butt, of India 11, 1886, p. 20) beschriebene Varietät des Weibchens,
var. Alcatheo'idi's aus Ober-Tenasserim, älinelt der mit ihr zusammen vorkommenden Eupl. Alcathoi Godt.
,, 32, Zeile 21 v. o. lies: Liiiiiiidce statt „Lemniace".
„ ,, „ 22 V. 0. ist hinzuzufügen: Hingegen erinnert bei dem abweichend gefärbten Eiirqnis
— IGl —
consmi'üis Westw. besonders das mehr sclineeweisse oder (var. ii/rridioiinlis Wood-Mas.) strahlgelbe
Weibchen dadurch, dass das Carmiiirotli der Hintcrfliigül auf die Basalportion der Unterseite be-
schränkt ist, nach L. de Nicevillc (1. c. II, p. 18) an gewisse 7W(V(.-;- Arten.
Seite 33, Zeile 8 v. o. ist hinter „Protogenia Cr." hinzuzufügen: wie das von /:;. muduUi Btlr.
(Siidindien).
„ 33, Zeile 18 v. o. ist zu streichen: ,, während die meisten" und dafür zu setzen:; so ähnelt diese auch
in Slam vorkommende Art in beiden Gtesclileciitern den grünlichen Danaern, wie der Slmi/is-ijrv. und
J). Lhinwicc Cr., während abweichende, vielleiclit zu /;. Thinntdni Wall. (Tenasserim) gehörige
„ 34, Zeile 2 v. o. ist hinzuzufügen: Weiter erinnert nacli L. de Niceville El. viiiiiiis AV'.-M.
und de Nie. (Nicobaren) an die dortige Jüiplom. ('(unorta Moore.
,, 35, Zeile Iti v. o. lies: im statt „ein";
,, „ ,, 17 „ ,, ist hinzuzufügen: Die kleinere X. iJii«liiiii>i<lrs Moore (Tenasserim) erinnert
dagegen in beiden Geschlechtern an die liraune Jüijil. ('orr L.
„ 30, Zeile 2 v. u. ist hinzuzufügen: Wie das Weibchen von /'. llhiinwr (= Ininiis Westw.j
dem l'lianii. Dasaiutihi Moore, äiinelt nach J. Wood-Mason (Ann. Nat. Hist. 1882, p. 103 — 105)
in beiden Geschlechtern Bip. Janalca Moore (Sikkim, Nepal) dem I'/ianiL Mincmis Gray und Pap.
Bo'itrs Westw. und .•iiklciincii.si.s AVood-Mason dem Flumn. l'(jUicnrtcs Gray.
,, 37, Zeile G v. o. setze: der Eupl. Gore L. statt „demselben Dkiuihs^^ ;
,, ,, ,, 7 ,, ,, ,, Aiilni statt .,3L'Iis.'iit" ;
„ 41, Zeile 13 v. o ist zu streichen: „nicht grade für die Widrigkeit der Image anzuführen wäre" und
dafür zu setzen: dieselbe ist wie bei den vielfach als Modell auftretenden indischen iA>/w.s-Arten.
„ 41, Zeile 19 v. o. ist hinzuzufügen: Vielleicht ist auch die auffällige Färbung der var. Bioiiy.9osJih\d.
des Weibchens von Pap. Mcropr L. als Anpassung an bestimmte gemeine ^fi/liifJ/ns-Vormen anzusehen.
„ 41, Zeile 6 v. u. ist zu setzen: Nycthemoriden statt „Lithosiiden";
„ ., „ 3 ,, ,. ist zu streichen: ,,der Agaristiden, die PliKciKionstn Ilclntoidis Dew. und die
En.ii'mia Falkrn.stnnii. Dew." und dafür zu setzen: ,, anderer Gattungen, die' Nycthemeride Pliam-
(/(irit^ta Uiic'itoiäcfi Dew. und die Agaristide Eiiscm'ta lAil/,-r}tst('iiiil Dew."
„ 41, letzte Zeile setze: den beiden anderen Foi-men statt: ,,den Agaristiden";
,, 51 ,, ,, • ,, roufiisK Btlr. statt „l'siijii L."
„ 53, Zeile 3 v. o. ist zwischen „variiren sehr" einzuschalten: manchmal.
„ „ „ 17 ,, „ ,, ,, ,/P/i. l'iillm'' ei II zu seil alten: f'.'iidii L.
,, 57 „ 5 v. u. lies: rdqiJuru statt „iilistmi" :
,, 61 „ 7 V. 0. „ Euryades statt „Euryodes'';
„ G3 „ 4 V. u. ist hinzuzufügen: Das Weibchen von E.^itJiriiiojmi.'i Cihihi Stdgr. (St. .Tuan)
erinnert dagegen etwas an abgeflogene Stücke von Arrani TlinJht L.
,, G4, Zeile 24 v. o. setze: Phaloe Stdgr. statt „liiicfda Guer."
„ 6G ,, 13 ,, ,, lies: confnsa statt „i'oidusa".
,, G7 ,, 8 V. n. ,, Ti'idJiaiiti.'^ statt „TcidhoDila" ;
,, (58 ,, 8 V. o. setze: Archoiila.^ TcidJmnm statt „Pcreiiti- TfidJmiiii.s" ;
,, 71 ,, 9 V. u. lies: .<:rri((Us statt „ccrinli'i" ;
,, 72 ,, 15 V. o. setze: TJu/ridid statt „]\[ct]iniiii."
Tafel Vll.
Pig. 43. Fapilio (Cosmodesm.) Delessertii de Haan. ?. Sumatra.
„ 44. Ideopsis Baos Boisd. ?. (Danain.) Sumatra. Modell zu Pig. 43.
45. Zethera Uestioides Pld. $. (Satyrin.) Philippinen. Nachahmer von Ideoptiis glaphyra Feld.
„ 46. Banaus Tytius L. ?. (Danain.) Sikkim. Modell zu Fig. 47.
„ 47. Papilio Agestor Gray. ?. (Pap.) Sikkim.
„ 48. Euripus Halifherses P. d"- (Nymphalin.) Malacca.
„ 49. id. ? (Isa Moore). Malacca. Nachaluner von Euploea Rhadamanthm P. ?.
„ 50. Euripus Halitherses, ? v. Rhadamanthinus. Malacca. (Perak.)
„ 51. Euploea Rhadamanthus Pb. (/. (Danain.) Malacca. Modell zu Pig. 50 und 53.
Haasp,riitprsucliuiij)eii.
Taf. VH.
.\.nii(in;uitur(|''T.i'i(lni.-t iimForiien (|eilnida\ HiimlurhsiiiiTinl^is:
VerUfl V Theodt
4'.'>. Pap. Delossprtii de Haaiij. Suniatra. 11. Irteopsis Dans lid..,, Sumaira 45. Zclliera llcslinjdcs Fld. j.Philippim'n KV Daiiaiis Tvliiis L
y Sikkim. 47. Pap. Ai)fslor ürav. ^ .Sikkim. 4Ji.};iinpiis llalilhcrsps F. dAkiarca. 45). id. ?, ( Lsa Mnorc ). ,1(). Eiinp. llalillicrscs. ^,.
V llhodanianIhiiMis. ilalai-ra .11 Eiiiiloca Rli.idamniilluis Fb. ri' Mnlacra
Tafel VIll.
Fig. 52. Euripus Halitherses Godart. ? (Nydelhis Dbld.). (Nymphalin.) Nordiiidien. Nachahmer von Euploea
Godartü Luc.
53. Papilio Caunus Dbld. </. Borneo. Nachahmer von Euploea Bhadamanthns F., Fig. 51.
54. .. Paradoxus Westw. v. Zanons Riitl. c(".
55. id. ?. Malacca.
56. HypoKmnas anomahis Wall. ?. (Nymphalin.) Malacca.
57. id. d"- Malacca.
58. Euploea Linnaei Moore, d" (Midamvs L.). (Danain.) Malacca. Modell zu Fig. 54 und 56.
59. id. $. Malacca. Modell zu Fig. 55.
Haasc,r]itersiuc]inii(|eii.
Taf. YI.
i'aAiltryatiirnmafhnrtu-mFarbunfii'iirDdttvThuiidürPisrlü'rinCashi'l.
Verl,!)] V TiifoclurFisrhenn L'assel.
2 Euripiis llalitherses liiidart jiSyrtclimi.s DMd, ), XU. oiU'ap. Cauiius DMd. o* Eumeo, 54 Pap. Paraduxus v Zanniis Dull, J. 55. id., MahuH-a.
56 llvpolimnas Anumalns Wall. $. Malacca. 5Z id.d' j8.Ea]iliii'a Liiiiiaci iMoore. d! (MidanuisL.)iMalacra. 59. id.j.
Tafel IX.
Fis;. (;0. J'apiJio Erostrafus Wostw. cf- Mexico.
Hl. id. $ (Rhefus Gray). .M('.\ic<i.
(;2. l'npiJk) (Pharm.) Photinus Dhkl, ?. Mexico. Modell zu Fij;. öl, ß3 und tl4.
t)3. ., Pharnaces Dbld. $. Mexico.
t>4. ,, ( Cinimodi'sw.) Tht/mbraeus Koisd. ?. Mexico.
<i5. ,, ( Pliiinii.) Amrides Esp. v. KurybateA (iray. ^. Holivia, .Modell zu Fig. 60
06. ,, (('osiiiüdfswj Xipiidfi licw. o'- Holivia.
Haase.riifprsuclimijicn.
Tiif. IX.
N.iaiuT.Vaiiirii^r.nrhni'tu.mr.udi-ji fjp'dni'.'k! v IlnüJvirhstlKTini'a.ssei
Verl,i(| V Thi'iiJorFisrlicrin i';i.ssel
(iü.Pap.Enislratn.s IVstw. ^. Jlpxicn. fil. id. ^.(Rliptiis firay.) Mexico. BllPap. Pliotiniis DMd. j. Mexiro. 63. Pap. PLiriiarcs Dbld.
j-Me.xirn. (i-k Pap. TJiYiubraeii.s Bd. j. Mexico, fij. Pap. Aeiieidps Esp.v.Eurvbalt's (iray, d' Rnlivia, (ifi. Pap. Xynia.s Hpw. o' Bulivia.
Tafel X.
Fig. C>7. Pajiilid 'roriiiiniinus Esp. ^. lirasilien.
„ 68. id. ? {Hecfor/des E.sp.).
., 69. I'apilio {Pharm.) Bunichus Hl). ?. Brasilien. Mudcli zu Fig. «8 und 70.
„ 70. „ (('osmodesm.) Lijsithous Hb. $. Bracjili.'ii.
71. „ ,, Ci/amon Oia}-. ?. Para.
,. 72. ., (Pharm.) Anchi.'ies L. $ v. Pamodrs (iray. Para. Mculcll zu Fig. 71.
73. ,, HipjiasoH dr. ?. Para.
.1 74. ,, {l'hdnii.) ]'i'>iiuiiiu(s Cr. v. Ilircro^ 'iray. ?. I';ira, Moilc-ll zu Fig. 7:
!;ias(',riit('rsii(iiiiiii|('n.
Taf. X.
SadulfrXuDryfincbift umKarlLn ^vibmU v Dn-ndorFisi
Vi'riai) V Tliritdorfisfherni <'a5sel.
ti/. P;\p.Tiin|ii;iiiiiii.s Esp. d'Bra.sil. UN.iil.j.dlprliiridps Esp.), (ü), J'aji. Biuiicliu.s Hb. j.ürasil. 70. Pap, Ivsitluius III.
71. Pap. Cyamo]! (iray. j. Para. 72. Pap. Anrliisps I.g.i- Parsodcs (inv. Para. 73. Pap.Hippasoii Tr. j.Para.
74. Pap. YiTluiii Ulis Cr. v Hiccros lirav. j.Para.
Brasil.
Tafel Xr.
Fig. 75. Castiiia liiius Cr. var. heliconoiäcs Herr-Schäff. (Castniid.) Brasilien.
„ 76. Hi/closia heliconoides Feld. (Pericopid.i Brasilien.
., 77. lliiiia Ilioiie Cr. 9- (Danaid.) Brasilien.
„ 78. Thi/r/dia (nicht Methona!) psidii L. ?. (Neotropid.) Brasilien. Fig. 75, 76, 77, 78 und 79 führen die
Mcthotia-TviicXit.
,, 79. Disiiiorphia Orisc Bsd. '?. (Pierid.) Brasilien.
„ 80. Heliconiti^ Meljioiin'iie L. (Heliconin.) Peru etc. Mudell zu Fig. 82, 83.
„ 81. Archniias feiif/iaiiiix Hew. q. (Pierid. 1 Peru.
„ 83. PupiUo eutcrpiiius Hew. o'. (Papilionid.) Ecuador.
Biljliotheca Zoolosic.-i. lieft VIII ♦* 22
Haase.T'iitei'suclimiiHMi.
Taf.Xl.
;Xadidt'rj*aliiri|'!ie;dini'l imFarbrn 9i!()nitki v'nii'udorPisi"h''rini'(issf].
Yerlag v Theodor Fisrierii rasspl.
75. Castnia Linus rr.Y.lIplicüiiüidcsH..S. Brasil, /(>. Hvelosiii llplironoidesSwalns. Brasil. ?/. Ituna Ilione Cr. Brasil. /iS.MethonaPsidii
l.Brasfl. 79. DisDinrpJiia Orise Bil.j. (imana, SO. HeliconiusMelpomeiip I.j.PeriLPtc. Sl.PereuteTeutanisHew.o' Peru, S^.id.?.
tS3. Pap. Eu1er])inns Hpiv, Peru.
Fig.
84
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93
Tafel Xn.
Periropis ithoiiiia Feld. (Pcricopid. i ( 'entralamerika.
Custnia siiindans Bsd. ((.'astniid.) JJi-asilien.
l'crrhi/briti pj/rrha F. Q. (Pierid.) Brasilien.
„ ., ,, ö'- ;7 „ Ober- und Uuter.seite dargestellt.
l'ericopis histrio Feld. (Pericüiiid.i Centralamerika, Brasilien.
Li/corea Ceres Cr. (Danaid.) Brasilien. Fig. 8.5, 86, 88 und 89 führen die Melinaeen-Trucht, Fig. 84
die //r/a-Tracht von Tithorea.
Castiiixi acraeoides Bsd. (Castniid.) Brasilien.
Disinofphia Melia L. '-.-' acracüides. (Pierid.) Brasilien.
J1 T) ^' )1 !) Ti
Acracii Thalia L. 9- (Aeraein.) Brasilien. Mudell zu Fig. 90 und 91.
Haii.se,riitersu{']iuii(|en.
Tai XU.
NiididerIialur(|''ii'iclirie1u.mFarl)i:n;|e(innilv'niC'odorPi.s(lierinCasst;l
Vfrlaq v Theodor f'isrhET in Cassel
S4. Pemojis,Ithnmia Fld.Brasü^8ä fast,..;, N.MUilaus Ed. ^ Jirasil. Sü. P,rrJ.vl.r,.s IVriia E ,Bras,l, Sl lU. Sii. Ppnrop.s Hisfrio
nAArunAn.nh,M hxrovea Cei-es frlira».!. 90. Castnia Acraeoides Bd.rfBras/]. 91. Dj,smorj,liia MpIiaGüd5.(Ameoidp.sEeM')
Brasil, 9,'?,id. c/. 93. Acraea Thalia l.j.Brasü.
Tafel Xiri.
Fig. 94. Sjihccosoina testaceum Salv. u. Godm. (Ciclaucopid.) Oentral-Amerik:i.
,, 95. Polijliia hrasiliexsis Sauss. y. (Vespid.i Central-Amerika etc. Modell zu Fig. 94.
„ 96. Sphecosoma fasciolatum Salv. u. Godm. (Glaucopid.) Central-Amerika.
,, 97. Polijhia fasciafa Lep. 9- (Vespid.) Central-Amerika etc. Modell zu Fig. 96.
., 98. Mjiniu'copsis ciahrotm Herr-Schäff. iGlaucopid.) (_;eiitral-.\raerika.
„ 99. Poh/hia angidata F. 9- (Vespid.) Central-Amerika etc. Modell für Fig. 98.
„ 100. Li/cuiiioipha phoJus Dru. (Glaucopid. i Brasilien. L//c«.s-Nacliahmer.
,, 101. Pionia h/coides Salv. u. Godm. (Arctiidae.) Central-Amerika. L//c(/.'i-Nacliahmer.
„ 102. Hemilophus togatus Kl. o'- (Cerambycid.) Brasilien.
„ 103. Calopteroii fasfidiosioJi Dej. (Lj'cin.) Brasilien. Modell zu Fig. 102.
,, 104. Pteroplafus radiatiis Mus. Berl. (Cerambycid.) Brasilien. L//c».s-Nacliahmer.
„ 10.5. Pdonhmi Spinolae St. (Clerid.) Central-Amerika.
„ 106. iJicti/optera eximia Er. (Lycin.) Central-Amerika. Modell für Fig. 105.
„ 112 und 113. Sinilia (Oeda) iiiflata F. (Membracid.) Brasilien, von der Seite und von oben gesehen, die
leere Puppenhülse eines Tagfalters vortäuschend. (Die Figuren sind irrthümliclierweise mit .,? Lcda"
statt Oeda bezeichnet.)
Haase,rntersurliuiu|('ii.
Taf. m.
96
98
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97
99
101
100
103
104
105
106
II
U2
113
SacLdn-BaoiriieOTcfmet um Farben gedmÄlv Theodor Fischer in Cassel Verlag v Theodor Fisflerin fa-sspl
94 SphecosoraatestaceumSalv.uGodm, Caitr.Ammka 95 PolyblalirasiliensisSauss. 96. Sphecosoma fasciolatum Salvu rKulmi'eiur. Amerika. 97. Polytia
i'asciata lep. Brasil. 98. Afyrmeccfpsis rrakmiis Salv.u.Godm. Centr. Amerika . 99.Polyl3ia angulataFabr. Brasil lOO.Lyroraorplia pholiis. Dru. Brasil.
101. Pionia lyroidpsSaku.Gdrlm ri'iitr.Ami>nl<a.l02.1Ii'iiiil(iplius (SpatboptpraUogatusKl.Brasil t0.1('alnpter(inta.^ti(li(isiiniDt'i.Bra.<ii.lO']-.Ptpro]ilani>;radlatus
ilus.Berul. Brasil. lUi.PelüiunmSpinulae St.iVnttAmenlia.lOli.Diiiyoptera exuiilaEv. Centr. Amerika. 11.''. ^Lt'ila iiillataF. 113 '^ LcilamflalaF.
ig-
107.
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120.
11
121.
11
122.
))
123.
11
124.
11
125.
Tafel XIV.
Eroschema Poirerf Pascoe. (Cerambyciil.) Vandiemensland.
Mctrioi-hiiiirhns (Poi-rosfoiiia) eri/l}irojilcnit< Er. (Lyi'iii.) N.-S. -Wales etf. Modell zu Fisi'. 107 iiiul 109.
PseiiiloIi/r/(s hueiiKijitfnis Er. (Oedeiiierid.) Vandiemensland.
PrioteJiis 2()-jiii/irfiitiis F. (Enitylid.) Brasilien. j\[iidell zu Fif;'. 111.
Lia arripta (Jast. (Oarabieid. ) Brasilien.
E2>ih(chiia nniiata Er. (^Coccinellid.i Columbien. Modell zu Fig. 115.
Doryplioru epilachnoides Stäl. (C'hrysomelid.) Columbien.
Agrius fallaciostis Clievr. (Carabicid.) Patagonien.
Calhiiithru sp. äff. niulticosta Guer. (Melasoni.) Chile etc. Modell zu Fig. IIG.
Efotijlus aiiniilatus Lac. (Erotylid.) Brasilien. Modell zu Fig. 119.
Sßhen/snis erotißoides Kby. (Melasom.) Brasilien.
Cephaladoida spinipes Baly. (Hisi)id.) Parä. Modell zu Fig. 121.
Ctvnodes mimatus Klug. (Ceranibycid.) Para. In der Wiedergabe misslungen !
Erotyhis h/str/o L. (Erotylid.) Brasilien. Modell zu Fig. 123.
Poecilopeplus corallifer St. (Cerambycid.) Brasilien.
Esthesis ferruginms Bsd. (Cerambycid.) Australien.
„ variegatus F. „ ,. sitzend dargestellt, um die Wespenähnlichkeit des
Hinterleibes zu zeigen.
ll;iiiN(',Fiitersucliiiiii)eii.
Tai: XIV.
ms
107
110
#
114
115
J16
117
#
119
122
123
124
121
125
Nach dtirUatariiemcbifl im Farben qedniiilvnn'(idor?ischi'rinCasÄel \>pl.ig v Tiu'odor Fisrhur in rassi'l
107ETnsrlieiiiaPnweriPaR-oe,V;mApnyHnskiul tüK Mptrioi'lmiihis (PinTO.^Diiia ) iTVllumilems Ei:.KS,Wali\v 1(111 l^■^MlllllK•(ll^ll;lHlllll[ll^^■ll^E|•.VaIlllll■m(■Ilsl[i^ld. 11(1. Priiiti-lus
XO-pmictatusEBTasil. lll.Liy srriptaCastiira!al.ll4IpilarliiiaTadia1aETJ^)lmntaili5ilonpteie{)i]a(lmuiil('s,Stäl.iJ^^^
llTCalkitlira affaiinltiiii.st;i(iuHi\rMe USErütylusaniiulaiuslarF.riisilJl!I.Si)henisnismit\'lin(les,Kirby. Brasil l'i().('ei)ha]n(lontas[)impfsBalyiP,irn. I!,'l.('leiiiiiles
iniiiiaiusKlug^Para/KIrutylusluilnuL Brasil K'UVt'rilapeplnsi'uiHllüVrS IWJeslesistWTUijiiieusJd.Austr.ii.r^'i.Heslt'sisvarii'ijanisF.Aii.stral.
J
BIBLIOTHECA ZOOLOGICA.
Original-Abhandlungen
aus
dem Gresammtgebiete der Zoologie.
Herausgegeben
von
Dr. Rud. Leuckart Dr. Carl Chun
in Leipzig in Königsberg.
Helt IX.
Beiträge zur Konntniss ilor ('liiio]if»il('ii. (Drüsen: Coxalorg'an : Gpfil.s.ssystcni und Eiiigi'WfMrlpiiPrvpnftystpm.)
Von Mr. V. Herbst. Mit 5 TafVIn.
CASSEL.
Verlag von Theodor Fischer.
1891.
Beiträge
Kenntniss der Chilopoden.
(Drüsen; Coxalorgan; Getässsysteni und Eingeweidenervensjstera.)
Von
Dr. C. Herbst.
-•— i-^K-i— .-
CASSEL.
Verlag von Theodor Fischer.
1891.
Alle Hechte vorbehalten.
Inhalts verzeiehniss.
Seite
Einleituiif,' 1
Caijitel 1. Uic Drüsen der Chilopoden "... 2
1. Untergrup])e : Kopidrüseii 2
A. Die Kopfdrüsen von Scutigero . . ' 2
B. , , , LifliobiiLs (j
C ^ „ p Ifrnicoj>s i)
I'. . , , Scolojietiiii-d 9
K. Kiiekbliek und .A.IlCTenieines 14
2. L ntergraji]»' : (üftdrüsen Iß
:-!. , Die Drüsen der Kndsejjniente 17
Coxaldrüsen 17
Analdrüsen 17
Plenraldrüsen 17
Capitel II. Das Coxalurgau von Sciitij/era 17
Capitel III. Da,s Gefass-system 10
1. Grobe Anatomie 21
A. Seilt igero 21
B. Lithohi'us und lleiiiropf 24
C. Scolojif'iidni 2-')
2. Der feinere Bau des Gefässsystems MO
Historisches über den feineren Bau 88
.". Rückblick und .\llsjemeines H3
Capitel IV. T'as Eingeweidenervensysteui 80
Tafelerklürung H9
Literaturverzeichniss 4;}
d
Einleitung.
im Winter 1S8!V"0 veröffentlichte ich als Dissertation'^), die zugleich als vorläufige Mittheiluug
einer eingehenderen Untersuchung dienen sollte, eine Arbeit unter dem Titel: Anatomische Untersuchungen
an Scutigera colcoptrata. Dieselbe enthielt eine Beschreibung der Kopfdrüsen, des Coxalorgans und des
Blntgefässsystems genannter Form.
Ich habe meine Untersuchungen im Laufe der Zeit bedeutend erweitert und folgende Formen
genauer berücksichtigt :
1) Von den Chiiopüda anamorpha — abgesehen von Scutigera — Lithobius yrossipes und
forficatus.
2) Von den Chilopoda epimorpha Scolopendra cinyulata.
Ausser diesen genau untersuchten Formen wurden noch einige andere Formen — darunter eine
nicht näher bestimmte Henicops-Art aus Java — zum Vergleich herangezogen. Die Geophiliden konnten
wegen Mangels an geeignetem Material nur hier unil da berücksichtigt werden.
Was die Art der Darstellung betriä't, so werde ich am Anfange eines jeden Capitels die
Organisationsverhältnisse von Scutiyvra bringen, daran die der übrigen (Jhilopoden knüpfen und mit einem
Rückblick, dem ev. noch ein Vergleicii mit anderen Thierklassen beigefügt ist, schliessen.
Ich will mit der Beschreibung der Drüsen beginnen und werde in diesem Capitel der Reihe nach
die Kopfdrüsen (d. h. Speicheldrüsen der früheren Autoren) , die Drüsen der Kieferfüsse , die Coxal- und
Analdrüsen und schliesslich die der Pleuren des letzten beintragenden Segmentes besprechen.
Die Anfangsdrüsen der Geschlechtsorgane habe ich unberücksichtigt gelassen, da ihre Beschreibung
eher zu einer Untersuchung der letzteren gehört.
Bibliotheoa zoijlugica. Heft IX.
Capitel 1.
Die Drüsen der Chilopoden.
1. Uiiterü;rui>pe : Kopfdrüseii.
A. Die Kopfdrüsen von Scutigera.
Als icli die Drüsen des Kopfes von Scuti(/era zu untersuchen begann, erwartete ich, nur die
beiden von Dufour') erwähnten Speicheldrüsen zu finden. Zu meinem grossen Erstaunen entdeckte ich
aber fünf verschiedene Drüsensysteme, von denen die drei ersten ihrem Baue nach stark von einander
verschieden sind, während das vierte und fünfte darin vollkommen übereinstimmen. Da sich über die
Function der einzelnen Paare nichts Bestimmtes angeben lässt, so halte ich es für das beste, sämmtliche
Drüsen, welche bei Myriapoden und Insecten in der Nähe des Mundes liegen, mit dem indifferenten Namen
, Kopfdrüsen' zu bezeichnen und die einzelnen Systeme derselben dann durch Zahlen zu unterscheiden.
Ich l)eginne mit der groben Anatomie von
System 1.
Dasselbe ist ein typisches tubulöses Drüsenpaar (Taf. I, Fig. 1 sy I) und gehört dem Segment
der ersten Maxillen an, an deren Basis es auf der Bauchseite nach aussen mündet. Seine beiden Aus-
führungsgänge*) steigen von ihren Ausmündunsgstellen ziemlich steil empor, bis sie eine Höhe, die etwas
grösser ist als die des Centralnervensystems , erreicht haben. Hier theilt sich jeder in zwei Hauptäste.
Der eine von diesen verläuft anfangs in horizontaler Richtung bis in das Segment der zweiten Maxillen
hinein und wendet sich dann nach oben, indem er sich eng an System H anlegt. Während seines Ver-
laufes giebt er kurze Seitenzweige ab. — Der andere Ast des Ausfuhrungsganges wendet sich hingegen
sofort nach oben und tlieilt sich bald in mehrere Nebentuben, welche oft so eng mit System H verbimden
sind, dass man sie sehr leicht für die Ausf'ührungsgänge desselben halten kann, zumal da beide Systeme
grösstentiieils von Fettgewebe umgeben sind, was die Untersuchung bedeutend erschwert. Ich selbst bin
zuerst in diesen Irrthum verfallen und bemerkte erst nach langer Zeit und vielfacher Controlirung, dass
ich es mit zwei getrennten Systemen, die an ganz verschiedenen Stellen nach aussen münden, zu thun hatte,
Ueber den feineren Bau dieses ersten Drüsenpaares lässt sich nur wenig sagen. Die Zellen des
Drüsenepithels sind nicht sehr gross und im optischen Querschnitt fast viereckig. Ihr Kern ist im Ver-
hältniss zur ganzen Zelle von ziemlicher Grösse, und ihr Plasma zeigt die bei Drüsenzellen so oft
*) Ich nenne der Benuenilichkeit wegen die Endiibschnitte. mit denen die Drüsen nach aussen münden, Aus-
führungsgänge, obgleich dieselben ihrem Baue nach von den übrigen Prüsenschläuchen nicht verschieden sind, und eine
scharfe Grenze sich in Folge dessen nicht ziehen liisst.
beobachtete Längsstreit'uu<r. Eine Intima ist im Gegensatz zu den anderen Systemen nicht vorhanden,
überhaupt ist die Begrenzung der Zellen nach dem Lumen zu keine scharte, da eben entleerte Secret-
tlecken vielfach noch an ihnen hängen.
System II.
Wir wollen nun zu dem Drüsenpaar übergehen , welches mit dem eben besprochenen in naher
Beziehung steht und deshalb bereits im Vorhergehenden erwähnt wurde. Seiner Lage nach gehört es
zum grössten Theil in das Segment der zweiten Maxillen. üeber seine Ausmünduiigsstelle war ich Anfangs
im Unklaren, doch gelang es mir endlich, an der Hand wohlgelungener Präparate als sicher festzustellen,
dass die beiden Drü.sen jederseits an <leu Seiten des Kopfes im Grunde einer tiefen Einbuchtung des
Chitinpanzers nach aussen münden (Taf. I, Fig. 3). Ihrer Structur nach ist jede Drüse mit einem
zusammengelegten Sack zu vergleichen, der einige kleine Ausbauschungen zeigt. Auf Querschnitten
erscheinen sie als zwei gewundene Schläuche, welche zu Seiten des Darmes liegen und an ihrer Innen-
fläche von den Röhren des Systems I begrenzt werden (Taf. I, Fig. 1 n. 2 sy II). Das Lumen des
Drüsensackes ist gewöhnlich eng. Es ist im Innern von einer chitinigen Intima, der Fortsetzung des
Chitinpanzers, ausgekleidet. An dieser Membran bemerkte ich dieselben kreuzförmigen Falten, in deren
Mitte Leydig bei System II der Biene Oeffuungen gesellen haben wollte (Taf. I, Fig. o fl). Es wurde
diese Ansicht später von Siebold und Schiemenz'^") berichtigt, indem sie feststellten, dass in der
betreffenden Intima keine wirklichen Löcher, sondern nur verschieden grosse, meist kreisrunde Einsenkungen
vorhanden sind, die durch Falten mit einander verbunden werden. Dieser Fehler ist Leydig sehr leicht
zu verzeihen, da sicherlich jeder, welcher diese lutimafalten zum ersten Male betrachtet, ohne Weiteres
zu der Leydig'schen Ansicht kommen und in ihren Kreuzungspunkten Löcher vermuthen würde.
Was das Drüsenepithel betrifft, so besteht dasselbe aus schmalen, aber hohen Zellen, die im
optischen (Querschnitt eine rechteckige Gestalt haben und nach aussen hin etwas angeschwollen sind
(Taf. I, Fig. 2 sy II). Auf Schnitten besitzt deshalb die äussere Drüsenwandung ein wellenförmiges
Ausseben. Der Kern liegt stets in dem Theil der Zelle, welcher dem Lumen des Drüsensackes zugekehrt
ist. An die äussere Seite des Epithels legt sich eine deutlich wahrnehmbare Propria (Taf. I, Fig 3 pr)
an, in welcher Nervenfasern verlaufen, die sich von dem Nerv abzweigen, der das zweite Maxillenpaar
innervirt. Ausserdeni war ich im Stande, einige feine Blutgefässe an der Drüseuwandung zu constatiren.
Schliesslich sei noch erwähnt , dass nahe bei der Ausmttndungsstelle der Endabschnitt der Drüse
zwischen zwei Muskelbündeln hindurchtritt, welche ihren Ursprung von einer Sehiienjjlatte, die seitlich
vom Bauchmark gelegen ist, nehmen, und von denen sich das eine oberhalb, das andere unterhalb der
Drüsenmündung inserirt.
System III.
Das dritte Drüsenpaar gehört den zweiten Maxillen an, an deren Basis es auf der Ventralseite
des Kopfes mit zwei getrennten Ausführungsgängen nach aussen mündet. Seine Lagebeziehungen zu den
anderen Organen der Leibeshöhle stellen sich in folgender Weise dar:
In der Medianebene des Körpers bemerkt man eine eigenthümliche, scharf begrenzte, gelappte
Zellenmasse von unbekannter Natur. Ueber dieser liegt das Bauchmark mit dem Supraneuralgefäss. Zu
beiden Seiten dieser Organe liegen die Drüsen von System III, welches nicht weiter als bis zur Höhe
1'
— 4 —
des Centralnervensystenis in die Leibeshöhle hineinragt, lieber System III bemerkt man schliesslich
jederseits den Drüsencomplex von System II (Taf. I, Fig. 2. sy 111).
Was die grobe Structur der beiden Drüsen betrifft, so stellen sie zwei kleine Säcke mit nur
wenigen Ausbuchtungen dar. Von ihrer Ausmündungsstelie steigen sie schräg nach oben und hinten.
doch reichen sie nicht über das Segment der zweiten Maxillen hinaus. Weit complicirter als ihr
Aeusseres ist ihr feinerer Bau. Im Innnern wird jede Drüse ausgekleidet von einer chitinigen Intima.
Unter dieser liemerkt man kleine. Hache Zellen; darauf folgt — bei schwacher Vergrösserung — eine
Reihe von Zellen mit langgestreckten Kernen und schliesslich auf diese die mächtige DrüsenzelLschicht.
Es scheint also, als ob die Wandung aus drei getrennten Schichten bestände.
Ob dieses Verhalten dadurch zu Stande gekommen ist , dass sich von innen her an die eigent-
lichen Hypodermiszellen Elemente anderen Ursprungs angelagert haben . oder ob wir es in Wirklichkeit
mit einer einschichtigen \\ andung zu thun haben, in welcher sich die einzelnen Zellen verschieden weit
von der gemeinsamen Mutterlage entfernt haben , lässt sich natürlich nur entwicklungsgeschichtlich fest-
stellen. Was die Drüsenzellen selbst betriift, so zeichnen sich dieselben, abgesehen von ihrer
charakteristisclien Gestalt , noch durch die Lage ihres runden Zellkernes , welcher stets in der Nähe der
äusseren, der Leibeshöhle zugekehrten Wand liegt, und durch ihre verschiedene Grösse aus. In Folge
dieses letzteren Umstandes springen die Zellen, welche, öfter zu mehreren vereinigt, kleinere oder grössere
Gruppen bilden, verschieden weit in die Leibeshöhle vor, wodurch die Drüse eine sehr unregelmässige,
gewellte Oberfläche erhält.
Ein Muskel, welcher von der bereits oben erwähnten, seitlich vom Bauchmark gelegenen Sehnen-
platte seinen Ursprung nimmt und sich an der Dorsalwand der Drüse inserirt, dient höchstwahrscheinlich
dazu, das Lumen derselben zu erweitern (Taf I, Fig. 2 erm).
System IV und V.
System l\ und V. zu welchen wir mm nbei'gehen wollen, sind in ihrem Bau einander vollkommen
ähnlich. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Lage und Grösse. Denn während System IV (Taf. I,
Fig. 2 sy IV) etwas höher wie II an den Seiten des Kopfes nach aussen mündet und nur aus zwei
kleinen Drüsensäcken besteht, welche in den beiden oberen Ecken des Körpers liegen, bildet System V
das mächtigst entwickelte Drüsenpaar der vorderen Körperregion und mündet hinter der schlund-
umfassenden Gefässcoraraissur nach aussen (Taf. 1, Fig. 5). Es besteht aus einer Anzahl von dickwandigen
Säcken , welche durch zarte Membranen unter einander verbunden sind und die beiden Seitentheile des
ersten beintragenden Segmentes vollständig ausfüllen (Taf. I, Fig. 4 sy V).
Ich vermuthete anfangs , dass beide Systeme in den Darm einmünden, doch konnte ich trotz viel-
facher Bemühung keine Ausführungsgänge in demselben finden. Endlich konnte ich als sicher feststellen,
dass beide getrennt an den Seiten des Körpers nach aussen münden, das ei'ste — wie schon erwähnt —
in einer Chitinfalte etwas über der Mündungsstelle von System II, das andere, d. i. das fünfte System,
ebenfalls in einer Einbuchtung des Cbitinpanzers unmittelbar hinter den Commissuren, welche das
Rücken- mit dem Supraneuralgefäss verbinden.
Histologisch betrachtet besteht jeder Drüsensack aus den typischen drei Theilen. Wir unter-
scheiden nämlich zunächst eine Intima. Dieselbe ist sehr zart, besonders im Verhältniss zu den resistenten
Chitindecken von System II und III. Von der Oberfläche betrachtet bemerkt man, dass sie in polygonale
i.) —
Felder getheilt ist. welche den darunter liegenden Drüsenzellen entsprechen mögen. Im Drüsenepithel
selb.st liegen in den meisten Füllen mehrere Secretionszellen über einander, bisweilen sah ich aber auch,
wie nur eine Zelle die ganze Dicke der Wandung einnahm. Die dritte Schicht endlich . die Tunica
propria . ist bei diesem System sehr gut entwickelt. An dieselbe legen sich von aussen her noch
einzelne Ring- und Längsmuskelbündel an. Auch sah ich Seitenzweige des Rückengefässes an die
Drüsen herantreten (Taf. I, Fig. 4 big). Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Wandungen des kurzen
Ausführungsganges, ebenso wie die Verbindungen der einzelnen dickwandigen Säcke unter einander von
grosser Zartheit sind (Taf. I, Fig. 5 ag sy V und Fig. 4 vbm).
Am Ende meiner Beschreibung der Kopfdrüsen von Scutigera angelangt, will ich noch auf einen
kleinen Drüsencomplex hinweisen , der in der ventralen Medianlinie des Kopfes an den ersten Ma.xillen
zwischen den beiden Maxillarorganen gelegen ist. Da derselbe jedoch von keiner grossen Bedeutung ist,
habe ich ihn nicht als besonderes System angetülirt (Taf. I, Fig. 1 drg).
An das Capitel über die Kopfdrüsen will ich noch eine kurze Notiz über einige Zellenmassen
anreihen, die wegen ihrer wulstigen, scharf umschriebenen Form und ihres charakteristischen Aussehens
von dem eigentlichen Fettgewebe deutlich verschieden sind. Derartige Zellenmassen findet man bei
Scutiyeru an folgenden Stellen:
1) Unter dem olieren Schlundganglion.
Der Lage nach stimmt dieser Zellencomplex mit dem Couiplex der oberen Schlunddrüsen bei
Scolopendra überein. Da nun auch sein Aussehen an das der Endlappen der betreffenden Drüsen
erinnert, so könnte man auch in dem wulstigen Zellencomplex bei Scutüfera eine Drüsenmasse vermuthen.
Ich war jedoch nicht im Stande . in ihm solche wohl charakterisirte iVusführungsgänge nachzuweisen,
wie sie sich bei Scolopendra voi-finden. * | Zwar habe ich hier und da zarte Canäle an den Complex
herantreten sehen, doch schienen mir dieselben Blutgefässe zu sein, welche aus der Kopfaorta stammen.
2) Unter dem unteren Schlundganglion in dem Mediantheil des Kopfes (Taf. IV, Fig. 24 guf 2).
3) In den ersten vier beintragenden Segmenten und dem Kieferfusssegment. direkt unter dem
Bauclimark.
Die Zellenmasse fällt auf Längsschnitten besonders in die Augen, sie schliesst sich nach vorn hin
an Nr. 2 an (Taf. I, Fig. 2, 4, Taf IV, Fig. 24 u. 25 guf .3).
4) Ueber dem Bauchniark zu beiden Seiten des Darmes im Kopfende und im Anfangstheil des
ersten Segmentes.
Dieser Zellencomplex besitzt die grösste Ausdehnung, er uiuimt die Seitentheile des Kfh'pers
zwischen Darm und Körperwand fast vollständig ein (Taf. I, Fig. 2 u. Taf. IV. Fig. 25 guf 4). Ich
hatte auch ihn wegen seiner Aehnlichkeit mit den Endlappen von System III u. IV bei Scolopendra als
Drüse in Verdacht, doch war ich auch in diesem P'alle nicht im Stande, Ausführungsgänge aus ihm
*) Wenn es sich herausstellen sollte , dass die Ausführun^sgänge der Endlappencomplf xe der verschiedenen
Drfisensj-sterae von Scolopriidra homodyname Bildungen von Tracheen sind, könnte dann nicht das Fehlen der Aus-
führungsgänge bei Snitigera mit dem Umstand in Beziehung .stehen, dass sich bei dieser Form eigentliche Tracheen, wie
sie die übrigen Chilopoden besitzen, nicht finden V
6 —
nachzuweisen. Ich bin daher gezwungen , die Frage über die Natur di-r im Vorigen aufgezahlten
wulstigen Zellenmassen noch offen zu lassen.
B. Die Kopfdrüsen von Lithobius.
Obwohl die Kopfdrüsen von Lithobius bereits öfter untersucht worden sind , so bin ich doch bei
einer genauen Nachuntersuchung dei'selben zu einer Menge neuer Resultate gekommen.
Die Zahl der auffallenden Drüsensysteme beträgt zwei. Dazu kann man vielleicht noch als
drittes System einen weniger auffallenden Zellencomple.x rechnen, der zwischen den Ausmündungsstellen
der Drüsensäcke von System II nach aussen mündet. Alle drei Systeme sind paarig.
System I.
Wenn man einen Lithobius präparirt oder — was besser ist — Längsschnitte durch einen
solchen anfertigt, so bemerkt man zu beiden Seiten des Oesophagus im Endtheil des Kopfes, dem Kiefer-
fusssegment und in den ersten zwei beintragenden Segmenten ein eigenthüniliches Organ, das aus zahl-
reichen Lappen der verschiedensten Grösse besteht (Taf. I, Fig. (i, el sy I). Die grössten dieser Endlappen
— wie wir sie nennen wollen — messen bei einem ausgewachsenen Individuum 0,'22.ö mm, diejenigen
von mittlerer Grösse 0,18 mm. Dorsal und ventral von jedem Lappencomplex sieht man zwei mächtige
Tracheenstämme verlaufen, die verschiedene Seitenäste abgeben. Mitten zwischen den Endlappen bemerkt
man jederseits den tracheenähnlichen Ausführungsgang (Taf. I, Fig ß gag). Dei'selbe verläuft zwischen
dem Endsack der betreffenden Seite von System II und dem Darme nach vorn, steigt allniälig nach
abwärts und mündet nahe bei der Ausmündungsstelle des Ganges der anderen Seite an der Ventralfläche
des Kopfes unter dem Anfangstheil des Unterschlundganglions direct hinter den Mandibeln nach aussen.
Was den feineren Bau der Ausführungsgänge betrifft, so sind dieselben zunächst durch die
spiralige Verdickmig ihrer Intima charakterisirt, wodurch sie das Aussehen von Tracheen erhalten. Sie
unterscheiden sich jedoch dadurch von ihnen , dass ihre Spiralwindungen viel zarter sind und ausserdem
einen grössei-en Abstand von einander haben , als dies bei den eigentlichen Tracheen der Fall ist. Die
Matrix der Intima, das Epithel der Ausführungsgänge, zeigt namentlich in der Nähe der Ausmündungs-
stellen bedeutende Wucherungen, die bis zu 0,01') mm dick werden*). Auch einen Nerven sah ich an
der nach innen gekehrten Seite jedes Ganges verlaufen, doch ist derselbe lange nicht so stark wie
die Nervenstämme, welche sich an den Ausführungsgängen von System III und IV bei Scolopendra vor-
finden. Das Lumen beträgt ungefähr 0,0133 mm im Durchmesser.
Diesen Ausführungsgängen sitzen nun die eiirzelnen Endlappen d. h. die wulstigen Massen
der eigentlichen Drüsenzellen oben und unten an. Die secundären Ausführungsgänge (Taf. 1, Fig (5 sag)
derselben zeigen ganz die Structur des Hauptganges. Man muss darauf achten, die ersteren nicht mit
den Endverzweigungen der Tracheen, welche sich in dem Drüsencomplex ausbreiten, zu verwechseln.
*) Dil nach Sc hät'fei-^') der Fettkörper der Musealarven wenigstens zum grössten Theil von der Tracheenmatrix
aus entstehen soll, so könnte man vielleicht in den genannten Wucherungen ebenfalls Bildungsherde für Fettkörperzellen und
ev. auch für Blutkörperchen vermuthen ; ich bin jedoch nicht im Stande, irgend eine Beobachtung auszuführen, welche
dafür zu sprechen schiene.
— 7 —
Man erkennt letztere leicht an ihrem äusserst hellen Aussehen ; Spiralverdickungen wie die Haupttracheen-
stämme weisen dieselben nicht mehr auf; ihiv Intima ist vollkommen glatt.
Ueber die histologische Stnictur der En(lla]j]ieH kann ich nur wenig angeben. Sie zeigten auf
sämmtlichen mit Tinctionsmitteln behandelten Präparaten eine äusserst intensive Färbung. Die Zellkerne
waren nicht sehr zahlreich; Zellgrenzen konnte ich nicht nachweisen , was vielleicht nur an der Fixation
gelegen haben mag. .Teder Endlappen ist von einer bindegewebigen Hülle umgeben.
S y s t e m 1 1.
Das im Folgenden zu besprechende Drüsensystem scheint von sämmtlichen Forschern l)is jetzt
gänzlich ii))ersehen vvoi-den zu sein, obwohl es besonders auffallend und sehr leicht aufzufinden ist. Es
gehört in seiner ganzen Ausdehnung dem Kopfe an, dessen ventrale, hinter der Mundiiöhle gelegenen
Seitentheile es einnimmt. Jede Drüse besteht aus zwei von einander vollkommen verschiedenen Theilen.
Der Haupttheil wird von einem dickwandigen Sack gebildet, der unter und zu Seiten des
ünterschlundganglions gelegen ist und dessen grösste Ausdehnung von vorn nach hinten 0,75 mm beträgt
(Taf. n. Fig. 7, sy H). Er ist in dorsoventraler Richtung zusammengedrückt und zeigt besonders nach
hinten und unten und vorn und oben verschiedene Ausbuchtungen. Von einer Sehnenplatte, welche
am Oesophagus liegt, tritt an die Dorsalwand des medianen Theiles jedes Drüsensackes ein nicht sehr
starkes Muskelbündel heran, mit dessen Contraction eine Erweiterung des Drüsenlumens verbunden sein
muss. Die Säcke Ijeider Seiten münden direct dicht bei einander an der Ventralseite des Kopfes zwischen
den Maxilleu nicht weit hinter System I nach aussen (Taf. H, Fig. S müsy H).
Was nun den zweiten, ebenfalls paarigen Hauptbestandtheil betrifft, so besteht derselbe aus einem
dünnwandigen, uuregelmässig gestalteten Sack, welcher den hinteren dorsalen Seitentheil des Kopfes ein-
nimmt (Taf. II, Fig. 7 es). Wir wollen diesen Theil als „Endsack' bezeichnen. Ein Muskel, welcher
unter dem Darme verläuft, verbindet den F]iidsack der einen Seite mit dem der anderen. Ausserdem habe
ich constatiren können , dass jeder vermittelst eines Muskels an der hinteren Dorsalwand des Kopfes
befestigt ist (Taf. II, Fig. 7 m). Seitlich lagert den Endsäcken eine dicke Schicht Fettgewebe an, das
von einem bindegewebigen Balkenwerk durchsetzt ist. Die Verbindung zwischen dem Anfangstheil der
Drüse und dem Endsack wird durch einen kurzen Canal hergestellt, der nahe am Hinterrande des Anfang-
sackes aus dem lateralen Theil desselben hervorgeht und dessen grösster, von vorn nach hinten gerichteter
Durchmesser 0,075 mm beträgt (Taf. II, Fig. 7 vg). An seine Hinterseite setzt sich ein ziemlich
kräftiger Muskel au, der von einer Chitineinstülpung, welche an der Grenze von Kopf und Kieferfuss-
segment in den Körjjer vorspringt, seinen Ursjirung nimmt und otl'enbar dazu dient, das Lumen des
Verbindungsganges zu erweitern.
Eine besonders merkwürdige Thatsache sei schliesslich noch erwähnt. Ich sah nämlich auf Längs-
schnitten durch den Kopf auf denselben Schnitten , wo der Verbindungssack zwischen dem eigentlichen
Drfisensack und dem Endsack getroffen war, von letzterem einen Gang nach abwärts gehen, welchem von
unten eine Einstülpung der Körperwand entgegenkam. Das Ganze machte beim Studium der vollständigen
Schnittserie den Eindruck einer zweiten Communication des Endsackes mit der Aussenwelt (Taf. II,
Fig. 7, sag). Ich wollte lange nicht an dieses merkwürdige Phänomen glauben und war der Meinung, dass
der Endsack nur vermittelst eines soliden Stranges an der genannten Einstülpung der Körperwand befestigt
sei, bis ich auf einer Querschnittserie eine — wenn auch enge — Höhlung in dem betreffenden Strano-e
— 8 —
und einen deutlichen Zusaiumenlianjf derselben mit dem Endsacke einer- und der Aussenwelt andererseits
constatiren konnte. Diese beobachteten Comniunicationsöffnungen liegen an den Seiten des Kopfes direct
hinter den zweiten Maxillen.
Wir hätten demnach in System II der Kopfdrusen von Lithobius ein Drüsenpaar mit zwei Paar
Mündungen vor uns. Man kann sich diese merkwürdige Thatsache etwa auf folgende Weise erklären:
Es ist durch die Untersuchungen von Sedgwick''^) bekannt geworden, dass jedes Nephridiuui
bei Peripahts in einen dünnwandigen „endsac" mündet, welcher ontogenetisch aus dem lateralen Theil der
Ursegmenthöhle des betreffenden Segments hervorgeht. Wenden wir nun diese Befunde bei Peripatus
auf die unsrigen bei Lithobius an, so kann man den Endsack von System II als die verschmolzenen
lateralen Theile der Ursegmenthöhleii der zwei Maxillensegmente , d. h. also als Theil des Cöloms be-
trachten. Die Drüsensäcke von System II nebst ihren Verbindungscanälen mit den Endsäcken und die beiden
hinteren Ausführungsgänge der letzteren könnte man dann als umgewandelte Nephridien auffassen.
Vorstehende Vermuthung kann natürlich nur entwicklung-sgeschichtlich auf ihi-e Wahrheit hin
geprüft werden. Ich habe sie nur angeführt, um die etwas seltsame Thatsache einigermassen plausibel
zu machen.
Nun noch kurz Einiges über den feineren Bau von System III Was zunächst die Structur der
eigentlichen Drüsensäcke betrifft, so zeigen dieselben eine grosse Aehnlichkeit mit System II von Scutiyera.
Man unterscheidet an ihnen die typischen drei Theile: zunächst eine dünne bindegewebige Hülle, dann
das eigentliche Drüsenepithel TUid schliesslich die chitinige Intima. Die Dicke des Epithels beträgt
0,033 mm, ist also ziemlich bedeutend. Die Zellen desselben, welche durch das Vorhandensein von
Vacuolen ihre Drüsennatur zu erkennen geben, wölben sich etwas in das Drüsenlumen vor und verleihen
in Folge dessen der inneren Fläche der Wandung ein gewelltes Aussehen (Taf. II, Fig. 7 u. 8 sy II). Die
grossen runden Kerne liegen gewöhnlich an der dem Drüsenlunien zugekehrten Seite der Zellen.
Das Epithel des Verbindungscanales ist zwar viel niedriger als das des Drüsensackes, doch besitzt
es noch imgetahr denselben Charakter: in den Zellen bemerkt man Vacuolen und die chitinige Intima ist
noch deutlich wahrnehmbar (Taf. II, Fig. 7 vg).
Ganz anders hingegen ist das Aussehen des Endsackepithels. Es ist nur 0,015 mm d. h. weniger
als halb so dick wie das des Drüsensackes. Die Kerne sind klein und liegen ebenfalls der dem Drüsen-
lumen zugekehrten Seite der Wandung an. Das Protoplasma der Zellen zeigt eine zarte Längsstreifung.
Eine Intima ist nicht wahrnehmbar, vielmehr ist die innere Begrenzungslinie nicht scharf, indem hier
und da Flocken der Wandung anliegen, was wohl als ein Beweis anzusehen ist, dass auch noch im
Endsack Secret gebildet wird (Taf. II, Fig 7 e.s).
Schliesslich sei noch erwähnt, dass die hinteren Communicationscanäle des Eiidsackes ebenfalls
eine chitinige Intima aufweisen , und dass das Epithel ihres unteren Theiles sich als Fortsetzung der
Hypodermis documentirt und in Folge dessen von dem des Endsackes deutlich verschieden ist.
System III.
Zwischen den Ausmündungsstellen der Drüsensäcke von System II bemerkt man zwei Einstülpungen
der Körperwandung, um welche sich Zellen herumgruppiren, die drüsiger Natur zu sein scheinen (Taf. II,
Fig. 8 sy lllj. Die beiden Zellencomplexe erstrecken sich von der Ausmündungsstelle noch eine Strecke
weit nach vorn und hinten. In den hinteren Fortsetzungen der Zellenmassen, die an der Ventralseite
J
des Kopfes zu beiden Seiten der Medianebene liegen, ist ein deutliches Lumen nachzuweisen. Dasselbe
besitzt eine ausgeprägte chitinige Intima, um welche sich die langen, hellen, mit einem kleinen Zellkern
versehenen Zellen herumlagerii. Die grösste Dicke dieser Zellschicht beträgt — vom Lumen des centralen
Ganges an gerechnet — 0,15 mm.
Anschliessend an die Beschreibung der drei Kopfdrüsensysteme von Lithobius muss ich noch
eines wohl umschriebenen, von dem Fettgewebe detitlich unterscheidbaren Zellencomplexes gedenken, der
seiner Lage nach der oberen Schlunddrüsenmasse von Scolopendra entspricht (Taf. II, Fig. 7 gut"). Obwohl
ich nach einem Ausführungsgang gesucht habe , koinite ich doch keinen nachweisen , sondern mir Ver-
zweigungen von Tracheen in dem Complex constatiren.
Historisches.
Wenn wir von den älteren Angaben absehen, so finden wir nur noch solche bei Plateau -'),
Sograf*^) und Vogt und Yung^'^). Die Arbeit von Plateau ist mehr physiologischen als morpho-
logischen Inhalts, doch ist hervorzuheben, dass er als der erste feststellte, dass die „glandes anterieures"
— wie er die Kopfdrüsen nennt — weder ihre Producte in die Kieferfüsse noch in den Oesophagus ent-
leeren, sondern dass sie an den eigentlichen Mundgliedmaassen nach aussen münden. Freilich vermissen
wir bei ihm ebensowohl eine genaue Angabe der Ausmündungsstelle wie eine solche über die Natur der
Ausführungsgänge selbst. Vogt und Yung wiederholen eigentlich nur, was bereits durch Plateau
bekannt geworden war, ohne etwas Neues hinzuzufügen. System II und III sind sowohl von Plateau
wie von Vogt und Yung vollkommen übersehen worden. Ob dieselben Sograf gesehen hat, ist nach
dem Referat im zoologischen Jahre.sbericht nicht zu entscheiden. Die Speicheldrüsen sollen nach ihm
jederseits mit einem Gange dicht unter der Oberlippe münden ; ich muss jedoch gestehen , dass ich au
der Oberlippe keine Ausführungsgänge von Drüsen gesehen habe.
C. Die Kopfdrüsen von Henicops.
Die Kopfdrüsen einer von mir au.s Java mitgebrachten Henicops-Art scheinen denen von Lithobius
zu entsprechen. Ich konnte sowohl System I wie System II deutlich nachweisen.
0. Die Kopfdrüsen von Scolopendra.
Bei Scolopendra gelang es mir, fünf Paar Drüsensysteme nachzuweisen, von welchen System I
und II einerseits und System III und IV andererseits eine enge Beziehung zu einander zeigen, indem
ihre Endlappen zu einem einheitlichen Complex zusammengeballt sind. Die Untersuchung wurde sowohl
an Totopräparaten wie an Quer- und Längsschnittserien vorgenommen.
System I und 1 1.
Auf Quer- und Längsschnitten bemerkt man unter dem oberen Schlundganglion einen eigen-
thümlichen, gelappten Zellencomplex (Taf. II, Fig. lU und Taf. III, Fig. IG obs dm), dessen Natur mir
Bibliotbeca zoologica. Helt IX. .>
— Kl —
anfan<^s vollkommen dunkel blieb. In seinem äusseren Aussehen hat er eine frappante Aehnlichkeit mit
den Gewebecomplexen, welche sich in den vorderen beintragenden Segmenten vorfinrlen und die allgemein
für Drüsen (Speicheldrüsen) gehalten werden. Wenn diese letzteren also wirklich Drüsen vorstellen —
und sie tbun es in der That — , so lag die Vermuthung nahe, dass auch jener Zellencomplex unter dem
Gehirn — wir wollen ihn obere .Schlunddrüsenmasse nennen — drüsiger Natur sei. Und ich war in der
That im Stande, dieses sicher zu stellen, indem icli nachweisen konnte, dass derselbe mit zwei Paar
Ausführung.sgängen dicht unter der Oberlippe in die Mundhöhle einmündet. Wir haben also in ihm die
zusammengeballten Endlappeii von zwei Drüsenpaaren vor uns. Die Zahl dieser letzteren lässt sich an
der Drüsenmasse selbst nicht feststellen , da die einzelnen Endlappen zu sehr in einander greifen. Von
den vier Ausführungsgängen liegen die einen mehr lateral (Taf. II, Fig. 10 hagsj' I), während die
anderen (hag sy II) mehr der Medianebene des Körpers genähert sind. Erstere münden etwas vor der
Ausmündungsstelle der letztern in die Mundh(')hle. Der grösste von mir gemessene Durchmesser der
Hauptausführungsgänge — das Epithel mitgerechnet — betrug 0,053 mm.
Ueber ihren histologischen Bau ist wenig zu sagen. Eine tunica propria ist vorJianden. das
Epithel ist ziemlich dick und sondert eine chitinige Intima ab, die zum Unterschied von System III und IV
der spiraligen Verdickungen entbehrt. Nur einmal schien es mir , als ob sich eine solche an einem der
lateralen Gänge bei stärkerer Vergrösserung schwach bemerkbar mache. Was die Endlappen betriift, so
sind dieselben zu grösseren oder kleineren, unregelmässig gestalteten Klumpen zusammengekittet. Die
Kerne der Zellen sind klein; das Zellplasma ist selbst auf Präparaten, deren übrige Gewebe intensiv mit
Färbemitteln durchtränkt waren , vollkommen hell. Der Zusammenhang der einzelnen Endlappen mit
den Hauptausführungsgäiigen ist schwer nachzuweisen, doch gelang es mir, auf einigen glücklich geti'offenen
Schnitten zu sehen, wie sich das Lumen des dickwandigen Ausführungsganges in das des zarten Seiten-
astes fortsetzte, und wie von diesem sich feine Canäle in die um ihn herumsitzenden Drüsenzellencomplexe
senkten (Taf. II. Fig. In agel).
System III und IV.*)
Wir kommen nun zu den am mächtigsten entwickelten Drüsensystemen von Scohpendra. Ich
will dieselben mit dem Namen Maxillardrüsen bezeichnen, da man das vorderste den ersten, das hinterste den
zweiten Maxillen zutheilen kann. Zwar liegen die Drüsen selbst nicht in dem Bereiche der genannten
Mundglieduiaassen, doch gehören ihre Ausführungsgänge den betreffenden Regionen an.
Präparirt man eine Scolopendra, so findet man in den vordersten Körpersegmenten — gewöhnlich
vom dritten bis zum siebenten — zu beiden Seiten des Vorderdarmes zwei wohl umschriebene lappige
Gebilde (Taf III, Fig. 1(1), die schon von den alten Forschern gesehen und entweder für Speicheldrüsen
oder Giftdrüsen oder auch für beides gehalten wurden. Untersucht man nun einen dieser lappigen
Gewebeconiplexe auf Längsschnitten, so zeigt es sich, dass der vordere Theil desselben ein anderes Aus-
sehen hat als der hintere, welcher im vierten Segment seinen Anfang nimmt. Dass man es nicht etwa
mit einer einzigen Drüse, deren einzelne Theile nur deshalb anders aussehen, weil sie sich in verschiedenen
Functionsstadien befinden, sondern mit zwei getrennten Systemen zu thun hat, geht schon daraus hervor,
*) Taf. II, Fig. 9 zeigt auf einem Längsschnitt die Lage silmmtlicher Drüsensysteme von Scolopendra ; Taf. Ill
Fig. 16 giebt eine schematische Uebei-sicht über dieselben.
- 11 —
dass der betreffende Unterschied auf sämmtlichen zur Untersuchun<r gelaugten Präparaten zu constatiren
war. Zur Gewissheit aber wird dies durch die Thatsache, (hiss auf jeder Seite zwei getrennte Aus-
führuugsgänge vorhanden sind. Die Auffindung und Verfolgung derselben nach vorn ist deshalb etwas
schwierig, weil dieselben tracheenähnlicli sind und im Verein mit mehreren dicken Tracheenstämmen in
den Koj)f hinein veidaufen. Berücksichtigt man jedoch folgende Unterscheidungsmerkmaie , so ist eine
Verwechselung vollkommen ausgeschlossen: Im Gegensatz zu den Ti-acheen besitzen nämlich die Aus-
führungsgänge, welche häufig mit Secret gefüllt sind, eine deutlich wahrnehmbare, bindegewebige Hülle
und einen dicken Nervenstamm, der zwischen Epithel und äusserer Hülle verläuft (Taf. HI, Fig. 13
und Fig. 11 n). Die beiden Ausführungsgänge derselben Seite verlaufen dicht bei einander und
liegen im Kopf und Kieferfusssegment constant zwischen den bereits erwähnten Tracheenstämmen einer-
und dem Darm und Bauchmark andererseits (Taf. HI, Fig. 14 ag sy HI u. IV). Was die Ausmündungs-
stellen der Canäle betrifft, so finden sich die des vorderen Drüsensystems seitlich am Kopfe in der Nähe
der Basis der zweiten Maxillen, während das zweite System auf der Ventralseite zu Seiten des Hypo-
pharynx nach aussen mündet (Taf. II, Fig. II mü sy III). Wir wollen letzteres mit System III, ersteres
mit System IV bezeichnen.
Es mag nach diesen groben Zügen eine etwas eingehendere Detailbesclireibung folgen.
Der Bau der Ausführungsgänge wurde bereits oben angegeben. Bezüglich ihi'er Nerven , deren
Ursprung ich leider nicht feststellen konnte, sei noch erwähnt, dass ich in ihnen feine, scharf umschriebene
Röhren verlaufen sah. die ich für Endverzweiguugen von Tracheen halte.
Die Ausführungsgänge von System IV beginnen sich zuerst zu verzweigen und zwar im dritten
beintragenden Segment. Das Aussehen dieser Seitenäste (Taf. II, Fig. 9 er sy III und Taf. III, Fig. 1 1 er),
die wieder secundäre Aeste von gleicher Beschaffenheit tragen können, ist ein ganz anderes wie das der
eigentlichen Ausführungsgänge. Ihre Wandungen sind von einem dicken Epithel gebildet, das drüsige
Beschaffenheit zeigt, während ihr Lumen bedeutend enger ist als das der Haufitstämme (Taf. III, Fig. 11).
Der Durchmesser der letzteren beträgt 0,045 — 0,0G mm, wovon der grösste Theil auf das Lumen kommt ;
derjenige der dickwandigen Seitenzweige beläuft sich dagegen auf 0,06 — 0,075 mm, wovon nur ein Fünftel
auf das Lumen fallt. Aus praktischen Gründen wollen wir genannte Seitenäste mit dem Namen , End-
röhren" bezeichnen. Die chitinige Intima derselben ist äusserst zart und kaum wahrzunehmen, nur im
Anfangstheil ist sie noch deutlich sichtbar. Die spiralige Verdickung ist zwar nicht vollkommen ver-
sehwunden, doch sind ihre Windungen viel zarter und weiter von einander entfernt, als dies bei den
Hauptstämmen der Fall ist.
Die im Vorigen geschilderten Endröhren breiten sich in der lappigen Hauptmasse des Drüsen-
complexes aus und dringen mit ihren Enden in die einzelnen Lappen ein, sodass eine innige Verkittung
zwischen beiden zu Stande kommt. So zeigt z. B. Taf. III, Fig. 12 bei *, wie man häufig das End-
röhrenepithel unmittelbar in das Gewebe des Endlappens übergehen sieht. Es ist dies vielleicht ein
Hinweis darauf hin, dass die Endlapjjen aus Epithelwucherungen der Endröhren hervorgegangen, also
ebenfalls Derivate des Ectoderms sind. Immerhin ist es auch möglich, — und für mich am wahr-
scheinlichsten — , dass sie verschiedenen Ursprungs sind, und ihre innige Verschmelzung erst secundär ist.
Hierfür würde offenbar der Umstand sprechen, dass sich in dem vorderen Körpertheil von Scutigera
merkwürdige Gewebecomplexe vorfinden, welche mit den Endlappen der Kopfdrüsen von Scolopendra eine
grosse Aehnlichkeit haben, jedoch keine Ausführungsgänge aufweisen (vergl. p. 5). Man käme dann
2»
— 12 —
vielleicht zu folgender morphologischen Auffassung von System III und IV von Scolopendra — und eventuell
auch von System I und II derselben Form und System I von Lithohius und Henicops — : Die Endlappen
der verschiedenen Driisensysteme sind speciell differenzirte Theile des Fettgewebes ; die Ausführungsgänge
mit ihren Endroliren dagegen homodyname Bildungen von Tracheen, welche in erstere hineingewachsen
und theilweise mit ihnen verschmolzen sind, um aus ihnen die ihnen zusagenden Stoffe aufzunehmen. Die
Entwicklungsgeschichte wird diese Frage entscheiden. Für die einfache anatomische Beschreibung der
Drüsen ist sie gleichgültig.
Da die Endlappen kein Lumen besitzen, welches mit dem der Endröhren communicirt, so muss
eine andere Einrichtung vorhanden sein, welche die Entleerung der Secrete der Endlappen in die End-
röhren ermöglicht. Dass letztere mit ersteren wirklich in Verbindung stehen , wird dadurch bewiesen,
dass man in beiden dieselljen Secrete in Form kleiner Tropfen (Taf. III, Fig. 11 und 12 se) antrifft; es
fragt sich nur, wie dies geschieht.
Betrachtet man Schnitte durch den Endlappencomplex von System III oder auch IV, so bemerkt
man, von anderen Elementen abgesehen, eine Menge feiner Röhrchen, welche sich sowohl in den End-
lappen ausbreiten als auch von diesen zu den Endröhren verlaufen. Bei sorgfältiger Untersuchung be-
merkt man, dass diese Röhrchen zweierlei Natur sind, denn während sich die einen als die äusserst feinen
Endverzweigungen von Tracheen entpuppen (Taf. III, Fig. 11 evtr und Fig. 12 tr), sieht man bisweilen,
wie andere der structurlosen , hellen Röhrchen aus einer häufig mit Secret angefüllten, spindelförmigen
Vacuole (Taf. III, Fig. 12 v) im Epithel der Endröhren ihren Ursprung nehmen und von da in die End-
lappen hineinverlaufen (Taf. III, Fig. 12 agel). Auf Querschnitten stellen sich diese Ausführungsröhren
als helle Kreise dar, in deren Centren mau einen dunklen Fleck, das Secret, bemerkt (Taf. III,
Fig. 12 quag). Das Secret sammelt sich wahrscheinlich in den erwähnten Vacuolen an und gelangt aus
denselben durch Dehiscenz in das Lumen der Endröhren.
Was die Structur der Endlapjien selbst betrifft, so gleichen dieselben auf Schnitten bei massiger
Vergrösserung riesigen Zellen mit stark verästelten Zellkernen. Bei stärkerer Vergrösserung bemerkt
man jedoch , dass dieses Aussehen durch ein faseriges Balkenwerk hervorgerufen wird , welches die End-
lappen durchzieht (Taf. III, Fig. 12). In den Maschen dieses Balkenwerkes liegen die runden, ziemlich
kleinen Kerne.
Die einzelnen Endlappen sind durch Bindegewebe zu unregelmässig gestalteten Klumpen von
wechselnder Grösse vereinigt. Dieselben bilden den Hauptbestandtheil des ganzen Drüsencomplexes; man
findet jedoch ausserdesn noch eine Menge anderer Elemente — von den Endröhren und Ausführungsgängen
abgesehen — in ihm vor. Dahin gehören zunächst die zahlreichen Tracheen, deren feine Ausläufer
— wie wir bereits oben sahen — in die Drüsenlappen eindringen. Ausserdem sieht man sowohl auf
Totopräparaten wie auf Schnitten Nerven und Blutgefässe sich darin verzweigen. Letztere erkennt man
sehr leicht daran , dass sich Blutkörperchen in ihnen vorfinden. An Totopräparaten habe ich Blutgefässe
von 0,045 mm gesehen, welche zahlreiche weit dünnere Nebenäste entsendeten.
Audi in den Spalträumen zwischen den einzelnen Lappen scheint Blut zu circuliren: wenigstens
bemerkte ich an einer Serie um einige Lappen herum eine grosse Ansammlung von Blutkörperchen, von
denen man auch einige innerhalb derselben bemerkte. Es ist wohl kein blosses zufälliges Zusammen-
treffen, dass gerade diese Lappen reich an Granulationen waren.
— 13 —
Ein anderes constantes Element des Drüsencomplexes wird von verzweicften hellen Strängen von
zelliger Structur gebildet (Taf. III, Hg. 14 ibg). Bei stärkerer Vergrösserung sieht man in denselben
structurlose, scharf" begrenzte Canäle verlaufen, welche bereits Leydig in seinem Lehrbuch der Histologie
abgebildet und für Eudverzweigungen von Tracheen erklärt hat (Taf. III, Fig. 14 evtr). Die Stränge
selbst sind sehr häufig zu beobachten ; ich .sah sie bisweilen von den stärkeren Tracheenstämmen zu den
Drüsenlappen verlaufen. Leydig und Andere (Schiemenz, Engel mann) beschreiben ähnliche Stränge
und Netze bei Insecten. Ersterer erklärt sie für „Ausläufer jenes Balkenwerkes, welches im Leibesraum
der Insecten mannigfaltig zur Verknüpfung und Befestigung von Organen dient'. Ich kann nicht umhin,
L. darin vollkommen beizustimmen, dass die betreffenden Stränge nicht nervöser, sondern bindegewebiger
Natur sind, will jedoch hinzufügen, dass ich andere Stränge ge.sehen habe, deren nervöse Natur mir voll-
kommen sicher ist. Die specielle Frage, »ol) die Nervenfibrillen mit den Drüsenzellen in Coutinuität
treten", habe ich ebenso wie viele andere histologische Details vollkommen unberücksichtigt gelassen, da
es mir in dieser Arbeit nicht um die Schlichtung histologischer Streitfragen, sondern um die allgemeine
Darstellung der Drüsen der Chilopoden zu thun ist.
Zu diesen im Vorhergehenden beschriebenen Elementen kommen noch lange gewundene Ketten
von cylindrischen Zellen, die wie Geldstücke in Geldrollen einreihig aneinander gefügt sind und besonders
im dorsalen Theil des Drüsencomplexes zu finden sind (Taf. II, Fig. 9 und Taf. III, Fig. 14 frzk). Es
machte mir den Eindruck, als ob aus diesen Strängen einerseits Fettzellen, andererseits aber auch Blut-
körperchen hervorgehen können.
Endlich sind noch die Malp ig hi 'scheu Gefässe zu erwähnen, deren Windungen man gleichfalls
mehr in den dorsalen Theilen der Drüsenmasse antrifft (Taf. 11, Fig. 9 mg).
Alle diese Verhältnisse zeigen klar, dass sich in den beiden zu Seiten des Vorderdarmes gelegenen
Gewebecomplexen energische Stofl'wechselvorgänge abspielen.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass System III und IV vollkommen gleich gebaut sind, und
dass also vorstehende Beschreibung auf beide anwendbar ist.
System V.*)
Das fünfte und letzte Kopfdrüsenpaar mündet unter der ersten Rückenplatte nach aussen. Auf
Schnitten, wo die Ausmündungsstellen getroffen sind, sieht man noch die Basis der Giftklauen und die
Commissuren, welche das Unterschlundganglion mit dem Ganglion des Kieferfusssegmentes verbinden
(Taf. III, Fig. 1.5). Von der Ausmündungsstelle steigt jeder der beiden Canäle, deren Durchmesser
0,0266 mm beträgt, erst etwas nach oben, wendet sich dann unter rechtem Winkel nach innen, umgeht
dorsalwärts die Seitenrumpfmuskeln und läuft dann auf die mächtige Tracheenmasse zu, welche Darm
und Nervensystem seitlich umgiebt. Nachdem er durch letztere hindurchgedrungen ist, beginnt er an
seinen Seiten Drüsensäckchen zu entwickeln , welche sich besonders im zweiten beintragenden Segment
zwischen den Trancheenstämmen einer- und dem Darm und dem Nervensystem andererseits vorfinden
(Taf. II , Fig. 9 drs sy V). Man bemerkt jedoch auch einige im Anfangstheil des dritten und im Ende
des ersten beintragenden Segmentes. An einem jungen Thier von Scolopendra cingulata wurden
*) Einen scheraatischen Ueberblick gewahrt Taf. III. Fig. l(i.
— u —
28 Drüsensäcke ofezählt. Die Wandung derselben ist verschieden dick. Bei einem Drüsensäckchcn von
0,1 "24 mm Längsdurchmesser betrug die durchschnittliche Epitheldicke 0,006<3 mm, die grösste 0,0099-
Von iuissen her legen sich an die Silckchen Fasern an, deren Xatur nicht genau zu entscheiden ist. Die
Intima ist nur als ganz feines Häutchen vorhanden.
Kehren wir nun noch einmal kurz zu den Austuhrungsgängen zurück. liire cliitinige Intima ist
wohl entwickelt, weist jedoch im Gegensatz zu System III und IV bei schwacher \'ergrösserung keine
Spiralverdickungen auf; nur bei starker Vergrösserung ist eine feine Andeutung einer solchen zu sehen.
Die Zellen des deutlich wahrnehmbaren Epithels springen nach dem Lumen des Canals zu etwas
vor: so dass derselbe auf (^uer- und Längsschnitten ein schwach gewelltes Aussehen bekommt (Taf. III,
Fig. \ö ag sy V).
An der Ausmündungsstelle findet sich eine starke Ringmuskelschicht, die sich eine Strecke weit
am Cauale fortsetzt (Taf. III, Fig. Ib rm).
Historisches.
Die älteren Angaben von Gaede, .T. Müller, Kutorga mid Straus s- D ü rckhei m wider-
sprechen sich sämmtlich. Da Plateau ^^) dieselben alle neben einander gestellt hat, will ich hier auf
eine nochmalige Wiedergabe verzichten. Von neueren Forschern giebt nur Mac Leod^') einige kurze
Angaben über die Speicheldrüsen von Scolopendra horrida. Er hat nur ein Paar gefunden und führt die
Ano-aben von anderen Forschern über eine grössere Zahl darauf zurück, dass dieselben die Drüsen künst-
lich in mehrere Lappen getheilt hätten. Die Ausführungsgänge münden nach ihm an den Gliedmaassen,
auf die er sie zulaufen sah. Genauere Angaben über die Ausniündungsstellen und die Structur der
Ausführungscanäle und Drüsen vermissen wir aber auch bei ihm.
E. Rückblick und Allgemeines.
Ueberblicken wir nun noch einmal die in den vorstehenden Abschnitten gewonnenen Resultate,
so können wir bei den Chilopoden zwei verschiedene Drüsentypen unterscheiden.
I. Der eine derselben ist dadurch gekennzeichnet , dass seine Drüsen Säcke oder Schläuche
bilden, welche direct ihr Secret nach aussen entleeren. Hierher gehören sämmtliche von
mir beschriebenen Systeme von Scutiyera und System II und III der Lithobiiden.
IL Der andei-e Typus ist besonders durch seine langen Ausführungsgänge charakterisirt. an deren
Enden erst die eigentlichen Drüsen sitzen. Wir können hier zwei Unterabtheilungen unter-
scheiden :
a) Die eine derselben ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Endverzweigungen der Aus-
führungsgänge in einem wulstigen Gewebecomplex ausbreiten , mit dessen Lappen sie in
innige Beziehung treten. Hierher gehören System I von Lühobius und Henicops und die
Systeme I, li, III und IV von Scolupendra. Von diesen Drüsenpaaren besitzen die
Systeme I von Lühobius und III und IV von Scolopendra eine spiralige Verdickung der
Intima ihrer Ausführungsgänge.
— 15 -
b) Die iiiiilere Unterabtheilunsf entbelirt dagegen der wulstig znsiinimengeballten Endlappen
und weist nur am Endtheil der Ausführungsgänge kleine Drüsensückchen auf, welche ein
verschieden dickes, einreihiges Epithel besitzen. Hierher geiiört System Y von Scolopendra.
Eine Homologisirung der Drüsensystenie der verschiedenen Chiluj)odengrn])pen vorzunehmen,
erscheint mir, so lauge noch keine entwicklungsgeschichtlichen Resultate vorliegen, ziemlich gewagt.
Es wäre höchstens möglich, System I von Lithohius und System III von Scolopendra wegen der gleichen
Lage der Ausmündungsstellen und des, wenn auch im Einzelnen verscliiedenen. so docli im Grossen und
Ganzen äiinlichen Baues zu homologisireu.
Wie aus dem beschreibenden Theil ersichtlich ist und nucli bereits oben angedeutet wurde, haben
zwar die Drüsensäcke des Systems II von Lithobms eine grosse Aehnlichkeit mit System II von
Seidigem, aber ich glaube, dass man deswegen auf eine Homologisirung beider verzichten muss, weil das
letztere Drüsenpaar an einer anderen Stelle nach aussen mündet als die betreifenden Drüsen you Liihulhis*),
und diese ausserdem die oben beschriebenen Endsäcke besitzen, die jenen fehlen.
Auch eine Vergleichung der Kopfdrüsen der Chilopoden mit denen der Insecten erscheint mir
zur Zeit ohne Zwang nicht durchführbar. Ich halie trotzde7u vor 1 Vj Jahren in meiner Dissertation")
einen Versuch dazu gemacht, doch glaube ich gegenwärtig, dass derselbe etwas zu kühn ausgefallen ist.
Immerhin sei erwähnt, dass sich aucli jetzt schon einige Aehnlichkeiten zwischen den Kopfdrüseu der
beiden Gruppen constatiren lassen: so gleichen z. B. die Endröhren von System III und IV bei Scolopendra
den Abbildungen, welche Leydig") von der im Thorax gelegenen Drüse der Arbeitsbiene giebt;
System I von Lilhobius erinnert an die Thoraxdrüse von Vespa crabro (Leydig'') Taf. III, Fig 18) und
die von Blatta.
Was die phylogenetische Entwicklung der Kopfdrüsen anbelangt, so sei erwähnt, dass Eisig^)
in seiner Monogra2ihie der Capitelliden die Speicheldrüsen der Tracheaten für umgewandelte Nephridien
erklärt, indem er sich darauf stützt, dass sich nach Kennel'^) bei Peripatus die Speicheldrüsen in der
That ontogenetisch wie Nephridien anlegen. H eathco t e '-) behauptet eine ähnliche Entstehung (jedoch
ganz aus dem Mesoderm ! !l für die Speicheldrüsen von Jnlus.
Bei den Chilopoden sind noch keine erabryologischen Daten über die Entstehung der Kojjfdrüsen
bekannt, doch glaube ich jetzt schon, dass sich nicht sämmtliche Drüsensysteme auf Nephridien zurück-
führen lassen werden, sondern dass man manche für Abkömmlinge der Schleim- resp. Schenkeldrüsen
des Peripatus (also für Schenkeldrüsen der Mundgliedmaassen) oder auch für homodyname Bildungen der
Tracheen wird erklären müssen. Für möglich halte ich die Zurückführung auf Nephridien für System II
von Lithohius, während System I derselben Gattung sowie System I — IV von Scolopendra — dem
anatomischen Baue nach zu urtheilen — wahrscheinlich von Kopftracheen abzuleiten sind.
Betreffs der Insecten sei erwähnt, dass bei diesen sämmtliche bis jetzt vorliegenden embryologischen
Daten entschieden gegen Eisig sprechen, da nach denselben sämmtliche Kojjfdrüsen aus dem Ectoderm
entstehen, also typische Hautdrüsen sind. Es bleibt deshalb nur übrig — falls man sich nicht mit der
Cenogenie heraushelfen will — . dieselben entweder auf Kopftracheen (wie eine Anzahl von Forschern
*) Man könnte sich hier höchstens mit einer Verlagerung heraushelfen — wie ich dies früher gethan haVje ") —
doch ist eine derartige Annahme natürlich rein hypothetisch, da entwicklungsgeschichtliche Daten dafür noch nicht
vorliegen.
— 10 —
will) oder aucli auf Sclileini- resp. Schenkeldrüsen (wie ich '^) wollte) zuiück/.ufübreii. Vielleicht liegt
auch hier das Kichtige in der Mitte, indem es sich möglicherweise herausstellen wird, dass die eine Gruppe
von Koptdrüsen sich auf Tracheen, die andere auf Schenkeldrüsen der Mnndgliedmaassen beziehen lassen wird.
Schliesslich sei noch erwäiuit, dass auch Eisig's scharfe Trennung von Speichel- und Spinndrüsen
bei den Insecten vollkommen unberechtigt ist, da die Kopfdrüsen, welche dieselbe Entstehung und Lage
haben, bei der einen Insectengruppe als Speicheldrüsen, bei der anderen hingegen als Spinndrüsen fungiren
köinien, und es sogar möglich ist, dass dieselbe Drüse bei der Larve als Spinndrüse dient, während sie
beim erwachsenen Thier Speicheldrüse ist. (Biene; Schiemenz -').)
3. Untergruppe: (liftdrüseii.
Betreffs der Giftdrüsen der Chilopoden herrschte bis vor nicht allzu langer Zeit die grösste Con-
fusion. Manche erblickten dieselben in den Drüsen der vorderen Körperseguiente, während Andere
dieselben Drüsen für Speiclieldrüsen hielten. Erst Platean '■^'') stellte in seiner Arbeit über die Verdauung
der Myriapoden endgültig fest, das die im Vordertheil der Chilopoden gelegenen Drüsen weder an den
Kieferfüssen nach aussen münden noch ein giftiges Sekret liefern, dass also die wahren Giftdrüsen über-
haupt noch nicht bekannt seien. Dieselben wurden dann von einem seiner Schüler, Mac Leod -'■'), in
den Kieferfüssen selbst gefunden und besonders bei Scolopetidru horrida eingehend beschriebeu.
Wie ich mich selbst an Scolopendra cingulata überzeugt habe, ist die Darstellung genannten Forschers
zwar vollkommen correct, doch nicht ohne Weiteres auf alle Chilopoden zu übertragen. Betrachten wir z. B.
die Giftdrüsen von Scidigera, so zeigt sich zunächst, dass der Ausführuugsgang bei dieser Form bei Weitem
kürzer ist als bei Scolopendra. Denn während er bei der letzteren in die Hüften hinein reicht, ist er bei
der ersteren auf die Endklaue beschränkt. Ausserdem entbehrt er bei Scutiyeru der eigenartigen cylindrischen
Tuben, welche bei Scolopendra seiner Aussenseite aufsitzen, und in welche die einzelnen Drüsenzellen ein-
münden. Während ferner bei der letzteren Form die Drüsenzellen kurz, aber zahlreich sind und dem
Ausfülu'ungsgang seiner ganzen Länge nach bis in die Hüften hinein aufsitzen, sind dieselben bei Scutiyera
zwar weniger zahlreich, aber grösstentheils bedeutend länger (Taf. HL Fig. 17 b dz) und sitzen dem Aus-
führungsgang derart an wie der Endschweif an einem Kometen. An den von mir untersuchten
Exemjilaren von Scutiyeru reichten die längsten der schlauchförmigen Zellen l}is in den distalen Theil
des Kieferfu-ssschenkels hinein. Ihre Kerne finden sich an den etwas angeschwollenen Enden (Taf. HI,
Fig. 17 a dz). Die ganze Drüsenmasse ist von einer fasrigen, mit deutlich wahrnehmbaren Zellkernen
versehenen Hülle umgeben, die elastischer Natur sein mag (Taf. HI, Fig. 17a pr). Auch zwischen
den einzelnen Zellen habe ich derartige Fasern constatirt. Nach Mac Leod''^) soll die äussere Hülle
der Giftdrüsen von Scolopendra horrida homogen sein, doch habe ich ein gleiches Verhalten wie bei
Scutiyera auch bei Scolopendra cinyulata gefunden.
Der Bau der Giftdrüsen von Lithobius schliesst sich eng an den von Scutiyera an, wie auch aus
den Beschreibungen von Sograf''^) und Vogt und Yung^'^) ersichtlich ist. Was die Länge der Aus-
führuugsgänge betrifft, so linden sich zwischen den beiden Extremen, die durch Scidiyera einer- und
Scolopendra horrida andererseits repräsentirt werden, die mannigfachsten Uebergänge. Schon innerhalb
-der Scolopendrideii selbst komnieii Schwankungen vor. Man vergleiche hier/u die Abbildungen, welche
Haase'') in seiner „Monographie der Indisch-Australischen Myriapoden" von verschiedenen Formen giebt.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass Eisig') nicht abgeneigt ist, die (iit'tdrüsen der (Jhiiopoden
für horaodyname resj). homologe Bildungen der Coxaldrüsen zu erklären. Dafür würde offenbar ihre klar
zu Tage liegende Hautdrüsennatur sprechen, während der Umstand dagegen Bedenken erregt, dass die
einen an den Coxen, d. h. an den Basen der Beine , die anderen aber an den Spitzen des zn Giftfüssen
umgewandelten Beinpaares nach aussen münden.
3. Untei';ü,rupi)e : Die Drüsen der Emlsesriiieiite.
Die im Folgenden zu beschreibenden Drüsen documentiren sich als typische Hautdrüsen, d. h.
also als Einstülpungen des Ectoderms. Es gehören hierher die Coxal-, Pleural- und Analdrüseii.
Was zunächst die C o x al d rüse n betrifft, so finden sich dieselben bei Lithobiiden (Lithobius und
Henicops) an den Hüften der vier bis fünf letzte« Beinpaarc Ihre Zahl und Anordnung ist zwar bei den
einzelnen Formen verschieden, wie aus den systematischen Werken von Latzf'l'') und Haase') er-
sichtlich ist, doch zeigt ihr Bau die grösste Uebereinstimmung.
Die kleinen, bei einem grossen Exemplar von Lültnbius i/rossipes 0,1 nun langen Drüsensäckchen
besitzen einen kurzen, aber weiten Ausführungscanal, der von einer chitinigen Intima ausgekleidet ist.
Unter derselben liegt ein dickes Drüsenepitliel, das von einer bindegewebigen Hülle bedeckt wird
(Taf. III, Fig. 18). Ausserdem wird der ganze Drüsencomplex von Bindegewebe umsponnen. In den-
selben sieht man einige Tracheenäste eintreten, welche sich vom Hauptstanime des Beines abzweigen.
Ein Hauptpunkt ist bis jetzt von sämmtlichen Forschern, die Angaben über die Hüftdrüsen der Chilopoden
gegeben haben, vollkommen übersehen worden. Es ist dies ein Strang von mehreren Blutgefässen
(Taf. III, Fig. 18 big), der an den Drüsencomplex herantritt und demselben die nöthigen Stoffe zuführt.
Seinen Ursprung nimmt derselbe aus einem Seitenzweig der Beinarterie (Taf. III, Fig. 18 ba), welche
ihrerseits aus dem Supraneuralgefäss stammt.
Obwohl die Drüsennatur der im Vorigen kurz geschilderten Organe offen zu Tage liegt , und
ausserdem Latzel''^ l)eobachtet hat, dass dieselben Spinnstoff' liefern, so bestreiten doch Vogt
und Yung^-) energisch ihre Drüsennatur und vermuthen in ihnen Gehörorgane. Die Unhaltbarkeit
dieser Annahme braucht wohl nicht erst betont zu werden.
Die Analdrüsen sind kurz abgemacht. Sie sollen sich nach Haase'') nur bei Geophiliden vor-
finden ; ich habe dieselben jedoch auch bei der von mir untersuchten Henicops-Art aus .lava angetroffen.
Sie liegen bei dieser Form in der Zweizahl dicht bei einander an der Ventralseite des Aftersegmentes.
Ihr Bau stimmt mit dem der Hüftdrüsen v(dlkommen überein (Taf. III, Fig. 113). Es ist deshalb wohl
erlaubt, beide als homodyname Bildungen zu betrachten.
Eng an die beiden vorhergehenden Gru232Jen schliessen sich die l'leuraldrüsen der Scolopendriden
und Geophiliden an. Dieselben finden sich nur an den Pleuren des letzten beintragenden Segmentes und
zwar oft in sehr grosser Anzahl, Bei Hiinantarium zeigen sie den höchsten Grad ihrer Entwicklung.
Bei einem ausgewachsenen Exemplar von Opistemega crytrocephaJua habe ich circa .öOO — 600 Drüsen von
Bibliotheca butanica. Heft IX. ;!
— 18 —
verschiedener Grösse gezählt, die sicli durcli gegenseitigen Druck derartig abgeplattet hatten, dass
immer nur drei in einem Punkte zusamnienstiessen. Während die einzelnen Drüsen bei dieser Form
und bei jungen Scolopendren noch klein und in Folge dessen den Hüt'tdrüsen der Lithobiiden sehr
ähnlich sind, erreichen dieselben bei ausgewachsenen Thieren von ScnJopcndra eintjuJata eine Länge von
0.(i mm. Die einzelnen Drüsen sind bei dieser Form von keulenförmiger Gestalt (Taf. III, Fig. 20
und 21 jildl. Die eigentlichen Drüsenzellen sitzen nur im angeschwollenen Endtheil. während der
Anfangstbeil nur als Ausführungsgang fungii't. Die Iritima (Taf. III, Fig. 21 in) desselben weist eine
spiralige Verdickung auf, deren Windungen weit von einander entfernt sind. Auch die Gänge im
Chitinpanzer der Pleuren , durch welche die Drüsen nach aussen münden , zeigen Spiralverdickungen.
Zieht man mit einer Pincette die Chitinhaut der Pleuren ab, so bleibt an den Drüsen eine chitiuige
Köhre sitzen (Taf. III, Fig. 21 in,). Es zeigt dies, dass die Drüsen nicht einfach durch Poren des Panzers
nach aussen münden , sondei'n dass in den Poren noch spiralig verdickte Chitinröhren , die Enden der
Ansffihrungsgänge , stecken. Diese Erscheinung wird wahrscheinlich dadurch hervorgerufen , dass sich
zwar der Panzer der Pleuren durch von innen angelagerte neue Schichten verdickt , die chitinige Aus-
kleidung der Ausführungsgänge aber diese Verdickung nicht in gleicher Weise erfährt, so dass die
Anfangstheile derselben schliesslich in eine Röhre des Panzers zu liegen kommen.
In dem angeschwollenen Theil der Drüse ist die Intima sehr zart; nach Tömös vär y ^') soll sie
iedoch bei Geophilideu auch hier dieselbe Dicke zeigen wie im Ausführungsgang und von zahlreichen
Poren durchlöchert sein, durch welche die Drüsenzellen ihr Secret entleeren. Ebenso wie bei den Coxal-
und Analdrüsen wird sowoiil jedes Drüsenfollikel wie der ganze Complex von einer bindegewebigen
Hülle umgeben. Sehr auffallend sind bei den Pleuraldrüsen von Scolopendra die zahlreichen 0,01.33 bis
0,02 mm dicken Blutgefässe (Taf. III, Fig. 20 blgb\ welche durch eine bindegewebige Hülle zu einem
einheitlichen Strange vereinigt sind, der von dem Drüsencomplex zu dem mächtigen Tracheenstamme
verläuft, dessen Endzweige die Analbeine versorgen. An diesem Stamm läuft er eine kurze Strecke ent-
lan<i- die einzelnen Capillaren vereinigen sich daim jederseits zu einem Stamme, welcher in die Arterie
des betreuenden Analbeines einmündet, die hinwiederum einer der Endzweige des Supraneuralgefässes ist.
Die Capillaren sind häufig mit Blutkörperchen gefüllt , doch habe ich auch solche ausserhalb
derselben in den Lücken des Stranges angetroffen. Auf Totopräpiiraten betrachtet zeigen die Gefässe eine
sehr helle AVandung, die deutlich wahrnehmbare, zahlreiche Zellkerne aufweist. Einmal l)enierkte ich in
den Cajjillaren eine grosse Anzahl von Krystallen, deren Natur ich nicht bestimmen konnte.
Die Gefässe breiten sich nicht nur von dem Punkte, an welchem sich der Strang an die Drüsenmasse
ansetzt , über die ganze innere Fläche derselben aus , sondern dringen auch zwischen die Drüsen selbst
ein (Taf. III. Fig. 20 big).
Auch Tracheenäste sieht man — wenn auch nicht in grosser Anzahl — zwischen den Drüsen
verlaufen. Dieselben stammen von dem Tracheenstamm , welcher in die Analbeine hinein verläuft.
Was die Pleuraldrüsen der Geojihiliden Ijetrifft, so sind dieselben bereits von Tömösväry
beschrieben worden. Sie stimmen — von Einzelheiten abgesehen — mit denen von Scolopendra überein.
Auch die sie versorgenden Gefässe sind vorhanden , aber von genanntem Forscher nicht bemerkt worden.
Einige allgemeine Erörterungen mögen den Abschnitt schliessen.
Wie aus vorstehender Beschreibung ersichtlich ist, sind sämmtliche in den hinteren Körper-
segmenten gelegenen Drüsen der Chiloiioden — von den Anhangsdrüsen der Geschlechtsorgane abgesehen —
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in ihrem Baue äusserst ähnlich, woraut' auch schon Tö niö s v üry '') aufmerksam genuicht hat. Es
ist deshalb wohl Eisig *) vollkommen Recht zu geben, wenn er Coxal-, Anal- und Pleuraldrüsen für
homologe Bildungen erklärt. Was die letztere Drüsenkategorie anbetrifft, so meint llaase'") zwar, dass
sie den Coxaldrüsen nicht „streng" homolog sind , doch muss ich ilarauf erwidern , dass mir gerade der
Umstand sehr für eine Identificirung der beiden Drüsengruppen spricht, dass sie in genau derselben Weise
mit Blutgefässen und Tracheen versorgt werden. 8ie erhalten dieselben nämlich von den Arterien rusp.
Tracheenstämmen, welche in die Beine des betreti'endeu Segmentes verlaufen.
Eisig hat ferner die angeführten Drüsen mit den Hüftsäcken der Chordeumiden und den aus-
stülpbaren Bläschen der Lysiopetaliden , Symphylen nnd Thysanuren in Parallele gesetzt und alle diese
Organe phylogenetisch von den Schenkeldrüsen des Periputus al)geleitet, die er hinwiederum auf die
parapodialen Spinndrüsen der Anneliden bezieht. Auch Haase'") hat sich in diesem Sinne geäussert.
Inwieweit diese Auffassungen berechtigt sind, wird die Entwicklungsgeschichte lehren. Jedenfalls
ist ihnen schon jetzt eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht abzusijrechen.
Da wir die Anhangsdrüsen der Geschlechtsorgane von unsren Untersuchnngen ausgeschlossen
haben, so bliebe nur noch eine Untergruppe von Drüsen zu besprechen übrig; es sind dies die Bauch-
drüsen der Geophiliden. Dieselben sind von Passeriui bei Geophihis (Hiiiiantariuin'i) Gabrielis be-
schrieben worden. Leider konnte ich die Angaben des betreffenden Forschers aus Mangel an Material
nicht controliren, doch hoffe ich, gelegentlich darauf zurückkommen zu können.
Cai)itel 11.
Das Coxalorgan von Seutigera.
Während sich die im vorstehenden Abschnitt beschriebenen Organe bei Scutiyera weder als
Coxal- noch als Anal- oder Pleuraldrüsen vorfinden , ist das im Folgenden zu beschreibende Orsfan mir
auf diese Form beschränkt. Es findet sich in den Coxen der Beine direct am Trochantergelenk, weswegen
ich es mit dem Namen Coxalorgan belegen will. Dasselbe bildet ein starkes Diaphragma, welches die
Hüften der Beine distalwärts abschlies.st.
Auf den ersten Blick unterscheidet man an ihm zwei haujjtsächliche Schichten. Die erste ist das
in verschiedener Weise modificirte Epithel der Hypodermis, während die zweite , mittelste — welche das
eigentliche Diaphragma bildet — ein Gewebe von reticulärem Charakter bildet. An der Innenfläche des
Diaphragmas (Taf. III, Fig '22 di) bemerkt man Bündel von elastischen Fasern, welche es nach der
Leibeshöhle zu begrenzen und von der Dorsalfläche zu der Ventralfläche der Hüften gehen. Die beiden
Enden dieser Faserzüge setzen sich an die Hypijdermiszellen der betrefl'enden Coxalflächen an und
modificiren dabei dieselben in folgender Weise: Sie erstrecken sich in die Länge, werden schmal und
lassen merkliche Lücken zwischen sich. Auf Präparaten färben sie sich nicht in derselben Weise wie
— 20 —
«lie übrigen I lypoderniiszellen , l)ei ilenen Zellplasma uml Zellkern ileutlich unterschieden sind, sondern
zeigen gleich elastischen Bändern eine homogene Tinction. Kurz , sie sind ganz zu den Endsehnen
der einzelnen Faserzüge umgewandelt. Im Uebrigen besteht das Hypodermisepithel aus langgestreckten,
spindelförmigen Zellen, die in mehreren Schichten über einander zu liegen scheinen. In Wii-klichkeit
sind sie jedoch nur eiin-eiiiig angeordnet, indem jede Zelle mit ihren Endfäden beide Begrenzungs-
Häclien der Hypodermis erreicht.
Die nacli aussen gerichtete Fläche des Diaphragmas wird von einem Geflecht von Bindegewebs-
fasern begrenzt, welche ebenfalls von der Ventralseite der Hüften zu deren Dorsalseite verlaufen und
deutliche, runde Kerne enthalten.
Die Mittelschicht , der Haupttheil des ganzen Organs , welcher von der Hypodermis durch eine
bindegewebige Scheide getrennt ist, erscheint auf Schnitten als ein Netzwerk von Fasern, in dessen
Maschen Zellen von unregelmässiger Gestalt liegen. In der unteren Hälfte ist diese Schicht von ziem-
licher Stärke, während sie in der Mitte der oberen sehr dünn ist und fast nur vf)n dem distalen binde-
crewebigen Faserwerk gebildet wird. Das Centrum des Diaphragmas wird von dem starken Beinnerv
(Taf. III, Fig. 22 bn) durchbohrt, von welchem sich im Diaphragma selbst I^aserzüge (Taf. III, Fig. 22 nf)
abzweigen, die nach der Ventralseite zu einem merkwürdigen Zellencomplex verlaufen. Derselbe liegt
nach innen zu in dem Hypodermisepithel und besteht aus einer grossen, mit auffallend grossem Zellkern
versehenen Zelle, welche von mehreren kleineren umgel)en ist (Taf. III, Fig. 22 gzgl- Ueber die Natur
dieses Zellencomplexes lässt sich nichts Bestimmtes aussagen. Ich glaubte, dass er ein Sinnespolster sei und
mit dem grossen Hfiftspoi-n in Verbindung stehe, welcher sicii an der Ventralfläche jeder Goxa vorfindet und
mit der Spitze nach hinten gerichtet ist . doch zeigte es sich bald , dass derselbe sein eigenes Sinnes-
polster besitzt und mit dem Goxalorgan nichts zu thun hat.
Das Diaphragma wird von drei Löchern durchbohrt. Durch eines geht der Beinnerv, welcher
neben sich gewöhnlich noch Platz frei läs.st, während die beiden anderen zum Ein- und Au.stritt des
Blutes dienen mögen. Ich sah , wie an diesen Löchern die Fasern ringförmig angeordnet sind , wodurch
die Löcher verschlossen wei\len können, und das Ausströmen des Blutes verhindert wird, wenn das Bein
abgebrochen ist. Mit der einen Oetfnung sah ich auch eine Arterie in Verbindung stehen , doch konnte
ich ihren Zusammenhang mit dem Supraneuralgefäss nicht nachweisen.
Die Function der Coxalorgane.
Ueber die lüinction der merkwürdigen im ^'origen beschriebenen Organe werden wir vielleicht
aufgeklärt, wenn wir die Thatsache berücksichtigen, dass die Beine von Scutiyera bei der leisesten Be-
rührung abbrechen , und dass der Bruch stets zwischen Coxa und Trochanter stattfindet. Wir köimen
deshalb annehmen, dass das genannte Organ, welches ja an dieser Stelle liegt, eine Vorrichtung ist,
welche das Abbrechen der Beine gerade an dieser Stelle begünstigt. Ein besonderer Umstand spricht
noch für diese Annahme, nämlich dass, abgesehen von einer sehr dünnen Muskelsehne, die nur auf einem
Schnitte an der Ventralseite sichtbar ist, keine starken Muskelbfindel aus dem Trochanter resp. Femur
in die Goxa übergehen, sondern dass dieselben vor resp. hinter dem Organ enden, wo sie sich an den
Einbuchtungen des Ghitinpanzers ansetzen. Der Zusammenhang des Beines ist also — abgesehen vom
— 21 —
Beinnerv — blos durch die Gelenkhäute luit der Coxii hergestellt. Bei Lithohius findet sicli von einer
derartigen Unterbrechung der Muskulatur keine Spur. Ihm l'ehlt aber auch die leichte Abbrechbarkeit
der Beine.
Es ist unschwer einzusehen, dass eine derartige Abbrechvorrichtung für die .Scutigeriden von dem
grössten Vortheil ist. Ein Feind nänilicii . welcher eine solche fangen möchte , kann den Körper selbst
nicht erreichen, da derselbe auf eine weite iStrecke von den langen Beinen geschützt ist. Er kann al.-o
die Scutiyeru höchstens an den letzteren zu packen suchen. Dieselben brechen jedoch sofort ab. und der
Scutiyerd ist Gelegenheit gegeben, dem Angreifer zu entfliehen.
^^'enn das Abbrechen der Beine der Scutiyera wirklich von Nutzen ist. und durch die Co.Kal-
organe begünstigt wird, so nniss sie natürlich die Fähigkeit haben, ihre verlorenen Gliedmassen zu
regeneriren. Ich selb.st habe freilich bis jetzt noch keine Beobachtungen über diesen Gegenstand ge-
macht, doch hat Newport'^^j die Reproduction von verloren gegangenen Beinen und Fühlern bei Jtdus
und Lithobius bewiesen.
Capitel 111.
Das Gefässsystem.
1. Die «,Tol)e Aiuitoiiiie.
A. Scutigera. *)
Das Gefässsystem von Scidigcra besteht in der Hauptsache aus zwei Bestandtheilen , nämlicii
erstens dem für alle Arthrojioden charakteristischen Rückengefäss oder Herzen und zweitens dem in
phylogenetischer Beziehung so wiclifigen Sujiraneuralgefäss (Taf. I, Fig. 1, 2, 4: Taf. IV, Fig. 23, 24, 2.5 bg).
Das Herz erstreckt sich von der ersten bis zur achten Rfickenplatte und zeigt schon bei oberflächlicher
Betrachtung zwischen den einzelnen RückenpJatten deutliche Einschnürungen (Taf. lY, Fig. 2.3 und 24),
Jedem wirklichen Körpersegment entsprechend entsendet es feine Arterienästchen , welche unterhalb der
Ostien aus den unteren Seitentheilen des Herzens entspringen und sich bis in das Fettgewebe hinein
verfolgen lassen , das über und neben dem Darme entwickelt ist. Auf Totopräparaten gelingt es leicht,
zu constatiren, dass sich dieselben gleich nach ihrem Ursprung zu verzweigen beginnen (Taf. IV,
Fig. 23 hsa). Auf der Grenze zwischen dem ersten Körpersegment und dem Kopfe geht das Rücken-
gefäss in die Aorta cephalica über (Taf. IV. Fig. 23 und 24 ac). Diese entsendet gleich bei ihrem Beginn
im Kieferfusssegment zwei ziemlich weitlumige 8eitenzweige, welche fast senkrecht nach unten verlaufen,
den Oesophagus umfassen und ventralwärts in eine Anschwellung des Sujiraneuralgefässes einmünden.
Wir wollen diese beiden Gefiisse Aortenbogen nennen (Taf. IV , Fig. 23 und 2.5 ac). Um zu der Aorta
cephalica zurückzukehren, so lässt sich dieselbe, anfangs nur wenig nach abwärts gerichtet , in den Kopf
*) Taf. IV , Fig. '2-J giebt einen schematischen Ueberlilick über das gesaiinnte Gelasssy stein von Sciifi(if:r<i
coleoptrata.
•)■>
hinein verfolgen. \'or der Kiiickiincrsstelle der Speiseröhre macht sie jedoch eine ziemlich scliarfe
Biegung nach unten , indem sie sich zu gleicher Zeit ziemlich bedeutend erweitert und eine Art Sinus
bildet. Von diesem Sinus geht nach hinten ein weites Gefäss ab, das fiber dem Oesophagus verläuft
und sich nach kurzem Verlauf in zwei ziemlich starke Aeste theilt. Dieselben nehmen einen etwas ge-
schlängelten Verlauf und endigen noch vor den Aortenbogen blind. Wir haben sicherlich in diesen
beiden muskulösen Gefässblindschläuchen Pumpvorrichtungen vor uns, welche dazu bestimmt sind, das
Blut im Kopfe in Bewegung zu setzen (Taf. IV, Fig. 23 und 24 pa).
Nach vorn entsendet der erweiterte Theil der Aorta cephalica ein dünneres Getass, das immer über
dem Oesophagus verläuft, mit diesem nach unten umbiegt und sich bis unter das obere Schlundganglion
verfolgen lässt. Es entsendet während seines Verlaufs drei Paar Seitenäste (Taf. IV. Fig. "io sac). Das
erste Paar liegt noch vor der Cmbiegungsstelle und verläuft abwärts nach den Seiten des Kopfes,
während das zweite Paar direct über der Umbieguugsstelle der Speiseröhre entspringt und .sich nach oben
richtet, um die oberen seitlichen Partien des Kopfes zu versorgen. Das dritte Paar nimmt seinen
Ursprung aus der Aorta zwischen den beiden Schlundcommissuren rles Gehirns und umfasst wie diese
den Schlund.
Am Ende der vorletzten Rückenplatte, unter welcher die letzte Fächertrachee liegt, geht das
Herz in eine Arterie über, welche sich allmälig nach unten richtet, am Anfang des Geschlechtssegmentes
nach vorn umbiegt und über dem F]nddarm bis zu dessen Uebergang in den ('hylusdann verläuft
(Taf. IV, Fig. 23 ar).
Die einzelnen Ventrikel des Rnckengefässes sind durch keine Interventricularklappen von einander
getrennt. Ich habe nur eine einzige nachweisen können , und zwar an der Uebergangsstelle des Herzens
in die Aorta cephalica. Was den Bau dieses Verschlussapparates betritft, so besteht er aus zwei musculöseu
Klappen; welche ungefähr die Gestalt eines gleichschenkligen, spitzwinkligen Dreiecks haben. Diese
Klappen sind mit ihrer Spitze, welche nach hinten gerichtet ist, in der Mitte der Seitenwandungen des
Rückengefässes inserirt. Die Insertionslinien der beiden gleichen Seiten der dreieckigen Klappe steigen
von dem Anheftungspunkte der Spitze allmälig nach oben resp. unten, bis sie in die Nähe der sagittalen
Mittellinie des Rückengefässes gekommen sind. Hier hören beide Klappen auf und lassen zwischen sich
nur einen kleinen Spalt.*)
Die Function dieser eben geschilderten Vorrichtung ist leiclit zu erklilreu. Das Blut, welches
von hinten nach vorn fliesst, drückt die beiden Klappen aus einander und erweitert so den Spalt zwischen
ilmen. Strömt das Blut jedoch von vorn nach hinten, so geräth es in die beiden Blindsäcke, welche von
der Herzwandung einerseits und von den Klappen andererseits gebildet werden, drückt letztere näher an
einander und verschliesst so den Spalt vollständig.
Zur Aufnahme des Blutes in das Rückengefäss dienen, wie bei allen Arthropoden, die sog. Ostien,
welche bei Scutiyera in 13 Paaren vorhanden sind (Taf. IV, Fig. 23 und 27 os). Sie linden sich sehr nahe
an einander gerückt auf der Dorsalseite des Herzens, und zwar sind sie derartig vertheilt, dass unter jede
der sieben mit Fächertraclieen versehenen Rückenplatten — mit Ausnahme der ersten, unter welcher nur
ein Ostienpaar aufzutinden ist — zwei Paare zu liegen kommen. Der Bau der Ostien selbst ist sehr
*) Vergl. die Quei-.sclmittsei-ie Taf. IV, Fig 21) a — d; die Schnitte folgen sich von a — <1 in iler b'ichtung von
vorn nach hinten.
— 23 —
eiufacli. Sie werden daihirch gebildet, dass zwei nebeneinander liegende und an dieser Stelle etwas in
die Länge gezogene Ringmuskelbündel aus einander treten und so einen Spalt zwischen sich lassen, den
sie vermittelst ihrer klappenartig verlängerten Theile zu verschliessen im Stande sind. Zu Verschluss-
apparaten der einzelnen Herzkammern von einander können diese Ostienklappen nicht dienen, da sie nicht
lang geiuig sind, sondern nur eine Strecke weit in das Lumen des Herzens hineinragen (Taf. IV, Fig. 27 os).
Was nun den zweiten Hauptbestandtheil des Gefässsystems anbelangt, so verläuft er vom unteren
Schlundganglion direct über dem Bauchmark bis in das Geschlechtssegment hinein. An seinem vorderen
Ende gabelt er sicli in zwei feine Aeste. dasselbe thut er auch am Hinterende (Taf. IV, Kig. 23).
Während das ßauchmark mit dem letzten Kör])ersegment aufhört, lässt sich das Supraneuralgefäss nocli
■weiter nach hinten verfolgen. Es steigt allmälig in die Höhe und theilt sich noch im Geschlechtssegment
in zwei Aeste, die man bis in das Aftersegment hinein verfolgen kann. — In jedem Körpersegment
entspringen aus dem Supraneuralgefäss erstens eine unpaare ventrale Arterie und zweitens ein paar
Seitenzweige. Die letzteren nehmen ihren Ursprung über der Stelle des Bauchmarkes, an der der starke
Beinnerv a>is dem Ganglion entspringt (Taf. 1, Fig. 1 und Taf. IV, 23 bgsa). Sie umfassen das Bauchmark und
scheinen das Blut in die Beine zu treiben. Die unpaare Arterie liegt etwas vor den paarigen Seitenästen.
Sie entspringt an der Ventralseite des Bauchgefässes, steigt senkrecht abwärts, dringt in die Mitte des
Bauchmarks ein und gabelt sich in demselben in zwei Aeste, welche sich in den beiden Hälften der
Bauchganglienkette verästeln (Taf. IV, Fig. 23 u. 25 vzua).
Das Herz ist während seines ganzen Verlaufs von einer von der Leibeshöhle durch eine dünne
Membran abgegrenzten Höhlung, der Pericardialhöhle, umgeben (Taf. I, Fig. 2 u. 4 u. Taf. IV, 2.5 pc). An die
Wandung derselben setzen sich seitlicli in jedem Segment zwei Paar dünne Mu.skelbündel an, welche au den
Seitenwandungen des Körpers ihren Ursprung nehmen (Taf. I, Fig. 2 tlm ). Das Pericardium erhält durch die
Contraction derselben eine mehr oder weniger eckige Gestalt. In den seitlichen unteren Ecken finden
sich rechts und links die Communicationsöifnungen des Pericardialraumes mit der Leibeshöhle. Da die
Pericardialwand sehr zart i.st und leicht zerreisst. so konnte ich nicht nachweisen, ob sich diese Oeffnungen
segmental wiederholen. Einige Mal sah icli. wie die Pericardialwand an diesen Stellen etwas auscrezogen
war, so dass sie kurze Röhren bildete. —
Das Herz ist in der Pericardialröhre in der Weise aufgehäugt, dass ganz dünne Bindegewebs-
fasern von seiner Rückenfläche entspringen, die sich dorsalwärts an die Körperwandung ansetzen (Taf. I,
Fig. 2, 4 und Taf. IV, Fig. 25 ab). Ausserdem treten von den Stellen der Pericardialmembran . au
welcher sich die oben bereits erwähnten Muskeln inseriren , feine Bindegewebsfasern an die Seiten des
Herzens heran. Die Lücken zwischen diesen Fasern sind stets von Fettgewebe erfüllt. Es sei an dieser
Stelle besonders darauf hingewiesen , dass sich quergestreifte Muskeln niemals direct an die Seiten-
wandungen des Rückengefässes von Scutigera ansetzen.
Zu den vorstehenden Resultaten gelangt man, wenn man das Gefässsystem auf Sciinitten unter-
sucht, präparirt man jedoch das Rückengefäss eines Thieres heraus, so sieht man an jede Seite der
einzelnen Herzkammern zwei Muskelbündel heranti'eten , welche nach den Seiten des Köi-pers zu con-
vergiren und sich schliesslich gemeinsam an denselben inseriren. Man erhält also dasselbe Bild, welches
bereits N e w p o r t '■^) abgebildet und l>eschrielien hat , und nuin kcuinte in Folge dessen glauben , dass
sich in der That an den Seiten des Herzens Flügelmuskeln inseriren, welche zur Erweiterung desselben
dienen. Prüft man jedoch das Totopräparat genauer oder fertigt man durch dasselbe Schnitte an, so
sieht mau, dass sicli die sog. Flügelmuskeln nicht an das Herz selbst, sondern — wie oben geschildert - -
an die Pericardiahnembran ansetzen. Wir sind also bei unseren Untersuchungen zu fast demselben
Resultate gekommen , zu dem bereits vor langer Zeit (i r a b e r '') in seiner Arbeit , üeber den pro-
pulsatorischen Appararat der Insecten" gelangt ist. Der einzige Unterschied besteht nur darin, dass nach
Grab er die Flügelmuskeln bei den Insecten unter dem Herzen ein Septum bilden, indem sie entweder
mit denen der anderen Seite in directer Verbindung stehen oder in grösserer oder geringerer Entfernung
vom Rückengefäss aufhören und dann durch ein gleichzeitig als Perimysium fungirendes Bindegewebe
unter einander verknüpft werden , während das Herz von Scutigera von einem wirklichen Pericardiura
umgeben ist, an dessen untere Seitentheile sich die sog. Flügelmuskeln ansetzen. In Bezug auf die
Herzmechanik kommen beide Einrichtungen auf dasselbe hinaus. Ich verweise deslialb in dieser Be-
ziehung auf Graber, dessen Auseinandersetzungen mir sehr plausibel vorkommen.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass das Rückengefäss von einem dicken Nervenstamm inuervirt
wird, welcher in der dorsalen Mittellinie desselben verläuft (Taf. I, Fig. 2, 4 und Taf. IV, Fig. "24, 25 hn).
Den Ursprung desselben habe ich leider nicht nachweisen können.
Histo risch es.
Aeltere Angaben über das Gefässsystera von Scuthjera finden sich nur in der vortrefflichen und
äusserst sorgfältigen Arbeit Newport's^^) „On the nervous and circulatory Systems of Myriapoda and
Macrourous Arachnida". Ich konnte in den meisten Punkten Newport's Angaben nur bestätigen und
einige weiter ausführen ; neu sind nur folgende Resultate :
1) Das Herz ist nicht durch die sog. Flügelmuskeln, sondern durch Bindegewebsfasern in der
Pericardialh()hle aufgehängt. Die ersteren inseriren sich an den unteren Seitentlieilen der
Pericardiahnembran und dienen zur Erweiterung des Herzbeutels.
2) In der dorsalen Mittellinie des Rückengefässes verläuft ein dicker Nervenstamm.
3) An der unteren Seite der Kopfaorta befindet sich ein muskulöser Pumpapparat.
4) Am Ende der siebenten Rückenplatte geht das Herz in die arteria rectalis über, welche im
Geschlechtssegment nach vorn umbiegt und auf dem Enddarm bis zum Ende des Chylusdarmes
nach vorn verläuft.
.5) Das Bauchgefäss erstreckt sich nach Einmündiuig der beiden Aortenbogen (aortic arches
Newport) noch weiter nach voi"n und gabelt sich schliesslich in zwei Aeste.
6) Vor den segmental angeordneten Seitenarterien des Bauchgefässes entspringen von der Ventral-
seite desselben unpaare Gefässe , welche sich kurz nach ihrem Ursprung gabeln und in das
Bauchmark eindringen.
B. Lithobius und Henicops.
Das Getasssystem von Lithobius besteht aus den typischen vier Haupttheilen: dem Rückengefäss,
der Kopfaorta, dem Supraneuralgefäss und den Aortenbogen, welche das letztere mit dem Herzen ver-
binden. Diese Verhältnisse sind — abgesehen von Newport") — auch von Vogt und Yung^^)
richtig erkannt worden. Sograf") scheint das wahre Supraneuralgefäss nicht gesehen zu haben, da er
angiebt, dass sich der Bauchsinus genau so verhält, wie ihn Gräber") beschrieben. Meines Wissens
hat aber genannter Forscher bei Insecten nur ein Diaphragma über ilem Bauchmark constatirt , durch
welches ein ventraler Blutsinus begrenzt wird. Dass diese Einrichtung niclits mit dem Bauchget'äss der
Myriajioden zu thuii hat, liegt auf der Hand.
Neu hinzugekommen .sind von meiner Seite nur folgende Punkte:
1) Das Vorhandensein eines Herznerven.
2) Die Versorgung der (Joxaldrüsen durch Bhitgefässe, welche aus den Beinarterien stammen.
Was Henicops betrifft, so habe ich bei ihm ebenfalls die vier typischen Haupttheile aufgefunden.
C. Scolopendra.
In seiner bereits oben citirten Arbeit hat Newport das Getas.ssystem von Srolopendra am
genauesten untersucht. Um jedoch den Bau des Gefässsystems der Chilopoden definitiv festzu.stellen habe
ich auch diese Form einer Nachuntersuchung unterzogen , wobei ich im Grossen \md Ganzen zu fast
denselben Resultaten gelangte wie oben genannter Forscher. Ich will der Uebersichtlichkeit we^en die
einzelnen Befunde schematisch aufführen und mit denjenigen Funkten beginnen, die ich nur bestätio-en
konnte.
1) Auch bei Scolopendra sind die vier typischen Haupttheile des Chiloj)()dengetasssystems vor-
handen. *)
2) Das Rückengefäss besitzt ein Pericardium , welches an jede Kammer längs der Mittellinie
sowohl auf der Ober- wie auf der Unterseite angeheftet i.st (Taf. V, Fio-. 28 pc).
3) Aus jeder Herzkammer entspringt ein Paar Seitenarterien, welche sich nicht weit von ihrem
Ursprünge vei'zweigen (Taf. V, Fig. 29 hsa).
4) Von den Aortabogen gehen Arterien zu den Kieferfüssen ab (Taf. V, Fig. 32 am.^p).
.5) Im Peritoneum verlaufen stark verzweigte Gefässe (Taf. V, F'ig. 31 hW).
{]') Ueber dem Vordertheil jedes Ganglions entsendet das Supraneuralgefäss ein Paar Seiten-
arterien, welche Aeste zu den vier Paar Spinalnerven abgeben (Taf. V, Fig. 33).
7) Am Ende (über dem letzten Ganglion) tlieilt sich das Bauchgetass in zwei Aeste, welche mit
den Terminaluerven zu dem letzten Beinpaar verlaufen.
Im Gegensatz zu diesen sieben Punkten konnte ich die nächsten Angaben Newjiort's nicht
bestätigen. Es sei hierbei bemerkt, dass Newport seine Untersuchungen an anderen Arten (nämlich
vorzugsweise an Scolopendra aJtcrnans und Sc. Hardwkkei) angestellt hat als ich (Scolopendra cingidata).
Es ist deshalb möglich , dass manche der nachstehenden Differenzen in nnsern Resultaten auf Species-
unterschieden beruhen. Da , wo ich glaube , dass dieses sicher nicht der Fall ist , sondern ein thatsäch -
lieber Irrthum Newport's vorliegt, werde ich dies besonders erwähnen.
1) Bei Scolopendra altcrnans Leacb und Sc. Hardivickei Newport sollen im letzten Körper -
Segment zwei kurze Kammern liegen , von denen die letzte vier Getasse an ihrem Ende ab-
geben soll. Die zwei mittelsten davon sollen zu dem letzten Beinpaar gehen. Im Gegensatz
*) Es sei an dieser Stelle darauf hinj^ewiesen, dass das Supraneuralgefäss von ScolojH'ndra yi(/a)ifea nach
Chatin^) aus der Vereinigung von einem Paare Seitengetassen und einer medianen Ader, welche aus der vordersten
Herzkammer entspringen, entstehen soll.
Bibliotheca zoologica. Heft IX. 4
— 2ti —
zu diesen Angaben habe ich hei Scolopendra cingulata nur eine Kammer im letzten Körper-
segment aufgefunden. Dieselbe ist vermittelst Bindegeweb.sfasern am Hinterende des be-
treffenden Segmentes befestigt und entsendet nur eine Arterie , welche über dem Enddarm
nach hiTiten verläuft.
2) Die Zahl der Herzkammern beträgt nach Newport 22. Dies ist auch richtig, wenn auf
das Endsegment y.v/ei Kammern kommen . besitzt dasselbe jedoch nur eine - wie bei
Hcolopendru chKjulata — so kommt nur die Zahl 21 heraus.
3) Von der Dorsalseite des hinteren Theils jeder Kammer entspringt nach New]>ort ein Paar
Muskelbündel , welche sich im darauffolgenden Segment inseriren. Bei der von mir unter-
suchten Species ist das Herz nur vermittelst dünner Bindegewebsfasern an den Rückendecken
befestigt (Taf. V, Fig. 28). Dieselben sind allerdings da am mächtigsten entwickelt und
zeigen einen schrägen von vorn nach hinten gerichteten Verlauf, wo das Rückengefäss in
Folge der Hauteinstülpungen, welche zwischen je zwei Rückenplatten liegen, Knickungen nach
abwärts erfährt.
4) Newport meint, dass mit den Ostien zarte Venen in Verbindung stehen. Ich glaube, dass
diese Angabe ein thatsächlicher Irrthum von seiner Seite ist.
5) Die Hauptverzvveigungen des viertletzten Paares der Seitenarterien des Rückengefasses sollen
zu den Malpighi'schen Gefässen gehen und an diese viele kleine Zweige abgeben. Obwohl
auch ich bei Scolopendra an dieselben hier und da Blutgefässe*) herantreten sah, so habe
ich (loch keinen derartigen Hauptstamm auffinden kiinnen , der nach den Abbildungen von
Kewport die Mal]iighi'schen Gefässe von ihrem Ursprung aus dem Enddarm an begleitet.
Nur einen dicken Tracheenstamm sah ich an ihnen verlaufen.
(i) Bei Scolopeinlra alternans gehen von jedem Aortenbogen zwei Arterien ab. Die hintere von
diesen verläuft zu den Speicheldrüsen. Bei Scolopendra cinyulata sah ich von jedem Aorten-
bogen und zwar da. wo er sich mit dem Supraneuralgefäss vereinigt, nur eine Arterie ab-
gehen, welche - wie bereits oben erwähnt — zu den Kieferfüssen geht (Taf. V. Fig. .32 amxp).
In dem Drüsencom])lex von System III und IV der Kopfdrüsen von Scolopendra, welciier den
Speicheldrüsen Newport's und der alten Forscher entspricht, habe ich zwar auch Blut-
gefässe beobachtet, doch scheinen mir dieselben aus den Seitenarterien des Rückengefasses zu
stammen.
7) Die Kieferfussarterie soll einen Ast in den Kopf entsenden. Ich habe denselben nicht auf-
gefunden.
8) Nach Newport giebt die Kopfaorta zwei Paare feiner Seitenai-ferien ab, welche sich unter
der Speiseröhre zu einem Stamme vereinigen , der in das Supraneuralgefäss übergeht. Er
nennt sie deshall) .secondary arches" im Gegensatz zu den Hauptaortenbogen , welche im
Kieferfusssegment das Kücken- mit dem Bauchgefäss verbinden. Bei Scolopendra cingnlata
liegen die Verhältnisse wie folgt:
Das Supraneuralgefäss erstreckt sich über die Einmündungsstelle der beiden Aortenbogen
hinaus nocli weiter in den Kopf hinein und tlieilt sich etwa in der Mitte der Commissuren,
*) Diesellicn siinl iiklit zu verweclisfln mit dem liindegcwcliiiTfii P).ilkt.'invvLk , welelies Ijercits oben bei den
Kopfdi-iiseii er\v;ihnt wui-de nuil dii^ auch iin den Mnlpighi'.schen GetVisseii zu l)enbaoliteii ist.
— 27 —
welche das Unterschlundj^aiiglioii mit dem Ganglion der Kieferfiisse verbinden, in zwei
Schenkel, welche sich bis über das erst genannte Ganglion verfolgen lassen. Was die Seiten-
zweige der Kopfaorta betrittt , so vertiieilen sich dieselben folgenderniassen : Das erste
Arterienpaar entspringt aus ihr im Bereiche der zweiten Maxillen. Da, wo sich auf Quer-
schnitten die ersten Maxillen zeigen , begegnet man einem zweiten Paar. Jede Arterie
dieses Paares verläuft anfangs eine Strecke weit nach vorn und unten und theilt sich dann
unter den Seitenlappen des Gehirns in zwei Schenkel. Von denselben richtet sich der eine
nach abwärts , während der andere an den Seiten des Gehirns weiter nach vorn verläuft
und schliesslich mit dem Antennennerven in die Anteime der betreuenden Seite eintritt. Vor
der Speiseröhre kommt die Kopfaorta eine Strecke weit mit zwei Muskelbiindeln in eine
Höhle des oberen Schlundganglions (Taf. V, Fig. ;i(; gh) zu liegen, die dadurch gebildet wird,
dass die beiden unteren Seitentheile desselben unterhalb der Aorta verschmelzen. Weiter nach
vorn theilt sich dann das Gehirn in zwei Lappen. Die Aorta wird in Folge de.ssen wieder frei
und liegt nun zwischen den zwei Gehirnlappen. Gleich nach ihrem Austritt aus der Gehirn-
höhle entsendet sie einen unj)aaren Ast nacli unten in die obere Schluuddrüsenmasse hinein
und ein Paar Aeste nach den Seiten. Schliesslich theilt sie .sich in zwei Aeste, deren Ver-
bindung mit den Endzweigen des Supraneuralgefässes ich ebensowenig nachweisen konnte wie
einen Zusammenhang der letzteren mit irgend einem Paar der Seitenarterien der Kopfaorta.
'.)) Die Seitenarterien des Supraneuralgefässes sollen, nachdem sie Aeste an die vier Spinalnerven
abgegeben haben, wieder mit einem dünnen Endstück in dasselbe einmünden. Es würde sich
also auf jedem Ganglion ein Gefässbogen oder ,vascular circle" (nach Newport) Ijefinden.
Ich war nicht im Stande, diesen Kreislauf auf der Oberfläche der Ganglien nachzuweisen.
10) Zwischen den bereits oben erwähnten hinteren Endschenkelu des Bauchgetasses soll noch ein
sehr feiner Medianast verlaufen. Ich habe denselben nicht auffinden können.
11) In der dorsalen Mittellinie des Herzens soll eine kleine Arterie verlaufen. Newport hat
offenbar irrthümlicherweise den dorsalen Herznerv für eine.' Arterie angesehen (Taf. V,
Fig. 28 und 2'.l hn).
Zum Schlüsse will ich noch einige Punkte besprechen, die Newport entweder unberücksichtigt
gelassen oder ungenau dargestellt hat, und die keine Speciesunterschiede aufzuweisen scheinen.
1) Hierher gehört zunächst die Besprechung der sogen. Flügelmuskeln und ihrer Beziehung zu
dem Pericardium. Newport theilt jeder Kammer zwei Gruppen von Muskelbündeln zu, von
denen die eine von der vorderen, die andere von der hinteren Hälfte derselben entspringt.
Präparirt man ein Rückengefass heraus, so bemerkt man in der That an jeder Seite der
Herzkammern die beiden Gruppen von Flügelmuskelu, die an ihren Ursprungsstellen schmal
sind und nach dem Herzen zu divergiren, indem sich die anfangs einheitlichen Bündel in
mehrere Züge auflösen. Ausserdem constatirt man, dass sich die deutlieh quergestreiften
Muskelbündel nicht direct an das Rückengefass ansetzen, sondern dass sie in einiger Entfernung
von diesem in eine vielfach durchlöcherte Membran übergehen, die sie erst mit dem Herzen
in Verbindung setzt. Diese Membran ist weiter nichts als das bereits von Newport erwähnte
4*
— 28 —
Pericardiiim.*) Untersucht iimii nun die Verhältnisse genau auf Querschnitten, so kommt man
zu folgenden Resultaten**) :
Unter den int.'dianen Theilen der hihnalen Längsmuskeln, welche nur einen kleinen freien
Raum in der dorsalen Mittellinie des Körpers zwischen sich lassen, liegt das Rückengefäss.
Dasselbe ist an seinen Seiten von einer continuirlichen Schicht von sogen. Pericardialzellen
(Taf. V, Fig. 28 u. 2!) pcz) umgeben, welche in den Maschen eines bindegewebigen Balken-
werkes liegen, das von der Adventitia des Herzens seinen Ursprung nimmt. An seine Dorsal-
seite, in deren Mittellinie der Herznerv verläuft, sieht man von den Rückenplatten Binde-
gewebsfasern herantreten. Ausser diesen Aufhängebändern setzen sich an jede Seite oberhalb
und unterhalb der Pericardialschicht zwei Membranen an, welche nach den Seiten des Körpers
zu convergiren, sich in geringer Entfernung vom Herzen vereinigen und schliesslich in die
sogen. Flügelnniskeln übergehen (Taf. V, Fig. 28 u. 29 pc u. flm.). Von der Vereinigungs-
stelle dieser l^eiden Membranen verläuft noch jederseits eine dritte Membran zwischen den
beiden hämalen Längsmuskelbündeln hindurch nach oben und inserirt sich an den Rücken-
decken des Körpers. Wir erhalten demnach eine Pericardialhöhle, die in drei Kammern
getheilt ist (Taf. V, Fig. 28). Von denselben liegen zwei zu Seiten des Herzens, während
die dritte über demselben sich befindet. Da nun die Ostien nahe der Dorsalseite des Rücken-
gefässes liegen, so kann natürlich das Blut nur aus der dorsalen Herzbeutelkammer in dasselbe
einströmen. Was die Mechanik des ganzen Herzapparates betrift't, so ist aus den Figuren
leicht ersichtlich , dass durch eine Contraction der Flügelnniskeln das Herz sammt den zwei
seitlichen Pericardialkammern nach abwärts gezogen wird, und dass dadurch eine Erweiterung
der dorsalen Kammer eintritt, in welche dann das Blut durch die Lücken in der Pericardial-
membran einströmt. Nach Aufhören der Contraction gelangt der Ajiparat durch die Elasticität
der Seitenwandungeu der Dorsalkammer des Pericardiums wieder in seine ursprüngliche Lage
zurück. Ob das Lumen des Rückengefässes in Folge der Contraction der Flügelmuskeln eine
Erweiterung erfährt oder nicht, lässt sich schwer entscheiden, da sich einerseits der Vorgang
einer directen Beobachtung entzieht, und sich andererseits aus der blossen Betrachtung des
anatomischen Baues des Rückengefässapparates kein sichei-er Schluss ziehen lässt.
2) Die Ostien, durch vi^elche das Blut in das Rückengefäss einströmt, liegen an dem etwas
erweiterten Hinterrande jeder Herzkammer, Um einen Begriif von ihrem Baue zu erhalten,
ist es am zweckmässigsten, sicli eine Querschnittserie und zwar in der Riclitung von hinten
nach vorn zu betrachten. Der erste Beginn der Ostienbildung zeigt sich in zwei soliden
Hervorragungen der Herzwand (Taf. V, Fig. 3Ua). Dieselben umwölben auf den folgenden
Sclinitten das Rückengetllss immer mehr und erhalten Höhlungen (Fig. b), welche weiter
nach vorn mit dem Herzhuuen conmiuniciren (Fig. c). Die beiden ohrenförmigen Hervor-
ragungen verwachsen scJiliesslich mit der Rückendecke des Herzens, und wir erhalten demnach
*) Vergl. hierzu Tai. V. Fiw. 29, welche das (jesauimtliilil ciiifT Herzkanimer von Sruhqii/ nd ra giebt.
**) Man uiuss Inerzii .«ok-he Thiere wählen , deren Fettgewebe nicht allzu sehr entwickelt ist, da in diesen Fällen
die einzelnen Organe z,u sehr aneinander gepresst sind.
— 29 —
folgendes Hilil (Fig. d): Das Herzlumen ist durch zwei Falten, welche von der Dorsahvaiid iu
dasselbe hineinragen, in drei Abschnitte getheilt. Von diesen entsprechen die beiden seitliciien
den Höhlen der ohrföruiigen Hervorragungen (bis) in Fig. b und enden demnach blind,
während der mittlere das eigentliche Herzlumen repräsentirt. Unten stehen alle drei Ab-
sclmitte in \'erbindung (cf. Fig. d). Die Hölilungen (1), welche man in ilen zwei F'a'lten
bemerkt, sind die F^ortsetzungen der Zwischenräume zwischen den Hervorragungen einer- und
und der Herzwand andererseits. An ihrem vorderen Ende comrauniciren dieselben mit dem
Herzlumen, indem ihre Wandungen auseinander weichen. Das Blut kann demnach durch sie
bei der Diastole in das liückengefäss eintreten, während ein Austreten desselben bei der
Systole dadurch verhindert wii-d, dass es in die Blindsäcke (bis) eindringt und so einen Ver-
schluss sowohl der Zwischenräume zwischen den seitlichen Hervorragungen und der Gefäss-
wand wie der Faltenhcihhingen herbeiführt. Ob durch diese F]inrichtung zugleich ein Zurfick-
strömen des Blutes aus der einen Herzkammer in die darauffolgende verhindert werden kann,
ist zweifelhaft. Vielleicht kann durcli eine starke Blutanstauung in den Bündsäcken ein
Verschlu.ss des Herzlumens herbeigeführt werden.
Keconstruiren wir uns aus der Querschnittserie das ganze Bild der Ostien, so kann man
dieselben als von hinten nacli vorn gerichtete Einstülpungen der Herzwand auffassen, welche
vorn mit dem Herzlumen comniimiciren. Dieselben sind iiinten mit ilu'en unteren Theilen mit
den Seitenwandungen des Gefässes verwachsen, sodass von dem eigentlichen Herzlumen zwei
Blindsäcke abgetrennt werden. An dem anderen F^nde der Einstülpungen ragen dagegen die
unteren Theile frei in das Herzlumen hinein, während die oberen Seiten mit der Rückendecke
des Gefässes verschmolzen sind. Das Herzlumen wird also hier durch zwei hohle, von der
Dorsalwand entspringende Falten in drei Abschnitte getheilt, welche unten in Verbindung stehen,
o) An der Uebergangsstelle des Herzens in die Kopfaorta findet sich ein Verschlussapparat,
welcher das Rückströmen des Blutes aus der letzteren in das erstere verhindern soll. Sein
Bau ist dem des gleichen Verschlnssapparates liei Scuti<iera ähnlich. Er wird gebildet von
zwei musculösen Klappen , welclie von den Seitenwandungen des Rückengefässes entspringen
und vorn einen schmalen Spalt zwischen sich lassen. Direct hinter dieser Klappenvorrichtung
findet sich an jeder Seite eine Ausstülpung der Herzwand . welche in den Anfangstheil des
Aortenbogens der betreffenden Seite hineinragt und dazu dienen nuig, ein Zurückstn'lmen des
Blutes aus demselben in das Herz zu verhindern.
4) Zur Kenntniss des Bauchgefässes habe ich noch folgende allgemein gültige Punkte liinzu-
zufügen, die Newport übersehen hat.
a) Betrachtet man das Supraneuralgefäss auf Schnitten . so zeigt sich , dass die äussere
Schicht desselben unmittelbar in die äussere Hülle des Bauchmarkes übergeht (Taf V,
Fig. .S4 pe). Auf Totopräparaten stellt sich letztere als eine structurlose Membran dar,
welche von zahlreichen elastischen Fräsern , von Tracheenästen und den Seitenarterien des
Bauchgefässes durchzogen ist (Taf. V, F'ig. 33 hp). *)
*) Es sei an dieser Stelle iiachgHtnigHn . dass auuli bei Sciitii/i-rd das fiupraiieuralgefass im normalen Zustünde
mit der äusseren Hülle des Bnuchmarks in Zusarauienhang steht. Auf den Präparaten hat sich letztere liäufij? unter dem
Einfluss des l'ixirungsmittels vom Bauehniark abgehoben (Taf. I, Fig. 1, 2 etc.).
— 30 -
b) Wie aus Tat'. V, Fijj. :J2 u. 33 ersichtlich ist, sind die Seitenäste des Supraneuralgefässes nicht
vollkommen symmetrisch angeordnet , sondern es entspringt der linke etwas vor dem
rechten.
c) Wie bereits in dem Abschnitt über die Pleuraldrüsen erwälmt wurde, zweigt sich von jeder
Arterie des letzten Beinpaares ein Getass ab, welches in eine ganze Anzahl dünnerer Aeste
zerfällt, die, durch Bindegewebe zu einem einzigen Bündel vereinigt, zu den Pleuraldrüsen
der betreÖ'enden Seite verlaufen und dieselben mit Blut versorgen (Taf. III, Fig '20 blgb).
d) Betrachtet man ein in toto heraus präparirtes Supraneuralgetass , so sieht man zwischen
je zwei Paaren von Seitenarterien Muskelbündel an dasselbe herantreten. Man könnte des-
halb glauben, dass auch das Bauchgefäss .Flügelmuskeln besitzt. Bei genauer Untersuchung
zeigt es sich jedoch , dass die betreffenden Muskeln Transversalmuskeln sind , d. h. von
einer Seite des Körpers auf die andere verlaufen und, da sie direct über dem Supraneural-
getass dahinstreichen, sehr häufig mehr oder weniger fest mit der Dorsalwand desselben
verlöthet sind (Taf. V, Fig. 32 trm). Ich glaube nicht, dass diese Muskeln irgendwie
eine Erweiterung des Supraneuralgefässes herbeiführen können.
2. Der feinere Bau des Oetasssysteins.
Ueber den feineren Bau des Gefässsystems will ich mich kurz fassen, zumal die griVsste Anzahl
der Thatsachen nur zeigt, dass sich in dieser Hinsicht bei den Chilopoden dieselben Verhältnisse vor-
finden wie bei den übrigen Tracheaten.
Was zunächst die Structur des Rückengetasses betrifft, so unterscheidet mau an der Wandung
desselben drei Schichten. Die äussere, die wir mit dem herkömmlichen Namen Adventitia belegen
können, ist bindegewebiger Natur und weist Längs- und Querfasern auf. Die zweite Schicht ist die
starke Riugmuskelschicht. Dieselbe bildet keinen einheitlichen Muskelschlauch, sondern ist— wie dies
ja auch bei den anderen Tracheaten der Fall ist — aus einzelnen Muskelringen (Taf IV, Fig. 24 u. 27
und Taf. V, Fig. 2'.)) zusammengesetzt, welche auf Präparaten häufig weit von einander entfernt sind.
Wenn ich nun auch geneigt bin , eine allzugrosse Trennung der einzelnen Ringe auf den Einfiuss des
Fixirungsmittels zu schieben, so ist es doch immerhin möglich , dass eine geringe Entfernung der Ringe
von einander auch im normalen Zustand bei der Diastole des Herzens eintritt. Dass trotzdem kein Blut
aus dem Gefäss wieder in die Pericardialhöhle zurückströmen kann , wird durch eine Einrichtung un-
möglich gemacht, die weiter unten zur Sprache kommen soll.
Was die Ringmuskeln selbst betrifft, so sind dieselben deutlich quergestreift, wenngleich die
tjuerstreifung auch nicht so ausgeprägt ist wie bei den Rumpfnuiskeln.
Auf Querschnitten von Scolopendra sah ich häufig, wie in Folge des Fixirungsmittels die rechte
und linke Wandung des Rückengetasses in der ventralen Mittellinie aus einander gewichen waren. Es
war mir dies ein Hinweis, dass jeder Muskelring nicht ans einem Stück, sondern aus zweien besteht,
welche in der dorsalen und ventralen Mittellinie mit einander verlöthet sind. Und in der That zeigte es
sich bei genauer Betrachtung von Querschnitten, auf denen bei schwacher Vergrösserung die Muskelringe
- 31 —
kfiiu' Tlieilunii' aufwiesen, dass dieselben aus zwei lateralen Bestandtheilen bestehen , die in der dorsalen
und ventralen Mittellinie mit einander verkittet sind. Dieser anatomische Befund scheint mir anzudeuten,
dass sicii bei den Chilopoden das Kückengefäss in derselben Weise entwickelt wie bei den Insecten.
Wir kommen nun zur dritten, innersten Schicht der Rückengefa.sswandung. Dieselbe ist sehr
dünn und erscheint, besonders bei Scolopendra , als homogene Membran, in der ich deutliche Zellkerne
nachweisen konnte. Ich war desiialb früher'^) geneigt, die innere Auskleidung des Chilopodenherzen.s
für ein Ejnthel zu halten . doch hat mich davon folgender Befund abgebracht , den ich zuerst bei
Scolopendra constatiite, dann aber auch bei Scuti(/eru auffand. Ich sah nämlich auf Längsschnitten durch
das Herz , wie von der inneren Membran zwischen je zwei Muskelringen iiindurch Scheidewände von
gleicher Beschatt'enlieit verliefen und sich an eine dünne Membran ansetzten, die unter der eigentlichen
faserigen Adventitia die Muskelringe von aussen her einhüllte und ebenfalls homogen wie die innere
Schicht erschien. Es ist also jeder Muskelring in eine Kapsel eingeschlossen , die sowohl in der dem
Getasslumen zugekehrten Wandung als aucii in der äusseren deutliche Zellkerne aufweist und als das
Perimysium der einzelnen Muskelringe betrachtet werden kann (Taf. V , Fig. 3't). Ein wirkliches Endo-
thel existirt demnach im Rückengefäss der Chilopoden nicht*).
Der im Vorigen beschriebene Bau der Herzwand zeigt, dass, wenn auch bei der l)iast(de des
Herzens die einzelnen Muskelringe etwas aus einander weichen mögen, doch das Blut nicht aus dem
Rückengefäss wieder zurück in die PericardialhöhU- strömen kann.
Bevor wir den feineren Bau des Hückengefässes verlassen . mag noch der sog. Pericardialzeilen
Erwähnung gethan werden, welche constant dem liückengefäss der Chilopoden angelagert sind und sich
bekanntlich auch l>ei den Insecten und liei Peripaius vorfinden. Diese Zellen bilden entweder an den
Seiteuwandungen des Rückengefässes continuirliche Schichten (wie dies z. B. besonders ausgeprägt l)ei
ScoJopendra der Fall ist [Taf. V. Fig. 28 u. 2!) pczj), oder sie treten nur an lie.stimmten Stellen der Seiten-
wandungen auf (Snitiyera). Sie liegen stets in den Maschen eines bindegewebigen Netzwerkes, welches
von der Adventitia des Herzens seinen Ursprung nimmt. Bei jungen Thieren sind die Zellen noch hell
und ganz den Jugendstadien der Fettzellen ähnlich . bei alten jedoch zeigen sie in ihrem Innern An-
häufungen von dunkel gefärbten, körnigen Excretstofl'en. Ich muss in Folge dessen Sedg wick ■^'') voll-
kommen Recht gellen , der vermuthete , dass die Pericardialzellen der Tracheaten in dieselbe Kategorie
gehören Avie die Chloracogenzellen der Anneliden. Der Schluss von Grab er''), dass sie specifische
Respirationsorgane vorstellen, weil sich Tracheenverzweigungen in ihnen finden, ist nicht zwingend. Auch
bei den Chilopoden, besonders bei Scolopcndra, bemerkt man häufig in der Pericardialzellenschicht
Tracheen, welche mit der Pericardialmembran , an welcher sich zahlreiche Verzweigungen ausbreiten , an
die Herzwand herantreten.
Was die Aorta cephalica anbelangt, so zeigt dieselbe bei Scutüjeru - wenigstens l)is zum Ab-
gang des musculösen, blind endenden Schlauches — ebenfalls eine deutliche Ringrausculatur. die freilich
*l Hatscbeck ") führt an, düss in der Herzröhre der Arthropoden eine innere EpitheLschieht nachzuweisen ist.
Wie aus Obigem ersichtlich, ist dieses wenigstens bei den t'hilopoden nicht der Fall. Die Angaben über die betreti'ende
Frage bei den Insecten lauten sehr verschieden. Nach J a w orowski ''■) ist das Endocardium eine homogene Membran;
dasselbe giebt Lej'dig") für das Rückengefäss der Raupe von Bnmli/x riihi an, wiihrend derselbe Forscher bei den
Larven von Corrtlmi jil>i>iiiron)i.-: eine homogene Haut mit eingestreuten Kernen gefunden hat. Letztere Angabe stimmt
mit meinen Befunden bei den Chilopoden überein. — Bei Perlpatiis caj>e)!Si.i wird nach Balfour') das Rückengefäss
von einem Endothel ausgekleidet; Gaffron') erwähnt davon jedoch nichts.
— H2 —
nicht in einzelne Muskelringe aufgelöst iükI nicht so mächtig entwickelt ist als die des Herzens. Auch
der Pumpapparat mit seinen beiden Blindsücken zeigt eine ausgebildete Ringmusculatur , die ungefähr
zwei bis drei Mal so dick als die der Kopt'aorta ist und eine deutliche Querstreifung aufweist. Die
Wandungen des vorderen Endstückes der Aorta cephalica entbehren dagegen der Muscularis.
Betreffs der Seitenarterien des Rückengelasses sei erwähnt, dass dieselben nur aus der äusseren
Schicht des Herzschlauches und der unter ihr liegenden homogenen, mit Zellkernen versehenen Membran,
welclie die Umhüllungen der einzelnen Muskelringe liefert, ihre Entstehung nehmen (Taf. V, Fig. 30).
Scolopendra macht hiervon in gewissem Sinne eine Ausnahme, indem sich bei dieser Form die Muscularis
des Herzens klappenartig eine kurze Strecke weit in den Anfangstheil der Seitenarterien hinein erstreckt
(Taf. V, Fig. 83 kla). Durch diese Einrichtung wird zugleich ein Zurückströmen des Blutes aus den
Seitenarterien in das Rückengefäss verhindert. Dasselbe würde nämlich in diesem Falle zwischen die
klappenartigen Vorsprünge und die eigentliche Wand der Seitenarterien gerathen und dadurch einen
vollkommenen Verschluss des kleinen Spaltes verursachen, durch den die Herzhöhle mit den Seitengelassen
in Communication steht.
Was die Endverzweigungen der Arterien betrifft, so liesteheu dieselben nur noch aus der
homogenen Membran, während die bindegewebige Adventitia verschwunden ist. Besonders schön ist dies
bei Scolopendra an dem Gefässbündel zu sehen, welches zu den Pleuraldrüseu verläuft. Die einzelnen
Capillaren dieses Bündels erscheinen selbst auf stark gefärbten Totopräparaten als vollkommen helle
homogene Röhren , in deren Wandung deutlich wahrnehmbare Zellkerne eingestreut sind. Die einzelnen
Phasen der Vereinfachung der Gefässwandungen bei den Chilopoden (und vielleicht auch bei vielen
anderen wirbellosen Thieren) sind demnacii denen bei den Wirbelthieren ähnlich : der einzige Unterschied
ist nur der, dass bei ersteren sowohl die Intinia der Hauptgefässstämme wie die Wandung der Capillaren
von homogenen, mit Kernen versehenen Membranen gebildet werden , während dieselljen bei den Wirbel-
thieren bekanntlich Epithele sind. (Vergleiche hierzu Leydig's Lehrbuch der Histologie § 397 — 40-5.)
Nun im Anschluss an die Histologie des llückengefässes und seiner Seitenzweigre noch Einiges
über die Pericardialmembran! Dieselbe ist bei Scutiyera eine dünne, contiuuirliche. elastische Membran,
welche stark abgeflachte Zellkerne besitzt. Bei starker Vergrösserung bemerkt num an ihr eine feine
Längsstreifung, die jedoch möglicherweise keiner wirklichen Streifung entspricht, sondern nur durch eine
zarte Fältelung hervorgerufen wird. Im Gegensatz hierzu ist die Pericardialmembran von Scolopendra
nicht continuirlich, sondern weist eine grosse Anzahl Löcher auf (Taf. V, Fig. 'i'J pc). Die Flügelmuskelu
gehen in diese Membran derartig allmälig über , dass man nicht sagen kann , wo sie anfangen, und die
Membran aufhört.
Was endlich die Structur des Supraneuralgefässes anbetrifft, so ist bei Scutiyera die Dorsalwand
hinter der Einmündung der Aortenbogen deutlich von der unteren verschieden (Taf. I, Fig. 4 bg).
Denn während die erstere ziemlich dick und homogen ist und auf Querschnitten ein gewelltes Aussehen
hat, ist der übrige Theil von einer Membran gebildet, die dünner ist als die erste Schicht, deutliche
Zellkerne besitzt und bei stärkerer Vergrösserung betrachtet aus zwei getrennten Lamellen zu bestehen
scheint. Dieser Theil der Wandung bildet auch die Wände der uupaaren und der jiaarigen Aeste des
Supraneuralgefässes. Ich halte es für sicher, dass die Contraction und Ausdehnung des Gefässes einzig
und allein von der dickeren dorsalen Schicht besorgt wird , während die zartere ventrale Wandung nur
eine passive Rolle dabei spielt.
— 33 —
Bei Scolopcndra ist dieser Unterschied zwischen d<irsaier und ventrah'r Wand nicht vorlianden.
Hier zei^t das Supraneuralgefäss dieselben zwei Sciiicliten, welclie auch den Seitenarterien des Kücken-
gefässes zukommen, erstens nämlich eine innere homogene, mit Zellkernen versehene Membran, die hier
von ziemlicher Dicke ist nnd eine gewellte Oberfläche besitzt, und dann eine äussere bindegewebige
Adventitia. Die Seitenäste sind wenigstens in ihren Anfangstheileu elienso gebaut; von ihren capillaren-
artigen Endverzweigungen, zu ijenen die Getasse dt-r Pleuraldrüsen gehöriMi, wurde i>i'reits oben gesprochen.
Historisches über den feineren Bau des Gefässsystems.
In seiner Arbeit über das üetasssystem .der Myriapoden etc. berichtet Newport auch Einiges
über den feini'ren Bau des Herzens. Er unterscheidet an ihm zwei Schichten:
1) Eine dicke äussere. Dieselbe bestidit aus locker mit einander vervvobenen Muskelfasern und
scheint zum Verkürzen des Hei-zens zu dienen.
2) Eine innere. Dieselbe besteht aus zwei Muskellasen:
a. einer inneren, welche aber fast niu- auf die dorsale und ventrale Mittellinie beschränkt
ist und Längsmuskeln enthält;
b. einer äusseren, welche aus kurzen Itingmuskelbändern besteht. Diese reichen nur halb um
das Herz herum bis zu dem dorsalen und ventralen Hauptzug der Längsmuskelschicht.
Aus meiner im vorigen Abschnitt gegebenen Darstellung von dem feineren Bau des Herzens geht
hervor, dass die Punkte 1 und -2 a unrichtig resp. ungenau sind, dagegen Punkt 2 h mit meinem Befund
übereinstimmt, nämlich dass jeder Muskelring des Herzens aus zwei Theilen besteht, die in der dorsalen
und ventralen Mittellinie mehr o<ler weniger fest mit einander verlöthet sind.
Vogt und Yung-'O sagen in ihrer Anatomie von Lithobius über die Beschaffenheit der
Wandung des Herzens nur , dass dieselbe aus zwei Membranen gebildet sei , welche häufig innif mit
einander verbiuiden und ans äusserst feinen Muskelfasern zusammengesetzt wären. Vom Supraneuralo-efass
berichten sie, dass dessen Wandungen relativ dick seien und zahlreiche Fasern enthielten, welche nur ein
bindegewebiges, kein musculöses Aussehen darböten.
3. Rii<kl)lkk über das gesainiiite (Tret'iisss.ysteiii und eiiu;y;e allgemeine
Erörterungen.
Nach der vorstehenden Beschreibung kömien wir folgendes Schema für das Oefässsystem der
Chilopoden aufstellen :
In der dm-salen Mittellinie des Körpers verläuft das mit Kingmuskeln versehene Herz , welches
gewöhnlich in einer von der übrigen Leibeshöhle abgegrenzten Höhlung liegt, an deren Wanduno- sich
die Flügelmuskeln inseriren. In jedem Segment entsendet dasselbe ein Paar Seitenäste, welche sich
mannigfach verzweigen und, wenigstens bei Scolopendm , einem reichen Gefässnetz im Peritoneum den
Ursprung geben. An seinem Vorderrande geilt es bei allen Formen in die Aorta cephalica über, die
ebenfalls Seitenzweige aufweist ; das Hinterende zeigt dagegen Verschiedenheiten.
Bibliotheca zooIr)gica. Heft IX. 5
— 34 —
Das Blut gelangt suis der Pericardialliölile wie hei den anderen Tracheaten durch die sog.
üstien in das Herz. Der Bau derselben ist verschieden. In der dorsalen Mittellinie des Herzens habe
ich bei allen Formen, die ich der Untersuchung unterzogen habe, einen Nervenstanini constatiren können.
Im Kieferfusssegment entsendet das Hückengefäss ein Paar dickere Seitenäste, welche an der
Ventralseite in ein Gefilss einmünden, das über dem Bauchniark nacli hinten verläuft und deshalb
Supraneuralgef'äss genannt worden ist. Letzteres entsendet über jedem Ganglion Seitenzweige, deren
Zahl und Anordnung verschieden ist, von denen aber immer einer in das Beinpaar des betreffenden
Segmentes verläuft. Diese Beinarterien geben bei den Formen, die Coxal- oder Pleuraldrüsen aufweisen,
Secundärzweigen den Ursjirung, welclie sich in eine grössere oder kleinere Anzahl von Gefässen theilen.
Letztere verlaufen dann, durch Bindegewebe zu einem Bündel vereinigt, zu den Drüsen des betreffenden
Segmentes. Diese Verhältnisse sind am besten bei den Pleuraldrüsen von Scolopcndra ausgebildet.
Schon aus vorstehender kleinen Skizze ist ersichtlich , dass die Chilopoden ein ziemlich ent-
wickeltes Gef'ässsjstem besitzen, wie man es nach der herkömmlichen Ansicht nicht bei Tracheaten
erwarten sollte. Sucht man sich doch allgemein den Mangel der letzteren an Blutgefässen dadurch
erklärlich zu machen, dass bei ihnen nicht das Blut die Athmungsorgane, sondern die letzteren das
erstere aufsuchen, und dass deshalb ein reich verzweigtes Blutgefässsystem uuniithig sei. Besässe von
den Chilo[ioden nur Scidigera. deren Athmungsorgane bekanntlich localisirt sind, ein derartig entwickeltes
Gef asssystem , wie es in den vorstehenden Abschnitten beschrieben ist, so würde diese Thatsache voll-
kommen mit obigem Correlationsverhältniss übereinstimmen. Wir haben jedoch gesehen . dass sich ein
ebenso sehr, ja vielleicht noch mehr entwickeltes Blutgefässsystem auch bei Scolopendra vorfindet , deren
Tracheensystem eine hohe Stufe der Ausbildung erreicht und seine Ausläufer bis in die verborgensten
Schlupfwinkel des Körpers sendet. Es geht aus dieser Thatsache hervor, dass der obige Cu vi er 'sehe
Satz doch keine allgemeine Gültigkeit besitzt. Die.s kommt meiner Ansicht nach daher . weil derselbe
einseitig gefasst und dabei übersehen worden ist, dass die Function des Blutgefäss-systems nicht nur darin
besteht, das Blut zu den Athmungsorganen zu leiten, sondern ganz besondei's aucii darin, sämmtliche
Organe des Körpers mit Blut zu versorgen . damit dieselben daraus die für sie geeigneten Stoffe auf-
nehmen können. Zu diesem Zwecke ist aber ein geordneter und regelmässiger Kreislauf nöthig, auch
wenn das Tracheensystem noch so sehr entwickelt ist , denn es könnte sonst das eine Organ zu viel . das
andere zu wenig Nährmaterial erhalten. Ein regelmässiger Kreislauf, der nur in einem Lacunensystem
stattfindet, scheint mir aber bei derartig beweglichen Thieren , wie es die Chilopoden sind, deshalb un-
möglich zu sein, weil durch die Contraction der Muskeln und die durch dieselbe bedingte — wenn auch
geringfügige — Verschiebung des Hautpanzers und der Organe, bald hier, bald dort eine Lücke geschlossen
resp. geöffnet und so der ganze Kreislauf gestört werden kann. Deswegen haben auch die reich mit
Tracheen versehenen Chilopoden das von ihren Vorfahren ererbte arterielle Gef asssystem , welches das
Blut vom Centralorgan zu den Organen des Körpers befördert, nicht eingebüsst. Nur die Rückbeförderung
von den Organen zum Herzen findet in Lacunen statt. Dabei kommt das Blut mit den Tracheenstämmen
und besonders mit den äusserst feineu Endzweigen derselben, welche in dem interstitiellen bindegewebigen
Balkenwerk verlaufen (vergl. p. 1.3 und Leydig, Lehrl). d. Hist. y. :\s~ , Fig. 200 Bj und für einen
Austausch der Gase besonders geeignet erscheinen, in Berührung und kann so neuen Sauerstott' aufnehmen.
Zum Schlüsse wollen wir noch eine kurze Vergleichung des Gefässsystems der Chilopoden mit
dem ihrer muthmasslichen \'er\vandten. der Anneliden, Perij)atiden, Diplopoden, Symi^hylen und Insecten,
i
- 35 —
anstellen. Was zunächst die erste Gruppe Vjetrifi't, so ist es wohl kaum zu liezweitelii, ilass das Kückeu-
uiid Bauchgefclss derselben den gleich gelagerten üefässen der (Jhilopoden luiiiiohig sind, .\usserdeni ist
es vielleicht wahrscheinlich, dass wir in den Aortenbogen des Kieferfusssegnientes bei den letzteren eine
von jenen Ringconnnissuren vor uns haben, welche bei einem typischen Kingelwurm in jedem Segment
das Rücken- mit dem Bauchgefass verbinden. Ob dagegen die Seitenarterien des Rückengefässes der
Ohilopoden ebenfalls auf solche Ringcommissuren. die sich nicht mehr Ins zum Bauchgetass erstrecken,
oder auf Seitenarterien des Hückengefässes der Anneliden zurückzufüiiren sind, müssen wir dahingestellt
sein lassen.
Was Periputus betrifft, so besteht nach U a f f r o n ') *) dessen Uefässsysteni nur aus einem con-
tractilen Rückengefäss , welches in einer dunh ein Septnm von der Leibeshöhle abgetrennten Pericardial-
höhle liegt und in seiner dorsalen Mittellinie einen Herznerv aufweist. Es dürfte wohl nicht allzu gewagt
sein, auch diese Oi'gane mit den gleichgelagerten der Chilopoden zu homologisiren. An dieser Stelle sei
auf zwei Bemerkungen hingewiesen, welche S e d g wi c k '-'') iu seiner Entwicklungsgeschichte von Periputus
capensis macht. Derselbe sagt nämlich auf p. S.') folge ndermassen : The body cavity and pericardium of
Feriputiis , if comparable witli anything iu Annelida or Mollusca, uiust be looked u])on as homologuus
with tlie vascular System! Ferner findet sich p. 119 folgende Stelle: In Peripatus; the vascular Channels
(der Anneliden), excepting the heart, are swoUen (Uit to wide Channels, more or less completely continuou.s
with one another, so as to form four or tive main vascular tracts, while in Lumbricus they are preseut
minute brauching well-detined. Wenn sich auch bei dem heutigen Stande unserer Kenntniss vom Gefäss-
system des Periputus gegen obige Deutung bei dieser Form nichts Thatsächliches einwenden lässt, so
geräth man doch in arge Widersprüche, wenn man sie auf die Chilopoden anwenden wollte, die doch
wohl in irgend einer verwandtschaftlichen Beziehung zu Periputus stehen.
Betreffs der Diplopoden sei bemerkt, dass sich bei diesen nach Newport'^) die vier Haupt-
bestandtheile des Chilopoden -Gefässsystems vorfinden, nämlich: Rückengefäss mit Seitenarterien etc.,
Kopfaorta, Aortenbogen und Snpraneuralgefäss. Selbstverständlich sind diese Gefässe direct mit denen
der Chilopoden zu vergleichen. Das Supranenralgefäss unterscheidet sich von dem der Chilopoden nur
dadurch, dass es die ganze Oberfläche des Bauchmarkes und bis zu einer gewi.ssen Entfernung auch noch
die Wurzeln der Spinalnerven l)edecken soll. So wenigstens Newport; Leydig'-") bestreitet dagegen
das Voi'kommen eines Bauchgefässes bei den Diplopoden und will bei Spirobolus und Glomeris einen das
Bauchmark umfassenden, scharf umgrenzten Blutsinus gesehen haben.
Ferner sei nur noch erwähnt, dass G r a s s i *) auch bei den Symphylen (ScoJopendrdlu) ein Snpra-
neuralgefäss nachgewiesen hat. gegen dessen Homologie mit dem gleichnamigen Gefäss der Chilopoden
wohl auch nichts einzuwenden sein dürfte.
Was schliesslich die Insecten anbelangt, so sei darauf hingewiesen, dass bei diesen bisweilen
ebenfalls ein medianer Nerv auf der Dorsalfläche des Rückengefässes gefunden worden ist (z. B. bei
Melolonthu von Blanchard), der wohl von dem Herznerv der Chilopoden abzuleiten sein dürfte. .Auf
die Aehnlichkeit meiner Befunde beim Rückengefäss der Chilopoden mit denen Graber 's") bei Insecten
vpurde bereits oben an der betreö'enden Stelle (p. 24) hingewiesen.
*) Nach Bai four 'I soll ausserdem bei Fcrijxitns capensi!i ein medianes, sehr dünnes Bauchgefass existiren,
welches zwischen der Haut und der Ringmusculatur verläuft. Dasselhe hat wegen seiner Lage nichts mit dem Supraneural-
gefäss der Chilopoden 7.u thun.
.>■>*
- 3G
Capitel IV.
Das Eingeweiclenervensystem.
Da über das Eingeweidenervensystem der Chilopoden so gut wie nichts bekannt ist, und selbst
Newport, der das Nervensystem derselben äusserst genau untersucht liat, nichts von einem solchen
erwähnt, so habe ich mein besonderes Augenmerk auf diesen Punkt gerichtet, um zu constatiren, ob ein
solches überliauj)t existirt. und ol) es irgendwelche Aehnlichkeit mit dem der Insecten darbietet.
Ich werde mich bei -der Darstellung meiner Befunde nur auf die grobe Anatomie beschränken.
Was zunächst das Eingeweidenervensystem von Scutiijera anbetrifft, so tindet man bei dieser Form in dem
Räume, welcher von dem oberen Schlundganglion, den Schlundcommissuren und dem Vorderdarm begrenzt
wird, ein Ganglion, welches ungefähr die Gestalt einer Keule besitzt (Tkf. IV. Fig. 24. und Taf. V,
Fig. 37 ueg) , und zwar ist letztere so orientirt, dass ihr verschmälertes Ende nach oben gerichtet ist.
Die Verbindung dieses Ganglions mit dem Gehirn wird durch zwei Commissuren (Taf. V, Fig. 37) bewerk-
stelligt, welche von seinem unteren Ende ausgehen, anfangs nach unten verlaufen, sich dann etwas nach
den Seiten und nach oben wenden und schliesslich an der Ursprungsstelle der Schlundcommissuren mit
dem oberen Schlundganglion in Verbindung treten. Nahe an der Vereinigungsstelle der beiden Com-
missuren des Eingeweideganglions mit dem Gehirn zweigt sich von jeder ein dünner Nerv ab (Taf. V,
Fio-. 37 obn), welcher die Oberlippe imd den merkwürdigen wulstigen Gewebecoraplex innervirt, der bereits
im Capitel über die Kopfdrüsen erwähnt wurde.
Von dem Eingeweideganglion — das wir in Anlehnung an die Nomenclatur bei den Insecten
, Ganglion frontale'- nennen wollen — geht nach oben ein Nerv (Taf. IV, Fig. 24 spn) ab, der am Oeso-
phagus emporläuft und da. wo letzterer nach hinten umbiegt, noch einmal zu einem kleinen Ganglion
anschwillt. Von dieser Anschwellung sali ich zwei Nerven zu den Ausdehnungsmuskeln des Schlundes
gehen. In seinem weiteren Verlauf kommt der Eingeweidenei'v, den wir , Nervus recurrens' nennen können,
zwischen die Ringniusculatur und das Epithel der Speiseröhre zu liegen. Da zwischen diesen beiden
Schichten gewöhnlich noch Fettgewebe und auch einzelne Längsmuskelbündel anzutreffen sind, so ist es
mit grossen Schwierigkeiten verbunden, den Nerv weiter nach hinten zu verfolgen.
Im Gegensatz zu Scutigera weist Scolopendra kein gesondertes Eingeweideganglion auf. Ein
Nervus recurrens ist zwar auch hier vorlianden, derselbe entspringt aber von einer Brücke , welche auf
der Unterseite, in der Nähe der Abgangsstelle der beiden Schlundcommissuren, die beiden Hemisphären
des oberen Schlundganglions unter einander in Verbindung setzt und mit einem Belag von Ganglienzellen
versehen ist (Taf. V, Fig. 30 vch). Rechts und links von dieser Commissur entsendet das Gehirn zur
Oberlippe einen dünnen Nervenstamm (Taf. V, Fig. 3G obn). Es wurde bereits bei dem Gefäss.system
erwähnt, dass durch die Höhle, welche durch obige Verbindungsbrücke im oberen Schlundganglion ent-
steht, die Aorta cephalica und einige Muskelzüge hindurchtreten (Taf. V. Fig. 36 ac).
Zu dem Eingeweidenerv zurückkehrend, sei erwiihnt, dass derselbe gleich nach seiifeni Herantritt
an die Speiseröhre ebenso wie der betreffende Nerv bei Scntiyeru zu einend (langlion anschwillt und dann
itnmer zwischen Ringmuscuhitur und Epithel der Speiseröhre nach hinten verläuft.
— 37 —
Genau so wie ScoJopevdru verh;ilten sicli nach meinen Befunden hei Opisthemega erythrocephalns,
Lithobius und Henicops. \'iin den Geophiliden hahe ich eine nioht näher bestimmte Geophihis-Art unter-
sucht. Dieselbe lehnt sich auch direct an ScoJopendra an. unterscheidet sich von ihr aber dadurch, dass
die oben l)eschriebene ventrale Comniissur derart mit der übrigen Gehirnmasse verschmolzen ist, dass die
Gehirnhöhle, durch welche bei Scolopendra die Aorta cephalica fliesst, bis auf ein kleines Rudiment an
der Hinterseite des oberen iSchlundganglions verschwunden ist. Der Nervus recurrens ninunt in Folge
dessen seinen Ursprung direct vom oberen Schlundganglion.
Vergleichen wir nun einmal die Befunde bei Scolopendra und den übrigen Chilopoden mit denen,
die wir bei Scidiyera gemacht haben I Die Figuren 36 und 37 werden uns hierbei gute Dienste leisten.
Aus einer genauen Betrachtung dersellieu geht nämlich auf tlas deutlichste hervor, dass das unpaare
Einffeweideuranglion oder Ganglion frontale bei Scutiacru der ventralen Yerbindungsbriicke zwischen den
beiden Gehirnhemisjihären von Scolopendru etc. entspricht (Taf. V, Fig. 3(1 vch = ueg Fig. 37).
Denkt man sich die ventrale Gehirnconimissur (Taf. V, Fig. 3fi vch) von Scolopendra etwas nach
unten ausgezogen , so würde das entstandene Bild mit Fig. 37 eine grosse Aehnlichkeit bekommen. Die
Mitte der ventralen Gehirncommissur würde zum unpaaren Eingeweideganglion (Taf. V, Fig. 37 ueg),
während iJire Seitentheile die Conimissuren bilden würden, welche dasselbe mit dem Gehirn verbinden.
Die beiden Oberlippeimerven kämen auf diese Weise auf die Anfangstheile der beiden ('onmiissuren zu
liegen, genau wie dies bei Scidü/era der Fall ist.
Die Frage, welches Verhalten das ursprünglichere sei, ob das von Sciitii/era oder das von Scolo-
pendra und der übrigen ("Chilopoden, läs-'^t sich natürlich nicht mit Bestimmtheit entscheiden. Wenn man
nach dem Grad der Differenzirung gellen will, so inüsste man das Eingeweidenervensystem von Scutirjera
für das abgeleitete und ilas von Ldhobrus resp. Scolopendra für das ursprüngliche erklären. Es wäre
danach da.s Ganglion frontale mit seinen lieiden t'ommissuren auf eine ("ommis.sur zurückzuführen, welche
ursprünglich die beiden Seitentheile des Gehirns nahe an der Ursprungsstätte der beiden Schlundcommis-
suren auf der ventralen Seite in \'erbindung setzte.
Vergleicht man jedoch das Eingeweidenervensystem von Scutiyera mit dem von Feripatus capensis,
so kommt man zu einem anderen Resultate. Nach Balfour') entspringen nämlich von der hinteren
Ventralseite des oberen Schlundganglions dieser Form zwei Nervenstämme, welche an den Pharynx heran-
treten und sich dann zu einem Stamme vereinigen, der auf der Dorsalseite des Oesophagus nach hinten
verläuft. Die Ursprungsstelle der beiden Nerven stimmt ganz mit der der beiden Commissuren überein,
welche bei Scidiyera das unpaare Eingeweideganglion mit der Venti-alseite des oberen Schlundganglions
verbinden. Es ist dies leicht aus der Fig. 11, Taf. XVI, und Fig. 2'2, Taf. XVIII, von Balfour zu er-
sehen. Ausserdem ist die Lage des vereinigten Nervenstammes bei Peripatus genau dieselbe wie die des
nervus recurrens der Chilojioden. Derselbe verläuft nämlich — wie dies aus der Balfour'schen Fig. IG
ersichtlich ist — zwischen Epithel und Ringmusculatur der Speiseröhre. Leider erwähnt Balfour nicht,
ob sich an der Vereinigungsstelle der beiden Nerven zu einem Stamme ein Ganglion (gleich dem unpaaren
Eingeweideganglion [ueg Fig. 37] von Scutiyera) vorfindet. Wäre dies der Fall, so würde die Ueber-
einstiuimung der Eingeweidenervensysteme von Feripatus und Scutiyera eine vollkommene sein. Wenn
nun Feripatuf: wirklich ein Vorfahre der Chilopoden ist, so würde danach das Eingeweidenervensystem
von Scidiyera das ursprünglichere, das der übrigen Chilopoden dagegen das abgeleitete Verhalten
repräsentiren.
- 38 —
Schliesslich möchte ich au ilieser Stelle noch ilaraut' Innweisen, dass bei einer vergleiclieiiden
Betrachtung der Eingeweidenervensysteme der Chilopodeii ein Correlatioiisverhiiltniss in die Augen fällt,
welches zwischen denselben und den Formen der Köpfe besteht. Es zeigt sich nämlich , dass alle die
Chilopodenformen, welche einen stark zusammengedrückten und wenig geräumigen Kopf haben, wie z. ß.
Scolopendra, ein Eingeweidenervensystem aufweisen, das ein von dem oberen Schlundganglion scharf
gesondertes Ganglion frontale nicht besitzt, während ein solches liei den Scutigerideu zu finden ist, die
bekanntlich einen hohen und geräumigen Kopf haben.
Die Differenzirung in Ganglion frontale und die dasselbe mit dem Gehirn verbindenden Commissuren
verleiht dem Eingeweidenervensystem von Scutiyera eine frappante Aehnlichkeit mit dem unpaaren Ein-
geweidenervensystem der lusecten. Betrachtet mau z. B. die schematische Figur, welche Hofer") vom
Eingeweidenervensystem der Blutta orientalis giebt, so ist die Aehnlichkeit desselben mit dem von
Scutiyera sofort in die Augen fallend. Der einzige LTuterschied ist nur der, dass bei letzterer Form die
paarigen Eingeweideganglien fehlen, die ja bekanntlich auch bei den Insecten in Wegfall kommen können.
Da wir nun oben mit Leichtigkeit das Eingeweidenervensystem von Scutiyera auf das von Peripatus
zurückgeführt haben, so ist es auch möglich, das unpaave Eingeweidenervensystem der Insecten auf dasselbe
zu beziehen; und hätte Balfour') mit der Behauptung Recht, dass die Eingeweidenerven von Peripatus
,without doubt' Homologa des sympathischen Nervensystems der Chaetopoden sind, so könnte man die
Reihe bis zu den Anneliden weiterführen. Künftige Untersuchungen werden hierüber entscheiden.
Was endlich noch die früheren Angaben über das Eingeweidenerveusystem der Myriapodeu an-
betrifft, so hat Newport'^') ein solches zvi'ar bei den Chilojioden nicht aufgefunden, jedoch ein ziemlich
complicirtes bei den Diploj^oden (Julus) beschrieben. Dasselbe gleicht ebenfalls dem Eingeweidenerven-
system der Insecten und weist auch den paarigen Theil desselben auf, als welchen man die beiden seit-
lichen Reihen von Ganglien betrachten muss (vgl. hierzu Newport's Figur des Eingeweidenervensystems
von Jitlus). Vogt und Yung'-) haben bei LitJiubius forßcatus das Eingeweidenervensystem nicht auf-
finden können: ebenso wenig wird dasselbe (nach dem zool. .Jahresbericht) in der Anatomie von Lithobius
forßcatus von Sograf'-^) erwähnt. Die in russischer Sprache geschriebene Arbeit von letzterem Forscher'^'):
»Materialien zur Kenntniss der Embryonalentwicklung von Gcophüus ferruyineus und proximus'' enthält
nach dem Referat im zool. .Jahresbericht auch eine Beschreibung des Nervensystems des au.sgewachsenen
Thieres. Leider ist mir genannte Arbeit nicht zur Hand gewesen.
(
Tafelerklärung.
Erklärung der Buchstaben.
ab
Aiifhängebänder des Rüc
kengefässes.
evtl-
abg
Anschwellung des Bauch
gefässes.
fg
ac
Aorta cephalica.
fl
ad
Adventitia.
flni
ag
Ausführungsgang.
frzk
agel
Ausf'ülirungsgang der Ei
dlappen.
ftr
ain
Alte Intinia.
gag
an
Alltennennerv.
gh
and
Analdrüse.
guf
aob
Aortenbogen.
gzg
amxp
Kieferfussarterie.
h
ar
Arteria rectalis.
hag
ba
Beinarterie.
haem
bg
Bauch- oder .Supraneural
gefäss.
hn
bgsa
fSeitenarterien desselben.
hsa
bgh
Bindegewebige Hülle.
ibg
bl
Blutlacunen.
in
big
Blutgefäss.
k
blgb
Blutgefässbündel.
kl
bn
Beinneiv.
kla
bra
Bauchniark.
bmxp
Basis der Kieferfüsse.
lop
chd
Chylusdarin.
m
cod
Coxaldrüsen.
mü sy
cbm
Commissuren des Baucliniarkes.
md
di
Diaphragma.
mg
dnili
Hecke der Mundhöhle.
mx 1
drg
Drüsige Masse zwischen
den Maxillarorganen.
mx 2
drs sy
Drüsensäcke von System
— .
mx}!
dz
r>rüsenzelleii.
n
el
Endlappen.
nf
ep
Epithel.
nin
er
Endröhren.
obn
erac
Erweiterung der Aorta c
ephalica.
obsg
erm
Erweiterungsmuskel von
System III bei Scntigera.
obsdm
es
Endsaek.
oegd
Eiidverzweigungen der 1'racheen.
Fettgewebe.
Falten der Intinia.
Flügelmuskelii.
Fettregenerationszellenketten.
Pächertracheen.
Gemeinsamer Ausführungsgang.
Gehirnhölile.
Gewelie unbekannter Function.
<4ruppe grosser Zellen (Sinnespolster?).
Herz oder Rückengefäss.
Hauptausführungsgaiig.
Häinale Längsmuskeln.
Herzneiv.
Seitenarteriell des Herzeus.
Interstitiell es Bindegewebe.
Intinia.
Kerne.
Klappen der Ostien.
Klappenartige Vorsprünge der Muscularis des
Herzens in den Anfangstheil der Seitenarterien.
Lobus opticus.
Muskeln.
Mündung von System — .
Mandibeln.
Malpighi'sclie Gefässe.
Maxillen 1.
o
n — •
Kieferfüsse.
Nerv.
Nervenfasern.
Neue Intinia.
I^berlippennerv.
olieres Schluudganglion.
obere Schlunddrüsenmasse.
Oeft'nnua: der Giftdrüse.
40
OS
Ostieii.
pa
Punijiapparat.
pc
Pericardium.
pcz
Pericardialzellen.
pe
Peritoneum.
ph
PeiitiOnealhülle.
pld
Pleuraldriisen.
pr
Piopria.
qiiag
Querschnitt eines Ausfüluungsganges
ro
Rectum.
rgz
Riesige Ganglienzellen.
rill
Ringmuskeln.
sac
Seitenzweig der Aorta cephalica.
sag
Secundärer Ausführungsgang.
se
Secret.
sp Speiseröhre.
.spn Speiseröhrennerv.
SV Schlundverschluss.
sy System.
tr Tracheen.
trm Transversalnmskeln.
ueg Unpaares Eingeweideganglion oder Ganglion frontale.
iisg Unterschlundganglion.
V Vacuolen.
vbm Verbindungsmembraii.
vch Ventrale Conimissur zwischen den beiden Gehirn-
hemisphären.
vg Verbindungsgang.
vzua Verzweigungen der unpaaren Segmentalarterien
des Bauchgefässes.
Bemerkungen zu den Figuren.
Fig. 1. Querschnitt durch den Kopf eines ausgewachsenen Scutigera eoleoptraia in der Gegend der ersten
Maxillen. Zeigt die Lage von System 1 und II. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 2. Querschnitt in der Gegend der zweiten Maxillen. Zeigt die Lage von System TI, III und IV.
Zeiss' Ob). A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 3. Querschnitt durch den Kopf von Scuthjera, auf dem der Ausführungsgang von System II getroffen
ist. Zeiss' Obj. C, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 4. Querschnitt durch das erste beintragende Segment von ticiditjera. Zeigt die Lage von System V.
Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. -5. Theil eines Querschnittes von Scutigera, auf dem der Ausführungsgang von System V getroffen
ist. Zeiss' Obj. C, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 6. Theil eines Längsschnittes durch das erste beintragende Segment von JAUiohiuä, auf dem System I
getroffen ist. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 7. Längsschnitt durch den Kopf und das Kieferfusssegment von Lithohius. Zeigt System II in
.seiner ganzen Ausdehnung. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichena])parat.
Fig. 8. Querschnitt durch den Ko]if von Lithohius , auf dem die Ausniünduiigsstelle von System II ge-
troffen ist. Rechts Organe nicht vollkommen ausgezeichnet. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 9. Längsschnitt durch ein junges Thier von Scolopendra cingulata nahe der Medianebene. Zeigt
die Lage sämmtlicher Drüisensy steine. Zeiss' Obj. a, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 10. Theil eines Querschnittes durch den Kopf einer ausgewachsenen Scolojiciidra nahe am Vorder-
ende. Zeigt die obere Schlunddrüsenmasse. Umrisse mit Zeiss' Obj. A, Oc. II. Einzelheiten mit stärkerer
Vergrösserung eingetragen.
Fig. 11. Herausjuäparirter Theil des Ausführungsganges mit Endröhren von System II von Scolopendra.
Die Endröhren sind sämmtlich an den Spitzen abgerissen, da sie mit denselben zwischen die Endlappen eingekeilt
sind und sich aus diesen — ohne dass sie reissen ■ — nicht entfernen lassen. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichen-
apparat.
— 41 —
Fig. 12. Tlieil eines Schnittes durcli System III von Scolopendra. Zeigt die Stiuetur der Endlappen
und ihre Verkittung mit den Endröhren. Zeiss' Apochr. 4 mm, Oc. VIII, Zeiehenapparat.
Fig. 13. Quersclinitt durch einen Austühnnigsgang von System III von Scolopendra. Die an einer Stelle
eingefaltete Intima (ain) hat sich abgehoben; initer ihr hat sich eine neue gebildet (ninj. Zeiss' (3bj. E, Oc. II,
Zeichenapparat.
Fig. 14. Zupfphiparat von einer Regenerationszellenkette nn't interstitiellem Bindegewebe. Zeiss' Apochr.
4 mm, Oc. VI, Zeichenapparat.
Fig. 15. Theil eines Querschnittes durch das Kieferfusssegment von Smlopendra. Getroffen winde der
Ausfühnnigsgang von System V. Zeiss' Obj. A, Oc. U, Zeichenapparat.
Fig. 16. Schematische Djirstellung der gesammten Drüsensysteme von Scolopendra, von oben gesehen.
Die (irössenverhältnisse sind der Deutlichkeit halber theilweise etwas übertrieben. Für die thatsächlichen Grössen-
verhältnisse sind die Figuren 9 — 15 maassgebend. Die Mundgliedmaassen sind durch Punktirung schwach angedeutet.
Fig. 17. a. Querschnitt durch eine Giftklaue von Scutigtra. Zeigt die Enden mit den Kernen der langen
Drüsenzellen, b. Längsschnitt durch die drei letzten Glieder eines Kieferfusses ; getroffen die langen Drüsenzellen
und die Mündung der Drüse. In den Zellen Secret, angedeutet durch die dunklen Flecke. Zeiss' Obj. A, Oc. II,
Zeichenapparat.
Fig. 18. Längsschnitt durch die Coxa einer Henicops-Art aus .Tava. Zeigt die Coxaldrüsen mit Blutgefäss.
Zeiss' Obj. C, Oc. 11, Zeichenapparat.
Fig. 19. Horizontalschnitt durch das Aftersegment von derselben .\rt. Zeigt die zwei Analdrüsen,
(bleiche Vergrosserung.
Fig. 20. Theil eines Querschnittes durch das letzte beintragende Segment einer ausgewachsenen Scolopendra
cingulata. Zeigt die Pleuraldrüsen und das sie versorgende Blutgefässbündel. Zeiss" <Jbj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 21. Schnitt durcli eine herauspräparirte Pleuraldrüsenmasse einer ausgewachsenen Scolopendra
cingulata. Zeigt den feineren Bau der Drüsen. Der dicke Chitinpanzer wurde abgezogen. Zeiss' Obj. C, Oc. II,
Zeichenapparat.
Fig. 22. Längsschnitt durch eine Coxa von Scutigera. Ohne Zeichenapparat.
Fig. 23. Schematischer medianer Längsschnitt von Scutigera, in welchen das gesaminte C-refässsystem
hineingezeichnet worden ist.
Fig. 24. Combinirtei- medianer Längsschnitt durch den Kopf und die ersten beintragenden Segmente von
Scutigera. Zeigt die Haupttheile des Gefässsystems. Umrisse und Lage der Organe mit Zeichenapparat. Zeiss'
Obj. A, Oc. IL Halbschematisch.
Fig. 25. Querschnitt durch das Kieferfusssegment von Scutigera. Getroffen ist das Rücken- und Supra-
neuralgefäss und die sie verbindende Commissur (.Aortenbogen). Nach einigen Schnitten combinirt. Zeiss' Obj. A,
Oc. n, Zeichenapparat.
Fig. 26. Schematische (Querschnitte, welche den Bau der Klappe zwischen Herz und Kopfaorta bei
Scutigera veranschaulichen sollen.
Fig. 27. Theil eines Längsschnittes durch das Rückengefäss von Scutigera, um die Ostien und ihre
Klappen zu zeigen.
Fig. 28. Theil eines Querschnittes durch den vorderen Körpertheil einer ausgewachsenen Scolopendra.
Zeigt das Herz mit den Pericardialhöhlen und den Flügelmuskeln. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 29. Kanuner eines herauspräparirten Herzens von Scolopendra. Zeigt das Herz mit den Ostien,
Seitenarterien, Pericardialzellen, Pericardium und Flügelmuskeln. Zeiss' Obj. a, Oc. H, Zeichenapparat.
Fig. 30. Querschnittserie, welche den Bau der Ostien erläutern soll. Zeiss' Obj. X, Oc. IL Zeichen-
apparat. (Hierzu wurde das Herz einer grossen Scolopendra aus Ceylon verwendet.)
Bibliötlieca zooloijiea. Heft IX. r<
— 4:2 —
Fig. 31. 'l'lieil des herauspräpariitt-ii 1'eritoneunis von Scolopendra mit (lefüss- und 'l'racheennetz. Zeis.s'
Obj. A, Oc. n, Zeiclienapparat.
Fig. 32. Voi'dertheil eines herauspräpariiten Baucligefä.sses von Scolopendra mit den Aoi'tenbogen, den
Zweigen für die Kiefeifüsse . den Transversalmuskeln und einem Paar 8eitenarterien. Zeiss' Oh. a, Oc. II,
Zeichenapparat.
Fig. 33. Theil eines Bauchgefässes von Scolopendra. Zeigt die peritoneale Hülle mit Traclieen-
verzweigungen etc. und die Seitenarterien und ihre Nebenäste. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 34. Querschnitt durch das Supianeuralgefäss und Bauchmark von Scolopendra. um das Verhältniss
des ersteren zu den Hüllen des letzteren zu zeigen. Zeiss' Obj. A, Oc. II, Zeichenajjparat.
Fig. 35. Theil eines Längsschnittes durch das Riickengefäss einer jungen Scolopendra. Zeigt den feineren
Bau der Herzwand. Zeiss' Apochr., 0,4 mm, Oc. VT.
Fig. 36. Querschnitt durch das Gehirn einer ausgewachsenen Scolopendra cingnJafa. Getroffen sind die
Lobi optici, die Oberlippennerven und die ventrale Gehirncommissur (vch). (Von letzterer würde der Nervus
recurrens abgehen.) Zeiss' Obj. a, Oc. II, Zeichenapparat.
Fig. 37. Querschnitt durch das obere Schlundganglion von Seutigera coleoptrata. Getroffen sind die
Enden der Lobi optici, die Oberlippennerven und das impaare Eingeweideganglion (Ganglion frontrale). Der mit *
bezeichnete Raum entspricht der Gehirnhöhle gh in Fig. 36 ; das unpaare Eingeweideganglion ueg der ventralen
Gehirnconnnissur vch. Zeiss' Obj. a, Oc. II, Zeichenapparat.
Literaturverzeiehniss.
'■^AS*-
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19) — — , Zur Anatomie der Insecten. (Anhiv für Anat. u. Phys. 1859.)
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the University of Cambridge. Vol. IV. 1889.)
29) Mograf, Anatomie von Lithobius forticatus. [Russisch. | (Zool. Jahresber. 1880.)
30) . Materialien zur Kenntniss der Emliryonalcntwicklung von Geophilus ferrugineus und proximus. [Russiseh.]
(ll)idem. 1883.)
31) TöiiiösYiiry, Edin., Ueber den Bau der Spinndrüsen der Geophiliden. (Math. Nat. Her. Ungarn. Bd. II. 1884.)
32) Vogt und Ynnsr, Traite d'anatomie compare'e pratique. [Auch Deutsch.] Bd. IT. p. 86 — 135.
i
Niiclidem der Druck vorstehender Arbeit bereits t'ertigijestellt war, wurde ich auf eine Arbeit von
G. Saint Remy aufmerksam gemacht, welche vor Jahresfrist unter dem Titel: Contribution ä Tetude
du cerveau chez les Arthropodes tracheates (Theses presentees :i la faculte des sciences de l'aris etc.
Poitiers, Oudin et Cie. ISVO) erschienen ist und eine äusserst eingehende Darstellung des Gehirnes der
Myriapoden , Arachniden und Onychophoren enthält. Zu meiner Freude stimmen die Angaben des ^'er-
fassers über die grobe Anatomie des Eingeweidenervensystenis der Chilopoden vollkommen mit meinen
Befunden überein. Verf. giebt ausserdem eine sorgfältige Beschreibung des feineren Baues, welcLen ich
alisiclitlich unberücksichtigt grelassen habe.
I
4
Taf. I.
Artist. AiiBlv.Th Fischer. CmspL
Taf. II.
Artist. Aa^tTTh Ftsclier. Cus«l.
Anist AnsLvTh hscher.Caasrf
Taf. IV.
bmxp
Anisl-Aiisl vTh FisoluT i assH
Taf.V.
Artul Aßsi V Th h weiter, Cossel
BIBLIOTHECA ZOOLOGICA.
Original-^bhandlmigeii
aus
dem Gresammtgebiete der Zoologie.
Herausgegeben
von
Dr. Rud. Leuckart ^^^ Dr. Carl Chun
in Leipzig in Königsberg.
Heft 10.
Beitrage zur Naturgeschichte der Isopoden.
Von Georg lieichmann.
C A S S E L.
Verlag von Theodor Fischer.
1891.
Beiträo-e
zur
Naturgeschichte der Isopodeii
Von
Georg Leichmann.
.-0..<^.-
Heft 10.
iVIit T Tafeln.
C A S S E L.
Verlag von Theodor Fischer,
1891.
I
Seinem hochverehrten Lehrer
Herrn Professor Dr. Carl Cllllll in Breslau
in Dankbarkeit g-ewidmet
vom Verfasser.
4
EiIlleit^^ng.
In vorliegender Abhandlung sind drei kleinere Untersuchungen, welche Fragen aus der Anatomie,
Entwickelungsgeschichte und Biologie einzelner Isopodengattungen behandeln, zu einem Ganzen vereinigt
worden. Diese Untersuchungen, deren wesentlichste Ergebnisse ich bereits durch vorläufige Mittheilungen
im zoologischen Anzeiger bekannt gemacht habe, sind im zoologischen Institut zu Königsberg mit mehr-
fachen Unterbrechungen während der Jahre 1887, 1888 und 1890 ausgeführt.
Das Material, soweit es nicht dem süssen Wasser angehört, habe ich der Danziger Bucht und
einem angrenzenden Brackwasser entnommen, wozu mir durch einen mehrwöchentlichen Aufenthalt in
Neufahrwasser im Sommer 1887 an der z. Z. dort aufgestellt gewesenen transportabeln zoologischen
Station Dank der Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. Chun Gelegenheit gegeben war.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Dr. Chun für das Interesse und die gütige
Unterstützung, welche derselbe meiner Arbeit geschenkt hat, an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank
auszusprechen. Ebenso bin ich Herrn Conservator Künow zu grossem Dank verpflichtet für freund-
liche Anfertigung der Figuren 5, 8 und 9 auf Tafel I.
Tapiau, im Juli 1891.
Der Verfasser.
I.
Zur Anatomie der Genitalorgaiie.
lieber Reste eiuer hermapliroditischeu Aiilai^e der («esclilechtsdrüsen bei Sphaeromiden.
Durch die Untersuchungen von Bull a r ') uml M a y e r -) ist die interessante Thatsache bekannt
geworden, dass in der P'amilie der Cijuiothoideii ein typischer Hermaphroditismus ausgebildet ist. Be-
züglicii des anatomisclien Baues der zwittrigen Genitaldrüsen hat sich gezeigt, dass dieselben vollkommen
die männlichen und weiblichen Organe der frei lebenden, getrennt geschlechtlichen Isopoden wiederholen,
dass sie einfach als eine Combination derselben zu betrachten sind. Wir finden jederseits unterhalb
des Rückengcfässes gelegen, ein einfaches Ovarium, an dessen vorderem Aussenrande die Hodenschläuche
in der für die männlichen Asseln charakteristischen Dreizahl sich ansetzen. Dieselben laufen nach hinten
in die beiden vasa defereutia aus, während die Ovidukte etwas hinter den Hodenschläuchen ebenfalls
am äusseren Rande der Ovarien iiu-cn Ursprung nehmen. Ein Blick auf die zahlreichen, der Abhandlung
von Mayer beigefügten Abbildungen lässt sofort erkennen, dass diese eigenthümlichen Zwitterdrüsen,
wie schon Mayer betonte, lediglich die Summe der .Sexualorgane der getrennt geschlechtlichen Formen
darstellen.
Im Anschluss an diese Befunde und in der Voraussetzung, dass der Hermaphroditismus in dieser
vereinzelten Gruppe eine sekundäre Erscheinung sein müsse, sprach Mayer die Vermuthung aus, dass
sicii in den getrennt geschlechtlichen Familien der Isopoden bereits Andeutungen einer zwittrigen Bil-
dung der Genitalorgane vorlinden dürften. Seine eigenen Beobachtungen an den mit den Cymotlioiden
nahe verwandten Gattungen Cirolami und Conüera schienen diese Annahme zu bestätigen. Er fand
nämlich, dass bei diesen die Ovarien nach vorne in je einen dreitheiligen Fortsatz auslaufen, welcher
die Gestalt der drei Hodenschläuche nachahmt, während von ihrem hinteren Ende ein einfacher Faden
sich nach der Stelle hin erstreckt, wo bei den Männchen die vasa deferentia zu münden pflegen.
Indessen gelang es ihm nicht, weitere Beweise für die muthmaassliche Bedeutung dieser Gebilde
beizubringen, was um so wünschenswerther gewesen wäre, als die beigegebene Abbildung die Möglich-
keit nicht ausgeschlossen erscheinen lässt, dass es sich in diesem Falle um Biudegewebselemente ge-
') Bullar, The generative organs of parasitic Isopoda. Journ. of anat. and physiol. XI. 1. 1876.
'^) Paul Mayer. Ueber den Hermapln-oditismiis bei einigen Isopoden. Mittheiiungen aus der zoolog. Station zu
Neapel. I. 1S79.
Bibliotheca zoologica. neft Vin. 1
i3 2 a~
handelt habe. Bei den ferner stehenden Gattungen Idotliea und Oniscus, welche Mayer ebenfalls in
dieser Hinsicht untersuchte, vermoclite er überhaupt keine Andeutung ähnliclier Verhältnisse nach-
zuweisen.
Seitdem ist die von M a y e r angeregte Frage melirfacli Gegenstand der Erörterung in der Iso-
podenliteratur gewesen, ohne jedoch in irgend einem bestinnnten Falle zu einer sicheren Entscheidung
zu gelangen. So deutete Weber') gewisse Zellengruppen im Epithel der Samenblasen bei Trichonis-
ciden als rudimentäre Eier; eine Auffassung, die durch La Valette^) späterhin zurückgewiesen wurde.
Wenn andererseits Friedrich') die von Lerebouillet beschriebenen Anhänge an der Spitze der
drei Hodenschläuche der Ouisciden als Reste von Ovarien in Anspruch genommen hat, so scheint mir
der Umstand, dass diese Gebilde in dreifacher Zahl jederseits vorhanden sind und ihre Lage an der
Spitze der Hoden einer solchen Deutung wenig günstig zu sein. Durchmustern wir weiterhin die zahl-
reichen Darstellungen, welche M'ir über die Anatomie der Geuitalorgane anderer Isopodenfamilieu be-
sitzen, so kann aus diesen keine Bestätigung der Hypothese Mayer's für weitere Formenkreise her-
geleitet werden , wobei freilich nicht zu vergessen ist, dass alle jene Untersuchungen ohne besondere
Rücksicht auf diesen Punkt angestellt worden sind.
Diesen teils anfechtbaren, teils negativen Befunden gegenüber habe ich bereits in einer vorläufigen
Mittheilung'*) darauf hingewiesen, dass es in der That eine Familie der Isopoden giebt, in der solche
Reste einer hermaphroditischen Anlage der Geschlechtsdrüsen bei den Weibchen wenigstens in ganz
charakteristischer Ausbildung angetroffen werden: die Sphaeromiden.
Als Untersuchungsobjekt diente Sj^haeroma rugicauda. Ich fand dieselbe in einem kleineu Brack-
wasserbecken bei Neufahrwasser in unmittelbarer Nähe des Ostseestrandes, wo sie bereits von Z a c h a r i a s^)
erwähnt wird. Da dieses Becken „Der Kolk" den Ueberrest einer früheren Weichselmündung, ein
künstlich von der See wie von dem Flusslauf abgeschlossenes Altwasser darstellt,'') so darf wohl ver-
mutet werden, dass die Species zur Zeit der Verbindung des Kolks mit der Ostsee in denselben ein-
gewandert ist. Während sie aber in der See verhältnissmässig selten (in der Danziger Bucht bisher
überhaupt noch nicht) beobachtet worden ist, tritt sie dort namentlich am Ufer unter Steinen und in
Höhlungen dei'selben, in ausserordentlicher Menge auf: ein Beweis, dass das brackige Wasser dem Leben
der Art gans besonders günstig ist.
Ehe ich zur Beschreibung der Genitalorgane übergehe, will ich einige Bemerkungen über die
äusseren Unterschiede der Geschlechter vorausschicken.
Noch 1873 stellte Hesse') die Behauptung auf, dass die unter dem Gattungsnamen Cymodocea
zusammengefassteu Arten lediglich Männchen seien und als solche zur Gattung Sphaeroma, die allein
') Areliiv f. mikr. Anat. Bd. l'.i. 18.S1. p. ÖT'.I.
'') Commeutatio de Isopodibus. Bonnsie 188:i.
^) Die Geschlechtsverhältnisse der Oniscideii. In:iiig.-I.)iss. Halle 18«;!.
*) Zool. Anz. 1890. Nd. 351.
^) Zacharias. Fannistische Studien in westpreussischen Seen. Schriften der naturtorsch. Gesellsch. in Danzig
N. F. t;. Bd. 4. Heft, p. 'M.
^) Siehe Selige. Mittlieilungen üUer Fischerei in Westpreussen I. Die Gewüsser bei Danzig und ilu'e Fauna.
') Hesse. Memoire sur la faniille des Spherouiiens etc. Ann. des sc. nat. 5 ser. XVII. 1873.
I
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auf Weibchen bc\i;rüiulet sei, gestellt werden niüssten. Dem gegenüber betonte schon Ha rge r'), dass er von
iSjjJi. qitadridentata ty|iische Männchen gefunden habe, welche in ihrer äusseren Körperform den Weibchen
vollkoramcii glicheu und nur durch den Besitz von zwei penes am siebenten Thorakalsegment und
durch die für die männlichen Asseln charakteristischen griffeltorniigen Fortsätze am zweiten Pleopoden-
paar ausgezeichnet seien. Nachdem dann später auch Gerstäeker-j raitgetheilt hatte, dass er von
Sph. serratutn der Ostsee ebenfalls zahlreiche Männchen mit den genannten Charakteren beobachtet hätte,
konnte die ohnehin kaum begründete Vermuthung Hesse' s endgültig als widerlegt betrachtet werden.
Freilich enthalten die beiden citirten Angaben, in Form beiläufiger Notizen mitgetheilt und durch
keinerlei Zeichnungen erläutert, Alles, was über die Männchen der Gattung Sphaeroma zu unserer
Kenntniss gelangt ist. Es dürfte daher nicht überflüssig sein, auf eine Beschreibung der Geschlechts-
thiere an der Hand von Abbildungen näher einzugehen, um so weniger, als die Männchen von Sph.
rugicmula bisher nirgend erwähnt, noch in bildlicher Darstellung Aviedergegeben worden sind.
Schon eine Betrachtung von der Rückenseite (Taf. I, Fig. 3 u. 4) zeigt, dass Männchen und
Weibchen in ihrer äusseren Form nicht unwesentlich verschieden sind. Das Weibchen erscheint überall
gleichmässig breit; die seitlichen Ränder des Körpers verlaufen nahezu parallel zu einander von vorn
nach hinten ; das Abdomen ist kurz und halbkreisförmig abgerundet. Beim Männchen dagegen spitzt
sich der Körper nach dem Kopfe etwas zu und verbreitert sich gegen das Abdomen hin, welches sich
seinerseits wieder beträchtlich nach hinten verschmälert und schliesshch in einen horizontal gerichteten
schirmartig hervorragenden kurzen Schwanzfortsatz ausläuft. Bemerkenswerth ist, dass bei gleicher Grösse
der Thiere das Abdomen beim Männchen bedeutend länger und im Ganzen mächtiger entwickelt ist,
als beim Weibchen.
Noch deutlicher tritt der verschiedenartige Habitus bei Betrachtung von der Bauchseite hervor
(Fig. 1 u. 2). Auch liier zeigt sich, dass das Abdomen des Männchens bei gleicher Körpergrüsse erheblich
länger und breiter ist und dass namentlich die beiden flossenartigen Spaltäste des letzten Pleopoden-
paares bei diesem ganz besonders mächtig ausgebildet sind.
Die äusseren Genitalöftnungen des Weibchens liegen wie bei allen weiblichen Isopoden an der
Basis des fünften Thorakalbeinpaares und erscheinen als schmale schräg gerichtete Spalte (Fig. 1 goe).
Am zweiten, dritten und vierten Beinpaar treten uns die stummeiförmigen Anlagen der Brutlamellen
(lam) entgegen, die wir in Fig. V bei einem älteren Weibchen in vollkommener Ausbildung vor uns sehen.
Das Männchen (Fig. 2) besitzt am hinteren Rande des siebenten ßrustsegments zwei kurze
penes (pe), in welche die vasa deferentia hineinmünden. Diese verlaufen, wie wir schon bei äusserlicher
Betrachtung durch die Haut hindurch wahrnehmen können , divergirend unter der Bauchdecke hin,
um sich dann nach oben und vorn zurückzubiegen. Ueberdies sind die Männchen durch die beiden
griffeiförmigen Fortsätze (gr) am zweiten Pleopodenpaar ausgezeichnet, welche wohl nach Analogie anderer
männlicher Isopoden als Hilfsorgane bei der Begattung aufzufassen sind.
'j Harger, Sali. X\w\: Joiii-. 3 spr. vol. 5 1873. \\. 314.
'^j G er stücke 1- Bronn. Klassen und < Inlnungfn, V. Bd. 2 Alitli. p. 100.
— 13 4 ei —
In dei' Bildung der Muudtlieile liabe icli keine Ijemerkenswerthen Unterschiede nachweisen
können. Icli begnüge mich dalier, dieselben in Fig. 6 von einem Weibclien vergrössert wiederzugeben.
(Siehe dazu die Tafelerklärung und vergl. Fig. V.)
Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Geisseiglieder des zweiten Fühlerpaares beim Männchen
eine stiü-kere Behaarung aufweisen als beim Weibchen. (Um die Form der basalen Antennenglieder
und die Art ihrer Insertion zu zeigen , ist in Fig. 7 der Kopf eines Weibchens von vorn betrachtet
abgebildet; die Fühler der einen Seite sind liier entfernt, und wir sehen die Gruben, in welchen die-
selben eingelenkt gewesen sind, freigelegt.)
Die Männchen tragen die iimen eigenthümliche abweichende Körperform niclit von der Geburt
an zur Schau, sondern nehmen dieselbe erst mit dem Eintritt der Geschlechtsreife an. In der Jugend
gleichen sie den Weibchen in ihrer äusseren Erscheinung vollkommen und sind lediglich durch den
Besitz der beiden penes kenntlich, welche frühzeitig nach den ersten Häutungen auftreten. Erst später-
hin gehen sie durch einen oder mehrere Häutungsprozesse in die definitive männliche Form über, wobei
gleichzeitig die griffeiförmigen Fortsätze, die ich bei jugendliclien, noch nicht geschlechtsreifen Männchen
niemals beobachten konnte, zur Entwickelung gelangen. Es tritt also offenbar erst mit der Annahme
der typischen Männchenform die volle Geschlechtsreife und die Fähigkeit der Begattung ein.
Gehen wir nun zur Betrachtung der inneren Sexualorgane über, so treten uns zunächst beim
Weibchen die Ovarien als zwei platte, zwischen Darm und Aorta gelegene Di'üsen entgegen. Fig. 1,
Taf. II stellt dieselben von einem Weibchen von etwa 2,5 mm Länge dar. Schon in diesem jugend-
lichen Stadium zeigen dieselben den für fast alle Isopoden charakteristischen Bau. Längs des ganzen Aussen-
i-andes zieht sich ein schmaler Streifen hin, welcher dichtgedrängte Kerne in einem strukturlosen Plasma
eingebettet enthält; das Keimlager (kl). Nach innen zu machen sich einzelne grössere Kerne bemerkbar,
■welche bereits einen Zellkörper um sich gebildet haben, während am inneren Rand des Ovariums die
ältesten, deutlich als solclie erkennbaren Eizellen gelegen sind. In der Gegend des fünften Brustsegraents
erscheint das Keimlager unterbrochen, indem hier die Ovidukte (od) ihren Ursprung nehmen, die, ^^^e
Avir schon gesehen haben, sich nach der Bauchseite herüberbiegen, um an der Basis des fünften Thorakal-
beinpaares nach aussen zu münden.
Am vorderen äusseren Rande des Keimlagers treten nun drei Fortsätze (f f* f) sehr auffällig
hervor, welche man zunächst als Bindegewebsfäden anzusprechen geneigt sein wird, die zur Befestigung des
Ovariums in der Leibeshöhle bestimmt sein dürften. Indessen überzeugt man sich bei der Präparation,
dass dieselben nirgend mit dem peritonealen Bindegewebe in Zusammenhang stehen ; sie können leicht
mit dem Ovarium herausgelöst werden und zeigen stets unverletzte, scharf begrenzte Umrisse. In ihrer
feineren Struktur sind diese Anhänge in keiner Weise von dem ovarialen Keimlager unterschieden; sie
erweisen sich vielmehr als direkte Fortsetzungen desselben, indem sie dichtgedrängte Kerne in einem
strukturlosen Plasma erkennen lassen. Mit dem fortschreitenden Wachsthum des Eierstockes nehmen die
Anhänge an Grösse nicht zu und treten daher an älteren Ovarien viel weniger auffällig hervor, doch
sind sie auch hier stets in charakteristischer Ausbildung und in oft wechselnder Form und Grosse nach-
weisbar (Taf. II, Fig. 2).
Vergleichen wir nun diese Darstellung eines jugendlichen Ovariums von Spli. rugicauda mit den
Abbildungen, welche Mayer von den hermaphroditischen Genitaldrüsen der Cymothoiden gegeben hat,
I
KH 5 £*
so lässt sich die Aehnlichkeit der drei crwiihnten Fortsätze Iiinsiclitlicli ihrer Form und Insertion am
Ovarium mit den Hodenschläuchen der letzteren nicht verkennen. Wie diese sind die beiden oberen
Anhänge nahe bei einander angefügt, während der dritte etwas tiefer seinen Ursprung nimmt.
Wie Mayer gezeigt hat, ist der Hermaphroditismus der Cymotlioiden als ein protandischer zu
bezeichnen. In der Jugend tritt die männliche Reife ein; die Hoden entwickeln sicli zu mäclitigen
Schläuchen, die mit Spermatozoen gefüllt erscheinen. Erst im späteren Alter fungirt dasselbe Thier als
Weibchen, indem die anfangs kleinen Ovarialdrüsen sicli zu umfangreichen Eierschläuchen ausdehnen
und die Ovidukte zur Ausbildung kommen. Gleichzeitig werden die Hoden nun mehr und mehr zurück-
gebildet und schrumpfen scliliesslich zu kleineu Anliängen an der Aussenseite der mächtigen Ovarien
zusammen. Betracliten wir eine Abbildung, welche die Zwitterdrüse in diesem Stadium der weiblichen
Reife zur Darstellung bringt, so tritt die Aeimlichkeit mit dem Spliaeromichn-0\ avium ganz besonders
auffällig hervor.
Es kann nun mit Recht eingewendet werden, dass eine bloss morphologische Uebereinstimmung
nocli kein vollgiltiger Beweis für die Homologie der in Rede stellenden Gebilde sei. Indessen lässt sich
diese noch auf anderem Wege wahrscheinlich machen. Icli fand nämlich ein Weibchen, bei welchem
diese Anhänge abnonn gross entwickelt waren, derart, dass sie den Hodenschläuchen eines erwachsenen
Männchens nahezu an Grösse gleichkamen. Ein solches Ovarium ist in Fig. 3, Taf. II abgebildet.
Wenn schon diese Variabilität der Grüssenentwickelung verbietet, die fi-aglichen Gebilde als Binde-
gewebselemente oder als integrierende Theile des Keimlagers aufzufassen, so vollends ihre histologische
Beschaffenheit in diesem Falle. Am Querschnitt (Taf. II, Fig. 4) zeigte sich, dass die Anhänge hier
nicht mehr blosse Fortsetzungen des ovarialen Keimlagers darstellten, sondern dass sie mit epithelialer
Wandung bekleidete, vi'illig ausgebildete Schläuche repräsentirten. Zur Entwickelung von Spermatozoen
war es freilich auch hier nicht gekommen ; vielmehr sehen wir das Innere der Schläuche angefüllt mit
unregelmässig gehäuften Kernen von verschiedener Grösse, welche wohl Samenmutterzellen in verschiedenen
Stadien der Entwickelung darstellen dürften.
Die männlichen Organe der Spli. riitjicmula weichen in ihrem Bau von demjenigen anderer
Isopoden nicht wesentlich ab. Sie treten uns in Form von drei Hodenschläuchen (h' h" h') jederseits
entgegen (auf die Analogie derselben in Form und Anordnung mit den erwähnten Anhängen der Ovarien
(Fig. 1, Fig. 3), sei hier nochmals hingewiesen), welche sich zu je einem vas deferens (vd) vereinigen.
Diese biegen sich nach der Bauchseite herüber und münden getrennt an der Spitze der beiden oben
beschriebeneu penes am hinteren Rande des siebenten Brustsegments nach aussen. Schon bei jugend-
lichen Männchen von etwa 2,5 mm Körperlänge finden wir die Hoden wohl entwickelt vor (Taf. II, Fig. 5).
Bei der Zartheit und Durchsichtigkeit des jugendlichen Hodens lassen sich einzelne Eigenthüm-
lichkeiten der inneren Struktur schon bei äusserlicher Betrachtung wahrnehmen. Die äussere Hülle der
Drüsen sowohl wie der Ausführungsgänge wird durch ein grosszelliges Ej)ithel gebildet. Die Spitze
eines jeden Schlauches erscheint durch ein strukturloses mit zahlreichen Kernen versehenes Plasma an-
gefüllt: das Keimlager der Samenmutterzellen. Bei jugendlichen Hoden nimmt dieses Keimlager fast die
ganze innere Höhlung der Schläuche ein ; indessen treten uns im unteren Theil dei'selben hier bereits
Bündel von Spermatozoen entgegen, welche sich durch die feine parallele Längsstreifung als solche zu er-
kennen geben.
i3 6 ES
Unterhalb der Hodenschläuche am oberen etwas erweiterten Tlieil des vas deferens linden wir
nun ein merkwürdiges Gebilde vor in Gestalt eines fadenförmigen Anhanges (f), welches bei anderen
/so/>oft'eH-Familien bisher nicht beobaclitct worden ist. Dasselbe setzt sich an das Epithel des vas
deferens an und zeigt sicli in seiner Struktur mit den erwähnten Anhängen der Ovarien völlig über-
einstimmend, indem es in einem gemeinsamen Plasma zalilreiche gleichartige Kerne erkennen lässt.
Die Hoden älterer Männchen (Fig. 6) sind dadurch charakterisiert, dass der obere Abschnitt des
vas deferens zu einer mächtigen Samen blase (vs) umgebildet erscheint, die mit dicht gehäuften Bündeln
weissglänzender nadeiförmiger Spermatozoen strotzend angefüllt ist. Auch hier finden wir nun jenen er-
M'ähnten Anhang (f) ganz regelmässig wieder vor, in seiner äusseren Form in so fern verändert, als er
mit einem kurzen Stiel der Samenblase angefügt ist und in zwei entgegengesetzt gerichtete Zipfel aus-
läuft. Bei stärkerer Vergrösserung (Fig. 7) lässt das Gebilde durchaus dieselben Strukturverhältnisse
erkennen, wie wir sie soeben am jugendlichen Hoden kennen gelernt haben.
Dieses gleichartige Verhalten am jugendlichen und am reifen Hoden zeigt zur Genüge, dass der
Anhang mit der Bildung der Spermatozoen in keiner Beziehung stehen kann. Ebenso muss, nach der
histologischen Struktur zu urtheilen, eine Deutung des Organs als Drüse zurückgewiesen werden, und es
bleibt daher nichts übrig, als in demselben ein rudimentäres Gebilde zu erblicken. Indessen ergaben
sich mir keinerlei Anhaltspunkte für die naheliegende Vermuthung, dass dasselbe als der Rest einer
weiblichen Geschlechtsaniage zu betrachten sei.
Vielleicht werden auch hier Fälle abnormer Entwickelung über die wahre Bedeutung dieses
Organs einen Aufschluss geben können ; und zwar glaube ich, dass gewisse abweichend gestaltete Männ-
chen, welche ich gelegentlich fand, zum Nachweis solcher Abnormitäten besonders geeignet sein dürften.
Ich habe vorher erwähnt, dass die Männchen der tSj^h. rugicaxida in der Jugend bezüglich ihrer
Körperform den Weibchen vollkommen gleichen und erst mit Entritt der Reife ihre charakteristische
Gestalt durcli eine oder mehrere Häutungen annehmen. Gelegentlich kommt es indessen auch vor, dass
ein Männchen die weibliche Form selbst im geschlechtsreifen Zustand noch beibehält. Ich fand einzelne
derartige Exemplare, welche ich nach ihrer beträchtlichen Grösse zu urtheilen, als völlig ausgewachsene
Individuen betrachten musste, und habe ein solches in Fig. 11, Taf. II von der Bauchseite abgebildet. In
seiner Köperforni, der Gestalt des Kopfes, des Abdomens durchaus als Weibchen erscheinend, giebt sich
dasselbe lediglich durch den Besitz der beiden penes als Männchen zu erkennen. Bei der Präparation
zeigte sich, dass diese Männchen vollkommen ausgebildete Hoden besassen, die von denen der normalen
Männchen in keiner Weise unterschieden werden konnten und dass ihre Samenblasen mit reifen
Spermatozoen augefüllt waren. Indessen fehlten denselben stets die griffelförmigen Anhänge am zweiten
Pleopodenpaar, und es ist sonacli die Annahme unvermeidlich, dass solche Männchen zur Begattung
nicht fähig sind. Sehr merkwürdig ist schliesslich der Umstand, dass sich bei fast allen diesen Männchen
stummeiförmige Anlagen von Brutlamellen am zweiten, dritten und vierten Beinpaar ebenso wie bei jugend-
lichen Weibchen nachweisen Hessen.
Leider war ich zur Zeit, als ich diese Männchen untersuchte, auf die fraglichen Gebilde am
Hoden noch nicht aufmerksam geworden ; denn da dieselben in dem den Hoden umhüllenden fettreichen
pigmentirten Bindegewebe eingeschlossen sind, können sie leicht übersehen und erst bei eingehender Prä-
paration sichtbar gemacht werden. Möglich, dass diese eigenthümlichen Anhänge bei den erwähnten, ab-
i3 i ES
normen Männchen eine besondere Ausbildung zeigen, und dass es weiteren Untersucliungen gelingen
"vvird, über die wahre Bedeutung derselben genauere Aufschlüsse herbeizuführen. Wenn ich es also
dahingestellt sein lassen muss, ob bei den Männchen der Spli. rugicaiida Reste einer zwittrigen Anlage
der Genitaldrüsen nachweisbar sind, so glaube ich für die Weibchen die Existenz derselben unzweifelhaft
dargethan zu liabeii.
Im Hinblick auf die hier dargestellten Befunde lag es nahe, zu vermutlien, dass die erste Anlage der
Genitaldrüsen in beiden Geschleclitern eine übereinstimmende sei, und es durfte erwartet werden, bei Betrach-
tung ganz jugendlicher Formen weitere Anhaltspunkte für die Deutung der hier besprochenen eigenthümlichen
Bildungen zu gewinnen. Indessen habe icli bei der vorgerückten Jahreszeit aus Mangel an hinreichendem
Matei-ial diese Untersuchung nicht zum Abschluss füliren können. Was ich darüber feststellen konnte,
will ich im Folgenden in Kürze darlegen.
Die ersten Anlagen der Geschlechtsorgane treten uns bei neugeborenen Larven entgegen, wie sie
in Fig. 8 und 9 Taf. I dargestellt sind. Da ich auf die äussere Organisation derselben im dritten Theil
dieser Abhandlung näher zurückkomme, sei hier nur erwähnt, dass sie wie die meisten Isopoden-hiivven
den ausgebildeten Thieren bis auf den Mangel des siebenten Beinpaares fast vollkommen gleichen. Ein
Querschnitt, etwa durch das fünfte Brustsegment einer solchen Larve hindurch gelegt (Taf. II, Fig. 8),
lässt die wesentlichsten Eigenthümlichkeiten des inneren Baues überblicken.
Von der Rückendecke ziehen nach den Ansatzstellen der Extremitäten kräftige Muskelbänder
hin, welche durchaus noch eine embryonale Struktur zur Schau tragen. Das Ganglion (ga) des Thorakal-
segments ist relativ mächtig entwickelt. Es zeigt am unteren Rande eine Anhäufung von Ganglienzellen,
während die Hauptmasse durch eng verschlungene Fasersysteme zusammengesetzt erscheint. Unterhalb
des Rückens treffen wir die Aorta (ao) an, deren Wandung durch eine kernhaltige Bindegewebsmembran
gebildet wird. Die Aorta setzt sich nach hinten, wie man sich au Schnitten durch die Abdominalregion
überzeugen kann, in einen mächtigen Herzschlauch fort, dessen Bau eine Eigenthümlichkeit zeigt, welche
in anderen Isojwdeii-FamiMen nicht beobachtet worden ist. Betrachten wir nämlich einen Querschnitt
durch das Herz in der Gegend des Abdomens, so sehen wir, dass dasselbe dui'ch eine schräg von oben
nach unten verlaufende Wand in zwei Kammern getheilt ist (Taf. V, Fig. 6). Bei erwachsenen Thieren
jedoch scheidet diese Wand nicht den Herzschlauch seiner ganzen Länge nach in zwei völlig getrennte
Hälften, sondern sie geht nach vorne in eine Falte über, welche von der oberen zur unteren Herzwand
herabhängt, ohne mit der letzteren in Verbindung zu stehen, und somit eine Kommunikation der
beiden Kammern gestattet (Taf. VI, Fig. 3). Weiter nach vorne hin wird diese Falte immer kleiner
(Fig. 4) und verliert sich schliesslich vollständig, indem sich das Herz in eine einfache Aorta fortsetzt
(Fig. V). Gleichzeitig zweigen sich an dieser Stelle zwei seitliche Gefässe vom Herzen ab, deren Ver-
lauf ich nicht weiter verfolgen konnte (Fig. 6).
Der Darm der Larve (da) zeigt ein wohl entwickeltes Drüsenepithel und ausserhalb desselben
eine Bindegewebslamelle. Neben dem Darm bemerken wir zwei Leberschläuche (le), quer durchschnitten
mit embryonalem Charakter des Gewebes und zum Theil noch Dotterelemente in sich einschliessend.
Von der Bindegewebslamelle des Darmrohres ausgehend ziehen zwei Bindegewebszüge nach der
Aorta hei-über. An diesen treten zwei kleine Anschwellungen (w) auf: die ersten Anlagen der Genital-
drüsen. Fig. !• stellt diese Partie stärker vergrössert dar. Die Wülste sind mit lebhaft gefärbten
i3 8 ES
Kernen von verschiedener Grösse auget'üllt. Die kleineren derselben gleichen den Kernen des Binde-
gewebes nnd dürften die Grundlage des Epithels der Drüse bilden ; die anderen , Avohl auf vergrösserte
Kerne der ei'sten Art zurückführbar, stellen zweifellos die jugendlichen Keimzellen dar. Ich vermuthe,
dass es sich im vorliegenden Fall um die xinlage eines Ovariums handelt, da ich an jugendlichen Hoden
etwas späterer Stadien eine solche Verschiedenheit in der Grösse des Kernmaterials nicht habe nachweisen
können. Die ganzen Wülste sind in der Längsrichtung des Körpers noch wenig ausgedehnt, vielleicht
auf zwei bis drei Brustsegmente beschränkt, denn sie treten uns nur auf wenigen Schnitten einer Serie
entgegen.
Bemerkenswerth ist, dass Avxsführungsgänge auf diesem Stadium noch vollkommen vermisst
werden. Indessen tritt ihre Anlage bei den Männchen wenigstens schon sehr frühzeitig nach der
Geburt hervor. Bei einem sehr jugendlichen Männchen, das etwa eine Häutung durcligemacht haben
mochte, und welchem das siebente Beinpaar noch vollkommen fehlte, konnte ich bereits die penes in
Form kleiner Hautausstülpungen nachweisen. Auf Schnitten zeigte sich, dass im Anschluss an dieselben
auch Anlagen der vasa deferentia entwickelt waren , die sich jedoch nicht bis zum Zusammenhang mit
dem Hoden verfolgen Hessen. Es darf daraus wohl geschlossen werden, dass wenigstens die distalen
Abschnitte derselben durch eine Einstülpung der äusseren Haut und unabhängig vom Hoden ihre Ent-
stehung nehmen.
Die Hoden stellen zu dieser Zeit zwei schmale langgestreckte, nach vorn in zwei Zipfel, die
ersten Anlagen der Hodenschläuche, auslaufende Bänder dar (Taf. II, Fig. 10). Das ganze Gewebe des
jugendlichen Hodens setzt sich aus einem gleichartigen Kernmaterial zusammen, welches ohne deuthche
Zellgrenzen in einer gemeinschaftlichen plasmatischen Grundsubstanz eingelagert ist.
Ueber die ersten Stadien der weiblichen Geschlechtsdrüsen vermag ich keine näheren Angaben
zu machen. Was jedoch die Entwickelnng der Ovidukte betrifft, so habe ich diese zwar nicht bei Sph.
rugicauda, wohl aber bei Asellus aquaticus eingehender verfolgen können. Ihre Anlage scheint hier
sehr spät zu beginnen nnd zwar bei Weibchen , deren siebentes Beinpaar schon vollkommen entwickelt
ist. Fig. 5, Taf. III stellt einen Querschnitt durch das fünfte Thorakalsegment eines solchen dar.
Die oberhalb des Darmes gelegenen, sehr kleinen Ovarien (ov), lassen deutlich die in Bildung
begriffenen jugendlichen Eizellen erkennen. Indessen bemerkt man noch keine Kommunikation derselben
nach aussen hin, und wenn man eine Serie von Schnitten durchmustert, findet man nichts, was als
eine Anlage der Ausführungsgänge von den Geschlechtsdrüsen aus zu deuten wäre. Dagegen bemerkt
man in der Region des fünften Brustsegments zwei in die Leibeshöhle vorragende umgekehrt trichter-
förmige Einstülpungen (od) der Hypodermis, welche, mit ihren Spitzen gegen die Ovarien gerichtet, als
die Anlagen der Ovidukte betrachtet werden müssen. Die epithelialen Wandungen der eingestülpten
Partieen erscheinen gegenüber der Hypodermis, aus welcher sie hervorgegangen sind, von den Umbie-
gungsstellen an erheblich verdickt (Taf. III, Fig. 8e), inid äusserlich von einer Bindegewebslage
umkleidet.
Diese Einstülpungen dringen nun weiter gegen die Geschlechtsdrüsen vor und verwachsen schliess-
lich mit denselben, indem ihre bindegewebige Hülle direkt in die Bindegewebemembran der Ovarien
übergeht.
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Die Eibildur-.
Die Eibilduns" bei den Isopodeii ist vielfach untersucht worden und es könnte scheinen, dass
■dieses Thema völlig erschöpft sei. Dennoch sind einzelne hierauf bezügliche Fragen, insbesondere die
Art und Weise der FoUikelbildung, bisher nicht genügend klar zur Darstellung gekommen.
Sehen wir von einigen parasitischen Formen ab, welche durch eigenartige anatomische Vei-hält-
nisse ausgezeichnet sind , so lassen die Ovarien überall den gleichen Bau erkennen. Sie bilden zwei
mehr oder weniger lang gestreckte Schläuche, welche symmetrisch oberhalb des Darmes und unterhalb
des Rückengefässes sich in der Längsrichtung des Körpers hinziehen.
Leuckart^) zeigte zuerst an den Gattungen Oniscus und ArmadiUo, dass das Keimlager auf
einem schmalen, am Aussenrande eines jeden Ovariums entlang laufenden Streifen angeordnet ist; ein
Verhältniss, welches sich als ganz allgemein giltig für alle normal gebauten Familien der Isopoden hat
nachweisen lassen.
Die erste genauere Untersuchung der Anatomie des Eierstockes und des Eibildungs-Prozesses,
speziell bei Asellus aquatkus, verdanken wir van Beneden.") Er unterschied neben dem Keimlager
den nach der Medianlinie zu gelegenen Abschnitt des Ovariums, in welchem die reifen Eier angetroffen
werden, tJs Dotterlager. (Insofern dui'ch diese Benennung eine Analogie mit den Platt^vürmern begründet
"werden sollte, hat man dieselbe in der Folge sehr bald wieder fallen lassen.)
Die Wand des Dotterlagers soll sich nach van Beneden aus drei Schichten zusammensetzen
und zwar von innen nach aussen fortschreitend aus dem eigentlichen Ovarialepithel, einer strukturlosen
tunica propria und scliliesslich einer bindegewebigen Hülle. Nach dem Aussenrande des Ovarialschlauches
hin gehen diese Epithelien in das schon von Leuckart beschriebene Keimlager über, einen strukturlosen
plasmatischen Streifen, welcher zahlreiche Kerne, durch keine deutlichen Zellgrenzen von einander ge-
trennt, in sich eingeschlossen enthält. Diese Kerne hefern das Bildungsmaterial für die jugendlichen
Eikeime, indem sie sich vergrössern, sich mit einem diskreten Zellkörper umgeben und in das Dotterlager
hinüberrücken, wo sie unter reichlicher Ablagerung von Dotter heranzuwachsen beginnen; indem immer
neue Eikeime vom Keimlager aus nachrücken, werden die ältei'en Eier nach dem inneren Rande des
Ovariums hinübergedrängt.
Hier findet man nun dieselben nach van Beneden stets von einem geschlossenen Follikel-
epithel umhüllt, welches vom Epithel des Dotterlagers aus dadurch, dass dieses zwischen die einzelnen
Eier hineinwächst, gebildet werden soll.
Gegen diese Auff'assuug von der Entstehung des FoUikelepithels wendet sich La Valette,')
welcher die Eibildung bei den Onisciden untersuchte. Er beschi-eibt lediglich zwei Hüllen des Eierstockes,
das Bindegewebsepithel und die tunica propria. Die Existenz eines FoUikelepithels giebt er zu, betont
aber zugleich, dass dasselbe nicht nur den älteren, sondern auch den jugendlichen Eizellen zu-
'; R. Leuckart in Wagnev's Handwörterbuch der Physiologie, Bil. IV. 1853.
-) Van B e n e d e n. Recherches sur l'embryogenie des Crustacces I. Observations sur le developpemeut de
l'Asellus aquaticus. Bull, de l'acad. roy. d. .sc. de Belg. 2 ser. XVIII. 1869, und Recherches sur la comp, et la signif.
•de l'ceuf. Mem. com-, des sav. etr. publ. par l'acad. roy. de sc. de Belg. XXXIV. 1870.
') La Valette. Commeutatio de Isopodibus. Bonnae 1883.
Bibliotbeca zoologica. Heft X. ^
« 10 ö
komme, und si^richt schliesslich die Vermuthuiif^- aus, dass die Zellen dieses Follikelepithels mit den.
Eizellen gemeinschaftlichen Ursprungs, dass beide vom Keimlager herzuleiten seien.
Da wohl anzunehmen ist, dass bei Asellus und den Onisciden analoge Verhältnisse ausgebildet
sind, so stehen beide Anschauungen sich unvermittelt gegenüber. In der That ist es schwierig, durch
eine Untersuchung, welche sich auf Betrachtung des Ovariums in toto beschränkt, zu entscheiden, welche
die richtige sei; dagegen giebt ein Querschnitt hierüber sicheren Aufschluss.
Die Strukturverhältnisse, welche ein Querschnitt durch ein Ovarium von Asellus aqunticus
(Taf. VI, Fig. 1) darbietet, erinnern lebhaft an das Bild einer Eiröhre eines Insektenovariums. Wir
sehen hiei-, dass der Eierstock, wie La Valette angiebt, von zwei Hüllen umgeben ist : einer äusseren
Bindegewebsmembran (bep), welche zerstreute, länglich platte Kerne aufweist, und einer darunter liegen-
den tunica propria (tpr), während ein inneres Ovarialepithel, wie es van Benedeu beschreibt, durch-
aus vermisst Avird.
Am zugespitzten Ende des Querschnittes, welcher dem Aussenrande des Ovariums entspricht^
treffen wir das Keimlager an (kl), eine Anhäufung von Kernen, welche in einem gemeinschaftlichen
Plasma eingelagert sind. Ob die beiden Hüllmembranen des Ovariums sich auch über dieses Keimlager
hinwegziehen, oder ob sie continuirlich in dasselbe übergehen, lässt sich auch hier nicht mit Sicherheit
entscheiden.
In der Region unmittelbar neben dem Keimlager bemerken wir nun einzelne stark vergrösserte
Kerne (k, k), welche offenbar als jugendliche, in Bildung begriffene Keimbläschen zu betrachten sind,
indessen noch keinen deutlichen Zellkörper in ihi'er Umgebung erkennen lassen. Sie sind von einem
körnigen, stark färbbaren chromatischen Inhalt erfüllt, unterscheiden sich aber von den älteren Keim-
bläschen durch den Mangel eines diskreten nucleolus. Weiterhin treffen wir charakteristische junge
Eizellen an, deren ansehnliche Keimbläschen durch ein lockeres chromatisches Netzwerk und meist zwei
nucleoli von verschiedener Grösse ausgezeichnet sind. Der innere Rand des Ovariums wird schliesslich
durch eine ältere Eizelle eingenommen mit reichlichem Dotter und einem Keimbläschen, das einen einzigen
grossen nucleolus in sich einschliesst. Dieses Ei, ebenso wie die jüngeren und jüngsten Eikeime sind
an ihrer Peripherie von zahlreichen Kernen umgeben, welche mit denen des Keimlagers in Grösse und
Struktur übereinstimmen und welche wir als die Kerne des Follikelepithels ansprechen müssen.
Es bestätigt sich also die Angabe La Vallette's, dass schon die jüngsten Eier mit Follikel-
zellen versehen sind. Dass dieselben ihrem Ursprung nach auf die Kerne des Keimlagers zurückzu-
führen sind, kann nach einem Blick auf Figur 1 nicht zweifelhaft sein, und wir werden uns hiernach
die Ei- und Follikelbildung bei Asellus aquaticus folgendermassen vorzustellen haben.
Vom Keimlager lösen sich kleine Gruppen von Kernen los und rücken gegen das Innere des
Ovarialschlauches vor. Ein central gelegener Kern einer solchen Gruppe vergrössert sich stark, um-
giebt sich mit einem Zellkörper und bildet sich zu einer jugendlichen Eizelle um, indess die übrigen,
peripheren Kerne ihre ursprüngliclie Grösse beibehalten und im Umkreis der Eizelle als Follikelepithel
zusammenschliessen. Mit dem fortschreitenden Wachsthum der Eizelle vergrössert sich auch das Follikel-
epithel durch fortgesetzte Theilung seiner Zellen. Ein Querschnitt durch ein Ovarium von Sphaeroma
rugicmida zeigte durchaus dieselben Strukturverhältnisse, wie sie hier für Asellvs beschrieben worden sind.
— S3 11 e::^- —
Es bleibt mir schliesslich uoch übrig, über die Natur der EihüUen, welche am reifen Ei des
Asellus aquaticus zur Ausbildung kommen, einige Worte zu sagen. Nach Sars') und Dohrn-) soll
■das reife, in den Brutraum übertretende Ei von zwei Membranen umhüllt sein. Die äussere ist als Chorion
bezeichnet und ziemlich allgemein als ein Derivat des Follikelepithels in Anspruch genommen worden ;
über die innere sind die Ansichten getheilt. Während Sars und Dohrn sie als Dotterhaut betrachten,
leugnet van Beneden ihre Existenz bei frisch gelegten Eiern überhaupt und glaubt sie erst nach
Ablauf der ersten Furchungen nachweisen zu können. Er betrachtet sie infolge dessen als eine Bildung
der Blastodermzellen, gewissermassen als das Produlvt einer ersten Häutung des Embryos und bezeichnet
sie als cuticule blastodermique.
Ich vermag mich den diesbezüglichen Ausführungen von Beneden 's nicht anzuschliessen. Ich
konnte die innere Eimembran bereits an Eiern nachweisen, welche sich durch den im Centrum sicht-
baren ersten Furchungskern deutlich als ungefurelitc zu erkennen gaben. Auch glaube ich dieselbe an
Querschnitten durch Eier, welche in der Bildung der Richtungskörper begiifFen waren, als feinen Contour
über der sich vorwölbenden Richtungsspindel bemerkt zu haben. (Taf. IV, Fig. 9).
') Sars, Histoiro naturello des Crustaces d'eau douof de Norvege. 1. Los Malacostraces, 18G7.
-) Dolirn, Die embryonale Entwiekelimg des ÄseUits aquaticus. Zeitschr. f. wissensch. Zool. XVII. 1867.
II.
Die Eireifniig und die damit ziisammenliäugenden Erscheinniigen.
Die Reifungserschemungen des Arthropoden-Eies sind erst in den letzten Jahren Gegenstand
eingehender Untersuchungen geworden.
Wenn durch die Arbeiten von Stuhlmann*) und Henking^) die Vermutung erweckt worden
war, dass an den mit einem reichen Dotter ausgestatteten Eiern dieser Tiergruppe eigenartige Reifungs-
erscheinungen ausgebildet sein möchten, so haben die Untersuchungen von Blochmann^) und Weis-
mann*) diese Annahme sehr bald als eine irrige erwiesen.
Es hat sich gezeigt, dass an den sehr dotterreichen Eiern der Insekten und einzelner Daphniden
die Reifung durch Bildung von Richtungskörpern in ganz ähnlicher Weise vor sich geht wie bei allen
andern bisher daraufhin untersuchten Thiergruppen. Im Anschlüsse an diese Ergebnisse theilte ich in
einer kurzen Notiz mit,*) dass ich an den Eiern einer Assel, des Asellus aquaticus ebenfalls eine normale
Bildung von Richtungskörpern beobachtet hätte. Die genaueren Resultate meiner diesbezüglichen Unter-
suchungen erlaube ich mir in der vorliegenden Abhandlung darzulegen.
Je allgemeiner die Verbreitung der hier in Rede stehenden Erscheinungen im ganzen Thier-
reich nachgewiesen wurde, je mehr die Ueberzeugung von der prinzipiellen Wichtigkeit derselben sich
befestigte, um so lebhafter trat in neuster Zeit die Frage nach den feineren karyokinetischen Prozessen,
welche dabei eine Rolle spielen, in den Vordergrund des Interesses. An günstigen Objekten ist es in-
zwischen gelungen, diese Frage in sehr befriedigender Weise ihrer Lösung entgegenzuführen. Nichts desto
weniger erscheint die Forderung nach einer möglichst vielseitigen Bestätigung und Prüfung der gewonnenen
Ergebnisse durch Beobachtungen an anderen Thiergruppen als diirchaus berechtigt.
Unter den dottereichen Eiern der Arthropoden kann dasjenige von Asellus aquaticus vielleicht
als eines der günstigeren Objekte für derartige Untersuchungen betrachtet werden. Wenn auch durch
den stark angehäuften Nahrungsdotter und die dadurch bedingte Undurchsichtigkeit der Eier, welche
') Stuhlman 11. Die Reifung des Artliropoileneies. Ber. d. natiirf. Ges. zu Freiburg i. Br. Bd. I. 1886.
'; Henkiiig. Untersuchungen über die Entwickeinng des Phalangideneis. Zeitsclir. f. wiss. Zool. XLV. 1887.
") Bloehmann. Ueber die Riehtungslvörper bei Insecteneiern. Morph. Jahrb. XII. 1887.
*) Wcisuiann und Iscbilvawa. Ueber tue Bildung der Richtungskörper bei thierischen Eiern. Bericlit der
naturf. Ges. zu Freiburg i. B. III, 1887.
'; Zool. Anzeiger 1887, p. 533.
*S 13 cS
ein Zerlegen in Schnitte 'nothwendig raaelit, der Untersuchung dieselben Schwierigkeiten in den Weg
gelegt werden wie bei den meisten Arthropodeneieru, so sind andrerseits die Richtungstiguren verhältniss-
milssig gross und durch eine geringe Zahl und übersichtliche Anordnung der chromatischen Elemente
ausgezeichnet. Diese Umstände bestimmten mich, auch die karyokinetischen Vorgänge, soweit es möglich
war, an den mir vorliegenden Präparaten zu verfolgen.
Andererseits haben speziell bei den Isopoden gewisse Vorgänge am mütterlichen Organismus,
welche die Eireifung begleiten, durch die Untersuchungen von Seh ob P) und Friedrich^) an Onisciden
neuerdings besonderes Interesse gewonnen. Es wird somit auch die Frage zu erörtern sein, in wie fern
den von jenen Forschern geschilderten merkwürdigen Vorgängen eine aligemeinere Verbreitung unter den
Asseln zuzuerkennen ist.
Die hier gegebene Darstellung beschränkt sich vorwiegend auf Asellus nquaiicus. Da derselbe
leicht in reichlicher Menge zu beschaffen ist und ohne Schwierigkeit in der Gefangenschaft fortpflanzungs-
fähig erhalten werden kann, bietet er alle Vortheile, welche zu einer derartigen Untersuchung wünschens-
werth sind.
Ich gehe zunächst auf die Umgestalttungen am weiblichen Organismus ein, welche der Eireifung
theils vorausgehen, theils dieselbe begleiten.
Die Bildung des B r u t r a u m s.
Zur Zeit der Geschlechtsreife treten bei den weiblichen Asseln eigenthümliche lamellöse Anhänge
an der Basis einzelner Thorakalbeinpaare auf, welche unterhalb der Brust eine geräumige, zur Aufnahme
der sich entwickelnden Eier bestimmte Bruthühlung abschliessen. Diese sogenannten Brutlamellen haben
sich in allen Familien der Isopoden, abgesehen von einigen auch sonst sehr abnorm gestalteten Formen,
als charakteristische Schutzorgane der Brut nachweisen lassen. Indessen sind über die feinere Struktur
und die Entwicklung derselben bisher nur wenige und unzureichende Daten bekannt geworden.
Was zunächst die Entwicklung dieser Orgaue anbetrifft, so hat erst neuerdings Friedrich^)
einige auf die Familie der Onisciden bezügliche Angaben veröffentlicht. Hiernach legen sich dieselben
ursprünglich als Verdickungen der Chitinogenmembran an. Bei geschlechtsreifen Weibchen liegen sie
als fertig gebildete Organe zusammengefaltet in der Lücke zwischen der Hypodermis und der Cuticula
der Brustsegmente eingeschlossen, bis sie durch eine Häutung kurz vor der Eiablage enthüllt werden.
Bei Asellus aquaticus nimmt die Entstehung dieser Organe einen etwas abweichenden Verlauf.
Bereits bei ganz jugendlichen Weibchen, deren Ovarien in den ersten Stadien der Dotterbildung begriffen
sind, wölbt sich die Hypodermis an den späteren Ansatzstellen der Brutlamellen zu kleinen Erhebungen
vor, und diese wachsen zu kurzen, schmalen nach der Medianlinie des Körpers gerichteten Fortsätzen
aus, welche unter der zarten Chitinhaut der Brustsegemente schon bei äusserlicher Betrachtung des Thieres
sichtbar sind. Wie der in Fig. 1 (Taf. III) abgebildete Querschnitt erkennen lässt, sind diese Fortsätze nicht als
blosse Verdickungen der Haut zu betrachten, sondern als Ausstülpungen, als Duplikaturen der Hypodermis,
deren inneres lumen mit der Leibeshöhle in offener Verbindung steht. Ausserdem bemerkt man am Quer-
') Schöbl. Die Fortpflanzung isopoder Crnnlaceen. ^Vrcliiv f. iirikr. Aiiat. Bd. 17.
') Friedrieb. Die Geschleehtsverhältnisse der Onisr'ulen, Iiiaug.-Diss. Halle. 1883.
^; Friedrich, 1. c.
i3 U F>
schnitt, dass sich die Hypodermis an den inneren Ansatzstellen eines jeden dieser Fortsätze zu einer kleineu,
schräg nach aussen gerichteten Leiste (1) vorwölbt. Bei der nächsten Häutung treten dann diese Fort-
sätze als kleine griftelförmige Anhänge an der inneren Basis der vier ersten Thorakalbeinpaare frei nach
aussen hervor. Sie bilden die erste Entwicklungsstufe der Brutlamellen.
Die weitere Entwicklung derselben bietet äusserlich keine besonderen Eigenthümlichkeiteu dar.
Wie alle Anhangsgebilde des Arthropodenkörpers wachsen sie in Perioden von einer Häutung zur nächst-
folgenden, und zwar treten sie bereits nach einer zweiten Erneuerung des Chitiupanzers in einer so er-
heblich verlängerten Gostalt wieder auf, dass sie in der Mittellinie des Körpers einander nahezu be-
rühren. (Fig. 2).
Gleichzeitig mit ilirem Läugcnwaclistiium hat sich indessen im Inneren eine bemerkenswerthe
histologische Veränderung vollzogen, wie Fig. 2 an einem Querschnitt durch das vierte Thorakalsegeraent
erkennen lässt. Die beiden Hypodermisblättei', welche die obere und untere Wand der Fortsätze auskleiden,
erscheinen durch vielfache zarte plasmatische Fasern untereinander verbunden. Diese Fasern, Ausläufer
der hypodermalen Zellen, theilen den ganzen Binnenraum der Lamelle in ein überaus feines System
commuuicirender Gänge und Höhlungen, welche ihrerseits zur Aufnahme von Blutströmeu bestimmt sind,
wie die zahlreichen in ihnen suspendirten Blutkörperchen (b,b) beweisen.
So, durch reichliche Ernähru.ng gefördert, schreitet des Wachsthum der Lamellen in der nun
folgenden Periode bis zur nächsten Häutung sehr rasch vorwärts. Lidem das hypodermale Gewebe sich
mächtig in die Breite und in die Länge erweitert, schiebt es sich innerhalb der cuticularen Hülle zu dicht
gedrängten zierlichen Falten zusammen, wobei gleichzeitig die elastische Chitinmembran beträchtlich nach
allen Seiten ausgedehnt wird. Fig. 3 veranschaulicht diese Verhältnisse an einem Quersclmitt durch
das vierte Brustsegement eines Weibchens, welches kurz vor der Eiablage steht und im Begriff ist, die
letzte Häutung durchzumachen, während Fig. 4 einen Querschnitt durch einen der ventralen Fortsätze
etwas stäi'ker vergrössert wiedergiebt.
Der Verlauf des Häutungsprozesses ist für die Onisciden von Schob 1 und Friedrich (siehe
1. c.) sehr eingehend geschildert worden. Bei Asellus erfolgt derselbe in ganz analoger Weise. Wie
Fig. 3 zeigt, hat sich die alte Chitinhaut überall von den Körperwandungen gelockert und lässt unter sich
die neugebildete, zarte cuticula erkennen, welche ihrerseits der matrix fest anliegt. Nachdem nun
zwischen dem fünften und sechsten Thorakalsegment rings um den Körper ein Riss des alten Chitin-
panzers erfolgt ist, wird die hintere Hälfte desselben im Zusammenhang zuerst abgestreift. Bald darauf
folgt die vordere Hälfte nach und mit ihr die Hüllen, welche die Anlagen der Brutlamellen bisher
umschlossen. Auf die feinere Struktur der fertig ausgebildeten Lamellen gehe ich an dieser Stelle
nicht näher ein; sie wird im dritten Theil dieser Abhandlung eingehend geschildert werden.
Der wesentliche Unterschied in der Entwicklung der Brutlamellen bei Porcellio scaher und
Asellus aquaticus besteht sonach darin : Bei Porcellio erfolgt die ganze Anlage in der Lücke zwischen
der Hypodermis und der cuticula der Brustsegmente und ist auf eine einzige Häutuugsperiode beschränkt ;
bei Asellus dagegen treten die Lamellen sehr frühzeitig als äussere Anhänge hervor und ihre völlige
Ausbildung nimmt drei Häutungsperioden in Anspruch. Offenbar ist in der sehr beträchtlichen Grösse
der Brutlamellen bei Asellus der Hauptgrund für diese Verschiedenheit zu erkennen. Der Raum zwischen
Hypodermis und cuticula ist nicht gross genug, um die sehr voluminöse Anlage dieser Organe in sich
« 15 FS^
aufnehmen zu können ; es müssen daher besondere Erweiterungen der Kürperwand zur Bergung derselben
geschafien werden. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass bei Forcellio jeder Häutungsprozess wegen der
sein- betriiclitlichen .Stärke des Chitinpanzers viel tiefer greifende Störungen in dem Allgemeinbefinden des
Organismus mit sich bringt, dass daher Häutungen auch wohl viel seltener erfolgen als bei Asdlus
uqunticus, dessen leichtes Chitinskelett eine häufige Erneuerung ohne Schwierigkeiten gestattet.
Auch hierin kann ein Grund dafür erblickt werden, dass die Uilduiig der Brutlamellen bei
Forcellio nicht über mehrere Häutungsperioden ausgedehnt werden konnte.
Ich glaube, dass die beiden hier erörterten Typen der Anlage der Brutlauiellon mit geringen
llodifikationen sich in allen Familien der Isopodeii wiederfinden werden, und dass in jedem Falle die
relative Grösse dieser Organe und die Häufigkeit der Häutungen für die Annahme des einen oder des
anderen Bildungsmodus entscheidend gewesen sein Avird').
Die Befruclituug und Ablage der Eier.
Sehr bald nachdem die Brutlamellen enthüllt worden sind und sicii zum unteren Versciduss der
Bruthöhlung vereinigt haben, erfolgt die Ueberführung der Eier in dieselbe. Die Art und Weise der
Eiablage selbst nimmt in besonderem Grade unser Interesse in Anspruch, nachdem durch die Unter-
suchungen von Schübl und Friedrich die merkwürdigen Erscheinungen bekannt geworden sind,
welche in der Familie der Onlsciden diesen Vorgang begleiten. Hiernach treten gleichzeitig mit der
Anlage der Brutlamellen weitere Umgestaltungen am Organismus der geschlechtsreifen Weibchen auf.
Einerseits bilden sich als Ausstülpungen der Hypodermis der vier ersten Thorakalsegmente die sogenannten
Brutschläuche oder Cotyledonen aus, welche bereits von Treviranus^) beschrieben und als Ernährungs-
organe der Brut in Anspruch genommen worden sind. Andererseits tritt bald nach erfolgter Begattung,
nachdem die Spermatozoen in die Ovidukte aufgenommen sind, ein Verschluss der äusseren weiblichen
Geschlechtsöflfnungen dadurcii ein, dass sich die neu gebildete Chitinhaut continuirlich über die Ausmün-
dungen der Eileiter hinwegzieht. Gleichzeitig verdickt sich dieselbe an diesen Stellen zu einem soliden,
nach innen vorspringenden Chitingriffel, welcher eine Strecke weit in die Höhlung des Ovidukts
hineinragt. An Stelle der verloren gegangenen äusseren Geschlechtsöffnungen weist indessen die neue
cuticula auf der Grenze zwischen dem fünften und sechsten Brustsegment einen breiten Querspalt auf,
welcher seinerseits zur Ablage der Eier bestimmt erscheint.
Nachdem alle diese Umgestaltungen mit der Vollendung des Häutungsprozesses zum Abschluss
gekommen sind, beginnen die Eier das Ovarium zu verlassen ; sie gleiten an dem Chitingriffel entlang
bis zum Ende des Ovidukts hinab, durchbrechen hier an einer Stelle das Gewebe desselben und gelangen
in die Leibeshöhle, aus weicher sie schliesslich durcli den erwähnten Querspalt in den Brutraum über-
geführt werden
Ich habe im Vorstehenden das wesentliche der Schilderung rekapitulirt, welche S c h ö b 1 und
Friedrich übereinstimmend von diesen Vorgängen geben. Ich bezweifle nicht, dass die Beobachtungen,
') Wir werden weiterhin seilen, dass die Gattung Sphaeroma, welche sehr kleine Brutlamellen besitzt, sich be-
ziiglicli der Anlage derselben eng an die Onisciden anschliesst. — Die iiiäclitigen Lamellen, durch welche die Gattung
SeroUs ausgezeichnet ist, werden nach den Abbildungen \ on Sludcr lArch. f. Nat. 187Ü, 45. Jahrg.) in ganz analoger AVeise
wie bei Asellus aquaticus angelegt.
') Treviranus. Vermischte Schriften I. Thcil.
— ö lö a —
welche dieser Schilderung zu Grunde Hegen, richtig sind; indessen möchte ich hier auf einige Punkte
aufmerksam machen, welche mir nicht genügend aufgeklärt zu sein scheinen und deren Richtigstellung
vielleicht zu einer etwas al)weichenden Deutung der beobachteten Erscheinungen geführt haben würde.
Wenn gezeigt wird, dass die Genitalöffnungen bei der Häutung durch die neugebildete cuticula
verschlossen werden, so ist damit noch nicht bewiesen, dass die Ovidukte nun in Wirklichheit blind
endigen. Wäre dies der Fall, so müsste gleichzeitig eine Verwachsung der hypodermalen Ränder der
Geuitalöffnungen eingetreten sein. Dass dies geschieht, wird von Schöbl und Friedrich nicht erwähnt ;
und dass es zum mindesten niciit vollständig geschehen sein kann, beweist das Vorhandensein des
Chitiugriffels, welcher in die Höhlung des Ovidukts hineinragt. Es könnte sich also sehr wohl im
Umkreis der Basis dieses Chitingriftels eine Ausführungsöifnung erhalten haben, welche zwar nicht nach
aussen, sondern in den Raum zwischen cuticula und matrix des betreffenden Segments münden würde.
Wir werden später sehen, dass bei Sphaeroma eine solche Einrichtung zu gewissen Zeiten in dei-
That besteht.
Die Eier sollen weiterhin das Gewebe des Ovidukts durchbrechen, um in die Leibeshühle zu
gelangen und aus dieser direkt in den Brutraum übertreten. Wenn eine solche Durchbrechung des
Gewebes an und für sich nicht gerade als unwahrscheinlich bezeichnet werden kann, so muss es entschieden
die Art, wie die Eier nunmehr in den Brutraum befördert werden. Soll dies in der geschilderten Weise
geschehen, so kann sich der erwähnte Querspalt zwischen dem fünften und sechsten Segment nicht auf
die cuticula allein beschränken, es muss an derselben Stelle auch eine Lücke im Gewebe der Hypodermis
angenommen werden. Es würde also hier ein offener Communikationsweg zwischen der Leibeshöhle und
der Bruthöhle vorhanden sein, durch welchen der Blutstrom ungehindert aus der einen in die andere
hinüberfluten könnte. Wie verträgt sich dies mit der Oekonomie des Organismus ? Man wird vielleicht
einwenden, das austretende Blut sei nicht verloren, es ginge lediglich in den geschlossenen Brutraum
über und könnte hier zur Ernährung der Brut Verwendung finden. Dass in gewissem Grade ein Ueber-
gang mütterlichen Blutes in den Brutraum stattfindet, halte ich selbst für sehr wahrscheinlich und ich
werde im dritten Theil dieser Abhandlung genauer darauf zu sprechen kommen; ich glaube aber nicht,
dass es in dieser plumpen Weise geschehen kann. Welche tiefgreifende Veränderung müsste dadurch
in der ganzen Circulation hervorgebracht werden; und wie kann man sich den Zu- und Rückfluss des
Blutes durch eine und dieselbe Oeffnung vorstellen? Wie soll man sich schliesslich das Vorhandensein
besonderer Organe zur Ernährung der Brut, der Cotyledonen, grade bei den Onisciden erklären, wenn
ein direktes Uebertreten des mütterlichen Blutes in die Bruthöhle durch eine so einfache Vorrichtung
bereits ermöglicht ist"? An einen Verschluss des Spaltes während der Embryonalentwicklung kann eben-
falls nicht gedacht werden, da derselbe nach den Angaben der genannten Forscher zur Ablage eines
zweiten Satzes von Eiern späterhin Verwendung findet.
Wir kommen also auf keine Weise über die Folgerungen hinweg, welche sich aus der Annahme
einer freien Oeffnung der Leibeshöhle mit Nothwendigkeit ergeben. Gelangen aber die Eier wirklich in
die Leibeshöhle selbst? Weder von Schöbl noch von Friedrich ist ein strikter Beweis für diese
Behauptung gegeben worden. Falls, wie ich glaube, eine innere Mündung der Ovidukte in der That
fortbesteht, so könnten die Eier durch diese in die Lücke zwischen cuticula und matrix gelangen und
von hier aus durch den Spalt der Chitinhaut in den Brutraum hinübergleiteu, ohne dass eine offene
--W IT Si
•Oommunikation des letzten mit der Leibeshölile angenommen werden dürfte. Ich glaube, dass sich eine
solche Deutung des Vorganges mit den thatsächlichen Beobachtungen von Schöbl sehr wohl in Einklang
bringen lässt; indessen M'crden erneute Untersuchungen zur völligen Aufklärung dieser Verhcältnisse
nothwendig sein.
Wie verhält sich nun die Sache in anderen IsopodenfamiUen?
Neuerdings hat Rosenstadt') die Fortpflanzung des Aselhis aquaticus untersucht und die
Mitteilung gemacht, dass er hier ähnliche Vorgänge, insbesondere ein Verschwinden der GenitalöfFnungen
vor der Eiablage ebenfalls constatiert habe. Auf Grund meiner eigenen Untersuchungen kann ich diese
Angaben nicht als zutreffend bezeichnen. Ehe ich indessen zur Beschreibung dieser Verhältnisse über-
gehe, will ich zunächst einige Bemerkungen über die Struktur der weiblichen Geschlechtsgänge,
•welche hier in erster Linie in Frage kommen, vorausschicken.
Fig. 6 veranschaulicht an einem Quersclinitt durch das fünfte Brustsegment eines Weibchens
•die Lage und Gestalt der fertig ausgebildeten Ovidukte. Auf die Einzelheiten der Gesammtorganisation,
soweit sie sich auf dem Schnitt darbieten, sei hier in Kürze hingewiesen.
Das Darmrolir, welches in der Mittellinie des Körpers verläuft und im Querschnitt kreisförmig
erscheint, lässt das für die Isopoden cliarakteristisclie grosszellige, platte Epithel erkennen. Dasselbe
wird auf seiner Innenfläche durch eine zarte structurlose Intima , äusserlich durch eine dünne Muskel-
schicht bekleidet. Unterhalb des Darmes gruppiren sich die vier Leberschläuche, deren Epithel durch
mächtige, lialbkugelförmig in die innere Höhlung vorspringende Zellen gebildet wird. Eine innere
Chitinlamelle analog der Intima des Darmes habe ich hier nicht bemerken können. Der Darm sowohl,
"wie die Leberschläuche sind äusserlich von einer zarten Bindegewebslage ausgekleidet, welche als eine
Fortsetzung des allgemeinen Peritonealepithels betrachtet werden muss.
Die Wandung des im Querschnitt ebenfalls kreisförmigen Herzschlauches setzt sich aus zwei
Schichten zusammen, von denen die äussere anscheinend structurlos ist, während die innere unregelmässig
vertheilte Kerne erkennen lässt. Zarte Fäden befestigen das Herz au der bindegewebigen Wandung
des geräumigen Pericardiums. Zu beiden Seiten des Pericardialraumes fallen die von Zenker zuerst
beschriebenen, in ihrer Funktion noch unbekannten Drüsen (dr) ins Auge, deren Höhlung mit einem dunkeln
Secret angefüllt ist.
Das Muskelsystem ist vorwiegend durch die mächtigen Muskeln charakterisirt , welche vom
Eücken nach den Ansatzstellen der Extremitäten hinziehen. Ausserdem finden sich mehrere kräftige
Längsmuskelzüge (1 m), welche theils am Rücken oberhalb des Herzens, theils an der Bauchwand zu
beiden Seiten der Ganglienkette (n) ihren Verlauf nehmen.
Die Ovarien (ov) siud oberhalb des Darmes gelegen ; an der äusseren Seite derselben entspringen
die Ovidukte (od), welche im schwachen Bogen ventralwärts verlaufend etwas vor der Ansatzstelle des
fünften Beinpaares nach aussen münden. Die Wandung derselben setzt sich, wie ein Blick auf die
stärker vergrösserte Abbildung Fig. IX lehrt, aus vier Schichten zusammen.
Das eigentliche Epithel des Ovidukts (e) erweist sich entsprechend seiner Entstehung (siehe p 8)
als directe Fortsetzung der Hypodermis und ist durch hohe cylinderförmige Zellen mit grossen längHch
') Rosenstadt. Beitrüge zur Kenntnis.-i der Organisation von Asellus aquaticus und verwandter /so;^o(if;j. Biol.
Centr. 8. 18«8— 89, p. 461.
Bibliotheca zoologica. Heft X. 3
ö 18 EJ^'—
ovalen Kernen eliarakterisirt. Ueber die luueufläche desselben breitet sich eine leine siructurlose In-
tima (i) aus, eine Erweiterung der chitinösen cuticula der Körperhaut. Aeusserlich wii-d der Ovidukt
durch eine sehr zarte Bindegewebsmembi-an (b) umkleidet, welche als eine Fortsetzung des allgemeinen
Peritonealepithels zu betrachten ist und , wie wir gesehen haben, mit der Bindegewebsschicht des
Ovariums (b') zu einer zusammenhängenden Gewebelage verwächst. Ob dieselbe Muskelelemente mit sich
führt , habe icii an den Scluiitten nicht mit Sicherheit eiitsciieiden können. Dagegen lässt sie auf
ihrer Innenseite eine zarte Chitinlamelle (t) deutlich erkennen, die iiirerseits in die structurlose tunica
propria (V) des Ovariums continuirlich übergeht.
Im Anschluss an die Ovidukte nimmt ein unscheinbares paariges Organ unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch, welches unmittelbar neben der AusführungsüfFnung (in Fig. VI u. IX bei k) gelegen ist.
Ueber die physiologische Bedeutung dieses Organs habe ich nicht ins Klare kommen können. Dass das-
selbe jedoch in seiner Funktion mit den Oviducteu in naher Beziehung steht, geht daraus hervor, dass
es bei ganz jungen Weibclien vollkommen fehlt und erst mit den Eileitern zugleich und im engen An-
schluss an dieselben zur Entwicklung kommt. • An Fig. VIII bemei-ken wir, dass an der inneren Um-
biegungsstelle des in Bildung begriffenen Ovidukts die Hypodermis sich zu einer kleinen kugelförmigen
Anschwellung (k) verdickt. Indem diese sich stärker vorwölbt, schnürt sie sich schliesslich ab und liegt
dann als ein kleiner eiförmiger Körper in dem Winkel, welchen der aufsteigende Ovidukt mit der Hypo-
dermis bildet (Fig. VI, VII). Schon bei äusserlicher Betrachtung des Thieres kann es als ein weisser
Fleck neben der Genitalöffnung wahrgenommen werden.
Wenn die Lage in unmittelbarer Nähe der Geschlechtsöffnung auf eine Drüse hindeutet, so er-
scheint eine solche Auffassung des Organs durch den Mangel eines Ausführungsganges und einer inneren
Höhlung ausgeschlossen. Aufschnitten wie Fig. IX und X zeigt sich, dass das fragliche Gebilde einen aus
unregelmässig polygonalen Zellen zusammengesetzten Gewebekörper bildet, welcher lebhaft an das Chorda-
gewebe der Vertebraten erinnert. Man könnte sonach vielleicht an ein Stützorgan denken, welches be-
stimmt sein mag, dem Ovidukt an seiner Ausmündungsstelle eine gewisse Festigkeit zu verleihen.
Ehe die Reifung der Eier in den Ovai-ien ihren Anftnig nimmt, geht an den Ovidukten eine
eigenthümliche Veränderung vor sich. Bereits in dem auf Fig. IX abgebildeten Stadium macht sich eine-
kleine Auftreibung der mittleren Partie des Eileiters bemerkbar; gleichzeitig lässt das epitheliale Gewebe
dieses Abschnittes gegenüber den angrenzenden Theilen des Ovidukts einen etwas differenten Charakter
erkennen, bedingt durch die mehr rundliche Gestalt und randständige Lagerung der Zellkerne,
Die Scheidung des Ovidukts in drei Abschnitte, welche hier vorbereitet ist, prägt sieh in der
Folge immer schärfer aus und Hndet erst bei völHg geschlechtsreifen Weibchen ihren Absciduss, nachdem sich
die mittlere Partie zu einer mächtigen kugelförmigen Blase mit dünnei- Wandung erweitert hat (Fig. X).
Das ui-sprüngliche hohe Cylinderepithel , welches diesen Abschnitt ebenso wie die benachbarten Theile
des Eileiters charakterisirte, ist zu einer dünnen Membran auseinandergezogen, in welcher die Zellkerne
durch weite Abstände von einander getrennt sind. An der dem Ovarium zugekehrten Seite erscheint
die Blase eingedrückt, indem sich hier der proximale Abschnitt des Ovidukts wie der Stiel eines Trichters
in die Höhlung derselben einsenkt, während sie sich auf der distalen Seite unter scharfer Einschnürung
in den als vagina zu bezeichnenden kurzen Endabschnitt des Ausleitungsapparates fortsetzt.
— ^y 10 :-> —
Die veränderte Lagerung der Organe, Ijedingt durch das mächtige Wachsthum der Ovarien und
die erwähnte Umgestaltung der Eileiter soll Fig. VII an einem Querschnitt durch das fünfte Segment
eines völlig geschlechtsreifen Weibchens vor Augen führen.
Fragen wir uns nun, welches die physiologische Bedeutung dieser in den Verlauf des Ovidukts
eingeschalteten Blase sein mag, so kann es nicht zweifelhaft sein, dass dieselbe bestimmt ist, bei der
Befruchtung eine Rolle zu spielen. Bezüglich der äusseren Vorgänge bei der Begattung kann ich auf
die eingehende Schilderung von Sar.s'j verweisen. Von April bis September findet man die Männchen
und "Weibchen in der Copulation. Das Männchen umfasst dabei das kleinere Weibchen vom Rücken
her zwischen dem zweiten und dritten Thorakalsegment und zwar so fest, dass es häutig nur mit Zer-
reissuug dieser Extremität gelingt, das Paar zu trennen. In dieser Stellung verweilen sie viele Tage
lang und gehen wie sonst eifrig ihrer Nahrung nach. Den Begattungsakt selbst hat Sars nicht be-
obachten können; er vermuthet aber, dass das Männchen den Moment der Eiablage abwarte, um die
in den Brutraum übertretenden Eier zu befruchten. Er stützt sich dabei auf die Wahrnehmung, dass
die Eier in den Brutraum abgelegt werden, ehe das Weibchen aus der Begattung entlassen worden ist.
Dies ist indessen nicht immer der Fall. Vielmehr tritt die Häutung, durch welche die Brutlamellen ent-
hüllt werden und somit die Ablage der Eier sehr häutig erst dann ein, wenn die Weibchen bereits
isolirt sind. Wenn diese Thatsaehe schon an sich vollkommen genügt, um den Schluss zu rechtfertigen,
dass die Befruchtung eine innerliche sein muss, so ist es andererseits leicht, die Spermatozoen in den
weiblichen Geschlechtsgängen nachzuweisen. In welcher Weise allerdings die Einführung des Samens
in die vagina erfolgt, habe ich ebenfalls nicht direkt beobachtet, jedoch kann man sich unschwer eine
Vorstellung davon bilden.
Schon Sars wies darauf hin, dass die Abdominalfüsse des zweiten Paares, welche bei den
Männchen eigenthümlich ausgebildet sind, während sie bei den Weibchen vollkommen fehlen, als Hilfsorgane
hei der Begattung fungiren dürften. In der That bemerkt man bei den Männchen zur Zeit der Begattung,
dass die beiden penes, in welche die vasa deferentia einmünden, an diese Abdominalfüsse fest angelegt
sind und sich nur mit ihnen gemeinschaftlich bewegen. Die Begattung muss nun offenbar zuerst auf der
einen, alsdann auf der anderen Seite stattfinden, da weder die Copulationsglieder, noch deren Hilfsorgane
lang genug sind, um gleichzeitig vom Rücken her mit den beiden Vaginalöffnungen in Berührung treten
zu können.
Untersucht man ein Weibchen, welches soeben aus der Begattung entlassen worden ist, so findet
man die erweiterte Blase des Oviducts mit der voluminösen Samenmasse angefüllt. Dabei bemerkt man,
dass die Spermatozoen zunächst nicht frei bewegüch erscheinen, sondern durch ein schleimiges Secret,
ein Ausscheidungsprodukt der vasa deferentia, zu einem einheitlichen und sehr umfangreichen Convolut
vereinigt sind. (Fig. X sp.) Dieses Secret beginnt indessen sehr bald zu zerfallen und die frei gewordenen
Samenfäden vertlieilen sich regellos durch die innere Höhlung der Blase. (Fig. VII.) Hiermit scheint
mir gleichzeitig die physiologische Funktion dieses Organs genügend erklärt zu sein. Es kann als ein
receptaculum seminis betrachtet werden, dessen Bestimmung eine doppelte ist: einmal die voluminöse
Samenmasse in sich aufzunehmen, alsdann den nöthigen Spielraum darzubieten, in welchem nach Auf-
») Sars. Histoire natureüp des Crust;u-es d'etui doucn de Norvcgi'- 1. Les Mabicostracüs. 1807.
3*
ö 20 a
lösung des umhüllenden Sekrets die Samenfäden ihre freie Beweglichkeit entfalten können Schliesslich
mag eine derartige Erweiterung des Ovidukts wohl auch nothwendig sein, um die zur Ablage der
mächtigen Eier erforderliche Ausdehnungsfähigkeit desselben zu erhöhen.
Man könnte weiterhin vermutlien, dass das receptaculum zugleich auch der Ort sei, in welchem
das Eindringen der Spennatozoen in den Dotter stattfindet ; ich glaube indessen nicht, dass dies der Fall ist^
aus folgenden Gründen. In Fig. 7 bemerken wir, dass zahlreiche Spermatozoen, zu dichten Bündeln vereinigt,,
in den engen Gang vorgerückt sind, welcher vom receptacidum nach dem Ovarium hinüberführt. Dies scheint
mir mit Entschiedenheit darauf hinzudeuten, dass ein Eindringen der Samenfäden in den Ovarialschlauch
selbst stattfindet. Für diese Annahme spricht weiterhin der Umstand, dass zwischen der Beendigung
des Copulationsaktes und der Eiablage gewöhnlich eine Zeit von mehreren Stunden verläuft, in welcher
die Spermatozoen Zeit genug finden dürften, sich im Ovarium zu verbreiten; während andererseits die-
Ablage der Eier und das Passiren des receptaculums so rasch vor sich geht, dass an einen gleich-
zeitigen Eintritt der Befruchtung kaum gedacht werden kann. Schliesslich möchte ich auch den Um-
stand hierfür geltend machen, dass ich bei Sphaeroma rttgicauda, welche eine ähnliche Einrichtung der
weiblichen Ausführungsgänge aufweist, Spermatozoen im Ovarium nachweisen konnte.
Eine Micropyle besitzen die Eier von Asellus nicht. Das Chorion erscheint vielmehr überall
vollkommen geschlossen und glatt. Auch glaube ich, dass eine solche hier ganz überflüssig wäre; denn
bei der resistenten, nadelartigen Beschaffenheit der Spermatozoen liegt keine Schwierigkeit in der An-^
nähme, dass eine einfache Durchbohrung des zarten Chorions stattfindet.
In welcher Weise die Ueberführung der Eier in den Brutraum bewerkstelligt wird, kann nicht
zweifelhaft sein, wenn wir einen Blick auf Fig. VII werfen. Dieselbe stellt einen Schnitt durch das
fünfte Brustsegment eines Weibchens dar, welches unmittelbar vor der letzten Häutung steht, und wir
sehen hier, dass die Ovidukte nach wie vor frei nach aussen münden. Rosenstadt irrt also, wenn er
einen Verschluss der Genitalöffnungen zu dieser Zeit annimmt. Nach Beendigung des Häutungsprocesses
wölben sich allerdings die Brutlamellen des vierten Paares mit ihren hinteren Rändern über diese
Spalte hinweg, und es ist dann nicht mehr ganz leicht, dieselben bei äusserlicher Betrachtung des Thieres
zu erkennen. Der Durchtritt der Eier durch die Ovidukt« ii'folgt nun, wie schon angedeutet wurde,
sehr rasch, so zwar, dass zunächst das eine, alsdann das andere Ovarium entleert wird und im Verlauf
von ein bis höchstens zwei Minuten sämmtliche Eier in den Brutraum übergeführt sind.
Sonach vermissen wir bei Asellus aquaticns durchaus jene merkwürdigen Vorgänge, welche die
Eiablage bei den Onisciden charakterisiren. Da eben dasselbe, wie weiterhin gezeigt werden wird, auch
für die Gattung Sphaeroma gilt, so muss eine allgemeine Verbreitung dieser Erscheinungen bei den
Isopoden entschieden in Abrede gestellt werden.
D ie Eireifung.
Während die Weibchen sich noch in der Begattung befinden, nimmt die eigentliche Reifung der
Eier in den Ovarien ihren Anfang. Wie schon im Eingang dieses Abschnittes betont wurde, konnte die
Untersuchung dieser Vorgänge lediglich mit Hilfe von Schnittpräparaten ausgefülirt werden, weil eine
Behandlung der Eier in toto in Folge der Undurchsichtigkeit des Dotters ausgeschlossen war. Die
Eier Avurden mit F 1 e m m i n g s Chromosmiumessigsäure in der von F o 1 angegebenen Concentration, ge-
härtet und die Schnitte auf dem Objektträger mit Grenachers neutralem Boraxcarmin gefärbt.
f3 21 ö
Der Eintritt der Reifeperiode kennzeiclinet sicli dadurcli, dass die ursprünglich scharf kreis-
förmig erscheinenden Umrisse des Keimbläscliens unregelmässig fjiltig und buchtig zu werden beginnen,
indem eine Schrumpfung der Membran des Bläschens eintritt. (Tat. IV, Fig. 1). Ich betone aus-
drücklich, dass es sich lediglich um eine .Schrumpfung und nicht um eine Auflösung der Membran
handelt, denn die Contouren derselben lassen sich mit derselben Schärfe wie an dem intakten Keim-
bläschen nachweisen. Offenbar ist eine Verminderung des Kernsaftes, vielleicht ein theilweises Ueber-
treten dieser Substanz in das Eiplasma als Ursache dieser Schrumpfung aufzufassen. Der ganze Binnen-
raum des Keimbläschens wird von einem spärlich entwickelten achromatischen Netzwerk durchsetzt; die
gesammte chromatische Substanz scheint in dem mächtigen kreisföi'migeu Keimfleck concentrirt zu sein.
Die hier eingeleitete Schrumpfung des Keimbläschens schreitet nun rasch weiter fort, derart, dass
auf einem wenig älteren Stadium (Fig. 2) der ganze Binnenraum desselben zu einem kleinen hellen
Bläschen reducirt erscheint, welches zum grössten Theil durch den Keimtleck ausgefüllt wird. Die
Peripherie des Bläschens ist durch ein System verworrener, vielfach einander kreuzender Linien begrenzt,
welche in ihrer Gesammtheit durchaus den Eindruck hervorrufen, als ob sie durch die völlig geschrumpfte
und zusammengefaltete Membran des Keimbläschens gebildet würden. Der ganze Raum, welchen das
Keimbläschen ursprünglich einnahm, wird jetzt durch eine Plasmaansammlung ausgefüllt, welche inselartig
zwischen den mächtigen Dotterkugelu gelegen ist. Erst in dem auf Fig. 3 abgebildeten Stadium scheint
die Membran des Keimbläschens völlig geschwunden zu sein.
Inzwischen haben sich auch an dem Keimfleck beraerkenswerthe Veränderungen vollzogen.
Während derselbe ursprünglich vollkommen homogen erschien, machen sich bereits in Fig. 2 zahlreiche
stark lichtbrechende Körnchen im Innern desselben bemerkbar. Fig. 3 lässt neben einer erheblichen
Vermehrung dieser Körnchen eine auffällige Grössenabnahme des Keimflecks erkennen. Gleichzeitig sind
an der Peripherie des hellen Hofes, welcher den Keimfleck umgiebt und, wie wir gesehen haben, den
geschrumpften Binnenraum des Keimbläschens darstellt, vereinzelte äusserst feine chromatische Fäden
aufgetreten. Schliesslich ist der Keimfleck (Fig. 4) vollständig geschwunden, indess die chromatischen
Fäden sich zu einem dichteren Netzwerk im Umkreis des hellen Hofes zusammengezogen haben, ein
Beweis, dass die letzten sich auf Kosten jenes gebildet haben.
Das nächstfolgende Stadium, welches ich erhalten habe, stellt nun bereits eine wohl ausgebildete
Richtungsspindel dar, welche zunächst parallel der Oberfläche des Eies gelegen ist. (Fig. 5). Die Um-
risse der achromatischen Figur sind an dem betreffenden Präparat nicht besonders deutlich ausgeprägt,
indessen scheint es mir niciit zweifelhaft zu sein, dass dieselbe mit dem hellen Hof der vorhergehenden
Stadien, in letzter Instanz also mit dem geschrumpften Binnenraum des Keimbläschens als identisch zu
betrachten ist. Das zarte Netzwerk im Umkreis des Hofes ist geschwunden ; statt dessen treten im Innern
desselben vier bandförmige Chromosomen, ungefähr parallel zu einander gelagert, deutlich liervor, welche
ihrerseits eine Längstheilung in je zwei Tochterfäden mit Sicherheit erkennen lassen. Die eigenthüm-
lichen Anschwellungen, welche zwei der Ciironiosomen in ihrer Mitte aufweisen, sind wohl lediglich als
optische Erscheinungen aufzufassen, dadurch hervorgerufen, dass die bandförmigen Gebilde, um ihre
Längsaxe sich windend, dem Beobachter theils die breite, theils die sciimale Seite zuwenden.
In Fig. 6 hat sich die Spindel radial gegen die Oberfläche des Eies gestellt. (Auf den Präparaten,
welche den Figuren 6, 8, 9 und 11 zu Grunde liegen, ist die 4- resp. 8-Zahl der Chromosomen nicht
X^. 22 t>r-
mit Sicherheit festzustellen, sei es, dass einzelne Theile durcli den Schnitt entfernt sind, sei es,
dass diese Gebilde sich gegenseitig verdecken. Die Figuren sind also insofern schematisiert, als diese
Zahl ültcrall ergänzt ist.) Auf diesem Stadium der Reifung werden die Eier in den Brutraum abgelegt.
Fig. 8 stellt nun weiterhin ein typisches Stadium der Metakinese dar, indem die Tochter-
fäden u- förmig gebogen nach den Polen der achromatischen Figur auseinandergerückt sind. Dass die
Sonderung der Theilungsprodukte in der für eine gowölinliohe Karyokinese charakteristischen Weise er-
fol"'t wird nicht bezweifelt werden, wenn es auch natürlich nicht gelingt, dies mit aller wünschens-
werthen Sicherheit festzustellen. Gelegentlich kann das Auscinanderweichen der Tochterfäden bereits
stattfinden, wenn die Spindel noch parallel der Eioberfläche gelagert ist. (Fig. 7.) An dem Präparat,
welches der Fig. 8 zu Grunde liegt, tritt die Begrenzung der achromatischen Figur in besonderer
Schärfe hervor. Es zeigt sich, dass dieselbe im optischen Schnitt eine nahezu kreisförmige Ellipse dar-
stellt deren kurze Axe mit der Richtung des Eiradius zusammenfällt. Der Verlauf der achromatischen
Fasern in der Richtung von einem Pol der Spindel zum andern ist angedeutet; in welcher Weise die-
selben mit den chromatischen Elementen verbunden sind, lässt sich indessen nicht erkennen.
Bemerkenswerth ist sowohl an Fig. 7 wie an Fig. 8, dass trotz der scharfen Sonderung der
Tochterfäden eine entsprechende Einschnürung der Spindelfigur in der Theilungsebene noch gar nicht
vorbereitet ist. Vielmehr sehen wir, dass eine solche erst in die Erscheinung tritt, nachdem die Spindel
sich zur Hälfte über die Oberfiäche des Dotters, wie in Fig. 9, emporgewölbt hat.
Die Theilung nimmt nun in der gewöhnlichen Weise ihren Verlauf, indem die äquatoriale
Furche welche in Fig. 9 nur schwach angedeutet ist, sich vertieft (Fig. 10), bis schliesslich die äussere
Hälfte der Spindel mit den in ihr enthaltenen Tochterschleifen als erster Richtungskörper ab-
geschnürt wird. (Fig. 11).
Was das weitere Schicksal der in der inneren Halbspindel zurückbleibenden Schleifen betrifft,
so habe ich dasselbe leider nicht mit Sicherheit verfolgen können. An allen Präparaten, welche ich
über die folgenden Stadien erhalten habe, erscheinen die chromatischen Elemente*) derart geschrumpft
und verzerrt, dass ich mich vergebens bemüht habe, ein klares Bild über ihre ferneren Wandlungen
bis zur Bildung des zweiten Richtungskörpers zu gewinnen. Schon in Fig. 11 unmittelbar nach der
Abschnürung des ersten Richtungskörpers ist die Form der im Ei zurückgehaltenen Chromosomen eine
veränderte geworden. Sie treten uns nicht mehr als die u-förmig gebogenen Schleifen der Metakinese
entgegen, sondern etwa als schwach gekrümmte Stäbchen, welche eine Zweitheilung in ihrer Längs-
richtung andeutungsweise erkennen lassen.
Die Halbspindel rückt nun etwas von der Oberfläche des Dotters zurück und wir finden sie
dann auf einem wenig älteren Stadium, wie es in Fig. 12 abgebildet ist, zu einer wohl charakterisirten
zweiten Richtungsspindel umgebildet, wieder vor. Dass wir es in der That mit der zweiten Richtungs-
spindel zu thun haben, beweist das Vorhandensein des ersten Richtungskörpers, welcher oberhalb und
etwas seitlich derselben in einer seichten Einsenkung des Eiplasmas innerhalb der Dotterhaut gelegen
ist. Die zweite gleicht in Grösse und Gestalt des achromatischen Theils vollkommen der ersten Richtungs-
*) In den Figuren 11, 1'.' und i:'. sind dieselben sclüii-fer ausgefallen, nls sie sich am Präparat darstellen; zu
scharf ist ferner in allen Figuren von .') — lo ilie aoln'omatisclie Streifnng der S|iindel.
<3 23 e^—
Spindel. Dagegen fallt an den vier chromatischen Elementen, welche scharf gesondert im Aequator an-
geordnet sind, die beträchtliche Verkürzung gegenüber den Chromatinschleifen der ersten Richtungs-
spindel sofort in's Auge. Bezüglich der feineren Struktur dieser Gebilde kann ich nur soviel mit
Bestimmtheit angeben, dass jedes derselben aus zwei gefärbten Partieen besteht, welche durch eine in
der Richtung der Spindelaxe verlaufende Trennungslinie von einander geschieden sind. Indessen glaube
ieii, dass diese Beobachtung allein genügt, um den Schluss zu rechtfertigen, dass auch in der zweiten
Richtungsspindel eine Ilalbirung der Chromosomen stattfindet, woraus dann weiter folgen würde, dass
die Theilungsprodukte nach den Polen auseinanderrücken müssen. Leider ist auch an dem Präparat
Fig. 14, welches die Bildung des zweiten Richtungskörpers darstellt, die Struktur der Chromosomen
nicht scharf genug ausgeprägt, um diese Verhältnisse mit Sicherheit erkennen zu lassen.
Nachdem nun schliesslich auch der zweite Richtungskürper abgeschnürt worden ist, bildet sich
der zurückbleibende Rest des Keimbläschens zum Eikcrn um. Derselbe liegt in Fig. 15 noch in un-
mittelbarer Nähe der Eioberfiäche, erscheint elliptisch gestaltet und weist ein spärlich entwickeltes
chromatisches Gerüst auf, dessen Züge ungefähr in der Richtung der kleinen Axe spiralig angeordnet
verlaufen .
Die Copulation der beiden Geschlechtskerne im Innern des Dotters habe ich nicht verfolgt, da
ich den Spermakern infolge seiner geringen Grösse nur an vereinzelten Präparaten nachweisen konnte.
In Figur 15 sehen wir, dass derselbe in beträchtlicher Entfernung von der ersten Richtungsspindel als
ein winziges rundes, anscheinend homogen gefärbtes Körperchen in einer kleinen Plasmaansamnilung un-
weit der Eioberfiäche gelegen ist.
Nach beendigter Copulation der Geschlechtskerne erscheint die erste Furchungsspindel in der
Mitte des Dotters, gegenüber den Richtungstiguren durch eine charakteristische Spindelgestalt und durch
deutliche Plamastrahlungcn in der Umgebung ihrer Pole ausgezeichnet.
III.
Die Brutpflege.
Die Brutpflege bei den 8 p lia eromiden.
Es ist bekannt, dass die Isopoden ihre reiten Eier niclit ins Wasser ablegen, sondern bis zur
völligen Entwickelung der Jungen mit sich herumtragen. Zu diesem Zweck treten bei den geschlechts-
reifen Weibchen eigenthümliche laraellöse Anhänge an der Basis einzelner Thorakalbeinpaare, die so-
genannten Brutlamellen auf, welclie unterhalb der Brust eine geräumige, zur Aufnahme der Embryonen
bestimmte Bruthölilung abscidiessen.
Eine Ausnahme von diesem sehr allgemeiuen Verhalten bilden nach den bisherigen Erfahrungen
allein die beiden parasitisch lebenden Familien der Anceiden und Cryptonisciden, deren sehr eigenthüm-
liche Fortpflanzungsverhältnisse durch die Forschungen von Dohrn, Buch holz und Fraisse zum
Theil allerdings sehr unvollständig zu unserer Kenntniss gelangt sind. So findet sich nach Dohrn')
bei den Weibchen von Anceus mnxillaris keine Bruthöhluug in dem angedeuteten Sinne vor ; vielmehr
gelangen die reifen Eier aus den Ovarien in den Raum zwischen der cuticula und raatrix der Brust-
segmentc und durchlaufen hier die ganze Embryonalentwickelung, bis schliesslich die ausgebildete Brut
durch einen Häutungsprozess des Mutterthieres in Freiheit gesetzt wird. Besonders interessant ist nach
der Darstellung von B u c li h o 1 z^) die Gattung Hemioniscus dadurch, dass die Ovarien in zweischenklige
Ovidukte auslaufen und durch doppelte OefFnungen nach aussen münden; indem eine Bruttasche fehlt,
entwickeln sich die Eier in der Leibeshöhle, in einen weiten zarthäutigen Schlauch eingeschlossen, dessen
Verbindung mit den Ovidukten nicht genauer festgestellt werden konnte. Was schliesslich die sehr
merkwürdigen Mittheilungen von Fraisse^) über die Gattungen Cryptoniscus und Entonisciis betrifft, so
scheint mir aus diesen mit Sicherheit nur soviel hervorzugehen, dass auch hier im Allgemeinen Brut-
lamellen*) vermisst werden, und dass die Eier in bestimmten zu Bruträumen umgestalteten Partieen der
Leibeshühle des Mutterthieres zur Entwickelung gelangen.
') Dohrn, Untersia-hungen üImt Bau und Entwickelung ilor ArtJnopode». i. Zeitschr. für wissenscliaftl. Zool.
XX 1870. j). 70.
*) Buchholz. Ucbcr Hemionisrus, eine neue Gattung parasitischer Isopoden. Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie. XVI. 1866.
^) Fraisse. Arbeiten des zool.-zoot. Instituts zu Würzburg. l\'. ls77 u. 7S. Siehe auch: Fritz Müller,
Bruchstücke zur Naturgeschichte der Bopyi-iden. Jen. Zeitschr. f. Nat. VI., und Kossniaun, Beiträge zur Anatomie der
schnuirotzenden Eankenfüssler. Arbeiten des zool.-zoot. Inst, in Wüi-zburg I.
*) Die Arten der Gattung Enloniscus besitzen theils Brutlaniellen \on ganz bizarrer Form, theils fehlen ihneu
solche. Bei Cryptoniscus scheinen sie stets zu fehlen.
<?. 25 ES
lu allen diesen Fallen hamlclt es sich um Formen, deren ganze Organisation durch den Para-
sitismus stark deformirt erscheint und von dem Typus der Ordnung selir auffallend abweicht.
Wenn es daher nicht befremden konnte, bei diesen auch eigenartige Verhältnisse in der Fort-
pflanzung ausgeprägt zu ünden, so durfte andrerseits bisher auf Grund aller Erfahrungen die An-
nahme als gerechtfertigt gelten, dass für die freilebenden /sopoc7e)i-Faniilien der bekannte normale Ver-
lauf der Brutpflege ganz allgemein charakteristisch sei.
Indessen hat mich eine Untersuchung der Fortpflanzungsverhältnisse bei den Sphaeromiden zu
dem Ergebniss geführt, dass diese Annahme nicht mehr im vollen Umfange aufrecht erhalten werden
kann, dass vielmehr in dieser Gruppe nicht perasitischer Isopoden eine sehr eigentümliche und von
allem bisher bekannten völlig abweichende Brutpflege ausgebildet ist. Nachdem ich die wesentlichsten
Resultate meiner Untersuchung bereits durch eine kurze Mitteilung ') bekannt gemacht habe, will ich
versuchen, im Folgenden diese Verhältnisse eingehender darzustellen.
Die Angaben, welche sich in der Literatur über Fortpflanzung und Brutpflege der Sphaeroi)\iden
finden, sind sehr spärlich. Heinrich Rathke, der eifrige Erforscher der i60^;oc^(;)i-Entwickelung und
Fortpflanzung, äussert sich, seine Erfahrungen über diese Gruppe zusammenfassend, folgendermaassen:^)
„Ich will bemerken, dass die Weibchen von Sphaeroma und den mit diesem zunächst verwandten Thieren
keine zur Bildung einer Bruthöhle bestimmte Platten erhalten, demnach entweder lebendige Junge ge-
bären, oder, was mir nach meinen Untersuchungen wahrscheinlicher ist, ihre Eier dem Meere zum Brüten
übergeben. Es machen also diese Thiere in der angegebenen Hinsicht eine grosse Ausnahme von den
übrigen Isopoden, die, wie es scheint, wohl alle eine Bruthöhle bekommen."
Späterhin hat Hesse^) den Fortpflanzungsveidiältnisseu dieser Familie ein eingehendes Studium
gewidmet. Von seinen Ergebnissen verdient jedoch lediglich der N^achweis hervorgehoben zu werden, dass
auch die Weibchen der Gattung tiphaeroma, wie andere weibliche Isopoden, zur Zeit der Geschlechtsreife
mit Brutlamellen ausgestattet erscheinen. Im übrigen bemüht man sich vergeblich, aus den zum Theil
einander widersprechenden Angaben dieses Forschers ein klares Bild über die Vorgänge zu gewinnen
welche die Fortpflanzung in dieser Thiergruppe charakterisiren. Ich verweise nur auf Folgendes: Les
oeufs, ä l'etat primitif, sont renfermes dans un tube commuu, dont le diametre augmente en raison du
developpement, qu'ils acquierent. Plus tard ils sont successivement expulses dans la cavite thoracique
formee par des lames ou plaques tres-minces, membraneuses, flxees lateralement de chaque cöte ä la
base des pattes.'*) Ces lames s'avancent obliquement et se croisent ä leur extremite, lorsque les oeufs
ont encore un petit volume, mais s'ecartent et ne forment plus qu'un bord lateral lorsque l'incubatiou
est tres-avancee et que les petits sont pres de quitter leur retraite. Les oeufs sont accumules eu grande
quantite dans tont le corps, qui en est pour ainsi dire farci. Ils occupent toutes les capacites dispo-
nibles, depuis la tete jusqu'k I'extreraite inferieure de labdomen. Les embryons sont tres-vivaces etc."
Was Avird aus den Embryonen, fragen wir uns, nachdem die Brutlamellen, durch welche sie in ihrer
') Zool. Anzeiger 1890, No. 351.
*) Rathke. Morpliologie p. 148.
^) Hesse. Memoire sur la famille des Spheromiens etc. Ann. deiü .Sciences, T. XVII, ISTü— 73.
*) Die Bemerkung, dass die weibliehen Sphacromulen Brutlamellen besitzen, wird durcli Harger bestätigt. Sillim.
Amer. Joui-n. 3. ser, vol. 5. 1873. p. 314.
Bibliotheca zoologica. Heft X. 4
&
Ki 26 E>
Lage gehalten wurden, zusammengesclirumpft siinl?') Welches ist die „retraite", welche die Jungen
schliesslich verlassen? Und wie hat man weiterhin die Angalje zu verstehen, dass die Eier im ganzen
Körper angehäuft sind und alle Hohlräume der Leibeshöhle anfüllen, nachdem vorher mitgetheilt war^
dass dieselben in den Brutraum übergeführt werden ? Bezog sich diese letztere Aeusserung in der That
auf die in der Entwickelung begriffenen und nicht auf die im Ovarium eingeschlossenen Eier, wie aus
dem Zusammenhang zwar nicht zu ersehen, aber zu vermuthen ist; so lag hier ein Widerspruch vor,
welcher zu weiterer Untersuchung dieser Verhältnisse anregen musste.
Indem ich zur Darlegung meiner eigenen Befunde übergehe, bemerke ich, dass dieselben sich
lediglich auf die im ersten Abschnitt eingehend beschriebene Sphaeroma-H^ezies beziehen, und dass erst
weitere Untersuchungen zeigen müssen, inwiefern den hier geschilderten Verhältnissen eine allgemeinere
Verbreitung in der Familie der Sijliaeromiden zuzuerkennen ist.
Zunächst bedurften die Angaben von Hesse und Harger über die Brutlaniellen insofern einer Er-
gänzung, als sie jedes Detail über die Zahl derselben und die Stellen, an welchen sie sich inseriren, vermissen
Hessen. Es zeigte sich, dass bei den geschlechtsreifen Weibchen der Sphaeroma rngicauda drei Paare
solcher Lamellen ausgebildet sind und zwar ander Basis des 2., 3. und 4. Thorakalbeinpaares (Taf. I,
Fig. 5). Dieselben fallen in erster Linie durch ihre geringe Grösse auf, da sie nicht einmal so-
weit in der Querrichtung des Körpers ausgedelmt sind, dass sie sich mit iliren äussersten Rändern be-
rühren ; alsdann durch ilire grosse Zartheit. Man überzeugt sich, dass sie lediglieh durch zwei auf-
einanderliegende Chitinblätter gebildet sind, von denen das äussere durch eine längsverlaufende schmale
Leiste verdickt und gestützt wird. An einer isolirten Brutplatte eines anderen Weibchens (Taf. V,
Fig. 5) bemerkt man, dass ein schmaler Zellstrang unterhalb der Clütinleiste sich in den Binnenraum
der Hohllamelle hineinstreckt. Auf die Bedeutung desselben werde ich später eingehender zurückkommen.
Von der medianen Chitinleiste zweigen sich seitlich einige sehr schwache Querleisten ab, um sich gegen
den Rand hin zu verlieren. Der Rand selbst ist mit einem Kranz zerstreut angeordneter, ungemein
feiner cuticularer Borsten besetzt, welche indess kaum geeignet erscheinen, eine so nachhaltige Verbindung
der Lamellen unter einander zu ermöglichen, wie wir sie bei anderen Isopoden mit normaler Brutpflege
stets nachweisen können (siehe p. 41).
Dieser Umstand, wie die unvollkommene Beschaffenheit der Lamellen überhaupt Hessen von vorn-
herein vermuthen, dass dieselben wohl nicht dazu bestimmt sein dürften, die Eier nach der Ablage am
mütterlichen Körper zu fixiren.
Durch den anatomischen Befund an geschlechtsreifen Weibchen wurde diese Vermuthung in be-
friedigender Weise bestätigt. Es zeigte sich, dass die in der Leibeshöhle befindlichen Eier vielfach gar nicht
mehr in der Reifung begriffen waren, sondern bereits mehr oder weniger vorgerückte Stadien embryonaler
Entwickelung erkennen Hessen ; ja es fanden sich Weibchen, welche völlig ausgebildete Larven in ihrer
Leibeshühle beherbergten. Bei diesen erscheint die Bauchhaut mächtig vorgewölbt und man kann an
einzelnen Stellen durch dieselbe hindurch die segmentirten Körper der Embryonen deutlich Avalirnehmen
(Taf. I, Fig. 5). Damit war denn der Nachweis gefüln-t, dass bei der Gattung Sphaeroma eine
sehr eigenartige Brutpflege ausgebildet ist; dass trotz des Vorhandenseins von
') Ge rstaockiT bcnicrkt, liierzii, chiss ilic. Sphacronudeu in ilireiii Kugi'hiiig.svermögen vielleicht ein Mittel be-
sitzen dürften, die Embryonen in der Hrustliölile zu fixiren.
B r u 1 1 a 111 e 1 1 e u die e iii b r y o n a I e E ii t iv i c k e 1 ii n g im I ii n e r a des mütterliche ii K ü r p e r s
ihre ii Verl a u f n i m in t u n d zum A Ij s c h 1 u s s gel a n g t.
Nachdem diese Thatsache eiumal festgestellt war, Hess sicli erwarten, dass der weibliche Orga-
nismus durch besondere anatomische Einrichtungen der veränderten Brutpflege angepasst sein müsse, und
«s kam nun weiterhin darauf an, zu entscheiden, worin diese Einrichtungen bestehen. Es lag zunächst
nahe, zu vermuthen, dass entweder der Ovarialschlauch selbst durch eine grössere Dehnbarkeit seiner
Wandungen befähigt worden sei, die Eier während ihrer ganzen Entwickelung in sich zu beherbergen,
oder dass andererseits sieh im Anschluss an die Ovidukte uterusartige Erweiterungen zur Aufnahme der-
selben gebildet hätten.
Beides wird durch den anatomischen Befund als nicht zutreffend erwiesen. Man überzeugt sich
bei der Präparation, dass di e Embr y on eii völlig getrennt von den weiblichen Geschlechts-
drüsen und deren Aus führ u ngsgän gen in acht dünnwandigen Säckchen einge-
schlossen liegen, welche an d e r H a u t der B r u s t s e g m e n t e paarweise zu beiden
Seiten der Ganglienkette angeheftet erscheinen.
In Fig. 1, Taf. V ist ein Präparat abgebildet, welches die Bauchdecke herausgetrennt und von
der inneren Seite betrachtet zur Darstellung bringt. Mit ihr ist die Ganglienkette, eingehüllt in eine
fettreiche, dunkel pigmentirte Haut, im Zusammenhang geblieben, und wir sehen, dass zwischen den seit-
lich ausstrahlenden, ebenfalls von einer Pigmenthülle umschlossenen Segmentaluerven jederseits vier ge-
trennte Säckchen an der Hypodermis befestigt sind, welche mit reifen Eiern gefüllt erscheinen. Die Gestalt
dieser Brutsäckchen — wie ich sie nennen möchte — ist eine sehr charakteristische. Von ihren
Ansatzstellen an der Hypodermis schmal beginnend, erweitern sie sich bedeutend nach oben hin und
laufen schliesslich in je zwei zipfelförmige Erweiterungen aus, die 1ms zur Spitze mit Eiern strotzend
angefüllt sind. Im Präparat sind die Säckchen auseinandergelegt und wii- müssen uns vorstellen, dass
sie in natürlicher Lage über dem Darmrohr (dasselbe ist der Uebersichtlichkeit wegen zum Theil ent-
fernt), in der Medianlinie des Rückens mit ihreu Zipfeln aneinander stossen. Gleichfalls im Zusammen-
hang mit der Hypodermis der Bauchhaut treten uns die Ovidukte entgegen, welche ihrerseits mit den
entleerten und völlig geschrumpften Ovarialschläuchen in Verbindung stehen. Auch diese sind künstlich
zu beiden Seiten auseinandergelegt. In Wirklichkeit liegen die beiden Ovarien direkt unterhalb der am
Rücken verlaufenden Aorta mit ihren freien Rändern einander zugekehrt, also dorsalwärts den Brut-
säckchen aufgelagert, indess die von ihrem äusseren Rande entspringenden Eileiter in leichtem Bogen
die Säckchen umgreifend nach der Bauchseite sich herüberschlagen.
Ein Querschnitt durch das fünfte Segment eines solchen Weibchens hindurchgelegt (Taf. VI,
Fig. 13), wird diese SituationsverhiÜtnisse über allen Zweifel erheben. Der Schnitt zeigt überdies, wie
aus dem Präparat bereits klar hervorgeht, dass keinerlei Verbindung, kein direkter Kom-
munikation s w e g z M' i s c h e n den Brutsäckchen einer-, den Ovarien und Ovidukten
andererseits nachgewiesen werden k a n n.
Die Brutsäckchen ragen mit vollkommeu abgeschlossenen Wandungen in die Leibeshöhle hinein.
Dagegen mündet ein jedes derselben auf der Ventralseite durch einen breiten Querspalt frei nach Aussen
hin, naturgemäss an der Stelle, wo es mit der Bauchhaut in Verbindung steht. Am Querschnitt sehen
wir, dass hier die Wandungen der vSäckchen con t inuir Ii c h in die Hypodermis über-
&
<3 28 St
gelicn, und wir erkennen, dass dieselben im Grunde weiter nichts als mächtig-
ausgedehnte, in die Leibeshülile eingestülpte Partieen der äusseren Haut re-
präsent i r e n .
Diese Auflassung wird durch die histologische Struktur der Säckchenwandungen vollkommen
bestätigt. Dieselben bestehen aus zwei Lagen, von denen die äussere ein dünnes einschiciitiges Epithel
darstellt, Avelches in der Flächenansicht aus polygonalen Zellen zusammengesetzt erscheint (Taf. V, Fig. 3)^
und als direkte Fortsetzung der Hypodermis erkannt wird, indess die innere durch ein überaus zartes-
strukturloses Häutchen, eine Erweiterung der cuticula der allgemeinen Körperhaut gebildet ist.
Die spaltförmigcn Mündungen der Säckchen liegen auf den Segmentgrenzen zwischen dem
zweiten und sechsten Mittelleibsringe paarweise zu beiden Seiten der Ganglienkette und werden durch
je zwei lidartige Hautfalten umgrenzt, welche sich in natürlicher Lage über einander schieben (Taf. V,
Fig. 4). Es bedarf daher nur einer geringen seitlichen Spannung der Bauchhaut, welche durch die
dorsoventralen Muskeln des Rumpfes leicht bewirkt werden kann, um einen sehr festen Verschluss der
Säckchen nach aussen herbeizufüln-en. Am Querschnitt überzeugen wir uns gleichfalls, dass die Ver-
schlussfalten sich über die Mündungen der Säckchen herüberlegen, und wir begreifen leicht, dass durch
eine solche Einrichtung ein Herausfallen der Eier absolut unmöglicli gemacht ist.
Wie schon erwähnt, durchlaufen nun in diesen Brutsäckchen die Eier die gesammte Embryonal-
entwickelung und dehnen dabei die Wandungen derselben, indem sie heranwachsen, nicht unbeträchtlich
aus. In dem Präparat, welches durch Fig. 2 (Taf. V) dargestellt wird, sind die Säckchen der einen
Seite abgeschnitten; dafür treten die vier spaltförmigcn Mündungen derselben mit ihren lidartigen Ver-
schlussfalten deutlich hervor. Die Brutsäckchen der anderen Seite sind erhalten und erscheinen mit
jungen Embryonen angefüllt, welche, vom Chorion umgeben, noch einen beträchtlichen Rest des Dotters
in ihrer Leibeshöhle einschliesseu ; andererseits die beginnende Segmentirung des Körpers, die Anlage
der Extremitäten und der Augen bereits erkennen lassen. Durch die veränderte Gestalt und das Wachs-
thum der Embi'yonen ist auch die äussere Form der Säckchen vielfach eine andei'e geworden, indem
Aussackungen und Erweiterungen entstanden sind. Es zeigt sich bei der Präparation, dass dieselben
sich immermehr in alle zur Verfügung stehenden Hohlräume der Leibeshöhle hineindrängen. Dabei ent-
geht es nicht, dass die Anordnung der Säckchen im Körper nicht bedeutungslos, dass^
dieselbe darauf berechnet ist, eine möglich st ausgiebige Benutzung des gesammten
Perit onea Iraumes zu erzielen. Wie wir gesehen haben, inseriren sich die Säckchen an den
Segmentgrenzen zwischen dem zweiten und sechsten Mittelleibsringe, also genau in der mittleren
Partie des Tho raka lab Schnittes. Zu den beiden von Brutbchältern freien Mittelleibsringen
jederseits kommt dann nach vorne der Kopf, nach hinten das Abdomen hinzu, und es leuchtet ein,
dass auf diese Weise eine völlig gleichmässige Ver theil ung der Säckchen durch den
ganzen Körper ermöglicht worden ist.
So bei geschlechtsreifen Weibchen. Wie liegen nun die Verhältnisse bei jüngeren Weibchen,
welche die Eier noch in den Ovarien tragen? Sind auch dort die Brutsäckchen bereits vorhanden? und
wie entstehen dieselben?
Die letzte Frage zu beantworten ist nicht scliwer, nachdem wir wissen, dass die Säckchen im
Gi-undc nichts weiter sind als eingestülpte Partieen der äusseren Haut; damit ist der Weg ihrer Ent-
¥3 29 B^^
Stellung- zugleich angedeutet. Wir sehen aber, dass ihre Anlage erst hei solchen Weibchen beginnt, welche
sich der Geschlechtsreife nähern ; bei jüngeren fehlen sie und es wölbt sich die Bauchhaut continuirlich
über die Stellen hinweg, welche später durch die Mündungen der Säckchen durchbrochen erscheinen.
Fig. 7 (Taf. VI), mag an einem Querschnitt durch das fünfte Thorakalsegment eines älteren Weibchens
die erste Anlage der Säekchen veranschaulichen. Die Ovarien sind beträchtlich geschwellt durch den
mächtigen Dotter der Eier, in denen das Keimbläschen bereits geschrumpft ist. An der Ventralseite be-
merken wir nun, d ass sich die H yp oder m i s j e der seit s der Gangli enket te zu j e einer flachen
n a p f a r t i g e n V e r t i e f u n g (brs) eingesenkt hat, deren Boden mehrfach gefaltet erscheint. Ueber die
in der Querrichtung breiten, in der Längsaxe des Körpers aber sehr schmalen, spaltförmigen Einstülpungs-
öffnungen zieht sich die cuticula des Bauches continuirlich hinweg. Diese Einsen kun gen bilden
die ersten Anlag e n der B r u t s ä c k c h e n .
Da die mächtigen Ovarien den grösseren Theil der Leibeshöhle einnehmen und die übrigen Ein-
geweide, den Darm, die Leberschläuche gegen die Bauchwand herabdrücken, vermögen die Säckchen
ihr Wachsthum nicht frei zu entfalten; sie können sich nur auf beschränktem Raum durch
weitere Faltung ihrer Wandungen vergrössern, wie Fig. 7 zeigt. Dieser Faltungsprozess
schreitet nun durch ein reges Wachsthum befördert lebhaft weiter fort, indem die Falten sich immer
enger und fester an einander legen, bis die Wände ihre definitive Ausdehnung erreicht haben. Auf
diesem Stadium kann man die Säckchen schon bei äusserlicher Betrachtung des Thieres durch die Haut
hindurchschimmern sehen; sie erscheinen (Taf. I, Fig. 1, brs) als etwa kreisförmige weisse Scheiben zu
beiden Seiten der durch schwarzes Pigment gekennzeichneten üanglienkette und heben sicli ziemlich
scharf zwischen den seitlich ausstrahlenden Segmentalnerven ab.
Gleichzeitig mit der Anlage der Brutbehälter treten andere wichtige Umgestaltungen am weib-
lichen Organismus auf und zwar zunächst an den Ovidukten. Bei jugendlichen Weibchen stellen die-
selben enge röhrenföi-mige Gänge dar, von oben nach unten etwas zusammengedrückt, welche vom
äussern Rand der Ovarien ihren Ursprung nehmen (Taf. VI, Fig. 8) und im schwachen Bogen nach
der Bauchseite hin verlaufen, um hier au der Basis des fünften Beinpaares nach aussen zu münden
(Taf. I, Fig. 1, goe). In Fig. 7 (Taf. VI) sehen wir nun, dass der gesammte Eileiter bis auf einen kleinen
dem Ovarium zunächst liegenden Abschnitt sich niclit nur beträchtlich erweitert hat, sondern sogar in
Form eines kleinen Elindsackes über jenen Abschnitt dorsal hinausgewachsen ist. Indem diese Auf-
treibung nun in der Folge noch bedeutend an Umfang gewinnt, stellt schliesslich der ganze distale Theil
des Ovidukts einen weiten cylinderfönnigen Schlauch dar, aus dessen seitlicher Wand der kurze nicht
an der Erweiterung betheiligte proximale Abschnitt wie ein feiner Canal nach dem Ovarium hinüber-
führt (Taf. VI. Fig. 0). Es kann niclit zweifelhaft sein, dass diese schlauchförmig erweiterte Partie
des Ovidukts mit dem blasenförmigen Organ des Asellus aquaticus ah homolog aufzufassen ist (siehe p. 18),
und ebenso wie jenes die Bedeutung eines receptaculum seminis hat. Die abweichende Form dürfte in
der veränderten Architektonik des Körperbaues ihre Erklärung finden. Auffallend ist nur, dass sich
hier nicht ein gesonderter Endabschnitt wie dort als vagina gegen das receptaculum abhebt.
Schliesslich gelangen in dieser Periode auch die Brutlamellen zur Ausbildung, nachdem die
ersten Anlagen derselben bereits frühzeitig nach einer Häutung in Form kleiner zungenförmiger Anhänge
an der Basis des zweiten, dritten und vierten Thorakalbeinpaares hervorgetreten sind. (Taf. I, Fig. 1, lam)
<i 30 Ei
Wie die Brutsäckclien nacli innen, so stellen diese Duplikaturen der Ilypodermis iiacli aussen
dar (Taf. VI, Fig. 10). Erst wenn die Brutsäckchen sich bereits in einem vorgerückten Stadium der
Entwicklung befinden, beginnt auch der innere Epithelbelag der zungenförmigen Fortsätze durch einen
ähnlichen Faltungsprozess sich zu erweitern (Taf. VI, Fig. 11); und hier tritt nun die merkwürdige Er-
scheinung ein, dass diese Faltungen niclit im Innern der cuticularen Fortsätze vor sich gehen, wie bei
Asellus, sondern das ganze Gewebe zieht sich aus diesen heraus (dies ist schon in Fig. 11 angedeutet)
und wächst in der Lücke zwischen cuticula und Hypodermis weiter. In diesem Räume sehen wir
schliesslich, nachdem sich das gefaltete Gewebe völlig herausgezogen und wieder gestreckt hat, die
Lamellen in ihrer Längsrichtung einmal nach unten zusammengeklappt liegen und zwar soweit ent-
wickelt, dass sie bei der nächstfolgenden Häutung als fertige Organe enthüllt werden können.
Die ganze Anlage ist also hier auf zwei Häutungsperioden vertheilt und der Bildungsmodus
hält in eigenthümlicher Weise die Mitte zwischen demjenigen, welcher für PorcelUo scaher und dem-
jenigen, welcher für Asdlns aqnaticus charakteristisch ist. Die Lamellen treten zwar wie bei Asellus
ursprünglich als freie Anhänge nach aussen hervor; die definitive Ausbildung erfolgt aber nicht in
diesen, sondern wie bei PorcelUo in dem Raum zwischen matrix und cuticula der Brustsegmente. Es
wird gewissermassen ein Ansatz gemacht zur Bildung grösserer Lamellen, wie sie Asellus aquaticus be-
sitzt, alsdann aber wieder aufgegeben. Die primitiven Fortsätze erscheinen so zu sagen als rudimentäre
Organe, als phyletische Reminiszenzen, und wir dürfen hierin, wie ich glaube, eine Andeutung erblicken,
dass die Vorfahi-en der Sphaeromen grössere Brutlamellen besessen haben, womit vielleicht eine normale
Brutpflege verbunden gewesen sein mag.
Alle hier geschilderten Umgestaltungen am weiblichen Organismus gelangen endlieh zum Ab-
schluss durch einen Häutungsprozess, welcher nocli vor der Umlagerung der Eier eintritt. Die Häutung
erfolgt in ganz ähnlicher Weise wie bei PorcelUo und Asellus, indem zuerst die hintere Hälfte des alten
Chitinpanzers vom fünften Segment ab, alsdann erst die vordere im Zusammenhang abgestreift wird.
Nachdem dies geschehen, treten nun zunächst die spaltförmigen Mündungen der Säckchen frei
nach aussen hervor, wie wir uns an Fig. 12 (Taf. VI) überzeugen können, welche einen Längsschnitt
darstellt, der seitlich von der Ganglienkette durch das ganze Thier hindurchgelegt ist. Hier sehen wir
die vier Brutsäckchen der einen Seite in ihrer definitiven Ausbildung vor uns, durch die mächtigen, die
Leibeshöhle füllenden Ovarien eng an die Bauchwand gedrückt. (Wie einzelne undeutliche Kernbilder
vermuthen lassen, sind die Eier in der Bildung der Richtungskörper begriffen.) Die Wandungen der
Säckchen sind in zahllose zierliche Falten zusammengelegt, die so dicht und eng an einanderschliessen,
dass sie den Verlauf der Contouren nicht mehr deutlich erkennen lassen. Die zweizipfelige Gestalt der
Säckchen tritt in der zusammengefalteten Lage bereits eharkteristisch hervor. Noch eines verdient be-
achtet zu werden : Urspiünglich zeigte sich die Wandung der Einstülpungen (Fig. 7) in ihrer histolo-
gischen Struktur von der Hypodermis nicht verschieden ; sie besass dieselbe Dicke, dieselben rundlich ge-
stalteten Zellkerne. Jetzt scheint sie sich zu einer ungemein dünnen Membran verflacht zu lial)en, in
der auch die Kerne eine platte, längliclie Form angenommen haben. Unterhalb der Brutsäckchen treten
uns die Brutlamellen (lam), welche ebenfalls durch die Häutung enthüllt worden sind, im Querschnitt
entgegen.
<i 31 F:i
Späterhin tiiiden wir nun stets die Ovarien entleert iTnd die Eier in die acht Brutsäckclien tiber-
geführt, welche dann ilirerseits alle Hohlräume der Leibeshöhle austullen. Die Weibchen bieten jetzt im
Querschnitt das Bild dar, wie es in der mehrfach erwähnten Fig. 13 (Taf. VI) wiedergegeben und oben
beschrieben worden ist.
Wie erfolgt aber die Ueberluhrung der Eier in die Säckchen ? Ich habe diesen Vorgang nicht
direkt beobachten können '), glaube aber, dass er aus den anatomischen Verhältnissen mit Sicherheit er-
schlossen werden kann. Da aus den Ovarien kein anderer Ausweg nachweisbar ist, als die Ovidukte
(Fig. 7 u. 9, Taf. VI), so können die Eier auch nur durch diese entfernt werden. Ein mechanisches
Hindernis, etwa ein Verschluss der Genitalöffnungen existirt hier ebensowenig wie bei Asdlus aquaticus,
und dass die Eileiter die nöthige Ausdehnungsfähigkeit besitzen, um die grossen Eier hindurchtreten zu
lassen, wird nicht bezweifelt werden. Es dürfte grade neben seiner Funktion als receptaculum seminis
mit eine Bestimmung des erweiterten distalen Abschnitts sein (ähnlich wie bei Asellus aquaticus) die zur
Eiablage nothwendige Dehnbarkeit des Ausleitungsapparats herzustellen.
Die Eier werden also wohl abgelegt und gelangen wie bei den Asseln mit
normaler Brutpflege in den Kaum unterhalb der Lamellen, von denen das letzte
Paar sich mit seinen hinteren Rändern auch über die Geni talü ff nuugen am fünften
Segment herüberwölbt. Es mag gestattet sein, hier auf die oben citirte Angabe von Hesse
zurückzugreifen, wonach derselbe eine Ablage der Eier in den Brutraum beobachtet haben will. Wenn
die von Hesse untersuchten Sphaeroma-Species dieselbe Brutpflege besitzen wie die hier dargestellte —
und ich glaube dies aus den wenigen unklaren Andeutungen dieses Forschers vermuthen zu können — ;
wenn andrerseits jene Mittheilung auf einer thatsächlichen Beobachtung lieruht: so dürfte Hesse das
Stadium der Umlagerung der Eier vorgelegen haben.
Gewiss besitzen nun die Brutlamellen trotz ihrer Zartheit doch so viel Widerstandsfähigheit, um
die Eier eine kurze Zeit lang festzuhalten; denn wenn wir späterhin bei der Geburt der jungen Larven
sehen, dass dieselben noch eine Weile offenbar nur durch den mechanischen Widerstand der Lamellen
in dem Brutraum zurückgehalten werden und nur durch eigne lebhafte Bewegungen oder durcli ein
willkürliches Auseinanderklappen der Lamellen von seifen des Mutterthieres in Freiheit gesetzt werden
können, so folgt daraus, dass die Brutlamellen einmal einer gewissen Elastizität nicht entbehren, und
dass sie andrerseits an ihrer Basis mit Muskeln in Verbindung stehen, welche ebenso wie sie ein Aus-
einanderschlagen ermöglichen auch ein festeres Andrücken an die Bauchwand gestatten müssen.
Dass nun die Aufnahme der Eier in die Säckchen durch die acht spalt-
förmigen Oeffnungen erfolgen muss, liegt auf der Hand, da ein anderer Zugang zu
diesen eben nicht existirt. Allerdings habe ich keine Längsmuskeln entdecken können, welche
ein willkürliches Oeffnen der Spalte denkbar erscheinen Hessen. Indessen sehen wir an Fig. 12 (Taf. VI),
dass die Verschlussfalten zu dieser Zeit noch gar nicht fest auf einander schliessen, und ich glaube, dass
schon ein blosses Nachlassen der die Bauchhaut spannenden Muskeln genügen muss, um die Spalten-
ränder gegen einen leichten Di'uck vonseiten der Eier, vielleicht verstärkt durch ein Andrücken der
') Ein Weibehen, welches bis zum Hiuitungsprozess in der Gefangenschaft zu hellten uiir gelungen war, starb
während der Häutung des vordem Körperabscluiitts.
Ki 32 fs
Brutlameüeu nachgiebig zu macheu und einen Durclitritt derselben zu gestatten. Imracriiin wird es
interessant sein, über diesen Vorgang nocii durch dircls;te Beoljaelitung weiteren Aufsciduss zu erhalten.
Indem die Eier eindringen, werden die bis dahin gefalteten Wandungen der Säckchen aufgebläht
und schliesslich straft' durch den ganzen Körper bis gegen die Rückendecke hin ausgespannt.
Betrachten wir junge in den Brutsäckchen befindliche Eier von Sphaeroma rugicauda, so fällt die
relativ bedeutende Grösse derselben auf. Sie besitzen einen Durchmesser von 0,44 mm, sind also zwei
und ein halb mal so gross als diejenigen von Anellnn a//uatict(s bei einem Durchmesser von 0,32 mm,
obwohl diese Thiere im ausgewachsenen Zustand nahezu gleiche Grösse haben. Es findet also hier eine
ungewöhnlich reichliche Ablagerung von Dotter in den Ovarien statt.
Dessenungeachtet genügt dieses reiche Dottermaterial nicht, um die Bau-
stoffe für die Bildung des Embryos zu liefern; denn noch mehr als die Eier setzen
die zum Ausschlüpfen reifen Larven durch ihre bedeutende Grösse in Erstaunen.
Bei einem "Weibchen zeigten dieselben eine Länge von 1,44 mm auf eine Breite von 0,65 mm und eine
mittlere Höhe von 0,22 mm, während das Mutterthier 5,2 mm in der Länge auf 2,9 mm Breite mass.
Bringen wir auf die geringere Höhe an den Seitentheilen des Körpers die sichelförmig nach unten ge-
bogenen Epimeren und die Extremitäten in Anrechnung (Taf. II, Fig. 8), so können wir den Körper
der Larve sehr annähernd als ein Parallelepipedon betrachten, dessen Volumen nach den angeführten Zahlen
0,2059 cmm betragen würde. Sonach übertrifft also die Larve das Volumen des Eies,
welches sich nach Massgabe seines Durchmessers auf 0,0409 cmm stellt, um das
Fünffache. Diese Thatsache zeigt klar, dass die Bildung des Embryos nicht allein
auf Kosten des Eidotters erfolgen kann, dass vielmehr hier im Verlauf der
embryonalen Entwickelung eine Zufuhr von nährenden Bestan dtheileu von dem
Blut des Mutterthier es aus stattfinden muss.
Man wird es kaum eine Hypothese nennen können, wenn ich annehme, dass diese auf dem
Wege einer Diosmose durch die Wand der Brutsäckchen hindurch erfolgt. Wir wissen zwar, dass
gelöste EiAveisssubstanzen nur in sehr geringem Masse diffusionsfähig sind ; indessen lehrt die Erüihrung,
dass eine solche Diffusion im Innern des thierischen Körpers durch äusserst zarte Membranen hindurch
dennoch sehr vielfach stattfinden muss. Wie sollen wir uns zum Beispiel die Ernährung der Eier in
den Ovarien und die Dotterablagerung in denselben anders erklären als mittelst einer Blutdiosmose
durch die Wand des Eierstocks? Und diese zeigt bei den Sphaeromen im Wesentlichen dieselbe Zusammen-
setzung wie die Membran der Brutsäckchen. Dass die letztere aber in der That ungewöhnlich zart ist,
darauf habe ich bereits in der Schilderung ihrer Entstehung aufmerksam gemacht; noch deutlicher tritt
es an einem Querschnitt wie Fig. 13 (Taf. VI.) hervor, wo sich die Membran der Säckchen durch ihre
Zartheit sehr scharf gegen die Hypodermis, aus welcher sie entstanden ist, abliebt.
Nicht ohne Bedeutung für eine Diosmose des Blutes und eine gleichmässige wirksame Ernährung
der Brut dürfte schliesshch die eigenthümliche Form der Säckehen sein. Welchen anderen Zweck kann
die zweizipfelige Gestalt derselben haben, als den einer Vergrösscrung der Oberfläche? Gleichzeitig
wird dadm-ch bedingt, dass jedes Ei mit der Membran des Säckchens in unmittelbare Berührung tritt.
Nirgend finden wir, dass eines derselben zwischen andern eingeschlossen liegt; vielmehr sehen wir, dass
die Eier zu zwei einfachen Säulen über einandergeschichtet in die beiden Zipfel aufsteigen. Es kann
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also das Blut, welclies die in die Leibeshöliie frei hineinracrcnden Säckclicu allseitig umspült, allen Eiern
im gleichen Grade zu Gute koiunien.
Ich will hier noch auf eiuige Erscheinungen hinweisen, die sich am mütterlichen Körper be-
merkbar machen, während die Entwickelung der Eier in den Brutbehältern ihren Verlauf nimmt. Zu-
nächst schrumpfen die erweiterten Wandungen der receptacula seminis wieder zusammen, nachdem die
Befruchtung und die Umlagerung der Eier erfolgt ist und die Ovidukte nehmen annähernd ihre ursprüng-
liche Gestalt wieder an (Taf. VI, Fig. 13). In den geschrumpften Ovarien, welche den Brutsäckchen
dorsal aufliegen, bemerken wir eine Anzahl zurückgebliebener Spermatozoen zu Bündeln vereinigt : ein
Beweis, dass die Befruchtung in den Ovarien selbst stattgefunden hat.
Eine sehr merkwürdige Veränderung aber ist in der Gegend der weiblichen Geuitalüffnungen
vor sicii gegangen ; über diese sehen wir jetzt die cuticula des Segments sich continuirlich herüberwölben,
während ein solider Chitingriffel von ihr ausgehend in die innere Höhlung des Ovidukts weit hineinragt.
Offenbar ist dieser Chitinstab durch euticuiare Ausscheidung von Seiten der Wände des Ovidukts ge-
bildet worden. Wenn nun so auch ein äusserer Verschluss der Ovidukte zu Stande gekommen ist, so
kann man dennocii nicht sagen, dass dieselben jetzt in Wirklichkeit blind endigen; vielmehr haben sich
ihre Wandungen von den (iriffeln etwas abgehoben und es zeigt sich, dass ihr lumen frei in den Hohl-
raum zwischen cuticula und matrix der Bauchhaut hineinmündet (Taf. VI, Fig. 13).
Es erinnert dies lebhaft an die analogen Einriclitungen, welche vonSchöbl bei den geschlechts-
reifen Weibchen von Porcdlio scaber beobachtet worden sind, und ich habe bereits darauf aufmerksam
gemacht, dass die Analogie dieser Verhältnisse vielleicht eine vollständigere sein dürfte, als es nach der
Schilderung von Schob 1 den Anschein hat. Es würde alsdann der eigenthümliche Vorgang der Ei-
ablage in der Gruppe der Onisciden in einem etwas anderen Lichte erscheinen. Ein bemerkenswerther
Unterschied besteht allerdings darin, dass diese Einrichtung dort schon vor der Eiablage vorhanden ist,
während sie hier erst nach derselben zur Ausbildung konmit. Welches dei- Zweck derselben bei iSj'hae-
roma ist, vermag ich nicht zu sagen. Man wird aber vielleicht aunelinieu dürfen, dass die Persistenz
von zwei so ausgedehnten Oeffnungen, wie es die Genitalspalten nach der letzten Häutung sind, für den
Organismus, insbesondere für die Neubildung der Eier in den Ovarien nicht vortheilhaft sei.
Es bleibt mir noch übrig, die Angabe von Hesse kurz zu besprechen, dass die Brutlamellen
während der Entwicklung der Brut zusammenschrumpfen sollen. Indem die Embrj'onen heranwachsen,
wölbt sich die Bauchhaut des Mutterthieres immer stärker vor und drängt naturgemäss die Lamellen etwas
zur Seite, sodass sie bei der Aufsicht verkürzt erscheinen. (Taf. I. Fig. 5.) Andererseits habe ich aber
auch in zahlreichen Fällen eine wirkliche Schrumpfung bemerken können. Diese scheint in einer
Degeneration des Chitins begründet zu sein, welche am medianen Rande der Lamelle ihren Anfang
nimmt und gelegentlich eine nicht unbeträchtliche Verkürzung derselben zur Folge haben kann. Möglich,
dass Hesse solche Fälle vorgelegen haben. Indessen ist dies keineswegs das normale Verhalten. In
den meisten Fällen sehen wir, dass die Brutblätter bis zum Ende der embryonalen Entwicklung in ihrer
ganzen Länge persistiren, und nachdem die Brust|)artie in Folge der Geburt der Larven zusammen-
gesunken ist, bemerken wir sogar, dass sie sich in der Medianlinie des Körpers mit ihren Rändern
gegenseitig decken.
Bibliotheci zoologica. Heft X. .5
*3 34 ES
Was nun den Geburtsakt selbst anbetrifft, so habe ich Gelegenheit gehabt, denselben bei einem
Weibchen zu beobachten. Wie sich erwarten liess, erfolgt dieEntleerung der Säckchen direkt
durch die äusseren Mündungen, durch -welclie die Eier ursprünglich in dieselben
aufgenommen wurden. Wir haben es also mit acht getrennten Geburtsöffnungen
zu thun.
Bereits lange vor dem Ausschlüpfen sieht man die jungen Larven im Inneren der Säckchen
lebhafte Bewegungen ausführen. Die äussere Organisation, die Segmcntirung des Körpers, lässt sich
deutlich wahrnehmen und namentlich schimmern die mächtigen glänzenden Augen auffällig durch die
Haut des Muttertliieres hindurch. Bald erscheint denn auch ein Kopf oder ein Abdomen über der
Mündung eines der Säckchen, und wir sehen nun, dass das Junge sich allein durch lebhafte Eigen-
bewegungen seines Körpers aus seinem Brutbehälter hervorarbeitet.
Ich habe niemals bemerkt, dass zwei Junge zu gleicher Zeit auskrochen, wohl aber erscheinen
gewöhnlich zwei in rascher Folge hinter einander. Beide verweilen dann noch eine kurze Zeit (selten
länger als eine Stunde) innerhalb der Bi'utlamellen.
Welchen Zweck dieses Verweilen hat, dürfte in folgender Beobachtung eine Erklärung finden.
AVenn die Jungen die Säckchen verlassen, erscheint ihr Abdomen seitlich etwas zusammgedrückt, indem
ihnen hier noch Reste von Eihüllen anhaften, während der Kopf bereits frei hervorragt. Ob diese
Reste durch das Chorion repräsentirt werden, oder eine Larvuuhaut darstellen, habe ich nicht ermitteln
können. Gewöhnlich erfolgt nun die völlige Abstreifung dieser Hüllen während des kurzen Aufenthalts
der Larven im Brutraum der Mutter, and erst ^vem\ dieses geschehen ist, werden sie durch ein momentanes
Auseinanderschlagen der Brutlamellen in Freiheit gesetzt.
Bei der Geburt aller folgenden wiederholt sich dasselbe Schauspiel. Indem zwischen je zwei
Geburten oft eine längere Pause eingeschoben ist, nimmt der ganze Vorgang mehrere Tage in Anspruch.
In dem Falle, welchen ich beobachten konnte entschlüpften nur 14 Junge den Säckchen, doch geschah dies
gegen Ende August, also zu einer Zeit, wo die Intensität der Fortpflanzug bereits nachzulassen beginnt.
Die neugeborenen Larven (Taf. 1 Fig. 8 und 9) gleichen in ihrer Körperform fast voll-
kommen den ausgebildeten Thieren; nur fehlt ihnen, wie allen Isopodenlarven, das siebente Beinpaar,
während das entsprechende Segment bereits als eingeschobenes Glied angelegt ist. Der Kopfabschnitt erscheint
proportionirt, doch machen sich die Augen durch ihre unverhältnissmässige Grösse auffällig bemerkbar.
Die unteren Antennen sind völlig entwickelt, während die oberen an Stelle der Geissei nur ein einziges
Glied aufweisen, welches an seiner Spitze mit einem Büschel pinselförmiger Borsten besetzt ist. Da die
innere Organisation der Larven im ersten Theil dieser Abhandlung eingehend geschildert worden ist,
kann ich hier davon absehen, und ich hebe nur hervor, dass die Ganglienkette schon bei äusserlicher
Betrachtung in ihrem ganzen Verlauf hervortritt, bemerkenswerth durch die ni)ch völlig getrennten
Anlagen der Abdominalganglien (Taf. I, Fig. 9).
In dem Maasse, wie die Jungen die Brutsäckchen -verlassen, schrumpfen diese zusammen und
können schliesslich wieder wie vor ihrer Entfaltung als kleine, weisse, kreisförmige Scheiben durch die
äussere Haut hindurchschimmernd zu beiden Seiten der Ganglienkette wahrgenommen werden. Ob
dieselben Säckchen zu einer nochmaligen Brutperiode Verwendung finden , vermag ich nicht zu sagen ;
ich glaube aber, dass dies nicht der Fall ist. Denn ich habe bei Weibchen, welche ihre Brut abgesetzt
hatten, niemals eine vorf^'escliritteue Neubildini.i;- von Eiern in den Ovarien beobachten können.
Wiihl aber Iiabe ich liäutig die Bemerkung- o-emaclit, dass solche Weibchen sich zu einem Häutungs-
prozess vorbereiteten. Es liatte sich nämlich die Bauchchitinhaut weit von der Hypodennis abgehoben
und mit sich die innern chitinösen Membranen der Säckchen, die zu kleinen Knüpfchen zusammeu-
geschrumpft an ihr hingen, aus der Leibeshöhle herausgezogen. —
Es kann wohl vorausgesetzt werden, dass die hier geschilderte sehr eigenartige Brutpflege nicht
auf die beobachtete Species allein beschränkt ist, dass sie zum mindesten unter den Arten der Gattung
Sphaeroma eine allgemeinere Verbreitung besitzen dürfte.
In wie fern allerdings in den andern Gattungen der Sphaeroniiden ähnliche Verhältnisse aus-
gebildet sind; ob namentlich die Achtzahl der Brutsäckcisen überall gewahrt, ob die Anordnung dei'-
selben im Körper überall dieselbe ist: das werden erst weitere und umfassendere Untersuchungen zeigen
können. Gewiss ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sich hier im Einzelnen abweichende Ver-
hältnisse finden werden.
So viel aber scheint aus allen Insherigen Erfahrungen mit Sicherheit hervorzugehen, dass
ausserhalb der Familie der Sphaeromiden bei den freilebenden Isopoden, einschliesslich dei- ektoparasitischen
Aegiden und Cymothoiden, analoge Erscheinungen nirgend vorkonunen.
Diese Thatsache legt uns die Frage nahe, wie wir uns eine solche abweichende Brutpflege in
einer vereinzelten Gruppe entstanden zu denken haben. Knüpft dieselbe an die für die Ordnung als
normal erkannten Erscheinungen an und kann sie aus jenen hergeleitet werden ; oder führt sie uns ein
ursprüngliches Verhalten vor Augen, welches in den andern Gruppen nur abgeändert worden ist?
Auf diese Frage lässt sich schon jetzt mit einiger Sicherheit antworten, dass die eigenartige
Brutpflege der Sphaeromiden als eine secundäre Erscheinung zu betrachten, dass sie zweifellos aus dem
normalen Typus der Brutpflege, welclien wir bei den übrigen Isopoden so allgemein ausgeprägt finden,
erst hervorgegangen ist. Dafür spricht ganz unzweideutig das Vorhandensein der Brutlamellen. Dieselben
erscheinen uns hier morphologisch, sowie funktionell als rückgebildete Organe, deren Bestimmung allein
darin besteht, die abgelegten Eier solange festzuhalten, bis sie in die Bi-utsäckcheu aufgenommen worden
sind. Denn in der häufig nur auf Augenblicke beschränkten Fixiruug der ausgeschlüpften Larven wird
man kaum eine wesentliche Funktion dieser Orgaue erblicken können. In wie fern weiterhin der eigen-
thümliche Bildungsmodus der Brutlamellen für die hier vertretene Anschauung geltend gemacht werden
kann, ist bereits im Vorhergehenden gezeigt worden.
Wir werden also die Brutpflege der Sphaeroma ruf/icauda als eine, wenn auch
weitgehende Modifikation des für die Isopoden allgemein charakteristischen Ver-
haltens aufzufassen haben, und es wird von Interesse sein, zu erfahren, ob sich in
irgend einer Gruppe der Sphaeromiden diese ursprüngliche Form der Brutpflege
noch heute erhalten hat.
Die Brutpflege im Brut räum.
Es ist im vorhergehenden Abschnitt gezeigt worden, dass in der Familie der Sphaeromiden die
Eier während ihrer ganzen Entwicklung in einer sehr innigen Berührung mit dem mütterlichen Organismus
verbleiben. Eine Folge dieser innigen Verbindung ist, dass die embryonale Entwickelung von einem
nicht unbedeutenden Wachsthum begleitet wird, welches nicht allein auf das Dottermaterial des reifea
*o 3(5 K
Eies zurückfuhrbar erscheint, sondern die Annahme notliwendig- macht, dass eine Ernährung vom Blute
des Jlutterthieres aus stattfinden müsse.
Diese Wahrnehmiuig legt \ins die Frage nahe, welclie Beziehungen bei den Isopoden
im Allgemeinen zwischen der Brut und dem mütterlichen Organismus bestehen; ob
die Brutpflege im Bruti-aum lediglich den Zweck hat, der Na clik o mmensch af t einen
wirksamen äussern Schutz zu gewähren; oder ob eine weitere Bet liei 1 i gun g der
Mutter an der Embr yonalentwicklung dnri'h Zuführung von Näli r m a t er ial auch
hier nachgewiesen werde Ji kann.
Ich will im Folgenden versuchen, dieser Frage näher zu treten; ich betone aber, dass ich nur
einen kleinen Beitrag zur Beantwortung derselben hier liefern kann, da meine Beobachtungen sich auf
ein beschränktes Material beziehen und dass erst weitere und umfassendere Untersuchungen einen
genaueren Aufschluss über diese Verhältnisse werden geben können.
Die Frage, ob bei den Isopoden eine Ernährung der Embryonen in der Bruthohle stattfindet,
ist nicht neu; sie ist bereits von Heinrich Rathke eingehend erörtert worden. In seinen „Unter-
suchungen über die Bildung und Entwicklung des Ouiscua (Asellus) nquaticus'^ heisst es : ') „Wenn die
Frucht der Wasserasseln ihre Eihüllen abgestreift hat, verbleibt sie doch noch geraume Zeit in ihrer
Brutliöhle und bildet sich in diesem Räume, ohne jedocli sicli mit der Mutter in einer innigen und festen
Verbindung zu befinden, insoweit aus, dass sie zuletzt das Ei, in welchem sie ihren Ursprung nahm, an
Masse wenigstens acht Mal übertrifft".
In der Entwickelungsgeschichte der Crustaceen" kommt er wiederholt auf diese Frage zurück.
So finden wir über Janira Kordmanni die Bemerkung^): „Ungefähr um die Mitte des Fruchtlebens sind
die einzelnen Dotterkörner sowohl in dem Darmschlauch als in den Dottersäckchen ansehnlich grösser
als in denjenigen Eiern, in welchen noch keine Spur von einem Embryo zu bemerken ist. • — Der
Embryo ist zuletzt sehr viel grösser, als es das Ei war, da es in die Bruthöhle gelangte."
Aehnlich über Lifjia Brantii^): „Während das Junge, befreit von den Eihüllen, in der Brut-
höhle der Mutter verweilt, nimmt es nicht unbedeutend an Länge und Breite zu, mehr als es auf
Kosten des jetzt völlig verschwindenden Dotters geschehen könnte." Bei Idoihea Basteri fand er*) die
ältesten .Jungen etwa noch einmal so gross, als diejenigen Eier, in welchen noch keine Spur eines
Embryos vorhanden war.
Einige eigene Messungen führten mich zu folgenden Ergebnissen. Bei AseUns aquaticus besitzt
das frisch gelegte Ei einen Durchmesser von 0,32 mm, also ein Volumen von 0,0165 cmm. Eine völlig
entwickelte bewegliche Larve aus dem Brutraum zeigte eine Länge von 1,02 mm auf eine Breite von
0,29 mm und eine Höhe von ca. 0,16 mm. Dies ergiebt nacii einer analogen Berechnung, wie sie im
vorhergehenden Abschnitt für Sphaeroma rugicauda ausgeführt wurde, ein Volumen von ca. 0,047.3 cmm,
also nahezu das dreifache des Eivolumens. Ob damit das Wachsthum der I>arve innerhalb des Brut-
') Heinrich Ratlike. Abhandliiiig-en zur Bikhin.iis- und Kntwickluni;süi'S(liii-litc des .Mcnsi-licM und iUt
Tliiere Erster Tlieil. is:)-.', p. s.
'') Derselbe. Zur Morpliologic. Iteisebenierkungen ans 'Paurien l.'^iiT. p. 71.
^) ebenda, p. (iO.
*) ebenda, p. (i.i.
<3 o7 Zi
raums schon abgeschlossen ist, vermag ich nielit zu sagen ; indessen scheint die oben citirte Angabe von
Rathke, wenn auch wohl etwas zu hoch gegriffen, darauf hinzudeuten, dass die von mir beobachtete
Larve noch nicht ihre definitive Grösse erreicht hatte.
Für Idothea fricuspidata ergaben sicli, freilich nacli Messungen an oonservirteni ilateriai, folgende
Verhältnisse: Die im Brutraum botindlichen, kugelig gestalteten Eier besitzen einen Durchmesser von
0,56 nnn, was einem Volum von 0,0920 cmm entsprechen würde. Ein aus den Eihüllcn befreiter Embryo,
dessen Gliednmassen sich bereits deutlich vom Körper abgehoben hatten, mass 1,44 mm in der Lange,
0,35 mm in der Breite; die mittlere Höhe betrug in der Medianlinie des Körpers 0,22 nun. Danach
betrug sein Volum ca. (M109 cmm, also wenig mehr als das Eivoluni. Dem gegenüber zeigten sich
Embryonen beträchtlich gewachsen, welche, aus dem Brutraum entfernt, bereits lebhaft im Wasser um-
herschwammen; also offenbar im Begriff gewesen waren, demnächst auszuschlüpfen. Dieselben besassen
eine Länge von 2.52 mm auf eine Breite von 0,48 mm und eine mittlere Höhe von 0,.'}5 mm. Dies
ergiebt nach einer analogen Berechnung ein Volum von 0,42.34 cmm, also nahezu das Fünffache des
Eivolums. Die Zahlen beweisen gleichzeitig, dass gerade in der letzten Periode des Verweilens im Brut-
raum das Wachsthum ein besonders lebhaftes ist.
Noch deutlicher als diese Grössendifferenzen spricht der Umstand, dass die Asselembryonen nicht
nur sehr frühzeitig die Eihüllen abstreifen, sondern bereits lange, ehe sie den Brutraum verlassen, einem
regelrechten Häutungsprozess unterworfen sind. Rathke hat diese Thatsache richtig als Folge eines
Wachsthums gedeutet, wenn er sagt'): W.ährend der Embryo (,von AsMus) sich auf die beschriebene
Weise immer mehr ausbildet, nimmt derselbe und der in ihm eingeschlossene Dotter auch an Umfang
etwas zu. Dadurch wird nun seine Oberfläche der Oberfläche des Eies immer näher gebracht, bis der
Zwischenraum, welcher sich früher zwischen dem Chorion und dem Dotter vorfand, von ihm völlig aus-
gefüllt und zuletzt das Chorion durch ihn zersprengt wird."^)
Im gleichen Sinne spricht sich Dohrn^) aus: „Von diesen beiden Häuten (Chorion und Dotter-
haut) sehen wir jetzt nur noch die letztere. Das Choiion ist durch die wachsende Ausdehnung der
blattförmigen Anhänge und durch das Wachsthum des ganzen Embryo gesprengt worden und der
Embryo herausgetreten." Die zartere Dotterhaut ist ausdehnungsfähiger als das C^horion, sie platzt erst
später, nachdem sich innerhalb derselben eine neue cuticulare Hülle, die Larvenhaut (cuticule nauplienne
van Beneden), um den Embryo gebildet hat. Schliesslich wird auch die Larvenliaut durch den
mächtig gewachsenen Kopftheil des Embryos gesprengt und die Larve tritt aus derselben hervor, um-
liüllt von einer neuen cuticula, welche sich den veränderten Körperformen augepasst liat.
Wenn es nach den angeführten Thatsacheu nicht zweifelhaft sein kann , dass bei zahlreichen
Isopodeu ein beträchtliches Wachsthum die embryonale Entwickelung begleitet, so müssen wir weiter
fragen, worauf dieses Wachsthum beruht. Auch darüber hat sich Rathke ausführlich geäussert.
^Von dieser Vergrösserung" , sagt er ^, , „lassen sich zwei verschieden(; Ursachen denken. Entweder
') Rathke. Abhancll. z. Bild. u. Entw. d. Menschen etc. \i. >^.
') Ebenso über Ligia Brandlii (Morph, p. 68): „Um die Zeit, da der Embryo das dünner gewordene Chorion
sprengen will, ist das Ei beinahe noch einmal so gross, als es damals war. da es in die Bruthöhle gelangte.
') Dohrn. Die embiyonale Entwicklung des Asdlu.i atutatirus. Zeitschr. f. wiss. Zool. XVII. ]>!G7. p. ii'i.
■*) Morphologie p. 98.
— ?o 38 K- —
nimmt das Ei iu Folge seiner Lebensprozesse und nacli den Gesetzen der Endosmose aus seiner Um-
gebung nur Wasser auf und es wird durch dieses dann der dickliciic Dotter in seinen einzelnen Körnern
aufgeschwellt, gleiclisam nur verdünnt. Oder es nimmt das Ei aus seiner Umgebung nicht bloss Wasser,
sondern auch einen formlosen organischen Stoff auf, der dann zur weitern Ausbildung des Embryos
verwendet wird. Wie es mir bcdünken will , ist es wohl die letztere Ursache , welcher das Ei seine
allmähliche Vergrösserung verdankt , obwohl es mit der Jlutter nicht in einer organischen Verbindung
steht, wie das Ei der Säugethiere, sondern vielmehr ganz lose in der Bruthöhle liegen bleibt. Denn
erstens vergrössert sich der Embryo und mit ihm der Umfang des ganzen Eies erst dann am meisten,
wenn der Dotter schon grossenthcils verzehrt ist, wenn seine Körner schon am stärksten angeschwellt
sind, und wenn seine Abnahme schon langsamer erfolgt als frühorliin. Die Beobachtung spricht aber
keineswegs dafür, dass jetzt die einzelnen, in der Entwickelung begriffenen Theile des Embryos besonders
nur durch Aufnahme V(m wässerigen Stoffen vergrössert werden, da ihre Substanz jetzt nicht weiclier,
sondern gegentheils fester wird. Zweitens ist die Flüssigkeit, welclie mit den Eiern in der Brutliöhle
vorgefunden wird, nicht etwa blosses Wasser, sondern enthält, wie icli oft genug bemerkt iialie,
organischen Stoff, namentlich Eiweiss, aufgelöst."
Dass die Flüssigkeit, welche die Eier in der Bruthöhle umgiebt, in der Tliat nicht Ijlosses
Wasser ist, davon kann man sich dm-ch einen einfachen Versuch überzeugen.') Entfernt man die frisch
gelegten Eier des Asellus aquaticus aus dem Brutraum und bringt sie in Wasser, so beginnen sie sehr
bald zu quellen, das Chorion hebt sich weit vom Dotter ab ; die Eier entwickeln sich nicht weiter und
gehen sehr bald zu Grunde. Diese Beobachtung zeigt deutlicli, dass das Fruchtwasser des Brutraumes
noch andere Bestandtheile enthalten muss als reines Wasser.
Dass dies Eiweissstoffe seien, schloss Rathke aus folgendem Versuch: Er legte trächtige
Weibchen von Asellus aquaticus, nachdem er sie sorgfältig abgetrocknet hatte, in eine kleine Quantität
von Weingeist oder Sublimatlösung und fand dann in der Regel, nachdem er iu solcher Flüssigkeit
den Brutraum geöffnet hatte , ein sehr schwaches und weissliches Gerinnsel mit dieser Flüssigkeit
vermischt. ^)
Ich kann diese Beobachtung durchaus bestätigen und hinzufügen, dass dieselbe Reaktion bereits
eintritt , ehe die Eier in den ßrutraum abgelegt worden sind. Tödtet man ein solches Weibchen iu
Alkohol und schlägt man die Brutlamcllen auseinander , so erscheint die ganze Bruthöhlung mit einer
flockigen weissen Masse erfüllt, deren Quantität durchaus nicht so unbedeutend ist als Rathke angiebt.
Behandelt mau ein trächtiges Weil)chen in der gleichen Weise, so zeigt sich, dass die Embryoneu
infolge der Alkoholwirkung zu einer einheitlichen zusammenhängenden Masse durcii eben jene Substanz
verkittet worden sind.
Was kann diese Substanz anderes sein als coagulirtes Eiweiss, welches dem Fruchtwasser des
Brutraumes vom Blute des Mutterthieres aus iu gelöster Form beigemischt worden ist und aus derselben
Quelle fortwährend ergänzt wird V
') cf. Weis mann, Beitrüge zur Naturgescliii-hte iler r);ii)linid(>n. Z. f. w. Z.
'-) V. Ben e den tlieilt dieselbe Wahrnehmung mit. Reeherehes sm- renibryogenie des Crustacees. Bulletins
de l'acad. roy. d. seienees de Belgique. p. (i.'i.
• — K ^i) t> —
In welcher Weise gesehielit nun aber diese Absclieitlung nährendei' Bestandtheile aus dem
mütterlichen Bhit in den Brutraum liinein? Oeffnungen, weiche aus der Leibeshölde in den Brutraum
hinüberfülu'en , können, bei Ase.llus wenigstens, niclit nacligewiesen werden; auch sclieint mir eine
Diffusion des Bhites durch die Haut der Brustsegniente liindurcli, wie sie Rathke') annimmt, sehr
wenis' Wain'sclieinJiclikeit für sich zu haben.
Betraciiten wir einen Querscliuitt wie Fig. ?> und Fig. 7, Taf. III, so seilen wir, dass die in
der Medianlinie des Rumpfes hinziehende Ganglienkette mit der Ilypodermis dei- Brustsegniente fest
verbunden ist. Zu beiden Seiten derselben verlaufen die breiten Längsinuskelzüge des Bauches, ebenfalls
fest an die Hypodermis sich anschmiegend. Es bleiben also nur schmale Lücken frei, durch welche
der Blutstrom der Leibeshöhle mit der Bauchhaut in unmittelbare Berührung treten kann , und es
leuchtet ein, dass eine solche Organisation einer Diosmose in den Brutraum hinein wenig günstig
sein muss.
Man könnte nun glauben, dass eine besondere Zartheit der Haut an dieser Stelle eine Blut-
diffusion befördere ; indessen ist bei Asellus wenigstens die cuticula hier nicht merklich dünner als an den-
jenigen Brustsegmenten, welche ausserhalb des Brutraunis gelegen sind. Ich will nicht unerwiihnt lassen,
dass bei Lloihea entumon allerdings die Hautpartie, welche den Boden des Brutraums bildet, in sofern
modificirt erscheint, als sie die mächtigen Chitinleisten vermissen lässt, welche bei Männchen und nicht
trächtigen Weibchen in der cuticula der Brustsegmente auftreten. Jedoch glaube ich, dass diese Ein-
richtung in erster Linie den Zweck hat, die Embryonen vor zu heftigem Druck und starker Reibung
zu bewahren ; andererseits ist die Haut auch hier keineswegs dünner als etwa die Gelenkmembranen der
hinteren Brust- und Rückensegmente: und da an diesen Stellen keine Diffusion stattfindet, wird sie auch
dort geleugnet werden müssen. Ueberhaupt hat die Annahme einer einfachen Diosmose des Blutes durch
die Körperwandungen etwas Missliches.
Wir werden daher verniuthen dürfen, ähnlich wie bei den Daphniden auch
hier besondere anatomische Einrichtungen vorzufinden, w e 1 c h e n n t e r e i h ö h t e m
Druck eine Filtration von Bin t bestand th eilen in den Brutraum hinein denkbar
erscheinen lassen. Eine solche Einrichtung sehe ich bei Asdliis aquaticus in dem Bau
der Brutlamellen. Derselbe ist bisher wenig beachtet worden; man begnügte sich, die Lamellen
als chitinöse Scliutzorgane der Brut zu betrachten, ohne iiidess ihrer feineren Struktur eine eingehende
Aufmersamkeit zu schenken.
Bereits in der Schilderung der Entstehung dieser Organe habe ich auf Eigenthünilichkeiten im
histologischen Bau derselben hingewiesen, welche mit fortschreitender Entwickelung immer schärfer zum
Ausdruck kommen. Es zeigte sich, dass die beiden Hypodermisblätter, welche ursprünglich in einfacher
Lage die obere und untere Wand der Lamelle von innen auskleiden, zur Herstellung eines Systems
communicirender Höhlungen und Gänge Verwendung finden, in welchen vielfach verzweigte Blutbahnen
ihren Verlauf nehmen.
Die Flächenansicht einer frisch entfalteten BrutlamcUe lässt bei mittlerer Vergrösserung diese
Struktur deutlich erkennen. (Taf. VII, Fig. 1). Sie zeigt uns das Bild zahlreicher unregehnässig um-
') 1. c. p. 17.
— <1 40 Es- —
grenzter Substanzinseln, gebildet durch lokale Anhäufung hypodennaler Zellen, und zwischen jenen ein
coniplicirtes Netz nach allen Richtungen sich verzweigender und in einander übergehender Canäle. Iin
Innern dieser Canäle bemerken wir zahlreiche Blutkörperchen regellos vertheilt. welche sich von den
Zellen der H3-])odcrniis durcli ihre rundliehe Gestalt sehr scharf abheben und bei stärkerer Vergrüsserung
als mehr oder weniger kreisförmige Bläschen erscheinen (Taf. V, Fig. 7) , einen lebhaft tingirten Kern
in einem hellen j)erip!ieren Hof einschliesseud.
Die aus dem Oberflächenbild erschlossene Struktur wird durcli den Querschnitt vollkommen
bestätigt (Taf. V, Fig. 7). Mau überzeugt sich, dass die Abtheiluug des Binnenraums der Hohl-
lamelle in zahllose Maschenräume durch Stützpfeiler hergestellt wird, welche von der oberen zur unteren
Wand verlaufen. Diese werden allein durch eigenthümliche Anordnung und Vereinigung gegenüber-
liegender Gruppen von Hj'podermiszellen gebildet. Die Maschenräume besitzen eine verschiedene Weite,
da die Stützpfeiler an einzelnen Stellen näher an einander gerückt sind als an andern. Indem gleich-
zeitig die Kerne der Zellen an den Stützpfeilern besonders angehäuft erscheinen, während gegen die
cuticida hin eine meist kernlose Plasmaschicht die Canäle begrenzt, wird in der Flächenansicht das Bild
der Substanzinseln hervorgerufen. Wir haben es sonach hier mit jener charakteristischen Gewebeform
zu thun , wie sie überall da bei Crustaceen sich findet, wo lamellöse Hautduplikaturen in Form von
Schalenbildungen, Kiemenblättern und dergl. uns entgegentreten.
An frisch entfalteten Lamellen, deren beide Blätter noch nicht durch den Druck der eintretenden
Eier eng an einandergepresst sind, erscheint das Gewebe wie durch aufgesogene Flüssigkeit geschwellt
(Taf. III, Fig. 11).
Neben den lacunären blutführenden Canälen findet man nun weiterhin noch ein geschlossenes
arterielles Geflisssystem innerhalb der Brutlamelleu ausgebildet vor. Dasselbe wird durch eine feine
Arterie repräsentirt , welche die Lamelle ihrer ganzen Länge nach durchzieht (Taf. VII, Fig. 1) und
nach beiden Seiten zahlreiche Aeste abgiebt, die entweder ungetheilt gegen den Rand hin verlaufen,
oder sich ihrerseits wieder in feinere Verzweigungen auflösen. Die Wand der Arterie wird durch eine
zarte Bindegewebsmembran gebildet, welche mit platten länglichen Kernen in grösseren und kleineren
Abständen versehen ist. Dieselbe Struktur zeigen auch die seitlichen Gefässverzweigungen. Diese ver-
laufen eine Strecke weit innerhalb des maschigen Gewebes, um dann plötzlich zu enden, doch setzt sich
von ihrer Wandung aus je ein feiner Faden bis zum Rand der Lamelle hin fort und befestigt hier das
Gefäss an der äusseren Chitinplatte. Der Faden scheint ebenso wie die Gefässwand bindegewebiger
Natur zu sein, denn man bemerkt in seinem Verlauf einzelne Kerne , welche durch ihre eigenthümliche
langspiudelförmig ausgezogene Gestalt auffallen. In welcher Verbindung die in die Brutlamelle ein-
tretende Arterie mit den Centralorganen des Kreislaufs steht, habe ich nicht ermitteln können ; vermuthe
aber, dass sie eine Abzweigung der das angrenzende Bein versorgenden Arterie repräsentirt. Die
Circulation im Innern der Lamelle muss nun offenbar in der Weise geregelt sein , dass das durch die
Arterie zugeführte Blut in die lacunären Canäle übergeht, sich durch diese nach allen Theilen des Organs
hin verbreitet und schliesslich in die grossen lacunären Ströme der Leibesböhle zurückgeleitet M'ird.
Nachdem die Eier in den Brutraum abgelegt worden sind, tritt an den Brutlaniellen eine eigen-
thümliche Veränderung ein, indem das netzartige Gewebe, welches ursprünglich den ganzen Binnenraum
derselben ausfüllte, sich von der gesanimten Peripherie in gleichen Abständen zurückzuziehen beginnt.
fG 41 £^
Bereits in Fig. 1 sclien wir diese Schrumpfung ihren Anfang nehmen; sie schreitot fort, bis die periphere
BegreuzuDgslinie des Gewebekörjiers durch eine breite Zone von derjenigen der cuticnhireii Hülle ge-
trennt ist; eine Zone, etwa derjenigen entsprechend, welche durch die Ränder der beiden angrenzenden
und der gegenüberliegenden Lamelle bei natürlicher Lage gedeckt wird. Die Brutlamelle zeigt alsdann
in der Flächenansicht das in Fig. 2 wiedergegebene sehr charakteristische Bild. Weiter geht die
Schrumijfuiig zunächst nicht , vielmehr bleibt der so erreichte Zustand bis zum Ende der Embryonal-
entwickelung unverändert bestehen.
Indem die periphere Zone jetzt allein durch die beiden durchsichtigen Chitin])lätter geln'Idet
wird, treten einzelne Strukturen deutlicher als vorher zu Tage. In erster Linie fallen die Befestigungs-
fäden der Blutgefässe bei geeigneter schiefer Beleuchtung besonders scharf ins Auge, und es zeigt sich,
dass dieselben jetzt vollkommen strukturlos sind : die langen spindelförmigen Kerne, welche ursprünglich
denselben angelagert waren, sind also entweder gesehwunden oder haben sich mit dem schrumpfenden
Gewebe ebenfalls zurückgezogen.
Demnächst bemerken wir am Rande der Lamelle eigenthümliehe Chitinstrukturen, welche auf
einem gegen den Ansatzpunkt iiin schmäler werdenden Streiten angeordnet sind. Bei stärkerer Ver-
grösserung geben sie sich als äusserst feine, kammartige Gebilde zu erkennen, kleine dichtgedrängte
Leisten, welche mit zierlichen, schräg nach oben gerichteten Zähnchen besetzt erscheinen. Dieselben
dienen zur Befestigung der Lamellen an einander, indem sie in entsprechende Vorrichtungen an der
unteren Fläche der angrenzenden Lamelle eingreifen. Auf diese Weise kommt ein verhältnissmässig fester
Verschluss der Bruthöhlung zu Stande.
Die geschilderte Struktur der Brutlamellen lässt keinen Zweifel darüber, dass dieselben blut-
führende Organe von hervorragender Bedeutung sind. Sollte aber die überaus reichliche Versorgung
mit Blut, welche wir hier nachweisen konnten, keinen andern Zweck haben, als die Ernährung dieser
Organe selbst und in letzter Instanz die Bildung der cuticularen Hülle, welche ja im Grunde allein eine
Rolle spielt, wenn wir die Brutlamellen lediglich als Schutzorgane der Brut auflassen? Diese Funktion,
die Bildung der cuticula, ist im Wesentlichen als erfüllt anzusehen, sobald die Brutlamellen fertig aus-
gebildet sind ; denn es tritt später nur noch eine Verdickung der äusseren Platte ein, die jedoch in
kürzester Zeit nach Ablage der Eier zum Abschluss kommt. Weiterhin ist dann eine Thätigkeit des blut-
führenden Gewebes in dieser Richtung nicht mehr wahrzunehmen und doch sehen wir, dass dasselbe
bis zum Ende der embryonalen Entwickelung in Funktion bleibt. Ich glaube daher, dass wir in den
Brutlamellen nicht ausschliesslich chitinöse Schutzorgaue erblicken dürfen, dass ihnen vielmehr
noch eine ganz andere Funktion zukommt, nämlich die Filtration von Blutbestand-
t heilen durch ihre innere Wand in den Brut räum hinein.
Es lasssen sich dafür, mutatis mutandis, alle <Tründe anführen, welche von AVeismann für
eine analoge Funktion der Daphnidenschale geltend gemacht worden sind. Durch die Ausbildung eines
geschlossenen arteriellen Gefässes ist die Zufuhr frischen sauerstoffreichen Blutes direkt aus den Central-
organen des Kreislaufs gesichert. Das aus den zahlreichen seitlichen Verzweigungen offenbar in sehr
reichlicher Menge austretende Blut verbreitet sich durch die lakunären Kanäle nach allen Richtungen
der ausgedehnten Hohllamelle hin, während andererseits der Rückfluss nur durch den schmalen Gang
erfolgen kann, durch welchen der Binuenraum der Lamelle mit der Leibeshöhle in Verbindung steht.
Bibliotbeca zoologica. Heft X. <»
— K-f 42 f:> —
Es leuchtet ein, dass dadurch eine Htauung des Blutes im Innern der Lamelle hervorgebracht werden,
dass dasselbe hier unter einem erhöhten Druck stehen muss. Berücksichtigen wir überdies die rein
anatomische Thatsache, dass die innere Wand der cuticula ein äusserst zartes, unmessbar dünnes Häut-
chen ist, während die äussere stets l)eträchtlich verdickt erscheint (Taf. V, Fig 7), so sehen wir alle
Bedingungen erfüllt, welche zu einer Filtnition des Blutes in den Brutraum erforderlich sind.
Man könnte einwenden, dass die beschriebene Contraktion des Gewebekörpers der hier vorge-
tragenen Anschauung nicht günstig sei. Indessen haben wir gesehen, dass dieselbe sich nur auf eine
bestimmte periphere Zone erstreckt, welche in natürlicher Lage durch die Ränder der angrenzenden
Lamellen theils von oben, theils von unten gedeckt wird. Diese Zone ist also für eine Blutiiltration
zum Theil unbrauchbar geworden und es hat keinen Zweck, dass sie mit lebendem Gewebe versorgt
bleibt. Auch ist der Einwurf, dass ein solcher von Gewebe nicht erfüllter peripherer Raum die Druck-
verhältnisse im Innern der Lamelle ungünstig beeinflussen müsse, nicht stichhaltig; denn die beiden
Chitinblätter legen sich hier so fest auf einander, dass es nicht mehr gelingt, sie durch Präparation von
einander zu trennen.
G erstäck er '), der die lakunären Blutkanäle bereits gesehen hat, macht auf die Aehnlichkeit
dieser Struktur mit den Kiemcu aufmerksam und spricht die Vermuthung aus, dass den Brutlamellen
eine respiratorische Funktion zu Gunsten der im Brutraum befindlichen Embryonen zukommen dürfte.
Ich gebe zu, dass die Aehnlichkeit im Bau der Brutlamellen und der Kieiuen auffällig genug ist, indessen
besteht doch ein wesentlicher Unterschied in der Art, wie die Cirkulation in beiden Organen geregelt
ist. In die Kiemen tritt das aus der Peritonealhöhle zurückkehrende Blut, welches bereits den ganzen
Kreislauf durcheilt und alle Organe der vorderen Körperpartieen bespült hat, durch lakunäre, mit der
Leibeshöhle in offener Verbindung stehende Kanäle ein und strömt dann, mit frischem Sauerstoff ge-
schwängert, ebenfalls durch lakunäre Bahnen zum Herzen zurück. Den Brutlamellen dagegen wird
dasselbe durch ein geschlossenes Gefäss, also wohl direkt von den Centralorganen des Kreislaufs her in
frischer, sauerstoffreicher Form zugeleitet. Dieses Blut bedarf einer Erneuerung zunächst gar nicht;
aber selbst vorausgesetzt, dass eine solche stattfände, wie ist es denkbar, dass ein Respirationsproze.ss
der ja nur in Aufnahme von Sauerstoff' aus der Umgebung besteht, den Embryonen im Brutraum zugute
kommen soll ? Dazu kommt, dass die grössere Dicke des äusseren Chitinblattes, auf die ich bereits auf-
merksam gemacht habe, einer Respiration keineswegs günstig ist, während sie bei gleichzeitiger Zartheit
des inneren Blattes eine Diffusion in den Brutraum entschieden befördern muss.
Nach Beendigung der embryonalen Entwickelung schrumpft das hypodermale Gewebe vollständig
zusammen. In Figur 3 sehen wir eine solche Lamelle von Idothea entomon von der Innenseite be-
trachtet vor uns, einem Weibchen angehörig, dessen Junge den Brutraum bereits verlassen hatten. Die
äussere Wand der cuticula erscheint in ihrer mittleren Partie durch eine mächtige Chitinplatte verdickt,
welche nach den Rändern zu in zahlreiche mehr oder weniger breite Leisten und Sti-eifen sich auflöst,
während die innere ungemein dünn bleibt und wie ein zarter Schleier von jener mit der Nadel abge-
hoben werden kann. Das Gewebe ist völlig zusaninieugefallen; von ihm gehen zarte strukturlose Fäden
nach allen Seiten aus, welche zweifellos mit den Aufhängefäden der Gewisse bei Asellus aquaticus als
') G ei's t;i ck er in Bronns Klassen und Orilnungen des Tliierreiclis. V. Bd. II. Abth. pajr. 108.
<3 43 ii
identiscli zu betrachten sind. Dieselben verlaufen bis zur Peripherie hin und treten hier in die theils
grösseren, theils kleineren Stacheln und Haare ein, welche den Rand der Lamelle besetzen. Wenn bei
der starken Schi-unipfunfij des Gewebes ein arterielles Getäss nicht nachf^ewiesen werden konnte so
scheint mir das Vorhandensein dieser Fäden für die Existenz eines solchen zu sprechen.
Sehr eigenthümlich gestaltet sind die Brutlamelien von Anthura gracüis (Fig. 4), einer Species welche
wie die vorhergehende für die Danziger Bucht charakteristisch ist. Dieselbe besitzt drei Paare sehr
stattlicher Brutplatten an der Basis des dritten, vierten und fünften Thorakalbeinpaares. Entsprechend
der sehr beträchtlichen Längsausdehnung der Brustsegmente, an welchen sie inserirt sind erscheinen
dieselben in der Breite mäclitig entwickelt, um sich mit ilu'cn seitlichen Rändern o-eo-enseiti"- decken
zu können. Der stark zusammengezogene Gewebekörper lässt zwei getrennt neben einander o-elao-erte
Platten erkennen, welche nur am Grunde der Lamelle durcli eine schmale Verbinduno-sbrücke im Zu-
sammenhang stehen, die Form eines Hufeisens nachaiimend. Dieser charakterisclie Bau «estattet einen
Rückschluss auf die Entstehung der merkwürdigen Doppellamelle, wenn wir die an Asellus gemachten
Erfahrungen zu Hilfe nehmen.
Ich stelle sie mir so vor: Die ursprüngliche Hjpodennisausstülpung, an der Ansatzstelle des
Beines auftretend, trieb einen seitlichen Fortsatz, welcher rechtwinklig umbog und mit jener in o-leicher
Richtung gegen die Medianlinie des Körpers hin fortwuchs. Indem beide Fortsätze sich mit ihren
inneren Rändern aneinanderlegten, bildeten sie eine gemeinschaftlicJie zusammenliängende cuticula auf
ihrer Oberfläche aus, welche den Verwachsungsstreifen in der Mittellinie noch im ausgebildeten Zustand
erkennen lässt, nachdem die Hypodermisplatten sich wieder von einander entfernt haben. Wir haben
hier sonach eine dritte Modifikation der Brutlamellenbildung vor uns, welche geeignet ist eine besonders
ausgiebige fläclienhafte Entwickelung in der Breite zu erzielen.
Das äussere Blatt der cuticula weist zwei verdickte Chitinleisten auf, welche, oberhalb der Ge-
Tvebeplatten gelegen, in der Zeichnung nicht sichtbar sind und welche nach den Seitenrändern der La-
melle parallel angeordnete Querleisten entsenden. Das Gewebe zeigt die bekannte Struktur; auch wird
jeder der beiden Fortsätze von einem geschlossenen arteriellen Gefäss mit seitlichen Verzweigungen der
Länge nach durchzogen ; ob diese beiden Arterien von einer gemeinsamen Wurzel entspringen, konnte
ich niclit entscheiden, weil das Gewebe an dieser Stelle zu undurchsichtig ist. Weiterhin sehen wir
auch hier die charakteristischen Befestigungsfäden auftreten, sowohl nach beiden Seitenrändern, als nacli
der Mittellinie der Lamelle hin ihren Verlauf nehmend. Zur Verbindung der Lamellen unter einander
dienen, älmlich wie bei Asellus, kleine kammartig gezähnte Chitinleistchen , welche dicht gedrängt und
in grosser Zahl auf einer breiten Zone am Rande augeordnet sind.
Es scheint sonach, dass in den verschiedenen Familien der Isopoden die Struktur der Brut-
lamellen eine übereinstimmende ist, und es wird daher auch auf eine analoge Funktion derselben ge-
schlossen werden können. Indessen mag die Entscheidung darüber weiteren Untersuchungen vorbe-
halten bleiben.
Dass übrigens in der ErnährungSM-eise der Brut auch sehr bemerkenswerthe Modifikationen vor-
kommen, beweist das Vorhandensein der von Treviranus sogenannten Cotyledonen oder Brutschläuche
bei den Onisciden.
6*
« 44 Qi
Es sei gestattet, liier noch einmal auf Sphaeroma rugicnuda zurückzugreifen. Die Struktur der
Brutlamellen dieser Spezies wurde im vorhergehenden Absci)nitt kurz besprochen und erwähnt, dass sich
ein schmaler Zellstrang in den Raum zwischen den beiden Chitinblättern hineinstreckt (Taf. V, Fig. 5).
Es wird nicht bezweifelt werden, dass derselbe den geschrumpften Gewebekürper der Hohllamelle dar-
stellt. Bei allen trächtigen Weibchen, welche ich untersuchte, zeigte das Gewebe eine sehr beträchtliche
Schrumpfung, bei den meisten hatte es sich vollständig aus der Lamelle zurückgezogen (Tat. I, Fig. 5) ;
ja selbst unmittelbar nach der Entf;iltung der Lamelle füllt es nicht mehr den ganzen ßinnenraum der-
selben aus (Taf. VI, Fig. 12). Uebrigens zeigt das Gewebe im Querschnitt (Taf. III, Fig. 12), die be-
kannte maschige Struktur, wenn auch nicht in so charakteristischer Ausbildung wie bei Asdlus aqua-
ticus: zwischen dünnen Stützpfeilern grössere lakunäre Höhlungen eingeschlossen.
Leider habe ich nicht Gelegenheit gehabt, das Flächenbild einer frisch entfalteten Lamelle zu
untersuchen, also auch nicht feststellen können, ob sie ein geschlossenes arterielles Gefäss besitzt. Da
ich jedoch niemals die peripheren Befestigungsfäden authnden konnte, glaube ich schliessen zu dürfen,
dass ein solches hier fehlt.
Der Umstand, dass das Gewebe schon sehr frühzeitig, unmittelbar nach der Ablage der Eier in
die Brutsäckchen zusammenschrumpft, stimmt sehr gut mit der reducirten Funktion desselben bei Sphne-
roma rugicauda überein. Eine Ausscheidung von nährenden Bestandtheileu durch die Brutlaniellen ist
hier natürlich durch die abweichende Form der Brutpflege ausgeschlossen und das Gewebe hat also nur
die Aufgabe, die cuticulare, stützende Hülle der Lamellen zu bilden ; sobald es diese erfüllt hat, ist es
überflüssig geworden.
Druck von Gobrüder Gotthclft in Cassel.
Bibliotheca zoologica. Heft X.
Tafel I.
Sphaeronia rugicauda.
Fig. I. Jüngeres Weibelieii von der Bauchseite, goe Genitalöffnungen, htm stummelfürmige Anlagen
der Brutlamellcn, hrs Anlagen der 8 Brutsäckchen, durcli die Baucliliaut liindui'cliscliimmernd
zu beiden Seiten der dunkel pigmentirten Ganglienkette.
Fig. II. Männchen von der Bauchseite, pc Penes, vd vasa deferentia durch die Haut liindurch sicht-
bar, ;p\ griffelförniige Anhänge am zweiten Pleopodenpaar.
Fisr. 111. Weibchen vom Rücken.
Fig. IV. Männchen vom Rücken.
Fig. V. Trächtiges Weiljclien von der Bauchseite mit ausgebildeten Brutlamellen. In der Gegend des
6. Thorakalsegments, hinter den Brutlaraellen, sind 2 Embryonen durch die Haut hindurcli
sichtbar.
Fig. VI. ^'on demselben Umrisse des Kopfes mit den Mundwerkzeugen. ««', an^ Antennen, ep Epistom.
Ihr Oberlippe, md Mandibel. pa Palpus mandibularis. mx'^ erste, mx' zweite Maxillc. p. mx
pes maxillaris. Ja Kauladen desselben.
Fig. VII. Kopf desselben von vorn. Bez. wie Fig. VI.
Fig. VIII und IX. Neugeborene Larven.
Tafel II.
Sphaeroma rugicauda.
Fig. I. Sehr jugendliches Ovariuni. Zeiss C oc. 1, halbe Grösse.
Fig. II. Aelteres Ovarium. Zeiss C oc. 1.
Fig. III. Reifes Ovarium mit abnorm entwickelten rudimentären Hodenfortsätzen. Leitz A oc. 1
Fig. IV. Querschnitt durch einen der Hodenschläuche von Fig. III.
Fig. V. Hoden eines jungen Männciiens. Zeiss A oc. 1, halbe Grösse.
Fig. VI. Hoden eines geschlechtsreifen Männchens. Leitz I oc. 1.
Fig. VII. Anhang des Hodens (cf. Fig. VI.) stärker vergr.
Fig. VIII. Querscimitt durch eine neugeborene Larve.
Fig. IX. Ein Teil desselben stärker vergrössert, die Anlagen der Genitalorgane darstellend.
Fig. X. Hoden eines sehr jungen Männchens.
Fig. XI. Geschlechtsreifes Männclien mit weiblicher Körperform.
I
Tafel III.
Fig. I — XL Asellus aquaticus.
Fig. I. Unterer Tlieil eines Quei'sclniitts durcii ein Brustsegment eines jüngeren Weibcliens. c cuticula,
/' Erste Anlagen der Brutlamellen, l Leiste, a wahrscheinlich Stück eines Gefässes.
Fig. II. Dasselbe von einem etwas älteren Weibchen. Bez. wie in Fig. I, b. Blutkörperclicn.
Fig. III. Querschnitt durch ein Brustsegment eines gesclilechtsreiten. liurz vor der Eiablage stehenden
Weibchens. Brutlamellen völlig ausgebildet, aber noch in der cuticula (c) der ventralen Fort-
sätze eingeschlossen, rs Richtungsspindel.
Fig. IV. Querschnitt durch einen ventralen Fortsatz, (cf. Fig. III.)
Fig. V. Quersclniitt durch das 5. Segment eines ganz jungen Weibchens, die Anlage der (Jviductc (od)
zeigend, ov Ovarien.
Fig. VI. Querschnitt durch das ö. Segment eines älteren, aber nocli nicht geschlechtsreifen Weibchens
mit vöUig ausgebildeten Oviducten (od), da Darm, l Leber, n Ganglion, h Herz, ps Peri-
cardialsinus. dr Zenker 'sehe Drüsen, bm Bauchmuskeln, ov Ovarien, od Oviducte.
Fig. VII. Querschnitt durch das 5. Thorakalsegment eines geschlechtsreifen Weibchens, welches vor der
Eiablage steht, rs receptaculum seminis. sp Spermatozoen.
Fig. VIII. Theil des Schnittes Fig. V. stärker vergr. den in der Anlage Ijcgriffeuen Oviduct darstellend.
e Epithel des Oviducts, b Bindegewebe. /.■ Anschwellung dei- Ilypodermis.
Fig. IX. Schnitt durch einen ausgebildeten Oviduct nebst Ovarium. c Cuticula. i Intima. e Epithel
des Oviducts. t Tunica propria des Oviducts. f} des Ovariunis. b Bindegewebsepithel des
Oviducts. />' des Ovaiiums. /' Follikel.
Fig. X. Theil des Schnittes Fig. VII, den Oviduct eines geschlechtsreifen Weibchens darstellend. Bez.
wie in Fig. IX. sp Sperma.
Fig. XL Schnitt durch eine frisch entfaltete Brutlamelle von Asellns aquaticus.
Fig. XII. Dasselbe von Sphaeroma rugieauda.
i
I
\
Tafel IV.
Schnitte durch reifende Eier von Aselhis aquaticus.
Fig. I — XIV mit Zeiss K (Imm.) Oc. 1.
Fig. I — IV. Schrumpfung des Keimbläscliens, Verselnvindeu des Keimflecks.
Fig. V. Erste Richtungsspindel parallel zur Eioberfläche mit 4 längsgetheilteu Chromosomen.
Fig. VI. Dieselbe senkrecht gegen die Oberfläche gerichtet.
Fig. VII und VIII. Stadium der Metakinese.
Fig. IX, X und XI. Abschnürung des ersten Richtungskürpers. ch Chorion. dth Dotterhaut.
Fig. XII. Zweite Richtungsspindel, erster Richtungskörper ausseriialb des Eies.
Fig. XIII. Bildung des zweiten Richtungskürpers.
Fig. XIV. Eikern nach Bildung des zweiten Richtuugskürper.-.
Fig. XV. Bildung des ersten Richtungskörpers sp Spermakern.
Fig. XVI. Erster Furchuugskern in Tiieilung begrift'en.
Bibliotheca zoologica. Heft X.
1
Tafel V.
Fi^-. I — VI. Sphaeroma rugicauda.
Fig. I. Baucliliaiit herauspräparirt, von innen betraclitct. ht Haut. Der Darm da ist in der Mitte
entfernt und lässt die darunter liegende Ganglienkette erkennen. Zu beiden Seiten derselben
sind je 4 Brutsäckchen Ins an der Bauchliaut befestigt und die Oviducte od nebst den
Ovarien ov.
Fig. II. Dasselbe Präparat aus einer spateren Trächtigkeitsperiode. Die 4 Brutsäckchen der einen
Seite sind entfernt, statt ihrer die spaltförniigen Mündungen sichtbar, rfa Ganglienkette, pi
Pigmenthülie derselben, chg ChitingrifFel des Oviducts au der Bauchhaut befestigt.
Fig. III. Spitze eines Brutsäckchens stärker vergr.
Fig. IV. Mündung eines Brutsäckchens von innen betrachtet.
Fig. V. Brutlanielle.
Fig. VI. Querschnitt durch das Herz einer neugeborenen Larve.
Fig. VII. Schnitt durch eine Brutlamelle von Asellus aquaticus. cha äussere, cid innere Chitinlamelle.
h Blutkörperchen.
8*
Tafel Yla.
Fig. I. Querschnitt durch ein Ovarium von Asellus aquaticus. Jd Keimlager. k,k jugendliche,
kbl ältere Keimbläschen, bep Bindegewebsepithel. tpr tunica propria.
Fig. II — IX. Sphaeroma rugicauda.
Fig. II — VI. Querschnitte durch das Herz von hinten nach vorn fortschreitend.
Fig. VII. Querschnitt durch ein geschlechtsreifes Weibchen, ao Aorta, cu cuticula, f/a Ganglion,
da Darm, le Leber, ir.s Anlagen der Brutsäckcheu, ov Ovarien, od Oviducte.
Fig. VIII. Schnitt durch Ovarium und Oviduct eines jugendlichen Weibchens.
Fi"-. IX. Dasselbe von einem idteren Weibchen.
Tafel VIb.
Sphaeroma ruglcauda.
Fig.
X.
Fig.
XI.
Fig.
XII.
Fig.
XIII
Erste Anlage einer Brutlamellc (lam.) im Querschnitt.
Späteres Stadium.
Seitlicher Längsschnitt eines Weibchens, welches nach durchgemachter Häutung unmittelbar J
vor der Eiablage steht, ov Ovarium, od Oviduct, bis Brutsäckchen , zusammengefaltet. f
htm Brutlamellen.
Querschnitt durch ein trächtiges Weibchen, o« Ovarien, s/^i Sperma, od Oviducte, chff Cliitin-
griffel, in dieselben hineinragend, (joe Genitalöffnungen , hrs Wandungen der Brutsäckchen,
i;pa spaltförmige Mündungen derselben, vf Verschlussfalten, lam Bruthimellen.
I
Tafel VII.
Fig. I. Frisch entfaltete Brutlamelle von Asellus aquaticus.
Fig. II. Von demselben, Brutlamelle aus einem späteren Trächtigkeitsstadium.
Fig. III. Brutlamelle einer Idothea entomon, welclie die Jungen bereits abgesetzt hatte.
Fig. IV. Eine solche von Anthura gracilis.
Taf. I.
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