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Full text of "Zoologische Garten; Zeitschrift für die gesamte Tiergärtnerei"

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HARVARD  UNIVERSITY. 


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MUSEUM  OE  COMPARAT'IVE  ZOÖLOGY. 


Der 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert 

von 

Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXV.  Jahrgang. 

Mit  1  Tafel  und  15  Abbildungen. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  Mahl  a.  u  &  W  aldschmi  d  t. 

1884. 


* 


1 


/ 


Inhalt  des  tlinfundzwanzigsten  Jahrganges. 

I.  Aufsätze. 

Seite 

Rückblick.  Von  dem  Herausgeber .  1 

Die  Wachstumsverhältnisse  des  indischen  Elefanten.  Von  Dr.  Max 

Schmidt.  Mit  1  Tafel .  4 

Ein  neuer  Strauß.  Von  Dr.  A.  Reich enow .  19 

Der  Schwanz-  und  Langschwanzhirsch.  Von  Damian  Gronen  .  .  .  .  20 

Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg.  Mit  4  Abbildungen. 

Von  Inspektor  W.L.  Sigel . 33 

Der  spanische  Sandschlüpfer  und  seine  Fortpflanzung  in  der  Gefangen¬ 
schaft.  Von  Joli.  v.  Fischer . 38.  75 

Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  in  Köln.  Von  L.  Wunderlich  44,69,241 
Unsere  Frösche  und  Kröten  sind  Nachttiere.  Von  H.  Fischer-Sigwart  50 
Aus  dem  Berliner  Aquarium.  Mit  1  Abbild.  Von  Gustav  Schubert  .  52 

Eine  Zahntaube,  Bidunculus  sirigirostris ,  im  Zoologischen  Garten  in  Ham¬ 
burg.  Von  Dir.  Dr.  Bolau . 65 

Die  Tierpflege  des  Zoologischen  Gartens  zu  Hamburg.  Von  dem  Inspektor 

W.  L.  Sigel .  82.  208 

Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  in  Hannover  1882 — 83  ....  89 

Die  Beschädigungen  der  oberirdischen  Telegraphenanlagen  durch  Vögel  97 
Neues  aus  der  Tierhandlung  von  Karl  Hagenbeck,  sowie  aus  dem  Zoo¬ 
logischen  Garten  in  Hamburg.  Mit  4  Abbild.  Von  Dr.  Th.  Noack  100.  326 
Einige  Bemerkungen  zu  meinem  Aufsatze  über  »Die  deutschen  Wald¬ 
hühner«,  in  den  Jahrgängen  1879 — 81  der  »Z.  G.«  Von  Dr.  W. 

Wurm . 115 

Aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Berlin.  Von  L.  Wunderlich  .  .  .  123 

Texas  und  seine  Tierwelt.  Von  H.  Neh  rli  ng  .  .  129.  172.  197.  225.  259 

Die  Feinde  unserer  Singvögel.  Von  H.  Schacht  . 137.  161 

Die  Girondenatter  in  der  Gefangenschaft  ( Coronclla  girundica  Baad)  Von 

J oh.  v.  Fischer  .  .  145 

Bericht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  in  Frank¬ 
furt  a.  M.  an  die  Generalversammlung  der  Aktionäre  vom  20.  März 

1884  .  148.  181 

Der  punktierte  Schlammtaucher  ( Pclodytes  punctatus  Baudin)  in  der  Ge¬ 
fangenschaft.  Von  Jo h.  v.  Fischer . 177 

Ein  neuer  Durchlüftungsapparat  für  Aquarieu.  Mit  1  Abbildung.  VonDr. 

E.  R  ey  in  Leipzig . . 

Schwarze  Eichhörnchen.  Von  Oskar  v.  Loewis 


193 

202 


—  IV 


Seite 

Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  in  Dresden  über  das  Geschäftsjahr 

vom  1.  April  1882  bis  31.  März  1883  .  217.  278 

Die  wissenschaftlichen  und  die  praktischen  Aufgaben  bei  der  Aufstellung 

unserer  Naturaliensammlungen.  Von  Leopold  Martin  ....  234 

266.  302 

Noch  einige  Bemerkungen  über  das  Nahoorschaf.  Von  Dr.  Th.  Noack  247 

Eine  Mißbildung  an  Federn.  Von  G.  Simmermacher . 250 

Gelungener  Wiederbelebungsversuch  an  einer  ertrunkenen  grünen  Eidechse. 

Von  H.  Fischer-Sigwart . 251 

Eine  Augenoperation  an  einem  Lämmergeier  des  Zoologischen  Gartens 

in  Hamburg.  Von  Dr,  med.  et  phil.  L.  Kote  1  mann . 257 

Das  Fliegen  der  Fledermäuse  am  Tage.  Von  Pfarrer  Jäckel  .  .  .  .  273 

Die  Springmäuse.  Nach  Lataste  von  A.  Senouer . 276 

Zur  Ornithologie  Jamaika’s.  Von  I).  Gronen . 280 

Haftapparate  bei  Wirbeltieren.  Von  G.  S  im  m  er  mach  er . 289 

Ein  hyperpneumatischer  Sperling.  Von  Prof.  Dr.  H.  Land  ois  .  .  .  309 

Namen  einiger  asiatischer  Wildschafe.  Von  Dr.  B.  Laugkavel  .  .  .  311 

Die  Zwergschleiche  (Ablepharus  pannoniciis  Fitzinger)m  der  Gefangenschaft. 

Von  J oh.  v.  Fischer . 314 

Luftgeschwülste  bei  Vögeln.  Von  Dr.  M.  Schmidt . 321 

Einiges  über  die  Tiermärkte  in  Bahia  und  Rio  de  Janeiro.  Von  Alex.  v. 

Svertschkoff . 323 

Der  gemeine  Stachelfinger,  Acanthodactylus  vulgaris ,  in  der  Gefangen¬ 
schaft.  Von  Jo h.  v.  Fischer . 338 

Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg.  Mit  2  Abbildungen. 

Von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel . 353 

Ein  amerikanischer  Olm.  Von  Dr.  A.  Zipperl  en . 360 

Nordgrenze  des  Tigers  in  Asien.  Von  Dr  B.  Langkavel . 361 

Die  Treppen-  oder  Sprossennatter,  JRhinechis  scalaris,  in  der  Gefangen¬ 
schaft.  Von  Job.  v.  Fischer . 364 

Die  Herstellung  von  Abbildungen  für  unsere  Zeitschrift.  Von  dem  Heraus¬ 
geber  . 369 

II.  Nachrichten. 

a)  aus  den  Zoologischen  Gärten. 

Rechuungs- Abschluß  des  westfälischen  Zoologischen  Gartens  in  Münster 

für  das  Jahr  1882  .  22 

Nachrichten  aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg . 26 

Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg.  Von  W.  L.  Sigel  33 
Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  in  Köln.  Von  L.  Wunderlich  44.  69.  241 

Zoologischer  Garten  zu  Prag.  Von  E.  Friedei . .  55 

Im  Parke  Beaujardin  in  Tours  lebende  Tiere.  Von  Noenty  .  .  .  .  56 
Die  im  Berliner  Zoologischen  Garten  verbrauchten  Futtermengen  ...  61 
Eine  Zahntaube  im  Zoologischen  Garten  in  Hamburg.  Von  Dir.Dr.  H.  Bol  au  65 
Die  Tierpflege  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg.  Von  W.  L.  Sigel  82.  208 
Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  in  Hannover  1882 — 83  ....  89 


V 


Seite 

Zoologischer  Garten  in  Liverpool . 94 

Neues  aus  der  Tierhandlung  von  Karl  Hagenbeck,  sowie  aus  dem  Zoo¬ 
logischen  Garten  in  Hamburg.  Von  Dr.  Th.  Noack . 100 

Aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Berlin.  Von  L.  Wunderlich  .  .  .  123 

Bericht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  in 
Frankfurt  a.  M.  an  die  General-Versammlung  der  Aktionäre  vom 

20.  März  1884  .  148.  181 

Aus  dem  Berliner  Zoologischen  Garten  . 155 

Verzeichnis  der  im  Dresdener  Zoologischen  Garten  geborenen  Tiere  .  .  157 

Nachrichten  aus  dem  Hamburger  Zoologischen  Garten . 158 

Übersicht  der  Geburten  im  Zoologischen  Garten  in  Hamburg  1882  .  .  158 

Tierzuwachs  im  Kölner  Zoologischen  Garten  ......  *  ....  186 

Geburten  im  Zoologischen  Garten  zu  Cincinnati  . 190 

Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  zu  Dresden  über  das  Geschäfts¬ 
jahr  vom  1.  April  1882  bis  31.  März  1883  .  278.  217 

Westfälischer  Zoologischer  Garten  in  Münster.  Von  Prof.  K.  Landois  .  223 

Eine  Augenoperation  an  einem  Lämmergeier  des  Zool.  Gartens  in  Ham¬ 
burg.  Von  Dr.  med.  et  phil.  L.  Kotelm  an  n . 257 

Nachrichten  aus  dem  Hamburger  Zoologischen  Garten  .  .• . 285 

Aus  dem  Berliner  Zoologischen  Garten.  Von  L.  Wunderlich  ....  317 
Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg.  Mit  2  Abbildungen. 

Von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel . 353 

b)  über  Aquarien. 

Aus  dem  Berliner  Aquarium.  Von  Gustav  Schubert . 52 

Speisekammer  und  Küche  des  Berliner  Aquariums  . 156 

III.  Korrespondenzen. 

Eine  Ehrenrettung  des  Grasfrosches.  Von  I}.  Fische r-Sig wart  .  .  23 

Zoologischer  Garten  in  Prag.  Von  E.  Friedei . 55 

Im  Parke  Beaujardin  in  Tours  lebende  Tiere.  Von  Noenty  ....  56 

Kreuzung  gewöhnlicher  grauer  Mäuse  mit  weißen  Mäusen.  Von  Dr.  K. 

Kraepelin . 58 

Episode  aus  dem  Leben  einer  Schwarzamsel.  Von  Hedwig  Müller  .  59 

Zoologisches  aus  Bremen.  Von  Ernst  Friedei . 59 

Die  Frühlingsboten  sind  da!  Von  L.  Buxbaum . 60 

Wie  ich  Meister  Reinecke  beim  Honignaschen  überraschte.  Von  L.  Bux¬ 
baum  . 93 

Können  die  Hühnereier,  ohne  Schaden  zu  nehmen,  während  der  Brut 

öftere  Bewegung  und  Abkühlung  vertragen?  Von  L.  Buxbaum  .  126 

Gänserichs  Liebe.  Von  Fr.  Schäfer . 152 

Die  Natur  bleibt  selbst  im  kleinsten  ehrwürdig.  Von  Dr.  W.  Wurm  .  154 

Hausente  ohne  Schwimmhäute.  Von  Prof.  Dr.  M.  Braun . 154 

Abnorme  Brutzeit  des  amerikanischen  Silberreihers  und  des  Nachtreihers. 

Von  L.  Wunderlich . 154 

Künstliche  Hornbildungen  auf  dem  Kopfe  von  Haushähnen.  Von  Carl 

van  Beers  .  . . 155 


VI 


Seite 

Instinkt  oder  Überlegung?  Von  Eduard  Härter . 185 

Tier-Zuwachs  im  Kölner  Zoologischen  Garten  . 186 

Über  die  Nasenmilbe  der  Kegelrobbe.  Von  Prof.  Dr.  Nehring  .  .  .  186 

Ein  weißer  Häher.  Von  H.  Schacht . , . 187 

Die  Meisen  im  Dienste  der  Rosenkultur.  Von  L.  Buxbaum  .  .  .  .  221 

Zur  Wanderung  der  Vögel.  Von  H.  Fresenius . 222 

Heim  eines  Steinschmätzers.  Von  B.  Wiemeyer . 222 

Seltsame  Tötung  eines  Adlers.  Von  Baron  A.  v.  Kr  ü  den  er  .  .  .  .  253 

Tierbeobachtungen  aus  dem  Mannheimer  Stadtpark.  Von  Prof.  Dr.  L. 

Glaser . 341 

Über  Varietäten  des  schwarzen  und  des  Grizzly-Bären.  Von  Dr.  A. 

Zip  perlen . 344 

Abnorme  Schnabelbildung  eines  weiblichen  Haussperlings.  Von  Dr. 

Alfred  Walter . 346 

Bemerkungen  zu  dem  Artikel  Seebohm  von  Dr.  Langkavel.  Von  E.  F. 

v.  Homeyer . 347 

Die  Adler  Livlands.  Von  E.  F.  v.  Homeyer . 369 

Eier  exotischer  Vögel.  Von  Ed.  Rüdiger . 370 

Albinismus  einer  Ringelnatter.  Von  H.  J.  Wiese . 372 

Verändertes  Benehmen  einer  Hündin.  Von  Prof.  Dr.  M.  Fl  e  sch  .  .  .  372 

Pneumaticität  bei  Tritonen.  Von  Max  Kruel . 373 

Zur  Fauna  des  Somalilandes.  Von  Dr.  Th.  Noack . 374 


IV.  Miscellen- 

Überwinternde  Schwalben.  Von  Dir.  Dr.  Krause . 25 

Vom  Fluß-Aal.  Von  Dir.  Dr.  Krause . . . 25 

Der  Salm  im  Main . . . 26 

Sammelplatz  der  weißen  Bachstelzen.  Vom  Herausgeber . 26 

Nachrichten  aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg . 26 

Gezüchtete  Perlhühner.  Von  B.  Langkavel . 27 

Künstliche  Austernzucht . 27 

Fischottern . 27 

Fünf  See-Elefanten.  Von  Damian  Grone n . 27 

Die  Würfel natter  in  Nassau .  28 

Ermatteter  Kranich.  Von  H.  Schacht . 28 

Faug  eines  Siebenschläfers.  Von  H.  Schacht . 29 

Die  im  Berliner  Zoologischen  Gärten  verbrauchten  Futtermengen  ...  61 

Der  afrikanische  Strauß  in  Amerika.  Von  Damian  Gronen  .  .  .  .  62 

Die  europäische  Sumpfschildkröte.  Von  C.  Struck . 63 

Ein  sechsbeiniger  Molch.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois . 94 

Zoologischer  Garten  in  Liverpool . 94 

Der  Abschuß  von  Raubzeug  in  Norwegen  . 155 

Aus  dem  Berliner  Zoologischen  Garten . 155 

Speisekammer  und  Küche  des  Berliner  Aquariums . 156 

Verzeichnis  der  im  Dresdener  Zoologischen  Garten  geborenen  Tiere  .  .  157 

Nachrichten  aus  dem  Hamburger  Zoologischen  Garten . 158 


VII 


Seite 

Übersicht  der  Geburten  im  Zoologischen  Garten  zu  Hamburg  1882  .  .  158 

Wachtelkönig  im  Stalle.  Von  H.  Schacht  . 158 

Ein  junges  Walroß  in  Gefangenschaft.  Mit  Abbild . 187 

Fledermaus  am  Tage.  Von  H.  Schacht . 190 

Geburten  in  dem  Zoologischen  Garten  zu  Cincinnati  im  Jahre  1883  .  .  190 

Die  wilden  Büffel  in  Dakota.  Von  D.  Gronen . 190 

Die  Schwammfischerei . 223 

Westfälischer  Zoologischer  Garten  in  Münster.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois  223 

Die  Herkunft  des  Kettenbandwurmes.  Vom  Herausgeber . 254 

Künstliche  Fischzucht  in  Holstein.  Von  H.  B . 254 

Ein  Kapjbara . 255 

Geburt  eines  Yak-Sanga-Bastardes.  Von  Prof.  Dr.  Julius  Kühn  .  .  .  283 

Straußenzucht  in  Südafrika.  Von  H.  B . 285 

Verluste  durch  wilde  Tiere  in  Indien . 285 

Nachrichten  aus  dem  Hamburger  Zoologischen  Garten . 285 

Über  Eintagsfliegen.  Von  D.  Gronen . 286 

Ein  achtbeiniger  Laufkäfer.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois . 288 

Überwinternde  Amphibienlarven.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois  .  .  .  .  288 

Produktion  der  Korallen.  Von  Sr . 288 

Aus  dem  Berliner  Zoologischen  Garten.  Von  L.  Wunderlich  .  .  .  817 

Der  Wildstand  Skandinaviens . 319 

Betragen  männlicher  Wölfe  gegen  die  Jungen.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois  319 

Ein  zweifüßiger  Fuchs.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois . 320 

Kampfweise  der  Edelhirsche  mit  Bastgeweih.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois  348 

Ameisen.  Von  B.  Langkavel . 348 

Abändern  der  Gewohnheiten  des  Großfußhuhnes.  Von  Dr.  B.  Langkavel  349 

Eierlegende  Säugetiere.  Von  dem  Herausgeber . 349 

Benehmen  eines  Wiesels.  Von  D.  Gronen . 350 

Zahl  der  in  Florida  getöteten  Alligatoren.  Von  D.  Gronen  .  .  .  .  375 

Junge  Iltisse.  Von  Prof.  Dr.  H.  Landois . 375 


V.  Litteratur. 

Die  Säugetiere  in  Wort  und  Bild  von  Carl  Vogt  und  F.  Specht.  Vom 


Herausgeber . 29 

Leunis  Synopsis  der  drei  Naturreiche.  Erster  Teil.  Zoologie.  I.  Band. 

2.  Abteilung.  Vom  Herausgeber . 64 

Der  Kanarienvogel,  seine  Naturgeschichte,  Pflege  und  Zucht  von  Dr.  Karl 

Ruß.  Vom  Herausgeber . 64 

Das  Terrarium,  seine  Bepflanzung  und  Bevölkerung  von  Joh.  v.  Fischer. 

Vom  Herausgeber . 95 

Die  Erde  und  ihre  Völker.  Ein  geographisches  Hansbuch  von  Friedrich 

von  Hellwald.  Von  D.  Gronen . 96 

Unsere  modernen  Mikroskope  und  deren  sämtliche  Hülfs-  und  Neben¬ 
apparate  für  wissenschaftliche  Forschungen  von  Otto  Bachmann.  F.  N.  127 
Chile,  Land  und  Leute  von  Karl  Ochsenius.  F.  N . 128 


VIII 


Seite 

Die  Hausgenossen  des  Menschen  unter  den  Gliedertieren  von  Prof.  Dr.  W. 

Heß.  Vom  Herausgeber  .  . . 159 

Die  Vögel  der  Zoologischen  Gärten  von  Dr.  Ant.  Reichenow.  2.  Teil. 

Vom  Herausgeber . 159 

List  of  tlie  vertebrated  animals  now  or  lately  living  in  tbe  gardens  of 
the  Zoological  Society  of  London.  8the  edition.  Vom  Heraus¬ 
geber  . 160 

Die  Wirbeltiere  Deutschlands  in  übersichtlicher  Darstellung  von  Prof. 

Dr.  Hub.  Ludwig.  Vom  Herausgeber . - . 191 

Die  Reptilien  Kur-,  Liv-  und  Estlands  von  0.  v.  Loewis.  VomHeraus- 

g  eher . 191 

VII.  Jahresbericht  (1882)  des  Ausschusses  für  Beobachtungsstationen  der 
Vögel  Deutschlands; 

I.  Jahresbericht  des  Komitees  für  ornithologische  Beobachtungsstationen 

in  Österreich  und  Ungarn.  Vom  Herausgeber . 191 

Die  Fasanen,  ihre  Pflege  und  Aufzucht  von  C.  Cronau.  Vom  Heraus¬ 
geber  .  .  . 223 

Lepidopteren  von  Madagaskar  von  M.  Saalmiiller.  Vom  Herausgeber  255 
Aus  der  Vorzeit  der  Fischerei  von  Ernst  Friedei.  Vom  Herausgeber  350 

Paul  Mosers  Notizkalender.  Vom  Herausgeber  .• . 350 

VI. 

Eingegangene  Beiträge  .  32.  64.  96.  128.  160.  192.  224.  256.  320.  852.  376 
Bücher  und  Zeitschriften  .  32.  64.  95.  128.  160.  192.  224.  286.  320.  352.  376 


Todesfälle:  Dr.  Hermann  Schlegel . 160 

Dr.  Leop.  Jos.  Fitzinger . 351 

Dr.  A 1  f r  e  d  E.  B  r  e  h  m  . 351 

Dr.  K.  A.  Heinrich  Bodin us . 851 

Dr.  EduardRüppell . 376 

Berichtigungen  . 256 

Bemerkung  des  Redakteurs . 320 

Personal  Veränderungen . 376 


Zoologischer  Garten  XXV. 


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Die  Wachstanisverhältnisse  des  indischen  Elefanten 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Itedigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mali  lau  &  Walds  chm  idt  in  Frankfurt  a.  M. 

No.  1.  XXV.  Jahrgang.  Januar  1884. 

Inhalt. 

Rückblick;  von  dem  Herausgeber.  —  Die  Wachstums  Verhältnisse  des  indischen 
Elefanten;  von  Dr.  Max  Schmidt.  Mit  einer  Tafel.  —  Ein  neuer  Strauß;  von  Dr.  A. 
ßeichenow.  —  Der  Schwarz-  und  Langschwanzhirsch;  von  Damian  Gronen.  —  Rech¬ 
nungs-Abschluß  des  westfälischen  zoologischen  Gartens  zu  Münster  für  das  Jahr  1882.  — 
Korrespondenzen.  —  Miscellen.  —  Litteratur.  —  Eingegangene  Beiträge  —  Bücherund  Zeit¬ 
schriften.  — 


Rückblick. 

V on  dem  Herausgeber. 

Am  8.  August  1883  waren  es  25  Jahre,  daß  auf  der  Bocken- 
lieimer  Landstraße  dahier  der  Frankfurter  Zoologische  Garten  eröffnet 
wurde.  Er  war  das  zweite  derartige  Institut  in  Deutschland.  Der 
Berliner  Garten  war  zwar  schon  am  1.  August  1844  dem  Publikum 
übergeben  worden,  ließ  aber  in  seiner  Einrichtung  und  Bedeutung 
viel  zu  wünschen  übrig,  so  daß  der  hiesige  Garten  sich  die  blühenden 
Anstalten  von  London,  Amsterdam  und  Antwerpen  zum  Muster 
nehmen  mußte.  Trotzdem  der  neue  Garten  nur  ein  Gebiet  von  14  Vs 
frankfurter  Morgen  und  dieses  nur  mietweise  zur  Verfügung  hatte, 
konnte  er  sich  die  ersten  Jahre  seines  Bestehens  eines  guten  Erfolges 
rühmen,  bis  die  wiederholt  eingetretenen  Kriegsereignisse  seine 
Existenz  bedrohten.  Dazu  kam  der  Umzug  auf  ein  neues  34  Morgen 
(=  7  Hektare)  großes  Terrain,  wodurch  Schwierigkeiten  aller  Art 
entstanden.  Unter  guter  Führung  aber  hat  der  Garten  die  schweren 
Zeiten  überwunden  und  er  wird  hoffentlich  auch  weiterhin  blühen 

und  gedeihen. 

Zoolog.  Gart.  Jalirg.  XXV.  1 SS4. 


1 


2 


Bei  Gründung  desselben  im  Jahre  1859  hatte  die  Zoologische 
Gesellschaft  von  vornherein  die  Absicht,  nicht  nur  für  das  Vergnügen 
und  die  Unterhaltung  der  einheimischen  und  fremden  Besucher  zu 
sorgen,  sie  stellte  sich  vielmehr  eine  höhere  Aufgabe.  In  erster  Linie 
sollte  eine  Anstalt  geschaffen  werden  für  die  Belehrung  und  Bildung 
des  Volkes,  alt  und  jung  sollte  Gelegenheit  finden,  die  einheimischen 
Tierformen  neben  denjenigen  der  fremden  Länder  lebend  beobachten 
zu  können,  damit  sollte  der  Sinn  für  Naturbetrachtung  geweckt,  der 
Anschauungskreis  der  Besucher  erweitert  werden. 

Es  sollte  ferner  der  Versuch  gemacht  werden,  die  Tiere  so  zu 
halteu,  daß  sie  nicht  nur  sich  wohl  fühlen,  sondern  auch  sich  fort¬ 
pflanzen  würden,  daß  auch  womöglich  die  Acelimatisation  nützlicher 
Geschöpfe  gefördert  werde.  Es  war  letzteres  ein  Ziel,  das  bei  den 
gebotenen  kleine^  Verhältnissen  allerdings  nicht  in  großem  Maße 
erreicht  werden  konnte.  Aber  doch  hat  der  Garten  dank  der  sorg¬ 
samen  Pflege  seiner  Bewohner  in  der  Zucht  derselben  manches  er¬ 
freuliche  Resultat  zu  verzeichnen.  So  wurden  von  den  Muflons  in 
24  Jahren  76  Junge  erzielt,  für  hier  gezüchtete  Zebra  wurden 
11000  Mark  eingenommen,  und  Yak,  Hirsche,  Antilopen,  Bison, 
graubriistige  Sittiche,  schwarze  Schwäne  u.  a.  haben  sich  in  ähnlicher 
Weise  dankbar  erwiesen. 

Aber  die  Gesellschaft  stellte  zugleich  in  der  Person  des  Herrn 
Dr.  Weinland  einen  wissenschaftlichen  Sekretär  au  und  zeigte 
damit,  daß  es  ihr  Ernst  war,  das  schöne  Material  au  lebenden  Ge¬ 
schöpfen  auch  wissenschaftlich  zu  verwerten,  mit  den  anderen  An¬ 
stalten  in  regen  Verkehr  zu  treten  und  durch  Schrift  und  Wort  be¬ 
lehrend  in  die  Nähe  und  Ferne  zu  wirken. 

So  entstand  1860  der  »Zoologische  Garten«  als  Organ  der  Zoo¬ 
logischen  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.,  unsere  Zeitschrift,  die  mit 
dieser  Nummer  ihren  25.  Jahrgang  beginnt.  Sie  fand  Anklang  und 
entwickelte  sich  bald  zu  einer  »Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege 
und  Zucht  der  Tiere«,  womit  sie  zugleich  gemeinsames  Organ  für 
Deutschland  und  angrenzende  Gebiete  wurde.  Damit  ist  ihr  Ziel 
bezeichnet,  über  das  wir  unseren  Lesern  keine  Belehrungen  mehr  zu 
geben  nötig  haben.  Sie  kennen  dasselbe  ja  hinreichend  und  beweisen 
durch  ihre  fortdauernde  Zuneigung,  daß  sie  mitWolleu  und  Streben 
des  Blattes  einverstanden  sind. 

Unser  Blatt  ist,  das  dürfen  wir  ohne  Anmaßung  sagen,  das 
einzige  in  seiner  Art.  Es  bildet  vor  allem  ein  Bindeglied  für  die 
zoologischen  Gärten,  in  welchem  sie  sich  gegenseitig  die  Erfahrungen 


3 


und  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Tierhaltung  mitteileu,  und  es 
liefert  zur  Geschichte  dieser  Institute  reichstes  Material.  Außerdem 
aber  hat  es  auch  zahlreiche  Freunde  sowohl  unter  den  Männern  der 
strengen  Wissenschaft,  die  sich  freuen,  »wenn  sie  das  grüne  Heft 
auf  ihrem  Schreibtische  finden«,  wie  unter  den  praktischen  Tier¬ 
züchtern  der  verschiedenen  Zweige,  unter  Lehrern,  Liebhabern  und 
Jüngern  der  Zoologie.  Ist  es  ja  doch  das  lebende  Tier,  das  ihnen 
die  Zeitschrift  vorführt,  und  das  Leben  in  seinen  Erscheinungen,  in 
seinen  wirkenden  Ursachen,  in  seinem  Zusammenhang  mit  der  übrigen 
Lebewelt  kennen  zu  lernen,  welchen  gesunden  Sinn  sollte  das  nicht 
reizen  ? 

Der  Zoologische  Garten  hat  sich  Freunde  erworben  weit  über 
Deutschland  hinaus,  auch  aus  anderen  Ländern  Europas,  aus  Amerika, 
aus  Afrika  und  Australien  kommen  ihm  Beweise  der  Teilnahme  und 
Anerkennung  zu,  und  so  ist  er  in  der  That  mehr  geworden,  als  »das 
Organ  der  Frankfurter  Zoologischen  Gesellschaft« .  Und  welch  reiches 
Material  zur  Kenntnis  des  Tierlebens  hat  er  im  Laufe  von  24  Jahren 
in  seinen  Spalten  augesammelt,  er  ist  zu  einem  Archiv  geworden, 
in  welchem  man  sich  gern  Rat  und  Belehrung  holt,  aus  dem  selbst 
größere  Werke  die  neusten  Erfahrungen  und  Beobachtungen  in 
Fülle  schöpfen. 

Auch  die  Zeitschrift  hat  schwierige  Zeiten  und  Lagen  über- 

o  Ö 

winden  müssen,  sie  hat  zweimal  den  Redakteur  gewechselt,  aber 
ihrer  vorgezeichneten  Aufgabe  ist  sie  treu  geblieben  und  wird  es 
auch  in  der  Zukunft  bleiben. 

Wenn  sie  nun  sich  einigen  Erfolges  erfreuen  zu  dürfen  glaubt, 
so  dankt  sie  dies  einzig  und  allein  den  zahlreichen  Freunden  und 
Mitarbeitern,  von  denen  eine  ganze  Anzahl  zu  der  Zeitschrift  von 
deren  Begründung  an  steht,  deren  Kreis  sich  in  erfreulichster  Weise 
stets  ergänzt  und  erweitert  hat.  Ihnen  gebührt  darum  der  Dank 
der  Unternehmer  und  der  Leser,  und  an  sie  richten  wir  die  Bitte, 
wie  seither  so  auch  ferner  dem  »Zoologischen  Garten«  zur  Seite 
stehen  zu  wollen.  Dann  kann  es  auch  für  die  Zukunft  nicht  fehlen! 


4 


Die  Wachstum sverhältnisse  des  indischen  Elefanten. 

Von  Dr.  Max  Schmidt. 

Mit  einer  Tafel. 


Es  ist  für  den  Tierpfleger  immer  hoch  erfreulich,  wenn  seine 
aufgewendete  Mühe  und  Sorgfalt  durch  lange  Lebensdauer  seiner 
Zöglinge  belohnt  wird,  und  selbstverständlich  ist  es  nicht  lediglich 
der  materielle  Vorteil,  der  hierbei  in  Betracht  kommt,  sondern  in 
mindestens  gleichem  Grade  ist  der  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  sich 
ergebende  Gewinn  in  Anschlag  zu  bringen.  Wie  beim  Menschen 
treten  auch  bei  den  Tieren  im  Laufe  der  Jahre  ganz  allmählich 
und  fast  unmerklich  Veränderungen  ein,  sowohl  in  der  äußeren  Er¬ 
scheinung,  als  auch  im  Verhalten  jedes  Exemplares,  durch  deren 
Beobachtung  und  Vergleichung  das  Gesamtbild  des  einzelnen  Tieres 
sowie  seiner  Gattung  an  Abrundung  und  Vertiefung  nur  gewinnen 
kann. 

In  dieser  Beziehung  hat  der  indische  Elefant,  den  unser  Garten 
seit  jetzt  gerade  zwanzig  Jahren  besitzt,  zu  recht  interessanten  Wahr¬ 
nehmungen  Gelegenheit  gegeben,  und  ich  will  nicht  versäumen,  hier 
einiges  über  dieselben  mitzuteilen. 

Zunächst  sollen  uns  die  Größe  sowie  das  Wachstum  des  Tieres 
innerhalb  des  erwähnten  Zeitraumes  beschäftigen. 

Es  mag  wohl  kaum  ein  Geschöpf  geben,  welches  so  sehr  zur 
Vornahme  von  Messungen  auffordert  als  gerade  der  Elefant,  denn 
die  gewaltigen  Formen  und  die  lange  Dauer  der  Wachstumsperiode 
lassen  es  wünschenswert  erscheinen,  die  Dimensionen  des  mächtigen 
Körpers  festzustellen  und  die  Zunahme  desselben  von  Zeit  zu  Zeit 
nachzuweisen.  Während  dies  nun  bei  den  meisten  anderen  Tierarten 
wegen  der  Unruhe,  Widersetzlichkeit  und  Scheu  derselben  nicht 
leicht  zur  Ausführung  gebracht  werden  kann,  läßt  sich  in*  der  Regel 
der  Elefant  mit  seinem  menschenfreundlichen,  ruhigen  und  gesetzten 
Wesen  ein  derartiges  Manipulieren  gern  gefallen,  und  mau  kann 
sich  leicht  eine  Reihe  von  Maßen  verschaffen,  welche  die  Größen¬ 
zunahme  des  Tieres  klar  erkennen  lassen. 

Eine  derartige  Erwägung  ist  es  gewesen,  welche  mich  veranlasst 
hat,  alsbald  nach  Eintreffen  des  Tieres  bei  uns  dasselbe  nach  allen 
Richtungen  zu  messen  und  das  Ergebnis  in  dieser  Zeitschrift  be¬ 
kannt  zu  geben.  (IV.  Jahrgang,  1863.  S.  172 — 173.)  Im  darauf- 


folgenden  Jahre  habe  ich  die  Messung  wiederholt  und  beide  Resul¬ 
tate  zusamrnengestellt.  (V.  Jahrgang,  1804.  S.  823.) 

Eine  Fortsetzung  meiner  Beobachtungen  von  Jahr  zu  Jahr  schien 
mir  indes  für  die  Folge  nicht  nötig,  im  Gegenteil  wollte  es  mir 
zweckmäßig  erscheinen,  zwischen  je  zwei  Messungen  einen  längeren 
Zeitraum  verstreichen  zu  lassen,  um  ein  auffallenderes  Ergebnis  zu 
gewinnen.  So  habe  ich  denn  das  Tier  im  Juni  1870  und  im  Mai 
1883  nochmals  gemessen  und  stelle  die  gewonnenen  Ziffern  hier 
nebeneinander. 

Zu  den  Messungen  selbst  bediente  ich  mich  einer  einfachen 
Latte  mit  Centimeter-Einteiluug, .  ferner  eines  verschiebbaren  Winkel¬ 
maßes  und  endlich  eines  ebensolchen  Apparates  mit  einem  fest¬ 
stehenden  und  einem  verschiebbaren  Schenkel  von  geeigneter  Länge, 
welcher  sich  besonders  für  die  Feststellung  der  Querdurchmesser  an 
Kopf,  Hüften  etc.  eignete. 


Höhe  vom  Boden  bis  zur  höchsten  Stelle 

des  Rückens  . 

Höhe  vom  Boden  bis  zum  Bauch  (in  der 

Mitte  des  Tieres) . 

Senkrechter  Durchmesser  des  Körpers  vou 
der  höchsten  Stelle  des  Rückens  bis 

zum  Bauche  . 

Schulterhöhe . 

Höhe  vom  Boden  bis  zum  Ellenbogen  . 
Höhe  vom  Boden  bis  zum  Kreuz  (innerer 

Darmbeinw'inkel) . 

Höhe  vom  Boden  bis  zum  Knie  . 

Länge  von  der  Stirn  in  der  Gegend  der 
Rüssel  basis  bis  zum  Sitzbeinhöcker  . 
Länge  des  Rumpfes  vom  Bug  bis  zum 

Sitzbein . 

Breite  des  Kopfes  an  der  Ohrbasis  . 
Breite  des  Kopfes  au  den  Augen  bogen  . 
Höhe  des  Kopfes  vom  Winkel  des  Unter¬ 
kiefers  bis  zum  Scheitel  . 

Breite  vom  Winkel  des  Unterkiefers  bis  zur 
Stirn  am  Übergang  in  die  Rüsselbasis 


1863. 

1864. 

1870. 

1883 

m. 

ein. 

m.  cm. 

m.  cm. 

m. 

cm. 

o 

LU 

12 

2  35 

2  63 

2 

82 

— 

87  - 

-  92 

1  9 

1 

9 

1 

35 

1  41 

1  54 

1 

73 

— 

— 

2  20 

2  43 

2 

60 

— 

—  - 

94 

1  — 

1 

14 

— 

— 

2  12 

2  35 

0 

40 

— 

—  - 

-  80 

1  — 

1 

2 

9 

Li 

45 

2  61 

2  88 

3 

12 

1 

75 

1  87 

2  5 

2 

16 

— 

58 

59  - 

-  65 

75 

48  —  49  —  54  —  55 


84 


87 


92  1  10 


59  —  60  —  66  —  76 


6 


1863. 

1864. 

1870.  1883. 

m 

.  cm. 

m.  cm. 

m 

.  cm.  m. 

cm 

Breite  des  Rüssels  an  der  Basis  . 

— 

25 

— 

25 

— 

30  - 

34 

Länge  des  Rüssels . 

1 

10 

i 

10 

i 

12  1 

31 

Breite  des  Körpers  au  der  Hüfte  (vom 
äußeren  Darmbein wiukel  der  einen  bis 

zu  dem  der  anderen  Seite)  .... 

— 

96 

— 

98 

l 

1 

25 

Vom  äußeren  Darmbein  wiukel  bis  zur 

Kniescheibe  . . 

— 

90 

l 

— 

l 

39  1 

40 

Vom  äußeren  Darmbeinwiukel  bis  zur 

Schwanzwurzel . 

— 

60 

— 

70 

— 

78  — 

78 

Breite  des  Hinterfußes  am  Kniegelenk 

(von  der  Seite  gesehen) . 

— 

50 

— 

50 

— 

52 

57 

Sohle  des  Hinterfußes  Querdurchmesser 

— 

23 

— 

24 

— 

36  - 

37 

»  »  »  Längendurchmesser 

— 

36 

— 

37 

— 

40  - 

41 

»  v  Vorderfußes  Querdurchmesser 

— 

30 

— 

30 

— - 

30  — 

36 

»  »  »  Längendurchmesser 

— 

31 

— 

31 

— 

35 

41 

Länge  des  Schwanzes  ...... 

1 

— 

i 

- — 

— 

1 

33 

Höhe  vom  Boden  bis  zur  Schwanzwurzel 

1 

44 

i 

55 

l 

55  1 

73 

Schon  ein  oberflächlicher  Blick  auf  diese  Tabelle  läßt  erkennen, 
daß  die  Entwickelung  des  Tieres  nach  allen  Richtungen  in  gleich¬ 
mäßiger  Weise  stattgefunden  hat.  Nicht  minder  deutlich  spricht  sich 
dies  in  der  beigegebenen  Zeichnung  aus,  welche  den  Elefanten  in 
den  verschiedenen  Stadien  des  Wachstums  darstellt.  Die  Konturen 
des  Tieres  sind  genau  in  ein  Netz  eiugezeichuet,  welches  in  Meter 
und  Decimeter  eingeteilt  ist.  Dies  findet  ferner  bei  Betrachtung  des 
Elefanten  selbst  seine  volle  Bestätigung  und  wir  dürfen  somit  an¬ 
nehmen,  daß  wir  hier  eine  völlig  normale  Größenzunahme  vor  uns 
haben.  Unser  Exemplar  war  etwa  14  Jahre  alt,  als  es  in  den  Besitz 
unseres  Gartens  kam,  und  zwar  dürfte  dies  mit  ziemlicher  Sicher¬ 
heit  als  richtig  anzusehen  seiu.  Bei  seiner  Ankunft  in  Europa  galt 
der  Elefant  als  siebenjährig  sowohl  auf  Grund  der  über  denselben 
in  Indien  gemachten  Angaben  als  auch  nach  dem  Urteil  des  Händlers, 
in  dessen  Hände  er  gelangte.  Sein  Verweilen  im  Besitz  verschiedener 
Menageristen,  bevor  er  zu  uns  kam,  beziffert  sich  ebenfalls  auf  sieben 
Jahre,  was  seiner  Zeit  leicht  nachzuweisen  war,  und  wir  haben  somit 
in  obigen  Ziffern  eine  übersichtliche  Darstellung  des  Wachstums  eines 
Elefanten  vom  14 — 34  Lebensjahre. 

Wir  wollen  nunmehr  mit  Hülfe  dessen,  was  sonst  noch  über 
die  Größenzunahme  bei  derartigen  Tieren  bekannt  ist,  versuchen 


—  7  *— 

festzustellen,  in  welchem  Verhältnisse  chis  Wachstum  derselben  in 
den  verschiedenen  Altersstufen  erfolgt. 

Hierbei  stoßen  wir  leider  auf  eine  auffällige  Armut  der  ein¬ 
schlägigen  Litteratur  an  Beobachtungen  überhaupt  und  namentlich 
an  längere  Zeit  hindurch  fortgesetzten  genauen  Aufzeichnungen.  Aus 
der  neuesten  Zeit  liegen  uns  überhaupt  nur  zwei  Messungen  von 
vier  Elefanten  des  Londoner  Gartens  vor,  und  wir  sind  daher  immer 
noch  in  der  Hauptsache  auf  ältere  Arbeiten  angewiesen. 

Um  mit  dem  Anfang  zu  beginnen,  empfiehlt  es  sich  zunächst, 
die  Größe  des  neugeborenen  Tieres  festzustellen,  und  dies  führt  uns 
auf  eine  Arbeit,  welche  ohnehin  verdient,  hier  in  erster  Linie  er¬ 
wähnt  zu  werden.  Es  ist  dies  »Observations  on  the  Manners,  Habits 
and  Natural  History  of  the  Elephant,  by  John  Corse,  Philosophical 
Transactions  of  the  Royal  Society  of  London  1799.  S.  31 — 55. 

Corse  hat,  wie  er  im  Eingang  seiner  Arbeit  mitteilt,  mehr 
als  zehn  Jahre  in  »Tiperah,  einer  Provinz  von  Bengalen  an  der  öst¬ 
lichen  Grenze  der  englischen  Besitzungen  in  Asien«  gelebt,  wo  all¬ 
jährlich  Herden  von  Elefanten  gefangeu  wurden,  und  von  1792  bis 
1797  standen  die  Elefantenjäger  gänzlich  unter  seiner  Leitung.  Er 
hat  dabei  unter  auderm  mehrfach  Gelegenheit  gehabt,  Geburtsfälle  zu  be¬ 
obachten  und  giebt  die  Größe  eines  in  Gefangenschaft  gebornen  Ele¬ 
fanten  auf  35  1/2  Zoll  englisch  =  90  Centim.  an.  Ein  anderer,  eben¬ 
falls  in  Jndien  geborner  Elefant  war  35  Zoll  =  82  Centim.  hoch. 
Corse  bemerkt  ausdrücklich,  daß  die  Jungen  von  trächtig  einge¬ 
fangenen  wilden  Weibchen  selten  die  Höhe  von  34  Zoll  =  8(3  Centim. 
überschritten  hätten. 

Die  einzige  Beobachtung,  welche  mir  hierüber  weiter  vorliegt, 
gehört  der  neuesten  Zeit  an  und  wird  von  George  Arstingstall 
»Elephant  Trainer  for  ßarnum,  Bailey  and  Hutchinson«  (Besitzer 
großer  Menagerien  in  Amerika)  initgeteilt.  (Journal  of  comparative 
Medicine  and  Surgery,  Vol.  III.  Heft  2.  New- York,  April  1882 
S.  14(3 — 153.)  Hiernach  war  ein  am  2.  Febr.  1882  in  Amerika  ge¬ 
borenes  Junges  im  Alter  von  zwei  Stunden  7(3  Centimeter  hoch  und 
sein  Gewicht  betrug  145  ft. 

Corse  berichtet  ferner  über  die  Beobachtungen,  welche  an  einem 
den  16.  Oktober  1879  gebornen,  einem  Mr.  Stephen  Harris  gehörigen 
Elefanten,  bezüglich  seines  Wachstums  mehrere  Jahre  hindurch  regel¬ 
mäßig  gemacht  wurden.  Dieses  betrug: 


8 


im 

1 

Jahr 

00 

CM 

Centimeter 

und 

das 

Tier 

war 

nun 

1,17  Meter  hoch 

» 

2 

» 

21 

» 

» 

» 

» 

» 

» 

1,38  » 

» 

» 

3 

» 

15 

» 

» 

» 

» 

1 

» 

» 

1,53  » 

» 

» 

4 

» 

12 1 

k 

» 

» 

» 

.  » 

» 

» 

1,65  x\‘i  » 

» 

» 

5 

» 

12 1 

ll* 

» 

» 

» 

» 

» 

» 

1,78  » 

» 

» 

6 

» 

9 

» 

» 

» 

» 

» 

» 

1,87 

» 

» 

7 

» 

5 

» 

» 

» 

» 

» 

» 

1,92  » 

» 

Bei  einer  gelegentlichen  Messung  des  Tieres  im  November  179(3, 
als  dasselbe  noch  nicht  zwanzig  Monate  alt  war,  fand  sich,  daß 
seine  Höhe  1,36  Meter  betrug.  Uieses  Exemplar  werden  wir  in  der 
folgenden  Zusammenstellung  mit  Nr.  1  bezeichnen. 

Ein  weiblicher  Elefant,  welcher  2,06  Meter  hoch  war,  als  Corse 
ihn  bekam,  und  dessen  Alter  dieser  auf  etwa  elf  Jahre  schätzte, 
wuchs  im  Laufe  der  nächsten  fünf  Jahre  15  Centimeter.  Das  Tier, 
welches  wir  weiter  hin  kurz  als  »Corse  Nr.  4«  anführen  werden 
wurde  nun  zur  Zucht  verwendet  und  wuchs  während  der  22  Monate 
dauernden  Tragezeit  13  Centimeter.  In  den  hierauf  folgenden  17 
Monaten  betrug  dagegen  seine  Höhenzuuahme  nur  IV2  Centimeter. 
Es  war  damals  19  Jahre  alt  und  nach  Corse’s  Ansicht  ausgewach¬ 


sen.  Seine  Höhe  bezifferte  sich  jetzt  auf  2,35  ^2  Meter. 

Eine  weitere  Arbeit,  welche  für  unseren  Zweck  brauchbare  Mit¬ 
teilungen  enthält,  ist  Houel,  Histoire  naturelle  des  deux  Elefants, 
male  et  femelle  du  Museum  de  Paris,  venus  de  Hollande  en  France 
en  Pan  VI.  Paris.  An  XII.  (1803)  Fol. 

Der  Verfasser  hat  die  Tiere  längere  Zeit  hindurch  sehr  genau 
beobachtet  und  seiue  Wahrnehmungen  in  einer  Reihe  von  präch¬ 
tigen  Kupferstichen  mit  Text  veröffentlicht.  Bezüglich  des  Alters 
und  der  Größe  der  beiden  Elefanten  entnehmen  wir  seiner  Arbeit 
folgendes : 


Sie  waren  1788  sieben  Jahre,  also  1796,  wo  sie  nach  Paris 
kamen,  fünfzehn  Jahre  alt.  Ihre  Höhe  betrug  zu  jener  Zeit,  am 
Widerrist  gemessen  2,37  Meter  beim  Männchen  und  2,27  Meter 
beim  Weibchen.  Das  männliche  Tier  starb  1801  zwanzig  Jahre 
alt,  seine  Höhe  am  Widerrist  belief  sich  auf  2,48  Meter.  Zwei  Jahre 
später,  im  Jahre  1803,  ergab  eine  Messung  des  nunmehr  zweiund- 
zwanzigjährigen  Weibchens  eine  Höhe  von  2,46  Meter.  Wir  bezeich¬ 
nen  das  Männchen  als  »Houel  Nr.  5«,  das  Weibchen  als  »Houel 
Nr.  6.« 

Wir  haben  nun  noch  der  einzigen  Mitteilung  über  Messungen 
von  Elefanten  aus  der  neuesten  Zeit  zu  gedenken,  welche  vier  Exenn 


9 


plare  des  zoologischen  Gartens  zu  London  betrifft.  (Proceedings  of 
the  Zool.  Soc.  of  London  1879  8.  385  und  1881  8.  450.)  Es  wird 
nur  die  Höhe  der  Tiere  an  der  Schulter  und  der  Umfang  eines 
Vorderfußes  angegeben  und  zwar  in  englischen  Fußen  und  Zollen, 
welche  wir  im  weiteren  Verlauf  auf  Metermaß  reduzieren  werden. 

Messung  im  Mai  1879.  April  1881. 

Name  des  Tieres:  Schulterhohe.  Umfang  Schulterhöhe.  Umfang  des 

des  Vorderfußes  Vorderfußes 


Jung 

Pershäd 

M. 

7'0  » 

3'8 

» 

8'0 

» 

4'0 

» 

Suffa 

Culli 

W. 

6'  10  » 

3'8 

» 

7'6 

» 

3'9 

» 

Bus  tu 

m 

M. 

6'0  » 

2'1 1 

» 

6'4 

» 

3'2 

» 

Omar 

M. 

6'2  » 

3'2 

» 

7'0 

» 

5' 6 

» 

Die  Zunahme  innerhalb  zwei  Jahren  beträgt  somit  bei: 

an  der  Schulter.  Umfang  des  Vorderfußes. 


Jung  Pershäd 

PO 

» 

(VI 

Suffa  Culli 

0'8 

» 

O'l 

Rustum 

0'4 

» 

0'3 

Omar 

0'10 

» 

0'4 

Bezüglich  des  Alters  der  Tiere  erfahren  wir,  daß  Suffa  Culli 
am  23.  April  1871  von  einer  wild  eingefangenen  Mutter  geboren 
wurde  und  daß  man  Jung  Pershäd  1876  auf  sechs  Jahre  schätzte. 

Da  wir  über  die  beiden  anderen  Tiere  bezüglich  des  Alters 
ohne  auch  nur  annähernde  Mitteilungen  sind,  können  dieselben  auch 
nicht  weiter  in  Betracht  kommen.  Das  Männchen  Jung  Pershäd 
führt  in  nachfolgendem  die  Bezeichnung  »London  Nr.  2«  und  das 
weibliche  Tier  Suffa  Culli  »London  Nr.  3.« 

Seltsam  mag  die  Messung  des  Umfanges  eines  Vorderfußes  er¬ 
scheinen,  aber  wir  werden  wohl  nicht  irren,  wenn  wir  anuehmeu, 
daß  dieselbe  zur  Berichtigung  einer  falschen  Ansicht  vorgenommen 
worden  ist.  Von  Händlern  und  Menageriebesitzern  kann  man  näm¬ 
lich  sehr  häufig  die  Behauptung  aussprechen  hören,  daß  der  Um¬ 
fang  eines  Vorderfußes  beim  Elefanten  doppelt  genommen  der  Höhe 
des  Tieres  entspreche.  Daß  in  einem  gewissen  Alter  dies  wohl 
richtig  ist,  ergiebt  die  Vergleichung  vorstehender  Maße,  aber  ebenso 
liefert  dieselbe  den  Beweis,  daß  dieses  Verhältnis  nicht  allgemein 
als  zutreffend  angesehen  werden  darf,  sondern  im  Laufe  des  weiteren 
Wachstums  erhebliche  Veränderungen  erleidet.  Es  mag  hierbei 
Erwähnung  finden,  daß  der  Umfang  eines  Vorderfußes  bei  dem 
Elefanten  unseres  Gartens  1,17  Meter  beträgt,  was  also  einer  Schul- 


10 


terhöhe  von  2,34  Meter  entsprechen  würde,  während  diese  sich  in 
Wirklichkeit  auf  2,60  Meter  beziffert. 

Es  dürfte  hier  der  Ort  seiu,  uni  die  Frage,  an  welcher  Stelle 
überhaupt  am  geeignetsten  die  Höhe  eines  Elefanten  gemessen  werde, 
etwas  näher  zu  berühren,  da  mitunter  Zweifel  darüber  obwalteu, 
ob  der  höchste  Punkt  des  Rückens  oder  der  Widerrist  den  Vorzug 
verdiene. 

Offenbar  ist  die  Schulter  der  richtige  Punkt,  um  die  Höhe  eines 
Elefauten  zu  bestimmen,  da  hier  ein  fest  gefügtes  Knochengerüste, 
welches  keiner  erheblichen  Schwankung  fähig  ist,  die  Grundlage 
bildet.  Hoher  ist  der  Elefant  im  Rücken,  der  mehr  oder  minder 
gewölbt  erscheint,  dessen  Bildung  aber  immerhin  von  der  ver¬ 
hältnismäßig  sehr  beweglichen  Wirbelsäule  abhängig  ist,  deren 
Biegung  aber  auch  außerdem  durch  Alter,  Stellung  und  äußere  Ein¬ 
wirkung  mannigfachen  Veränderungen  unterworfen  ist.  Corse  be¬ 
richtet  mit  Bezug  hierauf,  daß  die  Elefanten,  welche  für  die  ostin¬ 
dische  Compagnie  als  Arbeitstiere  gekauft  wurden,  an  der  Schulter 
gemessen  wurden,  und  wir  liabeu  daher  auch  die  von  ihm  ohne 
nähere  Angabe  mitgeteilten  Höhenmaße  als  an  dieser  Stelle  genom¬ 
men  aufzufassen.  Er  bemerkt  ferner,  daß  bei  dem  ausgewachsenen 
Elefanten  die  Aufwärtskrümmung  des  Rückens  allmählich  abnehme. 
Eine  teilweise  Einsenkung  der  Rückeulinie  kommt  nach  seiner  Be- 
obachtuug  auch  bei  jüngeren  Elefanten  vor  und  zwar,  wie  er  glaubt 
aunehmen  zu  dürfen,  infolge  von  äußeren  Einwirkungen.  Er  hat 
gesehen,  daß  bei  frisch  eingefangenen  Elefautenherden  die  älteren 
Tiere,  sowohl  Männchen  als  Weibchen,  mit  der  Basis  der  Stoßzähne 
den  jüngeren  Exemplaren  heftig  auf  den  Rücken  drückten,  so  daß 
diese  sich  stark  einbogen  und  vor  Schmerz  brüllten. 

Ich  lasse  nun  eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der  in  vor¬ 
stehendem  mitgeteilten  Höhenmaße  von  Elefanten  nach  dem  Lebens¬ 
alter  der  Tiere  geordnet  hier  folgen.  Aus  den  durch  Messung  fest- 
gestellten  Höhenangaben  habe  ich  die  Wachstumsquote  der  einzelnen 
Jahre  ermittelt  und  diese  durch  Berechnung  gefundenen  Größen  zur 
Unterscheidung  von  den  mit  dem  Maßstabe  nachgewiesenen  durch  * 
ausgezeichnet. 


11 


Alte  r. 


B  e  z  e  i  c  h  11  u  n  g  d  e  s 


E  x  e  in  p  1  a  r  e  s. 
geboren.  Nach  Arstingstall,  2.  Februar  1882  in 


Neuge¬ 


llöhe 
an  der 
Schulter 

rn.  cm. 


Wachstum 

in 

Prozente  u. 


» 

Amerika  geboren . 

nach  Corse,  Männchen,  geh.  in  Indien 

0 

76 

16.  März  1795 . 

0 

90 

» 

nach  Corse  (Mr.  Harris’ s  Elefant),  geh. 

in  Indien  16.  Oktober  1789,  (Nr.  1.) 

0 

89 

1 

Jahr. 

,  Corse  Nr.  1 . 

1 

17 

31,16 

20  Mon. 

Ein  am  16.  März  1795  gebornes  Manu- 

eben,  gemessen . 

1 

36 

9 

imJ  ' 

Jahre.  Corse  Nr.  1.  November  1790 

1 

37 

17,09 

o 

o 

» 

Corse,  Nr.  1 . 

Houel,  von  einem  Gaukler  in  Paris 

1 

52 

10,95 

gezeigt . . 

1 

53 

4 

» 

Corse,  Nr.  1.  .  . 

1 

64  ha 

8,22 

K 

O 

)) 

Dasselbe.  . 

1 

77 

7,60 

6 

» 

Dasselbe.  . 

1 

86 

5,08 

7 

» 

Dasselbe.  . 

1 

91 

2,69 

8 

» 

Zoologischer  Garten  London,  Weibchen 

Sulla  Culli  (Nr.  2.) . 

2 

9 

9 

» 

Zoologischer  Garten  London,  Männchen 

Jung  Pershäd  Nr.  3 . 

9 

LJ 

14 

Zoologischer  Garten  London,  Nr.  2.  . 

*9 

LJ 

19 

4,78 

10 

» 

»  .v  »  Dass. 

o 

LJ 

29 

4,57 

»  »  »  Nr.  3.  . 

*9 

LJ 

29 

7,01 

11 

» 

.  ;>  »  »  Dass. 

9 

t-i 

44 

6,55 

Corse,  wild  gefangenes  Weibchen  (Nr.  4.) 

9 

6J 

6 

12 

» 

Dasselbe. 

*  9 

Lj 

9 

1,46 

13 

» 

Dasselbe. 

*  2 

12 

1,44 

14 

» 

Dasselbe. 

*2 

15 

1,42 

» 

» 

Zoologischer  Garten  in  Frankfurt  Weib- 

ehen,  Rücken  höhe  2  12 

15 

» 

Zoologischer  Garten  in  Frankfurt  Weib- 

eben,  Rückenhöhe  2  35  .... 

2 

20 

» 

» 

Houel,  Männchen  (Nr.  5.)  .... 

2 

37 

» 

» 

»  Weibchen  (Nr.  6.)  .... 

2 

27 

» 

» 

Corse  (Nr.  4.) . 

*9 

Lj 

18 

1,40 

16 


Dasselbe. 


2  21 


1,38 


12 


A  1  ter. 


Bezeichnung  des 
E  x  e  in  p  1  a  r  e  s. 


Höhe  Wachstum 

an  der  in 

Schulter  Prozenten. 


rrr.  cm. 


1 6  Jahre  Houel 

Nr. 

5.  .  .  . 

*  o 

37,6 

2,53 

» 

» 

» 

Nr. 

6.  .  .  . 

*  9 

29,7 

1,19 

» 

'  » 

Frankfurt 

*9 

23,8 

1,73 

17 

» 

Houel 

Nr. 

5.  .  .  . 

>K  9 

38,2 

2,53 

» 

» 

» 

Nr. 

ü.  .  .  . 

*2 

32,4 

1,18 

» 

» 

Corse 

Nr. 

4 . 

. *2 

27,5 

2,94 

» 

» 

Frankfurt 

*  9 

27,6 

1,70 

18 

» 

Houel 

Nr. 

5 . 

. *2 

38,8 

2,52 

» 

» 

» 

Nr. 

6 . 

*  9 

35,1 

1,16 

» 

» 

Corse 

Nr. 

4 . 

9 

34 

2,86 

» 

» 

Frankfurt 

. 2 

31,4 

1,67 

10 

» 

Houel 

Nr. 

*  9 

2,51 

» 

» 

Nr. 

6 . 

*  9 

37,8 

1,15 

» 

» 

Corse 

Nr. 

4 . 

*  9 

35,5 

0,64 

» 

Frankfurt 

.  .  .  *2 

35,2 

1,64 

20 

» 

Houel 

Nr. 

5 . 

. 2 

40 

2,51 

» 

» 

» 

Nr. 

6 . 

. *2 

40,5 

1,14 

» 

» 

Frankfurt 

•  .  ♦ 

*2 

39,0 

1,61 

21 

» 

Houel  Nr. 

6 . 

.  .  *2 

43,2 

1,12 

» 

» 

Frankfurt 

. 2 

43 

1,67 

22 

» 

Houel 

Nr. 

6 . 

. 2 

46 

Lll 

» 

» 

Frankfurt 

. *2 

44,3 

0,53 

23 

» 

» 

. *2 

45,6 

0,53 

24 

» 

» 

.  .  *2 

46,9 

0,53 

25 

» 

» 

» 

. *2 

48,2 

0,53 

26 

» 

» 

.  .  *2 

49,5 

0,52 

27 

» 

*9 

50,8 

0,52 

28 

» 

» 

. *2 

52,1 

0,52 

29 

» 

» 

*  9 

53,4  ' 

0,52 

30 

» 

» 

*2 

54,7 

0,51 

31 

» 

*2 

56,0 

0,51 

32 

» 

» 

*  9 

57,3 

0,51 

33 

» 

» 

*  9 

0,51 

34 

» 

» 

.  •  •  . 

. 2 

60 

0,54 

Vorstehende  Liste  bietet  durch  ein  glückliches  Zusammentreffen 
der  vorhandenen  Angaben,  welche  einander  ergänzen,  eine  fast  un- 


unterbrochene  Reihe  von  Zahlen,  welche  die  jährliche  Größeuzunahnie 
des  Elefanten  von  der  Geburt  bis  zum  34.  Lebensjahre  erkennen 
lassen.  Sind  auch  nicht  alle  darin  aufgenommenen  Ziffern  durch 
Messung  am  lebenden  Tiere  gewonnen,  so  bewegen  sie  sich  doch 
innerhalb  so  fester,  auf  dem  genannten  Wege  ermittelter  Grenzen, 
daß  sie  sicherlich  nicht  so  weit  von  der  Wirklichkeit  abweichen 
können,  um  dadurch  eine  Änderung  des  Ergebnisses  zu  bedingen. 

Zunächst  zeigt  uns  vorstehende  Tabelle,  daß  das  Wachstum  im 
ersten  Lebensjahre  des  Tieres  am  bedeutendsten  ist  (31,  46°/o)  und 
im  weiteren  Verlaufe  stets  abnimmt,  so  daß  es  in  dem  vorliegenden 
Fall  im  siebenten  Jahre  nur  noch  2,  69  °/o  beträgt.  Die  Londoner 
Elefanten,  welche  in  unserem  Verzeichnis  das  8 — 11  Lebensjahr 
darstelleu,  lassen  ein  weit  rascheres  Wachstum  erkennen,  so  daß  die 
Ziffern  sich  nicht  glatt  der  bisher  gewonnenen  Skala  einreihen.  Es 
führt  uns  dies  auf  eine  Eigentümlichkeit,  welcher  wir  später  bei 
einem  anderen  Exemplare  nochmals  begegnen  (0.  4.  17  und  18  Jahr) 
und  welche  darin  zu  bestehen  scheint,  daß  die  Tiere  innerhalb  eines 
gegebenen  Zeitraumes  plötzlich  weit  rascher  wachsen,  als  vor-  und 
nachher.  Es  dürfte  dies  zum  Teil  durch  äußere  Verhältnisse,  wie 
besonders  reichliche  Ernähruug  und  gute  Pflege  bedingt  sein.  Die 
Londoner  Elefanten,  welche  vom  Prinzen  von  Wales  aus  Indien 
mitgebracht  wurden,  sind  ohne  Zweifel  als  die  schönsten  und  besten, 
welche  zu  ermitteln  waren,  ausgewählt  worden  und  mochten  sich 
wohl  schon  in  ihrer  Heimat  vorteilhaft  vor  anderen  ausgezeichnet 
haben.  Eine  Vergleichung  der  Höhe  des  mit  Nr.  2  bezeichneten 
achtjährigen  Londoner  Weibchens  mit  der  des  als  Nr.  1  angeführten 
Exemplares  im  Alter  von  sieben  Jahren  ergiebt  eine  Differenz  von 
18  Ceutimeter.  Dies  würde  einem  Wachstum  von  9,  42 °/o  im  achten 
Lebensjahre  entsprechen,  was  namentlich  auch  im  Verhältnis  zu  den 
später  erwähnten  Exemplaren  viel  zu  hoch  erscheint.  Wir  sind 
daher  wohl  berechtigt,  hier  ein  außergewöhnlich  vorangeschrittenes 
Wachstum  anzunehmen,  und  wir  haben  nun  abzuwarten,  ob  die 
Tiere  des  Londoner  Gartens  in  ähnlicher  Progression  weiter  wachsen 
und  eine  über  das  Gewöhnliche  hinausgehende  Größe  erreichen,  oder 
ob  die  jährliche  Höhenzunahme  sich  später  auffallend  rasch  vermin¬ 
dern  wird,  so  daß  sie  die  durchschnittliche  Elefantengröße  nicht 
wesentlich  überschreiten  werden. 

Der  Corse’sche  Elefant  (Nr.  4.)  bietet  ein  sehr  frappantes  Bei¬ 
spiel  eines  periodisch  vermehrten  Wachstumes.  Er  hatte  von  seinem 
]] — iß  Jahre  nur  5  Ceutimeter  an  Höhe  gewonnen  und  nahm  nun 


14 


plötzlich  im  Laufe  der  nächsten  22  Monate  um  13  Centimeter  zu, 
in  den  darauffolgenden  17  Monaten  dagegen  nur  um  1,5  Centimeter. 
Das  rasche  Wachstum  fiel  in  die  Trächtigkeitsperiode,  und  mau 
sollte  erwarten,  daß  dieser  Umstand  das  Wachstum  weit  eher  beein¬ 
trächtigen  als  vermehren  würde,  wie  man  dies  ja  auch  bei  anderen 
Tierarten  häufig  genug  beobachtet  hat.  Da  aber,  wie  uns  Corse 
ausdrücklich  mitteilt,  das  trächtige  Tier  mit  ganz  besonderer  Sorg¬ 
falt  gepflegt  und  sehr  reichlich  genährt  wurde,  so  haben  wir  wohl 
hierin  den  Anlaß  zu  dem  auffallend  raschen  Wachstum  zu  suchen. 
In  der  Zeit  vom  7 — 11  Jahre  hat  das  in  Rede  stehende  Exemplar 
offenbar  in  sehr  normaler  Weise  au  Größe  zugenommen.  Wenn 
wir  anuehmen,  daß  es  mit  sieben  Jahren  1,91  Meter  hoch  gewesen 
sei,  wie  Nr.  1.,  so  ergiebt  sich  ein  jährliches  Wachsen  um  ca.  3,7 
Centimeter,  welches  eiuem  Prozentsätze  von  2,04  bis  1,83  entspricht. 
Diese  Zahlen  schließen  sich  ziemlich  genau  an  die  für  frühere  und 
spätere  Altersstufen  gewonnenen  an. 

Für  das  16 — 22  Lebensjahr  enthält  unsere  Aufstellung  ein  ver¬ 
hältnismäßig  reichhaltiges  Material,  bei  welchem  namentlich  das 
gleichmäßige  Wachstum  des  Pariser  Weibchens  (Houel  6)  und  des 
hiesigen  Exemplares  auffällt.  Die  durchschnittliche  jährliche  Zu¬ 
nahme  dieser  beiden  Tiere  vom  16 — 21  Jahre  beträgt  3,2  Centimeter, 
was  eiuem  Prozentsätze  von  1,45 — 1,39  per  Jahr  gleichkommt,  und 
für  das  22  Lebensjahr  finden  wir  2  Centimeter  —  0,82%  jährliche 
Zunahme.  Für  die  Zeit  vom  22 — 34  Jahre  beziffert  sich  die  jähr¬ 
liche  Wachstumsquote  bei  dem  hiesigen  Elefanten,  welcher  hier  nur 
allein  in  Betracht  kommt,  auf  ca.  1,3  Centimeter,  welches  etwa  ein 
halbes  Prozent  darstellt.  Während  die  iu  unserer  Tabelle  mitge¬ 
teilten  Zahlen  eine  ununterbrochene  Skala  des  Wachstums  der  weib¬ 
lichen  Elefanten  geben ,  welche,  wie  wir  anzunehmen  allen  Grund 
haben,  die  wirklichen  Verhältnisse  sehr  richtig  wiedergiebt,  geben  die 
lückenhaften  Mitteilungen  über  das  Wachstum  männlicher  Exem¬ 
plare  noch  kein  klares  Bild.  Soviel  dürfte  indes  schon  als  fest¬ 
stehend  angenommen  werden  können,  daß  die  jährliche  Wachstums¬ 
quote  beim  Männchen  eine  weit  beträchtlichere  ist  als  beim  Weibchen. 
Dieselbe  betrug  bei  den  Londoner  Elefanten  im  9  und  10  Jahr 
4,78,  resp.  4,57 °/o  beim  Weibchen,  beim  Männchen  dagegen  im  10 
Jahre  7,01  und  im  11  Jahre  6,55 °/o .  Ein  ähnliches  Verhältnis  er¬ 
gebt  sich  bei  den  Pariser  Elefanten,  von  denen  das  männliche 
Exemplar  (Houel  5)  im  16 — 20  Jahre  um  je  2,53  —  2,51  °/o  wuchs, 
während  dasWeibchen  (Houel 6)  im  gleichen  Alternurum  1,19 — 1,14 °/o 
au  Höhe  zu  nahm. 


Ein  männlicher  Elefant  des  zoologischen  Gartens  in  Amsterdam, 
von  dem  noch  später  die  Rede  sein  wird,  hatte  mit  23  Jahren  eine 
Höhe  von  2,77  Meter,  während  der  hiesige  weibliche  Elefant  im 
gleichen  Alter  nur  2,45,6  Meter  hoch  war  und  das  Pariser  Weibchen 
(Houel  6)  mit  22  Jahren  2,46  Meter. 

Es  kann  uns  das  ausgiebigere  Wachstum  beim  männlichen  Tiere 
nicht  befremden,  da,  wie  wir  noch  sehen  werden,  wie  bei  anderen 
Tierarten  auch  beim  Elefanten  die  Männchen  durclmehends  größer 
werden  als  die  Weibchen. 

Wir  gelangen  nun  zu  der  Frage,  bis  zu  welchem  Alter  das 
Wachstum  beim  Elefanten  überhaupt  fortdauert.  Nach  der  allge¬ 
meinen  Annahme  gilt  ein  solches  Tier  mit  etwa  zwanzig  Jahren 

o  Ö 

als  ausgewachsen.  Corse  schließt  sich  auf  Grund  seiner  Beobach¬ 
tungen  im  allgemeinen  dieser  Anschauung  an,  erwähnt  aber  gleich¬ 
wohl  ein  Exemplar,  welches  im  Alter  von  zweiundzwanzig  Jahreu 
noch  immer  gewachsen  sein  soll. 

Das  Skelett  eines  männlichen  Elefanten,  welcher  dem  zoologi¬ 
schen  Garten  in  Amsterdam  angehörte  und  am  7  August  1849  im 
Alter  von  etwa  23  Jahren  dortselbst  getötet  wurde,  zeigt  —  soweit 
mir  erinnerlich  —  noch  keine  Verwachsung  der  Epiphysen  der 
Röhrenknochen,  woraus  wir  zu  schließen  berechtigt  sind,  daß  das 
Tier  zur  Zeit  seines  Todes  noch  keineswegs  ausgewachsen  war. 

Schließlich  haben  wir  allen  Grund  zu  der  Annahme,  daß  das 
Exemplar  unseres  zoologischen  Gartens  mit  34  Jahren  entweder 
noch  nicht  oder  doch  erst  seit  ganz  kurzem  ausgewachsen  ist.  In 
den  sechs  Jahreu  von  1864 — 1870,  welche  etwa  das  15 — 20  Lebens¬ 
jahr  des  Tieres  umfassen,  ist  dieses  au  der  Schulter  um  23  Centi- 
meter  höher  geworden  und  in  den  13  darauffolgenden  Jahren 
1871 — 1883  vpm  21 — 34  Lebensjahre  um  17  Centimeter.  Die  auf 
die  einzelnen  Jahre  dieses  Zeitraumes  entfallende  Wachstumsquote 
von  1,3  Centimeter  scheint  mir  immer  noch  zu  hoch,  als  daß  das 
Wachstum  schon  beendet  sein  sollte,  aber  wir  werden  uns  wohl  bis 
zu  dem  25jährigen  Jubiläum  des  Tieres  in  unserem  Garten  gedulden 
müssen,  ehe  wir  ein  endgültige  Entscheidung  in  dieser  Angelegenheit 
erzielen  können. 

Einstweilen  haben  wir  allen  Grund  anzunehmen,  daß  der  Ele¬ 
fant  mit  zwanzig  Jahren  noch  keineswegs  ausgewachsen  ist,  soudern 
vielleicht  erst  gegen  das  dreißigste  oder  gar  noch  später.  Es  mag 
hier  noch  besonders  betout  werden,  daß  unser  Tier  noch  immer  den 
gewölbten  Rücken  hat,  den  man  als  Jugendform  zu  betrachten  ge- 


16 


wohnt  ist,  während  andere  gleichalterige  Elefanten  in  der  Regel  an 
der  Schulter  am  höchsten  sind,  während  ihr  Rücken  eine  mehr  ge¬ 
rade  Linie  bildet  und  gegen  hinten  etwas  abfällt.  Sollte  diese  Ge¬ 
staltung  vielleicht  noch  auf  Fortdauer  des  Wachstums  hindeuten? 

Daß  die  Elefanten  fortpflanzungsfähig  sind,  bevor  sie  vollkom¬ 
men  ausgewachsen  sind,  ist  außer  allem  Zweifel.  Es  wird  dies  be¬ 
wiesen  durch  den  mehrerwähnten  weiblichen  Elefant  (Corse  Nr.  4) 
und  außerdem  durch  die  verschiedenen  männlichen  Exemplare,  welche 
längst  vor  gänzlich  vollendetem  Wachstum  wegen  Brunftwut  getötet 
werden  mußten. 

Wie  hoch  überhaupt  ein  Elefant  werden  kann,  ist  eine  Frage, 
deren  Beantwortung  bei  Besprechung  der  Wachstumsverhältnisse 
dieser  Tiergattung  in  Betracht  gezogen  werden  müßte.  Leider  scheint 
diese  indeß  noch  nicht  weiter  gekommen  zu  sein,  als  sie  zu  Ende 
des  vorigen  Jahrhunderts  stand,  wenigstens  sind  mir  neuere  Nach¬ 
weise  nicht  bekannt  geworden.  Corse  teilt  uns  bezüglich  dieses 
Gegenstandes  etwa  folgendes  mit. 

Die  Größe  der  Elefanten  wird  vielfach  überschätzt  und  beträgt 
in  Indien  im  allgemeinen  nicht  über  7 — 8  Fuß  englisch  (2,23  —  2,44 
Meter)  beim  Weibchen,  und  nicht  über  8 — 10'  (2,44 — 3,05  Meter) 
beim  Männchen,  au  der  Schulter  gemessen.  Unser  Gewährsmann 
fand  nur  einen  Elefanten,  welcher  dieses  letztere  Maß  überschritt. 
Es  war  dieses  ein  Männchen,  welches  am  18.  Juni  1796  gemessen 
wurde,  wobei  sich  folgende  Dimensionen  ergaben  : 


Von  einem  Vorderfuß  zum  anderen  über 
die  Schulter  gemessen  .  ' . 

22'10  V 

=  6,98 

Meter. 

Schulterhöhe . 

16'  6" 

=  3,20 

» 

Vom  Boden  bis  zum  höchsten  Punkte  des 
Kopfes  bei  gewöhnlicher  Haltung  . 

12'  2" 

=  3,69 

» 

Ganze  Länge  von  der  Stirn  bis  zur  Schwanz¬ 
wurzel  . 

1 5 '  1 1 " 

=  4,38 

» 

In  einem  anderen  Fall  handelte  es  sich  um  einen  Elefanten, 
der  14'  hoch  sein  sollte  und  den  Corse  selbst,  als  er  ihn  sah,  auf 
12'  schätzte,  dessen  Messung  aber  nur  eine  Höhe  von  10'  —  3,05  Meter 
ergab.  Von  150  in  Bengalen  benützten  Elefanten  war  nicht  einer 
10'  hoch,  und  nur  gauz  wenige  Männchen  hatten  eine  Höhe  von 
9  '/2 '  =  2,88  Meter. 

Die  Norm  für  die  Gebrauchselefanten  der  ostiudischen  Compagnie 
war  auf  7'  =  2,14  Meter,  an  der  Schulter  gemessen,  festgesetzt. 


17  '  - 


Daß  auch  bei  den  Varietäten  des  indischen  Elefanten  eine  die 
angedeuteten  Grenzen  überschreitende  Körpergröße  nicht  beobachtet 
wird,  teilt  Corse  auf  Grund  einer  Vergleichung  von  indischen  Eie- 
fanten  mit  solchen  aus  Ceylon  mit.  Hierbei  ergab  sich,  daß  die 
letzteren,  einer  allgemein  verbreiteten  Ansicht  entgegen,  weder  größer 
noch  gebrauchstüchtiger  waren  als  die  ersteren. 

Haben  wir  in  vorstehendem  den  Gang  des  Wachstums  beim 
indischen  Elefanten  im  allgemeinen  einer  eingehenderen  Betrachtung 
unterzogen,  so  sei  uns  noch  gestattet,  auf  die  Wachstumsverhältnisse 
einzelner  Partieen  des  Körpers  unter  einander  aufmerksam  zu  machen. 
Wenn  wir  bei  dem  hiesigen  Exemplar  die  Höhenznnahme  an  der 
Schulter  mit  der  am  höchsten  Punkt  des  Rückens  sowie  mit  der  am 
Kreuze  vergleichen,  so  bemerken  wir,  daß  das  Wachstum  an  den 
beiden  zuerst  erwähnten  Punkten  ein  weit  lebhafteres  gewesen  ist 


als  am  letztgenannten.  Im  Laufe 

von  19  Jahren 

(1863  ist  die  Höhe 

an  der  Schulter  und  dem  Kreuze 

nicht  gemessen 

worden)  stellte  sich 

das  Wachstum  wie  folgt: 

Die  Höhe  des  Tieres  betrug: 

an  der  Schulter 

am  Rücken 

am  Kreuz 

1864  2,20  Meter 

2,35  Meter 

2,12  Meter 

1870  2,43  » 

2,63  » 

2,35 

1883  2,60  » 

2,82  » 

2,40  » 

Es  ergiebt  dies  eine  Zunahme  für  die  Jahre 

an  der  Schulter 

am  Rücken 

am  Kreuz 

1864 — 1870  von  23  Centim. 

28  Centim. 

23  Centim. 

1871  —  1883  »  17 

19  » 

5  » 

40  » 

47  » 

28  » 

Das  durchschnittliche  Wachstum  per  Jahr 

belief  sich  sonach 

für  den  Zeitraum 

an  der  Schulter 

am  Rücken 

am  Kreuz 

1864 — 1870  auf  ca.  3,8  Centim. 

4,6  Centim.  3,8  Centim. 

1871—1883  »  »  1,3 

1,6 

0,38  *» 

Wir  sehen  hieraus,  daß  die  Höhenzunahme  in  den  Jahren 
1864 — 1870  an  Schulter,  Rücken  und  Kreuz  fast  gleichen  Schritt 
hielt,  während  dieselbe  in  der  Zeit  von  1871 — 1883  nur  noch  an 
Schulter  und  Rücken  ein  annähernd  gleichmäßiges  Fortschreiten  zeigt, 
wogegen  die  Kreuzgegeud  nur  noch  ein  verschwindend  geringes 
Wachstum  erkennen  läßt. 

Zoolog-.  Gart.  Jahrg-.  XXV.  1884.  2 


18 


Welchen  Anteil  beim  Wachstum  des  Tieres,  soweit  es  sich  um 
die  Höhe  handelt,  die  Gliedmassen  nehmen,  ergiebt  sich  aus  der  Höhe 


des  Ellenbogenhöckers  resp.  der  Kniescheibe  über  dem  Boden. 
Diese  betrug  : 

am  Ellenbogen  am  Knie 


1864 

0,94  Meter. 

0,80 

Meter. 

1870 

1—  » 

1— 

» 

1883 

1,14  » 

1,  2 

» 

Dies  ergiebt  ein  Wachstum  fffr  die  Zeit  von 

am  Ellenbogen 

am  Knie 

1864—1870 

6  Centim. 

20 

Centim. 

1871—1883 

14  » 

2 

» 

Die  Höhenzunahme 

setzt  sich  somit 

nach 

ihren 

je  auf  den 

Rumpf  und  die  Gliedmaßen  entfallenden 

Anteilen  wie  folgt  zu- 

sammen  : 

Schulterhöhe  ) 

17  Centim. 

Rumpf. 

1864- — 70  Wachstum 

23  Centim.  ) 

6 

» 

Gliedmaßen. 

1871—83  » 

.  17  »  ! 

3 

» 

Rumpf. 

) 

1 

» 

Gliedmaßen. 

Kreuzhöhe 

\ 

3 

» 

Rumpf. 

1864 — 70  Wachstum  . 

.  23  »  j 

20 

» 

Gliedmaßen. 

1871—83 

.  5  »  \ 

3 

» 

Rumpf. 

2 

» 

Gliedmaßen. 

Aus  den  hier  zusammengestellten  Ziffern  läht  sich  ersehen,  daß 
das  Wachstum  des  Hinterteils  weit  eher  sein  Ende  erreicht  hat  als 
das  der  Vorhand.  Letztere  ist  innerhalb  19  Jahren  um  40  Centi- 
meter  höher  geworden,  während  in  derselben  Zeit  das  Hinterteil  nur 
ein  Wachstum  von  28  Centimeter  aufzuweisen  hat.  Innerhalb  des 
Zeitraumes  von  1864 — 1870,  welcher  dem  15 — 21  Lebensjahre  des 
Tieres  entspricht,  ist  der  Rumpf  in  bedeutendem  Maße  gewachsen, 
denn  auf  ihn  entfällt  eine  Höhenzunahme  von  17  Centimeter,  während 
die  Beine  in  der  gleichen  Zeit  uur  um  6  Centimeter  höher  geworden 
sind.-  Der  Körper  selbst  hat  damit  offenbar  im  wesentlichen  seine 
vollständige  Entwickelung  erreicht,  denn  im  Laufe  der  13  folgenden 
Jahre,  von  1871 — 1883  (22 — 34  Lebensjahr  des  Tieres)  zeigt  derselbe 
nur  eine  Zunahme  von  3  Centimeter  in  der  Höhe,  während  die  Beine 
bis  zum  Ellenbogen  um  14  Centimeter  gewachsen  sind. 

Das  Hinterteil  hatte  mit  15  Jahren  dagegen  bereits  sein  volles 
Wachstum  erreicht,  soweit  es  sich  um  die  Beckenpartie  handelte, 


19 


denn  von  da  bis  zum  21  Jahre  ist  der  Rumpf  nur  um  3  Centimeter 
höher  geworden,  indeß  die  Beine  um  20  Centimeter  gewachsen  sind. 
Wir  haben  also  hier  gerade  das  umgekehrte  Verhältnis  wie  beim 
Vorderteil  während  derselben  Zeit.  Damit  kann  auch  das  Wachstum 
der  Nachhand  im  weseutlichen  als  beendet  angesehen  werden,  denn 
die  Zunahme  um  5  Centimeter,  welche  während  der  folgenden  13 
Jahre  nachgewiesen  worden  ist  und  welche  sich  auf  den  Rumpf  und 
die  Extremitäten  ziemlich  gleichmäßig  verteilt,  kann  ihrer  Gering¬ 
fügigkeit  wegen  wohl  kaum  in  Betracht  kommen.  Das  Alter,  in 
welchem  nach  vorliegender  Wahrnehmung  das  Becken  und  offenbar 
kuch  die  in  demselben  gelagerten  Eingeweide  als  vollständig  ent¬ 
wickelt  zu  betrachten  sind,  fällt  also  ziemlich  genau  mit  demjenigen 
zusammen,  in  welchem  erfahrungsgemäß  die  Fortpflanzungsfähigkeit 
einzutreteu  pflegt. 

Dieser  Hinweis  mag  genügen,  um  anzudeuten,  welche  Anhalts¬ 
punkte  über  das  Wachstum  der  Elefanten  aus  den  Ergebnissen  von 
Messungen  zu  erhalten  sind.  Bei  der  Geringfügigkeit  des  bis  jetzt 
vorliegenden  Materials  wäre  es  übereilt,  daraus  jetzt  schon  Schlüsse 
auf  allgemeine  Verhältnisse  ziehen  zu  wolleu.  Der  Zweck  vorliegen- 

o  o 

der  Darlegung  ist  in  dieser  Hinsicht  erreicht,  wenn  dieselbe  zur 
Ausnützung  des  Materials,  welches  sich  in  anderen  zoologischen 
Gärten  findet,  Anlaß  giebt. 


Ein  neuer  Strauss. 

Von  Dr.  A.  Eeichenow. 

Die  vielen  Expeditionen,  welche  während  des  letzten  Jahrzehntes 
von  allen  Seiten  die  Erforschung  Afrikas  in  Angriff  genommen,  haben 
vorzugsweise  in  ornithologischer  Beziehung  reiche  Ergebnisse  geliefert. 
Durch  die  Entdeckung  zahlreicher  bisher  unbekannter,  zum  Teil  höchst 
auffallender  Vogelformen  ist  unsere  Kenntnis  der  äthiopischen  Fauna 
bereichert  worden  und  jede  neue  Reise  überrascht  uns  mit  ungeahnten 
Neuheiten. 

Daß  aber  auch  noch  ein  neuer  Riesenvogel  in  Afrika  gefunden 
werden  sollte,  übertrifft  die  kühnsten  Erwartungen.  Bis  jetzt  galt 
der  afrikanische  Strauß  oder  Kamelvogel  (Struthio  camelus  L.)  als 
der  einzige  Vertreter  seiner  Gattung.  Man  hat  wohl  versucht,  auf 
Grund  geringer  Größen  Verschiedenheiten  zwei  Abarten  oder  Rassen', 


20 


eine  nördliche  und  eine  südliche  zu  unterscheiden,  welche  letztere 
von  Guruey  mit  dem  Namen  Struthio  australis  belegt  wurde, 
indessen  erwiesen  sich  die  scheinbaren  Unterschiede  als  so  wenig 
stichhaltig,  daß  diese  Trennung  der  Art  wieder  aufgegeben  werdeu 
mußte. 

Nun  ist  aber  doch  eine  zweite  Art  des  Geschlechtes  und  zwar 
eine  höclist  ausgezeichnete  Form  entdeckt  worden.  Ein  kürzlich, 
angeblich  aus  dem  Somaliland,  durch  Vermittluug  des  Tierhändlers 
Hagenbeck  nach  Europa  gelangter  Tiertransport  hat  diesen  neuen 
Strauß  uns  zugeführt.  Ein  Exemplar  gelangte  in  den  zoologischen 
Garten  in  Berlin,  andere  sollen  nach  Köln,  Hannover  und  Paris 
gekommen  sein. 

Der  im  Berliner  Garten  befindliche  Vogel,  ein  altes  männliches 
Individuum,  hat  schwarzes  Gefieder  und  weiße  Flügel-  und  Schwanz¬ 
federn  wie  sein  altbekannter  Vetter,  unterscheidet  sich  von  diesem 
aber  sehr  auffallend  dadurch,  daß  alle  nackten,  unbefiederten  Körper¬ 
teile,  wie  Kopf,  Hals  und  Beine,  nicht  hellrot  wie  bei  Struthio 
camelus,  sondern  graublau  gefärbt  sind,  während  der  Schnabel  sowie 
die  Horntafeln  an  der  Vorderseite  des  Bauches  durch  blaß  mennig¬ 
rote  Farbe  grell  sich  abheben.  Auch  scheinen  dem  Vogel  geringere 
Körpermaße  eigen  zu  sein.  Mit  Bezog  auf  die  blaugraue  Hautfarbe 
hat  der  Verfasser  Dieses  dieser  neuen  Art  den  Namen  Struthio 
molybdophanes  gegeben  (Sonntagsblatt  der  Norddeutschen  Allgem. 
Zeitung  Nr.  37,  IG.  September  1883).  Die  Verbreitung  des  Somali¬ 
straußes  dürfte  sich  über  die  Ebenen  des  Somali-  und  westlichen 
Gallalandes  an  der  Ostküste  Afrikas  vom  10  Grad  nördl.  Breite  bis 
zum  Äquator  erstrecken. 


Der  Scliwarz-  und  Laugscliwanzhirscli. 

Von  Damian  Gronen. 

Nordamerika  kennt  sechs  wohl  unterschiedene  Arten  von  Hirschen,  von 
denen  selten  mehr  als  zwei  als  Bewohner  desselben  Bezirkes  gefunden  werden 
obgleich  die  einzelnen  Bezirke  immer  in  einander  greifen.  Das  Renntier,  das 
Moosetier,  der  Elchhirsch  und  der  gewöhnliche  Edelhirsch  (Rotwild)  sind  schon 
hinreichend  hekannt,  weniger  die  Schwarz-  und  Langschwänze,  weil  diese 
beiden  Arten  nur  in  Gegenden  des  tiefsten  Binnenlandes  Vorkommen,  welche 
bisher  noch  wenig  von  Männern  der  Wissenschaft  erforscht  worden  sind.  Beide 
sind  nämlich  nur  in  der  westlichen  Hälfte  des  nordamerikanischen  Festlandes 


21 


heimisch,  nämlich  in  den  wilden  Regionen,  die  zwischen  dem  Mississippi  und 
dem  stillen  Ocean  liegen.  Der  Schwarzschwanzhirsch  ( Cervus  macrotis,  Langohr 
der  Jäger)  kommt  mehr  nach  Süden  hin  vor,  in  Kalifornien,  in  den  Thälern 
der  Felsengebirge  bis  nach  Texas  hinunter;  nordwärts  findet  man  ihn  im 
Oregongebiet  und  auf  dem  östlichen  Abhang  der  Felsengebirge  bis  zum  54.  Grad 
n.  Br.  Der  Langschwanz  ( Cervus  leucurus)  ist  der  gewöhnlichste  Hirsch  im 
Oregongebiet  und  am  Columbiafluße  und  sein  Verbreituugsbezirk  erstreckt 
sich  ebenfalls  ostwärts  von  den  Felsengebirgen,  jedoch  nicht  ganz  in  das 
Stromgebiet  des  Mississippi  herunter.  Diese  beiden  Hirscharten  werden  häufig 
mit  einander  verwechselt,  obschon  sie  wirklich  in  mancher  Beziehung  einander 
total  unähnlich  sind.  Vom  Schwarzschwanzhirsche  giebt  es  zwei  Spielarten, 
beide  mit  den  langen  Ohren  heißen  sie  bei  den  Jägern  manchmal  auch  Maul¬ 
tierhirsche;  allein  Schwarzschwänze  ist  die  gewöhnlichste  und  beste  Bezeich¬ 
nung  für  sie,  weil  das  Haar  an  ihren  Schwanzspitzen  glänzend  tiefschwarz  und 
sehr  deutlich  sichtbar  ist.  Die  Schwarzschwänze  sind  größer  als  die  Lang¬ 
schwänze,  ihre  Läufe  sind  kürzer  und  der  Körper  stämmiger  und  gedrungener 
gebaut.  Beim  Rennen  springen  sie  mit  allen  Vieren  zumal,  während  der 
Gang  der  Langschwänze  eher  dem  des  gewöhnlichen  Damhirsches  gleicht,  in¬ 
dem  diese  erst  einige  Schritte  weit  traben,  dann  einen  Sprung  thun  und 
wieder  traben  wie  zuvor. 

Der  Langschwanz  ist  einer  der  kleinsten  Hirsche  und  wiegt  selten  mehr 
als  100  Pfund.  An  Gestalt  und  Lebensweise  gleicht  er  dem  gewöhnlichen 
Damhirsche  und  das  einzige  Unterscheidungszeichen  ist  der  Schwanz,  der  bei 
diesem  Hirsche  oft  gegen  45  cm.  lang  wird,  beim  Damwild  aber  bekanntlich 
sehr  kurz  ist.  Ist  der  Langschwanzhirsch  flüchtig,  d.  h.  läuft  er  rasch,  so 
trägt  er  den  Wedel  aufrecht  und  schlingert  ihn  immer  von  einer  Seite  zur 
andern,  was  einen  eigentümlichen  und  etwas  komischen  Eindruck  auf  den 
Beschauer  ausübt.  Auch  sein  Gang  ist  eigentümlich;  erst  macht  er  zwei 
tänzelnde  Schritte,  wie  ein  Pferd  im  Paßgang,  dann  einen  weiten  Sprung, 
welcher  eine  zweimal  so  große  Entfernung  zurücklegt,  als  jene  Schritte,  und 
•  dann  verfällt  er  wieder  in  den  Trott.  Wird  er  auch  noch  so  hartnäckig  ver¬ 
folgt,  so  ändert  er  doch  diesen  Gang  nicht. 

Die  Hinde  des  Langschwanzes  setzt  im  Frühjahr  gefleckte  Junge  wie  das 
Damwild,  aber  die  Farbe  derselben  spielt  schon  nach  Vollendung  des  ersten 
Jahres  in  die  des  erwachsenen  Wildes  hinüber.  Im  November  thut  sich  das 
Langschwanzwild  in  Rudel  zusammen  und  bleibt  so  bis  zum  April,  wo  sie 
wieder  auseinander  laufen  und  die  Hinden  sich  absondern,  um  zu  setzen. 

Das  Langschwanzwild  wählt  vorzugsweise  waldreiche  Gegenden  zum 
Aufenthalt;  sein  Lieblingsstandort  dagegen  ist  nicht  der  Hochwald  der  gewal¬ 
tigen  Forste,  sondern  vielmehr  die  parkartigen  Lichtungen  (Openings)  mit 
einzelnen  Baumgruppen,  welche  mannigfach  in  den  Thälern  der  Felsengebirge 
Vorkommen.  Bisweilen  trifft  man  in  diesen  Regionen  ganze  Landstriche, 
deren  Oberfläche  eine  anmutige  Abwechslung  von  Wald  und  Prairie  zeigt- 
abschüssige  Hügel  erscheinen  mit  Gebüschen  auf  ihren  Kronen  und  am  Ge¬ 
hänge  ihrer  Seiten.  In  diesen  natürlichen  Hainen  kommt  der  Langschwanz- 
hirsch  rudelweise  vor,  weidet  längs  der  Hügelabhänge  und  belebt  durch  seine 
zierlichen  Bewegungen  und  seine  anmutige  Haltung  die  Landschaft  nicht 
wenig  als  eine  höchst  malerische  Staffage. 


22 


Rechnungs-  Abschluss  des  westfälischen  zoologischen  Gartens 

zu  Münster  für  das  Jahr  1882. 


Es  betragen : 

I.  Die  einmaligen  außerordentlichen  Einnahmen :  Mark  Mark 

a.  Kassenbestand  aus  dem  Vorjahr  . 261.80 

b.  Nachträglich  Reingewinn  der  Lotterie .  395.54 

c.  Geschenke . 329.00 

d.  Teilzahlungen  auf  Aktien .  55.50 

Zusammen  .  .  .  1041.84 

II.  Die  laufenden  Einnahmen: 

a.  Pacht  der  Restauration .  3000.00 

b.  Beiträge  der  Mitglieder . 5107.00 

c.  Eintrittsgeld  an  den  gewöhnlichen  Besuchstagen  .  4428.90 

d.  Anteil  an  den  Eintrittsgeldern  der  Theaterbesucher  26.30 

e.  Eintrittsgeld  während  der  Konzerte .  925.60 

f.  Aus  der  Ausstellung .  122.62 

g.  Für  verkaufte  Tiere  etc.  . .  205.65 

Zusammen  .  .  .  13,816.07 

Im  ganzen  betragen  die  Einnahmen .  14,857.91 

III.  Die  einmaligen  außerordentlichen  Ausgaben  und  zwar: 

Zu  Neubauten  \md  dauernden  Einrichtungen  .  .  .  1154.88 

Zusammen  .  .  .  1154.88 

IV.  Die  laufenden  Ausgaben: 

a.  Verwaltungskosten .  1637.80 

b.  Zinsen  von  angeliehenen  Kapitalien .  3451.57 

c.  Für  angekaufte  Tiere .  507.64 

d.  Unterhaltung  der  Gebäude,  Utensilien  etc.,  Steuern 

und  Feuerversicheruugs-  Beiträge .  3400.39 

e.  Fütterungskosten .  4686.27 

Zusammen  .  .  .  13,683.67 

Im  Ganzen  betragen  die  Ausgaben .  14,838.55 

Die  Einnahmen  betragen  .  .  .  14,857.91 

V.  Danach  ergiebt  sich  ein  Bestand  von .  19.36 

VI.  Die  Gegenüberstellung  der  laufenden  Einnahmen . 13,816.07 

mit  den  laufenden  Ausgaben .  13,683.67 

ergiebt  eine  Mehreinnahme  von .  132.40 

VII.  Das  Vereinsvermögen  wird  dargestellt: 

A.  Aktiva. 

Mark  Mark 

1)  Der  Wert  der  Grundstücke  und  Gebäude  einschlie߬ 

lich  der  im  Jahre  1882  neu  errichteten  beträgt  .  .  .  190,900 

2)  Wert  der  Tierbehälter,  Volieren  etc .  3600 

3)  Wert  des  Wirtschaftsmobiliars  etc .  6300 

4)  Wert  der  lebenden  Tiere .  3900  , 

5)  Wert  der  naturwissenschaftlichen  Sammlungen  ....  750 

Zusammen  .  .  .  205,450 


23 


ß.  Passiva. 

6)  Hypothekarisch  eingetragene  Schulden  ....  70,700 

7)  Darlehu  auf  Handscheine .  3400 

8)  Sonstige  Rückstände .  100 

Zusammen  .  .  .  74,200 

Hiernach  ergiebt  sich  ein  reines  Vermögen  von . 131,250 

gegen  1592  bisher  verausgabten  Aktien  ä  30  Mk.  .  47,760 

sodaß  .  83,490 

als  Erwerb  des  Vereins  sich  darstellen. 

Zusammen  .  .  .  131,250 
balanciert. 

Prof.  Dr.  H.  Laudois. 


Kor  respon  denze  n. 


Zofingen,  den  22.  Oktober  1883. 

Eine  Ehrenrettung  des  G  r  a  s  f rösches,  llcina  temporaria.  Wenn  man 
über  einen  Freund,  oder  auch  nur  über  eine  näher  stehende  Person  eine  Ver¬ 
leumdung  hört,  so  berührt  es  schmerzlich  im  Innern,  und  man  nimmt  den 
Angegriffenen  in  Schutz.  So  ergeht  es  dem  Schreiber  dieser  Zeilen,  wenn 
er,  noch  dazu  von  sachkundiger  Seite,  dem  Grasfrosch  Fischräuberei  vorwerfen 
hört,  und  er  fühlt  sich  verpflichtet,  ein  früher  gegebenes  Wort  zu  halten  und 
als  Verteidiger  des  Braunrockes  aufzutreten. 

Man  wird  zuerst  fragen,  wie  kann  ein  Dilettant  gegen  Männer  der 
Wissenschaft  auftreten ?  Die  Kompetenz  dazu  läßt  sich  bestreiten;  wenn  aber 
ein  solcher  Dilettant  aus  Liebhaberei  sich  jahrelang  mit  diesen  Tieren  näher 
abgegeben  und  sie  beobachtet  hat,  wenn  er  dadurch  gelernt  hat,  sie  von  eiuer 
andern  Seite  zu  beurteilen,  als  dies  gewohnheitsgemäß  geschieht,  wenn  er 
endlich  jahrelang  eine  ganze  Kolonie  derselben  zu  seinen  Mitbewohnern  im 
gleichen  Hause  gemacht  hat,  indem  er  ihnen  der  Freiheit  angepaßte  Aufent¬ 
haltsorte  unter  seinem  Dache  anwies,  in  denen  sie  leben  und  sich  sogar  fort- 
pflanzen  wie  im  Freien,  so  darf  gewiß  angenommen  werden,  er  stehe  mit  ihnen 
in  so  intimem  Verkehr,  daß  er  sich  über  ihre  Gewohnheiten  auch  ein  Urteil  er¬ 
lauben  darf  gegenüber  solchen,  die  sonst  naturgemäß  in  wissenschaftlicher 
Beziehung  hoch  über  ihm  stehen,  die  aber  wohl  schwerlich  die  Frösche  in 
ihrem  Leben  und  Treiben  so  lange,  täglich,  und  so  genau  zu  beobachten  die 
Gelegenheit  hatten. 

Ein  solcher  Liebhaber,  der  bisher  glaubte,  den  Grasfrosch  nur  gegen 
Laien  verteidigen  zu  müssen,  und  die  Gelehrten  und  Naturbeobachter  seien 
gleicher  Meinung  mit  ihm,  ist  der  festen  Überzeugung  und  glaubt  nach- 
weisen  zu  können:  der  Grasfrosch  ist  kein  Fischräuber,  er  ist  nicht  schädlich 
durch  Fischvertilgung.  Die  gegenteilige  Behauptung  ist  eine  Verleumdung, 
welche  auf  einer  falsch  verstandenen  Beobachtung  beruht,  nämlich  auf  der, 
daß  er  kleine  Fische  wirklich  frißt,  wenn  er  ihrer  mit  Leichtigkeit  hab¬ 
haft  werden  kann. 


24 


Die  Möglichkeit,  daß  er  sich  kleiner  Fische  bemächtigen  kann,  kommt 
aber  sehr  selten  vor  und  beschränkt  sich  auf  Gelegenheiten,  bei  denen  die 
Fische  so  wie  so  zu  Grunde  gehen  müßten. 

Es  muß  hier  in  erster  Linie  beachtet  werden,  daß  der  Grasfrosch  unter 
den  Lurchen  der  Proletarier  ist,  dazu  ein  arger  Fresser  und  Schlemmer,  der 
alles  frißt,  was  sich  vor  ihm  bewegt,  dessen  er  sich  bemächtigen  kann ;  aber 
eine  Hauptbedingung  ist  die,  daß  sich  die  Beute  bewegt.  Vor  ihm  liegender 
Fischlaich  oder  ein  vor  ihm  liegender  toter  Regenwurm  oder  toter  Fisch 
bleibt  unberührt,  nicht,  weil  er  tot  ist,  sondern  einzig,  weil  er  sich 
nicht  bewegt;  denn  wenn  man  den  toten  Regenwurm  oder  Fisch,  ja  sogar 
ein  Stück  Kalbfleisch,  vor  ihm  vom  Verborgenen  aus  bewegt,  so  greift  er 
zu  und  verschlingt  den  Bissen,  auch  wenn  er  schon  in  Fäulnis  übergegangen 
ist.  Ebensp  wird  ein  lebender,  kleiner  Fisch,  der  vor  ihm  auf  dem  Boden 
zappelt,  ergriffen  und  verschlungen.  Hierauf  beruht  die  Verdächtigung  und 
Anklage. 

Es  ist  aber  zweitens  zu  beachten,  daß  der  Grasfrosch  niemals  eine  Beute 
unter  Wasser  ergreift.  Ein  Insekt,  das  auf  dem  Wasser  zappelnd  schwimmt, 
wird  erfaßt,  aber  seine  Art  und  Weise  des  Fressens  befähigt  ihn  nicht  dazu, 
eine  Beute  unter  Wasser  zu  erfassen,  auch  wenn  er  wollte;  denn  die  klebrige 
Zunge,  welche  er  nach  der  Beute  auswirft,  um  sie  an  sich  zu  ziehen  und  ins 
Maul  zu  bringen,  würde  wohl  unterWasser  an  der  Beute  nicht  haften  bleiben; 
und  nur  sehr  selten  benützt  er  die  Kinnladen,  um  ein  größeres  Tier,  z.  B. 
einen  größeren  Regenwurm ,  der  direkt  vor  seinem  Maule  sich  bewegt, 
zu  packen;  aber  dies  geschieht  daun  auf  so  ungeschickte  und  plumpe  Art,  daß 
unter  Wasser  die  Möglichkeit  auf  Erfolg  ebenfalls  höchst  zweifelhaft  wäre; 
die  Möglichkeit  selbst  zugegeben,  so  macht  er  doch  niemals  auch  nur  den 
Versuch.  1 

Es  wird  also  nur  in  sehr  seltenen  Fällen  Vorkommen,  daß  ein  Grasfrosch 
sich  eines  kleinen,  lebenden  Fisches  bemächtigen  kann,  nämlich  dann,  wenn 
ein  solcher  durch  Zufall  außerhalb  des  Wassers  geraten  ist  und  sich  vor  ihm 
bewegt.  Und  wirklich  kam  es  auch  jedesmal  auf  diese  Thatsaehe  heraus, 
wenn  jemand  behauptete,  er  habe  selbst  gesehen,  wie  ein  Frosch  einen  Fisch 
verschlungen  habe,  und  wenn  dann  näher  nachgeforscht  wurde.  Viele  Male 
wollte  Schreiber  dieser  Zeilen  sich  über  eine  solche  Behauptung  Gewißheit 
verschaffen,  und  jedesmal  zeigte  sich  die  gleiche  Thatsaehe,  nämlich,  daß 
irgendwo  ein  Weiher  oder  ein  Teich  ausgelassen  worden  war,  und  daß  dann 
einige  kleine  Fische,  welche  nach  Ablauf  des  Wassers  im  Schlamm  oder  auf 
dem  Boden  zappelten,  von  Grasfröschen  erbeutet  worden  waren.  Natürlich 
wurde  dann  au  Ort  und  Stelle,  oft  im  Beisein  von  »Sachverständigen«,  die  sich 
die  Sache  nicht  genau  überlegten  und  klar  machten,  das  Verdammungsurteil 
über  ihn  gesprochen:  »Seht  den  Beweis,  er  ist  ein  Fischräuber«. 

Die  hier  angeführten  Beweise  dürften  den  Grasfrosch  wohl  wieder  in  seinen 
früheren  guten  Ruf  bringen ;  denn  gewiß  ist  er  von  eminenter  Nützlichkeit 
durch  Vertilgung  von  Nacktschnecken  und  Gewürm,  auf  das  er  an  Orten  Jagd 
macht,  wo  Vögel  oder  andere  Tiere  nicht  leicht  hin  gelangen;  und  wenn  er 
zur  Seltenheit  ein  Mal  einen  kleinen  Fisch  unter  den  angegebenen  Umständen, 
wo  er  doch  dem  Verderben  geweiht  ist,  verschlingt,  so  ist  ihm  das  nicht  ins 
Sündenregister  einzutragen. 


Daß  sich  auch  hie  und  da  eiuraal  ein  Grasfrosch  in  Verirrung  des  Ge¬ 
schlechtstriebes  an  einen  großem  Fisch  anklammert,  und  als  »Karpfenreiter« 
verschrieen  wird,  wird  ihm  wohl  niemand  hoch  anrechnen,  sondern  das  wird 
in  Anbetracht,  daß  es  so  selten  vorkommt,  mehr  als  Kuriosum  betrachtet 
werden  müssen.  Als  arger  Fresser  und  Schlemmer  ist  er  eben  in  diesem 
Punkte  auch  nicht  sauber,  und  es  könnte  ihm  da  noch  manches  ausgebracht 
werden,  da  aber  der  Geschlechtstrieb  sich  jährlich  nur  einmal  und  nur  kurze 
Zeit  geltend  macht,  und  da  ferner  solche  Verirrungen  nicht  die  Regel  sondern 
seltene  Ausnahmen  bilden,  so  wird  es  besser  sein,  sie  nicht  an  die  Öffentlich¬ 
keit  zu  bringen. 

Er  ist  also  kein  Fischräuber,  sondern  als  den  Fischen  ungefährlich  anzu¬ 
sehen,  wenigstens  so  lange,  bis  bewiesen  ist,  was  bis  jetzt  schwerlich  jemand 
gesehen  haben  wird,  daß  er  Beute  auch  unter  dem  Wasser  ergreift. 

H.  Fischer-Sigwart. 


Miscellen. 

Überwinternde  Schwalben.  Die  Nächte  vom  21.  zum  22.  und  vom 
22.  zum  23.  Oktober  1880  waren  Frostnächte,  trotzdem  zeigte  sich  am  25. 
beim  Kriegerdenkmal  vor  dem  Gymnasium  in  Rostock  eine  Schwalbe.  In  der 
Nacht  vom  29.  zum  30.  fror  es,  und  vom  2.  zum  3.  November  hatten  wir 
—  3 0  R .  Trotzdem  war  am  3.  in  der  warmen  Sonne  vor  dem  Schulhause  wie¬ 
der  eine  Schar  von  circa  100  Schwalben,  anscheinend  ein  verspätet  abziehen¬ 
der,  vielleicht  vom  Norden  gekommener  Schwarm.  Am  17.  November  waren 
wieder  Schwalben  vor  der  Schule;  es  stellte  sich  nun  heraus,  daß  eine  Anzahl 
sich  in  einem  Pferdestalle  an  der  Georgsstraße  einquartiert  hatte.  Sie  ist  dort 
den  ganzen  Winter  hindurch  geblieben,  es  wurden  davon  an  sonnigen 
Tagen  wiederholt  einzelne  auch  vor  der  Schule  gesehen,  doch  nicht  mehr 
notiert.  Bei  schlechtem  Wetter  und  scharfer  Kälte  kamen  sie  nicht  hervor. 
Die  von  mir  gesehenen  waren  Hirundo  urhica. 

Gymnasialdirektor  Dr.  K  r  a  u  s  e. 

Archiv  d.  Ver.  für  Freunde  d.  Naturgeschichte  in  Mecklenburg  1883. 


Vom  F  1  u  ß  -  A  a  1.  Die  Meinung,  daß  der  Aal,  der  in  die  See  zum  Laichen 
gegangen  ist,  absterben  möge,  stimmt  nicht  mit  den  hiesigen  Erfahrungen. 
Zunächst  sieht  man  nie  angetriebene  Massen  von  Aalleichen,  was  doch  not¬ 
wendig  wäre,  ja  man  findet  eigentlich  fast  nie  einen  toten  Aal,  während 
andere  Fische  doch  in  Menge  angetrieben  werden.  Andererseits  kennt  man 
an  der  Unter-Warnow  sehr  gut  das  Hinaufziehen  großer  Aale  aus  dem  salzigen 
ps  frische  Wasser  und  erkennt  die  von  dort  kommenden  an  der  Farbe  sehr  sicher. 

Direktor  Dr.  K  r  ause  in  Rostock. 

Archiv  d.  Ver.  für  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg  1883. 


26 


Ein  Salm  im  Main  von  17  Pfund  Schwere  wurde  am  25-  August  1883 
von  Fischern  aus  Volkach  unterhalb  Köhler  in  den  ausgeworfenen  Netzen  ge. 
fangen.  (Nach  der  Würzburger  Presse,  29.  August  1883). 


Sammelplatz  derweißen  Bachstelzen.  Das  »Hospital  zum  heiligen 
Geist«  dahier  in  der  Langenstraße  ist  nur  durch  die  Stadtbibliothek  von  dem 
Main  getrennt;  sein  Garten  stößt  teils  an  den  der  Bibliothek,  teils  an  die 
städtische  Promenade  und  enthält  zwischen  den  Zelten,  in  welchen  Typhus¬ 
kranke  u.  a.  liegen,  Gänge,  die  mit  niedergehaltenen  breitkronigen  Platanen 
bepflanzt  sind.  Die  Dächer  der  Spitalgebäude  nun  wie  auch  die  Kronen  der 
Platanen  bilden  jedes  Jahr,  einmal  im  Frühlinge,  noch  mehr  aber  im  Herbst, 
den  Aufenthaltsort  zahlreicher  weißer  Bachstelzen,  Motaciüa  alba.  Bei  ihrer 
Ankunft  im  Frühlinge  treiben  sie  sich  einige  Zeit  gesellig  hier  umher,  bis  sie 
sich  an  ihre  Brutplätze  verteilen;  im  Herbste  aber  sammeln  sie  sich  zu  vielen 
Hunderten  hier  an,  sonnen  sich  und  ruhen  auf  den  Dächern  und  Blitzableitern 
wie  die  Schwalben  vor  ihrem  Abzüge,  und  kommen  zum  Schlafe  in  das  dichte 
Laubwerk  der  Platanen,  aus  dem  ihr  Gezirpe  allenthalben  hervortönt.  So 
treiben  sie  es,  wie  ich  mich  selbst  überzeugt  habe,  mehrere  Wochen  bis  zu 
ihrem  Wegzuge.  Dasselbe  Gebahren  wird  nach  Aussage  des  Chefarztes,  Herrn 
Dr.  med.  Wiesner,  jedes  Jahr  um  dieselbe  Zeit  beobachtet,  und  er  selbst 
hat  es  seit  dem  Jahre  1869  zu  sehen  Gelegenheit  gehabt.  Auch  dem  Spital¬ 
meister  ist  diese  Gewohnheit  der  Bachstelzen  seit  vielen  Jahren  bekannt.  Es 
scheinen  die  Bachstelzen  zu  sein,  die  im  Sommer  die  Mainufer  in  großer  Zahl 
beleben,  die  sich  hier  vor  ihrer  Abreise  zusammen  thuu.  Interessant  ist  es 
aber  zu  sehen,  wie  das  Benutzen  desselben  Sammelplatzes  bei  den  Bachstelzen 
hiesiger  Gegend  traditionell  geworden  ist. 

Frankfurt  a.  M.,  30.  September  1883.  N. 


Nachrichten  aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg.  Ein 
junger  Gorilla,  Eigentum  des  Tierhändlers  Carl  Hagenbeck,  ist  auf  kurze 
Zeit  mit  einem  kleinen  Chi  m  pansen  in  dem  Hamburger  Zoologischen  Garten 
ausgestellt  worden.  Er  hat  dasselbe  Phlegma  wie  die  meisten  seiner  Art¬ 
genossen:  würdevoll  sitzt  er  mit  gekreuzten  Armen  da  und  verfolgt  mit 
Ruhe  die  Bewegungen  seines  kleineren  Gefährten.  Beide  Tiere  sind  über 
Liverpool  bezogen.  Unter  anderem  sind  noch  als  neu  angekommen  erwähnens¬ 
wert:  1  mexikanischer  Greifstachler,  Cercolabes  mexicanus  Shw.;  3  Kuduanti¬ 
lopen,  Antilope  strepsiceros  Pall.;  2  Simbil -  Störche,  Ciconia  Abdimii  Licht.; 
3  tasmanischc  Schleiereulen,  Strix  castanops. 

Geboren  wurden:  1  Paka,  Coelogenys  paca  L. ;  2  Hirschziegen  -  An¬ 
tilopen,  Antilope  cervicnpm  Pall.;  1  Kaffernbüffel,  Bubalus  caffer  Gr.;  1  Sam- 
burhirsch,  Cervus  Aristotelis  Cuv.;  1  mexikanischer  Greifstachler,  Cercolabes 
mexicanus  Shw.;  3  Biberratten,  Myopotamus  coypu  Mol.;  2  Gazellen,  Antilope 
Boreas  Pall.;  3  Mähnenhirsche,  Cervus  Busa  Müll. 


27 


Gezüchtete  Perlhühner.  Juan  Maria  Schuver  traf  in  der  Nähe  des 
Koma-Dorfes  Boscho  (auf  seinen  Reisen  im  Quellgebiete  des  Tumat,  Tabus  und 
Jäl,  in  Petermanus  Ergänzungsheft  No.  72,  S.  64)  bei  einem  Weiler  mehrere 
Dutzend  Perlhühner,  die  wie  Hühner  gezüchtet  werden.  „Die  blaßblaue 
Farbe  ihres  Kammes  und  Bartes  ließ  erkennen,  daß  sie  im  Hühnerhofe  auf¬ 
gewachsen  waren,  denn  es  ist  ein  merkwürdiges  Naturspiel,  für  welches  ich 
keine  Erklärung  weiß,  daß  die  in  Gefangenschaft  aufgezogenen  Perlhühner  die 
scharlachrote  Farbe  ihrer  Kopffedern  verlieren,  welche  einen  Vorzug  ihrer 
im  Walde  lebenden  Brüder  bildet.  Das  war  das  einzige  Mal,  daß  ich  einen 
Versuch  zur  Züchtung  dieser  Tiere  beobachtet  habe.«  B.  Langkavel. 


Künstliche  Austernzucht.  Mr.  Ryder,  der  Embryologe  der  ameri¬ 
kanischen  Fischerei-Kommission,  hat  junge  Austern  aus  künstlich  befruchteten 
Eiern  erzogen.  Am  4.  August  1883  befanden  sich  in  der  Regierungsstation  in 
Stockton,  Maryland,  viele  Millionen  junger  Austern  von  3/-t  Zoll  im  Durchmesser, 
welche  46  Tage  vorher  aus  künstlich  befruchteten  Eiern  ausgeschlüpft  waren. 
Wenn  daran  weitere  Aufzucht  möglich,  dann  würde  dies  eine  Thatsache  von 
großer  Tragweite  sein. 


Fischottern.  In  der  Provinz  Hannover  wurden  in  der  Zeit  vom 
November  1882  bis  Juni  1883  314  Ottern  erlegt,  wofür  an  Prämien  2064  Mark 
bezahlt  wurden.  Es  ergiebt  sich  daraus,  daß  monatlich  im  Durchschnitt  43 
erlegt  und  dafür  248  M.  Prämien  gegeben  wurden.  Davon  erhielten  die 
»Otternjäger«  im  Lüneburgischen  den  Löwenanteil,  nämlich  in  acht  Monaten 
1000  Mark.  Der  Waidmann.  XIV.  Bd.,  No.  51. 


Fünf  See-Elefanten  wurden  kürzlich  für  den  New-Yorker  Tierhändler 
Reiche  an  der  Küste  Kaliforniens  gefangen.  Es  sind  die  ersten  derartigen 
Tiere,  welche  je  in  Gefangenschaft  gerieten,  und  sie  kamen  glücklich  in 
New-York  an.  Der  See-Elefant  oder  die  Elefanten-Robbe,  Cystophora  probu- 
scidea,  ist  hinsichtlich  der  Gestalt  den  anderen  Robben  gleich,  unterscheidet 
sich  von  diesen  aber  doch  wesentlich  nicht  nur  durch  ihre  alle  übrigen  über¬ 
treffende  Größe,  sondern  hauptsächlich  durch  die  eigentümliche  Verlängerung 
der  Nase,  welche  bei  ausgewachsenen  Männchen  eine  Länge  von  zwei  Fuß 
erreicht  und  deutlich  an  den  Rüssel  eines  Elefanten  erinnert.  Das  Tier  erreicht 
oft  eine  Länge  von  24  Fuß  und  wird  bis  zu  10,000  Pfund  schwer.  Der  Kopf 
ist  o-roß  und  breit  und  schließt  sich  ohne  sichtbaren  Abschnitt  an  den  etwas 
langen,  jedoch  massiven  Hals  an;  das  große  runde  Auge  ist  von  einem  Kreis 
steifer  Borsten  umgeben,  die  Ohren  sind  kleine  Löcher,  welche  sich  unterhalb 
des  Auges  befinden.  Die  Backenzähne  sind  verhältnismäßig  klein,  rund  und 
spitzig,  die  Eckzähne  dagegen  sind  sehr  stark  entwickelt.  Reiche  füttert 
seine  See-Elefanten  mit  Häringen  und  andern  Fischen,  welche  sie,  nach  Art 
der  Seelöwen,  immer  mit  dem  Kopf  voran,  ganz  verschlucken.  Die  Vorderfüße 


28 


sind  im  Verhältnis  zu  dem  riesigen  Körperbau  kurz,  jedoch  sehr  kräftig,  wäh¬ 
rend  die  Hinterfüße,  denen  der  Seelöwen  ähnlich,  durch  die  Verlängerung  der 
Seiten  ein  starkes  und  wirkungsvolles  Ruder  bilden.  Der  Schwanz  ist  sehr 
kurz  und  spitzig.  Die  Farbe  sowie  Beschaffenheit  des  Felles  wechselt  nach 
der  Härung  von  einem  bläulichen  Grau  der  kurzen  straffen  Haare  zu  einem 
glänzenden  Braun,  wobei  die  untere  Seile  jedoch  stets  heller  als  der  Rücken 
bleibt.  Die  Füße  sind  kurz,  behaart  und  fast  schwarz.  Die  Weibchen  haben 
eine  dunklere  Farbe  als  die  Männchen.  Wegen  seines  ausgezeichneten  Thranes 
von  den  Menschen  aut’s  schärfste  verfolgt,  wird  dies  wunderbare  Tier  immer 
seltener,  und  man  findet  nur  noch  vereinzelte  Exemplare  an  den  Küsten 
Kaliforniens.  Auf  dem  Lande  bewegen  sie  sich  schwerfällig,  im  Wasser  jedoch 
sehr  gewandt.  Das  Gebrüll,  das  sie  im  Zorne  ausstoßen,  ähnelt  dem  des  Löwen. 
Die  Männchen  führen  gegenseitig  hauptsächlich  während  der  Brunftzeit,  er¬ 
bitterte  Kämpfe,  wobei  sie  sich  dann  durch  ihr  Gebiß  schrecklich,  verwunden 
und  verstümmeln.  Die  Sinne  der  See-Elefanten  sind  sehr  schwach  entwickelt. 
Auf  dem  Lande  sehen  sie  nur  auf  sehr  kurze  Entfernungen  hin.  Ihr  Gehör 
ist  wegen  der  eigentümlichen  Beschaffenheit  der  Ohren  sehr  mangelhaft  und 
das  Gefühl  ist  durch  die  dicke  Fettlage,  welche  den  Körper  umgiebt,  sehr  ge¬ 
schwächt.  Es  sind  träge  faule  Tiere,  aber  sehr  gefährliche  Geguer,  wenn 
gereizt.  D.  Gr. 

Die  Wiir  fei  n  atter ,  Tropidonotus  tessellatus ,  in  Nassau.  Bei  Diez  an 
der  Lahn,  am  Zollhaus  bei  Hahnstätten,  wurden  in  einer  nur  0,1  m  breiten, 
mit  Löß  ausgefüllten  Spalte  im  Dolomit  interessante  Knochenfunde  gemacht 
über  welche  Prof.  Sandberger  Mitteilung  macht.  Darunter  waren  auch  die 
Kiefer  und  ein  großer  Teil  der  Wirbelsäule  der  Würfelnatter.  Die  gefundenen 
Stücke  wurden  direkt  mit  der  lebenden  Form  verglichen,  und  die  Würfel¬ 
natter,  die  wie  auch  die  gelbliche  Natter  längere  Zeit  als  von  den  Römern 
eingeführt  galt,*)  stellt  sich  somit  als  »uralter  Bewohner  der  Lahngegend«  dar. 

Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  18S3. 


Ermatteter  Kranich.  Als  im  März  1883  unsere  Zugvögel  wieder 
von  Süden  her  ihrer  Heimat  zustrebten,  zog  in  der  Nähe  der  Stadt  Lemgo 
auch  eine  Kranichschar  hoch  durch  die  Luft  mit  lauten  Rufen  dahin.  Plötz¬ 
lich  zweigt  sich  einer  der  Wanderer  ab,  bleibt  etwas  zurück  und  siukt  dann  mit 
mächtigem  Flügel  rauschen  zum  Erdboden  nieder.  Ei;i  paar  Arbeiter,  die  ge¬ 
rade  auf  dem  Felde  beschäftigt  sind,  sehen  erstaunt  dem  Falle  zu,  eilen  her¬ 
bei  und  nehmen  den  sich  mit  Schnabel  und  Füßen  hartnäckig  Sträubenden  in 
Empfang,  fesseln  ihn,  so  gut  es  gehen  will,  und  tragen  ihn  im  Triumphe  der 
Stadt  zu.  Für  einige  Reichsmark  wird  das  schöne  Tier  einem  mir  bekannten 
Vogel  freunde  überantwortet,  der  ihm  in  einem  großen  Scheunenraume  bereit¬ 
willigst  ein  Unterkommen  gewährte  und  wo  ich  bald  darauf  Gelegenheit  fand, 
den  stattlichen  Vogel  zu  beobachten.  Er  war,  wie  sich  bei  genauerer  Unter¬ 
suchung  herausstellte,  völlig  unverletzt,  hatte  gesegneten  Appetit  und  begrüßte 
den  bei  ihm  Einkehrenden  mit  einem  tiefen  Kur,  kur!  War  kein  Mensch  in 

- -  I 

*)  Vergl.  Jah rg.  X,  18G9.  8.  299;  XI,  1870.  S.  161  und  274;  XV,  1874.  8.  480. 


29 


der  Nähe,  so  trat  er  oft  ans  Fenster  und  sah  hinauf  zum  Himmel,  wo  die 
Wolken  zogen  oder  die  Dolen  dem  alten  Stadtturme  zustrebten.  Daun  aber 
ergriff  ihn  jedesmal  die  Sehnsucht  und  er  schmetterte  gewaltige  Trompeten¬ 
töne  in  die  Luft  empor.  Der  Vogel  lebt  heute  noch  und  erfreut  sich  unter 
der  Pflege  eines  alten  verständigen  Vogelwirtes,  des  Herrn  Sanitätsrat  Dr. 
Meyer,  des  besteu  Wohlseins.  H.  Schacht. 


Fang  eines  Siebenschläfers  ( Myoxus  glis).  Es  ist  eine  bekannte 
Sache,  daß  sich  in  den  Dohnen,  außer  den  Krannnetsvögeln,  auch  mancherlei 
andere  Vögel  als  Spechte,  Häher,  Meisen,  Grasmücken  u.  s.  w.  fangen;  daß 
aber  selbst  von  unsern  Nagern  hin  und  wieder  einer  darin  sein  Leben  lassen 
muß,  dürfte  seltener  der  Fall  sein.  So  fing  im  vorigen  Herbste  hier  ein  mir 
befreundeter  Forstmann  in  einer  in  einem  jungen  Stangenholze  angebrachten 
Hängedohne  einen  Siebenschläfer.  Die  Schlinge  war  dem  Tiere  regelrecht  um 
den  Hals  gelegt  und  es  schwebte  frei  am  unteren  Bügel  der  Dohne.  Gewiß 
hatte  sich  der  arme  Schelm  der  Vogelbeeren  gelüsten  lassen  und  mußte  diese 
Kühnheit  mit  dem  Galgentode  büßen.  H.  Schacht. 


L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 


Die  Säugetiere  in  Wort  und  Bild,  von  Carl  Vogt  und  F.  Specht. 

Mit  40  Vollbildern  und  zahlreichen  Holzschnitten.  4°.  440  Seiten. 

München.  Verlagsanstalt  für  Kunst  und  Wissenschaft.  1883.  Kartonn. 

45  Mark,  gebunden  48  Mark. 

Voriges  Jahr  bereits,  nach  dem  Erscheinen  der  ersten  Lieferungen  des  viel¬ 
versprechenden  Werks  haben  wir  auf  dessen  Bedeutung  hingewiesen.  Jetzt 
nachdem  es  wie  versprochen  mit  Schluß  des  Jahres  1883  vollendet  ist,  kommen 
wir  mit  Vergnügen  darauf  zurück,  um  es  unseren  Lesern  auf  das  wärmste  zu 
empfehlen.  Wir  haben  es  hier  mit  einer  außergewöhnlichen  Erscheinung  der 
zoologischen  Litteratur  in  populärem  Gewände  zu  thun. 

Sprechen  wir  zunächst  von  den  Illustrationen,  die  zuerst  in  das  Auge  fallen, 
so  dürfen  wir  sagen,  sic  gehören  zu  dem  Besten,  was  überhaupt  bis  jetzt  auf 
diesem  Gebiete  geleistet  wurde,  und  bei  vielen  Vollbildern  legen  wir  uns  die 
Frage  vor,  ob  wir  es  hier  wirklich  mit  Holzschnitt  zu  thun  haben.  Diese 
Feinheit  und  Zarte  der  Zeichnung  und  des  Tones,  dieses  Kolorit,  möchten  wir  sagen, 
ist  bis  jetzt  durch  die  Xylographie  kaum  erreicht  worden,  und  die  Bilder  er¬ 
scheinen  auf  den  ersten  Blick  wie  feine  Kupferstiche.  Auch  die  Menge  der  in 
den  Text  gedruckten  Abbildungen  überrascht  und  erfreut  durch  die  Auffassung 
und  Ausführung,  Man  sieht  diesen  Zeichnungen  au,  daß  sie  nicht  in  Museen 
nach  gestopften  Bälgen  sondern  durch  Studien  an  dem  lebenden  Tiere  ent¬ 
standen  sind,  und  den  Zoologischen  Gärten  haben  wir  es  mit  zu  danken,  daß 
die  deutsche  Tierzeichnung  sich  zu  einer  solchen  Höhe  erhoben  hat.  Daß  wir 


Der  Yack 


Der  Schabrackentapir. 


nicht  übertreiben,  lehrt  ein  Blick  auf  die  beiden  dem  Werke  entnommenen 
Abbildungen  von  dem  Yack  und  dem  Schabrackentapir. 

Würdig  au  die  Illustrationen  schließt  sich  der  Text  aus  der  Meisterhand 
Vogt’s  an.  Man  lese  die  Einleitung  mit  ihrer  lichtvollen  Darstellung  des 
Charakters  der  Säugetiere,  ihrer  Beziehungen  zu  den  übrigen  Wirbeltieren, 
ihres  Körperbaues,  der  Bedeutung  des  Zahnsystems,  der  geographischen  Ver¬ 
breitung  u.  s.  av.  ,  man  prüfe  die  klare  Schilderung  der  Ordnungen  soavoIiI  Avie 
die  der  einzelnen  Tiere,  und  man  erkennt  überall  den  erfahrenen  Forscher, 
der  mit  vollen  Händen  in  das  Material  greift  und  das  Wichtige  und  Unent¬ 
behrliche  herauszugreifen  versteht,  Avie  den  geAviegten  Schriftsteller,  der  zu 
belehren  und  anzuregen  weiß.  Freilich,  Anekdoten  und  schöne  Jagdstückchen 
bekommen  Avir  nicht  zu  hören,  wohl  aber  lernen  Avir  die  Geschöpfe  nach  ihrer 
eigentümlichen  Organisation  sowie  im  Lichte  ihrer  Verwandtschaft  und  Ab¬ 
stammung  und  in  ihren  Lebensverhältnissen  kennen,  so  daß  man  Avirklich 
sagen  darf,  nach  der  Lektüre  eines  Kapitels  hat  man  auch  etwas  gelernt.  Wie 
allen  Freunden  der  Zoologie  müssen  Avir  es  besonders  den  Lehrern  der  Natur¬ 
kunde  empfehlen;  sie  werden  sowohl  hinsichtlich  des  Stoffes  als  auch  der  Methode 
Avesentlicheu  Gewinn  durch  das  Studium  des  gediegenen  Werkes  erlangen.  N- 


Eingegangene  Beiträge. 

H.  L.  in  II.:  Ihre  Postkarte  Avar  hei  4  Postämtern  herumgekommen,  ehe  sie  hei  mir 
anlangte.  —  H.  F.-S.  in  Z.:  Es  Avar  nicht  mehr  möglich,  Ihrem  Wunsche  zu  willfahren. 

A.  S.  in  W.  —  II.  B.  in  W.  N. :  Die  Notiz  über  die  Bastarde  erscheint  uns  doch  zu  un¬ 
glaublich.  Schade,  daß  Sie  nicht  seihst  die  betr.  Tiere  in  Augeuschein  nehmen  konnten.  — 
E.  F.  in  B  :  Besten  Dank  für  die  mancherlei  Notizen.  —  W.  L.  S.  in  II.:  Korrektur  geht 
Ihnen  zu.  —  Dir.  II.  in  B.:  Besten  Dank. 


,,  Bücher  und  Zeitschriften. 

Dr.  Wilh.  Retzcr.  Die  deutschen  Süßwassersclrwämme.  Inaugural- Dissertation.  Mit 
2  Taf.  Tübingen.  L.  F.  Fues  1883. 

Die  Arbeit  enthält  Abbildungen  der  von  dem  Herausgeber  im  Zoolog.  Garten  1870 
aufgestellten  Arten  Spongillu  Lieberkühnii  und  Sp.  contecta  nach  dessen  Präparaten. 

Otto  Bachmann.  Unsere  modernen  Mikroskope  und  deren  sämtliche  Hilfs-  und  Neben¬ 
apparate.  Mit  175  Abbildungen.  München  u.  Leipzig.  II.  Oldenbourg  1883.  6  Mk. 

Dr.  K.  Müllen  hoff.  Über  die  Entstehung  der  Bienenzellen.  Sep.-Abdr.  Pflüger’s  Archiv 
f.  d.  ges.  Physiologie.  XXXII.  Bonn.  Emil  Strauß.  1883. 

Jahrbücher  der  Deutschen  Malakozool  ogischen  Gesellschaft.  Redig.  von 
Dr.  W.  Kobelt.  10.  Jahrg.  1883.  Heft  IV,  Oktober  1883.  Frankfurt  a.  M.  Moritz 
DiesterAveg.  188:3. 

Nachrichtsblatt  der  Deutschen  Malakozoologisclien  Gesellschaft.  15.  Jahrgang.  No.  9 
u.  10.  Septbr.  u,  Oktbr.  1883.  Redig.  von  Dr.  W.  Kob  eit.  Frankfurt  a.  M.  Moritz 
Diester  av  eg. 

Karl  Vogt  und  F.  Specht.  Die  Säugetiere  in  AVort  und  Bild.  28  Lieferungen  mit 
40  Vollbildern  und  206  Holzschnitten  im  Text,  Friedr.  Bruckmann.  München  1883. 
45  Mk. 

Dr.  Karl  Ruß.  Der  Kanarienvogel,  seine  Naturgeschichte,  Pflege  u.  Zucht.  4.  Auflage. 
Magdeburg.  Creutz’sche  Buch-  u.  Musikalienhandlung  1883. 

Humboldt,  Monatschrift  für  die  gesamten  Naturwissenschaften.  Herausgegeb.  von 
Prof.  Dr.  Krebs.  2.  Jahrg.  11.  Heft.  Stuttgart.  F erd.  Enke.  1883. 

Prof.  Dr.  II.  Ludwig.  Leunis Synopsis  der  drei  Naturreiche.  I.  Teil.  Zoologie.  3.  Auflage, 
l.  Band,  2.  Abteilg.  (Schluß).  Hannover,  II ahn’ sehe  Hofbuchhandlung  1883.  8  Mk. 

Prof.  Dr.  W.  Blasius:  1)  Über,  den  Orenburger  Ziesel,  Spennophilm  rufescens. 

2)  Über  die  letzten  Vorkommnisse  des  Riesenalks,  Alca  impennis. 

3)  Über  eine  kleine  Sammlung  von  Vögeln  aus  Java. 

4)  Über  Fälschungen  von  Vogelbälgen  aus  Ecuador. 

5)  Über  groß-  Libellenzüge  im  Sommer  1881. 

Separ.-Abdr  aus  111.  Jahresbericht  d.  Ver.  f.  Naturwissenschaft  zu 
Braunschweig. 

Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


3er  Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mahlau  &  Wal  d s  ch r\i  d  t  in  Frankfurt  a.  M. 

No.  2.  XXV.  Jahrgang.  Februar  1884. 

Inhalt. 

Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg;  von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel 
Mit  2  Abbildungen.  —  Der  spanische  Sandschlüpfer  ( Psammodromus  hispanicus  Fitz.)  und  seine 
Fortpflanzung  in  der  Gefangenschaft;  von  Joh.  von  Fischer.  —  Ein  Besuch  des 
zoologischen  Gartens  zu  Cöln;  von  L.  Wunderlich.  Unsere  Frösche  und  Kröten  sind 
Nachttiere;  von  II.  F  isc  her-Sig  wart  in  Zofingen.  —  Aus  dem  Berliner  Aquarium;  von 
Gustav  Schubert.  Mit  einer  Abbildung.  —  Korrespondenzen.  —  Miscellen.  —  Litteratur. 
Eingegangene  Beiträge.  -  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg. 

Von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel. 

Mit  2  Abbildungen. 

Im  Anschlüsse  an  meine  früheren  das  Nilpferd  behandelnden 
Aufsätze  (siehe  Jahrgang  XXIII,  S.  129  u.  289,  —  Jahrgang  XXIV, 
S.  10)  fahre  ich  fort,  auch  diejenigen  Beobachtungen  hier  uieder- 
zulegen,  zu  denen  dasselbe  im  Laufe  dieses  Jahres  Veranlassung  gab. 

Die  mit  dem  Wachstu  me  des  Tieres  gefundenen  Veränderungen 
genügen  allein  schon,  das  Interesse  für  dasselbe  in  ungeschwächter 
Höhe  zu  erhalten. 

Wenn  wir  den  Bachit  vom  20.  August  1883,  in  einem  Alter 
von  etwa  21/2  Jahren  stehend,  mit  dem  vom  20.  August  1881,  dem 
Tage  seiner  Ankunft,  vergleichen,  so  muß  man  über  die  in  einem 
so  kurzen  Zeiträume  erfolgte  Zunahme  seiner  Körpermaße,  deren 
Ausdehnung  in  die  Länge  geradezu  unverhältnismäßig  genannt 
werden  könnten,  staunen. 

Zoolog.  Gart.  Jabrg.  XXV.  1884.  3 


Die  Dachstehende  Tabelle,  in  der  ich  die  Messungen  von  dem 
genannten  Datum  in  1881,  1882  und  1883  aufführe,  wird  dem  oben 
Gesagten  zur  Erklärung  dienen. 

20.  August  20.  August  20.  August 
1883,  circa  1882,  circa  1881,  circa 
21/2  Jahr  alt.  i»/a  Jahr  alt.  J/2  Jahr  alt. 

Länge  des  Kopfes,  von  der  Schnauzen- 


spitze  bis  zwischen  die  Ohren  .... 

49 

cm. 

42 

cm. 

Breite 

des  Kopfes  zwischen  der  Basis 

beider  Ohren .  . 

27 

» 

24 

» 

Breite  des  Kopfes  zwischen  den  beiden 
höchsten  Punkten  der  Augenbogen  .  . 

21 

18 

» 

Länge  des 
Körpers  von 
der  Schnau- 

Abstand  der  Mitte  beider  Nasenlöcher 

12 

» 

9 

» 

zenspitze 
bis  zur 

Länge 

des  Nackens  zwischen  den  Ohren 

bis  zum  Rumpf . 

49 

» 

41 

» 

Schwanz- 

1  Ä  1 

Z  ®  » 

V)ie  größte  Breite  der  Schnauze  (bei 

wurzel  in 

§j0 

den  Eckzähnen)  . 

30 

» 

27 

» 

der  gewöhn- 

u 

a  >  ©  5° 

Länge  des  Rückens,  vom  Nacken- 

liehen  Hai- 

^  F  o  ^ 

T3  Sh  ^  <£> 

u  O  -pH 

rande  bis  zur  Schwanzwurzel  . 

1,42 

1,15 

tung  des 

•2  S'5  co 

Die  Höhe  des  Rückens  vom  Fuß- 

Tieres  ge- 

e«  J2« 
•s  o  .-s 

boden  bis  zum  Widderrist  .  . 

94 

» 

83 

» 

messen 

1,36  cm. 

Ä  L,  r- 

o®dS 

Die  Höhe  des  Rückens  vom  Fuß- 

■<y>  öuq  o 

r8  ß  cn 

w— 1  _ , 

boden  bis  zur  höchsten  Stelle  . 

1,03 

» 

91 

» 

66  cm. 

^  ö  .5 

o  ® 

Die  Höhe  des  Rückens  vom  Fuß- 

.SSü 

Q  «2  35 

^  boden  bis  zur  Schwanzwurzel  . 

87 

» 

78 

>:• 

Länge  des  Schwanzes . 

Entfernung  der  gesenktesten  Stelle  des 

32 

» 

29 

» 

Bauches  vom  Fußboden . 

22 

» 

15 

» 

> 

Weiteste  Ausdehnung  des  Unterkiefers  in 

der  Breite . 

38 

» 

35  a/2 

» 

Länge 

der  Nasenöffnungen . 

5  */2 

— 

Länge  der  Ohren . 

10 

» 

— 

Ein  solches  Wachstum  mußte  sich  natürlich  auch  in  den 
Nahrungsansprüchen  geltend  machen.  Konnte  noch  nach  den 
vom  Oktober  des  Vorjahres  gestellten  Angaben  Bachit’s  täglicher 
Nahrungsunterhalt  mit  reichlich  M.  1  bestritten  werden,  so  läßt  es 
sich  am  Ende  dieses  Jahres,  wo  sich  die  täglichen  Rationen  auf  circa 
18  bis  20  Pfund  gekochten  Reis,  4 — 5 Pfund  Weizenkleie,  9— 10  Pfund 
gelbe  Wurzeln  oder  Steckrüben  und  15 — 20  Pfund  Heu  feinster 
Qualität  belaufen,  nach  hiesigen  Verhältnissen  nicht  mehr  unter 
M.  1  50  Pf.  beschaffen.  Wurzeln  oder  Rüben,  welche  man  anfäng¬ 
lich  mit  dem  Mengfutter  vermischt  verabreichte,  werden,  seitdem 


die  Gewichtserhöhung  des  letzteren  thunlich  wurde,  dem  Tiere  als 
Mittagsmahlzeit  separat  gegeben. 

Bachit’s  Vordergebiß  hat  durch  das  Fortschreiten  des  Wechsels 
einige  Veränderungen  erfahren. 

Wie  wir  gesehen,  waren  bis  zum  20.  August  vorigen  Jahres  die 
Milchzähne  des  Oberkiefers  noch  in  ihrer  weiteren  Entfaltung  be¬ 
griffen,  während  sich  in  den  beiden  Eck-  und  den  beiden  mittleren 
Schneide-Zähnen  des  Unterkiefers,  bereits  der  Wechsel  vollzogen  hatte. 


Vordergebiß  des  Oberkiefers.  Vordergebiß  des  Unterkiefers. 


Die  die  Zähne  umgebende  Linie  stellt  den  ungefähren  Umriß  der  Kiefergerüste  dar. 

Am  20.  August  dieses  Jahres,  nachdem  erst  im  Anfänge  des 
gedachten  Monats  die  fernere  Umwandelung  begonnen,  gestaltete 
sich  das  Vordergebiß,  dessen  beigegebene  Skizze  die  nachstehende 
Beschreibung  verständlich  machen  wird,  wie  folgt: 

Im  Oberkiefer  haben  die  4  Schneidezähne  gewechselt. 

Von  2,  welcher  am  18.  August  ausfiel,  3  und  5  kommen  eben 
die  gerundeten  Spitzen  des  Nachwuchses  zum  Vorschein  ;  4  dagegen, 
der  vermutlich  ganz  im  Anfänge  des  August  gewechselt  war,  war 
jenen  au  Größe  schon  ziemlich  überlegen. 

Im  Unterkiefer  sind  8  und  11  verschwunden  —  ersterer  in  den 
Tagen  vom  5. — 11.  August,  letzterer  im  Laufe  der  darauffolgenden 
Woche  -,  doch  gab  sich  in  deren  Unterlassenen  schwachen  Ver¬ 
tiefungen  der  Nachwuchs  noch  nicht  zu  erkennen.  Dieser  kam 
erst  gegen  Ende  des  Jahres  zum  Vorschein.  Es  zeigte  sich  der 
Ersatz  für  8  in  der  Mitte  des  November,  der  für  11  am  Anfänge 
des  Dezember. 

Somit  harren  also  in  dem  Vordergebiß  des  Wechsels  nur  noch 
die  beiden  oberen  Eckzähne,  welche  bei  einer  etwas  nach  auswärts 
gehenden  Stellung  jetzt  etwa  eine  Länge  von  2  x/a  cm  erreicht 

haben. 

Bezüglich  seiner  Stärke  steht  das  Milchgebiß  des  Oberkiefers 
hinter  dem  des  LTiterkiefers  wesentlich  zurück.  In  wie  weit  dieses 


der  Fall  bei  unserem  Tiere  ist,  läßt  sich  aus  der  beistehenden 


Abbildung  erkennen,  welche  zwei  Milch-Schneidezähne,  je  einen  aus 


Milchzahn  2 
aus  dem  Oberkiefer, 
ausgefallen  am 
18.  August  1883. 


dem  oberen  und  unteren  Gebiß 
in  natürlicher  Größe  darstellt, 
deren  Originale  mir  gleich  nach 

Ö  O 

dem  Ausfallen  derselben  von  dem 
Wärter  eingehändigt  wurden. 


Milchzahn  11 
aus  dem  Unterkiefer, 
ausgefallen  in  der  Woche 
vom  12—18.  August  1883. 

Natürl.  Gröf3e. 


Was  die  fernere  Entwick¬ 
lung  der  in  dem  vorigen  Jahre 
gewechselten  Zähne  an  betrifft,  so 


ragen  die  Eckzähne  des  Unterkiefers  als  etwa  9  cm  lauge,  ein  wenig  in 
das  Maul  hineingebogene,  schmutzig  gelbliche  Haken  aus  dem  Zahn¬ 
fleische,  an  dem  sie  eine  Dicke  von  etwa  3  cm  haben,  hervor.  Die 
beiden  mittleren,  in  ihren  Spitzen  abgeschliffenen  Schneidezähne,  von 
hellerer  Färbung  als  die  erstgenannten,  sind  zu  etwa  2  cm  langen 
und  1  ^2  cm  dicken  cylindrischen ,  fast  nach  vorwärts  geneigten 
Stummeln  herangewachsen.  Von  der  Rillung,  wie  wir  solche  an  den 
Zähnen  älterer  Nilpferde  wahrnehmen,  zeigt  sich  nirgends  eine  Spur. 

An  den  kegelförmigen  Liickenzähuen  und  den  Backenzähnen,  die 
bis  auf  den  ersten,  ebenfalls  noch  kegelförmigen,  mit  mindestens 
2  Paar  Spitzen  gezackt  sind ,  haben  wesentliche  Veränderungen 
nicht  stattgefunden.  Da  es  endlich  gelungen,  die  Anzahl  der  Backen¬ 
zähne  mit  Sicherheit  zu  ermitteln,  so  ist  es  mir  auch  möglich  ge¬ 
worden,  die  vollständigen  Zahnformeln,  die  ich  hier  mit  Rücksicht 
auf  den  Wechsel  in  einer  den  Altersstufen  des  Tieres  entsprechenden 
Übersicht  zusammengestellt  habe,  zu  liefern. 

Bachit’s  Gebiß  ergab  demnach  am: 

März  1.,  1882,  4  Vdz.  M  1  Eckz.  M  2  Lckz.  M  3  Bckz.  M 

circa  1  J.  alt  4  »  Ml  »  W  2  »  M  3  »  M 


August  20.,  1882, 
circa  l1/2  J-  alt 


August  20.,  1883, 
circa  21/2  J.  alt 


Die  beiden  mittleren  oberen  Vorderzäkue  und 
die  oberen  Eckzäbne  sind  eben  zum  Durchbruch  ge¬ 
kommen.  —  Hinter  den  gewechselten  Eckzähnen  be¬ 
merkt  man  noch  die  lose  sitzeuden  Milchzähne. 

4  Vdz.  M  1  Eckz.  M  2  Lckz.  M  3  Bckz.  M 

2  M  u.  2  W  1  »  W  2  »  M  3  »  M 

Der  Anfang  Juni  stattgehabte  Wechsel  der 
beiden  unteren  Schneidezähne  betrifft  die  mittleren. 

Die  unteren  Eckzähne  verloren  im  April  die 
ihnen  bisher  verbliebenen  Milchzähne. 

4  Vdz.  W  1  Eckz.  M  2  Lckz.  M  3  Bckz.  M 

2  W  1  »  W  2  »  M  3  »  M 

Der  Wechsel,  der  4  oberen  Vorderzähne  vollzieht 
sich  im  Laufe  desselben  Monats.  —  Die  beiden  neben 


den  Eckzähnen  befindlichen  unteren  Vorderzähne 
sind  zwar  im  Laufe  dieses  Monats  ausgefallen,  doch 
ist  ein  Ersatz  nicht  bemerkbar. 

Dezember  9.,  1883,  4  Vdz.  W  1  Eckz.  M  2  Lckz.  M  3  Bckz.  M 

circa  2 3/r  J.  alt  4  »  W  1  »  W  2  »  M  3  »  M 

Die  beiden  unteren,  neben  den  Eckzähnen  be¬ 
findlichen  Schneidezähne  sind  Mitte  November,  resp. 
Anfang  Dezember  zum  Vorschein  gekommen.*) 

I 

Bezüglich  der  höchst  eigentümlichen  Schweißabsonderung  des 
Nilpferdes  haben  sich  unsere  Kenntnisse  insofern  erweitert,  als  durch 
die  an  dem  hiesigen  chemischen  Staats-Laboratorium  vorgenommeue 
Analyse  des  Secretes  nachgewiesen  wurde,  daß  die  blutig  erscheinende 
Färbung  desselben  nicht  durch  Blut  oder  Hämatin  verursacht  ist. 
Der  sowohl  vor  dem  Betreten  des  Bades,  wie  auch  kurz  nach  Verlassen 
desselben  erhaltene  und  zur  Untersuchung  gesandte  Schweiß  wurde 
dem  Nacken  und  Hinterkopfe  des  Tieres  entnommen  und,  nachdem 
er,  separat  gehalten,  in  Röhrengläschen  gelassen  war,  mit  einigen 
Tropf- Seewassers  untermischt.  In  der  etwas  größeren  Masse  zeigte 
ersterer  in  dem  Glase  eine  sehr  dunkele,  dem  Portweinsatze  ähnliche, 
letzterer  eine  trübe  hellbräunlich-rote  Färbung. 

In  der  Voraussetzung,  daß  das  Ergebnis  obiger  Untersuchung 
auch  anderweitig  Interesse  erregen  dürfte,  erlaube  ich  mir  das  End¬ 
resultat  des  sehr  ausführlichen  Berichtes  wörtlich  wiederzugeben. 

»Der  rote  Schweiß  enthält  in  beiden  Formen:  Fette  (in 
Äther  löslich,  in  Alkohol  unlöslich) 

Albumiuate,  kein  Mucin. 

Tyrosin, 
kein  Blut. 

Roten,  in  Wasser  löslichen  Farbstoff  ohne  erkennbare 
spectroskopische  Charaktere,  Eisen,  Kali  und  andere 
unorganische  Massen,  deren  Herkunft  aus  dem  See¬ 
wasser,  mit  welchem  die  Substanz  versetzt  war,  wahr¬ 
scheinlich  ist. 

Sonach  liegt  in  der  That  kein  »Blutschweiß«,  sondern 
einer  jener  mehrfach  beobachteten  Fälle  von  Chrombydrose 
vor,  in  denen  gerade  auch  rote  Pigmente  wahrgenommen 

*)  Erklärung'  der  Abkürzungen: 

Vdz.  =  Vorderzähne;  Eckz.  =  Eckzähne;  Lckz.  =  Lückenzälme;  Bckz.  =  Backen¬ 
zähne;  M.  —  Milchgebiß;  W.  =  überstandener  Wechsel. 


38 


wurden ,  die  aber ,  soweit  ich  mich  aus  der  Litteratur 
informieren  konnte,  gleichfalls  nicht  näher  erkannt  zu  werden 
vermochten. 

gez.  Dr.  F.  Wibel,  Direktor.« 

Bei  der  mikroskopischen  Betrachtung  des  Schweißes  ließen  sich 
zahlreiche  Vibrionen,  Schleimzellen,  bräunliche  Epithelfragmente  und 
Luftblasen  erkennen. 

Zur  Vervollständigung  meiner  Mitteilungen  rücksichtlich  der  Be¬ 
wegung  unseres  Tieres  habe  ich  mich  noch  mit  einigen  W orten 
über  das  Niederlegen  und  das  Sich  wiederaufrichten  desselben 
auszusprecheu. 

Bachit'  bewerkstelligt  das  erstere,  indem  er  unter  einem  leichten 
Rückwärtsschieben  des  Oberkörpers,  wodurch  den  Beinen  die  Richtung 
nach  vorwärts  gegeben  wird,  sich  in  der  Regel  gleichmäßig  auf 
allen  Vieren  uiederläßt.  Im  Liegen,  wobei  Bachit  sich  nicht  selten 
teilweise  oder  gar  völlig  auf  die  Seite  legt,  sind  auch  recht  oft,  in 
letzterer  Haltung  natürlich  immer,  Kopf  und  Hals  noch  auf  dem 
Boden  ausgestreckt. 

Das  Aufstehen  geschieht,  dem  Niederlegeu  in  umgekehrter 
Weise  entsprechend,  ebenfalls  mit  allen  Viereu  zugleich. 

Vielfach  erblicken  wir  Bachit  und  zwar,  sowohl  nachdem  er 
längere  Zeit  gelegen  wie  auch  gestanden,  in  der  den  Nilpferden 
eigenen  sitzeuden  Stellung,  der  er  sich  dadurch  hiugiebt,  daß  er 
auf  dem  Hinterleibe  ruht,  während  die  Vorderbeine  gerade  nieder¬ 
gestellt  sind. 

Hamburg,  den  9.  Dezember  1 883. 


Der  spanische  Sandschliipfer  ( Pscimmodromus  hi  Spaniens.  Fitz.) 

und  seine  Fortpflanzung  in  der  Gefangenschaft. 

Von  Joh.  von  Fischer. 

Der  spanische  Saudschlüpfer  bewohnt  die  pyrenäische  Halbinsel 
sowie  das  mediterrane  Litoral  des  südlichen  Frankreich. 

Er  hält  sich  in  den  mit  spärlicher  Vegetation  bedeckten  Dünen, 
die  sich  längs  des  Mittelmeerstrandes  hiuziehen.  Zwischen  den  Dünen 
und  dem  Meere  selbst  findet  man  ihn  nie  oder  höchst  selten  und 
dann  sind  es  nur  versprengte  Individuen;  jedoch  dort,  wo  sich  die 


39 


holperigen,  spärlich  mit  dürren  und  stacheligen  Pflanzen  bewachsenen 
Dünen  hinziehen,  findet  er  sich  zu  Tausenden  vor. 

Man  kann  oft  kaum  den  Fuß  setzen,  ohne  eine  Anzahl  dieser 
hübschen  Saurier  aufzuscheuchen.  Sie  stieben  nach  allen  Richtungen 
hin,  sich  bald  zwischen  Grasbüscheln  verbergend  oder  sich  unter 
dem  Schutze  der  zahlreichen  Dorngestrüppe  duckend,  die  Gefahr 
abzuwarten,  um  ihren  pfeilschnellen  Lauf  zu  verfolgen.  Gewöhnlich 
ducken  sie  sich  unter  Dünenpflanzen  und  erwarten  das  Vorübergehen 
der  Gefahr.  Oft  jedoch  vergraben  sie  sich  zolltief  in  den  lockeren, 
trockenen  Sand,  und  man  kann  dann  von  den  dürren  Pflanzen  Büschel 
für  Büschel  ausreißen,  ohne  irgend  eine  Aussicht  zu  haben  auch  nur 
ein  Tier  zu  erbeuten. 

Auf  freiem  Felde  d.  h.  auf  einer  Stelle,  wo  sich  keine  Gras¬ 
büschel  befinden,  hat  man  noch  die  meisten  Aussichten  ihrer  habhaft 
zu  werden,  aber  da  heißt  es  schnell  bei  der  Hand  zu  sein,  denn 
hat  der  Sandschlüpfer  einmal  eine,  wenn  auch  nur  quadratfußgroße 
Grasinsel  erreicht,  so  ist  jedes  Mühen  vergeblich.  Er  verbirgt  sich 
zunächst  zwischen  den  Grashalmen  oder  Stengeln  und  danu  unter 
dem  lockeren  Sande  des  Seestrandes.  Kein  Stoßen  mit  dem  Fuß, 
kein  Stöbern  mit  dem  Stocke  oder  selbst  das  Ausreißen  der  hindernden 
Gräser  vermögen  ihn  aus  dem  ihm  sicheren  Schutz  bietenden  See¬ 
sande  hervorzuscheuchen. 

Man  kanu  ihn  nur  dann  mit  einiger  Sicherheit  fangen,  wenn 
man  ihn,  nachdem  er  sich  unter  den  Busch  einer  Stachelpflanze 
oder  drgl.  geflüchtet  und  der  nicht  zu  groß  sein  darf,  sofort  wieder 
hervorscheucht.  Dann  eilt  er  in  heftigem  Lauf  der  nächsten  Gras¬ 
insel  zu,  an  denen  die  Dünen  des  Mittelmeerstrandes  so  unendlich 
reich  sind ,  um  in  dieser  vielleicht  auf  Nimmerwiedersehen  zu  ver¬ 
schwinden. 

Trotzdem,  daß  der  Sandschlüpfer  in  seinem  Vaterlande  zu  Tau¬ 
senden  vorkommt,  ist  es  keineswegs  leicht,  seiner  habhaft  zu  werden, 
wenn  man  seine  Gewohnheiten  und  seine  Schliche  nicht  ganz  genau 
kennt. 

Um  ihn  in  einer  gewissen  Anzahl  fangen  zu  können,  gehören 
zwei  Personen,  deren  Hauptaufgabe  ist,  nebeneinander  lautlos  zu 
gehen.  Sie  müssen  beide  gute  Augen  haben,  denn  die  zahlreichen, 
in  den  Dünen  lebenden  Heuschrecken  und  Gottesanbeterinnen  (Mantis 
religiosa)  trügen  nur  zu  oft  und  wiederum  verschwinden  die  kleinen 
sandfarbenen  Eidechsen  den  Blicken  des  ungeübten  Fängers. 


40 


Ich  habe  die  Sandschlüpfer  zu  vielen  Hunderten  selbst  gefangen, 
gestehe. aber,  daß  ich  es  nicht  erreicht  haben  würde,  wenn  ich  nicht 
von  einer  zweiten,  ganz  nach  meinen  Angaben  handelnden  Person 
kräftigst  unterstützt  gewesen  wäre. 

Das  Dahinschießen  ist  so  rasch,  die  Wendungen  des  kleinen 
Tiers  sind  so  geschickt  und  die  ihm  Deckung  bietenden  Grasbüschel 
und  -iuseln  so  zahlreich,  daß,  wenn  man  noch  die  dem  Boden  ange¬ 
paßte  Körperfärbung  in  Betracht  zieht,  der  Fang  nicht  nur  ein  sehr 
schwieriger  sondern  ein  mehr  als  problematischer  wird. 

Wer  diese  niedlichen  Saurier  selbst  fangen  will,  dem  dienen 
folgende  Vorschriften  : 

Zwei  oder  drei  Personen,  die  zu  schweigen  und  zu  sehen  ver¬ 
stehen,  gehen  nebeneinander  in  einer  Entfernung  von  etwa  1  —  \1k 
Schritt,  in  möglichst  langsamem  Tempo,  aber  mit  recht  offenen 
Augen,  da  man  bei  Nichtbeachtung  der  ersten  Bedingung  die  Tiere 
vor  dem  Gewabrwerden  leicht  verscheucht,  bei  der  zweiten  leicht 
übersieht.  Hat  einer  von  den  Fängern  einen  Psammodromus  erblickt 
und  ihn  nicht  sofort  erwischt,  so  muss  der  betreffende  Grasbusch, 
in  den  er  sich  geflüchtet  hat,  sofort  umstellt  und  mit  der  Spitze 
des  Fußes  sowie  eines  soliden  Stockes  durchstöbert  werden.  Ge¬ 
wöhnlich  schießt  der  Sandschlüpfer,  seine  Richtung  mannigfaltig 
ändernd,  in  den  möglichst  großen  und  nächsten  Dornbusch  hinein, 
wo  er  für  wenige  Augenblicke  eine  abwartende  Stellung  eiunimmt. 
Oft  ist  er  in  diesem  letzteren  Falle  gerettet,  für  den  Fänger  in  den 
meisten  Fällen  verloren.  Mau  muß  ihn  gerade  auf  dem  Wege 
zwischen  zwei  Grasbüschen  oder  -insein  fangen,  ehe  er  in  denselben 
verschwindet. 

Weil  das  Bücken  des  Oberkörpers  wegen  der  großen  Schnellig¬ 
keit,  der  Gewandtheit  und  der  Kleinheit  des  Tieres  zu  viel  Zeit  in 
Anspruch  nimmt,  so  muß  man  sich  (und  ich  habe  es  stets  ange¬ 
wandt)  der  Länge  lang  auf  den  Boden  hinstürzen  und  das  Tier  mit 
einer  oder  mit  beiden  Händen  zu  erwischen  suchen. 

Dabei  geschieht  es  oft,  daß  sich  der  Sandschlüpfer  sofort  in  den 
trockenen,  folglich  äußerst  lockeren  Seesand  vergräbt  oder  durch  die 
fangende  Hand  in  denselben  gedrückt  wird ,  infolge  dessen  er  oft 
entschlüpfen  kann.  Dazu  kommt  noch  die  Gewohnheit  des  Saud¬ 
schlüpfers  ins  Spiel,  sich  tot  zu  stellen,  und  mancher  Psammodromus 
ist  mir,  dank  dieser  List,  entschlüpft. 

Wartet  man  bei  seinem  Einschlüpfen  in  einen  Grasbüschel 
zu  lange,  so  verliert  mau  ihn  oft,  weil  er  Zeit  gewinnt,  sich  in  den 


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Meeressaud  einzuwühlen,  wo  er  dann  in  wagerechter  Richtung  oft 
einen  Meter  und  mehr  weiter  schlüpft. 

Weil  der  Sand  gleich  hinter  ihm  zulallt  i  nd  keine  Röhren- 
öffnung  hinterläßt,  ist  er  dem  Fänger  unauffindbar  verloren.  Ich 
habe  oft  ganze  Grasinseln  zerstört,  die  Büschel  mit  den  Wurzeln 
herausgerissen,  den  Sand  mit  dem  Spaten  umgegraben  und  doch 
keinen  Saudschlüpfer  gefunden,  bis  ich  sein  spitzes  Köpfchen  mit 
seinen  lebhaft  blickenden  Augen  in  einer  Entfernung  von  1 — 2 
Metern  aus  dem  Sande  hervorlugen  sah. 

Um  die  Sandschlüpfer  zu  jagen,  muß  es  gänzlich  wolkenlos 
und  warm  seiu.  Zu  jeder  andern  Zeit  sind  sie  außerhalb  des  Sandes 
nicht  zu  sehen.  Sie  verbringen  dann  den  Tag  (und  selbstverständlich 
auch  die  Nacht)  in  demselben  zu,  und  weil  kein  Einfuhrloch  be¬ 
merkbar  ist,  glaubt  mancher,  daß  es  in  der  abgesuchten  Lokalität 
keine  gäbe. 

Der  Sandschlüpfer  lebt,  wie  ich  bereits  erwähnt  habe,  nur  in 
absolut  trockenen  Orten.  Ueberall,  wo  die  See  den  Sand  befeuchtet, 
ist  er  nicht  zu  finden.  Daher  findet  man  ihn  ausschließlich  hinter 
den  Dünen,  hier  aber  auch  zu  unzähligen  Tausenden. 

Die  Nahrung  des  Sandschlüpfers  im  Freien  besteht  aus  kleinen 
Koleopteren,  (namentlich  Cicindelen)  und  einigen  Alten  am  Meeres¬ 
strande  häufiger  Dipteren,  sowie  deren  Larven. 

Ich  sagte  oben,  daß  der  Sandschlüpfer  am  Seestrande  vorkommt, 
also  vornehmlich  ein  ausgesprochenes  Küstentier  sein  muß.  Man 
würde  aber  gewaltig  irren,  wenn  man  annehmen  wollte,  daß  nur 
der  Meeresstrand  diesen  schmucken  Saurier  produciere.  Er  findet  sich 
auch  in  großer  Entfernung  von  demselben  vor,  auf  Bergen  z.  B., 
deren  Grundboden  sandig  und  trocken  ist.  Abrr  hier  findet  er  sich 
nur  vereinzelt  vor.  Auch  trägt  er  hier  ein  ganz  abweichendes  Kleid. 
Das  Grau  (die  Grundfarbe)  des  Seesaudes  weicht  bei  solchen  Stücken 
dem  Lehmgelb  des  gleichfarbenen  Bergbodens,  und  es  unterscheiden 
sich  die  auf  Bergen,  etwa  18 — 20  Kilometer  vom  Meere  gefangenen 
Individuen  durch  besagte  (lehmfarbene)  Färbung  und  verwischte  Zeich¬ 
nung  von  den  unweit  der  Küste  gefangenen  auf  den  ersten  Blick. 

Mit  dem  Beginn  der  Periode  der  Nachtfröste  zieht  sich  der 
Sandschlüpfer  unter  den  ihn  jederzeit  schützenden  Seesand  zurück 
und  hält  meist  am  Fuße  eines  Büschels  irgend  einer  Dünenpflanze 
seinen  Winterschlaf,  der  mit  dem  Beginn  des  warmen  Frühlings¬ 
wetters  endigt.  Man  soll  ihn  in  diesem  Zustande  ausgraben  können, 
wenn  man  den  Sand  etwa  handlief  am  Fuße  einer  größeren  Gras- 


insei  nmgräbt,  wo  er  dann  mit  dem  Spaten  im  lethargischen  Zustande 
zu  Tage  gefördert  wird.  Alle  meine  Versuche  nach  dieser  Richtung 
hatten  negative  Resultate  erzielt.  Vielleicht,  weil  ich  die  Lokalität 
die  er  zu  seinem  Winterschlaf  wählt,  nicht  zu  finden  wußte. 

Die  Sandschlüpfer  sind  zarte  Tiere,  die  bei  unzweckmäßiger 
Verpackung  unterwegs  leicht  zu  Grunde  gehen. 

Am  zweckmäßigsten  ist  es,  die  Tiere  gleich  nach  dem  Fauge  in 
steife  .Leinwandsäcke  zu  bringen,  in  denen  man  sie  bequem  stunden¬ 
weit  transportieren  und  auch  in  eine  Kiste  mit  Moos  oder  Heu  ver¬ 
packt  samt  dem  Sack  verseuden  kann. 

Der  Behälter,  in  dem  sie  gefangen  gehalten  werden,  muß  ein 
temperirtes  oder  warmes,  absolut  trockenes  Terrarium  sein*),  dessen 
Bodenfüllung  aus  einer  starken  Lage  absolut  trockenen  Seesandes 
bestehen  muß.  In  Ermangelung  des  letzteren  kann  man  auch  recht 
fein  durchgesiebten  Flußsand  verwenden.  Die  Hauptbedingung  ist, 
daß  dieser  ausgesprochen  trocken  und  locker  sei,  also  hinter  dem 
sich  vergrabenden  Sandschlüpfer  sofort  zu-  und  beim  Verlassen  des¬ 
selben  leicht  abfalle  und  nicht  au  dessen  Körper  kleben  bleibe. 

Eine  zweite  Kardinalbedingung  ist  ein  möglichst  heller  Stand, 
also  au  einem  Fenster,  durch  welches  die  Sonnenstrahlen  ungehindert 
einfallen  können,  denn  der  Sonnenschein  ist  dem  Sandschlüpfer  ein 
nothwendiges  Attribut,  ohne  das  er  nur  kümmerlich  gedeiht,  wenn¬ 
gleich  er  ausnahmsweise  auch  in  nur  hellstehenden,  der  Sonne  ent¬ 
behrenden  Terrarien,  welche  gut  erwärmt  werden,  leben  kann. 

Außer  diesen  beiden  Lebensbedingungen  ist  noch  das  Bedürfnis 
nach  möglichst  frischer  Luft  hervorzuheben. 

Gewohnt,  die  erquickende  Seebrise  oder  die  reine  Bergluft  zu 
genießen ,  geht  er  in  schlecht  ventilierten  Terrarien  bald  ein ,  er 
sucht  hier  auch  stets  die  Stellen  auf,  wo  die  Luft  einströmt. 

Aus  diesem  Grunde  wird  man  wohl  thun,  an  einer  der  Seiten¬ 
wände  des  Behälters  ein  Drahtgazefenster  anzubriugen. 

Um  den  Gefangenen  Gelegenheit  zu  bieten,  sich  vor  den  allzu 
sengenden  Sonnenstrahlen  zu  schützen,  lege  man  einige  mit  ihrer 
Konvexität  nach  oben  gekehrte  größere  Muschelschalen  hinein,  unter 
die  sie  sich  mit  Vorliebe  zurückziehen.  In  Ermangelung  letzterer 
können  auch  hohle  Dachziegel,  die  man  lose  auf  den  Sand  legt, 
denselben  Zweck  erreichen. 

*)  Ueber  die  verschiedenen  Terrarienarten  und  deren  innere  Einrichtung 
siehe  mein  Specialwerk  über  Terrarien:  Das  Terrarium,  seine  Bepflan¬ 
zung  und  Bevölkerung.  Frankfurt  a.  M.  Mahlau  und  Waldschmidt. 


43 


Zuletzt  muß  ich  bemerken,  daß  ein  flaches,  bequem  zu  erreichen¬ 
des  Wassergefäß  nicht  fehlen  darf,  denn  die  Sandschlüpfer  trinken 
zwar  wenig  aber  desto  regelmäßiger  und  öfter. 

Jedoch  darf  dieses  nicht  zu  tief  seiü,  denn  die  Tiere  ertrinken 
in  tiefen  oder  zu  steilen  Becken  leicht,  indem  sie  sich  in  dieselben 
legen  und  dann  erstarren. 

Es  scheint,  daß  diese  Art  im  Freien  nur  eine  geringe  Lebens¬ 
dauer  hat,  denn  merkwürdigerweise  trifft  man  im  Frühjahr  nie  ganz 
große  oder  ganz  kleine  Exemplare,  sondern  nur  mittelgroße  an.  Im 
Herbst  dagegen  sehr  große  neben  ganz  kleinen,  etwa  1 — 2  Monat  alte. 

Aus  dieser  Erscheinung  schließe  ich,  daß  die  Sandschlüpfer  nur 
ein  Jahr  oder  wenig  länger  leben,  daß  die  alten,  erwachsenen  Tiere 
zum  Winter  eingehen  und  nur  die  im  Sommer  ausgeschliipfteu  Tiere 
überwintern,  das  kommende  Frühjahr  erleben,  die  Mittelgröße  er¬ 
reichen  und  dank  der  in  dieser  Jahreszeit  reichlichen  Nahrung  rasch 
wachsen,  geschlechtsreif  werden,  die  Eier  ablegeu,.um  zum  Winter 
abzusterben.  Die  angeführten  Daten  lassen  wenigstens  diesen  Schluß 
ziehen. 

ln  der  Färbung  variiert  der  Sandschlüpfer  nicht  unbedeutend, 
teils  nach  Alter  und  Geschlecht,  teils  nach  der  Bodenfärbung,  die 
ihn  umgiebt  (siehe  oben).  Einige  Stücke  besitzen  ausgeprägte,  gelb¬ 
weiße  Längsstreifen  und  wenn  nicht  die  Gestalt  des  Kopfes  mit 
seinen  hochstehenden  Augen  und  Orbitalkonvexitäteu  das  sicherste 
Merkmai  der  Stachelfinger  (Acanthodactylus  vulgaris)  wären,  würden 
sie  auf  den  ersten  Blick  von  jungen  Tieren  letzterer  Art  kaum  zu 
unterscheiden  sein. 

Geschlechtsreife  Männchen  besitzen  auf  den  Flanken  eine  Reihe 
matthimmelblauer  runder  Tupfeu,  bekanntlich  eine  Neigung  vieler 
Lacertiden ,  diese  geschlechtliche  Zierde  anzunehmen,  welche  bei 
Lacerta  ocellata  zur  vollsten  Entwickelung  gelangt. 

Die  Häutung  geschieht  nach  Art  der  meisten  Eidechsen  stück¬ 
weise;  dabei  suchen  die  Tiere  durch  Reiben  des  Kopfes  an  dürre 
Gräser,  Steine,  Muscheln  etc.  die  abgestorbene  Kopfhaut  zu  sprengen, 
worauf  sie  oft  mit  einem  Hinterfuße  nach  Hundeart  die  lose  anhaften¬ 
den  Hautpartikel  einzeln  abstreifen. 

Man  findet  hie  und  da  Exemplare  mit  gegabeltem  Schwanz, 
dessen  Entstehung  ich  hier  bereits  früher*)  und  an  andern  Orten**) 
erklärt  habe,  vor. 

*)  B.  XXI.  S.  16  ff. 

**)  v.  Fischer.  Das  Terrarium  etc.  S.  256. 


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Abgebrochene  Schwänze  ersetzen  sich  bei  guter  Pflege  (Wärme, 
Licht  und  absoluter  Trockenheit)  und  reichlicher  Nahrung  in  äußerst 
kurzer  Zeit.  Im  Juni  findet  mau  in  den  Dünenhügeln,  etwa  40  cm  in 
vertikaler  Richtung  von  der  Oberfläche,  auf  dem  südlichen  Abhange 
derselben,  etwa  15 — 20  cm  in  horizontaler  Richtung  von  der  Ebene 
des  Abhanges  entfernt,  die  rein  weißen,  pergamentschaligen,  zwischen 
den  Fingern  federnden  Eier  der  Sandschlüpfer  zu  Haufen  von  4,  5 
und  6  (Gelege  je  eines  Weibchens)  vereinigt.  Manche  kleben  schwach 
aneinander,  die  meisten  jedoch  liegen  frei  von  einander. 

Die  Längen-  und  Breitemaße  derselben  variieren  nach  deren 
Alter,  denn  wie  wir  später  sehen  werden,  wachsen  die  Eier  nach 
ihrer  Ablage  nicht'  unbedeutend. 

Die  angeführten  Tiefmaße  der  Stelle,  wo  die  Eier  abgesetzt 
werden,  sind  für  die  Zeitigung  derselben  von  großem  Belang.  Denn 
würden  die  Tiere  sie  minder  tief  ablegen,  so  würden  sie  verdorren. 
Man  findet  daher  stets  die  Eier  in  einer  Tiefe,  wo  'der  Sand  sich 
zwischen  den  Fingern  feucht  anfühlt,  noch  aber  leicht  von  der  Haut 
abfällt. 

Die  Mittagslage  der  Eier  ist  denselben  unerläßlich,  um  die  zur 
Entwickelung  des  Fötus  nothwendige  dunstende  Wärme  zu  er- 

o  O 

zeugen. 

Ende  Juli  oder  Anfang  August  schlüpfen  die  jungen  Tiere  aus 
und  werden  zu  Myriaden  zwischen  den  Dünen  angetroffen. 

Ihre  Nahrung  besteht  in  den  ersten  Tagen  aus  kleinen,  winzigen 
Dipteren  und  ihren  Larven,  von  denen  der  Strand  wimmelt. 

(Schluß  folgt.) 


Ein  Besuch  des  zoologischen  Gartens  zu  Cöln. 

Von  L.  Wunderlich. 

Wenn  ich  es,  nachdem  ich  bisher  über  den  Berliner  Garten  be¬ 
richtet  habe,  heute  wage,  auch  über  das  Cölner  Institut  eine  Skizze 
zu  liefern,  so  thue  ich  es  nicht  ohne  genaue  Kenntnis  desselben. 
Seit  1870  habe  ich  den  Garten  von  meiner  nahe  bei  Cöln  gelegenen 
Heimat  oftmals  besucht  und  auch  im  Jahre  1880  ein  halbes  Jahr 
als  Volontär  darin  gearbeitet.  Im  August  vorigen  Jahres  verweilte 
ich  wiederum  mehrere  Tage  in  demselben,  und  da  in  dieser  Zeitschrift 
längere  Zeit  hindurch  keine  ausführlicheren  Berichte  über  ihn  ge- 


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geben  sind,  so  mag  es  mir  vergönnt  sein,  den  jetzt  23  Jahre  alten 
Garten  wieder  einmal  näher  zu  betrachten. 

Die  erste  Anregung  zur  Gründung  eines  zoologischen  Gartens 
in  Cöln  ging  von  Herrn  Ernst  Müller  aus  und  zwar  durch  einen 
Artikel  in  Nr.  114  der  Cölner  Ztg.  vom  24.  April  1856.  Herr  Dr. 
Garthe  nahm  sich  der  Idee  eifrig  an  und  ihm  ,  in  Verbindung  mit 
anderen  Männern,  ist  es  wohl  zu  danken,  daß  sie  verwirklicht  wurde. 
Die  Notiz  an  der  Sonnenuhr  im  Cölner  Garten,  wonach  der  Artikel 
von  Dr.  Garthe  in  Nr.  223  der  Cölner  Ztg.  vom  13.  August  1857 
die  erste  öffentliche  Anregung  ist,  bedarf  demnach  einer  Berichtigung. 
Durch  Ausgabe  von  Aktien  wurde  das  nötige  Kapital  aufgebracht 
und  der  als  Geflügelzüchter  rühmlichst  bekannte  Herr  Dr.  Bodinus 
als  Direktor  berufen.  1860  begann  man  den  Garten  anzulegen  und 
noch  in  demselben  Jahre  wurde  er  eröffnet.  Der  oben  erwähnte 
Herr  Müller  wurde  an  demselben  als  Inspektor  augestellt.  Ich  will 
die  unerquicklichen  Verhältnisse  übergehen,  welche  seine  Entlassung 
nötig  machten.  Er  ging  von  Cöln,  nachdem  ihm  mehrere  Unter¬ 
nehmen  mißglückt  waren,  nach  Brüssel,  konnte  sich  aber  auch  hier 
nicht  halten  und  kam  dann  nach  einer  Reihe  von  Jahren  hülfe- 
suchend  nach  Berlin,  wo  er  von  dem  inzwischen  nach  hier  versetzten 
Herrn  Direktor  Bodinus  eine  Anstellung  als  Wärter  im  Vogelhause 
erhielt.  Er  bekleidete  dieselbe  bis  zu  seinem  am  2.  Juni  1882  er¬ 
folgten  Tode.  Da  ich  aus  sicherer  Quelle  weiß,  daß  er  der  eigent¬ 
liche  Gründer  des  Cölner  Gartens  ist,  sein  Name  somit  eine  Stelle 
in  der  Gerschichte  desselben  finden  muß,  so  glaubte  ich  diese  wenigen 
Zeilen  über  ihn  hier  einfügen  zu  müssen. 

Die  ganze  Anlage  des  Gartens  ist  das  Werk  des  Herrn  Dr. 
Bodinus,  der  in  wenigen  Jahren  aus  der  baumlosen  Heide  einen 
prachtvollen  Park  zauberte  und  ihn  mit  einer  so  reichen  Tierwelt 
bevölkerte,  daß  sein  Nachfolger  es  als  seine  Hauptaufgabe  betrachten 
mußte,  diese  auf  der  gewonnenen  Höhe  zu  erhalten.  Die  eigent¬ 
liche  Sorge  des  Herrn  Direktor  Funk  richtete  sich  auf  den  Garten 
als  Park  und  man  kann  wohl  sagen,  daß  kein  zweiter  deutscher 
Garten  dem  Cölner  an  Pracht  und  Sauberkeit  gleichkommt.  Besonders 
die  Pflege  der  Teppichbeete  hat  er  stark  kultiviert  und  dadurch  dem 
Garten  einen  äußerst  freundlichen  und  gewinnenden  Anstrich  ge¬ 
geben.  Auch  ist  die  Mehrzahl  der  Sträucher  mit  ihrem  wissenschaft¬ 
lichen  Namen  bezeichnet  und  so  eine  Verbindung  von  zoologischem 
und  botanischem  Garten  hier  angestrebt. 

Der  Garten  liegt  rheiuabwärts  von  Cöln  und  ist  in  einer  guten 


4G 


halben  Stunde  zu  Fuß  zu  erreichen.  Außerdem  ist  durch  Dampf¬ 
schiffe  und  zwei  Pferdebahnlinien  für  bequeme  Verbindung  gesorgt. 
Auch  an  das  Telephonnetz  ist  er  angeschlossen  und  wird  die  Be¬ 
nutzung  dieser  Einrichtung  seitens  des  Publikums  gern  gestattet. 

Der  Eingang  liegt  im  südlichsten  Winkel  des  Gartens  zwischen 
zwei  freundlichen  Häuschen,  deren  Parterreräume  links  als  Kasse, 
rechts  als  Bureau  dienen.  Der  Oberstock  beider  ist  zu  einer  Beamten  - 
wohnung  eingerichtet. 

An  der  Hand  eines  an  der  Kasse  käuflichen  Führers,  der  durch¬ 
schnittlich  jedes  Jahr  neu  aufgelegt  wird,  wollen  wir  den  Garten 
durchwandern.  Was  zunächst  den  Führer  selbst  betrifft,  so  ist  dieser 
nur  eine  Namenzusammenstellung  der  gewöhnlich  vorhandenen  Tiere. 
Eine  Charakteristik  der  Tiere,  nach  der  mau  sie  erkennen  kann  oder 
eine  kurze  Skizze  ihres  Lebens  fehlt  vollständig.  Dies  ist  meiuer 
Ansicht  nach  nicht  richtig,  denn  gerade  durch  die  Führer  der  zoolo¬ 
gischen  Gärten ,  welche  ihrer  Billigkeit  wegen  von  reich  und  arm 
gern  gekauft  werden,  kann  Interesse  für  die  Tierwelt  erweckt  werden. 
Aber  dies  geschieht  keinenfalls  durch  die  nakten  Namen,  während 
man  einen  Führer,  der  uns  außerdem  interessante  Momente  aus  der 
Lebensgeschichte  bringt,  immer  wieder  liest  und  dadurch  das  einmal 
gewonnene  luteresse  wach  erhält.  Einen  Vorzug  besitzt  der  Cölner 
Führer,  daß  er  außer  dem  lateinischen  und  deutschen  Namen  auch 
den  englischen  und  französischen  aufführt  und  dies  ist  gerade  für 
den  Cölner  Garten,  der  mit  den  durchreisenden  Ausländern  rechnen 
muß,  von  Bedeutung.  Zu  loben  ist  ferner  noch  der  Plan,  auf  welchem 
der  einzuschlagende  Weg  derart  deutlich  angegeben  ist.  daß  mau 
ohne  Umwege  und  Zeitverlust  sicher  den  ganzen  Garten  zu  sehen 
bekommt. 

Wenden  wir  uns  gleich  nach  dem  Eintritt  rechts,  so  treffen  wir 
auf  die  zwischen  dem  jetzigen  und  dem  alten  Thor  liegende  Papa¬ 
geien -Voliere,  deren  drei  Abteilungen  den  ganzen  Raum  vom  Erd¬ 
boden  bis  zum  Dache  ausfülleu.  Vorne  sind  sie  durch  ein  Draht¬ 
gitter  geschlossen,  über  welches  im  Winter  Strohmatten  gehängt 
werden  zum  Schutz  der  darin  verbleibenden  härteren  Vögel.  Außer¬ 
dem  befinden  sich  au  den  beiden  Kopfenden  noch  Abteilungen,  welche 
nach  außen  durch  Bretterwände  dicht  geschlossen  sind  und  durch 
Glasthüren  von  dem  übrigen  inneren  Raum  getrennt  werden  könuen. 
In  der  Mitte  der  Voliere  wohnen  die  Wellensittiche,  die  sich  hier  in 
jedem  Jahr  reichlich  vermehren.  Außerdem  bemerkte  ich  eine 
Euphema  pulchella  unter  ihnen.  Rechts  von  ihnen  wohnen  durch 


47 


Gitter  von  einander  getrennt  Nymphicus  Novae- Hollandiae,  Platycercus 
eximius ,  Pl.  scapulatus ,  PL  Barrabandi ,  Gonurus  jendaya ,  Tricho- 
glossus  Novae- Hollandiae  und  ein  Paar  Rhamphastus  dicolorus.  Die 
Abteilungen  sind  so  groß,  daß  die  Vögel  im  Fluge  nicht  beschränkt 
sind.  Ebenso  bewohnen  links  von  den  Wellensittichen  2  Dacelo  gigantea 
und  1  Paar  Barita  tibicen  hinreichend  große  Räume. 

Vor  diesem  Hause  liegt  die  sogenannte  runde  Voliere  so,  daß 
durch  sie  der  Einblick  durch  das  Thor  in  den  Garten  vollkommen 
verdeckt  wird.  Der  Name  drückt  schon  die  Form  des  ganzen  Hauses 
aus.  Im  Centrum  befindet  sich  ein  heizbares  Holzgebäude,  welches 
entsprechend  den  äußeren  in  eiuem  Ringe  darum  liegenden  Läufen 
in  6  Abteilungen  zerfällt.  Vorzüglich  sind  es  ausländische  Hühner 
und  Tauben,  welche  hier  Unterkommen  finden,  daneben  auch  einige 
seltenere  Stelzvögel.  Bei  meinem  letzten  Dortsein  beherbergte  das 
Haus  Exemplare  von  Rhynchotus  rufescens ,  Crax  globicera ,  C.  Dauben- 
toni ,  C.  Mitu,  Phasiamis  pictus,  Goura  Victoriae ,  Galoenas  nicobarica , 
Phaps  picata,  P.  lophotes,  Vancllus  cristatus ,  Oedicnemus  crepitans , 
Porphyr  io  hyacinthinus ,  Machetes  pugnax ,  Phs  rubra ,  Cancroma 
cochlearia,  ferner  Gorvus  fregilus  und  P/c«  caadata. 

Links  vom  Eingänge  und  der  runden  Voliere  liegt  die  Vogel¬ 
stellage,  eine  Sammlung  gut  bezeichneter,  meist  einheimischer  Vögel, 
die  gewiß  ihres  Gleichen  sucht.  Sie  wurde  von  dem  früheren  Kassier 
des  Gartens  angelegt  und  dank  der  guten  Pflege  halten  selbst  weich¬ 
lichere  Vögel  hier  Jahre  lang  aus.  Nach  Arten  getrennt  haben  sie 
in  einfachen  Bauern  Platz  gefunden  und  geben  dem  Nichtkenner  ein 
Mittel  an  die  Hand,  die  einheimische  Vogelwelt  kennen  zu  lernen. 
Daneben  finden  sich  hier  auch  solche  Vögel,  welche  das  Geschlecht 
in  anderen  Kontinenten  vertreten.  Im  Winter  werden  die  Bauer 
zum  größten  Teil  in  der  gleich  zu  beschreibenden  Vogelgalerie  unter- 
«•ebracht.  Die  Aufzählung  aller  Arten  würde  zu  weit  führen,  ich  er- 
wähne  deshalb  als  die  wichtigsten  nur  folgende :  Turdus  musicus, 
T.  merula ,  T.  viscivorus ,  T.  migratorius,  T.  carolinensis ,  T.  cyaneus , 
Yunx  torquilla ,  Gitta  europaea ,  Sylvia  sibilatrix ,  Lusciola  luscinia , 
Upupa  epops,  Oriolus  galbula  (prachtvoll  ausgefärbtes  Männchen), 
Picus  viridis,  P.  major ,  P.  auratus ,  Stryx  noctaa. 

Nur  wenige  Schritte  von  dieser  Stellage  entfernt  liegt  die  Vogel¬ 
galerie.  Dieselbe,  ein  langgestreckter  Fach  werk  bau,  gehört  keines¬ 
wegs  zu  den  Zierden  des  Gartens.  Das  Haus  stammt  aus  der  ältesten 
Zeit  des  Gartens  und  hat  nacheinander  als  Restauration,  Direktor¬ 
wohnung  und  Vogelgalerie  gedient.  Gewiß  wäre  es  schon  ver- 


48 


sch  wunden ,  wenn  nicht  die  Festung  Cöln  im  Wege  stände.  Aber 
der  Garten  liegt  im  Festungsgebiet  und  muß  sich  den  Gesetzen 
desselben  fügen.  Den  Namen  Vogel Valerie  führt  dies  Haus  mit 
unrecht,  denn  nur  ein  kleines  heizbares  Zimmerchen  dient  als  solche, 
ln  dem  größeren  Raum  befinden  sich  die  alten  Inueukäfige  des 
großen  Raubtierhauses,  welche  während  dessen  Umbau  samt  den 
Tieren  hierhin  versetzt  wurden.  Als  diese  in  das  umgebaute  Raub¬ 
tierhaus  zurückgebracht  wurden,  ließ  man  die  alten  Käfige  hier,  um 
im  Winter  Platz  für  die  während  der  warmen  Jahreszeit  im  Freien 
untergebrachten  Tiere  zu  haben.  Beschränken  wir  uns  also  auf  das 
kleine  Zimmerchen,  so  müssen  wir  sagen,  daß  dieses  trotz  der  zahl¬ 
reichen  und  seltenen  Vögel,  die  wk  hier  finden,  keineswegs  den  Er¬ 
wartungen  entspricht,  welche  wir  an  einen  zoologischen  Garten  stellen. 
Nach  Art  einer  Menagerie  stehen  hier  Papageien  und  Finken  in 
ihren  engen  Käfigen  in  Reih  und  Glied  da,  während  Flugkäfige 
gänzlich  fehlen.  Für  eine  gute  Etikettierung,  welche  in  Cöln  aller¬ 
dings. nichts  zu  wünschen  übrig  läßt,  ist  diese  Aufstellung  zu  sehr 
vorteilhaft.  Aber  um  nur  die  Artunterschiede  kenuen  zu  lernen, 
geuiigt  es  ja,  wenn  man  in  einem  Museum  ausgestopfte  Tiere  be¬ 
trachtet.  In  einem  zoologischen  Garten  hingegen  will  mau  die  Tiere 
in  einer  solchen  Lage  sehen,  welche  der  Freiheit  möglichst  gleich¬ 
kommt,  welche  sie  womöglich  zur  Fortpflanzung  geneigt  macht. 

Wie  gewöhnlich,  so  sind  auch  hier  die  großen  Papageien  auf 
Bügeln  angekettet  und  zwar  2  Plictolophus  molucccnsis,  1  P.  Goffmi, 

1  P.  galeritus ,  1  Sitlace  hycicinthina ,  1  S.  cliloroptera ,  1  S.  ararauna, 
1  S.  Illigeri ,  1  Chrysotis  aestiva,  2  Oh.  ochrocephala.  Doch  ist  die 
Sitzstauge  aus  Holz,  so  daß  die  Vögel  Arbeit  für  ihre  Schnäbel 
haben.  Bei  gutem  Wetter  werden  die  Bügel  vor  dem  Hause  im 
Freien'  aufgehängt.  In  der  Galerie  selbst  verzeichnete  ich  folgende 
Papageien  :  Licmetis  ncisicus,  Plictolophus  roseicapillus ,  P.  Leadbeateri , 
Calyptorliynchus  Banksi ,  Euphema  venusta ,  Platycercus  pulcherrimus , 
Trichoglossus  Novae- Hollundiae,  Pdlaeornis  eupatrius ,  P .  torquatus, 
P.  fa.sciatus ,  Tanygnathus  albirostris ,  Agapornis  cana ,  Conurus  nanday , 
Pyrrhura  cruentata ,  Chrysotis  aestiva ,  ferner  zahlreiche  exotische- 
Finken,  Weber,  Fasänchen,  Amadinen  u.  s.  w.,  Cyanocitta  cyanopogon 
und  die  kalifornische  Wachtel. 

Die  nächsten  drei  Häuser,  resp.  Häusergruppen ,  dienen  den 
Hühnern,  Pfauen,  Fasanen  und  Tauben.  Zunächst  kommen  wir  an 
ein  langgestrecktes  Rechteck,  welches  auf  drei  Seiten  von  15  Bretter¬ 
häuschen  und  16  Läufen  geschlossen  ist,  während  die  vierte  lauge 


49 


Seite  von  einer  prachtvollen  Wiesentläche  mit  schönen  Beeten  und 
Ziersträuchern  eingenommen  ist.  Die  genannten  Häuschen  sind  zwei¬ 
stöckig.  Das  Erdgeschoß  bewohnen  die  Hühner,  welchen  auch  die 
Außenläufe  dienen,  der  Oberstock  beherbergt  mehrere  Taubenrassen, 
wie  Eistaube,  Pfauentaube,  Indianer,  Montauben,  Mövchen  und  andere. 
Eine  durch  Drahtgitter  geschlossene  Galerie  an  der  Vorderseite  des 
Hauses  dieut  ihnen  als  kleiner  Ausflug  und  nur  die  Bewohner  des 
mittleren  Hauses,  geringere  Sorten,  erfreuen  sich  vollkommener  Frei¬ 
heit.  Vod  Hühnern  fand  ich  vor:  Cochinchina,  Bralimapootra,  Gold-. 
Silber-  und  Viktoriabrabanter,  schwarzes  und  blaues  La  Fleche,  Creve- 
Coeur,  Paduaner,  belgische  Kämpfer,  Dorking,  Malayen  und  diverse 
Bantamrassen,  Im  allgemeinen  läßt  sich  von  den  Hühnern  sagen, 
daß  die  verschiedenen  Rassen  nur  in  einzelnen  Stämmen  gehalten 
werden,  um  den  Besucher  mit  ihnen  bekannt  zu  machen,  vielleicht 
auch  nur,  um  die  Häuser  nicht  veröden  zu  lassen.  Die  Eier  werden 
verkauft,  Junge  gar  nicht  oder  doch  nur  von  sehr  wenigen  Rassen 
gezogen.  Ob  mit  dieser  Vernachlässigung,  welche  sich  auch  auf  die 
Tauben  erstreckt,  das  richtige  getroffen  ist,  möchte  ich  bezweifeln. 
Die  große  Mehrzahl  der  Besucher  hat  mehr  oder  weniger  Interesse 
an  dem  Hühuer-  und  Taubenvolk.  Da  fällt  denn  den  zoologischen 
Gärten  die  Aufgabe  zu,  zu  untersuchen,  welche  Rassen  die  wirt¬ 
schaftlich  einträglichsten  sind.  Sie  müssen  dieselben  dem  Publikum 
vorführen,  wenn  sie  ihre  Aufgabe  erfüllen  wollen,  und  es  ist  ihnen 
so  auch  das  Material  zu  weiteren  Kreuzungsversuchen  gegeben.  Diese 
gewinnen  auch  noch  ein  wissenschaftliches  Interesse,  da  durch  das  fort- 
gesetzte  Experiment  mit  Hühnern  und  Tauben  das  Feld,  aus  welchem 
Darwin  so  reiche  Früchte  gezogen  hat,  weiter  ausgebeutet  werden  kann. 

Auf  der  Wiese,  welche  vor  den  Hühnerhäusern  liegt,  treffen  wir 
einen  kleinen  umzäunten  Teich  an,  der  zur  Aufzucht  junger  Schmuck¬ 
enten  dient  und  jenseits  desselben  das  Pfauenhaus.  Dasselbe  ist  ein 
einfaches  Bretterhaus,  welches  in  mehrere  Abteilungen  zerfällt.  Vor 
demselben  befinden  sich  7  große  Gehege,  von  denen  die  drei  mittleren 
rings  geschlossen  sind.  Gemeine  und  weiße  Pfauen,  Truthühner 
und  Hühner  der  verschiedensten  Rassen  bevölkerten  dieselben.  Hinter 
diesem  Hause  liegen  die  Fasanenhäuser,  7  an  der  Zahl.  Es  sind 
kleine  Holzhütten,  welche  mit  8  vollkommen  geschlossenen  Außen¬ 
läufen  verbunden  sind.  Von  Fasanen  befand  sich  hier  nur  der  Silber¬ 
fasan,  außerdem  Numida  cristata ,  Ccithetunis  Lathami ,  verschiedene 
Zwerghühner  und  das  Seidenhuhn.  (Fortsetzung  folgt.) 


Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  1884. 


4 


50 


Unsere  Frösche  und  Kröten  sind  Nachttiere. 

Von  H.  Fischer-Sigwart  in  Zofingen. 

Im  Anschluß  an  meine  Mitteilung  »Ehrenrettung  des  Gras¬ 
frosches«  erkläre  ich  es  auch  für  unrichtig,  wenn  die  Frösche  und 
Kröten  als  Tagtiere  erklärt  werden.  Es  beruht  dies  wieder  auf 
einer  Beobachtung,  nämlich  auf  der,  daß  sie,  namentlich  in  der  Ge¬ 
fangenschaft,  zu  jeder  Tageszeit  bereit  sind,  Nahrung  zu  sich  zu  nehmen. 
Dies  rührt  aber  zum  Teil  daher,  daß  sie  dort  selten  genügend  er¬ 
nährt  werden ;  denn  es  ist  unglaublich,  wieviel  diese  Tiere,  voran 
der  Grasfrosch,  verschlingen  können.  Auch  in  der  Freiheit  kommt 
es  aber  vor,  daß  sie  am  Tage,  vom  Hunger  getrieben,  der  Nahrung 
nachgehen,  und  daß  z.  B.  eine  Kröte  vor  einem  Bienenstand  an  günstiger 
Stelle  auf  der  Lauer  sitzt.  Sie  hat  begriffen,  daß  es  ihr  wenig  Mühe  kostet, 
die  Bienen  wegzuschuappen  und  daß  ihr  Magen  auf  diese  Art  bald 
gefüllt  ist.  Die  Kröte  darf  aber  deshalb  nicht  zu  den  schädlichen 
Tieren  gerechnet  werden  in  anbetracht  dessen,  daß  sie  ja  leicht  vom 
Bienenstand  entfernt  werden  kann  und  daß  sie  dann  wieder  auf 
Schnecken  und  schädliches  Gewürm  Jagd  machen  wird.  Nur  die 
gute  Gelegenheit,  welche  sich  einzig  am  Tage  bietet,  hat  sie  veran¬ 
laßt,  sich  um  diese  Zeit  vor  dem  Bienenstand  auf  die  Lauer  zu  legen. 

Wenn  man  genauer  beobachtet,  so  wird  man  bald  einseken, 
daß  der  Tag  nicht  die  Zeit  der  Frösche  und  Kröten  ist.  Sie  sitzen 
stets  an  demselben  Platze  oder  bewegen  sich  doch  nicht  weit  vou 
diesem  weg,  höchstens  etwa,  wenn  sie  auf  einige  Distanz  etwas  sich 
bewegen  sehen.  Man  kann  sie  auch  leicht  dazu  bringen,  daß  sie, 
auf  die  flache  Hand  gesetzt,  erschnappen,  was  man  ihnen  in  der 
andern  Hand  vorhält;  und  bei  einem  Krötenweibchen,  das  bald  sehr 
zahm  und  zutraulich  wird,  kann  mau  dann  beobachten,  wie  weit  und 
wie  ungeheuer  schnell  es  die  Zunge  hinausschnellt  und  sich  einen 
vorgehaltenen  Mehlwurm  holt.  Die  Distanz  geht  bis  auf  6  Centim., 
selbst  darüber,  und  das  Herausschnellen  geschieht  so  schnell,  daß 
der  Zuschauer  gewöhnlich  nur  den  Mehlwurm  verschwinden  sieht, 
ohne  sich  recht  erklären  zu  können,  wohin  er  gekommen  ist.  — 

Aber  die  Vorbereitungen,  die  es  braucht,  bis  eine  Kröte  oder  ein 
Grasfrosch  eine  Beute  am  Tage  packt,  ihr  schlechtes,  blödes  Auge, 
das  sie  dabei  zeigen,  so  daß  sie  sogar  öfters  fehl  schießen,  so  wie 
der  Umstand,  daß  sie  meist  auf  dem  einmal  erwählten  Standorte 
bleiben,  deuten  schon  darauf  hin,  daß  sie  Nachttiere  sind. 


Wenn  man  nun  gar  in  einer  warmen  Frühlings-  oder  »Sommer¬ 
nacht  das  Terrarium,  worin  sie  sich  aufhalten,  betritt,  da  zeigt  sich 
die  Sache  ganz  anders.  Da  sind  sie  überall  zerstreut,  weit  entfernt 
von  den  Plätzen,  die  sie  am  Tage  innen  hatten,  auf  der  Lauer  oder 
schwärmen  umher.  Aufmerksam  späht  die  Kröte  nach  vorn,  iu  An- 
griffsstellung.  Sie  hat  auf  ziemliche  Distanz  einen  Regenwurm  ent¬ 
deckt,  und  bewegt  sich  nun,  man  möchte  sagen,  katzenartig  schleichend 
darauf  hin.  Das  ist  nicht  mehr  das  stupide  Tier  vom  Tage.  Und 
eine  ganze  Anzahl  Grasfrösche  hüpft  in  dem  schmalen  Wege  herum, 
der  sich  quer  durch  das  Terrarium  zieht  und  wo  sie  am  Tage  nie 
zu  sehen  sind. 

Sogar  die  Laubfrösche,  jedoch  diese  nur  während  der  Brunft¬ 
zeit,  schwärmen  emsig  umher  zu  nächtlichem  Stelldichein.  — 

Der  grüne  Wasserfrosch  aber,  der  doch  schon  den  ganzen  Tag 
über  im  Froschteich  spektakelt  hat,  gurgelt  und  quakst  bei  Nacht 
mit  doppeltem  Eifer  und  erhöhter  Kraft. 

Grasfrösche  und  Kröten  kann  man  zu  jeder  Zeit  der  Nacht  so 
antreffen ;  doch  am  Morgen  mit  Tagesanbruch  begeben  sie  sich 
wieder  in  ihr  Tagquartier  zur  Ruhe.  Der  Tag  ist  ihre  Ruhezeit, 
und  wenn  sie  dann  auch  fressen,  so  sind  sie  doch  phlegmatischer 
und  scheinen  gauz  andere  Tiere  als  bei  Nacht. 

Sogar  noch  im  Spätherbst,  wo  die  Temperatur  doch  schon 
kühl  ist  und  wo  die  meisten  Lurche  am  Tage  verborgen  bleiben, 
wo  höchstens  noch  bei  Sonnenschein  aus  dem  Steinhaufen  im  größten 
Wasserbassin  das  wohlige  Grunzen  des  Grasfrosches  ertönt,  welches 
er  nur  hören  läßt  kurz  vor  dem  definitiven  Beziehen  des  Winter¬ 
quartiers  und  dann  wieder  im  Frühling  kurz  vor  dem  Verlassen 
desselben,  treiben  sie  ihr  nächtliches  Wesen. 

In  einem  Zimmer  neben  dem  Terrarium  ist  ein  Ofen  aufgestellt 
worden  zur  Heizung  desselben,  dessen  Rohr  durch  das  stets  offene,  nach 
dem  Terrarium  führende  Fenster  in  dieses  geht.  Schon  in  der  ersten 
Nacht  waren  zwei  Grasfrösche  und  auch  ein  Wasserfrosch  durch  das 
offene  Fenster  in  das  Zimmer  geraten,  in  der  zweiten  sogar  acht  und 
seither  jede  Nacht  einige.  Sie  gingen  der  vom  Ofen  ausströmeuden 
Wärme  entgegen,  und  das  führte  sie  in  das  Zimmer.  Am  Tage  aber 
geschah  dies  auch  nicht  ein  einziges  Mal.  — 

Diese  Beobachtungen,  die  sich  nun  seit  Jahren  immer  gleich 
darbieten,  beweisen  doch  gewiß  zur  Genüge: 

Frösche  und  Kröten  sind  Nachttiere ! 


52 


Aus  (lern  Berliner  Aquarium. 

Von  Gustav  Schubert. 

Mit  einer  Abbildung. 


Nach  dem  vielfach  angewendeten  Citate  »Habent  suafata  libelli«  haben  »Büch¬ 
lein«  ihre  Schicksale;  ich  behaupte  kühn,  daß  außer  den  Menschen  auch  die 
zoologischen  Nachbarn  derselben,  die  Affen  ihre  »fata«  haben.  In  meinem  letzten 
Berichte  schilderte  ich  die  gefahrvolle  Winterreise  unseres  Gorilla,  wie  er  unter 
bangenden  Herzen  (seitens  des  Direktor  Dr.  Hermes  und  der  zu  diesem  Ereignis 
geladenen  Corona)  dem  Beisekasten  entstieg,  der  leicht  hätte  können  für  ihn 
zum  Sarg  werden.  Nun,  der  Affe  hat  alle  an  sein  Leben  geknüpften  Hoffnungen 


Der  Gorilla  des  llerliner  Aquariums. 


und  Erwartungen  glänzend  erfüllt,  er  hat  sich  auf  das  prächtigste  entwickelt 
und  ist  in  den  Berliner  tierfreundlichen  Kreisen  persona  grata;  sein  Gewicht 
ist  in  den  verflossenen  10  Monaten  von  4  Kilo  auf  7,45  Kilo  gestiegen,  das 


Gebiß  hat  sich  uru  2  Eck-  und  8  Backenzähne  vermehrt.  Von  der  Wildheit 
und  Furchtbarkeit  seiner  Eltern  ist  bei  dem  jungen  Tier  noch  keine  Spur  zu 
Tage  getreten,  es  zeigt  sich  vielmehr  gutmütig,  freundlich,  dankbar  und  kind¬ 
lich,  spielt  mit  Trommel  und  Wagen  wie  ein  Büblein  und  würde  keinem 
Menschen  etwas  zu  leide  thun. 

Anders  gestaltet  sich  jedoch  das  Verhältnis  zu  seinem  Gefährten,  dem 
Chimpansen,  den  ich  Ihnen  als  zweiten  Anthropomorphen  -  Vertreter  in 
unserm  Institut  vorstelle.  Wir  haben  die  verschiedensten  Versuche  gemacht, 
diese  beide  Vierhänder*)  zu  befreunden,  aber  ein  unbesiegbarer  und  un¬ 
erklärlicher  Abscheu,  der  dem  Nationalitätshasse  gewisser  »Menschenbrüder« 
nicht  unähnlich  ist,  hat  bisher  jede  Annäherung  vereitelt.  Mit  großem  Ge¬ 
schrei  wendet  sich  der  Gorilla  von  dem  Chimpansen  ab,  die  leiseste  Berührung 
mit  diesem  versetzt  ihn  in  hochgradige  Aufregung.  Das  feindliche  Verhältnis 
ist  um  so  auffallender,  als  der  Chimpanse  ein  überaus  friedfertiger  Gesell  ist 
und  mit  dem  Kumpan  nur  eine  kleine  Balgerei  beginnen  würde.  Ein  be¬ 
merkenswerter  Zug  tritt  recht  deutlich  bei  dem  Chimpansen  zu  Tage.  Seine 
größte  Freude  besteht  in  dem  »Umgang  mit  Menschen«,  er  begrüßt  jeden  mit 
den  lustigen  Sprüngen  und  nimmt  Liebkosungen  gern  entgegen.  Wehe  aber 
unserm  Ohr,  wenn  der  Besuch  den  Käfig  verläßt,  der  Affe  erhebt  in  diesem 
Augenblick  ein  jämmerliches,  fast  menschenähnliches  Geschrei,  wälzt  sich  vor 
Seelenschmerz  auf  der  Erde  und  ist  nicht  eher  beruhigt,  als  bis  der  menschliche 
Freund  aus  dem  Gesichtskreis  entschwunden  ist. 

Der  dritte  Anthropomorphe  ist  ein  halberwachsener  Orang-Utan,  der 
in  affensocialer  Beziehung  zur  »Mittelpartei«  gerechnet  werden  muß.  Er  hält 
mit  jedem  Frieden  und  wird  nur  mißvergnügt,  wenn  man  ihm  sein  höchstes 
Kleinod,  eine  wollene  Decke,  entreißen  will.  Der  rothaarige  Gesell  hat  ein 
fast  bläuliches  Gesicht  und  steht  bei  der  Vergleichung  mit  dem  Chimpansen  in 
Betreff  der  Menschenähnlichkeit  sehr  zurück. 

Damit  die  Reihe  dieser  seltenen  Affen  vollständig  werde,  nenne  ich 
als  vierten  im  Bunde  einen  reizenden  Gibbon,  so  daß  das  Berliner 
Aquarium  augenblicklich  im  Besitz  von  vier  Anthropomorphen  ist,  alle 
lebenslustig  und  frisch;  es  ist  begreiflich,  daß  sich  die  deutsche  und  auslän¬ 
dische  Gelehrtenwelt  die  seltene  Gelegenheit  nicht  entgehen  läßt,  an  dem 
Vierblatt  Studien  nach  der  Natur  zu  machen.  Ein  entschiedener  Menschen¬ 
feind  ist  der  zuletzt  genannte  Affe,  schon  die  klappernden  Schlüssel  des  in¬ 
spizierenden  Direktors  setzen  ihn  in  Schrecken,  er  flieht  in  fabelhaften  Sprüngen 
und  hockt  in  den  höchsten  Regionen,  von  wo  er  ängstlich  auf  seine  vermeint¬ 
lichen  Peiniger  herabsieht.  Die  ihm  angeborene  Fähigkeit  aufrecht  zu  gehen, 
bethätigt  er  nur,  wenn  er  sich  unbeobachtet  glaubt.  — 

In  unmittelbarer  Nähe  der  seltenen  Vierhändergruppe  haust  eine  große  Schar 
fliegender  Hunde  (Kalong,  Pteropus  edulis).  Diese  von  den  ostindischen 
Inseln  stammenden  Handflügler  sind  überaus  dankbare  Bewohner  des  Aquariums; 
bei  rationeller  Pflege  halten  sie  lange  aus  und  ergötzen  das  Publikum  durch  ihr 
munteres  Treiben.  Neu  eingelieferte  Kalongs  machen  sofort  von  ihrer  Flughaut 
Gebrauch,  stellen  aber  die  Übungen  bald  ein,  da  ihnen  der  Raum  nicht  groß 

*)  ich  gebrauche  das  alte  Wort,  obgleich  die  hinteren  Extremitäten  zwar  nach  ihren 
Leistungen,  nicht  aber  nach  dem  anatomischen  Baue  „Hände“  sind. 


54 


genug  zu  sein  scheint.  Sie  beschränken  sich  schließlich  auf  die  Anwendung  der 
Krallen  an  den  Hinterfüßen  und  des  hakenförmigen  scharfen  Daumens,  mit 
dessen  Hülfe  sie  an  glatten  Flächen  leicht  emporklimmen.  Während  des 
Schlafens  und  Fressens  hängen  die  fliegenden  Hunde  mit  dem  Kopfe  nach  unten, 
klugerweise  wechseln  sie  jedoch  bei  Ausscheidungen  diese  Stellung  mit  der 
umgekehrten. 

Von  sonstigen  »höheren«  Aquariumbewohnern  sind  zu  nennen:  ein  wohl 
entwickeltes  Biber  paar  und  eine  kleine  Gesellschaft  Lummen  (Uria  troile), 
auch  Trottellumme  und  dumme  Lumme  genannt.  Diese  Tauchervögel  entzücken 
durch  ihre  Schwimmkünste  unter  dem  Wasserspiegel,  hierbei  gebrauchen  sie 
die  Flügel,  als  schwebten  sie  in  der  Luft,  während  des  »Fluges«  in  dem  leuchten 
Element  schließen  sie  die  Augen  nicht  und  finden  daher  den  Weg  zwischen 
den  Fel sgruppen  und  den  zah lreichen  Riesenschildkröten,  welche  ver¬ 
wundert  auf  die  ungewöhnlichen  Gäste  schauen. 

Besonders  groß  ist  unser  »Reptilienfonds«.  Dr.  Hermes  überbrachte  vor  kurzem 
von  Hamburg  eine  Sammlung  (-10  Stück j  hinterindischer  Riesenschlangen 
(Python  bivittatus)  und  10  Stück  Tigerschlangen  (Python  molurus  tigris ) 
welche  einen  ausgezeichneten  Appetit  entwickeln  und  unter  den  Meerschweinchen-, 
Kaninchen-  und  Taubenbeständen  tüchtig  aufräumen.  In  der  Kunst  des  Hungerus 
hat  eine  Riesenschlange  (Boa  murina )  den  vielgenannten  amerikanischen  Kost¬ 
verächter  Tanner  weit  übertroffen,  das  Reptil  hat  es  in  der  freiwilligen  Fastenzeit 
bis  auf  f  iiu  fh  u  n  d  e  r  t  T  ag e  gebracht,  jetzt  bequemt  es  sich  wenigstens  wöchent¬ 
lich  ein  Täubchen  zu  verzehren.  Die  sonst  in  träger  Unbeweglichkeit  verharren¬ 
den  Schlangen  entwickeln  bei  der  Jagd  nach  ihrer  Beute  ungeahnte  Energie 
und  Schnelligkeit,  ein  für  unser  Auge  kaum  fixierbarer  Moment-  und  der 
ahnungslose  Nager  befindet  sich  im  Rachen  des  Reptils,  das  nun  im  langsamsten 
Tempo  zu  schlingen  beginnt.  Jener  vielverbreitete  Glaube  an  den  bannenden 
Schlangenblick  kleineren  Tieren  gegenüber  erweist  sich  hier  als  ein  Märchen. 
Stundenlang  stiert  der  Python  sein  Opfer  an,  ohne  daß  dieses  irgend  welche 
Befangenheit  verrät,  ja  die  Kaninchen-  und  Meerschweingesellschaft  tummelt 
sich  vergnügt  auf  den  Leibern  und  Köpfen  der  Schlangen,  wobei  es  sich  nicht 
selten  ereignet,  daß  eine  derselben  dem  springenden  Kaninchen  ausweicht  — 
verschwiegen  soll  allerdings  nicht  werden,  daß  am  andern  Morgen  von  den 
armen  Nagern  jegliche  Spur  verschwunden  ist. 

Im  Vergleich  mit  den  Atfeugruppen ,  der  Vogel-  und  Fischwelt  unseres 
Aquariums  führen  die  großen  »Saurier«  ein  stummes  bewegungsloses  Dasein, 
sie  rauschen  weder  »in  den  Schachtelhalmen«,  noch  in  den  Wasserfluten,  nur 
bei  der  Fütterung  erheben  sie  die  Rachen  zum  leckerbereiteten  Mahle.  So 
verzehrt  der  große  Alligator  (Champsa  luciusj  ein  kräftiges,  über  2m  langes 
Tier,  wöchentlich  10  Pfund  Fleisch,  das  er  sich,  jede  Anstrengung  scheuend, 
von  dem  Wärter  reichen  läßt.  Viel  beobachtete  Aquarienbewohner  sind  die 
See- Schildkröten,  in  deren  Bewegungen  die  ganze  Praxis  und  Theorie  des 
Ruderns  und  Schwimmens  zum  Ausdruck  gelangt. 

Dank  der  vervollkommneten  Transportmethoden  ist  die  Fauna  der 
Nord-  und  Ostsee  und  des  mittelländischen  Meeres  zu  allen  Zeiten  auf  das 
reichhaltigste  vertreten,  das  vou  Dr.  Hermes  bereitete  künstliche  Seewasser 
bietet  den  oft  so  empfindlichen  Tieren  einen  vortrefflichen  Ersatz  für  das 
heimatliche  Element,  ich  nenne  außer  den  Polypen,  Seerosen,  Holothuricn 


u.  s.  w.,  die  prachtvoll  schillernden  Brassen,  Torpedos  und  Engelhai. 
( Squalus  sqiiatina.) 

Es  erübrigt  nur  noch  mitzuteilen,  daß  das  Berliner  Aquarium  in  neuester 
Zeit  einen  gediegenen  äußerlichen  Schmuck  erhalten  hat.  Nach  künstlerischen 
Grundsätzen  sind  viele  sonst  leere  Wände  mit  bunten  Gemälden  und  Land¬ 
schaften  bedeckt,  die  in  bestimmten  Beziehungen  zu  der  ausgestellten  Tierwelt 
stehen,  so  daß  dem  nun  einmal  verwöhnten  Publikum  auch  hier  nur  »stilvolle« 
oder  vielmehr  »stilgerechte«  Dekorationen  entgegentreten. 


Korrespondenze  n. 

Berlin,  im  November  1883. 

Zoologischer  Garten  in  Prag.  Aus  der  »Wiener  Presse«  vom  6 
Dezember  1878  hatte  die  Redaktion  des  Z.  G.  Jahrgang  XX.  1879,  S.  30  die 
Nachricht  übernommen,  daß  sich  in  Prag  ein  Komite  gebildet  habe,  welches 
mit  Dr.  Alfred  Brehrn  wegen  Gründung  eines  Zoologischen  Gartens  Beratungen 
pflege.  Dieser  Umstand  veranlaßte  mich  bei  meinem  kürzlichen  Aufenthalt  in 
der  Stadt  des  heiligen  Nepomuk  nach  der  Sachlage  zu  fragen.  Die  Antwort 
von  sehr  kompetenter  Seite  lautete  so  ungünstig  wie  möglich.  Weder  vom 
Zoologischen  Garten  noch  vom  Aquarium  sei  mehr  die  Rede,  die  unglücklichen 
inneren  politischen  Verhältnisse,  der  unüberwindliche  Rassenhaß  zwischen 
Deutschen  und  Czechen  in  der  Hauptstadt  der  Wenzelskrone  mache  jede  Ein¬ 
richtung  eines  solchen  Instituts  unmöglich.  Wer,  gleich  mir  mit  angesehen 
hat,  wie  wohl  erhaltene  zweisprachliche  Straßenschilder  von  den  Ecken  abge¬ 
nommen  und  durch  rein  czechische  ersetzt  wurden,  muß  allerdings  zur  Über¬ 
zeugung  gelangen,  daß  der  klassische  Vers  »Quidquid  delirant  reges,  plectuntur 
Achivi«  nicht  bloß  von  »rasenden«  Königen,  sondern  auch  von  böhmischen 
Stadtmagistraten  gilt.  In  der  Stadt  Posen,  woselbst  sich  Deutsche  und  Polen 
mitunter  auch  schroff  gegeuüberstehen,  ist  es  doch  gelungen,  einen  recht  an¬ 
sehnlichen  »zweisprachlichen«  Zoologischen  Garten  viribus  unitis  zu  gründen. 
Sollte  das  in  Prag,  wo,  nach  Max  von  Schenkendorf,  »Heil’ge  von  den  Brücken 
schauen«,  nicht  auch  möglich  sein?  Den  schwachen  Anfang  eines  Zoologischen 
Gartens  fand  ich  in  dem  neuen,  unter  Benutzung  der  alten  Wallanlagen  nicht  . 
übel  eingerichteten  Stadtpark.  Auf  den  Gewässern  desselben  tummelten 
sich  Wasserhühner,  Enten  und  Gänse,  woruuter  fremdländische  Arten,  am 
Rande  bemerkte  ich  außer  Störchen  einen  Jungfern  -  Kranich  ( Grus  numidicci). 
Die  Tiere  erfreuten  sich  ersichtlich  der  Teilnahme  des  Publikums,  namentlich 
der  Kinderwelt.  Sollte  sich  aus  diesem  bescheidenen  Versuch  ein  wirklicher 
Tierpark  entwickeln,  wir  Deutsche  würden  die  Ersten  sein,  den  Prager  Czechen 
ein:  Na  zdar!  —  Gut  Heil!  —  zuzurufen.  E.  Friedei. 


56 


Tours,  16.  November  1888. 

Anbei  erhalten  Sie  eine  Liste  der  gegenwärtig  im  Parke  Beaujardin 
in  Tours  lebenden  Tiere.  Die  mit  *  bezeichneten  haben  sich  vermehrt,  die 
mit  E.  leg.  haben  Eier  gelegt. 

Die  neuen  Kudu -Antilopen,  Strepsiceros  imberbis ,  sind  prächtige 
Tiere  und  so  sanft,  wie  ich  noch  nie  Antilopen  sah.  Leider  ging  das  Männchen 
an  einem  Geschwüre  an  dem  Backen  ein.  Die  2  Weibchen  scheinen  sich  gut 
einzugewöhnen,  werden  aber  nachts  eiugesperrt.  Die  Bleß  bocke,  3  Stück, 
bleiben  immer  im  Freien  und  wissen  sich  hier  gut  vor  dem  Regen  zu 
schützen  ;  sie  stellen  sich  unter  dicht  belaubte  Bäume  stets  hinter  den  Wind. 
Sonderbarer  Weise  lassen  sich  diese  starken  Tiere  von  schwächeren  ein¬ 
schüchtern.  Ein  amerikanischer  Strauß,  Rhea ,  der  auf  einer  anderen  Seite 
des  Parks  zu  fressen  bekommt,  eilt  stets,  wenn  die  Antilopen  gefüttert  werden 
(Gelberüben  und  Kleie),  mit  geöffnetem  Schnabel  herbei,  treibt  die  Antilopen 
fort  und  tliut  sich  nun  an  den  Gelberüben  gut.  Die  schlimmsten  Störenfriede 
sind  aber  die  Gazellen,  deren  Bock  alles  jagt  und  plagt  und  selbst  die 
Alpakas  in  Furcht  hält.  Um  ihn  unschädlich  zu  machen,  ist  ihm  ein  Stück 
Holz  quer  über  die  Hörner  befestigt  worden.  —  Für  die  allerliebsten  Pudu- 
Hirsche,  8  Weibchen,  konnte  ich  leider  noch  kein  Männchen  beschaffen,  aber 
die  chinesischen  Zwerghirsche,  Cervulus  lieevesii,  vermehreu  sich  hier 
wohl  ebensogut  wie  in  ihrer  Heimat;  eiuige  Weibchen  werfen  wenigstens 
alle  6  Monate  ein  Junges.  Die  chinesischen  Rehe,  Hydropotes  inermis, 
waren  auch  hier  sehr  fruchtbar  ;  einigemale  fanden  wir  sogar  5  bis  6  Junge 
von  einem  Weibchen.  In  der  Brunftzeit  aber  (September)  tötete  der  Bock 
einige  Junge  in  dem  zu  kleinen  Park  (8  Hectar)  und  die  überlebenden  9  Stück 
wurden  dem  König  vou  Italien  geschenkt.  —  Die  Schneehasen,  Lepus 
vciriabilis,  wollten  nicht  gut  gedeihen ;  einigemal  brach  eine  Seuche  unter 
ihnen  aus  und  von  60—70  Stück  blieben  nur  etwa  6  oder  7  übrig.  — 
Alpaka,  große  und  kleine  Känguru  leben  frei  im  Parke  und  ver¬ 
mehren  sich  regelmäßig.  Seit  drei  Jahren  sind  hier  allein  11  Riesen- 
Känguru  geboren,  und  wenn  nicht  ein  großes  Weibchen,  das  nicht  gleich 
ersetzt  werden  konnte,  an  Eingeweidewürmern  zu  Grunde  gegangen  wäre,  hätte 
ich  wohl  ein  Dutzend  Geburten  mehr  zu  verzeichnen.  —  Fasanen  wurden 
auch  viele  erbrütet,  obwohl  voriges  Jahr  auch  viele  unfruchtbare  Eier  gefunden 
wurden.  Die  Argusfasanen  legten  4  Eier  in  2  Gelegen,  der  Hahn  schien 
aber  zu  jung  zu  sein.  —  Ein  Paar  Spiegelpfauen,  Polyplectron  Germaini , 
ergab  in  5  Gelegen  10  Eier,  wovon  10  Junge  auskamen;  ein  einziges  ging 
davon  durch  Ertrinken  ein.  —  Papageien,  Platycercus,  brüteten  ver- 
schiedenemal ;  junge  P.  cornutus ,  uvaeensis  u.  a.  kamen  auf.  Auch  dieses 
Jahr  schlüpften  Junge  aus,  aber  entweder  ließen  die  Alten  sie  verhungern 
wenn  sie  schon  ganz  befiedert  waren,  oder  bissen  ihnen  iu  die  Köpfe.  — 
Die  Ibis,  Ibis  melanopis ,  brachten  glücklich  ein  Paar  Juuge  auf.  Voriges 
Jahr  lebten  sie  in  einem  Gehege,  durch  welches  die  Wärter  ihren  Weg 
nehmen  mußten,  um  in  eine  andere  Voliere  zu  kommen  ;  und  da  ließen  sie 
ihre  Jungen  umkommen.  Diese  Vögel  müssen  einsam  gehalten  werden,  wenn 
sie  ihre  Jungen  aufbringen  sollen  ;  dieses  Jahr  war  ihnen  eiu  Stück  Garten 
eingeräumt,  wo  niemand  hinkommt,  und  die  Zucht  gelang.  Das  Nest  wurde 
von  unten  erhöht,  die  Nahrung  bestand  in  Pferdefleisch,  Brot  und  Würmern. 


Jedes  Jahr  brüten  die  Jungfer  n  kr  an  iche  ;  ihr  Nest  ist  sonderbarer  Weise 
immer  mit  kleinen  Steinen  ausgelegt.  —  Bastarde  wurden  gezogen  von 
der  Fuchs  ente,  Casarca  rutila ,  und  der  ägyptischen  Gans,  Chenalopex 
aegyptiacus.  —  CeplicilopJius  rufdatus  lebte  lange  hier  und  vermehrte  sich  im 
Freien  :  zuletzt  aber  ging  doch  die  ganze  Gesellschaft  durch  die  Einwirkung 
des  Klimas  zu  Grunde.  —  Der  Laubenvogel,  Ptilenorhynclius  violaceus ,  ahmt 
andere  Stimmen  nach,  sehr  treu  das  Flöten  der  Amsel,  den  Schrei  der  Pfau¬ 
fasanen  und  selbst  den  Ruf  der  Wärter,  wenn  abends  gefüttert  wird. 

Viele  junge  Ochsenfrösche  machten  sich  bemerkbar.  Voriges  Jahr, 
bei  dem  Vergrößern  eines  Teiches  fanden  die  Arbeiter  0,G0  m  tief  in  harter 
Erde  Junge  und  2  Eier  von  Schildkröten,  es  ließ  sich  aber  nicht  bestimmen, 
von  welcher  Art.  Die  ausgegrabenen  Jungen  lebten  aber  nicht  lange  mehr. 


Sciurus  maximus. 

Dasyprocta  acouchy. 

Lepus  variabilis  *. 

Strepsiceros  imberbis. 

Tragelaphus  scriptus  *. 

»  dccida. 

Gazella  subgutyurosa. 

Alcelaphus  albifrons. 

Cervulus  Reevesii*. 

»  Sclateri. 

Hydropotes  inermis. 

Pudua  Ivumilis. 

Lama  Paca  *. 

»  Vicugna. 

Macropus  giganteus  *. 

Halmaturus  Bennetti  *. 

»  Derbyanus. 

»  thetidis. 

»  brachyurus. 

Trichoglossus  ornatus. 

»  Novae  hollandiae  E. 

»  concinnus. 

»  chlor  olepidotus. 

Palaeornis  cyanocephalus. 
Platycercus  Barrabandi  *. 

»  erythropterus  *. 

»  scapidatus  E. 

»  Pennantii. 

>  ßaveolus. 

>  ßaviventris. 

»  palliceps. 

->  Barnardi  *. 

»  semitorguatus. 

»  zonarius  *. 

v  cornutus  *. 


Platycercus  uvaeensis  *. 

»  Novae  Zelandiae  E. 

»  auriceps. 

Lathamus  discolor. 

Euphema  elegans. 

»  pulcliella. 

Pyrrhulopsis  per sonata . 

»  splendens. 

Ceriornis  Satyra *. 

»  melanocephala. 

»  Temmincld  *. 

»  Caboti. 

»  Blythi. 

Lophophorus  refulgeus  *. 

Polyplectron  chinquis  *. 

»  Germaini  *. 

»  bicalcaratum. 

Argus  giganteus  E. 

Pucrasia  macrolopha  *. 

Euplocamus  Sivinhoi  rar.  flava*. 

»  Vieilloti  *. 

Crossoptilon  mantschurium  E. 

Pavo  cristatus  var.  alba  *. 

»  spicifer. 

Bambusicola  thoracica  *. 

Eupsycho  rtyx  Sonnini. 

Pipile  jacutinga. 

Geopelia  cuneatci. 

Porphyrio  melanotus. 

Grus  Virgo  *. 

»  paradisea  E. 

Theristicus  caudatus  *  (Ibis  melanopis), 
Chenalopex  jubata. 

Bernicla  jubata. 

»  dispar.  E. 


58 


Bernicla  sandvicensis  *. 
Cygnus  nigricollis  *. 
Dendrocygna  major. 

»  circucita. 
Sarcidiornis  melanotus  E. 
Tcidorna  tcidornoides. 
Anas  castanea  *. 

»  gibberifrons  *. 
Querguedida  cyanoptera  *. 

»  brasiliensis  *. 
Mareca  chiloensis.*. 

Aix  galericulata  *. 
Metopiana  peposaca  *. 
Fuligula  rufana. 

Khca  macrorhynchci. 


Peristera  GeofJ'royi  E. 

Ocyphaps  Lophotes  *. 
Chalcophaps  indica. 

Phaps  cludcoptera  *. 

G-eophaps  scripta  *. 

Ptilonoi  hynchus  violaceus. 
Testudo  graeca  E. 

»  marginata. 

Terrapene  carinata. 

Emys  europaea  *. 

Clenvmys  picta  *. 

»  t er rapin. 

Trionyx  japonicus. 

Bana  mugiens*. 

»  Catesbiana. 

N  o  e  n  t  y . 


Hamburg,  den  1.  Dezember  1883. 

Kreuzung  gewöhnlicher  grauer  Mäuse  mit  weissen  Mäuseu. 
Soviel  mir  bekannt,  sind  systematische  Kreuzungsversuche  zwilchen  grauen 
und  weißen  Mäusen  bisher  noch  nicht  angestellt,  obwohl  die  Frage  nicht 
ohne  Interesse  scheint,  was  als  Resultat  derartiger  Versuche  herausspringen 
werde.*)  Von  vornherein  sind  entschieden  folgende  Möglichkeiten  vorhanden  : 
1)  die  Färbung  des  normalen,  grauen  Tieres  behauptet  so  sehr  das  Überge¬ 
wicht,  daß  die  Nachkommen  sämtlich  dieser  Färbung  folgen.  2)  Die  ver¬ 
schiedene  Färbung  der  Eltern  kommt  bei  den  Jungen  in  der  Weise  zur  Geltung, 
daß  sie  zweifarbig,  etwa  grau  und  weiß  gefleckt  werden.  3)  Ein  Teil  der 
Jungen  ist  rein  weiß,  ein  anderer  einfarbig  grau.  —  Meine  Versuche,  welche 
an  einer  ziemlichen  Anzahl  von  Tieren  unternommen  und  durch  ein  Jahr 
fortgeführt  wurden,  ergaben  nun  zunächst  das  Resultat,  daß  die  zweite  Even¬ 
tualität  so  gut  wie  nicht  eintrat :  Die  im  Laufe  der  Zucht  (5  Generationen) 
gewonnenen  Tiere  waren  entweder  rein  weiß  oder  fast  normal  grau,  indem 
die  letzteren  nur  durch  eine  etwas  hellere  Bauchseite  und  einen  helleren 
Ring  um  die  Augen  von  gewöhnlichen  grauen  Mäusen  sich  unterschieden. 
Dagegen  scheint  das  Überwiegen  der  grauen  Färbung,  wie  ich  es  unter  1)  als 
wahrscheinlich  hiugestellt,  bei  der  ersten  Generation  in  der  That  die  Regel 
zu  sein.  Wenigstens  lieferten  zwei  gewöhnliche,  weiße,  weibliche  Mäuse  mit 
einem  wilden  grauen  Männchen  nur  graue  Junge  (resp.  6  u.  8).  Da  Inh¬ 
aber  ein  wildes  graues  Weibchen  nicht  zur  Verfügung  stand,  um  es  mit  einem 
weißen  Männchen  zu  paaren,  so  bleibt  meinen  Versuchen  der  Einwurf  offen, 
daß  das  zu  Tage  getretene  Vorwiegen  des  Grau  nicht  sowohl  auf  die  Tendenz 
zum  Rückschlag  in  die  Normalfärbung  als  auf  den  stärkeren  Einfluß  des 
männlichen  Geschlechtes  zurückzuführen  sei.  Doch  ist  mir  bei  meinen  übrigen 
Versuchen  ein  solches  Vorwiegen  des  männlichen  Einflusses  auf  die  Jungen 
nicht  aufgefallen.  Anders  war  das  Verhalten,  wenn  ein  normales  weißes 
Weibchen  nicht  mit  einem  wilden  grauen  Männchen,  sondern  mit  einem  grauen 


*)  Vergl.  Jahrgang  XIV,  1873,  S.  108.  —  XV,  1874,  S.  361. 


59 


ß  1  e  n  cl  1  i  n  g  aus  weiß  und  grau,  also  etwa  mit  einem  Jungen  der  eben  er¬ 
wähnten  Zucht  gepaart  wurde.  In  diesem  Falle  war  der  Einfluß  des  grauen 
Männchens  nicht  mehr  stark  genug,  ausschließlich  graue  Junge  zu  erzielen, 
sondern  es  zeigte  sich  in  3  Parallelversuchen  die  Erscheinung,  daß  die  Hälfte 
der  Jungen  weiß,  die  andere  Hälfte  grau  wurde.  Indem  ich  diese  Versuche 
noch  durch  mehrere  Generationen  mit  verschiedenen  Variationen  fortsetzte,  ge¬ 
langte  ich  zu  dem  aus  Obigem  von  vornherein  schon  abzuleitenden  Schluß, 
daß  die  grauen  Mäuse  der  späteren  Generationen  nun  nicht  mehr  im  Stande 
sind,  die  Hälfte  der  Jungen  grau  zu  färben,  sondern  nur  einen  geringeren 

Bruchteil  (etwa  2  von  6  od.  8),  mit  andern  Worten,  daß  die  Intensität,  mit 

welcher  die  Farbe  eines  der  Eltern  auf  die  Jungen  einwirkt,  in  einem  be¬ 
stimmten  Verhältnis  zu  dem  Grade  der  »Verdünnung«,  wenn  ich  so  sagen 

darf,  steht,  in  welchem  ihm  selbst  die  graue  Färbung  durch  die  Reihe  seiner 
Vorfahren  übermittelt  ist.  Selbstverständlich  wurde  dieser  Satz  nicht  bloß  an 
weißen  Weibchen  und  grauen  Männchen,  sondern  auch  umgekehrt  an  grauen 
Weibchen  und  weißen  Männchen  erhärtet.  —  Ein  Versuch,  zu  konstatieren 
ob  auch  der  frühere  Vater  noch  von  Einfluß  auf  die  Färbung  der  späteren 
Jungen  derselben  Mutter  sei  —  ich  dachte  an  die  bekannten  Beobachtungen 
der  Pferdezüchter  — ,  führte  zu  einem  negativen  Resultat,  indem  ein  weißes 
Weibchen,  das  erst  6  graue  Junge  geboren,  nach  Paarung  mit  einem  normalen 
weißen  Männchen  7  rein  weiße  Junge  zur  Welt  brachte. 

Dr.  K.  Kraepelin. 


Frankfurt  a.  M.  im  Dezember  1 883. 

Vielleicht  interessiert  Sie  folgende  Episode  aus  dem  Leben  einer 
Schwarzamsel.  Dieses  Tier  pflegte  schon  längere  Zeit  mit  unsern  Haus- 
hühnern  während  ihrer  Fütterung  Mahlzeit  zu  halten,  was  sich  die  Hühner 
auch  ganz  ruhig  gefallen  ließen.  Als  die  strengere  Kälte  eintrat,  flog  die 
Amsel  ganz  gemütlich  mit  in  den  Hühnerstall  und  saß  nachts  bei  den  Hühnern 
auf  der  Stange.  Morgens  flog  sie  mit  ihnen  herunter  und  fraß  mit  ihnen. 
Gestern  Morgen  fand  ich  das  arme  Tier  tot  und  zerpickt  im  Stalle  liegen, 
jedenfalls  hatte  sie  ihren  Platz  neben  dem  Hahn  '■gewählt,  der  das  zahme 
Tierchen  auf  solche  Weise  tot  gebissen.*)  Hedwig  Müller. 


Berlin,  im  Dezember  1883. 

Zoologisches  aus  Bremen.  Zu  meinem  Artikel  S.  266  Jahrgang  1883 
d.  Z.  teilt  mir  Herr  A.  Poppe,  Bremen,  Krefting  Str.  14  folgendes  mit.  »Was 
die  Gründung  eines  Zoologischen  Gartens  in  Bremen  betrifft,  so  ist  dieselbe 
schon  seit  längerer  Zeit  geplant  worden,  doch  hat  man,  wie  ich  glaube  mit 
Recht,  davon  abgesehen,  weil  Bremen  zu  wenig  Fremdenverkehr  hat,  ohne  den 
sich  eine  solche  Anlage  wohl  nicht  rentieren  dürfte.**)  Übrigens  wird  i.  .1. 

*)  Die  tote  Amsel,  ein  wohlgenährtes  Männchen,  wurde  mir  überbraeht.  Der  hintere 
Teil  des  Rückens  war  stark  zerhackt,  das  rechte  Bein  abgerissen. 

**)  Kann  ich  nicht  gelten  lassen:  vergl.  Münster  und  Posen,  die  obwohl  erheblich  kleiner, 
ärmer  und  weniger  von  Fremden  besucht  als  Bremen,  dennoch  sehenswerte  Zoologische 
Gärten  besitzen.  E.  Fr. 


GO 


1884  ein  Anfang  gemacht  werden  in  Gestalt  eines  ornithologischen 
Gartens,  zn  welchem  Zweck  ein  Bremer,  Herr  Gräving,  10,000  Mark  geschenkt 
hat.  Vorerst  soll  dafür  östlich  vom  Parkhause  im  Bürger-Park  ein  Gebäude 
errichtet  werden,  das  sicher  bald  durch  im  Anslande  lebende  Bremer  bevölkert 
werden  wird.  Nach  der  im  nächsten  Jahre  zu  erwartenden  Fertigstellung  des 
Bürgerparks  werden  voraussichtlich  diesem  ornithologischen  Garten  mehr 
Mittel  zufließen,  so  daß  sich  möglicher  Weise  daraus  im  Laufe  der  Zeit  ein 
Zoologischer  Garten  entwickeln  wird.«  —  Ich  hoffe  dies  nicht  bloß,  sondern 
halte  es  außer  allem  Zweifel,  denn  keine  deutsche  Handelsstadt,  selbst  nicht 
Hamburg,  hat  in  so  vielen  entlegenen  Teilen  der  ganzen  Erde  intelligente 
und  unternehmende,  patriotische  Geschäftsleute  verbreitet,  wie  die  alte  Königin 
der  Weser. 

Einem  interessanten  Artikel  des  genannten  Herrn  S.  A.  Poppe  (Zur  Säuge¬ 
tier-Fauna  des  nordwestlichen  Deutschland;  Abhandlung  des  Naturwissenschaft- 
ichen  Vereins  zu  Bremen.  Band  VII.  1882.  S.  301 —309)  entnehme  ich  folgende 
Ergänzungen  meines  vorgedachten  Artikels. 

Der  Walfisch  von  1669,  Gerippe  in  der  städtischen  Sammlung,  ist  Hypcroo- 
don  rostrat us  Pontoppidan. 

Vielleicht  gehört  zu  dieser  Art  ein  bei  Hammelwarden  in  der  Weser  1691 
erlegter  Walfisch,  der  in  den  »Blättern  vermischten  Inhalts,  Oldenburg  1792, 
V.  Band  II.  Heft.  S.  185  fl.  erwähnt  wird. 

Wahrscheinlich  war  auch  ein  bei  Gelegenheit  von  Grenzstreitigkeiten  mit 
den  Richtern  der  Börde  Lesum  1608  erwähnter  Walfisch  ein  Dögling. 

Tote  Finnwale  ( Balcienoptera  musciüus  L.)  stranden  mitunter  an  der 
Küste  bei  Bremerhaven.  So  (nach  Dir.  Wiepkeu  vom  Oldenburger  Museum) 
zu  Anfang  der  30.  Jahre  des  Jahrhunderts  ein  Stück  von  ca.  30  Fuß  Länge 
bei  Hooksiel.  Im  Dezember  1870  strandete  ein  männlicher  Finn  cal  60  Fuß 
lang  an  der  Insel  Juist,  3  Wochen  vorher  ein  gleich  großer  in  der  Jade,  Ge¬ 
rippe  in  Berlin.  Im  Jahre  1882  befand  sich,  leihweise,  das  Gerippe  (nach 
Prof.  Peters)  wahrscheinlich  derselben  Specis  im  Berliner  Aquarium,  ange¬ 
trieben  vor  der  Weser-Mündung.  Im  Mai  1883  sah  ich  im  Wiener  Prater  eben 
dieses  Skelett  in  einer  Menagerie.  Ernst  Fried  el. 


Raunheim,  den  1.  Febr.  1884. 

Die  Frühlingsboten  sind  da!  Der  seit  einigen  Wocheu  vorherrschende 
Süd-  und  Südwestwind  hat  offenbar  unsere  kleinen  Zugvögel  veranlaßt,  sich  auf 
den  Weg  zu  machen  und  ihre  alte  Heimat  viel  früher  aufzusuchen,  als  dies 
o-ewöhnlich  der  Fall  ist.  Der  Hausrotschwanz  kam  am  12.  Januar  hier 
an  und  am  20.  Januar  sah  ich  eine  Familie  Bachstelzen  von  6  Stück  am 
Main  auf  dem  Genist  herumlaufen.  Durch  die  gelinde  Witterung  sind  die 
Stare  in  diesem  Winter  überhaupt  gar  nicht  weggezogen  und  die  Buch¬ 
finken  sah  ich  noch  nie  in  solcher  Anzahl  wie  in  diesem  Winter,  denn  ein 
Flug  von  mehreren  Tausend  trieb  sich  seither  täglich  auf  den  Feldern  herum. 
Möge  denn  auch  das  Wetter  nun  so  bleiben,  daß  diese  Frühlingsboten  nicht 
aus  Mangel  an  Nahrung  zu  Grunde  gehen. 

L.  Buxbaum,  Lehrer. 


61 


M  i  s  c  e  1  1  e  n. 


Die  im  Berliner  zoologischen  Garten  verbrauchten  Futter- 
mengen.  Nicht  alle  Besucher  unseres  Zoologischen  Gartens  mögeu  sich  da¬ 
rüber  klar  sein,  welch  riesige  Mengen  und  welch  mannigfaltige  Arten  von 
Nahrungsmitteln  und  Futterstoffen  zur  rationellen  Erhaltung  der  vielen 
Hunderte  von  Tieren  erforderlich  sind.  Einer  der  Hauptartikel  ist  das  Fleisch. 
Die  Vorratskammer  für  dasselbe  ist  der  Stall  für  die  »Schlachtpferde«,  deren 
immer  zehn  bis  zwanzig  Stück  bereit  stehen.  Die  armen  Rosinanten  erhalten 
als  Henkersmahlzeit  noch  einige  fette  Rationen  und  dann  werden  sie  —  eins 
oder  zwei  täglich,  je  nach  ihrer  Qualität  —  geschlachtet  und  den  wilden 
Tieren  verfüttert.  Außerdem  muß  jeden  Tag  ein  Hammel  ans  Messer,  um 
den  an  die  Pferdefleischkost  noch  nicht  gewöhnten  Sprößlingen  der  Raubtiere 
als  zarter  Leckerbissen  zu  dienen.  Beim  gegenwärtigen  Raubtierstande  werden 
täglich  etwa  190  Kilo  Fleisch  verbraucht,  wovon  etwa  hundert  auf  die  In¬ 
sassen  der  Raubtierhäuser,  sechzig  auf  die  Adler  und  Geier  und  die  Restbestände 
auf  Kr^codile,  Alligatoren  etc.  entfallen.  Merkwürdigerweise  tritt  an  einem  Tage 
in  der  Woche,  nämlich  am  Mittwoch,  ein  starkes  Minus  im  Fleischkonsum 
ein.  Der  Mittwoch  ist  der  ärztlich  augeordnete  Fasttag  für  die  Raubtiere. 
An  diesem  Tage  werden  insgesamt  nur  je  20  Kilo  Fleisch,  und  zwar  an  solche 
Tiere,  welche  Junge  haben,  und  an  die  Jungen  selbst  verfüttert.  Die  übrigeu 
haben,  wie  gesagt,  »Fasttag«.  Der  Lärm  und  das  Hungergebrüll  der  Über¬ 
gangenen,  die  sich  jeden  Mittwoch  Nachmittag  zur  Fütterungsstuude  im 
Raubtierhause  erheben,  sind  denn  auch  ganz  entsetzlich.  Erfolg  hat  das  Ge¬ 
brüll  freilich  keinen  denn  die  Erfahrung  hat  gelehrt,  daß  die  Tiere  im  Inte¬ 
resse  ihres  Wohlbefindens  und  zum  Ausgleich  der  mangelnden  Bewegung  eines 
Fasttages  in  der  Woche  bedürfen.  Außer  dem  Fleisch  werden  auch  Fische  in 
beträchtlichen  Mengen  konsumiert:  (JO  Kilo  See-  und  Flußfische  kommen  in 
täglich  frischer  Sendung  iu  den  Garten.  Hauptliebhaber  dieses  schmackhaften 
Gerichts  sind  die  Pelikane,  die  Kraniche,  die  Störche,  die  Reiher,  Ibise  und 
andere  Wasservögel,  außerdem  die  gefräßigen  Fischottern  und  der  Seelöwe. 
Der  letztgenannte  verlangt  als  richtiger  Gourmand  außer  den  übrigen  Fisch¬ 
sorten  täglich  noch  eine  erkleckliche  Anzahl  kleiner,  etwa  halbpfündiger  Aale. 

Sehr  bedeutend  ist  der  .Vorrat  von  diversen  Getreidesorten.  70  Kilo 
Weizen,  40  Kilo  Gerste,  130  Kilo  Hafer,  40  Kilo  Buchweizen  und  25  Kilo  Mais 
gehen  als  Tagesportion  auf.  Eine  Mischung  von  all  diesen  Getreidesorten 
dient  den  Hühnern,  Enten,  Gänsen,  Tauben,  Flamingos  und  anderen  Vogel¬ 
arten  zur  Nahrung,  außerdem  erhalten  davon  die  Maulesel,  Zebra,  Antilopen 
und  Känguru  ihre  Haferportionen;  spezielle  Maisfreunde  sind  die  Fasauen; 
auch  Antilopen  und  Giraffen  erhalten  welchen,  und  zwar  in  geschrotetem  Zu¬ 
stande.  Als  Vogelfutter  stehen  ferner  noch  30  Kilo  Hanf,  2 x/a  Kilo  Spitzsameu, 
l1/ 2  Kilo  Hirse  und  ebenso  viel  Rübsamen  auf  der  täglichen  Speisekarte.  10 
Kilo  Reis  wandern  täglich  in  die  Magen  der  Affen  und  der  Kakadu.  Der  täg¬ 
liche  Bx-od verbrauch  beträgt  etwa  60  Kilo,  wovon  allein  die  Hälfte  auf  die 
Elefanten  entfällt;  auch  Bären,  Strauße  und  Hunde  helfen  beim  Brodkousum 
wacker  mit.  Die  täglich  verzehrten  1 0 1  / 2  Kilo  Semmeln  sind  in  eingeweichtem 
Zustande,  und  mit  Mohrrüben,  Obst  und  Kartoffeln  vermischt,  für  die  Vögel 


und  Alten  bestimmt.  SchifFszwieback  erhält  nur  eine  Tiersorte,  nämlich  die 
Giraffen,  die  nebst  ihrer  sonstigen  Nahrung  (Kleeheu,  Hafer,  Mais)  etwa  4  Kilo 
davon  täglich  verzehren.  Ein  Schock  Kohlköpfe  (im  Winter),  oder  Salatstauden 
(im  Sommer)  werden  den  Vögeln  täglich  vorgeworfen  und  von  diesen  mit 
Vorliebe  verspeist.  Auch  Kartoffeln  spielen  eine  bedeutende  Rolle  im  Haushalt 
des  Zoologischen  Gartens.  Nicht  weniger  als  170  Kilo  werden  täglich  ver¬ 
braucht  ;  50  davon  verschwinden  in  den  Riesenmagen  der  Elefanten,  in  den 
Rest  teilen  sich  Hunde,  Affen,  Strauße  und  kleinere  Vögel.  Runkelrüben  sind 
die  Liebhaberei  der  Büffel,  Hirsche  und  Rhinozerosse.  Die  erstgenannten  ver¬ 
zehren  allein  6  Scheffel  täglich.  Sodann  liegen,  und  zwar  in  kolossalen  Quan¬ 
titäten,  drei  Sorten  Heu  im  Vorrat,  nämlich  Kleeheu  mit  einem  täglichen  Ver¬ 
brauch  von  170,  Militzheu  (vom  Flattergras)  mit  einem  solchen  von  450  und 
Hirschheu  mit  einem  solchen  von  350  Kilo.  Die  erstgenannte  Sorte  ist  für 
Giraffen,  große  Antilopen  und  Nilpferde,  die  zweite  für  Elefanten,  Büffel  und 
Kamele,  die  dritte  für  Hirsche,  Zebra  und  kleine  Antilopen  bestimmt.  25  Kilo 
Mohrrüben  werden  täglich  teils  als  Vogel-  und  Affenfutter  verbraucht,  teils 
von  den  Fischottern  verspeist.  Von  Weizen-  und  von  Roggenkleie  werden 
täglich  52  bezw.  94  Kilo  dem  übrigen  Futter  für  Elefanten,  Nq^hörner, 
Büffel  etc.  beigemischt.  Auch  der  Tagesverbrauch  an  Stroh,  nämlich  240  Gar¬ 
ben,  die  als  Streu  dienen,  sei  erwähnt. 

Nach  Besichtigung  der  Vorräte  en  gros  harrt  unser  noch  eine  kleine 
Überraschung:  das  Vorratskämmerchen  für  die*Leckermäuler ;  denn  auch  unter 
den  Bewohnern  des  Zoologischen  Gartens  giebt  es  solche.  Und  für  diese  sind 
denn  auch  in  der  That  »alle  Delikatessen  der  Saison«  aufgespeichert.  Da  ist 
hübscher  Würfelzucker  für  artige  Vögel  und  Zwergäffchen  (Verbrauch  etwa 
5  —  6  Kilo  monatlich);  da  sind  Rosinen  (wöchentlicher  Verbrauch  1  Kilo)  für 
die  Wellensittiche  und  andere  Papageiensorten;  da  sind  Miereneier  (2  Kilo 
täglich)  für  Vögel  aller  Art;  Bohnen  für  die  wählerischen  Giraffen,  die  davon 
5  Kilo  täglich  zu  sich  nehmen;  Äpfel  und  Nüsse  für  Affen,  Eichhörnchen  und 
Vögel,  und  endlich  auch  große  Bottiche  mit  Milch  (täglicher  Vei'brauch  über 
30  Liter).  Die  Milch  ist  zumeist  für  die  Wochenstube,  für  Tiere,  welche 
geworfen  haben,  und  für  die  Jungen;  das  meiste  davon  konsumieren  die 
Raubtiere.  Berliner  Tageblatt.  30.  September  1883. 


Der  afrikanische  Strauß  in  Amerika.  In  Kalifornien  sind  in  der 
letzten  Zeit  Versuche  mit  der  Straußen-Zucht  gemacht  worden,  über  dereu 
Resultate  wir  amerikanischen  Blättern  folgendes  entnehmen. 

Den  22  Straußen,  welche  der  Engländer  Dr.  Sketchley  nach  Anaheim 
unweit  Los  Angeles  im  Staate  Kalifornien,  gebracht  hat,  scheint  das  kalifornische 
Klima  besser  zuzusagen  als  selbst  dasjenige  ihrer  Heimat  Afrika.  Anaheim  ist 
eine  deutsche  Ansiedlung,  die  gut  gedeiht;  Orangen,  Trauben,  Oliven  und  alle 
Getreidearten  werden  mit  Vorteil  kultiviert,  und  die  freundlichen,  durchwegs 
von  Blumengärten  umgebenen  Häuser  verraten  die  glückliche  Lage  der  Be¬ 
wohner.  Die  Tiere,  welche  der  Engländer  von  Afrika  nach  Kalifornien  brachte, 
hatten  in  ersterem  Lande  einen  Wert  von  1000  Dollar  pro  Stück,  werden  aber 
jetzt,  nachdem  sie  das  Risiko  der  Reise  überstanden  und  sich  akklimatisiert 


haben,  unter  Zurechnung  der  Transportkosten  auf  4000  Dollars  pro  Stück  be¬ 
rechnet.  Zur  Zeit  bieten  die  Strauße  keinen  schönen  Anblick  dar,  da  sie  fast 
alle  Flügel-  und  Schwanzfedern  während  der  langen  Reise  verloren  haben.  Die 
neuen  Kolonisten  werden,  um  die  Annäherung  Unberufener  zu  verhindern, 
innerhalb  doppelter  Draht-Umzäunungen  gehalten.  Bevor  dies  geschah,  haben 
die  Tiere  Personen,  die  bis  unmittelbar  an  den  Draht  hinangetreten  waren, 
durch  Schläge  mit  den  Beinen  schwer  verletzt;  ein  solcher  Schlag  ist  gefähr¬ 
licher  als  der  Hufschlag  eines  Pferdes.  Die  Strauße  sind  zu  Kämpfen  unter 
sich  und  zu  Angriffen  auf  den  Menschen  stets  geneigt,  scheinen  aber  gegen 
Chinesen  eine  besondere  Abneigung  zu  besitzen.  Die  Tiere  werden  mit  Bohnen, 
Rüben  und  Alfalfa-Gras  oder  Luzerne  gefüttert  und  verschlingen  zum  Dessert 
Steine,  Wurzeln,  Muschelschalen  und  wasv  sonst  in  ihren  Bereich  kommt.  Dr. 
Sketchley  erzählt,  daß  in  dem  Mageu  eines  Straußes,  der  in  Afrika  getötet, 
werden  mußte,  sich  930  Steine  verschiedener  Größe  vorgefunden  haben. 

Die  Straußeuhenne  legt  dreimal  im  Jahre  je  14  Eier;  werden  ihr  diese 
genommen,  um  im  Brütofen  ausgebrütet  zu  werden,  so  legt  sie  kurz  darauf 
weitere  10  bis  12  Eier.  Jedes  Ei  hat  die  Größe  eines  Mannskopfes,  wiegt  8 
bis  4  Pfund  und  enthält  so  viel  Substanz  wie  24  Hühnereier.  Im  Ofen  erfolgt 
die  Ausbrütung  der  Eier  in  42  Tagen.  Alle  sieben  Monate  werden  den  Vögeln, 
denen  zu  diesem  Zwecke  die  Augen  verbunden  werden,  die  Flügel- und  Schwanz¬ 
federn  2  bis  3  Zoll  über  den  Wurzeln  abgeschnitten.  Die  Kielreste  trocknen 
dann  ein  und  werden  nach  2  bis  3  Wochen  mit  Zangen  ausgerissen;  gleich 
darauf  bilden  sich  neue  Federn,  die  schnell  wachsen.  Wegen  der  schon  er¬ 
wähnten  Bösartigkeit  der  Tiere  ist  das  Geschäft  der  Federgewinnung  mit  Ge¬ 
fahr  verbunden.  Die  Federn  des  männlichen  Straußes  sind  weiß  oder  schwarz 
und  größer  und  schöner  als  die  der  Weibchen.  Dr.  Sketchley  sagt  nicht 
nur  dem  Unternehmen,  dem  er  vorsteht,  sondern  der  kalifornischen  Straußen - 
Zucht  im  allgemeinen  einen  bedeutenden  Erfolg  voraus  und  ist  überzeugt,  daß 
Kalifornien  bald  einen  großen  Teil  der  Straußenfedern  auf  den  Weltmarkt 
liefern  wird.  Im  südlichen  Afrika  wurden  1865  nicht  mehr  als  80  Strauße 
behufs  Federgewinnung  in  Einzäunungen  gehalten;  1882  betrug  die  Zahl  der¬ 
selben  über  50,000,  und  der  Wert  der  exportierten  Federn  belief  sich  auf 
5,000,000  Dollars.  Eine  großartige  Straußen  Zucht  in  den  Vereinigten  Staaten 
wird  billigere  Federn  und  diese  werden  kleinere  Putzmacher-Rechnungen  im 
Gefolge  haben,  eine  Wohlthat,  die  gar  mancher  zärtliche  Gatte  und  Vater  mit 
Freuden  begrüßen  wird.  D.  Gr. 


Die  europäische  Sumpfschildkröte.  In  der  Woche  vom  3.  bis 
9.  Juli  1882  wurde  im  Warnker  See  bei  Waren  eine  JEviys  lutaria  gefangen. 
Ihr  Rückenschild  war  17  cm  lang  und  außerordentlich  lebhaft  gefärbt,  das 
Tier  selbst  ungemein  kräftig  und  lebendig.  Durch  Geschenk  kam  sie  nach 
Röbel,  wurde  dort  in  einem  Garten  ausgesetzt,  entwischte  aber  bald  darauf 
aus  demselben. 

C.  Struck, 

Archiv  d.  Ver.  f.  Freunde  d.  Naturgeschichte  in  Mecklenburg  1883. 


64 


L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 


Leunis  Synopsis  der  drei  Naturreiche.  Erster  Teil.  Zoologie.  3.  Auf¬ 
lage  von  Prof.  Dr.  H.  Ludwig.  I.  Bd.  2.  Abteilg.  (Schluss.)  Hannover. 
Hahn  1883. 

Wir  haben  schon  nach  Erscheinen  der  ersten  Hälfte  des  Bandes  I  auf 
ftie  neue  Auflage  des  weitverbreiteten  und  verdienstlichen  Werkes  hingewiesen, 
das  für  alle  Freunde  und  Studierende  der  Zoologie  ein  brauchbares  und  an¬ 
genehmes  Handbuch  ist.  Die  Schlusshälfte  des  ersten  Bandes  mit  Register 
enthält  die  Reptilien,  Amphibien,  Fische  und  den  großen  Kreis  der  Mollusken. 

Der  Beschreibung  der  Klassen  folgt  in  analytischer  Übersicht  die  Zu¬ 
sammenstellung  der  Ordnungen  und  eine  ebensolche  der  Gattungen.  Alsdann 
sind  die  Gattungen  mit  den  wichtigsten  Arten  eingehend  beschrieben,  so  daß 
die  Bestimmung  der  nicht  allzu  seltenen  Tierformen  ermöglicht  ist.  Zahlreiche, 
gut  gezeichnete  Abbildungen  bilden  für  diesen  Zweck  eine  wesentliche  Stütze. 

N. 


Der  Kanarienvogel,  seine  Naturgeschichte,  Pflege  und  Zucht.  Von  Dr. 
Karl  Ruß.  4.  Auflage.  Magdeburg.  Creutz’sche  Buch-  und  Musikalien¬ 
handlung  1883. 

Die  Zucht  des  Kanarienvogels  soll  nach  dem  Verfasser  in  Deutschland 
jährlich  einen  Ertrag  von  450-  bis  500,000  Mark  liefern,  was  dafür  spricht, 
daß  mau  diesem  Gegenstände  größere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden  be¬ 
rechtigt  ist. 

Der  Verfasser  war  in  der  vierten  Ausgabe  seines  Werkchens  bestrebt, 
die  neusten  Erfahrungen  über  den  gelben  Sänger  zu  verwerten,  und  das  ist 
ihm  gut  gelungen.  Nach  einer  Schilderung  des  wilden  Vogels  behandelt  er 
die  gezüchteten  Tiere  in  drei  Rassen,  die  deutsche,  holländische  und  englische. 
Besondere  Darstellung  findet  der  Harzer  Vogel,  der  als  Meister  des  Gesangs 
unerreicht  dasteht  und  deshalb  die  meiste  Aufmerksamkeit  verdient.  Über 
Handel,  Käfige,  Pflege,  Zucht,  Krankheiten  und  anderes  folgen  dann  eingehende 
Kapitel,  so  daß  das  Buch  mit  gutem  Gewissen  allen  Freunden  des  Kanarien¬ 
vogels  empfohlen  werden  kann.  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

A.  S.  in  W  —  H.  B.  in  H.  —  L.  W.  in  B.  —  J.  W.  in  B. :  Ihren  Brief  habe  an  Herrn 
Direktor  Dr.  M.  Schmidt  abgegeben,  der  am  besten  in  der  Lage  ist,  Ihren  Wunsch  zu 
erfüllen.  —  II.  Sch.  in  F.:  Besten  Dank.  —  L.  B.  in  ß. :  Gern  benutzt.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Carl  Ochsenius.  Chile,  Land  und  Leute.  Mit  vielen  Abbildungen  und  2  Karten. 
Das  Wissen  der  Gegenwart,  22  Bd.  Leipzig,  G  Frey  tag.  Prag,  F.  Tempsky.  1884. 
geh.  1  M. 

Bronn’s  Klassen  u.  Ordnungen  des  Tierreichs.  1  Bd.  Protazoa.  Neu  bearbeitet, 
von  Prof.  Dr.  O.  Bütschli.  20— 25  Lieferg.  Leipzig  u.  Heidelberg.  C.  F.  Winter.  1883. 

Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Malilau  &  Waldsclimidt.  Frankfurt  a.  M. 


3er  Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  M a h  1  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

No.  3.  XXV.  Jahrgang.  März  1884. 


Inhalt. 

Eine  Zahntaube,  Didunculm  strigirostns ,  im  Zoologischen  Garten  in  Hamburg;  von  Dir. 
Dr.  H.  Bolau.  —  Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  zu  Cöln;  von  L.  Wunderlich. 
(Fortsetzung.)  —  Der  spanische  Sandschlüpfer  (Psnmmodromus  hispcinicus  Fitz.)  und  seine 
Fortpflanzung  in  der  Gefangenschaft;  von  Joh.  von  Fischer.  (Schluß.).  —  Die  Tier¬ 
pflege  des  Zoologischen  Gartens  zu  Hamburg;  von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel.  —  Bericht 
über  den  Zoologischen  Garten  zu  Hannover  pro  1882 — 8:s.  —  Korrespondenzen.  —  Miscellon. 
—  Litteratur.  —  Eingegangenc  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Kine  Zalintaube,  Didunculus  strigirostris,  im  Zoologischen 

Garten  in  Hamburg.*) 

Von  Dir.  Dr.  H.  Bolau. 

Die  Zalintaube  gehört  als  Uebergangsform  von  den  Tauben  zu 
der  ausgestorbeneu  Dronte,  Didus  ineptus  L.,  za  den  interessantesten 
Arten  der  ganzen  Vogelklasse.  Jede  Mitteilung  über  sie  und  ihre 
Lebensweise  dürfte  um  so  mehr  willkommen  geheißen  werden,  als 
auch  sie  bei  ihrem  beschränkten  Vorkommen  auf  den  Samoa-Tnseln 
und  der  heftigen  Verfolgung,  der  sie  von  Mensch  und  Tier  ausge- 
•  setzt  ist,  leider  in  nicht  ferner  Zeit  zu  den  ausgestorbenen  Formen 
wird  zu  zählen  sein.  Das  mag  es  erklären,  wenn  ich  im  Nachfolgenden 
ergänzend  und  berichtigend  einige  Mitteilungen  zu  Dem  mache,  was 
namentlich  durch  englische  Forscher  über  unseren  Vogel  bekannt  ge- 
worden  ist.  Dr.  Dorn  er  bat  1872  in  dieser  Zeitschrift,  p.  97  ff.  das 
wichtigste  des  bis  dahin  Bekannten  zusammengestellt. 

o  n 

Meine  Beobachtungen  sind  an  einem  männlichen  Didunndus 
gemacht  worden,  der  als  Geschenk  des  Herren  Aug.  Godeffroy 

*)  Vgl.  hierzu  die  Abbildung  Bd.  XIII,  1872,  Seite  104. 

Zoolog.  Gart.  Jalirg.  XXV.  1884. 


5 


am  14.  Septbr.  1883  in  unseren  Besitz  kam.  Es  war  das  zweite 
Tier  der  Art,  das  in  unserm  Garten  ausgestellt  wurde.  Herr  Aug. 
Godeffroy  bat  von  drei  Zahntauben,  die  er  im  August  1881  auf 
den  Samoaiuseln  einschiffte,  nur  unser  Exemplar  Ende  Januar  1882 
glücklich  in  Europa  gelandet  und  es  dann  zunächst  mehr  als  1  Jahr 
lang  in  seiner  privaten  Pflege  bis  zum  obengenannten  14.  Septbr. 
behalten  ;  der  Vogel  war  im  besten  Futterzustande,  als  er  in  meine 
Hände  gelangte  und  schien  wohl  und  munter  zu  sein,  so  daß  ich 
hoffen  durfte,  ihn  recht  lange  zu  erhalten.  Die  Hoffnung  war  leider 
trügerisch ;  ohne  daß  sich  besondere  Krankheitssymptome  gezeigt 
hatten,  starb  unsere  Zahntaube  bereits  am  7.  Octobr.  Sie  hatte  also 
im  Ganzen  reichlich  2  Jahre  in  der  Gefangenschaft  gelebt.  Eine 
hochgradige  Tuberkulose  hatte  ihr  den  Tod  gebracht;  in  der  Brust¬ 
höhle  fänden  sich  mehrere  Tuberkelmassen,  von  denen  die  größte 
den  Umfang  einer  kleinen  Wallnuß  hatte. 

An  dem  Kadaver  machte  ich  folgende  Beobachtungen  :  der  all¬ 
gemeine  Futterzustand  war  auch  jetzt  noch  ein  recht  guter,  nament¬ 
lich  waren  die  großen  Brustmuskeln  kräftig  entwickelt.  Die  Länge 
des  ganzen  Vogels  beträgt  33  cm  ;  Schwanzlänge  13  cm  ;  Tarsus 
4  cm;  Mittelzehe  ohne  Nagel  3  cm,  der  Nagel  1,4  cm;  Hinterzehe 
in  der  Höhe  der  Vorderzehen  eiugelenkt,  ohne  Nagel  1,7  cm  lang, 
der  Nagel  0,9  cm.  Die  Mittelzehe  beträchtlich  länger  als  die  seit- 
liehen  ;  der  Lauf  ist  hinten  und  an  den  Seiten  nackt,  vorn  mit  einer 
Reihe  von  8  dünnen  Schildern  bedeckt.  Lauf  und  Zehen  sind  lebhaft 
zinnoberrot.  Die  Basis  des  Schenkels  ist  mit  einer  korallroten 
Wachshaut  überzogen,  die  am  Zügel  und  um  die  Augen  in  eine 
feinwarzige  Haut  von  gleicher  Farbe  übergeht ,  das  Nasenloch  liegt 
in  der  Wachshaut,  ist  länglichrund,  schräge  von  hinten  und  oben 
nach  vorn  und  unten  gestellt  und  im  öbern  Teil  von  einer  weichen 
glatten,  etwas  geschwollenen  Haut  überkleidet.  Der  Oberschuabel 
greift  mit  einem  kräftigen  Haken  über  den  Unterschnabel  hinaus; 
dieser  ist  vorn  stumpf  und  hat  am  Seitenraude  jederseits  zwei  größere 
Zähne,  vor  denen  ganz  vorn  noch  ein  kleinerer  stumpferer  steht. 
Die  Ohröffnung  ist  sehr  weit,  rotrandig  und  nur  spärlich  mit  Federn 
bedeckt. 

Die  Befiederung  unsers  Didunculus  ist  trocken  und  enthält  eine 
ziemlich  reichliche  Menge  puderartigen  Staubes,  der  die  untersuchen¬ 
den  Finger  weißlich  färbt;  der  Vogel  ähnelt  in  dieser  Hinsicht  den 
Kakadu’s  und  anderen  Papageien.  Die  Bürzeldrüse  fehlt  der  Zahn- 
taube.  Eine  Beziehung  zwischen  dem  Mangel  dieser  Drüse  und  dem 


67 


Vorh  andensein  der  Puderdunen  ist  übrigens  nicht  anzunehmen,  da 
die  Kakadu’s  z.  B.  mit  der  Oeldrüse  versehen  sind. 

Ueber  den  anatomischen  Befund  möchte  ich  nur  das  Folgende 
hervorheben :  Die  Leber  ist  sehr  groß,  mehr  als  um  die  Hälfte  größer 
als  bei  einer  Haustaube  von  der  Größe  des  Didunculus.  Die  Gallen¬ 
blase  fehlt.  Blinddärme  fehlen ;  der  Darm  selber  hat  die  ungewöhn¬ 
liche  Länge  von  188  cm,  gemessen  vom  Magen  bis  zur  Kloake . 
rechnet  man  dazu  die  Länge  von  14  cm  vom  Schlund  bis  zum 
Pylorus,  so  erhält  mau  für  den  ganzen  tractus  intestinalis  eine  Länge 
von  202  cm.  Bei  einer  Haustaube  von  gleicher  Länge  waren  die 
resp.  Maße:  90  cm  +  14  cm  =  104  cm  für  den  ganzen  tractus, 
der  also  bei  der  Zahntaube  fast  doppelt  so  lang  ist.  — 

Garrod  fand  —  Proc.  Zool.  Soc.  1874,  p.  256  —  die  Länge 
des  Darms  vom  Magen  bis  zur  Kloake  bei  einem  Didunculus  gar 
gleich  7  Fuss  engl.  =  213,5  cm,  während  er  bei  einer  Gourci  coro- 
nata  nur  5'  1"  —  155  cm,  bei  einer  Goura  victoricie  4'  0"  =  122  cm, 
bei  Carpophaga  aurora  l1  10"  =  56  cm  und  bei  Carpophaga  aenect 
1'  6"  =  46  cm  maß. 

Der  Magen  unseres  Vogels  hat  eine  sehr  wenig  entwickelte 
Muskellage,  auch  ist  der  innere  hornartige  Beleg  viel  weniger  dick 
als  bei  der  Haustaube.  Die  regelmäßigen  Falten  auf  ihm  verlaufen 
in  der  Längsrichtung  des  Magens  und  erstrecken  sich  als  Drüsen¬ 
schicht  reichlich  1  cm  weit  in  den  Vormagen  hinein ;  sie  setzen 
sich  auch  noch  in  den  Anfang  des  Darms  fort.  Der  Vormagen  ist 
vom  Magen  minder  scharf  abgesetzt  als  bei  der  Haustaube. 

Trotz  der  schweren  Krankheit,  die  unser  Vogel  mitbrachte,  war 
er  durchaus  nicht  so  scheu  und  furchtsam,  wie  Ben  nett  das  von 
den  Zahntauben,  die  er  gefangen  hielt,  angiebt.  Proc.  Zool.  Soc.  1864, 
p.  139.  Er  hielt  sich  zwar  meistens  in  den  hinteren  Teilen  seines 
Käfigs  auf  und  zeigte  keine  besondere  Munterkeit;  so  wie  ihm  aber 
eine  Hand  hingehalten  wurde,  ging  er  in  augenscheinlicher  Erregung 
auf  sie  los  und  biß  kräftig  zu.  Unser  Wärter  wurde  jedesmal,  wenn 
er  das  Futter  in  den  Käfig  setzte,  angegriffen,  so  daß  seine  Hand 
schließlich  mit  zahlreichen,  etwa  nadelknopfgroßen  Bißstellen  be¬ 
deckt  war.  In  der  Erregung,  wenn  ihm  z.  B.  neues  Futter  gegeben 
oder  er  durch  die  hingehaltene  Hand  gereizt  worden  war,  stieß  er 
ein  langgezogenes  tiefes  guh-uh-uh  aus.  Dabei  senkte  er  den  Kopf 
wie  eine  girrende  Taube  und  richtete  den  Schwanz  in  die  Höhe. 

Er  saß  stets  auf  der  Erde  und  ist  nie  auf  der  Sitzstange  be¬ 
obachtet  worden. 


Sein  Lieblingsfutter  waren  gekochte  Kartoffeln  ^  außerdem  fraß 
er  Brot  und  wen  io-  Früchte.  Daß  er  Sand  gefressen  hat,  ist  nie  he- 
ohachtet  worden  ;  da  aber  heim  Fressen  stets  Teile  seiner  Nahrung 
auf  den  mit  Sand  bedeckten  Boden  fielen,  die  der  Vogel  nachher 
verzehrte,  so  hat  er  auf  diese  Weise  vermutlich  die  genügenden 
Mengen  Sand  in  den  Magen  eingeführt.  Er  nahm  das  Futter  in  der 
Weise  der  Papageien,  d.  h.  er  riß  mit  dem  Schnabel  die  Bissen  aus 
den  größeren  Stücken  heraus  und  schleuderte  dann  Teile  derselben, 
die  außen  am  Schnabel  haften  geblieben  waren,  schüttelnd  von  sich. 
Nie  hielt  er  größere  Stücke  Futter  mit  den  Füßen  fest,  um  sie  mit 
dem  Schnabel  zu  bearbeiten,  wie  Ben  nett  das  an  seinen  Vögeln  be¬ 
obachtete,  Proc.  Zool.  Soc.  1864,  p.  140.  —  Von  Sämereien,  Hanf, 
Hirse,  Reis,  Weizen,  Kanariensaat  und  geschroteneni  Mais  —  die  ich 
ihm  geben  ließ,  hat  unser  Vogel  nichts  gefressen. 

Beim  Trinken  benahm  er  sich  wie  jede  andere  Taube. 

Das  Futter  nahm  er  zu  jeder  Zeit,  auch  in  Gegenwart  von  Be¬ 
suchern  und  selbst  abends  beim  Lampenschein  in  einer  Sitzung  des 
hiesigen  naturwissenschaftlichen  Vereins,  wo  ich  ihn  vorzeigte. 

Meine  Beobachtungen,  die  also  wesentlich  von  denen  Bennett’s 
abweicheu,  stimmen  im  ganzen  mit  denen  Whitmee ’s,  der  seine 
Zahntaube  durchaus  nicht  scheu  und  dumm,  sondern  außerordentlich 
wild  nennt  und  wiederholt  von  ihr  gebissen  wurde. 

Whitmee  hatte  Gelegenheit,  einige  interessante  Beobachtungen 
über  eine  neuerdings  eingetretene  vorteilhafte  Aenderung  in  der 
Lebensweise  der  Zahntauben  zu  machen,  die  ich  hier,  da  seine  Mit¬ 
teilungen  darüber,  —  Proc,  Z.  S.  1874,  p.  184  und  1875,  p.  495 
—  manchem  unserer  Leser  entgangen  sein  könnten,  hersetzen  möchte.  — 

Vor  hingen  Zeiten  sorgten  die  Insulaner  für  den  Schutz  der 
Zahntauben;  diese  waren  daher  sehr  zahlreich  und  sehr  zahm.  Die 
Einführung  von  Katzen  (und  vermutlich  auch  von  Ratten)  durch 
europäische  Schiffe  führte  dann  nahezu  zur  Ausrottung  der  interes¬ 
santen  Vögel,  die  sich  erst  neuerdings  wieder  beträchtlich  vermehrt 
haben.  Die  Ursache  dieser  erfreulichen  Erscheinung  liegt  darin,  daß 
sie  ihre  Lebensweise  den  veränderten  Verhältnissen  augepaßt  haben. 
Früher  hielten  sie  sich  nämlich  fast  ausschließlich  auf  dem  Erd¬ 
boden  auf  und  suchten  dort  ihre  Nahrung ;  dort  bauten  sie  auch  ihr 
Nest;  sie  wurden  dort  aber  leicht  den  wilden  Katzen  und  ihre  Eier 
den  Ratten  zur  Beute,  bis  eine  Aenderung  eintrat:  Noch  1871  er¬ 
hielt  Whitmee  ein  Ei  aus  einem  auf  dem  Boden  erbauten  Neste; 
bereits  1874  bauten  die  Vögel  auf  den  sichreren  Aesten  der  Bäume. 


Ein  Eingeboruer  sagte,  ohne  daß  der  Berichterstatter  ihn  durch 
Fragen  dazu  veranlaßt  hätte:  »Das  Nest  war  in  der  Astgabel  eines 
Baumes.  Der  Manmnea  (einheimischer  Name  des  Diäunculus)  scheint 
jetzt  auf  Bäumen  zu  bauen;  ich  vermute,  daß  es  wegen  der  wilden 
Katzen  und  Ratten  geschieht.  Er  baute  früher  auf  dem  Erdboden 
gleich  einem  Huhne.«  —  Ihre  Nahrung  suchen  die  Zahntauben  jetzt 
auf  den  höchsten  Zweigen  der  Bäume,'  auch  schlafen  sie  nachts  in 
den  höheren  Teilen  der  Bäume,  während  sie  früher  auf  niedrigen 
Baumstümpfen  die  Nacht  zuzubringen  pflegten.  —  Whitmee  schreibt 
überhaupt  unsern  Vögeln  einen  hohen  Grad  von  Intelligenz  zu;  dem 
mag  es  zu  verdanken  sein,  dass  sie  ihre  Lebensgewohuheiten  so  vor¬ 
trefflich  den  veränderten  Verhältnissen  anzupassen  wußten.  Hoffen 
wir,  daß  nicht  die  Habsucht  der  Sammler  nur  allzu  bald  den  merk¬ 
würdigen  Vögeln  trotz  alledem  den,  wie  es  scheint  jetzt  noch  hinaus¬ 
geschobenen  Untergang  bringe! 


Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  zu  Cöln. 

Von  L.  Wunderlich. 

(Fortsetzung.) 


Wir  sind  auf  unserem  Gange  jetzt  in  der  westlichen,  stumpi- 
wiukligen  Ecke  des  Gartens,  am  Kängurupark  augelangt.  Im  Hinter¬ 
gründe  befindet  sich  eiue  kleine,  in  drei  Abteilungen  zerfallende, 
schmucke  Holzhütte,  von  der  fächerförmig  drei  Läufe  ausstrahlen. 
Der  eine  derselben  ist  nochmals  quergeteilt.  Bewohnt  wurde  der 
Park  von  Macropus  rufus ,  M.  giganteus ,  ‘  Ilalmaturus  derbianus  u. 
II.  brachyurus  (nicht  Phascolomys ,  wie  wohl  irrtümlich  auf  den 
Schildern  steht)  in  ein  oder  mehreren  Exemplaren.  Früher  waren 
an  dieser  Stelle  die  Hundezwinger,  doch  hat  man  von  der  Ausstel¬ 
lung  dieser  Haustiere  gänzlich  Abstand  genommen.  Ob  Mangel  an 
Platz  dies  nötig  gemacht  hat  oder  ob  irgend  ein  anderer  Grund 
vorliegt,  weiß  ich  nicht.  Jedenfalls  gehört,  wie  ich  nach  Beobach¬ 
tungen  im  Berliner  Garten  behaupten  kann,  ein  gut  besetzter  Hunde¬ 
zwinger  mit  zu  den  Hauptanziehungspunkten  für  das  Publikum, 
ganz  abgesehen  von  den  materiellen  Vorteilen,  die  eine  gut  ein- 
schlao-ende  Zucht  mit  sich  bringt.  Doch  wird  in  Köln  der  Be- 
sucher  in  anderer  Weise  entschädigt,  iudem  ihm,  wie  wir  später 


70 


sehen  werden,  mehrere  der  wildlebenden  Verwandten  unseres  Haus¬ 
hundes  vorgeführt  werden. 

Au  der  nordwestlichen  Grenze  des  Gartens  weitergehend,  kommen 
wir  zuerst  an  das  Stelzvogelhaus,  ein  langes  schmales,  außen  mit 
Weiden  beschlagenes  Holzgebäude.  Nur  die  drei  mittleren  Räume 
haben  eine  größere  Tiefe  und  sind  die  entsprechenden  Läufe  vor 
denselben  ebenfalls  größer,  als  die  übrigen  und  oben  offen.  Die 
beiden  Flügel  enthalten  noch  je  drei  Räume  mit  längs  geschlossenen 
Ausflügen  vor  denselben.  Im  Hintergrund  des  Hauses  vermittelt  ein 
Wärtergang  die  bequeme  Verbindung  aller  Räume,  außerdem  sorgen 
im  AViuter  zwei  Öfen  für  die  nötige  Wärme.  In  jedem  Außenlauf 
befindet  sich  ein  Bassin,  das  von  dem  größeren  des  mittelsten  Laufes 
gespeist  wird.  Dieses  diente  vorübergehend  den  Seehunden  und 
einem  Stör  als  Aufenthaltsort,  der  hier  sehr  lange  ausgehalten  hat 
und  daun  in  einen  Teich  gesetzt  wurde.  Aus  der  Reihe  der  Stelz¬ 
vögel  finden  wir  hier :  Grus  cinerea,  G.  australcisiana ,  G.  virgo ,  G. 
paradisea ,  G.  regulorum ,  G.  pavonina,  Giconia  leucocephala ,  Lepta- 
tilus  marabu ,  L.  argala ,  Ardea  Goliath  und  außerdem  Gypogeramus 
serpentarius. 


Die  große  Voliere,  früher  ein  Muster  ihrer  Art,  macht,  seitdem 
die  Restauration  dicht  neben  ihr  gebaut  ist,  lange  nicht  mehr  den 
imposanten  Eindruck.  Sie  ist  ganz  aus  Eisen  konstruiert.  Ihr 
Grundriß  ist  eine  Ellipse,  die  parallel  der  kürzeren  Diagonale  durch 
die  Umfassungsmauer  des  Gartens  abgestumpft  ist.  An  dieser  stehen 
Häuser  mit  Glasthüren  zum  überwintern  und  zahlreiche  Schläge  für 
Brieftauben.  Der  Boden  bildet  einen  kleinen  Garten  für  sich,  in  dessen 
Mitte  aus  Krotzen  ein  Springbrunnen  gebaut  ist,  dessen  überströmen¬ 
des  Wasser  in  ein  daruntergelegenes  Bassin  fließt.  Ardea  cinerea , 
Nycticorax  griseus ,  Platalea  leucorodia ,  Raematopus  ostralegus ,  Fulica 
atra ,  Bastarde  von  Gold-  und  Amherstfasau,  Zwerghühner  u.  s.  w. 
erfreuen  sich  der  Freiheit,  welche  diese  A^oliere  ihnen  bietet. 

Wir  gehen  von  hier  zwischen  der  Terasse  der  Restauration  und 
dem  neuen  Musikpavillon  hindurch  und  gelangen  bald  zu  dem 
Flamingoteich,  auf  dessen  zoologische  wie  botanische  Ausstattung 
ein  besonderes  Gewicht  gelegt  wird,  damit  der  hier  länger  ans¬ 
ruhende  Besucher  nur  das  Schönste  sieht.  Der  kleine  Teich,  der 
vou  einer  kräftigen  Fontäne  gespeist  wird,  ist  von  AA'iesen  eingefaßt, 
deren  Grün  mit  dem  von  Agaven,  Koniferen,  Trauerweiden  und 
sonstigen  Ziersträuchern  auf  beste  harmoniert.  Außerhalb  des  Gitters 
ist  der  Teich  von  Teppichbeeten  umgeben,  an  anderen  Stellen  finden 


71 


sich  Gruppen  von  Blattpflanzen  oder  ein  Beet  schöner  Rosen  ;  kurz 
alles  ist  darnach  angethan,  um  den  Aufenthalt  hier  so  angenehm 
wie  möglich  zu  machen.  Dazu  trägt  denn  auch  die  Bevölkerung  des 
Teiches  —  zahlreiche  Flamingos,  Phoenicopterus  antiquorum  und 
ruber,  Ciconia  alba  und  nigra ,  Ans  er  magelhanicus  und  canadensis  — 
nicht  das  wenigste  bei. 


Dem,  Musikpavillon  ungefähr  entsprechend  befindet  sich  auf  der 
anderen  Seite  der  Terasse  die  tropische  Voliere,  ein  heizbarer  Kiosk 
mit  goldverziertem  Dache  und  Türmchen,  welcher  von  seltenen 
Hühnervögeln  bewohnt  wird.  Auf  drei  Seiten  ist  er  von  einem 
rings  geschlossenen  Gehege  umgeben,  das  in  neun  Abteilungen  zer¬ 
fällt,  entsprechend  den  Räumen  im  Innern  des  Hauses.  Grasplätzchen, 
Koniferen,  Cypressen  u.  s.  w.  tragen  viel  zur  Verschönerung  der 
Außeuläufe  bei,  die  durch  Springbrunnen  frisches  Wasser  erhalten. 
Doch  ist  die  Besetzung  keine  derartige,  wie  sie  nach  den  von  Herrn 
Direktor  Bodinus  überkommenen  Traditionen  wohl  zu  erwarten  war. 
Auch  wird  auf  Züchtung  dieser  prachtvollen  Hühnervögel  gar  kein 
Gewicht  gelegt  und  es  ist  deshalb  nicht  zu  verwundern,  wenn  eine 
Art  nur  in  einem  Exemplar,  sei  es  Männchen  oder  Weibchen,  ver¬ 
treten  ist,  ein  wegen  der  großen  Geschlechtsverschiedenheit  dieser 
Vögel  kaum  zu  entschuldigender  Mangel.  Die  Arten  Numida  vul- 
turina ,  Ceriornis  satyra ,  Polyplectron  bicalcaratus,  Euplocomus  linea- 
tus ,  E.  Sivinhoei ,  E.  Vieilloti ,  Phasianus  Reevesü  und  Thaumalea 
Amherstiae  waren  vorhanden.  Außerdem  befand  sich  in  einem  Käfig 
eine  Kanarienvogelhecke. 

Hinter  der  Fasauenvoliere  liegen  zwei  Läufe,  in  denen  früher 
die  Kängurus  lebten.  Jetzt  wird  der  eine  von  einem  weiblichen 
Hyänenhund,  Lycaon  pictus,  bewohnt,  in  dem  anderen  waren  Ka¬ 
ninchen  uutergebracht.  Kleine  Holzhütten  dienen  ihnen  bei  schlechter 
Witterung  zum  Unterschlupf.  Im  Winter  bezieht  der  Hyänenhund 
einen  Käfig  im  Hause  der  Vogelgallerie. 

Das  nächste  Tiergebäude  ist  die  Schmuckvogelvoliere,  eine  kleine 
schmucke  Voliere,  die  nur  während  der  warmen  Jahreszeit  einer 
Anzahl  durch  ihr  Federkleid  ausgezeichneter  Vögel,  wie  Weber, 
Witwen,  Kardinälen ,  Stärlingen  etc.  zur  Wohnung  dient.  Der 
ganze  Raum  zerfällt  in  5  Abteilungen,  von  denen  die  an  beiden 
Seiten  gelegenen  etwas  vorspringen.  Jede  derselben  läßt  sich  durch 
eine  Glasthür  noch  in  eine  hintere  dicht,  geschlossene  und  eine 
vordere  vergitterte  teilen.  In  den  vorderen  befindet  sich  je  ein 
kleiner  Springbrunnen.  Der  Fuß  der  Voliere  ist  von  schönen  Blumen 


72 


uud  Blattpflanzen  verdeckt,  die  Seiten  sind  von  dichtem  Gesträuch 
verhüllt.  Vor  ihr,  durch  den  Gang  für  das  Publikum  von  ihr  ge¬ 
trennt,  liegt  ein  von  Rasen  eingefaßtes  reizendes  RI  innen  parterre, 
wie  denn  in  dieser  Gegend  überhaupt  die  Kunstgärtnerei  ihre  besten 
Stücke  aufweist. 

Wir  gehen  am  Maschinenhaus  vorüber,  in  welchem  sich  die 
Dampfpumpe  befindet,  die  das  Wasser  in  das  auf  dem  Dach  befind¬ 
liche  Reservoir  treibt.  Von  diesem  aus  werden  dann  sämtliche 
Teiche  und  ein  ausgebreitetes  Röhrennetz  versorgt.  Gegenüber  liegt 
ein  ^kleiner,  mit  Blumen,  Ziersträuchern  und  Gras  geschmückter 
Berg,  von  dessen  Spitze  ein  schön  angelegter  Wasserfall  herab¬ 
stürzt,  der  sein  Wasser  zunächst  in  den  Berg weiher  ergießt.  Dieser 
wiederum  giebt  es  au  die  übrigen  Teiche,  mit  Ausnahme  des  Fla¬ 
mingoteiches  ab. 

Nur  wenige  Schritte  von  dem  Wasserfall  und  wir  sind  am 
großen  Raubtierhause,  einem  der  Hauptgebäude  des  Gartens,  das 
durch  den  Umbau  im  Jahre  1880  sehr  gewonnen  hat.  Wie  ge¬ 
wöhnlich,  so  ist  auch  dieses  gallerieförmig  angelegt.  Es  hat  acht 
Außenkäfige,  von  denen  vier  weit  nach  außen  vorspringen  und  so 
den  Tieren  größeren  Spielraum  gewähren.  Von  den  beiden  Kopf¬ 
enden  können  wir  das  Haus  betreten;  Doppelthüren  verhindern  einen 
starken  Luftzug.  Innerhalb  der  beiden  Thiiren  befinden  sich  die 
Eingänge  zu  den  in  der  Zweizahl  vorhandenen  Winterstuben.  In 
dieseu  befinden  sich  die  W urfkäfige  und  von  hier  aus  gelangt  man 
auf  die  Gallerie,  die  sich  über  den  Iunenkäfigen  hinzieht  und  von 
wo  aus  die  Schieber  zwischen  diesen  und  den  Außenkäfigen  regiert 
werden.  Wer  das  Innere  des  Hauses  vor  1880  kannte  und  es  jetzt 
betritt,  wird  erstaunen  ob  der  Veränderung.  Die  Luft  ist  bedeutend 
besser  geworden  und  die  dunklen  Holzkasten,  die  nur  vorne  ein 
Gitter  hatten,  sind  verschwunden.  Nur  Boden,  Rückwand  und  Seiten 
der  zwölf  neuen  Käfige  sind  aus  festgefügtem  Eichenholz,  während 
der  Verschluß  vorne  und  oben  durch  Eisengitter  bewerkstelligt  ist. 
Über  ihnen  befinden  sich  Fenster  in  der  Decke,  welche  zur  Venti¬ 
lation  dienen.  Doch  führen  diese  nicht  direkt  in’s  Freie,  sondern 
münden  auf  den  Bodenraum ,  so  daß  ein  zu  heftiger  Luftwechsel 
vermieden  wird.  Vor  den  Käfigen  her  läuft  eine  Rinne  mit  fließen¬ 
dem  Wasser.  Der  Raum  für  das  Publikum,  welches  selbstverständ¬ 
lich  durch  eine  Barriere  in  geziemender  Ferne  von  den  Tieren  ge¬ 
halten  wird,  ist  mit  Mosaikplatten  gepflastert,  ebenso  die  den  Käfigen 
gegenüberliegende,  mit  Fenstern  versehene  Wand  mannshoch  damit 


belegt.  An  dieser  stehen  drei  eiserne  Regulieröfen,  von  denen  bis 
jetzt  zwei  zur  Erhaltung  der  nötigen  Temperatur  genügten.  Folgende 
Katzen  waren  vorhanden  :  4  Felis  leo,  2  F.  concolor ,  2  F.  tigris , 
2  F.  leoparclus ,  2  F.  melas ,  2  F.  onca  (immer  Paare)  und  1  F. 
guttata.  Den  Tieren  selbst  müssen  die  alten  Käfige  indessen  viel 
besser  zugesagt  haben,  wie  die  Geburten  beweisen.  So  wurden,  wie 
mir  Herr  Direktor  Funk  mitteilte,  in  den  Jahren  1870 — 79  unter 
anderen  32  Löwen  und  5  Jaguars  gezogen,  während  nach  dem  Um- 
bau  noch  kein  Tier  Junge  gebracht  hat. 

Ebenso  gut  wie  das  große  ist  das  dicht  daneben  liegende  kleine 
Raubtierhaus  besetzt.  Der  Kölner  Garten  nimmt,  was  die  kleinen 
Katzen  anbelangt,  unstreitig  eine  der  ersten  Stellen  ein.  Das  Haus 
ist  nicht  mehr  das  alte,  welches  durch  seinen  penetranten  Geruch 
die  ganze  Umgegend  verpestete,  sondern  an  seine  Stelle  ist  1883 
ein  freundlicher,  massiver  Neubau  getreten,  dessen  vordere  Seite  mit 
Holz  verschalt  ist.  Hinter  großen  aufschiebbareu  Glasscheiben  be¬ 
finden  sich  in  zehn  Käfigen  1  Felis  serval,  2  F.  pardalis ,  1  Para- 
doxurus  typ us,  1  Viverra  civetta ,  1  Ganis  Cerdo ,  1  Phalangista  vul- 
pina ,  2  Dasyurus  ursinus.  Bei  diesen  entdeckte  der  Wärter  am 
11.  August  1883  zwei  Junge.  Für  die  ganzen  Tiere  war  der  Beutel 
der  Mutter  nicht  groß  genug;  nur  der  Kopf  befand  sich  in  dem¬ 
selben,  während  der  übrige  Körper  nach  außen  hervorragte.  Hinter 
den  Käfigen  liegt  noch  ein  größerer  Raum,  in  dem  sich  auch  der 
Ofen  befindet. 

Die  Schweinebucht  zerfällt  in  vier  mit  Eisenstangen  umfriedigte 
Gehege,  die  mit  geräumigen  und  warmen  Ställen  in  Verbindung 
stehen.  Sus  scrofa,  S.  pliciceps  und  Dicotyles  torquatus  fanden 
sich  hier. 

An  die  Schweinebucht  schließt  sich  der  Wirtschaftshof  mit 
Küche,  Heuboden,  Kastenschuppen  etc.  dicht  an.  Von  hier  aus  ge¬ 
langt  mau  auch  in  die  neue  Anlage,  an  welcher  im  Sommer  1888 
noch  fleißig  gearbeitet  wurde.  Dieselbe  umfaßt  ein  Areal  von 
sechs  preussischen  Morgen,  so  daß  dadurch  der  Garten  auf  ca.  30 
Morgen  anwächst.  Zu  bedauern  ist  nur,  daß  kein  inniger  Zusam¬ 
menhang  zwischen  der  neuen  und  alten  Anlage  besteht.  Zwischen 
beiden  führt  nämlich  ein  Privatweg  hindurch,  wegen  dessen  Erwerb 
sich  die  Gesellschaft  mit  dem  Besitzer  nicht  einigen  konute.  Man 
mußte  denselben  deshalb  überbrücken,  muß  so  aber  die  Nachteile 
erfragen,  welche  eine  schlechte  Übersicht  und  erschwerte  Kontrolle 
mit  sich  bringen.  Der  neue  Park  ist  rings  von  einer  Mauer  um- 


74 


schlossen  und  so  hoch  gelegt,  daß  er  vorn  Rhein  nicht  überschwemmt 
werden  kann.  In  ihm  befindet  sich  ein  großer  Teich,  welcher  haupt¬ 
sächlich  dem  Schlittschuhsport  dienen  soll.  Außerdem  werden  wahr¬ 
scheinlich  die  Känguru  nach  hier  übersiedeln. 

Wir  gehen  einige  Schritte  zurück  und  gelangen  durch  eine 
schattige  Lindenallee  zu  dem  in  maurischem  Stil  gebauten  Elefanten¬ 
haus.  Dasselbe  hat  durch  die  letzte  Rheinüberschwemmung  eine 
gewisse  Berühmtheit  erlangt  und  ist  in  seinen  Teilen  in  vielen 
Journalen  abgebildet.  Im  großen  und  ganzen  ist  der  Grundriß  ein 
Rechteck,  dessen  eiue  Seite  und  zwar  die  der  Thür  gegenüberliegende 
durch  einen  Halbkreis  ersetzt  ist.  Hier  befindet  sich  in  der  Mitte 
der  Giraffenkäfig  und  rechts  und  links  davGii  vier  Käfige  mit  schweren 
Eisenstäben  für  Elefanten  und  Nashörner.  In  den  Elefautenkäfigen 
hat  mau  eine  Erhöhung  gemauert,  auf  welche  sich  die  Tiere  bei 
einer  neuen  Überschwemmung  zurückziehen  können  und  sie  werden 
jetzt  schon  für  diesen  Notfall  eingeschult.  In  dem  Rechteck  be¬ 
finden  sich  15  Käfige  für  Antilopen  und  Pferde,  doch  sind  sie  nicht 
genügend  beleuchtet.  Die  über  den  Ausgangsthüren  angebrachten 
Oberlichter  reichen  nicht  aus,  zumal  der  Beschauer  sehr  hell  steht. 
Giraffen  waren  nicht  vorhanden;  in  ihrem  Raum  lagerten  zwei 
amerikanische  Tapire.  Die  Nachbarn  derselben  waren  ein  indischer 
und  ein  afrikanischer  Elefant  und  eiu  indisches  Nashorn.  Antilopen 
notierte  ich  folgende :  2  Catoblepas  Gnu ,  1  BuselapJms  Oreas,  (ein 
schönes  Weibchen  ,  das  mit  einem  Stier  zusammeugebracht  dem 
Garten  gewiß  manches  Junge  bringen  würde.)  4  Onyx  leucoryx , 
1  Hippotrcigus  Baker i,  1  P.  Antilope  Imbalis  mit  einem  Juugeu  von 
1883  und  6  Antilope  cervicapra ,  die  meisten  im  Garten  gezogen. 
Von  den  Pferden  war  nur  Equus  BurciieUii  in  3  Exemplaren  ver¬ 
treten.  Bei  ihnen,  besonders  beim  weiblichen  Tiere,  fiel  mir  die 
auf  der  Außenseite  der  Beine  fortgesetzte  Streifung  auf,  doch  kann 
ich  nicht  angeben,  ob  vielleicht  Bastardierung  mit  einer  anderen 
Zebraart  stattgefunden  hat. 

Die  Heizung  liegt  in  der  Mitte  des  Zuschauerraunies,  in  dem 
sich  außerdem  noch  ein  großer  Bauer  mit  Kanarienvögeln  be¬ 


findet. 

Interessant  ist  die  Art  und  Weise,  wie  die  Antilopen  während 
des  Hochwassers  untergebracht  waren.  Mau  hatte  angefangen  Flöße 
zu  bauen,  welche  auf  den  Boden  der  Käfige  gelegt  wurden,  war 
aber  erst  mit  einigen  fertig,  als  plötzlich  das  Wasser  kam.  Der 
Wärter  trieb  schnell  entschlossen  alle  Antilopen  auf  die  wenigen 


Flöße  mul  sie  vertrugen  sich,  die  gemeinsame  Gefahr  erkennend, 
ausgezeichnet.  Nur  eine  ging,  nachdem  das  Wasser  wieder  allge¬ 
laufen  war,  zu  Grunde. 

Um  das  Haus  herum  befinden  sich  11  Außenläufe  für  Antilopen 
und  Pferde,  einer  für  Giraffen,  zwei  für  Elefanten  und  einer  mit 
flachem  Wasserbecken  für  das  Nashorn.  (Fortsetzung  folgt.) 


Der  spanische  San  tischlüpf  er  (Psammoclromiis  hispanicus.  Fitz) 

und  seine  Fortpflanzung  in  der  Gefangenschaft. 

Von  Joli.  von  Fischer. 

(Schluß.) 


Der  spanische  Sandschlüpfer  kommt  neuerdings  häufig  und  regel¬ 
mäßig  in  den  Handel  und  kann  von  jeder  Tier-  oder  Aquariumhandlung 
zum  Preise  von  0,80  —  1,00  Mk.  pro  Stück  bezogen  werden. 

Sein  munteres  Wesen,  seine  zierliche  Gestalt  und  sein  schmuckes 
Kleid  haben  ihn  rasch  zum  Liebling  eines  jeden  Terrariumbesitzers 
gemacht.  Bei  zweckmäßiger  Haltung  und  guter  Nahrung  lebt  er 
auch  länger  als  in  der  Freiheit,  in  der  die  vom  Fortpflanzungs¬ 
geschäft  erschöpften  Tiere  bald  den  Unbilden  der  Herbstwitterung 
erliegen. 

Die  Bewegungen  der  Sandschlüpfer  sind  rascher  als  die  irgend 
einer  europäischen  Eidechse,  und  wenn  man  ihn  auf  dem  gleichfarbenen 
Sande  dahinhuschen  sieht,  glaubt  man  weit  eher  den  Schatten  eines 
fliegenden  Insekts  als  eine  Eidechse  zu  erblicken. 

Die  größten  Feinde  dieser  Eidechsenart  sind  die  Kälte  und  die 
Nässe,  und  die  Tiere  müssen  vor  beiden  sorgfältig  geschützt  werden. 
In  warmen,  trockenen,  recht  sonnig  stehenden  Terrarien  haben  sie 
keines  von  beidem  zu  befürchten. 

So  lauge  die  Sonne  scheint  oder  die  Heizung  in  vollem  Gange 
ist,  sind  sie  sehr  beweglich  oder  lagern  sich  oft  zu  Dutzenden  über¬ 
und  nebeneinander,  um  sich  auf  dem  souuebeschienenen  Sande  zu 
wärmen.  Erst,  wenn  die  Sonnenstrahlen  allzu  stark  zu  sengen  be¬ 
ginnen,  verkriechen  sie  sich  unter  Schatten  spendende  Gegenstände. 

Mit  dem  Sinken  des  Tagesgestirns  vergraben  sie  sich  in  den 
trockenen,  recht  lockeren  Seesand,  in  dem  sie  vollständig  verschwinden. 
Nur  wenn  die  Sandschicht  nicht  genügend  hoch  ist,  sieht  man  ihre 
Schwänze  herausragen.  Der  Körper  ist  jedoch  stets  im  Sande 


76 


vergraben.  Auch  lieben  sie  es,  unter  dem  Sande  oft  streckenweise 
fort  zu  schlüpfen. 

Mit  dem  Wärmen  der  Morgeusonne  erscheinen  die  spitzen  Köpfe 
dieser  hübschen  Tiere,  die  ausgesprochene  Tagtiere  sind.  Nur  all¬ 
mählich  verlassen  sie,  in  dem  Mähe  als  sich  der  Sand  erwärmt,  die 
sie  schützende  Sandschicht,  bis  der  ganze  Körper  auf  der  Oberfläche 
derselben  erscheint.  Daß  Seesand  allen  andern  Sandarten  vorzuziehen 
ist,  davon  genüge  nur  ein  Beispiel: 

Ich  erhielt  zuerst  36  Stück  Sandschlüpfer,  die  ich  in  ein  trockenes 
warmes,  mit  trockenem  sogenanntem  »weißen«  Sande  gefülltes,  gut 
durchlüftetes  Terrarium  setzte.  Nach  14  Tagen  starb  mir  der  letzte 
Psammodromus. 

Später  erhielt  ich  zuerst  18  und  dann  46  Stück,  nebst  einer 
Ladung  Seesandes  vom  Mittelmeerstrande,  welchen  ich  zur  Füllung 
desselben  Terrariums  benutzte.  Bis  heute,  nach  Monaten,  ist  mir 
auch  nicht  ein  einziger  gestorben.  Die  Tiere  sind  sehr  munter, 
fressen  gut  und  besitzen  stets  klare,  nie  verklebte  Augen,  was  bei 
der  andern  Füllung  durchweg  der  Fall  war. 

Dadurch  erklärt  es  sich  auch,  warum  mau  diese  Art  nie  in 
großer  Anzahl  auf  sandigen  Bergen  etc.,  also  weit  vom  Meere  ent¬ 
fernt,  antrifft.  Die  Lebeusbedingungen  sind  hier  olfenbar  ungünstig, 
und  nur  die  robustesten  Individuen ,  die  sich  an  die  Bodenart  au- 
passen  konuteu  und  angepaßt  haben  ,  haben  sich  erhalten  können. 
Auch  sind  in  solchen,  isoliert  vorkoinmeudeu  Fuudorteu  die  Be¬ 
dingungen  zur  Entwickelung  der  Eier  und  zum  Gedeihen  der  Brut 
wahrscheinlich  noch  weit  ungünstiger  als  am  Meeresstrande.  Denn 
während  mau  hier  in  ein  paar  Stunden  bequem  50 — 60  Stück  und 
mehr  Sandschlüpfer  erbeuten  kann,  findet  man  dort  in  4 — 5  Tagen 
kaum  3.  Auch  hat  sich  die  Bewegungsart  der  weit  vom  Meere 
lebenden  Sandschlüpfer  total  verändert.  Während  der  am  Meeres¬ 
ufer  lebende  Sandschlüpfer  pfeilschnell  von  Grasinsel  zu  Grasinsel 
eilt,  ist  er  hier  langsamer  und  bedächtiger  geworden.  Mit  Vorsicht 
und  nicht  allzu  schnell  läuft  er  zwischen  den  Büscheln  des  wilden 
Thymians  und  des  krüppelicheu  südeuropäischen  Wacholders  herum, 
jede  Steinspalte  oder  jedes  Geröll  benutzend,  um  in  derselben  lang¬ 
samer  als  die  Mauereidechse  zu  verschwinden. 

Ob  nun  diese  etwa  18 — 20  Kilometer  vom  Meere  lebenden 
kleinen  Saurier  noch  von  den  Zeiten  nachgeblieben  sind,  als  dieses 
die  Höhen  umspülte  oder  ob  eine  Wanderung  stattgefunden  hat, 


ist  nicht  leicht  zu  entscheiden.  Wahrscheinlicher  scheint  mir  erstere 
Annahme  zu  sein. 

Der  Sandschlüpfer  besitzt  eine  wirkliche  Stimme,  d.  h.  nicht 
nur  das  den  meisten  Reptilien  eigene  Zischen,  was  ja  nur  eine 
Athemerscheinung  ist.  Ergreift  man  einen  laufenden  Sandschlüpfer 
oder  drückt  man  ihn  sanft  zwischen  den  Fingern,  so  hört  man  seine 
Stimme  deutlich.  Es  ist  ein  ziemlich  lautes,  kurz  nacheinander 
zweimal,  seltener  dreimal  ausgestoßenes  Piepen,  das  wie  tsi-tsi 
klingt  und  dem  abgeschwächten  Ruf  der  Blaumeise  nicht  unähn¬ 
lich  ist. 

Derselbe  Laut  wird  auch  bei  der  Paarung  gehört,  wobei  sich 
das  Männcheu  nach  Eidechsenart  im  Nacken  des  Weibchens,  welches 
heftig  schreit,  festbeißt.  Hier  wird  das  Piepen  viel  lauter  und  werden 
die  Silben  mehreremal  hintereinander  ausgestoßen. 

Die  Sandschlüpfer  sind  äußerst  friedliebende  Tiere,  dessenunge¬ 
achtet  streiten  brünftige  Männchen  nicht  selten  mit  einander,  wobei 
sie  sich  gegenseitig  verfolgen  und  zu  beißen  suchen.  Meist  beißen 
sie  in  den  Schwanz,  der  auch  oft  zwischen  den  Kiefern  des  Gegners 
bleibt  und  nach  Anolis-  und  Lacerta- Art  verzehrt  wird. 

Übrigens  ist  der  Schwanz  des  Sandschlüpfers  bei  weitem  nicht 
so  brüchig  wie  z.  B.  bei  Lacerta  muralis. 

Im  Zorn  bewegen  die  Sandschlüpfer  den  Schwanz  konvulsorisch 
schlängelnd  wie  Lacerten  u.  a.,  wobei  sie  ihren  Vorderkörper  (bis 
zur  Achsel)  langsam  nach  Gecko-Art  bald  nach  rechts,  bald  nach 
links  schwenken. 

Ob  der  Sandschlüpfer  viele  Feinde  hat,  vermag  ich  nicht  zu 
sagen.  Ich  glaube  es  nicht.  Vielleicht  wird  er  von  den  großen 
südeuropäischen  Smaragdeidechsen  ( Lacerta  viridis),  die  ich  oft  beim 
Fang  der  Sandschlüpfer  zwischen  dem  Dünengrase  aufgescheucht 
habe,  gefressen. 

Die  mit  dem  Sandschlüpfer  heimische  Girondennatter  (Coroncüa 
girundica )  weigerte  sich  diese  Tiere  zu  fressen ,  sie  zog  Mauer¬ 
eidechsen  diesen  vor.  Auch  glaube  ich  nicht,  daß  sie  sie  in  der 
Freiheit  verzehrt.  Die  Girondennatter  jagt  überwiegend  in  der 
Abend-  und  Morgendämmerung  oder  in  mondhellen  Nächten,  wo  die 
Sandschlüpfer  tief  unter  dem  Sande  geborgen  liegen.  Da  dieser 
hinter  ihnen  sofort  zufallt,  kann  sie  sie  nicht  finden  und  aus  dem¬ 
selben  hervorscheuchen,  wie  sie  es  bei  der  Mauereidechse  thut,  die 
sie  abends  aus  ihren  Schlupfwinkeln  heraustreibt,  indem  sie  in  die¬ 
selben  kriecht. 


78 


Schutzmittel  sind  dem  Sandschlüpfer  nur  zwei  eigen :  die 
schnelle  Flucht  und  das  Sichtotstellen.  Letzteres  bringt  er  bis  zu 
einer  groben  Virtuosität,  und  ich  selbst  habe  mich  öfters  täuschen 
lassen,  wenn  ich  einen  frischgefangenen  Sandschlüpfer  in  ein  Glas 
setzte  und  denselben  wie  leblos  mit  eingehaltenem  Athem  liegen 
sah,  bis  er  mir  entwischte. 

Zahm  wird  diese  Art  kaum.  Sie  begnügt  sich,  Fliegen,  Mehl¬ 
würmer  etc.  aus  der  Hand  zu  fressen,  wenn  diese  unbeweglich  bleibt. 

Das  Auge  ist  scharf  und  geübt,  das  Gehör  nicht  schlecht  ent- 
wickelt.  Der  Geruch  ist  schwach,  der  Geschmack  mäßig,  indem  die 
Sandschlüpfer  alles  Lebende  fressen.  Der  Tastsinn,  welcher  seinen 
Hauptsitz  in  der  Zunge  hat,  wird  wenig  geübt.  Man  sieht  fast  nie 
oder  nur  äußerst  selten  die  Tiere  im  Gegensatz  zu  andern  Lcicertiden 
züngeln. 

Als  Futter  reiche  ich  meinen  Gefangenen  den  ganzen  Sommer 
durch  ausschließlich  Fliegen,  die  sie  sehr  lieben  und  die  ich  mit  dem 
Fliegensack  fange  und  vor  dem  Reichen  durch  Schlagen  gegen  den 
Boden  betäube,  worauf  ich  den  Sack  im  Behälter  umstülpe.  Sofort 
eilen  die  kleinen  Eidechsen  herbei,  um  die  zappelnden  Fliegen  auf- 
zn lesen. 

Die  Sandschlüpfer  würden  die  herumfliegendeu  Fliegen  nicht 
fangen  können,  da  sie  fast  gar  nicht  springen  können.  Ihre  Nahrung- 
bestellt  ja  in  der  Freiheit  aus  kriechenden,  laufenden  oder  doch  nur 
niedrig  fliegenden  Insekten.  Sie  lernen  jedoch  bald  die  auf  einem 
Stück  Zucker  sitzenden  Fliegen  zu  beschleichen  und  zu  fangen,  indem 
sie  dieselben  von  oben  herab  erfassen. 

Zucker  lieben  sie  sehr  wie  alle  Eidechsen  und  bleiben  oft  viertel- 
stundenlang  um  ein  Stück  gruppiert,  welches  sie  begierig  belecken. 

Außer  Fliegen  fressen  sie  auch  kleine  Mehlwürmer  (größere 
würgen  sie  oft  am  andern  Tage  wieder  heraus),  allerlei  Kerfe, 
Maden  etc.  Es  sieht  ungemein  possierlich  aus,  wenn  sich  zwei  Sand¬ 
schlüpfer  um  einen  Mehlwurm  streiten.  Der  größere  schüttelt  den 
kleineren  oft  derart,  daß  der  letztere  weit  fortgeschleudert  wird, 
während  er  selbst  auf  den  Rücken  fällt. 

Das  Trinken  geschieht  lappend. 


Am  13.  und  14.  Juni  1883  begannen  unter  meinen  Gefangenen 
die  ersten  Paarungen.  Diese  geschahen  unter  vielem  Schreien. 

Ich  setzte  ein  Paar  in  ein  Separatterrarium  ab. 


79 


Am  1.  Juli,  also  nach  17 — 18  Tagen  legte  das  Weibchen  in  den 
Saud  G  weihe,  an  beiden  Enden  gleich  breite  länglich -ovale  Eier 
mit  pergamentartiger  Schale.  Ihre  Mähe  waren  folgende :  Länge : 
12,75  mm;  Breite  7  mm. 

Ich  legte  sie  mit  andern  ziemlich  zu  gleicher  Zeit  gelegten  und 
mit  einem  Zeichen  versehenen  Eiern  in  geräumige,  20 — 25cm  hohe 
Einmachegläser,  von  denen  einige  mit  weihem,  durchgesiebtem,  kalk¬ 
freiem  Saude,  die  andern  mit  Seesand  folgen  der  weise  gefüllt  wurden. 

Der  Boden  der  Gläser  beider  Kategorien  wurde  leicht  ange¬ 
feuchtet,  darauf  eine  3  cm  hohe  Lage  noch  trockenen  Sandes  ge- 
bracht.  Auf  diese  letzte  legte  ich  die  Eier,  jedoch  so;  dah  sie  sich 
gegenseitig  nicht  berühren  konnten,  damit  eine  etwaige  Schimmel- 
bildung  auf  dem  einen  nicht  das  Nachbarei  anstecken  könne.  Die 
Zwischenräume  wurden  mit  feiugesiebtem,  trockenem  Sande  aus- 
gefüllt. 

Der  Rest  des  Inhalts  der  Gläser  wurde  ganz  lose  mit  trockenem 
Sande  nachgefüllt.  Statt  eines  Stöpsels  wurde  ein  Pfropf  stark  durch¬ 
nähten,  in  Leinwand  eingewickelten  Sphagnummooses  auf  die  Mün¬ 
dungen  der  Gläser  gebracht  und  mit  einem  Stück  Tüll  zugebunden. 
Das  Ganze  stellte  ich  in  ein  temperiertes,  trockeues,  von  der  Sonne 
stark  beschienenes  und  gut  gelüftetes  Terrarium. 

Die  Gläser  wurden,  täglich  beobachtet,  ob  sie  den  gehörigen 
Feuchtigkeitsgrad  der  Sandfüllung  besähen.  Als  Mahstab  diente 
mir  das  Vorhandensein  winziger,  au  den  Glaswänden  zwischen  den 
Sandporen  haftender  Wasserpartikelu  (Schwitzen  der  inneren  Wände), 
sowie  das  Beschlagen  der  Innenwand  der  Gläser  zwischen  dem  Pfropf 
und  der  Sandschicht. 

Sobald  dieses  »Schwitzen«  zu  schwinden  begann  oder  nur  stellen¬ 
weise  auftrat,  befeuchtete  ich  den  Moospfropf  vermittelst  eines  Zer¬ 
stäubers  so  lauge,  bis  die  durchgehende  Wassermenge  auf  die  Sand¬ 
schicht  herabzutropfen  begann  und  sich  diese  dunkler  färbte.  Darauf 
wurde  das  Glas  einem  grellen  aber  durch  Sandaufhäufung  gedämpften 
Sonnenlicht  in  dem  Terrarium  ausgesetzt. 

Am  14.  August  sah  ich  die  Gläser,  jedes  einzeln,  nach,  entfernte 
die  Saudschicht  und  die  Eier  aus  denselben  vermittelst  eines  kleinen 
Löffels. 

Die  bei  weitem  grollte  Anzahl  der  Eier  war  stellenweise  grau, 
d.  h.  durchscheinend  geworden  und  fühlte  sich  bedeutend  praller 
an  als  die  frischgelegten.  Sie  hatten  an  Umfang  zugenommen, 
waren  demnach  g  e  w  achs  e  n.  Ihre  Malle  waren  folgende : 


80  — 


Länge:  20,75  mm  —  17  nun. 

Breite:  11  mm  —  10  mm. 

Sie  hatten  eine  solche  Größe  erreicht,  daß  kein  Sandschlüpfer 
im  Staude  gewesen  wäre,  auch  nur  eins  zu  legen. 

Beim  Aufschneiden  eines,  solchen  gewachsenen  Eies  fand  sich 
ein  lebensfähiger  fast  fertiger  Fötus  vor. 

o  ö 

Die  übrigen  nicht  gewachsenen  Eier  waren  teils  u  n  1)  e- 

O  o 

fruchtet,  teils  faul  und  ließen  nur  verweste  Embryoneureste  im 
ersten  Stadium  ihres  fötalen  Lebens  erkennen. 

Ich  entfernte  die  verdorbenen  Eier  nebst  dem  sie  umfüllenden 
Sande  und  brachte  die  unverdorbenen  in  ihre  ursprüngliche  Lage, 
genau  beobachtend,  daß  sic  weder  gerüttelt  noch  gewendet  wurden. 

Hier  muß  ich  ein  für  Reptilienzüchter  wichtiges  Kriterium  und 
eine  Verhaltungsmaßregel  einschalten,  die,  wenn  sie  nicht  beobachtet 
wird,  ganze  Reiheu  Ausbriitungsversuche  in  Frage  stellen  kann.  Alle 
pergameutschaligeu  Eier  der  Reptilien,  als  Eidechsen  und  Schlangen, 
sind  gegen  die  Schwankungen  des  Feuchtigkeitsgrades  sehr  empfindlich. 
Werden  sie  zu  trocken  gehalten,  so  schrumpfen  sie  ein  und  sterben 
ab.  Werden  sie  dagegen  zu  stark  angefeuchtet,  so  verfaulen  sie, 
worauf  der  Schimmel  stark  um  sich  greift  und  bald  das  ganze  Ge¬ 
lege  zerstört. 

Daher  muß  man  das  richtige  Mittel  zu  finden  wissen,  was  man 
nach  einiger  Übung  bald  erreicht. 

Der  Sand  oder  die  Erde  darf  an  den  Eiern  nicht  teigig  an  haften 
sondern  muß  von  denselben  bei  ihrer  Herausnahme  aus  der  sie 
umgebenden  Schicht  körnerweise  abfalleu,  so  daß  das  Ei  jederzeit 
rein  erscheint. 

Wer  Reptilieneier  selbst  ausgegraben  oder  gezeitigt  hat,  wird 
wissen,  daß  alle  in  der  Freiheit  gefundenen,  gesunden  Eier  voll¬ 
kommen  rein  oder  doch  leicht  von  dem  anhängenden  Sande  oder 
der  Erde  zu  befreien  sind.  Auch  sind  nie  Beulen  oder  Runzeln  vor¬ 
handen.  Würde  die  Umgebung  das  Ei  krustenartig  umschließen,  so 
würden  die  Poren  desselben  verstopft  und  der  Fötus  erstickt  werden. 

Am  17.  August  sah  ich  nochmals  in  den  Gläsern  nach  und 
fand  auf  der  Oberfläche  der  Sandschicht,  welche  die  am  1.  Juli  ab¬ 
gelegten  Eier  enthielt,  zwei  ausgeschlüpfte  Sandschlüpfer.  Sie  hatten 
sich  von  unten  nach  oben  gewühlt  und  lageu  auf  dem  Sande  im 
Sonnenscheine.  Sie  fühlten  sich  noch  feucht  an  und  hatten  beide 
Augen  vom  weißen  (nicht  See-)  Sande  verklebt.  Auch  überzog  eine 
krustenartige  Schicht  den  größten  Teil  des  Kopfes.  Bei  den  später 


81 


ausgeschlüpften,  im  Seesaude  gezeitigten  Jungen  war  diese  Erscheinung 
nicht  zu  bemerken.  Der  Seesand  verklebte  zwar  hie  und  da  die 
Augen,  wurde  aber  leicht  durch  Reiben  au  harten  Gegenständen 
abgestreift. 

Offenbar  liegt  darin  die  Ursache,  warum  der  Sandläufer  an 
Orten  mit  Seesandboden  häufiger  ist  als  dort,  wo  dieser  fehlt  und 
die  jungen  Tiere  gleich  in  den  ersten  Lebenstagen  hilflos  mit  jener 
Kruste,  die  den  Kopf  oft  kappenartig  umgiebt,  umherlaufen  und 
umkommen.  Zur  Entfernung  dieser  Kruste  mußte  ich  die  Hülfe  des 
Messers  in  Anspruch  nehmen,  mit  dem  ich  den  Kopf  reinigte,  was 
den  jungen  Tieren  offenbar  Schmerzen  verursachte,  denn  sie  schrien 
ziemlich  laut. 

Die  Längenmaße  waren  bei  den  ausgeschlüpften  Tieren  folgende: 

Länge  des  Gesamtkörpers  (von  der  Schnauzenspitze  bis  zum 
Schwauzende)  53 — 54  mm.  Länge  des  Schwanzes:  31  — 32  mm. 

Bei  genauerer  Betrachtung  des  Glasinhaltes  hörte  ich  ein  Scharren 

o  o 

an  den  Glaswänden  und  fand  im  Sande  noch  fernere  4  vom  Gelege 
am  1.  Juli  stammende  Sandschlüpfer. 

Die  Eischalen  waren  der  Länge  nach  halbiert  und  zum  Teil 
bereits  eingerollt,  was  auf  den  Beginn  des  Eintrocknens  schließen  ließ. 

Die  Dauer  der  Tragzeit  ist  demnach  17  Tage,  die  Dauer  der 
Brutzeit  48  Tage. 

Spätere  Brutresultate  bestätigen  die  Daten  mit  einer  Variante 
von  1 — 3  Tagen. 

Ich  setzte  die  neugeborenen  Tierchen  in  kleine  Zuchtterrarien, 
denen  ich  einen  warmen,  recht  sonnigen  Staud  gab. 

Nun  wurde  die  Fütterungsfrage  eine  sehr  heikle.  Vor  Fliegen, 
Ameisen  fürchteten  sie  sich  und  nur  einer  fraß  einen  winzigen 
Regenwurm.  Kleine  Dipteren,  welche  die  Fisch-,  Muschel-  und 
Krustaceenkadaver  am  Meeresstrande  myriadenweiße  umschwärmen, 
konnte  ich  mir  nicht  beschaffen.  Kleine  Mehlwürmer  erwiesen  sich 
zu  hart.  Auf  diese  Weise  lebten  sie  14  Tage,  jede  gebotene  Nahrung 
verschmähend,  obschon  sie  häufig  genug  auf  eine  Motte,  eine  Mücke 
etc.  losstürzten,  sie  anstierten,  dann  aber  im  nächsten  Moment  in 
panischer  Furcht  davonjagten,  sobald  sich  das  Insekt  bewegte.  Sie 
wurden  immer  magerer  und  in  der  Magengegend  fast  durchsichtig, 
bis  einer  nach  dem  andern  eingiug. 

Im  kommenden  Frühjahr  werde  ich  die  Zuchtversuche  im  großen 
anstellen  und  mich  rechtzeitig  mit  am  Seestrande  lebenden  Dipteren 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  1884.  G 


und  ihren  Larven  versehen,  indem  ich  mir  verwesende  Krustaceen- 
kadaver  kommen  lassen  werde,  die  die  winzigen  Maden  in  Hülle  und 
Fülle  enthalten  und  aus  dem  umgebenden  Sande  bequem  herausge¬ 
graben  werden  können. 

Die  etwaigen  Erfolge  werde  ich  in  diesem  Blatte  niederlegen. 

F  ä  r  b  u  n  g  de  r  j  u  n  gen  Tie  r  e. 

Die  Färbung  der  Oberseite  der  jungen  Tiere  ist  ein  mehr  oder 
minder  helles  Gelblich-brauu-grau.  Der  Schwanz  ist  einfarbig  horn¬ 
gelb  mit  leichtem  bräunlichem  Anfluge.  Die  Unterseite  ist  weiß, 
die  des  Schwanzes  sehr  hell  hornfarbig.  Auf  der  Oberseite  des 
Körpers  laufen,  vom  Nacken  bis  zum  Beginn  des  Schwanzes,  (etwa 
bis  zur  Kreuzgegend),  sechs  schmale,  weiße,  leicht  gelblich  angehauchte 
Längsstreifen,  von  denen  ein  jeder  mit  dem  zunehmenden  Alter  des 
Tieres  in  regelmäßigen  Abständen  durch  die  Grundfarbe  unterbrochen 
wird,  wodurch  Längsreihen  kleiner,  gelblicher-  oder  bräunlicher-  oft 
weiher  Tupfen  entstehen,  die  jederseits  von  einem  kleinen,  schwarzen, 
viereckigen,  gleichgroßen,  gemeinschaftlichen  Fleck  flankiert  werden. 

Da  alle  diese  Reihen  überall  an  korrespondierenden  Stellen 
unterbrochen  werden,  so  entstehen  parallellaufendeQuerreihen  schwarzer, 
kleiner  viereckiger  Tupfen,  in  deren  Zwischenräumen  die  besagten 
gelblich-weißen  Flecke  liegen. 

Der  Kopf  ist  einfarbig  dunkel  hornbraun. 

Die  Extremitäten  sind  auf  der  Oberseite  von  der  Färbung  der 
Grundfarbe  des  Körpers,  tragen  aber  deutlich  abgegrenzte  gelblich- 
öder  bräunlich- weiße  Tropfenflecke  wie  junge  Acanthodactylus  vulgaris. 

Mit  dem  zunehmenden  Alter  verwischt  sich  die  Tropfenzeichnuug 
bis  auf  eine  schwache  Andeutung. 

Überhaupt  wird  die  Gesamtzeichnung  der  Körperoberseite  mit 
dem  Alter  eine  mehr  unregelmäßige,  individuell  mannigfach  variierende. 


Die  Tierpflege  des  Zoologischen  Gartens  zu  Hamburg. 

Von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel. 


Unter  diesem  Titel  beabsichtige  ich,  Mitteilungen  aus  dem 
Tierleben  zu  geben,  die  sich  sowohl  auf  einzelne  probat  befundene 
Fütterungsweisen,  wie  auch  auf  solche  Mittel,  die  in  bemerkens¬ 
werten  Vorfällen  mit  Erfolg  angewandt  wurden,  ferner  auf  solche 


83 


Ereignisse,  deren  Erfahrung  uns  für  die  Folge  zur  Richtschnur 
dienen  könnte,  erstrecken. 

Es  sollte  mich  sehr  freuen,  wenn  auch  einige  unserer  Schwester¬ 
anstalten  sich  dazu  verstehen  könnten,  ihre  Beobachtungen  auf 
diesem  Felde  zur  Veröffentlichung  zu  bringen.  Der  Nutzen,  den 
solch  gegenseitiger  Austausch  in  sich  trägt,  ist  zu  einleuchtend, 
um  noch  erst  näher  erörtert  zu  weiden. 

I.  Operation  einer  Löwenkralle. 

Eine  unserer  Löwinnen  war  durch  die  Entartung  einer  Kralle 
an  der  rechten  Vorderpranke,  in  deren  Sohlenballen  sie  einzudringen 
drohte,  erheblich  am  Gehen  behindert.  Um  das  Tier  aus  seiner 
üblen  Lage  zu  befreien,  wurde  das  Stutzen  der  fraglichen  Kralle 
unerlässlich.  Diese  Prozedur  konnte  auf  folgende  Weise  rasch, 
sicher  und  durchaus  gefahrlos  ausgeführt  werden. 

Vermittelst  einer  auf  dem  Fussboden  des  Käfigs  ausgelegten  Hanf¬ 
schlinge,  welche  derart  angebracht  war,  daß  das  Zuziehen  derselben 
in  dem  Gitter  erfolgte,  wurde  die  leidende  Tatze  durch  den  zwischen 
Gitter  und  Fußboden  bestehenden  freien  Raum  hervorgeholt  und 
die  verwachsene  Kralle  sodann  mit  einer  kräftigen  Schere  soweit 
wie  thunlich  beseitigt. 

Die  Leine,  welche  hierbei  zur  Verwendung  kam,  war  von 
1  cm  Durchmesser  Dicke,  ungebraucht  und  zu  dem  Zwecke,  daß 
die  Schlinge  ohne  Hemmung  durch  die  geflochtene  Öse  laufen 
konnte,  glatt,  d.  h.  so  glatt  wie  es  eben  eine  gut  gedrehte  Leine 
sein  kann.  Ferner  mußte  letztere,  wie  sich  von  selbst  versteht, 
eine  solche  Länge  haben,  um  den  vier  Leuten,  die  beim  Anziehen 
derselben  dem  kräftigen  Tiere  Widerstand  entgegen  zu  setzen  hatten, 
hinreichend  Platz  zu  gewähren.  Die  Länge  der  unsrigen  belief  sich 
auf  ca.  4,75  m. 

Die  Schere,  wenn  auch  nicht  für  diesen  Zweck  extra  angefertigt, 
eio-nete  sich  vermöge  ihrer  besonderen  Konstruktion  vortrefflich  zu 
solcher  Operation.  Die  nur  kurzen  Schneiden  bildeten  ein  paar 
halbmondförmige  starke  Blätter,  waren  somit  nach  aussen  hin  überall 
abgerundet  und  sicherten  das  Tier  iu  dieser  Form  vor  einer  etwaigen 
Stichwunde.  Die  sehr  langen  geraden  Arme  der  Schere  ermöglichten 
die  Ausübung  eines  starken  Druckes. 

Noch  an  demselben  Tage  hatten  wir  die  Freude,  unsere  Löwin 
ohne  Schonung  des  Fußes  einherschreiten  zu  sehen. 


84 


II.  Ein  kleines  Mißgeschick  unseres  Giraffeuhengstes. 

Inwiefern  kleine  Ursachen  große  Wirkungen  veranlassen  können, 
haben  wir  bei  unserem  Giraffen hengste  erfahren  müssen. 

Die  unseren  Giraffen  zur  Aufnahme  des  Kleeheus  gegebenen 
Futterraufen  sind,  wie  man  sie  fast  allgemein  auch  in  den  Pferde¬ 
ställen  im  Gebrauch  hat,  aus  Eisen  konstruierte  Gestelle,  die  in 
ihrer  äußeren  Form  etwa  dem  Geviert  einer  Kugel  gleichen  und 
unter  deren  Sprossen,  welche  sich  von  der  Mitte  aus  nach  den 
Seiten  zu  mehr  und  mehr  verjüngen,  die  jederseits  letzte  ein  durch 
die  Einfassung  begrenztes,  infolge  der  Sprossenkrümmung  nicht 
ganz  vollkommenes  Viereck  bildet,  dessen  offenes  Feld,  von  unseren 
Raufen  gemessen,  in  der  Mittellinie  sowohl  8  cm  hoch  wie  breit  ist. 

In  eine  solche  Ecke  hatte  nun  der  erwachsene  Hengst  im  Laufe 
der  Nacht  den  Vorderteil  seines  Unterkiefers  hiueiugezwängt,  und 
das  Aufschwellen  der  Lippenteile  verhinderte  ihn  daran,  sich  dieser 
fatalen  Situation  zu  entheben.  Durch  Abhauen  der  fraglichen 
Sprosse  wurde  rasch  die  Erlösung  herbeigeführt. 

Um  ähnlichen  Ereignissen  ein  für  allemal  vorzubeugen,  sind 
an  unseren  sämtlichen  Giraffenraufen  diese  kleinen  Offnungeu  durch 
das  Entfernen  der  verdächtigen  Ecksprossen  in  der  gehörigen  Weise 
erweitert  worden.  Das  Tier  ist  ohne  weiteren  Schaden  davon 
gekommen.  —  Wie  aber  wäre  die  Sache  ausgefallen,  wenn  es  bei 
der  fortwährenden  Anstrengung,  die  es  zu  seiner  Befreiung  machte, 
gestürzt  wäre  ? 

III.  Uber  das  erstmalige  Insfreielassen  der  Känguru. 

o  O 

Das  erstmalige  Hinauslassen  neu  angekommener  Känguru  auf 
den  Außenplatz  macht  infolge  der  oft  großen  Scheuheit  dieser  Tiere 
und  bei  deren  Nichtbeachtung  der  ihnen  unbekannten  Gitter¬ 
einfriedigung  recht  häufig  große  Sorge. 

Um  ihnen  eine  Gelegenheit  zu  geben,  sich  vorerst  mit  dem 
für  sie  bestimmten  Terrain  vom  Stalle  aus  möglichst  zu  befreunden 
und  sie  dadurch  vor  etwaigem  Unglück  zu  bewahren,  sind  kleine 
Gitter  angefertigt  worden,  die  der  Größe  der  zu  den  Ausläufern 
führenden  eisernen  Falltliüren  genau  entsprechen  und  durch  Keile 
unmittelbar  vor  diesen  befestigt  werden. 

Nach  einem  4  bis  Otägigen,  durch  die  beständig  aufgezogen 
gehaltenen  Schieber  gestatteten  Ausguck  wird  das  provisorische 
Gitter  wieder  entfernt  und  den  Tieren  freier  Lauf  gelassen. 


Diese  Einrichtung  hat  sich  als  vortrefflich  bewährt.  Zu  bemerken 
ist  nur,  daß  die  Befestigung  des  Vorsatzgitters  mit  Rücksicht  auf 
die  nicht  zu  unterschätzende  Kraft  dieser  Tiere  eine  solide  sein  muß. 

IV.  Uber  Einfriedigung;  der  Känguru. 

Ö  o  O 

An  der  Einfriedigung  der  den  Känguru  reservierten  Plätze, 
die  sich  für  diese  Tiere  seit  nahezu  18  Jahren  als  vollkommen 
ausreichend  erwiesen,  hat  sich  im  Jahre  1881  für  die  größeren 
Arten,  mit  Rücksicht  auf  die  Entfaltung  ihrer  Sprungtalente,  eine 
bemerkennswerte  Abänderung  nötig  gemacht. 

Das  solide  1,43  m  hohe  Gitterwerk,  welches  sämtliche  Plätze 
einhegt  und  in  dieser  Größe  auch  wohl  allen  kleineren  Känguru 
stets  ein  uniibersteigliches  Hindernis  bleiben  wird,  trug  d.  Z.  au  den 
Stellen,  wo  es  größeren  Arten  zu  dienen  hatte,  noch  einen  29  cm 
hohen  Aufsatz,  der  aus  einer  Reihe  den  einzelnen  Gitterstiickeu  an 
ihren  oberen  Enden  eingeschobenen  und  von  zwei  starken  Drähten 
durchlaufenen  Eisenstäbchen  bestand.  Wälirend  der  eine  Draht 
diesen  Aufsatz  nach  oben  hiu  begrenzte,  halbierte  der  andere  den 
sich  zwischen  jenem  und  dem  Gitter  gestaltenden  Raum. 

Am  13.  April  1881  gefiel  es  dem  Rotkänguru,  welches  ver¬ 
mutlich  durch  das  Herabfallen  eines  später  in  seiner  Nähe  gefun¬ 
denen  Papierdrachens  außer  Fassung  gebracht  worden  war,  seinen 
Weg  durch  diesen  nicht  eben  weiten,  aber  elastischen  Drahtschutz 
hindurch  zu  nehmen  und  seinem  auf  dem  Nebenplatze  befindlichen 
Verwandten,  einem  Riesenkänguru,  ei  neu  Besuch  abzustatten.  Die 
Tiere  wurden  mit  Leichtigkeit  wieder  getrennt,  dann  aber  wurde 
auch  sofort  auf  eine  zweckmäßige  Abänderung  des  Aufsatzes  Bedacht 
genommen.  Noch  ehe  diese  zur  Ausführung  gelangte,  hatte  schon 
das  Riesenkänguru,  indem  auch  ihm  hierbei  die  Drähte  kein  großes 
Hindernis  waren,  dem  roten  den  Besuch  erwidert.  Wir  hatten 
hier  also  zwei  Fälle,  die  uns  sowohl  durch  ihre  Neuheit  wie  auch 
durch  ihre  schnelle  Aufeinanderfolge  überraschten.  Au  die  Stelle 
der  einfachen  Drähte  ist  eine  47  cm  hohe  kräftige  mit  dem  Gitterwerk 
fest  verbundene  Drahtnetzeinfassuug  getreten,  durch  welche  hoffentlich 
ähnlichen  unwillkommenen  Wagestücken  entgegen  gewirkt  ist. 

V.  Behandlung  einer  Entzündung  unter  dem  Hornstumpfe 

unseres  Nashorns. 

Unser  Nashorn  hatte  sich  durch  verschiedentlich  heftiges 
Anrennen  gegen  das  Mauer-  und  Eisenwerk  seines  Käfigs  eine 
Verletzung  am  vorderen  Ende  des  bis  zu  einer  dicken  Platte  ab- 


86 


geriebenen  Hornes .  zugezogen.  Die  unter  dem  Stumpfe  um  sich 
greifende,  gegen  Ende  des  vorigen  Jahres  auf  der  Verwundungsstelle 
zutage  tretende  Eiterung  machte,  um  dieser  Abfluss  zu  verschaffen, 
das  Entfernen  eines  großen  sich  bis  über  die  Hälfte  hinaus  er- 
streckenden  Teiles  des  Stumpfes  erforderlich.  Diese  durch  ihren 
Anspruch  au  gute  Geduld  und  an  Vorsicht  nicht  ganz  leichte  Arbeit 
hat  unser  Wärter  Flöring  innerhalb  dreier  Wochen  zu  einem 
befriedigenden  Abschluß  gebracht.  Die  Hornmasse  wurde  bis  zu 
einer  letzten  dünnen  Schicht  vermittelst  einer  nach  aufwärts  ge¬ 
bogenen  Raspel  —  sog.  Holzuägel-  oder  Speilraspel  der  Schuhmacher  — 
beseitigt,  der  Rest  aber,  in  welchem  eben  der  Schwerpunkt  der 
Behandlung  lag,  da  man  sich  zu  hüten  hatte,  dem  Tiere  nicht  in 
das  wunde  Fleisch  zu  fahren,  mit  einem  Steingallenmesser  heraus¬ 
geholt.  Geeignete  Laune  und  Stellung  des  weder  durch  Zwang 
noch  durch  Güte  zu  regierenden  Riesen  spielten  die  Bestimmer  der 
Arbeit.  Glücklicherweise  ist  es  bei  unserem  Tier  Sitte,  nachdem 
es  seinen  gereinigten  Stall  wieder  betreten,  ein  wenig  auszuruhen, 
wobei  es  sich  dann  derart  niederzulegen  pflegt,  dass  die  Schnauze 
hart  das  Gitter  berührt  oder  zu  diesem  herausgestreckt  wird.  Diesem 
günstigen  Umstande,  dem  man  durch  Streicheln  des  Tieres  am 
Kopfe  und  Rumpfe  des  weiteren  zu  Hilfe  kam,  war  es  zu  danken, 
daß  man  sich  der  Sache  fast  täglich,  wenn  auch  nicht  selten  nur 
auf  kurze  Zeit,  widmen  konnte.  Ein  tägliches,  zweistündliches, 
-f-  15°  R  haltendes  Bad  reinigte  die  Wunde,  welche,  wenn  trocken 
geworden,  mit  Aloetinktur  nach  allen  Seiten  hin  bepinselt  oder 
auch  begossen  wurde. 

Das  Abfeilen  der  oberen  Horufläclien  hatte  wenig  Einfluß  auf 
das  Empfindungsvermögen  des  Tieres,  die  Beseitigung  der  letzten 
Schicht  aber  sowie  die  Behandlung  mit  der  Aloe  waren  ihm  un¬ 
angenehm. 

Die  Neubildung  des  Hornes  erfolgte  ziemlich  rasch.  Leider 
hemmt  der  Bursche  den  Heilungsprozeß  nur  gar  zu  sehr  durch  das 
ihm  zur  lieben  Gewohnheit  gewordene  Nasengescheuer. 

VI.  Zur  Pflege  des  borstigen  Gürteltieres, 

JDasypus  villosus  Desm. 

Die  borstigen  Gürteltiere  haben  sich  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
beständig  bei  uns  fortgepflanzt  (bis  ultimo  1883  zogen  wir  deren  49). 
Wir  haben  daher  diese  eigentümlichen  Geschöpfe  in  den  verschiedenen 


87 


Altersstufen  kennen  gelernt  und  können  über  eine  zweckmäßige 
Behandlung  derselben  einige  Winke  geben. 

Unsere  Gürteltiere  verbringen,  soweit  es  die  Umstände  erlauben, 
ihr  Dasein  unter  einer  in  der  sog.  großen  Voliere  untergebrachten 
Gesellschaft  kleiner  und  mittelgroßer  Alfen.  Gegen  den  Unbill  der 
letzteren  sind  sie  einerseits  durch  den  kräftigen  Panzer,  anderseits 
durch  ihre  Schwere  geschützt.  In  der  Morgen-  und  Abendmahlzeit 
der  Affen  —  abgerahmte,  aufgekochte  Mich  und  darin  eingeweichtes 
Weizenbrot  —  befriedigen  sie,  nicht  selten  mit  einer  au  Frechheit 
grenzenden  Unbefangenheit  ihre  Nahrungsbedürfnisse. 

Das  weibliche  Gürteltier  unterliegt  natürlich  aufmerksamster 
Beobachtung  und  wenn  der  Zeitpunkt  herannaht,  der  eine  Nach¬ 
kommenschaft  erwarten  läßt,  so  wird  es  aus  der  Voliere  entfernt 
und  in  einen  mit  besonders  reichlicher  Strohschütte  versehenen  Seiten¬ 
käfig  des  Affenhauses  gebracht.  Hier  haben  wir  nun  Gelegenheit 
zu  beobachten,  wie  das  Tier  die  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mittel 
seinem  Naturtriebe  anpasseud  zu  verwenden  weiß.  Es  wühlt  sich, 
um  der  Außenwelt  entrückt  zu  sein,  vollkommen  in  die  Strohschütte 
ein  und  bringt  in  der  Verborgenheit  gewöhnlich  zwei  —  selten  ein  — 
blinde  Junge  zur  Welt,  auf  deren  dünner  und  weicher  Rückeuhaut 
die  spätere  so  kräftige  Gürtlung  durch  schwache  Linien  angedeutet 
ist.  Hauptbedingung  ist  es,  das  also  bereitete  Lager  bis  zu  dem 
etwa  in  der  vierten  W’oche  nach  der  Geburt  eintretenden  Zeitpunkte, 
wo  mit  dem  Erwachen  des  Augenlichtes  die  Kleineu  mit  mütter¬ 
licher  Erlaubnis  im  Käfig  umherzuwandern  beginnen,  möglichst 
wenig  zu  berühren.  Haben  sich  vor  dieser  Zeit  die  Jungen  je 
einmal  zu  einem  Spaziergange  außerhalb  ihres  Versteckes  verirrt, 
so  ist  die  Mutter  eitrigst  bemüht,  sie  wieder,  solche  mit  dem  Maule 
erfassend,  dahin  zurück  zu  schleppen.  Unvorsichtige  Eingriffe  in 
die  Häuslichkeit  der  jungen  Brut  können,  indem  sie  zur  Vernach¬ 
lässigung  der  letzteren  seitens  der  beunruhigten  Mutter  führen, 
recht  folgenschwer  werden.  Eine  Reinigung  des  Schlupfwinkels  vor 
der  gegebenen  Zeit  wäre  der  größte  Fehler,  der  gemacht  werden 
kann.  Solche  ist  aber  auch  deshalb  schon  unnötig,  weil  die  Alte 
ihren  eigenen  Kot  in  dem  freien  Vorderteile  des  Käfigs  absetzt, 
während  sie  anderseits  dafür  sorgt,  daß  ihre  Kleinen  trocken  liegen. 

Ein  sich  am  27.  Februar  1881  ereignender  Geburtsfall  wird 
uns  für  die  Behandlung  dieser  Tiere  insofern  stets  ein  wertvoller 
Fingerzeig  bleiben,  als  wir  bei  unglücklicher  Sachlage  der  Dinge 
mit  unerwartet  günstigem  Erfolge  operierten. 


88 


Ara  frühen  Morgen  des  gedachten  Tages  fanden  wir  zu  unserer 
großen  Überraschung  zwei  während  des  Nacht  geworfene  Junge 
inmitten  der  Affenvoliere  liegend  vor,  die  von  der  Mutter,  welche 
auch  nicht  eine  Miene  machte,  sich  ihnen  zu  nähern,  gänzlich  ver¬ 
lassen  waren.  Letztere  hatte  offenbar  unter  dem  Affenge  wühle 
keine  passende  Lagerstelle  für  ihre  Kleinen  finden  können  und 
mußte  dieselben  unter  diesen  Umständen  wahrscheinlich  doch  für 
verloren  halten. 

Unsere  erste  Sorge  war  es,  die  Mutter  mit  den  Jungen  aus 
der  Voliere  zu  entfernen,  unsere  zweite,  ein  geeignetes  Unterkommen 
zu  suchen,  in  dem  die  Entfremdeten  gezwungen  waren,  sich  un¬ 
mittelbar  zusammen  zu  halten.  Ein  solches  Unterkommen  gewährte 
ein  kleiner  Kasten,  in  welchem  die  Alte,  jeder  größeren  Bewegung 
unfähig,  den  ihr  zugesellten  Jungen  nicht  entwischen  konnte.  So 
blieben  die  Insassen,  die  überdies  durch  das  Zudecken  des  Kastens 
im  Dunkelu  gehalten  wurden,  einstweilen  ihrem  Schicksale  überlassen. 
Am  nächsten  Tage  bemerkten  wir  zu  unserer  großen  Freude  au 
dem  munteren  Wesen  der  Kleinen,  daß  sie  Nahrung  erhalten  haben 
mußten.  Am  1.  März  gestatteten  wir  der  Mutter,  den  in  einen 
Käfig  gestellten  und  in  die  Seitenlage  gebrachten  Kasten  zu  ver¬ 
lassen.  Sie  lief  ein  Weilchen  umher,  kehrte  aber  bald  wieder  zu 
ihren  Sprößlingeu  zurück,  ein  Zeichen,  daß  die  Jungen  auch  ohne 
ferneren  mütterlichen  Zwang  ihr  Fortkommen  finden  würden. 

Bei  einem  anderen  Falle,  wo  eine  Mutter  ihre  schon  15  Tage 
alten  Jungen  vielleicht  infolge  des  mullig  gewordenen  und  daher 
sehr  zusammengefallenen  Strohes  in  bedenklicher  Weise  fortwährend 
im  Käfig  umherschleppte,  erzielten  wir  günstigen  Erfolg  durch  eine 
Strohzugabe  und  nachherige  Verdunklung  des  Käfigs  vermittelst 
eines  vor  denselben  gehängten  Lakens.  Noch  an  dem  nämlichen 
Tage  trat  in  der  kleinen  Familie  die  frühere  Ruhe  wieder  ein. 

Eine  dritte  Geburt  verdient  ihrer  Abnormität  wegen  erwähnt 
zu  werden.  Ein  Weibchen,  welches  am  28.  Februar  1882  zwei 
Junge  geworfen,  brachte  nämlich  18  Tage  später,  am  17.  März, 
abermals  zwei  Junge  zur  Welt.  Leider  waren  aber  diese  vier  Tier¬ 
chen  schwach,  außerdem  verfügte  die  Alte  nur  über  wenig  Milch, 
so  daß  sie  sämtlich  bald  wieder  zu  Grunde  gingen. 

In  den  ersten  Tagen  nach  der  Geburt  pflegen  die  Wöchnerinneu, 
welche  trotz  ihrer  großen  Sorge  um  die  Jungen  ihre  Mahlzeit 
außerhalb  des  Versteckes  verspeisen,  wenig  oder  gar  nicht  zu  flössen. 


89 


Der  Wurf  geschieht  zweimal  im  Jahre.  Die  Tragzeit  ist  daher 
dementsprechend  eine  nur  kurze  und  dreht  sich  nach  unseren 
Beobachtungen  um  zwei  Monate.  Ein  Weibchen,  welches  man  nach 
Aufzucht  seiner  Jungen  am  25.  März  wieder  iu  die  Voliere  zu  seinen 
Verwandten  setzte,  wurde  am  23.  Mai  bereits  wieder  glückliche 
Mutter.  Bei  einer  anderen  mußten  wir  den  Termin  auf  70  Tage 
schätzen. 

Bis  zu  einer  Temperatur  von  +  6°  R.  herab  vermag  das 
borstige  Gürteltier  im  Freien  auszudauern  ;  sinkt  dieselbe  aber  tiefer, 
so  giebt  es  sein  Unbehaglichkeitsgefühl  darüber  dadurch  zu  erkennen, 
daß  es  sich  anhaltend  in  dem  nestförmig  zusammengescharrten 
Streumaterial  aufhält. 

So  gute  Erfahrungen  uns  im  allgemeinen  über  die  Lebensdauer 
des  Dasypus  villosus  zur  Seite  stehen,  so  schlechte  haben  wir  mit 
anderen  Arten  gemacht.  I).  hybridus  und  D.  septemcinctus ,  die 
beide  wiederholt  im  Garten  vertreten  waren,  vermochten  wir  trotz 
aller  angewandten,  zum  Teil  gut  acceptierten  Nahrungsmittel,  als 
Milch  und  Weizenbrot,  geschabtes  oder  geschnittenes  Fleisch  in 
gekochtem  oder  rohem  Zustande,  Regenwürmer,  Mehlwürmer,  kleine 
Vögel,  Eier,  immer  nur  kurze  Zeit  am  Leben  zu  erhalten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  zu  Hannover  pro  1882—  83. 


Das  abgelaufene  Jahr  1882 — 83  war  in  seinen  äußeren  Verhältnissen  für 
unser  Unternehmen  nicht  sonderlich  günstig.  Das  Wetter  sowohl  im  Sommer 
1882  als  auch  in  den  Frühjahrs-Monaten  Februar  und  März  1883  ließ  sehr  zu 
wünschen  übrig.  Namentlich  aber  zeichnete  sich  das  Jahr  1 882  —  83  gegen¬ 
über  seinem  Vorgänger  durch  den  außergewöhnlich  schwachen  Fremden -Ver¬ 
kehr  in  unserer  Stadt  höchst  unvorteilhaft  aus.  Während  im  Jahre  1881  die 
landwirtschaftliche  Ausstellung  und  die  großen  Kaiser-Manöver  einen  bedeu¬ 
tenden  Fremdenverkehr  herbeiführten,  entbehrten  wir  im  vorigen  Jahre  jedes 
außergewöhnlichen  Ereignisses,  so  daß  wir  außer  den  Erträgnissen  unserer 
Sommerfeste  keine  nennenswerte  Extra-Eutree-Einnahmen  zu  verzeichnen  haben- 
Wenn  nichtsdestoweniger  der  seit  1879  stetige  Aufschwung  des  Zoologischen 
Gartens  gerade  im  abgelaufenen  Jahre  die  glänzendsten  Resultate  ergab,  so 
daß  die  Einnahmen  an  Abonnements-  und  Eintrittsgeld  von  M.  (55  (>07.  45 
pro  1881  —  82  auf  M.  77  345  pro  1882—83,  also  um  beinahe  —  Zwölftausend 
Mark  —  gestiegen  sind,  so  dürfen  wir  wohl  eine  um  so  größere  Befriedigung  hegen. 

Der  Abschluß  der  Rechnung  stellt  sich  infolge  dessen  und  auch  um  des¬ 
willen  recht  günstig,  weil  es  gelungen  ist,  unserer  im  vorigen  Geschäftsberichte 
ausgesprochenen  Erwartung  gemäß  eine  weitere  Steigerung  der  Ausgaben  zu 


90 


vermeiden.  Wie  die  nachgefügte  Übersicht  der  Einnahmen  und  Ausgaben  er- 
giebt,  sind  die  laufenden  Betriebsausgaben  einschließlich  der  Kosten  für  die 
Unterhaltung  und  Ergänzung  des  Tierbestands,  der  Anlagen,  Baulichkeiten 
und  des  Inventars,  welche  im  Jahre  1881 — 82  M.  73  549.  86  betrugen,  auf 
M.  68  579.  88  zurückgegangen.  Diese*  Ersparnis  von  ca.  M.  5000  in  Verbin¬ 
dung  mit  den  oben  erwähnten  Mehreinnahmen  von  M.  12  000  äußert  sich  in 
der  Bilanz  in  entsprechender  Weise,  namentlich  im  Vorschnß-Conto  II  und 
im  ehemaligen  Conto  pro  Diverse,  welches  diesmal  wegen  Mangels  an  diversen 
Kreditoren  überhaupt  nicht  in  der  Bilanz  erscheint.  Das  Gewinn-  und  Ver- 
lust-Conto  schließt  mit  einem  Gewinn-Saldo  von  M.  16  581.  54,'  den  wir  zu 
Abschreibungen  verwendet  haben.  Der  größte  Teil  dieser  Abschreibungen 
entfällt  mit  M.  11  477.  48  auf  das  Bauten-Conto,  was  mit  Rücksicht  auf  die 
in  früheren  Jahren  etwas  knapp  bemessen  gewesenen  Abschreibungen  bei  diesem 
Couto  angezeigt  sein  dürfte. 

Indem  wir  uns  im  Übrigen  auf  die  nachgedruckten  Übersichten  beziehen, 
gestatten  wir  uns  noch  einige  besondere  Bemerkungen: 

Die  im  vorigen  Jahre  eingeführte  Änderung  respective  Erhöhung  des  Sonn¬ 
tags-Entrees  hat  sich  sehr  gut  bewährt.  Vielleicht  haben  wir  zum  Teil  auch 
dieser  Maßregel  die  bedeutende  Vermehrung  der  Zahl  unserer  Abonnenten  zu-- 
zuschreiben,  die  noch  in  keinem  Jahre  zuvor  eine  solche  Zunahme  erfahren 
hat,  wie  im  abgelaufenen.  Wenn  unsere  Schätzung  richtig  ist,  so  waren  pro 
1882  88  ca.  15  000  Personen,  also  der  zehnte  Teil  der  etwa  150  000  Seelen 
zählenden  Bevölkerung  Hannovers  auf  den  täglichen  Besuch  des  Zoologi¬ 
schen  Gartens  abonniert.  Bei  dem  notorisch  schwachen  Fremdenverkehr 
in  Hannover  im  Vergleich  zu  den  anderen  Großstädten  ist  aber  auch  unser 
Institut  mehr  als  andere  Zoologische  Gärten  vorwiegend  auf  den  Lokal¬ 
verkehr  angewiesen,  für  dessen  Hebung  und  Konservierung  wir  das  Abonne¬ 
ment  als  den  wichtigsten  Faktor  betrachten.  Von  diesem  Gesichtspunkte 
ausgehend,  haben  wir  schon  seit  einigen  Jahren  für  ratsam  gehalten,  den 
aus  den  heutigen  Bedürfnissen  und  Gewohnheiten  entspringenden  Wünschen 
der  großen  Mehrzahl  unserer  Abonnenten  nachgebend  auf  die  musikalische 
und  sonstige  Unterhaltung  unser  ganz  besonderes  Augenmerk  zu  richten.  Der 
Erfolg  lohnte  unser  Bemühen  in  ausgedehntestem  Maße,  so  daß  der  Zoolo¬ 
gische  Garten  immer  mehr  der  besuchteste  und  beliebteste  Aufenthaltsort  der 
Einwohner  Hannovers  geworden  ist.  Mit  dem  steigenden  Verkehr  sind  aber 
naturgemäß  auch  unsere  Aufwendungen  gewachsen,  welche  zunächst  namentlich 
für  dringend  nötige  Erneuerungen  und  Ausbesserungen  gemacht  werden  mußten, 
so  daß  eine  Wiederherstellung  der  früheren  Höhe  der  Abonnementspreise  not¬ 
wendig  ward.  Diese  Maßregel  bezieht  sich  zwar  erst  auf  das  jetzige  neue 
Rechnungsjahr  1888  84,  indes  haben  wir  geglaubt,  bereits  an  dieser  Stelle  da¬ 
von  Mitteilung  machen  zu  sollen  und  freut  es  uns,  daß  der  Erfolg  die  Erwar¬ 
tungen  fast  übertroffen  hat,  indem  bereits  jetzt,  Ende  Mai,  die  Abonnements- 
Einnahme  pro  1883/84  auf  M.  40  000  gestiegen,  eine  fernere  Zunahme  im 
Laufe  dieses  Jahres  aber  bestimmt  zu  erwarten  ist.  Ein  ganz  besonders  cha¬ 
rakteristisches  Kennzeichen  für  unsere  von  denen  anderer  zoologischen  Gärten 
abweichenden  Verhältnisse  und  bei  der  jetzigen  Lage  von  außerordentlicher 
Wichtigkeit  ist  der  Umstand,  daß  auch  im  Winter,  wo  sonst  die  Frequenz 
zoologischer  Gärten  ;mf  ein  kaum  nennenswertes  Maß  zurückzugehen  pflegt, 


91 


der  Besuch  unseres  Etablissements  ein  sehr  bedeutender  war.  Die  vorhandenen 
Räumlichkeiten,  in  anderen  Zeiten  entstanden  und  für  andere  bescheidenere 
Verhältnisse  berechnet,  reichten  schon  seit  einigen  Jahren  bei  weitem  nicht 
mehr  aus.  Die  Vermögensverhältnisse  des  Unternehmens,  namentlich  die  etwa 
M.  30  000  betragenden  Betriebsvorschüsse,  konnten  aber  den  Gedanken  an 
größere  Bauten  nicht  eher  aufkommen  lassen  als  bis  zum  Eintritt  der  jetzigen 
Besserung.  Wir  sind  nun  dem  Andrängen  nach  einer  Vergrößerung  des  Restau¬ 
rationshauses  in  Verbindung  mit  der  Herstellung  einer  größeren  Veranda  in 
Rücksicht  darauf  gefolgt,  daß  nicht  allein  während  der  Wintermonate,  son¬ 
dern  auch  während  der  Übergangszeiten  im  Frühling  und  Herbst,  bei  ein¬ 
tretendem  Regen  auch  im  Sommer,  die  Konzerte  im  Saal  abzuhalten,  auch 
geeignetere  Räume  für  geschlossene  Gesellschaften  und  ferner  bessere  Küchen 
und  sonstige  Wirtschaftsräume  notwendig  sind.  Ein  aus  der  Mitte  unserer 
Abonnenten  und  Aktionäre  gemachtes  Anerbieten,  die  für  die  Bauten  notwen¬ 
digen  Geldmittel  vorzuschießen,  ist  von  uns  dankbarlichst  angenommen  und 
haben  wir  den  Bau  auch  bereits  beginnen  lassen.  Diese  Anleihe  ist  mit  dem 
1.  Juni  d.  J.  perfekt  geworden,  wird  aus  einem  Pachtzuschlage  mit  5°/o  jähr¬ 
lich  verzinst  und  binnen  zwölf  Jahren  abgetragen.  Letzteres  wird  um  so  we¬ 
niger  Schwierigkeiten  finden,  als  die  städtischen  Kollegien  unseren  Antrag  ftuf 
Stundung  fast  der  ganzen  Abtragung  des  Restes  der  Prioritätsanleihe  vom 
Jahre  1860,  während  der  Dauer  der  Abtragung  dieser  neuen  Schuld  gütigst 
genehmigt  haben. 

Der  Tierbestand  hat  durch  den  Tod  der  beiden  prächtigen  Bisons,  für 
welche  noch  kein  Ersatz  gefunden  ist,  und  anderer  Tiere  eine  Abnahme  nicht 
erfahren,  weil  durch  Ankäufe  ein  Ausgleich  eingetreten  ist.  Namentlich  war 
unser  Affenhaus  noch  uie  so  bevölkert  wie  gegenwärtig,  unsere  Sammlung  von 
Straußen  ist  kompletiert,  und  auch  das  Kamelhaus  vermag  die  Zahl  der  Tiere 
kaum  zu  fassen.  Die  früher  mangelhaften  Wasserverhältnisse  des  Gartens 
sind  wesentlich  gebessert  worden,  und  für  die  Beseitigung  von  Ausdünstungen 
ist  durch  Aufhebung  der  Pferdeschlachterei  und  teilweise  noch  in  der  Aus¬ 
führung  begriffene  Bauten  Sorge  getrageu. 

Überhaupt  wird  noch  im  Laufe  dieses  Sommers  eine  große  Thätigkeit  im 
Garten  herrschen,  um  den  aus  der  Zunahme  des  Besuches  uns  erwachsenen 
Verpflichtungen  zu  genügen.  Im  Übrigen  bleibt  zu  erwähnen,  daß  der  Ver¬ 
einfachung  wegen  die  Pachtsumme  des  Wirtes  um  den  Betrag  der  früher  be¬ 
sonders  berechneten  Zinsen  für  Leitungen  etc.  erhöhet  ist,  und  daß  die  Minder¬ 
einnahme  für  Häute  mit  dem  schon  erörterten  Aufgeben  der  Pferdeschlachterei 
im  Zusammenhänge  steht. 


Einnahme  und  Ausgabe  vom  1.  April  1882  bis  31.  März  1883. 


E  i  n  n  a  h  in  e.  M,  Pf. 

An  Kassenbestand  am  1.  April  1882  .  563.  4(3 

»  Entree .  39485.  — 

»  Abonnementsgeld  .  .  . .  36751.  — 


NB.  Die  Gesamt-Abonnements-Einuahme  für  das  Rechnungsjahr 
1882/83  beträgt  M.  378(30. 


Transport  76799.  46 


92 


Transport 

An  barer  Erlös  aus  verkauften  Tieren . 

»  Restaurationspacht . 

»  Zuschuß  aus  dem  Provinzial fonds . 

»  do.  von  der  C’alenberg-Grubenhagenschen  Landschaft  .  . 

»  Restzahlung  von  G.  L.  Kuhlmann  alsNetto-Erlösaus  der  zum  Besten 
des  Affen-Fonds  verfaßten  humoristischen  Erzähluug  »Molly« 

»  Beitrag  des  Restaurateurs  zu  den  Konzertkosten  . 

»  Vergütung  des  Restaurateurs  für  seinen  Wasserkonsum  aus  der 

städtischen  Wasserleitung . 

»  Zahlungen  aus  dem  Vorschuß-Conto  II . 


»  diverse  Betriebs-Einnahmen: 

für  Pferdehäute . M.  347.  — 

»  Dünger . »  497.  — 

»  Knochen . »  89.  37 

»Eier . »  380.  85 

»  Hundefutter . »  500.  — 

»  altes  Eisen,  Tierbälge  etc . »  64.  80 

•  - - - — 


M. 

Pf. 

76799. 

46 

1551. 

95 

4998. 

90 

900. 

— 

600. 

— 

10. 

— 

4492. 

— 

60. 

— 

7822. 

14 

1879.  2 


Summa  der  Einnahmen  M.  99113.  47 
Davon  ab  die  Ausgabe  »  97160.  40 
Bleibt  Kassen-Bestand,  übereinstimmend  mit  dem  Kassa-Conto 

der  Bilanz .  1953.  7 


Ausgabe. 

Per  Zahlungen  an  Kreditoren  der  vorigen  Bilanz  . 


» 

Laufende  Betri  ebs- Ausgaben: 

» 

Gehalt  und  Dienstkleidung . 

M. 

7862. 

80 

» 

Arbeitslöhne . 

» 

7079. 

2 

» 

Futtergegenstände . 

» 

30271. 

76 

Heizung  und  Beleuchtung . 

1457. 

20 

» 

Wasser  aus  der  städtischen  Wasserleitung  .  . 

» 

424. 

30 

y> 

Konzerte,  Illuminationen,  Sommerfeste  etc.  . 
(Der  Beitrag  des  Restaurateurs  zu  diesen  Kosten 

» 

10021. 

50 

beträgt  M.  4492  S.  Einnahme.) 

» 

Drucksachen,  Inserate,  Plakate . 

» 

1721. 

2 

Porto,  Fracht,  Büreau-und  sonstigekleineAusgaben 

» 

751. 

85 

Feuer-Versicherung . 

» 

320. 

46 

» 

Steuern  und  andere  öffentliche  Abgaben  .  .  . 

165. 

8 

» 

Für  den  Ankauf  von  Tieren . 

3286. 

16 

» 

Ergänzungen  und  Reparaturen  der  Anlagen,  der 

Baulichkeiten  und  des  Inventars . 

» 

5218. 

73 

»  Extra-Schaustellungen  (Seelöwen  und  Australier)  .  .  .  . 

»  Rückzahlungen  an  das  Vorschuß-Conto  II . 

»  Amortisation  der  Prioritäts-Anleihe . 

»  Zinsen  . 

»  Aktien-Coupons,  beim  Abonnement,  in  Zahlung  genommen  . 


2932.  77 


68579.  88 
400.  — 
17000.  — 
311.  25 
4192.  50 
3744.  — 


Summa  der  Ausgabe  M.  97160.  40 


93 


Bilanz  vom  31.  März  1883. 


Aktiva.  jVJ.  |  >f 

An  Kassa-Conto .  1958.  7 

»  Bauten-Conto .  218072.  25 

»  Wasserleitungsanlage -Conto . 2213.  11 

»  Gasanlage-Couto . 2187.  57 

»  Inventar-Conto .  3637.  57 

»  Maschinen-Conto .  1775.  75 

»  Bibliotbek-Conto .  219.  19 

»  Tier- Conto .  53751.  24 

»  C.  Hagenbeck,  Hamburg .  58.  14 

»  Vorschuß-Conto  .  2520.  — 


(840  Stück  Aktien-Coupons  Nr.  8  pro  1883/84.) 

Summa  M.  286387.  89 


Passiva. 


Per  Abonnenten-Conto . 

(pro  1883/84  vereinnahmte  Abonnementsgelder) 

»  Aktienkapital-Conto . 

»  Prioritätsanleibe-Conto . 

»  Zinsen-Conto . 

»  Vorschuß-Conto  II 

(Betriebs-Vorschüsse) .  .  .  .  . 

Rekapitulation  der  Abschreibungen: 


An  Bauten-Conto . M.  11477.  48 

»  Wasserleitungsanlage-Coute  ...  »  245.  90 

»  Gasanlage-Conto . »  243.  6 

»  Inventar-Conto . »  404.  17 

»  Maschinen-Conto  . »  443.  93 

»  Bibliothek-Conto . »  24.  35 

»  Tier-Conto . »  3742.  65 


M.  16581.  54 


M.  Pf. 
18163.  - 

148740.  — 
92088.  75 
7724.  40 

19671.  74 


S um  m a  M.  286387.  89 


Korrespondenze  n. 

Raunheim,  den  1.  Februar  1884. 

Wie  ich  Meister  Reineke  beim  Honig  na  sehen  überraschte. 
In  dem  trockenen  Sommer  1883  waren  die  Hummeln  ganz  besonders  wohl 
geraten,  und  man  konnte  deren  Nester  in  größerer  Anzahl  auf  Wiesen,  in 
Feld  und  Wald  antreffen.  Bei  meinen  Streifzügen  habe  ich  nun  öfter  ge¬ 
funden,  daß  solche  Hummelnester  herausgescharrt  und  die  Honigwaben  ver¬ 
zehrt  waren.  An  einem  schönen  Herbsttage  ging  ich  im  Walde  auf  einer 
Schneiße  ruhig  meines  Weges,  als  ich  auf  einmal,  vielleicht  150  Schritte  vor 
mir,  eine  Bewegung  neben  am  Wege  bemerkte.  Ich  glaubte  zuerst,  ein  Eich- 


-  94 


Hörnchen  sei  dort  gehüpft,  allein  bald  sah  ich  dieselbe  Bewegung  an  der 
vorigen  Stelle.  Als  ich  näher  kam,  sah  ich,  daß  dies  der  Schwanz  eines 
Fuchses  war,  welcher  sehr  eifrig  an  der  Stelle  grub  und  dabei  öfter  mit 
seiner  Ruthe  schlug.  Ich  schlich  mich  nun  immer  näher,  und  der  Fuchs  war 
so  sehr  im  Eifer,  daß  er  mich  nicht  gewahrte.  Als  ich  ganz  nahe  war,  warf 
ich  nach  ihm  mit  einem  Holzbrocken,  der  auch  dicht  neben  ihm  niederfuhr. 
Der  Fuchs  machte  einen  gewaltigen  Sprung  in  die  Höhe,  blieb  einen  Augen¬ 
blick  stehen,  und  als  ich  ihm  zurief,  schlug  er  sich  seitwärts  in  die  Büsche. 
Er  hatte  ein  Hummelnest  aiisgegrabeu  und  zum  größten  Teil  auch  schon  ver¬ 
zehrt.  Ich  war  erstaunt,  daß  der  Fuchs  die  Stacheln  der  kleinen  Brummbären 
nicht  fürchtete,  allein  ein  alter  Ameisenpuppen-Sammler,  ein  Mann,  der  den 
ganzen  Sommer  den  Wald  durchstreift  und  jeden  Yogel  am  Schlage  erkennt, 
der  mir  begegnete  und  dem  ich  die  Beobachtung  erzählte,  meinte,  die  Hum¬ 
meln  seien  ziemlich  harmlos  und  lange  nicht  so  bös  wie  die  Hornisse.  Er 
selbst  habe  schon  einige  Nester  wegen  des  Honigs  ausgegraben,  wobei  die 
Hummeln  sich  gar  nicht  zur  Wehre  gesetzt  hätten.  Auch  auf  dem  Felde  und 
den  Wiesen  habe  ich  später  ausgescharrte  Hummelnester  gefunden.  So  ist 
denn  Meister  Reineke  ein  rechtes  Leckermaul.  L.  Buxbaum,  Lehrer. 


M  i  s  c  e  1  1  e  n. 


Ein  sec hsbeiniger  Molch.  Im  Sommer  1883  wurde  in  der  Nähe 
des  Gutes  Diekburg  bei  Münster  i/W.  ein  sechsbeiniger  Molch  uud  zwar  ein 
Männchen  der  Art  Triton  taeniatus,  des  kleinen  oder  gefleckten  Wassermolches, 
gefangen.  Es  ist  ein  kleines  Exemplar  von  53  mm  Länge.  Die  beiden  Vorder¬ 
beine  und  Hinterbeine  haben  eine  ganz  normale  Stellung.  Vor  dem  rechten 
Hinterbeine  sprossen  die  beiden  überzähligen  Beine  hervor.  Dieselben  sind 
etwas  kürzer  (11  mm)  als  das  normale  Hinterbein  (14  mm).  Ihre  Oberschenkel 
sind  mit  gemeinsamer  Haut  überzogen;  der  vordere  überzählige  Fuß  trägt  5, 
der  hintere  nur  4  Zehen.  —  Wir  bemerken  noch,  daß  uns  vor  Jahren  bereits 
ein  ähnliches  Exemplar  eiugehändigt  wurde;  auch  dieser  kleine  Molch  besaß 
ein  doppeltes  Hinterbein,  ebenfalls  an  der  rechten  Seite. 

Prot.  Dr.  LI.  Landois. 


Zoologischer  Garten  in  Liverpool.  In  Liverpool  hat  sich  eine 
»Liverpooler  Zoologische  Garten-Gesellschaft«  gebildet,  welche  die  Einrichtung 

t  t  D 

eines  Zoologischen  Gartens  beabsichtigt.  Dieselbe  hat  die  Architekten  W.  Sugden 
und  Son  in  die  Gärten  von  Berlin,  Hamburg,  Dresden,  Amsterdam,  Antwerpen 
und  London  gesandt,  um  daselbst  die  Einrichtungen  und  Pläne  der  Gebäude 
zu  studieren. 


95 


L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 


Das  Terrarium,  seine  Bepflanzung  und  Bevölkerung.  Ein  Handbuch  für 

Terrarienbesitzer  und  Tierhändler.  Von  Joh.  v.  Fischer.  Mit  40  Holz¬ 
schnitten.  Frankfurt  a.  M.  Mahl  au  &  Wald  Schmidt.  1884. 

Terrarien  d.  h.  Behälter,  in  welchen  Erde,  Wasser  und  lebende  Pflanzen 
enthalten  sind,  die  also  gewissermaßen  einen  Garten  im  Kleinen  darstellen,  um 
kleineren  Tieren  die  Bedingungen  zu  ihrem  Gedeihen  zu  gewähren  und  ihre 
Beobachtung  zur  ermöglichen,  sind  Einrichtungen  der  neuesten  Zeit,  die  ja  in 
Bezug  auf  Haltung  und  Beobachtung  der  lebenden  Tierwelt  so  gewaltige  Fort¬ 
schritte  gemacht  hat.  Vielleicht  mit  einer  der  Ersten  hat  der  Herausgeber 
dieser  Blätter  ein  Terrarium  beschrieben ,  in  welchem  er  kleine  Säugetiere, 
Amphibien  und  Reptilien  im  Zimmer  halten  konnte. 

Herr  Joh.  v.  Fischer  ist  es  nun,  der  diesen  Apparat  zu  einer  bedeutenden 
Vollkommenheit  gebracht  hat,  so  daß  derselbe  allen  möglichen  Anforderungen 
entspricht  und  für  die  Bedürfnisse  der  Bewohner  der  Tropen  wie  der  gemässigten 
Klimate  eingerichtet  werden  kann,  ohne  daß  er  große  Kosten  veranlaßte. 
Welche  Resultate  Herr  v.  Fischer  damit  erzielt,  ist  den  Lesern  unserer  Zeit¬ 
schrift  aus  zahlreichen  lehrreichen  Aufsätzen  wohl  bekannt;  hat  er  doch  z.  B. 
das  schwer  zu  haltende  Chamäleon  nicht  nur  längere  Zeit  lebend  beobachtet 
sondern  sogar  zum  Eierlegen  gebracht  und  diese  Eier  bis  zum  Ausschlüpfen 
der  Embryonen  gereift. 

Nach  solchen  Proben  bedarf  es  wahrlich  keines  Beweises  mehr,  daß  Herr 
v.  Fischer  der  Mann  ist,  berufen  zur  Abfassung  eines  Werkes  über  Terrarien. 
Und  wir  dürfen  uusern  Lesern  auch  mitteilen,  daß  dasselbe  vortrefflich  ausge¬ 
fallen  und  wirklich  im  Stande  ist,  eine  mehrfach  vorhandene  Lücke  auszufüllen. 
Denn  erstens  beschreibt  es  die  verschiedenen  Arten  der  Terrarien,  von  der 
einfachen  Glasglocke  an  bis  zum  komplizierten  heizbaren  Glaskasten.  Alle 
Werkzeuge,  die  nebenher  gebraucht  werden,  sind  in  gleicher  Weise  besprochen 
und  durch  Zeichnungen  erklärt.  Zweitens  ist  der  Pflanzen  Erwähnung  gethan, 
die  zur  Besetzung  des  Terrariums  geeignet  sind,  wie  sie  zu  den  zu  haltenden 
Tieren  passen  und  dem  Zimmer  zugleich  zum  Schmuke  dienen  können.  Be¬ 
sonders  sind  die  insektenfressenden  Pflanzen  berücksichtigt,  die  in  letzter  Zeit 
so  vielfach  die  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  genommen. 

Der  Hauptteil  des  Buchs  ist  aber  drittens  die  Naturgeschichte  aller  der 
kleineren  Reptilien  und  Amphibien,  die  bis  jetzt  in  Gefangenschaft  gehalten 
und  in  den  Handel  gebracht  worden  sind.  Der  Freund  derselben  findet  in  dem 
Buche  vor  allein  die  Möglichkeit,  seine  Tiere  genau  zu  bestimmen,  was  seither 
bei  der  Zerstreutheit  der  betreffenden  Litteratur  keine  leichte  Aufgabe  war 
und  manchem  die  Lust  an  ihrer  Haltung  benahm.  Er  hört  aber  dann  be¬ 
sonders,  wie  die  Tiere  zu  halten,  zu  pflegen,  zu  überwintern  sind  und  kann 
sich  auf  diese  Weise  vor  beständigen  Verlusten  bewahren.  Zahlreiche  Mit- 


*)  Vgl.  Band  Vif,  186G,  Seite  14  u.  f. 


teilungen  der  an  den  Pfleglingen  gemachten  Beobachtungen  belehren  ihn 
schließlich  über  das  Wesen  und  Leben  derselben. 

Das  Buch  ist  durchaus  eine  Originalarbeit  des  Verfassers,  wie  wir  solche 
ja  von  ihm  gewohnt  sind.  Es  wird  als  das  Erste  seiner  Art  mit  Freude  be¬ 
grüßt  werden  und  der  Tierpflege  und  der  Tierkunde  bedeutenden  Gewinn 
bringen.  Das  wird  ein  jeder  sagen,  der  dasselbe  kennen  lernt.  N. 


Die  Erde  und  ihre  Völker.  Ein  geographisches  Hausbuch  von  Fr.  von 
Hellwald.  3te  gänzlich  umgearbeitete  Auflage  mit  vielen  Illustr.,  Karten 
und  Tabellen.  Stuttgart,  W.  Spemann,  1884.  Pr.  gebd.  M.  16,20. 

Dieses  vortreffliche  Werk  liegt  bereits  in  dritter  Auflage  vor  uns.  Den 
Inhalt  desselben  auch  nur  annähernd  vollständig  andeuten  zu  wollen,  wäre 
hier  ganz  unmöglich.  Es  mag  daher  die  Angabe  genügen,  daß  gegenwärtig 
auf  dem  deutschen  Büchermarkt  kein  Handbuch  der  Erdbeschreibung  zu  finden 
ist,  welches  sich  durch  solche  Vollständigkeit,  Neuheit  und  Klarheit  des  In¬ 
halts  empfiehlt.  In  dieser  völlig  neuen  Gestalt  erscheint  dasselbe  als  ein  un¬ 
schätzbares  Kompendium,  würdig  der  vollsten  Beachtung  deutscher  Lehrer, 
gleich  wertvoll  für  die  Bereicherung  des  Wissens  wie  für  die  Veredelung  in 
der  Naturanschauung  bei  Jung  und  Alt.  Bringt  man  diese  Vorzüge  mit  dem 
äußeren  Schmuck  zusammen,  der  dem  stattlichen  Bande  durch  die  vielen  er¬ 
läuternden  Illustrationen  von  der  rühmlichst  bekannten  Verlagshandlung  zuge¬ 
wendet  wurde,  dann  kann  man  es  sich  nicht  versagen,  dieses  Werk  als  ein 
ganz  vorzügliches  warm  zu  empfehlen.  Druck  und  Papier  stehen  im  Einklang 
mit  der  Ausstattung,  der  Preis  ist  thatsächlich  ein  sehr  mäßiger 

D.  Gr  on  e  n. 


Eingegangene  Beiträge. 

v.  Tsch.  Schm,  in  H. :  Für  die  freundliche  Gratulation  meinen  herzlichsten  Dank.  Ihre 
Beiträge  für  die  Zeitschrift  nehme  ich  gern  entgegen.  —  H.  in  P.  C.  (Mo.):  Die  erste  Sendung 
ist  angekommen.  Der  Aufsatz  ist  sehr  hübsch,  nur  fürchten  wir,  da ß  er  zu  umfangreich 
wird.  Er  läßt  sich  vielleicht  in  einige  Teile  zerlegen.  Ihre  Wünsche  werden  durch  die 
Verlagshandlung  erfüllt  werden.  —  H.  B.  in  EL:  Die  Sendungen  werden  benutzt.  —  D.  Gr. 
in  C.  —  Dr.  Th.  N.  in'  B. :  Besten  Dank  für  die  Zusendung.  Der  Aufsatz  ist  willkommen. 
Wegen  der  Abbildungen  werde  ich  Ihnen  Mitteilung  machen.  —  B.  L.  in  H.:  Die  Antwort 
wird  Ihnen  wohl  durch  die  Verlagshandlung  zugegangen  sein.  -  G.  E.  in  C. :  Es  hat  mich 
gefreut,  daß  Ihr  Wunsch  so  in  Erfüllung  gegangen  ist.  Die  Aufträge  sind  besorgt.  —  L.  B. 
in  R.  —  F.  S.  in  F.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Job.  v.  Fische  r.  Das  Terrarium,  seine  Bepflanzung  und  Bevölkerung.  Mit  40  Holzschnitten. 

Frankfurt  a.  M.  Mahl  au  &  Waldschmidt.  1884.  10  Mk.  Geb.  12  Mk. 

Will.  Marshall,  Agilardiella  radiata ,  eine  neue  Tetractinellidenform  mit  radiärem  Bau. 

Mit  1  Taf.  Berlin  1884.  Verlag  der  Kön.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Dr.  K.  Ruß.  Die  fremdländischen  Stubenvögel,  ihre  Kaffurgeschichte ,  Pflege  und  Zucht. 

4.  Band,  4.  Lieferg.  Magdeburg.  Kreutz’ sehe  Buch-  u.  Musikalienhandlung.  1884. 
Jahrbücher  der  Deutschen  Malakozoologi sehen  Gesellschaft.  Herausgegeben 
von  Dr.  W.  Kobelt.  11.  Jahrg. ,  Heft  h  Frankfurt  a.  M.  Mo  r.  Diester  weg.  1884. 
E.  Friede].  Märkisches  Provinzial -Museum  der  Stadtgemeinde  Berlin.  Einteilungsplan 
der  geologischen  Abteilung  Ab  2.  Aufl.  Berlin  1883. 

A.  B.  Meyer.  Eine  in  Sachsen  erlegte  Rackellienne.  Wien  1884,  Separ.-Abdr.  Mitteilungen 
des  Ornithol.  Ver.  in  Wien. 

Jahresbericht  der  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Basel  für  das  Jahr  1883. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Mahl  au  &  Wuldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere, 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mahlau  &  Waldsclimidt  in  Frankfurt  a.  M. 

No.  4.  XXV.  Jahrgang.  April  1884. 


1  ii  !i  a  I  i. 

Die  Beschädigungen  der  oberirdischen  Telegraphenanlagen  durch  Vögel.  —  Neues  aus 
der  Tierhandlung  von  Karl  Hagenbeck,  sowie  aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg; 
von  Dr.  Th.  Noack  in  Braunschweig.  —  Einige  Bemerkungen  zu  meinem  Aufsatze  über 
„die  deutschen  Waldhühner“,  in  den  Jahrgängen  1879  -81  des  „Z.  G.“ ;  von  Dr.  W.  Wurm. 

—  Aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Berlin;  von  L.  Wunderlich.  —  Korrespondenzen.  — 

—  Litteratur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Die  Beschädigungen  der  oberirdischen  Telegraphenanlagen 

durch  Vögel.*) 


Seitens  der  Reichs-Post-  und  Telegraphenverwaltung  sind  im 
Laufe  des  Sommers  1881  Ermittelungen  darüber  angestellt,  inwie¬ 
weit  Vögel  einen  schädlichen  Einfluß  auf  die  oberirdischen  Telegraphen¬ 
linien  auszuüben  vermögen.  Die  stattgehabten  Erhebungen  haben 
nun  zwar  ergeben,  daß  die  von  den  Vögeln  an  den  Telegraplienlinien 
hervorgebrachten  Beschädigungen  nicht  derartig  sind,  daß  durch  sie 
eine  besondere  Gefahr  für  die  Telegraphenlinien  zu  befürchten  wäre. 
Immerhin  dürfen  diese  Beschädigungen  nicht  als  ganz  unbedeutend 
hingestellt  oder  vernachlässigt  werden;  es  sind  vielmehr  bei  den  an- 

*)  Im  Aufträge  des  Herrn  Staatssekretärs  des  Reiclispostamts  wurde  uns 
mit  Bezug  auf  die  in  dem  Jahrgänge  1882  unserer  Zeitschrift  erschienenen  Auf¬ 
sätze  »die  Telegraphenleitangen  und  die  Vögel«  unter  dem  5.  März  1884  eine 
Nummer  des  »Archiv  für  Post-  und  Telegraphie«  mit  obigem  Aufsatze  über¬ 
sandt.  Wir  bringen  letzteren  hiermit  gern  zum  Abdruck,  weil  er  das  Ver¬ 
hältnis  der  Vögel  zum  Telegraphen  vom  technischen  Standpunkte  aus  be¬ 
handelt.  N. 

Zoolog-  Gart.  .Tabrg’.  XXV.  1884. 


i 


98 


gestellten  Ermittelungen  verschiedene  Erscheinungen  zu  Tage  ge¬ 
treten,  auf  welche  die  Verwaltung  ihre  Aufmerksamkeit  auch  weiter 
zu  richten  haben  wird. 

Zunächst  sind  hier  die  Beschädigungen  der  Telegraphen¬ 
stangen  durch  die  Spechte  zu  erwähnen.  Die  Spechte  hacken 
in  die  Telegraphenstangen  Löcher  von  G,  9,  12  und  mehr  Centimeter 
äußerem  Durchmesser,  welche  7  bis  8  Centimeter  tief  gegen  die 
Staugeuaxe  konisch  zulaufen,  nicht  selten  sogar  die  ganze  Stange  durch- 
dringen,  so  daß  deren  Festigkeit  beeinträchtigt  wird.  In  einzelnen 
Ober-Postdirektionsbezirken  sind  infolge  solcher  Beschädigungen  Aus- 

O  o  o 

Wechselungen  von  Telegraphenstaugen  notwendig  geworden.  Weitere 
Beschädigungen  entstehen  dadurch,  daß  die  Spechte  die  von  der 
Sonnenhitze  herrührenden  Längsrisse  in  den  Telegrapheustangen  durch 
Anhacken  erweitern,  und  zwar  häufig  derartig,  daß  man  einige 
Finger  in  die  erweiterten  Spalten  legen  kann. 

Die  gedachten  Beschädigungen  werden  vorzugsweise  dem  Bunt¬ 
specht  (Ficus  major)  zugeschrieben;  es  sind  indes  auch  der  Schwarz¬ 
specht  (Ficus  martius)  und  der  Grünspecht  (Ficus  viridis)  bei  dem 
Anhacken  von  Telegraphenstangen  betroffen  worden. 

Derartig  angehackte  Stangen  werden  vorwiegend  in  waldreichen 
Gegenden  aufgefunden,  wo  also  die  Spechte  sich  in  größerer  Zahl 
aufhalten ;  dagegen  kommen  diese  Beschädigungen  wenig  oder  gar 
nicht  in  den  freien  Ebenen  und  namentlich  nicht  an  der  Küste  vor. 
In  zwölf  Ober-Postdirektionsbezirken  sind  gar  keine  Beschädigungen 
bemerkt  worden ,  während  in  anderen  Ober-Postdirektiousbezirkeu 
eine  große  Zahl  solcher  an  gehackter  Stangen  —  in  einem  einzigen 
Bezirke  z.  B.  allein  32  Stück  —  gefunden  worden  ist. 

Der  Specht  greift  nicht  allein  unzubereitete  kieferne  und  eichene 
Stangen  an,  sondern  auch  mit  Kupfervitriol,  Zinkchlorid  oder  Queck¬ 
silbersublimat  zubereitete  Stangen;  selbst  kreosotierte  Stangen  läßt  er 
nicht  verschont.  Denn  der  von  einigen  Seiten  ausgesprochenen  Be¬ 
hauptung,  daß  kreosotierte  Telegraphenstangen  von  den  Spechten 
nicht  angehackt  werden,  steht  die  Thatsache  gegenüber,  daß  ganz 
neu  aufgestellte,  vor  nicht  langer  Zeit  mit  Kreosot  zubereitete  Stangen 
aufgefunden  worden  sind,  welche  von  Spechten  angehackt  waren. 

Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  daß  der  Specht  nur  bei  dem 
Suchen  nach  Nahrung  veranlaßt  wird,  die  Telegraphenstangen  in 
der  beschriebenen  Weise  auzugreifen,  da  in  den  Rissen  der  Telegraphen¬ 
stangen,  sowie  in  den  Astlöchern  oder  in  den  von  den  Isolatorstützen 
herrührendeu  alten  Schraubenlöchern  häufig  Insekten  in  sehr  großer 


90 


Anzahl  sich  aufhalten.  Von  einer  Seite  ist  behauptet  worden,  daß  die 
Spechte  durch  das  Summen  der  Leitungsdrähte  bz.  der  Stangen  angelockt 
würden,  indem  sie  dieses  Summen  für  das  Summen  von  Insekten  hielten. 
Diese  Behauptung  läßt  sich  wohl  schwer  begründen;  eher  dürfte  die 
Annahme  berechtigt  sein,  daß  die  Spechte  klug  genug  sind,  das  Summen 
der  Telegraphenstaugen  von  dem  der  Insekten  zu  unterscheiden. 

Als  weitere  Beschädigungen  der  oberirdischen  Telegraphenaulagen 
sind  die  Betriebsstörungen  zu  nennen,  welche  durch  das 
Aufliegen  der  Vögel  gegen  die  Telegraphenleitungen 
entstehen.*)  Im  allgemeinen  vermögen  nur  größere  Vögel,  wenn  sie 
gegen  die  Telegrapheuleitungen  fliegen ,  diese  so  in  Schwingungen 
zu  versetzen,  daß  ein  Drahtbruch  oder  eine  Verschlingung  mehrerer 
Leitungsdrähte  eintreten  kann. 

Man  hat  dergleichen  Betriebsstörungen  durch  gegenfliegende 
Schwäne,  Störche,  Trappen,  wilde  Enten  und  andere  Vögel  beobachtet. 
Namentlich  aber  sind  es  die  Gänse,  welche  in  den  Gegenden  mit 
starker  Gänsezucht  zu  einer  wahren  Plage  für  die  Telegraphenleitungen 
werdeu  können.  Die  jungen  Gänse,  wenn  sie  auf  die  Weide  getrieben 
werden  oder  von  dieser  nach  Hause  zurückkehren,  fliegen  sehr  häufig 
gegen  die  Telegraphenleitungen  und  besonders  dann,  wenn  diese  sich 
vor  einem  dunklen  Hintergründe  befinden,  so  daß  sie  von  den  Gänsen 
nicht  gut  gesehen  werden  können.  In  mehreren  Ober-Postdirektions- 
bezirkeu  werdeu  alljährlich  häufige,  durch  Gänse  verursachte  Be¬ 
schädigungen  der  Telegraphenanlagen,  als  Zerreißen  der  Bindedrähte, 
Drahtbrüche,  Verschlingungen  der  Leitungsdrähte,  beobachtet. 

Kleinere  Vögel,  selbst  Rebhühner  werden  beim  Gegenfliegen 
gegen  die  Telegraphenleitungen  durch  den  Auprall  in  der  Regel  ge¬ 
tötet,  ohne  daß  die  Leitungen  einen  besonderen  Schaden  erleiden. 
Auch  die  sich  oft  in  großen  Scharen  auf  die  Leitungsdrähte  nieder¬ 
lassenden  Stare,  Schwalben,  Sperlinge  und  anderen  kleinen  Vögel 
vermögen  in  der  Regel  einen  besonders  nachteiligen  Einfluß  auf  den 
Telegraphenbetrieb  nicht  auszuüben.  Das  Gewicht  dieser  Tiere  ist 
zu  gering,  als  daß  durch  dasselbe  der  Durchhang  der  Leitungen  ver¬ 
größert  werden  könnte;  andererseits  vermögen  diese  kleineren  Vögel 
auch  selbst  beim  gleichzeitigen  Auffliegen  die  Leitungsdrähte  in  der 
Regel  nicht  in  so  große  Schwingungen  zu  versetzen,  daß  dadurch 
Verschlingungen  der  Leitungen  entständen.  Allerdings  ist  in  einem 
Falle  beobachtet  worden,  daß  eine  große  Zahl  Stare,  welche  sich 
auf  eine  Telegraphenleituug  niedergelassen  hatte  und  mit  großer 


*)  Vergl.  hierzu  Jahrg.  XXIII,  1882,  Seite  125  und  257. 


—  100 


Heftigkeit  plötzlich  und  gleichzeitig  aufflog,  eine  Verschlingung  von 
vier  Leitungen  hervorbrachte;  und  in  einem  anderen  Falle  soll  eine 
große  Anzahl  von  Staren,  welche  gegen  die  Telegraphenleitungen 
flog,  zwei  Leitungen  zerrissen  haben.  Diese  Fälle  müssen  indes  zu 
den  Ausnahmen  gerechnet  werden  ;  in  der  Regel  wird  den  oberirdischen 
Telegraphen anlagen  durch  das  Gegen  fliegen  kleinerer  Vögel  ein 
wesentlicher  Nachteil  nicht  zugefügt. 

Iu  einzelnen,  namentlich  baumlosen  Gegenden  werden  weiter¬ 
hin  Telegrapheustangen  vielfach  und  mit  Vorliebe  von  kleineren  Raub¬ 
vögeln,  Krähen,  Elstern  u.  s.  w.  als  Ruhepunkte  benutzt,  und,  wie 
bereits  erwähnt,  setzen  sich  Stare,  Schwalben  und  andere  kleine 
Vögel  nicht  selteu  in  großen  Scharen  auf  die  Telegraphendrähte. 
Bei  dieser  Gelegenheit  werden  die  Telegraphenlinien  durch  den  U  n- 
rat  der  Vögel  beschmutzt;  besonders  die  Telegrapheustangen 
erhalten  häufig  ein  Ansehen,  als  wenn  sie  mit  einem  Kalkanstrich 
versehen  wären.  Solche  Verunreinigungen  haben  im  allgemeinen 
keinen  besonders  nachteiligen  Einfluß  auf  die  Telegraphenlinien,  da 
die  letzteren  in  der  Regel  durch  den  nachfolgenden  R.egen  wieder 
abgewaschen  werden.  Es  könnten  höchstens  die  scharfen  Exkremente 
der  Vögel  die  Fäulnis  der  Zopfenden  der  Stangen  beschleunigen. 

Schließlich  möge  noch  erwähnt  werden,  daß  Schwalben  und 
Sperlinge  sich  gern  die  vor  sp  ringenden  Schutzdächer  au  den 
Einführungen  der  Telegraphen leituugen  in  die  Häuser  und  an  den 
zur  Verbindung  der  versenkten  mit  den  oberirdischen  Leitungen 
dienenden  Uberführungssäulen  aussuchen ,  um  unter  ihnen  ihre 
Nester  zu  bauen. 

Es  ist  offenbar,  daß  durch  solche  Nester  Nebenschließungen  in 
den  Telegraphenleitungen  hervorgebracht  werden  können. 


Neues  aus  (1er  Tierhandlung  von  Karl  Hagenbeck^ 
dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg. 

Von  Dr.  Th.  Noack  iu  Braunschweig. 

Mit  4  Abbildungen. 


sowie  aus 


Die  Tierhandlung  von  Herrn  Karl  Hagenbeck  iu  Hamburg  ist 
heute  wohl  das  erste  Geschäft  der  Art  in  der  Welt.  Als  Beweis 
dafür  möchte  u.  a.  die  Thatsache  gelten,  daß  Herr  Hagenbeck  iu 
diesem  Winter  gegen  70  Jungfernkraniche  ( Grus  virgo)  lebend 
erhalten  hat,  die  er  in  Südrußland  hat  ausbrüten  lassen,  daß  er 


101 


augenblicklich  nicht  weniger  als  32  indische  Elefanten  von  den  ver¬ 
schiedensten  Altern  und  Größen  besitzt,  darunter  ein  erwachsenes 
Weibchen  mit  einem  Jungen,  von  denen  er  die  meisten  dressieren 
läßt,  um  sie  im  nächsten  Sommer  zunächst  im  ludustriepalast  in 
Hamburg  vorzuführen.  Das  Institut  hat  sich  zu  dieser  Höhe  auf¬ 
geschwungen  durch  die  außerordentliche  Thätigkeit  und  Einsicht 
des  Herrn  Chefs,  der  sich  auch  um  die  Förderung  der  wissenschaft¬ 
lichen  Zoologie  durch  Einführung  seltener,  ja  noch  gar  nicht  be¬ 
kannter  oder  beschriebener  Tierspezies  die  größten  Verdienste  erworben 
hat.  Ich  habe  seit  Jahren  Gelegenheit  gehabt,  bei  Herrn  Hagenbeck, 
dessen  bereitwilliges  Entgegenkommen  auch  in  wissenschaftlicher 
Beziehung  den  größten  Dank  verdient,  zoologische  Studien  zu  machen 
und  Tiere  nach  dem  Leben  zu  zeichuen. 

Der  Zweck  folgender  Zeilen  ist  nicht,  für  das  Geschäft  Reklame 
zu  machen,  welche  dasselbe  gar  nicht  nötig  hat,  sondern  einiges 
über  von  ihm  eingeführte  Tierspezies  zu  berichten. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  mir  seit  ein  paar  Jahren 
Sendungen  von  der  Somaliküste  und  vom  Himalaya  erschienen,  weil 
die  von  dort  eingeführten  Tiere,  besonders  die  aus  dem  Somalilaude, 
neue  Arten  oder  wenigstens  Unterarten  repräsentieren. 

Bekanntlich  hat  Herr  Hagenbeck  den  von  dort  eingeführten 
Strauß  als  eine  neue  Varietät  erkannt,  ich  habe  selbst  Gelegenheit 
gehabt,  an  einer  ganzen  Anzahl  von  Exemplaren,  von  denen  die 
letzten  zwölf  nach  Kalkutta  verkauft  worden  sind  und  die  alle 
übereinstimmend  waren,  die  erheblichen  Differenzen  zwischen  Struthio 
camelus  Africanus  und  Somctliensis  besonders  in  der’  Färbung  der 
Beine  zu  bestätigen,  doch  da  über  den  Somalistrauß  schon  von 
Herrn  Reichenow  eine  Arbeit  publiziert  ist,1)  will  ich  nicht  näher 
darauf  eingehen.  Auch  das  neue  Zebra  von  der  Somaliküste  ( Eqims 
Grevii )  weicht  erheblich  von  den  übrigen  Zebra-Arten  ab  ;  ich  habe 
es  indessen  noch  nicht  selbst  gesehen.  Sehr  bedeutende  Abweichungen 
von  Asinns  taeniopus  Africanus  zeigt  der  zuerst  von  Herrn  Hagenbeck 
eingeführte  A.  taeniopus  var.  Somaliensis ,  welchen  Namen  ich  für 
den  neuen  Wildesel  des  Somalilandes  vorschlagen  möchte. 

Das  Tier,  ein  seit  einem  halben  Jahre  im  Besitz  des  Herrn 
Hagenbeck  befindliches  Männchen,  hat  ungefähr  die  Größe  des  mir  aus 
dem  Berliner  Zoologischen  Garten  bekannten  As.  taeniopus  Africanus, 
nur  ist  es  kräftiger  gebaut,  besonders  hat  es  einen  ziemlich  starken 


ff  Seite  19  dieses  Jahrgangs. 


102 


Bauch  und  ähnelt  darin  mehr  dem  Hausesel ;  der  Kopf  ist  schmal 
wie  bei  dem  Steppenesel,  die  Stirne  stark  hervortreteud,  die  Haare 
bilden  auf  demselben  einen  Wirbel  ;  der  Hals  ist  ziemlich  stark  und 
kürzer  als  bei  taeniopus  Afr .,  die  Beine  elegant,  ebenso  die  ziem¬ 
lich  gerade  Rückenlinie  ;  die  Behaarung  ist  sehr  weich  und  locker, 
die  Färbung  ein  zartes  rötliches  Aschgrau,  Schnauze  grau,  hinter 
derselben  eiu  breites  hellgraues  Band  von  der  Nase  bis  hinter  den 
Mundwinkel,  wie  bei  As.  taen.  Afr.,  dagegen  um  die  Augen  ein 
heller  Ring,  die  langen  feinen  Ohren  innen  aschgrau,  mit  schwarzem 
Rande,  außen  an  der  Spitze  und  mehr  nach  der  Innenseite  schwarz¬ 
braun  breit  umsäumt,  über  die  gelbrote  Außenfläche  des  Ohres  geht 
grade  über  dem  Ohrknorpel  eine  braune  Binde,  unter  der  Ohr  Wurzel 
liegt  ein  heller  Fleck.  Die  nach  vorn  gesträubte  Mähne  ist  an 
der  Wurzel  hellgrau,  oben  schwarzbraun.  Das  Kreuz  auf  dem 
Rücken  und  den  Schultern  fehlt  absolut,  nur  über  die  Lendenwirbel 
zieht  sich  ein  dunkler  aber  nicht  sehr  intensiver  Streifen  über  den 
Schwanz,  welcher  auch  innen  einen  dunklen  Streifen  zeigt  und  in 
eine  kleine  Quaste  ausläuft.  Brustbein  und  Bauchlinie  sind  scharf 
abgegrenzt  hellgrau,  die  Beine  weichen  in  der  Färbung  erheblich 
von  As.  taen.  Afr.  ab,  die  Vorderbeine  sind  vorn  gelbgrau,  hinten 
scharf  abgegrenzt  hellgrau,  die  Schenkel  bis  zum  Sprunggelenk 
vorn  heller.  Um  die  Beine  laufen  bis  zur  Brust-  resp.  Bauchhöhe 
dunkle  Binden,  von  denen  die  unter  dem  Kniegelenk  und  über  dem 
Unterfuß  besonders  intensiv  dunkel  gefärbt  sind,  während  die  Binden 
mehr  nach  oben  matter  werden.  Die  Vorderfüße  sind  uuteu  nach 
hinten  zu  dunkel,  die  Hinterfüße  nicht.  Über  den  eleganten  Hufen 
liegen  vorn  und  hinten  parallele  Bänder,  bis  zum  Knie  ziehen  sich 
vorn  die  Bänder  nur  durch  die  dunklere  Vorderseite  der  Vorder¬ 
beine,  nicht  nach  hinten  und  inuen ;  au  den  Hinterbeinen  laufen 
sie  ganz  herum,  unten  mehr  parallel,  nach  oben  zu  in  sförmigen 
Kurven.  Vorne  und  hinten  läuft  je  eine  Binde  in  einem  Winkel  mit 
der  andern  zusammen. 

Wenn  nun  auch  die  Art  der  Bänderung  im  einzelnen  vielleicht 
individuell  ist,  was  sich  nach  dem  einen  bis  jetzt  überhaupt  bekannten 
Exemplar  nicht  entscheiden  läßt,  so  berechtigen  doch  die  Intensität 
der  Bänderung  an  den  Beinen,  das  fehlende  Rückenkreuz,  der  weiße 
Fleck  unter  dem  Ohr,  der  kürzere  Hals,  der  kräftigere  Bau,  den 
A.  taeniopus  Somaliensis  als  eine  von  taeniopus  Africanus  erheb¬ 
lich  abweichende  Varietät  zu  bezeichnen. 

Auch  ein  von  der  Somaliküste  stammender  Gepard  des  Herrn 


103 


Hagenbeck  zeigt  eine  Abweichung  von  Cynailurus  guttatus  in  der 
erheblich  helleren  Färbung.  Demnach  bieten  verschiedene  Säuge¬ 
tiere  des  Somalilandes  bemerkenswerte  Abweichungen  von  den 
entsprechenden  afrikanischen  Arten,  wodurch  die  Frage  berechtigt 
erscheint,  ob  nicht  dieser  Teil  der  ostafrikauischen  Küste  in  früheren 
Erdperioden  von  dem  übrigen  Afrika  getrennt  und  mit  Arabien 
verbunden  gewesen  ist.  Die  Beantwortung  könnte  erst  nach  ein¬ 
gehender  Vergleichung  der  Somalifauna  mit  der  gegenüberliegenden 
arabischen  erfolgen,  aber  bei  der  Abgeschlossenheit  Arabiens  dürfte 
es  schwer  halten,  von  dort  das  nötige  Vergleichsmaterial  zu  beschaffen. 

Von  anderen  ostafrikanischen  Tieren  erwähne  ich  noch  die 
Bergantilope  (. Antilope  montana),  von  Rüppell  entdeckt  und 
früher  meines  Wissens  nur  einmal  lebend  nach  Europa  in  die 
Menagerie  des  Lord  Derby  gebracht.  Ich  habe  das  Tier  im  Ham¬ 
burger  Zoologischen  Garten  gezeichnet,  wohin  es  von  Herrn  Hagen¬ 
beck  verkauft  wurde  und  wo  es  nach  kurzer  Zeit  eingegangen  ist. 
Wenn  Brehm  »Tierleben«  III,  S.  262  sagt,  alle  Bergantilopen 
zeichneten  sich  durch  ihren  gedrungenen  Leibesbau  und  kurze  Beine 
aus,  so  palst  das  durchaus  auf  diejenigen  Arten,  die  wie  Oreotragus 
scdtatrix  und  der  unten  zu  besprechende  Nemorlioedus  Goral  auf 
Felsen  leben,  aber  nicht  auf  Antilope  montana ,  die  sich  mehr,  wie 
die  Tragelaphus-  Arten  in  bergigen  Waldregionen  auf  halten.  A.  mon¬ 
tana  hat  die  schlanken  Formen  und  zierlichen  Beine,  nur  viel  längere 
als  Tragelaphus  scriptus  uud  schließt  sich  in  der  Gestalt  am  nächsten 
an  die  Calotragus- Arten  an,  auch  ist  das  von  mir  gezeichnete  Tier, 
ein  Weibchen,  durch  den  Mangel  der  Hörner  den  Zierböcken  und 
manchen  Zwergantilopen  ähnlich  (nicht  alle  9  der  Zwergantilopen 
sind,  wie  Brehm  sagt,  hörnerlos,  vergl.  unten  Cephalolophus  Max- 
ivellii).  Das  Tier  war  etwa  85  cm  lang  und  45  cm  hoch,  doch 
bemerke  ich,  daß  ich  auf  die  Messungen,  welche  manche  Balg¬ 
forscher  zu  ihrer  Hauptaufgabe  machen,  kein  großes  Gewicht  lege, 
bei  lebenden  Tieren,  die  neu  beschrieben  werden,  nicht,  weil  man 
nicht  weiß,  ob  sie  schon  ausgewachsen  sind  und  man  sie  aus  ver¬ 
schiedenen  Gründen,  z.  B.  bei  Herrn  Hagenbeck  wäre  das  unmög¬ 
lich,  nicht  messen  kann,  am  Balge  erst  recht  nicht,  weil  sich  da 
alle  Proportionen  verschieben  und  die  Angaben  doch  immer  ungenau 
bleiben.  Antilope  montana  hat  den  gebogenen  Rücken  der  oben 
verodichenen  Arten,  sehr  schlanke  hohe  Beine,  einen  ganz  kurzeu, 
kurzhaarigen  Stummelschwanz,  langen  schlanken  Hals,  große  löffel- 
ruude  Ohren,  innen  mit  der  gestreiften  Zeichnung,  wie  die  Gazellen, 


104 


der  Kopf  ist  ausgezeichnet  durch  eine  starke  Ramsnase,  wie  sie  bei 
keiner  ähnlichen  Art  vorkommt,  durch  schlanke  nach  hinten  wie 
bei  der  persischen  Gazelle  zurücktretende  Schnauze  und  große  dunkle 
Augen.  Sehr  eigentümlich  sind  die  starken  Vertiefungen  hinter  den 
Ohrwurzeln.  Die  Färbung  ist  ein  dunkles  Zirnmetbraun,  Unterseite, 
Schwanz,  Beine  und  Hals  vorn  heller,  um  den  Hals  gehen  vor  der 
Schulter  ein  paar  dunklere  Bänder,  Stirn  dunkler,  Hufe  sehr  schlank. 
Das  Tier  zeigte  das  ängstliche  schüchterne  W esen  der  Gazelien- 
Arten. 

Die  Maxwell’ sehe  Schopfantilope  ( Gephalolophus  Max- 
ivellii )  vou  der  afrikanischen  Westküste,  nicht  von  Herrn  Hagen- 
beck  importiert,  wurde  vor  2  Jahren  von  mir  im  Hamburger  Zoo¬ 
logischen  Garten  gezeichnet.  (Vergl.  die  Abbildung.)  Das  reizende 
Pärchen,  welches  auch  im  Garten  ein  Junges  geworfen  hat,  ist 
nach  kurzer  Zeit  eingegangen.  Das  Tier  gehört  zu  den  Schopf¬ 
antilopen  {Ceplialölophus) ,  aber  auch  zu  den  Zwergantilopen,  denn 
die  beiden  ausgewachsenen  Tiere  des  Pärchens  (auch  das  Weibchen 
trug  Hörner  und  unterschied  sich  äußerlich  in  nichts  vom  Männchen) 


Cephalophus  Maxwellii.  West- Afrika. 


erreichten  kaum  die  Größe  von  Neotragus  Hemprichii ,  also 
etwa  die  eines  14  Tage  alten  Zickleins.  Die  Körpergestalt  ist 
gedrungen,  der  dunkle  Schwanz  ziemlich  kurz,  aber  lang  behaart, 
die  mittelhoheu  Läufe  sehr  zart,  der  Hals  kurz,  der  Kopf 
ziemlich  gedrungen,  aber  mit  feiner  Schnauze,  die  beiden  graden 
Hörnchen  sind  gereifelt  und  etwa  6  cm  hoch,  der  Schopf  zwischen 
denselben  bemerkbar,  aber  nicht  ganz  so  hoch  wie  die  Hörnchen, 
die  Ohren  mittellang,  innen  weißgrau,  aber  rosa  durchscheinend. 


105 


Die  Färbung  ist  ein  ziemlich  dunkles  Umbra-Graubraun,  während 
die  Unterseite,  also  Kinn,  Vorderhals,  Unterseite  des  Bauches,  vor¬ 
derer  Rand  und  Innenseite  der  Schenkel  und  Beine  weißgrau  gefärbt 
sind  ;  um  die  Augen  zieht  sich  ein  scharf  markierter,  heller  rosarot 
durchscheinender  weil  dünn  behaarter  Ring,  denselben  trennt  ein 
dunkler  Streifen,  der  mit  der  gleichgefärbten  Stirn  und  dem  Nacken 
zusammenhängt,  von  den  hellen  Wangen.  So  ist  die  Färbung  des 
Kopfes  von  dem  des  Cephalolophus  mergens  doch  wesentlich  ver¬ 
schieden,  welcher  nur  einen  schmalen  Ring  um  die  Augen  und 
dunkle  Wangen  besitzt,  Cephalolophus  Maxwellii  zeigte  das  mun¬ 
tere  aber  ängstliche  Benehmen  der  Zwergautilopen,  der  Geschlechts¬ 
trieb  bei  dem  Männchen  war  ziemlich  stark  entwickelt.  Das  Junge 
erreichte  fast  die  Größe  seiner  Eltern,  ist  dann  aber  auch  ein¬ 
gegangen  trotz  der  Sorgfalt,  die  der  Wärter  der  Antilopen  in 
Hamburg,  ein  in  seinem  Fache  sehr  erfahrener  uud  ergrauter  Mann, 
den  Tieren  zu  Teil  werden  läßt.  Die  Schwierigkeiten,  die  zarteren 
Antilopen,  z.  B.  auch  Antilope  Dama ,  Tragelaphus  scriptus  u.  a. 
längere  Zeit  zu  erhalten,  sind  sehr  groß,  da  z.  B.  schon  einmalige 
Durchnässung  durch  Regen  den  Tieren  deu  Tod  bringt. 

Die  Vansire,  Antilax  oder  Atilax  Vansire ,*)  schon  von  Buffou 
bestimmt,  aber  sehr  selten  lebend  beobachtet,  wurde  vor  2  Jahren  von 
mir  im  Hamburger  Zoologischen  Garten  gezeichnet  und  gehört  zu  der 
Gruppe  südwestafrikanischer  Mangusten,  der  auch  Herpestes penicillatus, 
JRhycaena  tetradadyla,  Crossarchus  obscurus,  mit  welchem  die  Vansire 
äußerlich  am  meisten  Ähnlichkeit  hat,  angehören.  Jedoch  muß  ich 
bemerken,  daß  Antilax  Vansire  vorn  und  hinten  5  Zehen  hat, 
nicht,  wie  jene,  hinten  vier.  Das  Tier  hat  etwa  die  Länge  eiues 
Steinmarders,  nur  erscheint  es  auch  wegen  des  dichteren  Pelzes 
massiger.  Der  Kopf  ist  gedrungen,  die  Stirn  ziemlich  stark  hervor¬ 
tretend  und  von  der  Nasenwurzel  scharf  abgesetzt,  hinten  am 
Schädel  eine  ziemlich  bemerkbare  Crista,  die  Schnauze  schlank  zu¬ 
gespitzt,  der  Unterkiefer  unter  der  Oberlippe  versteckt,  die  Ohren 
kurz  mit  bemerkbarem  Ohrläppchen,  Hals  ziemlich  laug  und  stark, 
die  kurzen  ziemlich  schlanken  und  unten  dünn  behaarten  Beine 
haben  je  fünf  fingerartige  ziemlich  lange  Greifzehen  (Daumen  vorn 
und  hinten  kurz)  mit  hundeartigen  fleischfarbenen  Nägeln,  Rücken¬ 
linie  wie  bei  anderen  Mangusten  stark  gekrümmt,  Schwanz  mittel¬ 
lang  stark  behaart,  am  Ende  schlank  zugespitzt.  Die  Färbung  ist 


*)  Ygl.  Bd.  XVI,  1875,  S.  10  u.  Bd.  XVII,  1876,  S.381. 


100 


ein  tiefgläuzendes  dunkles  Schwarzbraun,  der  Pelz  hat  etwas  fisch¬ 
otterähnliches,  die  Schnauze  ist  hell  fleischfarben,  Nase  dicht  an 
der  Schnauze  auch  hell,  dann  dunkelbraun,  um  die  Augen  ein 
gelber  Ring,  Augenlider  dunkel,  Iris  gelbbraun,  Augen  lebhaft  und 
beweglich.  Wangen,  Backeu,  über  die  sich  ein  dunklerer  Streifen 
zieht,  Kehle  hellgelbbraun,  Lippenränder  und  Unterkiefer  hell  fleisch¬ 
farben,  ebenso  das  Ohr,  Beine  tief  braun,  Bauch  dunkel  braungrau  , 
Weichen  etwas  heller,  Schwanz  tief  schwarzbraun.  Der  Kopf  zeigt 
besonders  von  vorn  deu  rattenartigen  listigen  Ausdruck,  der  die 
Mangusten  charakterisiert,  das  Tier  war  außerordentlich  unruhig 
und  beweglich  und  zeigte  die  beständige  Neigung,  mit  den  Fingern 
an  den  Stäben  des  Käfigs  empor  zu  greifen  und  zu  klettern,  setzte 
sich  auch  wohl  wie  ein  Hund  auf  den  Hintern;  es  erscheint  mir 
daher  zweifellos,  daß  es  wie  ein  Marder  häufig  auf  Bäume  klettert. 

Ich  schließe  die  Reihe  der  seltenen  afrikanischen  Tiere  mit 
dem  Brillentaucher  ( Spheniscus  demersus ),  dem  einzigen  in  Süd- 
Afrika  lebenden  Pinguin.  (Vgl.  die  Abbildung.)  Lebende  Pinguine  nach 
Europa  zu  bringen,  hat  seine  großen  Schwierigkeiten;  ein  Versuch,  den 
Herr  Hagenbeck  vor  einigen  Jahren  mit  dem  Pinguin  der  Falklands¬ 
inseln  machte,  mißglückte,  indem  die  Tiere,  die  man  ja  au  Ort  und 
Stelle  leicht  genug  fangen  kann,  im  biskayischen  Meerbusen  bei  einem 
Sturme  alle  zu  Grunde  gingen.  Der  afrikanische  Pinguin,  von  dem  ich 
bis  dahin  noch  nichts  gesehen  oder  gelesen  hatte,  wurde  1882  von 
Herrn  Hagenbeck  glücklich  importiert  und  war  in  kurzer  Zeit  sein 
Liebling  geworden,  denn  er  wurde  außerordentlich  zahm  und  war 
ebenso  drollig  im  Wasser  wie  auf  dem  Lande.  Lang  gestreckt  auf 
oder  unter  dem  Wasser  auschwimmend,  mit  Flügeln  und  Füßen 
rudernd,  glich  er  einem  kleinen  Seehunde,  auf  dem  Lande  watschelte 
er  aufrecht  einher,  folgte  seinem  Herrn  wie  ein  kleiner  Hund, 
apportierte  allerhand  Sachen,  ließ  sich  gerne  krauen,  aufasseu  und 
liebkosen,  stieß  auch  wohl,  wenn  er  sich  behaglich  fühlte,  ein  esel¬ 
artiges  Gebrüll  aus.  Leider  starb  der  Vogel,  8  Tage  nachdem  ich 
ihn  gezeichnet  hatte,  in  den  heißen  Julitagen  des  Sommers,  an¬ 
scheinend  am  Herzschlage,  zum  großen  Leidwesen  seines  Herrn. 

Der  Brillentaucher  ( Spheniscus  demersus)  weicht  von  den  süd¬ 
amerikanischen  Pinguinen  sehr  erheblich  ab.  Er  hat  die  Größe 
einer  starken  Ente,  ist  aber  erheblich  korpulenter  und  hat  einen 
ganz  kurzen  Hals.  Der  runde  Kopf  zeigt  eine  ziemlich  starke  Ent¬ 
wickelung  der  Stirn  und  des  Hinterhauptes,  der  starke  Schnabel 
ist  raben artig  gekrümmt  und  hat  mit  dem  der  anderen  Pinguine 


107 


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Der  Brillentaucher,  Spheniscus  dem  er  aus.  Süd-Afrika. 


keine  Ähnlichkeit,  an  der  Basis  ist  er  stark  gefurcht,  die  nackte 
Haut  an  seiner  Wurzel  genarbt,  Oberschnabel  schwarz,  Uuterschnabel 
in  der  Mitte  horngrau,  Basis  und  Spitze  dunkler.  Das  Auge  steht 
schräger  als  bei  anderen  Vögeln  und  bekommt  dadurch  und  durch 
das  gequetschte  obere  Augenlid  einen  kamel-  und  mongolenartigen 
Ausdruck;  die  Iris  gelbbraun,  um  das  Auge  geht  ein  heller,  kahler, 
fleischfarbener  Ring,  Färbung  des  Kopfes  dunkelumbrabraun,  Wangen 
heller,  unter  dem  Ohr  und  auf  der  Stirn  einige  mattweihe  Tüpfel, 
Kehle  dunkel,  doch  zieht  sich  um  dieselbe  ein  hellgraues  Halsband 


bis  gegen  den  Nacken,  auf  beiden  Seiten  mit  je  zwei  dunklen 
Tüpfeln  geziert.  Brust  gelbrot,  Bauch  hellgelb  Sepia.  Über  Brust 
und  Bauch  ziehen  sich  einige  Reihen  von  dunkelumbrabraun  ver¬ 
waschenen  Tüpfeln,  die  nach  unten  immer  matter  werden.  Flügel 
wie  bei  anderen  Pinguinen  gestaltet,  mit  feinen  schuppeuförmigen 
Federn  bedeckt,  keine  Schwungfedern,  Farbe  duukelumbra  mit  ver- 


108 


einzelten  weißgrauen  Tüpfeln,  hinterer  Rand  hell,  innen  hellgrau, 
Weichen  und  Schenkel  grauumbra,  Rücken  tief  umbrabraun,  unter 
den  Deckfedern  lieget  ein  feiner  gelbbrauner  Flaum.  Schwanz  mit 
starken  Federn  zugespitzt,  unterstützt  den  Vogel  beim  Stehen  und 
Gehen,  Federn  unten  zerschlissen,  Beine  kurz  und  kräftig,  Haut 
genarbt,  hinten  dunkelgrau,  vorn  heller,  Füße  lang  mit  starken 
Nägeln  dunkelgrau  mit  fleischfarbenen  Flecken,  die  hintere  Zehe 
steht  nach  innen  seitwärts.  Das  ganze  Gefieder  ist  stark  fett¬ 
glänzend  und  fühlt  sich  an,  als  ob  es  mit  einem  noch  nicht  ganz 
trockenen  Firniß  überzogen  wäre,  ist  also  etwas  klebrig.  Sphen. 
dem.  ruht  sitzend  wie  z.  B.  RJiea  americana,  liegend  platt  auf  der 
Brust  mit  nach  hinten  ausgestreckten  Beinen,  auch  hierin  dem  See¬ 
hund  ähnlich. 

Von  asiatischen  Tieren  möge  zunächst  besprochen  werden  :  Die 
persische  Gazelle  (. Antilope  dorcas  var.  persica ),  eiu  noch  nicht  ganz 
ausgewachsenes  Weibchen.  Wenn  das  Tier  auch  im  allgemeinen  den 
Gazellenhabitus  zeigt,  so  sind  doch  die  Differenzen  in  der  Färbung, 
besonders  aber  in  der  Bildung  des  Kopfes  und  der  Hörner  erheb¬ 
lich.  Die  Färbung  des  Halses  ist  hellumbra,  an  der  Kehle  weißlich¬ 
grau,  der  Leib  dunkelumbra,  besonders  nach  dem  Rücken  hin,  wie 
bei  der  afrikanischen  Gazelle  trennt  ein  dunklerer  Streifen  an  beiden 
Seiten  des  Leibes  und  hinten  an  den  Schenkeln  die  helle  Unterseite 
und  die  hellen  Spiegel  (nicht  reinweiß,  sondern  hellumbragrau). 
Die  Beiue  sind  vorn  gelbumbra,  hiuten  scharf  abgeschnitten  weißlich, 
die  Ohren  außen  gelbumbra,  innen  weißgrau,  der  Schwanz  dunkel- 
braunschwarz.  Der  Kopf  zeigt  eine  starke  Ramsnase,  über  welche 
sich  mehrere  Falten  hinziehen  ;  die  ziemlich  starke  Schuauze,  beson¬ 
ders  der  Unterkiefer,  tritt  nach  hiuten  sehr  zurück,  so  daß  die 
Bildung  der  Schnauze  etwas  nagetierartiges  hat  und  der  ganze 
Kopf  etwas  an  den  der  Saiga  (Colus  tataricus)  erinnert.  Die  auf 
beideu  Seiten  bis  gegen  die  Spitze  hin  gereifelten  Hörner  zeigen 
von  vorn  nicht  die  elegante  Lyraform  der  afrikanischen  Gazelle, 
sondern  sind  erst  nach  hinten,  im  letzten  Drittel  etwas  nach  vorn 
und  wie  bei  manchen  Ziegen  stark  nach  außen  gebogen,  nicht 
wie  bei  Dorcas  africana  nach  innen.  Die  Differenzen  erscheinen 
also  bedeutend  genug,  um  die  persische  Gazelle  als  eine  erheblich 
abweichende  Varietät  erkennen  zu  lassen. 

Vom  Himalaya  hat  Herr  Hagenbeck  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
eine  Anzahl  sehr  bemerkenswerter  Tiere  erhalten,  unter  denen  ich 
zuerst  erwähnen  möchte:  Das  Moschustier  (. Moschus  wiosckiferus). 


109 


Ich  habe  den  jungen  Bock  vor  2  Jahren  gezeichnet  (Vgl.  die  Abbildung) 
und  bemerke,  daß,  wenn  auch  das  Tier  sonst  genug  beschrieben  und 
gezeichnet  worden  ist,  doch  die  mir  bekannten  Abbildungen,  weil 
schwerlich  nach  dem  Leben  gezeichnet,  unrichtig  sind,  indem  sie 
einen  rehartigen  Habitus  zeigen,  den  das  Moschustier  doch  nicht 
hat.  Das  von  mir  gezeichnete  Tier  hatte  eine  dunkelzimmetbraune 
Färbung  mit  Reihen  von  verwaschenen  Flecken  und  war  noch  nicht 
ausgewachsen.  Das  Gesicht  ist  auffallend  schmal,  die  großen  löffel- 


förmigen  Ohren  werden  meist  lauschend,  da  das  Tier  auffallend 
furchtsam  war,  so  eng  aneinander  gehalten,  daß  schon  dadurch  jede 
Rehähnlichkeit  am  Kopfe  verschwindet.  Die  Stirnhaare  bilden  zwi¬ 
schen  den  Ohren  einen  Schopf,  die  großen  dunklen  Augen  sehr 
lebhaft,  die  Nase  schmal,  die  Schnauze  dagegen  sehr  breit,  von  den 
Eckzähnen  war  noch  nichts  zu  sehen,  die  Kehle  zeigte  eine  hellere 
Färbung,  die  Beine  zierlich,  die  Vorderläufe  hinten  bis  zum  Knie 


110 


stark  behaart,  der  Moschusbeutel  und  der  Schwanz  kaum  angedeutet. 
Von  Moschusgeruch  war  an  dem  Tiere  nichts  wahrzunehmen. 

Der  Goral,  Nemorhoedus  Goral  ist  bei  Brehm  so  unrichtig  ge¬ 
zeichnet,  daß  man  das  Tier  absolut  nicht  erkennen  kann.  (Vgl.  die 
Abbildung.)  Die  noch  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Hagenbeck  befindliche 
und  trotz  ihrer  außerordentlichen  Seltenheit  seit  einem  halben  Jahre 
nicht  verkaufte  Goralziege  hat  die  Größe  eines  etwa  halbjährigen 
Merinolammes  und  ist  noch  nicht  ganz  ausgewachsen,  obwohl  das 
Tier  seit  einem  halben  Jahre  auch  in  Bezug  auf  Gehörn  sich  nicht 
wesentlich  weiter  entwickelt  hat.  Die  Gestalt  erscheint  auch  durch 
die  kräftige  und  dichte  Behaarung  sehr  gedrungen,  auch  die  Läufe, 
die  unten  nach  hinten  zu  stark  behaart  sind;  das  entspricht  durch¬ 
aus  dem  hohen  Gebirgsaufenthalte  des  Goral,  während  die  Ab¬ 
bildung  bei  Brehm  mit  den  schlanken  Beinen  auf  eine  Steppenan¬ 
tilope  schließen  läßt.  Die  Kopfbildung  weicht  außerordentlich  von 
der  der  bekannten  Ziegen  und  Schafe  ab,  die  rostgelbe  Stirn  ist 
ziemlich  breit,  das  Ohr  fein,  aber  größer  als  bei  Ziegen  und 
Schafen,  innen  hellgrau  mit  duukeren  Streifen,  dem  vieler  Antilopen 
und  der  Gazellen  ähnlich;  die  kleinen  schwarzen  bis  zur  Spitze  tein 
gereifelten  Höruer  sind  schwach  lyraförmig  gebogen,  die  dunkel¬ 
gelbbraunen  Augen  stehen  sehr  schräg  und  verleihen  neben  der 
tiefschwarzen  Nase  und  den  stark  glustrigen  Backen  dem  Tiere  das 
eigenartige,  von  Antilope,  Capra,  Ovis  ganz  abweichende  Aussehen. 
Die  Kehle  ist  scharf  abgegreuzt  weißlich.  Der  Körper  gelbbraun 
behaart,  die  Rückenlinie  schwarz,  die  Haarspitzen  überhaupt  schwarz, 
ebenso  die  Beine  dunkel,  die  Klauen  kurz  und  scharf  wie  bei  den 
Gemsen ,  auch  der  gazellenartige  Schwanz  dunkel.  Das  Tier  ist 
ziemlich  scheu,  macht  daher,  weil  es  sich  rasch  in  einen  geschlosse¬ 
nen  Raum  zurückzieht,  Schwierigkeiten  beim  Zeichnen,  doch  ist 
meine  Zeichnung  ganz  porträtgetreu,  weil  ich  den  Goral  längere 
Zeit  studiert  habe. 

Das  Nahoorschaf,  Pseudois  Nahoor ,  vom  Himalaya  wurde 
vor  1  ljs  Jahren  in  4  Exemplaren  von  Herrn  Hagenbeck  über  Indien 
nach  Hamburg  gebracht.  Die  Tiere  befinden  sich  noch  im  Ham¬ 
burger  zoologischen  Garten,  der  ein  Exemplar  angekauft  hat.  Pseu¬ 
dois  Nahoor  ist  ein  kleines  Wildschaf,  welches  in  den  Hochgebirgen 
des  Himalaya  nach  Przewalski  (Petermanns  Mitteilungen  I.,  1884 
S.  20.)  auch  in  Nordtibet  im  Karakorum  neben  dem  seltenem  und 
mir  nicht  bekannten  Ouis  Hodgsoni  in  klippenreichen  Gebirgs- 
partieen  lebt,  aber  verhältnismäßig  leicht  gezähmt  werden  muß,  da 


Der  Goral,  Nemorhoedns  Qorctl  vom  Himalaya 


111 


112 


die  Tiere,  obwohl  auf  der  ihnen  angewiesenen  Felspartie  munter 
uinherkletternd  und  als  echte  Kinder  des  Hochgebirges  sich  be¬ 
weisend,  doch  nicht  scheu  sind  und  offenbar  schon  in  Indien  zahm 
gehalten  wurden  ;  das  eine  Tier  hatte  in  dem  einen  durchlöcherten 
Ohr  einen  roten  Lappen  hängen,  der  als  Amulet  gedient  haben 
mag.  Der  Körperbau  von  Pseudois  Nahoor  ist  gedrungen,  aber 
doch  elegant,  die  Größe  etwa  die  des  schottischen  Bergschafes, 
etwas  größer  als  die  der  Heideschnucken.  Ich  hatte  im  vorigen 
Sommer  Gelegenheit,  auf  der  Hamburger  Viehausstelluug  die  beiden 
genannten  Schafrasseu ,  die  von  den  iibrigeu  Hausschafen  schon 
durch  die  Hörner  erheblich  abweichen,  neben  einander  zu  sehen  und 
mit  Pseudois  Nahoor  zu  vergleichen,  und  es  erscheint  mir  nicht  un¬ 
wahrscheinlich,  daß  wir  im  Nahurschafe  einen  Ahnen  dieser  beiden 
abweichenden  Schafrassen  kennen  lernen,  von  denen  das  schottische 
Bergschaf  noch  heute  seine  Gebirgsnatur  nicht  verläugnet,  während 
die  Heidesclmucke  nur  in  der  Lüneburger  Heide  keine  Gelegenheit 
dazu  hat,  beide  aber  in  Bezug  auf  deu  Körperbau,  den  halblangen 
Schwanz,  die  Hörnerbildung  entschieden  an  den  Nahur  erinnern. 
Ich  w7eiß  nicht,  ob  mau  schon  das  Skelett  vom  Nahurschaf  in  deu 
landwirtschaftlichen  Akadeinieen  hat,  bin  aber  überzeugt,  daß  eine 
anatomische  Vergleichung  der  drei  Schafrassen  meine  Vermutung 
bestätigen  würde,  daß  die  Ileidesehnucke  wie  das  schottische  Berg¬ 
schaf  eine  uralte,  von  den  Celten,  dem  ersten  in  Mitteleuropa  aus 
Asien  eingewanderten  Volke,  eingeführte  Schafrasse  repräsentieren, 
deren  Stammvater  vielleicht  das  Nahurschaf  oder  ein  ähnliches  Wild¬ 
schaf  im  Himalaya  ist.  Vergl.  bes.  Dr.  Th.  Studer:  die  Tierwelt 
in  den  Pfahlbauten  des  Bieler  Sees.  Mitteil,  der  naturforsch.  Gesellsch. 
in  Bern  1883,  S.  17—115. 

Der  Kopf  des  Nahurschafes  zeigt  durchaus  den  Wildschaf¬ 
charakter:  kurz,  Stirn  breit,  nach  der  Schnauze  hin  verschmälert, 
Ohr  klein  und  schlank,  die  halblaugen  gereifelten  Hörner  nach 
hinten  gebogen,  wie  beim  Heideschnuckenschaf,  um  das  lebhafte 
kluge  Auge  ein  heller  Ring,  die  Nase  wie  bei  Goral  dunkler,  dunkel 
umbra  Nasenspitze,  Wangen  und  Schnauze  hell  umbragrau,  Kehle  wie 
beim  Goral  hell,  ziemlich  scharf  abgegrenzt,  die  übrige  Behaarung 
umbrabraungrau,  auf  dem  Rücken  dunkler,  Beine  und  Bauch  hell 
umbragrau,  der  Schwanz  halblang,  dünn,  mit  längeren  dunklen  Haaren. 
Die  Behaarung,  die  bei  dem  einen  Nahurschaf  abweichend  war,  w^eil 
sie  mehr  ins  Gelblichbraune  wie  bei  Nemorhoedus  Goral  überging, 
ist  ziemlich  stark  und  straff  wie  bei  den  übrigen  Wildschafen. 


113 


Aus  dem  Himalayagebiet  von  Nepal  möchte  ich  noch  drei 
Tiere  erwähnen,  die  ich  bei  Herrn  Hagenbeck  beobachtet  habe,  zwei 
Viverren  und  eine  Taube. 

Die  Kr a b  b  e n-  Mang  us  t  e,  Herpestes  cancrivorus,  ist  in  der 
Abbildung  bei  Brehm  kaum  zu  erkennen,  auch  vermag  ich  nicht, 
Analogien  zwischen  ihr  und  dem  Vielfraß  zu  erkennen.  Ich  habe 
das  Tier  im  Sommerpelz  gezeichnet,  es  aber  später  im  Winterpelz 
im  Hamburger  Zoologischen  Garten  gesehen,  wo  es  durch  die  starke 
Behaarung  mehr  als  sonst  an  Herpestes  griseus  erinnert.  Das  Tier 
erscheint  im  Sommerpelz  recht  schlank,  im  Winterpelz  gedrungen 
und  ist  etwas  größer  als  ein  Marder.  Der  breitere  Kopf  spitzt  sich 
zu  einer  schlanken  fleischroten  Schnauze,  Ohren  kurz,  Augen 
rattenartig  dunkel,  schräg  gestellt  mit  listigem  Ausdruck,  Gesicht 
gelbgrau  mit  durchscheinender  Fleischfarbe,  vom  Ohr  zieht  sich  an 
beiden  Seiten  des  Halses  ein  heller,  bei  Brehm  falsch  gezeichneter 
Streifen  hin,  nicht  bis  zu  den  Schultern;  unterhalb  derselben  ist  die 
Kehle  dunkelumbra,  ebenso  die  Beine,  die  Behaarung  gelb  und 
grau  mit  weißgestichelt,  auf  dem  Rücken  dunkler,  der  Schwanz  im 
Sommerpelz  an  der  Wurzel  meist  sehr  stark  behaart,  die  untere 
Hälfte  gelbrot  mit  ziemlich  langen  Haaren.  Das  Tier  ist  ziemlich 
beweglich  und  unruhig,  hat  sich  übrigens  ohne  Krabben-  und  Krebs¬ 
nahrung  ganz  gut  gehalten. 

Die  nepalsche  Zibethkatze,  Viverra  Zibetha  var.  nepa- 
lensis  weicht  von  V.  Z.  indica  und  natürlich  von  Viverra  civetta 
nicht  unerheblich  ab.  Ich  habe  in  Hamburg  Gelegenheit  gehabt, 
alle  drei  Tiere  neben  einander  zu  sehen  und  vergleichen  zu 
können. 

Es  handelt  sich  hier  natürlich  nur  darum,  die  Unterschiede 
zwischen  V.  Zibetha  nepalensis  und  Indien  anzugeben.  Die  beiden 
Geschlechter  des  von  Herrn  Hagenbeck  importierten  Pärchens 
unterschieden  sich  äußerlich  nicht  von  einander;  bei  Tage  zeigten 
sie  wie  die  übrigen  Zibethkatzen  ein  schläfriges  Wesen  und  waren 
nur  beim  Fressen  munter.  Die  Zibethkatze  von  Nepal  ist  langge¬ 
streckt  und  schleicht  mit  dem  gekrümmten  Rücken  der  Viverren, 
die  Ohren  sind  klein,  viel  kleiner  als  bei  der  indischen,  die  dunkel¬ 
braunen  von  hellen  Ringen  umsäumten  Augen  stehen  schräg  und 
geben  dem  Tiere  den  listigen  Ausdruck,  der  Kopf  verjüngt  sich 
stark  zu  der  weißen  Schnauze  mit  brauner  Nasenspitze  und  weißen 
Schnurrhaaren,  über  die  Nase  zieht  sich  bis  zu  den  Mundwinkeln 

Zoolog-.  Gart.  .Tahrg-.  XXV.  1684.  8 


114 


ein  schwarzes  Band;  Hals  laug,  an  beiden  Halsseiten  ziehen  sich  drei 
wellige,  hinten  nach  unten  gekrümmte  schwarze  Streifen,  zwischen 
denen  je  2  weilsgelbe  liegen,  ebenso  ist  die  Kehle  weidlich  gelbgran. 
Füße  kurz  mit  feinen  dunklen  Querbäudern,  Schwanz  mittellaug 
nach  der  Spitze  zu  stark  verjüngt,  mit  je  7  breiten  schwarzen  und, 
weißen  Ringeln  und  schwarzer  Spitze.  Grundfärbung  ein  mit  weiß 
gesticheltes  Gelbgrau,  vorn  mehr  grau,  von  den  kurzen  Rippen  au 
mehr  gelb,  unten  hell  braungrau.  Uber  den  Rücken  zieht  sich  ein 
schwarzer,  länger  behaarter  Streifen,  unter  welchem  auf  jeder  Seite 
je  ein  weißgrauer  Streifen  liegt.  Schultern  matt  verwaschen,  dunkler 
gebändert,  ebenso  die  Seiten  matt  gebändert  mit  breiten  verwasche¬ 
nen  Streifen,  desgleichen  die  Hinterschenkel,  die  nach  hinten  zu 
weißliche  Ränder  zeigen.  Hinterschenkel  unten  gelblich. 

Eine  Vergleichung  mit  der  indischen  Zibethkatze  im  Hamburger 
Zoologischen  Garten  ergab  sehr  bedeutende  Unterschiede.  Die 
Grundfärbung  der  ostindischen  Zibetha  ist  viel  heller,  die  Zahl  der 
Bänder  viel  größer,  letztere  viel  feiner  und  schärfer  markiert,  auch 
der  Schwanz  der  ostindischen  Art  hat  viel  mehr  und  feinere  Ringel, 
die  schwarzen  Ringe  bei  Z.  ncpalensis  gehen  ganz  um  den  Schwanz 
herum,  überhaupt  erinnert  die  Bänderung  des  Leibes  und  Schwanzes 
bei  Z.  nepalensis  mehr  an  den  unserer  Wildkatze  auch  hinsichtlich 
der  Zahl  der  Bänder  und  Ringe;  Kopf  bei  der  indischen  Art  viel 
gelber,  Färbung  unter  dem  Bauche  heller.  Die  Bänderung  der 
indischen  Viverre  war  nicht,  wie  in  der  Zeichnung  bei  Brehm  II., 
22  in  Flecken  aufgelöst  sondern  eine  wirkliche  Querstreifuug.  Wie 
weit  Differenzen  im  Skelett  beider  Arten  vorhanden  sind,  ist  mir 
nicht  bekannt,  jedenfalls  erscheint  die  nepalensische  Zibetha  auf  den 
ersten  Blick  als  eine  dem  Himalaya-Gebiet  anhörige  stark  abweichende 
Varietät,  die  sich  natürlich  von  der  afrikanischen  Givetta  noch  viel 
weiter  entfernt ;  so  ist  letztere  viel  plumper  gebaut,  erscheint  mehr 
gefleckt  als  gestreift,  der  Schwanz  ist  kürzer,  während  die  kurzen 
Ohren,  die  mähneuartigen  Streifen  auf  dem  Rücken  mit  unterem 
hellem  Saume  allerdings  wieder  die  afrikanische  Art  näher  an  die 
des  Himalaya  rücken. 

Ich  schließe  diese  Zeilen  mit  der  weißriickigen  Taube, 
Columba  leuconota ,  aus  Nepal,  die  Herr  Hagenbeck  in  etwa  einem 
Dutzend  Exemplar  erhalten  hatte.  Beide  Geschlechter  sind  äußer¬ 
lich  nicht  verschieden  und  haben  die  Größe  unser  Haustaube,  Kopf 
und  Schnabel  grau  umbrabraun,  Iris  gelb,  Kehle,  Nacken,  Brust, 
Bauch  gelblich  weiß,  Füße  korallenrot,  Rücken  weiß,  Kreuz  dunkel 


115 


graubraun,  Flügel  gelbgrau,  die  dunkle  Färbung  zieht  sieh  noch 
nach  den  Seiten  des  Nackens  in  die  Höhe,  Schwungfedern  grau¬ 
braun,  dreimal  dunkel  gebändert.  Die  Taube  war  ziemlich  zahm, 
jedoch  waren  die  meisten  Exemplare  stark  augegriffen  uud  sind  meist 
eingegaugeu. 

o  o  Ö 


Einige  Bemerkungen  zu  meinem  Aufsatze  über  „die  deutschen 
Waldhühner“,  in  den  Jahrgängen  1879 — 81  des  „Z.  G.“ 

Von  Dr.  W.  Wurm. 

Die  Frage,  ob  Birk-  und  Haselwild  stets  (oder  doch  fast  stets) 
auf  dem  Erdboden  oder  zu  Baume  übernachte,  harrt 
leider,  trotz  Hru.  0.  v.  Loewis  uud  meinen  hierüber  ausgetauschten 
Mitteilungen,  noch  immer  ihrer  Lösung;  bis  jetzt  läßt  sich,  glaube 
ich,  nur  konstatieren,  daß  im  höheren  Norden  das  übernachten 
auf  dem  Boden  überwiegend  öfter  beobachtet  und  daher  dort  als 
allgemeine,  ja  als  ausschließliche  Übung  angenommen  wird,  während 
im  übrigen  Europa  der  »Glaube«  an  den  Baumschlaf  vorherrscht, 
ohne  zu  viele  überzeugende  Thatsachen  dafür  stellen  zu  können. 
Eine  solche  Verschiedenheit  in  der  Lebensweise  mag  ja  recht  wohl 
bestehen  und  es  fehlt  auch  keineswegs  an  zahlreichen  Analogien  im 
ganzen  Tierreiche.  Vorhandener  oder  fehlender  Baumwuchs,  Be¬ 
schaffenheit  des  Unterwuchses  und  der  Bodenoberfläche,  Schutz  vor 
Wind  oder  Temperaturextremen  oder  exponierter  Stand,  tiefer  Schnee 
oder  Schneemangel,  vorkoinniende  Raubtierarten  uud  deren  Ver¬ 
teilung  über  die  Bodenfläche,  endlich  vererbte  Gewohnheit,  — •  alle 
diese  Momente  werden  wohl  für  die  Wahl  der  Schlafstätten  ma߬ 
gebend  sein.  Neuerdings  möchte  ich  Ornithologen  uud  Waid¬ 
männer  um  Bethätigung  irgend  möglicher  Beobachtungen  in 
dieser  Richtung  und  um  Mitteilung  derselben  angelegentlich  er¬ 
suchen.  — 

Endlich,  nachdem  ich  mich  und  befreundete  Seelen  lange 
Jahre  hindurch  vergeblich  bemüht  hatte,  brachte  mich  die  große 
Freundlichkeit  eines  Herrn  in  Christiania  in  Besitz  von  gleich  zwei 
Rackeihähnen.  Den  ersten  derselben  hatte  er,  meine  Intentionen 
mißverstehend,  leider  ausstopfen  lassen,  sodaß  er  für  die  anatomische 
Untersuchung  verloren  war.  Trotzdem  war  schon  die  äußere  Be- 
sichtigung  dieses  wunderschönen,  zu  Ende  Oktober  erlegten,  frisch 

o  O  '  o  • 


11(3 


vermauserten  und  offenbar  von  einem  mit  dem  Tiere,  wie  es  aus 
der  Hand  der  Natur  hervorgegaugcn,  bekannten  Präparator  couser- 
vierten  Exemplares  sehr  interessant.  Alle  Rackeihähne,  deren  ich 
nachgerade  ziemlich  viele  (ausgestopfte)  in  Händen  gehabt,  zeigen 
kleinere  oder  bedeutendere  Abweichungen  von  einauder,  und  in  sehr 
vielen  Fällen  ist,  was  Grolle,  Umfang,  Haltung,  Rose,  Insfärbung, 
Federbart,  Achselfleck,  Fliigelbiuden  betrifft,  mehr  der  Präparator 
als  Mutter  Natur  verantwortlich  zu  machen,  da  die  allermeisten  als 
leere,  trockne  Bälge  versandt  und  erst  im  Atelier  des  betreffenden 
Museums  nach  Abbildungen  ausgearbeitet  werden.  Von  reinem  Be¬ 
trüge,  der  z.  B.  den  Schwanzfedern  durch  Brennen  jede  beliebige 
Krümmung  zu  geben  vermag,  welche  freilich  in  feuchter  Luft  als¬ 
bald  wieder  schwindet,  —  siehe  die  auf  Tyroler  Straffen  um  ein 
Spottgeld  verkauften  »Birkhahnstöße«  aus  Haushühnerfedern!  — 
will  ich  ganz  schweigen.  Ein  einigermaßen  eingeweihter  Beobachter 
oder  Sammler  ist  ja  nach  einem  Blicke  auf  die  für  die  Mischlings¬ 
form  charakteristischen  Kennzeichen  sofort  und  sicher  orientiert. 
Dieses  Exemplar  ziert  nun  die  Tübinger  Universitätssammlung, 
welcher  ein  solches  bisher  fehlte  und  der  ich  dasselbe  überließ, 
weil  ich  keine  ausgestopften  Tiere  mehr  habe.  Am  10.  Februar 
d.  J.  erhielt  ich  einen  zweiten,  bei  warmem  Wetter  seit  dem  1. 
unterwegs  befindlichen  und  vielleicht  auch  schon  in  Norwegen  weit 
transportierten,  daher  bereits  in  Fäulnis  übergegangenen  Rackel- 
hahn.  Die  Untersuchung  desselben  konnte  sich  deshalb,  trotz  reich¬ 
licher  Zuhilfenahme  von  Karbol  etc.,  nicht  mehr  über  feiuere  Ver¬ 
hältnisse,  z.  B.  der  Testikel,  der  Blinddärme,  oder  selbst  nur 
auf  Gewicht,  Umfang  etc.,  erstrecken.  Auch  diese  beiden  Hähne 
differierten  recht  wesentlich,  wie  folgende  Übersicht  zeigt. 


I.  (ausgestopft). 

Lauge:  68,0  cm.  (?). 

Höhe:  43  (V). 

Nur  im  linken  Flügel  doppelte  weiße 
Binde  angedeutet. 

Schwanz  birkhahnähnlicher,  mehr  ge¬ 
rade  abgeschnitten,  rein  schwarz, 
äußerste  Federn  verlängert  und  leicht 
gekrümmt.  Unterstoß  blendend  weiß. 

Violetter  Metallglanz. 

Kleine  weiße  Achselflecken. 


II.  (im  Fleische). 

68,3.  Flügelspannweite :  100. 
Tarseuhöhe:  6,3. 

Zwei  weiße,  jedoch  mehr  als  bei  T. 
tetrix  verwischte  Flügelbinden. 

Schwanzfedern  gerade,  schwarz,  die 
mittleren  verkürzt,  beim  Aufrichten 
ein  kleines  Rad  bildend.  Unterstoß 
weiß,  aber  reichlich  schwarzgefleckt. 

Ebenso. 

Ebenso. 


117 


1.  H. 

Schnabel  Schieferfarben,  minder  ge¬ 
krümmt,  relativ  länger  als  bei  T.  Ebenso. 
urogallus. 


Kleine  Kosen,  kaum  am  untern  Augen¬ 
lide. 

Vollständige  Zehenstifte. 


Rose  merklich  größer. 
Ebenso. 


An  Nr.  II.  notierte  ich  ferner:  Zunge  im  Munde,  nicht  wie 
in  der  Regel  beim  toten  Auerhahne,  tief  znriickgesunken ;  Zung'en- 
beinhörner  bis  hinter  das  Ohr  zurücklaufend  ;  Kehlkopfeingang  sehr 
wenig  und  fein  gezähnt;  Luftröhre  ohne  alle  Biegung;  Weiß- 
tannennadeln,  Heidelbeeren  und  einige  Preiselbeeren  im  Kropfe  und 
Magen  ;  16,4  Gramm  mittelgroße,  durch  die  Beeren  gebläute  Magen¬ 
kiesel;  endlich  maß  der  von  mir  zuerst  untersuchte  » Processus  auri- 
cularis  maxillae  inferioris «,  von  der  Spitze  des  Unterkieferwinkels 
an  gemessen,  hier:  14  mm.  (bei  T.  wog.  cf:  23 — 25,  bei  T.  urog.  Q: 
16,  bei  T.  tetrix :  6).  Von  den  drei  sich  daran  anheftenden  Mus¬ 
keln  ist  meines  Wissens  nur  der  Muse,  digastricus  schon  genannt 
und  beschrieben  worden.  Der  geschilderte  Fortsatz  hebt  bei  Oeff- 
nung  des  Scdinabels  in  situ  deutlich  noch  den  Boden  des  Gehör¬ 
ganges,  muß  also,  wenn  er  bei  allen  Rackeihähnen  diese  Länge 
besitzt  - —  was  fraglich !  —  auch  deren  Hörfähigkeit  während  des 
Balzens  durch  Kompression  bei  aufgesperrtem  Schnabel,  wenn  nicht 
aufheben,  so  doch  beschränken.  Diese  Beeinträchtigung  erscheint  um 
so  plausibler,  wenn  man  sich  die  schwellbare  Sncculenz  der  Häute  des 
Gehörganges  im  Leben  vergegenwärtigt.  Daß  dem  so  sei,  lehren  zwei 
Waidmaunserfahrungen  des  Kronprinzen  Rudolf  von  Österreich, 
der,  trotz  hellen  Sonnenscheines  und  Mangels  an  Deckung,  wie 
beim  Auerhahne,  erfolgreich  an  Rackeihähne  anspriugen  konnte.*) 
Gleichwohl  geht  der  Fortsatz  etwas  minder  steil  und  mehr  aus¬ 
wärts  gebogen  in  die  Höhe  als  beim  großen  Hahne.  Wenn  das 
Os  quadratum  der  Vögel  (und  Amphibien)  als  eine  Versetzung  und 
Umbildung  des  Amboses,  des  Os  articulare  aber  als  eine  solche  des 
Hammers  zu  deuten  ist,  so  bildet  unser  Fortsatz  morphologisch  eine 
Transformation  des  Processus  spinosus  'mallei.  —  Wegen  fort¬ 
geschrittener  Fäulnis  fielen  leider  die  gebrühten  Schädelknochen 
gänzlich  auseinander. 

*)  Allerlei  gesammelte  ornithologische  Beobachtungen,  Wien  1880.  S.  122. 
Nicht  im  Buchhandel.)  Vgl.  weiter  unten. 


118 


Auch  aus  diesen,  zu  meiuem  Bedauern  durch  die  Umstände  zu 
Fragmenten  herabgedriickten  Beobachtungen  erhellt  die  Hybriden¬ 
natur  unsres  Vogels,  der  bald  mehr  vom  Auerhahne,  bald  mehr 
vom  Birkhähne  zeifft.  So  lange  indessen  nicht  seine  Testikel  zur 
Balzzeit  und  die  wegeu  ihrer  großen  Ähnlichkeit  mit  der  Birkhenne 
außerordentlich  selten  entdeckte  Rackeihenne  und  ihr  Ovarium 
gründlich  mikroskopisch  untersucht  sind,  so  lange  vermag  die  Frage 
nach  seiner  Fortpflanzung,  sei  es  durch  Paarung  mit  einer  der 
Hauptarten  und  unter  Zurückfallen  der  Produkte  in  die  eine  oder 
andre  ursprüngliche  Form,  sei  es  durch  Paarung  unter  sich  und 
unter  allmählicher  Ausbildung  einer  stehenbleibenden  neuen  Art, 
oder  die  Behauptung  seiner  Sterilität  über  bloße  Vermutungen  nicht 
hinauszukommeu.  Nur  so  viel  läßt  sich  mit  Bestimmtheit  behaupten, 
daß  T.  medins  zur  Zeit  keine  eigene  Art  darstelle,  was  u.  a. 
namentlich  die  verschiedenen  Divergenzen  der  Raekelhühuer  unter 
sich,  welche  nach  Kronprinz  Rudolfs  schätzbaren  Untersuchungen 
selbst  im  Skelette,  in  der  Zahl  der  verschiedenen  Wirbel  etc.,  auf- 
treten,  schlagend  darthun.  Also,  ihr  Naturfreunde  und  Waidmäuner 
des  Nordens,  denen,  wenn  nicht  Hubertus  und  Diana,  so  doch  der 
lettische,  russische,  norwegische,  schwedische  Bauer  oder  der  Lappe 
derartige  Vögel  auf  die  Märkte  Eurer  Städte  nicht  gar  selten 
bequem  entgegenbringt,  versorgt  uns  Forscher  mit  Material,  um 
diese  hochinteressanten  Fragen  zum  befriedigenden  Abschlüße  bringen 
zu  können ! 

Im  Tesiner  Reviere  (Böhmen)  erlegte  Fürst  A.  J.  von  Sch  warzen- 
berg  im  Frühjahre  1882  einen,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
von  einer  einzigen,  als  früher  angeschossen,  dort  verbliebenen  und 
nur  Birkhahngesellschaft  vorfindenden  Auerhenne  abstammenden 
Rackeihahn.  Denn  diese  hatte,  wie  beobachtet  worden,  dort  vor 
mehreren  Jahren  trotzdem  Junge  ausgebrütet.  Er  balzte  sogar  auf 
einer  Gartenmauer,  auch  unter  Haushühnern,  wobei  er  eine  lahme 
Haushenne,  die  ihm  nicht  enteilen  konnte,  faktisch  betrat.  Er 
hatte  zweimal  Mädchen  von  10 — 12  Jahren  heftig  attaquiert. 
Uber  etwaige  Nachkommenschaft  von  der  Hausheuue  erfahren  wir 
leider  nichts.  (Wiener  »Jagdzeituug«,  1882.  S.  657.) 

In  demselben  Blatte  (1883.  S.  226)  berichtet  uns  ein  vieler¬ 
fahrener  Waidmann  —  wie  zu  vermuten,  der  erlauchte  Ornithologe 
Kronprinz  Rudolf  von  Österreich,  —  von  4  au  einem  Morgen 
im  fürstlich  Camillo  Rohan’schen  Reviere  am  Musky-Berge  balzen¬ 
den  Rackeihähnen,  von  welchen  er,  wie  auch  sein  Schwager,  je  einen 


119 


schoß.  Es  folgte  ein  Vers  des  Balzens  auf  den  andern,  sodaß 
man  sich  dem  Vogel  viel  rascher  nähern  konnte  als  einem  Auerhahn; 
auch  überstellte  er  sich  mehrmals  unhörbar  leise,  »eine  charakteris¬ 
tische  Eigenschaft  des  immer  unruhigen  Rackeihahnes.« 

Ein  andrer  Aufsatz  daselbst  (1882.  S.  179)  hebt  die  auffallend 
starke  Entwicklung  der  Zehenstifte  (fälschlich  »Balzstifte«  genau  nt), 
wie  sie  sich  weder  bei  der  Auer-  noch  bei  der  Birkhenne  jemals 
finde,  als  ein  bisher  unbeachtetes  Charakteristikum  der  Rackel- 
henne  hervor. 

Was  den  Tetrao  M  1  okos  ie  wi  cz  i  betrifft,  so  möchte  ich  mir 
die  Anfrage  gestatten,  ob  einer  Ihrer  Leser  den  Vogel  bereits  frisch 
oder  doch  noch  unabgebalgt  gesehen  habe?  An  dem  einzigen  aus¬ 
gestopften  Exemplare,  welches  ich  bis  jetzt  in  Händen  gehabt  und 
welches,  ebenfalls  als  getrockneter  Balg  nach  Stuttgart  gekommen, 
fiel  mir  nicht  nur  die  besondere,  »hühnerwidrige«  Schlankheit, 
sondern  auch  die  schwarze,  matt  bläulich  überlaufene  Gesamtfär¬ 
bung  auf,  zumal,  da  es  mir  leicht  gelang,  demselben  gelblichweiße 
Achselflecken  durch  Hervorziehen  der  dortigen  Unterfedern  zu  ver¬ 
leihen.  Ist  das  Tier  von  Natur  aus  kleiner  und  schlanker  als 
unser  Birkhahn?  Besitzt  es  Achselflecken  oder  nicht?  Sind  diese 
gelblich  oder  rein  weiß?  Ist  die  Rose  wirklich  sehr  klein?  Ist  die 
Iris  dunkelbraun?  Fehlt  der  Federbart  gänzlich?  Sind  die  Tarsen 
wenig  befiedert?  Wie  verhalten  sich  die  Zehenstifte?  Ist  der  Schwanz 
immer  fast  mähnenartig  eingerollt,  einer  kleinen  gelockten  Perücke 

ähnlich?  Wie  erscheint  die  Henne?  Hat  die  Erforschung  der  ganzen 

©  © 

Lebensgeschichte  dieses  kaukasischen  Waldhuhnes  in  den  letzten 
© 

zehn  Jahren  irgend  Fortschritte  gemacht? 

Bezüglich  des  Leucismus  beim  Aue  r  h  ahne  habe  ich 
nachzutrageu,  daß  ich  seitdem  selbst  einen  ausgewachsenen,  minde¬ 
stens  2 — 3  Jahre  alten  Hahn  mit  einer  schneeweißen  Feder  in  der 
Wangengegend  nahe  bei  Teinach  schoß  und  daß,  wie  Forstmeister 
v.  Türcke  auf  einem  thüringischen  Reviere,  so  Forstmeister  Geyer 
in  Oberösterreich  eiuen  reichlich  weißgefleckten  Hahn  erlegte.  Wahr¬ 
scheinlich  ist  letzterer  derselbe,  welcher  aus  der  fürstlich  Starhem- 
berg’schen  Sammlung  zur  Ausstellung  des  »Oberösterreichischen 
Schutzvereines  für  Jagd  und  Fischerei«  nach  Linz  (1883)  als  » Tetrao 
maculatus«  gesandt  worden.  Auch  erinnere  ich  an  den  von  mir 
erwähnten,  ganz  schmutzigweiß  kostümierten  Auerhahn  aus  dem 
badischen  Murgthale  und  an  die  viel  häufigeren,  ebenso  gefärbten 
Birkhähne.  Bedenken  wir,  daß  die  Tierwelt  des  hohen  Nordens 


120 


überhaupt  ausgesprochene  Tendenz  zum  Weißwerden  zeigt  (wegen 
gesteigerten  Fettverbrauches  uud  größerer  Lufttrockenheit,  v. 
Midden  dorff),  und  (wegen  häufiger  Spätbruten,  Herbstmauser, 
Futtermangel,  Hartwerden  der  Futterpflanzen,  Witterungskontrasten, 
welche  Einflüße  den  jugendlichen  Körper  zur  Frühreife  nötigen, 
Ders.)  zur  Kleiuwüchsigkeit  neigt,  und  ziehen  wir  die  sonstige  Über¬ 
einstimmung,  namentlich  der  Hennen,  mit  den  Waldhühnern  unsrer 
Breiten  iu  Betracht,  so  finden  wir  die  annehmbarste  Brücke  von 
unserm  T.  urogallus  zu  dem  T.  urogattoides,  v.  Midd.,  T.  kumt- 
schaticus ,  v.  Kittlitz,  T.  maculatus  uud  T.  crassirostris,  Brehrn, 
ohne  daß  wir  zu  neuen  Artaufstellungen  abirren  müßten.  Alle  die 
letzteren  sind  —  mit  Einschluß  der  Hahnenfedrigkeit  der  Hennen, 
der  stellenweisen  Hennen  —  oder  vielmehr  Jugeudkleidfärbung  der 
Hähne  —  in  unsren  Augen  lediglich  geographische,  juvenile,  senile 
oder  atavistische  Varietäten.  — 

Seit  meinen  ersten  Mitteilungen  über  die  S  chnabelmauser 
beim  Auerhahne  haben  sich  so  vielfache  gleiche  oder  ähnliche 
Prozesse  bei  andern  Vögeln,  ja  selbst  bei  Säugern  konstatieren 
lassen,  daß  dieser  Vorgang  weit  allgemeiner  vorzukommen  scheint 
als  bisher  angenommen.  Folgende  kurze  Zusammenstellung  dürfte 
darum  von  Interesse  sein.  Dieselbe  Schnabel mauser  kam  zur  Beob¬ 
achtung  bei  sehr  vielen  Zimmervögeln,  namentlich  beim  Zeisige, 
dann  beim  Buntspechte  (Obf.  A.  Müller)  und  bei  Fratercula  arctica 
L.,  uud  ich  rechne  unbedenklich  jene  chilenische  Lerche  hierher, 
welche  v.  Kittlitz,  weil  er  an  drei  im  März  geschossenen  Exem¬ 
plaren  jedesmal  den  Schnabel  an  der  Spitze  etwas  klaffen  sah,  zu 
einer  eigenen  Art  »Älauda  fissirostris «  stempeln  wollte.  Hierher 
gehört  ferner:  die  auffallende  Verfärbung  des  Schnabels  beim  Star, 
beim  Kirschkernbeißer  u.  a.,  die  lokale  Abänderung  von  Form  uud 
Farbe  der  Waldhühnerschnäbel,  die  Abschilferung  und  Einrißbildung 
an  den  Schnäbeln  zur  Mauserzeit,  die  stärkere  Pigmentierung  der 
tieferen  Hornschichten  der  Schnäbel  (Zusammenhang  mit  dem  Ka¬ 
pillarblutgefäßsystem),  der  Krallen  Wechsel  der  Waldhühner,  die 
Abstoßung  und  Regeneration  ihrer  Zehenstifte,  das  Ausstößen  der 
hornigen  iunern  Magenhaut  bei  Körnerfreßern ,  das  partielle  Ab¬ 
werfen  bei  Antilocapra  für  cif  er,  die  Sohlenweichheit  des  Bären  im 
Februar,  die  allgemeine  Abstoßung  und  Erneuerung  von  Epidermis. 
Hufen,  Nägeln,  von  Haaren  und  Federn,  vom  Baste  der  Geweihe,  die 
Häutung  der  Schlaugen  u.  A.  Die  Cerviuen  wechseln  bekanntlich 
nicht  nur  ihre  Horngebilde,  sondern  selbst  regelmäßig  ihre,  aus 


121 


Knochensubstanz  gebildeten  Geweihe.  Man  wird  also  die  Thesis 
aufstellen  dürfen,  daß  die  hornige  Schnabelbedeckung  als  ein  lebendes 
und  später  absterbendes  Gebilde  zu  betrachten  sei,  das  von  der 
Schnabelbasis  aus  nachwächst  und  sich  teils  allmählich  und  uumerk- 
lich,  teils  in  größeren  oder  kleineren  Platten  auf  einmal  losstößt, 
beziehungsweise  erneuert,  demnach  an  dem  allgemeinen  Stoffwechsel 
im  Organismus  teilnimmt.  Besonders  dürften  es  die  hellgefärbten 
Schnäbel  sein,  welche  in  größeren  Stücken  auf  einmal  abgeworfen 
werden,  wogegen  die  dunkelfarbigen  wegen  inniger  Verbindung* 
mit  den  Blutgefäßen  einer  uumerklicheren,  aber  beständigen  Ab¬ 
nützung  und  Erneuerung  unterliegen  möchten.  — 

Die  Zehenstifte  der  Waldhühner  deutet  0.  Horn  in  seinem 
vortrefflichen  »Handbuch  des  Jagdsport«  als  die  natürlichen  Schnee¬ 
reifen,  welche  diesen  Vögeln  das  Laufen  über  den  Schnee  erleich¬ 
tern,  indem  sie  das  Einsinken  verhindern,  und  dieser  Gedanke 
gefiel  mir  bei  der  Betrachtung  solcher  Fährten  im  Schnee  recht 
wohl. 

Im  Pfälzer  Walde  hat  sich  der  seither  fast  auf  Null  reduzierte 
Stand  an  Auerwild  in  den  letzten  Jahren  recht  erfreulich  wieder 
gehoben.  Ein  herzliches  »Waidmannsheil!«  den  dortigen  echten 
Jägern  und  Hegern ! 

Hr.  Ster  ge  r  in  Krainburg,  dem  wir  bekanntlich  die  ersten 
sehr  eingehenden  und  zuverlässigen  Beobachtungen  an  lebendem, 
von  ihm  gezüchtetem  und  liebevollst  gepflegtem  Auerwilde  verdanken 
(s.  meine  früheren  Mitteilungen!),  hält  nun  auch  einen  lebenden 
jungen  Rackeihahn,  sowie  einen  älteren  Birkhahn.  Seine  Berichte 
darüber  sind  um  so  wertvoller,  als  er,  ein  vortrefflicher  alter  Hoch¬ 
gebirgsjäger,  das  Freileben  seiner  Lieblinge  ebenfalls  gründlich  kennt. 
Da  nun  eine  genauere  Beschreibung  der  Birkhahn  balze  allgemein 
interessieren  dürfte,  entnehme  ich  ihrer  Schilderung  durch  den¬ 
selben  (W.  Jagdztg.  1883,  S.  417  ff.)  das  Nachstehende.  Auer-  und 
Birkhahn  balzen  im  gezähmten  Zustande  viel  eifriger  als  in  der 
Freiheit,  doch  bleibt  letzterer  stets  wilder  und  intoleranter  gegen 
menschliche  Berührung,  obwohl  auch  er  aus  der  Pfand  seines  Pflegers 
die  Äsung  nimmt.  Er  beginnt  seine  Balze  am  Morgen  minder 
zeitig  als  im  Freien.  Das  erste  »Tschioschi«  macht  er  hier  wie 
dort,  ohne  dabei  geräuschvoll  aufzuhüpfen ;  erst  bei  dessen  Wieder¬ 
holungen  tritt  das  Aufhüpfen  und  der  laute  Flügelschlag  hinzu. 
(Darum  hörte  ich  selbst  einst  dieses  erste  und  zweite  Blasen, 
als  den  ersten  Frühlaut  des  Vogels,  von  der  Höhe  einer 


Kiefer  herab,  ehe  er  nach  seinem  Balzplatze  abstrich.  Dieser 
Ton  ist  nur  dann  ein  eigentlicher  Zorneslaut,  wenn  er  gegen  sich 
nähernde  Menschen,  Hunde  etc.,  und  dann  immer  minder  laut  und 
viel  kürzer  ausgestoßen  wird.  Man  nennt  dies  das  »Anblasen«; 
der  Hahn  »bläst  den  Hund  an«.  Das  energische  »Tschioschi« 
dagegen  ist  Äußerung  der  Standesbehauptung.  Hs  sagt :  »Ich  bin 
da ;  hat  ein  anderer  Hahn  Lust,  mit  mir  anzubinden  ?«  Deshalb 
lockt  der  Gebirgsjäger  nur  mit  dem  gut  nachgeahmten  »Tschioschi« 
eines  jüngeren  Hahnes,  nicht  mit  dem  Rodeln,  den  eifersüchtigen 
Platzhahn  vor  seine  Flinte.  Bei  den  gesellschaftlicheren  und  ver¬ 
träglicheren  Moorhähnen  des  Tieflandes  ist  solches  Reizen  sowohl 
unnötig  als  erfolglos.  (Dr.  W.)  Dabei,  fährt  Sterger  fort,  sind 
die  Federn  noch  ungesträubt,  die  Flügel  etwas  gelüftet,  das  Spiel 
fächerartig  erhoben,  der  Hals  mäßig  aufwärts  gestreckt,  der  Schnabel 
sehr  weit  geöffnet  und  die  Zunge  nicht  sichtbar.  Beim  Rodeln 
(Kollern)  werden  der  Hals  gerade  vorwärts  gestreckt,  die  Riickeu- 
federn  gesträubt  und  die  Schwingen  so  sehr  gesenkt,  daß  sie  oft 
den  Boden  streifen,  sich  mit  den  Endsichelfedern  des  Stoßes  ver¬ 
fangen  und  die  Füße  fast  ganz  bedecken.  Dabei  bläst  sich  der 
Hals  wie  beim  rucksenden  Tauber  bedeutend  auf,  und  zw’ar  nicht 
durch  Federsträuben  wächst  dessen  Umfang,  sondern  durch  ein¬ 
getretene  Luft,  welche  sofort  mit  Auf  hören  des  Rodeins,  doch  un¬ 
bemerkt,  wieder  entweicht.  Steht  der  Hahn  zwischen  der  Sonne 
und  dem  Beobachter,  so  erblickt  dieser  eine  vom  Halse  bis  zum 
Kopfe  reichende  große,  rosenrote  und  durchscheinende  Blase,  inner¬ 
halb  welcher  die  Halswirbelsäule  erkennbar  ist  (offenbar  den  von 

••  •• 

den  bekannten  Öffnungen  der  Vogellunge  aus  auf  das  Äußerste 
aufgeblasenen  ersten  Luftsack.  Dr.  W.).  Diese  Transparenz  wird 
durch  die  kahlen  Halsstellen  und  durch  die  Dünnheit  der  Halshaut 
erhöht.  Der  Schnabel  ist  dabei  geschlossen  und  der  ganze  Vogel 
vom  Kopfe  bis  zum  Schwanzende  in  zitternder  Bewegung,  als  ob 
diese,  allerdings  sehr  weit  vernehmbaren  Laute  nur  mit  bedeutender 
Anstrengung  hervorgebracht  würden.  Sterger  nennt  darum  das 
Rodeln:  »einen  Paroxysmus«,  die  Blase  aber:  »einen  Lampion«.  Die 
beim  Beginne  der  Balzzeit  überhaupt  schon  sehr  hervortretende 
Rose  erlangt  während  des  Rodeins  ihre  größte  Ausdehnung  und 
Schönheit.  (Ich  wies  schou  früher  auf  die  erectile  Natur  dieses 
Gebildes  hin,  sowie  darauf,  daß  der  Birkhahn  während  des  Rodeins 
zwar  keineswegs  taub,  aber  doch  achtloser  und  darum  manchmal 
beschleichbar  wird.  Dr.  W.)  Dabei  marschiert  der  Hahn  gleich  einer 


Schildwache,  nur  in  etwas  beschleunigtem  Tempo,  hin  und  her,  so 
daß  er  (wie  sogar  im  Freien)  immer  wieder  auf  dieselbe  Stelle 
zurückkommt ;  deshalb  wird  er  während  dieses  Manövers  leicht 
gefehlt.  Er  macht  so  20  bis  30  Stückchen  nach  einander.  Am 
Anfänge  und  am  Ende  des  Balzens  kommt  auch  ein  abgekürztes 
und  unvollkommenes  Rodeln  vor,  dann  ein  gleichsam  Verwunderung 
ausdrückender  Ton,  wie  »Ou  Ou  Ou«,  wobei  sich  der  Schnabel  beim 
»0«  öffnet  und  beim  »U«  wieder  schließt.  Endlich  ist  ein  im 
Freien  wie  »Kijieu«  lautender,  an  ein  heiseres  Krähen  eines  Haus¬ 
hahnes  erinnernder  Ton  zu  erwähuen,  den  St  er  ge  r  als  Zorneslaut 
auffaßt,  andere  Jäger  jedoch  als  »Symptom  der  besten  Balze«  be¬ 
trachten,  und  den  der  Hahn  bei  gesträubten  Hinterhalsfedern  und 
offenem  Schnabel  öfter  wiederholt.  Des  gleichfalls  beobachteten 
»Anblasens«  habe  ich  bereits  oben  gedacht.  Bei  Besuchen  und 
namentlich  solchen  von  zahlreicher  Gesellschaft  und  buntgekleideten 
Damen  balzt  dieser  Hahn  sehr  animiert,  während  der  Auerhahn  die 
letzteren  unverkennbar  haßt.  In  solchen  Augenblicken  haut  der 
Birkhahn  gegen  die  sich  nähernde  Hand  seines  Herrn  mit  dem 
übrigens  recht  harmlosen  Schnabel.  Lustige  Luftsprünge  und  ge¬ 
räuschvolles  Uberfliegen  beendigen  die  Balzproduktion.  Sterger 
schließt  seine  Mitteilung  wörtlich  :  »Unfehlbar  ist  der  Spielhahn 
als  Wetterprophet.  Wenn  er  im  Herbste  und  Winter,  somit 
außer  der  Balzzeit,  oft  beim  schönsten  Wetter  zu  balzen  beginnt, 
so  ist  dies  ein  sicheres  Zeichen,  daß  in  12,  längstens  24  Stunden 
ein  Witterungswechsel  oder  gar  eine  Wetterkatastrophe  ein  tritt« . 
Ich  habe  letztere  Behauptung  mehrfach  auch  von  bayerischen  und 
von  skandinavischen  Jägern  gehört,  ohue  sie  durch  eigene  Beob¬ 
achtungen  vertreten  oder  widerlegen  zu  können,  da  ich  leider  nur 
selten  Gelegenheit  gefunden,  mit  Birkwild  zu  verkehren. 

o  o  7 

Ans  dem  zoologischen  Garten  in  Berlin. 

Von  L.  Wunderlich. 

(Erwerbungen.  —  Struth  in  scmaliensis  nov.  sp.  —  Ethnologische  Schaustellungen.  — 

Bauliche  Veränderungen.) 

In  den  Monaten  Januar  bis  Oktober  1883  hat  dieses  Institut  folgende 
wichtigere  Erwerbungen  zu  verzeichnen: 

A.  Reptil  ia.  1  Riesenschlange,  Boa  constrictor,  schönes,  über  2  m 
langes  Exemplar. 

B.  A  v  e  s  :  1  Somali-Strauß,  Struthio  somaliensis  (n.  sp.)  masc.,  1  chilenische 
Möwe,  Larus  Belclieri,  2  Zwergsäger,  Mergus  albdlus,  1  Kolbenente,  Fuligula 


124  — 


rufina  weise.,  3  Paar  australische  Bramlenton ,  Anas  tadomoides,  1  Paar 
Sch  wanengär.se,  Anscr  eygnoides,  1  Paar  schwarze  Schwäne,  Cygmis  atratus, 
8  Feuerflamingos,  1  'hoenicopterus  ruber ,  2  Austernfischer,  Hacmatopus  ostralegus, 
2  grosse  Trappen,  Otis  tarda ,  2  Paradieskraniche,  Grus  paradisea,  2  ameri¬ 
kanische  Sultanhühner,  Porphyrio  wartiuicus ,  4  schwarze  Ibisse,  Ibis  fuliginosus, 

1  junger  Marabu  —  wahrscheinlich  der  indische,  Leptoptilus  dubius.  Leider 
erlag  derselbe  den  Schnabelhieben  eines  im  benachbarten  Gehege  unterge¬ 
brachten  amerikanischen  Jabiru  und  wurde  so  die  genaue  Artbestimmuug 
unmöglich.  2  Tigerdommein,  Botaurus  brasiliensis,  1  Paar  Kragentauben,  Caloenas 
nicobarica ,  1  Paar  Bronzefltigeltauben,  Phaps  clialcoptera,  1  Paar  chilenische 
Turteltauben,  Tartar  auriculata ,  1  Paar  Jamaicatauben,  Peristena  jamaicensis, 

1  Bronzeflecktaube,  P.  chalcospila ,  8  Tamburintauben,  P.  tympanistria,  1  Paar 
Kuptbrnacken tauben,  Pctopistes  humcralis,  2  Paar  Malakka-Täubchen,  P.  striata, 
8  Glanzfasanen,  Lophoplwrus  impeyanus  (2  masc.,  6  fern.),  1  Paar  Satyrtrago- 
pane,  Ceriornis  satyrus,  1  Paar  blasse  Tragopane,  C.  Blytlii ,  1  Paar  gelb- 
bäuchische  Tragopane,  C.  Caboti  —  mit  Erwerbung  der  beiden  letztgenannten 
Tragopanpaare  sind  jetzt  sämtliche  bekannte  Arten  dieses  Geschlechts  im 
Garten  vertreten,  nämlich  C.  satyrus ,  Temmincki ,  Hastingi,  Blytlii  und  Caboti. 
Die  ersten  drei  haben  sich  auch  schon  hier  fortgepflanzt.  —  1  Paar  Arguspfauen, 
Argus  giganteus,  1  Paar  Sömmering-Fasanen,  Pliasianus  Soemmeringi ,  1  Paar 
Prälat -Fasanen,  Puplocomus  praelatus ,  1  Paar  Haubenperlhühner,  Nwnida 
cristata ,  8  Paar  Rothühner,  Perdix  rufa ,  1  Paar  Weißohrwachteln,  Orfyx 
leucotis ,  1  virginianischer  Uhu,  Bubo  virginmnus ,  1  schwarzhalsiger  Star, 
Gracupica  nigricollis  wasc.  —  Die  nackte  Augengegend  ist  gelb,  während  sie 
beim  Weibchen  blau  ist  — ,  1  Paar  Braunmeinas,  Acridotheres  fuscus,  1  Paar 
Glanzstare,  Lamprotornis  splendidus ,  1  Paar  rotbrüstige  Stare,  Sturnella 

militaris ,  2  Orangekopftrupiale,  Amblyrlmmplius  holozericas  aus  Südamerika, 

1  brauner  Sfärling,  Leistes  frontalis  aus  Südbrasilien,  1  Cassicus  persicus , 

2  C.  liacmorrhous ,  1  wilder  Canarienvogel,  LYingilla  canaria,  3  P.  oryzivora 
alba,  1  Trauerwitwe,  Pcnthetria  macroura,  1  Doppelnashornvogel,  Buccros 
bicornis ,  3  Ariel-Tukane,  Bhamphastus  Temmincldi,  1  kielschnäblicher  Tukan, 
P.  carinatus ,  1  Arassari,  Pteroglossus  ivscriptus,  1  Paar  Nympliicus  Norae- 
Hollandiac,  1  Paar  Platycercus  eximius ,  1  Paar  Barfsiitiche,  Palaeornis  fasciatas, 
1  Paar  Trichoglossus  Novae-Hollandiae. 

0.  Mammalia.  1  Paar  Giraffen,  Camelopardalis  giraff'a ,  1  Elenn,  Alces 
pahnatus,  1  Paar  Steppenantilopen,  Antilope  saiga ,  1  Paar  Antilope  beisa , 

1  Schraubenantilope,  Antilope  addax  fein.;  3  Ovis  aries  strepsiceros,  1  Steinbock, 
Capra  ibex  fein  ,  8  Anoa  depressicornis  (1  masc.,  2  fern.),  1  Sangastier,  Bos 
africanus,  1  Paar  amerikanische  Biber,  Castor  canadensis,  1  Seehund,  Phoea 
vituliua,  1  Wickelbär,  Cercoleptes  caudivolvulas,  1  Paar  Cynocephalus  Gelada, 

1  Paar  Schweinsaffen,  Bhesus  nemestrinus ,  1  Weißschulteraffe,  Cebus  hypoleucus. 

Von  den  genannten  Vögeln  sind  viele  zum  erstenmal  im  Garten  ausgestellt, 
einige  wie  Larus  Bclcheri  und  Pteroglossus  inscriptus ,  so  viel  mir  bekannt, 
überhaupt  die  Erstlinge  in  Europa.  Doch  will  ich  mich  nicht  auf  die  Diagnose 
dieser  Tiere  einlassen,  da  sie  z.  T.  in  Museen  aufgestellt  oder  doch  in  systema¬ 
tischen  Mitteilungen  beschrieben  sind.  Nur  auf  den  oben  als  neue  Specie8 
angegebenen  Somali-Strauß  sei  es  mir  erlaubt  näher  einzugehen.  Meines 
Wissens  wurde  in  diesem  Jahre  von  Hagenbeck  eine  Herde  dieser  Strauße 


125 


aus  dem  Somalilande  nach  Paris  gebracht.  Von  hier  aus  erhielt  der 
zoologische  Garten  zu  Cöln  ein  Paar,  der  hiesige  ein  altes  Männchen.  Pie 
Federfärbung  desselben  gleicht  vollkommen  der  seines  altbekannten  Vetters, 
des  Struthio  camelus.  Pie  nackten  Körperteile  dagegen  sind  nicht  rot,  wie  bei 
diesem,  sondern  schmutzig  blau;  der  Schnabel  und  die  Horntafeln  auf  der 
Vorderseite  des  Laufes  sind  rot.  Pas  Weibchen  des  neuen  Straußes  unter¬ 
scheidet  sich,  wie  ich  mich  in  Cöln  überzeugen  konnte,  nicht  von  dem  des 
St.  camelus.  Zur  wissenschaftlichen  Bezeichnung  dieser  neuen  Straußart  — 
denn  es  fehlen  noch  die  Zwischenglieder,  welche  ihn  mit  St.  camelus  verbinden 
—  bediente  ich  mich  eben  des  in  Cöln  und  auch  hier  eingeführten  Namens 
St.  somalieusis  und  beschrieb  unter  diesem  unseren  Strauß  in  Nr.  216  C.  der 
Staatsbürgerzeitung  vom  16.  Sept.  83.  An  demselben  Tage  erschien  in  der 
Sonntagsbeilage  der  Nordd.  Allg.  Zeit.  Nr.  37  ein  Artikel  von  Pr.  Reichenow, 
worin  er  für  diese  neue  Art  den  Namen  St.  molybdophanes  vorschlägt.  *) 

An  die  definitiven  Erwerbungen  schließen  sich  direkt  die  vorübergehenden 
an  und  zwar  meine  ich  hier  die  anthropologischen.  Per  Garten  hat  sich  in 
vorigem  Jahre  nicht  auf  das  zoologische  Gebiet  beschränkt,  sondern  auch  ethno¬ 
logisch  gearbeitet.  Prei  verschiedene  Völkerstämme  wurden  dem  schaulustigen 
und  Belehrung  suchenden  Publikum  vorgeführt:  die  Kalmücken  aus  dem 
äußersten  Süden  Rußlands,  die  Singhalesen  aus  Ceylon  und  die  Araucanen 
aus  Chile.  Pie  ersteren  hatten  eine  Herde  von  18  zweihöckerigen  Kamelen, 
12  Steppenpferden  und  10  Fettschwanzschafen,  die  zweiten  12  Arbeitselefanten 
der  verschiedensten  Größe  mitgebracht  und  boten  hierdurch  auch  dem  Zoologen 
reichlichen  Stoff  zur  Belehrung.  So  konnte  er  z.  B.  kennen  lernen,  dass  auch 
nicht  zwei  Elefanten  sich  vollkommen  glichen,  sondern  zahlreiche  individuelle 
Verschiedenheiten  aufzuweisen  hatten.  Pie  Araucanen  dagegen  waren  nur  von 
ethnologischem  Interesse.  Piese  sind  von  Gebrüder  Fritze  aus  Stettin,  deren 
einer  längere  Jahre  in  Chile  gelebt  hat,  die  beiden  erstgenannten  Truppen  von 
Hagenbeck  nach  Europa  gebracht. 

Schließlich  will  ich  noch  über  die  Veränderung  der  Anlagen,  resp. 
Gebäude  etwas  hinzufügen.  Per  westliche  Eingang,  dessen  Einrichtung  die 
Stadtbahn  nötig  machte,  hat  das  Provisorium  überstanden.  An  die  Stelle  des¬ 
selben  ist  ein  massiver  Bau  getreten.  Rechts  und  links  dienen  zwei  Türmchen 
mit  je  drei  Kassenfenstern  zum  Verkauf  der  Billets.  Zwischen  denselben  liegen 
5  Thiiren,  eine  große  mittlere  mit  zwei  Flügeln,  die  als  Ausgaug  bei  starkem 
Besuch  benutzt  wird  und  vier  kleinere,  zwei  an  jeder  Seite.  Pieses  mit  wenigen 
Worten  die  Einrichtung  des  aus  Ziegelsteinen  und  Eisen  konstruierten  Baues. 
Zn  bedauern  ist  nur,  daß  die  Seitengebäude  nicht  größer  angelegt  sind,  um 
eventuell  als  Wohnung  für  Kassierer  und  Kontroleur  zu  dienen,  wie  es  beim 
Haupteingang  der  Fall  ist. 

Eine  weitere  Veränderung  vollzieht  sich  auf  dem  Hofe.  Pie  alten  bau¬ 
fälligen  Gebäude,  die  als  Speicher,  Hundeküche,  Atfenküche  u.  s  w.  dienten, 
werden  niedergerissen  und  alle  diese  Räume  iu  dem  neuen  massiven  Wirt¬ 
schaftshaus  untergebracht.  Hierdurch  wurden  die  Hundezwinger,  welche  den 
Hof  an  einer  Seite  begrenzen,  hier  unmöglich  und  man  verlegte  sie  deshalb 
nach  dem  unbenutzten  Terrain  im  Nordwesten  des  Gartens.  Pie  Zwinger 


*)  Vgl.  Seite  l!)  und  101  dieses  Jahrgangs. 


N. 


126 


haben  hier  den  Vorteil,  daß  sie  geräumiger  angelegt  werden  können  und  der 
Eingang  vom  Kurfürstendamm,  vor  dem  dieselben  früher  lagen,  gewinnt  auch, 
indem  an  Stelle  der  früheren  Zwiuger  Pflanzengruppen  kommen. 

Ich  will  diese  Mitteilung  mit  der  freudigen  Nachricht  schließen,  daß  nun 
endlich  der  Bau  des  neuen  Affenhauses  begonnen  hat.  Vor  zehn  Jahren  schon 
war  dasselbe  geplant,  doch  wurde  die  Ausführung  durch  den  Bau  des  Elefanten¬ 
hauses  in  den  Hintergrund  gedrängt.  Wer  das  alte  Affenhaus,  das  ursprüng¬ 
lich  von  Lichtenstein  als  Raubtierhaus  benutzt  wurde,  kennt,  wird  sich  freuen, 
daß  die  Affen  unseres  Gartens  eudlicli  einer  besseren  Zukunft  entgegensehen. 
Da  Herr  Direktor  Bodinus  mir  die  Benutzung  der  Pläne  bewilligt  hat,  so  hoffe 
ich  den  geehrten  Lesern  dieser  Zeitschrift  nach  Vollendung  des  neuen  Hauses 
eine  genaue  Beschreibung  desselben  liefern  zu  können. 


K  o  r  r  e  s  p  o  11  d  e  n  z  e  11. 


Raunheim,  den  10.  Febr.  1884. 

Können  die  Hühnereier,  ohne  Schaden  zu  nehmen,  während 
der  Brut  öftere  Bewegung  und  Abkühlung  v  e  r  t  r  a  g  e  n  V 

Seither  war  ich  der  Meinung,  daß  die  Hühnereier  während  der  Brut  so 
wenig  wie  möglich  berührt  und  abgekühlt  werden  dürften;  dieselben  sind  aber 
gar  nicht  so  empfindlich,  wie  ich  glaubte.  Im  vorigen  Sommer  kamen  zwei 
meiner  Hühner  zu  gleicher  Zeit  zum  Brüten.  Dem  einen  wurden  14  Eier  uuter- 
gelegt  und  zwar  in  dem  mit  Heu  ausgefütterten  Troge  eines  leeren  Schweiue- 
stalles,  das  andere  sollte  nicht  brüten  und  wurde  deshalb  zwei  Tage  in  Isolier¬ 
haft  gehalten.  Nachdem  es  aber  wieder  freigelassen  war,  setzte  es  sich  an 
das  andere  Ende  des  0,60  m  laugen  Troges.  Am  andern  Tage  wurde  es  her- 
ansgejagt  und  da  fanden  sich  6  Eier  in  diesem  Neste,  während  in  dem  ersten 
nur  noch  8  Eier  lagen.  Wie  die  Eier  dahin  gekommen,  war  mir  unbegreiflich. 
Beide  blieben  nun  neben  einander  sitzen.  Am  andern  Tage,  als  die  erste  Henne 
herauskam,  sah  ich  nach,  und  nun  lagen  wieder  11  Eier  in  ihrem  Neste. 
Darauf  wurden  die  Hennen  beobachtet,  und  da  fand  sich,  daß  sie  sich 
gegenseitig  ihrer  Eier  beraubten.  Wenn  nämlich  eine  herausging,  um  sich 
durch  Speise  und  Trank  zu  stärken,  nahm  die  andere  jedesmal  von  den  Eiern 
der  ersten  hinweg,  welche  sie  mit  dem  Kopfe  herbei  holte.  Ging  dann  die 
andere  heraus,  so  machte  es  die  erste  ebenso.  Dadurch  war  der  Bestand  der 
Eier  in  beiden  Nestern  fast  täglich  ein  anderer  und  ich  hielt  die  Brut  für  ver¬ 
loren.  Zuletzt  hatte  die  erste  Henne  11  und  die  andere  8  Eier  unterliegen,  denn 
merkwürdiger  Weise  war  dabei  nicht  ein  einziges  Ei  zerbrochen  worden.  Die 
erste  Henne  brachte  9  und  die  zweite  3  Küchlein  aus.  Diese  12  Hühnchen 
sollten  nun  durch  eine  Henne  geführt  werden,  während  die  andere  bald  wieder 
zum  Legen  gebracht  werden  sollte.  Die  erste  kam  deshalb  mit  den  12  Jungen 
in  den  Stall  und  die  zweite  wurde  in  den  Hof  gejagt.  Nun  aber  erlebte  ich 
eine  Scene,  die  mich  tief  ergriff.  Die  ihrer  drei  Kinder  beraubte  Henne  lief 
an  dem  Stalle  hin  und  her  und  rief  beständig  nach  ihren  Jungen.  Als  sie 


dieselben  nicht  erlangen  konnte,  legte  sie  sich  mit  ausgebreiteten  Flügeln  vor 
die  Stallthüre  und  scharrte  ein  Loch  in  die  Erde,  ein  Bild  der  reinsten  Ver¬ 
zweiflung.  Diesen  Jammer  konnte  ich  nicht  länger  mit  ansehen  und  ging  hin, 
um  die  Stallthüre  zu  öffnen.  Zu  meiner  größten  Überraschung  sah  ich,  daß 
die  9  Jungen  unter  den  Flügeln  ihrer  Mutter  verborgen  waren,  während  die 
3  Jungen  der  abgesperrten  Henne  in  einer  anderen  Ecke  kauerten  und  sich 
geradezu  vor  der  Stiefmutter  zu  fürchten  schienen,  denn  sie  schrieen  gar  ängst¬ 
lich.  Da  beide  Hennen  schwarze  Italiener  waren,  die  sich  nur  am  Kamm 
unterschieden,  so  ist  es  mir  unbegreiflich,  warum  die  3  Kleinen  nicht  auch 
unterschlüpften,  zumal  sie  ihre  eigentliche  Mutter  noch  nicht  gesehen  hatten, 
da  sie  unter  derselben  weggeuommen  worden  waren.  Sobald  die  zweite  Henne 
in  den  Stall  kam,  liefen  ihr  die  3  Hühnchen  entgegen  und  schlüpften  sofort 
unter,  als  sie  sich  in  eine  Ecke  gesetzt  hatte.  So  führte  nun  jede  Henne  ihre 
Jungen,  bis  sie  der  mütterlichen  Flügel  nicht  mehr  bedurften.  Es  ist  bei  mir 
auch  schon  zweimal  vorgekommen,  daß  ein  sogenanntes  Nestei,  welches  gar 
nicht  regelmäßig  bebrütet  wurde,  ausging.  Im  vorigen  Sommer  wurde  ein 
solches  Ei,  um  die  Hühner  vom  Brüten  abzuhalten,  herausgenommen  und  in 
den  Garten  gelegt,  wo  es  18  Stunden  lag  und  sogar  beregnet  wurde.  Nachdem 
es  nun  wieder  in  das  Nest  gelegt  worden  war,  entschlüpfte  demselben  nach'  5 
Tagen  ein  ganz  gesundes  Küchlein,  welches  als  Waise  aufgezogen  wurde. 

L .  Buxbaum,  Len  rer. 


Litteratur. 


Unsere  modernen  Mikroskope  und  deren  sämtliche  Hilfs-  und 
Nebenapparate  für  wissenschaftliche  Forschungen.  Ein  Handbuch  für 
Histologen,  Geologen,  Mediziner,  Pharmaceuten,  Chemiker,  Techniker  und 
Studierende  von  Otto  Bachmann.  Mit  175  Abbildungen  im  Text. 
München  und  Leipzig.  Druck  und  Verlag  von  R.  Oldenburg  1883.  Gr. 
8°.  344  pag. 

Über  das  Mikroskop  und  seine  Behandlung  bestehen  schon  längere 
Zeit  und  auch  in  neueren  Auflagen  vorzügliche  Werke,  wie  besonders  von 
Dippel,  Frey,  Harting  und  Merkel.  Wenn  das  vorliegende  Buch  noch  hinzu¬ 
kommt,  so  ist  es  keineswegs  ein  neues  Konkurrenzunternehmen,  welches  sich 
obigen  Werken  an  die  Seite  stellen  möchte.  Eine  tiefere  wissenschaftliche 
Behandlung,  wie  sie  die  ersterwähnten  Autoren  sich  zur  Aufgabe  gemacht 
haben,  wird  hier  nicht  angestrebt,  es  liegt  vielmehr  in  dem  neuen  »Hand¬ 
buch«  ein  Nachschlagebuch  über  eine  große  Auswahl  mikroskopischer  In¬ 
strumente  aller  bedeutenderen  Fabriken  vor.  Nach  eiuer  kurzen  theoretischen 
Einleitung  werden  zunächst  die  Beleuchtungsvorrichtungen  beschrieben,  ihnen 
folgt  der  Tubus  mit  seinen  mechanischen  Einrichtungen  und  Nebenapparateu. 
Die  nächsten  Kapitel  sind  dann  dem  Begrenzungs-  und  Auflösungsvermögen,  der 
Vergrößerung,  den  mikroskopischen  Messungen,  Zeichenapparaten  etc.  gewidmet. 
Nachdem  dann  auf  die  Eigenschaften  aufmerksam  gemacht  ist,  welche  bei  der 
Wahl  eines  Mikroskopes  hauptsächlich  zu  beachten  sind,  wird  eine  große 
Zahl  der  jetzt  gebräuchlichen  Instrumente  mit  den  nötigen  Angaben  über 
Hilfsapparate,  Preis  etc.  angeführt.  Viele  Illustrationen,  zumeist  aus  den 


Katalogen  der  betreffenden  Fabrikanten  entnommen,  sind  diesem  Teile  beige¬ 
geben,  so  daß  derselbe  eigentlich  einen  großen  General-Katalog  über  Mikroskope 
und  deren  Nebenapparate  darstellt.  Wenig  instruktiv  ist  das  Kapitel  über  Mikro¬ 
tome,  wo  wichtige  Neuerungen  unberücksichtigt  blieben,  während  ältere  Instru¬ 
mente,  die  heute  fast  ganz  außer  Gebrauch  sind,  eine  detaillierte  Schilderung 
erfahren.  Nach  einigen  Bemerkungen  über  das  mikroskopische  Sehen  wird 
noch  eine  Reihe  von  Reagentien,  Farbstoffen  etc.  und  deren  Anfertigung  angegeben, 
welche  für  den  Mikroskopiker  von  Wichtigkeit  sind.  Dem  Anfänger  kann  das 
Buch  zur  Orientierung  recht  wohl  empfohlen  werden.  F.  N. 


Chile,  Land  und  Leute.  Nach  zwanzigjährigen  eigenen  Beobachtungen 
und  denen  anderer  kurz  geschildert  von  Karl  Ochsenius.  Mit  29 
Vollbildern,  58  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  2  Karten  in 
Holzstich.  -  XXII.  Band  von  »Das  Wissen  der  Gegenwart«  Leipzig,  Prag. 
Freytag  und  Tempsky  1884.  Preis  1.  Mark. 

In  vorliegendem  Werkchen  giebt  uns  Verfasser  einen  durch  Lebendigkeit 
der  Schilderung  sowie  durch  Gediegenheit  des  Inhaltes  gleich  wertvollen  Bei¬ 
trag  zur  Kenntnis  des  Landes,  wie  es  eben  nur  ein  so  aufmerksamer  und  all¬ 
gemein  naturwissenschaftlich  gebildeter  Beobachter  zu  thun  vermag.  Bei 
streng  wissenschaftlicher  Objektivität  in  dem  geologischen,  floristischen, 
f^unistischen  und  statistischen  Teile  finden  wir  warme  Empfindung  für  die 
landschaftlichen  Schönheiten,  sowie  ein  tiefes  Verständnis  für  das  Volksleben 
und  die  volkswirtschaftlichen  Fragen  des  eigenartigen  Landstriches.  Von  be¬ 
sonderem  allgemeinem  Interesse  dürfte  die  Auffassung  sein,  welche  Verfasser 
als  praktischer  Kauf-  und  Weltmann  von  dem  reichen  Lande  hat,  so  daß  das 
Buch  als  Musterschilderung  eines  Landes  allen  Gebildeten,  Gelehrten  wie 
Kaufleuten,  auf  das  Beste  empfohlen  werden  kann.  Die  Schilderung  der 
chilenischen  Tierwelt  wird  speciell  die  Leser  dieses  Blattes  fesseln.  F.  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

W.  W.  in  T.  —  I,.  S.  in  II.:  Besten  Dank  für  die  neue  Sendung.  Die  Mitteilungen  sind 
wie  die  vorigen  gleich  willkommen  und  werden  baldigst  abgedruckt.  —  J.  v.  F.  in  B. :  Sie 
klagen  darüber,  daß  Ihre  Originalbcobachtungen  aus  dem  Zoologischen  Garten  in  gewissen 
Blättchen  umgearbeitet  wiedergegeben  werden,  ohne  daß  man  Ihren  Namen  oder  die  Quelle 
nennt,  aus  der  geschöpft  wurde.  Gegen  eine  solche  Art  des  Plagiatentums  ist  leider  nichts 
zu  machen.  Wer  Gelegenheit  hat,  einen  Vergleich  anzustellen,  wird  den  Ursprung  jener 
,, Originalartikel“  leicht  herausfinden.  -  I).  G.  in  C.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

llronn’s  Klassen  und  Ordnungen  des  Ti  erreich  s.  Leipzig  u.  Heidelberg.  C.  F. 
W  inter  1884. 

2ter  Band.  Porifn-a.  Neu  bearbeitet  vod  Dr.  G.  C.  J.  Vosmann.  3—5  Lieferung, 
ater  Band,  3te  Abteil.  Reptilien  von  Prof.  Dr.  L.  K.  H offmann.  41.  Lieferung. 

Prof.  Dr.  W.  Heß.  Die  Hausgenossen  des  Menschen  unter  den  Gliedertieren.  .Mit  iy  Ab¬ 
bildungen.  Hannover,  Philipp  Cohen  1884. 

Dr.  Ant.  Reicheno  w.  Die  Vögel  der  Zoologischen  Gärten.  Zweiter  Teil.  Leipzig  L.  A. 
lvittler  1884. 

List  of  the  vertebrated  animals  now  ov  lately  living  in  tlie  gardens  of  the  Zoological  Society 
of  London.  8  Edition  1883.  London.  Longmans,  Green,  Reader  &  Dyer. 

Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  37  Jahrg.  Mit 
C  'lafeln.  Güstrow,  Opitz  &  Co.  1883,  7  M. 

7.  Jahresbericht  des  Ausschusses  für  Beobachtung^- Stationen  der  Vögel  Deutschlands. 
Naumburg  a.  S.  G.  Pätz.  Sep-Abdr.  Cabanis  Journ.  für  Ornithologie  1884. 

1.  Jahresbericht  des  Comites  für  ornithologische  Beobachtungs-Stationen  in  Österreich 
und  Ungarn.  Redigiert  von  Victor  Ritter  von  Tschusi-Schmidhofen.  Wien,  Ornitho- 
logischer  Verein  1883. 

Nachdruck  verboten. 


Druck  von  .Valilau  Walilscl  uiidt.  Frankfurt  a.  il. 


Der  Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere, 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  v-on  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

V erlag  vou  Mahlau  &  Wald schmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

No.  5.  XXV.  Jahrgang.  Mai  1884. 

I  n  k  a  1  1. 

Texas  und  seine  Tierwelt;  von  H.  Nehrling.  —  Die  Feinde  unserer  Singvögel;  von 
II.  Schacht.  —  Die  Girondennatter  in  der  Gefangenschaft  (Coronella  girundica  Daud);  von 
Joh.  von  Fischer.  —  Bericht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft 
zu  Frankfurt  a.  M.  an  die  Generalversammlung  der  Aktionäre  vom  20.  März  1884.  — 
Korrespondenzen.  —  Miscellen.  —  Litteratur.  —  Todesanzeige.  —  Eingegangene  Beiträge.  — 
Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Texas  und  seine  Tierwelt. 

Von  H.  Nehrling. 

Texas  umfaßt  in  seinen  Grenzen  einen  ungeheueren  Flächen¬ 
raum.  Es  erstreckt  sich  durch  elf  Breiten-  und  dreizehn  Längen¬ 
grade  und  ist  größer  als  das  ganze  Deutsche  Reich.  Nächst  Florida 
ist  es  der  südlichste  Staat  der  Union.  Seiner  physischen  Beschaffen¬ 
heit  nach  zerfällt  es  in  drei  von  einander  verschiedene,  sich  an 
manchen  Stellen  scharf  abgrenzende  Gebiete.  Um  die  Verbreitung 
der  texanischen  Vögel  und  anderer  Tiere  verstehen  zu  können,  möge 
es  mir  gestattet  sein,  diese  drei  Regionen  etwas  genauer  zu  cha¬ 
rakterisieren. 

Das  erste  Gebiet  ist  die  an  den  mexikanischen  Golf  angren¬ 
zende  Küstengegend.  Es  erstreckt  sich  dieselbe  vom  Rio  Grande 
bis  zum  Sabine.  Dieses  Gebiet  variiert  in  der  Breite  sehr,  denn 
während  es  am  Sabine  nur  dreißig  englische  Meilen  breit  ist,  steigt 
es  am  Kolorado  bis  zu  hundert  Meilen  und  nimmt  dann  bis  zum 
Nuecos  allmählich  wieder  ab.  Die  Erhebung  dieses  flachen  Küsten- 

Zoolog.  Gart.  Jalirg.  XXV.  1884.  9 


130 


strichs  über  das  Meer  ist  gleichfalls  wechselnd.  Die  Insel  Galveston 
und  die  an  die  Bai  gleichen  Namens  grenzenden  Landstriche  liegen 
kaum  ein  paar  Fuß  über  dem  Wasser,  während  das  kaum  fünfzig 
Meilen  entfernte  Houston  schon  fünfzig  Fuß  über  den  Meeresspiegel 
erhoben  ist,  also  eine  Steigung  des  Bodens  von  einem  Fuß  per 
Meile  eintritt.  Den  bei  weitem  größten  Teil  dieses  niedrigen  Küsten¬ 
striches  bilden  offene,  nur  von  schmalen  Waldstreifen  längs  der 
Flüsse  und  Bäche  durchzogene  Prairieen.  welche  zum  Teil  recht 
fruchtbar,  während  des  Winters  und  im  Frühling  aber  sehr  naß 
sind.  Viele  dieser  Striche  stehen  den  ganzen  Winter  über  unter 
Wasser  und  sind  dann  großen  Seeen  vergleichbar,  auf  welchen  sich 
Millionen  von  Wasservögeln  tummeln.  Kraniche  waten  gravitätisch 
an  den  seichten  Rändern  umher,  wilde  Gänse  und  Enten,  gewöhn¬ 
lich  außer  dem  Bereich  der  meisten  Schußwaffen,  schwimmen  in 
ungeheueren  Scharen  auf  dem  Wasser,  das  wegen  seiner  Seichtheit 
auch  selten  mit  Kähnen  passierbar  ist.  Im  angrenzenden  Golf 
durchfurchen  große  Schwärme  von  Schwänen  und  wilde  Gänse  die 
Wellen.  Reiches  Land  befindet  sich  besonders  in  der  Niederung 
des  Brazos,  welches  sich  vorzüglich  zum  Zuckerrohr-  und  Reisbau 
eignet.  Bambusartiges  Rohr  ( Arundinaria  macrosperma )  von  20 
bis  25  Fuß  Höhe  bedeckt  an  sumpfigen  Stellen  der  Flußniederungen 
oft  große  Flächen.  Selten  wagt  sich  ein  Mensch  tiefer  hinein  in 
diese  Rohr wälder,  aus  Furcht,  sich  in  denselben  zu  verirren.  Ver¬ 
schiedene  Grasarten  gedeihen  in  der  ganzen  Küstengegend  von 
Texas  fast  überall  gleich  gut,  so  daß  man  allerwärts  große  Rindvieh¬ 
herden  und  Scharen  halbverwilderter  Pferde,  Mustangs  genannt, 
weiden  sieht.  Nach  Matamores,  oder  vielmehr  nach  Brownsville 
zu  nimmt  dieser  Strich  an  Fruchtbarkeit  bedeutend  ab  und  wird  fast 
zur  öden ,  nur  von  Kakteen  und  stacheligen  Sträuchern  besetzten 
Sandwüste.  Die  an  der  Küste  sich  hinziehenden  Inseln  sind  sandig, 
unfruchtbar  und  mit  nur  einigen  Ausnahmen  unbewohnt.  Die 
Vegetation  dieses  Gebietes  ist  nur  in  den  Flußniederungen  und  an 
den  Bayous  schön.  Magnolien  ( Magnolia  grandifloro ),  Tulepos 
(Nyssa  uniflora),  Amberbäume,  Sykomoren,  Ulmen,  Cypressen,  Kirsch¬ 
lorbeer  u.  s.  w.,  welche  alle  oft  von  der  Spitze  bis  zu  den  untersten 
Ästen  sehr  dicht  mit  Tillandsien  bedeckt  sind,  bilden  hier  die 
Wälder.  Eigentümlich  sind  die  sehr  üppig  wachsenden  prächtigen 
Lianen,  die  sich  nicht  nur  über  das  Uutergebüsch  lagern,  sondern 
die  sich  auch  oft  bis  in  die  höchsten  Spitzen  der  Bäume  winden. 
Die  Bignonie  ( Bignonia  capreolata )  und  die  Trompetenliane  ( Tecoma 


131 


radicans ),  ferner  wilder  Wein  und  einzelne  Stechwinden  ( Smilax 
laurifolia  und  S.  rotundifolia )  nehmen  in  diesem  feuchten  Humus¬ 
boden  wahre  Riesenformen  an,  denn  sie  klettern  50  bis  60  Fuß 
hoch  empor.  Ein  sehr  liebliches  Bild,  ein  echtes  duftendes  Frühlings¬ 
kind  Floras  ist  der  immergrüne  Karolinajasmin  ( Gelsemiuni  semper- 
virens ),  der  sich  über  kleine  Baume  und  Dickicht  schlingt.  Auch 
eine  sehr  wohlriechende  Jelängerjelieberart  ( Lonicera  grcita),  eine 
Waldrebe  ( Clematis  cylindrica)  und  Giftsumach  (Rhus  toxicodendron) 
winden  sich  durchs  niedrige  Gebüsch.  Besonders  häufig  ist  im 
dumpfen  Walde  die  sehr  wertvolle  Scuppernongrebe  ( Vitis  vulpina), 
welche  sich  dachartig  über  kleine  Bäume  legt.  Der  Boden  ist  mit 
einem  dichten  Wuchs  kleiner  Fächerpalmen  ( Sabal  Adansoni )  bedeckt 
und  im  mehr  sandigen  Boden  des  Waldrandes  zeigt  sich  aller wärts 
die  Bandpalmenlilie  ( Yucca  flamentosa). 

Auf  die  Küstengegend  folgt  das  wellenförmige  Hügelland  mit 
seinen  Lebenseichenprairieen  und  Pfosteneichenwäldern.  Dieses  begreift 
den  größten  und  schönsten  Teil  von  Texas  in  sich.  Es  dehnt  sich 
von  dem  niedrigen  Küstenstreifen  bis  zum  bergigen  Hochland  des 
Westens  aus.  Zwischen  den  Flüssen  Brazos,  Kolorado  und  Guade- 
lupe  erreicht  dieser  Landstrich  eine  Breite  in  der  Richtung  von 
Nordwest  gegen  Südost  von  150  bis  200  Meilen.  Im  nordöstlichen 
Teile,  von  Trinity  bis  zur  Grenze  von  Louisiana,  ist  dieses  Hügel¬ 
land  meist  mit  Wäldern,  teilweise  mit  ausgedehnten  Kiefernwaldungen 
bedeckt  und  der  ganze  Landstrich  trägt  hier  mehr  das  Gepräge  des 
angrenzenden  Arkansas  und  Louisianas.  Im  mittleren  Teile  dagegen 
wechseln  offene  wellenförmige  Prairieen  mit  Eichenwäldern  ab.  Diese 
Waldstriche,  welche  man  mit  dem  Namen  Pfosteneichenwälder  (Post- 
oak)  bezeichnet,  finden  sich  namentlich  zwischen  dem  Brazos  und 
Kolorado  und  sind  für  Texas  höchst  charakteristisch.  Sie  bestehen 
fast  ausschließlich  aus  Pfosteneichen  (Quercus  obtusiloba) ;  finden 
sich  aber  hie  und  da  einige  Hickorybäume  dazwischen,  so  ist  das 
ein  Anzeichen,  daß  der  Boden  gut  und  fruchtbar  ist ;  zeigen  sich 
dagegen  in  größerer  Anzahl  die  überaus  häßlichen,  verwirrten  und 
halbvertrockneten  Formen  der  Schwarzeiche  ( Quercus  nigra ,  Black 
Jack),  so  weiß  man  ebenso  bestimmt,  daß  sich  der  Boden  hier 
nicht  zur  Kultur  eignet.  Diese  Pfosteneichenwälder  machen  durch¬ 
aus  nicht  den  Eindruck  des  Schönen  und  Abwechselnden,  sie  sind 
im  Gegenteil  höchst  unromantisch  und  langweilig.  Überhaupt  kann 
man  den  texanischen  Wald  nirgends  mit  dem  unseres  Nordens  und 
Ostens  vergleichen,  der  jahrein  jahraus  majestätisch  und  prächtig 


132 


erscheint.  Die  Hemlock-,  Balsamtannen-  und  Weißkiefernwaldungen* 
die  wohl  aus  zwanzig  verschiedenen  Baumarten  bestehenden  Laub- 
wälder  darf  man  hier  nicht  erwarten.  Urwaldsriesen  wie  im  Norden 
sah  ich  nirgends  in  Texas  und  nur  hie  und  da  eine  Sykomore  des 
Tieflandes  trägt  den  Charakter  des  Gigantischen.  So  öde  und  lang¬ 
weilig  aber  der  Pfosteneichenwald  während  des  größten  Teiles  des 
Jahres  auch  aussieht,  so  unbeschreiblich  prächtig  ist  er  in  den 
Monaten  April  und  Mai.  Mit  unzähligen  Blumen  in  den  grellsten 
Farbentönen  ist  der  Boden  jetzt  bedeckt.  Hier  sammelte  auch 
Drummond  die  ersten  Samen  der  nach  ihm  benannten  Flammen¬ 
blume  ( Phlox  Drummondi )  und  anderer  schöner  Arten,  welche  jetzt 
zu  den  beliebtesten  und  prachtvollsten  Blumen  der  Gärten  zählen. 
Gaillardien  (namentlich  Gaillardia  amblyodon ),  J)  prächtige  blaue 
Lupinen  ( Lupinus  subcarnosus  Hooker),  Monarden  ( Monarda  citrio- 
dora  und  M.  punctata),  Calliopsis  (C.  Drummondii)  Oenotheren, 
Verbeuen,  Ranunkeln  und  Hunderte  verschiedener  anderer  Blumen 
bedecken  ringsumher  den  sandigen  Waldboden.  Allerwärts  sieht 
man  prächtige  Gilien  ( Grilia  coronopifolia )  über  die  übrigen  "Wald¬ 
blumen  stolz  hinwegragen.  Hie  und  da  gewahrt  man  in  der  Ferne 
leuchtendrote  Blütenbüschel  und  beim  Hinzutreten  bemerkt  man, 
daß  es  die  Erythrine  ( Erythrina  herbacea )  ist,  welche  diese  Stelle 
ziert.  —  Sehr  üppig  ist  die  Pflanzenwelt  an  den  feuchten  Stellen  der 
Niederungen  an  Flüsseu  und  Bächen  entwickelt,  und  hier  ist  auch 
der  Ort,  wo  sich  die  meisten  Vögel  dieser  Region  finden.  Riesigen 
Tauen  gleich  wiuden  sich  wilde  Reben  ( Vitis  labrusca ,  V.  cordifolia, 
V.  bipinnata )  bis  iu  die  Spitze  der  höchsten  Waldbäume.  Der 
ganze  Wald  ist  zur  Blütezeit  dieser  Weinstöcke  mit  dem  herrlichsten 
Duft  erfüllt.  Andere  Lianen  klettern  vermittelst  ihrer  Saugwurzeln 
au  den  Stämmen  empor,  namentlich  die  Jungfernrebe  ( Ampelopsis 
quinquefolia)  und  die  schon  genannte  Trompetenbignonie  und  lassen 
ihre  Zweige  und  Blüten  in  schönen  Gewinden  herabhängen.  Ein 
besonderes  Gepräge  verleiht  die  letztgenannte  Bignonie  dem  Walde, 
nicht  nur,  weil  sie  so  häufig  ist,  sondern  hauptsächlich  durch  ihre 
prachtvollen  orangegelben  Blütenbüschel,  welche  von  weitem  gesehen 
einer  Tangara  oder  einem  roten  Kardinal  gleichem  Schon  Ende 

fl  Für  das  Bestimmen  vieler  Pflanzen  bin  ich  besonders  Herrn  Thomas 
Meehan,  Verfasser  des  Prachtwerks:  »The  Native  Flowers  and  Ferns  of  the 
United  States«,  ferner  Herrn  Dr.  G,  B.  Loring,  unserem  jetzigen  Ackerbau- 
Kommissär,  Herrn  G.  Vasey,  Botaniker  des  Ackerbau-Departements  und 
Herrn  Th.  A.  Brüh  in  zu  Dank  verpflichtet. 


April,  wenn  die  schönen  Waldsänger  nördlich  ziehen,  blüht  sie  und 
ihre  Blütezeit  dauert  bis  in  den  Juni  hinein.  Diese  Auwaldungen 
bestehen  meist  aus  Sykomoren,  Ulmen,  Eschen,  Sumpfeichen  ( Quercus 
palustris ),  Pecannuß  ( Carya  olivaeformis )  und  schwarzen  Maulbeer¬ 
bäumen.  Wo  das  Gebüsch  in  diesen  Wäldern  dichtverschlungen 
und  stachelig  ist,  finden  sich  während  der  Brutzeit,  namentlich  aber 
im  Winter,  Tausende  von  kleinen  Vögeln  ein.  Wo  sich  Stech¬ 
winden,  wilder  Wein,  Giftsumach,  Mondsamen  ( Menispermum  cana- 
dense)  dachartig  über  Dickichte  lagern,  wo  der  groteske  Berchemia 
(. Berchemia  volubüis ,  engl.  Supple  Jack)  sich  durcheinanderwickelt, 
wo  Stechpalmen  {Ilex  opaca  und  I.  myrtifolia ),  mexikanische  Maul¬ 
beeren  (Callicarpa  americana ),  Brombeersträucher,  Weißdornbüsche 
nu  den  Rändern  des  Waldes  einen  dichten  Saum  bilden,  da  ist  die 
eigentliche  Heimat  der  Kardinale,  Papstfinken,  Bischöfe,  Busch- 
und  Prairierireos,  Schwätzer  und  anderer  kleiner  Vögel.  Mehr 
nach  dem  Innern  zu  zeigen  sich  mit  Passifloren  ( Passiflora  incarnata ) 
überwucherte  Gebüsche,  die  prächtigen,  fast  beständig  blühenden 
Lantanen  (. Lantana  camara )  und  schöne  Abutilon- ähnelnde  rot¬ 
blühende  Sträucher  ( Malvaviscus  Drummondii).  Ganz  am  Uferrande 
zeigen  sich  brillante  Lobelien  ( Lobelia  cardindlis )  und  in  mattes 
Blau  gehüllte  Ageratum  mexicanum.  An  solchen  allerwärts  an 
Flüssen  und  Bächen  vorkommenden  Örtlichkeiten  wimmelt  es  im 
Winter  von  unzähligen  nördlichen  Vögeln,  namentlich  wenn  sich 
in  der  Nähe  Baumwollen-  und  Maisfelder  finden.  Meine  Beobach¬ 
tungen  in  dieser  Region  machte  ich  zum  größten  Teil  an  der 
West-Yegna  und  am  Bluff  Creek  in  See  County;  sie  zeigen,  daß 
hier  Wander-,  Einsiedler-  und  Braundrosseln,  Goldhähnchen  (zwei 
Arten),  Meisen  (drei  Arten),  verschiedene  Spechte,  Winter-,  Busch-, 
Krön-,  Fuchs-,  Sänger-,  Sumpf-,  Gold-  und  Erdfinken,  ferner  Kardi¬ 
nale,  Waldsäugerarten  und  viele  andere  Vögel  hier  überwintern. 
Ich  habe  nirgends  so  verschiedenartige  Vögel  in  so  ungeheueren 
Scharen  beisammen  gesehen  wie  hier.  Sie  sind  hier  nicht  nur  vor 
den  Krallen  vieler  Raubvögel  sicher,  sondern  sie  finden  auch  vor 
den  eisigkalten,  im  Winter  oft  auftretenden  »Northers«  den  besteu 
Schutz  und  auch  au  reichlicher  Insektennahrung  gebricht  es  ihnen 
hier  nie. 

Diesem  Gebiete  eigentümlich  sind  auch  die  allerwärts  in  den 
Pfosteneichenwald  eingestreuten  Mezquitprairieen.  Diese  bestehen  aus¬ 
schließlich  aus  dicht  zusammenstehenden  Mezquitsträuchern  (. Algarobia 
glandulosa ),  sind  sehr  fruchtbar  und  kennzeichnen  sich  schon  in  der 


134 


Ferne  durch  ein  helles  freudiges  Grün.  Zwischen  diesen  Sträuchem 
finden  sich  viele  breitblätterige,  mit  furchtbaren  Stacheln  bewaffnete 
Kakteen  ( Opuntia  frutescens  Engelm.)  und  dichtstehendes  nahrhaftes 
Mezquitgras  ( Aristida  aequiramea  Scheele),  dessen  reife,  mit  einem 
Stachel  versehene  Samenkörner  sich  durch  das  stärkste  Zeug  ar¬ 
beiten.  Diese  kleinen  Prairieen  sind  nur  von  wenig  Vögeln  bewohnt 
und  wir  gewahren  hier  nur  in  größerer  Anzahl  den  Scherenschwanz¬ 
tyrannen  ( Milvulus  forficatus )  oder  den  »texanischen  Paradiesvogel« 
der  Ansiedler,  den  mau  allerdings  als  die  schönste  und  auffallendste 
Erscheinung  der  texanischen  Ornis  bezeichnen  muß.  Auch  der 
Gartentrupial  und  der  Nonpareil  zeigen  sich  in  diesen  Mimosen. 
—  Einen  gauz  anderen  Eindruck  briugen  die  großen  Lebenseichen- 
prairieen  hervor,  welche  man  erreicht,  sobald  der  Kolorado  passiert 
ist.  Die  herrlichen,  dunkelimmergrüneu,  nur  mittelhohen  aber  breiten 
Bäume  stehen  teils  einzeln,  teils  gruppenweise  in  der  sanft  "wellen¬ 
förmigen  Prairie  umher.  Diese  inselartigen  runden  oder  länglich¬ 
runden  Gruppen  von  Lebenseichen  nennt  man  »Bosquets«,  und  es 
gehörte  früher,  als  noch  keine  Ansiedelungen  vorhanden  waren,  die 
Ortskenntnis  eines  alten  Texaners  dazu,  um  sich  in  den  fast  gleich¬ 
großen,  ähnlichgeformten  Lebenseichenbosquets  zurecht  zu  finden. 
Oft  reiht  sich  eine  Gruppe  an  die  andere  und  das  dichte,  dunkel¬ 
grüne  Laub  verleiht  namentlich  im  Winter  der  Landschaft  ein 
reizendes  Gepräge.  Das  Romantische,  die  Poesie  der  nördlichen 
Wälder  fehlt  freilich  auch  hier.  Nirgends  erblickt  man  Farnkräuter,. 
Erikaceen  und  Erdmoose,  welche  der  Landschaft  des  Nordens  und 
Ostens,  namentlich  auch  den  Gebirgsgegenden  der  Alleghanies,  einen 
so  hohen  Reiz  verleihen.  Diese  Lebeuseichenprairieen  sind  nicht 
nur  sehr  gesund,  sie  sind  auch  äußerst  fruchtbar,  weshalb  sie 
besonders  gesucht  sind,  nicht  nur  um  das  Hauptprodukt  von  Texas, 
Baumwolle,  sondern  auch  Mais,  Weizen  und  andere  Getreidearten 
auf  ihnen  zu  kultivieren.  Hier  und  in  den  reichen  Niederungen 
des  Pfosteneichenwaldes  finden  sich  die  meisten  Ansiedelungen. 

Noch  ein  ganz  anderes  Ansehen  gewinnt  das  Hügelland  zwischen 
dem  Nueces  und  Rio  Grande.  Der  ganze  weite  Landstrich  zwischen 
dem  unteren  Laufe  beider  Flüsse  ist  eine  wasserarme,  unfruchtbare 
Wüste,  welche  mit  Opuntien,  Mamillarien  und  eigentümlichen  stache¬ 
ligen,  starren  Sträuchern,  welche  man,  wenn  sie  dicht  zusammen¬ 
treten,  mit  dem  Namen  »Chaparral«  bezeichnet.  Dieser  von  un¬ 
zähligen  Klapperschlangen  bewohnte  Landstrich,  das  Paradies  des 
Viehzüchters  und  Hirten  (Cow-boys),  wird  sich  stets  der  ackerbau- 


135 


treibenden  Bevölkerung  wegen  seiner  Wasserannut  entziehen,  und 
er  bildet  fast  eine  natürlichere  Grenze  zwischen  Texas  und  Mexiko 
als  der  Rio  Grande  selbst.  Auf  der  ganzen,  mehrere  hundert  Meilen 
langen  Erstreckung  von  Presidio  Rio  Grande  bis  zur  Mündung 
erhält  der  Rio  Grande  kaum  den  geringsten  Zufluß  auf  seinem 
linken  Ufer,  ein  Umstand,  der  hinlänglich  die  Wasserarmut  des 
angrenzenden  Landes  andeutet.  Bis  hierher  dringen  viele  mexi¬ 
kanische  Vögel  vor,  gehen  aber  nur  selten  über  diesen  Landstrich 
hinaus.  Der  Vogelreichtum  des  unteren  Rio  Grande  ist  trotz  der 
dortigen  armen  Vegetation  überraschend  und  die  hier  vorkommende 
Ornis  trägt  ein  durchaus  tropisches  Gepräge,  wie  uns  das  die  Mit¬ 
teilungen  Herrn  G.  B.  Sennetts  und  Dr.  Merrills,  zweier  aus¬ 
gezeichneter  Ornithologen,  beweisen. 

Das  dritte  Gebiet  ist  das  felsige  Tafel-  oder  Gebirgsland  des 
Westens  mit  Einschluß  der  Llano  Estacado.  Die  Grenze  gegen 
Osten  bildet  das  eben  beschriebene  Hügelland.  Bei  Presidio  Rio 
Grande  beginnend,  läuft  sie  iu  nordöstlicher  Richtung,  überschreitet 
oberhalb  San  Antonio  den  Fluß  gleichen  Namens,  die  Guadelupe 
bei  dem  romantisch  gelegenen  Neu- Braunfels,  den  Kolorado  bei  der 
Staatshauptstadt  Austin,  den  Brazos  bei  seinen  Fällen,  den  Trinity 
in  der  Nähe  des  Vereinigungspunktes  seiner  Hauptzweige,  erreicht 
dann  den  Red  River  und  erstreckt  sich  bis  hinein  ins  Indianer- 
Territorium  und  Kansas.  An  manchen  Stellen,  z.  B.  bei  Austin 
und  namentlich  bei  Neu-Braunfels  ist  die  Grenze  gegen  das  wellen¬ 
förmige  Hügelland  scharf  hervortretend.  Einen  eigentlich  gro߬ 
artigen  Charakter  zeigt  dies  Gebirgsland  durchaus  nicht  und  es 
steht  in  dieser  Hinsicht  dem  wunderschönen  romantischen  Alleghany- 
gebirge  in  Nordkarolina,  Virginien  und  Pennsylvanien,  ferner  dem 
bis  auf  die  Spitze  bewaldeten  Cumberlandgebirge  im  südlichen 
Tennessee  weit  nach.  Die  Fluß-  uud  Bachthäler  sind  freilich  dicht 
bewaldet  und  auch  manche  Höhenzüge  sind  von  einem  dichten 
Wuchs  Bergcedern  (< Juniperus  montana )  bestanden.  Es  könuen  in 
diesem  trockenen  Landstrich,  wo  während  der  heißen  Jahreszeit  nur 
wenig  Regen  fällt,  nur  solche  Pflanzen  fortkommen,  welche  natur¬ 
gemäß  einen  hohen  Grad  von  Trockenheit  ertragen  können.  Dies 
sind  Bergcedern,  Mezquitsträucher  (die  hier  so  häufig  sind  und  so 
dicht  stehen,  daß  sie  der  vor  wenigen  Jahren  verstorbene  verdienst¬ 
volle  Botaniker  Lindheimer*)  geradezu  Mimosenregion  nennt), 

*)  Ferdinand  Lindheimer  aus  Frankfurt  a.  M.  wirkte  zuerst  daselbst 
an  einer  höheren  Lehranstalt,  zog  dann  nach  Mexiko  und  später  nach  Texas> 


Pfosten-  und  Schwarzeichen  und  namentlich  Kakteen,  von  denen 
man  hier  wohl  über  ein  Dutzend  Arten  nahe  beisammen  findet. 
Schön  ist  die  Flora  an  den  Ufern  der  Guadelupe  und  des  Comal- 
baches  bei  Neu-Braunfels  ;  man  findet  hier  die  Bäume  schon  dicht 
mit  Tillaudsien  und  grünlichen  Bartflechten  ( Usnea  barbata)  behängen 
und  auch  immergrüne  Sträucher,  Lantanen,  selbst  zwergartige  Fächer¬ 
palmen  zeigen  sich.  Wie  reich  und  üppig  die  texanische  Flora 
sein  würde,  wenn  die  regelmäßig  im  Sommer  bis  zum  Herbste  hinein 
auftretende  Trockenheit  nicht  wäre,  sieht  man  aus  den  frischen 
und  üppigen  Pflanzen  dieser  oft  auch  noch  ziemlich  trockenen  Fluß- 
und  Bacbthäler.  Dieses  Hochland  eignet  sich  kaum  zum  Ackerbau, 
ist  dagegen  schon  seit  Jahren  seiner  Wollproduktion  wegen  berühmt. 
Die  Schafweiden  nehmen  oft  Tausende  von  Ackern  ein  und  sind 
nicht  selten  mit  heckenartig  angepflanzten  stacheligen,  etwa  vier 
Fuß  hohen  Kakteen  umzäunt.  Unter  den  Schafzüchtern  und  Hirten 
findet  man  nicht  selten  hochgebildete  Leute,  selbst  solche,  denen 
in  dieser  öden  Einsamkeit  noch  Sinn  für  Poesie  und  schöne  Künste 
geblieben  ist.  Manchen  alten  Knaben  trifft  man,  der  in  dieser 
Einsamkeit  beim  Schafehüten  Homer,  Cicero,  Schiller  und  Goethe 
fleißig  liest,  fleißiger  vielleicht  als  einst  drüben  auf  dem  Gymnasium. 

Eine  eigentümliche  Erscheinung  des  Hochlandes  sind  die  vom 
Brazos  bis  zum  Arkansas  etwas  in  nordwestlicher  Richtung  lau¬ 
fenden  »Croß  Timbers«,  welche  etwa  vierhundert  Meilen  laug  sind 
und  deren  Breite  zwischen  fünf  bis  dreißig  Meilen  schwankt.  In 
ihrer  ganzen  Ausdehnung  zeigen  die  Croß  Timbers  denselben  Cha¬ 
rakter.  Die  Bäume,  hauptsächlich  niedrige  Eichen  von  verkrüppeltem 
Aussehen,  stehen  in  solchen  Zwischenräumen,  daß  man  bequem 
zwischen  ihnen  hindurchfahren  kann.  Sie  bilden  gewissermaßen 
die  Greuze  zwischen  den  Länderstrecken,  welche  sich  zur  Kultur 
eignen  und  den  unfruchtbaren  Steppen  westlich.  Westlich  von  ihnen 
findet  sich  nämlich  einer  der  eigentümlichsten,  ödesten,  berüch¬ 
tigtsten  Landstriche  ganz  Amerikas,  nämlich  die  Llano  Estacado, 
d.  h.  die  abgesteckte  Ebene  (engl.  Staked  Plains),  eine  Hochebene, 
die  4500  Fuß  (der  höchste  Punkt  4707  Fuß)  über  dem  Meere  liegt 
und  auf  der  kein  Baum,  kein  Strauch,  kein  hervorragender  Punkt 
dem  Reisenden  als  Landmarke  dienen  könnte.  Mexikanische  Tausch¬ 
händler  hatten  deshalb  vormals,  als  dieser  Landstrich  noch  zu 

wo  er  hochbetagt  als  eifriger  Botaniker  in  Neu-Braunfels  starb.  »Aufsätze  und 
Abhandlungen«  von  ihm,  herausgegeben  von  einem  seiner  Schüler,  sind  1879 
in  Frankfurt  a.  M.  erschienen.  N. 


Mexiko  gehörte,  durch  lange,  in  gewisser  Entfernung  von  einander 
aufrecht  in  den  Boden  gesteckter  Stangen  die  vorteilhafteste  Rieh- 
tung  des  Weges  bezeichnet,  daher  der  Name  Llano  Estacado.  Ein¬ 
förmig  und  doch  erhaben  ist  dieses  wald-  und  wasserlose  Hoch¬ 
plateau.  Kein  Berg  zeigt  sich  dem  schmachtenden  Auge,  an  dessen 
Fuße  er  eine  sprudelnde  Quelle  vermuten  könnte,  keine  Baum¬ 
gruppe  erfreut  das  ruhelos  umherirrende  Auge,  um  den  Müden  in 
seinen  Schatten  einzuladen.  Dieses  Hochplateau  erstreckt  sich  über 
4  Längen-  und  ebensoviele  Breitegrade  und  ist  etwa  400  Meilen 
lang  und  200  Meilen  (englische)  breit.  Daß  hier,  wo  die  beiden 
Hauptfaktoren,  welche  das  Vorkommen  der  Vögel  bedingen  :  Wasser 
mit  Waldland  und  Gebüschen,  fehlen,  selten  ein  Vogel  angetroffen 
wird,  ist  selbstverständlich.  Der  Graswuchs  ist  spärlich  und  selbst 
Kakteen  scheinen  in  dem  festen  Sandboden  nur  mühsam  Wurzel 
schlagen  zu  können.  Diese  Llano  Estacado  übt  einen  ungeheueren 
Einfluß  auf  das  texauische  Klima  aus,  wie  wir  gleich  sehen  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Feinde  unserer  Singvögel. 

Von  H.  Schacht. 

Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  daß  die  nützlichsten  unserer 
Vögel  —  die  Singvögel  —  gleichzeitig  auch  die  angenehmsten 
sind.  Im  ersten  Falle  treten  sie  auf,  ausgerüstet  zum  Gewerbe, 
vom  Scheitel  bis  zur  Zehenspitze,  mit  den  vollkommensten  Organen, 
um  dem  offen  oder  versteckt  lebenden  Geziefer,  das  in  Feld  und 
Flur,  in  Forst  und  Garten  seine  verderbenbringende  Thätigkeit 
entfaltet,  unerbittlich  den  Garaus  zu  machen.  Im  zweiten  Falle 
sind  sie  die  Beleber  der  Natur,  die  Kinder  der  Lust,  die  Bringer 
der  Freude,  die  Herolde  des  Lenzes,  deren  farbenprächtiges  Gefieder 
unsere  Sinne  entzückt,  deren  Tongebilde  unser  Gemüt  erheben  und 
deren  Leben  und  Treiben  uns  anregenden  Stoff  zur  Unterhaltung 
und  Belehrung  bietet.  Aber  gerade  diese,  dem  Menschen  so  höchst 
interessante  Vogelfamilie  ist  es,  die  leider  in  der  Neuzeit  an 
Individuenmenge  in  bedeutender  Abnahme  begriffen  ist,  wofür  der 
nächste  Grund  zwar  nicht  in  den  fortgesetzten  Nachstellungen  seitens 
ihrer  Feinde,  sondern  in  der  alles  nivellierenden  Kultur  zu  suchen 
ist,  welche  die  trauten  Heimstätten  der  gefiederten  Sänger :  die 


138 


dichten  Feld-  und  Wallhecken,  die  alten  Eichenhaine  mit  dem  dicht 
verwachsenen  Unterholze,  die  rauschenden  Rohrteiche,  die  so  viele 
Verstecke  bildenden  Reisigzäune  u.  s.  w.  unnachsichtig  zerstört, 
so  daß  Gegenden,  in  denen  noch  vor  Jahrzehnten  Hunderte  der 
sangeslustigen  Bewohner  u mhersch wirrten ,  heute  stumm  daliegen 
wie  das  Grab.  Daß  aber  auch  ein  bedeutendes  Conto  auf  die 
unausgesetzten  Verfolgungen,  welche  die  Singvögel  erleiden,  zu 
schreiben  ist,  hoffe  ich  im  nachfolgenden  dem  freundlichen  Leser 
darlegen  zu  können. 

Eingedenk  des  Btirgerschen  Wortes  :  Ei,  zupfte  sich  Herr 
Erdenkloß  doch  nur  an  eigner  Nase!  müssen  wir  die  Verfolgungen, 
die  vom  Menschen  ausgehen,  gerechterweise  obenan  stellen.  Es 
ist  bekannt  und  schon  unzähligemal  öffentlich  gerügt,  daß  die 
südeuropäischen  Völker,  die  Spaniolen,  Franzosen  und  Italiener  zur 
Zeit  des  Herbst-  und  Frühlingszuges  unseren  Sängern  mit  den 
raffiniertesten  Fangapparaten  auflauern,  sie  unbarmherzig  mit  ihren 
Pulverstaken  niederdonnern  und  so  die  großartigsten  Niederlagen 
unter  denselben  anrichten.  Ein  Freund  von  mir  sah,  daß  in 
Unteritalien  im  Frühlmge  viele  Hügel  und  Berghänge  mit  Sprenkelu 
besetzt  waren,  daß  Knaben  Nachtigallen  und  Schwalben  für  wenige 
Pfennige  feilboten  und  in  allen  Gasthäusern  »kleine  Vögel«  ein 
stehendes  Gericht  waren.  Als  vor  einigen  Jahren  auch  in  unserem 
Walde  eine  Anzahl  lombardischer  Arbeiter  in  den  Steinbrüchen 
Beschäftigung  fand,  war  im  Frühjahr  kein  Vogelnest  vor  ihnen 
sicher,  da  man  die  Jungen  ohne  weiteres  in  die  Pfanne  beförderte. 
Die  Leidenschaft,  kleinere  Vögel  zu  morden,  ist  bei  den  romanischen 
Nationen  so  tief  eingewurzelt,  daß  selbst  der  Staat  mit  seinen 
Gesetzen  nicht  viel  ausrichten  kann.  Die  Liebe  zur  Tierwelt  muß 
den  Kindern  von  der  Familie  und  Schule  eingeimpft  werden,  aber 
unsere  Lombarden  hatten,  wie  sie  offen  gestanden,  in  der  Jugend 
nur  beten  gelernt,  jedoch  die  Elemente  der  Wissenschaft  waren  ihnen 
ein  versiegeltes  Buch  geblieben. 

Aber  wie  sieht  es  denn  nun  in  unserem  schönen  Deutschland 
aus  ?  Hier  auch  stehen  die  Massenmorde,  die  in  den  Dohnenstiegen 
getrieben  werden,  wo  alljährlich  Tausende  und  Abertausende  unserer 
herrlichen  Amseln  und  Drosseln  eines  erbärmlichen  Todes  sterben 
müssen,  noch  in  voller  Blüte.  Von  den  Hüten  unserer  Damen 
nicken  nicht  nur,  wie  bei  Schillers  Mina  »stolze  Federn«,  nein, 
wohlpräparierte  Bälge  farbenglänzender  Sänger.  Im  Wald  und  auf 
der  Heide  üben  sich  die  Forsteleven  in  ihrer  waidmännischen  Kunst 


139 


und  jagen  gleichgültig  der  auf  dem  Fichtenwipfel  schlagenden 
Drossel  oder  der  gen  Himmel  steigenden  Lerche  das  tödliche  Blei 
in  die  lustgeschwellte  Brust.  Tu  der  Nähe  der  Städte  und  Dörfer 
sind  Tausende  von  Bruteu  alljährlich  dem  Untergänge  geweiht  und 
wenn  auch  die  schulpflichtige  Jugend,  die,  wie  Matthison,  in  dem 
gestrengen  Herrn  Küster  gewöhnlich  den  Weltgebieter  sieht,  sich 
von  den  Raubzügen  fernhält,  so  werden  die  kleinern  Buben  und 
Mädchen  vorgeschoben,  welche  Eier  und  junge  Vögel  als  artige 
Spielzeuge  annektieren  müssen.  Und  nun  gar  die  Hirtenbuben,  die 
im  Sommer  überall  an  Hecken  und  Zäunen  herumlungern  ?  In 
ihrer  Trösteeinsamkeit  verfallen  sie  gar  zu  leicht  auf  allerhand 
unnütze  Streiche.  Kein  Vogelnest,  und  sollte  es  noch  so  hoch  und 
versteckt  stehen,  ist  vor  ihnen  sicher.  Ich  habe  einen  Burschen 
gekannt,  der  sich  aus  Langeweile  sogar  einen  förmlichen  Vogel¬ 
kirchhof  in  seinem  Gebiete  augelegt  hatte  und  denselben  dadurch 
zu  bevölkern  suchte,  daß  er  allerhand  junge  Vögel  ausnahm,  mor¬ 
dete  und  dann  feierlichst  zu  Grabe  trug.  Und  wie  treiben  es  die 
Vogelfänger  von  Profession,  jene  Herren,  die  ihren  Ärger  darüber 
haben,  wenn  ein  von  ihnen  gelieferter  Vogel  bei  dem  Liebhaber 
»zu  lange  steht«,  d.  h.  nicht  bald  verendet,  weil  sich  ihr  Absatz 
dadurch  verringert  ?  Wie  oft  versuchen  sie,  die  verbundenen  Pärchen 
der  Singdrosseln,  Heidelerchen,  Grasmücken  u.  s.  w.  zu  trennen, 
indem  sie  das  Männchen  beim  Neste  wegfaugen,  weil  ihm  sonst 
nicht  beizukommen  ist.  Auch  die  noble  Passion  der  Sountags- 
schiitzen,  die  sogenannte  Kirschvogeljagd,  wobei  Stare,  Pirole,  Amseln, 
Drosseln  und  Mönche  hingemordet  werden  und  zwar  zu  einer  Zeit, 
wo  das  Brutgeschäft  der  Vögel  noch  keineswegs  beendet  ist,  trägt 
mehr  als  ein  Scherf  lein  zum  Ruin  unserer  Vogelwelt  bei  und  sollte 
durchaus  nicht  geduldet  werden. 

Außer  dem  Herrn  der  Schöpfung  haben  unsere  Sänger  an  den 
verschiedensten  Kleinsäugern  eine  große  Anzahl  gefährlicher 
Feinde.  Zunächst  sind  es  unsere  Katzen  —  die  Wildkatze 
{Felis  catus )  sowohl  als  auch  die  Hauskatze  ( F .  domestica ),  — 
deren  Raub-  und  Wiirglust  gerade  in  der  Vogel  weit  am  meisten 
Befriedigung  findet.  Wenn  auch  die  Wildkatze  heute  nur  noch 
sehr  sporadisch  in  unseren  Wäldern  auftaucht,  so  ist  sie  doch  noch 
keineswegs  ausgerottet.  Sie  bewohnt  und  durchstreift  mit  großer 
Vorliebe  die  jungen  und  dichten  Fichten-  und  Buchenschonungen, 
in  denen  unsere  Sängerfamilien  so  gern  ihren  Hausstand  errichten. 
Bei  Nacht  wagt  sie  sich  auch  in  die  angrenzenden  Felder  und 


140 


raubt  neben  Rebhühnern  und  Wachteln  auch  manchen  am  Boden 
schlafenden  Sänger  aus  der  Familie  unserer  Lerchen  und  Pieper. 

Häufiger  als  die  Wildkatzen  treiben  sich  in  Feldern  und 
Wäldern,  in  Hainungen  und  Gärten  hauptsächlich  zur  Sommerzeit, 
halb-  oder  auch  ganz  verwilderte  Hauskatzen  umher.  Diese  sind  der 
wahre  Schrecken  unserer  Vogelwelt  und  kennzeichnen  ihre  Fährten 
überall  durch  Tod  und  Verderben.  Nicht  bloß  junge  unbeholfene 
Nestlinge  müssen  unter  ihren  Krallen  verbluten,  nein,  ich  weiß  aus 
Erfahrung,  daß  sie  selbst  alte  Amseln,  Singdrosseln,  Gimpel  und 
Finken  fangen.  Ihr  Geruchsorgan  ist  zwar  nur  sehr  schwach,  aber 
ihr  Gehör  und  Gesicht  aufs  feinste  ausgebildet.  Als  ich  mich  einst 
auf  dem  Anstande  am  Waldessaume  befand,  sah  ich  eine  Katze  am 
Roggenfelde  entlang  direkt  auf  mich  zukommen.  Alles  war  still 
und  kein  Lüftchen  regte  sich.  Jetzt  sah  ich,  wie  plötzlich  mitten 
im  Roggenfelde  in  den  Ähren  eine  kleine  Bewegung  stattfand,  doch 
konnte  ich  die  Ursache  nicht  entdecken.  Die  Katze  konnte  die 
Bewegung  unmöglich  sehen,  aber  das  Geräusch  hatte  sie  vernommen, 
denn  sie  wandte  sich  sofort  um  und  schlich  ganz  geuau  der  Stelle 
zu,  wo  die  Bewegung  entstanden  war.  Ich  teile  diese  Beobachtung 
nur  mit,  um  den  Beweis  zu  liefern,  von  welch  wunderbarer  Feinheit 
das  Gehör  der  Katze  ist,  welcher  Umstand  ihr  bei  ihrem  Raub¬ 
geschäfte  nur  zum  größten  Vorteile  gereichen  kann. 

In  einer  dichten  Weißdornhecke  meines  Gartens  hatte  ein 
Hänfling  sein  Nest  erbaut.  Das  Weibchen  brütete  ungestört,  die 
Jungen  schlüpften  aus,  aber  schon  nach  drei  Tagen  war  das  Nest 
ausgeraubt.  Uber  dem  Neste  fand  ich  auf  der  Hecke  ein  paar 
grüne  Lohden  geknickt,  ein  Zeichen,  daß  die  Jungen  von  oben 
herausgenoinmen  waren.  Es  war  mir  unerklärlich,  was  für  ein 
Raubtier  sich  der  Jungen  bemächtigt  hatte,  da  das  Nest  sehr  ver¬ 
steckt  stand  und  die  Hungerstimmen  der  Jungen  kaum  vernehmbar 
waren.  Als  ich  aber  am  anderen  Morgen  Nachbars  Katze  vorsich¬ 
tigen  Schrittes  auf  der  Dornhecke  einherspazieren  sah,  brauchte  ich 
über  den  Räuber  keine  Zweifel  mehr  zu  hegen.  Vor  den  Katzen 
ist  kein  Nest  sicher,  und  wenn  sie  erst  einmal  das  zarte  Vogelfleisch 
gekostet  haben,  dann  hat  es  mit  dem  Mäusefange  gute  Wege. 
Sehr  oft  haben  es  die  Katzenliebhaber  selbst  verschuldet,  wenn  ihr 
Mäusejäger  zum  Vogeljäger  wird,  weil  sie  demselben  zufällig  in 
ihre  Hände  geratende  tote  Vögel  als  Leckerbissen  reichten.  Gerade 
den  Katzen  ist  es  zuzuschreiben,  daß  so  viele  Hainungen  und 
Gärten,  in  denen  früher  die  königliche  Nachtigall  ihre  herrlichen 


141 


Lieder  sang,  die  so  manches  Menschenherz  erquickten  und  ent¬ 
zückten,  heute  stumm  und  freudlos  daliegen.  Die  Katze  kann  nur 
im  Hause  wirklichen  Nutzen  schaffen,  fern  von  den  Wohnungen 
der  Menschen  in  Feldern,  Gärten  und  Wäldern  darf  sie  niemals 
geduldet  werden. 

Ein  sehr  gefährlicher  Feind  der  Singvogelwelt  ist  ferner  Meister 
Reineke  ( Canis  vulpes ),  der  rote  Freibeuter,  Buschklepper  und  wie 
sonst  seine  zoologischen  Ehrentitel  alle  heißen  mögen.  Gerade  in 
der  Zeit,  wenn  seine  6 — 8  hoffnungsvollen  Sprößlinge  mit  den 
verschmitzten  Mongolengesichtern  nach  Futter  verlangen,  giebt  es 
schon  im  Walde  junge  Amseln,  Drosseln,  Rotkehlchen,  Pieper  u.  s.  w., 
deren  Huugertönen  er  jederzeit  seine  volle  Aufmerksamkeit  zuwendet, 
um  zu  erbeuten,  was  eben  zu  erbeuten  ist.  Einst  sah  ich,  wie  ein 
Fuchs  am  Waldessaume  mit  dem  Fange  von  Käfern  und  Regen¬ 
würmern  beschäftigt  war.  Auf  einmal  erklang  aus  dem  nahen 
Dickicht  die  Hungerstimme  einer  jungen  Amsel.  Dieses  Signal 
schien  er  zu  kennen,  denn  mit  hocherhobenem  Haupte  trabte  er 
eiligst  der  Gegend  zu,  aus  welcher  der  Ton  erklang.  Die  alten 
Amseln  zeterten  herzzerreißend,  doch  schien  der  Fang  mißglückt  zu 
sein,  denn  nach  wenigen  Augenblicken  kehrte  er  zur  vorigen 
Beschäftigung  zurück.  Vor  einigen  Jahren  erlegte  man  eines  Tages 
in  unserem  Walde  eine  alte  Füchsin  am  Baue.  Tags  darauf  stellte 
sich  daselbst  ein  männlicher  Fuchs  ein  und  wollte  eben  der  mutter¬ 
losen  Kinderschar  ein  ganzes  Nest  voll  junger  Amseln  zutragen, 
als  auch  ihn  das  tödliche  Blei  ereilte.  Bei  seinen  nächtlichen  Streif¬ 
zügen,  die  er  gewöhnlich  auf  die  Felder  ausdehnt,  fallen  ihm  häufig 
die  an  den  Feldrainen  nächtigenden  Lerchen  und  Pieper  zum  Opfer. 
Wie  sehr  ihm  aber  Vogelfleisch  mundet,  sehen  wir  am  deutlichsten 
im  Herbst  in  den  Dohnenstiegen,  in  welchen  er  sich  bei  Nacht 
regelmäßig,  aber  bisweilen  auch  am  hellen  Tage  einstellt,  um  dem 
Dohnensteller  einen  Teil  der  Krammetsvogelbeute  wegzukapern. 

Daß  auch  der  Dachs  {Meies  taxus ),  dieser  mürrische,  scheue 
und  anspruchslose  Troglodyt  unseres  Waldes,  auf  seineu  nächtlichen 
Spaziergängen  hin  und  wiede:*  ein  Vogelnest  plündert  und  sich  an 
den  Eiern  oder  Jungen  delektiert,  dürfen  wir  mit  Recht  annehmen, 
doch  fallen  derartige  gelegentliche  Räubereien  keineswegs  ins  Gewicht. 

Von  den  marderartigen  Raubtieren,  die  bei  uns  durch  den 
Baum-  und  Hausmarder,  Iltis,  Hermelin  und  Wiesel  vertreten 
sind,  haben  unsere  Singvögel  durch  den  Baummarder  {Mustela 
martes)  und  das  Hermelin  (M.  Erminea )  am  meisten  zu  leiden. 


142 


Der  Baummarder,  auch  Edelmarder  genannt,  ist  ein  äußerst 
gewandter  und  gefährlicher  Räuber.  Wenn  sich  seine  Jagd  auch 
meistenteils  auf  größere  Tiere  erstreckt  und  ihm  z.  B.  ein  Eich¬ 
hörnchenbraten  über  alles  geht,  so  plündert  er  doch  gern  die  Nester 
unserer  Höhlenbrüter,  hauptsächlich  der  Stare,  geht  aber  auch  den 
im  Gebüsch  stehenden  Nestern  nach.  In  einem  Reviere,  in  dem 
ein  Baummarder  ein  Geheck  seiner  Jungen  hatte,  fand  ich  sämtliche 
Vogelnester  zerstört  oder  ausgeraubt.  Als  ich  einst  an  eine  hohle 
Buche  klopfte,  in  der  ein  Star  sonst  gebrütet  hatte,  glotzten  mir 
aus  dem  Flugloche  die  schwarzen  Augen  eines  Baummarders  ent¬ 
gegen.  Vom  Star  war  natürlich  jede  Spur  verloren.  Wie  der 
Fuchs,  besucht  auch  der  Baummarder  gern  die  Dohnenstiege  und 
leert,  dank  seiner  Geschicklichkeit  im  Klettern,  auch  diejenigen 
Dohnen,  die  der  Fuchs  nicht  erreichen  kann.  Noch  vor  kurzer  Zeit 
gelang  es  einem  meiner  Freunde,  einen  Baummarder  im  Dohnen¬ 
stiege  vermittels  eines  unter  dem  Laube  eingesetzten  Tellereisens  zu 
erbeuten.  Ein  anderer  hat  neben  seinem  Dohnenstiege  eine  sogenannte 
Prügelfalle  angebracht  und  es  vergeht  keine  Saison,  in  der  nicht  ein 
oder  zwei  der  Mörder  darunter  ihr  Leben  lassen  müssen. 

Wir  kommen  nun  zum  Hermelin  oder  dem  großen  Wiesel, 
welches  als  der  gefährlichste  Feind  unserer  in  Busch  und  Gesträuch, 
aber  auch  der  in  Brutkasten  und  am  Hause  nistenden  Singvögel 
angesehen  werden  muß.  Am  Saume  des  Waldes,  in  dichten  Wall¬ 
hecken,  in  Hausgärten  und  Baumhöfen,  wo  sich  im  Sommer  so 
gern  die  kleinen  Sänger  zum  Nestbaue  einstellen,  schlägt  es  am 
liebsten  seinen  Wohnsitz  auf  und  raubt  daselbst  mit  einer  Gier 
und  einem  Blutdurste,  die  es  im  Verhältnis  zu  seiner  Größe  dem 
Tiger  gleichstellen.  Als  ich  einst  am  Waldrande  spazieren  ging, 
vernahm  ich  schon  aus  ziemlicher  Entfernung  die  lauten  Angsttöne 
eines  Finkenpärchens.  Schnell  eilte  ich  hinzu  und  sah  ein  Hermelin 
von  einem  Heckenstamme  springen  und  eiligst  im  Gebüsch  ver¬ 
schwinden.  Zugleich  entdeckte  ich  auch  das  Nest  der  jammernden 
Vögel,  in  dem  vier  erst  wenige  Tage  alte  Finken  lagen.  Das  eine 
lag  mit  zerbissenem  Schädel  auf  dem  Nestrande,  ein  anderes  blutend 
im  Neste,  die  anderen  beiden  mverletzt  daneben.  Ich  säuberte  das 
Nest,  so  gut  es  anging,  von  Blut  und  den  beiden  kleinen  Leichen, 
entdeckte  aber  gleichzeitig  in  nächster  Nähe  das  Nest  einer  Amsel 
mit  fünf  halbflüggen  Jungen,  die  mir  ihre  offnen  Schnäbel  bittend 
entgegenstreckten.  Natürlich  hegte  ich  für  beide  Nester  die  größte 
Besorgnis  und  richtig,  als  ich  eiaen  Tag  später  wieder  den  Ort 


143 


besuchte,  cla  waren  beide  Nester  leer  und  nur  etwas  geronnenes 
Blut  bezeichuete  genau  die  traurigen  Vorfälle,  welche  sich  in 
kurzer  Zeit  hier  abgespielt  hatten.  —  In  meinem  Baumhofe  nistete 
in  einem  Brutkasten  ein  Kohlmeisenpärchen.  Ein  ganzes  Dutzend 
junger  Vögel  war  so  weit  herangewachsen,  daß  ich  täglich  ihrem 
Ausfluge  entgegensah.  Da,  eines  schönen  Morgens  hatte  ein  Her¬ 
melin,  das  auf  dem  benachbarten  Kirchhofe  unter  einem  Grabsteine 
seine  Raubburg  aufgeschlagen,  die  Brutstätte  entdeckt  und  sämtliche 
Insassen  abgeschlachtet  und  hinweggeschleppt.  Das  Innere  des 
Kastens  zeigte  deutlich ,  welch  blutiges  Morden  darin  vor  sich 
gegangen  war.  Einst  sah  ich,  daß  ein  Hermelin  am  hellen  Tage 
an  einer  einsamen  und  verlassenen  Scheune,  an  der  ein  Starenkasten 
hing,  vom  offenen  Bodenfenster  auf  den  Kasten  sprang  und  nach 
und  nach  sämtliche  Jungen  des  Kastens  hinwegschleppte.  Wenn 
man  indes  behauptet,  wie  z.  B.  Professor  Giebel,  das  Hermelin 
raube  nur  bei  Nacht,  so  beruht  diese  Angabe  auf  Irrtum.  Ich 
habe  selbst  gesehen,  daß  es  bei  Tage  die  Eier  aus  einem  Hühuer- 
neste  hinwegschleppte,  daß  es  im  Garten  eine  mächtige  Hamstermaus 
fing  und  dieselbe  an  der  Ecke  meines  Hauses  hinauf  auf  den  Boden 
trug  und  daß  es  selbst  im  Felde  einen  halbwüchsigen  Hasen  überfiel 
und  in  wenigen  Augenblicken  tötete.  Marder  und  Iltis  ruhen  bei 
Tage  versteckt  in  ihren  Schlupfwinkeln  ;  das  Hermelin  dagegen 
scheut  keineswegs  das  Tageslicht  und  raubt,  wenn  es  eben  Gefallen 
daran  findet.  —  Ein  schreckliches  Blutbad  hatte  einst  ein  Hermelin 
in  meiner  Starenkolonie  angerichtet.  Auf  dem  Hausboden  befanden 
sich  nämlich  4  freistehende  Nester  mit  Jungen.  In  3  Nestern  mit 
je  5  Insassen  waren  dieselben  vollständig  befiedert,  in  dem  4.  Neste 
lagen  ebenfalls  5  Junge,  die  aber  erst  wenige  Tage  zählten.  Als 
ich  eines  Morgens,  nach  einer  stürmischen,  regnerischen  Nacht,  die 
Nester  inspizierte,  bot  sich  mir  ein  trauriger  Anblick  dar.  Die  15 
erwachsenen  Jungen  lagen  alle  auf  einem  Haufen,  regelrecht  am 
Halse  abgeschlachtet  und  nur  eins  war  an  Kopf  und  Brust  etwas 
angefressen.  In  dem  anderen  Neste  lagen  die  Jungen  vollständig 
unbeschädigt,  aber  auch  sämtlich  leblos  da.  Diese,  welche  noch  der 
mütterlichen  Wärme  dringend  bedurften,  waren  erstarrt,  da  die 
Alte,  als  das  Verhängnis  hereinbrach,  jedenfalls  noch  Zeit  zur 
Rettung  gefunden  hatte,  aber  nicht  mehr  wagte,  zu  den  Jungen 
zurückzukehren.  Seitdem  ist  es  keinem  Stare  mehr  eingefallen,  frei 
auf  dem  Boden  zu  nisten.  Weshalb  die  5  nackten  Jungen  des 
einen  Nestes  nicht  abgewürgt  waren,  bleibt  freilich  unerklärlich, 


144 


wenn  man  nicht  annehmen  will,  daß  sie  der  Mörder  einfach  über¬ 
sehen  habe.  Von  anderer  Seite  habe  ich  freilich  auch  schon  die 
Behauptung  aufstellen  hören,  das  Hermelin  warte  erst  immer  mit 
dem  Abwürgen  so  lange,  bis  die  Jungen  erwachsen  seien,  um  dann 
ein  desto  größeres  Fleischquantum  eiuheimsen  zu  können.  Auch 
diese  Behauptung  ist  nicht  stichhaltig.  Meistenteils  raubt  es  freilich 
die  Nester  aus,  wenn  die  Jungen  erwachsen  sind ;  dies  hat  aber 
nur  darin  seinen  Grund,  daß  sich  die  erwachsenen  Jungen  durch 
ihre  beständige  Unruhe  und  ihre  Hungerstimmen  nur  zu  sehr  be- 
merklich  machen,  was  bei  den  kahlen  Nestlingen  nicht  der  Fall 
ist.  Die  Vögel  kennen  das  Hermelin  als  ihren  erbitterten  Feind 
nur  zu  gut  und  wenn  sich  dasselbe  einmal  im  Freien  zeigt,  so  wird 
es  sofort  mit  fürchterlichem  Gezeter  und  Geschrei  signalisiert.  Recht 
spaßhaft  ist  es  anzusehen,  wenn  sich  das  Hermelin  einmal  im  Hofe 
blicken  läßt  und  nun  die  ganze  Hühnerschar,  Herr  Gockel  kampfes¬ 
mutig  an  der  Spitze,  den  Bösewicht  verfolgen,  um  ihm  eins  zu 
versetzen. 

Aus  der  Klasse  der  Nager  finden  wir  in  uuserm  allbekannten 
und  beliebten  Eichhörnchen  ( Sciurus  vulgaris)  einen  schlimmen 
Vogelfeind.  In  frühem  Jahren  war  man  allgemein  der  Ansicht, 
der  Schaden  des  Eichhörnchens  beschränke  sich  nur  auf  die  Forst¬ 
kulturen,  heute  weiß  man,  auf  Grund  der  Beobachtungen  kom¬ 
petenter  Forscher,  daß  es  als  arger  Nestplünderer  durchaus  nicht 
die  Schonung  verdient,  die  man  ihm  ehedem  zuteil  werden  ließ 
und  haben  deshalb  verschiedene  Forstverwaltungen  —  unter  andern 
auch  unsere  lippische  --  sich  gemüßigt  gesehen,  Schußgeld  auf  die 
Erlegung  desselben  zu  setzen  und  zwar  mit  vollem  Rechte.  So 
vernahm  ich  einst  von  meinem  Hause  aus  im  benachbarten  Fichten¬ 
walde  die  lauten  Angstrufe  eines  Finkenpärchens.  Ich  ging  eilig 
den  Tönen  nach  und  sah,  wie  hoch  im  Wipfel  einer  Fichte  das 
Vogelpaar  umherflatterte,  doch  konnte  ich  keinen  Feind  entdecken. 
Jetzt  schlug  ich  an  den  Stamm  und  siehe,  ein  Eichhörnchen  sprang 
aus  dem  Dickicht  und  machte  sich  eiligst  von  dannen.  Ich  ging 
schnell  zurück  um  die  Flinte  zu  holen.  Als  ich  wieder  am  Platze 
war,  erklang  das  Geschrei  der  Finken  noch  eindringlicher.  Noch¬ 
mals  schlug  ich  au  den  Baum,  den  das  Eichhörnchen  zum  zweiten¬ 
mal  verließ.  Ich  schoß  es  herab  und  fand  bei  der  Sektion  den 
Magen  mit  Fleischteilen  und  den  Flugfedern  junger  Finken  angefüllt. 
Der  Mörder  war  ertappt  und  entlarvt.  Einen  besondern  Gefallen 
scheint  es  aber  an  den  Vogeleiern  zu  finden  und  es  wagt  sich  sogar 


145 


dabei  an  die  Nester  der  Wildtauben  und  Häher.  Noch  im  ver¬ 
flossenen  Sommer  habe  ich  die  Beobachtung  gemacht,  daß  in  einem 
Wäldchen,  in  welchem  mehrere  Häherpärchen  nisteten,  keine  einzige 
Brut  glücklich  verlief,  indem  jedesmal  die  Eierschalen  deutlich  die 
Spuren  des  Eichhörncherfgebisses  trugen.  Bei  dem  beständigen 
Umhertreiben  in  den  Kronen  der  Bäume  entgeht  ihm  selten  ein 
Vogelnest  und  bei  seiner  Geschicklichkeit  im  Klettern  ist  es  auch 
imstande,  jedes  Nest  zu  erreichen  und  kann  man  hiernach  leicht 
seine  große  Schädlichkeit  ermessen. 

Von  den  sonst  noch  in  unsern  Wäldern  und  Feldern  hausenden 
Nagern  werden  ebenfalls  alljährlich  viele  Vogelbruten  zerstört.  Der 
Siebenschläfer  (Myoxus  glis ),  der  zum  Glück  nicht  sehr  häufig 
auftritt,  aber  auch  ein  gewandter  Kletterer  ist,  verschont  auf  seinen 
nächtlichen  Streifereien  kein  Vogelnest,  das  ihm  gerade  aufstößt. 
Vor  einigen  Jahren  fing  mau  in  unserm  Walde  sogar  einen  Sieben¬ 
schläfer  in  der  Pferdehaarschlinge  einer  Dohne. 

Die  großäugige  Waldmaus  (Mus  silvaticus ),  welche  gern  in 
den  Wallhecken  umherklettert,  ja  selbst  hohe  Bäume  besteigt,  wie 
ich  schon  beobachtete,  ist  sehr  erpicht  auf  Fleisch  und  Eier  der 
Vögel  und  fällt  mit  wahrer  Wut  über  ihre  Beute  her.  In  meiner 
Voliere  tötete  einst  eine  Waldmaus  in  kurzer  Zeit  mehrere  Vögel. 

Auch  die  Waldwühlmaus  ( Arvicola  glareolus ),  eine  unserer 
größten  Mäuse,  vernichtet  sehr  viele  bodenständige  Nester,  wie  z.  B. 
der  Rotkehlchen  und  Pieper,  ja  selbst  unsere  gemeine  Feldmaus 
( Arv .  arvalis),  sonst  ein  stumpfsinniges  Geschöpf,  läßt  sich  nur  zu  oft 
die  Eier  und  Jungen  der  Feldlerchen  gutschmecken. 

(Schluf3  folgt.) 


Die  Girondennatter  in  der  Gefangenschaft  ( Coronella 

girundica  Daud.). 

Von  Joh.  von  Fischer. 

Diese  schmucke  Natter  ist  über  ganz  Italien,  Südfrankreich  und 
die  pyrenäische  Halbinsel  sowie  das  nördliche  Afrika  verbreitet. 
Sie  findet  sich  stellenweise  sehr  häufig,  anderorts  äußerst  selten  vor. 
So  ist  sie  in  der  Gironde,  von  der  sie  ihren  Namen  hat,  wie  mir 
Lataste  schreibt,  eine  äußerst  seltene  Erscheinung. 

Sie  bewohnt  sowohl  flache  als  auch  hügelige  Gegenden  und 
hält  sich  mit  Vorliebe  an  Hecken,  sowie  in  Luzernfeldern  auf.  Oft 

Zoolog.  Gart.  Jabrg.  XXV.  1884.  10 


146 


findet  man  sie  unter  Steinen  oder  unter  Reisig-,  Brennholzhaufen 
u.  s.  w.  zusammengerollt;  auch  bewohnt  sie  nicht  selten  verlassene 
Maulwurfsgänge,  aus  denen  sie  beim  Pflügen  au’s  Tageslicht  gefördert 
wird.  Mit  Vorliebe  sucht  sie  Gärten  auf,  die  sie  bei  Abenddämmerung 
verläßt,  um  über  die  Wege  zu  kriechen*  auf  denen  man  ihre  Spur 
im  Staube  oder  im  Sande  oft  in  verschlungenen  Arabesken  findet. 

Die  Girondennatter  ist  vorwiegend  ein  Dämmerungstier.  Unter 
Steinen,  Baumrinde,  Holzhaufen  oder  in  Mauerspalten  zusammen¬ 
gerollt,  bringt  sie  den  Tag  schlafend  zu,  und  nur  im  Frühjahr  (aber 
auch  dann  nur  selten)  sieht  man  sie  sonnen,  um  ihrem  erstarrten 
Blut  die  notwendige  Cirkulation  zu  geben. 

Gegen  Abend,  im  Sommer  auch  während  mondhellen  Nächten 
und  in  der  Morgendämmerung  verläßt  sie  ihr  Versteck,  um  auf 
Saurier  aller  Art  Jagd  zu  machen.  Ihre  Hauptnahrung  besteht  in 
Mauereidechsen  uud  Jungen  anderer  Arten,  die  sie  in  ihren  Nacht¬ 
quartieren  aufsucht  und  verzehrt.  Sie  schlingt  sich  nach  Art  ihrer 
Verwandten,  der  glatten  Natter  ( Coronella  laevis)  um  ihr  Opfer, 
welches  sie  meist  am  Halse  packt  und  daun  erwürgt,  worauf  der 
Kopf  zuerst  verschlungen  wird.  Hat  sie  nur  den  brüchigen  Schwanz 
einer  Eidechse  erfaßt  und  reißt  dieser,  so  verschlingt  sie  den  zucken¬ 
den  und  sich  windenden  Schwanz,  von  einer  weiteren  Verfolgung 
ihres  Opfers  vorläufig  ablassend. 

Besonders  hungrige  Individuen  verschlingen  namentlich  junge, 
kleine  Eidechsen  auch  von  der  Kreuzgegend  an,  wobei  der  Schwanz 
des  Opfers  durch  geschickte  Bewegungen  der  Kieferäste  an  den  Körper 
der  Beute  parallel  gedrückt  wird,  so  daß  Schwanz-  und  Maulspitze 
derselben  fast  gleichzeitig  im  Rachen  der  Schlange  verschwinden. 

Diese  Art  ist  diejenige,  die  man  am  häufigsten  auf  Wegen  tot 
antrifft,  indem  sie  nicht  sonderlich  behend  ist  und  während  ihrer 
Streifzüge  in  der  Dämmerung  von  Wagen,  Vieh  etc.  leicht  überfahren 
oder  zertreten  wird. 

Sie  bewohnt  absolut  trockene  Orte  und  vermeidet  streng  sumpfige 
oder  nur  feuchte  Gegenden. 

Sie  muß,  wenn  sie  gedeihen  soll,  in  trockenen,  temperierten 
Terrarien  gehalten  werden,  in  denen  sie  sich  jahrelang  vortreff¬ 
lich  hält. 

Man  muß  ihr  genügend  Schlupfwinkel  bieten,  denn  sie  flieht 
das  grelle  Tageslicht.  Am  besten  schafft  man  diese,  wenn  man  im 
Terrarium  Grottenimitationen  aufführt  oder  an  einer  warmen  Stelle 
desselben  hohle  Baumstämme  oder  gewölbte  Dachziegeln  auflegt. 


147 


ln  der  Färbung  variiert  diese  Art  nicht  unbedeutend.  Einige 
sind  schon  matt  bleigrau  mit  scharf  gezeichneten  schwarzen,  schräg 
laufenden  Querbarren,  andere  zart  rosafarben,  andere  wieder  bräun¬ 
lichgrau  bis  rotbraun.  Ich  besitze  im  Augenblick  ein  sehr  schönes, 
sehr  grosses  Exemplar  von  lebhaft  rötlich -gelbbrauner  Grundfarbe 
und  deutlichen,  fast  würfeligen  schwarzen  Flecken  auf  dem  Rücken, 
zwischen  denen  je  ein  hellgelber,  fast  gleichgroßer  Fleck  steht.  Auf 
der  Unterseite  fast  aller  Exemplare  findet  sich  jederseits  der  Bauch¬ 
mitte  eine  Reihe  dicht  stehender,  schwarzer,  quadratischer  Flecken, 
so  daß  die  Mittellinie  des  Bauches  stets  fleckenlos  bleibt.  Diese 
Mittellinie  variiert  in  ihrer  Breite  je  nach  Alter  und  Geschlecht. 

Sehr  junge  Tiere  dieser  Art  tragen  diese  Mittellinie  in  schönem 
Orangerot,  welches  nach  dem  Halse  zu  in  gelb  übergeht.  In  der 
Gefangenschaft  rollt  sich  die  Girondennatter,  wenn  ihr  ein  passendes 
Versteck  abgeht,  mit  Vorliebe  um  dürre  Äste,  auf  denen  sie  manch¬ 
mal  in  Gesellschaft  von  ihresgleichen  oder  verwandten  Arten  oft 
tagelang  unbeweglich  verharrt.  Hat  sie  genügende  Gelegenheit  sich 
vor  dem  Tageslicht  zu  schützen,  so  ist  sie  tagsüber  nicht  zu  sehen. 
Erst  gegen  Abend,  namentlich,  wenn  in  der  Stube  das  Licht  ange¬ 
zündet  wird,  kriecht  sie  äusserst  bedächtig  herum,  um  auf  Eidechsen 
Jagd  zu  machen. 

Nässe  und  Kälte  flieht  sie  und  trinkt  mit  großer  Vorsicht,  um  nicht 
mehr  von  ihrem  Körper  zu  benetzen,  als  es  der  Trinkakt  erfordert. 

Mit  dem  Eiutritt  der  rauheren  Jahreszeit  verkriecht  sie  sich  in 
Mauerspalten,  oft  in  Düngerhaufen,  um  ihren  Winterschlaf  zu  halten. 

Sie  ist  sanften  Naturells  und  beißt  ergriffen  äußerst  selten. 
Auch  ist  sie  sehr  verträglich.  Ich  halte  sie  mit  allerlei  gleich 
großen  und  kleineren  Schlangen,  z.  B.  mit  ihresgleichen  von  nur 

» 

12  cm  Länge  und  habe  keine  Unart  ihrerseits  zu  verzeichnen. 

Sie  wird  bald  zutraulich,  und  oft  fressen  frisch  gefangene  Exem¬ 
plare  am  selben  Tage  ihrer  Gefangennahme. 

Das  Auge  nimmt  unter  den  Sinnesorganen,  wie  bei  den  meisten 
Ophidiern,  den  ersten  Rang  ein  und  ist  in  der  Dämmerung  schärfer 
als  am  hellen  Tage. 

Man  ernährt  sie  in  der  Gefangenschaft  mit  lebenden  Mauer¬ 
eidechsen,  die  sie  allem  andern  vorzieht  und  die  man  ihr,  damit  sie 
nicht  von  anderen  Schlangenarten  weggefressen  werden,  gegen  Abend 
reichen  muß.  Übrigens  frißt  sie  zuletzt  auch  am  Tage.  Anderes 
als  Eidechsen  rührt  sie  nicht  an.  Zuletzt  fressen  die  Girondennatteru 
auch  tote  Eidechsen,  die  sie  erst  lange  beschnuppern. 


148 


Sie  bedarf  zu  ihrem  Gedeihen  wenig  Wasser,  welches  sie  aber 
in  der  warmen  Jahreszeit  zum  Trinken  regelmäßig  aufsucht. 

Sie  ist  ungemein  lebenszähe  undheilen  selbst  Rippenbrüche,  Schnitt¬ 
wunden  etc.  im  Gegensatz  zur  Eidechsennatter  ( Coelopeltis  insignitus ) 
rasch  und  vollständig,  ja  sie  fressen  schon,  noch  ehe  die  Wunde  geheilt  ist. 

Bei  selbst  mittelmäßiger  Pflege  dauert  diese  Art  im  Terrarium 
jahrelang  aus. 

Diese  zierliche  Natter  empfiehlt  sich  daher  sehr  für  die  Ge¬ 
fangenschaft  und  ist  leicht  durch  jede  Reptilienhandlung  für  3 — 4 
Mark  das  Stück  (größere  Exemplare  teurer)  zu  beziehen. 


Bericht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft 
zu  Frankfurt  a.  M.  au  die  Generalversammlung  der  Aktionäre 

vom  20.  März  1884. 

• 

Sehr  geehrte  Herren! 

Wir  haben  Ihnen  heute  Rechnung  abzulegen  von  dem  Geschäfts¬ 
betrieb  des  Zoologischen  Gartens  und  dem  Stande  der  Angelegenheiten 
unserer  Gesellschaft  im  Jahre  1883. 

Wenn  wir  in  der  Generalversammlung  des  vorigen  Jahres  die 
Hoffnung  ausgesprochen  haben,  daß  mit  der  finanziellen  Consoli- 
dirung  des  Instituts  das  Vertrauen  des  Publikums  und  die  Teil¬ 
nahme  desselben  sich  neu  beleben  und  günstig  auf  das  fernere 
Gedeihen  des  Gartens  ein  wirken  werde,  so  waren  wir  nicht  so 
sanguinisch,  zu  glauben,  daß  dies  mit  einem  Schlage  und  unmittelbar 
der  Fall  sein  würde.  Es  war  vielmehr  vorauszusehen,  daß  am  Ende 
des  Jahres  1882  und  zu  Anfang  des  Jahres  1883  die  Zweifel  in 
die  Möglichkeit  der  gedeihlichen  Fortentwickelung  des  Gartens  noch 
nicht  vollständig  und  überall  gehoben  waren  und  daß  diese  Un- 
Sicherheit  namentlich  in  der  Zahl  der  Abonnements  zum  Ausdruck 
kommen  würde.  Der  nicht  unerhebliche  Ausfall  auf  dem  Abonnements¬ 
konto  war  zwar  für  Ihren  Verwaltungsrat  eine  betrübende  aber 
keineswegs  eine  überraschende  Thatsache,  welche  wir  allerdings  nicht 
allein  der  Nachwirkung  der  überwundenen  prekären  Lage  der  Ge¬ 
sellschaft,  sondern  auch  der  allgemeinen  Ungunst  der  geschäftlichen 
Verhältnisse  im  vergangenen  Jahre  zuschreiben  müssen. 

Dem  vielfach,  auch  in  der  letzten  Generalversammlung,  ge¬ 
äußerten  Verlangen  nach  Vermehrung  der  Tage  mit  billigen  Ein¬ 
trittspreisen  haben  wir  im  letzten  Jahre  Rechnung  getragen  und 


eine  Reihe  von  Festlichkeiten  mit  vermindertem  Eintritt  veranstaltet. 
Die  Folge  hiervon  war,  daß  der  Besuch  des  Gartens  gegen  das 
Vorjahr  um  fast  30,000,  Personen  zunahm,  was  jedoch  nur  eine 
Vermehruug  der  Einnahmen  um  kaum  Eintausend  Mark  herbeiführte, 
da  die  Kosten  der  besonderen  Veranstaltungen,  welche  jene  Besucher¬ 
zahl  herbeizogen,  die  Einnahmen  naturgemäß  wieder  verringern 
mußten.  Dies  wird  uns  jedoch  nicht  abhalten,  auch  im  kommenden 
Sommer  durch  besondere  Schaustellungen  und  Veranstaltungen  bei 
ermäßigten  Eintrittspreisen  dem  großen  Publikum  Abwechslung  zu 
bieten  und  dasselbe  an  den  Besuch  des  Gartens  zu  gewöhnen.  Wir 
haben  die  bezüglichen  Zahlen  diesmal  in  der  vorgelegten  Betriebs¬ 
rechnung  besonders  aufgeführt,  während  in  früheren  Jahren  diese 
außerhalb  des  Budgets  stehenden  Unkosten  für  besondere  Veran¬ 
staltungen  zwar  in  gleicher  Weise  dem  Billetkonto  zur  Last  ge¬ 
schrieben  wurden,  in  der  Rechnungsaufstellung  aber  nur  im  Netto¬ 
erträgnis  dieses  Kontos  ihren  Ausdruck  fanden.  Die  Vermietungen 
der  Lokalitäten  des  Gesellschaftshauses  brachten  eine  etwas  höhere 
Einnahme,  während  die  verschiedenen  Einnahmen  durch  Wegfall 
einiger  Geldgeschenke  und  wegen  des  etwas  geringeren  Überschusses 
des  Maskenballs  hinter  dem  Vorjahr  zurückgeblieben  sind. 

Ein  früher  nicht  unter  den  Einnahmen  vorkommender  Posten 
ist  das  Gewinn-  und  Verlust  - Konto,  dessen  Betrag  sich  zu¬ 
sammensetzt  aus  dem  kleinen  Uberschuß  des  Jahres  1882  und  dem 
Kursgewinn,  den  wir  bei  Ankauf  der  planmäßig  im  Jahre  1883  zu 
amortisierenden  Prioritätsobligationen  erzielt  haben. 

Der  Aquariums-Betrieb  ergab  diesmal  keinen  Uberschuß,  ver¬ 
ursachte  vielmehr  eine  nicht  unerhebliche  Ausgabe.  Wir  hatten  gehofft, 
daß  die  versuchsweise  herabgesetzten  Eintrittspreise  auf  den  Besuch  des 
Aquariums  günstig  eiuwirken  würden.  Dieser  Versuch  muß  jedoch  als 
mißglückt  angesehen  werden,  da  gerade  der  Billetverkauf  sich  gegen 
früher  vermindert  hat,  während  der  Besuch  an  den  sogenanuten  billigen 
Tagen  gewachsen  ist.  Wir  haben  daher  den  Eintrittspreis  des  Aquariums 
für  Erwachsene  auf  den  alten  Satz  hinaufgesetzt  und  hoffen  hierdurch 
und  durch  Aufstellung  eines  bedeutend  billiger  arbeitenden  Motors  aus 
dem  Aquariumsbetrieb  wieder  eine  Einnahme  erzielen  zu  können. 

Die  Ausgaben  für  Gehalte,  Musik,  Wasserversorgung, 
Gartenunterhaltung,  Livreen  und  Versicherungen  sind 
im  Wesentlichen  unverändert  geblieben,  wogegen  sich  die  Fütte¬ 
rungskosten  um  etwa  M.  3000  verringert  haben. 

Eine  Vermehrung  der  Ausgaben  für  Heizung  und  Be  leuch- 


150 


tung  wurde  einerseits  durch  Steigerung  der  Kohlenpreise,  andrerseits 
durch  notwendige  größere  Reparaturen  der  Heizapparate  verursacht. 

Die  Bau-Unterhaltung  erforderte  dagegen  eine  Mehrausgabe 
durch  im  Anschluß  an  die  großen,  aus  den  Lotterie-Erträg¬ 
nissen  bestrittenen  Umbauten  der  Tierhäuser  notwendig  gewordenen 
Instandsetzungen  geringerer  Art,  für  welche  die  Lotterie-Erträgnisse 
nicht  verwendet  werden  können. 

An  den  Druckkosten  wurde  durch  die  billigere  Herstellung 
des  Gartenanzeigers  eine  ansehnliche  Ersparnis  erzielt.  Ebenso  konnte 
bei  den  In  s  er  t  i  o  n s  k  o  st en  eine  Ersparung  eintreten. 

Die  allgemeinen  Unkosten  reducierten  sich  durch  den 
Wegfall  der  Vergnügungssteuer  um  M.  1500. 

Das  Zinsen-Konto  endlich  ist  Dank  den  geregelten  finanziellen 
Verhältnissen  auf  den  normalen  Stand  zurückgeführt  worden,  hat 
aber  dasjenige  des  Vorjahrs  um  M.  8000  überschritten,  weil  1882 
keine  Amortisation  stattfand  und  die  Guthaben  der  Verwaltungs¬ 
mitglieder  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  nicht  verzinst  wurden. 

Aus  dem  Gesamtresultat  des  Jahres  1883  ergiebt  sich ,  daß  die 
Einnahmen  um  nicht  ganz  M.  20000  gegenüber  den  Ausgaben  zurück¬ 
geblieben  sind. 

Um  für  die  Zukunft  ein  besseres  Resultat  zu  erzielen,  wird  es 
erforderlich  sein ,  die  Einnahmen  auf  die  frühere  Höhe  zurück  zu 
führen.  Das  wiedergekehrte  Vertrauen  des  Publikums  in  den  Be¬ 
stand  des  Gartens,  das  Aufblühen  des  Verkehrs  unserer  Stadt  haben 
sich  bereits  im  gegenwärtigen  Geschäftsjahre  fühlbar  gemacht,  so 
daß  eine  Steigerung  der  Einnahmen  auf  fast  sämtlichen  Konti  er¬ 
freulicher  Weise  konstatiert  werden  kann. 

Die  Bilanz  haben  wir  der  erfolgten  Übertragung  des  gesamten 
lebenden  und  toten  Inventars  in  den  Besitz  der  Stadt  ungeachtet  in  der 
herkömmlichen  Weise  unter  namentlicher  Angabe  aller  Werte  aufgestellt. 

Der  Betrag  der  amortisierten  Obligationen  ist  zum  Teil  an 
dem  Buchwert  der  Tiere,  zum  größeren  Teil  aber  an  dem  Park¬ 
konto  abgesch  rieben  worden . 

Der  Ausfall  am  Betrieb  des  Jahres  1883  wird  sich  auf  der 
Aktiv-Seite  durch  Überweisung  eines  entsprechenden  Betrags  der  bei 
der  Stadt  hinterlegten  Prioritätenreserve  erledigen ,  währen d 
die  unbedeutenden  Kürzungen,  welche  an  den  Effekten  und  Aus¬ 
ständen  vorgenommen  wurden,  zur  Abrundung  derjenigen  Beträge 
dienen,  welche  zur  Ausgleichung  auf  der  anderen  Seite  an  dem 
Nominalwert  des  Aktien-Kapitals  abgeschrieben  werden  mußten. 


151 


Des  Weiteren  haben  wir  noch  des  günstigen  Ergebnisses  der 
dritten  Serie  der  uns  von  der  Königlichen  Regierung  gestatteten 
Lotterie  zu  gedenken,  welches  hinter  demjenigen  der  beiden  früheren 
Serien  kaum  zurückgeblieben  ist.  Die  reichen  Erträgnisse  aus  der 
Lotterie  setzten  uns  in  den  Stand  auch  im  abgelaufenen  Jahre  eine 
Reihe  von  Anschaffungen  und  Verbesserungen  vorzunehmen. 

Wir  schließen  diesen  Bericht,  indem  wrir  noch  an  dieser  Stelle 
den  gütigen  Gebern  von  Tiergeschenken  und  anderen  Zuweisungen 
unseren  Dank  aussprechen  und  mit  der  Hoffnung,  daß  auch  fernerhin 
eine  allseitige  Teilnahme  der  Herren  Aktionäre  die  Bestrebungen 
des  Vorstands  unterstützen  und  zu  dem  Aufblühen  der  Gesellschaft 
beitragen  möge. 


Betriebs -Rechnung  vom  Jahre  1883. 


Betriebs- Einnahmen. 

M. 

1.  Abonnements: 

a.  Aktionäre: 

1826  Familien 

ä  M.  15  M.  27,390. — ■ 

161  Einzelne 
ä  M.  10  M.  1,610.— 

b.  Abonnenten : 

1333  Familien 

ä  M.  30  M.  39,990.— 

530  Einzelne 
ä  M.  18  M.  9,540.— 

182  Pensionäre  u. 
Monats-Abon¬ 
nenten  M. 


Pf. 


2. 


3. 

4. 

5. 

6. 

7. 


1,222.50 


79,752.50 


4032  Abonnements 
Billete: 

70,739  Personen  zu 
vollem  Ein¬ 
trittspreis 
85,300  Personen  zu 
ermäss.  Ein¬ 
trittspreis 
1,139  Schüler 

157,178  Pers.  M.  96,406.85 
ab:  Kosten  besond. 

Veranstaltungen 
und  Einnahme- 
Anteil  der  Miß 
Wanda  .  M.  ■6,789.34 

Wein-Nutzen .  10,857.22 

Pacht .  5,080. — 

Vermietungen .  3,966. — 

Verschiedenes .  1,842.45 

Gewinn-  u.  Verlust-Konto  470.51 

IvF.  181,586.19 

.  »  19,542.34 

M.  201,128.53 


Betriebs  -Ausgaben. 


M.  Pf. 

1  Gehalte . 32,215.97 

2.  Fütterung . 38,110.48 

3.  Musik .  40,000. — 

4.  Heizung  u.  Beleuchtung  11,890.78 

5.  Wasserversorgung  .  .  .  5,750.17 

6.  Garten-Unterhaltung  .  4,979.70 

7.  Bau-Unterhaltung  .  .  .  7,251.06 

8.  Druckkosten .  1,848.07 

9.  Insertionen  . .  789.50 

10.  Livree  . .  1,129.80 

11.  Versicherungen  ....  1,162.30 

12.  Allgemeine  Unkosten  .  5,144.97 


13.  Zinsen  und  Amortisation  48,435.67 

14.  Aquarium-Betrieb  .  .  .  2,420.06 


M.  201,128.53 


Betriebs-Deficit  .  . 


152 


Bilanz  vom  31.  Dezember  1883. 

Aktiva .  Passiva. 

M.  Pf.  M.  Pf. 

Gebäude .  2,165,061.95  Aktieu-Kapital  M.  1,260,000 

Park  .  .  .  .  M.  156,000. —  Abschreibung: 

Abschreibung  »  4,000. —  des  oni  , . 

° - 1 -  152  000. _  v.  1880/81  M.49, 801.11 

*  •  ,’qqo  V.  1883  .  „  19,542.34 

Aquarium.  .  .  .  .  .  .  .  4,3o2.  auf  Effekt.  ,,  134.60 

Tiere.  .  .  .  M.  185,958.85  „Ausständ.„  521.95 

Abschreibung»  1,500. —  _o  no  — — - — 1,190,000. — 

Pflanzen  .  .  .“7771  . m’™- 

■"ff?®,  •• .  hab.d.StadtM.  1,450,000 

®lbl;,otl:?k .  6,412.5  1883  amortisiert»  5,500  . . 

Musikalien .  o,6<8.21  - - -  1,444,500. — 

Prioritäten- Reserve  bei  dem  Zinsen-Guthabeu  der  Stadt  28’000.— 

Magistrat,  zuzüglich  auf-  Guthaben  d.  Lotterie-Konto  31,781.32 

gelaufener  Zinsen  .  .  .  105,250.—  Zinsen-Vortrag .  26,116.25 

Effekten.  .  .  M.  50,165.50  Abonnenten  für  1884  .  .  16,418. — 

Abschreibung »  184.60 

° -  50,030.90 

Futter-Vorräthe .  1,046. — 

Debitoren  .  .  M.  5,735.69 

Abschreibung  »  521.95 

° -  5,213.74 

Frankfurter  Bank  ....  47,031.11 

Kassenbestand .  3,628.66  _ 

M.  2,968,565.57  M.  2,968,565.57 

Frankfurt  a.  M.,  31.  December  1883. 

Der  Verwaltungsrat  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft. 

Heinrich  Flinsch,  Dr.  med.  Fr.  Stiebei, 

Präsident.  Vice-Präsident. 


Korrespondenzen. 


Frankfurt  a.  M.  12.  Februar  1884. 

Gänserichs  Liebe.  In  der  Nachbargemeinde  Bonames  spielte  vor  circa 
10  Jahren  eine  Geschichte,  die  heute  um  deswillen  von  neuem  erzählt  wird, 
weil  ein  ganz  gleiches  Vorkommnis  von  sich  reden  macht. 

Damals  hatte  mein  dort  wohnender  Vetter  einen  Gänserich,  welcher  seiner 
Stallgenossinnen  nicht  achtend  in  heißer  Liebe  entbrannt  war  zu  einer  am 
andern  Ende  des  Dorfes  wohnenden  Gans.  Bei  Tage  konnten  die  Tiere  iu  der 
Herde  ihren  Gefühlen  freien  Lauf  lassen;  abends  aber  trennte  sie  das  Schicksal; 
der  Eigentümer  der  Gans  sperrte  die  Liebeumworbene  ein  und  der  Gänserich 
mußte  heimmarschieren.  Doch  fand  er  mehrere  Tage  hinter  einander  Gelegen¬ 
heit,  nach  eingetretener  Dunkelheit  zu  entwischen,  und  eilte  mit  »beflügelten« 
Schritten  vor  das  Thor  seiner  Geliebten.  Hier  machte  er  seiner  Sehnsucht  durch 
stundenlanges  lufterschütterndes  Schreien  Luft.  Die  Nachbarschaft  hörte  an¬ 
fangs  neugierig,  daun  erstaunt,  zuletzt  unwillig  den  Störenfried;  endlich  mischte 


sie  sich,  besonders  auch  aus  Rücksicht  auf  einen  totkrank  darniederliegenden 
alten  Mann,  ein.  Aber  weder  Steinwürfe,  noch  Schläge  mit  Prügeln  und  Peit¬ 
schen  vermochten  den  stoisch  duldenden  Liebhaber  auf  die  Dauer  zu  vertreiben: 
täglich  kam  er  wieder,  um  sein  kräftiges  Ga,  Ga,  Gaak  erschallen  zu  lassen. 
Zuletzt  drohte  man  meinem  Vetter,  den  Gänserich  erschießen  zu  wollen.  Da 
beschloß  mein  Verwandter  in  einem  Anflug  menschlichen  Rührens,  der  treuen 
Liebe  ihren  Lohn  zu  geben:  er  kaufte  die  Leggans  und  vereinigte  das  liebende 
Paar.  Es  lebte  in  seliger  Eintracht  bis  an  sein  Ende.  Noch  nach  diesem 
wurden  beide  in  einer  hiesigen  Restauration  als  »junge  Gänse«  von  einer  Ge¬ 
sellschaft  gemeinschaftlich  verspeist.  Die  ganze  Gemeinde  Bonames  hatte  An¬ 
teil  genommen  au  dieser  hartgeprüften  Liebe. 

Wieder  hat  mein  Vetter  ein  verliebtes  Gänsetier,  dieses  Mal  eine  Leggans, 
welche  die  Aufmerksamkeit  eines  in  der  Nähe  wohnenden  Gänserichs  auf  sich 
zog.  Nun  hat  er  allabendlich  den  Besuch  und  das  liebesehnsuchtsvolle  Ge¬ 
schrei  vor  seinem  Hause.  Er  wird  wohl  auch  dieses  Mal  die  Liebenden  durch 
Ankauf  des  Gänserichs  vereinigen.  Sein  gutes  Herz  treibt  ihn  dazu,  aber  auch 
der  selbstische  Gedanke,  die  Kinder  aus  einer  solchen  ehelichen  Vereinigung 
möchten  wohlschmeckendere  »junge  Gänse«  werden. 

Fr.  Schäfer. 


Bad  Tein  ach,  den  1.  März  1884. 

Die  Natur  bleibt  selbst  im  Kleinsten  ehrwürdig.  Da  ich 
fürchte,  durch  die  eigentlich  bezeichnende  Überschrift  dieser  Notiz  die  ver¬ 
ehrten  Leser  dieser  Zeitschrift  förmlich  zu  erschrecken,  so  will  ich  ihnen  nur 
auf  Umwegen  gestehen,  daß  ich  von  Tierchen  zu  berichten  im  Begriffe  stehe, 
welche  man  sonst  in  guter  Gesellschaft  nicht  zu  nennen  pflegt.  Aber  die 
Sache  selbst  ist  wissenschaftlich  und  kulturgeschichtlich  ganz  interessant, 
sodaß  sie  sich  über  das  Niveau  des  »zoologischen  Curiosums«  erhebt.  Somit 
gestehe  ich,  daß  ich  etwas  von  Filzläusen,  Pediculus  pubis ,  er¬ 
zählen  will. 

Ein  in  hiesiger  Schwarzwaldgegend  neuangezogener  Wundarzt  berichtete 
mir  eines  Tages  kopfschüttelnd,  er  habe  bei  einem  sonst  kranken  Müller¬ 
burschen  zufällig  diese  Parasiten  gefunden,  und  auf  seinen  Vorschlag,  die¬ 
selben  brevi  manu  zu  töten,  die  rätselhafte  Antwort  erhalten:  »Das  gebe  er 
nicht  zu,  er  habe  sie  sich  eigens  gekauft.«  Zu  weiteren  Erläuterungen  sei  es 
nicht  gekommen.  Diese  Erläuterungen  konnte  ich  ihm  lachend  dahin  geben, 
daß  die  Müller  dem  Aberglauben  huldigen,  sie  seien  durch  diese  Tierchen 
gegen  die  Acquisition  von  Darmbrüchen  beim  Heben  schwerer  Lasten 
gesichert,  doch  müßten  jene  in  ungerader  Zahl  und  um  ungerades  Geld  von 
einem  Andern  gekauft  sein,  z.  B.  um  5,  7  oder  9  Pfennig. 

Seit  langen  Jahren  von  der  Richtigkeit  der  Ti  ed  ge ’s  c  he  n  Verse  über¬ 
zeugt:  .  . 

»Der  Aberglaube  selber  ist  ein  Schatten, 

Den  innre  Wahrheit  auf  das  Lebeu  warf,« 

hatte  ich  mir  gleich  beim  Bekanntwerden  mit  diesem  eigentümlichen  Volks¬ 
mittel  die  Sache,  wie  folgt,  zurecht  gelegt.  Bei  einseitiger  Körperanstrengung, 
beim  Heben  schwerer  Lasten,  bei  fortgesetztem  Husten  u.  dgl.  wird  um  so 


154 


eher  eia  Darmstück  durch  die  natürlichen  Bruchpforten  hervortreten,  je 
schlaffer  die  die  letzteren  verschließenden  Muskeln,  Sehnen  und  fibrösen  Häute 
sind.  Nun  ist  es  wohl  denkbar,  daß  der  durch  die  Filzläuse  fortwährend 
ausgeübte  Zuckreiz  auf  dem  Wege  des  Reflexes  eine  intensivere  Anspannung 
der  genannten  Gebilde  und  damit  einen  erhöhten  Widerstand  gegen  die 
bruchbefördernde  Bauchpresse  bewirke,  wie  das  z.  B.  der  bekannte  Leipziger 
Arzt  Dr.  Schreber  durch  methodische  Gymnastik  zu  erzielen  suchte.  Es 
ließe  sich  also  die  durch  die  Filzläuse  gesetzte  anhaltende  Reizung  der 
Scham-  und  Leistengegend  mit  der  durch  Übung  des  Woliensimpulses  (Gym¬ 
nastik)  oder  selbst  durch  Elektrizität  gehobenen  Anspannung  der  betreffenden 
kontraktilen  Elemente  in  Parallele  setzen.  Indessen  will  ich  mit  meinem 
Berichte  den  Bandagisten  keineswegs  auch  nur  die  geringste  Konkurrenz  ge¬ 
macht  haben!  Dr.  W.  Wurm. 


Dorpat,  den  1.  März  1884. 

Beim  Durchblättern  Ihres  für  das  zoologische  Museum  acquirierten 
»Zoologischen  Gartens«  finde  ich  in  Jahrgang  XVIII.  3877.  p.  223  eine  Notiz 
von  Herrn  Professor  K.  Moebius  über  eine  Hausente  ohne  Schwimmhäute. 
Dieser  immerhin  interessante  Defekt  findet  sich  auch  bei  einer  weiblichen 
Hausente,  die  im  Jahre  1855  dem  zoologischen  Museum  hiesiger  Universität 
zuging.  In  der  Einzelheiten-Anordnung  der  Täfelchen  an  den  Zehen  etc. 
stimmt  unsre  Ente  ganz  mit  dem  Kieler  Exemplar  überein;  die  Mittelzehe 
mit  dem  Nagel  ist  60  mm.  lang,  die  rudimentäre  Schwimmhaut  von  der 
inneren  Winkelspitze  bis  zum  Mittelpunkt  des  freien  Randes  am  gestopften 
Tier  nur  5 — 6  mm. 

Auch  hier  scheint  es  mir  zweifellos,  daß  der  Defekt  angeboren  ist, 
wenn  auch  die  Untersuchung  der  getrockneten  Füße  allein  kein  sicheres  Ur¬ 
teil  zuläßt.  Prof.  Dr.  M.  Braun. 


Berlin,  den  13.  März  1884. 

Als  Kuriosum  kann  ich  Ihnen  aus  unserem  Zoologischen  Garten 
noch  mitteilen,  daß  der  große  amerikanische  Silberreih  er,  Ardea 
egretta,  und  der  Nacht reiher,  Nyeticorax  griseus ,  am  18.  Februar  angefangen 
haben  zu  brüten,  während  ihre  Brutzeit  doch  in  die  Monate  Mai  bis  Juli 
fällt.  Letzterer  hat  am  10.  März  Junge  ausgebracht,  während  ersterer  mit 
seinen  Eiern  spielte  und  sie  zuletzt  aus  dem  Neste  warf.  Beide  brüteten  in 
der  großen  Voliere  auf  zwei  dicht  nebeneinander  stehenden  Bäumen,  der 
Silberreiber  auf  der  Spitze,  der  Nachtreiher  an  einer  Seite  des  Stammes.  Die 
Körbe,  welche  ihnen  das  Bauen  erleichtern  sollten,  verschmähten  sie  und 
bauten  ihre  Nester  frei  auf  passenden  Gabelungen  der  Zweige.  Der  Silber¬ 
reiher  beginnt  schon  jetzt  zur  zweiten  Brut  zu  schreiten.  Der  E  m  u,  Dro- 
maeus  Novae- Hollandiae  brütet  in  diesem  Jahre  auch  wieder,  nachdem  er 
mehrere  Jahre  hindurch  pausiert  und  nur  Eier  gelegt  hat. 

L.  Wunderlich. 


155 


Süchteln  b./Crefeld,  den  18.  März  1884. 

Im  vorigen  Jahrgange  Ihrer  Zeitschrift  bespricht  Seite  359  Herr  G. 
Simmermacher  unter  »Abnormitäten  von  Vögeln  und  Säugetieren« 
eine  Hornbildung  auf  dem  Kopfe  eines  Haushahnes.  Meiner  Meinung  nach 
handelt  es  sich  in  diesem  Falle  nicht  um  eine  besondere  Abnormität,  sondern 
mehr  um  eine  künstliche  Bildung.  In  hiesiger  Gegend  werden  den  jungen 
Hähnchen  beim  Beschneiden  zu  Kapaunen  die  Sporen  an  den  Beinen  abge¬ 
schnitten  und  dann  in  besondere  Einschnitte  auf  dem  Kopfe  derselben  be¬ 
festigt.  Sie  wachsen  dort  fest,  uud  es  bildet  sich  später  um  dieses  künstliche 
Horn,  das  eine  Größe  von  2 — 3  Centimeter  erreicht,  ein  fleischiger  Wulst, 
von  derselben  Farbe  und  Konsistenz,  wie  vorher  der  weggeschnittene  Kamm. 

Sollte  es  sich  im  vorliegenden  Falle  dennoch  um  eine  andere  Bildung 
handeln,  so  wollen  Sie  giitigst  diese  Zeilen  entschuldigen. 

Carl  van  Beers. 


M  i  s  c  e  1  l  e  n. 


Der  Abschuß  von  Raubzeug  in  Norwegen  ist  in  den  letzten 
Jahren  ein  sehr  bedeutender  gewesen,  was  sich  aus  folgenden  Zusammenstel¬ 
lungen  ergeben  dürfte.  Es  wurden  nämlich  erlegt: 

im  Jahre  1876  159  Bären,  68  Wölfe,  151  Luchse,  51  Vielfraße?  458  Füchse, 
1170  Adler,  4633  Hühnerhabichte; 

im  Jahre  1877  176  Bären,  50  Wölfe,  166  Luchse,  116  Vielfraße,  523  Füchse, 
776  Adler,  2428  Hühnerhahichte; 

im  Jahre  1878  134  Bären,  31  Wölfe,  110  Luchse,  147  Vielfraße,  615  Füchse, 
838  Adler,  3164  Hühnerhabichte; 

im  Jahre  1879  117  Bären,  61  Wölfe,  127  Luchse,  93  Vielfraße.  1567  Füchse, 
980  Adler,  3295  Hühnerhabichte; 

im  Jahre  1880  152  Bären,  29  Wölfe,  50  Luchse,  45  Vielfraße,  10584  Füchse, 
1200  Adler,  4339  Hühnerhabichte; 

im  Jahre  1881  85  Bären,  20  Wölfe,  85  Luchse,  63  Vielfraße,  13383  Füchse, 
894  Adler,  3190  Hühnerhabichte. 

Zusammen  823  Bären,  259  Wölfe,  689  Luchse,  515  Vielfraße,  27130  Füchse, 
5858  Adler,  21049  Hühnerhabichte.  Der  Waidmann  XV,  6. 


Aus  dem  Berliner  Zoologischen  Garten.  Die  Herren  Dr.  Ebers 
und  Genossen  beabsichtigen,  ein  drittes  und  zwar  ganz  eigenartiges  Pano¬ 
rama  mit  Bildern  aus  dem  Tie  rieben  herzustellen.  Der  Aufsichtsrat 
genehmigte  die  ihm  vorliegenden  Anträge,  und  es  darf  damit  die  Ausführung 
des  Planes  um  so  mehr  als  gesichert  angesehen  werden,  als,  wie  der  »B.-C.« 
meldet,  bereits  von  Seiten  der  Unternehmer  ein  Vertrag  mit  Herrn  Paul 
Meyerheim  wegen  Herstellung  des  Bildes  zum  Abschluß  gelangt  ist  und 
auch  der  königliche  Fiskus  seine  Zustimmung  zur  Errichtung  des  Gebäudes 
im  Zoologischen  Garten  (dessen  Terrain  fiskalisch  ist)  gegeben  hat.  Die  Unter¬ 
nehmer  verpflichten  sich,  10  pCt.  des  Nettoertrages  (für  jedes  Jahr  mit 


2000  Mark  als  Minimalsumme  garantiert)  an  den  Aktienverein  des  Zoologischen 
Gartens  abzuführen  und  erhalten  dafür  das  Recht  zur  Erhebung  eines  beson¬ 
deren  Entrees  von  den  Besuchern  des  Gartens.  Es  wird  sofort  an  die  Aus¬ 
führung  des  Unternehmens,  das  in  ein  und  einem  halben  Jahre  vollendet  sein 
soll,  gegangen  werden.  —  Außerdem  beschloß  der  Aufsichtsrat  den  Bau  eines 
neuen  großartigen  Affenhauses,  dessen  Baukosten  auf  200,000  Mark  (?)  ver¬ 
anschlagt.  sind.  Berl.  Tagebl.  11.  Dez.  1883. 


Speisekammer  und  Küche  des  Berliner  Aquariums.  Unter 
dem  Dache  des  Aquariums,  den  Blicken  der  Besucher  vollständig  entzogen, 
liegen  große  Räumlichkeiten,  in  denen  für  die  behaarten,  befiederten  und  be¬ 
schuppten  Bewohner  des  Instituts  die  nötige  Speise  bereitet  wird.  Bei  den  ver¬ 
schiedenartigsten  Bedürfnissen  der  Tiere  ist  es  für  den  eigens  angestellten 
Küchenmeister  keine  leichte  Aufgabe,  allen  Ansprüchen  gerecht  zu  werden; 
da  giebt  es  Fleisch-,  Frucht-,  Körner-  und  andere  Fresser,  welche  täglich 
ihre  Rachen,  Schnäbel  und  Mäuler  aufsperren  und  gesättigt  sein  wollen, 
während  andere  Schlinger  und  Würger  nur  wöchentliche  Rationen  erhalten. 
Für  die  Vierhänder  wird  in  einem  großen  Kessel  Reis  gekocht,  neben  dem 
Herde  stehen  Fässer  und  Eimer,  in  denen  Semmeln  und  andere  Backwaaren 
mit  Milch  aufgeweicht  werden,  ein  Gericht,  das  viele  Liebhaber  findet.  Große 
Vorräte  an  Obst  deuten  darauf  hin,  daß  in  diesem  Artikel  eine  lebhafte  Nach¬ 
frage  stattfindet,  beträgt  doch  der  monatliche  Konsum  circa  1000  Liter 
Birnen,  Ae  p  fei  etc.  Ein  unentbehrliches  Nahrungsmittel  für  eine  Reihe 
von  Tieren  sind  Mohrrüben,  von  denen  täglich  einige  Körbe  geschabt  werden 
müssen  und  von  fliegenden  Hunden,  Makis  und  den  meisten  Vögeln  als  „Zu- 
that“  gern  genossen  werden.  Ein  rationelles  Frikassee  für  die  gefiederte  Welt 
wird  zusammengestellt  aus  Obst,  Rüben,  Hafer,  Kleie,  Gerste,  Hanf,  Hirse  und 
Mehlwürmern.  Letztere  züchtet  der  Tierspeisemeister  in  großartigem  Maßstabe, 
und  die  dazu  gehörigen  Kisten  füllen  einen  großen  Raum,  der  nur  übertroflfen 
wird  von  dem,  den  die  Miniaturstallungen  einnehmen,  in  denen  sich  Kaninchen 
und  Meerschweinchen  der  sorgsamsten  Pflege  erfreuen,  um  schließlich  in  Ge¬ 
meinschaft  mit  zierlichen  Täubchen  der  Schlange  geopfert  zu  werden.  Einige 
der  Reptilien  sind  indes  Feinschmecker  und  nehmen  nur  feiste  Ratten  an; 
auf  dieses  im  Aquarium  häufige  Wild  wird  deshalb  zu  allen  Zeiten  die  »niedere 
Jagd«  ohne  Schonung  geübt,  dadurch  beschafft  man  nicht  allein  das  Schlangen¬ 
futter,  es  wird  vielmehr  in  dem  langgeschwänzten  Räuber  ein  grimmiger  Feind 
der  Vogelwelt  bekämpft,  denn  wiederholt  haben  Ratten  die  schlafenden  Sänger 
überfallen  und  —  angefressen.  Eiuige  Makis  verzehren  nur  Sperlinge;  ein 
besonders  ernannter  »Lieferant«,  der  beiläufig  keine  Konkurrenz  aufkommen 
läßt,  schafft  die  Sperlinge  zu  Dutzenden  herbei,  und  wird  ihm -das  Stück  mit 
10  Pfennig  bezahlt.  Die  eingelieferten  Spatzen  ahnen  ihr  Schicksal  nicht,  singen 
vielmehr  in  der  Küche  fröhlich  ihre  Gassenhauer.  Unter  ihrem  Käfig  tummeln 
sich  Scharen  von  Fröschen  in  einem  Bottich;  der  grünröckige  Batrachier 
ist  eine  Lieblingsspeise  der  Eidechsen  und  kleinen  Schlangen,  und  der  ver¬ 
eidete  Froschmann  hat  wöchentlich  18  Dutzend  ä  20  Pfennig  zu  liefern.  Grosse 
Arbeit  verursacht  die  Ernährung  der  Frösche,  sie  leben  vorzugsweise  von  ihres 


Gleichen  und  es  werden  davon  wöchentlich  70  bis  80  Pfund  in  zerkleinertem 
Zustande  gebraucht.  (?)  Für  die  mächtigen  Saurier,  Krokodile  und  Alligatoren, 
müssen  monatlich  2  bis  3  Zentner  Pferdefleisch  geschnitten  werden,  verschlingen 
doch  einige  dieser  Ungeheuer  ca.  20  Pfund  auf  einmal.  Große  wirtschaftliche 
Bedeutung  für  die  Küche  des  Aquariums  hat  der  Regenwurm,  von  diesem 
werden  wöchentlich  18  Pfund  ä  50  Pf.  bei  den  Seerosen,  Seenelken  und  Po¬ 
lypen  verfüttert;  seitdem  die  Tiergartenverwaltung  auf  ihrem  Terrain  das 
Suchen  nach  jenen  Würmern  verboten  hat,  ist  die  Beschaffung  des  genannten 
Quantums  mit  gewissen  Schwierigkeiten  verbunden.  Der  Wurmlieferant,  ein 
echtes  Berliner  Original,  durchwühlt  deshalb  die  Umgegend  von  Berlin,  und 
wenn  er  auch  nicht  nach  Goethes  Faust  »mit  gieriger  Hand  nach  Schätzen 
gräbt«,  so  ist  er  doch  immer  froh,  »wenn  er  Regenwürmer  findet.«  Die  be¬ 
scheidensten  Tischgäste  sind  die  Biber,  außer  etwas  Brot  und  Mohrrüben 
erhalten  sie  nur  —  grüne  Weidenstäbe,  deren  Rinde  ein  Leckerbissen  für  sie 
zu  sein  scheint.  Berliner  Tageblatt.  16.  September  1883. 


Verzeichnis  der  im  Dresdener  Zoologischen  Garten  ge¬ 
borenen  Tiere. 

April  1882. 

1  Heideschnucke,  Ovis  brachyceros  ericetorum;  2  Mähnenschafe,  Ovis  trage- 
aphus;  1  Shetland-Pony,  Equus  cabcülus  var. 

Mai. 

4  Maskenschweine,  Sus  scrofa  pliciceps;  4  Wölfe,  Canis  lupus. 

Juni. 

2  Mopshunde,  Canis  dom.  var.:  1  weibl.  Giraffe,  Camelopardalis  Girafja, 

1  Dromedar,  Camelus  dromedarius ;  1  Wapitihirsch,  Cervus  canadensis;  4 

Löwen,  Felis  leo. 

Juli. 

1  Wapitihirsch,  Cervus  canadensis. 

A  u  g  u  st. 

4  Leoparden,  Felis  leopardus;  1  Rothirsch,  Cervus  elaphus;  1  Wapitihirsch, 
Cervus  canadensis ;  12  Spanierhühner,  8  Cochinhühner,  6  Dorkinghiihner,  6Laug- 
Shanhühner,  4  Phönixhühner,  diese  5  Arten  Gallus  domesticus  var. 

Octob  e  r. 

1  Shetland -Pony ,  Equus  caballus  var.;  3  Leoparden,  Felis  leopardus ; 
1  Axishirsch.  Cervus  axis ;  3  Tiger,  Felis  tigris. 

November 

1  Yack,  Bos  grunniens;  1  Axishirsch,  Cervus  axis;  6  Löwen,  Felis  leo. 

December, 

1  Schweinshirsch,  Hyelaplius  porcinus. 

Januar  188  3. 

1  brauner  Bär,  Ursus  arctos;  3  Halsbandbären,  Ursus  collaris. 

Februar. 

1  Kamel,  Camelus  bactrianus ;  2  Steinbockbastarde,  Capra  Ibex  var. 

März. 

1  Benett.  Känguru,  Halmaturus  Bennetti ;  2  Mähnenschafe,  Ovis  tragelaphus: 
1  Mähnenschaf,  Ovis  tragelaphus. 


158 


Nachrichten  aus  dem  Hamburger  zoologischen  Garten.  Von 
neu  in  den  Garten  gekommenen  Tieren  sind  hervorzuheben.'  1  Mangabey  oder 
Mohrenaffe,  Cercopithecus  fuliginosus ,  Cuv. ;  1  Mohrenmakak,  Macacus  ocreatus, 
Ogilby. ;  1  Zahntaube  oder  Manu-mea,  Didunculus  strigirostris  Gould,  von  den 
Samoa-Inseln,  wurde  durch  Herrn  A.  Godefroy  geschenkt.  Sie  nährt  sich 
am  liebsten  von  gekochten  Kartoffeln  und  Brot  und  gehört  zu  den  größten 
Seltenheiten  in  den  zoologischen  Gärten.  3  Doppelhornvögel,  Buceros 
bicornis  L .,  aus  Indien,  stattliche  Vögel  von  4  Fuß  Länge,  sind  nur  vorüber¬ 
gehend  ausgestellt. 


Übersicht  der  Geburten  im  Zoologischen  Garten  zu  Ham¬ 
burg  1882.  Säugetiere,  Mammalia:  1  Mandrill,  Cynoceplialus  Mormon,  6  Vis- 
cachas,  Lagostomus  tricliodactylus ,  3  Löwen,  Felis  leo,  1  Zebu,  Bos  indicus, 

1  Yak,  Poephagus  grunniens,  1  Kaffernbüffel,  Bubalus  caffer,  4  Hirschziegen- 
Antilopen,  Antilope  cervicapra,  1  Säbelantilope,  Antilope  Leucoryx,  1  Elenanti¬ 
lope,  Antilope  Oreas,  1  Mähnenhirsch,  Cervus  Rusa ,  2  Axishirsche,  Cervus  axis, 

2  mexikanische  Hirsche,  Cervus  mexicanus  (?) ,  1  Schomburgkhirsch,  Cervus 
SchomburgM,  1  Isubrahirsch,  Cervus  Lühdorfii,  1  Schweinshirsch,  Cervus  por- 
cinus,  1  Samburhirsch,  Rusa  Aristotelis,  1  Rentier,  Cervus  Tarandus ,  1  Kamel, 
Camclus  bactrianus,  1  Guanako,  Auchenia  Huanako,  2  Lamas,  Auchenia  Lama. 
7  Gürteltiere,  Dasypus  villosus.  40  Säugetiere.  Vögel,  Aves:  7  Silberfasa¬ 
nen,  Fuplocamus  argentatus,  2  Gold-Amherstfasanen,  Thaumalea  picta  X  Am- 
herstiae ,  1  Siamfasan,  Euplocamus  praelatus,  2  Höckerschwäne,  Cygnus  olor , 
5  Nilgänse,  Chenalopex  aegyptiacus,  8  Karolinenten,  Aix  sponsa,  2  Mandarinen¬ 
ten,  Dendronessa  galericulata,  8  Brandenten,  Tadorna  vulpanser,  7  Wildenten, 
Anas  boschas,  3  schwedische  Enten,  Anas  boschas  var .,  6  weiße  Enten,  Anas 
boschas  var.  51  Vögel. 


Wachtelkönig  (Crex  pratensis)  im  Stalle.  Als  am  18.  September  1883 
ein  Einwohner  von  Feldrom,  der  am  Ende  des  Dorfes  wohnt,  in  seinen  Hüh¬ 
nerstall  trat,  sah  er  in  der  Mitte  desselben  einen  Vogel  stehen,  den  er  für  ein 
junges  Hühnchen  hielt,  das  vielleicht  aus  der  Nachbarschaft  herübergekommen 
und  in  seiner  Behausung  Zuflucht  gesucht  habe.  Er  ging  an  dem  Tiere,  das 
ruhig  dasaß,  vorbei  und  schloß  die  weitgeöffnete  Thür.  Jetzt  erst,  als  er 
ernstliche  Anstalten  traf,  um  den  Vogel  einzufangen,  erhob  sich  dieser  und 
flatterte  dem  hellen  Fenster  zu.  Am  nächsten  Tage,  wo  der  Vogel  in  meinen 
Besitz  kam,  erkannte  ich  sofort  in  ihm  einen  Wachtelkönig,  der,  auf  der  Reise 
begriffen,  gewiß  von  irgend  einem  Raubtiere  verfolgt,  im  Stalle  eine  sichere 
Zufluchtsstätte  gesucht  hatte.  Alle  meine  Versuche,  ihn  an  ein  Körnerfutter 
zu  gewöhnen,  waren  vergeblich.  Weizen,  Hii’se,  Glanz,  Mohn,  die  verschie¬ 
densten  Grassämereien  verschmähte  er  hartnäckig,  dagegen  verschlang  er 
Regenwürmer  dutzendweise.  Er  war  bald  zahm,  ließ,  wenn  ich  an  den  Käfig 
trat,  einen  knurrenden  Ton  vernehmen  und  pickte  die  Würmer  aus  der  Hand. 
Da  er  aber  bei  dem  Wurmfutter  ersichtlich  abmagerte,  fand  ich  es  doch  für 
geraten,  ihn  wieder  in  Freiheit  zu  setzen.  H.  Schacht. 


159 


Litteratur. 


Die  Haus g  enossen  des  Menschen  unter  den  Gliedertieren.  Von 
Prof.  Dr.  W.  Hef3.  Mit  19  Abbildungen.  Hannover.  Pb.  Cohen.  1884  8° 
99  Seiten. 

Es  ist  eine  ganz  hübsche  Idee  und  die  Ausführung  interessant,  die  Quäl¬ 
geister  des  Menschen  in  ihrer  Gesamtheit  Revue  passieren  zu  lassen.  That- 
sache  ist  es  ja,  daß  die  Mehrzahl  der  Menschen  von  diesen  kleinen  Feinden 
so  gut  wie  nichts  weiß,  daß  sie  keine  Idee  davon  hat,  wie  eine  Motte  lebt 
und  sich  verwandelt,  wie  es  sich  mit  Schaben  und  Heimchen  verhält,  und  daß 
sie  zur  Bekämpfung  des  Iüsektengeziefers  die  rationellen  Mittel  nicht  kennt. 
Wir  empfehlen  darum  das  kleine  Buch  allen  Hausvätern  und  Frauen,  zumal, 
da  es  klar  und  anziehend  geschrieben  ist.  Sie  werden  darin  die  richtige  Be¬ 
lehrung  finden.  Auch  die  Naturgeschichte  der  Biene  und  des  Seidenschmetterliugs 
ist  im  Gegensatz  zu  den  schädlichen  Insekten  gegeben.  Die  Übertragung  der 
Nahrungsmenge  der  Kreuzspinne  auf  den  Menschen  nach  dem  Versuche  des 
»Amerikaners«  (S.  37)  ist  übrigens  mehr  Scherz  als  von  irgend  einem  Werte. 

N. 


Die  Vögel  der  Zoologischen  Gärten.  Leitfaden  zum  Studium  der 
Ornithologie  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  in  der  Gefangenschaft 
gehaltenen  Vögel.  Von  Dr.  Ant.  Reichenow,  2.  Teil.  Leipzig.  L.  A. 

'  Kittier  1884. 

Wir  haben  bereits  früher  *)  auf  den  Zweck  und  Plan  dieses  Werkes  hin¬ 
gewiesen,  das  vor  allem  den  Vogelwirten  ein  praktischer  Führer  sein  will. 
Dasselbe  liegt  nun  in  seinem  zweiten  Bande  fertig  vor  mit  einem  ungemein 
reichen  Inhalt  auf  kleinem  Raume.  Behandelt  sind  1)  die  Paarzeher  und 
2)  die  Baumvögel,  worunter  die  sonst  als  Singvögel  bezeichueten  Vögel  ge¬ 
meint  sind. 

Auch  in  diesem  Bande  sind  die  Familien  und  Gattungen  eingehend  cha¬ 
rakterisiert  und  die  zu  jeder  Gattung  gehörigen  Arten  so  beschrieben,  daß 
man  den  zu  bestimmenden  Vogel  leicht  erkennen  kann.  Auch  die  Heimat  ist 
bei  jeder  Art  angegeben.  Das  Buch  wird  dadurch  um  so  wertvoller,  daß  es 
nicht  nur  die  bis  jetzt  in  den  Zoologischen  Gärten  gehaltenen  Vögel,  sondern 
auch  die  übrigen  wichtigeren  Formen  der  Ornis  in  Betracht  zieht.  N. 


List  of  the  vertebrated  animals  now  or  lately  living  in  the  gardens 
of  the  Zoological  Society  of  London.  8th-  edition.  1883.  London. 
Longmans,  Green,  Reader  u.  Dyer.  (Paternoster  Row)  8°.  682  Seiten. 

1862  erschien  zum  ersten  Male  eine  Liste  der  in  dem  Londoner  zoologischen 
Gaiden  gehaltenen  Tiere;  jetzt  liegt  nun  bereits  die  achte  Ausgabe  vor  und 
diese  ist  zu  einem  stattlichen  Bande  herangewachsen.  Dieselbe  zählt,  ohne  irgend 
eine  Beschreibung  geben  zu  wollen,  alle  die  Tiere  auf,  die  bis  jetzt  in  dem 
dortigen  Garten  gehalten  wurden,  und  wenn  wir  bedenken,  welche  Mittel  und 


*)  Vergl.  Jahrgang  XXIII,  1882,  S.  287. 


160 


welches  Material  dem  Garten  zu  Gebote  stehen,  dann  sehen  wir  ein,  welch 
große  Reihe  von  Tieren  uns  vorgefuhrt  wird. 

Oie  Liste  ist  für  den  Garten  und  seine  Geschichte  von  großem  Interesse; 
sie  wird  aber  von  Wichtigkeit  auch  für  den  Fernstehenden,  da  sie  bereits  für 
viele  Gattungen  einem  wissenschaftlichen  Katalog  gleichkommt,  der  sämt¬ 
liche  Arten  nach  wissenschaftlichen  und  englischen  Namen,  sowie  nach  der 
Heimat  aufführt;  sie  hat  besonders  für  den  praktischen  Zoologen  großen  Wert, 
da  aus  ihr  zu  ersehen  ist,  über  welche  Tiere  hinsichtlich  ihres  Gefangenlebens 
Erfahrungen  gemacht  worden  sind,  welche  zur  Fortpflanzung  gelangten,  von 
welchen  Bastarde  erzielt  wurden.  Sie  ist  darum  vor  allem  ein  Nachschlage- 
buch  für  Zoologische  Gärten  und  für  Tierzüchter.  Nicht  unerwähnt  dürfen 
wir  die  große  Anzahl  der  beigegebenen  schönen  Abbildungen  lassen.  •  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

H.  F.  S.  in  Z.:  Angenommen.  —  L.  W.  in  B. :  Erhalten.  Für  Übersendung  der  Zeitung 
mit  dem  Berichte  sage  ich  Ihnen  meinen  Dank.  —  O.  v.  L.  in  M.  bei  W. :  Hoffentlich 
wird  mir  diesen  Sommer  das  Vergnügen,  Sie  persönlich  kennen  zu  lernen.  —  L.  M.  in  St: 
Den  Aufsatz  mit  Dank  erhalten.  Der  gelegentlichen  Fortsetzung  sehe  gern  entgegen.  - 
G.  S.  in  G.:  Der  Aufsatz  ist  angenommen.  Die  Abbildungen  aber,  die  ja  auch  nicht  'umim- 
gänglich  nötig  sind,  können  wir  nicht  geben.  —  A.  N.  in  B.:  Die  Mitteilung  war  auch  mir 
höchst  interessant.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

lOth  annual  Report  of  the  Zoological  Society  of  Cincinnati.  For  the  year  1883.  Cincinnati  1884. 

O.  von  Loewis.  Die  Reptilien  Kur-  Liv-  und  Estlands.  Riga.  N.  Kymmel  1884. 

Prof.  Th,  Eimer.  Über  die  Zeichnung  der  Tiere.  2te  Mitteilung.  Sep.-Abdr.  a.  Zoologischer 
Anzeiger  1883  und  1884. 

Gust.  Prütz,  Illustriertes  Mustertauben-Buch.  Mit  Farbendruckblättern  von  Clir.  Förster 
und  Original-Text-Illustrationen.  1  u.  2  Lieferg.  Hamburg.  J.  F.  Richter  1884. 

Erstes  österreichisch-ungarisches  Lehr-  und  Lernmittel- Magazin.  Herausgeg.  von  Nickel 
Kmetitsch  &  Lochbihler.  IT.  Jahrg.  1884.  No.  5.  Graz,  Paul  Cieslar.  (Monatlich 
1  Nummer). 

K.  Th.  Liebe.  Unsere  Taucher.  Mit  Farbentafel.  Sep.-Abdr.  Monatschrift  des  Deutschen 
Vereins  z.  Schutze  der  Vogelwelt.  1884,  No.  4. 

10  Annual  report  of  the  Zoological  Society  of  Cincinnati  for  the  year  1883. 

Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Mahla»  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

V erlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

_ _ _ _ \  • _ _ _ _ '  _ _ 

No.  6.  XXV.  Jahrgang.  Juni  1884. 


Inhalt. 

Die  Feinde  unserer  Singvögel;  von  H.  Schacht.  (Schluß.)  —  Texas  und  seine  Tierwelt; 
von  H.  Nehrling.  (Fortsetzung.)  —  Der  punktierte  Schlammtaucher  (lelodytts  punctatus 
Daudin)  in  der  Gefangenschaft;  von  Joh.  von  Fischer.  —  Bericht  des  Verwaltungsrats 
der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  zu  Frankfurt  a.  M.  an  die  Generalversammlung  der 
Aktionäre  vom  20.  März  1884.  Direktionsbericht.  —  Korrespondenzen.  —  Miscellen.  — 
Litteratur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Die  Feinde  unserer  Singvögel. 

Von  H.  Schacht. 

(Schluß.) 


Wir  kommen  nun  zu  denjenigen  Feinden,  welche,  als  die 
geflügelten  Räuber,  sich  aus  der  großen  Klasse  der  Vögel  selbst 
rekrutieren.  Wir  finden  darunter  die  gefährlichsten  und  geschick¬ 
testen  Vogelmörder,  von  denen  ein  großer  Teil  geradezu  darauf 
hingewiesen  ist,  Tag  für  Tag,  jahrein  jahraus,  die  Reihen  der 
kleinen  Sängerfamilien  zu  lichten. 

An  der  Spitze  dieser  Räuber  stehen  die  Edelfalken,  von 
denen  der  Lerchen-  oder  Baumfalke  ( Falco  siibbateo)  der  perso¬ 
nifizierte  Schrecken  unserer  Lerchen  und  Schwalben,  sich  noch 
häufig  in  unseren  Feldhölzern  vorfindet.  Wir  bewundern  den  schnellen 
•  Flug  unserer  Schwalben,  wenn  sie  auf  den  luftigen  Schwingen  über 
Dorf  und  Stadt  dahineilen,  aber  Staunen  erfaßt  uns,  'wenn  wir 
gewahren,  wie  der  Lerchenfalke  mit  rasender  Schnelligkeit  eine 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  1884.  11 


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Schwalbe  verfolgt,  sie  in  wenigen  Augenblicken  überholt  und 
triumphierend  mit  seiner  Beute  abzieht.  Auch  die  Lerchen,  diese 
holden  Kinder  der  Flur,  fiuden  an  ihm  den  erbittertsten  Feind,  und 
wenn  es  ihnen  beim  Pirscheinen  desselben  nicht  gelingt,  sich  in 
die  höchsten  Regionen  des  Luftraumes  zu  schwingen  oder  sich  im 
wogenden  Saatenmeere  zu  verbergen,  so  sind  sie  unrettbar  verloren. 
Aus  andern  Vögeln  scheint  er  sich  nicht  viel  zu  machen,  denn  ich 
fand  schon  in  der  Nähe  seines  Horstes  ein  Finkeunest,  bei  dem 
der  alte  Fink  seine  helle  Strophe  lustig  in  den  Wald  schmetterte, 
während  hoch  oben  über  den  Baumwipfeln  der  Falke  sein  helles 
Kli !  kli !  erschallen  ließ.  Ich  habe  schon  mehrfach  erfahren,  daß 
ein  Gebiet,  iu  welchem  der  Lerchenfalke  hauste,  in  kurzer  Zeit  von 
Lerchen  entvölkert  war  und  daß  erst,  nachdem  mau  die  Räuber 
beseitigt,  sich  nach  und  nach  wieder  einzelne  der  trauten  Lenzes¬ 
boten  einstellten. 

Wenn  sich  die  Jagd  des  Lerchenfalken  vorzugsweise  auf  Lerchen 
und  Schwalben  erstreckt,  so  macht  dagegen  der  Sperber  ( Astur 
nisus ),  ein  Vogel,  au  dem  auch  nicht  ein  Titelchen  Edles  ist,  in 
seinem  Mordhandwerke  den  Singvögeln  gegenüber  durchaus  keine 
Ausnahme.  Von  den  Amseln  und  Drosseln,  diesen  Hauptkonzertisten 
unseres  Waldes,  bis  herab  zum  winzigen  Goldhähnchen,  ist  kein 
Sänger  vor  ihm  sicher.  Bald  fängt  er  seine  Beute  in  der  Luft, 
bald  am  Erdboden,  bald  jagt  er  im  Walde,  im  PVlde,  in  den  Gärten, 
in  der  Nähe  der  Häuser,  bald  zerrt  er  das  geängstete  Opfer  aus 
Busch  und  Gestrüpp.  Eine  ungeheure  Panik  bemächtigt  sich  der 
kleinern  Vögel,  sobald  der  Sperber  in  ihrem  Gesichtskreise  auftaucht. 
Viele  suchen  Zuflucht  im  Gebüsche,  andere  in  den  Kronen  der 
Bäume,  andere  in  hohlen  Bäumen  und  Heckenstämmen,  andere 
retten  sich  in  Stallungen  oder  auf  die  Böden  der  Häuser,  noch 
andere  sitzen  still  und  regungslos  am  Boden  oder  häkeln  sich  am 
Stamme  der  Bäume  fest.  Unsere  Stare  retten  sich  im  Fluge 
zusammen  und  steigen,  laute  Angsttöne  ausstoßend,  in  die  Luft ; 
Schwalben  und  Stelzen  stürzen  sich  kühn  und  verwogen  auf  den 
Bösewicht  herab,  indes  unsere  Spatzen  mit  fürchterlichem  Ge¬ 
schimpfe  im  sichern  Hinterhalte  dichter  Dornhecken  dem  Feinde 
Hohn  sprechen.  Ein  einziger  Sperber  raubt  alle  Jahr  mindestens 
tausend  Vögel,  der  unzähligen  Bruten,  die  durch  das  Hinwürgen 
der  Alten  zu  Grunde  gehen,  gar  nicht  zu  gedenken.  Bei  seinen 
Jagden  befolgt  er  stets  verschiedene  Methoden.  Bald  streicht 
er  niedrig  den  Hecken  entlang,  bald  dicht  über  die  Felder  hin, 


I 


103 


bald  stürzt  er  sich  aus  hoher  Luft  zwischen  eine  arglose  Vogel¬ 
schar,  bald  sitzt  er  in  nachlässiger  Haltung  aber  wachsamen 
Auges  auf  einem  Baume  und  sucht  die  Gelegenheit  abzupassen, 
einen  sich  nähernden  Vogel  zu  überrumpeln,  bald  fliegt  er,  und 
zwar  nur  ifri  Sommer,  von  einer  Baumkrone  zur  andern,  weil  gerade 
hier  sehr  viele  Sänger  Schutz  und  Deckung  suchen.  In  der  Nähe 
seines  Horstes,  den  er  mehrere  Jahre  nacheinander  bezieht,  scheint 
auch  er  nicht  zu  rauben,  denn  ich  hörte  noch  im  vorigen  Sommer 
etwa  50  Schritt  von  seinem  Neste  entfernt  einen  Finken  schlagen 
und  unmittelbar  unter  dem  Baume»  auf  welchem  das  Sperberweibchen 
brütete,  ein  Rotkehlchen  singen.  Sobald  ich  in  die  Nähe  des  Horstes 
kam,  durchflog  das  Weibchen  mit  lauten  Angstrufen,  die  wie  kiw, 
kiw,  kiw !  klangen,  die  Baumwipfel  und  lieh  nicht  eher  nach,  bis 
ich  aus  seinen  Augen  entschwunden  war.  Als  ich  einmal  einen 
Blick  in  das  Nest  warf,  flog  der  laut  schreiende  Vogel  so  dicht  an 
meinem  Kopfe  vorbei,  daß  er  mir  das  Gesicht  mit  den  Schwingen 
streifte.  Unter  dem  Horste  fanden  sich,  sobald  derselbe  erst  Junge 
enthielt,  oftmals  die  Reste  kleinerer  Vögel.  Einmal  entdeckte  ich 
daselbst  die  bleigrauen  Füße  einer  Finkmeise,  ein  andermal  die 
Beine  eines  Goldammers,  verschiedentlich  auch  kleinere  blutige 
Fleischpartikel.  Der  Sperber  ist  daher,  wann  und  wo  es  auch 
immer  sein  mag,  als  der  schädlichste  aller  Raubvögel  nachdrücklich 
zu  verfolgen  und  jedermann,  der  einen  Sperber  erlegt,  muß  seinen 
Lohn  finden  in  der  freudigen  Genugthuung,  tausenden  unserer  lieb¬ 
lichen  Säuger  das  Leben  gerettet  zu  haben. 

Ein  ebenso  kühner  und  verwegener  Räuber  wie  der  Sperber 
ist  sein  naher  Verwandter  der  Hühnerhabicht  (Astur  palum- 
barius ),  bei  uns  Stoßhabicht  genannt,  doch  erstreckt  sich  dessen 
Jagd  mehr  über  größere  Feld-  und  Waldvögel  wie  Hühner,  Tauben, 
Krähen,  Häher  u.  s.  w.  Am  meisten  unter  den  Sängern  sind 
Drosseln  und  Amseln  durch  ihn  gefährdet,  doch  verschmäht  er, 
sobald  er  Junge  hat,  auch  die  kleinern  Vögel  nicht.  Ihm  gegenüber 
würde  eine  Schonung  übel  angebracht  sein,  und  wir  dürfen  uns 
dreist  erlauben,  auch  über  ihn  den  Stab  zu  brechen  und  zur  Veijr- 
nichtung  desselben  alle  Hebel  in  Bewegung  zu  setzen. 

Wenn  wir  auch  den  niedlichen  Turmfalken  ( Falco  tinnun- 
culus)  als  einen  Feind  unserer  Sänger  bezeichnen  müssen,  so  hat 
dies  nur  darin  seinen  Grund,  weil  derselbe  zur  Sommerzeit,  wo  er 
eine  ziemlich  zahlreiche  Kinderschar  zu  ernähren  hat,  gelegentlich 
junge  am  Boden  sitzende  Lerchen  und  Pieper  wegschnappt.  Alte 


104 


Vögel  verfolgt  er  nie,  und  ich  habe  schon  beobachtet,  daß  er  ruhig 
eine  Schwalbenschar  durchflog,  ja  in  der  Nähe  von  unzähligen 
Schwalbennestern  seinen  Horst  errichtete,  aber  niemals  sich  die 

..  _  r 

geringsten  Übergriffe  zu  Schulden  kommen  ließ.  Daß  er  aber,  wie 

mir  im  vorigen  Sommer  ein  jugendlicher  Nimrod  versicherte,  der 
eiuen  alten  Turmfalken  am  Horste  erlegt  hatte,  sogar  Rebhühner 

verfolgen  soll,  ist  eine  Behauptung,  für  welche  sich  schwerlich  ein 
Beweis  erbringen  lassen  wird.  Mag  er  deshalb  ruhig  und  ungestört 
auf  unsern  Feldern  und  Fluren  seine  Mäuse-  und  Insektenjagden 
betreiben,  er  wird  von  Unkundigen  ohnehin  häufig  genug  für  einen 
Sperber  gehalten  und  als  solcher  herunter  gedonnert. 

Dem  Turmfalken  gleich  nährt  sich  der  viel  stärkere  Bussard 
( Buteo  vulgaris ),  ein  scheuer,  unbeholfener,  täppischer  Raubvogel, 
den  größten  Teil  des  Jahres  hindurch  von  Feld-  und  Waldmäusen,. 
Lurchen,  Käfern  und  Würmern  und  überfallt  nur  zur  Brutzeit  hin 
und  wieder  einen  eben  ausgeflogeuen  Nestling,  der  ihm  gelegentlich 
in  den  Wurf  kommt.  Systematische  Yogeljagden,  die  Wald  und 
Feld  entvölkern  könnten,  betreibt  er  niemals,  ja  er  füttert  seine 
Jungen  lieber  mit  kaltblütigen  als  mit  warmblütigen  Tieren,  was 
folgende  Beobachtung  illustrieren  mag.  Als  einst  in  den  ersten 
Junitagen  früh  morgens  die  Jungen  meiner  Starenkolonie  die  Nester 
verlassen  hatten  und  am  benachbarten  Waldesrande  auf  den  Fichten¬ 
zweigen  saßen,  erschien  daselbst  ein  beutesuchender  Bussard  und 
ließ  sich  in  nächster  Nähe  der  Starenkinder  nieder.  Die  alten 
Stare  riefen  zwar  ihren  Jungen  ein  warnendes  Szet ,  szet!  zu, 
allein  es  klang  doch  lange  nicht  so  durchdringend  und  ernsthaft, 
als  wenn  ein  anderer  Räuber,  ein  Habicht  oder  Sperber,  in  Sicht 
gewesen  wäre.  Der  Bussard  schaute  lange  suchend  in  die  Runde. 
Nach  etwa  10  Minuten  flog  er  auf  eine  freistehende  Stange,  .die 
sich  inmitten  eines  angrenzenden  Rasenplatzes  erhob.  Hier  schoß 
eine  Rauchschwalbe  auf  ihn  zu,  ohne  jedoch  den  geringsten  Augst¬ 
laut  hören  zu  lassen,  ein  Zeichen,  daß  auch  sie  keinen  gefahr¬ 
bringenden  Feind  in  ihm  erblickte.  Nach  längerem  Verweilen  flog 
der  Bussard  weiter  auf  einen  niederen  Baum,  sah  sich  plötzlich 
um,  flog  au  den  Erdboden  und  nach  vielfachem  Wenden  und  Hacken 
vermittels  des  Schnabels  richtete  er  sich  stolz  auf  und  hielt  —  eine 
mächtige  Blindschleiche  hoch  empor.  Mit  einem  vernehmlichen 
Wä,  wä  !  welches  mir  Freudenlaute  zu  sein  schienen,  entführte  er 
seine  Beute.  Als  ihn  aber  am  Waldesraude  ein  Paar  dort  nistende 
Rabenkrähen  belästigen  wollten,  schwang  er  sich  immer  höher 


\ 


empor  und  steuerte  dann  seinem  etwa  2  km  entfernten  Neste  zu. 
Weshalb  aber,  frage  ich,  nahm  der  Bussard,  den  nur  falsche  oder 
oberflächliche  Beobachtung  zu  einem  gemeingefährlichen  Bösewichte 

O  o  o 

stempeln  möchte,  dem  unter  allen  Umständen  der  Garaus  gemacht 
werden  müsse,  weshalb  nahm  er  nicht  sofort  einen  der  jungen  Stare 
beim  Kragen  und  trug  ihn  seinen  hungrigen  Kindern  zu  ?  Sie 
saßen  ihm  ja  gerade  vor  dem  Schnabel,  er  sah  sie  und  dennoch 
wartete  er  lieber  eine  Viertelstunde  auf — einen  Blindschleichenbraten. 

Die  Feld  und  Wiese,  Heide  und  Sumpf,  überhaupt  unsere 
Ebeneu  bewohnenden  Singvögel  haben  in  den  Weihen,  von  denen 
bei  uns  nur  zwei  Arten,  nämlich  die  Kornweihe  ( Circus  cyoneus ) 
und  Rohr  weihe  ( C .  rufus )  Vorkommen,  sehr  gefährliche  Feinde. 
Stundenlang  sind  diese  Raubvögel  imstande,  mit  ihren  langen  kräf¬ 
tigen  Schwingen  über  den  Erdboden  dahinzusegeln,  wobei  ihrem 
scharfen  Auge  nichts  Lebendes  entgeht.  Sie  sind  arge  Nestplünderer 
und  jedes  Schutzes  unwürdig.  Zum  Glück  haben  sie  bei  uns  in  der 
Neuzeit  bedeutend  abgenommen,  was  wohl  zunächst  dem  Umstande 
zuzuschreiben  sein  möchte,  daß  sie  ihren  Horst  stets  am  Erdboden, 
im  Getreide  oder  Rohre  anlegen  und  derselbe  in  bewohnten  und 
belebten  Gegenden  regelmäßig  zerstört  wird. 

Wenn  auch  unsere  Eulen,  diese  für  viele  Menschen  unheim¬ 
lichen,  das  Tageslicht  scheuenden  Spuckgeister,  im  ganzen  als  nütz¬ 
liche  Vögel  unsern  Schutz  verdienen,  so  dürfen  dieselben  als  Vogel¬ 
feinde  keineswegs  unerwähnt  bleiben.  Alle,  ohne  Ausnahme,  überfallen 
jeden  Singvogel,  der  ihnen  bei  ihren  nächtlichen  Streifzügen  gerade 
aufstößt.  Die  Zahl  ihrer  Opfer  würde  weit  größer  sein,  wenn 
dieselben  nicht  zur  Nachtzeit  wohl  versteckt  im  Laubdache,  im 
Fichtengezweig,  in  Baumhöhlen  und  sonstigen  passenden  Schlupf¬ 
winkeln  ein  bergendes  und  sicheres  Asyl  fänden.  Aber  trotzdem 
gelingt  es  ihnen  .doch,  manchen  Vogel  höchst  unsanft  aus  dem 
Schlafe  zu  rütteln  und  als  gute  Beute  zu  entführen.  Wie  sehr  alle 
Eulen  auf  Vogelfleisch  erpicht  sind,  habe  ich  zu  meinem  eignen 
Leidwesen  verschiedentlich  erfahren.  Am  2.  Mai  d.  J.  überbrachte 
man  mir  aus  einer  2  Stunden  von  meiner  Wohnung  entfernten 
Bruthöhle  einen  jungen,  eben  befiederten  Waldkauz  ( Strix  alnco). 
Ich  fütterte  ihn  eine  zeitlang,  so  gut  es  gehen  wollte,  mit  Mäusen 
und  Fröschen  und  brachte  ihn  dann,  weil  er  durch  seine  nächtliche 
Musik  etwas  lästig  wurde,  in  ein  nahes  Fichtengehölz  und  setzte 
ihn  in  einer  mit  dichtem  Gestrüpp  bewachsenen  Mergelgrube  nieder. 
Er  versteckte  sich,  da  ihm  das  Fliegen  infolge  des  engen  Gefäng- 


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riisses  etwas  schwer  fiel,  sofort  im  Gesträuche.  Am  andern  Tage 
traf  ich  ihn  noch  daselbst  an.  Als  ich  am  3.  Tage  wieder  nach 
ihm  ausschaute,  siehe,  da  flog  er  schon  aufgescheucht  auf  die  untern 
Aste  einer  Fichte.  Er  hat  den  Ort  nicht  verlassen  und  erscheint 
noch  heute  allnächtlich  beim  Hause.  Eines  Abends  hatte  ich  ver¬ 
gessen,  das  Fenster  der  Vogelstube,  welches  durch  ein  starkes 
Drahtgitter  verwahrt  wird,  zu  schließen.  Am  andern  Morgen  fehlte 
mir  ein  Zeisig  und  bald  sah  ich,  daß  derselbe  von  außen  durch 
das  Gitter  gezerrt  war.  Über  den  Missethäter  konnte  kein  Zweifel 
mehr  herrschen,  denn  als  ich  in  der  Nacht  einmal  zum  Fenster 
hinaussah,  rief  mir  der  Kauz  sein  einladendes  Komm  mit !  ent¬ 
gegen.  —  Nach  einiger  Zeit  war  wieder  in  einer  mondhellen  Nacht 
das  Fenster  nicht  geschlossen.  Der  Kauz,  der  den  Braten  noch 
nicht  vergessen,  hatte  sich  wieder  eingestellt  und  wieder  zwei 
Zeisige  durch  das  Gitter  gezogen  und  zwei  andern  die  Brust  auf¬ 
gerissen.  —  Vor  längerer  Zeit  raubte  mir  ein  Waldkauz  sogar 
aus  einem  am  Fenster  hängenden  Brutkasten  ein  brütendes  Rot¬ 
schwänzchen. 

Schon  der  unbändige  Haß,  den  die  kleinern  Vögel  beim  Er¬ 
scheinen  eines  Finsterlings  au  den  Tag  legen,  zeigt  uns  deutlich, 
daß  alle  arge  Vogelräuber  sind.  ThÖricht  aber  und  unverständig 
würde  es  sein,  unsern  geflügelten  Katzen  dieser  unvermeidlichen 
Übergriffe  willen  den  Krieg  zu  erklären.  Die  Eulen  sind  und 
bleiben,  mit  Ausnahme  des  Uhus  (St.  bubo ),  der  seit  40  Jahren  hier 
nicht  mehr  vorkommt,  die  größten  Freunde  der  Land-  und  Forst¬ 
wissenschaft,  die  überall  und  von  jedermann  geschützt  und  gehegt 
werden  sollten. 

Eine  andere  äußerst  gefährliche  Sippe  bekannter  Vogelmörder 
sind  auch  unsere  Würger.  Sie  sind  um  so  gefährlicher  und 
verderbenbringender,  als  sie  oft  mit  anscheinender  Harmlosigkeit 
und  scheinheiliger  Miene  den  Vögeln  sich  nähern,  teilnamlos  dasitzen, 
aber  plötzlich,  den  günstigen  Augenblick  benutzend,  sich  auf  ihre 
Beute  stürzen.  Zudem  siedeln  sie  sich  gern  in  Gegenden  an,  in 
welchen  es  viele  Singvögel  giebt,  oft  sogar  in  Parken,  Gärten  und 
Obstbaumpflanzungen. 

Der  größte  Teil  der  Würger  verläßt  uns  schon  im  September, 
aber  vom  Raubwürger  (L.  excubitor ),  dem  größten  und  gefähr¬ 
lichsten  Mitgliede  der  ganzen  Gesellschaft,  bleiben  die  alten  Männ¬ 
chen  auch  den  Winter  über  bei  uns  und  werden  dann  für  unsere 
Wintervögel,  hauptsächlich  für  Ammern,  Meisen,  Finken  und  Sper- 


167 


linge,  ja  selbst  für  Amseln  und  Drosseln  zur  schlimmen  Geißel. 
Soeben  beim  Niederschreiben  dieser  Zeilen  beschäftigt,  sehe  ich, 
wie  ein  Raubwürger  auf  meinem  Futterplatze  erscheint,  eine  Fink¬ 
meise  aufs  Korn  nimmt,  dieselbe  durch  Gebüsch  und  Bäume  treibt 
uud  eudlich  deu  Vogel  in  ein  nahes  Gehölz  jagt,  wo  beide  meinen 
Augen  entschwinden.  Ist  jedoch  die  Brutzeit  herangekommen  und 
ertönen  aus  Busch  und  Gesträuch  die  Hungerstimmen  junger  Nest¬ 
vögel,  dann  ist  der  äußerst  wachsame  Vogel,  der  auf  solche  Töne 
genau  acht  giebt,  sofort  bei  der  Hand,  um  sein  Würghandwerk  zu 
beginnen.  Daß  er  aber  auch  viele  Verdienste  hat  und  manche 
Maus  wegfängt,  sehen  wir  an  denjenigen  Dornbüschen,  welche  er 
zum  Aufspießen  seiner  Beute  benutzt.  Noch  im  vorigen  Sommer 
fand  ich  in  seinem  Brutreviere  an  einem  dürren  Strauche  5  Stück 
ganz  frische  Waldwühlmäuse,  die  er  im  Verlaufe  eines  Tages  auf¬ 
gespießt  haben  mußte.  Auch  die  übrigen  bei  uns  noch  vor¬ 
kommenden  Würgerarten  :  der  sch warzstirnige  —  ( L .  minor ), 
der  rotköpfige  —  ( L .  ruficeps )  und  der  rotrück ige  (L.  collurio ) 
Würger  sind  als  Nestplünderer  von  nicht  zu  unterschätzender 
Bedeutung.  Wenn  sie  auch  gegen  alte  Vögel  nichts  auszurichten 
vermögen,  so  haben  sie  doch  auf  junge,  kranke  und  erschöpfte  ein 
höchst  wachsames  Auge  und  Ohr.  Den  in  der  Brut  begriffenen 
kleinen  Sängeru  ist  deshalb  die  Gegenwart  eines  Würgers  höchst 
unlieb  und  sein  Thuu  und  Treiben  wird  von  ihnen  streng  überwacht. 
Einst  sah  ich,  daß  sogar  die  sonst  friedfertigen  Goldammern  einen 
rotköpfigen  Würger  stundenlang  attaquierten,  weil  er  seine  hei߬ 
hungrigen  Sprößlinge  in  ihr  Brutrevier  geführt  hatte.  Der  am 
meisten  bei  uns  vertretene  rotriickige  Würger,  der  selbst  in  Gärten 
nistet,  ist  ein  äußerst  kecker,  mutiger  und  auch  mordlustiger  Gesell, 
der  mit  der  gefiederten  Sängerschaft  auf  ewigem  Kriegsfuße  lebt 
und  mauchem  jungen  hoffnungsvollen  Vogelkinde,  das  zum  ersten¬ 
mal  den  Flug  aus  dem  Elternhause  unternimmt,  den  Lebensfaden 
abschneidet,  das  Opfer  am  nächsten  Dornbüsche  aufspießt,  den 
Schädel  zerhackt  und  sich  zuerst  das  Gehirn  gut  schmecken  läßt. 
An  kalten  regnerischen  Sommertagen,  wo  es  ihm  auf  den  Fluren 
an  Kerfen  mangelt,  erscheint  er  sogar  in  unmittelbarer  Nähe  der 
Häuser,  sucht  Vögel,  die  nach  draußen  gehängt  sind,  in  den  Käfigen 
zu  töten  und  juuge  Rotschwänze,  Fliegenfänger,  Meisen  und  Sper¬ 
linge  zu  fangen.  Den  kleinen  Sängern  werden  aber  die  unaus¬ 
gesetzten  Beunruhigungen  und  Bedrohungen  von  seiten  der  Würger 
zuletzt  so  verhaßt,  daß  sie  bald  freiwillig  das  Revier  verlassen,  um 


sich  anderweit  ein  ruhigeres  und  gemütlicheres  Heim  zu  gründen. 
Soll  also  in  den  Umgebungen  unserer  Städte,  Dörfer,  Güter  u.  s.  w. 
lustiger  Vogel gesang  ertönen,  so  ist  allen  Würgern  ernstlich  zu 
wehren.  In  Wald  und  Feld  mag  ihnen  das  Recht  zu  leben  nicht 

o 

verkümmert  werden. 

V 

Ebenso  räuberisch ,  mordlustig,  kühn  uud  verwegen  wie  die 
Würger  sind  auch  unsere  raben artigen  Vögel.  Fast  alle  sind 
auf  Vogelfleisch  äußerst  erpicht  uud  durchstöbern  zur  Brutzeit  Feld 
und  Wald,  Busch  und  Hain,  Flur  uud  Garten.  Vermöge  ihrer  Klug¬ 
heit,  Schlauheit,  List  und  Verschlagenheit  sind  sie  auch  imstande, 
ihre  Raubzüge  mit  größerem  Erfolge  zu  betreiben.  Unbarmherzig 
Überfällen  sie  die  Eier  und  federlosen  Bruten,  jagen  selbst  nach 
Raubvogelart  hinter  den  ausgeflogenen  Jungen  her  und  erschnappen 
sie  sogar  im  Fluge.  Häher,  Elster  und  Rabenkrähe,  sie  bilden 
ein  wahres  Siugvogel  mordendes  Kleeblatt  unserer  Waldungen. 

Der  Häher  ( Garrulus  glandarius ),  welcher  als  der  deutsche 
Papagei  im  bunten  Federschmucke  durch  sein  Nachahmungstalent 
und  durch  seine  Wachsamkeit  dem  Walde  zur  Zierde  gereicht, 
besonders  in  den  sonst  öden  Winterwald  Leben  und  Bewegung 
bringt  und  dem  Auge  des  Naturfreundes  so  vielfache  Abwechslung 
bietet,  ist  leider  zur  schönen  Sommerzeit  der  abscheulichste  und 
grausamste  Tyrann  der  kleinen  Sängerzunft  gegenüber.  Bei  seiner 
steten  Unruhe  durchstöbert  er  den  Wald  nach  allen  Richtungen 
und  seinem  Diebesauge  entgeht  auch  das  versteckteste  Nest  nicht. 
Was  auch  die  Nestmulde  bieten  mag,  Eier  oder  Junge,  dem  Häher 
ist  zum  Verschlingen  beides  gut.  Es  ist  nur  dem  Zufälle  zu¬ 
zuschreiben,  wenn  in  einem  Revier,  wo  ein  Häher  mit  seiner  gleich- 
gesinnten  Gattin  und  dem  mit  ihr  erzeugten  5 — 6  Köpfe  zählenden 
Diebsgelichter  sein  Wesen  treibt,  das  Nest  eines  Singvogels  unberührt 
bleibt.  In  der  stillen  Morgenfrühe  der  Sommertage  wagt  es  die 
ganze  Sippschaft  häufig  die  Gärten  und  Baumhöfe  der  Walddörfer 
mit  ihrer  unerwünschten  Gegenwart  zu  beehren,  um  auch  da  dem 
Mordgelüste  in  ungestörter  Ruhe  zu  fröhnen.  Noch  im  verflossenen 
Sommer  weckte  mich  eines  Morgens  das  Jammergeschrei  eines  an 
meinem  Fenster  nistenden  Rotschwänzchen pärcliens.  Schnell  eilte 
ich  hinzu  und  sah  eben,  wie  ein  Häher  in  eifriger  Verfolgung  eines 
jungeu  Rotschwänzchens  begriffen  war.  Als  ich  aber  in  die  Lärm¬ 
trompete  stieß,  machte  er  schleunigst  kehrt  und  flog  wieder  dem 
Walde  zu.  Nach  einigen  Minuten  machte  er  einen  zweiten  Angriff', 
der  aber,  da  ich  ebenso  schnell  wie  er  bei  der  Hand  war,  nochmals 


resultatlos  blieb.  Nach  wenigen  Tagen  waren  aber  die  jungen 
Rotschwänzchen  allesamt  verschwunden  und  sicher  vom  Häher  weg¬ 
gekapert,  da  es  mir  nicht  möglich  war,  fortwährend  zum  Schutze 
der  verfolgten  Unschuld  Wache  zu  stehen.  Die  kleinen  Vögel 
kennen  den  Häher  als  den  Zerstörer  ihrer  Bruten  nur  zu  gut  und 
erheben,  sobald  er  nur  ihren  Nistbezirk  durchfliegt,  einen  furchtbaren 
Lärm.  Ist  die  Brutzeit  erst  vorbei,  da  ist  auch  die  Angst  vor  dem 
Räuber  gewichen  und  es  fällt  keinem  Vogel  mehr  ein,  beim  Er¬ 
scheinen  desselben  nur  den  geringsten  Laut  des  Schreckens  zu 
äußern.  Data  aber  auch  im  Herbst  und  Winter  sein  Appetit  nach 
Vogelfleisch  derselbe  geblieben  ist,  sahen  wir  deutlich  in  den  Dohnen¬ 
stiegen,  wo  auch  der  lüsterne  Gesell  häufig  genug  sein  Leben  lassen 
muß,  wenn  er  die  gefangenen  Vögel  auslösen  will.  Einst  sah  ich 
ihn  sogar  im  Winter  einen  Käfig,  in  welchem  ein  Lockgimpel  saß, 
gierig,  umhüpfen.  Auch  da,  wo  einmal  im  Walde  der  Schruerzens- 
laut  eines  gefangenen  oder  verwundeten  Vogels  ertönt,  ist  der  Häher 
sofort  bei  der  Hand.  Zum  Glück  für  unsere  Singvögel  wird  dem 
Häher  von  seiten  der  Forstbeamten  jetzt  häufiger  nachgestellt  als 
früher,  wo  er  als  Eichenpflanzer  geradezu  verhätschelt  wurde.  Auch 
in  unseren  Walde  hat  man  auf  die  Erlegung  desselben  neuerdings 
ein  Schußgeld  gesetzt.  Gänzlich  auszurotten,  was  ich  auch  nicht 
wünschen  möchte,  ist  er  niemals;  eine  Beschränkung  der  ludividuen- 
menge  kann  nur  mit  Freuden  begrüßt  werden. 

Dem  Häher  an  List  und  Verschmitztheit  ähnelnd,  hält  sich 
die  Elster  (Pica  caudata)  mehr  in  den  Umgebungen  der  Städte, 
Dörfer  und  Gehöfte  auf,  wo  fette  Wiesen,  fruchtbare  Äcker  und 
Baumpflauzungen  liegen.  Wenn  sie  auch  den  größten  Teil  des 
Jahres  hindurch  durch  Vertilgung  von  Gewürm  und  Kerfen  sich 
im  Naturhaushalte  große  Verdienste  erwirbt,  so  wird  ihr  Nutzen 
doch  sehr  gering,  wenn  man  ihn  in  Vergleich  stellt  mit  den  schäd¬ 
lichen  Räubereien,  welche  sie  im  Frühjahr  an  den  Nestern  der 
Sänger  begeht.  Kaltblütig  und  erbarmungslos  macht  sie  sich  über 
Eier  und  Junge  her,  zerrt  selbst  Meisen  aus  ihren  Höhlungen,  Stare 
aus  ihren  Brutkasten  und  Schwalben  aus  den  Nestern.  Ihrem 
Spürsinn  entgehen  die  verborgensten  Beuten  nicht,  weshalb  es 
geboten  erscheint,  sie  überall  dort,  wo  Singvögel  ihren  Aufenthalt 
nehmen  sollen,  energisch  abzuweisen.  Leiden  geschieht  dies  nicht 
überall  und  es  giebt  auch  bei  uns  noch  Gegenden  genug,  wo  man 
fast  auf  jedem  Gehöfte  ein  Elsternnest  findet,  dabei  aber  vom 
Besitzer  die  Klage  vernehmen  kann,  daß  der  Singvögel  immer 


170 


weniger  werden.  Neuerdings  haben  sich  einige  Vogelscbutzvereine 
die  Ausrottung  der  Elstern  angelegen  sein  lassen  und  gewähren 
bei  Ausstellungen  dem  Vorzeiger  zweier  Elsterfänge  ein  Freibillet. 
Eine  gänzliche  Ausrottung  auch  dieses  Vogels  möchte  ich  keineswegs 
befürworten.  Im  Walde  oder  fern  von  menschlichen  Wohnungen 
mag  sie  immerhin  geduldet  werden. 

Wenden  wir  uns  nun  dem  dritten  Räuber  der  Rabenfamilie 
zu;  es  ist  dies  unsere  bekannte  Rabenkrähe  (Corvus  corone),  bei 
uns  einfach  Rabe  oder  Krähe  genannt.  Das  Innere  des  Hoch- 
waldes  vermeidend,  siedelt  sich  die  Rabenkrähe  am  liebsten  in 
Hainungen  und  Feldhölzern,  aber  auch  in  Gehöften  und  Gärten, 
neuerdings  sogar  in  den  Städten  an,  von  wo  aus  sie  täglich  ihre 
Streifereien  nach  Wiesen,  Feldern  und  Triften  unternimmt.  Ihrer 
Aufmerksamkeit  und  Wachsamkeit  entgeht  sobald  kein  lebendes 
Wesen  und  wenn  sie  auch  die  meiste  Zeit  sich  an  Würmern,  Käfern, 
Engerlingen  und  Mäusen  sättigt,  so  ist  doch  die  Jagd  auf  Singvögel 
im  Friihlinge  ihre  nobelste  Passion.  Besonders  sind  die  alten  routi¬ 
nierten  Krähenpaare,  die  Winter  und  Sommer  treu  vereint  zusammen- 
bleibeu,  sehr  gefährliche  und  mordsüchtige  Geschöpfe,  die  in  die 
Reihen  der  Kleinvögel  klaffende  Lücken  reißen.  Dort,  wo  sie  von 
seiten  des  Menschen  keine  Nachstellungen  erfahren  und  sich  sicher 
fühlen,  gehen  sie  mit  erstaunlicher  Dreistigkeit  und  Frechheit  zu 
Werk.  Ich  habe  noch  kürzlich  erfahren,  daß  in  einem  Nachbar¬ 
dorfe,  wo  man  ihnen,  ihrer  Wachsamkeit  dem  Hühnerhabichte 
gegenüber,  die  Rechte  ihrer  Niederlassung  nicht  verkümmern  mochte, 
schließlich  kein  Küchlein  mehr  bei  der  Henne  sicher  war  und  die 
Schwalben  allemal  ein  Zetergeschrei  erhoben,  weun  sich  nur  ein 
schwarzrockiger  Galgenvogel  sehen  ließ.  Gerade  die  Gegenden, 
welche  viele  Singvögel  beherbergen,  werden  bald  von  den  Krähen 
ausgekundschaftet  und  mit  Vorliebe  bewohnt.  Wenn  sie  sich 
beobachtet  glauben,  betreiben  sie  ihre  Vogeljagden  mit  großer  Vor¬ 
sicht,  zeigen  sich  selten  frei  und  sucheu  immer  Deckung  im  Gebüsch 
und  den  Kronen  der  Bäume.  Vor  dem  Knall  eines  Gewehrs  haben  alle 
Krähen  heillose  Angst  und  man  kann  sie  schon  dadurch  leicht  in  Respekt 
halten,  daß  man  nur  einigemal  in  ihrer  Gegenwart  beim  Hause  schießt. 
So  wagt  es  z.  B.  niemals  bei  uns  eine  Krähe  über  mein  Haus  hinweg¬ 
zusegeln.  Wenn  sie  auch  oftmals  direkt  darauf  zusteuern,  so  schwenken 
sie  doch  immer  in  einiger  Entfernung  nach  rechts  oder  links  ab. 

Auch  das  kleinste  Mitglied  unserer  Rabenfamilie,  die  Turm¬ 
krähe  oder  Dole  ( C .  monedula ),  findet  an  dem  zarten  Fleische 


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unserer  Singvögel  großes  Behagen  und  Vogeleier  sind  immer  ein 
Lieblingsgericht.  Jedoch  kommt  ihr  räuberischer  Sinn  hauptsächlich 
nur  zur  Brutzeit  zur  Geltung,  wenn  sie  ein  halbes  Dutzend  hei߬ 
geliebter  Schreihälse  zu  versorgen  hat.  Um  diese  Zeit  erscheint  sie 
sogar  an  Brutkasten  und  reißt  ohne  Gnade  junge  Stare,  die  in  dem 
Räuber  die  ersehnten  Eltern  vermuten  und  die  Köpfe  empor  recken, 
aus  dem  Flugloche.  Selbst  die  in  Gefangenschaft  lebenden  Dolen 
sind  sehr  begierig  auf  Vogelfleisch  und  wenn  man  ihnen  gleich¬ 
zeitig  einen  Vogel  und  eine  Maus  serviert,  so  werden  sie  ersteren 
unbedingt  bevorzugen.  In  der  Stadt  Minden  rückte  man  vor 
einiger  Zeit  den  dort  nistenden  Dolen,  die  jedem  großem  Bauwerke 
zur  lebenden  Zierde  gereichen,  dadurch  zu  Leibe,  daß  man  Stückchen 
Fleisch,  die  mit  Strychnin  vergiftet  waren,  an  ihren  Brutplätzen 
auslegte.  Die  Dolen  waren  aber  klüger,  als  sich  die  weisen  Vogel- 
schiitzler  träumen  ließen  und  warfeu  die  höllischen  Brocken  in  die 
Straßen  herab,  wo  sich  deren  Wirkung  bald  an  verschiedenen 
Hunden  deutlich  offenbarte.  Nach  meinem  Dafürhalten  ist  es  keines¬ 
wegs  gerechtfertigt,  die  Dolen  auf  diese  teuflische  Art  dem  Unter¬ 
gänge  zu  weihen,  da  es  feststeht,  daß  der  Nutzen,  den  sie  dem 
Landwirte  erweisen,  ihren  Schaden  bedeutend  überwiegt. 

Wunderbarer  Weise  hat  man  neuerdings  auch  die  Stare  und 
Schwarzamseln  zu  Vogelmördern  stempeln  wollen.  Ich  erinnere 
nur  an  den  sensationellen  Würzburger  Amselprozeß.  Es  mag  sein, 
daß  sich  bei  dem  einen  oder  anderen  dieser  Vögel,  denen  auf  ihrer 
Nahrungssuche  zufällig  ein  nacktes  totes  Vögelchen  aufstieß,  das 
sie  für  eine  fette  Made  ansahen  und  verzehrten  und  deren  Bild 
sich  ihrem  Gedächtnisse  einprägte,  gerade  hierdurch  die  Neiguug 
entwickelte,  auch  lebende  unbefiederte  Vögel  zu  erbeuten.  Doch 
sind,  dies  so  vereinzelt  dastehende  Fälle,  daß  sie  nur  der  Kuriosität 
willen  Erwähnung  verdienen.  An  bereits  befiederteu  Nestjungen 
werden  sich  weder  Star  noch  Amsel  jemals  vergreifen. 

Hiermit  nun  glaube  ich  gezeigt  zu  haben,  daß  das  uns  so 
poetisch  verklärt  erscheinende  Leben  »der  lustigen  Bürger  in  grü¬ 
nender  Stadt«  nicht  immer  einer  reizenden  Liebesidylle  gleicht  und 
daß  zwischen  Liedesklang,  Lebenslust  und  Lebenswoune  die  finstere 
Parze  oft  in  mancherlei  Gestalten  lauert;  dann  aber  auch,  daß  der 
Ausbreitung  und  Vermehrung  unserer  Sänger  in  den  überall  auf¬ 
tretenden  und  unablässig  ihrem  Raubgelüste  fröhnenden  Feinden 
eine  hindernde  Schranke  gezogen  ist,  deren  Beseitigung  sich  jeder 
Naturfreund  aufs  eifrigste  angelegen  sein  lassen  muß. 


Texas  und  seine  Tierwelt. 

Von  H.  Nehrling. 
(Fortsetzung.) 


Wer  glaubt,  iu  Texas  eine  ausgeprägte  tropische  Vegetation 
wie  iu  Florida  oder  selbst  in  Louisiana  zu  finden,  täuscht  sich,  wie 
ich  mich  täuschte,  als  ich  einst  anfangs  März  des  Jahres  1879  nach 
Texas  kam.  Die  Vegetation  ist  nicht  tropischer  als  die  der  Kiisteu- 
gegend  Virginias  und  Nordkarolinas  und  nicht  entfernt  so  schön, 
üppig  und  mannigfach.  Wohl  habe  ich  während  meines  vierjährigen 
Aufenthaltes  in  Texas  in  der  Stadt  Houston  »im  dunklen  Laub  die 
Goldorangen  glühen«  sehen  und  auch  Oleander  sah  ich  häufig  im 
Freien,  aber  Orangenbäume  und  Oleander  erfroren  jedes  Jahr,  wenn 
sie  nicht  an  der  Südseite  der  Häuser  standen.  Ja,  wären  die  Nord¬ 
stürme  (North ers)  mit  ihrer  eisigen  Kälte  nicht,  dann  würde  sich 
die  Sache  freilich  anders  gestalten.  Da  diese  allgemein  als  »Northers« 
bezeichneten  Winde  sehr  viel  mit  dem  Erscheinen  und  Weiterziehen 
der  Vögel  zu  thun  haben,  so  sei  es  mir  gestattet,  einige  Worte 
über  dieselben  zu  sagen.  Diese  Nordstürme  treten  in  der  Regel  so 
urplötzlich  und  mit  einer  solchen  Gewalt  auf,  daß  man  sich  hoch 
nach  dem  Norden  versetzt  glaubt.  Fast  immer  geht  diesen  Natur¬ 
erscheinungen  mehrere  Tage  lang  eine  drückende  schwüle  Hitze 
vorher,  die  zuletzt  fast  unerträglich  ist  und  welche  dann  die  plötz¬ 
lich  eintretende  kalte  Temperatur  umso  fühlbarer  macht.  Ein 
anderes  Anzeichen  der  bald  eintretenden  Kälte  sind  die  Scharen 
von  Zugvögeln,  welche  plötzlich  erscheinen.  Die  Ränder  des  Waldes, 
die  Sträucher,  selbst  das  Gras  der  Baumwollen-  und  Maisfelder 
wimmelt  von  kleinen  Vögeln,  während  hoch  oben  in  der  Luft 
Kraniche  laut  schreiend  und  wilde  Gänse  südlich  ziehen.  Spechte, 
Meisen,  Hüttensänger  und  Zaunkönige,  selbst  Fledermäuse  suchen 
sich  in  Nistkästen,  Baumhöhlungen  und  Astlöchern  zu  verbergen. 
Eine  tiefe  Ruhe  lagert  über  der  Natur,  kein  Blättchen  regt  sich. 
Dunkele  bleischwarze  Wolken  türmen  sich  im  Norden  auf  und  mit 
großer  Schnelligkeit  kommen  sie  näher  und  näher.  Endlich  bricht 
der  »Norther«  herein,  schon  vernimmt  mau  sein  Brausen  und  Toben, 
sieht  den  aufgewirbelten  Staub  und  die  trockenen  Blätter  daherjageu. 
Die  Kälte  wird  gleich  so  fühlbar,  daß  mau  sich  dicht  an  den  fast 
glühendheißen  Ofen  setzt  und  doch  kann  mau  nicht  warm  werden, 
denn  die  nur  für  den  Sommer  berechneten  leichten  Bretterhäuser 


und  Blockhütten  lassen  den  eisigkalten  Wind  ungehemmt  durch  die 
Ritzen  pfeifen.  Noch  unangenehmer  ist  ein  von  Regen  begleiteter 
»Norther«,  wie  er  im  Winter  oft  vorkommt..  Oft  fällt  das  Queck¬ 
silber  des  Fahrenheit’schen  Thermometers  nicht  nur  um  10,  sondern 
15  bis  20  Grad  in  einer  Stunde.  So  fiel  es  einst  in  Houston  im 
Januar  von  70  Grad  in  einer  Stunde  auf  50  und  sank  endlich  bis 
18  Grad  herab.  Im  Oktober  zeigte  es  90  Grad,  am  nächsten  Tage 
60  und  ein  kalter  Regen  brachte  es  auf  44°  herab  ;  am  2.  Februar 
zeigte  es  85°,  am  3.  nur  50°  und  am  4.  sogar  19°.  Selbst  am 
20.  Mai  fiel  das  Quecksilber  von  90°  auf  60°  herab.  Ich  habe  bei 
diesen  Nordwinden  mehr  gefroren  als  in  Wisconsin  bei  eiuer  Kälte 
von  30°  F.  unter  Null.  Glücklicherweise  halten  diese  »Northers« 
nur  kurze  Zeit,  in  der  Regel  nur  drei,  doch  auch  sechs  und  selbst 
neun  Tage  an.  Nachdem  sie  vorüber  sind,  herrscht  wieder  das 
schönste  Frühlingswetter.  Trotzdem  sie  für  Menschen  und  Tiere 
höchst  unangenehm  sind,  so  begrüßt  mau  den  ersten,  welcher  in 
der  Regel  Mitte  Oktober  eintritt,  in  Houston  und  den  Küstenstädten 
doch  mit  einer  gewissen  Freude,  denn  er  treibt  die  schädlichen 
Miasmen  weit  in  den  Golf  hinein  und  erzeugt  die  Gewißheit,  daß 
in  diesem  Jahr  die  Gefahr  des  gelben  Fiebers,  dieser  schrecklichen 
Seuche  des  tropischen  Amerika,  vorüber  ist.  —  Uber  das  Entstehen 
dieser  Naturerscheinung  ist  man  noch  im  Unklaren.  Man  nimmt 
allgemein  an,  daß  die  Brutstätte  derselben  in  dem  oben  beschrie¬ 
benen  Hochplateau,  der  Llauo  Estacado,  zu  suchen  sei.  Während 
die  Luft  südlich  von  derselben  warm  und  mild  ist,  bleibt  sie  auf 
der  Hochebene  doch  stets  bedeutend  kühler.  Der  Unterschied  wird 
endlich  so  stark,  daß  sich  eine  Spannung  oder  ein  Druck  der  käl¬ 
teren  Luft  von  der  Hochebene  herab  auf  die  der  tieferliegeuden 
Landstriche  bemerkbar  macht.  Diese  Spannung  fühlen  Menschen 
und  Tiere  und  sie  ist  es  auch,  welche  das  höchst  unbehagliche 
Gefühl  vor  dem  Eintritt  des  »Norther«  hervorruft.  Zuletzt  giebt 
der  Widerstand  der  wärmeren  Luft  plötzlich  nach  und  die  kalte 
stürzt  sich  als  Sturm  vom  Hochplateau  herab  und  treibt  unauf¬ 
haltsam  die  wärmere  vor  sich  her.  Dies  ist  die  Ursache,  weshalb 
man  in  Texas  keine  halbtropische  Vegetation  erwarten  darf.  Wie 
schon  bemerkt,  treten  die  Nordstürme  meistens  bereits  im  Oktober 
ein,  sind  aber  im  Januar  und  Februar  am  häufigsten,  lassen  im 
März  an  Kraft  und  Kälte  nach  und  treten  im  April  und  Mai  nur 
1  noch  selten  auf.  Doch  habe  ich  die  Beobachtung  gemacht,  daß 
selbst  Mitte  April  die  jungen  Triebe  der  Waldbäume  und  das  ganze 


zarte  Laubwerk  noch  vollständig  erfror.  —  Wahrscheinlich  hängt 
auch  die  im  Sommer  regelmäßig  einsetzende  Trockenheit  von  diesem 
Hochplateau  wenigstens  teilweise  ab. 

An  Naturschöuheiten,  welche  sich  durch  Großartigkeit  und 
Pracht  auszeichnen,  ist  Texas  sehr  arm.  Nirgends  gewahrt  der 
Tourist  brausend,  donnernd  und  schäumend  von  Felsen  herab¬ 
stürzende  Wasserfälle,  nirgends  prächtige  Landseeen  und  herrliche 
Wälder.  Doch  sind  einige  Punkte  ganz  interessant.  Prachtvoll 
sind  beispielsweise  die  Quellen  des  Comal,  welche  kaum  eine  Meile 
von  Neu-Braunfels  entfernt  sind.  Eine  dieser  Quellen  besteht  aus 
einem  etwa  40  Fuß  breiten,  2  bis  3  Fuß  tiefen  Wasserbecken  von 
unvergleichlicher  Klarheit.  Nicht  weit  davon  finden  sich  noch  etwa 
fünf  andere  gleich  klare  und  noch  stärkere  Quellen,  welche  sich 
nahe  bei  einander  vereinigen  und  den  Comalbach  bilden.  Besonders 
schön  ist  auch  der  Vereinigungspunkt  des  Comal  mit  der  Guadelupe. 
Von  großer  Schönheit  ist  auch  der  San  Antonio  mit  seinen  Quellen, 
ferner  die  Gegend  von  Sisterdale  und  einzelne  andere  Örtlichkeiten 
des  Hochlandes.  In  der  Zeit  vom  März  bis  Juni  ist  es  fast  überall 
in  Texas  schön.  Die  blühenden  breitblätterigen  Kirschlorbeerbäume, 
die  dunkelgrünen  Lebenseichen,  der  mit  unzähligen  Lianen  gezierte 
Wald  des  Tieflandes  bietet  während  dieser  Zeit  einen  reizenden 
Anblick.  Einen  wirklich  wunderbaren  Eindruck  machen  die  blü¬ 
henden  Magnolien  der  Küstengegend  mit  ihrem  frischen,  immer¬ 
grünen  glänzenden  Gelaube  und  mit  ihren  großen  weißen,  die  Luft 
mit  lieblichem  starkem  Wohlgeruch  erfüllenden  Blüten.  Unver¬ 
gleichlich  herrlich  ist  die  Blumenpracht  in  dieser  Zeit,  wonnig  und 
erfrischend  die  beständig  vom  Golf  herüberwehende  Südluft,  prächtig 
das  tiefe  Blau  des  Himmels,  welches  kaum  durch  ein  Wölkchen 
getrübt  wird.  Mit  dem  Juli  tritt  in  der  Regel  Hitze  und  große, 
lang  anhaltende  Trockenheit  ein,  welche  nicht  selten  bis  zum  Sep¬ 
tember  anhält.  So  groß  ist  die  Trockenheit,  daß  die  Erde  drei  bis 
vier  Fuß  tiefe  breite  Risse  bekommt.  Durch  die  von  zehn  Uhr 
vormittags  an  beständig  wehende  Südluft  wird  die  Hitze  gemildert 
und  sie  macht  sich  deshalb  nicht  so  fühlbar  wie  im  Norden.  Ich 
habe  in  Wisconsin,  Illinois  und  Missouri  die  Hitze  mehr  empfunden 
als  in  Texas,  aber  ihre  lange  Dauer  wirkt  höchst  bedrückend.  Das 
texanische  Klima  zeichnet  sich  im  Sommer  stets  durch  kühle  Nächte 
vorteilhaft  aus,  so  daß  ein  erquickender  Schlaf  stets  möglich  ist. 
Eigentümlich  ist  es,  daß  es  während  dieser  Zeit,  wenn  es  überhaupt 
regnet,  nie  des  Nachts,  sondern  immer  am  Tage  regnet.  Da  es  in 


dieser  heißen  Zeit  fast  nie  oder  doch  nur  sehr  selten  regnet,  so 
wirkt  die  langanhaltende  Trockenheit  und  die  fortwährende  Hitze 
höchst  erschlaffend  auf  Körper  und  Geist.  Die  lieblichen  Kinder 
Floras,  die  noch  vor  kurzem  der  Scenerie  ein  so  zauberhaftes  An¬ 
sehen  verliehen,  sind  jetzt  verschwunden.  Bald  ist  kein  Blümchen, 
kein  Blättchen  mehr  im  heißen  Sandboden  zu  sehen.  Jeden  Tag 
zeigt  der  Himmel  dieselbe  tiefe  Bläue.  Schon  sind  die  Regenwasser- 
cisterneu  leer  und  nur  in  den  Bächen  (Creeks)  und  Regenbächen 
(Brauches)  sind  einige  Tümpel  übelriechenden  brackigen  Wassers 
stehen  geblieben  ;  dorthin  muß  der  Farmer  fahren,  um  das  nötige 
Wasser  für  den  Hausbedarf  herbeizuschaffen.  Endlich  zeigen  sich 
einige  dunkle  Wolken  am  Himmel  und  schon  freut  man  sich,  daß 
ein  tüchtiger  Schauer  Menschen,  Tieren  und  Pflanzen  die  nötige 
Erfrischung  bringen  werde.  Mau  täuscht  sich  jedoch,  denn  der 
ersehnte  Regen  tritt  trotz  der  am  Horizonte  täglich  sich  zeigenden 
dunkeln  Wolken  nicht  ein.  Die  Vögel,  welche  sich  im  Walde  und 
in  der  Nähe  des  Menschen  früher  fröhlich  tummelten,  sind  fast  alle 
an  die  Wassertümpel,  Flüsse  und  Quellen  gezogen,  und  der  Wald 
erscheint  ganz  wie  ausgestorben.  Nach  langem  vergeblichem  Warten 
tritt  endlich  ganz  plötzlich  der  Regen  ein,  aber  er  fällt  in  solchen 
Strömen  nieder,  daß  man  in  einem  Augenblick  völlig  durchnäßt 
ist.  Unaufhörlich  gießt  es  aus  den  wie  Blei  am  Himmel  hängenden 
schwarzgrauen  Wolken  herab  und  die  schon  ganz  oder  teilweise 
ausgetrockneten  Regenbäche  und  kleinen  Flüsse  sind  in  einigen 
Stunden  zu  reißenden  gefährlichen  Strömen  augewachseu,  die  nie¬ 
mand  ohne  Lebensgefahr  zu  überschreiten  vermag.  Das  brausend 
und  schäumend  dahinrauschende  Wasser  reißt  oft  40  bis  50  Fuß 
hohe  senkrechte  Uferwände  mit.  Neue  bis  zu  15  Fuß  tiefe  Regen¬ 
bäche  entstehen  oft  durch  einen  Regen  inmitten  fruchtbarer,  etwas 
hochgelegener  Felder.  Überhaupt  nimmt  der  Regen  den  Humus 
des  höheren  Landes  stets  mit  sich  fort  und  führt  ihn  hinab  in  die 
schon  an  sich  sehr  reichen  Flußniederungen.  —  Ebenso  schnell 
aber,  wie  das  Wasser  angeschwollen,  so  schnell  ist  es  auch  wieder 
verflossen.  Sobald  es  einmal  mit  Regnen  angefangen  hat,  zeigt 
sich  in  der  Regel  das  andere  Extrem :  fast  jeden  Tag  gießt  es 
nun  einige  Stunden  lang  in  Strömen  herab.  —  Der  Boden  läßt 
wieder  Gras  und  Blumen  hervorsprossen.  Kleine  rötlichweise  Ama- 
ryllideen  (Habranthus  Andersoni  Texand)  öffnen,  den  Herbstzeitlosen 
gleich,  ihre  Blüten  zu  Tausenden.  Unvergleichlich  schön  ist,  wie 
in  fast  allen  Gegenden  der  Union,  auch  hier  der  Herbst,  die  Monate 


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Oktober  und  November.  In  großen  Scharen  ziehen  schon  Ende 
September,  namentlich  aber  im  Oktober,  Waldsänger  durch  und 
vor  Eintritt  des  ersten  »Norther«  erscheinen  noch  vielerlei  andere 
kleine  Vogelarten.  Die  meisten  kommen  jedoch  erst  Ende  November 
und  anfangs  Dezember  aus  dem  Norden  an. 

Besonders  ungesund  ist  Texas  eigentlich  nicht.  Die  Haupt¬ 
krankheiten  sind  hitzige  Fieber  (Malaria)  und  Wechselfieber.  Durch 
vorsichtige  Lebensweise  kann  man  sich  aber  erfolgreich  gegen  diese 
Krankheiten  schützen.  Während  meines  dreijährigen  Aufenthalts 
in  der  Küstengegend  (Houston)  bin  ich  und  meine  Familie  gänzlich 
vom  Fieber  verschont  geblieben,  als  ich  aber  später  in  eine  hoch¬ 
gelegene  Gegend  der  Pfosteneichenregion,  an  die  West  Yegua  (See 
County)  zog,  trat  durch  den  Genuß  schlechten  Wassers  und  durch 
unvorsichtiges  Aussetzen  in  die  Sonnenstrahlen  in  der  ganzen  Familie 
Malaria  und  schließlich  Wechselfieber  auf.  Viele  Einwanderer  glauben 
in  Texas  gerade  so  anhaltend  und  fleißig  während  der  heißen  Jahres¬ 
und  Tageszeit  arbeiten  zu  können  wie  in  Deutschland  oder  im 
Norden  der  Union,  sie  müssen  ihren  Eifer  aber  nur  zu  oft  mit  dem 
Tode  bezahlen.  Ein  schon  länger  in  Texas  angesiedelter  Farmer 
arbeitet  während  der  heißen  Tageszeit  nur  in  den  frühen  Morgen¬ 
stunden  bis  etwa  10  Uhr  und  nachmittags  von  3  Uhr  an  bis  zur 
Abenddämmerung.  In  den  Städten  geht  niemand  ohne  aufgespannten 
Regenschirm  auf  die  Straße.  Viele  Gegenden  der  Staaten  Indiana, 
Illinois  und  Missouri  sind  bedeutend  ungesunder  als  Texas. 

Trotz  der  eisigen  Nordstürme  sieht  man  in  Texas  doch  nur 
selten  einmal  Schnee.  Während  der  kältesten  Tage  im  Januar 
kommt  es  freilich  oft  vor,  daß  sich  auf  dem  Wasser  eine  dünne 
Kruste  Eis  bildet  und  daß  die  Oberfläche  des  Erdbodens  etwas  ge¬ 
friert,  aber  es  wird  nie  so  kalt,  daß  dadurch  die  in  Boden  bleiben¬ 
den  Wurzeln  der  Cauna,  verschiedener  Amaryllis,  Amaryllis  Hippe- 
astrum ,  equestre ,  reticulatum ,  vittatum  u.  s.  w.)  und  Bananen  dadurch 
gefährdet  würden.  Gardenien  ( Gardenia  florida ),  Aucuben,  Skimmia, 
Pittosporum  (P.  tobira) ,  Oleander,  Lorbeer  (Laurus  nobilis), 
Myrothen,  Melaleuca  ( Melaleuca  hypericifolia),  japanesische  Pflaumen 
( Eryobotrya  japonica ),  Traubenmyrothen  {Lager stroemia  indica ), 
Banksiarosen  und  andere  immergrüne  Sträucher  leiden  in  der  Küsten¬ 
gegend  an  geschützten  Stellen  wenig  durch  die  Fröste.  Diese  An¬ 
gaben  beziehen  sich  allerdings  nur  auf  das  südöstliche  Texas,  wo 
ich  mich  meist  aufgehalten.  Weiter  westlich  und  nördlich  dauern 
die  meisten  der  die  Gärten  Houstons  und  Galvestons  zierenden 


Pflanzen  nicht  aus.  —  Bedeutend  milder  ist  das  Klima  in  Louisiana 
unter  gleicher  Breite.  So  sah  ich  im  ganzen  südlichen  Louisiana, 
bis  nach  New-Orleans,  prächtige  Orangengärten,  Bananen,  Palmen 
und  Eucalyptusbäume,  man  kennt  dort  aber  auch  die  eisigen  Nord¬ 
winde  nicht.  Ohne  letztere  würde  die  texanische  Flora  einen  viel 
südlicheren  Charakter  zeigen.  Diese  Winde  sind  auch  die  Ursache, 
daß  die  Hauptbrutzeit  der  meisten  texanischen  Vögel  in  den 
Mai  fällt,  während  sie  in  Louisiana  zumeist  schon  im  April 

brüten.  (Fortsetzung-  folgt.) 


Der  punktierte  Schlammtaucher  (Pelodytes  punctatus  Daudin) 

in  der  Gefangenschaft. 

Von  Joh.  von  Fischer. 

Der  punktierte  Schlammtaucher  bewohnt  das  südwestliche  Europa 
d.  h.  Süd-Frankreich  und  Spanien.  Hier  ist  er  ungemein  häufig, 
namentlich  in  den  Sümpfen  von  Sevilla  und  Valencia,  in  den  Tümpeln, 
in  denen  man  den  Hanf  röstet. 

Er  hält  sich  gewöhnlich  in  unmittelbarer  Nähe  dieser  Gewässer 
auf,  indem  er  sich  dicht  am  Ufer  im  Grase  duckt,  um  bei  der  ge¬ 
ringsten  Gefahr  in  einem  großen  Satz  ins  Wasser  zu  springen, 
worauf  er  sich  zwischen  Wasserpflanzen  oder  im  Schlamme  gut  zu  ver¬ 
bergen  versteht.  Sein  Fang  ist  leicht,  wenn  man  den  Aufenthaltsort 
dieses  hübschen  Batrachiers  kennt.  Man  muß  die  begrasten  Ufer 
solcher  Wasserflächen  im  Monat  Februar  und  März  absuchen  und 
kann  sicher  sein,  Pelodytes  zu  finden. 

Noch  bequemer  ist  es,  wenn  man  sich  die  sehr  hellgefärbten 
und  dadurch  von  allen  anderen  Stammesverwandten  kenntlichen 
Kaulquappen  dieser  Art  verschafft  und  diese  in  Aquarien  erzieht. 

Selten  variiert  ein  Batrachier  so  in  seiner  Färbung  wie  der 
Schlammtaucher,  sowohl  individuell,  als  temporär.  Hat-  man  einen 
Schlammtaucher  gefangen,  der  heute  grünlich-braun  ist,  so  findet  man 
ihn  morgen  im  schönsten  Hellgrau,  morgens  bakl  mit  meergrünen 
Flecken  übersät,  bald  fein  puuktirt,  um  abends  ganz  einfarbig  und 
fleckenlos  zu  werden.  Die  Unterseite  ist  meist  blendend  weiß,  wie 
Porzellau,  mauchmal  jedoch  mit  einem  Stich  ins  Fleischfarbene.  Die 
Männchen  tragen  zur  Paaruugszeit  die  bekannten  Schwielen  ;  übrigens 
findet  man  hie  und  da  auch  Weibchen,  die  mit  ganz  den  nämlichen 
Schwielen  ausgestattet  sind. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  188t. 


11 


178 


Man  übersieht  die  Schlammtaucher  leicht  beim  Fang,  da  sie  sich 
im  Grase  gut  zu  verbergen  verstehen. 

Mit  ziemlicher  Sicherheit  kann  man  sie  fangen,  wenn  man  an 
kühlen  Tagen  im  Frühjahr  vermittelst  eines  Hakens  die  in  der  Nähe 
der  Gewässer  angehäuften,  abgestorbenen  Baumblätter  umwendet, 
unter  denen  man  sie  in  geduckter  Stellung  schlafend  vorfindet. 

Der  Schlammtaucher  vermag  nach  Laubfroschart  an  Pflanzen, 
Glas-  und  anderen  Wänden  emporzuklimmen  und  daselbst  haften  zu 
bleiben,  woher  man  für  guten  Verschluß  der  Terrarien  za  sorgen  hat. 

Die  Stimme  dieser  Art  ist  ein  nicht  zu  lautes  Knarren,  das  (für 
mich  wenigstens)  ungemein  gemütlich  klingt  und  während  der  Paarungs¬ 
zeit  fleißig  geübt  wird. 

Dieses  Knarren,  das,  wenn  man  den  Gefangenen  die  natürlichen 
Bedingungen  widerfahren  läßt,  im  Terrarium  regelmäßig  gegen  die 
Abend-  und  Morgendämmerung,  mitunter  auch  nachts  oder  sogar  mitten 
am  Tage  (falls  das  Terrarium  im  Dämmerlicht  steht)  gehört  wird,  ist 
manchmal  ein-,  manchmal  zweisilbig  und  klingt  dann  entweder  wie 
ein  einfaches  Kerr  oder  Kerr-Kärr.  Der  Schlammtaucher  paart 
sich  gegen  Finde  Februar  bis  Anfang  April,  je  nach  der  Witterung 
und  Lokalität.  In  manchen  kalten  Frühjahren  erstreckt  sich  seine 
Paarungszeit  bis  in  das  erste  Drittel  des  Mai  hinaus. 

Er  soll  sich  in  der  Freiheit  noch  zum  zweiten  Male  in  den 
letzten  Tagen  des  Septembers,  bis  in  die  Hälfte  des  Oktobers  paaren. 
Uber  diesen  letzten  Punkt  fehlt  mir  jede  Erfahrung,  da  die  von  mir 
in  der  Gefangenschaft  gezüchteten  und  gehaltenen  Individuen  im 
Herbst  zu  keiner  Paarung  schritten,  wenngleich  ich  in  der  letzten 
Jahreszeit  ein  regeres  Benehmen,  sowie  ein  lauteres  Knarren  meiner 
Gefangenen  bestätigen  muß. 

Die  Eiablage  geschieht  ganz  abweichend  von  allen  anderen 
europäischen  Anuren. 

Der  Laich  wird  in  Traubeu  von  6 — 8  cm  Länge  und  1 — 2  cm 
Breite  abgesetzt,  und  seine  Ablage  geschieht  nicht  immer  auf  einmal, 
sondern  häufig  in  mehreren  Gelegen,  gewöhnlich  2 — 3.  Nur  selten 
setzt  das  Weibchen  den  ganzen  Laich  auf  einmal  ab. 

Diese  Trauben  werden  stets  an  schwimmenden  Grasstengeln, 
Holzstückchen  etc.  der  Länge  nach  angeheftet  und  zwar  derart,  daß 
die  Eier  und  die  sie  umhüllende,  sehr  durchsichtige  Gallertmasse  diese 
Gegenstände  vollständig  überziehen,  so  daß  dieselben  mit  dem  Gegen¬ 
stände  schwimmen  oder  uutergetaucht  bleiben. 


179 


Die  im  Frühjahr  ausschlüpfenden  Larven  sind  zuerst  sehr  klein, 
wachsen  aber  ungemein  rasch  und  fallen  selbst  dem  Laien  durch  ihre 
ganz  abweichende  helle  Färbung  auf.  Sie  verlassen  das  Wasser  erst 
gegen  Ende  August  oder  Anfang  ja  selbst  Ende  September. 

Die  im  Herbst  ausschlüpfenden  Kaulquappen  bedürfen  jedoch 
einer  längeren  Verwandlungszeit,  indem  sie  winters  nur  langsam  oder 
nicht  wachsen  und  das  Wasser  erst  im  nächsten  Jahr,  gegen  Ende 
April  oder  im  Laufe  des  Monats  Mai  verlassen.  Sie  sollen  keines¬ 
wegs  schlafend  überwintern,  sondern  sich  unter  dem  Eise  munter 
bewegen,  aber  aus  Mangel  an  Nahrung  fast  gar  nicht  wachsen. 

Man  kann  den  Schlammtaucher  in  der  Gefangenschaft  leicht 
züchten,  weil  er  sich  im  Terrarium  jahrelang  vortrefflich  hält  und 
sich  regelmäßig  paart. 

Zu  diesem  Behufe  müssen  den  Tieren  kleine  Aquarien  oder  ein¬ 
fache  flache  Glasschalen  mit  Wasser  zur  Verfügung  gestellt  werden, 
die  mau  im  Innern  der  Terrarien  aufstellt.  Nur  muß  man  für 
schwimmende  Holzstücke,  dünne  Zweige,  allerlei  Wasserpflanzen  oder 
doch  deren  Stengel  etc.  sorgen,  damit  sie  Gelegenheit  haben,  ihren 
Laich  abzusetzen. 

In  der  Gefangenschaft  geht  die  Verwandlung  weit  rascher  vor 
sich  als  im  Freien,  nur  bleiben  die  in  kleinen  Behältern  ausschlüpfenden 
Schlammtaucher  viel  kleiner,  ja  erreichen  oft  kaum  die  Hälfte  der 
im  Freien  geborenen,  wenu  man  nicht  beizeiten  dafür  Sorge  trägt, 
daß  die  ausschlüpfenden  Kaulquappen  in  geräumige  (nicht  allzu  tiefe, 
aber  recht  breite)  sehr  pflanzenreiche  Aquarien  gebracht  und  reichlich 
gefüttert  werden. 

Die  Fütterung  geschieht  in  den  ersten  Tagen  mit  aufgeweichten, 
verwesenden,  abgestorbenen  Pflanzenteilen  und  Oblate  oder  fein  ge¬ 
stoßenem  Zwieback,  nachher  mit  geschabtem  Rinder-  oder  Roßherz 
oder  getrocknetem  und  zwischen  den  Fingern  zerriebenem  Riudsblut, 
das  für  zarte  Kaulquappen  eine  ausgezeichnete  Nahrung  ist.  Zuletzt 
kann  man  an  Drähten  Stücke  Fleisch,  einen  toten  Regenwurm,  etc. 
aufhäugen,  um  die  sich  die  Kaulquappen  bald  sammeln  und  festsetzen 
werdeu,  um  dieselben  fleißig  zu  benagen. 

Ist  das  Fleisch,  der  Regenwurm  etc.  aufgeweicht,  so  rühren  die 
Larven  diese  Futterstoffe  nicht  mehr  au,  und  mau  muß  sie  von  den 
Drähten  wieder  entfernen,  damit  das  Wasser  nicht  verdirbt.  Auch 
muß  man  (eine  Kardiualbediugung  für  den  Amphibienzüchter)  für 
reichliches  Vorhandensein  kleiner  Krustaceen  (Daphnia,  Cyclops , 


180 


Cypris)  die  man  aus  jedem  Wassertümpel  oder  Graben  schöpfen  kann, 
sorgen. 

Die  herauskriechenden  Schlammtaucher  müssen  Gelegenheit 
haben,  leicht  und  bequem  das  Wasser  verlassen  zu  können,  da  der 
erzwungene  Aufenthalt  im  Wasser  sie  schwächt  und  sie  bald  ertrinken. 

O 

Man  erleichtert  das  Verlassen  des  Wassers  am  besten  durch 
schwimmende  Brettchen,  die  sehr  dünn  sein  müssen,  oder  schwache 
Korkplatten,  die  man  vermittelst  eines  Drahtes  an  einem  auf  dem 
Grunde  liegenden  Stein  befestigt. 

Besitzt  das  Aquarium  einen  flachen,  recht  rauhen,  leicht  erreich¬ 
baren  Felsen,  sowie  eine  reichliche  Vegetation  (namentlich  sind  die 
breiteu,  schwimmenden  Blätter  von  Nywiphaea,  Nupliar  u.  s.  w.  dem 
Herauskriechen  der  jungen  Schlammtaucher  ungemein  behülflich),  so  > 
wird  man  fast  gar  keine  Verluste  zu  verzeichnen  haben.  Nur  muß 
man  beizeiten  dafür  Sorge  tragen,  daß  die  Aquarien  von  oben  ver¬ 
mittelst  einer  Drahtgaze  oder  Tüllkuppel  oder  Dach  bedeckt  seien,  da 
die  herauskriechenden  jungen  Frösche  sofort  das  Weite  suchen  und 
mau  sie  überall  in  der  Stube  antrifft,  wo  sie  sehr  bald  eintrocknen. 

Die  jungen  Schlammtaucher  fressen  sofort  nach  ihrem  Heraus- 
kriechen  Mücken  und  kleine  Fliegen. 

Ich  werfe  etwa  3 — 4  Tage  vor  dem  mutmaßlichen  Verlassen  des 
Wassers  meiner  Schlammtaucher  eine  Anzahl  Puppen  der  gemeinen 
Stechmücke  (Culex  pipiens),  die  überall  leicht  zu  erhalten  sind,  in  das 
Wasser,  und  die  herausgekrochenen  Tiere  nähren  sich  fast  ausschließlich 
von  den  ansschlüpfenden  Mücken,  weil  den  kleineren  Individuen  die 
gemeine  Stubenfliege  oft  zu  groß  und  zu  hart  ist.  Sie  erlassen  sie  zwar 
mehrmals,  können  sie  aber  nicht  verschlingen  und  müssen  sie  zuletzt 
wieder  von  sich  geben,  indem  sie  ein  oder  beide  Vorderbeine  auf  die 
zum  Maul  herausragende  Fliege  stemmen  und  den  Vorderkörper  em¬ 
porheben,  um  dieselbe  von  ihrer  klebrigen  Zunge  zu  befreien. 

Die  Schlammtaucher  müssen  in  sehr  feuchten ,  nicht  zu  hell 
stehenden  kalten  Terrarien  gehalten  werden. 

Man  kann  sie  auch  ohne  Futter  überwintern,  wenn  man  sie  in 
Holzkisten  mit  feuchter  Erde,  feuchtem  Sphagnum-Moos  und  eiuem 
flachen  Gefäß  mit  Wasser  bringt  und  das  Gauze  in  Keller  oder 
andere  Räume,  in  denen  die  Temperatur  nicht  unter  +  2°  oder  + 
3°  R  sinkt,  stellt;  nur  muß  man  ihnen  keinen  zu  langen  Winter¬ 
schlaf  zumuten  (höchstens  2 — 3  Monate),  an  den  sie  in  der  Freiheit 
nicht  gewöhnt  sind,  da  sie  stark  abmagern  und  zuletzt  eingehen  würden. 


181 


Wie  die  meisten  Batrachier  vertragen  sie  sich  untereinander  sehr 
gut  und  werden  höchstens  von  größeren  Reptilien  und  Amphibien 
gefressen. 

Ihr  Auge  ist  gut,  obschon  dessen  Sehkraft  erst  mit  der  Dämmerung 
wächst.  Das  Gehör  ist  scharf,  die  anderen  Sinne  sind  mittelmäßig 
entwickelt. 

In  der  Freiheit  fressen  sie  allerlei  Insekten.  In  der  Gefangen¬ 
schaft  ernährt  man  sie  am  besten  sommers  mit  Stubenfliegen  (die 
man,  falls  man  sich  eine  Fliegenzucht*)  angelegt  hat  auch  winters 
reichen  kann),  im  Winter  mit  ganz  kleinen,  recht  zarten  (frischge¬ 
häuteten)  Mehlwürmern,  Larven  von  Tinea  granella ,  Asopia  farinalis , 
Anobium  paniceum,  Trogosita  caraboides  et.  c.  alles  Tiere,  die  mau 
mit  etwas  Umsicht  leicht,  nach  Mehlwurmsart,  in  der  Gefangenschaft 
züchten  kann  und  die  keinem,  der  zarte  Reptilien  oder  Amphibien 
pflegt,  fehlen  dürfen.  Die  Schlammtaucher  fassen  ihre  Nahrung  nach 
Art  der  Laubfrösche  mit  der  herausklappbaren  Zunge  und  helfen  sich 
beim  Verschlingen  oft  mit  den  Vorderbeinen. 

Der  punktierte  Schlammtaucher  wird  neuerdings  regelmäßig  in 
den  Handel  gebracht  und  ist  durch  jede  gute  Aquariumhandlung 
leicht  und  billig  zu  beziehen. 


Bel  icht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft 
zuFrankfurt  a.M.an  die  Generalversammlung*  der  Aktionäre 

vom  20.  März  1884. 


Direktionsbericht. 

Unsere  Tiersammlung  besaß  zu  Anfang  dieses  Jahres  einen 
Taxationswert  von  M.  127,001.  50  und  bestand  aus  1843  Exem¬ 
plaren,  welche  264  verschiedenen  Arten  augehört'en,  gegen  1447 
Exemplare  von  266  Arten  im  Werte  von  M.  135,236.  30  im  Vorjahre. 

Die  einzelnen  Tierordnuugen  sind  dabei  vertreten  wie  folgt : 


Zahl  der  Wert 

Exemplare  Arten  M.  Pf. 

Affen .  36  14  2  100  — 

Flattertiere  .  .' .  1  1  75  — 

Raubtiere .  49  20  27  920  — 


Transport  86  35  30  095  — 

*)  Über  die  Einrichtung  einer  solchen:  J.  v.  Fischer.  Das  Terrarium, 
seine  Bepflanzung  und  Bevölkerung  S.  209. 


182 


Zahl 

der 

Wert 

Exemplare 

Arten 

M. 

Pf 

Transport  86 

35 

30  095 

— 

Beuteltiere  . 

.  2 

2 

605 

— 

Zahnarme 

.  1 

1 

30 

— 

Nagetiere 

.  94 

10 

558 

70 

Einhufer  .... 

.  13 

4 

1 1  500 

- — 

Vielhufer 

.  12 

5 

21  590 

— 

Wiederkäuer  . 

.  119 

27 

41  446 

— 

Flossenfüßer 

.  2 

1 

2  200 

— 

Raubvögel  .  . 

.  25 

12 

1  359 

— 

Eulen . 

.  13 

3 

509 

— 

Papageien  . 

.  70 

24 

2  445 

— 

Singvögel 

. 226 

65 

3  036 

— 

Tauben  .... 

.  72 

10 

302 

— 

Hühner  .... 

.  112 

4 

885 

— 

Strauße  .... 

.  3 

1 

330 

— 

Stelzvögel  .  . 

.  63 

23 

2  471 

— 

Schwimmvögel 

. 425 

34 

7  009 

50 

Amphibien  . 

......  6 

3 

620 

— 

1343 

264 

127  001 

50 

Nachdem  im  abgelaufeuen  Geschäftsjahre  die  Verhältnisse  unseres 
Gartens  in  ihre  neu  geordneten  Bahnen  eingelenkt  worden  waren, 
konnten  wir  für  die  Vergrößerung  und  Vervollständigung  unserer 
Tiersammlung  mit  größerem  Nachdruck  als  bisher  Sorge  tragen. 
Es  wurden  für  M.  5594.  50  Tiere  erworben,  unter  denen  wir 
besonders  hervorheben  :  eine  männliche  Eleunantilope,  einen  amerika¬ 
nischen  Strauß,  Kraniche  verschiedener  Arten,  sowie  eine  Reihe  von 
sonstigen  Vögeln  verschiedener  Gattungen  aus  allen  Weltteilen. 

Auch  diesmal  gingen  uns  wieder  eine  Anzahl  von  schönen 
und  interessanten  Tieren  als  Geschenke  zu,  für  welche  wir  den 
freundlichen  Gebern  hier  wiederholt  unseren  Dank  aussprecheu. 

Die  Geschenke  sind  : 

1  Makak  von  Hrn.  Emil  Mertz,  hier. 

1  gemeines  Seidenälfchen  von  Hrn.  E.  Gum  pr  ich,  liier. 

1  Edelmarder  von  Hrn.  F.  Landfried  jr.  in  Heidelberg. 

1  Fischotter  von  Frl.  Pauline  P  et  sch  in  Hemmerten. 

3  junge  desgl.  von  Hrn.  Direktor  W.  Drory,  hier. 

1  Fuchs  von  demselben. 

1  desgl.  von  Hrn.  W.  Kirkwood,  hier. 

2  indische  Leoparden  von  Hrn.  A.  Blascheck,  hier. 

1  Wildkatze  von  Hrn.  Freiherrn  Max  von  Gienauth  in  Hochstein. 

1  Angorakatze  von  Hrn.  Carl  Volke rt,  hier. 

8  Meerschweinchen  von  Hrn.  F.  W.  Qu  i  Hing,  hier. 


2  Meerschweinchen  von  Hm.  Th  von  Fritz  sch,  liier. 

2  desgl.  von  Hrn.  D.  Feder  1  in,  hier. 

1  Hamster  von  Hrn.  J.  P.  Schneider,  hier. 

6  gefleckte  Ratten  von  Hrn.  Dr.  med.  F.  Stieb e  1,  hier. 

1  Turmfalke  von  Hrn.  Friedr.  Renz  in  Worms. 

1  Bussard  von  Hrn.  Ludw.  Metzger,  hier. 

1  roter  Milan  von  Hrn.  F.  Metzger,  hier. 

1  Waldkauz  von  Hrn.  G.  T.  Kern,  hier. 

1  Wellenpapagei  von  Hrn.  Schaefer  in  Sindlingen. 

I  Adelai'de-Plattschweifsittich  \ 

,  n  n  ,  i  •  tt  i  i  i  von  Hrn.  Carl  Iiarft,  hier. 

1  großer  gelbhaubiger  Kakadu  ) 

1  Star  von  Hrn.  Schwabacher,  hier. 

1  Nonne  von  Hrn.  Direktor  Böhringer,  hier. 

2  Reisfinken  von  Frau  H.  Garn  bürg,  hier. 

1  Eisvogel  von  Hrn.  Herrn.  Schilling,  hier. 

2  Perückentauben  von  Hrn.  Harnischfeger,  hier. 

6  Brieftauben  von  Hrn.  Sch  a  eff  er  in  Neustadt  a.  d.  H. 

3  Dorkinghühner  von  Hrn.  Baumaun,  hier. 

1  Fischreiher  von  Hrn.  Franz  Eckstein,  hier. 

1  Zwergdommel  von  Hrn.  Max  Winkler,  hier. 

1  Storch  vom  Tierschutzverein,  hier. 

I  Bläßbuhn  von  Hrn.  Chr.  Rothe,  hier. 

1  desgl.  von  Hrn.  Carl  Leuchs,  hier. 

4  Goldfische  von  Hrn.  F.  W.  Quilling,  hier. 

4  Goldorfen  von  Hrn.  A.  Halden  wang  in  Baden-Baden. 

Wir  glauben  unter  diesen  Zuwendungen  ganz  besonders  die 
indischen  Leoparden  hervorheben  zu  solleu,  welche  nicht  nur  die 
wertvollsten  Stücke  derselben  bilden  sondern  sich  auch  durch  ihre 
Schönheit  und  kräftige  Entwickelung  auszeichneu. 

Die  Vermehrung  unseres  Tierbestandes  durch  Fortpflanzung 
war  auch  im  vergangenen  Jahre  eine  recht  erfreuliche  und  zwar 
wurden  Tiere  im  Werte  von  M.  3163.  80  geboren.  Besondere 
Erwähnung  verdienen  die  folgenden  : 

Zwei  Makaken,  ein  Halsbandschwein,  eine  Anzahl  Möpse,  ein 
Renntier,  ein  Wapitihirsch,  zwei  Axishirsche,  zwei  Mähnenschafe, 
vier  Muflon,  sieben  schwarze  Schwäne. 

Der  Tierverkauf  ergab  eine  Einnahme  von  M.  3584.  10,  von 
welchen  ein  ansehnlicher  Anteil,  nämlich  M.  2114.  10,  auf  Exemplare 
entfiel,  welche  im  Garten  gezüchtet  worden  waren.  Es  befanden 
sich  unter  diesen  ein  schwarzer  Panther,  eine  größere  Zahl  von 
Hunden,  Dam-  und  Edelhirsche,  schwarze  Schwäne  etc. 

Die  Verluste  durch  Tod  betrugen  1 2 1j2  °/o  des  Tierwertes  und 
haben  somit  die  Ziffer  des  Vorjahres  nicht  erreicht.  Die  wichtigsten 
der  verstorbenen  Exemplare  waren  : 


184 


Eine  Löwin,  welche  an  beiderseitiger  Rippenfellentzündung  ver¬ 
endete,  ein  schwarzer  Panther,  der  einer  Verletzung  erlag,  ein 
Kaffernbüffel  und  ein  Bison,  welche  beide  an  Lungenentzündung 
eingingen. 

Diejenigen  Tiere,  welche  iufolge  hohen  Alters  verendeten  und 
bei  denen  sich  die  Erscheinungen  eines  allmählichen  Rückganges 
bereits  längere  Zeit  vor  dem  Tode  eingestellt  hatten,  sind  : 

Ein  brauner  Bär,  welcher  19  Jahre,  5  Monate  und  14  Tage  im  Garten 
gelebt  hatte. 

Ein  indischer  Leopard  mit  9  Jahren,  5  Monaten,  13  Tagen. 

Ein  Zebra  mit  19  Jahren,  11  Tagen. 

Ein  Halsbandsittich  mit  21  Jahren,  6  Monaten,  10  Tagen. 

Ein  gelbhaubiger  Kakadu  mit  19  Jahren,  4  Monaten. 

Ein  rothaubiger  desgl.  mit  12  Jahren,  1  Monat,  5  Tagen. 

Ein  rotschnabeliger  Hornvogel  mit  11  Jahren,  1  Monat,  19  Tagen.' 

Bezüglich  des  Aquariums  sind  wir  iu  der  erfreulichen  Lage, 
berichten  zu  können,  daß  die  Einrichtungen  desselben  sich  stets 
aufs  neue  als  in  jeder  Hinsicht  zweckentsprechend  bewähren.  Das 
Seewasser  hält  sich  klar,  die  Temperatur  ist  eine  gleichmäßige  und 
infolge  dessen  erfreuen  sich  die  Tiere  jederzeit  des  besten  Wohlseins 
und  einer  verhältnismäßig  langen  Lebensdauer. 

o  o 

Unsere  Tierbauten  sind  in  den  letzten  Jahren  einer  gründlichen 
Wiederherstellung  unterzogen  worden,  deren  sie  nach  fast  zehn¬ 
jähriger  Benützung  dringend  bedurften.  Es  wurden  bei  dieser 
Gelegenheit  eine  Reihe  von  Verbesserungen  au  denselben  angebracht, 
welche  im  Laufe  der  Zeit  sich  als  wünschenswert  erwiesen  hatten, 
und  namentlich  für  vermehrten  Zutritt  von  Luft  und  Licht  Sorge 
getragen.  Der  größere  Teil  der  Tierhäuser,  nämlich  das  Raubtier¬ 
haus,  Vogelhaus,  Elefanten-  und  Straußenhaus  ist  jetzt  fertig¬ 
gestellt,  und  an  den  übrigen  wird  mit  den  erforderlichen  Arbeiten 
demnächst  begonnen. 

Im  verflossenen  Jahre  begiug  unser  Zoologischer  Garten  die 
Feier  seines  25jährigen  Bestehens.  Zweien  seiner  Insassen  war  es 
vergönnt,  ein  gleiches  Jubiläum  zu  erleben,  nämlich  einer  braunen 
Bärin,  welche  jedoch  inzwischen  mit  Tod  abgegaugen  ist,  und  einem 
roten  Ara. 

Frankfurt  a.  M.,  20.  März  1884. 


Dr.  Max  S  c  h  m  i  d  t. 


185 


K  o  r  r  e  s  p  o  11  <1  eine  n. 


Alsfeld,  den  19.  März  1884. 

Instinkt  oder  Überlegung?  Zu  jener  Zeit,  wo  im  zoologischen  Garte n 
zu  Dresden  die  vielbesprochene  Mafuca,  ein  weiblicher  Schimpanse,  die  gelehrte 
und  nicht  gelehrte  Welt  herbeilockte,  besuchten  auch  wir,  mein  Bruder  und 
ich,  den  Garten.  Im  Vogelhause  hatte  Herr  Direktor  Schöpf  dem  Tiere  ein 
geräumiges  Zimmer  geschaffen,  dessen  Wände  auf  zwei  Seiten  von  starkem 
Eisengitter  gebildet  wurden.  Etwa  einen  halben  Meter  von  diesem  Gitter  ent¬ 
fernt  wurde  der  Käfig  nochmals  von  einer  Glaswand  umschlossen.  Mafuca  war 
an  dem  Seile,  welches  von  der  Decke ,  herabhing,  in  die  Höhe  geklettert  und 
versuchte  mit  der  ihr  eigentümlichen  Beharrlichkeit  den  Kloben  ,  an  dem  das 
Seil  befestigt  war,  aus  der  Decke  zu  reißen.  Nach  einiger  Anstrengung  er¬ 
reichte  sie  ihren  Zweck,  wurde  aber  für  dieses  Vergehen  durch  einen  gewaltigen 
Sturz  auf  den  Boden  gestraft.  Erschrocken  und  in  höchster  Verwunderung 
saß  der  Schimpanse  da  und  schaute  mit  überlegender  Miene  hinauf  nach  dem 
Loche,  das  da  oben  entstanden  war.  Plötzlich  schien  ein  Gedanke  in  ihm  aufzu¬ 
blitzen;  rasch  wickelte  er  das  ziemlich  starke  Seil  in  regelrechten  Windungen 
um  den  muskulösen  Arm,  kletterte  an  einem  zweiten  Seile,  welches  vou  der 
Decke  herabhing,  hinauf  und  versuchte,  von  hier  aus  den  angerichteten  Scha¬ 
den  auszubessern.  Wieder  und  wieder  wurde  der  Kloben  in  das  Loch  ge¬ 
schoben,  blieb  aber  zum  größten  Verdruß  des  Affen  niemals  stecken.  Endlich 
sah  Mafuca  die  Erfolglosigkeit  ihres  Beginnens  ein  und  versuchte,  sich  und  die 
Zuschauer  auf  andere  Weise  zu  unterhalten.  Offenbar  fand  sie  Gefallen  daran, 
wenn  das  Publikum  vor  dem  Käfig  sich  über  ihre  Streiche  ergötzte  und  in 
lautes  Lachen  ausbrach. 

Durch  den  Käfig  zog  sich  ein  quergespanntes  Seil,  über  dieses  schleuderte 
der  Affe  das  eine  Ende  des  herabgerissenen  Seiles,  ergriff  es  mit  der  noch 
freien  Hand  und  schaukelte  sich  im  höchsten  Mutwillen  vergnügt  hin  und  her. 
Mit  Spannung  erwarteten  wir  den  Augenblick,  wo  unser  Schimpanse  ein  Ende 
des  Seiles  loslassen  würde.  Und  richtig!  Dort  saß  er  auf  dem  Boden  ruhig 
und  schaute  hinauf  nach  der  Stelle,  von  wo  er  herabgestürzt  war.  Wenn  wir 
je  von  dem  Antlitz  eines  Menschen  einen  Gedanken  ablasen,  so  stand  hier  im 
Gesichte  dieses  Affen  für  uns  deutlich  geschrieben:  »Wie  ging  das  zu?  das 
muß  ich  nochmals  probieren.«  Der  Versuch  wurde  wiederholt.  Die  umstehende 
Menge  jubelte  laut.  Der  Wärter  mit  einem  Reisigbesen  bewaffnet,  stürzte  her¬ 
bei;  Mafuca  ergriff  die  Flucht  und  zog  sich  in  die  höheren  Regionen  des 
Käfigs  zurück,  das  Seil  ließ  sie  als  corpus  delicti  herabfallen.  Der  Wärter 
entfernte  es,  vergaß  indessen  seinen  Besen,  welchen  er  zwischen  dem  Eisengitter 
und  der  Glaswand  stehen  ließ.  Der  Affe  hatte  dies  sogleich  bemerkt,  und 
kaum  war  der  gefürchtete  Mann  seinen  Blicken  entschwunden,  so  kam  er  herab, 
um  das  interessante  Ding  in  den  Käfig  hereinzuholen.  Sein  starker  Arm  war 
indessen  zu  dick,  er  konnte  ihn  nicht  weit  genug  zwischen  den  Eisenstäbeu 
durchzwängen.  Nach  eifrigem  Suchen  fand  Mufuca  im  Käfig  eine  kleine  Rute; 
mit  dieser  wurde  nun  der  Besen  umgeworfen,  der  Stiel  wurde  gepackt,  Mafuca 
stammte  beide  Beine  gegen  das  Gitter  und  versuchte  mit  ganzer  Gewalt  ruck- 


186 


weise  den  Besen  hereinzuziehen.  Er  war  jedoch  am  unteren  Ende  zu  dick 
und  leistete  unüberwindlichen  Widerstand.  Wiederum  eilte  der  Wärter  herbei; 
bevor  er  aber  die  Qlasthür  aufschließen  konnte,  war  der  Stiel  des  Besens  ab¬ 
gedreht.  und  der  Alle  hatte  denselben  mit  den  starken  Zähnen  in  seine  Ele¬ 
mente  zerlegt.  _  Eduard  Härte r. 


Köln,  31.  März  1884. 

Unser  zoologischer  Garten  hat  einen  außergewöhnlich  großen  Zu¬ 
wachs  erhalten,  zusammen  ca.  120,  meistens  seltene  Tiere,  darunter  einzelne, 
die  hier  zum  ersten  Male  jetzt  zu  sehen  sind.  Wir  führen  u.  a.  an :  eine 
Löwin,  einen  schwarzen  Panther,  zwei  nordamerikanische  Stachelschweine, 
schwarze  Baribalbären  aus  Kanada,  ein  Wasserschwein,  13  verschiedene  Affen, 
eiuen  sardinischeu  Muflon.  An  Vögeln:  einen  weißköpfigen  Seeadler  aus 
Nordamerika,  ein  Paar  Moyellon-Karakora ,  drei  verschiedene  Hokkos  aus 
Amerika,  ein  Paar  Hauben-Perlhühner,  verschiedene  Fasanen  und  eine  große 
Anzahl  neuer  Papageien.  In  der  letzten  Zeit  wurden  im  Garten  geboren: 
drei  Axishirsche,  eine  Säbel-Antilope,  ein  sardinischer  Muflon  und  ausgebrütet 
drei  schwarze  Schwäne.  D.  Gronen. 


Berlin,  12.  April  1884. 

Uber  die  Nasen  milbe  der  Kegel  robbe  ( Halarachne  Halichoeri 
Allman).  Als  ich  vor  einigen  Wochen  den  Kopf  einer  alten  männlichen 
Kegelrobbe  (Haliehoerus  grypus ),  welcher  mir  von  der  Insel  Vilm  (im 
Rügenschen  Bodden)  im  vollen  Fleische  zugeschickt  war,  präparierte,  entdeckte 
ich  zuerst  in  den  Choanen,  dann  auch  auf  den  Schleimhäuten  des  mittleren 
Teils  der  Nasenhöhle  eine  große  Menge  von  eigentümlichen  A  rach  nid  en, 
welche  teils  zeckenartig  in  den  Schleimhäuten  festhingen,  teils  auf  denselben 
umherkrochen.  Außer  ihnen  fanden  sich  auch  noch  etwa  ein  Dutzend  Ascariden 
als  parasitische  Bewohner  der  Nasenhöhle  des  Haliehoerus. 

Bei  weiterer  Untersuchung  erkannte  ich,  daß  die  erwähnten  Arachniden  zu  den 
Milben  gehören  und  mit  den  Ixodiden  manche  Ähnlichkeit  zeigen,  sowie  daß 
die  frei  umherkriechenden  sechsbeinigen  Exemplare  als  Larven  der  grösseren, 
aclitbeinigen,  zeckenartig  festhängenden  Form  zu  betrachten  seien. 

Zur  näheren  Bestimmung  der  Gattung,  resp.  Art  wandte  ich  mich  an 
meinen  Kollegen,  Herrn  Dr.  Kar  sch  hierselbst,  den  bekannten  Entomologen, 
welcher  sehr  schnell  in  den  von  mir  gefundenen  Milben  die  von  Allman  im 
Jahre  1847  besi  hriebene  Halarachne  Halichoeri  erkannte.  Bei  einer  specielleren 
Vergleichung  der  von  Allman  (Annals  of.  Nat.  Hist.  1847,  p.  48  tf.)  gelieferten, 
mit  Abbildungen  versehenen  Beschreibung  konnte  ich  mich  selbst  von  der 
specifischen  Übereinstimmung  überzeugen. 

Merkwürdigerweise  scheint  Halarachne  Halichoeri  seit  1847  nicht  wieder 
wissenschaftlich  konstatiert  zu  sein;  auch  ist  in  deutschen  Handbüchern 
meistens  nicht  einmal  ihr  Name  zu  findeu.  Ich  erlaube  mir  deshalb,  hier 
kurz  auf  meinen  Fund  aufmerksam  zu  machen,  indem  ich  mir  Vorbehalte,  an 
einer  anderen  Stelle  weitere  Mitteilungen  über  Anatomie  und  Biologie  dieser 
eigentümlichen  Milbe  zu  publizieren.  Prof.  Dr.  Nehring. 


187 


Feldrom,  12.  April. 

Vor  einiger  Zeit  machte  mir  ein  Freund  die  Mitteilung,  daß  sich  in  der 
Nähe  von  Schölmar  in  Lippe  ein  weißer  Häher  herumtreibe.  Heute 
schreibt  mir  derselbe  Freund,  daß  der  Vogel  an  einem  Flügel  durch  einen 
Schuß  leicht  verwundet,  sich  iu  seiner  Hand  befinde  und  fügt  die  Beschreibung 
bei.  Der  Häher  ist  sehr  schön  gezeichnet.  Der  ganze  Körper  ist  schmutzig 
weiß,  die  größeren  Schwungfedern  der  Flügel  schwarz,  braun  und  weiß  gefleckt, 
die  Schwanzfedern  teils  weiß,  teils  schwarz  mit  blauweiß  schimmernden  Kanten 
Die  blauen  Federn  an  den  Flügeln  schön  ausgebildet.  Die  Beine  ganz  hell, 
ebenso  das  Auge  fast  weiß.  Falls  der  Vogel  am  Leben  bleibt,  wird  er  an 
irgend  einen  Zool.  Garten  abgegeben  werden.  H.  Schacht. 


M  i  s  c  e  1  l  e  ii. 


Ein  junges  Walroß  in  Gefangenschaft. 

Mit  l  Abbildung. 

In  der  letzen  Sitzung  der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde  zu  Berlin 
sprach  Dr.  Hermes  über  das  Walroß,  das  im  berliner  Aquarium  drei  Monate  lang 
ausgestellt  war.  Es  ist  das  erste,  welches  längere  Zeit  iu  Gefangenschaft  gehalten 
worden  ist,  und  daher  zu  genaueren  Beobachtungen  Gelegenheit  gab.  Der  Be¬ 
sitzer,  Herr  Farini  in  London,  erhielt  es  vor  5  Monaten,  zeigte  es  zuerst  in 
London  und  sodann  in  Berlin.  Das  Alter  des  Tieres  mag  sich  auf  etwa  ein 
Jahr  belaufen.  Es  wurde  nämlich  im  Oktober  1883  in  der  Davisstraße  als 
Säugling  bei  einem  harpunierten  Walroß  gefunden  und  als  willkommene  Beute 
von  den  Matrosen  an  Bord  des  Dampfers  »Polynia«  gebracht.  Hier  erhielt 
man  es  durch  Fütterung  mit  geschabtem  frischem  Fischfleisch,  das  es  saugend 
verschluckte. 

Die  früher  lebend  nach  England  gebrachten  Walrosse  gingen  binnen 
kurzer  Zeit  in  Folge  der  ihnen  gereichten  ungeeigneten  Nahrung  zu  Grunde. 
Man  hielt  sie  irrtümlicher  Weise  für  Pflanzenfresser,  zu  welcher  Meinung  die 
öfter  im  Magen  gefundenen  Seetange  Veranlassung  gegeben  hatten,  die  indessen 
zufällig  mit  der  eigentlichen  Nahrung  verschluckt  waren. 

Das  Tier  hat  sich  in  den  3  Monaten  seines  berliner  Aufenthaltes  außer¬ 
ordentlich  entwickelt.  Es  ist  um  das  Doppelte  schwerer  geworden,  was  er¬ 
klärlich  ist,  wenn  man  berücksichtigt,  daß  es  täglich  anfangs  20  dann  30  Pfund 
frische  Schellfische  oder  Dorsche  zu  sich  genommen  und  jetzt  auch  mit50Pfund 
nicht  zufrieden  ist.  Mit  Rücksicht  auf  diesen  ungeheuerlichen  Appetit  läßt 
sich  ermessen,  wie  große  Massen  kleiner  Seetiere  täglich  von  den  zahlreich 
im  Eismeere  vorkommeudeu  Walrossen  vertilgt  werden. 

Das  Gewicht  des  Walrosses  beträgt  jetzt  85  Kilo.  Die  beiden  Eckzähne 
des  Oberkiefers,  welche  sich  zu  den  wertvollen  Walroßzähnen  entwickeln, 
haben  bereits  nach  einmonatlicher  Gefangenschaft  das  Zahnfleisch  durchbrochen, 
sind  indessen  heute  äußerlich  noch  nicht  sichtbar.  Im  Unterkiefer  befinden 
sich  an  jeder  Seite  drei  Backenzähne.  Während  des  Zahnens  hat  das  Tier 
drei  Wochen  lang  nicht  die  geringste  Nahrung  zu  sich  genommen,  so  daß  der 


188 


Besitzer  ernstlich  für  sein  Leben  fürchtete,  das  mühsam  durch  Einflüßen  von 
Leberthran  erhalten  wurde.  Der  unangenehme  Geruch,  den  das  Tier  verbreitet, 
macht  es  unmöglich,  es  dauernd  in  geschlossenen  Räumen  zu  halten.  Unser 


Walroß  bringt  länger  außerhalb  des  Wassers  als  in  demselben  zu.  Nachts 
schläft  es  auf  dem  Trockenen.  Auf  dem  Lande  kann  es  sich  recht  schnell  und 
ziemlich  geschickt  fortbewegen,  wobei  es  sich  auf  die  Flossenfüße  stellt,  deren 
bewegliche  Ilandenden  sich  bei  den  Vorderflossen  seitlich  nach  vorne  biegen.  Eine 


189 


erstaunliche  Intelligenz  zeichnet  das  Walroß  aus.  Es  dürfte  kein  Tier  geben, 
das  mit  solcher  Schnelligkeit  abzurichten  ist.  Meist  war  eine  Beschäftigung  von 
wenigen  Minuten  ausreichend,  ihm  kleine  Kunststücke  beizubringen.  Sein  Wärter, 
ein  Mulatte,  versteht  dies  übrigens  auch  meisterhaft.  Seitdem  das  Walroß  sich 
in  Gefangenschaft  hefindet,  wird  es  von  diesem  Wärter  gepflegt,  an  den  es  eine 
erstaunliche  Anhänglichkeit  besitzt.  Es  versteht  seine  Stimme  und  erkennt 
ihn  schon  aus  weiter  Ferne,  wenn  er  für  es  noch  unsichtbar  ist,  au  seinem 
Gange.  Ihm  folgt  es  auf  dem  Fuße,  auch  außerhalb  des  Behälters  und  es  ge¬ 
horcht  ihm  auf  das  Wort.  Auf  einen  Wink  des  Wärters  stellt  es  sich  an  das 
Gitter  des  Behälters  und  wirft  mit  der  rechten  Vorder flossenliaud  dem  Publi¬ 
kum  Kußhände  zu,  dabei  einen  eigentümlich  pruschenden  Ton  von  sich  gebend, 
eine  Begrüßung,  welche  niemals  die  heitere  Wirkung  verfehlt.  Sodannn  folgt 
das  Walroß  dem  Wärter  zu  einem  beweglichen,  etwas  hoch  angebrachten 
Brette,  mit  dem  eine  Klingel  in  Verbindung  gebracht  ist.  Dieses  Brett  bewegt 
es  mit  der  rechten  Vorderflosse  so  oft  und  so  lange,  als  der  Wärter  es  ver¬ 
langt.  So  wie  der  nur  englisch  redende  Mulatte  ihm  zuruft:  »ring  the  bell«, 
setzt  es  die  Glocke  in  Bewegung.  Folgt  das  Kommando:  »lay  down«,  stellt 
sich  tot.  Sagt  er  ihm:  »go  away  and  corne  back»,  geht  es  die  schiefe  Ebene 
der  hölzernen  Brücke  welche  zum  Wasser  führt,  herunter  und  kehrt  zu  dem 
ohen  stehenden  Wärter  zurück.  Auf  Kommando  besteigt  es  den  Stuhl,  klettert 
auf  weiteres  Zureden  auf  die  Lehne  desselben,  wirft  dem  Publikum  wieder 
Kußhände  zu  und  schlägt  mit  der  rechten  Vorderflosse  ein  an  der  Stuhllehne 
befestigtes  Tambourin.  Es  steigt  herunter  und  feuert  einen  Revolver  in  der 
Weise  ab,  daß  es  an  einer  am  Abzug  befestigten  Schnur  mit  dem  Maul  zieht 
und  selbst  bei  oft  absichtlichem  Versagen  dies  so  oft  wiederholt,  bis  der  Schuß 
gefallen.  Bei  dem  Ruf  »go  in  water«,  gleitet  es  auf  der  schiefen  Ebene  der 
hölzernen  Brücke  in  das  Wasser,  das  es  auf  das  Kommando  »beat  the  water« 
mit  beiden  Vorderflossen  zu  schlagen  beginnt.  Es  rollt  eine  hölzerne  Walze 
mit  der  Schnauze  und  apportiert  einen  ihm  hingeworfenen  Schwamm.  Diese 
kleinen  Kunststückchen  brauchen  indessen  nicht  in  derselben  Reihenfolge  statt¬ 
zufinden,  es  führt  eben  zu  jeder  Zeit  das  aus,  was  ihm  befohlen  wird.  Nach 
jedem  Akt  erhält  es  —  wie  die  dressirten  Pferde  ein  Stück  Zucker  —  ein 
Stück  Eisch  als  Belohnung  und  während  der  sich  wohl  20  Mal  täglich  wieder¬ 
holenden  Vorstellung  findet  eine  dauernde  Unterhaltung  des  Wärters  mit  dem 
Tier  statt.  Er  nennt  es  dog  oder  boy  und  das  Walroß  antwortet  auf  jede  An¬ 
rede  mit  ähnlichen,  an  einen  Bauchredner  erinnernden  Tönen,  zieht  diese  sogar 
länger,  wenn  die  Anrede  mit  dear  dog  oder  dear  boy  erfolgt.  Für  jeden  Tier¬ 
freund,  insbesondere  aber  für  jeden  das  Leben  der  Tiere  beobachtenden  Natur¬ 
forscher  muß  dieses  Walroß  das  höchste  Interesse  erregen.  Es  zeigt  in  erstaun¬ 
licher  Weise,  welch  einen  das  ganze  Wesen  veredelnden  Einfluß  die  dauernde 
Beschäftigung  des  Menschen  selbst  auf  solche  Tiere  auszuüben  vermag,  welche 
nie  zuvor  in  ihrer  Wildheit  gestört  worden  sind.4) 

*)  Das  Walroß  ist  dasselbe,  das  im  Monat  Mai  1884  auch  im  hiesigen  zoologischen 
Garten  gezeigt  wurde  und  sowohl  durch  das  erstmalige  Auftreten  eines  derartigen  Tieres 
in  einem  zoologischen  Garten  als  auch  durch  seine  überraschende  Gelehrigkeit  großes  Auf¬ 
sehen  erregte.  N. 


190 


Fledermaus  am  Tage.  Es  ist  gewiß  ein  höchst  seltener  Fall,  daß 
man  am  Tage  und  noch  dazu  heim  hellen  Sonnenschein,  eine  Fledermaus  um¬ 
herfliegen  sieht;  mir  ist  es  wenigstens  nur  zweimal  in  meinem  Lebeu  vorge¬ 
kommen.  Einmal  schritt  ich  au  einem  heißen  Sommermittage  durch  einen 
hohen  Fichtenbestand,  als  ich  zwischen  deu  vorderen  Baumreihen,  woran  eine 
große  Heidefläche  grenzte,  eine  Fledermaus  munter  umherfliegen  sah.  Mehr 
als  einmal  verließ  sie  den  Schatten  des  Waldes  und  flog  auf  die  Heide,  an¬ 
scheinend  mit  dem  Fange  von  Insekten  beschäftigt.  Nachdem  sie  dies  eine 
Weile  fortgesetzt  hatte,  rastete  sie  am  Stamme  einer  Fichte  in  einer  Höhe 
von  etwa  2  m  über  dem  Erdboden.  Ich  schlich  mich  näher  heran,  um  sie  ge¬ 
nauer  in  Augenschein  zu  nehmen,  doch  machte  sie  sich  sofort  wieder  auf  und 
verschwand  im  Dickicht.  —  Ein  andermal  ging  ich  an  einem  hellen  Nach¬ 
mittage  in  der  Nähe  eines  Baches,  der  mit  Erlen  und  Weiden  bewachsen  war, 
spazieren.  In  der  Nähe  standen  einige  Wohnhäuser.  Plötzlich  kam  von  den 
Häusern  her  eine  Fledermaus,  anscheinend  V.  pipistrellus  oder  noctula ,  und 
stellte  über  dem  Spiegel  des  Wassers  im  Schattendunkel  der  Bäume  ihre  Jagd 
an.  Nachdem  sie  hier  eine  Zeitlang  ihrem  Fange  obgelegen  hatte,  strich  sie 
vom  Bache  hinweg,  umflog  das  Dach  eines  Hauses  und  ließ  sich  dann  oben 
auf  der  First  nieder,  wo  sie  sich  festsetzte.  H.  Schacht. 


Geburten  in  dem 
Jahre  1883: 

2  Grißly-Bären,  Ursus  horribilis. 

3  Waschbären,  Procyon  lotor. 

2  Mähnenschafe,  Ovis  tragelaphus. 
1  Yak,  Bos  grunniens. 

3  Damhirsche,  Cervus  dama. 

1  Edelhirsch,  Cervus  elaphus. 

1  Axishirsch,  C.  axis. 

1  Schweinshirsch,  C.  porcinus. 

3  Ponies,  Equus  caballus. 

17  Säugetiere. 


Garten  zu  Cincinnati  im 

22  Wellenpapageien,  Melopsittaciis  un- 
dulatus. 

3  Bandfinken,  Amadinci  fasciata. 

9  Goldfasanen,  Thaumalca  picta. 

7  Amhersts-Fasanen,  Th.  amherstiae. 

5  Bastarde  zwischen  Goldfasanhenue 
und  Bastardhahn  von  Gold-  und 
Amhersts-Fasan. 

45  Silberfasaneu ,  Euplocamus  nycthe- 
merus. 

1  japanischer  Fasan,  Phasianus  versi- 
color. 

9  Waldenten,  Aix  sponsa. 

10  kanadische  Gänse,  Bernicla  cana- 
densis. 

111  Vögel. 


Zoologischen 


Die  wilden  Büffel  im  Territorium  Dakota  sind  der  Schrecken  dev 
Telegraphen-Gesellschaften.  Sie  reiben  sich  so  lange  an  den  Pfählen  —  oft 
auf  viele  Meilen  in  der  endlosen  Prairie  das  einzige  Holz  —  bis  dieselben  Um¬ 
stürzen  und  der  Verkehr  gestört  ist.  D.  Gronen. 


191 


Litterat  u  r. 


Die  Wirbeltiere  Deutschlands  in  übersichtlicher  Darstellung  von  Prof. 
Dr.  Hub.  Ludwig.  Mit  64  Holzschnitten.  Hannover.  H  a  h  n 'sehe  Puch¬ 
handlung  1884.  8°.  200  Seiten. 

Als  Auszug  aus  der  Synopsis  des  Tierreiches,  begründet  von  Leonis, 
neu  bearbeitet  von  Ludwig,  ist  hier  eine  Aufzählung  der  deutschen  Wirbel¬ 
tiere  geboten.  Die  einheimischen  Gattungen  sind  bei  jeder  Ordnung  in  Be- 
stinunungstabellen  zusammengestellt  und  ebenso  sind  die  Arten  der  species- 
reichen  Sippen  behandelt.  Dann  folgt  die  Beschreibung  der  Arten,  so  daß 
diese  leicht  bestimmt  werden  können.  Vollständigkeit  ist  bis  auf  die  Seefische 
geboten,  die  nicht  alle  aufgeführt  sind.  Das  Buch  wird  gewiß  vielen  will¬ 
kommen  sein;  als  ein  Mangel  muß  es  aber  bezeichnet  werden,  daß  bei  keinem 
Tiere  der  Fundort  angegeben  ist.  Derselbe  wird  ja  jeder  Etikette  in  den 
Sammlungen  beigefügt,  weil  er  zur  Vollständigkeit  gehört,  und  erleichtert  das 
Bestimmen  selbst  oft  wesentlich.  Der  Name  eines  Fisches  z.  B.  ist  stets  leichter 
zu  finden,  wenn  man  von  vornherein  weiß,  ob  er  dem  süßen  Wasser  oder  dem 
Meere  angehört.  N. 


Die  Reptilien  Kur-,  Liv-  und  Estlands  von  Oskar  von  Loewis 
Riga.  N.  Kymmel.  1884.  8°.  62  Seiten. 

In  recht  hübscher  Schilderung  sind  in  dem  Büchlein  die  Reptilien  der 
drei  Ostseeprovinzen  Rußlands  dargestellt.  Freilich  ist  deren  Zahl  eine  ge¬ 
ringe,  da  es  sich  nur  um  7  Arten  handelt:  die  Sumpfschildkröte,  Cistudo  lu- 
taria,  die  Zauneidechse,  Lacerta  agilis ,  die  Wieseneidechse,  L.  vivipara,  die 
Blindschleiche,  Anguis  fr  agilis.  die  Kreuzotter,  Bipera  berus,  die  Riugelnatter, 
Tropidonotus  natrix ,  und  die  Schlingnatter,  Coronella  laevis.  Um  so  eingehen¬ 
der  kann  die  Belehrung  ausfallen,  die,  wie  der  Verf.  an  dem  Beispiele  der 
Blindschleiche  zeigt,  für  die  baltische  Bevölkerung  noch  sehr  nötig  zu  sein 
scheint,  und  daran  hat  es  der  unseren  Lesern  wohl  bekannte  Verfasser  auch 
nicht  fehlen  lassen.  Das  schön  ausgestattete  Büchlein  wird  sicher  auch  außer¬ 
halb  der  Ostseeprovinzen  seine  Freunde  finden.  N. 


VII.  Jahres  bericht  (1882)  des  Ausschusses  für  Beo  bachtungs - 
Stationen  der  Vögel  Deutschlands.  Sep.  Abdr.  aus  Cabanis  Journal 
für  Ornithologie  1884.  Naumburg  a.  S.  G.  Pätz. 

1.  Jahresbericht  (1882)  des  Komitees  für  ornithologische  Be¬ 
obachtungs-Stationen  in  Österreich  und  Ungarn.  Redigiert  von  Victor 
Ritter  von  Tschusi  zu  Sch  m  i  d  hoff  en.  Wien.  Oruithologischer 
Verein  1883. 

Es  ist  höchst  erfreulich  und  verdient  die  Unterstützung  aller  Freunde  des 
Faches,  daß  sowohl  in  Deutschland  wie  in  Österreich- Ungarn  das  Leben  und 
Treiben  der  Vögel  systematisch  an  möglichst  viel  Orten  beobachtet  wird  und 
daß  diese  Beobachtungen  gesammelt  und  nach  bestimmten  Gesichtspunkten 


192 


geordnet  herausgegeben  werden.  Wie  manche  Frage  über  das  Vorkommen 
der  Vögel  ist  noch  zu  beantworten  und  wie  wenig  Sicheres  wissen  wir  eigent¬ 
lich  noch  über  die  Wanderungen  dieser  Tiere.  Die  fortlaufend  ausgegebenen 
Berichte  versprechen  demnach  mit  der  Zeit  höchst  schätzbares  Material  zur 
genauen  Kunde  der  heimischen  Vogelwelt  zu  liefern. 

Die  in  allen  Teilen  der  genannten  Länder  gewonnenen  Beobachter  senden 
—  in  Deutschland  an  Dr.  R.  Blasius  iu  Braunschweig,  in  Österreich  an  den 
»Ornithologischen  Verein«  in  Wien  oder  an  Victor  Ritter  von  Tscliusi- 
Schmid  hoffen  auf  Villa  Tännenhof  bei  Hallein  —  ihre  möglichst  genauen 
Notizen  ein  über  das  Vorkommen  der  in  ihrem  Gebiete  auftretenden  Vögel, 
über  ihren  Aufenthaltsort,  ihre  Häufigkeit,  ihr  Verbleiben  in  der  Gegend  oder 
ihren  Wegzug,  über  den  Tag  der  Ankunft  und  des  Abzugs,  ebenso  aber  auch 
über  Art  und  Verlauf  des  Brütegeschäfts  und  was  sonst  noch  Auffallendes  be¬ 
merkt  worden  ist. 

Beide  Berichte  —  der  österreichische  ist  zum  ersten  Male  separat  ausge¬ 
geben  worden,  —  zerfallen  iu  einen  allgemeinen  Teil,  in  welchem  Notizen 
über  Lokalitäten,  aus  welchen  Berichte  kommen,  sowie  über  den  Charakter 
des  Beobachtungsjahres  :c.  gegeben  werden,  und  in  einen  speciellen.  In  letzterem 
werden  die  einzelnen  Vogelarten  aufgeführt  und  die  über  dieselben  eingelaufenen 
Notizen  beigefügt. 

Die  gewonnenen  Resultate  sind  oft  von  weitgehendem  Interesse,  und  so 
möchten  wir  wünschen,  daß  vogelkundige  Leute,  wie  Förster,  Jagdfreunde, 
Lehrer  auf  dem  Lande  u.  s.  w.  sich  recht  eifrig  an  dem  Unternehmen  be¬ 
teiligen  wollten.  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

Dr.  E.  R.  in  L.:  Der  Aufsatz  ist  gern  angenommen,  die  Abbildung  wird  ausgeführt.  — 
Th.  N.  in  B. :  Besten  Dank.  —  E.  H.  in  A.:  Derartige  Notizen  über  das  Seelenleben  der 
Tiere,  wenn  sie  wie  die  eingesandte  auf  eigner  nüchterner  Beobachtung  beruhen,  sind  uns 
stets  sehr  willkommen.  —  L.  B.  in  R  :  Gern  benutzt.  —  L.  M.  in  B.  (Schweiz):  Die  gewünschten 
Hefte  der  früheren  Jahrgänge  kann  ich  ihnen  nicht  besorgen.  Die  Verlagshandlung  wird 
dieselben  gern  abgeben,  wenn  dadurch  nicht  ganze  Jahrgänge  zerrissen  werden.  —  Dr.  H. 
in  B.:  Mit  Dank  erhalten.  —  W.  F.  in  A.:  Angenommen,  obgleich  auch  Ihre  Mitteilung  die 
vielerörterte  Frage  noch  offen  läßt.  —  M.  B.  in  D.  —  L.  M.  in  St.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Th.  Kitt.  Die  Vorgeschichte  des  Pferdes.  Separ.-Abdr.  Österreich.  Monatschrift  für  Tier¬ 
heilkunde. 

Prof.  Dr.  M.  Braun,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Fauna  baltica.  11  Die  Land-  und  Süss- 
wassermollusken  der  Ostseeprovinzen.  Dorpat.  Höppe  und  Karow.  Leipzig.  K.  F. 
K  öh  le  r  1884. 

C.  Cronau.  Die  Fasanen,  ihre  Pflege  und  Aufzucht.  Mit  4  Tafeln.  Straßburg.  K.  J. 
T  r  ü  b  n  e  r  1 884.  G  Hl  k , 

Prof.  Dr.  F.  C.  Noll.  Die  Naturgeschichte  des  Menschen  nebst  Hinweisen  auf  die  Pflege 
der  Gesundheit.  Mit  1  Farbentafel  u.  94  Holzschnitten.  Breslau.  Ferd.  Hirt  1884.  1  Mk. 

Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  kJ. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mahlau  &  Walds  cbm  idt  in  Frankfurt  a.  M. 

N..  7.  XXV.  Jahrgang.  Juli  1884. 

Inhalt. 

Ein  neuer  Durchlüftungs-Apparat  für  Aquarien-,  von  Dr.  E.  Key  in  Leipzig.  (Mit  einer 
Abbildung).  —  Texas  und  seine  Tierwelt;  von  H.  Nebrling.  (Fortsetzung.)  —  Schwarze 
Eichhörnchen;  von  Oskar  von  Loewis.  —  Die  Tierpflege  des  Zoologischen  Gartens  zu 
Hamburg;  von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel.  (Schluß.;  —  Bericht  über  den  Zoologischen 
Garten  zu  Dresden  über  das  Geschäftsjahr  vom  1.  April  1882  bis  21.  März  1883.  —  Korrespon¬ 
denzen.  —  Miscellen.  —  Litteratur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 

Ein  neuer  Durchlüftungs-Apparat  für  Aquarien. 

Von  Dr.  E.  Hey  in  Leipzig. 

(Mit  einer  Abbildung.) 

Soll  ein  Aquarium  seinen  Zweck  erfüllen,  sollen  Tier  und  Pflanze 
gedeihen  zur  Freude  des  Liebhabers  oder  als  Material  für  die  Studien 
des  Forschers,  so  ist  eins  der  notwendigsten  Erfordernisse  eine  zweck¬ 
entsprechende  Methode  der  Luftzuführung,  weil  ohne  dieselbe  das 
Wasser  bald  durch  faulende  Substanzen  verunreinigt  und  zur  weiteren 
Benutzung  untauglich  wird.  Es  bleibt  dann  nichts  weiter  übrig,  als 
das  Wasser  möglichst  oft  zu  erneuern,  was  nicht  nur  zeitraubend 
und  unbequem  ist  und  für  Tiere  und  Pflanzen  ungemein  störend 
wirkt,  sondern  demjenigen,  welcher  sein  Augenmerk  der  höchst  in¬ 
teressanten,  eine  Fülle  von  Unterhaltung  und  Belehrung  bietenden 
Pygmäenwelt  der  Polypen,  Bryozoen,  Infusorien  etc.  zugewendet  hat, 
eine  erfolgreiche  Beobachtung  gradezu  unmöglich  macht. 

Da  die  Luftzuführung  einen  doppelten  Zweck  erfüllt,  indem 
sie  erstens  dem  Wasser  die  gelöst  gewesene  verbrauchte  atmo¬ 
sphärische  Luft  wieder  zuführt  und  zweitens  der  ganzen  Wassermasse 
eine,  wenn  auch  schwache,  zirkulierende  Bewegung  erteilt,  so  ist  es 
erforderlich,  daß  die  Luft  dem  Wasser  in  vielen,  möglichst  kleinen 
Bläschen  zugeführt  wird  und  daß  diese  Zuführung  eine  konstante  ist. 

Zoolog.  Gart.  Jabrg.  XXV.  1884.  13 


194 


So  weit  ich  nun  die  Apparate,  welche  diesen  Zwecken  dienen 
sollen,  von  der  einfachen,  aber  sinnreichen  Bunsen’schen  Luftpumpe 
bis  zu  jenen  komplizierten  und  kostspieligen  Maschinen,  bei  denen 
eine  aufgezogene  Feder  den  Kolben  in  einem  Cylinder  herabdrückt, 
um  die  Luft  zu  komprimieren  und  zum  Eiuströmen  in  das  Aquarium 
zu  zwingen,  versuchsweise  anzuweuden  Gelegenheit  hatte,  mußte  ich 
immer  die  unangenehme  Erfahrung  machen,  daß  sie  entweder  einen 
zu  schwachen  oder  ungleichmäßigen  Druck  ergaben,  zu  kurze  Zeit 
wirkten  oder  sonstige  Ubelstände  mit  sich  brachten,  welche  mich 
bald  zwangen,  von  ihrer  weiteren  Verwendung  Abstand  zu  nehmen. 
Ich  wurde  dadurch  gezwungen,  mir  selbst  einen  Durchlüftungsapparat 
zu  konstruieren,  und  da  derselbe  sich  seit  einigen  Jahren  bei  mir 
und  bei  mehreren  befreundeten  Liebhabern  von  Zimmeraquarien, 
welche  ihn  nach  meinen  Angaben  zur  Verwendung  brachten,  als  in 
jeder  Beziehung  zweckentsprechend  bewährt  hat,  überdies  sich  für 
weuige  Mark  herstellen  läßt,  so  hoffe  ich  doch,  diesem  oder  jenem 
Aquarium-Besitzer  einen  kleinen  Dienst  zu  leisten,  wenn  ich  diesen 
Apparat  weiteren  Kreisen  zugänglich  mache. 

Das  Prinzip,  welches  dabei  zur  Verwendung  kam,  ist  kurz 
folgendes:  Aus  einem  Reservoir  A  (vgl.  die  Abbildung)  fließt  Wasser 
direkt  oder  durch  einen  Heber  5  in  eine  2 — 3  Meter  tiefer  stehende 
luftdicht  verschlossene  Flasche  mit  zweimal  durchbohrtem  Kork.  Das 
zufließende  Wasser  komprimiert  die  Luft  in  der  Flasche  und  treibt 
dieselbe  in  das  Aquarium.  Ist  die  Flasche  voll  gelaufen,  so  preßt 
man  mit  dem  Doppelgebläse  G  durch  das  Tsttick  I  Luft  hinein, 
die  das  Wasser  wieder  in  das  Reservoir  zurücktreibt. 

Als  Reservoir  dient  jeder  Topf,  eine  Flasche  oder  ein  Zink¬ 
blechkasten  von  etwas  größerem  Inhalte  als  die  Flasche,  welche  etwa 
8 — 12  Liter  fassen  muß.  Es  empfiehlt  sich,  die  Flasche  so  zu  wählen, 
daß  der  Hals  nicht  zu  weit  (etwa  3 — 4  Centimeter)  und  nicht  nach 
unten  verjüngt  ist.  Man  durchbohre  dann  einen  guten,  möglichst 
porenfreien,  weichen  Kork  zweimal  mit  dem  Korkbohrer  oder  einer 
Rundfeile,  tränke  den  Kork  mit  geschmolzenem  Paraffin,  führe  zwei 
über  den  Schmelzpunkt  des  Paraffins  erwärmte  Glasröhren  von  ent¬ 
sprechender  Weite  in  die  gebohrten  Löcher  so  ein,  daß  dieselben 
nach  beiden  Seiten  2> — 3  Centimeter  über  den  Kork  hinausrag-en, 
befestige  dann  mit  einem  Stückchen  Gummischlauch  an  dem  einen 
Röhrchen  eiu  Glasrohr  so,  daß  dasselbe,  wenn  der  Kork  eingeführt 
ist,  etwa  l/2  Centimeter  über  dem  Boden  der  Flasche  mündet.  Nun 
erwärme  man  den  Hals  der  Flasche  durch  beständiges  Drehen  in 


195 


horizontaler  Lage  über  einer  Flamme  vorsichtig  so  lange,  bis  ein 
Stückchen  Paraffin,  welches  man  daran  hält,  sofort  schmilzt,  drücke 
dann  den  paraffinierten  Kork  in  den  Hals  der  Flasche  und  halte 
ihn  so  lange  fest,  bis  das  an  dem  erwärmten  Flaschenhalse  ge- 


A  B  Wassergefäße. 

C  Doppelgebläse. 

1  'J' stück  am  Glas. 

2  Kautschukrohr ,  aus  dem  die  Luft¬ 

blasen  in  das  Aquarium  F  steigen. 
•?,  4  Quetschhähne. 

5  Glasrohr  als  Heber  dienend. 

C>  Korkpfropf,  zweimal  durchbohrt. 

7  Stückchen  Kautschukrohr. 


schmolzene  Paraffin  des  Korkes  fest  geworden  ist.  Dann  befestigt 
man  an  demjenigen  Röhrchen,  welches  nach  dem  Boden  der  Flasche 
führt,  den  Gummischlauch,  welcher  die  Verbindung  mit  dem  Reser- 


196 


voir  hersteilen  soll,  und  au  dem  anderen  Röhrchen  einen  zweiten 
Schlauch,  der  an  irgend  einer,  je  nach  der  Stellung  des  Apparates, 
handgerechten  Stelle  durch  ein  Tstück  (von  Messingrohr)  unter¬ 
brochen  wird  und  die  Luft  nach  dem  Boden  des  Aquariums  führt. 

Die  Einführung  dieses  Luftweges  in  das  Aquarium  geschieht 
am  besten  durch  ein  passend  gebogenes  Blasrohr,  welches  in  ein 
Stückchen  Gummischlauch  ausläuft.  Dieser  Schlauch  wird  am  Ende 
luftdicht  verschlossen  und  oberseits  bei  2  mit  einer  feinen  Nadel 
vielfach  durchlöchert,  bis,  wenn  der  Apparat  in  Thätigkeit  ist,  die 
Luft  in  ganz  kleinen  Bläschen  perlend  austritt.  Durch  kleine  Ände¬ 
rungen  der  Lage,  Aufdrücken  etc.  läßt  sich  die  Größe  der  aus¬ 
treten  den  Bläschen  wesentlich  modifizieren. 

An  den  dritten  Schenkel  des  Tstückes  wird  ein  Gummischlauch 
befestigt,  an  diesen  wieder  ein  Glasrohr  und  hieran  schließt  sich 
erst  das  Doppelgebläse.  Es  ist  dies  darum  nötig,  weil,  nachdem  die 
Flasche  voll  gelaufen  war,  folgendermaßen  operiert  werden  muss: 
Der  Quetschhahn  4  wird  geschlossen,  der  bei  3  dagegen  geöffnet 
und  nun  mit  dem  Gebläse  Luft  nach  JB  gedrückt,  bis  der  Wasser¬ 
stand  zu  einer  bestimmten  Marke,  deren  Höhe  (3 — -4  Centimeter  über 
dem  Boden  der  Flasche)  durch  Versuche  bestimmt  werden  muß,  ge¬ 
sunken  ist,  dann  schließt  man  den  Quetschhahn  3,  nimmt  das  Ge¬ 
bläse  von  Blasröhrohen  ab,  um  die  Luft  aus  dem  Gummiballon  zu 
lassen  und  öffnet  nun  den  Quetschhahn  4. 

So  umständlich  nun  diese  Operationen  auf  den  ersten  Blick  er¬ 
scheinen  mögen,  so  einfach  und  bequem  führen  sie  sich  in  Wirklichkeit 
aus,  und  es  genügt  das  einmalige  Heraufdrücken  des  Wassers,  um  das 
Aquarium  —  je  nach  Größe  der  Flasche  und  der  Austrittsöffnungen 
bei  2  —  zwei-  bis  viermal  vierundzwanzig  Stunden  mit  einer  vollständig 
genügenden  gleichmäßig  andauernden  Durchlüftung  zu  versehen. 

Selbstverständlich  müssen  alle  Verbindungen  bei  diesem  Apparate 
absolut  luftdicht  sein,  und  es  läßt  sich  dies  bei  der  Verbindung  von 
Kork  und  Glas  durch  Paraffin  und  bei  der  Befestigung  der  Schläuche 
an  den  Röhren  durch  mehrmaliges  festes  Umwickeln  mit  gut  geglühtem 
Messingdraht  leicht  erreichen.  Daß  die  zur  Verwendung  kommenden 
Glasröhren  an  den  Enden  rundgeschmolzen  werden  müssen,  versteht 
sich  vou  selbst.  Sollte  jemand  bei  der  Anlage,  weil  er  in  solchen  Dingen 
etwa  wenig  bewandert  sein  sollte,  auf  Schwierigkeiten  stoßen,  so  wird 
jeder  Chemiker  oder  Physiker  ihm  leicht  darüber  hinweg  helfen. 

Über  die  weitere  Einrichtung  des  Aquariums  selbst  werde  ich 
ein  andermal* meine  Erfahrungen  mitteilen. 


197 


Texas  uiul  seine  Tierwelt. 

Von  H.  Nehrling. 

(Fortsetzung.) 


Als  ich  am  4.  März  1879  nach  Texas  kam,  begab  ich  mich 
zunächst  in’s  Hochland,  nach  Austin.  Zwei  alte  bekannte  Käfig¬ 
vögel,  nämlich  Spottdrossel  und  Kardinal  begrüßten  mich  bei  meiner 
Ankunft  von  allen  Seiten.  Nirgends  zeigte  sich  jedoch  die  halb¬ 
tropische  Vegetation,  wie  ich  sie  erwartet  und  wie  sie  von  manchen 
Reisenden  und  gedankenlosen  Zeitungsschreibern  geschildert  worden 
war.  Nur  einige  Yuccas  oder  Palmenlilien  und  verschiedene  Kakteen 
drückten  dem  Landscbaftsbilde  ein  fremdartiges  Gepräge  auf.  Nicht 
anders  wurde  der  Eindruck,  als  ich  bald  darauf  in  die  Region  des 
wellenförmigen  Hügellandes  kam.  Nirgends  zeigte  sich  die  strotzende 
Fülle  und  Üppigkeit  der  Flora  Wisconsins,  nirgends  fand  ich  unter 
den  vielerlei  bunten  Blumen  Ersatz  für  das  die  nördlichen  und  östlichen 
Wälder  zierende  duftende  Maiblümchen  (Epigaea  repens),  für  das 
Wintergrün  und  die  vielen  Farnkräuter.  Dagegen  erinnerte  aller¬ 
dings  das  sogenannte  »spanische  Moos«  ( Tillandsia  usneoides ),  eine 
Epiphyte,  welche  in  dichten  Büscheln  von  den  Bäumen  herabhing, 
an  die  Tropen.  Die  Magnolien,  der  Kirschlorbeer  und  eine  prächtige 
immergrüne  Schlingpflanze,  der  Karolinojasmin ,  und  Palmettos 
geben  der  Küstengegend  einen  leichten  halbtropischen  Anstrich. 
Doch  wurden  meiue  Erwartungen  auch  hier  in  Wirklichkeit  auf  ein 
sehr  bescheidenes  Maß  herabgedrückt. 

Auch  die  Tierwelt,  mit  Ausnahme  der  Amphibien  und  Insekten, 
zeigt  durchaus  kein  tropisches  Gepräge.  Wenn  ich  es  unternehme, 
im  engen  Rahmen  dieser  Arbeit  einen  Teil  der  Pflanzeu  und  Tiere 
aufzuzählen,  so  geschieht  dies  nicht,  um  ein  auch  nur  einiger¬ 
maßen  vollständiges  Verzeichnis  zu  geben,  sondern  nur  um  den 
allgemeinen  Charakter,  das  Auffallende  in  groben  Umrissen  zu 
skizzieren. 

Die  großen  Säugetiere  sind  der  schnell  voraugescbrittenen 
Civilisation  schnell  gewichen.  Die  ungeheueren  Büffelherden,  welche 
einst  jeden  Herbst  vom  Norden  herabkamen  und  die  weiten  gras¬ 
reichen  Prairieen  bevölkerten,  sind  vollständig  verschwunden.  Jetzt 
erinnert  man  sich  ihrer  nur  noch  durch  einige  Namen  von  Ort¬ 
schaften  und  Wasserläufeu.  So  heißt  die  Bayou,  an  welcher  die 
schnell  aufblühende  Stadt  Houston  liegt,  Buffalo-Bayou  ;  ebenso  er- 


198 


innert  uns  das  mexikanische  Wort  Cibolo  (Büffel)  und  Cibolo-Valley 
au  die  früher  bis  hierher  vorgedrungenen  Bisonherden.  Gegen¬ 
wärtig  finden  sich  die  Büffel  nur  noch  zahlreich  im  ausgedehnten 
Yellowstonegebiete  und  in  der  Gegend  des  Saskatschawan  in  Britisch¬ 
amerika.  Ich  berühre  diesen  Gegenstand  nur  deshalb,  weil  noch 
immer  hie  und  da  in  Zeitungen  die  Nachricht  auftaucht,  daß  die 
Büffel  noch  jetzt  bis  in’s  nördliche  Texas  südlich  wanderten.  Noch 
1867,  als  Theodor  Kirchhoff  die  westlichen  Prairieen  mit  der 
Postkutsche  durchreiste,  nahm  es  volle  zwei  Stunden  in  Anspruch, 
um  durch  die  dichtesten  Heerscharen  der  Büffelarmee  hindurch  zu 
passieren  und  während  weiterer  zwei  Stunden  kam  er  bei  Tausenden 
von  Seitenschwärmen  vorüber.  Alte  Ansiedler  in  Texas  erzählen,  daß 
sie  während  ihrer  Reisen  durch  die  Prairieen  oft  tagelang  die  Büffel¬ 
herden  in  Sicht  gehabt  hätten. 

Verwilderte  Pferde,  in  Texas  Mustangs  genannt,  durch¬ 
streiften  früher  zu  Tausenden  die  Prairieen,  sind  jetzt  aber  nur  noch 
in  kaum  nennenswerter  Anzahl  im  südöstlichen  Teile  von  Texas 
vorhanden.  Es  sind  kleine,  kräftig  gebaute,  sehr  ausdauernde 
Tiere  und  stammen  ohne  Zweifel  von  den  Pferden  ab,  welche  die 
Spanier  zur  Zeit  der  Eroberung  Mexikos  mitgebracht  hatten.  Die 
meisten  Pferde,  welche  man  noch  heute  in  Texas  sieht,  stammen  von 
diesen  Mustangs  ab. 

Noch  in  großer  Anzahl  trifft  man,  selbst  in  den  besiedelteren 
Teilen  von  Texas,  den  virginischen  Hirsch  ( Gervus  virginianus). 
Auf  der  grasreichen  Houstonprairie,  zwischen  Hampstead  und  Hou¬ 
ston  sah  ich  oft  ganze  Rudel  weiden  und  noch  häufiger  fand  ich 
ihn  an  der  West-Yegua.  Wenn  ich  einsam  den  Wald  durch¬ 
wanderte,  trabten  oft  Rudel  von  10  bis  12  Stück  im  Gänsemarsch 
an  mir  vorüber.  Hirschbraten  war  damals  sehr  oft  auf  meinem 
Tische.  Aber  auch  diese  schönen  Tiere  werden  innerhalb  eines 
Jahrzehnts  nur  noch  in  der  Erinnerung  der  Ansiedler  existieren. 
Während  des  Sommers  hallt  durch  diese  sonst  friedlichen  Wal¬ 
dungen  fast  täglich  das  Jagdhorn  des  umherstreifenden,  von  einer 
Meute  räudiger,  halbverhungerter  Bluthunde  begleiteten  eingeborenen 
Texaners.  Während  die  deutschen  und  aus  dem  Norden  gekomme¬ 
nen  Ansiedler  im  Schweiße  ihres  Angesichts  arbeiten,  lungern  diese 
fast  nur  von  Maisbrot  lebenden,  in  elenden  Blockhütten  wohnenden 
rauhen  Gesellen  oft  scharenweise  zu  Pferde  im  Walde  umher  und 
morden  mit  der  ihnen  eigenen  Leidenschaft  erbarmungslos,  was 
ihnen  von  Wild  in  den  Weg  kommt.  Das  Geheul  der  Bluthunde, 


199 


derselben  Sorte,  welche  einst  zum  Aufsuchen  entlaufener  Neger¬ 
sklaven  gebraucht  wurde,  hallt  einem  fortwährend  in  den  Ohren. 
Von  d  en  erlegten  Hirschen  wird  gewöhnlich  nur  ein  kleiner  Teil, 
von  alten  Böcken  gar  nichts  mitgenommen;  das  übrige  wird  den 
Aasgeiern  überlassen.  Es  bestehen  wohl  Gesetze  zum  Schutze  dieser 
Tiere,  aber  jedermann  fürchtet  sich,  die  Übertreter  derselben  anzu¬ 
geben.  Da  die  Hirsche  auch  sehr  oft  den  Süßkartoffel-  oder  Bata¬ 
tenfeldern  einen  Besuch  .abstatten,  so  werden  auch  viele  von  den 
Ansiedlern  erlegt. 

In  den  noch  wenig  besiedelten  Prairiegegenden  des  texanischen 
Nordwestens  trifft  man  noch  hie  und  da  die  schnellfüßige  Gabel¬ 
antilope  ( Antilocapra  americana ),  der  »Savannen  Gazelle«,  wie 
sie  Theodor  Kirchhoff  in  einem  schönen  Gedichte  nennt.  Durch 
die  immer  weiter  westlich  vordringenden  »Squatters«,  Jäger,  und 
die  ihnen  nachrückenden  Pioniere  und  Ansiedler  wird  auch  dieses 
schöne  Tierchen  bald  vertrieben  werden. 

Von  wilden  Tieren  hat  man  in  Texas  nichts  mehr  zu  fürchten. 
Bären  ( Ursus  americcinus ),  die  früher  überall  in  den  Waldgegen¬ 
den  anzutreffen  waren,  kommen  heute  nur  noch  in  den  großen 
Kieferwaldungen  des  Ostens  und  ganz  im  Westen  vor.  Dagegen 
sind  Wölfe  besonders  in  der  Pfosteneichenregion  noch  sehr  zahl¬ 
reich.  Als  ich  einsam  in  der  Wildnis  an  der  West-Yegua  wohnte, 
hörte  ich  sehr  oft  des  Nachts  das  Geheul  der  Prairie  wölfe  oder 
Coyotes  ( Canis  latravs).  Sie  wagten  sich  besonders  im  Winter 
bis  dicht  an  das  einsam  im  Walde  stehende  Haus,  und  bei  meinen 
Streifereien  sah  ich  sie  oft  einzeln  und  in  kleinen  Gesellschaften. 
Man  nennt  sie  fast  allgemein  Coyotes.  Dieser  mexikanische  Name 
stammt  von  dem  aztekischen  Worte  »coyotl«,  welches  der  »Wolf 
oder  der  Hund  der  Prairieen«  bedeutet.  Sie  sind  sehr  schlau  und 
lassen  sich  nur  sehr  selten  bis  auf  Schußweite  nahe  kommen.  In 
Schafherden  und  unter  jungen  Schweinen  richten  sie  oft  großen 
Schaden  an.  Auch  an  neugeborene  Kälber  wagen  sie  sich  nach 
meinen  Erfahrungen  oft.  —  Der  graue  Wolf  (G.  occidentalis  var. 
rufus )  ist  ziemlich  selten;  doch  wurden  nicht  allzuweit  von  meiner 
Wohnung  in  fast  undurchdringlichem  Dickicht  mehrere  Junge  dieser 
Art  getötet.  —  Füchse  sind  sehr  selten.  Nur  einmal  sah  ich 
auf  den  Knobs  (Bergen)  bei  Serbin  einen  toten  silbergraueu,  etwas 
rötlich  angeflogenen  Vulpes  fulvas  var.  argentatus. 

In  den  großen  Waldungen  der  Flußniederungen,  wo  sich  aus¬ 
gedehnte  Dickichte  und  fast  undurchdringliche  Rohrwälder  finden, 


200 


ferner  in  den  Cypressensümpfen  und  Kiefern  Waldungen  findet  man 
noch  hie  und  da  mehrere  Katzenarten.  Am  häufigsten  ist  in  den 
östlichen  Teilen  wohl  noch  der  Rotluchs  (Lynx  rufus  var.  macu- 
latus  Aud.  &  Boch)  gewöhnlich  »wilde  Katze«  genannt.  Er  lebt 
von  Hasen,  wilden  Truthühnern,  Mäusen  und  in  der  Nähe  des 
Menschen  auch  von  Geflügel.  Das  weiche  dichte  Fell  ist  sehr  ge¬ 
schätzt  und  bringt  einen  guten  Preis.  Eine  wunderschöne,  noch 
hie  und  da  vorkommende  Katze  ist  der  Ocelot  ( Felis  pardalis  L.) 
die  »Pantherkatze«  der  Ansiedler.  Früher  war  sie  ziemlich  zahl¬ 
reich,  jetzt  wird  nur  noch  selten  eine  erlegt.  Sie  bewohnt  die 
Dickichte  der  Flußufer  und  Sümpfe  und  scheint  noch  in  den  Ge¬ 
birgsgegenden  am  zahlreichsten  zu  sein.  Ich  sah  mit  diesem  Fell 
prächtig  verzierte  Kriegskleider  der  Comanches.  —  Im  Westen  von 
Texas  findet  sich  noch  hie  und  da  der  Jaguar  ( Felis  onca  h.), 
der  »Tigre«  der  Mexikaner.  Nächst  dem  Grizzlibär  ist  er  das  ge- 
fiirchtetste  und  mutigste  Raubtier  Amerikas.  Das  Tier  ist  jetzt  so 
selten,  daß  wohl  kaum  ein  Naturforscher  Gelegenheit  haben  wird, 
das  Freileben  desselben  genügend  zu  studieren.  Dasselbe  gilt  von 
dem  Puma  ( Felis  concolor  L.) ,  den  man  auch  Kuguar  und 
Panther  nennt;  die  Mexikaner  nennen  ihn  »Leon«,  woraus  das 
Wort  »amerikanischer  Löwe«  entstanden  ist.  Noch  hie  und  da 
schießen  Indianer  und  besonders  glückliche  Jäger  einmal  eins  dieser 
Tiere  und  verkaufen  das  Fell  für  einen  hohen  Preis  au  Pelzhändler. 

Häufig  findet  man,  namentlich  in  dem  Pfosteneichenwalde,  das 
Gerippe  des  Peccari  {Dicotyles  torquatus  Cuv.),  des  »mexikanischen 
Schweines«,  wie  es  die  Farmer  nennen.  Alle  älteren  Ansiedler  er¬ 
zählen,  daß  es  noch  vor  etwa  fünfzehn  Jahren  zahlreich  gewesen 
sei.  Trotz  des  starken  Moschusgeruches  ist  das  Fleisch  doch  häufig 
gegessen  worden.  Es  soll,  wenn  gleich  nach  der  Erlegung  des 
Tieres  die  Moschusdrüse  herausgeschnitteu  wurde,  ganz  dem  Fleische 
des  gewöhnlichen  Schweines  ähnlich  gewesen  sein.  Wegen  der 
Schärfe  der  starken  Hauer  waren  verwundete  Tiere  sehr  gefürchtet. 
Nicht  nur  die  Jäger  selbst,  sondern  auch  die  stärksten  Hunde  er¬ 
griffen  vor  einem  verwundeten  Tiere  schleunigst  die  Flucht.  Ich 
habe  trotz  eifriger  Nachforschungen  nicht  in  Erfahrung  bringen 
können,  ob  das  Bisamschwein  noch  nördlich  vom  Rio  Grande 
angetroffen  wird.  An  letzterem  Flusse  kommt  es  noch  zahlreich 
vor,  ist  aber  so  scheu,  daß  es  nur  noch  selten  gesehen  wird. 

Die  amerikanische  Zibethkatze  (j Bassaris  astuta  Licht.), 
ein  zierliches  Tierchen  von  der  Größe  der  Hauskatze,  ist  noch  in 


201 


allen  bewaldeten  und  bergigen  Gegenden  von  Texas  vorhanden.  Da 
es  aber  nur  nachts  auf  Raub  ausgeht,  am  Tage  aber  in  irgend 
einem  hohlen  Baume  sich  verborgen  hält,  so  hält  man  es  für 
seltener  als  es  ist.  Beim  Fällen  der  Bäume  findet  man  es  in  der 
Re^el  noch  am  häufigsten  und  es  ist  dann  so  wenig  scheu,  daß 
man  es  mit  dem  Stocke  erschlagen  kann.  Vögel,  kleine  Säugetiere 
und  wahrscheinlich  auch  Schlangen  und  Eidechseu  sind  seine  Nah¬ 
rung.  —  Die  Zibethkatze  läßt  sich,  jung  eingefangeu,  leicht  zähmen 
und  verrichtet  dann  die  Dienste  der  Hauskatze. 

Auch  ein  Wiesel  (Putorius  frenatus  Aud.  &  Boch.)  ist  mancher¬ 
orts  beobachtet  worden;  doch  habe  ich  selbst  nie  eins  gesehen. 

Sehr  zahlreich  ist  noch  in  allen  Teilen  von  Texas  der  Wasch¬ 
bär  ( Procyon  lotor  Storr.),  der  »Raccoon«  der  Anglo-Texauer.  Dieser 
drollige,  immer  heitere  Gesell  wurde  oft  von  mir  bei  meinen  Streife¬ 
reien  beobachtet.  Ich  sah  ihn  Vogelnester  plündern,  reife  Wein- 
traubeu  herabholen,  das  gerade  in  Milch  stehende  Welschkorn  seiner 
Hülle  entkleiden,  an  Bächen  auf  Fische  lauern  u.  s.  w.,  und  alle 
seine  Bewegungen  hierbei  geschahen  mit  einer  wirklich  bewunde¬ 
rungswürdigen  Geschicklichkeit.  Wenn  man  allein,  ohne  Hund  und 
Schießwaffe  in  sein  Revier  kommt,  so  zeigt  er  sich  keineswegs  scheu, 
ist  man  aber  von  einem  Hunde  begleitet,  so  springt  er  mit  Blitzes¬ 
schnelle  auf  den  nächsten  Hochbaum.  Er  ist  ein  überaus  kluges 
und  schlaues  Tier,  das  wohl  zwischen  Freund  und  Feind  unter¬ 
scheidet.  Durch  das  Plündern  zahlloser  Vogelnester  wird  er  sehr 
schädlich;  auch  in  Maisfeldern  und  unter  Geflügel  richtet  er  großen 
Schaden  an.  Gefangene  Waschbären  werden  sehr  zahm  und  zu¬ 
traulich,  wenn  man  sie  frei  herumlaufen  lassen  kann,  an  der  Kette 
dagegen  sind  sie  in  der  Regel  mürrisch  und  wissen  vor  Langweile 
nicht,  was  sie  anstellen  sollen.  Als  ich  im  April  1882  ein  Nest 
mit  fünf  Jungen  in  einem  hohlen  Baumstamme  au  der  West-Yegua 
fand,  entschloß  ich  mich,  eins  der  etwa  sechs  Wochen  alten  Jungen 
aufzuziehen.  Das  muntere  Tierchen  gewöhnte  sich  ohne  Schwierig¬ 
keit  an  Milch  und  eingeweichtes  Brot,  nahm  späterhin  auch  Fleisch, 
Kartoffeln,  Bataten  und  andere  Nahrung  an;  wenn  es  satt  war, 
kroch  es  in  seinen  Kasten,  worin  sich  ein  weiches  Lager  von 
Baumwolle  befand.  Es  gewöhnte  sich  an  den  Namen  »Schupp« 
und  kam  sogleich  gelaufen,  wenn  ich  es  rief.  Die  Kinder  spielten 
mit  ihm  wie  mit  einem  Kätzchen,  und  es  ließ  sich  alles  Liebkosen 
und  Schmeicheln  gerne  gefallen.  Wenn  ich  in  den  Garten  oder 
Wald  ging,  so  folgte  es  mir  wie  ein  Hündchen.  Je  größer  es  wurde, 


202 


je  größer  und  unangenehmer  wurde  auch  seine  Dreistigkeit.  Während 
des  Essens  kletterte  es  schnell  und  geschickt  auf  den  Tisch  und 
suchte  einen  guten  Bissen  zu  annektieren.  In  alle  Töpfe  und 
Kannen  guckte  es,  und  mit  wunderbarer  Schnelligkeit  verschwand 
es  oft  im  Innern  eines  Milchtopfes.  Wärme  liebte  es  sehr  und  nicht 
selten  kroch  es  unbemerkt  zu  den  Kindern  iu’s  Bett.  Seine  Zu¬ 
traulichkeit,  seine  stete  Beweglichkeit,  sein  affenartiges  Benehmen 
machten  es  zu  einem  sehr  anziehenden  Geschöpf.  Leider  zeigten 
sich  auch  nur  zu  offen  seine  bösen  Eigenschaften  immer  mehr  und 
mehr.  Weuu  ich  einen  Vogelkäfig  herab  nahm,  so  zeigte  es  sich 
sofort  als  Raubtier:  Wie  eine  Katze  sprang  es  auf  den  Käfig  zu 
und  suchte  des  Gefangenen  habhaft  zu  werden.  Im  Garten  riß  und 
biß  es  das  Laub  meiner  kostbaren  Amaryllideen  ( Pancratium ,  Hippe¬ 
astrum ,  Crinum  u.  s.  w.)  ab;  als  sich  junge  Hühnchen  zeigten, 
fing  es  diese  geschickt  mit  einem  Sprunge  und  biß  sie  tot;  im 
Hause  richtete  es  allerlei  Unfug  au  u.  s.  w.,  sodaß  ich  endlich  ge¬ 
nötigt  war,  es  abzuschaffen.  —  Wenn  man  den  prächtigen  Holz¬ 
schnitt  in  Br  eh  ms  »Tierleben«  ansieht,  so  sollte  man  glauben, 
Herr  Maler  Gustav  M  fitze  1  habe  den  Waschbär  in  seinen 
heimatlichen  Wäldern  beobachtet  und  gemalt.  Gerade  so  wie  auf 
dem  Bilde  dargestellt,  sieht  man  ihn  oft  in  dem  texanischen 
Walde.  (Fortsetzung  folgt.) 


Schwarze  Eichhörnchen. 

Von  Oskar  von  Loewis. 


Im  Juui  1879  teilte  ich  den  Lesern  des  Zoologischen  Garten 
mit,  daß  »in  Livland  niemals  schwarze  Eichhörnchen  gefunden  worden 
seien«,  sondern  daß  des  Sommers  über  »alle  Eichhörnchen  —  meines 
Wissens  nach  ohne  jede  Ausnahme  —  fuchsrot«  erschienen.  —  Des¬ 
gleichen  schrieb  auch  Middendorff  seiner  Zeit  (pag:  816):  »Mir 
sind  keine  schwarzeu  Eichhörnchen  aus  dem  flachen  europäischen 
Rußland  bekannt,  wohingegen  von  Siebenbürgen  an  westwärts  über 
die  Gebirgszüge  des  mittleren  Europa’s  fortlaufend  bis  an  den  At¬ 
lantischen  Ocean  hin  schwarze  Eichhörnchen  Vorkommen,  obgleich 
nirgends  so  ausschließlich  wie  in  manchen  Gegenden  Sibiriens.«  — 
Kein  Museum  baltischer  Lande  war  bisher  imstande,  auch  nur 
einen  Ausnahmefall  von  dieser  Regel  aufzuweisen  ;  weder  geschrieben 
noch  mündlich  war  von  einer  stark  verdunkelten  Färbung,  wenn  auch 


203 


nur  eines  einzigen  Eichhörnchens  irgend  etwas  überliefert  worden. 
Middendorf f’s  und  meine  spätere  Behauptung  erschienen  unbe- 
zweifelbar  fetstehend  zu  sein.  — 

Auch  noch  im  Nord-Ural  und  in  Südwest-Sibirien  sind  die  Sommer¬ 
kleider  der  Hörnchen  stets  nur  rötlich  gefärbt;  erst  ostwärts  vom 
rechten  Ufer  des  Jenissei  au  tritt  die  braunschwarze  oder  beinahe 
ganz  schwarze  Farbe  mehr  oder  weniger  auf,  bis  sie  östlich  vom 
Stanowoi-Gebirge  und  am  Amur  die  allein  herrschende  wird,  indem 
das  Rot  gänzlich  zurücktritt.  —  Der  Akademiker  Dr.  Leopold 
von  Schrenck  schreibt  hierüber:  »Das  Sommerfell  der  Eich¬ 
hörnchen  im  Amur-Lande  scheint  vorherrschend  von  dunkelbraun- 
schwarzer  oder  beinahe  ganz  schwarzer  Farbe  zu  sein.  —  Rote  Eich¬ 
hörnchen,  deren  es  im  Amur-Lande  vermutlich  eben  so  selten  und 
ausnahmsweise ,  wenn  nicht  noch  seltener  wie  an  der  Küste  des 
Oehotskischen  Meeres  bei  Ajan  welche  geben  mag,  habe  ich  nicht 
gesehen.«  — 

Nach  Müller  sollen  die  schwärzesten  Eichhörnchen  im  Ner- 
tschinsker-Gebiete  zu  linden  sein,  während  L.  von  Schrenck  nach 
eingehenden  Vergleichsstudien  den  Schluß  zieht,  »daß  das  Eichhörnchen 
des  Amur-Landes  zu  den  schwärzesten  der  bisher  bekannten  Varietäten 
gehört.«  Dieses  gilt  auch  vom  Winterfell,  welches  in  Oberhaar  und 
Wolle  stark  schwarz  gespitzt  erscheint,  während  es  im  europäischen 
Rußland  bekanntlich  weißliche  Endspitzen  zeigt.  — 

In  den  Hochalpen  und  in  Italien  erinneren  ich  mich,  fast  aus¬ 
schließlich  nur  das  schwarze  Sommerkleid  gesehen  zu  haben.  —  In 
Skandinavien  sollen  die  schwarzen  Eichhörnchen  sehr  selten,  eigent¬ 
lich  mehr  nur  als  Ausnahmen,  gefunden  werden.  — 

Gloger  gab  1833  den  Prozentsatz  für  das  Vorkommen  der 
schwarzen  Eichhörnchen  in  Oberschlesien  auf  circa  20°/o  an.  —  In 
Mitteldeutschland  scheint  nach  Professor  Dr.  K.  Th.  Liebe  in  Gera 
die  schwarze  Sommerfärbung  mehr  und  mehr  der  roten  zu  weichen 
und  sich  meist  auf  die  Berglande  zurückzuziehen.  Dieser  ausge¬ 
zeichnete  Forscher  und  fleißige  Gelehrte  schrieb  vor  einigen  Jahren, 
daß  noch  in  den  Vierziger  Jahren  im  sächsischen  Voigtlande  und  in 
Südost-Thüringen  »etwa  ein  Dritteil  der  Hörnchen  ein  schwarzes 
Gewand  trug,«  und  dass  diese  schwarzen  Sommerkleider  sich  im 
Winter  in  einen  auffallend  »dunkeln  ,  grauen  Winterpelz  mit 
schwarzem  Schweif  und  schwarzroten  Ohrbüschelu«  verwandelten. 
—  Vielleicht  waren  diese  dunkleren  Winterpelze  auch  schwarzge¬ 
spitzt  wie  in  Ostsibirien?  —  Blasius  schreibt  endlich  pag  274 : 


204 


»In  Körperbau  und  Lebensweise  weichen  die  italienischen,  im  ganzen 
die  schwarzen  Eichhörnchen  in  nichts  von  unseren  gewöhnlichen  ab. 
Nur  die  Verbreitung  dieser  Varietät  scheint  eine  be¬ 
sondere  Aufmerksamkeit  zu  verdienen,  da  man  schwarze 
Eichhörnchen  vorzugsweise  in  Gebirgsgegenden,  in  den  Alpen,  im 
schlesischen  Gebirge  und  im  Harz  beobachtet  hat.  In  vielen  Gegenden 
der  Alpen  und  des  Harzes  kommen  sie  sogar  häufiger  vor  als  die 
roten.«  — 

Ich  wünsche  hiermit  die  »besondere  Aufmerksamkeit«  aller  Leser 
unserer  Zeitschrift  auf  die  geographische  Verbreitung  der  schwarzge¬ 
färbten  Eichhörnchen  und  das  Vorkommen  schwarzer,  schwarzgrau¬ 
rötlicher  und  fuchsroter  Schwänze  bei  rötlichen  Eichhörnchen,  auf 
das  Verhalten  der  Geschlechter  der  Färbung,  und  letzterer  den  ört¬ 
lichen  Ölfrucht  -  Nahrungsmengen  gegenüber  zu  lenken,  und  bitte 
um  baldige  Veröffentlichung  etwa  früher  gemachter  Beobachtungen. — 
Kommen  schwarze  Sommerkleider  östlich  von  der  Weichsel,  der  Oder, 
oder  der  unteren  Elbe  vor?  Wurden  sie  auf  Rügen,  in  Dänemark 
oder  auf  den  dazu  gehörigen  Inseln  bemerkt?  Wie  steht  es  mit 
der  Schwarzfärbung  des  Hörnchens  in  Griechenland,  Spanien,  England 
und  Irlaud?  Ist  die  Zunahme  dieser  Melanismen  zum  Atlantischen 
Oceau  hin  eine  stetige,  d.  h.  schließlich  alleinherrscheude,  wie  z.  B. 
in  Italien  und  auf  Sicilien? 

Wie  überrascht  und  auch  ungläublich  ich  im  vergangenen  Sommer 
bei  meinem  erstmaligen  Besuch  der  Insel  Ösel  (d.  5.  Kreis  Livland’s) 
den  Mitteilungen  der  häufig  von  mir  ausgeforschten  Jäger  lauschte, 
als  sie  wiederholt  und  mit  großer  Bestimmtheit  erzählten,  sie  hätten 
nicht  selten  des  Sommers  über  ganz  schwarze  Eichhörnchen  ange¬ 
troffen  und  auch  auf  der  zu  Estland  gehörigen  Insel  Dagden  (Dagö) 
solche  noch  häufiger  gesehen,  kann  man  sich  nach  dem  Oberwähnten 
leicht  denken.  - —  Nachdem  ich  einen  größeren  Ausflug  quer  durch 
die  circa  40  Kilometer  breite  und  80  Kilometer  lange  Insel  und  längs 
der  Nord-  und  Westküste,  wie  auch  einige  kleinere  an  der  Siidkiiste 
gemacht,  und  auf  diesen,  wenn  auch  überhaupt  nur  wenige,  aber  immer 
deutlich  rötliche  Eichhörnchen  erblickt  hatte,  wuchs  mein  Zweifeln 
nunmehr  zu  naheliegendem  Unglauben.  —  Ich  ersuchte  mehrere  Herren 
um  Beschaffung  beweisender  Exemplare  resp.  Zusendung  solcher  an¬ 
geblich  schwarzer  Höruchen.  — 

Mein  Unglaube  ist  heute  in  Glauben  verwandelt  worden,  denn 
vor  mir  liegt  soeben  ein  schwarzbräunlicher,  an  den  Extremitäten 
und  der  Kreuzgegend  sogar  maulwurfsschwarzer  Balg  eines  in  den 


205 


letzten  Julitagen  russischen  Stils  unweit  der  Westküste  Ösels  ge¬ 
schossenen  Eichhörnchens,  dessen  Schwanz  aber  nur  zum  Ende  hin 
tief  schwarz  erscheint,  während  er  sonst  eine  untermischt  graue,  braune 
und  schwärzliche  Farbe  bei  schön  schwarzen  Haarspitzeu  zeigt,  und 
dessen  braunschwarze  Ohren  nur  sehr  geringe  Pinselbildungen  be¬ 
sitzen.  — 

Diesen  durch  seinen  Fundort  höchst  interessanten  Balg  sende  ich 
umgehend  als  eiustweiliges  Unikum  der  Sammlung  des  Dorpater 
Naturforscher- Vereins  zum  Ausstopfen  und  Ausstellen  ein. 

Wie  aber  konnte  das  Vorkommen  eines  so  in  die  Augen  fallenden 
wenn  auch  möglicherweise  nicht  allzu  häufigen,  immerhin  den  ört- 
liehen  Jägern  bekannten  Melanismus  der  wissenschaftlichen  Welt  in 
den  Baltischen  Provinzen  resp.  Rußlands  bisher  unbekannt  bleiben? 
Die  insulare  Lage  Ösels  durfte  und  konnte  doch  der  Forschung  kein 
entschuldigendes  Hindernis  bieten.  Fehlten  der  ansehnlichen  Insel 
Zoologie  treibende  Männer?  Sollte  der  bekannte  Entoinolog  General 
Baron  von  Nolckeu  aus  Ösel  diese  der  Veröffentlichung  ungemein 
wertvolle  Thatsache  übersehen  oder  über  seinen  erfolgreichen  süd¬ 
amerikanischen  Schmetterlingsjagden  dieses  Naheliegende  in  der  Heimat 
einer  wenigstens  weiteren  Kreisen  zugänglichen  Kritik  zu  unter¬ 
ziehen  vergessen  haben?  —  Für  die  ösel’sche  Vogel  weit,  Reptilien  etc. 
hatte  doch  der  sehr  gelehrte  General  wiederholt  anerkennenswertes 
Interesse  bethätigt. 

Wie  erklärt  sich  nun  dieser  sporadisch  auf  der  Insel  Ösel  resp. 
Dagden  vorkommende  Melanismus  der  Hörnchen?  —  Die  Berge  d.  h. 
eine  bedeutende  Höhe  über  dem  Meer  sollen  nach  Ansicht  vieler 
Forscher  den  Melanismus  fördern.  Die  Fauna  der  Hochalpen  bringt 
bekanntlich  viele  Beweise  dafür.  — -  Ösel  erhebt  sich  aber  nur  wenige 
Fuß  über  die  Meereshöhe;  an  einem  einzigen  Punkte,  der  sogenannten 
Mustel’schen  Pauk,  einem  stumpfwinkligen  Landvorsprunge  wird  eine 
Höhe  von  circa  100  Fuß  erreicht. 

Sehr  ölhaltige  Nahrung  und  große  Luftfeuchtigkeit,  in  Ostsibirien 
die  Nähe  des  Meeres  sollen  das  Dunkelwerden  des  Pelzes  befördern. 
So  schreibt  auch  mein  berühmter  Landsmann  Middendorff  im  An¬ 
schluß  an  die  bereits  citierten  Worte: 

»Ist  es  in  der  Tliat  die  ölige  reichliche  Nahrung  an  den  Zem- 
ber-Nüssen*),  der  wir  diese  Duukeluug  zur  Last  legen  dürfen?  gleich 
wie  Singvögel  (Dompfaffen  und  Stieglitze)  endlich  einfarbig  schwarz 


*)  Arve,  Zirbelkiefer,  Pinus  cemhra  L. 


206 


werden,  wenn  man  sie  mit  öligem  Gesäme  ernährt.  Ich  mag  das 
wohl  wahr  hatten,  da  die  schwarzen  Eichhörnchen  in  der  That  so 
ziemlich  mit  der  Verbreitung  der  Zembern  zusammen  fallen.«  (Es 
war  nur  von  Sibirien  die  Rede ;  in  Italien  geben  die  öligen  Pinien¬ 
kerne  ein  fast  gleiches  Futter  ab,  wo  bekanntlich  nur  schwarze  Hörn¬ 
chen  gefunden  werden). 

Warum  aber  kommt  der  Melanismus  im  Nord-Ural,  wo  die 
Zembern  ungemein  häufig  sind,  die  Höhe  beträchtlich  und  die  Luft¬ 
feuchtigkeit  recht  groß  ist,  nicht  vor?  Die  direkt  maßgebenden 
Ursachen  für  die  Schwarzfärbung  aufzufinden,  scheint  denn  doch  nicht 
so  leicht  zu  sein. 

Auch  Rad  de  behauptet  ganz  entschieden  den  Zusammenhang 
der  dunkeln  Färbung  mit  dem  Vorkommen  »der  Zirbelkiefern  und 
der  großen  Luftfeuchtigkeit,  welche  dieselben  verlangen.« 

Der  Akademiker  Dr.  L.  v.  Schrenek  hat  wiederholt  darauf 
hingewiesen,  daß  in  Ost-Sibirien  die  dunkeln  und  schwarzen  Farben 
an  den  Küstengegenden  zunehmen  und  im  allgemeinen  vorherrschend 
sein  dürften,  und  speciell  über  die  Hörnchen  nachstehendes  geschrieben: 
»Am  schlechtesten  endlich  und  von  rötlicher  Färbung  soll 
das  Nußeichhörnchen  (russ.  orjechoivaja  bjellm)  sein,  dessen  Nahrung 
aus  Haselnüssen  und  dergl.  besteht.  Ich  teile  diese  Ansicht  be¬ 
obachtender  Jäger  deshalb  mit,  weil  sie  gewiß  mit  vielem  Rechte 
dem  Einflüsse  der  Nahrung  auf  die  Färbung  der  Eichhörnchen  große 
Rechnung  trägt,  wie  solches  ja  auch  an  anderen  Tierarten  durch 
direkte  Beobachtungen  erwiesen  ist.  Dennoch  vermag  sie  nicht,  uns 
die  allmähliche,  von  West  nach  Ost  stattfindende  Zunahme  an  Schwärze 
am  Eichhörnchenfelle  zu  erklären.  Gewiß  dürften  daher  neben  den 
Nahrungsbedingungen  auch  andere  physische  und  namentlich  klimatische 
Verhältnisse  dabei  im  Spiele  sein.«  Aber  welche? 

Auffallend  —  und  ebenso  unerklärlich  ist  auch  die  Zunahme 
der  schwarzen  Hörnchen  in  Europa  in  der  nahezu  umgekehrten 
Richtung,  nämlich  nach  Südwesten  zu,  bis  in  Italien  das  Schwarz 
alleinherrscheud  wird,  wie  auch  der  gänzliche  Mangel  des  Melanismus 
zwischen  dem  Jenissei  und  der  Weichsel!  —  und  noch  mehr  das 
soeben  konstatierte  sporadisch  unvermittelte  Auftreten  in  Ösel  und 
Dagden !  — 

Im  Jahrgang  1867  unserer  Zeitschrift  schrieb  der  Apotheker 
G.  Brucklacher  über  Hühner  und  andere  Vögel  folgende  Ansicht 
pag.  275  nieder:  »Dunkle  Färbung  und  Gesundheit  gehen  Hand 
in  Hand,  und  je  einfacher  die  Nahrung,  desto  eher  tritt  der  Mangel 


207 


an  Farbe  und  ein  helleres  bis  weißes  Kleid  auf«  uud  weiter:  »je 
verschiedenartiger  die  Nahrung,  um  so  dunkler  die  Farbe.«  Das 
Winterhaar  der  roten  Eichhörnchen  hat  weißliche  Spitzen ,  der 
sommerschwarzen  Hörnchen  aber  schwarze  Enden.  —  Man  fand  aber 
in  demselben  Neste,  von  derselben  Mutter  gesäugt  bereits  schwarze 
und  rote  Hörnchen  gleich  stark,  gleich  lebenskräftig  und  munter  bei¬ 
sammen.  Es  hält  schwer  aus  dem  Gebotenen  einen  »richtigen  Vers« 
zu  machen. 

Es  liegen  uns  nach  allem  Obigen  nicht  weniger  als  vier  ver¬ 
schiedene  Gründe,  die  aber  dennoch  nicht  genügen,  für  das  Schwarz¬ 
werden  der  Hörnchen  vor :  1.  Geb  irgsh  öhe.  2.  Reichtum  an 

Ölfrüchten.  3.  Große  Luftfeuchtigkeit  und  4.  wenigstens 

für  Ostsibirien  zweifellos  gültig,  die  Meeresküste.  Was  bedingte 
•  •  •• 

aber  in  Osel  die  schwarze  Färbung?  Auf  Osel  finden  sich  unsere 
Haselnüsse  ungewöhnlich  häufig  vor,  aber  keine  Zirbelnüsse  etc.  In 
Sibirien  sind  aber  die  Nußhörnchen  im  Sommer  rötlich,  während  in 

Ösel  ein  Teil  schwarz  sein  soll.  —  Der  Haselnußstrauch  bildet  auf 

•  • 

Osel  in  den  meisten  Waldungen  das  gemeine  Unterholz,  alle  Weg¬ 
ränder,  Zäune,  viele  Viehtriften  sind  davon  besetzt  und  geben  reiche 
Nußerträge.  Die  Eichhörnchen  dürften  dort  vom  August  bis  in  den 
Wintersanfang  fast  ausschließlich  von  Nüssen  ihr  Leben  fristen. 

Vielleicht  mehrt  auch  unser  Meeresgestade  die  dunkleren  Farben¬ 
pigmente  mancher  Tierarten?  Nirgends  fand  ich  z.  B.  so  viele 
sammetschwarze  Kreuzottern,  wie  in  feuchtgriindigen  Laubwaldungen 
an  unserer  livländischen  Küste;  auch  erschienen  mir  die  Kröten  und 
Eidechsen  am  Strande  etwas  dunkler  als  im  Binnenlande  gefärbt  zu 
sein.  (?) 

Mir  »kam  es  vor,«  als  ob  die  Sperlinge  in  Ösel  und  im  wasser- 
umspülten,  meeresnahen  Riga  ein  dunkleres  Grau  zeigten,  als  sonst 
gewöhnlich,  was  aber  bei  den  rigaschen  Spatzen  meist  mit  vermehrtem 
Rauch,  Staub  und  anderen  großstädtischen,  dunkelfärbenden  Schmutz¬ 
stoffen  in  allerdings  naheliegenden  Zusammenhang  gebracht  wurde. 
Ich  denke,  im  rauchschwangeren  London  werden  die  Spatzen  auch  etwas 
rußig  ausseh en.*) 

Wie  sich  nun  das  Verhältnis  der  schwarzen  zu  den  roten  Sommer¬ 
kleidern  bei  den  Ösel’schen  und  Dagö’schen  Hörnchen  stellen  mag, 
wäre  sehr  interessant  zu  erfahren;  die  Lösung  dieser  Frage  könnte 
eine  dankbare  Ferienaufgabe  für  einen  fleißigen  Studenten  der  Zoologie 


*)  Vgl.  Jahrg.  XVII.  1877,  S.  65. 


208 


werden.  Einstweilen  hoffe  ich,  daß  es  bei  Einsendung  nur  dieses 
einen  schwarzen  Exemplares  sein  Bewenden  nicht  haben  dürfte. 

Bei  dem  Dunkel,  welches  noch  über  die  geographische  Ver¬ 
breitung  und  die  maßgebenden  Ursachen  der  Schwarzfärbung  herrscht, 
drängen  sich  uns  unwillkürlich  manche  Fragen  auf,  deren  teilweise 
Lösung  möglich  werden  könnte:  z.  B. 

1.  Ist  das  schwarze  Sommerkleid  die  ursprüngliche  Farbenform? 

2.  Geht  sie  gleichzeitig  mit  dem  Reichtum  an  Ölfrüchten  überall 
zurück,  verdrängt  die  Kultur  die  Schwarzfärbung? 

3.  Verteilt  sich  das  schwarze  Sommerhaar  auf  beide  Geschlechter 
überall  ganz  gleich,  wo  beide  Farben  zusammen  auftreten? 

4.  Ist  die  Nahrung,  die  geographische  Lage,  die  Feuchtigkeit 
oder  Berglage  mehr  beeinflussend;  welche  Ursachen  noch? 

5.  Sind  die  schwarzen  Schwänze  baltischer,  vorzugsweise  männ¬ 
licher  Hörnchen  vielleicht  Reste  früherer  allgemeiner  Schwarz¬ 
färbung  ? 

6.  Kommen  schwarze  Schwänze  bei  rotem  Haar  etwa  in  Ost¬ 
preußen,  Pommern  etc.  noch  vor  —  oder  sonst  wo  ? 


Die  Tierpflege  des  Zoologischen  Gartens  zu  Hamburg. 

Von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel. 

(Schluf3). 

VII.  Eine  nervöse  Tigerin. 

Nach  Auszügen  aus  meinem  Tagehuche. 

1882.  Juni  3. 

Am  27.  Mai  a.  c.  erhielten  wir  von  Herrn  Chr.  Jamrach, 
London,  eine  erwachsene  zahme  Tigerin,  welche  uns  durch  ihr  selt¬ 
sames  Gebahren  recht  viel  zu  schaffen  macht.  Man  hat  es  hier  mit 
einem  Geschöpfe  zu  thun,  über  dessen  Zustand  man  sich  faktisch 
keine  Klarheit  zu  schaffen  vermag. 

Schon  in  dem  Herauslassen  des  Tieres  aus  dem  Transportkasten 
in  die  betreffende  Zelle  unsres  Raubtierhauses  lag;  etwas  Auffälliges, 
denn  erst  nach  längerem  Widerstreben  ermannte  sie  sich,  das  dunkle 
enge  Gelaß  mit  der  geräumigen  hellen  Wohnung  zu  vertauschen. 
Kaum  hatte  sie  deren  Schwelle  überschritten,  als  sie  mit  einem  Satze 
in  eine  hintere  Ecke  des  Käfigs  flog  und  sich,  scheu  überall  um- 
sehend  aber  vorzugsweise  den  Blick  auf  die  Oberlicht-Dachung  rieh- 


209 


tend,  unter  einem  anhaltend  heftigen  Kauchen  auf  dem  Boden 
niederkauerte. 

Es  schien  kaum  einem  Zweifel  zu  unterliegen,  daß  die  Neu- 
envorbene  in  diesen  höchst  erregten  Gemütszustand  nur  durch  das 
Ungewohnte  der  ihr  völlig  fremden  Umgebung  versetzt  worden  war, 
und  wir  waren  daher  überzeugt,  unser  Tier  werde  sich  schon  nach 
wenigen  Stunden  heimisch  fühlen  und  damit  seine  Ruhe  wiedererlangen. 

Da  beabsichtigt  wurde,  die  Tigerin  günstigenfalls  schon  am 
nächsten  Tage,  dem  ersten  Pfiugsttage,  mit  dem  in  der  Nachbarzelle 
befindlichen  Männchen  zusammen  zu  lassen,  so  hatte  man  den  beiden 
alsbald  Gelegenheit  gegeben,  sich  durch  ein  vor  die  Schieberöffuung 
der  Trennungswand  angebrachtes  Gitterwerk  kennen  zu  lernen.  Das 
Männchen  begrüßte  seine  neue  Gefährtin  sofort  mit  einem  traulichen 
»for  for«,  und  es  lag  in  diesen  Lauten  das  Willkommensein  zur 
Genüge  ausgesprochen;  diese  aber,  wenngleich  sie  sich  dem  Gitter 
auch  einige  Male  näherte,  blieb,  in  ihrer  Affektion  verharrend,  jeder 
sympathischen  Regung  ferne. 

Wider  Erwarten  hatte  sich  am  nächsten  Morgen  in  dem  Wesen 
der  Tigerin  noch  nichts  geändert,  und  die  Sache  mußte  jetzt,  wo 
sie  das  Maß  des  Erklärlichen  überschritt,  wirklich  einige  Bedenklich¬ 
keit  erregen.  Das  heftige  oberflächliche  Atmen,  wobei  der  Rachen 
halb  geöffnet  war  und  die  Zunge  aus  diesem  herabhing  —  wir  zählten 
70  bis  selbst  100  Atemzüge  in  der  Minute  —  der  gesträubte  Pelz, 
das  apathische  Verhalten  der  angeboteneu  Nahrung  gegenüber,  das 
häufige  Wasserschlappen  —  alles  dieses  waren  Erscheinungen,  denen 
in  der  Regel  nichts  Gutes  zu  Grunde  liegt.  Hierzu  kam  noch  eine 
erstaunliche  Schreckhaftigkeit,  denn  jedes  plötzlich  hervorgerufene 
Geräusch,  beispielsweise  verursacht  durch  das  xAufziehen  eines  Zellen¬ 
schiebers,  das  Zuschlägen  eines  Fensters  und  dgl.  ließ  das  Tier  in 
sich  zusammen  fahren.  Dem  Schrittgeräusche  herannahender,  ihr 
noch  unsichtbarer  Personen  lauschte  sie,  den  Körper  lang  ausdehnend, 
mit  gespanntester  Aufmerksamkeit.  Dahingegen  unterließ  sie  es 
wiederum  nicht,  sich  fleißig  zu  putzen,  behaglich  zu  strecken  oder 
auf  dem  Fußboden  umherzuräkeln.  Ferner  ließ  sie  sich  augenschein¬ 
lich  gerne  streicheln  und  krauen,  indem  sie  den  ihr  Nahenden  durch 
Anlehuen  und  Reiben  des  Kopfes  und  Rumpfes  an  dem  Gitter  förm¬ 
lich  dazu  aufforderte.  Auch  der  Gesichtsausdruck  war  ein  solcher, 
wie  er  nur  gesunden  Tieren  eigen  zu  sein  pflegt. 

Um  der  Rätselhaften  einstweilen  möglichste  Schonung  angedeihen 
zu  lassen,  schaffte  man  sie  in  die  nächst  gelegene  Wurfzelle,  eine 
Zoolog,  Gart.  .Talirg.  XXV,  1884,  14 


210 


Räumlichkeit,  die  durch  Thürverschluß  dem  Publikum  verschlossen 
gehalten  und  überdies,  indem  sie  nur  durch  ein  paar  seitlich  ange¬ 
brachte  hochgelegene  Fenster  den  Tag  empfing,  auch  nicht  so  stark 
beleuchtet  war,  wie  die  durch  Oberlicht  erhellten,  zur  Schau  stehen¬ 
den  Käfige.  Gerade  das  letztere  galt  uns  von  besonderer  Wichtig¬ 
keit,  da  es  schien,  als  wenn  dem  Tiere  die  Lichtfülle  ein  Dorn  im 
Auge  wäre. 

Dieses  Verfahren  zeigte  sich  als  ein  probates,  denn  als  wir 
unsrer  Tigerin  nach  einigen  Stunden  des  Alleinseins  eineu  Besuch 
abstatteten,  ließ  sich  schon  eine  erhebliche  Verminderung  der  Atem¬ 
züge  konstatieren.  Am  folgenden  Tage,  den  29.  Mai,  nahm  sie, 
einen  Teil  des  ihr  vorgelegteu  Fleisches  verzehrend,  zum  ersten  Male 
bei  uns  Nahrung  zu  sich,  doch  geschah  es  erst  dann,  als  sie  sich 
unbeobachtet  sah. 

Nachdem  sie  fünf  Tage  lang  ununterbrochen  in  der  Wurfzelle 
verweilt,  hatte  sich  ihr  Befinden,  welches  freilich  noch  keineswegs 
ein  zufriedenstellendes  genannt  werden  dürfte,  doch  soweit  gebessert, 
daß  man  heute  (Juni  3.)  wiederum  daran  denken  konnte,  sie  mit 
dem  ihr  auch  hier  nahe  gebrachten  Männchen  zu  vereinigen,  hieran 
die  Hoffnung  knüpfend,  daß  das  Zusammenleben  schließlich  einen 
wohlthuenden  Einfluß  auf  die  Gemütsstimmung  der  Tigerin  haben 
würde.  Der  die  beiden  Verwandten  von  einander  getrennt  haltende 
Schieber  wurde,  um  das  Weibchen  nicht  zu  erschrecken,  äußerst 
vorsichtig  gelüftet,  doch  nur  bis  zu  einer  solchen  Höhe,  daß 
sich  die  Tiere  zwar  beriechen  aber  nicht  zu  einander  gelangen 
konnten.  Doch  auch  dieses  Mal  stand  der  gewünschten  Vereinigung 
das  Betragen  der  Angsterfüllten  entgegen,  denn  unmittelbar  nach 
der  Begegnung  mit  dem  Männchen  zog  sie  sich  fauchend  unter  dem 
sich  wieder  einstellenden  heftigen  Flaukenschlagen  mit  einem  Sprunge 
an  das  entgegengesetzte  Ende  ihrer  Zelle  zurück. 

Juni  4. 

Das  auffalleude  Benehmen  der  Tigerin  dauert  an.  Heute  Nach¬ 
mittag,  wo  sie  in  den  Käfig  neben  der  Geburtszelle  versetzt  war 
und  somit  dem  Publikum  wieder  zu  Gesicht  stand,  zog  die  Art  und 
Weise  ihrer  Bewegungen  selbst  die  Aufmerksamkeit  der  Besucher 
auf  sich.  Sie  befand  sich  zu  der  Zeit,  wo  ich  sie  beobachtete,  fast 
beständig  im  Gange.  Während  des  immer  nur  kurz  andauernden 
Biegens  wurde  der  Schwanz  des  öfteren  auf  und  nieder  bewegt.  Die 
Atmung  war  heftig  —  wir  zählten  wieder  72  Züge  in  der  Minute. 


211 


Ein  mehrfach  wiederholtes  Schlenkern  mit  dem  Kopfe  und  dem 
einen  oder  dem  anderen  Hinterbeine,  ferner  das  zeitweilige  schonende 
Auftreten  mit  dem  linken  Hinterfüße  beim  Wiederaufstehen,  das  In- 
dieluftschnappen  mit  dem  Maule,  sowie  das  Ausholen  mit  der 
Tatze,  gerade  als  wenn  sie  nach  umherschwärmenden  Insekten  hasche, 
trugen  nur  dazu  bei,  die  Aufregung  des  Tieres  um  so  stärker  her¬ 
vortreten  zu  lassen.  Als  man  ihr  die  Geburtszelle  wieder  zugängig 
machte,  flüchtete  sie  eiligst  in  diese  hinein.  In  der  Abgeschlossen¬ 
heit  wurde  sie  bald  erheblich  ruhiger. 

Die  heutigen  Beobachtungen  waren  hinreichend  gewesen,  unsre 
Vermutung,  daß  dem  Tiere  ebensowohl  das  Oberlicht  wie  auch  der 
Verkehr  mit  dem  Publikum  unleidlich  waren,  zu  bestätigen.  Eine 
fernere  Isolation  hatte  aber  keinen  Zweck,  da  unter  den  obwaltenden 
Umständen  dadurch  nichts  zu  erreichen  war.  So  wurde  denn  be¬ 
schlossen,  das  Tier  für  die  Folge  durch  den  täglichen,  wenn  auch 
nur  kurzen  Besuch  des  Schaukäfigs  allmählich  an  die  Hindernisse 
zu  gewöhnen. 

Juni  5. 

Die  Tigerin  frißt  heute  Morgen  sofort  ihre  Fleischration  in 
unser m  Beisein  auf.  Ihr  Zustand  ist  immer  noch  ein  sehr  gereizter. 
Sie  will  die  Wurfzelle  durchaus  nicht  verlassen  und  fährt  den  sie 
dazu  bewegen  wollenden  Wärter  mit  einem  starken  Gebrüll  an. 
Hernach  kauert  sie  sich  knurrend  in  eine  hintere  Ecke  des  Käfigs 
nieder.  Der  kräftige  Ton  ihrer  Stimme  gewährt  uns'  eine  freudige 
Überraschung,  da  hiermit  ein  Zeichen  gegeben  war,  daß  die  Atmungs¬ 
organe  nicht  gelitten  hatten.  Im  Laufe  des  Nachmittags  wagt  sie 
es  doch  noch,  und  zwar  ungezwungen,  den  Nebenkäfig  einige  Male 
zu  betreten. 

Juni  0. 

Während  sich  die  Tigerin  im  Laufe  des  Morgens,  wo  sie  über 
Geburtszelle  und  Schaukäfig  freiwillig  verfügen  konnte,  verhältnis¬ 
mäßig  gut  machte,  traten  am  Nachmittage,  als  ihr  die  Zuflucht  zu 
ersterer  einstweilen  genommen  wurde,  die  bekannten  Erscheinungen 
wieder  ein.  Das  Ziehen  der  Scheidewandschieber  belästigt  sie  eben¬ 
falls  in  einem  hohen  Grade.  Das  arme  Geschöpf  wird  dadurch  förmlich 
außer  sich.  Als  der  Wärter  heute  Abend  den  zu  der  Geburtszelle 
führenden  Schieber  plötzlich  hochstellte,  da  wandte  sie  dem  beliebten 
Aufenthaltsorte  entsetzt  den  Rücken,  doch  rasch  wurde  uuserm  Wunsche 
dadurch  Folge  gegeben,  daß  man  den  entgegengesetzten  Schieber 
des  Schaukäfigs  rührte. 


212 


Juni  7. 

Heute  Mittag  wird  die  Tigerin  zum  ersten  Male  in  einen  der 
Außeukäfige  gelassen.  Die  Verbindung  mit  dem  inneren  Raume  wird 
dem  Tiere  nicht  abgeschnitten,  so  daß  es  also  nach  Belieben  aus- 
uud  einwandern  kann.  Der  dunklen  Eisenblech-Bedachung  der 
Außenzelle  muß  man  es  entschieden  zu  gute  halten,  daß  sich  das 
Tier  hier  im  Freien,  trotz  gegebener  Neuerung,  weit  ruhiger  ver¬ 
hält,  als  erwartet  wurde.  Die  in  schräger  Richtung  dem  Raubtier¬ 
bause  gegenüber  untergebrachten  Kamele  bleiben  eine  Zeit  lang 
Gegenstand  ihrer  Beobachtung.  Am  Abend  begiebt  sich  schließlich 
unser  Tier  beim  bloßen  Andeuten  zum  Ziehen  des  geeigneten  Schie¬ 
bers  mit  gewohnter  Schnelligkeit  in  den  Innenraum  hinein. 

Juni  13. 

Heute  mittag  fand,  nach  einer  mehrtägig  gestatteten  Annäherung 
durch  das  den  Trennungsschieber  ersetzende  Gitterwerk,  endlich  das 
Zusammenlassen  der  viel  besser  gewordenen  Tigerin  mit  dem 
Männchen  statt.  Letzteres,  welches  sogleich  die  Zelle  des  Weibchens 
betrat,  kam  dieser  mit  größter  Zärtlichkeit,  ein  fortwährendes  »for 
for«  ausstoßend  entgegen,  doch  wurden  ihm  die  Gunstbezeugungen 
seitens  seiner  Schönen  übel  verlohnt,  denn  im  Liegen  verharrend 
wies  sie  jede  Berührung,  ihn  anfauchend,  energisch  ab.  Der  Tiger 
zeigte  ob  solcher  Behandlung  nicht  die  geringste  Unzufriedenheit 
und  begnügte  sich  vorläufig  damit,  den  Urin  des  Weibchens  unter 
dem  diesen  Tieren  bei  solchem  Geschäfte  eigenartigen  Grinsen  ein¬ 
gehend  zu  beschnüffeln.  Dann  streckte  es  sich  auf  dem  Fußboden 
nieder,  ohne  gegen  sie  noch  weitere  Zeichen  von  Aufmerksamkeit  zu 
verschwenden.  Jetzt  wurde,  um  in  die  Scene  eine  Veränderung  zu 
bringen,  der  zu  dem  Außenkäfige  führende  Schieber  aufgestellt.  Dem 
vorangehenden  Tiger  folgte  alsbald  das  Weibchen  nach,  doch  da 
jener  auch  hier  bei  erneuerten  Anträgen  eine  gleiche  Abfertigung 
wie  vorhin  erfuhr,  so  zog  er  sich  sehr  bald  wieder  in  den  inuern 
Raum  zurück,  den  er,  der  Ruhe  pflegend,  für  heute  auch  nicht  wieder 
verließ.  Trotz  aller  widersprechenden  Anzeichen  mußte  unsrer  Tigerin 
der  Gesellschafter  doch  recht  gut  gefallen  haben,  denn  nach  einer 
Weile  des  Umherstolzierens  in  dem  Sommerkäfige  hielt  sie  es  eben 
nicht  für  überflüssig,  sich  einige  Male  nach  ihm  umzusehen.  Ver¬ 
geblich  seiner  Wiederkunft  wartend,  wanderte  sie  nun  gleichfalls  in 
den  Innenkäfig  hinein,  woselbst  sie  dem  Verschmähten  gegenüber, 
diesen  in  zuthnnlicher  Weise  fast  beständig  anschauend,  Platz  nahm. 
Für  die  Nacht  hielten  wir  die  Tiere  vorläufig  wieder  getrennt. 


213 


Juni  21. 

Unsere  Tigerin  darf  man  jetzt,  da  sieb  seit  mehreren  Tagen 
nichts  weiter  Auffälliges  in  ihrem  Wesen  zu  erkennen  gegeben,  als 
eingewöhnt  betrachten.  Die  Atmung,  14  bis  16  Züge  in  der  Minute 
bei  ruhigem  Liegen,  ist  durchaus  befriedigend.  Allerdings  vermögen 
gewisse  Erscheinungen  immer  noch  das  Blut  des  einmal  von  Haus 
aus  lebhaften  und  leicht  erregbaren  Geschöpfes  in  Wallung  zu 
bringen,  doch  da  solche  lediglich  in  die  Kategorie  des  Außergewöhn- 
liehen  versetzt  werden  müssen,  so  dürfen  sie  hier,  wo  es  eben  nur 
gilt,  das  Tier  nach  alltäglichen  Verhältnissen  zu  beurteilen,  nicht 
weiter  veranschlagt  werden. 

Eine  solche  exeeptionelle  Erscheinung  bildete  beispielsweise  ein 
kleiner  Wagen,  in  dem  sich  am  gestrigen  Nachmittage  eine  kränk¬ 
liche  Dame  umherfahren  ließ.  Als  unsere  nunmehr  in  einem  der 
großen  Eckzwinger  hausende  Tigerin  des  sich  nähernden  Fuhrwerkes 

o  o  v  o 

ansichtig  wurde,  fuhr  sie  plötzlich,  in  gewaltigen  Sätzen  den  weiten 
Raum  umkreisend  und  das  Sandgedecke  desselben  in  einer  starken 
Welle  vor  sich  her  schleudernd,  mit  erhobenem  Schwänze  unter  fort¬ 
währendem  Gebrüll  auf  den  Gegenstand  ihrer  Wut  los.  Sobald  der 
Wagen  stille  stand,  kehrte  sie  zu  ihrem  früheren  im  Hintergründe 
des  Zwingers  erwählten  Ruheplatze,  in  sprungbereiter  Lage  auf  diesem 
verharrend,  zurück,  doch  als  jener,  solange  er  sich  noch  im  Gesichts¬ 
kreise  der  Tigerin  befand,  nur  von  der  Stelle  gerührt  ward,  wieder¬ 
holten  sich  ihre  Angriffe  vou  neuem. 

VIII.  Über  Fütterung  des  Vielfraßes,  Gulo  borealis  Nilsson. 

Die  drei  Vielfraße,  welche  in  unserm  Garten  vertreten  waren, 
haben  sich  auffallender  WTeise  mit  der  Pferdefleischfütterung  nicht 
vertragen  wollen. 

Bei  dem  zuletzt  erworbenen,  der  im  Jahre  1878  hier  eintraf 
und  über  dessen  Lebensweise  ich  aus  eigener  Erfahrung  sprechen 
kann,  beobachteten  wir,  daß  er  nach  einem  7 tägigen  Füttern  mit 
Pferdefleisch  den  Appetit  verlor  und  wiederholt  schaumig  schleimige 
Massen  auszuwerfen  begann.  Die  Annahme,  daß  die  Ursache  des 
Erbrechens  lediglich  auf  die  nicht  geeignete  Nahrung  zurückzuführen 
war,  fand  darin  Berechtigung,  daß  wir  auch  an  seinen  beiden  Vor¬ 
gängern  dieselben  Erscheinungen,  bei  diesen  noch  mit  Durch¬ 
fall  begleitet,  wahrgenommen  hatten.  Wie  bei  den  letzteren  erwies 
sich  auch  bei  jenem  in  der  Folge  die  Fütterung  mit  Hammel- 


214 


fleisch  —  per  Tag  1|-2  ß  — ,  dem  zuweilen  in  Kalb-  oder  Ochsen-Fleisch 
eine  Abwechslung  gegeben  wurde,  und  neben  diesem  einige  Scheibchen 
mit  Milch  durchtränktes  Weizenbrot,  sowie  etwas  Frucht,  als  eine 
zweckmäßige,  da  wir  hinfürder  ähnlichen  Fällen  nicht  mehr  begegneten. 

Während  dem  Leben  der  beiden  ersten  Vielfraße  nach  8^2, 
resp.  43/4 jährigem  Verweilen  in  unserm  Garten  ein  Ziel  gesetzt 
wurde,  hatten  wir  uns  des  Besitzes  unsres  letzten  Exemplares  nur 
etwa  23/4  Jahre  zu  erfreuen.  Das  sonst  prachtvolle  und  jederzeit  muntere 
Tier  war  leider  zu  Krampfanfällen  geneigt  und  hat  in  einem  solchen 
ein  jähes  Ende  gefunden. 

IX.  Geburten  der  Elenantilopen,  Taurotragus  orecis  Pall. 

Am  8.  Mai  1882  gegen  Mittag  brachte  unsre  6jährige,  im 
Garten  geborne  Elenantilope  ein  kräftiges  Junges,  ihren  Erstling, 
zur  Welt,  welches  alsbald  eitrigst  bemüht  war  seinen  Nahrungsquell 
aufzusuchen.  Trotzdem  nun  die  Mutter  dasselbe  in  der  erforder¬ 
lichen  Weise  gereinigt  hatte,  trotzdem  ihr  strotzendes  Euter  einen 
allen  Anforderungen  genügenden  Milchvorrat  versprach,  weigerte 
sie  sich  dennoch  standhaft,  ihr  Gehörn  als  Abwehr  benutzend,  dem 
Verlangen  des  Jungen  nachzukommen. 

Da  sich  nach  einer  vierstündlichen  Beobachtung  die  Alte  noch 
ganz  konstant  in  ihrem  absonderlichen  Betragen  verhielt,  so  sahen 
wir  uns  genötigt,  dieselbe  vermittelst  Festhaltens  zur  Annahme 
ihres  Jungen  zu  zwingen.  Von  mehreren  Leuten  ergriffen,  wurde 
unter  anderem  der  Kopf  des  starken  Tieres  dadurch  in  eine  sichere 
und  ruhige  Lage  gebracht,  daß  die  Schnauze  auf  der  Schulter  eines 
Mannes  ruhte,  welcher  gleichzeitig  mit  gekreuzten  Armen  die  Hörner 
gefesselt  hielt.  Der  im  Stehen  gehaltenen  Kuh  leitete  mau  alsdann 
das  Junge  au  das  Euter,  an  dem  es  sich  jetzt  unbeanstandet  erlaben 
konnte.  In  zweistündlichen  Zwischenräumen  wurde  dieses  Verfahren 
an  dem  nämlichen  Tage  noch  zu.zweien  Malen  wiederholt.  Am  nächsten 
Morgen  bedurfte  das  Kleine  unsrer  Fürsorge  nicht  mehr,  da  die  Alte 
sich  nunmehr  bequemt  hatte,  ihre  Obliegenheiten  freiwillig  zu  erfüllen. 

In  einem  Falle  wie  dem  obigen,  wo  einerseits  das  durchaus  gut 
geartete  Junge  imstande  ist,  nach  seiner  Nahrung  zu  forschen,  wo 
andererseits  die  Mutter  auch  befähigt  ist,  ihm  diese  im  reichlichen 
Maße  zu  geben,  könnte  es  fast  als  ein  Mißgriff  erscheinen,  daß  man 
dem,  wie  man  glauben  sollte,  sich  endlich  doch  geltend  machenden 
Naturtriebe  durch  Zwangsmittel  zuvorzukommen  suchte,  um  so  mehr 
noch,  da  es  eben  nicht  zu  den  Seltenheiten  gehört,  daß  Tiermütter 


215 


bei  Erstlingen,  unbeschadet  deren  Gesundheit,  eine  geraume  Zeit  ver¬ 
streichen  lassen,  ehe  sie  sich  anheischig  machen,  dieselben  zu  versorgen. 

Doch  bei  Elenantilopen  läßt  uns  die  gemachte  Erfahrung  anders 
urteilen. 

Eine  unsrer  ersten  Elenantilopen,  welche  sich  bei  gleicher  Sach¬ 
lage  der  Dinge  genau  ebenso  geberdete,  wie  es  in  dem  vorbeschrie¬ 
benen  Falle  dargelegt  ist,  mußte  nach  mehr  denn  12  ständigem 
Warten,  als  bei  beginnender  Ermattung  des  Jungen  jede  Aussicht 
auf  eine  Änderung  des  mütterlichen  Charakters  schwand,  schließlich 
ebenfalls  zur  Nahrungsabgabe  gezwungen  werden. 

Unser  Garten  steht  übrigens  in  dieser  Beziehung  nicht  vereinzelt 
da,  denn  aus  London  ist  uns  ein  Bericht  bekannt,  demzufolge  eine 
Oreas  sich  auch  erst  durch  Gewaltmaßregelu  zur  Aufzucht  des 
Kälbchens  herbeiließ. 

Eine  Erklärung  für  das  unter  den  Wiederkäuern  von  uns  einzig 
nur  bei  dieser  Tierart  beobachtete  auffällige  abnorme  Betragen  weiß 
ich  nicht  zu  geben.  Daß  Mütter,  wie  es  wohl  hin  und  wieder  vor¬ 
kommt,  sich  von  ihren  Jungen  zurückziehen,  wenn  es  ihnen  au  Milch¬ 
ergiebigkeit  für  dieselben  gebricht  oder  wenn  deren  Sprößlinge  aus 
Lebensschwäche  nicht  imstande  sind  ihnen  folgen  zu  können,  läßt  sich 
mit  dem  Mangel  einer  günstigen  Naturanlage  immerhin  entschuldigen. 
In  den  vorliegenden  Fällen  ist  aber,  wie  wir  gesehen  haben,  solches 
nicht  zutreffend  gewesen. 

Zur  Ehrenrettung  der  sich  im  übrigen  uns  durch  ihre  Geburten 
sehr  dankbar  beweisenden  Elenantilopen  darf  ich  nicht  unerwähnt 
lassen,  daß  sechs  weitere  im  Garten  gezüchtete  Junge,  von  denen 
allein  fünf  ein  und  derselben  Kuh  angehörten,  ohne  menschliche 
Beihülfe  gediehen  sind. 


X.  Der  Schabracke  n- Tapir  als  Enten  vertilger. 

Eine  ehemals  nicht  gekannte  Geschmacksrichtung  unsres  Scha¬ 
brackentapirs  gab  Veranlassung,  die  Einfriedigung  seines  von  einem 
schmäleren  Arme  der  Teichanlagen  durchschnittenen  Terrains  gegen 
das  Durchschlüpfen  des  sich  hierher  verirrenden  Wassergeflügels  zu 
sichern.  Das  Tier  begnügte  sich  nicht  damit,  die  Eindringlinge 
wieder  zu  vertreiben,  es  begann  selbst  darnach  zu  haschen,  und  es 
gelang  ihm  trotz  aller  von  uns  erhobener  Abwehrungsversuche  drei 
von  den  erst  einige  Wochen  alten  Entchen,  denen  es  noch  an  der 
Gewandtheit  älterer  Vögel  gebrach,  zu  erfassen  und  vor  unseren 
Augen  zu  verspeisen. 


216 


XI.  Fütterung  des  Doppelhornvogels,  Buceros  hicornis  Liun. 


Im  verwicheneil  Spätsommer  gelang  es  uns,  drei  dieser  höchst 
anziehenden  Geschöpfe  vorübergehend  zu  erwerben.  Gefräßig  im 
hohen  Grade,  waren  deren  Nahrungsansprüche  demgemäß  recht  er¬ 
hebliche.  Die  täglichen  Rationen,  in  welche  sich  unsre  drei  Gäste 
zu  teilen  hatten,  beliefen  sich  auf: 

1  Pfund  gekochte  Wurzeln 
11 2  »  in  Milch  eingeweichtes  Weizenbrot 


F  utterzeit : 
morgens 
und 

nachmittags 
je  zur  Hälfte. 


1  »  gekochte  Pellkartoffeln 

2^2  »  halb  gekochten  Reis 

(gekocht  gewogen)  > 

6  hart  gekochte  Eier 
•  11 2  Pfund  Apfel  oder  Birnen 
1/4  Pfund  Weintrauben 
3  Mäuse. 


Dieses 

in  Stückchen 
geschnitten. 


Aus  der  ihren  Käfig  deckenden  Grandschütte  haben  sie  sich 
verschiedentlich  größere  Steiuchen  zum  Verschlucken  auserlesen.  Da 
die  Vögel  mit  ihren  Schnäbeln  äußerst  gewandt  die  ihnen  in  ange¬ 
messener  Entfernung  stückweis  zugeworfene  Nahrung  aufzufangen 
verstanden,  so  hatten  sich  die  Futterzeiten  zu  einer  bleibenden  An¬ 
ziehung  für  das  Publikum  gestaltet. 


XII.  Fütterung  der  Aasgeier. 

In  dem  Bestreben,  den  Tieren  die  Nahrung  in  möglichst  natur- 
gerechter  Weise  zukommen  zu  lassen,  wurde  unsern  beiden  Gallinazos , 
Gathartes  atratus  Bartr  —  um  diese  Aasvertilger  auf  ihr  Gelüste 
nach  wirklichem  Aase  zu  erproben,  neben  frischem  Fleische  wieder¬ 
holt  auch  solches  verabreicht,  welches  bereits  der  Fäulnis  nahe  war. 
Beide  Vögel  gaben  aber  ersterem  den  entschiedenen  Vorzug.  Letzteres 
blieb  allemal  unberührt  liegen. 


XIII.  Gefährliche  Eigenschaft  der  Elstergänse, 
Anseranas  mel  anoleuc  ci  Lath. 

Diese  Vögel  haben  sich  bei  uns  als  Eierdiebe  erwiesen.  Wie 
mir  der  Wärter  versichert,  lassen  es  sich  dieselben  sehr  angelegen 
sein,  zur  Brutzeit  der  Enten  deren  Nistkästen  aufzusuchen  und  die 
darin  Vorgefundenen  Eier  herauszuschleppen;  daß  sie  auch  von  den 
Eiern  etliche  vertilgt  haben  werden,  ist  wahrscheinlich,  gesehen 
worden  ist  es  jedoch  nicht. 


Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  zu  Dresden  über  das 
Geschäftsjahr  vom  1.  April  1882  bis  31.  März  1883. 


Es  gereicht  uns  zur  besonderen  Freude,  diesmal  in  der  Lage  zu  sein,  ein 
wesentlich  besseres  Geschäftsresultat  vorlegen  zu  können,  als  uns  seit  langen 
Jahren  möglich  gewesen,  und  nicht  minder  angenehm  ist  es  für  uns,  damit 
weitere  erfreuliche  Mitteilungen  verbinden  zu  können.  Denn  nicht  nur,  daß 
die  Detriebs-Einnalnnen  des  Geschäftsjahres  1882/83  gegen  das  vorhergegangene 
ein  Plus  von  Mk.  17S85.  81  aufweisen,  während  die  Betriebs-Ausgaben  ein¬ 
schließlich  der  Hypothekenzinsen  nur  um  Mk.  1925.  54  gestiegen  sind,  ist  es 
uns  auch  nach  vielen  Mühen  und  langen  Verhandlungen  gelungen,  die  auf 
dem  Areal  des  Gartens  lastende  Hypothek  der  Süddeutschen  Boden-Kreditbank 
zu  München  von  Mk.  300,000.  — ,  nachdem  wir  solche  bis  auf  den  Betrag  von 
Mk.  240,000.  —  vollends  zurückgezahlt  haben,  bis  auf  diesen  Betrag  löschen 
zu  lassen  und  nur  noch  mit  verzinsen  und  1/2°/o  amortisieren  zu  müssen, 

so  daß  die  Annuitäten  jetzt  nur  noch  Mk.  12,000.  —  (5°/«  von  Mk.  240,000. — ) 
anstatt  bisher  Mk.  21,000.  —  (7°/o  von  Mk.  300,000.  — )  betragen,  wir  somit 
eine  dauernde  jährliche  Ersparnis  von  Mk.  9000.  —  genießen.  —  Dieses 
Abkommen  mit  der  Süddeutschen  Bodenkreditbank  zu  erreichen,  ist  uns  aber 
nur  durch  die  Munificenz  der  Dresdner  Stadtgemeinde  möglich  geworden, 
indem  uns  letztere  in  nicht  dankbar  genug  anzuerkennender  Weise  die  seit¬ 
herige  Subvention  von  jährlich  Mk.  5000.  —  vom  1.  Januar  1888  an  für  die 
nächsten  fünf  Jahre  auf  jährlich  Mk.  10,000.  —  erhöht  und  somit  die  von 
der  gedachten  Bank  für  ihre  zu  machende  Konzession  gestellte  Bedingung  er¬ 
füllt  hat. 

Die  frühere  große  Zinsenlast  von  Mk.  21,000.  —  war  aber  für  unsern 
Garten  eine  Klippe,  an  der  er  früher  oder  später  zu  scheitern  drohte.  Durch 
die  bedeutende  Reduzierung  dieser  Last  hat  der  Garten  eine  dauernd  gesunde 
Basis  gewonnen  und  darf  in  Anbetracht  der  für  fünf  Jahre  gewährten  erhöhten 
Subvention  der  Dresdener  Stadtgemeinde,  vor  Allem  aber  mit  Rücksicht  auf 
die  erhöhten  Betriebs-Einnahmen,  die  auch  in  diesem  Sommer  ein  erneutes 
Plus  von  circa  Mk.  10,000.  —  wiederum  aufweisen,  mit  Vertrauen  der  Zukunft 
entgegensehen. 

Daß  die  Betriebs-Einnahmen  aber  trotz  der  nicht  besonderen  Gunst  des 
Wetters,  speziell  im  Sommer  1882,  so  bedeutend  gestiegen,  glauben  wir 
hauptsächlich  dadurch  erreicht  zu  haben,  daß  wir  einmal  bestrebt  gewesen 
sind,  unsern  Tierbestand  mehr  und  mehr  zu  ergänzen,  dann  aber  auch,  daß 
wir  unsere  Aufmerksamkeit  darauf  gerichtet  haben,  unsern  Garten  in  seinen 
Bauten,  Anlagen  und  Einrichtungen  zu  verbessern,  zu  verschönern  und  zu 
vervollständigen  und  Hand  in  Hand  damit  das  Publikum  durch  die  Presse, 
der  wir  für  die  uns  dabei  gewährte  Unterstützung  unsern  Dank  sagen,  auf  die 
Neuheiten  und  Schönheiten  unseres  Gartens  wiederholt  und  regelmäßig  hinzu¬ 
weisen.  —  So  wie  es  eine  Reihe  von  Jahren  in  unserm  Garten  hatte  gehen 
müssen,  wo  wegen  Mangel  an  Mitteln  nur  das  Notwendigste  bewirkt  werden 
konnte,  durfte  es  nicht  fortgehen,  sollte  der  Garten  nicht  schließlich  allen 
Reiz  verlieren.  Um  das  Interesse  des  Publikums  nicht  erlahmen  zu  lassen 
und  den  Besuch  und  damit  die  Einnahmen  unseres  Gartens  mehr  und  mehr 


218 


zu  heben,  war  es  durchaus  geboten,  immer  Neues  zu  bieten  und  auf  fortge¬ 
setzte  Verbesserungen  und  Verschönerungen,  die  der  verwöhntere  Geschmack 
heute  bedingt,  bedacht  zu  sein.  Natürlich  konnten  und  können  wir  in  dieser 
Beziehung  nur  konform  mit  den  vorhandenen  Mitteln  vorwärts  gehen  und 
müssen  zunächst  möglichst  nur  solche  Aufwendungen  machen,  von  denen  wir 
überzeugt  sind,  daß  sie  einen  erhöhten  Besuch  des  Gartens  bewirken  und  sich 
somit  über  kurz  oder  lang  bezahlt  machen. 

Heute  ist  jedenfalls  unser  Tierbestand  so  reichhaltig,  wie  er  je  gewesen 
ist  und  wird  derselbe  noch  fortgesetzt  vermehrt.  Der  Zucht  junger  Tiere,  die 
ja  eine  Hauptanziehungskraft  auf  das  Publikum  ausüben  und  nebenbei  ge¬ 
wissermaßen  die  Zinsen  vom  Kapital  repräsentieren,  ist  die  ganz  besondere 
Aufmerksamkeit  der  Verwaltung  gewidmet  und  haben  wir  sehr  erfreuliche 
und  nutzenbringende  Resultate  aufzuweisen.  So  sind  z.  B.  die  hier  geborenen 
3  jungen  Tiger  in  diesem  Sommer  für  4000  Mark  verkauft  worden.  Weiter 
ist  in  den  letzten  zwei  Jahren  ein  Teil  der  vorhandenen  Bauten,  Einfriedi¬ 
gungen  etc.  ganz  oder  teilweise  renoviert  und  angestrichen  und  in  diesem 
Frühjahr  im  oberen  Teile  des  Gartens  eine  teilweise  Verschönerung  der  alten 
Gartenanlagen,  sowie  eine  Verbesserung  der  Wege  vorgenommen  worden. 

Aber  auch  Neues  zu  schaffen  sind  wir  bemüht  gewesen. 

Schon  lange  mußte  das  vollständige  Fehlen  eines  größeren  massiven 
Vogelhauses,  in  dem  die  Tiere  auch  den  Winter  über  verbleiben  können,  als 
eine  sehr  fühlbare  Lücke  in  unserm  Garten  betrachtet  werden.  Der  Verwal¬ 
tungsrat  erachtete  es  als  im  Interesse  desselben,  mit  der  Aufbesserung  der 
finanziellen  Verhältnisse  nach  jener  Richtung  Abhilfe  zu  schaffen  und  beschloß 
deshalb  die  Erbauung  eines  solchen  Hauses  auf  dem  eigenen  Terrain,  indem 
er  gleichzeitig  zur  möglichsten  Schonung  der  eigenen  Mittel  für  iu  den 
nächsten  Jahren  noch  weiter  beabsichtigte  Neubauten  und  Umänderungen,  bei 
Gönnern,  Freunden  und  Aktionären  des  Gartens  eine  Sammlung  freiwilliger 
Beiträge  zu  den  erforderlichen  Kosten  wiederholt  in’s  Werk  setzte.  —  Diese 
Sammlung  ist  von  erfreulichem  Erfolge  begleitet  gewesen.  Bis  zum  Schluß 
des  vergangenen  Geschäftsjahres  sind  uns  zu  dem  gedachten  Zwecke  Mk.  3644. 
—  in  Baar  und  Mk.  1050.  —  in  7  Aktien  der  Gesellschaft,  darunter  von 
Seiner  Majestät  dem  Könige  Mk.  300.  —  in  Baar  und  6  Aktien  überwiesen 
und  auch  im  neuen  Jahr  weitere  ansehnliche  Beiträge  bewilligt  worden.  Die 
Sammlung  ist  noch  nicht  geschlossen.  —  Seit  dem  Frühjahr  dieses  Jahres  ist 
das  gedachte  Haus,  nachdem  man  die  Vogelhäuser  im  Berliner  Zoologischen 
Garten  speziell  in  Augenschein  genommen  und  sich  außerdem  genaue  Kennt¬ 
nis  von  denen  anderer  Gärten  verschafft  und  die  dabei  gemachten  Erfahrungen 
zu  Grunde  gelegt  hat,  in  entsprechenden  Größenverhältnissen  im  Bau  begriffen 
und  soll  noch  in  diesem  Herbste  vollendet  werden. 

Als  nächstes  haben  wir  den  Umbau  des  alten  Atfeuhauses,  resp.  eiuen 
Neubau  an  Stelle  desselben  in  2—3  mal  so  großen  Raumverhältnissen  in’s 
Auge  gefaßt.  — 

Die  Betriebseinnahmen  betrugen  im  Geschäftsjahre  1882/83 

Mk.  94,452.  84 

gegen  „  77,067.  03  in  1881/82 


mithin  1882/83  mehr  Mk.  17,385.  81. 


Während  an  Eintrittsgeldern  und  Zehnerkarten 

Mk.  67,952.  10 

gegen  „  58,167.  25  in  1881/82 

somit  mehrMk.  9,784.  85 
und  aus  Reitkasse  „  3,140,  20 

eingenommen  wurden,  ergab  das  Abonnement  eine  Einnahme  von 

Mk.  7,277.  — 

gegen  „  3,615.  —  in  1881/82 

demnach  mehr  Mk.  3,662.  — . 

In  diesem  Sommer  ist  das  Abonnement  bis  zum  Schluß  dieses  Berichts  bis 
auf  nahe 

Mk.  12,000.  — 

gestiegen  !  Wir  verdanken  dies  neben  den  obenerwähnten  Gründen  dem  von 
uns  eiugeführten  billigen  Familien- Abonnement. 

Das  Abonnement  bildet  eine  ganz  wesentliche  Grundlage  für  den  Bestand 
und  das  Gedeihen  eines  Zoologischen  Gartens.  Es  macht  denselben  zum  Teil 
unabhängig  von  den  Chancen  der  Witterung  und  schafft  ihm  eine  sichere 
Basis  in  seinen  Einnahmen.  Deshalb  muß  aber  auch  unser  Bestreben  dahin 
gehen,  dem  Umlange  unseres  Abonnements  eine  immer  größere  Ausdehnung 
zu  geben  und  wir  können  unsere  Aktionäre  nicht  dringend  genug  ersuchen,  in 
befreundeten  Kreisen  nach  dieser  Richtung  zu  Gunsten  unseres  Gartens  nach 
Möglichkeit  zu  wirken.  —  Wir  wissen,  daß  das  Publikum  die  durch  das  billige 
Familieu-Abonnement  gewährte  Erleichterung  mit  Freuden  begrüßt  hat,  was 
sich  ja  auch  aus  der  regen  Beteiligung  ergiebt,  und  daß  unser  Garten  in 
weiteren  Kreisen  immer  mehr  und  mehr  beliebt  und  heimisch  wird. 

Das  im  Frühjahre  1882  bei  uns  neu  eingeführte  Pony-Reiten  hat  eine 
Brutto-Einnahme  von  Mk.  3140.  20  an  Reitgeld  ergeben.  —  Tst  schon  der 
direkte  Reingewinn,  der  sich  ziffermäßig  schwer  genau  feststellen  läßt,  ein 
ganz  erfreulicher,  so  dürfte  der  indirekte  Nutzen,  den  dieses  Pony-Reiten  dem 
Garten  gebracht  hat  und  heute  noch  bringt,  ungleich  höher  zu  veranschlagen 
sein.  —  Dasselbe  hat  zweifelsohne  mit  zu  den  bessern  Einnahmen  und  speziell 
dein  höhern  Abonnement  beigetragen,  da  viele  Eltern  nur  ihrer  Kinder  wegen 
den  Garten  besuchen.  —  Leider  ist  in  diesem  Sommer  die  Einnahme  in 
Folge  der  allenthalben  aufgetauchten  Konkurrenz  um  ein  geringes  znrückge- 
gangen. 

Von  Schaustellungen  fand  in  diesem  Geschäftsjahre  nur  eine  kleinere 
der  uns  im  Monat  August  von  Herrn  Hagenbqck  zugeführten  Australneger 
statt. 

Die  auch  in  diesem  Geschäftsjahre  festgehaltenen  sogenannten  billigen 
Sonntage  waren  durch  ganz  besondere  Gunst  der  Witterung  ausge¬ 
zeichnet. 

Die  Betriebs- Ausgaben  beliefen  sich  einschließlich  der  Hypotheken¬ 
zinsen  auf 

Mk.  88,236.  35 

gegen  „  86,310.  81  in  1881/82. 


somit  auf  mehr  Mk.  1,925.  54. 


220 


Während  die  Kapitalzinsen  mit  Rücksicht  auf  die  bereits  zum  Teil  in 
diesem  Geschäftsjahre  eingetretene  Zinsenherabsetzung  eine  Abminderung  gegen 
das  Vorjahr  von  M.  2306.  13  ergeben,  stellt  sich  die  Fütterung  um  Mlc.  2140.  66 
höher,  was  seine  Erklärung  in  dem  großem  Tierbestand  findet. 

Besucht  wurde  der  Garten  in  dem  verflossenen  Geschäftsjahre  von 

164,254  Personen 

gegen  .  .  124,801  „  in  1881/82, 

somit  von  39,453  Personen  mehr  als  in  1881/82, 

ungerechnet  die  Aktionäre  und  Abonnenten.  —  Außerdem  hatten  von  den 
Dresdner  öffentlichen  Elementarschulen 

603  Lehrer  und  20,496  Kinder  gegen 
577  „  „  19,383  „  in  1881/82 

unentgeltlichen  Zutritt,  während  76  Volksschulen  mit  132  Lehrern  und  3866 
Kindern  ermäßigte  Eintrittspreise  bewilligt  wurden. 

Tier  bestand: 


. 

Stückzahl 

Geldwert 

i 

O  <£> 

Cf.  Sm 

3  V 

:0w  Ta 

X 

0} 

QL 

:0 

Amplii- 
i  bien 

Mark 

Pf. 

Bestand 

am  31.  März  1882  . 

198 

525 

92 

84412 

16 

Inventur  wert. 

Zugang 

durch  Ankauf  .... 

66 

221 

64 

10247 

15 

Selbstkosten. 

»  Geschenke  .  .  . 

27 

60 

15 

255 

25 

Schätzung. 

» 

»  Geburten  .  .  . 

56 

60 

— 

2023 

60 

Summa 

347 

866 

171 

96938 

16 

Abgang 

durch  Verkauf  .  .  . 

44 

123 

— 

8400 

56 

Inventurwert. 

7> 

»  Tod . 

97 

215 

27 

3343 

45 

» 

»  Wertabsetzung  . 

— 

— 

— 

680 

— 

Schätzung. 

» 

»  Frachtvergütung 

— 

— 

— 

103 

SO 

Bestand 

am  31.  März  1883  .  . 

206 

528 

144 

84410 

35 

Inventurwert  u 

Schätzung. 

Summa 

347 

866 

171 

96938 

16 

• 

Geboren  wurden  56  Säugetiere  und  36  Hühner.  Darunter  3  Tiger,  10 
Löwen,  7  Leoparden,  3  Halsbandbären,  1  Giraffe,  4  Wölfe,  2  Mopshunde,  1 
Känguru,  1  Kamelhcngst,  3  Mähnenschafe,  1  Yak,  2  Shetland-Ponys,  div.  Hirsche 
und  Andere. 

Die  Ti  er  Verluste  beliefen  sich  auf  nur  Mk.  3343.  45  oder  ungefähr  4 
Prozent  des  Inventurwertes.  Darunter  befanden  sich  auch  33  Affen. 

(Schluß  folgt.) 


221 


K  o  r  r  e  s  p  o  n  (l  e  n  z  e  n. 

Raun  he  im,  den  25.  April  1884. 

Die  Meisen  im  Dienste  der  Rosenkultur.  In  jedem  Frühjahre 
leiden  die  Knospen  meiner  Roseubäumchen  und  Heckenrosen  durch  kleine 
Raupen,  welche  die  Blütenknospen  durchbohren  und  ausfressen.  Um  einen  Teil 
der  ersten  Rosen  zu  retten,  unterziehe  ich  mich  stets  der  mühsamen  Arbeit, 
diese  Räupchen  mit  einer  Piucette  zu  entfernen.  Nun  habe  ich  aber  ein  Mittel 
gefunden,  wodurch  ich  dieser  langweiligen  Arbeit  überhoben  werde,  und  glaube 
dasselbe  allen  Gartenbesitzern  und  Rosenzüchtern  empfehlen  zu  dürfen.  Durch 
ausgehängte  Nüsse  und  Speckstückchen  habe  ich  während  des  Winters  einige 
Meisen  augelockt,  die  täglich  in  den  Garten  kamen,  um  diese  Leckerbissen  zu 
kosten.  Dadurch  wurden  die  Tierchen  mit  der  Örtlichkeit  genau  bekannt, 
fühlten  sich  bald  heimisch  und  trieben  sich  auf  den  Bäumen  und  Hecken  herum, 
beständig  nach  Insektenlarven  ausspähend.  So  sind  sie  auch  jetzt  noch  täg¬ 
lich  Gäste  in  meinem  Garten.  Durch  den  sehr  gelinden  Winter  und  das  schöne 
Wetter  im  Februar  und  März  gab  es  nun  eine  große  Menge  Ungeziefer,  und 
auch  die  Rosen  waren  voller  Rümpchen.  Vor  einigen  Tagen  sah  ich  nun  zu 
meiner  größten  Freude,  wie  zwei  Kohlmeisen  sämtliche  Roseuknospen  durch¬ 
suchten  und  mit  ihren  spitzen  Schnäbelchen  die  Raupen  herauszogen,  ohne 
dabei  die  Knospen  zu  zerstören.  In  einer  halben  Stunde  hatten  sie  alle  Roseu 
abgesucht  und  gereinigt.  An  dem  einen  der  ausgehängten  Nistkästchen 
scheinen  diese  beiden  Meisen  großen  Gefallen  zu  finden,  und  es  ist  möglich, 
daß  sie  denselben  als  Wohnung  ausersehen.  Für  die  dargereichte  Nahrung 
leisten  diese  Vögelchen  gute  Dienste,  denn  sie  befreien  Bäume  und  Sträucher 
meines  Gartens  vom  Ungeziefer.  Es  wird  sich  demnach  für  Obstgärten  und 
Rosenzücbtereien  besonders  empfehlen,  die  Meisen  durch  ausgehängte  Lieblings¬ 
nahrung  anzulocken  und  sie  dadurch,  sowie  durch  angebrachte  Nistkästen,  als 
Gäste  im  Garten  zu  behalten.  L.  Buxbaum,  Lehrer. 


Assen  heim,  den  8.  Mai  1884. 

Zur  Wanderung  der  Vögel.  An  dem  hellen,  sonnigen  Nachmittag 
des  16.  März  1.  J.  beobachtete  ich  von  einer  mäßigen  Anhöhe  aus  einen  nach 
Norden  steuernden  starken  Zug  Kraniche ,  ohne  etwas  besonders  Auffälliges 
gewahren  zu  können,  'während  ein  in  der  Nähe  befindlicher  schlichter  Mann 
mich  mit  der  Frage  überraschte,  ob  ich  nicht  auch  das  deutliche  Gezwitscher 
und  Pfeifen  der  die  Kraniche  begleitenden,  meist  auf  deren  Rücken  befind¬ 
lichen  kleinen  Vögel  wahrnehme,  was  ich  jedoch  der  inzwischen  eingetre¬ 
tenen  größeren  Entfernung  der  Krauiche  wegen  nicht  mehr  von  dem  Rufe  der 
letzteren  zu  unterscheiden  vermochte. 

Meinem  wegen  dieses  Hinweises  geäußerten  Zweifel  begegnete  der  Mann 
mit  der  bestimmten  Behauptung,  daß  er  —  vielfach  im  Freien  beschäftigt  - 
schon  seit  Jahren  bemerkt  habe,  wie  beim  Niederfallen  eines  Zuges  Kraniche 
gleichzeitig  eine  Menge  kleiner  Vögel  —  wie  aus  den  Federn  der  Kraniche 
geschüttelt  —  sich  am  Boden  bewegten  und  ebenso  beim  Aufsteigen  der  Kra¬ 
niche  spurlos  verschwunden  seien.  Die  Gattung  dieser  kleinen  Passagiere 


222 


wußte  er  nicht  bestimmt  zu  bezeichnen,  —  zumeist  beständen  solche,  wie  er 
glaube,  aus  »schwarzen  Lerchen.« 

Bei  dieser  Begegnung  entsann  ich  mich  nun,  wie  ich  vor  einigen  Jahren 
im  Frühjahr  — •  die  Büchse  in  der  Hand  —  einen  großen  Trupp  Kraniche, 
eine  Wiesenfläche  in  gemessener  Distanz  abweidend  bemerkte  und  mit  dem 
Glas  beobachtete,  wie  diese  in  auffallender  Weise  von  einer  Menge  hellfar¬ 
biger  kleiner  Vögel  umflattert*  wurden  ,  ohne  daß  ich  damals  einer  solchen  ge¬ 
selligen  Vereinigung  eine  besondere  Knusalverbindung  beizumessen  versucht 
war.  —  Ebenso  versichert  mich  der  hiesige  Gemeindeschäfer  Kopf,  wie  er 
seit  länger  denn  50  Jahren,  von  frühester  Jugend  an,  bei  den  Zügen  der 
Kraniche,  namentlich  bei  den  Herbstzügen,  in  deren  Umgebung  aufs  deutlichste 
den  Gesang  und  den  Lockruf  <fer  Lerchen  vernommen  habe,  ohne  diese  letzteren 
wahrnehmen  zu  können;  und  schon  längst  sei  er  zur  Überzeugung  gekommen, 
wie  diese  vernehmbaren  Lerchen,  ohne  sichtbar  zu  sein,  sich  auf  den  Flügeln 
oder  dem  Rücken  des  Kranichs  befänden  und  sich  tragen  ließen. 

Hiernach  scheint  es  denn  doch,  daß  diese  mehrfach  vernommene,  doch 
immer  angezweifelte  Behauptung,  Silvien  und  Motacillen  etc.  strebten 
mitunter  die  Beschwerden  ihrer  Herbst-  und  Frühjahrsreisen  sich  auf  dem 
Rücken  großer  Zugvögel  zu  erleichtern,  nicht  ohne  Begründung  ist,  —  und  em¬ 
pfiehlt  es  sich  —  was  diese  einfache  Mitteilung  in  erster  Reihe  bestreben  möge, 
über  dieses  Gebahren  unserer  kleinen  Sänger  fleißige  und  zuverlässige  Beob¬ 
achtungen  zur  näheren  Begründung  anzustellen,  was  bei  ernstlichem  Bemühen 
gewißlich  erreicht  werden  kann,  da  bei  dem  sich  im  Freien  viel  bewegenden 
Publikum  die  Gewißheit  dieser  Gewohnheit  unserer  Sänger  mehr  verbreitet  ist 
und  feststeht,  als  ich  anfänglich  vermuten  konnte. 

Bei  der  gegenwärtigen  .N  ist  zeit  der  Stare  möchte  ich  auch  auf  deren 
Gewohnheit,  in  ihre  Brutstätten  junge  Pflanzentriebe  und  lebhaft  gefärbte 
Blumen  einzutragen,  hinweisen,  zu  welchem  Ende  hach  meiner  Wahrneh¬ 
mung  die  zahlreichen  Insassen  der  in  meiner  Hofraithe  befindlichen  Starenkasten 
mit  besonderer  Vorliebe  die  Beete  der  Pensees  und  roten  Masliebchen  des 
Gartens  zur  Gewinnung  des  Dekorationsmaterials  besuchen.*) 

Einem  solchen  Decorationsgelüste  darf  wohl  auch  die  bei  den  krähen  artigen 
Vögeln  vorherrschende  Neigung,  glänzende  Dinge  zu  verschleppen,  beigemessen 
werden.  —  Bei  der  Fütterung  der  jungen  Stare  habe  ich  seit  Jahren  bemerkt, 
wie  die  Alten  oft  handlange  Blindschleichen  herbeischleppen  und  verfüttern. 

H.  Fresenius,  Kammerrat. 


Riemke  bei  Bochum,  den  7.  Juni  1884. 

Für  die  erfreulicher  Weise  immer  mehr  vor  sich  gehende  Ansiedelung 
mancher  Singvögel  im  Kulturlande  spricht  gewiß  die  Thatsache,  daß  ein 
Steinschmätzer  sein  Heim  auf  dem  Bahnhof  Riemke,  etwa  1  Fuß  vom 
Geleise  entfernt,  in  einer  von  Steinen  gebildeten  Höhlung  gegründet  hat. 
Trotz  des  durch  den  frequenten  Güterverkehr  entstehenden  Geräusches  setzt 
der  Vogel  unbeirrt  das  Brutgeschäft  fort  und  läßt  sich  auf  den  hübschen, 
blaugriinen  Eiern  in  nächster  Nähe  beobachten.  B.  Wiemeyer,  Lehrer. 


*;  Vgl.  Jahrg.  XX,  1879,  S.  234, 


223 


Miscelleu. 

Die  Sch  warn  m  fisch  er  ei  hat  in  den  beiden  letzten  Jahren  an  den 
Mittelmeerküsten  großen  Anfschwnng  genommen. 

In  Griechenland  sind  723  Schiffe,  darunter  183  mit  Scaphandern  in  Arbeit; 
jedes  Boot  ist  mit  5 — 7  Leuten  bemannt;  die  Fischerei  beginnt  im  April  und 
dauert  bis  August.  Die  mit  Scaphandern  ausgerüsteten  Boote  begeben  sich 
nach  Tripolis  und  Tunis,  die  übrigen  mit  Tauchern  fischen  an  den  griechischen 
Küsten  bis  Greta.  Das  Gesamterträgnis  beläuft  sich  auf  2 ’/a  Million  Francs. 
Die  feinen  Schwämme  werden  nur  von  Tauchern  gewonnen.  Ein  großer  Teil 
der  Schwämme  wird  nach  Marseille  und  England  ausgeführt. 

(Journal  de  chambre  de  commune.) 


Westfälischer  Zoologischer  Garten  zu  Münster  in  Westfalen. 
Aus  den  Verhandlungen  der  Generalversammlung  des  westfälischen  Zoologischen 
Gartens,  der  sich  nach  früher  bereits  eingehend  gemachten  Mitteilungen  die 
Aufgabe  gestellt  hat,  die  europäische  Tierwelt  lebend  zur  Schau  zu  stellen, 
und  ein  westfälisches  Provinzialmuseum  einzurichten,  heben  wir  nachstehende 
allgemeiner  interessierende  Notizen  hervor. 

Die  Generalversammlung  fand  am  26.  Februar  1884  statt.  Nachdem  der 
Jahresbericht  pro  1882/83  verlesen,  berichtete  der  Kassenwart  über  die  Ein¬ 
nahme  und  Ausgabe  des  verflossenen  Jahres.  Erstere  betrug  18332  Mark, 
letztere  17G63  Mark,  sodaß  ein  Bestand  von  669  Mark  verblieb.  Die  große 
Voliere  ist  völlig  bezahlt.  Als  Geschenk  erhielt  der  Garten  eine  neu  erbaute 
Wolfsgrotte,  deren  Herstellungskosten  sich  auf  1800  Mark  bezifferten,  und  ein 
Karussell  für  den  Kinderspielplatz.  In  den  Etat  für  1884  wurde  die  Einnahme 
auf  17000  Mark  und  ebenso  hoch  die  Ausgabe  bemessen.  Für  Neubauten  in 
diesem  Jahre  sind  in  Aussicht  genommen  ein  Wildsaupark  (zu  welchem  die 
Kosten  bereits  von  einer  Privatgesellschaft  aufgebracht  sind),  ferner  eine  neue 
Umzäunung  des  Ilirschparkes.  Ob  die  so  gichtige  Einrichtung  eines  großen 
Aquariums  noch  in  diesem  Jahre  in  Ausführung  kommt,  ist  noch  nicht  gewiß. 

Prof.  Dr.  H.  Landois. 


L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 

Die  Fasanen,  ihre  Pflege  und  Aufzucht  von  C.  Gronau.  Mit  4  Taf. 
Zeichnungen.  Straßburg.  K.  J.  Triibner  1884.  157  Seiten.  G  M. 

Der  Verfasser  hat  im  Jahre  1880  die  erste  Abteilung  eines  größeren 
Werkes  über  die  Hühnervögel,  ihre  Pflege  und  Zucht,  erscheinen  lassen*),  und 
giebt  nun  aus  verschiedenen  Gründen  vor  Beendigung  desselben  eine  Anleitung 


*)  Vergl.  Jahrgang  XXI.  1880,  S.  63. 


über  die  Pflege  und  Zucht  der  Fasanen  heraus.  Sie  schließt  sich  an  das  große 
Werk,  das  vorwiegend  praktische  Fragen  behandelt,  an  und  ist  das  Resultat 
langjähriger  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete.  Die  Zucht  der  hübschen  Ziervögel 
hat  in  Deutschland  noch  nicht  das  Interesse  in  weiteren  Kreisen  gefunden, 
welches  sie  bereits  in  den  Nachbarländern  genießt,  und  es  dürfte  darum  eine 
solche  Darstellung,  wie  die  vorliegende  aus.  berufenster  Hand,  des  Beifalls  aller 
Züchter  und  Zuchtanstalten  sicher  sein.  Das  Buch  beschäftigt  sich  nicht  mit 
der  naturhistorischen  Betrachtung  und  Aufzählung  der  einzelnen  Fasanenarten 
sondern  erörtert  die  wichtigen  und  schwierigen  Fragen  der  Fasanenzucht.  Dem¬ 
gemäß  kommen  in  vier  Abschnitten  zur  Ausführung:  I.  Die  Volieren,  die  Zuch- 
tiere  in  Bezug  auf  Auswahl,  Eigenschaften  und  Pflege  und  die  Eier.  II.  Die 
Bruttiere  und  diö  Bruteinrichtungen.  III.  Die  Aufzucht  der  jungen  Fasanen 
hinsichtlich  ihres  Aufenthalts,  ihrer  Behandlung,  Ernährung  u.  s.  w.  IV.  Die 
Krankheiten  und  ihre  Behandlung. 

Die  Arbeit  ist,  wie  wir  uns.  durch  deren  Lektüre  überzeugt  haben,  nach 
allen  Seiten  vortrefflich  durchgeführt  und  so  sind  wir  überzeugt,  daß  sie  den 
Züchtern  und  Pflegern  der  Fasanen  von  großem  Nutzen  sein  wird.  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

II.  B.  in  II.:  Mehrfache  Berichte  mit  Dank  empfangen.  —  B.  W.  in  R.  hei  B.:  Wird 
benutzt.  —  P.  L.  M.  in  St. :  Eine  frühere  Erledigung  des  Artikels  war  unmöglich.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Gustav  Prütz,  Illustriertes  Mustertaubenbuch.  Enthaltend  das  Gesamte  der  Taubenzucht 
Mit  GO  Earbendruckblättern  und  vielen  Holzschnitten.  30—35  Lieferungen  ü  1,20  Mk. 
Hamburg  1834.  .T.  F.  Richter.  Lieferg.  1  und  2. 

Dr  II.  Ploß.  Das  Weib  in  der  Natur-  und  Völkerkunde  8  Lieferungen  a  2  Mk.  Leipzig. 
Th.  Grieben.  1S84.  Erste  Lieferung. 

S.  CI  essin.  Deutsche  Excursions-Mollusken-Fauna.  2.  Aufl.  1.  Lieferg.  Nürnberg.  Bauer 
und  Ii  a  s  p  e.  1884. 

Jahrbücher  der  deutschen  Malakozoolo  gischen  Gesellschaft  nebst 
Nachrichtsblatt.  Redigiert  von  Dr.  W.  Kobelt.  11.  .Talirg.  2.  Heft.  Mit  l  Taf  Frank¬ 
furt  a.  M.  Mor.  Diesterweg  1S84. 

Prof.  Dr.  R.  Greeff  Die  Fauna  der  Guinea-Inseln  S.  Tliome  und  Rolas.  Sep.-Abdr. 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  d.  gesamten  Naturwissenschaften  zu 
Marburg  1884. 

Bronn ’s  Klassen  und  Ordnungen  des  Tie  r  rr  eich  s.  l.  Band.  Protozoa,  neu  be¬ 
arbeitet  von  Prof.  Dr.  O.  Bütschli.  20  und  27  Lieferg.  Leipzig  u.  Heidelberg.  C.  F. 
Winter  1884. 

Dr.  C.  Kerbe  rt.  Chromafophagux  parasiticm ,  Kerb.  Ein  Beitrag  zur  Parasitenlehre.  Mit 
1  Tafel. 

—  _  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Niederländischen  Fauna.  Mit  2  Tat.  —  Sep.-Abdr.  Nederland. 
Tijidschrift  van  de  Dierkunde.  1884. 

Prof.  C.  Semper.  Zoologie  und  Anatomie.  Erwiderung  auf  Herrn  von  KÖ1  liker ’s  Rede: 
„Die  Aufgaben  der  anatomischen  Institute.“  -Wiesbaden.  D.  W.  Kreide!.  1884. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  MalUau  &  Waldselimidt.  Frankfurt  a.  M. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere, 


Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 
.  Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mali  lau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


No.  8.  XXV.  Jahrgang.  August  1884. 


I  n  h  :ü  1  i . 

Texas  und  seine  Tierwelt;  von  II.  Nehrling.  (Fortsetzung.)  —  Die  wissenschaft¬ 
lichen  und  die  praktischen  Aufgaben  hei  der  Aufstellung  unserer  Natur alieusammlungen; 
von  Leopold  Martin  in  Stuttgart.  —  Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  zu  Cöln; 
von  L.  Wunderlich  (Schluß.)  —  Noch  einige  Bemerkungen  über  das  Nahoorschaf,  J‘seu- 
dois  Nah  um- :  von  Dr.  Th.  Noack.  —  Eine  Missbildung  an  Federn;  von  G.  Simm  er  mach  er. 
—  Gelungener  Wiederbelebungsversuch  an  einer  ertrunkenen  grünen  Eidechse ;  von 
H.  Eischer  -  Si  gwar  t  in  Zofingen.  —  Korrespondenzen.  —  Miscellen.  —  Litteratur.  — 
Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  -  Berichtigung.  — 


Texas  und  seine  Tierwelt. 

Von  H.  Nehrling. 

(Fortsetzung.) 


Nun  lieber  Leser,  folge  mir  in  die  Kaktusdickichte  der  nächsten 
Mezquitprairie.  Es  ist  ein  schöner  Apriltag.  Die  mit  furchtbaren 
Stacheln  bewaffneten  Opuntien  sind  über  und  über  mit  großen 
gelben  Blüten  bedeckt,  an  denen  Kolibris  umhersch wirren.  Die 
Mezquitbiiscke  sind  in  voller  Blüte  und  verbreiten  einen  lieblichen 
Duft.  Unter  den  breitblätterigen  Kakteen  ist  der  Boden  etwas  aus¬ 
gehöhlt  und  glatt  und  wir  erkennen  sofort,  daß  hier  irgend  ein 
Tier  seinen  Aufenthalt  hat.  Verhalten  wir  uns  in  geringer  Ent¬ 
fernung  ruhig,  so  werden  wir  bald  interessante  Beobachtungen 
machen  können.  Ein  kleines  hübsches  Tierchen  streckt  seinen  Kopf 
unter  den  Kaktusblättern  hervor.  Da  es  keine  Gefahr  wittert, 
kriecht  es  heraus  und  zwei  bis  drei  andere,  weißgestreifte,  unten 
schwarze,  mit  buschigen  weißen  Schwänzen  gezierte  Tierchen  hüpfen 
nun  spielend  in  den  Kaktusdickichten  umher.  Bald  erscheint  eines 
der  Alten  mit  einer  Maus  oder  einem  Vogel.  Es  scheinen  liann- 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  1884.  15 


226 


lose  niedliche  Tierchen  zu  sein.  Doch  wir  wollen  einmal  die  arg¬ 
lose  Familie  stören.  Ein  Stein  fliegt  aus  sicherer  Entfernung 
zwischen  sie.  Die  Jungen  verschwinden,  die  Alte  rührt  sich  kaum. 
Aber  welch’  entsetzlicher  Gestank!  Es  ist  nicht  zum  Aushalten  und 
wir  eilen  so  schnell  wie  möglich  vom  Schauplatze  der  That.  Es 
waren  Stinktiere,  »Stinkkatzen«  (Mephitis  mesoleuca  Licht.,  Skunk), 
welche  wir  beobachtet.  Sie  sind  an  den  beschriebenen  Orten  sehr 
häufig ;  man  findet  sie  aber  auch  in  hohlen  Baumstämmen,  in  Erd¬ 
höhlungen  und  Felsenklüften.  Am  liebsten  treiben  sie  sich  in 
Kaktusdickichten  umher,  da  sie  hier  niemand  stört,  denn  jedes  Ein¬ 
dringen  in  dieselben  rächt  sich  furchtbar.  Die  langen,  spitzen 
Stacheln  dringen  nicht  nur  tief  in’s  Fleisch,  sie  arbeiten  sich  selbst 
durch  starkes  Schuhwerk ;  kein  Hund  wagt  sich  in  dieses  Stachel¬ 
gewirr.  Dazu  kommt  die  furchtbare  natürliche  Waffe  des  Tieres: 
die  Stinkdrüse.  Nichts  ist  im  Stande,  diesen  Pestgeruch  wieder  zu 
entfernen.  Er  ist  so  entsetzlich  und  widerlich,  daß  man  sich  durch 
eine  Beschreibung  gar  keine  Vorstellung  von  demselben  machen 
kann.  —  Besonders  häufig  kommt  es  vor,  daß  frische  Einwanderer, 
welche  mit  diesem  Tiere  noch  nicht  bekannt  sind,  sehr  unangenehme 
Erfahrungen  machen.  So  kam  ein  erst  vor  wenigen  Wochen  von 
Deutschland  augekommener,  besonders  jagdeifriger  junger  Mann  in 
eins  der  oben  erwähnten  Kaktusdickichte  und  sah  dort  die  fesseln¬ 
den  Tierchen  munter  umherspringen.  Er  schoß  zwei  der  noch 
jungen  Tiere,  steckte  sie  voller  Freude  in  seine  Jagdtasche  und  be¬ 
gab  sich  triumphierend  auf  den  Heimweg.  So  entzückt  war  er 
über  sein  Jagdglück,  daß  er  des  fürchterlichen  Gestankes  gar  nicht 
achtete,  die  Ursache  desselben  wohl  auch  anderswo  suchte.  Als  er 
in  die  Wohnung  seiner  Verwandten  kam,  ergriff  alles  die  Flucht 
und  nur  mit  Widerstreben  ließ  sich  unser  Nimrod  dazu  bewegen, 
das  Haus  zu  verlassen.  Man  mußte  alle  Überredungskünste  ver¬ 
suchen,  um  ihn  zu  veranlassen,  seine  Jagdbeute  eine  Strecke  weit 
fortzutragen.  Er  hielt  diese  Tiere  für  »amerikanische  Hasen«  und 


schien  es  gar  nicht  begreifen  zu  können,  daß  diese  hübschen  Ge¬ 
schöpfe  die  »wahren  Stinker«  sein  konnten.  Wochenlang  durfte  er 
nicht  in’s  Haus  kommen,  obwohl  die  alten  Kleider  mit  neuen  ver¬ 
tauscht  worden  waren  und  dazu  kam  noch  der  beißende  Spott  von 
allen  Seiten.  —  Diese  »Stinkkatze«,  wie  sie  die  deutspheu  Farmer 
überall  in  den  Vereinigten  Staaten  neunen,  ist  noch  sehr  zahlreich. 
Sehr  häufig*  nistet  “sie  sich  unter  Ställen,  Häusern  und  selbst  in 
Kellern  ein,  sodaß  es  oft  die  größte  Mühe  kostet,  sie  wieder  los  zu 


227 


werden.  Die  ganzen  Kellervorräte  werden  häufig  durch  diesen  Ge¬ 
stank  ungenießbar.  Eigentümlich  ist  es,  daß  manchen  Menschen 
dieser  penetrante  Geruch  nicht  widerlich  erscheint.  So  kenne  ich 
mehrere  Farmerknaben,  die  diese  Stinker  mit  Tellereisen  fangen,  um 
sie  abzuhäuten.  Das  Fell  hat  jedoch  keinen  hohen  Wert.  —  Die 
Stinkkatze  gehört  zu  den  schädlichsten  Tieren.  Alle  Nester  der  auf 
den  Boden  bauenden  Vögel  werden  geplündert,  wo  sie  die  Gelegen- 
heit  dazu  findet;  alte  Vögel  werden  geschickt  gefangen;  Hühner¬ 
nester  werden  beraubt,  junge  und  alte  Hühner  und  anderes  Ge¬ 
flügel  getötet.  Sie  geht  in  der  Regel  des  Nachts  auf  Raub  aus 
und  hält  sich  am  Tage  verborgen.  Nach  meinen  Erfahrungen  flieht 
sie  nie,  sondern  macht  bei  drohender  Gefahr  von  ihrer  furchtbaren 
Waffe  Gebrauch.  Außer  der  genannten  Art  kommen  in  Texas  noch 
zwei  andere  Species  vor,  nämlich  das  Texasstinktier  (Mephitis 
varians  Gray)  und  die  zweifarbige  Stinkkatze  (il/.  bicolor 
Gray). 

Das  Opossum  oder  die  Beutelratte  ( Didelphys  virginiana 
Shaw)  ist  in  allen  Waldgegenden  noch  zahlreich,  und  fast  jeder 
Farmer  weiß  ein  »Liedchen«  von  den  Verwüstungen,  welche  es 
unter  dem  Geflügel  anrichtet,  »zu  singen.«  Es  tötet  nicht  selten 
sämtliche  Insassen  des  Hühnerhauses  und  saugt  deren  Blut  aus; 
weniger  gefährlich  wird  es  den  Hühnern,  welche  ihr  Nachtcjuartier 
auf  einem  Baume  aufgeschlagen  haben.  Es  tötet  dann  gewöhnlich 
nur  eins  und  trägt  es  mit  sich  fort  in  den  Wald.  Sehr  geschickt 
und  schnell  benimmt  es  sich  auf  Bäumen;  dagegen  sind  seine  Be¬ 
wegungen  auf  dem  Boden  träge  und  langsam.  Am  Tage  ist  es  über- 
haupt  sehr  schläfrig  und  erscheint  dumm,  sobald  aber  die  Nacht 
anbricht,  ist  es  wie  umgewandelt.  Die  Augen  sprühen,  die  losen 
Haare  werden  glatter,  die  Haltung  strammer  und  die  Bewegungen 
schneller.  Wenn  es  bei  seinen  Räubereien  ertappt  wird,  sucht  es 
nicht  zu  fliehen,  sondern  es  stellt  sich  tot.  Auduban  hat  das 
Freileben  meisterhaft  geschildert  und  Brehm  hat  seine  Schilderung 
ebenso  meisterhaft  übersetzt,  sodaß  ich  hier  nichts  mehr  beizufügen 
brauche.  Das  Fleisch  gilt  den  Negern  als  Leckerbissen,  aber  auch 
viele  Weiße  finden  es  schmackhaft.  Man  sieht  es  regelmäßig  auf 
dem  Markte  in  Houston  und  New-Orleans.  —  Durch  seine  Raub- 
o-ier  wird  es  namentlich  den  auf  Bäumen  brütenden  und  über- 

Ö 

nachtenden  Vögeln  sehr  schädlich.  Die  Alte  mit  den  5  bis  10, 
ja  bis  zu  15  Jungen  hält  sich  meist  in  einem  hohlen  Baume  ver¬ 
borgen. 


228 


Etwa  75  englische  Meilen  nördlich  von  meiner  Wohnung  an 
der  West-Yegua  trifft  man  auf  die  ersten  Dörfer  der  Prairiehunde 
( Cynomys  ludovicianus  Brd.).  Die  canadischen  Trapper  nannten 
dieses  interessante  Nagetier  »Petit  chien«  nud  die  Indianer  »Wisch¬ 
tonwisch.«  Der  deutsche  Name  und  auch  die  englische  Bezeich¬ 
nung  »Prairie  Dog«  sind  beide  nicht  zutreffend  ;  Prairiemurineltier 
wäre  richtiger.  Die  sogenannten  Dörfer  dieser  Tiere  sind  oft  sehr 
groß  und  erstrecken  sich  über  ein  weites  Terrain.  Sie  leben  immer 
gesellig  in  unterirdischen  Höhlungen;  vor  jeder  Höhlung  liegt  ein 
hoher  dammartiger  Hügel  ausgegrabener  Erde,  welcher  den  Tieren 
oft  als  Warte  dient.  Diese  Hügel  liegen,  ebenso  wie  die  Eingänge 
zu  den  Höhlungen,  dicht*)  nebeneinander  und  geben  der  weiten 
baumlosen  Prairie  einen  eigentümlichen  Anstrich.  Oft  sieht  man 
sie,  soweit  das  Auge  schaut ;  man  hat  derartige  Bauten  in  Texas 
auf  einer  Ausdehnung  von  sechzig  Meilen  gefunden.  Die  niedlichen 
Tierchen  sind  sehr  schlau  und  durch  die  vielfache  Verfolgung 
außerordentlich  scheu,  sodaß  mau  sich  tagelang  auf  halten  muß,  wenn 
man  ein  Exemplar  erlegen  will.  Außerhalb  des  Bereiches  der 
Schußwaffe  sieht  man  Dutzende  sich  lustig  umhertummeln,  aber 
in  der  Nähe  läßt  sich  keines  blicken.  Auch  in  Fallen  gehen  sie 
nur  selten  einmal.  Es  war  mir  besonders  darum  zu  thun,  ein 
Skelett  für  Herrn  Dr.  K.  Th.  Liebe  in  Gera  zu  erlangen,  aber 
alle  Mühe  blieb  ohne  Erfolg;  auch  andere,  welchen  ich  Aufträge, 
einige  dieser  Tiere  zu  fangen,  gegeben  hatte,  kehrten  erfolglos 
zurück.  Wenn  mau  im  August  oder  September  diese  Dörfer  besucht 
nnd  nirgends  ein  grünes  Grashälmchen  erblickt,  auch  meilenweit  in 
der  Runde  keinen  Tropfen  Wasser  findet,  so  muß  man  sich  un¬ 
willkürlich  die  Frage  vorlegen:  Wovon  nähren  sich  deun  diese 
zahlreichen  Tiere  eigentlich?  Wahrscheinlich  leben  sie  von  den 
Wurzeln  verschiedener  Grasarten,  während  sie  im  Frühling  die 
jungen  Sprossen  derselben  verzehren.  Wasser  scheinen  sie  gar 
nicht  zu  bedürfen.  Wintervorräte  können  sie  nicht  anlegen,  da 
nichts  zum  Einträgen  in  ihrem  Wohngebiete  vorhanden  ist.  Sie 
halten  darum  einen  langen  Winterschlaf,  welcher  anfangs  November 
beginnt;  um  diese  Zeit  findet  man  wenigstens  die  Eingänge  zu 
ihren  Wohnungen  mit  Erde  verschlossen.  Sobald  die  warmen  Tage 
des  Frühlings  das  erste  Grün  hervorlocken,  werden  die  Thiiren  zu 
ihren  Behausungen  wieder  geöffnet.  Es  ist  eigentümlich,  daß  die 


*)  Pie  Hügel  sind  etwa  12  bis  15  Fuß  von  einander  entfernt. 


Fabel,  Klapperschlangen  und  Höhleneuleu  lebten  mit  den  Prairie- 
hunden  zusammen  und  zwar  im  besten  Einvernehmen,  noch  immer 
als  unumstößliche  Wahrheit  geglaubt  wird.  Die  Ansiedler  in  der 
Nähe  der  Prairiehunde  sind  alle  fest  von  der  Tliatsache  über¬ 
zeugt,  aber  noch  keiner  hat  Klapperschlangen  und  Höhleneuleu 
in  bewohnten,  sondern  immer  nur  in  unbewohnten  Höhlungen 
gesehen. 

Unter  den  Nagetieren  ist  dem  texanischen  Farmer  keines  so 
verhaßt  wie  der  Salamander  ( Gcomys  wohl  die  Art  pinetis ),  eine 
Taschenratte,  welche  zahlreich  die  Mais-,  Baumwollen-,  Kartoffel- 
und  Batatenfelder  bewohnt.  Allerwärts,  namentlich  an  den  frucht¬ 
barsten  Stellen  der  Felder,  sieht  man  die  frisch  ausgescharrten 
Erdhaufen.  Seine  eigentliche  Wohnung  liegt  nach  meinen  in  Texas 
gemachten  Erfahrungen  drei  bis  vier  Fuß  unter  der  Oberfläche; 
sie  besteht  aus  einer  großen,  runden,  weich  ausgepolsterten  Höh¬ 
lung,  von  welcher  Gänge  zu  den  nahen  Vorratskammern  führen. 
Die  Eingänge  zur  Wohnung  sind  immer  zickzack-  oder  schrauben¬ 
förmig^  damit  das  Wasser  nicht  so  leicht  eilidringen  kann.  Ich 
fand  in  den  Vorratskammern  große  Kartoffeln  und  Bataten,  Erd¬ 
nüsse,  Maiskörner  und  -kolben ,  Hafer  u.  s.  w.  Es  ist  rätselhaft, 
wie  die  kleineu  Tierchen  die  großen  Kartoffeln  und  Bataten  eiuzu- 


schleppen  vermögen!  Es  sind  sehr  schlaue,  scheue  Tiere,  die  sich 
nicht  leicht  bei  ihrem  Thun  und  Treiben  überrumpeln  lassen.  Beim 
Einträgen  kleinerer  Wurzeln  und  Sämereien  werden  die  großen 
Backentaschen  benutzt;  siucl  diese  voll,  so  kehrt  es  zurück  in  die 
Vorratskammer,  um  sie  zu  entleeren.  —  Wenn  man  einen  gefange¬ 
nen  Salamander  auf  einer  freien  Stelle  laufen  läßt,  so  sucht  er 
nicht  zu  entrinnen,  sondern  er  scharrt  mit  bewunderungswürdiger 
Schnelligkeit,  anscheinend  mit  allen  vier  Füßen  zugleich,  einen  Ein¬ 
gang  in  die  Erde,  und  im  Nu  ist  er  dem  Auge  des  Beobachters 
entschwunden.  Wegen  des  Schadens,  welchen  er  in  Feldern  an  den 
Wurzeln  der  Baumwolle  und  des  Maises,  namentlich  aber  an  den 
Knollenfrüchten  anrichtet,  wird  der  Mensch  sein  gefährlichster  Feind. 
Eine  andere  Art,  welche  hier  in  Missouri  häufig  ist,  nennt  man 
Gopher  ( Geomys  bursarius  Baird). 

In  denselben  Feldern,  welche  der  Salamander  bewohnt,  findet 
sich  nicht  selten  die  Baumwollenratte  (Sigmo  don  Berlandieri 
Baird).  Sie  wurde  mir  öfter  überbracht;  man  hielt  sie  für  eine 
Art  Hausratte.  Sie  ist  nicht  so  zahlreich,  um  besonderen  Schaden 
tliun  zu  können.  —  In  der  Nähe  der  Maisfelder,  ferner  in  den 


230 


Eichenwäldern  und  in  den  Niederungen,  wo  Pecannußbäume  ihre 
Prüchte  reifen,  finden  sich  zahlreiche  Eichhörnchen.  Am  häufigsten 
ist  das  Fuchseich  hörne  heu  ( Sciurus  vulpinus  Gmel.),  seltener 
das  Louisiana  eich  hör  nchen  (S.  ludovicianus  Custis).  Das  Fleisch 
ist,  namentlich  wenn  Hickory-  und  Pecannüsse  und  Eicheln  gut  ge¬ 
raten  sind,  ganz  vorzüglich ;  es  wird  ihnen  daher  eifrig  nachge¬ 
stellt.  Auch  ein  fliegendes  Eichhörnchen  (Pteromys  volucella 
Desm.)  kommt  vor.  In  der  Lebensweise  unterscheidet  sich  dieses  je¬ 
doch  sehr  von  den  Verwandten.  Am  Tage  liegt  es  in  einem  weichen 
Bette  einer  Baumhöhle  des  Nachts  geht  es  nach  Nahrung  aus. 
Es  ist  ein  arger  Plünderer  der  Vogelnester  und  in  dieser  Hinsicht 
viel  gefährlicher  als  die  beiden  Verwandten. 

In  allen  Waldgegenden  ist  das  amerikanische  Kaninchen 
(. Lepus  sylvaticus  Bochm.)  sehr  häufig.  Ganz  in  der  Nähe  meiner 
Wohnung  au  der  West-Yegua  konnte  man  oft  mehr  als  ein  Dutzend 
furchtlos  umherspringen  sehen.  Auf  den  Prairieen  findet  sich  der 
große  Prairie-  oder  Mauleselhase  (X.  callotis  Wag!.),  der  Mule 
Rabbit  der  Anglo-Amerikaner.  Da  das  Fleisch  dieser  Art  simr  zäh 
und  mager  ist,1  so  stellt  man  ihm  wenig  nach. 

Bei  meinen  zu  Fuß  unternommenen  Exkursionen  durch  Wald 
und  Feld  kam  ich  sehr  oft  mit  höchst  unangenehmen,  ja  gefährlichen 
Tieren  in  Berührung.  In  trockenen,  steinigen,  mit  Gebüsch  be¬ 
wachsenen  Örtlichkeiten  ist  es  besonders  die  Klapperschlange 
( Crotalus  durissus  L.),  in  den  baumlosen  Ebenen  die  P  r  a  i  r  i  e  k  1  a  p  p  e  r- 
schlänge  oder  Massasauga  ( Crotalophorus  tergeminus  llolbr .), 
vor  welchen  man  beständig  auf  der  Hut  zu  sein  hat,  da  sie  stellen¬ 
weise  noch  sehr  häufig  sind.  Die  in  großen  Herden  im  Pfosten¬ 
eichenwald  und  iu  den  Prairien  umherstreifenden  Schweine  fressen 
sie  ohne  weiteres,  wenn  sie  dieselben  finden  und  ihre  Zahl  wird  da¬ 
durch  so  vermindert,  daß  sie  in  den  besiedelten  Teilen  bald  ausge¬ 
rottet  sein  werden.  Sie  sind  so  träge  und  langsam,  daß  sie  gar 
nicht  ans  Fliehen  denken  und  deshalb  sehr  leicht  den  Schweinen  zur 
Beute  fallen.  Da  sie,  wenn  man  nicht  gerade  auf  sie  tritt  oder 
ihnen  zu  nahe  kommt,  nicht  beißen  und  außerdem  noch  durch  ihre 
Klapper  rechtzeitig  warnen,  so  wird  nur  selten  einmal  ein  Mensch 
von  ihnen  gebissen.  Viel  gefährlicher  ist  in  dieser  Hinsicht  die 
Moccasin  oder  Kupferschlange  ( Ancistrodon  contortrix  11.  &  G.), 
ein  sehr  schön  gezeichnetes  Tier.  Auch  sie  ist  ziemlich  träge  und 
langsam  in  ihren  Bewegungen,  da  sie  aber  dem  Boden  und  dem 
alten  Laubwerk  sehr  ähnlich  sieht,  so  kommt  es  oft  vor,  daß  Menschen 


und  Tiere  gebissen  werden.  Ich  bin  oft  in -Gefahr  gewesen,  mit  ihr 
in  unangenehme  Berührung  zu  kommen.  Einmal,  als  ich  unter 
einem  spanischen  Maulbeerstrauche  umhersuchte,  lag  kaum  einige  Zoll 
von  meiner  Hand  ein  sehr  starkes  zusammengeringeltes  Exemplar, 
welches  zum  Beißen  bereit  war.  Ein  anderes  Mal,  als  ich  auf  meiner 
Wanderung  an  eine  große,  mit  Brombeerdickichten  {Ilubus  trivialis ) 
überwachsene  Stelle  kam,  wo  sich  reife  Beeren  in  Menge  fanden, 
lag  wiederum  eine  dieser  Schlangen  dicht  neben  meiner  nach  Beeren 
suchenden  Hand.  Diese  Tiere  sind  da,  wo  sich  reife  Brom-  und 
Maulbeeren  finden  besonders  häutig,  da  diese  einen  Hauptteil  ihrer 
Nahrung  ausmachen.  Ganz  in  der  Nähe  meiner  Wohnung  tötete 
ich  oft  Moccasiuschlangen  und  ebenso  wurden  in  den  Häusern  der 
Ansiedler  sehr  oft  welche  gefunden.  Frauen  und  Kinder,  welche 
Baumwolle  pflücken  oder  Beeren  sammeln,  werden  oft  von  dieser 
Schlänge  gebissen,  und  ich  kannte  unter  den  Ansiedlern  an  der  West 
Yegua  wenigstens  zwanzig,  welche  gebissen  worden  waren.  Das  ge¬ 
bissene  Glied  schwillt  stark  an  und  es  treten  zeitweise  auch  heftige 


Schmerzen  ein.  aber  durch  die  Anwendung  geeigneter  Mittel  ist  schon 
nach  einigen  Tagen  fast  jede  Spur  des  Bisses  verschwunden.  Meist 
braucht  mau  starken  Branntwein,  mit  welchem  man  die  Wunde  wäscht 
und  von  dem  man  eine  gute  Quantität  trinkt.  Noch  besser  soll 
Salmiakgeist  wirken.  Der  Gebissene  nimmt  einige  Tropfen  von  dem¬ 
selben  ein  und  wäscht  auch  die  Wunde  damit  gut  aus.  Die  Mexikaner 


sah  ich  mit  gutem  Erfolg  Eigelb  mit  Salz  vermischt  auf  die  Wunde 
legen.  Noch  andere  erfolgreiche  Mittel  werden  gegen  den  Biß  dieser 
Giftschlange  angewendet  und  alle  Gebissene  scheinen  durch  den  Ge- 
brauch  derselben  vollständig  wieder  hergestellt  zu  werden.  Ich  habe 
nie  gehört,  daß  der  Biß  den  Tod  oder  gefährliche  Leiden  zur  Folge  ge¬ 
habt  hätte.  —  Eine  in  den  Tiefländern,  namentlich  in  Reis-  und  Zucker¬ 
plantagen  vorkommeude  Giftschlange  ist  die  Baum  wollen  otter 
( Toxicophis  piscivorus  B.  &  G.)  Water  Moccasin  oder  Cotton  Mouth, 
wäbreud  die  vorige  nur  trockene,  besonders  hochgelegene  Wälder 
und  Felder  bewohnt.  Mau  sieht  sie  gewöhnlich  ruhig  am  Rande 
des  Wassers  oder  in  demselben  auf  einem  Aste  oder  einem  alten 
Baumstamm  liegen.  Sie  ist  ein  vorzüglicher  Schwimmer  und  ziem¬ 
lich  schnell  in  ihren  Bewegungen.  Die  Länge  beträgt  gewöhnlich 
zwei  Fuß;  sie  ist  ausgewachsen  sehr  dick,  der  Schwanz  ziemlich 
stumpf.  Die  Färbung  der  Oberseite  ist  bei  manchen  mehr  schwärz¬ 
lich,  bei  anderen  geht  sie  mehr  ins  Bräunliche  über.  Ich  habe  sie, 
wenn  ich  in  den  Sümpfen  des  südöstlichen  Texas  nach  den  Nestern 


der  Reiher  und  anderer  Wasservö<xel  suchte,  oft  beobachtet.  Mau 
fürchtet  sie  viel  mehr  als  die  Klapper-  und  Moccasinschlange,  weil 
sie  ohne  weiteres  zum  Angriff  schreitet.  Uber  die  Wirkung  ihres 
Giftes  habe  ich  mir  aus  eigener  Anschauung  kein  Urteil  bilden 
können.  — 

Schlangen  giebt  es  in  Texas  überhaupt  in  ungeheuerer  Anzahl, 
unter  denen  jedoch  die  oben  angeführten  die  bekanntesten  Giftschlangen 
sind ;  fast  alle  übrigen  sind  ungefährlich.  Die  meisten  von  ihnen 
werden  aber  den  Vögeln  sehr  schädlich,  und  die  Hühner-  oder 
Eierschlange  ( 0 phibolus  epimius  JB.  &  G.)  ist  der  gefährlichste 
Feind  des  Hühnerhofes,  welchen  ich  kenne.  Sie  schleicht  sich  in 
die  Hühnernester  und  verschluckt  die  Eier,  sie  stellt  den  jungen 
Hühnchen  auf  alle  mögliche  Weise  nach,  um  ihrer  habhaft  zu  weiden, 
sie  klettert  schnell  und  geschickt  auf  Bäume,  um  Nester  zu  plündern, 
Vögel  und  halbwüchsige  Hühner  zu  erbeuten.  Ich  habe  Exemplare 
von  5  bis  6  Fuß  Länge  häufig  gesehen,  und  etwa  50  Stück  habe 
ich  in  dem  einen  Sommer  1882  ganz  in  der  Nähe  meiner  Wohnung 
getötet.  Wo  sie  häufig  ist,  kann  man  fast  kein  junges  Hühnchen 
vor  ihr  schützen.  Sie  ist  sehr  gewandt  und  schnell  in  ihren  Be¬ 
wegungen  und  ein  vorzüglicher  Kletterer.  Ihre  Raubzüge  unternimmt 
sie  gewöhnlich  des  Nachts.  Ich  wurde  oft  durch  das  Geschrei  der 
Hühner,  namentlich  der  Küchlein  und  Glucken  von  ihrer  Anwesenheit 
aufmerksam  gemacht.  Wenn  ich  dann  mit  der|Laterne  die  Hühner¬ 
nester  untersuchte,  fand  ich  immer  eine  solche  Schlange,  welche  sich 
um  das  Nest  geringelt  hatte;  in  der  Regel  verschlang  sie  schon  ein 
Hühnchen  oder  ein  Ei.  Sehr  unangenehm  ist  es,  daß  sie  so  gern 
sich  in  Häusern  einnistet.  Auf  Böden,  hinter  Büchern,  unter  Kopf¬ 
kissen,  in  alten  Kisten  schlägt  sie  nur  zu  gern  ihr  Quartier  auf. 
Als  einst  eine  gerade  aus  dem  Norden  gekommene  Dame  ihr  Kind 
in  die  Wiege  legen  wollte,  gewahrte  sie  zu  ihrem  großen  Schrecken 
eine  ungeheuere  Hühnerschlange  unter  der  aufgehobenen  Decke.  — 
Oft  wenn  ich  abends  bei  offenem  Fenster  schrieb,  kam  eine  dieser 
Schlangen,  durch  meiue  Kanarienvögel,  Zebrafinken  und  Amarant¬ 
vögel  augezogen,  furchtlos  zum  Fenster  hereingekrochen.  Größere 
Exemplare  dieser  Art  konnten  allerdings  nicht  durch’s  Gitterwerk 
der  Käfige  in’s  Innere  gelangen,  desto  gefährlicher  wurden  aber  junge 
Schlangen  meinen  Käfigbewohuern.  Als  ich  einst  morgens  mein 
schönstes  Pärchen  Kauarien  füttern  wollte,  gewahrte  ich  zu  meinem 
Schrecken,  daß  beide  verschwunden  wareu.  Beim  Herunternehmen 
sah  ich  eine  etwa  18  Zoll  lange  Schlange  auf  dem  Boden  des  Käfigs 


zusammengerollt  daliegen.  Sie  versuchte  durch’«  (Jitter  in’s  Freie 
zu  kriechen,  aber  die  verschlungenen  Vögel,  die  man  deutlich  durch 
die  sehr  durchsichtige  Bauchhaut  schimmern  sah,  hielten  sie  zwischen 
dem  Gitter  lest,  sodaß  sie  leicht  getötet  werden  konnte.  Kardinale, 
Spottdrosseln  und  alle  meiue  übrigen  Vögel  wurden  eine  Beute  dieser 
Schlangen,  die  ich  dann  am  andern  Morgen  im  Käfig  fand,  aus 
welchem  sie  nicht  mehr  heraus  konnten.  Es  ist  mir  rätselhaft,  wie 
sie  eigentlich  in  die  an  glatten  Wänden  hängenden  Bauer  gelangen 
konnten.  —  Anfangs  1882  hatte  ich  ein  für  etwa  zehn  Pärchen 
Purpurschwalben  berechnetes  Schwalbenhaus  in  meinem  Garten  auf¬ 
stellen  lassen.  Der  Pfosten,  welcher  es  trug,  wurde  mit  Blech  be¬ 
schlagen,  damit  keine  dieser  häßlichen  Reptile  zu  meinen  Lieblingen 
gelangen  könnte.  Bald  hatte  ich  die  Freude,  mein  Häuschen  von 
einer  lieblichen  munteren  Schar  Purpurschwalben  bezogen  zu  sehen. 
Nistmaterial  wurde  eingetragen  und  die  Brut  begann.  Die  Jungen 
hörte  ich  bald  zirpen  und  das  zwitschernde  Treiben  wollte  jetzt 
vom  frühen  Morgen  bis  zum  späten  Abend  gar  kein  Ende  nehmen.  Schon 
glaubte  ich  mit  Gewißheit,  daß  alle  junge  Schwalben  glücklich  zum 
Ausfliegen  gelangen  würden.  Eines  Morgens  sehr  früh  fiel  es  mir 
auf,  daß  ich  keine  so  munteren  Töne  als  sonst  hörte.  Beim  Nach¬ 
sehen  fand  ich  keine  einzige  der  alten  und  jungen  Schwalben  mehr 
vor.  Zwei  dieser  Schlangen  hatten  sämtliche  Insassen  in  einer 
Nacht  vernichtet.  Nur  ein  einzelnes  Männchen  flog  lautlos  in  schein¬ 
barer  Trauer  durch  die  Luft,  und  es  schien  der  einzige  überlebende 
meiner  lieblichen  Schwalbenkolonie  zu  sein.  —  Unter  hundert  Nestern, 
welche  ich  fand,  wurden  wenigstens  die  Hälfte  von  dieser  und  anderen 
Baumschlangen  der  Eier  und  Jungen  beraubt.  Ich  kenne  unter  allen 
Tieren  wirklich  keine  solche  gefährliche  Vogelräuber,  wie  die  Schlangen. — 
Eine  sehr  nahe  Verwandte  der  Hühnerschlange  ist  die  ebenfalls  zahl¬ 
reiche  Königsschlange  (Ophibolus  Sayi  B.  &  G.  King  Suake). 
Diese  kommt  jedoch  selten  in  die  Nähe  des  Menschen.  Man  hält  sie 
für  nützlich  und  glaubt,  daß  sie  Klapper-,  Moccasin-  und  andere 
Giftschlangen  töte.  Sie  frißt,  wie  ich  mich  durch  eigene  Beobachtungen 
überzeugt  habe,  gern  kleinere  Schlangen,  ich  glaube  aber  nicht,  daß 
sie  sich  an  starke  Exemplare  der  genannten  Giftschlangen  wagt. 
Für  die  Vögel  und  andere  kleine  Tiere  ist  sie  ebenso  schädlich  wie 
die  Hühnerschlange.  —  Sehr  häufig  sieht  man  in  Hecken,  Dickichten 
und  kleinen  Bäumen  Peitschenschlangen  (Masticaphus  spec?  engl. 
Coachwhips)  umherkriechen.  Es  sind  dies  sehr  lange,  dünne  überaus 
schnelle  Tiere,  welche  unzählige  Bruten  der  auf  Bäumen  und  in 


Büschen  nistenden  Vögel  zerstören.  Schlägt  man  nach  ihnen,  so 
kommen  sie  oft  blitzschnell  auf  den  Angreifer  zu,  mit  ihrem  Schwänze 
peitschenartig  um  sich  hauend.  —  Die  schönste  texanische  Schlange 
ist  die  Scharlachschlange  (UhinOstoma  coccinea ),  welche  schar¬ 
lachrot,  schwarz  und  gelb  geringelt  ist;  sie  ist  klein,  etwa  12  bis 
18  Zoll  lang,  und  ziemlich  selten.  Es  giebt  noch  eine  ziemliche  An¬ 
zahl  verschiedener  Schlangenarten  iu  Texas,  aber  sie  fallen  nicht  so 
auf,  wie  die  angegebenen.  (Fortsetzung:  folgt.) 


Die  wissenschaftlichen  und  die  praktischen  Aufgaben  bei  der 
Aufstellung  unserer  Naturaliensaminlungen. 

Von  Leopold  Martin  in  Stuttgart. 

Als  ich  vor  15  Jahren  den  ersten  Teil  zu  meiner  »Praxis  der 
Naturgeschichte“  (Weimar  bei  Voigt  1869)  schrieb,  ahnte  ich  nicht, 
daß  diese  nur  für  einen  beschränkten  Leserkreis  berechnete  Schrift 
eine  solche  Verbreitung  in  mehreren  Auflagen  finden  werde.  Durch 
diesen  Erfolg  ermutigt,  war  ich  bemüht,  meine  »illustrierte  Natur¬ 
geschichte  der  Tiere«  (Leipzig  bei  Brockhaus)  und  zwar  unter  Mithülfe 
einiger  renomierter  Gelehrter  zu  schreiben,  welches  Werk  kürzlich 
komplet  erschienen  ist.  Nachdem  hierdurch  der  Kreis  praktischer 
und  theoretischer  Naturkunde  geschlossen  ist,  will  ich  in  Nach¬ 
stehendem'  das  Feld  unserer  gemeinsamen  Thätigkeit  betrachten. 

Bekanntlich  gingen  die  meisten  Naturaliensammluugen  älterer 
Zeit  aus  den  sogenannten  Kunst-  und  Raritätensammlungeu  hervor, 
deren  Stempel  sie  noch  lange  Zeit  an  sich  trugen.  Mit  der  Ver¬ 
mehrung  des  Materials  stellte  sich  die  Notwendigkeit  einer  geordneten 
Übersicht  heraus,  die  zwar  schon  mehrfach  versucht  war;  allein  erst 
durch  Buffo n  wurde  ein  bemerkenswerter  Abschluß  erreicht,  bis 
Linne  mit  seinem  epochemachenden  »System  der  Natur«  alles  bisher 
Dagewesene  überbot  und  selbst  heute  noch  in  hellem  Lichte  gläuzt. 
Das  von  ihm  befolgte  System  bewegte  sich  auf  so  praktischen  Grund¬ 
lagen,  daß,  obwohl  es  durch  unzählige  Entdeckungen  vermehrt  ist, 
doch  immer  wieder  im  Liune’schen  Sinne  fortgearbeitet  werden  mußte 
und  es  seinen  Stempel  bis  heute  noch  den  Sammlungen  aufdrückt, 
so  vielfach  auch  darau  zu  rütteln  versucht  wurde.  Die  pariser  Samm¬ 
lung,  durch  BufFon  hauptsächlich  geleitet,  wurde  lauge  Zeit  als 
mustergültig  anerkannt,  und  alle  ihre  Vorzüge  und  Fehler  gingen 


235 


auf  die  allerorts  entstehenden  Sammlungen  über.  Da  sowohl  die 
leitende  Wissenschaft,  als  auch  die  ausübende  Technik  mit  völlig  fremdem 
Material  zu  arbeiten  hatten,  so  wahren  auch  die  Zielpunkte  in  noch 
völliges  Dunkel  gehüllt,  und  man  mußte  ruhig  abwarten,  was  die 
Einsicht  und  Fertigkeit  des  Einzelnen  zu  erreichen  vermochte.  Aus 
diesem  Grunde  erhielten  denn  alle  Sammlungen  einen  gemischten 
populären  Charakter,  dessen  Physiognomie  sie  erst  später  allmählich 
abstreifen  konnten.  Somit  sind  denn  unsere  ersten  Sammlungen  als 
populäre  und  deshalb  auch  als  diejenigen  zu  betrachten,  welche 
als  das  Gemeingut  aller  Menschen  ihren  Vorzug  vor  allen  anderen 
Richtungen  verdienen.  — 

Das  System  Liunes,  welches  den  Jiomo  sapiens  an  die  Spitze  der 
Schöpfung  stellt,  wurde  später  mehrfach  angegriffen,  woraus  die  Ab¬ 
sonderung  des  Menschen  in  ein  besonderes  Reich  erfolgte.  Obgleich 
dieser  Schritt  naturhistorisch  nicht  zu  rechtfertigen  ist,  so  muß  er  in 
Rücksicht  des  guten  Geschmackes  doch  entschuldigt  werden,  denn 
die  taxidermisch  bearbeiteten  Menschengestalten  damaliger  Zeit  gehören 
in  das  Bereich  trübseligster  Erinnerungen,  die  man  gern  vergißt,  und 
es  ist  in  der  That  auffällig,  daß  man  neben  den  so  vollendeten  Leistungen 
der  klassischen  Bildhauerei  es  nur  wagen  konnte,  mit  solchen  Er¬ 
bärmlich  keiten  aufzutreteu. 

Wenn  Säugetiere  und  Vögel  eben  so  nackt  wie  der  Mensch  sich 
zeigten,  dann  wäre  vielleicht  die  Einsicht  einer  vollendeteren  Auf¬ 
stellung  der  Tiere  früher  gekommen  und  man  würde  vielleicht  die 
Taxidermie  eher  begünstigt  statt  zurückgehalten  haben.  Es  ist  dies 
ein  Punkt,  den  ich  ganz  besonders  im  Auge  zu  behalten  empfehle.  — 

So  Überraschendes  das  Altertum  uns  in  Rücksicht  des  Menschen 
und  des  Pferdes  in  der  Darstellung  ihrer  äußeren  Anatomie  hinterlassen 
hat,  so  unvollkommen  waren  seiue  Leistungen  der  übrigen  Tierwelt 
gegenüber,  und  es  bekundete  damit,  daß  man  die  Morphologie  der  Tier¬ 
welt  nur  höchst  oberflächlich  studierte.  Die  scheußlichen  Tierkämpfe  der 
alten  Römer  ließen  es  auch  nicht  zu,  daß  ihre  Maler  eingehende  Studien 
an  den  Opfern  machten,  und  es  war  noch  keinem  derselben  klar  ge¬ 
worden,  daß  die  großen  Zähne  der  Elefanten  nicht  im  Unterkiefer, 
sondern  im  Oberkiefer  unter  den  Augen  entspringen,  welchen  Fehler 
viele  gegenwärtige  Maler  sogar  auf  großen  kostbaren  Bildern  den 
Alten  heute  noch  nachahmen. 

Im  Mittelalter,  wo  allerwärts  in  Europa  Bären-  und  Löwen¬ 
zwinger,  Wolfsgruben  in  dergl.  entstanden,  war  das  Bestreben,  Tiere 
zu  zeichnen,  ebenfalls  noch  äußerst  gering;  es  beschränkte  sich 


236 


zumeist  auf  Abnormitäten,  von  welcheu  später  die  Jagdstücke  von 
Rubens,  Snyders  u.  A.  sieb  vorteilhaft  auszeichneten.  Lauge  Zeit 
wurden  Riidingers  Radierungen  hoch  geschätzt  und  namentlich  von 
Jagdliebhabern  ihrer  Abnormitäten  wegen  sehr  gefeiert,  gegenwärtig 
aber  wenig  mehr  beachtet. 

Erst  der  neuen  Zeit  war  das  eingehende  Studium  der  Tiere  vor- 
behalten.  Wir  nennen  die  Thorwald’schen  Löwen,  die  Amazonen- 
gruppe  von  Kieß,  die  Arbeiten  der  Rosa  Bonheur  und  den  sehr 
fleißigen  W.  Wolf  in  Berlin  mit  seinen  Tierstatuetten.  Unter  den 
Zeichnern  und  Malern  der  Neuzeit  tritt  Landseer  mit  seinen 
schottischen  Hirschen,  Wolf  in  London  und  Gould  durch  seine  zahl¬ 
reichen  Monographien  exotischer  Tierformen  auf.  Paul  Meyer  heim, 
der  schon  als  Kind  seiu  Talent  zum  Tierzeichnen  verriet,  portraitierte 
in  wenig  Jahren  die  Tierwelt  des  zoologischen  Gartens  zu  Berlin;  und 
seine  Affenhumoresken  und  Stillleben  erlangten  bald  Weltruf,  ebenso 
hat  dessen  Schüler  R.  Friese  meine  »illustrierte  Naturgeschichte 
der  Tiere«  mit  vielen  wertvollen  Originalzeichnungen  bereichert. 
Dasselbe  hat  in  ähnlicher  Weise  F.  Specht  getban,  dessen  neuestes 
Werk  »die  Säugetiere  in  Wort  und  Bild«  bereits  vieler  Anerkennung 
sich  erfreut.  Es  darf  nicht  verkannt  werden,  daß  zu  all’  diesen 
erfreulichen  Fortschritten  der  Kunst  die  zoologischen  Gärten  der 
Neuzeit  das  meiste  beigetrageu  haben,  weshalb  diese  Institute  nicht 
bloß  in  dieser  Richtung,  sondern  noch  viel  mehr  als  die  haupt¬ 
sächlichsten  Träger  der  modernen  Volksbildung,  wie  des  ökonomischen 
Wohlstandes  anzusehen  und  hochzuhalten  sind,  für  welche  spezielle 
Richtung  sich  die  neueren  Versuchsgärten  wieder  abzweigen. 

Wenn  ich  in  Vorstehendem  die  modernen  Tiergärten  als  haupt¬ 
sächliche  Förderungsmittel  der  Kunst  und  der  allgemeinen  Volks¬ 
bildung  bezeichnet  habe,  so  bleibt  noch  die  Frage  zu  beantworten, 
welche  Vorteile  sie  uns  auf  naturhistorischem  Gebiet  gebracht  haben. 
Da  sehen  wir  denn,  daß  auf  rein  wissenschaftlichem  Gebiet  die  Er¬ 
folge  nicht  hoch  genug  angeschlagen  werden  können,  denn  es  sind 
gerade  durch  sie  eine  Menge  Fragen  gelöst  worden,  die  der  flüchtig 
Reisende  in  fremden  Ländern  last  niemals  zu  lösen  iui  Stande  ist. 
Die  Vielseitigkeit  der  Obliegenheiten  läßt  diesem  leider  nicht  immer 
die  nötige  Zeit,  wichtige  Vorkommnisse  wünschenswert  verfolgen  und 
noch  weniger,  dieselben  genügend  publizieren  zu  können,  weshalb 
vieles  im  Drang  der  Geschäfte  verloren  geht.  Einige  Tiergärten 
haben  die  löbliche  Absicht  verfolgt,  aus  ihren  mit  Tod  abgegangenen 
Tieren  ein  Museum,  eine  Nekropole  ihres  früheren  Tierbestandes  zu 


237 


begründen,  welcher  Gedanke  an  sich  höchst  schätzenswert  ist,  in  der 
Praxis  aber  vieles  Unvorteilhafte  mit  sich  bringt,  wozu  die  Über¬ 
tragung  der  Ideen  und  die  Nachahmung  der  alten  systematischen 
Sammlungen  [gehört.  Andere  Tiergärten  liefern  ihre  Toten  an  be¬ 
stehende  Naturaliensammlungen  ab,  wodurch  diese  allerdings  den 
Vorteil  genießen,  frisches,  unverdorbenes  Material  zu  erhalten.  Aber 
mit  dem  entflohenen  Leben  entweichen  auch  die  Geister,  die  es  trugen, 
und  noch  immer  irren  selbst  geübte  Konservatoren,  bringen  Gestalten 
zur  Darstellung,  deren  Ähnlichkeit  mit  dem  Leben  mau  nicht  aner¬ 
kennen  kann.  Aus  dem  hier  Gesagten  geht  somit  hervor,  daß  eigentlich 
jeder  zoologische  Garten  einen,  und  zwar  sehr  tüchtigen  Konser¬ 
vator  zur  Seite  haben  sollte,  der  unablässig  bemüht  wäre,  die  Tiere  im 
Leben  zu  studieren;  denn  so  lange  noch  im  alten  System  fortge¬ 
fahren  wird,  behält  Hartmann  in  seiner  Philosophie  des  Unbe¬ 
wußten  doch  recht,  daß  unsere  gegenwärtigen  Sammlungen  mehr 
oder  minder  noch  Polterkammern  der  Wissenschaft  sind. 

1 .  Populäre  Naturaliensam  mluo  gen. 

Je  nach  der  geographischen  Lage  oder  der  Ausdehnung  eines 
Landes  und  den  verfügbaren  Mitteln  werden  dieselben  entweder  nach 
lokal  begrenzten  Gebieten  oder  in  solche  Sammlungen,  die  den  ganzen 
Erdkreis  umschliesen,  aufgefaßt  und  danach  behandelt.  Wegen  der 
Übersichtlichkeit  wird  jede  solche  Sammlung  nach  einer  leitenden 
Idee,  dem  System,  aufgebaut  und  in  diesem  Sinne  geordnet.  In  früheren 
Jahren,  wo  man  noch  aller  geeigneten  Vorbilder  entbehrte  und  die 
Taxidermie  oder  Ausstopfekunst  mehr  noch  ein  Handwerk  ohne  Schule 
war,  mußte  man  sich  mit  der  einfachsten  Aufstellung  der  Tiere  be¬ 
gnügen  und  die  wissenschaftlichen  Ansprüche  darnach  richten.  Es 
enstanden  die  früheren  bloß  systematischen  Sammlungen  deren  Charak¬ 
ter  selbst  heute  noch  sehr  viele  Museen  an  sich  tragen.  Der  Formen- 
sinu  war  damals  noch  nicht  geweckt  und  man  war  zufrieden  gestellt 
mit  der  gestaltlosen  Schale,  welche  nur  Struktur  und  Farbe  wieder 
zu  geben  hatte.  Die  Menge  des  herbeigebrachten  Stoffes  konnte  nur 
selten  genügend  studiert  und  noch  weniger  entsprechend  bearbeitet 
werden,  wodurch  denn  ein  gewisser  einheitlicher  Styl  in  der  Bear¬ 
beitung  entstand,  an  welchen  mau  sich  allgemach  gewöhnte  und 
welcher  schließlich  mit  einseitiger  Zähigkeit  festgehalten,  allmählich 
zum  dominierenden  Kabinetstyl  wurde. 

Lehrer  und  Lernende  gewöhnten  sich  naturgemäß  am  leich¬ 
testen  an  diesen  Kabinetstyl,  weil  eben  die  damaligen  Anschauungen 


238 


der  Wissenschaft  auch  nicht  weit  darüber  hinaus  gingen  und  folglich  mehr 
zu  wissen  nicht  verlangt  wurde.  So  kam  es  denn,  daß  schließlich 
ein  gewisser  Kabinetskultus  sich  einbürgerte,  welcher  von  gewisser 
Seite  mit  Hartnäckigkeit;  verteidigt  und  wodurch  der  Fortschritt  eine 
lange  Zeit  zum  Stehen  gebracht  wurde.  Jndeß  sollte  diese  Richtung 
schließlich  die  Erfahrung  machen,  daß  ihrem  Widerstreben  von  ent¬ 
gegengesetzter  Seite  ein  Ende  bereitet  wurde.  Hermann  Ploucquet, 
früherer  Präparator  am  Naturalienkabinet  in  Stuttgart,  dessen  Nach¬ 
folger  ich  später  war,  hatte  sich  an  den  monoton eu  Formen  des 
Kabinetstyls  bereits  müde  gearbeitet  und  fand  sein  Vergnügen  daran, 
seine  amtsfreie  Zeit  mit  Aufstellung  lebensähnlicher  Tiergruppen 
auszufüllen,  mit  welcheu  er  auf  mehrfachen  Ausstellungen,  nament¬ 
lich  in  London,  ungeahntes  Aufsehen  erregte.  Wenn  dieselben  auch 
nicht  immer  der  beabsichtigten  Naturtreue  entsprachen,  so  verstand 
man  doch  die  gemeinte  Absicht  zu  würdigen  und  mußte  an  dem 
Beifall  des  großen  Publikums  erkennen,  was  dieses  zu  sehen  begehrte. 
Wenige  Jahre  später  trat  der  Entomologe  Rosenhauer  in  München 
mit  seinen  überraschenden  Darstellungen  aus  der  Entwickeluugsge- 
schichte  der  Insekten  auf,  welche  selbst  heute  noch  den  Hauptan¬ 
ziehungspunkt  der  sonst  ziemlich  vernachläßigten  Staatssammlung 
daselbst  bilden.  Namentlich  wareu  es  die  Rosen hauer’schen  Lebens¬ 
bilder  der  heimischen  Insektenwelt,  deren  Darstellungen  vom  Ei  bis 
zum  fertigen  Insekt,  dessen  Nahrungsweise  und  Verwandlungen  auf 
kleinem  Raum  so  überzeugend  wirkten,  daß  selbst  der  eifrigste  Gegner 
verstummen  mußte.  Hiermit  war  das  starre  Packeis  des  Vorurteils 
durchbrochen  und  freies  Fahrwasser  für  das  Schiff  der  Entwickeluums- 
geschiehte  gefunden.  Allerdings  hatte  man  schon  lange  vorher  eine 
Art  Entwickelungsgeschichte  bei  den  Vögeln  durch  die  Eiersamm- 
lungen  getrieben,  wobei  jedoch  die  Frage,  ob  Nester  und  Eier  als 
zusammen  gehörend  oder  als  gesonderte  Objekte  zu  betrachten  seien, 
Streitigkeiten  veranlaßte,  mit  denen  die  liebe  Schuljugend,  die  man 
bereits  mit  dem  Vorhaben  betraut  hatte,  schneller  zur  Entscheidung 
kam,  indem  sie,  selbstthätig,  bald  mehr  Eier  iu  ihren  Schubladen  als 
die  Lehrer  iu  den  ihrigen  hatten,  von  welcher  Zeit  an  die  Abnahme 
der  Vögel  bei  uns  so  bemerkbar  wurde;  dazu  trugen  schließlich  die 
fortschrittlichen  Lehren  der  Bodenkultur  in  Feld  und  Wald  das 
ihrige  bei. 

Bei  den  N ac k tv  ö ge  1  n  (siehe  meine  illustrierte  Naturgeschichte, 
Vögel)  war  man  weniger  glücklich,  besonders  anschauliche  Gruppen 
zusammen  zu  bringen,  während  solches  bei  den  Dunen  vögeln  trefflich 


239 


gelang',  welche  reizende  Familienbilder  darstellen  ließen.  So  kam  man 
denn  teils  durch  die  Vielseitigkeit  der  Natur  selbst,  teils  durch  die 
Bestrebungen  anderer  dahin,  auch  die  Entwicklungsgeschichte  in 
das  Programm  unserer  Sammlungen  aufzunehmen  und  die  Erfahrung 
hat  uns  gezeigt,  mit  welcher  Schnelligkeit  dieselbe  erfolgte.  Kaum 
war  die  Idee  erfaßt  und  für  die  Beschaffung  des  nötigen  Materials 
Sorge  getragen,  so  füllten  sich  alsbald  auch  die  Schränke  und  Säle 
mit  reich  belehrendem  Stoff. 

Den  Säugetieren  wurde  nicht  mehr  verwehrt,  ihre  oft  höchst 
iuteressauten  Jungen  mit  in  die  Sammlung  zu  briugen,  obschon  deren 
Unterbringung  und  Aufstellung  vieles  Kopfzerbrechen  verursachte, 
denn  einfache  Brettchen  u.  künstlich  gedrehte  Ständer  wollten  für 
das  Jugendalter  nun  einmal  nicht  passen,  weshalb  Nester  für  die 
Haselmäuse  und  Zwergmäuse,  Eichhörnchen  u.  s.  w.  nur  mit  vielem 
Kampf  und  Widerstreben  sich  Eingang  verschaffen  konnten.  Junge 
Hasen!,  Rehe,  Wildschweine  u.  a.  mußten  lange  Zeit  auf  den  bloßen 
Brettern  Platz  nehmen,  weil  geeignete  Staffage  im  Programm  nicht 
vorgeschrieben  war  und  folglich  als  Spielerei  angesehen  wurde,  und  so 
erging  es  den  meisten  Säugetieren  und  ergeht  es  vielen  derselben  noch 
bis  zur  heutigen  Stunde.  Die  Wissenschaft  schämt  sich  eben,  mensch¬ 
liche  oder  besser  gesagt,  natürliche  Gefühle  zu  zeigeu.  Bei  den 
Vögeln  half  die  Natur  zur  richtigen  Vermittelung,  denn  ihre  Nester 
auf  drei  oder  vier  Hölzer  zu  stellen  erschien  doch  gar  zu  absurd  und 
deshalb  beließ  mau  ihnen  die  selbst  gewählte  Unterlage,  die  ich 
selbst  in  den  an  Entstellungen  so  reichen  holländischen  Sammlungen 
wiederfand.  Die  Papageien  u.  Spechte,  die  ihre  Nester  in  Baum¬ 
höhlen  anlegen,  sieht  man  hier  und  dort  schon  aus  ihren  durchsäg- 
teu  Stämmen  herausschauen  und  was  die  letzteren  betrifft,  so  kann 
man  in  der  württembergischen  Sammlung  sämtliche  einheimischen 
Spechte  auf  diese  Art  aufgestellt  finden.  Überhaupt  ist  diese  Samm¬ 
lung  seit  der  Einführung  gedachter  Richtung  höchst  lehrreich  geworden, 
weshalb  deren  Säle  und  Schränke  immer  von  einem  dankbaren 
Publikum  umstellt  sind.  Die  biologischen  Darstellungen  sind  es, 
welche  ihren  unwiderstehlichen  Reiz  auf  den  Menschen  ausüben, 
weil  diese  einen  Akt  aus  der  Geschichte  der  Einzelwesen  darstellen, 
während  nichtssagend  aufgestellte  Vögel,  auch  noch  so  bunt,  nur  so 
lange  anziehen,  bis  der  Reiz  der  Farbenpracht  befriedigt  ist.  Die 
große  Menge  will  also  zunächst  in  biologischer  Beziehung  bo- 
lehrt  sein,  wozu  unsere  Vogel  weit  so  vielen  Stoff  darbietet.  Denken 
wir  nur  an  die  so  merkwürdige  Einmauerung  der  Weibchen  bei  den 


240 


Nashornvögeln  ;  an  die  Mannigfaltigkeit  der  Nistweise  bei  den  Laug- 
händern,  den  niedlichen  Nestern  der  Kolibris.  Vergegenwärtigen 
wir  ons  die  an  Zahl  so  überaus  reichen  Singvögel,  deren  Nester 
bald  Näpfen,  bald  Hohlkugeln  gleichen,  bald  zu  kolossalen  Dächern 
sich  ausbreiten  wie  bei  einigen  Webervögeln,  oder  korbartige  und  beutel- 
artige  Form  an  schlanken  Zweigen  erhalten  oder  endlich  wie  lange 
Schrotbeutel  an  den  Zweigen  hängen  wie  die  der  Beutelstare.  Er¬ 
innern  wir  uns  an  die  merkwürdigen,  kuriositätsammelnden  Nester 
der  Laubenvögel,  die  mancher  Raben  und  schließlich  der  Taubenarten, 
so  begegnen  wir  einer  Unzahl  von  Variationen,  die  das  besorgte 
Vogelleben  für  die  Sicherung  seiner  Nachkommen  erdacht  hat. 

Gleichsam  eine  neue  Welt  tritt  uns  in  den  größtenteils  nest¬ 
flüchtenden  Dunen  vögeln  entgegen,  während  ihr  wolliges  Kleid 
uns  ebenso  anzieht  wie  der  frühreife  Zustand  ihrer  sonstigen  Ent¬ 
wickelung.  Eiue  längere  Brütezeit  hat  sie  befähigt,  vollkommener 
die  Wrelt  zu  betreten  als  die  nesthockenden  Nacktvögel  dies  ver¬ 
mocht  haben.  Eine  lange  Reihe  der  wichtigsten  biologischen  Momente 
rollt  sich  bei  ihrer  Betrachtung  vor  uus  auf  und  in  ihren  riesenhaften 
Formen  fiuden  wir  die  Kurzflügler  an  uns  vorübereilen,  deren 
Blütezeit  in  früheren  Weltperioden  zu  suchen  ist,  obschon  einzelne 
Glieder  erst  in  unserer  Zeit  erloschen  sind.  Als  eine  jedenfalls  uralte 
Lebensform  des  Vogellebens  lernen  wir  die  Großfußhühner  kennen, 
die  zur  Ausbrütung  ihrer  Eier  sich  künstlicher  Wränne  bedienen  und 
damit  ihre  .Juugeu  derart  zeitigen,  daß  sie  bald  nach  der  Geburt  zu 
fliegen  vermögen.  Die  Hühner,  deren  größtenteils  geringes  Flugver¬ 
mögen  sie  auf  ihre  Lauffähigkeit  verweist,  sind  vermöge  ihrer  großen 
Reproduktionskraft  als  Nährtiere  von  besonderer  Wichtigkeit.  Nur 
eine  Art,  der  Argusfasan,  macht  sich  durch  seine  abnorme  Flügel¬ 
bildung  bemerkbar,  welche  besonders  zur  Darstellung  gelangen  sollte, 
während  das  Familienleben  der  Hühner  auch  biologisch  von  höchstem 
Interesse  ist.  (Fortsetzung  folgt.) 


241 


Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  zu  l'öln. 

Von  L.  Wunderlich. 


(Schlufä.) 


Seitwärts  vom  Elefantenhaus  zwischen  dem  großen  und  dem 
Inselteich  liSgt  die  Schwimmvogelvoliere,  eine  Bretterhütte  mit 
sieben  Außenläufen.  Von  diesen  sind  die  drei  mittleren  rings  ge¬ 
schlossen  und  sollen  wahrscheinlich  zur  Aufzucht  von  Schmuckenten 
dienen.  Doch  glaube  ich,  daß  dieselben  hierzu  zu  klein  sind.  Die 
übrigen  vier  Läufe  sind  von  einem  sehr  niedrigen  Gitter  umzäunt. 
Da  sie  die  zum  Verkauf  bestimmten  Entenarten  enthalten,  so  wechselt 
ihre  Bevölkerung  sehr  häufig.  In  jedem  Lauf  befindet  sich  ein 
Wasserbecken  aus  Zinkblech,  deren  Speisung  von  dem  in  der  Mitte 
liegenden  Becken  erfolgt.  Tannen,  Koniferen  und  eine  Umraukuug durch 
wilden  Wein  geben  der  ganzen  Voliere  ein  gefälliges  Außeres. 

o  O  O  O 

Der  Inselweiher,  der  sich  quer  durch  den  Garten  vom  großen 
Raubtierhaus  zur  Direktorwohnung  hinzieht,  verdankt  seinen  Namen 
den  zahlreichen  Inseln,  die  fast  das  Wasser  an  Größe  der  Fläche 
übertreffen.  Diese  wie  auch  das  Ufer  sind  dicht,  ich  möchte  fast 
sagen  zu  dicht,  mit  Bäumen  besetzt,  sodaß  die  Bewohner  des  Teiches 
des  direkten  Sonnenlichtes  entbehren  müssen.  Der  Teich  ist  viel¬ 
fach  geteilt  und  von  zahlreichen  Auatideu  bewohnt,  unter  denen 
ich  folgende  aufzeichnete:  Fuligula  cristata ,  F.  nyroca ,  F.  ferina , 
F.  rufina  (die  hier  gebrütet  hat),  Anas  boschas ,  A.  supcrciliosa , 
A.  xanthorhyncha ,  A.  acuta ,  Cairina  moschata,  Anser  ferus ,  A.  albi- 
frons ,  Gy'gnus  atratus ,  C.  musicus.  Um  auch  dem  Publikum  einen 
Zufluchtsort  vor  Regeu  oder  Sonne  zu  bieten,  hat  man  hart  am 
Teiche  eine  Veranda  gebaut,  von  der  aus  man  das  Treiben  der 
Enten  auf  das  schönste  beobachten  kann. 

Der  große  Teich  ist  im  Gegensatz  zum  vorigen  ohne  Einfriedi- 
gnng,  ohne  Teilung  und  nur  von  wenigen  Inseln  bedeckt.  Rings- 
herum  zieht  sich  ein  breites  Wiesenufer  mit  Rosenbeeten,  Bosketts 
und  Bäumen.  Unter  diesen  lassen  zahlreiche  Trauerweiden  ihre 
Zweige  tief  auf  den  Wasserspiegel  herabhängen.  Drei  eiserne  Nachen, 
welche  sofort  nach  dem  letzten  Hochwasser  angeschafft  wurden, 
haben  hier  ihren  Platz  gefunden,  um  in  kommenden  Fällen  zur 
Hand  zu  sein.  Bewohnt  wurde  der  Teich  von  dem  Höckerschwan, 
dem  Singschwan,  Varietäten  der  Hausgans  uud  einigen  der  oben¬ 
genannten  Enten.  Auch  das  Wasserhuhn,  Fulica  citra ,  fehlt  hier 

Zoolog.  Gart.  Jalirg.  XXV.  1884.  16 


242 


keinen  Sommer  und  brütet  in  dem  dichten  Schilf,  das  sich  an 
einzelnen  Stellen  des  Ufers  findet.  Sein  Wasser  erhält  dieser  Teich 
von  dem  dicht  an  seinem  Rande  gelegenen  Biberbassin.  Von  einer 
Krotzengruppe  stürzt  es  herab,  füllt  das  cementierte  Becken  für 
den  kanadischen  Biber,  der  hier  haust,  und  strömt  nach  hinten  in 
den  großen  Teich. 

Jenseits  desselben,  die  nordöstliche  Grenze  des  Gartens  dar¬ 
stellend,  liegt  die  große  Raubvogelvoliere,  ein  langgestrecktes  Bau¬ 
werk  in  Eisenkonstruktion.  Im  Hintergründe  befinden  sich  ge¬ 
mauerte  Hallen,  die  im  Winter  durch  Brettereinsätze  geschlossen 
werden.  An  den  beiden  Kopfenden  liegen  in  zwei  Etagen  angeordnet 
massive  Käfige,  die  namentlich  für  die  Eulen  bestimmt  sind,  doch 
auch  kleinere  Falken  enthalten.  In  dem  mittelsten  Raum  der  laugen 
Voliere,  der  die  übrigen  weit  überragt,  befindet  sich  ein  großes 
Wasserbecken,  von  dem  aus  die  kleineren  der  Abteilungen  rechts 
und  links  gespeist  werden.  An  bequemen  Sitzstangeu  fehlt  es 
nicht.  Die  wichtigsten  Bewohner  waren  :  Cäthartes  citrata ,  C.  aura , 
Sarcoramphus  papa,  S.  gryphus,  Gyps  fulvus,  Vuliur  monaclius, 
Gypaetus  barbatus ,  Polyborus  brasiliensis ,  P.  Chimavgo ,  Astur  caelri- 
nans ,  Milvus  ater ,  Haliaetus  albicilla ,  Hdotarsus  ecaudatus,  JBut.eo 
agnici,  Aguila  fulva ,  A.  imperialis,  A.  naevia ,  Falco  peregrinus , 
Bubo  maximus,  F>.  virginianus ,  As  io  capensis  und  eine  Maskeneule, 
Giceaba  torquata. 

Unser  Weg  führt  uns  weiter  nach  einem  Gehege,  in  dem 
Angoraziege  und  Zackeischaf  untergebracht  sind.  Darauf  am  so¬ 
genannten  Verbindungsteich  vorbei,  dessen  untere  Hälfte  von  Pele- 
canus  crispus  und  P.  onocrotalus ,  dessen  obere  von  Anser  torquatus , 
A.  leucopsis ,  A.  indicus,  A.  segetum  und  einigen  der  schon  ge- 
nanuten  Enten  bevölkert  wird.  Auch  der  Seehund  verweilt  hier 
während  der  warmen  Jahreszeit.  Hinter  diesem  Teil  des  Teiches 
erhebt  sich  ein  mit  Blumenterrassen  geschmückter  Hügel,  auf  dem 
das  Haus  des  Direktors  steht. 

Das  Straußenhaus  vorläufig  links  liegen  lassend,  gelangen  wir 
zu  dem  mittleren  Teich,  einer  Reihe  zusammenhängender  und  um¬ 
friedigter  Wasserbecken,  die  ebenfalls  so  dicht  mit  Laubbäumen 
umpflanzt  sind,  daß  kein  Sonnenstrahl  sie  treffen  kann.  Fuligula 
rufina ,  Anas  cJiiloensis ,  Aix  sponsa ,  A.  galericulata,  Vulpanser  varie- 
gata ,  Cygnus  atratus  mit  drei  halbwüchsigen  Jungen  und  G.  nigri- 
collis  fand  ich  hier  vor. 

Der  Bergweiher,  den  ich  oben  bei  der  Speisung  der  Teiche 


243 


schon  erwähnt  habe,  ist  ebenfalls  vollkommen  im  Schatten  gelegen. 
Er  beherbergt  außer  einigen  schon  genannten  Enten  :  Fuligula  clan - 
gula,  Anas  penelope ,  A.  crecca ,  A,  circia  und  Vulpanser  tadorna. 

Über  eine  Brücke,  welche  uns  zwischen  den  beiden  letzt¬ 
genannten  Teichen  hindurchführt,  gelangen  wir  an  dem  geräumigen, 
rings  geschlossenen  Fischotterbassin  vorbei  an  das  hinter  dem  Affen¬ 
hause  gelegene  Gänsegehege.  Es  sind  sieben  große,  mit  Gras  be¬ 
wachsene  Läufe,  die  vom  Abflußkanal  des  Flamingoteiches  durchzogen 
werden.  Außer  Cervas  capreolus  und  Phascolomys  Wombat  fanden 
sich  hier  von  Schwimmvögeln  :  Larus  marinus,  Gracidus  carbo , 
Vulpanser  variegata ,  Ghenalopex  aegyptiacus ,  Anser  sandvicensis, 
Pledropterus  gambensis,  Choristopus  melanoleucus  und  Cereopsis 
Novae- Holla 1 1  diae. 

Nur  wenige  Schritte  weiter  und  wir  stehen  vor  dem  Grotteu- 
Bärenzwinger,  so  genannt  nach  dem  größten  Käfig  dieses  Gebäudes. 
Dieser,  von  ausnahmsweise  großen  Dimensionen,  ist  im  Hintergründe 
grottenartig  angelegt,  doch  leidet  er  au  dem  Fehler,  daß  er  zu 
hoch  liegt  und  die  etwa  am  Boden  liegenden  Tiere  schlecht  zu  sehen 
sind.  Lauge  Zeit  wurde  er  von  den  amerikanischen  schwarzen 
Bären  bewohnt.  Jetzt  enthält  er  1  Ursus  ardos  masc.  und  1  U.  ferox 
fern.,  die  sich  zuweilen  recht  ernsthaft  um  die  Herrschaft  streiten. 
Unter  diesem  Käfig  liegen  kleine  Gewölbe,  die  von  Steinmarder, 
Edelmarder,  Dachs,  Prairiehund,  Hamster  und  Angorameerschweinchen 
bewohnt  wurden.  Hinter  dem  großen  Zwinger  befinden  sich  rechts 
vier  größere,  oben  offene  Käfige  mit  Innenkäfigen,  die  mit  Hyaena 
crocata ,  II.  striata ,  H.  brunea  und  Ursus  labiatus  besetzt  sind. 
Diesem  entsprechend  finden  wir  links  hinter  dem  Zwinger  niedrige 
rings  mit  Eisenstäben  geschlossene  Käfige,  deren  Innenkäfige  unter 
denen  der  rechten  Seite  liegen.  Hier  sind  außer  dem  Fuchs  auch 
einige  wildlebende  Verwandte  des  Hundes  untergebracht,  nämlich  : 
Canis  primaevus ,  C.  aureus ,  C.  lupus  und  C.  Dingo.  Die  Vielfraße, 
welche  sich  hier  mehrere  Jahre  hindurch  wohl  befanden,  sind  leider 
nicht  mehr  am  Leben. 

Dem  Grottenzwinger  entsprechend,  am  anderen  Ende  des  Ge¬ 
bäudes,  liegt  der  erst  wenige  Jahre  alte,  in  Ziegelrohbau  ausgeführte 
kleine  Bärenzwinger.  Es  sind  drei  Räume,  deren  Tnnenkäfige  von 
hinten  bequem  zu  erreichen  sind.  Prachtvolle  Exemplare  von  Ursus 
tibetanus ,  U.  ornatus  und  U-  malciyanus  bewohnen  sie.  Dieselben 
‘werden  ausschließlich  mit  Brot  und  Milch  gefüttert,  und  ich  glaube 


244 


wohl  mit  Recht  annehmen  zu  dürfen,  dafä  diese  Ernährungsweise 
solch  einen  vorteilhaften  Einfluß  auf  ihr  Haarkleid  hat. 

Dicht  neben  diesen  Zwingern  strebt  eine  Felseupartie,  die  aus 
Lavabruchsteinen  ausgeführt  ist,  mit  grotesken  Formen  in  die  Höhe. 
Mittels  einer  Treppe  gelangt  man  auf  die  Plattform,  von  wo  man 
einen  schönen  Blick  auf  den  Garten  und  den  vorbeifließenden  Rhein 
hat.  Ein  Wasserfall,  rankender  Epheu  und  wilder  Wein  tragen 
nicht  wenig  zur  Verschönerung  der  Felsengruppe  bei.  Umgeben 
wird  sie  von  sechs  Gehegen,  iu  denen  Ccipella  rupicapra ,  Capra 
Ibex ,  C.  hircus  angorensis ,  C.  h.  reversa ,  Ovis  tragelaphus,  dessen 
prachtvoller  Bock  eine  besondere  Erwähnung  verdient,  und  0.  musi- 
mon  ein  passendes  Unterkommen  gefunden  haben.  Als  Stallungen 
dienen  ihnen,  wenn  ich  mich  recht  erinnere,  luftige  Holzhütten  und 
nicht  gemauerte  Gewölbe,  wo  eiu  Luftwechsel  fast  unmöglich  ist. 

Das  zwischen  der  Felsenpartie  und  der  Direktorwohnung  ge¬ 
legene  Straußenhaus  ist  ein  kleines,  massives,  heizbares  Gebäude, 
rings  von  Läufen  umgeben.  Neben  Struthio  camelus  sah  ich  hier 
zum  erstenmal  ein  Paar  des  St.  somaliensis  aus  dem  Somalilande. 
Außerdem  Jlhea  americana ,  Casuarius  gcileatus  und  Dromaeus 
Novae-Hollandiae.  Im  Winter  finden  hier  die  wertvolleren  Kraniche 
ihr  Unterkommen,  bei  meinem  Dortsein  war  hier  nur  Gras  mexicana 
zurückgeblieben. 

Die  Felsenpartie  rechts  liegeu  lassend,  kommen  wir  an  der 
Gärtnerei  vorbei,  darauf  an  einer  kleinen  Stellage  mit  zwei  Reihen 
Käfigen,  in  denen  einheimische  Raubvögel  zur  Schau  gestellt  sind. 
Das  sich  eng  daranschließende  kleine  Raubtiergehege  zerfällt  in  vier 
größere  und  drei  kleinere  Räume.  Im  Hintergründe  sind  Hallen, 
in  denen  noch  kleine  Kasten  stehen,  die  den  Tieren  als  Versteck 
dienen.  Procyon  Lotor ,  Canis  pallieeps  aus  Indien,  C.  argentatus , 
C.  lagopus ,  Lynx  rufus  aus  Mexiko  und  Myopotamus  Coypu  fand 
ich  hier  vor. 

Unseren  Weg  au  der  südöstlichen  Grenze  des  Gartens  fort¬ 
setzend,  gelangen  wir  jetzt  zu  dem  großen  Bärenzwinger.  Der 
Einblick  in  die  drei  geräumigen  Außenkäfige  ist  wie  gewöhnlich 
von  vorn  und  oben.  Im  Hintergründe  des  mittleren  ist  eine  Terrasse 
aus  Krotzen  gebaut,  von  der  das  Wasser  in  das  am  Fuße  derselben 
gelegeue  Bassin  strömt.  Hier  wohnt  ein  prachtvolles  Eisbärenpaar. 
In  den  Käfigen  rechts  und  links  befindet  sich  ebenfalls  je  ein 
Bassin,  an  Stelle  der  Felsmasse  sind  Kletterbäume  getreten.  Als 
Bewohner  konstatierte  ich  ein  Paar  braune  und  ein  Paar  Grisli- 


baren.  Hinter  jedem  Außenkäfig  befinden  sich  zwei  Innenkäfige, 
deren  Thüren  von  dem  Gang  hinter  denselben  geführt  und  gesichert 
werden,  so  daß  es  den  Bären  unmöglich  ist,  dieselben  zu  heben. 
Die  Innenkäfige  waren  früher  aus  Holz  gebaut,  sind  jetzt  aber 
massiv  und  von  dem  Wärtergang  hinter  denselben  leicht  zugänglich. 
An  der  anderen  Seite  dieses  Ganges  liegen  verschiedene  Räume,  die 
zur  Aufbewahrung  der  Futtervorräte,  als  Schreinerwerkstätte  u.  s.  w. 
dienen. 

In  der  einmal  eingeschlagenen  Richtung  weitergehend,  kommt 
man  in  eine  Allee,  an  deren  linker  Seite  die  Wiederkäuerparks 
gelegen  sind.  Acht  Häuser,  zum  Teil  aus  rohen  Balken,  zum  Teil 
aus  Brettern  und  mit  Borke  oder  Weidengeflecht  beschlagen,  liegen 
im  Hintergründe  der  sechzehn  geräumigen  Läufe,  welche  von  einem 
künstlichen  Bach  durchflossen  werden.  Bewohnt  wurden  sie  von 
3  Rem  gif  er  tarandus,  6  Cervas  cixis ,  3  C.  Russct ,  4  C.'-moluccensis , 
3  Ros  grunniens ,  2  B.  Bison,  6  B.  americanus,  1  B.  Indiens ,  3  B. 
caffer  (1  masc .,  2  fern.,  schöne  Tiere),  4  B  Kerabau ,  außerdem  von 
mehreren  Exemplaren  des  schottischen  Ponys,  die  im  Garten  Fahr¬ 
dienste  verrichten  müssen. 

Wir  sind  jetzt  nahe  am  Eingang  und  wenden  uns  wieder 
zurück,  die  kommenden  drei  Parksysteme  umgehend.  Das  erste 
beherbergt  in  zwei  sich  gegenüberliegenden  Häusern,  die  durch 
sieben  Läufe  verbunden  sind,  das  Trampeltier,  (Jamelns  bactrianus , 
mit  einem  Jungen  und  von  Lamas  Vertreter  der  Arten  Anchenia 
Lama ,  A.  Faco  und  Ä.  Vicunna.  Im  nächsten  Parksystem,  einem 
größeren  Hause,  welches  auch  zur  Aufbewahrung  der  Cerealien  dient, 
mit  fünf  Läufen  finden  wir  Cervus  canadensis ,  C.  Aristotelis ,  C.  sika 
und  C.  porcinus.  Den  dritten  Park  endlich,  der  durch  mehrere 
Gitter  in  kleine  Läufe  geteilt  wird,  bewohnen  verschiedene  Farben¬ 
varietäten  des  Damwildes  und  der  Edelhirsch  in  dem  gewöhnlichen 
roten  Haarkleide  und  in  einer  weißen  Varietät.  Zum  Schutz  gegen 
die  Unbilden  der  Witterung  dienen  ihnen  zwei  offene  Hallen. 

Das  Affenhaus,  zu  dem  wir  nun  gelangen,  ist  ein  freundlicher, 
zweckentsprechender  Bau.  Seine  Hauptfront  liegt  nach  Süden.  An 
dieser  befinden  sich  außen  ein  großer  Sprungkäfig  und  rechts  und 
links  davon  sechs  kleinere.  Die  von  diesen  ins  Innere  führenden 
Thürchen  für  die  Affen  befinden  sich  etwa  IV2  rn  hoch  über  dem 
Boden,  sind  jedoch  durch  kleine  Leitern  leicht  erreichbar.  Man 
betritt  das  Haus  von  der  westlichen  Seite,  wo  ein  Windfang  zur 
Verhütung  von  Zugluft  angebracht  ist.  Das  Innere  ist  äußerst 


246 


reinlich  und  hell,  da  es  außer  großem  Oberlicht  auch  noch  au  der 
westlichen  und  östlichen  Seite  Fenster  hat.  Au  den  beiden  anderen 
Seiten  befinden  sich  die  Innenkäfige,  an  der  südlichen  ein  großer 
und  sechs  kleine,  an  der  nördlichen  sechs  gleichgroße.  Uber  diesen 
sind  noch  kleinere  angebracht,  die  zum  Absperren  der  Alfen  behufs 
Reinigung  oder  sonstiger  Arbeit  in  den  Käfigen  dienen.  Jeder 
Käfig  der  südlichen  Seite  ist  durch  einen  kurzen  Gang  mit  einem 
Außenkäfig  verbunden  und  der  Verschlußmechanismus  derart,  daß 
nicht  leicht  ein  Affe  entweichen  kann.  Die  Innenkäfige  jeder  Seite 
stehen  selbstverständlich  untereinander  in  Verbindung,  der  Schieber 
wird  von  dem  hinter  den  Käfigen  herlaufenden  Wärtergang  regiert. 
Vor  den  Fenstern  sind  Tische  angebracht,  auf  welchen  zwischen 
Blumen  und  Blätterpflanzen  Terrarien  stehen,  in  denen  auch  die 
Krallenäffchen  Unterkommen  finden.  Die  übrigen  werden  von 
Eidechsen,  Chamäleons  und  verschiedenen  Schlangen  bevölkert.  In 
der  nordwestlichen  Ecke  des  Hauses  liegt  ein  cemeutiertes  Wasser¬ 
becken,  worin  Krokodile  und  Schildkröten  herbergen.  Herr  Direktor 
Funck  strebt  darnach,  ein  Reptilienhaus  anzulegen  und  hat  den 
Wechsel  warmen  Tieren  vorläufig  im  Affenhaus  einen  Platz  angewiesen. 
Die  Besetzung  desselben  mit  Affen  ließ  bei  meinem  letzten  Dortsein 
zu  wünschen  übrig,  doch  sah  ich  dort  schon  von  altweltlichen  Affen  : 
Cercopithecus  cynosurus ,  G.  sabaeus,  C.  Diana,  C.  mona ,  G.  cephus , 
G.  ruber ,  G.  fuliginosus,  Macacus  cynomolgus,  M.  sinicus ,  M.  Rhesus , 
M.  nemestrinus ,  M.  Inuits,  Gynocephalus  porcarius,  C.  Babuin ,  C. 
Sphinx,  G.  Hamadryas ,  C.  Mormon ;  von  neuweltlichen  Affen:  Gebus 
capucinus ,  G.  hypoleucus,  G.  apella;  von  den  seltenen  Kral  len  affen  : 
Hapale  Rosalia,  II.  Oedipus  und  II.  penicillata;  von  Halbaffen  : 
Lemur  ruber  und  L.  catta.  Außerdem  haben  hier  zeitweilig  Pteropus 
edulis ,  Gercolabes  prehensilis,  Dasypus  sexcinctus,  Myrmecophaga 
jubata.  Hcrpestes  Ichneumon ,  Nasua  solitaris  und  andere  mehr  Unter¬ 
kommen  gefunden.  An  der  Nordseite  liegt  das  Zimmer  für  den 
Wärter  und  die  Heizung  und  zwar  eine  Wasserheizung,  welche  sich 
anscheinend  ganz  gut  bewährt. 

Das  Affenhaus  war  vor  einigen  Jahren  in  Gefahr,  vom  Blitz 
in  Brand  gesteckt  zu  werden.  Man  hat  die  Lehre  beherzigt  und 
alle  größeren  Gebäude  mit  Blitzableitern  versehen. 

Nun  noch  au  einem  kleinen  Kiosk  vorbei,  in  dem  sich  Sciurus 
vulgaris,  S.  griseus  und  S.  dorsalis  befinden,  und  zu  den  Stachel¬ 
schweingrotten  mit  Hystrix  cristata  und  Cavia  cobaya  und  wir  haben 
den  ganzen  Garten  durchwandert.  Gewiß  ist  es  kein  Zufall,  daß 


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unser  Führer  den  Weg  gerade  vor  der  Restauration  enden  läßt, 
aber  gern  lassen  wir  uns  verführen,  hier  noch  einen  Augenblick  zu 
verweilen.  Von  der  Terrasse  aus  sehen  wir  den  Flaniingoteich, 
weiter  eine  grünende  Wiese.  Links  wird  unser  Auge  von  den 
Sprüngen  der  Alfen  gefesselt,  rechts  von  dem  Treiben  der  Hirsche 
und  ganz  im  Hintergründe  erblicken  wir  den  Bärenzwinger  mit 
seinen  unruhigen  Bewohnern.  Wir  können  so  ein  gutes  Stück  des 
eben  durchwanderten  Gartens  nochmals  in  aller  Bequemlichkeit 
betrachten  und,  wenn  wir  Glück  haben,  auch  einem  Konzerte  lauschen, 
die  hier  wöchentlich  zweimal  stattfinden. 

Wir  se.heu,  daß  der  Garten  gut  besetzt  ist,  daß  er  gut  gehalten 
ist  und  infolge  dessen  auch  gut  besucht  wird.  Der  Zoologische 
Garten  in  Cöln  steht  finanziell  wohl  am  besten  unter  den  gleich¬ 
artigen  Instituten  Deutschlands,  seine  Abschlüsse  sind,  wie  z.  B. 
der  Bericht  im  Jahrg.  XXII,  pag.  123  dieser  Zeitschrift  zeigt,  sehr 
günstig  und  nach  allen  Abschreibungen  ist  noch  immer  ein  Über¬ 
schuß  vorhanden.  Hollen  wir,  daß  bei  gleicher  Verwaltung  und 
Direktion  der  Garten  noch  lange  auf  der  erlangten  Höhe  verbleibe. 


Noch  einige  Bemerkungen  über  das  Nahoorschaf, 
JPseudois  Nahoor. 

Von  Dr.  Th.  Noack. 

Nachdem  ich  in  meinem  früheren  Artikel  *)  unter  verschiedenen 
bemerkenswerten  Tieren  der  Hagenbeck’schhn  Sammlung  resp.  des 
zoologischen  Gartens  in  Hamburg  das  Nahurschaf  kurz  beschrieben 
hatte,  habe  ich  jüngst  in  Berliu  Gelegenheit  gehabt,  durch  die 
Güte  des  Herrn  Professor  Dr.  Nehring  Einsicht  in  das  Material 
zu  nehmen,  welches  die  dortige  landwirtschaftliche  Akademie  in 
osteologischer,  graphischer  und  litterarischer  Beziehung  über  das 
Tier  besitzt  und  mich  dadurch  selbst  so  genau  über  das  Nahurschaf 
zu  informieren,  als  das  augenblicklich  nach  dem  noch  sehr  mangel¬ 
haften  Stande  unserer  Kenntnisse  möglich  ist.  Die  zoologische  Samm¬ 
lung  besitzt  3  Schädel,  2  von  erwachsenen  Männchen  (einen  mit  voll¬ 
ständigem  Gehörn,  die  andern  mit  den  Knochenkernen)  und  den  eines 
jungen  Lammes.  Dazu  kommt  eine  ganze  Kollektion  von  Abbildungen, 
die  aus  verschiedenen  Publikationen  gesammelt  sind.  Das  vorhandene 


*)  Seite  110  dieses  Jahrgangs. 


248 


Material  ist  vortrefflich  dargestellt  in  dem  Werke  von  Nathusius 
über  die  Schafzucht  und  übersichtlich  in  einer  Abhandlung  von  Pro¬ 
fessor  Peters  in  den  Berichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften  aus  den  77er  Jahren.  Das  Resultat  meiner  Vergleichung 
ist,  daß  die  Hamburger  Schafe  mit  dem,  was  man  bisher  als  Nahur- 
schaf  bezeichnet  hat,  nicht  stimmen  und  daß  mau  nach  dem  wissen¬ 
schaftlich  unter  sich  sehr  abweichenden  Material  sich  nur  eine  mangel¬ 
hafte  Vorstellung  vom  Nahurschaf  bilden  kann. 

Bekanntlich  hat  man  die  Gattung  Pseudois  benannt,  weil  die 
als  Nahurschaf  bezeichueten  Bockschädel,  welchen  außerdem  ein  auf¬ 
fallend  steiler  Abfall  des  Hinterhaupts  eigentümlich  ist,  der  aber  an  dem 
Lammschädel  nicht  in  dem  Maße  vorhanden  ist,  sich  durch  den  Mangel 
an  Thränengruben  auszeichuen ,  während  die  eigentlichen  Schafe 
dieselben  besitzen,  und  z.  B.  das  Argalischaf  dieselben  hirschartig 
vertieft.  Nun  finde  ich  aber  in  meiner  vor  1 3/r  Jahren  bei  Herrn 
Hagenbeck  genommenen  Zeichnung  ausdrücklich  die  Thränengruben 
angedeutet,  und  ein  besonders  steil  abfallendes  Hinterhaupt  habe  ich 
an  den  Hamburger  Exemplaren  auch  nicht  bemerkt.  Ebenso  wenig 
stimmt  meine  Zeichnung  mit  den  von  mir  in  Berliu  verglichenen 
Abbildungen ,  die  allerdings  meist  unzureichend  und  offenbar  nach 
mangelhaft  dargestellten  Bälgen  gezeichnet  sind.  Nur  eine  vou 
M  i  1  n  e  Edwards  publizierte  Abbildung  ist  gut  gezeichnet  und  stellt 
das  Tier  so  dar,  wie  der  Maler  Hu  et  es  (ob  lebend  ist  aus  der 
Zeichnung  nicht  ersichtlich)  gesehen  hat.  Aber  auch  hier  finden 
sich  erhebliche  Abweichungen  von  den  Hamburger  Tieren  Zwar  stimmt 
die  Färbung  im  allgemeinen,  aber  die  Wangen  der  Hamburger  Tiere 
sind  viel  heller,  der  helle  Rand  um  die  Augen  ist  viel  schärfer  markiert, 
die  helle  Kehle  scharf  abgegrenzt,  während  Hu  et  eine  dunkle  Mähne 
am  Halse  zeichnet.  Ebenso  wenig  hatten  die  Hamburger  Tiere,  als 
ich  sie  zeichnete,  dunkle  Streifen  au  der  Vorderseite  der  Beine  sowie 
ein  dunkles  Querbaud  um  das  Fesselgelenk,  ähnlich  wie  am  Fuße 
der  Nilgau-Antilope.  Indessen  ist  dabei  zu  bemerken,  daß  die 
Bänderung  der  Beine  sich  besonders  zur  Zeit  des  Haarwechsels  bei 
längere  Zeit  in  der  Gefangenschaft  gehaltenen  Tieren  fast  ganz  ver¬ 
wischt.  Bei  Equus  hemionus  und  Asinus  taeniopus  des  Berliner 
Zoologischen  Gartens  ist  augenblicklich  fast  nichts  davon  zu  bemerken. 
Auch  die  Hornspitzen  au  den  von  mir  gezeichneten  Nahurschafen 
zeigten  nicht  oder  noch  nicht  die  am  Nahurschaf  charakteristische 
Windung  nach  außen  und  nach  hinten,  sondern  waren  nur  im  flachen 
Bogen  nach  hinten  und  oben  etwas  nach  außen  gekrümmt. 

o  o 


249 


Man  mußte  also  entweder  annelimen,  daß  die  Hamburger  Schafe 
gar  nicht  Pseudois  Nahoor  sind,  sondern  einer  neuen  noch  nicht  be¬ 
stimmten  Art  angehören,  oder  daß  das  Nahurschaf  sich  im  Laufe 
der  Jahre  so  außerordentlich  verändert,  daß  es  schwer  hält,  über¬ 
haupt  einen  konstanten  Typus  von  Pseudois  Nahoor  aufzustellen. 
Für  meine  subjektive  Überzeugung  erscheint  allerdings  vorläufig  das 
von  mir  lebend  beobachtete  Tier,  das  doch  als  Nahurschaf  aus  Indien 
importiert  ist,  wichtiger  als  die  nach  einzelnen  Schädeln  und  Bälgen 
gemachten  Beschreibungen . 

Eine  Vergleichung  der  berliner  Nahurschädel  mit  denen  der 
Heidschnucke  und  des  schottischen  Bergschafs  führte  zu  keinem 
Resultate,  weil  das  Pseudois  Nahoor ,  welches  die  berliner  Schädel 
repräsentieren,  ein  sehr  großes  Wildschaf  sein  muß,  mit  dem  die 
Hamburger  Tiere  sich  bis  jetzt  nicht  zusammenbringen  lassen,  und 
weil  die  Vergleichung  von  Schädeln  erwachsener  Mänuchen  mit  denen 
der  Männchen  und  der  jungen  Tiere  bei  Schafen  so  gewaltige  Diffe¬ 
renzen  aufdeckt,  daß  man  vorläufig  ohne  ausreichendes  Material 
ganz  davon  abstehen  muß. 

Es  giebt  keine  Tierspecies,  wo  die  Männchen  so  außerordentlich 
verschieden  und  die  Weibchen  so  sehr  ähnlich  sind,  wie  ovis  und 
capra.  Es  scheint  fast,  als  ob  wir  in  der  weiblichen  Form  der  Wild¬ 
schafe;  Wildziegen  und  Steinböcke  noch  eine  Urform  erkennen  können, 
aus  welcher  sich  erst  später  die  großen  Differenzen  der  3  Arten, 
wie  sie  der  Bock  repräsentiert,  herausgebildet  haben.  Unser  brauu¬ 
schweiger  Museum  besitzt  z.  B.  ein  vortrefflich  präpariertes  Paar 
des  Kaukasus-Steinbocks,  Capra  Ihex  caucasica ,  der  übrigens  eher 
zu  ovis  als  zu  capra  gehört,  bei  welchem  niemand  die  Ziege  a  priori 
als  zu  dem  Bock  gehörig  erkennen  würde,  so  groß  sind  die 
Differenzen  in  jeder  Beziehung.  Gerade  bei  den  Wildschafen  aber 
haben  die  Forscher  hauptsächlich  die  männliche  Form  zur  Arten¬ 
bestimmung  berücksichtigt,  wie  auch  in  den  Sammlungen  meist 
männliche  Schädel  sich  finden.  Gewißheit  erlangt  man  erst,  wenn 
man  von  einem  Wildschaf  die  Jugendform,  das  erwachsene  Weibchen 
und  das  erwachsene  Männchen  kennt.  Demnach  kann  ich  mir  sagen, 
was  ich  schon  in  meinem  früheren  Artikel  ausgesprochen  habe,  daß  mir 
die  Hamburger  Nahurschafe  Ähnlichkeit  mit  der  Heidschnucke, 
dem  schottischen  Bergschaf  und,  wie  ich  in  Berlin  gesehen  habe, 
besonders  mit  der  graubündner  Bergrasse  zu  haben  scheinen.  Zum 
Schluß  möchte  ich  noch  bemerken,  daß  als  eine  der  wichtigsten  Aus¬ 
gangsformen  für  unser  Hausschaf  Ovis  Vignei  Blyth  bezeichnet 


250 


gute 


werden  muß,  von  welchem  die  Berliner  Sammlung  mehrere 
Schädel  besitzt.  Dieses  Wildschaf  lebt  in  Birma,  wo  es  noch  heute 
den  Namen  Scha  oder  Schapn  trägt  (vergl.  auch  das  Werk  v.  Nathusius); 
der  Schädel  zeigt  nach  Größe,  anatomischen  Verhältnissen  und 
Hörnerwuchs  eine  entschiedenere  Ähnlichkeit  mit  unserem  grob¬ 
wolligen  Laudschaf  als  irgend  eine  andere  Art  der  Wildschafe. 


Eine  Missbildung  an  Federn. 

Von  G.  Simmermacher. 

Im  Anschluß  an  die  von  mir  im  Heft  12  des  vorigen  Jahr¬ 
gangs  gegebenen  Notizen  über  einige  Mißbildungen  bei  Vögeln  und 
Säugetieren  möchte  ich  hier  noch  eine  eigentümliche  Verbildung  au 
Federn  zur  Sprache  bringen. 

Die  betreffenden  Federn  stammen  von  einem  im  Zoologischen 
Garten  zu  Hamburg  gestorbenen  und  von  da  ins  Zoologische  Institut 
zu  Leipzig  gekommenen  gehaubten  Schreier,  Ghauna  chavaria 
(111.  Ordnung:  Grallatores ,  Watvögel,  Farn.  Alectoridae,  Hühuer- 
stelzen)  aus  Südamerika.  —  An  mehreren  in  meinen  Besitz  gekommenen 
Federn  treten  am  Schaft  mehrmals  eigentümliche  Verdickungen  (in 
die  Breite  und  in  die  Höhe)  auf;  dieselben  sind  bei  der  einen  Feder 
stärker,  bei  der  anderen  schwächer.  Außerdem  ist  der  untere  Teil 
(die  Pose)  bei  keiner  der  4  in  meinem  Besitz  befindlichen  Schwung¬ 
federn  gerade,  sondern  mehr  oder  weniger  durch  Krümmung  verbildet. 
Die  Ursache  dieser  eigentümlichen  Erscheinung  kann  ich  leider  nicht 
angeben.  Auf  meine  briefliche  Anfrage  bei  Herrn  Inspektor  W.  L. 
Sigel  in  Hamburg  erwiderte  mir  derselbe  iu  liebenswürdigster  Weise, 
vermochte  mir  aber  meine  Frage,  ob  der  Vogel  an  einer  Krankheit 
gelitten  hätte,  nicht  zu  beantworten.  Herr  Inspektor  Sigel  schrieb 
mir:  »So  viel  ich  mich  dessen  erinnere,  hatte  der  letzgenannte 

Vogel,  den  wir  über  4  Jahre  besaßen,  auffällige  Krankheitssymptome 
nicht  gezeigt,  der  eine  Flügel  war  allerdings,  um  das  Tier  an  dem 
Entweichen  zu  hindern,  etwas  gestutzt  worden,  doch  war  dies  ohne 
jeden  Einfluß  auf  denselben  geblieben«.  —  Sollte  nicht  vielleicht 
doch  das  Stutzen  mit  der  Mißbildung  des  Flügels  im  Zusammenhang 
stehen?  Leider  besitze  ich  keine  Federn  vom  anderen  Flügel,  um  zu 
sehen,  ob  dort  die  Mißbildung  auch  auftritt  oder  nicht.  —  (Dies 
ließe  sich  aber  leicht  durch  Untersuchung  analog  behandelter  Vögel 


—  251 


teststellen).  Der  innere  Bau  des  Schafts  zeigt  an  den  verdickten  Stellen 
keine  Veränderung.  Mikroskopische  Querschnitte  zeigen  dieselben 
Verhältnisse,  wie  ich  solche  auf  Querschnitten  durch  normale  Federn 
(von  Buteo  vulgaris)  sah:  Ein  weitmaschiges  Mark,  begrenzt  von 
einem  schmalen  Ring  einer  dichteren  Außenschicht.  -  Die  Quer¬ 
schnitte  durch  den  normalen  und  verbildeten  Schaft  gleichen  sich 


völlig. 


Gelungener  Wiederbelebungsversuch  an  einer  ertrunkenen 

grünen  Eidechse. 

Von  H.  Fischer-Sigwart  in  Zofingen. 

Wenn  im  Terrarium  im  Frühling  die  grünen  Eidechsen  die 
Winterquartiere  verlassen,  so  sind  sie  im  Anfang  noch  sehr  schlaf¬ 
trunken  und  ungelenkig  und  gehen  dann  zuerst  der  Wärme  ent¬ 
gegen,  erklettern  ein  von  der  Sonne  beschienenes  Plätzchen,  um  sich 
zu  erwärmen  und  dadurch  ihre  frühere  Gelenkigkeit  und  Lebhaftig¬ 
keit  wieder  zu  erlangen.  Unbeholfen  und  langsam  in  ihren  Be¬ 
wegungen,  kommt  es  dann  vor,  daß  eine  ins  Wasser  fällt,  sich  nicht 
mehr  herausarbeiten  kann  und  ertrinkt,  während  sie  im  Sommer 
ausgezeichnet  schwimmt  und  pfeilschnell  eine  Wasserfläche  durch¬ 
schneidet,  die  ihr  den  Weg  versperrt.  — 

So  lauge  in  meinem  Terrarium  keine  Vorrichtungen  angebracht 
waren,  um  das  Hiueinfallen  von  grünen  Eidechsen  in  ein  Wasser¬ 
bassin  zu  verhindern,  verunglückten  auf  diese  Weise  in  zwei  Früh- 
lingen  mehrere.  Dreimal  aber  gelang  es,  scheinbar  ertrunkene  durch 
Wiederbelebungsversuche  mit  vieler  Mühe  ins  Leben  zurückzubringen, 
auch  wenn  sie  schon  über  eine  Stunde  im  Wasser  gelegen  waren. 
Der  dritte  Fall  war  der  schwierigste,  und  da  frühere  Fälle  geglückt 
waren,  so  wurde  diesmal  mit  der  daneben  gelegten  Uhr  gearbeitet. 
Es  folgen  hier  die  gemachten  Beobachtungen.  Leider  konnte  nicht 
genau  festgesetzt  werden,  wie  lange  die  Eidechse  unter  Wasser  ge¬ 
wesen  war,  als  sie  herausgezogeu  wurde ;  doch  war  dies  derjenige 
Fall,  wo  dies  am  längsten  stattgefunden  batte  und  wo  am  wenigsten 
Hoffnung  vorhanden  war,  sie  zu  retten. 

Die  künstliche  Atmung  wurde  in  der  Weise  eingeleitet,  daß 
nachdem  die  Eidechse  abgetrocknet  war,  sie  auf  den  Rücken  gelegt 
wurde.  Nun  faßte  ich  sie  hinter  den  Vorderbeinen  da,  wo  die  Lunge 


sich  befindet,  zu  beiden  Seiten  an  der  Haut,  erweiterte  durch  ab¬ 
wechselndes  sorgfältiges  Ziehen  und  Zusammendrücken  den  Brust¬ 
kasten  und  verengerte  ihn  wieder,  so  daß  abwechselnd  Luft  in  den¬ 
selben  ein-  und  dann  wieder  austreten  mußte;  ich  ahmte  so  die 
künstlichen  Atembewegungen  nach,  wie  sie  in  ähnlicher  Weise  bei 
erstickten  Menschen  angewandt  werden.  Nach  zwanzig  Minuten 
war  noch  kein  Erfolg  sichtbar.  Da  ich  von  den  früheren  Versuchen 
her  wußte,  daß  sich  die  ersten  Anzeichen  des  wiederkehreuden  Lebens 
an  der  Zungenspitze  zeigen,  öffnete  ich  ihr  den  Mund,  konnte  aber 
lauge  keine  Bewegung  wahrnektnen  und  wollte  sie  eben  als  tot  in 
Spiritus  setzen,  als  ich  an  der  Zungenspitze  ein  kaum  bemerkbares 
Zucken  wahrzunehmen  glaubte,  so  schwach,  dass  ich  nicht  einmal 
sicher  war,  ob  es  wirklich  eine  Bewegung  war  oder  ob  eine  Täuschung 
obgewaltet  habe.  Doch  fuhr  ich  nun  mit  meinen  Bemühungen  fort. 

25  Minuten  nach  Begiun  der  Behandlung  hielt  ich  die  Eidechse 
am  Ofen  in  die  ausströmende,  ziemlich  starke  Wärme  und  frottierte 
sie.  Hierbei  zeigte  sich  eine  sehr  schwache,  aber  deutliche  Bewegung 
am  rechten  Vorderfuß.  Nach  30  Minuten  war  hie  und  da  ab¬ 
wechselnd  au  eiyem  Vorderfuße  eine  langsame  Bewegung  sichtbar. 
Die  Augen,  die  vorher  geschlossen  waren  und  beim  Offnen  glanzlos, 
wie  gebrochen  erschienen,  öffneten  sich  etwas  und  waren  glänzend 
geworden.  Es  erfolgte  nun  die  erste  natürliche  Atmungsbewegung, 
indem  der  Brustkasten  hinter  den  Vorderbeinen  sich  krampfhaft  er¬ 
weiterte,  fünf  Sekunden  lang  aufgeblasen  blieb,  sich  dann  wieder 
krampfhaft  zusammenzog  und  in  diesem  Zustande  verblieb.  — 

Ich  ließ  nicht  nach  mit  meinen  Bemühungen,  indem  ich  fort 
und  fort  die  Atmungsbewegungen  des  Brustkastens  nachahmte,  die 
Eidechse  frottierte  und  der  Wärme  aussetzte. 

Nach  45  Minuten  erfolgte  die  natürliche  Atmung  auf  die  angegebene 

Cj  O  O  O 

Weise  alle  12  Sekunden,  etwas  später  alle  10  Sekunden,  nach  00  Minuten 
alle  0  Sekunden.  Die  Augen  öffneten  und  schlossen  sich  hie  und  da  lang¬ 
sam,  und  nun  erst,  nach  einer  Stunde,  war  die  erste  Bewegung  an  den 
Hinterbeinen  sichtbar,  am  Schwanz  erst  nach  75  Minuten.'  — 

Die  Lebenszeichen  verbreiteten  sich  also  von  vorn  nach  hinten 
über  den  Körper  und  zeigten  sich  in  folgender  Reihenfolge: 

Zuerst  Zucken  an  der  Zungenspitze,  dann  Bewegung  atir  rechten 
Vorderfuß  und  Offnen  der  Augen,  dann  Bewegung  am  linken  Vorder¬ 
fuß,  etwas  später  erste  Atmungsbewegung  des  Thorax,  dann  Be¬ 
wegung  der  Hinterbeine  und  schließlich  Bewegung  des  Schwanzes- 

«D  o  O  O 


253 


Erst  nach  75  Minuten  unablässiger  Behandlung  war  die  Eidechse 
so  weit  hergestellt,  daß  sie  sich  selbst  überlassen  werden  durfte. 
Sie  wurde  auf  ein  Stück  Flanell  auf  den  warmen  Ofen  gelegt  und 
mit  einem  Siebclien  überdeckt.  Alter  nur  nach  und  nach,  innerhalb 
drei  Stunden,  verlor  sich  die  allgemeine  Lähmung  so  weit,  daß  wenn 
sie  ergriffen  wurde,  sie  mit  allen  Gliedern  willkürliche  Bewegungen 
machen  konnte.  Erst  vier  volle  Stunden,  nachdem  sie  aus  dem 
Wasser  gezogen  worden  war,  konnte  sie  ihre  Glieder  so  gebrauchen, 
daß  sie  selbständig  sich  von  der  Stelle  bewegen  konnte,  worauf  sie 
wieder  zu  ihren  Gefährten  ins  Terrarium  gesetzt  wurde. 

Andern  Tages  zeigte  sie  keine  Zeichen  ihres  Unfalles  mehr. 

c!>  © 


K  o  r  r  e  s  p  o  n  <1  e  n  z  e  n. 

Livland,  im  Mai  1884. 

Seltsame  Tötung  eines  Adlers.  Auf  dem  freiherrl.  v.  K.’schen 
Gute  Neu-Karkell  wurde  am  28.  Januar  d.  J.  eiu  Seeadler  auf  merkwürdige 
Weise  vom  Leben  zum  Tode  befördert:  er  wurde  mit  dem  Beile  erschlagen!  Ein 
Bauer  war  in  den  Wald  gegangen,  um  sich  Reißig  heimzuholen.  Er  tritt  an 
einen  bereits  früher  zusammengelesenen  Dürrholzhaufen  heran,  da  huscht  unter 
demselben  eiu  großes  graues  Tier,  halb  flatternd,  halb  laufend,  hervor,  und 
sucht  aus  dem  dichten  Unterholz  des  Bestandes  das  Freie  zu  gewinnen.  Der 
Bauer,  der  nicht  einmal  unterscheiden  konnte,  was  für  ein  Tier  er  vor  sich 
hatte,  schleuderte,  schnell  entschlossen,  wie  ein  Indianer  sein  »Tomahawk«, 
sein  Beil  dem  Flüchtling  nach,  und  trifft.  Da  wendet  sich  das  edle,  todes¬ 
mutige  Tier  gegen  seinen  Feind,  und  diesem  gelingt  es  nur  mit  Mühe,  die 
Waffe  noch  einmal  zu  ergreifen,  und  dem  Vogel  vollends  den  Garaus  zu  machen. 
Es  war  ein  etwa  öjähriges  Weibchen,  welches  jetzt,  ausgestopft  mit  ausge¬ 
breiteten  Schwingen,  die  Decke  eines  Gemaches  im  Herrenhause  oben  genannten 
Gutes  schmückt.  Durch  den  ungewöhnlich  milden  Winter  war  der  Adler 
wahrscheinlich  veranlaßt  worden,  entweder  hier  zu  bleiben  oder  zu  früh  heim¬ 
zukehren.  Wenn  man  auch  annehmen  muß,  daß  er  durch  Nahrungsmangel 
entkräftet  war,  und  außerdem  durch  den  dichten  Unterwuchs  am  Entfalten 
der  Schwingen  behindert  wurde,  so  muß  man  sich  doch  über  das  sonderbar 
gewählte  Versteck  des  „Königs  der  Lüfte“  billig  wundern.  Leider  wurde  nicht 
konstatiert,  ob  er  daselbst  eine  Beute  verzehrt  hatte,  oder  nur  Schutz  vor 
plötzlich  eingetretener  Kälte  mit  Schneefall  gesucht  hatte.  — 

Ich  erwähne  hierbei,  daß  in  Livland  4  Adlerarten  brütend  angetroffen 
werden:  1.  Der  Steinadler  (aquila  fulva  Br.),  ist  sehr  selten  geworden.  Auf 
der  ornithologischen  Ausstellung  in  Wien  im  Frühling  a.  c.  ist  aufs  deutlichste 
erkennbar  gewesen,  daß  Steinadler  und  Goldadler  ( aquila  chrysaetos  Br.) 
ein  und  derselbe  Vogel  sind.  2.  Der  Seeadler  (aquila  albicilla  Br., 
haliaetos  Savigny)  wird  häufiger  gefunden,  nicht  nur  in  den  Ostseeküsten- 


254 


Wäldern,  sondern  auch  im  Binnenlande.  3.  Der  Fluß-  oder  Fischadler, 
( Pandion  haliaetos  Savigny)  nicht  sehr  zahlreich.  4.  Der  Schreiadler  [aquila 
naevia  Br.)  fehlt  fast  keiner  größeren  Waldung,  und  baut  seinen  Horst  (im 
Widerspruch  zu  Brehm’s  Behauptung)  oft  nur  12 — 15  Fuß  über  dem  Erd¬ 
boden.  Mehr  als  2  Eier  habe  ich  nie  in  seinem  Horst  gefunden.  Brehm  will 
deren  sogar  bis  4  gefunden  haben. 

Der  Kaiseradler  ('aquila  imperialix)  wird  dann  und  wann  gesehen,  ich 
glaube  aber  nicht  und  habe  auch  nicht  erfahren,  dass  er  in  Livland  nistet. 

Baron  A.  v.  Kr  ii den  er. 


M  i  s  c  e  1  l  e  n. 

Die  Herkunft  des  Kettenbandwurms,  Lothriocephalus  latus ,  war 
lange  unbekannt  insofern,  als  man  nicht  wußte,  in  welchem  Geschöpf  dieser 
Schmarotzer,  der  an  den  Schweizer  Seen,  sowie  an  den  Seen  und  langsam 
fließenden  Wassern  Norddeutschlands  und  Rußlands  bei  dem  Menschen  vor¬ 
kommt,  seinen  Jugendzustand  verlebt  und  in  welcher  Weise  er  auf  den  Menschen 
übertragen  wird.  Unserem  Mitarbeiter,  Prof.  Dr.  M.  Braun  in  Dorpat,  ist  es 
nun  gelungen,  diese  für  die  genannten  Gegenden  wichtige  Frage  zu  lösen. 
Fast  alle  in  Dorpat  zu  Markt  kommenden  Hechte  nämlich  beherbergen  in 
ihrer  Muskulatur,  iu  den  Geschlechtsdrüsen,  der  Leber,  Milz  und  anderen 
Eingeweiden  junge  Bothriocephalen  von  2 — 3  cm.  Länge,  und  zwar  im  Mittel 
20 — 30  Stück  auf  den  Fisch.  Noch  massiger  kommen  die  Jugendzustände 
dieses  Wurms  in  der  Quappe,  Lola  vulgaris,  vor.  Beide  Fische  aber  werden 
in  Dorpat  sehr  viel,  und  gerade  auch  von  der  ärmeren  Bevölkerung,  gegessen, 
sind  wohl  nicht  immer  sorgsam  durchgesotten  oder  werden  auch  schwach  ge¬ 
räuchert  verspeist.  Fütterungsversuche  an  Hunden  und  Katzen,  die  mit  der 
größten  Vorsicht  angestellt  wurden,  haben  auf  das  Bestimmteste  ergeben,  daß 
die  Wurmlarven  aus  Hecht  und  Quappe  sich  zu  dem  Kettenbandwarm,  wie  er 
in  dem  Menschen  lebt,  entwickeln.  Aber  es  erboten  sich  auch  drei  Studenten, 
den  Versuch  an  sich  selbst  vornehmen  zu  lassen.  Nachdem  festgestellt  war, 
daß  sie  keine  Bandwürmer  hatten,  verschluckten  sie  je  drei  Finnen  aus  dem 
Hechtfleische.  Nach  füuf  Wochen  zeigten  sich  hei  allen  die  deutlichen  Belege, 
daß  sie  infiziert  waren ,  und  nach  angewandten  Mitteln  ergaben  sich  fünf 
ganze  Bandwürmer  und  Bruchstücke  von  einem  oder  mehreren  weiteren.  Als 
mittlere  Größe  der  Würmer  fand  man  eine  Länge  von  339,3  cm.  bei  einer 
Gliederzahl  von  1209.  Auf  den  Tag  berechnet  wächst  ein  Bothriocephalus 
also  8,9  cm.,  wobei  er  um  31  —  32  Glieder  zunimmt.  Es  ist  das  ein  ganz 
erstaunliches  Wachstum.  N. 


Künstliche  Fischzucht  in  Holstein.  Der  Schleswig- Holsteinische 
Fischereiverein  hat  beobachten  können,  daß  in  jeder  Au  und  in  jedem  Bache, 
wo  seit  1878  regelmäßig  Lachsbrut  eingesetzt  wurde,  im  Jahre  1883  Lachse 
iu  verhältnismäßig  großem  Maßstabe  aufgestiegen  sind;  so  hat  man  z.  B.  in 


der  Wehrau  bei  Alt-Mühlendorf,  wo  früher  gar  keine  Lachse  vorkamen,  in 
diesem  Winter  Rheinlachse  im  Werte  von  400  M.  gefangen.  Während  man 
bis  zum  Jahre  1879  aus  ganz  Schleswig-Holstein  keine  Lachs-  und  Forellen¬ 
eier  gewinnen  konnte,  weil  es  an  passenden  Fischen  fehlte,  sind  in  diesem 
Winter  in  der  Brutanstalt  zu  Alt-Mühlendorf  900  000  Eier  untergebracht,  die 
sämtlich  in  der  Provinz  selbst  gewonnen  wurden;  Beweis  genug  für  den 
heilsamen  Erfolg  der  Bestrebungen  des  Central-Fischereivereins.  LI.  B. 


Ein  Capybara,  Hyclrochoerus  capybara,  das  in  dem  Londoner  zoologi¬ 
schen  Garten  geboren  wurde,  starb,  nachdem  es  8  Tage  alt  geworden  war. 
Bei  der  Untersuchung  stellte  es  sich  heraus,  daß  es  bereits  alle  bleibenden 
Zähne  hatte  uud  daß  diese  in  Gebrauch  gewesen  waren. 

(Report  of  the  Zoological  Society  of  London,  6.  Mai  1884.) 


Litteratur. 


Lepidopteren  von  Madagaskar.  Neue  und  wenig  bekannte  Arten,  zu¬ 
meist  aus  der  Sammlung  der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesell¬ 
schaft.  Von  M.  Saalmüller,  k.  preußischer  Oberstlieuteuant  a.  D.  Erste 
Abteilung:  Rhopalocera,  Heterocera  ( Sphinges  et  Bombyces).  Mit  7  chromo¬ 
lithographischen  Tafeln.  Frankfurt  a.  M.  1884.  Im  Selbstverlag  der  Ge¬ 
sellschaft,  gr.  4°.  246  Seiten.  40  Mark. 

Noch  immer  ist  Madagaskar  ein  Gebiet,  aus  dem  die  Forschung,  die  ja 
bis  jetzt  erst  die  Küstenregionen  und  auch  diese  nur  unvollständig  umfaßt  hat, 
neue  Formen  des  Pflanzen-  und  Tierlebens  an  das  Licht  der  Wissenschaft 
bringt.  Um  so  mehr  ist  ein  Werk  zu  begrüßen,  das  in  sorgfältiger  Weise  die 
Schmetterlinge  jenes  Wunderlandes  bekannt  macht  und  neben  der  Beschreibung 
einzelner  Arten  auch  die  großen  Gesichtspunkte  im  Auge  hält. 

Als  Eiuleitung  erhalten  wir  einen  Überblick  über  die  Flora  und  Fauna 
der  Insel,  soweit  dieselben  bis  jetzt  bekannt  sind,  und  wir  ersehen  daraus,  wie 
wenig  verhältnismäßig  bis  jetzt  darin  geschehen.  Madagaskar  hat  in  Bezug 
auf  seine  Tierwelt  manches  nur  ihm  Zukömmliche  wie  die  Halbaffen  etc.; 
außerdem  zeigt  es  sowohl  Beziehungen  zu  dem  benachbarten  Afrika  wie  auch 
zu  dem  südöstlichen  Asien.  Bei  den  Schmetterlingen  finden  wir  eine  große 
Verwandtschaft  mit  der  afrikanischen  Fauna,  indem  »sich  fast  alle  Arten, 
ohne  besonders  auffällig  abweichende  Formen  aufzuweisen,  den  afrikanischen 
Gattungen  anschließen.« 

Dieselben  Familien,  die  dem  Kontinente  fehlen,  sind  auch  in  Madagaskar 
nicht  vertreten,  eigentümliche  Gattungen  besitzt  die  Insel  nur  wenige.  Diese 
Verwandtschaft  der  Lepidopteren  Madagaskars  mit  denen  Afrikas  anderen 
Behauptungen  gegenüber  bestimmt  nachgewiesen  zu  haben,  ist  ein  Verdienst 
des  Verfassers.  Er  führt  uns  in  dem  systematischen  Teile  seines  Werkes 
577  Arten  von  Schmetterlingen  vor,  worunter  eine  gute  Anzahl  seither  unbe¬ 
kannter  Formen.  Mehrere  derselben  sind  der  verstorbenen  Gräfin  Luise 


256 


Bose  zu  Ehren  benannt,  die  sieh  durch  materielle  Förderung  naturwissen¬ 
schaftlicher  Studien  ein  bleibendes  Denkmal  gesetzt  hat,  der  auch  das  Werk 
gewidmet  ist. 

Noch  besonders  müssen  wir  auf  die  Farbendrucktafeln  hinweisen,  die  aus 
dem  Atelier  Werner  und  Winter  dahier  hervorgegangen  sind.  Wir  sagen 
nicht  zuviel,  wenn  wir  behaupten,  daß  die  Schmetterlinge  wohl  schwerlich 
jemals  in  solcher  Schönheit  in  wissenschaftlichen  Werken  dargestellt  worden 
sind.  Unerreicht  ist  die  Darstellung  des  Metallglanzes,  Grün  in  Blau,  bei 
dem  prachtvollen  Falter  auf  dem  Titelbilde. 

Da  die  Tafeln  zu  der  zweiten  Abteilung  des  Werkes  fertig  vorliegen,  so 
dürfte  das  Erscheinen  der  Schlußlieferung  wohl  nicht  lange  auf  sich  warten 
lassen.  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

H  N.  in  P.  C.  —  W. :  Für  das  Packet  mußte  1.00  Mk.  Porto  nachgezahlt  werden,  weil 
es  nicht  genügend  frankiert  war.  —  II.  B.  in  H.  —  R.  Bl  in  B. :  Zwei  Mitteilungen;  die  eine 
wird  benutzt.  —  A.  J.  J.  in  W. :  Es  hat  mich  sehr  erfreut,  nach  längerer  Zeit  wieder  eine 
Mitteilung  von  Ihnen  zu  erhalten.  —  K.  Th.  L  in  G.  -  Gr.  S.  in  6.:  Angenommen.  Die 
Abbildungen  werden  wir  nicht  ausführen  können.  —  A.  v.  K  in  L:  Wird  benutzt.  Die 
Antwort  werden  Sie  erhalten  haben.  —  L.  K.  in  H.  und  H.  B.  in  H.:  Besten  Dank  für  den 
schönen  Bericht  über  die  Operation.  —  Dr.  L.  W.  in  B. :  Dank  für  die  Sendung.  -  0.  v.  L. 
in  D.  —  J.  v.  F.  in  B. :  Die  für  das  Museum  der  S.  n.  G.  angebotenen  Exemplare  werden 
gern  angenommen.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Bulletin  of  the  Buffalo  Society  of  natural  Sciences.  Buffalo.  Vol.  IV,  No.  4 
Buffalo  1883. 

22.  Bericht  der  Zoologischen  Gesellschaft  in  Hamburg.  Hamburg  1884. 

Prof.  Dr.  D.  B  Klunzinger.  Über  die  Felsenarten  des  Bodensees.  Sep.-Abdr.  Jahres¬ 
hefte  der  Ver.  f.  vaterländ.  Naturkunde  in  Württemberg.  1884. 

Gustav  Prütz,  Illustriertes  Mustertauben-Buch.  In  30—35  monatlichen  Lieferungen  ä  1,20  Mk. 

3.  u.  4.  Lieferung.  Mit  Farbentafeln  und  Holzschnitten.  Hamburg.  J  F  Richter.  1884. 
S.  Clessin.  Deutsche  Excursions-Mollusken-Fauna.  2.  Aufl.  2.  Lieferg.  Nürnberg.  Bauer 
und  Raspe.  1884. 

Dr.  R.  Blasius.  Erster  internationaler  Ornithologen-Congreß  in  Wien.  1884.  Sep.-Abdr. 

Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  zum  Schutze  der  Vogelwelt. 

Erstes  Österreich  -  ungarisches  Lehr-  und  Lernmittel-Magazin.  II  Jalirg.  No.  8.  Graz,  Paul 
Oieslar.  1834. 

Ernst  Krause  Hermann  Müller  von  Lippstadt.  Mit  dein  Porträt.  Müllers.  Lippstadt. 
P.  R  e  m  p  e  1  1884. 

C.  A.  L.  von  Binzer.  Instinkt,  Verstand  und  Geist  bei  Menschen  und  Tieren.  fZeitfragen  des 
christlichen  Volkslebens.  Bd.  IX,  Heft  ö).  Heilbronn  Gebr.  Henning  er.  1881.  l  Mk. 
Humboldt,  Monatsschrift  für  die  gesamten  Naturwissenschaften.  Herausgeg.  von  Prof.  Dr.  G. 

Krebs.  3.  Jalirg.  6.  Heft.  Stuttgart.  Ferd.  Enke.  1884. 

Insektenbörse.  Centralorgan  zur  Vermittlung  von  Angebot,  Nachfrage  und  Tausch. 

Exped.  und  Redaktion:  Ed.  Wartig,  Leipzig.  I.  Jahrg.  No.  1.  Preis  75  Pf.  pro  Quartal. 
Verslag  van  het  Koninklijk  Z  o  ol  og  isch -B  o  tan  i  s  ch  Genootschapte’s  Graven- 
hage  over  het  Jaar  1883. 

M.  Saalmüller.  Lepidopteren  von  Madagaskar.  Neue  uud  wenig  bekannte  Arten  zumeist 
aus  der  Sammlung  der  Senckenbergisclien  naturforschenden  Gesellschaft.  Erste  Ab¬ 
teilung:  Wiopulocera ,  Heterocern  (Sphingen  et  Bombyces).  Mit  7  chromolithographischen  Tafeln. 
Frankfurt  a.  M.  1884.  Tm  Selbstverläge  der  Gesellschaft.  40  Mk. 


Berichtigung. 

Heft  2,  Seite  56.  Zeile  24  v.  u.  lies  „fast  alle“  anstatt  „einige“. 

18  v.  u.  „  „Männchen“  „  „Weibchen“. 


Nachdruck  verboten. 


i»ri»ck  von  MahlftH  &  YVftldsckmidt.  Frankfurt  a.  M. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


No.  9.  XXV.  Jahrgang.  September  1884. 


In  Sä  all. 

Eine  Augenoperation  an  einem  Lämmergeier  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg; 
von  Dr.  med.  und  phil.  1..  Kotelmann,  Augenarzt  in  Hamburg.  —  Texas  und  seine 
Tierwelt;  von  H.  Nehrling.  (Fortsetzung.)  —  Die  wissenschaftlichen  und  die  praktischen 
Aufgaben  hei  der  Aufstellung  unserer  Naturaliensammlungen;  von  Leopold  Martin  in 
Stuttgart.  (Fortsetzung.)  —  Das  Fliegen  der  Fledermäuse  am  Tage;  von  Pfarrer  Jäckel 
in  Windsheim.  —  Die  Springmäuse:  nach  Lat  aste.  —  Bericht  über  den  Zoologischen  Garten 
zu  Dresden  über  das  Geschäftsjahr  vom  1.  April  1882  bis  31.  März  1883.  (Schlufä.)  —  Zur 
Ornithologie  Jamaika’s ;  von  Damian  Gronen.  —  Miscellen. 


Eine  Augenoperation  an  einem  Lämmergeier  des  Zoologischen 

Gartens  in  Hamburg. 

Von  Dr.  med.  und  phil.  L.  Kotelmann,  Augenarzt  in  Haipburg. 

Im  Mai  1879  ging  dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg  von 
einem  Handlnngshause  in  Malaga  ein  aus  der  Sierra  Nevada  stam¬ 
mender  Lämmergeier  ( Gypaetos  barbatus  L.)  zu.  Das  schöne  Tier 
war  dadurch  beträchtlich  entstellt,  daß  es  auf  dem  linken  Auge  an 
einer  Verschwärung  der  Hornhaut  ( ’ulcus  corneae)  litt.  Da  solche 
Geschwüre  oft  traumatischen  Ursprungs  sind,  so  wird  man  auch  hier 
an  eine  während  des  Transportes  zugezogene  Verletzung  denken 
dürfen.  Von  einer  augenärztlichen  Behandlung  konnte  in  diesem 
Falle  nicht  die  Rede  sein.  Denn  feuchte  Wärme,  wie  man  sie  bei 
ulcus  corneae  in  Form  von  Kompressen  appliziert,  um  die  gesunkene 
Ernährung  der  Hornhaut  zu  heben,  ließ  sich  unter  den  obwaltenden 
Verhältnissen  nicht  zur  Anwendung  bringen.  Ebenso  war  aber  auch 
das  therapeutische  Hauptmittel,  schwefelsaures  Atropin,  das  in  ein¬ 
prozentiger  wässriger  Lösung  in  das  Auge  eingeträufelt  wird,  durch 

Zoolog'.  Gart.  Jalirg-.  XXV.  1884.  17 


258 


den  eigentümlichen  Bau  der  Vogel -Iris  ausgeschlossen.  Dieselbe 
besitzt  nämlich  in  ihrer  bindegewebigen  Grundlage  nicht  wie  die 
Säugetier  -  Iris  glatte,  sondern  quergestreifte  Muskelfasern,  welche 
letztere  auf  Atropin  'nicht  reagieren.  Diese  bereits  anderweitig  fest¬ 
stehende  Thatsache*)  ließ  sich  auch  durch  Kontrollversuche  an  jungen 
Eulen  nachweisen,  bei  denen  selbst  die  stärksten  Atropinlösungen 
keine  Erweiterung  der  Pupille  bewirkten.  So  mußten  wir  den  Läm¬ 
mergeier  seinem  Schicksal  überlassen  und  uns  auf  eine  Beobachtung 
des  Verlaufes  der  Krankheit  beschränken.  Dieselbe  endete,  wie  zu 
erwarten  stand,  mit  einem  großen  Leukom,  welches  das  ganze 
Pupillargebiet  der  Hornhaut  einnahm.  Damit  war  natürlich  das 
Sehvermögen  erloschen  und  da  eine  Wiederherstellung  durch  Auf¬ 
hellung  des  Narbeugewebes  nicht  erwartet  werden  konnte,  so  ließ 
sich  nur  noch  eine  kosmetische  Verbesserung  des  Auges  vornehmen. 
Ich  wandte  dazu  die  zuerst  von  Wecker  in  Paris  vorgeschlagene 
Tätowierung  der  Hornhaut  an.  Dieselbe  wurde  mit  schwarzer  chine¬ 
sischer  Tusche  ausgeführt,  die  ich  in  dickflüssigem  Zustande  auf  das 
mit  3  Nadeln  versehene  Tätowieruugsiustrument  vermittels  eines 
Pinsels  auftrug.  Trotzdem  die  Einstiche  in  die  Hornhaut  ziemliche 
Schmerzen  erregen,  setzte  uns  doch  das  von  einem  Wärter  am  Leibe 
und  von  Herrn  Direktor  Bo  lau  am  Kopfe  gehaltene  Tier  keinen 
bemerkenswerten  Widerstand  entgegen.  Da  eine  Operation  nicht 
genügte,  um  die  weiße  Narbe  hinreichend  dunkel  zu  färben,  so 
wiederholten  wir  dieselbe  nach  etwa  8  Tagen  noch  einmal.  Irgend 
welche  stärkere  Reaktion  trat  nach  keinem  der  beiden  Eingriffe  ein 
und  so  ergab  sich  als  Endresultat  eine  auf  die  Hornhaut  tätowierte 
schwarze  Pupille,  die  sich  bis  zum  heutigen  Tage,  also  5  Jahre 
hindurch  wohl  erhalten  hat.  Der  „stattliche  Lämmergeier  hat  da¬ 
durch  bedeutend  an  Wert  gewonnen,  da  die  künstliche  Pupille  von 
dem  Beschauer  kaum  als  solche  erkannt  werden  dürfte. 

*)  A.  Nu lm,  Lehrbuch  der  vergleichenden  Anatomie.  Heidelberg  1878, 
S.  597. 


259 


Texas  und  seine  Tierwelt. 

Von  H.  Nehrling. 

(Fortsetzung.) 

Daß  wir  uns  im  Süden  befinden,  zeigen  die  allerwarts  auf  dem 
Boden  und  an  Bäumen  umberlaufenden  Eidechsen.  Sehr  häufig 
ist  die  grüne  Eidechse  (. Anohus  carolinensis  Cuv .),  ein  sehr  munteres, 
harmloses,  schönes  Tierchen,  welches  je  nach  dem  Gemütszustände 
seine  grüne  Farbe  in  ein  metallisches  Grau  verwandeln  kann.  Es 
ist  fast  immer  in  Bewegung,  klettert  an  den  Baumstämmen  empor, 
den  Asten  entlang,  durch’s  dichteste  Gebüsch  und  hält  sich  eigent¬ 
lich  wenig  auf  dem  Boden  auf.  Da  es  nur  von  Insekten  lebt,  so 
ist  es  sehr  nützlich.  Besonders  häufig  findet  man  diese  Eidechse  in 
den  Gärten,  an  den  Gebäuden  und  Fenzen.  Selbst  in  die  Häuser 
kommt  sie,  wo  sie  über  Betten,  Stühle,  Tische  und  anderes  Hausge¬ 
räte  den  Insekten  nacheilt.  Sie  läuft  an  den  glattesten  Wänden 
geschickt  hin  und  her.  —  Sehr  zahlreich  und  fast  noch  schöner  ist 
die  gestreifte  Eidechse  ( Ameiva  sex-lineata  Cuv.),  welche  sich 
jedoch  immer  nur  auf  oder  uahe  am  Boden  umhertreibt  und  nie  an 
Wänden  und  Baumstämmen  emporklettert.  Oft  sieht  man  Dutzende 
sich  auf  dem  warmen  Boden  sonnen,  aber  sobald  sie  gestört  werden, 
laufen  sie  überraschend  schnell  in  ihre  Erdhöhlungen  oder  unter 
Steine  und  alte  Baumstämme.  Den  Winter  verbringen  sie  in  ihren 
selbstgegrabenen,  etwa  einen  Fuß  unter  der  Oberfläche  des  Bodens 
liegenden  Erdhöhlungen.  —  In  den  feuchteren  Grasebenen  des  siid- 
östlichen  Texas  lebt  eins  der  eigentümlichsten  unter  unseren  Reptilien, 
nämlich  die  gehörnte  Eidechse  ( Phrynosoma  cornutum  Gray),  der 
»Hornfrosch«  der  Ansiedler.  Nie  sah  ich  sie  in  trockenen  Gegenden, 
selbst  in  der  Region  des  Hügellandes  traf  ich  sie  nie,  während  sie 
in  der  Küstengegend  allerwarts  zahlreich  war.  Sie  ist  ein  durchaus 
harmloses  Tier,  welches  man  ohne  Gefahr  mit  der  Hand  vorn  Boden 
aufnehmen  darf.  Ihre  Bewegungen  sind  merkwürdigerweise  durch¬ 
aus  nicht  eidechsen-  sondern  entschieden  krötenartig.  Sie  bewegt 
sich  nur  langsam  und  unbeholfen.  Ihre  Nahrung  besteht  aus  allerlei 
Insekten,  welche  sich  wie  sie  auf  dem  Boden  aufhalten.  Dies  eigen¬ 
tümliche  Tier  fällt  auch  sonst  achtlos  an  der  Natur  vorübergehenden 
Alltagsmenschen  auf  und  häufig  schickten  Reisende  es,  in  eine  kleine 
Schachtel  verpackt,  ihren  im  Norden  wohnenden  Freunden  zu.  Als 
ich  noch  in  Chicago  wohnte,  sah  ich  eine  gehörnte  Eidechse  in  dem 


200 


Garten  des  Herrn  Apotheker  Mönch,  eines  für  die  Schönheiten  der 
Natur  außerordentlich  begeisterten  Liebhabers  und  Naturfreundes. 
So  lange  es  in  einem  Garten  nicht  an  Insekten  mangelt,  bleiben 
diese  Tiere  gesund  und  beweglich,  sobald  sich  aber  kaltes  Wetter 
einstellt,  gehen  sie  regelmäßig  ein. 

In  allen  größeren  Sümpfen,  in  Teichen,  Flüssen  und  Bayous 
findet  man  noch  in  großer  Anzahl  den  Alligator  {Alligator  vnissis- 
sippiensis  Gray).  Ich  fand  ihn  im  ganzen  südöstlichen  Texas  in  allen 
geeigneten  Orten  zahlreich,  selten  dagegen  im  Hügellande,  obwohl 
er  auch  da  früher  gemein  gewesen  sein  soll.  Man  sieht  oft  Dutzende 
sich  am  Baude  der  Ufer  und  auf  alten  im  Wasser  liegenden  Baum¬ 
stämmen  sonnen ;  andere  halten  nur  den  Kopf  über  den  Wasser¬ 
spiegel  empor,  noch  andere  durchschwimmen  das  Wasser,  den  Schwanz 
als  Ruder  benutzend.  Selten  trifft  man  sie  im  Wald  und  auf  der 
Prairie,  denn  sie  verlassen  ihr  schützendes  Element  nie  ohne  die 
dringendste  Not.  Nur  durch  Nahrungsmangel  werden  sie  oft  zur 
Wanderung  nach  einem  benachbarten  Gewässer  gezwungen.  Ihre 
Bewegungen  auf  dem  Lande  sind  sehr  langsam  und  unbeholfen,  und 
man  kann  sie  dann  sehr  leicht,  ohne  daß  man  Gefahr  läuft,  mit  der 
Axt  oder  einem  starken  Knüppel  töten.  Sehr  große  Exemplare 
verstehen  es,  mit  ihrem  Schwänze,  welcher  anscheinend  die  kräftigste 
Waffe  des  Tieres  ist,  wuchtige  Hiebe  nach  allen  Seiten  hin  auszu¬ 
teilen,  wenn  man  sich  aber  immer  vor  dem  Kopfe  des  Tieres  befindet, 
so  ist  mau  vor  diesen  Schwanzschlägen  sicher.  Kommt  mau  in  die 
Nähe  der  am  Wasser  sich  sonnenden,  so  flüchten  sie  meist  sogleich 
in  ihr  nasses  Element.  Als  ich  im  Februar  1882  mit  der  Eisenbahn 
durch  das  südliche  Louisiana  fuhr,  sah  ich  oft  3  bis  6  Stück  ganz 
dicht  am  Bahngeleise  still  und  regungslos  daliegen,  ja  sie  schienen 
den  an  ihnen  vorübersausenden  Zog  kaum  eines  Blickes  zu  würdigen.  — 
So  langsam  und  feig  der  Alligator  auf  dem  Lande  ist,  so  schnell, 
lebendig,  dreist,  ja  gefährlich  ist  er  im  Wasser.  Kälber,  Schweine, 
Hunde  und  andere  Tiere,  welche  sich  hineinwagen,  fallen  ihm  oft 
zur  Beute  und  selbst  Menschen  müssen  da,  wo  diese  Tiere  häufig 
sind,  auf  ihrer  Hut  sein.  Man  sagt  ganz  allgemein  im  Süden,  der 
Alligator  zeige  eine  ganz  besondere  Vorliebe  für  Negerfleisch,  ver¬ 
schone  aber  in  der  Regel  den  Weißen;  ein  solches  Unterscheidungs¬ 
vermögen  traue  ich  aber  diesen  Tieren  nicht  zu.  Die  Fabeln  und 
Jagdabenteuer,  welche  man  sich  vom  Alligator  erzählt  und  welche 
ganz  allgemein  fest  geglaubt  werden,  würden  Bände  füllen.  Die 
Hauptnahrung  dieser  Tiere  besteht  aus  Fischen  und  Schlangen.  Den 


261 


auf  im  Wasser  stehenden  Sträuchern  brütenden  Reihern  und  anderen 
Vögeln  scheinen  sie  nicht  gefährlich  zu  werden;  ich  fand  oft  Hunderte 
von  Reiher-  und  Bootschwanznestern  in  einem  Sumpfe,  iu  welchem 
auch  Alligatoren  vorkamen.  Wo  sie  zahlreich  sind,  hört  mau  bald 
nach  Anbruch  der  Nacht  ihr  dumpfes,  tiefes  Gebrüll,  und  wenn  mau 
sich  in  der  Nähe  befindet,  vernimmt  mau  auch  das  Geräusch,  welches 
sie  durch  das  Peitschen  des  Wassers  mit  den  Schwänzen  hervorbringen. 
Die  Eier,  welche  von  einer  sehr  zähen,  harten  Schale  bedeckt  sind, 
haben  eine  weißliche  Farbe  und  eine  länglichrunde  Gestalt.  Man 
findet  sie,  oft  zu  Dutzenden,  iu  anscheinend  sorgfältig  gewählten 
Örtlichkeiten,  meist  uuter  dichtem  Gebüsch,  etwas  abgelegen  vom 
Wasser.  Als  Unterlage  dient  ihnen  altes  Gras,  Blätter  und  Moos; 
diese  in  Fäulnis  übergehenden  Stoffe  erzeugen  die  zur  Zeitigung  der 
Eier  nötige  Wärme.  In  der  Regel  sind  die  Eier  zngedeckt  und  ent¬ 
gehen  auf  diese  Weise  vielfach  der  Beobachtung.  Bei  Houston  au 
der  Buffalo-Bayou  beobachtete  ich  schon  Mitte  Mai  ausgekrochene 
Junge  und  Mitte  April  etwa  trifft  man  dort  hie  und  da  Nester  mit 
Eiern.  Daß  das  alte  Weibchen  in  der  Nähe  des  Nestes  liegen  und 
Wache  halten  soll,  habe  ich  nicht  beobachtet;  ich  habe  nie  einen 
Alligator  in  der  Nähe  der  Eier  gesehen.  Doch  muß  ich  hierbei  be- 
merken,  daß  ich  Eier  und  Junge  nur  bei  Houston,  wo  die  alten  Tiere 
Verfolgungen  ausgesetzt  sind,  gefunden  habe.  In  anderen  abgelegeneren 
Örtlichkeiten,  wo  das  Tier  den  Menschen  noch  nicht  kennen  gelernt 
hat,  wird  es  sich  wohl  ganz  genau  so  verhalten,  wie  dies  unser 
Audubon  beschreibt. 

In  allen  größeren  Teichen,  Flüssen  und  Bayous  ist  die  Schn  ap  p- 
oder  Alligatorschildkröte  ( Meter oclemmys  lacertina  Ag.)  noch 
zahlreich.  In  größter  Anzahl  findet  man  sie  in  duukelen,  schlammigen 
Gewässern,  in  mit  faulendem  Wasser  angefüllten  Tümpeln,  in  Mühl¬ 
teichen  u.  s.  w.  Sie  ist  ein  sehr  gehaßtes  und  gefürchtetes  Tier. 
Wo  mehrere  in  einem  Teiche  leben,  werden  in  kurzer  Zeit  alle  jungen 
Enten  und  Gänse  ihre  Beute  und  besonders  große  Exemplare  gehen 
auch  alten  Enten  und  selbst  Gänsen  zu  Leibe.  Sie  schwimmen  unter 
dem  schlammigen  Wasser  bis  zu  ihrer  Beute  herau  und  ziehen  diese 
an  den  Füßen  unter  das  Wasser,  wo  sie  dieselben  verzehren.  Man 
sieht  sie  oft  den  Kopf  aus  dem  Wasser  tauchen;  solche  Gelegenheiten 
benutzen  die  Ansiedler,  um  ihr  eine  wohlgezielte  Kugel  durch  den¬ 
selben  zu  jagen.  Ist  einmal  einer  dieser  Räuber  jedoch  mit  dem 
Leben  davon  gekommen,  so  ist  es  fast  eine  Unmöglichkeit,  des  schlauen, 
nun  äußerst  scheuen  Tieres  habhaft  zu  werden.  Im  Wasser  ist  die 


202 


Alligatorschildkröte  sehr  geschickt  und  schnell.  Ihre  Hauptnahrung 
sind  Fische,  Frösche  und  andere  Tiere,  welche  sich  in’s  Wasser  wagen. 
Man  sagt,  daß  große  Exemplare  im  Wasser  selbst  Menschen  augreifeu 
und  ihnen  sehr  große  und  gefährliche  Wunden  beibringeu  können. 
Wenn  man  einer  Gefangenen  einen  Stock  oder  irgend  etwas  vorhält, 
so  springt  sie  förmlich  darnach  und  beißt  sich  daran  fest;  fiugerdicke 
Stöcke  durchbeißt  sie  mit  Leichtigkeit,  an  größeren  hängt  sie  so 
fest,  daß  man  sie  mit  sich  fortschleppen  kann.  Sie  ist  ein  sehr  bos¬ 
haftes,  wütendes  Tier,  dessen  äußere  Gestalt,  namentlich  der  häßliche 
Kopf  mit  den  tückischen  Augen,  überaus  abschreckend  wirkt.  Junge 
Schildkröten  dieser  Art  sieht  man  häufig  auf  dem  Markte  in  Houston, 
wo  sie  leicht  Abnehmer  finden,  da  mau  sie  gut  zur  Herstellung  der 
beliebten  Schildkrötensuppe  ( Turtle  Soup)  verwenden  kann.  Auch 
Alte  werden  trotz  des  ihnen  anhaftenden  Bisamgeruches  sehr  gern 
von  Negern  gekauft.  Ich  habe  manchmal  70  bis  80  Pfund  schwere, 
in  der  Buffalo- Bayou  gefangene  gesehen;  gewöhnlich  waren  die  in 
kleineren  Gewässern  beobachteten  nicht  schwerer  als  etwa  20  bis  30 
Pfund.  Als  eine  ganz  besondere  Delicatesse  gelten  die  Eier  dieser 
Schnappschildkröte.  Man  findet  sie  zu  30  bis  40  Stück  im  Sande 
eingescharrt,  ganz  in  der  Nähe  des  Wassers.  — 

Häufig  ist  auch  die  w ei  c  h  s c  h  a  lig  e  Schildkröte  ( Trionyx 
ferox;  SoftsheUecl  Turtle).  Man  fängt  sie  öfters  an  Fischangelu, 
muß  daun  aber  beim  Abnehmeu  derselben  sehr  vorsichtig  sein,  da  sie 
sehr  bissig  ist  und  gefährliche  Wunden  beibringeu  kann.  Sie  liefert 
das  schmackhafteste  Fleisch  und  ist  deshalb  besonders  gesucht.  Auch 
sie  richtet  unter  jungen  Enten  und  Gänsen  arge  Verheerungen  an. 
Sie  bewohnt  mit  Vorliebe  klares  Wasser,  in  welchem  Wasserlilien, 
Pfeilkraut  und  andere  Wasserpflanzen  wachsen.  —  Es  finden  sich 
in  Texas  noch  verschiedne  andere  Schildkröten,  aber  es  würde  an 
dieser  Stelle  zu  weit  führen,  näher  auf  deren  Lebensweise  einzugehen. 
Zahlreich  ist  die  Moschusschildkröte  ( Ozotheca  odorata  Ag.), 
sehr  häufig  die  gemalte  Schildkröte  (Emys  pseudogeographica 
Holbr.)  —  Die  Flüsse,  Bayous  und  alle  Wassertümpel  in  ganz  Texas 
sind  voller  Fische,  aber  sie  sind  im  allgemeinen  nicht  so  schmackhaft 
wie  in  den  nördlichen  Landesteilen.  In  Houston  bietet  man  meist 
Seefische  aus  dem  mexikanischen  Golf  zum  Verkauf  aus.  In  der 
Buffalo-Bayou  wurde  oft  ein  merkwürdiger,  der  Gattung  Lepidosteus 
(Gar-Fish  und  Gar-Pike)  augehöriger  Fisch  gefangen,  dessen  Fleisch 
nur  von  den  Negern  gegessen  wird.  Sehr  zahlreich  ist  auch  eine 
Art  Katzenfisch  ( Pimelodus  spec?)  in  allen  texanischen  Gewässern. 


263  .  - 


So  voll  auch  das  Wasser  von  Fischen  ist,  so  habe  ich  doch  keine 
grobe  Artenzahl  verzeichnen  können. 

Kein  Zweig  der  texanischen  Natur  erinnert  so  an  die  Tropfen 
wie  die  Welt  der  Insekten.  In  der  heißen  Jahreszeit  wird  sie  dem 
Menschen  überaus  lästig,  ja  gefährlich.  Mehr  als  irgend  eine  der 
angeführten  Giftschlangen  fürchtet  man  die  auf  Feldern,  in  Gärten, 
namentlich  aber  auf  Prairieen  häufigen  Taranteln.  Diese  sehr 
großen,  dicht  behaarten  Spinnen  leben  in  etwa  4  bis  5  Zoll  tiefen, 
selbstgegrabenen  Erdlöchern,  aus  welchen  die  Augen  wie  grüne  Edel¬ 
steine  hervorleuchten;  wie  ein  Blitz  schießt  das  wütende  Tier  aus 
der  Höhle  hervor,  wenn  man  mit  einem  Stöckchen  hineinlangt.  Ihr 
Biß  verursacht  wochenlang  die  schrecklichsten  Schmerzen  und  führt 
bei  ganz  kleinen  Kindern  manchmal  sogar  den  Tod  herbei.  Als  ich 
an  der  West-Yegua  zum  erstenmal  die  nächste  Umgebung  meiner 
Wohnung  einer  genauen  Untersuchung  unterwarf,  fand  ich  mehr  als 
zehn  Taranteln,  kaum  einige  Schritte  vom  Hause.  In  einer  sehr  großen, 
schön  gezeichneten  Wespenart,  die  ich  Tarantel wespe  ( Pepsis 
elcgans )  genannt  habe,  findet  diese  gefürchtetste  Spinne  ihre  größte 
Feindin.  Ich  habe  oft  beobachtet,  wie  diese  Wespe,  welche  einen 
sehr  penetranten  iibelen  Geruch  verbreitet,  sich  einige  Schritte  vor 
der  Wohnung  der  Tarantel  niederließ,  schnell  auf  dieselbe  zukroch, 
dann  dieselbe  umkreiste  und  plötzlich  in  ihr  verschwand.  Ob  sie 
die  Tarantel  durch  ihren  Stich  tötet  oder  durch  eine  starkriechende 
Flüssigkeit  betäubt,  konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen.  That- 
sache  ist  es,  daß  sie  nach  kurzer  Zeit  mit  der  überwundenen  toten 
Feindin  vor  dem  Eingänge  erscheint  und  dieselbe  dann  halb  fliegend, 
halb  schleppend  in  ihr  Nest  trägt.  Diese  Wespe  ist  in  ihren  Be¬ 
wegungen  auf  dem  Boden  sehr  schnell,  und  beim  Kriechen  hebt  sie 
fortwährend  die  Flügel  in  die  Höhe  und  legt  sie  dann  wieder  nieder. — 
In  den  Häusern  und  Ställen,  im  Holz,  an  Maiskolben  u.  s.  w.  ist  der 
Skorpi  on  ( Buthus  spinigerus )  sehr  häufig.  Des  Abends  und  Nachts 
spaziert  er  über  Betten,  Tische,  Bücher  und  an  den  Wänden  entlang. 
Sobald  man  ihn  berührt,  schlägt  er  schnell  mit  dem  Schwänze,  an 
welchem  sich  der  Stachel  findet,  nach  dem  mit  ihm  in  Berührung 
gekommenen  Gegenstand.  Ich  bin  oft  gestochen  worden,  selbst  nachts 
im  Bett.  Der  Stich  ist  sehr  schmerzhaft,  aber  nicht  gefährlich.  Eine 
Einreibung  mit  Salmiakgeist  (Spirit  of  Ilartshorn)  beseitigt  fast  so¬ 
fort  den  Schmerz.  —  Sehr  gefürchtet  ist  auch  der  Skolopender 
( Scolopendra  spec .?),  der  »Tausendfuß«  der  Deutsch-  oder  Centipede 
der  Anglo-Texaner.  Man  findet  8  bis  10  Zoll  lange  Exemplare  in 


264 


altem  Holz,  unter  Steinen,  unter  halbverfaulten  Baumstämmen,  unter 
Häusern,  Ställen  und  anderen  dunklen  Örtlichkeiten.  Oft  werden 
die  Stellen,  wo  er  mit  seinen  Füßen  das  Fleisch  berührt,  wund  und 
eiterig. 

In  allen  Ecken  und  Winkeln,  an  die  Wände  und  Bücher,  in 
Rockärmel  und  Kleidungsstücke  baut  die  Stahlwespe  ( Pelopaeus 
ccieruleus )  ihre  oft  faustgroßen,  aus  verschiedenen  Zellen  bestehenden 
sehr  festen  Lehmnester.  Für  die  Larven  trägt  sie  jede  Zelle  voll 
kleiner  glänzend  schwarzer,  oft  auch  grünlicher  Spinnen  und  verklebt 
den  Eingang  zu  denselben.  Ich  habe  oft  150  bis  200  solcher  Spinnen 
in  einem  Neste  gezählt.  Sie  wird  in  Häusern  sehr  lästig.  —  Auf 
Böden,  in  Ställen  und  dergleichen  Örtlichkeiten  baut  eine  ziiumet- 
\  braune  Wespe  (wahrscheinlich  Polistes  rubriginosa)  ihre  großen 
papierartigen  Nester.  Man  sieht  sie  oft  scharenweise  an  alten 
Brettern,  Schindeln  und  Pfosten  nagen.  Dieses  abgenagte  Material 
wird  zu  einem  dicken  Brei  gekaut  und  daraus  die  festen  papierähn¬ 
lichen  Nester  hergestellt.  Diese  Art  sticht  sehr  gern,  namentlich 
wenn  man  in  die  Nähe  ihres  Nestes  kommt,  und  ihr  Stich  ist  sehr 
schmerzhaft. 

Sehr  reich  ist  Texas  au  Ameisen.  Die  schlimmste  Art  ist  die 
wegen  ihres  Bisses  gefürchtete  Rostameise  ( Myrmica  malefacie%ß) 
die  mau  auch  die  »ackerbautreibende«  genannt  hat.  Trotz  jahre¬ 
langer  Beobachtungen  habe  ich  nichts  von  dem  ihr  zugeschriebenen 
Ackerbau  beobachtet,  obwohl  sich  etwa  20  Nester,  teils  sehr  dicht 
an  meiner  Wohnung  an  der  West  Yegua  befanden.  Es  ist  wahr, 
daß  sie  ihre  Nester  im  Umkreis  von  6  bis  8  Fuß  völlig  frei  von 
jeglicher  Vegetation  halten  und  es  ist  ferner  wahr,  daß  sie  alle 
Grassämereien,  welche  sich  in  der  Nähe  finden,  in  ihre  Nester  tragen, 
daß  sie  aber  selbst  säen  und  das  gepflanzte  Gras  von  Unkraut  frei  halten, 
habe  ich  nirgends  beobachtet.  Wenn  ich  meinen  Zebrafinken  und 
Kanarienvögeln  des  Morgens  Futter  gegeben  hatte,  so  war  gewöhnlich 
nach  zwei  Stunden  auch  kein  Körnchen  Kanariensamen  und  Hirse 
mehr  vorhanden.  Die  Ameisen  kommen  scharenweise,  um  es  in  ihre 
Erdhöhlungen  zu  tragen.  Wenn  man  unversehens  auf  ihre  Wohnungen 

o  O  o 

tritt,  beißen  sie  sich  in  großer  Anzahl  im  Zeug  fest,  viele  kriechen 
am  Körper  empor  und  verursachen  durch  ihre  Bisse  entsetzliche 
Schmerzen.  Namentlich  haben  Kinder,  welche  im  Freien  spielen, 
viel  von  diesen  Tieren  zu  leiden.  Nur  durch  schnelles  Waschen  mit 
Salmiak  wird  der  unerträgliche  Schmerz  etwas  gelindert.  Kleine 
Gänse,  Enten,  Hühner  und  Truthühner  werden  sehr  oft  durch  die 


BisSe  der  Tiere  gelähmt  und  getötet.  Ich  habe  durch  nichts,  weder 
durch  Gift,  noch  durch  Feuer,  noch  durch  Ausgraben  die  in  meinem 
Garten  befindlichen  Nester  zerstören  können.  Wenn  man  auch  einige 
Wochen  nichts  von  ihnen  sah,  so  erschienen  sie  doch  bald  in  noch 
größerer  Zahl  als  vorher. 

Eine  ganz  eigentümliche  Art  ist  die  Nachtameise  ( Oecodomo 
texana).  Ihre  Nester  legt  sie  vorzugsweise  gern  in  sandigen  Feldern 
an.  Sie  haben  in  der  Regel  eine  halbe  und  oft  auch  eine  ganze 
Meile  im  Umpfaug.  Nichts  gedeiht  auf  den  Ameisenstrecken,  und 
Tiere  sinken,  da  d*er  Grund  unterminiert  ist,  tief  ein.  Mau  nennt 
diese  Art  »Nachtameise«,  weil  sie  oft  in  einer  Nacht  nicht  nur  Pfirsich- 
und  Birnbäume,  soudern  auch  größere  Waldbäume  völlig  entblättert. 
Millionen  ziehen  auf  glatten  Straßen,  jede  ein  Blattstückchen  über 
den  Rücken  haltend,  hin  in  das  Nest,  während  andere  Millionen  auf 
einer  Nebenstraße  hin  zum  Baume  ziehen,  um  das  Zerstörungswerk 
fortzusetzen.  Viele  verlieren  ihr  Blattteilchen,  denn  die  ganze  glatte, 
zum  Nest  führende  Straße  ist  mit  solchen  bedeckt.  Etwa  zwanzig 
Stück  lassen  sich  auf  einem  Blatte  nieder,  zerschneiden  dies  mit  ihren 
scharfen  Scheren  und  tragen  die  einzelnen  Teile  fort.  Ich  habe 
noch  am  Abend  schön  belaubte  Bäume  gesehen ,  die  am  andern 
Morgen  völlig  kahl  waren.  Die  Farmer  suchen  sich  auf  alle  Weise 
dieser  schädlichen  Plagegeister  zu  entledigen,  denn  sie  verwüsten 
auch,  oft  in  einer  Nacht,  ganze  Baumwollenstrecken.  Man  wendet 
zu  ihrer  Vertilgung  eine  Maschine  an,  durch  welche  man  Schwefel¬ 
dämpfe  in  die  Höhlungen  dringen  läßt. 

Es  gehört  im  Sommer  ein  großer  Enthusiasmus  für  die  Natur 
dazu,  um  in  den  Wald  zu  gehen  und  Beobachtungen  zu  machen. 
Wenn  man  zu  Hause  wieder  angekommen  ist  und  nachsieht,  so  findet 
man  in  der  Regel,  daß  sich  auf  dem  Körper  Holzböcke  ( Wood- 
Ticks)  in  großer  Anzahl  eiugebohrt  haben,  welche  nur  schwer  und 
nicht  ohne  Schmerzen  wieder  zu  entfernen  sind.  Am  schlimmsten 
sind  jedoch  die  fast  mikroskopischen  sogenannten  »Red-buys«,  welche 
sich  zu  Tausenden  durchs  Zeug  bohren  und  am  ganzen  Körper  ein 
unangenehmes,  ja  unausstehliches  Jucken  verursachen.  Nur  dadurch, 
daß  man  sich  mit  Petroleum  einreibt,  wird  man  diese  fast  unsicht¬ 
baren  Quälgeister  einigermaßen  los.  —  In  den  Monaten  April  und 
Mai  sind  besonders  die  Flöhe  sehr  zahlreich,  und  des  Nachts  lassen 
die  Wanzen,  von  denen  es  in  den  meisten  Holzhäusern  wimmelt, 
den  Schläfer  nicht  leicht  zur  Ruhe  kommen.  Im  südlichen  Texas 
muß  man  sich  wegen  der  Moskitos  ganz  besonders  einrichten. 


266 


Die  Betten  müssen  dort  ganz  von  sogenannten  Moskitosnetzen  um¬ 
schlossen  sein,  sonst  ist  man  morgens  mit  kleinen,  durch  die  Bisse 
dieser  Quälgeister  verursachten  Beulen  bedeckt.  Doch,  man  wird 
auch  diese  Plagen  bald  gewöhnt  und  kehrt  sich  endlich  mit 
stoischer  Ruhe  nicht  mehr  an  sie;  nur  wenn  man  schlafen  will  und 
einige  unter  das  Netz  geratene  Moskitos  singen  im  schönsten  Diskant 
ihre  Schlachtgesänge,  dann  ist  es  mit  der  stoischen  Ruhe  vorbei. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Die  wissenschaftlichen  und  die  praktischen  Aufgaben  bei  der 
Aufstellung  unserer  Naturaliensainmlungen. 

Von  Leopold  Martin  in  Stuttgart. 

(Fortsetzung.) 


Vögel  mit  a  us  g  eb  r  eit  et  e  n  Flügeln.  Einen  jedeu  Natur¬ 
freund  berührt  es  schmerzlich,  wenn  er  bei  Betretung  einer  Vogel- 
sammluug  die  Beweglichkeit  und  Vielgestaltigkeit  der  Vogel  weit  ver¬ 
mißt,  die  in  Wald,  Garten  und  Flur  uns  überall  entgegen  treten.  Brett 
um  Brett,  Schrank  um  Schrank  dieselbe  Monotonie  und  Gleichförmigkeit 
der  Ständer  und  Brettchen  und  der  daraus  entspringenden  Stellungen 
der  Vögel  wiederzufinden,  wirkt  in  kurzer  Zeit  ermüdend  auf  den  Be¬ 
schauer  ein,  und  weil  sich  ihm  keine  anderen  Bilder  darbieten,  verläßt 
er  meist  früher,  als  beabsichtigt  wurde,  die  Sammlung.  —  Fragen  wir 
nun  nach  den  Ursachen  dieser  trostlosen  Erscheinung,  so  ist  die  Ant¬ 
wort  der  Platzmangel,  an  welchem  unsere  Sammlungen  von  jeher 
gelitten  haben.  Dieser  fortwährende  Platzmangel  liegt  aber  in  der 
Ungenügsamkeit,  welche  dem  Egoismus  des  Menschen  entstammt  und 
ihn  zum  Anhäufen  von  Schätzen  bestimmt.  Die  Sucht,  möglichst  viele 
Exemplare  selbst  von  einer  Art  zu  besitzen,  versagte  dem  besseren 
Wissen  und  Können  den  Raum  u.  deshalb  mußte  das  Aufstellen  der 
Vögel  mit  ausgebreiteten  Flügeln  unterbleiben.  Es  wird  mir  nun 
obliegen,  das  Fehlerhafte  dieses  Systems  nachzuweisen. 

Bekanntlich  sind  die  Flügel  die  Hauptbewegungsgliedmaßen 
der  Vögel  und  sie  werden  als  solche  bei  der  Diagnose  ganz  be- 
sonders  herbeigezogen,  denn  die  Zahl,  Länge  und  Form  der  einzelnen 
Schwungfedern,  die  Zeichnungen  und  Farben  geben  für  besondere 
Arten  und  Familien  wesentliche  Anhaltspunkte  für  deren  Erkennung, 
wozu  noch  der  Schwanz  und  andere  Partien  des  übrigen  Körpers 


* 


267 


kommen.  Zu  diesen  Untersuchungen  und  Vergleichungen  wäre  es 
wünschenswert,  immer  einen  frischen  Vo^el  zu  haben,  welchen  aber  bei 
Exoten  meistens  der  Balg  ersetzen  muß.  In  streng  wissenschaft¬ 
lichen  Sammlungen,  wo  fortwährend  gezweifelt  und  behauptet  wird, 
fehlt  es  in  der  Regel  an  den  erforderlichen  Beweisstücken  und  da 
müssen  denn  die  ausgestopften  Vögel  ihre  Haut  willig  selbst  zu  Markte 
tragen.  Diese  Aermsteu,  welche  ihr  Leben  dem  Interesse  der  Wissen¬ 
schaft  geopfert  haben,  werden  bisweilen  noch  öfter  herbeigezogeu, 
um  zerbrochen  und  zerfetzt  und  schließlich  durch  die  unfehlbaren 
Gummikuren  wieder  geheilt  entlassen  zu  werden.  Würde  man  bei 
der  Anlage  der  Sammlungen  nicht  gar  so  engherzig  gedacht  und  mit 
dem  Raum  weniger  gegeizt  haben,  so  hätten  freiere  und  beweglichere 
Stellungen  und  somit  auch  Vögel  mit  ausgebreiteten  Flügeln  früher 
Platz  gegriffen  und  was  sich  jetzt  als  eine  notwendige  Aufgabe 
der  Zeit  herausgestellt,  würde  sich  damals  gleichsam  von  selbst  ein- 
gefuuden  haben.  Wer  sich  übrigens  von  dem  hier  Gesagten  eine 
eingehende  Belehrung  verschaffen  will,  der  braucht  nur  das  reich¬ 
haltige  und  darum  von  den  meisten  Zoologen  hoch  gefeierte  Museum 
in  Leyden  zu  betrachten,  wo  man  dem  herrschenden  Platzmangel  da¬ 
durch  abgeholfen  hat,  daß  man  die  Vögel  in  jüngster  Zeit  in  Kolonnen 
aufgestellt,  ihnen  gleichen  Schritt  und  Tritt  gegeben  und  jedesmal 
denselben  Flügel  einer  Seite  ausgebreitet  hat,  wodurch  sie  dicht  zu¬ 
sammengeschoben  einer  Kompagnie  Rekruten  ähnlicher  sehen  als 
Vögeln  der  freien  Natur.  Wie  erfinderisch  der  Menschengeist  außer¬ 
dem  noch  ist,  um  den  Schein  aller  Naturähnlichkeit  vollends  zu  ver¬ 
decken,  das  sehen  wir  an  den  Spechten  der  gleichen  Sammlung,  deren 
rauhe  Äste  manjeutweder  aus  einem  landesüblichen  Verschönerungssinn 
oder  aus  jBesorgnis,  dieselben  für  echt  zu  halten,  mit  einem  kreide¬ 
weißen  Anstrich  versehen  hat.  So  sehen  wir  denn,  zu  welchen  Fort¬ 
schritten  uns  der  Geschmack  der  Zeit  schließlich  noch  führen  kaun !  — 

Schwebend  dargestellte  Vögel.  Haben  wir  uns  bei  den 
bisher  betrachteten  Vögeln  von  der  großen  Notwendigkeit  überzeugt, 
einzelne  derselben  nicht  nur  mit  gelüfteten,  sondern  auch  viele  mit 
ganz  ausgebreiteten  Flügeln  zur  Anschauung  zu  bringen,  so  tritt  bei 
vielen  auch  noch  das  Erfordernis  zu  Tage,  sie  schwebend  betrachten 
zu  können.  Dies  gilt  z.  B.  für  manche  große  Papageien,  Nashorn¬ 
vögel,  viele  Langhänder,  wie  Nachtschwalben,  Schwalben  und  Kolibris 
und  schließlich  für  die  meisten  Raben. 

Es  sind  nun  mehr  denn  30  Jahre,  als  ich  an  der  Küste  des 
Hafens  von  Puerto  Cabello  auf  der  Ruine  eines  alten  spanischen 


268 


Kastells  mich  niedergelassen  hatte,  von  dessen  eisenharten  Mauern 
ich  eine  unvergleichliche  Fernsicht  genoß.  Vor  mir  das  weite  un¬ 
endliche  Meer,  mit  seiueu  in  grauer  Ferne  verschwindenden  niedrigen 
Pelekaninseln  und  unter  mir  die  blaue  glitzernde  Wogenflut  mit 
ihrem  donnerähnlichen  und  immer  gleichmäßig  wiederkehrendeu 

..  o  o 

Gebrüll.  Uber  mir  auf  der  Ruine  hatte  eine  Schar  Hühnergeier  sich 
niedergelassen  und  streckte  die  kahlen  Köpfe  neugierig  nach  mir 
hinab,  um  zu  sehen,  was  mich  wohl  veranlaßt  haben  mochte,  das 
sonst  von  Wenigen  gestörte  Heiligtum  ihrer  Brutstätte  zu  betreten. 
Aus  den  endlosen  und  mit  Urwald  dicht  bedeckten  hohen  Bergen, 
welche  sich  der  Ruine  seitwärts  auschlossen,  zogen,  zumeist  paarweis 
schwebend,  beutegierige  Raubvögel  kreisend  durch  die  Luft,  unter 
welchen  sich  eine  kleine  Schar  elegant  geformter  und  durch  mäch¬ 
tigen  Gabelschwanz  ausgezeichneter  Schwalbenweihen  in  den  zier¬ 
lichsten  Schraubenlinien  in  der  klaren  Himmelsbläue  bewegte.  Nicht 
weit  von  diesen,  doch  dem  Meere  näher,  zogen  einige  dunkle  Ge¬ 
stalten  auf  mächtig  ausgestreckten  Schwingen  ebenfalls  ihre  präch¬ 
tigen  Spiralen  durch  die  Luft  und  trieben  dieses  oft  stundenlange 
Spiel  ohne  Unterbrechung  in  gleicher  Ergötzlichkeit  fort.  Es  waren 
Fregatten,  meist  5  an  der  Zahl,  deren  Brutstätten  auf  den  vorhin 
erwähnten  kleinen  Inseln  liegen.  Neben  und  unter  diesen  nistet 
auch  der  kleine  graue  Pelekan,  der  das  diesseitige  Ufer  gleichfalls 
besucht  und  dessen  Flugbild  ich  in  meiner  »illustrierten  Naturge¬ 
schichte«  niedergelegt  habe.  (Siehe  das  Flugbild  auf  Seite  563). 

Bei  Betrachtung  dieser  gleichzeitig  mit  noch  mehreren  anderen 
Vögeln  beobachteten  Flugweise  fiel  mir  trotz  mannigfacher  Ab* 
weichungen  dennoch  der  Umstand  auf,  daß  die  Raubvögel  sowohl 
wie  die  Pelekane  dasselbe  Kreisen  in  der  Luft  zeigen,  was  ich  später 
auch  bei  vielen  anderen  Sumpf-  und  Wasservögeln  wiederfand. 
Dieses  gleichmäßige  Verhalten  zwischen  Raub-  und  Wasservögeln 
machte  damals  schon  den  Gedanken  rege,  daß  hier  eine  verwandt¬ 
schaftliche  Beziehung  zwischen  diesen,  sich  scheinbar  so  fern  stehen¬ 
den  Vögeln  liegen  müsse.  Dieser  Gedanke  wurde  aber  lange  Zeit 
durch,  tausendfache  andere  Vorkommnisse  zurückgedrängt,  und  je 
weniger  ich  Zeit  bekam,  ihn  zu  verfolgen,  desto  eifriger  verfolgte  er 
mich.  Zunächst  wurde  mir  klar,  daß  die  Raubvögel,  deren  Junge 
mit  einem  dichten  Dunenkleide  bedeckt  sind,  weder  an  die  Spitze,  noch 
weniger  aber  beliebig  zwischen  die  anfänglich  nackten  Vögel  zu  stellen 
sind  und  daß  sie  mithin  in  das  Bereich  der  gleich  mit  Dunen  bekleideten 
Vögel  gehören.  Nachdem  ich  hierüber  im  reinen  war,  galt  es  der 


209 


Frage,  wohin  dort?  Die  schönen  Spiralen  der  Raubvögel  und  Störche, 
denen  ich  schon  seit  meinen  Kinderjahren  so  gern  zugeschaut,  wurden 
durch  meine  Erinnerungen  ans  Amerika  immer  von  neuem  wachge¬ 
rufen  und  ich  fand,  daß  die  Stellung  der  Raubvögel  in  unmittelbare 
Nähe  der  gleichfalls  raubenden  Sumpf-  und  Wasservögel  gehöre,  zu 
welchen  sogar  die  Brücke  im  Sekretär  und  Cariama  noch  besteht. 
Es  wäre  unüberlegt  von  mir,  wenn  ich  erwarten  wollte,  daß  gleich 
alle  meine  Leser  auch  meines  Glaubens  sein  müßten,  denn  bekanntlich 
gilt  ja  der  Glaube  in  der  Wissenschaft  nichts,  sondern  nur  die 
nüchternste  Überzeugung  und  zu  dieser  gehört  oft  lange  Zeit !  — 
(Siehe  meine  illustrierte  Naturgeschichte,  Vögel,  Seite  492.) 

Haben  wir  uns  von  der  Zusammengehörigkeit  aller  Raubvögel 
ohne  Ausnahme  überzeugt,  so  finden  wir  bald  auch  noch  weitere 
Veranlassungspunkte,  unter  welchen  der  Nahrungserwerb  die  wichtigste 
Rolle  spielt.  Bekanntlich  zählen  sie  alle  zu  den  längsten  Nesthockern 
unter  den  Vögeln,  weil  sie  die  ausgebildetsten  Flügel  besitzen,  deren 
Wachstum  lange  Zeit  erfordert,  weil  sie  den  Stürmen  des  Meeres, 
der  Hochgebirge  und  der  Wüste  in  gleicher  Weise  zu  trotzen  haben. 
Sobald  sie  selbständig  werden,  fangen  die  Sorgen  des  Lebens  an 
und  diese  bestehen  im  Aufsuchen  der  Nahrung,  welche  der  Raub¬ 
vogel,  vom  Adler  und  Bussard  bis  zum  Geier,  vom  Storch  bis 
zum  Reiher,  der  Fregatte  und  dem  Tropikvogel,  und  von  der  Möwe 
bis  zum  Albatroß  durch  langsames  Schweben  und  Kreisen  in  der 
Luft  sich  auszukundschaften  sucht.  Es  wird  nicht  schwer  zu  beweisen 
sein,  "daß  gerade  diese  Momente  aus  dem  Vogelleben  hauptsächlich 
verdienen,  dargestellt  zu  werden.  Wie  sehr  nun  aber  unsere  Vor- 
oänger  darin  gefehlt  haben,  geht  daraus  hervor,  daß  sie  aus  Spar¬ 
samkeitsrücksichten  dieselben  gänzlich  übersehen  und  statt  fliegende 
und  schwebende  Vögel  darzustelleu  die  Decken  unserer  Sammlungen 
mit  Walfischen  und  deren  Skeletten,  Robben,  Krokodilen,  Rieseu- 
schildkröten  u.  d.  mehr  zu  zieren  trachteten,  wodurch  schließlich 
eine  gänzlich  »verkehrte  Welt«  entstand.  Ich  will  hier  an  einige 
in  der  Praxis  begangene  Fehlgriffe  unseres  Sammelwesens  erinnern. 
Bekanntlich  ist  es  eine  anerkannte  Erfahrungssache,  daß  Jäger, 
Forstleute  und  Landwirte,  von  denen  es  verlangt  wird,  daß  sie  die 
nützlichen  und  schädlichen  Raubvögel  ihrer  Gegend  genau  kennen, 
diese  fast  nur  in  den  betreffenden  Fachsammlungen  studieren,  welche 
nach  den  Mustern  der  großen  wißenschaftlichen  Sammlungen  an¬ 
gelegt  sind  !  Weil  dort  fast  alle  Raubvögel  mit  geschlossenen  Flügeln 
aufgestellt  werden,  richten  sich  auch  die  Fachsammlungen  darnach 


270 


und  die  betreffenden  Schüler  haben  keine  Gelegenheit,  die  ihnen 
fast  nur  fliegend  begegnenden  Raubvögel  nach  ihren  Formverhält¬ 
nissen  im  Fliegen  kennen  zu  lernen,  woraus  folgt,  daß  fortwährende 
Verwechselungen,  selbst  von  sonst  sehr  tüchtigen  Leuten  begangen 
werden,  und  Habichte  für  Bussarde  anzusprechen,  zu  den  Vor¬ 
kommnissen  des  Tages  gehört.  Welcher  Schaden  hieraus  entsteht, 
das  ist  erfahrenen  Forst-  und  Landwirten  hinlänglich  bekannt.  — 
Noch  viel  schlimmer  als  dieseu  ergeht  es  dem  großen  Publikum, 
dem  alle  Vorstellungen  über  das  Wesen  der  Raubvögel  fehlen. 
Diese  sind  dutzendweise  hinter  Glas  und  Rahmen  gebracht,  sie 
spielen  die  Ritter  von  der  traurigsten  Gestalt,  und  nicht  selten  hört 
man  die  Frage  aufwerfeu :  »ob  das  wohl  die  wirklichen  Raubvögel 
seien?  Mau  hätte  sich  dieselben  mutiger,  kampflustiger  und  be¬ 
weglicher  gedacht  und  nicht  geglaubt,  daß  sie  so  friedfertig  neben 
einander  sitzen  können !«  —  Hier  fehlt  eben  dem  Laien  das  Vor¬ 
stellungsvermögen  der  Wissenschaft;  da,  wo  alle  Anregungspunkte  fern 
liegen,  lassen  sich  auch  keine  eigenen  Bilder  durch  Phantasien  hervor¬ 
zaubern,  und  deshalb  bleibt  der  beabsichtigte  Effekt  wirkungslos.  — 
Wenn  nun  aber  ein  Maler,  Zeichner,  Bildhauer,  Modelleur  den  Auftrag 
erhält,  einen  Geier,  Adler  oder  sonst  einen  Raubvogel  mit  ausgebreiteten 
Flügeln  nachzubilden,  und  um  die  Erlaubnis  in  einem  Museum  nach¬ 
sucht,  sich  die  Sache  anzusehen,  dann  entstehen  die  Verlegenheiten,  denn 
unter  den  99  Raubvögeln  der  Sammlung  fiudet  sich  vielleicht  kaum 
einer,  welchem  die  Freiheit  gestattet  worden,  seine  Schwingen  etwas 
lüften,  schwerlich  aber  ganz  ausbreiten  zu  dürfen  und  wenn  ja,  in  welcher 
Weise  und  Form?  —  Zum  Schluß  sei  noch  die  Bemerkung  erlaubt, 
daß  dieses  Zwangsjackensystem  der  Wissenschaft  selbst  oft  gefährlich 
werden  kann,  indem  wichtige  Charaktere  der  Flügel  dadurch  über¬ 
sehen  und  unbeachtet  bleiben  können.  Einen  derartigen  Fall  habe 
ich  au  einem  Stein-  und  Goldadler  in  meiner  illustrierten  Naturge¬ 
schichte  dieser  Vögel  S.  512  abbilden  lassen.  (Das  Spezielle,  die  Be¬ 
handlung  dieser  Vögel,  siehe  in  meiner  »Praxis  der  Naturgeschichte« 
I  u.  II.  Weimar  bei  Voigt.) 

Flugbilder  der  Vögel.  Sobald  Vögel  sich  in  größerer 
Anzahl  vereinigt  haben  u.  einem  gemeinsamen  Ziele  entgegenfliegen, 
hört  die  plastische  Nachahmung  auf  u.  die  bildliche  muß  an  deren 
Stelle  treten.  So  bekannt  dieser  Gegenstand  auch  ist,  so  ist  er  in 
wissenschaftlicher  Hinsicht  noch  wenig  beachtet  u.  in  nur  wenigen 
Fällen  zur  Darstellung  gebracht  worden.  Haben  unsere  Vorgänger 
dadurch  gesündigt,  daß  sie  Seehunde  und  Krokodile  an  den  Decken 


271 


aufhingen,  wo  fliegende  Vögel  hingehört  hätten,  so  wußten  sie 
auch  nichts  mit  den  leeren  Wänden  neben  u.  über  den  Schränken 
unserer  Sammlungen  anzufangen,  die  uns  jetzt  wie  plötzlich  aufge¬ 
fundene  Schätze  erscheinen  müssen.  Wer  wird  heute  nicht,  wo 
jede  Konkurrenz  freisteht,  von  der  Wissenschaft  verlangen,  daß 
sie  da,  wo  ihre  plastische  Technik  aufhört,  nicht  auch  mit  andern 
Mitteln  ihre  Ziele  zu  erreichen  sucht,  wenn  sie  es  vermag  ? 

Die  Malerei  versteht  es,  mit  wenigen  Strichen  das  bildlich 
darzustellen,  wozu  das  Wort  u.  die  Feder  oft  lange  Zeit  erfordern 
und  doch  jene  Klarheit  nur  selten  erreichen.  Um  so  wirksamer  wird 
der  Eindruck,  wenn  die  Farben  dazu  kommen,  deren  Deutung  jedes 
Kind  zu  fassen  versteht. 

Bei  den  Nackt  vögeln  sehen  wir,  daß  ihr  Flug  zwar  häufig 
in  großen  Massen  ausgeführt  wird,  jedoch  noch  nicht  jene  Regelmäßig¬ 
keit  erlangt  hat,  die  wir  bei  den  meisten  Dunen  vögeln  bewundern. 
Diese  Verschiedenheiten  sind  es,  welche  unser  ganzes  Interesse  in  An¬ 
spruch  nehmen.  Ich  werde  zunächst  die  Nacktvögel  kurz  u.  dann 
die  Dunenvögel  etwas  ausführlicher  besprechen.  Wer  die  Tropen 
zu  sehen  Gelegenheit  hatte,  _dem  werden  die  oft  zahllosen  dichtge¬ 
drängten  Scharen  der  verschiedenartigen  Papageien  noch  in  lebhaf¬ 
ter  Erinnerung  sein,  wenn  sie  in  früher  Morgenstunde  in  tausend¬ 
stimmigem  Geschrei  und  mit  rauschendem  Flu^ffe  aus  dem  nahen  Ur¬ 
wald  kommend  auf  ihre  Futterplätze  nach  den  Plantagen  fliegen. 
Schon  ein  solches  Bild  muß  packend  auf  den  Beobachter  wirken. 
Denken  wir  an  die  Segler  u.  Schwalbenarten  u.  schließlich  au  die 
Kolibris,  deren  Flugweise  uns  so  reichen  Stoff  darbietet,  was  wir 
von  dem  zahlreichen  Geschlecht  der  Singvögel  weniger  erwarten 
dürfen.  Bei  den  Raben  finden  wir  schon  eine  schwache  Neigung, 
die  Raubvögel  nachahmen  zu  wollen,  indem  sie  zu  gewissen  Zeiten 
vorübergehend  kreisen.  —  Die  Dunenvögel  bieten  durch  ihre 
Filmbilder  ein  hohes  Interesse  dar,  womit  sie  schon  im  Altertume 
ein  großes  Aufsehen  erregten  u.  zu  verschiedenen  Deutungen  Veran¬ 
lassung  gaben.  So  übte  der  Kranichflug  bei  den  Völkern  des  Alter¬ 
tums  dieselbe  Wirkung  aus,  wie  es  noch  heute  geschieht,  und  die 
winterlichen  Schneegänse  lassen  erkennen,  daß  noch  kalte  Tage  bevor¬ 
stehen.  Fast  jede  Vogelart  gruppiert  sich  in  bestimmten  Linien 
hinter  und  nebeneinander,  an  welchen  Figuren  sie  der  aufmerksame 
Jäger  schon  aus  weiter  Ferne  erkennt.  Auf  dem  von  meinem  Sohn 
gezeichneten  Flugbild  »stoßtauchende  Vögel  des  karaibischen  Meeres« 
Seite  562  in  meiner  illustrierten  Naturgeschichte  habe  ich  die  Art 


272 


ihres  Benehmens  darzustellen  versucht  u.  glaube  damit  einen  nicht 
unwesentlichen  Beitrag  zu  der  Kenntnis  dieser  merkwürdigen  Vögel 
geliefert  zu  haben.  Gerade  die  Dunenvögel  sind  in  dieser  Beziehung 
ansnehmend  reich  und  bieten  somit  eine  fast  unerschöpfliche  Fülle 
der  wichtigsten  Thatsachen  dar,  welche  unsere  bisherigen  Samm¬ 
lungen  aber  mehr  oder  minder  alle  verschweigen.  Wie  ungemein 
lehrreich  und  zugleich  geschmackvoll  könnten  wir  unsere  Volks¬ 
sammlungen  ausstatten,  wenn  wir  genügsamer  in  der  Aufstellung 
von  Dubletten  und  Tribletten  und  umsichtiger  in  der  Benützung 
des  übrigen  leeren  Raumes  sein  wollten. 

Denken  wir  uns  die  kahlen  Wände  über  unseren  Schränken  mit 
großen  Bildern  aus  dem  Vogelleben  geschmückt;  wie  hier  ein  Flug 
Kraniche  im  bekannten  Dreizack  durch  die  Luft  eilt;  wie  dort  eine 
Schar  Ibisse  ihre  langen  Ketten  formiert,  in  welcher  Form  sie  über 
das  Wasser  setzt;  wie  Regenpfeiffer  oder  Sandhühner  gleichfalls 
horizontal  aber  mit  schnelleren  Flügelschlägen  vorübereilen:  wie  Wild- 
gänse  und  Schwäne  dem  eisigen  Boreas  enteilen  und  wärmere  Land¬ 
striche  aufsuchen;  schwimmtauchende  Pelekaue  sich  zum  Halbkreis  bei 
dem  Fischfänge  ordnen,  während  stoßtaucheude  (siehe  das  Bild  in 
meiner  Naturgeschichte)  ihre  geregelte  Flugbahn  taktmäßig  inne¬ 
halten.  So  können  sich  die  Flugbilder  durch  alle  Erdengürtel  bis 
an  die  Pole  in  fast  unzähliger  Weise  abändern  und  endlich  in  den 
polaren  Vogelbergen  ihren  vielbewegten  Abschluß  finden.  — 

Jch  habe  den  Darstellungen  aus  dem  Vogelleben  absichtlich 
einen  umfangreicheren  Raum  gestattet,  weil  die  Vogelwelt  offen¬ 
kundiger  als  die  anderen  Tierklassen  sich  zeigt,  weshalb  sie  auch 
unsere  größere  Teilnahme  verdient. 

Bei  dergleichen  Entwürfen  muß  man  aber  auch  auf  andere 
Gebiete  den  Blick  werfen,  und  da  finden  wir  denn,  daß  auch  Bilder 
aus  der  Lebensgeschichte  anderer  Tiere,  wenn  sie  dem  Leben  wirklich 
abgelauscht  sind,  fast  überall  ihre  passende  Verwendung  finden  werden. 
Wenn  daher  ein  Ichthyologe  oder  Herpetologe  ähnliche  leere  Räume 
über  den  Schränken  seines  Gebietes  in  gleicher  Weise  zu  benützen 
gedenkt,  so  wird  er  dadurch  des  Dankes  des  großen  Publikums  in 
(Beicher  Weise  versichert  sein.  Dem  Entomologen  wird  es  nicht 
schwer  fallen,  bemerkbare  Lebenserscheinungen  der  Insektenwelt  bild¬ 
lich  zur  Darstellung  zu  bringen.  (Schluß  folgt.) 


273 


Das  Fliegen  der  Fledermäuse  am  Tage. 

Von  Pfarrer  Jäckel  in  Windslieim. 


Die  Chiropteren  halten  sich  den  Tag  über  an  dunklen,  doch 
trockenen,  vor  Regen  und  Wind  geschützten  Orten  auf,  aus  denen 
sie,  die  einen  früher,  bald  nach  Eintritt  der  Dämmerung,  die  andern 
spät  bei  anbrechender  Duukelheit  zum  Vorschein  kommen.  Nur 
einzelne  Arten  sieht  man  auch  hie  und  da,  gewöhnlich  an  dunkeln 
Orten,  doch  auch  an  Sommer-  und  Herbsttagen  im  hellsten  Sonnen¬ 
schein  umherfliegen  und  nach  Insekten  jagen.  Ziemlich  spät,  erst  bei 
anbrechender  Dunkelheit,  erscheinen  die  Hufeisennasen,  Rhinolophus 
ferrum  equinum  und  hipposideros ,  Bechsteins  Fledermaus,  Vespertilio 
JBechsteinii ,  sehr  spät  die  spätfliegende  Fledermaus,  Vesperugo  sero- 
tinus ,  die  große  Speckmaus,  Vespertilio  murinus ,  die  gefranste 
Fledermaus,  Nattereri  und  die  Teich- Fledermaus,  dasy erlerne ;  ziem¬ 
lich  frühe  mit  Beginn  der  Dämmerung  die  Mops-Fledermaus,  Synotus 
barbastellus ,  die  zweifarbige  Fledermaus,  Vesperugo  discolor,  die 
Bart-Fledermaus,  Vespertilio  mystacinus  uud  die  Wasser-Fledermaus, 
V.  Daubentonii ,  mitunter  schon  vor  Beginn  der  Dämmerung  die  schien¬ 
haarige  Fledermaus,  Vesperugo  Natliusii  und  die  Zwerg -Fledermaus, 
Vesperugo  pipistrellus ;  am  frühesten  die  kleine  Speckmaus,  Ves¬ 
perugo  Leisleri  und  die  friihfliegeude  Fledermaus,  Vesperugo  noctula. 
Letztere  ist  unter  allen  deutschen  Arten  am  wenigsten  lichtscheu 
und  kommt  während  des  ganzen  Sommers  schon  vor  Sonnenunter¬ 
gang,  zuweilen  schon  um  3  bis  5  Uhr  nachmittags,  wenn  die  Sonne 
hoch  am  klaren  Himmel  steht  und  heiß  brennt,  aus  ihren  Verstecken 
hervor,  und  zwar  nicht  einzeln,  sondern  in  großer  Anzahl,  um  hoch 
in  der  Luft  stundenlang  sich  umherzutreiben.  So  frühe  bemerkte 
ich  sie  über  dem  Lande  nur  sehr  selten,  gewöhnlich  nur  über  stehen¬ 
dem  Wasser,  nassen  Wiesen  und  trocken  liegendem  Weiherlaude  an 
Waldrändern.  Nur  einmal,  Ende  Juni  1878,  sah  ich  eine  einzelne 
fern  von  allem  Wasser  bei  grellem  Sonnenschein  und  tiefblauem 
Himmel  in  Gesellschaft  von  Mauerseglern,  Rauch-  und  Stadtschwalben 
abends  zwischen  5  und  6  Uhr  über  dem  hohen  Turme  der  Kilians¬ 
kirche  dahier  längere  Zeit  fliegen  uud  Herr  Gott  lieb  von  Koch 
bewahrte  sie  am  23.  November  1870  nachmittags  3  Uhr  hoch  über 
Heidelberg.  Dagegen  flogen  am  27.  September  und  1.  Oktober  1856 
und  am  20.  April  1857  schon  nachmittags  zwischen  3  und  4  Uhr, 
am  letztgenannten  Tage  bei  herrlichstem  Wetter  wohl  50  bis  60  Stück 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  1881.  18 


/ 


274 


über  den  Weihern  bei  Neuhaus  und  Buch  im  südlichen  Oberfrankeu. 
Sie  jagten  da  turmhoch  in  schwalbenähnlichem  Fluge  und  in  raschen 
kühnen  Wendungen  nach  Flor-  und  Köcherfliegen  und  kamen  in, 
mit  staunenswerter  Schnelligkeit  ausgeführten  Abstürzen  nach 
diesen  Insekten  so  tief  herab,  daß  ich  das  Knirschen  ihrer  Zähne 
bei  dem  Verzehren  ihrer  Beute  deutlich  hören  konnte.  Am  21.  Juni 
1856  betrieb  eine  einzelne  ihre  Jagd,  die  untergehende  Sonne  stand 
noch  am  Himmel,  in  dem  dortigen  Weiherland  über  einer  hoch  in 
der  Luft  eifrig  ihre  Kreise  beschreibenden  und  mäckernden  Bekas¬ 
sine;  am  27.  desselben  Monats  und  am  1.  Oktober  traf  ich  wieder 
in  den  frühen  Nachmittagsstunden  etliche  Hunderte  über  allen 
Weihern  der  Ortsfluren  Nenhaus,  Gremsdorf  und  Buch  au  und  am 
13.  September  gegen  Sonnenuntergang  eine  Anzahl  von  15  bis 
20  Stück  über  dem  Mühlweiher  bei  Neuhaus ,  woselbst  zu  glei¬ 
cher  Zeit  eine  kleine  Schar  junger  schwarzer  Seeschwalben  herum¬ 
strich.  Ein  prächtiger  Anblick:  über  der  spiegelglatten,  vom 
Abendrot  beleuchteten  Wasserfläche  die  zierlichen,  schmalfliigeligen 
Gestalten  der  leichtbeschwingten,  nach  Nahrung  niedersteigenden  See¬ 
schwalben  und  über  ihnen  die  fluggewandten,  mächtige  Haken  schla¬ 
genden  Fledermäuse,  die  ganze  Scene  im  Wasser  scharf  reflektiert. 

Ein  naher  Verwandter  der  friihfliegeuden  Fledermaus,  Vesperugo 
noctala ,  ist  die  kleine  Speckmaus,  Vesperugo  Leisleri,  ebenfalls  ein 
ausgezeichneter  Luftsegler,  den  Blasius  in  dunkeln  Wäldern  etliche 
Male  schon  um  die  Mittagszeit  fliegen  sah. 

Die  kleine  Hufeisennase,  Rhinolophus  hipposideros,  kommt  im 
Freien  erst  bei  einbrechender  Dunkelheit  zum  Vorschein,  verläßt 
aber  ihre  Ruhestelle  oft  schon  früher,  um  in  dunkeln  Räumen  alter 
Burgen ,  Schlösser  und  unbewohnter  Gebäude  nach  Dipteren  und 
Motten  zu  jagen.  Ein  Stück  flatterte  am  14.  September  1858 
bereits  früh  10  Uhr  in  der  düsteren  Kapelle  des  Schlosses  zu  Neu¬ 
haus  im  südlichen  Oberfranken  umher,  flog  von  da  in  den  Schloss¬ 
hof,  wieder  zurück,  die  dunkle  Wendeltreppe  hinauf  zu  dem  im 
ersten  Stocke  des  Turmes  befindlichen  Burgverließ,  liess  sich  dort 
wieder  herab  in  den  geräumigen  einstigen  Hundestall,  zurück  in  die 
Kapelle  und  schließlich  durch  eine  runde,  im  Boden  befindliche  Öffnung 
in  den  darunter  gelegenen  Keller,  wo  ich  es  fing. 

In  derselben  Kapelle  und  ganz  unter  denselben  Umständen  er¬ 
beutete  ich  bei  trüber  regnerischer  Herbstwitterung  am  20.  Oktober 
1860  morgens  10  Uhr  eine  dort  schwirrende  langohrige  Fledermaus, 
Plecotus  auritus ,  eine  Art,  die  in  den  Wintermouaten  nach  einge- 


t 


275 


tretenem  Tauwetter  öfter  ihre  Hibernierungsplätze  verläßt  und  am 
hellen  Tage  auf  Speichern  und  in  Häusern,  geeignetere  Aufenthalts¬ 
orte  suchend,  umherfliegt. 

Am  7.  Juni  1857  erhielt  ich  eine  schienenhaarige  Fledermaus, 
Vesperugo  Nathusii ,  die  im  Dorfe  Neuhaus  bei  großer  Hitze  (25°  K. 
im  Schatten)  und  blendendem  Sonnenschein  nachmittags  3  Uhr  in 
der  Nähe  meines  Hauses  auf  einem  großen  freien  Platze  lange  Zeit 
hin  und  her  flog,  bis  es  einem  Knaben  gelang,  sie  mit  der  Peitsche 
aus  der  Luft  herabzuholen. 

Die  Zwerg-Fledermaus,  Vesperugo  pipistrellus,  erscheint  mitunter 
schon  vor  Beginn  der  Dämmerung.  Im  milden  November  1881 
beobachtete  Herr  Lehrer  A.  Wiedemann  eine  Zwerg-Fledermaus 
nachmittags  3*/2  Uhr  bei  etwas  bewölktem  Himmel  und  milder  Tem¬ 
peratur  in  Augsburg,  wie  sie  auf  einem  Lechkanal  nach  Insekten 
jagte.  Ich  selbst  bemerkte  öfter  in  den  ersten  Nachmittagsstunden 
Zwerg-Fledermäuse,  die  offenbar  nicht  aufgescheucht  oder  an  ihren 
Ruheorten  sonstwie  beunruhigt  worcten  waren,  was  öfter  geschieht, 
wenn  Fensterläden,  hinter  denen  sie  gern  ein  Tagesversteck  suchen, 
bei  dem  Heran  nahen  von  Gewittern  oder  heißem  Sonnenschein  ge¬ 
schlossen  werden.  Solche  zufällig  aufgescheuchte  Fledermäuse  suchen 
in  eiligster  Flucht  einen  bergenden  Schlupfwinkel  und  sind  schnell 
aus  dem  Gesichtskreis  entschwunden.  Dagegen  strich  am  4.  April 
im  Nürnberger  Reichswalde  unfern  von  den  Steinbrüchen  in  Wen¬ 
delstein  eine  Pipistrelle  nachmittags  3  Uhr  über  einer  jungen  Föhren - 
dickung  bei  klarem  Himmel,  warmer  Witterung,  aber  ziemlichem 
Winde  über  eine  Viertelstunde,  Nahrung  suchend,  umher  und  lag 
diesem  Geschäfte  noch  ob,  als  ich  wegging.  Andere  flogen  am 
10.  Juli  und  18.  August  nachmittags  zwischen  2  und  3  Uhr  im 
Dorfe  Neuhaus  bei  großer  Hitze  und  wolkenlosem  Himmel,  von  denen 
eine  anscheinend  aus  Übermut  einen  Schmetterling,  Baumweißling, 
verfolgte,  nach  dem  sie  mehrere  Male  stach,  den  sie  leicht  hätte  fangen 
können,  wenn  es  ihr  Ernst  gewesen  wäre,  den  sie  aber  wohl  nicht 
verfolgt  hätte,  wenn  sie  aufgescheucht  selbst  auf  der  Flucht  ge¬ 
wesen  wäre. 

Von  der  zweifarbigen  Fledermaus,  Vesperugo  discolor ,  fing  ich 
ein  Stück,  das  am  14.  Februar  1878  nachmittags  gegen  4  Uhr  auf 
dem  hiesigen  Marktplatze  flog. 

Die  Wasser-Fledermaus,  Vespertilio  Daubentonii ,  kommt  oftmals 
schon  auf  ihre  Jagdgebiete,  wenn  die  Sonne  eben  erst  unter  den 
Horizont  hinabgesunken  ist,  der  westliche  Himmel  im  feurigen  Abend- 


276 


rot  glüht  und  noch  Tageshelle  herrscht,  so  daß  mau  auf  eine  Ent¬ 
fernung  über  Schußweite  ihr  Thun  und  Treiben  noch  scharf  beob¬ 
achten  kann.  An  einem  solchen  Abend,  es  war  der  18.  Oktober 
1864,  flog  eine  kleine  Anzahl  spannenhoch  über  dem  Wasserspiegel 
eines  großen  Teiches  und  nahm  nach  Art  der  Schwalben  die  oben 
schwimmenden,  sich  erheben  wollenden  Wasserinsekten  weg.  Andere 
gewahrte  ich  bei  eben  untergegangener  Sonne,  während  hoch  über 
ihnen  Vesperugo  noctula  jagte. 

Das  Fliegen  der  Fledermäuse  am  hellen  Tage  ist  demnach  kein 
so  höchst  seltener  Fall,  als  es  H.  Schacht  im  Hefte  6  des  heurigen 
Jahrgangs  des  Zoologischen  Garten  dargestellt  hat,  im  Gegenteil 
gehört  es  sogar  zu  den  specifischen  Eigenschaften  einer  Art  der¬ 
selben,  die  davon  den  Namen  der  früh  fliegenden  trägt,  schon  vor 
Sonnenuntergang  und  sogar  oft  schon  nach  den  ersten  Nachmittags¬ 
stunden  im  Sonnenschein  ihrer  Nahrung  nachzugehen.  Auffallend 
ist  es,  daß  Schacht  am  hellen  Tage  zweifelhaft  darüber  sein  konnte, 
ob  er  den  Zwerg  pipistrellus  oder  noctula ,  die  zweitgrößte  europäische 
Fledermaus,  einen  Riesen  gegen  jene,  vor  sich  habe. 


Die  Springmäuse. 

Nach  Lataste.  *) 


Außer  den  beiden  aus  Algier  schon  bekannten  Arten  der  Springmaus, 
Dipus  hirtipes  Licht.  {D.  deserti  L.)  und  1).  aegyptius  Hass.  (I).  mauritani- 
cus  Duv)  wurde  neuerdings  eine  dritte  Art  aufgefunden  und  von  Lataste  als 
Dipus  Dcirricarrerei  beschrieben.  Der  Autor  hatte  Gelegenheit,  mehrere  In¬ 
dividuen  der  drei  Arten  in  der  Gefangenschaft  zu  halten.  Die  Springmäuse 
sind  echte  Nachttiere;  sie  schlafen  den  ganzen  Tag  hindurch.  Mit  Eintritt 
der  Nacht  beginnt  ihre  Thätigkeit  und  dauert  2 — 3  Stunden ;  gegen  10  Uhr 
legen  sie  sich  zur  Ruhe  nieder  und  erwachen  wieder  gegen  Mitternacht  oder 
um  1  Uhr  morgens.  Nach  etwa  2  Stunden  schlafen  sie  neuerdings  ein,  um 
morgens  vor  Tagesanbruch  nochmals  rührig  zu  sein. 

Nach  ihrem  Erwachen  machen  sie  Toilette,  essen  und  tummeln  sich 
herum.  Wenn  die  Tiere  von  Dipus  liirtipes  nicht  frei  im  Zimmer  sich  be¬ 
wegen  können,  dann  beginnen  sie  in  ihrem  Käfig  einen  sehr  monotonen  Tanz ; 
nach  4  oder  5  Schritten  längs  der  Glaswand  springen  sie  in  die  Höhe  und 
beginnen  dann  wieder  in  entgegengesetzter  Richtung  ihren  Lauf.  Stundenlang 
hört  man  das  regelmäßige  Geräusch  der  auf  den  Boden  aufschlagenden  Nägel. 
Man  hört  dieses  aber  nicht,  wenn  sie  frei  in  dem  Zimmer  herumspriugen, 


*)  Annali  del  museo  civico  di  storia  naturale  di  Genova.  Bd.  18.  18S3. 


277 


weil  die  Nägel  alsdann  in  dem  dichten  Pelz  versteckt  sind.  Pas  von  den 
Tieren  mit  den  Hinterfüßen  gemachte  Geräusch  soll  nach  der  Meinung  des 
Autors  den  Kameraden  als  ein  Signal  dienen,  wie  es  bei  den  Frettchen  der 
Fall  ist  welche  bei  dem  Heraustreten  aus  ihrem  Bau  ebenfalls  derartige 
Zeichen  geben.  Auch  bei  anderen  Springmäusen,  ( Pachyuromys  Duprasii  L 
und  Meriones  Shawi  Duv.)  werden  ähnliche  Meldungen  wahrgenommen. 

Die  Stimme  ist  rudimentär,  ein  Mittelding  zwischen  Schnauben  und  kurzem 
Husten,  und  scheint  ein  Ausdruck  des  Zornes  zu  sein.  Dipus  aegyptius  und 
Darricarrerei  sind  sehr  laut,  während  D.  hirtipes  weniger  zornig  und  fast 
immer  stumm  ist. 

Die  ägyptische  Springmaus  ist  leicht  zu  halten ,  sie  ist  sehr  sanft  und 
beißt  nicht,  ja  sie  wird  sogar  ermüdend  durch  ihre  Vertraulichkeit.  Mit 
ihren  Mitgefangenen  verträgt  sie  sich  dagegen  nicht.  Noch  zutraulicher  ist 
die  rauhfiißige  Springmaus,  D.  hirtipes,  und  sie  lebt  auch  mit  ihren  Kame¬ 
raden  in  Frieden.  Nur  einmal  sah  Lataste  den  Frieden  gestört,  als  eine 
Wanderratte,  Mus  decumanus,  zu  ihnen  in  den  Käfig  gesetzt  wurde.  Da 
wurde  ihr  Zorn  rege,  sie  schnaubten,  benahmen  sich  wie  besessen  und  sprangen 
auf  den  Eindringling  los.  Als  die  Ratte  aus  dem  Käfig  entfernt  wurde, 
dauerten  die  Zornausbrüche  noch  einige  Zeit  fort,  dann  aber  wurde  der  Friede 
wieder  hergestellt. 

Dipus  Darricarrerei  war  dagegen  in  den  letzten  Tagen  der  Gefangen¬ 
schaft  noch  eben  so  scheu  wie  in  den  ersten.  Wenn  die  anderen  Arten  ihre 
Freude  zeigten  und  mit  Lataste  spielten,  stand  diese  mit  wachsamem  Auge  in 
einiger  Entfernung,  sprang  erschrocken  auf,  wenn  er  sich  näherte,  und  rannte 
so  stürmisch  umher,  daß  sie  an  allen  Möbeln  anstieß. 

Waren  die  rauhfiißigen  Springmäuse  von  ihren  Sprüngen  ermüdet,  dann 
ließen  sie  sich  sehr  leicht  fangen  und  in  ihren  Käfig  legen.  Wurde  dies 
versäumt,  dann  nagten  sie  mit  großer  Ungeduld  am  Käfig  herum,  sprangen 
auf  den  Käfig  hinauf  und  versuchten  sich  an  dem  Metalldeckel  durch  Nagen 
eine  Öffnung  zu  machen.  Die  ägyptischen  Springmäuse  konnten  durch  eine 
Seitenthüre  von  selbst  in  ihren  Käfig  gelangen,  der  immer  offen  stand.  Dipus 
Darricarrerei  versteckte  sich  dagegen  stets  in  Winkel  oder  unter  ein  Möbel 
und  sprang  umher,  sobald  man  ihn  fangen  wollte. 

Die  Wirkung  des  Feuers  lernt  die  ägyptische  Springmaus  bald  erkennen, 
denn  wenn  sie  sich  demselben  einmal  so  sehr  nähert,  daß  sie '  sich  den  Bart 
verbrennt,  daun  hütet  sie  sich  dem  Feuer  zu  nahe  zu  kommen.  Die  rauh* 
fiißige  Springmaus  nähert  sich  mit  Vorsicht;  glaubt  sie  sich  ohne  Gefahr, 
dann  scheut  sie  sich  nicht,  sich  in  der  warmen  Asche  herum  zu  rollen.  D. 
Darricarrerei  ist  weniger  vorsichtig;  er  legt  sich  in  die  warme  Asche  und 
bleibt  darin,  bis  sein  Flaar  da  und  dort  anfängt  zu  brennen. 

Sehr  lobenswert  ist  die  Reinlichkeit  der  Springmäuse.  Man  muß  ihnen 
Sand  in  ihren  Käfig  geben,  da  sie  nur  in  diesem  ihren  Unrat  absetzen.  Selu- 
vorteilhaft  ist  es,  dem  Sande  fein  pulverisiertes  Blanc  de  Meudon  zuzusetzen, 
damit  das  Haar  immer  schön  weiß  bleibt.  Die  Tiere  geben  sehr  wenig  Geruch 
von  sich  und  Urin  lassen  sie  fast  niemals. 

Wie  die  meisten  Wüstentiere  sind  sie  sehr  mäßig;  es  ist  nicht  nötig, 
ihnen  Wasser  zu  reichen,  wohl  aber  zur  anderen  Nahrung  auch  Grünes,  z.  B. 
Salatblätter.  Sie  leben  von  Mais,  Gerste,  Hirse,  Buchweizen,  Hanfsamen, 


278 


Kanariensamen,  sie  nehmen  wohl  auch  andere  Dinge  wie  Brot,  Obst,  Mandeln 
u.  dergl.,  sind  aber  nicht  lüstern  danach.  Heu  gl  in  hat  Unrecht,  indem  er 
angiebt,  daß  sie  auch  gern  Aas  fressen,  denn  Fleisch  ist  ihnen  nicht  ange¬ 
nehm.  Man  vergesse  nicht,  in  ihrem  Käfige  Sepia  aufzuhängen;  sie  nagen 
von  Zeit  zu  Zeit  daran,  wie  sie  auch  sehr  gern  Kochsalz  naschen,  das.  ihrer 
Gesundheit  sehr  zuträglich  ist.  A.  Senoner. 


Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  zu  Dresden  über  das 
Geschäftsjahr  vom  1.  April  1882  bis  31.  März  1883. 

(SchlußJ 

Gewinn-  und  Verlnst-Conto  für  1882/83. 

Debet.  Mk 

An  Saldo-Vortrag  von  1881/82  .  9938.26 

„  Betriebs-Ausgaben:  Mk. 

Gehalte  des  Direktors  und  Secretärs  ....  5970. — 

Gehalte  der  Officianten  an  den  Eingängen  .  2335. — 

Löhne  für  Abwartung  der  Tiere .  11560. — 


Löhne  für  Nachtwachen .  655.20 

Fütterung  der  Tiere .  35451.01 

Unterhaltung  und  Material  zur  Reinigung  der 

Käfige  1236.68 

Heizung  und  Beleuchtung .  1621.98 

Konzertspesen  und  div.  kleine  Ausgaben  .  .  2260.29 

Inserate,  Plakate  und  Säulenanschlag  .  .  .  2196.94 

Druckkosten  für  Eintrittskarten,  Geschäftsbe¬ 
richte  etc.  352.60 

Bureauaufwand,  einschließlich  Porti  ....  390.31 

Wasserzins .  525.60 

Arzt  und  Medikamente .  168.70 

Gratifikationen  und  Trinkgelder .  154.85 

Wärter-  und  Arbeiter-Jupen .  270. — 

Unterhaltung  der  Bauten .  4815.92 

do.  der  Gartenanlagen .  3772.70 

do.  der  Straße .  60. — 

do.  der  Gerätschaften  und  Mobilien  567.41 

Pacht  und  Entschädigung  an  die  Bauverwalterei  1026. — 

Abgaben .  959.90 

Prüfung  des  Rechuungswerks .  120. — 

Kosten  der  Generalversammlung  und  Gerichts- 

kosten  144.15 

76605.24 

ab  Mehrbestand  an  Vorräten .  112.76 


Transport  .  .  .  76492.48 


279 


Transport 

An  Provision  und  Kourtage . 

„  Hypotheken-Zinsen . 

n  Zinsen  an  Darlehn-Konto . 

„  do.  an  Unterstützungsfond . . 

„  Tierwirtschaft,  Verlust . 

„  Abschreibungen  auf  Mobilien  und  Immobilien  .  . 


Kredit . 

Per  Betriebs-Einnahmen:  Mk. 

Eintrittsgelder .  62498.10 

Zehnerkarten .  5454. — 

Abonnement .  7277. — 

Reitkasse .  3140.20 

Gebühr  bei  Erneuerung  der  Eintrittskarten  .  5952. — 

Umschreibegebühr .  417. — 

Pacht  der  Restauration .  6600. — 

do.  für  Futterverkauf  im  Garten  ....  150. — 

Jagdpacht .  16.81 

Erlös  aus  verkauften  Führern .  185.48 

„  „  „  Programmen  ....  414.80 

„  „  „  Bälgen,  Cadavern,  Eiern  etc.  972.05 

»  n  „  Eis .  250.— 

Zinsen  von  Effekten .  1125.40 

„  Konto  für  Beitrag  der  Stadtgemeinde. 

Verwilligter  Beitrag  von  der  Stadtgemeinde 

per  1883  .  10000.— 

Davon  zurückgestellt  für  die  Zeit  vom  1.  April 

bis  31.  Dezember  1883  7500.— 

„  Saldo- Vortrag  auf  neue  Rechnung . 


Bilanz  am  31.  März  1883. 


Mk. 

76492.48 

1.75 

11743.87 

349.80 

44.05 

2057.11 

3273.55 

103900.87 

Mk. 


94452.84 


2500.— 

6948.03 

103900.87 


j^.Tct'b'VCL'  Mk 

An  Kassa-Konto .  663.81 

„  Effekten-Konto .  17550. — 

„  Debitoren .  2335.30 

„  Aktien-Konto . Mk.  1050. —  .  .  .  . 

„  Zinsen-Konto  der  Süddeutschen  Boden-Kreditbank  ....  2693.25 

„  Tier-Konto  .  84410.35 

„  Bauten-Konto .  509243.01 

„  Gerätschaften-Konto .  4807.47 

„  Mobiliar-Konto .  3458.37 

„  Grundstücks-Konto  .  87721.45 

„  Maschinen-Konto .  1315.02 

„  Betriebs-Konto .  1487.13 

„  Bibliothek-Konto .  200. — 

„  Gewinn-  und  Verlust-Konto .  6948.03 


722833.19 


Passiva . 


Per  Aktien-Kapital-Konto . 

»  Süddeutsche  Boden-Kreditbank  zu  München 
»  Darlehn-Konto 

noch  nicht  ausgeloste  Darlehnscheine  ein¬ 
schließlich  Zinsen . 

»  Amortisations-Darlehn-Konto 

ausgeloste,  aber  noch  nicht  erhobene  Darlehn¬ 
scheine  . 

»  Unterstützungsfond-Konto . 

»  Dresdner  Bank  hier 

Saldo  vom  31.  März  1883  . 

”  Uonto  für  Beitrag  der  Stadtgemeinde 

erhobener  Beitrag  von  der  Stadtgemeinde  für 
^  die  Zeit  vom  1.  April  bis  31.  Dezember  1883 
»  Vogelhaus-Konto 

Baargeschenke  bis  31.  März  1883 

7  Aktien  der  Gesellschaft  (Geschenk)  .  .  .  Mk.  1050. _ 


Mk. 

450000.— 

238780.50 


14507.70 


2573.70 

1145.37 

4675.92 


7500.— 


3644.— 


Dresden,  am  31.  März  .1883. 


722833.19 


Der  Verwalt' mgsrat. 

Justizrat  Dr.  Stein,  Alfred  Bach, 

Vors.  stellv.  Vors. 

Baumeister  .Schreiber.  Rechtsanw.  Dr.  Wolf  II. 


Zur  Ornithologie  JaniK 

Von  Damian  Gronen. 


Man  könnte  wohl  vermuten ,  daß  auf  Cuba  und  Jamaika,  die  ziemlich  in 
gleicher  Entfernung  von  Nord-  und  Südamerika  liegen,  gleich  viel  Repräsentanten 
aus  diesem,  wie  jenem  Teile  des  amerikanischen  Kontinents  aufträten ;  ein  solcher 
Schluß  würde  aber,  namentlich  da  unsere  Kenntnis  der  Ornithologie  des  Fest¬ 
landes  uoch  keineswegs  abgeschlossen  ist,  mit  einer  Menge  Täuschungen  behaftet 
sein,  wie  ihm  auch  jetzt  schon  durch  die  Erfahrung  widersprochen  wird,  indem 
unter  den  auf  den  Inseln  auftretenden  Vögeln,  soweit  diese  bekannt  sind,, 
die  Hälfte  derselben  zugleich  dem  nordamerikanischen  Festlande,  dagegen 
kaum  ein  Fünftel  dem  südlichen  Teile  der  neuen  Welt  gemein  ist.  Fast  alle- 
Vögel,  die  Mexiko  und  den  Vereinigten  Staaten  eigen  sind,  treten  auch  auf 
Jamaika  auf,  wie  dieses  zugleich  einzelne  Species  besitzt,  die  Swainson  nur 
Mexiko  eigentümlich  glaubte,  und  wieder  andere,  welche  man  für  auf  Nord¬ 
amerika  beschränkt  hielt,  geradezu  tropisch  oder  westindisch  sind,  so  daß  sie¬ 
dort  nur  als  vorübergehende,  in  vielen  Fällen  sogar  nur  als  zufällige  Besucher 
anzusehen  sind.  Die  Columba  Zena'ida  wird  in  den  Vereinigten  Staaten  nur 
äußerst  sparsam  gefunden,  während  sie  in  Jamaika  der  gewöhnlichste  Vogel 
ist  und  als  solcher  auch  schon  von  Sloane  augeführt  wird. 


Denny  giebt  folgenden  Katalog  der  Vögel,  die  er  während  eines  Auf¬ 
enthaltes  von  sechs  Jahren  auf  Jamaika  kennen  lernte,  und  die  er  meist  nach 
Wilson ’s  Bestimmung  anführt: 

Vögel,  die  Jamaika,  Cuba  und  den  Vereinigten  Staaten  zugleich  eigen¬ 
tümlich  sind. 


Cathartes  aura. 

Sylvicola  pusilla. 

Buteo  borealis. 

—  —  americana. 

Circus  americanus. 

—  —  canadensis. 

Haliaetus  niger. 

—  —  minuta. 

Accipiter  pensylvanicus. 

—  —  pensilis. 

Pandion  haliaetus. 

—  —  coronata. 

Strix  flammea. 

—  —  maculosa. 

—  asio. 

Vermivora  solitaria. 

Hirundo  fulva. 

Fringilla  tristis. 

Caprimulgus  carolinensis. 

—  Zevanna. 

—  —  americanus. 

Dolichonyx  oryzivorus. 

Alcedo  alcyon. 

Sturnella  magna. 

Tyrannus  intrepidus. 

Icterus  versicolor. 

Muscicapa  ruticilla. 

Corvus  ossifragus. 

—  —  virens. 

Picus  carolinensis. 

—  —  fusca. 

Certhia  maculata. 

—  —  crinita. 

Columba  leucocephala. 

--  —  vireo-olivacea. 

—  passerina. 

Merula  minor. 

Ortyx  marylandus. 

—  mustelinus. 

Tyrannula  Saga. 

Orpheus  polyglottus. 

Trichas  personatus. 

Columba  carolinensis  (Cuba  allein) 

Vögel,  die  auf  Jamaika  und  Cuba,  wie  auf  dem  Festlande  auftreten, 
Nord-Amerika  aber  unbekanut  sind: 

Sarcoramphus  papa  (nur  gelegentlich). 

Icterus  dominicensis. 

Polyborus  brasiliensis. 

Trochilus  furcatus. 

Circus  rutilans. 

Muscicapa  ferox. 

Crotophaga  aui. 

Vögel,  welche  den  westindischen 

Inseln  eigentümlich  sind,  dagegen 

selten  in  Nordamerika  oder  dem  südlichen  Festlande  gefunden  werden  : 

Jamaika 

und  Cuba. 

Accipiter  fringilloidcs. 

Merula  dominicus. 

Falco  sparveroides. 

—  rubripes. 

Hirundo  thalassina. 

Sylvicola  domiuica. 

—  Tapera. 

Pyrrhula  nigra. 

—  albicollis. 

—  collaris. 

—  melanogaster. 

Fringilla  Zena. 

_  ? 

—  noctis. 

Caprimulgus  jamaicensis. 

—  jamaicensis. 

Todus  viridis. 

—  bicolor. 

Merula  jamaicensis. 

—  fusca  vel  leucophthalma  (?). 

—  lepida. 

Carduelis  mexicana. 

282 


Icterus  bonand. 

—  cucul  latus. 

—  mexicanus. 

—  brasiliensis. 

—  xanthornis. 

—  baritus. 

Leistes  bumeralis. 

Corvus  jamaicensis. 

Trogon  teranurus. 

Psittacus  leucocephalus. 

—  aestivus. 

Psittacara  nana. 

Picus  carolinus. 

—  percussus. 

Colaptes  auratus. 

—  Fernandina  (Cuba  allein). 

—  superciliaris  (Cuba). 
Cuculus  vetula. 

—  pluvialis. 


Certhia  flaveola. 

—  maculata. 

Cynanthus  polytmus. 

—  minimus. 

Lampornis  mango. 

Columba  Caribbaea. 

—  inornata. 

—  montana. 

—  jamaicensis. 

—  leucoptera. 

—  minuta. 

—  sylvestris. 

—  martinica. 

—  cyanocephala  (Cuba  allein). 
—  Zena'ida. 

Numida  maculipennis. 

Tanagra  gularis. 

Sitta  jamaicensis. 

Pipillo  maculata. 


W  aldvögel. 


Die  folgenden  Species  scheinen, 
mäßig  über  die  Vereinigten  Staaten, 
zu  sein: 

Ardea  virescens. 

—  ludoviciana. 

—  caerulea. 

—  alba. 

—  exilis. 

—  candidissima. 

—  herodias. 

Nyctocorax  violacea. 

—  Gardenii. 

Botaurus  minor. 

Platalea  ajuga. 

Phoenicopterus  ruber. 

Ibis  rubra. 

—  alba. 

Tantalus  loculator. 

Scolopax  gallinago. 

—  grisea. 

—  minor. 

Totanus  macularis. 

—  chloropygius. 

—  flavipes. 

—  semipalmatus. 


mit  einer  oder  zwei  Ausnahmen,  gleich- 
Mexiko,  Jamaika  und  Südamerika  verteilt 

Tringa  rufescens. 

—  pectoralis. 

—  minutella. 

—  pusilla. 

Numenius  longirostris. 

Charadrius  semipalmatus. 

—  cocciferus. 

—  apricarius. 

—  monellus. 

—  pluvialis. 

—  melodus. 

Squatarola  cinerea. 

Himantopus  melanopterus. 

Rallus  minutus. 

—  jamaicensis. 

—  virginianus. 

Aramus  scolopaceus. 

Parra  Ja9ana. 

—  variabilis. 

Gallinula  Galatea. 

—  martinica. 


283 


Dendronessa  sponsa. 
Boschas  fera. 

—  crecca. 

—  discors. 

—  discors  occident. 
Dafila  caudacuta. 
Chauliodus  streperus. 
Anas  clypeata. 

Mareca  americana. 

Anas  (?)  fistularis. 
Fuligula  rnarita. 

—  cristata. 

Anas  (?)  jamaicensis. 

—  (?)  spinosa. 


Schwimmvögel. 

Anas  (?)  dominica. 
Podiceps  cristatus. 

—  auritus. 

Pelecanus  fuscus. 
Pachypetes  aquilus. 
Larus  atricilla. 

—  argentatus. 

—  parasiticus. 

Sterna  fuliginosa. 

—  minuta. 

—  stolida. 
Thalassidroma  pelagica. 

—  —  Wilsonii. 


Wenn  in  diesem  Verzeichnisse  mehrere  Species  fehlen,  die  von  anderen 
Autoren  als  auf  Jamaika  heimisch  aufgeführt  werden,  so  sind  diese  nur  ausgelassen 
worden,  weil  Denny  keinen  Vogel  aufnehmen  wollte,  den  er  nicht  selbst  als 
heimisch  hatte  kennen  lernen ;  aus  demselben  Grunde  hat  er  auch  die  Orni¬ 
thologie  von  Domingo  ausgeschlossen,  die,  nach  Vieillot,  allerdings  viel  aus¬ 
gebreiteter  zu  sein  scheint  als  die  von  Cuba  und  Jamaika.  Jedenfalls  ist 
dieses  Verzeichnis  ein  wichtiger  Beitrag  zur  Charakteristik  der  ornithologischen 
Region  der  westindischen  Fauna. 


M  i  s  c  e  1  1  e  n. 


Geburt  eines  Yak  -  San  ga- Bastard  es.*)  Durch  die  in  dem 
Haustiergarten  des  Landwirtschaftlichen  Instituts  der  Universität  Halle  aus¬ 
geführten  Paarungsversuche  zwischen  Yak  und  verschiedenen  Rassen  des 
europäischen  Hausrindes  ward  die  von  H.  v.  Nathusius-  Hundisburg  in  seinen 
»Vorträgen  über  Viehzucht  und  Rassenkenntnis«  vermutete  Artidentitä,t  beider 
nicht  bestätigt;  die  männlichen  Bastarde  erwiesen  sich  als  völlig  steril  sowohl 
bei  Paarungen  mit  weiblichen  Yakbastarden,  wie  bei  Paarung  mit  weiblichen 
Tieren  einer  der  Stammarten.  Selbst  noch  ein  einviertelblütiger  Yakbastard¬ 
bulle  zeigte  sich,  wie  neuerdings  konstatiert  werden  konnte,  völlig  unfruchtbar. 
Damit  ist  aber  die  spezifische  Verschiedenheit  von  Yak  und  europäischem 
Hausrind  zweifellos  sicher  erwiesen.  Ks  blieb  jedoch  noch  wünschenswert, 
das  Verhältnis  zwischen  Yak  und  dem  Zebu  oder  dem  asiatisch-afrikanischen 
flausrinde  festzustellen.  Dies  ist  nicht,  wie  eine  eingehendere  Untersuchung 
trotz  der  entgegenstehenden  Annahme  vieler  Autoren  ergiebt,  von  unserem 
europäischen  Hausrinde  spezifisch  verschieden,  sondern  kann  nur  als  Unterart 
einer  gemeinsamen  Grundform  angesehen  werden.  Immerhin  könnte  aber  in 
dem  Zebu  eine  so  weit  vorgeschrittene  Variation  gegeben  sein,  daß  bei  der 


*)  Vergl.  Bd.  XXTI.,  1881,  Seite  35^. 


284 


Paarung  mit  dem  Yak  ein  abweichendes  Verhalten  sich  zu  zeigen  vermöchte- 
Eine  solche  Vermutung  ist  in  der  That  von  Sanson,  einem  der  ausgezeichnet¬ 
sten  Forscher  Frankreichs,  ausgesprochen  worden.  Um  auch  hierüber  Klar¬ 
heit  zu  gewinnen,  paarte  ich  eiue  rot  und  weiß  gefleckte  Kuh  der  langhörnigen, 
afrikanischen  Zeburasse,  die  unter  dem  Namen  Sanga  bekannt  ist,  mit 
einem  weißen  Yakbullen.  Die  Kuh  gebar  am  28.  Februar  d.  J.,  und  zwar 
glücklicherweise  ein  Bullenkalb,  so  daß  jene  noch  offene  Frage  bald  ihre 
Entscheidung  finden  wird.  Erweist  sich  dieser  männliche  Bastard  fruchtbar, 
so  würde  das  von  Sanson  vermutete  abweichende  Verhalten  des  Zebu  be¬ 
stätigt  sein;  im  entgegengesetzten  Falle  wären  freilich  noch  weitere  Versuche 
erforderlich.  Die  Tragezeit  währte  261  Tage  und  entspricht  damit  genau 
dem  Mittel  von  17  Geburten  bei  Paarungen  von  Yak  mit  dem  europäischen 
Hausrind.  Das  Gewicht  des  Jungen  betrug  bald  nach  der  Geburt  17,5  Kilo 
oder  ca.  1  /as  vom  Lebensgewicht  der  Mutter;  es  begann  schon  eine  Stunde 
nach  der  Geburt  kräftig  zu  saugen  und  ist  lebhaft  in  seinen  Bewegungen. 
Die  Grundfarbe  des  Kalbes  ist  weiß,  an  den  Seiten  sind  die  weißen  Haare 
reichlich  mit  rotbraunen  Haaren  gemischt,  ebenso  an  einem  Streifen  beider 
Vorderbeine.  Die  rotbraun  gefärbten  Ohren  sind  kurzbehaart,  im  übrigen 
sind  alle  Teile  des  Körpers  lang-,  nur  weniger  kraushaarig,  wie  bei  Yak¬ 
kälbern;  die  Kopfform  stimmt  völlig  mit  der  reinblütiger  Yakkälber  überein. 
Von  einer  Andeutung  des  Widerristhöckers  der  Mutter  ist  nicht  eine  Spur 
vorhanden.  Dies  auffallende  Vorwiegen  des  Einflusses  des  Yakblutes  auf  die 
Körperbildung  und  insbesondere  auf  die  Kopfform  des  Jungen  bildet  einen 
interessanten  Gegensatz  zu  der  Beschaffenheit  eines  14  Monate  alten  Bastardes 
desselben  Muttertieres,  bei  welchem  ein  Gayalbulle  verwandt  wurde.  Auch 
hier  macht  sich  der  väterliche  Einfluß  vorwiegend  geltend  in  der  breiten 
platten  Stirn,  der  weiten  Zwischenhornlinie,  und  in  der  dem  Gayal  ähnlichen 
eigentümlichen  Hornbildung.  —  Übrigens  bestätigt  sich  auch  in  dem  vor¬ 
liegenden  Falle  die  Unabhängigkeit  der  Fortpflanzungsfähigkeit  der  Tiere  vou 
Veränderungen  der  äußeren  Verhältnisse,  wie  sie  in  der  Beschaffenheit  des 
Klimas,  in  Ernährungs-  und  Haltungsweise  ihren  Ausdruck  finden.  Diese 
sollen,  wie  man  nicht  selten  meint,  »solche  Organismen,  welche  lange  Zeit  an 
gewisse  gleichförmige  Lebensbedingungen  im  Naturzustände  gewöhnt  waren, 
in  Bezug  auf  ihre  Fruchtbarkeit  oft  ungünstig  beeinflussen.«  Hier  sehen  wir 
aber  ein  weibliches,  direkt  aus  seiner  Heimat,  der  tropischen  Zone  Afrikas 
nach  hiesiger  Örtlichkeit  versetztes  Tier  bei  angemessener  Behandlung  unge¬ 
schwächt  fruchtbar  sich  erweisen,  das  einer  Rasse  angehört,  die  seit  vielen 
Jahrtausenden  gleichförmigen  Lebensbedingungen  ausgesetzt  war,  auch  in 
ihren  Formen  völlig  gleichförmig  sich  erhielt.  Und  zwar  zeigte  sich  die 
Fortpflanzungsfähigkeit  trotz  so  bedeutender  Veränderung  der  äußeren  Ver¬ 
hältnisse,  wie  sie  bei  dem  Vertauschen  der  Weiden  des  Sudan  mit  dem  aus 
schließlichen  Stallaufenthalte  in  dem  Haustiergarten  zu  Halle  gegeben  sind, 
gleich  günstig,  mochte  das  Tier,  wie  es  zuerst  geschah,  in  Reinzucht  mit  einem 
Zebubullen  gepaart,  oder  mochte  es  gekreuzt  werden  mit  einem  aus  Hinter¬ 
indien  direkt  importierten  Gayalbulleu,  oder  mit  dem  Yak,  dessen  Heimat  die 
centralasiatischen  Hochlande  sind. 

Halle,  den  2.  März  1884. 


Prof.  Dr.  Julius  Kühn. 


285 


S trauß en zu ch t  in  Südafrika.  Die  Leichtigkeit  und  Einträglichkeit 
dev  Straußenzucht  hat  dieselbe  im  Kaplande  in  wenigen  Jahren  zu  hoher 
Blüte  gebracht.  Im  Jahre  1846  wurden  nur  1827  Pfund  Federn  wilder  Strauße 
—  nur  solche  kannte  man  damals  —  im  Werte  von  £  8000  =  rund  M.  160  000 
aus  dem  Kaplande  ausgeführt.  Im  Anfang  der  60er  Jahre  begann  man  mit 
der  Straußenzucht,  zählte  1S65  erst  80  zahme  Vögel,  während  man  10  Jahre 
später,  also  1875  bereits  82  247  Stück  besaß.  Dem  entsprechend  stieg  der  Wert 
der  aus  dem  gesamten  Südafrika  ausgeführten  Federn  im  Jahre  1866  bereits 
auf  £  75661  =  M.  1518220  und  im  Jahre  1874  auf  £  205  640  =  M.  4  112  800. 
Diese  Zahlen  sprechen  hinreichend  für  die  Bedeutung  dieser  Riesenvögel  auch 
in  wirtschaftlicher  Beziehung.  H.  B. 


Verluste  in  Indien,  durch  wilde  Tiere  verursacht.  Einem  in 
der  Amtszeitung  von  Calcutta  veröffentlichten  Ausweise  zufolge  wurden  im 
Britischeu  Indien  während  des  Jahres  1882  nicht  weniger  als  22  125  Menschen 
durch  wilde  Tiere  und  Schlangen  getötet,  gegen  21,427  im  Jahre  1881,  und 
zwar  895  durch  Tiger,  278  durch  Wölfe,  207  durch  Leoparden.  859  durch 
Hyänen,  202  durch  Alligatoren  und  19  579  durch  Schlangen.  —  Im  gleichen 
Zeiträume  wurden  auch  46  707  Stück  Hornvieh  das  Opfer  wilder  Tiere  und 
Schlangen,  gegen  44  669  im  Jahre  1881.  Die  Indische  Regierung  zahlt  be¬ 
kanntlich  für  jedes  getötete  schädliche  Wild  eine  Belohnung.  Im  Jahre  1882 
wurden  18  591  wilde  Tiere  und  322  421  Schlangen  erlegt,  und  die  dafür  von 
der  Regierung  gezahlten  Belohnungen  bezifferten  sich  insgesamt  auf  283  866 
Deutsche  Reichsmark. 


Nachrichten  aus  dem  Hamburger  Zoologischen  Garten.  Unter 
den  zahlreichen,  dem  Garten  in  der  letzten  Zeit  zugekommenen  Tieren  sind 
als  die  hervorragendsten  zu  bemerken;  1  Paar  Jaguare,  Febis  onca,  1  Schopf¬ 
gazelle,  Cephalophus  coronatus,  Gray,  1  Zwerggazelle,  Nesotragus  moschatus, 
Dob.,  1  Cbirnpanse,  Troglodytes  niger,  Geoff,  1  Potto,  Perodicticus  potto ,  Gm. 

1  Nacktaugen-Kakadu,  Cacatua  gymnopis  Sch,  2  chinesische  Spottdrosseln^ 
Pterocyclus  canorus  L.,  1  Schlangensperber,  Polyboroides  typus  Smth.,  1  Guinea-  * 
Uhueule,  Scotopelia  bouvieri  Shrp.,  1  Habichtsgeier,  Gypohiernx  angolensis  Gm., 

1  Paar  Somalistrauße,  Struthio  molybdophanes  Reh.  Ferner  2  Warneidechsen. 
Von  Pelikanen  sind  eben  4  Arten  im  Garten  lebeud,  der  gemeine  Pelikan, 
Pelecanus  onocrotalus  L.,  der  Krauskopf-Pelikan,  P.  crispus  Brch.,  der  Schopf¬ 
pelikan,  P.  mitratus  Lchtst.  und  der  kleine  braune  Pelikan,  P.  rufescens  Gml. 
Von  Ende  Juli  ab  wird  in  dem  Garten  eine  Walfis  ch  au  sstel  1  u  ng  statt¬ 
finden.  Fanggeräte,  Schiffsmodelle,  Abbildungen  von  Grönlandsfahrern  und 
Scenen  aus  dem  Lehen  der  Walfischfänger;  Präparate  zur  Naturgeschichte  der 
Wale;  —  Fischbeinfabrikate,  Thranproben,  konserviertes  Walfisch  fleisch  und 
anderes  hierher  gehörige  wird  auf  der  Ausstellung  vertreten  sein,  zu  der  sich 
eine  rege  Beteiligung  kund  gibt. 


286 


Über  Eintagsfliegen  teilt  der  Prediger  J.  C.  Atkinson  in  dem 
Journale  »Zoologist«  folgende  interessante  Beobachtungen  mit ,  die  wir  uns 
nicht  versagen  können,  hier  annähernd  wiederzugeben. 

Am  Ufer  des  Whitadder.  Gewaltige  Wolken  von  kleinen,  ganz  hellblauen^ 
beinahe  milchfarbenen  Eintagsfliegen  erhoben  sich  in  die  Luft.  Im  Laufe  des 
Abends  stiegen  dergleichen  von  Zeit  zu  Zeit  aus  dem  Flusse,  und  jede  nach¬ 
folgende  schien  dicker  zu  sein,  als  die  vorhergehende.  Die  ungeheure  Zahl  der 
Insekten  läßt  sich  unmöglich,  selbst  annähernd,  bestimmen,  doch  wird  man 
sich  einigermaßen  eine  Vorstellung  davon  machen  können,  wenn  ich  sage,  daß 
die  Schwärme  so  hoch  reichten,  als  der  Blick  ihnen  folgen  konnte,  sich  über 
die  ganze  Breite  des  Flusses,  wenigstens  60  Fuß,  erstreckten  und  l1/ 2  bis  über 
2  Minuten  brauchten,  um  sich,  indem  sie  langsam  der  Richtung  des  Flusses 
folgten,  an  mir  vorüber  zu  bewegen.  Dabei  waren  sie  so  dicht,  daß  sie  die 
Luft  verduukelten  und  man  die  Gegenstände  am  gegenüber  liegenden  Ufer  nur 
undeutlich  erkennen  konnte. 

Ich  bemerkte  die  Eintagsfliegen  zuerst  zwischen  7  und  8  Uhr.  Damals 
waren  sie  in  großer  Zahl  vor'handen,  jedoch  nicht  in  größerer  als  die,  in  welcher 
manche  andere  Species  des  Abends  häufig  Vorkommen ;  man  sah  sie  zerstreut  in 
allen  Richtungen,  und  sie  bildeten  noch  keine  eigentlichen  Wolken;  als 
diese  erschienen,  verminderte  sich  die  Zahl  der  einzelnen  umherschwärmenden 
Eintagsfliegen  nicht,  welche  vielmehr  bis  um  10  Uhr,  wo  ich  mich  entfernte, 
immer  zahlreicher  wurden. 

Ich  wurde  zuerst  dadurch  auf  sie  aufmerksam,  daß  sie  sich  auf  meinen 
Kleidern  niederließen ;  11m  8  Uhr  saßen  deren  Hunderte  auf  meinem  Hut,  Rock 
und  meiner  Weste.  Bald  darauf  sah  ich,  außer  den  Insekten  selbst,  eine  An¬ 
zahl  Häute  auf  meinem  Ärmel.  Dies  veranlaßte  mich,  sie  genau  zu  beobachten, 
und  bald  überzeugte  ich  mich  davon,  daß  sie  sich  niederließen,  um  sich  zu 
häuten. 

Bald  nachdem  sich  ein  Insekt  gesetzt  hatte,  erhob  es  den  Schwanz  ein 
wenig,  breitete  die  Borsten  weit  von  einander  und  bewegte  das  Körperende 
1 — 2  Minuten  lang  heftig  hin  und  her.  Zugleich  bewegte  sich  das  Insekt  rück¬ 
wärts  und  klammerte  siclj  dabei  fest  an  das  Tuch  meines  Ärmels.  Als  die  Be¬ 
wegung  des  Schwanzes  aufhörte,  näherten  sich  die  Borsten  einander,  und  das 
Insekt  verhielt  sich  einige  Sekunden  lang  ruhig. 

Bis  dahin  hatten  sich  die  Flügel  in  horizontaler  Lage  befunden,  und  zwar 
so  ausgebreitet  wie  die  eines  Schmetterlinges,  wenn  derselbe  sich  auf  dem 
Boden  sonnt;  aber  nun  begannen  sich  dieselben  erst  ein  wenig  zu  heben  und 
dann  so  stark  als  möglich  zu  senken,  in  einer  durchaus  ähnlichen  Weise,  wie 
es  jemand  machen  würde,  der  seinen  Rock  auf  dem  Rücken  zersprengen  möchte. 
Diese  Bewegungen  hatten  auch,  nachdem  sie  2 — 3mal  wiederholt  worden,  den 
Erfolg,  daß  auf  dem  Rücken  ein  schmaler  Riß  in  der  Haut  entstand. 

Durch  die  fortgesetzte  Bewegung  der  Flügel  ward  dann  der  Riß  bald  weiter, 
so  daß  der  glänzend  braune  Rücken  zwischen  der  mattbraunen  alten  Haut 
sichtbar  wurde.  Der  Kopf  hatte  nun  eiue  sehr  tiefe  Lage,  der  Rücken  war  dagegen 
sehr  gehoben  und  gekrümmt,  während  zugleich  die  Flügel  zum  Stillstand  gelaugten. 
Der  nächste  Teil  des  Häutungsprozesses  schien  ohne  Schwierigkeit  und  An¬ 
strengung  von  statten  zu  gehen.  Der  Spalt  erweiterte  sich  immer  mehr,  und 
der  Körper  trat,  mit  dem  obersten  Teile  des  Rückens  zwischen  den  Flügeln 


287 


beginnend,  stätig  heraus.  Die  noch  in  ihrer  horizontalen  Lage  befindlichen 
Flügel  wurden  allmählich  zurückgezogen,  so  daf3  deren  vordere  Bänder  einen 
immer  kleineren  Wiukel  mit  den  Seiten  bildeten  und  zuletzt  mit  diesen  parallel 
strichen.  Alsdann  ward  der  Kopf  frei  uud  hob  sich.  Es  traten  konvulsivische 
Bewegungen  des  Körpers  und  Schwanzes  ein,  und  plötzlich  waren  die  Flügel 
und  Beine  gehäutet. 

Nun  war  aber  noch  der  lästigste  Teil  des  Häutungsprozesses,  nämlich  die 
Auslösung  und  Streckung  der  Schwanzborsten  zu  bewerkstelligen.  Vor  dem 
Häuten  waren  diese  nicht  über  Zoll,  bei  den  meisten  nur  '/i 2  Zoll  lang, 
während  sie  nach  demselben  durchschnittlich  */2  Zoll,  ja  manche  5/s  Zoll 
maßen  und  nur  bei  wenigen  Exemplaren  die  frühere  Kürze  beibehielten.  Dieser 
Teil  des  Prozesses  war,  wie  gesagt,  weit  schwieriger  als  der  vorhex-gehende, 
wenigstens  dauerte  er  meistens  3  bis  4mal  so  lang,  und  in  vielen  Fällen  mußte 
das  Insekt  mit  der  noch  an  den  Borsten  hängenden  Hülle  fortfliegen. 

Während  sich  die  Borsten  häuteten,  kam  dem  Insekte  die  feste  Anheftung 
mit  den  Füßen  sehr  zu  statten,  denn  es  bedurfte  dazu  offenbar  der  gesamten 
ihm  inwohnenden  Körperkraft.  Die  Borsten  sträubten  sich  gegen  das  Hei'aus- 
ziehen  aus  ihrer  Scheide  wie  ein  Aal,  dem  man  die  Haut  abzieht.  Ihre  völlige 
Auslösung  hing  davon  ab,  daß  die  Füße  nicht  von  ihrer  Unterlage  abglitten. 
Geschah  dies,  so  blieb  die  Hülle  an  jenen  sitzen,  und  das  Insekt  ward  dadurch 
natürlich  im  Fluge  sehr  behindert.  Denn  sie  flogen  fast  sämtlich  unmittelbar 
nach  dem  Häuten  fort.  Vom  ersten  Erscheinen  des  Risses  dauerte  die  Häutung 
in  der  Regel  l1/2 — 2  Minuten. 

Als  ich  nach  Hause  ging,  war  meine  Kleidung  mit  mehreren  Hunderten 
dieser  Häute  bedeckt,  die  so  fest  an  derselben  hingen,  daß  sie  noch  daran  saßen, 
als  ich  in  meiner  Behausung  anlangte,  obwohl  ich  einen  Teil  des  Weges  durch 
Gebüsch  zurückgelegt  hatte.  D.  Gronen. 


Ein  achtbeiniger  Laufkäfer,  Carabus  cancellatus  F.  aberr.  odopes. 
Das  zweite  Bein  an  der  rechten  Seite  dieses,  bei  Recklinghausen  gefangenen 
und  vom  Herrn  Oberlehrer  Uedinck  eingesandten  Käfers  ist  sonderbar 
monströs  verbildet.  Das  Vorderbein  und  das  Hinterbein  dieser  Seite  ist  normal ; 
zwischen  ihnen  scheinen  von  ein  und  demselben  Punkte ,  an  Stelle  des  einen 
normalen  mittleren  Beines  3  Beine  eingelenkt  zu  sein. 

Für  alle  drei  Beine  ist  eine  einzige  gemeinsame  Gelenkpfanne 
vorhanden. 

Ebenso  findet  sich  für  alle  3  Beine  nur  eine  gemeinsame  Hüfte 
(coxa)  vor,  welche  nach  oben  und  außen,  abweichend  von  den  übrigen  Hüften, 
ein  sehr  kleines  unbewegliches  Cbitinzäpfchen  trägt.  Die  Artikulation  ist  also 
für  alle  3  Beine  gemeinschaftlich. 

Die  3  Scheukelringe  der  3  Beine  sind  untereinander  verwachsen, 
biegen  sich  jedoch  rechtwinklich,  zwei  zusammen  nach  vorn,  einer  nach  hinten. 

Die  übrigen  Teile  der  Beine  sind  ziemlich  normal  und  gleich  gestaltet. 
Jedes  der  drei  Beine  besitzt  einen  Schenkel  ( femur ),  eine  Schiene  ( tibia )  und 
einen  fünfgliedrigen  Fuß  ( tarsus ). 


288 


Die  Schenkel  der  zwei  überzähligen  und  nach  vorn  gerichteten  Beine  sind 
an  ihrer  Einlenkungsstelle  unbeweglich,  parallel  anliegend  mit  einander  ver¬ 
wachsen,  im  übrigen  frei;  Schienen  und  Tarsen  beweglich. 

So  gewährt  denn  dieser  achtbeinige  Käfer  einen  recht  sonderbaren 
Anblick.  Wir  übergaben  dieses  Exemplar  der  Provinzialsammluug  der  zoolo¬ 
gischen  Sektion.  Prof.  Dr.  H.  Landois. 

Überwinternde  Amphibienlarven.  Es  ist  wiederholt  beobachtet 
worden  (vergl.  Zoolog.  Anzeiger  von  Carus,  VII.  Jahrg.  No.  167,  19.  Mai  1884), 
daß  Larven  von  Pelobates,  Knoblauchskröte,  und  Tritonen  den  Winter  überdauert 
haben.  So  auch  jüngst  in  dem  warmen  Teiche  unweit  Kiesekamps  Dampf¬ 
mühle.  Es  wäre  höchst  wünschenswert,  in  eigens  zu  diesem  Zwecke  kon¬ 
struierten  Aquarien  die  hierher  bezüglichen  Bedingungen  zur  Erhaltung  des 
Larvenstadiums  auszuforschen.  Prof.  Dr.  H.  Landois. 


Die  Produktion  der  Korallen  ist  in  Folge  besonderer  Verhältnisse 
in  den  italienischen  Meeren  nicht-  sehr  reichlich,  aber  dieselben  bilden  in 
Italien  einen  sehr  wichtigen  Handelsartikel;  —  bei  Beginn  der  günstigen 
Jahreszeit  laufen  ganze  Flotillen  von  Barken  aus  den  italienischen  Häfen  aus; 
—  von  Torre  del  greco  über  300,  von  Livorno  60,  aus  Sardinien  und  den 
ligurischen  Küsten  über  100  Barken  u.  s.  w.;  wohl  über  4000  Matrosen  finden 
bei  dem  Korallenfang  ihren  Lebensunterhalt;  wohl  über  160,000  Kilo.  Korallen  in 
einem  Werte  von  10  000000  L.  werden  alljährlich  erbeutet,  in  Italien  bestehen  60 
und  mehr  Ateliers,  in  welchen  mit  6000  Arbeitern  die  Korallen  bearbeitet  werden. 

Nach  Caneptrini  wurden  von  den  alleinigen  drei  Korallenbänken  von 
Sciacca  in  den  Jahren  1875  — 1880  nicht  weniger  als  67  116  Quint  (1  Quint 
gleich  100  Kil.)  im  Werte  von  57  003  190  L.  gesammelt.  In  den  Monaten, 
März  bis  Oktober  1883  war  in  den  Gewässern  von  Sciacca2)  in  Bezug  auf  Qualität 
der  Korallenfang  nicht  am  günstigsten,  denn  alle  von  den  unten  angeführten 
ausgelaufenen  322  Schiffen  (mit  1997  Mann  und  22  800  L.  Kosten)  eingebrach- 
ten  9760  Quint.  Korallen  im  Werte  von  3  172  000  L.  (zu  3  L.  25  Cent  Mittel¬ 
preis)  waren  schwarz  und  der  größte  Teil  von  Schlamm  augefressen.  Aus  Torre 
del  greco  (Neapel)  waren  ausgelaufen  180  Schiffe;  jedes  mit  8  Tonnen  Gehalt, 
mit  11  Mann,  mit  9100  L.  au  Spesen  für  Geräte,  Lohn  und  Kost  —  erbeutet 
wurden  40  Quint  Korallen. 

Am  Pin  za  und  Vertotone  (Gaeta  und  Neapel;  gingen  aus  4  Barken, 
jede  mit  8  Tonnengelialt,  11  Mann;  Auslagen  (wie  oben  bei  Torre  del  greco).  Sie 
erbeuteten  ebenfalls  40  Quint.  Sciacca  (Porto  Empedocle)  gab  100  Barken, 
mit  9  Mann  per  Barke,  37*  Tonnengehalt,  für  jede  beliefen  sich  die  Kosten  aut' 
1600  L.  und  jede  Barke  erlangte  12  Kilo  Korallen. 

Aus  Trapani  liefen  40  Schiffe  aus,  jedes  mit  5  Tonnengehalt,  9  Mann  und 
für  jedes  Schiff  mit  3000  L.  Kosten.  Die  Ausbeute  betrug  30  Quint.  Korallen. 

_  Sr. 

*)  Marcliesetti.  J.  Coralli.  Trieste  1883. 

**)  llollettino  di  natizic  agraric.  R.  Ministero  d'agric.  com.  ed.  ind.  Roma  1883.  Dccembre 


Nachdruck  verboten. 


Drude  von  Maiiluu  ä  W&ldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  E.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

No.  10.  XXV.  Jahrgang.  Oktober  1884, 

Inhalt 

Haftapparate  bei  Wirbeltieren ;  von  Gr.  Siramermaclier.  —  Die  wissenschaftlichen  und 
die  praktischen  Aufgaben  hei  der  Aufstellung  unserer  Naturaliensammlungen;  von  Leopold 
Martin  in  Stuttgart.  (Schluß.)  —  Ein  liypneumatischer  Sperling ;  von  Prof.  Dr.  H.  L  an d o i s. 

—  Namen  einiger  asiatischer  Wildschafe;  von  Dr.  B,  Langkavel.  —  Die  Zwergschleiche, 
Ab/c pharus  pannonicus  Fitzinger)  in  der  Gefangenschaft;  von  .1  oh.  von  Fischer.  —  Miscellen. 

—  Eingegangene  Beiträge  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Haftapparate  bei  Wirbeltieren. 

Von  G.  Simmermacher. 

Gelegentlich  einer  Arbeit  über  Haftapparate  bei  Insekten  fand 
ich  in  der  Litteratur  einzelne  Notizen,  welche  mich  darauf  hin¬ 
wiesen,  daß  bei  Wirbeltieren  die  Fähigkeit,  sich  an  glatten  und 
senkrechten  Flächen  festzuhalten  und  zu  bewegen,  ziemlich  ver¬ 
breitet  ist. 

Einer  der  ersten  Aufsätze  welcher  mir  darüber  bekannt  wurde, 
war  der  von  Dr.  M.  Braun  »über  die  Haftzehen  der  Geckos«,  worin 
er  betonte,  daß  die  bekannte  Fähigkeit  dieser  Reptilien,  an  senk¬ 
rechten  oder  wagrecht  überhängenden  Flächen  hinzulaufen  nicht, 
wie  vielfach  angenommen  wurde,  auf  Absonderung  eines  klebrigen 
Sekrets,  sondern  auf  der  Bildung  luftleerer  Räume  zwischen  den 
die  Fußsohlen  fraglicher  Tiere  bedeckenden  Lamellen  beruhe. 

Daran  anknüpfend  möchte  ich  mir  erlauben,  in  folgendem  eine 
Zusammenstellung  solcher  und  ähnlicher  Einrichtungen  zu  geben, 
welche  es  verschiedenen  Wirbeltieren  ermöglichen,'  sich  an  senkrechten 
und  glatten  Flächen  festzuhalten  oder  vorwärts  zu  bewegen.  — 
Zoolog.  Gart.  Jahrg,  XXV,  1884,  19 


290 


Zweck  dieser  aus  den  weit  zerstreuten  Notizen  und  Abhandlungen 
der  zoologischen  Litteratur  gesammelten  Zusammenstellung  ist,  zu 
zeigen,  daß  die  Geckonen  in  Bezug  auf  die  Fähigkeit,  sich  mit  Hülfe 
von  Luftdruck  festzuhalten,  durchaus  nicht  vereinzelt  dastehen, 
sondern  daß  (ganz  abgesehen  von  Wirbellosen,  unter  denen  Saug¬ 
apparate  ja  bei  den  verschiedensten  Abteilungen  und  in  den  ver¬ 
schiedensten  Formen  Vorkommen,)  diese  Fähigkeit  sehr  vielen  und 
zwar  sehr  entfernt  von  einander  stehenden  Wirbeltieren,  natürlich 
in  sehr  verschiedenem  Grade  zukommt. 

Die  Wirbeltiere,  bei  welchen  bis  jetzt  solche  Hafteinrichtungen 
an  den  Gliedmaßen  bekannt  wurden,  gehören  folgenden  Klassen, 
respektive  Ordnungen  au:  Amphibien,  Reptilien,  und  unter  den 
Säugetieren  den  Yielhufern,  Flossenfüßlern  (?)  Fledermäusen,  Halb¬ 
affen  und  Affen. 

Je  nach  der  Beschaffenheit  und  Wirkungsweise  derartiger  Ein¬ 
richtungen  haben  wir  zif  unterscheiden  zwischen  solchen,  welche 
infolge  Herstellung  eines  wirklichen  Vakuums  wirken,  und  solchen, 
welche  ein  Haften  infolge  von  Adhäsion  ermöglichen. 

Wir  wollen  unsere  Betrachtung  mit  den  ersteren,  als  den 
häufiger  vorkommenden  beginnen,  und  dabei  von  den  im  System 
tiefer  stehenden  zu  den  höher  stehenden  Tieren  fortschreiten.  Zuerst 
haben  wir  uns  demnach  zu  beschäftigen  mit  den  betreffenden  Tieren 
aus  der  Klasse  der  Reptilien. 

Die  einzelnen  Zehen  der  Geckonen  und  der  Arten  der  Gattung 
Auolius  sind  bekanntlich  durch  symmetrische  Hautsäume  verbreitert. 
Die  Unterseite  dieser  auffallenden  Zehen  ist  mit  parallelen,  senkrecht 
stehenden  Lamellen  bedeckt,  und  nach  den  Untersuchungen  Brauns*) 


*)  Dr.  M.  Braun. 


a. 


b. 


Humboldt.  Monatsschrift  für  die  gesamten 
Naturwissenschaften.  1888.  2  pag.  184.:  Ȇber 
die  Haftzehen  der  Geckos.« 


Arbeiten  aus  dem  zool.-zoot.- 
Institut,  Wüvzburg.  1878.  IY. 


Zur  Bedeutung 
der  Kutikular- 
borsten  auf  den 
Ilaftlappen  der 
,  Geckotiden. 


Über  die  ITaft- 
lappen  an  der 
Unterseite  der 
Zehen  von  Ano- 
,  lius. 


c.  Arbeiten  aus  dem  zool.-zoot.- 
Institut,  Wurzburg.  1879.  V. 


291 


und  Cartiers*)  sitzen  auf  der  Unterfläche  dieser  Lamellen  eine  Menge 
mikroskopischer,  feiner  elastischer  Härchen,  welche  (abgesehen  von 
der  Rolle,  welche  sie  bei  der  Häutung  spielen,)  den  doppelten  Zweck 
haben,  in  alle  Unebenheiten  der  senkrechten  Flächen,  an  welchen 
sich  die  Tiere  bewegen,  einzugreifen  und  gleichzeitig  die  Elastizität 
der  Lamellen  zu  erhöhen.  Die  Wirkung  der  Härchen  und  der 
Lamellen  ist  nun  eine  sehr  einfache.  Durch  Niederdrücken  des 
Fußes  werden  die  Lamellen  auseiuandergeschoben  und  damit  die 
zwischen  ihnen  befindliche  Luft  ausgetrieben ;  beim  Rückziehen  des 
Fußes  kehren  die  Lamellen  in  ihre  alte  Lage  zurück,  d.  h.  sie 
werden  wieder  aufgerichtet,  so  daß  zwischen  ihnen  eine  Reihe  luft¬ 
leerer  Räume  entsteht  und  der  ganze  Fuß  durch  den  Druck  der 
umgebenden  Luft  festgehalten  wird.  Drüsen  zur  Absonderung  des 
früher  angenommenen  klebrigen  Sekrets  sind  im  Fuß  überhaupt  nicht 
zu  finden. 

Der  Ansicht,  die  Geckonen  klebten  sich  beim  Laufen  an  Wänden 
und  Deckeu  an  ihre  Unterlage  an,  wurde  schon  1830  von  Wagler 
widersprochen.  Er  sagt  in  seiuem  natürlichen  S}rstem  der  Amphi¬ 
bien,**)  daß  es  den  Plattzünglern  durch  Aufdrücken  ihrer  Füße  an 
ihre  Standebene  gelingt,  »einen  luftleeren  Raum  zu  erzeugen  und 
sich  so  selbst  in  senkrechter  Stellung  den  glättesten  Gegenständen 
anzuheften.«  Am  Schluß  seines  Werkes  sagt  er  in  seinen  »Zusätzen« 
nochmals  ausdrücklich  :  »Es  ist  zufolge  neuerer  Beobachtungen  un¬ 
gegründet,  daß  die  plattzüngigen  Echsen  aus  ihrem  Körper,  oder 
auch  nur  aus  ihren  Fußsohlen  einen  Saft  wie  die  Kröten  und  Sala¬ 
mander  absondern.  —  Trotzdem  finden  wir  noch  bei  Klaus  (Lehr¬ 
buch  der  Zoologie)  über  die  Geckonen  die  Bemerkung  »mit  klebrigen 
Haftlappen  an  den  Zehen«. 

Die  Geckonen  und  Auolius-Arten  sind  die  einzigen  mit  Haft¬ 
füßen  versehenen  Reptilien ;  wir  gehen  daher  über  zur  Klasse  der 
Säugetiere,  bei  welchen  die  Fähigkeit,  unter  den  Fußsohlen  ein 
Vakuum  zu  bilden,  häufiger  ist.  —  Ein  durchgreifender  Unterschied 
zwischen  den  diesbezüglichen  Bildungen  der  Säugetiere,  gegenüber 


*)  0.  Cartier. 


Arbeiten  aus  dem  zool.-zoot. -In¬ 
stitut,  Würzburg.  1874.  I. 


Untersuchun¬ 
gen  über  die 
Häutung  der 

Reptilien. 

pag.  284 


1830 


**)  Joh.  Wagler:  Natürliches  System  der  Amphibien  etc. 
und  342.  (Bei  Wagler  ist  die  Trennung  der  älteren  Klasse  »Amphibien«  in 
die  heute  allgemein  angenommenen  Klassen  Amphibien  und  Reptilien  noch 
nicht  vorgenommen.)  . 


292 


denen  der  Reptilien  besteht  darin,  daß  bei  ihnen  meist  durch  elas¬ 
tische  Polster  oder  Pelotten  ein  einziges  Vakuum,  und  nicht,  wie 
zwischen  den  Lamellen  der  Geckoneu  eine  Reihe  luftleerer  Räume 
hergestellt  wird. 

Die  Tiere,  welche  wir  zunächst  zu  besprechen  haben,  sind  die 
im  System  bis  jetzt  noch  eines  ganz  sicheren  Platzes  entbehrenden 
Klippschliefer  (Hyrax).  • —  Erwähnt  ist  die  Fähigkeit  dieser 
Tiere,  sich  au  Felsen  gewissermaßen  anzusaugen,  von  Mohnike,  auf 
dessen  eingehende  Abhandlung  ich  später  zurückzukommen  haben 
werde.  Ausführlich  besprochen  ist  das  Haften  der  Klippschliefer 
an  Felsen  von  Schweinfurth  in  seinem  Reisewerk  von  1874.*)  Die 
merkwürdigen  Tiere  halten  sich  auf  den  »bizarren  Gneisfelsen« 
Abessiniens  auf,  und  wie  weit  sie  in  ihren  »pfeilschnellen«  Bewe¬ 
gungen  auf  den  glatten  Felsen  durch  die  eigentümliche  Gestaltung 
ihrer  Füße  unterstützt  werden,  wird  am  besten  durch  die  eigenen 
Worte  Schweinfurth’s  veranschaulicht  werden.  »Abdu,  der  Verwalter 
von  Moolo,  ein  im  Dienste  vieler  Europäer  zum  eifrigen  Jäger, 
Ausbalger  und  halben  Naturforscher  ausgebildeter  Mann,  hatte  mich 
eigens  auf  die  interessaute  Jagd  aufmerksam  gemacht,  zu  welcher 
die  hart  an  der  Thür  der  Seriba  umher  schlüpfenden  Klippschliefer 
verlockten,  zugleich  hatte  er  von  mir  eiue  Erklärung  der  merkwür¬ 
digen  Erscheinung  verlangt,  nach  welcher  die  Tiere  befähigt  wären, 
über  jähe,  fast  senkrechte  Felsplatten  hin  und  herzuklettern.  Ich 
weiß  nicht,  woher  es  kommt,  wiederholte  er,  hat  man  einen  ge¬ 
schossen  und  will  ihn  packen,  so  haftet  er  mit  seinen  Füßen  im 
Todeskampf  am  glatten  Fels,  als  sei  er  angewachsen.«  —  Weiter 
unten  bemerkt  Schweinfurth  von  einem,  von  ihm  selbst  erlegten 
Exemplar:  »Der  Granit  war  so  eben  wie  die  Platten  eines  Trottoirs, 
und  dennoch  mußte  ein  gewisser  Widerstand  überwunden  werden, 
um  den  im  Genick  gepackten  Körper  von  demselben  aufzuheben; 
er  haftete,  wie  mit  Vogelleim  angeklebt,  am  Boden.«  —  Die  Er¬ 
klärung  dieser  auffallenden  Erscheinung  und  des  sicheren  Kletterns 
über  schroff  geneigte  Felswände  wird  am  besten  durch  Schweiufurth’s 
eigene  Worte  gegeben: 

»Die  Sohlen  dieser  Tiere  sind  nämlich  schwärzlich,  elastisch 
wie  Kautschuk,  und  tragen  mehrere,  durch  tiefe  Spalten  getrennte 
Schwielenpolster.  Diese  Einrichtung  befähigt  sie ,  was  bei  allen 


*)  Im  Herzen  von  Afrika,  Reisen  und  Entdeckungen  etc.  v.  Dr.  Georg 
Schweinfurth  1874.  I.  pag.  418—420. 


293 


Säugetieren  und  Warmblütlern  überhaupt  unerhört  ist,  sich  beim 
Gehen,  vermittels  beliebiger  Einziehung  uml  Ausdehnung  der  centralen 
Schwielenspalte,  mit  einer  gewissen  Festigkeit  an  die  glatte  Ober¬ 
fläche  des  Gesteins  anzusaugen  und  einen  Teil  ihrer  Schwere  über¬ 
winden  zu  können.«  — 

Jedenfalls  haben  wir  in  dieser  eigentümlichen  Funktionsfähig¬ 
keit  der  Füße  der  Klippschliefer  eine  sehr  interessante  Anpassungs- 
erscheinung  an  den  Aufenthaltsort  der  Tiere,  die  glatten  Felsen, 
vor  uns.  Daß  dies  aber  bei  den  Warmblütlern  nicht  unerhört  ist, 
wird  sich  aus  den  später  zu  besprechenden  Untersuchungen  und 
Beobachtungen  Mohnike’s  über  verschiedene  Affen  ergeben.  Die 
Gewandtheit  und  Sicherheit,  mit  der  die  Klippschliefer  auf  den 
Felsen  ihr  Wesen  treiben,  fiel  schon  Brehm  auf  und  erinnerte  ihn 
an  die  Kletterkünste  der  Geckos  (Illustriertes  Tierleben  I.).  Die 
eigentümliche  Sohlenbildung  einer  Hyrax  -  Art  muß  schon  dem 
Reisenden  Bruce  aufgefallen  sein,  denn  er  giebt  in  seinem  1790  er¬ 
schienen  Werke*)  neben  dem  Bild  des  Klippschliefers  selbst  eine 
Zeichnung  des  Fußes  von  unten  gesehen,  und  bemerkt  ausdrücklich, 
daß  die  weiche  Sohlenfläche  sich  stark  zu  beiden  Seiten  der  Falten 
emporhebt.  Die  Zehen  des  plump  gebauten  Fußes  mit  der  »cen¬ 
tralen  Schwielenspalte«  entbehren  der  Nägel  und  »tragen  nur 
hornartig  verdickte  Hautstellen.«  Eine  genauere  histologische  Unter¬ 
suchung  der  Füße  von  Hyrax  dorsalis  wurde  1876  von  Dobson**) 
vorgeuommen.  Derselbe  fand,  daß  die  Sohlenhaut  außerordentlich 
reich  an  Schweißdrüsen  ist.  Er  zählte  auf  einen  Quadratzoll 
40,000  solcher  Drüsen  (15mal  mehr  als  auf  der  gleichen  Fläche 
der  Fußsohle  des  Menschen),  und  es  ist  einleuchtend,  daß  durch 
diese,  Feuchtigkeit  absondernden  Drüsen  die  Sohlen  der  Tiere 
weich  und  geschmeidig,  also  zur  dichten  Anlage  an  das  Gestein 
geeignet  erhalten  werden. 

Bei  der  Aufzählung  der  Wirbeltiergruppeu,  bei  welchen  sich 
Hafteinrichtungen  fänden,  nannte  ich  auch  weiter  vorne  die  Flossen¬ 
füßler,  setzte  jedoch  ein  Fragezeichen  dahinter. 

Ich  fand  nämlich  bei  Wagler  (1.  c.  pag.  234  Anmerkung)  die 
mich  frappierenden  Worte:  »ja  selbst  die  Walrosse  heften  sich 
durch  den  Druck  der  Atmosphäre  unter  ihren  Hinterfüßen  an  steilen 
Felswänden  an,  indessen  bleiben  ihre  Stoßzähne  die  eigentlichen 

*)  Bruce:  Travels  to  discover  the  Source  of  the  Nil;  V.  Edinburg  1790. 

**)  Proceedings  of  the  Zoological  Soc.  of  London  1876.  pag.  526—535. 


294 


Hebel  ihrer  Fortbewegung  auf  solclieu  Stellen.«  Aus  einer  weiteren 
Äußerung  von  Wagler  gellt  hervor,  daß  er  in  der  Fälligkeit  mancher 
Geckonen,  ihre  Klauen  in  eine  Scheide  zurückziehen  zu  können,  und 
der  Thatsache,  daß  die  Nägel  an  den  Hinterfüßen  des  Walroßes 
die  Spitzen  der  Zehen  nicht  überschreiten,  Mittel  zu  demselben 
Zweck  erblickt,  uämlich  die  Herstellung  eines  luftleeren  Raums  zu 
begünstigen.  —  Die  von  Wagler  ausgesprochene  Ansicht  über  die 
Fähigkeit  des  Walroßes,  sich  mit  den  Hinterfüßen  anzusaugen, 
schien  mir  jedoch  aus  mancherlei  Gründen  zweifelhaft.  Zunächst 
schien  mir  sogleich  beim  Lesen  der  Waglerschen  Worte  ein  auf 
solche  Weise  gewonnener  Halt  bei  dem  bedeutenden  Gewicht  des 
Tiers  nicht  ausreichend,  dann  fiel  mir  ein,  daß,  wenn  auch  die  Füße 
in  dieser  Weise  Halt  gewähren  sollten,  dies  nicht  mit  Hülfe  der 
Hinter-  sondern  der  Vorderfüße  geschehen  müßte,  und  endlich 
schienen  mir  bei  Betrachtung  eines  ausgestopften  Exemplars  doch 
beide  Fußpaare  nicht  dazu  geeignet,  saugnapfartig  zu  wirken. 
Da  Wagler  seine  Ansicht  über  das  Walroß  direkt  an  eine  Bemer¬ 
kung  über  die  Haftlappen  der  Fliegen  anknüpft,  so  glaube  ich  keinen 
Fehlschluß  zu  tlmn,  wenn  ich  annehme,  daß  er  sich  in  seiner  An¬ 
sicht  nach  Home  gerichtet  hat,  welcher  wenige  Jahre  vorher  die 
Hinterfüße  des  Walroßes  mit  den  Haftlappen  der  Fliegen  verglichen 
und  sie  diesen  in  der  Wirkung  gleichgestellt  hat.*)  Die  Sache 
schien  mir  indessen  doch  der  Verfolgung  wert,  und  ich  fand,  daß 
die  Ansicht  Home’s  durch  K.  E.  v.  Baer  in  seiner  eingehenden  Ab¬ 
handlung  »Anatomische  und  Zoologische  Untersuchungen  über  das 
Walroß  (Trichechus  JRosmarus)**)  u.  s.  w.  wenn  auch  nicht  geradezu 
widerlegt,  so  doch  sehr  in  Zweifel  gestellt  war.  v.  Baer,  welcher 
selbst  Gelegenheit  zur  Beobachtung  eiues  lebenden  jungen  Walroßes 
hatte,  sah  zwar,  daß  dasselbe  fähig  war,  au  schief  gestellten  Brettern 
in  die  Höhe  zu  gelangen,  schreibt  diese  Fähigkeit  aber  der  durch 
die  runzlige  Haut  und  die  lappigen  Füße  erzeugten  Reibung  zu.  Deu 
von  mir  gehegten  Zweifel,  daß  die  Hinterfüße  erfolgreichen  Halt 
auf  der  schiefen  Eisfläche  gewähren  könnten,  auch  wenn  sie  saug¬ 
napfartig  zu  wirken  vermöchten,  spricht  schon  v.  Baer  aus:  »Für 
das  Hinankriechen  könnten  Saugnäpfe  nur  daun  wirksam  sein,  wenn 
sie  am  vorderen  Ende  des  Körpers  sich  befanden.  Würde  das  Tier 
beim  Hinankriechen  nur  durch  die  Saugkraft  der  Hinterfüße  ge- 

*)  Philosopliical  transactions  1824. 

**)  Memoires  de’  l’Academie  Imperiale  des  Sciences  de  St.  Petersbourg. 
1838.  Serie  VI.  Tome  II.  pag.  98. 


295 


halten,  so  müßte  es  sich  umkehren.«  Vorher  sagte  er  schon:  »Home 
ist  daher  auf  den  Gedanken  verfallen,  daß  dieses  Tier  seine  Hinter¬ 
füße  als  Saugnäpfe  gebrauche,  um  sich  mit  ihnen  festzuhalten.  Ich 
muß  gestehen,  daß  ich  nichts  gesehen  habe,  was  zur  Annahme 
solcher  Eigentümlichkeit  nötigte,  ja  ich  sehe  die  Möglichkeit  nicht 
einmal  ein.  Damit  die  Hinterfüße,  welche  Home  unbegreiflicher¬ 
weise  den  Füßen  der  Stubenfliege  sehr  gleich  gebildet  findet,  wie 
Saugnäpfe  wirken  könnten,  müßte  wenigstens  der  gesamte  Rand 
des  Ruderfußes  vom  Walroß  eng  angedrückt  werden  können,  nicht 
bloß  die  Enden  der  Zehen,  sondern  auch  die  zwischen  ihnen  liegende 
Schwimmhaut.  Durch  welche  Mittel  aber  das  Tier  dies  bewirken 
sollte,  ist  mir  nicht  verständlich,  besonders,  da  ich  die  in  der 
Schwimmhaut  liegenden  Fasern,  welche  Home  zum  Teil  wenigstens 
für  muskulös  zu  halten  scheint,  nur  für  Sehnenfasern  anseheil  kann. 
Mir  scheint  vielmehr,  daß  die  große  Friktion,  welche  durch  die 
runzlige  Haut  und  die  breiten  lappigen  Füße  hervorgebracht  wird, 
und  welche  ungeheuer  vermehrt  werden  kann,  wenn  das  Tier  die 
ganze  Bauchfläche  auf  dem  Boden  ruhen  läßt,  im  Stande  ist,  die 
Last  desselben  auf  einer  geneigten  Fläche  zu  erhalten.  Auch  mag 
sich  Home  die  Eisblöcke  und  Eisfelder  wohl  allzuglatt  und  eben 
denken.« 

In  der  Litteratur  konnte  ich  über  diesen  Punkt  nichts  weiter 
finden.  Hat  nun  auch  die  Betrachtung  über  die  Fähigkeit  des 
Walroßes,  sich  mit  seineu  Füßeu  anzusaugen,  zu  einem,  wie  es  wohl 
scheint,  negativen  Resultat  geführt,  so  hielt  ich  die  Sache,  da  nun 
einmal  eine  solche  Meinung  aufgestellt  war,  immerhin  der  Besprechung 
an  dieser  Stelle  wert.  —  Ich  glaube  annehmen  zu  dürfen,  daß  die 
von  Home  ursprünglich  angegebene  Ähnlichkeit  zwischen  den  Haft¬ 
lappen  der  Fliegen  und  den  Hinterfüßen  des  Walroßes  von  Wagler 
gerne  angenommen  wurde,  da  er  es  offenbar  liebte,  im  Sinn  der 
naturphilosophischeu  Schule  Parallelen  und  Ähnlichkeiten  zwischen  den 
entfernt  stehendsten  Tierklassen  aufzustellen.  (Siehe  z.  B.  seine 
Vergleiche  zwischen  Nagern  und  Heuschrecken  —  Schwalben  und 
Libellen  —  Spitzen  des  Hahnenkamms  mit  den  Enden  des  Hirsch¬ 
geweihs  u.  s.  w.  pag.  100  und  246).  —  — 

Einer  wohlausgebildeten  Hafteinrichtung  begegnen  wir  dagegen 
bei  einer  brasilianischen  Fledermaus,  Thiroptera  tricolor ,  Spix.  Die¬ 
selbe  vermag  sich  mittels  eines  Saugnäpfchens,  ähnlich  dem  au  den 
Armen  der  Cephalopoden  (Tintenfische),  an  steilen  und  glatten  Orten 
aufzuhängen.  —  Eine  Abbildung  des  Tiers  (leider  keine  vergrößerte 


296 


des  Saugnäpfchens  allein)  findet  sich  in  dem  Werk  von  Spix : 
Simianwt  et  vespertilionum  Brasilien skim  species  novae.  Tafel  XXXVI. 
9.  —  Eiue  eingelieude  Besprechung  dieser  merkwürdigen  Einrich¬ 
tung  soll  sich  finden  im  Zoological  Record  1870,  doch  kann  ich 
leider  hierüber  nichts  angeben ,  da  mir  fragliches  Werk  nicht  zur 
Verfügung  stand.  Worauf  Mohuike  seine  Vermutung  gründet,  daß 
noch  eine  andere  Fledermaus,  Cheiromeles  torquatus  Horsf.  von  den 
Sunda-Inseln  die  Fähigkeit  besitzt,  sich  mit  Hülfe  von  Luftdruck 
Halt  zu  verschaffen,  kann  ich  nicht  sagen. 

Jedenfalls  ist  dies  Vermögen  bei  den  Fledermäusen  sehr  selten, 
dagegen  ist  es  nach  den  neuesten  Untersuchungen  und  Beobachtungen 
Mohnike’s*)  verhältnismäßig  häufig  bei  Affen  und  wahrscheinlich  auch 
Halbaffen. 

Durch  direkte  Beobachtung  der  Tiere  und  naehherige  Prüfung 
der  inneren  Handfläche  konstatierte  Mohuike  bei  3  Arten  aus  der 
Gruppe  der  Meerkatzen,  bei  Inuus  speciosus  Cuv.  in  Japan,  bei 
Inuus  nemestrinus  Lin.  auf  Summatra  und  Borneo  und  bei  dem  auf 
allen  indischen  Inseln  außer  den  Molukken  häufigen  Cercopitliecus 
cynomolgus  die  Fähigkeit,  steile  und  glatte  Flächen  zu  erklimmen. 

Die  erste  Gelegenheit  zu  seinen  Beobachtungen  hatte  Mohuike 
1849  in  Japau.  Er  sah,  wie  ein  ihm  durchgegangener  Inuus  specio¬ 
sus  ein  »ca.  18  Fuß  langes,  ungefähr  1 1/2  Fuß  breites,  glatt  ge¬ 
hobeltes  Brett  aus  Fichtenholz,  welches  gegen  die  Wand  in  einem 
Winkel  von  kaum  12°  angelehnt  war,  schnell  und  ohne  alle  Mühe 
hinauflief,  wodurch  ihm  das  Erreichen  des  weit  vorspringenden 
Daches  möglich  wurde.«  —  Nachdem  der  Affe  wieder  eingefaugen 
und  an  eine  Kette  gelegt  war,  ließ  ihn  Mohuike  wiederholt  an  be¬ 
sagtem  Brett  hinauflaufen.  Aus  der  alsdann  vorgenommenen  Be¬ 
trachtung  der  inneren  Handfläche  ergab  sich,  daß  die  Fähigkeit,  an 
solch  steiler  glatter  Fläche  hinaufzulaufen,  auf  demselben  Prinzip 
beruht  wie  bei  den  vorhin  besprochenen  Klippschliefern.  Auf  der 
Innenseite  der  Vorder-  und  Hinterhände  des  Inuus  speciosus  findet 
sich  nämlich  je  ein  »Daumenballen«,  daun  ein  Ballen  an  der  »Klein¬ 
fingerseite,«  und  außerdem  3  kleinere  Ballen,  von  welchen  der  eine 


*)  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie  1879.  XXXII.  pag.  391. 

0.  Mohnike:  Über  das  Vermögen  verschiedener  Säugetiere  sich  mittels 
des  atmosphärischen  Drucks  an  glatten,  mehr  oder 
weniger  senkrechten  Flächen  festhalten  und  aufwärts 
bewegen  zu  können. 


297 


dem  kleinen  Finger,  der  mittlere  den  2  Mittelfingern,  der  äußerste 
dem  Zeigefinger  angehört. 

Bei  seiner  Rückkehr  nach  den  indischen  Inseln  beobachtete 
Mohuike  vielfach  die  Art  der  Bewegung  der  einheimischen  Affen- 
arten  und  verglich  die  Hände  mit  denen  von  Inuus  speciosus.  Am 
stärksten  entwickelt  fand  er  die  »5  oben  erwähnten  Polster  oder 
Pelotten  bei  Cercopithecus  cynomolgns ;  bei  diesen  sind  auch  nicht, 
wie  bei  Inuus  speciosus ,  bloß  die  letzten  Phalangen  der  Vorder-  und 
Hinterhände,  sondern  alle,  an  ihrer  Volarseite,  mit  stark  hervorragenden 
kissenförmigen  Pelotten  versehen.  Ganz  ähnlich  sind  auch  die  inneren 
Handflächen  bei  Inuus  ncmestrinus  auf  Sumatra  und  Borneo  ge¬ 
bildet.« 

Um  sich  über  die  Richtigkeit  seiner  Annahme,  daß  die  frag¬ 
lichen  Affen  sich  mit  Hülfe  des  Luftdrucks  beim  Klettern  festhalten, 
zu  vergewissern,  verglich  Mohnike  wiederholt  die  Art  und  Weise 
ihrer  Kletterbewegungen  mit  denen  anderer  Tiere,  indem  er  erst 
Katzen  und  daun  seinen  Cercopithecus  cyn.  an  glatten  Palmstämmen 
hinauflaufen  ließ.  Dabei  beobachtete  er,  daß  letzterer  den  Stamm 
nie  mit  seinen  Extremitäten  umfaßte,  sondern  nur  seine  Hände  an 
den  Stamm  andrückte.  Sich  durch  Einschlagen  der  Krallen  in  die 
Rinde  Halt  zu  verschaffen,  wie  es  die  Katzen  thun,  ist  ihm  unmög¬ 
lich,  da  seine  breiten,  ähnlich  wie  beim  Menschen  gebildeten  Nägel 
die  Fingerspitzen  kaum  überragen.  —  Eine  histiologische  Unter¬ 
suchung  der  Hand  hat  zwar  Mohnike  nicht  vorgenommen.  Er  giebt 
aber  an,  daß  die  iunere  Handfläche  bei  Inuus  speciosus  »nicht  nur 
immer  eine  niedrigere  Temperatur  als  der  übrige  Körper,  ja  selbst 
eine  gewisse  Kälte  empfinden  läßt.«  Man  muß  wohl  aunehmen, 
daß  diese  Kälte  auch  auf  Anwesenheit  zahlreicher  Schweißdrüsen  in 
der  Haut,  bezüglich  auf  rascher  Verdunstung  eines  flüchtigen  Sekrets 
derselben  beruht,  welches,  wie  bei  den  Klippschliefern,  die  innere 
Hand  weich  und  geschmeidig  erhält. 

Mohnike  hält  es  ferner  »für  wahrscheinlich,  fast  für  gewiß,« 
daß  außer  den  genannten  Meerkatzenarten  auch  noch  Inuus  ecaudci- 
tus  Kühl  in  der  Berberei  und  auf  den  Felsen  von  Gibraltar,  meh¬ 
rere  der  typischen  afrikanischen  Cercopithecus-  und  Cynoceplialus- 
Arten,  Cynoceplialus  niger  Gray  (nur  auf  Celebes  und  der  Insel 
Batjan  (Molukken),  sowie  die  meisten  Lemurideu  und  die  Arten  der 
Gattung  Tupaia,  Horsfield,  sich  mit  Hülfe  von  Luftdruck  an  glatten 
Flächen  zu  bewegen  vermögen. 


298 


Seine  Vermutung  über  die  diesbezügliche  Fähigkeit  der  Paviane 
(Cynocephalus- Arten)  gründet  Mohuike  auf  eine  »Abbildung  der 
inneren  Handfläche  eines  Pavians  bei  Alix«  und  die  Thatsache,  daß 
diese  Affenarten  meist  nicht  Baumtiere  sind,  sondern  zum  großen 
Teil  felsige  Gebirgsgegenden  bewohnen,  wo  sie  mit  größter  Schnellig¬ 
keit  steile  Felsen  erklimmen.  Nach  dem,  was  wir  bereits  bei  den 
Klippschliefern  gesehen,  hat  Mohnike’s  Vermutung  jedenfalls  eine 
große  Wahrscheinlichkeit.  (Die  Abbildung  von  Alix  ist  mir  nicht 
bekannt.) 

Uber  Aufenthalt  und  Kletterfähigkeit  der  Paviane  auf  Felsen 
siehe  Brehm’s  Tierleben.  Was  Mohnike’s  Vermutung  über  die  Le¬ 
muren  betrifft,  so  kann  ich  nur  bemerken,  daß  Gipsabgüsse  von  den 
langfingerigen  Händen  dieser  Tiere  ähnliche  Falten  und  Wülste 
zeigten,  wie  wir  sie  bei  Inuus  und  Cercopithecus  kennen  lernten. 

Wir  wären  somit  mit  der  Betrachtung  solcher  Einrichtungen, 
welche  auf  Bildung  eines  wirklichen  Vakuums  beruhen,  zu  Ende 
und  hätten  zur  Besprechung  solcher  Bildungen  zu  gehen,  welche  in 
Folge  der,  zwischen  2  aufeiuandergelegten  Flächen  verursachten 
Adherenz  wirken. 

Diese  Bildungen,  die  wir  als  Haftscheiben  bezeichnen  wollen, 
sind  viel  seltner  als  die  seither  besprochenen. 

Ganz  sicher  als  Haftscheiben  wirkende  Organe  kennen  wir  nur 
an  den  Fingern  der  Laubfrösche,  wahrscheinlich  dienen  aber  auch 
als  solche  die  scheiben  artigen  Erweiterungen  an  den  Fingern  des 
auf  einigen  asiatischen  Inseln,  besonders  Amboina  heimischen,  aber 
in  seiner  Lebensweise  noch  wenig  bekannten  »Gespenstmaki«,  Tar- 
sius  spectrum  Geoff'r. 

Betrachten  wir  zunächst  die  Haftscheibeu  der  Laubfrösche 
( Dyscodactylia ,  Scheibenfinger).  Daß  die  Laubfrösche  au  jeder 
senkrechten  Glasscheibe  hinaufzuklettern  und  sich  beim  Sprung 
gegen  dieselbe  sofort  zu  halten  vermögen,  ist  bekannt.  Dieses 
Haften  beruht  indessen  nicht,  wie  auch  schon  angenommen  wurde, 
auf  einem  Ankleben  des  Tiers,  sondern  nur  auf  einer  innigen 
Adherenz  zwischen  den  Haftscheibeu  und  ihrer  Unterlage,  nachdem 
erstere  der  letzteren  durch  die  Wirkung  der  Muskeln  angepreßt 
sind.  Diese  Adhäsion  der  weichen  Haftscheiben  wird  allerdings 
nach  den  eingehenden  Untersuchungen  v.  Wittich’s  in  Königs¬ 
berg  durch  ein,  aus  zahlreichen  Drüsen  der  Haftscheiben  aus¬ 
tretendes,  dünnflüssiges  Sekret  begünstigt.  Daß  diesem  aber  nicht 


299 


die  Eigenschaft  der  Klebrigkeit  zukommt,  geht  aus  den  Versuchen 
von  Wittich’s  hervor,  daß  ein  Laubfrosch  unter  gewöhnlichen  Um¬ 
ständen  an  einer  Glasscheibe  zu  haften  vermochte,  daß  er  aber  her¬ 
unterfiel,  wenn  unter  die  Haftscheiben  eine  konzentrierte  Gummi¬ 
lösung  gebracht  wurde.  »Die  Gummiarabikum  -  Lösung  übertrifft 
das  Sekret  der  Haftlappen  gewiß  an  Klebrigkeit  und  dennoch  reicht 
letztere  nicht  hin,  jene  zu  fixieren,  wenn  sie  in  zu  dicker  Schicht 

zwischen  ihnen  und  der  Glasfläche  liegt .  Aus  alledem  geht 

also  hervor,  daß  kein  physikalischer  Grund  der  Annahme  entgegen¬ 
steht,  daß  dies  Haften  der  Zehenglieder  durch  eine  innige  Adherenz 
bewirkt  wird,  die  zunächst  ihren  Grund  in  dem  Niederdrücken  der 
Endphalanx  und  dem  damit  verbundenen  Anpressen  der  Haftballen, 
daun  aber  in  der  durch  die  Sekretschicht  erregten  Kapillarattrak- 
tiou  hat.«*) 

Vermutlich  haben  nun  die  scheibenförmigen  Erweiterungen  an 
den  Fingern  des  noch  wenig  bekannten  »Gespeustmaki«  den  Zweck, 
demselben  das  Klettern  zu  erleichtern  resp.  seine  Sicherheit  in  der 
Ausführung  weiter  Sprünge  zu  erhöhen.  —  Es  ist  dies  freilich  nur 
eine  Vermutung,  welche  sich  auf  die  Ähnlichkeit  der  Finger  von 
Tarsius  mit  denen  der  Laubfrösche  gründet.  Beobachtungen  sind 
hierüber  noch  keine  gemacht,  selbst  über  das  Freileben  dieses  sel¬ 
tenen  und  lichtscheuen  Tiers  ist  noch  wenig  bekannt.  Alles,  was 
ich  über  seine  Lebensweise  finden  konnte,  ist,  daß  es  sich  am  Tag 
unter  Wurzelwerk,  besonders  dem  der  großen  Bambusstauden  auf¬ 
halten  und  nachts  weite  Sprünge  von  fast  zwei  Fuß  ausführen 
soll.  **)  Mit  dem  Aufenthalt  zwischen  den  glatten  Bambusstäinmeu 
und  der  Ausführung  solcher  Sprünge  stände  dann  die  Deutung  der 
eigentümlichen  Fingerbildung  im  Einklang. 

Bis  jetzt  haben  wir  bei  der  Besprechung  von  Haftapparaten, 
d.  h.  von  Einrichtungen,  welche  den  Tieren  bei  ihren  Bewegungen 
Halt  gewähren,  ohne  daß  dieser  durch  ein  einfaches  Umfassen  mit 
den  Händen  oder  Füßen  oder  durch  Einschlagen  von  Krallen 
bewirkt  wird,  nur  solche  Einrichtungen  berücksichtigt,  welche  sich 
an  den  Extremitäten  der  Tiere  finden,  und  demnach  als  Wirbeltier¬ 
klassen,  bei  welchen  solche  Einrichtungen  Vorkommen,  die  Amphibien, 
Reptilien  und  Säugetiere  aufgeführt. 

*)  Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie  1854.  v.  Wittich  :  Der  Mechanismus 
der  Haftzehen  von  Hyla  arborea. 

**)  Archiv  für  Naturgeschichte,  V,  p.  427 :  Neue  Notizen  aus  dem  Gebiet 
der  Natur  und  Heilkunde  1839,  Nr.  210,  pag.  785. 


300 


Berücksichtigen  wir  nun  auch  ähnliche  Apparate,  welche  sich 
an  anderen  Körperteilen  als  an  den  Extremitäten  finden,  so  haben 
wir  auch  noch  die  Fische  in  die  Reihe  der  Wirbeltierklassen  zu 
stellen,  bei  welchen  solche  Einrichtungen  auftreteu.  Abgesehen 
von  dem  Saugrnund  der  Cy clostomen  (Myxiniden  und  Neunaugen), 
fiuden  wir  einen  großen  durch  Verwachsung  der  Bauchflossenstrahlen 
entstandenen  Saugnapf  beim  sogenannten  Seehasen,  Cycloptcrus 
lumpus.  Einen  oder  zwei  solcher  bauchständigen  Saugnäpfe  haben 
ferner  die  dem  Seehasen  nahe  stehenden  Glieder  der  Gattungen 
Lepadogaster  (Schildbäuche)  und  Leparis  (Fettscheibler)  ;  zuletzt 
bleibt  dann  noch  zu  nennen  die  eigentümlich  und  zierlich  geformte 
Saugscheibe  auf  dem  Kopfe  der  SchifFshalter  ( Echeneis ).  —  (Unter 
den  Amphibien  haben  die  Froschlarven  bekanntlich  eine  zeitlang 
einen  Saugmund.) 

Alle  diese  genannten  eigentümlichen  Bildungen  bei  den  Fischen 
ermöglichen  denselben  einen  mehr  oder  weniger  durchgeführten 
Parasitismus  an  anderen  Wassertieren,  eiue  mühelose  Ortsverände¬ 
rung  oder  ein  willkürliches  Auf  halten  an  nahrungsversprechenden 
Stellen. 

Die  Myxinoiden  {Myxine '  glutinös ci  L.  und  JB dellostoma  heptatrema 
Joh.  Müller)  leben  parasitisch  an  anderen  Seefischen,  ja  dringen 
selbst  in  die  Leibeshöhle  von  Dorsch,  Stör  und  anderen  Fischen 
ein.  Die  Petromyzonten  saugen  sich  mit  ihrem  Mund  sowohl  an 
Steine  wie  an  lebende  Fische  an.  An  erstere  heften  sie  sich,  um 
in  schnell  strömendem  Wasser  zeitweise  ausruhen  zu  können,  au 
letztere  teils  um  sich  in  ihr  Fleisch  einzubohren  und  sich  davon  zu 
nähren,  teils  um  sich  in  der  Laichzeit  stromaufwärts  schleppen  zu 
lassen. 

Der  plumpgebaute  Cydopterus  saugt  sich  mit  seinem  bauch- 
ständigen  Saugnapf  an  nahrungsreichen  Stellen  im  Meere  an  Steine 
fest  und  läßt  sich  seine  Nahrung  sozusagen  in  den  Mund  spülen. 
Daß  er  sich  sehr  wohl  auch  an  stark  bewegten  Stellen,  wohin 
gerade  durch  die  Wellen  viele  kleinere  Seetiere  geführt  werden,  zu 
halten  vermag,  das  zeigt  die  Thatsache,  daß  bei  einem  8zölligen 
Exemplar  ein  Gewicht  von  78  Pfund  erforderlich  war,  um  ihn  von 
seiner  Haftstelle  loszubringen. 

Die  SchifFshalter  {Echeneis)  haben  ihren  Namen  daher,  daß  sie 
sich  in  Menge  an  die  Schiffe  ansaugen,  jedenfalls  um  die  von  dort 
kommenden  Nahruugsabfälle  zu  erhaschen ;  außerdem  saugen  sie 
sich  an  Haifische  fest  und  werden  auf  diese  Weise  mühelos  durch 


301 


clie  See  getragen.  --  Über  die  Schwimmfähigkeit  der  Schiffshalter 
läßt  sich  schwer  arteilen  ;  daß  aber  die  sich  mit  dem  Mund  fest¬ 
saugenden  Cyclostomen  mit  ihrem  unpaaren  Flossensaum  und  feh¬ 
lenden  Brust-  und  Bauchflossen,  sowie  die  plumpgebauten  Cyclopterus 
und  die  Liparis-  und  Lcpaüogaster- Arten  keine  guten  Schwimmer 
siud,  ist  klar. 

Wir  haben  also  wohl  alle  diese  köpf-  wie  bauchständigen  Saug¬ 
apparate  als  Anpassungsbildungen  auzusehen. 

In  demselben  Sinne  haben  wir  jedenfalls  die  verschiedenen 
vorn  besprochenen  Modifikationen  aufzufassen,  welche  die  Extremi¬ 
täten  einzelner  Wirbeltiere  erfahren  haben.  Den  Laubfröschen 
wird  nur  durch  ihre  eigentümlichen  Haftscheibeu  der  Aufenthalt 
auf  Pflanzen  ermöglicht ;  den  Geckonen  ist  jedenfalls  durch  ihr 
Klettervermögen  ein,  anderen  Reptilien  unzugängliches  Jagdgebiet 
eröffnet  und  zugleich  die  Möglichkeit  gegeben,  sich  Gefahren  zu 
entziehen.  Der  mit  einer  Saug-einrichtung  versehenen  Fledermaus 
ist  jedenfalls  die  Möglichkeit  gegeben,  sich  an  steilen,  wenigstens 
anderen  Vierfüßlern  unzugänglichen  Orteu  auszuruhen.  Die  Klipp¬ 
schliefer  erlangen  durch  die  eigentümliche  Bildung  ihrer  Sohlen  eine 
große  Gewandtheit  in  ihren  Bewegungen  auf  ihrem  eigentümlichen 
Wohngebiet,  und  den  mit  ähnlichen  pneumatisch  wirkenden  Fu߬ 
sohlen  versehenen  Halbaffen  und  Affen  leisten  diese  beim  Klettern 
an  glatten  Asten  und  noch  mehr  über  steile  Felsen  dieselben 
Dienste,  sowohl  beim  Erlangen  von  Nahrung  als  auf  der  Flucht 
vor  Gefahr. 

Wir  haben  daher  wohl  alle  Ursache,  die  sämtlichen,  in  Vor¬ 
stehendem  besprochenen  Haftein richtungeu  als  im  Lauf  der  Zeit 
erhaltene,  durch  die  natürliche  Zuchtwahl  mehr  oder  weniger  ver- 
vollkommnete  Bildungen  anzusehen. 


302 


Die  wissenschaftlichen  und  die  praktischen  Aufgaben  hei  der 
Aufstellung  unserer  Naturaliensammlungen. 

Von  Leopold  Martin  in  Stuttgart. 

(Schluß.) 


2.  Universalmuseen  der  Natur. 

Auf  einem  übersichtlichen  Raum  die  bemerkenswertesten  Gebilde 
der  Erde  nach  ihrer  Zeitfolge  und  Entwickelung  passend  zu  vereinen, 
ist  eine  der  erhabensten  Aufgaben,  die  wir  dem  Interesse  der  Mensch¬ 
heit  an  der  Natur  schuldig  sind.  Dieses  Ziel  kann  aber  nur 
erreicht  werden,  wenu  wir  die  Kluft,  welche  wir  zwischen  der 
Urwelt  und  Gegenwart  mehr  künstlich  gezogen  haben,  angemessen 
zu  überbrücken  suchen,  denn  eine  vollständige  Trennung  ohne  Über¬ 
gänge  von  sonst  zu  jetzt  besteht  nicht.  Vielmehr  weist  die  Erd¬ 
geschichte  eine  fortlaufende  Entwickelung  ihrer  Geschöpfe  durch 
alle  Perioden  nach  und  gerade  dieses  darzuthuu,  muß  die  Aufgabe 
des  Universalmuseums  sein. 

Bei  den  ältesten  Kulturvölkern,  den  Indiern  und  Ägyptern 
und  in  der  neuen  Welt  bei  den  Mexikanern  und  Peruanern  haben 
wir  gefunden,  daß  dieselben  in  den  Tempeln  ihrer  göttlichen  Ver¬ 
ehrung  zugleich  auch  ausgebreiteten  Naturdienst  getrieben  haben, 
indem  ihnen  nicht  nur  die  Sterne  des  Himmels  heilig  waren,  die 
sie  mit  den  Handlungen  denkwürdiger  Menschen  verwebten,  sondern 
auch  Hainen  und  Bäumen  ihre  Ehrfurcht  zollten,  Tiere  in  die 
Tempel  brachten  und  die  Seelenwanderung  erdachten,  die  Leichen 
der  Tiere  einbalsamierteu  u.  a.  m.  Ähnlich  wie  in  der  alten  Welt, 
fanden  die  herrschsüchtigen  Eroberer  Amerikas  den  Naturdienst  in 
der  neuen  Welt,  und  bei  den  Peruanern  ging  die  Schonung  des 
Wildstandes  mit  einer  unsere  heutige  Jägerei  beschämenden  Vorsicht 
zu  Werke.  Die  Vogelhäuser  der  Mexikaner  besaßen  Ausdehnung 
und  Verpflegung,  die  gleiche  Einrichtungen  unserer  heutigen  Tier¬ 
gärten  weit  übertrafen.  Dank  dieses  Naturdienstes  waren  Achtung 

o  O 

und  Liebe  zur  freien  Natur  ebenfalls  groß  und  ihre  Wälder  und 
der  Wildstand  erfreute  sich  unter  solch  sanfter  Gesinnung  eiues 
üppigen  Gedeihens. 

Völlig  entgegengesetzt  benahmen  sich  die  alten  Römer,  deren 
Freude  im  Vernichtungskrieg  gegen  das  freie  Naturleben  bestand, 
von  dem  die  scheußlichen  und  grausamen  Tierkämpfe  Zeugnis 
geben  und  in  welchen  Brutalitäten  die  Jugend  aufgezogen  wurde. 


303 


Dieser  Mißachtung  der  alten  Römer  gegen  die  freie  Natur  ist 
auch  der  Stumpfsinn  zuzuschreiben,  welcher  sich  in  den  Rechts¬ 
begriffen  derselben,  in  den  Lehren  der  Schule  und  der  späteren 
Kirche  noch  bis  znm  heutigen  Tage  zeigt  und  die  wir  trotz  unserer 
vorgeschrittenen  Bildung  doch  noch  nicht  vollständig  abstreifen 
können.  Umsomehr  haben  wir  alle  Ursache,  unsere  ganze  Sorge 
auf  die  Entfaltung  derjenigen  Institute  zu  legen,  welche  als  ge¬ 
heiligte  Tempel  der  Natur  uns  Achtung  und  Liebe  für  dieselbe 
erwecken  sollen. 

Wie  bereits  erwähnt,  haben  schon  in  den  ältesten  Zeiten  die 
Gestirne  als  die  Sinnbilder  der  Ewigkeit  gegolten  und  wurden  der 
Erinnerung  bildlich  vorgeführt.  Um  wie  viel  mehr  liegt  es  nahe, 
dieselben  auch  in  unseren  modernen  Naturtempeln  einzuführen,  wo 
sie  vom  Gewölbe  eines  Kuppeldaches  herabstrahlend,  ihren  ergrei¬ 
fenden  Eindruck  nicht  verfehlen  werden,  und  gerade  dieser  ist  es, 
den  wir  mit  unseren  einfachen  Mitteln  zu  erzielen  suchen  müssen, 
während  nichtssagende  kahle  Wände  uns  immer  unbefriedigt  lassen. 
Der  Mensch  bedarf  nun  einmal  solcher  geistigen  Anregungen,  um 
ihn  für  den  Zweck  seiner  Handlungen  zu  begeistern  uud  deshalb 
blieben  die  nüchternen  Bemühungen  früherer  Zeit  ziemlich  erfolglos, 
weil  sie  sich  dieser  Mittel  nicht  bedienten.  Ein  Universalmuseum 
kann  daher  der  Beihülfe  durch  Malerei  und  Plastik  nicht  entbehren 
und  muß  durch  diese  bildlich  ersetzen,  was  in  Wirklichkeit  nicht 
mehr  zu  erreichen  ist.  Dahin  gehöreu  die  entschwundenen  Perioden 
unserer  Erde,  dereu  organische  Schöpfungen  teils  durch  Malerei, 
teils  plastisch  nachzubilden  sind,  wobei  auch  die  Aufstellung  wirk¬ 
licher  Fossilreste  nicht  ausgeschlossen  ist.  Denken  wir  uns  die 
seltsame  Pflanzenwelt  der  jungen  Erde,  welche  mit  den  ebenso 
seltsamen  Tierformen  das  laue  Sumpfwasser  belebten  und  denken 
wir  an  die  Wälder  der  Steinkohlen  zeit,  deren  unermeßliche  Schätze 
wir  heute  ausbeuten,  so  habeu  wir  schon  einen  Gegenstand  von 
immenser  Tragweite  erreicht,  der  Millionen  von  Meuschen  zum 
Nachdenken  an  regt  und  wo  wäre  der  geeignete  Ort  passender  für 
die  Darstellung  solcher  Wälder  gewählt  als  hier?  Welches  wunder¬ 
bare  Tierleben  müssen  nicht  die  Sümpfe  jener  Wälder  beherbergt 
haben,  von  welchen  uns  die  damaligen  Riesenfrösche  Kenntnis 
geben  ?  Nicht  minder  seltsam  müssen  die  Wähler  der  riesigen 
Schachtelhalme  gewesen  sein,  in  deren  Sümpfen  geharnischte  Kroko¬ 
dile  kämpften  und  die  Luft  von  fliegenden  Drachen  beherrscht 
wurde.  —  Denken  wir  an  jene  Zeit,  wo  das  Wasser  wieder  die 


304 


Oberhand  genommen  und  die  fetten  Leiber  der  Fischdracheu  sich 
darin  wälzten,  bis  sie  das  Kreidemeer  vergrub.  Erst  seit  wenigen 
Jahren  kennen  wir  den  Greif  von  Solenhofen  und  die  Zahnvögel 
des  amerikanischen  Kreidemeeres,  welche  uns  so  überraschende  Be¬ 
lehrung  über  die  Abstammung  der  Vögel  verschafft  haben  und 
deshalb  besonderer  Darstellung  wert  sind.  Die  der  Gegenwart  näher 
liegenden  Zeiten  des  Eocens  und  der  folgenden  Epochen  bringen 
die  riesenhaften  Vielhufer,  unter  denen  das  Dinotherium  das  Selt¬ 
samste  ist,  die  Riesenvögel  der  Strauße  u.  a.  m. 

Diese  Andeutungen  dürften  genügen,  um  die  Notwendigkeit 
urvveltlicher  Darstellungen  in  unseren  Sammlungen  darzuthun,  deren 
Möglichkeit  in  der  Malerei  und  Plastik  hinlänglich  gegeben  ist. 
Wenn  wir  daher  an  diese  mehr  künstliche  Nachbildung  die  Gebilde 
der  gegenwärtigen  Schöpfung  anschließen,  so  vollziehen  wir  damit 
nur  einen  Akt  der  notwendigen  Ergänzung  von  sonst  zum  voll- 
kommueren  Jetzt,  wodurch  wir  das  Interesse  des  allgemeinen  Ver¬ 
ständnisses  wegen  nur  steigern,  nicht  aber  verringern  werden  und 
in  diesem  Sinne  wird  meine  gedrängte  Darstellung  aufzufassen  sein. 

Mit  solchen  Gedanken  beschäftigte  ich  mich,  als  ich  im  Sommer 
1852  durch  den  genialen  und  leutseligen  Direktor  des  Berliner 
Zoologischen  Museums,  Geheimrat  Lichtenstein,  für  dasselbe  engagiert 
wurde.  Das  Feld  meiner  dortigen  Thätigkeit  war  ausnehmend  groß 
und  darum  nicht  geeignet,  meinen  Lieblingsplänen  für  die  Gründung 
eines  Universalmuseums  der  Naturkunde  besonders  nachgehen  zu 
können.  Vor  allem  war  es  notwendig,  mir  die  Zuneigung  meines 
stets  wohlwollenden  Chefs  zu  erhalten,  um  dann  erst  nach  Jahren 
mit  meiner  bisher  noch  geheimen  Absicht  gelegentlich  hervorzutreten. 
Als  der  erste  Schritt  meiner  Kundgebungen  ist  die  Gründung  einer 
höchst  nötigen  und  damals  noch  gänzlich  fehlenden  Konservator¬ 
schule  zu  bezeichnen,  welche  durch  Lichtensteins  Bemühungen  auch 
vom  damaligen  Ministerium  gerne  genehmigt  wurde.  Während  nun 
dieses  junge  Institut  sich  kaum  zu  entwickeln  begaun  und  Lichten¬ 
stein  eine  Ferienreise  nach  der  Ostsee  unternommen  hatte,  traf  aus 
Kiel  die  erschütternde  Kunde  vom  plötzlichen  Tode  des  allverehrten 
Vorstandes  in  Berlin  ein.  An  die  Stelle  des  Verewigten  wurde  der  einst¬ 
weilige  Mitdirektor  des  Museums,  Dr.  Wilhelm  Peters,  ernannt,  zu  dessen 
nächster  Obliegenheit  die  Aufhebung  der  kaum  entstandenen  Konser¬ 
vatorschule  gehörte,  welchen  Akt  ich  als  den  Ausfluß  einer  persön¬ 
lichen  Opposition  gegen  mich  erkannte  und  deshalb  um  so  geneigter 
war,  einem  Ruf  an  das  Naturalienkabiuet  in  Stuttgart  Folge  zu 


leisten,  in  welcher  neuen  Stellung-  ich  einige  Jahre  wirksam  war, 
bis  König  Wilhelm  von  Württemberg,  der  um  das  Wohlergehen 
seines  Volkes  und  namentlich  um  dessen  Landwirtschaft  so  hoch¬ 
verdiente  Monarch,  die  Absicht  hatte,  die  Hauptstadt  seines  Landes 
noch  vor  seinem  Ende  mit  einem  großartig  angelegten  Acclimati- 
sationsgarten  zu  beschenken,  mit  dessen  Ausführung  ich  betraut 
wurde.  Leider  erlebte  der  greise  König  dieses  Ziel  nicht  mehr  und 
starb,  als  dieser  Garten  halbfertig  und  schon  mit  einigen  Tieren 
besetzt  war. 

So  überwältigend  dieses  traurige  Ereignis  auch  für  mich  war, 
so  fand  ich  doch  bald  einigen  Trost  in  der  Beschäftigung  mit  den 
Fossilresten  dieses  schöueu  Landes,  und  was  mir  die  Gegenwart  zu 
verweigern  suchte,  erstand  mir  in  dem  Umgang  mit  einer  viel- 
tausendjährigen  Vergangenheit.  Die  Tierwelt  der  »Schachtelhalme 
des  Jurameeres,«  welche  Scheffel  so  meisterhaft  besingt,  nahm  mich 
gefangen  und  nach  ihren  uralten  Gebeinen  formte  ich  lebensgroße 
Gestalten;  Schlangendrachen,  Gaviale  und  Flugdrachen  kamen  zu 
den  Fischdrachen  und  halfen  so  den  Kreis  unveltlicher  Ungeheuer 
bilden.  Vieles  Aufsehen  erregte  ein  riesiges  Krokodil  aus  der  Trias¬ 
zeit,  dessen  Schuppenpauzer  unter  den  jetzt  lebenden  Sauriern  nichts 
Ähnliches  mehr  zeigt  aber  ahnen  läßt,  welche  furchtbaren  Kämpfe 
jene  Kolosse  einst  auszufechten  gehabt  haben  müssen.  Uuter  den 
Tieren  des  Tertiär  befanden  sich  riesige  Höhlenbären  und  Löwen  etc., 
deren  Größe  schon  mächtig  wirkte,  zwischen  denen  aber  ein  Mammuth 
von  5  Meter  Höhe  durch  seine  Gewaltigkeit  alles  andere  überbot. 
Ein  Teil  dieser  Tiere  wurde  vor  einigen  Jahren  nach  Amerika  ver¬ 
kauft,  soll  aber  gelegentlich  ersetzt  werden. 

Bisher  waren  die  Zoologen  immer  noch  in  der  glücklichen  Lage, 
den  Bedarf  ihrer  Sammlungen  teils  in  frischen  Tieren,  teils  in 
Häuten  oder  Bälgen  beziehen  zu  können,  aber  sehr  bald  wird  die 
Zeit  eintreten,  wo  das  nicht  mehr  stattfinden  kann.  Die  Urwelt 
greift  in  die  Gegenwart  immer  tiefer  ein,  denn  der  Fortschritt  der 
Zeit  sorgt  dafür,  daß  ganze  Tiergeschlechter  der  Ausrottung  unter¬ 
liegen.  Die  Zahl  der  schon  erlegenen  Tiere  ist  nicht  gering  und 
wird  zusehends  sich  vergrößern  und  ich  will  nur  an  einige,  in  noch 
geschichtlicher  Zeit  ausgerotteten  Tiere  erinnern  :  der  Scheich  oder 
Riesenhirsch,  der  Urstier,  der  schweizer  Steinbock,  die  stellersche 
Seekuh,  der  Riesenalk,  der  Moa  u.  a.  m.  Dem  Aussterben  nahe 
sind  :  der  Auerochs,  der  Wiesent,  der  Bison,  das  Elch,  verschiedene 
Robben  und  Wale  und  manche  oceanische  Säugetiere  und  Vögel. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  1884.  20 


306 


Diesem  allgemeinen  Vernichtungskrieg  zuvorzukommen  uud  zu  retten, 
was  noch  zu  retten  ist,  hat  Milne  Edwards  sich  in  der  Akademie 
der  Wissenschaften  erhoben  und  bewirkt,  daß  eine  Expedition  nach 
Kap  Horn  ausgesendet  wurde,  um  dort  Wale  und  Robben  etc.  für 
die  Wissenschaft  zu  sampeln,  welches  Unternehmen  nicht  hoch 
genug  auzuschlagen  ist.  —  Aus  diesen  kurzen  Andeutungen  werden 
wir  die  Größe  der  Gefahr  für  unsere  Sammlungen  erkennen  uud 
finden,  daß  viele  dieser  Tiere  bereits  gänzlich  verschwunden  sind, 
somit  der  Urwelt  angehören  und  nicht  anders  als  in  restituierten 
Modellen  aufzustellen  sind,  an  welchen  Zustand  wir  uns  gewöhnen 
müssen ;  wirklich  stellt  sich  heraus,  daß  die  Riesentiere ,  wie  große 
Wale,  Robben,  Seekühe,  See-Elefanten  und  die  riesigen  Vielhufer 
als  Modelle  schönere  und  naturgetreuere  Nachbildungen  gestatten, 
während  ihre  Häute  mehr  oder  minder  nur  defekte,  kostspielige 
und  unvollkommene  Resultate  liefern. 

Betreffs  des  bedauernswerten  Anteils  an  der  Tiervernichtung, 
welches  die  Wissenschaft  selbst  sich  schuldig  macht,  möge  nur  an  die 
Zerstörung  der  letzten  Bruten  des  Riesenalks  durch  gewinnsüchtige 
Eiersammler  erinnert  sein.  Ganz  der  gleiche  Fall  spielt  sich  gegenwärtig 
mit  dem  Kiwi,  dem  Nestor-  und  Eulenpapagei  auf  Neuseeland  ab,  wo 
einige  spekulative  Manchestermänner  nach  Kräften  bemüht  sind,  mit 
diesen  dem  Aussterben  verfallenen  Vogelarten  gründlich  aufzuräumen. 
Es  werden  nämlich  nach  Art  der  Sardinen  ganze  Blechkisten  voll 
dieser  Vögel  nach  England  verschickt,  von  wo  sie  wie  eine  fabrik¬ 
mäßige  Ware  in  den  Handel  gebracht  werden,  die  jeden  Augeublick 
in  beliebiger  Anzahl  wieder  nachgeliefert  werden  kann  und  willige 
Käufer  findet.  So  bedauernswert  solche  Erscheinungen  sind,  so 
werden  dieselben  aber  immer  wieder  von  neuem  versucht  werden. 
Rechnen  wir  die  nach  vielen  Tausenden  zählenden  Verluste  hinzu, 
welche  jährlich  die  zoologischen  Gärten  und  die  Volieren  der  Lieb¬ 
haber  zu  ersetzen  haben,  so  ergiebt  sich  die  Zahl  der  wissenschaft¬ 
lich  geopferten  Tiere  auf  eine  erschreck  bare  Höhe,  mit  welcher  die¬ 
jenige  noch  konkurriert,  die  der  Putzsucht  der  Mode  zum  Opfer  fallen. 

Für  die  geeignetste  Aufstellung  eines  Universalmuseums  der 
Natur  denke  ich  mir  einen  großen  und  hohen  Mittelbau  mit  Kuppel 
und  Oberlicht;  das  Deckengewölbe  mit  Sternbildern  und  die  Wände 
mit  Darstellungen  urweltlicher  Epochen  und  gegenwärtiger  Land¬ 
schaftsbilder  geziert.  Diesen  Mittelbau  hätten  die  Tiere  und  Pflanzen 
der  Urwelt,  teils  in  gemaltem  und  teils  iu  modelliertem  Zustand 
uud  an  diese  gereiht  die  der  gegenwärtigen  Schöpfung  auszufüllen. 


307 


Rings  um  diesen  Mittelbau  würden  in  zwei  Etagen  gallert¬ 
artige,  schmälere  Räume  mit  Seitenlicht  sich  anschließen,  welche 
kleinere  Säugetiere,  Vögel,  Reptilien,  Amphibien  und  Fische,  Spiri¬ 
tuosen,  Insekten  etc.  enthielten.  Über  alle  diese  Punkte  bitte  ich 
den  zweiten  Teil  meiner  »Praxis  der  Naturgeschichte«,  2.  Auf!., 
Weimar  1880,  nachlesen  zu  wollen. 

Den  vollständigen  Plau  eines  derartigen  Museums  schon  hier 
folgen  zu  lassen,  dazu  ist  der  Raum  gegenwärtiger  Arbeit  nicht 
ausreichend,  weshalb  ich  ihn,  der  neben  anderen  wichtigen  Fragen 
hier  nur  andeutungsweise  besprochen  werden  kann,  lieber  für  eine 
spätere  Auflage  meines  Werkes  Vorbehalte, 

Forst- und  landwirtschaftliche  Sammlungen.  Durch  die 
Teilung  der  wissenschaftlichen  Arbeit  in  streng  gesonderte  Fächer  sind 
im  Laufe  der  Zeit  eine  Menge  spezieller  Fachsammlungen  entstanden, 
deren  Zahl  sich  immer  noch  vergrößern  wird.  Zu  den  ältesten  gehören 
die  des  Bergfaches,  des  Forstwesens  und  der  Landwirtschaft.  Was 
ich  eingangs  über  fliegend  dargestellte  Vögel  gesagt  habe,  bezieht 
sich  hauptsächlich  auf  die  Forstsammlungen  und  zum  Teil  auch  auf 
die  der  Landwirtschaft.  In  den  meisten  dieser  Sammlungen  werden 
die  Raubvögel  nach  althergebrachtem  Stil  noch  mit  geschlossenen 
Flügeln  dargestellt,  wodurch  der  große  Nachteil  entsteht,  daß  der 
Lernende  nur  ruhig  dasitzende  Vögel  kennen  lernt,  die  durch  die 
mächtig  ausgebreiteten  Schwingen  sehr  veränderten  Formen  des 
fliegenden  Vogels  aber  fast  gar  nicht  zu  den  so  wichtigen  Ver¬ 
gleichen  mit  anderen  Arten  zu  sehen  bekommt.  Eine  Folge  dieser 
Einseitigkeit  sind  die  häufigen  Irrtiimer  und  Verwechselungen  zwischen 
nützlichen  und  schädlichen  Raubvögeln,  welche  selbst  erfahrenen 
Jägern  noch  bisweilen  Vorkommen.  Auf  die  Wichtigkeit  dieser 
Thatsachen  fußend,  verweise  ich  auf  meine  illustrierte  Natur¬ 
geschichte,  Leipzig,  bei  Brockhaus  1884,  wo  ich  diesem  Gegenstände 
eingehende  Beachtung  gewidmet  habe. 

Nicht  nur  die  Flugbilder  der  Raubvögel,  sondern  auch  die 
mancher  Hühner  und  Laufvögel,  sowie  der  Bartenschnäbler  dürften 
dem  Jäger  von  ganz  besonderem  Interesse  sein,  und  auch  der 
umsichtige  Landwirt  wird  sie  nicht  ohne  Nutzen  betrachten.  Fliegend 
oder  schwebend  dargestellte  Vögel  haben  aber  nur  dann  einen 
wirklichen  wissenschaftlichen  Wert,  wenn  sie  in  ihren  Proportionen 
genau  nach  den  Maßen  die  großen  Schwingen  und  die  Schwänze 
normal  gestellt,  das  heißt  in  den  Spitzen  gespreizt  oder  geschlossen 


308 


dargestellt  werden.  Diese  Erfordernisse  werden  gewöhnlich  ganz 
übersehen,  zumal  dann,  wenn  ein  minder  Geübter  die  Bearbeitung 
ausführt,  weshalb  nur  ganz  korrekten  Arbeitern  dergleichen  Vögel 
übertragen  werden  sollten.  Schlechtes  und  Mittelmäßiges  haben  wir 
leider  noch  viel  zu  viel,  nur  das  Gute  ist  merkwürdig  selten  ! 

Der  A n  s c h  a  u  un  gs  u  n  t  e r  r  i  c h  t  bildet  wohl  in  allen  Schulen 
das  Abc  derselben,  denn  nur  ganze  und  womöglich  lebende  Tiere 
werden  vom  Kinde  anerkannt  un4d  begriffen,  während  einzelne  Teile 
desselben  noch  nicht  verstanden  werden.  Als  die  nächsten  Ergänz¬ 
mittel  dienen  ausgestopfte  Tiere,  wobei  aber  leicht  Fehlgriffe  be¬ 
gangen  werden,  indem  man  gewöhnlich  mit  schlecht  aufgestellten 
Tieren  sich  behilft,  wodurch  das  gesunde  Auge  des  Kindes  irre 
geleitet  wird  und  das  Karrikierte  sich  als  Norm  für  die  wirkliche 
Gestalt  einprägt.  Es  kann  daher  nicht  genug  betont  werden,  auch 
zum  ersten  Unterricht  schon  exakt  geformte  Tiere  auszuwählen. 
Erst  in  zweiter  Reihe  sind  kolorierte  Abbildungen  zu  empfehlen, 
die,  wenn  verständnisvoll  behandelt,  ihrem  Zweck  ebenfalls  ent¬ 
sprechen.  Leider  ist  dieses  aber  nur  selten  der  Fall,  denn  in  den 
meisten  Fällen  erheben  sich  nur  wenige  über  das  Niveau  gewöhn¬ 
licher  Bilderbogen,  verstoßen  entweder  in  der  Richtigkeit  der  Zeich¬ 
nung,  der  Größenverhältnisse,  worauf  es  sehr  ankommt,  oder  in  der 
Farbentreue,  wodurch  das  Kind  wieder  irre  geführt  werden  muß, 
und  was  sich  später  bitter  rächt. 

Die  Wandtafeln  für  den  ersten  Anschauungsunterricht  sollten 
daher  npr  von  durchaus  gewissenhaften  und  geübten  Zeichnern  und 
Malern  ausgeführt  werden. 

Wie  schon  bemerkt,  sollte  man  in  der  Auswahl  der  Objekte 
für  den  Anschauungsunterricht  sehr  streng  sein  und  fehlerhaft  auf¬ 
gestellte  Tiere  gänzlich  vermeiden,  weil  sie  zu  irrigen  Vorstellungen 
führen,  zudem  sind  dergleichen  Dinge  oft  höchst  tadelnswert  ge¬ 
arbeitet  uud  dabei  ebenso  fehlerhaft  konstruiert.  Bald  folgt  dann 
Mottenfraß.  Mau  sollte  sich  darum  durch  Billigkeit  der  Objekte  nicht 
verführen  lassen.  Seit  der  Einrichtung  der  Schulsammlungen  sind 
eine  Menge  geschäftsmäßiger  »Lehnnittelhaudlungen«  und  auch 
solche  »fliegender«  Natur  entstanden,  welche  umher  reisen. 

Mit  der  Empfehlung  solcher  Anstalten  macht  man  oft  die 
trübsten  Erfahrungen,  indem  viele  von  ihnen  das  gute  Zeugnis 
nicht  ertragen  und  von  da  ab  schlechte  Ware  liefern.  Unter  den 
Zuverläßigsten,  die  ich  kenne,  möge  die  Lehrmittelhandlung  von 


V.  Fric  in  Prag  besonders  erwähnt  sein,  deren  Objekte  mir  schon 
seit  Jahren  höchst  vorteilhaft  bekannt  sind.  Auch  die  Naturalien-' 
handlang  von  G.  Umlauf?  zu  St.  Pauli,  Spielbudenplatz  8,  in 
Hamburg,  zeichnet  sich  durch  ihr  reiches  Lager  au  Skeletten, 
Konchylien  etc.  aus.  Für  so  viele  oft  geringfügigere  Gegenstände 
giebt  es  Ausstellungen.  Dürfte  die  Jugend  nicht  auch  ein  liecht 
haben,  darnach  zu  fragen,  welche  Auswahl  man  unter  den  Mitteln 
zu  ihrer  Belehrung  trifft? 


Ein  hyperpneumatisclier  Sperling. 

Von  Prof.  Dr.  H.  Landois. 

Das  Luftfüllungsvermögen  d.  h.  die  Fähigkeit  der  Tiere,  Luft 
in  verschiedene  Körperorgane  hineinzutreiben,  hat  sich  nach  ver¬ 
schiedenen  Richtungen  sehr  mannigfaltig  ausgebildet.  Ich  möchte 
einen  dreifachen  Typus  unterscheiden,  je  nachdem  das  Aufblähen 
von  dem  Verdau ungstraktus,  von  dem  Atmungssystem  oder  von  den 
Choaueu  und  der  eustachischen  Trompete  aus  erfolgt.  Ebenso  ver¬ 
schieden  ist  auch  der  Zweck  des  Aufblähens.  Die  gereizten  Kröten 
erreichen  bei  demselben  mehr  als  das  Doppelte  ihres  Körperumfanges, 
wobei  sie  eine  schreckhaftere  Gestalt  annehmen  und  auch  dem 
Verschlungenwerden  von  Seiten  anderer  Tiere  einen  größeren  Wider¬ 
stand  entgegensetzen.  Puff-  und  Kreuzottern  werden  durch  Auf¬ 
blähen  gewiß  keine  angenehmere  Erscheinung  abgebeu.  Die  männ¬ 
lichen  Tauben  blasen  ihren  Kropf  auf,  um  in  dieser  Gestalt  ihren 
Weibchen  mehr  zu  gefallen.  Der  Krippeusetzer  verschluckt  Luft  in 
Mau-en  und  Gedärme,  sodaß  der  Reiter  den  Sattel  auf  einer  solchen 
Rosinaute  nicht  festzuschnallen  im  Stande  ist.  Eudlich  steht  die 
Einführung  von  Luft  in  den  Körper  bei  den  Insekten  und  Vögeln 
unzweifelhaft  mit  dem  Flugleben  dieser  Geschöpfe  in  innigster  Be¬ 
ziehung. 

Bei  den  meisten  Vögeln  werden  sogar  die  Knochen  hohl ;  bei 
manchen  finden  sich  größere  blasig  umschlossene  Räume  zwischen 
den  Eingeweiden,  sowie  unter  und  in  der  Haut.  Alle  diese  Hohl¬ 
räume  können  dann  mit  Luft  gefüllt  werden.  Man  bezeichnet 
diese  Eigentümlichkeit  im  allgemeinen  mit  Pneu  matizität.  Die 


310 


Entwicklungsgeschichte  zeigt  uns,  wie  im  embryonalen  Leben  ein¬ 
zelne  Lungenbläschen  sich  erweitern,  sich  zwischen  die  Eingeweide 
drängen  und  in  die  Knochen  hineinwachsen.  Das  Mark  wird  resor¬ 
biert  und  au  dessen  Stelle  werden  dann  die  Knochen  mit  Luft  ge¬ 
füllt.  Die  Schädelknochen  erhalten  die  Luft  nicht  von  der  Lunge, 
sondern  von  den  Choanen  und  der  eustachischen  Trompete  aus.  Es 
wird  bei  den  Vögeln  lediglich  durch  ihre  Pneumatizität  die  Er¬ 
leichterung  des  spezifischen  Gewichtes  bewirkt,  während  das  Lungen¬ 
höhlensystem  außerdem  bei  der  Atmung  eine  Rolle  spielt. 

Die  Pneumatizität  geht  mit  der  Ausbildung  des  Luftlebens  be¬ 
züglich  des  Flug  Vermögens  gleichen  Schritt.  Die  nestjungen  Vögel 
haben  noch  Mark  in  den  Knochen,  sind  sie  flügge,  dann  wird  dasselbe 
von  der  Luft  verdrängt.  Anderseits  sind  flugunfähige  Vögel,  wie 
die  Strauße,  nicht  pneumatisch,  während  bei  den  besten  Fliegern 
die  Pneumatizität  den  höchsten  Grad  der  Ausbildung  erreicht. 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  mag  die  Beschreibung  eines  höchst 
sonderbaren  und  seltenen  Falles  hier  eine  Stelle  finden.  Am 
4.  Juli  1884  erhielt  ich  von  Donnsteinfurt  ein  kleines  Postpacket 
von  Herrn  Edmund  Hartmann,  Uhrmacher,  Gold-  und  Silberwaaren- 
haudlung,  nebst  nachstehender  Bemerkung:  ».  .  .  übersende  hierbei 
einen  jungen  Sperling,  welcher  in  demselben  aufgeblähten  Zustande, 
wie  er  sich  jetzt  befindet,  heute  Morgen  7  Uhr  noch  lebte.  Er  ist 
auf  dem  Gehöfte  des  Herrn  Kulhoff  im  hiesigen  Kirchspiel  gefangen. 
Da  es  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  etwas  höchst  seltenes  ist,  wird 
er  Ihnen  hiermit  als  Geschenk  übersandt.« 

Der  vorliegende  Sperling  ist  ein  flügges  Nestjunges,  von  der 
Schnabelspitze  bis  zum  Schwanzende  12  cm.  lang.  Der  ganze  Vogel 
ist  normal  gebildet  bis  auf  die  ungeheure  luftig-blasige  Auftreibung 
der  Haut  über  Kopf  und  Hals.  Im  Nacken  liegt  die  Haut  3  cm. 
hoch  aufgetrieben.  Dadurch  erhält  der  Vogel  ein  überaus  dick¬ 
köpfiges  Ansehen.  Die  Kopf-  und  Halshaut  ist  an  diesen  Stellen 
außerordentlich  dünn,  an  einigen  nicht  befiederten  Stellen  glasartig 
durchsichtig,  sodaß  man  durch  die  Haut  den  Umriß  von  Schädel 
und  Hals  deutlich  sehen  kann. 

Ob  und  wie  diese  luftige  Hautauftreibung  mit  der  sonstigen 
Pneumatizität  in  Verbindung  bezüglich  Beziehung  steht,  kann  nicht 
entschieden  werden,  bis  eine  anatomische  Untersuchung  stattgefundeu 
haben  wird,  welche  ich  deswegen  noch  nicht  gern  anstellte,  um  deu 
höchst  sonderbaren  Vogel  intakt  zu  erhalten. 


311 


Es  war  ein  ziemlich  schweres  Metallgewicht  nötig,  um,  an  die 
Miße  gebunden  den  Vogel  in  dem  Präparatenglase,  mit  Alkohol  ge¬ 
füllt,  unterzutauchen. 

Schließlich  mögeu  hier  noch  einige  vorhin  nicht  erwähnte 
Maßangaben  ihre  Stelle  finden:  Firste  9  mm;  Mundspalte  11  mm; 
Dillenkante  7  mm;  Flügelbreite  22  mm;  Flügellänge  50  mm; 
Schwauzlänge  23  mm  ;  Oberschenkel  27  mm.  laug,  8  mm.  dick ; 
Tarsus  19  mm;  Mittelzehe  ohne  Nagel  11  mm;  Hinterzehe  9  mm., 
dessen  Nagel  5  mm. 


Namen  einiger  asiatischer  Wildschafe. 

Von  Dr.  B.  Langkavel. 


Prof.  Dr.  Julius  Kühn,  Direktor  des  landwirtschaftlichen 
Iustituts  der  Universität  Halle,  schreibt  in  seinen  Bemerkungen  über 
den  cyprischeu  Million  im  »Ausland«  1883  S.  159:  Es  muß  stark 
bedenklich  erscheinen,  nach  der  Hornbeschaffenheit  eines  oder  weniger 
Exemplare  neue  Arten  aufzustellen,  wie  dies  selbst  noch  in  neuerer 
Zeit  geschehen  ist.  Eine  genauere  Untersuchung  wird  wahrscheinlich 
die  bis  jetzt  angenommenen  22  oder  23  Wildschafspecies  auf  einige 
wenige  Arteu  zurückführen  u.  s.  w. 

Durch  die  nachstehende  Zusammenstellung  der  Namen  einiger 
Wildschafarteu  hoffen  wir  darthun  zu  können,  wie  überaus  schwankend 
und  unsicher  noch  deren  Deutung  ist. 

Das  Wildschaf  im  allgemeinen  sollen  folgende  Ausdrücke  be¬ 
zeichnen  : 

kuch,  koch  nach  Vigue,  Travels  in  Kashmir  II  278. 
koch  (masc.),  mesh  (fern.)  in  Asadabad  nach  Bellew,  from  the  Jndus 
to  the  Tigris  353. 

kiik,  eigentlich  :  wildes  Tier,  dann  auch  Wildschaf;  in  Zusammen¬ 
setzung  mit  andern  Wörtern  die  einzelnen  Species  bezeichnend 
z.  B.  tagh — kiik=Berg — kiik  für  Ovis  Polii.  Zeitschr.  d.  Ges. 
f.  Erdkunde.  Berlin.  XVII.  448. 

’urfu  in  Gilgit,  Chilas,  Dilail;  Hunza,  Nagar ;  yet,  hal  in  Yassin; 

rhan  in  Chitral.  Journal  of  the  R.  Geogr.  Soc.  London  XLI.  18. 
gud  im  Himalaya.  Transactions  of  the  Bombay  Geogr.  Soc.  XVII.  305. 
gad  (fern.),  khar  (masc.)  in  der  Bralioe  Sprache.  Beilew  a.  a.  0.  484. 
uriar,  het,  kharr  in  Amauullah  ;  buz,  bakhta  in  Persien,  ebenda  88. 


312 


artik  in  Armenien.  Müller  in:  Sitzungsberichte  der  Wiener  Aka¬ 
demie  B.  88  hist.-pkil.  Abth.  S.  12. 
arkar  für  mittelasiatisches  Wildschaf  bei  Sewerzow  in  Peterm. 
Ergäuzungsheft  43  S.  11. 
für  Ovis  argali  finden  sich  folgende  Namen  : 
arkar  bei  SeAverzow  in  Peterm.  ebenda  S.  16. 
archar  Peterm.  Mitth.  1868  S.  197. 
arkali  Ritter,  Asien  III  312. 

argali  (türk.  u.  tatar.)  Ritter  a.  a.  0.  VII  457.  Journal  of  the 
R.  Geogr.  Soc.  London  XLtV  80.  [argali  bedeutet  auch  »Kamel¬ 
mist«  bei  Kreitner.  Im  fernen  Osten  580]. 
argalei  (fern.),  ugoldse  (masc.)  bei  Mongolen  nach  Prschewalski, 
Reisen  in  der  Mongolei  120. 

ugulde  bei  S’ojoten  und  Buräten;  ukir  bei  Birar-Tungusen.  Radde, 
Reisen  im  Süd.  v.  Ostsibirien  I  238. 
mouoga  bei  Jukagiren.  Bulletin  de  l’Acad.  Imp.  des  Sc.  de  St. 
Petersbourg  XVI  386. 

jaman  in  Kamtschatka.  Zeitschr.  f.  Ethnologie  II  375. 
dikoi  barauu  in  Nord-Sibirien.  Pallas,  Neue  Nord.  Beitr.  II  122. 
ling-yaug  in  China.  Ritter,  Asien  VII  457;  pan-jan,  ebenda  nach 
Prschewalski  a.  a.  0.  120;  (vgl.  Armand  David,  Journal  de 
mon  3ieme  voyage  I  175:  pang-yang  ici  (Iukiapo)  cumme  a 
Long-gau-fou ;  on  donne  au  Budorcas  ce  nom  qui  indique  au 
nord  l’Argali). 

rchjan  bei  Tanguteu,  Prschewalski  a.  a.  0.  333. 
gusfende  kuhi,  persisch,  bei  Polak,  Persien  I  112. 
baran,  um  die  Kowimaquelle.  Sauer,  Reise  nach  d.  nördl.  Geg.  von 
russ.  Asien  98. 
für  Ovis  Polii : 

tagh-klik  vgl.  oben:  Wildschaf. 

kachkar  in  Badakshan  und  Chitral.  Cunningham,  Ladak  198. 
katschgar.  Sewerzow  in  Peterm.  Erg.  43  S.  10,  16,  18,  20,  28. 
Erg.  42  S.  50. 

kashghar.  Gordon,  Roof  of  the  World  81. 

kutch-kar.  Wood,  Journey  to  the  source  of  the  R.  Oxus  241. 

Peterm.  Mitt.  1866  S.  269:  türkisch  =  snow  sheep. 
kuch-kar  v.  Hügel,  Kaschmir  IV.  2.  570.  Journal  of  the  R.  Geogr. 
Soc.  XLII.  440.  470. 

arkar  (masc.),  goolja  (fern.)  Shaw,  Visits  to  High  Tartary  425. 
ghuldsha  Peterm.  Erg.  52  S.  67. 


313 


kuldja  v.  Richthofen,  China  I  220. 

rass  Vigne,  Travels  in  Kaslimir  II  278.  Yule,  the  buok  of  Marco 
Polo  I  166.  Peterin.  Erg.  43  S.  20;  vgl.  Zeitsclir.  cl.  Ges.  f. 
Erdk.  Berlin  V  157. 

rang,  takki,  mesh  Journal  of  the  R.  Geogr.  Soc.  XLII  440. 
arkharas  Geographical  Magazine  IV.  49. 

weißbr  listiges  Argali  Prscliewalski  a.  a.  0.  419  und  in  Peterm. 
Mitt.  1876  S.  169. 
für  Ovis  Ammon: 

bhoral,  burrell  iu  Tibet.  Journal  etc.  XX  201.  XLII  337 ;  vgl. 
Geogr.  Magazine  III  145. 

baral,  barak,  -gliurer,  kliaker  in  Tibet.  Ritter,  Asien  III  665.  669. 
1002.  1037. 

burrul  im  Himalaya.  Fraser,  Reise  nach  und  in  Khorasan  II  372. 
gnau  am  Donkia  Pjisse.  Hooker,  Himalayan  Journals  264. 
nuang  in  Tibet.  Adams,  field  and  forest  rambles  etc.  of  Canada  70 
nyau  in  Tibet.  Cuuningham,  Ladak  198. 

dschengel  in  35° — 36°  N.  und  81° — 82°  O.  v.  Gr.  nach  Peterm. 

Erg.  52  S.  20. 
raos  ?  ebenda  8.  67. 

kuch-kar.  Vigne,  Travels  in  Kaslimir  II  278. 
archar  bei  Kirgisen.  Fiusch ,  Reise  nach  Westsibirien  77;  vgl. 
Russische  Revue  XIV  454. 
für  Ovis  montaua: 

sha,  sha-ba  (masc.),  sha-rno  (fern.)  in  Tibet.  Cuuningham  198. 
tschubukun  in  Kamtschatka.  Bulletin  de  l’Acad.  Imp.  des  Sc.  de 
St.  Petersbourg.  XIII  127.  Ferd.  Müller,  Unter  Tungusen  und 
Jakuten  207. 

tschubukä  in  Pallas,  Neue  Nord.  Beitr.  II  8. 
ktepadl’gin  bei  Tschuktschen.  Nordenskiöld,  Die  vvissensch.  Ergehn, 
der  Vega  Exped.  I  221. 
für  Ovis  Burcheli : 

die  Kuh  Nordmanns  ?  Koch,  Reisen  durch  Rußland  II  70. 
für  Ovis  Karelini: 

arkar.  Sewerzow  in  Peterm.  Erg.  42  S.  10.  19.  50;  vgl.  Geogr. 
Magazine  V  155. 
für  Ovis  Gmelini: 

kotch,  yaban  köyun  in  Kleinasien.  Mor.  Wagner,  Reise  nach 
Persien  II  71.  Proceedings  of  the  Zoolog.  Soc.  London  1877. 
S.  276. 


314 


f 


für  Ovis  nigrimontaua: 

arkar.  Sewerzow  in  Peterm.  Erg.  42.  S.  17. 
für  Ovis  Vignei: 

sha  in  Klein-Tibet  bei  Hügel  a.  a.  0.  580,  Vigne  a.  a.  0.  280; 
vgl.  0.  montana. 

kachkär  in  Yule,  the  book  of  Marco  Polo  I  154. 
für  Pseudois  Nahnr: 

na,  sna  bei  Yigue  280,  Cunningham,  Ladäk  198. 
rnaa  bei  Tanguten  nach  Prscliewalski  a.  a.  0.  333. 
kuku-jama  (Blaubock)  bei  demselben  S.  219,  Peterm.  Erg.  53  S. 
19.  Petermauu’s  Mitt.  1873,  93;  1875,  36;  1876,  101;  1883, 
346.  Ausland  1876,  111. 

barhal  in  Peterm.  Mitth.  1870,  9.  Hunter,  tlie  Indian  Empire  520. 


Die  Zwergsclileiclie  (A blepharus  pannonicus  Fitzinger) 

in  der  Gefangenschaft. 

Yon  Joh.  von  Fischer. 

Die  Zvvergscbleicbe  lebt  in  Ungarn,  von  dem  sie  den  mittleren 
Teil  bewohnt,  in  ganz  Griechenland,  in  Süd-Rußland  und  Persieu. 
Sie  liebt  grasige  Hügel.  Man  findet  sie  aber  auch  häufig  au  san¬ 
digen  Orten  vor.  Sie  hält  sich  mit  Vorliebe  unter  Steinen,  trockenem 
Laub,  Baumstämmen  etc.  auf.  Ihr  Fang,  der  nicht  leicht  ist,  ge¬ 
lingt  nur  dann,  wenn  man  sie  auf  dem  Wege,  unter  einem  großen 
Steine  etc.  überrascht.  Im  Grase  ist  sie,  vermöge  ihrer  geringen 
Körpergröße,  nur  äußerst  schwer  zu  fangen,  indem  sie  sich  den 
Blicken  des  Fängers  bald  entzieht  und  im  Grasgewirr  verschwindet. 

Sie  schlängelt  sich  auf  dein  Boden  ungemein  rasch  fort  und 
vermag  auch  rauhe  Wände  mit  Leichtigkeit  zu  erklimmen,  indem 
sie  sich  ihrer  äußerst  zarten  Füße  weit  mehr  bedient,  als  die  sehr 
verwandte  Erzschleiche  (Seps  chalcides.) 

Sie  muß  in  temperierten,  trockenen  Terrarien  gehalten  werden 
und  gedeiht  vortrefflich  in  Gesellschaft  von  Sandschlüpfern  ( Psammo - 
dromus  hispancius )  und  jungen  Stachelfiugern  (Acanthodactylus  vul¬ 
garis),  da  ältere  sie  unbarmherzig  verzehren  würden.  Größere  Tiere 
darf  mau  ihr  nicht  beigesellen,  denn  sie  würde,  vermöge  ihrer  ge¬ 
ringen  Körpergröße,  bald  überwältigt  werden. 


315 


Sie  versteht  es  sehr  gut,  sich  im  Saude,  zwischen  Moos,  unter 
Steiuen  etc.  zu  vergraben  und  kommt  nur  mit  Vorsicht  aus  ihrem 
Versteck  heraus.  Minuten-,  oft  viertelstuudeulang  ragt  ihr  Kopf 
unbeweglich  aus  ihrem  Schlupfwinkel  hervor,  ehe  sie  sich  entschließt, 
denselben  zu  verlassen  und  ganz  herauszukriechen.  Eine  eckige 
Bewegung,  ein  fremder  Gegenstand,  ein  ungewohntes  Geräusch  und 
die  Erzschleiche  verschwindet  unter  die  ihr  Schutz  gebenden 
Gegenstände. 

Beim  Fang  bricht  der  gebrechliche  Schwanz  ziemlich  leicht  ab, 
ersetzt  sich  aber  nach  wenigen  (4 — 6)  Wochen. 

Ihre  Bewegungsart  ist  ein  ungemeiu  gewandtes  Schlängeln 
und  da  das  Tier  äußerst  glatt  und  außerdem  sehr  dünn  ist,  so  ent¬ 
schlüpft  es  oft  gerade  in  dem  Augenblick,  wenn  man  es  zu  halten 
glaubt.  Aus  diesem  Grunde  fängt  man  diese  Schleiche  nur  schwer, 
um  so  mehr,  da  ihr  ein  jeder  Gegenstand,  ein  Loch  eines  Regen¬ 
wurmes,  eine  Erdspalte  oder  eine  Steinritze  genügende  Verstecke  bieten. 

Knauer  sagt  an  mehreren  Orten,  daß  die  Zwergschleiche, 
die  er  Johaunisechse  (warum?)  nennt,  die  Sonne  liebe.  Ich  muß 
von  meinen  Gefangenen  sowohl,  als  von  den  in  der  Freiheit  auge- 
troffeneu  Individuen  gerade  das  Gegenteil  behaupten.  Nie  ist  eine 
Zwergschleiche  von  mir  bei  brennendem  Sonnenschein  gesehen 
worden.  Gegen  4  Uhr  nachmittags,  im  Sommer  gegen  6  Uhr,  ver¬ 
lassen  meine  Gefangenen  ihre  Verstecke,  um  ihrer  Nahrung  nach¬ 
zugehen.  So  lauge  die  Sonne  voll  scheint,  sind  und  bleiben  sie 
unsichtbar. 

Gegen  Dämmerungszeit  laufen  oder  schlängeln  sie  sich  viel  im 
Behälter  herum,  lecken  die  au  den  Grashalmen  anhaftenden  Wasser¬ 
tropfen  auf,  fassen  hier  einen  kleinen  Wurm,  dort  ein  Insekt,  um 
es  unter  heftigem  Schütteln  erst  zu  betäuben  und  darauf  zu  verzehren 
und  verkriechen  sich  wieder  gegen  Einbruch  der  Nacht. 

Direkte  Nässe  ist  ihnen  höchst  unangenehm,  obschon  das 
Wasser  auf  ihrem  metallglatten  Körper  gar  nicht  anhaftet.  Sie 
fliehen  sie,  wahrscheinlich,  weil  die  Verdunstung  das  ihnen  unange¬ 
nehme  Gefühl  von  Kälte  verursacht. 

Die  Wassernäpfe,  die  man  ihnen  reicht,  müssen  kleiu  und  ganz 
flach  sein,  da  sie,  vermöge  ihrer  geringen  Körpergröße,  in  größere 
leicht  hereinfallen  und,  vermöge  der  Kürze  ihrer  Extremitäten,  sich 
aus  tieferen  nicht  heraushelfen  können.  Ich  verwende  als  Wasser- 
und  als  Futternäpfe  seit  Jahren  mit  Erfolg  flache  Muschelschalen. 


316 


Ihre  geringe  Körpergröße  macht  sie  sehr  furchtsam,  und  sie 
werden  selbst  von  größeren  Mauereidechsen  (von  anderen  Lacerteu 
w  ill  ich  gar  nicht  reden)  verfolgt  und  gefressen.  Daher  darf  man 
ihnen  nur  Tiere  von  ihrer  ungefähren  Größe  zugesellen. 

Verteidigungsmittel  besitzen  sie,  außer  der  Flucht,  nicht.  Er¬ 
griffen,  suchen  sie  sich  nur  unter  heftigen  Krümmungen  zu  eutwin- 
den,  wobei  sie  den  Kopf,  nach  Gongylus-Art,  kräftig  gegen  die 
Hand  stemmen.  Die  Flucht  gelingt  ihnen  auch  fast  immer,  dank 
der  Glätte  ihrer  Körperoberfläche. 

Ihr  Auge  ist  besser  als  ihr  Gehör,  die  andern  Sinne  sind  von 
untergeordneter  Ausbildung. 

In  der  Freiheit  frißt  die  Zwergschleiche  kleine  Gewönne, 
allerlei  Larveu,  Mücken,  Fliegen  und  andere  kleine  Insekten,  sowie 
kleine  Asseln  und  Nacktschnecken. 

Wenn  Schreiber  sagt,  daß  die  Zwergschleiche  in  der  Ge¬ 
fangenschaft  nur  schwer  fortzubringen  sei,  so  muß  ich  meinen  Er¬ 
fahrungen  nach  das  Gegenteil  behaupten.  Ich  habe  nie  Mühe  ge¬ 
habt,  meine  Zwergschleichen  am  Leben  zu  erhalten.  Im  Gegenteil, 
meine  Gefangenen,  die  unter  den  denkbar  ungünstigsten  Bedingungen 
(zwischen  Maiskörnern  z.  B.)  verpackt  und  versandt  waren,  fraßen 
und  tranken  am  Tage  nach  ihrer  Ankunft  und  befinden  sich  noch 
heute  wohl  und  munter. 

Das  beste  Futter  für  die  Zwergschleichen  sind  Fliegen,  die  mau, 
ehe  man  sie  reicht,  betäuben  muß,  indem  man  den  Fliegensack  gegen 
den  Boden  schlägt  und  dann  erst  im  Terrarium  umstülpt,  die  be¬ 
täubten  Fliegen  umherstreuend,  wo  sie  von  den  Zwergschleichen  auf¬ 
gelesen  werden.  Oder  man  giebt  gauz  kleine  Mehlwürmer,  die  mau 
in  einer  flachen,  aber  glatten  Schale  reicht. 

Bei  dieser  Nahrung  und  genügendem  Wasser,  das  man  ihuen 
in  Tropfenform  reicht,  indem  mau  das  Moos,  die  Blattpflanzen  oder 
die  Steine  mit  dem  Zerstäuber  besprengt  oder  flache  Wassernäpfe 
aufstellt,  hält  sich  die  Zwergschleiche  jahrelang. 

Schließlich  sei  erwähnt,  daß  die  Zwergschleiche  eierlegeud  ist. 
Leider  ist  mir  bis  jetzt  jeder  Ausbrütungsversuch  der  äußerst  zart- 
schaligen  Eier,  die  unter  den  Fingern  federn,  da  die  Hülle  perga¬ 
mentartig  ist,  gänzlich  fehlgeschlagen,  indem  die  Eier  entweder  ver¬ 
trockneten  oder  verfaulten. 

Die  Zwergschleiche  ist  im  Handel  äußerst  selten  und  nur  zu¬ 
fälligerweise  zu  erhalten,  dann  aber  auch  hoch  im  Preise. 


317 


Miscellen. 


Aus  dem  Berliner  Zoologischen  Garten. 

Uber  dem  Raubtierhause  schwebte  in  vorigem  Jahre  ein  Unstern.  Es 
wurden  zwar  viel  und  vielerlei  Junge  geboren,  deren  Aufzucht  indes  größten¬ 
teils  mislang.  Besonders  die  Rachitis  raffte  das  Jungvieh  hin,  trotz  aller 
Anstrengung  es  zu  erhalten.  Jetzt  wird  wieder  Phosphor  dagegen  angewendet 
und  anscheinend  mit  Erfolg.  Von  den  4  Löwen  sind  zwei  dieser  Krankheit 
erlegen,  von  den  beiden  des  zweiten  Wurfes  leidet  der  eine  an  derselben. 
Das  Pumaweibchen,  Felis  concolor ,  brachte  6  Junge.  Davon  gingen  2  bald 
nach  der  Geburt  ein,  ein  drittes  starb,  nachdem  es  über  katzengroß  war,  an 
Rachitis  und  auch  die  übrigen  3  scheinen  nicht  aus  aller  Gefahr  zu  sein. 
Tiger  und  indischer  Panther  verwarfen.  Ein  junger  schwarzer  Panther  be¬ 
rechtigte  zu  den  schönsten  Hoffnungen,  als  er  eines  Tages  am  Gitter  herauf¬ 
kletterte,  herunterfiel  und  mehrere  Tage  darauf  krepierte.  Das  Netz  war  ge¬ 
rissen  und  die  Gallenblase  geplatzt.  Ein  junger  Wolf,  welchen  man  bei  dem 
hohen  Alter  der  Eltern  gar  nicht  mehr  erwartet  hatte,  starb  wahrscheinlich  an 
einer  Funktionsstörung  des  Verdauungsapparates. 

Erfreulicheres  ist  aus  dem  Hundezwinger  zu  berichten.  Von  dem  zahl¬ 
reichen  jungen  Volk,  welches  ihn  belebt,  erwähne  ich  nur  die  englischen 
Setter  und  die  russischen  und  arabischen  Windhunde  als  die  vorzüglichsten 
und  gesuchtesten. 

1  Javaneraffe,  Macacus  cynomolyus,  1  Bastard  von  Cynocephalus  Hama- 
dryas  masc.  und  C.  Babuin  fern.  Dieses  ganz  am  Ende  des  Jahres  geborene 
Tier  ist  ein  Bruder  des  1882  geborenen  weiblichen  Bastardes.  Schießlich 
wurde  noch  am  17.  Oktober  ein  Mandrill,  Cynocephalus  mormon ,  geboren,  der 
wohl  einige  weitere  Notizen  wert  ist,  da  ein  solches  Ereignis  zu  den  größten 
Seltenheiten  gehört.  Brehm  spricht  in  der  2.  Auflage  seines  Tierlebens  wohl 
von  jungen  Mandrills,  doch  scheinen  dieselben  wild  eingefangen  zu  sein. 
Andernfalls  hätte  er  sie  wohl  genauer  beschrieben.  Iu  der  im  zweiten  Jahr¬ 
gang  dieser  Zeitschrift  befindlichen  Liste  der  in  der  Gefangenschaft  sich  ver¬ 
mehrt  habenden  Tiere  ist  der  Mandrill  nicht  aufgeführt  ,  ebenso  fehlt  er  in  der 
Übersicht  der  Geburten  im  Londoner  zoologischen  Garten  von  1848  bis  18(i7. 
Der  im  Zoologischen  Garten  zu  Hamburg  geborene  und  von  Herrn  Sigel  auf 
Seite  235  des  vorigen  Jahrganges  beschriebene  scheint  überhaupt  der  erste  zu 
sein,  der  in  der  Gefangenschaft  zur  Welt  kam.*) 

Der  Vater  unseres  jungen  Mandrills  lebt  schon  15  Jahre  im  Garten,  und 
man  sprach  ihm,  da  er  leidenschaftlich  der  bekannten  Ausschweifung  fröhnte, 
überhaupt  schon  die  Zeugungsfähigkeit  ab.  Das  Weibchen  machte  einen  solchen 
unscheinbaren  Eindruck,  daß  man  es  kaum  für  reif  halten  konnte,  und  erst 
wenige  Wochen  vor  ihrer  Niederkunft  wurde  man  eines  besseren  belehrt. 
Sie  hatte  ihre  frühere  Munterkeit  verloren  und  eine  geringe  Schwellung  des 

*)  „List  of  the  vertebrated  animals  now  or  lately  living  in  tlie  gardens  of  the  ZoologieM 
Society  of  London“  führt  in  der  8.  Ausgabe  1883,  S.  26  einen  weiblichen  Bastard  zwischen 
dem  Mandrill  fein,  und  dem  Java- Affen,  Macacus  cynomolyus  masc.  auf,  der  am  13.  Oktober  1878 
in  dem  Garten  zur  Welt  kam.  N. 


318 


Leibes  ließ  darauf  schließen,  daß  sie  in  anderen  Umständen  sich  befinde.  Die 
Geburt  brachte  dem  jungen  Tier  die  erste  Gefahr.  Die  Mutter  gebar  auf 
einer  3/4  m.  über  dem  Boden  angebrachten  Stange  stehend,  doch  kam  das 
Junge,  ein  Männchen,  ohne  Schaden  genommen  zu  haben,  unten  an  und  die 
Alte,  wohl  merkend,  welcher  Art  der  Neugeborene  sei,  nahm  sich  seiner  so 
an,  wie  es  Affenliebe  nur  möglich  ist.  Das  junge  Tier  einer  genauen  Messung 
zu  unterziehen  war  unmöglich,  seine  Länge  vom  Scheitel  bis  zur  Schwanz¬ 
wurzel  schätzte  ich  auf  ungefähr  12  cm.  Der  Kopf  fiel  durch  seine  relativ  un¬ 
geheuren  Dimensionen,  die  Extremitäten  durch  ihre  außerordentliche  Länge 
auf.  Auch  der  Schwanz  war  relativ  sehr  lang  —  er  mag  2 — 3  cm.  gemessen 
haben  —  so  daß  er  fast  die  definitive  Länge  besaß.  Doch  kann  dies  kein 
Wunder  nehmen,  hat  doch  seihst  der  Mensch  auf  einer  gewissen  Entwicklungs¬ 
stufe  einen  solchen.  Er  bleibt  beim  weiteren  Wachstum  des  Tieres  einfach 
zurück.  So  auch  hier,  wo  ich  innerhalb  dreier  Monate  kein  Längenwachstum 
an  demselben  konstatieren  konnte.  Die  Haut  des  eben  geborenen  Tieres  war 
pigmentlos  und  sehr  spärlich  mit  feinen  weißen  Haaren  bedeckt.  Nur  Hinter¬ 
kopf  und  Scheitel  trugen  eine  dichtere  und  dunkle  Haarbedeckung.  Feine 
Striche  neben  der  Nase  deuteten  die  Hautfalten  an.  Im  übrigen  war  der  Kopf 
glatt,  von  Knochencristen  keine  Spur. 

Mitte  Dezember  war  die  Haut  blau  geworden  und  mit  dichterem  Haar¬ 
kleid  bedeckt,  das  am  Körper  noch  farblos  war.  Am  Schädel  bemerkte  man 
die  Anfänge  der  Knochenleisten,  besonders  an  der  Stirn  und  um  die  relativ 
sehr  großen  Augen.  Auch  schienen  die  Zähne  durchzubrechen.  Die  Alte  war 
sehr  besorgt  um  ihr  Junges  und  ließ  es  nur  selten  los. 

Der  junge  Mandrill,  dessen  Nahrung  noch  die  Muttermilch  ist,  mag  Mitte 
Jauuar  1884  ungefähr  eine  Größe  von  20  cm.  erreicht  haben.  In  seiner 
Färbung  gleicht  er  fast  genau  der  Mutter.  Die  Haare  auf  dem  Kopf,  dem 
Bücken  und  der  Außenseite  der  hinteren  Extremitäten  sind  dunkel  seiden¬ 
glänzend  auf  Brust,  Bauch  und  Innenseiten  der  Extremitäten  fast  weiß.  Kinn¬ 
bart  und  Kehle  sind  rotgelb.  Die  Außenseite  der  vorderen  Gliedmaßen  und 
ein  Streifen  rings  um  das  Gesicht  tragen  Haare,  die  am  Grunde  und  an  der 
Spitze  oliven grün,  in  der  Mitte  schwarz  sind.  Hinter  den  Ohren  befinden  sich 
dreieckige,  fast  kahle  Stellen,  welche  die  blaue  Haut  erkennen  lassen.  Die 
Nase  und  Oberlippe  sind  matt  fleischrot,  ebenso  die  Gesässschwiele.  Das 
übrige  Gesicht  ist  hell  graublau  und  zeigt  deutliche  Falten  auf  den  Backen, 
wie  auch  die  Cristen  bedeutend  ausgeprägter  sind.  Die  Iris  ist  schmutzig- 
grau,  neigt  sich  aber  mehr  und  mehr  zu  einer  bestimmten  Farbe.  Die  Zähne 
sind  durchgebrochen.  Das  Scrotum  dehnt  sich  nicht,  wie  z.  B.  bei  den  Java- 
neraffen  ganz  zwischen  den  Hinterbeinen  aus,  sondern  ist  mehr  auf  die 
Mittellinie  beschränkt.  Im  übrigen  ist  das  Tierchen  sehr  munter  und  ge¬ 
währt  dem  ausharrenden  Beschauer  viel  Vergnügen.  Die  Alte  läßt  ihm  seinen 
Willen,  so  lange  er  sich  im  Bereich  ihrer  Arme  befindet.  Will  er  am  Gitter 
hinauf,  so  begleitet  sie  ihn  oder  zieht  ihn  rechtzeitig  wieder  herab.  Hoffent¬ 
lich  ist  es  mir  möglich,  an  dieser  Stelle  über  die  weitere  Entwicklung  des 
kleinen  Pavians  noch  Mitteilungen  machen  zu  können. 


L.  Wunderlich. 


319 


Der  Wildstand  Skandinaviens.  Das  Elchwild  ist  dank  den  vor¬ 
züglichen  Jagdgesetzen  in  Schweden  und  Norwegen  in  starker  Zunahme  be¬ 
griffen.  Es  hat  11  Monate  Schonzeit  und  darf  nur  im  September  geschossen 
werden.  Durchschnittlich  werden  in  Schweden  jetzt  wohl  1000  Stück  Elchwild 
jährlich  geschossen.  Die  Jagdresultate  im  Königreiche  überhaupt  waren  in 
den  letzten  Jahren  folgende: 


Getötete  Kaubtiere. 


1870 

1871 

1872  1873 

1874 

1875 

1876 

1877 

1878 

1879 

1880 

1881 

Bären  .•■... 

65 

68 

45 

61 

38 

47 

66 

•81 

52 

52 

48 

37 

Wölfe  .... 

32 

61 

23 

33 

37 

75 

47 

17 

40 

43 

36 

42 

Vielfraße  .  .  . 

93 

104 

98 

113 

68 

122 

120 

124 

144 

135 

128 

105 

Luchse  .  .  . 

76 

95 

88 

116 

118 

108 

103 

67 

70 

67 

27 

25 

Füchse  .  .  . 

3589 

6402 

6789 

7683 

8758 

11353 

10233 

9823 

11566 

12251 

14876 

13112 

Marder,  Iltisse, 
Wiesel  .  .  . 

?  164 

?  168 

Otter  .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

?  12 

?  39 

Seehunde 

— 

— 

— 

— 

* — 

— 

2189 

1936 

1824 

1554 

434 

316 

Adler  .... 
Taubenhabichte 

2179 

1895 

1651 

2285 

2575 

2899 

12158 

1152817014 

18760 

13295 

10786 

Uhu  .... 
Krähen  .  .  . 

— 

25148 

40025 

1851/55 

1856/60 

1861/65 

1866/70 

1871/75 

18 1 6/S 

Bären . 

602 

632 

532 

494 

258 

299 

Wölfe . 

768 

713 

523 

227 

229 

182 

Vielfraße . 

533 

611 

546 

695 

506 

616 

Luchse . 

699 

868 

679 

525 

536 

334 

Von  Raubtieren  getötete  Haustiere. 


1876 

1877 

1878 

1879 

1880 

1881 

Pferde . 

3 

1 

3 

— 

2 

— 

Rinder . 

49 

24 

29 

21 

34 

19 

Schafe,  Ziegen . 

11157 

9635 

9053 

10056 

8268 

Renntiere . 

2334 

2156 

2190 

2824 

2704 

2204 

Schweine . 

— 

— 

— 

— 

30 

34 

Federvieh . 

32334 

32996 

32291 

36469 

41198 

39931 

Taxirter  Schaden  in  Kronen 

89828 

89092 

90928 

93383 

104523 

94815 

(Nach  Dr.  R.  Blasius.) 


*  Betragen  man  n  1  ic  h  er  Wölfe  gegen  die  Jungen.  Es  ist  hin¬ 
reichend  bekannt,  daß  die  alten  männlichen  Hunde  sich  um  ihre  eigene 
Nachkommenschaft  auch  nicht  im  geringsten  bekümmern.  Nicht  so  stiefväter- 
lich  betragen  sich  die  alten  Wölfe.  Am  19.  Mai  1884  warf  die  Wölfin  unseres 
Zoologischen  Gartens  5  Junge,  2  Männchen  und  3  Weibchen.  Im  Alter  von 


320 


etwa  4  Wochen  verließen  dieselben  die  Schlucht  und  spielten  vor  derselben 
umher.  Dabei  ereignete  es  sich  nicht  selten,  daß  das  eine  oder  andere  Junge 
durch  das  Eisengitter  kroch,  welches  den  mütterlichen  Wolf  von  dem  alten 
Männchen  trennte.  Der  alte  männliche  Wolf  erfreute  sich  sichtlich  über  den 
Besuch;  er  leckte  das  Junge,  spielte  mit  demselben  und  trug  es  gern  im  Maule 
zärtlich  durch  den  ganzen  Käfig.  Diese  Spielerei  dauerte  so  lange,  bis  das 
Junge  wieder  durch  das  Gitter  zu  seiner  Mutter  gelangte. 

Prof.  Dr.  H.  L  a n  d  o  i  s. 


•  * 

Ein  zweifüßiger  Fuchs.  In  der  Nähe  von  Albachten  wurde  auf  der 

Treibjagd  ein  Fuchs  erlegt,  dem  der  rechte  Vorderfuß  und  der  linke  Hinter¬ 
fuß  völlig  fehlte.  Trotzdem  war  er  noch  ziemlich  gut  genährt. 

Prof.  Dr.  H.  Landois. 


Eingegangene  Beiträge. 

J.  v.  F.  in  B. :  Briefliche  Antwort  nebst  bestem  Dank.  —  K.  M.  in  K.:  Die  Schriftclien 
sind  g-nt  angekommen.  Dank  dafür.  Über  die  Reise  demnächst  Näheres.  —  E.  F.  in  B. : 
Zahlreiche  Mitteilungen;  danke  herzlich!  —  B.  L.  in  H.  —  E.  II.  in  W.:  Wir  haben  leider 
den  Raum  nicht,  um  eingehende  Schilderungen  aus  dem  Leben  der  Insekten  geben  zu 
können  und  danken  darum  für  Ihr  freundliches  Anerbieten.  —  F.  S.  in  Z. :  Der  Aufsatz  wird 
Ihnen  zugekommen  sein.  —  A.  W.  in  E. :  Herzlichen  Dank  für  die  freundliche  Auskunft.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Jahrbücher  der  deutschen  Malakozoologischen  Gesellschaft  nebst  Nachrichts¬ 
blatt.  Redig.  von  Dr.  W.  Ivobelt.  11.  Jahrg.  1884.  Heft  III.  Frankfurt  a.  M.  Mor. 
Diesterweg.  1884. 

R.  von  Schmiedeberg.  Der  deutsche  Vorstehhund.  Mit  Abbildungen  von  Beckmann 
u.  Sperling.  Leipzig.  E.  Twietmeyer.  1884.  4°.  02  Seiten.  2,25  Mk. 

Prof.  Ohr.  Brügger.  Zoologische  Mitteilungen.  (Die  Flattertiere  Graubündens).  Sep.-Abdr. 

Jahresber.  ü.  Naturf.  Gesellsch.  Graubündens.  27.  Jahrgang. 

Jahresbericht  der  Vorsteherschaft  des  Naturhistorischen  Museums  in  Lübeck  für  das 
Jahr  1883. 

Dr.  Alfr.  Walter.  Palpus  maxillaris  Lepidoptcrorum.  Sep.-Abdr.  Jen.  Zeitsehr.  f. Naturwissen¬ 
schaft.  18.  Band.  .Jena.  Gustav  Fischer  1884. 

A.  Ilarrach.  Der  Käfersammler.  Prakt.  Anleitung  zum  Fangen,  Präparieren,  Aufbewahren 
und  zur  Aufzucht  der  Käfer.  Weimar.  B.  F.  Voigt.  1884.  3  Mk. 

Zoologischer  Garten  in  Basel.  Elfter  Geschäftsbericht  des  Verwaltungsrates. 

Fr.  Arnold.  Illustrierter  Kalender  für  Vogelliebhaber  und  Geflügelzüchter.  München.  Fr. 
Arnold.  1885.  8°.  80  S.  1  Mk. 

Dr.  Karl  Ruß.  Die  Webervögel  und  Widafinken.  Mit  3  Holzschnitten.  Magdeburg. 

Creutz’sche  Buch-  und  Musikalienhandlung.  1884.  gr.  8°.  218  Seiten.  3  Mk. 
Erstes  österreichisch  ungarisches  Lehr-  u.  Lernmittel-Magazin.  2.  Jahrg.  Juni  1884.  Graz. 
Prof.  Ludw.  Büchner.  Der  Fortschritt  in  Natur  und  Geschichte  im  Lichte  der  Darwinschen 
Theorie.  Stuttgart.  E.  Schweizerbart.  1884.  gr.  sn.  38  Seiten.  1,20  Mk. 
Insekten-Börse.  Central-Organ  zur  Vermittelung  von  Angebot,  Nachfrage  und  Tausch, 
l.  Jahrg.  1884.  E.  Wartwig.  Leipzig  1884. 

Gustav  P  r  ü  t  z.  Illustriertes  Mustertaubcn-Buch.  Enthaltend  das  Gesamte  der  Taubenzucht. 

Mit  Pracht-Farbendruck-Blättern.  Lieferg.  5  7  ä  1,20  .Mk  Hamburg.  J.  F.  R  ichter  1884. 
Humboldt.  Monatsschrift  für  die  gesamten  Naturwissenschaften.  .Herausgeg.  von  Prof. 

Dr.  G.  Krebs.  Juli— Septbr.  1884.  Stuttgart  Ferd.  Eneke. 

Zeitschrift  fürNaturwissen  schäften.  Herausgeg.  von  dem  naturwissenschaftl.  Verein 
für  Sachsen  und  Thüringen.  57.  Band.  3.  Heft.  Halle  a.  S.  Tausch  &  Grosse.  1884. 


Zur  Nachricht:  Wegen  meiner  fast  dreimonatlichen  Abwesenheit  von 
hier  sind  allerlei  Störungen  und  Verzögerungen  in  dem  Betriebe  unserer  Zeit¬ 
schrift  eingetreten,  wofür  ich  um  Entschuldigung  bitten  muß. 

Prof.  Dr.  Noll. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Milli  1  uh  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere, 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

N°-  11.  XXV.  Jahrgang.  November  1884. 


InhaU. 

Luftgeschwülste  bei  Vögeln;  von  Dr.  Max  Schmidt.  —  Einiges  über  die  Tiermärkte 
in  Bahia  und  Rio  de  Janeiro;  von  Alexander  von  Sver tschkoff.  —  Neues  aus  der  Tier¬ 
handlung  von  Karl  Ilagenbeck,  sowie  aus  dem  Zoologischen  Garten  in  Hamburg;  von 
Dr.  Th.  Noack.  (Fortsetzung).  —  Der  gemeine  Stachelfinger  (Accmthodactylus  vulgaris  Dum.  u. 
Bibron)  in  der  Gefangenschaft;  von  Joh.  v.  Fischer.  —  Korrespondenzen.  —  Miscellen.  — 
Litteratur.  —  Todesanzeigen.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Luftgeschwülste  hei  Vögeln. 

Von  Dr.  Max  Schmidt. 


Die  Mitteilung  des  Herrn  Professor  Dr.  Landois  im  10.  Heft 
des  XXV.  Jahrgaugs  des  »Zoologischen  Gartens«  über  einen  hyper- 
pneumatiseheu  Sperling  veranlaßt  mich,  hier  über  eine  Beobachtung 
ähnlicher  Art  zu  berichten,  welche  vielleicht  geeignet  ist,  über  die 
Entstehungsursache  derartiger  Luftgeschwülste  einiges  Licht  zu 
verbreiten. 

Mittels  eines  Schreibens  vom  1.  Februar  d.  J.  benachrichtigte 
mich  ein  Herr  aus  Stockholm,  daß  unter  etwa  80  in  seinem  Besitz 
befindlichen  Rebhühnern,  welche  im  Herbst  zum  Zwecke  der  Über¬ 
winterung  eingefangen  worden  waren,  eine  Krankheit  ausgebrochen 
sei,  welche  bereits  eine  Anzahl  dieser  Tiere  getötet  habe. 

Der  sehr  eingehend  und  klar  gehaltene  Bericht  ergab  bezüglich 
des  Aufenthaltes  und  der  Pflege  der  Tiere  keinerlei  Anhaltspunkte 
bezüglich  der  Entstehungsursache  der  Krankheit,  sondern  ließ  viel¬ 
mehr  erkennen,  daß  allen  nötigen  Anforderungen  auf  das  beste 
Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XXV.  isst.  21 


322 


Rechnung  getragen  war.  Bezüglich  der  Krankheitserscheiuungen 
war  nur  gesagt,  daß  am  Kopfe  und  zwar  am  Scheitel  eine  Art 
Hornbildung  anfange,  die  sich  nach  und  nach  bis  an  die  Augen 
fortsetze,  worauf  dann  der  Tod  einzutreten  pflege.  Im  übrigen 
wurde  ich  auf  einige  an  dieser  Krankheit  gestorbene  Exemplare 
verwiesen,  welche  mir  zum  Zwecke  näherer  Untersuchung  zugesendet 
werden  sollten. 

Am  8.  Februar  erhielt  ich  die  drei  in  Aussicht  gestellten 
Feldhühnerleichen  und  beeilte  mich,  eine  genaue  Untersuchung  der¬ 
selben  vorzunehmen.  Zu  meiner  nicht  geringen  Überraschung  fand 
ich  aber  bei  keinem  dieser  Vögel  eine  Spur  von  der  Anschwellung 
am  Kopfe,  welche  nach  dem  oben  mitgeteilten  Berichte  doch  eine 
sehr  wesentliche  Krankheitserscheinung  gebildet  haben  mußte.  Es 
fanden  sich  zwar  kleine  Narben  älteren  Datums  auf  den  Köpfen 
der  Feldhühner,  die  darauf  hinwiesen,  daß  die  Tiere  sich  durch 
gelegentliches  Anfliegen  gegen  harte  Gegenstände  dort  leichte  Ver¬ 
letzungen  zugezogen  hatten,  aber  diese  konnten  unmöglich  tyirz 
vor  dem  Tode  der  Vögel  nochmals  Anschwellungen  veranlaßt  haben. 

Ich  nahm  nun  an,  daß  die  Geschwülste  durch  Ansammlung 
von  Flüssigkeit  veranlaßt  gewesen  seien,  deren  Inhalt  durch  Ver¬ 
trocknen  während  des  Transportes  verschwunden  sein  müsse. 

Um  die  Mitte  des  April  erhielt  ich  zwei  weitere  tote  Feld¬ 
hühner,  von  denen  nur  das  eine  hier  weiter  in  Betracht  kommen 
kann,  da  das  andere  infolge  einer  Mißbildung  beider  Schnabelhälften 
an  der  Nahrungsaufnahme  derart  verhindert  war,  daß  es  infolge 
ungenügender  Ernährung  verendete.  Bei  dem  anderen  Vogel  fand 
ich  dagegen  endlich  die  gesuchte  Anschwellung.  Es  war  eine 
weiche  elastische  Auftreibung  an  der  linken  Kopfseite  hinter  dem 
Auge  in  der  Nähe  der  Ohröffnung.  Sie  bestaud  aus  zwei  zusammen¬ 
hängenden  Teilen,  welche  hinsichtlich  ihrer  Form  und  ihres  Umfangs 
an  eine  kleinere  und  eine  größere  Linse  erinnerten  und  hatte  ein 
glasiges  Aussehen,  als  ob  sie  mit  einer  wasserhellen  Flüssigkeit 
gefüllt  sei.  Ich  begann  nun  die  Kopfhaut  vom  Nacken  her  auf 
das  sorgfältigste  abzulösen,  um  den  Inhalt  der  Anschwellung  nicht 
zu  verlieren,  aber  es  fand  sich,  daß  derselbe  aus  Luft  bestand, 
welche  austrat,  sobald  das  Messer  den  Hohlraum  berührte,  worauf 
die  Geschwulst  sofort  zusammensank. 

Was  nun  die  bei  den  vier  hier  in  Betracht  kommenden  Feld¬ 
hühnern  sonst  noch  gefundenen  krankhaften  Veränderungen  betrifft, 
so  waren  dies  mit  auffallender  Gleichmäßigkeit  folgende :  Die 


323 


Lungen  waren  am  hinteren  Ende  und  am  unteren  Rande  stark 
geschwellt  und  von  dunkelroter  Färbung  und  beim  Einschneiden 
ergab  sich,  daß  dieser  Zustand  durch  Infiltration  einer  blutig  ge¬ 
färbten  Masse,  welche  teils  flüssig,  teils  dick,  wie  geronnen  erschien, 
veranlaßt  worden  war.  Die  erkrankten  Stellen  betrugen  etwa  V5 
bis  %  der  ganzen  Lunge  und  waren  für  die  Luft  vollständig 
unzugänglich.  Das  Brustfell  war  gerötet  und  mit  einem  dunkel¬ 
roten  Exsudat,  von  ähnlicher  Beschaffenheit  wie  die  Infiltrations¬ 
masse  der  Lungen,  bedeckt.  Diese  Erscheinung  (Lungen-Brustfell- 
Entzündung)  fand  sich  bei  allen  Exemplaren. 

Daß  die  Krankheit  den  Tod  der  Tiere  herbeigeführt,  kann  bei 
der  Ausdehnung  derselben  keinem  Zweifel  unterliegen  und  daß  der 
Verlauf  derselben  ein  akuter  war,  bewiesen  die  mit  Körnern  gehörig 
gefüllten  Kröpfe  und  der  gute  Ernährungszustand  der  Tiere. 

Der  Sektionsbefund  erklärt  die  Entstehung  der  Luftgeschwulst 
am  Kopf  zur  Genüge. 

Der  durch  die  teilweise  unwegsam  gewordene  Lunge  hervor- 
gerufeuen  Atembeschwerde  suchte  der  Vogel  durch  angestrengtes 
Einatmen  entgegenzuwirken,  allerdings  ohne  Erfolg. 

Ein  Teil  der  aufgenommeuen  Luft  wurde  nun  hierbei  aus  den 
Luftbehältern  des  Kopfes  durch  deren  häutige  Wandungen  oder  die 
porösen  Knochen  nach  außen  unter  die  Haut  gedrängt  und  sammelte 
sich  dort  in  der  oben  angegebenen  Weise  an. 

Wir  werden  wohl  nicht  irren,  wenn  wir  bei  dem  von  Herrn 
Professor  Dr.  Landois  beschriebenen  Sperling  eine  ähnliche  Ver¬ 
anlassung  dieser  auffallenden  Erscheinung  annehmen  und  möchten 
eine  sorgfältige  Untersuchung  der  Atmungsorgane  dieses  Vogels 
empfehlen. 

Einiges  über  die  Tiermärkte  in  Baliia  und  Rio  de  Janeiro. 

Von  Alexander  von  Svertschkoff. 

In  ersterer  Stadt  befindet  sich  der  Tiermarkt  gegenüber  den 
Hauptlandungsstufen  der  unteren  Stadt;  er  besteht  aus  einem 
Quadrate,  das  durch  zwei  enge  und  schmutzige  Straßen  im  Kreuze 
durchschnitten  wird.  Die  Läden  sind  meist  klein  und  gegen  die 
Straße  zu  tagsüber  offen  ;  nachts  werden  sie  mit  Läden,  in  denen 
sich  einige  Löcher  befinden,  geschlossen  ;  auch  an  Sonn-  und  Feier¬ 
tagen  befinden  sich  die  Tiere,  wenigstens  des  nachmittags,  so  gut 
wie  in  absoluter  Dunkelheit.  Uber  die  Käfige  läßt  sich  nicht  viel 


324 


sagen;  Sittige  befanden  sich  in  Drahtkäfigen,  große  und  mittelgroße 
Papageien  sind  meistens  auf  Ständer  angekettet,  Rohrkäfige  werden 
viel  für  kleine  Vögel,  Alfen  etc.  angewendet;  sie  sind  jedenfalls  die 
praktischsten,  da  der  Boden  auch  aus  Stäben  besteht  und  so  die 
Reinhaltung,  mit  der  es  im  Ganzen  recht  schlecht  bestellt  ist,  sehr 
erleichtert. 

Die  Fütterung  der  Thiere  ist  sehr  einfach.  Papageien  erhalten 
einen  Teig  von  Maismehl  und  sehr  wenig  Wasser;  diese  Fütterung 
ist  gewiß  oft  am  Eingehen  der  Vögel  schuld,  der  Teig  wird  leicht 
sauer,  und  selbst  wenn  frischer  gereicht  wird,  nützt  es  nicht  viel, 
denn  an  ein  Reinigen  der  Futtergefäße  denkt  in  Brasilien  niemand. 
Am  besten  sind  ohne  Zweifel  die  Körnerfresser  und  kleinen  Sittige 
daran;  Glanz-  und  ungehülster  Reis  bilden  sehr  einfaches,  aber  doch 
wenigstens  meist  unverdorbenes  Futter.  Taugaren,  Tukane,  Mar- 
mosettaffen  bekommen  nichts  anderes  als  Bananen  und  nicht  immer 
von  den  allerbesten.  Die  große  Hinfälligkeit  hauptsächlich  der  Tan- 
garen  ist  jedenfalls  auf  diese  Fütterung  zurückzuführen  ;  so  lange  es 
Bananen  giebt,  geht  es  ihnen  gut;  sowie  aber  der  Vorrat  au  dieser 
Frucht  sich  erschöpft  hat,  sterben  die  meisten;  die  wenigsten  Leute 
denken  daran,  die  Vögel  schon  bei  Zeiten  an  eine  andere  Kost  zu 
gewöhnen,  was  wohl  keine  großen  Schwierigkeiten  bieten  und  den 
Import  dieser  schönen  Vögel  sehr  erleichtern  würde,  denn  gegen 
kühles  Wetter,  so  lange  sie  vor  Feuchtigkeit  und  Zug  geschützt  sind, 
sind  die  Tiere  Brasiliens  lange  nicht  so  empfindlich,  wie  man  wohl 
im  Allgemeinen  annehmen  mag. 

Ich  will  jetzt  noch  mit  einigen  Worten  der  Tiere  erwähnen,  die 
ich  auf  dem  Markte  in  Bahia  sah  und  die  Preise,  für  die  dieselben 
verkäuflich  waren,  anführeu.  (Verlangt  wird  am  Anfänge  immer 
zwei  bis  drei  mal  so  viel  als  später  genommen  wird  und  muß  man 
sich  vor  dem  Handeln  ja  nicht  scheuen.) 

Blaue  und  gelbe  Araras  35 — 60  Mark.  Rotriickenarara  5  Mark. 
Amazonen  3 — 20  Mark  (rohe  Vögel  jedoch  nie  mehr  als  6  Mark). 
Gras-  und  Mondsittige  3  Mark,  Rotkappensittige  15  Mark,  Weißolir- 
sittige  12  Mark  das  Paar,  Tukane  7 — 14  Mark,  Sperlingspapageien, 
Tangaren  und  kleine  Körnerfresser  1 — 3  Mark,  kleine  Tauben  50  Pf. 
bis  3  Mark,  Marmosettaffen  2 — 3  Mark,  größere  Affen  10 — 20  Mark, 
Riesenschlangen  10 — 30  Mark  das  Stück.  Käfige  werden  mit  1  bis 
2  Mark,  Papageienständer  gar  nicht  berechnet.  Das  größte  Geschäft 
wird  in  Bahia  mit  Amazonen  gemacht ;  ein  jedes  Schiff,  das  nach 
Europa  oder  Nord-Amerika  zurückfährt,  wird  von  Booten,  die  mit 


325 


Papageien  ungefüllt  sind,  umzingelt,  und  jeder  Matrose  sowie  auch 
die  meisten  Passagiere  nehmen  sich  einen  oder  mehrere  der  hübschen 
Vögel  mit,  meistens  um  sie  wieder  zu  verkaufen  und  ein  Geschäft 
zu  machen,  welches  wohl  in  vielen  Fällen  nicht  sehr  brillant  sein 
dürfte.  Die  meisten  Papageien  kommen  in  Bahia  mit  dem  Dampfer, 
der  alle  zwei  Tage  über  die  Bucht  fährt,  an,  und  das  Ausschiffen 
und  Verkaufen  derselben  bietet  ein  recht  reges  Bild  dar.  Auf  dem 
Schiffe  befinden  sich  die  Vögel  in  Körben,  in  der  Stadt  werden  sie 
auf  den  Rand  großer  flacher  Körbe  gesetzt  und  dort  mit  Bindfaden 
am  Beine  befestigt.  Als  ich  das  erste  Mal  einen  Neger  mit  solch 
einem  Korbe  auf  dem  Kopfe  daherkommen  sah,  hielt  ich  den  Inhalt 
desselben  für  Gemüse  oder  Gras,  und  erst  bei  näherem  Betrachten 
bemerkte  ich,  daß  die  grüne  Ladung  eine  dichtgedrängte  Reihe  von 
40 — 50  Amazonen  war. 

In  Rio  de  Janeiro  existiert  kein  Tiermarkt  in  dem  Sinne  wie 
in  Bahia,  es  sind  meist  Geflügelhändler,  die  sich  nebenbei  noch  mit 
Arogelhandel  befassen ;  ich  habe  bei  ihnen  fast  ganz  dieselben  Tiere 
gefunden  wie  in  Bahia,  nur  waren  die  Preise  wenigstens  um  das 
Doppelte  höher;  das  einzige  Neue  waren  Maximilians-Langflügel- 
pagageien,  von  denen  ich  einen  für  6  Mark  erstand.  Grassittige, 
Tangaren,  Tueane  etc.  habe  ich  in  Rio  de  Janeiro  vielfach  tod  für 
die  Küche  verkaufen  sehen;  eine  Gruppe  dieser  Vögel  macht  auch 
ein  recht  schönes  Stillleben,  welches  aber  den  Tierfreund  doch  schmerz¬ 
lich  berührt,  selbst  wenn  er  in  Betracht  zieht,  daß  es  in  Brasilien 
noch  viele  Länderstrecken  giebt,  wo  die  Vögel  von  allem  unbelästigt 
im  schönen  Urwald  friedlich  leben  und  auch  lange  noch  leben  können. 

Es  ist  vielleicht  von  einigem  Interesse,  wenn  ich  mitteile,  daß 
es  mir  geglückt  ist,  von  den  Tieren,  die  ich  mit  nach  Europa  nahm, 
alle  lebend  herüber  zu  bringen;  es  waren;  9  Marmosettaffen,  2  Tu- 
cane  (Ariel),  2  Weißohr-,  3  Mond-  und  2  Grassittige,  1  Langflügel¬ 
papagei  und  ein  rotrückiger  Arara.  Ich  habe  nichts  anderes  gethan 
als  sie  regelmäßig  gefüttert,  vor  Zug  und  Nässe  bewahrt  und  die 
Käfige  rein  gehalten.  Ich  bin  überzeugt,  dass  mit  geringer  Mühe 
Tiere  importiert  werden  können  ohne  große  Verluste,  wenn  mau  nur 
die  richtige  Jahreszeit  wählt  und  etwas  rationell  verfährt.  Gut  wäre 
es  jedenfalls  wohl  auch,  wenn  die  Tiere  vor  ihrem  Transporte  erst 
einige  Zeit  in  der  Gefangenschaft  gehalten  und  dort  für  den  Futter¬ 
wechsel  vorbereitet  würden.  Beiläufig  sei  noch  bemerkt,  daß  mein 
Aufenthalt  in  Brasilien  auf  den  dortigen  Winter,  d.  h.  Juli  und 
August  fiel. 


326 


Neues  aus  der  Tierhandlung  von  Karl  Hagenbeck,  sowie  aus 
dem  Zoologischen  Garten  iu  Hamburg. 

Von  Dr.  Th.  Noack. 

(Fortsetzung.) 

Im  Anschluß  an  früher  (IV,  S.  100  ff.)  von  mir  gemachte  Mit¬ 
teilungen  erlaube  ich  mir,  über  einige  fernere  Studien  aus  der 
Tierhandlung  von  Herrn  Karl  Hagenbeck  in  Hamburg,  sowie  aus 
dem  dortigen  Zoologischen  Garten  zu  berichten. 

Herr  Hagenbeck  hat,  wie  ich  früher  erwähnte,  in  den  letzten 
Jahren  sehr  bemerkenswerte  Tiersendungen  aus  dem  Somalilaude 
erhalten.  Der  dorthin  gesandte  Herr  J.  Menges  hat  von  Berbera 
aus  weite  Gebiete  der  Nord-Ostecke  von  Afrika  durchforscht  und 
wie  seine  in  den  Petermaun’schen  Mitteilungen  (z.  B.  V,  S.  162  ff, 
1884)  veröffentlichten  geographischen  Berichte  von  bedeutendem 
Interesse  sind,  so  hat  er  auch  die  Kenntnis  der  ostafrikanischen 
Tierwelt  durch  bis  dahin  unbekannte  Formen  bereichert.  Zu  diesen 
gehört  außer  dem  von  mir  beschriebenen  Wildesel  eine  in  diesem 
Frühjahre  Herrn  Hagenbeck  übermittelte  Wildkatze,  die  meines 
Wissens  bisher  unbekannt  ist  und  für  welche  ich  den  Namen  Felis 
llagenbcclcii  vorschlage. 

Dieselbe  steht  der  von  Büppel  entdeckten  Felis  maniculata 
nahe,  insofern  ihre  Proportionen  uud  ihr  Gesamthabitus  jener 
außerordentlich  gleichen  ;  selbstverständlich  habe  ich  das  Tier  nicht 
messen  können,  habe  auch  Felis  maniculata  noch  nicht  lebend 
gesehen,  kann  aber  die  Ähnlichkeit  nach  mir  bekannten  Abbil¬ 
dungen,  Skeletten  und  Bälgen  von  F.  maniculata  bestätigen.  Ihre 
Körperlänge  wird  auch  ca.  50  cm,  die  Schwauzlänge  etwa  25  cm 
betragen,  sie  hat  dieselbe  Form  des  Kopfes  und  der  großen 
Lauscher,  dieselben  zarten  Pfoten,  dagegen  in  der  Färbung  weicht 
sie  von  der  Falbkatze  erheblich  ab.  Die  Somalikatze  ist  nämlich 
einfarbig  gelbgrau,  genau  wie  das  wilde  Kaninchen,  hat  also  ober¬ 
flächlich  Ähnlichkeit  mit  Felis  catus  fcrus ,  doch  fehlt  jede  Streifung 
und  Bänderung  auf  dem  Rücken,  an  den  Seiten  und  Schenkeln. 
Nur  au  der  Innenseite  der  Vorderbeine  zeigt  sich  oben  eine  dunkel¬ 
braune  Bänderung,  ein  Band  ist  wie  bei  Asinus  taeniopus  somaliensis 
viel  dunkler  markiert.  An  der  Außenseite  der  Vorderbeine  ist  eine 
zarte  Bänderuug  bemerkbar.  Hinten  ist  dieselbe  kaum  wahr- 
zuuehmen.  Die  Vorderbeine  und  Pfoten  sind  unten  gelbbraun,  die 


327  - 


Hinterbeine  unten  dunkelbraun  gefärbt,  der  dünne,  schlanke,  zu¬ 
gespitzte  Schwanz,  der  länger  ist  als  bei  unserer  Wildkatze  und 
kürzer,  als  bei  der  Hauskatze,  zeigt  die  7  dunklen  Ringe  und  die 
schwarze  Spitze  von  catus  ferus. 

Kehle  und  Brust  der  Somalikatze  sind  gelb,  Weichen  und 
Hauch  heller  gelbgrau  wie  der  Rücken,  zwischen  den  Schulter¬ 
blättern  mehr  rostgelb,  Nase  gelbrot  wie  bei  catus  ferus ,  vom 
äußeren  Augenwinkel  zieht  sich  ein  dunkleres  Band,  aber  nicht  so 
intensiv  wie  bei  Felis  maniculata,  nach  der  Ohrwurzel  ;  unterer 
Augenrand  hellgelb,  Iris  gelbbraun,  Schnurrhaare  weiß  mit  schwarzer 
Wurzel,  Ohren  innen  stark  behaart.  Die  Katze,  welche  ich  in  der 
Zeit  von  vier  Wochen  mindestens  Gmal  beeobachtet  habe,  saß 
apathisch  im  Käfig,  vielleicht  weil  sie  nicht  mehr  ganz  munter  war, 
auch  zum  Zweck  der  Zeichnung  aufgestöbert,  zeigte  sie  keinen 
Unwillen,  nahm  auch  die  Nahrung  nur  zögernd  ;  jedenfalls  war  ihr 
Naturell  ein  friedfertiges,  gänzlich  abweichend  von  dem  -unserer 
Wildkatze,  die  im  Käfig  bis  zum  letzten  Atemzuge  eine  tückische 
Bestie  bleibt  ;  freilich  kann  man  nach  dem  einen  bekannten  Exem¬ 
plar  nicht  wissen,  ob  das  Naturell  der  Somalikatze  immer  so  harm¬ 
los  ist,  denn  ich  habe  an  einem  halben  Dutzend  gefangener  Ozelots 
bemerkt,  daß  sich  die  einen  sehr  harmlos  und  zuthunlich,  die 
anderen  genau  wie  unsere  Wildkatze  benahmen.  Indessen  scheint 
die  harmlose  Natur  der  Somalikatze  doch  in  Übereinstimmung  zu 
stehen  mit  ihrem  zarten  Körperbau ,  so  daß  keine  bisher  be¬ 
kannte  Wildkatze,  auch  Felis  maniculata  nicht,  unserer  Haus¬ 
katze  so  nahe  steht  wie  die  neue  Art.  Ich  füge  übrigens  aus¬ 
drücklich  hinzu,  daß  nach  der  Versicherung  von  Herrn  Hagenbeck 
das  Tier  eine  echte  Wildkatze  und  nicht  etwa  eine  Hauskatze  der 
Somali  ist. 

Zwei  aus  dem  Somalilande  importierte  Fettsteißschafe 
(Ovis  arics  steatopyga)  wichen  im  Körperbau  und  in  der  Färbuug 
nicht  von  der  bekannten  ostafrikanischen  und  asiatischen  Form  ab, 
denn  auf  das  wenig  ausgebildete  Fettpolster  unter  dem  Schwänze 
und  die  kaum  bemerkbare  Wamme  unter  der  Kehle  kann  mau  kein 
großes  Gewicht  legen,  wohl  aber  zeigten  sie  anderweitig  eine  erheb¬ 
liche  Differenz  unter  einander,  das  eine  Tier  besaß  nämlich  das 
schlichte  straffe  Haar ,  das  diese  Scfiafrasse  auszeichnet,  bei  dem 
anderen  dagegen,  welches  sonst  eben  so  gefärbt  war  (weißgrauer 
Leib,  schwarzer  Kopf  und  Hals),  war  das  Haar  zu  einer  kurzen, 
aber  sehr  wohl  erkennbaren  Wolle  umgebildet,  das  wollige  Schaf 


r 


328 


wurde  mir  sogar  als  die  echtere  Somalirasse  bezeichnet,  während 
sonst  in  Afrika  und  Asien  Ovis  steatopyga  keine  Wolle  trägt. 

Drei  junge,  etwa  5  Monate  alte  Karakal  ( Lynx  caracal) 
des  Somalilandes  unterschieden  sich  nicht  von  der  afrikanischen 
Art,  interessierten  übrigens  durch  ihr  lebhaftes  munteres  Wesen, 
was  mit  der  bekannten  Bösartigkeit  des  erwachsenen  Karakal  nicht 
im  Widerspruch  steht,  da  z.  B.  junge  Leoparden  sich  in  den  ersten 
Monaten  gerade  so  anziehend  betragen,  bis  später  die  Tücke  durch¬ 
bricht. 

Eine  Kollektion  von  Perlhühnern  ( Numida  cristata )  aus 
dem  Somalilande  wich  durch  hellgrauere  Färbung  des  Rückens  von 
der  bekannten  ostafrikanischeu  Art  ab,  doch  muß  icli  unentschieden 
lassen,  ob  hier  eine  wirkliche  Differenz  vorliegt. 

Leider  wird  Herr  Hagenbeck  die  Expeditionen  nach  dem  Somali¬ 
lande,  vielleicht  nach  Ostafrika  überhaupt  fernerhin  aufgeben  müssen, 
da  der  Aufstand  der  Sudanesen  unter  dem  Mahdi  heute  den  Verkehr 
nach  Suakim  und  Massaua  unmöglich  macht  und  die  neuen  Tier¬ 
arten  von  der  Somaliküste  nicht  die  großen  Unkosten  decken.  Der 
von  mir  beschriebene  Wildesel  des  Somalilandes  z.  B.  war  nach 
länger  als  einem  Jahre  noch  nicht  verkauft.  Auch  sonst  finden 
öfter  die  wertvollsten  Tiere  keine  Abnehmer ;  so  besaß  Herr 
Hagenbeck  vor  einigen  Jahren  vier  Exemplare  der  Chionia  alba  von 
Kerguelen,  von  denen  ein  Vogel  verkauft  wurde,  während  die  drei 
übrigen  schließlich  zu  Grunde  gingen. 

Um  so  erfreulicher  ist  es,  daß  sich  jetzt  an  der  westafrika¬ 
nischen  Küste  neue  Bezugsquellen  für  das  Studium  der  Zoologie 
eröffnen. 

Aus  der  Gegend  der  Biafrabai  hat  Herr  Hagenbeck  in  diesem 
Sommer  ein  Hausrind  erhalten,  welches  wohl  zum  erstenmale 
lebend  nach  Europa  gekommen  ist.  Das  Tier,  eine  etwa  10  Monate 
alte  Kuh,  gehört  der  afrikanischen  Kurzhornrasse  an,  die  von  dem 
bekannteren  Songarinde  sehr  verschieden  ist.  Die  Höhe  des  Tieres 
betrug  etwas  über  1  Meter  und  wenn  dasselbe  auch  noch  nicht  ganz 
ausgewachsen  war,  so  beweist  doch  das  wohlentwickelte  Euter,  daß 
das  Rind  nicht,  sehr  viel  größer  werden  wird,  also,  wie  auch  das 
mir  bekannte  nubische  Songarind,  kleiner  ist  als  unser  europäisches 
Hausrind.  Der  Körper  ist  kräftig  und  wohlgebildet,  ebenso  die 
verhältnismäßig  schlanken  Füße,  der  Hals  kurz  und  kräftig,  sehr 
faltig,  die  Wamme  nur  wenig  entwickelt ;  der  Kopf  klein  und 
elegant,  das  Auge  groß  und  dunkel,  die  kleinen  etwa  7  cm  langen 


820 


Hörner  in  flachem  Bogen  nach  vorn,  außen  und  oben  gebogen, 
Stirnleiste  zwischen  den  Hörnern  ziemlich  hoch,  die  aufrecht  ste¬ 
hende  Ohrmuschel  ist  sehr  klein  und  zierlich,  nach  der  Wurzel  zu 
außerordentlich  lang  behaart,  dadurch  an  das  Ohr  des  Kafterbüffels 
erinnernd,  ein  Buckel  fehlt,  doch  besitzt  das  Tier  vom  Nacken  bis 
zur  Mitte  des  Rückens  eine  ziemlich  starke  Mähne,  Schwanz  mittel- 
lang,  an  der  Wurzel  stärker,  nach  unten  dünn  mit  stark  ent¬ 
wickelter  Quaste  ;  Euter  mit  vier  stärkeren  und  einer  schwachen 
Zitze.  In  dem  Rinde  steckt  als  freilich  sehr  entfernter  Ahn  das 
indische  Zeburind,  wie  eine  Vergleichung  mit  2  ungefähr  gleich¬ 
altrigen  Zeburindern  bewies,  die  Herr  Hagenbeck  zufällig  auch 
besaß.  Die  Körperverhältnisse  sind  denen  des  Zebu  sehr  ähnlich, 
ebenso  der  zierliche  Kopf  und  das  kleine  Ohr,  welches  übrigens 
keineswegs  bei  allen  Zebus  herabhängt,  die  Stirn  aber  ist  breiter 
als  beim  Zebu,  welches  auch  der  Haarwucherung  an  der  Ohr¬ 
muschel  entbehrt;  die  Mähne  auf  dem  noch  etwas  erhöhten  Wider¬ 
rist  möchte  ich  als  letzten  Rest  des  einst  vorhandenen  Buckels 
betrachten,  besonders  aber  unterscheiden  sich  die  Hörner,  welche 
beim  Zebu  wie  beim  Songarinde  nach  oben,  nicht  nach  vorn  und 
außen  streben.  Auf  die  Färbung  kann  man  kein  großes  Gewicht 
legen,  doch  will  ich  sie  erwähnen,  weil  der  Grundton  auch  mit  dem 
Kolorit  des  Zebu  übereiustimmt.  Kopf,  Hals,  Schultern,  Bauch, 
Vorderseite  der  Beine  waren  tief  dunkelbraun  gefärbt,  Rücken, 
Seiten,  Kreuz  und  Schwanzwurzel  hellumbragrau,  hinten  an  den 
Schenkeln  eine  leichte  Querbänderung,  Mähne  schwarz,  von  den 
Schultern  his  zum  Kreuz  an  jeder  Seite  unter  dem  Rückgrat  ein 
dunkler,  darüber  ein  heller  Läugsstreifen,  Stirn,  Stirnleiste  und 
Genick  gelbrot,  Lippen  weißgrau,  Muffel  schwarz. 

In  Bezug  auf  das  Zebu  füge  ich  die  vielleicht  nicht  bekannte 
Notiz  hinzu,  daß  Herr  Hagenbeck  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
Zebubullen  nach  der  Westküste  von  Südamerika  schickt,  wo  die 
Chilenen  ihre  heimischen  Rassen  durch  Zebublut  verbessern. 

Neben  dem  Guinearinde  möchte  ich  das  Guineaschaf  be¬ 
sprechen ,  welches  als  Geschenk  des  Herrn  Woermann  sich  in  drei 
Exemplaren,  die  auch  Junge  ~eworfen  haben,  im  Zoologischen 
Garten  in  Hamburg  befindet.  Las  Tier  entspricht  der  Große  nach 
unseren  kleineren  Landschafen  ;  charakteristisch  sind  die  starke 
Ramsnase,  die  ziemlich  hängenden  Ohren,  die  stark  entwickelte 
Unterlippe,  der  halblange  Schwanz,  der  wohl  nicht  gestutzt  ist.  Der 
Bock  besitzt  kleine  in  einer  halben  Windung  nach  unten  und  vorn 


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geringelte  Hörner,  an  Kehle  und  Brust  eine  schwärzliche  Mähne  ; 
bedeckt  sind  die  Tiere  mit  einem  kurzen  straffen  Haare  ohne  jede 
Neigung  zur  Wollbildung ;  der  Bock  und  ein  Schaf  sind  dunkel¬ 
rotbraun  gefärbt  mit  schwarzem  Kopf  und  Nacken,  desgl.  Beineu 
und  tief  schwarzem  Bauche,  ein  Schaf  und  ein  Junges  sind  gleich¬ 
mäßig  tiefschwarz.  Das  Wesen  ist  eben  so  harmlos  und  zuthunlich, 
wie  bei  unseren  Hausschafen.  Diese  Schafrasse  hat  am  meisten 
Ähnlichkeit  mit  Ovis  aries  syenitica  oder  catotis,  welches  sich  schon 
auf  den  jüngeren  ägyptischen  Denkmälern  findet  und  noch  heute 
in  Ostafrika  neben  steatopyya  gezüchtet  wird,  übrigens  auch  mit 
Haaren  bekleidet  ist. 

Demnach  dürften  Guineariud  und  Guineaschaf  aus  Rassen 
entstanden  sein,  die  einst  aus  Ostafrika  ihren  Weg  quer  durch  den 
Erdteil  bis  an  die  Küste  des  Atlantischen  Ozeans  gefunden  haben. 
Ich  glaube,  daß  besonders  seit  dem  7.  Jahrhundert  der  Islam  dazu 
beigetragen  hat,  neue  Haustierrassen  nach  dem  Westen  Afrikas  zu 
verbreiten. 

Ich  erwähne  ferner  unter  den  Haustieren  einen  Bastard  - 
bock  von  Angoraziege  und  Heidschnuckenbock,  den 
Herrn  Hagen beck  kurze  Zeit  in  diesem  Sommer  besaß. 

Das  Tier  stand  nach  Körperdimensionen  und  Habitus  in  der 
Mitte  zwischen  der  Angoraziege  und  dem  Heidschuuckenschaf, 
erreichte  also  die  Größe  eines  mittleren  Landschafs,  doch  war  es 
vielleicht  noch  nicht  ganz  ausgewachsen  und  die  eigentliche  Körper¬ 
form  läßt  sich  bei  dem  sehr  langen  flockigen  Vließ  schwer  be¬ 
urteilen,  doch  war  der  Typus  der  Angoraziege  bei  weitem  über¬ 
wiegend.  Die  Profillinie  des  Gesichts  war  die  der  Ziege  mit  etwas 
eingebogener  Nase,  vorgestreckter  Unterlippe,  starkem  Haarschopf 
vor  der  Stirn,  unter  dem  Kinn  ein  mäßig  langer  Bart,  Ohr  breit 
uud  herabhäugend,  aber  kleiner  als  bei  der  Angoraziege,  Pupille 
oval,  Iris  gelb,  Hörner  bandartig  flach  mit  scharfen  Kanten  schwach 
gereifelt,  nach  oben,  außen  und  hinten,  also  dreifach  gekrümmt, 
Längenachse  der  Hörner  im  Durchscliuitt  ungefähr  in  der  Nasen- 
und  Stirnlinie  liegend,  Hörnerspitzen  um  ca.  2,5  Stirnbreiteu  von 
einander  entfernt,  Beine  nur  vom  Knie-  und  Sprunggeleuk  vor 
dem  langen  Vließ  sichtbar  und  weiß  behaart.  Die  Vorder-  und 
Hinterklauen  waren  ganz  verschieden  gebildet.  Die  vorderen  kurz 
und  dick,  stark  spreizbar,  wie  bei  Gemsen  und  Gebirgsziegen,  auch 
pflegte  das  Tier  beim  Liegen  ein  Bein  nach  Wildziegenart  gerade 
nach  vorn  zu  strecken,  die  Hinterklauen  waren  viel  länger  uud 


schmäler,  deu  Schafcharakter  repräsentierend,  der  kurze  Stummel¬ 
schwanz  wenig  behaart,  nach  vorne  gekrümmt  und  nach  oben 
gerichtet.  Die  Färbung  war  weißgrau,  vom  inueren  Augenrande 
zog  sich  ein  dunkler  Längsstreifen  nach  den  Nasenlöchern  zu,  aber 
nicht  ganz  bis  zu  der  Oberlippe  ;  das  Vließ,  sehr  laugflockig,  aber 
gröber  als  bei  der  Angoraziege,  hing  von  den  Halsseiten  über  die 
Schultern  bis  zum  Knie  in  zwei  dicken  Wülsten  herab,  an  den 
Seiten  und  hinten  gleichmäßig  tief  hiuabreichend.  Die  lebhafte 
Freßbegier  entsprach  mehr  dem  Charakter  der  Ziege  als  dem  des 
Schafs,  von  den  Geschlechtsteilen  war  vor  langer  Behaarung  nichts 
zu  sehen.  Der  Bock  war  in  Rotterdam  erworben  (ob  auch  dort 
gezüchtet  ?)  und  wurde  nach  kurzer  Zeit  verkauft. 

Einen  anderen,  im  Jardin  des  Plantes  geworfenen  Bastard, 
nämlich  einen  Sprößling  von  Ponystute  und  Zebrahengst 
besaß  Herr  Hagenbeck  vor  einigen  Jahren,  der  deshalb  sehr  inter¬ 
essant  war.  weil  er  einem  anderen  selbständigen  Tiertypus  außer¬ 
ordentlich,  seinen  Eltern  verhältnismäßig  wenig  ähnlich  war.  Er 
glich  nämlich  frappant  dem  Equus  Inemionus ,  noch  mehr  Ähnlichkeit 
aber  hat  das  Tier  mit  einem  von  Przewalski  entdeckten  Wild¬ 
pferde  im  Petersburger  zoologischen  Museum.  Ob  nämlich  Onager, 
Kulan,  Dschiggetai  und  Kiang  dasselbe  sind,  ist  noch  keineswegs 
zweifellos.  Hat  doch  z.  B.  Przewalski  später  erkannt,  daß  der 
wilde  und  der  zahme  Yak,  Poephagus  mutus  und  gnmniens  getrennt 
werden  müssen. 

Die  Größe  und  die  Körperformen  des  Tieres  waren  ganz  die 
des  Equus  hernionus ;  Kopf  groß,  Ohren  mittellang,  Hals  stark, 
Beine  schlank  mit  kleinen  Hufen,  Schwanz  mittellang  mit  starker 
schwarzer  Quaste. 

Die  Färbung  war  gelbrot,  nur  am  Hals  und  Nacken  fanden 
sich  ein  paar  ganz  matte  schwärzliche  Bänder,  während  sonst  die 
Bänderung  des  Zebra  am  Körper  verschwunden  war.  Nur  quer¬ 
über  die  Beine  liefen  wie  bei  E.  hernionus  einige  Bänder,  die 
Sprunggelenke  waren  dunkel  ;  der  über  den  Rücken  laufende  dunkle 
Streifen  war  allerdings  schmäler  als  beim  Dschiggetai.  Für  die 
Entstehung  der  Arten  erscheint  die  Thatsache  immerhin  wichtig, 
daß  bei  der  Bastardierung  Tierformen  entstehen  können,  welche 
einer  schon  vorhandenen  Art  fast  absolut  gleichen. 

Über  das  von  PrzewTalski  entdeckte  Wildpferd  von  Central¬ 
asien,  welches  mir  zuerst  nur  aus  mündlichen  Berichten  des  Herrn 
Hagenbeck  bekannt  war,  der  dasselbe  im  Petersburger  Museum 


332 


gesehen  hatte,  liegen  jetzt  ausführlichere  Beschreibungen  vor  in  der 

deutschen  Bearbeitung  der  dritten  Reise  Przewalski’s  nach  Hoch- 

asieu  (Reisen  iu  Tibet  und  am  oberen  Lauf  des  Gelben  Flusses  in 

den  Jahren  1879  — 1880  von  Przewalski,  deutsch  von  Stein- 

Nordheim,  Jena  1884)  und  in  der  englischen  Zeitschrift  »Nature«, 

21.  August  1884,  S.  391  u.  392.  Da  mir  die  deutsche  Bearbeitung 

augenblicklich  nicht  zur  Hand  ist,  gebe  ich  nach  dem  Artikel  der 

»Nature«  eine  Beschreibung  des  Tieres,  welche  durchaus  mit  den 

Angaben  Hageubecks  stimmt  und  die  Ähnlichkeit  mit  dem  Hagen- 

beck’schen  Bastard  mehrfach  bestätigt.  Equus  Przevalshii  ist  zuerst 

beschrieben  und  nach  dem  Entdecker  benannt  worden  1881  in 

einer  russischen  Zeitschrift  durch  Poliatow  und  zwar  nach  dem 

einzigen  Exemplar,  dessen  Balg  der  berühmte  Reisende  glücklich 

nach  Russland  gebracht  hat  und  welches  in  einer  Skizze  in  der 

* 

»Nature«  abgebildet  ist.  Dieselbe  giebt  das  Tier  bis  auf  die  offenbar 
zu  spitze  Schnauze  und  den  zu  stark  behaarten  Schwanz  (Fehler 
am  präparierten  Balge  ?)  richtig  wieder.  Wahrscheinlich  ist  das 
Präparat  nicht  dermoplastisch  iu  Thon  modelliert,  wie  das  gute 
Präparatoren,  z.  B.  auch  unser  Braunschweiger  Rielke,  in  hervor¬ 
ragender  Weise  verstehen,  daher  die  vertrockneten  Schnauzen  und 
Ohren,  die  dann  wieder  zu  mangelhaften  Zeichnungen  und  Be¬ 
schreibungen  Veranlassung  geben.  Das  neue  Wildpferd  charakterisiert 
sich  als  echtes  Pferd  durch  die  Schwielen  an  den  Hinter-  und 
Vorderbeinen  (Equus  asinus,  auch  hemionus  haben  sie  bekanntlich 
nur  an  den  Vorderbeinen,  ebenso  der  oben  beschriebene  Bastard 
des  Jardiu  des  Plantes)  und  durch  die  breiten  Hufe,  während  die 
laugen  Schwanzhaare  wie  bei  Equus  hemionus  nicht  au  der  Schwanz¬ 
basis  beginnen,  sondern  erst  von  der  Hälfte  des  Schwanzes  an 

(Vergl.  die  also  unrichtige  Zeichnung.)  Das  Tier  besitzt  ferner  eine 
kurze  straffe  Mähne  ohne  Stirnschopf  (ähnlich  wie  Equus  hemionus ), 
entbehrt  aber  des  Rückeustreifens  wie  Asinus  taeniopus  somaliensis. 
Die  Statur  ist  klein,  der  Kopf  stark  und  schwer,  die  Ohren  kürzer 
als  bei  den  Wildeseln,  also  wohl  auch  kürzer  als  bei  Equus 

hemionus  (nach  der  Zeichnung  scheinen  sie  am  Balge  etwas  eiu- 
getrocknet  zu  sein,  weil  nicht  mit  Bleiplatten  ausgelegt),  die  Beine 
kurz  und  dick,  die  Färbung  rötlichweißgrau,  oben  mehr  rötlich, 

unten  heller  weißgrau,  die  Beine  bis  zum  Knie  rötlich,  von  da  bis 
zu  den  Hufen  schwärzlich,  von  einer  Bänderung  der  Beine  wird 
nichts  erwähnt.  Das  Tier  bewohnt  die  dsungarische  Wüste  zwischen 
Altai  und  Thian-Schan  und  wird  von  den  Tataren  »Kertag«, 


333 


von  den  Mongolen  »Statur«  genannt.  Es  lebt  dort  in  Herden  von 
5 — 15  Stuten,  welche  von  einem  alten  Hengste  angeführt  werden. 
Mit  ausgezeichnetem  Gehör,  Gesicht  und  Geruch  begabt,  sind  die 
Tiere  außerordentlich  scheu  und  lassen  sich  sehr  schwer  nahe 
kommen,  zumal  sie  die  weiten  Salzsteppen  als  Aufenthalt  lieben 
und,  wie  es  scheint,  lange  das  Wasser  entbehren  können.  Die  Jagd 
auf  dies  Wildpferd  ist  von  Erfolg  nur  im  Winter,  wo  der  Jäger 
mit  Hilfe  von  geschmolzenem  Schneew7asser  in  jenen  Wüsten  leben 
kann  und  mindestens  einen  Monat  auf  die  Jagd  verwenden  muß. 
Przewalski  begegnete  während  seines  Aufenthaltes  in  der  dsunga- 
rischen  Wüste  nur  zweimal  Herden  dieses  Pferdes,  das  erstemal 
sclioß  er  vergeblich  auf  den  Hengst,  der  den  Kopf  vorgestreckt  und 
den  Schweif  hoch  erhoben  wie  der  Blitz  davoneilte,  mit  ihm  die 
Stuten  ;  das  zweitemal  kam  er  einer  Truppe  von  der  Seite  nahe, 
aber  auch  diesmal  bemerkten  die  Tiere  den  Jäger  früh  und  waren 
rasch  verschwunden. 

Ferner  ein  paar  Bemerkungen  über  Pachydermen.  Die  mehr 
als  50  Elefanten,  welche  Herr  Hagenbeck  im  letzten  Jahre 
besessen  hat,  gaben  Gelegenheit  zu  Vergleichen,  wie  mau  sie  sonst 
in  Europa  nie  würde  anstellen  können.  Nebeu  den  vielen  indischen 
Elefanten  besaß  Herr  Hagenbeck  einen  Elephas  sumatranus ,  meines 
Wissens  das  erste  lebende  nach  Europa  gebrachte  Exemplar.  Ich 
konnte  denselben  mit  mehreren  gleichaltrigen  indischen  Elefanten 
vergleichen  und  konstatieren,  daß  absolut  keine  Verschiedenheit 
zwischen  E.  indicus  und  sumatranus  vorliegt.  Die  Tiere  sind  in 
jeder  Beziehung  so  identisch,  daß  an  der  Arteneinheit  der  asiatischen 
Elefanten  nicht  zu  zweifeln  ist.  Wenn  Schlegel  Abweichungen 
im  Skelett  von  E.  sumatranus  gefunden  haben  will,  so  können 
diese  höchstens  individuell  sein,  wie  individuelle  Abweichungen  auch 
beim  indischen  Elefanten  in  erheblichem  Maße  Vorkommen.  Herr 
Hagenbeck  besaß  im  letzten  Sommer  einen  am  Körper  vollständig 
und  zwar  ziemlich  lang  behaarten  indischen  Elefanten,  welcher 
beweist,  daß  die  einstige  Mamuth-Behaarung  als  Rückschlag  noch 
nach  Jahrtausenden  wieder  zum  Vorschein  kommt.  Ich  entsiuue  mich 
übrigens,  vor  einer  Reihe  von  Jahren  auch  ein  behaartes  Nashorn 
(wohl  das  Badacknashorn)  iu  Berlin  gesehen  zu  haben,  welches, 
wenn  ich  nicht  irre,  aus  Sumatra  stammte. 

Zwei  fleckige  Elefanten  aus  Ceylon  würden  in  Siam  für 
weiß  und  heilig  gehalten  worden  sein.  Die  weißgrauen  Flecken, 
welche  aussahen,  als  ob  der  Elefant  au  den  betreffenden  Stellen 


334 


mit  Gips  bestäubt  wäre,  fanden  sich  besonders  an  der  Stirn,  den 
Ohren,  dem  Schulterblatt,  den  Weichen  und  dem  Kreuz,  welches 
bei  dem  einen  Exemplar  fast  weiß  war.  Die  weißgraue  Färbung 
der  Flecke  scheint  mir  dadurch  zu  entstehen,  daß  der  Epidermis, 
welche  auch  an  den  dunkleren  Partien  eine  etwas  hellere  Färbung 
hatte,  das  dunkelbraune  Pigment  fehlt.  Eine  eigentliche  Albiuo- 
bildung  war  aber  nicht  vorhanden,  insofern  die  Augen  der  beiden 
Elefanten  ebenso  gefärbt  waren  wie  sonst.  Die  Tiere  unterschieden 
sich  im  Wesen  gar  nicht  von  den  übrigen. 

Vor  einigen  Jahren  hatte  ich  Gelegenheit,  bei  Herrn  Iiagenbeck 
die  drei  Tapirarten,  den  Schab  racke  ntapir  und  die  beid  en 
Alten  aus  Brasilien  und  Centralamerika  lebend  neben  einander  zu 
beobachten.  Die  Differenzen  zwischen  den  beiden  amerikanischen 
Arten  konnten  einem  aufmerksamen  Beobachter  nicht  entgehen, 
obwohl  sie  nicht  sehr  auffällig  waren. 

Bekanntlich  weicht  der  centralamerikanische  Tapir 
von  der  brasilianischen  Ante  sowohl  anatomisch,  wie  auch  in 
Bezug  auf  seine  Lebensweise,  indem  er  ziemlich  hoch  im  Gebirge 
sich  findet,  ab,  doch  will  ich  hierauf  nicht  weiter  eingehen  sondern 
nur  die  Unterschiede  augeben,  welche  beide  Tiere  lebend  neben 
einander  zeigten.  Der  ceutralamerikanische  Tapir  war  größer  und 
kräftiger  gebaut  (beide  Tiere  waren  ausgewachsen)  ;  der  Kopf  war 
schlanker  und  mehr  gestreckt,  das  Umbraschwarzbraun  erheblich 
dunkler,  die  Mundwinkel  weiß,  die  weißgraue  Kehle  weißlich  gefleckt, 
auch  oben  an  den  Vorderbeinen  befanden  sich  kleine  weiße  Flecke, 
die  ich  an  der  brasilianischen  Art  nie  bemerkt  habe,  da  das 
gefleckte  Jugendgewand  schon  iin  zweiten  Jahre  verschwindet ;  doch 
will  ich  bemerken,  daß  eine  Hirschkuh  von  Gervus  elaphus ,  die  ich 
schon  4  Jahre  kenne,  noch  immer  matte  Flecke  auf  beiden  Seiten 
zeigt.  Das  Wesen  der  beiden  Tapire  war  langweilig  und  träge, 
wie  alle  Tapire  in  der  Gefangenschaft  sind. 

Ein  ju nges  Warzenschwein  ( Phacochocrus  africanus )  des 
Herrn  Hagenbeck  erscheint  mir  der  Erwähnung  wert,  weil  sich  sehr 
selten  Gelegenheit  bietet,  dieses  Tier  lebend  zu  beobachten.  Das 
Schwein  war  etwa  4  bis  5  Monate  alt  und  so  groß,  wie  ein  gleich  altes 
Hausschwein,  doch  erinnerte  besonders  der  Kopf  mehr  au  ein  junges 
Nilpferd,  besonders  die  kleinen  runden  Ohren,  die  weit  oben  unter 
den  Ohren  liegenden  von  starken  Rändern  umgebenen  rundlichen 
Augen  und  der  riesig  breite  Rüssel.  Die  beiden  starken  Eckzähne 
standen  schon  ca.  2  cm  hervor,  die  beiden  Warzen  unter  den  Augen 


335 


waren  schon  stark  entwickelt.  Charakterisiert  war  das  Tier  ferner 
durch  eiuen  sehr  langen  weißgrauen  Backenbart,  der  viel  länger 
war,  als  bei  dem  erwachsenen  Phacochoerus,  durch  eine  sehr  dünne 
weißgraue  Behaarung,  unter  der  überall  die  graue,  faltig  genarbte 
Haut  hervorschimmerte,  und  durch  einen  bindfadenartig  dünnen 
Schwanz  mit  kleiner  Quaste.  Das  Wesen  des  Schweins  war  außer¬ 
ordentlich  ängstlich  und  scheu,  also  auch  abweichend  von  anderen 
Schweinen. 

Unter  den  Tieren  des  Hamburger  Zoologischen  Gartens  inter¬ 
essierte  mich  zunächst  eine  Schopfantilope  von  Westafrika 
( Cephalolophus  coronatus ),  die  mir  bis  dahin  unbekannt  war.  Die¬ 
selbe,  eiu  erwachsener  Bock,  hat  die  Größe  eines  etwa  5  Monate 
alten  Rehs  und  zeigt  den  schlanken  eleganten  Körperbau  der  Schopf- 
und  Schmuckantilopen,  der  Kopf  ist  sehr  lang  und  schmal,  die 
Schnauze  spitz  mit  schwarzer  feuchter  Muffel,  die  Augen  sehr  groß 
und  dunkel,  die  Thränengruben  außerordentlich  lang  entwickelt  mit 
wulstigen,  scharf  abgesetzten  Rändern,  wie  sie  in  der  Erregung  der 
Bock  von  Antilope  cervicapra  zeigt,  der  dann  aus  den  Thränen¬ 
gruben  eine  schmierige  Salbe  absondert  und  die  Ränder  der  Thräuen- 
grube  förmlich  auseinander  klappt.  Der  Rand  der  Augenbrauen  ist 
bei  C.  coronatus  ebenfalls  scharf  abgesetzt,  so  daß  die  Physiognomie 
des  Tieres  dadurch  eigenartig  wird.  Die  wenig  behaarten  Ohren 
sind  groß  und  elegant,  außen  grauschwarz,  innen  rötlich  durch¬ 
scheinend,  die  pfriemförmigen  geraden  Hörner  ca.  7,5  cm  hoch,  vorn 
eckig  mit  scharfer  Kante,  hinten  rundlich,  bis  zu  2/s  Länge  schräg 
gereifelt,  Beine  lang  und  sehr  schlank,  Klauen  länglich  und  spitz, 
Schwanz  kurz.  Die  Färbung  ist  ein  schwärzlich  untermischtes 
Gelbrot ;  Stirn,  sowie  der  kaum  2  cm  lange  Schopf  rostgelb,  Nase 
dunkelschwarzbraun,  Oberlippe  weißgrau,  Kinn,  Kehle,  Brust  und 
Bauch  gelblichweiß,  Beine  innen  weißgrau,  Vorderbeine  unten 
dunkler,  Füße  unten  dunkelumbrabraun,  besonders  hinten,  Schwanz 
oben  dunkler  gefärbt.  Das  Wesen  des  Tieres  ist  schüchtern  und 
furchtsam,  aber  zutraulich,  wie  bei  anderen  kleineren  Antilopen. 

Ich  möchte  noch  die  Bemerkung  hinzufügen,  daß  mir  der  bei 
den  Ceplialophus- Alten  vorhandene  Schopf,  der  doch  immer  nur 
eine  accessorische  Haar  Wucherung  ist,  ein  wenig  charakteristisches 
Merkmal  für  die  Artenbestimmung  zu  sein  scheint.  Viel  wichtiger 
sind  die  stark  entwickelten  Thränengruben  und  die  graden  pfriem¬ 
förmigen  Hörner  des  Gephalophus ,  sowie  die  kleine  sehr  schlanke 
Statur  und  die  gleiche  Lebensweise. 


336 


H  e  u  1  w  ö  1  f  e  {Canis  latrans),  welche  der  Garten  im  letzten 
Sommer  aus  Mexiko  bezw.  Centralamerika  in  mehreren  Exemplaren 
erhielt,  erschienen  mir  bemerkenswert,  weil,  wenn  die  Tiere  wirklich 
Canis  latrans  sind,  sie  von  der  nordamerikanischen  Art  entschieden 
getrennt  werden  müssen.  Der  Heulwolf  charakterisiert  sich  folgender¬ 
maßen  :  Er  ist  viel  kleiner  und  schlanker  gebaut,  als  Canis  lupus , 
Kopf  und  Schnauze  viel  schlanker  und  spitzer,  Ohren  und  Beine 
viel  länger,  sonst  schon  äußerlich  wohl  als  Canis  lupus  erkennbar, 
auch  durch  deu  bekannten  dunklen  Sattel  über  den  Schultern,  der 
für  alle  Wölfe  sehr  charakteristisch  ist.  Färbung  gelbrotbraun. 
Nach  meiner  Auffassung  sind  die  Tiere  am  nächsten  mit  Canis 
jubatus  verwandt  oder  dasselbe.  Jedenfalls  nicht  mit  dem  viel 
kurzbeinigeren  Canis  latrans  aus  Nordamerika  identisch. 

Die  Raubvögel  des  Hamburger  Gartens  haben  sich  von  jeher 
durch  Reichhaltigkeit  und  Seltenheit  der  Arten  ausgezeichnet,  ich 
möchte  hier  noch  zum  Schluß  in  eiu  paar  Worten  auf  einen  sehr 
interessanten  afrikanischen  Habicht  und  auf  die  vortreffliche  Eulen¬ 
sammlung  daselbst  hin  weisen. 

Der  afrikanische  Schlangensperber  (Polyboroiäes 
typicus )  ist  in  der  Zeichnung  bei  Brehm  nicht  als  das  Tier,  welches 
im  Hamburger  Garten  lebt,  zu  erkennen,  ebenso  wenig  stimmt  die 
Beschreibung  vollständig.  Der  Vogel  stammt  von  der  afrikanischen 
Westküste  und  hat  ungefähr  die  Größe  unseres  Hühnerhabichts, 
ist  also  erheblich  größer  als  unser  Sperber.  Der  Schnabel  ist 
schwarz,  stark  gekrümmt,  die  Wangen  nackt  bis  über  das  Auge 
nach  der  Wachshaut  hin  und  bis  zum  Ohr,  die  nackte  Stelle  ist 
rotgelb  gefärbt  und  scharf  gegen  das  graue  Gefieder  des  Kopfes 
abgegrenzt.  Auge  schwarz,  auf  dem  Kopf  ein  aufrichtbarer  Schopf, 
der  bei  Brehm  III  602  nicht  erwähnt  ist,  Gesamtfärbung  blau¬ 
grau,  Schultern  und  Riickeu  rostbraun,  Handfedern  schwarz,  Bauch 
weißgrau  und  schwarz  gebändert,  Oberarmfedern  mit  einzelnen 
schwarzen  Flecken  und  Tüpfeln,  mir  schien  aber  nicht  jede  Feder 
einen  schwarzen  Fleck  an  der  Spitze  zu  haben,  Füße  gelb.  Der 
Vogel  saß  träge  und  apathisch  auf  seiner  Stauge,  lange  Zeit 
regungslos  dieselbe  Stellung-  einnehmend. 

Unter  den  Eulen  erschien  zunächst  bemerkenswert  die  in  Süd¬ 
europa  lebende  Zwergohreule  ( Scops  carniölica )  oder  Ephialtes 
scops ,  eiu  niedliches  Eulchen,  welches  kaum  eiue  Drossel  an  Größe 
übertrifft.  Das  Gefieder  ist  am  besten  gekennzeichnet  als  dem  des 
europäischen  Ziegenmelkers  (Capriniulgus  europacus )  sehr  ähnlich, 


337 


also  grauumbra  mit  etwas  rotbraun,  scbwärzlich  gewässert  mit 
dunklen  Längstüpfeln.  Unterseite  hellgrau  mit  etwas  rotgelb,  grau 
gewässert,  Ohrbüschel  klein,  Schnabel  grünlich  horngrau,  Iris  hell¬ 
grüngelb,  Füße  grau,  unbefiedert,  Stimme  ein  helles  » tüt« ,  Wesen 
munter. 

Von  Syrniinae  erwähne  ich  den  Guineakauz  (ßyrnium 
nuchale).  Der  Vogel  hat  etwa  die  Größe  von  Syrnium  aluco,  Kopf 
groß,  dunkelrostbraun,  ebenso  Kehle,  Gefieder  oben  dunkelrostbraun 
mit  weißgrauen  Tüpfeln,  Unterseite  rostbraun  und  weißgrau  gewellt, 
Schnabel  dunkelgrau,  Auge  tiefschwarzbraun,  Schwanz  kurz. 

Syrnium  torquatum  aus  Venezuela,  erheblich  größer  als  nuchale , 
sehr  auffallend  gefärbt.  Der  große  Kopf  tiefschwarzbraun,  Augen¬ 
brauen  ein  breiter  weißgelber  Streifen,  um  die  Augen  ein  tief¬ 
dunkelbrauner  Hof,  Iris  chromgelb,  Auge  groß,  Physiognomie  infolge 
dieser  Färbung  unheimlich.  Schnabel  an  der  Basis  dunkelgrau, 
Spitze  hell  hornfarben,  Gefieder  unter  dem  Schnabel  dunkelbraun, 
Kehle  gelb  weiß,  gegen  die  Brust  durch  ein  breites  dunkelbraunes 
Baud  abgegrenzt,  Bauch  hellrostrot  mit  dunkleren  Schaftstrichen, 
Füße  gelbrot  befiedert,  der  kurze  und  spitze  Schwanz  dunkelbraun 
und  hellbraun  gebändert,  Rücken  dunkelumbrabraun,  auf  den 
Schultern  zwei  hellgelbe  Flecke,  Flügel  innen  gelbweiß,  Schwung¬ 
federn  habichtartig  mit  grauen  Querstreifen  gebändert.  Wesen 
unliebenswürdig,  wie  beim  Uhu. 

Die  Guineauhueule  ( Scotopelia  Bouvieri ),  Kopf  gelbbrauu 
mit  dunklen  Schaftstrichen,  Iris  tiefdunkelbrauu,  Schnabel  hell- 
horngrau,  Brust  weißgelb  mit  braunen  Schaftstrichen,  Schwungfedern 
gelbbrauu,  Schwanz  weiß,  Schultern  und  Füße  weißlich,  oben  an 
den  Schenkeln  eine  dunklere  Feder,  etwas  kleiner  wie  Syrnium 
nuchale ,  Wesen  ruhig,  Aussehen  wegen  der  hellen  Färbung  und  der 
dunklen  Augen  sehr  auffallend. 

Die  mexikanische  Oh  re  ule  ( Otus  mexicanus )  besitzt 
etwa  die  Größe  von  Otus  vulgaris.  Ohrbüschel  und  Kopf  scliwarz- 
brauu,  Stirn  gelbbraun,  über  den  Augen  schwarzbraun  mit  ocker¬ 
gelbem  Rande,  Gesicht  weißgrau,  Nacken  schwarzbraun  mit  oker¬ 
gelben  Längsstreifen,  ebenso  der  Rücken,  Bauch  weißgelb  mit 
schwarzen  streifigen  Tüpfeln,  Füße  gelbumbra,  befiedert,  Schenkel 
gelbbraun  mit  schwarzen  Streifen,  Flügel  schwarzbraun  und  gelb 
gestreift,  Schwungfedern  oben  grau  gebändert  und  gewässert, 
Schnabel  dunkelhorufarben,  Iris  gelbbraun  ;  Wesen  wohl  wie  Otus 

vulgaris. 

Zoolog-.  Gart.  Jahrg-.  XXV.  1884. 


22 


338 


Am  meisten  bat  mich  interessiert  ein  Pärchen  von  der  tas- 
manisclien  Schleiereule  ( Strix  castanops).  So  wenig  auch 
in  derselben  die  Verwandtschaft  mit  Strix  flammea  zu  verkennen 
ist,  so  sehr  weicht  der  Vogel  durch  Größe  und  Färbung  von 
unserer  Schleiereule  ab.  Das  viel  dunkler  gefärbte  Weibchen  über¬ 
trifft  das  Männchen  erheblich  an  Größe  und  giebt  unserem  Uhu 
wenig  nach,  das  kleinere  Männchen  ist  immer  noch  erheblich  größer 
als  unsere  Schleiereule,  das  Gefieder  ist  oben  tiefschwarzbraun,  unten 
gelbbraun  mit  feinen  grauen  Tüpfeln  überflogen,  Brust  tiefgelb¬ 
rostbraun  mit  dunkleren  Tüpfeln,  der  durch  einen  dunkelbraunen 
Rand  scharf  begrenzte  Schleier  sepiagrau,  genau  die  Farbe,  wie  die 
Seiten  von  Podiceps  cristatus,  Schultern  gelbbraun,  ebenso  Beine, 
Füße  fleischfarben,  Flügel  innen  weißgrau,  oben  dunkelbraun,  so 
auch  der  Schwanz.  Schnabel  hellhorngrau,  Iris  tiefdunkelbraun. 
Im  Wesen  weicht  Strix  castanops  erheblich  von  Strix  flammea  ab, 
was  man  schon  aus  der  Größe  schließen  kann  ;  die  Eule  ist  lebhaft 
und  reizbar,  beim  Fressen  ziemlich  gierig,  bläht  das  Gefieder  wie 
der  Uhu  auf,  die  Flügel  wie  dieser  dabei  hebend  und  wackelt  in 
der  Erregung  hin  uud  her,  wird  also  auch  in  der  Freiheit  viel 
größere  Tiere  erbeuten,  wie  unsere  harmlose  Schleiereule. 


Der  gemeine  Staclielflnger  (. Acanthodactylus  vulgaris 
Dum.  u.  Bibron)  in  der  Gefangenschaft. 

Von  Joh.  v.  Fischer. 

Wenn  ich  vom  spanischen  Sandschlüpfer  ( Psammodromus  Jiispa- 
nicus )  S.  39  ff.  gesagt  habe,  daß  er  hübsch  und  zierlich  sei,  so 
wird  es  mir  schwer,  zu  entscheiden,  wem  von  den  beiden  Sauriern 
der  Vorzug  zu  geben  sei.  Die  Wahl  wird  hier  schwer.  Allerdings 
steht  der  Sandschlüpfer  in  seinem  bescheidenen  Kleide  hinter  dem 
schmucken  gefärbten  Stachelfinger  weit  zurück.  Mir  ist  aber 
ersterer  wegen  seines  zutraulicheren  und  ruhigeren  Wesens  fast  lieber. 

Der  Stachelfinger  ist  ein  unsteter,  scheuer,  ungestümer  Gesell, 
der  dem  bescheideneren  Sandschlüpfer  gegenüber  wie  ein  über¬ 
mütiger  Stutzer  erscheint.  Aber  sein  hübsches  Kleid,  sein  rosen¬ 
roter  Schwanz  und  sein  keckes  Wesen  bestechen  ungemein  und  ich 
rate  dem,  dem  die  Wahl  zwischen  den  beiden  schwer  fallen  würde, 


339 


beide  Saurier  anzuschaffen,  umsomehr,  da  sich  beide  in  einem 
Behälter,  wenn  man  die  Größenverhältnisse  untereinander  beobachtet, 
vortrefflich  vertragen,  dieselbe  Lebensweise  führen  und  folglich  auch 
derselben  Einrichtung  und  Pflege  bedürfen. 

Der  Stachelfinger  bewohnt  Spanien  und  das  nördliche  Afrika  ; 
da,  wo  er  vorkommt,  ist  er  sehr  gemein. 

Er  bewohnt  warme,  der  Sonne  ausgesetzte  Orte  und  verbirgt 
sich  bei  Gefahr  mit  Blitzesschnelle  unter  Steinen  oder  in  Löchern, 
die  er  sich  im  lockeren  Boden  gräbt.  Sein  Fang  wird  daher  nicht 
leicht  und  sein  ganzes  Benehmen  erinnert  sehr  an  den  Sandschlüpfer. 

Sein  Lauf  ist  ein  stoßweiser  ;  er  erhebt  sich  bei  jedesmaligem 
Stillstehen  hoch  auf  seine  Vorderbeine,  während  die  Hinterbeine 
niedergelegt  und  ausgespreizt  werden.  Dadurch  wird  der  gesamte 
Vorderkörper  mit  dem  Kopf  emporgehoben,  der  Rest  des  Leibes 
niedergelegt.  Ehe  das  Tier  weiter  läuft  oder  wenn  es  »sichert«, 
d.  h.  späht,  ob  Gefahr  vorhanden  sei,  sieht  man  es  leicht  ein  oder 
auch  mehrere  Male  von  oben  nach  unten  »nicken«. 

Die  Stachelfinger  lieben  das  Tageslicht,  namentlich  das  Sonnen¬ 
licht  sehr.  Nur  wenn  die  Sonne  mit  voller  Macht  in  ihren  Behälter 
scheint,  fühlen  sie  sich  wohl  und  sind  aufgeweckt.  Bei  gedämpftem 
Tageslicht,  selbst  wenn  der  notwendige  Wärmegrad  vorhanden  ist, 
liegen  sie  oft  stundenlang  mit  geschlossenen  Augen  und  wärmen 
sich.  Bei  grellem  Tageslicht  oder  bei  Sonnenschein  ändert  sich  ihr 
Gebahren  gewaltig.  Sie  werden  lebhaft,  laufen  viel  umher,  wühlen 
im  trockenen  Saude  herum,  verschwinden  in  den  gegrabenen 
Schlupfwinkeln,  um  sogleich  wieder  an  irgend  einer  anderen  Stelle 
hervorzukommen.  Sie  fliehen  die  direkte  Nässe,  müssen  aber  stets 
ein  Gefäß  mit  Wasser  finden  können,  denn  sie  trinken  oft  und  lauge. 
Ohne  Wasser  magern  sie  rasch  ab  und  gehen  leicht  ein. 

Sie  sind  auf  jedes,  noch  so  schwache  Geräusch  höchst  auf¬ 
merksam  und  stürzen  bei  verdächtigem  Lärm  in  verzweifelter  Flucht 
davon.  Gegen  Kälte  sind  sie  äußerst  empfindlich  und  verkriechen 
sich  sofort,  wenn  die  Temperatur  zu  sinken  beginnt.  Sie  sind 
frostiger  als  die  Sandschlüpfer,  was  sich  durch  die  Temperatur  ihrer 
Heimat  erklärt,  und  sie  bedürfen  daher  einer  stärkeren  Heizung 
ihres  Behälters  oder  doch  eines  sonnigeren  Standes  desselben. 

Eine  der  Hauptbedingungen  neben  der  Wärme  ist  ein  heller 
Stand  ihres  Behälters,  denn  sie  fressen  nur  dann,  wenn  das  grellste 
Tageslicht  in  denselben  hineinscheint. 

o 


340 


Meiner  Erfahrung  nach  wird  der  Stachelfiuger  nie  zahm,  wohl 
bis  zn  einem  gewissen  Grade  zutraulich,  so  daß  er  z.  B.  seine  Nah¬ 
rung  von  der  Pincette  holt  etc.,  aber  nicht  weiter. 

Unter  einander  sind  es  äußerst  verträgliche  Tiere,  so  lange 
gleiche  Größeuverhältnisse  obwalten,  denn  erwachsene  Stachel¬ 
finger  fressen  junge  und  demnach  schwächere  Individuen  ihrer  Art 
oder  anderer  Eidechsengattungen  unbarmherzig  auf.  So  ergriff  ein 
erwachsener  Stachelfiuger  einst  bei  mir  eine  junge  Buckelnase 
( Eremicis  guttulata)  aus  Tunis,  schüttelte  sie  heftig,  schlug  sie,  um 
sie  zu  betäuben,  gegen  den  Boden  und  hätte  sie  sicherlich  getötet 
und  verzehrt,  wenn  ich  nicht  bei  Zeiten  hinzugespruugen  wäre.  Und 
doch  war  die  Buckelnase  nur  um  V3  kleiner  als  der  Stachelfinger  ! 

Ihr  Futter  besteht  in  der  Gefangenschaft  in  erster  Linie  aus 
Fliegen,  kleinen  Hymenopteren,  die  man  durch  Klopfen  des  Fliegen¬ 
sackes  gegen  den  Boden  vor  dem  Reichen  erst  betäuben  muß,  und 
ganz  kleinen,  frischgehäuteten  Mehlwürmern.  Große  Mehlwürmer 
verzehren  sie  zwar  auch,  geben  sie  aber  meist  unverdaut  von  sich 
oder  würgen  sie  wieder  aus,  worauf  sie  oft  eingehen.  In  der  Freiheit 
fressen  sie  alles  Lebende,  was  sie  bewältigen  und  verdauen  können. 

Ich  habe  schon  eingangs  bemerkt,  daß  ihnen  ein  leicht  zu 
erreichendes  Wassergefäß  nie  fehlen  darf,  denn  sie  suchen  das 
Wasser,  das  sie  lappeud  trinken,  häufig  und  regelmäßig  auf.  Beim 
Fressen  unterscheiden  sie  sich  vom  Sandschlüpfer  auf  den  ersten 
Blick  ;  denn  während  erstere  den  Verschlingungsakt  ziemlich  ruhig 
vornehmen,  sind  die  Stachelfinger  ungemein  hastig.  Sie  erfassen  ihre 
Beute  unter  lebhaften  Seitenbewegungen  des  Kopfes,  den  sie  sofort 
hoch  emporheben  und  verschlingen  ihren  Bissen  mit  fieberhafter  Hast, 
wobei  sie  die  Augen  nach  allen  Seiten  spähend  richten,  denn  der  Stachel¬ 
finger  vergißt  selbst  beim  Fressen  seine  angelernte  Vorsicht  nicht. 

Trotz  der  Häufigkeit  in  seiner  Heimat  ist  der  Stachelfinger  im 
Handel,  in  Deutschland  wenigstens,  nicht  zu  erlangen.  Man  kaun 
ihn  aber  aus  Frankreich  aus  dem  Laboratoire  d’Erpetologie  in 
Montpellier  leicht  und  billig  beziehen. 

Für  ein  Terrarium,  das  nur  kleinere  Echsen  enthält,  ist  er  für 
jedermann  eine  willkommene  Erscheinung,  umsomehr,  da  er  weit 
langlebiger  als  der  Sandschlüpfer  ist. 

Ein  trockenes  mit  Sand  gefülltes,  temperiertes  oder  mäßig 
warmes,  dicht  an  einem  Fenster  stehendes  Terrarium,  das  reichlich 
Sonne  erhält,  ist  für  diesen  schmucken  Saurier  die  beste  und  natur- 
gemäßeste  Wohnung. 


341 


Korrespondenze  n. 


Manu  heim,  28.  Aug.  1884. 

(Tierbeobachtungen  aus  dem  Mannheimer  Stadtpark.)  Die 
Schwäne  und  Enten  zeigen  eine  psychologisch  merkwürdige  Eigentümlichkeit, 
indem  sie  durch  ihr  Verhalten  zu  erkennen  geben,  dass  offensives  Vorgehen  bei 
ihnen  stets  den  Sieg  verbürgt  und  von  Erfolg  begleitet  ist.  Zur  Zeit  des  Brü¬ 
tens  über  einigen  Eiern  in  dem  fest  untermauerten  Geflügelhäuschen  inmitten 
des  Parkweihers,  nahezu  sechs  Wochen  lang,  befand  sich  der  jedesmal  übrige 
und  vereinzelte  schwarze  Schwan  fortwährend  im  Zustand  der  Defensive 
oder  besser  in  demjenigen  der  Flucht  vor  dem  zugleich  vorhandenen  weissen 
Schwanenpaar.  Mann  wie  Weib  des  schwarzen  Paars,  die  einander  im  Brüten 
ablösten,  widerstanden  niemals  den  boshaften  Attacken  der  weißen  Schwäne,  zumal 
des  Mannes,  sondern  wandten  sich  stets  vor  dem  feindlichen  Angreifer  zur  schleu¬ 
nigen  Flucht  und  suchten  sich  so  schnell  wie  möglich  auf  das  flache  grasige 
Ufer  zu  retten,  bis  an  welches  der  boshafte  Verfolger  dicht  nachfolgte  und  dann 
durch  übermütiges  Emporrecken  des  aufgeblähten  Halses  unter  Schütteln  des 
Gefieders  und  ausgestoßenes  Triumphgeschrei  den  Sieg  verkündete,  ohne  übrigens 
einen  Zweikampf  auf  dem  festen  Land  durch  Betreten  des  Ufers  seinerseits  zu 
versuchen.  Oft  wurde  zumal  das  brütende  schwarze  Weib,  sobald  es  einmal  ab¬ 
gelöst  war  und  sich  im  Weiher  nach  Nahrung  umsah  oder  sich  Erholung  gönnen 
wollte,  von  dem  gerade  nächsten  der  feindlichen  weißen  Gegner  zum  Gegenstand 
des  erbosten  Angriffs  und  der  hartnäckigsten  Verfolgung  gemacht,  selbst  seitens 
des  weißen  Weibes,  als  sei  dieses  über  die  Mutterfreuden  des  schwarzen  aufge¬ 
bracht,  da  ihm  selbst  alle  Versuche  zur  Erzielung  von  Nachkommenschaft  fehl¬ 
geschlagen.  Der  weiße  Schwanenmann  zumal  war  fühllos-brutal  genug,  das  arme 
schwarze  Schwanenweiß  mit  wütendem  Gebahren  anzufallen  und  zur  schleunigen 
Flucht  unter  ängstlich  ausgestoßenen  Schreckenstönen  zu  zwingen.  —  Als  aber 
das  Resultat  des  Brütens  der  Australschwäne  zu  Tage  trat  und  das  erste  Junge 
zum  Vorschein  kam,  änderte  sich  sofort  das  Verhältnis  der  streitenden  Parteien. 
Aus  dem  Zustande  schimpflichen  Zurückweichens  und  ohnmächtiger  Defensive 
ging  nun  das  schwarze  Schwanenpaar,  zumal  der  Mann,  in  beherzte  Offensive 
über,  als  gäbe  ihm  das  Resultat  glücklich  erzielter  Nachkommenschaft  sofort 
das  Gefühl  der  Überlegenheit.  Der  sonst  mutig  heranbrausende,  mit  gesträubten 
Halsfedern  und  stierartig  gesenktem  Kopf  angreifende  weiße  Schwan  wurde  von 
dem  schwarzen  unerschrocken  erwartet  und  von  ihm  seinerseits  in  wütender 
Gegenwehr  angegriffen,  so  daß  dem  weißen  bisherigen  Sieger  und  steten  An¬ 
greifer  schnell  der  Mut  sank  und  man  ihn  vor  dem  schrecklichen  Verfolger  auf 
schimpflicher  Flucht  fliehen  sah,  einen  zweiten  Hektor  auf  der  Flucht  vor  dem 
erzürnten,  »unnahbaren«  Achill.  Wenn  nun  auch  nur  ein  Junges  dem  schwarzen 
Paar  erhalten  blieb,  so  spielte  doch  von  da  an  die  schwarze  Schwanenfamilie 
die  Herrscherrolle  auf  dem  Weiher  und  begnügte  sich  seitdem  das  weiße  Paar 
mit  der  zweiten  Rolle.  Der  männliche  schwarze  Schwan  wehrte,  wenn  das 
Junge  mit  der  schwarzen  Mutter  über  den  Wasserspiegel  dahinzog,  stets  die  an¬ 
deren  Schwäne  und  alle  Enten  und  Ententaucher  vor  jeder  Annäherung  ab  und 
bewog  schon  von  weitem  die  sonstigen  Teichbewohner  zu  respektvollem  Aus¬ 
weichen.  Aber  auch  nahe  herankommende  Personen  suchte  der  schwarze  männ- 


342 


liehe  Schwan  in  die  Flucht  zu  treiben,  indem  er  mit  steif  aufgerichtetem,  langem, 
gesträubtem  Hals,  gesenktem  Kopf  und  gespreizten  Flügeln  ans  Ufer  auf  sie 
losstürmte.  Seihst  am  Land,  auf  der  Brückeninsel  oder  auf  einer  der  Halb¬ 
inseln,  machte  der  schwarze  Schwan  plötzlich  tückische  Angriffe  auf  Personen, 
ich  selbst  mußte  mich  eines  solchen  mit  dem  Wetterschirm  erwehren.  Jedesmal 
nachdem  der  männliche  schwarze  Schwan  einen  Gegner  auf  dem  Wasser  oder 
auch  eine  Person  am  Ufer  zur  Flucht  oder  zum  Rückzuge  gezwungen,  kehrt 
derselbe  mit  hochaufgerichtetem  Hals  zu  seiner  Ehehälfte  und  dem  Kinde  zu¬ 
rück  und  stößt  mit  aufgeworfnem  Kopf  widrig-gellende  Pfeiftöne  und  sie  beglei¬ 
tende  tiefe,  trommelnde  Brustlaute  in  die  Luft,  als  wolle  er  der  Familie  und 
jedermann  sonst  seinen  eben  errungenen  Sieg  kundthun.  —  Aber  auch  bei  sämt¬ 
lichen  Enten  kann  man  die  Bemerkung  machen,  dass  stets  der  mutige  Angreifer 
im  Vorteil  ist  und  den  andern  Teil  in  die  Flucht  schlägt,  dass  von  dem  ange¬ 
griffenen  kein  Versuch  gemacht  wird,  ob  es  ihm  vielleicht  nicht  gelingen  würde, 
siegreich  zu  widerstehen.  Es  ist,  als  oh  es  sich  von  seihst  verstehe,  dass  wer 
angreift,  auch  der  stärkste  sein  müsse.  Ein  und  derselbe  heute  oder  eben  erst 
in  die  Flucht  getriebene  Wasservogel  treibt  morgen  oder  kurz  hernach  eben 
seinen  vorherigen  Angreifer  seinerseits  mit  Erfolg  an.  Die  Offensive  giebt  sicht¬ 
lich  dem  Angreifer  stets  Vorteil  und  Überlegenheit  über  die  Defensive.  Es  ist 
ja  wohl  im  Krieg  der  Völker  auch  nicht  anders.  —  Sehr  friedlich  und  lieblich 
anzuschauende  Vögel  sind  ein  Paar  Nonnen-  oder  Bernickelgänse.  Diese  leben 
ganz  für  sich  und  finden  sich  nie  in  Konflikt  mit  andern.  Ihr  frisches  Gefieder 
zieht  sehr  die  Augen  auf  sich,  und  auffallend  sind  ihre  öfters  ausgestoßenen 
hundeartig  bellenden  Töne. 

In  dem  letzten  Winter  wurde  der  Parkweiher  ausgepumpt,  um  sein  Bett 
von  dem  angesammelten  Schmutz  zu  reinigen.  Nachdem  im  vorigen  Sommer 
viele  Hunderte  von  abgestandenen  Fischen  daraus  hatten  entfernt  werden  müssen, 
zeigten  sich  in  dem  Wasser-Residuum  des  so  vollständig  wie  möglich  entleerten 
Weihers  eine  grosse  Menge  kleiner,  lebender,  von.  den  früher  abgestorbenen 
Fischen  herrührender  Brutfischen,  Karpfen,  Weißfische,  Bresem  u.  a.  Auch  fanden 
sich  noch  größere,  dem  vorjährigen  Sterben  entronnene  Fische,  darunter  auch 
Goldfische.  Als  der  Teich  dann  wieder  mit  eingepumptem  Rheinwasser  nach 
seiner  Reinigung  gefüllt  wurde,  setzte  mau  noch  einige  Hundert  junger  Setz¬ 
karpfen  zu  und  hatte  das  Vertrauen,  hei  fortwährendem  gleichzeitigen  Aus-  und 
Einpumpen  des  Weiherwassers  mittelst  der  Maschinen,  trotz  dem  Mangel  an 
natürlichem  Bodengrund  und  an  Ufer-  oder  Wassergewächsen,  doch  Karpfen  in 
demselben  züchten  zu  können.  Als  sich  nun  im  April  und  Mai  in  den  verschie¬ 
denen  Wasserbecken  und  im  Weiher  des  Parks  große  Massen  von  Wasserschleich 
(s.  g.  Wasserheede,  Confcrva )  bildeten,  welche  nicht  nur  als  schwimmende 
Watten  grosse  Strecken  des  Wasserspiegels  bedeckten,  sondern  gar  das  Innere 
des  Wassers  bis  auf  den  Grund  hinab  erfüllten,  da  ereignete  sich  das  Übel,  daß 
eine  Menge  größerer  Fische,  Karpfen,  darunter  auch  Goldfische,  tot  zum  Vor¬ 
schein  kamen,  indem  sie  durch  festhaftende  Überzüge  des  Wasserschleichs  — 
nach  Aussage  der  Arbeiter  »des  Mooses«  —  über  den  ganzen  Kopf,  die  Augen  und 
Kiemen  hinweg,  umgekommen  und  in  die  Höhe  gehoben  worden.  In  einem  kleineren 
Bassin  unter  dem  Wasserfall  an  dem  Felshügel  des  Parks,  das  sich  gleichzeitig  mit 
einer  grünen  Conferve  (wahrscheinlich  C.  bombycinci  »Seidenheede«,  während  im 
Weiher  C.  afifinis  und  Oedocjonnm  fuscescens!)  erfüllte  und  bedeckte,  blieben 


343 


etliche  Dutzend  eingesetzter  kleiner  Goldfische  wohl  um  deswillen  wohlbehalten 
am  Leben,  weil  eine  Anzahl  Wasserosen  ( Nyviphaea  und  Nuphar )  mit  Erdkübeln 
hinein  versenkt  waren.  Wäre  im  Weiher  natürlicher  Bodengrund  und  allerlei 
Wassergewächs  vorhanden  gewesen,  so  hätte  das  vorerwähnte  Absterben  der 
Fische  schwerlich  stattgefunden,  weil  sich  die  Fische  dann  ihres  Schleichüber¬ 
zugs  über  Kopf  und  Augen  hätten  entledigen  können.  In  dem  Wasser-Bassin 
fand  ich  seither  nur  etlichemal  kleine,  einzelne  Fischleichen  vor,  denen  jedesmal 
am  Bauch  Stücke  aus  dem  Körper  gebissen  waren,  wie  die  Parkgärtner  glaubten 
—  in  Folge  Aufrisses  durch  einige  zugleich  darin  vorhandene  Karpfen  —  wie  ich 
an  den  scharfen  Verletzungen  aber  erkannte,  ohne  Zweifel  in  Folge  Annagens 
durch  nachts  !fliegende ,  eingedrungene  Wasserkäfer  (Taucher,  Dy  oticus),  wenn 
nicht,  was  ich  bezweifle,  durch  Wasserspitzmäuse.  Die  Goldkarpfen  befinden 
sich  übrigens  in  ihren  Becken  völlig  wohl  und  bei  dem  strotzenden  Ansehen 
der  größeren  weiblichen  Tierchen  ist  von  ihnen  auch  Strich  oder  junge  Brut 
zu  erwarten,  wie  ich  ähnlich  solche  in  den  Becken  des  Heidelberger  Botanischen 
Gartens  gesehen  habe.  Im  Parkweiher  wimmelt  es  von  solchem,  jetzt  etwa  zoll¬ 
langem,  um  die  Ufer  her  sichtbarem  von  Weißfischen  u.  dgl.  Und  die  zuletzt  im 
Frühjahr  eingesetzten  kleineren  Zuchtkarpfen  vorjährigen  Strichs  nehmen  in  dem 
Weiher  trotz  dessen  ungünstiger  Beschaffenheit  sichtlich  an  Volumen  zu,  da  sie 
sich  täglich  vieldutzendweise  unter  der  Inselbrücke  einfinden,  um  sich  mit  Brot- 
und  Weckkrumen  füttern  zu  lassen. 

Auf  einer  hohen  Ulme  des  Parks  hat  im  Mai  eine  Raben  krähe  vier  Junge 
erbrütet.  Vergehens  hatte  der  Gärtner  mit  einer  Vogelflinte  die  Alten  in  der 
ersten  Zeit  des  Nestlehens  zum  Schuß  zu  bringen  gesucht,  um  die  Raben  im 
Park  keinen  festen  Fuß  fassen  zu  lassen.  Als  die  flüggen  Jungen  ausgeflogen 
waren  und  sich  in  der  ersten  Zeit  um  den  Weiher  herum  an  dem  Futterplatz 
und  auf  dem  Geländer  der  Inselbrücke  laut  schreiend  Tage  lang  hatten  beobachten 
lassen,  ohne  daß  sie  anfangs  gestört  wurden,  hielt  man  es  endlich  doch  für  ge¬ 
raten,  die  Schreihälse  zu  schießen,  um  sie  aus  dem  Park  loszuwerden.  Eines 
Morgens  war  ich  zugegen,  wie  der  Obergärtner  an  der  Inselbrücke  eine  von  den 
dort  wieder  versammelten,  lärmenden  Krähen  von  einem  niederen  Baumast 
herabschoß  und  den  erlegten  Vogel  an  einem  Bein  angefaßt  mit  sich  forttrug, 
während  die  andern  Krähen  nach  allen  Seiten  auseinanderstoben.  Der  eine  er¬ 
folgreiche  Schuß  unter  die  Tiere  hatte  die  Folge,  daß  von  Stunde  an  die  Vögel 
nicht  wieder  erschienen  und  man  keine  mehr,  wie  beabsichtigt  wurde,  an  den 
vorher  gewohnten  Tummelplätzen  zum  Schuß  bekam.  Die  überaus  klugen 
Tiere  mußten  mit  vollem  Bewußtsein  des  Geschehenen  den  Ort  der  ihnen  augen¬ 
scheinlich  drohenden  Gefahr  meiden,  da  sich  dieselben  nicht  wieder  im  Park 
einfanden,  man  sie  vielmehr  immer  nur  in  dem  fernen  Schloßgarten  und  an¬ 
grenzenden  Rheinuferwald  noch  zu  Gehör  und  zu  Gesicht  bekommt. 

Die  in  einer  Felsgrotte  mit  vergitterter  Mündung  am  Parkhügel  gehaltenen 
Meerschweinchen  befinden  sich  da  ausnehmend  wohl  und  vermehren  sich 
rasch.  Man  erblickt  unter  den  alten  kleine  und  halbwüchsige  Junge.  Zugeworfene 
Schnitten  von  Dickrüben  und  Möhren  munden  ihnen  vortrefflich.  Sie  sind  aber 
von  den  sie  besuchenden  Personen,  zumal  Kindern,  durch  mitgebrachte  Brot- 
und  Semmelkrusten  schon  ganz  zutraulich  und  kirr  gemacht  und  drängen  sich 
Kopf  an  Kopf  an  das  Gitternetz,  wenn  man  sich  ihnen  naht,  um  einander  weg¬ 
stoßend  und  hellquiekend  die  Krustenstückchen  aus  den  dar  reich  enden  Fingern 


344 


zu  nehmen.  Spröde  Fastenbretzeln  und  harte  Zwiebackstückchen  sind  ihnen 
besonders  willkommen,  wie  sie  auch  zarte  Grasspitzen  mit  Vorliebe  entgegen¬ 
nehmen. 

Daß  in  diesem  Sommer  die  Schnakenplage  im  Stadtpark  verhältnismäßig 
gering  ist,  so  daß  man  sich  vielfach  darüber  lobend  äußert,  liegt  möglicherweise 
daran,  daß  der  Weiher  eine  Menge  junger  Fischchen  enthält,  die  sich  begierig 
von  den  zarten  Schnakenlarven  innerhalb  stehender  Wasser  nähren.  Auch  in 
dem  Fontainenbecken  des  großen  Blumenparterres,  das  diesen  Sommer  zum 
Gaudium  des  Publikums  von  einigen  abends  zur  Musik  lautquakenden  Fröschen 
bewohnt  war,  sollte  wie  dasjenige  am  Felshügel  mit  Goldfischen  besetzt  werden, 
um  darin  den  Schnakenlarven  den  Garaus  zu  machen. 

Ausgebrütete  junge  Enten  können  auf  dem  Weiher  vor  den  Schwänen  nicht 
aufkommen,  da  diese  sie  mit  dem  Schnabel  ergreifen  und  sie  unter  Wasser 
drücken,  bis  sie  ersticken.  Die  Tauchentchen  leben  in  steter  Furcht  vor  ihnen 
und  retten  sich  oft  nur  durch  Untertauchen.  An  dem  jetzt  überaus  reichlich 
vorhandenen  jungen  Strich  der  verschiedenen  Fische  finden  die  letzteren,  wie 
wohl  auch  an  Teichkröten-Quappen,  im  Weiher  ihre  natürliche  Nahrung.  Um¬ 
pflanzung  des  Teichrandes  unmittelbar  hinter  dem  Cement-  und  Steinrand  in 
dem  da  stets  feuchten  Boden  mit  Bhizomen  von  überhängenden  Seggen  und 
Flutgräsern,  wie  sie  so  angezeigt  wäre  und  so  leicht  ausgeführt  werden  könnte, 
ist  bis  jetzt  noch  nicht  erfolgt.  Noch  jetzt  nagen  die  Schwäne  am  Uferrand 
jede  sich  zeigende  Spur  von  Basen  hinweg,  so  daß  ein  ganz  kahler  Rand  um 
den  Wasserspiegel  herläuft.  Auch  hat  man  versäumt,  gelegentlich  der  Teich¬ 
reinigung  wenigstens  stellenweise  natürlichen  Wassergrund  auf  1  bis  2  m  Breite 
um  die  Ufer  einzufüllen,  um  auch  innerhalb  des  Wassers  Vegetation  zu  ermög¬ 
lichen.  Hier  bleibt  für  die  Zukunft  noch  sehr  wesentliches  zu  thun  übrig. 

Prof.  Dr.  L.  Glaser. 


Cincinnati,  im  August  1884. 

Über  Varietäten  des  schwarzen  und  des  Grizzly  Bären,  ln 
der  April-Nummer  des  Jahrgangs  1878  habe  ich  in  eiuer  kleinen  Abhandlung 
gezeigt,  wie  durch  Verfärbung  aus  einem  schwarzen  ein  Zimtbär  entsteht, 
und  glaubte  das  Dunkel  gelichtet  zu  haben,  das  heute  noch  den  Zimtbären 
umgiebt.  In  den  zoologischen  Werken  gilt  er  immer  bloß  als  eine  Varietät 
des  Baribal.  Seit  zwei  Jahren  nun  hatten  wir  Gelegenheit,  einen  echten 
Zimtbären  im  hiesigen  Zoologischen  Garten  beobachten  zu  können.  Wenn 
man  auch  an  dem  ungestümen  Burschen  keine  Messungen  vornehmen  kann 
so  sieht  man  doch,  daß  der  Schädel  beim  Vergleiche  mit  dem  des  Baribals 
durch  seine  größere  Stirnbreite  und  seine  spitzige,  ganz  gerade  auslaufende 
Nase  sich  unterscheidet,  während  diese  beim  Baribal  mehr  eine  Ramsnase  re¬ 
präsentiert.  Die  Klauen  des  Zimtbären  siud  größer  als  die  eines  im  gleichen 
Alter  stehenden  schwarzen  Bären,  zeigen  aber  doch  nicht  die  stark  gekrümmte 
Form  wie  beim  Grizzly. 

Der  Fußsohlenrand  ist  auf  den  Seiten  und  nach  hinten  mit  einer  dichten 
Reihe  abstehender,  zolllanger,  steifer  Haare  besetzt,  so  daß  die  Fußspur  viel 


größer  erscheint  als  sie  wirklich  ist.  Dies  befähigt  ihn  auch  besser  auf  dem 
Schnee  zu  waudelu,  ohne  einzubrechen.  Der  Zimtbär  überragt  seinen  schwarzen 
Vetter  um  ein  beträchtliches  und  wird  bis  zu  1000  Pfund  schwer.  Unser  Zimt¬ 
bär  kam  als  G  Monate  altes  Baby  in  den  hiesigen  Garten,  hatte  aber,  obgleich 
nur  wenige  Wochen  alt  eingefangen,  gar  nichts  von  den  besseren  Manieren 
der  drolligen  schwarzen  Bärenjungen,  zeigte  im  Gegenteil  eine  Wildheit,  die 
sich  auch  nach  einem  Jahre  kaum  gelegt  hat.  Sein  Pelz  hatte  die  Zimt¬ 
farbe,  als  er  eingefaugen  wurde,  wie  seine  Schwester,  die  auch  hierher  geschickt 
werden  sollte,  aber  so  auf  ihren  bisherigen  Ernährer,  der  sie  in  den  Versand¬ 
kasten  thuu  wollte  und  deswegen  von  der  Kette  nahm,  losging,  daß  er,  um  sich 
seiner  Haut  zu  wehren,  ihr  mit  einem  Messer  Stiche  versetzte,  die  sie  kampf¬ 
unfähig  machten  und  ihn  aus  ihren  Klauen  und  Zähnen  befreiten.  Auch  die 
Mutter  hatte  die  Zimtfarbe.  Als  ich  zu  verschiedenen  Malen  Colorado  be¬ 
suchte,  zog  ich  vielfache  Erkundigungen  ein,  und  das  Resultat  ist,  daß  der 
Zimtbär  unabhängig  von  dem  dort  seltenen  schwarzen  Bären  vorkommt,  daß 
er  viel  größer  wird  und  wilder  ist  als  sein  Vetter,  daß  Zimtbären  sich  als 
solche  fortpflanzen  und  junge  Zimtbären  immer  von  ein  paar  alten  Zimt¬ 
bären  abstammen  und  nie  einen  schwarzen  Vater  oder  Matter  haben.  Ebenso¬ 
wenig  wurden  je  junge  schwarze  Bären  bei  alten  Zimtbären  gesehen.  Ich  selbst 
hatte  das  Vergnügen,  auf  dem  Wege  von  Antilopepark  nach  Silverton  gegen¬ 
über  dem  im  Thal  gelegenen  Grassyhillhaus  auf  einer  kahlen  Stelle  an  dem 
gegenüber  liegenden  Berge  das  Spiel  von  zwei  alten  Zimtbären  durch  mein 
Fernrohr  für  eine  ganze  Weile  zu  beobachten,  und  ich  stehe  dafür  ein,  daß 
sie  ein  paar  ganz  kolossale  Bestien  waren,  welche  die  verwandten  Baribals 
um  ein  bedeutendes  überragten.  Warum  man  der  Gattung  den  Namen  schwar¬ 
zer  Bär  gegeben,  kann  bloß  dadurch  entschuldigt  werden,  daß  man  von  den 
Zimtbären  noch  nichts  wußte,  als  man  die  andern  klassifizierte  und  dann 
aus  den  einzelnen,  seltenen  Fällen,  die  von  Pelzjägern  in  den  Handel  gebracht 
wurden,  eine  bloße  Varietät  herausstudierte.  Jedenfalls  würde  dem  viel  stärkeren, 
schwereren  Zweig  die  Ehre  des  Namens  Ursus  americanus  gebühren  und  sollte 
der  schwarze  Bär  eher  als  Varietät  des  Zimtbären  aufgeführt  werden.  Der 
Zimtbär  bewohnt  die  höchsten  und  wildesten  Gebirge  von  New-Mexico  hiu- 
auf  bis  Montana,  während  der  schwarze  wohl  selten  über  die  niederen  Vor¬ 
berge  ins  Gebirg  sich  verirrt.  Er  ist  mehr  in  der  Ebene  oder  den  niederen 
Gebirgen  wie  in  den  Alleghanies  oder  Adirondacs  zu  finden.  Der  Zimtbär 
hat  ein  größeres  Jagdrevier  und  wird  deshalb  nicht  so  häufig  angetroffen  wie 
der  schwarze,  der  auch  in  der  Regel  mehr  als  zwei  Junge  wirft,  während  bei 
dem  Gebirgsbären  immer  nur  zwei  Junge  augetroffen  wurden,  wie  auch  alte 
Trapper  versicherten. 

Aber  auch  von  den  Grizzlies  giebc  es  in  den  San  Juan  Gebirgen  im  süd¬ 
westlichen  Colorado  eine  Varietät,  die  man  wegen  der  silberweißen  Spitzen 
der  sonst  schwarzen  Haare  silvertipped  (Silberspitze)  nennt.  Sie  erreichen  die 
gleiche  Größe  wie  die  eigentlichen  Grizzlies,  die  einen  graubraunen  Pelz  haben 
und  mehr  in  der  Sierra  Nevada  und  den  kalifornischen  Bergen  zu  finden  sind. 
Diese  silvertipped  bringen  wieder  silberhaarige  Junge  zur  Welt,  ohne  je  einem 
anders  gefärbten  Bären  das  Leben  zu  geben.  So  lange  die  Grizzlies  jung  sind, 
klettern  sie  prächtig  auf  Bäume,  während  sie  diese  Fertigkeit  später  entweder  ver¬ 
lernen  oder  wegen  ihrer  Schwere  nicht  mehr  ausüben  können,  oder  gar  ver- 


346 


achten,  da  sie  sich  stark  genug  fühlen,  jeden  Kampf  auszufechten  und  dem 
Gegner  —  nie  zu  weichen,  außer  wenn  sie  das  Leben  verläßt.  Ich  sah  in  Antilope¬ 
park  auf  einer  Rauche  ein  paar  junge  silvertips,  die  angekettet  wie  sie  waren 
mit  großer  Geschicklichkeit  einen  hohen  Kasten  erkletterten,  von  dem  sie  auf 
mich  herabfauchten.  Dr.  A.  Zipperleu. 


Jena,  den  23.  September  1884. 

Abnorme  Schnabelbildung  eines  weiblichen  Haus¬ 
sperlings  ( Passer  doinesticus).  Im  Februar  dieses  Jahres  wurde  durch 
den  Schulmeister  eines  thüringischen  Dorfes  ans  hiesige  Zoologische  Institut 
ein  weiblicher  Haussperling  ( Vasser  domesticus )  eingesandt,  dessen  höchst 
monströse  Schnabelbildung  wohl  wert  sein  dürfte,  durch  kurze  Beschreibung 
bekannt  gemacht  zu  werden,  zumal  eine  solche  sich  nicht  in  der  Reihe  ähn¬ 
licher  Fälle  verzeichnet  findet,  die  bereits  in  dieser  Zeitschrift,  namentlich  in 
den  Jahrgängen  1864,  1865,  1866  zur  Sprache  gekommen  sind.  —  In  die  Rubrik 
der  an  verschiedenen  Vögeln  beobachteten  Kreuzschnabelbildung  läßt  sich 
unser  Fall  nicht  direkt  unterbringen,  wohl  aber  scheint  mir  derselbe  das 
allmähliche  Übergehen  in  eine  solche  darzustellen  und  eben  dadurch  inter¬ 
essant  zu  sein.  Sicher  haben  wir  es  hier  mit  einer  angeborenen  Mißbildung 
zu  thun,  da  von  einer  früheren  Verletzung,  einem  späteren  unnatürlichen 
Nachwachsen  etc.  keine  Spur  nachweisbar  ist.  Der  fast  8  Centimeter  lange 
gebogene  Untersclmabel  hat  offenbar  ursprünglich  den  um  etwa  8  mm  kür¬ 
zeren  Oberschnabel  als  regelmäßig  stehende  Decke  aufgenommen,  was  aus 
dem  vollkommen  ebenen  linken  Rande  des  ersteren  in  der  Art,  wie  der  rechte 
Rand  erst  nachträglich  ausgeschliffen  ist,  sich  schließen  läßt.  Erst  infolge 
der  mühsamen  Nahrungsaufnahme  scheint  dann  die  leicht  schiefe  Lage  des 
Oberschnabels  entstanden  zu  sein,  der  sich  nämlich  in  seinem  vorderen  Teile 
an  der  linken  Seite  ab-  und  im  Unterschnabel  eine  tiefe  Lücke  ausgeschliffen 
hat,  in  welcher  er  nun  seitlich  über  den  Unterschnabel  vorragt.  Während  so 
am  Oberschnabel  die  rechte  Seite  gleichmäßig  mit  ziemlich  glattem  Rande 
sich  zeigt,  ist  seine  linke  Seite  schon  nahe  der  Basis  bis  zu  fast  senkrechtem 
Abfall  eingedrückt,  um  sich  so  in  die  Rinne  des  Unterschnabels  stellen  zu 
können,  und  an  der  überbreitenden  Spitze  vollkommen  abgeschliffen.  Der 
Erhaltung  des  Vogels  scheint  diese  starke  Mißbildung  des  Schnabels  wenig 
Eintracht  gethan  zu  haben,  da  derselbe  zu  Ausgang  des  Winters  doch  kräftig 
und  selbst  wohlgenährt  war.  Die  Zeit  seiner  Erbeutung  (Februar)  bezeugt  ja 
schon  das  Alter  von  mindestens  einem  halben  Jahre.  Dazu  strotzte  das  wohl¬ 
entwickelte  Ovarium  bereits  von  wohl  ausgebildeten  Eiern.  Eine  genaue 
Untersuchung  der  Eingeweide  ließ  keinerlei  Störung  derselben  erkennen,  nur 
enthielt  der  Magen  neben  einigen  Körnerresten  mehr  und  größere  Kies- 
steinchen,  als  ich  gewöhnlich  im  Magen  unserer  kleinen  Körnerfresser  ge¬ 
funden  habe,  und  dieses  ist  wohl  direkt  mit  dem  mißgebildeten  Schnabel  in 
Zusammenhang  zu  bringen,  der  jedenfalls  das  Zermahlen  der  Nahrung  nicht 
ausreichend  besorgen  konnte,  dieselbe  daher  mehr  als  in  normalen  Fällen 
erst  im  Magen  vor  sich  gehen  mußte.  —  Eine  in  der  Form  ähnliche  Schnabel- 


347 


monstrosität  habe  ich  an  einem  mäunlichen  Haussperling  des  Zoologischen 
Museums  zu  Kiel  gesehen,  doch  erreicht  der  Schuabel  des  dortigen  aus¬ 
gestopften  Exemplares  kaum  die  halbe  Länge  von  dem  des  meinigen. 

Dr.  Alfred  Walter,  Assistent  am  Zoologischen  Institut. 


Stolp  i.  Pommern  im  Septbr.  1884. 

Bemerkungen  zu  dem  Artikel  Seebohm  von  Dr.  Langkavel 
im  Zool.  Garten  1883  p.  360. 

Herr  Dr.  Langkavel  hat  interessante  Notizen  aus  dem  Seebohm’schen 
Werke  »Siberia  in  Asia«  gegeben,  au  die  ich  noch  einige  Bemerkungen 
knüpfen  möchte. 

(Ich  folge  hier  dem  Durcheinander  der  Arten,  wie  sie  in  den  angeführten 
Stellen  gegeben  sind.) 

Der  Nu ßh äh  er,  Nucifraga  caryocatactes ,  soll  nach  Seebohm  nördlich 
am  60°  B.  nisten.  Dies  ist  durchaus  nicht  allgemein  gültig.  In  Ostpreußen 
nistet  er  ganz  regelmäßig  unter  dem  55°  B.  und  es  ist  wahrscheinlich,  daß 
er  durch  ganz  Rußland  in  ähnlichen  Breiten  nistend  vorkommt. 

Über  die  Bachstelzen,  Motacilla  dulchunensis  und  M.  alba ,  werden 
Zweifel  an  der  Artverschiedenheit  erhoben.  In  Sibirien  kommen  jedoch 
mehrere,  bestimmt  verschiedene  Arten  vor,  wenn  auch  M.  alba  gleichzeitig 
in  manchen  Lokalitäten  auftritt. 

Sylvia  affinis  (p.  362)  ist  nicht  die  Dorngrasmiicke,  auch  nistet  sie  nicht 
in  Sibirien,  wo  in  den  südlichen  Teilen  F.  garrula  ( curruca )  nicht  selten  ist. 

Der  Sperlingsammer,  Emberiza  passerina ,  ist  durch  ganz  Sibirien  ver¬ 
breitet,  wenn  auch  bisher  Nest  und  Eiernuran  einzelnen  Orten  aufgefunden  wurden. 

Der  Himalaya-Kuckuck,  Cuculus  himalayanus.  Ich  weiß  nicht,  was  See¬ 
bohm  unter  diesem  Namen  versteht.  In  Sibirien  kommen  zwei  Cucalus-Avten 
zahlreich  vor,  C.  aptalus  und  C.  canorus.  Beide  sind  ganz  verschieden  —  auch 
im  Ruf,  wie  Radde  schon  berichtet  — ■  aber  welche  Art  Seebohm  unter 
seinem  Cac.  himalayanus  versteht,  habe  ich  mit  Sicherheit  nicht  ermitteln 
können.  Zu  bemerken  ist  auch  noch  ,  daß  C.  canorus  aus  Asien  in  der  Litte- 
ratur  unter  verschiedenen  Namen*)  vorkommt,  aber  immer  derselbe  bleibt. 

Über  das  Schneehuhn,  Lagopus  rupestris,  welches  Seebohm  am  Je¬ 
nissei  aufgefunden  haben  will  und  dessen  Artrechte  keineswegs  allgemein  an¬ 
erkannt  sind,  möchten  noch  fernere  Untersuchungen  wünschenswert  sein. 

Was  den  Pieper,  Anthus  Richardi,  anbelangt,  so  war  durch  frühere 
Sibirische  Reisende,  namentlich  Radde  und  Dybowsky,  das  Vorkommen 
in  den  verschiedensten  Lokalitäten  Süd-Sibiriens  konstatiert.  Daß  diese  Art 
aber  in  Europa  nur  zum  Herbste  erscheine  und  diesen  Weltteil  im  Frühjahre 
verlasse,  das  hat  zuerst  Herr  Gaethke  beobachtet  und  ausgesprochen,  dass 
Anthus  Richardi  als  Brutvogel  bisher  in  Europa  noch  nirgends  beobachtet  sei. 
Herr  Seebohm  hat  dies  wohl  zu  erwähnen  vergessen. 

Die  sichere  Beschreibung  von  Picus  crissoleucus  anbelangend,  so  ist  das 
ein  eigen  Ding.  Mir  ist  bisher  eine  solche  nicht  zu  Gesichte  gekommen  und 
mir  selbst  ist  es  nicht  gelungen,  eine  feste  Grenze  zwischen  crissoleucus  und 


*)  Z.  B.  Cuculus  canorinus  Cab. 


348 


i 


tridactylus  zu  ziehen,  immer  fanden  sich  Individuen,  von  denen  man  nicht 
wußte  wohin?  Sehr  ähnlich,  doch  in  etwas  anderer  Weise  verhält  es  sich 
mit  Parus  und  Sitta.  Es  sind  dies  zwei  Gruppen  —  besonders  für  den  Norden 
der  alten  Welt  —  von  denen  jede  für  sich  eine  interessante  Arbeit  ausmacht 
und  sich  nicht  mit  wenigen  Worten  erledigen  läßt.  E.  F.  von  Homeyer. 


Miscellen. 

Kampf  weise  der  Edelhirsche  mit  Hastgeweih.  Hirsche,  welcho 
ein  neues  Geweih  aufsetzen,  sind  an  demselben  außerordentlich  empfindlich ; 
sie  vermeiden  ersichtlich  mit  größter  Sorgfalt,  sich  an  dem  Bastgeweih  zu 
stoßen  und  zu  verletzen.  Während  die  alten  männlichen  Tiere  mit  fertigem 
Geweih  keinen  Nebenbuhler  in  ihrer  Nähe  dulden  und  todesmutig  mit  den 
Geweihen  auf  eiuander  losgehen,  vermeiden  sie  im  Bastgeweih  jede  Begegnung. 
Feige  lassen  sie  sich  von  den  Hirschkühen  sogar  von  den  Futterraufen  ver¬ 
treiben  und  magern  dann  nicht  selten  stark  ab.  Und  doch  erwacht  zuweilen  in 
ihnen,  selbst  im  Bastgeweih,  die  Kampfeslust.  Dann  aber  wird  die  Art  des 
Angriffes  eine  ganz  andere.  So  sah  ich  am  19.  Juni  1S84  die  beiden  Zehnen¬ 
der  unseres  Zoologischen  Gartens  sich  gegeneinander  auf  die  Hinterläufe 
erheben  und  mit  den  Vorderläufen  auf  einander  loschlagen.  Wer  jemals  einen 
Schlag  mit  dem  Vorderlaufe  eines  Hirsches,  auch  nur  eines  Rehes,  erhalten 
hat,  weiß,  welche  Kraft  auch  in  dieser  Angriftswaffe  liegt. 

Prof.  Dr.  H.  L  a n  d  o i  s. 


Ameisen.  Isabella  Bird  beobachtete  (Der  goldene  Chersones.  Leipzig 
1884,  S.  218)  in  Sungei-Udjong  eine  Ameisenkolouie,  die  unter  einem  mäch¬ 
tigen  Baum  ihr  Heim  aufgeschlagen  hatte.  Dort  befand  sich  eine  unter¬ 
irdische  Araeisenstadt  mit  zwei  verschiedenen  Eingängen.  In  dem  oberen 
derselben  verschwanden,  einer  nach  dem  anderen,  Züge  von  mehreren  tausend 
Ameisen,  die  iu  gleichmäßigen  Heeressäulen  von  je  3  Zoll  Breite  anmar¬ 
schierend,  zu  je  27  neben  einander,  wohlgeordnet  in  Reih  und  Glied  mit  der 
Schneidigkeit  eines  Musterregiments  auf  dem  Paradefelde  sich  vorwärts  be¬ 
wegten.  Zu  beiden  Seiten  befanden  sich,  Offizieren  vergleichbar,  größere 
Ameisen,  die  sich  von  Zeit  zu  Zeit  rückwärts  wandten,  wie  um  Befehle  zu 
erteilen.  Eine  Bürde  von  gelblicher  Farbe,  nicht  zu  groß,  um  sie  in  ihrer 
Bewegung  zu  hindern,  wurde  von  jeder  Ameise  geschleppt,  und  ohne  dieselbe 
kehrten  die  eifrigen  Lastträger  nach  einer  Weile  aus  dem  unteren  Thor  der 
Stadt  wieder  ins  Freie.  Da  die  hervorkommende  Schar  stets  kleiner  war  als 
diejenige,  die  sich  in  den  Bau  begab,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  ein 
Teil  zurückblieb,  um  für  die  gehörige  Unterbringung  der  eingeheimsten  Vor¬ 
räte  zu  sorgen.  Die  Reisende  folgte  einer  solchen  ausziehenden  Abteilung 
auf  eine  Entfernung  von  etwa  18  Schritten  und  war  Zeuge  einer  in  ihrer 
Ordnung  und  Planmäßigkeit  wahrhaft  bewundernswerten  Thätigkeit.  Ein 


349 


Baumstumpf,  dessen  äußere  Rinde  entfernt  worden,  wimmelte  von  Ameisen, 
welche  damit  beschäftigt  waren,  die  mit  einer  zähen  süßen  Ausschwitzung 
bedeckte  untere  Schicht  in  winzig  kleinen  Teilchen  loszulösen.  Nur  die 
größeren  rötlichen  Ameisen  mit  kräftigeren  Kiefern  bewerkstelligten  dies ; 
sie  arbeiteten  von  unten  nach  oben  und  hatten  schon  mehrere  Zoll  des  4 — 6 
Zoll  im  Durchmesser  haltenden  Stammes  abgeschält.  Um  den  Fuß  desselben 
schwärmten  Myriaden  der  kleineren  Art,  welche  je  nach  Erfordernis  zu  dreien 
oder  vieren  über  die  herabfallenden  Stückchen  sich  hermachten,  um  dieselben 
in  noch  kleinere  tragbare  zu  zerlegen.  Beim  Herannahen  der  Dunkelheit 
stellten  die  rötlichen  Ameisen  die  Arbeit  ein,  kamen  herunter,  stießen  die 
ihnen  in  den  Weg  kommenden  kleineren,  wie  es  schien,  unsanft  aus  dem 
Wege  und  marschierten  in  Plänklerordnung  dem  unteren  Eingänge  der  Stadt 
zu.  Ehe  sie  denselben  erreichten,  trafen  sie  eine  Abteilung  Lastträger,  die 
sich  nach  dem  Arbeitsplatz  begeben  wollte.  Es  erfolgte  ein  Zusammenstoß, 
die  Lastträgerabteilung  geriet  in  Verwirrung,  die  größeren  aber  schlossen  ihre 
Reihen  und  rückten,  als  ob  nichts  ihren  Vormarsch  gestört,  der  Stadt  zu, 
während  die  kleineren  sich  nach  und  nach  ordneten,  umschwenkten  und  als 
Nachhut  folgten.  Ehe  die  völlige  Dunkelheit  eingetreten,  waren  alle  im 
unterirdischen  Bau  verschwunden ;  nur  eine  tote  Ameise  lag  noch  draußen. 
Es  dauerte  nicht  lange,  da  erschienen  6  kleinere  Ameisen  mit  einer  roten  als 
Anführer,  zwei  packten  die  tote,  die  anderen  folgten,  ln  einer  Entfernung 
von  etwa  6  Fuß  verbargen  sie  dieselbe  unter  einem  herabgefallenen  Baumblatte 

B.  Langkavel. 


Abändern  der  Gewohnheit  des  Großfußhuhnes  ( Mega - 
podius  Hueslceri).  Nach  Wilfred  P  o  w  e  1 1  (Unter  den  Kannibalen  Neu- 
Britanniens.  Leipzig  1884,  S.  250)  verzichten  in  den  vulkanischen  Gegenden 
dieser  Insel  die  Wallnister  auf  die  großen  Haufen  Blätter  und  Erde,  welche 
sie  gewöhnlich  zusammenscharren,  um  ihre  Eier  hineinzulegen.  Die  Vögel 
legen  in  solchen  Distrikten  sie  einfach  in  Höhlungen  und  Spalten  an  den 
Abhängen  eines  thätigen  Vulkans.  Die  Wärme  aus  dem  Innern  der  Erde 
vertritt  dann  die  iu  dem  Moderhaufen  sich  entwickelnde  Hitze  und  brütet 
die  Eier  aus.  B.  Langkavel. 


Ei  er  legende  Säugetiere.  Eine  der  interessantesten  Entdeckungen 
ist  die,  daß  die  Kloaken-  oder  Schnabeltiere  eierlegeud  sind.  Unser  Mitarbeiter, 
Dr.  W.  Haackc,  Direktor  des  südaustralischen  Museums  in  Adelaide,  fand  am 
25.  August  a.  c.  bei  einem  weiblichen  Ameise nigel,  Echidna  liystrix,  in  dem 
mit  2  Ausbuchtungen  versehenen  Beutel  am  Leibe  (Mammartasche),  ein  wirk¬ 
liches  Ei  von  etwa  1,5 — 2  cm  Durchmesser  mit  pergamentartiger  Schale,  die 
unter  dem  Druck  der  Finger  zerbarst  und  einen  in  Zersetzung  begriffenen  dick¬ 
flüssigen  Inhalt  hatte.  Das  Ei  war  jedenfalls,  nachdem  es  gelegt  war,  von 
dem  Tiere  in  die  Bruttasche  gebracht  worden,  wie  die  Beuteltiere  es  mit  den 
«Tungen  machen.  Daß  das  Ei  abgestorben  war,  rührte  vielleicht  von  dem  Trans¬ 
port  des  Ameisenigels  her,  der  von  der  Känguruh-Insel  gekommen  war. 


350 


Wenige  Tage  darauf,  am  29.  August,  telegraphierte  W.  H.  Caldwell,  der 
im  Aufträge  der  Balfourstiftung  in  Cambridge  seit  einiger  Zeit  in  Australien 
Forschungen  anstellt,  aus  dem  nördlichen  Queensland  an  die  British  Associa¬ 
tion  in  Montreal  (Canada),  daß  sowohl  das  Schnabeltier  ( Ornithorhynchus )  als 
auch  der  Ameisenigel  Eier  erzeugen  ( are  egg-producing)  und  nicht  lebendige 
Junge  gebären  wie  die  übrigen  Säugetiere. 

Nach  dem  Zoolog.  Anzeiger,  1.  Dezember  1884. 


Kürzlich  lief  ein  Wiesel  paar  quer  über  die  stets  sehr  frequentierte 
Yenloerstraße  zu  Cöln.  Ein  des  Weges  kommender  Herr  schlug  mit  seinem 
Spazierstöckchen  nach  demselben  und  traf  das  Weibchen  so  unglücklich ,  daß 
selbiges  nach  wenigen  Augenblicken  verendete.  Kaum  hatte  das  andere  ge¬ 
flüchtete  Wiesel  diesen  Vorfall  aufrecht  sitzend  aus  seinem  Hinterhalte  bemerkt, 
als  es  schnell  herbeieilte,  um  seine  getötete  Genossin  zu  holen.  Mit  wahrer 
Todesverachtung  und  trotz  mehrfacher,  seitens  der  umstehenden  Personen  ent¬ 
gegengestellter  Hindernisse  wiederholte  das  Tier  so  oft  seinen  Anlauf,  bis  es 
ihm  gelang,  das  Weibchen  mit  den  Zähnen  zu  fassen  und  mit  kaum  glaublicher 
Eile  und  unter  lautem  Geschrei  an  einen  im  nebenseitigen  Gebüsch  liegenden 
sicheren  Ort  zu  schaffen.  D.  Grouen. 


Litteratnr. 


Aus  der  Vorzeit  der  Fischerei.  Von  Ernst  Friedei.  Sammlung 
gemeinverständlicher  wissenschaftl.  Vorträge  herausgeg.  von  R.  Virchow 
und  Fr.  von  Holtzendorff.  19  Ser.  Heft  441/42.  Berlin.  Carl  Habel  1884. 
1  Mark. 

Es  ist  eine  verdienstliche  Arbeit,  der  Entstehung  der  Fischerei  von  deren 
ersten  Anfängen  an  nachzuspüren,  und  Niemand  dürfte  für  diese  Aufgabe  ge¬ 
eigneter  sein  als  der  Vorsteher  des  Märkischen  Provinzial  Museums  in  Berlin, 
unser  geschätzter  Mitarbeiter.  Von  den  ältesten  Höhlenbefunden  an  durch  die 
jüngere  Steinzeit  bis  in  die  Eisenzeit  verfolgt  er  die  Spuren,  die  auf  den  Be¬ 
trieb  der  Fischerei  hinweisen,  beschreibt  er  die  gefundenen  Geräte,  Speere, 
Angeln,  Netze  u.  s.  w.,  sowie  die  aufgefundenen  Fischreste  und  sucht  er  die 
Art  und  Weise  darzulegen,  wie  in  der  betreffenden  Zeit  der  Fischfang  be¬ 
trieben  wurde.  Über  alle  Länder,  soweit  es  überhaupt  möglich,  dehnt  der 
Verfasser  seine  Untersuchungen  aus  und  liefert  damit  ein  anziehendes  Stück 
Kulturgeschichte. 


Paul  Mosers  Notiz-Kalender  als  Schreibunterlage  für  das  Jahr  1885. 
Verlag  des  Berliner  Lithograph.  Instituts  (J.  Moser)  Berlin  1885.  2  Mark. 

Als  etwas  ungemein  Praktisches  für  den  Schreibtisch  empfehlen  wir 
unseren  Lesern  auch  dieses  Jahr  wieder  Mosers  Notizkalender.  Er  ist  in  einer 


351 


Mappe  von  Kaliko,  auf  der  einen  Seite  mit  grünem  Tuchpapier  bezogen,  ein¬ 
geschlossen  und  enthält  ;Notizen  über  alles,  was  man  etwa  bei  der  Korrespon¬ 
denz  zu  wissen  nötig  hat,  Tarife,  Bestimmungen,  Zeitangaben,  Tabellen  und 
dazu  eine  schöne  Eisenbahnkarte  vom  Deutschen  Reiche.  N. 


Todesanzeigen. 

Leider  haben  wir  den  Verlust  mehrerer  geschätzter  Mitarbeiter  zu  ver¬ 
zeichnen. 

Am  22.  September  a.  c.  verstarb  zu  Hietzing  bei  Wien 

Dr.  Leopold  Josef  Fitzinger. 

Er  war  in  Wien  am  13.  April  1802  geboren,  bekleidete  viele  Jahre  hin¬ 
durch  die  Stelle  als  Kustos  am  k.  k.  Hofkabinet  in  Wien  und  war  auch  noch 
nach  seiner  Pensionierung  auf  zoologischem  Gebiete  sehr  thätig.  Vorzugsweise 
war  er  mit  Arbeiten  über  die  Systematik  der  Wirbeltiere  beschäftigt.  N. 


Am  13.  November  starb  zu  Renthendorf  bei  Gera,  seinem  Geburtsorte, 

Dr.  Alfred  E.  Brehm. 

Geboren  am  2.  Februar  1829  als  Sohn  des  berühmten  Ornithologen 
Pfarrer  Brehm  widmete  er  sich  unter  dem  Einflüsse  eines  so  ungemein 
thätigen  Beobachters  und  Forschers  ebenfalls  der  Zoologie.  Als  junger  Mann 
machte  er  als  Begleiter  eine  Reise  nach  Afrika  mit  und  dorthin  führte  er  auch 
seine  junge  Frau  auf  der  Hochzeitsreise.  Sein  Name  ist  auch  in  die  Geschichte 
der  Zoologischen  Gärten  eingetragen.  Im  Januar  1863  trat  er  als  Direktor  in 
den  Hamburger  Zoologischen  Garten  ein  und  blieb  daselbst  bis  zum  Herbst 
1866.  Als  am  10.  Mai  1869  das  Berliner  Aquarium  eröffnet  wurde,  geschah 
dies  unter  Leitung  Brehms.  Bis  1871  wirkte  er  in  Gemeinschaft  mit  Bau¬ 
meister  von  Stiickradt,  später  bis  zum  1.  April  1874,  wo  Brehm  seine 
Stelle  niederlegte,  mit  dem  jetzigen  Direktor  Dr.  Hermes.  Später  unternahm 
er  noch  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Sibirien.  Seine  Hauptbedeutung 
hat  Brehm  als  zoologischer  Schriftsteller;  sein  Tierleben,  bereits  in  zweiter 
Auflage  erschienen,  hat  seinen  Namen  in  der  ganzen  Welt  bekannt  gemacht. 
In  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  hielt  er  in  den  meisten  deutschen  Städten 
Wandervorträge  und  diese  führten  ihn  zuletzt  nach  Amerika.  Ein  Nierenleiden 
führte  das  Ende  des  körperlich  stark  entwickelten  Mannes  herbei.  N. 


Am  23.  November  1884  starb  zu  Berlin  der  Direktor  des  dortigen  Gartens 

Dr.  Karl  August  Heinrich  Bodinus. 

Er  war  am  29.  Juli  1814  als  der  Sohn  eines  Landwirts  zu  Drowelow  bei 
Anklam  geboren,  studierte  in  Greifswalde  und  Berlin  Medizin,  wurde 
dann  Arzt  in  Bergen  auf  Rügen  und  später  in  Greifswalde.  Hier  lag  er 
fleißig  seiner  Liebhaberei,  der  Geflügelzucht  ob,  gab  mehrere  Arbeiten  darüber 


352 


heraus  und  galt  bald  als  Autorität  auf  diesem  Gebiete.  1859  wurde  er  als 
Direktor  an  den  neu  begründeten  zoologischen  Garten  zu  Köln  berufen  und 
hier  war  seine  Thätigkeit  von  solchem  Erfolge  gekrönt,  daß  ihm  1869  die 
nicht  leichte  Aufgabe  übertragen  wurde,  dem  ältesten  deutschen  zoologischen 
Garten,  dem  Berliner,  der  in  eine  üble  Verfassung  geraten  war,  auf  die 
Beine  zu  helfen.  Wie  sehr  ihm  dies,  allerdings  mit  Aufwendung  großer  Geld¬ 
mittel,  gelang,  ist  bekannt;  der  Berliner  Garten  ist  einer  der  ersten  in  der 
Welt  geworden. 

Bodinus  war  eine  allgemein  beliebte  Persönlichkeit  und  dies  besonders 
auch  bei  seinen  Untergebenen.  Zu  bedauern  ist  es  nur,  daß  er  durch  Über¬ 
häufung  mit  Geschäften  verhindert  war,  seine  reichen  Erfahrungen  für  die 
Nachwelt  niederzuschreiben;  docb  war  er  gern  bereit,  jedem  dieselben  mit¬ 
zuteilen. 

Auf  einem  Feste,  das  ihm  der  Verein  Cypria,  dessen  Vorsitzender  er  war, 
zur  Nachfeier  seines  70.  Geburtstages  gab,  fühlte  er  sich  unwohl;  zu  Hause 
angekommen  machte  ein  Herzschlag  seinem  Leben  ein  Ende.  N. 


Eingegangene  Beiträge. 

L.  W.  in  B. :  Dank  für  die  schöne  Arbeit.  —  A.  N.  in  B.:  Das  Heft  wird  Ihnen  zugehen. 
Angenommen.  —  M.  F.  in  B.:  Besten  Dank.  —  L.  S.  in  H. :  Wird  bald  besorgt.  —  Dir.  Dr.  H. 
in  A.  ('S.  A.)  —  H.  G.  H.  in  D. :  Angenommen.  —  L.  G.  in  W. :  Leider  konnten  wir  Ihren 
Bericht  erst  jetzt  abdrucken.  Wir  haben  uns  einige  Kürzungen  erlaubt.  —  E  F.  v.  H.  in 
St.:  Besten  Dank  für  die  verschiedenen  Mitteilungen,  sie  werden  gern  benutzt.  —  M.  K.  in 
0.  —  A.  .1.  in  C.  —  H.  L.  in  M.  —  Th.  N.  in  B.  —  E.  R.  in  D.  —  .T.  K.  in  H. :  Herzlichen  Dank 
für  die  freundliche  Auskunft.  —  M.  in  B. :  Ebenso,  —  M.  S.  in  F.  — 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Dr.  M.  Schmidt.  Über  die  Fortpflanzung  des  indischen  Elefanten  in  Gefangenschaft 
Sep.-Abdr.  „Kosmos“  1884,  II.  Bd. 

Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  zu  Dresden.  April  1883—1884. 

Leunis  Synopsis  der  drei  Naturreiche.  Erster  Teil,  Zoologie.  3.  Auflage,  bearbeitet 
von  Prof.  Dr.  II.  Lud  wi  g.  2ter  Band,  1.  Abteilung.  Mit  vielen  Abbildungen.  Hannover, 
Hahn’sche  Buchhandlung  1884.  8  Mark. 

Jahrbücher  der  Deutschen  Malakozoologischen  Gesellschaft  nebst  Nachrichtsblatt.  Red. 
von  Dr.  W.  K  ob  eit.  11.  Jahrg.  HeftIV.  Mit  3  Tafeln.  Frankfurt  a.  M.  Mor.  Diesterweg 
1384. 

Paul  Mosers  Notiz-Kalender  als  Schreibunterlage  für  das  Jahr  1885.  Verlag  des 
Berliner  Lithogr.  Instituts  (J.  Moser).  1885.  2  Mark. 

Carl  Schenkling.  Die  deutsche  Käferwelt.  Allgem  Naturgeschichte  der  Käfer  Deutsch¬ 
lands.  1.  Lieferung.  Mit  3  Tat  Farbendruck.  Leipzig.  Oskar  Leine r.  1885. 

Reportof  the  Museum  Director,  South  Australian  Institute,  Adelaide,  for  tlie  Nine  Montlis 
euding  June  30th,  1884. 

Dr.  L.  Wunderlich.  Beiträge  zur  vergleichenden  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte 
des  unteren  Kehlkopfs  der  Vögel.  Mit  3  Taf.  Inaugural  -  Dissertation.  Sep.-Abdr. 
Nova  Acta  der  k.  Leop;-Carol.  deutschen  Akad.  Bd.  XL VTII. 

Prof.  Dr.  A.  Neliring.  Über  Kassebildung  bei  den  Inca- Hunden  aus  den  Gräbern  von 
Ancon.  Sep.-Abdr.  Kosmos  1884.  II.  Band.  Stuttgart.  E.  Schwei  z  er  bar  t.  1884. 

Dr.  E.  Ehrenbaum.  Untersuchungen  über  die  Struktur  und  Bildung  der  Schale  der  in 
der  Kieler  Bucht  häufig  vorkommenden  Muscheln.  Inaugural-Dissertation.  Mit  2  Taf. 
Leipzig.  Willi.  E n g elm ann.  1884. 

Dr.  W.  Fischer.  Anatom.-histolog.  Untersuchung  von  Capitella  Capitata.  Beitrag  zur  Kennt¬ 
nis  der  Fauna  der  Kieler  Bucht.  Mit  2  Taf.  Marburg  1884. 

E.  Friede  1.  Aus  der  Vorzeit  der  Fischerei.  Sammlung  gemeinverständl.  Wissenschaft!. 
Vorträge.  Herausgeg.  v.  Virchow  und  v.  Holtzendorff.  XIX.  Ser.  Heft  441 — 442.  Berlin. 
Carl  Habel.  1 884. 

S.  CI  essin.  Deutsche  Exkursions -Mollusken -Fauna.  _2.  Aufl.  3  Lieferungen.  Nürnberg 
Bauer  &  Raspe.  1884. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Mahl  an  &  Walilsehmidt  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Herausgegeben 

von  der  „Neuen  Zoologischen  Gesellschaft“  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von  Professor  Dr.  F.  C.  Noll. 

Verlag  von  Maklau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

N°-  12.  XXV.  Jahrgang,  Dezember  1884. 


I  n  li  a  1  1. 

Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg;  von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel. 
(Mit  zwei  Abbildungen.)  —  Ein  amerikanischer  Olm;  von  Dr.  A.  Zipperlen.  —  Nord¬ 
grenze  des  Tigers  in  Asien;  von  Dr.  B.  Langkavel.  —  Die  Treppen-  oder  Sprossennatter 
( Rhinechis  scalaria  Schinz)  in  der  Gefangenschaft;  von  Job.  v.  Fischer.  —  Die  Herstellung 
von  Abbildungen  für  unsere  Zeitschrift;  von  dem  H  e  r  au  s  g  e  b e  r.  —  Korrespondenzen.  — 
Miscellen.  —  Litteratur.  —  Todesanzeige.  —  Personal-Veränderungen.  —  Eingegangene 
Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften.  — 


Das  Nilpferd  des  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg.*) 

Von  dem  Inspektor  W.  L.  Sigel. 

(Mit  zwei  Abbildungen.) 


Eine  Gelegenheit,  die  eigenartige  Bearbeitung,  welche  das  Rauh¬ 
futter,  bevor  es  verschlungen  wird,  in  dem  Maule  unsres  Pfleglings 
erfährt,  kennen  za  lernen,  bot  sich  uns  in  den  ansgespieenen  Heu¬ 
ballen  dar,  die  namentlich  zu  Anfang  dieses  Jahres,  wo  die  für  Bachit 
eigens  auserwählte  Heusorte  vermutlich  Stoffe  enthielt,  die  seinem 
etwas  verwöhnten  Gaumen  nicht  behagten,  zu  den  öfteren  Vorkomm¬ 
nissen  zählten.  Acht  Stück  solcher  Heuballen  hatte  ich  mir  nach  und 
nach  gesammelt.  Alle  zeigten  bezüglich  ihrer  Form  eine  so  auffallende 
Ähnlichkeit  untereinander,  daß  man  in  ihnen  nicht  etwa  eine  zu¬ 
fällige,  sondern  eine  ganz  konstante  Wirkung  des  Kaumaschinismus 
unsres  Tieres  erkennen  mußte. 

Wie  die  beigegebene  Skizze  veranschaulicht,  sind  diese  Ballen 
gleichsam  aus  einem  Stiele  gebildet,  dessen  oberes  Ende  sich  durch 

*)  Vergleiche  Jahrgang  XXV,  2,  S.  33. 

Zoolog.  Gart  Jahrg.  XXV.  1884. 


23 


354 


die  es  reichlich  umschlingenden  Halme  zu  einem  rundlichen  Knollen 
gestaltet.  Bemerkenswert  ist  es,  daß  die  sämtlichen  mir  vorliegen¬ 
den  Objekte  nur  an  dem  Knollen¬ 
ende,  und  zwar  wie  abgeschnitten, 
angefressen  waren.  Hinsichtlich 
ihrer  Größe  variierten  die  Ballen 
nicht  unbeträchtlich  untereinander. 
Die  Maße  derselben  ergaben  im 
Minimum  20  cm ,  im  Maximum 
62  cm  als  totale  Länge,  die  der 
größten  Durchschnittsbreite  der 
Knollen  beliefen  sich  auf  4  respec- 
tive  9  cm. 

Bachits  Exkremente,  deren  ich 
in  meinem  ersten  Aufsatze  bei 
unserm  d.  Z.  einjährigen  Tiere 
gedachte,  haben,  abgesehen  von  der 
durch  den  Mehrbedarf  au  Futter¬ 
stoffen  bedungenen  Quantumsver¬ 
größerung,  auch  bezüglich  ihrer 
Gestalt  Veränderung  erfahren.  Die 
früher  in  ihrer  Form  dem  Pferde- 
miste  nicht  unähnlichen  Auswurf¬ 
stoffe  werden  nunmehr  in  walzenför¬ 
migen  Ballen  ausgeschieden,  deren 
Größe,  abhängig  von  der  Konsistenz 
der  Masse,  bisweilen  geradezu  er¬ 
staunlich  ist.  So  fand  ich  beispiels¬ 
weise  am  28.  Januar  d.  J.  einen 
Kotballen,  der  bei  einem  Umfange 
von  24  cm  eine  Länge  von  43  cm 
aufzuweisen  hatte.  Leider  hat  sich 
unser  Tier  seit  Juli  d.  J.  einer, 
jedoch  nur  während  der  Sommer¬ 
monate  beobachteten ,  wahrhaft 
Ausgespiener Heubaiien, ’/a  der  natüri.  Gröf3e.  ekelhaften  Spielerei  ergeben,  die 

darin  besteht,  daß  es  den  Hinter¬ 
körper  aus  dem  Wasser  erhebt  und  den  Kot  durch  rasches 
Hin-  und  Herschlagen  mit  dem  Schwänze  nach  verschiedenen  Rich¬ 
tungen  hin  verspritzt.  Ob  diese  Unart  vielleicht  eine  Folge  geschlecht- 


355 


lieber  Regung  ist,  lasse  ich  dahin  gestellt  sein.  Auffallend  ist  es 
aber  gewiß,  daß  Bachit  mit  dem  Auftreten  der  neuen  Erscheinung 
auch  die  ersten  Zeichen  seiner  Mannbarkeit  erkennen  ließ. 

Uber  die  in  dem  Gebisse  beobachteten  diesjährigen  Fortschritte 
habe  ich  zunächst  des  jederseits  sowohl  im  Ober-  wie  im  Unterkiefer 
erfolgten  Durchbruches  eines  neuen ,  zwischen  dem  zweiten  Lücken- 
und  ersten  Backzähne  hervortretenden  einspitzigen  Zahnes  zu  erwäh¬ 
nen,  welcher  jedoch  am  20.  August  d.  J.  noch  kaum  bis  zu  seiner 
halben  Höhe  entwickelt  war.  Die  großen  Eckzähne  des  Unterkiefers, 
auf  denen  sich  nunmehr  die  ersten  schwachen  Rillungen  zu  erkennen 
geben,  hatten,  soweit  dieselben  frei  im  Maule  stehen,  an  dem  gedachten 
Tage  eine  Länge  von  11  cm.  und  an  dem  Zahnfleischrande  eine  Breite 
von  4  cm  erreicht.  Die  beiden  mittleren  Schneidezähne  des  Unter¬ 
kiefers  ergaben  eine  Länge  von  3^2,  eine  Breite  von  2 1/2  cm. 

In  dem  Grade  wie  Bachit  mit  fortschreitendem  Wachstume  zu 
einer  immer  plumperen  Erscheinung  gediehen,  haben  auch  dessen 
Bewegungen  an  Unbeholfenheit  zugenommen.  Wenn  wir  jetzt 
unsern  ja  immerhin  noch  jugendlichen  Koloß  langsamen  Schrittes 
auf  uns  zukommen  sehen,  den  gesenkten  Kopf  beständig  hin-  und 
herwiegend,  den  feisten  Körper,  auf  dem  sich  die  Schulter-  und  Hüft¬ 
knochen  in  ihrer  wechselnden  Beziehung  merklich  über  und  unter 
die  Rückgratslinie  verschieben,  mehr  vorwärts  wälzend ,  als  diesen 
tragend,  so  sollte  mau  fast  glauben,  daß  ihm  eine  solche  Arbeit  recht 
sauer  würde.  Weniger  schwerfällig  erscheint  uns  Bachit,  sobald  sich 
sein  Gang  zu  einem  Laufen  beschleunigt,  iudem  alsdann  mit  der 
gestreckteren  Körperhaltung,  wobei  auch  der  Kopf  weit  weniger  ge¬ 
senkt  ist,  die  schwankenden  Bewegungen  in  den  Hintergrund  treten. 

Im  Bade  ist  unser  Freund  noch  immer  derselbe  geblieben.  Hier 
ist  das  Phlegma  der  größeren  Wohlbeleibtheit  noch  nicht  gefolgt. 

Trotzdem  Bachit  im  Allgemeinen  der  Ruhe  sehr  ergeben  ist,  so 
stellte  sich  doch  auch  bei  ihm  hin  und  wieder  einmal  Langeweile 
ein,  die  ihn  zu  der  Untugend  treibt,  solche  Gegenstände  seines  Käfigs, 
die  nicht  niet-  und  nagelfest  sind,  vermittelst  seiner  kräftigen  Eck¬ 
zähne  zu  beschädigen. 

Die  am  23.  Oktober  d.  J.  durch  solchen  Umstaud  nötig  gewor¬ 
dene  Reparatur  seines  Holzfußbodens,  aus  dem  er  verschiedene  Bret- 
stückchen  herausgebrochen,  sollte  uns  einmal  wiederum  zeigen,  daß 
auch  ein  Nilpferd  Widerwillen  oder  Furcht  vor  unbekannten  Gerüchen 
an  den  Tag  legt.  Zwecks  seiner  besseren  Haltbarkeit  hatte  mau  nicht 
versäumt,  den  neuen  Belag  mit  dünnem  Theeranstrieh,  auf  den  man, 


* 


356 


um  der  dadurch  hervorgerufenen  Schlüpfrigkeit  zu  begegnen,  etwas 
Sand  gestreut,  zu  versehen.  Aber  mehr  als  zehnmal  kehrte  der 
nicht  nur  den  Boden,  sondern  auch  die  freie  Höhe  beschnuppernde 
Bacliit  wieder  in  das  Badebecken  zurück,  bevor  er  es,  durch  die  ver¬ 
schiedenen  uns  zu  Gebote  stehenden  Künste,  wie  z.  B.  Belegen  des  Käfigs 
mit  einer  Strohschütte,  Hinhalten  des  gefüllten  Futternapfes  etc.,  dazu 
angeregt,  überwinden  konnte,  den  fraglichen  Raum  ganz  zu  betreten. 
Mit  größter  Hast  verschluckte  er  alsdann  sein  Mengfutter,  um  hier¬ 
nach  wieder  mit  der  Untersuchung  des  Fußbodens,  diesen  eine  Weile 
lang  starr  anglotzend,  fortzufahreu.  Selbst  am  nächsten  Tage  hatte 
sich  die  Scheu  vor  dem  Theergeruche  noch  nicht  ganz  verloren,  und 
es  kostete  auch  hier  wiederum  Mühe,  den  Zauderer  in  das  Verdacht 
erregende  Gelaß  hineinzulocken. 

So  lange  es  die  Witterungsverhältnisse  gestatten,  unsre  Dick¬ 
häuter  auf  die  Außenplätze  zu  lassen,  muß  Bachit  an  zwei  Tagen 
in  der  Woche  dem  Rhinoceros  das  Bad  auf  einige  Nachmittagsstunden 
gönnen.  Das  will  nun  aber  natürlich  unserm  verzogenen  Burschen 
gar  nicht  passen,  und  er  sucht,  wie  ich  seit  Anfang  dieses  Jahres 
bemerkte,  dieser  für  ihn  so  störenden  Einrichtung  auf  das  möglichste 
zu  begegnen.  Gelang  es  früher  einem  einfachen  Zurufen  des  Wärters, 
ihn  jederzeit  aus  dem  Bade  zu  entfernen,  so  muß  er  sich  jetzt,  so 
lange  die  Futterstunde  nicht  geschlagen ,  meistens  erst  durch  Über¬ 
listung  unsern  Wünschen  fügen,  was  trotz  seiner  Stupidität  nicht 
selten  in  eine  wahre  Geduldsarbeit  ausartet.  Wiederholt  haben  wir 
beobachtet,  daß,  wenn  ihn  ja  einmal  die  Neugierde  aus  dem  Wasser 
treibt,  er  solche  in  einem  Moment  befriedigt  hat  und  sich  dann  mit 
einer  unverkennbaren  Eile  seinem  Lieblingsaufenthalte  wieder  zu¬ 
wendet.  Im  Freien,  wo  derartige  Absperrungsfatalitäten  nicht  seiner 
harren,  ist  er  nach  wie  vor  fast  immer  dazu  aufgelegt,  den  sich  mit 
ihm  beschäftigenden  Persönlichkeiten  auch  außerhalb  seines  Bassins 
das  Geleite  zu  geben. 

Bachits  Respiration,  die  ich  an  dem  auf  dem  Außenplatze 
liegenden,  sich  der  völligen  Ruhe  hingebenden  Tiere  eingehend  beob¬ 
achtet  habe,  ist,  wie  man  schon  aus  dem  Wasseraufenthalte  desselben 
schließen  durfte,  auch  auf  dem  Lande  eine  ebensowohl  unregelmäßige 
wie  kräftige.  Die  sich  nicht  selten  von  Minute  zu  Minute  abändernde 
Zahl  der  Atemzüge  variiert  von  dreien  bis  zu  sieben  in  der  Minute. 
Nach  der  Aufnahme  der  atmosphärischen  Luft  verengen  oder  schließen 
sich  die  Nüstern,  um  sich  nach  kürzerer  oder  längerer  Pause  wieder 
zu  erweitern  und  die  gebildete  Kohlensäure  unter  schwachem  und 


-  357 


sehr  gedehntem  Schnaufen  entweichen  zu  lassen.  Je  langsamer,  je 
kräftiger  die  Atmung  von  statten  geht,  desto  vollkommener  sehen 
wir  auch  den  Nasenapparat  seine  Fähigkeiten  entfalten,  der  sich  sodann 
während  der  Einatmung  ebenso  möglichst  ausdehut,  wie  er  sich  nach 
derselben  durch  festes  Zusammenpressen  der  Nasenränder  vollkommen 
schließt.  Wenngleich  auch  dieser  Apparat  der  Herrschaft  des  Tieres 
unterworfen  ist,  so  habe  ich  es  doch  niemals  einseitig  damit  arbeiten  sehen. 

Nur  bei  der  oben  angegebenen  geringsten  Anzahl  der  Atemzüge 
—  also  drei  per  Minute  —  pflegen  dieselben  in  einem  gleichmäßigen 
Tempo  auf  einander  zu  folgen ;  wird  jene  Zahl  überschritten,  so  ist 
unter  ihnen  mindestens  einer,  der  die  andern  an  Dauer  in  bemerkens¬ 
werter  Weise  überragt. 

Wie  so  manches  andere  hat  sich  auch  die  Textur  der  äußeren 
Hautschicht  unsres  Tieres  im  Laufe  der  Jahre  verändert. 

Die  früher  durchgehends  glatte  Haut  ist  jetzt  an  einem  großen 
Teile  der  Oberseite  schwach  chagrinartig  genarbt.  Auf  dem  fast  völlig 
darin  gedeckten  Rücken  in  größter  Ausdehnung  hervortretend,  ver¬ 
breitet  sich  dieses  Gebilde  au  Größe  abnehmend  auf  die  Seiten¬ 
partien  des  Rumpfes,  bis  es  allmählich  zu  feinen  Rissen  auslaufend 
und  schließlich  nur  noch  in  Punkten  eine  Andeutung  findend,  sich 
auf  der  Unterseite  ganz  verliert.  Am  Kopfe  und  Halse,  sowie  an 
den  Extremitäten  stellt  sich  die  Haut  nur  in  den  beiden  letztgedachten 


Formen  dar ;  von  einer  eigentlichen  Narbenbildung  konnte  ich  hier  nichts 


entdecken. 

Die  fortgesetzten  Be¬ 
obachtungen  über  die  in¬ 
teressanteste  Erscheinung 
an  unserm  Dickhäuter,  die 
Schweißabsonderung, 
haben  mir  wiederum  einiges 
Material  zur  Vervollstän¬ 
digung  meiner  früheren, 
diesen  Gegenstand  be¬ 
treffenden  Mitteilungen  ge¬ 
liefert. 

Die  bräunlichen  Flecke, 
mit  denen  bekanntlich  die 
ganze  Oberseite  des  Nil¬ 
pferdes  wie  besäet  er¬ 
scheint,  verdanken  ihr  Eut- 


o. 

b 

e 


Hautstück  aus  der  rechten  Seitenpartie  unseres  Tieres. 
(Natürl.  Grösse). 

а.  Furchen,  welche  die  Haut  bald  schwächer,  bald  stärker 

markierend,  nach  den  verschiedensten  Richtungen  hin 
verlaufen. 

б.  Die  aus  dem  Furchenlauf  sich  ergehende  Felderung. 

c.  Chagrinartige  Narbierung  auf  der  Haut,  welche  an 

diesem  Körperteile  die  Felderung  nur  etwa  bis  zur 
Hälfte  ausfüllt;  einige  Felder  auch  ohne  Narben. 

d.  Dunkle  Flecke,  hervorgerufen  durch  den  auf  der  Haut 

angetrockneten  Farbstoff  des  Schweißes. 

e.  Kleine  Risse,  in  denen  die  Schweißporen  liegen. 


358 


stehen  lediglich  der  Schweißabsonderung.  Sie  sind  nichts  weiteres  als 
der  auf  der  Haut  abgelagerte  und  angetrocknete  Farbstoff  des  Sekretes 
und  können  durch  kräftiges  Reiben  mit  dem  benäßten  Finger  ent¬ 
fernt  werden.  Die  Schweißporen,  welche  sich  an  manchen  Stellen 
beim  Ausspreitzen  der  Haut  als  sehr  feine  rundliche  Ausschnitte  zu 
erkennen  geben,  haben  wir  in  der  Felderung,  vereinzelt  auch  in  den 
Furchenlinien  zu  suchen.  In  der  Stellung  der  Poren  zu  einander 
waltet,  wie  sich  solches  nach  dem  Schweißausbruche  konstatieren 
läßt,  eine  gewisse  Regelmäßigkeit.  Am  Kopfe  sowohl  wie  längs  der 
ganzen  Rückenlinie  stehen  dieselben  am  dichtesten,  je  weiter  dem 
Bauche  zu,  je  mehr  entfernen  sie  sich  von  einander.  Während  wir 
beispielsweise  am  Kopfe  nur  einen  Abstand  der  Poren  von  etwa  3/ 4  cm 
beobachteten,  belief  sich  der  au  den  Rumpfseiten  auf  durchschnitt¬ 
lich  etwa  2lh  cm. 

Unser  Tier  schwitzt  jetzt  entschieden  leichter  als  früher.  Bis 
zu  einer  Temperatur  von  -j-  15°  R.  herab  habe  ich  Bachit,  wenn  er  sich 
auf  dem  Trockenen  befand,  fast  regelmäßig  und  dann  auch  meistens 
ziemlich  kräftig  schwitzen  sehen.  Mit  dem  Sinken  der  Temperatur 
unter  -}-  12°  R.  wird  die  Transpiration  beim  ruhigen  Verhalten  des 
Tieres,  indem  sich  dann  nur  ganz  vereinzelte  Schweißtröpfchen  zeigen, 
zu  einer  kaum  nennenswerten  ;  doch  schon  geringe  Erregung  vermag 
auch  bei  dieser  Mindertemperatur  eine  wieder  lebhaftere  Schwei߬ 
absonderung  hervorzurufen.  So  habe  ich  zu  verschiedenen  Malen, 
als  ich  mich  mit  dem  hauttrockenen  Tiere  beschäftigte,  wobei  es  sich 
in  seiner  gewohnten  Weise  schwerfällig  hin  und  her  wälzte,  inner¬ 
halb  einer  Minute  den  Schweiß  am  Kopfe  und  Rumpfe  lebhaft 
hervorperlen  sehen. 

Der  durch  das  Bad  erzeugte  Schweiß  gedeiht  sowohl  bezüglich 
seiner  Menge  wie  auch  des  Gehaltes  an  Farbstoff  niemals  zu  einer 
so  hohen  Entwickelung  wie  der  sieb  bei  warmer  trockener  Haut  ab- 
sondernde.  Bei  kühlerer  Temperatur,  unter  deren  Minimum  ich  etwa 
-f*  9—10°  R.  als  die  geringste  Wärme  des  Hauses  verstehe,  ver¬ 
liert  sich  derselbe  ungefähr  innerhalb  einer  Stunde  nach  dem  Ver¬ 
lassen  des  Bades;  bei  recht  warmem  Wetter  gebt  er,  nach  vorheriger 
Verminderung,  zu  dem,  wie  ich  ihn  nennen  will,  Landschweiße  über. 

Der  Schweiß  reagiert  in  allen  Formen,  indem  er  rotes  Lackmus¬ 
papier  sofort  intensiv  blau  färbt,  gleich  dem  Speichel  des  Tieres 
stark  alkalisch.  Au  der  Hand  dieser  Beobachtung  vermochteich 
zu  konstatieren,  daß  eine,  wenn  auch  nur  äußerst  geringe  Transpiration 
jederzeit  selbst  im  Bade  stattfindet. 


859 


Die  sehr  nahe  liegende  Frage,  ob  bei  der  Verfärbung  des  Schweißes 
aus  dem  fast  Wasserhellen  bis  in  das  Blutrote  sich  nicht  auch  äußere 
Einflüsse,  wie  z.  B.  die  atmosphärische  Luft,  das  Licht,  geltend 
machen,  ist  nach  meinen  jüngsten  Beobachtungen  wenigstens  nicht 
ganz  zu  verneinen,  denn  der  wasserhelle  Schweiß,  auf  Glasplättchen 
gesammelt  oder  vermittelst  chemisch  reinen  Filtrierpapiers  direkt  von 
dem  Körper  entnommen,  begann  sich  auf  den  Versuchsobjekten  als¬ 
bald  mehr  und  mehr  zu  dunkeln,  bis  man  ihn  nach  dem  völligen 
Eintrocknen  in  das  bräunlich  Lederfarbene  umgestaltet  sah.  Gegen 
das  inteusive  Blut-  oder  richtiger  noch  Portwein-Rot,  nach  dem  Ver¬ 
dunsten  der  Wasserteile  tief  dunkelbraun  verbleibend,  in  welchem  wir 
den  Schweiß  in  seinem  höchsten  Stadium  gesättigt  sehen,  ist  jedoch 
jener  Grad  der  Verfärbung  nur  als  ein  kleiner  Bruchteil,  in  dem 
von  einem  wirklichen  Rot  auch  nicht  die  Spur  zu  finden,  auzusehen. 
In  der  Hauptsache  haben  wir  daher  die  Umwandlung  des  Sekretes 
in  der  dem  Tiere  eigenen  Farbstoffabsonderung  zu  suchen. 

Der  bekanntlich  keinem  Farbeuwechsel  unterliegende  Schweiß 


der  Lippenteile,  mit  dem  ich  gleichfalls  in  der  oben  beschriebenen 
Weise  experimentierte,  ließ  nach  seinem  Eintrocknen  auch  keinerlei 
auffallende  Rückstände  erkennen. 

Zum  Schlüsse  erlaube  ich  mir  noch  das  Ergebnis  der  Mes¬ 
sungen  unsres  Tieres  vom  20.  August  d.  J.,  dem  ich  wiederum  das 
des  Vorjahres  zur  Seite  stelle,  aufzuführen. 


Länge  des  Kopfes,  von  der  Schnauzenspitze  bis 

zwischen  die  Ohren . 

Breite  des  Kopfes  zwischen  der  Basis  beider  Ohren 
Breite  des  Kopfes  zwischen  den  beiden  höchsten 

Punkten  der  Augenbogen . 

Länge  des  Nackens  zwischen  den  Ohren  bis  zum 


Rumpf . 

/Die  größte  Breite 


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der  Schnauze  (bei  den 

Eckzähnen  . 

Länge  des  Rückens,  vom  Nackenrande  bis 

zur  Schwanzwurzel . 

Die  Höhe  des  Rückens  vom  Fußboden  bis 

zum  Widerrist . 

Die  Höhe  des  Rückens  vom  Fußboden  bis 

zur  höchsten  Stelle . 

Die  Höhe  des  Rückens  vom  Fußboden  bis 
zur  Schwanzwurzel . 

Länge  des  Schwanzes . 


20.  Angust  20.  August 

188-1,  circa  1883,  circa 

31/a  Jahr  alt.  2*/a  Jahr  alt. 


56 

cm. 

49 

cm. 

30 

» 

27 

24 

21 

56 

49 

33 

y> 

30 

1,60 

1,42 

» 

1,05 

» 

94 

1,15 

1,03 

93 

87 

35 

» 

32 

360 


20.  August 

20.  August 

1884, 

circa 

1883, 

circa 

Entfernung  der  gesenktesten  Stelle  des  Bauches 

3x/a  Jahr  alt. 

27a  Jahr  alt 

vom  Fußboden . 

25 

Cm. 

22 

cm. 

Weiteste  Ausdehnung  das  Unterkiefers  in  der 

Breite . 

40^2 

38 

* 

Länge  der  Nasenöffnungen . 

61/a 

» 

5J/2 

Länge  der  Ohren . 

11 

10 

Abstand  der  Mitte  beider  Nasenlöcher . 

15 

12 

» 

Den  9.  November  1884. 


Ein  amerikanischer  Olm. 

Von  Dr.  A.  Zipperlen. 

Vor  23  Jahren  bekam  ich  in  Chattanooga,  Tennessee,  einen 
Proteus.  Derselbe  war  in  einem  unterirdischen  Gewässer  einer  Höhle 
im  Lookout-Mountain  gefangen  worden.  Die  Farbe  im  Leben  war 
fast  weiß,  leicht  rosa  durchschimmernd,  mit  leichtem  gelblich  bräun¬ 
lichem  Anflug  auf  der  Rückenseite,  hat  sich  aber  im  Alkohol  all¬ 
mählich  ins  Braune  verwandelt.  Die  ganze  Länge  ist  12  cm,  des 
Kopfes  1 1|2 ,  des  Leibes  4^2,  des  Schwanzes  6  cm. 

Die  Anzahl  der  Zehen  an  den  vorderen  Extremitäten  ist  vier,  au 
den  hintern  fünf.  Der  Kiemenbüschel  sind  drei  auf  jeder  Seite.  Die 
Augen  sind  außerordentlich  klein  und  liegen  sehr  weit  nach  vorne  gegen 
die  Mundöffnung  zu.  In  den  Kiefern  sehr  kleine  spitzige  Zähne.  Der 
Kamm  des  Ruderschwauzes  erstreckt  sich  auf  der  Rückenseite  bis  zu 
den  hintern  Extremitäten,  au  der  unteren  Seite  bis  zur  Hälfte  des 
Schwanzes.  Dem  Rücken  entlang  ist  als  Fortsetzung  des  Kammes 
ein  fadendünner  Streifen.  Der  Körper  und  ein  Teil  des  Schwanzes 
ist  durch  Einschnitte  in  Ringe  geteilt  und  sind  deren  zwischen  Kopf 
und  vordem  Extremitäten  ein  Ring,  zwischen  vordem  und  hiutern 
Extremitäten,  sechzehn,  hinter  diesen  am  Schwänze  noch  sieb¬ 
zehn  zu  zählen,  von  denen  die  letztem  immer  undeutlicher  werden. 


361 


Nordgrenze  des  Tigers  in  Asien. 

Von  Dr.  B.  Langkavel. 


Die  nachfolgenden  Reihen  beabsichtigen,  aus  den  verschiedenen 
Notizeu  von  Reisenden,  welche  nach  den  klassischen  Abhandlungen 
Karl  Ritters  und  Brandts  niedergeschrieben  sind,  die  Nordgrenze 
der  Verbreitung  dieses  Tieres  genauer  zu  fixieren  ;  sie  setzen  auch 
die  Untersuchungen  Otto  Schräders  (Tier-  und  Pflanzengeographie) 
im  Lichte  der  Sprachforschung  als  bekannt  voraus. 

Nach  den  Berichten,  die  v.  Sehren  ck  im  Amurlande  erhielt, 
soll  der  Tiger  im  Sommer  seine  Streifzüge  bis  an  die  Südküste  des 
ochotskischeu  Meeres  ausdehnen  ;  sein  Vorkommen  auf  der  Insel 
Sachalin  (Petermanns  Mitteilungen  1860,  203)  wird  jedoch  von  der 
Russischen  Revue  (1882,  104)  bezweifelt.  Im  Amurlande  strom¬ 
abwärts  hinter  dem  von  Norden  her  einmündenden  Nebenflüsse 
Bureja  treten  südliche  Tier-  und  Pflanzenformen  immer  deutlicher 
hervor,  die  Spuren  des  Tigers  kreuzen  sich  mit  denen  des  nordischen 
Vielfraßes  (Peterrn.  Mitt..  1862.  262 — 264).  Im  südlichen  Teile  des 
Bureja-Gebirges  vernimmt  der  Jäger  bisweilen  in  Entfernung  von 
wenigen  Klaftern  das  leise  Knurren  des  »Herrentieres«.  Da  fängt 
er  plötzlich  den  ihm  von  der  Tigermutter  zugeworfenen  Blick  auf ; 
er  muß  ihn  ertragen  und  aushalten,  wenn  er  gerettet  sein  will. 
Endlich  macht  eine  schlängelnde  Bewegung  mit  dem  Schweife  der 
zögernden  Unentschlossenheit  ein  Ende,  sie  erhebt  sich,  um  lang¬ 
samen  Schrittes  auf  dem  jenseitigen  Ufer  des  Baches  ein  anderes 
Lager  zu  suchen.  Wie  der  Irbis,  so  ist  auch  der  Tiger  am  mitt¬ 
leren  Amur  stationär  und  beide  begegnen  dort  dem  Renn  und  Elen 
(Baer  und  Helmersen,  Beitr.  zur  Kenntn.  des  Russ.  Reichs,  XXIII, 
585;  Wenjukow,  Die  russisch-asiat.  Grenzlande,  130;  Zeitschr.  für 
Ethnologie  V,  94).  In  der  Gegend  der  Ussuri-Mündung  verweilt 
der  Tiger  den  ganzen  Winter  hindurch  ;  die  wenigen  Pferde,  welche 
in  Purmi  gehalten  wurden,  zerrissen  die  Tiger  vor  fast  zwei  Jahr¬ 
zehnten  und  seitdem  hat  man  auf  die  Haltung  dieser  Haustiere 
verzichtet  (Peterrn.  Mitt.  1856,  181  u.  Tafel  10;  1861,  318;  1875, 
80).  Durch  Tungusen  erhielt  R  a  d  d  e  die  Versicherung  von  dem 
Vorkommen  des  Tigers  im  ganzen  Ching-gan  -  Gebirge.  Man  macht 
eifrig  Jagd  auf  ihn,  weil  er  im  Winter  besonders  ihnen  Pferde  und 
Rinder  raubt ;  auch  hier  folgt  er  stets  den  Wildschweinen,  seiner 
Hauptnahrung,  auf  frischer  Spur  (Zeitschr.  f.  allg.  Erdk.,  N.  F., 


362 


VI,  392  ;  Journal  of  the  R.  Geogr.  Soc.,  London,  XXVIII,  420, 
424,  440). 

Infolge  der  bekannten  Notiz  A.  v.  Humboldts  in  der 
Zeitsclir.  f.  allg.  Erdk.,  III,  43,  gab  S  e  1  s  k  i  im  ersten  Heft  der 
sibirischen  Abteilung  der  Kaiserl.  Russ.  Geogr.  Gesellschaft  in 
Irkutsk  ausführlichere  Nachrichten  über  Tiger  in  Transbaikalien. 
Sie  kommen  nach  diesem  Lande  häufiger  aus  der  Mandschurei  als 
aus  der  Mougolei,  weil  sie  dann  durch  die  Steppe  ihren  Weg 
nehmen  müßten,  und  sind  dort  nur  vorübergehende  Gäste,  die, 
wenn  sie  sich  längere  Zeit  dort  aufgehalten  haben,  ein  zottiges  und 
glanzloses  Fell  erhalten.  Wie  der  Tiger,  so  verirren  sich  auch 
öfters  der  Jak,  der  Zwerghase  und  der  Flamingo  nach  jenen 
Gegenden.  In  den  1880  erschienenen  Briefen  A.  v.  Humboldts 
an  seinen  Bruder  Wilhelm  wird  auf  S.  199  gleichfalls  der  Tiger  in 
den  Breiten  von  Irkutsk  gedacht  und  versprengter  Exemplare  an 
den  Ufern  der  Lena  erwähnt  die  Zeitschr  f.  wissenschaftl.  Geogr., 
1882,  135. 

Wenn  nun  nach  Transbaikalien  die  Tiger  besonders  von  Osten 
her  eindringeu  und  viel  seltener  aus  den  wildschweinleeren  südlichen 
Steppen,  so  darf  mau  sich  nicht  wundern,  westlich  von  Irkutsk  auf 
ein  Gebiet  zu  stoßen,  das,  wenngleich  in  derselben  nördlichen  Breite 
mit  dem  Baikal  und  dem  Altai,  doch  von  der  Plage  dieser  Tiere 
befreit  ist ;  denn  erst  in  dem  südlichen  Teile  obigen  Gebirges  leben 
zu  gewissen  Jahreszeiten  Elen,  Tiger,  Renn  und  Irbis  zusammen 
(H.  v.  Schlagintwe.it,  Reisen  IV,  197).  Im  Museum  zu  Barnaul 
sah  Atkinson  (Oriental  aud  Western  Siberia,  331)  vier  Tigerfelle, 
die  von  verschiedenen  Örtlichkeiten  dorthin  gebracht  waren ;  eins 
stammte  von  einem,  der  76  geogr.  Meilen  von  Barnaul  erlegt  war; 
sie  sind  aber  hier  so  selten,  daß  die  Bauern  sie  nur  dem  Namen 
nach  kennen.  Am  Ufer  des  Tentek  (ca.  81°  L.  v.  Gr.  u.  46 ,/2 0  Br.) 
abwärts  hinter  den  Bergen  Tekely,  den  letzten  Anhöhen,  welche 
sich  in  die  Steppe  verlieren,  traf  v.  Sehren  ck  im  Sande  Spuren, 
welche  die  Kirgisen  als  die  eines  Tigers  erkannten.  Diese  verirrten 
werden  dann  den  Herden  höchst  gefährlich  (Peterm.  Mitt.  1868,  82  ; 
Baer  u.  Helmersen,  Beitr.  VI,  306). 

An  dem  langgezogenen  Becken  des  Baikasch  und  seiner  durch 
Vertrocknung  abgeschiedenen  Fortsetzung,  dem  Becken  der  beiden 
Alakul  -  Seen,  erreicht  gleichfalls  wie  im  Osten  unter  manchen 
innerasiatischen  Tier-  und  Pflauzenformen  auch  der  Tiger  eine 
Grenze  seines  Verbreitungsbezirks ;  denn  seine  stationären  Wohn- 


363 


platze  dehnt  er  nicht  über  die  Schilfwälder  der  Balkasch-Niederung 
aus,  wenn  er  auch  bisweilen  auf  seinen  kühnen  Streifzügen  bis  in 
das  Innere  des  Altai  vordringt  (Peterm.  Mitt.  1858,  352,  353  ; 
1868,  196,  399,  404;  Wenjukow,  259;  Zeitschr.  f.  allgem.  Erdk., 
IV,  245  ;  Finsch,  Reise  in  Westsibirien  ;  Geographical  Magazine,  V, 
288  :  on  the  shores  of  Lake  Balkash  they  are  now  (1878)  much 
rarer  than  they  were).  Die  Rohrdickichte  im  unteren  Lauf  der 
von  Süden  her  in  den  östlichen  Teil  des  Seebeckens  fliehenden 
Lepsa  scheinen  der  nördlichste  Punkt  der  Polargrenze  dieses  Tieres 
hier  zu  sein  ;  wo  er  weiter  nordwärts  vorkommt,  hat  er  sich  nur 
verlaufen.  Auch  hier  bilden  Wildschweine  seine  Hauptnahrung. 

In  der  Nähe  des  Forts  Kasala  am  Syr-Darja,  nicht  weit  von 
seiner  Mündung  in  den  Aral  -  See,  traf  Kostenko  auf  seiner  Reise 
von  Chiwa  her  in  den  berüchtigten  Schilfwäldern  mit  den  zahl¬ 
reichen  Rudeln  wilder  Schweine  und  vielen  Fasanen  auch  Spuren 
des  Tigers,  desgleichen  abwärts  Chodjei'li  (Peterm.  Mitt.  1874,  335, 
336  ;  vgl.  Wenjukow,  410  ;  Zeitschr.  f.  allg.  Erdk.,  IV,  180,  187  ; 
Humboldts  Briefwechsel  mit  Bergbaus,  III,  276  ;  Journal  of  the 
R.  Geogr.  Soc.,  XXXVIII,  453 ;  XLI,  149  ;  Ujfalvy,  Expedition 
fran^aise  en  Russie,  II,  11  ;  Petzholdt,  Turkestan,  49.  Wenn 
Vambery  in  seinen  central  -  asiatischen  Skizzen  S.  121  u.  127 
nach  den  dortigen  Ufern  Löwen  versetzt,  so  hörte  dieselben  wohl 
einzig  nur  seine  ungezügelte  Phantasie). 

Von  den  an  der  Südküste  des  kaspischen  Meeres  hausenden 
Tigern  streifen  viele  bei  Asterabad  umher,  gehen  bis  Dengolan 
und  au  den  Atrek  (Zeitschr.  f.  allg.  Erdk.,  N.  F.,  XII,  350,  345  ; 
Polak,  Persien,  I,  190;  Mitt.  der  Wiener  Geogr.  Ges.,  V,  103; 
Peterm.  Mitt.,  1880,  337;  Yule,  Book  of  Marco  Polo,  I,  144; 
O’Donovan,  The  Merv  Oasis,  I,  299  ;  an  der  südwestlichen  Seite 
gehen  sie  bis  Lenkoran,  wo  sie  jedoch  verhältnismäßig  klein, 
schwächlich  und  ziemlich  harmlos  sein  sollen  (Zeitschr.  d.  Ges. 
f.  Erdk.,  XVI,  38;  VH,  380;  Peterm.  Mitt.  1881,  51  u.  Ergän¬ 
zungsheft  36,  35  ;  v.  Thielmanu,  Streifzüge  im  Kaukasus,  258,  264). 
Die  Chews’uren  kennen  den  Tiger,  obwohl  er  nie,  auch  nicht  als 
Läufling,  den  Kamm  des  großen  Kaukasus  betrat.  Seine  nördliche 
Grenze  bleibt  hier  im  Talysch-Tieflande  (Radde,  Die  Chews’uren, 
82  ;  Jahresbericht  d.  Ver.  f.  Erdk.,  Dresden  1865,  34  ;  Ausland 
1864,  721  ;  Petzholdt,  Der  Kaukasus,  I,  164).  Aus  dieser  Gegend 
stammt  auch  wohl  der  Tiger,  der  mit  Wildschweinen  zu  einer 
herrlichen  Gruppe  vereinigt  im  zoologischen  Museum  zu  Tiflis  auf- 


364 


gestellt  ist  (Jahresbericht  a.  a.  0.  1878,  15).  Unter  den  Bronze¬ 
funden  im  Kaukasus,  die  älter  als  das  siebente  Jahrhundert  sind, 
befindet  sich  auch  die  Darstellung  eines  Tigers  (Zeitschr.  f.  Ethn. 
1882,  106).  Wir  möchten  im  Anschluß  hieran  an  Conzes  Wort 
über  die  Anfänge  der  griechischen  Kunst  in  den  Sitzungsberichten 
der  Wiener  Akademie,  LXXXIII,  1873,  S.  225  erinnern  :  In  Vorder- 
Asien  und  auf  denjenigen  griechischen  Vasen,  welche  von  dorther 
ihr  System  der  Dekoration  tragen,  herrschen  Löwen  und  Tiger,  seit 
lange  her  als  feste  Schemata  gebildet,  vor ;  sie  fehlen  aber  auf 
denen  alteuropäischer  Kunst,  weil  sie  im  Norden  nicht  wie  in  Vorder- 
Asien  bekannt  sein  konnten. 

Daß  Tiger  am  Ararat  fehlen,  wurde  schon  in  den  vierziger 
Jahren  von  Ritter  (Erdkunde,  X,  484)  und  später  von  Wagner 
(Reise  nach  dem  Ararat,  160)  nachgewiesen.  Dort  kommen  näm¬ 
lich  wegen  des  mangelnden  Wassers  außer  Hasen  keine  pflanzen¬ 
fressenden  Tiere  vor ;  weil  nun,  wenn  auch  aus  anderen  Gründen, 
die  Ruminantia  am  Ida  fehlen,  so  glaubte  Schliemann  (Unsere  Zeit, 
v.  Gottschall,  1881,  366),  daß  ein  einstiges  Vorkommen  dieses 
Tieres  nach  Stellen  der  Ilias  höchst  unwahrscheinlich  wäre.  Tchi- 
hatchef  berücksichtigte  in  seinen  jüngsten  Bemerkungen  über  die 
Tierwelt  Kleinasiens  (Deutsche  Revue,  v.  Fleischer,  1884,  H.  11, 
S.  199)  Schliemanns  Ansicht  nicht. 


Die  Treppen-  oder  Sprossennatter  (JRhinechis  scalaris  Schinz) 

in  der  Gefangenschaft. 

Von  Joh.  v.  Fischer. 

Diese  schöne,  aber  nirgends  häufige  Schlange  bewohnt  Italien, 
Süd-Frankreich,  ganz  Spanien  und  das  nördliche  Afrika. 

Sie  hält  sich  an  absolut  trockenen  Orteu  auf.  Namentlich 
findet  man  sie  zwischen  11  Uhr  vormittags  und  1  Uhr  nachmittags 
im  Sommer  während  der  starken  Hitze  auf  dem  Boden,  am  Fuße 
eines  Strauches  oder  auf  den  Zweigen  eines  solchen  im  Teller 
zusammengerollt,  sich  sonnend,  liegen.  Sie  sucht  mit  Vorliebe 
Hecken  und  Weinberge  auf,  wo  sie  geschickt  auf  Vögel,  Mäuse  und 
Eidechsen  Jagd  macht. 

Sie  ist  nicht  leicht  zu  fangen,  da  sie  ungemein  scheu  und 
vorsichtig  ist  und  bei  der  geringsten  Annäherung  fortgleitet,  um 


365 


im  Gezweige  des  Nachbarbusches  oder  in  einem  Erdloch  zu  ver¬ 
schwinden. 

Sie  bedarf  zu  ihrem  Gedeihen  eines  möglichst  trockenen, 
warmen  oder  doch  temperierten  und  der  Sonnenglut  ausgesetzteu 
Terrariums. 

Meist  verbringt  sie  den  größeren  Teil  ihres  Lebens  in  der 
Gefangenschaft  auf  einem  Aste,  manchmal  mit  vielen  anderen 
Schlangenarten  zu  einem  Knäuel  zusammengerollt,  zu,  und  kriecht 
nur  während  der  intensivsten  Sonnenhitze  umher.  Auch  liebt  sie 
es,  unter  das  Wasserbecken,  zwischen  Steine  etc.  zu  kriechen,  um 
sich  da  zu  verbergen. 

Sie  variiert  nach  Alter  und  Geschlecht  sehr.  —  Allerliebst  sind 
die  jungen  Tiere,  deren  von  der  Elternform  gänzlich  abweichende 
Färbung  den  Laien  oft  veranlassen  kann,  dieselben  für  eine  ver¬ 
schiedene  Alt  zu  halten.  Von  der  schönen  braunen  Färbung  ist 
noch  keine  Spur  vorhanden.  Die  einzigen  Färbungen  sind  schwarz 
und  bräunlich  -  weiß,  weshalb  die  Tiere  ungemein  buntgefärbt  er¬ 
scheinen  und  unwillkürlich  an  das  Kleid  des  Buntspechts  erinnern. 
Erst  mit  dem  zunehmenden  Wachstum  erscheint  nach  mehreren 
Häutungen  erst  eine  braungraue,  dann  graubraune  Färbung  mit  der 
charakteristischen  Leiterzeichnuug,  die  mit  dem  Alter  wieder  gänz¬ 
lich  verschwindet,  und  nur  noch  die  zwei  äußerst  scharf  gezeich¬ 
neten,  schwarzen  parallel  laufenden  Längsstreifen  bleiben.  Dabei 
färbt  sich  das  ganze  Tier  in  ein  schönes  gelbbraun  oder  auch 
braungelb,  welches  nur  kurz  vor  der  Häutung  düsterer  wird,  um 
gleich  nach  derselben  in  den  schönsten  Farben  zu  prangen. 

Die  Sprossennatter  ist  sehr  flink  und  gleitet  mit  Blitzesschnelle 
von  Ast  zu  Ast,  von  Zweig  zu  Zweig  oder  verbirgt  sich,  wenn  auf 
dem  Boden,  in  dichtem  Grasgestrüpp.  Sie  ist  frostiger  Natur  und 
verkriecht  sich  an  sonnenarmen  Tagen  unter  große  Steine,  in  hohle 
Baumstämme,  Erdlöcher  etc.  Nässe  liebt  sie  ebenfalls  nicht,  dafür  aber 
die  brennendste  Sonnenglut,  in  der  sie  ihren  schönen  Körper  zu 
durchwärmen  liebt. 

Sie  ist  ein  ächtes  Tagtier  und  verbirgt  sich  lange  vor  Sonnen¬ 
untergang. 

Ihre  einzige  Stimmesäußerung  ist  ein  lautes  Zischen,  das  beim 
Weibchen  etwas  höher  klingt  und  auch  nicht  ganz  so  laut  wie 
bei  dem  Männchen  ist. 

Sie  kann  anderen  Schlangen  gegenüber  als  durchaus  verträg¬ 
lich  bezeichnet  werden.  Nie  sah  ich  sie  eine  andere  Schlange 


366 


angreifen  oder  gar  verzehren.  Dagegen  ist  sie  dem  Menschen 
gegenüber  total  unantastbar. 

Sie  ist  mutig  und  dreist,  zornig  und  mißtrauisch.  Selbst  jahre¬ 
lang  in  der  Gefangenschaft  gehaltene  Exemplare  lassen  sich  nicht 
zähmen  und  fahren  wütend  und  unter  lautem  Zischen  nach  der 
vorgehaltenen  Hand,  ja  man  kann  nicht  einmal  am  Terrarium 
vorübergehen,  ohne  ihren  Jähzorn  zu  erwecken.  Sie  fährt  gegen 
die  Scheibe  oder  gegen  die  Drahtgaze  mit  wütendem  Zischen  los 
und  stößt  mit  der  Schnauze  nach  der  sich  bewegenden  Person  zu. 
Die  Folge  dieses  unsinnigen  Gebahrens  ist  die  Verletzung  der  Nasen¬ 
kuppe  am  Drahtgitter  der  Scheibe,  worauf  gewöhnlich  die  schön¬ 
gestaltete  Rostrale  abfällt  und  die  Schuauze  oft  blutrünstig  wird. 

Trotz  dieser  anscheinend  unliebsamen  Eigenschaft  ist  die 
Sprossenuatter  doch  ein  Kleinod  für  Terrarien.  Sie  ist  ausdauernd, 
genügsam  und  ziert  jeden  Behälter  durch  ihre  schmucke  Gestalt 
und  Färbung  im  höchsten  Grade.  Dazu  kommt  ihre  leichte  Fort¬ 
pflanzung  in  der  Gefangenschaft,  die  sie  noch  schätzbarer  macht. 

Die  Sprossennatter  ist  als  ein  vorwiegend  nützliches  Tier  zu 
bezeichnen  ;  denn  wenngleich  sie  in  der  Freiheit  hie  und  da  einmal 
einen  Vogel  (namentlich  sind  es  die  Sperlinge,  denen  sie  nachstellt) 
verzehrt  und  gelegentlich  ein  Nest  plündert,  indem  sie  die  Jungen 
verschlingt,  so  besteht  ihre  Hauptnahrung  aus  Mäusen  (namentlich 
Arvicola- Arten)  und  als  Beikost  nur  aus  Eidechsen. 

Wie  ich  bereits  erwähnt  habe,  wird  meines  Wissens  diese  Art 
niemals  zahm  und  greift  ihren  Besitzer  selbst  nach  jahrelanger 
Gefangenschaft  mit  derselben  Wut  an  wie  am  ersten  Tage.  Ihre 
Verteidigungsmittel  bestehen  im  Fliehen  und  im  Beißen.  Der 
eränzlich  unbedeutende  Biß  kann  schmerzhaft  werden,  wenn  man 

O  7 

den  erfaßten  Finger  oder  die  erfaßte  Hand  plötzlich  und  mit 
Heftigkeit  fortzieht,  wobei  die  Zähne  leicht  tiefe  und  lange  Risse 
machen.  Selbst  junge,  kaum  20  cm  lauge  Tiere  beißen  lustig  drauf 
los  und  zischen  laut. 

Die  Intelligenz  steht  unter  der  der  Kielrückennattern  ( Tropido - 
notus),  die  alle  sich  leicht  an  die  Gefangenschaft  gewöhnen  und 
recht  zahm  werden. 

Das  Auge  ist  sehr  scharf ;  sie  sieht  bei  Tage  auf  selbst  weite 
Entfernungen  vortrefflich ;  mit  dem  Schwinden  des  Tages  jedoch 
erlahmt  auch  ihre  Sehkraft. 

Die  Nahrung  der  gefangenen  Sprossenuattern  besteht  in  Mäusen, 
Sperlingen  und  (namentlich  grünen)  Eidechsen.  Junge  Tiere  nähren 


367 


sich  von  Mauereidechsen,  die  sie  bald  auch  im  toten  Zustande  zu 
fressen  lernen.  Daneben,  namentlich  in  den  ersten  Lebenstagen, 
verzehren  sie  mit  Vorliebe  Larven  der  verschiedenen  Heuschrecken 
(Acridium  lineatum  etc.)  und  später,  wenn  sie  älter  geworden  sind, 
auch  das  fertige  Tier. 

Wenn  man  sie  mit  Eidechsen  füttert,  so  muß  man  ihnen  nur 
kleine  reichen,  da  sie  sie  sonst  zu  schwer  bewältigen  können  und 
namentlich,  wenn  das  Tier  schon  lange  vorher  gehungert  hat,  es 
unter  heftigem  Würgen  aus  wirft,  darauf  wieder  auffrißt,  dann 
wieder  auswirft,  um  endlich  zu  Grunde  zu  gehen. 

Ein  21  cm  langes  Exemplar  fraß  bei  mir  einst  eine  15,5  cm 
lange  Mauereidechse,  die  vou  einer  Girondennatter  ausgeworfen  war. 
Der  Schlingakt  dauerte  6  Stunden  und  das  Tier  war  durch  den¬ 
selben  derart  erschöpft,  daß  es  bald  darauf  starb. 

Die  Sprossennatter  ist  äußerst  launischer  Natur.  Bald  geht 
sie  sofort  ans  Futter,  bald  weigert  sie  sich  monatelang,  irgend 
welche  Nahrung  zu  sich  zu  nehmen  und  zwar  oft  unter  den  gün¬ 
stigsten  Bedingungen,  denen  man  sie  aussetzt.  Die  meisten  fressen 
schon  zwischen  dem  dritten  und  dem  dreißigsten  Tage  ihrer  Ge¬ 
fangennahme.  Nur  wenige,  wenn  mau  ihnen  selbst  die  natur- 
gemäßesten  Bedingungen  bietet,  ziehen  vor,  lieber  Hungers  zu 
sterben,  als  irgend  etwas  anzurühren. 

Die  Sprossen-  oder  Treppenuatter  bedarf  eines  Wasserbehälters, 
denn  sie  trinkt  zwar  sehr  selten  (oft  wochenlang  nicht),  dann  aber 
lange  und  recht  viel. 

Die  Paarung  geschieht  bei  den  meisten  in  der  Gefangenschaft 
ohne  viel  Umstände  und  es  lassen  sich  die  paarungslustigen  Ge¬ 
schlechter  nur  schwer  bei  diesem  Geschäft  stören.  Die  mehrmalige 
Paarung  geschieht  sowohl  in  der  Gefangenschaft  als  im  Freien  stets 
auf  der  Erde  und  dauert  aufaugs  8 — 20  Minuten,  dann  aber  meh¬ 
rere  Stunden.  Nur  äußerst  selten  sah  ich  die  Sprossennattern  ihre 
ersten  Vorbereitungen  zur  Paarung  auf  dem  Strauch  oder  künst¬ 
lichem  Gezweige  vornehmen. 

Die  erste  Paarung  geschah  bei  mir  am  8.  Juni  1883.  Am 
22.  Juli,  also  nach  25  Tagen,  erfolgte  die  Ablage  von  5  Eiern. 
Ara  nächsten  Tage,  also  am  26.  Tage,  wurden  weitere  4  Eier 
abgesetzt,  demnach  bestand  das  Gelage  aus  9  Eiern,  also  ist  die 
Sprossennatter  nicht  sehr  fruchtbar,  woraus  sich  auch  ihre  nicht  große 
Häufigkeit  erklären  läßt,  indem  sehr  viele  Eier  verunglücken  und 
die  überaus  schwerfälligen  Jungen  leicht  Beute  ihrer  Feinde  werden. 


368 


Die  Eier  waren  rein  weiß,  lederhäutig  und  langgestreckt.  Ihre 
Dimensionen  variierten  von  45  mm  Länge  und  21  mm  Breite  bis 
59,50  mm  Länge  und  19,50  mm  Breite.  Zwei  von  ihnen  klebten 
nach  Art  der  Ringelnattereier  aneinander. 

Die  eierlegende  Schlange  verkroch  sich  schon  tags  zuvor  unter 
das  Wasserbecken,  uuter  dem  sie  nur  mit  Mühe  vertrieben  werden 
konnte,  was  sie  nicht  hinderte,  sich  gleich  darauf  wieder  zu  ver¬ 
kriechen.  Sie  verblieb  darunter  bis  zur  vollständigen  Eiablage, 
worauf  sie  wieder  auf  die  Aste  stieg. 

Die  Eier  wurden  sofort  herausgenommen,  in  ein  weithalsiges 
Einmachglas  mit  mäßig  feuchtem  Sande  und  Moos  gelegt  und  das 
Ganze  der  Sonnen  wärme  ausgesetzt.  Nach  drei  Wochen  öffnete  ich 
ein  Ei  und  fand  in  demselben  ein  deutlich  erkennbares,  lebens¬ 
kräftiges  Schlangenembryo.  Leider  verunglückten  mir  die  übrigen 
Eier,  indem  ein  Regenguß  sie  alle  in  Fäulnis  übergehen  ließ,  da 
meine  Zuchtterrarien  mit  Eiern  von  Hemidactylus ,  Phyllodadylus 
und  Gymnodadylus  u.  v.  a.  überfüllt  waren  und  ich  die  Ausbrütung 
im  Freien  wagen  mußte. 

Die  Sprossennatter  gehört  zu  den  selteneren  Erscheinungen  des 
Tiermarktes,  da  sie  in  ihrer  Heimat  keineswegs  häufig  ist,  außerdem 
schwer  zu  fangen  ist  und  selbst  von  den  geübten  Fängern  ihres 
jähzornigen  und  unbändigen  Naturells  wegen  sehr  gefürchtet  wird. 

Sie  gehört  entschieden  zu  den  schönsten  und  dauerhaftesten 
europäischen  Schlangen  und  gereicht  jedem  Terrarium  zum  höchsten 
Schmuck. 

Sie  ist  keineswegs  hinfällig,  einige  alte  störrische  Individuen 
ausgenommen,  und  überstellt  selbst  weite  Transporte  vortrefflich 
(erhielt  ich  doch  11  Exemplare  von  Alicante  nach  St.  Petersburg 
alle  lebenskräftig  und  gesund!),  bedarf  aber  in  der  ersten  Zeit 
behufs  ihrer  Eingewöhnung  der  größten  Ruhe  in  ihrer  Umgebung. 

Man  kann  diese  Art  von  Siebeneck  iu  Mannheim,  Geyer 
in  Regensburg,  Kurnss  in  Warmbrunn,  noch  besser  aber 
direkt  vom  Laboratoire  d’Erpetologie  iu  Montpellier 
(Frankreich)  beziehen.  Aus  dem  letzten  Institut  erhält  man  sie 
lebenskräftiger,  rascher  und  billiger,  und  man  ist  gewiß,  nur  lebens¬ 
kräftige  Tiere  zu  erhalten,  da  selbst  schwache  Ankömmlinge  von 
dem  Institut  ohne  jede  Entschädigung  ersetzt  werden. 


369 


Die  Herstellung  von  Abbildungen  für  unsere  Zeitschrift. 

Von  dem  Herausgeber. 


Ziemlich  oft  werden  mit  den  eingehenden  Aufsätzen  und  Mitteilungen 
auch  Bleistiftzeichnungen  eingesandt  mit  dem  Wunsche,  daß  dieselben  als 
Holzschnitte  hergestellt  der  betreffenden  Nummer  der  Zeitschrift  beigegeben 
werden  möchten.  Meistens  müssen  die  skizzierten  Entwürfe  erst  umgezeichnet 
werden,  ehe  sie  auf  den  Holzstock  oder  auf  die  Zinkplatte  gebracht  werden 
können;  oder  fertige  Zeichnungen  müssen,  wenn  sie  gut  ausgefükrt  sind,  auf 
das  Zink  durch  Photographie  übertragen  werden.  Diese  Verfahren  verteuern 
die  Herstellung  von  Arbeiten  so  sehr,  daß  es  oftmals  nicht  möglich  ist,  die 
eiugesandten  Zeichnungen  auszuführen.  Es  dürfte  vielleicht  manchem  unserer 
Mitarbeiter  erwünscht  sein,  eine  Methode  des  Zeichnens  kennen  zu  lernen,  die 
es  ermöglicht,  die  Abbildung  direkt  von  dem  Originale  auf  die  Zinkplatte  Über¬ 
drucken  zu  können,  und  da  diese  Methode  für  jeden,  der  überhaupt  zeichnen 
kann,  so  leicht  ausführbar  ist,  so  möchten  wir  unsere  Herrn  Mitarbeiter  bitten, 
sich  in  vorkommendem  Falle  derselben  bedienen  zu  wollen. 

Als  Papier  nehme  man  ein  dünnes  und  glattes  Papier,  am  besten  gut 
geglättetes  Postpapier.  Vor  dem  Zeichnen  empfiehlt  es  sich,  dasselbe  mit  recht 
dünnem  Kleister  oder  einer  Lösung  feinen  Leims  mittels  eines  zarten  Schwämm¬ 
chens  zu  überstreichen.  Ist  das  Papier  glatt  getrocknet,  dann  liegen  dessen 
Fasern  fest  auf  und  die  Feder  kann  solche  nicht  mitreißen.  Auf  diesem  Pa¬ 
piere  wird  nun  mit  einer  Zeichenfeder  und  mit  lithographischer  Tusche  die 
Zeichnung  in  der  Weise  ausgeführt,  wie  sie  zum  Abdruck  gelangen  soll. 

Von  den  verschiedenen  im  Handel  vorkommendenSorten  Tusche  sind  am 
meisten  die  von  Lemercier  oder  van  Hymbeck  zu  empfehlen;  sie  werden  mit 
Wasser  so  dünn  als  nötig  angerieben. 

Buchstaben  oder  Ziffern,  die  den  Figuren  zur  Erklärung  beigegeben  wer¬ 
den  sollen,  müssen  natürlich  von  rechts  nach  links  geschrieben  werden,  weil 
sie  bei  dem  Drucke  umgekehrt  kommen. 

Die  so  ganz  einfach  hergestellte  Zeichnung  wird  mit  dem  Manuskripte 
eingesandt.  Sie  kann  direkt  auf  die  Zinkplatte  übergedruckt  werden,  worauf 
letztere  nur  noch  geätzt  und  auf  einem  Holzklötzchen  befestigt  werden  muß, 
um  druckfertig  zu  sein. 

Da  dies  die  billigste  und  schnellste  Art  ist,  Illustrationen  herzustellen,  so 
kann  man  um  so  leichter  und  häufiger  letztere  den  Aufsätzen  beigeben. 


Korrespo  n  d  e  n  z  e  n. 

Stolp  i.  Pommern,  im  Septbr.  1884. 
Die  Adler  Livlands. 

Der  Seeadler.  Zu  den  interessanten  Mitteilungen  des  Herrn  Baron 
v.  Krüdener  über  die  Adler  Livlands  *)  möchte  ich  mir  einige  Bemerkungen 
erlauben. 


*)  Seite  253  dieses  Jahrg. 
Zoolog1.  Gart.  Jahrg-.  XXV.  1884. 


24 


370 


Vor  etwa  50  Jahren  erhielt  ich  aus  Neuvorpouimern  (im  Dezember)  einen 
jungen  Seeadler,  der  auf  dem  Hofe  eines  Bauern  erlegt  war.  Die  Thatsache 
wurde  uns  folgendermaßen  berichtet:  „Auf  ein  halbjähriges  Schwein  stößt 
der  Seeadler.  Der  Baner  verjagt  ihn  mit  einem  Knittel;  doch  der  Adler 
schlägt  eine  auf  einem  Baume  sitzende  Katze  und  als  der  Bauer  ihn  auch  dort 
angreift,  schlägt  er  seine  Fänge  in  die  Lenden  des  Bauern,  so  daß  derselbe 
sich  nur  mit  Hülfe  der  Nachbarn  befreien  kann.“  —  Der  Vogel  war  sehr 
ausgehungert. 

Der  Steinadler.  Die  in  Wien  auf  dem  Kongreß  ausgestellte  schöne 
Gruppe  von  Steinadlern  (dem  Herrn  Grafen  v.  Dzieduszycki  gehörig)  kann 
nicht  als  Beweis,  weder  für,  noch  gegen  zwei  Arten  (Gold-  und  Steinadler) 
betrachtet  werden,  denn  die  Form  eines  echten  Goldadlers  war  nicht  vertreten. 
Derselbe  ist  in  den  Gebirgen  der  österreichischen  Monarchie,  der  Schweiz, 
oder  anderen  südlichen  Gegenden,  als  Brutvogel  noch  niemals  aufgefunden, 
mit  einziger  Ausnahme  Griechenlands.  In  Lappland  und  auf  dem  Ural  hin¬ 
gegen  ist  er  wohl  allein,  mit  Ausschluß  des  Steinadlers  vorhanden.  Ob  Art 
oder  klimatische  Varietät,  will  ich  hier  nicht  entscheiden,  muß  aber  wieder¬ 
holt  bemerken,  daß  die  Naumann’sche  Diagnose  über  beide  Arten  nicht 
richtig  ist.  Der  junge  Goldadler  hat  ebensowohl,  wie  der  Steinadler  einen 
an  dem  Wurzelteile  weißen,  wie  der  alte  Steinadler  einen  dunklen  Schwanz. 

Der  Schreiadler.  Auch  mir  ist  es  in  meiner  langjährigen  Erfahrung, 
wo  ich  viele  Horste  beobachtete,  niemals  vorgekommen,  daß  ein  Vogel  drei 
Eier  gelegt  hätte,  auch  hat  mir  dies  kein  sicherer  Sammler  meiner  Bekannt¬ 
schaft  berichten  können.  Auch  ich  hatte  den  Schreiadler  bisweilen  in  der  an¬ 
gegebenen  Höhe  (12 — 15  Fuß)  horstend  gefunden,  nie  an  der  Spitze  des 
Baumes. 

Es  erscheint  mir  sehr  wahrscheinlich,  daß  auch  der  Sc  hei  lädier, 
Aquila  clanga  P.,  in  Livland  horstet.  Gewiß  ist,  daß  derselbe  in  Ibenhorst 
(Ostpreußen)  bisweilen  nistend  vorkommt.  Ich  möchte  daher  an  die  dortigen 
Jagdbesitzer  die  Bitte  richten,  darauf  gütigst  achten  zu  wollen.  Auf  Wunsch 
bin  ich  auch  bereit,  in  diesen  Blättern  eine  Diagnose  beider  (sicherer)  Arten 
zu  geben.  E.  F.  v.  flomeyer. 


Darmstadt,  im  September  1884. 

Eier  exotischer  Vögel.  Die  Purpurkr onfinken  vou  Ecuador 
(XXIV.  Jahrg.  No.  12  d.  Zeitsehr.)  verdienen,  daß  die  Leser  noch  einmal  an 
sie  erinnert  werden.  Die  Eier  dieser  Vögel,  nunmehr  an  4  Gelegen  fest¬ 
gestellt,  sind  rein  weiß,  in  Form  und  Größe  gleichen  sie  den  gewöhnlichen 
Sperlingseiern  und  mit  diesem  einheimischen  Finkenvogel  hoben  die  Amerikaner 
augenscheinlich  Fruchtbarkeit  wie  Sorglosigkeit  im  Nestbau  gemein. 
—  Brutperiode  1884:  Vom  9.— 12.  April  wurde  in  trockenem  Buschwerke 
ein  neues  Nest  erbaut.  Das  erste  Ei,  am  15.  April  gelegt,  zerbrach,  jedoch 
noch  am  nämlichen  Tage  ist  ein  im  Nachbargezweig  befindliches  vorjähriges 
Webernest  besichtigt,  beschlagnahmt  und  rasch  ansgebaut.  Das  erste  Junge 
verließ  diese  Wiege  am  13,  das  zweite  am  14.  Mai.  Zweites  Gelege  im 
unverändert  gebliebenen  nämlichen  Neste:  22.  Mai  erstes  Ei,  24.  Mai  zweites 


371 


Ei,  2.  Juni  erstes  Junges,  4.  Juni  zweites  Junges.  Am  12.  Juni  verließ  ein 
Junges  das  Nest,  das  andere  lag  tot  in  demselben.  Drittes  Gelege  wieder 
im  gleichen  Neste  20.,  21.,  22.  Juni  wieder  je  1  Ei, 

1.,  2.,  3.  Juli  wieder  je  1  Junges, 

11.,  Juli  1  Junges,  12.  Juli  2  Junge  ausgeflogen. 

Viertes  Gelege  im  unveränderten  Neste 

19.,  20,  21.  Juli  je  1  Ei, 

30.,  31.  Juli  und  1.  August  je  1  Junges. 

Diesjähriges  Zuchtergebnis  bis  jetzt  also  9,  eigentlich  10  Köpfe,  d.  h. 
sämtliche  Eier  auch  befruchtet  und  ausgekommen,  ein  Erfolg  somit,  welcher 
die  kühnsten  Erwartungen  hinter  sich  läßt. 

Fast  zu  gleicher  Zeit,  als  im  v.  J.  die  erste  Brut  der  Purpur  krön- 
finken  gemeldet  werden  konnte,  waren  auch  die  Madraswachteln  (cot.  cam- 
bayensis)  in  verschiedenen  deutschen  Stuben  zur  finklichen  Brut  geschritten,  nach¬ 
dem  sie  vielfach  schon  durch  ihren  beispiellosen  Eiersegen  den  erwartungs¬ 
vollen  Pfleger  überrascht  und  ermutigt.  Ein  von  4  Geschwistern  hier  allein 
lebend  gebliebenes  vorjähriges  Männchen  hat  sich  noch  nicht  vermausert,  schlägt 
aber  bereits  aus.  Die  Eltern  hatten  reichlich  50  Eier  geliefert,  alle  aber  un¬ 
befruchtet,  bis  auf  das  letzte  Gelege  von  5  Stück,  und  sie  alle  waren  immer 
in  Form  und  Größe  einander  genau  gleich,  aber  in  der  Zeichnung  überaus  ab¬ 
weichend  bei  jedem  neuen  Gelege.  Die  allerersten  machten  noch  am  ehesten 
einen  „fremdländischen“  Eindruck.  Aus  3  verschiedenen  Gelegen  stammend, 
waren  19  Eier  teils  schmutzig  weißgelb  mit  ganz  weißen  wie  erhabenen  unregel¬ 
mäßigen  Spritzpunkten  und  glänzend  wie  lackiert,  teils  schmutzig  weißgelb 
mit  weniger  Spritzpunkten  und  ohne  Glanz,  teils  rein  blaßgelb  ohne  Glanz 
und  ohne  Punktierung.  Aus  letztgemeinten  fielen  auch  die  Jungen.  Die  Eier 
hatten  einen  inneren  Poldurchmesser  von  30  mm  bei  20  mm  Mitteldurchschnitt 
(6  cm  dickster  Umfang).  Neben  ihnen  sind  einheimische  Wachteleier 
heller  und  dunkler  braungelb  mit  teils  sehr  dichten  kleinen,  teils  vereinzelten 
größeren  dunkelbraunen  Flecken  und  abweichenden  Maßen  von  37 — 40  mm 
Länge,  bei  67 — 72  mm  Dicke,  zusammengesetzt  aus  3  verschiedenen  Gelegen 
ganz  verschiedener  Gegenden.  Dem  entsprechend  sind  auch  die  Größenver¬ 
hältnisse  der  beiden  Vogelarten  zu  einander,  und  wiederum  die  weit  später 
eingeführte  chinesische  Zwergwachtel  (cot.  chinensis )  ist  kaum  halb  so 
groß  wie  die  Madraswachte],  trotzdem  sind  ihre  Eier  verhältnismäßig  sehr 
groß,  nämlich  sie  haben  eine  Länge  von  25  mm,  einen  äußeren  Umfang  in 
der  Mitte  von  19  mm,  einen  inneren  Durchmesser  von  16  mm.  Überaus  an¬ 
sprechend  erscheinen  die  Eier.  Sie  haben  auf  teils  einfarbig  graugrünem, 
teils  braungelbem  Grunde  in  eigenartigem  Farbentone,  ähnlich  den  jetzigen 
Damenkleidermodestoflen,  zarte  kaum  nur  angedeutete  dunkelbraune  Pünktchen, 
unregelmäßig  verteilt  über  die  ganze  übrigens  glänzende  Schale. 

Auch  die  zierliche  chinesische  Wachtel  dürfte  bald  mehr  zur  Brut  ge¬ 
langen.  Meines  Wissens  hat  zwar  erst  Fräulein  Hagen beck,  Hamburg  sel¬ 
ber,  der  wir  auch  diese  Einführung  verdanken,  sie  glücklich  gezüchtet,  aber 
die  von  ihr  hierher  gelieferten  beiden  Pärchen  haben  beiden  Besitzern  bereits 
vorläufig  durch  Gelege  von  zusammen  7  Stück  die  Hoffnung  auf  Nachwuchs 
wachgerufen.  Einige  tadellos  präparierte  Eier  werden  vertauscht. 


372 


Von  den  Madraswachteleiern  suchte  Herr  Ober-Amtmann  Nehr- 
korn  zu  Tauschzwecken  mit  Amerika  und  Australien  bei  mir  kürzlich  bis 
50  Stück,  und  das  naturhistorische  Institut  Linnaea,  Frankfurt  a.  M.  teilte 
mir  Ende  Juli  mit,  daß  von  anderer  Seite  mehrere  Eier  bei  ihm  eingelaufen. 

Eduard  Rüdiger. 


Schönkirchen  bei  Kiel,  25.  Oktober  1884. 

Albinismus  einer  Ringelnatter  (Tropidonotus  natrix).  Ein  hier  am 
18.  Oktober  d.  J.  in  meinem  Garten,  wo  sich  Mistbeete  befinden,  in  denen  jähr¬ 
lich  große  Mengen  dieser  Tiere  ausgebrütet  werden,  gefangenes  junges  Exem¬ 
plar  der  genannten  Schlange  von  17  cm  Länge,  welches  sich  lebend  in  meinem 
Besitz  befindet,  ist  ein  Albino.  Die  Oberseite  ist  hell  fleischfarbig,  die  Nacken¬ 
flecken  sind  schön  orangegelb;  die  kleinen  Flecken  längs  des  Rückens  sind 
durch  einen  etwas  rötlicheren  Ton  von  der  Grundfarbe  zart  abgehoben. 
Die  Farbe  der  Unterseite  geht  mehr  ins  Weißliche  und  erscheint  nur  eben  röt¬ 
lich-gelblich  angehaucht.  Die  Eingeweide  scheinen  blaurötlich  durch.  Die  Augen 
sind  hell  kirschrot,  die  Pupille  hebt  sich  durch  ein  um  ein  geringes  dunkleres 
Rot  ab.  Die  weißen  Flecken  in  der  Augengegend  sind  deutlich. 

Der  zarte  rötlichweiße  Farbenton  giebt  dem  Tiere  ein  ungemein  angeneh¬ 
mes  Ansehen  und  ich  wünsche,  daß  mir  das  Aufziehen  desselben,  welches  indeß 
Schwierigkeiten  haben  dürfte,  gelingen  möge.  II.  F.  Wiese,  Ingenieur. 


Bern,  den  3.  November  1884. 

Verändertes  Benehmen  eines  Hundes.  Eine  Beobachtung  am  Ova- 
l’ium  des  Hundes  machte  mir  es  wünschenswert,  ein  solches  von  einer  zum  ersten- 
rnale  läufigen  Hündin  möglichst  frisch  zu  untersuchen.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
im  August  dieses  Jahres  eine  junge  Hündin  gekauft,  welche  indessen  erst  im 
Oktober  einen  Hund  zuließ.  So  wurde  das  Tierchen  längere  Zeit  beobachtet; 
es  war  anfangs  scheu,  später  aber  zutunlich;  immer  war  es  reinlich,  so  daß  es 
gut  zu  halten  war.  Am  16.  Oktober  wurde  das  Tier  belegt.  Nach  Aussage 
des  Wärters  —  des  an  der  Haltung  von  Hunden  nicht  unerfahrenen  Dieners  der 
anatomischen  Anstalt  an  der  hiesigen  Tierarzneischule  —  wurde  von  diesem 
Tag  an  das  Benehmen  des  Tieres  ein  ganz  verändertes;  es  wurde  unzugäng¬ 
licher  und  vor  allem  unreinlich,  derat,  daß  es  nicht  mehr  im  Zimmer  ge¬ 
halten  werden  konnte.  Am  26.  Oktober  wurde  es  getötet;  es  fanden  sich  5  Eier 
im  Uterus  von  etwa  Stecknadelkopfgröße,  die  Befruchtung  war  also  erfolgt.  Das 
Interessante  ist  die  Änderung  des  psychischen  Verhaltens  des  Tieres,  die  gewiß  mit 
den  Änderungen  im  Leben  schwangerer  Frauen  verglichen  werden  darf.  Da, 
wie  mir  mein  Kollege  Professor  Be r der,  Direktor  der  hiesigen  Tierarzneischule 
mitteilt,  bisher  ähnliche  Beobachtungen  nicht  verwertet  sein  sollen,  glaube 
ich,  dieselbe  hier  anführen  zu  dürfen.  Gewiß  werden  Hundebesitzer  und  vor 
allem  Züchter  ähnliches  genug  mitzuteilen  haben.  Prof.  Dr.  M.  Fl e sch. 


373 


Otterberg  Rheiupfalz,  November  1884. 

Pneumaticität  beiTritonen.  Bezugnehmend  auf  den  Artikel  des  Herrn 
Professor  Dr.  H.  Landois  in  No.  10  der  Zeitschrift  »Der  zoologische  Garten« 
über  die  Fähigkeit  mancher  Tiere,  Luft  in  ihre  verschiedenen  Organe  eintreiben 
zu  können,  möchte  ich  der  Redaktion  einen  Fall  mitteilen,  der  meiner  Ansicht 
nach  hierher  gehört  und  vielleicht  noch  weniger  beobachtet  wurde. 

Wenn  ich  nämlich  im  Frühjahr  zum  Zwecke  der  Versendung  dieser  Tiere 
Tritonen  sammeln  lasse,  von  denen  sich  oft  Hunderte  im  Verhältnis  zu  ihrer  Zahl 
in  engem  Raum  herumtummeln  müssen,  so  mache  ich  öfters  die  Beobachtung,  daß 
Tiere  des  gemeinen  Triton  taeniatus ,  besonders  deren  Weibchen,  vom  Hals  bis 
zur  Schwanzwurzel  in  einer  Weise  aufgeblasen  erscheinen,  daß  sie  etwa  den 
öfachen  Umfang  ihres  normalen  Körpers  zeigen,  dieser  in  solcher  Form  straff 
angetrieben  ist  und  die  Füße  in  den  Rumpf  förmlich  eingesteckt  erscheinen, 
d.  h.  beinahe  unbeweglich  abstehen,  durch  welche  Umstände  dem  Tier  seine 
freie  Bewegung  völlig  unmöglich  ist;  es  liegt  auf  dem  Rücken  und  der  fisch¬ 
blasenähnlich  aufgetriebene  Leib  schwimmt  (auf)  über  der  Wasserfläche.  Berührt 
man  nun  ein  hiermit  befallenes  Tier,  so  bewegt  es  einigemal  den  Kopf  und 
schnellt  dann  unter  schlängelnden  Bewegungen  des  hiervon  unberührten  Schwanzes 
über  den  Wasserspiegel  hin,  besonders  den  Glaswandungen  entlang,  daß  dabei 
sein  Bemühen,  aus  dieser  ungewöhnlichen  und  lästigen  Lage  herauszukommen, 
nicht  zu  verkennen  ist.  Natürlich  gelingt  ihm  dies  nicht  und  nach  kurzer  Zeit 
schwimmt  der  erkrankte  Molch  wieder  erschöpft  regungslos  auf  dem  Wasser. 
Von  dieser  eigentümlichen  Krankheit  befallene  Tiere  lebten  in  diesem  Zustand 
oft  noch  tagelang,  ohne  daß  ich  eine  Abnahme  ihres  abnormen  Umfanges  wahr¬ 
nehmen  konnte,  schließlich  aber  fand  ich  sie  abgestorben.  Ob  sich  nun  auch 
manche  wieder  hiervon  erholen  konnten,  war  mir  leider  nicht  vergönnt,  beobachten 
zu  können. 

Das  Entstehen  dieses  sicher  (?)  nur  auf  dem  Eintreiben  von  Luft  in  die 
Eingeweide  oder  unter  die  Haut  beruhenden  abnormen  Zustandes  dürfte  sich 
vielleicht  aus  folgendem  erklären:  Erscheinen  im  Frühjahr  in  den  das  erste 
Grün  zeigenden  Wassergräben  unserer  Wiesenthäler  die  Tritonen,  so  bemächtigt 
sich  der  hiesigen  Jugend,  weil  sie  daraus  ihren  guten  Nutzen  zieht,  ein  fieber¬ 
haftes  Bestreben,  mir  recht  viele  dieser  Tiere  zu  übermitteln,  und  daß  sie  bei 
deren  Fang  nicht  gerade  sehr  schonend  mit  den  harmlosen  Geschöpfen  ver¬ 
fahren,  ist  natürlich.  Dieselben  werden  in  Gefäße  aller  Art  gestopft,  oft  stunden¬ 
lang  in  diesen  herumgetragen,  gerüttelt  und  geschüttelt,  und  damit  dürfte  viel¬ 
leicht  das  Eintreten  obiger  Krankheit  ermöglicht  sein.  Max  Kruel. 

Zusatz  des  Herausgebers.  Ein  Triton  taeniatus  in  ähnlichem  Zu¬ 
stande,  wie  vorstehend  beschrieben,  wurde  mir  in  diesem  Frühjahre,  nachdem 
er  gestorben  war,  überbracht.  Bei  dem  Einschneiden  in  den  Bauch  quoll  eine 
bräunliche,  körnig  getrübte  Flüssigkeit  aus  demselben  hervor.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  ergab  eine  Unmasse  brauner  kugeliger  Körper,  die  mit  Körnern 
und  kleinen  Zellen  erfüllt  waren,  Psorospermien,  die  offenbar  durch  ihre  Ver¬ 
mehrung  und  Menge  den  Tod  des  Molches  herbeigeführt  hatten.  Von  Überfüllung 
mit  Luft  war  an  keinem  Organe  etwas  zu  sehen.  Es  fragt  sich  also,  ob  in  den 
obenerwähnten  Fällen  Pneumaticität  der  Tiere,  die  nicht  konstatiert  worden  zu 
sein  scheint,  oder  eine  andere  Krankheitsursache  die  Veranlassung  zu  dem  un¬ 
gewöhnlichen  Leibesumfänge  der  Molche  war. 


374 


Braunschweig,  den  1.  Dezember  1884. 

Zur  Fauna  des  Somalilandes.  Herr  Joseph  M enges  veröffentlicht 
in  den  P  eterm  ann’ sehen  Mitteilungen  (30  Band  1884,  S.  401 — 413)  einen 
wertvollen  Bericht  über  seine  von  Herrn  Carl  Hagenbeck  veranlaßte  letzte 
zoologische  Expedition  ins  Hochplateau  der  Somalihalbinsel.  Da  derselbe  auch 
die  sehr  abweichende,  so  zu  sagen  neu  entdeckte  Fauna  jener  Gegend  an  meh¬ 
reren  Stellen  bespricht,  so  möchte  ich  in  ein  paar  Worten  auf  seine  Angaben 
hinweisen,  durch  welche  meine  früheren  Mitteilungen  im  zoologischen  Garten 
über  diesen  Gegenstand  bestätigt  und  ergänzt  werden.  Herr  Meng  es  unter¬ 
scheidet  die  Fauna  des  Küstenstrichs,  der  Saehel  und  des  eigentlichen  Hochpla¬ 
teaus.  Wenn  er  in  dem  ersteren  Strauße,  Wildesel,  Beisaantilopen,  Ariels,  Ga¬ 
zellen,  Hasen,  Trappen,  Schakale,  Fennecke  und  Hyänen  ohne  weitere  Bemer¬ 
kungen  anführt,  so  muß  man  annehmen,  daß  Strauß  und  Wildesel  durch  die 
von  Herrn  Dr.  Reichen  ow  und  mir  beschriebenen  Arten  Struthio  molybdophanes 
und  Asinus  taeniopus  var.  somaliensis  repräsentiert  werden.  Bei  dem  Somali 
Strauß  erwähnt  er  außer  den  schon  bekannten  Unterschieden  als  neu  und  ab¬ 
weichend  noch  die  Form  und  Farbe  der  Eier  (in  wie  fern,  ist  nicht  gesagt). 
Ebenso  ex'kennt  er  den  Wildesel  und  das  Zebra  (. Equus  Greviji ),  als  neue  Arten 
an.  Wichtig  ist  ferner  die  Bereicherung  der  Klasse  der  Antilopen  durch  vier 
neue  Arten.  Zunächst  finden  sich  im  Somalilande  eine  Kuhantilope,  ( Bubalis . 
nov.  sp .)  und  eine  Elenantilope  ( Buselaphas ,  nov.  sp  ) ,  die  er  zwar  nicht  lebend 
gesehen  aber  nach  den  Häuten  als  neue  Arten  erkannt  hat. 

Sehr  interessant  sind  zwei  neue  lebend  beobachtete  Arten.  Eine  neue 
Antilope  Dama  oder  vielmehr  Soemmeringii  (nach  Herrn  Hagenbecks  Ansicht) 
zeichnet  sich  aus  durch  kaffeebraune  Farbe  und  einen  10—15  cm  breiten  Rücken¬ 
streifen.  Der  Hals  ist  auffallend  lang,  die  kurzen  ziemlich  starken  Hörner  sind 
(ähnlich  wie  bei  Dama)  nach  hinten  geschweift,  während  die  Spitzen  sich  nach 
der  Mitte  und  vorn  drehen.  Das  Tier  ist  lebend  nach  Hamburg  gekommen, 
ohne  von  mir  gesehen  worden  zu  sein,  da  es  bald  eingegangen  ist.  Die  Somali 
nennen  diese  Antilope  »Gerenuk«,  welche  auch  auf  der  Hassenstein’sclien  Karte 
zur  Reise  des  Herrn  Meng  es  öfter  eingetragen  ist  und  sich  nur  im  Innern, 
nicht  in  der  Küstenebene  findet.  Die  zweite  Art  ist  eine  neue  Strepsiceros  oder 
Kuduantilope,  von  den  Somali  »Aderio«  genannt,  die  Herr  Menges  für  die 
schönste  aller  ihm  bekannten  Antilopen  erklärt.  Sie  kommt  im  Somaligebirge 
neben  der  bekannten  Strepsiceros  Kudu,  aber  häufiger  als  die  große  Art  vor. 
Nach  Hamburg  ist  sie  bei  der  bekannten  Hinfälligkeit  der  Kudu  meines  Wissens 
nicht  lebend  gekommen.  Sie  hat  die  Größe  eines  Damhirsches  und  ist  dunkler 
oder  heller  grau  gefärbt  mit  einem  schmalen  weißen  Rückenstreifen  und  12 — 15 
hellen  Querstreifen  und  weißen  Tüpfeln  in  den  Weichen,  während  Kudu  viel 
weniger  Querstreifen  und  keine  Tüpfel  hat  und  die  Größe  der  Edelhirsche 
erreicht.  Auch  die  Hörner  des  Aderio-Bocks  weichen  ab,  indem  sie  zwar  wie 
bei  Kudu  spiralförmig  gekrümmt  aber  viel  dünner  und  zierlicher  sind  als  bei 
Strepsiceros  Kudu,  auch  ihre  Enden,  die  sich  bei  Kudu  weit  entfernen,  nahe  bei 
einander  stehen.  Herr  Menges  erwähnt  noch,  daß  diese  Art  den  Tragelaphus 
Spekii ,  der  auch  Tüpfel  in  den  Seiten  hat,  wie  Traget,  scriptus,  sehr  ähnlich  ist,  sich 
aber  durch  die  Form  der  Hörner  unterscheidet,  da  den  Tragelaphusarten  die 
wiederholte  Spirale  der  Kudu  fehlt. 

Die  von  Herrn  Menges  erwähnte  Beisaantilope  des  Somalilandes  habe 


375 


ich  in  mehreren  Exemplaren  in  Hamburg  gesehen,  sie  in  meinen  früheren  Mit¬ 
teilungen  aber  nicht  besprochen,  weil  sie  nicht  abweicht. 

Bemerkenswert  ist  ferner  ein  kleines  Frankolinhuhn  des  Somalilandes, 
welches  sich  aber  auch  weiter  südlich  am  Djub  findet,  wo  wahrscheinlich  über¬ 
haupt  die  Somalifauna  noch  weiter  nach  Süden  reichen  wird.  Mir  ist  es  nicht 
zu  Gesicht  gekommen.  Von  weiteren  (wohl  nicht  abweichenden)  Säugetieren  des 
Somalilandes  erwähnt  Herr  Meng  es  noch  Löwen,  Elefanten,  Warzenschweine, 
Stachelschweine  und  den  häufigen  Jagdleoparden,  der  mir  durch  seine  etwas  ab¬ 
weichende  Färbung  (vergl.  meine  früheren  Mitteil.)  auffiel. 

Dr.  Th.  Noack. 


Miscellen. 


Die  Zahl  der  jungen  Alligatoren,  welche  jährlich  in  Florida  ihrer 
Haut,  Zähne  und  ihres  Öles  wegen  gefangen  werden,  beläuft  sich  auf  6000 
Der  Preis  ist  25  Dollars  per  Hundert,  beim  Einzelverkauf  75  Cents  bis 
1  Dollar  per  Stück.  Zehn  bis  fünfzehn  Fuß  lange  Exemplare  kosten  von  25 
bis  60  Dollars.  D.  Gronen. 


Junge  Iltisse.  Weder  bei  Blasius  noch  bei  Altum  und  Brehm 
noch  sonst  irgendwo  finden  sich  Angaben  über  die  Färbung  junger  Iltisse. 

Anfangs  Juni  1884  erhielt  ich  einen  Wurf  eben  geborener  Iltisse,  an  denen 
die  Nabelschnur  noch  nicht  trocken  geworden,  der  also  eben  geworfen  sein  mußte. 
Es  waren  8  Stück,  gefunden  in  der  Nähe  der  Loddenhaide  bei  Münster. 

Ihre  Länge  beträgt  von  der  Schnauze-  bis  zur  Schwanzspitze  gemessen 
18,5  cm.  Das  sonderbarste  ist  die  Färbung  ihres  Haarkleides.  Die  Länge  der 
Haare  beträgt  höchstens  6  mm.  Alle  diese  längeren  Haare  sind  von  bläulich¬ 
grauweißer  Färbung.  Dadurch  erscheinen  die  Jungen  im  allgemeinen  weiß 
Zwischen  diesen  Haaren  sprossen  jedoch  viele  kürzere  braune  Haare  hervor. 
Es  liegt  nun  der  Gedanke  nahe,  daß  die  weißlichen  Haare,  die  Wollhaare  der 
Nestjungen,  bald  von  den  braunen  Stichelhaaren  überwuchert  werden. 

Die  kurzen  Tasthaare  haben  bereits  eine  braune  Färbung.  Die  Hautfarbe 
der  Schnauze  ist  grell  weiß.  Es  liegt  hier  gewiß  die  Normalfärbung  junger 
Iltisse  vor.  Ein  Fall  partiellen  Albinismus  ist  es  nicht  ,  da  nach  Öffnung  der 
Augenlider  sich  die  Augen  als  dunkelgefärbt  ergaben.  Vorkommenden  Falles 
bitten  wir  auf  die  Färbung  nestjunger  Iltisse  genau  acht  geben  zu  wollen. 
Auch  über  die  Färbung  eben  geborener  Hermelin -Wiesel  wissen  wir  noch  nichts. 

Prof.  Dr.  H.  Landois. 


376  - 


Todesanzeigen. 


Am  10.  Dezember  1884  starb  zu  Frankfurt  a.  M.  in  seinem  91  Lebensjahre 

Dr.  med.  Eduard  Rüppell. 

Er  war  am  20.  November  1794  in  Frankfurt  als  Sohn  des  Gro߬ 
herzog].  Hessischen  Oberpostmeisters  Büppel]  geboren.  Nach  dem  Tode  seines 
Vaters  verließ  er  das  Gymnasium  und  widmete  sich  dem  Handelsstande.  Seine 
Liebe  zu  den  Naturwissenschaften  veranlaßte  ihn  schon  1817  zu  einer  Reise 
nach  Egypten.  Er  lebte  dann,  wie  schon  einige  Zeit  vorher,  in  Italien.  Die 
Gründung  der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  seiner  Vater¬ 
stadt  (1817)  veranlaßte  ihn,  in  Pavia  und  Genua  regelrechte  Studien  an  der 
Universität  zu  machen  und  sich  für  wissenschaftliche  Reisen  vorzubereiten. 
1822  unternahm  er,  der  erste  deutsche  Afrikareisende,  eine  sechsjährige  Reise 
nach  Egypten,  Nubien  und  Kordofan,  1832  eine  zweite  nach  Abyssinien  und 
Arabien.  Die  reichen  von  ihm  mitgebrachten  Sammlungen  übergab  er  dem 
Museum  seiner  Vaterstadt,  dessen  Zierde  sie  noch  bilden,  seine  Werke  er¬ 
freuen  sich  der  allgemeinen  Anerkennung.  1840  wurde  er  von  der  geogra¬ 
phischen  Gesellschaft  in  London  mit  der  goldenen  Preismedaille  gekrönt.  N* 


Personal  -Yerämlerungeu. 

An  die  Stelle  des  verstorbenen  Dr.  Bodinus  ist  Herr  Direktor  Max 
Schmidt,  seither  Direktor  des  Zoologischen  Gartens  zu  Frankfurt  a.  M.,  zum 
Direktor  des  Berliner  Zoologischen  Gartens  ernannt  worden.  Er  übernimmt 
diese  Stellung  am  1.  Februar  1885.  Für  ihn  tritt  Herr  Dr.  phil.  L.  Wunderlich, 
der  seit  drei  Jahren  als  Assistent  im  Berliner  Zoologischen  Garten  thätig  war, 
als  Direktor  in  den  Zoologischen  Garten  zu  Frankfurt  a.  M.  ein. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Th.  N.  in  B. :  Die  Abbildungen  erfolgen  sämtlich  mit  Dank  zurück;  sie  sind  vor¬ 
trefflich  ausgeführt.  —  A.  v.  K.  in  W.  bei  W. :  Die  Mitteilung  wird  gern  benutzt.  — 


Eingegangene  Beiträge. 

Ernst  Fried  el.  Erinnerung  an  die  Feier  seines  25jährigen  Dienstjubiläums.  Berlin. 
Verein  für  die  Geschichte  Berlins  1884. 

Humboldt,  Monatsschrift  für  die  gesamten  Naturwissenschaften.  Herausgeg.  von  Prof. 

Dr.  Krebs.  Dezbr.  1884.  Stuttgart.  Ferd.  Enke. 

Dr.  K.  Müllenhoff.  Die  Größe  der  Flugflächen.  Mit  5  Holzschnitten.  Sep.-Abdr.  Pflügers 
Archiv  f.  d.  ges.  Physiologie  Bd.  XXXV.  Bonn  1884.  + 

12.  Jahresbericht  des  Westfälischen  Provinzial  -  Vereins  für  Wissenschaft  und  Kunst 
pro  1833.  Münster  1884.  Mit  Abbildungen. 

Geschäftsbericht  über  den  Breslauer  Zoologischen  Garten  für  das  Jahr  1883. 
Jahresbericht  der  Ornithologischen  Gesellschaft.  Basel.  1884. 

Dr.  K.  Ruß.  Die  fremdländischen  Stubenvögel.  IV.  Band,  Lehrbuch  der  Stubenvogelpflege-, 
Abrichtuns:  u.  Zucht,  5  Lieferg.  Magdeburg.  Creutz'sche  Buchhandlung. 

Prof  K.  Möbius.  Die  wirbellosen  Tiere  der  Ostsee.  Nachtrag.  Sep.-Abdr.  XIV.  Bericht  der 
Kommission  zur  Untersuchung  der  deutschen  Meere.  Kiel  1884. 

Erstes  österreichisch-ungar.  Lehr-  u.  Lernmittel-Magazin.  Herausgegv.  Nicki,  Kmetitsch 
u.  Lochbihler,  Graz  1884.  III.  Jahrg.  No.  3. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Mahlau  &  WaldschmicU,  Frankfurt  a.  M. 


/ 


Aal,  Fluß-  25.1 

Aasgeier,  Fütterung  2!  6. 

Abändern  der  Gewohnheiten 
349. 

Abbildungen :  Brillentaucher 
107,  Durchlüftungsapparat 
für  Aquarien  195,  Futter¬ 
ballen  des  Nilpferdes  354, 
Gebiß  des  Nilpferdes  35,  36, 
Goral  Hl,  Gorilla  52,  Haut 
des  Nilpferdes  357,  Moschus¬ 
tier  109,  Schopfantilope  104, 
Tapir  31 ,  Wachstum  des 
Elefanten  1,  Mfalroß  183, 
Yak  30. 

Abbildungen,  Herstellung  von 
309. 

Aberglaube  mit  der  Filz¬ 
laus  153. 

Abli pharus  pannonicus  314. 

Abnormitäten  s.Mißbildungen. 

Acantkodactylus  vulgaris  338. 

Acclimatisation  des  Straußes 
62. 

Aderio  374. 

Adler,  Fisch-  2=4,  Gold-  253, 
Kaiser-  254,  Livlands  369, 
Schell-  370.  Schrei-  254,  370, 
See-  253,  369,  Stein-  253, 
370. 

Albinismus  s.  Leucismus. 

Alligator  54,  missisuppiensis 
260,  -jagd  375. 

Alpaka  56. 

Ameisen  348. 

Ameise,  Nacht-  265,  Iiost-  264. 

Ameisenigel,  eierlegend  349. 

Amn'va  sexliveata  259. 

Ammer,  Sperlings-  347. 

Amsel  als  Vogelfeind  171. 

Amsel,  Schwarz-  59. 

Amphibienlarven,  überwin¬ 
ternd  288. 

Ancistrodon  coniortrix  230. 

Anotius  carolinensts  259. 

Anserunas  melanolextca  216. 

Ante  334. 

Antilux  Vunsire  105. 

Antilocapru  americann  199. 

Antilope,  Berg-  103,  dorcas  pcr- 
sica  108,  Elen-  2 14,  Gabel- 
199,  Kudu-  56,  Maxwellsche 
Schopf-  104,  moutava  103, 
neue  374,  Schopf-  335. 

Anthus  lüchurdi  347. 

Apparate,  Haft-  289. 

Aquarium,  Berlin  52,  156, 

Frankfurt  a.  M.  149,  184, 
Durchlüftungsapparat  1 93. 

Aquila  albicillu  253:chrysactos  253, 
daruja  370,  fulvu  253,  haliaetos 
253,  imperialis  254,  naevia  254. 

Zoolog.  Gart.  .Jahrg.  XXV. 


Register. 


Araucanen  125. 

Ar  den  egretta  154. 

Argusfasan  56. 

Asinus  taeniopus  ufricamts  101, 
tarnt opus  nomaliensis  101. 

Atilax  Vunsire  105. 

Aufgaben  der  Naturalien¬ 
sammlungen  234,  266,  302. 

Augenoperation  an  einem 
Geier  257. 

Ausstellung,  Walfisch-  285. 

Austernzucht,  künstliche  27. 

Bachmann,  moderne  Mikros¬ 
kope  127. 

Bachstelze,  sibirische  347, 
weiße  26,  60. 

Bär, amerikanischer  199, Grizz¬ 
ly-,  Varietäten  344,  schwar¬ 
zer  344,  Wasch-  201. 

Bahia,  Tiermarkt  323. 

ßnlaenojdera  muscitlus  60. 

Bandwurm,  Ketten-  254. 
axtuta  200. 

Bastarde  von  Angoraziege  und 
Heid  schnuckenschaf  330,  von 
Cynocephalus  Hainadryas  und 
C.  Babuin  317,  von  Fuchs¬ 
ente  und  ägyptischer  Gans 
57,  von  Yak  und  Sanga  283, 
von  Pony  und  Zebra  331, 

Bdellostonia  heptr.t rema  300. 

Beiträge  :  eingegangene  32, 64, 
96,  128,  160,  192,  224,  256, 
320,  352,  376. 

Beobachtungsstationen  der 
Vögel  Deutschlands  191,  der 
Vögel  Österreichs  19i. 

Beschädigung  des  Telegra¬ 
phen  durch  Vögel  97. 

Beutelratte  227. 

Benehmen,  verändertes  372. 

Biber  54. 

Bleßbock  56. 

Boa  niurina  51. 

Bodinus,  Dr.  f  351. 

Boihriocephalns  latus  254. 

Brehm,  A.  f  351. 

Brillentaucher  106. 

Buciros  bicornis  216. 

Bücher  und  Zeitschriften  32, 
64,  96,  128,  160,  192,  224, 

256,  320,  352,  376. 

Büffel  198,  und  Telegraph  M  O. 

Bussard  als  Vogelfeind  164. 

Buthus  sjhnigerus  263. 

Cants  latmns  199,  336,  lupus 
occidentalis  rufus  199. 

Capybara  255. 

Cambus  cunceüatus,  aehtbeinig 

257. 


Casaren  rutilu  57. 

Cuthartes  utratus  21*h 

Cephalophus  corottahis  3"‘5,  Maz- 
ipellii  104,  rufitutus  57. 

Cercop ithecus  cynomolgus ,  Haft¬ 
apparat  296. 

Cervulus  Hcecesii  56. 

Cervus  leucurus  2i,  macrotis  21, 
virginiarms  198. 

Champsa  lucius  54. 

Chauna  chavana  250. 

ClteiromeMs  torquahis  296. 

Chenulope.x  aegypiiucus  57. 

Chile  von  Ochsenius  128. 

Chimpanse  26,  53,  185. 

Columba  leuconota  114. 

Coronella  girundica  145. 

Coturnix  cambayeusis  371,  chi- 
‘n  cns is  371. 

Coyotes  199. 

Cr  ex  pratensis  158. 

Cronau,  die  Fasanen  223. 

Crotalophorus  tergeminus  230. 

Crotalus  durissus  230. 

Cuculus  aptatus  347,  canorus 
347,  himalayanns  347. 

Cyclopterus  Ivmpus  300. 

Cynailurus  guttutus  103. 

Cynocephalus  mormon  317,  niger 
'  297. 

Cyuomys  ludoviciamis  228. 

Cg  tupliora  proboscideu  27. 

Dachs  als  Vogelfeind  141. 

Dusypus  tillosus  86,  hybridus  89, 
septemcinctus  89. 

Dicotyles  torquates  200. 

Didelphis  virginiana  227. 

Bidnnculus  stnyirostris  65. 

Didus  ineplus  65. 

Dipiis  aegyptius  276,  Barricar- 
rerei  276,  deserti  27 6,  hirtipes 
27^,  mauritanicus  276. 

Doppelhornvogel  216. 

Dronte  65. 

Durchlüftungsapparat  für 
Aquarien  193 

Dromaius  Novae-  Holland  in  e  154 

Ecken  eis  300. 

Reh  Ulna  hystrix  349. 

Eichhörnchen  als  Vogelfeind 
144,  fliegendes  230,  Fuchs- 
230,  Luisiana-  230,  schwarze 
202. 

Eidechse,  gehörnte  259,  ge¬ 
streifte  259,  grüne  259,  Wie¬ 
derbelebung  einer  251. 

Eier  exotischer  Vögel  370. 

Eier,  Hühner-,  Bewegung  der¬ 
selben  126. 

25 


Einfriedigung-  der  Känguruhs 
85. 

Eintagsfliegen  286. 

Elchwild  319. 

Elefant,  Wachstum  des  in¬ 
dischen  4,  indischer  333, 
weißer  333,  See-  27. 

Elephas  suinatruhus  333. 

Elen  319. 

Elster  als  Vogel  feind  169. 

Embiriza  passtriuu  347. 

Emu  154. 

Emys  pseudogeograpbica  262. 

Ente,  Fuchs-  57,  Haus-  344, 
ohne  Schwimmhäute  154. 

Ephialtes  scops  336. 

Eijnus  Qrevii  101 , I'rzevulskii  332. 

Erde  und  ihre  Völker  von 
Hellwa'd  96. 

Esel,  neuer  Wild-  loi. 

Eulen  als  Vogelfeinde  165. 

Eule,  Guineauhu-  337,  mexi¬ 
kanische  Ohr-  337,  tasma- 
nische  Schleier-  338,  Zwerg¬ 
ohr-  336. 

Falken  als  Vogelfeinde  161. 

Farbe  bei  Mäusen  58. 

Fasan,  Argus-  56. 

Fasanen,  die,  von  Cronau  223. 

Fasten  einer  Schlange  54. 

Fauna  des  Somalilandes  374. 

Federn,  Mißbildung  250. 

Feinde  der  Singvögel  137,  161. 

Felis  cutus  326,  cu  color  200, 
Hagenbeckii  326,  maniculatu 
326,  oncn  200,  pardulis  200, 

Filzlaus  153. 

Fink,  Buch-  60,  Purpurkron- 
370. 

Fisch,  Katzen-  262. 

Fische,  Haftorgane  300 

v.  Fischer,  das  Terrarium  95. 

Fischerei,  Schwamm-  2.3. 

Fischzucht  in  Holstein  254. 

Fitzinger,  L.  f  351. 

Flamingo  362. 

Fledermaus,  brasilianische 
295,  am  Tage  190. 

Fledermäuse  am  Tage  273. 

Fliege,  Eintags-  286. 

Frieclel,  Vorzeit  der  Fischerei 
350. 

Frosch,  Gras-  23,  Ochsen-  57. 

Frösche  und  Kröten  als  Nacht¬ 
tiere  50. 

Fuchs  als  Vogelfeind  141, 
amerikanischer  199,  Hum¬ 
melnester  plündernd  93, 
zweifüßiger  320. 

Fütterung  der  Tiere  im  Ham¬ 
burger  Garten  1  ,  208. 

Futtermengen :  im  Berliner 
Garten  61,  im  Berliner  Aqua¬ 
rium  156. 

fiallinazo  216. 

Gans,  ägyptische  57,  Elster- 
216,  Haus-  152. 

Gänse  als  Eierdiebe  216. 

Gänse  und  Telegraph  99. 

Gänserichs  Liebe  152. 

Garten,  ornithologischer  60. 

Gazelle  56,  persische  108. 

Gebiß  des  Nilpferdes  35,  36. 

Geburten  i.  Zoolog.  Gärten  26, 
56,  87,  154,  157,  158,  190,  214, 
220,  317. 

Geomys  bursarius  229,  pinctis  229. 

Gepard  102. 


Gerenuk  374. 

Geschichte  d.  Kölner  Gartens 
44. 

Geschwülste,  Luft-  321. 

Gewohnheiten,  Abändern  349. 

Gibbon  53. 

Giraffe  84. 

Gopher  229. 

Goral  HO. 

Gorilla  26,  52. 

Grus  virgo  1 0  ). 

Gecko,  Haftapparat  290. 

Gulo  boreul  is  213. 

Gürteltier,  borstiges  86. 

Habicht  als  Vogelfeind  163. 

Haftapparat  bei  Wirbeltieren 
289. 

Hagenbeck,  Tierhandlung  100, 
326. 

Häher  als  Vogelfeind  168, 
Nuß-  347,  weißer  187. 

Hai,  Engel-  55. 

Halarachne  Halichoeri  186. 

Halichotrus  grypu s-  186. 

Handlung,  Tier-,  Hagenbecks 
100,  326. 

!  Hase,  Prairie-  230,  Maulesel- 
230,  Schnee-  56,  Zwerg-  362. 

Hausgenossen  des  Menschen 
von  Hess  159. 

Haut  des  Nilpferds  357. 

Hermelin  als  Vogelfeind  142. 

v.  Hellwahl,  die  Erde  und 
ihre  Völker  96. 

Herpestes  cmicricorus  113. 

Heß,  Hausgenossen  des  Men¬ 
schen  159. 

!  Hirsch  mit  Bastgeweih  käm¬ 
pfend  348,  chines.  Zwerg-  56, 
Langschwanz-  20,  Pudu-  56, 
Schwarz-  20,  virginischer- 
198. 

Uirundo  urbini  25. 

Holzböcke  265. 

Hornbildung  bei  Hühnern  1\5. 

Hornvogel,  Doppel-  216. 

Huhn,  Auer-  119,  Birk-  121, 
Fehl-  322,  Frankolin-  375, 
Großfuß-  349.  Perl-  27,  328, 
Hackel-  115,  Schnee-  347. 

Hühnereier,  Behandlung  126. 

Hühner,  Mißbildung  155. 

Hund,  Benehmen  372,  fliegen¬ 
der  53. 

'Ilydrochoerus  capybarn  255. 

Hydropotes  inermis  56. 

Hyper odoon  rostratus  60. 

Hyrax ,  Haftapparat  292. 

/ bis  melatiopis  56. 

Igel,  Ameisen-  349. 

Iltisse,  junge  375. 

Indien,  Todesfälle  durch  wilde 
Tiere  285. 

Instinkt  185. 

Inuus  nemestrinus  296,  speciosus 
Fußbildung  296. 

Jaguar  200. 

Jamaikas  Ornithologie  280. 

Kalmücken  125. 

Kalong  53. 

Kanarienvogel  von  Ruß  64. 

Känguruh,  Pflege  84,  Riesen- 
56. 

Kaninchen,  amerikan.  230. 

Karakal  328. 


Katze,  Hagenbecks  326,  So¬ 
mali-  326. 

Katzen  als  Vogelfeinde  139. 
Kaulquappen ,  überwinternd 

288. 

Kauz,  Guinea-  337. 
Klippschliefer,  Fußbildung 
292 

Korallen,  Produktion  288. 
Krankheiten  bei  Tieren  83, 
309,  321,  373. 

i  Krähen  als  Vogelfeinde  168. 
Krähe,  Raben-  343. 

Kranich  28,  Jungfern-  57,  100. 
Kreuzung  von  Mäusen  58. 
Kröten  als  Nachttiere  50. 
Kuckuck,  Himalaya-  347. 
Kuguar  200., 


fjagopus  rvpestris  347. 

Larven  von  Kröten ,  über¬ 
winternd  288. 

Laubenvogel  57. 

Laubfrosch,  Haftapparat  298. 

Laufkäfer,  achtbeiniger  287. 

Laus,  Filz-  153. 

Lepadcgasler  300. 

Lepidopteren  Madagaskars  v. 
Saalmüller  255. 

Lepus  variabiHs  56,  callotis  230 
sylvaticios  230. 

Leucismusbei  Auerhahn  119, 
eines  Hähers  187,  einer 
Ringelnatter  372. 

LeunisSynopsis  d.Tierreichs64. 

Liebe  einer  Gans  152. 

Liparis  300. 

I  .ist  of  vertebrated  animals  159. 

Litteratur  29,  64,  95,  127,  159. 
191.  223,  255. 

Löwe  83. 

v.  Loewis,  Reptilien  der  Ost¬ 
seeprovinzen  191. 
j  Luchs,  Rot-  200. 

Ludwig,  Wirbeltiere  Deutsch¬ 
lands  191. 

Luftgeschwülste  b.  Vögeln  321. 

Lumme  54. 

Lynx  caracul  328,  rufus  inucula- 
tus  200. 


fJiicroc/itiuiiys  lacertina  261. 
Mafuka  185. 

Maki,  Gespenst-,  Haftapparat 

299. 

Mandrill  317. 

Manguste,  Krabben-  113. 
Mannheimer  Stadtpark,  Tier¬ 
leben  341. 

Marder  als  Vogelfeind  14 1. 
Markt,  Tier-  323. 

Massasauga  2öu. 

Mast icaphus  233. 

Maus,  Spring-  276. 

Mäuse,  Kreuzung  58,  alsVogel- 
feiude  145. 

Mauser,  Schnabel-  120. 
Meerschweinchen  343. 
Megrpodius  Hueskeri  349. 

Meisen  im  Dienste  der  Rosen¬ 
kultur  221. 

Melanismus  bei  Eichhörnchen 
202. 

Mephitis  bicolor  227,  niesoUucu 
226,  vuriaus  227. 

Mikroskope  von  Bachmann  127. 
Milbe,  Nasen-,  der  Robbe  186. 
Milntlus  forßcutus  134. 


Mißbildung-  bei  einer  Ente  154, 
an  Federn  250,  bei  Hühnern 
155,  Schnabel-  340. 

Mokassin  230. 

Molch,  sechsbeiniger  04. 

Moschus  •» wsch/ferus  108. 
Moschustier  l'os. 

Mosers  Notizkalender  350. 

Mo'acilla  alba  347,  duhhunensis 
347. 

Mustang  198. 

Myoxus  giis  29. 

Myrmico.  malefacius  264. 

Myxtne  glwtinosa  300. 

Namen  von  Wildschafen  311. 

Nashorn,  Erkrankung  85. 

Natter,  Gironden-  145,  Ringel- 
372,  Sprossen-  304,  Treppen- 
364,  Würfel-  28. 

Naturaliensannnlungen,  Auf¬ 
gaben  der  234,  266,  302, 
populäre  237. 

Neigung  einer  Gans  152. 

Kemorhoedus  Goral  110. 

Nilpferd  33,  353. 

Nistplatz,  sonderbarer  222. 

Norwegens  Raubtiere  155. 

Notizkalender  Mosers  35,0. 

Nucifroga  caryocatactes  347. 

Numicla  cristata  328. 

Nycticoraa:  gristus  154. 

©chsenius,  Chile  128. 

Öcodomo  texana  265. 

Ohreule,  mexikanische  337, 
Zwerg-  336. 

Olm,  amerikanischer  360. 

Operation,  Augen-,  an  einem 
Geier  257,  einer  Löwenkralle 
83,  am  Nashorn  85. 

Ophibolus  eplmvus  232,  So.yi  233. 

Opossum  227. 

Orang  Utan  53. 

Ornithologie  Jamaikas  280. 

Orn ithorhjjK chus  eierlegend  350. 

Otter,  Baumwollen-  231,  Fisch- 
27. 

Otus  niexicanus  337. 

Ovis  aries  süatopyga  327,  Ammon 
313,  Argali  312,  Gmelini  313, 
Karelini  313,  montan a  313, 
mgrimontana  314,  Pol  ei  312, 
Vignei  314. 

Ozelot  200. 

Ozotheca  odoraia  262. 


Panther  200. 

Posier  domesticus  346. 

Paviane,  Klettervermögen  293. 
Pediculus  pubis  153. 

Pekari  200. 

Pelodytes  punvtatus  177. 
Pelopaeus  cai  ruleus  264. 

Pepsis  elegans  263. 
Perlhühnerzucht  27. 
Personalveränderung  376. 
Pfau,  Spiegel-  56. 

Pferd,  wildes  198. 

Pflanzen  in  Texas  130. 

Pflege  der  Tiere  82. 
Phacochoerus  africanus  334. 
Phrynosoma  cornutum  259. 

Ficus  crissol eucus  347. 

Pieper,  sibirischer  347. 
Pimtlodus  262. 

Platycercus  cornutus  56,  uvaeensis 
56. 


Pneumatizität  309,  bei  Trito- 
nen  373. 

Polistes  rubriginosa  264. 

Folgt, oroid.es  typicus  336 
Polyplectron  Germaini  56. 
Prairiehund  228. 

Preise  der  Tiere  324. 

Procyon  lotor  201. 

Produktion  der  Korallen  288. 
Proteus ,  amerikanischer  360. 
Psnmmodromus  hispiniicus  38,  75. 
Pseudois  Nahoor  110,  247,  314. 
Psorospermien  373. 

Pteroniys  volucellu  230. 

Pier opus  ednlis  53. 

Ptil enorhyn chus  violaceus  57. 
Puma  200. 

Piitorius  frenatus  201. 

Python  bicittatus  54,  molurus  54. 

Haben  als  Vo, eifeinde  168. 
Rackeihahn  115. 

Buna  ternporaria  23. 

Ratte,  Baumwollen-  229. 
Raubtiere  Norwegens  155. 
Reli,  chinesisches  56. 
Reiclienow,  Vögel  der  zoolog. 
Gärten  159. 

Reiher,  Nacht-  154,  Silber- 
154. 

Reptilien  der  Ostseeprovinzen 
von  v.  Loewis  191. 

Bhca  imuricanu  56. 

Rli  e  in  üb  er  s  cli  w  e  m  mun  g  74. 

Rh  in  ec liis  scalaris  364. 

Rhinol oph us- Ar t en  273. 
Rliniostoma  coccinea  234. 

Rind,  afrikanisches  328. 

Rio  de  Janeiro, Tiermarkt  323. 
Robbe,  Elefanten-  27,  Kegel-, 
Nasenmilbe  186. 
Rotschwanz,  Haus-  60. 
Rückblick  1. 

Ruß,  Kanarienvogel  64. 
Riippel,  Dr.  f  376. 

Saalmüller,  Lepidopteren  Ma¬ 
dagaskars  255. 

Salamander  229. 

Salm  im  Main  2  b 
Sammelplatz  der  Bachstelzen 
26. 

Sammlungen,  Forst-  307,  Na¬ 
turalien-  234,  266,  302. 
Sandschlüpfer,  spanischer  38 
75. 

Säugetiere,  eierlegeud  349,  in 
Wort  u.  Bild  v.  Vogt  u. 
Specht  29. 

Schaf,  Guinea-  329,  Fettsteiß- 
327.  Nahoor-  110,  247. 
Schafe,  Namen  311. 
Schiffshalier  300. 

Schildkröte ,  Alligator-  '261, 
europ.  Sumpf-  63,  gemalte 
262.  Moschus-  262,  Riesen- 
Schnapp-  261,  weicbschalige 
222. 

Schlammtaucher  punktierter 
177. 

Schlange,  Eier-  232,  Hühner- 

232,  Klapper-  230,  Königs- 

233,  Kupfer-  230,  Mokassin- 
230,  Riesen-  54,  Scharlach- 

234,  Peitschen-  233. 
Schlangensperber, afrikan.336. 
Schlegel,  Dr.  H.  f  160. 
Schleiche,  Zwerg-  314. 
Schnabelmauser  120. 


Schnabeimißbildung  316. 

Schnabeltier,  eierlegend  350. 

Schnakenplage  344. 

Schreier,  gehaubter  250. 

Schwalben,  überwinternde  25. 

Scliwammfischerei  223. 

Schwan,  schwarzer  341. 

Schwein,  Warzen-  334. 

Schweiß  d.  Nilpferdes  37,357. 

Sciurus  ludoviciamts  230,  vulpi- 
nus  230. 

Scops  carnüilica  336. 

Scotopelia  Bouvieri  337. 

Seehase  300. 

Sibirien,  Vögel  347. 

Siebenschläfer  29,  als  Vogel¬ 
feind  145. 

Sigmo  Bon  Berlandicri  229. 

Singlialesen  125. 

Singvögel,  ihre  Feinde  137, 
161. 

Skandinaviens  Wildstand  319. 

Skolopender  263. 

Skorpion  263. 

Somaliland  374. 

Specht  u.  Telegraph  98. 

Sperber,  Schlangen-  336,  als 
Vogelfeind  162. 

Sperling,  Haus-  346,  hyper¬ 
pneumatischer  309. 

Spheniscits  demersus  106. 

Springmäuse  276. 

Squalus  squütina  55. 

Stachelfing  r,  gemeiner  338. 

Stadtpark,  Mannheimer,  Tier¬ 
leben  341. 

Star  60,  Blumen  liebend  222, 
als  Vogelfeind  171. 

Steinschmätzer  222. 

Stinktier  226. 

Strauß,  afrikanischer  62,  ame¬ 
rikanischer  56,  Somali-  19, 
124. 

Straußenzucht  285. 

Strepsiceros  imberbis  56. 

Strix  caslanops  318. 

Struthio  austrulis  20,  camelus 
19,  molgbdophanes  20,  125, 

somaliensis  125. 

Sylvia  affin  is  347. 

Synopsis  des  Tierreichs  von 
Leunis  64. 

Syrnium,  nuchale  337,  turquatuni 
337. 


Tapir,  amerikanischer  334, 
Schabracken-334,  frißtEnten 
215. 

Tarantel  263. 

Taube,  weißrückige  1 14,  Zahn- 
65. 

Taucher,  Brillen-  106. 

'laurotragus  oreas  214. 

Telegraph  und  Büffel  190. 

Telegraph  und  Vögel  97. 

Terrarium  51,  das,  vou  v. 
Fischer  95. 

Tetra o ,  Arten  116. 

Texas,  Tierwelt  129,  172,  197, 
225,  259. 

Thiroptera  tricolor  295. 

Tiere,  neu  eingeführte  100. 

TierhandlungHagenbeeks  326. 

Tiermärkte  Südamerikas  323. 

Tierpflege  im  Hamburger 
Garten  82,  208. 

Tierwelt  von  Texas  129,  172, 
197,  225,  259. 

Tiger  in  Asien  361. 


380 


Tigerin,  nervöse  208. 
Todesanzeigen  351,  370. 
Todesfälle  160,  durch  wilde 
Tiere  in  Indien  285. 

Tötung  eines  Adlers  253. 
Toxicophis  pücivorus  231. 
Trionyx  feröx  262. 

Triton,  Krankheit  373,  taeuia- 
tus  373,  sechsbeinig  94. 
Tropidonotus  natrix  372,  tessel- 
latvs  28. 

Tyrann,  Scherenschwanz- 
134. 

Überlegung  bei  Tieren  185. 
Überschwemmung  im  Kölner 
Garten  74. 

Überwinternde  Schwalben  25. 
Universalmuseum  der  Natur 
302. 

Urin  troile  54. 

Ursus  amerkanus  199,  345. 

Yansire  105. 

Verbreitung  des  Tigers  361. 
Xespertilio- Arten  273. 

Vespcrugo,  Arten  273. 

Vielfraß  213. 

Viverra  cibetha  nepalensis  113. 
Vogel,  Lauben-  57. 


Vögel,  der  zoolog.  Gärten  v. 
Reichenow  159,  Deutsch¬ 
lands,  Beobachtungsstatio¬ 
nen  .|9l,  Luftgeschwülste 
321,  Österreichs,  Beobach¬ 
tungsstationen  191, Sibiriens 
347,  und  Telegraph  97. 

Vogelzug  60,  22i. 

Vogt  und  Specht.  Säugetiere 
29. 

Vorzeit  der  Fischerei  von 
Friedei  350. 

Vulpes  fulvits  argmiaius  199. 

Wachstum  des  ind.  Elefanten 
4,  des  Nilpferdes  33. 

Wachtel,  chinesische  371,  Ma¬ 
dras  371,  Zwerg-  371. 

Wachtelkönig  158. 

Wal,  Finn-  60 

Waldhühner,  deutsche  115. 

Walroß,  Fußbildung  294,  in 
Gefangenschaft  187. 

Weihen  als  Vogelfeinde  165. 

Wespe,  braune  264,  Stahl- 
264,  Tarantel-  263. 

Wiederbelebung  einer  Ei¬ 
dechse  251. 

Wiesel  als  Vogelfeind  141, 
Benehmen  350. 

Wildstand  Skandinaviens  319. 


Wirbeltiere  Deutschlands  von 
Ludwig  191. 

Wolf,  Betragen  319,  grauer 

199,  Heul-  336,  Prairie-  199. 
Würger  als  Vogelfeinde  166. 

Yak  331,  362. 

Zähne  des  Nilpferdes  355. 
Zahntaube  65. 

Zebra,  neues  101. 

Zebu  329. 

Zehenstifte  der  Waldhühner 
121. 

Zibethkatze,  amerikanische 

200,  nepalsche  113. 
Zoologische  Gärten :  Berlin 

61,  123,  154,155,  317,  Bremen 
59,  Köln  44,  69,  186,  241, 
Dresden  157, 2 . 7, 278,  Frank¬ 
furt  a.  M.  1,  148,  18i,  Ham¬ 
burg  26,  33,  65,  82,  100,  158, 
208,  257,  285,  Hannover  89, 
Liverpool  94.  London  159, 
Münster  22,  223,  Prag  55, 
Tours  Beaujaräin  56. 
Zoologisches  aus  Bremen  59, 
Zucht,  Austern-  27,  Fisch-  254, 
Perlhuhn  27,  Straußen-  62. 
285. 

Zug  der  Vögel  60,  221 


Zeitschrift 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere, 


Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert 

von 

Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 

XXY.  Jahrgang.  —  No.  1. 

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Der  Zoologische  Garten. 

Um  die  Anschaltung  der  noch  vorhandenen  früheren  Jahrgänge  des  »Zoologischen 
Gartens«  möglichst  zu  erleichtern,  haben  wir  uns  entschlossen,  die  Ladenpreise  wie  folgt 
zu  ermäßigen  : 

Jahrgang  I  fehlt. 

»  II— TI  (1801—1865)  ä  Mk.  2.  — 

»  VII-XVI  (1866-1875)  »  »  3.  — 

»  XVII— XXI  (1876 -1880)  »  »  5.  - 
Bei  Abnahme  der  sämintlichen  Jahrgänge  II— XXI  ä  Mk.  2.  50 
oder  zusammen  für  20  Jahrgänge  nur  Mk.  50.  — 

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Verlag  von  Quandt  &  Händel  in  Leipzig. 

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Aus  dem  Englischen  von  Dr.  E.  Hutll. 

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zur  Herstellung,  Einrichtung,  Bepflanzung  und  Bevölkerung  der  Terrarien 
enthaltend,  nebst  einer  scharfen  Diagnose  sämtlicher  in  denselben  zu  haltenden, 
bisher  im  Handel  angetroffenen  Reptilien-  und  Amphibienarten 

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Cervus  Pudu ,  und  ein  Männchen  von  Dasy- 
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Alle  Arten  europäischer  Säugetiere,  Vögel, 
Reptilien  u.  s.  w.  sucht  zu  kaufen 

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im  Crefelder  Tiergarten. 


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Zeitschrift 


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Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 
Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert 


von 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXV.  Jahrgang.  —  No.  2. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  M  a  h  1  a  u  &  Waldschmidt. 

1884. 


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Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere 


Gemeinsames  Organ 


für 


Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 


Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  AI. 


Redigiert 


von 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


NXV.  Jahrgang.  —  No.  3. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  M  a  h  1  a  u  &  Waldschmid  t. 


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1884. 


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rzu  eine  Beilage  von  Philipp  Cohen  in  Hannover,  beireifend  Br.  W.  Hess 

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„Die  Hausgenossen  des  Menschen  unter  den  ( 


Der  Zoologische  Garten. 

Um  die  Anschaffung  der  noch  vorhandenen  früheren  Jahrgänge  des  »Zoologischen 
Gartens«  möglichst  zu  erleichtern,  haben  wir  uns  entschlossen,  die  Ladenpreise  wie  folgt 
zu  ermäßigen : 

Jahrgang  I  fehlt. 

»  II— VI  (1861-1865)  ä  Mk.  2.  — 

»  VII -XVI  (1866  -1875)  »  »  3.  — 

»  XVII—  XXI  (1876  -1880)  »  »  5.  - 

Bei  Abnahme  der  sämtlichen  Jahrgänge  II— XXI  ä  Mk.  2.  50 
oder  zusammen  für  20  Jahrgänge  nur  Mk.  50.  — 

Zu  beziehen  durch  die  Verlagshandlung 

Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

Die  soeben  erschienene  No.  2  des  III.  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 

Monatsschrift  Humboldt^*  enthält  nachstehende  Original -Aufsätze: 

Professor  Dr.  J.  G.  Wallentin:  Wanderungen  durch  die  internationale  Elektrici- 
tätsausstellung  in  Wien.  (Mit  Abbildungen.) 

Professor  Dr.  Samuel:  Über  die  Nervosität. 

Dr.  W.  Kaiser:  Die  Tiersprache  in  der  menschlichen  Rede. 

Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften.  —  Litterarische  Rundschau.  —  Biblio¬ 
graphie.  —  Witterungsübersicht  für  Centraleuropa.  —  Astronomischer  Kalender. 

—  Neueste  Mitteilungen. 

Im  Verlage  von  L.  A.  Kittier  in  Leipzig  ist  erschienen  und  durch  alle  Buch¬ 
handlungen  zu  beziehen  : 

Die  Vögel  der  Zoologischen  Gärten. 

Leitfaden  zum  Studium  der  Ornithologie 

mit  besonderer  Berücksichtigung  der  in  Gefangenschaft  gehaltenen  Vögel. 

Ein  Handbuch  für  Yogelwirte. 

Von  Dr.  Anton  Reichenow. 

In  zwei  Teilen.  Geheftet  18  Mark. 

In  diesem  nunmehr  complet  vorliegenden  Werke  ist  dem  Studierenden  wie  dem 
praktischen  Vogelwirt  zum  ersten  Male  ein  vollständiges,  die  gesamte  Ornithologie 
umfassendes  Handbuch  geliefert.  Dasselbe  charakterisiert  in  gemeinverständlicher  Dar¬ 
stellung  17  Ordnungen,  100  Familien  und  651  Gattungen.  Unter  den  beschriebenen 
2000  Arten  sind  sämtliche  in  Europa  heimische  Vögel  enthalten  und  bildet  das  Buch  daher 
ein  unentbehrliches  litterarisches  Hülfsmittel  für  jeden  Freund  der  einheimischen  Vogelwelt. 

Verlage  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. : 

Die  Spechte 

und  ihr  Wert  in  forstlicher  Beziehung. 

Von  E.  F.  v,  Homeyer. 

Zweite  Auflage.  Preis  M.  1.  — 


Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete, 


Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert 
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Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymuasium. 


XXY.  Jahrgang.  —  No.  4. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  vöii  M  A  h  1  a  u  &  W  a  1  d  s  c  h  m  i  d  l 

1884. 


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der 

allgemeinen  Therapie 

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Unter  Mitwirkung  von  Prof.  Dr.  Schütz  und 
Prof.  Dr.  Siedamgrotzky, 
bearbeitet  und  herausgegeben 
von  Prof.  Dr.  Wr.  Ellenberger. 

I.  Teil.  1884.  gr.  8.  Preis  8  Mark. 

Der  zweite  Teil  (Schluß)  wird  noch  im  Laufe 
dieses  Jahres  erscheinen. 

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Max  Kruel. 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt 

in  Frankfurt  a.  M. : 

Das  Terrarium, 

seine  Bepflanzung  und  Bevölkerung, 

von  Joh.  v.  Fischer. 

Mit  40  Holzschnitten,  25  Bgn.  gr.  8°. 

Brochiert  in  Umschlag  M.  10. 
Elegant  gebunden  M.  12. 

Die  soeben  erschienene  No.  3  des  III.  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 
Monatsschrift  ^Huiuboldt^  enthält  nachstehende  Original -Aufsätze : 

Professor  Dr.  A.  von  Lasaulx:  Die  vulkanischen  Vorgänge  in  (1er  Sundastrasse 

am  20.  n.  27.  Aug.  1883.  (Mit  Abbildung.) 

Professor  Dr.  Paul  Reis:  Die  110jährige  Periode  der  Hochwasser  und  des  all¬ 
gemeinen  Witteruugscharaktcrs.  (Mit  Abbildung.) 

Dr.  W.  Kobelt:  Die  Rolle  des  Golfstromes. 

Wilhelm  Krebs:  Über  Amöben  uud  Gregarmen. 

Professor  Dr.  G.  Krebs:  Füllregulieröfen  System  Wurmbacli.  (Mit  Abbildungen.) 
Ewald  Paul:  Die  Cholera  in  Aegypten. 

Fortschritte  iu  den  Naturwissenschaften.  —  Literarische  Rundschau.  —  Biblio¬ 
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meln  lebender  und  toter  Naturkörper ;  deren 
Beobachtung,  Erhaltung  und  Pflege  im  freien 
und  gefangenen  Zustand;  Konservation,  Prä¬ 
paration  und  Aufstellung  in  Sammlungen  etc. 

Nach  den  neuesten  Erfahrungen 
bearbeitet  von 
Phil.  Leop.  Martin. 

In  drei  Teilen. 


Erster  Teil: 


Taxidermie 

oder  die  Lehre  vom  Beobachten,  Konser¬ 
vieren,  Präparieren  etc. 

Zweite  vermehrte  Auflage. 

Mit  Atlas  von  10  Tafeln,  gr.  8.  Geh.  6  Mk. 
Zweiter  Teil: 

Dermoplastik 
und  Museologie 

oder  das  Modellieren  der  Tiere  und  das 
Aufstellen  und  Erhalten  von  Naturalien¬ 
sammlungen. 

Zweite  verrn.  und  verb.  Auflage. 

Nebst  einem  Atlas  von  10  Tafeln. 

gr.  8.  Geh.  7  Mark  50  Pfg. 


Dritter  Teil: 

Naturstudien. 

Die  botanischen,  zoologischen  und  Akklima¬ 
tisationsgärten,  Menagerien,  Aquarien  und 
Terrarien  in  ihrer  gegenwärtigen  Entwicke¬ 
lung.  —  Allgemeiner  Naturschutz;  Einbür¬ 
gerung  fremder  Tiere  und  Gesundheitspflege 
gefangener  Säugetiere  und  Vögel. 

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für 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Gemeinsames  Organ 


für 


Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 


Herausgegeben 


von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert 


von 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXY.  Jahrgang. 


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Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  Mahlau  &  W  aldschmidt. 

1884. 


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Die  soeben  erschienene  No.  4  des  TIT.  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 
Monatsschrift  ^Humboldt**  enthält  nachstehende  Original -Aufsätze: 


Privatdocent  Dr.  Albrecht  Penck:  Zeiten  der  Thalzuscküttung. 

Professor  Dr.  P.  von  Zech:  Die  Abendröten  der  letzten  Wochen. 

Professor  Dr.  C.  F.  W.  Peters:  Über  intramerkurielle  Planeten. 

Regierungsbaiuneister  H.  Keller:  Elektrisches  Licht  bei  Nebel. 

Dr.  Max  Büchner:  Über  die  Fauna  des  südwestafrikanischen  Hochplateaus  zwischen 
7.  und  10.  Grad  siidl.  Breite. 

Dr.  Friedrich  Knauer:  Die  Vierstreifennatter  (Elaphis  quadnlineatus).  Mit  Abbildung. 

Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften.  —  Litterarische  Rundschau.  —  Biblio¬ 
graphie.  —  Witterungsübersicht  für  Centraleuropa.  —  Astronomischer  Kalender. 

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Die  Praxis  der 

aturgeschichte. 

{  Ein  vollständiges  Lehrbuch  über  das  Sam-  : 
mein  lebender  und  toter  Naturkörper;  deren  1 
Beobachtung,  Erhaltung  und  Pflege  im  freien  , 
und  gefangenen  Zustand ;  Konservation,  Prä¬ 
paration  und  Aufstellung  in  Sammlungen  etc. 
Nach  den  neuesten  Erfahrungen 
bearbeitet  von 

Phil.  Leop.  Martin. 

In  drei  Teilen. 

Erster  Teil: 

Taxidermie 

oder  die  Lehre  vom  Beobachten,  Konser¬ 
vieren,  Präparieren  etc. 

Zweite  vermehrte  Auflage. 

Mit  Atlas  von  10  Tafeln,  gr.  -8.  Geh.  6  Mk. 

Z  w  e  i  t  e  r  T  e  i  1 :  ) 

Dermoplastik 
und  Museologie 

oder  das  Modellieren  der  Tiere  und  das  | 
Aufstellen  und  Erhalten  von  Naturalien-  j 
Sammlungen. 

Zweite  Term,  und  verb.  Auflage. 

Nebst  einem  Atlas  von  10  Tafeln. 

gr.  8.  Geh.  7  Mark  50  Pfg. 

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Naturstudien. 

Die  botanischen,  zoologischen  und  Akklima- 
tisationsgävten,  Menagerien,  Aquarien  und 
Terrarien  in  ihrer  gegenwärtigen  Entwiche-  i 
|  lang.  —  Allgemeiner  Naturschutz;  Einbür¬ 
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gefangener  Säugetiere  und  Vögel. 

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Prof.  Dr.  Siedamgrotzky, 
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Der 


Zoologische  Garten. 


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Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 
Gemeinsames  Organ 

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Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

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Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

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Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


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Fleischer,  Dr.  phil.  H  Emil,  Lehrbuch  der  Zoologie  für  Landwirtschaftsschulen  und 
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Landwirtes.  Mit  435  in  den  Text  eingedruckten  Holzstichen,  gr.  8.  geh.  Preis  7  M. 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in 

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inn-  und  ausländische,  nebst  eiuer  Partie 
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Das  Frettchen. 

Eine  Anleitung  zu  dessen  Zucht,  Pflege  und  Ablichtung  nebst 

einer  historischen  und  kritisch-zoologischen  Betrachtung  über  dessen 

spezifische  Verschiedenheit  vom  litis,  auf  Kreuzungsresultaten  basiert. 

Von  Johann  von  Fischer. 

6 1  /2  Bogen  in  Umschlag  mit  einer  Tafel  und  Abbildungen.  M  4.  — 

Die  Entstehung  dieser  Schrift  ist  durch  das  Bedürfnis  nach  einer  solchen  hervor¬ 
gerufen.  Es  sind  die  Früchte  langjähriger  Erfahrung  und  zahlreicher  eigener,  sowie  aus 
zuverlässigen  Quellen  geschöpfter  Beobachtungen  des  in  der  zoologisch-wissenschaftlichen 
Welt  riihmlichst  bekannten  Forschers,  und  sind  wir  überzeugt,  daß  diese  populär 
gehaltene  »Anleitung«  großen  Beifall  findet. 

Die  soeben  erschienene  No.  5  des  IIL  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 
Monatsschrift  „  Hum  bohlt**  enthält  nachstehende  Original -Aufsätze : 

Bergrat  Dr.  A.  von  Groddeck:  Die  geologische  Geschichte  des  Harzgebirges. 

Professor  Dr.  Paul  Reis:  Die  110jährige  Periode  der  Hochwasser  und  des  all¬ 
gemeinen  Witterungscharakters,  ii.  (Mit  Abbildungen.) 

Dr.  Friedrich  Kinkelin  :  Die  ersten  Menschen  und  die  prähistorischen  Zeiten.  (Mit 
Abbildungen. 

Inoenieur  Th.  Schwartze:  Das  moderne  Beleuchtungswesen. 

Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften.  —  Litterarische  Rundschau.  —  Biblio¬ 
graphie.  —  Witternngsiibersiclit  für  Centraleuropa.  —  Astronomischer  Kalender. 

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Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. : 


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und  ihr  Wert  in  forstlicher  Beziehung. 

Von  E,  F.  v.  Homeyer, 

Zweite  Auflage.  Preis  M.  1.  — 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 


Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert 

von 

Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXY.  Jahrgang.  —  No.  7. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  Mahlau  &  W  a  1  d  s  c  h  m  i  d  t. 

1884. 


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Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt 

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Anstalten  verwandten  Charakters  sowie  auch  für  den  Gebrauch  des  praktischen 
Landwirtes.  Mit  435  in  den  Text  eingedruckten  Holzstichen,  gr.  8".  gell.  Preis  7  M. 

Selten  hat  eine  Sammlung  witziger  und  geistreicher  Aufsätze  so  viel  Beifall  gefunden, 
als  das  in  deu  weitesten  Kreisen  bekannt  gewordene  Büchlein  Fritz  Mautliner:  „Nach 
berühmten  Mustern“,  in  denen  der  Verfasser  die  Manierirtheit  der  beliebtesten  Autoren 
verspottet  und  ihren  Stil  gar  ergötzlich  parodiert.  Eine  Fortsetzung  dieser  höchlich  in¬ 
teressanten  Studien  findet  sich  jetzt  in  »Schorers  F  am  ilie n  bl  a tt  « ;  in  den  beiden  uns 
vorliegenden  Nummern  behandelt  Mautliner  in  originellsatirisclief  Weise  den  Franzosen 
Viktor  Hugo  und  den  Amerikaner  Bret  Harte. 

Im  Verlage  von  Mahlau  &  Waldschmidt  hi  Frankfurt  a.  M.  ist  erschienen: 

Das  Frettchen. 

Eine  Anleitung  zu  dessen  Zucht,  Pflege  und  Ablichtung  nebst 

einer  historischen  und  kritisch-zoologischen  Betrachtung  über  dessen 

spezifische  Verschiedenheit  vom  litis,  auf  Kreuzungsresultaten  basiert. 

Von  Johann  von  Fischer. 

Ö'/ä  Bogen  in  Umschlag  mit  einer  Tafel  und  Abbildungen.  M  4.  — 

Die  Entstellung  dieser  Schrift  ist  durch  das  Bedürfnis  nach  einer  solchen  hervor¬ 
gerufen.  Es  sind  die  Früchte  langjähriger  Erfahrung  und  zahlreicher  eigener,  sowie  aus 
zuverlässigen  Quellen  geschöpfter  Beobachtungen  des  in  der  zoologisch-wissenschaftlichen 
Welt  rühmlichst  bekannten  Forschers,  und  sind  wir  überzeugt,  daß  diese  populär 
gehaltene  »Anleitung«  großen  Beifall  findet. 

Die  soeben  erschienene  No.  6  des  TIT.  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 
Monatsschrift  ^Humboldt**’  enthält  nachstehende  Original -Aufsätze: 

Professor  Dr.  C.  Jessen:  Das  einheitliche  Princip  (1er  Körperbildung  in  den 
Naturreichen. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt:  Ein  Besuch  in  der  vulkanischen  Eifel.  I. 

Professor  Dr.  J.  G.  Wallentin:  Über  Glasgravierungen  mittels  elektrischer  Ströme. 
Dr.  H.  Th.  Geyler :  Über  die  fossile  Flora  Grönlands.  (Mit  Abbildung.) 

Professor  C.  Schmidt:  Über  Vergleichung  der  Brust-  und  Beckenglieder  mit  be¬ 
sonderer  Hinsicht  auf  die  sogenannte  Torsion  des  Oberarmbeins.  (Mit  Ab¬ 
bildungen.) 

Dr.  W.  Kaiser:  Louis  F,  de  Pourtales,  ein  „Pionier“  der  Tiefseeforschungen. 

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Adresse  zu  erfahren  in  der 

Expedition. 


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Der 


Zeitschrift 


für 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 
Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  IU. 

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Redigiert 


von 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXV.  Jahrgang.  —  No.  8. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag' von  Malilau  &  Waldschmidt. 

1884. 


Zoologische  Garten. 


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Im  Verlage  von  Mahlau  &  YValdschmidt  iu  Frankfurt  a.  M. 
ist  erschienen: 

Die  Behandlung  des  Wildes  und  der  Fische, 

von  ihrem  Tode  bis  zur  Verwendung  in  der  Küche, 

mit  einem  Aufsatz  über  den  Krebs 

und  deutlicher  Abbildung  eines  Krebs-Männchens  und  Weibchens. 

Ein  Ratgeber  für  Jäger,  Jagdliebhaber,  Köche  und  Hausfrauen. 

Von  August,  P  f  a  f  f. 

Preis  M.  1.  — 


Die  soeben  erschienene  No.  7  des  III.  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 
Monatsschrift  euthält  nachstehende  Original -Aufsätze: 

Dr.  J.  van  Bebber:  Anomale  Witterungsphänomene  aus  letztverflossener  Zeit. 

(Mit  Abbildungen.) 

Oberlehrer  Dr.  Traumüller:  Der  Teakbamu  nud  seine  Verbreitung,  insbesondere 
die  Teakwälder  auf  Java. 

Dr.  Friedrich  Heincke:  Zur  Kenntnis  des  Herings.  I. 

Damian  Gronen:  Cuba.  Beiträge  zur  Naturgeschichte  dieser  Insel, 
lugenieur  Th.  Schwartze :  Obachs  Galvanometer.  (Mit  Abbildung.) 

Dr.  R.  Hilbert :  Eine  neue  Methode  Farben  zu  mischen. 

Dr.  G.  Haller:  Das  Tier-  und  Pflanzenleben  tief  unter  der  Erde. 

Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften.  —  Litterarisclie  Rundschau.  —  Biblio¬ 
graphie.  —  Witterungsübersicht  für  Centraleuropa.  —  Astronomischer  Kalender. 

Neueste  Mitteilungen. 


Der  deutsche  Holzschnitt,.  Bis  in  die  neuste  Zeit  bestand  der  Bildersclnnuek  der 
Mehrzahl  unserer  populären  Unterhaltungsblätter  zumeist  aus  Holzschnitten,  welche  in 
ihrer  trockenen,  langweiligen  Manier  weit  hinter  den  Leistungen  des  Auslandes  zurück¬ 
blieben.  Es  ist  auch  bei  aus  anerkannt,  daß  die  Amerikaner  und  Franzosen  uns  auf 
diesem  Gebiet  weit  überflügelt  hatten.  Das  ist  nun  anders  geworden,  nachdem  in  der 
verhältnismäßig  kurzen  Zeit  seines  Bestehens  »Schorers  Familienblatt«  die  deutsche  Holz¬ 
schneidekunst  wieder  zu  Ehren  und  Ansehen  gebracht  und  sieb  selbst  eine  ganz  außer¬ 
ordentliche  Anerkennung  und  Verbreitung  in  Deutschland  und  Oesterreich  erobert  hat. 
Nach  dem  Vorgeben  von  »Schorers  Familienblatt«,  das  für  die  Herstellung  seiner  Bilder 
etwa  70  000  Mark  jährlich  aufwendet,  sind  die  übrigen  deutschen  Blätter  diesem  mehr 
oder  weniger  gefolgt,  und  das  Publikum  hat  den  Vorteil  davon. 

Als  Hauptleistungen  des  neuen  deutschen  Holzschnitts  nennen  wir  aus  dem  laufenden 
Jäbrgan"  von  »Schorers  Familienblatt«  vor  allem  folgende  Kunstblätter:  Venetianische 
Schwimmschule.  Nach  dem  Gemälde  von  W.  Kray.  —  Der  Löwe  kommt.  Nach  dem  Ge¬ 
mälde  von  Franz  Verhas.  —  Der  Versucher.  Von  J.  E.  Gaisser.  —  Oedipus  und  Antigone. 
Von  J.  Stallaert.  —  Elsässische  Pilgerinnen.  Von  M.  Feuerstein.  —  Junge  Liehe.  Von 
A.  Oberländer.  —  Polnischer  Pferdemarkt.  Von  A.  v.  Wierusz  -  Kowalski.  —  Musik  im 
Kloster.  Von  Ed.  Grützner.  —  Die  Gefangennahme  Friedrichs  des  Schönen  von  Österreich 
in  der  Schlacht  hei  Mühldorf.  Von  H.  Knackfuß.  —  Diese  Holzschnitte  sind  aus  den 
Kunstanstalten  von  Max  Weher  in  Brüssel;  R.  Brend’  amour  &  Co.  in  Düsseldorf;  Richard 
Bong  und  G.  Heuer  &  Kirmse  in  Berlin ;  Th.  Knesing  in  München  und  Paul  Krcy  in  Leipzig. 

Auch  in  textlicher  Beziehung  steht  »Schorers  Familienblatt«  vorn  an.  Die  neuen 
Romane  »Der  Gnadenlöhuer«  von  E.  Vely  und  »Ein  Gottesurteil«  von  E.  Werner  fesseln 
die  Leser  im  höchsten  Grade. 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Gemeinsames  Organ 


für 


Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

» 

Redigiert 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXY.  Jahrgang.-  —  No.  9. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  Mahl  a  u  &  Wald  Schmidt. 

1884. 


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r'i’zu  eine 


Beilage  von  Paul  Parey  in  Berlin:  Die  Geflügelzucht  von  Bruno  Dürigen. 


APOTHEKER  HEINRICH. 

Roman  von  Hermann  Heiberg.  Beginnt  am  1.  Oktober  in  Schorers  Familienblatt. 

Hermann  Heilberg  hat  sich  in  kurzer  Zeit  die  Gunst  eines  ausgedehnten  Leserkreises  erworben.  „ Apotheker 
Heinrich“  ist  eine  tiet’ergreifende  Erzählung  aus  dein  kleinbürgerlichen  deutschen  Leben. 

Ferner  erscheinen  demnächst  folgende  besonders  erwähnenswerte  Beiträge: 

Ans  dem  Leben  eines  Berliner  Kriminalbeamten  Das  Geheimnis  der  Wiinscbelrnte. 

von  A.  Oskar  Klaussmau n.  von  Julius  Stinde. 

Mit  Illustrationen.  —  Höchst  interessante  Schilderungen 

aus  der  Berliner  Verbrecherwelt..  Abbildungen. 

Schorers  Faniilieublatt  ist  die  bestillustrierte  Unterhaltungs-Zeitschrift  Deutschlands  und  Österreichs;  es  wird  bemüht  sein 

sich  diesen  Ruf  auch  ferner  zu  erhalten. 

Preis  vierteljährlich  2  M.  in  Wochen- Nummern  oder  in  Heften  zu  bO  Pf. 

Man  abonniert  jederzeit  in  allen  Buchhandlungen  und  Postämtern.  Probe-Nummern  gratis  und  franko  auch  von  der 

Verlag  eh  imdlantj  in  Berlin ,  S.  IV.,  Hessauerstrasse  12. 


Die  im  August  erschienene  No.  8  des  IIT.  Bandes  der  naturwissenschaft¬ 
lichen  Monatsschrift  „Humboldt44  enthält  nachstehende  Original -Aufsätze: 

Postrat  C.  Grawinkel:  Die  telephonische  Musik-  und  Gesangübertragung.  (Mit 
Abbildungen. ) 

Prof.  Dr.  W.  Hess:  Die  Symbiose  zwischen  Tier  und  Pflanze. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt:  Ein  Besuch  in  der  vulkanischen  Eifel.  II. 

Prof.  Dr.  G.  Krebs:  Die  Compound-Dynamomaschine.  (Mit  Abbildungen.) 

Dr.  Friedrich  Heincke:  Zur  Kenntnis  des  Herings  II. 

Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften.  —  Litterarische  Rundschau.  —  Biblio¬ 
graphie.  —  Witterungsiibersiclit  für  Centraleuropa.  —  Astronomischer  Kalender. 

Neueste  Mitteilungen. 


Die  soeben  erschienene  No.  9  des  III.  Bandes  der  naturwissenschaftlichen 
Monatsschrift  „Humboldt44  enthält  nachstehende  Original-  Aufsätze : 

Garteninspektor  Dr.  Edmund  Goeze:  Das  Vaterland  der  in  Europa  angebauten 
Früchte. 

Dr.  Franz  Höfler:  Das  adriatische  Meer. 

Oberlehrer  F.  Heurich:  Über  zwei  bewährte  elektrische  Zeigerwerke.  I.  (Mit 

Abbildungen.) 

Oberlehrer  H.  Engelhardt:  Ein  Besuch  in  der  vulkanischen  Eifel  III. 

Dr.  G.  Haller:  Die  Gruppe  der  Chätognathen  oder  Pfeilwiinner.  Ein  ungelöstes 
biologisches  Problem. 

Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften.  —  Litterarische  Rundschau.  —  Biblio¬ 
graphie.  —  Witterungsiibersiclit  für  Centraleuropa.  —  Astronomischer  Kalender. 

Neueste  Mitteilungen. 


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Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 


für 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Gemeinsames  Organ 

für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

Herausgegeben 

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von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  Ni . 

Redigiert 


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Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXY.  Jahrgang.  —  No.  10. 


Verlag  von 


Frankfurt  a.  M. 

M  a  b  1  a  u  &  Waldschmid  t. 

1884. 


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Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt 

in  Frankfurt  a.  M. 

Deutschlands 

Säugetiere  und  Vögel, 

ihr  Nützen  und  Schaden. 

Von  E.  F.  v.  Homeyer. 

F*rei»  INI.  3.  — 

Zu  haben  in  allen  Buchhandlungen. 

Im  Verlage  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M.  ist  erschienen: 

Das  Frettchen. 

Eine  Anleitung  zu  dessen  Zucht,  Pflege  und  Ablichtung  nebst 

einer  historischen  und  kritisch-zoologischen  Betrachtung  über  dessen 

spezifische  Verschiedenheit  vom  litis,  auf  Kreuzungsresultaten  basiert. 

Von  Johann  von  Fischer. 

6  */2  Bogen  in  Umschlag  mit  einer  Tafel  und  Abbildungen.  M  4.  — 

Die  Entstehung  dieser  Schrift  ist  durch  das  Bedürfnis  nach  einer  solchen  hervor¬ 
gerufen.  Es  sind  die  Früchte  langjähriger  Erfahrung  und  zahlreicher  eigener,  sowie  aus 
zuverlässigen  Quellen  geschöpfter  Beobachtungen  des  in  der  zoologisch-wissenschaftlichen 
Welt  rühmlichst  bekannten  Forschers,  und  sind  wir  überzeugt,  daß  diese  populär 
gehaltene  »Anleitung«  großen  Beifall  findet. 


Gegen  einen  zalimeu  Rehbock  ver- 
j  tausche  ich  1  belgischen  Riesenkaninchen- 
j  Rammler,  isabellenfarbig,  10  Pfund  schwer, 
I  1  Häsin  goldgelb,  9  Pfund,  belegt,  incl. 
6  Stück  21/a  Monat  alten  Jungen.  Stärkste 
fruchtbarste  Race. 

Ellinghausen  b/Hilgen.  —  Cöln  a/Rh. 

Hermann  Fritz. 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. : 

Die  Spechte 

und  ihr  Wert  in  forstlicher  Beziehung. 

Von  E,  F.  v.  Homeyer. 

Zweite  Auflage.  Preis  M.  1.  — 

Der  Zoologische  Garten. 

Um  die  Anschaffung  der  noch  vorhandenen  früheren  Jahrgänge  des  »Zoologischen 
Gartens«  möglichst  zu  erleichtern,  haben  wir  uns  entschlossen,  die  Ladenpreise  wie  folgt 
zu  ermäßigen  : 

Jahrgang-  I  fehlt. 

»  II— VI  (1861  —  1865)  ä  Mk.  2.  — 

»  VII -XVI  (1866-1875)  »  »  3.  — 

»  XVII— XXI  (1876  - 1880)  •  *  5.  - 

Bei  Abnahme  der  sämtlichen  Jahrgänge  II— XXI  ä  Mk.  2.  50 
oder  zusammen  für  20  Jahrgänge  nur  Mk.  50.  — 

Zu  beziehen  durch  die  Verlagshandlung 

Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


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Zoologische  Garten. 


Zeitschrift, 


für 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


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Gemeinsames  Organ 


für 


Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 

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Ilerausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 


Redigiert 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll,. 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXY.  Jahrgang.  —  No.  11. 


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Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  M  a  h  1  a  u  &  W  a  1  d  s  c  h  m  i  d  t. 

1884. 


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Verkäufliche 


Zoologischer  Garten  zu  Hannover: 


2  canadische  Biber,  3ji  Jahr  alt,  im 

1  Zebrastute,  6  Jahr  alt, 

Edelhirsche  männlich  und  weiblich. 
Damwild  desgleichen. 

2  Zeburind  2  Jahr  alt 

1  Zebukuh  1/-2  Jahr  alt 
1  Zwergzebukuh  2  Jahr  alt 
1  Nilgauantilope,  männlich,  3  Jahr 


Garten  geboren, 
desgleichen. 


im  Garten  geboren. 


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*)  Die  verehrliehen  Verwaltungsräte  der  Zool.  Gärten  werden  um  gefällige  Angabe  Ihrer  ver¬ 
käuflichen  Thiere,  mit  oder  ohne  Preisangabe  gebeten.  Die  Aufnahme  erfolgt  gratis. 


Im  Verlage  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M.  ist  erschienen: 

Das  Frettchen. 

Eine  Anleitung  zu  dessen  Zlicllt,  Pflege  und  Ablichtung  nebst 
einer  historischen  und  kritisch-zoologischen  Betrachtung  über  dessen 
spezifische  Verschiedenheit  vom  litis,  auf  Kreuzungsresultaten  basiert. 

Von  Johann  von  Fische r. 

6’/2  Bogen  in  Umschlag  mit  einer  Tafel  und  Abbildungen.  M  4.  — 

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Die  Entstehung  dieser  Schrift  ist  durch  das  Bedürfnis  nach  einer  solchen  hervor¬ 
gerufen.  Es  sind  die  Früchte  langjähriger  Erfahrung  und  zahlreicher  eigener,  sowie  aus 
zuverlässigen  Quellen  geschöpfter  Beobachtungen  des  in  der  zoologisch-wissenschaftlichen 
Welt  rühmlichst  bekannten  Forschers,  und  hat  diese  populär  gehaltene  »Anleitung« 
bereits  großen 'Beifall  gefunden. 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. : 

Die  Spechte 

und  ihr  Wert  in  forstlicher  Beziehung. 

Von  E,  F.  v,  Homeyer, 

Zweite  Auflage.  Preis  M.  1.  — 

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Der  Zoologische  Garten. 

Um  die  Anschaffung  der  noch  vorhandenen  früheren  Jahrgänge  des  »Zoologischen 
Gartens«  möglichst  zu  erleichtern,  haben  wir  die  Ladenpreise  wie  folgt  ermäßigt: 

Jahrgang  I  fehlt. 

»  II— VI  (1801—1865)  ä  Mk.  2.  — 

»  VII- XVI  (1866 -- 1875)  »  »  3.  — 

»  XVII— XXI  (1876 -1880)  .  *  5.  - 

Bei  Abnahme  der  sämtlichen  Jahrgänge  II— XXI  ä  Mk.  2.  50 
oder  zusammen  für  20  Jahrgänge  nur  Mk.  50.  — 

Zu  beziehen  durch  die  Verlagshandlung 

Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


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Der 


Zeitschrift 


für 


Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Gemeinsames  Organ 


für 

Deutschland  und  angrenzende  Gebiete. 


von  der  »Neuen 


Zoologischen 


Herausgegeben 

Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 


Redigiert 


von 


Prof.  Dr.  F.  C.  Noll, 

Oberlehrer  am  Gymnasium. 


XXV.  Jahrgang.  —  No.  12. 


Frankfurt  a.  M. 

Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt. 

1884. 


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