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Full text of "Zoologische Garten; Zeitschrift für die gesamte Tiergärtnerei"

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ZßD 


HARVARD  UNIVERSITY. 


LIBRARY 

OF  THE 


MUSEUM  OF  COMPARATIVE  ZOÖLOGY. 


Der 

Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung’,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

- - 

Organ  der  Zoologischen  (»arten  Deutschlands. 

Herausgegeben 

von  der  »Neuen  Zoologischen  Gesellschaft«  in  Frankfurt  a.  M. 

unter  Mitwirkung  von  Fachgenossen. 

Redigiert  von  Prof.  Dr.  O.  Boettg’er, 

Mitgl.  d.  Leop.-Carol.  Akad.  Deutsch.  Naturf.,  d.  Deutsch.  Zool.  Gesellsch.  pp.,  Corresp.  Mitgl.  d.  Zool.  Society 
inl.ondon,  der  Acad.  of  Natural  Sciences  in  Philadelphia  pp.,  Ehrennaitgl.  d.  Natarh.  Gesellsch.  in  Nürnberg, 
d,  Ver.  f.  Naturk.  in  Offenbacli,  des  Trinidad  Field  Naturalists’  Club  in  Port  of  Spain  und  des  Vereins  f.  Aquarieu- 

u.  Terrarieukuude  Isis  in  München. 


XL  VI.  Jahrgang. 

Mit  2  Abbildungen  i  m  T  e  x  t  und  8  T  a  f  e  1  n ,  sowie  einer  P 1  a  n  z  e  i  c  h  n  u  n  g. 


Frankfurt  a.  M. 


Verlag  ~Yo  n  M  a  h  1  a  u  &  Waldschmidt. 

1905. 


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' 

* 

— 


Der  Zoologische  Garten.  46.  Jahrgang. 


Inhalt. 


I.  Aufsätze. 

Seite 

Die  Erhaltung  der  Art.  Von  Prof.  Dr.  P.  A  1 1  m  a  n  n  in  Wriezen  bei 

Berlin .  1 

Neues  aus  dem  Leben  der  Hauskatze.  Von  Dr.  P.  K  a  m  m  e  r  e  r  in  Wien  12 

Die  Frage  über  die  Abnahme  der  Schwalben.  Von  Dir.  Dr.  Ad.  Seitz 

in  Frankfurt  a.  M . 14 

Über  den  Massenfraß  der  Kiefernblattwespe  ( Lophyrus  pini )  im  Gonsen- 

heimer  Wald.  Von  L  u  d  w.  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz  .  16 

Meine  Eulen.  Von  Erwin  Detmers  in  Lingen  (Ems) . 45 

Rassen,  Herden  und  Züchtereien  von  holländischen,  französischen  und 
deutschen  Schafen.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster  in  Neckar- 


Steinach  (Baden) . 65 

Haselmäuse.  Von  Elsa  Soffel  in  Schleißheim  bei  München.  (Mit 

Taf.  IV) . 79 

Ephippigera  vitium  Fieb.  Von  Lud  w.  Schuster . 81 


Geruch  und  Gesicht:  I.  Tiere,  die  gut  riechen  und  zugleich  scharf  sehen; 

II.  Der  Mensch  als  Gesichtstier.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster.  85 

Ab-  und  Zunahme,  periodisch  stärkeres  und  schwächeres  Auftreten  unserer 
Vögel,  für  verschiedene  Landesteile  Deutschlands  und  der  Schweiz 

statistisch  festgestellt.  Von  demselben . 97 

Das  Storchnest  auf  dem  Chordache  in  Zofingen  (Kanton  Aargau)  im  neunten 
Jahre  (1903)  und  zehnten  Jahre  (1904).  Von  Dr.  H.  Fischer-Sigwart 

in  Zofingen . 116,  173 

Was  ist  die  Button-Mouse  (Knopfmaus)  der  Orkaden?  Von  C.  J.  Forsyth 

Major  in  London . 129 

Zur  Frage  über  das  Vorkommen  und  die  Verbreitung  des  Schakals  ( Canis 

aureus  L.)  in  Dalmatien.  Von  Prof.  A.  Pichler  in  Mostar  (Herzegowina)  134 
Zur  Berichtigung  (betr.  Mähnenschaf  und  Mufflon).  Von  T  h  e  o  d. 

Knottnerus-Meyer  aus  Hannover . 138 

Batrachier-  und  Reptilienleben  in  Japan.  Von  Dr.  Paul  Krefft  in 

Zehlendorf  bei  Berlin . 144,  161 

Was  frißt  die  Maulwurfsgrille?  Von  Hermann  Löns  in  Hannover  .  153 

Hase  und  Kaninchen  in  ihrem  gegenseitigen  Verhalten.  Von  Ludw. 

Schuster . 179 

Das  Vorkommen  des  Siebenschläfers  ( Myoxus  glis )  und  Beobachtungen  über 
seine  Lebensweise  im  Königreich  Sachsen.  Von  R  u  d.  Zimmer¬ 
mann  in  Rochlitz  i.  S.  (Mit  einem  Verbreitungskärtchen)  ....  180 


IV 

Seite 


In  welchem  verwandtschaftlichen  Verhältnis  steht  unsere  häufigste  Rind¬ 
viehrasse,  die  Simmentaler,  zu  den  beiden  hausgezähmten  Urrindern 
in  Deutschland,  dem  Bos  taurus  primigenius  und  dem  Bos  taurus 

brachyceros ?  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 202 

Das  Verschwinden  der  Hausschwalbe  ( Clielidonaria  urbica  L.)  aus  den 

Städten.  Von  Dr.  J.  Gen  gl  er  in  Erlangen . 204 

Die  älteste  Ornithologie:  Die  Ornithologie  des  orientalischen  Altertums. 

Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 207 

Die  typischen  stehenden  Formen  von  Crioceris  asparagi  L.  (Spargel¬ 
hähnchen)  im  Mainzer  Becken.  Von  demselben . 211 

Vierzig  Jahre  im  Dienste  der  Ornithologie  (V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmid- 

hoffen).  Von  J.  Michel  in  Bodenbach  (Böhmen) . 225 

Ornithologische  Notizen  aus  Salzburg.  Von  V.  Ritter  v.  Tschusi  zu 

Schmidhoffen  auf  Villa  Tännenhof  bei  Hallein . 227 

Beiträge  zur  Fauna  der  Marshall-Inseln  VII.  Von  Dr.  med.  P.  Schnee 

in  Groß-Lichterfelde  bei  Berlin . 287 


Die  Erdsänger  in  und  um  Frankfurt  a.  M.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster  242 
Tierbilder  vom  Zambeze.  Von  W.  Tiesler  in  Tete  (Zambezia)  .  .  .  278 

Sonderbares  Benehmen  einiger  Tiere.  Von  C.  Greve  in  Riga  (Rußland)  297 
Sämtliche  Gründe  für  die  Abnahme  der  Schwalben.  Von  Pfarrer  Wilh. 


Schuster . 300 

Aus  dem  Leben  eines  Fischreihers  ( Ardea  cinerea  L.).  Von  Erwin 

Detmers . 307 

Über  die  Instinkte  der  Haustiere.  Von  Prof.  Dr.  W.  Schimkewitsch 

in  St.  Petersburg . 321 

Über  Hilfsfermente  im  Tierkörper  I.  Von  Karl  Knauthe  in  Hamburg  330 
Über  das  Vorkommen  des  Schakals  (Cants  aureus  L.)  auf  dem  Dalmatinischen 

Festlande  bei  Slano.  Von  Prof.  A.  P  i  c  h  1  e  r . 332 

Nimmt  der  Bestand  an  Pferden  in  Deutschland  (bezw.  Hessen)  mit  der  Zu¬ 
nahme  der  Automobile  (und  des  elektrischen  Straßenbahnverkehrs) 

an  Zahl  ab?  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 335 

Einige  zoologische  Neuigkeiten  aus  Rußland.  Von  C.  Greve  .  .  .  .  339 

Der  Verlauf  der  Lophyrus  -  Kalamität  im  Jahre  1905.  Von  L  u  d  w. 

Schuster . .  .  343 

Die  Verbreitung  von  Turteltaube,  Wiedehopf  und  Schwarzspecht  in  Hessen. 

Von  demselben . 353 

Allerlei  über  den  Hühnerhabicht  (Astur  palumbarius  L.).  Von  Erwin 

Detmers . 356 

Die  lateinischen  Namen  unserer  deutschen  Vögel  I . 360 

Einige  Aberrationen  und  sonst  seltene  Arten  von  Schmetterlingen  im 

Mainzer  Becken.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 374 


II.  Mitteilungen  aus  zoologischen  Gärten. 

Das  neue  Insektenhaus  im  Zoologischen  Garten  zu  Frankfurt  a.  M.  Von 

Direktor  Dr.  Ad.  Seitz  in  Frankfurt  a.  M .  2 

Weißschwanzgnus.  Von  F.  E.  Bla  au  w  in  Gooilust  bei  s’Graveland 

(Niederland) .  6 


V 

Seite 

Ein  Elefant  als  Nordpolfahrer.  Von  Dir.  Jul.  Schiött  in  Kopenhagen. 

(Mit  einer  Abbildung) . 10 

Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  in  Stockholm  für  1902.  Von  Dir. 

Alarik  Behm  in  Stockholm  (Schweden) . 20 

Neues  vom  Zoologischen  Garten  zu  Berlin.  Von  Theod.  Knottnerus- 

Meyer  aus  Hannover.  (Mit  Taf.  1 — III) .  33.,  72  u.  109 

Einige  Beobachtungen  an  Stichlingen  im  Seewasseraquarium.  Von  Dr. 

Herrn.  Bol  au  in  Helgoland . 48 

Die  Eisbären  in  Skansens  Zoologischem  Garten  zu  Stockholm.  Von  Dir. 

Alarik  Behm . 50 

Zoologischer  Garten  in  München  in  Sicht . 125 

Die  diesjährige  Straußenzucbt  im  Tierpark  des  Herrn  Friedr.  Falz-Fein 
zu  Ascania-Nova  im  Taurischen  Gouvernement,  Südrußland.  Von 

Ernst  Bussius  in  Cöln  (Rhein) . 189 

Aus  dem  Frankfurter  Zoo  (Elefantenwachstum,  Schnelligkeit  der  Schleich¬ 
katzen).  Von  Pfarrer  Willi.  Schuster  in  Neckar-Steinach  (Baden)  155 
Meine  Tierfreundschaften  im  Dresdner  Zoologischen  Garten.  Von  Hilde¬ 
gard  von  Bülow  in  Freienwalde  (Oder) . 193 

Bericht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  zu 
Frankfurt  a.  M.  an  die  Generalversammlung  der  Aktionäre  vom 
11.  Mai  1905.  Von  Dir.  Vict.  Goering  in  Frankfurt  a.  M.  .  .  .  214 
Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  zu  Mülhausen  i.  E.  Von  Heinr. 

Lauer  in  Freiburg  i.  Br . 228 

Nachrichten  aus  dem  Zoologischen  Garten  zu  Hannover.  Von  Dir.  Dr. 

Ernst  Schaff  in  Hannover . 257 

Altes  und  Neues  aus  dem  Schönbrunner  Zoologischen  Garten  in  Wien. 

Von  Maximilian  Siedler  in  Wien .  .  260 

Fortpflanzung  des  Kranichs  ( Grus  grus  L.)  im  Zoologischen  Garten  zu 

Stockholm.  Von  Dir.  Alarik  Behm . 280 

Der  städtische  Zoologische  Garten  in  Buenos  Aires.  Von  Oswald 

Straßberger  in  Buenos  Aires  (Argentina).  (Mit  Plan  des  Gartens)  289 
In  der  Gefangenschaft  geborene  Luchse  (Felis  ly nx  L.).  Von  Dir.  Alarik 

Behm  in  Stockholm . 345 

Im  zoologischen  Garten  erbrütete  Sturmmöwen  (Larus  canus  L.).  Von 

demselben . 346 

III.  Briefliche  Mitteilungen. 

Von  Schwalben  eingemauerter  Sperling.  Von  Prof.  Dr.  Wilh.  Kob  eit  in 

Schwanheim  a.  M . 312 

IV.  Kleinere  Mitteilungen. 

Berichtigung  (über  Tipuliden  und  Culiciden).  Von  Gymn.- Oberlehrer  L. 

Geisenheyner  in  Kreuznach . 22 

Nachtrag  zum  Zwergtrappen.  Von  demselben . 22 

Kohlmeise  und  Resorcinkristalle.  Von  Kunstmaler  K.  Soffel  in  Schlei߬ 
heim  bei  München . 23 


VI 

Seite 

Ein  kampflustiger  Kernbeißer.  Von  demselben .  •  •  23 

Wer  hat  die  Rebe  im  Forstbezirk  Wiesbaden  getötet?  Von  Pfarrer  Wilh. 

Schuster  in  Neckar-Steinach  (Baden) . 24 

Ente  mit  vier  Beinen.  Von  Dr.  V.  Hornung  in  Bielefeld . 24 

Schlafstätte  eines  Spechtes.  Von  demselben . 24 

Spinne  und  Sandwespe  in  Ägypten.  Von  Ad.  Andres  in  Alexandria  .  .  24 

Aufruf  zur  Errichtung  einer  Gedenktafel  für  Heinrich  Gätke.  Von 

Hans  Freib.  von  Berlepsch  in  Cassel . 51 

Die  im  Monat  Oktober  1904  an  dem  Leuchtturm  zu  Eierland,  an  der 
Nordspitze  der  niederländischen  Insel  Texel  angeflogenen,  tödlich  ver¬ 
letzten  Vögel.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 51 

Bären  in  Bolivien.  Von  Osw.  Straßberger  in  Buenos  Aires  (Argentina)  51 
Mißbildung  der  Zehen  (Polydaktylie)  bei  einem  Kammmolch  ( Molge  cristata 

Laur.).  Von  Konrad  Profe  in  Cöln  (Rhein) . 52 

Das  Vordringen  des  Girlitz  ( Serinus  hortulanus  Koch)  in  Deutschland.  Von 

Prof.  Dr.  C.  Eckstein  in  Eberswalde . 52 

Die  Hamsterplage  in  Rheinhessen  am  Rheinknie  bei  Mainz.  Von  Pfarrer 

Wilh.  Schuster . 52 

Kann  die  Zwergfledermaus  (Ncmnugo  pipistrellus)  von  ebener  Erde  auf¬ 
fliegen?  Von  demselben . 52 

Seestern  und  Einsiedlerkrebs.  Von  Dir.  Dr.  Herrn.  Bolau  in  Plelgoland.  53 

Die  Fesselung  von  Vögeln.  Von  demselben . 53 

Vogelgesang  im  Herbste.  Von  Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M.  54 

Neue  Säugetiere  XIV,  XV  u.  XVI .  88,  280,  376 

Über  Vorkommen  und  Lebensweise  der  Violettflügeligen  Holzbiene.  Von 

H.  Freih.  Geyr  v.  Schweppenburg  in  Müddersheim  bei  Düren  .  89 

Aufruf  die  Wirbeltierfauna  der  Prov.  Hannover  betreffend.  Von  Herrn. 

Löns  in  Hannover . 124 

Spechtmühlen.  Von  stud.  ing.  Ferd.  W-ßgner . 124 

Kleine  ornithologische  Notizen.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster  .  .  .  .  125 

Der  Felsensittich  ( Conurus  patagonus  Vieill.).  Von  Osw.  Straßberger  125 

Schwarzkopfgesang.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 154 

Je  mehr  Eichhörnchen,  um  so  weniger  Waldtauben.  Von  demselben  .  154 

Unzweckmäßigkeit  des  Winterkleides  bei  Putorius  erminea.  Von  dem¬ 
selben  .  154 

Versuche  zur  Erforschung  des  Vogelzugs.  Von  Dr.  J.  Thiene  mann  in 

Rossitten  auf  der  Kurischen  Nehrung . 155 

Selbsterniedrigung  von  Fischreihern  (Ardea  cinerea  L.).  Von  Herrn.  Löns  155 
Ein  kletternder  Grasfrosch  ( Pana  temporaria  L.).  Von  Rud.  Löns  in 

Hannover . 156 

Grasfrosch  und  Stichling.  Von  Herrn.  Löns  .  • . 156 

Prof.  E.  Häckels  Vorträge . 185 

Die  Nistweise  des  Flamingos.  Von  Dr.  Herrn.  Bolau . 185 

Uhu.  Von  Paul  Gregor  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz.  .  .  .  220 

Pelzwerk  aus  Maulwurfsfellen.  Von  Prof.  Dr.  0.  Boettger . 220 

Das  Angstgeschrei  von  Fröschen  und  Kröten.  Von  Herrn.  Löns  .  .  .  220 

Produziert  die  Kohlmeise  zwei  Eier  in  einem  Tag?  Von  Pfarrer  Wilh. 

Schuster  und  H.  Schacht  in  Beiford  bei  Detmold  .  .  .  221  u.  313 


YII 

Seite 

Schutzkleidung  der  Raupe  von  Nola  togatulalis.  Von  Pfarrer  Willi. 

Schuster . 221 

Das  Wachstum  der  Suppenschildkröte  ( Chelone  mydas  L.).  Von  Dr.  raed. 

P.  Schnee  in  Groß-Lichterfelde  bei  Berlin . 221 

Wanderungen  der  Strudelwürmer  (der  dendrocoelen  Turbellarien)  in  unsern 

Gebirgsbächen . 246 

Rasche  Abnahme  des  kanadischen  Bisons  ( Bison  americanus) . 247 

Über  das  Fischen  der  Reiher.  Von  Heinr.  Lauer  in  Freiburg  i.  Br.  .  248 

Gezähmte  Schwalben.  Von  Dr.  Herrn.  Bolau  in  Helgoland . 249 

Frühlingsinsekten.  Von  Ludw.  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz  .  .  251 

Eine  Trauerseeschwalbe  (Hydrochelidon  nigra  L.)  auf  dem  Genfer  See  ver¬ 


unglückt.  Von  Prof.  Dr.  0.  Boettger . 252 

Die  Nahrung  der  Maulwurfsgrille  ( Gryllotalpa  vulgaris  L.).  Von  Dr.  H. 

Reeker  in  Münster  i.  W . 278 

Das  Vorkommen  des  Schakals  in  Dalmatien.  Von  Prof.  A.  Pichler  in 

Mostar  (Herzegowina) . 279 

Dreihorn  und  Kiefernblattwespe.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster  .  .  .  279 

Ehrung  (Komm. -Rat  H.  Claaß) . 279 

Brutstätten  der  Lachmöwe.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 279 

Kleines  Nachtpfauenauge  ( Saturnia  pavonia)  und  Nola  togatulalis.  Von 

demselben . 313 

Dactylomys  typus  Is.  Geoffr.  Von  Dr.  G.  Hagmann  in  Ilha  Mexiana 

(Para) . 314 

Geburtshelferkröte  (Alytes)  bei  Mainz-Gonsenheim.  Von  Pfarrer  Wilh. 

Schuster . 314 

Auffallende  Färbungen,  die  in  Wirklichkeit  aber  verbergend  wirken.  Von 

Dr.  med.  P.  Schnee  in  Groß-Lichterfelde  bei  Berlin . 314 

Die  Fledermäuse  des  mittleren  Schweizer  Jura.  Von  Gustav  von  Burg 

in  Olten  (Schweiz) . 315 

Über  die  geographische  Verbreitung  der  Lurche  und  Kriechtiere 

Mexikos . 346 

Abnorme  Eigenschaften  domestizierter  Tiere.  Von  Herrn.  Grote  in  Ebers¬ 
walde  (Oder) . 346 

Das  Doppelhörnige  Nashorn  ( Bhinoceros  sumatrensis )  auf  dem  Aussterbeetat  375 
Vertilgung  von  Eichhörnchen,  Hähern  und  Krähen.  Von  Ludw.  Schuster  376 
Affenjunges  von  einem  Weib  in  Darmstadt  an  Kindes  Statt  angenommen 

und  groß  gesäugt.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 376 

Herings-  oder  Mantelmöwen  in  Südbayern.  Von  Kunstmaler  Karl  So f fei 

in  Schleißheim  bei  München . 378 


V.  Literatur. 

Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Die  Tiere  der  Erde.  Lief.  11 — 50  .  .  26,  28  u.  284 
Dr.  med.  C.  Parrot,  Verhandlungen  der  Ornitholog.  Gesellsch.  in  Bayern 


1903.  Bd.  4  (1904) . .  27 

K.  Gräser,  Der  Zug  der  Vögel . 29 

P.  Dr.  Fr.  Lindner,  Ornithologisches  Vademekum . 30 

Prof.  Dr.  A.  Jacobi,  Tiergeographie . 31 


VIII 


Seite 

Reg.-Rat  Dr.  G.  Rörig,  Ergebnisse  der  Untersuchung  über  die  Nahrung 
von  82  heimischen  Yogelarten  in  1419  Exemplaren.  Von  Forstmeister 

Dr.  A.  Rörig  in  Frankfurt  a.  M . 54 

Dr.  Th.  Zell,  Das  rechnende  Pferd . 62 

C.  G.  Schillings,  Mit  Blitzlicht  und  Büchse . 89 

Dr.  E.  Bade,  Die  mitteleuropäischen  Vögel  Bd.  I . 91 

Pokornys  Naturgeschichte  des  Tierreiches  für  höhere  Lehranstalten, 

26.  Aufl.,  bearb.  v.  Dir.  M.  Fischer . 92 

G.  und  E.  Peckham,  Instinkt  und  Gewohnheiten  der  solitären  Wespen, 

übers,  v.  Dr.  W.  Schoenichen.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster  in 

Neckar-Steinach . 93 

Jahrbuch  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  1904.  Von 

demselben . 94 

H.  Otto,  Im  Wald  und  auf  der  Heide.  Von  demselben . 94 

Naumanns  Naturgeschichte  der  Vögel  Mitteleuropas.  Neue  Bearbeitung.  Bd.  I.  126 
Nerthus,  Illustr.  Zeitschr.  f.  volkstüml.  Naturk.  6.  Jahrg.  1904.  Von 

Pfarrer  Wilh.  Schuster . 127 

Zeitschrift  für  Oologie.  14.  Jahrg.  1904.  Von  demselben  .  .  .  157 

Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Die  Bewertung  der  Futtermittelbestandteile  mit  be¬ 
sonderer  Berücksichtigung  der  Preiswürdigkeit  von  Rückständen  der 

Rübenzuckerfabrikation . 157 

C.  G.  Friderichs  Naturgeschichte  der  Deutschen  Vögel.  5.  Auf!.,  bearb. 

von  A.  Bau.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 158 

Dr.  G.  Hagmann,  As  Aves  Brasilicas  mencionadas  e  descriptas  nas  obras 
de  Spix,  Wied,  Burmeister  e  Pelzeln  na  sua  nomenclatura  scientifica 

actual . 159 

Prof.  Dr.  C.  Keller,  Naturgeschichte  der  Haustiere . 188 

Wilh.  Schuster,  Verstandes-  und  Seelenleben  bei  Tier  und  Mensch.  Von 

Prof.  Dr.  L.  E ding  er  in  Frankfurt  a.  M . 190 

Dr.  E.  A.  Goeldi  und  Dr.  G.  Hagmann,  Prodromo  de  um  Catalogo 

critico,  commentado  da  colecgao  de  Mammiferos  no  Museu  do  Para  .  222 

Dr.  W.  Wolterstor  ff,  Beiträge  zur  Fauna  der  Tucheier  Heide  .  .  .  222 

Wilh.  Schuster,  Vogelhandbuch:  Ornithologisches  Taschen-  und  Ex¬ 
kursionsbuch  . 223 

K.  Hopf,  Der  St.  Bernhards-Hund  (Bernhardiner) . 252 

Prof.  Dr.  L.  v.  M  e  h  e  1  y ,  Über  das  Entstehen  überzähliger  Gliedmaßen  .  253 

H.  Grote,  Beiträge  zur  heimischen  Avifauna  (aus  der  Vogelsammluug  der 

Kgl.  Forst- Akademie  Eberswalde) . 254 

Prof.  Dr.  R.  Hesse,  Abstammungslehre  und  Darwinismus.  2.  Aufl.  .  .  255 
An t.  Reicheno w,  Übersicht  der  auf  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  ge¬ 
sammelten  Vögel.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster . 255 

Dr.  Rieh.  Heymons,  Die  Hinterleibsanhänge  der  Libellen  und  ihrer 

Larven.  Von  demselben . 282 

Prof.  Dr.  A.  Jacobi,  Die  Bedeutung  der  Farben  im  Tierreiche  ....  282 

R.  Ridgway,  The  Birds  of  North  and  Middle  America  Pt.  III  .  .  .  .  283 

Dr.  Th.  Zell,  Tierfabeln  und  andere  Irrtiimer  in  der  Tierkunde  .  .  .  285 

Wilh.  Schuster,  Ornithologische  Anzeichen  einer  wiederkehrenden 

Tertiärzeit . 287 


IX 

Seite 

B.  Tümler,  Schutzmasken  und  Schutzfarben  in  der  Tierwelt.  Protektive 

Mimikry . 316 

Wilh.  Schuster,  Die  Reblaus  ( Phylloxera  vastatrix )  in  Hessen  .  .  .  317 

Geh.  Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Die  Formen,  Farben  und  Bewegungen 

der  Vögel  und  die  der  Insekten,  ästhetisch  betrachtet . 318 

Dr.  P.  Kämmerer,  Über  die  Abhängigkeit  des  Regenerationsvermögens 
der  Amphibienlarven  von  Alter,  Entwicklungsstadium  und  spezifischer 

Größe . 347 

Prof.  Dr.  L.  von  Mehely,  Die  herpetologischen  Verhältnisse  des  Metschek- 

gebirges  und  der  Kapella . 349 

Dr.  P.  Kuckuck,  Der  Strandwanderer.  Die  wichtigsten  Strandpflanzen, 

Meeresalgen  und  Seetiere  der  Nord-  und  Ostsee . 349 

M.  Kiesling,  Anleitung  zum  Photographieren  freilebender  Tiere  .  .  .  350 

Dir.  Dr.  C.  Kerbert,  Het  Aquarium  te  Amsterdam . 351 

V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen,  Über  den  Zug  des  Seiden¬ 
schwanzes  ( Ampelis  garrula  L.)  im  Winter  1903 — 04  .  379 

Prof.  Dr.  W.  Klett,  Unsere  Haustiere . 380 

Prof.  Dr.  G.  Tornier,  Über  das  Auffinden  von  Tropidonotus  tessellatus 

(Laur.)  in  Mitteldeutschland . 381 

Derselbe,  Entstehen  und  Bedeutung  der  Farbkleidmuster  der  Eidechsen 
und  Schlangen  und  Entstehen  der  Farbkleidmuster  und  Körperform 

der-«är;hildkröten . 381 

Jahresbericht  der  Ornithologischen  Gesellschaft  Basel  1904  383 
Kurt  Gräser,  Der  Zug  der  Vögel.  2.  Aufl.  Von  Pfarrer  Wilh.  Schuster  383 


VI.  Verschiedenes. 

Bücher  und  Zeitschriften  32,  64,  96,  128,  160,  191,  224,  256,  287,  319,  351,  384 


Druckfehler- Berichtigung . s.  u. 

Eingegangene  Beiträge  31,  64,  96,  128,  160,  191,  224,  256,  287,  319,  351,  384 

Nekrologe:  Dr.  Julius  Hoffmannf . 25 

Prof.  Dr.  Hermann  Landois  f . 95 

Direktor  Francis  L’hoest  f . 03 

Freih.  Paul  Adolf  von  Molsberg  f . 347 

Pfarrer  Karl  Müller  f . 379 

Dr.  med.  Adolf  Zipperlen  f . 156 


Druckfehlerberichtigung. 

S.  6  Zeile  6  von  oben  lies  »gleichzeitig«  statt  leichzeitig. 

S.  227  Zeile  6  von  unten  lies  »Zinkenbach«  statt  Linkenbach. 
S.  227  Zeile  3  von  unten  lies  » pratincola «  statt  fusca. 

S.  251  Zeile  16  von  unten  lies  »Bo lau«  statt  Bolan. 


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Organ 

der 

Zoologischen  Gärten 

Deutschlands. 

- - 

Herausgegeben  von  der 

Keuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

[Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

I905. 


Zeitschrift 


Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


XLVI. 
Jahrgang. 
No.  1. 


Zoologische  Garten. 


Stellung  in  einem  zoologischen  Garten  als 
Wärter  sucht  36  Jahve  alter  intelligenter, 
hauptsächlich  in  Fasanen -Geflügel,  Vogelzucht 
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Gartens«  unter  Chiffre 

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Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palieark- 
tischen  Faunengebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
2Va  bis  3  Druckbogen,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  hei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
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handenem  Raume  am  Umschläge  Aufnahme. 
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Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
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(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N°‘  1.  XLVI.  Jahrgang.  Januar  1905. 


I  ii  Ib  a  1  l. 

Die  Erhaltung-  der  Art;  von  Prof.  Dr.  P.  Altmann  in  Wriezen  hei  Berlin.  —  Das 
neue  Insektenhaus  im  Zoologischen  Garten  zu  Frankfurt  a.  M. ;  von  Direktor  Dr.  Ad.  Seitz 
in  Frankfurt  a.  M.  —  Weißschwanzgnus;  von  F.  E  Blaauw  in  Gooilust  bei  s'Graveland 
(Niederland).  —  Ein  Elefant  als  Nordpolfahrer;  von  Julius  Schiött,  Direktor  des  Zoo¬ 
logischen  Gartens  in  Kopenhagen.  (Mit  einer  Abbildung).  -  Neues  aus  dem  Leben  der 
Hauskatze;  von  Dr.  Paul  Kämmerer  in  Wien.  Zur  Frage  über  die  Abnahme  der 
Schwalben;  von  Direktor  Dr.  Ad.  Seitz  in  Frankfurt  a.  M.  —  Über  den  Massenfraß  der 
Kiefex*nblattwespe  (Lophyrus  pini )  im  Gonsenheimer  Wald;  von  Ludwig  Schuster  in 
Gonsenheim  bei  Mainz.  -  Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  in  Stockholm  fiir  1902;  von 
Alarik  Behm.  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Nekrolog.  —  Literatur.  —  Eingegangene  Bei¬ 
träge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Die  Erhaltung  der  Art. 

Von  Prof.  Dr.  P.  Altmann  in  Wriezen  bei  Berlin. 

Eine  Schreckenskunde  durcheilt  die  Zeitungen:  Immer  wieder 
dieselbe  Unvorsichtigkeit  und  immer  wieder  schwere  Buße!  »Eine 
Frau,  im  Begriff  einen  bereits  abfahrenden  Eisenbahuzug  zu  be- 
steigeu,  gleitet  vom  Trittbrett  ab  und  fällt  so  unglücklich,  daß  die 
Räder  ihr  den  Kopf  zermalmen.  Bevor  sie  jedoch  den  Geist  auf¬ 
gibt  und  ihre  Seele  aushaucht,  schenkt  sie  einem  Kinde  das  Leben1)«. 

Es  ist  dies  wiederum  ein  Beispiel  vom  Erhaltungstriebe,  wie 
er  uns  bei  Tieren  und  Pflanzen  des  öfteren  entgegentritt. 

Ein  Schmetterlingsweibchen,  das  mit  Chloroform  betupft  bereits 
mehrere  Stunden  auf  dem  Spannbrett  gelegen  batte,  fand  ich  am 
unteren  Ende  eines  Tischbeins  sitzend  tot  auf  und  hinter  ihm  eine 
Anzahl  von  Eiern  sorgfältig  eins  neben  das  andre  gelegt.  Aus  der 
Chloroformoarkose  erwacht  durchblitzte  wahrscheinlich2)  das  kleine 

*)  Das  Kind  befindet  sich  wohl  und  munter  beim  Vater. 

2)  Wir  bemerken  ausdrücklich,  daß  wir  gegen  diese  Erklärungsweise  starke 
Bedenken  haben.  Der  Herausgeber. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  1 


2 


Hirn  des  Weibchens  der  Gedanke  an  die  Nachkommenschaft,  und 
die  Erinnerung-  aus  dem  Raupenzustand  ließ  den  Schmetterling  die 
Eier  mit  letzter  Kraftaufwendung  in  der  Nähe  der  für  die  Raupe 
geeigneten  Nährpflanze  ablegen. 

Ein  ähnlicher  Vorgang,  den  mau  mit  dem  Namen  der  Notreife 
bezeichnet,  findet  sich  auch  im  Pflanzenreich.  So  z.  B.  bei  den  be¬ 
kannten  Wucherblumen,  die  jetzt  gradezu  unter  polizeilicher  Auf¬ 
sicht  stehen,  damit  sie  von  den  Besitzern  ausgerottet  werden,  weil 
sie  Felder  und  Wiesen  überwuchern  und  die  angebauten  oder  ange¬ 
samten  Kulturgewächse  ersticken.  Leider  geschieht  die  Ausrottung 
oft  in  recht  unzureichender  Weise,  indem  man  sich  nur  damit  be¬ 
gnügt,  besagtes  Unkraut  auszujäten  und  zu  sammeln,  dann  aber, 
anstatt  es  zu  verbrennen  oder  anderweitig  zu  vernichten,  einfach 
auf  den  nahen  Fahrweg  wirft,  der  Sonne,  dem  Verkehr  und  den 
Unbilden  der  Witterung  das  weitere  Zerstöruugswerk  überlassend. 
Das  geschieht  auch,  die  Pflanzen  gehen  dort  wirklich  zu  Grunde; 
zuvor  jedoch  wendet  die  sterbende  Pflanze  alle  ihr  zu  Gebote  stehende 
Kraft  auf,  die  Früchte  zur  Reife  zu  bringen,  die  dann  mittels  ihres 

Fruchtkröuchens  durch  den  Wind  ganz  fidel  wieder  auf  die  angren- 
•  • 

zenden  Acker  und  Wiesen  geweht  werden,  wo  sie  sich  nach  wie  vor  an¬ 
siedeln  und  entwickeln  und  den  gleichen  Schaden  verursachen  wie  vordem. 

Noch  ein  anderes  Beispiel  für  viele  sei  gestattet  hier  anzuführen. 
Ein  dem  Herbarium  bereits  ein  verleibter  Wachholderzweig  mit  roten 
und  grünen  unreifen  Früchten  brachte,  während  er  immer  mehr 
durch  Eintrocknen  zum  Tode  erstarrte,  sämtliche  Beeren  zur  Reife. 

So  sorgt  die  Natur,  mit  Aufbietung  aller  ihr  zu¬ 
letzt  zu  Gebote  stehenden  Kraft  zur  Erhaltung  der 
Art,  noch  im  Sterben  für  die  Nachkommenschaft! 


Das  neue  Insektenhaus  im  Zoologischen  Garten  zu 

Frankfurt  a.  M. 

Von  Direktor  Dr.  Ad.  Seitz  in  Frankfurt  a.  M. 

Im  Aprilheft  1904  dieser  Zeitschrift  wurde  ein  kurzer  Abriß 
der  Entstehungsgeschichte  unseres  Insekteuhauses  gegeben.  Ein 
Urteil  ließ  sich  damals  noch  nicht  darüber  abgeben,  inwieweit  die 
Einrichtung  das  Interesse  der  Gartenbesucher  finden  würde,  und 
ebenso  konnte  man  noch  nicht  voraussehen,  was  sieb  im  Hause  im 
Laufe  der  Saison  entwickeln  würde.  Sowohl  die  Erweiterung  der 


3 


Sammlung,  wie  auch  die  wohlwollende  Aufnahme  bei  dem  Publikum 
übertrafen  unsere  Erwartungen,  wogegeu  die  durch  Nachzucht  ge¬ 
wonnenen  Resultate  hinter  unseren  Hoffnungen  weit  zurückblieben. 
Dies  betrübende  Ergebnis  ist  zweifellos  größtenteils  eiue  Folge  des 
Umstandes,  daß  das  gesamte,  z.  T.  kostbare  Material  einem  völlig 
unerfahrenen,  wenn  auch  im  ganzeu  willigen  und  anstelligen 
Wärter  übergeben  werden  mußte.  Bis  diesem  bezüglich  Behandlung, 
Fütterung,  Besprenguug,  Einbettung  u.  s.  w.  der  Raupen  oder 
Puppen  das  Nötige  beigebracht  war,  waren  Hunderte  von  Puppen, 
Tausende  von  Raupen  und  Zehntausende  der  jungen  Eierbrut  zu 
Grunde  gegangen.  Ein  Buch  würde  es  werden,  wollte  man  eine 
genaue  Instruktion  über  die  Behandlung,  namentlich  der  ausländischen 
Insekten  zusammenstellen,  und  ungeachtet  dessen  würde  jedes  Jahr 
Neuheiten  bringen.  Von  diesem  letzteren  Punkt,  der  Behandlung 
und  Weiterzucht  der  Tiere,  steht  aber  mit  der  wachsenden  Erfah¬ 
rung  des  Wärters  auch  eine  Zunahme  der  Erfolge  ganz  bestimmt  in 
Aussicht,  und  um  so  mehr  dürf'eu  wir  uns  beglückwünschen,  die 
schwierigste  Aufgabe  —  die  Beschaffung  des  Materials  —  in  einer 
Weise,  die  nicht  uur  uns,  sondern  auch  alle  die  zahlreichen  »Habi¬ 
tues«  des  Insektenhauses  befriedigt  haben  dürfte,  gelöst  zu  haben. 

Nach  den  Vorversuchen,  die  bereits  seit  etwa  sieben  bis  acht 
Jahren  von  mir  betrieben  wurdeu,  hatten  wir  augenommen,  mit 
Australien  in  reger  Verbindung  bleiben  zu  können,  und  glaubten  mit 
Bestimmtheit,  besonders  von  der  höchst  interessanten  australischen 
Insektenwelt  recht  viel  zeigen  zu  können.  Durch  einen  sonderbaren 
Zufall  aber  versagten  zu  gleicher  Zeit  sämtliche  australische  Quellen 
auf  die  wir  gezählt  hatten,  und  ebenso  gelang  es  uns  nicht,  mit 
Brasilien  in  der  gewünschten  Weise  Fühlung  zu  bekommen.  Um 
so  reger  war  der  Verkehr  mit  anderen  Ländern  bezüglich  ihrer 
Insekteuwelt,  nämlich  mit  Süd-Europa,  Kleinasien,  dem  Himalaja, 
Ceylon,  China,  Japan,  Algerien,  Natal,  Mexiko,  den  Vereinigten 
Staaten  und  Argentinien. 

Im  nachfolgenden  wird  eine  Zusammenstellung  der  Arten  ge¬ 
geben,  die  im  vergangenen  Sommer  lebend  im  Insektenhause  gezeigt 
worden  sind, 

I.  Orthoptera. 

1.  Bacillus  rossii . Dalmatien, 

2.  Mantis  religiosa . Süd-Europa, 

3.  Acridium  aegyptiacum . Orient, 


—  4  — 

4.  Calopteryx  italica . Italien, 

5.  Truxalis  nasuta . Balkan. 

II.  Lepidoptera. 

6.  Papilio  podalirius . Europa, 

7.  »  cresphontes . Canada, 

8.  Pharmacophagus  philenor . Union, 

9.  Parnassius  apollo . Alpen, 

10.  Vanessa  urticae . Deutschland, 

1 1 .  »  poly  chlor  os .  » 

12.  »  antiopa .  » 

13.  »  io .  » 

14.  Pyrameis  atalanta .  » 

15.  Acherontia  atropos .  » 

16.  Ilerse  convolvuli .  » 

17.  Phlegethontius  carolina  . . Nord-Amerika, 

18.  Hyloicus  pinastri  .  Deutschland, 

19.  Sphinx  ligustri .  » 

20.  Ceratomia  amyntor . Nord -Amerika, 

21.  Deilephila  euphorbiae . Deutschland, 

22.  »  vespertilio . Süd-Europa, 

23.  Everyx  myron . Nord -Amerika, 

24.  Philampelus  achemon .  »  » 

25.  Dilicia  tiliae . Europa, 

26.  Smerinthus  geminatus  ..  t  ...  .  Nord -Amerika, 

27.  »  ocellatus . Europa, 

28.  »  excaecatus . Nord -Amerika, 

29.  »  myops .  »  » 

30.  »  populi . Europa, 

31.  »  moäestus . Nord- Amerika, 

32.  »  quercus . Siid-Europa, 

33.  Eacles  imperialis . Nord -Amerika, 

34.  Citheronia  regalis .  »  » 

35.  Anisota  Stigma .  »  » 

36.  Adelocephala  rubicunda .  »  » 

37.  Botnbyx  quercus . Europa, 

38.  »  rubi .  » 

39.  Lasiocampa  potator ia .  » 

40.  »  quercifolia .  » 

41.  »  ab.  alnifolia .  » 


42.  Lasiocampa  populifolia  . 

43.  »  pruni 

44.  Tolype  velleda  .... 

45.  Orgyia  leucostigma 

46.  Phalera  bucephala 

47.  Datana  ministra  . 

48.  »  perspicua . 

49.  Actias  mimosae 

50.  Tropaea  luna  . 

51.  Saturnia  pyri  . 

52.  >  spini  .  .  .  . 

53.  »  pavonia  . 

54.  Copaxa  illunata 

55.  Attacus  atlas  .  .  .  . 

56.  Rothsckildia  orizaba  .  . 

57.  »  jorulla  . 

58.  Samia  cynthia  .  .  .  . 

59.  »  pryeri  .  .  .  . 


60.  Platy samia  cecropia 

6 1 .  Calosamia  prometheus 

62.  Antheraea  perny i  . 

63.  »  yamamai 

64.  »  wahlbergi 

65.  »  cinghalesa 

66.  »  mylitta  . 

67.  Cricula  trifenesirata 

68.  Telca  polyphemus  . 

69.  Sericaria  mori  . 

70.  Harpyia  vinula 

71.  Arctia  ca  ja  . 

72.  »  domimda  . 

73.  »  hebe  . 


Europa, 

» 

Nord-Amerika, 
»  » 

Europa, 

Nord -Amerika, 
»  » 

Süd-Afrika, 
Nord -Amerika, 
Europa, 

» 

> 

Kapland, 

Nord-Indien, 

Mexiko, 

» 

Nord -Amerika, 
Japan, 

Nord -Amerika, 
»  » 
China, 

Japan, 

Natal, 

Ceylon, 

Indien, 

Java, 

Nord -Amerika, 
China, 

Deutschland, 

» 


74.  »  villica 


» 


75.  »  hera  . 

76.  Catocala  fraxini 

77.  »  electa  . 


» 

» 


Coleo 


ptera 


Deutschland, 

» 


78.  Hydropjhüus  pieeus 

79.  Acilius  sulcatus 

80.  Dytiscus  marginalis 


6 


Bei  einer  ganzen  Reihe  der  aufgeführten  Arten  waren  teils  nach¬ 
einander,  teils  aber  auch  leichzeitig  die  verschiedenen  Zustände  der 
Insekten  zu  sehen,  so  daß  eine  Art  mitunter  mehrere  Ausstellungs¬ 
objekte  abgab.  Es  waren  somit  im  ganzen  wohl  hundert  verschie¬ 
dene  Formen  von  Lebewesen  ausgestellt,  und  man  kann  rechnen, 
daß  etwa  dreimal  das  Bild  der  Ausstellung  vollständig  wechselte. 
Wenn  dies  schon  im  ersten  Jahre  gelang,  so  eröffnet  sich  für  die 
folgenden  um  so  zuverlässiger  die  Perspektive,  daß  die  Kollektion 
sich  alle  sechs  bis  acht  Wochen  vollständig  verändert  hat,  und  wenn 
die  Entwickelung  dieser  kleinen  Sonderausstelluug  so  weiter  fährt, 
wird  bald,  d.  h.  schon  in  wenigen  Jahren  das  Ideal  erreicht  sein, 
das  jeden  Tag  neues  bringen  läßt. 

Der  Verkauf  der  zahlreich  sich  entwickelnden  Schmetterlinge 
ging  so  über  Erwarten  gut,  daß  der  zum  richtigen  Betriebe  eines 
Handels  mit  Schmetterlingen  notwendige  Vorrat  gar  nicht  aufkam. 
Bis  in  den  Juni,  wo  die  ersten  Massenentwickluugeu  stattfanden, 
wurden  die  Tiere  vielfach  lebend  oder  unpräpariert  verlangt,  und 
die  Nachfrage  übertraf  bei  weitem  das  Angebot.  Die  sehr  niedrig 
gehaltenen  Preise  der  oft  prächtigen  ausländischen  Schmetterlinge, 
die  zuweilen  nur  1/ß  —  A/8  des  Handelswertes  betrugen,  veraulaßten 
selbst  weniger  enragierte  Sammler  zum  Ankauf  ganzer  Kollektionen; 
und  daß  der  Zweck,  durch  das  in  dem  Insektenhause  Gebotene  seit¬ 
herige  Nichtsammler  zur  Beschäftigung  mit  der  Insektenkunde  au- 
zuregen,  bereits  erreicht  ist,  dafür  liegen  schon  jetzt  tatsächliche 
Beweise  vor. 


Weissschwanzgnus. 

Von  F.  E.  Blaauw  iu  Gooilust  bei  s’ Graveland  (Niederland). 

(Aus  einem  Schreiben  an  Herrn  Wilhelm  Schuster)1) 

Meine  Zucht  von  Weißschwanzgnus  habe  ich  vor  bald  19  Jahren 
angefangen  und  seitdem  jedes  Jahr  Junge  dieser  schönen  Antilopeu- 
art  gezogen.  Im  Februar  1886  erhielt  ich  das  erste  Paar  aus  dem 
Jardin  d’acclimatation  zu  Paris.  Die  Tiere  wurdeu  auf  einer  2  l/<i  Hektar 
großen,  mit  Bäumen  umpflanzten  Wiese  untergebracht,  auf  der  auch 

*)  Der  berühmte  Züchter,  Besitzer  eines  Tierparks,  hat  mir  das  Manuskript 
zur  Verfügung  gestellt;  ähnliche  Aufzeichnungen  hat  er  bis  jetzt  nur  in  den 
Annalen  der  Academie  fram^aise  in  Paris  niedergelegt.  Bekanntlich  ist  das  Wei߬ 
schwanzgnu  nunmehr  in  Südafrika  sozusagen  gänzlich  ausgerottet;  um  so 
mehr  Interesse  verdienen  Blaauws  Mitteilungen.  W.  Sch. 


7 


einige  große  Bäume  freistandeu.  Zum  Unterschlupf  bei  Nacht  uud 
ungünstiger  Witterung  war  für  einen  hölzernen  Stall  mit  drei  Ab¬ 
teilungen  gesorgt,  der  sich  auf  der  Nordseite  dieser  Wiese,  also  mit 
der  Front  nach  Süden,  befand.  In  diesem  Stall,  der  mit  eiuem 
kleinen  Auslauf  ins  Freie  verbunden  war,  verblieben  die  Tiere  den 
Rest  des  Winters.  Als  der  Frühling  heraurückte  und  mit  ihm  das 
junge  Gras  sproßte,  wurden  die  Gnus  allmählich  an  dieses  Futter 
gewöhnt,  und  als  dies  ohne  Schwierigkeit  gelungeu  war,  öffnete  ich 
au  einem  schönen,  sonnigen  Morgen  die  Türen  des  in  die  Wiese 
mündenden  Auslaufes.  Sogleich  kamen  die  Tiere  aus  dem  Stall. 
Erst  wurde  dem  jungen  Grase  tüchtig  zugesprochen,  dann  folgte  ein 
Springen,  Rennen  und  Spielen,  wie  es  eben  nur  Weißschwanzguus 
tun  können,  uud  bald  hatten  sie  sich  auf  ihrer  Wiese  vollkommen 
eingewöhnt.  Nach  einigen  Wochen  wurde  mir  klar,  daß  das  Weibcheu 
tragend  war,  und  im  Juli  setzte  es  ein  schönes  Junges  weiblichen 
Geschlechtes.  Ich  hatte  den  Bullen  nicht  abgesperrt,  und  dies  war, 
wie  sich  nun  ergab,  auch  nicht  nötig,  da  er  weder  Mutter  noch 
Kind  etwas  zu  Leide  tat.  Das  Kälbchen  war  isabellgelb  oder  sand¬ 
farbig,  hatte  schwarzbraunes  Gesicht,  dunkle  Mähne  und  weißlichen 
Schwanz  und  war  das  drolligste  und  spiellustigste  Ding,  das  man 
sich  denken  kann.  Drei  Monate  nach  der  Geburt  wurde  das  Weibchen 
wieder  von  dem  Bullen  gedeckt  und  setzte  81/*  Monat  später  ein 
zweites  Kalb,  wiederum  ein  Weibchen.  Im  Herbst  1887  begattete 
sich  das  erstgeborene  Weibchen  und  bekam  1888  ein  Junges,  das 
männlichen  Geschlechtes  war,  während  die  Mutter  wieder  ein  Weibchen, 
also  das  dritte,  erzielte. 

Auf  diese  Weise  vermehrte  sich  die  Herde  über  alle  Erwartung, 
und  ich  war  bald  in  der  Lage,  sowohl  Paare  als  auch  Einzeltiere 
abzugeben. 

Während  der  ersten  Jahre  genügte  es,  den  Gnus  im  Laufe  des 
Winters  im  Stall  Futter  zu  reichen,  ohne  sie  einzusperren.  Als 
aber  im  kalten  Winter  von  1890  auf  91  ein  soeben  geborenes  Kalb 
der  Kälte  erlag  und  sogar  ein  fünf  Monate  altes  Stück  sich  er¬ 
kältete  und  einging,  habe  ich  es  für  zweckmäßiger  gehalten,  sobald 
im  Herbst  oder  Vorwiuter  Schneewetter  eiutritt,  die  ganze  Herde 
einzufangen.  Da  man  nun  höchstens  das  alte  Weibchen  mit  seinem 
letztjährigen  Jungen  Zusammenhalten  kann,  indem  je  zwei  Alte  sich 
stets  tödlich  befehden,  so  wurde  es  bei  dieser  Maßregel  nötig,  den 
Stall  bedeutend  zu  vergrößern.  Er  besteht  jetzt  aus  acht  sehr  ge¬ 
räumigen  Abteilungen. 


Da  die  im  Freien  geborenen  Gnus-  sehr  scheu  sind,  so  ist  das 
Einfangen  der  Tiere  im  Herbst  immer  eine  sehr  schwierige  Geschichte, 
die  viel  Geduld  erfordert.  Es  geschieht  dies  mittels  Falltüren  und 
ist  nur  möglich,  wenn  Schnee  den  Tieren  Futternot  verursacht,  so 
daß  man  sie  mit  dem  Futter  locken  kann. 

Die  weiblichen  Gnus  begatten  sich,  wenn  sie  ungefähr  ein  Jahr 
alt  sind,  die  Männchen  brauchen  zur  Geschlechtsreife  ein  bis  zwei 
Jahre  länger.  Sie  begatten  sich  zwar  bisweilen  schon,  wenn  sie 
erst  zwei  Jahre  alt  sind ;  ich  habe  aber  niemals  Resultate  davon 
gesehen. 

Im  Jahre  1896  zog  ich  mitsamt  meinen  Tieren  nach  meinem 
jetzigen  Wohnort  Gooilust.  Die  Gnus  erhielten  hier  die  gleiche  Ein¬ 
richtung  wie  früher,  drei  Hektar  von  uralten  Bäumen  umgebene 
Weide,  einige  davon  mitten  darin,  und  die  Ställe  mit  der  Front 
nach  Süden. 

Infolge  der  zu  erwartenden  Schwierigkeiten  des  Umzugs  war  ich 
gezwungen,  einen  Teil  der  Herde  zu  verkaufen.  Als  au  dem  neuen 
Wohnort  alles  wieder  in  Ordnung  war,  kaufte  ich  noch  ein  impor¬ 
tiertes  junges  Paar  von  C.  Reiche  in  Alfeld  und  ein  gezüchtetes 
Weibchen  vom  Rotterdamer  Zoologischen  Garten.  Mit  diesen  Tieren 
und  den  Stücken,  die  ich  aus  meiner  eigneu  Zucht  behalten  hatte, 
arbeitete  ich  dann  weiter  und  importierte  vor  drei  Jahren  nur  noch 
einmal  einen  schönen  Bullen  vom  Kap,  während  ich  noch  ein  paar¬ 
mal  je  ein  Weibchen  hinzu  fügte.  So  besteht  meine  Herde  augen¬ 
blicklich  aus  zehn  Stück,  und  zwar  aus  vier  alten  Zuchtweibchen, 
zwei  alten  Bullen  und  vier  Kälbern. 

Der  Boden,  worauf  die  Gnuherde  gehalten  wird,  hat  Sandgruud, 
so  daß  das  Wasser  auch  bei  anhaltendem  Regen  immer  bald  ab¬ 
zieht.  Während  des  Sommers  erhalten  die  Tiere  nichts  weiter  als 
das  Gras,  das  sie  auf  ihrer  Wiese  finden.  Im  Herbst  fange  ich  an, 
in  den  Ställen  Heu  zu  füttern,  und  im  Winter,  wenn  die  Gnus 
eingesperrt  sind,  bekommen  sie  außer  Heu  noch  Hafer  und  Kleie. 
Gegen  schlechte  Witterung  sind  diese  Antilopen  ganz  unempfindlich, 
und  hat  eigentlich  nur  der  schon  erwähnte  außergewöhnlich  strenge 
Winter  von  1890  auf  91  Opfer  gekostet.  Bei  heißem  Wetter  liegt 
die  Herde  gewöhnlich  den  ganzen  Tag  über,  den  heißesten  Sonnen¬ 
strahlen  ausgesetzt,  mitten  auf  der  Wiese  und  wird  dann  erst  gegen 
Abend  hin  munter.  Niemals  fällt  es  den  Tieren  ein,  den  Schutz 
der  Bäume  gegen  die  Sonne  aufzusuchen  ;  eher  tun  sie  dies  bisweilen 
bei  starkem  Regen. 


9 


Sehr  schwer  ist  es,  ein  fremdes  Tier,  sei  es  ein  Weibchen  oder 
ein  Männchen,  in  die  Herde  einzugewöhnen.  Manchmal  dauert  es, 
um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  ein  volles  Jahr,  manchmal  gelingt  es 
überhaupt  nicht,  und  es  bleibt  nichts  anderes  übrig,  als  den  Neuling 
wieder  zu  verkaufen.  Die  Bullen  sind  sehr  leidenschaftlich  und  ge¬ 
fährden  mit  ihren  nadelscharfen  Hörnern  die  Weibchen  oft  ernstlich. 
Einmal  hatte  ich  einen  selbstgezlichteteu ,  außerordentlich  starken 
Bullen,  der  plötzlich  eines  der  Weibchen  nicht  mehr  leiden  mochte. 
Er  jagte  es  so  lange  herum,  bis  es  in  der  Verzweiflung  ins  Eiseu- 
gitter  rannte  und  sich  erheblich  verletzte,  wobei  der  Bulle  mit  seinen 
Hörnern  noch  nachhalf.  Das  Weibchen  wurde  dann  mit  unendlicher 
Mühe  herausgefangeu  und  eingesperrt.  Später,  als  noch  ein  zweites 
Weibchen  mißhandelt  worden  war,  wurde  mir  die  Sache  doch  zu 
arg,  und  ich  sperrte  nun  den  bösen  Bullen  selbst  ein.  Am  nächsten 
Morgen  kam  der  Wärter  voll  Aufregung  und  Entrüstung  mit  der 
Meldung  zu  mir,  der  Bulle  sei  in  der  Nacht  entwichen!  Er  war 
einfach  durch  die  Bretterwand  des  Stalles  ausgebrochen  und,  als  ich 
hinzukam,  eben  damit  beschäftigt,  von  der  Wiese  her  in  die  Ab¬ 
teilung  des  Stalles  einzubrechen,  worin  das  von  ihm  mißhandelte 
Weibchen  untergebracht  war.  Die  starke  Bretterwand  flog  schon 
in  Splitter,  und  nur  mit  der  größten  Mühe  gelang  es,  das  wütende 
Tier  zu  bändigen.  Dieser  Herr  war  mir  denn  doch  zu  gefährlich 
und  wurde  sobald  als  möglich  ausrangiert! 

Wuuderschöu  sind  die  Gnus  in  ihren  Bewegungen,  und  wenn 
abends  nach  einem  heißen  Tage  die  Herde  sich  in  Bewegung  setzt, 
die  Kälber  voran,  und  in  den  wunderbarsten  Gangarten,  bald 
Schlangenlinien,  bald  Ellipsen,  bald  Kreise  beschreibend  sich  tummelt, 
daun  geht  alles  oft  so  schnell,  daß  das  Auge  den  Einzelbewegungen 
kaum  zu  folgen  vermag.  Mau  kann  sich  an  dem  wunderbaren  Schau¬ 
spiel  nicht  müde  sehen!  Diese  Übungen  werden  fast  immer  gegen 
Abend  vorgenommen,  aber  man  kann  sie  bisweilen  auch  über  Tag 
beobachten,  wenn  nach  einem  starken  Regenguß  der  Wind  die 
Wolken  verjagt  hat. 

Der  Ruf  des  Männchens  ist  weithin  hörbar.  Mau  vernimmt  ihn 
besonders  oft  vom  August  ab  bis  zum  Februar,  also  während  der 
Bruuftzeit. 

Nur  noch  eiue  Tierart  kann  ich  dauernd  in  der  von  den  Gnus 
bewohnten  Einfriedigung  halten,  nämlich  australische  Emus.  Wenn 
diese  Vögel  von  den  Gnus  gejagt  werden,  dann  scheinen  sie  ordent¬ 
lich  Gefallen  an  diesem  Spiele  zu  finden.  Sie  rennen  dann  bald 


10 


mitten  unter  den  Gnus  mit,  bald  fliehen  sie  vor  ihnen  her,  bald 
jagen  sie  hinter  ihnen  drein.  Amerikanische  Strauße  ( JRhea )  verlieren 
in  solchem  Falle  die  nötige  Ruhe.  Aufangs  geht  es  gut.  Wenn 
das  Jagen  aber  etwas  anhält,  so  ängstigen  sie  sich,  besonders  wenn 
es  gegen  Abend  geht.  Uud  das  Ende  vom  Liede  ist  daun  gewöhn¬ 
lich  Verletzung  durch  die  Gnus  oder  Austürmen  au  das  Gitter. 
Andere  Antilopenarten  kann  man  bei  den  Gnus  nicht  halten ;  sie 
werdeu  einfach  zu  Tode  gehetzt. 

Zum  Schluß  möchte  ich  die  Hoffnuug  aussprechen,  daß  den 
wenigen  Weißschwanzgnus,  die  noch  in  Südafrika  leben  sollen, 
der  Schutz  gewährt  werden  möchte,  den  sie  so  dringend  nötig  haben, 
damit  die  Erde  nicht  eines  ihrer  merkwürdigsten  Geschöpfe  ver¬ 
lustig  geht! 


Ein  Elefant  als  Nordpolfahrer. 

Von  Julius  Schiött,  Direktor  des  Zoologischen  Gartens  in  Kopenhagen. 

(Mit  einer  Abbildung). 

Es  ist  hinlänglich  bekannt,  daß  Tropeutiere  im  allgemeinen  die 
niederen  Temperaturen  unseres  Klimas  besser  vertragen,  als  Polartiere 
unsere  für  sie  höheren  Wärmegrade.  Die  Dickhäuter  machen  von 
dieser  Grundregel  keine  Ausnahme.  So  hat  der  Verfasser  dieses 
Artikels  mit  großem  Interesse  in  den  ersten  Tagen  des  Jahres  1900 
bei  einer  Temperatur  von  — 1°C.  einen  Elefanten  des  Berliner  Gartens 
im  Freien  gesehen.  Der  Boden  war  mit  einer  dünnen  Lage  Schnee 
bedeckt,  aber  der  Kerl  befand  sich  dabei  ganz  behaglich,  trotzdem 
daß  er  deutliche  Zeichen  von  sinulicher  Erregung  zur  Schau  trug. 

Daß  Elefanten  Kälte  gut  vertragen,  wissen  wir  schon  seitlaugem; 
haben  wir  doch  alle  im  Livius  gelesen,  wie  es  im  Jahre  215  v.  Chr. 
dem  Haunibal  gelang,  einen  Teil  seiner  37  Kriegselefauten  über  die 
schneebedeckten  Alpenpässe  zu  führen.  Doch  hält  sicherlich  in  dieser 
Beziehung  unter  den  Elefanten  die  »Topsy«  des  Menageriebesitzers 
Philadelphia  den  Weltrekord.  Unsere  photographische  Abbildung 
stellt  das  Tier  dar,  wie  es,  teilweise  mit  Rentierfellen  bekleidet, 
vor  fünf  Jahren  eine  Winterreise  bis  ganz  nahe  au  den  Polarkreis 
unternahm. 

Am  12.  Februar  1900  befand  sich  der  Dompteur  in  der  Stadt 
Ostersund  im  nördlichen  Schweden.  Als  die  Geschäfte  hier  ziemlich 
schlecht  gingen,  beschloß  Herr  Philadelphia  das  noch  kleinere  Städt- 


11 


cheu  Ström,  wo  eben  ein  großer  Jahrmarkt  abgehalten  werden  sollte, 
zu  besuchen.  Ström  liegt  ungefähr  auf  dem  64.°  u.  Br.,  und  seine 


Fig.  1.  Topsy  auf  der  Wanderschaft  durch  Schnee  und  Eis. 


Entfernung  von  Östersund  beträgt  auf  ziemlich  schmalem  Wege  über 
55  km.  Das  Wetter  war  kalt,  und  die  Temperatur  schwankte  in 
den  betreffenden  Tagen  von  — 12  bis  — 20  °C.  Herr  Philadelphia 
verfertigte  für  das  Tier  einen  Pelz  aus  Rentierfellen  und  Stiefel  aus 
dem  gleichen  Material.  In  dieser  Ausrüstung  trat  es  die  Reise  an. 
Der  Schnee  lag  sehr  hoch,  und  jedesmal,  wenn  die  Karawane  einem 
Schlitten  begegnete,  mußte  der  Elefant  ausweichen  und  versank  dann 
oft  bis  zum  Bauche  in  dem  metertiefen  Schnee.  Die  Stiefel  wurden 
durchnäßt  und  mußten  ausgezogen  werden.  Am  schlimmsten  war  es, 
wenn  der  Weg  gefrorene  Gewässer  passierte,  weil  der  Elefant  auf 
dem  Eise  sehr  unsicher  ging  und  mehrfach  ausglitt. 

Am  ersten  Tage  legte  man  über  die  Hälfte  des  Weges  zurück. 
Gegen  Abend  eilte  der  Menageriebesitzer  im  Pferdeschlitten  voraus, 
um  der  Topsy  einen  guten,  warmen  Stall  für  die  Nacht  zu  bereiten. 
Am  zweiten  Tage  erst  langte  die  seltene  Karawane  in  dem  Städtchen 
an,  das  noch  niemals  vorher  ein  solches  Rüsseltier  beherbergt  hatte. 
Der  Elefant  machte  natürlich  ein  außerordentliches  Aufsehen.  Die 
Lappen,  die  zusammen  mit  den  schwedischen  Bauern  den  Markt  be¬ 
suchten,  konnten  sich  an  der  wunderbaren  Erscheinung  des  fernen 
Indiens  nicht  sattseheu,  obgleich  das  Tier  damals  erst  ein  ganz 
junges,  etwa  achtjähriges  Exemplar  war. 


12 


Unmittelbar  nach  ihrem  Auftreten  auf  dem  Markte  trat  die 
Topsy  mit  ihrem  Herrn  die  Rückreise  an,  sie  reich  an  Ehren,  er  an 
Geld.  Nur  eine  kleine  Frostwuude  an  den  äußeren  Genitalien  er¬ 
innerte  noch  an  die  ausgestandenen  Strapazen,  die  aber  durch  sorg¬ 
fältige  Behandlung  bald  geheilt  wurde.  Das  Tier  ist  jetzt  in  seiner 
vollen  Kraft  und  wirklich  ein  Wunder  der  Dressur  zu  nennen. 


Neues  aus  dem  Leben  der  Hauskatze. 

Von  Dr.  Paul  Kämmerer  in  Wien. 

I.  Während  eines  Aufenthaltes  in  Wolfsegg,  Oberösterreich  (im 
September  1904)  beobachtete  ich  bei  einem  Bauernhause  eine  merk¬ 
würdige  Freundschaft  zwischen  einer  blinden  Haus¬ 
katze  und  einer  weißen  Henne.  Beide  schienen  unzertrenn¬ 
lich  zu  sein ;  die  Katze  folgte  der  Henne  überallhin  nach,  wobei  ihr, 
die  durch  die  Bosheit  eines  Nachbarn  geblendet  worden  war,  das 
fast  unausgesetzte  Gackern  der  Henne  als  Richtschnur  diente.  Die 
Katze  war  noch  jung,  und  obwohl  die  wunden  Augenhöhlen  noch 
nicht  vollständig  verheilt  waren,  ließ  sie  sich  ihren  Unfall  doch  nicht 
weiter  an  fechten,  sondern  war  sogar  zum  Spielen  aufgelegt.  Dies 
betätigte  sie  der  Henne  gegenüber  in  übermütigen  Sprüngen,  durch 
die  sie  ihre  Freundin  zu  haschen  suchte.  Diese  mißverstand  die 
scherzhaften  Angriffe  zwar  durchaus  nicht,  indem  sie  sie  etwa  als 
gefährlichen  Ernst  oder  doch  als  Belästigung  aufgefasst  hätte,  ging 
aber  ihrerseits  nicht  darauf  ein,  sondern  wich  bedächtig  zur  Seite, 
so  daß  die  Katze  regelmäßig  an  ihr  vorbeisprang.  Beim  Futter,  unter 
dem  sich  auch  Fleisch-  und  Speckabfälle  befanden,  warf  die  Henne 
ihrem  blinden  Schützling  viele  Brocken  vor  und  zerkleinerte  sie  eifrig, 
als  ob  sie  es  mit  einem  Küchlein  zu  tun  hätte.  Seit  ihrer  Freund¬ 
schaft  mit  der  Katze,  die  übrigens,  wie  betont  werden  muß,  männ¬ 
lichen  Geschlechtes  war,  hat  jene  Henne,  wie  ich  auf  meine  Er¬ 
kundigung  erfuhr,  nie  wieder  die  Gemeinschaft  anderer  Hühner  und 
des  Hahnes  gesucht.  Ich  vermute,  daß  auch  bei  dieser  Tierfreund¬ 
schaft,  wie  in  den  Fällen  besonderer  Anhänglichkeit  weiblicher  Haus¬ 
tiere  an  männliche  Familienmitglieder  und  umgekehrt,  das  sexuelle 
Moment  insofern  eine  gewisse  Rolle  spielt,  als  wahrscheinlich  die 
Geschlechtszellen  aller  Wirbeltiere,  auch  der  stammesgeschichtlich 
sehr  weit  von  einander  entfernten,  in  ihrer  chemischen  Zusammen¬ 
setzung  ein  Gemeinsames  haben,  das  zwischen  weiblichen  und  männ- 


13 


liehen  Geschlechtsprodnkten  auch  dann  noch  unter  Umständen  einen 
Grad  von  Affinität  bestehen  läßt,  wenn  die  betreffenden  Individuen 
verschiedenen  Klassen  des  Systems  angehören. 

II.  ßrehm  zählt  die  Katze  nicht  unter  den  Feinden  des 
Maulwurfs  auf  (Tierleben,  3.  Auflage,  2.  Band,  Seite  381),  auch 
nicht  den  Maulwurf  unter  den  Tieren,  die  der  Katze  zur  Nahrung 
dienen  (a.  a.  0.,  1.  Band,  Seite  439  und  440).  Ich  nehme  also  an, 
daß  es  nicht  die  Regel  bildet,  wenn  Katzen  Jagd  auf  Maulwürfe 
machen.  Iu  Wolfsegg  nun  beobachtete  ich  eine  Katze,  die  täglich 
die  frisch  aufgeworfenen  Maulwurfshaufen  der  ihrem  Wohnhause 
benachbarten  Wiese  absuchte,  bis  sie  endlich  einen  für  geeignet  be¬ 
fand,  davor  Platz  zu  nehmen,  beziehungsweise  an  gewissen  Merkmalen 
erkannte,  daß  der  unterirdische  Wühler  seine  Tätigkeit  bald  wieder 
aufnehmen  werde.  In  der  bekannten,  lauernden  Stellung  wartete  sie 
nun,  bis  der  Maulwurf  die  aus  seinem  Bau  herausgeschaffte  Erde 
aufwarf,  und  in  dem  Augenblicke,  als  es  im  Maulwurfshügel  leben¬ 
dig  zu  werden  begann,  fuhr  sie  mit  ihren  Pfoden  und  mit  ihrem  Kopf 
heftig  zwischen  die  lockere  Erde  und  zog  deu  schwarzen  Gesellen 
heraus.  Beim  Verzehren  ihrer  Beute  konnte  ich  diese  Katze  nicht  be¬ 
obachten,  denn  sie  trug  sie,  ohne  erst  vorher  damit  zu  spielen,  im 
Maule  davon,  vielleicht  um  sie  ihren  Jungen  zu  bringen. 

III.  In  der  Biologischen  Versuchsanstalt  in  Wien  wird  eine  sehr 
schöne,  einfarbig  blaugraue  Katze  gehalten,  die  schon  mehrmals  Proben 
von  außergewöhnlicher  Klugheit  gegeben  hat.  Vormittags, 
sobald  wir  uns  in  unseren  Arbeitszimmern  eingefunden  haben,  macht 
sie  uns  Besuch,  indem  sie  zur  Türe  kommt  und  so  lange  miaut,  bis 
man  ihr  öffnet.  Hauptsächlich  hat  sie  es  dabei  auf  den  geheizten 
Ofen  abgesehen,  in  dessen  Wärmestrahlungsbereich  sie  sich  lagert. 
In  der  warmen  Jahreszeit  stellt  sie  ihre  Besuche  ein.  Einigemale 
erschien  sie  am  Fenstergesims  und  wollte  von  hier  aus  ins  Zimmer 
kommen;  da  man  aber  das  Fenster  der  Kälte  wegen  nicht  öffnen 
wollte,  half  ihr  das  Miauen  nichts.  Als  wir  ihr  aber  mit  der  Hand 
in  der  Richtung  der  Eingaugstür  winkten,  verstand  sie  es  sofort; 
denn  alsbald  verschwand  sie  vom  Fenster  und  war  im  Nu  vor  der 
Türe.  Sehr  possierlich  ist  diese  Katze,  wenn  sie  stundenlang  ruhig 
auf  einem  Käfig  sitzt,  in  dem  weiße  Mäuse  gezüchtet  werden, 
und  diese  Nager  mit  der  größten  Aufmerksamkeit  und  unter  wechsel- 
und  ausdrucksvollem  Mienenspiel  beobachtet,  vermutlich  aber  nicht 
aus  biologischem  Interesse. 


14 


IV.  In  dem  vorgenannten  Institut  wurden  Versuche  ange¬ 
stellt  über  die  Vererbung  der  Farbe  der  Regenbogen¬ 
haut  und  zu  diesem  Zwecke  Katzen  und  Hunde  mit  intra-individuell 
verschiedenfarbigen  Augen  verwendet.  Das  Resultat  war,  daß  das 
blaue  Irispigment  in  weit  stärkerem  Maße  vererbbar  ist,  als  das 
braune  und  gelbe.  Die  Jungen,  mochten  nun  beide  Elterntiere  ver¬ 
schiedenfarbige  Augen  oder  ein  Elterntier  ein  gelbes  und  ein  blaues, 
das  audere  Elterntier  beide  Augen  blau  oder  beide  Augen  gelb  ge¬ 
habt  haben,  waren  fast  durchweg  beiderseits  blauäugig.  Eine  kleinere 
Anzahl  hatte  je  ein  blaues  und  ein  gelbes  Auge,  während  Nach¬ 
kommen  mit  zwei  gelben  Augen  in  keinem  der  aufgezählten  Misch¬ 
ungsfälle  erzielt  wurden.  Das  gleiche  Ergebnis  lieferte  die  Zucht 
von  Hunden  mit  blauen  und  braunen  Augen,  nämlich  stärkere 
Erblichkeit  des  blauen  Pigmentes. 


Zur  Frage  über  die  Abnahme  der  Schwalben. 

Von  Direktor  Dr.  Ad.  Seitz  in  Frankfurt  a.  M. 

Die  Aufgabe,  den  wahreu  Grund  der  Abnahme  unsrer  Schwalben 
herauszufinden,  ist  zweifellos  ebenso  dankenswert  wie  schwer  zu  lösen. 
Es  kann  wohl  kein  Zweifel  darüber  sein,  daß  die  —  wie  der  Leit¬ 
aufsatz  in  Jahrg.  1904  des  »Zoologischen  Garten«  No.  10  zeigt  — 
auch  außerhalb  unsres  Vaterlandes  wahrgenommene  Tatsache  vom  Ver¬ 
schwinden  unserer  Lieblinge  auf  verschiedene,  gemeinschaftlich  wir¬ 
kende  Ursachen  zurückzuführen  ist.  Ganz  unzweifelhaft  sind  die  vom 
Herausgeber  der  Zeitschrift  aufgeführten  Gründe  sehr  wirksam,  den 
Schwalben  den  Aufenthalt  vornehmlich  in  Städten  zu  verleiden,  und 
gerade  die  Städte  sind  es  ja,  die  am  meisten  über  die  Abnahme  der 
Schwalben  klagen.  Telephondrähte  erschweren  den  Tieren  überall 
die  Jagd;  die  durch  die  Sauberkeit  der  Straßen  ohnehin  seltner  ge¬ 
wordenen  Insekten  ziehen  sich  vor  dem  unablässigen  Dahiutosen  vou 
Trambahnen  und  Fuhrwerken  zurück  in  Schlupfwinkel,  wohin  ihneu 
der  jagende  Vogel  nicht  folgen  kann.  Alle  Lebensbedingungen  werden 
den  Tieren,  wie  in  dem  Artikel  sehr  treffend  ausgeführt  ist,  er¬ 
schwert;  ja  bei  dem  stets  blank  geputzten  Asphaltpflaster  dürften 
die  Schwalben  in  großen  Städten  sogar  genötigt  werden,  den  zum 
Nestbau  nötigen  Landstraßenkot  von  auswärts  zu  beziehen. 

Diesen  einheimischen  Verhältnissen  stellen  sich  nun  noch  ge- 
wisse  Veränderungen  im  Auslande  zur  Seite,  die  sie  in  ihrer  Wirk- 


15 


samkeit  verstärken.  Die  Schwalben  verbringen  den  Winter  überm 
Meer,  und  zwar  die  bei  uns  heimischen  Paare  gewiß  größtenteils  in 
Algerien.  In  der  letzten  Zeit  seiner  Selbständigkeit  und  auch  noch 
zur  Zeit  seiner  Eroberung  unter  Louis  Philipp  und  Napoleon  III. 
war  Algier  größtenteils  Wüste;  die  Bevölkerung  nomadisierte  oder 
führte  gar  ein  unstetes  Räuberleben,  und  feste  Wohnsitze,  besonders 
Dörfer,  in  denen  sich  Rauch-  wie  Hausschwalbe  besonders  gerne  an¬ 
siedeln,  waren  äußerst  spärlich.  Das  schlecht  bewässerte  und  sehr 
wenig  angebaute  Land  dorrte  im  Sommer  so  vollständig  ab,  daß  das 
Insektenleben  ziemlich  vollständig  aufhörte  und  daß  die  Schwalben 
wohl  damals  dort  ähnlichen  Mangel  an  jagdbarem  Wild  litten,  wie 
heute  in  den  großen  europäischen  Kulturstädten.  Heute  ist  das  ganz 
anders  geworden.  Von  den  südlichen  Höhenzügen  des  Atlas  bis  zum 
Meere  breitet  sich  ein  ausgedehntes  Kulturland;  Getreidefelder 
wechseln  ab  mit  Weinbergen  und  grünem  Weideland.  In  den  Tälern 
der  Aures-Berge,  deren  Höhen  mit  dichten  Wäldern  bestanden  sind, 
erblicken  wir  grüne  Matten  und  blühende  Hänge,  die  von  Myriaden 
von  Insekten  wimmeln.  Mitunter  scheint  die  ganze  Flur  zu  flimmern 
vom  Umherschwirren  zahlloser  Zikaden,  Bienchen  und  Motten,  der 
Heuschrecken  und  Käfer  gar  nicht  zu  gedenken.  Bis  zum  Juli  noch, 
also  bis  gegen  das  Ende  der  Schwalbenbrutzeit,  fand  ich  den  Insek¬ 
tenreichtum  Algeriens  im  Steigen  begriffen,  und  ich  kann  mir  nicht 
denken,  daß  vor  der  rationellen  Wasserversorgung  und  Bebauung 
das  Land  einer  solchen  Insektenmeuge  genügend  Nahrung  gegeben 
habe.  Die  kahlen,  noch  heute  von  Nomaden  bewohnten  Gebirgszüge 
gewisser  Gegenden  sind  auch  jetzt  noch  infolge  der  vegetationszer¬ 
störenden  Tätigkeit  der  Hirtenvölker  eine  fast  pflanzenleere  Wüste 
geblieben,  und  außer  einigen  riesigen  Heuschrecken  und  schwarzen, 
hartschaligen  Erdkäfern  ist  in  ihnen  kaum  ein  Insekt  wahrzunehmen. 

Es  müßte  nun  tatsächlich  wuudernehmen,  wenn  diese  Verwand- 

* 

lung  Nordafrikas  aus  einer  trostlosen  Wüstenei  fast  ohne  feste  Wohn¬ 
sitze  in  ein  mit  Dörfern  und  Gutshöfen  übersätes  Kulturland  ohne 
Wirkung  auf  seine  Vogelwelt  geblieben  sein  sollte.  Bekanntlich 
pflegt  regelmäßig  ein  Teil  der  Zugvögel  in  dem  Winteraufenthalt 
zurückzubleiben,  und  daß  dieser  Teil  wächst,  je  günstiger  die  Lebeus- 
verhältnisse  dort  und  je  ungenügender  ihr  Unterhalt  hier  wird,  ist 
leicht  verständlich.  Tatsächlich  sah  ich  auch  von  der  Eisenbahn  aus 
zahllose  Schwalben  über  den  endlosen  Kornflächen  der  Provinz  Con- 
stantine  hinstreichen.  Unter  den  Dachrampen  der  Gehöfte  reihte  sich 
Nest  an  Nest  der  Rauchschwalbe,  ja  in  den  Zimmern  suchten  sie  zu 


16 


nisten  und  flogen  ungeniert  durch  die  Portieren,  die  mein  Zimmer 
abschlosseu,  indem  sie  ihren  Jungen  den  ersten  Flugunterricht  er¬ 
teilten.  Unter  dem  Balkon,  auf  dem  ich  mein  Frühstück  nahm, 
zählte  ich  über  50  Nester  der  Hausschwalbe,  und  auf  der  Bahnstrecke 
nach  Biskra,  bald  hinter  Constantine,  faud  ich  Hunderte  von  Störchen, 
die  dort  ganze  Kolonien  bildeten  und  in  Ermangelung  von  Schorn¬ 
steinen  ihre  Nester  —  oft  bis  zu  fünf  auf  einem  Stamme  —  auf 
Bäume  bauten. 

Nicht  ein  Aussterben  der  Tiere  ist  es  also,  nicht  eine  Ab¬ 
nahme  ihrer  Zahl,  sondern  ein  Wegbleiben,  weshalb  wir  sie 
hier  vermissen,  und  es  scheint  mir  ganz  verfehlt,  eine  irgendwo  vor 
sich  gehende  Ausrottung  anzunehmen.  Unerzogene  Völker  haben  von 
jeher  harmlose  Tiere  gemordet  und  verspeist,  früher  noch  mehr,  als 
jetzt.  Darum  ist  auch  von  einem  Schutzgesetz  in  unserm  Vaterlande 
keiue  Besserung  zu  erwarten.  Die  Resultate  der  letzten  Jahre  zeigen, 
daß  mit  dem  gesetzlichen  Schutze  nichts  erreicht  worden  ist.  Der 
nicht  geschützte  Sperling  nimmt  zu,  und  die  geschützte  Schwalbe 
nimmt  ab;  der  Schwarzspecht,  dem  die  rationelle  Forstwirtschaft 
überall  die  Brutbäume  eutzieht,  nimmt  trotzdem  zu,  und  der  überall 
fast  für  heilig  gehaltene  Storch  nimmt  ab.  Die  seit  dem  Würzburger 
Amselprozeß  vogelfreie  Schwarzamsel  nimmt  zu,  und  die  kleinen, 
durch  das  Gesetz  geschützten  Singvögel  nehmen  ab. 

Ich  nehme  mir  nicht  heraus,  mit  den  vorstehenden  Angaben  die 
schwierige  Frage  gelöst  zu  haben,  aber  ein  Beitrag  zur  Erklärung 
dafür  dürfte  damit  doch  gegeben  sein.  Ich  erwähne  übrigens  hier 
ausdrücklich,  daß  ich  mich  entsinne,  auch  schon  von  anderer  Seite 
in  einer  Tageszeitung  einen  Hinweis  auf  die  Möglichkeit  gelesen  zu 
haben,  daß  viele  unsrer  Sommergäste  infolge  der  gebesserten  Ver¬ 
hältnisse  überm  Meer  auf  den  Zug  nach  Norden  verzichten  könnten. 
Diese  Notiz  war  mir  aus  dem  Gedächtnis  gekommen,  fiel  mir  aber 
wieder  ein,  als  sich  mir  —  ganz  unabhängig  davon  —  bei  meinen 
Reisen  in  Nordafrika  die  gleiche  Beobachtung  aufdrängte. 

•  • 

I  ber  den  Massenfrass  der  Kiefernblattwespe  (Lophyrus  pini) 

im  Gonsenheiiner  Wald. 

Von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 

Im  Hochsommer  vorigen  Jahres  (1904)  trat  in  unserem  Gonsen- 
heitner  Kiefernwald  die  Afterraupe  der  Kiefernblattwespe  in  massen¬ 
hafter,  schädigender  Menge  auf.  Offenbar  hatte  der  heiße,  regenlose 


17 


Sommer,  im  Verlaufe  dessen  die  erste  Jahresbrut,  ohne  unter  un¬ 
günstiger  Witterung  leiden  zu  müssen,  vollzählig  zur  Entwickelung 
und  zur  Eiablage  kommen  konnte,  dem  kompakten,  geschlossenen 
Auftreten  der  zweiten  Jahresbrut  bedeutenden  Vorschub  geleistet. 
Auch  anderwärts,  wie  bei  Darmstadt  und  Frankfurt,  trat  die  After¬ 
raupe  bis  in  den  Spätherbst  hin  als  Massenplage  auf. 

Eine  kurze  Beschreibung  der  Kiefernblattwespe  uud  ihrer  Lebens¬ 
weise  sei  vorausgeschickt!  Während  das  etwas  kleinere  Männchen 
(Flügelspannung  etwa  15 — 16  mm)  am  ganzen  Körper  schwarz  ge¬ 
färbt  ist,  mit  Ausnahme  der  rötlichen  Biuterleibsspitze  und  einer 
weißen  Zeichnung  auf  der  Unterseite  des  ersten  Hinterleibsringes, 
ist  das  größere  Weibchen  blaßgelb  gefärbt;  nur  der  Kopf,  drei 
Flecken  auf  dem  Brustteile  uud  die  Mitte  des  Hinterleibes  sind 
schwarz.  Die  Fühler  des  Männchens  sind  breit,  buschig,  doppelt 
gekämmt,  die  des  Weibchens  einfach  fadenförmig.  Die  Afterraupen 
tragen,  wenn  ausgewachsen,  ein  schmutziggrünes  Kleid  mit  braunem 
Kopf  uud  einer  schwarzen  kommaähnlichen  Zeichnung  über  den 
Bauchfüßen.  Die  Flugzeit  ist  April  und  Mai.  Die  Weibchen 
schneiden  die  Kante  einer  Kiefernnadel  auf,  legen  in  jeden  Schnitt 
ein  walzenrundes  Ei,  etwa  10 — 20  an  eine  Nadel,  und  überkleben 
dann  das  Ei  mit  schaumigem  Schleim.  Im  ganzen  legt  jedes  Weibchen 
100  Eier.  Die  nach  zwei  bis  drei  Wochen  erscheinenden  Räupchen 
sind  bis  Juli  ausgewachsen  und  verpuppen  sich  nun  in  einem  kleinen, 
in  Rindenritzen  oder  an  Zweigen  befestigten  Kokon.  Ende  Juli,  An¬ 
fang  August  schlüpfen  die  neuen  Wespen  aus,  die  ihrerseits  den 
Entwicklungsgang  wiederum  einleiten.  Diese  zweite  Brut  trat  in 
diesem  Jahr  in  verheerender  Menge  auf. 

Der  ganze  Gonsenheimer  Wald  war  von  der  Plage  in  Mitleiden¬ 
schaft  gezogen.  Doch  waren  nicht  sämtliche  Bäume  derart  besetzt, 
daß  ein  Kahlfraß  des  ganzen  Waldkomplexes  stattgefuuden  hätte; 
es  war  vielmehr  der  Bestand  nur  sprungweise,  etwa  jeder  vierte 
bis  sechste  Baum,  stark  angegangen,  sodaß  nur  bei  diesen  Kiefern 
ein  völliger  Kahlfraß,  meist  mit  Hinterlassung  weniger  grüner  Ast¬ 
spitzen,  die  wie  eine  grüne  Oase  in  brauner  Wüste  aussahen,  statt¬ 
fand.  Infolgedessen  hatte  der  Wald,  wenn  man  ihn  von  erhöhten 
Puukten  quasi  in  der  Vogelperspektive  ansah,  ein  stark  grünbraun 
marmoriertes  Aussehen.  Es  war  sowohl  Baum-  wie  Buschholz  be¬ 
fallen,  unter  jenem  speziell  lückige  Bestände  uud  Bäume  mit  her¬ 
vorragendem  Gipfel;  auch  den  Überhältern  war  stark  mitgespielt. 
Jungholz  war,  wenigstens  primär,  nicht  mit  Raupen  besetzt.  Älteres 
Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  2 


Holz  wurde  ruehr  in  der  Spitze,  jüngeres  mehr  in  der  Mitte  be- 
fressen.  Befallene  Bäume  durchlichteten  sich  zuerst  und  bräunten 
sich  dann  im  weiteren  Verlaufe  des  Fraßes.  Unter  stark  mit  Raupen 
besetzten  Stämmen  war  der  Boden,  wenn  unbenarbt,  von  dem  Kot 
wie  mit  grünlichem  Mehl  überzogen ;  die  Fäkalien  rieselten  wie  ein 
leichter  Regen  zur  Erde.  Rindenfraß  konnte  ich  in  sehr  ausge¬ 
dehntem  Maße  konstatieren.  Eine  Unsumme  von  Raupen  wurde, 
jedenfalls  durch  Windstöße,  zur  Erde  geschleudert ;  die  Larven  stiegen 
dann  sogleich  wieder  in  die  Höhe,  aber  meist  merkwürdiger  Weise 
nicht  an  allen  Stämmen  verteilt,  sondern  gesammelt,  in  wahren  Pro¬ 
zessionen,  an  bestimmten  Bäumen,  sodaß  mau,  ohne  dadurch  aller¬ 
dings  auf  das  Gesamtheer  des  Ungeziefers  irgendwelchen  dezimieren¬ 
den  Einfluß  auszuüben,  mit  Leimringen  ihrer  Hunderte  und  aber 
Hunderte  hätte  vernichten  können.  Auch  hier  also  verleugnete  die 
Raupe  ihren  Herdentrieb  in  keiner  Weise.  Der  Aufstieg  erfolgte, 
trotzdem  doch  die  Kiefernblattwespe  und  ihre  Raupe  gradezu  »Sonnen¬ 
tiere«  sein  sollen,  meistens  auf  der  der  Sonne  abgewaudten  Baum¬ 
seite,  auf  der  Nord-,  Nordost-  und  Nordwestseite.  Man  kommt  leicht 
auf  die  Vermutung,  daß  hier  die  Rinde  etwas  feuchter  war  als  auf 
der  Gegenseite  und  dadurch  den  Raupen  das  Anheften  und  Klettern 
besser  ermöglicht  wurde.  Mehrere  Exemplare  der  Österreichischen 
Kiefer,  die  an  der  den  Wald  durchschneideuden  Laudstraße  stehen, 
waren  nicht  im  geringsten  angegangen,  während  die  Bäume  rundum 
alle  stark  befressen  waren.  x 

Von  Vögeln,  die  irgendwie  der  Plage  Abbruch  zu  tun  versucht 
hätten,  vermag  ich  keine  zu  nennen.  Ich  habe  grade  diesem  Punkte 
meine  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet,  aber  eine  irgendwie  auf 
Vertilgung  der  Afterraupen  gerichtete  Tätigkeit  auch  nicht  eines 
einzigen  Vogels  bemerken  können.  Ich  habe  im  Gegenteil  wahrge- 
nommeu,  daß  sich  die  Meisen,  selbst  die  Spechte,  in  diesem  Herbst 
vorzugsweise  in  Laubholzpartien  auf'hielten  und  sich  hier,  da  es 
davon  auf  unseren  Sandfeldern  nicht  viele  gibt,  geradezu  anhäuften. 
An  Orten,  wo  ich  sonst  im  Herbst  nie  fehlging,  Meisen  zu  treffen, 
war  diesmal  keine  einzige  Spezies  zu  sehen,  und  statt  der  munteren 
Locktöne  dieser  Vögelchen  hörte  man  nur  den  Kot  der  Raupen  von 
den  Bäumen  herabrieseln.  Es  decken  sich  meine  Beobachtungen 
über  die  Meisen  als  Feinde  der  Blattwespenlarven  ganz  mit  den  in 
Nr.  9  der  »Allg.  F.-  u.  J.-Z.  1904«  niedergelegten  Erfahrungen  des 
Forstmeisters  Heid  rieh  über  den  Fraß  von  Nematus  abietiim ,  wo 
dieser  Beobachter  auch  fand,  daß  den  Larven  des  Nematus  abietum 


19 


von  den  Meisen  in  keiner  Weise  nachgestellt  wurde,  nach  seinem 
Dafürhalten  deshalb,  weil  die  Nematus- Larven  einen  den  Meisen  un¬ 
angenehmen,  bitteren  Geschmack  hätten.  Der  Grünspecht,  dem  sich 

auf  dem  mit  wandernden  Raupen  massenhaft  besetzten  Waldboden 
•  • 

ein  gutes  Asungsfeld  geboten  hätte,  zog  es  ganz  entschieden  vor, 

auf  den  raupenreinen  Hegen  seine  Nahrung  zu  suchen.  Hier  habe 
ich,  um  keines  der  Verdienste  dieses  sonst  überwiegend  schädlichen 
Spechtes  unerwähnt  zu  lassen,  ihn  als  Vertilger  der  Larven  der 

Feldgrille  (Gryllus  campestris)  festgestellt;  er  hackt  dieserhalb  selbst 
die  Gänge  der  Larven  auf.  Es  gestatten  jedoch  unsere  Beobach¬ 
tungen  noch  nicht  den  apodiktischen  Schluß:  Die  Meisen  und  der 
Grünspecht  fressen  keine  Blattwespenlarven.  Man  könnte  z.  B. 
kalkulieren ,  daß  im  Anfang  der  Plage  diese  Vögel  sich  sehr 

wohl  als  Feinde  der  Larven  erwiesen,  sich  bei  der  Unzahl  der 

letzteren  aber  bald  eineu  Ekel  gefressen  und  sie  nuu  gänzlich 
ignoriert  hätten. 

Raupen,  die  zur  Verpuppung  schreiten  wollen,  lassen  sich  ein¬ 
fach  von  den  Bäumen  zur  Erde  fallen.  Aber  viele,  man  kann  fast 
sagen,  die  meisten  wählen  als  Winterlager  gar  nicht,  wie 
es  in  unseren  Lehrbüchern  angegeben  ist,  ein  Lager  im 
Boden,  unter  der  Moosdecke,  sondern  sie  verspinnen  sich 
in  Baumritzen  und  hinter  Borkenstückchen,  ganz  beson¬ 
ders  aber  am  Fuß  des  Stammes,  gänzlich  frei  auf  der 
Oberfläche  liegend.  Hier  kann  man  dicke,  lose  zusammenhängende 
Klumpen  von  Tönnchen,  die  den  Brutzellen  eines  Hummelnestes 
ganz  merkwürdig  ähneln,  aufraffen.  Gerne  wird  auch  das  Tönnchen 
an  der  Blattunterseite  der  im  Walde  zerstreut  stehenden  Büsche  au¬ 
gebracht.  In  ganz  vereinzelten  Fällen  beobachtete  ich,  daß  die  bis¬ 
weilen  noch  an  Zweigen  oder  in  den  Ritzen  klebenden  leeren 
Tönnchen  der  ersten  Brut  von  den  Raupen  besetzt  und  nur  noch 
verdeckelt  wurden,  derart,  daß  die  Deckel  nicht  an  der  Abschnitt¬ 
stelle  angesetzt  wurden,  sondern  wenige  Millimeter  unter  dem  Innen¬ 
rand  ihren  Anfang  nahmen. 

Noch  zweier  Erscheinungen  sei  Erwähnung  getan !  Ich  fand 
gauz  außerhalb  des  Waldes,  selbst  auf  größere  Entfernungen  von 
etwa  500  m  hin,  vollständig  ausgewachsene  wie  halbwüchsige  After¬ 
raupen  der  Kiefernblattwespe,  die  sich  hier  von  Kraut  uud  Gras 
nährten  und  dabei  auch  freudig  und  gut  gediehen.  Offenbar  hatten 
hier  vereinzelte  Weibchen,  vielleicht  vom  Winde  verschlagen  und 
durch  irgendwelche  Umstände  am  Weiterfliegen  verhindert,  ihre  Eier 


20 


abgelegt,  und  die  sich  daraus  entwickelnden  Räupchen  nahmen  aus 
Not  die  Kräuter  an,  die  ihnen  gerade  mundgerecht  waren. 

Auch  audere  Raupen,  wie  die  des  Kiefernspinners,  -Schwärmers 
und  -Spanners,  wurden  durch  die  Plage  in  Mitleidenschaft  gezogeu. 
Ich  sah  wiederbolentlich  diese  Raupen,  namentlich  die  letzteren,  an 
völlig  kahl  gefressenen  Bäumen  herabsteigen  und  an  anderen  Stäm¬ 
men  wieder  aufklettern,  wo  sie,  oben  aulangend,  doch  wieder  tabula 
rasa  fiudeu  mußten.  Aber  noch  interessanter  war  das  Schauspiel, 
das  sich  an  vereinzelt  stehenden,  stark  befallenen  Bäumen  bot.  Von 
der  leergefressenen  Kiefer  ließen  sich  die  Afterraupen  zu  Boden 
stürzen,  krochen,  nach  einem  neuen  Baume  suchend,  umher,  und  da 
sie  bei  der  vereinzelten  Lage  ihres  alten  Fraßbaumes  im  nächsten 
Umkreis  keinen  zweiten  linden  konnten,  so  kamen  sie  schließlich 
naturgemäß  wieder  zu  dem  alten  Stamme  (ohne  selbstredend  noch 
zu  wissen,  daß  sie  diese  Föhre  schon  befresseu  batten  1)  zurück  und 
stiegen  von  neuem  auf.  So  wanderte  ein  wahrer  Knäuel  von  Raupen 
den  Stamm  hinauf,  während  sich  Dutzende  und  Aberdutzende,  oben 
angelaugt,  wieder  herabfallen  ließen,  um  doch  schließlich  das  alte 
Spiel  von  vorne  anfaugen  zu  müssen.  Die  also  gemarterten  Tiere 
verspannen  sich  schließlich,  soweit  sie  das  dazu  nötige  Alter  nur 
einigermaßen  erreicht  hatten,  während  die  jüngeren  Exemplare  eines 
elendiglichen  Hungertodes  starben. 

Gegen  Ende  Oktober  war  die  Hauptmasse  der  Raupen  abge¬ 
stiegen.  Die  nach  der  Mitte  des  September  eintretende  kühle,  bis 
zu  6°  C.  sinkende  Temperatur  hat  nach  meineu  Beobachtungen 
einen  irgendwie  verderblichen  Einfluß  auf  die  Raupen  nicht  aus¬ 
geübt. 

Bericht  über  den  Zoologischen  Garten  in  Stockholm  für  1902. 

Von  Alarik  Behm. 

Der  Garten  erfreute  sich  auch  im  Jahre  1902  des  regsten  Zu- 

O 

sprnchs  und  der  allgemeinen  Teilnahme  der  Bevölkerung  wie  in  den 
früheren  Jahren. 

Daß  im  folgenden  keine  genauen  Ziffern  über  Einnahme  aufge¬ 
stellt  werden  können,  erklärt  sich  aus  der  innigen  Verquickung  des 
Gartens  mit  dem  Nordischen  Museum  auch  in  der  Rechnungsführung. 
Soviel  kann  aber  mitgeteilt  werden,  daß  durch  die  »GrilFsche 

9  Über  die  Dauer  der  geistigen  Eindrücke  bei  Raupen  vergl.  Zell:  »Ist 
das  Tier  unvernünftig«  S.  102 — 105. 


21 


Donation«  Kr.  2.037,36,  durch  Reiten  im  Garten  auf 
Pferden  und  durch  Fahren  mit  Rentieren  und  Eskimo¬ 
hunden  Kr.  1.332,27,  durch  Verkauf  von  Tieren  und  Tier¬ 
produkten  Kr.  2.006,10  und  durch  verschiedene  kleinere 
Ein  n  all  men  Kr.  661,61,  zusammen  also  Kr.  6.037,34  eingegaugen 
sind.  Von  den  im  Garten  gehaltenen  Pferden  wurden  Tagesleist¬ 
ungen  für  Kr.  6.891,85  gemacht.  Der  Garten  wurde  von  546  175 
Personen  besucht,  die  eine  Einnahme  an  Tagesgeldern 
von  Kr.  122.676,60  und  an  Abonnements  Kr.  48.193,75,  zu¬ 
sammen  also  Kr.  170.870,35  brachten. 

Die  Ausgaben  betrugen  im  Jahre  1902: 

Gehalte  und  Löhne . Kr.  15.535, — 


Tierankauf . »  688,55 

Unterhaltung  der  Gebäude  und  Gehege  .  »  3.013,33 

Fütterung . »  15.401,44 

Stallungen . »  2.895,06 

Verschiedenes . »  135,22 


In  Summa  Kr,  37.668,60. 

Was  die  während  des  Jahres  1902  gemachten  baulichen 
Anlagen  betrifft,  so  sind  in  erster  Linie  zu  erwähnen  die  neuen 
Gehege  für  Rehe,  Damhirsche,  Elche,  nordschwedische  Rinder, 
Ziegen  und  Esel. 

Was  den  Tier  bestand  au  langt,  so  wareu  Ende  1902  im 
Garten  69  Arten  und  Varietäten  von  Säugetieren  und  159 
Arten  von  Vögeln  vertreten . 

Während  des  Jahres  sind  im  Garten  geboren:  2  Eisbären 
( Ursus  maritimus ),  5  Rentiere  (Ran  gif  er  tarandus ),  6  Damhirsche 
(Gervus  dama ),  2  Rehe  (Capreolas  vulgaris ),  6  Hasen  ( Lepus 
borealis),  1  Yak  (Ros  grunniens ),  1  Birkhuhn  (Tetrao  tetrix)  und 
1  Kranich  (Grus  grus). 

Geschenkt  wurden:  1  Luchs  (Felis  lynx),  1  Wolf  (Canis  lupus), 
3  Eisfüchse  ( Canis  lagopus ),  1  Brauner  Bär  (Ursus  arctos ),  1  Baribal 
(Ursus  americanus) ,  1  Elch  (Alces  palmatus)  und  2  Mittelsäger 
(Mergus  serrator). 

Gekauft  wurden:  2  Polarwölfe  ( Canis  albus  Sabine),  1  Fisch¬ 
otter  ( Lutra  vulgaris ),  1  Hermelin  ( Mustela  erminea ),  1  Eichelhäher 
(Garrulus  glandarius ),  2  Blauraken  (Coracias  garndus ),  2  Ringel¬ 
gänse  (Branta  bernicla ),  2  Brandenten  (Tadorna  tadorna)  und  1 
Schnatterente  (Anas  strepera). 


22 


Kleinere  Mitteilungen. 

Berichtigung.  Bei  No.  IV  der  Entomologischen  Miszellen  in  Jahrg.  1904 
des  Zoolog.  Gartens  p.  347 — 348  sind  dem  Herrn  Verfasser  einige  Irrtümer  unter¬ 
laufen,  die  nicht  un berichtigt  bleiben  dürfen.  Zunächst  ist  es  nicht  gut  möglich, 
dass  die  »Hackerle«  suchenden  Mainzer  Hökerweiber  »Tannäpfel«  sammeln  können. 
Wie  man  nicht  Trauben  lesen  kann  von  den  Dornen,  so  auch  nicht  Tannäpfel  von 
oder  unter  den  Kiefern,  da  es  bei  Mainz  nur  Kiefernwälder  gibt.  Die  Mainzer 
Hackerle  sind  das,  was  man  in  der  Mark  Brandenburg  »Kienäppel«  nennt. 

Sodann  ist  es  wohl  ausgeschlossen,  daß  bei  Mainz  zahllose  Menschen  unter 
der  Plage  der  Stiche  eines  Insektes  zu  leiden  haben  sollen,  das  überhaupt  nicht 
stechen  kann!  Die  Gattung  Tipula  gehört  nämlich  zu  einer  nicht  stechenden 
Gruppe  der  Tipularien,  zu  den  Schnauzenmücken  (Rostratae),  die  wohl  bisweilen 
auch  als  Schnaken  bezeichnet  werden.  Aber  die  Rheinschnaken,  die  der  Verfasser 
im  Auge  hat,  sind  Angehörige  der  Gattung  Culex  und  vielleicht  dieselben  Tiere, 
die  in  No.  VI  vom  Verfasser  bei  Gießen  in  so  gewaltigen  Heereszügen  beobachtet 
worden  sind.  Daß  diese  Stechmücken  gemeint  sein  müssen,  geht  wohl  zweifellos 
daraus  hervor,  dass  das  Überschütten  der  »Puhlgruben«  —  so  spricht  man  das 
Wort  allgemein  —  mit  Petroleum  und  das  Ausbrennen  der  Keller  als  Schutzmittel 
gegen  die  Plage  angeführt  wird.  In  der  Flüssigkeit  dieser  Gruben  leben  aber  die 
Larven  und  Puppen  von  Culex  pipiens ,  und  in  Kellern  überwintern  ihre  Imagines 
gern,  um  sich  bis  zum  neuen  Jahre  zum  Zwecke  der  Erhaltung  ihres  Geschlechtes 
vor  dem  Untergange  zu  bewahren.  Die  Larven  der  Rostraten  aber,  speziell  der 
Tipuliden,  leben  in  der  Erde  und  nähren  sich  von  Humus  und  Pflanzen,  beson¬ 
ders  faulenden.  Oben  angeführte  Vertilgungsmittel  würden  also  für  Tipuliden 
wirkungslos  sein;  sie  werden  aber  auch  hier  in  der  Gegend  angewendet,  jedoch 
gegen  jene  Quälgeister,  die  man  im  Hessischen  »Pothämmel«,  bei  uns  aber  »Bosen- 
heimer  Schnoke«  nennt.  Sie  wurden  früher  vielfach  Moskitos  genannt  und  auch  dafür 
gehalten,  bis  genaue  Untersuchung  sie  als  unsern  europäischen  Culex  pipiens  er¬ 
kannte.  Auffallend  übereinstimmend  ist  ja  auch  das  die  Herkunft  dieser  Plage¬ 
geister  betreffende  Märchen.  Sind  die  Mainzer  »Tipuliden«  mit  Floßholz  aus 
Amerika  gekommen  (wahrscheinlich  in  der  Erde  der  auf  ihnen  angelegten  Gärten !), 
so  sollen  auch  die  Kreuznacher  Moskitos  amerikanischen  Ursprungs  sein.  Ganz 
ernsthaft  wurde  früher  hier  behauptet,  sie  seien  mit  Guano  nach  Bosen  heim  ge¬ 
bracht  worden !  Daß  der  Kreuznacher  das  Tier  Bosenheimer  Schnake  nennt,  mag 
wohl  daher  kommen,  daß  in  früherer  Zeit  zwischen  Kreuznach  und  dem  hessischen 
Dorfe  Bosenheiin  weit  ausgedehnte  Sumpfstrecken  gelegen  haben,  die  natürlich  die 
Vermehrung  desselben  ausgezeichnet  begünstigten.  Nachdem  die  Sumpfstrecken 
ausgetrocknet  und  in  Äcker  umgewandelt  sind,  ist  nach  Bosenheim  zu  von  der 
Schnakenplage  nicht  mehr  zu  spüren  als  in  Kreuznach  selber  und  in  seiner  üb¬ 
rigen  Umgebung.  Und  endlich,  eine  gewisse  Immunität  gegen  die  Schmerzhaftig¬ 
keit  des  Stiches  wird  durch  öfteren  Genuß  desselben  sicher  erworben,  so  daß  nur 
die  Störung  der  Nachtruhe  durch  den  unangenehmen  Flugton  übrig  bleibt. 

L.  Geis enhey ner. 

Nachtrag  zum  Zwergtrappen  (Zool.  Garten  Jahrg.  1904  p.  340—342). 
Mit  Recht  macht  der  Herr  Herausgeber  zu  der  Aufzählung  der  von  mir  im  Magen 
gefundenen  Käferüberreste  in  einer  Fußnote  die  Bemerkung,  es  sei  auffallend,  daß 


23 


sich  auch  Carabus  nitens  darunter  befände.  Um  nicht  die  Meinung  aufkommen 
zu  lassen,  es  könne  der  Rest  falsch  bestimmt  worden  sein,  will  ich  noch  nachträg¬ 
lich  bemerken,  daß  auch  mir  dieser  Fund  im  höchsten  Grade  auffallend  gewesen 
ist.  Ich  habe  in  hiesiger  Gegend  seit  mehr  als  30  Jahren  nach  diesem  schönen 
Laufkäfer  vergeblich  gesucht  und  bin,  wie  auch  durch  Umfragen  und  Studium  von 
Käferverzeichnissen,  zu  der  Überzeugung  gekommen,  daß  er  unserer  weiteren  Um¬ 
gegend  überhaupt  fehlt.  Um  so  mehr  war  ich  überrascht,  im  Magen  dieses  Vogels 
eine  wohlerhaltene  Flügeldecke  zu  finden,  die  ich  sofort  als  zu  C.  nitens  gehörig 
erkannte  und  natürlich  auch,  um  jeden  Irrtum  auszuschließen,  genau  mit  den 
Exemplaren  meiner  Sammlung  verglichen  habe.  Ich  kann  mir  nun  die  Tatsache 
nicht  anders  erklären,  als  daß  sich  der  Trappe  erst  so  kurze  Zeit  in  hiesiger 
Gegend  aufgehalten  hat,  daß  noch  keine  vollkommene  Verdauung  hatte  stattfinden 
können.  Dafür  spricht  auch  der  Umstand,  daß  sich  die  Flügeldecke  im  hinteren 
stark  verarbeiteten«  Teile  des  Mageninhalts  befand.  Es  war  wohl  ein  Fehler  von 
mir,  daß  ich  diesen  Sachverhalt  nicht  gleich  erwähnt  habe. 

L.  Geis  e  nheyner. 

Kohlmeise  und  Resorcinkristalle.  Am  25.  November  1904  bekam  ich 
abends  eine  Sendung  Chemikalien.  Ich  packte  sie  mit  einem  Freunde  aus,  um 
einiger  Flaschen,  die  ich  sehr  benötigte,  habhaft  zu  werden.  Schließlich  standen 
an  die  100  große  und  kleine  Flaschen,  Kolben  u.  s.  w.  um  uns,  zugleich  aber  sollte 
das  Abendbrot  auf  den  Tisch.  Die  Flaschen  wurden  deshalb  ins  Zimmer  nebenan 
—  ein  mäßig  bevölkertes  Vogelzimmer  —  gebracht,  wo  wir  sie  am  nächsten 
Morgen  wieder  holen  wollten.  Bei  dem  etwas  hastigen  Transport  brach  einer 
Flasche  mit  Resorcin  der  Boden  aus,  sodaß  ein  Häufchen  Kristalle  herausfiel. 
Dieses  Häufchen  fehlte  am  nächsten  Morgen,  und  ich  bemerkte  während  meiner 
Aufräumungsarbeiten,  daß  eine  meiner  Meisen  ( Parus  major )  sich  einen  Kristall 
holte,  ihn  zwischen  die  Zehen  klemmte  und  nach  Meisenart  —  verzehrte.  Dies  führte  sie 
mehrere  Male  vor  meinen  Augen  auf,  und  es  blieb  mir  nichts  übrig  als  anzunehmen, 
daß  das  ganze  Häufchen  von  meiner  Meise  aufgezehrt  worden  war.  Ich  gebe  meinen 
Vögeln  außer  Sand  auch  Gartenerde  und  Salz.  Trotzdem  ist  eine  Verwechselung 
mit  Salz  (Chlornatrium)  seitens  des  Tieres  ausgeschlossen,  da  Resorcin  ausgesprochen 
aromatisch  brennend  süß  schmeckt.  Meine  Meise  lebt  noch  immer  (friedfertig 
übrigens  gegen  andere  Vögel),  und  ich  kann  immer  beobachten,  daß  sie  sich 
leidenschaftlich  auf  Kristalle  oben  genannter  Verbindung  stürzt,  wenn  ich  solche 
ins  Zimmer  bringe.  Andere  Vögel  reagierten  bisher  noch  nicht  darauf.  Die  Meise 
läßt  sich  aber  nicht  täuschen,  wenn  ich  ihr  andere  längliche,  weiße  Kristalle 
vorlege.  Sie  kommt  wohl  herbei,  nimmt  auch  einen  mit  dem  Schnabel  auf,  um 
aber  dann  bald  sich  eines  andern  zu  besinnen  und  ihn  liegen  zu  lassen.  Ich  habe 
nie  beobachten  können,  daß  sie  in  diesen  Tagen  einmal  unwohl  gewesen  wäre. 

Karl  Soffel. 

Ein  kampflustiger  Kernbeißer.  Von  einem  unlängst  gekauften  Kern¬ 
beißer  ( Coccothraustes  coccothraustes )  kann  ich  berichten,  daß  er  sich  durch  sein 
wütendes,  leidenschaftliches  Naturell  hat  hinreißen  lassen,  sich  zum  Herrn  des 
Vogelzimmers  aufzuwerfen,  und  daß  er  in  schmählichster  Weise  seine  Mitgefangenen 
ängstigt  und  quält.  Sein  Alleinherrschersinn  geht  soweit,  daß  er  es  nicht  ge¬ 
statten  will,  daß  ich  oder  meine  Frau  ins  Vogelzimmer  gehe.  Er  fliegt  mir  täg¬ 
lich  beim  Futter  austeilen,  überhaupt  beim  Betreten  des  Raums,  sofort  wütend 


24 


entgegen,  um  mich  zu  beißen.  Sein  Mut  und  seine  Kampfeslust  gehen  so  weit, 
dass  ich  ihn  richtig  ohrfeigen  kann,  ohne  daß  er  schüchtern  wird  und  abfliegt. 
Oft  werfe  ich  ihn  fast  vom  Aste,  aber  ein  wütender  Biß  bleibt  immer  seine  einzige 
Antwort.  Karl  SofFel. 

Wer  hat  die  Rehe  im  Forstbezirk  Wiesbaden  getötet?  Da  die 
Forstliche  Beilage  zum  Amtsblatt  der  Landwirtschaftskammer  für  den  Regierungs¬ 
bezirk  Wiesbaden  1904  eine  Aufklärung  wünscht  betreffs  des  mysteriösen  Vorfalls 
»Bussard-Reh«  (»Zool.  Gart.«  1904,  S.  223),  so  möchte  ich  bemerken,  daß  auf 
keinen  Fall  ein  Bussard  der  Mörder  der  Rehe  gewesen  ist.  Es  ist  selbst  dem 
stärksten  und  kräftigsten  Bussard  ein  Ding  der  Unmöglichkeit,  ein  erwachsenes 
Reh  zu  töten.  Wohl  aber  geht  der  Bussard  gern  an  Aas ;  die  betreffenden  Bus¬ 
sarde  haben  sich  also  dann  erst  eingestellt,  als  die  Rehe  tot  waren;  dann  haben 
sie  ja  auch  immer  noch  eventuell  die  zahnartigen  Einkerbungen  an  der  Halsdecke 
trichterartig  gegen  die  Wirbelsäule  hin  hersteilen  und  ihre  Fänge  im  Rehrücken 
abdrücken  können.  Wer  nun  eigentlich  die  Rehe  getötet  hat,  ist  auch  mir  ein 
Rätsel.  Vielleicht  haust  ein  größerer  geflügelter  oder  vierfüßiger  Räuber  im 
Forstbezirk  Wiesbaden.  Es  ist  dabei  nicht  erforderlich,  daß  derselbe  dauernd 
seinen  Stand  daselbst  habe.  Der  erste  Fall  datiert  vom  26.  April  1902,  und  ich 
mache  darauf  aufmerksam,  daß  wir  anderthalb  Monate  vorher,  am  8.  März,  den 
Schmutzigen  Aasgeier  im  Mainzer  Becken  sahen  (»Zool.  Gart.«  1904,  S.  116  ff.).  Der 
zweite  Fall  datiert  wiederum  vom  22.  April  1903.  Zu  dieser  Zeit  pflegen  größere 
Raubvögel,  wie  z.  B.  auch  mächtige  Seeadler,  durch  unser  Gebiet  zu  kommen, 
mitunter  in  Gesellschaften  von  drei  bis  vier  Stück.  Wilhelm  Schuster. 

Ente  mit  vier  Beinen.  Kürzlich  erhielt  ich  ein  junges,  etwa  einen  Tag- 
altes  Entchen,  das  vier  Beine  besitzt.  Diese  sind  in  Größe  wie  sonstiger  Be¬ 
schaffenheit  vollkommen  normal  ausgebildet.  Die  zwei  Hinterbeine  stehen  ober¬ 
halb  des  Afters  auf  dem  Rücken,  die  -beiden  Vorderbeine  oberhalb  der  Flügel, 
sich  an  diese  anschließend.  Der  Oberschnabel  fehlt  bei  dem  Tierchen  vollkommen. 
Leider  ging  es  schon  am  ersten  Tage  ein.  Dr.  V.  Hornung. 

Schlafstätte  eines  Spechtes.  Im  vergangenen  Jahre  besuchte  ich  im 
Spätherbste  ein  Wäldchen,  in  dem  der  vogelfreundliche  Besitzer  aus  Brettern  her¬ 
gerichtete  Nistkästen  angebracht  hatte,  wie  man  solche  vielfach  vorfindet  und 
die  im  Volke  allgemein  »Starenkästen«  genannt  werden.  Die  Dunkelheit  be¬ 
gann  schon  hereinzubrechen.  Um  zu  sehen,  ob  der  Kasten  einen  Insassen  berge, 
klopfte  ich  an  dem  Stamm,  und  es  entschlüpfte  dem  Nistkasten  ein  Buntspecht, 
der  sich  auf  dem  benachbarten  Baume  niederließ,  und  der  dieses  Bretterhäuschen 
offenbar  als  Nachtquartier  benutzt  hatte ;  denn  als  ich  mich  ein  wenig  entfernte, 
verschwand  er  wieder  darin.  Bemerken  will  ich  noch,  daß  der  Kasten  sehr 
defekt  war.  Dr.  V.  Hornung. 

Spinne  und  Sandwespe  in  Ägypten.  Vor  kurzem  fing  ich  auf  einem 
Wassergraben  in  der  Umgebung  von  Alexandrien  eine  der  Apulischen  Tarantel 
( Tarantula  apuliae)  sehr  nahe  verwandte  Spinne.  Das  etwa  25  mm  Körperlänge 
messende  Tier  ist  hübsch  schwarz  und  weiß  auf  dem  Hinterleib  mit  halbmond¬ 
förmigen  Flecken  gezeichnet.  Zu  Hause  in  einen  passenden  Behälter  gebracht 
verzehrte  die  Spinne  sofort  eine  große  Schmeißfliege  und  befindet  sich  seither  bei 
Fütterung  mit  Kerbtieren,  hauptsächlich  mit  Fliegen,  sehr  wohl  und  munter. 


25 


Bemerkenswert  ist  die  Art  ihres  Angriffes.  Ein  Sprung,  ein  plötzliches  Zu- 
sammenziehen  ihrer  Beine  und,  ohne  daß  man  von  einem  Bisse  etwas  bemerkt,  ist 
das  Opfer  schon  bewegungslos.  Es  kommt  ihr  dabei  nicht  darauf  an,  daß  sie 
eine  oder  mehrere  bereits  getötete  Kerbtiere  in  ihren  Kiefertastern  trägt;  sie 
sammelt  sich  mehrere  Stücke  und  hebt  sie  für  die  Zeit  auf,  wo  sie  sie  in  Buhe 
verzehren  kann. 

Eine  nette  Beobachtung  machte  ich  vor  einigen  Tagen  an  einer  großen 
Sandwespe,  die  wohl  der  Gattung  Sphex  angehört.  Sie  schleppte  eine  wenigstens 
doppelt  ihre  Körperlänge  betragende  betäubte  Heuschrecke  mühsam  über  den  Sand 
ihrem  Neste  zu,  als  eine  kleine  Eidechse  ( Acantliodactylus  bosTiianus  Daud.)  ihr 
die  sauer  erworbene  Beute  wegnahm,  um  sie  im  nahen  Gebüsch  gemächlich  zu 
verzehren.  Die  Wespe  flog  noch  lange  umher,  um  die  verlorene  Heuschrecke  wiederzu¬ 
finden  und  wird  sich  wohl  eine  neue  haben  fangen  müssen.  Sie  konnte  jedenfalls 
froh  sein,  nicht  einem  Fabri  begegnet  zu  sein,  der  ihr  ihre  Beute  40mal  abge¬ 
nommen  hätte  (Brelim  Bd.  JX,  2.  Aufl.  S.  280),  sondern  nur  einer  kleinen  Eidechse. 

Ad.  Andres. 


Nekrolog1. 


Dr.  Julius  Hoffmann  f. 

Am  6.  September  1904  verblich  der  Verlagsbuchhändler  Dr.  Julius 
Hoffmann  (geb.  am  11.  Juni  1883)  in  Stuttgart.  Nach  dem  Universitäts¬ 
studium  in  Tübingen  wandte  sich  Hoffmann  der  Ornithologie  zu;  an  der 
Versammlung  der  Deutschen  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Stuttgart  im 
Jahre  1908  nahm  er  noch  frisch  und  munter  teil.  In  einem  Briefe  vom 
3.  April  1904  faßt  er  selbst  seine  Lebensarbeit  kurz  so  zusammen: 

»Meine  ornithologische  Tätigkeit  fällt  namentlich  in  die  1850er  und 
1860er  Jahre.  Ich  stand  damals  in  freundschaftlichen  Beziehungen  zum 
alten  Naumann,  zu  Ed.  Baldamus  und  J.  H.  Blasius,  B.  Altumu.  a. 
und  habe  die  buchhändlerische  Redaktion  des  13ten  Bandes  von  Naumann 
(Verlag  m.  Vaters,  Carl  Hoffmann),  resp.  alle  Korrespondenzen  und  die 
Herstellung  der  zu  diesen  Bänden  gehörenden  Tafeln  besorgt,  zu  einigen 
Figuren,  z.  B.  Larus  rossi  (=  Rhodostethia  rosea  Macg.)  Winterkleid, 
auch  die  Original-Aquarelle  angefertigt.  Meine  Publikationen  beschränken 
sich  auf  wenige  Zeitschriften-Beiträge  und  auf  meine  Monographie:  »Die 
Waldschnepfe«.  Letzterem  Buche  habe  ich  mehrere  Jahrzehnte  hindurch 
viel  Fleiß  und  eigne  Beobachtung  gewidmet  und  habe  —  allerdings  mehr 
in  Jägerkreisen  als  bei  Fachzoologen  —  erfreuliche  Anerkennung  gefunden.« 

W.  Sch. 


26 


Literatur. 

Prof.  Dr.  H.  Marsball,  Die  Tiere  der  Erde.  Eine  volkstümliche  Übersicht 
über  die  Naturgeschichte  der  Tiere.  Mit  mehr  als  1000  Abbildungen,  worunter 
25  Farbentafeln.  Yollst.  in  50  Lief,  ä  M.  —.60.  Stuttgart,  Deutsche  Verlags- 
Anstalt,  1904.  Gr.  4°.  Lief.  11—88. 

Inzwischen  *)  sind  weitere  28  Lieferungen  des  schönen  und  lehrreichen 
Werkes  erschienen,  so  daß  nur  noch  etwa  ein  Viertel  des  ganzen  aussteht.  Die 
Hefte  11  und  12  behandeln  die  Nagetiere  und  zeigen  uns  u.  a.  sehr  ansprechende 
Bilder  des  Bibers,  der  Springmaus,  einer  amerikanischen  Feldmaus  und  die  in 
dem  Charakter  der  Haare  des  Pelzes  so  charakteristischen  Formen  des  Springhasen 
und  der  Mara.  An  die  Klippschliefer  schließt  sich  dann  eine  sehr  eingehende 
Beschreibung  der  Rüsseltiere,  wo  die  Diskussion  über  die  schwankende  Zehenzahl 
der  Elefanten  p.  252  von  besonderem  zoologischen  Interesse  ist,  Lief.  13  schildert 
Seekühe  und  Unpaarhufer,  bringt  von  letzteren  namentlich  instruktive  Bilder  von 
Nashörnern  und  weist  nach,  daß  die  Horngebilde  derselben  weder  den  Hörnern 
der  Wiederkäuer  homolog,  noch  auch  eine  Art  verklebter  und  zusammengeschweißter 
Haare  sind.  Weiter  folgen  in  Lief.  14  schöne  Tigerpferde,  eine  reiche  Auswahl 
wilder  und  zahmer  Pferde  und  Esel  und  in  Lief.  15  von  Paarzehern  noch  das 
Flußpferd.  Unser  Verfasser  bezweifelt  p.  298,  daß  der  Schweiß  dieser  Tiere  rot 
gefärbt  sei.  Soweit  ich  weiß,  läßt  sich  dies  sogar  an  jedem  gefangenen  Nilpferd 
beobachten,  das  man  mit  weißen  Handschuhen  anfaßt.  Über  diese  Frage  findet 
sich  im  Zool.  Garten  Jahrg.  1884  p.  37  eine  eingehende  Erörterung  und  auch  eine 
chemische  Analyse  des  Sekretes.  Dann  folgt  die  Schilderung  der  Schweine,  und 
in  Lief.  16  schließt  mit  der  Beschreibung  der  Kamele  und  Schafkamele  der  erste 
Band.  Ich  muß  mich  kurz  fassen  und  deute  nur  an,  daß  im  Band  2  eine  Fort¬ 
setzung  der  Paarzeher  folgt  mit  den  Hirschen,  Giraffen,  Antilopen  —  diese  be¬ 
sonders  ausführlich  und  reich  illustriert  —  Schafen,  Ziegen  und  Rindern,  und  daß 
sich  die  Schilderung  der  Wale  mit  sehr  interessanten  Bildern  anschließt.  Daran 
reiht  sich  die  Ordnung  der  Zahnlücker  und  an  sie  die  Unterklasse  der  Beuteltiere 
und  der  Kloakentiere.  In  Lief.  27  beginnt  die  Beschreibung  der  Vögel  mit  dem 
prachtvollen  Farbenbilde  eines  Kronenkranichs.  Auf  eine  kurze  Einleitung  folgen 
die  Papageien,  Kuckucksvögel  (zu  der  Figur  auf  p.  207  ist  zu  bemerken,  daß  das 
abgebildete  Nest  nicht  das  des  Feldsperlings  sein  kann!),  Spechte,  Langhänder 
(über  das  unheimliche  Bild  von  Macrodipteryx  auf  p.  233  bin  ich  nicht  ins  Klare 
gekommen;  es  soll  ein  Vogel  sein,  sieht  aber  eher  aus  wie  eine  japanische  Stink¬ 
bombe  !),  Sperlingsvögel  (die  Übersetzung  von  C.  turdoides  auf  p.  254  mit  »Schilf- 
sänger«  ist  ungenau,  die  Bilder  des  Rotkehlchens  und  der  Nachtigall  sind  herzlich 
schlecht,  dagegen  ist  das  der  Uferschwalbe  sehr  instruktiv),  Raubvögel  (mit  z.  T. 
mäßigen,  z.  T.  ganz  vorzüglich  gelungenen  Abbildungen)  und  Tauben.  Mit  Lief.  33 
beginnt  der  dritte  und  letzte  Band,  der  die  Hühnervögel,  Geier,  Strauße,  Wat¬ 
vögel  (mit  dem  wunderbaren  Bilde  einer  brütenden  Waldschnepfe  p.  51),  Störche 
und  Lntenvögel,  Taucher  und  Ruderfüßer,  Langschwinger  und  Pinguine  enthält. 
Lief.  38  endlich  eröffnet  die  Klasse  der  Kriechtiere  mit  den  Schildkröten. 

Der  Verfasser  gibt  uns  in  dem  vorliegenden  Werke,  in  Anlehnung  an  das 
epochemachende  englische  Prachtwerk  »The  Living  Animais  of  the  World«,  dem 


*)  Verffh  unsere  Besprechung  von  Lief.  1  — 10  im  Zool.  Garten  Jahrg.  1904  p.  99-100. 


27 


auch  ein  großer  Teil  des  Bilderschmuckes  entlehnt  ist,  einen  vortrefflichen  Über¬ 
blick  über  die  wichtigsten  Vertreter  des  Tierreiches,  aber  er  hat  den  Text  des 
englischen  Buches  nicht  übernommen,  sondern  ganz  neue  Schilderungen  zu  den 
Bildern  entworfen.  Namentlich  bat  er  sich  bei  der  Neubearbeitung  von  dem  Ge¬ 
sichtspunkte  leiten  lassen,  den  Ursachen  nachzuspüren,  warum  ein  Tier  so  und 
nicht  anders  gebaut  ist.  Daß  er  auf  diese  Weise  vielfach  Fragen  behandelt,  denen 
frühere  Autoren  sorgsam  aus  dem  Wege  gegangen  sind,  und  sie  in  geistreicher 
Weise  zu  lösen  versucht,  ist  ein  Vorzug,  den  wir  besonders  hervorheben  möchten. 

Trotz  der  kleinen  Mängel,  die  wir  oben  im  Vorbeigehen  gerügt  haben,  ist 
das  Buch  aber  als  eine  ganz  hervorragende  Leistung,  als  ein  Musterwerk  ersten 
Ranges  zu  bezeichnen,  das  jeden  für  die  Natur  empfänglichen  Leser  fesseln  und 
begeistern  wird.  Nicht  zum  wenigsten  liegt  sein  großer  Wert  in  den  zahlreichen 
naturgetreuen  Abbildungen,  die  u.  a.  jedem  Ausstopfer  als  Muster  für  seine  Tätig¬ 
keit  dienen  können,  wie  sie  denn  im  Frankfurter  Museum  z.  B.  zu  diesem  Zwecke 
bereits  eingeführt  sind.  Bttgr. 


Verhandlungen  der  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern  1908. 

Bd.  4.  Herausg.  v.  Dr.  med.  C.  Par  rot,  München,  Verlag  v.  E.  Reinhardt,  1904. 

Gr.  8°.  183  pag.,  6  Fig.,  Taf. 

Wieder  liegt  ein  Band  der  früheren  »Jahresberichte  des  Ornithologischen 
Vereins  München«,  die  inzwischen  Titel  und  Namen  etwas  abgeändert  haben,  vor1), 
der  neben  mannigfachen  Abhandlungen  und  Vorträgen  Referate  bringt  über  den 
Herbstzug  auf  Juist  (A.  Bach  mann),  Beobachtungen  aus  Holstein  (Fr.  Eppels¬ 
heim),  die  Troglodytiden- Gattung  Henicorhina,  Notizen  über  eine  Ferienreise  und 
das  Genus  Dendrocolciptes  (C.  E.  Hellmayr),  über  eine  Sommerreise  nach  Skandi¬ 
navien  (E.  Oertel)  und  über  Herbstzug  1903,  die  geistigen  Fähigkeiten  der  Vögel 
und  neuere  Erscheinungen  in  der  Vogelliteratur  (Dr.  C.  Par  rot).  Von  Interesse 
ist  auch  für  weitere  Kreise  (p.  17)  der  neuerliche  Nachweis  von  Emberiza  hortu- 
lana  L.  bei  München  in  zwei  männlichen  Exemplaren  und  (p.  19)  der  von  Phyl- 
loscopus  bonellii  Vieill.  am  Rosenstein  bei  Schwäbisch-Gmünd  (Rauhe  Alb),  am 
Lichtenstein  bei  Reutlingen  (Schwäbische  Alb)  und  am  Hasenberg  bei  Stuttgart. 
Auf  dem  Stuttgarter  Friedhofe  fielen  dem  Herausgeber  (Parrot)  einige  Vogel¬ 
gesänge  auf,  die  seinem  Ohre  recht  fremdartig  klangen ;  Phylloscopus  rufus,  Sylvia 
curruca  und  Erithacus  phoenicurus  hätten  entschieden  besser  und  anders  gesungen 
als  in  München,  und  die  Wahrnehmungen  Roses,  J.  G.  Fischers  und  Alt  ums 
seien  zweifellos  richtig,  daß  die  Gesänge  der  gleichen  Vogelart  in  verschiedenen 
Gegenden  ziemlich  stark  von  einander  abwichen,  so  daß  man  bei  ihnen  wohl  von 
»Dialektbildungen«  sprechen  könne.  Das  Studium  der  Variabilität  des  Gesanges 
aber  sei  mehr  zu  vertiefen  u.  s.  w. 

Unter  den  Abhandlungen  ist  die  fleißige  und  zeitraubende  Arbeit  Dr.J.  Genglers 
über  den  Weißen  Storch  als  Brutvogel  in  Mittelfranken  ganz  besonders  hervorzu¬ 
heben,  sowie  dessen  mit  anerkennenswerter  Wärme  geschriebene  Skizze  über  das 
Tun  und  Treiben  der  Haubenlerche.  Dem  Referenten  war  diese  insofern  besonders 
sympathisch,  als  ja  das  Tierchen  um  Frankfurt  in  den  fünfziger  Jahren  des  vorigen 
Jahrhunderts  noch  fehlte  und  der  liebenswürdige  Vogel  einer  der  letzten  ist,  dessen 

9  Vergl.  unsere  Besprechungen  der  früheren  Bände  (1—3)  im  Zool.  Garten  Jahrg. 
1900  p.  61—62,  1902  p.  271  -272  und  1904  p.  165-166. 


28 


Leben  er  mit  Vorliebe  studiert  hat.  Graf  Fr.  v.  Poccis  Vortrag  über  den  Fasan 
und  seinen  gefährlichsten  Feind,  den  Rotwurm  ( Syngamus  trachealis )  ist  sehr 
lesenswert  und  namentlich  für  Federviehzüehter  wichtig,  doch  ist  mir  einiges  aus 
der  Lebensgeschichte  des  bösen  Wurmes  nicht  ganz  klar  geworden.  So  sagt  der 
Verf.  z.  B.  p.  107:  »Der  etwa  1  mm  große  (von  dem  Fasan  verschluckte)  Wurm 
arbeite  sich  vom  Magen  aus,  woselbst  er  ihn  des  öfteren  gefunden  habe,  hinauf  in 
die  Luftwege,  um  sein  Ziel,  die  Bronchien  und  die  Trachea,  zu  erreichen.  Wäh¬ 
rend  dieser  Wanderung  setze  er  seine  Entwicklung  stetig  fort«  u.  s.  w.  Ich 
linde  kein  Motiv  für  diese  langwierige  Wanderung  und  kann  mir  auch  nicht  vor¬ 
stellen,  auf  welche  Weise,  sei  es  bewußt  oder  instinktmäßig,  er  die  weite  Reise  unter¬ 
nimmt.  Weitere  Arbeiten  sind  die  Wurmparasiten  der  Vögel  von  Dr.  med.  A.  Müller, 
Drosseln  um  Regensburg  von  Prof.  Dr.  Killermann,  die  liebenswürdige  Plau¬ 
derei  über  Vogelliebhaberei  von  Dr.  med.  Eisenhofer  und  die  Mitteilungen  und 
Zusammenstellungen  über  schwierige  Kapitel  aus  der  Geschichte  der  Fortpflanzung 
bei  unserem  Kuckuck  vom  verstorbenen  Apotheker  J.  A.  Link  in  Burgpreppach. 
So  interessant  auch  die  in  letztgenannter  Arbeit  gebotenen  Ausführungen  sind,  so 
scheint  mir  doch  durch  die  breite  Art  der  Darstellung  und  die  minutiöse  Wieder¬ 
holung  zahlreicher  bereits  längst  publizierten  Beobachtungen  des  Guten  etwas  zu 
viel  getan  zu  sein.  Bei  der  großen  Verbreitung  der  Kuckucksliteratur  und  bei  der 
notorischen  Vertrautheit  weiterer  Kreise  mit  ihr  wäre  eine  knappere  Darstellung, 
eine  kürzere  Zusammenfassung  wohl  zweckmäßiger  gewesen.  Die  hier  besonders 
ausgeführten  Kapitel  lauten:  »1.  Wie  der  Kuckuck  Nester  aufsucht  und  sein  Ei 
unterbringt.  2.  Legezeit  und  Zahl  der  Eier.  8.  Zwei  Kuckuckseier  und  mehr  in 
einem  Nest.  Kuckucksei  ohne  Nesteier  und  neben  dem  vollen  Gelege,  in  verlas¬ 
senen  Nestern  und  an  ungewöhnlichen  Plätzen.  4.  Anzahl  der  Nesteier  neben  dem 
Kuckucksei.  5.  Verhalten  des  alten  und  des  jungen  Kuckucks  gegenüber  den  Nest¬ 
eiern  und  Nestjungen.  Mutterliebe,  und  6.  Junger  Kuckuck  neben  Nestjungen. 
Zwei  Kuckucke  im  Neste«.  Die  kaum  'glaubliche  Beobachtung  A.  Walters,  der 
1893  innerhalb  weniger  Tage  zweimal  drei  Kuckuckseier  in  Nestern  des  Zaunkönigs 
fand,  wird  hier  p.  151  wiederholt.  Bttgr. 


Prof.  Dr.  W.  Mars  ha  11,  Die  Tiere  der  Erde.  Eine  volkstümliche  Übersicht  über 
die  Naturgeschichte  der  Tiere.  Mit  über  1000  Abbild,  u.  25  farbigen  Tafeln. 
Vollst.  in  50  Lief,  ä  M.  0.60.  Stuttgart  u.  Leipzig,  Deutsche  Verlags-Anstalt, 
1904.  Gr.  8°.  Lief.  39-44. 

Die  vorliegenden  sechs  Lieferungen  behandeln  eines  meiner  Spezialgebiete,  die 
Naturgeschichte  der  Kriechtiere  und  der  Lurche.  Sehr  interessant  sind  des  Ver¬ 
fassers  Ausführungen  über  das  Atmen,  die  Lautäußerungen  und  die  relative  Größe 
bei  den  beiden  Geschlechtern  der  Schildkröten.  Unrichtig  aber  ist  der  Ausdruck, 
daß  die  Eischalen  bei  ihnen  meist  lederartig  seien ;  im  Gegenteil  sind  alle,  die  ich 
bis  jetzt  kennen  gelernt  habe,  kalkiger  Natur  wie  die  Vogeleier.  Schon  15 — 20 
Tage  nach  der  Eiablage  sollen  die  jungen  Seeschildkröten  auskriechen.  Leider  ist 
die  vom  Verfasser  im  Auszug  gegebene  Einteilung  für  die  Schildkröten  veraltet, 
für  die  Krokodile,  bei  denen  die  Schilderung  des  Auges  beachtenswert  ist,  dagegen 
auf  neuestem  Standpunkt.  Was  er  über  die  Stimme  der  Krokodile  sagt,  ist  nach 
meinen  Erfahrungen  durchaus  richtig,  prächtig  auch  die  Ausführungen  über  die 
»Brückenechse«.  Nicht  bei  allen  Chamaeleons  aber  ist  die  Schwanzbildung  so,  wie 


29 


sie  der  Verfasser  p.  148  beschreibt;  es  gibt  eine  Gattung  ( BrooTcesia ),  bei  der  der 
Schwanz  verkürzt  ist  und  nicht  als  Greiforgan  benutzt  werden  kann.  Im  Anfang 
des  Jahres  19011)  betrug  die  Anzahl  der  bekannten  Chamaeleonarten  schon  82, 
nicht  30,  wie  unser  Autor  meint;  auch  die  angeblich  unabänderlich  weiße  Bauch¬ 
linie  fehlt  der  größeren  Anzahl  der  Chamaeleon -  und  allen  Rhamphöleon-  und 
Brookesia -Arten.  Daß  (p.  154)  ein  »Gabelnasiges  Chamaeleon«  über  Südindien  — 
das  nur  eine  Art  besitzt  —  und  die  Molukken  bis  nach  Neuholland  hin  sich  finde, 
ist  ein  Irrtum.  Vortrefflich  ist  die  Schilderung  der  Eidechsen  und  der  Schlangen, 
doch  sind  mir  Lacertiden  aus  dem  kontinentalen  Australien  (p.  170)  unbekannt 
und  auch  die  Blindschleiche  immer  noch  als  Vertreterin  der  Scinciden  hinzustellen, 
finde  ich  bedenklich.  Der  gänzlich  überflüssige  und  so  oft  schon  gebrandmarkte 
Namen  Pelias  (p.  173,  174  und  187)  für  eine  echte  Vipera  scheint  ebenfalls  un¬ 
ausrottbar  zu  sein.  Die  Eryciden  gehören  mit  den  Boiden  in  die  gleiche  Familie; 
es  sind  die  Boiden  der  alten  Welt.  Bei  den  Batrachiern  ist  nichts  wesentliches 
vergessen;  nur  ist  zu  erwähnen,  daß  p.  195  Nototrema  marsupiatum  nicht  bloß 
zwei,  sondern  eine  größere  Anzahl  von  Eiern  legt  und  im  Bückensacke  trägt,  und 
die  Kröten  nicht  manchmal  keine,  sondern  überhaupt  nie  Zähne  haben.  In  Lief. 
42  beginnt  die  Naturgeschichte  der  Fische.  Wenn  ich  in  dieser  Besprechung  auf 
ein  paar  Versehen  aufmerksam  machen  musste,  so  wolle  mir  das  Verfasser  und 
Verleger  nicht  übel  deuten.  Unsere  Wissenschaft  ist  so  groß  und  so  mannigfaltig, 
dass  im  besten  Falle  der  einzelne  überhaupt  nur  noch  einen  Überblick  über  das 
Ganze  haben  kann,  im  besonderen  aber  sich  vielfach  auf  die  Beobachtungen  von 
Gewährsmännern  verlassen  muß,  die  manchmal  nicht  ganz  vertrauenswürdig  sind, 
oder,  wie  in  unserm  Falle,  als  veraltet  gelten  dürfen.  Ich  verkenne  in  keiner 
Weise  den  Wert  und  die  hohe  Bedeutung  des  vorliegenden  Werkes,  wie  es  meine 
günstigen  Besprechungen  der  früheren  Lieferungen  in  Jahrg.  1904  p.  99 — 100  und 
1905  p.  26 — 27  ja  auch  gezeigt  haben. 

Über  den  Bilderschmuck  in  den  vorliegenden  Heften  kann  ich  mich  sehr  be¬ 
friedigt  erklären;  viele  Tiere  sind  gradezu  packend  wiedergegeben  und  die  Abbil¬ 
dungen  fast  sämtlich  gut  gelungen.  —  Die  letzten  sechs  Lieferungen,  die  den 
dritten  Band  abschließen,  dürften  noch  im  Laufe  des  Dezember  erscheinen.  Bttgr. 


K.  Gräser,  Der  Zug  der  Vögel.  Eine  entwicklungsgeschichtliche  Studie.  Berlin, 
Verlag  v.  Herrn.  Walther,  1904.  8°.  96  pag.,  5  Taf.  —  Preis  geh.  M.  5.  — 

Der  Verfasser  stellt  in  diesem  Buche  eine  neue  Theorie  des  Vogelzuges  auf. 
Er  behauptet  »Die  Vögel  der  Urzeit«  —  also  doch  wohl  die  Zahnvögel  der  Kreide¬ 
zeit  und  des  Eocänsystems!  —  »seien  mit  einer  ganz  außerordentlichen  Flugfähig¬ 
keit  (!)  begabt  gewesen.  Ihre  Heimat  war  nicht,  wie  bei  den  heutigen  Stand¬ 
vögeln,  ein  kleiner  Wald  oder  ein  eng  begrenztes  Feld,  sondern  die  ganze  Erde, 
auf  der  sie  rastlos  hin-  und  herzogen  (!).  Denn ,  diese  war  in  jener  fernen  Ver¬ 
gangenheit  nicht,  wie  heute,  ein  blühender  Garten,  der  fast  überall  Nahrung  spen¬ 
det.,  sondern  von  weiten  Eisfeldern  (!),  unermeßlichen  Wasserflächen,  endlosen 
Steppen  und  undurchdringlichen  Urwäldern  bedeckt.  Da  galt  es,  solche  weiten, 
trostlos  öden  Gebiete  in  schnellstem  Fluge  zu  überfliegen,  um  von  einer  ausreichende 

*)  Vergl.  Fr.  Werner  in  Zool.  Jahrb.  Bd.  15,  Abt.  für  Syst.  p.  295—460,  2  Fig.,  Taf. 

15-27. 


30 


Nahrung  spendenden  Stätte  zu  einer  anderen  zu  gelangen,  sei  es,  daß  die  Nahrung 
dort  aufgezehrt  war,  oder  daß  Winterstiirrne  sie  hinwegfegten,  Eis  und  Schnee  sie 
bedeckten.  Da  genügte  nicht  ein  kurzer,  gemütlicher  Flug  »»um  einige  Meilen 
südlich  oder  westlich««,  wie  Weißmann  (!)  ihn  uns  so  kindlich  (!)  schildert,  sondern 
der  schwere  Kampf  ums  Dasein  trat  mit  gewaltigem  Ernst  an  die  schwachen  Ge¬ 
schöpfe  heran,  nur  zwischen  Untergang  und  Flucht  die  Wahl  lassend.  Beides  er¬ 
folgte:  aber  der  Wegzug  konnte  seinen  Zweck  nicht  in  unmittelbarer  Nähe,  son¬ 
dern  nur  unter  einem  ganz  anderen  Himmel  erfüllen,  und  um  diesen  zu  erreichen, 
mußten  die  weiten,  öden  Flächen,  die  dazwischen  lagen,  so  schnell  wie  möglieh 
überflogen  werden«  u.  s.  w. 

Wir  brauchen  dem  Autor  nicht  weiter  zu  folgen.  Von  dem  Knochenbau  der 
zahlreichen  bekannten  fossilen  Vögel  hat  er  offenbar  nicht  die  leiseste  Ahnung ; 
die  großen  Werte  der  Milne -Ed  uards  und  Marsh  kennt  er  nicht!  .  .  .  Von 
diesen  gänzlich  willkürlichen  und  in  keiner  Weise  durch  die  paläontologischen 
oder  geologischen  Forschungsergebnisse  gestützten  Voraussetzungen  ausgehend,  ver¬ 
sucht  er  es,  darzutun,  daß  nicht  der  Standvogel  das  ursprünglichere  war,  sondern 
daß  einstmals  alle  (!)  Vögel  Zugvögel  waren,  die  erst  im  Laufe  der  Zeit  sich  teil¬ 
weise  zu  Strichvögeln,  teilweise  zu  Standvögeln  umgewandelt  hätten. 

Wenn  wir  somit  diese  Gräsersche  Theorie,  die  sich  von  den  bisherigen  Er¬ 
klärungsversuchen  dadurch  unterscheidet,  daß  sie  den  Entwicklungsgang  des  Vogel¬ 
zugs  in  umgekehrter  Weise  vor  sich  gehen  läßt,  rundweg  ablehnen,  so  gestehen 
wir  doch  gerne,  daß  das  Büchlein  dadurch  einen  Nutzen  stiften  kann,  daß  es  eine 
ganze  Anzahl  von  Schwächen  der  bislang  geltenden  Vogelzuggesetze  und  Erklärungen 
aufdeckt  und  beleuchtet.  Daß  es  ihren  Wert  aber  von  Grund  aus  umstößt,  be¬ 
streiten  wir  ganz  entschieden. 

Wir  können  das  Buch,  das  mit  fünf  von  Dr.  E.  Bade  gemalten  Tafeln  sehr 
hübsch  illustriert  und  auch  sonst  vornehm  ausgestattet  ist,  also  nur  bedingt  em¬ 
pfehlen.  Schreibfehler  wie  p.  18  »Palenen«  statt  Palmen  und  »Weißmann«  statt 
Weismann  und  gar  p.  88  »Palmin«,  endlich  p.  34  » anthus «  statt  Anthus ,  p.  39 
»Roman’s«  statt  Romanes*  und  p.  60  »Altom«  statt  Altum  hätten  in  einem  wissen¬ 
schaftlichen  Werke  vermieden  werden  sollen.  Ist  es  nicht  störend,  daß  der  Ver¬ 
fasser  die  Namen  grade  der  größten  Autoritäten  auf  dem  Gebiete  des  Vogelzugs 
nicht  einmal  orthographisch  richtig  zu  schreiben  weiß?  Bttgr. 


P.  Dr.  Fr.  Lindner,  Ornithologisches  Vademekum.  Taschenkalender  und  Notiz¬ 
buch  für  ornithologische  Exkursionen.  Neudamm,  Verlag  v.  J.  Neumann,  1904. 
12°.  286  pag.  —  Preis  geb.  M.  2. — . 

Wir  würden  zuviel  sagen,  wenn  wir  behaupten  wollten,  daß  das  vorliegende 
Buch  für  jeden  Ornithologen  unentbehrlich  sei,  aber  wir  möchten  doch  sehr  wün¬ 
schen,  daß  es  in  die  Hand  eines  jeden  gelange,  der  sich  als  Laie  oder  als  Forscher 
an  der  Beobachtung  unserer  Vogel  weit  beteiligt  oder  beteiligen  will.  Einem  kurzen 
Vorwort  zur  Gebrauchsanweisung  folgt  ein  Kalender,  dann  ein  Auszug  aus  dem 
Reichsgesetz  für  Vogelschutz,  ein  Zug-,  Brut-  und  Vogelschutzkalender,  sowie  bis 
Juli  1904  reichende,  sehr  ausführliche  und  auch  dem  Fortgeschritteneren  wichtige 
Literaturnachweise.  Sodann  ist  ein  Anzeigenteil  eingefügt  und  darauf  ein  200 
Seiten  umfassendes  Notizbuch  mit  quadrierter  Lineatur  auf  gutem  Schreibpapier. 


Den  Schluß  bilden  ein  Verzeichnis  der  deutschen  Vogelnamen,  ein  lateinischer  In¬ 
dex  in  Reichenowscher  Namengebung,  der  in  seiner  praktischen  Einrichtung  dem 
Buche  einen  besonderen  Wert  verleiht,  und  eine  Liste  der  Autornamen.  Wir 
möchten  das  Buch  dringend  zur  Anschaffung  empfehlen.  Der  Preis  von  M.  2. — 
für  das  bequem  in  der  Tasche  zu  tragende  Werkchen  ist  wirklich  nicht  hoch  und 
die  Ausstattung  vornehm  und  solid.  Bttgr. 


Sammlung  Göschen  No.  218.  Prof.  Dr.  A.  Jacobi,  Tiergeographie.  Leipzig, 
Verlag  v.  G.  J.  Göschen,  1904.  12°.  152  pag.,  2  Karten.  —  Preis  geh.  M.  0.80. 

Die  Schwierigkeit,  eine  so  ins  einzelne  gehende,  aus  Tausenden  und  Aber¬ 
tausenden  von  kleinen  Bausteinen  sich  aufbauende  und  vielfach  noch  unfertige 
Wissenschaft  wie  die  Zoogeographie  in  großen  Zügen  leicht  und  verständlich  vor¬ 
zuführen  und  nichts  wesentliches  zu  vergessen,  bewältigt  zu  haben,  ist  ein  Verdienst 
Prof.  Jacobis,  der  auf  knapp  152  Seiten  nicht  bloß  die  Bedeutung  der  Wissenschaft 
von  der  Verbreitung  der  Tierwelt  über  den  Erdball  für  Systematik,  Abstammungs¬ 
lehre  und  Versteinerungskunde  und  für  ihre  Wechselbeziehungen  beleuchtet,  nicht 
bloß  den  Kampf  der  Tiere  um  den  Raum  und  ihre  Verbreitungsmittel  und  Hemm¬ 
nisse  schildert,  sondern  uns  auch  in  gefälliger  Darstellung  die  bei  den  verschiedenen 
Tierklassen  so  auffallend  verschiedene  Ausdehnung  der  Verbreitungsgebiete,  die 
Verschiedenheit  von  Land-  und  Meergebieten  und  die  Gründe  für  diese  Abweichungen, 
sowie  endlich  die  Dispersion  der  wichtigeren  und  am  meisten  erforschten  Tierklassen 
im  einzelnen  vorführt.  Zwei  Kärtchen,  von  denen  das  eine  die  Verbreitungsgebiete 
für  Säugetiere  und  Vögel,  das  andre  die  Grenzen  der  Lebensbezirke  der  Meeres¬ 
bewohner  wiedergibt,  schmücken  die  fleißige  Arbeit,  deren  Lektüre  um  so  angenehmer 
wirkt,  als  wir  überall  fühlen,  daß  der  kenntnisreiche  Verfasser  sich  Zügel  anlegen 
mußte,  um  die  Einfachheit  und  Klarheit  der  knappen  Darstellung  zu  erreichen,  die 
das  kleine  Werkchen  so  übersichtlich  macht.  Eine  solche  Zusammendrängung  der 
wichtigsten  Tatsachen  und  Theorien  der  Tierverbreitung  in  ein  kleines  Buch  und 
der  Umstand,  daß  das  ganze  nur  M.  0.80  kostet,  wird  die  interessante  Wissenschaft, 
die  in  Deutschland  so  viele  begeisterte  Vertreter  zählt,  noch  mehr  populär  machen 
als  bisher,  und  wir  können  Verfasser  und  Verleger  zu  dem  Erfolge  glückwünschen, 
den  dieses  »schwer  zu  schreibende,  bisher  fehlende«  Buch  sich  sicher  erringen  wird 
nicht  bloß  in  den  breiten  Schichten  lernbegieriger  Männer  und  Frauen  unseres 
Volkes,  sondern  auch  im  Hörsaale  unserer  Hochschulen  als  empfehlenswertester,  ja 
einziger  Leitfaden  und  Führer  für  den  Unterricht  in  der  Zoogeographie. 

Bttgr. 


Eingegangene  Beiträge. 

L.  S.  in  G.,  Dir.  Dr.  A.  S.  hier  und  E.  D.  in  L.,  je  ein  Aufsatz,  Prof.  Dr.  E.  in  E., 
Dir.  A.  B.  in  S.  (Schweden)  und  Dr.  K.  P.  in  C.,  je  eine  Mitteilung-,  sowie  L.  G.  in  K.  1 
Nachtrag-  und  1  Berichtigung  dankend  erhalten.  —  W.  8.  in  F.  Eine  Arbeit  des  Herrn  Bl., 
2  Aufsätze,  3  Mitteilungen,  4  Besprechungen  und  1  Nekrolog.  —  Th.  K.-M  in  B.  Aufsatz 
und  5  Photographien  erhalten,  von  denen  wir  3  wiedergeben  wollen.  —  C.  H.  Sch.  in  A. 
(Aegypten).  Besten  Dank  f.  d.  Brief  vom  15.  Dez.  04.  Ich  erwarte  Ihre  Begleitworte  und 
hoffe  den  Aufsatz  in  No  2  bringen  zu  können.  —  K.  S.  in  L.  bei  M.  2  Mitteilungen,  sowie 
Aufsatz  und  Aquarell  erhalten.  Wärmsten  Dank.  Meine  Antwort  werden  Sie  inzwischen 
zugleich  mit  der  Rücksendung  des  Briefes  Ihres  Verlegers  erhalten  haben.  —  Dir.  J.  8ch. 
in  K.  (Dänemark).  Aufsatz  und  Galvano,  sowie  Neujahrskarte  dankend  erhalten.  —  Dr. 
M.  L.  in  A.  (Belgien/.  Herzlichen  Dank  f.  d.  Unterlagen  zu  dem  Nekrologe.  —  Dr.  H.  B.  in 
H.  l  Aufsatz  und  3  Mitteilungen.  Das  übrige  soll  genau  befolgt  werden. 


32 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 
Beck-CorYodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  28.  Jahrg.,  1904.  No.  43  -63  und  2». 
Jahrg.  1905.  No.  1. 

Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  28.  Jahrg.,  1904.  No.  5  —  11. 

Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  I)r.  Ant.  Reichenow. 

12.  Jahrg.  1904.  No.  11-12  u.  13.  Jahrg.  1905.  No.  1. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogel  weit. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  29.  Jahrg.  1904.  No.  11—12. 

Eieid,  The  Country,  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 

Vol.  104.  1904.  No.  2704-2714  u.  Vol.  105,  1905,  No.  <715. 

Prof.  D  r.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart,  W.  Kohlhammer.  23.  Jahrg.  1901.  No.  11  12  u.  24.  Jahrg.  1905.  No.  1. 

N  erthus,  Illustr.  Wochenschrift  f.  Tier-  u.  Pflanzenfreunde.  Herausg.  v.  H .  Barfod. 

Altona-Ottensen.  Verl.  v.  Chr.  Adolff.  6.  Jahrg.,  1904.  No.  21 — 26. 

Der  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  A.  Dimbach.  Braun¬ 
schweig.  1904.  Bd.  36.  No.  3—14. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Pr ös ler.  Frankfurt  a.  M.,  1904,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  .Jahrg.  No.  3—14. 

Blätter  für  Aquarien-  u.  Ter  rarien- 1\  unde.  Herausg.  v.  Dr.  K.  Bade.  Berlin. 
Verlag  d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  15.  Jahrg.,  1904.  No.  20—24  u.  16.  Jahrg. 
1905.  No.  1. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  18,  1904.  No.  107—108. 

Anzeiger  d.  K.  A  kad.  d.  W  i  s  s.  Wien.  Math.-naturw.  Ol.  Jahrg.  1904.  No.  19—24.  Wien, 
K.  K.  Hof-  u.  Staatsdruckerei,  1904. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz. 

Herausg.  v.  C.  Daut  u.  G.  v.  Burg.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1904.  Jahrg.  3,  Heft  4—6. 
Natur  und  Haus.  Illustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1904.  Jahrg.  13.  Heft  2-7. 

R.  C.  Mc  Gregor,  Notes  on  Hawaiian  Reptiles  from  the  Island  of  Mavi.  —  Sep.-Abdr. 

a.  Proc.  U.  S.  Nat.  Museum  Vol.  28.  Washington.  1901.  8°  4  pag. 

F.  Siebenrock.  Die  südafrikanischen  Testudo- Arten  der  .^ome^-ica-Gruppe.  —  Sep.-Abdr. 

а.  Sitz.  Ber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Bd.  1 13,  Abt.  I,  1904.  8°.  18  pag. 
5  Tafeln. 

Derselbe.  Testudo  loettgeri  n.  sp.  aus  Gross-Namaland.  —  Sep.-Abdr.  a.  Anzeiger  d.  K. 

Akad.  d.  Wiss.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Jahrgang  1904.  8°.  2  pag. 

Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter.  1904. 
Jahrg.  13,  No.  43—48  u.  50  —  52  u.  Jahrg.  14,  1905.  No.  1-2. 

Die  Gefiederte  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzseher  Verlag,  Jahrg.  33,  1904.  No.  42—52  u.  Jahrg.  34,  1905.  No.  l. 
F.  Schlag.  Der  Dompfaff,  auf  Grund  54  jähriger  Erfahrung  möglichst  allseitig  geschildert. 

V.  Aull.  Magdeburg,  Creutzseher  Verlag,  i»04.  8°.  55  pag.  —  Preis  M.  1.—. 

Sammlung  Göschen  No.  218.  Prof.  Dr.  A.  Jacobi.  Tiergeographie.  Leipzig, 
Verlag  von  G.  J.  Göschen,  1904.  12°.  152  pag.,  2  Karten.  -  Preis  geb.  M.  0.8  >. 

P  r  o  i.  D  r.  Fr.  Lindner.  Ornithologisches  Vademekum.  Taschen«  alender  und  Notizbuch 
für  ornith.  Exkursionen.  Neudamm,  Verlag  v.  J.  Neumann,  1904.  12°.  286  pag.  —  Preis 
geb.  M.  2.—. 

Prof.  D  r.  C.  Keller,  Naturgeschichte  der  Haustiere.  Berlin,  Verlag  v.  P.  Parey,  1905.  8°. 
8,30  t  pag.,  51  Fig.  —  Preis  M.  9.  —  . 

Dr.  Th.  W.  van  Lidth  de  Jeude,  Reptiles  and  Batrachians  from  Surinam.  —  Sep.- 
Abdr.  a.  Notes  from  the. Leyden  Museum  Bd.  25,  1904.  8°.  12  pag.,  Taf. 

D  r.  W.  Wolterstorf  f.  Über  das  Vorkommen  des  Triton  pulmatus  Schneid,  bei  Harburg. 

Sep  -Abdr.  a.  Zool.  Anzeiger  Bd.  28,  1904.  No.  2.  8°.  6  pag. 

Derselbe,  T.iton  blusti  de  l’lsle,  ein  Kreuzuugsprodukt  zwischen  Triton  marmoratu.s  und  Tr. 

ciistatus.  —  Sep.-Abdr.  ebenda  No.  3.  8°.  5  pag. 

Prof.  L.  Me  he  ly,  Együj  gyikfaj  magyarorszägon  (Über  eine  ,  neue  Eidechse,  Laccrta  hor- 
va  hi  n.  sp.,  aus  Ungarn)  Sep.-Abdr.  a.  Küiönlenyomat  az  Allattani  Közlemönyek  Bd. 
3,  1904,  Heft  4,  8°.  19  pag.,  5  Fig.,  Taf. 

Resultate  der  Wissenschaft  1.  Erforschung  des  Plattensees.  Herausg. 

v.  d.  Plattensee-Kommission  d.  Ung.  Geogr.  Gesellschaft.  L  Bd.,  Teil  3,  4  a  und  b,  5  und 

б,  II.  Bd.,  Teil  1  und  2a,  III.  Bd.,  Teil  4  u.  Topogr.  u.  geolog.  Atlas  I  Teil  mit  4  Karten. 
Wien  1897—1903.  Verlag  v.  Ed.  Holzel.  Gr.  4°. 

Zoological  Society  of  London.  Sitz.- Bericht  v.  20.  Okt ,  15.  u.  29.  Nov.  u.  13.  Dez.  1904. 
The  Irish  Naturalist.  A  Monthly  Journal  of  General  Irish  Natural  History.  Edit.  by 
G.  H.  Carpenter,  R.  L.  Praeger  and  R.  Patterson.  Dublin,  1904,  Eason  &  Son, 
Vol.  13,  No.  11. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  London,  1904.  Vol.  73.  No.  494  und  Vol.  74. 
No.  497  u.  500,  sowie  Orbituary  Notices  of  Fellows  of  the  Society  Pt.  I.  London  1904.  8®. 


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Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reiuhold  Mahlau.  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M 


Ausge; 


Ausgezeichnet  im  Jahre  1897  in  Leipzig,  Posen  und  Weissenburg  mit  dem  1.  Preise. 


Das  von  allen  Nationen  als  klassisch  anerkannte  Folio-Prachtwerk: 


Naumann,  Naturgeschichte  der  Vögel  Mittel-Europas. 


Vollständig  in  12  Bänden  oder  120  Liefgn.,  I  M.  pr.  Liefg. 

Neu  bearbeitet  von  33  hervorragenden  Ornithologen  Deutschlands  und  des 
Auslandes.  Mit  ca.  400  f.  Chromobildern  n.  Aquarellen  erster  Künstler.  Heraus¬ 
gegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennickbin  Gera.  Erschienen  sind:  108  Liefgn.  oder 
8  Bände  —  letztere  auch  gebunden,  a  16  M.  event.  nach  Stärke  mehr  oder  weniger. 
[95]  Verlag  von  Fr.  Eugen  Köhler  in  Gera-Untermhaus. 


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Frühere  Jahrgänge  des  Zoologischen  Gartens. 

Um  die  Anschaffung  der  noch  vorhandenen  früheren  Jahrgänge  des  »Zoologischen 
Gartens«  möglichst  zu  erleichtern,  haben  wir  die  Preise  wie  folgt  ermäßigt; 

Jahrgang  I  (1860)  (Neudruck)  M.  5.  — ;  II— X  (1861—1869)  ä  M.  2.  — 
XI-XX  (1870-1879)  ä  M.  3.  — ;  XXI— XXX  (1880-1889)  ä  M.  5.  — ;  XXXI— 
XL  (1890—1899)  ä  M.  6.50.  —  Sachregister  der  ersten  20  Jahrgänge  II.  5.  — 
Bei  Abnahme  der  Jahrgänge  I— XX  und  Sachregister  zusammen  für  nur  M.  55.  — 
Bei  Abnahme  der  Jahrgänge  I— XXX  und  Sachregister  für  I— XX  zusammen  für 
nur  I.  100.  —  Bei  Abnahme  der  Jahrgänge  I— XL  und  Sachregister  für  I— XX 
zusammen  für. nur  M.  150.  — 


Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von : 

Prof.  Dr.  P.  Altmanu,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  ßolau,  Dr.  Hermann  Bolau,  Lehrer  L.  Lux  bäum,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Joli.  v.  Fischer,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh. 
Reg.-Rat  E.  Friedei,  Amtsrichter  ß.  Gabler,  Gymnasiallehrer  L.  Geisenlieyner,  Carl  Greve, 
Dam.  Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  jKammerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M,  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerus- Meyer,  Piof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Baron  A. 
v.  Krtidener,  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Prof.  Dr.  H.  Landois,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkühn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig,  Prof. 
Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Mehely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.*Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde, 
H.  Nebrliug,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Pnrpus,  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow,  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Ad.  Rörig,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schliff,  Dr.  P,  Schiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Prof. 
Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr. 
L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wnrin,  Dr.  med.  A«  Zander,  Dr.  med.  A.  Zipperlen  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

— K  46.  Jahrgang 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- B er  ich  te 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  untf  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird ,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an.. 

Inserate  linden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nnmmern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 

Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen. 


Der 

Zoologische  Garten. 


Organ 


der 


Zoologischen  Gärten 

Deutschlands. 

- » —  « 

Herausgegeben  von  der 

Neuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


^  Frankfurt  a.  m. 

VERLAG  VON  MÄHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

1905. 


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Zeitschrift 


Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


XL  VI. 
Jahrgang 
No.  2. 


Stellung  in  einem  zoologischen  Garten  als 
Wärter  sucht  36  Jahre  alter  intelligenter, 
hauptsächlich  in  Fasanen 'Geflügel,  Vogelzucht 
und  Pflege,  erfahrener  Mahn.  Jedoch  auch  für 
andere  Tiergattung  geeignet. 

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Gartens«  unter  Chiffre 

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Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palteark- 
tischen  Faunengebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
21/*  bis  3  Druckbogen ,  Lex.  8-  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
10  Mk.  pränumerando ,  im  Buchhandel 
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Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
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(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N0,  2.  XLVI.  Jahrgang.  Februar  1905. 


Inhalt. 

Neues  vom  Zoologischen  Garten  zu  Berlin;  von  Theodor  Knottnerus-Meyer 
aus  Hannover.  (Mit  Tafel  I — III.)  —  Meine  Eulen;  von  Erwin  Detmers  in  Lingen  a.  d. 
Ems.  —  Einige  Beobachtungen  an  Stichlingen  im  Seewasseraquarium;  von  Dr.  Hermann 
Bolau  in  Helgoland.  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Literatur.  —  Nekrolog.  —  Eingegangene 
Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Neues  vom  Zoologischen  Garten  zu  Berlin. 

Von  Theodor  Knottnerus-Meyer  aus  Hannover. 

(Mit  Tafel  I— III.) 

Seit  fünf  Jahren,  seit  1899,  hatte  ich  den  berühmten,  präch¬ 
tigen  Zoologischen  Garten  unserer  Landes-  und  Reichshauptstadt 
nicht  mehr  gesehen.  Damals  hatte  ich  auch  im  »Zoologischen 
Garteu«  ausführlich  über  ihn  berichtet.  *)  Bereits  zu  jener  Zeit  be¬ 
fand  sich  der  Garten  in  gänzlicher  Umwandlung.  Man  hatte  be¬ 
gonnen,  schadhafte  oder  nicht  mehr  zeitgemäße  Gebäude  und  Ge¬ 
hege  zu  erneuern  und  durch  die  Neuschöpfuugen  dem  Berliner  Garteu 
deu  ersten  Platz  unter  den  Zoologischen  Gärten  der  Welt  zu  er¬ 
ringen.  Das  ist  schon  jetzt  gelungen.  Nach  dem  Urteil  aller  Sach¬ 
verständigen,  u.  a.  auch  Karl  Hagenbecks,  nimmt  der  Berliner 
Garten  nicht  nur  unter  den  deutschen,  sondern  überhaupt  unter  deu 
Tiergärten  der  Welt  die  erste  Stelle  ein.  Und  dabei  ist  man  mit 
der  gänzlichen  zeitgemäßen  Erneuerung  des  Gartens  noch  durchaus 
nicht  fertig,  wenn  auch  seit  1899  wieder  ein  gutes  Stück  fort¬ 
geschritten!  Tierhäuser  und  Gehege  sind  beide  ebenso  wie  der  Tier- 

9  Vergl.  Zool.  Garten  Jakrg.  1900  p.  161  und  193. 

Zoolog.  Gart.  Jabrg.  XLVI.  1905. 


3 


34 


bestand  bedeutend  anfgebessert  und  im  Werte  gestiegen.  Bleiben  wir 
zunächst  bei  ersteren! 

An  neuen  Tierhäusern  erhielt  der  Garten  das  im  Jahre  1900 
eröffuete  Straußenhaus ,  eine  Schöpfung  der  Herren  Kayser  und 
v.  Großheim.  Es  ist  ähnlich  wie  das  Antwerpener  Dickhäuterhaus 
im  Stile  eines  altägyptischen  Tempels  erbaut  und  hat  seinen  Platz 
gegenüber  dem  Eingänge  Stadtbahnhof-Zoologischer,  Garten  zwischen 
Dickhäuter-  und  Flußpferdhaus  erhalten.  Das  Haus  ist  äußerlich 
mit  Jagdszenen  und  Tierbildern,  sowie  Schriftzeichen  in  altägyp¬ 
tischer  Bilderschrift,  alles  genau  nach  antikem  Muster  ausgeführt, 
bemalt  und  bietet  so  schon  ein  ebenso  anziehendes  wie  farben¬ 
prächtiges  Bild.  An  der  der  Stadtbahn  zugewandteu,  schmalen  Seite 
liegt  der  Eingang  hinter  einer  hohen  Säulenhalle.  Elegante,  große 
Glastüren  führen  ins  Innere.  Eine  hohe,  weite  Halle  mit  Ruhe¬ 
bänken  zeigt  sich  von  länglich-rechteckiger  Grundform.  Rechts  und 
links  an  den  beiden  Längsseiten  entlang  ziehen  sich  die  Käfige  hin. 
Geradeaus  fällt  der  Blick  auf  ein  prächtiges  Diorama,  ein  Gemälde 
aus  dem  sagenhaften  Nillande,  das  die  Memnonsäulen  darstellt.  Es 
ist  ein  Werk  des  jetzt  leider  nach  Dresden  verzogenen  Malers 
Eugen  Bracht.  Das  ganze  Haus  ist  im  altägyptischen  Stile  durch¬ 
geführt.  Die  Malereien  sind  von  Sen  ft,  die  plastischen  Arbeiten 
von  Professor  Ringel  mann,  die  Inschriften  von  Dr.  Kurth 
genau  nach  antikem  Vorbilde  hergestellt.  Stilvoll  ist  alles  bis  herab 
zu  den  einladenden  Ruhebänken  im  Innern  des  Hauses,  in  denen 
zwischen  den  Rückenlehnen  je  zweier  Bänke  die  Heizungsvorrichtung 
in  raffinierter  Weise  angebracht  und  verborgen  ist.  Die  besonders 
reichhaltigen  Malereien  des  Portales  stellen  Jagdszenen  dar,  sowie 
Fütterung  und  Verkauf  gezähmter  Strauße.  Licht  erhält  das  Haus 
durch  seitlich  oben  angebrachte  bunte  Fenster,  die  Käfige  durch 
Oberlicht.  Zwischen  je  zwei  Säulen  der  hohen  Halle  sind  die  festen 
Drahtgitter  gespannt,  die  die  Käfige  nach  vorne  abschließen.  Es 
sind  deren  zwölf  vorhanden,  je  sechs  rechts  und  links  vom  Eingänge 
au  den  langen  Seiten  des  Hauses.  Doch  sind  die  Käfige  zur  Linken 
sämtlich  nochmals  durchgeteilt,  so  daß  im  ganzen  18  Käfige  ver¬ 
fügbar  sind.  Untereinander  sind  sie  durch  Holzwände  getrennt 
und  in  praktischer  Weise  durch  Rolltüren  verbunden,  die  vom 
Wärtergange  aus  zu  handhaben  sind.  Die  Einrichtung  des  Wärter¬ 
ganges  hinter  den  Käfigen  bat  neben  deu  vielen  bekannten  An¬ 
nehmlichkeiten  für  den  Wärter  wie  für  die  Besucher  noch  das 
Gute,  daß  die  Tiere  nicht  an  die  oft  doch  undichten  Außentüren 


35 


herautreten  können.  Der  Boden  der  Käfige  ist  aus  Zement  her¬ 
gestellt  und  schwach  mit  Sägespähnen  bestreut.  Selbst  die  empfind¬ 
lichen  Kasuare  aber  scheinen  sich  gut  auf  ihm  zu  halten.  Die  nicht 
durchgeteilten  Käfige  zur  Rechten  bewohnen  die  Afrikanischen  Strauße, 
die  durchgeteilten  zur  Linken  die  Kasuare.  Der  inneren  Einrichtung 
entsprechend  hat  das  Haus  an  der  einen  Seite  acht,  an  der  anderen 
dreizehn  Außenkäfige.  Je  zwei  an  jeder  Seite,  am  unteren  Ende 
des  Hauses,  haben  nicht  von  Innen  sichtbare,  ungeheizte  Ställe.  Sie 
sind  für  die  jetzt  wohl  überall  das  ganze  Jahr  im  Freien  gehaltenen 
Nandus  und  Emus  bestimmt.  Im  Hintergründe  der  Käfige,  un¬ 
mittelbar  am  Hause,  ist  ein  Teil  durch  Gitter  abgeschlossen  und  mit 
prächtigem  Buschwerk  bepflanzt.  So  wird  den  Tieren  auch  die 
Freude  des  Aufenthaltes  im  Grünen  gewährt,  ohne  daß  man  die 
Pflanzen  ihrer  Zerstörungswut  aussetzt.  Es  ist  das  ein  höchst  prak¬ 
tisches  Verfahren,  das  auch  bei  anderen  Berliner  Tierhäusern,  wie 
dem  Antilopen-  und  dem  weiter  unten  noch  zu  besprechenden  neuen 
Großen  Hirschhause,  augewandt  worden  ist. 

Bewohner  des  Hauses  sind,  sozusagen  Außenbewohner,  Nandu 
( Rhea  americana)  und  Emu  (Dromaeus  novae-hollandiae ),  Einwohner 
sieben  Afrikanische  Strauße  und  elf  Kasuare.  Bis  auf  ein  Straußen- 
paar  werden  die  Tiere  alle  einzeln  gehalten.  Von  Afrikanischen 
Straußen  sind  mehrere  geographische  Arten  vorhanden,  so  der  nord¬ 
afrikanische  Struthio  camelus ,  unser  Landsmann  aus  Deutsch- Ost¬ 
afrika,  der  Masai-Strauß  (Str.  massaicus ),  sowie  Strauße  von  Togo 
und  vom  Senegal.  Die  Kasuare  sind  zum  Teil  junge,  noch  nicht 
ausgefiederte  Tiere,  deren  Art  sich  bisher  nicht  sicher  feststellen 
ließ.  Die  übrigen  gehören  folgenden  Arten  an:  Casuarius  casuarius , 
C.  casuarius  violicollis  von  den  Trangau-  und  Aru-Inselu,  G.  casuarius 
beccarii  von  den  Yokan-  und  den  Aru-Inselu,  C.  benetti  von  Neu- 
Pommern  und  vom  Bismarck-Archipel,  sowie  dessen  Abarten  G.  Inecki 
und  G.  pidicollis,  C.  uniappendicidatus  aus  Neu-Guinea  und  dessen 
beide  Abarten  C.  occipitalis  und  aurantiacus. 

Die  zweite  große  Neuschöpfung  des  Gartens,  die  ebenfalls  der 
Vogelwelt  zugutekommt,  ist  die  an  seiner  Nordgrenze  mit  ihrer 
Front  nach  Süden  zeigende  Fasanerie.  Sie  ist  an  heller,  sonniger 
Stelle  erbaut  und  läßt  Licht  und  Luft  Zutritt.  Dadurch  unterscheidet 
sie  sich  vorteilhaft  von  der  alten,  von  mir  beschriebenen.1)  Die  neue 
Fasanerie  ist  im  gleichen  Jahre  wie  das  neue  Straußenhaus,  nämlich 
1900,  geschaffen  worden.  Allen  Erwartungen,  die  man  bei  ihrer  An- 

1)  »Zool.  Garten«  Jahrg.  1900  p.  196 — 97.  Der  Verfasser. 


36 


läge  nur  hegen  konnte,  entspricht  sie  durchaus.  Ich  glaube  nicht, 
daß  eine  zweite  Anlage  dieser  Art  besteht,  allein  was  ihre  Aus¬ 
dehnung  betrifft.  Weist  sie  doch  rund  sechzig  Käfige  auf!  An  dem 
einen  Ende  wird  die  Fasanerie  von  einem  massiven,  im  oberen  Teile 
in  Fachwerk  ausgeführten  und  mit  Turm  versehenen  Häuschen,  am 
anderen  von  einem  ganz  in  Fachwerk  ausgeführten  Hause  flankiert. 
Das  erstere  ist  von  drei  Seiten,  das  letztere  ringsum  von  Käfigen  um¬ 
geben.  Verbunden  sind  beide  durch  die  in  langer  Flucht  sich  hiu- 
ziehenden  zwanzig  Käfige  für  Fasanen.  Im  Rücken  davon  zieht  sich 
das  lange  Haus  der  Fasanerie  hin.  Unten  befindet  sich  der  Unter¬ 
schlupf,  der  durch  verschiebbare  Fenster  nach  außen  geschützt  ist, 
darüber  der  nach  vorne  ganz  offene  Nistraum,  der  mit  Laub  und 
Zweigen  reichlich  versehen  ist.  Der  kleinere  Teil  des  oberen  Stock¬ 
werkes  ist  nach  vorne  geschlossen  und  zeigt  ein  kleineres  Einflugs¬ 
loch  für  die  hier  hausenden  Tauben  oder  Singvögel.  Bedient  wer¬ 
den  die  Käfige  und  Häuser  vom  Wärtergange  im  Innern  des  Hauses 
aus.  Die  Käfige  sind  im  übrigen  mit  Buschwerk  aller  Art,  so 
Tannen,  Lebensbäumen,  Ahorn,  Buchsbäumen,  Eichen,  Wachholder, 
Heckenrosen  und  besonders  mit  Heidelbeersträuchern  und  Heidekraut 
reichlich  bewachsen,  auch  mit  starken  Bäumen  zum  Aufbäumen  ver¬ 
sehen  und  außen  von  Wildem  Wein  eingerahmt.  Für  die  verschie¬ 
denen  Taubenarten  und  Singvögel,  die  mit  den  Fasanen  und  Pfauen  zu¬ 
sammen  die  Käfige  bewohnen,  sind  noch  als  besondere  Zufluchtsorte 
mitten  im  Käfige  unter  der  Drahtdecke  zierliche,  durchbrochene 
Rindenhäuschen  hergerichtet,  die  bei  den  kleinen  Gefiederten  scheinbar 
verständnisvolle  Anerkennung  finden.  So  ist  allen  Bewohnern  der 
Fasanerie  der  Aufenthalt  so  angenehm  wie  möglich  gemacht,  den 
Tieren  ein  Stückchen  Natur  geboten.  Und  diese  zeigen  sich  durch 
reichliche  Nachzucht  dankbar  für  alle  aufgewandte  Mühe.  So  haben 
die  meisten  Pfauen-  wie  Fasanenarten  genistet.  Der  künstlichen 
Brutpflege  ihrer  Eier  uud  weiter  der  Aufzucht  der  jungen  Tiere 
nimmt  sich  Herr  Dr.  Heinroth,  der  bisherige  wissenschaftliche 
Assistent  des  Gartens,  persönlich  mit  größter  Liebe  und  Sorgfalt  an. 

Die  Bewohnerschaft  ist  so  verteilt,  daß  die  Fasanen  im  wesent¬ 
lichen  die  lange  Reihe  der  Mittelkäfige,  die  Hockos  uud  Tragopane 
das  Turmhäuschen  und  die  Pfauen,  Trappen,  Steißhühuer  uud  andere 
das  andere  Seitenhaus  bewohnen.  Von  den  Tauben  sind  bei  den 
Trappen  uud  Puten  unsere  heimischen  Wildtauben,  bei  den  wilden 
Pfauarten  und  den  Fasanen  die  fremdländischen  Tauben,  bei  den 
Tragopaueu  die  Erdtauben  untergebracht.  Die  Singvögel  sind  auf 


37 


die  Fasanen-  und  Tragopan-  und  die  Spechte  besonders  auf  die 
Hockokäfige  verteilt.  Die  kleinen  Säuger,  Drosseln,  Bergfinken,  Zeisig, 
Stieglitz,  Buchfink,  Grünfink  u.  a.  sind  in  dem  dichten  Pflanzen- 
wuchse  nur  schwer  zu  finden,  beleben  aber  ebenso  wie  die  Tauben 
in  reizvoller  Weise  das  Bild. 

Die  zahlreiche  Bewohnerschaft  au  Scharrvögeln  (Rasores),  die 
ich  vorfand,  wies  u.  a.  auf  au  Baumhühuern  Penelope  purpurascens, 
Pipile  jacutinga ,  Ortalis  garrula,  an  Hockos  Crax  sclateri,  Cr. 
alberti  und  Gr.  carunculata ,  an  Tragopanen  Ceratornis  temminchi , 
G.  melanocephalus ,  G.  satyrus  und  G.  caboti,  Pucrasia  macrolopha  und 
den  Argusfasan  ( Argus  giganteus). 

Es  sei  mir  hier  gestattet,  ein  kleines,  nettes  Intermezzo  aus 
dem  Reicheschen  Tiergarten  in  Alfeld  a.  d.  L.  einzuflechten.  Dort 
waren  kürzlich  einige  Tragopane  ( G .  caboti )  auf  die  Felder  entflogen. 
Nach  wenigen  Tagen  aber  schon  kehrten  die  Ausflügler,  da  ihnen 
jetzt,  nach  der  Ernte,  der  Tisch  wohl  nicht  zu  reichlich  gedeckt 
war,  freiwillig  zu  Herrn  Reiches  Fleischtöpfen,  alias  Futtertrögen 
zurück. 

An  Steißhühnern  weiter  traf  ich  Bhynchotus  rufescens ,  sowie 
Tinamotis  elegans ,  an  Wallnistern  den  durch  seine  sonderbare  Brut¬ 
pflege  bekannten  Australier,  das  Talegallahuhn  ( Gatheturus  lathami) 
an.  Ihnen  schlossen  sich  an  von  Pfauenvögeln  ( Pavoninae )  Polyplectron 
chinquis,  Pavo  cristatus,  auch  in  der  weißen  und  der  gescheckten 
Spielart,  Pavo  nigripennis  in  zwei  weiblichen  Exemplaren  und  der 
prächtige  Pavo  spicifer,  dessen  Henne  zum  Unterschied  von  der  des 
gemeinen  Pfaues  dasselbe  Gefieder  wie  der  Hahn,  aber  ohne  Schweif, 
trägt,  während  die  Henne  von  P.  nigripennis  fast  weiß  gefärbt  ist. 
Auch  der  wunderbar  schöne  Lophophorus  impeyayius  war  in  einem 
Paare  würdig  vertreten.  An  Perlhühnern  und  Wachteln  wies  die 
Sammlung  u.  a.  auf  Numida  vulturina ,  Calipepla  californica  und 
Goturnix  delegorguei  aus  der  Masaisteppe,  an  Rephühnern  ( Perdix ) 
das  innerasiatische  Barthulm  (P.  daurica).  Reichhaltig  war  die 
Sammlung  au  Fasanen  und  Fasanhühnern.  Neben  den  in  den  meisten 
Gärteu  unzutreffenden  häufigeren  Arten  waren  von  selteneren  ver¬ 
treten  der  Gelbschwauzfasan  ( Acomus  erythrophthalmus)  aus  Indien  und 
Sumatra,  der  der  Modetorheit  schon  so  stark  hingeopferte  Sömmer- 
riugs-Fasan  ( Phasianus  soemmerringi ),  der  mantschurische  Ohrfasan 
(Crossoptilon  auritus ),  der  Weißhaubenfasan  (Euplocomus  albocri Status) 
vom  nordwestlichen  Himalaya,  der  prächtige  Edelfasan  (E.  nobilis ) 
von  Borneo,  der  siamesische  Prälatfasau  (E.  praelatus),  der  von 


38 


Karl  Hagenbeck  in  den  Tierhandel  eingeführte  mongolische  Riug- 
fasan  (Ph.  mongolicus)  und  endlich  eine  ganz  neue  Art,  Hecks  Fasan¬ 
huhn  ( Lophura  hecki  Sokol.). 

Von  Kammhühnern  waren  Gallus  gallus ,  G.  varius  und  G. 
sonnerati  vertreten,  und  als  eigentlicher  Fremdling  in  dieser  Gesell¬ 
schaft  haust  hier  eine  Arabische  Trappe  ( Otis  arabs). 

Von  den  Tauben  wohnen  allein  Caloenas  nicobarica ,  sowie 
Megapelia  coronata  und  M.  albertisi.  Alle  anderen  hausen  zusammen 
mit  den  eigentlichen  Bewohnern  der  Fasauerie,  so  neben  unseren 
heimischen  Wildtaubenarten  noch  ungefähr  ein  halbes  Dutzend  Arten 
der  Gattung  Columba ,  u.  a.  C.  loricata,  C.  maculosa  und  C.  rufina. 
Daneben  sind  vertreten  von  der  Gattung  Turtur  neben  der  unver¬ 
meidlichen  Lachtaube  (T.  risoria )  T.  capicola ,  T.  semitorquata ,  T. 
tigrina ,  T.  amabilis ,  T.  senegalensis  und  T.  auriculata,  von  der 
Gattung  Phaps  u.  a.  Ph.  chalcoptera ,  Ph.  picata ,  die  sehr  seltene 
Buchstabentaube  (Ph.  scripta)  und  Ph.  elegans ,  dann  Geophaps 
smithi  und  Cetopistes  humeralis.  Von  sonstigen  Vögeln  der  Fasanerie 
möchte  ich  noch  den  Alpeuflühvogel  (Accentor  collaris),  sowie  die 
beiden  wetterharteu  Sänger  Cardinalis  cardinalis  und  Liothrix  lutea 
erwähnen.  Besonders  der  Sonnenvogel  gefällt  mir  in  so  großem  Flug¬ 
käfig,  wenn  er  geschickt  und  flink  durch  die  Büsche  dahinhuscht 
und  seine  melodischen  Locktöne  hören  läßt,  sehr.  So  haben  in  der 
neuen  Fasanerie  alle  jene  Vögel  Platz  gefunden,  die  bisher  auf  das 
alte  Vogelhaus  und  die  beiden  alten  Fasanerien  verteilt  waren.  lu 
genanntem  Hause  lebt  z.  Z.  noch  ein  Auerhahn  ( Tetrao  urogallus ), 
der  demnächst  wohl  in  der  geplanten  »Vaterländischen  Tiersamm¬ 
lung«  einen  geeigneten,  weniger  weltverlorenen  Wohnsitz  bekom¬ 
men  wird. 

Ein  anderer  Außenkäfig  des  alten  Vogelhauses  und  des  Hühner- 
und  Taubenhauses  weist  ein  kleines  Einschlupfloch  für  die  im  ganzen 
Garteu  frei  umherschweifenden  Gold-  und  Silberfasanen  auf.  Zu¬ 
sammen  mit  Zwerghühuern  verschiedener  Rassen  beleben  sie  prächtig 
das  Landschaftsbild.  Auch  im  benachbarten  Tiergarten  zeigen  sich 
die  bunten  Fremdlinge  oft  den  erstaunten  Spaziergängern.  Es  ist 
ein  gutes  Zeichen  für  das  Berliner  Publikum,  besonders  die  Besucher 
des  Zoologischen  Gartens,  daß  sich  derartiges  durchführen  läßt.  Ich 
kenne  Gärten,  wo  man  die  Tiere  hetzen,  auschießen,  mit  Steinen 
werfen  oder  sonst  quälen  würde.  Aber  der  Berliner  Garten  hat  es 
eben  verstanden,  sich  die  Gunst  der  ersten  Gesellschaftskreise  zu  er¬ 
halten,  ebenso  wie  u.  at  der  zu  Köln  a.  Rh, 


39 


Die  dritte,  wie  das  neue  Straußenhaus  und  die  eben  beschrie¬ 
bene  von  Schulz  und  Stegmüller  erbaute  Fasanerie,  aus  dem 
Jahre  1900  stammende  Neuanlage  für  die  Vogelwelt  sind  die  von 
Zaar  und  Vahl  erbauten  Wasser  vogelflngkäfige.  Sie  sind  der  Ostseite 
des  Stelzvogelhauses  gegenüber  an  der  Mauer  des  Wirtschaftshofes  ent¬ 
lang  erbaut.  Es  sind  im  ganzen  zehn  Käfige  vorhanden.  Die  beiden 
Eckkäfige  und  ein  anderer,  nicht  der  Mittelkäfig,  sind  besonders  groß. 
Doch  siud  die  beiden  Eckkäfige  durchaus  ungleich.  Die  alte  Schablone, 
vollkommen  gleiche,  große  Eckkäfige  und  einen  sehr  großeu  Mittelkäfig 
anzulegen,  hat  man  auch  bei  der  Fasanerie  erfreulicherweise  ver¬ 
mieden.  Die  oft  geradezu  pedantische  Symmetrie,  wie  sie  ältere  Tier¬ 
häuser  zeigen,  ist  künstlerisch  unschön.  Der  eine  Eckkäfig  ist  so 
eingerichtet,  daß  mau  nach  Eintritt  in  einen  Felsen  nach  Aquarien- 
Art  dort  Tauchervögel  auch  unter  Wasser  beobachten  kann.  Im 
übrigen  bieten  die  hohen  und  geräumigen  Käfige  ihren  Insassen 
weite  Wasserbecken,  Grotten,  Bäume  und  lebende  Sträucher  und  ge¬ 
nügend  Raum,  um  auch  einmal  die  Flügel  versuchen  zu  können. 
Für  die  Baumenten  sind  noch  in  Baumstämmen  geeignete  Nisthöhlen 
hergestellt.  Hinter  den  Käfigen,  abgesehen  von  wenigen,  zieht  sich 
das  Haus  mit  den  Ställen  entlang.  Es  ist  in  weißen  Glasursteinen 
erbaut  und  mit  grünen  Steinen  gleicher  Art  verziert,  macht  einen 
freundlichen  Eindruck  und  ist  auch,  weil  leicht  abzuwaschen,  ent¬ 
schieden  praktisch.  Der  hintere  Teil  der  Käfige  ist  durch  nach  dem 
Hause  zu  abfallende  Milchglasbedachung  gegen  Witterungseinflüsse 
geschützt.  Die  Eisenkonstruktion  der  Volieren  ist  in  fahlem  Rot, 
das  Gitter  in  dunklem  Grün  gestrichen,  und  eiu  bunter,  moderner 
Vogelfries  in  Glasmalerei  zieht  sich  oben  an  der  vorderen  Käfigwand 
die  ganze  Front  entlang. 

Bewohnt  wird  der  eine  Eckkäfig  von  einem  Säger  (Mergus 
serrator)  und  Humboldts-Pinguinen  ( Spheniscus  humboldti).  Die  Pin¬ 
guine  sind  doch  zu  drollige  Tiere;  sie  haben  nach  meinem  Gefühl 
immer  ein  so  merkwürdig  bierehrliches,  verständiges  Wesen,  geradezu 
etwas  Menschliches.  Es  ist  schade,  daß  die  netten  Kerle  so  schwer 
zu  halten  sind.  Den  anderen  Eckkäfig  bewohnen  die  Baumenten 
in  vielen  Arten,  neben  Braut-  und  Mandarineuenten,  u.  a.  Dendro- 
cygna  autumnalis ,  D.  fulva ,  I).  viduata,  D.  arcuata  und  T>.  eytoni. 
Ferner  hausen  hier  kleinere,  seltene  Krickentenarten  wie  Anas  bra- 
siliensis ,  A.  formosa,  A.  versicolor ,  A.  creccoides  und  A.  cyanoptera. 
Von  Gänsen  bewohnen  nur  seltenere  Arten  die  Flugkäfige,  wie  die 
Mähuengans  ( Anser  jubatus ),  die  Orinokogans  ( Ghenalopex  jubatus ), 


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zwei  Höckergausarten  ( Sarcidiornis  carunculata  und  S.  melanota ), 
erstere  aus  Süd- Amerika,  letztere  aus  Madagaskar,  und  Taclorna 
radjah ,  sowie  Choristopus  melanoleucus.  Zahlreich  ist  auch  unser 
Straudvogelvolk  vertreten,  so  Regenpfeifer  ( Charadrius )  in  mehreren 
Arten  und  aus  verschiedenen  Ländern,  Säbelschnäbler  ( Recurvirostra 
avosetta) ,  Kiebitze  (Vanellus) ,  Rallen  ( Rallus ),  sowie  Sultanshühner 
(Porphyr io)  und  Ibisse  (u.  a.  Ibis  melanops)  in  mehreren  Arten. 
Ebenso  traf  ich  einige  Arten  von  Sichlern  (Plegadis),  Löfflern 
(Platalea),  Reihern  (u.  a.  Ardea  comata  und  Trigorius  leucocephalus) . 
Auch  hier  haben  sich  demnach  wieder  viele  zusammengefunden,  die 
zuvor  das  alte  Vogelhaus  bewohnten  und  gründlich  verstänkerten, 
im  Verein  mit  den  jetzt  noch  dort  untergebrachten  Schleichkatzen 
und  dergl. 

Es  wären  nun  noch  der  neue  Lama-  und  Gemsenberg,  die  neuen 
Nagergehege  und  die  beiden  neuen  Hirschhäuser,  deren  eines  zur 
Zeit  noch  im  Bau  ist,  zu  besprechen. 

Ersterer  ist  von  Moritz  Lehmann  im  Jahre  1901  erbaut  und 
stellt  eine  naturgetreu  nachgeahmte,  hohe  Felspartie  dar,  in  der  die 
Ställe  so  verteilt  sind,  daß  die  Eingänge  nicht  sofort  auffallen.  Die 
Ställe  selbst  sind  von  einem  Wärtergange  im  Inneren  des  Felsens 
aus  zu  reinigen.  Die  weiten  Gehege,  zehn  an  der  Zahl,  steigen 
hoch  an  den  Felsen  hinauf,  einige  von  ihnen  haben  der  Natur  der 
Bewohner  entsprechend  steinigen  Boden ;  in  anderen,  den  von  Lamas 
bewohnten,  ist  der  Wechsel  am  vordereu  Gitter  aus  Zement  her¬ 
gestellt. 

Be wohut  werden  die  Gehege  von  Lamas  (Auchenia  huanaco , 
A.  lama ,  A.  paco  und  A.  vicunha),  der  Gemse  ( Bupicapra  tragus), 
die  früher  im  Gehege  für  Wildschafe  und  Ziegen  hauste,  dem  Nahoor- 
schaf  ( Ovis  nahoor)  und  zwei  prächtigen  Thars  (Hemitragus  jemlaicus 
und  H.  hylocrius).  Letzteres  Tier  hatte  ein  Junges.  Endlich  lebt 
hier  noch  ein  ganz  besonderes  Schaustück  des  Gartens,  der  Moschus¬ 
ochse  ( Ovibos  moschatus).  Wie  der  Kopenbagener  »Bus«  hat  sich 
auch  der  Berliner  tadellos  entwickelt,  und  wie  dieser  hat  er  sich 
auch  neuerdings  vermählt.  Zur  Zeit  lebt  er  allerdings  mit  seiner 
ehelichen  Gattin  noch  in  getrennten  Verhältnissen.  Durch  das  Gitter 
hindurch  betrachtet  mau  sich ,  um  dann  in  anmutigen  Sprüngen 
dem  Trennungsgitter  hüben  und  drüben  entlang  zu  galoppieren. 
Hoffentlich  geht  das  erste  Zusammensein  ohne  Rippenbrüche  vor¬ 
über!  Diese  rötliche  Fellmasse  mit  dem  buschigen  Schweif,  dem 
merkwürdigen  Kopf  uud  dem  sonderbaren  weißen  Rückenflecken 


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sich  so  herumtummelu  zu  sehen,  ist  doch  ein  merkwürdiger  Anblick. 
Gemütlich  sind  die  Burschen  scheinbar  nicht,  und  es  ist  gut,  daß 
starkes  Eisengitter  ihrem  Tatendrange  ein  Ziel  setzt.  Hoffentlich 
gestaltet  sich  das  Familienleben  dermaleinst  vorbildlich.  Das  wäre 
Herrn  Dr.  Heck,  der  mit  großer  Mühe  und  vielen  Kosten  diese 
nordischen  Sonderlinge  herbeigeschafft  hat,  zu  gönnen.  Außer  Berlin 
pflegt  Herr  Dir.  Schiött  in  Kopenhagen  noch  ein  Paar  und  der 
Hamburger  Garten  eiue  Kuh  dieser  leider  schon  so  stark  zusammen- 
geknallten  Tierart. 

In  der  Nähe  dieses  Lamaberges  und  der  neuen  Fasanerie  er¬ 
hebt  sich  auch  der  neue  Aussichtsturm.  Er  stellt  einen  geschickten 
und  geschmackvollen  Ausbau  des  100  Kubikmeter  fassenden  Wasser¬ 
reservoirs  dar  mit  Blick  über  den  Zoologischen  Garten  und  weiter¬ 
hin  über  den  Tiergarten. 

Die  neuen  Nagergehege,  die  ich  bereits  erwähnt  habe,  befinden 
sich  in  der  Nähe  des  alten  Affenhauses,  zwischen  diesem  und  dem 
Elefantenhause.  Vollendet  sind  bisher  die  Gehege  für  Wassernage- 
tiere  und  für  Meerschweinchen  und  Verwandte.  Für  die  übrigen 
Nager  wird  an  der  gegenüberliegenden  Seite  eine  weitere  Anlage  her¬ 
gestellt.  Besonders  originell  hat  man  die  zahmen  Meerschweinchen 
untergebracht.  Es  ist  ihnen  ein  richtiges  kleines  Dorf  errichtet. 
Hoch  oben  auf  dem  Felsen  steht  das  Schloß,  das  im  Rokokostil  ä  la 
Triauon,  natürlich  in  kleinstem  Maßstabe,  gehalteu  ist  und  von  den 
»Vornehmsten«,  den  weißen  Angoras  bewohnt  wird,  zu  deren  Schutz 
auch  ein  Schilderhaus  in  unseren  lieben  schwarz-weißen  Farben  nicht 
fehlt.  Weiter  nuten  liegt  das  Dorf,  dann  ein  Schweizerhäuscheu 
uud  noch  eine  Felsen wohunng,  in  denen  die  übrigen  Rassen,  darunter 
eine  ganz  schwarze  Spielart,  hausen.  Die  Ansläufe  mit  den  zier¬ 
lichen  Häusern  sind  durch  Glas  und  Eisen  seitlich  und  oben  geschützt, 
sodaß  man  die  Tierchen  in  ihrem  Wohnort  ungehindert  beobachten 
kann,  ohne  daß  sie,  besonders  aber  die  Häuschen,  unter  Witterungs- 
einflüssen  oder  die  Tiere  unter  unangebrachten  Leckerbissen  des 
Publikums  zu  leiden  hätteu.  Dieser  ganze  originelle  Aufbau  bildet 
eiue  Gruppe  für  sich  und  ist,  zumal  für  Kinder,  ein  Hauptanziehungs¬ 
punkt. 

Die  übrigen  Gehege  liegen  vor  einem  mit  grünenden  Pflanzen 
bewachsenen  Felsen,  den  eine  wasserspendende  Neptunsgruppe  krönt. 
Sechs  von  den  Gehegen,  die  für  wasserliebende  Nager,  haben  weite 
Wasserbecken.  Diese  sind,  wie  auch  der  Boden  aller  Käfige  aus 
Zement  hergestellt.  So  zweckmäßig  das  im  Interesse  der  Reinlich- 


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keit  bei  den  Wasserbecken  erscheint,  so  wenig  gefällt  mir  der  Zemeut- 
boden  mit  allen  seinen  Nachteilen  bei  den  auf  dem  Lande  lebenden 
Nagern,  wie  den  Agutis  und  Maras,  die  nicht  einmal  stark  wühlen. 
Im  übrigen  sind  die  elf  Gehege  recht  geräumig  und  nach  vorne  zu 
abfallend.  In  der  Felsgrotte  an  der  Rückwand  befinden  sich  die  Lager¬ 
plätze.  Die  Sohle  der  Käfige  liegt  etwas  tiefer  als  der  Standpunkt 
des  Beschauers.  Eine  Mauer  stützt  an  der  Vorderseite  den  Boden 
ab  und  trägt  ein  niedriges  Gitter,  sodafi  man  die  Tiere  frei,  nicht 
durch  Gitterstäbe  gehindert,  beobachten  kann.  In  den  Bibergehegeu 
sind  im  Wasser  künstliche  Biberbauten  errichtet  und  ist  für  Holz 
zum  Zernagen  und  Schälen  reichlich  gesorgt.  Wie  bei  anderen 
Neuaulagen  hat  man  auch  hier  einigen  Käfigen  Pflanzengrün 
gegeben,  das  aber  gegen  die  scharfen  Zähne  der  kleinen  Zerstörer 
durch  festes  Gitter  geschützt  ist.  Wie  bei  dem  neuen  Hirschhause 
uud  dem  Antilopenhause  ist  das  Buschwerk  zumeist  auf  den  Grenzen 
zweier  Nachbarkäfige  augepflanzt  worden,  sodafi  die  Gehege  ganz 
im  Grünen  liegend  erscheinen. 

Bewohnt  werden  die  Gehege  für  Wassernager  vom  Kapybara 
( Hydrochoerus  capybara),  vom  Sumpfbiber  (Myopotamus  coypu) ,  vor 
allem  aber  vom  Biber  in  beiden  Arten  ( Ccistor  fiber  und  C.  cana- 
densis). 

Den  europäischen  Biber  verdankt  der  Garten  dem  verstorbenen 
Herzoge  Friedrich  von  Auhalt.  Teile  des  Herzogtums  Anhalt, 
die  Gegenden  an  Elbe  und  Mulde  und  von  Magdeburg  bis  Warten¬ 
burg,  bilden  bekanntlich  noch  die  letzten  deutschen  Zufluchtsstätten 
dieses  seinem  Aussterben  entgegengehenden  Nagers,  dessen  Dasein 
mit  unserer  modernen  Wasserbau-  und  Forstwirtschaft  ja  leider 
kaum  zu  vereinbaren  sein  würde.  Der  Berliner  Garten  kann  auf 
den  Besitz  dieser  jetzt  ira  Tierhandel  so  seltenen  Arten  ganz  be¬ 
sonders  stolz  sein.  Stehen  doch  in  den  meisten  Tiergärten  die  so- 
geuanuten  Bibergrotten  leer  oder  werden  von  dem  massenhaft  in 
den  Handel  gebrachten  Koypu  bewohnt.  Auch  der  Kauadische  Biber 
ist  ja  bereits  stark  in  seinem  Bestände  zurückgegangeu.  Ihres 
prachtvollen  Pelzes  und  besonders  des  Geils  wegen  sind  die  armen 
Kerle  zu  Zehntausenden  in  einem  Jahre  geopfert  worden! 

Unter  den  auderen  Bewohnern  sind  neben  Dolichotis  patagonia , 
Coelogenys  paca,  Lagostomus  trichodactylus  und  Cavia  porcellus  besonders 
die  afrikanische  Stachelratte  ( Atherura  africana)  uud  mehrere  Arten 
von  Agutis  zu  nennen,  neben  der  häufigen  Dasyprocta  azarae  noch 
D.  punctata  uud  D.  prymnolopha. 


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Einige  andere  Nager,  wie  Stachelschweine,  bewohnen  noch  vor¬ 
läufig  das  Elefantenhaus.  Nach  Fertigstellung  ihrer  Gehege  wer¬ 
den  dann  alle  Nager  an  einem  Platze  vereinigt  seiu. 

Den  Umwandlungen  zum  Opfer  gefallen  sind  auch  die  letzten 
alten  Hirschhäuser,  und  zwei  neue  sind  an  ihre  Stelle  getreten. 
Beide  sind  Blockhäuser  mit  Türmen  und  Galerien  und  in  duukel  ge¬ 
beiztem  Holze  mit  naturfarbenen  Ziegeldächern  erbaut.  Das  eine 
Haus  ist  bereits  1901  errichtet,  das  andere  jetzt  bis  auf  die  Außen- 
parks  vollendet.  Die  Häuser  machen  einen  ebenso  geschmackvollen 
wie  zweckmäßigen  Eindruck.  Umgeben  sind  sie  von  weiten  Aus¬ 
läufen,  das  neue  von  etwa  zehn,  von  denen  sechs  fertig  gestellt 
waren,  das  ältere  von  rund  einem  Dutzend.  Wie  bei  den  bereits 
vorhandenen  Hirschhäusern  und  allen  neueren  Gehegen  für  Huftiere 
hat  man  auch  hier  massives  Eisengitter  mit  senkrechten  Stäben 
gewählt,  das  meines  Erachtens  scheue  Tiere  am  wenigsten  der  Ge¬ 
fahr  von  Beinbrüchen  aussetzt,  weit  weuiger  jedenfalls  als  horizontal 
gespannte,  nachgebende  Drähte.  Bei  dem  neuesten  Hirschhause,  das 
für  die  Rothirsche  und  Wapitiartigen,  also  die  ganz  Großen  bestimmt 
ist,  hat  man  auf  den  Grenzen  der  Gehege  zwischen  starkem  Draht¬ 
geflecht  geschützt  dichtes  Buschwerk  angepflanzt.  Durch  solches 
Grün  verlieren  einerseits  die  Tierkäfige  immer  viel  von  ihrer  Ode, 
anderseits  wirkt  der  Anblick  des  Pflanzengrüns  auch  entschieden 
seelisch  erregend  auf  die  Tiere,  und  endlich  ist  ein  solcher  weiterer 
Zwischenraum  zwischen  zwei  Gehegen,  zumal  bei  streitbaren  Hirschen 
und  den  nicht  immer  gerade  freundnachbarlichen  Beziehungen,  sehr 
zweckmäßig.  Durch  das  Pflanzengrün  füllt  man  den  Raum  am 
schönsten  aus  und  verhindert  auch,  daß  sich  die  streitbaren  Recken 
in  der  Zeit  des  Liebesrausches,  der  Brunft,  immer  von  Angesicht  zu 
Angesicht  sehen.  Das  ist  immerhin  von  Vorteil,  wenn  auch  bei  den 
Hirschen,  wie  bei  allen  Huftieren,  das  Auge  keine  so  große  Rolle 
spielt. 

So  ist  jetzt  die  überaus  reiche  Cerviden-Sammlung  des  Berliner 
Gartens,  die  über  vierzig  (!)  Arten  und  Abarten  umfaßt,  in  nur 
modernen,  ebenso  zweckmäßigen  wie  geschmackvollen  Tierhäusern 
auch  örtlich,  zwischen  dem  alten  Vogelhause  und  dem  Antilopen - 
hause  einerseits,  den  Büffelgehegen  und  den  Wegen  der  Dreistern¬ 
promenade  anderseits  vereinigt. 

Von  sonstigen  Veränderungen  an  Tierhäusern  möchte  ich  noch 
die  Umwandlung  der  hohen,  glasgedeckten  Mittelhalle  des  Antilopeu- 
hauses  in  ein  großes  Gewächshaus  mit  wundervollen  Palmen,  Gummi- 


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bäumen  und  anderen  Blattpflanzen  erwähnen.  Nach  dem  Gange 
für  die  Beschauer  zu  ist  der  Raum  zum  Schutz  der  Pflanzen  gegen 
Zugluft,  Staub  und  dergl.  durch  Fenster  abgeschlossen.  Der  Wert  von 
Pflanzengrün  für  die  Tiere  ist  gar  nicht  hoch  genug  anzuschlagen. 
Abgesehen  vom  Elefantenhause,  wo  es  schon  die  wenig  günstigen  Be¬ 
leuchtungsverhältnisse  des  Zuschauerraumes  unmöglich  machen,  trifft 
man  denn  auch  in  Berlin  grünende  Pflauzeu  in  allen  großen  Tier¬ 
häusern,  auch  im  Raubtierhause,  wo  die  grünen  Schlingpflanzen  bei 
der  tadellosen  Durchlüftung  des  Hauses  scheinbar  recht  gut  ge¬ 
deihen. 

Ein  originelles  Gebäude  aus  dem  Jahre  1900  möchte  ich  hier 
noch  kurz  erwähnen.  Es  ist  die  Winterwaldschenke,  ein  Haus  im 
Stile  eines  Tiroler  Dorf  Wirtshauses ,  das  den  anheimelnden  Namen 
»Zum  durstigen  Flamingo«  führt. 

Zur  Zeit  ist  mau  mit  der  völligen  Erneuerung  der  baufälligen 
und  wegen  ihrer  zu  leichten,  ich  möchte  sagen,  papieruen  Bauart 
wenig  stilgerechten  Rinderhäuser  beschäftigt,  über  die  ich  seiner 
Zeit  berichten  werde.  Dazu  kommt  der  Weiterbau  der  Nagerkäfige. 
In  Aussicht  genommen  ist  ferner  eine  umfassende  Anlage  für  alle 
Caniden  einschließlich  der  Hyänen,  die  jetzt  im  Kleinen  Raubtier¬ 
hause,  im  Alten  Bären-  und  im  Hundezwinger  untergebracht  sind. 
Die  geplante  Anlage  einer  »Vaterländischen  Tiersammlung«,  die 
unsere  gauze  heimische  Tierwelt,  einschließlich  Kriechtiere,  Lurche 
und  Süßwasserfische,  umfassen  soll,  habe  ich  schon  erwähnt. 

Dringend  erwünscht  ist  auch  eine  Erweiterung  des  großen 
Bärenzwingers,  damit  der  alte,  der  jetzt  noch  einige  kleinere  Bären 
und  die  Wölfe  beherbergt,  vom  Erdboden  verschwinden  kann.  Das 
hat  dieser  vollkommen  veraltete,  gräßliche  Zwinger  wirklich  verdient. 

Dazu  käme  noch  der  Bau  eines  Beuteltierhauses,  sowohl  für 
Känguruhs  wie  für  die  kleinen  Arten,  vielleicht  nach  dem  Vorbilde 
des  Frankfurter  Hauses.  Für  beide  fehlt  es  jetzt  au  geeigneten 
Räumlichkeiten,  ebenso  wie  auch  für  die  kleinen  Raubtiere,  die 
provisorisch  in  dem  Alten  Vogelhause  untergebracht  sind,  dessen 
Tage  auch  gezählt  sein  dürften.  Anstelle  des  Alten  Straußenhauses 
soll  dereinst  der  andere  Flügel  des  Neuen  Vogelhauses  treten. 

Es  fehlte  noch  eine  geeignete  Unterkunft  für  kleinere  Affen, 
wie  Hapale ,  Ameiseuigel,  Zahnarme  und  Halbaffen,  von  denen  schon 
jetzt  eine  hübsche  Sammlung  in  dem  Raritätenkabinett,  genannt 
»Altes  Vogelhaus«,  lebt.  Vielleicht  ließe  sich  das  mit  einem  Beuteltier¬ 
hause  gut  vereinigen.  (Fortsetzung  folgt.) 


—  45 


Meine  Eulen. 

Von  Erwin  Detmers  in  Lingen  a.  d.  Ems. 

Wohl  kein  Tier,  vielleicht  Kröten  und  ähnliche  Ungeheuer  aus¬ 
genommen,  steht  beim  Volke  in  so  schlechtem  Rufe  wie  die  Eule. 
Gar  mancher  würde  jedoch  seine  Meinung  ändern,  wenn  er  sich  mit 
diesen  nur  Fremden  gegenüber  nicht  immer  liebenswürdigen  Tieren 
abgeben  wollte.  Waldohreule  (Asio  otus  L.)  und  Waldkauz  ( Syrnium 
aluco  L.)  können  bei  guter  Pflege  und  andauernder  Beschäftigung 
mit  ihnen  Muster  von  Artigkeit  und  Zahmheit  werden  und  ihren 
Besitzer  sowohl  durch  ihre  wunderlichen  und  oft  überaus  komischen 
Bewegungen,  wie  auch  durch  ihre  Munterkeit  erfreuen ,  die  sich 
nicht  nur  abends  und  in  der  Nacht,  sondern  auch  bei  hellem  Sonnen¬ 
schein  zeigt,  wenn  man  sich  nur  mit  ihnen  abgeben  will. 

Im  vorigen  Jahre  erhielt  ich  zwei  Waldohreulen  aus  verschie¬ 
denen  Nestern,  die  eine  im  Mai,  die  andre  im  Juni.  Die  erstge¬ 
nannte  war  noch  ganz  jung  und  von  auffallend  heller  Farbe,  die 
andre  schon  ziemlich  groß  und  ganz  dunkel  gefärbt.  Die  kleinere, 
anfänglich  ein  unförmlicher  Wollklumpen,  entwickelte  sich  rasch, 
und  schon  Mitte  Juni  sah  man  deutlich  die  niedlichen  Federohren, 
die  jedoch  erst  gegen  Ende  Juli  vollständig  ausgewachsen  waren. 
Diese  Eule  benahm  sich  nicht  nur  mir  gegenüber  stets  sehr  zahm 
und  zutraulich,  sondern  sie  ließ  sich  auch  von  Fremden  ruhig  an¬ 
fassen,  was  sich  die  größere,  die  sich  auch  gegen  mich  nie  sehr 
freundlich  zeigte,  nie  gefallen  ließ.  Beide  Eulen  hatte  ich  anfangs 
fast  nur  mit  Lunge  und  Niere  gefüttert,  trotzdem  daß  mir  meine 
Freunde  davon  abrieten.  Aber  die  Eulen  sind  dabei  doch  vortrefflich 
hochgekommen,  und  ihr  Gefieder  entwickelte  sich  prachtvoll.  Ab 
und  zu  nur  bekamen  sie  Mäuse  und  Spatzen,  die  beide  Eulen  nur 
beim  allergrößten  Hunger  mit  Haut  und  Haar  verschluckten.  In 
der  Regel  rissen  sie  immer  zuvor  den  Kopf  ab  und  zerkleinerten 
dann  den  Rest.  Manchmal  wickelte  ich  auch,  um  ihnen  die  Gewöll- 
bildung  zu  erleichtern,  Stücke  Fleisch  in  vorher  ausgewaschene  und 
dann  getrocknete  Baum woll watte,  oder  ich  gab  ihnen  die  Watte,  die 
sie  sehr  gerne  nahmen,  vor  oder  nach  dem  Fressen  in  kleinen  Ballen. 
Beide  Eulen  tranken  öfters  Wasser  und  badeten  viel,  indem  sie  sich 
in  ihr  Wasserbecken  stellten  und  sich  mit  Kopf  und  Flügeln  voll¬ 
ständig  beuetzten.  Sie  hatten  einen  sehr  großen  Hühnerstall  mit 
einem  sich  daranschließenden  Steinhause  zur  Verfügung,  konnten 
sich  daher  vorzüglich  im  Fliegen  üben.  Die  kleinere  und  zahmere 


46 


ließ  ich  sehr  oft  draußen  frei  herumfliegen.  Sie  kam  auf  meinen 
Ruf  auf  die  Hand  zurück  und  ließ  sich  ruhig  in  den  Stall  zurück¬ 
tragen.  Die  »Wilde«  dagegen,  wie  ich  die  größere  Ohreule  nannte, 
ließ  ich  nie  heraus,  weil  ich  fürchtete,  sie  könnte  mir  durch  brennen. 
Da  vergaß  ich  eines  Tages  beim  Füttern  die  Stalltüre  zu  schließen, 
im  Nu  war  die  Wilde  draußen  und  fiel  auf  einem  der  nächsten 
Bäume  ein.  Alles  Klettern  und  Jagen  nach  ihr  war  vergeblich  und 
scheuchte  sie  nur  noch  weiter,  so  daß  ich  schließlich  alle  Hoffnung 
aufgab,  sie  wieder  zu  erlangen.  Aber  was  geschah!  Als  ich  am 
nächsten  Morgen  herunterkam,  saß  die  Eule  auf  dem  Stall.  Bei 
meiner  vorsichtigen  Aunäherung  entflog  sie  zwar  wieder,  blieb  aber 
den  ganzen  Tag  über  in  der  Nähe  und  ließ  das  jungen  Eulen  eigen¬ 
tümliche  Piepen  hören.  Wollte  ich  ihren  Sitzplatz  ausfindig  machen, 
so  brauchte  ich  nur  zu  der  im  Stall  sitzenden  Eule  zu  gehen  und 
sie  durch  Ansprechen  zum  Piepen  anzuregen,  worauf  sofoit  im  Garten 
prompte  Antwort  erfolgte.  Am  Abend  steckte  ich  die  kleinere  Eule 
und  einen  bei  ihr  wohnenden  Waldkauz  in  eine  mit  Draht  be¬ 
schlagene  Kiste,  stellte  diese  so  in  den  Stall,  daß  sie  von  draußen 
gesehen  werden  konnte,  legte  noch  eine  tote  Ente  dazu,  ließ  die 
Tür  auf  und  ging  weg.  Bei  diesen  Veranstaltungen  war  die  ganze 
Nachbarschaft  anwesend,  die  auch  noch  in  der  Nähe  blieb.  Kaum 
war  ich  im  Hause  verschwunden  —  es  war  zehn  Uhr  — ,  als  sich 
draußen  ein  furchtbares  Geschrei  erhob  »Die  Eule,  die  Eule  ist  im 
Stall«  !  Schnell  lief  ich  wieder  hinaus  und  fand  wirklich  die  Eule 
im  Käfig  mit  dem  Verzehren  der  Ente  beschäftigt,  trotz  der  ver¬ 
sammelten  Menschenmenge,  die  sich  lebhaft  beim  Fange  beteiligte. 
Dieses  Mal  war  es  noch  gut  abgegaugen,  ein  andermal  aber,  es  war 
gerade  ein  furchtbarer  Sturm,  hörte  ich,  als  ich  abends  um  neun  Uhr 
aus  dem  Garten  kam,  ein  lautes  »kuiwit«  in  der  Luft.  Ich  sah 
sofort  nach  meinen  Eulen,  und  wieder  fehlte  die  Wilde.  Diesmal 
sollte  ich  sie  trotz  aller  Bemühungen  nicht  wieder  bekommen;  der 
Sturm  hatte  sie  verschlagen.  Auf  diese  Weise  war  sie  offenbar  auf 
selbständige  Nahrungssuche  angewiesen,  und  da  sie  Beute  gefunden 
hatte,  ließ  sie  sich  nicht  wieder  einfaugen.  Vierzehn  Tage  nach 
diesem  Vorfall  wurde  sie  in  unserem  Garten  nochmals  bemerkt,  hielt 
sich  auch  einige  Zeit  dort  auf  —  man  hätte  meinen  können  »um 
ihre  Brüder  mitzunehmen«  —  dann  sah  und  hörte  ich  nichts  mehr 
von  ihr,  Die  andre  Waldohreule,  die  jetzt  mit  dem  Kauz  allein 
war,  wurde  zu  meinem  großen  Leidwesen  kurz  darauf  gestohlen. 
Denn  die  Tür  war  gewaltsam  geöffnet,  und  die  Eule  wäre  sicher 


/ 


—  47  — 

wiedergekommen,  wenn  sie  auch  vorher  einen  Fluchtversuch  ge¬ 
macht  hätte. 

Der  Waldkauz,  der  sich  wohl  jedenfalls  kräftig  gewehrt  hatte 
und  durch  die  offene  Tür  geflohen  war,  kam  am  andern  Tage  von 
selbst  wieder.  So  wurde  nun  alle  Pflege  dem  Kauz,  den  ich  Anfang 
Juni  in  Münster  erstanden  hatte,  zuteil.  Diese  Eule,  die  sich  in  der 
ersten  Zeit  sehr  ruhig  benahm,  ist  jetzt  recht  beweglich  geworden, 
kommt  auf  den  Ruf  aus  dem  Steinhaus,  holt  das  Futter  aus  der 
Hand  uud  greift  rollende  Apfel  und  Papierklumpen  von  der  Erde. 
Am  interessantesten  ist  es  aber,  wenn  der  Kauz  Frösche  fängt.  Er 
stürzt  dann  von  der  Sitzstauge  herab,  ergreift  den  Frosch,  legt  ihn, 
wenn  er  keinen  Hunger  hat,  neben  sich  in  eine  Ecke  und  bleibt 
ruhig  sitzen,  während  er  ihn  im  Auge  behält.  Da  regt  sich  der 
Frosch  und  springt  weg  und  im  Nu  läuft  die  Eule  hinten  ihm  her, 
und  zwar  in  dem  allen  Baumvögeln  eigenen  komischen  Schritte,  er¬ 
greift  ihn  mit  beiden  Fängen,  legt  ihn  neben  sich  auf  ihre  Sitz¬ 
stange  und  bekümmert  sich  scheinbar  wieder  nicht  mehr  um  ihre 
Beute.  Nach  einer  Weile  fällt  der  Frosch  in  das  unter  der  Stange 
stehende  Badegefäß.  Dort  taut  der  arme  Kerl  wieder  auf,  er  be¬ 
wegt  sich  nur  ein  ganz  klein  wenig,  und  sofort  stürzt  die  Eule  ins 
Wasser,  holt  ihn  heraus  und  frißt  ihn  nun  endlich  auf.  Von  vielen 
wird  behauptet,  die  Eulen  sähen  am  Tage  schlecht.  Das  ist  aber 
keineswegs  der  Fall.  Lege  ich  z.  B.  einen  ganz  kleiuen  Regenwurm 
oder  eine  Kohlraupe  auf  den  Boden,  so  bemerkt  der  Kauz  sofort  die 
kleinste  Bewegung  und  stürzt  sich  im  Nu  auf  sein  winziges  Opfer. 
Dieser  Waldkauz  zeigt  einen  ungeahnten  Mut.  Neulich  nähere  ich 
mich  gegen  Abend  dem  Eulenstalle,  da  bemerke  ich  eine  Katze,  die 
sich  durch  die  Tür  durchzwängt.  Ruhig  bleibe  ich  stehen.  Da  sehe 
ich  meinen  Waldkauz,  wie  er  sich  regt  und  mit  einem  furchtbaren, 
langgezogenen  »Rai,  rai«  auf  die  erschreckte  Katze  losstürzt,  die  in 
ihrer  Angst  mit  dem  auf  ihr  reitenden  Kauz  gegen  den  Draht  rennt. 
Schnell  laufe  ich  hin,  da  läßt  mein  tapferer  Kauz  los,  und  die 
Katze  zwängt  sich  mir  unter  der  Hand  vorbei  durch  die  ein  wenig 
klaffende  Tür  und  entweicht.  Ich  glaube,  sie  hat  an  dem  einen 
Mal  genug  gehabt  und  ist  nicht  wieder  gekommen ! 

Die  Waldohreulen  griffen  außer  Mäusen  und  Ratten  auch  lebende 
Hähnchen  und  Kaninchen,  dagegen  zeigten  sie  vor  Hunden  Furcht; 
keineswegs  aber  der  Kauz.  Letzterer  frißt  auch  Frösche  und  Raupen 
sehr  gern,  die  Waldohreule  dagegen  Frösche  nur  beim  größten 
Hunger  und  Raupen  gar  nicht.  Meinem  Kauze  gesellte  ich  neuer- 


48 


diugs  noch  einen  zweiten  bei,  den  ich  im  Frankfurter  Zoologischen 
Garten  kaufte.  Er  wurde  von  dem  alten  Kauz  zuerst  verdrängt  und 
gebissen,  doch  vertragen  sich  beide  jetzt  recht  gut  miteinander. 
Die  neue  Eule  ist  noch  recht  still,  läßt  sich  aber  von  jedem,  und 
auch  von  Fremden,  ruhig  anfassen.  Sie  unterscheidet  sich  von  dem 
alten  Kauz  durch  ganz  graues  Gefieder  und  auch  dadurch,  daß  sie 
weder  Frösche  noch  Raupen  mag.  Sie  ist  jedenfalls  in  Frankfurt 
etwas  besseres  gewöhnt  gewesen. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  erwähnen,  daß  der  Waldkauz, 
im  Gegensatz  zu  meinen  Ohreulen,  Frösche  und  Mäuse  stets  ganz 
verschluckt,  Spatzen  aber,  in  Übereinstimmung  mit  ihnen,  vorher 
zerkleinert. 


Einige  Beobachtungen  an  Stichlingen  im  Seewasseraquarium. 

Von  Dr.  Hermann  Bolau  in  Helgoland. 

Zwei  von  den  Becken  des  Aquariums  der  Königl.  Biolog.  An¬ 
stalt  auf  Helgoland  sind  zu  Aigen-Aquarien  bestimmt.  Das  eine 
größere  enthält  vorzugsweise  größere  Algen,  während  das  zweite, 
dessen  Wände  mit  Quurzsteiuen  belegt  sind,  wegen  der  schönen 
Farbenkontraste  zur  Aufnahme  besonders  zierlicher  und  farbiger 
roter  und  grüner  Algeuarten  gewählt  ist.  Beide  Becken  enthalten 
dann  zur  Belebung  eiue  Reihe  kleiner  Fische.  In  den  Quarzbeckeu 
halten  wir,  besonders  während  der  Brunstzeit,  einige  Callionymus 
lyra ,  Leierfische,  deren  Männchen  außer  durch  die  Größe  der 
Rückenflosse  durch  die  Schönheit  der  Farben  auffallen.  Ständige 
Bewohner  des  Quarzbeckens  sind  eine  größere  Anzahl  des  Gemeinen 
Stichlings,  Gasterosteus  aculeatus.  Diese  Art  kommt  bekanntlich  in 
der  Ostsee  wie  in  der  Nordsee  häufig  vor.  Da  es  uns  aber  bei  Hel¬ 
goland  nicht  leicht  ist,  eine  größere  Schar  dieser  lebhaften  Fischchen 
zu  bekommen,  beziehen  wir  in  jedem  Jahre  eine  Sendung  aus  der 
holsteinischeu  Heide  bei  Hohenwestedt.  Der  Gemeine  Stichling  ist 
im  Seewasser  scheinbar  ebenso  zu  Hause  wie  im  Süßwasser.  Wenn 
die  Tiere  in  unsere  Hände  gelangt  sind,  schütten  wir  sie  einfach  in 
das  Seewasser ;  die  Tiere  scheinen  sich  darin  sofort  ganz  wohl  zu 
fühlen  im  Gegensatz  zum  Neunstachligen  Stichling,  Gasterosteus 
pungitius ,  der  eine  derartige  Behandlung  nicht  verträgt  und  ge¬ 
wöhnlich  bald  umkommt.  Die  Dreistachler  halten  sich  im  Aquarium 


49 


meist  dicht  zusammen  und  erfüllen  ihren  Zweck,  das  Becken  zu  be¬ 
leben,  ausgezeichnet. 

Im  vorigen  Jahre  nahmen  die  Stichlinge  au  Zahl  fortwährend 
ab;  ihre  Schar  wurde  ständig  kleiner.  Größere  Räuber  an  Fischen 
waren  in  ihrem  Aquarium  nicht  vorhaudeu,  und  abgestorbene  Stich¬ 
linge  fand  man  auch  nur  ganz  vereinzelt.  Endlich  merkten  wir, 
woran  das  Verschwinden  der  Stichlinge  lag.  Unbeabsichtigt  war  eine 
Anzahl  halberwachsener  Höckerkrebse,  Hyas  aranea ,  in  das  Becken 
geraten.  Diese  an  sich  recht  langweiligen  Gesellen  waren  die  Ver¬ 
tilger  der  Fische.  Ihre  Bewegungen  sind  so  langsam,  daß  sie  den 
flinken  und  gewandten  Stichlingen  durch  direkte  Verfolgung  nicht 
gefährlich  werden  können.  Die  Höckerkrebse  haben  die  Gewohnheit, 
ihren  Panzer  mit  allerhand  Fremdkörpern  zu  bestecken,  um  sich  zu 
maskieren.  In  unserem  Quarzbeckeu  hatten  sie  sich  vorzugsweise  mit 
abgerissenen  Zweigen  der  Rotalgen  besteckt.  Wenn  ein  so  maskierter 
Krebs  regungslos  in  einem  Algenbüschel  sitzt,  ist  es  kaum  möglich, 
ihn  herauszufinden.  So  saßen  die  Krebse  denn  mit  hocherhobeuen, 
geöffneten  Scheren  auf  der  Lauer,  bis  ein  Stichling  in  erreichbare 
Nähe  kam.  Dann  faßten  die  kleinen,  scharfen  Scheren  plötzlich  zu, 
uud,  wenn  sie  den  Fisch  gepackt  hatten,  nützte  diesem  alles  Zappeln 
nichts  mehr.  Es  war  ganz  gleichgültig,  ob  der  Krebs  seine  Beute 
am  Kopfe  oder  am  Schwänze  ergriffen  hatte,  er  führte  ihn  in  aller 
Ruhe  zum  Maule  und  verzehrte  ihn  buchstäblich  bei  lebendigem 
Leibe. 

In  diesem  Jahre  bezogen  wir  wieder  aus  der  Heide  eine  größere 
Fischkanne  mit  Dreistachlern  und  setzten  sie  in  das  Quarzbecken, 
in  dem  jetzt  meines  Wissens  keine  Höckerkrebse  hausen.  Außer  den 
Stichlingen  halten  wir  einige  Callionymus  lyra ,  einige  junge  Witt¬ 
linge  und  Dorsche  ( Gadns  merlangus  und  morrhua),  einige  Seenadeln 
und  zwei  kleine,  etwa  12  cm  lange  Knurrhähne,  Trigla  hirundo,  in 
unserem  Quarzbecken.  Diese  letzteren  beiden  haben  wir  erst  vor 
mehreren  Wochen  gefangen.  Seit  einiger  Zeit  nahm  die  Zahl  der 
Stichlinge  wieder  ab  wie  im  vorigen  Jahre,  und  wiederum  konnten 
wir  die  Ursache  dieser  Abgänge  nicht  sofort  ausfindig  machen.  Da 
half  mir  neulich  der  Zufall.  Ich  stand  vor  dem  Becken  und  be¬ 
merkte  plötzlich,  daß  der  eine  der  beiden  Knurrhähne  nach  einem 
Stichling  schnappte,  der  am  Boden  nach  Nahrung  suchte.  Er  packte 
ihn  am  Schwänze,  doch  der  Stichling  riß  sich  wieder  los.  Sofort 
schnappte  der  Knurrhahn  nach  einem  andern  Stichling,  der  trotz 
seines  Sträubens  sich  nicht  wieder  freimachen  konnte.  Einige 
Zoologr.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  4 


50 


Scbluckbevvegungen  brachten  den  Stichling  etwas  weiter  in  das  Maul 
seines  Räubers.  Ich  war  begierig  zu  sehen,  wie  das  Trauerspiel 
enden  würde.  Ich  dachte  an  die  Bemerkungen  in  der  Literatur,  daß 
der  Hecht  Stichlinge  nicht  frißt.  Die  Stacheln  des  unglücklichen 
Fisches  waren  natürlich  weit  gespreizt,  und  das  verhältnismäßig 
große  Maul  des  Knurrhahns  mußte  sich  über  die  Stacheln  hiuüber- 
schieben.  Der  Stichling  lag  auf  der  Seite,  die  beiden  Bauchstacheln 
saßen  quer  im  rechten  Mundwinkel  des  Kuurrhahns,  die  Rücken¬ 
stacheln  saßen  im  linken  Mundwinkel.  Der  Knurrhahn  schluckte 
heftig,  ohne  daß  es  ihm  gelang,  den  Stichling  seinem  Magen  näher 
zu  führen.  Immer  weiter  zerrte  er  sein  Maul  auseinander,  da  glückte 
es  ihm  endlich,  die  Rückenstacheln  des  Stichlings  ins  Maul  zu  be¬ 
kommen.  Man  sah  deutlich,  wie  ein  Stachel  sich  mit  seiner  Spitze 
gegen  die  dünnen  Häute  des  Oberkiefers  legte.  Noch  ein  paar  heftige 
Schluckbewegungen,  und  der  Riickeustacbel  hatte  die  Mundhaut 
durchbohrt.  Sofort  änderte  sich  das  Bild;  der  Knurrhahn  verlor  jeden 
Geschmack  an  seiner  Beute  und  fing  an,  sich  heftig  zu  schütteln,  um 
sich  ihrer  wieder  zu  entledigen,  was  ihm  auch  bald  gelang.  Der 
Stichling  fuhr  nach  seiner  Befreiung  ein  paar  Mal  heftig  durch  den 
Behälter  und  beruhigte  sich  dann  bald  wieder.  Äußerliche  Ver¬ 
letzungen  konnte  ich  nicht  bemerken.  Der  ganze  Vorgang  hatte 
etwa  12  Minuten  gedauert. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Eisbären  in  Skansens  Zoologischem  Garten  zu  Stockholm. 
Wir  haben  hier  in  unserem  Zoologischen  Garten  zwei  Paare  von  Eisbären  ( Ursus 
maritimus).  Das  ältere  Paar  kam  als  sechs  Monate  alte  Junge  am  31.  August  1889 
nach  Stockholm.  Von  diesem  Paare  haben  wir  bis  jetzt  13  Junge  erhalten,  deren 
Geburtstage  sich  in  folgender  Weise  verteilen: 

1893  am  28.  November  2  Junge 


1894  >  27.  *  2  * 

1896  >  4.  Dezember  1  Junges 

1898  »  30.  November  2  Junge 
1900  >  15.  »  2  » 

1902  *  19.  »  2  » 

1904  >26.  »  2  » 


.  Geschlecht  unbekannt, 

.  je  1  Männchen  und  1  Weibchen. 
Geschlecht  noch  nicht  bestimmt. 


Die  Paarung  ist  stets  im  April  eingetreten  und  dauerte  etwa  14  Tage. 
Während  dieser  Zeit  paarten  sie  sich  oit  mehrmals  an  einem  Tage.  Die  jungen 
Eisbären  sind,  wie  bekannt,  nicht  größer  als  große  Ratten  (Mus  decumanus ),  die 
letzteren  ohne  Schwanz  gemessen.  Alarik  Behm. 


51 


Aufruf  zur  Errichtung  einer  Gedenktafel  für  Heinrich  Gätko. 
Schon  seit  acht  Jahren  deckt  die  Erde  den  Vogelwärter  von  Helgoland,  Heinrich 
Gätke.  Um  die  Verdienste,  die  sich  der  Verstorbene  um  die  Erforschung  der 
Vogelwelt  der  Nordseeinsel  Helgoland  nicht  nur,  sondern  damit  auch  um  die  ge¬ 
samte  europäische  Ornis  und  die  Ornithologie  im  allgemeinen  erworben  hat,  zu 
ehren,  ist  der  Plan  angeregt  worden,  eine  Gedenktafel  an  Gätkes  früherem  Wohn- 
hause  auf  Helgoland  anzubringen.  Die  Unterzeichneten  laden  die  zahlreichen  Freunde 
und  Verehrer  Gätkes  ein,  durch  Einsendung  von  Beiträgen  dieses  Vorhaben  zu 
fördern.  Die  Tafel  soll  bereits  im  Juli  angebracht  werden,  deshalb  ist  möglichste 
Beschleunigung  der  Einsendung  geboten.  Beiträge  nehmen  entgegen  der  Kassen¬ 
führer  der  »Deutschen  Ornithologischen  Gesellschaft«,  Herr  Karl  Deditius  in 
Schöneberg  bei  Berlin,  Merseburgerstrasse  6,  und  der  Geschäftsführer  des  »Deut¬ 
schen  Vereins  zum  Schutze  der  Vogelwelt«,  Herr  Pastor  Jahn  in  Hohenleuben. 
Über  die  eingegangenen  Beträge  wird  öffentlich  Quittung  erteilt  werden. 

Hans  Freiherr  von  Berlepsch-Cassel,  Professor  Dr.  R.  Blasius- Braunschweig, 
Dr.  Carl  R.  Hen  nicke -Gera,  Professor  Dr.  Rei  che  now- Berlin,  H.  Schalow- 
Berün,  Regierungs-  und  Forstrat  G.  Jacobi  von  Wangelin-Merseburg,  Victor 
Ritter  von  Tschusi  zu  Sclimi  dhoffen ,  Villa  Tännenhof  bei  Hallein. 


Die  im  Monat  Oktober  1 904  an  dem  L e  u c h 1 1 u r m  zu  Eierland, 
an  der  Nordspitze  der  niederländischen  Insel  Texel  an g e flogen en, 
tödlich  verletzten  Vögel: 


Okt. 

Stare 

Sing- 

Lerchen 

Zaun- 

Rot- 

Rot- 

drosseln 

könige 

hänflinge 

kehlchen 

7. 

16. 

5 

3 

— 

— 

« 

— 

20. 

20 

2 

2 

— 

— 

— 

21. 

6 

3 

4 

— 

— 

— 

30. 

2 

— 

— 

4 

2 

1 

(Mitgeteilt  durch  F.  Buis,  Opzichter  bij’s  Rijkskustverlichting  te  Eierland, 
Texel).  Wilhelm  Schuster. 


Bären  in  Bolivien.  Vor  kurzem  wurde  mir  von  einem  Bekannten,  der 
sich  längere  Zeit  in  der  Umgebung  von  Santa  Cruz  in  Bolivia  aufgehalten  hatte, 
die  Mitteilung,  daß  an  den  Abhängen  der  Kordilleren  echte  Bären  Vorkommen 
sollen,  die  aber  auch  dort  wenig  bekannt  seien.  Von  anderer  Seite  erfuhr  ich,  daß 
es  sogar  zwei  verschiedene  Arten  seien,  von  denen  der  größere  hellbraunes  und  der 
kleinere  schwarzes  Fell  habe.  Diese  Differenz  mag  sich  wohl  nur  auf  die  Geschlech¬ 
ter  beziehen.  Die  Bären  sollen  sich  am  Fuße  des  Ilimani  und  in  den  tropischen 
Yungas  aufhalten  und  auch  dem  Menschen  gefährlich  werden  können1). 

Oswald  Straßberger. 

*)  Nach  gütiger  Mitteilung  des  Hrn.  Dir.  Dr.  Ad.  Seitz  dürfte  es  sich  um  den  von 
Caracas  bis  Chile  stellenweise  nicht  seltenen  Andenbär  ( Ursus  ornatus  Cuv.)  handeln.  Dieser 
ist  nur  die  südamerikanische  Ausgabe  von  Ursus  atnericunus  und  kommt  in  den  verschieden¬ 
sten  Färbungen,  oft  mit  schönen  Augenrändern  (=  Brillenbär)  vor.  Die  angegebene  Dop¬ 
pelfärbung  ist  aber  sicher  kein  sexueller  Dimorphismus.  Der  Herausgeber. 


52 


Mißbildung1  der  Zehen  (Polydaktylie)  bei  einem  Kammmolch 
(. Molge  cristata  Laur.).  Bei  einem  jugendlichen  Exemplar  der  Molge  cristata ,  die 
aus  einem  Waldteich  der  Mark  Brandenburg  stammte,  fand  sich  eine  eigenartige 
Mißbildung  der  rechten  Hinterextremität.  Die  übrigen  Extremitäten  zeigten  keiner¬ 
lei  Abweichung  von  der  gewöhnlichen  Beschaffenheit.  Das  bezeichnete  Bein  war 
in  seiner  ganzen  Länge  etwas  dicker  als  das  der  anderen  Seite.  Die  vier  äußeren 
Zehen  entsprachen  nach  Sitz,  Größe  und  Form  genau  den  gleichen  Zehen  des  linken 
Hinterfußes.  Dagegen  fanden  sich  anstelle  der  ersten,  inneren  Zehe  noch  vier 
Zehen,  die,  durch  einen  tieferen  mittleren  und  zwei  weniger  tiefe  seitliche  Spalten 
getrennt,  gewißermaßen  als  zwei  paar  Zehen  erschienen.  Wie  sich  mit  Sicherheit 
feststellen  ließ,  erstreckte  sich  diese  Mißbildung  nicht  nur  auf  die  Weich  teile.  Die 
Zehen  enthielten  auch  knöcherne  Phalangen  und  Metatarsalen,  die  bis  an  den 
Unterschenkel  zu  verfolgen  waren.  Da  ich  bisher  Nachrichten  über  ähnliche  Mi߬ 
bildungen  nicht  gefunden  habe,  schien  mir  eine  kurze  Mitteilung  über  diesen  Fall 
angezeigt.  Konrad  Profe. 

Das  Vordringen  des  Girlitz  ( Serinus  hortulanus  Koch)  in  Deutsch¬ 
land.  Als  ich  am  15.  Oktober  1886  von  Gießen  nach  Eberswalde  übergesiedelt 
war,  hörte  ich  gleich  im  kommenden  Frühjahr  den  Girlitz.  Alt  um  kannte  den 
Gesang  nicht  und  stritt  mir  so  lange  die  absolut  sichere  Bestimmung  ab,  bis  ich 
im  Jahre  1892  in  der  Nähe  des  Schützenhauses  in  einem  parkartigen  Garten 
den  Girlitz  zum  Schuß  brachte.  Das  erste  mit  der  Stockflinte  erlegte  Männchen 
konnte  im  dichten  Krautwuchs  nicht  gefunden  werden.  Das  gleich  darauf  ge¬ 
schossene  zweite  Exemplar  steht  mit  dem  Datum  4.  V.  92  in  der  Sammlung  der 
Forstakademie.  Das  erste  Vorkommen  des  Girlitz  ist  für  Ebers walde  also  mindestens 
auf  1886  festzusetzen.  Die  Angaben  auf  S.  65  des  Jahrg.  1904  des  Zool.  Gartens 
sind  dementsprechend  zu  berichtigen.  Prof.  Dr.  Eckstein. 

Die  Hamsterplage  in  Rheinhessen  am  Rheinknie  bei  Mainz. 
Außer  in  der  Gemarkung  Hechtsheim  herrschte  die  Hamsterplage  1904  auch  in 
den  Gemarkungen  Bodenheim ,  Laubenheim  u.  a.  Auf  der  Bürgermeisterei  in 
Hechtsheim  wurden  im  Laufe  des  Jahres  im  ganzen  18  408  alte  und  7052  junge 
Hamster  ( Cricetus  frumeniarius )  eingeliefert.  In  der  ersten  Zeit  zahlte  man  für 
den  eingelieferten  alten  Hamster  15  Pf.,  für  den  jungen  10  Pf.,  später  10  und 
5  Pf.,  zusammen  1800  M.  Bei  einem  Besuche,  den  ich  in  den  Weihnachtstagen  1904 
in  den  heimgesuchten  Gemeinden  machte,  um  event.  einige  Exemplare  (Weibchen) 
lebend  zu  erhalten  (um  die  mich  auf  Grund  der  früheren  kurzen  Notiz  im  »Zool. 
Garten«  1904  Prof.  Fleischmann  in  Erlangen  zwecks  Anstellung  von  embryo¬ 
logischen  Studien  gebeten  hatte),  überzeugte  ich  mich,  daß  wirklich  vom  eigentlichen 
Hamster  die  Rede  sei  und  daß  ferner  lebende  Tiere  kaum  zu  erhalten  seien.  Ab 
und  zu  fängt  ein  Dorfbube  einmal  ein  Tier,  indem  er  vor  dessen  Höhle  ein  großes 
irdenes  Gefäß  eingräbt  und  dieses  mit  Papier  und  einiger  Erde  oder  Stäbchen 
leicht  zudeckt;  plumpst  der  Hamster  in  das  Gefäß,  so  kann  er  nicht  mehr  ent¬ 
weichen.  Wilhelm  Schuster. 

Kann  die  Zwergfledermaus  ( Nannugo  pipistrellus )  von  ebener  Erde 
auf  fliegen?  Ja,  ebensogut  wie  jede  gesunde  Turmschwalbe.  Ich  ließ  eine 
Fledermaus  am  hellen  Tage  in  meinem  Zimmer  fliegen.  Wenn  sie  sich  auf  den 
Fußboden  gesetzt  hatte,  schnellte  sie  sich  mit  einem  leichten  Ruck  in  die  Höhe 


53 


und  flog  mit  gebreiteten  Flügeln  fort.  Mit  gefaltetem  Flugwerk  sitzt  das  Tierchen 
vor  mir,  so  groß  nur  wie  eine  starke  Wallnuß,  ein  >  Sammeteichen«  mit 
dem  großen  quiekenden  und  beißenden  Hunde-  oder  Wolfsmaul;  wenn  aber  dieses 
Tierchen  fliegt,  ist  es  fast  so  groß  wie  eine  Schwalbe.  Ich  habe  beobachtet, 
daß  sich  die  Fledermaus  oft  mit  den  beiden  V orderkrallen  zuerst  an  den  oberen 
Rand  einer  Schrank-  oder  Stubentüre  aufhängt  (die  erste  Aufgabe  einer  in  unbe¬ 
kanntem  Raume  fliegenden  und  ausruhen  wollenden  Fledermaus  ist,  einen  Anhalts¬ 
punkt  zum  Aufhängen  zu  finden)  und  daß  sie  sich  dann,  wenn  sie  länger  hängen 
bleiben  will,  umschwippt  (also,  sich  umdrehend,  einen  Augenblick  frei  in  der  Luft 
schwebt)  und  an  den  hinteren  Krallen  aufhängt.  Die  Fledermaus  fliegt  verhält¬ 
nismäßig  recht  oft,  wie  ich  sah,  an  dem  schwarzdunklen  Teil  großer  Ölgemälde 
wider;  sie  hält  diese  koloristische  Darstellung  gewiß  für  eine  in  die  Tiefe  gehende» 
also  dunklere  Raumanlage;  demnach  würde  das  Fledermausauge  auch  am  Tage 
sehen,  wenn  auch  vielleicht  nur  so  große  Unterschiede  wie  Hell  und  Dunkel.  Im 
übrigen  fühlt,  glaube  ich,  die  Fledermaus  auf  2 — 3  dem  Entfernung  hin  mit 
dem  Körper,  ob  ein  Gegenstand  vor  ihr  ist  oder  nicht;  so  dann  z.  B.,  wenn  sie 
oben  auf  dem  Schrank  an  den  Rand  kriecht,  mit  dem  Vorderkörper  ausfühlende 
Bewegungen  macht  —  aber  nicht  mit  dem  Auge  arbeitet,  da  sie  wegen  der  grellen 
Tageshelle  nicht  genug  sieht  —  und  sich  dann,  im  Gefühl,  daß  ein  hindernder 
Gegenstand  nicht  vor  oder  unter  ihr  ist  (auch  nicht  in  etwas  weiterer  Entfernung) 
kräftig  vor-  und  hinunterstürzt.  Eine  Nacht  über  in  sitzender  —  und  nicht  in 
der  gewöhnlichen  hängenden  —  Stellung  zubringen  zu  müssen,  bringt  ein  Exemplar 
der  Microchiropteren  schon  in  ein  gewisses  Unwohlsein  hinein.  —  Gelegentlich  der 
jetzt  wieder  auf  der  Tagesordnung  stehenden  Erörterungen  über  die  Ruhepause 
des  Rehembryos  darf  man  sich  daran  erinnern,  daß  auch  bei  der  Zwergfledermaus 
die  Begattung  im  Herbst  vorgenommen  wird,  die  Befruchtung  aber  erst  im  nächsten 
Frühjahr  erfolgt,  da  der  Same  während  des  Winterschlafs  im  Uterus  des  Weibchens 
auf  bewahrt  wird.  Wilhelm  Schuster. 

Seestern  und  Einsiedlerkrebs.  In  einem  kleinen  Seewasseraquarium 
hielt  ich  neben  anderen  Tieren  einige  kleine  Einsiedler  und  eine  Anzahl  junger 
Seesterne,  Asterias  rubens.  Wiederholt  aber  fand  ich  leere  Häute  der  Einsiedler. 
Ich  nahm  an,  es  hätte  sich  ein  Krebs  gehäutet;  da  wurde  ich  dieser  Tage  eines 
besseren  belehrt.  Einer  der  Seesterne  war  auf  einen  Einsiedler  gekrochen  und 
hatte  ihn  fest  mit  seinen  Saugfüßchen  gepackt.  Ich  dachte  zunächst  an  eine  zu¬ 
fällige  Begegnung  der  beiden  Tiere;  aber  allmählich  wurde  der  Krebs  immer  matter 
und  schließlich  stülpte  sich  der  Seestern  in  der  charakteristischen  Weise  über  sein 
Opfer.  Nach  einigen  Stunden  war  die  Mahlzeit  beendet,  vom  Einsiedler  war  nur 
die  leere  Haut  übrig  geblieben.  Ich  hatte  etwa  ein  Dutzend  der  kleinen  Krebse 
besessen;  sie  sind  bis  auf  einen  den  Seesternen  zum  Opfer  gefallen.  Ich  hatte  oft 
beobachtet,  daß  die  Seesterne  Meermuscheln  und  andere  Muschelarten  verzehren, 
auch  gesehen,  daß  sie  an  abgestorbenen  Fischen,  an  tierischem  Abfall  u.  s.  w. 
fressen,  daß  sie  sich  aber  auch  lebende  Krebse  fangen,  war  mir  neu. 

Dr.  Hermann  Bolau  (Helgoland). 

Die  Fesselung  von  Vögeln.  Im  Bull,  de  la  Soc.  Nat.  d’Acclimatation 
de  France  vom  Juli  1904  empfiehlt  Mr.  C.  Debreuil  folgende  Fesselung  für 
Vögel,  um  sie  am  Auffliegen  zu  verhindern.  Er  hält  die  gebräuchliche  Methode 
nicht  für  praktisch.  Es  ist  ja  auch  klar,  daß  besonders  Vögel  mit  langen  Flügeln, 


54 


oder  solche,  deren  Flügel  besonders  typische  Zeichnungen  an  der  Spitze  tragen, 
häufig  infolge  des  Beschneidens  oder  der  Amputation  einen  recht  häßlichen 
Schönheitsfehler  erhalten.  Ich  erinnere  hier  z.  B.  an  die  Möwen  oder  die  Schnee¬ 
gänse  mit  ihren  schwarzen  Flügelspitzen. 

Mr.  C.  Debreuil  empfiehlt  nun  das  folgende  Verfahren.  Man  umschnürt  die 
ersten  zehn  Schwungfedern  mit  einem  Bindfaden  und  läßt  die  Schleife  des  Bind¬ 
fadens  bis  an  die  Federn  erster  Ordnung  gleiten.  Die  Schleife  zieht  man  so  fest 
an,  daß  die  Federn  nicht  aus  ihr  wieder  herausrutschen  können,  jedoch  ohne  den 
Vogel  zu  quetschen.  Dann  führt  man  das  eine  Ende  des  Bindfadens  hinten  um 
den  Armknochen  (Humerus)  herum  und  knotet  ihn  mit  dem  anderen  Ende  auf  der 
äußeren  Seite  des  Flügels  zusammen,  ohne  den  Vogel  zu  verletzen.  Diesen  Knoten 
zieht  man  mehr  oder  weniger  stark  an,  je  nachdem  man  den  Vogel  gänzlich  fesseln 
oder  ihm  noch  einen  beschränkten  Gebrauch  der  Flügel  lassen  will. 

Der  Bindfaden  darf  nicht  so  fein  sein,  daß  er  bei  den  Anstrengungen  des 
Vogels,  sich  zu  befreien,  in  das  Fleisch  einschneiden  kann.  Die  Stärke  des  Bind¬ 
fadens  muß  der  Größe  des  Vogels  entsprechend  sein;  für  ein  Rephuhn  genügt  ein 
weniger  starker  Faden  als  für  die  Flügel  eines  Pfauen  oder  eines  Storches. 

Dr.  Hermann  Bo  lau  (Helgoland). 

Vogelgesang  im  Herbste.  In  der  Londoner  Westminster  Gazette  vom 
18.  Oktober  1904  finden  wir  folgende  Mitteilung:  »Einige  unserer  Frühlingssänger 
beginnen  nach  langem  Schweigen  wieder  mit  ihrem  Gesänge.  So  habe  ich  am 
5.  Oktober  eine  Feldlerche  ( Alauda  arvensis  L.)  gehört  und  heute  nachmittag 
(17.  Oktober)  eine  Singdrossel  ( Turdus  musicus  L.).  Ich  finde  in  meinen  Auf¬ 
zeichnungen,  daß  im  Jahre  1902  die  Singdrossel  im  Südwesten  von  London  am 
3.  November  wieder  zu  singen  anfing  und  1903  in  der  Umgebung  von  Leigh-on-Sea 
am  26.  Oktober.  Die  Lerche  begann  im  vorigen  Jahre  ein  wenig  später  zu  singen 
als  in  diesem,  da  ich  sie  in  der  gleichen  Gegend,  in  der  Nähe  des  Hadleigh  Road, 
nicht  vor  dem  16.  und  18.  Oktober  gehört  habe.  Die  Singdrossel  ist  eine  tapfere 
Sängerin,  da  sie  sich  den  heutigen  Nachmittag  mit  seinem  kräftigen  Südwestwind 
und  seinen  ausgiebigen  Regenschauern  zum  ersten  Auftreten  in  ihrem  Herbstgesangs- 
Repertoire  erwählt  hat.  Ein  Vogelfänger,  mit  dem  ich  gestern  abend  in  Laindon 
ein  Zwiegespräch  hatte,  erzählte  mir,  daß  auch  Rotdrosseln  ( Turdus  iliacus  L.) 
und  Kraminetsvögel  ( Turdus  pilaris  L.)  eingetroften  seien.  Die  Krammetsvögel 
oder  Wacholderdrosseln  leben  bei  uns  gern  im  Hochlande  auf  den  windbewegten 
Hügeln,  besonders  wenn  dort  Weißdorn  mit  seinen  roten  Beeren  nicht  selten  ist.« 

B 1 1  g  r. 


Literatur. 


Ergebnisse  der  Untersuchung  über  die  Nahrung  von  82  heimischen 
Vogelarten  in  1419  Exemplaren. 

Uber  den  wirtschaftlichen  Wert  unserer  heimischen  Vögel  herrschen  noch 
recht  verschiedene  Ansichten  und  Meinungen,  weil  sie  sich  teils  auf  veraltete 
Literatur,  teils  auf  Beobachtungen  von  mehr  oder  weniger  zweifelhaftem  Werte 
stützen.  Der  unerquickliche  Streit  um  die  Richtigkeit  dieser  oder  jener  Meinung 
wird  erst  dann  verstummen,  wenn  die  Resultate  von  umfassenden  Magenunter- 


suchungen  vorliegen.  Die  Ermittelung  der  Stoffe,  womit  sich  die  Vögel  in  der 
Freiheit  ernähren,  ist  aber  nicht  bloß  praktisch  wichtig,  z.  B.  für  die  Art  der 
Ernährung  in  Gefangenschaft  gehaltener  oder  für  die  Art  der  Fütterung  jagdbarer 
Vögel  im  Winter,  sondern  hat  auch  allgemein  wissenschaftlichen  Wert. 

Es  ist  daher  ein  sehr  verdienstvolles  Unternehmen  gewesen,  das  Regierungs¬ 
rat  Dr.  G.  Rörig  in  den  Jahren  1899  und  1900  zur  Ausführung  gebracht  hat, 
indem  er  sich  aufs  neue  mit  Untersuchungen  des  Mageninhaltes  einer  Reihe  von 
Vogelarten  befaßt  hat.  Diese  Untersuchungen  haben  sich  erstreckt  auf  109  ver¬ 
schiedene  Vogelarten  in  4151  Exemplaren.1)  Sie  bilden  die  Fortsetzung  der  schon 
früher  an  zahlreichen  Krähen  vorgenommenen  Untersuchungen  (vergl.  Zoolog. 
Garten,  42.  Jahrg.,  pag.  109). 

Im  folgenden  beabsichtige  ich  eine  kurze  Übersicht  über  die  Ergebnisse  der 
an  82  Vogelarten  in  1419  Exemplaren  angestellten  Untersuchungen  des  Magen¬ 
inhaltes  zu  geben. 

Die  Großen  Würger,  Lanius  excubitor,  scheinen  dem  Befunde  des  Magen¬ 
inhaltes  nach  sich  vorwiegend  von  Mäusen  und  Käfern  zu  nähren.  Ob  die  ihnen 
zur  Last  gelegte  Plünderung  von  Vogelnestern  begründet  ist,  konnte  bis  dahin 
noch  nicht  festgestellt  werden. 

Die  Schwarzstirnigen  Würger,  Lanius  minor,  zeigten  als  Magen¬ 
inhalt  Mist-,  Mai-,  Lauf-  und  Schnellkäfer;  nur  ein  Exemplar  hatte  Mäusereste  im 
Magen. 

Die  Rotrückigen  Würger,  L.  collurio,  geben  Käfern  als  Nahrungs¬ 
mittel  den  Vorzug;  Mücken,  Fliegen  und  Hummeln  waren  anscheinend  nur  aus¬ 
nahmsweise  verzehrt  worden. 

Dohlen,  Corvus  monedula,  ernähren  sich  in  ähnlicher  Weise  wie  die 
Krähen,  d.  h.  während  der  Frühjahrszeit  ist  die  Nahrung  gemischt,  indem  neben 
Körnern  viele  Insekten  verzehrt  werden,  im  Herbst  dienen  pflanzliche  Stoffe  fast 
ausschließlich  zur  Nahrung,  und  zu  dieser  Zeit  werden  auch  kleine  Sternchen  fast 
regelmäßig  aufgenommen,  während  diese  im  Frühjahr  und  Sommer  häufig  fehlen. 
Weizen-,  Hafer-  und  Gerstenkörner  waren  bevorzugt,  Mais,  Samen  von  Polygonum 
convölvulus ,  Vogelbeeren,  Eicheln  nur  gelegentlich  aufgenommen  worden,  daneben 
Pferdemist,  Spelzen,  Tennenabraum,  gekochte  Kartoffeln  und  grüne  Pflanzenteile. 
Die  tierische  Kost  bestand  in  Mäusen,  Schnell-,  Lauf-  und  Rüsselkäfern,  Draht¬ 
würmern,  Fliegenlarven,  Spinnen  und  Eulenpuppen.  Die  Zahl  der  verzehrten  In¬ 
sekten  war  manchmal  ziemlich  bedeutend.  —  Dei  Magen  einer  Dohle  enthielt 
z.  B.  1  Carabus,  38  Schnellkäfer,  1  Eulenraupe,  1  Fliegenlarve  und  überdies 
5  Spinnen. 

Elstern,  Picapica ,  stehen  den  Fleischfressern  näher  als  den  Körnerfressern, 
was  schon  aus  der  relativen  Seltenheit  der  Anwesenheit  von  Steinen  in  ihren 
Mägen  hervorgeht.  Die  Magenuntersuchungen  haben  diese  theoretische  Erwägung 
bestätigt.  Während  bei  Dohlen  die  pflanzliche  Kost  sich  zur  tierischen  wie  50  :  18 
verhält,  die  tierische  also  nur  etwa  ein  Drittel  der  pflanzlichen  ausmacht,  ist  dieses 
Verhältnis  bei  Elstern  gerade  umgekehrt:  die  tierische  Kost  beträgt  fast  das 
dreifache  der  pflanzlichen.  Die  Pflanzenstoffe  bestanden  in  Roggen,  Hafer,  Weizen, 

9  „Untersuchungen  über  die  Nahrung  unserer  heimischen  Vögel  u.  s.  w.“  von  Regie¬ 
rungsrat  Dr.  G.  Rörig  in  ,. Arbeiten  aus  der  Biologischen  Abteilung  für  Land-  und  Forst¬ 
wirtschaft  am  Kaiserlichen  Gesundheitsamte“.  Berlin.  Verlag  von  Paul  Parey  und  Julius 
Springer.  1903, 


56 


Gerste,  in  Beeren  von  Ebereschen,  vom  Faulbaum,  Rhamnus  frangula ,  vom 
Holunder,  Sambucus  sp.?,  vom  Wein,  in  Samen  vom  Pfaffenhütchen  (Spindel¬ 
baum,  Evonymus  europaea )  und  in  Eicheln;  außerdem  fanden  sich  Spelz,  Rüben, 
Kartoffeln,  grüne  Pflanzenteile  und  Pferdemist.  Der  tierische  Mageninhalt  bestand 
2mal  in  Junghasen,  einmal  in  Jungen  aus  dem  Nest  eines  Singvogels,  3mal  in 
altem  Fleisch,  3mal  in  Schnecken,  einmal  in  Fröschen,  17mal  in  Mäusen,  26inal 
in  Mistkäfern,  16mal  in  Laufkäfern,  5mal  in  Rüsselkäfern,  3mal  in  Maikäfern, 
2mal  in  Totengräbern,  Aaskäfern,  Schnellkäfern  und  Blattkäfern,  einmal  in  Juni¬ 
käfern,  19mal  in  unbestimmbaren  Käferarten,  ferner  in  Eulenraupen,  Schmetter¬ 
lingspuppen,  Drahtwürmern,  Grashüpfern,  Heuschrecken,  Libellen,  Feldgrillen  und 
Wanzen.  Daß  nur  einmal  die  Spuren  von  Nestplünderung  gefunden  worden  sind, 
beruht  darauf,  daß  die  untersuchten  Elstern  teils  dem  zeitigen  Frühjahr,  teils  dem 
Hochsommer,  Herbst  und  Winter  entstammten,  also  nicht  der  Zeit  der  Haupt¬ 
brutperiode. 

Eichelhäher,  Garrulus  glandarius ,  tragen  ihren  Namen  mit  Recht,  denn 
als  Waldvögel  sind  sie  auf  Baumfrüchte,  in  erster  Linie  auf  Eicheln,  angewiesen, 
während  sie  das  Feld  nur  in  der  Nähe  des  Waldes  und  nur  für  kurze  Zeit  be¬ 
suchen.  Die  Untersuchung  von  325  Mägen  hat  überwiegend  pflanzliche  Kost  er¬ 
wiesen,  und  zwar,  wie  schon  angedeutet,  hauptsächlich  Eicheln,  überdies  Eber¬ 
eschen,  Heidelbeeren,  Brombeeren,  Roggen-,  Weizen-  und  Haferkörner,  Kartoffeln, 
Gerste  und  Mohn.  Die  animalische  Nahrung  des  Eichelhähers  ist  sehr  mannig¬ 
faltig.  In  den  untersuchten  Mägen  fanden  sich  die  Reste  von  Klein  vögeln  Bmal 
(lmal  eine  Kohlmeise),  Singvogeleier  lmal,  Mäuse  4mal,  kleine  unbestimmbare 
Knochen  2mal,  Schnecken  lmal,  dagegen  Insekten  ungemein  häufig.  In  72  Mägen 
wurden  Lauf-,  Mist-,  Mai-,  Juni-,  Rüssel-,  Bock-  und  Schnellkäfer  sehr  häufig, 
29mal  Raupen  nachgewiesen;  ferner  Afterraupen,  Puppen  von  Blattwespen,  Wespen, 
Libellen,  Fliegen,  Schmetterlinge,  Grillen  und  Ohrwürmer. 

Tanne nhäher,  Nucifraga  caryocatactes ,  kommen  bekanntlich  erst  im 
Herbste  zu  uns  und  nähren  sich  in  dieser  Jahreszeit  ähnlich  wie  Eichelhäher.  Den 
Hauptbestandteil  der  pflanzlichen  Kost  bilden  Früchte  und  Beeren  aller  Art. 
Eicheln,  Hainbuchen-  und  Rotdornsameu  fanden  sich  in  geringerer  Menge  als 
Vogelbeeren.  Insektenreste  rührten  her  von  mehreren  Käferarten  (Mist-  und 
Laufkäfer,  Staphylinen  und  Rüsselkäfer),  Raupen,  Grashüpfern,  Wespen,  Heu¬ 
schrecken,  Ohrwürmern  und  Schmetterlingspuppen. 

Der  Pirol,  Oriolus  oriolus ,  ist,  wie  es  scheint,  ein  Liebhaber  von  Kirschen; 
er  verzehrt  aber  auch  Insekten  aller  Art.  Neben  Kirschen  und  Beeren  des  Faul¬ 
baumes  hatten  Käfer,  Schmetterlinge,  Raupen  (von  Spinnern)  und  Baumwanzen  als 
Nahrung  gedient. 

Mandelkrähen,  Coracias  garrulus ,  nähren  sich  ausschließlich  von  tierischen 
Stoffen,  und  zwar  scheint  ihre  Nahrung  vorwiegend  in  Käfern  zu  bestehen.  In 
den  untersuchten  Mägen  fanden  sich  Reste  von  Geotrupes  24mal,  Melolontha  vul¬ 
garis  u.  s.  w.  18mal,  Carabus  15mal,  Rosenkäfer  4mal,  Junikäfer  und  Rüsselkäfer 
je  2mal,  Schnellkäfer  und  Totengräber  je  lmal  und  unbestimmbare  Reste  von 
Käfern  3mal.  Außerdem  waren  von  dieser  Vogelart  verzehrt  worden  Heuschrecken 
und  Grashüpfer,  Schwärmerraupen,  Maulwurfsgrillen,  Regenwürmer,  Muscheln 
und  Frösche. 

Stare,  Sturnus  vulgaris,  die  teils  im  Mai  und  Juni,  teils  im  September 
und  Oktober  eingeliefert  worden  waren,  hatten  in  ihren  Mägen  Reste  von  Juni-, 


57 


Rüssel-  und  Schnellkäfern,  Silphen,  Erdflöhen,  Mist-  und  Weichkäfern  und  von 
verschiedenen  unbestimmbaren  Käfern;  ferner  waren  von  Staren  verzehrt  worden 
Fliegen,  Mücken,  Kohlschnaken,  Grashüpfer,  Raupen,  Ohrwürmer,  Schwärmer¬ 
puppen,  Wespen  und  überdies  je  Imal  Vogelbeeren,  Weinbeeren  und  Samen  vom 
Rittersporn  ( Delphinium  consolida). 

Der  Kuckuck,  Cuculus  canorus ,  verzehrt  vorwiegend  Raupen.  Unter  diesen 
waren  vertreten  solche  von  Spinnern,  Eulen,  Wicklern  und  Tagfaltern.  In  größerer 
Menge  fanden  sich  Mamestra  pisi  (bei  2  Vögeln),  Bombyx  rubi  und  Gastropacha 
pini  je  lmal,  Pieris  brassicae  3mal  (in  einem  Magen  25  Stück)  und  zweimal 
Wicklerraupen,  von  denen  in  einem  Magen  50  Stück  gezählt  wurden.  Ein  Kuckuck 
hatte  9  Nonnenraupen,  10  Nonnenpuppen  und  mit  ersteren  zugleich  4  Tachinen- 
larven  verzehrt.  Von  26  Mägen  enthielten  13  die  Reste  von  Mai-,  Rüssel-, 
Schnell-  und  Laufkäfern;  3  Kuckucke  hatten  Grashüpfer,  einer  eine  Maulwurfs¬ 
grille  und  einer  eine  Libelle  gefangen.  Ein  in  Westpreußen  erlegter  Kuckuck 
hatte  im  Magen  einige  Sternchen,  die  Reste  eines  Eies  (von  Anthus  ? ) ,  mehrere 
Rüsselkäfer  ( Hylobius  sp.)  und  einige  Raupen.  Man  will  beobachtet  haben,  daß 
der  Kuckuck  die  Fier  kleinerer  Vögel  verschluckt  und  selbst  junge  Vögel  tötet 
und  verschlingt.  Beweise  dafür  fehlen  vorläufig. 

Eisvögel,  Alcedo  ispida,  verzehren  —  ihrem  Mageninhalt  nach  zu  ur¬ 
teilen  —  hauptsächlich  kleine  Fische;  welcher  Spezies  diese  angehörten,  war  aus 
den  Resten  nicht  zu  ermitteln.  Einmal  fand  sich  im  Eisvogelmagen  eine  Anzahl 
Libellen. 

Die  Schwarzspechte,  Picus  martius ,  deren  Mägen  untersucht  wurden, 
hatten  viele  Bockkäferlarven  verzehrt,  daneben  auch  andere  Käfer,  Ameisen  und 
Ameisenpuppen. 

Von  Grauspechten,  Picus  canus,  hatte  ein  Teil  Ameisen  im  Magen,  ein 
anderer  Fliegen. 

Grünspechte,  Picus  viridis ,  scheinen  Ameisen  zu  bevorzugen;  daneben 
fanden  sich  im  Magen  Ameisenpuppen,  Fliegen  und  Käferlarven. 

Der  Große  Buntspecht,  Picus  major ,  ernährt  sich  nach  Ausweis  seines 
Mageninhaltes  von  Käfern  verschiedener  Art  (Bock-,  Schnell-  und  Maikäfer),  Käfer¬ 
larven,  Ameisen  und  Raupen  des  Kielernspanners. 

Ein  Kleinspecht,  Picus  mirtor,  hatte  viele  kleine  Käfer  und  mehrere 
Kleinschmetterlingsraupen  verzehrt. 

Ein  Mittelspecht,  Picus  medius,  hatte  Fliegen  und  Schnaken  verzehrt. 

Der  Wiedehopf,  Upupa  epops ,  nährt  sich  von  Insekten.  Die  unter¬ 
suchten  Mägen  enthielten  Käferlarven,  Mist-  und  Laufkäfer,  Feldgrillen,  Maul¬ 
wurfsgrillen,  Schnakenlarven,  Schmetterlingspuppen  und  Eulenraupen. 

Nach  t sch  vva Iben,  Caprimulgus  europaeus.  Im  September  erlegte  Exem¬ 
plare  hatten  ausschließlich  Mistkäfer  im  Magen;  die  im  Sommer  erlegten  hatten 
nur  Nachtfalter  verzehrt.  Eine  Nachtschwalbe  hatte  Maikäfer  gefressen;  eine 
andere,  deren  Magen  mit  Eulen  angefüllt  war,  hatte  überdies  einen  Bockkäfer 
verzehrt. 

Die  Ringeltaube,  Columba  palumbus.  Ihre  Mägen  enthielten  Gerste, 
Hafer,  Weizen,  Mais  und  Wicken,  überdies  Hederichpflanzen  und  Kartoffeln.  Kleine 
Steinchen  waren  in  Menge  vorhanden. 

Zwei  Hohltauben,  Columba  oenas,  hatten  außer  Steinchen  nur  Gerste  und 
Spelzen  in  ihren  Mägen. 


Die  Turteltaube,  Columba  turtur.  Außer  Sternchen  wurden  2nial  kleine 
Schneckengehäuse,  lmal  grüne  Pflanzenteile  und  je  lrnal  Raps,  Weizen,  Senf  und 
Rittersporn  nachgewiesen. 

Auerhuhn,  Tetrao  urogallus.  33  Exemplare  hatten  Kiefernnadeln  (30mal), 
Fichtennadeln  (2mal)  undj  Zweigspitzen  von  Laubholz  (lmal)  als  Nahrung  aufge¬ 
nommen.  Ein  in  Siebenbürgen  erlegtes  Exemplar  hatte  außer  45  g  Steinchen  13  g 
Holunderbeeren  im  Magen. 

Birkhuhn,  Tetrao  tetrix.  Die  Nahrung  dieses  Vogels  ist  überwiegend 
vegetabilisch.  In  den  Mägen  von  98  untersuchten  Exemplaren  fanden  sich  Ast¬ 
stückchen  42mal,  Kiefernnadeln  2mal,  Fichtennadeln  lmal,  Moos  2mal,  Preißel- 
beerblätter  7mal,  Heidelbeerkraut  13mal,  Kuhblumenblätter  3mal,  Ranunkelblätter 
lmal,  Weißkleeköpfchen  lmal,  Grashalme  8mal,  Saatspitzen  lOmal,  Wurzel¬ 
stückchen  2mal,  Hafer  20m al,  Roggen  5mal,  Wacholderbeeren  3mal,  Weizen, 
Preiselbeeren  und  Eicheln  je  2mal,  Gerste,  Buchweizen,  Faulbaumbeeren  und  Samen 
von  Carex  paniceus  und  Polygonum  lapathifolium  je  lmal.  Reste  von  Mai-, 
Mist-  und  Laufkäfern  je  lmal. 

Haselhuhn,  Tetrao  bonasia ,  ist  in  2  Exemplaren  untersucht  worden. 
Beide  (Männchen)  hatten  Vogelbeeren,  die  Samen  einer  Ficm-Art,  von  Polygonum 
sp.,  Erodium  cicutarium ,  einige  unbestimmbare  Sämereien  und  grüne  Blattspitzen 
verzehrt;  der  eine  der  beiden  Hähne  hatte  auch  die  Reste  einer  Maus  im  Magen. 

Wachtel,  Coturnix  coturnix.  Die  Nahrung  der  24  untersuchten  Exemplare 
bestand  in  Samen  von  Rittersporn  (13mal),  Ackerstiefmütterchen  (5mal),  Panun- 
culus  sp.  und  Centaurea  cyanus  (je  4mal),  Weizen  und  Heidekorn  (je  2mal),  un¬ 
bestimmbaren  Samen  (5mal),  Saatspitzen  (2mal)  und  Laufkäfern  und  Grashüpfern 
(je  lmal).  Unkrautsiünereien  sind  demnach  überwiegendes  Nahrungsmittel. 

Trappe,  Otis  tarcla.  Grüne  Pflanzenteile  bilden  die  Hauptnahrung:  Raps¬ 
blätter,  Hederichblüten  (je  4mal),  Blätter  vom  Schwarzen  Senf  (2mal),  Kuhblumen 
(2mal),  Kleeblätter,  Hederichschoten,  Blätter  von  Polygonum  convolvulus ,  Saat¬ 
spitzen  und  Queckenwurzeln  (je  lmal).  In  geringer  Menge  waren  Sämereien  ver¬ 
zehrt  worden :  Roggen,  Gerste  und  Hafer.  An  Insekten  fanden  sich  Maikäfer  und 
Laufkäfer  je  2mal,  Mistkäfer,  Anomala  ahenea,  Galeruca  tanaceti,  Rüsselkäfer 
je  lmal,  Heuschrecken  und  Wolfsmilchschwärmerraupen  je  lmal. 

Vom  Weißen  Storch,  Ciconia  ciconia,  sind  26  Exemplare  untersucht 
worden.  Ihre  Nahrung  bestand  vorzugsweise  in  Insekten;  auch  Mäuse  waren 
relativ  häufig  und  in  ziemlich  bedeutender  Zahl  verzehrt  worden,  während  Frösche 
sich  bei  ihnen  recht  selten  fanden.  Die  Untersuchung  ergab  die  Anwesenheit  von 
Mäuseresten  llmal,  von  Spitzmausresten  lmal,  vom  Maulwurf  lmal,  von  Fröschen 
3mal,  von  Landkäfern  (Laufkäfern,  Silphen,  Maikäfern,  Mistkäfern,  Schnell¬ 
käfern  u.  s.  w.)  25mal,  von  Wasserkäfern  ( Dytiscus  marginalis ,  Hydrophilus 
caraboides  und  H.  piceus )  17mal  (von  Wasserkäfern  waren  oft  mehrere  Dutzend 
auf  einmal  verzehrt  worden),  Maulwurfsgrillen  lmal,  Grashüpfern  3mal,  Fliegen 
lmal,  Schwimmkäferlarven  2mal,  Fliegenlarven  lmal,  Schnakenlarven  3mal  (darunter 
lmal  270  Stück),  Pferdeegeln  2mal,  Pflanzenteilen,  meist  Schilfresten  15mal,  Sand 
9mal.  —  »Junghasen«  und  »Rephühnergelege«  fehlten  aber  gänzlich! 

Vom  Schwarzen  Storch,  Ciconia  nigra ,  konnten  5  Exemplare  untersucht 
werden.  Ihre  Nahrung  bestand  in  Schilfresten  (4mal),  Moos  (lmal),  Maikäfern 
(lmal),  Schnellkäfern  (5mal),  Fischen  (6  Stück)  und  kleinen  Steinchen  (lmal). 


59 


Kranich,  Grus  grus  (5)  ’)•  Der  Mageninhalt  bestand  in  grünen  Pflanzen¬ 
teilen  und  Wurzelstücken  (je  lmal),  in  Weizenähren  mit  Körnern  (lmal),  in  Geiste 
und  Hafer  (je  lmal)  und  in  Sternchen  (5mal).  Animalische  Stoffe  fehlten  gänzlich. 

Fischreiher,  Ardea  cinerea  (28).  In  den  Mägen  fanden  sich  Schilfreste 
(3mal),  Entengrütze  (lmal),  verschiedene  Land-  und  Wasserinsekten  (15mal), 
Schnecken  (lmal),  Spitzmäuse  (2mal),  Wasserratten  (lmal),  Mäuse  (3 mal),  Frösche 
(2mal),  Eidechsen  (lmal)  und  Fische  (20mal) ,  darunter  Barsch,  Hecht  und 
Schlammbeißer. 

Purpurreiher,  Ardea  purpurea  ( 1).  Der  Magen  enthielt  nichts  als  Fische. 

Nachtreiher,  Nycticorax  nycticorax  (1).  Im  Magen  fanden  sich  Schilf¬ 
reste  und  Fische,  sonst  nichts. 

Große  Rohrdommel,  Botaurus  stellaris  (16).  Außer  Schilfresten  (2mal) 
enthielten  die  Mägen  Wasserkäfer  (5mal),  andere  Wasserinsekten  (4mal),  Wasserratten 
(lmal),  Frösche  (5mal)  und  Fische  (9mal),  darunter  Barsch,  Hecht  und  Schleie. 

Kleine  Rohrdommel,  Ardetta  minuta  (10).  Die  Mägen  enthielten  Land- 
und  Wasserinsekten  (7mal)  und  Fische  (6mal). 

Triel,  Oedicnemus  oedicnemus  (5).  In  den  Mägen  fanden  sich  grüne 
Pflanzenteile  (lmal),  Käfer  (3mal),  Kohlweißlingraupen  (lmal),  Grashüpfer  (lmal) 
und  kleine  Steinchen  (2mal). 

Gold-Regenpfeifer,  Charadrius  apricarius  (7).  Außer  grünen  Pflanzen¬ 
teilen  (lmal)  fanden  sich  in  den  Mägen  Käfer  (7mal),  Eulen-  und  andere  Raupen 
(3mal),  Fliegenlarven  und  Ohrwürmer  (je  lmal),  Mäuse  (2mal)  und  kleine 
Steinchen  (Ömal). 

Halsband-Regenpfeifer,  Charadrius  hiaticula  (1).  Der  Magen  dieses 
Exemplares  enthielt  außer  Käferresten  nur  kleine  Steinchen. 

Kiebitz,  Vanellus  vanellus  (34).  Die  Mägen  enthielten  grüne  Pflanzen¬ 
teile  (5mal),  Kirschkerne  (lmal),  Käfer  verschiedener  Art  (24mal),  Käferlarven 
(Ömal),  Drahtwürmer  (4mal),  Schnakenlarven  (3mal),  Maulwurfsgrillen,  Pferdeegel, 
Schnecken  (je  lmal)  und  Sand  und  kleine  Steinchen  (3 lmal). 

Austern  fische  r,  Haematopus  ostralegus  (1).  Im  Magen  dieses  Exemplars 
fanden  sich  Käfer  verschiedener  Art  und  Schnecken  (je  lmal). 

Große  Bekassine,  Gallinago  media  (1).  Der  Magen  dieses  in  Sigmaringen 
erlegten  Exemplars  enthielt  Weizenköiner  (!),  sowie  Reste  von  Käfern  und  Käferlarven. 

Mittlere  Bekassine,  Gallinago  gallinago  (3).  In  den  Mägen  fanden  sich 
Käfer  verschiedener  Art  (2mal),  Raupen  (lmal),  Regenwürmer  (lmal),  Muscheln 
(lmal)  und  Sand  und  kleine  Steinchen  (2mal). 

Kampfstrandläufer,  Totanus  pugnax  (3).  Die  Mägen  enthielten  Käfer 
verschiedener  Art  (2mal),  Käferlarven  (lmal)  und  kleine  Steinchen  (3mal). 

Punktierter  Wasser läufer,  Totanus  ochropus  (1).  Im  Magen  dieses 
Vogels  fänden  sich  nur  Käferlarven. 

Hellfarbiger  Wasser  läufer,  Tringoides  hypoleucus  (1).  Der  Magen 
dieses  Vogels  enthielt  außer  kleinen  Steinchen  nichts. 

Brachvogel,  Numenius  arcuatus  (4).  In  den  Mägen  fanden  sich  Mist¬ 
käfer,  Eulenraupen,  Schnakenlarven,  Maulwurfsgrillen  und  Muscheln  (je  lmal) 
und  überdies  kleine  Steinchen  (2mal). 

*)  Die  hinter  dem  Namen  befindliche  eingeklammerte  Zahl  bedeutet  jedesmal  die  An¬ 
zahl  der  untersuchten  Exemplare. 


—  60  — 

Regenbrach  vog  el,  Numenins  pliaeopus  (2).  Außer  kleinen  Steinchen 
fand  sich  in  den  Mägen  dieser  beiden  Exemplare  nichts. 

Wasserralle,  Pallus  aquaticus  (8).  In  den  Mägen  fanden  sich  grüne 
Pflanzenteile  und  Samen  unbestimmbarer  Art  (je  lmal),  Käferreste  von  unbe 
stimmbaren  Arten  (3mal),  Schnecken  und  Muscheln  (je  lmal)  und  kleine  Steinchen 
(5mal). 

Wachtelkönig,  Crex  crex  (4).  Die  Mägen  enthielten  Käfer  verschiedener 
Art  (4mal),  Raupen,  Schnakenlarven,  Grashüpfer,  Maulwurfsgrillen  (je  lmal)  und 
kleine  Steinchen  (2inal). 

Punktiertes  Rohrhuhn,  Ortygometra  porzana  (5).  In  den  Mägen  fanden 
sich  Samen  vom  Laichkraut  und  von  Potarnogeton  (lmal),  Käfer  verschiedener  Art 
(4mal),  Eulenraupen  (lmal)  nnd  kleine  Steinchen  (3mal). 

Grünfüßiges  Rohrhuhn,  Gallinula  chloropus  (48).  Die  Mägen  dieser 
Exemplare  enthielten  grüne  Pflanzenteile  (6mal),  Entengrütze  (llmal),  Sparganium 
(4mal),  Samen  von  Potarnogeton  (5mal),  von  Polggonum  liydropiper  (lmal),  un¬ 
bestimmbare  Samen  (4mal),  Käfer  (6mal),  Mücken  (lmal),  Schnecken  (4mal), 
Muscheln  (8mal)  und  kleine  Steinchen  (41mal). 

Bläßhuhn,  Fulica  atra  (77).  Die  Mägen  dieser  zahlreichen  Exemplare 
enthielten  grüne  Pflanzenteile  (21mal),  Moos  (lmal),  Entengrütze  (30mal),  Samen? 
von  Potarnogeton  (lmal),  von  Polygonum  (4mal),  unbestimmbare  Samen  (4mal), 
Muscheln  (lOmal),  Schnecken  (15mal),  Käfer  verschiedener  Art  (llmal)  und 
Steinchen  (75mal). 

Höckerschwan,  Cygnus  olor  (2).  Die  Mägen  beider  Exemplare  enthielten 
Sand;  aber  nur  in  dem  Magen  des  einen  fanden  sich  grüne  Pflanzenteile. 

Singschwan,  Cygnus  cygnus  (1).  Nichts  als  Sand  enthielt  der  Magen 
dieses  Exemplars. 

Graugans,  Anser  anser  (1).  Im  Magen  dieses  Exemplares  wurden  grüne 
Pflanzenteile,  Weizenkörner  und  Steinchen  gefunden. 

Märzente,  Anas  boschas  (29).  Die  Mägen  enthielten  Schilfreste  (2mal), 
grüne  Pflanzenteile  (4mal),  Scirpus ,  Sparganium ,  Glyceria  fiuitans,  Ampfer  (je 
lmal),  Entengrütze  (2mal),  Samen  von  Potarnogeton  (5 mal),  von  Polygonum  in 
4  Arten  (8mal),  unbestimmbare  Samen  (6mal),  Eicheln  (lmal),  Fische  (lmal), 
Käfer  verschiedener  Art  (lmal)  und  Steinchen  (29mal). 

Spießente,  Anas  acuta  (1).  Im  Magen  fanden  sich  grüne  Pflanzenteile, 
unbestimmbare  Samen  (je  lmal)  und  Sand. 

Knäkente,  Anas  querquedula  ( 5).  Die  Mägen  enthielten  grüne  Pflanzenteile 
(lmal),  Scirpus  (2mal),  Ampfer  (lmal),  Samen  von  Polygonum  hydropiper  und 
persicaria  (je  lmal),  Schnecken  und  Käfer  verschiedener  Art  (je  lmal)  und  Steinchen. 

Krickente,  Anas  crecca  (6).  Unbestimmbare  Samen  fanden  sich  im  Magen 
von  2  Individuen,  aber  in  sämtlichen  Mägen  Steinchen. 

Löffelente,  Spatula  elypeata  (2).  Im  Magen  jedes  der  beiden  Individuen 
fanden  sich  Samen  unbestimmbarer  Art,  sowie  Steinchen. 

Eiderente,  Somateria  mollissima  (1).  Im  Magen  dieses  Individuums  fand 
sich  außer  Muscheln  nichts. 

Bergente,  Nyroca  marila  (1).  Grüne  Pflanzenteile  und  Steinchen  enthielt 
der  Magen  dieses  Exemplars. 

Reiherente,  Nyroca  fuligula  (2).  In  den  Mägen  fanden  sich  Samen  von 
Potarnogeton  und  unbestimmbare  Samen  (je  lmal)  und  überdies  Steinchen. 


61 


Sch  eil  eilte,  Nyrocaclangula  (2).  Die  Mägen  dieser  Individuen  enthielten  grüne 
Pflanzenteile,  Käfer  verschiedener  Art  und  Käferlarven  (je  lmal),  sowie  Steinchen. 

Tafelente,  Nyrocci  ferina  (2).  Nur  in  einem  der  Mägen  fanden  sich 
Samen  von  Polygonum\  beide  enthielten  Steinchen. 

Rostente,  Casarca  casarca  (2).  Die  Mägen  dieser  Exemplare  enthielten 
Schilfreste,  Sparganium ,  Ampfer,  Samen  von  Potamogeton  und  von  Pölygonum 
hydropiper  (je  lmal),  ferner  Seesternreste  und  Käfer  verschiedener  Art  (je  lmal) 
und  Sand  (lmal). 

Gänsesäger,  Mergus  merganser  (2).  Beide  Exemplare  hatten  Fische  ver¬ 
zehrt;  ihre  Mägen  enthielten  überdies  Steinchen. 

Teich -Seeschwalbe,  Sterna  hirundo  (22).  Einundzwanzig  dieser  In¬ 
dividuen  hatten  Fische,  eines  Muscheln  im  Magen. 

Zwergseeschwalbe,  Sterna  minuta  (2).  Eines  dieser  Exemplare  hatte 
Fische,  das  zweite  nur  Libellenlarven  im  Magen. 

Schwarze  See  schwalbe,  Hydrochelidon  nigra  (2).  Diese  Exemplare  hatten 
verzehrt  Fische  (lmal)  und  Libellenlarven  und  Phryganidenlarven  (je  lmal). 

Silbermöwe,  Larus  argentatus  ( 11).  Es  fanden  sich  in  den  Mägen  dieser 
Individuen  ein  Yogel  (Pieper),  Fische  (8mal),  Krabben  (6mal),  Muscheln  (3mal), 
Schnecken  (lmal),  Seesterne  (lmal),  Käfer  verschiedener  Art  (2mal),  Rücken¬ 
schwimmer  (lmal)  und  Steinchen  (2mal). 

Mantelmöwe,  Larus  mar inus{\).  Dieses  Exemplar  hatte  nur  Muscheln  verzehrt. 

Zwergmöwe,  Larus  minutus  (2).  In  den  Mägen  beider  fanden  sich  aus¬ 
schließlich  Käfer  verschiedener  Art. 

Lachmöwe,  Larus  ridibundus  ( 28).  Die  Mägen  dieser  Individuen  ent¬ 
hielten  grüne  Pflanzenteile  (lmal),  Entengrütze  (2mal),  einen  Vogel,  und  zwar 
einen  kleinen  Insektenfresser,  Mäuse  (2mal),  Fische  (14mal),  Käfer  verschiedener 
Art  (5mal),  Donacien  (lmal),  Maulwurfsgrillen,  Libellen  und  Libellenlarven  (je 
lmal)  und  Steinchen  (3mal). 

Sturmmöwe,  Larus  canus  (5).  Diese  Individuen  hatten  verzehrt  Mäuse 
(lmal),  Fische  (3mal),  Krebse  (lmal,  Schwimmkäfer  (lmal)  und  Sand  (lmal). 

Haubentaucher,  Colymbus  cristatus  (83).  Die  Mägen  dieser  zahlreichen 
Individuen  enthielten  Schilfreste  (5  mal),  grüne  Pflanzenteile  (1  mal),  Fische  (29 
mal),  Federballen  (78mal),  Käfer  verschiedener  Art  (22mal),  Schwimmkäfer  (2 
mal)  und  Libellenlarven  (lmal). 

Rothalsiger  Taucher,  Colymbus  griseigena  (18).  In  deren  Mägen 
fanden  sich  Schilfreste  (2mal),  Fische  (2mal),  Federballen  (17mal),  Käfer  ver¬ 
schiedener  Art  (6mal),  Donacien  (2mal),  Schwimmkäfer  (8mal),  Spondylis  und 
Hoplia  (je  lmal)  und  Rückenschwimmer  (2mal). 

Sch  warzhalsiger  Taucher,  Colymbus  nigricollis  (21).  Ihre  Mägen 
enthielten  Feder  ballen  (17  mal),  Käfer  verschiedener  Art  (12  mal),  Schwimmkäfer 
(2  mal),  Rückenschwimmer  (3mal)  und  Libellen-  und  Phryganidenlarven  (je  lmal). 

Z  werg  tauch  er ,  Colymbus  nigricans  (15).  Schilfreste  fanden  sich  in  den 
Mägen  (lmal),  ferner  Fische  (2mal),  Federballen  (3 mal),  Käfer  verschiedener 
Art  (lOmal),  Libellen  (lmal),  Rückenschwimmer  (3mal)  und  Steinchen  (5mal). 

Polarseetaucher,  Urinator  arcticus  (1).  Außer  Steinchen  hatte  dieses 
Exemplar  nur  Fische  im  Magen. 

Eisalk,  Alca  torda  (1).  Dieses  Individuum  hatte  nur  Fische  verzehrt. 

Dr.  Ad.  Rörig. 


62 


Dr.  Th.  Zell,  Das  rechnende  Pferd.  Ein  Gutachten  über  den  »Klugen  Hans«  auf 
Grund  eigener  Beobachtungen.  Berlin  1904,  Verlag  v.  Rieh.  Dietze.  8°.  80 
pag.  —  Preis  M.  1.  — 

Mein  Standpunkt  in  der  Frage  über  die  Intelligenz  des  Wunderpferdes,  das 
in  Berlin  alle  Blicke  auf  sich  gelenkt  hat  und  für  Wochen  und  Monate  das  Sen¬ 
sationsgespräch  aller  Salons  geworden  ist,  lautet  kurz:  Theoretisch  ist  die  Sache 
unmöglich;  praktisch  haben  sich  viele  gewissenhafte  und  hochachtbare  Männer 
davon  überzeugt,  daß  das  genannte  Pferd  denkt,  Schlüsse  zieht  und  rechnet,  daß 
es  mit  einem  Wort  die  Vorstellung  von  abstrakten  Begriffen  hat,  indem  es  den 
Wert  an  die  Tafel  geschriebener  Kreidezahlen  kennt  und  mit  diesen  Zahlen  logische 
Operationen  anstellt.  —  Ein  liebenswürdiger  alter  Hexenmeister,  der  im  Sommer 
vorletzten  Jahres  in  Bad  Bertrich  eine  Abendvorstellung  in  höherer  Zauberei  gab, 
hat  aus  meiner  eigenen  Nase  drei  Taler  —  einen  nach  dem  anderen  —  heraus¬ 
gezogen.  Theoretisch  ist  das  unmöglich,  praktisch  habe  ich  die  Sache  an  mir 
selbst  erlebt,  ich  kann  sie  beschwören.  Aber  herausbekommen  habe  ich  es  nicht, 
wie  die  Sache  gemacht  wird,  und  kann  es  auch  nicht  nachmachen. 

Das  vorliegende  Werkchen  ist  anziehend  geschrieben  und  beleuchtet  die  alte 
Frage  des  Pferdeverstandes  nach  allen  Seiten,  geht  aber  meiner  Ansicht  nach  in 
der  Gläubigkeit  viel  zu  weit.  Es  sucht  nämlich  die  zumeist  richtigen  Antworten 
des  Hengstes  auf  Fragen  aus  dem  Gebiete  der  Rechenkunde  aus  den  natürlichen 
Eigenschaften  der  Pferde  zu  erklären.  Nur  ein  Sonderling  wie  Herr  v.  Osten,  so 
schließt  der  Verfasser,  habe  so  erstaunliches  leisten  können.  Wenn  er  persönlich 
auch  das  Rechnen  des  Pferdes  für  einen  Irrtum  erklären  müsse,  so 
sei  man  Herrn  v.  Osten,  dem  Besitzer  und  Lehrer  desselben,  zu  großem  Danke 
verpflichtet,  daß  ei  für  die  Betätigung  tierischer  Intelligenz  neue  Gebiete  erobert 
habe,  nicht  minder  aber  Herrn  Schillings,  daß  er  die  Märtyrerrolle  übernommen 
habe,  für  Gedanken,  die  der  herrschenden  Meinung  widersprechen,  Propaganda  zu 
machen.  Ich  urteile  anders.  Ich  muß  dem,  gestützt  auf  eine  langjährige  Erfah¬ 
rung  namentlich  in  der  Beobachtung  der  geistigen  Entwickelung  von  Katzen  und 
Hunden  und  nach  sorgfältigem  und  mit  Vorliebe  betriebenem  Studium  der  ein¬ 
schlägigen  Literatur,  insbesondere  des  vortrefflichen,  in  Deutschland  noch  wenig 
bekannten,  epochemachenden,  rein  auf  Versuche  begründeten  Werkes  von  Dr.  J.  B. 
Watson  »Animal  Education«,  Chicago  1903,  The  University  of  Chicago  Press, 
aufs  entschiedenste  entgegentreten.  Und  ich  möchte  nicht  vergessen  hinzuzusetzen : 
Wenn,  was  Zell  überzeugend  nachgewiesen  hat,  das  Rechnen  des  Pferdes  auf 
Schwindel  beruht,  wer  bürgt  uns  dafür,  daß  nicht  auch  das  übrige  nichts  weiter 
ist  wie  Humbug  und  Hokuspokus? 

Köstlich,  wie  bei  Zell  immer,  ist  der  Humor,  der  das  ganze  Büchlein  durch¬ 
zieht.  »Je  gelehrter  jemand  ist«,  sagt  er  p.  72  sehr  wahr,  »desto  schwächer  kann 
er  gewöhnlich  äußerlich  unterscheiden.  Wenn  jemand  Dinge  trägt,  die  er  gern  als 
Naturgaben  ausgeben  möchte,  z.  B.  eine  Perücke,  künstliche  Zähne  u.  dergl.,  so 
wird  ihm  das  am  besten  im  Kreise  von  Professoren  gelingen,  sehr  schwer  aber  in 
einer  Gesellschaft  von  Damen.« 

Für  solche,  die  nachdenken  wollen,  ist  das  kleine  Werkchen  empfehlenswert 
und  in  hohem  Grade  lehrreich  und  für  andere  zum  mindesten  amüsant. 

Bttg  r. 


63 


Nekrolog’. 


Direktor  Francois  L’hoest  f. 

Francois  L’hoest  wurde  am  1.  März  1839  zu  Tongres  in  Belgisch- 
Limburg  geboren,  er  starb  am  29.  Oktober  1904  zu  Antwerpen. 

Im  August  1865  —  vor  nahezu  40  Jahren  —  trat  der  junge  L’hoest 
in  die  Dienste  der  Societe  Royale  de  Zoologie  d’Anvers,  und  schon  wenige 
Jahre  später  sehen  wii  ihn  in  Vertretung  des  damaligen  Direktors  Veke- 
mans  in  der  Verwaltung  des  Antwerpener  Gartens  tätig,  den  er  nach  dessen 
Tode  am  24.  Februar  1888  ersetzen  sollte.  Mit  seiner  Wahl  zum  Direktor 
des  Antwerpener  Tiergartens  hebt  sich  allmählich  der  Garten,  der  freilich 
eine  wunderbar  günstige  Lage  hat,  zu  niegeahnter  Blüte:  die  Zahl  der  Mit¬ 
glieder  steigt  höher  und  höher,  die  der  auswärtigen  Besucher  nimmt  fort¬ 
während  zu,  der  jährliche  Geldumsatz  verdoppelt  und  verdreifacht  sich, 
prächtige  Neubauten  wachsen  aus  der  Erde,  unausgesetzt  vermehren  und 
bereichern  sich  Tier-  und  Pflanzensammlung,  und  der  Aufwand  für  den 
musikalischen  Teil  der  Aufgaben  des  Gartens  hält  gleichen  Schritt  mit  all 
diesen  Fortschritten  und  Neuerungen.  Die  in  den  fortwährend  sich  mehren¬ 
den  Beständen  angehäuften  Schätze  bildeten  den  Stolz  und  das  Glück  des 
Direktors,  der  in  seiner  rührenden  Bescheidenheit  nichts  davon  wissen  wollte, 
daß  diese  Blüte  des  »Juwels  von  Antwerpen«  in  der  Hauptsache  sein  eignes 
Verdienst  war. 

Aber  nicht  bloß  der  Zoologische  Garten  in  Antwerpen  verdankt  dieser 
seltenen  Schöpfer-  und  Arbeitskraft  sein  hohes  Ansehen,  auch  andre  Vereine 
und  Gesellschaften,  wie  der  »Anvers  en  Avant«,  von  dem  er  Vizepräsident 
war,  und  die  Kgl.  Gesellschaft  für  Gartenbau  erhielten  von  ihm  manche 
Anregung. 

Weit  über  sein  Heimatsland  hinaus  genoß  er  die  Achtung  und  Ver¬ 
ehrung  seiner  Kollegen,  die  ihn  alljährlich  einmal  zur  Zeit  der  großen 
Tierversteigerungen  zu  besuchen  pflegten ;  er  war  bei  zahlreichen  internatio¬ 
nalen  Ausstellungen  Ehrenrat  und  Preisrichter.  Nicht  wenige  Ordensaus¬ 
zeichnungen  schmückten  seine  Brust. 

Eine  unermüdliche  Arbeitskraft  bei  reicher  kaufmännischer  Begabung 
war  der  Verstorbene  streng  gegen  sich  und  seine  Untergebenen,  aber  er 
war  trotzdem  beliebt  bei  allen  wegen  seiner  Gerechtigkeit,  Großherzigkeit 
und  humanen  Gesinnung.  Als  Direktor  eines  zoologischen  Gartens  war  er 
nach  dem  Urteile  aller  seiner  Kollegen  unübertroffen,  als  Mensch  nach  dem 
Zeugnis  aller  seiner  Freunde  von  höchster  Bescheidenheit,  Gefälligkeit, 
Liebenswürdigkeit  und  einem  nie  versagenden  Humor,  der  ihn  selbst  in  der 
schwersten  Leidenszeit  nicht  verließ.  Bttgr. 


64 


Eingegangene  Beiträge. 

W.  Sch.  in  F.  Aufsatz  und  Besprechung  dankend  erhalten;  das  übrige  werden  Sie 
richtig  zurückbekommen  haben.  —  Dr.  P.  K.  in  Z.  bei  B.  und  Dr.  P.  Sch.  in  Gr.  L.  bei  B. 
Ich  darf  wohl  annehmen,  daß  jetzt  alles  zu  Ihrer  Zufriedenheit  erledigt  ist. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  2—3. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  28.  Jalirg.,  1905.  No.  12. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  1. 

Eieid,  The  Country,  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  105,  1905,  No.  2716. 

Oer  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  S  all  e.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  15—16. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Prösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  15—16. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien-Kunde.  Herausg.  v.  Dr.  K.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzsohen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  2-3. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven ,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  19,  1905.  No.  109. 

Anzeiger  d.  K.  Akad.  d.  W  i  s  s.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Jahrg.  1904.  No.  25  —  27  u. 

Register.  Wien,  K.  K.  Hof-  u.  Staatsdruckerei,  1905. 

Natur  und  Haus.  Ulustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13,  Heft  8. 

Zwinger  und  Feld.  Ulustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter.  Jahrg.  14. 
1905.  No.  3. 

D  i  e  G  e  f  i  e  d  e  r  t  e  Wel  t.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  2-3. 

Zool.  Society  Bulletin.  No.  15,  Puhl,  by  the  New  York  Zool.  Society.  New  York, 
1904.  4°.  16  pag.,  14  Fig. 

T.  Tujita,  On  the  Formation  of  the  Germinal  Layers  in  Gastropoda.  -  Sep.-Abdr.  a. 

Journ.  Coli.  Sei.,  Imp.  Univ.  Tokyo  Bd.  20,  19>'4.  Art.  I.  Gr.  8°.  42  pag., „3  Taf. 

Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Die  Tiere  der  Erde.  Eine  volkstümliche  Übersicht  über  die 
Naturgeschichte  der  Tiere.  Mit  über  1000  Abbild,  u.  25  färb.  Tafeln.  Vollst.  in  50  Lief, 
ä  M.  0.60.  Stuttgart  u.  Leipzig.  Deutsche  Verlags- Anstalt,  1904.  Gr.  4°.  Lief.  39—44. 
Zeitschrift  des  Tierschutzvereins  zu  Posen.  Herausg.  v.  E.  Reißmüller. 
Posen  1904.  14.  Jahrg.,  No.  2—3. 

M i  1 1  eil ungen  üb e r  die  Vo  gelwe  1 1.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 
Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  Iv.  Boyer.  Wien,  J.  Kühkopf.  4.  Jahrg.  1904.  No.  19—22 
und  5.  Jahrg.  1905.  No.  1—2. 

K.  Gräser,  Der  Zug  der  Vögel.  Eine  entwicklungsgeschichtliche  Studie.  Berlin,  Verlag  v. 

Herrn.  Walther,  1904.  ,6°.  96  pag.,  5  Taf.  —  Preis  geh.  M.  5.-. 

L.  Geisenheyner,  Über  Naturdenkmäler,  besonders  im  Nahegebiet.  —  Sep.-Abdr.  a. 
Allgem.  Botan.  Zeitschrift,  Jahrg.  1904.  No.  10—11.  8°.  10  pag. 

Verhandlungen  der  Ornitholog.  Gesellsch.  in  Bayern  1903.  Bd.  4.  Herausg 

v.  Dr.  med.  C.  Pa  rro  t,  München,  Verlag  von  E.  Reinhardt,  1904.  Gr.  8°.  183  pag.,  6  Fig.,  Taf. 
Hof  rat  Dr.  P.  Leverkühn,  Notice  Biographique  sur  le  Comte  Amödee  Allöon.  —  Sep. 

Abdr.  a.  „Omis“.  Bulletin  duComite  Ornithologique  International.  Paris,  Masson  et  Cie., 
1904.  Bd.  12,  No  4.  8°.  9  pag  .,  Porträt. 

Derselbe,  Unsere  Waldschnepfen.  —  Sep.-Abdr.  a.  „Der  Jagdfreund“.  Wien,  K.  Mitschka, 
1903.  Jahrg.  3,  No.  40.  8°.  6  pag. 

Derselbe,  Über  eine  pseudo-ornithologische  Mitteilung  aus  dem  Jahre  t 720.  —  Sep.- Abdr. 

a.  „Ornith.  Monatsschr.“  28.  Jahrg.  1903,  No.  7.  8°.  4  pag. 

Derselbe,  Campbells  Australische  Oologie.  —  Sep.-Abdr.  ebenda  28.  Jahrg.  1903.  No.  11. 
8°.  4  pag. 

C.  G.  Schillings,  Mit  Blitzlicht  und  .Füchse  Neue  Beobachtungen  und  Erlebnisse  in  der 
Wildnis  inmitten  der  Tierwelt  von  Aquatorial-Ostafrika.  Leipzig,  R.  Voigtländers  Ver¬ 
lag,  1905.  8°.  16,558  pag.,  302  autotyp.  photogr.  Aufnahmen. 

Ornitholog isches  Jahrbuch.  Organ  für  das  paläarktische  Faunengebiet.  Herausg. 
v.  V.  Ritter  v.Tschusi  zu  Sch midh off en-Hallein,  Selbstverlag,  1904,  15.  Jahrg. 
Heft  5-6. 

The  Journal  of  Comparative  Neurology  and  Psycholog y.  Edited  by  C.  L. 

Herrick  a.  o.  Denison  University,  Granville  (Ohio),  1904.  Vol.  14,  No.  2. 

Pokornys  Naturgeschichte  des  Tierreiches  für  höhere  Lehranstalten. 
Bearbeitet  v.  Dir.  M.  Fischer,  Leipzig.  Verlag  v.  G.  Freytag,  1905.  26.  Aufi.  Ausg. 
A.  mit  zahlr.  Abbild,  u.  5  Taf.  geb.  M,  3.6o,  Ausg.  B.  mit  zahlr.  Abbild,  u.  29  färb.  Taf. 
geb.  M.  4  60. 


Zusendungen  werden  direkt  an  die  Verlagshandluug  erbetor. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mahlau,  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M 


Don 


Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  (Tluseum  d’Bistoire  naturelle. 
Scfimeizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *  Datur  und  Baus. 

Datur  und  Schule,  a  Herthus. 
Ornithologisches  Dahrbuch. 

Ornithologische  fDonatsberichte. 
Ornithologische  fllonatsschrift. 

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Rassehunden,  a  Der  Weidmann. 

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eine  Reihe  compleiier  Jahrgänge 


Verlag  von  lablau  &  Waldscbmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegehen  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Pr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von: 

Prof.  Di.  P.  Altmann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Belau,  Dr.  Hermann  ßolau,  Lehrer  L.  Buxbanm,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eitle,  Dr.  H.  Fischer- Sig  wart,  Joh.  v.  Fischer,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh. 
Reg.-Rat  E.  Friedei,  Amtsrichter  ß.  Gabler,  Gymnasiallehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve, 
Dam.  Gronen,  Dr.  W.  Ilaacke,  Direktor  Hagmanu,  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Pani  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M,  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerus- Meyer,  Prof.  Dr.  med.  YV.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner, 
Baron  A.  v.  Krudener,  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  y.  Lenden feld,  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkiihn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig,  Prqf. 
Dr.  YV.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Meliely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Möller,  Pfarrer  Karl  Möller, 
Dr.  Angust  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde, 
H.  Nehrliug.  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Fleyel,  C.  A.  Purpus,  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow,  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Renvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  U,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Sehäff,  Dr.  P.  Schiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  YV.  Spengel,  Prof. 
Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  YYerneiv  Georg  Westermann,  B.  YViemeyer,  Direktor  Dr. 
L.  YY  hinderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander,  Dr.  med.  A.  Zipperlen  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

K  46.  Jahrgang 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original*  Ber  ich  te 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst,  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen ,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an., 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Ältere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 

Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 

No.  8979  eingetragen. 


Organ 

üer 

Zoologischen  Gärten 

Deutschlands. 

,, 

/ 

Herausgegeben  von  der 

Heuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


v'  Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

I905. 


XL  vT. 


für 


Jahrgang. 


Jso.  3. 


Zeitschrift 


Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


Zoologische  Garten. 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt 

Frankfurt  a.  M. 

Die 

BfilMälüiie  des  Wildes  i  der  Fische, 

von  ihrem  Tode  bis  zur  Verwendung  in  der  Küche 

mit  einem  Aufsatze  über  den  Krebs 

«ml  deutlicher  Abbildung  eines  Krebs  -  Männchens 
und  -Weibchens. 

Ratgeber  für  Jäger,  Jagdliebbaber,  Köche  und 
Hausfrauen. 

Von  August  Pfaff. 

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Das  Frettchen. 

Anleitung  zur  Zucht,  Pflege  u  Abrichtung 

von  Johann  von  Fischer. 

6lja  Bogen  mit  Tafel  u.  Abbildungen  M.4. 

Hobrecht,  Luther  auf  der  Koburg. 

54  Seiten  8°  broch.  M.  1.75, 
in  eleg.  Ganzleinenbd.  mit  Goldschn.  M.2,50. 


Organ  f.  d.  palsearkt.  Faunengebiet. 

Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
I  europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palseark- 
tischen  Faunengebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
2p2  bis  3  Druckbogen ,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
j  erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
|  10  Mk.  pränumerando .  im  Buchhandel 
12  Kr  =  12  Mk. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu 
dem  ermässigten  Preise  von  6  Kr.  =  6  Mk. 
(nur  direkt).  Probenummern  gratis  und 
franko. 

Kauf-  und  Tauschanzeigen  finden  nach  vor¬ 
handenem  Räume  am  Umschläge  Aufnahme. 
Inseraten- Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck- 
|  Schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
'  wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
Tännenhof  bei  Hallein,  zu  adressieren. 


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Mit  einer  Einleitung 
von  A.  Mahlau  und  Anhang. 

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von  Dr.  Wilh.  Ohlmüller. 

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(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 

N0,  3.  XLVI.  Jahrgang,  März  1905. 

Inhalt. 

Rassen,  Herden  und  Züclitereien  Ton  holländischen,  französischen  und  deutschen 
Schafen;  von  Wilhelm  Sohuster,  z.  Zt.  in  Friedberg  (Hessen).  —  Neues  vom  Zoo¬ 
logischen  Garten  zu  Berlin;  von  Theodor  Knottnerus- Meyer  aus  Hannover.  (Mit 
Tafel  I — ITT.)  (Fortsetzung.)  —  Haselmäuse;  von  Elsa  S  o  f  fe  1  in  Schleißheim  bei  München. 

—  Ephippigera  vitium  Fieh. ;  von  Ludwig  Sohuster  in  Gonsenheim  hei  Mainz.  —  Geruch 
und  Gesicht:  I.  Tiere,  die  gut  riechen  und  zugleich  scharf  sehen;  II.  Der  Mensch  als  Ge¬ 
sichtstier  ;  von  W  i  1  h  e  1  m  S  c  h  u  s  t  e  r ,  z.  Zt.  in  Friedberg  (Hessen).  —  Kleinere  Mitteilungen. 

—  Literatur.  —  Nekrolog.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Rassen,  Herden  und  Züclitereien  von  holländischen,  franzö¬ 
sischen  und  deutschen  Schafen. 

Von  Wilhelm  Schuster,  z.  Zt.  in  Friedberg  (Hessen). 

La  brebis,  dans  lcs  animaux,  parait  etre  le  dernier  aegre  de  la  timi- 
dite  ou  de  l’insensibilite;  eile  se  laisse  enlever  son  agneau  sans  le 
defendre,  sans  s’irriter,  sans  resister,  et  sans  marquer  sa  doulcur  par 
un  cri  dilferent  du  beleraent  ordinaire.  Mais  cet  animal  si  chdtif  en 
lui-meme,  si  depourvu  de  sentiment,  si  denue  de  qualites  interieures 
est  pour  l’homnie  l’animal  le  plus  precieux,  celui  dont  l’utilite  est  la 
plus  immediate  et  la  plus  etendue;  seul  il  peut  suffve  aux  besoins 
de  premiere  necessite. 

Buff  on. 

(Histoire  naturelle  des  animaux,  Pariser  Ausgabe  S.  73). 
Beobachtungsstationen  waren  für  mich  die  holländische  Insel 
Texel,  die  Normandie  und  der  Vogelsberg1). 

I. 

Auf  Texel,  der  großen  holländischen  Insel  vor  dem  Kriegshafeu 
Helder,  weiden  35  000  Schafe.  Mannshohe,  schmale  Erdwäude  be- 

J)  Tn  unserem  Frankfurter  Zoo  befindet  sich  das  Hausschaf,  als  zu  gemein 
und  zu  bekannt,  nicht.  Wir  haben  die  Heidschnucke  (Ovis  var.  liannoverana)  aus 
Norddeutschland,  das  wild  aussehende  Mähnenschaf  ( Ovis  tragelaphus)  mit  der 
Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  5 


66 


grenzen  und  trennen  die  einzelnen  Hürden,  die  die  ganze  etwa  35  km 
lange  Insel  bedecken1).  Die  Schafe  laufen  zum  größten  Teil  frei; 
diejenigen,  welche  sich  in  der  Nähe  von  belebten  Fußwegen,  von 
Landstraßen  oder  auch  in  der  Nähe  des  Meeres  befinden  oder  frisch 
auf  die  Weide  gebracht  wurden  oder  Wildfänge  sind,  tragen  eine 
Vorder-  und  Hinterfuß  der  linken  oder  der  rechten  Körperseite  ver¬ 
bindende  Koppelschnur.  Diese  lästige,  quälende  Fessel,  die  oft  — 
hei  notorischen  Wildfäugen  —  recht  kurz  gebunden  ist  und  somit 
die  beiden  Beine  nahe  aneinander  bringt,  macht  die  Schafe  zu  Paß- 
gäugern;  aber  sowenig  siegt  dieses  absonderliche  Friedensinstrument 
über  die  angeborene  Natur  der  Schafe,  daß  die  alten,  schon  von  der 
Fessel  befreiten  W7eidetiere  oder  solche,  deren  Fessel  momentan  zer¬ 
rissen  ist,  sich  wohlgemut  im  Kreuzgang  fortbewegen,  wobei  immer 
nur  dann  ein  Bein  aufgehoben  wird,  wenn  die  drei  andern  fest  auf 
dem  Boden  stehen,  (welche  Taktik  ja  die  meisten  Vierfüßler  üben). 

Das  Schaf  ist  ein  im  höchsten  Grade  salzliebeudes  Tier,  und 
dieser  besondere  Zug  seiner  tierischen  Natur  ist  von  solcher  be¬ 
lang  herabhängenden  Halsmähne  —  seine  Heimat  ist  der  Atlas,  und  es  liebt 
Trockenheit,  wie  uns  die  im  Hannoverschen  Zoo  wegen  des  feuchten  Untergrundes 
erkrankten  und  eingegangenen  Exemplare  belehrt  haben  (Th.  Knottnerus-Meyer)  — , 
das  aus  deutschem  Schutzgebiet  stammende  Kamerunschaf  (Ovis  var.  congensis) , 
das  starke,  große  Zaekelschaf  ( Ovis  var.  strepsiceros)  und  das  im  Alten  Testament 
so  oft  erwähnte  Breitschwanz-  oder  Kalmückenschaf  (Ovis  var.  platyura)  —  wenn 
man  einen  Gast  besonders  ehren  wollte,  legte  man  ihm  einen  gebratenen,  saftigen 
Schafschwanz  vor,  so  z.  B.  auch  den  Söhnen  des  Königs  oder  dem  König  selbst  bei 
dem  jährlichen  Feste  der  Schafschur  in  Geschur,  Jerusalem  u.  a.  a.  0.  —  außer  dem 
stämmigen  Mufflon  (Ovis  musimon)  von  Korsika,  der  neben  anderen  Schafen  als 
Stammform  unserer  zahmen  Hausschafe  angesehen  wird.  Das  überaus  gesunde  und 
prächtige  Mufflonmännchen  ist  mein  ganz  besonderer  Freund;  es  begrüßt  mich 
jedesmal,  wenn  ich  komme,  durch  Stoßen  und  Schlagen  wider  das  Gitter.  Ich  tue 
ihm  auch  gern  den  Gefallen  und  spiele  mit  ihm,  indem  ich  die  Hand  hinhalte  und 
den  Stoß  durch  einen  sanften  Gegenstoß  an  die  Stirn  des  Tieres  erwidere,  was 
freilich  nur  so  lange  möglich  war,  als  es  sich  im  vorderen  Gitterraum  befand.  Seine 
Kraft  und  zuweilen  auch  seine  Geilheit  sucht  dieser  am  Umherspringen  verhinderte 
und  vom  Weibchen  abgesperrte  Bock  dadurch  auszulösen,  daß  er  mit  dem  Gehörn 
fest  am  Gitter  entlang  streicht.  Ein  Stück  Elchwild  im  Londoner  Zoo  habe  ich 
in  dieser  Hinsicht  bei  einem  Besuche  im  Jahre  1904  wirklich  bedauert;  es  wurde 
offenbar  durch  den  stark  sich  äußernden  Geschlechtstrieb  sehr  geplagt,  konnte  aber 
für  dessen  Entladung  nicht  sorgen. 

*)  Ebensolche  Erdmauern  stehen  in  der  Normandie,  doch  sind  sie  dort  höher, 
breiter  und  mit  stattlichen  Bäumen  bepflanzt,  die  die  Heimstätte  der  in  West¬ 
frankreich  (wie  in  Schweden)  so  auffallend  zahlreichen  Elstern  sind.  Diese  alt¬ 
deutsche  Feldanlage  haben  gewiß  die  Normannen  aus  dem  Norden  mitgebracht. 


67 


herrschenden  Durchschlagskraft  gewesen,  daß  dieses  Tier,  das  ur¬ 
sprünglich  thymianreichen  Bergländern- — vom  Mufflon  —  entstammt 
und  in  ebenen,  feuchten  Gegenden  weniger  gut  gedeiht,  ganz  vor¬ 
züglich  überall  da  fortkommt,  wo  der  größte  Teil  der 
Pflanzen  stark  salzhaltig  ist,  also  am  Meere.  Das  ausgesprochene 
Relativ  zwischen  diesem  Bergtier  und  dem  Salzmineral  ist  sehr  merk¬ 
würdig.  Sollte  es  vielleicht  bedingt  sein  durch  die  starke  Ausbildung  der 
Hauthaare,  der  Wolle?  Die  Milch  der  Seeschafe  ist  gehaltreicher  und 
wohlschmeckender  als  die  anderer  Schafe.  Der  Typus  des  Texeischeu 
Schafes  ist  genau  der  gleiche  wie  der  unseres  deutschen  Schafes: 
Ganz  dieselbe  stämmige  Gestalt,  dieselbe  gemäßigte  Neugier  ver¬ 
bunden  mit  Ängstlichkeit,  derselbe  unsäglich  dumme  Blick.  Das 
Auge  erscheint  als  drei  schmale  Striche:  Ein  schwarzer  in  der  Mitte 
(Pupille),  eingefaßt  von  zwei  gelben  (Iris).  Nur  auf  entlegenen  Außen¬ 
weiden  nimmt  das  Texelsche  Schaf  die  Art  eines  Naturwildes  an: 
Da  wird  es  scheuer  uud  trappt  schon  davon,  wenn  es  nur  einen 
Menschenkopf  hinter  der  Erdmauer  auftauchen  sieht. 

Die  unzähligen  Stare  der  Insel  leben  mit  den  Schafen  in 
Symbiose.  Den  ganzen  Tag  über  sind  beide  auf  den  Weiden;  die 
Stare  reiten  auf  Ovis  aries  oder  sitzeu  auf  der  Wiese.  Sie  lesen  den 
Schafen  die  Zecken  ab;  dafür  leisten  die  Schafe  den  Sturni  wieder 
einen  gewissen  Gegendienst:  Sie  exkrementieren,  und  ihr  Kot  zieht 
eine  Reihe  von  Fliegen  und  Käfern  an,  die  sowohl  selbst  in  persona, 
als  auch  in  ihren  Larven  den  Starvögeln  als  weitere  Nahrung  will¬ 
kommen  sind.  Außer  den  Stareu,  holl.  »Spreeuwen«,  treiben  sich 
auf  den  Viehweiden,  wo  neben  den  Schafen  ab  und  zu  auch  noch 
Kühe  und  Pferde  laufen,  viele  Wiesenpieper,  holl.  »Graspieper«, 
sowie  Steinschmätzer,  holl.  »Tapuit«,  herum,  denen  die  Erdmauern 
der  Hürden  in  ganz  auffälliger  Weise  als  Operationsbasis  dienen. 
Gegen  Abend  ziehen  sich  die  Stare  nach  den  wenigen  Bäumen  bei 
den  Dörfern  hin.  und  singen  dort  (in  den  Dörfern  »De  Burg«,  »De 
Waal«  und  »Osterend«). 

Eine  wesentliche  Hauptsache  bei  der  Inselschafzucht  ist,  daß 
die  Tiere  das  feuchte  Nachtklima  vertragen  können.  Sie  bleiben 
über  Nacht  draußen.  Sie  legen  sich  zum  Ruhen  auf  die  feuchte 
Erde,  und  ich  sah  —  auch  im  holländischen  Binnenland  —  gegen 
Abend  Wiesen,  wo  der  weiße  Dampf  wie  ein  dicker  Nebel  aufstieg 
und  alles  verdeckte,  sodaß  nur  noch  die  Köpfe  einiger  stehenden 
Schafe,  wie  aus  einer  Meerflut  aufragend,  sichtbar  waren  —  starr 
und  stumm  wie  Ölgötzen  (ils  semblent  meine  ne  pas  sentir  Pincom- 


68 


modite  de  leur  Situation;  ils  restent  oü  ils  se  trouvent,  a  la  pluie, 
ä  la  neige;  ils  y  demeurent  opiniätrement).  All  dies  tut  ihrer 
Gesundheit  keinen  Eintrag:  Wie  weit  es  auch  hier  wieder  der 
Mensch  in  der  Entwöhnung  eines  Tieres  aus  einem  alten  Milieu, 
bezw.  einem  früheren  Empfindlichkeitsgrad,  und  in  der  Gewöhnung 
au  einen  neuen  Zustand  gebracht  hat ! 

Eine  Viertelmillion  Pfund  Wolle  kommt  jährlich  von 
Texel  aus  in  den  Handel,  und  die  grünen  Käse  der  Insel  haben 
ebenfalls  guten  Ruf.  Das  Fleisch  —  ganze  Schiffsladungen  voll 
lebender  Ware  —  geht  meist  nach  England;  doch  spielt  es  auch 
überall  in  den  holländischen  Gasthäusern  eine  große  Rolle,  und  man 
bekommt  z.  B.  in  Amsterdam  des  Morgens  zum  Kaffee  entweder  ein 
»Broodje  met  Kaas«  oder  ein  »Broodje  metVleesch«,  worunter  dann 
vielfach  Schaffleisch  zu  verstehen  ist. x) 

II. 

In  Frankreich  konnte  man  noch  zu  Buffons  Zeiten  (1707 — 88) 
nicht  wageD,  die  Schafherden  über  Nacht  im  Freien  zu  lassen:  »ou 
avait  ä  craindre  du  loup«.  Diese  Zeiten  der  Herrschaft  des  Wolfes 

—  es  waren  dieselben  Zeiten,  wo  noch  zahlreiche  Biber  in  Languedoc 
auf  den  Inseln  des  Rhone  hausten  —  sind  vergangen. 

Der  große  Korse  Napoleon  hat  für  alles  Interesse  gehabt.  Ihm 
ist  es  vornehmlich  zu  danken,  wenn  heute  in  Paris  Schaffleisch  am 
meisten  gegessen  wird,  vor  allein  in  der  Form  von  wirklich  ganz 
vorzüglichen  Braten.  Freilich  hat  schon  vorher  der  tatkräftige 
Minister  Colbert  (1619 — 83),  als  kleiner  Jean  Baptiste  selbst  das 
Söhnchen  eines  Schafbesitzers  in  Rheims,  die  französische  Schafzucht 

9  Manche,  z.  B.  der  alte  Hau  mann,  nennen  das  Holsteinische,  Bremerund 
Holländische  Schaf  Marsch-  oder  Niederungsschaf  {Ovis  aries  litoralis).  Sie  be¬ 
haupten,  daß  es  vor  jetzt  etwa  370  Jahren  mit  aus  Ostindien  gebracht  und  zuerst 
auf  Texel  und  in  Flandern  einheimisch  gemacht  worden  sei.  Die  Wolle  sei  an¬ 
fangs  sehr  kraus  und  verfilzt  gewesen,  während  sie  jetzt  ganz  glatt  und  schlicht 
ist.  Interessant  genug!  —  Hier  trifft  wieder  das  Liviussche  Wort  vom  quantum 
terrae  proprietas  coelique  zu:  »Bei  Tieren  ist  die  den  Artcharakter  aufrecht  hal¬ 
tende  Vererbung  ohnmächtig  gegen  die  durch  Boden  und  Klima  bewirkten  Ver¬ 
änderungen«;  immerhin  ist  die  Wolle  nach  den  Individuen  noch  von  verschie¬ 
dener  Beschaffenheit,  bald  feiner,  bald  gröber.  Dieses  Schaf  gehöre  zu  den  größten 
der  zahmen  (3  Fuß  hoch,  4  lang).  Von  einem  Schaf  erhält  man  bei  der  Schur 
6 — 7  Pfund  Wolle.  Täglich  gibt  es  1  Quart  Milch  und  wiegt  gemästet  an 
300  Pfund.  Gewöhnlich  bringt  es  2,  oft  auch  3  oder  4  Lämmer  zur  Welt.  Auf 
hochgelegenen  Orten  mit  spärlichem  Graswuchs  gedeiht  dieses  Schaf  nicht  (mehr). 

—  Brehm  bringt  hierüber  gar  nichts. 


69 


durch  Einführung  des  Edelschafes  ans  Spanien  heben  wollen ;  er 
draug  jedoch  nicht  durch.  Dann  hat  1750  Herr  von  P  e  r  c  e  im  Park 
zu  Chambord  einige,  1767  Dauben  ton,  Jugendfreund  und  Mit¬ 
arbeiter  ßuffons,  in  Gemeinschaft  mit  dem  Handelsminister  Trudaine 
bei  Montbar  in  Burgund  eine  ganze  Anzahl  Merinos  eingebürgert. 
Im  Baseler  Frieden  (1795)  bedang  sich  Frankreich  in  einem  geheimen 
Artikel  das  Recht  aus,  fünf  Jahre  laug  jährlich  1000  Mutterschafe 
und  200  Widder  aus  Spanien  beziehen  zu  dürfen.  Napoleon  I. 
vermehrte  dann  die  Anzahl  der  kaiserlichen  Merinostammherden  bis 
auf  acht  uud  erließ  im  Jahre  1810  ein  Dekret,  wonach  in  den  Jahren 
1811  und  1812  sechzig  Depots  von  Merinowiddern,  jedes  aus  150 — 250 

Stück  bestehend,  gebildet  und  Landeigentümern  und  Pächtern  zur 
•  • 

Überlassung  an  Besitzer  inländischer  Herden  während  der  Spruugzeit 
übergeben  werden  sollten.  Die  Anzahl  dieser  Depots  sollte  binnen 
sieben  Jahren  auf  500  gebracht  und  in  ganz  Frankreich  gleichmäßig 
verteilt,  die  dazu  nötigen  Widder  aber  aus  dem  Überschuß  der  acht 
kaiserlichen  und  anderen  spanischen  Herden  genommen  werden. 
Aus  diesem  Grunde  sollte  kein  Inhaber  reiner  Edelschafherden  fortan 
ein  Widderlamm  oder  einen  erwachsenen  Widder  von  seiner  Herde 
kastrieren  lassen  dürfen.  Dagegen  aber  sollte  jeder  Besitzer  unver¬ 
edelter  Schäfereien,  der  Merinowidder  zum  Belegen  seiner  Schafe  er¬ 
halten  könnte,  gehalten  sein,  bei  einer  Strafe  von  100  bis  1000  Franken 
alle  seine  eignen  Widder  kastrieren  zu  lassen.  Zur  Oberaufsicht  über 
die  Widderdepots  sollten  vier  Generalinspektoren  und  ein  Aufseher 
für  jeden  Kreis  angestellt  werden.  Die  Generalinspektoren  sollten 
den  Ankauf  der  Widder  auf  Rechnung  der  Regierung  besorgen  und 
jeder  jährlich  8000  Franken  Gehalt  und  4000  Franken  Reisekosten 
erhalten.  Dafür  wurden  dem  Minister  des  Inuern  für  1811  600,000 
Franken  und  für  die  Folge  das  nötige  Geld  bis  zur  völligen  Veredelung 
der  Schafe  in  Frankreich  bewilligt.  —  1815  Sturz  dieses  Regimes. 

In  manchen  französischen  Distrikten  gibt  es  auch  heute  noch 
Schafe  mit  roter  Wolle.  In  einigen  Departements  werden  fast  nur 
schwarze  Schafe  geboren,  jedoch  —  wie  überall  —  die  weißen  immer 
wieder  zur  Zucht  benutzt. 

Wie  sehr  übrigens  in  diesem  Punkte,  wie  in  vielen  andern 
Frankreich  in  den  letzten  Jahrzehnten  zurückgegangen  ist,  ergibt 
sich  daraus,  daß,  wie  auch  die  neuesten  französischen  Schriftsteller 
eingesteheu,  die  französischen  Schafherden  sowohl  in  der  Masse  als 
in  der  Güte  und  Feinheit  der  gelieferten  Wolle  den  deutschen  noch 
immer  nachstehen. 


70 


III. 

Die  hessischen  Schilfer  sind  natürlich  uicht  die  idyllischen  Schäfer 
der  herrlichen  deutschen  Schäferlieder  (vergl.  »Schäfers  Sonntagslied« 
von  Ludwig  Uhland!),  sondern  recht  rauhe,  zum  Teil  rohe  Gesellen, 
die  manchmal  Heil-  oder  vom  Volksglauben  als  verehrungs würdig, 
bezvv.  nutzbringend  angesehene  Kräuter  sammeln  (wie  z.  B.  im 
Vogelsberg  »Christi  Blut«)  oder  sich  mit  Schaf-Zaubersprüchen  be¬ 
fassen  oder  einem  Hasen  eine  Schlinge  stellen  oder  stundenlang  auf 
dem  Kies  an  Flußufern  (z.  B.  an  der  Lahn)  umhertrotten,  bis  sie 
die  in  einer  kleinen  Mulde  liegenden  Eier  des  Flußregenpfeifers 
(Charadrius  dabius )  gefunden  haben,  von  dem  sie  behaupten,  daß 
er  seine  Eier  von  der  Sonnenglut  ausbrüten  lasse  (was  nur  in  ganz 
beschränktem  Maße  zutrifft).  Auch  unser  Hessenland  hat  einmal  ~ 
ein  gewisses  Fluidum  mit  französischen  (und  somit  indirekt:  spa¬ 
nischen)  Schafzlichtereien  unterhalten.  Unter  der  kurzen  napoleoni- 
schen  Regierung  bildete  sich  im  jetzigen  Hessen  -  Nassau  manche 
gute  Schäferei  zum  Teil  aus  französischem  Vieh  und  legte  den  Grund 
zur  Aufnahme  dieses  Zweiges  der  Landwirtschaft.  In  vielen  Ort¬ 
schaften  (des  Vogelsberges  z.  B.)  ist  es  so,  daß  jeder  Bauer  nur  eine 
bestimmte  Anzahl  von  Schafen,  entsprechend  der  Größe  seines  Länder¬ 
besitzes,  halten  darf.  Diese  Maßregel,  die  in  gleicher  Weise  nicht 
direkt  auch  für  den  Umfang  des  Rindviehbestandes  gilt  (indirekt 
gilt  eine  ähulicke  auch  für  diesen,  sofern  auch  dieser  auf  rein 
natürlichem  Wege  normiert  ist  nach  der  Größe  des  die  Futterstoffe 
liefernden  Landbesitzes  eines  Bauern),  erklärt  sich  aus  der  Sitte,  die 
Schafe  in  einer  Herde  auf  die  Weide  zu  treiben ;  es  soll  dadurch 
verhindert  werden,  daß  sich  arme  Leute  eine  übermäßig  große  An¬ 
zahl  von  Schafen  halten,  wodurch  das  Dorf  gezwungen  wäre,  einen 
zweiten  oder  dritten  Schäfer  auzustellen.  Wenu  zu  einem  Pfarrgut 
Schafe  gehören  (wie  in  Frischborn  bei  Lauterbach  zur  Amtszeit 
meines  Vaters  sechs  Stück)  und  der  Pfarrer  keine  Schafe  halten  will, 
»treibt«  sie  für  ihn  irgend  ein  Bauer  noch  neben  seinen  eigenen, 
auf  dessen  Namen  sie  im  Beisein  der  hohen  Ortsbehörde  allfrüh- 
jahrlich  juristisch  übertragen  werden,  der  dann  auch  von  jedem 
Schaf  x/2  Pfund  Wolle  der  Pfarrfrau  liefert.  In  Orten,  wo  die  obige 
Maßregel  nicht  besteht,  hält  sich  z.  B.  der  Schäfer  selbst  allein  oft 
30  und  mehr  Schafe  (wie  in  Ockstadt  bei  Friedberg).  Der  Schäfer 
pflegt  nicht  selten  bei  allen  Dorfbauern  der  Reihe  nach  abwechselnd 
zu  Mittag  zu  essen  ,  eine  Sitte,  an  der  teilzunehmen  man  verschie¬ 
dentlich  auch  den  Pfarrer  und  den  Lehrer  des  Ortes  hat  zwingen  oder 
bestimmen  wollen  (immer  ohne  Erfolg).  Ich  habe  mich  nun  schon 


71 


öfters  überzeugt,  daß  Bauern  und  Schäfer  tatsächlich  die  Zahl  ihrer 
Schafe,  nicht  kennen,  daß  sie  aber  doch  genau  wissen,  ob  ein 
Schaf  fehlt  oder  nicht,  da  sie  für  jedes  von  ihnen  ein  beson¬ 
deres  Empfiudungsmerkmal  haben.  Es  ist  dies  derselbe  gefühls¬ 
mäßige  Zahlensinn,  den  die  Tiere  haben;  er  ist  uieht  fest 
umrissen,  er  hält  sich  nicht  an  eine  bestimmte  Zahl,  sondern  ist 
eine  reine  Gefühlsanlage:  jedenfalls  kein  Zählen.  Wenn  die  Stärzeit 
vorüber  ist,  bekommt  der  Herdenbock  ein  Schurzfell  aus  Sacktuch 
hinter  die  Vorderbeine  gebunden,  sodaß  er  zwar  die  Mutterschafe 
noch  bespringen,  aber  den  Penis  nicht  mehr  in  der  rechten  Weise 
gebrauchen  kann.  Es  ist  dies  eine  ebeuso  einfache  wie  zweckmäßige 
Einrichtung.  Was  die  Hunde  augeht,  so  halten  die  hessischen  Schäfer 
von  den  schottischen  Schäferhunden,  die  neuerdings  ja  sehr  viel  in 
Deutschland  »Mode«  geworden  sind,  die  z.  B.  auch  ebenso  gut 
sehen  wie  scharf  riechen,  nicht  viel;  sie  »ganzen«  ihnen  zu 
viel  und  treiben  die  Herde  zu  wenig.  Am  beliebtesten  sind  die 
deutschen  Schäferhunde,  und  zwar  heißen  die,  welche  eine  starke, 
große  »Wolfsklaue«  (also  eine  Oberklaue)  am  Hinterfuß  haben,  »alt¬ 
deutsche«,  die,  welche  nur  eine  verkümmerte  oder  gar  keine  Klaue 
haben,  schlechthin  »deutsche«  Schäferhunde.  Unsere  Schäfer  kneipen 
und  schleifen  diesen  in  der  Regel,  solange  sie  jung  sind,  die  »Hauer«, 
die  starken  spitzen  Eckzähne,  ab,  damit  sie,  wenn  sie  später  die 
Schafe  beißen,  nicht  zu  tief  eindriugen.  Solche  Hunde,  auf  deren  Biß 
hin  die  Wunden  leicht  eitern,  sodaß  event.  die  gebissenen  Schafe 
sterben,  werden  von  unseren  hessischen  Schäfern  nicht  zur  Erzeugung 
von  Nachzucht  verwendet:  Selektion.  Der  Tag  der  Schafwäsche  und 
der  Schafschur  ist  ein  Dorffest.  Altgermanische  Bräuche  sind  im 
Hessenland,  dem  alten  unverfälschten  Chaltenland,  mit  ihm  verbun¬ 
den  1).  Der  Pferch  wird  verpachtet.  6 — 10  Tage  auf  einem  Acker¬ 
stück  kosten  M.  36 — 60.  Auf  diese  Weise  —  der  Mist  des  Tieres 
wird  heutzutage  überall  so  hoch  angeschlagen  —  geht  dem  Gemeinde¬ 
säckel  ein  ordentlich  Stück  Geld  zu.  Die  Gemeinde  Ockstadt  bei  Fried¬ 
berg  hat  daraus  z.  B.  in  jedem  Jahr  einen  Reinertrag  von  etwa  M.  500. 

0  Nicht  selten  werden  aus  Schäfern  berühmte  Kurpfuscher.  Der  in  dieser 
Hinsicht  bekannteste  in  der  Frankfurter  Gegend  war  wohl  der  alte  (sogen.  Dr.) 
Kretzer  in  Mühlheim  am  Main,  übrigens  ein  bedeutender  Fischkenner,  aus  dessen 
Nachlaß  ich  den  »Versuch  einer  Monographie  der  Cyprinoiden  Livlands«  geerbt  habe; 
seine  schönen  Mainfiscli-Präparate  hat  er  seinerzeit  der  Offenbacher  Sammlung  geschenkt. 
Noch  lange  nach  dem  Tode  dieses  Wunderdoktors  kamen  vornehme  Chaisen  vor 
das  Haus  des  jetzigen  Mühlheimer  Arztes  (Dr.  med.  Wagner)  gefahren,  wo  sie 
den  vermeintlichen  Kretzer  zu  finden  hofften. 


72 


Neues  vom  Zoologischen  Garten  zu  Berlin. 

Von  Theodor  Knottnerus-Meyer  aus  Hannover. 

(Mit  Tafel  I— III.) 

(Fortsetzung.) 

So  stehen  dem  Berliner  Garten  noch  große  Aufgaben  bevor. 
Doch  kann  er  schon  heute  mit  Recht  stolz  sein  auf  das,  was  unter 
der  rührigen  und  umsichtigen  Leitung  des  Herrn  Dr.  Heck  erreicht 
worden  ist.  Stolz  sein  darf  er  aber  auch  auf  das  große  wissen¬ 
schaftliche  Verdienst,  das  sich  der  Garten  durch  Einführung  sehr 
seltener  oder  ganz  neuer  Arten  erworben  hat. 

In  Anbetracht  dieser  Verhältnisse  wäre  die  Bitte  au  die  König¬ 
liche  Staatsregierung  zu  richten,  den  Garten,  der  wie  alle  Institute 

•  • 

dieser  Art  trotz  des  notwendigen  Übels,  der  Konzerte,  der  Wissen¬ 
schaft  allein  dient,  durch  einen  jährlichen  Zuschuß  aus  den  reichen 
Staatsmitteln  zu  unterstützen  und  in  seinen  Bestrebungen  zu  fördern. 
Überhaupt  gilt  es,  für  eine  staatliche  Unterstützung  der  Zoologischen 
Gärten  in  parlamentarischen  Kreisen  Stimmung  zu  machen.  Wie 
stellt  sich  das  Ministerium  für  Unterricht  dazu?  Eine  Unterstützung 
von  M.  20,000  jährlich,  für  Berlin  das  Doppelte,  würde  für  die 
Gärten  ungemein  förderlich  sein,  für  den  Millionenetat  unseres 
preußischen  Staatshaushaltes  aber  eine  nur  unwesentliche  Mehr¬ 
belastung  bedeuten.  Noblesse  oblige!  —  Was  der  Berliner  Garten 
in  seiner  Tiersammlung  bietet,  steht  einzig  da. 

Bei  Besprechung  der  neuen  Anlagen  bin  ich  bereits  näher  auf 
deren  Tierwelt  eingegaugen,  und  es  bliebe  nun  noch  zu  sagen,  was 
au  Neuerwerbungen  im  Tierbestande  seit  meiner  ausführlichen  Schilde¬ 
rung  desselben  in  diesen  Blättern  besonders  erwähnenswert  ist. 

Wie  bei  meinem  Besuche  im  Jahre  1899  fand  ich  auch  dieses 
Mal  einen  Orang-Utan  (Simia  satyrus)  vor,  diesmal  einen  kleinen 
Jungen,  namens  »Tom«,  eine  treue,  gutartige  Seele  wie  alle  jungen 
Anthropomorphen.  Außer  ihm  ist  noch  eine  junge  Schimpansin 
( Anthropopithecus  troglodytes)  namens  »Missie«  vorhanden.  Beide  Tiere 
sind  Geschenke,  »Tom«  von  Herrn  Prött  e  1  -  Surabaja,  »Missie«,  die 
erste  Vertreterin  ihrer  Art  aus  Kamerun,  von  Hauptmann  Langheld. 
Sie  ist  im  ganzen  lebhafter,  mehr  zu  Spiel  und  Neckerei  aufgelegt 
als  der  so  treu  aus  den  Augen  blickende  »Tom«,  eine  unermüd¬ 
liche  Spielratte  und  ein  Abbild  von  Gesundheit.  Hoffentlich  noch 
recht  lange! 


73 


Nicht  unerwähnt  möchte  ich  lassen,  daß  man  in  Berlin  die 
kleinen  -Authropomorpheu  möglichst  viel  außerhalb  ihres  Käfigs 
hält.  Im  Winter  ist  die  Wärterstube  ihr  Tummelplatz.  Dort  balgt 
sich  »Missie«,  die  schon  einen  Ruf  genießt,  mit  den  Kindern  herum. 
Im  Sommer  aber  läßt  man  die  beiden,  Junge  und  Mädchen,  —  für 
Anthropomorpbe  gebrauche  ich  nur  menschliche  Bezeichnungen  — 
in  die  hohen  Bäume  klettern  und  sich  dort  in  frischer,  freier  Luft 
austoben.  Auf  den  Ruf  ihres  Wärters  kommen  sie  herab.  Man 
hat  also  hier  mit  der  alten  Methode,  in  stickiger,  überheizter  Luft 
diese  empfindlichen  Tiere  verkümmern  zu  lassen,  erfreulicherweise 
gebrochen. 

Aus  der  übrigen  Affensammlung  möchte  ich  ein  prächtiges 
Wanderu-Männchen  ( Macacus  siienus )  erwähnen,  das  sich  mit  einem 
M.  inornatus  9  erfolgreich  gepaart  hat.  Ein  fideler,  kleiner  Bastard 
hüpft  im  Käfige  herum  und  macht  den  Eltern,  besonders  der  lieben 
Mama,  das  Leben  sauer. 

Ferner  sind  zu  nennen  der  abessinische  Dscheladda  ( Theropitheciis 
gelada ),  ein  Geschenk  des  Afrikareisenden  Oskar  Neu  mann,  eine 
hübsche  Sammlung  von  Kapuzinern  ( Gebus  apella ,  G.  fatuellus, 
G.  xantliocephcdiis  u.  a.),  ein  Wollatfe  (Lagothrix  lagotriclia),  von 
Meerkatzen  u.  a.  Gercopithecus  Vhoesti ,  G.  Indio  und  die  kameruner 
Zwergmeerkatze  (Miopithecus  talapoin)  und  von  deu  Bewohnern  des 
Alten  Affenhauses  ein  prächtiges  Mandrillpaar  (Mormon  maimon)  und 
ein  Transvaal- Pavian  ( G .  porcarius). 

Anschließend  möchte  ich  hier  die  Krallenäffchen  und  die  Halb¬ 
affen  besprechen,  von  denen  alle  Arten  bis  auf  eine  noch  wie  früher 
im  Alten  Vogelhause  leben.  Es  sind  die  Pinseläffchen  (Hapale)  in 
vier  Arten,  darunter  H.  ursula,  ferner  sind  Midas  rosalia  und 
Chrysothrix  sciurea  vertreten. 

Von  Halbaffeu  sind  als  neu,  bezw.  selten  zu  nennen  der  Larven- 
Maki  (Propithecus  coronatus ),  Lemur  rubriventer,  L.  albinatus  und  be¬ 
sonders  der  Rote  Vari  ( L .  varins  ruber).  Ihnen  schließen  sich  u.  a. 
Microcebus  murinus ,  Stenops- Arten  und  ein  Flughund  (Cynonyderis 
collaris )  an. 

Unter  den  Carnivoreu  steht  au  erster  Stelle  die  reiche  Felideu- 
Sammlung  des  Großen  Raubtierhauses.  Es  ist  ein  Hauptbestreben 
der  Leitung  des  Berliner  Gartens,  Tierformen  mit  weiterem  Ver¬ 
breitungsgebiete  in  möglichst  vielen  geographischen  Spielarten  vor¬ 
zuführen,  und  das  ist  bezüglich  der  Großkatzen,  Hirsche  und  einiger 
auderer  Tiergruppen  mustergültig  durchgeführt.  Ich  glaube,  kein  zweiter 


74 


Garten  besitzt  auch  nur  annähernd  eine  so  reichhaltige  und  instruktive 
Raubtiersammlung!  So  ist  der  Löwe  ( Felis  leo)  jetzt  aus  folgenden 
Gegenden  vertreten  :  aus  der  Berberei,  vom  Senegal  und  aus  dem 
Wahehegebiete.  Neuerdings  ist  ein  Berberlöwe  mit  Bauchmähne 
wie  der  alte  Kölner  eingetroffen  und  sind  zwei  junge  Löwen  aus 
Deutsch  -  Ostafrika  von  dem  bekannten  Afrikareisenden  Schillings 
geschenkt  worden.  Auch  waren  drei  im  Garten  geborene  junge 
Löwen  vorhanden.  Vom  Tiger  ( F .  tigris)  sind  außer  der  bengalischen 
Form  noch  der  Sun  datiger,  der  Altaitiger  ( F .  tigris  mongolica)  cf, 
der  Turkestantiger  (F.  tigris  striata)  9  und  der  Sibirische  in  dem 
bekannten  prächtigen,  alten  Zuchtpaare  vertreten. 

Die  Leoparden  (F. pardus)  der  Sammlung  sandten  Deutsch-Ost- 
afrika  (Küstengebiet),  Uganda,  Indien,  Ceylon,  Persien  und  die 
Mantschurei.  Der  Perser  ähnelt  in  seiner  im  Gegensatz  zum  Mant- 
schuren  hellen  Grundfarbe  dem  Irbis  (F.  uncia ),  der  auch  durch  ein 
schönes  Paar  vertreten  ist. 

Vom  Jaguar  (F.  onca)  besitzt  der  Garten  z.  Z.  auch  ein  ganz 
schwarzes  Männchen  und  neben  der  Paraguayrasse  ein  durch  je 
eine  Reihe  voller  schwarzer  Flecken  zu  beiden  Seiten  des  Rückgrates 
ausgezeichnetes  junges  Weibchen  aus  Kolumbien. 

Der  Puma  (F.  concolor )  wird  in  Berlin  in  zwei  Rassen,  der 
kleinen  grauen  chilenischen  und  der  großen  kalifornischen  {F.  c. 
Olympus)  gepflegt. 

Endlich  ist  auch  der  Gepard  in  zwei  geographischen  Abarten, 
aus  Deutsch  -  Südwestafrika  und  aus  dem  Somalilande  ( Cynaelurus 
laneus  und  C.  guttatus ),  vertreten. 

Auch  ein  Beuteltier  bewohnt  z.  Z.  das  Raubtierhaus,  nämlich 
der  tasmauische  Beutelwolf  ( Tliylacinus  cynocephalas)  in  einem  Paare. 
Da  er  bereits  seinem  sicheren  Aussterben  entgegengeht,  ist  er  im 
Tierhandel  schon  eine  außerordentliche  Seltenheit.  Absonderlich  ist 
solch  ein  Kerl,  den  ich  hier  zum  ersten  Male  lebend  sah;  schön 
ist  er  nicht. 

Die  nordischen  Arten  pflegt  man  das  ganze  Jahr  über  im  Freien 
zu  halten,  und  auch  einige  prächtige  Luchse  bewohnen  jetzt  die 
Außenkäfige  des  Hauses,  so  Felis  canadensis  and  F.  lynx  isabellina  vom 
Altai  und  aus  Turkestan. 

Von  Hyänen  wären  als  neu  die  Hyaena  schÜlingsi ,  eine  Abart 
des  II*  striata,  aus  Deutsch-Ostafrika,  ein  Geschenk  von  Schillings, 
und  die  H.  togoensis,  geschenkt  von  Hauptmanu  Thierry,  zu  er¬ 
wähnen.  Von  der  H.  crocuta  weicht  sie  durch  graue  Grundfärbung  ab. 


75 


Au  Caniden  siud  ueu  Öanis  vigilis ,  G.  pallipes  aus  Iudieu, 
G.  ochropus  aus  Mittel-Amerika,  der  uordostafrikauische  G.  schmidti  uud 
der  siamesische  G.  cruesemanni. 

Unter  den  Mardern  ist  besonders  eiu  Wurf  von  13  jungen 
Henneliueu  ( Mustela  erminea )  zu  erwähnen,  die  im  Garten  geboren 
und  aufgezogen  sind.  Bei  der  so  selten  in  der  Gefangenschaft  statt- 
fiudendeu  Vermehrung  gerade  unserer  einheimischen  Tiere  gewiß  ein 
beachtenswerter  Fall. 

Auch  der  amerikanische  Pelzlieferant,  der  Mink  ( Lutreola  vison') 
bewohnt  jetzt  den  Berliner  Garten  und  von  Ottern  neben  Lutra 
vulgaris  der  kleine  indische  Zwergotter  (L.  nair)  und  ein  ganz 
zahmes,  prächtiges  Exemplar  des  Riesenotters  (Pteronura  brasüiensis )» 
das  erste  lebend  eingeführte  seiner  Art. 

Als  Mitbewohner  des  Kleinen  Raubtierhauses  muß  ich  noch  be¬ 
sonders  den  Beutelteufel  (Dasyurus  ursinus)  erwähnen,  jenes  wie  der 
Beutelwolf  auch  schon  fast  ausgerottete,  häßliche  Raubtier  mit  dem 
großen  Kopfe,  dem  furchtbaren  Gebisse  und  dem  schwachen,  lahmen 
Hintergestell,  jenes  unglaublich  blöde  und  bösartige  Vieh,  stumpf¬ 
sinnig  wie  fast  alle  Raubbeutler.  Außer  in  Berlin  sah  ich  ihn  lebend 
nur  in  der  reichhaltigen  Frankfurter  Beuteltiersammlung. 

Während  von  den  Bären  nichts  neues  zu  sagen  ist,  ist  die 
Sammlung  an  Robben  (Pinnipedia),  zu  der  jenes  nun  schon  dreizehn 
Jahre  im  Garten  lebende  Seehundpaar,  eine  ebenfalls  schon  lange 
Jahre  dort  lebende  Kegelrobbe  ( Halichoere  gryphus )  und  ein  See¬ 
löwe  ( Otaria  californica )  gehörten,  durch  ein  schönes  Exemplar  der 
Riugelrobbe  (Phoca  hispida)  bereichert  worden.  Es  ist  das  erste  Tier 
seiner  Art,  das  ich  bisher  in  einem  zoologischen  Garten  sah. 

Die  reichhaltige  Rindersammlung  ist  vermehrt  worden  durch 
einen  spanischen  Kampfstier,  ein  kleines,  dunkelbraunes  Tier  mit 
langen,  geschweiften  Hörnern  und  gerader  Rückenlinie,  ferner  durch 
ein  Paar  langhörniger,  prächtiger,  südrussischer  weißer  Steppenriuder, 
ein  Geschenk  Falz-Feins,  und  den  Rotbütfel  ( Bubalus  brachyceros). 
Wisent  ( Bison  europaeus)  und  Bison  (JB.  aniericanus )  sind  in  alter 
Stärke  vertreten.  Von  ersterem  ist  1900  eine  Kuh  zur  Blutauf- 

-  kC 

frischung  aus  Rußland  bezogen  und  mit  dem  Fürsten  Pleß  zu 
gleichem  Zwecke  wiederholt  getauscht  worden.  Von  letzterem  ist 
noch  eine  Herde  von  sechs  Köpfen  vorhanden.  Ein  wunderbar 
prächtiges  Tier  ist  der  alte  Wisentstier.  Zu  traurig,  daß  ein  so 
herrliches  Geschöpf  wie  der  Wisent  unrettbar  verloren  ist,  verloren 
wie  sein  amerikanischer  Vetter,  der  Bison !  Sonst  ist  noch  zu  er- 


76 


wähnen,  daß  das  sehou  lange  in  Berlin  lebende  Anoa-Paar  ( Anoa 
depressicornis)  eben  wieder  ein  Junges  aufzieht. 

Wenden  wir  uns  nun  der  Tiersammlung  zu,  die  im  Antilopen¬ 
hause  und  dem  Kamelhause  uutergebracht  ist! 

Wie  in  früheren  Jahren  ist  der  Garten  wieder  im  Besitze  eines 
Paares  von  Giraffen  ( Giraffa  camelopardalis).  Es  stammt  aus  dem 
südlichen  Sudan  und  ist  von  Meuges  im  Jahre  1900  eingeführt 
worden.  Einen  größeren  Transport  Giraffen  des  genannten  Tier¬ 
händlers  traf  ich  in  Frankfurt  a.  M.  im  Jahre  1902  gelegentlich 
meines  Besuches  im  dortigen  Tiergarten.  Es  scheint,  als  ob  jetzt 
die  Giraffen  wieder  häufiger  zu  uns  kommen  werden,  da  ja  auch  die 
politischen  Verhältnisse  im  Sudan  wieder  ruhiger  geworden  sind. 
Das  Berliuer  Paar  ist  das  erste  seit  langer  Zeit  wieder  eingeführte 
und  kostete  die  Kleinigkeit  von  M.  30,000! 

Neu  ist  auch  das  erst  1892  entdeckte  Weißbartgnu  ( Connochaetes 
albojabatus  Thos.),  charakterisiert,  wie  der  Name  sagt,  durch  einen 
weißen  Kehlbart.  Es  stammt  aus  dem  Norden  unserer  ostafrika¬ 
nischen  Kolonie  und  ist  von  Schillings  eingeführt  und  dem  Garten 
geschenkt  worden.  Es  kommt  übrigens  auch  in  Britisch  -  Ost¬ 
afrika  vor. 

Ferner  sind  als  neu  zu  neuuen  der  Springbock  (Gazella  cuchorc), 
den  ich  bisher  mjr  in  Köln  a.  Rh.  im  Jahre  1896  lebend  sah,  eine 
sudanesische  Pferdeantilope  ( Hippotragus  bakeri),  eine  Kuhantilope 
(Bubaiis  boselaphus),  die  arabische  Beisa  ( Oryx  beatrix)  und  die  ost¬ 
afrikanische  O.  callotis ,  eine  von  Oberleutnant  Dominik  geschenkte 
Moorantilope  ( Adenota  anniilipes),  ein  Paar  Riedböcke  ( Cervicapra 
wardi)  aus  Deutsch-Ostafrika,  eiue  ebenfalls  unserer  ostafrikanisch  eil 
Kolonie  entstammende  Schirrantilope  ( Tragelaphus  roualeyni ),  der 
süd-,  bezw.  südostafrikanische  Wasserbock  (Cobus  ellipsiprymnus )  und 
abgesehen  von  dem  schon  erwähnten  Springbock  noch  eine  Gazellen¬ 
art  (G.  rufifrons).  Ihnen  schließen  sich  neue  Arten  von  Duckern 
an  ( Gephalophus  inornatus  und  C.  melanorhoeus ),  dann  die  Vierhorn¬ 
antilope  ( Tetrciceros  quadricornis ),  Tragulus  kantschil  und  als  Selten¬ 
heit  der  Gabelbock  ( Antilocapra  americand).  In  seiner  Heimat,  die 
bekanntlich  in  der  Ausrottung  der  Großtierwelt  geradezu  vorbild¬ 
liches  geleistet  hat,  ist  der  Gabelbock  mangels  jeglichen  vernünftigen 
Jagdschutzes  im  »freien«  Nordamerika  schon  dem  Aussterben  ver¬ 
fallen.  Und  doch,  ist  nicht  schon  allein  gegen  Bison  und  Wapiti 
genügend  und  unverantwortlich  gewütet  worden?!  Schön  ist  der 
Gabelbock  eigentlich  nicht,  auch  nicht  temperamentvoll,  wie  es  z.  B. 


77 


Gnus  und  die  kleinen  Ducker  siud,  die  oft  in  eleganten  Sprüngen 
sich  hoclischnellend  ihre  schönen,  langgestreckten  Gehege  durcheilen, 
ein  fesselnder  Anblick! 

In  der  Wildschaf-  und  Ziegen  Sammlung  haben  sich  unter  In¬ 
spektor  Harme  rius’  Pflege  die  Alpensteinböcke  (Capra  ibex)  prächtig 
entwickelt.  Sie  erhalten  neben  frischem  Alpenheu  sterilisierte  Kiuder- 
milch  und  haben  sich  bereits  fortgepflauzt,  auch  mit  der  hornlosen 
Toggenburger  Ziege  Mischlinge  erzeugt,  die  ebenfalls  immer  hornlos 
bleiben.  Auch  die  Sibirier  (C.  sibirica )  haben  zur  Zeit  ein  Junges. 
Neu  sind  die  Arten  C.  ibex  beden ,  G.  lydekkeri  uud  C.  sakeen. 
Es  sind  also  fünf  Arten  von  Steinböcken  vorhanden  !  Ein  prächtiges 
Tier  ist  auch  der  Markliur  ( C .  jerdoni)  aus  Afghanistan;  neu  ebenso 
wie  dieser  sind  ein  Paar  Argalis  ( Ovis  ammon)  vom  Altai,  der  Bock, 
jetzt  fünfjährig,  prächtig  entwickelt.  Er  ist  das  erste  Tier  seiner  Art, 
das  in  solchem  Alter  (vierjährig)  bisher  eingeführt  wurde.  Ovis 
nahoor  und  die  beiden  Arten  des  Thar  habe  ich  bereits  oben  er¬ 
wähnt.  In  der  Sammlung  von  zahmen  Schaf-  und  Ziegenrassen 
sind  Neulinge  einige  possierliche  Kameruner  Zwergziegen.  Die  kleinen 
Kerle  scheinen  recht  munter  und  kampflustig. 

Die  reiche,  einzig  dastehende  Hirschsammlung,  die  jetzt,  wie 
schon  gesagt,  über  vierzig  Arten  uud  Abarten  umfaßt,  zeigt  an 
Neulingen  unter  den  südamerikanischen  Spießhirschen  den  Coassus 
inornatus ,  sowie  den  kleinsten  aller  Hirsche,  den  chilenischen  Pudu 
( Pudua  humilis ),  dann  das  von  Karl  H  a  g  e  u  b  e  c  k  eiugeführte 
Sibirische  lieh  (Gapreolus  pygcirgus ),  das  vielleicht  in  der  Blutauf¬ 
frischung  des  deutschen  Rehes  noch  eine  große  Rolle  spielen  wird 
und  auch  zu  diesem  Zwecke  schon  verwandt  worden  ist.  Bekannt 
ist  die  prächtige  Entwicklung  des  Geweihes  (nicht  Gehörnes)  beim 
Sibirischen  Rehbock.  Auch  vom  Damhirsch  ( C .  dama)  ist  eine 
abweichende  asiatische  Form  aus  Mersina  in  Klein-Asien  vorhanden, 
während  von  Edelhirschartigen  neu  sind  der  Maral  (Gervus  maral) 
vom  Kaukasus,  der  Berberhirsch  ( C .  barbarus ),  der  fortdauernd  eine 
gefleckte  Decke  trägt,  und  der  zwerghafte,  damhirschgroße  Sardi- 
nische  Edelhirsch,  ein  Degenerationsprodukt  insularer  Abgeschlossen¬ 
heit,  wie  es  auch  das  dortige  Wildschwein  ist  und  einstmals  das 
ausgestorbene  Sizilianische  Flußpferd  war.  Vom  Sika  ( C .  sikd)  ist 
ein  Schwärzling  vorhanden.  Der  Milu  ( Elaphurus  davidianus)  ist 
in  einem  wahrhaft  kapitalen  Hirsche  vertreten,  nach  dem  Aussterben 
der  Kölner  Tiere  jetzt  wohl  der  einzige  seiner  Art.  Auch  der  von 
H agenbeck  neuerdings  viel  eingeführte Dybo  wsky-Hirsch (G. dyhowskyi) 


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ist  zum  ersten  Male  in  einer  Familie  von  vier  Köpfen  mit  einem 
Kalbe  vertreten,  ein  Geschenk  der  Jagdgesellschaft  Wladiwostok. 
Zu  erwähnen  wären  noch  u.  a.  G.  schomburghi ,  der  Barasinga  ( C . 
chwauceli),  C.  timorensis ,  C.  Mppelaphus ,  llusa  russa,  ferner  drei 
geographische  Formen  des  C.  aristotelis,  nämlich  G.  unicolor,  G.  equinas 
und  G.  leschenaulti ,  und  fünf  Arten  der  Gattung  Gariacus ,  nämlich 
G.  virginianus ,  G.  columbianus ,  G.  gymnotis ,  G.  savannarum  und 
0.  couesi,  sowie  zwei  der  Gattung  Blastoceros,  nämlich  Bl.  paludosus 
und  Bl.  campestris,  dessen  Hirsch  oft  Nichtliebhabern  von  Zwiebeln, 
zu  denen  auch  ich  leidenschaftlich  gehöre,  durch  seinen  Zwiebel¬ 
geruch  sich  unangeuehm  bemerkbar  macht. 


Von  neu  erworbenen  Suiden  erwähnte  ich  schon  das  Sardinische 
Wildschwein,  wie  der  Sardinische  Edelhirsch  eine  zwerghafte  Form. 
Das  Berliner  Paar  hat  sich  bereits  durch  Erzeugung  von  fünf  ur- 
fidelen  Frischlingen  verdient  gemacht.  Käfignachbar  des  Sardiniers 
ist  unser  lieber  Schwarzkittel  ( Sus  scrofa )  mit  einem  auffallend 
starken  kaukasischen  Keiler,  so  daß  günstige  Gelegenheit  zu  ver¬ 
gleichenden  Beobachtungen  gegeben  ist. 


Zwerghaft,  wie  schon  der  Name  besagt,  ist  auch  das  chinesische 
Zwerghausschwein,  das  neuerdings  vom  Kopenhagener  Garten,  wo 
es  wiederholt  gezüchtet  wurde,  in  den  Handel  gebracht  worden  ist. 
Ebenfalls  eine  Hausrasse  ist  das  Papuaschwein  aus  Neuguinea,  wäh¬ 
rend  neue  wilde  Formen  der  westafrikanische  Potamochoerus  afri- 
canus  und  der  absonderliche  Babirusa  aus  Celebes  ( Babirusa  al- 
furus)  sind. 


Vom  Schwein  zum  Flußpferd!  Das  vom  Senegal  importierte 
Weibchen  ist  stark  herangewachsen  und  hat  sich  bereits  mit  dem  aus 
Antwerpen  gebürtigen  Bullen  gepaart.  Leider  ist  das  Junge  kurz 
nach  der  Geburt  gestorben.  Hoffentlich  werden  die  beiden  der¬ 
einst  ein  ebenso  ergiebiges  Zuchtpaar,  wie  es  des  Ehegatten  werte 
Eltern  in  Antwerpen  waren,  die  so  manchen  zoologischen  Garten 
mit  Flußpferden  versorgt  haben,  denn  leider  ist  der  prächtige  Ant- 
werpener  Bulle,  der  brave  Familienvater  »Broek«,  jetzt  zu  seinen 
Vätern  versammelt. 


Im  Elefantenhause  hat  sich  auch  manches  verändert.  Der  alte 
Inder  »Omar«,  ein  Geschenk  des  Königs  von  England,  hat  erdrosselt 
werden  müssen,  da  er  unheilbar  krank  war.  An  seine  Stelle  ist  ein 
neuer  Bulle,  zunächst  auf  Probe,  getreten.  Der  kleine  Kameruner 
Elefant  ist  prächtig  herangewachsen  und  hat  der  alten  Sudanesin 


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»May«  den  Rüssel  zum  Bund  fürs  Leben  gereicht.  Das  eheliche 
Verhältnis  scheint  ganz  leidlich  zu  sein,  ja  der  kleine  Kerl  bisweilen 
gegen  die  würdige,  alte  Dame  frech  zu  werden,  während  er  zuerst 
bei  ihrem  Anblick  aus  Angst  laut  schrie.  (Schluß  folgt.) 


Haselmäuse. 

Von  Elsa  Soffel  in  Schleißheim  hei  München. 


Auf  einem  herbstlichen  Spaziergauge,  den  ich  mit  meinem 
Mann  von  unserem  Wohnort  Schleißheim  aus  —  auf  der  bayerischen 
Hochebene  —  unternommen  hatte,  fand  ich  die  ersten  von  mir  ver¬ 
pflegten  Haselmäuse.  Ich  erwähne  unseren  Wohnort  absichtlich,  da 
es  immerhin  zu  den  Seltenheiten  gehört,  wenn  die  Kleine  Haselmaus 
(Muscardinus  avellanarius )  in  unserem  rauhen  Alpenvorlande  ge¬ 
funden  wird,  da  sie  wie  die  übrigen  Schläfer  geschützte  Gegenden 
mit  vorwiegendem  Obstbau  am  meisten  liebt.  Wir  suchten  eben 
eine  der  alten  morschen  Linden,  die  unseren  Weg  einsäumten,  nach 
Käfern  und  Larven  ab,  als  uns  ein  feiner,  piepender  Laut  unsere 
Arbeit  unterbrechen  ließ.  Der  Ton  schien  aus  nächster  Nähe  des 
Erdbodens  zu  kommen;  nach  wenigen  Augenblicken  war  auch  das 
Nest  entdeckt.  Etwa  50  cm  über  dem  ßodeu,  in  dem  ausgehöhlten 
Stamm  der  Linde,  uuter  der  wir  stauden,  lagen  sechs  Haselmäuse 
im  tiefsten  Schlafe.  Offenbar  Eltern  und  Junge  —  letztere  au  der 
etwas  lichteren  Färbung  des  Pelzes  kenntlich  —  die  sich  dieses 
sichere  Versteck  zum  Winterschlaf  eingerichtet  hatten.  Das  feine 
piepende  Geräusch  wird  durch  das  Einziehen  und  Ausstößen  der 
Luft  beim  Atemholen  hervorgerufen.  Die  Tierchen  wurden  samt 
ihrem  aus  Moos  und  Tierwolle  bestehenden  Nestchen  herausgehoben 
und  nach  Hause  getragen,  wo  sie  im  Atelier  meines  Mannes  ihr 
Heim  fanden  und  viel  zur  Freundlichkeit  und  Wohnlichkeit  des 
Raumes  beitrugen. 

Ein  kleiner  Holzkäfig,  der  vorn  als  Verschluß  eine  einzuschie- 
beude  Glasplatte  besaß  und  innen  mit  Moos  belegt  und  mit  einem 
Stämmchen  zum  Klettern  verseheu  war,  nahm  die  kleine  Familie  auf. 

Der  Winterschlaf  war  nun  allerdings  einmal  unterbrochen  und 
wurde,  da  der  Raum,  in  dem  sich  die  Tierchen  befänden,  stets  durch- 


80 


wärmt  war,  nicht  mehr  dauernd  aufgenommen.  Es  kam  selten 
ein  Tag,  an  dem  die  Tierchen  nicht  von  dem,  was  wir  in  den  Käfig 
legten,  Nüsse,  Brot,  Apfelschnitze,  fraßen  und  sich  nicht  wenigstens 
für  kurze  Zeit  in  ihrem  Käfig  herumtrieben.  Hierin  unterschieden 
sie  sich  übrigens  von  zwei  später  gekauften  Haselmäusen,  die  trotz 
absolut  gleicher  Bedingungen  im  warmen  Zimmer  einen  regulären 
Winterschlaf  hielten  und  schwer,  immer  nur  für  wenige  Minuten, 
zu  wecken  waren.  Doch  nahmen  auch  diese  immer  von  Zeit  zu 
Zeit  einige  Nahrung  zu  sich. 

Es  war  possierlich  die  kleinen  Tierchen  zu  einem  Knäuelcheu  zu- 
sammengerollt  in  ihrem  Nestchen  liegen  zu  sehen.  Das  lange  Schwänz¬ 
chen  ist  zwischen  den  Hinter-  und  Vorderfüßchen  durch  über  das 
verkrüppelte  Gfesichtchen  gelegt  und  beide  Vorderfüßcheu  sind  an  die 
Wangen  gepreßt.  Nachdem  der  Winter  vorbei  war,  fanden  sich  an 
dem  Pelz  der  Tierchen  verschiedentlich  Stellen,  die  durch  das  lange 
Aufliegen  völlig  kahl  geworden  waren. 

Die  Haselmaus  gehört  zu  den  kleinen  Säugetieren  ,  die  am 
angenehmsten  in  Gefangenschaft  zu  halten  sind.  In  erster  Linie 
schon  um  ihres  hübschen  Äußeren  und  ihrer  Appetitlichkeit  willen. 
Sie  verbreiten  durchaus  keinen  unangenehmen  Geruch  und  sind 
verträglich  untereinander,  im  Gegensatz  z.  B.  zu  verschiedenen  Mäuse¬ 
arten,  wie  Haus-  und  Feldmaus,  die  ich  gehalten  und  die  sichtrotz 
reichlichster  Nahrung  stets  untereinander  aufgefressen  haben.  Die 
Haselmäuse  entwickeln  übrigens  auch  einen  ganz  außerordentlichen 
Appetit.  Ein  Apfel  von  ansehnlicher  Größe  wurde  neben  ver¬ 
schiedenen  Nußkernen  und  Brotstückchen  von  zwei  Haselmäusen  an 
einem  Tag  verzehrt.  Das  bedeutet  ungefähr  soviel,  als  das  Körper¬ 
gewicht  eines  dieser  Tierchen  ausmacht.  Die  Haselmaus  wird  sehr 
leicht  zahm.  Gerne  öffnete  ich  den  Käfig,  nahm  eins  der  Tierchen 
heraus,  streichelte  es,  was  es  sich  gerne  gefallen  ließ,  fütterte  es 
aus  der  Hand  und  setzte  es  dann  auf  einen  am  Fenster  hiuauf- 
wachseuden  Efeu,  an  dem  es  in  reizender  Beweglichkeit  und  Anmut 
auf-  und  abkletterte.  Zuchterfolge  hatte  ich  auch  einmal  zu  ver- 
zeichnen,  doch  kamen  die  Jungen,  vier  an  der  Zahl,  leider  nicht  auf. 


81 


Ephippigera  vitium  Fieb. 

Von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 


Zu  den  auf  allen  Hägen  und  Schlägen  unseres  Mainzer  Sand¬ 
gebietes  nicht  seltenen,  man  kann  sagen,  gemeinen  Gradflüglern 
gehört  Ephippigera  vitium  1).  Diese  Schrecke  ist  bis  jetzt  nur  aus 
südlicheren  Gegenden  bekannt  (»hauptsächlich  im  südlichen  Teil  von 
Mitteleuropa  mit  Ausnahme  des  größten  Teiles  der  Schweiz;  Basel, 
bei  Geuf  im  Jura,  Freiburg,  Wien,  Kroatien«  s.  Tümpel,  Die  Gerad¬ 
flügler  Mitteleuropas),  weswegen  ihr  Vorkommen  auf  den  Sand¬ 
triften  des  Mainzer  Tertiärbeckeus  (50°  n.  Br.)  mit  Recht,  wie  auch 
Herr  Dr.  Tümpel,  der  Verfasser  des  eben  genannten  prächtigen 
Werkes  über  die  Gradfliigler,  in  einem  Briefe  an  mich  hervorhob, 
als  bemerkenswert  bezeichnet  werden  darf.  Weiter  nördlich,  auf 
dem  rechtsseitigen  Rheingebiet  (Rheingau)  habe  ich  die  Schrecke 
nicht  bemerkt;  es  scheint,  als  ob  der  Rhein  hier  ihrem  Vordringen 
eine  Grenze  gesetzt  habe. 

Die  nach  Geschlechtern  differenzierte  Färbung  der  typischen 
Exemplare  ist  etwa  folgende : 


Männchen. 

Gesamthabitus  schwarzgrün  bis 
gelbgrün. 


W  eibchen. 

Gesamthabitus  grasgrün  (bei 
ganz  alten  Exemplaren  schwärz¬ 
lichgrün). 

Kopf  grün,  oben  tiefschwarz. 


Fühler  braun  bis  braunschwarz. 
Pronotum  grün  mit  gelblichem 


Anflug. 


Kopf  graugrün  oder  gelbgrün 
(selten  grün),  oben  tiefschwarz. 

Fühler  braun  bis  braunschwarz, 

Pronotum  graugrün  bis  gelb- 
grün,  höckerig,  die  Seiten¬ 
lappen  heller. 

Beine  stets  bräunlich,  die  Innen¬ 
seite  gelblich  oder  grünlich. 

Hinterschenkel  bedornt,  Anzahl  der  Dornen  wechselnd,  oft  bei 
einem  und  demselben  Tiere  an  beiden  Schenkeln  verschieden. 

Hinterleib.  Die  Segmente  Hinterleib.  Segmente  grün, 


Beine  grün. 


schwarzgrün  (auch  tiefschwarz), 
nach  außen  grün,  bezw.  gelb¬ 
grün  gerändert. 

Unterleib  gelblich  oder  blaugrau. 


am  Grunde  um  einen 
kleinen  Ton  dunkler. 

Unterleib  hellgrün. 


ganz 


*)  Nach  der  international  vereinbarten  Nomenklatur  heißt  die  Art  richtiger 
Ephippigera  ephippigera  (F.).  Bttgr. 


Zoolog1.  Gart.  Jahrg:.  XLVI.  1905. 


6 


82 


Während  das  Weibchen  immer  konstaut  gefärbt  ist  (es  sei  denn, 

daß  bei  ganz  alten  Exemplaren  eine  schwache  Abfärbung  einträte), 

•  • 

ist  das  Männchen  stark  variabel,  so  daß  sich  Übergänge  von  der 
typischen  dunklen  Form  bis  zur  grünen  Form  des  Weibchens  in 
allen  möglichen  Schattierungen  finden.  Ganz  alte  Männchen  haben 
ein  gleichförmig  schmutziggrünes  Aussehen.  Die  dem  W7eibchen 
gleichende,  im  Gesamthabitus  grüne  Männchenform  ist  selten.  Bei 
all  den  Dutzenden  von  Schrecken,  die  ich  fing  oder  beobachtete, 
waren  die  Pfiihler  stets  braun  gefärbt,  so  daß  in  die  Diagnose  der 
E.  vitium  noch  aufzunehmen  wäre:  »Fühler  braun  oder  grün«  (bisher 
hieß  es  nur:  Fühler  grün).  Der  Hinterleib  der  männlichen  Heu¬ 
schrecke  hat  bei  flüchtigem  Hinsehen  einige  Ähnlichkeit  mit  der 
Raupe  des  Abendpfauenauges.  Das  Weibchen  ist  wegen  seiner  lebhaft 
grünen  Färbung  viel  schwieriger  zu  entdecken  als  das  Männchen, 
so  daß  es  selbst  dann,  wenn  man  sich  schon  den  »bösen  Blick«  für  das 
Tier  erworben  hat,  immer  erst  nach  längerem  Suchen  zu  finden  ist. 

Hier  muß  ich  gleich  noch  eines  im  Herbst  1903  gefangenen 
Weibchens  Erwähnung  tun,  dessen  Zirporgan  völlig  verkümmert  und 
nicht  von  hellbrauner,  sondern  von  tiefschwarzer  Färbung  war. 

Unsere  Ephippigera  ist  der  Zeit  ihres  Auftretens  nach  ein  aus¬ 
gesprochenes  Herbsttier.  Im  August  hört  man  den  Singsang  der 
ersten  Vorzüglef,  im  September  tritt  die  Hochflut  ein,  Ende  Oktober 
verschwindet  sachte  und  allmählich  eine  nach  der  anderen.  Die 
Schrecke  ist  jedenfalls  imstande,  eine  ziemlich  starke  Kälte  zu  er¬ 
tragen.  Schon  morgens  in  aller  Frühe,  wenn  eine  kalte,  starken  Tau 
bringende  Oktobernacht  alles  andere  Insektenleben  zum  Erstarren 
gebracht  hat,  läuft  sie  munter  zirpend  über  die  Äste  des  Kiefern¬ 
holzes  hin.  Lieblingsplätze  sind  die  warmen,  trocknen  Häge  unseres 
Kiefernwaldes;  hier  ist  Ephippigera  in  jedem  Jahr  so  gewöhnlich 
und  gemein,  daß  mau  ihrer  täglich  einige  Dutzend  sammeln  kann. 
Im  Hochwald  selbst  fehlt  sie  gänzlich,  falls  nicht  etwa  Bodenholz 
ein  Eindringen  in  das  Baumrevier  gestattet.  Fast  stets  hält  sich 
das  Insekt  auf  Nadelholzbüschen  auf,  und  seine  Färbung  harmoniert 
auch  am  besten  mit  dem  Dunkelgrün  der  Kiefern-,  bezw.  Fichten- 
uadelu.  Auch  in  den  direkt  au  den  Wald  anstoßenden  Villengärten 
von  Gonsenheim  kommt  die  Art  bisweilen  vereinzelt  vor,  leicht  durch 
den  charakteristischen,  au  stillen  Abenden  erklingenden  Ruf  als  an¬ 
wesend  zu  konstatieren.  Die  Größe  der  Schrecken  ist  ziemlich  konstant. 

Die  Nahrung  der  Schrecke  besteht  wohl  vorwiegend  aus  Laub 
und  Gras;  in  erster  Linie  wird  in  der  Freiheit  Eichenlaub  gerne 


83 


angenommen.  Unser  Sattelträger  benutzt  die  bald  längeren,  bald 
kürzeren  Pausen  in  seinem  Gesang,  um  kleine  Blattpartien  zu  ver¬ 
arbeiten.  Die  Fraßstelle  siebt  zerfasert  und  zerrupft  aus.  Ob  Epliip- 
pigera  in  der  Freiheit  auch  Nadeln  frißt,  bezweifle  ich,  obgleich  sie 
sich  ja  vorzugsweise  gerade  auf  Nadelholz  aufhält.  Um  mir  Gewi߬ 
heit  zu  verschaffen,  ob  sie  auch  Nadeln  konsumiere,  gab  ich  zwei 
in  Gefangenschaft  gehaltenen  Tieren  nur  Nadeln  statt  Laub  wie 
bisher.  Die  eine  der  Schrecken  ging  anderen  Tages,  jedenfalls  an 
Altersschwäche,  ein,  und  nun  fraß  die  Überlebende  statt  der 
Nadeln  —  ihre  tote  Schwester  zu  einem  Viertel  auf.1)  Und 
jetzt  erst  wurden,  nachdem  die  Tote  entfernt  worden  war,  nach  fast 
achttägiger  Hungerkur  einige  Nadeln  an  der  Spitze,  aber  nur  auf 
minimale  Strecken  hin,  befresseu,  zerquetscht  und  zerfasert.  Dieser 
Versuch  lehrt  zweierlei;  einmal,  daß  Nadeln  nur  mit  Widerwillen 
angenommen  werden,  und  zum  anderen,  daß  unter  Umständen  aucli 
animalische  Kost  nicht  verschmäht  wird  (bisher  bestaud  die  Ansicht, 
daß  die  Ephippigeriden  nur  von  Pflanzenkost  leben).  Man  darf  wohl 
auf  Grund  der  Tatsache,  daß  das  tote  Tier  sogleich  angenommen 
wurde,  folgern,  daß  auch  in  der  Freiheit  animalische  Kost,  wenn  erhält¬ 
lich  (was  allerdings  bei  der  schwerfälligen  Fortbeweguugsweise  der  Eph. 
vitium  nur  selten  der  Fall  sein  dürfte),  nicht  verachtet  wird.  Der  Kot  der 
Heuschrecke  ist  dem  Mäusekot  in  Form  und  Größe  sehr  ähnlich. 

Der  Gesang  des  Männchens  ist  seiner  Stärke  nach,  in  Anbe¬ 
tracht  der  Größe  der  Schrecke,  sehr  schwach.  Der  metallisch 
klingende  Ton  läßt  sich  etwa  wie  »zetschipp«  deuten.  Meist  wird 
der  Ruf  zweimal  hintereinander  ausgestoßen;  dann  tritt  eine  Pause 
von  ein  bis  zwei  Sekunden  ein,  und  der  alte  Zweischlag  repetiert  sich; 
seltener  ist  der  Ruf  ein-  oder  gar  dreifach.  Da  die  eine  Ephippigera 
die  andere,  wie  wir  das  in  der  Natur  ja  so  oft  finden,  zur  Laut¬ 
äußerung  reizt,  so  findet  man  in  der  Regel  zwei,  oft  gar  mehrere 
Männchen  nahe  beisammen,  die  sich  taktmäßig  im  Zweischlag  einige 
Stunden  lang  antworten.  Das  Weibchen  verweilt  unterdessen  meistens 
untätig  in  der  Nähe.  Gewöhnlich  sitzen  die  Tiere  beim  Singen,  bei 
dem  das  Pronotum  aufgestellt  wird,  still,  selten  sind  sie  dabei  in 
langsamer  Bewegung.  Die  Zeit  des  Zirpens  fällt  vorzugsweise  in 
die  Morgen-  und  Abendstunden,  während  gegen  Mittag,  in  der 
heißesten  Tageszeit,  der  Gesang  fast  gänzlich  verstummt. 

x)  Ich  konnte  beobachten,  daß  diese  Heuschrecke  sogar  hei  reichlicji  vor¬ 
handenem  Futter  (Salat)  ihre  lebenden  Mitgefangenen  anzunagen  versuchte. 

Der  Herausgeber. 


84 


Eine  gefangene  Schrecke  läßt  beim  An  fassen  gewöhnlich  drei-, 
viermal  ihren  Schreckruf  hören,  der,  vielleicht  davon  abgesehen,  daß 
er  ein  klein  wenig  schriller  klingt,  dem  Singruf  ganz  gleicht;  ebenso 
ruft  auch  das  Weibchen  in  Not,  zirpt  aber  sonst  niemals  aus 
freien  Stücken.  Olfensichtlich  soll  das  Schrillen  in  der  Not  eiu 
Schreckmittel  sein.  Ob  dadurch  ein  Abschrecken  des  Feindes  tat¬ 
sächlich  bewirkt  wird,  bezweifle  ich.  Man  kann  wohl,  wenn  das  ge¬ 
fangene  Tier  plötzlich  schreit,  momentau  etwas  zurückzucken,  wie 
auch  der  Ton  des  zirpenden  Insektes,  wenn  es  kräftig  in  seinem 
Käfig  singt,  auf  die  Dauer  manchem  unerträglich  wird.  Aber  im 
allgemeinen  ist  doch  wohl  das  Zirpen  als  wirklich  wirksame  Ab¬ 
schreckung  kaum  anzusehen,  so  daß  man  wohl  sagen  könnte,  daß 
beim  Weibchen,  das  seinen  Ruf  ja  nicht  zum  Anlockeu  des  anderen 
Geschlechtes  braucht,  es  ganz  gut  wäre,  wenn  das  Zirporgan  ver¬ 
schwände  und  der  dadurch  frei  gemachte  Kraftüberschuß  anderweitig 
verwendet  würde,  wie  ich  auch  der  festen  Überzeugung  bin,  daß  das 
oben  erwähnte  Weibchen  mit  seiuem  verkümmerten  und  zum  Singen 
untauglichen  Zirpapparat  ebensogut  den  Kampf  ums  Dasein  bestand 
wie  seine  normalen  Genossen. 

Die  Paarung  selbst  habe  ich  nicht  beobachtet.  Dagegen  fing 
ich  mehrfach  Weibchen,  die  noch  den  Spermatophor  anhängen  hatten. 
Dieser  ist  anfänglich  milchweiß  mit  gelblichem  Doppelkern  und  von 
der  Größe  einer  kleinen  Haselnuß;  später  wird  der  nach  etwa  acht 
Tagen  abfallende,  stark  zusammenschrumpfende  Spermatophor  gleich¬ 
mäßig  bernsteingelb.  Als  ich  zu  zwei  längere  Zeit  isoliert  gehaltenen 
Männchen  eiu  Weibchen  brachte,  machte  sogleich  das  eine  Männchen 
Annäherungsversuche.  Es  folgte  dem  Weibchen  auf  Schritt  und 
Tritt  und  berührte  es  öfters  mit  den  Fühlern,  worauf  stets  ein 
heftiges  Zittern  über  seinen  ganzen  Körper  lief.  Doch  wies  das 
Weibchen  alle  Annäherungsversuche  ab.  Bei  einem  anderen  ge¬ 
fangen  gehaltenen  Pärchen  dagegen  kam  es  zu  einer  Paarung,  die 
nur  kurze  Zeit  in  Anspruch  genommen  haben  kann,  da  nach  Ver¬ 
lauf  einer  halben  Stunde,  in  der  ich  die  Tiere  nicht  beobachtet 
habe,  das  Weibchen  mit  dem  Spermatophor  behängen  war. 

Das  Springvermögen  der  Ephip.  vitium  ist  sehr  gering;  Sprünge 
von  8 — 10  cm  sind  schon  eine  starke  Leistung.  Auch  das  Laufen 
fördert  nicht  sehr.  Der  nach  ihm  greifenden  Hand  sucht  sich  das 
auf  Büschen  sitzende  Tier  gerne  durch  Herabfallenlassen  auf  die  Aste 
des  nächsten  Quirltriebes  zu  entziehen.  Ist  es  gefangen,  hat  auch 
sein  Zirpen  ihm  keine  Befreiung  verschafft,  so  kneift  es  dem  Fäuger 


85 


gewöhnlich  einige  Male  in  die  Finger;  es  kann  mit  seinen  starken 
Mandibelu  schon  ganz  anständig  zwicken.  Das  Saftausspeien,  wie  es 
z.  13.  Oedipoda  caerulescens  (L.)  regelmäßig  bei  Gefangennahme  zu 
tun  beliebt,  kommt  bei  Ephippigera  vitium  nur  sehr  selten  vor.  Im 
übrigen  muß  man  die  gefangenen  Tiere  sehr  vorsichtig  behandeln, 
da  Fühler  und  Beine  ungemein  leicht  abbrechen.  Die  Lebensdauer 
von  Ephippigera  ist  ziemlich  lang.  Ich  habe  Tiere  bis  zu  sechs 
Wochen  in  Gefangenschaft  gehalten.  Ein  großer  Teil  des  Tages 
wird  darauf  verwendet  die  Mandibelu  zu  putzen  und  die  Fußklauen 
zu  belecken;  das  letztere  verfolgt  bekanntlich  den  Zweck,  die  Lappen 
der  Fußsohle  zum  Haften  an  der  Unterfläche  zu  befähigen.  Mau 
darf  nie  zu  viele  Tiere  zusammen  in  einem  Käfig  halten,  da  sie  sich 
gegenseitig  belästigen  und  dann  zum  großen  Teil  eingehen.  In 
Sammlungen  trocknen  diese  Schrecken  leider  völlig  ein  und  verlieren 
ihre  Farbe. 

Geruch  und  Gesicht;  1.  Tiere,  die  gut  riechen  und  zugleich 
scharf  sehen;  II.  Der  Mensch  als  Gesichtstier. 

Von  Wilhelm  Schuster,  z.  Zt.  in  Friedberg  (Hessen). 

I.  Tiere  mit  gutem  Geruch  und  scharfem  Gesicht. 

1.  Die  Wespen.  Daß  die  Wespen  (Vespariae)  —  meine  Be¬ 
obachtungen  erstrecken  sich  hauptsächlich  auf  die  gemeinste  unserer 
Wespen  (Vespa  vulgaris)  —  ganz  ausgezeichnet  riechen,  ist  allbekannt. 
Es  ergibt  sich  z.  B.  aus  folgendem.  Wenn  man  in  einem  Zimmer 
mit  offenem  Fenster  ein  Honigglas  entdeckelt,  kommt  jede  Wespe, 
die  an  der  betreffenden  Hauswand  auch  nur  vorbeifliegt,  ganz  sicher 
ins  Zimmer  herein.  Die  Wespe  sieht  aber  auch  vorzüglich.  Ich 
habe  folgendes  hundertmal  am  Frühstückstisch  in  unserem  Haus¬ 
gärtchen  in  Gonsenheim  beobachtet.  Sobald  mau  es  auf  eine  auf 
Apfel-  oder  Zwetschenkuchenstücken  sitzende  Wespe  abgesehen  hat, 
um  sie  zu  töten,  und  man  nur  —  bei  sonst  ruhigem  Dasitzen  —  die 
Hand  oder  den  auf  dem  Tisch  liegenden  Arm  ein  wenig  aufhebt  und 
bewegt,  schießt  das  Insekt,  mag  es  am  selben  oder  am  anderen 
Tischende  sitzen,  auf  der  Stelle  davon. 

2.  Tagschmetterlinge.  Viele  Tagschmetterlinge  sehen  sehr  gut. 
Jeder  Sammler  kann  dies  bezeugen.  Wenn  man  einen  Blauschiller 
( Apatura  iris)  oder  Segelfalter  ( Papilio  podalirius )  fangen  will,  so 
merkt  das  verfolgte  Tier  auf  jede  Bewegung  des  Verfolgers  und  ent- 


86 


flieht  meist  bei  Zeiten.  Ich  weiß  noch,  wie  ich  als  Kuabe  meine 
große  Mühe  hatte,  den  ersten  Blauschiller  in  den  Straßen  eines 
Walddorfes  bei  Fulda  (Florenberg)  zu  fangen.  Das  gesagte  gilt  auch 
von  dem  Admiral  {Tyr ameis  atalanta ),  dem  Distelfalter  (P.  carclui ), 
von  der  im  Mainzer  Beckeu  fast  rein  dimorphen  Apatura  ilia ,  dem 
Schwalbenschwanz  {Papilio  machaon ),  dem  Baumweißling  u.  v.  a.1) 
Selbst  manche  Nachtschmetterlinge  sehen  recht  scharf.  In  Fuldaer 
und  Mühlheimer  Gärtuereien  habe  ich  an  warmen  Sommerabenden 
öfters  auf  dem  Boden  gelegen,  um  die  an  Tabak,  Löwenmäulchen 
und  Petunien  Nektar  saugenden  Windenschwärmer  {Sphinx  convolvuli) 
gegen  den  Himmel  sich  abheben  zu  sehen  und  mit  einem  Handuetz 
zu  fangen:  —  aber  oft  nur  eine  schwache  Bewegung  mit  der 
Hand,  und  fort  war  der  Windig!  Daß  die  Schmetterlinge  ausge¬ 
zeichnet  riechen,  brauche  ich  nicht  weiter  auszuführen.  Jeder 
Schmetterling  findet  auf  weite  Entfernung  hin  seine  Nährpflanze, 
jedes  ins  nordische  Deutschland  verirrte  Oleanderschwärmerweibchen 
am  fremden  Ort  einen  Oleanderbusch  zur  Eiablage2).  Neuerdings 
glaubt  man  sogar,  daß  sich  (f  und  Q  der  Nachtschmetterlinge  ver“ 
mittelst  gewisser  Duftstoffe  gegenseitig  anlocken  (Petersen).  —  Das 
Leuchten  von  Nachtblüten  reflektiert  auf  den  Gesichtssinn  der  In¬ 
sekten. 

3.  Die  Gems£.  Alle  geben  zu,  daß  die  Gemse  gut  riecht.  Aber 
die  Gemse  sieht  auch  gut.  Sie  eräugt  den  Menschen  bereits  schon, 
wenn  er  in  weiter  Ferne  hinter  einem  Berggrat  auftaucht,  und  bringt 
sich  bei  Zeiten  in  Sicherheit.  Das  habe  ich  in  den  bayerischen  Kalk¬ 
alpen,  an  der  gemsenreichen  Zugspitze  u.  s.  w.,  zur  Genüge  erfahren. 

4.  Grau-  und  Grünspecht.  Die  Vögel  sehen  sehr  gut.  Das 
ist  allbekannt.  Aber  es  wittern  meines  Erachtens  zum  wenigsten  auch 
der  Grün-  und  der  Grauspecht.  Ich  beobachtete,  daß  ein  Grünspecht  in 
einem  Hausgarten  bei  Lieh  in  Oberhessen,  wo  er  sonst  nie  hinkam,  ein 
ihm  unbekanntes  Nest  der  Gelben  Ameise,  das  sich  nicht  vor  dem  üb¬ 
rigen  Erdboden  auszeichnete,  wohl  aber  mit  Schnee  bedeckt  war, 
auffand.  Hier  kann  der  Specht  die  Ameisen  nur  gerochen  haben. 

*)  Wenn  das  Hornissenscliwärmerweibchen  (Trochilium  apiforme)  seine  Eier 
ablegen  will,  fliegt  es  an  Pappeln  und  Erlen  entlang  und  späht  nach  kleinen  Spal¬ 
ten  aus,  in  die  es  seine  Eier  fallen  lassen  kann;  es  sucht  nicht  riechend  —  Hold* 
räume  lassen  sich  nicht  riechen.  Die  Sesien  legen  ihre  Eier  in  die  Luft  ab. 

2)  Betreffs  Acherontia  atropon  bin  ich  überzeugt,  daß  sich  der  Bestand  im 
Mainzer  Becken  fast  nur  aus  überwinterten  Puppen  rekrutiert. 

Per  Verfasser. 


87 


Ich  biu  auch  noch  sehr  im  Zweifel,  ob  nicht  die  Baumspechte  die 
Anwesenheit  mancher  Insektenarten  im  Holze  vermittelst  des  Geruches 
wahrnehmen.  Das  gleiche  gilt,  glaube  ich,  von  den  Saatkrähen 
und  ihrer  Bohrarbeit.  Denn  ich  habe,  wenn  sie  auf  einem  Acker 
nach  animalischen  Nahrungsstoffeu  gebohrt  haben,  oft  nicht  die  ge¬ 
ringste  Spur  an  der  Erdoberfläche  gefundeu,  die  die  Anwesenheit 
von  Kerfen,  Larven  oder  Würmern  auch  nur  leise  an  gedeutet 
hätte.  Nicht  umsonst  haben  die  Vögel  drei  »Nasenmuscheln«  und 
eine  an  der  Oberseite  des  Stirnbeins  liegende  große  Nasendrüse,  deren 
Ausführungsgaug  in  die  Nasenhöhle  mündet. 


Vor  kurzem  war  ich  auch  erstaunt,  zu  sehen,  wie  ein  Hund  ein 
sehr  gutes  Gesicht  entwickelte  (nach  einer  neueren  Darstellung 
scheint  es  fast  so,  als  ob  Rehe  und  Hunde  auf  8 — 10  Schritt  Ent¬ 
fernung  kaum  noch  deutlich  sehen  könnten).  'Ich  stand  im  Haag, 
der  holländischen  Hauptstadt,  vor  einem  Hotel  und  fragte  nach  einem 
Zimmer.  In  der  Haustüre  stand  ein  Mops.  Plötzlich  bellte  dieser 
sehr  laut  und  erbost  und  stürzte  im  schnellsten  Galopp  über  einen 
großen,  weiten  Platz  hinweg  nach  einem  jenseits  desselben  befind¬ 
lichen  Hund  zu.  Auf  dem  weiten  Platz,  zwischen  Hund  und  Hund, 
bewegte  sich  der  lebhafteste  Großstadtverkehr:  Reiter,  Fußgänger, 
Droschken,  Karren  u.  s.  w.  —  Den  größeren  oder  geringeren  Grad 
der  Gesichtsschärfe  beim  Hund  halte  ich  für  ganz  individuell.  Auch 
der  Hund,  als  ein  der  Natur  vollständig  entfremdetes,  domestiziertes 
Wesen,  ist  genau  der  gleichen  Variabilität  hinsichtlich  der  Sinnes¬ 
schärfe  unterworfen  wie  der  Mensch  selbst. 

Die  Behauptung  »Je  schärfer  das  Gesicht,  um  so  schlechter  der 
Geruch  und  umgekehrt«  ist  meines  Erachtens  also  die  einseitige  und 
darum  zum  Teil  sicher  unrichtige  Verallgemeinerung  einer  Reihe 
von  richtig  beobachteten  Tatsachen. 

II.  Der  Mensch  als  lichtliebendes  Gesichtstier. 

Welche  Wertschätzung  des  Lichtes  von  Seiten  des  Menschen  schon 
in  den  alten  und  ältesten  Zeiten!  Pythagoras  hat  bekanntlich  eine 
Tafel  von  zehn  »Weltgegensätzen«  aufgestellt.  Auf  der  einen  Seite 
steht  »Licht«,  auf  der  anderen  »Finsternis«;  unter  jener  ersten  Reihe 
»Licht«  steht  »Rechts,  Geradlinig,  Ruhe,  Gut«,  unter  der  zweiten 
Reihe  »Finsternis«  steht  »Links,  Krumm,  Bewegung,  Böse«  etc. 
Für  unsere  Leserinnen  dürfte  es  interessant  sein,  daß  die  erste  Rubrik 
mit  »Männlich«,  die  zweite  mit  »Weiblich«  schließt.  —  Wieviel  be- 


88 


deutet  das  Licht  in  den  semitisch-babylonischen  Kosmogouieu,  wie 
sie  uns  in  der  Weltentstehungssage  des  Alten  Testaments  erhalten 
sind!  —  Der  große  Goethe  rief  im  Sterben:  »Licht,  mehr  Licht!«  — 
Nausen  erzählt,  daß  ihm  ein  Pfarrer  im  hohen  Norden  sagte:  Wir 
Leute  hier  oben  freuen  uns  jedesmal,  wenn  das  frühjahrliche  Sonnen¬ 
licht  wieder  erscheint,  so  sehr,  als  ob  uns  gerade  ein  Sohn  geboren 
wäre.  —  In  den  Domen  zu  Fulda  und  Mailand  bemerkte  ich,  daß 
gewöhnlich,  wenn  nur  ein  Licht  brannte,  alle  in  der  Kirche  an¬ 
wesenden  Leute  nach  diesem  hinsahen.  —  Licht  ist  Leben  —  wenig¬ 
stens  für  den  Menschen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Neue  Säugetiere  XIV.  (Für  I — X  vergl.  Zoolog.  Garten  Jahrg.  1903  p. 
181,  für  XI  Jahrg.  1903  p.  267  und  für  XII  und  XIII  Jahrg.  1904  p.  69  und  290). 

81.  Über  Schädel  und  Zeichnung  (Fig.  86)  des  Quagga  (. Equus  quagga ) 
nach  dem  gestopften  Stücke  des  Amsterdamer  Museums  vergl.  R.  Lydekker  in 
Proc.  Zool.  Soc.  London  1904  I  p.  426—431,  Fig.  84—86. 

82.  Derselbe  macht  Mitteilungen  über  und  gibt  prachtvolle  Vollbilder  von 
den  Wildeseln  Asiens  Dschigetai  (Kquus  hemionus)  Männchen  von  Kobdo  Taf. 
27  und  Kiang  ( E .  hemionus  lciang)  Weibchen  aus  Ladak  Taf.  28  ebenda  p.  431 — 432. 

83.  Selaters  Makak  ( Cercopithecus  sclateri  n.  sp.  R.  J.  Pocock,  ebenda 
p.  433,  Fig.  87)  aus  Benin,  Westafrika.  Die  Gestalt  der  Nasenmakel  erinnert  an 
die  von  C.  cephus  und  C.  erythrotis,  welch  letzterem  die  Form  am  nächsten  steht. 
Sie  unterscheidet  sich  von  ihm  durch  das  Fehlen  des  schwarzen  Augenlidbandes, 
die  weiße  Farbe  der  Nasenmakel  und  der  Ohrbüschel,  das  Vorhandensein  einer 
dunklen  Binde  am  Hinterkopf,  die  graue  Farbe  des  Vorderarms  und  dadurch,  daß 
das  Rot  des  Schwanzes  auf  die  proiimale  Hälfte  seiner  Unterseite  beschränkt  ist.  — 
Kopf  und  Rumpf  etwa  363,  Schwanz  613  mm. 

84.  Doggetts  Buntiltis  (Poecilogale  doggetti  n.  sp.  Oldf.  Thomas  &  H. 
Schwann,  ebenda  p.  460)  aus  Burumba,  Brit.  Uganda.  Verwandt  der  südlicheren 
P.  albinucha  Gray,  aber  wesentlich  größer.  —  Kopf  und  Rumpf  356,  Schwanz  242, 
Hinterfuß  46,  Ohr  25  mm. 

85.  Ir  rführend  e  Tater  a  (Tatera  fallax  n.  sp.  Dieselben,  ebenda  p.  461) 
vom  gleichen  Fundort.  Eine  große  Art  von  bemerkenswerter  äußerer  Ähnlichkeit 
mit  Gerbilliscus  boehmi  Noack,  mit  weißer  Schwanzspitze  und  mit  undeutlichen 
Längsgruben  auf  den  oberen  Nagezähnen.  —  Kopf  und  Rumpf  160,  Schwanz  219, 
Hinterfuß  48,  Ohr  24  mm. 

86.  Bettons  Klippschliefer  ( Procavia  bettoni  n.  sp.  Dieselben,  eben¬ 
da  p.  468)  von  Rogoro,  Brit.  Ostafrika.  Nächstverwandt  der  P.  stuhlmanni,  aber 
dunkler  in  der  Farbe  und  kleiner.  —  Kopf  und  Rumpf  etwa  400,  Hinterfuß  80  mm. 

87.  Abbildungen  nach  dem  Leben  und  Bemerkungen  über  Vorkommen  und 
Lebensweise  der  seltenen  Riesenratte  (Dinomys  branickii  Pts.)  aus  Brasilien 
gibt  Dr.  E.  A.  Goeldi  ebenda  1904  II  p.  158,  Taf.  10. 


89 


88.  Interessante  Mitteilungen  über  eine  Schwarze  Wildkatze  ( Felis  dae- 
mon)  aus  Transkaukasien  bringt  C.  Sa  tunin  ebenda  p.  162. 

89.  Zahnhirsch  von  Itschang  ( Elaphodus  ichangensis  n.  sp.  R.  Lydek- 

ker,  ebenda  p.  166,  Fig.  32 — 33)  aus  der  Prov.  Hubei,  Centralchina.  Verschieden 
von  dem  Zahnhirsch  von  Ningpo  ( E .  michianus )  durch  entschieden  dunklere  und 
mehr  eintönige  Färbung.  Farbe  schwärzlichbraun,  auf  den  Gliedmaßen  fast  in 
Schwarz  übergehend,  während  am  Schwänze  mehr  Weiß  ist.  Nur  die  basalen  zwei 
Drittel  der  Oberseite  sind  dunkel,  so  daß  die  ganze  Spitze  weiß  erscheint.  Noch 
mehr  voneinander  verschieden  sind  die  Schädel  beider  Arten.  E.  cephalophus 
dagegen  wird  erheblich  größer.  Bttgr. 

Über  Vorkommen  und  Lebensweise  der  Violettflügeligen  Holz¬ 
biene.  Inbetreff  der  Notiz  im  Jahrg.  1904  des  Zool.  Gartens  p.  98  interessiert 
es  vielleicht  zu  erfahren,  daß  ich  Xylocopa  violacea  gewiß  schon  seit  sechs ,  sieben 
Jahren  jeden  Sommer  bei  Müddersheim,  Kreis  Düren,  Reg.-Bez.  Aachen  beobachtet 
habe.  Ich  weiß  nicht,  wie  weit  nach  Norden  Xylocopa  in  Deutschland  nachge¬ 
wiesen  ist,  doch  dürfte  sie  aus  dieser  Gegend  wohl  schon  bekannt  sein,  da  sie 
nicht  allzu  selten  vorkommt  und  mau  sie  verhältnismäßig  oft  die  Blumen  nach 
Honig  und  morsches  Holz  nach  geeigneten  Nistplätzen  absuchen  sieht.  Wenn  diese 
Holzbiene  auch  im  allgemeinen  recht  scheu  ist,  so  ist  das  doch  nach  Individuen 
verschieden.  Die  einen  fliehen  schon,  wenn  der  Beobachter  noch  ziemlich  weit 
entfernt  ist;  andre  lassen  sich  aus  nächster  Nähe  betrachten  und  fliegen  selbst 
dann  kaum  weg,  wenn  man  sie  mit  dem  Finger  berührt.  Ich  habe  nie  gesehen, 
daß  Xylocopa  die  Blüten  durchbiß,  wenn  ihr  der  natürliche  Weg  zum  Honig  nicht 
paßte,  sondern  sie  durchbohrte  die  Blütenhülle  mit  den  zu  einem  rüsselartigen 
Apparate  umgestalteten  Unterkiefern,  so  daß  in  der  Blüte  ein  länglicher  Riß,  ent¬ 
stand,  der  sich  nach  dem  Zurückziehen  des  Rüssels  wieder  schloß.  Allerdings 
waren  die  Blumen,  an  denen  ich  unsere  Biene  beobachtet  habe,  keine  Löwenmäulchen. 
Es  ist  sehr  wohl  möglich  und  wahrscheinlich,  daß  die  Art  des  gewaltsamen  Durch¬ 
stoßens  der  Blütenhülle  nach  einzelnen  Individuen  und  nach  der  Spezies  der  honig¬ 
spendenden  Blume  verschieden  ist.  H.  Frh.  Geyr  v.  Sch weppe nburg. 


Literatur. 

C.  G.  Schillings,  Mit  Blitzlicht  und  Büchse.  Neue  Beobachtungen  und  Erleb¬ 
nisse  in  der  Wildnis  inmitten  der  Tierwelt  von  Äquatorial-Ostafrika.  Leipzig, 
R.  Voigtländers  Verlag,  1905.  8°.  16,558  pag.,  3  Figg.,  302  autotyp.  photogr. 
Aufnahmen. 

Ohne  alle  Frage  ist  das  vorliegende  eines  der  fesselndsten  und  anschaulichsten 
Bücher,  die  je  über  Afrika  und  seine  Tierwelt  geschrieben  worden  sind.  Es  ver¬ 
dankt  dies  vor  allem  der  Art,  wie  der  Verfasser  es  verstanden  hat,  dem  Wilde 
mit  dem  photographischen  Apparat  zu  Leibe  zu  gehen,  wie  er  den  Tieren  Fallen 
stellte,  die  diese  zwang,  das  Blitzlicht  auszulösen  und  ihr  Bild  selbst  auf  die  Platte 
zu  bannen.  Wir  dürfen  wohl  sagen,  wir  besitzen  dank  Schillings  von  vielen  afrika¬ 
nischen  Tieren  jetzt  bessere  photographische  Aufnahmen,  aktenmäßigere  Natur¬ 
urkunden,  als  von  den  meisten  unserer  einheimischen  europäischen.  Den  ganzen 
unerschöpflichen  Reichtum  der  afrikanischen  Tierwelt  finden  wir  hier  im  Bilde  fest- 


90 


gehalten,  aber  in  einem  Bilde,  das  ganz  anders  wirkt,  wie  die  landläufigen  Illu¬ 
strationen  unserer  Eeisewerke  von  1880 — 1900.  Und  fast  ebenso  wie  die  abge¬ 
bildeten  Tiere  haben  mich,  den  Zoologen,  die  Staffagen  entzückt,  die  herrlichen 
Bilder  der  Steppe,  des  Uferwaldes  und  die  charakteristischen  Gestrüpppflanzen, 
Dorngewächse  und  Stachelbäume  des  von  dem  Verfasser  durchreisten  Gebietes. 

Den  breitesten  Raum  füllen  in  diesem  Buche  natürlich  die  Schilderungen  der 
Jagderlebnisse,  die  in  der  Tat  hohen  Mut,  kaltes  Blut  und  unsägliche  Strapazen 
hei  dem  Autor  voraussetzen  lassen.  Aber  uns  Naturwissenschaftler  interessiert  doch 
mehr  der  Sammler  und  Forschungsreisende  Schillings  und  dessen  Schilderungen  der 
intimsten  Züge  der  Tierwelt,  wie  sie  sich  uns  in  erster  Linie  aus  den  zahlreich 
gebotenen  und  meist  recht  scharf  wiedergegebenen  photographischen  Abbildungen 
aufdrängen.  Nur  am  Schlüsse  des  Werkes  kommen  noch  ein  paar  andere  Forscher 
zum  Worte,  Prof.  P.  Matschie  mit  Notizen  über  die  von  Schillings  in  Ost¬ 
afrika  gesammelten  Säugetiere  und  Prof.  Dr.  A.  Reich  enow  mit  einer  Liste 
der  daselbst  angetroffenen  Vögel  (mit  drei  Abbildungen  neuer  Arten). 

Wohl  das  bedeutendste,  was  uns  der  Verfasser  in  diesem  Buche  erzählt,  sind 
seine  Schilderungen  des  Seelenlebens  und  des  Ortssinnes  des  Zweihörnigen  Nashorns, 
der  Sinnesschärfe  und  des  Tun  und  Treibens  des  heutigen  Elefanten  und  wie  sich 
namentlich  das  letztgenannte  kluge  Tier  unter  dem  Drucke  der  fortgesetzten  Ver¬ 
folgung  durch  den  Menschen  geistig  umgestaltet  hat.  Er  ist  in  Ostafrika  zum 
ausschließlichen  Nachttier  geworden  (p.  122).  Vom  Elefanten  stellt  der  Verfasser 
(p.  117)  weiter  fest,  daß  er  sich  ausschließlich  von  Zweigen,  Rinde  und  Baum¬ 
früchten  unter  Ausschluß  aller  Gräser  ernähre.  Wie  feinsinnig  und  überzeugend 
sind  sodann  des  Autors  Wahrnehmungen  über  gezähmte  Marabus!  Von  weiteren 
Einzelheiten,  die  uns  besonders  aufgefallen  sind  und  deren  Hervorhebung  manchen 
von  unseren  Lesern  interessieren  dürfte,  noch  folgende.  Mitteilungen  über  das  für 
Europäer  zweifellos  ungünstige  ostafrikanische  Klima  p.  27,  69  und  119,  das  ge¬ 
legentliche  Vorkommen  reichlicher  Wasservorräte  im  hohlen  Innern  von  Affenbrot¬ 
bäumen  p.  44,  über  Steppenbrände  p.  48  und  die  geringe  Furcht,  namentlich  der 
Paviane,  vor  dem  Feuer,  sowie  über  Schwierigkeiten  in  der  Baumwollkultur  p.  56, 
Maße  der  Stirnzapfen  eines  fünfhörnigen  Giraffenbullen  p.  62,  schwarze  Ginster¬ 
katzen,  Leoparden  und  Sei  vale  p.  70,  über  das  unausrottbare  Märchen  vom  »wild¬ 
vernichtenden«  sportlichen  Jäger  —  in  erster  Reihe  vom  englischen  Sportjäger  — 
als  Ursache  des  Verschwindens  der  Fauna  in  exotischen  Ländern  p.  72,  Tag-  und 
Nachttiere  unter  den  Säugetieren  p.  98,  über  Zahnverletzungen  bei  Elefanten  in 
Gebirgsgegenden  p.  116,  über  das  beste,  von  der  Elefantenkuh  stammende  Elfen¬ 
bein  für  Billardbälle  p.  121 ,  über  Zusammenleben  von  Giraffe  und  Elefant  und 
über  Verdauungsgeräusche  beim  Elefanten  p.  126,  über  die  relativ  noch  sehr  große 
Häufigkeit  des  Zweihörnigen  Nashorns  in  der  Masaisteppe  p.  160,  über  die  hei  der 
nämlichen  Art  bald  schwertförmig  abgeplatteten,  bald  runden  Hörner  in  der  gleichen 
Gegend  und  die  Hornlänge  bei  Jtihinoceros  bicornis  und  simus  p.  175  und  über 
das  Flußpferd ,  das  von  Natur  gutmütig  erst  dann  bösartig  und  angriffslustig 
werde,  wenn  es  vom  Menschen  verfolgt  und  verwundet  wild  p.  204.  Von  andern 
bemerkenswerten  Details  seien  endlich  noch  angeführt  die  furchtbare  Kraft  und 
Gefährlichkeit  der  Schwanzschläge  des  Krokodils  p.  219,  ebenda  Steine  im  Magen 
desselben,  weiter  p.  281  Giraffen  fressen  aus  freien  Stücken  kein  Gras,  p.  282 
warum  das  Große  Kudu  in  Gefangenschaft  nicht  aushält,  p.  288  ist  der  Ver- 


91 


Schwänze  gegenseitig  verständigen ;  bei  der  nahezu  (p.  242)  absoluten  Stimmlosig¬ 
keit  dieser  Tiere  erscheine  das  sehr  wahrscheinlich,  p.  242  daß  die  Giraffe  in  Ost¬ 
afrika  sich  nur  deshalb  bis  heute  habe  halten  können,  weil  klimatische  Gründe 
(Tsetsefliege!)  verbieten  auf  Pferden  zu  jagen,  p.  243  macht  er  Mitteilungen  über 
das  Zusammenleben  von  Weißbartgnu  und  Zebra,  p.  252  über  die  Gründe  der 
Schwierigkeit  der  schnellen  Eingewöhnung  des  Zebras  als  Haustier  u.  s.  w. 

Nur  ein  paar  Kleinigkeiten  sind  mir  als  verbesserungsbedürftig  erschienen. 
Das  Wort  »Mimikry«  da  zu  gebrauchen,  wo  sich  niedertuende  einfarbige  Tiere 
durch  Schatten  von  Dornbuschranken  überstrickt  werden,  ist  kaum  zu  billigen. 
Auf  p.  79  wird  es  » Potamogeton «  statt  Potliomachaeton  heißen  müssen.  Die 
p.  223  erwähnte  »hydraulische  Wirkung  auf  das  Gefäßsystem«  dürfte  doch  ein¬ 
facher  durch  Zerstörung  des  lokomotorischen  Zentrums  zu  erklären  sein.  Es  hätte 
auch  nicht  geschadet,  wenn  der  Verfasser,  sagen  wir,  50  Bilder  ausgeschaltet  hätte, 
die,  in  den  Einzelheiten  zu  wenig  scharf,  die  übrigen  Bilder  um  so  glänzender 
würden  hervorleuchten  lassen.  Oder  wenigstens  hätte  unser  Autor,  wie  bei  dem 
Bilde  auf  p.  38,  weglassen  müssen,  daß  »Meerkatzen  und  Seidenaffen  in  den  Kronen 
der  Bäume  ihr  Wesen  trieben«  ;  sieht  man  doch  mit  dem  besten  Willen  kein  Stück 
davon!  Oder,  wo  befinden  sich  auf  dem  Bilde  auf  p.  86  die  beiden  gewaltigen 
Schlangen?  Endlich  hätten  einige  Unterschriften  unter  den  Bildern  einer  flüchtigen 
Durchsicht  auf  ihr  »Deutsch«  bedurft,  das  mitunter  etwas  schwerfällig  herausklingt. 

Alles  in  allem  aber  ist  das  Buch  prächtig  und  wird  gelesen  werden.  In 
ähnlicher  Weise  wie  Schillings  die  letzten  Reste  des  Großwildes  der  Erde  in  Wort 
und  Bild  festzuhalten ,  ist  zweifellos  dringend  nötig.  Allzulang  ist  die  Spanne 
Zeit  nicht  mehr,  die  für  dies  Werk  noch  gegeben  ist/  Das  mögen  sich  alle 
gesagt  sein  lassen,  denen  Macht  und  Mittel  zu  Gebote  stehen,  arbeitsfreudige 
Forscher  zu  fördern.  Und  an  solchen  fehlt  es  glücklicherweise  bei  uns  in  Deutsch¬ 
land  noch  nicht! 


Bttgr. 


Dr.  E.  Bade,  Die  mitteleuropäischen  Vögel.  Ihre  Naturgeschichte,  Lebensweise 
und  ihre  Jagd.  Bd.  I.  Berlin,  Verlag  v.  Herrn.  Walther,  1904.  8°.  4,  192  pag., 
144  Fig.,  1  Farben-  und  85  Schwarztafeln.  —  Preis  M.  6.  — 

Schon  wieder  ein  Vogelwerk!  .  .  .  Mit  einem  gewissen  Mißtrauen  schlagen 
wir  das  Buch  auf.  .  .  Es  verspricht  in  drei  Bänden  alle  Vogelarten  zu  behandeln, 
die  in  Mitteleuropa  brüten  oder  doch  wenigstens  als  regelmäßige  Wandergäste  zu 
bestimmten  Zeiten  liier  erscheinen.  Neu  an  dem  Werke  sollen  sein  besonders  die 
photographischen  Tafeln,  die  nach  lebenden  —  nicht  nach  ausgestopften  —  Vögeln 
angefertigt  seien,  sowie  die  zahlreichen  photographischen  Aufnahmen  von  Nestern, 
wie  sie  in  gleicher  Reichhaltigkeit  noch  von  keinem  Werke  gebracht  wurden,  und 
solche  von  Eiern. 

Leider  ist  im  einzelnen  sehr  vieles  zu  rügen.  Druck-  oder  Schreibfehler  wie 
»cribosum«  und  »tartus«  auf  p.  16,  »jujale«  auf  p.  19  und  »nuscorum«  auf  p.  183, 
deren  Anzahl  sich  beliebig  vermehren  ließe,  mögen  noch  hingehen ;  aber  was  soll 
man  dazu  sagen,  wenn  der  Verfasser  p.  49  behauptet:  »Die  Chemie  hat  die  Farbe 
und  Zeichnung  der  Eischalen  als  Cboleyrrhie  und  als  Biliverdie  bestimmt«  oder 
ebenda:  »Sumpfohreule,  Enten,  Zwergrohrdommel  und  Steißfüße  haben  Eier  mit 
düster  grünlich,  grauen  und  braunen  Farbtönen«  und  p.  54:  »Das  Zersprengen  der 
Eischale  wird  dem  jungen  Vogel  durch  ein  nahe  an  der  Spitze  des  Oberschuabels 
befindliches  scharfes  Zähnchen  erleichtert,  mit  dem  es  gegen  die  Eierschale  häm- 


92 


mert«  (statt  »scharfes  Körnchen  ermöglicht,  mit  dem  es  gegen  die  Eischale  druckt«)! 
Weiter  heißt  es:  »Hier  springt  dann  ein  Stückchen  heraus« ,  und  endlich  spricht 
er  von  »neuer  Kraft  zum  Weiterhämmern«.  Wo  und  bei  welchem  Vogel  will  der 
Verfasser  das  beobachtet  haben  V  Dies  sind  nur  einige  Ausstellungen,  wie  sie  einem 
laienhaften  Kritiker  wie  mir  auffallen,  wie  viel  mehr  wird  wohl  der  gewiegte 
Vogelkenner  an  dem  Buche  auszusetzen  haben?  Auffällig  ist  auch  in  vielen  Fällen 
die  wenig  scharfe  Präzision,  mit  der  die  Eifarben  bezeichnet  werden ;  so  findet  sich 
z.  B.  p.  60  Z.  7  v.  o.  der  Ausdruck  »blauwciss«,  der  nur  auf  die  Eier  von  Eritha- 
cus  cyaneculus ,  rubeculus  oder  phoenicurus  bezogen  werden  kann,  und  Z.  8  v.  o. 
»weißlich«  für  die  Eier  von  E.  titys.  Was  die  Vogelvollbilder  anlangt,  so  muten 
manche  in  ihrer  Schlankheit  recht  fremdartig  an,  mögen  aber  richtig  sein ;  aber 
die  Abbildungen  der  Nachtigall,  des  Braunkehlchens  und  des  Binsenrohrsängers 
sind  unmöglich  nach  dem  lebenden  Objekt  gefertigt,  da  ihre  Zehenstellung  dies 
einfach  ausschließt.  Unter  den  übrigen  Bildern  finden  sich  so  ruppige  Gestalten, 
daß  mir  eine  Abbildung  nach  einem  gutgestopften,  frischen  Wildling  lieber  ist,  als 
diese  unfrisierten  Käfigvögel  Bades.  Über  die  Nester  will  ich  keine  Ausstellungen 
machen;  sie  sind  im  großen  ganzen  nicht  übel  wiedergegeben,  zeigen  sich  aber 
wegen  der  Übereinstimmung  mit  ihrer  Umgebung  in  einfachem  Schwarzdruck  schwer 
verständlich  und  entbehren  so  grade  für  den  Laien  des  Unterscheidenden  und 
Charakteristischen.  Die  photographische  Wiedergabe  der  Eier  in  Schwarzdruck 
endlich  halte  ich  für  einen  mißlungenen  Versuch,  der  den  Anfänger,  für  den  das 
Buch  ja  in  erster  Linie  bestimmt  ist,  eher  verwirrt  als  belehrt.  Auch  bei  Lupen 
betrachtung  erhält  man  keine  genügende  Vorstellung  vom  Detail,  und  der  wech¬ 
selnde  Maßstab  beim  Mangel  sonstiger  genauer  Maßangaben,  da  die  wiederge¬ 
gebenen  Eier  z.  T.  erheblich  zu  groß  geraten  sind  (Feldlerche!),  führt  ebenfalls  irre. 

Wir  können  dem  Buche  mit  dem  besten  Willen  keine  gute  Seite  abgewinnen, 
und  die  vielen  Druckfehler  und  irrigen  Angaben  erzeugen  in  uns  auch  da  Arg¬ 
wohn,  wo  vielleicht  der  Verfasser  selbst  beobachtet  und  aus  eigenem  geschöpft 
hat.  Beachtenswert  wären  ja  immerhin  die  Bilder  des  Binsenrohrsängers,  der 
Sperbergrasmücke,  der  Braunelle,  des  Gartenspötters,  der  Bartmeise,  der  Kuhstelze 
und  des  Schneeammers  —  wenn  sie,  was  uns  nicht  recht  glaubhaft  erscheinen  will  — 
wirklich  von  photographierten  Wildvögeln  herrühren  sollten.  Sind  es  aber  bloß 
Bilder  von  Käfigvögeln  —  und  den  Eindruck  machen  sie  zum  mindesten  so,  wie 
sie  sich  präsentieren  —  so  geht  auch  damit  ein  Wert,  auf  den  das  Werkchen  stolz 
sein  möchte,  verloren.  Der  Verleger  behält  sich  alle  Kechte  für  Text  und  Illu¬ 
strationen  vor;  wir  möchten  glauben,  daß  er  das  ausdrücklich  zu  betonen  kaum 
nötig  gehabt  hätte.  Es  wird  sich  so  leicht  keiner  daran  vergreifen!  Bttgr. 


P  ok  or n  ys  Naturgeschichte  des  Tier  reich  es  fürböhereLehranstalten. 

26.  Auf!.,  bearb.  v.  Dir.  M.  Fischer,  Leipzig,  Verlag  v.  G.  Freytag,  1905. 

8°.  Ausg.  A.  mit  zahlr.,  z.  T.  farbigen  Fig.  und  5  Farbentafeln.  Geb.  M  3.60. 

Ausg.  B.,  desgl.,  aber  mit  29  Farbentafeln.  Geb.  M.  4.60. 

Das  allbekannte  und  gut  eingeführte  Lehrbuch  hat  durch  den  neuen  Bearbeiter 
eine  gründliche  Durchsicht  und  Umwandlung  in  dem  Sinne  erfahren,  daß  den  biolo¬ 
gischen  Gesichtspunkten  erheblich  mehr  als  bisher  Rechnung  getragen  worden  ist. 
Die  Forderung  der  Neuzeit,  die  Naturgeschichte  der  Tiere  dem  Schüler  dadurch 
anschaulicher  und  interessanter  zu  machen,  daß  der  Lehrer  mehr  als  bisher  auf  den 


Zusammenhang  zwischen  Körperbau  und  Lebensweise  eingeht,  musste  erfüllt  und 
einheitlich  durchgeführt  werden.  Neu  ist  auch  der  Abschnitt  über  die  wichtigsten 
Lehren  aus  der  Gesundheitspflege,  und  neu  ist  auch  die  Ausgabe  in  zwei  dem  Text 
und  dem  Figurenschmuck  nach  gleichen  Büchern  zu  zwei  verschiedenen  Preisen, 
wobei  der  wohlfeileren  Ausgabe  übrigens  nur  die  24  Farbentafeln  der  Ausgabe 
B.  fehlen. 

Wie  jede  Schulnaturgeschichte  älteren  Datums  hat  aucli  das  vorliegende  Buch 
seine  Mängel.  Es  liegt  das  in  der  Unmöglichkeit,  daß  der  Herausgeber  das  ganze 
Gebiet  der  Zoologie  gleichmäßig  beherrschen  kann.  Um  davon  eine  Probe  zu  geben, 
wähle  ich  drei  beliebige  Seiten  des  Buches,  z.  B.  p.  116,  146  und  168.  Da  finde 
ich  nun  folgendes  zu  bemängeln.  Auf  p.  116  muss  es  bei  den  Eidechsen  heißen:  Sie 
sind  mit  Schuppen  oder  Schildern  bedeckt;  sie  legen  pergamentschalige  oder 
har t schal  i ge  (Geckonen)  Eier  oder  haben  lebendige  Junge  (Chamaeleon 
pumilus,  Anguis  etc.);  sie  nähren  sich  von  anderen  Tieren  oder  von  Pflanzen¬ 
kost  ( Uromastix  hardivickei ).  Statt  Coronella  laevis  hat  es  zu  heißen  C.  austriaca, 
statt  Coluber  aesculapii  aber  C.  longissimus.  Auf  p.  146  ist  der  Satz:  »Die  Wein¬ 
bergschnecke  gehört  zu  den  größten  Landschnecken«  eine  ziemlich  starke  Über¬ 
treibung.  Wäre  »in  Deutschland«  hinzugefügt  worden,  so  hätte  man  es  gelten 
lassen  können.  In  Wahrheit  gehört  sie  in  ihrer  Gruppe  aber  sogar  zu  den 
kleineren  Pomatia- Arten  gegenüber  Helix  buchi  Dub.  Auf  p.  168  ist  zu  bemerken, 
daß  das  Halsschild  des  Schwarzen  Kornwurms  auch  nach  der  beigefügten  Zeichnung 
nicht  beinahe  so  lang  ist  wie  die  Flügeldecken  des  Käfers.  Der  Rebenstecher 
aber  legt  in  die  von  ihm  gerollte  Blattdüte  meines  Wissens  nur  je  ein  Ei  u. s. w. 
Wir  sehen,  die  Ausbeute  an  Fehlern  ist  zwar  nicht  allzugroß,  und  die  Fehler  selbst 
fallen  auch  nicht  allzuschwer  ins  Gewicht;  unsere  kleine  Ährenlese  muß  aber  den 
Verfasser  anspornen,  bei  der  nächsten  27.  oder  28.  Auflage  kräftig  nach  weiteren 
Böcken  zu  suchen. 

Die  Abbildungen  haben  mir  im  großen  und  ganzen  sehr  gut  gefallen;  die 
fälschlich  linksgewundene  Limnaea  auf  p.  147  ist  wohl  auf  das  Konto  des  Zeichners 
zu  schreiben.  Die  Farbentafeln  halte  ich  sogar  für  hervorragend  schön  und  gestehe 
gern,  daß  mir  bis  jetzt  kein  Schulbuch  in  die  Hand  gekommen  ist,  das  so  pracht¬ 
volle  Abbildungen  für  einen  so  mäßigen  Preis  bietet.  Es  ist  keine  Frage,  daß  die 
wunderbaren  Vogel-  und  Schmetterlingstafeln  jedes  für  die  Natur  empfängliche 
Kindergemüt  anziehen  und  begeistern  müssen.  Bttgr. 


G.  und  E.  Pe ckham ,  Instinkt  und  Gewohnheiten  der  solitären  Wespen. 
Für  Imker  und  Naturfreunde.  Aus  dem  Englischen  übersetzt  von  Dr.  Walther 
Schoeniclien.  Mit  42  Textabbildungen.  Berlin,  Verlagsbuchhandlung  von 
Paul  Parey,  1904.  Gr.  8°.  194  Seiten.  —  Pr.  M.  5.— 

Es  scheint  neuerdings  so,  als  ob  sich  die  Wespen  —  und  zwar  nach  ihrer 
Gliederung  in  soziale  und  solitäre  —  einer  ganz  besonderen  Aufmerksamkeit  seitens 
der  Zoologen  erfreuten  (Betlie,  Fahre,  Wasmann,  Dickel,  von  Buttel-Reepen!).  Sehr 
begreiflich,  wenn  wir  die  ganz  wunderbaren  Instinkte  dieser  von  je  den  Menschen- 
geist  in  Erstaunen  setzenden  »Kleinen«  richtig  erkennen  und  einzuschätzen  lernen 
wollen!  Diese  Instinkttaten  werden  uns  um  so  interessanter,  wenn  wir  sie  an  Hand 
der  phylogenetischen  Entwickelung  —  der  Weg  geht  von  den  Grabwespen  als 
Stammeltern  der  Bienen  über  die  solitären  zu  den  sozialen  erklären  können. 


94 


Von  sozialen  Wespen  sind  in  Wisconsin  die  gewöhnlichsten  die  Hornissen 
nnd  die  Wespen  aus  der  Gattung  Vespa  und  eine  Form  von  Polistes,  die  offene 
Waben  baut.  Die  Solitären  unterscheiden  sich  von  den  Sozialen  vor  allem  durch 
den  Besitz  nur  zweier  Geschlechter.  Jedes  Weibchen  legt  ein  besonderes  Nest  an 
und  versorgt  es  durch  seiner  eigenen  Füße  (Verfasser  sagt  »Hände«)  Arbeit; 
manchmal  wird  sogar  für  jedes  Ei  ein  neues  Nest  gebaut.  Arbeitsteilung  gibt  es 
hier  nicht,  höchstens  Nesterkolonien  ,  wenn  zahlreiche  Individuen  nahe  beieinander 
nisten  ( Pelopaeus ,  Bembex).  Die  Nester  bestehen  aus  Lehm  und  sind  zum  Schutze 
unter  Blättern,  Steinen  oder  den  Dachrinnen  der  Gebäude  angeheftet,  oder  sie 
werden  ausgegraben  im  Erdboden,  in  Stämmen  und  in  Pflanzenstengeln.  Die  Er¬ 
wachsenen  leben  von  Obst  und  Honig,  während  die  Larven  animalischer  Kost  be¬ 
dürfen;  und  hier  beweisen  die  Alten  einen  hartnäckigen  Konservatismus,  indem 
jede  Art  die  Sorte  von  Futter  besorgt,  die  in  ihrer  Familie  seit  Generationen 
Mode  gewesen  ist;  Die  eine  erlegt  Fliegen  ( Oxybelus  quadrinotatus ),  eine  andere 
Wanzen  ( Astata  unicolor ,  A.  bicolor  und  A.  leuthstromi),  eine  dritte  Spinnen 
( Pompilus  quinquenotatus ,  P.  biguttaius,  P.  fuscipennis,  P.  ccilipterus ,  P.  marginatus , 
P.  interruptus ,  P.  scelestus,  Agenia  bombycina  und  A.  architecta ),  eine  vierte  u.  s.  w 
Käfer,  Raupen,  Grashüpfer,  Grillen,  Heuschrecken,  Blattläuse  u.  s.  av. 

In  der  angedeuteten  Richtung,  weniger  in  tiefgehenden  Schlußfolgerungen  als 
in  genauester  Festlegung  der  Wespeninstinkte  und  Gewohnheiten  in  ihrer  ganzen 
Tatsächlichkeit,  scheint  mir  das  von  dem  bekannten  Schoenichen  übersetzte  Buch 
von  George  und  Elizabeth  Beckham  ein  ganz  vorzügliches  zu  sein.  Manche  Bethesclien 
wie  Fabreschen  Ansichten  werden  hier  als  unrichtig  ei  wiesen,  besonders  solche  be¬ 
treffs  der  Stechgewohnheiten  der  solitären  Wespen.  Was  die  Textbilder  angeht, 
so  wird  sich  gewiß  schon  gleich  über  das  erste  jeder  Naturkundige  freuen  ,  der 
nur  einmal  eine  stelze  Ammopliila  eine  an  Körpergröße  sie  weit  übertreffende 
Raupe  fortschleppen  und  verscharren  sah.  Wilhelm  Schuster. 

Jahrbuch  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  1904. 

Auch  der  57.  Jahrgang  des  nunmehr  75  Jahre  alten  Vereins  bewährt  sich 
in  der  längst  erprobten  Güte.  Inhalt:  Jahresbericht  (A.  Pagenstecher);  Uber  eine 
neue  fossile  Bärenart  Ursus  deniwgeri  aus  den  liuviatilen  Sanden  von  Mosbach 
(W.  von  Reichenau);  Neue  Cetoniiden  aus  Deutsch-Ostafrika  (P.  Preiß);  Lepidoptero- 
logisches,  darunter  Beschreibung  zweier  neuen  Arten  und  einiger  abeirativen  Falter 
(F.  Fuchs);  Seltene  Vögel  in  Hessen:  Mainzer  Becken  und  benachbartes  Gebiet 
(W.  Schuster);  die  Storchnester  in  Oberhessen  mit  einer  Karte  im  Text  (W.  Schuster); 
Einiges  über  die  Makrolepidopteren  unseres  Gebietes  u.  s.  w.  (W.  von  Reichenau); 
Glazialgeschrammte  Steine  in  den  Mosbacher  Sanden  (FI.  Behlen);  Katalog  der 
Wiesbadener  Vogelsammlung  (E.  Lampe  —  die  Picariae  und  Psittaci  zählen  zu¬ 
sammen  809  Nummern  und  445  Arten);  Ergebnisse  der  meteorologischen  Stations¬ 
beobachtungen  in  Wiesbaden  (E.  Lampe).  Der  reichhaltige  Jahrgang  hat  etwa 
380  Seiten  Text  und  2  Bunttafeln.  Der  Verein  zählt  jetzt  ungefähr  250  Mitglieder. 

Wilhelm  Schuster. 

Hugo  Otto,  Im  Wald  und  auf  der  Heide.  Moers,  J.  W.  Sparmann  1904.  Preis  1,50  M. 

Recht  unterhaltende  Erzählungen  [über  das  Leben  und  Treiben  der  Kleinen 

O  1 

und  Großen  im  Reiche  der  Natur.  Verfasser  macht  Mitteilungen  über  den  noch 
immer  in  großem  Maßstab  betriebenen,  schändlichen  Kramtsvogelfang  an  der  rheinisch¬ 
westfälischen  Grenze.  Wilhelm  Schuster. 


95 


Nekrolog1. 


Prof.  Dr.  Hermann  Landois  f. 

Hermann  Landois  starb  am  29,  Januar  1905  an  den  Folgen  eines 
Schlaganfalles,  der  ihn  am  20.  d.  Monats  betroffen  hatte.  Er  war  eine  der 
eigenartigsten  Erscheinungen  unter  (den  deutschen  Hochschullehrern  und 
unter  den  Direktoren  zoologischer  Gärten.  Geboren  1835  in  Münster  i.  W. 
widmete  er  sich  ohne  inneren  Beruf  —  durch  Familienverhältnisse  ge¬ 
zwungen. —  dem  geistlichen  Stande,  studierte  aber  später  in  Greifswald 
Naturwissenschaften  und  wurde  nach  Absolvierung  seiner  Universitätsstudien 
am  Gymnasium  seiner  Heimatstadt  als  Lehrer  angestellt.  Nebenbei  war 
er  als  Privatdozent,  später  als  Professor  an  der  dortigen  Akademie  tätig, 
bis  er  sich  im  Jahre  1876  ausschließlich  dieser  Tätigkeit  widmete.  Um 
diese  Zeit  wurde  er  vom  Bischof  suspendiert,  da  er  sich  in  seinem  äußeren 
Lebenswandel  den  strengen  Anforderungen,  die  die  katholische  Kirche  an 
ihre  Geistlichen  stellt,  nicht  fügen  konnte  und  wollte.  Das  hinderte  aber 
nicht,  daß  er  bald  der  volkstümlichste  Mann  in  Münster,  ja  in  der  ganzen 
Provinz  Westfalen  wurde,  und  daß  er  sich  weit  über  die  Grenzen  seiner 
Heimat  hinaus  die  treuesten  und  aufrichtigsten  Freunde  erwarb.  Seine  be¬ 
deutendsten  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind  sein  dreibändiges  Werk  »West¬ 
falens  Tierleben«,  seine  »Tierstimmen«  und  das  erst  nach  seinem  Tode  er¬ 
schienene  »Studium  der  Zoologie  mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  Zeichnen 
der  Tierformen«.  Uns  war  er  seit  langen  Jahren  ein  lieber  und  gern  ge¬ 
hörter  Mitarbeiter.  Landois  besaß  einen  wunderbaren  Humor;  er  war  ein 
Schalk  vom  Scheitel  bis  zur  Zehe.  In  seinem  satirisch-humoristischen  platt¬ 
deutschen  Roman  »Frans  Essink«  schildert  er  z.  T.  eigene  Jugenderlebnisse 
und  entwirft  ein  höchst  anziehendes  Bild  der  Kulturverhältnisse  Münsters 
um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts.  In  Münster  wird  Landois’  Namen 
unvergänglich  verknüpft  bleiben  mit  dem  Zoologischen  Garten,  seiner  ur¬ 
eigensten  Schöpfung.  Jeder  Besucher  des  Gartens  kannte  und  verehrte  den 
»Professor«,  wie  er  schlechtweg  hieß,  der  in  Zylinder  und  schwarzem  Geh¬ 
rock,  die  lange  Pfeife  im  Munde  und  den  Knotenstock  in  der  Hand  überall 
nach  dem  Rechten  sah.  Reiche  Erträge  für  den  Ausbau  des  Gartens  und 
die  Anschaffung  von  Tieren  lieferten  ihm  die  größtenteils  von  ihm  selbst 
gedichteten  und  von  der  Zoologischen  Abendgesellschaft  in  jedem  Winter 
aufgeführten  Volksstücke  in  plattdeutscher  Mundart,  die  in  packender  Weise 
Vorgänge  der  hohen  Politik  und  des  städtischen  und  ländlichen  Lebens 
humorvoll  verquickten  und  aus  ganz  Westfalen  Zulauf  fanden.  Als  echter 
Humorist  schonte  er  seine  eigne  Person  am  wenigsten,  wenn  es  galt  seinem 
Zoologischen  Garten  Geld  und  neue  Freunde  zu  erwerben.  Von  seiner 
Wohnung,  der  »Tuckesburg«,  die  in  Dornhecken  und  Nesseln  versteckt  und 
von  Hunden  bewacht,  unmittelbar  an  den  Garten  anstößt,  fand  man  eines 
Morgens  sein  Standbild  in  Überlebensgroße  prachtvoll  ähnlich  in  der  oben 
geschilderten  Tracht  mit  Zylinder,  Gehrock,  langer  Pfeife  und  Knotenstock 
aufgestellt,  und  bei  der  Enthüllung  desselben,  die  natürlich  kolossalen  Zulau 
hatte,  hielt  er  selber  die  Weiherede!  Vor  seinem  Tode  söhnte  er  sich  mit  der 
Kirche  aus,  und  sein  ehemaliger  Schulgenosse,  der  jetzige  Bischof  Hermann 
Dingelstadt,  besuchte  ihn  noch  am  Tage  vor  seinem  Tode  am  Krankenbette. 

Hermann  Landois  war  ein  Mann,  der  allen,  die  ihn  gekannt  haben, 
unvergeßlich  bleiben  wird,  hat  er  doch  manchen  Kummer  versüßt  und  zahl¬ 
reiche  Tränen  getrocknet,  aber  auch  viele  Tränen  veranlaßt,  freilich  nur  solche 
der  Heiterkeit  und  der  ausgelassenen  Freude!  Bttgr. 


96 


Eingegangene  Beiträge. 

H.  Fr.  G.  v.  S.  in  M.  und  F.  W.  in  F.,  je  eine  Mitteilung,  H.  L.  in  H.,  fünf  Mitteilungen 
und  W.  S.  in  F.  J iin f  Mitteilungen  und  zwei  Besprechungen.  —  Allen  Einsendern  verbind¬ 
lichen  Dank! 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Oorrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  4—5. 
Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reich enow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  2. 

Field,  The  Country,  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  105,  1905,  No.  2717 — 2719. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  2. 

Der  W  eidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunsohweig. 
1905.  Bd.  3«.  No.  16—18. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Prösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  17—18. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien-K  unde.  Herausg.  v.  Dr.  E.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzschen  Buchli.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  4—5. 

Natur  und  Haus.  Tllustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Ilesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13.  Heft  9. 

Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 
u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter.  Jahrg.  14. 
1905.  No.  4—6. 

D  ie  Gefiederte  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  4—5. 

Zeitschrift  des  Tierschutzvereins  zu  Posen.  Herausg.  v.  E.  Reißmüller. 
Posen  1904.  14.  Jahrg.,  No.  4. 

Mitteil  ungen  üb  er  die  Vo  gelwe  1 1.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  K.  Boy  er.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  3. 
Deutscher  Tierfreund.  Illustrierte  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht 

u.  Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner.  8°.  Jahrg.  9.  Heft  1—2.  —  Preis 
jährl.  M.  3.  — 

Gemein  verst.  Darwin,  Vorträge  u.  Abh.,  herausg.  v.  Dr.  W.  Breit enb ach.  Heft  13  : 
Prof.  Dr.  A.  Uacobi,  Die  Bedeutung  der  Farben  im  Tierreiche.  8°.  56  pag.,  2  Fig. 
Brackwede,  Verl.  v.  Dr.  Breitenbach  &  Hörster.  —  Preis  M.  I.  — 

Aus  Natur  u.  Geisteswelt.  Saminl.  wissensch.-gemeinverst.  Darstellungen  a.  a.  Ge¬ 
bieten  des  Wissens.  39.  Bändchen:  R.  Hesse,  Abstammungslehre  u.  Darwinismus. 
Leipzig,  Verl.  v.  B.  G.  Teubner,  1905.  II.  Aufl.  8".  4,  128  pag.  —  Preis  M.  I.—,  geb. 
M.  1.25. 

L.  Müller- M  ai nz,  Ein  neuer  Fundort  für  Lacerta  serpa  Raf.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zool.  An¬ 
zeiger  Bd.  28,  No.  13.  1905.  8°.  3  pag. 

Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  u.  Naturkunde  im  Königr.  Böhmen.  Herausg. 

v.  Prof.  Fr.  Cro  y  u.  a.  Prag,  Verl.  d.  Böhm.  Forstvereins,  1904.  Jahrg.  1904—05,  Heft  2. 
Prof.  D  r.  J.  Kühn,  Die  Bewertung  der  Futterrnittelbestandteile  mit  besonderer  Berück¬ 
sichtigung  der  Preiswürdigkeit  von  Rückständen  der  Rübenzuckerfabrikation.  Leipzig. 
Verlag  von  Eisenschmidt  &  Schulze,  1904.  8°.  54  pag.  —  Preis  M.  0.75. 

VV  ilh  elm  Schuster,  Verstandes-  und  Seelenleben  bei  Tier  und  Mensch.  Wiesbaden. 

Verlag  v.  J.  F.  Bergmann,  1904.  8°.  49  pag.  —  Preis  M.  0.80. 

Derselbe.  Die  Eulen,  eine  urwüchsige  Vogelgruppe.  —  Sep.-Abdr.  a.  Mitteil.  Österr. 

Reichsbund.  f.  Vogelk.  u.  Vogelschutz  in  Wien.  Jahrg.  4,  1904.  8°.  6  pag.,  Fig. 

Prof.  Dr.  G.  Mie,  Moleküle,  Atome,  Weltäther.  („Aus  Natur  und  Geisteswelt“.  Sammlung 
wissensch.-gemeinverständl.  Darstellungen  aus  allen  Gebieten  des  Wissens.  58.  Bändchen). 
Leipzig,  Verlag  v.  B.  G.  Teubner,  1904.  8°.  4,138  pag.,  27  Fig.  —  Preis  geh.  M.  1. — ,  geb. 
M.  1.25. 

Dr.  W.  Wolterstorf f,  Beiträge  zur  Fauna  der  Tucheier  Heide.  Mit  Beiträgen  von  A. 

Dollfuß  u.  a.  Danzig,  1901.  Verlag  v.  W.  Engelmann-Leipzig.  8°.  102  pag.  5  Fig.,  Taf. 
D  r.  S.  Weidman,  The  Baraboo  iron-bearing  District  of  Wisconsin.  Madison,  Wis.,  Puhl. 

by  the  State,  1904.  8°.  10,190  pag.,  3  Fig.,  23  Taf. 

Bulletin  du  Museum  d’Histoire  Naturelle.  Paris,  Impr.  Nationale,  1904.  Annee 
1904.  No.  1—3.  8°. 

K.  Hop  f.  Der  St-  Bernhards-Hund  (Bernhardiner).  Ein  Führer  für  den  Züchter  und  Lieb¬ 
haber  der  Rasse.  Frankfurt  a.  M.,  Verlag  d.  Ver.  Contin.  Bernli.-Freunde,  1904  .  4o.  2,126 
pag.,  52  Fig.  —  Preis  M.  2.50,  geb.  M.  3.50. 

H.  Grote,  Beiträge  zur  heimischen  Avifauna.  —  Sep.-Abdr.  a.  Reichenows  Ornith.  Monats- 
ber.  Jan.  Heft  1905.  8°.  7  pag. 

Dr.  E..S  tr  o  m  er- München,  Geograph,  u.  geol.  Beobachtungen  im  Uadi  Natrün  u.  Fahregh 
in  Ägypten.  —  Sep.-Abdr.  a.  Abh.  Senckenberg.  Naturf.  Ges.  Bd.  29.  Heft  2.  Frankfurt 
a.  M.,  Verlag  v.  Mor.  Diesterweg,  1905.  Gr.  4°.  31  pag,,  Taf.,  Karte. 


Zuseudungeu  werden  direkt  au  die  Verlagshaudlnng  orbeton. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mahlau.  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  tu  M 


eine  Reihe  compleiler  Jahrgänge 


|  uon ;  | 

Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  lüuseuni  d’Bistoire  naturelle. 
Schiueizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *  Batur  und  Baus. 

Batur  und  Schule.  *  Berthus. 
OrnithoIogi5che5  Jahrbuch. 

Ornithologische  CDonatsberidite. 

Ornithologische  Blonatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  uon 
Rassehunden.  *  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt.  *  Ziuinger  und  Feld. 

(Döhlau  S  Waldschmidt 

=  FRADKFURT  ABI  mAin  = 

Grosse  Gallusstrosse  3, 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Heraus gegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von  : 

Prof.  Dr.  P.  Alt  mann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  ßlaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Dr.  Hermann  Hol  an,  Lehrer  L.  Buxbanm,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edin.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Job.  v.  Fischer,  Prof.  Dr.'Paul  Fraisse,  Geh. 
Reg.-Rat  E.  Friedei,  Amtsrichter  ß.  Gabler,  Gymnasiallehrer  L.  Geisenfaeyner,  Carl  Greve, 
Dam.  Gronen,  Dr.  W.  Haacke.  Direktor  Hagmann.  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Pani  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein.  M  Klittke,  Karl  Knautlie, 
Th.  Knottnerus- Meyer,  Prof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner, 
Baron  A.  v.  Krtideuer,  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lenden feld,  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkiihn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig,  Prof. 
Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Meliely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebeuwalde, 
H.  Nehrliug,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Pnrpus,  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow,  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Beurens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer* 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Schiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee*  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Gell.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Prof. 
Dr,  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  W estermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr. 
L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander,  Dr.  med.  A.  Zipperlen  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

— »(  46.  Jahrgang 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen ,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird ,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an., 


Inserate  linden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 

No.  8979  eingetragen. 


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Der 


Zoologische  Garten. 


Organ 


der 


Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 


Herausgegeben  von  der 

Ketien  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 


Redigiert  von 


Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Zeitschrift 

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Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


XLYL 
Jahrgang . 
~No.  4. 


Frankfurt  a.  M. 

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Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
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Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 

•N0,  4.  XL VI.  Jahrgang.  April  1905. 

Inhalt. 

Ab-  und  Zunahme,  periodisch  stärkeres  und  schwächeres  Auftreten  unserer  Vögel,  für 
verschiedene  Landesteile  Deutschlandsund  der  Schweiz  statistisch  festgestellt;  von  Wilhelm 
Schuster  in  Friedberg  (Wetterau).  (Unter  Mitwirkung  von  Berge,  Hocke,  Leege, 
.Tunghane,  Otto,  1  e  R  o  i ,  Wurm,  Weinland,  D  aut  und  F  a  t  i  o).  —  Neues  vom 
Zoologischen  Garten  zu  Berlin;  von  Theodor  Knottnerus-Meyer  aus  Hannover. 

(Mit  Tafel  I — III.)  (Schluß.)  —  Das  Storchnest  auf  dem  Chordache  in  Zofingen  (Kanton 
Aargau)  im  neunten  Jahre  (1903);  von  Dr.  H.  Fi  sclier-Sigwart  in  Zofingen.  —  Kleinere 
Mitteilungen.  —  Literatur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Ab-  und  Zunahme,  periodisch  stärkeres  und  schwächeres 
Auftreten  unserer  Vogel,  für  verschiedene  Landesteile  Deutsch¬ 
lands  und  der  Schweiz  statistisch  festgestellt. 

Von  Wilhelm  Schuster  in  Friedberg  (Wetterau). 

(Unter  Mitwirkung  von  Berge,  Hocke,  Leege,  Jung h ans,  Otto,  le  Roi,  Wurm, 

Weinland,  Daut  und  F  a t i  o). 

Weitere  wertvolle  Mitteilungen  zu  dem  im  vorigen  Jahrgang  dieser 
Zeitschrift  (1904  p.  369 — 375)  Niedergelegten  gebe  ich  hier  bekannt. 
Beobachtungsgebiete  und  Beobachter: 

1.  Lehrer  R.  Berge  (Zwickau):  Sachsen  =  (B.) ; 

2.  Maler  H.  Hocke,  Herausgeherder  »Zeitschrift  für  Oologie«  (Berlin): 

Mark  Brandenburg  =  (H.); 

3.  Lehrer  0.  Leege  (Juist):  Friesische  Inseln,  Friesland  —  (L.); 

4.  Gymnasialoberlehrer  Prof.  Dr.  Junfghans  (Cassel):  Fulda- Werra- 

Wesergebiet  —  (Jghs.); 

5.  Lehrer  H.  Otto  (Moers):  Regierungsbez.  Düsseldorf  und  angrenzende 

Distrikte  Westfalens  =  (0.); 

6.  Cand.  pharm.  Otto  le  Roi  (Bonn-Aachen):  Niederrhein  =  (R); 

7.  Hofrat  Dr.  W.  Wurm  (Bad  Teinach):  Schwarzwald  =  (W.); 

8.  Hofrat  Dr.  F.  D.  Weinland  (Urach):  Schwäbische  Alb  =  (Wd.); 
9  Apotheker  C.  Daut  (Bern):  Kanton  Bern,  Mittelschweiz  =  (D.); 

10.  Univ.-Prof.  Dr.  V.  Fat  io  (Genf):  Kanton  Genf,  Westschweiz  =  (F.); 

11.  Wilhelm  Schuster:  Gesamthessen. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XL  Vf.  1905. 


7 


98 


Schwauz  meise  ( Aegithalus  caudatus  L.).  Wohl  gleicher  Be¬ 
stand;  wo  aber  unsere  modernen  Wälder  viel  mit  jungen  Fichten 
und  Tannen  zum  Schutze  eingefriedigt  werden,  zeigt  sich  Zunahme 
(H.).  Auf  der  Schwäbischen  Alb  eher  zunehmend,  wohl  infolge  der 
zahlreichen  Fichtenkulturen  (Wd.).  Auf  dem  Herbstzuge,  wenige 
Exemplare  (L.).  Sehr  oft  im  Winter  auf  dem  Zuge  (H.).  Strich¬ 
vogel  (W.). 

Bartmeise  ( Panurus  biarmicus  L.).  Auf  Juist  einmal  (L.). 

Hauben-  und  Taunenmeiseu,  auch  Schwanzmeisen  zur  Zeit  des 
großen  Insektenfraßes  in  außerordentlich  großer  Anzahl  hier;  auch 
brütend  (H.).  Haubenmeise  ( Parus  cristatus  mitratus  Brehm). 
Auf  Juist  beim  Herbstzug  einzeln  (L.).  Sehr  vereinzelt  (W.).  Tannen¬ 
meise  ( Parus  ater  L.).  Häufiger  als  die  vorige  (W.).  Wird  auf  der 
Schwäbischen  Alb  infolge  vermehrter  Fichtenkultur  häufiger  (Wd.). 
Auf  dem  Herbstzug  selten  (L.). 

Sumpf  meise  (Parus  palustris  L.).  Häufig  (W.).  In  nassen 
Jahren  große  Zunahme  (H.).  Auf  Juist  beim  Herbstzug  einzeln  (L.). 

Baumläufer  (Certhia  familiaris  L.).  Abnahme  (W.).  Auf  dem 
Zuge  selten  (L.). 

Kleiber  ( Sitta  caesia  Wolf).  Abnahme  (B.  und  W.).  Bleibt 
sich  an  Zahl  trotz  meist  günstig  ausgebrachter  Bruten  auf  der 
Schwäbischen  Alb  ziemlich  gleich  (Wd.).  Wo  Schwarzspechte  wohnen, 
recht  bekannt,  weil  sie  deren  Röhren  zur  Brut  benutzen  (H.).  Noch 
nicht  beobachtet  (L.).  In  Bern  gemein,  anderswo  in  Abnahme  (D.). 

Kleiner  Buntspecht  ( Dendrocopus  minor  L.).  Wird  seltener 
(Wd.).  Anscheinend  etwas  in  Abnahme  (Jghs.).  In  jedem  Winter  in 
den  Mainzer  Anlagen  östlich  von  der  Straße  nach  Zahlbach,  wo  er 
meist  die  Gebüsch-Stämmchen  untersucht;  beim  Brutgeschäft  be¬ 
obachteten  wir  ihn  nahe  bei  Zahlbach,  wo  er  in  der  Höhlung  eines 
Chaussee- Baumes  Junge  fütterte  (Schuster).  Fehlt  (L.). 

Mittelspecht  (Dendrocopus  medius  L.).  Anscheinend  etwas  in 
Abnahme  (Jghs.).  Abnahme  (W.).  Verschwindet  auf  der  Schwäbischen 
Alb  an  seinen  gewohnten  Standorten  oft  jahrelang,  um  dann  wieder 
zu  erscheinen  (Wd.).  Einigemal  beobachtet  (L.). 

Großer  Buntspecht  {Dendrocopus  major  L.).  Abnahme  (W.). 
Auf  der  Schwäbischen  Alb  eher  zunehmend  (Wd.).  Zunahme  iufolge 
des  andauernden  Insektenfraßes  (H.).  Die  einzige  Spechtart,  die  im 
Sommer,  bezw.  Herbst  gelegentlich  zahlreich  auf  den  Ostfriesischen 
Iuseln  vorspricht  (L.).  Entschieden  zunehmend  in  den  Rhein-  und 
Mainwäldern,  in  Gesamthessen  (Hessen-Nassau  und  Großherzogtum 


Hessen),  auch  nach  Boettgers  Ansicht.  Die  jetzt,  1904/05  —  nach 
der  Plage  von  1904  — ,  zahlreichen  Puppen  von  Lophyrus  pini 
rührt  er  nicht  au  (Schuster). 

Weißspecht  ( Dendrocopus  leuconotus  Bechst.)  und  Dreizehen¬ 
specht  ( Picoides  tridactylus  alpinus  Brehm).  Den  Weißspecht  glaube 
ich  einmal  bei  Frischborn  im  Vogelsberg  (im  Pfarrgarten)  beobachtet 
zu  haben,  doch  fraglich;  der  Dreizehenspecht  ist  in  Deutschland 
Brutvogel  nur  in  den  Bayrischen  Alpen  (Schuster).  Fehlen  (L.). 
Der  Dreizehenspecht  scheint  im  Kanton  Graubünden  noch  ziemlich 
häufig  zu  sein;  ich  sah  letzten  Herbst  im  Engadin  und  in  Davos 
öfters  ausgestopfte  Stücke.  In  Chur  befinden  sich  im  Museum 
mehrere  (D.). 

Schwarzspecht  ( Dryocopus  martius  L.).  Abnahme (W.).  Früher 
in  der  Rheinprovinz  eine  große  Seltenheit,  seit  zehn  Jahren  be¬ 
kannter  Brutvogel  im  Bröltale  (Reg.-Bez.  Köln).  (R.).  Im  Mainz- 
Gonsenheimer  Wald  haben  wir  ein  Standpärchen  (Charakter vogel 
des  zusammenhängenden  Kiefernwaldes!),  dessen  Nistbaum  ich  aber 
nicht  coram  publico  verraten  will  —  —  denn  Schutz  den  Denk¬ 
mälern  der  Natur!  In  den  Dezembertagen  1904  ging  der  Schwarz¬ 
specht  schou  vor  Uhr  nachmittags  in  die  Schlafhöhle,  am  hellen, 
sonnenschönen  8.  Januar  1905  erst  nach  4  Uhr.  Der  Bestand  in 
Hessen  nimmt  zu.  Ich  konstatierte  den  Vogel  bisher  bei  Mainz, 
Raunheim,  Offenbach,  Friedberg,  Gießen-Lich  und  auf  dem  Hahnen¬ 
kamm  (Schuster).  Auffallende  Zunahme  im  Kiefernwalde,  selbst  in 
kleinen  Bauernheiden,  Abnahme  im  Laubwalde.  Seit  zwei  Jahren 
ist  eine  Verminderung  im  Kiefern walde  zu  spüren  (H.).  Hat  sich 
erst  seit  15  Jahren  hier  seßhaft  gemacht  (Jghs.).  Fehlt  (L.).  Häufig 
noch  im  Entlebuch  (Kant.  Luzern).  (D.). 

Grauspecht  ( Ficus  canus  viridicanus  Wolf).  Fehlt  auf  den 
Friesischen  Inseln  wie  überhaupt  im  Nordwesten  (L.). 

Grünspecht  (Picus  viridis  L.).  Selten  (W.).  Abnahme  auf  der 
Schwäbischen  Alb  (Wd.).  Er  hat  sehr  zugenommen  und  ist  häufig 
geworden,  gleichviel  ob  im  Laub-  oder  Nadelwalde  (H.).  Spricht 
auf  den  Inseln  nur  sehr  selten  vor  (L.). 

Wendehals  (Iynx  torquilla  L.).  Abnahme  (B.).  Leider  nach 
meinen  Beobachtungen  überall  Abnahme ;  er  ist  hier  eher  selten  zu 
nennen  (H.).  Auf  dem  Zuge  häufig  (L.). 

Garte nlaubvogel  ( Hippolais  hippolais  L.).  Hat  seit  einer 
Reihe  von  Jahren  zugenommen  (Jghs.).  Starke  Zunahme  (H.).  Im 
Vogelsberg  singt  öfters  ein  einzelnes  Männchen  14  Tage  lang,  ohne 


100 


ein  Weibchen  anzulocken,  worauf  es  die  Gegend  verläßt  (Schuster). 
Nistete  früher  öfters  auf  den  Inseln,  jetzt  weniger;  auf  dem  Zuge 
ziemlich  häufig  (L.). 

Fitislaubvogel  ( Phylloscopus  trochilus  L.)  und  Weidenlaub¬ 
vogel  ( Phylloscopus  rufus  Bechst.).  Auf  dem  Zuge  sehr  häufig,  als 
Brutvögel  fehlend  (L.). 

Waldlaubvogel  ( Phylloscopus  sibilator  Bechst.).  Scheint  mir 
abzunehmen  (Jghs.).  Abnahme  (B.).  Gemein  in  den  Laubwäldern 
um  Gießen  und  in  den  Randwäldern  der  Wetterau,  der  häufigste 
Laubvogel  auf  dem  pfälzischen  Donnersberg  (Schuster).  Auf  dem 
Zuge  selten  (L.). 

Gartengrasmücke  (Sylvia  Simplex  Lath.).  Es  ist  eine,  wenn 
auch  nicht  sehr  starke,  Abnahme  zu  bemerken  (Jghs.).  Recht  merk¬ 
liche  Zunahme,  weil  hier  in  der  Mark  Laubholzanlagen  mehr  als 
sonst  entstellen  (H.).  Regelmäßig  auf  dem  Zuge,  aber  nicht  so 
häufig  wie  Dorn-  und  Zauugrasmücke  (L.). 

Mönchgr asm  ücke  (Sylvia  atricapilla  L.).  Abnahme  (B.).  Ist 
hier  durchaus  nicht  so  häufig  wie  die  Sperbergrasmücke  (H.).  Hat 
auf  der  Schwäbischen  Alb  seit  etwa  20  Jahren  zugenommen  (Wd.). 
Abnahme;  sehr  viele  gehen  in  den  Dohnen  zugrunde  (0.).  Auf 
den  Friesischen  Inseln  wie  vorige  (L.).  Überwinterte  in  Greifswald 
1900/01  (Schuster)^  vergl.  »Jahrb.  f.  Ornith.«  ! 

Sperbergrasmücke  (Sylvia  nisoria  Bechst.).  Hier  die  seltenste 
Art;  leidet  unter  Entwässerungen  (H.).  Kommt  in  Niederhesseu  nicht 
vor  (Jghs.).  Fehlt  (L.). 

Zaungrasmücke  (Sylvia  curruca  L.).  Hat  zugenommen,  weil 
sie  kleine  Fichtenanpflanzungen  anderen  vorzieht  (H.).  Auf  dem  Zuge 
häufig  (L.).  Trotz  des  Verbotes  werden  in  Bern  alljährlich  viele  Gras- 
mücken-Bruten  ausgenommen  (D.).  S.  curruca  et  cinerea  ont  diminue 
un  peu  dans  les  environs  de  Geneve  par  suite  de  la  destruction  de 
beaucoup  de  haies  (F.). 

Dor  ugr asm  ücke  (Sylvia  Sylvia  L.).  Hat  zugenommen  (H.). 
In  einem  der  90er  Jahre  (1893?)  trat  sie  im  Vogelsberg  sehr  stark 
auf  (Schuster).  Sehr  häufiger  Brutvogel,  aber  erst  seit  etwa 
15  Jahren  mit  der  Zunahme  des  Gestrüpps  auf  den  Inseln  ;  vor 
30  Jahren  war  sie  so  gut  wie  unbekannt  (L.). 

Schwarzes  Wasserhuhn  (Fulica  atra  L.).  Abnahme  (B.). 
Hält  sich  in  immer  noch  stattlicher  Anzahl  als  recht  häufig  zu 
nennender  Brutvogel  auf  den  großen  Seen  uud  in  einzelnen  Paaren 
selbst  auf  kleinen  Tümpeln  (H.).  Auf  den  Ostfriesischen  Inseln  einzeln 


101 


iu  den  Zugperioden  auftretend;  läßt  sich  dann  und  wann  auch 
wohl  infolge  von  Übermüdung  auf  der  See  nieder.  Auf  den  »Meeren«, 
den  grünen  Landseeu  Ostfrieslands,  noch  immer  zahlreich  (L.). 

Grünfüßiges  Teich  huhu  (Gallinula  cliloropus  L.).  Am  Nieder¬ 
rhein  gleichbleibeud,  weil  geschont  (0.).  Taucht  auf  den  Ostfriesischen 
Inseln  in  der  Zugzeit  ab  und  zu  auf.  Findet  wegen  seines  geringen 
Flugvermögeus  öfters  seinen  Tod  in  den  Meereswellen.  Auf  den 
Koltern  an  der  Küste  in  gleichbleibendem  Bestände,  ebenso  auf  den 
Landseen  (L.). 

Tüpfelsumpfhu h n  ( Ortygometra  porzana  L.),  Kleines  Sumpf¬ 
huhn  (0.  parva  Scop.)  und  Zwergsumpfhuhn  (0.  pusilla  Pall.). 
Das  Tüpfelsumpfhuhn  tritt  regelmäßig  während  des  Zuges  auf  den 
Inseln  auf,  entgeht  aber  häufig  der  Beobachtung  (L.).  Das  Kleine 
Sumpfhuhn  ist  wegen  seiner  besonderen  Ansprüche  an  ein  geeignetes 
Brutgebiet  weniger  zahlreich  als  das  vorige;  auch  das  Zwergsumpf¬ 
huhn  macht  besondere  Ansprüche  auf  ein  bestimmtes  Aussehen  eines 
Gewässers,  ist  daher  selten.  Wenn  aber  ein  ihm  passendes  Sumpf¬ 
gebiet  vorhanden  ist,  dann  oft  in  Anzahl  (H.). 

Wiesenralle  ( Grex  crex  L.)  und  Wasserralle  ( Eallus  aqua - 
ticus  L.).  Wiesenralle  in  Abnahme  (B.  und  Jghs.).  Hat  außer¬ 
ordentlich  abgenommen  (H.).  Ist  in  manchen  Teilen  der  Schwäbischen 
Alb  verschwunden;  früher  häufig  (Wd.).  Wasserrallen  traten  in  den 
heißen  April-  und  Maimonaten  zahlreich  auf,  doch  halte  ich  sie  für 
sich  vermindernde  Vögel  (H.).  Erscheinen  in  manchen  Sommern 
iu  auffallend  größerer  Zahl  (Jghs.).  Wie  das  Tüpfelsumpfhuhn  (L.). 

Strandläufer  {Tringa).  Haben  außerordentlich  abgenommen 
(H.).  Tringa  canutus  L.  auf  den  Ostfriesischen  Inseln  während  des 
Zuges  in  manchen  Jahren  zu  Millionen,  dann  wieder  in  geringer 
Zahl.  Tr.  alpina  L.  wird  als  Brutvogel  immer  seltener,  ist  aber  im 
übrigen  außer  der  Brutzeit  gleichbleibend  und  in  ungeheuren  Mengen 
vorhanden.  Tr.  ferruginea  Brünn,  hat  gegen  früher  bedeutend  ab¬ 
genommen,  Tr.  minuta  Leisl.  kommt  auf  dem  Herbstzuge  noch  regel¬ 
mäßig  vor,  aber  bald  tausendweise,  bald  in  geringen  Mengen,  und 
Tr.  temmincki  Leisl.  hat  abgenommen  und  tritt  nur  noch  sporadisch 
auf  (L.).  Alle  Strand-  und  Wasserläufer  ( Totanus )  haben  in  der 
Rhein provinz  gegen  früher  auf  dem  Durchzuge  erheblich  nachge¬ 
lassen  (R.). 

Kampfläufer  ( Totanus  pugnax  L.),  Uferschnepfe  ( Limosa 
limosa  L.)  und  Pfuhlschnepfe  {L.  lapponica  L.).  Totanus  pugnax 
L.  hat  außerordentlich  abgenommen  und  ist  fast  unbekannt  gewor- 


102 


den  (H.).  Wird  als  Brutvogel  immer  seltener,  auch  auf  den  Nord- 
und  Westfriesischen  Inseln  (L.).  Limosa  limosa  L.  Wird  hier  Piep- 
schuepfe  genannt  und  ist  seit  einigen  Jahren  eine  neue  Erscheinung 
in  der  Mark;  war  bisher  nur  westlich  von  Berlin,  wo  kein  Torfbau 
mehr  betrieben  wird  und  wo  die  Wiesen  wieder  Zuwachsen  und  ver¬ 
sauern  (H.).  Tritt  während  des  Zuges  auf  den  Inseln  immer  nur 
einzeln  auf,  nistet  aber  auf  den  großen  »Meeden«  (Grasflächen) 
immer  noch  häufig  (L.).  Limosa  lapponica  L.  Auf  dem  Zuge  noch 
ebenso  häufig  wie  früher  (L.). 

Brachvögel  ( Numenius ).  Auf  unseren  Moor-  und  anderen 
nassen  Wiesen  immer  noch  in  genügender  Anzahl ;  es  kommen  hier 
große  Züge  durch  (H.).  Numenius  arcuatus  L.  In  der  Brutzeit  nur 
in  geringer  Zahl  vagabundierend,  außerhalb  derselben  —  wenn  kein 
Frost  ist  —  noch  etwa  ebenso  massenhaft  wie  früher  (L.).  Numenius 
phaeopus  L.  wie  der  vorige  (L.). 

Kiebitz  ( Vanellus  vanellus  L.).  Abnahme  (B.  und  0.).  In  vielen 
Gegenden  des  Niederrheins  als  Brutvogel  gänzlich  verschwunden  oder 
selten  geworden  (R.).  Sein  in  Niederhessen  schon  sehr  geringer  Be¬ 
stand  scheint  noch  in  Abnahme  (Jghs.).  In  der  Nähe  Berlins  sehr 
im  Verschwinden  (H.).  Auf  den  Ostfriesischen  Inseln  als  Brutvogel 
ziemlich  zahlreich,  aber  in  Zahl  nicht  zunehmend.  Auf  dem  Ost¬ 
friesischen  Festlande  in  den  letzten  Jahren  in  Zunahme,  weil  die 
meisten  Grundbesitzer  das  Eiersuchen  auf  ihren  Weiden  verbieten  (L.). 

Große  Sumpfschnepfe  ( Gallinago  media  Frisch).  Sehr  selten 
geworden  (H.).  Selten  und  noch  mehr  in  der  Abnahme  (L.). 

Bekassine  (Gallinago  gallinago  L.).  Abnahme  (B.).  Über¬ 
wintert  bei  uns  zahlreich  (Schuster).  In  der  Nähe  Berlins  sehr  im 
Verschwinden  (H.).  Auf  Borkum  und  Juist  zuweilen  als  Brutvogel, 
auf  dem  Zuge  aber  noch  immer  häufig.  Auf  dem  Festland  immer 
noch  ziemlich  zahlreich  als  Brutvogel  (L.). 

Kleine  Bekassin  e  (Gallinago  gallimda  L.).  In  Abnahme  (H.). 
Auf  dem  Zug,  besonders  im  Herbste,  häufig;  einzeln  auch  imWinter(L.). 

W  ald  Schnepfe  (Scolopax  rusticula  L.).  Gleich  geblieben  (W.). 
Abnahme  (H.).  Ihr  Zug  hat  außerordentlich  abgenommen  (L.). 

F  ischreiher  (Ardea  cinerea  L.).  Außerordentlich  selten  gewor¬ 
den  (W.).  In  stetiger  Abnahme  an  den  Bächen  der  Schwäbischen 
Alb  infolge  unausgesetzter  Verfolgung  (Wd.).  Fast  verschwunden  (0.). 
In  stetiger  Abnahme  für  die  Oberwesergegend,  für  das  eigentliche 
Niederhessen  (Fulda-  und  Eddergebiet)  als  Brutvogel  verschwunden 
(Jghs.).  Brutplätze  an  den  Mooser  Teichen  im  Vogelsberg,  bei  Raun- 


103 


heim  a.  M.,  auf  den  Rheinauen  zwischen  Biebrich  und  Bingen 
(Schuster).  Wohl  in  Abnahme,  aber  trotzdem  noch  in  vielen  Tausen¬ 
den  vorhanden,  weil  ihnen  von  hoher  Seite  aus  Schutz  gewährt  wird; 
Ankunft  in  normalen  Zeiten  zwischen  dem  11.  und  15.  März  (H.). 
Auf  den  Watten  häufig,  auf  dem  Ostfriesischen  Festlande  noch  in 
ziemlich  zahlreichen  Kolonien  (L.). 

Weißer  Storch  ( Ciconia  ciconia  L.).  Oberhesseu  hat  etwa 
110  Horste  (bei  3300  qkm  Landfläche;  auf  ein  Storchenpaar  kommen 
etwa  30  qkm)  und  entläßt  im  Herbst  etwa  550  Störche  nach  dem 
Süden;  das  »höchste«  Nest  steht  in  Herbstem  (424  m) ;  Vogelsberg 
und  Taunus  sind  ohne  Nester;  vergl.  meine  Arbeit  im  »Nass.  Jahrb. 
f.  Naturk.  Wiesbaden  1904,  mit  Karte  (Schuster).  Seit  einer  Reihe 
von  Jahren  unmittelbar  bei  Cassel  in  einem  Paare  angesiedelt  (Jghs.). 
Dank  der  Pietät  des  Reichsgesetzes  in  Zunahme  (H.).  Auf  dem  Zuge 
häufiger  als  früher,  auf  dem  Ostfriesischen  Festlande  noch  zahlreich 
brütend  (L.). 

Schwarzer  Storch  [Ciconia  nigra  L.).  Beim  hessischen  Batten¬ 
berg  1903  erlegt  (Schuster).  Kommt  vielleicht  noch  in  den  Wal¬ 
dungen  an  der  oberen  Edder  als  Brutvogel  vor  (Jghs.).  Mehr  und 
mehr  in  Abnahme'  trotz  aller  Schonung  der  hohen  Forst  Verwaltung 
(H.).  Auf  Juist  nur  einmal  gesehen  (L.). 

Kranich  ( Grus  grus  L.).  In  Abnahme;  dort  nicht  selten,  wo 
große  Sümpfe  verblieben  (H.).  Einigemal  auf  Borkum  gesehen  (L.). 

Rohrdommel  (Botaurus  stellaris  L.)  und  Zwergrohrdommel 
(Ardetta  minuta  L.).  In  Abnahme;  treten  sporadisch  in  Anzahl  auf, 
wenn  wir  guten  Maiwuchs  haben  (H.).  Fehlen  (L.). 

Lachmöwe  ( Larus  ridibundas  L.)  und  S i  1  b e r m ö  w e  ( L .  argen - 
tatus  Brünn.),  sowie  Seeschwalben  (Sterna).  Bei  Berlin  brüten 
Lachmöwen  in  verminderter  Anzahl,  ebenso  Trauer-  und  Flußsee¬ 
schwalben.  Lach-  und  Silbermöwen  sind  hier  bekannte  Wintervögel, 
doch  brüten  die  letztgenannten  nicht  hier  (H.).  Lachmöwe  außer  der 
Brutzeit  meist  in  großer  Anzahl ;  nimmt  ab  (L.).  Silbermöwe  in  den 
Kolonien  auf  Borkum  und  Langeoog  zahlreich,  neuerdings  aber  auf 
Borkum  in  Abnahme;  auf  den  übrigen  Inseln  etliche  Paare  (Eier¬ 
sucher!).  (L.).  Die  Kolonie  auf  Borkum  zählt  noch  etwa  5 — 6000 
Paare  (Schuster). 

Mittlere  Raubmöwe  (Ster cor arius  pomarinus  Temm.).  Die 
häufigste  aller  Raubmöwen  ;  von  August  au  nur  einzeln  (L.). 

Schmarotzerraubmöwe  (Ster  cor  arius  parasiticus  L.).  Auf  J  uist, 
weit  seltener  (L.). 


104 


Eismöwe  ( Larus  glaucus  Brünn.).  Einigemal,  Jugendkleider 
öfter  (L.). 

Polarmöwe  ( Larus  leucopterus  Faber).  Einmal  hier  (L.). 

Mantelmöwe  (Larus  marinus  L.).  Durch  Nachstellungen  wegen 
des  Balges  auch  seltner  geworden.  Brütet  bekanntlich  nicht  an  der 
Nordsee  (L.). 

•  • 

Heringsmöwe  (Larus  fuscus  L.).  Erscheint  sehr  selten  (L.).  Uber 
meine  Bestimmung  des  Inhaltes  ihrer  starken  Gewölle  (Herz-,  Mies-, 
Bohrmuscheln  und  Krabben)  vergl.  im  »Neuen  Naumann«  (Schuster). 

Sturmmöwe  (Larus  canus  L.).  Außer  der  Brutzeit  meist  in 
großer  Anzahl;  nimmt  aber  auch  ab  (Schießer!).  (L.). 

Zwergmöwe  (Larus  minutus  Pall.).  Früher  nie  auf  den  Ost¬ 
friesischen  Inseln  angetroffen,  neuerdings  etlichemal  im  Sommer  und 
Herbst  (L  ). 

Drei  zehen  m  öwe  (Bissa  tridactyla  L.).  WenigeStücke.  Merk¬ 
würdigerweise  auf  Helgolaud  die  häufigste  Art;  bei  uns  nur  in 
strengen  Wintern  (L.). 

Lachseesch  walbe  (Gelochelidon  nilotica  Hasselq.).  Früher  hier 
unbekannt.  Habe  etliche  Stücke  im  Frühjahr  erlegt  (L.). 

Raubseeschwalbe  (Sterna  caspia  Pall.).  Im  Juni  1902  hier 
erlegt,  sonst  nie  auf  deu  Ostfriesischeu  Inseln  beobachtet  (L.). 

Brandseeschwalbe  (Sterna  cantiaca  Gmel.)  Früher  auf  Borkum, 
Juist  und  Langeoog  Brutvogel,  jetzt  wieder  völlig  verschwunden. 
Einzige  Kolonie  noch  auf  Rottum  (L.). 

K  ü  s  te  n  seesch  wa  1  be  (Sterna  macrura  Naum.).  Früher  au 
Stelle  der  folgenden  auf  alleu  Inseln,  jetzt  fast  völlig  durch  diese 
verdrängt.  Auf  den  Nordfriesischen  Inseln  sind  beide  in  gleicher 
Anzahl  vertreten  (L.). 

Flußseeschwalbe  (Sterna  hirundo  L.).  Hat  im  allgemeinen 
abgenommen,  besonders  1903  sehr  wenige  gegen  früher  (L.). 

Zwergseeschwalbe  (Sterna  minuta  L.).  Auch  früher  nur 
immer  in  kleinen  Kolonien  auf  den  Inseln  (L.). 

Trauerseesch  wal be  (Hydrochelidon  nigra  L.).  Auf  den  Inseln 
während  des  Zuges  einzeln,  auf  dem  Festlande  an  Landseen  in  kleinen 
Kolonien  (L.). 

Kormoran  (Phalacrocorax  carbo  L.).  Läßt  sich  im  letzten  Jahr¬ 
zehnt  auf  unseren  Watten  öfters  sehen  (L.). 

Baßtölpel  (Sula  bassana  L.).  Erschien  früher  häufiger  als 
jetzt  (L.). 


105 


Wachtel  ( Goturnix  coturnix  L.).  Abnahme  (B.).  Wird  auf  der 
Schwäbischen  Alb  immer  seltener  (Wd.).  Bei  Moers  fast  gauz  ver¬ 
schwunden,  z.  T.  wohl,  weil  kein  Buchweizen  mehr  gebaut  wird  (0.). 
Soll  bei  Gießen -Schotten  1904  stärker  aufgetreten  sein  (vergl. 
Nerthus«  1904!)  (Schuster).  Am  Niederrhein  in  den  letzten  zehn 
Jahren  als  Brutvogel  und  Durchzügler  selten  geworden  (R.)  In 
entschiedener  Abnahme  für  Niederhessen  (Jghs.).  Sehr  selten  ge¬ 
worden  (H.).  La  caille  devient  de  plus  en  plus  rare  (F.).  Auf  den 
Inseln  nur  etlichemal  im  Herbst,  im  Ostfriesischen  Binnen  lande  wie 
überall  in  beständiger  Abnahme  (L.). 

Au  er  hu  hn  ( Tetrao  urogallus  L.).  Abnahme  (B.).  Bestand  gleich 
geblieben  (W.).  Selten  geworden  (H.).  Fehlt  (L.). 

Birkhuhn  (Tetrao  tetr ix  L.).  Das  Birkhuhn  ist  in  den  letzten 
Jahren  in  der  nördlichen  Eifel  in  Reviere  eingewandert,  wo  es 
früher  fehlte;  das  gleiche  fand  am  Niederrhein  auf  einem  schmalen 
Höhenzuge  zwischen  Hüls  und  Geldern  statt  (R.).  Anscheinend  in 
Abnahme  (Jghs.).  Zunahme  in  unsern  devastierten  Heiden  (H.). 
Fehlt  auf  den  Inseln,  nimmt  aber  auf  den  Mooren  des  ostfriesischen 
Festlandes  zu  (L.). 

Haselhuhn  (Tetrao  bonasia  L.).  Starke  Abnahme  (W.).  In 
Niederhessen  überhaupt  sehr  selten;  nur  in  einigen  Waldungen,  z.  B. 
bei  Fritzlar  (Jghs.).  Ist  um  Berlin  unbekannt  (H.).  Fehlt  (L.). 

Rephuhn  (Perdix  perdix  L.).  Selten  (W.).  Wird  auf  der 
Schwäbischen  Alb  selten,  weil  die  sorgfältigere  Ackerkultur  die  vielen 
Hecken,  ihren  Unterschlupf  während  des  Winters,  von  den  Feldern 
weggefegt  hat  (Wd.).  Zunahme  am  Niederrhein  trotz  jährlichen 
starken  Abschusses  (0.).  In  Hessen  eher  Zunahme  (Schuster).  Eher 
Zunahme  (H.).  Auf  den  Inseln  »domestiziert«,  auf  dem  Festlaude 
nicht  in  Abnahme  (L.). 

Große  Trappe  (Otis  tarda  L.).  Abnahme  (H.).  Auf  den  Inseln 
nie  vorgekommen,  auf  dem  Festland  etlichemal  erlegt  (L.). 

Lämmergeier  (Gypaetus  barbatus  L.).  Im  Jahre  1887  noch 
im  Kanton  Graubünden  vereinzelt  beobachtet;  die  im  Baseler  Zoo 
lebenden  Exemplare  dürften  kaum  aus  der  Schweiz  stammen  (D.). 

Steinadler  (Aquila  chrysaetus  L.).  Ein  Weibchen  am  17.Jauuar 
1901  bei  Frischborn,  Kreis  Lauterbach,  in  Oberhessen  erlegt  (Schuster). 
Leider  werden  alljährlich  mehrere  Steinadler  getötet  und  der  Jungen 
beraubt,  sodaß  sie  von  Jahr  zu  Jahr  seltner  werden  (D.).  [Dieses 
Treiben  wird  in  Jägerzeitungen  und  selbst  noch  in  manchen  Vogel¬ 
schutz-Zeitschriften  belobigt;  ich  warne  übrigens  vor  dem  in  neuerer 


106 


Zeit  wieder  beliebten  Zusammenstellen  von  Tageszeitungs-Notizen 
über  »erlegte  Steinadler«  u.  s.  w.,  wie  es  auch  z.  B.  von  Seiten 
v.  Tscbusis  in  der  »Ornith.  Monatsschrift«  1904  geschehen  ist]. 
L’aigle  royal  diminue  un  peu;  mais  il  en  a  eucore  daus  les  Alpes(F.). 

Seeadler  ( Haliaetus  albicilla  L.).  Vom  Herbst  bis  Frühjahr 
früher  regelmäßige  Erscheinung;  tritt  in  den  letzten  Jahren  immer 
seltener  auf  (L.).  Starker  Zug  an  der  Ostküste  des  Baltischen  Meeres 
im  Herbst  1904,  weshalb  man  im  deutschen  Binnenlande  auf  den 
entsprechend  starkeu  Rückgang  im  Frühjahr  achten  wolle!  (Schuster). 

Fischadler  ( Pandion  haliaetus  L.).  Scheint  auf  dem  Main  ver¬ 
schwunden  (Schuster).  Die  früher  regelmäßig  bemerkten  Durchzügler 
fehlten  in  den  letzten  Jahren  (Jghs.).  Brutvogel,  dem  in  hohen 
Königl.  Wäldern  ein  Asyl  gewährt  wird;  nunmehr  recht  selten  (H.). 
Einmal  auf  Borkum  (L.). 

Schlangenadler  ( Circaetus  gallicus  Gmel.).  Im  Taunus  ver¬ 
schwunden  (Schuster).  Einmal  auf  Borkum  (L.). 

Wanderfalk  {Falco  per egrinus  Tunst.).  Der  seit  etwa  30  Jahren 
beobachtete  Bestand  für  die  Umgebung  Cassels  schwankt  zwischen 
einem  und  drei  Brutpaaren  (Jghs.).  Nimmt  im  Kanton  Bern  ent¬ 
schieden  ab.  Im  sogeu.  Lindental  bei  Bern,  wo  er  früher  häufig 
war,  befinden  sich  nur  noch  einige  Brutpaare  (D.).  Hat  gegen  früher 
abgenommen;  auf  dem  Zuge  (und  zuweilen  auch  im  Winter)  noch 
ziemlich  häufig  (L.). 

(Gabelweihe  {Milvus  milvus  L.).  Wurde  jahrelang  nicht  mehr 
beobachtet  (W.).  Im  Waldgebiet  Darmstadt-Frankfurt-Kastel  noch 
wie  früher  (Schuster).  Hat  für  die  Umgebung  Cassels  entschieden 
abgenommen  (Jghs.).  Hat  bedeutend  abgenommen  (H.).  Fehlt  (L.). 

Rohr  weihe  ( Circus  aeruginosus  L.).  Weihen  sind  für  Nieder¬ 
hessen  Seltenheiten  und  mehr  zufällige  Gäste;  am  häufigsten  ist 
noch  C.  cganeus  L.  (Jghs.).  Ist  hier  immer  noch  die  bekannteste 
Weihe  (H.).  Ist  hier  nicht  Brutvogel;  ihr  Zug  hat  abgenommen  (L.). 

W  ie  sen  weihe  (Circus  py gar  gusL.).  Im  hessischen  Ried  (Schuster). 
Seltenheit  (H.).  Auf  dem  Zuge  nicht  selten  (L.). 

Kornweihe  ( Circus  cganeus  L.).  Für  Cassel  s.  oben  unter  G. 
aeruginosus  (Jghs.).  Seltenheit;  brütet  hier  auch  in  versumpften 
Laubholzschlägen  (H.).  Auf  den  Inseln  brüten  einzelne  Paare  (L.). 

Steppen  weihe  ( Circus  macrurus  Gmel.).  Habe  sie  im  Laufe 

der  Jahre  mehrmals  auf  dem  Herbstzuge  beobachtet  (H.). 

•  • 

Uhu  ( Hubo  bubo  L.).  Äußerst  selten  geworden  (W.).  In  ganz 
Niederhessen  und  dem  angrenzenden  Waldeck  nur  noch  in  ein  bis 


107 


zwei  Brutpaaren  (Jghs.).  Kann  für  hier  als  ausgestorben  gelten  (H.). 
Wie  alle  stattlich  großen  Raubvögel  dem  Untergange  geweiht  (D.). 

Waldohreule  ( Asio  otus  L.).  Abnahme  (W.).  In  langsamer 
Abnahme  (Jghs.).  In  den  rheiuhessischen  Wäldern  bleibt  der  Bestand 
sich  gleich  (Schuster).  In  jeder  Bauernheide  znnehmeud,  namentlich 
in  Mäusejahren.  Macht  im  Winter  Streifzüge  in  Scharen  von  bis 
zu  30  Stück  (H.).  Einzeln  auf  dem  Zuge  (L.). 

Sumpfohr  eule  (Asio  accipitrinus  Pall.).  Kann  als  etwas  seltenerer 
Brutvogel  gelten  und  scheint  mir  hier  sehr  sporadisch  zu  erscheinen. 
(H.).  Auf  den  größeren  Inseln  in  einzelnen  Brutpaaren,  auf  dem 
Zuge  oft  massenhaft  (L.). 

Zwergohreule  ( Pisorhina  scops  L.).  Le  Scops  ä  Geneve  il 
y  a  50  ans  (F.). 

Schleiereul e  (Strix  flammea  L.).  (Abnahme  (B.  und  W.).  Hat 
auch  hier  abgeuommen  (Jghs.).  Hält  sich  sicherlich  noch  im  gleichen 
Bestand,  namentlich  im  Vergleich  mit  den  beiden  letzten  Jahr¬ 
zehnten  (H.).  In  der  Gegend  von  Bern  in  steter  Abnahme  (D.).  Zu¬ 
weilen  fliegen  einige  nach  den  Inseln  herüber  (L.). 

Waldkauz  (Syrnium  aluco  L.).  Abnahme  (W.).  Nur  da,  wo 
dichte  oder  hohle  Bäume,  sogen.  Stufen,  Vorkommen  (0.).  Hat  in 
der  Casseler  Gegend  abgenommen  (Jghs.).  Hat  an  Anzahl  abge¬ 
nommen,  wohl  infolge  von  Mangel  an  Bruthöhlen  (H.).  Fehlt  (L.). 

Steinkauz  ( Athene  noctua  Retz.).  Abnahme  (B.).  Hat  auch 
hier  abgenommen  (Jghs.).  Hat  nur  auf  Norderney  einigemal  ge¬ 
nistet,  sonst  fehlend  (L.). 

Rauhfußkauz  (Nyctala  tengmalnii  Gmel.).  Ein  deutscher  Ge- 
birgsvogel  wie  der  folgende  (Schuster). 

Sperlingskauz  ( Glaucidium  passerinum  L.).  Bis  jetzt  habe 
ich  ihn  bei  uns  noch  nicht  beobachtet  (Schuster). 

Elster  (Pica  pica  L.).  Fast  verschwunden  (W.).  Hat  in  unserer 
Gegend  abgeuommen  (Jghs.).  Hat  sehr  abgenommen  (H.).  Streicht 
seltner  nach  den  Inseln  herüber,  ist  aber  auf  dem  Festlande  noch 
ziemlich  häufig  (L.). 

Eichelhäher  (Garrnlus  ylanäarius  L.).  Nimmt  etwas  ab  (W.). 
Zeigt  iu  Hessen  vielerorts  Zunahme  (Schuster).  Bestand  wechselnd, 
doch  im  großen  und  ganzen  eher  Zunahme  (Jghs.).  Hat  stark  zu¬ 
genommen,  weil  seine  Feinde,  Wauderfalk  und  Hühnerhabicht,  jetzt 
vielfach  fehlen;  außerordentlich  starke  Herbstzüge  (H.).  Fehlt  auf 
den  Inseln  zuweilen  längere  Jahre,  kommt  dann  aber  plötzlich  iu 


108 


großen  Zügen.  Auf  dem  Festlande  ist  er  ein  sehr  häufiger  Brut¬ 
vogel  (L.). 

T a n u en h äher  (Nucifraga  caryocatactes  L.).  Durchzügler  ( W.). 
Oftmals  beim  Durchzuge  beobachtet  (H.).  Einigemal  auf  den  Inseln 
während  der  Zugjahre  gesehen  (L.). 

Dohle  (Colaeus  monediüa  L.).  Fehlt  (W.).  Sonst  sehr  bekannt 
in  Berlin  hat  sie  an  Zahl  verloren;  starker  Zug  im  Winter  und 
Frühjahr  (H.).  Auf  den  Inseln  nicht  brütend,  aber  massenhaft  auf 
dem  Zuge;  in  vielen  ostfriesischen  Dörfern  geradezu  Laudplage  (L.). 

Saatrabe  ( Corvas  frugilegus  L.).  Bestand  ziemlich  gleichbleibend 
(W.).  Kolossale  Bestände  am  Niederrhein  (0.).  Unter  allen  Vögeln 
bei  ihm  die  größte  Zunahme  zu  verzeichnen;  starke  winterliche 
Züge;  Saatkrähen  verbleiben  hier  um  Berlin  (H.).  Auf  dem  Zuge 
zahlreich,  auf  dem  Festlande  verschiedene  Brutkolonien  (L.). 

Nebelrabe  ( Corvus  cornix  L.).  Auf  dem  Durchzuge  (W.).  Zu¬ 
nahme,  umsomehr,  wo  ihre  Feinde  fehlen  (H.).  Im  Winter  1903 — 04 
bei  Bern  häufiger  als  sonst  (D.).  Auf  dem  Zuge  massenhaft  mit 
C.  cor one',  auch  Wiutergast  (L.). 

Rabenkrähe  ( Corvus  corone  L.).  Eher  Zunahme  (W.).  Nimmt 
auf  der  Schwäbischen  Alb  durch  törichte  Verfolgung  neuerdings 
ab  (Wd.).  Auf  dem  Zuge  von  jeher  in  enormer  Anzahl  (L.). 

Kolkrabe  (i Corvus  corax  L.).  Auf  der  Schwäbischen  Alb  noch 
vor  40  Jahren  Brutvogel.  Scheint  jetzt  ausgestorben  (Wd.).  Im 
rheinischen  Hessen,  ja  wohl  in  Gesamt-Hessen  ausgestorbeu  (Schuster). 
Hat  seit  mehreren  Jahrzehnten  sehr  abgenommen,  sodaß  jetzt  in 
ganz  Niederhessen  nur  ein  bis  zwei  Paare  vorhanden  sind  (Jghs.). 
Außerordentlich  selten  geworden.  Etwa  vor  30  Jahren  war  überall 
in  großen  Waldungen  noch  das  eine  oder  andere  Pärchen  vorhanden ; 
diese  sind  wohl  überall  verschwunden  (H.).  Seit  Jahren  nicht  mehr 
gesehen  (L.). 

Großer  Würger  ( Lanius  excubitor  L.).  Abnahme  (W.).  Auf 

•• 

der  Schwäbischen  Alb  dem  Verschwinden  nahe  (Wd.).  Der  Östliche 
Raubwürger  ( L .  excubitor  major  Pall.)  ist  im  Winter  bei  uns  in 
Hessen  (mit  Übergangsformen  zum  Typus),  im  Sommer  nicht 
(Schuster).  In  der  weiteren  Umgebung  Cassels  in  starker  Abnahme 
(Jghs.).  Nimmt  rapid  ab,  kann  aber  zur  Winterszeit  noch  bei  jedem 
Ausfluge  beobachtet  werden  (H.).  Bei  Bern  selten,  häufiger  im  Aar¬ 
gebiet  bei  Aarberg  und  im  »Großen  Moos«  (D.).  Einzeln  auf  dem 
Zuge,  zuweilen  auch  im  Winter  (L.). 


109 


Rotrückiger  Würger  ( Lanius  collurio  L.).  Abnahme  (B.). 
Früher  häufig  bei  Aachen,  1902  fast  vollständig  fehlend  (R.).  In 
Abnahme,  seitdem  infolge  der  Verkoppelung  die  Feldhecken  mehr 
und  mehr  verschwinden  (Jghs.).  Auf  dem  Zuge  häufig  (L.). 

Grau würger  ( Lanius  minor  Gmel.).  Brütete  1903  bei  Frank¬ 
furt  in  wenigstens  zwei  Pärchen;  drei  Exemplare  wurden  im  Schlag- 
gärnchen  erbeutet.  Vergl.  »Jahrb.  d.  Nass.  Ver.  f.  Naturk.«  1904 
(Schuster).  Tritt  sporadisch  auf,  namentlich  im  Mai  und  Juni  bei 
großer  Hitze  (H.). 

Rotköpfiger  Würger  ( Lanius  Senator  L.).  Seit  etwa  zwei 
bis  drei  Jahrzehnten  hier  fast  ganz  verschwundeu  (Jghs.).  Abnahme; 
tritt  sporadisch  auf  (H  ).  In  letzter  Zeit  bei  Bern  wieder  häufiger 
(D.).  Einzeln  auf  dem  Zuge  (L.). 

Wiedehopf  ( Upupa  epops  L.).  Am  Niederrhein  als  Brutvogel 
gegen  früher  selteu  geworden  (R.).  Abnahme  im  Reg.-Bez.  Düssel¬ 
dorf  und  den  angrenzenden  westfälischen  Gebieten  (0.).  Nimmt  mit 
dem  Verschwinden  der  hohlen  Bäume  entschieden  ab  (Jghs.).  Sehr 
große  Abnahme  (H.).  Auf  dem  Zug  sehr  selten  (L.). 

Seidenschwanz  ( Bombycilla  garrula  L.).  Im  Herbst  1904 
starker  Durchzug  an  vielen  Orten  Deutschlands  bis  ins  südliche 
Ungarn,  Mittelitalien  und  Südfrankreich  (tiefste  Temperatur  in  Stock¬ 
holm  am  30.  November  — 18°  für  Nov.  und  Dez.)  (Schuster).  Er¬ 
schien  früher  häufiger  als  jetzt  (Jghs.).  In  sehr  kalten  Wintern 
alljährlicher  Durchzug  (H.).  Dann  und  wann  im  Herbst  einzeln  (L.) 

Neues  vom  Zoologischen  Garten  zu  Berlin. 

Von  Theodor  Knottnerus-Meyer  aus  Hannover. 

(Mit  Tafel  I — III.) 

(Schluß.) 


Nebeu  dem  alten,  seit  1872  im  Garten  lebenden  Rhinoceros 
unicornis ,  nach  dem  Tode  der  Exemplare  von  Köln  a.  Rh.  und 
Hamburg,  außer  dem  Frankfurter  das  einzige  seiner  Art  in  deutschen 
Tiergärten,  ist  jetzt  wieder  ein  Afrikanisches  (Rh.  bicornis)  vor¬ 
handen.  Es  ist  von  Schillings  aus  Deutsch-Ostafrika  in  Ge¬ 
sellschaft  zweier  Ziegen  mitgebracht  und  geschenkt  worden  und  hat 
sich  bisher  vorzüglich  entwickelt.  Die  Ziegen  aber  teilen  jetzt  seinen 
Käfig  nicht  mehr,  sondern  sind  durch  ein  Gitter  abgetrennt,  sodaß 
der  >kleine«  Dickhäuter  sie  wohl  sehen  kann  und  ihre  Gesellschaft 


110 


par  distance  genießt,  ohne  daß  er  sie  aber  mißhandeln  könnte.  Dem 
Umstande,  daß  Schillings  als  guter  Kenner  von  Tieren  und  Tier¬ 
freund  der  kleinen  Waise  Gesellschaft  auf  dem  Wege  zur  Küste 
und  während  der  langen  Seereise  gegeben  hat,  ist  es  im  wesentlichen 
zu  danken,  daß  das  kleine  Vieh  lebend  und  gesund  nach  Berlin  ge¬ 
kommen  ist,  wo  es  sich  bisher  tadellos  entwickelt  hat. 

Auch  das  Pferdehaus  hat  eine  wertvolle  Neuerwerbung  be¬ 
kommen,  nämlich  ein  Paar  der  neuerdings  von  Karl  Hagen  beck 
iu  den  Handel  gebrachten  Wildpferde  ( Equus  przewalsJciji)  aus  der 
Mongolei  und  Dsungarei,  die  wir  als  eine  der  Stammformen  des 
zahmen  Pferdes  anzusehen  haben.  Auch  zwei  neue  geographische 
Formen  des  Zebras  sind  zu  nennen,  nämlich  E.  transvaalensis  und 
E.  crawshayi  aus  Deutsch-Ostafrika.  Vom  Bergzebra  {JE.  zebra)  $ 
und  Shetlandpony  <5  ist  e^n  Zebroid  gezüchtet,  das  bei  dunklerer 
Grundfarbe  die  mütterliche  Schwarzstreifung  zeigt.  Erwähnenswert 
ist  auch  noch  ein  Zwergmaultier,  das  einen  weit  weniger  hä߬ 
lichen,  mehr  pferdeähnlichen  Kopf  hat  als  sonst  Maultiere  zu  haben 
pflegen. 

Von  Nagetieren  (Rodentia)  erwähnte  ich  bereits  die  in  den 
fertigen  neuen  Gehegen  vereinigten  Arten.  Was  sonst  noch  an 
Nagern  vorhanden  ist,  verteilt  sich  bis  zur  vollständigen  Fertig¬ 
stellung  der  Anlage  für  Nager  auf  das  Elefanten-  und  das  Alte 
Vogelhaus  oder,  wie  es  jetzt  im  »Führer«  heißt,  das  »Haus  für 
Halbaffen,  Beuteltiere  u.  s.  w.« 

In  ersterem  Hause  leben  einstweilen  vier  Arten  des  Stachel¬ 
schweins  ( Hystrix  cristata ,  H.  africae-australis ,  H.  grotei  und  H. 
javanica).  In  letzterem  Hause  ist  dagegen  die  schöne  Eichhörnchen¬ 
sammlung  untergebracht,  der  u.  a.  Sciurus  vittatus ,  Sc.  prevosti, 
Sc.  bicolor ,  Sc.  capistratus  und  Sc.  ludovicianus  und  ferner  ein  Flug¬ 
hörnchen  ( Pteromys  volucella)  angehöreu.  Im  Neuen  Affenhause  endlich 
lebtz.Z.  die  kubanische  Baumratte  (Capromys  piloridis).  Weitere  im 
Alten  Vogelhause  wohnende  Nager  sind  der  Ziesel  ( Spermophilus 
citellus),  ein  recht  behäbiger  und  munterer  taurischer  Hamster  (CW- 
cetus  rufescens ),  ein  Geschenk  Falz-Feins,  Springhasen  ( Pedetes 
cciffer),  die  sich  nach  Känguruhart  fortzubewegen  pflegen,  und  Wilde 
Meerschweinchen  ( Gavia  aperea ),  während  in  den  Außenkäfigen  noch 
zwei  Arten  von  Murmeltieren  {Arctomys  marmotta  und  A.  sibirica ) 
untergebracht  sind, 

Hier,  in  diesem  Hause,  leben  auch  die  Zahnarmen,  abgesehen 
von  dem  im  Neuen  Affenhause  der  Affenherde  des  Mittelkäfigs  Ge- 


111 


Seilschaft  leistenden  JDasypus  villosus ,  nämlich  ein  Ameisenbär  ( Myrme - 
cophaga  jubata)  und  eiu  Faultier  ( Choloepus  didactylus). 

Beuteltiere  sind  nur  sehr  wenige  vorhanden.  Abgesehen  von 
dem  schon  erwähnten  Beutelteufel  und  Beutelwolfe  sind  im  Alten 
Vogelhause  einig e  Phalangista-  und  Dasyurus- Arten  und  einige  Kängu¬ 
ruhs  im  Alten  Straußenhause,  das  so  bis  zu  seinem  Abbruche  noch 
zweckmäßig  verwandt  wird,  uutergebracht.  Es  sind  Macropus  rufus, 
M.  robustus  und  M.  giganteus.  Eine  reichere  Sammlung  anzulegeu, 
wird  dem  Garten  erst  nach  Schaffung  eines  neuen  Beuteltier-  oder 
Känguruhhauses  möglich  sein.  Endlich  seien  auch  noch  die  beiden 
Ameisenigel  ( Echidna  hystrix )  im  Alten  Vogelhause  erwähnt. 

Wenn  ich  mich  nun  den  Vögeln  zuwende,  so  gilt  es  noch  die 
Raubvogelsammlung,  die  Bewohnerschaft  des  Stelzvogelhauses  und  die 
des  Neuen  Vogelhauses,  sowie  das  Teichgeflügel  zu  erwähnen. 
Fasanerie  und  Straußenhaus,  sowie  die  neuen  Wasserflugkäfige  sind 
ja  mit  ihren  Bewohnern  bereits  oben  besprochen  worden. 

Die  so  reichhaltige  Raubvogelsammlung  weist  als  nennenswert 
u.  a.  auf  den  ostasiatischen  Haliaetus  pelagicus ,  den  australischen 
II.  leucogaster,  U.  lencocephalus  und  H.  vocifer ,  Aquila  fasciata,  A. 
orientalis ,  A.  mogilnik ,  Spizaetus  coronatus ,  Sp.  bellicosus  und  occi - 
pitalis ,  den  ostafrikanischen  Gänsegeier  ( Gyps  africanus),  Vidtur 
occipitalis  und  den  von  Schillings  eingeführten  und  geschenkten 
Pseudogyps  schillingsi  aus  der  Masaisteppe.  Von  kleineren  Arten  sind  zu 
nennen  der  afrikanische  Zwergadler  ( Nisaetus  wahlbergi),  zwei  Bussarde 
(Buteo  ferox  und  B.  augur ),  ferner  Melierax  mechowi ,  etwa  ein 
halbes  Dutzend  Arten  der  Gattung  Falco,  der  Schlangenadler  ( Cir - 
caetus  gallicus),  der  große  Cbimmango  {Ibycter  me  gedopter  us),  I.  chima- 
chima ,  die  madagassische  Polyboroides  radiata ,  Micrastur  melano- 
leucus  und  M.  ruficollis,  sowie  der  Kehlstreifenhabicht  (Asturinula 
monogrammica).  Die  mit  den  kleineren  Raubvögeln  vereinigten  Eulen 
weisen  mehrere  neue  Arten  auf,  so  unter  acht  Arten  von  Uhus 
Bubo  magellanicus ,  B.  einer ascens ,  B.  Sibiriens  uud  B.  asealaphns.  Weiter 
ist  zu  nennen  die  amerikanische  Waldohreule  ( Asio  mexicana ),  drei 
Ulula- Arten,  nämlich  Ulula  nebulosa,  U.  uralensis  und  U.  poensis , 
sowie  endlich  die  prächtige  Schneeeule  ( Nyctea  nyctea). 

Unter  den  Bewohnern  des  Stelzvogelhauses  sind  die  Kraniche 
wiederum  um  zwei  Arten  vermehrt  worden,  umfassen  jetzt  also 
vierzehn  (!)  Arten.  Eine  ähnlich  reichhaltige  Sammlung  traf  ich 
bisher  nur  in  Köln  a.  Rh. 


112 


Ich  will  die  Arteu  hier  aufzählen:  Grus  grus ,  Gr.  canadensis 
Gr.  americana ,  Gr.  viridirostris ,  Gr.  lilfordi,  Gr.  leucauchen ,  Gr. 
carunculata,  Gr.  paradisea ,  Gr.  leucogerana ,  Gr.  collaris,  Gr. 
australasiana ,  Gr.  rir^o,  JBalearica  pavonina  und  Z?.  regulorum.  Der 
Bestand  an  Marabus,  Jabirus  und  Nimmersatten  ist  der  gleiche  ge¬ 
blieben,  von  Störchen  ist  neu  der  südamerikanische  Maguari  ( Ciconia 
maguari).  Erwähnenswert  ist  noch  der  merkwürdige  Trompetervogel 
(Psophia  crepitans)  aus  Südamerika,  der  in  seinem  haarartigen  Feder¬ 
kleid  fast  einem  kleinen  Strauße  gleicht. 

Auf  die  zahl-  und  artenreiche  Bewohnerschaft  des  Neuen  Vogel¬ 
hauses  näher  einzugehen,  ist  im  Rahmen  dieses  Aufsatzes  unmög¬ 
lich.  Ich  möchte  nur  erwähnen,  daß  die  Sammlung  allein  an 
Papageien  jetzt  rund  150  Arten,  die  ganze  Vogelsammlung  des 
Hauses  aber  etwa  500  Arten  umfaßt. 

Den  neben  dem  Vogelhause  befindlichen  herrlichen,  großen  Flug¬ 
käfig  für  europäische  Sumpf-  und  Strandvögel  bewohnt  jetzt  auch 
ein  Baßtölpel  ( Sula  bassana ),  dem  Anscheine  nach  bei  bestem 
Wohlsein. 

Unter  dem  Teichgeflügel  ist  die  Pelikansammlung  in  aller  Voll¬ 
ständigkeit  erhalten,  ebenso  der  Bestand  an  Flamingos,  während  die 
Schwäne  noch  um  zwei  Arten,  den  Cygnus  buccinator  und  C.  minor , 
vermehrt  worden -sind. 

Von  Gänsen  sind  neu  die  Sporengans  ( Plectropterus  gambensis) 
aus  Deutsch-Ostafrika  und  die  Chile-Gans  (A.  dispar).  Die  übrigen 
selteneren  Arten  nannte  ich  schon  als  Bewohner  der  Neuen  Wasser¬ 
flugkäfige. 

Auch  die  Enten  stellen  ja  hier  eine  Anzahl  seltenerer  Arten. 
Von  den  Enten  der  Teiche  möchte  ich  u.  a.  Auas  spinicauda ,  die 
Australische  Wildente  ( A .  super  ciliosa)  und  die  indische  Fleckschnabel¬ 
ente  (A.  poecilorhyncha ),  ferner  die  Trauerente  ( Fuligüla  nigra),  F. 
leucophthalmica  und  F.  marila  erwähnen. 

Was  die  Tierhaltung  betrifft,  so  ist  für  die  härteren  Affen¬ 
arten,  d.  h.  alle,  die  das  Alte  Affenhaus  bewohnen,  eine  gleiche  Ein¬ 
richtung  getroffen,  wie  sie  schon  seit  Jahren  in  Köln  a.  Rh.  zum 
Vorteile  für  die  dortige  Affenwelt  besteht.  Man  hat  durch  von  den 
Tieren  selbst  zu  öffnende  Klapptüren  diesen  die  Möglichkeit  gegeben, 
Sommer  wie  Winter,  wann  es  den  lieben  Vettern  paßt,  ins  Freie 
zu  gehen,  eine  Gelegenheit,  von  der  eifrig  Gebrauch  gemacht  wird. 
Hoffentlich  wird  diese  Einrichtung  allmählich  überall  eingeführt. 
Ich  traf  sie  außer  in  Köln  u.  a.  in  Hamburg  und  auch  in  Kopen- 


113 


hagen.  Sie  besteht,  so  viel  ich  weiß,  auch  in  dem  neuen  Garten  zu 
Halle  a.  d.  Saale.  Jedenfalls  ist  den  Tieren  kalte,  frische  Luft  zu¬ 
träglicher  als  warme,  schlechte,  wie  sie  bekanntlich  in  den  meisten 
Tierhäusern  herrscht.  Sehr  erfreulich  wäre  es,  wenn  auch  das  Neue 
Affenhaus  Außenkäfige  bekommen  würde. 

Die  Großkatzen,  abgesehen  von  den  nördlichen  Arten,  das  ganze 
Jahr  über  in  den  Außenkäfigen  zu  lassen,  wie  es  in  Köln  a.  Rh.  ge¬ 
schieht,  dazu  versteht  man  sich  in  Berlin  bis  jetzt  nicht.  Doch  sind 
wenigstens  die  Türen  des  Großen  Raubtierhauses  auch  jetzt  noch, 
im  November,  den  ganzen  Tag  über  für  den  Eintritt  frischer  Luft 
geöffnet.  Dagegen  genießen  noch  alle  Antilopen,  ausgenommen  an 
regnerischen  Tagen,  täglich  die  frische  Luft.  Nur  die  Giraffen  bleiben 
von  den  Bewohnern  des  Antilopenhauses  im  Hause. 

Selbst  Elefanten,  Einhörniges  Nashorn  (seit  1872  im  Garten) 
und  Tapire  gehen  jetzt,  im  November,  noch  ohne  Schaden  für  ihr 
Wohlergehen  in  die  Außenparks,  Tiere,  die  man  doch  sonst  noch 
meist  recht  zu  verwöhnen  pflegt.  Sehr  zu  gefallen  scheint  allerdings 
den  großen  Rüsseltieren  unser  nordischer  Winter  nicht.  Das  Stim¬ 
mungsbarometer  schien  mir  unter  Normal  zu  stehen.  Dagegen  haben 
die  Flußpferde  bereits  ihr  Winterhaus  bezogen.  In  anderen  Gärten, 
so  in  Köln  und  Hannover,  pflegt  man  sonst  diese  länger  als  die 
Elefanten  ins  Freie  zu  lassen.  Auch  das  ganze  Einhufervolk  be¬ 
zieht  noch  täglich  die  Ausläufe.  Das  gleiche  ist  mit  allen  Bewohnern 
des  Stelzvogelhauses  und  der  Neuen  Fasanerie  der  Fall,  während  die 
Afrikanischen  Strauße,  die  ich  bei  Hagenbeck  auch  im  Winter  im 
Freien  traf,  im  Hause  waren.  Was  sonst  noch  zu  sagen  war,  habe 
ich  bereits  angeführt,  wie  z.  B.  bei  den  freifliegenden  Fasanen. 

So  ist  das  Bild,  das  der  Berliner  Garten  bietet,  ein  durchaus 
erfreuliches.  Und  es  ist  ein  gutes  Recht  der  Leitung  des  Gartens  stolz  zu 
sein  auf  das,  was  bisher  erreicht  worden  ist,  ohne  dabei  den  stän¬ 
digen  Fortschritt  zu  vergessen.  Und  das  geschieht  nicht,  sondern 
immer  neue  Pläne  zur  Erbauung  weiterer  Häuser  und  Gehege  folgen 
einander. 

Vor  rund  sechzig  Jahren,  1845,  war  es,  als  König  Friedrich 
Wilhelm  IV.  aus  königlicher  Gnade  dem  auf  Anregung  Lichtensteins 
gegründeten  Aktieuvereine  des  Zoologischen  Gartens  »bei«  Berlin, 
wie  man  damals  noch  mit  Recht  sagen  konnte,  ein  Gelände  von 
rund  90  Morgen  Flächeninhalt,  das  zur  ehemaligen  Fasanerie  ge¬ 
hörte,  überwies.  So  wurde  durch  die  Gunst  unseres  Königshauses 
die  Begründung  des  Gartens  ermöglicht,  des  ersten  in  Deutschland, 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  8 


114 


des  dritten  in  Europa.  Vor  ihm  sind  die  Gärten  zu  London  und 
Antwerpen  in  den  Jahren  1829  und  1843  begründet  worden,  wäh¬ 
rend  allerdings  die  Menagerie  des  Jardin  des  Plantes  in  Paris  und 
die  zu  Schönbrunn  noch  älteren  Datums  sind.  König  Friedrich 
Wilhelm  aber  bezeugte  sein  lebhaftes  Interesse  auch  weiterhin  da¬ 
durch,  daß  er  alle  auf  der  Pfaueninsel  bisher  gehaltenen  Tiere  mit 
ihren  Käfigen  dem  Garten  überwies  und  ihm  einen  Jahreszuschuß 
von  15,000,  von  1843  ab  von  25,000  Talern  bewilligte.  Doch  blieb 
der  Garten  in  den  ersten  25  Jahren  bei  einem  Tierbestande  von 
etwa  100  Arten  in  bescheidenen  Verhältnissen.  Auch  Alexander 
v.  Humboldt  gehörte  in  dieser  Zeit  dem  Verwaltungsrate  an.  Im 
Jahre  1869  wurde  mit  königlicher  Genehmigung  ein  neues  Statut 
eingeführt,  und  es  wurden  1000  Aktien  zu  M.  300  ausgegeben  und 
die  alten  Aktien  —  es  wareu  bis  1869  nur  191  Stück  zu  M.  300  — 
umgetauscht. 

Die  Leituug  des  Gartens  führte  bis  1869  nach  Lichtensteiu 
Professor  Dr.  AV.  Peters,  der  mit  dem  damaligen  Fiuanzminister 
v.  d.  Heydt  die  finanzielle  Neuordnung  durchführte. 

In  diesem  Jahre  trat  der  vom  Kölner  Garten  berufene  Dr.  Bodinus 
als  wissenschaftlicher  Direktor  an  die  Spitze  des  Gartens.  Durch  Aus¬ 
gabe  von  Obligationen  schaffte  mau  die  nötigen  Geldmittel,  und 
jetzt  begann  die  Periode  Ende  &  Böckmann  für  den  Garten.  So 
entstanden  im  Feldzugsjahre  das  Große  Raubtierhaus,  die  Adler¬ 
käfige  und  der  Neue  Bärenzwinger,  1872  das  Antilopen-,  1873  das 
Elefantenhaus,  1874/75  der  große,  vornehme  Konzertsaal  und  1883 
das  Neue  Affenhaus,  Schöpfungen,  die  zuerst  den  Weltruf  des 
Gartens  erringen  halfen. 

Nach  Bodinus  Tode  leitete  von  1884  bis  1888  Dr.  Max  Schmidt, 
der  vom  Frankfurter  Garten  berufen  wurde,  die  Direktoratsgeschäfte, 
dessen  Nachfolger  wiederum  ein  Direktor  des  Kölner  Gartens,  Dr. 
Ludwig  Heck,  wurde,  der  bis  heute  dem  Garten  als  wissen¬ 
schaftlicher  Leiter  vorsteht.  Unter  Dr.  Hecks  Leitung  wurde  der 
Tierbestand  auf  seine  heutige  Höhe  —  rund  1300  Arten  von  Säuge¬ 
tieren  und  Vögeln  —  gebracht,  eine  von  keinem  andern  Garten  er¬ 
reichte  Zahl!  1895  entstand  dann  der  jetzt  eingerichtete  Flügel  des 
Neuen  Vogelhauses,  dessen  zweiter  Flügel  noch  der  Erbauung  harrt, 
1896  neue  Hirschhäuser,  denen  sich  1898,  1900  und  bis  jetzt  gleiche 
Neubauten  anschlossen.  1897  wurde  das  Stelzvogelhaus  und  das  Neue 
Haus  für  Kamele  und  Antilopen  eröffnet.  In  neuester  Zeit  folgten 
dann  alle  die  oben  von  mir  eingehender  besprochenen  Neuschöpfungen. 


115 


Daneben  wurden  unter  Herrn  Dr.  Hecks  Leitung  neue  Ver- 
waltungs-  und  Wirtschaftsgebäude,  sowie  der  imposante  Eingang 
am  Kurfürstendamm  erbaut,  ferner  die  elegante  Dreisternpromenade 
angelegt,  elektrische  Beleuchtung  im  ganzen  Garten  eingeführt  und 
allerlei  Neubauten  für  Restaurationszwecke,  so  das  »Wiener  Cafe« 
aufgeführt.  Der  Verkehr  im  Garten  ist  jetzt  bei  täglich  stattfinden¬ 
den  Doppelkonzerten  (Sountags  mit  drei  Kapellen)  derart  ange¬ 
wachsen,  daß  der  Wirt  an  schönen  Sommersonntagen  bisweilen 
50 — 60,000  Gäste  bewirten  muß!  Seine  bevorzugte  Lage  im  feinen 
Westen  an  der  Charlottenburger  Stadtgrenze  hat  dem  Garten  auch 
dauernd  den  Besuch  und  die  Gunst  der  ersten  und  der  wohlhaben¬ 
dsten  iBevölkerungsklassen  erhalten.  Er  ist  wie  etwa  der  schöne 
Kölner  Garten  ein  Treffpunkt  der  Gesellschaft  geworden. 

Die  große  Anzahl  wertvoller  Geschenke  aus  dem  Inlande  wie  aus 
dem  Auslande  beweist,  welcher  Wertschätzung  sich  der  Garten  er¬ 
freut.  Die  immer  zunehmende  Ausdehnung  des  Betriebes  machte 
die  Anstellung  eines  kaufmännischen  Direktors  nötig,  dem  die  ge¬ 
samten  Verwaltungsgeschäfte  übertragen  wurden.  Herrn  Meißner, 
bisher  Direktor  der  Berliner  Panoramagesellschaft,  wurde  diese  Stellung 
übertragen.  In  neuester  Zeit,  seit  dem  1.  Juli  1904,  steht  Herrn 
Dr.  Heck  in  der  wissenschaftlichen  Leitung  des  Gartens  der  bisherige 
wissenschaftliche  Assistent,  Herr  Dr.  Heinroth,  zur  Seite. 

So  hat  sich  der  Berliner  Garten  im  Laufe  der  Jahre  zu  seiner 
heutigen  Höhe  emporgearbeitet.  Einst  der  erste  zoologische  Garten 
in  Deutschland  ist  er  auch  heute  noch  als  der  erste  zu  bezeichnen, 
ja  noch  mehr  als  das!  Heute  schon,  wo  noch  so  viele  Pläne  aus- 
credacht  werden  und  so  manche  Wünsche  unerfüllt  sind,  ist  er  der 
erste  Garten  der  Welt!  Es  wäre  dringend  zu  wünschen,  daß  auch 
au  Allerhöchster  Stelle,  von  wo  den  angewandten  Naturwissen¬ 
schaften,  der  Technik,  so  viel  Interesse  und  Verständnis  entgegen¬ 
gebracht  wird,  für  dieses  schöne  Institut,  dessen  Bedeutung  für  die 
Wissenschaft  und  besonders  auch  für  den  Unterricht  gar  nicht  hoch 
genug  eingeschätzt  werden  kanu,  Anteilnahme  und  Wohlwollen  ge¬ 
weckt  werde. 


116 


Das  Storclinest  auf  dem  Chordache  in  Zofingen  (Kanton  Aargau) 

im  neunten  Jahre  (1903).  *) 

Von  Dr.  H.  Fischer-Sigwart  in  Zofingen. 


Übungsgemäß  folgen  hier  wieder  die  im  letzten  Jahre  gesam- 
•  melten  Notizen  über  unsere  Störche,  da  die  Zeit  ihrer  Zurückkunft 
nun  wieder  herannaht.  Es  sind,  da  in  unserm  Storchfamilienlebeu 
keine  großen,  neuen  Begebenheiten  mehr  Vorkommen,  noch  die  Notizen 
aus  den  benachbarten  Horsten  aufgenommen  und  einige  interessante 
Episoden  von  andern  Orten  eingeflochten  worden. 

Schon  am  9.  Januar  flogen  fünf  Störche  vom  Born  (Borneggen) 
gegen  die  Eggenscheide,  also  etwa  von  Westen  nach  Osten  ziemlich 
in  der  Richtung,  in  der  die  aus  den  südlichen  Ländern  zurück¬ 
kehrenden  anzukommen  pflegen.  Man  hörte  aber  nachher  nichts 
mehr  von  ihnen.  Die  ersten  Nachrichten  über  das  Aukommen  von 
Störchen  bei  den  Nestern  kamen  aus  Buchs  im  Kanton  St.  Gallen, 
wo  sie  am  22.  Febr.  beim  Neste  einrückten.  In  Brittnau  kamen 
am  1.  März  beide  miteinander  au. 

Anders  in  Zofingen,  wo  am  2.  März  abends  der  erste  ermüdet 
ankam  und  eine  zeitlang  im  Neste  ausruhte.  Der  zweite  rückte 
erst  am  11.  März  ein,  nachdem  in  der  Bevölkerung  schon  wieder 
einige  Besorgnis  Platz  gegriffen  hatte.  Vor  der  Ankunft  des  zweiten 
machte  sich  der  erste  viel  mit  dem  Reinigen  des  Nestes  zu  schaffen,  das 
bei  der  schlechten  Witterung  im  letzten  Jahre  etwas  in  Unordnung 
gekommen  war.  Das  Qualmen  des  Peches  und  das  Geräusch  der 
Maschinen,  die  in  diesen  Tagen  längere  Zeit  direkt  unter  dem  Neste 
zum  Reinigen  und  Pichen  der  Bierfässer  der  dort  befindlichen  Brauerei 
in  Betrieb  gesetzt  wurden  und  deren  Dampf  das  Nest  oft  ganz  ein¬ 
hüllte,  genierte  den  im  Neste  beschäftigten  nicht  im  mindesten. 

Am  15.  März  hatte  sich  das  Paar  auf  dem  Chordache  häuslich 
eingerichtet  und  das  Familienleben  schon  einige  Tage  vorher  begonnen. 

Am  5.  März,  abends  5  Uhr,  war  in  Kölliken  das  Storchpaar 
angekommen  und  hatte  klappernd  vom  Neste  auf  dem  Gasthofe  zum 
Bären  Besitz  genommen.  Es  verschwand  aber  am  gleichen  Tage 
wieder  und  war  bis  zum  24.  März,  an  welchem  Tage  man  beim 
Storchenvater  Rats  erholte,  nicht  mehr  sichtbar.  Dieser  empfahl, 
das  Nest  zu  untersuchen,  bekam  dann  aber  keine  Nachricht  mehr 

l)  Vergl.  Zool.  Garten  Jahrg.  1896  p.  99—107,  1897  p.  108—118,  1898 
p.  156-161,  1899  p.  297—302,  1900  p.  341—348,  1901  p.  241-247,  1902 
p.  293—300  und  1903  p.  377—385. 


117 


vuu  dort.  Es  wareu  nämlich  von  verschiedenen  Orten  her  Nach¬ 
richten  gekommen ,  daß  Störche  bei  ihren  Nestern  augekommen 
seien  und  diese  wieder  verlassen  hätten.  Es  stellte  sich  dann  heraus, 
daß  vom  vorigen  Jahre  her,  wo  wegen  des  schlechten  Wetters  viele 
Bruten  eingegaugen  waren,  noch  die  toten  Jungen  im  Neste  lagen. 
Wo  diese  daun  noch  rechtzeitig  durch  Menschenhand  beseitigt  wurden, 
bezogen  die  Störche  auch  die  Nester. 

ln  Zofingen  war  im  vorigen  Jahre  nur  ein  Junges  ■  davonge¬ 
kommen.  Das  batte  aber  zur  Folge,  daß  die  Alten  die  anderen 
Jungen,  die  ebenfalls  eingegangen  waren,  beseitigt  hatten,  um  bei 
der  Aufzucht  des  einzigen  Jungen  nicht  behindert  zu  sein.  Wo  aber 
die  ganze  Brut  eingegaugen  war,  hatten  die  Alten  das  Nest  samt 

der  toten  Brut  verlassen  und  waren  erst  diesen  Frühling  dahin  zurück- 

•  • 

gekehrt,  wo  sie  die  Überreste  der  toten  Jungen  noch  vorfanden,  was 
sie  veranlaßte,  das  Nest  nicht  zu  beziehen.  Man  konnte  vermuten, 
daß  in  Kölliken  so  etwas  im  Spiele  war. 

Am  2.  April  wurde  in  Zofingen  vom  Wächterstübchen  im  Kirch¬ 
turm  aus  die  erste  Visitation  des  Nestes  vorgenommen.  Der  Storch 
brütete,  und  als  er  sich  nach  einiger  Zeit  erhob,  zeigten  sich  drei 
Eier,  zwischen  denen  er  längere  Zeit  mit  dem  Schnabel  herum¬ 
stocherte,  um  die  Unterlage  zu  lockern.  Dann  setzte  er  sich  wieder 
darauf,  indem  er  noch  Bewegungen  machte,  die  bezweckten,  sich  in 
die  Unterlage  einzuwühlen  und  fester  auf  den  Eiern  zu  liegen. 

Die  beiden  Zofinger  Störche  machten  im  Frühling  und  Sommer 
1903  viele  Exkursionen  ins  Zofinger  Mühletal.  Schon  der  zuerst 
angekommene  tat  das,  als  er  noch  allein  war,  so  daß  ich,  als  ich 
einmal  das  Mühletal  in  seinem  Anfänge  kreuzte,  von  den  dortigen 
Anwohnern  mit  etwelchem  Bedauern  gefragt  wurde,  ob  nur  einer 
angekommen  sei.  Ich  konnte  ihnen  aber  beruhigende  Auskunft  er¬ 
teilen,  denn  gerade  an  dem  Tage,  es  war  der  11.  März,  war  der 
zweite  zugereist. 

Es  ist  den  beiden  nachgeredet  worden,  daß  sie  in  den  kleinen 
Bächlein  im  hintern  Mühletal  Forellen  gemaust  hätten,  ein  schwerer 
Vorwurf,  der  den  ihnen  feindlich  Gesinnten  wieder  Anlaß  geben 
könnte,  gegen  sie  Kapital  zu  schlagen.  Viele  Leute  glauben,  der 
Storch,  sowie  überhaupt  die  Tiere  sollten  so  gescheit  sein,  daß  sie 
unterscheiden  könnten,  was  für  Nahrung  sie  auswählen  müssen,  um 
die  Menschen  nicht  zu  erzürnen.  Leider  ist  dieser  Vogel  nur  ein 
Tier,  das  hierüber  kein  Urteil  hat,  und  das  wohl  gelegentlich  die 
gute  Gelegenheit  ergreift.  Das  sind  aber  Ausnahmen,  denn  Fische 


118 


gehören  nicht  zu  seiner  Hauptnahrung,  sondern  Mäuse,  Schnecken, 
Frösche  u.  s.  w.,  und  es  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  er  in  den  kleinen 
Bächlein  des  Mühletals  mit  überhängenden  Ufern  die  flinke  Forelle 
erbeuten  kann.  Es  finden  sich  auch  Groppen  dort,  sowie  Schnecken 
und  anderes  Getier,  das  ihn  ebenso  sehr  anzieht  und  leichter  zu  er¬ 
beuten  ist.  Es  ist  übrigens  sehr  leicht,  ihn  von  den  Jagdgründen 
im  Mühletal  zu  vertreiben;  man  braucht  ihn  nur  einige  Male  zu 
verscheuchen,  so  wird  er  sicher  nicht  mehr  kommen,  denn  er  merkt 
sehr  leicht,  wo  man  ihn  gerne  duldet  und  wo  man  ihn  nicht 
haben  will. 

Am  21.  August  flog  noch  ein  Storch  von  Nordwesten  über  die 
Häuser  der  Unterstadt  und  setzte  sich  für  eine  kurze  Weile  auf  das 
Chordach.  Das  war  der  letzte,  der  in  unserer  Gegend  gesehen  wurde. 

Bei  einer  weitern  Visite  im  Kirchturm  am  25.  April  lagen  vier 
Eier  im  Horste  auf  dem  Chordache.  Das  Gelege  war  also  bei  der 
frühem  Inspektion  am  2.  April  noch  nicht  vollständig  gewesen,  und 
da  das  Brüten  erst  beginnt,  wenn  das  Gelege  vollzählig  ist,  so 
konnte  man  nun  berechnen,  um  welche  Zeit  die  Jungen  ausschlüpfen 
mußten.  Bis  zum  4.  April  wird  das  Gelege  fertig  gewesen  sein, 
und  da  die  Brütezeit  28  Tage  dauert,  so  mußten  die  Jungen  am 
2.  Mai  ausschlüpfen. 

Im  Neste  waren  am  25.  April  beide  Alten  zugleich,  ein  Beweis, 
daß  sie  keinen  Nahrungsmangel  litten,  sondern  neben  der  Suche 
nach  Nahrung  noch  Zeit  fanden,  der  Ruhe  zu  pflegen.  Der  brütende 
Storch  hatte  den  Schnabel  unter  die  aufgeblähten  Halsfedern  gesteckt, 
um  ihn  warm  zu  halten,  denn  es  war  kalt.  Der  andere  stand,  wie 
in  tiefe  Gedanken  versunken,  auf  einem  Bein  dabei.  Nach  einiger 
Zeit  flog  dieser  in  nördlicher  Richtung  ab,  und  nach  einer  weitern 
Weile  erhob  sich  der  brütende  und  stocherte,  wie  gewohnt,  zwischen 
den  Eiern  herum. 

Am  2.  Mai  wurde  der  Kirchturm  wieder  bestiegen,  um  nach¬ 
zusehen,  ob  die  Jungen  ausgeschlüpft  seien.  Erst  nach  einer  halben 
Stunde  Wartens  geruhte  der  brütende  Storch  sich  zu  erheben.  Es 
waren  drei  Junge  im  Neste,  die  schon  vor  zwei  bis  drei  Tagen  aus¬ 
geschlüpft  sein  mochten ,  denn  sie  hatten  über  Amselgröße  und 
wackelten  bedenklich  mit  den  unverhältnismäßig  großen  Köpfen. 
Daneben  lag  noch  das  vierte  Ei. 

Am  3.  Mai  wurde  vom  Turme  aus  wieder  Nachschau  gehalten, 
und  es  zeigte  sich,  daß  nun  auch  das  vierte  Ei  ausgeschlüpft  war. 
Dieses  junge  Störchlei»  war  aber  bedeutend  kleiner  als  die  andern. 


119 


Offenbar  war  nach  dem  2.  April,  wo  drei  Eier  im  Neste  gelegen 
hatten,  eine  etwa  zwei  Tage  dauernde  Pause  eingetreteu,  bevor  das 
vierte  Ei  gelegt  worden  war,  und  deshalb  dies  letzte  Junge  auch 
einige  Tage  später  geschlüpft  als  die  andern,  daher  kleiner,  und  es 
stand  ihm  das  Schicksal  bevor,  aus  dem  Neste  geworfen  zu  werden. 

Die  Zofinger  Störche  sind  erst  im  Laufe  der  Jahre  mit  der  Um¬ 
gebung  Zofingens  vollständig  vertraut  geworden.  Im  Anfänge  flogen 
sie  stets  nur  in  westlicher  Richtung  ab,  in  die  Wiesen  längs  der 
Wigger,  in  die  sogen.  »Brüelmatten«.  Nach  und  nach  besuchten 
sie  dann  auch  die  Zofinger  Feuer weiher,  namentlich  den  südöstlich 
gelegenen  Bärmoosweiher,  wo  sie  im  Früblinge  Frösche  und  Kröten 
fanden.  Dann  gelaugten  sie  ins  nordöstlich  gelegene  Mühletal,  und 
im  Mai  kam  einer  regelmäßig  ins  nördlich  von  Zofingen  gelegene 
Dorf  Oftringen,  wo  er  im  Felde  und  längs  des  Dorfbaches  jagte  und 

sehr  zutraulich  war,  denn  er  kam  ganz  nahe  zu  den  Häusern  und 

•  • 

konnte  in  unmittelbarer  Nähe  betrachtet  werden.  Überall  aber,  wo 
diese  Vögel  Nahrung  suchen,  ist  es  notwendig,  daß  sie  freien  Aus¬ 
blick  haben.  Wo  viel  Gebüsch  vorhanden  ist,  in  Baumgärten,  im 
Walde  u.  s.  w.  zeigen  sie  sich  ebensowenig,  als  sie  sich  in  Getreide¬ 
felder  hinein  begeben  ;  deshalb  fliegen  sie  auch  nie  vom  Chordache 
aus  direkt  nach  Osten,  weil  dort  bald  das  Waldgebiet  beginnt. 

Am  1.  Juni  fand  vom  Kirchturm  aus  wieder  eine  Inspektion 
des  Storchhorstes  statt.  Es  waren  nur  drei  fast  vollständig  befie¬ 
derte  Junge  im  Neste.  Liegend  sahen  sie  von  oben  blendend  weiß 
aus  mit  zwei  großen,  scharf  abgegrenzten  schwarzen  Flecken  zu 
jeder  Seite  des  Rückens.  Sie  waren  beinahe  ausgewachsen,  aber  die 
Schwungfedern  staken  noch  in  den  Spulen.  Der  eine  Alte  stand 
als  Aufseher  würdig  und  unbeweglich  wie  eine  Bildsäule  auf  einem 
Beine  daneben  und  betrachtete  mit  Stolz  die  Produkte  seiner  Er¬ 
ziehung.  Vom  vierten  Jungen  konnte  man  nicht  in  Erfahrung 
bringen,  was  aus  ihm  geworden  sei;  aber  der  Wächter  beim  Neste 
hätte  Auskunft  geben  können,  daß  die  Prophezeiung,  die  dem  armen 
Spätlinge  im  Frühling  auf  den  kurzen  Lebensweg  mitgegeben  worden 
war,  in  Erfüllung  gegangen  sei.  Wegen  Zurückbleibens  in  der  Ent¬ 
wicklung,  und  namentlich  wohl,  weil  er  nicht  rechtzeitig  mit  den 
andern  lernte,  die  Nestmulde  von  seinen  Exkrementen  frei  zu  halten, 
war  er  beseitigt  worden.  In  Storchkreisen  kann  man  eben  wegen 
eines  Jungen  mit  solchen  Fehlern  nicht  die  Ausbildung  der  andern 
erschweren  und  ihre  Schönheit  gefährden. 

Am  25.  Juni,  abends  etwa  um  6 x/a  Uhr,  flogen  die  Jungen  zum 
ersten  Male  aus. 


120 


Um  diese  Zeit  wurde  gemeldet,  daß  ein  Storch  bei  der  Wirt¬ 
schaft  Hodel  eine  Taube  bis  zum  Taubenhaus  verfolgt  habe  und  dann 
langsam  der  Mauer  nach  zu  Boden  geflattert  sei.  Es  wäre  das  zum 
ersten  Male ,  daß  sich  in  Zofingen  innerhalb  der  Stadt  ein  Storch 
freiwillig  zu  Boden  gelassen  hätte.  Er  habe  dann  Mühe  gehabt, 
wieder  auf  das  Chordach  zu  gelangen.  Das  bedeutete  uuu  allerdings 
keine  Verfolgung  einer  Taube,  sondern  es  war  ein  verunglückter 
Flugversuch  eines  Jungen,  das  nicht  die  nötige  Höhe  gewinnen 
konnte,  um  über  die  Häuser  weg  zu  kommen,  und  das  deshalb  an 
der  der  Kirche  zugewandten  Seite,  an  der  sich  zufällig  ein  Tauben¬ 
schlag  befand,  gegen  das  betreffende  Haus  stieß.  Es  geriet  dann 
wider  seinen  Willen,  nur  aus  Unbehilflichkeit,  flatternd  auf  den 
Boden,  von  wo  es  mühsam  wieder  zum  Neste  gelangte.  Es  war 
sicherlich  froh,  wieder  dort  zu  sein,  und  hat  keine  Gelüste  nach 
Tauben  gehabt,  und  vorher  und  seither  kam  dergleichen  auch  nicht 
mehr  vor. 

Am  3.  Juli  morgens  hatte  sich  einer  der  jungen  Störche  in 
einen  Garten  auf  der  nördlichen  Seite  der  Stadt  verirrt.  Auch  das 
war  wieder  ein  mißlungener  Flugversuch.  Er  machte  dort  den  ganzen 
Morgen  hindurch  Anstrengungen,  fortzufliegen,  unter  großer  Be¬ 
teiligung  des  Publikums,  das  glücklicherweise  durch  die  Umzäunung 
des  Gartens  in  richtiger  Distanz  gehalten  wurde.  Das  Auffliegen 
gelang  ihm  erst  gegen  Mittag,  als  sich  ihm  eine  Frau  näherte,  die 
ihm  Zucker  offerieren  wollte,  was  für  ihn  jedoch  kein  Leckerbissen 
gewesen  wäre.  Er  erschrak  darüber  so  sehr,  daß  ihm  die  Angst 
die  Kraft  gab,  aufzufliegen.  Abends  waren  dann  wieder  alle  drei 
Jungen  im  Neste. 

Am  4.  Juli  machten  um  die  Mittagszeit  zwei  um  den  Kirchturm 
herum  Flugübungen  und  setzten  sich  oft  auf  dessen  Vorsprünge,  so 
auf  die  Fenstereinfassung  des  »Türmerstübchens«,  von  wo  aus  im 
Sommer  die  Storchnestinspektionen  stattfanden,  und  auf  die  Drachen¬ 
köpfe  bei  den  Zeittafeln,  die  das  Regenwasser  ableiten.  Nach  mensch¬ 
lichen  Begriffen,  oder  wenn  man  Menschen  diese  »Standpunkte«  hätte 
einnehmen  sehen,  wären  das  sehr  gefährliche  oder  unmögliche 
Situationen  gewesen.  —  Der  dritte  junge  Storch  stand  im  Neste. 
Es  war  jedenfalls  derjenige,  der  sich  von  den  oben  erwähnten  ver¬ 
fehlten  Flugversuchen  noch  nicht  ganz  erholt  hatte.  —  Im  Laufe 
des  Juli  hörte  man  häufig  von  Storchversammlungen,  namentlich  aus 
dem  »Gäu«,  gewöhnlich  von  solchen  von  20 — 30  Stück.  Das  waren 
erst  kleinere  Vorversammlungen. 


Am  12.  August  sah  man  auf  dem  Chordache  noch  einen  Storch, 
der  schon  seit  acht  Tagen  allein  war. 

Am  gleichen  Tage  sah  man  bei  Mühlbach  im  elsässischen  Münster¬ 
tale  einen  Zug  von  über  200  dieser  Vögel ,  der  lange  kreiste  und 
daun  südwärts  abzog. 

Es  ist  schon  oft  die  Frage  aufgeworfen  worden,  wohin  unsere 
Störche  im  Winter  ziehen  und  wie  lange  sie  zu  der  Reise  brauchen. 
Darüber  kann  natürlich  aus  eigener  Anschauung  keine  Antwort  ge¬ 
geben  werden,  sondern  es  kann  nur  mitgeteilt  werden,  was  darüber 
schon  geschrieben  worden  ist  und  wie  man  sich  diese  Angelegenheit 
etwa  daraus  zurechtlegt.  Man  ist  in  neuerer  Zeit  diesen  Fragen 
näher  getreten,  uud  man  weiß  z.  B.  aus  Beobachtungen,  die  zufällig 
auf  Sternwarten  gemacht  wurden,  daß  eine  Reihe  von  Vogelarten, 
namentlich  die  großem  unserer  Zugvögel,  in  sehr  großen  Höhen 
ziehen.  Die  Züge  von  Störchen,  die  im  Herbste  beobachtet  werden, 
sind  solche,  die  noch  nicht  endgiltig  auf  der  Reise  sind,  oder  erst 
im  Anfänge  derselben.  Wenn  die  eigentliche  Abreise  beginnen  soll, 
so  kreisen  die  Vögel  zuerst  lange ,  wobei  die  Kreise  in  die  Höhe 
gehen.  Sie  schrauben  sich  höher  und  höher,  bis  sie  unsern  Angen 
entschwinden  und  bis  sie  die  Höhe  erreicht  haben,  in  der  sie  dann 
weiterziehen.  —  Dieses  Hinaufschrauben  ist  einmal  an  den  Zofinger 
Störchen  beobachtet  worden,  als  sie  direkt  vom  Chordache  aus  zu 
kreisen  begannen  und  die  Kreise  immer  höher  hiuaufzogen.  Gewöhn¬ 
lich  aber  sammeln  sie  sich  in  den  tiefem  Regionen  zu  mehr  oder 
weniger  großen  Flügen  und  ziehen,  so  lange  sie  sich  noch  in  unsern 
Gegenden  befinden  und  das  Wetter  günstig  ist,  in  diesen  Regionen 
dahin.  Erst  etwas  später  begeben  sie  sich  in  die  Ungeheuern  Höhen 
hinauf,  bis  zu  denen  unser  unbewaffnetes  Auge  nicht  dringen  kann; 
und  das  Kreisen  der  200  Störche  bei  Mühlberg  am  12.  August  be¬ 
deutete  wohl  dieses  Hinaufschrauben  ,  also  den  Anfang  des  Zuges. 
Man  kann  sich  nun  den  Weitergang  des  Zuges  so  vorstellen,  daß 
sich  in  diesen  Regionen  dann  die  großen  Züge  bilden,  die  hie  und 
da  beobachtet  werden,  wenn  sie  sich  dem  Ende  der  Reise  und  damit 
auch  wieder  der  Erdoberfläche  nähern  ,  und  daß  diese  Züge  dann 
die  gerade  Richtung  nach  dem  Endpunkte  der  Reise  annehmen.  Die 
Fortbewegung  ist  dann  nicht  nur  ein  eigentliches  Fliegen,  sondern 
ein  Dahingleiten,  ein  auf  das  geringste  Maß  beschränktes  Fallen  auf 
einer  schiefen  Ebene,  ähnlich  wie  ein  Floß  auf  einem  Flusse  dahin¬ 
gleitet.  Diejenigen,  die  glauben,  ein  solches  Floß  treibe  nur  mit 
dem  Wasser,  bewege  sich  also  nicht  schneller  als  das  Wasser,  sind 


122 


sehr  im  Irrtum.  Das  Gewicht  des  Floßes  drückt  auf  die  Wasser¬ 
fläche,  die  ja  beim  Flusse  eine  schiefe  Ebene  von  sehr  geringem 
Falle  bedeutet,  und  durch  diesen  Druck  wird  die  Vorwärtsbewegung, 
das  Darüberhingleiten  beschleunigt.  Wenn  man  daher  vom  Floße 
aus  einen  Gegenstand,  etwa  ein  Stück  Holz,  ins  Wasser  wirtt,  so 
bleibt  dieses  sofort  hinter  dem  Floße  zurück.  So  reisen  auch  die 
Züge  der  großen  Zugvögel  in  jenen  hohen  Regionen.  Die  Luftschichten 
bilden  die  schiefe  Ebene,  auf  denen  sie  dahingleiten.  Die  Vögel 
machen  dabei  keine  oder  nur  geringe  Flugbewegungen;  sie  gleiten  dahin. 

Über  die  Ankunft  der  Störche  im  Süden  gibt  ein  anziehender 
Bericht  eines  Passagiers  eines  deutschen  Dampfers,  der  in  der  neuen 
Zürcher  Zeitung  vom  24.  Jan.  1904  erschien,  Auskunft.  Das  Schiff 
passierte  den  Suezkanal,  und  der  Bericht  datierte  vom  30.  Aug.  1903, 
an  welchem  Tage  das  Ereignis  vor  sich  ging  und  lautete: 

»Wir  liefen  diesen  Morgen  in  den  Golf  von  Suez  ein,  der 
30  Kilometer  breit  ist,  so  daß  die  malerischen  Küsten  sowohl  von 
Asien,  als  auch  von  Afrika  zu  sehen  sind.  Da  bemerkten  wir  nörd¬ 
lich  in  weiter  Ferne  eine  Schar  von  großen  Vögeln,  die  von  der 
asiatischen  Seite  herübergeflogen  kam  und  nach  Südwesteu  über 
den  Golf  hinzog.  Die  Schar  näherte  sich  rasch  und  kreuzte  nur 
wenige  Kilometer  vor  dem  Schiffe  die  Fahrricbtuug.  Mit  dem  Fern¬ 
glase  erkannten  wir,  daß  es  Tausende  von  Störchen  waren.  Sie 
flogen  rasch  vorüber  und  erreichten  bald  das  afrikanische  Ufer,  wo 
die  Spitze  nach  rechts  umbog,  so  daß  der  Zug  sich  nun  in  nord¬ 
westlicher  Richtung  fortbewegte.  Inzwischen  hatte  ein  Offizier  einen 
zweiten  weit  großem  Zug  entdeckt,  der  den  gleichen  Weg  daher¬ 
gezogen  kam.  Seine  Spitze  kreuzte  in  so  geringer  Entfernung  vor 
dem  Schiffe  vorüber,  daß  das  bloße  Auge  die  Vögel  als  Störche  er¬ 
kannte,  und  so  niedrig,  daß  einige  davon  nur  zwei  bis  drei  Meter 
über  dem  Wasser  dahinschwebten.  Das  Ende  des  Zuges  aber  war 
noch  gar  nicht  zu  sehen  und  befand  sich  noch  über  dem  asiatischen 
Festlande.  Jetzt  berührte  der  Zug  einen  Frachtdampfer,  der  vor 
uns  herfuhr.  Eine  oder  zwei  Minuten  lang  geriet  er  in  Verwirrung, 
und  es  schieu,  als  könne  er  von  dem  Fahrzeuge  nicht  loskommen. 
Schließlich  trennten  sich  die  Vögel  aber  wieder  von  dem  Schiffe, 
und  der  Zug  bildete  nun  wieder  eine  gerade  Linie.  Fünf  Minuten 
später  hatten  wir  ihn  erreicht,  und  wir  hatten  nun  das  gleiche  Spiel 
unmittelbar  über  uusern  Köpfen. 

Die  Vögel  flogen  dicht  über  das  Schiff  hinweg  zwischen  Schorn¬ 
stein  und  Masten  hindurch.  Obwohl  sie  mit  ihren  großen  Flügeln 


123 


das  Takelwerk  berührten  uud  dadurch  in  ihrem  Fluge  gestört  wurden, 
so  steuerten  doch  die  nachfolgenden  Vögel  immer  wieder  auf  das 
Schilf  los,  weder  durch  den  Rauch  des  Schornsteins,  noch  durch  den 
Anblick  so  vieler  Menschen  eingeschüchtert.  Ein  junger  Storch  schien 
sehr  müde  zu  sein;  als  er  über  das  Schiff  hinweg  war,  schwebte  er 
fast  bis  zu  dem  Wasserspiegel  nieder,  uud  nur  mit  Mühe  fand  er 
den  Auschluß  wieder.  Endlich  ließ  der  Zug  von  uns  ab,  uud  die 
Entfernung  zwischen  unserem  Schiffe  und  den  Störchen  nahm  nun 
rasch  zu.  Wir  sahen,  wie  die  Spitze  das  afrikanische  Ufer  erreichte 
und  dort  die  Richtung  einschlug,  iu  der  die  kleinere  Vorhut  ver¬ 
schwunden  war,  aber  noch  immer  war  auf  der  asiatischen  Seite  das 
Ende  des  Zuges  nicht  abzuseheu,  der  also  mindestens  50  km  lang 
war,  und  die  Zahl  der  Störche  belief  sich  auf  Hunderttausende.  Es 
war  ein  großartiges  und  seltenes  Schauspiel,  das  auch  von  den  See¬ 
leuten  noch  keiner  erlebt  hatte.  Da  in  Großbritannien  keine  Störche 
Vorkommen ,  so  fesselte  dieses  Schauspiel  unter  den  Passagieren 
namentlich  die  Engländer.  Die  Deutschen  und  Schweizer  aber  be¬ 
grüßten  die  Vögel  mit  jener  freudigen  Empfindung,  die  iu  fernen 
Gebieten  der  unvermutete  Anblick  eines  Landsmannes  hervorruft.« 

Man  kaun  sich  aus  diesen  Berichten  und  den  vorhergehenden 
Notizen  nun  eine  Vorstellung  machen  von  der  Zeit,  die  es  brauchte 
um  die  Reise  nach  dem  Süden  zu  vollziehen,  wenn  man  annimmt, 
daß  am  12.  Aug.,  wo  man  in  Europa  Züge  beobachtete,  der  Wegzug 
begann,  und  aus  obigem  Bericht  ersieht,  daß  die  Störche  am  30.  Aug. 
dort  aukamen.  Die  Reise  hätte  also  18  Tage  gedauert.  Bei  der 
uugeheuern  Anzahl  der  Individuen  dieser  zwei  Züge  muß  man  die 
Überzeugung  gewinnen,  daß  dies  das  ganze  Kontingent  von  Europa 
und  all  den  Gegenden  war,  deren  Störche  nach  dem  Süden  ziehen. 

Nicht  alle  unsere  Zugvögel  machen  die  Reise  in  den  allerhöchsten 
Regionen.  Viele  bewTegen  sich  in  tiefem  Schichten  der  Luft  vor¬ 
wärts,  viele  vollführen  die  Reise  sogar  zum  Teil  laufend  auf  der 
Erde,  wobei  nur  kurze  Strecken  überflogen  werden,  bis  sie  ans  Meer 
gelangen ,  und  eine  Anzahl  Arten  benützt  sogar  die  Wasserläufe, 
um  auf  und  zum  Teil  auch  unter  dem  Wasser  an  ihr  Ziel  zu  gelangen. 

Um  zum  Schlüsse  nochmals  auf  den  Storch  zu  kommen,  sei  hier 
des  »Murrer  Storches«  Erwähnung  getan,  über  den  folgendes  mit¬ 
geteilt  wurde : 

»In  Murr  wurde  vor  etwa  sieben  Jahren  ein  junger  Storch  aus 
dem  Neste  geworfen,  kam  aber  lebend  unten  an  und  wrurde  in  einem 
Gänsestalle  verwahrt  und  verpflegt,  denn  er  erregte  die  allgemeine 


124 


Teilnahme.  Sein  Hauptprotektor  war  der  Schullehrer,  und  die  Schul¬ 
kinder  versorgten  ihn  mit  Nahrung,  namentlich  mit  Mäusen  und 
Fröschen.  Er  lernte  nur  schlecht  fliegeu.  Als  die  andern  Störche 
fortzogen,  machte  er  nicht  die  geringste  Anstalt  mitzugehen,  und 
seine  Eltern  hatten  sich  auch  den  ganzen  Sommer  über  nicht  mehr 
um  ihn  gekümmert.  Die  Winterkälte  tat  ihm  nichts ,  aber  die 
Nahrungssorge  zwang  ihn,  betteln  zu  gehen.  Zuerst  machte  er  Ent¬ 
deckungsreisen  auf  die  Düngerhaufen,  bald  aber  ging  er  im  Dorfe 
von  Haus  zu  Haus  und  wurde  selten  abgewiesen.  Wenn  ihm  eine 
Knackwurst  gereicht  wurde,  so  zerlegte  und  verspeiste  er  sie  kunst¬ 
gerecht.  Auch  »Spätzle«  (Knöpfli)  liebte  er  sehr.  Am  liebsten  war 
er  aber  zugegen,  wenn  ein  Schwein  geschlachtet  wurde,  weil  er  da 
stets  leckere  Bissen  bekam,  und  so  kam  es,  daß  der  Todesschrei  eines 
Schweines  für  ihn  die  schönste  Musik  war,  und  wenn  er  ihn  hörte, 
so  kam  er  geflügelten  Schrittes  herbei.  So  lebt  er  nun  seit  Jahren 
und  ist  mit  der  ganzen  Einwohnerschaft  bekannt  und  namentlich  mit 
der  Schuljugend  vertraut,  währenddem  er  mit  seinesgleichen  nie  Ver¬ 
kehr  hat.  Im  Sommer  1903  war  er  noch  am  Leben  und  wird  ein 
Einwohner  von  Murr  bleiben  bis  an  sein  seliges  Ende.« 


Kleinere  Mitteilungen. 


Aufruf! 

Die  Wirbeltierfauna  der  Provinz  Hannover. 

Da  über  die  Wirbeltierfauna  der  Provinz  Hannover  noch  keine  zusammen¬ 
hängende  Arbeit  erschienen  ist,  vielmehr  die  Lokalfaunen  und  einzelnen  Mitteilungen 
in  Zeitschriften  und  Werken  zerstreut  sind,  so  habe  ich  mir  die  Aufgabe  gestellt, 
eine  solche  Zusammenstellung  auszuarbeiten.  Ich  bitte  darum  alle  diejenigen,  die 
über  die  Wirbeltierfauna  der  Provinz  geschrieben  haben ,  ganz  gleich,  ob  es  sich 
um  umfangreiche  oder  kleinere  Arbeiten,  kurze  Mitteilungen  oder  auch  nur  um 
Benennung  der  Provinz  in  einem  Werke  oder  in  einem  Aufsatz  handelt,  um  Angabe 
der  einschlägigen  Arbeiten  unter  Nennung  des  Werkes  oder  der  Zeitschrift,  des 
Erscheinungsjahres  und  der  Seitenzahl.  Lieb  wäre  es  mir,  wenn  jedesmal  bemerkt 
würde,  ob  die  Arbeit  faunistischen  oder  auch  biologischen  oder  phänologischen 
Wert  hat.  Allen  Einsendern  im  voraus  schönen  Dank. 

Hannover,  am  Bokemahle  10A.  Hermann  LÖns. 

Spechtmühlen.  Die  (Großen  Buntspechte  ( Dendrocopus  major )  sind 
jetzt  —  im  Februar  1905  —  wieder  in  den  hessischen  Wäldern  eifrig  daran, 
»Hackerle«  —  Kien-  oder  T annäpfel  bezeichnet  im  hessischen  Sprachempfindenganz 
das  gleiche1)  —  auszuklauben.  Die  Brüder  Schuster,  die  während  mehrerer 

9  Die  ganze  Berichtigung  Geisenheyners  in  Jahrg.  1905  p.  22  hätte  kurz  so  zu- 
sammeng  efaßt  werden  können:  In  „Jahrg.  1904  Seite  348  ist  statt  Tipulu  zu  setzen  Culex“ 


125 


/ 


Winter  der  Entstehung  der  »Spechtmühlen«  ein  eingehendes  Studium  gewidmet 
haben,  teilen  mit,  daß  der  Specht,  wenn  er  den  Zapfen  holt,  diesen  entweder  ab¬ 
bricht  oder  aber  abmeißelt  und  dann  im  Fallen  aufgreift.  Die  Gewohnheit  ist 
nach  den  verschiedenen  Gegenden  typisch  verschieden. 

Ferd.  Wegner,  stud.  ing. 

Zoologischer  Garten  in  München  in  Sicht.  In  München  hat  sich 
am  25.  Februar  1905  ein  Verein  »Zoologischer  Garten  München«  gebildet  mit 
einem  Ausschüsse  von  15  Mitgliedern,  die  Oberstleutnant  a.  D.  Manz  und  Prof. 
Dr.  Hertwig  zu  Vorsitzenden,  Rentier  Reichenberger  und  Dir.  Gust,  Meyer 
zu  Schriftführern  und  Dir.  Frh.  v.  Pechmann  und  Dir.  Rosa  zu  Kassierern 
gewählt  haben.  Zu  einem  Gründungsfonds  sind  bereits  erhebliche  Beiträge 
gesammelt  worden.  Die  Mitgliedschaft  kann  erworben  werden  durch  Zeichnung 
eines  einmaligen  Mindestbeitrages  von  M.  100. —  ;  der  höchste  bisher  von  einem 
Einzelmitgliede  gezeichnete  Beitrag  beziffert  sich  auf  M.  5000. — .  Die  wichtige 
Platzfrage  ist  endgültig  gelöst.  Da  das  Unternehmen  nur  gedeihen  kann,  wenn 
die  nötigen  Grundstücke  kostenlos  zur  Verfügung  stehen,  konnte  nur  Hellabrunn 
mit  den  Isarauen  im  Süden  der  Stadt  in  Frage  kommen.  Es  handelt  sich  hierbei 
um  die  im  Besitze  der  Stadtgemeinde  befindlichen  ehemals  Fcßlerschen  Grundstücke, 
um  den  anschließenden  Harlachinger  Steilhang,  der  im  Privatbesitz  des  Kommerzien¬ 
rates  Heil  mann  ist,  und  um  die  Südspitze  der  städtischen  Isarauen  von  der 
Marienklause  abwärts  in  der  Richtung  der  Thalkirchener  Brücke.  Das  in  der 
reizvollsten  Gegend  des  Isartals  gelegene  Areal  umfaßt  alles  in  allem  etwa  90 
Tagwerk  und  ist  zur  Anlage  eines  zoologischen  Gartens  wie  geschaffen.  Die 
benötigten  städtischen  Grundstücke  werden  dem  Unternehmen  von  seiten  der  beiden 
städtischen  Kollegien  völlig  kostenlos  zur  Benützung  überlassen ;  Kommerzienrat 
Heilmann  aber  hat  schon  früher  die  unentgeltliche  Überlassung  seines  Steilhanges 
zugesichert.  —  Wir  dürfen  dem  rührigen  Ausschüsse  heute  schon  zu  seinen 
bedeutenden  Erfolgen  gratulieren;  eine  gute  und  billige  Restauration  wird  freilich 
in  München  viel  zum  Gelingen  eines  solchen  Unternehmens  beitragen  müssen. 

(Nach  München.  Allgem.  Zeitung  No.  97,  III.  Blatt  v.  28.  Febr.  1905.) 

B  ttgr. 

Kleine  ornithologisc he  Notizen.  Der  Schwarzspecht  ( Dryocopus 
martius )  des  Gonsenheimer  Waldes  suchte  im  Dezember  1904  und  Januar  1905 
seine  Schlafhöhle  schon  um  l/2^  Uhr  nachm,  auf;  im  Sommer  ist  dies  seine  Brut¬ 
höhle;  ihren  Standort  möchte  ich  im  Interesse  für  die  lebenden  Denkmäler  der 
heimischen  Natur  nicht  verraten.  —  Schellenten  ( Nyroca  clangula ),  Mittlere 
und  Kleine  Säger  ( Mergus  serrator  und  albellus),\  3  Trauerenten  ( Oedemia 
nigra)  am  28.  Januar  1905  bei  der  Königsklinger  Au  im  Rhein  (Budenbeim-Heicles- 
lieim).  —  Eine  Kolonie  nistender  und  brütender  Wacholderdrosseln  ( Turdus 
pilaris)  stellten  wir  1897  in  einem  Kiefern-Feldwäldchen  bei  Fulda  fest.  Im 
folgenden  Jahre  waren  sie  bei  der  zigeunerhaft  umherstreichenden  Lebensgewohn¬ 
heit  dieser  Art  (worauf  man  früher  ein  angebliches  »Einwandern  aus  dem  Norden« 
aufgebaut  hat)  verschwunden.  Sie  hatten  sich  irgendwo  anders  angesiedelt. 

Wilhelm  Schuster. 

Der  Felsensittich  ( Conurus  patagonus  Viell.).  Zu  den  nicht  regelmäßigen 
Erscheinungen  des  Vogelmarktes  in  Buenos  Aires  gehört  der  Felsensittich.  Jahrelang 
bleibt  er  oft  dem  Markte  fern  und  kommt  dann  wieder  zu  seiner  Saison,  die  in 


126 


die  Monate  Dezember,  Januar  und  Februar  fällt,  aber  nicht  allzu  zahlreich,  vor. 
Die  von  hier  in  den  Handel  gebrachten  Tiere  kommen  vorzugsweise  aus  dem  Süden 
der  Provinz  Buenos  Aires  aus  den  Gegenden  von  Mar  del  Plata,  Necocheo,  Quequen 
u.  s.  w.  Dort  haben  sie  in  dem  bergigen  und  felsigen  Gelände  die  beste  Gelegenheit 
ßrutplätze  anzulegen.  Aber  auch  in  mehr  nördlichen  Gegenden,  wo  die  natürliche 
Beschaffenheit  Brutplätze  zu  finden  nicht  mehr  vorhanden  ist,  weiß  der  »Loro 
baranquero«,  wie  er  hier  genannt  wird,  Rat.  Er  gräbt  seine  Höhlen  hier  in  die 
Wände  der  großen  Kampbrunnen,  der  »Jagueles«,  trotzdem  daraus  fast  täglich 
Wasser  gezogen  wird.  Bevor  die  Jungen  ausfliegen,  werden  sie  dem  Neste 
entnommen  und  mit  einem  steifen  Maismehlblei  aufgefüttert.  So  kommen  sie  auf 
den  Markt,  und  es  erklärt  sich  daraus  auch,  daß  alle  Conurus  patagonus ,  die  von 
englischen,  französischen  und  z.  T.  auch  deutschen  Seeleuten  aufgekauft  werden, 
so  zahm  nach  Europa  gelangen.  Da,  wo  der  Felsensittich  häufig  vorkommt,  ist 
er  auch  ein  wegen  seines  vorzüglichen  Fleisches  begehrtes  Wildbret  und  ziert 
häufig  den  Tisch  des  Jägers.  Oswald  Straßberger. 


Literatur. 

Naumanns  Naturgeschichte  der  Vögel  Mitteleuropas.  Neue  Bearbei 
tung.  Herausg.  v.  Dr.  C.  R.  He n nicke  in  Gera.  Bd.  1  (1905).  Gera- 
Untermhaus,  Verlag  v.  Fr.  Eug.  Köhler.  Gr.  Fol.  46,  258  pag.,  35  Fig.,  2 
Schwarz-  und  30  Chromotafeln.  —  Preis  brosch.  M.  12. — ,  geb.  M.  18. — . 

Dieser  letzte  Band1)  des  monumentalen  Werkes,  zu  dessen  glücklicher  Vollen¬ 
dung  wir  Herausgeber  und  Verleger  die  herzlichsten  Glückwünsche  aussprechen, 
ist  dem  Herzog  Friedrich  II. .  von  Anhalt  gewidmet  und  enthält  außer  mehreren 
Vorreden  Beiträge  zur  Lebensgeschichte  und  einen  Teil  der  Briefe  der  drei  Ornitho¬ 
logen  aus  der  Familie  Naumann,  weiter  einen  Allgemeinen  Teil  (von  G.  Berg) 
und  Abschnitte  über  den  Bau  des  Vogelkörpers  und  über  das  Vogelei  und  seine 
Entwicklung  (von  0.  Taschenberg),  über  das  äußere  Leben  der  Vögel  (in  der 
Hauptsache  von  Willi.  Blasius  mit  Unterstützung  von  Eug.  Rey  und  Jos.  v.  Pleyel) 
und  über  Vogelschutz  (von  C.  R.  Hennicke).  Der  spezielle  Teil,  der  die  Drosseln 
( Turdidae )  behandelt,  ist  ganz  von  Rud.  B  las ius  bearbeitet  mit  kleinen  Beiträgen 
von  0.  Kleinschmidt  für  Buticilla  titys  (L.)  und  von  C.  R.  Hennicke  für  Saxicola 
isabellina  Rüpp.  Eingehende  Berücksichtigung  finden  in  diesem  letzten  Bande,  der 
in  der  angenommenen  Systematik  ja  eigentlich  der  erste  ist,  die  Gattungen  Erdsänger 
(Erithacus  pJiilomela,  luscinia,  rubeculus,  cyaneculas  und  suecicus),  Rotschwänzchen 
(Ruticilla  titys  und  phoenicurus) ,  Braunelle  (Accentor  collaris,  modularis  und 
montanellus ),  Steinschmätzer  ( Saxicola  oenanthe,  stapazina,  aurita ,  plesclianka , 
deserti ,  leucura  und  als  Anhang  isabellina ),  Wiesenschmätzer  (Pratincola  rubetra, 
rubicola  und  moussiert),  Merle  (Monticola  saxatilis  und  cyanus ),  Erddrossel 
(Geocichla  sibirica ,  mollissima ,  varia  und  dauma),  Walddrossel  (Turdus  merula , 
torquatus ,  rußcollis ,  fuscatus,  obscurus,  atrigularis ,  naumanni,  migratorius, 

0  Vergl.  unsre  Besprechungen  <ler  früheren  Bände  im  Zool.  Garten  Jahrg.  1898  p 
198—199  (Bd.  II),  1901  p.  124—125  (Bd.  III),  1903  p.  165-166  (Bd.  IV),  1899  p.  295-296  (Bd.  V) 
1897  p.  351-352  (Bd.  VI),  1900  p.  156-157  (Bd.  VII),  1903  p.  235—236  (Bd.  VIII)  und  p.  302— 
303  (Bd.  IX),  1901  p.  193-194  (Bd.  X),  p.  163-164  (Bd.  XI)  und  p.  132-134  (Bd.  XII). 


127 


mu&icus ,  pilaris ,  iliacus ,  viscivoru s,  fuscescens,  pallasi  und  swainsoni ),  Katzen- 
drossel  (Mimus  carolinensis )  und  Spottdrossel  ( Harporhynchus  rufus). 

Von  den  zwei  Schwarztafeln  stellt  die  eine  den  Yerdauungsapparat  der  Henne, 
die  andre  Vogelfußspuren  dar;  die  30  Chromobilder  bringen  mit  Ausnahme  von 
zweien,  die  wieder  von  A.  Reichert  sehr  schön  zur  Anschauung  gebrachte  Eie 
zeigen,  Vogeltypen.  25  von  ihnen  stammen  aus  der  Künstlerhand  Br.  Geislers,  zwe 
von  J.  G.  Keulemans,  eins  von  E.  de  Maes.  Am  besten  haben  uns  die  Tafeln 
5  und  6  (Blaukehlchen)  von  Keulemans  gefallen;  aber  auch  die  Geislerchen  Tafeln, 
und  namentlich  Tafel  9  (Braunellen)  und  19  (Ringamsel)  siud  recht  wackere  Leistungen. 

Die  wichtigsten  Verbesserungen  des  ganzen  nun  vorliegenden  Werkes  im 
Vergleich  zu  dem  »Alten  Naumann«  sind  die  zeitgemäße  Nomenklatur,  weiter  die 
Zerlegung  der  Tafeln  in  der  Weise,  daß  nicht  mehr  die  sämtlichen  Formen  einer 
Art  auf  einer  Tafel  abgebildet  wurden,  sondern  die  Kleider  nach  den  verschiedenen 
Jahreszeiten  getrennt  worden  sind.  Sommerkleid  und  Winterkleid  verwandter 
Arten  werden  also  je  zusammen  auf  verschiedene  Tafeln  verteilt,  ein  Umstand,  der 
zur  Brauchbarkeit  des  Werkes  erheblich  beiträgt.  Endlich  sind  die  zahlreichen 
wundervollen  Eiertafeln  neu  hinzugefügt  worden.  Die  einzige  Ausstellung,  die 
vielleicht  nur  persönlicher  Art  ist,  dürfte  das  unhandliche  Format  sein,  das  es  dem 
Kurzsichtigen  —  und  50%  aller  Naturforscher  sind  ja  leider  Myopen  —  erschwert, 
den  Text  bequem  zu  übersehen.  Aber  freilich  hätte  der  Vorschlag  ,  der  ja  jetzt 
zu  spät  kommt,  den  Text  in  halber  Größe  der  Tafeln  zu  drucken  und  neben  den 
Tafelbänden  handlichere  Textbände  herzustellen,  wohl  auch  gewisse  Nachteile  gehabt. 

Bttgr. 

Nerthus.  Illustrierte  Zeitschrift  für  volkstümliche  Naturkunde,  herausgeg.  von 
Heinrich  Barfod.  6.  Jahrg.  1904,  Altona-Kiel.  Chr.  Adolffs  Verlag.  26  Num¬ 
mern,  500  Seiten.  Pr.  5.  —  M. 

Die  erste  Nummer  bringt  eine  Tafel  mit  elf  prächtigen  Buntbildern  von  sel¬ 
tenen  Cordiceps- Arten  oder  Tierpilzen  (Prof.  P.  Hennings).  In  Nr.  3  neue  Mit¬ 
teilungen  über  die  Ionische  Eidechse  (0.  Tofohr).  Walter  Köhler  berichtet  von 
der  erstmalig  gelungenen  Zucht  des  deutschen  Moderlieschens  ( Leucaspius 
delineatus),  Prof.  Dr.  Brauns  über  die  Zinnpest,  die  letzthin  das  Dach  des  Post¬ 
gebäudes  in  Rothenburg  a.  d.  Tauber  ergriffen  hat.  Zell  (Pseudonym  für  Dr.  Baucke) 
behandelt  das  Modethema,  ob  das  Pferd  rechnen  könne;  Zöppritz  erklärt  die  Leis¬ 
tungen  des  Berliner  Pferdes  als  Gedanken-Übertragung,  bezw.  hypnotische  Ein¬ 
wirkung  zwischen  Dresseur  und  Pferd  (das  Gutachten  des  Philosophieprofessors  Dr. 
Karl  Stumpf  von  der  Berliner  Universität,  woraus  sich  endgültig  deutlich  ergibt, 
daß  das  Pferd  nicht  selbständig  rechnet,  ist  noch  nicht  zum  Abdruck  gekommen). 
Dr.  Paul  Krefft  beschreibt  ausführlich  seinen  herpetologischen  Streifzug  auf  Ceylon. 
Nr.  10  bringt  die  erste,  ganz  zufällig  erhaltene  Abbildung  eines  von  einer  Spitz¬ 
quellschnecke  ( Physa  acuta )  gesponnenen  Fadens.  Schenkling-Prevöt  bietet  die 
Lebensgeschichte  des  Maiwurms,  Oscar  Horn  hat  die  Aquarienpflanzen  Vallisneria 
und  Helodea  sich  allmählich  rot  färben  sehen,  Gasser  beschreibt  ein  viergabe- 
liges  Gemsgehörn,  Rohweder  das  nordfriesische  Vogelheim  Norderoog.  Die  inte¬ 
ressanteste  der  Arbeiten  Brünings  ist  die  über  den  Zwergstichling  und  seinen 
Schmarotzer,  den  Bandwurm  Schistocephalus  (mit  Bild).  Referent  stellt  die  Symp¬ 
tome  zusammen,  die  unser  Zeitalter  als  das  »Zeitalter  der  Naturwissenschaft«  aus- 
weisen,  Ludwig  Schuster  berichtet  über  die  etwa  10  000  Eiben  Deutschlands. 

Wilhelm  Schuster. 


128 


Eingegangene  Beiträge. 

H.  L.  in  H.  Den  Aufsatz  mit  bestem  Dank  erhalten;  die  100  Abdrücke  werden  besorgt. 
—  Dr.  P.  K.  in  Z.  bei  B.  Herzlichen  Dank  tur  2  Briefe  und  den  Aufsatz;  25  Separata  sind 
vorgemerkt.  —  Dr.  F.-S.  in  Z.  (Schweiz).  2  Arbeiten  und  O.  S.  in  B.  A.  (Argentina)  eine 
Mitteilung.  —  W.  S.  in  F.  Aufsatz  u.  Besprechung  erhalten;  die  beiden  Photographien 
konnten  keine  Verwendung  finden.  Wegen  der  Zeitschr.  f.  Oologie  habe  ich  Schritte  getan. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  llirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  6—10. 
Zoologischer  Anzeiger.  .Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korse  heit.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  28.  Jahrg.,  1905.  No.  13 — 17. 

Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reichenow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  3. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  2-3. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  105,  1905,  No.  2720—2723. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Koblhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  3. 

Nerthus,  Illustr.  Zeitschrift  f.  volkstümliche  Naturkunde  u.  s.  w.  Herausg.  v.  H.  Barfod. 

Verl.  v.  R.  Zimmermann,  Rochlitz  i.  Sa.  7.  Jahrg.,  1905.  No.  2-6. 

D  er  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  19—23. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Pr ös ler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  19—23. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien- Kunde.  Herausg.  v.  Dr.  E.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzschen  Buchli.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  6-10. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  19,  1905.  No.  110. 

Anzeiger  d.  K.  Akad.  d.  W  i  s  s.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Jahrg.  1905.  No.  1—5.  Wien 
K.  K.  Hof-  u.  Staatsdruckerei,  1905. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz. 

Herausg.  v.  C.  Daut  u.  G.  v.  Burg.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahrg.  4,  Heft  2. 

N  a  tur  und  Haus.  Illustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  IlesdÖrffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13,  Heft  10—11. 

Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter.  1904. 
Jahrg.  14.  1905.  ;No.  7—10. 

Die  G  e  f  i  e  d  e  r  t  e  Wel  t.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  6-10. 

The  Irish  Naturalist  A  Monthly  Journal  of  General  Irish  Natural  History.  Edit.  by 
G.  H.  Carpenter,  R.  L.  Praeger  and  R.  Patterson.  Dublin,  1904,  Eason  &  Son, 
Vol.  13,  No.  12  und  Vol.  14,  1905,  No.  1—2. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  London,  1904.  Vol.  74,  No.  499  und  Vol.  75. 
1904—05.  No.  501—503. 

Zool.  Society  Bulletin.  No.  11,  14  u.  16,  Publ.  by  the  New  York  Zool.  Society.  New 
York  1903-05.  4°. 

Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Die  Tiere  der  Erde.  Eine  volkstümliche  Übersicht  über  die 
Naturgeschichte  der  Tiere.  Mit  über  1000  Abbild,  u.  25  färb.  Tafeln.  Vollst.  in  50  Lief, 
ä  M.  0.60.  Stuttgart  u.  Leipzig,  Deutsche  Verlags-Anstalt,  1905.  Gr.  4°.  Lief.  45—50. 

M  itteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  K.  Boyer.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  4  —  5. 
Ornithologisches  Jahrbuch.  Organ  für  das  paläarktische  Faunengebiet.  Herausg. 

v.  V.  Ritter  v. 'J’schusi  zu  Schmidhoffen-Hallein,  Selbstverlag,  1905,  16.  Jahrg. 
Heft  1—2. 

Deutscher  Tierfreund.  Illustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner,  1905.  4°.  Jahrg.  9.  Heft  2—3. 
Springfield  Museum  of  Nat.  History  Bull.  No.  l:  G.  Dimmock  &  Fr.  Knab. 
Early  Stages  of  Carabidae.  Springfield,  Mass.  Publ.  by  the  Museum,  1904.  8°.  55  pag., 
4  Fig.,  4  Taf. 

Dr.  F.  Siebenrock,  Schildkröten  von  Brasilien.  —  Sep.-Abdr.  a.  Denkschr.  d.  Math.-Nat. 

Kl.  K.  Ak.  d.  Wiss.  Bd.  76,  Wien,  1904.  K.  Gerolds  Sohn.  Gr.  4°.  2,28  pag.  5  Fig.,  3  Taf. 
Tierschutz-Korrespondenz.  Herausg.  v.  Berliner  Tierschutz- Verein,  Berlin  1905. 
No.  11.  Gr.  8U.  8  pag. 

Dr.  Fr.  Sarasin,  Bericht  über  das  Basler  Naturh.  Museum  f.  d.  Jahr  1904.  —  Sep.-Abdr. 

a.  Verh.  Naturf.  Ges.  Basel  Bd.  18,  Heft  1.  8U.  19  pag. 

Prof.  Dr.  W.  Voigt,  Über  die  Wanderungen  der  Strudelwürmer  in  unseren  Gebirgsbächen. 

Sep -Abdr.  a.  d.  Verh.  Ver.  preuß.  Rheinl.  u.  Westf.  Jahrg.  61,  1904.  8°.  76  pag.,  9  Fig. 
Derselbe,  Überreste  der  Eiszeitfauna  in  mittelrheinischen  Gebirgsbächen.  Vortrag.— 
8°.  Sep.-Abdr.  a.  Verh.  d.  14.  D.  Geographentags  [Köln.  Berlin,  Verl.  v.  D.  Reimer,  1903. 
10  pag. 


Zusendungen  weiden  direkt  an  die  Verlagshaudluug  orbetoD. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mablau,  Fa.  Mahlau  &  WaldschmidL  Frankfurt  a.  M 


Billig  abzugeben 


eine  Reihe  completter  Jahrgänge 


uon : 


Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  fDuseum  d’ßistoire  naturelle. 
Schmeizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *■  natur  und  Baus. 

Batur  und  5chu(e.  *  Derthus. 
Ornithologisches  Dahrbuch. 

Ornithologische  (Tlonatsberichte. 
Ornithologische  fDonatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  non 
Rassehunden.  *  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt.  *  Zminger  und  Feld. 

Olahiau  8  Waldschmidi 

FRADKFURT  Am  mAin  = 

Grosse  Gallusstrasse  3, 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldsclimidt  in  Frankfurt  a. 

Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausge?(‘ üen  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  F)r.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von: 

Prof.  Dr.  P.  Allmann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Dr.  Hermann  Bolau,  Lehrer  L.  ßuxbanni,  P.  Calin,  Prof.  Dr.  Carl 
jEcksteiii,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Reg.-Rat 
E.  Friedei,  Amtsrichter  B.  Gabler,  Gymnasiallehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve,  Dam» 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmanu,  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Henuicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerus- Meyer,  Prof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  v.  Ki  tidener,  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkühn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig,  Prof. 
Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Meliely,  Josef  Menges,  Geb.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Möller,  Pfarrer  Karl  Möller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Möller,  Dr.  J.  Müller  ■  Liebenwalde, 
H.  Nehrliug,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reicheno w.  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H.  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schält,  Dr.  P.  Scliiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Prof. 
Dr.  A.  Voeltzkow.  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr. 
L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

K  46.  Jahrgang  )»— 1 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren,  ) 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen.  , 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet  j 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in  ' 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten  i 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garteil  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
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gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Qarten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen. 


v  Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

1905. 


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der 

Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der 

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in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


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Zeitschrift 

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Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 

N°-  5.  XLVI.  Jahrgang.  Mai  1905. 

1  ii  h  a  1  t. 

Was  ist  die  „Button-Mouse“  (Knopfmaus)  der  Orkaden?  von  C.  J.  Forsytli  Major  in 
London.  —  Zur  Frage  über  das  Vorkommen  und  die  Verbreitung  des  Schakals  (Canis  aureus  L.) 
in  Dalmatien;  von  Prof.  A.  Pichler  in  Mostar  (Herzegowina).  —  Zur  Berichtigung;  von 
Theodor  Ivnottnerus-Meyer  aus  Hannover.  —  Die  diesjährige  Straufsenzucht  im 
Tierpark  des  Herrn  Friedr.  Falz-Fein  zu  Ascania-Nova  im  Taurischen  Gouvernement,  Süd¬ 
rußland;  von  Ernst  Bussius  in  Cöln  a.  Rh.  —  Batrachier-  und  Reptilienleben  in  Japan; 
von  Dr.  Paul  Krefft  in  Zehlendorf  bei  Berlin.  —  Was  frißt  die  Maulwurfsgrille?  von 
Hermann  tön  s  in  Hannover.  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Todesanzeige.  —  Literatur 
—  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Was  ist  die  „Button-Mouse“  (Knopfmaus)  der  Orkaden? 

Von  C.  J.  Forsyth  Major  in  London. 


In  der  1848  erschienenen  Historia  Naturalis  Orcadensis 
lesen  wir:  »In  verschiedenen  Teilen  der  Orkaden  findet  sieh  eine 
kleine  Maus,  die  den  Namen  »Button-Mouse«  führt.  Dieses  Tier 
wird  selten  über  zwei  Zoll  lang  und  wird  häufig  schlafend,  zur 
Kugel  zusammeugerollt,  angetroffen1). 

Ob  die  Verfasser  das  Tier  selbst  gesehen  haben,  geht  aus  dem 
vorstehenden  nicht  hervor,  und  es  ist  auch  seitdem  darüber  nichts 
weiter  an  die  Oeffentlichkeit  gelangt;  in  seiner  Fauna  der  Säuge¬ 
tiere  Schottlands  kann  Aiston  nur  fragen:  »What  is  the  Button- 
Mouse?«2).  Wir  stehen  heute  noch  vor  der  gleichen  Frage,  deren 
Beantwortung  im  nachstehenden  versucht  werden  soll,  wobei  ich 
gleich  von  vornherein  bemerken  will,  daß  es  sich  um  Vermutungen 
handelt,  da  das  Tier  selbst  noch  nicht  vorliegt. 

*)  W.  B.  Baikie  et  Robert  Heddle,  Historia  Naturalis  Orcadensis. 
Zoology  I,  S.  15.  (1848). 

2)  Edw.  R.  Aiston,  Tne  Fauna  of  Scotland  . —  Mammalia,  S.  28  (1880). 

Zoolog.  Gart,  Jahrg.  XLVI.  1905.  9 


130 


Obige  Augaben  lauten,  trotz  ihrer  Dürftigkeit,  doch  recht  be¬ 
stimmt.  Das  Tier  ist  den  Einwohnern  so  wohlbekannt,  daß  es  einen 
besonderen  Lokalnamen  führt;  es  wird  ans  verschiedenen  Teilen 
der  Inselgruppe  erwähnt  und  soll  keineswegs  selten  sein.  Die  Größeu- 
augabe,  sowie  der  Umstand,  daß  es  häufig  schlafend  augetroffen  wird, 
bieten  meiner  Ansicht  nach  sichere  Anhaltspunkte. 

Man  wird  zunächst  an  die  Kleine  Haselmaus  ( Muscar dinus  avel- 
lanarius)  denken.  Doch  ist  diese  kein  besonders  nördliches  Tier; 
sie  kommt  in  gauz  Schottland  nicht  mehr  vor ;  außerdem  ist  sie 
größer  als  das  Tier  der  Orkaden. 

Falls  es  sich  nicht,  was  äußerst  unwahrscheinlich  ist,  um  einen 
ganz  neuen  Typus  handelt,  kann  meines  Erachtens  nur  der  Smin¬ 
thus  subtilis  (Pallas)  oder  allenfalls  eine  diesem  sehr  nahestehende 
besondere  Art  in  Betracht  kommen. 

Mit  der  Streifenmaus,  Birkenmaus,  Sminthus  subtilis,  hat  uns  zuerst 
Pallas  in  seiner  Russischen  Reise  bekannt  gemacht.  »In  den  Birken¬ 
gebüschen«  (in  der  Gegend  um  den  Uralfluß,  Ja'ik)  »fing  eine  Art 
kleiner  grauer  Schlafmäuse  mit  einem  schwarzen  Rückenstreifen  und 
sehr  langem  Schwanz  (Mus  subtilis)  an  sich  zu  zeigen  und  ist  auch 
forthin  bis  an  den  Jenisei  in  dünuen  Birkengehölzen  und  auf  den 
Steppen  gar  nicht  selten.  Dieses  Tierchen  wird  bei  der  geringsten 
Kälte  schlafsüchtig  und  verkriecht  sich  in  kleine  Erdritzen  oder 
Baumhöhlen,  wo  es  wie  eine  Kugel  zusammengewickelt  liegt,  bis  es 
durch  die  Wärme  wieder  belebt  wird  x)«.  Im  Anhänge  (S.  706) 
wird  weiter  berichtet,  das  Tier  nähre  sich  von  den  Samen  verschiedener 
Pflanzeu  und  klettere,  um  an  diese  zu  gelangen,  an  den  Stengeln  empor. 

Der  Sminthus  subtilis  ist  auch  aus  Buchara  und  Turkestau  be¬ 
kannt.  Sa  tun  in  führt  die  Art  neuerdings  vom  Aul  Gunib  im  Kau¬ 
kasus  an,  2200  Meter  hoch2).  In  Kashmir  wird  sie  von  zwei  andern 
Arten  abgelöst,  Sminthus  leathemi  Thomas,  aus  dem  Krishneital, 
Wardwan,  in  einer  Höhe  von  10  000  Fuß8),  und  Sm.  flavus  True  aus 
Zentral-Kashmir  in  11000  Fuß4).  Eine  dritte  Art,  die  größte,  Sm. 
tianschianus  Salensky,  ist  vom  Thian-  Schau  beschrieben  wor¬ 
den5);  eine  vierte,  Sm.  concolor  Büchner,  von  Gansu,  N.  W.  China6). 

0  Reise  durch  verschiedene  Provinzen  des  Russischen  Reichs,  II,  S.  408  (1773). 

2)  Zool.  Jahrbuch.,  Abt.  f.  Systematik.  IX,  S.  307  (1896). 

3)  Ann.  Mag.  Nat.  Hist.  (6),  XI,  SS.  184—186  (1893). 

4)  Proc.  U.  S.  Nat.  Mus.  Washington,  XVII,  SS.  s.  41 — 43  (1894). 

5)  Extrait  de  1’  Annuaire  Mus.  Zool.  Acad.  Imp.  Sc.  St.-Petersbourg,  VIII, 
SS.  17-21  (1903). 

6)  MdI.  Biol.  Acad.  St.-Petersb.,  XIII,  S.  218  (1892). 


131 


Alle  diese  vier  Arten  haben  das  gemeinsame,  daß  ihnen  der  schwarze 
Rückenstreifen  fehlt.  Wenn  Satunin  einen  von  Radde  in  den  Swa- 
netischen  Alpen  (Oberes  Kubangebiet,  2571  Meter  hoch)  aufgefun¬ 
denen  Sminthus  wegen  des  gleichen  Charakters  mit  Sm.  concolor  von 
Gansu  vereinigt1),  so  ist  das  von  vornherein  unwahrscheinlich  ;  diese 
kaukasische  Form  wird  zunächst  mit  den  in  Kashmir  vorkommenden 
Arten  zu  vergleichen  sein. 

Speziell  interessiert  uns  hier  die  Verbreitung  des  Sminthus  sub- 
tilis  in  Europa.  Er  ist  aus  Rußland,  südlich  bis  zur  Krim,  nördlich 
bis  Finnland  (Tammerfors),  aus  Ungarn,  Schweden  und  Dänemark 
bekannt.  In  Trouessarts  Katalog2)  wird  auch  das  östliche  Deutsch¬ 
land  als  sein  Wohnort  angeführt;  es  ist  mir  aber  nicht  bekannt, 
worauf  sich  diese  Angabe  stützt. 

In  Ungarn  ist  dieses  Tier  nicht  ausschließlich  Steppenbewohner. 
Die  ersten  Exemplare  kamen  (1852 — 53)  von  den  Pußteu  im  Stuhl¬ 
weißenburger  Komitate3).  Später  wies  A.  Kocyan  nach,  »daß 
sich  diese  Steppenform  auch  in  der  Nord-Tatra,  beziehungsweise  im 
Gebiete  des  Ortes  Oravitz  vorfinde  und  aus  Höhenlagen  von  900  bis 
1200  Meter  im  Frühjahre  und  gegen  Ende  des  Sommers,  Mitte  Sep¬ 
tember,  zu  bekommen  sei«.  Auch  aus  andern  mehr  oder  weniger 
gebirgigen  Gegenden  Ungarns  (Arväer  und  Arader  Komitat)  ist  sie 
nach  Mojsisoviczs  Mitteilungen  bekannt.  Es  ist  bereits  erwähnt  wor¬ 
den,  daß  der  Sminthus  subtilis  auch  im  Kaukasus  vorkommt. 

Im  südlichen  Schweden  wurde  im  Jahre  1835  ein  Exemplar 
in  der  Gegend  von  Karlskrona  von  M.  W.  von  Düben  auf  einem 
mit  Birken  bepflanzten  Sandhügel  entdeckt  und  von  ihm  beschrieben5); 
seltsamer  Weise  ist  seitdem  das  Tier  nie  wieder  in  Schweden  auf¬ 
gefunden  worden. 

In  Jütland  wurde  der  Sminthus  erst  1872  von  Rostru  p  erkannt, 
obgleich  seit  1863  sich  Exemplare  von  dorther  im  Kopenhagener 
Museum  befanden,  die  man  für  Mus  agrarius  gehalten  hatte6). 
Japetus  Steenstrup  teilte  nachträglich  H.  Winge  mit,  er  habe 
als  Kind  mit  einer  Birkenmaus  gespielt,  die  er  im  erstarrten  Zustand, 

1)  Op.  cit.,  S.  307. 

2)  Catal.  Maram.  I.,  S.  589  (1899),  et  Sappl,  S.  489  (1904). 

3)  Aug.  Mojsisovics  von  Mojsvar,  Das  Tierleben  der  österreichisch- 
ungarischen  Tiefebenen.  1897,  S.  178. 

4)  L.  cit. 

5)  Kon.  Vetensk.  Acad.  Handl.  för  Ar  1840,  SS.  175 — 180  (Stockholm  1842). 

*,  Vidensk.  Medd.  SS.  206—210  (1872). 


132 


zum  Knäuel  zusammengerollt,  in  Thv  (Nordwest-Jütland)  gefunden 
batte.  Zwischen  den  Jahren  1863 — 1896  gelangten  etwa  30  Exem¬ 
plare  aus  verschiedenen  Gegenden  Jütlands  —  Kolding,  Vejle,  Hor- 
sens,  Aalborg,  Vestervig  —  an  das  Museum  in  Kopenhagen,  über 
die  Winge  berichtet  hat1).  Es  fehlt  vielleicht  nur  am  Suchen, 
wenn  das  Tier  bisher  in  Nordschleswig  nicht  zum  Vorschein  ge¬ 
kommen  ist.  Auf  den  Inseln  Dänemarks  ist  es  nie  gefunden  worden. 

Die  Streifenmaus  ist,  wie  Winge  überzeugend  nachgewiesen  hat, 
der  Familie  der  Dipodiden  einzureiheu,  als  deren  primitivstes  Mit¬ 
glied  sie  jedoch  zu  betrachten  ist;  unter  lebenden  Formen  ist  sie 
am  nächsten  verwandt  mit  einer  nordamerikanischen  Springmaus, 
Zapus2).  Obgleich  vorzugsweise  Steppentier  ist  der  Sminthus  subtilis 
doch  ein  besserer  Kletterer  als  Springer.  Er  klettert,  wie  Winge 
mitteilt,  der  das  Tier  lebend  beobachtet  hat,  mit  Händen  und  Füßen 
und  hilft  teilweise  auch  mit  dem  Schwänze  nach,  was  schon  Pallas 
bemerkt  hatte ;  im  Springen  dagegen  steht  er  selbst  der  Hausmaus 

nach3). 

•  • 

Uber  die  Streifenmaus  der  Tatra  berichtet  A.  Kocyan:  »Der 
Aufenthalt  der  Streifenmaus  beschränkt  sich  auf  die  Sonnenseite,  die 
mit  Haferfrucht  bebaut  ist,  oder  mit  Forstunkraut  bedeckte  Schläge,  die 
morsche,  trockene  Baumstöcke  enthalten.  Auf  der  Erde  ist  sie  sehr 
geschwind,  sucht  aber  nie  die  Erdlöcher  auf,  wie  andere  Mäuse,  son¬ 
dern  mit  großer  Geschwindigkeit  erklettert  sie  liegende  Stämme,  unter 
deren  Rinde  sie  sich  zu  verbergen  trachtet.  .  .  Den  dünnen,  langen 
Schwanz  warfen  sie  auf,  sobald  man  den  Finger  oder  einen  Feder¬ 
stiel  an  ihn  anlegte,  sie  wanden  und  schlängelten  ihn,  hatten  aber 
nicht  die  Kraft,  sich  mit  ihm  an  einem  Gegenstand  hängend  zu 
erhalten«4). 

Sie  hält  nicht  nur  einen  Winterschlaf  ab,  sondern  zeigt  auch 
in  der  besseren  Jahreszeit  eine  fast  unbegrenzte  Schlafsucht.  »Selbst 
bei  ganz  warmer  Witterung  kann  es  ihr  einfallen,  sich  zur  Kugel 
zusammenzurollen,  einzuschlafen  und  kalt  zu  werden,  und  man  muß 
sie  dann  lange  manipulieren,  bis  sie  wieder  recht  erwacht«5).  Das 
von  Rostrup  Mitte  Juli  eingefangene  Tier  ballte  sich,  nachdem  es 

’)  Vidensk.  Medd.,  S.  291  (1899). 

2)  Gnavere  fra  Lagoa  Santa,  E  Museo  Lundii,  I,  SS.  119,  159,  166  (1887). 

3)  Op.  cit.  S.  159. 

4)  cf.  Mojsisovicz,  Op.  cit.  SS.  178,  179. 

5)  H.  Winge,  Danmarks  Pattedyr  og  Fugle;  aus  Frem:  Den  Danske  Stat, 
I,  S.  456  (Kopenhagen,  1899). 


133 


gefangen  und  zum  Transport  in  einen  Glasbehälter  gebracht  worden 
war,  zusammen  und  schlief  ein  ;  au  den  folgenden  Tagen  schlief  es 
den  größten  Teil  von  24  Stunden,  obgleich  es  im  wachen  Zustand 
recht  lebhaft  in  seinen  Bewegungen  war1). 

Kocyan  sagt:  »Der  Winterschlaf  der  Streifenmaus  dauert  länger 
als  jener  der  Siebenschläfer,  und  sie  selbst  ist  mehr  Nacht-  als 
Tagtier.  Im  Freien  nährt  sie  sich  im  Frühjahre  von  süßen  Wurzeln 
und  Samen.  —  Die  im  Käfig  gehaltenen  Streifenmäuse  schliefen 
auch  sehr  viel  im  Sommer,  noch  mehr  bei  veränderlichem  Wetter 
bei  unter  +  10°  C.  immer«2). 

Bei  Betrachtung  der  Abbildung  eines  kreisrund  zusammengeroll¬ 
ten  Sminthus 3)  begreift  man,  daß  ein  Tier  in  einer  solchen  Positur 
mit  einem  Knopfe  verglichen  werden  kann. 

Seiner  großen  Schlafsucht  und  den  dadurch  bedingten,  versteckten 
Aufentshaltorten  wird  es  wohl  zuzuschreiben  sein,  daß  das  Tier  ver¬ 
hältnismäßig  selten  gefunden  wird4),  abgesehen  davon,  daß  es  äußer¬ 
lich  leicht  mit  einer  jungen  Brandmaus  ( Mus  agrarius)  zu  verwech¬ 
seln  ist. 

Wenig  stimmt  mit  der  geschilderten  Lebensweise,  wenn  Pallas 
nach  einem  Berichterstatter  mitteilt5),  daß  das  Tier  in  großen  Zügen 
wandere,  worauf  sich  ein  tatarischer  Name,  Dhilkis-Sitskan6),  i.  e. 
Mus  gregalis,  und  einer  der  Pallas’schen  Artnamen,  vagus ,  bezieht. 
Es  beruht  diese  Angabe  ohne  Zweifel  auf  Verwechslung  mit  einem 
ganz  anderen  Tiere,  vielleicht  mit  Mus  agrarius. 

Obgleich  der  Sminthus  subtilis  fossil  bisher  nur  —  und  zwar 
von  Nehring  —  im  Diluvium  von  Nußdorf  bei  Wien  und  »subfossil« 
in  der  Dobschauer  Höhle  in  Ungarn  nachgewiesen  wurde,  kann  doch 

')  Op.  cit.,  SS.  206,  207. 

2)  Mojsisovicz,  Op.  cit.,  SS.  178,  179. 

3)  Pallas,  Novae  Spec.  Quad.  e  Glirium  Ordine,  Tab.  XXII,  Fig.  2  (1779). — 
Die  Abbildung  ist  in  Schiebers  Säugetieren  kopiert. 

4)  Als  Beleg,  wie  wenig  wir  noch  heutzutage  die  Verbreitung  von  versteckt 
lebenden  kleinen  Säugetieien,  selbst  in  den  vermeintlich  am  besten  erforschten 
Gegenden  Europas  kennen,  mag  hier  beiläufig  die  interessante  Tatsache  erwähnt 
werden,  daß  vor  etwa  18  Monaten  die  Herren  Baron  Walter  v.  Rothschild 
und  Dr.  Ernst  Hartert  im  Unter-Engadin  (Schweiz)  den  » Myoxus  dryas  Inter¬ 
medins «  Nehr.  fanden,  der  kurz  vorher  von  Nehring  (Zool.  Anz.  XXVII,  S.  45, 
1903)  aus  Steiermark  und  Tirol  beschrieben  worden  war. 

5)  Novae  Spec.  Quadr.,  SS.  327,  328  (1779). 

6j  Den  zweiten  Teil  dieser  Benennung  zitierte  J.  E.  Gray,  infolge  eines 
Schreibfehlers,  als  Sikistan  und  fabrizierte  daraus  einen  Gattungsnamen  Sicista, 
mit  dem  man  uns  neuerdings,  anstelle  von  Sminthus}  beglücken  will. 


134 


kein  Zweifel  darüber  sein,  daß  er  in  den  westlichen  Teilen  seines  gegen¬ 
wärtigen  Verbreitungsgebietes  ein  Relikt  der  Steppenperiode  ist,  da 
er  ja  im  Osten  vorzugsweise  in  den  Steppen  Osteuropas  und  Asiens 
lebt;  er  hat  sich  von  der  Steppenperiode  bis  zur  Jetztzeit  durch¬ 
geschlafen.  Während  seines  schlafbedürftigen  Daseins  konnte  er 
aber  von  unendlich  weiter  zurückliegenden  Zeiten  träumen,  von  einem 
andern  Sonnenlichte,  einer  glücklicheren  Natur.  Ist  er  doch  in  der 
genannten  palaearktischen  Fauna  ein  Anachronismus;  mehr  als  alle 
andern  Dipodiden,  die  höher  spezialisiert  sind,  hat  er  Bezüge  zu 
gewissen  mitteloligocänen  Nagern :  im  Schädelbau  zu  der  Gruppe, 
die  Winge  zu  seinen  Anomaluridae  gestellt  hat,  speziell  im  Gebiß 
zu  Omegodus  {JEJomys ),  den  der  genannte  Zoologe  für  den  primi¬ 
tivsten  Dipodiden  hält,  während  er  mit  ebensoviel  Berechtigung  gleich¬ 
falls  zu  den  » Anomaluridae «  gerechnet  werden  kann. 

So  ist  denn  die  Birkenmaus  in  zoogeographischer,  physiologischer 
und  systematischer  Beziehung  eines  der  interessantesten  Probleme 
der  europäischen  Säugetierfauna  und  verdient  mehr  Beachtung  als 
ihr  bisher  zuteil  geworden  ist. 

Wie  ein  solches  Tier  nach  den  Orkaden  gelangt  se;n  mag, 
wollen  wir  erörtern,  wenn  es  erst  einmal  von  dorther  vorliegen  wird. 


Zur  Frage  über  das  Vorkommen  und  die  Verbreitung  des 
Schakals  (Canis  aureus  L.)  in  Dalmatien. 

Von  Prof.  A.  Pichler  in  Mostar  (Herzegowina). 

Da  die  Frage  über  die  Verbreitung  des  Schakals  in  Dalmatien 
wieder  aktuell  geworden  und  sogar  eine  eigene  Expedition  in  das 
Verbreitungsgebiet  dieses  Raubtieres  abgegangen  ist,  die  an  Ort  und 
Stelle  Jagden  und  Studien  austel]t,  dürfte  es  vielleicht  angezeigt 
sein,  alle  diese  Frage  betreffenden  bisherigen  Resultate  zusammen¬ 
zufassen,  um  ein  möglichst  klares  Bild  dessen  zu  erhalten,  was  bisher 
festgestellt  wurde. 

Da  die  Anzahl  von  Forschern,  die  das  interessante  Raubtier  in 
seiner  dalmatinischen  Heimat  im  freien  Zustande  oder  in  der  Gefangen- 
schaft  beobachtet  und  dort  Gesammeltes  besitzen  oder  untersucht 
aben,  sehr  gering  ist,  erlaube  ich  mir  meine  über  das  Tier  gemachten 
Beobachtungen  und  in  Dalmatien  selbst  gemachten  Aufzeichnungen 
in  Kürze  niederzulegeu. 


*)  A.  Nehring,  Ueber  Tundren  und  Steppen  .  .  .,  S.  199  (1890). 


135 


Der  Schakal  kommt  in  ziemlicher  Anzahl  auf  der  Halbinsel 
Sabbioncello  (Peljesac)  vor  und  ist  alleu  Hirten  und  Jägern  daselbst 
bekannt.  Von  ersteren  wird  er  wegen  arger  Räubereien  an  Schafen 
und  besonders  an  Lämmern  gefürchtet.  Das  erfuhr  ich  auf  meinen 
wiederholten  Reisen  auf  dieser  Halbinsel,  die  ich  nach  alleu  Rich¬ 
tungen  durchquert  habe.  Erlegte  Stücke  sah  ich  aus  Kuna,  Jaujina 
und  Trstenik.  In  besonders  trockenen  Sommern  kamen  die  Scha¬ 
kale  nach  Angabe  des  Prof.  Dr.  M.  Mi  las  selbst  nach  Stagno  Grande 
in  die  Ortschaft,  natürlich  nur  bei  Nacht. 

In  weit  geringerer  Anzahl,  aber  doch  noch  zahlreich  kommt 
er  auf  der  Insel  Curzola  (Korcula)  vor,  woher  ich  drei  Exemplare 
kenne.  Einer  meiner  Bekannten  aus  der  Stadt  Curzola  versicherte 
mir  im  Jahre  1895,  daß  der  Schakal  keine  Seltenheit  auf  der  Insel 
sei.  Der  erwähnte  Herr,  ein  passionierter  Jäger,  der  wiederholt 
Schakale  erlegt  hat,  besaß  eine  Bracke,  weiß,  etwas  stockhaarig, 
mit  gelbeu  Platten,  die  den  Schakal  jagte  wie  einen  Fuchs.  Im 
Westen  von  Curzola  soll  der  Schakal  häufiger  sein  als  in  der  Nähe 
der  Stadt  Curzola. 

Auf  den  kleinen  Inseln  zwischen  Sabbioncello  und  Curzola 
kommt  er  zwar  nicht  ständig  vor,  doch  behaupten  verläßliche  Leute 
aus  jener  Gegend,  daß  er  daselbst  wiederholt  gesehen  und  erlegt 
wurde,  und  es  herrsche  allgemein  die  Ansicht,  daß  er  kleine  Strecken 
Meeres  durchschwimme,  um  auf  jene  Inseln  zu  gelangen  und  daselbst 
auf  Raub  auszugehen.  Wahrscheinlich  klingt  es  zwar  nicht,  doch 
kann  ich  es  nicht  unerwähnt  lassen. 

Daß  er  heute  auf  der  Insel  M  el  e d a  (Mljet)  vorkommt,  scheint 
mir  zwar  möglich,  doch  sah  ich  bisher  kein  dort  erlegtes  Stück. 
Meine  Kollegen  aus  Dalmatien  behaupten  es  steif  und  fest,  daß  er 
in  den  siebziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  dortselbst  keine 
Seltenheit  gewesen  sei. 

Im  Jahre  1894  erfuhr  ich  von  einem  Wirte  in  Slauo,  daß  unser 
Raubtier  früher  auf  der  Insel  Giuppana  (Sipan)  vorhanden  war. 
Er  kannte  den  Schakal  genau,  doch  gab  er  zu,  daß  er  damals  nicht 
häufig  war.  Ob  er  heute  dort  noch  vorkommt,  ist  mehr  als 
zweifelhaft. 

Sein  Vorkommen  auf  der  Insel  Le si  na  (Hvar)  wurde  wieder¬ 
holt  behauptet,  doch  fehlen  sowohl  Belegstücke  als  auch  verbürgte 
Nachrichten  daher.  Nach  einer  mir  unlängst  zugekommenen  Mit¬ 
teilung  eines  verläßlichen  Jägers  aus  Lesina  fehlt  er  seit  Jahren 
auf  dieser  Insel. 


136 


Sehr  zweifelhaft  erscheint  die  Nachricht,  daß  er  auf  dem  dal¬ 
matinischen  Festlande  heute  noch  vorkomme,  obwohl  man  mir  im 
Jahre  1894  versicherte,  daß  er  einst  bei  Slano  (angeblich  selbst  bei 
Neum-Klek)  vorkam.  Nach  meinen  letzten  Nachrichten  wurde  das 
Geheul  des  Schakals  noch  im  Jahre  1903  gehört. 

Alle  bisher  aus  Bosnien  und  der  Her  zego  w  ina  verbreiteten 
Behauptungen  über  das  Vorkommen  des  Schakals  im  Okkupations¬ 
gebiete  sind  auf  Schakaldecken  zurückzuführen,  die  aus  Dalmatien 
auf  die  Märkte  von  Mostar  und  Trebinje  gebracht  worden  sind, 
uud  beruhen  vorläufig  durchweg  auf  Irrtum.  Selbst  die  wiederholt 
aufgetauchte  Mähr,  er  komme  zwischen  Trebinje  und  Fort  Dri- 
jeno  vor,  dürfte  falsch  sein.  Meine  dortselbst  im  Jahre  1902  und 
1903  gepflogenen  Nachfragen  bei  verläßlichen  Leuten  fielen  durch¬ 
weg  negativ  aus. 

Ganz  anders  verhält  sich  die  Frage,  ob  er  inSlavonieu  vor¬ 
komme.  Als  das  erste  Exemplar  anfangs  der  neunziger  Jahre  in 
Slavonien  erlegt  wurde,  hielt  ich  es  für  ein  aus  einer  Menagerie 
entkommenes  Stück,  behielt  die  Sache  aber  im  Auge,  fragte  überall 
nach  und  war  sehr  gespannt,  ob  noch  weitere  folgen  würden.  Die 
Erlegung  eines  zweiten  Exemplares  in  Slavonien  im  Jahre  1902  zwingt 
mich  zur  Annahme,  daß  der  Schakal  als  äußerste  Seltenheit  daselbst 
allerdings  noch  vorkommt. 

Einen  Schluß  über  die  Anzahl  der  in  Dalmatien  jährlich  erlegten 
Schakale  gestattet  uns  die  Zahl  der  über  Metkovic  und  Ragusa  auf 
den  Mostarer  Markt  kommenden  Schakaldeckeu  zwar  nicht,  doch 
dürfte  deren  Anzahl  nicht  so  gering  sein,  da  alljährlich  etwa  zehn 
bis  zwanzig  Stück  aus  Dalmatien  den  Mostarer  Markt  passieren. 

In  Dalmatien  wird  der  Schakal  entweder  mit  dem  Gewehr  erlegt 
oder,  wie  gar  viele  der  von  mir  in  Mostar  untersuchten  Decken 
zeigten,  im  Eisen  gefangen. 

Die  Jagdarten  auf  den  Schakal  sind  meist  entweder  eine  Hetze 
mit  Brackhunden  oder  der  Anstand  in  der  Luderhütte.  Eine  Treib¬ 
jagd  in  den  Macchien  kann  nur  in  durchforstetem  oder  kupiertem 
Terrain  von  Erfolg  begleitet  sein. 

Zwei  von  mir  längere  Zeit  in  der  Gefangenschaft  beobachtete, 
aus  Curzola  stammende,  junge  Schakale  sprachen  allen  in  der 
Literatur  hervorgehobenen  Behauptungen  über  die  leichte  Zähmbar¬ 
keit  dieser  Tiere  Hohn.  Mit  gekrümmtem  Rücken,  zurückgezogenem 
Gehör  und  geklemmter  Lunte  gäckerten  sie  jeden  an,  der  sich  ihnen 


137 


näherte,  und  wiesen  jedem  mit  offenem  Fange  ihr  Milchgebiß,  zeit¬ 
weise  rechts  und  links  tückisch  schnappend. 

Ihre  Laute  waren  anfangs  kreischend- fauchend,  später  klangen 
sie  wie  etwa:  »käk-käk-käk-käk«  oder  »käk-käk-käk-käk-käk-käk«. 
Nach  einiger  Zeit  nahmen  sie  das  ihuen  auf  einer  Stange  darge¬ 
reichte  Futter  zwar  zögernd  und  mißtrauisch  au,  wurden  aber  nie 


recht  zahm. 

Es  ist  zwar  möglich,  daß  der  Umstand,  daß  die  beiden  Tiere 
in  einer  vergitterten  Kiste  verwahrt  waren  und  sich  nicht  fort¬ 
während  unter  dem  Einflüsse  menschlicher  Gesellschaft  an  den  Umgaug 
mit  Menschen  gewöhnten,  einige  Schuld  au  ihrem  wilden  Benehmen 
trug,  denn  eigentlich  ist  es  doch  der  permanente  Anblick  des  Men¬ 
schen,  der  ein  wildes  Tier  allmählich  an  diesen  gewöhnt  und  ihm 
langsam  Vertrauen  zu  seinem  Futterspender  einflößt.  Wölfe  und 
Fischottern  wurden  unter  meinen  Augen  unglaublich  zahm,  letztere, 
wie  ich  dies  in  einem  Aufsatze  in  diesem  Blatte  zu  Ende  der  acht¬ 
ziger  Jahre  beschrieb,  geradezu  hündisch  lieb,  folgsam  und  zutraulich. 

Die  beiden  hier  erwähnten  Schakale  stehen  präpariert  in  der 
Sammlung  des  Zoologischen  Nationalmuseums  in  Agram. 

Schließlich  kann  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  daß  die  beiden 
aus  Slavonien  stammenden  Schakale  keine  merklichen  Unterschiede 
von  den  dalmatinischen  aufweisen,  sodaß  es  mir  scheint,  daß  die  von 
Sp.  Brusina  im  »Glasuik  hrvatskog  naravosloovog  drustva«  vorge¬ 
nommene  Aufstellung  einer  Subspecies  Canis  aureus  balcanicus  im 
Gegensätze  zu  C.  aureus  dalmaticus  Fitz,  nicht  begründet  erscheint. 

Ob  endlich  eine  Expedition  in  das  dalmatinische  Verbreitungs¬ 
gebiet  des  Schakals  die  Frage  über  die  Verbreitung  dieses  Raub¬ 
tieres  in  Dalmatien  lösen  werde,  erscheint  mir  einigermaßen  zweifel¬ 
haft.  Die  Unwirtsamkeit  der  Gegeud,  die  zerklüfteteu,  meist  wasser¬ 
losen,  nahezu  unpassierbaren  Karsthalden,  bedeckt  mit  oft  mehr  als  ein 
Kubikmeter  großen  Felsblöcken,  die  undurchdringliche  Macchie  und 
nicht  minder  die  schlaue  Verschlagenheit  des  nächtlichen  Raubtieres 
stellen  selbst  die  Geduld  des  Karstjägers  auf  eine  harte  Probe. 

Resultate  wird  die  diesjährige  Expedition  nach  Dalmatien  zweifel¬ 
los  aufzuweisen  haben.  Einzelne  ganze  Exemplare,  Schakaldecken 
und  überlieferte  Daten  über  die  Verbreitung  unseres  Tieres  von  einst 
und  jetzt  wird  sie  mitbringen.  Mehr  Licht  über  den  jetzigen  Stand 
und  die  Verbreitung  können  wir  wohl  auch  erwarten,  aber  eine  end¬ 
gültige  Lösung  dieser  Frage  kann  eine  Expedition,  die  nur  kurze 
Zeit  im  Verbreitungsgebiet  arbeitet,  ebensowenig  herbeiführen  wie 


138 


eine  solche,  die  etwa  auf  längere  Zeit  nach  Slavonien  zöge,  um  fest- 
zustelleu,  ob  der  Schakal  daselbst  heute  noch  vorkommt  oder  nicht. 

Nur  andauernde,  an  Ort  und  Stelle  und  in  allen  Teilen  um¬ 
fassend  gemachte  Beobachtungen  und  Jagden  können  eine  Lösung 
der  Verbreituugsfrage  eines  so  freizügigen,  schlauen  Raubwildes,  wie 
es  der  Wolf  und  der  Schakal  sind,  herbeifübreD. 

Zur  Berichtigung. 

Von  Theodor  Knottenrus-Meyer  aus  Hannover. 

Im  Jahrg.  1905,  Heft  3,  beruft  sich  Herr  Wilhelm  Schuster 
in  einer  Fußnote  auf  Seite  65  zu  seinem  Aufsatz  »Rassen,  Herden 
und  Züchtereien«  auf  mich,  indem  er  anführt,  das  Mähneuschaf 
(Ammotragus  tragelaphus )  liebe  die  Trockenheit ,  wie  die  nach 
meiner  Angabe  im  Hannoverschen  Zoologischen  Garten  des  feuchten 
Untergrundes  wegen  eingegangenen  Exemplare  es  bewiesen. 

Diese  Bemerkung  kann  sich  nur  auf  meine  Ausführungen  auf 
S.  148  des  Jahrg.  1904  dieser  Zeitschrift  beziehen.  Dort  aber  habe 
ich  nur  gesagt:  »Leider  haben  sich  die  Tiere,  wie  es  mit  den 
meisten  Schafen  im  Hannoverschen  Zoologischen  Garten  des 
feuchten  Untergrundes  wegen  der  Fall  ist,  nicht  lange  gehalten.« 
Es  ist  klar,  daß  sich  diese  Bemerkung  nur  auf  die  dort  erwähnten 
Mufflons  von  Cypern  (0.  opliion)  bezog,  nicht  auf  die  am  Anfänge 
des  Absatzes,  weiter  oben,  erwähnten  Mähnenschafe. 

Trotz  seines  Namens  ist  das  Mähnenschaf  kein  Schaf,  sondern 
nach  den  anatomischen  Verhältnissen  seines  Schädels  wie  auch  dem 
ziegenähnlichen  Aussehen,  besonders  der  Weibcheu,  und  seinem 
ziegenartigen  Benehmen  nach  eine  Ziege. 

Das  Mähnenschaf  hat  sich  bei  uns  in  Hannover  stets  gut  ge¬ 
halten.  Nur  bei  einem  Exemplare  der  von  Sr.  Majestät  dem  Garten 
geschenkten  Tiere  habe  ich  Verdickungen  der  Kniegelenke  wahrge¬ 
nommen,  die  augenscheinlich  auf  ein  rheumatisches  Leiden  zurückzu¬ 
führen  sind.  Mufflons  dagegen,  ebenso  wie  andere  Schafe,  Togo¬ 
schafe  und  dergl.  hielten  sich  nie  gut. 

Der  unglückliche  französische  Name  »mouflon«  für  das  Mähuen- 
schaf  scheint  übrigens  oft  irrezuführen.  So  spricht  Dr.  Kobelt  in 
seinem  Buche  »Die  Verbreitung  der  Tierwelt«  von  dem  Mufflon  als 
einem  Bewohner  Marokkos !  Auch  bringt  letzteres  Buch  eine  natur- 
getreue  Spechtsche  Zeichnung  zweier  Präriehunde,  wie  sie  in  den 
achtziger  Jahren  häufig  in  den  Handel  kamen,  des  Cynoniys  ludovicianus 
Ord.,  mit  der  Unterschrift  »Murmeltier«  ! 


139 


Die  diesjährige  Straussenzuclit  im  Tierpark  des  Herrn  Friedr. 
Falz-Fein  zu  Aseania-Nova  im  Taurischen  GouYernement, 

Südrussland. 

Yon  Ernst  Bussius  in  Cöln  a.  Rli. 

Das  Brutgeschäft  unserer  Strauße  war  iu  diesem  Jahre  (1904) 
mit  lauter  Pech  uucl  Verzwicktheiten  gespickt,  aber  schließlich  konnte 
man  doch  sagen  »Ende  gut,  alles  gut«. 

Das  alte  bewährte  Zuchtpaar  war,  wie  in  den  vorhergehenden 
Jahren,  in  einer  etwa  zwei  Morgen  großen,  mit  Gras  bewachsenen 
Abzäunung  untergebracht  und  schritt  auch,  wie  früher,  Ende  März 
ganz  programmmäßig  zur  Brut,  d.  h.  in  Zwischenräumen  von  zwei 
bis  drei  Tagen  wurden  auf  dem  etwa  30  cm  hohen,  geräumigen 
Sandnest  bis  Ende  April  zwölf  Eier  gelegt.  Am  1.  Mai  saß  das 
Weibchen  schon.  Die  ersten  Bruttage  verliefen  auch  iu  Ordnung; 
Männchen  und  Weibchen  lösten  sich  getreulich  ab.  Dann  aber  fing 
»er«,  trotz  seiner  Jahre  ein  Schwerenöter,  an,  in  seiner  Freizeit  über 
den  Zaun  hinweg  mit  den  in  der  angrenzenden  Steppen  wildbahn 
gehenden,  jüngeren  Straußen  Weibchen  zu  liebeln,  wobei  diese  ihm 
sehr  entgegenkamen,  indem  sie  sich  beständig  am  Zaun  des  Brut¬ 
platzes  herumtrieben.  Die  Gemahlin  war  davon  anscheinend  oder 
vielmehr  begreiflicher  Weise  nicht  besonders  erbaut  und  traktierte 
ihrerseits,  wenn  sie  frei  war,  die  zudringlichen  Jungfrauen  mit 
Schnabelhieben.  Am  5.  Mai  kam  das  erste  Malheur,  drei  Eier  des 
Geleges  wurden  zertreten.  Entweder  hat  das  Männchen  sich  mal 
ein  wenig  lange  bedacht,  ehe  es  sich  ruhig  niedersetzte,  oder  das 
Weibchen  trappelte,  aus  Eifersucht  unruhig  geworden,  darauf  herum. 
Zehn  Tage  später  wurden  weitere  drei  Eier  zerbrochen,  und  am  21. 
noch  zwei.  Jetzt  waren  also  nur  noch  vier  Eier  im  Neste ;  zu 
unserem,  allerdings  nur  sehr  kleinen  Trost  wurde  jedoch  am  selben 
Tage  noch  eins  hinzugelegt.  Von  diesen  fünf  Eiern  wurden  am 
27.  noch  zwei  zerbrochen.  Man  nahm  nunmehr  die  übriggebliebenen 
drei  Eier  weg  und  legte  ihnen  dafür  von  den  jüugern  Weibchen 
herrührende,  unbefruchtete  hin.  Am  3.  Juni  ließ  man  das  Männchen 
in  die  Wildbahn  zu  den  jüugeren  Weibchen,  iu  der  Hoffnung,  daß 
das  alte  Weibchen  alsdann  ruhig  allein  brüten  würde,  in  welchem 
Falle  mau  ihm  die  drei  befruchteten  Eier  wiedergeben  wollte.  Man 
nahm  au,  daß  das  alte  Männchen  nun  vielleicht  mit  dem  einen  oder 
dem  andern  jüngeren  Weibchen  zur  Brut  schreiten  würde.  Beide 
Ansichten  schwanden  aber;  das  Männchen  machte  den  jungen  Weib- 


140 


eben  allerdings  gauz  unzweideutig  den  Hof,  vergaß  aber  deshalb 
doch  »seine  Alte«  nicht,  besuchte  sie  tagsüber  öfters  am  Zaune  und 
bat  abends  sogar  um  Einlaß. 

So  kam  das  alte  Weibchen  doch  nicht  zur  Ruhe,  und  man  ließ 
es  deshalb  am  5.  Juni  auch  aus.  Die  ganze  buckelige  Freundschaft, 
bestehend  aus  dem  alten  Paar,  einem  3  ^jährigen  Weibchen,  einem 
21/2jährigen  Weibchen,  einem  3  ^jährigen  Männchen  (das  merk¬ 
würdigerweise  noch  nicht  verfärbt  war  und  keine  Miene  zur  Paarung 
machte)  und  drei  Vorjährigen,  spazierte  nun  in  der  etwa  400  Morgen 
großen  Steppenwildbahn  zwischen  den  diversen  andern  Tieren,  wie 
Nandus,  Kranichen,  Zebras,  Elen-Antilopen,  Nilgaus,  Kuh- Antilopen, 
Säbel- Antilopen,  Wasserböckeu,  Saigas,  Persischen  Gazellen  usw., 
und  man  war  gespannt,  was  nun  würde.  Hierauf  brauchten  wir 
aber  nicht  lange  zu  warten,  denn  nach  zwei  Tagen  schon  fand  man 
gauz  am  Ende  der  Bahn  in  einer  dort  befindlichen  Vertiefung,  auf 
die  flache  Erde  gelegt,  ein  Ei,  bei  dem  das  jüngere  3 */a jährige 
Weibchen  Wache  hielt.  Am  9.,  11.  und  14.  Juni  wurde  je  ein 
weiteres  Ei  gelegt,  am  17.  waren  deren  schon  sieben,  am  19.  neun 
und  am  25.  Juni  dreizehn. 

Die  Eier  rührten  meist  von  dem  besagten  jüngeren,  teilweise 
aber  auch  von  dem  alten  Weibchen  her,  doch  hielt  sich  nur  ersteres 
mit  dem  Männchen  am  Neste  auf.  Am  letztgenannten  Tage  bezog 
das  Männchen  abends  zum  ersten  Male  das  Gelege  und  wurde  morgens 
von  seiner  neuen  Gemahlin  abgelöst.  Das  Paar  besorgte  nun  regel¬ 
mäßig  das  Brutgeschäft,  wobei  das  Männchen  stets  nachts  brütete, 
das  Weibchen  aber  auch  tagsüber  gelegentlich  auf  kürzere  Zeit  ablöste. 

Das  alte  Weibchen  kümmerte  sich  nicht  mehr  um  seinen  treu¬ 
losen  Gemahl  und  ging  seine  eignen  Wege. 

Obgleich  die  Zeit  für  die  Brutperiode  schon  etwas  vorgerückt 
war,  hatte  man  jetzt  doch  noch  die  schönste  Hoffnuug.  Am  10.  Juli 
trat  aber  ein  Ereignis  ein,  das  diese  arg  ins  Wackeln  brachte.  Der 
Tag  brach  sehr  schön  an  ;  morgens  gegen  acht  Uhr  zeigte  das  Ther¬ 
mometer  bereits  24°  R.  und  mittags  32°  R.  im  Schatten.  Mancher 
der  verehrten  Leser  schüttelt  hier  wohl  den  Kopf  und  denkt,  32  im 
Schatten,  »ich  danke  für  Backobst«  »Schöner  Tag«!  Na  ja!  Der 
Mensch  ist  ein  Gewohnheitstier;  wenn  man  gewöhnt  ist,  bei  40  bis 
45°  R.  auf  der  schattenlosen  Steppe  herumzuspaziereu,  so  sind  32° 
im  Schatten  ganz  annehmbar.  Uebrigens  ist  die  Hitze  hier  viel  er¬ 
träglicher  als  draußen,  wo  ich  z.  B.  bei  25°  R.  mehr  gekocht  war,  als 
hier  bei  40°,  weil  die  Luft  trockener  ist. 


141 


Doch  nach  dieser  kleinen  Abschweifung  zurück  zur  Sache.  Bis 
zum  Mittag  genannten  Tages  war  also  nichts  besonders  Auffälliges. 
Nach  Mittag  aber  wurde  die  Luft  schwül  und  bleiern ;  mau  vernahm 
ein  Vibrieren  und  ein  eigentümliches  zitterndes  und  knatterndes  Ge¬ 
räusch  in  der  Luft.  Gegen  4  Uhr  war  der  Himmel  pechschwarz,  einige 
heftige  Blitze  mit  markerschütterndem  Donner  eröffneteu  den  Tanz, 
und  dann  brach  ein  derartiges  Hagel-  und  Regenwetter  los,  daß 
innerhalb  weniger  Minuten  die  ganze  Besitzung  Ascania-Nova  in 
einem  See  stand.  Auf  der  Straße  floß  das  Wasser  zwei  Hand  hoch 
nur  so  dahin. 

Das  Schauspiel  wäre  ganz  nett  durch  die  Fensterscheiben  anzu¬ 
sehen  gewesen,  aber  hier  hieß  es  heraus  und  handeln.  Mit  Schau- 

•• 

fein  und  Hacken  bewaffnet  stürmten  die  Leute  durch  die  Ökonomie, 
um  teils  in  dieser  selbst,  teils  in  den  Parks  und  im  Tiergarten  das 
Wasser  zu  dirigieren.  So  unangenehm  dieser  Wolkenbruch  einerseits 
für  den  Tierpark  erschien,  hatte  er  aber  anderseits  vieles  Gute,  denn 
man  kann  in  dieser  trockenen  Gegend  nie  Wasser  genug  bekommen. 

Auch  die  Steppenwildbahn  war  ein  See.  Das  Wasser  reichte 
im  Durchschnitt  bis  über  die  Knöchel.  Alles  patschte  also  im  Wasser 
herum,  und  es  war  sehr  komisch  anzusehu,  wie  die  Hasen,  deren 
es  dort  eine  Menge  gibt,  in  wahren  Katzensprüngen  dieser  ihnen 
etwas  allzugroßen  Feuchtigkeit  zu  entgehen  suchten. 

Was  war  aus  dem  Nest  der  Strauße  geworden,  das  noch  dazu 
in  einer  Vertiefung  lag;?  Man  denke  sich  unser  Erstaunen!  Das 
Männchen  saß  noch  auf  dem  Gelege,  bis  über  den  Rücken  unter 
Wasser;  nur  der  lange  Hals  und  Kopf  waren  sichtbar.  Man  jagte 
den  Vogel  auf  und  brachte  die  Eier  in  einem  Korbe  zur  Gesinde¬ 
küche,  wo  sie  auf  dem  Ofen  in  Stroh  gebettet  wurden. 

Bis  zum  Abend  war  das  Wasser  schon  größtenteils  wieder  in 
die  Erde  gezogen,  und  andern  Tags  legte  mau  die  Eier  dann  in  die 
Nähe  des  Nistplatzes,  da  dieser  selbst  noch  voll  Wasser  stand.  Das 
Gelege  wurde  zu  unserer  angenehmen  Ueberraschung  sofort  wieder 
bezogen,  und  nun  verlief  die  Brut  ruhig.  Ara  11.,  resp.  12.  August 
hatten  wir  nach  bangem  Hoffen  die  Freude,  daß  sieben  Junge  er¬ 
brütet  wurden,  wmvon  aber  später  eins  leider  vom  Weibchen  nachts 
erdrückt  wurde. 

Die  Kleinen  saßen  die  ersten  Tage  nach  dem  Ausfall  nachts 
einmal  unter  dem  Männchen,  das  andre  Mal  unter  dem  Weibchen, 
oder  teilweise  unter  diesem,  teilweise  unter  jenem.  Sie  hatten  dann 
aber  wohl  gemerkt,  daß  die  junge  Mutter  ihr  Geschäft  noch  schlecht 


142 


verstand,  und  saßen  später  nur  bei  dem  Vater.  Sehr  niedlich  war 
es  anzuschauen,  wie  sie  die  Köpfe  zwischen  den  Flügeln  hervorstreckten. 

Ein  Junges  wurde  etwa  14  Tage  alt  von  den  Alten  genommen, 
um  es,  damit  es  zahm  würde,  allein  aufzufüttern.  Bis  heute  ist  das 
Kerlchen  ganz  mobil  und  auch  schon  recht  zutraulich.  Solange  es 
die  Witterung  erlaubte,  war  es  tagsüber  draußen  und  wurde  abends 
in  eine  Vogelstube  gebracht. 

Es  kannte  gauz  genau  seinen  kleinen  Kistenkäfig,  worin  es 
morgens  ins  Freie  und  abends  wieder  hereingebracht  wurde;  denn 
es  ließ  sich  ohne  Zwaug  hineintreiben,  ja  saß  oft  schon  zum  Abholen 
bereit  darin.  Regnete  es,  so  suchte  es  sogleich  in  dem  Käfig  Schutz. 
Jetzt,  Anfang  November,  wo  hier  schon  eine  ausnahmsweise,  starke 
Kälte  herrscht,  mit  Nachtfrösten  bis  zu  —  16°  R.,  muß  der  kleine 
Strauß  natürlich  in  seiner  geheizten  Stube  bleiben. 

Vom  1.  bis  10.  Oktober  war  in  Cherson  eine  Vogelausstellung, 
die  unser  Benjamin  nebst  diversen  andern  Vögeln  des  Falz-Feinschen 
Tierparks  auch  mitmachte.  Zur  Reise  war  ihm  ein  ausgepolsterter 
Käfig  angefertigt  worden,  worin  er  eine  sechsstündige  Nachtfahrt  durch 
die  Steppe,  wo  gegen  Morgen  sogar  ein  schwacher  Frost  herrschte, 
dann  eine  etwa  achtstündige  Dampferfahrt  und  den  gleichen  Weg 
zurück,  glücklich  durchmachte. 

Die  Nanduzucht  hatte  ebenfalls  verschiedene  Hindernisse  zu 
überstehen,  aber  auch  hier  war  der  Erfolg  doch  immerhin  befriedigend. 
Die  Nanduherde,  15  Stück,  wurde  in  der  allgemeinen  Steppenwild¬ 
bahn  gehalten,  und  mau  machte  sich  wegen  der  Zucht  keinerlei 
Sorgen,  weil  15  Köpfe  schon  mehr  wie  ausreichend  waren.  Ein 
altes  Paar,  wovon  das  Männchen  14  Jahre  im  Tierpark  ist  und  schon 
einige  Weibchen  überlebt  hat,  ist  nicht  mehr  zuchtfähig.  Das  Weib¬ 
chen  legte  zwar  im  Vorjahre  noch  einige  Eier,  aber  vergebliche 
Liebesmühe,  denn  der  Alte  tat  nicht  mehr  mit,  obgleich  er  zur 
Brutzeit  den  ganzen  lieben  Tag  seine  Gattin  in  Balzstellung  um¬ 
schritt,  wobei  er  mich  unwillkürlich  an  das  Sprichwmrt  erinnerte: 
»Alter  schützt  vor  Torheit  nicht«. 

Von  den  übrigen  elf  Pampasstraußen  waren  sechs  vorjährig, 
also  noch  nicht  zuchtfähig,  und  ein  Paar,  das  als  Geschenk  für 
einen  Tiergarten  bestimmt  war,  wurde  in  einem  kleinen  Hofe  ge¬ 
halten,  um  es  schon  an  die  bevorstehende  engere  Gefangenschaft 
zu  gewöhnen.  So  konnte  also  nur  von  fünf  Stiickeu,  zwei  Männ¬ 
chen  und  drei  Weibchen,  erwartet  werden,  daß  sie  zur  Brut  schritten. 
Anfangs  April  fand  man  denn  auch  ganz  am  Ende  der  Wildbahn 


143 


ein  Nest,  das  wie  stets  aus  einer  in  die  Erde  gescharrten  Mulde 
bestand,  die  mit  etwas  Gras  ansgelegt  war.  Bis  zum  9.  April  wur¬ 
den  fünf  Eier  hineingelegt;  dann  aber  trat  eine  Kunstpause  ein, 
denn  weder  wurden  weitere  Eier  hiuzugelegt,  noch  machte  das 
Männchen  Miene  zu  brüten. 

Am  18.  wurde  deshalb  das  Gelege  weggenommen.  Aber  man 
entdeckte  acht  Tage  später  unweit  des  alten  Nistplatzes  ein  neues 
Nest  mit  drei  Eiern,  auf  dem  ein  Männchen  selbigen  Tags  schon 
zeitweilig  saß.  Nach  einigen  Tagen  waren  schon  zehn  Eier  im 
Nest,  die  sehr  wahrscheinlich  vou  allen  drei  zuchtfähigen  Weibchen 
herrührten.  Dann  kam  jedoch  ein  verhängnisvoller  Tag ;  das  ganze 
Gelege  wurde  am  4.  Mai  von  einer  Pferdestute  zerstört.  Diese  Stute 
war  mit  einigen  andern  für  einige  Zeit  in  die  Wildbahn  gelassen 
worden,  damit  sie,  wie  auch  die  übrigen,  vom  Zebrahengst  gedeckt 
würde.  Das  nichtsnutzige  Viehchen  hatte  nun  das  Nest  vielleicht 
gerade  verlassen  vorgefundeu  oder  das  Männchen  aufgejagt;  offenbar 
hatte  es  sich  aber  ein  Vergnügen  daraus  gemacht,  solange  im  Nest 
herumzutrampeln,  bis  auch  nicht  eiu  Ei  mehr  heil  war.  Wäre  es 
nur  über  das  Nest  hinweggegangen,  hätte  es  unmöglich  alle  zehn 
Eier  zertreten  können.  Doch  nach  dem  Motto  »Laß  dich  nicht 
verblüffen«  wurde  nach  abermals  einer  Woche  ein  drittes  Nest  an¬ 
gelegt,  in  dem  am  13.  Mai  vier  Eier  waren,  wozu  vier  Eier,  die 
das  erwähnte  eingesperrte  Paar  brachte,  hinzugelegt  werden  konnten. 
Iu  wenigen  Tagen  wuchs  die  Zahl  der  Eier  dann  auf  19,  die  vom 
andern  Männchen  bebrütet  wurden.  Ende  Mai  schritten  die  Weib¬ 
chen  mit  dem  noch  oder  vielmehr  wieder  freien  Männchen  zu  einer 
zweiten,  resp.  vierten  Brut,  brachten  es  aber  jetzt  nur  noch  zu  zehn  Eiern. 

Das  frühere  Gelege  fiel  am  21.  Juni  aus,  zehn  Junge,  wovon 
aber  drei  sofort  tot  waren.  Zweifellos  wurden  sie  von  dem  iu  der 
Kinderpflege  unerfahrenen  Papa  erdrückt. 

Die  zweite  Brut  fiel  am  10.  Juli  aus,  an  jenem  in  der  Zucht¬ 
geschichte  der  Somali-Strauße  angeführten  Wolkenbruchtage.  Auch 
hier  hatte  das  Männchen  das  Nest  nicht  verlassen.  Sechs  Junge 
waren  erbrütet  worden,  wovon  aber  vier  in  dem  kalten  Bade  allmäh¬ 
lich  umkamen.  Die  beiden  überlebenden,  aber  auch  halbtoten  Tierchen 
brachte  mau  auf  den  Ofen  zu  den  Stranßeneiern,  wo  sie  sich  bald 
erholten.  Hierhin  legte  man  auch  die  übriggebliebenen  vier  Nandu- 
Eier,  aus  denen  über  Nacht  wirklich  noch  ein  Junges  auskroch. 

Die  neun  Kleinen  von  —  so  komisch  es  klingt,  so  natürlich 
ist  es  doch  —  gleichen  Müttern,  aber  verschiedenen  Vätern,  spazierten 


144 


dann  unter  Führung  der  beiden  Papas  im  Tiergarten,  weil  dort 
bessere  Weide  war,  als  in  der  um  diese  Jahreszeit  ganz  trockenen 
Steppeuwildbahu,  und  daun  auch,  weil  sie  in  letzterer  zu  leicht  von 
den  andern  Tieren  gefährdet  werden  konnten.  Jetzt  haben  auch 
die  Nandus  ihr  Winterquartier  bezogen.  Nachts  und  bei  großer 
Kälte  hausen  sie  in  ungeheizten  Ställen,  tagsüber  gehn  sie  zwischen 
Trappen  und  Kranichen  auf  einem  geräumigen  Hofe. 


ßatrachier-  und  Reptilienleben  in  Japan. 

Von  Dr.  Paul  Krefft  in  Zehlendorf  bei  Berlin. 

Au  einem  mildsonnigen  Juninachmittage  war  ich  von  Kobe, 
das  im  Verein  mit  seiner  größeren  Schwesterstadt  Osaka  das  Haupt¬ 
handelsemporium  des  südlichen  Nippon  bildet,  zu  einer  kleinen  Ex¬ 
kursion  in  das  nahe  gelegene  Gebirge  aufgebrochen.  Ich  war  des 
japanischen  Großstadtlebens  mit  der  für  den  neu  angekommeuen 
Fremden  geradezu  überwältigenden  Fülle  von  neuen,  bizarren,  oft 
schwer  analysierbaren  Eindrücken  nach  wenigen  Aufenthaltstagen 
bereits  richtig  müde  geworden  und  sehnte  mich  aus  dem  riesigen 
Häuser-,  richtiger  Hüttenmeere  mit  seinen  wunderlich  geschnörkelten, 
schreiend  buht  lackierten  Tempeln,  seinen  verlockenden  Kaufläden 
und  seinem  uuergründbaren  Straßenschmutz  in  die  freie,  idyllische 
Natur  dieses  gesegneten  Landes  hinaus.  Daß  ich  dabei  vor  allem 
auch  den  Wunsch  hegte,  mal  wieder  nach  Herzenslust  auf  den 
Spuren  der  hüpfenden  und  schlüpfenden  Kleintierwelt  wandeln  zu 
können,  verstand  sich  bei  meinen  herpetophilen  Neigungen  von  selber, 
uud  ich  begab  mich  daher  mit  allerhand  Fang-  und  Transportgerät 
wohl  ausgerüstet  auf  die  Tour.  Als  Reiseziel  hatte  ich  den  kleinen 
Bergkurort  Arima  jenseits  des  felsigen  Rokkosanpasses,  den  ich  zuvor 
zu  übersteigen  hatte,  auf  Anraten  meines  amerikanischen  Reisehand¬ 
buches  gewählt.  Eine  gute  Strecke  Weges  legte  ich  von  Kobe  mit 
der  Bahn  zurück;  erst  bei  der  Station  Sumiyoshi  trat  ich  den  Vor¬ 
marsch  zum  Fuße  des  Gebirges  an. 

Das  anfänglich  kaum  merklich  ansteigende  Gelände  bot  einst¬ 
weilen  die  in  japanischen  Ackerbaugegeuden  stereotype  Szenerie  dar : 
endlose,  saftig  sprießende  Reisfelder,  hier  und  dort  von  sich  kreuzen¬ 
den  Wassergräben  und  Heckenzäunen  in  ihrer  frischgrünen  Monotonie 
unterbrochen.  Aus  den  bereits  nur  mehr  spärlich  gefüllten  Gräben 
tönte  ab  und  zu  noch  das  verliebte,  äußerst  modulationsfähige 


145 


Gequarr  der  Bana  esculenia  wie  ein  in  wehmütig-süßen  Erinnerungen 
schwelgender  Nachklang  des  nun  verstummten  Masseumonstrekonzertes 
zu  Zeiten  der  Hochbruust.  Den  Teichfroschgesang  akkompagnierte 
stellenweise  temperamentvolles  Laubfroschgequak,  so  daß  ich  mich, 
so  fern  der  deutschen  Heimat,  hier  von  zweierlei  heimatlichen  Natur¬ 
lauten  gleichzeitig  begrüßt  fand. 

Während  über  die  japanische  Varietät  unseres  Teichfrosches, 
die  von  der  Stammform  durch  charakteristische  morphologische  und 
koloristische  Kennzeichen  wie  längsfaltige  Rückenhaut,  großen,  schaufel¬ 
förmigen  Fersenhöcker  und  oft  prächtigere  Färbung  *)  ausgezeichnet 
ist,  sich  wenig  mehr  sagen  läßt,  als  daß  sie  die  gleiche  Rolle  im 
Haushalte  der  Natur  spielt  —  eine  größere  anscheinend  im  Haushalte 
des  Menschen!  —  wie  unser  deutscher  grünröckiger  Wassertreter 
hierzulande,  möchte  ich  bei  der  Besprechung  des  Japanischen  Laub¬ 
frosches  etwas  länger  verweilen,  da  hiermit  die  Sache  anders  liegt. 
Äußerlich  ist  die  var.  japonica  der  so  weit  verbreiteten  Hyla  arborea 
L.  nicht  allzusehr  von  der  nordeuropäischen  Form  verschieden.  Von 
den  Unterscheidungsmerkmalen  ist  noch  das  Fehlen  der  Hüftschlinge 
das  zuverlässigste,  während  die  für  var.  japonica  als  charakteristisch 
angesebeuen  symmetrischen  dunkeln  Rückenflecke  und  Schenkelbinden 
keineswegs  verläßliche  Merkmale  abgeben,  wenn  der  Frosch  in  voller 
Lebenskraft  und  bei  behäbigem  Wohlsein  in  seinem  grünen  Revier 
sitzt.  Das  ändert  sich  freilich,  wenn  man  den  schmucken  Turner 
aus  dem  üppigen  Wohlleben  seiner  Freiheit  in  einen  vegetationslosen 
Käfig  versetzt;  ich  beobachtete  dann  das  Auftreten  einer  streng¬ 
symmetrischen  moosgrünen  Fleckenzeichnung  auf  dem  graugrün  ge- 
marmelten  Rücken,  während  die  Oberschenkel  sich  mit  einem  eigen¬ 
artigen  Rotbronzeglanze,  der  auch  dem  übrigen  Körper  nicht  ganz 
fehlte,  zu  schmücken  begannen.  Auch  Spritstücke  zeigen  häufig  die 
symmetrische  Fleckenzeichnung.  Ganz  anders  jedoch  ist  die  faunistische 
Bedeutung  einzuschätzen,  die  dem  Japanischen  Laubfrösche  gegen¬ 
über  seinem  nordeuropäischen  Stammesbruder  zukommt.  Während 
dieser  eigentlich  nirgends  massenhaft  auftritt  —  nicht  einmal  zur 
Laichzeit,  wenn  sich  die  Individuen  um  die  Brutstätten  versammeln 
und  die  brünstigen  Männchen  in  lauen  April-  und  Mainächten  Chor¬ 
gesänge  aufführen,  deren  niemals  besonders  große  Stimmeuzahl  man 
aus  der  Nähe  immerhin  noch  mit  leichter  Mühe  zählen  kann  — 
will  es  mir  scheinen,  als  ob  der  Japanische  Laubfrosch  einer  der 

*)  Man  findet  jedoch  vielfach  auch  unscheinbar  grau  und  braun  gefärbte 
Stücke. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905. 


10 


146 


häufigsten,  wenn  nicht  der  allerhäufigste  Froschlurch  der  Fauna  des 
Landes  der  aufgehenden  Sonne  genannt  werden  müsse.  Jedenfalls 
machte  ich  in  mehreren,  zum  Teil  recht  entlegenen  Gegenden  des 
luseireiches  die  Erfahrung,  daß  er  am  meisten  von  sich  hören  läßt, 
und  zwar  noch  lauge  nach  beendeter  Brunstzeit,  denn  meine  Be¬ 
obachtungen  beziehen  sich  im  wesentlichen  auf  die  zweite  Hälfte  des 
Monats  Juni.  Die  imposanteste  Chorgesangsleistung  bekam  ich  von 
ihm  eines  Abends  in  einem  ausgedehnten  Wiesentale  in  bergiger 
Gegend,  nahe  bei  dem  berühmten  heißen  Schwefelbade  Mijauoshita, 
zu  hören.  Es  war  ein  wahrhaft  ohrenbetäubender  Lärm,  wie  ich  ihn 
noch  von  keinem  anderen  Batrachier  weder  in  den  gemäßigten 
Zonen,  noch  in  den  Tropen  je  gehört  hatte.  Seine  Sommerresidenz 
scheint  der  schmucke  Grünrock  gern  auf  immergrünem  Buschwerk, 
wie  man  es  in  südlichen  Gegenden  des  gesegneten  Landes  vielfach 
antrifft,  aufzuschlagen.  So  traf  ich  auf  einem  kleinen,  von  Kamelien, 
Rhododendron  und  anderen  immergrünen  Sträuchern  malerisch  über¬ 
wucherten  Hügel  in  unmittelbarer  Nähe  der  Hafenstadt  Shimonoseki 
in  kürzester  Zeit  und  ohne  eigens  danach  zu  suchen  drei  Laubfrösche 
an.  Nach  Angabe  der  Japaner,  die  dem  Laubfrosch  seines  angeb¬ 
lich  sehr  geflügelähnlich  schmeckenden  Fleisches  wegen  eifrig  nach- 
stelleu,  hält  er  sich  gern  auf  Tannen  (?)  und  anderen  Nadelhölzern  auf. 

Daß  übrigens  nicht  jeder  Frosch,  der  im  schlich tgrüuen  Ge¬ 
wände  und  mit  Haftscheiben  versehen  auf  Busch  und  Baum  in  Japan 
sein  Wesen  treibt,  notwendig  Hyla  arborea  var.  japonica  zu  sein 
braucht,  erfuhr  ich  inbezug  auf  folgenden  Spezialfall  erst  nachträg¬ 
lich.  Auf  der  Bergwanderung  zum  Heiligen  See  bei  Hakone  sprang 
mir  plötzlich  von  einem  niedrigen  Strauche  zur  Seite  des  Weges 
her  ein  stattlich  großer,  aber  hinsichtlich  der  Leibesfülle  etwas  ver¬ 
kümmerter  Grünrock  vor  die  Füße.  »Schlecht  genährt«,  dachte  ich 
während  ich  die  mir  so  bequem  sich  darbietende  vermeintliche  Hyla 
arborea,  in  einer  Zinkschachtel  verwahrt,  mitgehen  hieß  als  erstes 
und  daher  willkommenes  Belegexemplar  für  die  eben  von  mir  durch¬ 
wanderte  Gegend.  Dieser  Frosch  blieb  während  meiner  Rückreise 
von  Japan  noch  einige  Zeit  am  Leben,  bis  ihm  die  tropische  Glut¬ 
hitze  in  Südchina  den  Garaus  machte.  In  einem  Einmachglase 
fristete  er  mit  anderen  japanischen  Laubfröschen  bis  dahin  ein  be¬ 
schauliches  Dasein.  Er  unterschied  sich  von  ihnen  äußerlich  bei 
oberflächlicher  Betrachtung  eigentlich  nur  wenig,  fiel  mir  aber 
immerhin  durch  sein  unvergängliches  Blattgrün  und  das  Fehlen  des 
schwarzen  Kopfseitenstreifens  auf.  In  Haltung  und  Benehmen  glich 


147 


er  seinen  kleineren  griinröckigen  Käfigmitbewohnern  jedenfalls  aufs 
Haar.  Ich  weiß  auch  nicht  mehr  recht,  wie  ich  dazu  kam,  an 
meiner  Diagnose  solche  Zweifel  zu  hegen,  daß  ich  nach  seinem  Ab¬ 
leben  den  5  cm  langen  Frosch  einer  osteologischen  Untersuchung 
unterzog  ;  dagegen  entsinne  ich  mich  noch  deutlich  meiner  Ver¬ 
blüffung,  als  ich  an  Stelle  der  Hyliden-Schiebebrust  einen  starr  ge¬ 
fügten  Brustgürtel  fand.  Die  vermeintliche  Hyla  konnte  demnach 
bei  ihrer  sonstigen  Beschaffenheit  nur  ein  Bhacophorus  schlegeli  Gray 
sein,  und  richtig  konstatierte  ich  späterhin  an  der  Hand  des 
Boulenger  diese  eigenartige  Verkennung,  die  insofern  als  klassisch 
bezeichnet  zu  werden  verdient,  als  auch  namhafte  Herpetologen  wie 
Schlegel,  der  Taufpate  dieses  Bhacophorus  selber,  und  der  ver¬ 
dienstvolle  v.  Sieb  old  darauf  »hereingefallen«  waren,  wie  die  eng¬ 
lischen  Museumsmänner  Boulenger  und  vor  ihm  bereits  Gray 
dargetan  haben.  Aus  ihren  Berichtigungen  schöpfte  ich  wenigstens 
den  erhebenden  Trost,  daß  ich  mich  mit  meinem  Irrtum  gewisser¬ 
maßen  in  der  besten  Gesellschaft  befunden  hatte.  Wenn  ich  vorhin 
erwähnt  habe,  daß  mein  Bhacophorus  schlegeli  sich  nicht  in  seinem 
Benehmen  von  den  Hylen  unterschied,  so  will  ich  nicht  unterlassen, 
einer  Verallgemeinerung  meiner  ja  sehr  unzulänglichen  Beobach¬ 
tungen  vorzubeugen  durch  den  Hinweis  auf  die  höchst  eigenartige 
Fortpflanzungsweise  dieses  Baumfrosches,  die  ein  besonderes  Kapitel 
batrachischer  Brutpflege  ausfüllt 1). 

Nach  dieser  Abschweifung  kehre  ich  wieder  zu  meinem  Ex¬ 
kursionsberichte  zurück.  Dort,  wo  die  Abzugsgräben  so  dicht  an 
den  Weg  heranreichten,  daß  mein  Späherblick  kleinere  Details  im 
Wasser  unterscheiden  konnte,  vermißte  ich  auch  den  »I-mori«  oder 
»Wi-mori«,  d.  i.  Brunnenhüter2)  ( Molge  pyrrhogastra  Boie),  diesen 
gemeinsten  und  populärsten  Vertreter  der  japanischen  Schwanzlurch¬ 
fauna,  nicht.  Meiner  Schätzung  nach  übertrifft  der  »feuerbäuchige« 

J)  Aus  dem  interessanten  Berichte  des  japanischen  Forschers  S.  Ikedaj 
Annot.  Zool.  Jap.  Vol.  I.,  Tokyo  1897  sei  hierüber  nur  mitgeteilt,  daß  das  kopu¬ 
lierte  Rhacophorus-F&an'  sich  am  Ufer  eines  Gewässers  in  die  Erde  eingräbt, 
unterirdisch  ablaicht  und  durch  Anlage  eines  nach  dem  Wasser  hinführenden  Aus¬ 
ganges  der  Brutstätte  dafür  Sorge  trägt,  daß  die  dem  Laichklumpen  entschlüpften 
Quappen  nach  Beendigung  des  Anfangsstadiums  der  Entwicklung  ins  Wasser  ge¬ 
langen. 

2)  Der  naive  Volksaberglaube  hat  diesem  wackeren  Brunnenhüter  auch  die 
rührende  Legende  angedichtet,  daß  er  sich  um  die  Heilung  verwundeter  — 
Schlangen  verdient  macht,  indem  er  heilkräftige  Kräuter  kaut  und  den  Brei  dann 
auf  deren  Wunden  aufträgt. 


148 


Molch  an  Häufigkeit  fast  noch  unsere  vier  deutschen  Tritonen  zu- 
sammengerechnet;  ich  kann  mich  überhaupt  nicht  entsinnen,  jemals 
einen  Wassergraben  in  Japan,  sei  es  im  Walde  oder  auf  dem  Felde 
oder  in  städtischen  Aulagen  und  Tempelhainen,  untersucht  zu  haben, 
ohne  auf  diesen  schwarzen,  grobkörnigen  Gesellen  zu  stoßen.  Be¬ 
merkenswert  erscheint  mir,  daß  ich  auf  der  Hauptinsel  Nippon  stets 
nur  Stücke  mit  starkgeflecktem  Bauche  fand,  während  ich  auf  der 
südlicheren  Insel  Kiusiu,  bei  Moji,  an  einer  Fundstelle  nur  solche 
Stücke  erbeutete,  deren  Bauch  —  bis  auf  zwei  Exemplare,  die  dort 
noch  vereinzelte  Fleckenspuren  aufwiesen  —  gänzlich  fleckenlos  war. 
Wenn  ich  diese  —  im  ganzen  sind  es  acht  —  Kiusiu- Exemplare 
mit  meinem  über  dreißig  Stücke  betragenden,  aus  der  Umgegend 
von  Tokyo,  Kioto  und  Osaka  stammenden  Nippon  -  Material,  auf 
dessen  Bauchseite  die  schwarze  Fleckenzeichuuug  die  rote  Grund¬ 
färbung  fast  stets  an  Ausdehnung  überwiegt,  vergleiche,  so  drängt 
sich  mir  die  Annahme  auf,  daß  erstere  bei  ihrem  gesonderten  Vor¬ 
kommen  Anspruch  darauf  haben,  als  eine  »gute«  Färbungsvarietät 
angesehen  zu  werdeu,  für  die  ich  den  Namen  Molge  pyrrhogastra 
var.  immaculiventris  n.  vorschlagen  möchte.  Ob  das  Auftreteu  dieser 
Farbenform  iudessen  geographischen  oder  topographischen  Verhält¬ 
nissen  zuzuschreiben  ist,  läßt  sich  auf  Grund  eines  so  bescheidenen 
Materials  sicherlich  nicht  diskutieren.  Ich  möchte  zu  dieser  Frage 
nur  noch  erwähnen,  daß  meine  Nippon-Exemplare  alle  aus  stehen¬ 
den  oder  langsam  fließenden  Gräben  mit  relativ  klarem  Wasser,  die 
Kiusiu-Stücke  dagegen  aus  milchig-getrübtem  Tontümpelwasser  ge¬ 
fischt  wurden.  Von  meinen  japanischen  Feuerbäuchen  brachte  ich 
über  die  Hälfte  glücklich  durch  die  Fährnisse  der  Seereise  hindurch 
lebend  mit  nach  Hause.  Unterwegs  hielt  ich  sie  in  zwei  zur  Hälfte 
mit  Wasser  gefüllten  Einmachgläsern  und  fütterte  sie  mit  Oblaten 
und  Schaben.  Der  mühelose  Erwerb  und  der  ebenso  wenig  heikle 
Transport  dieser  Tiere  reizten  meinen  geschäftsbeflisseuen  Kapitän 
in  dem  Maße  zur  Nachahmung  meines  im  wesentlichen  gelungenen 
Unternehmens,  daß  er  sich  fest  vornahm,  auf  jeder  Rückreise  von 
Japan  eine  größere  Anzahl  Feuerbäuche  mitzunehmen,  um  sie  in 
Hamburg  zu  versilbern.  Ich  glaube,  daß  er  seinem  Entschlüsse  treu 
geblieben  und  auch  seinerseits  wieder  spekulative  Nachahmer  ge¬ 
funden  hat,  denn  der  Preis  dieses  hübschen  und  widerstandsfähigen 
Molches  sank  bald  nach  meiner  Rückkehr  von  M.  6 — 7  für  das 
Stück  auf  die  Hälfte  des  Preises.  Jetzt,  nachdem  bereits  von  ver¬ 
schiedenen  Pflegern  und  professiousmäßigen  Fischzüchtern  in  Deutsch- 


149 


laod  Nachzucht  vou  dem  Japaner  erzielt  wurde,  wertet  er  nur  mehr 
M.  2—2V2. 

Nach  dreiviertelstüudiger  Wanderung  durch  die  Felder  stand 
ich  am  Fuße  des  Rokkosan-Berges,  dessen  Besteigung  auf  breiter 
und  bequemer  Touristenstraße  begann.  Nach  kurzem  Anstieg  be¬ 
fand  ich  mich  auf  einer  aus  dem  Berge  gleichsam  herausgehauenen 
Terrassenstufe  von  beträchtlicher  Breite.  Hier  begleitete  ein  kleiner 
Bach  mit  langsam  fließendem,  klaren  Wasser  den  Weg.  Natürlich 
fehlte  darin  der  unvermeidliche  Imori  nicht,  aber  auch  mit  einem 
mir  bereits  bei  Tokyo  und  Nikko,  sowie  anderen  japanischen  Orten 
begegneten  Vertreter  der  uugeschwäuzten  Lurchfauna  erneuerte  ich 
hier  die  Bekanntschaft,  mit  Eana  rugosa  Schleg.  Dieser  bis  zu  6  cm 
Länge  erreichende,  wie  sein  Name  besagt,  sehr  rauhwarzige  Frosch 
zeigt  auf  der  Oberseite  ein  düsteres,  gewölktes  Graubraun  und  auf 
der  Unterseite  ein  tristes  Grau;  nur  die  auf  schmutzig- weißem 
Grunde  schwarz  marmorierten  Bauchseiten  haben  eine  lebhaftere 
Färbung.  Ich  traf  diesen  Frosch  häufig  einerseits  in  ummauerten 
Gräben  teils  im  Wasser  selber,  teils  oberhalb  desselben  in  den 
feuchten  Mauerlücken,  anderseits  aber  auch  in  und  an  weitgedehnten, 
flachen  Gewässern,  so  z.  B.  auf  einem  überschwemmten  Reis^elde 
bei  Shimonoseki  und  an  einem  Teiche  daselbst  in  großer  Zahl.  Der 
in  der  Schlegelscheu  Originalbeschreibung  (»Fauna  Japonica«)  mit¬ 
geteilten  Auffassung,  daß  E.  rugosa  in  ihren  Lebeusgewohnheiten 
etwa  unserer  Unke  gleicht,  vermag  ich  mich  zunächst  insofern  nicht 
ganz  anzuschließen,  als  diese  doch  noch  mehr  aquatil  lebt.  Vollends 
muß  ich  aber  den  Mitteilungen  v.  Siebolds,  auf  die  sich  Schlegels 
Angaben  gründen,  bezüglich  der  Stimmbegabung  des  Runzelfrosches 
widersprechen,  die  auch  mit  der  unseres  Bombinator  eine  gewisse 
Ähnlichkeit  habe,  insofern  als  sie  sich  in  melancholischen,  vou  Zeit 
zu  Zeit  ausgestoßenen  Rufen  äußern  soll.  Demgegenüber  kann  ich 
nur  berichten,  daß  ich  diesen  keineswegs  seltenen  Frosch  stets  nur 
halblaut  knurren  hörte,  etwas  energischer  noch  als  unsere  Eana 
muta.  Dies  Geknurr  läßt  der  Runzelfrosch  auch  bei  Tage  und  noch 
nach  der  Laichperiode,  die  zur  Zeit  meiner  Anwesenheit  in  Japan 
jedenfalls  schon  vorüber  war,  vernehmen.  Das  Springvermögen  ist 
hei  dem  im  Schwimmen  und  Tauchen  nicht  ungeschickten  Frosche 
anscheinend  etwas  verkümmert;  wenigstens  sah  ich  ihn  weder  spontan, 
noch  in  Bedrängnis  größere  Sprünge,  etwa  wie  andere  gleichgroße 
Raniden,  ausführen.  Schlegels  Meinung  (1.  c.),  er  sei  seltener  als 
seine  Vettern  E.  japonica  Boul.  und  E.  esculenta  var.  japonica,  nimmt 


150 


mich  Wuuder,  da  ich  ihn  auf  geeignetem  Terrain  fast  nie  vermißte, 
gleichviel  ob  in  der  Stadt,  so  z.  B.  iu  der  Außenstadt  von  Tokyo, 
oder  auf  dem  Lande.  Daß  die  Häufigkeit  des  Runzligen  Frosches 
seit  Schlegels  Bericht  zugenommen  haben  sollte,  erscheint  mir  vor 
allem  deshalb  wenig  glaublich,  weil  er  im  Volksglauben  als  Präventiv¬ 
mittel  gegen  allerhand  Krankheiten  hochgeschätzt  ist  und  somit 
einer  eifrigen  Verfolgung  ausgesetzt  sein  dürfte.  Als  Nahrungsmittel 
dient  er  seltener. 

Außer  den  Runzelfröschen  überraschte  ich  auch  eine  sich  sorg¬ 
los  am  Graben  sonnende  Rana  japonica.  Wäre  mir  dieses  Exemplar 

•  • 

in  Süddeutschland  oder  Österreich  aufgestoßen,  so  hätte  ich  es  un¬ 
fehlbar  für  eine  Rana  agilis  Thom.  angesprochen ;  so  sehr  erinnert 
diese  schlanke  japanische  Rana  iu  ihren  Körperproportionen  und  in 
der  hellen,  zarten  Färbung  au  den  Spriugfrosch,  was  auch  Boulenger 
im  »Catalogue«  hervorhebt.  Mein  Beutestück  war  oben  auf  lehm- 
farbenem  Grunde  mit  schwachen  Winkelflecken  auf  der  Rückenmitte 
und  einem  tief  dunkelbraunen  Ohrflecken  gezeichnet;  der  Bauch 
war  ungefleckt.  Rana  japonica  scheint  durchaus  nicht  zu  den 
häufigsten  Froschlurchen  in  Japan  zu  gehören.  Wenigstens  erinnere 
ich  mich  nicht,  davon  mehr  als  etwa  ein  halbes  Dutzend  Exemplare 
auf  meiner  vierzehntägigen  Japantour  zu  Gesicht  bekommen  zu  haben. 
Wie  verschiedene  andere  Verwandte  dient  auch  diese  Rana  zur 
Bereicherung  der  Speisekarte  ihrer  menschlichen  Landsleute. 

Meinen  nächsten  Aufenthalt  am  Wege  verursachten  einige 
Eumeces  marginatus  Hall.,  die  auf  einem  Steinhaufen  im  Sonnen¬ 
scheine  ihr  neckisches  Spiel  trieben.  Hier  und  dort  züngelten  die 
zierlichen,  braunpolierten  Schnäuzchen  zwischen  den  brombeerüber- 
wucherten  Steintrümmern  hervor,  ohne  daß  die  Tierchen  sich  einst¬ 
weilen  angesichts  des  menschlichen  Eindringlings  ihrer  ganzen,  gegen 
15  cm  betragenden  Länge  nach  hervorgewagt  hätten,  was  mir  in¬ 
sofern  auffiel,  als  ich  die  gleiche  niedliche  Echsenart  zuvor,  bei  der 
heiligen  Tempelstadt  Nikko,  von  einer  Zutraulichkeit  oder  doch 
mindestens  Dreistigkeit  kennen  gelernt  hatte,  die  mich  damals  in 
Erstaunen  setzte.  Beharrlichkeit  führte  jedoch  schließlich  auch  hier 
zum  Ziel  meiner  Wüusche.  Neben  dem  Steinhaufen  hingekauert  sab 
ich  bald  eine  dieser  ungemein  zierlichen  Wühlechsen  ganz  zum  Vor¬ 
schein  kommen,  worauf  sie  dann  bald  als  sichere  und  unversehrte 
Beute  in  meiner  Hand  zappelte.  Das  Tierchen  glich  bei  eingehen¬ 
der  Betrachtung  so  sehr  dem  bereits  öfters  aus  Nordamerika  zu  uns 
gelangten  Eumeces  quinquelineatus  Schneid.,  daß  meine  Überzeugung, 


151 


diesen  Eumeces  vor  mir  zu  haben,  nur  durch  das  Bewußtsein,  mich 

im  fernen  Osten  und  nicht  im  fernen  Westen  zu  befinden,  erschüttert 

werden  konnte.  Tatsächlich  haben  sich  auch  bei  fachmännischer 

Vergleichung  des  nordamerikanischen  Eumeces  mit  dem  japanischen 

nur  so  geringfügige  Unterscheidungsmerkmale  zwischen  den  beiden 

Arten  feststellen  lassen,  daß  ältere  Autoren  wie  Gray  und  Peters 

sie  ohne  weiteres  identifizierten,  während  Boettger  und  Boulenger 

dem  Japaner  Artselbständigkeit  unter  dem  Namen  Eumeces  margi- 

natus  Hall,  vindizieren,  ebenfalls  jedoch  unter  Betonung  der 
•  • 

großen  Ähnlichkeit  dieser  paläarktischen  Spezies  mit  dem  neark- 
tischen  Vetter.  Die  Erklärung  dieses  interessanten  tiergeographischen 
Phänomens  muß  notwendig  in  dem  in  frühereu  geologischen  Perio¬ 
den  sicher  vorhanden  gewesenen,  gegenwärtig  allerdings  nur  mehr 
durch  die  Aleutenkette  markierten  Zusammenhänge  des  nordasia¬ 
tischen  mit  dem  nordamerikanischen  Kontinente  gesucht  werden. 
Das  in  der  Gesamtlänge  14  cm  und  von  der  Schnauzenspitze  bis 
zum  After  5 1/a  cm  messende  Tierchen  wies  noch  die  sehr  an¬ 
sprechende  Jugendfärbung  auf:  oben  auf  glänzend  braunschwarzem 

Grunde  fünf  scharfe  weiße  Läugslinien,  deren  mittlere  sich  vom 

•  • 

Nacken  nach  der  Schnauzenspitze  zu  in  zwei  Aste  gabelt,  unten 
opalfarben  und  am  Schwänze  prächtig  hellblau.  Bald  hatte  ich  noch 
ein  weiteres,  bis  auf  den  sich  eben  regenerierenden  grauen  Schwanz¬ 
stummel  ebenso  gefärbtes  und  an  Rumpflänge  ebenso  großes  Exem¬ 
plar  aus  der  kleinen,  ungeduldig  immer  wieder  hervorlugenden  Ge¬ 
sellschaft  dingfest  gemacht.  Beim  Weitergehen  bemerkte  ich  dann 
au  einem  Baumstrunke  wieder  eine  Echse,  deren  Fang  mir  auch 
glücklich  gelang,  was  nicht  zum  wenigsten  wohl  ihrer  ebenfalls  erst 
vor  kurzem  erlittenen  Schwanzhavarie  zu  verdanken  war.  Daß  es 
sich  um  ein  altes,  ausgefärbtes  Stück  derselben  Eumeces- Art  handelte, 
hätte  ich  ohne  Belehrung  aus  dem  Boulenger  nie  geglaubt;  so  ver¬ 
schieden  war  die  Färbung  dieses  auch  viel  robusteren,  wiewohl  an 
Kopfrumpflänge  nur  ll/a  cm  mehr  messenden  Stückes.  Der  Rücken 
erschien  hier  einfarbig  milchkaffeebraun ;  erst  später,  als  das  Stück 
sich  bereits  im  Spritglase  befand,  konnte  ich  von  der  weißen,  in 
dem  Jugendkleide  so  sehr  charakteristischen  Längsstreifenzeichnung 
die  drei  mittleren  hellen  Streifen  schwach  angedeutet  wiederfinden. 
Besonders  auffallend  war  an  dieser  Echse  jedoch  die  rote  Kopffärbung. 
Der  Schwanz  zeigte  keine  Spur  mehr  von  dem  prächtigen  Blau  des 
Jugendkleides;  auch  hatte  dessen  opalfarbene  Bauchfärbung  bei 
diesem  älteren  Stücke  einem  unansehnlicheren  Bleigiau  Platz  ge- 


152 


macht.  Genau  die  gleiche  Umwandlung  der  Färbung  mit  zunehmen¬ 
dem  Alter  gibt  Boulenger  auch  von  dem  nordamerikanischen  Konterfei 
dieses  japanischen  Eumeces  an.  Eumeces  marginatus  habe  ich  auf 
meinen  Wanderungen  in  Japan  als  die  dort  häufigste  Echse  ange¬ 
roffen.  In*  der  Wahl  ihres  Aufenthaltsortes  zeigt  sie  eine  gewisse 
Wahlverwandtschaft  zu  unserer  Lacerta  vivipara  oder  auch  zur 
Blindschleiche,  d.  h.  sie  zieht  mäßig  feuchte,  wiewohl  der  Sonne 
zugängliche  Orte  wie  Wald-  und  Grabenräuder  in  den  Bergwaldungen 
dürr-heißem  Gelände  vor  x).  In  ihren  Bewegungen,  sowie  in  ihrem 
sonstigen  Gebaren  ähnelt  sie  den  Lacertiden  weit  mehr  als  andern 
ähnlich  gestalteten  Gattungeu  ihrer  Familie,  als  deren  Prototyp  die 
enorm  artenreiche  Gattung  Mabuia ,  deren  über  drei  Erdteile  ver¬ 
breitete  Vertreter  in  ihrer  schlängelnden  Fortbewegung  weit  mehr 
den  echten  Skinken  gleichen,  in  Erinnerung  gebracht  sein  möge. 

Bald,  nachdem  ich  den  ausgefärbten  Eumeces  aufgegriffen  hatte, 
bot  sich  mir  Gelegenheit,  auf  einen  andern  Vertreter  der  japanischen 
Echsenfauna  Jagd  zu  machen.  Diesmal  handelte  es  sich  um  eine 
unserem  europäischen  Algiroides  in  Gestalt  und  Beschuppung  täuschend 
ähnliche  Lacertide  mit  dem  die  Schwierigkeiten  des  Fanges  bereits 
hinlänglich  ankündigenden  Namen  Tachydromus  tcichydromoides  Schleg. 

Aber  auch  dieser  »Schnellläufer«,  der  sich  im  Vollbesitze  eines 

/ 

Schwanzes  von  stattlicher  Länge  befand  und,  unter  den  wohltuenden 
Strahlen  der  Junisonne  jedenfalls  auf  der  Höhe  seiner  Leistungs¬ 
fähigkeit,  angesichts  meiner  verdächtigen  Annäherung  pfeilschnell 
unter  einem  hohl  liegenden  Felstrum  verschwand,  vermochte  mein 
Jagdglück  nicht  zu  seinen  Gunsten  abzuwenden,  denn  nach  dem 
Umwälzen  des  Steines  erfüllte  sich  sein  Geschick,  da  er  im  ersten 
Moment  verdutzt  sitzen  blieb.  Ich  hatte  sogar  die  Freude,  ihn 
gänzlich  unversehrt  zu  haschen,  als  er  sich  meinem  schnellen  Griffe 
zu  entziehen  bemühte.  Über  das  Äußere  dieses  Tieres  ist  eigentlich 
mit  dem  vorhin  gemachten  Vergleiche  alles  für  den  Leser  Interessante 
gesagt.  Man  denke  sich  einen  Algiroides  nigropunctatus  D.  B.,  bei 
dem  die  schwarze  Fleckenzeichnung  des  Rückens  durch  ein  helles 
Flankenstreifeupaar  und  das  prächtige  Farbenspiel  der  Bauchseite 
durch  ein  schlichtes  Gelblichweiß  ersetzt  ist,  so  bekommt  man  von 
dem  Tachydromus  Japans  eine  naturgetreue  Vorstellung.  Diese  rauh- 

x)  Um  so  mehr  wundert  mich  die  gegenteilige  Behauptung  J.  Scherers  in 
einer  Mitteilung  über  japanische  Terrarientiere  in  »Natur  und  Haus«.  (Bd.  XII. 
pag.  293).  Auch  wird  von  dieser  Echse  dort  allein  das  Jugendkleid  geschildert,  was 
vermuten  läßt,  daß  Verf.  einen  ausgefärbten  Eumeces  marginatus  nicht  gesehen  hat. 


153 


schuppige,  unscheinbar  gefärbte  Echse  fand  ich  seltener  als  die  vor¬ 
hin  beschriebene  hübsche  Scincide.  In  ihrer  Lebensweise  scheint 
sie  der  Lacerta  serpa  nahezustehen,  d.  h.  Wiesengeläude  in  der 
Ebene  oder  auch  an  ebenen  Stellen  in  Gebirgstälern  zum  Aufent¬ 
halte  zu  bevorzugen,  soweit  ich  mich  nach  den  wenigen  Begegnungen 
mit  ihr  zum  Aussprechen  einer  Vermutung  überhaupt  für  berechtigt 
halten  darf.  Ein  starkes  Exemplar  erbeutete  ich  in  der  Außenstadt 
von  Tokyo  am  Rande  eines  grasigen  Exerzierplatzes.  (Schluß  folgt.) 


Was  frisst  die  Maulwurfsgrille? 

Von  Hermann  Löns  in  Hannover. 

»Die  Maulwurfsgrille  ( Gryllotalpa  vulgaris)  ist  ein  Pflanzen¬ 
fresser«.  Diese  Bücherweisheit  ist  so  bekannt,  daß  sich  niemand 
mehr  Mühe  gibt,  zu  untersuchen,  ob  sie  richtig  ist.  Als  ich  als 
Junge  zum  ersten  Male  die  Bekanntschaft  dieses  interessanten  Wesens 
machte,  hatte  ich  sofort  den  Eindruck,  daß  ich  es  mit  einem  Raub¬ 
tiere  zu  tun  hätte,  denn  sowohl  seine  Augen,  wie  sein  ganzes  wildes 
Benehmen  erinnerten  mich  viel  mehr  au  einen  Marder  oder  Laufkäfer, 
als  an  ein  Kaninchen  oder  einen  Blattkäfer.  Später,  als  ich  durch 
das  fleißige  Lesen  volkstümlicher  Naturgeschichten  meine  kindliche 
Unbefangenheit  eingebüßt  hatte,  fütterte  ich  meine  Maulwurfsgrillen 
mit  allen  möglichen  frischen  Pflanzen,  hatte  aber  immer  den  Schmerz, 
die  Tiere  einscbrumpfen  und  verenden  zu  sehen.  Ich  schrieb  das 
auf  Rechnung  der  Gefangenschaft  und  auch  darauf,  daß  ich  ihnen 
nicht  die  richtige  Kost  vorgesetzt  hätte.  Eines  Tages  entdeckte  ich 
in  einem  Kiefernwalde  den  Kiefernspinner  zu  meiner  großen  Freude, 
ein  Gefühl,  das  der  Revierbeamte  durchaus  nicht  teilte.  Ich  sammelte 
soviel  Stücke,  wie  ich  fand,  tötete  und  spannte  die  besten  davon 
und  setzte  die  übrigen,  von  denen  ich  Eier  haben  wollte,  in  ein 
Terrarium,  in  dem  ich  eine  vor  einigen  Tagen  erbeutete  Maulwurfs¬ 
grille  hielt.  Sofort  stürzte  sich  die  Grille  auf  einen  der  Spinner 
und  faßte  und  zerfleischte  ihn.  Auch  andere  Iusekten  und,  wenn  ich 
nicht  irre,  auch  Regenwürmer  fraßen  meine  Maulwurfsgrillen  und 
gediehen  gut  dabei,  eine  Tatsache,  die  mein  Knabeugemüt  mit  den 

4 

heftigsten  Zweifeln  an  dem  positiven  Wert  von  bedrucktem  Papier 
erfüllte.  Seit  meiner  Jugendzeit  sind  mir  lebende  Maulwurfsgrillen 
nicht  mehr  in  die  Häude  gekommen,  und  so  war  ich  nicht  in  der 
Lage,  weitere  Versuche  damit  anzustellen.  Und  darum  sage  ich  auch 


154 


nicht:  Die  Maulwurfsgrille  ist  ein  Fleischfresser,  sondern  frage  nur: 
Was  frißt  die  Maulwurfsgrille?  Vielleicht  stellt  ein  Forscher  um¬ 
fangreiche  Fütterungsversuche  an,  die  Klarheit  in  dieser  Frage 
schaffen.  Sollten  sie  dazu  führen,  die  arme  Werre  von  einem  Jahr¬ 
hunderte  alten  Verdacht  zu  befreien,  so  würde  sich  niemand  mehr 
freuen,  als  ich,  dem  dieses  Tier  stets  die  interessanteste  Erscheinung 
unter  unseren  größeren  Insekten  war. 


Kleiner©  Mitteilungen. 


Schwarzkopfgesang.  Heute  —  am  25.  Januar  1905  —  singen  die  beiden, 
an  verschiedenen  Standorten  untergebrachten  Schwarzkopfmännchen  ( Sylvia  atri- 
capilla  L.)  im  deutschen  Vogelhaus  des  Frankfurter  Zoo  schon  ganz  prächtig* 
Dies  beweist  wiederum,  daß  sich  die  Mönche  am  ehesten  von  allen  Grasmücken 
mit  den  winterlichen  Verhältnissen  aussöhnen,  wenngleich  es  immerhin  die  Dorn¬ 
grasmücke  ( Sylvia  Sylvia  L.)  ist,  die  im  Frühjahr  als  erste  bei  uns  auf  dem  Plan 
erscheint.  S.  atricapilla  habe  ich  bekanntlich  1900/01  in  Greifswald  in  einem 
Exemplar  überwinternd  gefunden.  Wilhelm  Schuster. 

Je  mehr  Eichhörnchen,  umso  weniger  Waldtauben.  Überall,  wo 
es  viele  Eichhörnchen  gibt  —  im  Taunus,  in  den  Wäldern  des  Mainzer  Beckens  — 
habe  ich  bisher  wenig  Waldtauben  (Hohltaube,  Columba  oenas ,  und  Holztaube,  Col. 
palumbus ;  die  in  Dornhecken  im  Felde  nistende  Turteltaube  kommt  hier  nicht  in 
Betracht)  gefunden  und  umgekehrt  viel  Tauben,  wo  sich  verhältnismäßig  wenig 
Hörnchen  vorfinden,  stellenweise  im  Vogelsberg,  in  Wäldchen  der  Wetterau. 
Sciurus  vulgaris ,  ein  sehr  räuberischer  Gesell,  stiehlt  sowohl  aus  offenen  Tauben¬ 
nestern  —  und  aus  diesen  ganz  besonders  —  wie  aus  Taubenhöhlen  Eier  und  Junge 
und  verhindert  somit  ein  stärkeres  Aufkommen  von  Nachzucht,  insbesondere  bei 
Col.  palumbus.  —  Eine  hübsche  Parallele  zu  dieser  von  mir  schon  früher  festge¬ 
stellten  Tatsache  finde  ich  in  folgendem:  Ȇberall  ist  die  Artenmenge  der  Tauben 
auf  Inselgebieten  wie  den  Maskarenen,  Antillen  und  in  Polynesien  weit  höher  als 
auf  den  benachbarten  Kontinenten;  hierfür  ist  der  Grund  nicht  schwer  zu  ermitteln. 
Abgesehen  von  der  räumlichen  Sonderung,  die  auf  Inseln  sehr  wirksam  für  die 
Artenbildung  ist  [und  m.  E.  ganz  besonders  auch  für  die  Artenerhaltung],  mag 
das  Fehlen  von  Affen  in  jenen  Zentren  günstige  Bedingungen  liefern,  denn  die 
offenen,  in  Baumkronen  angebrachten  Nester  der  Tauben  sind  sehr  den  Angriffen 
der  Vierhänder  und  anderer  Tiere  ausgesetzt,  die  auf  Eier  und  junge  Vögel  lüstern 
sind.  Bestätigt  wird  jene  Annahme  noch  dadurch,  daß  die  höchste  Entwickelung 
des  Taubenlebens  auf  der  Papua-Inselgruppe  erreicht  ist,  wo  Baumsäugetiere  bis 
auf  wenige  Beutler  ganz  fehlen«  (»Tiergeographie«  von  Jacobi,  Tharandt,  1904). 

Wilhelm  Schuster. 

Unzweckmäßigkeit  des  Winterkleides  bei  Putorius  erminea. 
Am  11.  Dezember  1905  sah  ich  auf  einer  Fahrt  von  Kastei  nach  Frankfurt  im 
Felde  hinter  Bischofsheim,  dicht  am  Bahndamm,  ein  gänzlich  verfärbtes  Großes 
Wiesel  im  Winterkleid,  das  sich  überaus  deutlich  von  dem  schwarzen  Acker  abhob. 


155 


Da  wir  einer  neuen  Tertiärzeit  entgegengehen  und  daher  mit  den  wärmeren  Wintern 
immer  weniger  Schnee  bekommen  —  zumal  am  Rhein  und  Main  — ,  hat  die  Schutz¬ 
färbung  hier  nur  fast  noch  negativen  Wert.  Wo  läuft  übrigens  die  Grenze  in 
Deutschland,  südlich  deren  eine  Verfärbung  beim  Kleinen  Wiesel  nicht  mehr 
eintritt?  Wilhelm  Schuster. 

Versuche  zur  Erforschung  des  Vogelzugs.  Der  von  der  Vogelwarte 
*n  Rossitten  a.  d.  Kurischen  Nehrung  (Ostpreußen)  im  vorigen  Jahre  begonnene 
Vogelzugsversuch  wird  immer  weiter  fortgesetzt,  und  zwar  sollen  von  jetzt  ab 
nicht  nur  Krähen  mit  Fußring  versehen  hier  aufgelassen  werden,  sondern  auch 
alle  möglichen  andern  geeignet  erscheinenden  Vogelarten,  namentlich  Drosseln 
und  Rotkehlchen,  die  ja  massenhaft  im  Dohnenstieg  gefangen  werden  und  so 
zu  kontrollieren  sind,  ferner  Strandvögel,  vielleicht  auch  Stare  und  Möwen. 
Es  wird  also  hiermit  die  freundliche  Bitte  ausgesprochen,  von  jetzt  ab  jeden  mit 
einem  Fußring  versehenen  erbeuteten  Vogel,  bezw.  nur  den  gezeichneten  Fuß  an 
die  Vogelwarte  Rossitten  einzuschicken.  Besonders  mögen  sich  die  Herren  Forst¬ 
beamten  der  geringen  Mühe  unterziehen,  ihre  Dohnenstiegbeute  genau  zu  prüfen* 
Alle  Auslagen  werden  gern  ersetzt.  Schließlich  mache  ich  schon  jetzt  darauf 
aufmerksam,  daß  ich  mit  Versuchen  beschäftigt  bin,  die  dahin  zielen,  ob  es  möglich 
sein  wird,  die  beringten  Vögel  —  namentlich  Krähen  —  für  den  Beobachter, 

wenn  auch  nur  für  kurze  Zeit,  dadurch  sofort  kenntlich  zu  machen,  daß  ich  sie 

färbe.  Etwas  endgültiges  vermag  ich  darüber  dermalen  noch  nicht  zu  sagen. 
Sollten  aber  etwa  bei  geglückten  Versuchen  derartige  Vögel  hier  aufgelassen  und 
später  erbeutet  werden,  so  mag  sich  der  betreffende  Schütze  freundlichst  erinnern 
wohin  er  Nachrichten  und  Ring  zu  senden  hat. 

Rossitten,  Künsche  Nehrung.  J.  Thienemann,  Leiter  der  Vogelwarte. 

Aus  dem  Frankfurter  Zoo  (Elefantenwachstum,  Schnelligkeit  der  Schleich¬ 
katzen).  Der  junge  Afrikanische  Elefant  ( Elephas  africanus )  maß  am  1.  August 
1901  genau  1,16  m  in  Schulterhöhe.  Er  wuchs  bis  zum  27.  Januar  1902  um  13  cm, 
bis  zum  1.  August  1902  um  weitere  10  cm,  bis  zum  27.  Januar  1903  um  18  cm, 

bis  zum  1.  August  1903  um  14  cm,  bis  zum  27.  Januar  1904  um  8  cm,  bis  zum 

1.  August  1904  um  153/4  cm,  bis  zum  27.  Januar  1905  um  6  cm.  Er 
mißt  jetzt  1,16  m  -{-  843/4  cm  =  23/*  m.  —  Die  Eyra  (Felis  eyra)  lief  in 
30  Sekunden  eine  Strecke  von  1  m  Länge  35mal  ab,  Viverra  dongolensis  in  einer 
Minute  eine  Strecke  von  1  m  23mal  (wobei  sie  aber  auch  Unterbrechungen  ein- 
treten  ließ,  sodaß  sie  durchschnittlich  in  jeder  Minute  20  -25  m  abläuft),  Herpestes 
ividdringtoni  in  einer  Minute  eine  Strecke  von  1  m  38mal  (mit  Unterbrechungen). 

Wilhelm  Schuster. 

Selbsterniedrigung  von  Fischreihern  ( Ardea  cinerea  L.).  In  einer 
kleinen  Reiherkolonie  der  Provinz  Hannover,  die  bisher  noch,  dank  der  Fürsorge 
des  zuständigen  hohen  Forstbeamten,  der  Vernichtung  entgangen  ist,  wurden  auf 
Grund  der  ministeriellen  Verfügung  die  Jungreiher  Jahr  für  Jahr  abgeschossen. 
In  einem  Frühjahr  bezogen  die  Reiher  nun,  als  sie  zurückkamen,  die  alten  Horste 
auf  den  fünfunddreißig  Meter  hohen  alten  Eichen  nicht  mehr,  sondern  bauten  sich 
in  einem  fünfzehn  Fuß  hohen  Kiefernbestande ,  dessen  dichte  Kronen  ihnen  ver¬ 
trauenerweckender  schienen  als  das  kahle  Geäst  der  Eichen,  neue  Horste.  Meines 
Wissens  ist  ein  solcher  Vorfall  noch  niemals  beobachtet  worden. 

Hermann  L  ö  n  s. 


156 


Ein  kletternder  Grasfrosch  ( Hana  temporar ia  L.).  In  unserem  Garten 
zu  Münster  i.  W.  beobachteten  wir  viele  Abende  hintereinander  einen  Grasfrosch, 
der  an  den  Stäben  der  Laube  emporklomm  und  sich  auf  einem  in  Tischhöhe 
befindlichen  Querbalken  zur  Ruhe  begab.  Die  Angst  vor  den  in  dem  riesigen 
Garten  zahlreich  vorkommenden  Spitzmäusen  veranlaßte  ihn  nach  unserer  Ver¬ 
mutung  dazu.  Rudolf  Löns. 

Grasfrosch  und  Stichling.  In  dem  Vivarium  eines  Zoologischen  Gartens 
beobachtete  ich  einmal  einen  Grasfrosch  {Hana  temporaria  L.),  der  als  Futter  für 
die  Nattern  eingesetzt  war,  bei  dem  Versuch  einen  großen  Stichling  {Gasterosteus 
aeuleatus  L.)  zu  verspeisen.  Aeußerster  Hunger  hatte  ihn  dazu  veranlaßt,  denn  er 
war  spindeldürr.  Als  ihm  trotz  aller  Schnappversuche  die  Stacheln  des  Fisches 
das  Hinunterschlingen  unmöglich  machten,  stopfte  er  mit  den  Vorderfüßen  nach, 
bis  er  den  Fisch  hinunter  hatte.  Ich  habe  früher  oft  den  Teichfrosch  beim  Fangen 
laichender  Ukleis  beobachtet,  aber  nie  gesehen,  daß  er  dabei  die  Vorderfüße  ge¬ 
braucht  hätte.  Hermann  Löns. 


Nekrolog*. 


Dr.  med.  Adolf  Zipperlen  f. 

Am  28.  Februar  1905  verschied  zn  Cincinnati  in  Ohio  unser  ältester 
Mitarbeiter.  Adolf  Zipperlen,  am  1.  Mai  1818  zu  Heidenheim  in 
Württemberg  geboren,  absolvierte  das  Gymnasium  seiner  Vaterstadt  und  die 
Universität  zu  Tübingen  und  ließ  sich  nach  bestandenem  Doktorexamen  als 
praktischer  Arzt  in  Bietigheim,  später  in  Heidenheim  nieder,  wanderte  aber 
1848  aus  und  fand  in  den  Vereinigten  Staaten  eine  neue  Heimat.  Hier 
siedelte  er  sich  anfangs  in  Weinsberg  bei  Clinton,  0.,  an,  um  Weinbau  zu 
treiben,  vertauschte  aber  seinen  Wohnsitz  bald  mit  Akron,  0.,  wo  er  sich 
als  praktischer  Arzt  und  Regimentsarzt  etablierte.  Während  des  Bürger¬ 
krieges  stand  er  drei  Jahre  lang  als  Oberarzt  beim  108.  Ohioer  Inf.-Regiment 
im  Felde  und  nahm  als  Brigadearzt  mit  Majorsrang  seinen  Abschied.  Nach 
dem  Kriege  zog  er  1865  nach  Cincinnati,  wo  er  sich  u.  a.  als  Stifter  des 
Deutschen  Literarischen  Klubs  aller  dortigen  literarischen  und  musikalischen 
Bestrebungen  annahm  und  sich  große  Verdienste  um  das  Deutschtum  erwarb. 
Dem  Direktorium  des  dortigen  Zoologischen  Gartens,  für  den  er  väterlich 
sorgte  und  von  dem  er  uns  so  oft  und  so  gern  Mitteilungen  gemacht  hat, 
gehörte  er  eine  längere  Reihe  von  Jahren  an.  Außer  in  unserer  Zeitschrift 
hat  er  eine  Reihe  von  kleineren  Arbeiten  in  der  „Isis“  und  in  der  „Welt 
der  Vögel“  veröffentlicht.  In  seinem  Adoptivvaterlande  hat  er  deutsches 
Wesen,  deutsche  Bildung  und  deutschen  Humor  zu  Ehren  gebracht,  uns 
aber  über  die  Gründung  und  den  Betrieb  zoologischer  Gärten  in  Amerika 
manches  frische  und  freie  Wort,  das  auch  für  unsere  Verhältnisse  von  Wert 
war,  gesagt.  Das  Andenken  an  diesen  begeisterten  Menschen-  und  Tierfreund 
aber  wird  bei  Deutschen  wie  bei  Amerikanern  lebendig  bleiben  über  das 
Grab  hinaus!  Bttgr. 


157 


Literatur. 


Zeitschrift  für  Oolo  gie,  Organ  für  Wissenschaft  und  Liebhaberei,  XIV.  Jahrg., 
12  Nummern,  herausgegeb.  von  H.  Hocke,  Berlin  C.  (Prenzlauerstr.  36),  8°.  — 
Pr.  3  M.  — 

Diese  gediegene  Zeitschrift  behandelt  im  vorliegenden  Jahrgang  wiederum 
eine  Reihe  strittiger  Fragen  und  großer  Probleme  aus  dem  interessanten  Bereiche 
der  Fortpflanzung  der  Vögel,  im  besonderen  Probleme  der  Eikunde,  dann  im 
weiteren  auch  solche  der  gesamten  Ornithologie.  Zu  den  in  den  letzten  Jahrzehnten 
festgestellten  ornithologischen  Tatsachen  wird  weiterhin  neues  Belegmaterial  bei¬ 
gebracht.  A.  A.  vom  P  eit -Le ebner  stellt  fest,  daß  die  Eier  des  typischen 
»Bastardnachtigallkuckucks«,  des  »Baumpieperkuckucks«,  des  »Zaunkönigkuckucks« 
entschieden  abweichen  von  anderen  Kuckuckseiern  und  ihren  eignen  Charakter 
haben.  Der  erste  Fund  von  Eiern  des  amerikanischen  Totanus  solitarius  (Sand¬ 
pfeifer)  ist  S.  133  ff.  beschrieben  worden  (von  Walter  Raine,  Kew-Beach  in 
Kanada).  Dr.  Leo  von  Boxberger  behandelt  die  Ornis  der  Umgegend  von 
Marburg  a.  L.  ( Columba  turtur,  Falco  subbuteo ,  Lanius  exeübitor  und  collurio , 
Tetrao  urogallus ,  Columba  palumbus,  Hirundo  riparia  u.  s.  f.),  Alexander 
Bau  das  Brutgeschäft  des  Turmfalken  ( Cerchneis  tinnunculus )  bei  Schloß  Rugg- 
burg  (Bregenz  am  Bodensee).  R.  von  Dombrowski  zählt  die  Vogelarten  auf, 
die  in  Südeuropa  schon  im  Februar  Eier  legen.  In  »Oologisches  aus  Asien«  von 
Otto  Bamberg  erfahren  wir  Neues  über  die  zentralasiatischen  Gebirgs-  oder  Felsen¬ 
hühner  ( Tetraogallus  altaicus ,  himalayensis,  caspius,  caucasicus  u.  a.).  Cand.  forest. 
Hermann  Grote  (Eberswalde)  berichtet  über  ein  rotpunktiertes  Haushuhnei 
(die  erst  roten  Blutpunkte  wurden  bräunlich,  dann  schwärzlich),  über  ein  bim¬ 
förmiges  Goldammerei,  ein  Riesenei  der  Hausgans,  das  in  sich  ein  zweites  nor¬ 
males  Ei  einschloß,  und  teilt  die  interessante  Notiz  Alt  ums  über  ein  Pinguinei 
(. Aplenodytes ,  Eberswalder  Samml.)  mit:  »Dies  Pinguinei  (nach  seiner  Größe  wohl 
nur  A.  patagonica  angehörend)  wurde  von  Ratzeburg  früher  mehrfach  auf  forst- 
und  landwirtschaftlichen  Versammlungen  als  (unbestimmt)  »Guanoei«  vorgezeigt«.  — 
Ref.  behandelt  die  typischen  Vertreter  der  Vogel  weit  der  normannischen  Felseninsel 
Guernsey.  —  Vom  1.  April  1905  an  wird  die  Zeitschrift  gemeinsam  von  Kunst¬ 
maler  H.  Hocke  und  Pfarrer  Wilhelm  Schuster  herausgegeben.  Der  Titel 
wird  verändert  in  »Zeitschrift  für  Oologie  und  Ornithologie«  (Pr.  3.25  M.).  Ein 
Beiblatt  »Ornitbologische  Umschau«  wird  die  Geschichte  der  Ornithologie  und 
neue  wissenschaftliche  Ergebnisse  behandeln.  Wilhelm  Schuster. 

Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Die  Bewertung  der  Futtermittelbestandteile  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Preiswürdigkeit  von  Rückständen  der  Rübenzuckerfabrika¬ 
tion.  Leipzig,  Verlag  v.  Eisenschmidt  &  Schulze,  1904.  8°.  54  pag.  —  Preis  M.  0.75. 

Die  gegenwärtige  schwierige  Lage  der  Rübenzuckerfabrikation  bedingt  es, 
daß  bei  Rechnungsvoranschlägen  über  die  Einträglichkeit  derselben  auch  den  durch 
Viehhaltung  zu  nutzenden  Abfallprodukten  eine  größere  Beachtung  zuteil  werden 
muß,  um  sie  in  einer  ihrem  wirklichen  wirtschaftlichen  Werte  entsprechenden  Weise 
mit  in  Ansatz  zu  bringen.  Sämtliche  Rübenabfälle  sind  nach  ihrem  Gehalte  an 
wirksamen  Nährsubstanzen  einzuschätzen.  Zur  Gewinnung  einer  sicheren  Grund¬ 
lage  für  eine  kritische  Betrachtung  dieser  Rechnungsanhalte  sucht  das  vorliegende 


158 


Werkchen  zunächst  über  die  einschlägigen  allgemeinen  Verhältnisse  zu  orientieren, 
um  dann  eine  Prüfung  der  mannigfach  abweichenden  Auffassungen  über  zweck¬ 
entsprechende  Bewertung  der  Futtermittelbestandteile  vorzunehmen.  Weder  über 
den  theoretischen  Nutzwert  der  Rübenschnitzel,  noch  über  ihre  praktische  An¬ 
wendung  in  der  Viehhaltung  besteht  ein  Zweifel,  wie  der  Verfasser,  unser  ge¬ 
schätzter  Mitarbeiter,  der  kompetenteste  Beurteiler  dieser  Fragen  in  Deutschland, 
des  breiteren  in  dem  vorliegenden  Buche  ausführt.  Aber  es  ist  immerhin  noch  er¬ 
forderlich,  die  in  den  Ausführungen  des  Verfassers  ausgesprochene  günstige  Mei¬ 
nung  über  die  Bedeutung  der  Zuckerschnitzel  weiter  zu  prüfen  und  durch  exakte 
Versuche,  insbesondere  mit  Pferden  und  Schweinen,  zu  bestätigen.  Wenn  sich  aber 
die  Fütterung  mit  Rübenabfällen,  wie  zu  hoffen  steht,  bewährt,  dann  dürfte  es 
sich  auch  empfehlen,  möglichst  für  gute  Qualität  derselben  von  seiten  der  Rüben¬ 
zuckerfabrikanten  Sorge  zu  tragen.  Wenn  man  daher  augenblicklich  bestrebt  ist 
statt  70°/o  Brühsaft  75°/o  zu  gewinnen  und  dadurch  den  Zuckergehalt  der  abge¬ 
kochten  Rübenschnitzel  tunlichst  herabzudrücken,  so  möchte  unser  Verfasser  doch 
dringend  raten  davon  abzusehen.  Bei  der  Höhe  des  Preises,  der  für  die  Zucker¬ 
schnitzel  mit  M.  5.50  pro  Ztr.  sicher  zu  erlangen  sein  dürfte,  sollte  ein  geringeres 
Maß  des  Zuckergehaltes  der  Schnitzel,  als  bisher  angegeben  wurde,  nicht  geliefert 
werden.  Zucker  wird  ohnehin  noch  genug  erzeugt.  Es  ist  nach  dieser  Richtung 
hin  empfehlenswert,  die  in  Aussicht  gestellte  Entlastung  des  Zuckermarktes  mög¬ 
lichst  aufrecht  zu  erhalten.  Dagegen  würde  die  Zuversicht  und  das  Vertrauen  zu 
dem  neuen  Handelsfuttermittel  sich  erheblich  vermindern,  wenn  es  in  gering¬ 
wertigerer  Qualität  angeboten  würde,  als  ursprünglich  in  Aussicht  gestellt  wurde. 
Die  gleichmäßige  Lieferung  vorzüglichster  Qualität  der  Zuckerschnitzel  wird  für 
die  Sicherung  der  Zukunft  der  deutschen  Rübenzuckerfabrikation  und  für  die  Er. 
haltung  des  Rübenbaues  in  seiner  gegenwärtigen  Ausdehnung  von  ausschlaggeben¬ 
der  Bedeutung  sein.  Bttgr. 

C.  G.  Friderich,  Naturgeschichte  der  Deutschen  Vögel.  V.  vermehrte  und  ver¬ 
besserte  Auflage,  bearbeitet  von  A.  Bau. 

Die  acht  letzten  Lieferungen1)  behandeln  die  Möwen,  Seeschwalben  u.  s.  w. 
und  allgemeines.  In  »Nutzen  und  Schaden  der  Vögel«  bezeichnet  Bau,  worin  ich 
ihm  vollkommen  beipflichte,  die  Magenuntersuchungsresultate  als  oft  überaus  ein¬ 
seitig.  Er  schreibt  wörtlich  (S.  68):  »Besonders  die  oft  ohne  genügende  All¬ 
gemeinkenntnisse  oder  unglaublich  oberflächlich  ausgeführten  Magenunter¬ 
suchungen  sind  es,  die  als  maßgebend  für  Nutzen  und  Schaden  der  Vögel  hinge¬ 
stellt  werden.  Nach  obigem  genügt  es  nicht,  zu  wissen,  ob  ein  Vogel  eine 
Raupe  gefressen  hat,  sondern  man  muß  auch  die  Art  derselben  feststellen,  ferner 
muß  man  untersuchen,  ob  sie  von  Schmarotzerlarven  besetzt  ist.  Es  genügt 
nicht,  zu  wissen,  daß  ein  Vogel  den  Magen  voll  Maikäfer  hat,  sondern  man  muß 
auch  untersuchen,  ob  diese  lebend  oder  ob  sie  —  wie  dies  sehr  oft  vom  Eichel¬ 
häher  geschieht  —  als  bereits  tote  Käfer  vom  Boden  aufgenommen  wurden;  im 
letzteren  Falle  könnte  von  einem  Nutzen  füglich  nicht  gesprochen  werden.  Es  ge¬ 
nügt  nicht,  zu  wissen,  daß  ein  Vogel  »Insektenreste«  im  Magen  hat,  sondern 
man  muß  diese  Reste  festzustellen  suchen,  denn  gerade  »Insektenreste,  kleine  Käfer 
u.  dgl.«,  die  in  vielen  Magenuntersuchungen  eine  g roß e  Rolle  spielen  und  meistens 

*)  Vergl.  auch  die  Besprechungen  der  früheren  Lieferungen  im  Jahrg.  1904  p.  22G  u.  359. 

Der  Herausgeber. 


159 


ohne  weiteres  (wie  vorhin  von  den  Raupen  gezeigt)  auf  das  Nützlichkeitskonto  ge¬ 
schrieben  werden,  sind  oft  das  wichtigste  des  ganzen  Mageninhalts  hei  einer 
versuchten  Feststellung,  ob  ein  Vogel  nützlich  oder  schädlich  wirkt.  Endlich  ge¬ 
nügt  es  nicht,  nur  den  Magen  zu  untersuchen,  auch  der  Dar  min  halt  muß 
bei  vielen  Vögeln  geprüft  werden,  wovon  weiter  unten  die  Rede  ist. 

Die  Art  und  Weise  der  Magenuntersuchungen,  wie  sie  heute  noch  immer  aus¬ 
geführt  wird,  ist  durchaus  ungenügend  zur  Erlangung  eines  absolut  ein. 
wandfreien  und  objektiven  Resultates,  doch  leider  können  (oder  wollen)  manche 
Leute  nicht  objektive  Resultate  erhalten,  weil  sie  nur  nach  dem  suchen,  was 
der  betreifenden  Vogelart  den  Nimbus  der  überwiegenden  Nützlichkeit  erhalten 
kann.  Daun  verfallen,  wie  schon  bemerkt,  viele  Untersucher  in  den  unglaub¬ 
liche  n  Fehler,  den  Inhalt  eines  Magens  für  das  ganze  Jahr  zu  berechnen,  gerade 
als  ob  der  Vogel  jahraus,  jahrein  täglich  dieselbe  Menge  und  Art 
der  Nahrung  zu  sich  nehme! 

Man  sollte  es  kaum  für  möglich  halten,  daß  —  wie  es  geschehen  ist  —  auf¬ 
gefordert  wurde,  die  Mägen  von  geschossenen  Eichelhähern  an  der  Luft  zu  trocknen 
und  dann  an  eine  Zentralstelle  zur  Untersuchung  einzusenden.  Während  des 
Trocknens,  noch  mehr  beim  Wiederaufweichen  werden  aber  viele  Teile  des  Magen¬ 
inhalts  so  verändert,  daß  sie  nicht  mehr  erkannt  werden  können.  Und  auf  diese 
ungenügende  Weise  glaubt  man  gütige  Resultate  erzielen  zu  können  etc.  etc.!« 
Im  folgenden  werden  Anweisungen  zur  richtigen  Art  von  Magenuntersuchungen 
gegeben.  —  Verbot  des  Dohnenstiegs  wird  dringend  gefordert  (S.  75).  —  Ich 
selbst  bin  der  Ansicht,  daß  die  meisten  unserer  Vögel  ganz  besonders  auch  wegen 
hres  direkten,  sehr  beträchtlichen  Nutzens  —  und  schon  allein  um  des  öko¬ 
nomischen  Gleichgewichts  willen,  das  sie  in  der  Natur  erhalten  —  aufs  nachhal¬ 
tigste  zu  schützen  sind,  noch  weit  mehr  aber  aus  ästhetischen  und  ethischen 
Rücksichten,  was  ja  auch  der  Neuherausgeber  energisch  betont.  Die  Vögel 
sind  für  uns  die  Repräsentanten  des  Schönen  und  somit  Symbole  für  das  Gute. 

Wilhelm  Schuster. 


Dr.  G.  Hagmann,  As  Aves  Brasilicas  mencionadas  e  descriptas  nas  obras  de 
Spix,  Wied,  Burmeister  e  Pelzein  na  sua  nomenclatura  scientifica  actual.  in : 
Boletim  do  Mus.  Goeldi  de  Hist.  nat.  e  Ethnogr.  Para  (Brazil),  Inst.  Lauro 
Sodre,  1904.  Vol.  4,  No.  2—3  p.  198—308. 

Die  große  Anzahl  und  die  feine  Unterscheidung  der  brasilianischen  Vögel 
hat  es  in  hohem  Grade  wünschenswert  erscheinen  lassen,  einen  Leitfaden  zu  be¬ 
sitzen,  der  beim  Studium  der  wichtigsten  ornithologischen  Literatur  und  bei  direkten 
Vergleichen  uns  schnell  den  Namen  finden  läßt,  der  dem  betreffenden  Vogel  in 
der  heute  maßgebenden  Literatur  zukommt  und  der  es  gestattet,  ohne  Mühe  und 
allzugroßen  Zeitaufwand  die  verwickelte  Synonymie  der  Arten  zu  entwirren.  Wie 
uns  scheint,  ist  dem  fleißigen  und  kenntnisreichen  Verfasser  diese  schwierige  Arbeit 
in  musterhafter  Weise  gelungen.  Bttgr. 


160 


Eingegangene  Beiträge. 

E.  B.  in  C.  Mit  Ihren  Bedingungen  bin  ich  einverstanden.  —  Prof.  Dr.  L.  E.,  hier, 
eine  Besprechung,  L.  S.  in  G.  bei  M. ,  eine  Arbeit  und  eine  Mitteilung,  H.  L.  in  F. ,  eine 
Mitteilung,  R.  Z.  in  R.,  eine  Arbeit  mit  Verbreitungskarte,  Th.  K.-M.  in  B.,  eine  Berichtigung, 
W.  S.  in  G.  bei  M.,  zwei  Arbeiten  und  drei  Mitteilungen  und  Prof.  A.  P.  in  M.  (Herzegowina), 
eine  Arbeit  mit  bestem  Dank  erhalten.  —  E.  A.  in  B.  Ihre  „Kritik  einer  Kritik1*  halte  ich 
für  unser  Blatt  für  ungeeignet;  Sie  verlangen  m.  E.  Uebermenschliches! 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  11—17. 
Zoologischer  A  n  z  e  i  g  er.  „  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Kor  sch  eit.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  28.  Jahrg.,  1905.  No.  18 — 23. 

Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reichenow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  4—5. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  4-5. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  105,  1905,  No.  2724—2731. 

Prof.  D  r.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  4  5. 

U  er  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  24—31. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Prösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  24—31. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien-Kunde.  Herausg.  v.  Dr.  K.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  11—18. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven ,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  19,  1905.  No.  111—112. 

Anzeiger  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Jahrg.  1905.  No.  6 -10.  Wien, 
K.  K.  Hof-  u.  Staatsdruckerei,  1905. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz. 

Herausg.  v.  C.  Daut  u.  G.  v.  Burg.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahrg.  4,  Heft  3—4. 
Natur  und  Haus.  Tllustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  H  esdörffer, 
Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13,  Heft  12—14. 

Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
Jahrg.  14.  1905.  No.  11—18. 

D  i  e  G  e f  i  e  d  e r  t  e  Wel  t.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  11  —  18. 

Mitteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 
Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  K.  Boyer.  Wien,  J.  Kühkopf.  4.  Jahrg.  1904.  No.  18. 
und  5.  Jahrg.  1905.  No.  6—8. 

Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  u.  Naturkunde  im  Ivönigr.  Böhmen.  Herausg. 

v.  Prof.  Fr.  Cro  y  u.  a.  Prag,  Verl.  d.  Böhm.  Forstvereins,  1905.  Jahrg.  1904—05,  Heft  3—4. 
Deutscher  Tierfreund.  Illustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner,  1905.  Jahrg.  9.  Heft  4—5. 

T  i  er  s  c  h  utz -Korres p  ondenz.  Herausg.  v.  Berliner  Tierschutz-Verein,  Berlin  1905. 
No.  12.  Gr.  4°.  8  pag. 

Sociedade  Scientifica  deS.  Paulo.  Relatorio  da  Direotoria  1903—04.  S.  Paulo  (Brazil), 
Typogr.  Brazil  de  C.  Gerke,  1904.  8°.  51  pag. 

88.  Jahresbericht  d.  Naturf.  Gesellschaft  in  Emden  1902 — 03.  Emden,  Th.  Hahn 
Wwe.,  1904.  8°,  4,56  pag.,  Karte. 

Annalen  des  K.  K.  Natur h.  Hofmuseums.  Herausg.  v.  Dr.  Fr.  Steindachner. 

Wien,  Verl.  v.  A.  Holder,  1904.  Bd.  19,  No.  1  —  3. 

J.  Schiött,  Musk  Oxen  in  Captivity.  —  Sep.-Abdr.  a.  Smitlisonian  Report  for  1903.  Washing¬ 
ton,  Governm.  Print.  Office,  1904.  8°,  9  pag.,  4  Tat'.  (Übersetzt  a.  Zool.  Garten  Jahrg.  1903). 
A.  B.  .Meyer,  The  Antiquity  of  the  Lion  in  Greece.  —  Sep.-Abdr.  ebenda.  fe°.  7  pag.,  Taf. 
(Übersetzt  a.  Zool.  Garten  Jahrg.  1903). 

Bulletin  de  la  Societe  des  Sciences  de  Bucarest  (Roumanie).  Bucuresci  ,  Impr. 
Statului,  1905.  Jahrg.  13,  No.  5-6. 

Prof.  Dr.  G.  Pfeffer,  Die  zoogeographischen  Beziehungen  Südamerikas,  betrachtet  an  den 
Klassen  der  Reptilien,  Amphibien  und  Fische.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zool.  Jahrb.  (Spengel), 
Suppl.  VIII,  Jena,  Verl.  v.  Gust.  Fischer,  1905.  89.  36  pag. 

G.  A.  Bo  ulenger,  An  account  of  the  Reptiles  and  Batrachians  coli,  by  Mr.  F.  W.  Riggen- 

baoh  in  the  Atlas  of  Morocco.  —  Sep.-Abdr.  a.  Novit.  Zool.  (Rothschild)  Vol.  12,  Jan. 
1905.  Gr.  8°.  5  pag.,  2  Taf. 

H.  Löns,  Ein  Kranz  für  Hermann  Landois.  —  Sep.-Abdr.  a.  Niedersachsen.  Illustr.  Halb¬ 

monatsschrift  f.  niederd.  Kultur  u.  Kunst.  10.  Jahrg.  1905,  No.  11  p.  188. 

37.  A  n  n.  Report  o  f  the  Roy.  Zool.  S  o  c.  of  1  r  e  1  a  n  d  for  1904.  Dublin,  A.  Th  om  &  Co. 
1905.  8°.  74  pag.,  5  Fig.,  4  Taf.  —  Preis  6  d. 


Zusendungen  weiden  direkt  an  die  Verlagshaudluug  erbeten. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Keinhold  Mahlau,  Fa.  Malllau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M 


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Blatter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  (Duseuni  d’Bistoire  naturelle. 
5chireizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *  Hatur  und  Baus. 

Dafür  und  5chule.  *  Derthus. 
Ornithologisches  Dahrbuch. 

Ornithologische  fHonatsberichte, 
Ornithologische  (Honatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  uon 
Rassehunden,  *  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt.  *  Zisinger  und  Feld. 

(Döhlau  5  Waldschmidi 

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Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgeirehen  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von  : 

Prof.  Dr.  P.  Altmann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  ßolau,  Dr.  Hermann  Bolau,  Lehrer  L.  ßuxbaum,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Reg.-Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  B.  Gabler,  Gymnasial-Oberlehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerus-Meyer,  Prof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  v.  Krtidener,  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lenden  fei  d,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkühn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Mehely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.-Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde, 
H.  Nehrling,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Pnrpus,  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow,  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Scliiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Prof. 
Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr. 
L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 

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Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

— K  46.  Jahrgang  )«-— 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original-Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an.. 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen. 


Organ 


Oer 


Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 


Henausgegeben  von  den 

Keuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 


Redigient  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

I905. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


XLYI. 
Jahrgang 
Xo.  6. 


W\Y^  ])gr 

Zoologische  Garten. 


Verla"  von  Mahlau  &  Waldschmidt 

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Frankfurt  a.  M. 

Die 

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welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palaeark- 
tischen  Faunengehiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
21/*  bis  8  Druckbogen ,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
10  Mk.  pränumerando ,  im  Buchhandel 
12  Kr.  =  12  Mk. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu 
dem  ermässigten  Preise  von  6  Kr.  — ■  6  Mk. 
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handenem  Raume  am  Umschläge  Aufnahme. 
Inseraten-Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
Tännenhof  bei  Hallein,  zu  adressieren. 

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(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N0,  6.  XLVI.  Jahrgang.  Juni  1905. 


I  n  li  a  1  i, 

Batrachier-  und  Reptilienleben  in  Japan;  von  Di.  Paul  Kr  eff  t  in  Zehlendorf  bei 
Berlin.  (Schluß.)  —  Das  Storchnest  auf  dem  Chordache  in  Zofingen  (Kanton  Aargau)  im  zehnten 
Jahre  (1904);  von  Dr.  H.  Fi  sch  er  -  S  ig  w  ar  t  in  Zofingen.  —  Hase  und  Kaninchen  in  ihrem 
gegenseitigen  Verhalten;  von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz.  —  Das  Vor¬ 
kommen  des  Siebenschläfers  (Myoxus  glis)  und  Beobachtungen  über  seine  Lebensweise  im 
Königreich  Sachsen;  von  Rud.  Zimmermann  in  Rochlitz  i.  S.  (Mit  einem  Verbreitungs¬ 
kärtchen.)  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Literatur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und 
Zeitschritten. 


Batrachier-  und  Reptilienlehen  in  Japan. 

Von  Dr.  Paul  Krefft  in  Zehlendorf  bei  Berlin. 

(Schluß.) 


Mein  Weg  begaun  nun  bald  sich  schwieriger  zu  gestalten,  in¬ 
dem  es  wieder  auf  schmäler  werdendem  Pfade  ziemlich  steil  auf¬ 
wärts  ging  zwischen  Felswand  auf  der  einen  und  Abgrund  auf  der 
anderen  Seite.  Immerhin  blieb  der  Aufstieg  dank  der  mit  Reeht 
gerühmten  japanischen  Wegebaukunst  im  wesentlichen  unbeschwer¬ 
lich.  An  den  schmälsten  Stellen  milderte  ein  Geländer  die  Unheim¬ 
lichkeit  des  nahen  Abgrundes,  und  damit  die  Strenggläubigkeit  der 
einheimischen  Landbevölkerung,  gleichzeitig  aber  auch  der  Humor 
des  freier  denkenden  Touristen  zu  ihrem  Rechte  kommen  sollten  — 
wenn  auch  die  Rücksichtnahme  auf  den  letzteren  schwerlich  bei  der 
Anlage  mitgesprochen  haben  dürfte  —  waren  von  Zeit  zu  Zeit  in 
kleinen  Nischen  der  Felswand  sitzende  Buddhastatuen  aufgestellt, 
die  über  und  über  mit  Mörtel  bespritzt  erschienen.  Wenn  der  be¬ 
kannte,  auch  bei  uus  zu  Lande  in  jeder  China-  und  Japanwaren¬ 
handlung  zu  sehende  sitzende  Buddha,  dessen  Cliche  man  in  Japan 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  11 


162 


mindestens  ebensooft  in  den  verschiedensten  Dimensionen  und  aus 
dem  verschiedensten  Material  dargestellt  begegnet,  wie  in  katho¬ 
lischen  Ländern  dem  Kruzifix,  an  sich  auch  trotz  seiner  plump 
stilisierten  Formen  nichts  Komisches  hat,  sondern  eher  etwas 
mystisch  Hoheitsvolles,  so  wirkten  diese  weiß  gespickten  Gottes¬ 
bilder  doch  ungemein  grotesk.  Vollends  belustigend  aber  war  der 
Anblick  für  mich  im  Hinblick  auf  die  von  einem  kahlköpfigen 
Priester  mir  zuteil  gewordene  Aufklärung  über  das  Zustandekommen 
dieses  seltsam  und  unheilig  anmutenden  Knötchengewandes.  Im 
Vorbeigehen,  so  sagte  man  mir,  richten  die  biederen  Landbewohner 
mancherlei  Gebete  an  den  Allgütigen,  und  zwecks  besonders  nach¬ 
drücklicher  Unterstützung  ihres  Flehens  befolgen  sie  den  alten 
Brauch,  gegen  das  Buddhabild  ein  Stückchen  gekautes  Papier  zu 
spucken,  das  dann  antrocknet  und  lange  Zeit  haften  bleibt  —  jeden¬ 
falls  eine  ebenso  einfache  wie  derbe  Art  von  Einschärfung  des  Ge- 
betswuusches!  Daß  die  Japaner,  wie  übrigens  viele  Orientalen, 
im  Spucken  den  dieserhalb  berüchtigten  Amerikanern  nichts  nach¬ 
geben,  war  mir  bereits  bekannt  geworden,  daß  jedoch  diese  für 
uns  Europäer  recht  unappetitliche  Gewohnheit  auch  bei  gottesdienst¬ 
lichen  Handlungen  eine  Rolle  spielen  sollte,  war  mir  unfaßbar  er¬ 
schienen,  bis  ich  mit  eigenen  Augen  hier  die  massenhaften  Spuren 
des  Auspuckens  wahrnahm.  Eine  geraume  Zeit  lang  bildete  diese 
eintönige,  in  Abständen  aufgestellte  Buddhabildergalerie  die  einzige 
Sehenswürdigkeit  auf  dem  bald  völlig  öde  und  vegetationslos  ge¬ 
wordenen  Felsenstege,  und  ich  atmete  erleichtert  auf,  als  endlich, 
nach  etwa  halbstündigem  Marsche,  der  schmale  Pfad  auf  eine  zweite 
Terrassenstufe  führte,  auf  der  ich  zwar  nichts  Jagdbares,  wohl  aber 
eine  gastliche  Unterkunftshütte  und  einen  Brunnen  antraf.  Nach 
kurzer  Rast  bei  dem  unvermeidlichen  grünen  Thee  und  anderen 
konsistenteren  Genüssen  setzte  ich  den  Marsch  zur  Passhöhe  (3000 
engl.  Fuß  ii.  M.)  fort,  die  nach  etwa  einstündiger  Wanderung  durch 
recht  unwirtliches,  nur  mit  verkrüppelten  Tannen  bestandenes  Ge¬ 
lände  erreicht  war.  Etwas  unerwartet  und  angesichts  mangeln- 
•• 

der  Übung  im  Bergkraxeln  auch  unwillkommen,  trat  mir  oben 
die  Notwendigkeit  entgegen,  einen  etwa  zehn  Meter  laugen  Grat 
mit  nur  etwa  ein  Fuß  breiter  Schneide  zwischen  zwei  bedenklich 
steilen  Abhängen  passieren  zu  müssen.  Nachdem  diese  ungemütliche 
Partie  teils  rittlings,  teils  auf  allen  Vieren  kriechend  glücklich  über¬ 
wunden  war,  atmete  ich  erleichtert  auf,  und  um  so  mehr,  als  in 
der  nächsten  Minute  eine  dichte ,  von  einer  Regenbö  eilends  heran- 


163 


gefegte  Wolke  jede  Umsicht  auf  mehr  als  halbe  Meterdistanz  un¬ 
möglich  machte.  Es  blieb  mir  nichts  übrig,  als  auf  einem  feucht¬ 
kalten  Steine,  also  in  den  Wolken  thronend,  zu  verharren,  bis  sich 
diese  verzogen  hatten,  was  wohl  eine  halbe  Stunde  gedauert  haben 
mag.  So  hell  wie  zuvor  wurde  es  zwar  auch  danach  nicht  wieder; 
ich  mußte  im  Gegenteil  die  unangenehme  Wahrnehmung  machen, 
daß  die  Sonne  inzwischen  untergegangeu  war  und  die  Dämmerung 
bereits  hereiuzubrechen  begann.  Meine  Schritte  möglichst  beschleu¬ 
nigend,  um  Arima  noch  vor  Eintritt  völliger  Dunkelheit  zu  er¬ 
reichen,  gelangte  ich,  zunächst  wieder  durch  vegetationsarme  Felsenöde 
bergabsteigend,  bald  an  einen  alten  Kryptomerienhochwald,  durch 
dessen  bereits  nahezu  nächtliches  Dunkel  ein  schmaler  Zickzack  weg 
in  schroffen  Windungen  zutalführte.  Je  mehr  das  Auge  bei  der 
zunehmenden  Finsternis  außer  Funktion  gesetzt  ist,  desto  schärfer 
lauscht  das  Ohr,  und  so  werde  ich  denn  schon  von  weitem  auf  ein 
sonderbares,  einem  vielstimmigen  Nachtigallenkonzerte  ähnelndes 
Getön  aufmerksam,  das  aus  dem  Tale,  akkompagniert  von  dem 
Rauschen  eines  Gießbaches,  heraufdringt.  Nachdem  ich  mich  noch 
ein  gutes  Stück  Weges  mühsam  weitergetastet  habe,  ohne  über 
Baum  wurzeln  oder  andere  in  der  Dunkelheit  unsichtbare  Hindernisse 
zu  stolpern,  blinkt  endlich,  baldiges  Ende  dieser  ungemütlichen 
Wauderung  verheißend,  der  freundlich  milde  Schein  einer  riesigen 
weiß-roten  Papierlaterne  durch  das  düstere  Gewirr  der  knorrigen 
Kryptomerienäste.  Noch  einige  mit  halsbrecherischer  Hast  durcheilte 
Zickzackwindungen  —  und  die  Talsole  ist  glücklich  erreicht.  Zu 
meiner  Linken  donnern,  den  immer  noch,  jetzt  aus  ziemlicher  Nähe 
vernehmbaren,  vermeintlichen  Nachtigallenchor  fast  übertönend,  die 
Kaskaden  des  Gießbaches,  dessen  Schaummähuen  die  nächtliche 
Finsternis  gespenstisch  durchleuchten,  und  nur  wenige  Schritte  vor 
mir  bestrahlt  der  schon  von  weitem  bemerkte  Lampion  die  Fassade . 
eines  gastlich  winkenden  Gebäudes.  Das  Gekläff  eines  wütend  hinter 
dem  Gartenzaun  herausfahrenden  Köters  von  der  Rasse  der  chine¬ 
sischen  Spitze,  deren  Echtheit  man  am  untrüglichsten  an  der  blau¬ 
schwarzen  Zunge  und  Mundschleimhaut  erkennen  soll,  meldet  den 
späten  Fremdling,  und  alsbald  tritt  mir  mit  würdevollen  Kotau¬ 
bewegungen  ein  behäbiges  Gelbgesicht  im  weißen  Nachtkimono  ent¬ 
gegen,  das  sich  mir  als  der  »Manager«  des  Sugimoto-Hotels  vor¬ 
stellt,  dessen  treffliche  Vorzüge  es  gleichzeitig  mit  flinkzüngigem 
Redeschwall  hervorzuheben  beginnt.  Es  hätte  dieser  Empfehlungen, 
von  denen  ich  nur  verschwindend  kleine  Bruchstücke  überhaupt  ver- 


164 


stehen  konnte,  nicht  bedurft  in  anbetracht  meiner  hochgradigen  Er¬ 
schöpfung  und  des  sich  daraus  von  selbst  ergebenden  Entschlusses, 
mit  dem  ersten  besten  Quartier  fürlieb  zu  nehmen;  aber  ehe  mein 
Fuß  über  des  Hauses  gastliche  Schwelle  schritt,  wollte  ich  meine 
Wißbegier  betreffs  des  wieder  stärker  anschwellenden  Nachtigallen¬ 
konzertes  doch  zuvor  noch  befriedigen,  und  so  fragte  ich  denn,  nach 
gewissenhaftem  Aufsagen  der  für  den  Abendempfang  obligatorischen 
Begrüßungsformel,  ob  das  Vogelstimmen  seien.  Der  Japaner  ver¬ 
neinte  mit  erstauntem  Lächeln  —  offenbar  über  die  possierliche  Neu¬ 
gierde  des  nächtlichen  Ankömmlings  —  und  fügte  mit  schlauem 
Blinzeln  hinzu:  »Kairu«.  Dieses  Wort,  das  »Frosch«  bedeutet,  be¬ 
fand  sich  selbstverständlich  in  meinem  sonst  recht  bescheidenen 
japanischen  Wortschätze;  allen  Ernstes  wollte  es  mir  jedoch  so 
scheinen,  als  ob  das  pfiffige  Gelbgesicht  sich  ein  Späßchen  mit  mir 
erlauben  wollte.  Daß  solche  modulationsreicheu,  bald  munter  zwit¬ 
schernden,  bald  in  schmachtendem  Flötentriller  sanft  klagenden 
Weisen  dem  primitiven  Stimmapparate  meiner  kaltblütigen  Freunde 
verliehen  sein  könnten,  erschien  mir  noch  unglaublicher  als  das 
landesübliche  Anspucken  der  Buddhabilder.  Indessen  gab  ich  mein 
Mißtrauen  diesem  zweifelwürdigen  Bescheide  gegenüber  nicht  zu  er¬ 
kennen,  sondern  bat  vielmehr  meiuen  Gewährsmann,  mir  vor  allem 
andern  einige  Probeexemplare  dieser  sangeslustigen  Frösche  sofort 
zu  besorgen.  Auf  seine  im  klassischen  »Pigeon-English« x)  erfolgende 
Ausrede:  »To-night  no  can,  to-morrow  have  got«  war  ich  bereits 
gefaßt.  Man  hat  diese  stereotype  Redensart  der  Orientalen  ins 
Deutsche  zu  übersetzen  entweder  als:  »Es  geht  nicht«  oder  aber  als: 
»Sage  zuerst,  was  Du  zahlen  willst«.  Ich  hielt  mich  an  die  letztere 
Lesart  und  bot  dem  Wackeren  unverzüglich  einen  halben  (mexi¬ 
kanischen)  Dollar  für  das  Stück.  Mit  elementarer  Macht  wurde  jetzt 
das  Geschäftstalent  der  gelben  Rasse  in  meinem  Gegenüber  rege. 
Mit  einer  Hast,  die  übel  zu  seinem  bisherigen  würdevollen  und  ab¬ 
gemessenen  Auftreten  zu  passen  schien,  rannte  der  Herr  Manager 
ins  Haus  hinein,  um  gleich  in  Begleitung  eines  untergebenen  Hotel¬ 
bediensteten,  der  im  Range  eines  Hausknechtes  stehen  mochte,  mit 
zwei  Stocklaternen  versehen  wieder  herauszukommen.  Dann  ging 
es  spornstreichs  quer  durchs  Gebüsch  dem  breiten  Bachbett  zu,  wo¬ 
hin  ich  trotz  meiner  Müdigkeit  den  beiden  ungesäumt  folgte. 

*)  Ein  verderbtes,  mit  chinesischen  Elementen  durchsetztes  Englisch,  das  an 
den  Küsten  Süd-  und  Ostasiens  die  Haupt  Verkehrssprache  zwischen  der  weißen 
Rasse  und  den  farbigen  Rassen  bildet. 


165 


Das  magische  Licht  der  grotesk  bemalten,  bunten  Papierlaternen 
überflutete  mit  mattem  Schein  eine  Szenerie  von  eigenartig  roman¬ 
tischem  Reiz.  Inmitten  eines  von  Laub-  und  Nadelholzdickicht  um¬ 
rahmten,  schluchtartig  vertieften  Bettes  von  wohl  10  Meter  Breite 
brauste  ein  Gießbach  wild  schäumend  und  Sprühregen  weithin  ent¬ 
sendend  in  einer  tieferen,  schmalen  Rinne  dahin  zwischen  gewaltigen, 
rundgeschliffeneu,  bis  halbmannshohen  Gesteinsblöcken,  die  vor  Ur¬ 
zeiten  dem  mütterlichen  Erdgerippe  entrissen  und  auf  wanderndem 
Gletscher  hierher  verschleppt  worden  sein  mochten.  Zwischen  diesen 
erratischen  Blöcken  bildete  Steingeröll  und  Kies  den  Boden  des  Bach¬ 
bettes,  das  bis  auf  die  schmale  Mittelrinne  uud  vereinzelte  flache 
Tümpel  völlig  trocken  und  gänzlich  vegetationslos  dalag.  Im  wasser¬ 
reichen  Vorfrühling  mag  wohl  dieser  Bach  zum  reißenden  Strome 
anschwellen  und  so  die  Ansiedelung  jeglicher  Vegetation  in  dem  dann 
ganz  von  ihm  ausgefüllten  Bette  unmöglich  machen.  Aus  dieser 
Steinwüste  drangen  die  rätselhaften  Nachtigallenweisen  vielstimmig 
au  mein  Ohr,  ohne  daß  ich  der  offenbar  fast  in  greifbarer  Nähe 
befindlichen  Musikanten  einstweilen  ansichtig  werden  konnte.  Wenn 
auch,  aus  solcher  Nähe  vernommen,  das  Konzert  bei  weitem  nicht 
die  Tonfülle  und  Mannigfaltigkeit  des  unvergleichlichen  Philomelen- 
liedes  erreichte,  so  frappierte  mich  dennoch  wieder  die  Ähnlichkeit 
damit,  die  weit  über  den  Auklang  im  gewöhnlichen  Sinne  hinaus¬ 
ging,  indem  manche  Teile  der  Nachtigallenstrophe  getreulich,  wenn 
auch  mit  schwachen  Mitteln  imitiert  wurden.  Nicht  allzu  lange  bleibt 
meine  Sehnsucht  nach  der  Bekanntschaft  mit  dem  unsichtbaren 
Sänger  ungestillt.  Den  ersten  glücklichen  Fund  macht  der  Manager, 
der  mir  ein  hastig  von  einem  großen  Steine  abgelesenes,  zappelndes 
und  leise  wieherndes  Etwas  mit  Triumphgeschrei,  das  die  melodischen 
Weisen  ringsum  übertönt,  unter  die  Nase  hält.  Erstaunt  nehme  ich 
ihm  ein  unscheinbares  Fröschchen  mit  rauhwarziger  Haut  uud  grau¬ 
brauner  Färbung  ab,  das  sich  durch  das  ansaugende  Gefühl,  das 
seine  Finger  und  Zehen  in  meiner  Hand  verursachen,  als  Laubfrosch 
zu  dokumentieren  scheint.  Und  nicht  nur  hierdurch  scheint  das 
Tier  seine  Zugehörigkeit  zu  der  biologischen  Familie  der  Kletter¬ 
frösche  erkennen  zu  geben,  sondern  bei  genauerer  Betrachtung  könnte 
man  im  ersten  Momente  sogar  stark  der  Meinung  sein,  einen  ihrer 
altbekannten  Vertreter,  der  zwar  in  der  neuen  Welt  seine  Heimat 
hat,  hier  erbeutet  zu  haben  —  Hyla  versicolor  nämlich,  der  das 
problematische  Geschöpf  nicht  nur  hinsichtlich  der  grobkörnigen 
Haut,  deren  Grundfärbung  auch  hier  eine  graue  Tönung  zeigt,  son- 


dern  sogar  inbezug  auf  die  eigenartige  sanduhrähnliche  Rücken¬ 
zeichnung  gleicht.  Auch  die  Querbänderuug  der  Extremitäten  fehlt 
nicht.  Abweichend  von  dem  Wechselfarbigen  Laubfrösche  Nord¬ 
amerikas  ist  jedoch  die  im  ganzen  zierlichere  Gestalt  dieses  sanges¬ 
kundigen  Japaners,  von  dem  wir  nun  bald  noch  mehrere  im  Laternen¬ 
scheine  auf  den  Steinen  entdecken.  Bei  ihrer  ansehnlichen  Spring¬ 
fertigkeit  ist  die  Jagd  auf  die  kleinen  Musikanten  nicht  mühelos, 
aber  die  Geldgier  meiner  Jagdgefährten  und  meine  Sammlerhabsucht 
sind  uns  mächtige  Bundesgenossen,  und  es  war  kaum  eine  halbe 
Stunde  vergangen,  als  wir,  mit  einer  aus  14  Exemplaren  bestehen¬ 
den  Singfroschbeute,  zu  der  sich  noch  einige  Erdkröten  und  R.  rugosa, 
sowie  eine  R.  japonica  gesellten,  den  Rückzug  zum  Hotel  autraten. 

Beim  Sortieren  dieser  reichen  Beute  musterte  ich  die  sanges¬ 
lustigen  Frösche  Stück  für  Stück  so  genau  als  möglich.  Alle  hatten 
eine  Länge  von  4  bis  41/*  cm.  Der  schlanke  Leib,  sowie  die 
brünstig  geschwollenen  Grundphalangen  der  ersten  beiden  Finger 
sprachen  in  gleicher  Weise  wie  die  hervorragende  Stimmbegabung 
für  die  ausnahmslose  Zugehörigkeit  meiner  Beutestücke  zum  männ¬ 
lichen  Geschlechte,  welche  Vermutung  sich  auch  späterhin  bei  einigen 
nach  dem  Ableben  obduzierten  Stücken  durch  den  Sektionsbefund 
bestätigte.  Die  holde  Weiblichkeit  scheint  demnach,  wie  bei  manchen 
anderen  Batrachiern,  so  auch  hier  in  wesentlicher  Minderzahl  vor- 
zukommeu  —  es  müßte  denn  angenommen  werden,  daß  sie  ein  ver¬ 
borgeneres  Dasein  führt. 

Um  nun  auch  endlich  diesen  hinsichtlich  seiner  Sangeskunst 
wohl  einzig  dastehenden  Froschlurch  mit  seinem  richtigen  Namen 
vorzustellen  —  es  handelt  sich  um  Rana  buergeri  Schlegel,  die 
einzige  bis  jetzt  bekannt  gewordene  paläarktisclie  Rana  mit  echten 
Saugscheiben,  die  Schlegel,  der  das  Tier  in  der  Sieboldschen  Fauna 
Japonica  zuerst  beschrieb,  deshalb  auch  den  Laubfröschen  unter  dem 
Namen  Hyla  Buergeri  angereiht  hatte.  D  u  m  e  r  il  und  B  i  b  r  o  n 
stellten  die  Art  später  zu  ihrem  Genus  Polypedates ,  das  wiederum 
von  Boulenger  eingezogen  und  zum  größten  Teil  der  Gattung 
Rhacophorus  augeschlossen  wurde,  während  eben  die  hier  beschriebene 
Art  neben  einigen  anderen  der  Gattung  Rana  zugewiesen  ward. 
Schlegel,  der  von  diesem  Frosche  eine  angeblich  lebensgroße  Ab¬ 
bildung  von  etwa  8  cm  Körperlänge  bringt  J),  sagt  davon :  »parait 

*)  Dieselbe  Größe  hat  auch  das  einzige  Spritstück  des  Berliner  Museums, 
das  übrigens  zu  den  Schlegelschen  Typen  gehört  und  vom  Leidener  Museum  über¬ 
wiesen  wurde.  Da  die  Eingeweide  fehlen,  so  ist  auch  nicht  mehr  festzustellen, 
ob  das  Stück  ein  oder  ein  Q  ist. 


1(37 


appartenir  au  nombre  des  animaux  les  plus  rares  au  Japon«  und 
fügt  hinzu,  daß  er,  da  er  während  seines  beträchtlich  langen  Aufent¬ 
haltes  in  Japan  davon  weder  jemals  etwas  gehört,  noch  gesehen 
habe,  die  Zugehörigkeit  dieses  Batrachiers  zur  Fauna  Japans  über¬ 
haupt  nicht  geglaubt  haben  würde,  wenn  Bürger  ihm  nicht  später 
Belegstücke  in  Sprit  von  dort  zugesandt  hätte.  Und  auf  solch  eine 
Rarität  war  es  mir  beschieden,  bei  diesem  planlosen,  nächtlichen 
Bummel  zu  stoßen,  mich  an  ihrer  unerhörten  Sangeskunst  zu  weiden 
und  davon  auch  noch  eine  stattliche  Anzahl  von  Exemplaren  ein- 
sacken  zu  können!  Ihre  wohllautenden  Stimmen  ließen  die  Gefangenen 
in  ihrem  nicht  eben  komfortabeln  Behälter  —  einem  mit  etwas 
Wasser  gefüllten  und  zugedeckteu  Waschbecken  —  noch  die  ganze 
Nacht  durch,  soweit  ich  das  kontrollieren  konnte,  ertönen,  wenn 
auch  nicht  mit  der  Freudigkeit  und  Stärke  wie  im  Freien.  Auch 
späterhin,  als  ich  sie  an  Bord  unseres  Schilfes  in  einer  Kiste  mit 
Drahtgazegeflecht  in  meiner  Kabine  untergebracht  hatte,  ließen  sie 
noch  manchmal  ihre  Nachtigallenweisen  im  nächtlichen  Dunkel,  aus¬ 
nahmsweise  auch  wohl  untertags,  hören,  bis  die  auf  unserem  südlich 
gerichteten  Kurse  bald  rapid  zunehmende  Hitze  ihnen  die  Lust  zu 
solcher  Betätigung  von  Frühlingsgefühlen  für  alle  Zeiten  verleidete  *). 
Alle  bis  auf  einen  einzigen,  den  ich  noch  im  Herbste  nach  meiner 
Heimkehr  lebend  auf  dem  Naturforscher-  und  Ärzte-Kongreß  in 
Braunschweig  demonstrieren  konnte,  erlagen  der  sengenden  Tropen¬ 
glut  oder  aber  einer  eigentümlichen,  durch  das  Auftreten  von 
großen,  tiefen  Geschwüren  charakterisierten  Infektionskrankheit,  von 
der  ich  übrigens  später  auch  indische  Frösche  befallen  werden  sah. 
Mit  den  aus  mechanischer  Ursache  —  durch  Anstoßen  der  Schnauze 
oder  Abwetzen  der  Pfoten  —  entstehenden  Geschwürsbildungen  haben 
diese,  an  mechanisch  gar  nicht  geschädigten  Stellen  auftretenden, 
meist  runden  uud  blutig  imbibierten  Geschwürsstellen  pathogeuetiscb 
nichts  gemein;  auch  machte  ich  die  Erfahrung,  daß  diese  uleeröse 
Affektion  noch  viel  rapider  zu  unabwendbarem  Tode  führte,  dem 
gewöhnlich  eine  Absonderung  blutiger  Flüssigkeit  aus  dem  Maule 
und  Krämpfe  vorausgingen.  Bezüglich  der  äußeren  Erscheinung 
meiner  Rana  buergeri  ist  noch  zu  berichten,  daß  die  Grundfarbe 
oberseits  in  allen  Fällen  ein  Grau  von  mittlerer  Helligkeit  war,  das 
jedoch  durch  mehr  oder  minder  lebhaft  braune  bis  rostfarbene  vor¬ 
stehende  Warzen  eine  bräunliche  Beimischung  erhielt,  während  die 

J)  Der  Fundort  liegt  1400  Fuß  ii.  M.,  und  es  ist  in  dem  schattigen, 
feuchten  Tale  recht  kühl. 


168 


Bauchseite  von  einem  eintönigen,  schmutzigen  Grauweiß  bedeckt  war, 
das  nur  an  der  Kehle  einige  schwärzliche  Sprenkel  zeigte.  Die  Zeich¬ 
nung  der  Oberseite  —  bestehend  vor  allem  in  einem  dreieckigen 
Interokularflecken  und  einer  großen,  mehr  oder  minder  deutlichen 
und  vollständigen  Sanduhr-  oder  Zangenfigur  auf  dem  Rücken  neben 
einigen  unregelmäßigen  Sprenkeln,  sowie  einem  Querbindensystem 
auf  den  Extremitäten  —  war  überall  schmutzig  olivenfarbig,  wäh¬ 
rend  die  hinteren  Flankenpartien  und  die  im  Ruhezustände  anein¬ 
ander  liegenden  und  daher  unsichtbaren  Teile  der  Hinterbeine  jene 
dunkelgelbe  Tönung  zeigten,  der  wir  so  oft  bei  den  Batrachiern 
begegnen.  Vou  äußerlich  sichtbaren  Schallblasen  ist  bei  der  Be¬ 
tätigung  des  exzellenten  Stimmapparates  dieses  Frosches  nichts  wahr- 
zunehmeu,  doch  sah  ich  während  des  Gesanges,  als  dessen  Haupt¬ 
bestandteile  man  kontinuierliche  und  diskontinuierliche,  rollende 
Flötentöne  unterscheiden  kann,  die  Kehlgegend  sich  etwas  blähen 
und  —  während  der  Tremolo-Phase  —  auch  deutlich  schwirren  wie 
die  Kehle  eines  Kanarienrollers. 

Über  die  gewöhnliche,  natürliche  Lebensweise  dieser  sonderbaren 
Eanci  maße  ich  mir,  trotz  meines  numerisch  nicht  so  ganz  geringen 
Beobachtungsmaterials,  kein  definitives  Urteil  an.  Leider  bin  ich 
dem  abenteuerlichen  Frosche  sonst  nie  begegnet.  Zwar  glaubte  ich 
mich  an  dem  Fangabende  beim  Hören  des  Massenkonzertes  zu  er¬ 
innern,  diesen  Gesang  —  allerdings  nur  einstimmig  —  aus  einem 
ummauerten  Stadtgraben  in  Tokyo  abendlicher  Weile  schon  einmal 
vernommen  zu  haben,  was,  falls  keine  Gehörillusiou  meinerseits  vor¬ 
lag,  zu  der  Annahme,  daß  B.  buergeri  sein  Quartier  unter  oder 
zwischen  Steinen  in  unmittelbarer  Nähe  des  Wassers  aufzuschlagen 
pflegt,  einen  weiteren  Beleg  erbringen  würde.  Daß  aber  diesem 
sangeskundigen  Batrachier  die  wohlentwickelten  und  in  gleicher 
Weise  wie  bei  Hyla  und  Bhacophorus  wirksamen  Saugscheiben  an 
Fingern  und  Zehen  nur  dazu  dienen  sollten,  an  Bach-  und  Flu߬ 
ufern  von  Stein  zu  Stein  zu  springen,  erscheint  mir  wenig  ein¬ 
leuchtend  1).  Als  wahrscheinlicher  möchte  ich  hinstellen,  daß  die 
Brunst  die  Tiere  ans  Wasser  gelockt  hatte,  wenn  nicht  hinwiederum 
die  Erwägung,  daß  der  brausende  Gießbach  zum  Brautbett  doch 
wenig  geeignet  sei,  dieser  Annahme  entgegenstände.  Auch  die  sehr 
flachen  und  spärlichen  Pfützen  zeigten  wenig  Eignung  für  Fort- 

*)  Denkbar  wäre  immerhin,  daß  B.  buergeri  vorwiegend  an  und  in  steilen 
Felswänden  und  Schluchten  haust,  wobei  ihr  die  Kletterfüße  ja  sehr  zu  statten 
kommen  müßten. 


109 


pflauzungszwecke,  und  zudem  war  kein  Frosch  darin  zu  sehen.  Neben 
den  Haftscheiben  spricht  auch  die  typische  Granulierung  der  Bauch¬ 
haut  und  die  gewaltigen  Spruugleistungen  des  Singfrosches  —  diesen 
Namen  kann  er  mit  Fug  und  Recht  beanspruchen  —  die  mir  noch 
späterhin  manche  Unze  Schweiß  gekostet  haben,  wenn  ein  Ge¬ 
fangener  aus  dem  Transportbehälter  an  Bord  entsprungen  war, 
durchaus  für  seine  Baumfroschnatur.  Vielleicht  war  es  den  Fröschen, 
die  ich  am  Wasser  attrappiert  hatte,  nur  darum  zu  tun  gewesen, 
dort  die  Feuchtigkeit  im  Sprühbade  und  auf  den  benetzten  Stein¬ 
blöcken  aufzusaugen,  die  sie  untertags  auf  trockenem,  luftigen  Sitze 
entbehren.  Daß  dieser  Sitz  zwar  nicht  im  Blattgrün,  sondern  eher 
an  rissigen,  borkigen  Stämmen  und  Ästen  zu  vermuten  ist,  darauf 
weist  die  Färbung  des  Frosches  unzweideutig  hin.  Daß  Bana  buergeri 
ein  passionierter  Nachtschw ärmer  ist,  läßt  sich  auf  jeden  Fall  be¬ 
haupten.  Mau  sieht  ihm  das  mit  Sicherheit  »an  den  Augen«  an  — 
an  der  tagsüber  fast  linearen,  nachts  dagegen  das  ganze,  dann  stark 
prominierende  Auge  einnehmenden  Pupille. 

Sehr  erfreulich  wäre  es,  wenn  neben  den  Hekatomben  von 
Molge  pyrrhogastra  und  neuerdings  auch  von  Clemmys  japonica,  die 
jetzt  aus  dem  Lande  der  aufgehenden  Sonne  uns  Mitteleuropäern 
jährlich  zugeführt  werden,  auch  diese  in  ihrer  Erscheinung  zwar 
wenig  bestechende,  biologisch  aber  umso  interessantere  Ranide  einmal 
mitimportiert  würde.  Ehe  ich  das  Kapitel  darüber  schließe,  will 
ich  nicht  unerwähnt  lassen,  daß  ich  mich  einer  Zeitungsnotiz  in 
irgend  einem  Familienblatte  erinnere,  in  der  erzählt  wurde,  daß  die 
naturliebenden  Japaner  außer  monströsen  Fischen  und  tanzenden 
Mäusen  als  Stubentiere  auch  —  singende  Frösche  halten.  Nur  Bana 
buergeri  kann  hiermit  gemeint  gewesen  sein. 

Wenn  ich  auf  der  hier  geschilderten  Exkursion  von  Osaka  nach 
Arima  auch  den  weitaus  größten  Teil  aller  in  Japan  von  mir  be¬ 
obachteten  Reptilien  und  Batrachier  autraf,  so  fehlen  doch  noch 
einige  nicht  uninteressante  herpetologische  Erfahrungen  in  diesem 
Berichte,  die  ich  anderwärts  gemacht  habe,  und  die  ich  nun  an¬ 
hangsweise  noch  mitteilen  möchte. 

Vor  allem  erscheint  mir  ein  Zusammentreffen  mit  Bana  limno- 
charis  Wiegm.  (=  Bana  gracilis  Wiegm.)  bei  Moji  auf  der  südlich 
von  der  Hauptinsel  Nippon  gelegenen  Insel  Kiusiu  erwähnenswert. 
Es  war  au  einem  sonnigen  Junivormittage  (am  23.  d.  M.),  als  ich 
mich  unweit  der  jetzt  in  Kriegszeiten  viel  genannten  Hafenstadt 
Moji  durch  einen  Froschchorgesang,  der  große  Ähnlichkeit  mit  den 


170 


Massenkonzerten  unserer  Kreuzkröte  und  gleichzeitig  auch  wieder 
mit  Laubfroschgequak  hatte,  in  eine  Gegend  locken  ließ,  die  sonst 
nichts  Reizvolles  darbot,  nämlich  ein  Stück  lehmigen  und  von  Regen¬ 
güssen  in  einen  zäheu  Brei  verwandelten  Ackerlandes,  auf  dem  ich 
einen  flachen  Tümpel  mit  milchig  getrübtem  Wasser  antraf,  in  dem 
sich  allerhand  Batrachier  friedlich  neben-  und  durcheinander  tummel¬ 
ten.  Da  waren  zunächst  die  unvermeidlichen  gemeinen  Wasser¬ 
frösche;  ich  möchte  sie  hier  uicbt  als  die  »Grünen«  bezeichnen, 
denn  sie  waren  meist  grau  oder  brauu  gefärbt,  ohne  allerdings  des¬ 
wegen  Zweifel  an  ihrer  Zugehörigkeit  zu  Bana  esculenta  L.  auf- 
kommen  zu  lassen.  Ferner  paddelte  dort  eine  Gesellschaft  der  noch 
unvermeidlicheren  I-mori  herum,  und  zwar  handelte  es  sich,  soviel 
ich  feststellen  konnte,  um  lauter  Stücke  mit  ungeflecktem  Bauche, 
was  mich  zu  der  vorhin  bereits  erörterten  Aufstellung  einer  var. 
immaculiventris  der  Molge  pyrrhogastra  veranlaßte.  Was  mir  aber 
zunächst  am  meisten  auffiel,  das  war  die  Anwesenheit  einer  beweg¬ 
lichen,  winzigen  Froschart,  die  ich  zum  großen  Teil  in  Kopula  über¬ 
raschte.  Kein  anderes  Tier  als  diese  Zwerge  konnten  demnach  das 
bei  meiner  Annäherung  verstummte  Geschrei  verursacht  haben  — 
und  richtig  fing  nach  kurzem  Ruhigverhalten  meinerseits  einer  dieser 
auf  dem  Rücken  seines  Weibchens  eifrig  herumstrampelnden  Galane 
wieder  an,  mit  mächtig  geblähtem  Kehlsack  sein  Liebeslied  aufs 
neue  zu  intonieren,  worauf  allmählich  der  ganze  Chor  wieder  ein¬ 
fiel.  Ich  fing  eine  Anzahl  des  lebhaften,  kleinen  Batrachiers  mit 
dem  Netze.  Zu  meinem  nicht  geringen  Erstaunen  erwiesen  sich  die 
winzigen,  3—  31/?  cm  langen  Frösche  als  die  oben  genannte  Bana 
limnocharis  Wiegm.,  eine  weit  in  Süd-  und  Südostasien  verbreitete 
Art,  die  im  südlichen  Japan  die  Nordgrenze  ihrer  Verbreitung  finden 
dürfte.  Daß  sie  in  das  mittlere  und  nördliche  Japan,  speziell  auf 
die  Hauptinsel  Nippon  nicht  übergreift,  scheint  mir  vor  allem  daraus 
hervorzugehen,  daß  Schlegel  ihrer  in  seiner  Fauna  Japonica  keinerlei 
Erwähnung  tut.  Auch  die  verkümmerten  Körperdimensionen  und 
die  relativ  schlichte,  triste  Färbung,  die  von  den  weit  größeren  und 
lebhafter  gefärbten  indischen  und  südchinesischen  Stücken  so  sehr 
verschieden  war,  ließen  deutlich  erkennen,  daß  es  sich  hier  um 
eine  vom  Typus  stark  abweichende,  nördliche  Kümmerform  haudelte. 
Um  der  Wahrheit  die  Ehre  zu  geben  —  diese  Abweichung  in  Größe 
und  Färbung  war  vielmehr  so  groß,  daß  ich  an  die  Zugehörigkeit 
dieser  japanischen  Zwerge  zu  der  mir  bereits  weiter  im  Süden  be¬ 
kannt  gewordenen  Bana  limnocharis  eben  nicht  glauben  konnte, 


171 


ehe  ich  auf  die  Autorität  Bouleugers  selber  hiu,  mit  dem  ich  darüber 
korrespondierte,  mich  wohl  oder  übel  dazu  entschließen  mußte.  Die 
einzige  völlige  Übereinstimmung,  die  ich  zwischen  der  südlichen  und  der 
nördlichen  R.  limnocharis  einstweilen  herausfand,  war  die  der  Stimm¬ 
äußerung.  Die  Grundfärbung  der  japanischen  Form  —  zu  der  Ab¬ 
zweigung  einer  Varietät  hat  Boulenger  sich  noch  nicht  veranlaßt 
gesehen  *)  —  ist  oben  ein  helles  grünliches  oder  bräunliches  Grau, 
von  dem  sich  eine  etwas  dunklere,  symmetrisch  angeordnete  Flecken¬ 
zeichnung  auf  dem  Rücken  und  das  Querbindenmuster  auf  den  Ex¬ 
tremitäten  nur  wenig  abhebt.  Die  helle  Spinallinie,  die  ich  oft 
bei  indischen  und  chinesischen  Stücken  fand,  fehlte  den  Japanern 
durchweg  völlig.  Die  Unterseite  der  Fröschchen  war  grauweiß  und 
bis  auf  die  duukel  gewölkte  Kehle  fleckenlos.  Auf  dem  Schiffe  in 
einem  Einmachglase  mit  etwas  Wasser  untergebracht,  vereinigten 
sich  einige  der  im  Transportbeutel  auseinander  geratenen  Paare  wie¬ 
der,  und  eines  derselben  legte  am  nächsten  Tage  gegen  Mittag  eine 
beträchtliche  Anzahl  von  bräunlichen,  hirsekorngroßen  Eiern  ab,  die 
in  länglichen  Klumpen  zu  Boden  sanken.  Die  bereits  subtropisch 
zu  uennende  Hitze  zeitigte  die  Eier  so  schnell,  daß  sie  schon  am 
Morgen  des  nächsten  Tages  gestreckte  Form  und  am  Abend  den 
Embryo  in  Kopf,  Rumpf  und  Schwanz  differenziert  zeigten.  Am 
folgenden  Morgen  bewegten  sich  viele  Keimlinge  schon  lebhaft  in 
der  Eihülle,  und  am  Mittag  —  kaum  48  Stunden  nach  der  Eiablage! 
—  schwammen  einige  schon  munter  außerhalb  des  Laichklumpens 
im  Wasser  umher.  Demgegenüber  sei  darauf  hingewiesen,  daß  bei 
unseren  deutschen  Froschlurchen  unter  gewöhnlichen  Umstäuden  die 
Embryonalentwicklung  im  günstigsten  Falle  erst  am  vierten  Tage 
vollendet  ist.  Allerdings  fällt  bei  ihnen  auch  das  Fortpflanzungs¬ 
geschäft  wohl  nie  über  den  Sommeranfang  hinaus.  Auch  die  späte 
Laichzeit  der  japanischen  Rana  limnocharis  charakterisiert  sie  als 
einen  nach  Norden  in  die  gemäßigte  Zone  vorgeschobenen  Außeu- 
posteu  einer  eigentlich  tropischeu  Art. 

Von  der  japanischen  Schlangenfauna  sind  mir  zwei  Arteu  zu 
Gesicht  gekommen,  leider  aber  nur  so  flüchtig,  daß  ich  sie  nicht 
erkennen  konnte,  geschweige  denn  sie  zu  fangen  vermochte.  Doch 
dürfte  es  sich  in  einem  Falle  um  einen  Tropidonotus  tigrinus  Boie 
gehandelt  haben,  wie  eine  rote  Zeichnung  am  Halse  vermuten  ließ. 
Ich  sah  diese  Schlange  in  eiliger  Flucht  zwischen  Felstrümmern  an 

J)  Vielleicht  deshalb,  weil  das  Brit.  Museum  japanische  Stücke  bei  der  Ab¬ 
fassung  des  letzten  Kataloges  noch  nicht  besaß. 


172 


dem  Wege  verschwinden,  der  von  dem  Gebirgssee  llakone  nach 
Ishima  hinabführt.  Zwei  andere,  oben  eintönig  schwarz  erscheinende 
Schlangen  beobachtete  ich  sodann  bei  Shimonoseki;  die  eine  ver¬ 
schwand  vor  meinen  Augen  in  einem  Teiche,  an  dessen  Ufer  sie 
sich  gesonnt  hatte. 

Nicht  mehr  Glück  als  mit  den  Schlangen  hatte  ich  mit  den 
japanischen  Schildkröten,  von  denen  ich  nur  einmal  die  Sumpf¬ 
schildkrötenart  Clemmys  japonica  in  einem  Teiche  des  Shibaparkes 
in  Tokyo  beobachtet  habe.  Ihr  massenhaftes  Auftreten  hier  und  die 
Abwesenheit  jeglicher  Scheu  ließen  mit  ziemlicher  Gewißheit  darauf 
schließen,  daß  es  sich  um  eine  gewissermaßen  domestizierte  Kolonie 
handelte,  deren  Bestand  an  der  heiligen  Stätte  des  Shibatempels 
vielleicht  als  verheißungsvolles  Symbol  —  die  Schildkröte  gilt  der 
gelben  Kasse  als  Sinnbild  der  Langlebigkeit  —  dienen  soll.  Es  be¬ 
fanden  sich  riesige  Veteranen  unter  der  vielköpfigen  Schar,  die 
durch  matte  und  schmutzige  Färbung  des  Rückenschildes  nicht 
gerade  vorteilhaft  von  den  äußerst  schmuck  gefärbten  halbwüchsigen 
Stücken  abstachen.  Daß  Clemmys  japonica  weit  mehr  vegetarisch  als 
andere  Arten  ihrer  Gattung  zu  leben  scheint,  sei  hier  nebenher  er¬ 
wähnt.  Ich  sah  eine  Gefangene  dieser  Art  mit  dem  Verzehren  von 
Weinbeeren  beschäftigt.  In  andern  Teichen  habe  ich  sie  nie  gesehen, 
wohl  deshalb  nicht,  weil  darin  meistens  der  Goldkarpfen,  der  uns 
ja  nicht  unbekannt  gebliebene  Hi-goi,  gepflegt  wird,  und  zwar  so 
gut  gepflegt,  daß  er  manchmal  in  wahrhaft  riesigen  Exemplaren  bis 
zu  anderthalb  Fuß  Länge  und  darüber  zu  sehen  ist. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  mein  Zusammentreffen  mit  einem 
der  merkwürdigsten  Vertreter  der  japanischen  Lurchfauna  erwähnen, 
mit  Onychodactylus  japonicus  nämlich,  einem  krallenbewehrten  Land¬ 
salamander,  der  in  manchen  Berggegenden  an  felsigen,  feuchten 
Orteu,  besonders  an  kleinen  Bächen  und  Rinnsalen,  nächtlicher  Weile 
sein  Wesen  treibt,  so  z.  B.  an  den  Berghängen  um  den  See  Hakone 
herum,  wo  ich  ihn  auch  zu  finden  hoffte.  Auf  meine  sehnsüchtige 
Nachfrage  nach  diesem  wunderlichen  Amphib  brachte  mau  mir  in 
einem  der  Gasthäuser  am  Seeufer  gleich  ein  wohlgezähltes  Dutzend 
in  gedörrtem  Zustande  fein  säuberlich  nebeneinander  auf  einer 
Weidenrute  aufgereiht,  genau  wie  die  zu  kulinarischen  Zwecken  be¬ 
stimmten  Froschkeulen  auf  dem  Münchner  Viktualienmarkte,  wenn 
auch  leider  mit  dem  Unterschiede,  daß  sich  die  Krallensalamander 
in  mumifiziertem  Zustande  befanden,  in  dem  sie  übrigens  durch  die 
seitlich  stark  markierten  Rumpfsegmente  eine  gewisse  Ähnlichkeit 


173 


mit  unserem  Alpensalamander,  Salamandra  atra ,  zeigten,  die  sich 
auch  auf  die  Körpergröße  und  Färbung  erstreckte.  Aus  Ärger  über 
diese  Zubereitungsart  des  seltsamen  Urodelen,  die  wohl  für  die  Haus¬ 
apotheke  der  auf  seine  Heilkraft  schwörenden  Bergbewohner  — 
Onychodactylus  gilt  als  souveränes  Wurmmittel  und  nebenher  als 
Präventivmittel  gegen  allerhand  Gebreste  —  nimmermehr  dagegen 
für  meine  Konservierungszwecke  geeignet  erschien,  lehnte  ich  das 
Kaufangebot  ab,  indem  ich  den  fünffachen  Preis  für  die  gleiche 
Anzahl  lebender  Exemplare  zu  zahlen  versprach.  Da  es  aber  einer¬ 
seits  mit  Nachdruck  für  schlechterdings  unmöglich  erklärt  wurde, 
meinem  Wunsche  vor  Einbruch  der  Nacht  zu  willfahren,  und  ich 
anderseits  meinen  Aufenthalt  unmöglich  so  lange  ausdehnen  konnte, 
so  schied  ich  mit  leeren  Händen  und  blutendem  Herzen  aus  dem 
Aufenthaltsgebiete  des  Krallensalamanders,  von  dem  ich  so  gern 
Freund  Wolterstor  ff  für  seine  Molchmonographie  —  die  nun 
bald  das  Licht  der  Druckerschwärze  erblicken  möge!  —  eine  Portion 
mitgebracht  hätte.  Auffallend  ist  es,  daß  ich  von  Megalobatrachus 
maximus  Schleg.,  dem  allbekannten,  riesigen  Charaktertier  der  japa¬ 
nischen  Urodelenfauna  auf  meiner  vierzehntägigen  Tour  gar  nichts 
zu  sehen  bekam,  obwohl  ich  stellenweise  dicht  bei  seinen  Fund¬ 
plätzen,  z.  B.  bei  Kamakura,  vorbeigekommen  bin.  Ich  wurde  dort, 
wie  überall,  mit  den  verschiedenartigsten  Handelsartikeln  belästigt, 
aber  ein  Riesensalamander,  der  sonst  zu  den  gangbareren  Effekten 
gehören  soll,  befand  sich  nie  darunter. 

Das  Storchnest  auf  dem  Chordache  in  Zotingen  (Kanton  Aargau) 

im  zehnten  Jahre  (1904.) x) 

Von  Dr.  H.  Fischer  -  Sigwart  in  Zofingen. 

Es  sind  nun  zehn  Jahre  verflossen,  seitdem  das  auf  unserem 
Chordache  angebrachte  Nest  zum  ersten  Male  von  Störchen  bezogen 
wurde,  nachdem  es  vorher  einige  Jahre  lang  von  ihnen  unbeachtet 
geblieben,  wohl  aber  von  Krähen  in  Besitz  genommen  worden  war, 
und  es  haben  sich  in  dieser  Zeit  im  Leben  unserer  Storchfamilie  so 
viele  Dinge  begeben,  daß  jetzt  naturgemäß  die  Chronik  dieses  Storch¬ 
horstes  etwas  spärlicher  ausfallen  muß  als  in  frühem  Jahren,  wo 

*)  Vergl.  Zool.  Garten  Jahrg.  1896  p.  99 — 107,  1897  p.  108 — 113,  1898 
p.  156—161,  1899  p.  297—302,  1900  p.  341—348,  1901  p.  241—247,  1902 
p.  293—300,  1903  p.  377—385  und  1905  p.  116—124. 


174 


alle  Familien  begebenheiten  noch  neu  waren.  Aber  auch  ein  weiterer 
Grund  hierfür  ist  vorhanden.  Der  Aufzeichner  dieser  Chronik  wohnt 
nämlich  nicht  mehr  so  nahe  bei  der  Kirche,  daß  er  das  Leben  und 
Treiben  dieser  interessanten  Vögel  täglich  vor  Augen  hat,  wie  das 
bisher  der  Fall  war.  Wenn  sich  etwas  von  Bedeutung  begibt,  so 
wird  er  zwar  stets  rechtzeitig  darüber  verständigt ,  sodaß  er  seinen 
Beobachtungsposten,  das  Wächterstübchen  im  Kirchturme,  ersteigen 
kann,  von  wo  aus  er  das  ganze  Innere  des  Storchnestes  samt  seinem 
Inhalte  mit  dem  Feldstecher  in  allen  Einzelheiten  übersehen  kaun. 

Immerhin  waren  auch  im  Jahre  1904  wieder  wichtige  Ereignisse 
zu  verzeichnen. 

Zunächst  soll  wieder  die  Ankunft  der  Störche  in  unserer  Nach¬ 
barschaft  und  in  Zofingen  selbst  Erwähnung  finden.  —  Diese  fand 
im  Jahr  1904  überall  spät  statt.  Die  früheste  Nachricht  kam  von 
Prattelen  im  Baselland,  wo  schon  am  15.  Februar  der  erste  Storch 
einrückte,  dann  von  Lenzburg  am  18.  Februar.  Anfangs  März 
waren  im  storchreichen  Buchsgau  des  Kantons  Solothurn  noch  keine 
Störche  augekommen,  wo  sonst  in  Kappel,  Klein-Waugen,  Bonigen, 
Gunzgen,  Haegedorf,  Haegglingen  u.  s.  w.  alle  Jahre  Störche  hausten, 
und  man  befürchtete  bereits,  daß  sie  ausbleiben  würden,  als  doch 
noch  an  den  meisten  Orten  Paare  eintrafen,  und  zwar  erst  Ende 
März,  aber  viel  weniger  als  iu  früheren  Jahren.  Ein  Artikel,  der 
hierüber  in  den  Basler  Nachrichten  erschien,  enthielt  übrigens  viele 
Unrichtigkeiten. 

Im  nahen  Brittnau  rückte  am  7.  März  ein  Storch  ein,  und 
am  12.  März  sah  man  einen  iu  der  Nähe  von  Zofingen.  Am  13.  März 
morgens  9  Uhr  erschienen  zwei  beim  Neste  auf  dem  Chordache, 
inspizierten  dieses  genau,  verschwanden  dann  nach  ganz  kurzer  Zeit 
wieder  und  ließen  sich  bis  zum  25.  März  nicht  mehr  blicken,  dann 
aber  rückten  wieder  beide  im  Neste  ein,  um  bleibenden  Aufenthalt 
zu  nehmen,  nachdem  am  23.  März  fünf  Stück  in  der  Nähe  von 
Zofingen  gesehen  worden  waren.  Das  Familienleben  begann  sofort; 
es  fanden  Begattungen  statt.  Der  Besuch  vom  13.  März  morgens 
hatte  den  Zweck  festzustellen,  ob  sich  das  Nest  noch  in  guter  Ord¬ 
nung  befände  oder  ob  ein  Ausbau  oder  eine  Erneuerung  notwendig 
sei,  in  welchem  Falle  sie  hier  geblieben  wären  und  sich  mit  der 
Instandsetzung  des  Nestes  beschäftigt  hätten.  Da  dies  nicht  nötig 
gewesen,  so  waren  sie  wieder  fortgezogen,  um  sich  noch  eines  freien 
Lebens  zu  erfreuen,  bevor  das  Gelege  produziert  wurde  und  das 
Brüten  begann,  was  anfangs  April  eintrat. 


175 


Im  Laufe  des  April  verbreitete  sieb  die  Kunde,  es  befänden 
sieb  öfters  drei  erwachsene  Störche  im  Neste,  wovon  zwei  Weibchen 
neben  einander  sässen  und  brüteten.  Dass  ein  Männchen  zwei 
Weibchen  hatte,  die  in  zwei  verschiedenen  Horsten  brüteten,  war 
in  unserer  Gegend  schon  vorgekommen,  z.  B.  vor  einigen  Jahren 
in  Guuzgen.  Dass  aber  zwei  Weibchen  mit  einem  Männchen  in 
ein  und  demselben  Neste  brüteten,  wäre  etwas  ganz  neues  gewesen. 
Am  21.  April  bestieg  ich  den  Kirchturm,  und  es  befand  sich  nur 
ein  brütender  Storch  im  Neste.  Ein  Ast,  der  am  Rande  des  Horstes 
hervorragte,  war  aus  der  Ferne  für  den  Kopf  eines  zweiten  gehalten 
worden.  Als  sich  der  Vogel  nach  einiger  Zeit  erhob,  konnte  ich 
vier  Eier  im  Neste  konstatieren. 

Der  Frühling  des  Jahres  1904  zeichnete  sich,  trotzdem  er  zu 
den  schönen  gerechnet  werden  mußte,  durch  einige  starke  Gewitter 
aus,  denen  danu  eiu  oder  zwei  Tage  lang  strömender  Regen  folgte. 
In  der  Nacht  vom  22.  zum  23.  Mai  ging  ein  solches  nieder,  und  es 
regnete  am  23.  den  ganzen  Tag  in  mächtigen  Strömen,  sodaß  die 
Störche  auf  dem  Chordache  ganz  durchnäßt  wurden  und  die  Alten 
abends  lauge  die  Flügel  schwangen,  um  sich  zu  trocknen,  wobei  der 
Beobachter  noch  nicht  ahnte,  was  dort  für  Unglück  geschehen  sei. 
Bald  vernahm  er  aber  von  verschiedenen  Personen,  es  sei  ein  totes 
Junges  aus  dem  Neste  geworfen  worden,  und  glaubte  natürlich,  es 
gehe  diese  Nachricht  nur  eines  der  Jungen  an.  Wie  sich  aber  heraus¬ 
stellte,  waren  an  diesem  Tage,  dem  Pfingstmontage,  die  sämtlichen 
vier  Jungen  infolge  des  starken  Regens,  wie  man  ihn  noch  selten 
so  anhaltend  den  ganzen  Tag  ohne  die  geringste  Unterbrechung 
hatte  niederströmen  sehen,  eingegangeu  und  von  den  Alten  aus  dem 
Neste  geworfen  worden.  Eines  davon  blieb  über  einen  Tag  laug 
außen  am  Neste  an  einem  Baum  hängen.  Die  Tatsache  vom  Tode 
aller  vier  Jungen  kam  erst  nach  einigen  Tagen  heraus,  als  Leute 
darauf  aufmerksam  wurden,  daß  die  beiden  Störche  oft  stundenlang 
miteinander  fort  waren  und  sich  dann  wieder  beide  stundenlang  auf 
dem  Neste  auf  hielten,  also  nicht  gezwungen  waren,  ab  wechslungs  weise 
auf  Nahrung  auszugehen,  und  man  kam  nun  auf  die  Vermutung,  daß 
keine  Jungen  mehr  vorhanden  seien.  Am  1.  Juni  vormittags  11  Uhr 
bestieg  der  »Storchen vater«  daher  das  Wächterstübchen  im  Turm, 
um  sich  vom  Stand  dea  Dinge  im  Storch nest  zu  vergewissern.  Beide 
Störche  waren  anwesend.  Einer  stand  auf  dem  Rande  des  Horstes 
auf  einem  Beine  und  putzte  das  Gefieder,  der  andere  lag  in  der 
Mulde,  wie  wenn  er  brütete,  und  der  Beobachter  war  auch  fast  der 


176 


Meinung,  daß  eine  Ersatzbrut  begonnen  habe.  Bald  aber  machte  der 
erstere  einen  kleinen  Exkurs,  flog  im  Kreise  um  das  Chordach  und 
setzte  sich  wieder  auf  das  Nest.  Nach  etwa  20  Minuten  erhob  sich 
auch  der  andere,  und  es  zeigte  sich,  daß  das  Nest  leer  war.  Er 
setzte  sich  nach  längerer  Zeit,  nachdem  er  »sich  versäubert  hatte«, 
wieder  wie  brütend  hin.  Es  wird,  wie  übrigens  schon  in  früheren 
Jahren  im  Buchsgau  oder  »Gäu«  des  Kantons  Solothurn,  wo  öfters 
Bruten  durch  Naturereignisse  eingehen,  beobachtet  worden  war,  von  den 
Störchen  keine  zweite  Brut  begounen,  auch  wenn  die  erste  verunglückt. 

Als  das  Ergebnis  dieser  Inspektion  vom  1.  Juni  beim  Publikum 
bekannt  wurde,  entstand  eine  Bewegung,  und  da  mau  nicht  allge¬ 
mein  über  die  Ursache  des  Mißgeschickes  aufgeklärt  war,  wurde  auch 
abfällig  über  die  Alten  geurteilt.  Unser  Polizeichef  z.  B.,  in  der 
Meinung,  die  Störche  hätten  die  Jungen  in  böser  Absicht  lebend  hinaus¬ 
geworfen,  geriet  im  ersten  Moment  in  solche  Indignation,  daß  er 
verlangte,  man  solle  doch  beide  herunterschießen,  bis  ihm  die  Sache 
erklärt  wurde.  Bisher  waren  sie  ihm  sehr  ans  Herz  gewachsen,  und 
er  widmete  manchen  freien  Augenblick  ihrer  Beobachtung. 

Am  Storchnest  auf  dem  Chordache  ist  seit  den  zehn  Jahren 
seines  Bestehens  von  Menschenhand  nichts  geändert  worden ,  wohl 
aber  haben  alle  Jahre  die  alten  Störche  daran  gebaut,  oft  schon 
kurz  nachdem  sie  angekommen  waren,  jedenfalls  aber,  wenn  die 
Jungen  geschlüpft  waren,  wo  dann  stets  der  Nestrand  ergänzt  und 
erhöht  wurde.  An  andern  Niststellen,  so  auch  im  Buchsgau,  wo 
eine  beträchtliche  Anzahl  von  Nestern  auf  Bauernhäusern  steht,  hat 
man  die  Gewohnheit,  diese  hie  und  da  ganz  oder  bis  auf  eine  Schicht 
abzutragen.  Das  verursacht  aber  den  Störchen  nur  vermehrte  Arbeit 
und  hat  auch  schon  öfters  dazu  geführt,  daß  dann  in  diesen  wenig 
tiefen  Mulden  bei  längern  Regenperioden,  verbunden  mit  kühler 
Witterung,  die  Jungen  nicht  geuügend  geschützt  waren  uud  ein- 
gingeu,  währenddem  danu  die  Jungen  auf  dem  Zofinger  Chordache 
in  der  tiefen  Mulde  namentlich  vor  dem  Westwinde  geschützt  waren 
und  davonkamen.  Diesmal  hatte  es  fast  den  Anschein,  als  ob  die 
tiefe  Mulde  ihnen  bei  dem  sintflutartigen  Regen  vom  Pfingstmontag 
verhängnisvoll  geworden  wäre,  indem  diese  vielleicht  im  Laufe  der 
Jahre  ziemlich  dicht  geworden  war,  sodaß  das  Wasser  nicht  schnell 
genug  hatte  abfließen  können  und  die  Jungen  darin  ertranken.  Es 
stellte  sich  aber  heraus,  daß  dies  nicht  der  Fall  war,  sondern  sie 
waren  wahrscheinlich  unter  den  durchnäßten  Alten,  die  sie  beschützen 
wollten,  erstickt.  Nach  eingezogenen  Erkundigungen  sind  am  Pfingst- 


177 


montage  auch  im  Buchsgau  und  anderwärts  Bruten  auf  solche  Weise 
zugrunde  gegangen. 

Im  Jahre  1903  brannte  im  unteren  Wiggertale  in  den  sogenannten 
»Matten«  am  Wiggerkaual  die  große  Seidenfabrik  ab  und  blieb  seit¬ 
her  als  Ruine  mitten  im  Tale  stehen.  Nichts  wie  die  halbzerstörten 
Mauern  waren  stehen  geblieben,  und  von  diesen  ragte  eine  bedeutend 
über  die  andere  hervor.  Dahin  flogen  im  Sommer  1904  unsere 
kinderlosen  Störche  öfters  und  setzten  sich  namentlich  gerne  auf  die 
weit  über  die  andern  hervorragenden  Mauerreste,  und  das  gab  diesem 
Bild  der  Zerstörung  mitten  im  kultivierten  Lande  ein  eigentümliches 
Gepräge.  So  klein  diese  Vögel  im  Vergleich  zu  den  Mauerresten 
waren,  vervollständigten  sie  doch  das  Bild,  und  es  hätte  sich  wohl 
der  Mühe  gelohnt,  daß  es  ein  Photograph  aufgenommen  hätte. 

Trotzdem  übrigens  unser  Paar  seine  Jungen  auf  so  traurige  Weise 
verloren  hatte,  kam  es  doch  bis  zu  seiner  Abreise  alle  Abende  zum  Neste 
zurück,  um  da  zu  übernachten,  und  hielt  sich  oft  auch  tagsüber  stunden¬ 
lang  darin  auf,  wie  es  schien  in  tiefer  Trauer  oder  in  melancholischer 
Erinnerung  an  die  Freuden  der  Erziehung  ihrer  Jungen.  Man  sah  die 
beiden  am  20.  Aug.  abends  zum  letzten  Male  darin,  vom  22.  Aug.  an 
waren  sie  auf  dem  Chordache  verschwunden.  Doch  wurden  am  27.  Aug. 
noch  vier  beobachtet,  die  sehr  hoch  über  Zofingen  dahinflogen. 

Nicht  nur  im  Kanton  Solothurn,  sondern  überall  waren  dieses 
Jahr  weniger  Störche  eingetroffen  als  andere  Jahre,  ohne  daß  ein 
Grund  ausfindig  gemacht  werden  konnte,  warum  dies  geschah. 

Am  19.  September  erschien  im  »Henzmann«  bei  Zofingeu  noch 
ein  Storch  mit  zerzaustem  Gefieder,  namentlich  an  den  Flügeln,  der 
nicht  mehr  gut  fliegen  konnte;  doch  konnte  er  nicht  gefangen  werden 
und  war  nach  einiger  Zeit  wieder  verschwunden.  Am  22.  September 
meldete  dann  ein  Mann,  daß  dieser  Storch  sich  in  dem  etwa  vier 
Kilometer  entferntem  Dorfe  Vordemwald  in  der  Nähe  der  Wirtschaft 
zum  »Tannenbaum«  aufhalte.  Dieser  Mann  bekam  den  Auftrag  den 
Storch,  wenn  er  wirklich  krank  sei,  zu  fangen  und  in  Pflege  zu 
bringen ;  er  konnte  aber  auch  dort  nicht  gefangen  werden.  Es  war 
zu  vermuten,  daß  dieser  verspätete  Reisende  an  eine  Starkstromleitung 
geraten  sei,  die  ihn  so  zugerichtet  hatte. 

Von  Wangen  an  der  Aare  kam  dann  Nachricht,  daß  sich  Mitte 
November  noch  ein  Storch  dort  aufhalte,  der  nicht  fliegen  könne. 
Er  verweile  meistens  in  Gärten  und  verfolge  Hühner  und  Enten. 
Dies  war  vielleicht  der  nämliche,  von  dem  eben  die  Rede  war.  Was 

aus  ihm  weiter  geworden  ist,  konnte  nicht  ausfindig  gemacht  werden. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  12 


178 


Ein  Herr  W.  Schuster  hat  die  Zofinger  Storchenchronik,  die 
nun  seit  dem  Bestehen  dieser  Niststelle  alljährlich  im  »Zoologischen 
Garten«  und  im  Zofinger  Tagblatt  veröffentlicht  worden  ist,  lächer¬ 
lich  machen  wollen,  indem  er  sie  etwas  malitiös  als  »gut  für  An¬ 
schauungsunterricht«  hinstellte.  Die  Art  und  Weise  meiner  Ver¬ 
öffentlichung  geschah  nun  allerdings  so,  daß  sie  dem  allgemeinen 
Publikum,  in  erster  Linie  dem  Zofiugens,  verständlich  sein  sollte, 
um  bei  ihm  die  Storchenfreundlichkeit  zu  erhalten,  und  bewegte  sich 
infolgedessen  nicht  in  wissenschaftlichen  Ausdrücken.  Noch  weniger 
wurden  weitschweifige,  philosophische  Betrachtungen  damit  verbunden, 
wie  sie  dieser  Ornithologe  in  seinen  Publikationen  so  sehr  liebt.  Was 
aber  in  dieser  Chronik  niedergelegt  ist,  beruht  auf  exakten,  mit  Daten 
belegten  Beobachtungen  und  stellt  das  Leben  dieser  Storchfamilie 
seit  ihrem  Bestehen  getreu  dar.  Es  ist  uns  auch  nicht  bekannt,  daß 
ein  anderer  Beobachter  Gelegenheit  gehabt  hätte,  eine  solche  exakte 
Chronik  so  lange  Zeit  führen  zu  können. 

Die  Chronik  hat  auch  in  weiteren  Kreisen  viel  Interesse  erregt, 
und  es  kommen  dem  »Storchenvater«  von  allen  Orten  her  Berichte 
zu ;  auch  das  Bedauern  über  die  Auslassungen  des  Herrn  Schuster 
wurde  ihm,  sogar  von  entfernten  Ländern  her,  ausgedrückt. 

Von  einer  Beobachterin  in  Lenzburg  wurden  mir  über  die  dortige 
Storchfamilie  noch  folgende  Nachträge  zugestellt: 

»Der  im  Jahr  1902  heruntergefallene  junge  Storch  verblieb 
seither  in  guter  Pflege  im  hiesigen  Pfarrhaus  im  Garten.  Er  ist 
sehr  zutraulich  geworden,  besucht  in  letzter  Zeit  auch  verschiedene 
Nachbargärten  und  kommt  besonders  gerne  wieder,  wenn  man  ihm 
einige  Fleischrestchen  zukomraen  läßt.  Wenn  die  Störche  auf  dem 
Kirchendache  klappern,  schielt  er  mit  schief  gehaltenem  Kopfe  hinauf 
und  stimmt  gelegentlich  in  das  Geklapper  ein.« 

»Im  Jahre  1903  kam  der  erste  Storch  in  Lenzburg  am  28.  Februar 
und  der  zweite  am  1.  März  an.  Es  wurden  dann  vier  junge  Störche 
erzeugt,  die  aber,  was  bisher  noch  nie  beobachtet  worden  war,  sehr 
unverträglich  lebten,  als  sie  flugfähig  waren.  Sie  wollten  den  einen 
kleinsten  Storch  immer  vertreiben  und  nicht  ins  Nest  lassen,  bis  die 
Alten  dann  Ruhe  schafften.  Die  Jungen  kamen  vom  2.  August  an 
nicht  mehr  zum  Neste,  die  Alten  aber  blieben  bis  zum  21.  August, 
wo  sie  wegzogen.« 

»Im  Jahre  1904  kam  in  Lenzburg  der  erste  Storch  schon  am 
18.  Februar  und  blieb  einsam,  bis  dann  am  15.  März  der  zweite  an¬ 
langte.  Diese  beiden  Daten  sind  genau  wie  im  Jahre  1892.« 


179 


Hase  und  Kaninchen  in  ihrem  gegenseitigen  Verhalten. 

Von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 

Nach  den  von  einer  Reihe  von  Autoren  gemachten  Angaben 
schließen  sich  Hase  und  Kaninchen  gegenseitig  in  ihrem  Wohn¬ 
gebiet  aus.  So  sprechen  z.  B.  Dombrowski  in  seinem  »Weidwerk« 

und  Brehm  in  seinem  »Tierleben«  ganz  allgemein  davon,  daß  das 

•  • 

Kaninchen  den  Hasen  an  den  von  jenem  bewohnten  Örtlichkeiten 
zum  Weichen  bringe;  Heß  macht  in  seinem  »Forstschutz«  einen 
konkreten  Fall  aus  dem  Revier  Tambusch  bei  Wölfis  in  Gotha  nam¬ 
haft,  wo  Hase  und  Kaninchen  miteinander  kollidierten.  Ähnlich 
liegen  nach  Mitteilungen  eines  befreundeten  Forstmannes  die  Ver¬ 
hältnisse  in  der  Umgegend  von  Darmstadt. 

Ich  konnte  in  Rheinhessen  das  Gegenteil  konstatieren,  daß  Hase 

•• 

sowohl  wie  Kaninchen  die  gleichen  Örtlichkeiten  in  großer  Zahl  be¬ 
wohnen  und,  soweit  sich  das  eben  feststellen  läßt,  in  Eintracht  und 
Frieden  miteinander  leben.  Nachdem  ich  in  der  »Deutschen  Jäger¬ 
zeitung«  auf  diese  Tatsache  hingewiesen  hatte,  wurde  durch  mehrere 
Zuschriften  bestätigt,  daß  anderen  Ortes  ein  gleiches  Verhalten  der 
Tiere  zueinander  beobachtet  wurde.  Herr  J.  Bock  er  zu  Lüding¬ 
hausen  in  Westfalen  (Regbz.  Münster)  schrieb  mir,  »daß  in  der 
ganzen  Umgegend  Hase  und  Kaninchen  friedlich  zusammenlebten. 
Auch  nirgends  ist  es  zu  verzeichnen,  daß  der  Hase  das  Feld  geräumt 
hat,  selbst  nicht  in  den  Revieren,  wo  die  Karnickel  zahlreich  Vor¬ 
kommen.«  —  Ein  Herr  A.  H.  schreibt  (leider  ohne  Angabe  der 
Gegend),  daß  in  seinem  Revier  Hase  und  Kaninchen  in  gutem  Ein¬ 
vernehmen  miteinander  hausen.  »Ein  Hauptgrund  zu  der  irrtüm¬ 
lichen  Annahme  der  Vertreibung  der  Hasen  durch  die  Kaninchen 

•  • 

scheint  mir  auch  darin  zu  liegen,  daß  mit  Änderungen  im  Bestände, 
resp.  mit  dem  Entstehen  und  Heranwachsen  von  Kiefern-  und  Fichten- 
Kulturen,  die  Äsungsverhältnisse  und  Lebensbedingungen  für  die 
Llasen  sich  sehr  verschlechtern,  während  für  die  Kaninchen,  die  ge¬ 
rade  Nadelholz  besonders  lieben,  sich  diese  Bedingungen  im  Gegen¬ 
teil  verbessern.  Diesem  Grunde  muß  man  meiner  Ansicht  nach  die 
Schuld  geben  für  eine  verschiedene,  abweichende  Vermehrung  der 
beiden  Tiergattungen,  resp.  für  ein  Verschwunden  von  Hasen  aus 
einem  Revier,  in  dem  der  Bestand  an  Kaninchen  so  sehr  zunimmt.«  — 
Schließlich  meldet  noch  ein  Herr  Rke.  in  Ostpreußen,  daß  er 


180 


auch  in  den  Teilen  seiner  Jagd ,  wo  die  Kaninchen  besonders 
zahlreich  vertreten  waren ,  häufig  Hasen  aus  dem  Lager  ge¬ 
stoßen  habe. 

Er  ergibt  sich  also,  daß  wenigstens  nicht  immer  und  in  allen 
Gegenden  der  Hase  durch  das  Kaninchen  verdrängt  wird. 


Das  Vorkommen  des  Siebenschläfers  ( Myoxus  glis)  und 
Beobachtungen  über  seine  Lebensweise  im  Königreich  Sachsen. 

Von  Rud.  Zimmermann  in  Rochlitz  i.  S. 

(Mit  einem  Verbreitungskärtchen.) 

Die  Heimat  des  Siebenschläfers  oder  Bilches  ( Myoxus  glis  L.)  ist 
Süd-  und  Osteuropa.  Am  häufigsten  findet  er  sich  in  Ungarn, 
Kroatien  und  Südrußland  (nach  Müller).  Im  Norden  geht  er  bis 
nach  Böhmen  und  Oesterr.-Schlesien  und  findet  sich  auch  an  einer 
Anzahl  Orten  des  Königreichs  Sachsen.  Da  nach  Fickel  (die 
Literatur  über  die  Tierwelt  des  Königreichs  Sachsen)  der  Schläfer 
anscheinend  gleich  dem  Ziesel  und  ähnlich  der  Wanderratte  seit 
vorvorigem  Jahrhundert  in  einer  Westwärtswanderung  begriffen  ist, 
sind  Angaben  über  die  Orte  seines  Vorkommens  nicht  nur  sehr 
interessant,  sondern  auch  von  großem  Werte.  In  der  nachfolgenden 
Arbeit  nun  sei  es  mir  gestattet,  die  Notizen  über  die  Verbreitung 
des  Bilches  im  Königreich  Sachsen  zusammenzustellen.  Ich  kann 
dabei  den  schon  bekannten  Orten  seines  Vorkommens  einige  in  der 
Literatur  noch  unbekannte  anfügen  und  gleichzeitig  auch,  da  ich 
den  Schläfer  in  vorzüglichster  Weise  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte, 
noch  verschiedene  Mitteilungen  zu  seiner  näheren  Kenntnis  liefern. 

Ehe  ich  aber  damit  beginne,  sei  eine  kurze  Beschreibung  des 
bei  uns  vielfach  noch  wenig  bekannten  Nagers  vorausgeschickt. 

Die  Körperlänge  des  Tieres  beträgt  ungefähr  16  cm,  die  Schwanz¬ 
länge  13 — 15  cm.  Das  weiche,  oben  aschgraue  und  bei  älteren  Tieren 
leicht  bräunlich  angeflogene  Fell  geht  an  der  Bauchseite  in  Weiß 
über,  und  dementsprechend  sind  auch  die  Gliedmaßen  an  ihrer 
Außenseite  von  grauer,  an  ihrer  Innenseite  von  weißer  Farbe.  Die 
Schnauze  ist  außer  einem  Teile  der  mit  dunklen  Schnurrhaaren  ge¬ 
zierten,  grauen  Oberlippe  und  dem  Nasenrücken  gleich  den  Backen 
und  der  Kehle  bis  zu  den  dünnbehaarten,  ungefähr  1/s  der  Länge 
des  gestreckten  Schädels  erreichenden  Ohren  weiß.  Um  die  Augen 


181 


läuft  ein  duukler  Ring.  Der  oben  und  unten  gleichfarbig  graue 
Schwanz  ist  buschig  und  zweizeilig  behaart.  Die  oberen  Schneide¬ 
zähne  berühren  sich  dicht,  die  unteren  divergieren. 

Notizen  über  das  Vorkommen  des  Siebenschläfers  im  Königreich 
Sachsen  enthält  die  schon  zitierte  Arbeit  Professor  Dr.  Job. 
Pickels:  Die  Literatur  über  die  Tierwelt  des  Königreichs  Sachsen 
(1.  Aufl.  1893,  2.  Aufl.  1901).  Unter  Quellenangabe  wird  darin 
gesagt,  daß  der  Bilch  am  Valtenberge  (im  Grenzgebiete  des  Elb¬ 
saudsteingebirges  und  des  Lausitzer  Gebirges)  vorkommt,  weiter  im 
Buchen walde  des  Großen  Winterberges  in  der  Sächsischen  Schweiz 
beobachtet  und  im  Restaurant  zur  Friedrichsburg  am  Königstein  in 
einem  Exemplare,  das  sich  in  ein  Brot  hineingenagt  hatte  und  iu 
dessen  Magen  man  Reste  von  Apfelmus  und  Preißelbeerkompott  aus 
der  Restaurationsküche  fand,  getötet  worden  ist  (1891),  und  schlie߬ 
lich,  daß  in  Starkästen  in  Maxen  12  Stück  des  Schläfers  erbeutet 
wurden.  Im  Plauen’schen  Grunde  bei  Dresden  ist  das  Tier  nach 
Prof.  Dr.  Schul  tze  (»Der  Plauensche Grund  bei  Dresden«  im  Jahr¬ 
buch  des  Gebirgsvereins  für  die  Sächsisch-Böhmische  Schweiz  I,  Dres¬ 
den  1882)  vor  etwa  30  bis  40  Jahren  vorgekommen.  Ob  es  heute 
daselbst  noch  vorhanden  ist,  darüber  fehlen  mir  die  Angaben.  End¬ 
lich  hat  Bürgerschullehrer  E.  Hem  pel  in  Chemnitz  (14.  Bericht 
der  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  zu  Chemnitz,  Chemnitz  1900) 
sein  Auftreten  in  Burgstädt,  in  dem  mittleren  Teile  des  Chemnitz¬ 
tales  und  in  dem  in  der  Nähe  der  Ausmündung  des  letzteren  in 
das  Tal  der  Zwickauer  Mulde  au  dieser  gelegenen  Flecken  Wechsel¬ 
burg  festgestellt.  Tn  der  Literatur  dagegen  noch  nicht  erwähnt  ist 
m.  W.  das  Vorkommen  des  Siebenschläfers  auf  dem  nördlich  von 
Wechselburg  gelegenen  Rochlitzer  Berge  und  in  dem,  dem  Nordost¬ 
fuße  des  letzteren  sich  anschmiegenden  Städtchen  Rochlitz,  welch 
beide  Orte  gleich  Wechselburg  dem  Talgebiete  der  Zwickauer  Mulde 
angehören.  Nach  mir  gemachten  Mitteilungen,  an  deren  Zuver¬ 
lässigkeit  ich  kaum  zweifeln  kaun,  kommt  der  Bilch  außerdem  auch 
noch  bei  Grimma  (im  Talgebiet  der  Vereinigten  Mulde)  vor.  Das 
Verbreitungsgebiet  des  Schläfers  würde  sich  hier  also  von  Burgstädt 
herab  ins  Chemnitztal  und  in  diesem  abwärts  in  das  Gebiet  der 
Zwickauer  Mulde  erstrecken,  um  im  Tale  der  Vereinigten  Mulde  auf¬ 
zuhören.  Jch  habe  dies  auf  dem  beigefügten  Kärtchen  dargestellt, 

m 

und  es  sind  auf  diesem  die  Orte,  an  denen  der  Nager  beobachtet 
worden  ist,  durch  Unterstreichen  hervorgehoben.  Von  Wert  nun 
wäre  es,  festzustellen,  ob  sich  das  Tier  auch  an  Orten  zwischen  den 


einzelnen  Fundplätzen,  namentlich  zwischen  dem  mittleren  Teile  des 
Chemnitztales  und  Wechselburg,  sowie  zwischen  Rochlitz  und  Grimma 

findet.  Hinsichtlich  des 
ersteren  Gebietes  schreibt 
Hempel,  daß  der  Sieben¬ 
schläfer  im  Chemnitztale 
abwärts  bis  Göritzhain  (dem 
vorletzten  aber  etwas  ent¬ 
fernten  Ort  von  Wechsel¬ 
burg),  in  welchem  Teile  für 
den  Nager  sehr  günstige 
Terrain-  und  Pflanzenver¬ 
hältnisse  obwalten ,  nach 
Mitteilung  verschiedener, 
für  die  Natur  sich  zweifel¬ 
los  interessierender  und  in 
den  Aussagen  zuverlässiger 
Obstbaumzüchter  nicht 
vorhanden  sei.  Ich  habe 
dagegen  im  verflossenen 
o(tyj  tfilcsnicA&ijcM  (Si^cxj**  Jahre  in  Göritzhainer  Obst- 

§ärteu  vereinzelt  ange- 
*  nagtes  Obst  gefunden,  das 

mit  dem  hier  von  dem  Bilch  angegangenen  übereinstimmte,  was 
daher  sicher  für  das  Vorhandensein  auch  an  diesem  Orte  spricht. 

An  den  Orten  seines  Vorkommens  tritt  der  die  Geselligkeit 
liebende  Bilch  stets  in  größeren  Mengen  und  immer  stark  schädigend 
auf.  Hempel  berichtet,  daß  im  Chemnitztale  aus  Starkästen  24  alte 
und  56  junge  Tiere  hervorgeholt  worden  seien,  ich  selbst  habe  im 
verflossenen  Jahre  gleichfalls  in  Starkästen  auf  dem  Rochlitzer  Berge 
gegen  25  ältere  und  jüngere  Tiere  gefangen,  und  in  den  Obst¬ 
anlagen  des  Rochlitzer  Schlosses  sind  nahezu  ebensoviele  erlegt  wor¬ 
den.  Auch  in  früheren  Jahren  hat  man  hier  und  auf  dem  Rochlitzer 
Berge  ähnlich  große  Mengen  gefangen  und  getötet;  ein  merklicher 
Rückgang  in  dem  Bestände  des  Tieres  ist  indessen  nicht  eingetreten ; 
vielmehr  will  es  mir  scheinen,  als  ob  es  auf  dem  Rochlitzer  Berg  in 
ständiger  Zunahme  begriffen  sei.  Schädlich  wird  der  Bilch  in  hiesiger 
Gegend  durch  die  Plünderung  der  Obstbäume.  Nicht  nur,  daß  er 
des  Nachts  alle  Früchte  —  Kirschen,  Pflaumen,  Pfirsiche,  Birnen, 
Apfel  u.  s.  w.  —  angeht  und  in  seiner  unglaublichen  Gefräßigkeit 


183 


beträchtliche  Mengen  au  Ort  und  Stelle  verzehrt  oder  annagt  und 
dann  zu  Boden  fallen  läßt,  verschleppt  er  sie  auch  nach  seinen 
Schlupfwinkeln.  Ich  fand  einen  Starkasten,  in  dem  einige  Schläfer 
des  Tags  über  Siesta  hielten  und  dessen  innere  Bodenfläche  etwa 
20  cm  im  Geviert  maß,  nahezu  20  cm  hoch  mit  Kirschkernen  und 
Stielen,  untermischt  nur  mit  einer  ganz  geringen  Quantität  Gras 
und  einigen  Holzspäuen,  angefüllt.  Aber  nicht  allein  im  Freien 
räubern  diese  Tiere,  sondern  sie  dringen  auch  in  die  Gebäude  ein 
und  fahnden  in  diesen  nach  allerhand  Leckereien.  Im  Hause  meiner 
Eltern  (auf  dem  Rochlitzer  Berge)  war  im  verflossenen  Sommer 
wiederholt  das  Pergamentpapier  der  im  Keller  stehenden  Konserven¬ 
gläser  durch  nagt  und  die  eingemachten  Früchte  angegangen.  Meine 
Mutter  schloß  anfangs  auf  Mäuse  und  bedeckte  die  Gläser  mit 
schweren  Brettchen.  Wer  aber  beschreibt  ihr  Erstaunen,  als  nach 
einigen  Tagen  die  Brettchen  herabgeworfen  und  die  Früchte  aufs 
neue  angegangen  waren.  Für  mich  stand  es  nun  fest,  daß  nur 
Siebenschläfer,  die  durch  das  immer  etwas  offen  stehende  Fenster 
bequem  in  den  Keller  eindringen  konnten,  als  Räuber  der  Früchte 
in  Betracht  kommen  konnten.  Ich  begann  nach  ihren  Spuren  zu 
suchen  und  entdeckte  sie,  nachdem  ich  noch  am  Boden  unter  dem 
auf  einem  benachbarten  Baume  hängenden  Starkasten  einen  kleinen, 
offenbar  in  seiner  Entwickelung  zurückgebliebenen  und  wenige  Tage 
darauf  in  der  Gefangenschaft  gestorbenen  Bilch,  der  höchstwahr¬ 
scheinlich  von  seinen  Artgenossen  aus  dem  Kasten  geworfen  worden 
war,  auffand,  in  diesem  Kasten  und  entnahm  ihm  zwei  alte  und 
fünf  jüngere  Tiere.  Im  Einklang  mit  diesem  Fall  steht  auch  der 
eingangs  erwähnte  Fund  eines  Bilches  in  dem  Restaurant  Friedens¬ 
burg  am  Königstein,  wo  sich  das  Tier  in  Brot  eingenagt  hatte  und 
in  seinem  Magen  Kompottreste  barg. 

Der  Siebenschläfer  ist  ein  ausgesprochenes  Nachttier.  Mit  be¬ 
ginnender  Dunkelheit  verläßt  er  seine  Schlupfwinkel  und  kehrt  erst 
beim  Morgengrauen  wieder  dahin  zurück.  Vereinzelt  nur  habe  ich 
ihn  auch  tagsüber  auf  Obstbäumen  an  getroffen  und  —  während 
meiner  Knabenzeit  —  daun  sogar  Jagd  auf  ihn  gemacht,  indessen 
stets  mit  negativem  Erfolge.  Er  klettert  gut  und  flink;  weite  Sprünge 
ähnlich  dem  Eichhörnchen  macht  er  dagegen  selten  und  wagt  sie  — - 
dann  aber  mit  großem  Geschick  —  wohl  nur,  wenn  er  verfolgt 
wird.  Am  Boden  vermag  er,  wenngleich  auch  nicht  mit  der  Gewandt¬ 
heit  wie  auf  Bäumen,  ebenfalls  rasch  dahinzueilen,  fühlt  sich  aber 
hier  nie  vollkommen  sicher.  An  dem  ersten  aufwärtsstrebenden 


184 


Gegenstand  klettert  er  empor,  um  von  ihm  aus  nötigenfalls  auf  einen 
noch  höheren  zu  gelangen.  So  kam  es,  als  ich  im  verflossenen 
Sommer  auf  dem  Rochlitzer  Berge  die  Starkästen  nach  dem  Schläfer 
durchsuchte,  wiederholt  vor,  daß  einige  entwischten  Tiere  selbst  an 
mir  und  meinen  Begleitern  emporkletterten,  um  von  hier  aus  — 
einigemale  mit  gutem  Erfolg  —  den  rettenden  Sprung  nach  einem 
nahen  Baume,  einer  Laube  oder  dergl.  zu  wagen.  Trotz  ihres 
großen  Hanges  zur  Geselligkeit  kommen  Kämpfe  unter  den  Art¬ 
genossen  recht  häufig  vor,  und  die  Behauptung,  daß  die  Schläfer 
im  Hunger  sogar  ihresgleichen  auffräßen,  wird  illustriert  dadurch, 
daß  zwei  von  mir  eingefangene  Bilche  trotz  der  ihnen  reichlich  zuge¬ 
messenen  Nahrung  einen  dritten  bei  lebendigem  Leibe  angefressen 
hatten. 

Im  September,  anscheinend  stets  schon  in  den  ersten  Tagen, 
beginnt  hier  der  Bilch  seinen  Winterschlaf.  Er  dauert  bis  in  den 
Mai  hinein ;  erst  in  den  letzten  Tagen  dieses  Monats  habe  ich  das 
Tier  wieder  im  Freien  angetroffen.  Als  absolut  sicher  mag  ich  aber 
diese  Daten  nicht  bezeichnen,  da  mir  gerade  hier  meine  Beobach¬ 
tungen  zur  Aufstellung  einer  festen  Regel  noch  nicht  genügen. 

Beschließen  will  ich  meine  Ausführungen  über  die  Siebenschläfer 
mit  den  Beobachtungen,  die  ich  an  einem  ungefähr  ein  halbes  Jahr 
gefangen  gehaltenen  und  in  der  Gefangenschaft  gestorbenen  Bilch 
gemacht  habe. 

Das  Tier  kam  im  August  1903  in  meinen  Besitz  und  fand 
Aufnahme  in  einem  aus  einer  Kiste  hergestellten  Käfig.  Seine  Breite 
betrug  34,  die  Tiefe  26  und  die  Höhe  50  cm.  Die  Vorderseite  war 
mit  einem  Drahtgitter  versehen  und  im  übrigen  der  Kasten  voll¬ 
ständig  mit  Zinkblech  überzogen.  Das  Tier  war  noch  jung,  kehrte 
aber  sofort  seinen  bissigen  Charakter  heraus,  den  es  auch  bis  zuletzt 
beibehielt,  und  beantwortete  jede  Annäherung  mit  einem  zornigen 
Fauchen.  Alle  Zähmungsversuche  blieben  erfolglos,  wenn  es  später 
auch  Fruchtgelee  von  dem  an  das  Gitter  gehaltenen  Finger 
ableckte.  An  Nahrung  erhielt  der  Schläfer  Eicheln  und  Haselnüsse, 
und  dazwischen  hinein  reichte  ich  ihm  Fruchtgelee  von  Äpfeln  und 
Birnen  und  zuweilen  auch  ein  Zuckerstückchen.  Milch  bot  ich  ihm 
ebenfalls  an,  und  für  sie  hatte  das  Tier  die  größte  Vorliebe.  Es 
ließ  alles  andere  stehen  nnd  liegen,  und  schon  beim  Näherbringen 
des  Milchnäpfchens  sprang,  lief  und  kletterte  es  erregt  in  seinem 
Käfig  umher.  Kastanien  und  Nadelholzfrüchte  verschmähte  es 
ganz,  Mandeln  und  die  sogen.  »Kamerunnüsse«  nahm  es  nur  höchst 


185 


selten  an.  Nicht  nur  des  Nachts  zeigte  sich  der  Schläfer  überaus 
lebhaft,  sondern  auch  tagsüber  rumorte  er  tüchtig  in  seinem  Käfige 
umher.  Während  des  Schlafes  lag  das  Tier  gleich  anderen  Schlaf¬ 
mäusen  zu  einer  Kugel  zusammengerollt  da :  der  Schwanz  war  zwi¬ 
schen  den  Hinter-  und  Vorderbeinen  hindurch  über  den  Kopf  gelegt 
und  die  letzteren  fest  an  die  Backen  gepreßt.  Anfangs  März  1904 
ging  in  dem  Wesendes  Tieres  eine  große  Veränderung  vor :  es  schlief 
länger  und  zeigte  im  wachen  Zustande  eine  auffallende  Unruhe,  ver¬ 
schmähte  die  Nahrung  und  fiel  nach  kürzerer  oder  längerer  Fasten¬ 
zeit  um  so  gieriger  über  sie  her.  Dieser  Zustand  endete  nach  etwa 
zehn  Tagen  mit  dem  Tode  des  Tieres. 

So  gern  ich  den  Schläfer  nun  auch  noch  weiter  beobachtet 
hätte,  so  froh  war  ich  schließlich  doch,  daß  ich  den  Käfig  aus  mei¬ 
nem  Arbeitszimmer,  in  dem  er  mangels  eines  geeigneten  anderen 
Platzes  seine  Aufstellung  gefunden  hatte,  entfernen  konnte.  Das 
Tier  verbreitete  nämlich  trotz  häufigster  Reinigung  des  Käfigs  einen 
durchdringenden  und  überaus  unangenehmen  Geruch. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Professor  Ernst  Haeckel  läßt  die  Vorträge,  die  er  vor  kurzem  in 
Berlin  vor  Tausenden  von  Hörern  gehalten  hat,  nunmehr  im  Druck  erscheinen. 
Sie  sind  zusammengefaßt  unter  dem  Titel  »Der  Kampf  um  den  Entwickelungs- 
Gedanken«  und  behandeln  »Den  Kampf  um  die  Schöpfung«  (Abstammungslehre 
und  Kirchenglaube),  »Den  Kampf  um  den  Stammbaum«  (Affenverwandtschaft  und 
Wirbeltierstamm)  und  »Den  Kampf  um  die  Seele«  (Unsterblichkeit  und  Gottes¬ 
begriff).  Drei  Tafeln  werden  das  Vorgetragene  veranschaulichen;  ein  Porträt  des 
greisen,  jugendfrischen  Forschers  schmückt  das  stattliche,  fein  ausgestattete  Bänd¬ 
chen,  das  zu  dem  billigen  Preise  von  nur  M.  2. — ,  geb.  M.  2.80  von  Georg  Reimer 
in  Berlin  verlegt  ist.  Bttgr. 

Die  Nistweise  der  Flamingos.  Im  Bull,  de  la  Soc.  d’Acclimatation  de 
France  vom  Juli  1904  veröffentlicht  F.  de  Cliapel  einen  längern  Artikel  „En 
Camargue,  ä  la  recherche  de  nids  de  Flammants“,  dessen  Inhalt  ich  im  folgenden 
auszugsweise  wiedergeben  möchte. 

Der  Ausflug  hatte  nicht  das  gewünschte  Ergebnis,  brütende  Flamingos  zu 
beobachten  und  einige  Nester  zu  sammeln,  da  er  auf  Anraten  eines  alten  Aufsehers 
um  14  Tage  zu  spät  unternommen  worden  war.  Es  wurde  aber  eine  Reihe  interessanter 
Beobachtungen  über  die  Vögel  gewonnen,  und  besonders  dürfte  die  Schilderung  der 
»Ile  de  la  Camargue«  des  Rhoneschwemmlandes,  in  dem  die  Flamingos  hausen, 
interessieren. 

Die  Camargue  ist  ein  eigenartiges  Land,  dem  es  trotz  seiner  Einsamkeit  nicht 
an  Naturreizen  gebricht.  Je  nach  der  Jahreszeit  ist  das  Land  verschiedenartig  ge- 


186 


färbt,  Luftspiegelungen  täuschen  Traumlandschaften  vor,  brüllende  Rinder  beleben 
die  Landschaft,  und  abends  wiehern  Stuten  an  den  Ufern  der  großen  Sümpfe. 
Dort,  an  den  Ufern  des  Teiches  von  Valcares,  wohnen  die  schönen  Vögel,  die  Fla¬ 
mingos,  in  ungezählten  Scharen,  bald  alle  rot  gefärbt,  bald  alle  weiß,  je  nachdem 
das  Licht  sie  trifft.  „Ich  habe“,  sagt  der  Verfasser,  „sie  oft  in  ungeheuren  Scharen 
gesehen,  wie  sie  zwischen  dem  Blau  des  Himmels  und  dem  Blau  der  Gewässer 
scheinbar  schwebten“. 

Es  ist  schwer,  an  die  Tiere  heranzukommen.  Gewöhnlich  muß  man  sich  damit 
begnügen,  sie  von  weitem  zu  beobachten.  F.  de  Chapel  ist  es  indessen  gelungen, 
sich,  ausgestreckt  in  einem  ganz  kleinen  Boot,  mitten  unter  die  Vögel  treiben  zu 
lassen.  Zur  Anlage  der  Nester  wählen  die  Flamingos  im  allgemeinen  einen  weichen 
und  unwegsamen  Boden.  Sobald  man  sich  ihnen  auf  400 — 500  m  nähert,  steigen 
sie  in  majestätischer  Haltung  mit  langvorgestrecktem  Halse  auf. 

Im  weiteren  Verlaufe  seiner  am  20'  Juni  1904  begonnenen  Reise  erhielt  der 
Verfasser  mit  seinem  Begleiter,  Mr.  Mingaud,  dem  Konservator  des  Museums  in 
Nimes,  von  einem  Brigadier  des  douanes  genauere  Angaben,  wo  dieser  wenige 
Tage  zuvor  500—600  Nester  gesehen  hatte.  Aber  infolge  eines  Mißverständnisses 
fanden  die  Forscher  diese  Kolonie  nicht,  wohl  aber  alte  Reste  von  Nestern.  Dieser 
Ausflug  ist  aber  in  sonstiger  Beziehung  interessant  genug. 

Von  Valcares  nach  Norden  wandernd  traf  man  auf  alte  tonig-sandige  Ablage¬ 
rungen  des  Flusses  und  des  Meeres,  die  fast  horizontal  erschienen  und  mehr  oder 
weniger  mit  Salzpflanzen  bedeckt  waren.  Die  Forscher  wandten  sich  später 
nach  Osten,  um  in  diese  unermeßlichen,  nackten  Flächen  einzudringen,  die  bald 
trocken  und  mit  spiegelglatten  Salzschichten  bedeckt  waren,  bald  noch  einen  Teil 
F euchtigkeit  bewahrt  hatten  oder  selbst  in  geringer  Höhe  mit  Wasser  bedeckt 
waren.  Sie  wanderten  auf  Saintes-Maries-de  la  Mer  zu  und  erblickten  das  Dorf  mit 
seiner  alten  Kirche  vor  sich  wie  am  Himmel  aufgehängt.  Um  sie  spiegelte  die 
Luft,  und  das  Licht  vibrierte  am  Horizont,  während  sie  trockenen  Fusses  die  Seen 
durchschritten,  die  vor  ihnen  zu  liegen  schienen.  Sie  wanderten  am  Sumpfe  von 
Bedonieres  entlang,  um  den  Wald  von  Rieges  zu  erreichen,  eine  dunkle  Linie  mitten 
in  der  Valcares,  die  mit  anderen  Sümpfen  die  Grenze  des  alten  litoralen  Gürtels 
bezeichnet.  Die  Vegetation  von  Rieges  ist  ein  fast  undurchdringlicher  Sumpf. 
Hier  trafen  die  Forscher  auf  Wachholder  von  6 — 8  m  Höhe  und  2  dm  Umfang. 
Man  muß  sich  hier  auf  der  Spur  wilder  Rinder,  die  ehedem  in  Rieges  gehegt 
wurden,  einen  Pfad  bahnen ;  ihre  Skelette  und  die  Reste  verschiedener  wilder 
Tiere,  durch  die  Sonne  gebleicht,  erinnern  an  vergessene  Landstriche,  weit  entfernt 
von  jeder  Zivilisation. 

Merkwürdiger  Weise  sind  die  Waldungen  von  Rieges  mitten  in  der  Valcares 
entweder  von  Salz  oder  von  Wasser  je  nach  der  Jahreszeit  umgeben  und  von  nackten 
Sandinseln,  die  nur  stellenweise  dünngesäte  Salzpflanzen  aufweisen. 

Im  weiteren  Verlaufe  ihrer  Wanderung  trafen  die  Forscher  die  Stelle  einer 
alten  Flamingo-Kolonie,  aber  die  Nester  sahen  aus  wie  Maulwurfshaufen,  die  durch 
eine  Uebersehwemmung  weggeschwemmt  worden  waren.  Man  fand  rund  um  die 
Nester  den  Kanal,  der  sie  regelmäßig  umgibt,  angefüllt  nit  Muschelresten. 

F.  de  Chapel  versuchte  nach  diesen  erfolglosen  Unternehmungen  nochmals 
allein  die  Stelle  zu  finden,  die  ihm  der  Brigadier  des  douanes  angegeben  hatte, 
und  hatte  jetzt  auch  Erfolg.  Er  sah  dort  eine  ungeheure  Schar  von  Flamingos 
von  weitem  und  faßte  neue  Hoffnung,  sein  Ziel  zu  erreichen.  Bei  seiner  Annähe- 


187 


rung  stiegen  die  Vögel  geräuschvoll  auf  und  flohen.  Endlich  fand  er  auch  die 
Nester,  aber  —  unter  Wasser  —  zerstört.  Der  Brigadier  hatte  die  Nester  an  einem 
Freitag  in  gutem  Zustande  gesehen,  aber  zwei  Tage  später,  an  einem  Sonntage, 
hatte  ein  heftiger  Sturm  geherrscht,  und  der  wiederholte  Anprall  der  Wellen  hatte 
die  Nester  und  Chapels  Hoffnungen  zerstört. 

Es  war  immerhin  noch  nicht  alles  verloren,  denn  es  konnten  einige  Messungen 
genommen  und  Beobachtungen  gesammelt  werden.  Ebenso  gelangen  einige  photo¬ 
graphische  Aufnahmen. 

Der  Flamingo  ist  auf  der  Ile  de  la  Camargue  sehr  zahlreich,  ebenso  wie  an 
der  Küste  von  Perpignan,  den  einzigen  beiden  Punkten,  wo  der  Vogel  in  Frank¬ 
reich  sich  noch  zeigt.  Im  Winter  suchen  die  Flamingos  die  Buchten  am  Meeres¬ 
strande  auf  und  vereinigen  sich  nach  der  Meinung  des  Verfassers  mit  denen  von 
Perpignan.  Mit  dem  milderen  Wetter  kehren  die  zahlreichen  Scharen  in  die 
Valcares  zurück  und  in  die  Lagunen,  die  die  kleinen  Inselchen  des  Rhonedeltas  von¬ 
einander  trennen  und  das  Land  bis  an  das  Meer  bedecken. 

Mr.  Richard  Gobie  sagt,  wie  der  Verfasser  zitiert:  „Der  Flamingo  nistet 
nur  in  sehr  versteckten  Gegenden  in  flachem  Wasser  und  weiß  mit  sicherem  In¬ 
stinkt  die  Stellen  zu  finden,  wo  der  niedrige  Wasserstand  einem  Boot  die  Fahrt 
unmöglich  macht  und  wo  anderseits  der  Boden  so  weich  ist,  daß  man  nicht  zu 
Fuß  hingelangen  kann.  Eine  ständige  Begleiterscheinung  der  Nesterkolonien  ist 
der  Reichtum  des  Bodens  an  kleinen  Mollusken.  Die  Nester  sind  regellos  nach 
der  Tiefe  des  Wassers  angeordnet.  Es  sind  konische  Hügel  ohne  vegetabile  Sub¬ 
stanz.  Oben  tragen  sie  eine  wenig  tiefe  Einsenkung  zur  Aufnahme  der  Eier. 
Diese  Einsenkung  ist  mit  sehr  kleinen  Muscheln  (Cardium)  ausgelegt,  die  den 
Boden  ringsum  dicht  bewohnen.  Das  Nest  ist  umgeben  von  einem  kleinen  Ring¬ 
kanal,  den  der  Vogel  grub,  um  Erde  für  seinen  Bau  zu  gewinnen.  Die  Höhe  des 
Nestes  ist  20 — 25  cm  über  dem  Wasser,  das  den  Ringkanal  anfüllt,  und  sein 
Durchmesser  ist  80—35  cm.“ 

Mr.  Richard  Gobie  hat,  wie  F.  de  Chapel,  von  Aufsehern,  Jägern  und 
Fischern  u.  s.  w.  gehört,  daß  der  Flamingo  rittlings  brüte.  Er  glaubt  nicht  an 
diese  Tatsache,  da  der  Vogel  nur  8 — 10  cm  Raum  zwischen  dem  Ansatz  der 
Femuren  hat  und  also  kein  Nest  von  30 — 35  cm  Durchmesser  rittlings  besteigen 
kann.  Er  glaubt,  daß  der  Flamingo  wie  andere  Vögel  mit  gekrümmten  Beinen  brüte. 

Mr.  Pranishnikoff,  ein  russischer  Maler,  den  der  Verfasser  in  Saintes-Maries- 
de  la  Mer  traf  und  der  sich  auch  an  den  ersten  Unternehmungen  beteiligte,  und 
Mr.  Mingaud  sind  der  Ansicht,  daß  der  Flamingo  mit  dem  Körper  auf  dem  Neste 
und  mit  horizontal  nach  hinten  gestreckten  Läufen  brüte. 

F.  de  Chapel  hat  von  Kind  auf  die  Darstellung  gehört  und  auch  von  Fischern 
Jägern  u.  s.  w.  immer  bestätigt  bekommen,  daß  der  Vogel  rittlings  brüte.  Er  hat 
zwei  Schemata  entworfen  und  kommt  zu  unerwarteten  Resultaten,  die  die  Meinung 
des  Landvolkes  zu  bestätigen  scheinen,  der  Flamingo  brüte  nicht  im  eigentlichen 
Sinne  des  Wortes  rittlings,  sondern  sitzend. 

Schema  I.  Man  muß  auf  einem  Neste  von  40  cm  Durchmesser  an  der 
Basis,  25 — 30  cm  Durchmesser  am  Gipfel  und  26  cm  Höhe  einen  Punkt  suchen, 
wo  der  Flamingo,  der  10  cm  Raum  zwischen  den  Schenkeln  hat,  rittlings  sitzen  kann. 

Vom  Anus  bis  zu  den  Schenkeln  sind  etwa  10  cm  Abstand.  Wenn  der 
Vogel  also  so  sitzt,  daß  er  sein  Gelege  genau  in  der  Mitte  des  Nestes  hat,  so  würde 
der  Vorderkörper  sich  vorne  außerhalb  des  Nestes  befinden.  Die  Schenkel  würden 


188 


an  der  Vorderseite  des  Nestes  lierabhängen  und  das  Gleichgewicht  halten.  Die 
Schenkel  haben  28  cm  Länge  und  würden  also  gerade  den  Boden  berühren  und 
als  Stützen  dienen,  während  die  Läufe  von  26  cm  und  die  Füße  nach  vorne  auf  dem 
Boden  liegen  würden  und  als  Strebepfeiler  dienen  könnten.  Der  Flamingo  würde 
also  nicht  mit  der  Brust,  sondern  nur  mit  dem  Bauche  brüten. 

Schema  II.  Liegt  der  Anus  beim  Brüten  innerhalb  der  Gipfeleinsenkung 
(Nestmulde)  des  Nestes,  so  muß  der  Vorderkörper  auf  jeden  Fall  nach  vorne  außer¬ 
halb  des  Nestes  liegen.  Es  würde  dann  aber  das  Gleichgewicht  fehlen,  selbst 
wenn  die  Beine  nach  hinten  balanzieren.  Setzen  wir  aber  den  Flamingo  so  auf 
sein  Nest,  daß  er  im  natürlichen  Gleichgewicht  ist,  so  müßte  der  Anus  außerhalb 
des  Nestes  sein  und  die  Eier  würden  zu  Boden  fallen. 

Aus  diesen  Überlegungen  schließt  der  Verfasser,  daß  die  übereinstimmenden 
Beobachtungen,  die  feststellen,  daß  der  Flamingo  rittlings  brüte,  richtig  und  nach 
Lage  der  Verhältnisse  möglich  sind,  nur  reitet  der  Flamingo  nicht  mitten  auf  dem 
Neste,  sondern  nimmt  eine  mehr  sitzende  Stellung  ein  (Schema  I). 

F.  de  Chapel  hofft,  in  diesem  Jahre  seine  Untersuchungen  fortsetzen  zu  können. 

In  einer  Nachschrift  erzählt  der  Verfasser  dann  weiter,  bei  einem  Gewitter 
mit  Hagelschlag  seien  fünf  Flamingos  erschlagen  worden,  und  er  habe  ihr  Fleisch 
probiert.  »Sie  seien  nicht  schlecht  gewesen,  mais  c’est  la  sauce  qui  fait  manger  le 
poisson«  —  aber  wohl  nur  die  Sauce  habe  sie  schmackhaft  gemacht. 

Dr.  Hermann  Bolau  (Helgoland). 


Literatur. 


Prof.  Dr.  C.  Keller,  Naturgeschichte  der  Haustiere.  Berlin,  Verlag  v.  P.  Parey, 
1905.  8°.  8,  304  pag.,  51  Fig.  —  Preis  M.  9. — . 

Der  Verfasser  hat  sich  mit  Erfolg  bemüht,  in  den  schwierigen  Fragen  der 
Rassenabstammung  ein  eigenes  Urteil  zu  gewinnen,  und  das  war  um  so  notwendiger, 
als  ja  noch  in  der  Gegenwart  die  Gegensätze  der  Meinungen  vielfach  aufeinander- 
platzen1). 

Von  der  Ansicht  ausgehend,  daß  ein  beschränktes  Landgebiet  zur  Lösung 
dieser  Fragen  nicht  ausreiche,  hat  er  nicht  allein  unsere  mitteleuropäischen  Haus¬ 
tiere  in  den  Bereich  seiner  Studien  gezogen,  sondern  auch  auf  primitiveren  Kul¬ 
turgebieten  ihren  Bildungsherden  und  Wanderstraßen  nachzuspüren  versucht.  Wieder¬ 
holt  prüfte  er  auf  Reisen  den  Haustierbestand  in  den  Mittelmeerländern,  in  Ägyp¬ 
ten  und  Arabien,  in  Aethiopien  und  im  äußersten  Osten  Afrikas  bis  zur  ostafri¬ 
kanischen  Inselwelt,  und  er  hat  dabei  z.  T.  neue  Hilfsmethoden  angewandt,  um 
den  Werdegang  der  altweltlichen  Haustiere  zu  ermitteln.  Während  der  Verfasser 
aber  in  seinem  früheren  Buche  sich  nur  auf  eine  Diskussion  der  ältesten  Haustiere 
beschränkte,  legt  er  uns  in  dem  vorliegenden  das  Resultat  seiner  Untersuchungen 
der  gesamten  Haustierwelt  im  Zusammenhänge  vor.  Da  unsere  Leser  aber  über 
Kellers  Ansichten  bei  Hund,  Katze,  Pferd,  Esel,  Schwein,  Rind,  Schaf,  Ziege  und 
Kamel  und  auch  über  seinen  Versuch  der  Schaffung  einer  einheitlichen  Nomen¬ 
klatur  der  Haustierrassen  bereits  unterrichtet  sind,  beschränke  ich  mich  im  folgen- 

*)  Vcrgl.  auch  Dr  W.  Kobelts  Besprechung  von  C.  Kellers  letztem  Werke  „Die 
Abstammung  der  ältesten  Hauttiere“  Zürich,  1902  in  Zool.  Garten  Jahrg.  1904  p.  33—36. 

Der  Herausgeber. 


189 


den  auf  einige  Andeutungen  über  die  noch  fehlenden  Säugetiere.  Auf  den  »All¬ 
gemeinen  Teil«  des  Buches  (p.  6 — 70)  möchte  ich  mich  ebenfalls  nicht  einlassen, 
obgleich  er  nicht  wenig  interessante  und  belehrende  Kapitel  —  wie  »Vorgang  der 
Haustierwerdung«,  »Haustierkultus«,  »Zeitliche  Entstehung  der  Haustiere«,  »Ver¬ 
änderungen  unter  dem  Einfluß  der  Domestikation«,  »Vererbungsgesetze  bei  der 
Kreuzungszucht«,  »Verwilderte  Haustiere«  und  »Schmarotzer  der  Haustierarten«  — 
enthält,  die  auch  dem  Spezialisten  genug  des  Neuen  bieten. 

Der  zahme  Yak  ( Bos  grunniens  domesticus)  hat  nur  eine  beschränkte  Ver¬ 
breitung  in  den  Hochländern  Innerasiens.  Seine  Stammländer  sind  Tibet  und  Tur- 
kestan;  an  ersterem  Orte  ist  er  als  Wildrind  auch  heute  noch  verbreitet. 

Die  Büffel  (Bubalus),  zoologisch  am  Ausgangspunkte  der  Binderfamilie 
stehend,  in  der  Erdgeschichte  aber  am  frühesten,  d.  h.  schon  im  Pliozän  auf¬ 
tauchend,  weisen  wilde  Vertreter  in  Afrika  und  Asien  auf.  Das  von  ihnen  be¬ 
wohnte  Landgebiet  ist  also  weit  ausgedehnter  als  bei  den  Wildrindern;  doch 
stammt  der  Hausbüffel  (B.  vulgaris  domesticus)  zweifellos  aus  Asien;  die  Stamm¬ 
art  ist  der  Indische  Büffel  oder  Arni.  Über  die  Zeit,  wann  der  Büffel  Haustier 
wurde,  haben  wir  keine  Andeutung.  Daß  er  aber  schon  zwischen  3500  und  3750 
v.  Chr.  in  Babylonien  gezüchtet  wurde,  ist  ziemlich  sicher;  später  gehen  dann 
seine  Spuren  verloren.  Gegenwärtig  ist  er  allgemeines  Haustier  in  den  tropischen 
und  subtropischen  Gebieten  Asiens  und  geht  von  hier  einerseits  über  die  Kaukasus - 
länder  und  Südrußland  nach  den  unteren  Donauländern  bis  Ungarn  und  in  die 
Malariagebiete  Italiens  und  anderseits  bis  nach  Ägypten. 

Ähnlich  wie  der  Yak  haben  die  Abkömmlinge  der  wilden  Schafkamele 
Südamerikas  die  Grenzen  ihrer  ursprünglichen  Heimat,  die  Anden,  nicht  über¬ 
schritten.  Zwei  von  den  vier  angenommenen  Arten,  das  Guanako  (Auchenia 
liuanaco)  mit  weiterer,  und  die  Vicunha  (Au.  vicugna)  mit  mehr  lokaler  Ver¬ 
breitung  leben  heute  noch  in  der  Wildheit ;  das  Lama  (Au.  lama)  und  die  Alpaka 
(Au.  pacos)  sind  nur  im  gezähmten  Zustande  bekannt.  Zähmungsversuche  sind  beim 
Guanako  stets  mißglückt.  Alpaka  und  Lama  lassen  sich  leicht  kreuzen;  ob  ihre  Blend¬ 
linge  aber  fruchtbar  sind,  ist  nicht  bekannt.  Wie  lange  vor  Ankunft  der  Spanier  in 
Südamerika  beide  bereits  zu  Haustieren  geworden  sind,  ist  ebenfalls  noch  nicht  fest¬ 
gestellt;  Knochen  von  gezähmten  Schafkamelen  werden  aber  schon  aus  den  altperua¬ 
nischen  Gräbern  von  Ancon  erwähnt.  Neuere  Autoren  wie  T ro u essart,  denen  sich 
unser  Verfasser  anschließen  möchte,  leiten  alle  zahmen  Auchenien  vom  Guanako  ab. 

Das  Ben  (Rangifer  tarandus  domesticus),  neben  dem  Hunde  das  nördlichste 
Haustier  von  Asien  und  Europa,  ist  augenscheinlich  ein  sehr  junges  Zähmungs¬ 
produkt  und  lebt  heute  noch  in  seiner  wilden  Form  ziemlich  in  den  gleichen 
Gegenden  und  überdies  in  einer  geographischen  Varietät  als  Karibu  im  nördlichen 
Nordamerika.  In  prähistorischer  Zeit  reichte  es  um  viele  Breitengrade  weiter  nach 
Süden;  es  fanden  sich  seine  Beste  u.  a.  in  der  Schweiz  und  in  Frankreich.  Doch 
wissen  wir  sicher,  daß  die  Urbewohner  Mitteleuropas  damals  nirgends  einen  Ver¬ 
such  der  Domestikation  des  Tieres  gemacht  haben.  Mit  dem  Bückgange  des  Eises 
und  der  Tundra  zog  es  sich  nach  dem  Norden  zurück.  Daß  Bentiere  noch  zu 
Caesars  Zeit  in  Deutschland  gelebt  haben  sollen,  beruht  auf  Verwechselung  des 
Tieres  mit  dem  Elch.  Seine  Eingewöhnung  als  Haustier  vollzog  sich  wahrschein¬ 
lich  erst  im  Laufe  des  letzten  Jahrtausends.  Unterschiede  der  zahmen  von  den 
wilden  Tieren  sind  deutlich  erkennbar,  haben  aber  bis  jetzt  nicht  zur  Bildung 
scharf  voneinander  trennbarer  Bassen  geführt. 


190 


Daß  das  Wildkaninchen  die  Stammform  des  Hauskaninchens  (Lepus  cuni- 
culus  domesticus )  ist,  steht  außer  Zweifel.  Die  Zähmung  scheint  erst  im  Alter¬ 
tum,  und  zwar  auf  der  Iberischen  Halbinsel  und  auf  den  spanischen  Mittelmeer¬ 
inseln  erfolgt  zu  sein.  Im  späteren  Mittelalter  wurde  es  nach  vielen  nördlicher 
und  östlicher  gelegenen  Gegenden  und  in  neuerer  Zeit  sogar  absichtlich  oder  ver¬ 
sehentlich  nach  Australien  und  Neuseeland  verpflanzt  und  ist  hier  vielfach  verwil¬ 
dert  und  in  die  Stammform  zurückgeschlagen.  Es  werden  zahlreiche  Rassen  unter¬ 
schieden,  von  denen  das  Angorakaninchen,  das  Silberkaninchen,  das  Russische 
Kaninchen,  das  englische  Scheckenkaninchen  und  das  Widderkaninchen  die  wichtig¬ 
sten  sind. 

Es  würde  zu  weit  führen,  wollten  wir  hier  auch  auf  die  Geschichte  der  Haus¬ 
tiere  unter  den  Vögeln  —  Haustaube,  die  verschiedenen  Hühnervögel,  die  Gänse, 
Enten  und  den  Strauß  — ,  sowie  auf  die  Seidenschmetterlinge  und  die  Honigbienen 
näher  eingehen;  wer  sich  hierfür  interessiert,  wird  in  dem  schönen  Buche,  das 
auch  ausreichend  mit  Bilderschmuck  geziert  ist,  reiche  Belehrung  und  Anregung 
linden.  Wie  alle  Bücher  C.  Kellers  ist  es  aufs  wärmste  zu  empfehlen. 

_  Bttgr. 

Wilhelm  Schuster,  Verstandes-und  Seelenleben  beiTierundMensch. 

Wiesbaden.  Bergmanns  Verlag  1904. 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  offenbar  die  Frucht  zahlreicher  Beobachtungen 
und  Überlegungen  des  Verfassers.  Sie  hat  ihren  Wert  in  dem  Originalen,  das  die 
ersteren  bringen.  Da  sie  aber  im  wesentlichen  benutzt  wird,  die  theoretischen 
Anschauungen,  zu  denen  Herr  Schuster  gekommen  ist,  darzulegen,  so  sei  dem 
Referenten  auch  ein  kritisches  Wort  vergönnt. 

Seit  Jahren  bemühen  sich  Physiologen  und  Psychologen  durch  scharfe 
Umreißung  der  Begriffe  und  durch  möglichst  objektive  Darstellung  der  Beobachtung 
in  den  Wust  von  Tatsachen,  Wahr-  und  Falschdeutungen,  den  man  optimistisch 
als  Vergleichende  Psychologie  bezeichnen  will,  Ordnung  soweit  zu  bringen,  daß 
ein  Ausgangspunkt  zu  neuem  Voranschreiten  gegeben  wird.  Eine  neue  Nomenklatur 
versucht  objektiv  darzustellen,  was  beobachtet  wird,  man  streitet  darüber,  wie  weit 
wir  überhaupt  berechtigt  sind,  aus  den  Äußerungen  eines  Tieres  auf  sein  Innenleben 
zu  schließen,  man  sucht  so  präzis  als  irgend  möglich  zu  trennen,  was  wir  wissen 
und  was  wir  darüber  spekulieren.  Da  ist  es  denn  sehr  zu  bedauern,  wenn  offenbar 
tüchtige  Naturforscher  wie  der  Verfasser  ohne  Rücksicht  auf  das  Geleistete  oder 
mit  Berücksichtigung  nur  sekundärer  und  tertiärer  Quellen,  ohne  Kenntnis  namentlich 
dessen,  was  hier  kritisch  gearbeitet  ist,  ihre  eigenen  Ansichten  einfach  Vorbringen. 
Dann  kann  es  passieren,  daß  präzise  Unterschiede  zwischen  »Verstandes-  und 
Seelenleben!«  gesucht  und  gefunden  werden,  daß  dem  Tiere  das  letztere  ab-,  das 
erstere  bis  zu  gewissem  Grade  zugesprochen  wird,  daß  vollständig  vergessen  wird, 
wie  dem  Tiere  das  wichtigste,  was  uns  über  unsere  Mitmenschen  belehrt,  die 
Sprache  und  Schrift,  fehlen,  so  daß  wir  gar  nicht  in  der  Lage  sind,  so  genau 
über  sein  Gefühls-  und  Sinnenleben  zu  handeln  wie  es  der  Verfasser  tut.  Etwas 
Kenntnis  von  dem,  was  die  Hirnanatomie  der  Tiere  geschaffen,  wäre  auch  einem 
zu  wünschen,  der  sich  mit  diesen  Sachen  beschäftigt,  dann  würde  er  nicht  etwa 
den  Sitz  des  Sprachvermögens  in  das  Kleinhirn  verlegen,  ein  Organ,  das  nirgendwo 
so  enorm  entwickelt  ist  wie  bei  —  der  Forelle!  Auch  würde  jemand,  der  jenen 
Abschnitt  der  Vergleichenden  Anatomie  etwas  kennt,  zu  seiner  Befriedigung  erfahren, 


191 


daß  wir  bereits  in  dem  Hirnmantel  ein  Organ  kennen,  an  dessen  allmähliche  Ent¬ 
wicklung  sich  ganz  deutlich  die  Fähigkeit  zu  höherer  seelischer  Leistung  knüpft. 
Wir  haben  in  der  Tierpsychologie  die  traurige  Periode  des  Anthropozentrischen 
und  des  Anthropomorphierens  noch  kaum  überwunden,  es  ist  wichtig,  daß  früh 
genug  gegen  Übersichtsdarstellungen  Front  gemacht  werde,  die,  wie  die  vorgenannte, 
wegen  mangelnder  Fundierung  auf  Abwege  führen  können.  Dem  Referenten 
scheint,  daß  gerade  jetzt  weniger  denn  je  die  Zeit  ist,  präzise  Unterscheidungen 
in  tierpsychologischen  Dingen  zu  statuieren.  Was  wir  brauchen,  sind  neu  angestellte 
Beobachtungen,  die  möglichst  objektiv  zu  sammeln  sind. 

Prof.  Dr.  L.  E  ding  er. 


Eingegangene  Beiträge. 

Dir.  H.  C.  in  K.  Die  Notiz  wird  dankend  benutzt  werden.  —  Dr.  H.  B.  in  H.  Ein 
früheres  Referat  über  ,, Zahme  Schwalben“  habe  ich  nicht  erhalten;  das  eingesandte  wird 
gern  angenommen.  —  H.  v.  B.  in  F.  Angenommen.  —  Dr.  med.  P.  S.  in  Gr. -L.  bei  B. 
Eine  Arbeit  und  drei  Mitteilungen,  W.  S.  in  G.  Eine  Arbeit,  eine  Besprechung  und  vier 
Mitteilungen,  und  Dr.  J.  G.  in  E.  Eine  Arbeit  mit  Dank  erhalten. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Oorrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  18—20. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  28.  Jahrg.,  1905.  No.  24 — 25. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London 
Vol.  105,  1905,  No.  2732—2734. 

D  er  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  32—33. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Pros ler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  32—33. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien-Kunde.  Herausg.  v.  Dr.  E.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  19—20. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  19,  1905.  No.  113. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz. 

Herausg.  v.  C.  Daut  u.  G.  v.  Burg.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahrg.  4,  Heft  5. 
Natur  und  Haus.  Tllustr.  Zeitsclir.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13.  Heft  15—16. 

Zwinger  und  Feld.  Ulustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
Jahrg.  14.  1905.  No.  19—21. 

D  i e  G e f  i e  d  e r  t  e  Wel  t.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  19—20. 

The  Irish  Naturalist.  A  Monthly  Journal  of  General  Irish  Natural  History.  Edit.  by 
G.  H.  Carpenter,  R.  L.  Praeger  and  R.  Patterson.  Dublin,  1905,  Eason  &  Son, 
Vol.  14,  No.  3. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  London,  1905.  Vol.  74.  No.  504—505. 

Zool.  Society  Bulletin.  No.  17,  Publ.  by  the  New  York  Zool.  Society.  New  York. 
1905.  4°.  16  pag.  23  Fig. 

M  itt  eilungen  üb  er  die  Vo  gel  we  1 1.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  Iv.  Boyer.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  9—10. 
Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  u.  Naturkunde  im  KÖnigr.  Böhmen.  Herausg. 

v.  Prof.  Fr.  Croy  u.  a.  Prag,  Verl.  d.  Böhm.  Forstvereins,  1905.  Jahrg.  1904—05,  Heft 5 — 6. 
Dr.  P.  Kämmerer,  Über  die  Abhängigkeit  des  Regenerationsvermögens  der  Amphibien¬ 
larven  von  Alter,  Entwicklungsstadium  u.  spezifischer  Größe.  —  Sep.-Abdr.  a.  Archiv  f. 
Entwicklungsmechanik  der  Organismen  (Roux)  Bd.  19,  Heft  2.  Leipzig  1905.  8°.  33  pag.,  Taf. 

G  eh. -Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Die  Formen,  Farben  u.  Bewegungen  der  Vögel,  ästhetisch 
betrachtet  u.  Die  Formen  u.  Farben  der  Insekten,  ästhetisch  betrachtet.  2  Abh.  a.  Sitz.- 
Ber.  Akad.  Wiss.  Berlin  1904  No.  VIII.  8°.  12  pag.  und  1905  No.  V.  8°.  8  pag. 

H.  Löns,  Die  Porstmoore  Nordwestdeutschlands.  —  Sep.-Abdr.  a.  Hamburger  Nachrichten 
1905,  No.  162  Abendausgabe.  1  pag. 

Wilhelm  Schuster,  Die  Reblaus  (Ph/jlloxera  vadatrix)  in  Hessen  (Hessen-Nassau  u. 
Rheinhessen)  seit  Beginn  ihres  Auftretens  (1878)  bis  zur  Gegenwart  (1902):  Ihre  gefahr¬ 
drohende  Verbreitung,  ihre  Bekämpfung  u.  s.  w.  auf  Grund  amtlichen  Materials  darge- 
gestellt.  8°.  Ohne  Druckort,  1905.  23  pag.,  2  Kärtchen.  —  Preis  M.  0.70. 

Derselbe,  Ornithologische  Anzeichen  einer  wiederkehrenden  Tertiärzeit.  —  Sep.-Abdr.  a. 

Mitteil,  österr.  Reichsbund.  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz  in  Wien.  Jahrg.  5,  1905.  8°.  8  pag. 
Boletim  do  MuseuGoeldi  de  Hist.  nat.  &  Ethnographia.  Para  (Brazil),  Inst. 
Lauro  Sodre,  1904.  8°.  Vol.  4,  No.  1—3. 

Archiv  d.  Ver.  d.  Freunde  d.  Naturgesch.  in  Mecklenburg.  Jahrg.  58  (1904;. 
II.  Abt.  u.  Jahrgang  59  (1905)  I.  Abt.  Herausg.  v.  E.  Geinitz.  Güstrow,  Opitz  &  Co.,  8U, 
1904—05. 


192 


Ho  fr.  Dr.  L.  Lev  er  kühn,  Biographisches  über  die  drei  Naumanns  und  Bibliographisches 
über  ihre  Werke  u.  s.  w.  Mit  8  Extratafeln.  —  Sep.-Abdr.  a.  Naumanns  Naturgesch. 
der  Vögel  Mitteleuropas  Band  I.  Gera-Untermhaus,  Verlag  v.  F.  E.  Köhler,  1904.  Querfol., 
88  pag.,  8  Taf.,  Stammbaumtafel. 

D  erselbe,  Zaunkönignester  von  Hummeln  besetzt,  2  pag.,  Pischingers  Beiträge  zur  anti¬ 
quarischen  Ornithologie,  2  pag.  und  Ein  merkwürdiger  Kolkrabenhorst,  4  pag.,  Taf.  — 
3  Sep.-Abdr.  a.  Ornithol.  Monatsschrift  Jahrg.  29,  1904.  No.  12  p.  501—502  u.  p.  503—504, 
sowie  1.  c.  Jahrg.  30,  1905,  No.  2,  p.  118—121. 

D  ott.  M.  G.  Peracca,  Note  di  Erpetologia  Italiana.  —  Sep.-Abdr.  a.  Boll.  Mus.  Zool.  ed 
Anat.  Comp.  Univ.  Torino  Vol.  20,  No.  485.  Turin  1905.  8°.  4  pag. 

Ann  ual  Reports  ofthe  Academy  ofNat.  Sc.  o f  Philadelphia  1904.  8°.  26  pag. 

Aus  der  Natur.  Zeitschrift  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  Dr.  W.  Schönichen. 

Stuttgart,  Verlag  v.  E.  Nägele,  1905.  Jahrg.  1,  Heft  1.  —  Preis  jährl.  M.  6.— 

Himmel  und  Erde.  111.  Naturw.  Monatsschr.  Herausg.  v.  d.'Gesellsch.  Urania  durch  Dr. 

P.  Sch  wahn.  Berlin,  Verlag  v.  H.  Paetel.  —  Preis  jährl.  M.  14.40. 

J.  Ikeda,  The  Gephyrea  of  Japan.  —  Sep.-Abdr.  a.  Journ.  Coli.  Sc.,  Imp.  Univ.,  Tokyo 
(Japan),  Vol.  20,  Art.  4.  1904.  4°.  87  pag.,  4  Taf. 

43.  Bericht  des  Vorstandes  der  Zoolog.  Gesellschaft  in  Hamburg  über  das 
Geschäftsjahr  1904.  Hamburg,  Ackermann  &  Wulff  Nacht.,  1905.  8°.  32  pag. 

D  er  Jagdfreund.  111.  Fachzeitschrift  f.  Jagd,  Fischerei,  Schießwesen,  Hundezucht  und 
Dressur.  Herausg.  v.  K.Mitschke.  Wien,  Verlag^v.  K.  Mitschke,  1905.  Jahrg.  5,  No.  10. 
Preis  viertelj.  M.  3.25. 

Kosmos.  Handweiser  für  Naturfreunde.  Herausg.  v.  F r.  Regensberg,  Stuttgart 
Franckh’scher  Verlag,  1905.  Bd.  2,  No.  1.  —  Preis  jährl.  10  Hefte  M.  2.50. 

Verslag  van  den  Toestand  van  het  Koninkl.  Zool.-Botan.  Genootschap  te 
s’Gravenhage  over  hetjaar  1904.  3°.  39  pg. 

B.  Tümler,  Schutzmasken  u.  Schutzfarben  in  der  Tierwelt.  Protektive  Mimikry.  Mit 
100  Vollbildern  v.  F.  W.  Specht,  E.  Schmidt,  A.  Müller  u.  a.  Steyl,  Post  Kaldenkirchen 
(Rheinl.),  1905,  Verlag  d.  Missioiisdruckerei  8°.  211  pag.  —  Preis  geb.  M.  3.50. 

Report  of  the  .  .  Zoolog.  So  cietyof  London  for  the  year  1904.  London,  Waterlow 
&  Sons,  1905.  8°.  69  pag.,  2  Fig. 

II.  Löns,  Bitte  die  Wirbeltiere  Hannovers  betreffend  (nebst  vorläufigem  Verzeichnis  der 
Wirbeltiere  Hannovers).  —  Sep.-Abdr.  a.  50.— 54.  Jahresher.  Naturh.  Ges.  Hannover,  1905. 
8°.  18  pag. 

6.  Ann.  Report  ofthe  Zool.  Gardens  of  Giza  near  Cairo  f.  the  year  1904.  Cairo, 
Nation.  Print.  Departm.,  1905.  8°.  30  pag.,  Taf. 

Jaarvergadering  van  het  Rotterdamsche  Diergaarde.  —  Sep.-Abdr.  a. 

Rotterdamsch  Nieuwsblad  v.  17.  Apr.  1905,  II.  Blad.  2  pag. 

Prof.  Dr.  Eug.  Geinitz,  Wesen  u.  Ursache  der  Eiszeit.  —  Sep.-Abdr.  a.  Arch.  Ver.  Fr. 

Naturg.  in  Mecklenburg.  59.  Jahrg.  1905.  Güstrow,  Opitz  &  Co.  8°.  46  pag.,  Taf. 

Prof.  Dr.  R.  Klett,  Unsere  Haustiere.  Unter  Mitwirkung  hervorragender  Fachmänner  u. 
Tierfreunde.  Stuttgart,  Deutsche  Verlags-Anstalt,  1905.  Gr.  4°.  20  Lief,  mit  13  Farben¬ 
tafeln  u.  650  Fig.  n.  d.  Leben  h  Lief.  M.  0.60. 

Bull.  U.  S.  Nat.  Museum  No.  50.  R.  Ridgway,  The  Birds  of  North?  a.  Middle  America 
Pt.  III.  Washington,  Governm.  Print.  Office,  1904.  8°.  20,  801  pag..  72  Fig..  19  Taf. 
Mission  Scientifique  en  Persepar  J.  de  Morgan.  T.  III:  Etudes  Geologiques 
Pt.  IV.  Paläontologie  (Moll,  foss.)  par  H.  Douville.  Paris,  E.  Leroux,  1904.  Gr.  4°. 
p.  185-380,  Taf.  25-50. 

Verh.  u.  Mitteil.  d.  Siebenbürg.  Ver.  f.  Naturw.  zu  Hermannstadt.  53.  Bd., 
Jahrg.  1903.  Hermannstadt,  Jos.  Drotleff,  1905.  8°.  782  83  pag. 

IV.  Jahresbericht  (1904)  der  Vogelwarte  Rossitten  d.  D.  Ornith.  Gesellsch. 

Herausg.  v.  J.  Thienemann.  —  Sep.-Abdr.  a.  Journ.  f.  Ornith.  April-Heft  1905.  p.  360  418. 
J.  Thienemann,  Vogelwarte  Rossitten  (Vorkommen  von  Turdus  atrigularis  Temm.;  Vogel¬ 
zugsversuch).  —  Sep.-Abdr.  a.  Ornith.  Monatsber.  (Reichenow)  Märzheft  1905.  8°.  2  pag. 
Derselbe,  kurze  Antwort  auf  den  „Offenen  Brief  a.  d.  landwirtschaftl.  Zweigvereine“  etc. 

—  Sep.-Abdr.  a.  Königsberger  Land-  und  forstw.  Zeitung  Jahrg.  1905,  No.  12.  8°.  3  pag. 
Derselbe,  Krähenbastarde.  —  Sep.-Abdr.  a.D.  Jäger-Zeitung  Bd.  44,  No.  30.  1905.  Gr.  4°.  2  pag. 
Musterblätter  aus  der  Graphischen  Kunstanstalt  A  1  p  h.‘  Bruckmann 
in  München.  1905.  Gr.  4°.  14  z.  T.  farbige  Tafeln. 

Mitteilungen  d.  D.  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerkunde  Ostasiens.  Bd.  10, 
Teil  1.  Tokyo  1905,  Verl.  v.  A.  Asher  &  Co.,  Berlin.  8°. 

Zool.  Garten  in  Basel.  Jahresbericht  1904.  Basel,  Druck  v.  E.  Birkhäuser,  1905. 
Gr.  4°.  9  pag. 

Dir.  Dr.  Kerbert,  Over  het  Voorkomen  van  een  Gewei  bij  de  wijfjes  van  sommige 
Cerviden.  —  Sep.-Abdr.  Amsterdam  1905.  8°.  3  pag. 

Jahresbericht  der  Ornitholog.  Gesellsch.  Basel  1904.  Mit  Anhang:  Prof.  Dr.  F. 
Zschokke,  Der  Lämmergeier  in  der  Schweiz.  Druck  v.  R.  G.  Zbinden,  Basel,  1905, 
8°.  42  pag. 

Prof.  L.  v.  Mehely.  Die  herpetologischen  Verhältnisse  des  Mecsek-Gebirges  und  der 
Kapela.  —  Sep.-Abdr.  a.  Ann.  Mus.  Nat.  Hungar.  Budapest  Bd.  3,  1905.  8°.  61  pag.,  41  Fig. 
Natur  und  Schule.  Zeitschr.  f.  d,  ges.  naturkundl.  Unterricht  aller  Schulen.  Herausg. 
v.  B.  Landsherg,  O.  Schmeil  u.  B.  Schmid.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1905. 
Bd.  4,  Heft  5. 


Zusendungen  werden  direkt  an  die  Verlagshaudlung  erbeten. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mahlau,  Fa.  Mahlau  &  Waldschinidt.  Frankfurt  a.  M, 


eine  Reihe  compleher  Jahrgänge 


uon : 

Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde, 
Bulletin  du  (Iluseuni  d’Bistoire  naturelle. 
5chireizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *  Batur  und  Baus. 

Datur  und  Schule,  a  Herthus, 
Ornithologisches  Uahrbuch. 

Ornithologische  CDonatsberichte. 
Ornithoiogi5che  dlonatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  uon 
Rassehunden,  a  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt,  a  Zminger  und  Feld. 

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Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M* 


Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von  : 

Prof.  Dr.  P.  Altmann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Dr.  Hermann  Bolau,  Lehrer  L.  ßuxbaum,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer-Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Keg. -Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  B.  Gabler,  Gymnasial-Oberlehrer  L.  G®  senheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M,  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerns-Meyer,  Prof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  V.  Krudener,  Geli.-Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leyerkühn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Mehely,  Josef  Menges,  Geb.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde, 
H.  Nehrliug,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dri  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reicheuow,  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H.  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Scliäff,  Dr.  P.  Scliiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Prof. 
Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr. 
L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 

- i - .=ss>  •  - - 

Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

—• K  46.  Jahrgang  >*— 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- Ber  ichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an..  _ 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen. 


■  *  •  -J  j 


Der 


\v\\n 

Zoologische  Garten. 


Organ 


der 


Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 


Herausgegeben  von  der 

Keuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  W A LD SCHMIDT. 

1905. 


XL  VI 


Jahrgang. 


Xo.  7. 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt 
Frankfurt  a.  M. 

Die 

Behandlung  des  Wildes  n.  der  Fische, 

von  ihrem  Tode  bis  zur  Verwendung  in  der  Küche 

mit  einem  Aufsätze  über  den  Krebs 

und  deutlicher  Abbildung  eines  Krebs  -  Männchens 
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Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palaeark- 
tischen  FaunengeMets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
27»  bis  3  Druckbogen ,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
10  Mk.  pränumerando ,  im  Buchhandel 
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handenem  Baume  am  Umschläge  Aufnahme. 
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Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
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(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N°*  7.  XLVI.  Jahrgang.  Juli  1905. 


Inhalt. 

Meine  Tierfreundschaften  im  Dresdner  Zoologischen  Garten;  von  Hildegard 
von  Bülow  in  Freienwalde  (Oder).  —  In  welchem  verwandtschaftlichen  Verhältnis  steht 
unsere  häufigste  Rindviehrasse,  die  Simmentaler ,  zu  den  beiden  hausgezähmten  Urrindern 
in  Deutschland,  dem  Bos  taurus  primigenius  und  dem  Bos  taurus  brachyceros?  Von  Wilhelm 
Schuster  in  Friedberg  (Hessen).  —  Das  Verschwinden  der  Hausschwalbe  ( Chelidonuria 
urbica  L.)  aus  den  Städten;  von  Dr.  J.  Gen  gl  er  in  Erlangen.  —  Die  älteste  Ornithologie: 
Die  Ornithologie  des  orientalischen  Altertums;  von  Wilhelm  Schuster  in  Gonsenheim 
hei  Mainz.  —  Die  typischen  stehenden  Formen  von  Crioceris  asparagi  L.  (Spargelhähnchen)  im 
Mainzer  Becken;  von  Wilhelm  Schuster  in  Gonsenheim  hei  Mainz.  —  Bericht  des  Ver¬ 
waltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  zu  Frankurt  a.  M.  an  die  Generalver¬ 
sammlung  der  Aktionäre  am  11.  Mai  1905.  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Literatur.  —  Ein¬ 
gegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Meine  Tierfreundschaften  im  Dresdner  Zoologischen  Garten. 

Von  Hildegard  von  Bülow  in  Freienwalde  (Oder). 

Wenn  wir  heute  in  einen  Zoologischen  Garten  gehen,  besonders 
in  Berlin,  dann  begegnen  wir  zu  allen  Tageszeiten  Spaziergänger. 
Nie  ist  der  Garten  leer  oder  wenigstens  ein  Tierhaus  ohne  Besucher. 
Früher,  vor  zehn  Jahren,  war  das  in  Dresden  anders.  In  dem  hüb¬ 
schen  Garten,  wo  alles  so  bequem  dicht  beieinander  liegt,  ohne  große 
Restauration  im  Garten,  konnte  man  oft  an  Vormittagen  suchen, 
bis  man  einen  Besucher  fand.  Auch  mit  der  Fütterung  vonseiten 
des  Publikums  war  das  nicht  so  erschwert.  Man  durfte  Früchte, 
altes  Brot,  Eicheln  und  Zucker  einfach  mitbringen,  um  es  beliebig 
zu  verfüttern.  An  Nachmittagen  saßen  in  kleinen  Buden  ein  paar 
Frauen,  die  Tüten  mit  dergleichen  Sachen  verkauften;  für  10 — 20  Pf. 
gabs  ein  ganzes  Teil. 

Wir  hatten  mehrere  Jahre  lang  Abonnement  und  konnten  den 
ganzen  Tag  dort  bleiben,  wenn  wir  gewollt  hätten.  Damals  nun 
war  ich  11 — 13  Jahre  alt  und  war,  weil  ich  wegen  Kränklichkeit 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  13 


194 


mir  wenige  Privatstunden  im  Hause  haben  konnte,  viele  Stunden 

am  Tage  im  Zoologischen  Garten.  Das  war  eine  schöne  Zeit!  Wenn 

ich  im  Großen  Garten  spazieren  ging,  so  sammelte  ich  mir  eine 

kleine  Tasche  voll  Eicheln  für  die  Bären,  und  außerdem  nahm  ich 

•  • 

altes  Brot,  Zucker,  Apfelschalen  u.  drgl.  mit,  um  meinen  Freunden 
eine  Freude  zu  bereiten. 

Aber  erzählen  will  ich  mehr  von  den  Lieblingen,  die  diese  Lecker¬ 
bissen  verschmähten,  von  den  Raubtieren.  Besonders  im  Frühjahr 
und  Herbst  war  ich  sehr  viel  im  Garten,  auch  gerade  des  Morgens, 
wenn  sonst  selten  ein  Mensch  sich  dorthin  verirrte.  Für  diese  Be¬ 
suche  hatte  ich  ein  Paar  Dänische  Handschuhe,  die  ich  immer  wieder 
anzog  und  die  ganz  prächtig  rochen. 

Wenn  ich  stolz  meine  Karte  gezeigt  hatte  und  oft  auch  ohne 
diese  eingelassen  war,  weil  sämtliche  Angestellte  und  Wärter  mich 
kannten,  ging  ich  gleich  zuerst  ins  Löwenhaus.  Einmal  hatte  ich 
einen  kleinen  Tiger,  der  bald  nach  seiner  Geburt  innige  Freundschaft 
mit  mir  schloß.  Ich  brauchte  nur  an  seinen  Käfig  zu  treten,  so  kam 
er  heran,  schnüffelte  an  meinen  erst  vorsichtig  hingehaltnen  Händen, 
ließ  sich  streicheln  und  krauen  und  spielte  mit  mir,  indem  ich  so 
tat,  als  wollte  ich  fortgehen,  worauf  er  anfing  zu  miauen,  sich  gegen 
das  Gitter  drückte,  um  mich  zu  sehen,  und  in  derselben  Art  Ver- 
steckens  spielte,  wobei  er  auch  tat,  als  wollte  er  sich  verstecken, 
indem  er  auf  sein  Brett  hüpfte,  sich  duckte  und  mich  mit  den  hüb¬ 
schen  Augen  anblinzelte  —  genug,  ein  Gespiele  wie  ein  junges  Haus¬ 
kätzchen.  Es  war  ein  reizendes,  bildhübsches  Geschöpfchen  !  Eines 
Tages  kam  mir  der  nette,  alte  Wärter  entgegen  und  erzählte  mir 
tief  betrübt,  uuser  Tigerkind  werde  getötet  werden  müssen,  weil  es 
unter  eine  herabfallende,  schwere  Zwischentür  geraten  sei  und  sich 
offenbar  innerlich  beschädigt  habe.  Bald  darauf  schloß  ich  Freund¬ 
schaft  mit  einem  ebenfalls  dort  geborenen  Löwen kind.  Mein  »Löwchen« 
liebte  mich  bald  so  zärtlich,  wie  ich  ihm  zugetan  war.  Wir  spielten 
ebenso,  und  ich  brauchte  nur  ins  Haus  getreten  zu  sein,  so  erkannte 
es  meine  Stimme  und  miaute,  brüllte  nach  mir  und  drückte  gewalt¬ 
sam  sein  Schnäuzchen  ans  Gitter,  um  mich  zu  sehen.  Beim  Spielen 
tollte  und  sprang  es  in  seinem  Käfig  umher,  ließ  sich  streicheln, 
seinen  Schwanz  haschen  u.  drgl.  Das  ging  so  das  ganze  Frühjahr 
hindurch,  bis  wir  zum  Sommer  acht  Wochen  verreisten.  Im  Herbst 
galt  der  erste  Besuch  natürlich  »meinem  Löwchen«.  Ob  es  noch  lebt? 
Richtig,  da  marschierte  es  langsam  und  gemessen  in  seinem  Raum 
umher  —  und  wie  groß  war  es  geworden!  Ich  rief  es  an  und  sprach 


195 


mit  ihm.  Sogleich  kam  es,  beroch  meine  Hände,  fing  an  zu  miauen, 
besah  mich  prüfend  und  ließ  sich  sogleich  nach  gewohnter  Art  auf 
dem  Rücken  und  im  Gesicht  streicheln  —  die  alte  Freundschaft  war 
wieder  erneuert.  Wie  groß  war  meine  Freude  über  dieses  Wieder¬ 
erkennen  !  Gegen  andere  Menschen  war  »Löwchen«  ebenso  mi߬ 
trauisch  und  feindlich  wie  alle  seine  Verwandten.  Schließlich  fing 
ich  noch  an  mich  mit  einer  Silberlöwin  zu  befreunden.  Da  deren 
Käfig  schräg  gegenüber  war,  so  konnten  beide  Löwen  sich  sehen, 
also  auch,  wie  ich  bald  mit  dem  einen,  bald  mit  dem  anderen  schön¬ 
tat.  Dies  war  nun  ein  Grund  zur  größten  Eifersucht.  War  ich  bei 
der  Silberlöwin,  so  brüllte  mein  Löwchen  in  traurigsten  oder  wildesten 
Tönen  und  tobte  in  seinem  Käfig  und  am  Gitter  umher  —  kurz  es 
war  sehr  eifersüchtig,  so  daß  ich  nun  beim  Streicheln  vorsichtiger 
sein  mußte.  Bald  wurde  aber  die  Löwin  weiterhin  direkt  am  Ein¬ 
gang  in  einen  anderen  Raum  gelassen,  so  daß  mein  Löwchen  sie  nicht 
mehr  sehen  konnte.  Dies  dämpfte  leider  seine  Aufregung  nicht ;  es 
preßte  seine  Schnauze  so  gegen  das  Gitter,  daß  sie  schließlich  anschwoll 
und  der  Wärter  mich  darauf  aufmerksam  machte.  Darauf  ging  ich 
einige  Tage  gar  nicht  mehr  hin  und  besuchte  nur  noch  leise  und 
heimlich  die  schöne  Silberlöwin.  Später,  als  ich  Löwchen  wieder 
regelmäßig  besuchte,  war  ich  vorsichtiger.  Ich  vermied  es,  seine 
Eifersucht  zu  wecken,  und  tat  sehr  schön  mit  ihm.  Eines  Tages 
stellte  mir  die  Silberlöwiu  ihre  Jungen  vor  —  das  war  eine  Freude! 
Sieben  prächtige,  kleine  Krabbeltiere  —  echte  kleine  Katzen !  Die 
Mutter  war  jetzt  sehr,  sehr  mißtrauisch  ;  sie  ließ  mich  nicht  die 
Kleinen  streicheln.  Unruhig  lief  sie  am  Gitter  auf  und  ab,  schob 
die  Jungen  wieder  zurück,  sobald  eins  in  meine  Nähe  kam,  und 
zischte  auch  manchmal  ängstlich.  Aber  schon  beim  zweiten  Besuche 
meinerseits  ließ  sie  sich  selbst  etwas  streicheln  und  blieb  bald  ganz 
ruhig,  wenn  ich  kam  und  die  Jungen  an  meinen  Handschuhen  riechen 
ließ.  Nach  einigen  Tagen  durfte  ich  schon  ein  Weilchen  mit  ihnen 
spielen  und  sie  mit  mir.  So  legte  sich  eins  z.  B.  auf  den  Rücken 
und  haschte  mit  allen  Vieren  nach  meinen  Fingern.  Sogar  mal  am 
Schwänzchen  oder  Ohrchen  durfte  ich  zupfen!  Dies  waren  so  meine 
Freunde  im  Raubtierhause.  Ein  junger  Jaguar  ließ  sich  auch  eine 
Zeitlang  von  mir  mit  Vorsicht  streicheln,  ebenso  ein  ganz  alter  Löwe. 
Von  letzterem  hat  mir  der  gute,  alte  Wärter  einige  Barthaare  ge¬ 
schenkt,  nachdem  das  schöne  Tier  gestorben  war.  Einmal  waren 
zwei  junge  Braune  Bären  da,  »Bobbi«  und  »Bibbi«.  Die  Mutter 
hieß  Nelly.  Diese  beiden  zotteligen  Tierchen  waren  allerliebst.  Der 


196 


runde  Zwinger  war  mit  zwei  großen  Gitterfensteru  versehen  uud  ohne 
Dach.  Oben  befand  sich  eine  Galerie,  von  der  aus  die  Besucher 
Futter  warfen  und  die  Bären  auf  den  Kletterbaum  hinauf  zu  locken 
versuchten.  In  der  Mitte  war  ein  Wasserbassin  angebracht,  über  das 
ein  Baumstamm  gelegt  war.  Die  Gitter  waren  doppelt,  und  zwar  das 
innere  so  weit,  daß  die  kleinen  Bären  durchkriechen  konnten;  das  äußere 
bestand  aus  engstehenden  Stangen.  Fiel  nun  ein  Leckerbissen  zwischen 
die  Gitter,  dann  langten  die  großen  Bären  mit  den  Pfoten  vorsichtig 
danach,  um  ihn  hereinzuziehen.  Bobbi  und  Bibbi  —  der  erstere  war 
etwas  größer  und  stärker  —  spielten  allerliebst  miteinander.  Wenn  der 
Wärter  kam  und  ihnen  den  Besen  hinhielt,  so  spielten  sie  auch  damit. 
War  vormittags  niemand  Fremdes  da,  dann  öffnete  er  wohl  das  äußere 
Gitter,  und  flugs  kamen  die  beiden  braunen  Brüder  hindurchgekrochen 
uud  amüsierten  sich  prächtig  draußen.  Mit  dem  Besen  wurde  dann 
mit  ihnen  gespielt,  und  nach  einigen  Minuten  wurden  eie  damit  wieder 
in  den  Käfig  »gekehrt«.  Nelly  war  eine  gute  Mutter ;  ihr  war  diese 
kurze  Trennung  sehr  ärgerlich.  Ängstlich  brummend  und  schnüffelnd 
trottete  sie  auf  und  ab,  um  ihre  Kinder  schließlich  mit  den  Pfoten 
in  Empfang  zu  nehmen,  indem  sie  ihnen  beim  Durchkriechen  unge¬ 
duldig  zusah  und  mit  den  Krallen  nach  ihnen  langte.  Auch  wenn 
die  Kleinen  nicht  herausgelassen  wurden,  saßen  sie  meist  zwischen 
dem  Gitter  und  krochen  an  den  Stäben  in  die  Höhe,  wenn  ich  ihnen 
z.  B.  Zucker  hochhielt.  Es  war  zu  possierlich  anzusehen,  wenn  sie 
in  ihrem  noch  so  losen  Fellchen  kletterten.  Die  Alte  half  ihnen  oft 
dabei.  Besonders  beim  Herunterkriechen  erfaßte  sie  eins  nach  dem 
anderen  mit  den  Pranken  und  unterstützte  sie  so,  damit  sie  nicht  fallen 
sollten.  War  einer  auf  den  Baum  hinaufgestiegen,  so  ließ  ich  mir 
zuerst  ein  Pfötchen  von  ihm  geben,  schüttelte  es  freundschaftlich, 
und  erst  dann  gab  ich  ihm  den  verdienten  Lohn  ins  Mäulchen.  Aller¬ 
liebst  sah  es  aus,  wenn  ein  besonders  beliebtes,  großes  Stück  Frucht 
oder  Zucker  zwischen  die  beiden  gefallen  war.  Erst  kümmerte  sich 
Nelly  gar  nicht  darum,  sondern  fraß  selbst  stets  nur,  was  man  ihr 
direkt  gegeben  hatte.  Oft  überließ  sie  sogar  ihr  Stück  einem  der 
Kleinen,  wenn  diese  darum  bettelten.  Waren  aber  beide  Brüder  auf 
ein  Stück  losgefahren,  so  wagten  sie  nicht  zuzugreifen,  sondern  setzten 
sich  einander  gegenüber  mit  dem  Leckerbissen  in  der  Mitte.  Nun 
fingen  sie  an  aus  der  Entfernung  daran  zu  schnuppern,  dann  sachte, 
mit  zitternden  Pfoten  danach  zu  greifen,  ohne  aber  zu  wagen,  es 
zu  berühren.  Dabei  weinten  und  seufzten  sie  immer  und  sahen  sich 
ängstlich  gegenseitig  au.  Auch  nach  der  Mutter  schielten  sie  hin, 


197 


immer  in  den  kläglichsten  Tönen  leise  weinend.  Es  klang  wie:  »Ach, 
du  lieber  Gott;  ach,  du  lieber  Gott!«  Gerade  diese  Seufzer  und  die 
sehnsüchtigen  oder  ängstlichen  Blicke  waren  gar  zu  komisch!  Dauerte 
der  Alten  das  zu  lange,  dann  ging  sie  meist  zu  Bibbi,  dem  stärkeren, 
und  schuüffelte  ihm  laut  ins  Ohr,  daß  es  aussah,  als  flüstere  sie  ihm 
zu :  »Der  Klügere  gibt  nach«.  Jedenfalls  ließ  Bibbi  dann  regelmäßig 
ab,  nicht  ohne  vorher  noch  dem  schönen  Leckerbissen  tiefbetrübte 
Blicke  zuzuwerfen.  Diese  Szene  spielte  sich  sehr  oft  immer  fast  in 
der  gleichen  Weise  ab  und  verfehlte  auch  natürlich  niemals  seine 
Wirkung  bei  den  Zuschauern.  Oft  jagten  sich  beide,  indem  sie  sich 
dann  hinter  die  Mutter  versteckten  und  diese  dabei  oft  fast  um¬ 
rannten.  Auch  über  die  Brücke  ging  dann  die  Jagd,  so  daß  hin 
und  wieder  einer  dabei  ins  Wasser  fiel  und  schrecklich  ängstlich 
plätscherte.  Kaum  hatte  Nelly  das  gesehen,  so  war  sie  auch  schon 
hinterher,  kriegte  den  Kleinen  beim  Kragen,  setzte  ihn  erst  aufs 
Land  und  kam  dann  selbst  heraus.  Eines  Tages  passierte  es  dem 
einen  zweimal  kurz  hintereinander  ins  Bassin  zu  fallen.  Aber  das 
war  der  Mama  zu  viel  —  beim  zweitenmal  schüttelte  sie  ihn  erst 
sehr  derb,  ehe  sie  ihn  freigab.  Bobbi  und  Bibbi  waren  meine  be¬ 
sonderen  Lieblinge;  sie  waren  ganz  entzückend.  Ich  konnte  mich  nicht 
sattsehen  an  dem  drolligen  Klettern  und  Spielen.  Waren  sie  hungrig, 
dann  liefen  sie  hinter  der  Mutter  her,  auf  drei  Beinen  mit  der  einen 
Vorderpfote  im  Maul  und  daran  saugend,  unter  leisem  und  allmählich 
lauter  werdendem  Geweine  und  Gebrumm.  Mutter  Nelly  ließ  sich  dann 
auch  meistens  nicht  lauge  bitten,  sondern  setzte  sich  mit  dem  Rücken 
gegen  eine  Wand  gelehnt  und  —  Zuschauer  störten  sie  absolut  nicht. 
Später,  als  die  beiden  Brüder  stärker,  größer  und  dicker  wurden, 
wurde  das  Durchkriechen  durch  das  Gitter  immer  beschwerlicher, 
und  es  ging  schließlich  nur  noch  an  einer  bestimmten  Stelle.  Sobald 
ich  kam,  krochen  sie  gewöhnlich  schnell  hoch  und  streckten  ihre 
Pfoten  hindurch,  um  mich  zu  begrüßen  und  meinen  »süßen«  Dank 
in  Empfang  zu  nehmen.  Eines  Tages  wurden  sie  an  eine  herumziehende 
Menagerie  verkauft  —  das  war  für  mich  ein  schwerer  Schmerz! 

Auch  ein  Paar  russischer  Wölfe  nannte  ich  meine  Freunde.  Bei 
diesen  konnte,  wie  beim  Löwchen,  die  Liebe  auch  nicht  durch  den 
Magen  gehen,  und  doch  liebten  sie  mich  oder  waren  wenigstens  sehr 
nett  zu  mir.  Besonders  der  Wolf  freute  sich  sichtlich,  wenn  er  mich 
kommen  sah.  Er  bellte  nach  mir;  kam  ich  zu  ihm,  so  ließ  er  sich 
streicheln  und  klopfen  wie  ein  Hund.  Er  fraß  übrigens  doch  auch 
manchmal  etwas  Zucker,  den  die  Wölfin  verschmähte.  Lag  er  in 


198 


seiner  Hütte  und  ich  rief  ihn  »Wolf«,  so  kam  er  sogleich  an,  guckte 
aber  erst  vorsichtig  aus  der  Tür  heraus.  Als  die  Wölfin  Junge 
hatte  —  es  waren  neun  Stück  — ,  da  war  sie  einige  Tage  böse, 
sodaß  ich  sie  nicht  anfassen  durfte.  Als  sie  mich  in  der  Folge  aber 
öfter  sah  und  ich  immer  gleich  freundlich  war,  duldete  sie  wieder 
meine  Liebkosungen,  aber  nur  augenblicksweise.  Husch  war  sie  immer 
wieder  weg  zu  ihren  Kindern.  Als  diese  nun  größer  wurden  und 
auch  frei  herumliefen,  litt  sie  anfangs  deren  Berührung  nicht.  Vor¬ 
sichtig  drängte  sie  sich  zwischen  meine  Hand  und  die  Jungen.  Endlich 
aber  wurden  die  Jungen  zu  unruhig  und  spielerisch,  sie  balgten  und 
jagten  sich.  Und  so  konnte  sie  es  auch  nicht  mehr  hindern,  daß 
diese  anfingen  mit  meiner  Hand  zu  spielen.  Sechs  waren  normal 
gefärbt,  zwei  waren  aber  ganz  weiß  und  eins  war  schwarz.  Es  sah 
sehr  niedlich  aus,  wenn  alle  neun  nun  über-  und  untereinanderkugelten 
und  dabei  mit  ihren  noch  so  kindlichen  Stimmen  bellten.  Nachdem 
ich  einige  Tage  mit  ihnen  hatte  spielen  dürfen,  erkannten  sie  mich 
wieder,  wenn  ich  uoch  ziemlich  weit  ab  war  und  nach  ihnen  rief. 
Was  aus  ihnen  geworden  ist,  weiß  ich  nicht,  da  wir  bald  von  Dresden 
fortzogen.  Zu  dieser  selben  Zeit  befand  sich  ein  Wildesel  in  einem 
Hause.  Dieses  schöne  sandgelbe  Tier  mit  dem  dunklen  Rückenstreifen 
war  ziemlich  zutulich  geworden.  Es  hat  aber  doch  lange  gedauert, 
bis  es  Interesse  an  der  ihm  von  mir  angebotenen  Freundschaft  ge¬ 
wann.  Wenn  ich  kam,  hielt  ich  ihm,  meinem  »Hans«,  eine  behand¬ 
schuhte  Hand  hin,  woran  er  erst  eifrig  schnupperte,  wohl  um  zu 
studieren,  wen  ich  schon  vorher  gestreichelt  hatte.  In  der  ersten 
Zeit  fuhr  er  oft  ziemlich  erschreckt  zurück,  wenn  er  gerochen  hatte, 
daß  ich  mein  »Löwchen«  oder  sonst  eine  wilde  Bestie  geliebkost 
hatte.  Schließlich  gewöhnte  er  sich  daran,  doch  wurde,  wie  gesagt, 
jedesmal  erst  der  Handschuh  einer  sehr  genauen  Revision  unterzogen. 
»Hans«  sollte  sich  durch  den  Handschuh  erst  mehr  an  mich  ge- 
wohnen,  so  dachte  ich  damals,  weil  das  schöne  Tier  erst  sehr  wild 
und  gleichgültig  war.  Schließlich  durfte  ich  meinen  Hausi  mit  bloßer 
Hand  streichelu,  auf  dem  Rücken  klopfen,  um  Ohren  und  Maul 
krauen  und  die  Zuckerstücke  zwischen  seine  Zähne  schieben.  Sonst 
versuchte  er  jeden  zu  beißen,  und  sein  scharfes  Gebiß  zu  sehen,  war 
schon  genügend. 

Nun  komme  ich  zu  einem  kleinen  Ziegenbock,  dem  ich  den 
unästhetischen  Namen  »Stinkböckchen«  gegeben  hatte.  Aber  das 
Tier  war  äußerlich  auch  wirklich  unästhetisch  anzusehen,  vielmehr 
»anzuriechen«.  Es  ist  tatsächlich  wahr,  daß  Stiukböckchens  Existenz 


199 


durch  den  halben  Garten  vvahrzunehmen  war.  Man  brauchte  nur 
der  Nase  nach  zu  gehen.  Stinkböckchens  Herz  war  jedoch  golden  — 
ein  guter  Kern  in  häßlicher,  übelriechender  Schale !  Ich  habe  mich 
damals  noch  nicht  um  die  Familiennamen  meiner  Tierfreunde  ge¬ 
kümmert,  daher  weiß  ich  heute  leider  nicht,  wie  das  Tier  hieß.  Es 
war  ein  gedrungen  gebauter,  wohlproportionierter  Körper,  das  Fell 
kurzhaarig  dunkelbraun  und  grau,  doch  kann  ich  genauer  die  Zeich¬ 
nung  nicht  angeben.  Der  Bart  war  kurz  und  spitz,  und  ebenso  die 
Hörner,  die  sich  mäßig  nach  hinten  bogen.  Über  zwei  Jahre  dauerte 
meine  Freundschaft  mit  ihm,  bis  wir  fortzogen.  Wenn  ich  von  einer 
bestimmten  Stelle,  ehe  ich  ihn  sehen  konnte,  nach  ihm  rief :  »Stink- 
böckchen«,  dann  fing  er  an  ganz  laut  mir  entgegenzumeckern  und 
kam  in  seinem  Gehege  möglichst  weit  auf  mich  zu.  Auch  studierte 
er  mit  leidenschaftlichem  Interesse  meine  Krau-Handschuhe,  was  für 
ihn  wohl  so  interessant  war,  wie  für  einen  langjährigen  Gefangnen 
eine  Zeitung.  Ging  ich  an  seinem  Gitter  entlang,  ihm  die  behand¬ 
schuhte  Hand  hinhaltend,  so  trottete  er  in  kurzem  Trab  nebenher, 
mit  der  Nase  immer  an  meinem  Handschuh  schnuppernd,  oben  und 
unten,  ganz  genau,  wie  magnetisch  angezogen  von  dem  schönen  Duft. 
Ich  spielte  stundenlang  mit  ihm,  sprang  und  lief  auf  und  ab,  wobei  er 
mitlaufend  die  possierlichsten  Kapriolen  und  Bocksprünge  vollführte. 
Für  Zucker  und  Brot  war  er  sehr  empfänglich,  natürlich !  Ich  höre 
noch  in  Gedanken  sein  helles  Stimmchen!  Mein  gutes,  kleines  Stink- 
böckchen,  du  hast  mir  damals  viel  Spaß  gemacht  und  die  Zeit  verkürzt! 

Im  Antilopenhaus  war  in  einem  Frühjahr  eine  Zwergautilope, 
die  ich  fast  täglich  besuchte.  Diese  kleinen  Tierchen  sind  äußerst 
zierlich,  haben  aber  unverhältnismäßig  große,  sanfte  Augen.  Die 
Rückenhöhe  beträgt  nur  etwa  25  cm.  Die  Schnauze  ist  ganz  spitz 
und  die  Zunge  fadenförmig.  Dieses  kleine,  sonst  so  schrecklich  ängst¬ 
liche  Geschöpfcheu  schien  mich  zärtlich  zu  lieben,  denn  sobald  ich 
an  sein  Gitter  herantrat,  kam  es  angetrippelt  und  leckte  mich,  ja 
leckte  meine  Hände  ganz  naß.  Es  war  ein  rührendes,  kleines  Geschöpf, 
das  mich  so  liebkoste.  Mit  seiner  laugen,  schmalen  Zunge  fuhr  es 
fast  mit  eidechsenartiger  Geschwindigkeit  über  meine  Hände,  was  mir 
aber  wegen  der  Klebrigkeit  seines  Speichels  nicht  besonders  angenehm 
war.  Sein  zierliches  Köpfchen  legte  es  oft  in  meine  aufgehaltene 
Haud  und  bot  auch  seinen  Rücken  mit  dem  seidenweichen  Fellchen 
zum  Streicheln  und  zum  Krauen  hin. 

In  dem  gleichen  Haus  hatte  ich  zu  dieser  Zeit  auch  ein  Zebra¬ 
paar,  die  aber  meist  durch  ein  Gitter  getrennt  waren.  Kam  ich, 


200 


um  ihnen  Zucker  zu  bringen  und  sie  zu  streicheln,  so  entflammte 
die  Eifersucht  sie  zu  äußerstem  Zorn.  Streichelte  icli  den  »Hans«, 
so  kam  die  Stute  angeranut,  biß  voll  Wut  in  das  Gitter  und  keilte 
ganz  wild  mit  den  Hufen.  Ebenso  geschah  es  umgekehrt.  Wenn 
ich  ihr  etwas  zu  Fressen  gab,  so  fing  »Hans«  an  zu  schreien  und 
mit  einem  Vorderfuß  gegen  die  Latten  zu  klopfen.  Hans  war  gut¬ 
mütiger  und  versuchte  auch  in  der  höchsten  Eifersucht  und  bei  Futter¬ 
neid  nicht  mich  zu  beißen,  sondern  er  tat  nur  sehr  beklagenswert, 
schrie  und  klopfte,  um  mich  auf  sich  aufmerksam  zu  machen.  Kam 
ich  zu  ihm,  dann  tat  er  extra  schön  mit  mir,  d.  h.  richtiger  gesagt, 
er  ließ  sich  extra  guttun,  hielt  mir  seine  Ohren  und  An  gen  zum 
Krauen  hin  und  leckte  auch  meine  Hand,  wenn  ich  so  tat,  als  hätte 
ich  ihn  vergessen,  und  meine  Hand  draußen  still  gegen  das  Gitter 
hielt.  Er  wollte  mich  damit  veranlassen,  nicht  so  müßig  dazustehen, 
sondern  ihn  lieber  zu  krauen.  Später  hatten  sie  dann  ein  sehr  nied¬ 
liches  Fohlen,  mit  dem  ich  mich  jedoch  nicht  so  recht  anfreunden 
konnte,  wie  es  anfangs  den  Anschein  hatte.  Das  Fohlen  kam  mir 
zuerst  mit  viel  Vertrauen  entgegen,  aber  die  Mutter  wurde  immer 
böser ,  sodaß  ich  nur  noch  mit  »Hans«  schöntun  konnte,  was  ich 
auch  um  so  lieber  tat,  als  im  Sommer  die  Tiere  ja  tagsüber  im  Freien 
waren,  und  ich  mich  dann  mit  ihm  neckte,  indem  ich  rasch  auf  und 
ab  lief  und  ihm  dabei  immer  Zucker  hinhielt.  Bei  diesem  Getobe 
machte  mein  Hans  die  wildesten  Sätze,  und  wie  oft  habe  ich,  weil 
in  der  Schnelligkeit  überholt,  die  ganzen  Augen  voll  Sand  bekommen! 
Wie  verschieden  sich  doch  beide  Tiere  benahmen,  wenn  sie  von  der¬ 
selben  Eifersucht  geplagt  wurden!  Das  kleine  Fohlen  wurde  einfach 
gebissen,  wenn  sichs  mit  mir  befaßte  und  streicheln  ließ,  die  Alte 
drängte  sich  dazwischen  und  biß  schließlich  nach  uns  beiden.  Gegen 
andere  Menschen  war  sie  dagegen  gleichgültig  und  nahm  Futter  ent¬ 
gegen,  zeigte  sich  aber  doch  stets  mürrisch  und  zum  Beißen  aufge¬ 
legt.  Wie  anders  war  dagegen  der  schöne  Zebrahans! 

Natürlich  fanden  sich  unter  den  befiederten  Genossen  des  Gartens 
auch  einige,  die  meine  Freundschaft  annah  men,  so  z.  B.  im  Vogel¬ 
haus  ein  Orangetrupial.  Dieses  schöne  Tier  ließ  sich  vou  mir  »Häns¬ 
chen«  rufen  und  kam  auf  meinen  Ruf  auch  sofort  auf  eine  bestimmte 
Stange  am  Gitter  angeflogeu.  Dort  gab  er  mir  das  Pfötchen,  so 
oft  ichs  verlangte,  und  suchte  durchs  Gitter  zwischen  meinen  Fingern 
nach  Leckerbissen,  ohne  mich  in  der  Ungeduld  beißen  zu  wollen. 
Konnte  er  gar  nichts  finden,  so  hämmerte  er  kräftig  gegen  die  Finger¬ 
nägel.  Leider  konnte  ich  das  Vögelchen  nicht  streicheln;  das  Gitter 


201 


war  für  unsre  Zärtlichkeiten  ein  sehr  großes  Hindernis,  sonst  wäre 
der  Vogel  sicher  auf  meine  Hände  gehüpft.  So  mußte  ich  mich 
begnügen,  sein  hingehaltenes,  gegen  das  Gitter  gedrücktes  Köpfchen 
sachte  zu  streicheln,  mir  das  Pfötchen  geben  zu  lassen,  ihm  Lecker¬ 
bissen  zu  reichen  oder  mit  ihm  zu  spielen,  indem  ich  ein  Stückchen 
Nuß  oder  Frucht  bald  hier-,  bald  dorthin  hielt  oder  es  bei  ausgebreiteter 
Hand  zwischen  zwei  Finger  steckte,  so  daß  er  es  erst  suchen  mußte. 
Setzte  ich  mich  auf  eine  Bank  in  der  Nähe,  so  blieb  Hänschen  mir 
möglichst  nahe  still  sitzen  und  ließ  mich  nicht  aus  den  Augen.  Das 
Tierchen  war  ganz  entzückend.  Leider  fand  ich  es  eines  Tages  mit 
verstümmeltem  Füßchen  auf  seiner  Stange  betrübt  dasitzen.  Das 
arme  Tier  war  von  da  an  nicht  nur  sehr  behindert,  sondern  auch 
kränklich  ;  bald  starb  es  dann,  nicht  ohne  vorher  immer  wieder  wie 
hilfesuchend  mir  sein  schmerzendes  Pfötchen  hingehalten  zu  haben. 
Einige  Papageien,  besonders  zwei  Kakadus  und  ein  großer  Roter  Ara, 
wurden  von  mir  natürlich  auch  gebührend  bewundert,  gestreichelt, 
gekraut  und  geküßt.  Schließlich  durfte  ich  sie  sogar  auf  meinen 
Arm  kriechen  lassen,  was  sie  ungeheuer  gern  taten.  Doch  erlaubte 
ich  dies  immer  sehr  ungern,  weil  mir  das  doch  bänglich  war,  denn 
herunter  und  in  ihre  Schaukel  wollten  sie  dann  absolut  nicht  wieder, 
und  schließlich  waren  sie  durch  vieles  Necken  der  Kinder  und  son¬ 
stigen  Besucher  doch  recht  falsch.  Obgleich  ich  öfter  einen  Kniff 
von  ihnen  bekam,  wenn  ich  ihnen  nicht  den  Willen  tun  wollte,  so 
bin  ich  doch  nur  einmal  blutig  gebissen  worden,  als  ein  nichtsnutziger 
Knabe,  den  ich  nicht  hatte  kommen  hören,  dem  Kakadu,  der  auf 
meiner  Hand  saß,  Orangenschalen  an  den  Kopf  warf  —  und  da 
wäre  ich  wohl  auch  wütend  geworden!  Zum  Schluß  möchte  ich  noch 
einen  großen  Hirsch  erwähnen,  der  so  böse  auf  die  Gartenbesucher 
war,  daß  er  fortgesetzt  gegen  das  Gitter  rannte,  sobald  jemand  den 
Weg  entlang  ging.  Es  war  ein  sehr' großes,  starkes  Tier,  ein  Acht¬ 
zehnender  mit  prachtvollem,  gleichmäßigem  Geweih.  Wenn  ich  nicht 
von  einer  direkten  Freundschaft  zwischen  uns  reden  kann,  so  achteten 
wir  uns  doch  schließlich  gegenseitig  soweit,  daß  wir  höflich  mit¬ 
einander  verkehrten  und  er  Eicheln  und  Brot  aus  meiner  Plaud  annahm. 
Auch  begleitete  er  mich  regelmäßig  in  stolzer,  nicht  bösartiger  Hal¬ 
tung  durch  sein  ganzes  Gehege.  War  er  bei  seinem  Häuschen  am 
Futtertrog  und  rief  ich  ihn  »Hirsch,  Hirsch«,  so  lauschte  er  erst 
nach  mir  und  kam  daun  gravitätisch  anspaziert. 

Dies  waren-  meine  Tierfreundschaften,  an  denen  ich  mich  noch 
heute  in  der  Erinnerung  herzlich  freue.  Es  war  eine  schöne  Zeit ! 


202 


ln  welchem  verwandtschaftlichen  Verhältnis  steht  unsere 
häufigste  liindviehrasse,  die  Simmentaler,  zu  den  beiden 
hausgezähmten  Urrindern  in  Deutschland,  dem  Bos  taurus 
primigenius  und  dem  Bos  taurus  brachyceros? 

Von  'Wilhelm  Schuster  in  Friedberg  (Hessen). 

Die  rot-  oder  gelbweiße,  große,  starke,  schnurgeraderückige 
Simmental-Saanenviehrasse,  von  der  Heck  im  »Tierreich«  ein  ge¬ 
fälliges  Bild  gibt,  ist,  abgesehen  von  Miscbzüchtuugeu,  heute  in  der 
Umgegend  Frankfurts,  iu  Hessen-Nassau  und  dem  Großherzogtum 
Hessen,  die  am  häufigsten  gehaltene  Hauskuh.  Die  kleine,  gelbrote, 
harte,  genügsame,  alteingeborene  Vogelsbergerkuh  —  mehr  eiu 
Gebirgs-  und  Zug-  als  Milchtier  — ,  die  mit  den  übrigen  rotbraunen 
Höhenrassen  Mitteldeutschlands  ( Westerwälder-,  Vogtländer-,  Harzer- 
Rasse)  zu  der  Untergruppe  der  keltischen  Hochlaudsrinder  gerechnet 
wird  (Werner),  hat  sich  bis  jetzt  leider  nur  auf  einem  kleinen,  zen¬ 
tralen  Höhengebiet  unseres  Vogelsberges  erhalten,  weitergezüchtet 
von  der  Kerntruppe  des  alten  autochthonen  Chattengeschlechts. 
Soweit  ich  die  Entwickelung  meines  engeren  Heimatländchens  kenne, 
wird  der  entzückend  reine  Vogelsberger-Schlag  mit  der  Zeit  der 
Simmental-Berner,  der  Holländer  Kuh  und  den  unfehlbar  —  aus  Nütz¬ 
lichkeitsrücksichten  —  sich  einbürgernden  Mischzüchtungen  sicher 
gänzlich  weichen.  Der  moderne  Güteraustausch  bediugt  das  Ver¬ 
schwinden  einer  bescheideneren  Viehrasse. 

In  welchem  verwandtschaftlichen  Verhältnis  steht  nun  die  Simmen¬ 
taler  Kuh  zu  Bos  taurus  primigenius  und  Bos  taurus  brachyceros ,  deu 
beiden  hausgezähmten  Urrindern  in  Deutschland? 

Schon  Ni  lsson  und  Rütimeyer  haben  nachgewiesen  und  audere 
(Ilelmich  u.  a.)  haben  es  in  ihren  Abhandlungen  —  mit  billigender 
Bestätigung  —  aufgenommen,  daß  die  osteologischen  Merkmale  der 
Simmeutal-Saanenviehrasse  (und  der  schwarzen,  bezw.  schwarz-weißen 
Freiburger  Rasse)  sich  bei  dem  » Bos  frontosus «  wiederfiuden,  obwohl 
dieser  iu  der  Periode  der  Pfahlbauten  in  der  Schweiz  fehlte.  Wie 
steht  es  nun  mit  diesem  Bos  frontosus  ?  Zunächst  sei  hier  bemerkt, 
daß  man  als  Heimat  des  Bos  frontosus  Deutschland  angegeben  hat. 
Da  aber  die  in  den  Torfmooren  Skandinaviens  (Jaravall  in  Süd- 
schvveden)  und  in  England  ebenfalls  gefundene  Ochsenart  von  Bos 
frontosus  herzuleiten  ist,  so  soll  Frontosus  von  Deutschland  nach 
Skandinavien  »ausgewaudert«  sein  zur  Zeit,  als  beide  Gebiete  noch 
vereinigt  waren  (Wilckens).  Wenn  Bos  frontosus  nun  also  iu  Schwe- 


203 


den  fossil  gefunden  wird,  in  der  Schweiz  aber  zur  Zeit  der  Pfahl¬ 
bauten  und  selbst  noch  zur  Römerzeit  fehlte  und  dennoch  in  der  heutigen 
Schweiz  sich  findet,  so  geht  daraus  sicher  hervor,  daß  der  Fronto- 
sus  erst  relativ  spät  in  der  Schweiz  eingeführt  worden  ist  (Keller). 

Rütimeyer  ist  es  daun  selbst  zuerst  gewesen,  der  Bos  frontosus 
an  der  Hand  eines  großen  Materials  nur  noch  als  eine  besondere 
Kulturform  des  Bos  primigenius  betrachtete.  Duerst  sah  im 
Frontosus  ein  Kreuzungsprodukt  zwischen  Bos  taurus  primi¬ 
genius  und  Bos  taurus  brachgceros ,  mit  der  Zwischenform  des  soge¬ 
nannten  Trochoceros,  der  aber  zu  keiner  großen  Fruchtbarkeit  ge¬ 
laugte,  sondern  rasch  zum  Grade  des  Frontosus  weiterschritt,  der 
in  der  Bronze-  und  Eisenperiode  (Concise ,  Chevroux ,  La-Tene) 
häufig  zu  finden  ist.  Helm  ich  kommt  (in  »Beiträge  zur  Kritik 
der  Abstammungsfrage  des  Hausrinds«,  1904)  schlechthin  zu  dein 
Resultat,  daß  unsere  Rinderrassen  von  zwei  Urrassen,  nämlich  von 
Bos  taurus  primigenius  und  Bos  taurus  brachgceros  abstammen,  von 
denen  jedoch  nur  der  erstere  wild  in  Europa  zu  suchen  ist  (so  auch 
Adametz,  Keller,  Kraemer  und  Studer). 

Die  Charakterisierung  der  beiden  hausgezähmten  Urrinder  Deutsch¬ 
lands  ist  hier  am  Platze.  Bos  brachgceros  ist,  wie  gesagt,  noch  nie 
als  in  alter  Zeit  wildlebend  gefunden  worden,  sondern  immer  gezähmt 
und  an  manchen  Orten  noch  als  älteres  Haustier  als  der  Taurus 
primigenius.  Im  Steinalter  war  brachgceros  —  als  Haustier  —  von 
der  Nordsee  bis  nach  Italien  verbreitet.  In  Skandinavien  findet  er 
sich  in  großen  Mengen  fossil.  Sollte  wirklich,  wie  Nilsson  glaubt, 
dieser  Kurzhornstier  im  wilden  Zustand  ausgerottet  worden  sein? 
Am  Nordrand  Afrikas  lebt  heute  noch  ein  nahverwandter  Braunvieh¬ 
schlag;  ebenso  findet  sich  dort  und  auch  in  Asien  der  schon  im  hohen 
Altertum  gezähmte  Zebu,  der  unserem  Braunvieh  in  vielen  Details 
der  Schädelbildung  sehr  ähnlich  ist.  Er  ist  unbedingt  nahverwandt 
mit  ihm  (Helmich,  Kraemer  und  Keller).  Als  Nachkommen  des  Bos 
brachgceros  sieht  man  die  ungefleckten  Alpenrinder  an,  vertreten  durch 
die  Schläge  von  Schwyz,  Uri,  Wallis,  Oberhasle,  Graubünden,  Algäu 
(Rütimeyer  und  Wilckeus),  sowie  das  kleinhörnige  Vieh  Finnlands 
(Nilsson)  und  die  Torfkuh,  jene  kleine  und  kleinhörnige  Rasse  des 

schweizerischen  Steinalters,  die  sich  in  den  Pfahlbauten  vorfiudet. 
•  • 

Bei  Biel,  Uberlingen,  Wismar,  Penzin,  Olmiitz  und  Marzabotto  sind  die 
klein  hornigen  Tiere  und  die  Primigeniusrasse  in  reinster  Form  zu¬ 
sammen  vorgefunden  worden.  Die  Primigeniusrasse  ist  die  eigentlich 
deutsch-autochthone.  Zu  ihr  zählen  die  holländischen,  friesischen, 


204 


j inländischen  und  podolischen  Rinder  —  also  das  mitteleuropäische 
Niederungsvieh  — ,  die  ungarischen  und  romanischen  Rinder  und  das 
englische  Wildparkrind. 

» Bos  frontosus «,  der  eigentliche  Vorfahr  der  Simmentaler  Rasse, 
steht  also  schlechthin,  wie  wir  gesehen  haben,  in  einem  direkten 
Ahhängigkeitsverhältnis  zu  den  beiden  Urrassen ,  entweder  als 
Kreuzungsprodukt  oder  als  Varietät  von  Primi genius !) 
(bezw.  eventuell  Brachyceros).  Es  ist  eigentlich  ganz  klar,  daß  eine  auf 
mancherlei  Weise  nach  ihren  Zielen  strebende  Domestikation  Hörner-, 
Schädel-  und  Körperveränderungen  zur  Folge  haben  muß.  Besonders 
das  jeweilen  andersartige  Klima  und  der  Wechsel  in  der  Nahrung  muß 
eine  Variation  hervorrufen2).  Das  wahrscheinlichste  ist  also:  Sim¬ 
mentalrasse  =  B os  frontosus  =  Variation  von  Bos  taurus  prirnigenius. 


Das  Verschwinden  der  Hausschwalbe  ( Chelidonaria  urbicaL). 

aus  den  Städten. 

Von  Dr.  J.  Gengier  in  Erlangen. 

Vor  25 — 30  Jahren  gab  es  in  meiner  Heimat  Haus-  oder  Mehl- 
schwalbeu  in  Menge.  Damals  war  die  Stadt  noch  klein,  die  Straßen 
waren  schlecht  gepflastert,  es  gab  noch  schöne,  stets  mit  Wasser 
und  Schmutz  (im  Volksmund  »Pappel«  genannt)  versehene  Rinnsteine, 
und  die  Häuser  zeigten  noch  keine  stilvollen  Fassaden.  Besonders 
an  den  alten  Steingebäuden  mit  vorspringenden  Dächern  klebten  die 
kleinen  grauen  Nester  in  ganzen  Kolonien  nebeneinander. 

Schon  von  der  Mitte  der  80er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts 
au  begannen  die  Mehlschwalben  sich  aus  der  Stadt  zurückzuziehen; 
sie  verschwanden  aus  dem  Zentrum  vollkommen  und  hielten  sich  in 
der  Altstadt  und  an  den  kleinen  Häusern  vor  dem  Nürnberger  Tore 
auf.  Bis  zum  Beginn  der  90er  Jahre  war  der  niedliche  Vogel  aber 
auch  von  diesen  Plätzen  fast  vollkommen  verschwunden.  Als  daun 

9  Für  letzteres  würde  man  sich  m.  E.  eher  entscheiden  müssen  als  für 
ersteres,  da  der  saubere  Typus  der  Simmentaler  im  ganzen  doch  auf  eine  Abstam¬ 
mung  in  diiekter,  reiner  Linie  von  einer  gutrassigen  Form  hinweist  und  kaum 
als  Mischprodukt  erscheinen  kann. 

2)  Besonders  hinweisen  möchte  ich  noch  auf  die  »Naturgeschichte  der  Haus¬ 
tiere«  von  Prof.  Dr.  C.  Keller  (1905),  wo  auf  S.  117  der  Primigeniusschädel  und 
auf  S.  119  der  Braehycerosscliädel  abgebildet  sind.  Keller  spricht  sich  auch  hier 
für  zwei  verschiedene  Abstammungse  lern  en  te  im  allgemeinen  aus,  charakterisiert 
aber  neben  den  genannten  Rassen  auch  die  Brachycephalus-  und  Aceratusrasse. 


205 


die  neue  Ostvorstadt  entstand,  tauchten  wieder  einzelne  Paare  auf, 
siedelten  sich  dort  unter  den  Stein bafkons  und  Erkern  der  mehr  im 
Villenstil  erbauten  Häuser  einzelner  Straßen  an  und  wurdeu  wieder 
zahlreicher,  um  sich  aber  bis  1905  wieder  auf  eine  kleine  Anzahl 
von  Paaren  zu  verringern. 

Was  mag  nun  der  Grund  dieses  Wegbleibens  sein?  Die  bisher 
namhaft  gemachten  Ursachen  leuchten  mir  alle  nicht  ein,  wenigstens 
stimmen  sie  nicht  für  die  hiesige  Gegend.  Die  Sperlinge  vertreiben 
wohl  manches  Paar  aus  ihrem  Nest,  der  Mensch  zerstört  wegen  der 
argen  Schmutzerei  wohl  ab  und  zu  ein  solches  Bauwerk  über  seiner 
Haustüre,  der  Sperber  fängt  selten  einmal  ein  Schwälbchen,  und  die 
bösen,  leckermäuligen  Italiener  mögen  eine  ganze  Auzahl  verspeisen. 
Aber  Alles  dies  war  ja  früher  auch  so,  und  doch  gab  es  Mehl- 
schwalbeu  hier  in  Menge. 

Meine  Nachforschungen  ergaben  nun  folgendes.  Das  erste  Zu¬ 
rückziehen  des  Vogels  aus  der  inneren  Stadt  trifft  genau  mit  der 
Neupflasteruug  der  größeren  Straßen  und  dem  damit  einhergehenden 
Verschwinden  der  feuchten  Rinnsteine  zusammen.  Eine  verhältnis¬ 
mäßig  große  Zahl  von  Paaren  siedelte  sich  in  der  Folge  in  der 
Altstadt  in  der  Nähe  großer  Brauereien  an,  wo  sich  solche  feuchten 
Plätze  noch  lange  erhielten.  Als  dann  die  ganze  Stadt  mit  Aus¬ 
nahme  weniger  Straßen  an  der  Peripherie  mit  Granitpflaster  ver¬ 
sehen  war,  verschwand  der  Vogel  fast  vollkommen.  Erst  nach  dem 
Erbauen  jener  schon  genannten  Häuser  in  der  Ostvorstadt  erschienen 
wieder  Paare  und  siedelten  sich  hier  an.  Denn  diese  Straßen  sind 
nicht  gepflastert,  werden  aber  täglich  gespritzt,  so  daß  sich  nach 
dem  Spritzen  wie  nach  Regen  ganz  nette  schmutzige  Stellen  aus¬ 
bilden  können.  An  diesen  Stellen  sieht  man  dann  die  ganze  Beleg¬ 
schaft  der  Straße  eifrig  Baumaterial  an  die  nahen  Nester  oder  Nist¬ 
stellen  schaffen. 

Es  hängt  also  ohne  Zweifel  die  Ansiedelung  der  Mehlschwalbe 
mit  dem  Vorhandensein  guten  Nestbaumaterials  zusammen,  und  zwar 
muß  dieses  Material  in  nächster  Nähe  der  Niststellen  zu  finden  sein. 
Im  andern  Falle  könnten  sich  ja  die  Schwalben  in  der  Mitte  der 
Stadt  ruhig  ansiedeln  und  die  benötigten  Baustoffe  aus  der  Ferne 
herbeiholen.  Dies  scheint  aber  eben  nicht  möglich  zu  sein.  Ich  habe 
bauende  Mehlschwalben  aus  nächster  Nähe  lange  und  eingehend  be¬ 
obachtet  und  bemerkt,  daß  der  arbeitende  Vogel  nicht  selten  ein 
Stück  Bankot  herabfallen  läßt.  Zuerst  war  ich  der  Ansicht,  dies 
sei  Ungeschicklichkeit  des  Arbeiters,  dann  aber  fiel  mir  auf,  daß  dies 


206 


nur  an  ganz  trockenen  Tagen  öfters  geschah,  an  denen  der  Baustoff 
von  weiter  hergeholt  werden  mußte.  An  Tagen,  wo  Kot  direkt  vor 
dem  Nest  zu  finden  war,  wurde  fast  kein  Bröckchen  bei  der  Arbeit 
herabgeworfen. 

Ich  habe  nun  eine  ganze  Anzahl  solcher  herabgefallener  Bau¬ 
steine  untersucht.  Da  hier  reiner  Sandboden  ist,  so  bestanden  diese 
Bröckchen  nur  aus  durch  Feuchtigkeit  zusammengehaltenem  Sand 
mit  ganz  wenig  beigemischten  Steinkohlen-  und  Kalkteilchen,  die 
wahrscheinlich  auf  der  Straße  unter  den  Sand  gemischt  sind,  denn 
eine  Sandprobe  der  Straße  ergab  das  nämliche  Untersuchuugsresul- 
tat.  Da  die  Bröckchen  sehr  klein  sind,  trocknen  sie  ungemein 
rasch  aus  und  zerfallen.  Der  Vogel  trägt  nun  diese  Stückchen 
im  Schnabel  herbei,  und  zwar  muß  er  sie  ganz  hinten  im 
Rachen  halten,  denn  ein  an  das  Nest  kommendes  Schwälbchen 
zwitscherte  fröhlich,  setzte  sich  auf  die  Nestmauer  und  begann  zu 
meinem  Erstaunen  ein  Stück  Kot  auf  den  Nestrand  festzudrücken. 
Naumann  sagt,  daß  das  Nest  besonders  durch  den  beigemischteu 
Speichel  des  Vogels  Festigkeit  bekomme.  Ich  konnte  nun  von  einer 
Speichelbeimischung  an  den  herabgefallenen  Klümpchen  nichts,  und 
auch  nichts  unter  dem  Mikroskop  bemerken.  Die  Schwalbe  läßt  den 
Kot  nicht  aus  dem  Schnabel  zur  Erde  fallen,  sondern  das  Stückchen 
fällt  immer  erst  beim  Andrücken  herab.  Es  ist  also  offenbar  zu 
trocken.  Würde  Speichel  zum  Ankleben  verwendet,  so  müßten  auch 
die  trockenen  Klümpchen  festhalten,  wenigstens  einige  Zeit.  Es  ist 
also  nur  ganz  feuchter  Kot,  der  nicht  lauge  im  Schnabel  der  Schwalbe 
war,  zum  Festmauern  am  Neste  geeignet.  Durch  weiteres  Herholen 
dieses  Stoffes  wird  er  unbrauchbar  und  fällt  als  nicht  mehr  bindungs¬ 
fähig  herab;  auch  ein  Einspeichelu,  wenn  ein  solches  wirklich  statt¬ 
findet,  hilft  dann  nichts,  oder  es  nimmt  der  bereits  getrocknete  Kot 
den  Speichel  nicht  mehr  an.  Es  kann  also  der  Vogel  nur  da  sein 
Nest  bauen,  wo  feuchter  Baukot  aus  nächster  Nähe  und  in  kürzester 
Zeit  zum  Nestplatz  geschafft  werden  kann. 

Nach  diesen  Beobachtungen  bin  ich  der  Ansicht,  daß  das  Ver¬ 
schwinden  der  Hausschwalbe  aus  den  Städten  einzig  und  allein  auf 
den  Mangel  richtigen  Baumaterials  zurückzuführen  ist.  Die  gepflasterte, 
kanalisierte  Straße  der  modernen  Stadt  bietet  dem  Tierchen  nichts 
davon,  darum  wandert  es  aus  und  siedelt  sich  in  günstigeren 
Lagen  an. 


207 


Die  älteste  Ornithologie:  Die  Ornithologie  des  orientalischen 

Altertums. 

Von  Wilhelm  Schuster  aus  Gonsenheim  bei  Mainz. 

Für  eine  »Geschichte  der  Ornithologie«  wird  es  sehr  wertvoll 
sein,  wenn  ihr  Schreiber  von  der  ältesten  Ornithologie  der  Welt  — 
der  alten  bekannten  Welt  —  Kenntnis  genommen  hat.  Eine 
zusammenfassende  Darstellung  dieser  ersten  Anfänge  der  Ornithologie 
existiert  bis  jetzt  nicht.  Als  Quellen  dienten  mir  die  altassyrischen 
Keiliuschrifteu ,  sämtliche  Bücher  des  Alten  Testaments,  dessen 
ältestes  Stück,  Kicht.  5,  etwa  in  die  Jahre  3000 — 2000  v.  Chr. 
fällt,  die  Midraschim  u.  s.  w.  und  die  altägyptische  Literatur.  Zum 
Vergleich  ist  da  und  dort  die  heutige  arabische  Sprach-  und  Natur¬ 
wissenschaft  herangezogen.1)  —  Samuelis  Bocharti,  Rhotomagensis 
ecclesiae  ladomensis  olim  pastoris  altes  Werk,  das  Hierozoicon  (sive 
de  Animalibus  Sanctae  Scripturae),  neu  herausgegeben  von  Dr. 
E.  F.  C.  Rosenmüller  in  Leipzig  1794,  die  einzige  ältere  brauchbare 
Zusammenstellung  (drei  dicke  Bände),  ist  leider  nur  in  Latein  und 
Griechisch  geschrieben.  —  Für  Vogelnamenregister  werden  u.  a.  auch 
die  heutigen  semitischen  und  wissenschaftlich-arabischen  Namen 
wertvoll  sein,  die  ich  bis  jetzt  in  jedem  Index  vermisse. 

I.  Raubvögel. 

Adler  und  Geier.  Aquila  chrysaetus { Goldadler)  und  A.melanaetus 
(Kaiseradler).  Beide  sind  häufig  im  Orient,  jener  in  der  südöstlichen 
Form,  die  der  sogenannten  zweiten  großeu  Steinadlergruppe  angehört. 

Eine  altassyrische  Darstellung  zeigt  den  Adler  mit  den  Ein- 
geweiden  eines  gefallenen  Kriegers.  Der  noch  heute  bei  den  Juden 
gebräuchliche  Name  des  Adlers  ist  "ItöO  nescher;  er  kommt  von  dem 

chaldäischen  naschar  =  herabstürzen  (Ralbi  Bechai)  oder  dem 
arabischen  uasara  =  mit  dem  Schnabel  zerreißen.  Attribute  des 
Vogels:  größter  und  kühnster  Vogel,  sehr  schnell  (darum  einer  der 
vier  Cherube  mit  Adlergesicht  dargestellt),  gewandt  im  Flug,  stürzt 
aus  weitester  Ferne  herbei,  aus  unermeßlicher  Höhe  herab  und  wie¬ 
der  hinauf,  blitzschnell  auf  seine  Beute;  dichtes  und  buntfarbiges 
Gefieder,  lange  Schwingen,  große,  starke  Flügel-  und  Schwanzfedern, 
gewaltige  Klauen  (dem  langgewachsenen  Haar  und  den  Nägeln  des 

*)  Das  nach  dem  heutigen  Stand  der  Wissenschaft  Unzutreffende  ist  in  eckige 
Klammern  gesetzt. 


208 


tierartig  ver wilderten,  wahnsinnig  gewordenen  Nebukadnezar  ver¬ 
glichen).  Er  horstet  in  den  höchsten  Felsen,  hält  dort,  von  keinem 
Feind  gefährdet,  seine  Ruhe,  zieht  seine  Brut  auf.  Er  sorgt  eifrig 
für  die  Jungen,  unterweist  sie  sorgfältig  im  Ausfliegen  (?)  [und  be¬ 
wahrt  sie  dabei  vor  Schaden,  indem  er  über  ihnen  schwebt  und, 
wenn  nötig,  mit  unterbreiteten  Flügeln  vor  dem  Fallen  schützt].  Die 
Mauser  ist  soviel  wie  Verjüngung,  ein  Zeichen  neuen  Kraftersatzes. 
Der  Adler  ist  lebhaft,  munter ;  sein  Auge  ist  scharf  und  erspäht  die 
Beute  aus  weiter  Ferne. 

[Altsemitische  Fabel:  Wenn  der  Adler  100  Jahre  alt  geworden 
ist,  steigt  er  zur  Sonne  auf,  stürzt  sich  dann  ins  Meer  und  verjüngt 
sich  so.] 

Neophron  percnopterus  (Schmutziger  Aasgeier).  Auf  ihn  nimmt 
das  Sprichwort:  »Wo  ein  Aas  ist,  da  sammeln  sich  die  Geier«  Be¬ 
zug.  Dieser  früher  als  Rabengeier  ( Cathartes )  bezeichnete  Vogel 
befindet  sich  auf  ägyptischen  Denkmälern  öfter  abgebildet.  Er  ist 
noch  heute  der  häufigste  Geier  Palästinas.  Name:  Dm“  (racham  oder 
rachamab,  von  der  gleichlautenden  Wurzel  für  »lieben«  gebildet, 
auf  die  Anhänglichkeit  der  Eltern  zu  ihren  Jungen  anspieleud). 
Racham  heißt  der  Vogel  heute  noch  bei  den  Arabern. 

Gyps  fulvus  (Weißkopfgeier)  und  Vultur  monachus  (Mönchsgeier). 
Für  beide  wird  das  Wort  HN“  (daah)  und  das  verwandte  rVH  (dajali, 
das  m.  E.  von  dem  Stamm  daah  =  schweben,  sich  auf  den  Flügeln 
wiegen,  kommt)  gebraucht  *).  Fulvus  ist  in  Palästina  nicht  wie 
percnopterus  Zug-,  sondern  Standvogel.  Am  gemeinsten  ist  fulvus  in 
der  Umgebung  des  Sees  Genezareth  und  in  den  Klüften  und  Höhlen 
des  Wadi  Chamäm  [Sämtliche  Geier  und  Adler  sind  in  der  alten 
Zeit  als  Aasfresser  kultisch  unreine  Tiere  und  durften  weder  gegessen 
noch  berührt  werden]. 

Haliaetus  albicilla  (Gemeiner  Seeadler).  Semitisch :  DHPl  (peres, 
vom  Stamm  paras  =  zerbrechen).  Der  altorientalische  Name  des 
Vogels  besagt  also  soviel  wie  das  lateinische  ossifraga  =  Knochen- 
zerbrecher.  Die  griechischen  Namen  für  Geier  und  Adler  sind 
yv-ty  und  a£T 6q.2)  Der  Peres  »breitet  seine  Flügel  gen  Mittag« 
(Hiob  39,  26),  ist  also  Zugvogel. 

D  Das  Wort  dajali  kann  auch  eine  Weihe  ( Circus )  bezeichnen,  die  ja  auch 
einen  ruhigen,  gleichmäßigen,  schwebenden  und  schaukelnden  Flug  hat.  Ihr 
heutiger  arabischer  Name  ist  chida’th. 

2)  Die  altgriechische  und  -römische  Ornithologie  ist  natürlich  im  Verhältnis 
zu  dem  hier  Behandelten  weit  mehr  erforscht  als  die  altorientalische.  Schon  der 


209 


Falconinae  (Falkeu).  Das  gemeinschaftliche  Wort  für  sie  ist 
D\X  (ajah,  bezeichnet  ein  scharfsichtiges  Tier).  Falco  tinnuncnlus 
ist  heute  noch  sehr  häufig  in  Palästina,  auch  der  für  die  Gazellen¬ 
jagd  nicht  leicht  entbehrliche  Falco  venatorius. 

II.  Rabenvögel  ( Corvidae ). 

Die  einzelnen  Arten  werden  nicht  unterschieden.  Gattungsname: 
3T1  (Rabengevögel),  vom  Stamm  3T1  =  dunkel  werden  (bezw.  sein?). 
Glänzend  schwarzes  Gefieder  (mit  ihm  vergleicht  Sulamith  im  Hohen 
Lied  (5,11)  die  schwarzen  Locken  ihres  Geliebten).  An  Bächen  sind 
die  Raben  häufig;  Ruinen  bewohnen  sie  (Jes.  34,  11;  hier  können 
nur  Kolkraben  und  Dohlen  gemeint  sein).  Die  Raben  sind  Aas¬ 
fresser  [und  unrein].  An  Leichnamen  hacken  sie  zuerst  die  Augen 
aus.  Futter  ist  immer  in  Menge  für  sie  vorhanden.  Nestjunge  hört 
mau  nach  Ätzung  schreien.  [Hungernden,  wie  dem  Propheten  Elias, 
bringen  Raben  Speise  zur  Nahrung;  sie  sind  nach  dem  altorien¬ 
talischen  Volksglauben  prophetische  Vögel].  Raben  sind  Wetter¬ 
propheten  ;  aus  diesem  Grunde  entläßt  nach  der  chaldäischen  Flut¬ 
sage  Chashishadra,  nach  der  biblischen  Noah  einen  Raben  aus  der 
Arche,  um  den  Zustand  der  Erde  zu  erkunden;  zugleich  auch  darum, 
weil  sich  der  Rabe  durch  sein  Geschick  zum  Hin-  und  Herspähen 
und  wegen  seines  rastlos  ausdauernden  Fluges  am  besten  zum  Aus- 
kuudschaften  eignet.  Daß  er  ein  wilder  und  nicht  gezähmter  Vogel 
ist,  wird  durch  jenen  lieblichen  Zug  symbolisiert,  der  erzählt,  daß 
er,  freigelassen,  nicht  zurückkehrt  (wie  doch  das  alte  Haustier  Taube), 
sondern  frei  umherschweift  und,  wie  insbesondere  die  chaldäische 
Sage  hervorhebt,  an  den  umherschwimmenden  Leichen  hinreichend 
Nahrung  findet.  —  Der  Rabe  ist  für  den  alten  Hebräer  ein  Un¬ 
glücksvogel,  d.  h.  ein  Unglück  ansagender,  verkündender  oder  bringen¬ 
der  Vogel,  nach  anderen  auch  ein  Seelenvogel,  d.  b.  eine  Tiergestalt, 
in  die  sich  die  Seele  eines  Abgeschiedenen  verwandelt  hat,  die  nun  auch 
andere  Seelen  nach  sich  zieht.  Auf  den  Sethianischen  Verfluchungstafelu 
ist  als  Seelenvogel  ein  Todesdämon  mit  Rabenkopf  abgebildet. 

Um  ihn  zum  Unglücksvogel  zu  stempeln,  genügte  die  Tatsache, 
daß  er  sich  an  den  Leichnamen  gekreuzigter  Menschen  und  überhaupt 
an  Menschenleichen  zu  schaffen  machte,  (auch  ein  »Rabenstein«,  d.  i. 

alte,  berühmte  Lenz  hat  zwei  dicke  Bände  Zoologie  und  Botanik  der  alten  Griechen 
und  Römer  geschrieben  (Gotha  1856),  wo  fast  alles  Wissenswerte  zusammenge¬ 
tragen  ist  (fleißiger  noch  als  in  Pisehingers  Eichstätter  Gymnasialprogrammen 
1901  und  1904). 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905. 


14 


210 


der  von  Raben  umschwärmte  Hinrichtungsort,  wird  in  der  Bibel 
erwähnt).  Zum  Seelenvogel  erklärte  ihn  die  schwarze  Farbe  des 
Todes,  die  er  trägt1).  —  In  dem  »Handwörterbuch  des  Biblischen 
Altertums  für  gebildete  Bibelleser«  (Leipzig  1894)  wird  von  Dr. 
Schräder  erzählt,  daß  schon  zur  Zeit  des  zweiten  Tempels  in  Jerusalem 
besondere  Vorkehrungen  nötig  befunden  wurden,  um  die  Beschmutzung 
des  Dachs  zu  verhüten  (wie  heute  in  Wien  —  Burggebiet  —  Schutz¬ 
gitter  u.  s.  w.  gegen  die  unzählig  vielen  Tauben  aufgespannt  sind ; 
ebensolche  Drahtnetze  sah  ich  auch  am  Dom  in  Reims  und  in  anderen 
französischen  Städten).  —  Wenigstens  acht  Rabenarten  sind  für 
das  heutige  Palästina  als  Zug-  und  Brutvögel  nachgewiesen. 

III.  Tauben  ( Golumbidae ) . 

Name  (=  jonah)  oder  auch  nur  jon,  syrisch  charmjonah. 
Frühzeitig  gezähmt,  denn  schon  in  der  Sintflutsage  als  gezähmtes 
Tier  (Haustier)  erwähnt.  Flüchtig,  furchtsam,  sehr  schnell.  Das 
Rucksen  wird  als  Klagen  und  Seufzen  aufgefaßt,  daher  werden  die 
Tauben  »Töchter  der  Trauer«  genannt.  Außer  den  Feldtauben  wurden 
von  den  alten  Juden  bereits  Rassetauben  gehalten,  so  die  wahrschein¬ 
lich  aus  Babylonien  stammende,  bei  den  Syrern  und  Phöniziern  der 
Astarte  geweihte  und  heilig  gehaltene  schneeweiße  und  in  hellen 
Farben  schillernde  Taube,  die  nach  Griechenland  erst  in  der  Zeit  des 
Xerxes  gekommen  ist  und  bei  klassischen  Dichtern  im  Gegensatz  zu 
den  grauen,  blauen  oder  schwärzlichen  wildeu  Tauben  den  ständigen 
Beinamen  »die  weiße«  führt.  Von  ihr  heißt  es  in  den  Psalmen  (68,14), 
daß  ihre  Flügel  mit  Silber  und  ihre  Schwingen  mit  dem  glitzernden 
Grüngelb  des  Feingolds  überzogen  seien.  »In  dem  von  den  Syrern 
belagerten  Samaria  wurde,  als  die  Hungersnot  aufs  höchste  gestiegen 
war,  der  Tauben mist  als  Nahrungsmittel  (nach  Joseph.,  Altert. 
9,  4,  4  als  Würze  an  Stelle  des  mangelnden  Salzes)  gebraucht  und 
teuer  verkauft  (2.  Kön.  6,25)  —  ein  äußerster  Notbehelf,  wie  er 
ähnlich  auch  von  den  durch  die  Römer  unter  Titus  in  Jerusalem 
belagerten  Juden  (Joseph.,  J.  Kr.  5,  13,  7)  und  aus  den  schweren 

Hungersnöten  berichtet  wird,  mit  denen  im  Jahre  1200  nach  Chr. 
•  • 

Ägypten  und  im  Jahre  1316  unter  Eduard  II.  England  heimgesucht 
wurden.  Die  erste  ausdrückliche  Erwähnung  der  Taubenschläge  findet 
sich  Jes.  60,  8;  das  dafür  gebrauchte  hebräische  Wort  bedeutet  eigent- 

9  Vergleiche  dazu  die  Notiz  aus  Frankfurt  am  Main  vom  Jahre  1537:  »Wann 
ein  rabe  auff  einem  hauß,  darinne  der  mann  oder  die  fraw  kranck  ligt,  sitzet  unnd 
sclireyet,  das  ist  ein  zeychen,  das  der  kranck  an  der  kranckheit  sterben  soll«. 


211 


lieh  »Gitter«  und  bezieht  sich  auf  die  zahlreichen,  neben  und  über¬ 
einander  befindlichen,  das  Aussehen  von  Gitterfenstern  darbietenden 
Schlupf-  und  Luftlöcher  der  turmartigen  Taubenhäuser.  Solche 
Taubentürme  standen  nach  Josephus  (J.  Kr.  5,  4,  4)  zahlreich  in 
den  Gartenanlagen  des  Palastes  Herodes  des  Großen  in  Jerusalem. 
Auch  heutzutage  findet  man  an  einzelnen  Orten  Palästinas  kleine 
Taubentürme;  sie  sind  in  gleicher  Art  wie  die  in  Syrien,  Persien ? 
Ägypten  und  Indien:  »Auf  dem  runden  Unterbau  erhebt  sich  ein 
kegelförmiger  Aufsatz,  der  aus  einer  Menge  von  neben  und  über 
einander  gereihten,  in  Lehm  eingebetteten,  dickwandigen  Töpfen  besteht, 

von  denen  jeder  einem  Taubenpaar  als  Niststätte  dient;  die  enge 
•• 

Öffnung  an  der  Außenseite  der  einzelnen  Töpfe  dient  nur  als  Luft- 
und  Lichtloch;  ihren  Eingang  haben  die  Tauben  vom  Inneren  des 
Turmes  aus,  wohin  sie  durch  ziemlich  große  Öffnungen  der  Turm  wand 
einfliegen«  (Riehm-Schrader).  —  Der  Talmud  widmet  den  Turteltauben1) 
einen  ganzen  Traktat,  und  in  der  Mischna  wird  unter  den  Tempel¬ 
beamten  auch  ein  praefectus  turturum  erwähnt.  Für  Opferzwecke 
bedurfte  man  viel  Tauben,  zumal  in  der  Zeit  des  zweiten  Tempels; 
daher  hatten  im  äußeren  Vorhof  Taubenhändler  ihre  Stände. 

(Fortsetzung  folgt  im  nächsten  Jahrgang). 


Die  typischen  stehenden  Formen  von  Crioceris  asparagi  L. 
(Spargelhähnchen)  im  Mainzer  Becken. 

Von  Wilhelm  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 

Bereits  in  früheren  Sommern  habe  ich  viele  Spargelhähnchen 
eingefangen.  Jetzt,  in  der  zweiten  Aprilhälfte  1905,  fielen  mir  in 
den  hiesigen  Aprikosen-,  Kirschen-  und  Zwetschenanlagen  weitere 
Tierchen  beim  Abreißen  von  alten  Borkenstücken  in  die  Hände;  dort, 
hinter  der  Rinde,  vegetieren  die  Zirpkäfer  zusammen  mit  dem  so 
hübschen  Bhynchites  bacchus  L.,  diesem  reich  behaarten  weinpurpur¬ 
roten  Rüßler,  bis  zur  Spargelzeit  fort.  Sie  haben  freilich  ihre 
»Saison«  erst,  wenn  das  Grün  der  hohen  Büsche  über  die  grauen 
Sandäckerchen  leuchtet.  —  Ende  Mai  1905  befanden  sich  alle  Spargel- 
Chrysomeliden  in  Paarung.2) 

9  Verstanden  ist  darunter  die  Gemeine  Turteltaube  ( Turtur  auritus ,  grieeb. 
T^vyav),  dann  jedoch  auch  die  Lachtaube  (T.  risorius )  und  die  in  den  Gärten 
Jerusalems  nicht  seltene  Palmturtel  ( T .  senegalensis). 

2)  Ihr  Domizil  schlagen  diese  Pärchen,  da  bekanntlich  alle  Spargeln  bis  Mitte 
Juni  gestochen  werden,  solange  auf  den  wenigen  1 — 3  jährigen  Neuanpflanzungen  auf, 
wo  nicht  gestochen  wird  (alsdann  15  Jahre  lang  Stich);  dort  sitzen  sie  »dick  gedrattelt.« 


212 


Form  a.  Ais  die  ursprünglichste  Form  sehe  ich  die  ge¬ 
meinste  an.  Dies  gilt  ja  sonst  im  Tierreich  freilich  nicht  immer; 
es  gilt  da  nicht,  wo  eine  anders  als  die  ursprüngliche  gezeichnete 
Form  günstigere  Lebensbedingungen  fand,  sodaß  sie  mit  der  Zeit  zu 
der  häufigsten  werden  konnte.  Da  ich  aber  trotz  langen  Nachdenkens 
nicht  finden  kann,  daß  meine  Form  a  —  eben  die  gemeinste  —  vor 
den  anderen  Formen  auch  nur  etwas  hinsichtlich  der  Existenzbedin¬ 
gungen  voraushaben  sollte  (die  Farbunterschiede  sind  ja  im  Hinblick 
auf  die  ganze  Erscheinung  des  Tierchens  innerhalb  des  Mikrokosmos 
seiner  Umgebung  geringe),  so  sehe  ich  Form  a  als  den  Gruudstock 
an,  von  dem  sich  die  übrigen  Formen  abgezweigt  haben.  —  Die 
Flügeldecken  des  Käfers  zeigen  die  Farben  Schwarzgrün  und  Hell¬ 
gelblichweiß,  während  eine  mattrote  Linie  am  äußeren  Flügelrand  her¬ 
läuft.  In  der  Verteilung  des  Schwarzgrün  und  des  Hellgelb  ergeben 
sich  die  Differenzen.  Alle  Formen  haben  das  gemeinsam,  daß 
ein  dicker  schwarzgrüner  Strich  von  vorn  nach  hinteu  mitten  über 
den  Rücken  läuft,  eine  schwarzgrüne  Naht  (der  innere  Rand  der 
Flügeldecken  ist  also  schwarzgrün).  Dazu  finden  sich  bei  jedem  Tier 
(einerlei,  welcher  Form)  drei  Queranordnungen  vor,  entweder 
in  Punkten  oder  in  Strichen  (!),  vorn,  mitten  und  hinten  quer 
über  die  Flügeldecken.  —  Bei  der  Form  a  stehen  der  mittlere  und 
der  hintere  Querstrich  in  Verbindung  mit  der  Längs-  oder  Nahtlinie 
und  gehen  also  durch  sie  hindurch.  Die  vordere  Queranordnung  ist 
nur  in  zwei  seitlichen  Punktflecken  angedeutet  (je  einer  am  äußeren 
Teil  der  Flügeldecke)  und  läßt  freien  gelblichweißen  Raum  zwischen 

Flecken  und  Mittellinie.  Es  entsteht  das  Bild  .  Wenn  ich  dem 

Kind  einen  Namen  geben  darf  —  es  soll  hier  nur  die  bestimmte 
Zeichnungsform  durch  ein  Buchstabenwort  zur  leichteren  Orientierung 
festgelegt  werden  — ,  so  möchte  ich  es,  da  diese  Form  mir  als  die 
Norraalform  vorkommt,  bei  trinärer  Benennung  mit  Gr.  a.  normalis 
bezeichnen. 

Form  b.  Diese  Form  repräsentiert  eine  Erscheinung,  die  ich 
mit  Zeichnungsfülle  oder  plena  pictura  umschreiben  möchte1). 
Drei  volle  grünschwarze  Querbändchen  gehen  durch 
den  Mittelstrich.  Die  beiden  vorderen  Seitenfieckchen  haben  sich 
also  zu  einem  Strich  gefüllt  und  stehen  mit  der  Mittellinie  in  Ver- 

J)  Die  Zeichnungsfülle  (Plenopiktur)  gegenüber  der  Norrnalzeichnung 
kommt  so  oft  in  der  Natur  vor !  Trotzdem  hat  sie  bis  jetzt  noch  keinen  gangbaren 
Namen  in  der  Worttechnik  der  Naturbeschreibung  erhalten.  Vielleicht  nimmt  man 
den  obigen  künftighin  an. 


213 


bindung.  Manchmal  sind  die  drei  Querstriche  auch  etwas  schmal. 
•  • 

Das  Uberfließen  von  dem  vorderen  Fleckchen  zu  dem  Nahtstrich 
geschah  zuerst  vom  hinteren  Rand  des  Fleckchens  aus,  wie  noch  einige 
Exemplare  zeigen.  Ich  benenne  sie  trifasciata  (dreigebänderte).  Es 
eutsteht  das  Bild  . 

Form  c.  Bei  dieser  Form  tritt  Zeichnungssparnis  auf 
(vacua  pictura,  Vakuopiktur). *)  Sie  zeigt  ein  deutliches,  hübsches 
Kreuz  von  grünschwarzer  Farbe.  Der  hinterste  Querstrich  der 
Normalform  hat  sich  hier  nämlich  auch  aufgelöst  in  zwei  kleine 
Fleckchen,  sodaß  also  vier  Fleckchen  in  den  vier  äußeren  Flügel  winkeln 
steheu,  während  der  mittlere  Querstrich  breit  und  voll  durch  die 

Naht-  oder  Längslinie  geht.  Bild  .  Dadurch,  daß  das  Schwarz 

zurücktritt,  fällt  die  weißgelbliche  Grundfärbung  mehr  auf,  was  auch 
von  der  nächsten  Form  sowie  von  pupillata  gilt.  Ich  bezeichne 
die  Form  c  mit  cruciata  (gekreuzte),  weil  das  Kreuz  deutlich  und 
sehr  schön  hervortritt. 

Form  d.  Der  hinterste  grünschwarze  Querstrich  geht  ganz  durch, 
der  vordere  und  mittlere  sind  in  Fleckchen  aufgelöst.  Bild 

.  Bezeichnung:  quadripunctata  (vierpunktige). 

Calwer-Jäger-Stierlin  (»Käferbuch«,  5.  Aufl.)  bilden  die 
Form  b  oder  Crioceris  asparagi  trifasciata  ab,  aber  verhältnismäßig  sehr 
schlecht;  vor  allem  tritt,  wenn  man  den  Käfer  von  oben  ansieht,  das 
Rot  des  Flügelrandes  gar  nicht  so  stark  hervor,  und  die  Elytra  zeigen 
sich  viel  mehr  glatt  als  punktiert  (wie  doch  die  Abbildung  dartut), 
Über  die  Zeichnung  der  Flügeldecken  spricht  sich  Calwer  (ein  gutes 
Buch)  nur  ganz  allgemein  aus  (auch  die  Schienen  wurzeln  kann  ich 
nicht  hell,  sondern  nur  schwarz  finden).  —  Während  die  vorgeführten 
Formen  stehende  Formen  im  Mainzer  Becken  sind,  finden  sich 
keine  Zwischentypen  vor;  vielleicht,  daß  einmal  die  Fleckchen  etwas 
stärker  oder  schwächer  sind,  aber  immer  reichen  sie  an  die  Längsbinde 
entweder  deutlich  (wenn  auch  manchmal  recht  fein)  heran  oder  stehen 
deutlich  von  ihr  ab,  und  nie  findet  man  ein  Exemplar,  auf  dessen 
einer  Flügeldecke  ein  Fleckchen,  auf  der  anderen  die  Hälfte  eines 
Querstrichs  zu  sehen  wäre.  Beide  Elytra  haben  immer  stricte  die¬ 
selbe  Zeichnung.  Es  herrscht  hier  strenge  korrelative  Symmetrie.* 2) 

J)  Vergl.  die  vorige  [Fußnote!  Hier  hätten  wir  es  also  mit  Vakuopiktur 
zu  tun. 

2)  Beim  Durchsehen  eines  weiteren  großen  Materials  von  Spargelhähnchen  habe 
ich  noch  drei  Stück  einer  weiteren  Form  gefunden;  dies  wäre  mithin  Form  e,  die 
von  Ahrens  var.  pupillata  genannt  worden  ist  und  die  auch  bei  Frankfurt  vor- 


214 


Die  Zahlstärke  der  einzelnen  Formen  wird  interessieren.  Uuter 
100  Exemplaren  finden  sich  von  normalis  46,  von  trifasciata  45, 
von  cruciata  4,  von  quadripunctata  2,  von  pupillata  (die  ich  dem 
betreffenden  Hundert  beigegeben  habe)  3  Exemplare.  Es  verhält  sich 
also  normalis  zu  trifasciata  zu  cruciata  zu  quadripunctata  zu  pupillata 
wie  46 °/o :  45 °/o :  4 °/o :  2°/o:  3°/o. 

Einen  Grund,  warum  eigentlich  die  Zeichnung  der  einzelnen 
Formen  abändert,  habe  ich  bis  jetzt  trotz  allen  Nachdenkens  und 
Prüfung  der  lokalen  und  gesamten  biologischen  Verhältnisse  vorläufig 
uoch  nicht  finden  können. 

Eine  andere  —  aber  ganz  unregelmäßige  —  Variation  ist 
bei  den  Spargelhäknchen  noch  hinsichtlich  des  Halsschildes  wahrzu¬ 
nehmen.  Auf  dem  schwärzlichroten  Pronotum  findet  sich  nämlich 
ein  schwarzer  Mittelflecken  oder  ein  Paar,  also  zwei  kleine  schwarze 
Fleckchen  nebeneinander,  oder  gar  kein  Fleck.  Bei  manchen  Stücken 
sieht  man  nur  etwas  Verschwommenes.  Es  besteht  dans  tous  les  cas 
keine  Regel.  Hier  ist  jedenfalls  nur  soviel  sicher,  daß  die  Form 
trifasciata ,  die  hinsichtlich  der  Zeichnung  auf  den  Flügeldecken  recht 
viel  Schwarz  —  also  einen  melauotischen  Typ  —  zeigt,  auf  dem 
Halsschild  nicht  mehr  und  nicht  weniger  Schwarz  aufweist  als  die 
anderen  Formen,  d.  h.  also:  Entweder  keinen  schwarzen  Flecken 
oder  einen  dicken  oder  einen  Doppelflecken  aus  zwei  kleinen 
schwarzen  Pünktchen. 


Bericht  des  Verwaltungsrats  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft 
zu  Frankfurt  a.  M.  an  die  Generalversammlung  der  Aktionäre 

vom  11.  Mai  1905. 


Das  Jahr  1904  hat  die  Erwartungen,  die  wir  für  seinen  Ver¬ 
lauf  hegten,  nicht  nur  erfüllt,  sondern  noch  übertroffen  und  ist  da¬ 
durch  zu  einem  erfolgreichen  für  die  weitere  Vervollständigung  und 
Verschönerung  unseres  Zoologischen  Gartens  geworden. 

kommt:  1.  und  3.  Querstrich  gehen  ganz  durch,  der  mittlere  ist  in  zwei  Flecken 
aufgelöst.  Der  blasse  Grund  tritt  also  recht  stark  zu  Tage.  Bild  .  —  Die  drei 
noch  übrig  bleibenden  Zeichnungsmöglichkeiten,  bei  denen  entweder  nur  der  letzte 
oder  die  zwei  letzten  Querstriche  in  Flecken  aufgelöst  wären  oder  wo  etwa  nur  statt 
der  drei  Querstriche  sechs  Punktflecken  sich  vorfänden,  habe  ich  beim  Sichten  von 
mehreren  hundert  Crioceris  nicht  finden  können.  Sie  scheinen  also  nicht  zu  exi¬ 
stieren.  —  Belegmaterial  über  die  fünf  Formen  habe  ich  Prof.  Dr.  Boettger  über¬ 
sandt. 


215 


Der  Garten  war  von  228,000  Personen  (außer  den  Abonnenten) 
besucht,  die  eine  Tages-Einnahme  von  rund  M.  142,500  brachten. 
Auch  die  Abonnements  erfuhren  eine  Vermehrung,  und  besonders 
die  Sonder-Einnahmen  des  Aquariums  wuchsen  beträchtlich  über 
alle  Vorjahre  hinaus.  Die  durch  den  Aufbau  des  Reptiliensaales 
erweiterte  Einrichtung  des  Aquariums  führte  diesem  Teil  unserer 
Sehenswürdigkeiten  54,000  Besucher  zu,  gegen  40,350  im  Jahr  1903, 
und  brachte  einen  Einnahmezuwachs  von  über  M.  4000. 

Auch  die  kleineren  Einnahmequellen,  Nutzen  am  Wein-  und 
Bier-Konsum,  Miete  für  Räume  des  Gesellschaftshauses,  und  die 
unter  Verschiedenes  zusammengefaßten  Nebeneinnahmen  brachten 
mehr  als  veranschlagt  war. 

So  haben  wir  eine  Gesamteinnahme  von  M.  287,508.23  (gegen 
rund  M.  276,000  im  Vorjahr)  erzielt,  denen  Ausgaben  im  Betrag 
von  M.  286,423.58  gegenüberstehen. 

Der  demnach  sich  ergebende  Betriebsüberschuß  von  M*  1,084.65 
steht  zur  Verfügung  der  städtischen  Behörden  und  kommt  hoffent¬ 
lich  wieder  der  Unter stützungskasse  für  die  unteren  Beamten  des 
Gartens  zu  gut* 

Von  den  Ausgabe-Posten  erfuhren  mehrere  wesentliche  Er¬ 
höhungen;  so  wurden  durch  Aufbesserungen  M.  3000  für  Gehalte 
und  Löhne  mehr  aufgewendet  als  im  Vorjahr,  auch  für  die  Kapelle 
wurde  eine  entsprechende  Summe  zu  Gagenerhöhungen  dem  Kapell¬ 
meister  bewilligt,  wovon  indessen  nur  das  letzte  Viertel  des  Berichts¬ 
jahres  berührt  wird. 

Die  ungewöhnliche  Hitze  im  Juli  verursachte  einen  beträchtlich 
vermehrten  Wasserverbrauch,  während  der  milde  Winter  zu  Anfang 
des  Jahres  eine  erhebliche  Ersparnis  an  Brennmaterial  bewirkte. 

Eine  besonders  rege  Tätigkeit  konnte  im  Bauwesen  entwickelt 
werden.  Zunächst  wurden  am  Gesellschaftshaus  außen  und  innen 
umfassende  Herstellungen  vorgenommen,  die  einschließlich  der  im 
Vorjahr  dafür  zurückgestellten  M.  7000  einen  Aufwand  von  Mark 
14  000  erforderten. 

In  dem  Insekten  hause,  das  am  1.  April  dem  Publikum  geöffnet 
wurde,  ist  etwas  für  Deutschland  ganz  Neues  geschaffen.  Hier  sind, 
so  lange  die  Witterung  es  erlaubt,  die  größten  und  die  interessante¬ 
sten  Gliedertiere  in  ihren  verschiedenen  Entwickelungsstadien  lebend 
ausgestellt.  Schmetterlinge  von  */4  m  Flügelweite,  seltsam  gestal¬ 
tete  Gespenstschrecken,  die  verschiedenen  Arten  von  Seidenwürmern, 
die  Wanderheuschrecke  und  viele  andere  Arten  wurden  in  eigens 


216 


konstruierten  gläsernen  Schaukäfigen  hier  gezeigt.  Ganz  besonders 
glauben  wir  dadurch  das  Belehrende  des  Gartens  gesteigert  zu 
haben  und  holten,  daß  dieser  Zweck  durch  die  neue  Einrichtung 
von  Jahr  zu  Jahr  mehr  erreicht  werde.  Gleich  im  ersten  Sommer 

j 

ist  es  gelungen,  über  8000  Insekten,  die  80  Arten  angehören,  zur 
Entwickelung  zu  bringen. 

Am  15.  Mai  konnte  der  Aufbau  über  dem  Aquarium  eröffnet 
werden,  durch  den  eine  bedeutende  Erweiterung  und  Vervollständi¬ 
gung  der  Reptiliensammlung  möglich  wurde.  Zweckmäßige  Heiz¬ 
vorrichtungen  und  besonders  erwärmte  Wasserbehälter  gestatten  jetzt 
die  Haltung  großer  Krokodile;  ein  geräumiger  Riesenschlangenkäfig 
trat  an  die  Stelle  der  seitherigen  kleinen  Glasbehälter,  und  die  längere 
Lebensdauer  von  Schlangen  und  Eidechsen  liefert  den  Beweis,  daß 
durch  den  Neubau  den  Lebensbedürfnissen  der  Tiere  besser  Rech¬ 
nung  getragen  ist,  als  dies  in  dem  seitherigen  Provisorium  im  Affen¬ 
hause  möglich  war.  Durchaus  sonnig  und  hell  und  durch  aus¬ 
giebige  Ventilation  mit  reiner  Luft  versorgt,  hat  sich  der  mit 
tropischen  Pflanzen  dekorierte  Reptiliensaal  als  eines  der  schönsten 
Tierhäuser  des  Gartens  erwiesen  und  die  Aufwendung  seiner  Her¬ 
stellungskosten  —  im  ganzen  M.  16.000  —  reichlich  gelohnt,  wie 
das  beträchtliche  Wachstum  der  Zahl  der  Aquariumbesucher  beweist. 

Auch  die  Sammlung  der  Säugetiere  und  Vögel  wurde  beträcht¬ 
lich  vermehrt.  Durch  Beschaffung  eines  Wisentstieres  ist  eine  der 
letzten  Lücken  an  erhältlichen  Großtieren  geschlossen  worden.  Das 
Affenhaus  konnte,  nachdem  durch  Entfernung  der  Reptilienkasten 
Platz  gewonnen  war,  reicher  besetzt  gehalten  werden,  und  auch  die 
Sammlung  der  Antilopen,  der  Hirsche,  sowie  besonders  die  Kollek¬ 
tion  kleinerer  Säugetiere  erhielt  wertvollen  Zuwachs.  Durch  Aus¬ 
nützung  direkter  Beziehungen  zu  Australien  gelangte  der  Garten  in 
den  Besitz  äußerst  wertvoller  Beuteltiere,  von  denen  hier  nur  das 
Nagelschwanz-Wallaby  und  die  Woodwardschen  Känguruhs  genannt 
seien,  die  vorher  noch  nie  lebend  nach  Europa  gelangt  waren. 

Sehr  reich  flössen  die  Geschenke.  Ein  junger  Orang-Utan  wurde 
von  einem  nicht  genannt  sein  wollenden  Freunde  dem  Institut  zum 
Geschenk  gemacht.  Die  Herren  Anton  Hahn,  Ferdinand  Hirsch, 
Heinrich  Königswerther,  Ludw.  Mayer,  Ober-Regierungsrat  Dr.  Paul 
Meyer,  Wilhelm  Mössinger  und  Jakob  H.  Weiller  übergaben  dein 
Garten  die  Summe  von  M.  1450. — ,  um  für  den  im  Vorjahr  ge¬ 
storbenen  Eisbären  einen  Ersatz  zu  schaffen,  der  am  28.  April  in 
Gestalt  eines  tadellosen,  fast  erwachsenen  Exemplares  in  den  Garten 


217 


gelangte.  Eine  Kollektion  australischer  Seltenheiten,  wobei  einen 
echten  Dingo,  schenkte  Herr  Siegmund  von  Mumm,  und  Herr  F.  E. 
Clotten  sandte  2  Exemplare  des  Australischen  Kasuars.  Herr  Alfred 
Zuntz  bereicherte  verschiedentlich  die  Vogelsammlung  durch  Schen¬ 
kung  exotischer  Vögel;  weiter  schenkten  Herr  Justizrat  Häberlin 

2  Seidenäffchen ;  Herr  Stadtrat  Hanau,  1  Reh;  Herr  Direktor  Drory, 

3  wilde  Kaninchen  und  1  Eichhörnchen;  Herr  Wilh.  Mayer,  1  Igel. 
Diverse  Teichhühner,  sowie  Möwen  oder  kleine  Vögel  wurden  ge¬ 
schenkt  von  den  Herren  Ludw.  Schnell,  Fr.  Garny,  A.  Perron,  sowie 
von  Frau  Aug.  Albus  (hier),  Frau  W.  Böcker  (Wetzlar)  und  Herrn 
0.  Siebert  (Geestemünde).  Kleinere  Reptilien  von  den  Herren:  P.  Prior 
(hier)  uud  L.  Volk  (Offenbach);  Herr  Dr.  med.  Ohlenschlager  schenkte 
eine  prächtige  Nashorneidechse  von  der  Insel  Haiti,  Herr  Georg 
Hildebrandt  6  Moschusenten.  —  Herr  Karl  Fulda  stellte  wie 
alljährlich  den  aus  der  Kohlenlieferung  an  den  Garten  erzielten 
Nutzen  in  voller  Höhe  dem  Tierfonds  zur  Verfügung.  —  Allen 
Schenkern  sei  hier  nochmals  für  ihre  liebenswürdige  Aufmerksam¬ 
keit  aufrichtiger  Dank  gesagt. 

Außer  dem  weiteren  Ausbau  der  schon  vorhandenen  Tiersamm- 
lungen  war  es  besonders  die  Besetzung  der  neuerbauten  Häuser,  die 
einen  stärkeren  Aufwand  für  Tierankäufe  erforderte,  dessen  Ge¬ 
samthöhe  sich  auf  M.  27,200  belief.  Diese  Mehrausgabe  wurde  er¬ 
möglicht  durch  die  verhältnismäßig  hohen  Einnahmen  für  verkaufte 
Tiere  und  sonstige  Zuflüsse  zum  Tierfonds,  die  über  M.  10,000  be¬ 
trugen.  Der  Verkauf  von  Dubletten  wiederum  war  eine  Folge 
der  günstigen  Zuchtergebnisse  und  erstreckte  sich  auf  Riesenkänguruh, 
kleinere  Wallabys,  Wasserbock-  und  Hirschziegenantilopen,  Hirsche, 
Löwen,  Silberlöwen  und  diverse  kleinere  Tiere.  Auch  die  im  In¬ 
sektenhaus  gezüchteten  Schmetterlinge  bildeten  für  Sammler  den 
Gegenstand  reger  Nachfrage,  und  aus  ihrem  Verkauf  entwickelte 
sich  eine  neue  Einnahmequelle  für  das  Institut. 

Den  Vermehrungen  des  Tierbestandes  standen  sehr  geringe  Ver¬ 
luste  gegenüber.  Ein  Riesenbüffel,  eine  Hyäne  und  ein  Krokodil, 
welche  starben,  und  ein  altersschwaches  Gnu,  das  getötet  wurde,  bil¬ 
deten  im  Verein  mit  einer  dem  Garten  leihweise  überlassenen  Riesen¬ 
schildkröte  die  ganze  Liste  größerer  Verluste,  denen  sich  eine  Reihe 
von  Nagetieren  und  kleinen  Raubtieren  —  besonders  Mardern  — 
anschließt,  die  aber  leicht  und  rasch  ersetzt  wurden. 

So  schließen  wir  unseren  Bericht  mit  dem  beruhigenden  Bewußt¬ 
sein,  daß  das  Jahr  1904  sich  noch  günstiger  für  die  Prosperität 


unseres  Instituts  erwiesen  hat  als  fast  sämtliche  früheren,  und  daß 
es  unsere  Bestrebungen  nach  jeder  Richtung  hin  gefördert  hat.  Daß 
dies  auch  weiterhin  geschehe,  soll  keine  Arbeit  gespart  werden,  und 
wir  erbitten  zu  diesem  Zwecke  die  weiteren  Sympathien  unsrer  Vater¬ 
stadt  und  vor  allem  Ihre  kräftige  Unterstützung. 

Gleichzeitig  mit  der  Jahresrechnung  über  den  Betrieb  des  Zoo¬ 
logischen  Gartens  und  der  Bilanz  der  Gesellschaft  legen  wir  Ihnen 
die  Abrechnung  der  Unterstützungskasse  für  die  unteren  Beamten 
des  Gartens  vor ,  die  sich  wieder  einiger  sehr  dankenswerter 
Zuweisungen  erfreute.  Der  Grundstock  der  Kasse  konnte  auf 
M.  10  000  vermehrt  werden,  während  die  notwendigen  Unter¬ 
stützungen  aus  dem  Dispositionsfonds  und  der  Zinseneinnahme 
bestritten  werden  konnten.  Allen  Freunden  des  Gartens  sei  diese 
wohltätige  Einrichtung  für  gelegentliche  Zuwendungen  wärmstens 
empfohlen. 


Gewinn-  und  Verlust-Konto: 


Betriebs-Rechnung  des  Zoologischen  Gartens  vom  Jahre  1904. 


Einnahmen. 


Ausgaben. 


1.  Abonnements: 

2667  Familien-.  .  .  . 
780  Einzelne  .  .  .  . 
180  Pensionär-  und  Mo¬ 
nats-Abonnements  . 


M.  Pf. 


82,594.  — 


2.  Tageskarten: 

111,321  Personen  zu  vollem  Ein¬ 
trittspreis. 

106,112  Personen  zu  ermäßigtem 
Eintrittspreis. 

2,805  Schüler. 

220,238  Personen  M.  144,780.75 
ab:  Kosten  be¬ 


sonderer  Veran 


staltungen  .  .  M.  2,307.11 

.  142,473.  64 

3.  Wein-  und  Bier-Nutzen 

.  8,590.  25 

4.  Pacht . 

.  13,070.  — 

5.  Vermietungen  .  .  . 

.  6,806.  75 

6.  Verschiedenes  .  .  . 

.  4,862.  03 

7.  Zinsen . 

.  1,760.  05 

8.  Aquarium . 

.  17,150.  45 

9.  Tiere  und  Geschenke  . 

.  10,201.  06 

287,508.  23 

M.  Pf. 

1.  Gehalte .  50,774.  15 

2.  Fütterung .  66,749.  99 

3.  Musik .  54,788.  20 

4.  Heizung  u.  Beleuchtung  8,982.  89 

5.  Wasserversorgung  .  .  10,529.  38 

6.  Garten-Unterhaltung  .  9,179.  98 

7.  Bau-Unterhaltung .  .  .  30,263.  49 

8.  Druckkosten  ....  2,435.  80 

9.  Insertionen .  2,683.  81 

10.  Livree .  1,278.  30 

11.  Versicherung  ....  2,925.  55 

12.  Allgemeine  Unkosten  .  9,287.  85 

13.  Unterstützungen  .  .  .  576.  — 

14.  Aquarium .  8,774.  94 

15.  Tiere .  27,193.  25 


286,423.  58 
Überschuß  1,084.  65 


287,508.  23 


219 


Aktiva. 

M.  Pf. 

Tiere . 

70,250.  — 

Gebäude  M.  2,165,000.— 

Zuwachs  »  2,585.78 

M.  2,167,585.78 

Abschrei- 

bung.»  2,585.78 2.1  ßs.nnn.  - 

Park . 

145,000.  - 

Aquarium  (Tiere,  See- 

wasser,  Scheiben)  .  . 

2,000.  — 

Pflanzen . 

5,000.  — 

Mobilien  .  M.  231,890.50 

Zuwachs  »  1,480.17 

M.  233,370.67 

Absclirei- 

bung  .  »  13,893.67 

219,477.  — 

Käfige  . 

1,000.  — 

Musikalien . 

1,500.  - 

Bibliothek . 

500.  — 

Vorräte  (Futter,  Kohlen  etc.) 

6,938.  34 

Vor  Versicherung .... 

7,701.  10 

Saal-Umbau-Konto  .  .  . 

6,000.  — 

Effekten  : 

a.  VorrätigeWertpapiere 

27,104.  86 

b.  Vorrätige  geschenkte 

3  Aktien  .... 

1,350.  - 

c.  Vorrätige  geschenkte 

844  Prioritätsaktien 

126,600.  — 

Frankfurter  Bank  .  .  . 

30,048.  78 

Kassenbestand  .... 

13,921.  70 

1  Debitor . 

150.  — 

Bilanz  vom  31.  Dezember  1904. 

Passiva. 

Aktien-Kapital  .  . 
Prioritäts-Aktien 
Prioritäts-Obligationen : 

A.  Schuldverschreibungen 

in  Umlauf  .  .  . 

B.  Darlehen  der  Stadt 
Aquarium-Reserve  .  . 
Zinsen- Vortrag  .  .  . 
Abonnenten  für  1905  . 
Stadthauptkasse  .  .  . 


M.  Pf. 
.  1,260,000.  — 
.  231,750.  — 


910,500.  — 
350,000.  — 
2,000.  — 
16,351.  13 
57,856.  — 
1,084.  65 


2,829,541.  78 


Unterstützungskasse  für  die  unteren  Beamten  des  Zoolog.  Gartens. 


Grundstock.  Dispositionsfonds. 


1904 

1.  Januar.  Bestand.  .  . 

.  .  .  M. 

8,449.50 

M. 

937.46 

» 

Zuweisungen . 

1,551.31 

» 

434.— 

> 

Kursgewinne . 

13  — 

» 

— 

y> 

Zinsen . 

— 

317.59 

M. 

10,013.81 

M. 

1,689.05 

» 

Unterstützungen  .... 

— 

» 

780.— 

31.  Dezember.  Bestand  . 

...  M. 

10,013.81 

M. 

909.05 

V.  Goering. 


220 


Kleinere  Mitteilungen. 

Uhu.  Am  16.  April  1905  sahen  wir  im  Oberolmerwald  ganz  ausnahmsweise 
einen  Uhu.  Bubo  bubo  strich  aus  einem  niedrigen  Eichenbestand  mit  vereinzelten 
hohen  Kiefern  direkt  vor  uns  ah.  Paul  Gregor  Schuster. 

Pelz  werk  aus  Maulwurfsfcllen.  Wir  lesen  in  den  Tageszeitungen,  daß 
zwei  deutsche  Damen,  Frau  M.  Cauer  und  Fräulein  Dr.  A.  Augspurg,  eine  Eingabe 
an  den  Reichstag  gemacht  hätten,  in  der  sie  bitten,  das  Tragen  von  Maulwurfs¬ 
pelzwerk  unter  Strafe  zu  stellen,  da  der  Maulwurf  ein  der  Landwirtschaft  nütz¬ 
liches  Tier  sei.  Der  Landwirtschaft  drohe  durch  die  gedankenlose  Modetorheit 
deutscher  Frauen  ein  unabsehbarer  Schaden.  Die  Petitionskommission  habe  sich 
aber  darüber  nicht  einigen  können,  ob  der  Maulwurf  der  Landwirtschaft  mehr 
schade  als  nutze  und  habe  die  Petition  verworfen.  —  Auch  wir  sind  der  Meinung, 
daß  der  Maulwurf  bald  Nutzen,  bald  Schaden  stiften  kann.  Da  er  beim  Graben 
sehr  viel  Wurzeln  vernichtet,  also  den  Pflanzenwuchs  stört  und  die  im  großen  und 
ganzen  nützlichen  Regenwürmer  vertilgt,  stiftet  er  Schaden,  da  er  Engerlinge  und 
viele  schädliche  Insekten  und  deren  Larven  und  Puppen  verzehrt,  schafft  er  Nutzen. 
Man  darf  also  seine  Tötung  da,  wo  er  schädlich  auftritt,  und  das  ist  auf  den 
Wiesen  in  Südwestdeutschland  zweifellos  der  Fall,  nicht  untersagen.  Sollte  es 
aber  den  Anschein  haben,  daß  durch  eine  törichte  Mode  ein  doch  im  großen  und 
ganzen  harmloses  Tier  auf  den  Aussterbeetat  gesetzt  wird,  so  möchten  auch  wir 
gegen  ein  solches  Verfahren  Front  machen.  Die  Tiere  sind  denn  doch  nicht  bloß 
dazu  auf  der  Welt,  um  der  Geldgier  und  der  Torheit  unwissender  oder  gedanken¬ 
loser  Menschen  zum  Opfer  zu  fallen!  Bttgr. 

Das  Angstgeschrei  von  Fröschen  und  Kröten.  Als  Junge  ging 
ich  einmal  an  einem  milden  Sommerabend  durch  den  Garten.  Da  hörte  ich  einen 
schrillen,  durchdringenden,  mir  unbekannten  Schrei  aus  einem  Salatbeete  kommen. 
Ich  sprang  hinzu  und  fand  einen  ziemlich  großen  Grasfrosch  ( Rana  temporaria  L.), 
der  platt  auf  der  Erde  lag  und  in  sonderbarer  Weise  die  Füße  nach  oben  hielt. 
Ich  achtete  damals  nicht  weiter  darauf,  da  ich  nicht  annahm,  daß  ein  Frosch  der¬ 
artige  gellende  Laute  hervorbringen  könne.  Ich  habe  später  noch  einige  Mal  diesen 
Schrei  vernommen  ;  es  war  aber  stets  so  dunkel,  daß  ich  die  Ursache  nicht  finden 
konnte.  Als  ich  Student  war,  fand  ich  eines  Abends  ein  sehr  schönes  Stück  der 
Knoblauchskröte  ( Pelobates  fuscus  Laur.),  das  ich  mit  in  das  Haus  nahm  und  in 
eine  Pappschachtel  setzte,  um  es  später  dem  Museum  zu  übergeben.  Aus  Ver¬ 
sehen  stieß  ich  den  Kasten  herunter,  und  die  Kröte  schrie  darauf  so  durchdringend, 
daß  im  Nebenzimmer  schlafende  Personen  davon  aufwachten.  Mein  Bruder  Rudolf 
teilte  mir  mit,  daß  er  diesem  ihm  unerklärlichen  Schrei  zweimal  nachgegangen 
sei;  in  beiden  Fällen  fand  er  Grasfrösche  als  Urheber;  der  eine  war  von  einer  Spitz¬ 
maus  angefallen  worden,  mit  dem  anderen  spielte  eine  junge  Katze.  Jedesmal,  wenn 
die  Katze  dem  Frosch  einen  Krallenhieb  versetzte,  schrie  der  Frosch.  Der  Schrei 
war,  wie  ich  mich  erinnere,  ein  schriller,  langgezogener  I-laut,  ungefähr  i-i-i-e» 
eine  verkleinerte  Ausgabe  des  Angstschreis  des  vom  Bock  getriebenen  Schmalrehes. 
In  der  Literatur  ist  mir  eine  Erwähnung  des  Angstschreies  der  Frösche  und  Kröten 
nur  einmal  aufgefallen,  auch  erinnere  ich  mich  nicht,  daß  ein  Frosch,  der  von 
Kindern  gepeinigt  wurde,  jemals  geschrieen  hätte.  Hermann  Löns. 


221 


Produziert  die  Kohlmeise  zwei  Eier  in  einem  Tag  (letzteren  zu 
24  Stunden  gerechnet)?  Unter  Umständen  gewiß,  wie  der  folgende  Fall  lehrt. 
Am  29.  April  entdeckten  wir  drei  Brüder  ein  leeres  Kohlmeisennest  nachmittags 
zwischen  5  und  6  Uhr.  und  am  2.  Mai  um  dieselbe  Zeit,  also  nach  dreimal  24 
Stunden,  lagen  —  8  Eier  im  Nest.  Nun  haben  gewiß  zwei  Meisen  in  das  eine 
Nest  zusammengelegt,  obwohl  ich  immer  nur  ein  Paar  beim  Nistbaum  sah.  Aber 
auch  bei  dieser  Voraussetzung  hat  jede  Meise  einmal  zwei  oder  eine  Meise  zwei¬ 
mal  zwei  Eier  innerhalb  24  Stunden  gelegt.  Wilhelm  Schuster. 

Schutzkleidung  derRaupe  von  Nola  togatulalis.  Die  Togatulalis- Raupe 
hat  eine  sehr  gute  Schutzkleidung,  worauf  m.  W.  noch  niemand  aufmerksam  ge¬ 
macht  hat.  Sie  sieht  nämlich  in  ihrem  weißgrauen  Filz  genau  so  aus  wie  ein 
Spinngewebe.  Und  die  Natur  kommt  ihr  tatsächlich  auch  mit  ihrer  besten  Gelegen¬ 
heit  zu  Hilfe.  Die  Raupe  sitzt  meist  an  den  jüngsten  Trieben  der  Eichbüschchen 
(in  der  Nacht  vom  28.  auf  den  24.  Mai  1905  sind  diese  auf  unseren  Hägen  alle 
wieder  einmal  erfroren) ;  und  gerade  auf  denselben  Trieben  weben  zu  der  gleichen 
Zeit  nicht  allein  viele  kleine  Spinnen  ihr  Gewebe,  sondern  auch  Mikrofalter-Raupen. 
Ihrer  Ähnlichkeit  mit  diesen  Geweben  verdankt  die  Raupe  sicher  manchen  Schutz. 
—  Was  übrigens  auch  hier  die  Gewohnheit  tut,  ist  erstaunlich;  sobald  man  die 
Togatulalis-'R&uye  nur  einmal  ordentlich  kennt,  sieht  man  sie  auch  dann  sogleich, 
wenn  sie  auf  der  Unterseite  eines  Eichenblattes  sitzt  und  nur  zwei  oder  drei  der 
langen  Haare  am  Rand  vorstehen.  —  Da  die  Raupe  in  diesem  Jahr  so  aulfallend 
häufig  war  (der  Grund  dürfte  in  dem  für  Raupen  überaus  wohltemperierten  Sommer 
1904  liegen),  habe  ich  eine  Anzahl  an  meine  Vereine  (Offenb.  Ver.  f.  Naturk., 
Nass.  Ver.  f.  Naturk.  in  Wiesbaden)  und  an  Herrn  H.  Gauckler  in  Karlsruhe 
übersandt.  Wilhelm  Schuster. 

Das  Wachstum  der  Suppenschildkröte  ( Chelone  mydas  L.).  Es  ist 
mir  nicht  bekannt,  daß  genauere  Beobachtungen  über  die  Schnelligkeit,  mit  der 
Seeschildkröten  in  der  Gefangenschalt  wachsen,  existieren;  über  freilebende  wird 
es  erst  recht  keine  geben !  Auch  im  Brehm  linde  ich  darüber  nichts  als  folgende 
Bemerkung  in  betreff  der  Suppenschildkröte:  »Einige  Naturforscher  meinen,  daß  das 
Wachstum  sehr  schnell  vor  sich  gehe;  diese  Behauptung  steht  jedoch  mit  Beob¬ 
achtungen,  die  an  Sumpfschildkröten  gemacht  wurden,  nicht  im  Einklänge,  und 
jedenfalls  dürfte  die  Angabe  Villem o nts ,  daß  ein  Eingeborener  von  San  Domingo 
eine  gefangen  gehalten  habe,  die  in  Monatsfrist  fast  um  einen  Fuß  gewachsen  sei, 
keinen  Glauben  verdienen.«  Da  man  über  das  Wachstum  der  Suppenschildkröte 
somit  nichts  genaueres  weiß,  so  war  es  mir  interessant  während  meines  Südsee¬ 
aufenthaltes  von  einem  Beobachter  zu  erfahren,  daß  ein  bei  ihm  aus  dem  Ei  ge¬ 
schlüpftes  Reptil  dieser  Art  in  anderthalb  Jahren  etwa  die  Länge  eines  Fußes 
erreicht  habe.  Das  Tier  war  dabei  sehr  stark  gefüttert  worden.  Als  es  größer 
war,  fraß  es  täglich  etwa  sechzig  der  häufigen,  unter  dem  Sande  lebenden  Muscheln 
(Asaphis  deßorata  L.J,  die  ihm  zur  ausschließlichen  Nahrung  dienten.  Danach 
scheint  das  Wachstum  denn  doch  kein  so  langsames  zu  sein,  als  von  anderer  Seite 
angenommen  wird.  Wahrscheinlich  liegt  die  Sache  bei  der  Suppenschildkröte  ähnlich 
wie  bei  anderen  Reptilien,  die  bei  reichlicher  Fütterung  schnell,  bei  knapper  da¬ 
gegen  langsam  wachsen,  sodaß  aus  der  Größe  des  Tieres  keineswegs  ohne  weiteres 
auf  das  Alter  geschlossen  werden  kann.  Jedenfalls  sind  die  jungen  Suppenschild- 


222 


kröten  im  Gegensätze  zu  den  alten  durchaus  keine  Vegetarianer ;  meine  nahm  z.  B. 
außer  den  erwähnten  Muscheln  auch  rohes  Fleisch  vom  Draht.  Ja,  ich  möchte  sogar 
behaupten,  daß  die  erwähnten  Weichtiere  für  etwas  größere  Chelonen  wahrscheinlich 
die  Normalnahrung  darstellen,  da  sich  dieTiere  diese  Muscheln  leicht  verschaffen  können. 
Jedenfalls  gedeihen  Gefangene  —  ganz  kleinen  muß  man  allerdings  die  Muscheln 
geöffnet  vorlegen  —  bei  dieser  Art  der  Fütterung  ganz  außerordentlich  gut,  wie 
ich  wiederholt,  auch  bei  anderen,  beobachten  konnte.  Dr.  med.  Schnee. 


Literatur. 


Dr.  E.  A.  Goeldi  und  Dr.  G.  Hagmann,  Prodromo  de  um  Catalogo  critico, 
commentado  da  collec^äo  de  Mammiferos  no  Museu  do  Para  (1894 — 1908).  in : 
Boletim  do  Mus.  Goeldi  de  Hist.  nat.  e  Ethnogr.  Para  (Brazil),  Inst.  Lauro 
Sodre,  1904.  Vol.  4,  Nr.  1  p.  88—122,  6  Taf. 

Wir  möchten  ausdrücklich  auf  diesen  wertvollen  Katalog  aufmerksam  machen, 
der  —  abgesehen  von  den  in  der  Hauptliste  etwas  stiefmütterlich  behandelten 
Fledermäusen  —  zahlreiche  eigene  Beobachtungen  und  Messungsresultate  an  brasi¬ 
lianischen  Säugetieren  enthält  und  auch  die  von  andrer  Seite  aus  Brasilien  ange¬ 
gebenen  Arten  berücksichtigt.  Besonderes  Gewicht  legen  wir  auch  auf  die  beige¬ 
gebenen  schönen  Tafeln,  die  das  Porträt  des  Mycetes  beelzebul  von  vorn  und  von 
der  Seite,  drei  Totalansichten  und  eine  Tafel  mit  Schädelzeichnungen  des  Parä- 
lltis  ( Putorius  paraensis  Goeldi),  sowie  den  Kopf  und  Hals  der  schönen  Maracajä- 
Katze  (Felis  macrura)  aus  Para  im  Bilde  bringen.  Die  meisten  der  als  neu  be- 
zeichneten  Arten  sind  bereits  früher  von  Oldfield  Thomas  beschrieben  worden. 
Wichtige  Nachträge  zu  dieser  Arbeit  liefern  außerdem  auf  p.  101 — 106  noch  Old¬ 
field  Thomas  mit  der  Aufzählung  einer  Sammlung  von  22  Fledermäusen  aus 
dem  Staate  Para  und  auf  p.  107—108  u.  2  Taf.  Prof.  Dr.  Th.  Studer  mit  einer 
Abhandlung  über  die  Wildhunde  des  Amazonasgebietes.  Die  letztgenannten  Tafeln 
enthalten  die  Abbildungen  der  Schädel  von  Canis  jubatus ,  azarae,  microtis  und 
brasiliensis  in  halber  natürlicher  Größe.  Bttgr. 


Dr.  W.  Wolter storff,  Beiträge  zur  Fauna  der  Tucheier  Heide.  Mit  Beiträgen 
von  A.  Dollfuß,  A.  Protz,  H.  Simroth*  A.  Seligo,  Verhoeff  u.  a.  Danzig,  1904, 
Verlag  v.  W.  Engelmann  in  Leipzig.  8°.  102  pag.,  5  Fig.,  Taf. 

Ein  mühseliges,  man  könnte  sagen,  für  manche  sogar  langweiliges  Buch, 
aber  überaus  reich  an  wissenschaftlichem  Detail,  das  seiner  Zeit  erhöhte  Wichtig¬ 
keit  bekommen  wird,  wenn  die  Kultur  weiter  so  fortschreitet  wie  bisher  und  die 
»Tucheier  Heide«,  heute  noch  ein  botanisches  und  zoologisches  Eldorado,  aufgehört 
haben  wird  zu  existieren.  —  Der  Schwerpunkt  der  Arbeit  liegt  in  der  Schilderung 
der  Lokalität  und  in  der  Aufzählung  des  Tierbestandes,  wie  ihn  der  Verfasser  bei 
vielwöchentlichen  Kreuz-  und  Querfahrten  in  diesem  noch  wenig  durchforschten 
Gebiete  Westpreußens  angetroffen  hat,  und  vor  allem  in  der  Lebensschilderung  der 
dortigen  Kriechtiere,  Lurche  und  Weichtiere.  Für  unsere  Leser  wichtig  dürfte 
nebeu  der  Notiz  über  das  häufigere  Auftreten  der  rotrückigen  Varietät  von  Lacerta 


223 


agilis  L.  namentlich  die  Charakteristik  der  drei  Formen  des  dortigen  Wasser¬ 
frosches  sein,  von  denen  der  Autor  Rana  esculenta  ridibunda  Pall,  als  Unterart, 
R.  esculenta  lessonae  Cam.  als  Varietät  des  Typus  auffaßt.  R.  esculenta  lessonae 
wird  folgendermaßen  charakterisiert:  »Metatarsaltuberkel  sehr  stark  zusammen¬ 
gedrückt,  hart,  halbmondförmig;  seine  Höhe  (in  der  Wölbung)  beträgt  die  Hälfte 
seiner  Länge.  Färbung  kaum  verschieden  vom  Typus,  aber  meist  lebhafter,  inten¬ 
siver.  Hinterseite  der  Oberschenkel  und  Weichen  auf  intensiv  gelbem  oder  orange - 
gelbem  Grunde  zierlich  schwarz  gefleckt«.  R.  esculenta  ridibunda  wurde  mit 
Sicherheit  nur  in  der  Weichselniederung  nachgewiesen,  nur  in  einem  Falle,  an 
den  Teufelsbergen,  zusammen  mit  erwachsenen  Tieren  der  typischen  Form.  Dagegen 
fanden  sich  an  mehreren  Orten  Stücke  des  Typus,  die  in  dieser  oder  jener  Hin¬ 
sicht  an  ridibunda  erinnern.  R.  esculenta  typica  wurde  öfters  mit  var.  lessonae 
zusammen  gefangen,  die  ihrerseits  Seen  und  Teiche  zu  meiden  scheint.  R.  escu¬ 
lenta  lessonae  zeigte  sich  nur  an  wenigen  kleinen  Gewässern  unvennischt  mit 
esculenta  typica.  Betreffs  der  Übergangsformen  zwischen  dem  Typus  und  der 
var.  lessonae  ist  der  Verfasser  ebensowenig  wie  seine  Vorgänger  zu  einem  sicheren 
Resultat  über  ihre  Wertigkeit  gekommen.  Dagegen  ist  R.  arvalis  Nilss.,  die  in 
der  Tucheier  Heide  ebenfalls  auftritt,  sicher  nicht,  wie  wir  früher  annahmen,  als 
Reliktform  aus  der  Eiszeit  zu  betrachten.  Eine  ganz  neue  Form  ist  die  hier  zum 
erstenmal  beschriebene  und  abgebildete  R.  arvalis  var.  nigromaculata  Wolt.  (p.  59, 
Taf.  1,  Fig.  1 — 3).  Die  Aufzählung  der  Schnecken  und  Muscheln  zeigt  einige 
Mängel,  die  daher  rühren  dürften,  daß  von  einem  und  dem  andern  der  Herren 
Verfasser  die  neuere  Literatur  nicht  genügend  gewürdigt  worden  ist  und  daß  ver¬ 
säumt  wurde,  die  unsicheren  Formen  scharf  zu  charakterisieren  und  abzubilden. 
Es  gilt  das  namentlich  von  den  Vertretern  der  Gattungen  Planorbis ,  TJnio  und 
Anodonta.  —  Immerhin  ist  mit  diesem  Beitrag  zur  Fauna  der  Tucheier  Heide, 
der  auch  die  gesammelten  Säugetiere,  Chilopoden,  Diplopoden,  Hydrachniden,  Iso- 
poden  und  Nematoden  und  die  Mikrofauna  und  Mikroflora  der  dortigen  Ge¬ 
wässer  behandelt,  die  Methode  und  ein  richtiger  Weg  gezeigt,  in  welcher  Weise 
faunistische  Detailstudien  betrieben  werden  müssen,  deren  voller  Nutzen  freilich 
vielfach  erst  in  künftigen  Zeiten  ganz  erkannt  und  gewürdigt  werden  dürfte. 

Bttgr. 


Vogelhandbuch:  Ornithologisches  Taschen-  und  Exkursionsbuch  zum 
Studium  der  Vogelarten,  Vogelkleider,  Vogeleier,  Vogelgesänge,  Vogelnahrung 
u.  s.  w.  Systematisch  kurze,  sehr  ausgiebige  und  instruktive  Beschreibung 
unserer  einheimischen  Vogelarten  von  Pfarrer  Wilhelm  Schuster, 
Herausgeber  der  »Ornithologischen  Rundschau« ,  bezw.  »Zeitschrift  für  Oologie 
und  Ornithologie«.  Mit  70  Textabbildungen.  Berlin,  Fritz  Pfenningstorff  (1905). 
100  S.,  8°.,  Preis  M.  1. 

Dieses  Handbuch  ist  ein  unbedingtes  Erfordernis.  Es  bringt  in  musterhafter, 
lakonischer  Kürze  alle  wichtigen  Tatsachen  über  eine  jede  Vogelart  Deutschlands; 
und  ein  solches  Büchlein,  welches  man  eben  einfach  in  die  Tasche  stecken  und 
überall  auf  seinen  Ausflügen  und  Reisen  mitnehmen  und,  wenn  eben  nötig,  sogleich 
zum  Nachschlagen  benutzen  kann  (gar  vieles  kann  ja  selbst  der  kenntnisreichste 
Ornithologe  nur  schwarz  auf  weiß  behalten),  fehlte  bisher  tatsächlich.  Schusters 
Vogelhandbuch  ist  ein  ornithologischer  Mentor.  Wir  können  es  daher  allen 


224 


Vogelkennern  und  -freunden  nur  empfehlen,  zumal  es  für  einen  so  billigen 
Preis  zu  haben  ist.  Die  70  Vogeltypen  (Köpfe,  Flügel,  Füße)  sollen  nur  im  allge¬ 
meinen  und  auf  den  ersten  Blick  orientieren.  Eine  weitere  sehr  erwünschte  Neuerung 
ist  die,  daß  auf  jeder  Seite  am  Rand  eine  breite  freie  Rubrik  gelassen  worden  ist 
mit  dem  Vermerk  »Eigene  Beobachtungen«.  Dort  kann  also  Jedermann  seine  eigenen 
Beobachtungen  und  Gedanken  bei  jeder  Vogelart  eintragen.  Wer  sich  aber  das 
Büchlein  noch  besonders  passend  für  die  Tasche  zurechtgestalten  will,  kann  sich 
in  der  Buchbinderei  den  freien  Rand  abschneiden  lassen.  Hervorgehoben  soll  noch 
werden  die  Genauigkeit  und  Exaktheit  der  einzelnen  Angaben.  —  Auch  die  Oologie 
ist  nicht  zu  kurz  gekommen.  Fast  bei  jeder  Vogelart  hat  der  Verfasser,  unser 
Mitarbeiter,  außer  der  in  aller  Kürze  genauen  und  treffenden  Angabe  der  Eier¬ 
farben  auch  die  Eimaße  mitgeteilt,  was  man  sonst  immer  in  kürzeren  Darstellungen 
vermißt.  —  Das  »Vogelhandbuch«  stützt  sich  wissenschaftlich  auf  den  neuesten 
Stand  unserer  ornithologischen  Forschungen.  Bttgr. 

Eingegangene  Beiträge. 

H.  L.  in  F.  und  M.  S.  in  W.  Je  einen  Aufsatz.  —  Dr.  H.  ft.  in  M.  und  G.  v.  B.  in  O. 
(Schweiz).  Je  eine  Mitteilung  dankend  erhalten. 


Bücher  nnd  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Iiirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  22—24. 
Zoologischer  A  n  z  e  i  g  er.  ,  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  29.  Jahrg.,  1905.  No.  1—3. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  105,  1905,  No.  2736—2737. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  6. 

L)  erWeidmann.  Blätter  für  Jäger  unü  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  36—37. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Pr ös ler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  vierlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  37. 

Blätter  für  Aquarien-  u.  T er ra(rien- Kunde.  Herausg.  v.  Dr.  E.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  22—24. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven ,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  19,  1905.  No.  114. 

Anzeiger  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Jahrg.  1905.  No.  11— 14.  Wien, 
K.  K.  Hof-  u.  Staatsdruckerei,  1905. 

Natur  und  Haus.  Ulustr.  Zeitsckr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13,  Heft  17. 

Zwinger  und  Feld.  Ulustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 
u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
1905.  Jahrg.  14.  1905.  No.  23—24. 

Die  Gefiederte  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  22—24. 

Abstract  ofthe  Proc.  ofthe  Zoolögical  Society  of  London.  No.  17 — 20.  1905. 
Mitteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  Iv.  Boyer.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  H. 
Dr.  Fr.  Werner,  Die  Verbreitung  u.  Lebensweise  der  Riesenheuschrecken  aus  der  Gattung 
Saga ,  insbes.  in  Euiopa.  —  Sep.-Abdr.  a.  Mitt.  Naturw.  Ver.  Univ.  Wien.  Jahrg.  3,  1905, 
No.  1.  8°.  4  pag.,  2  Fig. 

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Seetiere  der  Nord-  u.  Ostsee.  Mit  24  Taf.  nach  Aquarellen  von  J.  Braune.  München, 
J.  F.  Lehmanns  Verlag,  1905.  8°.  76  pag;.  —  Preis  geb.  M.  6.— 

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1905.  8°.  86  pag.,  8  Fig.,  12  Taf.  —  Preis  geb.  M.  2.50. 

St.  Hubertus.  Ulustr.  Jagdzeitung.  Herausg.  v.  P.  Schettler.  Cöthenj  u.  Berlin,  Ver¬ 
lag  v.  P.  Schettlers  Erben.  23.  Jahrg.  1905.  No.  3.  —  Preis  jährl.  M.  8.— 


Zusendungen  werden  direkt  au  die  Verlagshaudluug  erbeten. 

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Nachdruck  verboten. 


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(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boetfaer  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von  : 

Prof.  Dr.  P.  Altmanu,  Prof.  Dr.  Heinridi  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  ßolan,  Dr.  Hermann  Bolan,  Lehrer  L.  Buxbaum,  P.  Calin,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Reg. -Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  B.  Gabler,  Gyml.  -  Oberlehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dir.  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paal  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knanthe, 
Th.  Knottnerus-Meyer,  Piof.  Dr.  med.  W.  Mobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  y.  Krtidener,  Geh. -RH  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  L<nz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkiihn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Mehely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Gell.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Mcbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  ned.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde, 
H.  Nehrling,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dir.  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  Lj  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörjg,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Schiern enz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  M.  Siedler,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel, 
Prof.  Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor 
Dr.  L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mir 


dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 


«K  46.  \Jahrgang  )®- 


em.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  itqe  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 


Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbess 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen, 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit 


erungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
iieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  ujnd  Länder  in  ihrem  Lehen  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  •  Menschen  geschildert ;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
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Inserate  linden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung ,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1908  unter 

No.  8979  eingetragen. 


Zeitschrift 


für 

Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


Organ 


Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 


Herausgegeben  von  der 

Neuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Jahrgang. 
No.  8. 


Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

1905. 


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‘Zur  Gründung  eines  Zoologischen  Garten 
in  einer  Provinzial-Hauptstadt  sucht  Besitzer 
eines  Grossen  Etablissement  kapitalkräftige 
Teilnehmer,  Zoologen,  Botaniker  etc.  bevor¬ 
zugt.  Die  Angelegenheit  hat  eine  große  Zu¬ 
kunft,  indem  die  zuständigen  Behörden  etc. 
die  Angelegenheit  unterstützen  würden. 

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Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palseark- 
tisclien  Faunengebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
2V2  bis  8  Druckbogen ,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
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handenem  Raume  am  Umschläge  Aufnahme. 
Inseraten-Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
Tännenhof  bei  Hallein,  zu  adressieren. 

Victor  Ritter  v.  Tscnusi  zu  Selmiiiltiotter. 


(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N°*  8.  XLVI.  Jahrgang.  August  1905. 


Inhalt. 

Vierzig  Jahre  im  Dienste  der  Ornithologie;  von  J.  Michel  in  Bodenbach  (Böhmen). 
—  Ornithologische  Notizen  aus  Salzburg;  von  V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen 
auf  Villa  Tännenhof  hei  Hallein.  -  Ein  Besuch  des  Zoologischen’  Gartens  zu  Mühlhausen 
i.  E.;  von  He  in  rieh  Lauer  in  Freiburg  i.  Br.  —  Beiträge  zur  Fauna  der  Marshall-Inseln  VII; 
von  Dr.  med.  Schnee  in  Gr.-Lichterfelde  bei  Berlin.  —  Die  Erdsänger  in  und  um  Frank¬ 
furt  a.  M.;  von  Pfarrer  Wilhelm  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz.  —  Kleinere  Mit¬ 
teilungen.  —  Literatur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Vierzig  Jahre  im  Dienste  der  Ornithologie. 

Von  J.  Michel  in  Bodenbach  (Böhmen). 

In  der  Augustnummer  dieser  Zeitschrift  vom  Jahre  1865  erschien 
eine  kleine  ornithologische  Notiz  »Ein  Hausrotschwänzchen  im  Winter«, 
die  Viktor  Ritter  von  Tschusi  zuSchmidhoffen  zum  Ver¬ 
fasser  hatte.  Ihr  folgten  bis  zum  heutigen  Tage  über  400  größere 
und  kleinere  ornithologische  Arbeiten  aus  seiner  Feder,  und  aus  dem 
damals  18  jährigen  unbekannten  Jünglinge  ist  ein  in  wissenschaftlich 
ornithologischen  Kreisen  überall  wohlbekannter  und  hochgeschätzter 
Fachmann  geworden.  Die  40jährige  beharrliche  Arbeit  im  Dienste  der 
Ornithologie  dürfte  es  wohl  gerechtfertigt  erscheinen  lassen,  wenn  hier 
in  kurzen  Umrissen  der  Tätigkeit  des  genannten  Herrn  gedacht  wird. 

Viktor  von  Tschusi  wurde  am  28.  Dezember  1847  in  Slichov 
bei  Prag  geboren.  Nach  Absolvierung  seiner  Studien  widmete  er 
sich  ausschließlich  der  Ornithologie  und  ließ  sich  nach  seiner  Ver¬ 
mählung  endgültig  in  Hallein  bei  Salzburg  nieder.  Anfangs  pflegte 
er  vorwiegend  die  faunistische  und  biologische  Richtung,  sowie  den 
Vogelschutz.  Er  präparierte  selbst  und  legte  sich  eine  Sammlung 
ausgestopfter  Vögel  an,  die  bereits  554  tadellose  Präparate,  darunter 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  15 


226 


manche  Seltenheit,  umfaßte.  Mangel  au  Platz  bei  deren  fortwährendem 

Anwachsen  war  die  Ursache,  daß  er  die  schöne  Sammlung  dem 

K.  K.  Hof-Museum  in  Wien  schenkte  und  nun  eine  Balgsammlung 

anlegte.  Seine  selbstgefertigten  prachtvollen  Bälge  sind  wohl  den 

meisten  Sammlern  gut  bekannt.  Der  zunehmende  Reichtum  an  Arten 

und  die  großen  Suiten  einzelner  Spezies  forderten  v.  Tschusi  geradezu 

zum  Studium  der  Variation  heraus,  und  so  wandte  er  sich  allmählich 

der  Systematik  zu,  studierte,  während  er  früher  mehr  die  Omis 
•  • 

Österreich-Ungarns  betonte,  nunmehr  das  gesamte  Gebiet  der  paläark- 
tischen  Fauna  und  beschrieb  gegen  40  neue  Formen  derselben.  Durch 
Tausch  uud  Kauf  gelang  es  ihm  in  der  verhältnismäßig  kurzen  Zeit 
von  19  Jahren  eine  Sammlung  von  5600  Stück  zu  erwerben,  die 
als  Privatsammlung  in  ganz  Österreich-Ungarn  wohl  einzig  dastehen 
dürfte.  Seine  reichhaltigen  Suiten,  die  ein  gutes  Bild  des  indi¬ 
viduellen  und  lokalen  Abänderns  der  verschiedenen,  die  Art  bildenden 
Formen  geben,  bilden  eine  Sehenswürdigkeit,  und  viele  der  bedeu¬ 
tendsten  Ornithologen  des  In-  und  Auslandes  haben  sie  studiert  und 
wissenschaftlich  verwertet. 

Der  leider  viel  zu  früh  verschiedene  Kronprinz  Rudolf  schätzte 

die  Tätigkeit  Viktor  von  Tschusis  ungemein  hoch1).  Daher  berief  er 

ihn  nach  Wien  und  betraute  ihn  mit  der  Leitung  der  im  Jahre 

•• 

1882  ins  Leben  gerufenen  ßeobachtungsstatiouen  Österreich-Ungarns. 
Als  Präsident  dieses  Komitees  für  ornithologische  Beobachtungs- 
Stationen  entwickelte  v.  Tschusi  eine  rege  Tätigkeit,  indem  er  sich 
mit  allen  Beobachtern  ins  Einvernehmen  setzte  und  überall  neue 
Anregungen  gab.  Acht  umfangreiche  Jahresberichte  (bearbeitet  von 
V.  v.  Tschusi  unter  Mitwirkung  des  Dr.  Karl  von  Dalla-Torre), 
wovon  nur  sechs  im  Druck  erschienen  sind,  geben  Zeugnis  von  dieser 
arbeitsreichen  Epoche.  Der  unerwartete  Tod  des  Kronpinzen  Rudolf 

brachte  einen  sehr  bemerkbaren  Rückschlag  auf  dem  Gebiete  der 

•• 

ornithologischen  Bestrebungen  in  Österreich  mit  sich.  Da  rief  Viktor 

von  Tschusi  das  »Ornithologische  Jahrbuch«  ins  Leben,  das  sich  die 

Pflege  des  paläarktischen  Faunengebietes  mit  besonderer  Berück- 
•  • 

sichtigung  Österreich-Ungarns  zur  Aufgabe  stellt.  Das  genannte 
Blatt  erwarb  sich  bald  allgemeine  Anerkennung  uud  steht  nun  schon 
im  15.  Jahrgange. 

Im  Jahre  1895  wurde  v.  Tschusi  als  wissenschaftlicher  Beirat 
seitens  des  K.  K.  Ministeriums  zur  Internationalen  Vogelschutz-Konfe- 

l)  Die  überaus  reichhaltige,  wohlgeordnete  Korrespondenz  v.  Tschusis  enthält 
zwölf  eigenhändige  Briefe  des  Verewigten. 


227 


renz  nach  Paris  entsendet  und  später  mit  der  fachmännischen  Prüfung 
der  anläßlich  der  Einführung  des  neuen  Tiroler  Vogelschutzgesetzes 
von  den  Südtiroler  Gemeinden  überreichten  Petitionen  und  Pro¬ 
teste  betraut. 

Eine  Haupttätigkeit  Viktor  von  Tschusis  besteht  darin,  immer 
neue  Kräfte  aufzufinden,  sie  anzuregen  und  im  Dienste  der  Ornitho¬ 
logie  zu  erhalten.  Dafür  hat  er  aber  auch  die  Genugtuung,  daß 
Hallein  eine  Art  ornithologischer  Zentrale  geworden  ist,  wo  die  ver¬ 
schiedensten  Nachrichten  einlau fen,  die  die  Bearbeitung  ornithologisch 
interessanter  Vorkommnisse  ermöglichen,  und  daß  viele  seiner  Schüler 
in  wahrer  und  aufrichtiger  Verehrung  seiner  gedenken. 

Mögen  ihm  noch  viele  Jahre  bester  Gesundheit  und  erfolgreichen 
Wirkens  vergönnt  sein! 

Ornithologische  Notizen  aus  Salzburg. 

Von  V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  SchmidhofFen  auf  Villa  Tännenhof  bei  Hallein. 

I.  Elster specht  {Dendrocopus  leuconotus  Bechst.). 

Dieser  für  das  Land  außerordentlich  seltene  Specht  wurde  dem 
hiesigen  Präparator  Seyfried  im  Dezember  1904  vom  Winterstall 
bei  Hallein  gebracht,  war  aber  leider  schon  so  verdorben,  daß  er 
nur  ein  schlechtes  Balgpräparat  abgab.  Ich  sah  den  Vogel,  ein 
Männchen,  bei  dem  genannten.  Die  wenigen  Daten,  die  über  das 
Vorkommen  des  Weißriickigen  Spechtes  bei  uns  vorliegen,  beschrän¬ 
ken  sich  auf  folgende:  1.  Michahelles  bekam  ein  Paar  aus  dem 
Salzburgischen,  wo  jährlich  einzelne  Paare  nisten  sollen  (Okens  Isis 

1833  p.  872).  2.  Ein  Exemplar  wurde  nach  Hinte rberger  (Vögel 

•• 

Österreichs  ob  der  Enns  1854  p.  50)  bei  Salzburg  erlegt  und  dem 
Museum  des  Stiftes  St.  Florian  überlassen.  3.  Sehr  unbestimmt  lautet 
die  Meldung  Fritschs  (Naturg.  d.  Vögel  Europas  p.  70),  derzufolge 
»einzelne  Paare  in  den  Alpenwäldern  von  Salzburg  und  Tirol  nisten 
sollen«.  4.  Am  8.  Mai  1882  beobachtete  ich  einen  unzweifelhaften 
Weißrückenspecht  am  Brand  bei  Hallein.  5.  Ein  im  Juni  1885 
im  Forstwirtschaftsbezirk  Linkenbach  erlegtes  Männchen  erwarb 
Othmar  Reiser  vom  K.  K.  Forstwart  Kaltenbrunner  für  den  Ornitho- 
logischen  Verein  in  Wien  (Zeitschr.  f.  d.  ges.  Ornith.  1887  p.  238). 

II.  Brachschwalbe  ( Glareola  fusca  L.). 

Der  oben  erwähnte  Präparator  Seyfried  bekam  im  Mai  dieses 
Jahres  ans  Alten  markt  im  Pinzgau  eine  dort  erlegte  Brachschwalbe. 


228 


Meines  Wissens  erhielt  nur  noch  das  Museum  Carolinum  Augusteum 
in  Salzburg  1846  ein  Exemplar  dieser  Art.  Es  sind  mir  keine  weiteren 
Fälle  ihres  Vorkommens  im  Lande  bekannt. 

III.  Neuntöter  ( Lanius  collurio  L.)  und  Hausrotschwänzchen 

(Erithacus  titys  L.). 

Diese  hier  um  Hallein  sonst  so  häufigen  Brutvögel  fehlten  in 
diesem  Jahre  auf  Burgfrieder  Gemeindegebiet  vollständig;  nur  ein 
Männchen  des  Rotriickigen  WTürgers  erschien  während  weniger  Augen¬ 
blicke  am  23.  Mai  auf  dem  Durchzuge.  Dieses  vollständige  Fehlen 
kann  wohl  nur  darauf  zurückgeführt  werden,  daß  sämtliche  hier 
brütenden  Individuen  verunglückt  sind,  und  spricht  sehr  für  0.  Her- 
mans  Annahme,  daß  die  Vögel  in  »Stämmen«  ziehen  und  die  Ver¬ 
nichtung  eines  solchen  eine  klaffende  Lücke  in  die  Ornis  einer  Gegend 
reissen  kann.  Eine  Neubesiedlung  vollzieht  sich  dann  oft  sehr  langsam. 

Ein  Besuch  des  Zoologischen  Gartens  zu  Mülhausen  i.  E. 

Von  Heinrich  Lauer  in  Freiburg  i.  Br. 

Ganz  Süddeutschland  von  Wien  bis  zum  Schwarzwald,  Stuttgart 
allein  rühmlichst  ausgenommen,  hat  es  bisher  noch  nicht  zu  einem 
nennenswerten  zoologischen  Garten  gebracht;  erst  in  neuester  Zeit 
beginnt  es  sich  iu  München  und  Mannheim  zu  regen.  Für  uns  hier 
in  Freiburg  i.  Br.  ist  Mülhausen  i.  E.  der  nächste.  Der  dortige  Garten 
(eigentlich  kein  zoologischer,  sondern  vielmehr  in  glücklicher  Ver¬ 
bindung  ein  botanisch-zoologischer)  ist  Eigentum  der  Stadt,  falls  ich 
recht  unterrichtet  bin.  Ein  Teil  ist  mit  Anlagen  versehen,  der  andere 
dagegen  mit  wirklichem  Hochwald  bestanden,  wo  man  den  Kuckuck 
rufen  und  Spechte  trommeln  hört.  Singvögel  beleben  ihn  in  Menge; 
vor  allem  taten  sich  eine  Nachtigall,  mehrere  Schwarzplättchen,  Wende¬ 
hälse  und  Waldlaubsänger  (Phylloscopus  sibilator )  hervor.  Er  hat 
eine  überaus  ansprechende  Lage,  400  m  über  dem  Meere,  nach  Osten 
hin  abschüssig  und  frei,  sonst  überallhin  geschützt,  und  besitzt  eine 
bedeutende  Größe.  Mündel  (Die  Vogesen,  Straßburg,  1903)  gibt 
8  ha  an,  doch  scheint  mir  dies  höchstens  für  den  angelegten  Teil 
zutreffend  zu  sein;  mit  dem  Stück  Wrald,  das  wohl  später  bei  Über¬ 
gabe  des  Gartens  an  die  Stadt  hinzukani,  umfaßt  er  mindestens  den 
zweifachen  Flächenraum. 

Vor  einiger  Zeit  wurde  einmal  in  einer  Zeitung  darüber  geklagt, 
daß  der  Garten  in  Beschaffung  seiner  Existenzmittel  leider  allzusehr 


229 


auf  sich  selbst  angewiesen  sei;  darum  finden  wir  daselbst,  abgesehen 
von  der  Restauration  mit  ihrem  prachtvollen  Saale  und  den  allerorts 
üblichen  Konzerten,  mehrere  Lawn  Tennis-Plätze,  schöne  Spielplätze 
für  Kinder  mit  Spiel-  und  Turngeräten,  Ponyfahrten  u.  s.  w.  Gegen¬ 
wärtig  scheint  ihm  von  der  Bürgerschaft  Mülhausens  ein  tätiges 
Wohlwollen  entgegengebracht  zu  werden;  sind  doch  die  Tiere  größten¬ 
teils  Geschenke  von  Gönnern  und  Freunden. 

Bedauerlicherweise  ist  noch  kein  »Führer«  herausgegeben,  der, 
zumal  bei  der  großen  Ausdehnung  des  Gartens,  doch  zu  den  unent¬ 
behrlichsten  Bedürfnissen  eines  derartigen  Institutes  gehört.  Um  so 
unangenehmer  ist  infolgedessen  das  häufige  Fehlen  von  Namenschil¬ 
dern  oder  die  mangelhafte  Bezeichnung  der  Tiere,  während  bei 
sämtlichen  Pflanzen  tadellos  ausgeführte  Tafeln  angebracht  sind.  Noch 
schlimmer  ist  der  Umstand,  daß  zuweilen  die  Namen  früherer  Insassen 
an  Gehegen  belassen  worden  sind,  worin  jetzt  ganz  andere  Bewohner 
leben.  So  trägt  beispielshalber  das  Teichgehege  mit  seiner  mannig¬ 
faltigen  Besetzung  bloß  die  Aufschrift  »Mandarinenenten«,  die  aber 
überhaupt  nicht  mehr  vorhanden  sind,  und  die  Taubenvoliere  ist  mit 
»Pfau«  überschrieben,  dessen  Stelle  jedoch  ein  junger  Silberfasan 
ausfüllt.  Tatsächlich  hat  diese  unentschuldbare  Nachlässigkeit  arge 
Täuschungen  zur  Folge,  wovon  ich  mich  mehrfach  zu  überzeugen 
Gelegenheit  hatte.  Der  Eintrittspreis  ist  übrigens  recht  niedrig, 
20  Pfg.,  und  an  sog.  billigen  Sonntagen  10  Pfg. 

Unmittelbar  an  das  Kassengebäude  am  Eingang  ist  zur  Linken 
das  Affen-  und  Vogelhaus  mit  einer  Schmalseite  angebaut.  Dieses 
einstöckige  Gebäude  macht  den  Eindruck  einer  ehemaligen  Wasch¬ 
küche.  Sein  Inneres  ist  kalt,  dumpf  und  dunkel,  da  Licht  und  Luft 
durch  eineu  hohen,  engen  Schacht  von  der  Decke  her  nur  ungenügend 
Einlaß  finden,  sodaß  es  den  Bedürfnissen  seiner  so  verschiedenartigen 
Insassen  durchaus  nicht  entspricht;  empfindlichere  Tiere  halten  dem¬ 
nach  anscheinend  auch  nicht  lange  aus.  Im  Winter  kann  zur  Heizung 
ein  Ofen  hineingesetzt  werden.  An  den  drei  freien  Wänden  ent¬ 
hält  es  Käfige,  die  durch  schmale,  schießschartenähnliche  Fensterchen 
mit  Außenkäfigen  in  Verbindung  stehen.  In  der  Mitte  des  Hauses 
bleibt  ein  kleiner  Raum  frei,  woselbst  ein  Anzahl  Papageien,  die  auf 
Bügeln  gefesselt  sind  und  bei  günstiger  Witterung  im  Freien  auf¬ 
gehängt  werden,  Unterkunft  finden,  nämlich  je  ein  Blauer  gelbbrii- 
stiger  Arara  ( Sittace  caerulea),  Hellroter  Arara  ( S .  macao),  Zwerg- 
arara  ( S .  severa),  Rosakakadu  (Plissolophus  roseicapillus ),  Inkakakadu 
(P.  leadbeateri)  und  zwei  Gelbhaubenkakadus  (P.  galeritus).  Als  Futter 


230 


and  ich  bei  ihnen  nur  abgekochten  Mais ;  dazu  gestattete  mau  den 
Araras  nicht  einmal  die  Befriedigung  ihres  Nagetriebes,  sondern  hatte 
ihre  Sitzstangen  mit  Draht  umwickelt. 

Das  Haus  ist  für  gewöhnlich  geschlossen ;  wir  können  uus  also 
nur  seine  Bewohner  in  den  Außenkäfigen  ansehen.  Letztere  sind 
recht  geräumig,  aus  hübschem,  festem  Gitter  hergestellt,  teilweise 
durch  Blech-,  Glas-  oder  doppelte  Gitterwände  getrennt  und  schön 
sauber  gehalten.  An  der  nach  Osten  gelegenen  Langseite  befinden 
sich  deren  zwei  und  an  der  nach  Westen  drei,  die  insgesamt  von 
Affen  bewohnt  werden,  uud  zwar  von  je  einem  Paare  Makaken 
{Macacus  cynomolgus),  Rhesus  mit  einem  Jungen  (M.  rhesus )  und 
Schweinsaffen  (M.  nemestrinus) ,  sowie  einem  Babuin  ( Cynocephalus 
babuin)  uud  einem  Mohrenaffen  ( Cercocebus  fuliginosus).  Die  freie 
Schmalseite  liegt  nach  Süden;  ihre  drei  Käfige  sind  mit  Vögeln  be¬ 
setzt.  Der  erste  enthält  Wellensittiche  ( Melopsittacus  undulatus ), 
Nymphensittiche  (Galipsittacus  novae-hollandiae ),  Grauköpfchen  {Agap¬ 
ornis  cana) ,  Strichelhäher  ( Garrulus  lanceolatus) ,  Weißkehl-  und 
Plaubeuhäherdrossel  (G-arndax  albigularis  und  G.  leucolophus )  nebst 
verschiedenen  Staren  und  einer  Cayenneralle  ( Ballus  cayennensis ), 
wenn  ich  nicht  irre.  Im  zweiten  Käfig,  der  im  vorigen  Jahre  mit 
den  häufigeren  Prachtfinken,  Webervögeln,  exotischen  Täubchen  und 
Kanarienvögeln  bevölkert  war,  befindet  sich  jetzt  bloß  ein  männlicher 
Königsfasan  ( Phasianus  reevesi).  Der  dritte  beherbergt  Mönchssittiche 
( Bolborhynchus  monachus ),  Rosakakadus  und  Rotbug-  und  Surinama- 
mazouen  {Androglossa  aestiva  und  A.  ochrocephala).  Außerdem  trug 
ein  Schild  die  eigentümliche  Aufschrift  »Neuholländeramazone«  (Sollte 
etwa  der  Rosakakadu  damit  gemeint  sein?).  Sämtliche  Affen  und 
die  meisten  Vögel  sind  ohne  Namenschilder. 

Einige  Schritte  führen  uns  weiter  zur  Fasanerie.  Sie  ist  ein 
langes,  niedriges  Gebäude  aus  Backsteinen,  hell  gelegen,  mit  der  Front 
nach  Süden  und  dem  Ökonomiehof  im  Rücken.  Vorgelagert  sind 
ihr  acht  verhältnismäßig  kleine  Freiläufe,  die  mehr  mit  Schatten 
und  Schlupfwinkel  bietendem  Buschwerk  ausgestattet  sein  müßten* 
Die  beiden  etwas  höheren  Eck-  und  Mittelkäfige  springen  ein  wenig 
vor  und  sind  völlig  gleich  groß  und  gleich  eingerichtet,  genau  wie 
es  die  alte  Schablone  erforderte.  Als  Insassen  fand  ich  je  einen 
Stamm  verschiedener  Rassehühuer  vor  (Gelbe  Kotschinchinas,  Gold 
Sebright  Bantams,  Wyaudottes,  Houdans,  Phönix-  und  Japanische 
Seidenhühner),  ferner  Silber-  und  Goldfasanen  {Euplocomus  nycthe- 
merus ,  bzw.  Phasianus  pictus ),  sowie  einige  blaue  Kropftauben  und 
zwei  mittelgroße  Griechische  Schildkröten  {Testudo  graeca). 


—  •  231 


Dicht  daneben  steht  ein  kleiner  Kistenkäfig  mit  einer  Elster 
( Pica  pico).  Leider  ist  der  Vogel  im  Gefieder  sehr  defekt  und  Be¬ 
hälter  und  Futtergeschirre  starren  von  Schmutz;  der  Boden  ist  wie 
mit  Jauche  übergossen.  In  gleichem  Zustande  treffen  wir  ein  Paar 
Elstern,  das  sich  an  einer  anderen  Stelle  in  einem  engen,  hohen, 
sechseckigen  Käfig  befindet.  Freilich  verursacht  es  Mühe,  derartige 
Vögel  in  kleinem  Behälter  reinzuhalten,  aber  bei  dem  zur  Verfügung 
stehenden  Raume  wären  die  Tiere  ohne  Schwierigkeit  anderwärts 
unterzubringen.  Der  zoologische  Garten  soll  nicht  bloß  unterhalten, 
sondern  auch  belehren;  allein  hier  kann  das  Publikum  schlechter¬ 
dings  nicht  lernen,  wie  es  seine  eigenen  Pfleglinge  behandeln  muß. 

Ein  besseres  Quartier  verdiente  auch  der  Wanderfalk  ( Falco 
peregrinus ),  ein  wahrhaft  stolzer  Vogel;  seine  Wohnung  war  ihrem 
Aussehen  nach  vordem  ein  Kleiderschrank,  dessen  Türe  jetzt  durch 
ein  Gitter  ersetzt  ist. 

Wir  kommen  nun  zum  Stalle  für  Wiederkäuer,  einem  gefälligen, 
massiven  Bau,  dessen  oberer,  in  Holz  ausgeführter  Teil  als  Heuboden 
benützt  wird ;  auch  haben  freifliegende  weiße  Pfauentauben  dort  ihren 
Schlag.  Die  Nordseite  lehnt  sich  an  eine  steile  Anhöhe  an,  während 
die  drei  anderen  Seiten  von  sechs  Gehegen  umgeben  sind.  Bewohnt 
werden  sie  von  vier  bis  fünf  Zebus  {JBos  Indiens),  in  verschiedenen 
Altersstufen,  einem  Kamelhengst  ( Gamelus  bactrianus),  einigen  Lamas 
(Auchcnia  lama)  und  einem  lustigen,  zierlichen  Gazellen  paar  ( Gazella 
dorcas ),  wovon  das  Männchen  einmal  den  linken  Vorderlauf  im  Fessel¬ 
gelenk  gebrochen  hat  und  deshalb  mit  der  Innenseite  des  Fußes  auf- 
tritt.  Trotzdem  schnellt  es,  wie  ein  Gummiball  federnd,  in  den 
drolligsten  Sprüngen  über  den  Boden  hin  seinem  Weibchen  nach. 

In  kurzer  Entfernung  gewahren  wir  unter  alten,  schattigen  Bäumen 
eine  kleine,  einstöckige  Wärterwohnung.  An  deren  Giebel  sind  zwei 
größere,  mit  Holzboden  und  festem  Dach  versehene  Käfige  angebaut ; 
jeder  enthält  eine  aus  rohen  Steinen  zusammengefügte  Höhle.  Der 
eine  dient  einer  halbwüchsigen  Gestreiften  Hyäne  (Hyaena  striata ) 
zur  Behausung,  der  andere  einem  Paar  liebenswürdiger,  zahmer 
Schakale  ( Canis  aureus),  die  ganz  hundeartig  schmeicheln  und  schwauz¬ 
wedelnd  und  mit  seitwärts  gekrümmtem  Körper  sich  am  Gitter  reiben, 
um  dadurch  den  Besucher  zum  Streicheln  eiuzuladen,  und  dafür  dessen 
dargereichte  Hand  dankbar  belecken. 

An  diesem  Hause  steht  außerdem  ein  Kistenkäfig  mit  zwei 
Etagen;  die  obere  birgt  einen  Baummarder  {Mustela  martes ),  die 
untere  einen  Hausmarder  (M.  foina). 


232 


Ganz  in  der  Nähe  befindet  sieb  die  Raubvogelvoliere.  Sie  ist 
recht  primitiv  errichtet.  Einige  in  den  Erdboden  eiugerammte  und 
aus  diesem  ungefähr  1  m  hoch  emporragende  Pfahle  sind  mit  leichtem 
Drahtgeflecht  umzogen,  worüber  sich  eine  hohe,  spitz  zulaufende,  gleich¬ 
falls  vergitterte  Pyramide  erhebt;  die  oberen  zwei  Drittel  der  letzteren 
deckt  im  Winter  ein  Segeltuch,  wodurch  das  Ganze  aus  der  Ferne 
einem  Zelte  ähnelt.  In  einer  Ecke  steht  ein  kleines,  niedriges  Häus¬ 
chen  ;  Sitzstangeu  nebst  im  Boden  stehende  grüne  Bäume  sind  hin¬ 
reichend  vorhanden,  desgleichen  Raum  zum  Fliegen.  Seine  Bewohner 
sind  drei  Gänsegeier  ( Gyps  fulvus),  ein  Gaukler  ( Helotarsus  ecaudatus ), 
ein  Geierseeadler  ( Gypohierax  angolensis ),  der  zur  Zeit  ein  weißge¬ 
flecktes  Übergangskleid  trägt,  und  mehrere  Bussarde  (Welche  Art? 
Namenschilder  fehlen),  alle  in  guter  Verfassung. 

Eine  hübsche  Voliere  an  der  Rückwand  des  Raubvogelgeheges 
beherbergt  Phönixhühner. 

Dieser  gegenüber  breitet  sich  ein  umfangreicher,  eigens  umfriedeter 
Gemüse-  und  Grasgarten  aus  mit  einer  Voliere,  deren  acht  bis  zehn 
Abteilungen  mit  verschiedenen  Rassehühnern  und  gelben  Truthühnern 
besetzt  sind.  Ebendort  sind  in  einem  Stalle  auch  einige  gewöhnliche 
Hausschafe  und  in  einem  andern  etliche  Hausziegen  (mit  vier,  teil¬ 
weise  ganz  monströsen  Hörnern)  untergebracht. 

Kehrt  man  zum  eigentlichen  Garten  zurück,  so  kommt  man  zu 
einem  Hause,  das  im  unteren  Stockwerk  massiv  ist  und  im  zweiten  teils 
massiv,  teils  aus  Fachwerk  besteht;  sein  Äußeres  gleicht  ziemlich  dem 
vorher  beschriebenen  Wiederkäuerstalle.  Vier  weite  Gehege  umgeben 
es  ringsum.  Aus  dem  einen  windet  sich  ein  steiler  Aufgang  von 
Naturholz  mit  einem  Geländer  aus  dem  gleichen  Material  zum  oberen 
Geschoß  empor,  wo  in  luftiger  Höhe  ein  Paar  prächtiger  Mähnen¬ 
schafe  ( Ovis  tragelaphus )  mit  je  einem  Jungen  vom  verflossenen  und 
vom  laufenden  Jahre  hausen  —  wirklich  ein  herrlicher  Anblick,  diese 
imposanten  Gestalten  auf-  und  niedersteigen  zu  sehen,  wobei  aller¬ 
dings  die  hölzerne  Stiege  etwas  sonderbar  wirkt;  ein  mit  Geschick 
aufgetürmter  Felsen  wäre  gewiß  zweckdienlicher.  Die  übrigen  drei 
Gehege  dienen  einer  beinahe  erwachsenen  jungen  Gemse  (j Rupicapra 
rupicapra ),  einem  Paare  Hirschziegenantilopen  ( Antilope  cervicapra), 
dessen  Männchen  gerade  das  Jugendkleid  mit  dem  Alterskleid  wechselt, 
und  drei  Bergkänguruhs  ( Maeropus  robustus ),  darunter  ebenfalls  ein 
Junges,  zum  Aufenthat. 

Hinter  dem  ebengenannten  Hause  beginnt  der  Wald.  Riesige 
Laub-  und  Nadelholzstämme  überschatten  zwei  Blockhäuser,  die 


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233 


beide  von  sehr  weiten  Ausläufen  aus  starken  Eisenstangen  umgeben 
sind.  Eines  bewohnt  ein  Rudel  von  etwa  zehn  Stück  Edelwild 
{Cervus  elaplius ),  darunter  ein  kapitaler  Krouen-Zwölfender,  sowie 
zwei  Gabler,  das  zweite  eine  ebenso  stattliche  Gesellschaft  Wapitis 
(G.  canadensis).  Ein  förmliches  Dröhnen  geht  durch  den  Wald, 
wenn  die  riesigen  Hirsche  an  den  Gehegestangeu  fegen.  Daß  sich 
die  Tiere  in  solcher  Umgebung  recht  heimisch  fühlen,  beweist  die  zahl¬ 
reiche  Nachkommenschaft.  Suhlen  dürften  noch  empfehlenswert  sein. 

Zwischen  beiden  Gehegen  ist  in  einem  Käfig  mit  niedlichem 
Schweizerhäuschen  auf  einem  Miniaturfelsen  eine  zahllose  Schar  der 
überaus  putzigen  Struppmeerschweinchen,  einer  Kulturrasse  des  Ge¬ 
meinen  Meerschweinchens  ( Cavia  cobaya),  untergebracht,  die  vielleicht 
eine  sonnigere  Stelle  vorziehen  würde.  Die  Tierchen  zeigen  alle 
Farben.  Man  findet  da  ganz  schwarze,  ganz  weiße,  schwarz-weiße 
schwarz-gelbe  und  schwarz-weiß-gelbe. 

Noch  weiter  in  den  Wald  hinein,  etwa  westlich  vom  Wapiti¬ 
park,  liegt  die  Saubucht  mit  einem  Paare  starker,  kräftiger  Schwarz¬ 
kittel  (Sus  scrofa).  Auffallend  ist  bei  der  Bache  der  kurze,  aufwärts 
gebogene  Rüssel,  der  stark  an  gewisse  englische  Hausschweinrassen 
erinnert,  während  der  Keiler  den  langgezogenen,  normalen  Wild¬ 
schweinrüssel  aufweist.  Das  Blockhaus  harmoniert  ebenso  wie  auch 
die  vorhin  schon  genannten  Hirschhäuser  ungemein  mit  der  wal¬ 
digen  Umgebung.  Doch  ist  das  Wasserbecken  ziemlich  klein  und 
unpraktisch.  Einmal  erhebt  sich  sein  Rand  noch  über  den  Boden, 
in  den  es  eingemauert  ist,  und  fürs  zweite  sind  die  inneren  Wände 
völlig  senkrecht  und  zu  tief,  sodaß  es  wohl  selten  zum  Baden  auf¬ 
gesucht  wird.  Leider  ist  auch  der  Auslauf  recht  klein,  obwohl  freier 
Platz  übergenug  zur  Verfügung  steht,  und  der  ganze  Boden  ist  zemen¬ 
tiert,  jedes  Wühlen  also  durchaus  unmöglich.  Sollte  vielleicht  die 
eigenartige  Rüsselbildung  beim  9  durch  eben  diesen  Übelstaud  ver¬ 
ursacht  worden  sein,  daß  dem  Tiere  oder  wohl  bereits  seinen  Vor¬ 
fahren  von  Jugend  auf  die  Befriedigung  dieses  natürlichen  Bedürf¬ 
nisses  entzogen  wurde?  Jedes  Tier  sollte,  soweit  als  nur  irgend 
angängig,  in  seinen  natürlichen  Verhältnissen  gehalten  werden,  damit 
hierdurch  nicht  nur  diesem  selbst  die  Gefangenschaft  möglichst  an¬ 
genehm  gemacht,  sondern  auch  den  Besuchern  zugleich  ein  Stück 
Biologie  geboten  wird. 

In  nächster  Nähe  hinter  der  Saubucht  steht  ein  kleines  Bretter¬ 
haus  von  etwa  1,5  m  im  Geviert  Bodenfläche;  eine  Seite  davon  ist 
vergittert.  Es  enthält  einen  Wolf  oder  Schakal  —  das  Tier  lag 


234 


zusammengekugelt  in  einer  Hundehütte,  seine  Identität  konnte  somit 
nicht  genau  festgestellt  werden,  und  ein  Namenschild  war  nicht  vor¬ 
handen.  Ein  ungefähr  kubikmetergroßer  Drahtanbau  mit  Glasdach 
beherbergt  einen  Fuchs  (Canis  vulpes);  vielleicht  ist  eine  Kreuzung 
zwischen  beiden  beabsichtigt. 

Vom  Wapitihaus  nordöstlich  befindet  sich  ein  drittes  großes 
Hirschgehege.  Solche  ausgedehnten  Räume  sind  von  unberechen¬ 
barem  Vorteil;  wie  mutwillig  da  die  Tiere  in  ausgelassener  Freude 
hintereinander  hergaloppieren  und  dem  Beschauer  die  stählerne  Kraft 
ihrer  Muskeln  zeigen!  Auf  fünf  gesonderte  Gehege  mit  Blockhäusern 
und  Bretterhütten  sind  hier  verteilt  zahlreiches  Damwild  ( Dama  vul¬ 
garis)  ,  und  zwar  außer  dem  gewöhnlichen  gefleckten  solches  von 
schwarzer  und  von  weißer  Farbe,  sowie  je  ein  Paar  Schweinshirsche 
(. Hyelaphus  porcinus)  und  Axishirsche  {Axis  maculata). 

Ein  sechseckiger  Käfig  mit  drei  Wänden  aus  Drahtgeflecht 
und  ebensovielen  aus  Brettern,  zwischen  dem  letztgenannten  Gehege 
und  dem  für  Edelhirsche  gelegen,  ist  für  eine  Schleiereule  ( Strix 
flammea),  einen  Waldkauz  {Syrnium  aluco)  und  zwei  Steinkäuze 
{Athene  noctua)  bestimmt,  denen  ein  weiblicher  Turmfalk  (?)  {Falco 
tinnunculus)  beigegeben  ist.  Hier  ist  zwar  die  landläufige  Eulenburg 
vermieden,  aber  dennoch  ist  der  Raum  den  Lebensbedingungen  seiner 
Bewohner  nicht  angepaßt.  Eine  geringe  Unaufmerksamkeit  in  der 
Fütterung  fiel  etwas  übel  auf.  Das  Fleisch  wurde  nämlich  schon  am 
Vormittag  gereicht,  diente  tagsüber  ungezählten  Wespen  zum  Fraß 
und  war  bei  der  heißen  Witterung  am  Abend  bereits  in  Fäulnis 
übergegangeu. 

Ganz  abseits  im  Walde  versteckt  liegt  der  Bärenzwinger,  recht 
malerisch  am  Ende  einer  ziemlich  langen,  tiefen  Schlucht,  die  wohl 
unter  erheblichen  Kosten  ausgegraben  worden  ist.  Auch  von  einer 
schlanken  Brücke,  die  sich  in  schwungvollem  Bogen  über  den  Hohl¬ 
weg  spannt,  gewährt  er  einen  hübschen  Anblick.  Die  Tiere  sind 
von  vorne  und  von  oben  zu  besehen,  weil  die  ganz  in  die  Erde  ein¬ 
gebauten  Ställe  als  Plattform  eingerichtet  sind.  Der  Außenkäfig  zer¬ 
fällt  in  eine  große  rechteckige  und  eine  kleine  runde  Abteilung;  jede 
besitzt  ein  (für  einen  ausgewachsenen  Bären  indes  viel  zu  kleines) 
Wasserbecken,  in  das  eiuige  Stufen  hinunterführen.  Der  ehemalige 
Kletterbaum  inmitten  der  großen  Abteilung,  die  von  einem  Paare 
mächtiger  Braunbären  {Ursus  arctos)  bewohnt  wird,  ist  verschwunden. 
In  dem  kleineren  Teile  trabt  ein  Wolf  {Canis  lupus)  der  Wand 
seines  Gefängnisses  entlang  ohne  Rast  und  Ruhe  im  Kreise  herum. 


235 


Das  Tier  sah  wie  räudig  aus,  seine  Rute  war  fast  kahl;  die  feuchte, 
stets  sonnenlose  Grube  ist  ihm  offenbar  schädlich. 

Jetzt  verlassen  wir  wieder  den  Wald  und  kommen  nach  längerer 
Wanderung  an  eine  hübsche,  große  Voliere  auf  einem  Sockel  aus 
Steinen.  Einem  hohen,  hölzernen  und  mit  Ziegeln  gedeckten  Bau, 
dessen  Seitenwände  aus  Drahtgewebe  und  dessen  Rückwand  aus 
Brettern  bestehen,  ist  ein  etwas  niedrigerer,  aber  längerer,  achteckiger, 
ganz  aus  Metall  gearbeiteter  Käfig,  der  mit  Segeltuchstoff  überwölbt 
ist,  vorgesetzt.  An  der  Rückwand  ist  überdies  noch  ein  niedriger, 
langer,  rechteckiger  Kasten  angebracht,  der  erkerartig  nach  außen 
vorspringt.  Das  Ganze  bewohnen  nur  zwei  Königsfasanhennen. 

Drei  weitere  Tierwohnungen  liegen  verzettelt  zwischen  den  Garten¬ 
anlagen.  Zunächst  finden  wir  eine  kleine,  zweiteilige  Voliere.  Sie 
birgt  Schopfwachteln  ( Callipepla  californica)  in  einem  Paare,  Eichel¬ 
häher  ( Garrulus  glandarius),  worunter  einer  durch  sein  mit  heller 
Kinderstimme  unablässig  gerufenes  »Mama«  und  dgl.  die  kleiueu 
Besucher  überaus  amüsierte,  Gimpel,  Buchfink,  Goldammer,  verschiedene 
Meisen,  Amsel  und  Singdrossel  nebst  einem  schmucken  weißen  Pfau, 
während  der  Gemeine  Pfau  (Pavo  cristatus)  in  zahlreichen  Exem¬ 
plaren  und  mehrere  Störche  (Ciconia  ciconia)  frei  den  Garten  beleben. 

Die  zweite  ist  der  bekanntermaßen  leider  nur  zu  häufig  unprak¬ 
tisch  angelegte  Dachsbau,  eine  unten  zementierte  Grottenhöhle  in 
kleinem  Käfig,  in  der  Meister  Grimbart  ( Meies  taxus )  unsichtbar  den 
ganzen  Tag  verschläft;  nur  der  unappetitlich  herausfließende  Uriu 
verrät,  daß  der  Herr  zu  Hause  ist. 

Endlich  drittens  ist  noch  eine  Voliere  zu  nennen,  die  der  oben 
geschilderten  Raubvogel voliere  sehr  ähnlich,  jedoch  in  bedeutend 
kleinerem  Maßstabe  gehalten  ist.  Einen  achteckigen  Unterbau  aus 
Gitterwerk  krönt  eine  aus  dem  gleichen  Stoff  bestehende  Pyramide, 
deren  Spitze  mit  Dachpappe  belegt  ist.  In  der  Mitte  steht  auf  hohem 
Pfosten  ein  Taubenhäuschen  in  herkömmlicher  Form,  auf  dem  Boden 
ein  niedriges  Häuschen  aus  Ziegelsteinen  mit  Schieferdach,  und  an  der 
Wand  hängt  ein  etwa  meterlanger,  schmaler  Kasten  mit  zahlreichen 
Öffnungen,  in  der  Art,  wie  sie  mitunter  auf  Bauernhöfen  als  Lege¬ 
nester  für  Hühner  angebracht  werden.  Der  Raum  ist  übervölkert , 

um  Sitz-  und  Nistplätze  herrscht  daher  ewiger  Zank.  Er  enthält 

•  • 

einen  männlichen  Silberfasau  (im  Ubergangskleid),  eine  Haustauben¬ 
rasse  (Gimpeltauben),  über  ein  Dutzend  Lachtauben  ( Columba  risoria ), 
Turteltauben  ( Turtur  auritas)  und  Ringeltauben  ( Columba  paüimbus). 
Ein  sehr  brütelustiges  Paar  der  letzteren  bemühte  sich  vergeblich, 


236 


auf  dem  Dache  des  Taubeuhäuschens  ein  Nest  anzulegen,  wobei  der 
Tauber  oft  seinen  wohlklingenden  Ruf,  ein  fünfmaliges  »Turn«, 
vernehmen  ließ.  Die  Tonhöhe  des  ersten,  vierten  und  fünften  Turrr 
ist  die  gleiche,  die  des  zweiten  am  höchsten  und  die  des  dritten  fast 
die  Hälfte  vom  ersten  und  zweiten.  Das  dritte  hat  den  Akzent,  die 
anderen  sind  gleich  stark  betont.  Das  vierte  Turrr  folgt  nach  einer 
gewissen  Pause  auf  das  dritte,  während  zwischen  den  übrigen  Silben 
kaum  ein  Intervall  wahrzunehmen  ist.1) 

Wendet  man  sich  von  hier  aus  dem  Walde  zu,  so  hat  mau 
den  Teich  des  Gartens  vor  sich.  Leider  ist  er  viel  zu  klein,  könnte 
aber  ohne  Schwierigkeit  vergrößert  werden,  denn  gerade  das  Wasser¬ 
geflügel  vermag  einen  Garten  ungemein  zu  beleben,  da  es  sich  frei 
bewegt  und  dadurch  der  Landschaft  den  Charakter  freien  Natur¬ 
lebens  aufprägt.  Es  bevölkern  ihn  ein  Pelikan  ( Pelecanus  onocro- 
talus ),  je  ein  Paar  Höcker-  und  Schwarzer  Schwäne  ( Cygnus  olor 
und  G.  atratus),  drei  graue  Höckergänse  und  einige  wenige  der  ge¬ 
wöhnlicheren  Enten.  In  einem  kleinen,  vom  Teiche  ganz  abgesperrten 
Raume  fristet  ein  Paar  Nilgänse  ( Ghenalopex  aegyptiacus )  sein  Dasein, 
weil  sie  wahrscheinlich  als  berüchtigte  Raufbolde  die  übrige  Gesell¬ 
schaft  allzusehr  tyrannisiert  hatten. 

Ein  kleines  Springbrunnenbassin  innerhalb  des  den  Teich  um¬ 
gebenden  Geheges  ist  mit  Fischen  besetzt  und,  um  diese  vor  den 
Schwimmvögeln  zu  schützen,  ein  enges  Gitter  dicht  über  seinem 
Wasserspiegel  gezogen.  Eine  Besichtigung  desselben  ist  nicht  möglich- 

Zum  Schluß  bleibt  uns  noch  die  Perle  des  Gartens  übrig,  ein 
Paar  prächtiger  Seelöwen  ( Otaria  gillespi).  Ihr  Gehege,  der  Raub¬ 
vogelvoliere  gegenüber,  ist  ein  weites,  tiefes,  zementiertes  Becken 
mit  klarem  Wasser  und  einem  inselartigen  Felsblock  darinnen.  Am 
hinteren  Rande  des  Beckens  ragt  ein  steiler,  oben  flacher  Felsen,  in 
dem  ein  grottenförmiger  Stall  den  Tieren  Nachtruhe  gewährt,  hoch  aus 
dem  Wasser  heraus.  Die  linke  Seite  des  Felsens  steigt  treppenähn¬ 
lich  in  niedrigen  Stufen  mit  abgerundeten  Kanten  ganz  allmählich 
empor.  Robben  sind  für  uns  Bewoliuer  des  Binnenlandes  eine  so 
fremde  und  in  ihrem  gesamten  Tun  und  Treiben  so  interessante  Er¬ 
scheinung!  Sieht  man  sie  auf  dem  Lande  mühsam  forthumpelu,  so 
könnte  man  sie  für  im  höcksteu  Grade  hilflos  und  unbeholfen  halten. 
Mau  ist  darum  auch  förmlich  verblüfft,  wenn  die  Seelöwen  auf  der 
oberen  Fläche  ihres  Felsens  in  der  Sonne  Toilette  machen  und  sich 
dabei  mit  der  Hinterflosse  gemütlich  hinter  dem  Ohr  kratzen.  Und 


b  Schematisch  notierte  ich  mir  das  Klangbild  so :  turrr  turrr  turrr,  turrr  turrr. 


237 


erst  gar,  wenn  sie  sich  aus  der  Höhe  kopfüber  in  die  Fluten  stürzen! 
Immer  lebhaft  und  munter,  kennt  ihre  Beweglichkeit  zur  Zeit  der 
Fütterung  keine  Grenzen.  Es  ist  eine  wahre  Augenweide,  diese 
wunderbaren  Tauchkünste,  diese  eleganten,  kraftvollen  Schwimm¬ 
übungen,  diese  übermütigen  Spiele  in  den  Wassern  zu  sehen.  So 
sind  sie  denn  ein  erstklassiges  Zugstück  für  den  Garten,  und  ihr 
Gehege  ist  stets  von  neugierigen  Beschauern  umstellt,  hauptsächlich 
sobald  die  Fütterungszeit  heranrückt.  Nur  eines  muß  man  mit  in 
den  Kauf  nehmen.  Während  nämlich  der  Bulle  beinahe  niemals 
seiue  Stimme  hören  läßt,  blökt  das  Weibchen  unablässig,  ähnlich 
wie  ein  Schaf,  aber  mit  ohrzerreißender  Stärke. 

Werfen  wir  nun  noch  einmal  einen  kurzen  Rückblick.  Außer 
den  beiden  Häusern  für  Wiederkäuer  und  den  geschmackvollen  und 
zweckmäßigen  Blockhäusern  für  Hirsche  besitzt  der  Garten  kein 
Tierhaus,  das  den  modernen  Anforderungen  ganz  entspricht.  Trotz¬ 
dem  ist  der  Gesamteindruck  des  Gartens  ein  recht  günstiger.  Zwar 
ist  der  Tierbestand  nicht  groß,  ebenso  hat  die  Tiersammlung  nicht 
besonders  viele  Glanzstücke  anfzuweisen,  aber  der  Zustand  der  Tiere 
ist  im  allgemeinen  vorzüglich;  wiederholte  Fälle  von  Fortpflanzung 
geben  bestes  Zeugnis  davon.  Zwecks  Ankauf  eines  Elefanten  sind 
Sammelbüchsen  aufgestellt.  Was  Großartigkeit  der  Gartenanlagen, 
sorgfältige  Pflege  und  Instandhaltung  der  Plätze  und  Wege,  Anpflan¬ 
zung  und  wirkungsvolle  Gruppierung  der  zahlreichen  einheimischen 
wie  ausländischen  Gewächse  u.  s.  w.  betrifft,  so  kann  der  Garten 
mit  jedem  anderen  ruhig  in  die  Schranken  treten ;  nur  der  vor  der 
Terrasse  der  Restauration  angelegte  künstliche  Felsen  mit  seinen 
Grotten,  Wasserfällen,  Fontänen  und  dgl.  scheint  uns  nicht  sonder¬ 
lich  gelungen.  Die  nächste  Aufgabe  des  Gartens  wäre  die  Abstellung 
der  wenigen,  oben  ausgesprochenen  Beanstandungen.  Erfreulicher¬ 
weise  macht  sich  eine  frische  Entwicklung  zum  Besseren  überall 
vorteilhaft  bemerkbar,  und  in  diesem  Sinne  wünschen  wir  dem  Unter¬ 
nehmen  fernerhin  Wachsen,  Blühen  und  Gedeihen. 


Beiträge  zur  Fauna  der  Marshall-Inseln  VII.1) 

Von  Dr.  med.  Schnee  in  Gr.-Lichterfelde  bei  Berlin. 

I.  Die  Fruchttaube  der  Inseln  (Carpophaga  rubicera  Bp.). 
Die  einzige  Tauben art  der  Gruppe  lebt  auf  Brotfruchtbäumen, 
deren  kopfgroße  Früchte  ihre  Hauptnahrung  darstellen ;  wenigstens 


l)  Vergl.  den  Beitrag  VI  im  Zool.  Garten  1904  p  111—116. 


238 


fehlt  sie  auf  Iuselu,  wo  es  solche  uicht  gibt.  Von  Imodj,  sowie  den 
ihr  benachbarten,  meist  unbewohnten  Taubeninselu  wurden  nicht 
ganz  selten  junge  Tauben,  gelegentlich  auch  einzelne  der  rein  weißen 
Eier  angeboten.  Ich  habe  daher  mehrfach  Tauben  einige  Zeit  lebend 
gehalten,  bis  sie  schließlich  doch  dem  Kochtopfe  verfielen  oder 
irgendwie  umkameu.  So  erhielt  ich  auch  im  Januar  19.02  ein  halb¬ 
erwachsenes  Exemplar,  das  noch  nicht  allein  fraß,  indessen  gelegent¬ 
liche  Versuche  dazu  machte,  wobei  das  Ergriffene  allerdings  schlie߬ 
lich  wieder  seinem  Schnabel  entfiel.  Da  ich  das  Tier  mit  nach 
Europa  zu  nehmen  gedachte,  so  stopfte  ich  es  mit  großer  Sorgfalt 
und  notierte  die  Farben  sehr  genau,  um  im  Laufe  der  Zeit  auf¬ 
tretende  Veränderungen  konstatieren  zu  können :  Oberseite  schwärz¬ 
lich  violett,  Rückenmitte  mit  grün  metallischem  Schimmer.  Flügel 
und  Schwingen  ebenso,  die  Spitzen  der  zweiten  Reihe  rotbraun. 
Kopf  mattschwarz.  Iris  dunkelbraun.  Unter  dem  Auge  und  Kinne 
lehmfarbig.  Schnabel  schwarz  mit  kleinem,  zweiteiligem  Höcker. 
Bauch  bräunlich.  Fuß  stumpf  dunkelrot. 

Vorläufig  schien  das  Tier  sich  mit  mir  noch  nicht  befreunden 
zu  wollen ;  bei  jeder  Annäherung  sträubte  es,  dabei  den  Hals  ein¬ 
ziehend,  Nacken-  und  Halsfedern.  Allmählich  gewöhnte  es  sich  ein. 
Nach  etwa  einer  Woche  fing  die  Taube  an  gelegentlich  gegen  Abend 
zu  rucksen.  Ihr  vorher  struppiges  Gefieder  war  jetzt  glatt  und 
glänzend.  Sie  fraß  immer  noch  nicht  allein,  trauk  aber  bereits. 
Semmel  ohne  Rinde  und  Brot,  das  ihr  in  den  Schnabel  gebracht 
wurde,  schluckte  sie  meist  freiwillig.  Bald  sagte  ihr  indessen 
ersteres  nicht  mehr  zu,  Papajafrucht,  die  ich  ihr  brachte,  ver¬ 
schmähte  sie  gleichfalls ,  Schwarzbrot  wurde  aber  andauernd  gern 
geschluckt. 

Ich  hielt  den  Vogel  wegen  der  Katzen  und  gelegentlicher 
Rattenbesuche,  auf  der  Veranda  auf  einer  freischwebenden  Stange  in 
hinreichender  Entfernung  von  Boden  und  Decke  und  trug  ihn  gegen 
Abend,  da  er  mit  Dunkelwerden  eiuschlief,  in  mein  Schlafzimmer, 
wo  er  auf  einer  an  der  Wand  befestigten  Stange  dicht  am  Bette 
nächtigte.  Leider  erwiesen  sich  alle  diese  Vorkehrungen  als  unnütz. 
Als  ich  eines  Tages  meinen  Abendspaziergang  bis  nach  Eintritt  der 
Dunkelheit  ausgedehnt  hatte,  fand  ich  zurückkehrend  nur  noch  ein 
Bein  der  Taube  vor.  Ob  sie  von  ihrem  Sitze  heruntergefallen  und 
somit  ein  Opfer  der  Katzen  geworden  war,  oder  ob  diese  es  doch 
fertig  gebracht  hatten,  die  Schlafende  zu  überfallen,  bleibe  dahin¬ 
gestellt. 


239 


II.  Krebse,  die  kleine  Sandhügel  errichten. 

Auf  Renadjan,  einer  der  Taubeninseln,  bemerkte  ich  auf  der 

spitz  auslaufenden  Sandbank  nahe  dem  Innenstraude  eine  Anzahl 

kleiner  Sandhaufen  und  dicht  daneben  Löcher,  die  offenbar  von 

Krabben  herrührten.  Einige  dieser  Miniaturhügel  stiegen  von  jenen 
•• 

Öffnungen  aus  langsam  an  und  endeten  dann  ziemlich  plötzlich  mit 
einem  steilen  Abfall,  andere  waren  dagegen  vollkommen  rund  und 
mit  tief  eingedrückten  Löchern,  die  von  einem  Stäbchen  herzurühreu 
schienen,  versehen,  sodaß  ich  im  ersten  Augenblicke  an  die  Werke 
spielender  Kinder  dachte.  Indessen  war  die  Insel  menschenleer.  Erst 
allmählich  erkannte  ich,  daß  die  erwähnten  Vertiefungen  nach  unten 
spitz  zuliefen  und  die  Abdrücke  der  Fußenden  von  Krabben  seien, 
die  den  aus  ihren  Löchern  herausgeschafften  Sand  in  so  kunstvoller 
WTeise  aufgestapelt  hatten.  Ich  bewunderte  die  Geschicklichkeit  der 
zehnbeinigen  Baumeister  nicht  wenig;  leider  aber  gelang  es  mir  an 
jenem  Tage  nicht,  auch  nur  einen  bei  seiner  Tätigkeit  zu  belauschen. 
Von  Möbius  ist  bei  Gelegenheit  seiner  Forschungen  über  das  Riff  von 
Mauritius  sehr  hübsch  beschrieben  worden,  wie  die  Krabben  auf  ihren 
Scheeren  den  Sand  aus  der  Tiefe  herausbringen,  wenn  sie  ihre 
Löcher  graben,  und  dann  von  sich  werfen,  weshalb  ich  Interessenten 
auf  jenes  Buch  verweisen  darf. 

III.  Ein  beliebtes  Nahrungsmittel  ( Asaphis  deflorata  L.). 

Ich  hatte  bereits  erfahren,  daß  es  auf  Jaluit  eine  im  Saude 
lebende  Muschel,  die  später  als  Asaphis  deflorata  L.  bestimmt  wurde, 
gäbe,  die  von  den  Eingeborenen  gern  gegessen  würde.  Später  habe 
ich  dann  Gelegenheit  gehabt,  sie  kennen  zu  lernen  und  kosten  zu 
dürfen.  Die  Muschel  hat,  je  jünger  sie  ist,  eine  desto  mehr  weiß- 
oder  rötlich-gelbe  Farbe  und  scheint  mit  zunehmendem  Alter  dunkler 
und  mehr  violett  zu  werden.  Das  Tier  selbst  schmeckt,  wie  ich  mich 
überzeugt  habe,  leidlich ;  hinterher  macht  sich  indessen  ein  fataler, 
lederartiger  Geschmack  bemerklich. 

Die  Eingeborenen  haben  eine  originelle  Methode,  die  Muschel 
zu  öffnen  ;  da  die  Schale  vorn  und  hinten  nicht  hermetisch  schließt, 
so  ziehen  sie  durch  den  sehr  schmalen  übrig  bleibenden  Spalt  ein 
glattrandiges  Grasblatt  und  durch  schneiden,  indem  sie  nach  oben 
ziehen,  wobei  das  Blatt  immer  tiefer  zwischen  die  beiden  Schalen¬ 
hälften  eindringt,  die  Schließmuskeln  des  Konchyls,  dessen  feste  Burg 
nun  leicht  völlig  auseinander  gebrochen  werden  kann.  Im  Inneren 
des  Tieres  liegt  ein  schwarzer  hervortretender  Keil,  der  Fuß.  Wäh¬ 
rend  ich  die  anderen  Teile  ohne  große  Beschwerde  zu  essen  ver- 


240 


mochte,  hatte  dieser  einen  so  durchdringenden  Geschmack,  daß  ich 
zum  Gaudium  der  umstehenden  Eingeborenen  mich  genötigt  sah, 
ihn  schleunigst  auszuspeien.  Letztere  scheinen  nicht  so  empfindlich; 
obwohl  viele  diesen  Teil  gleichfalls  entfernten,  aßen  ihn  manche  doch 
mit,  wie  ich  beobachtet  habe.  Ich  vermochte  mich  indessen,  trotz 
mehrfacher  Versuche  und  des  von  allen  Seiten  ertönenden  »ein  an  da« 
(es  ist  sehr  gut),  an  die  Muschel  und  ihren  Geschmack  nicht  ganz 
zu  gewöhnen  und  überließ  dieses,  wie  es  schien,  geschätzte  Nah¬ 
rungsmittel  später  ohne  jegliche  Regung  des  Neides  meinen  braunen 
Freunden. 


IV.  Zecken]) läge  und  Texasfieber. 

Eine  aus  den  Mittel  meerländern  stammende  Zecken  art,  Rhipice- 
phalus  sanguineus  (Latreille),  die  nach  der  gütigen  Mitteilung  von 
Prof.  Neumann  (Toulouse)  ursprünglich  an  Schweinen  schmarotzt, 
ist  in  fast  alle  warmen  Länder  verschleppt  worden  und  leider  auch 
nach  Jaluit  gelangt,  wo  sie  sich  ungemein  vermehrt  hat.  Man 
braucht  bloß  einmal  durch  das  Gras  zu  gehen,  um  dann  von  den 
weißen  Hosenbeinen  die  jungen,  stecknadelkopfgroßen  Tiere,  oft  in 
Menge,  ablesen  zu  können.  In  Australien,  von  wo  die  Zecken 
offenbar  eingeschleppt  worden  sind,  haben  sie  in  einzelnen  Land¬ 
strichen  sehr  böse  gehaust.  So  sind  in  Nord-  und  Zentral-Queensland 
nach  amtlichen  Angaben  in  einzelnen  Distrikten  bis  zu  60°/o  des 
Viehstandes  vernichtet.  Da  nach  meinen  Beobachtungen  Schweine 
nicht  erkennbar  von  ihnen  leiden,  bezieht  sich  diese  Angabe  wahr¬ 
scheinlich  nur  auf  das  übrige  Vieh.  Die  zu  Schlachtzwecken  aus 
Sydney  eingeführten  Rinder  wurden  von  ihnen  aber  in  solcher  Masse 
befallen,  daß  trotz  täglicher  Abwaschungen  mit  Lysol,  das  besser  als 
andere  ähnliche  Lösungen  zu  wirken  schien,  nicht  wenige  von  ihnen 
eingingen.  Ein  Terrier,  den  ich  besaß,  wurde  von  den  Zecken 
gleichfalls  getötet,  da  es  trotz  größter  Sorgfalt,  auch  durch  Ab¬ 
suchen  der  Parasiten  mit  Hülfe  einer  Pinzette,  nicht  gelang,  die 
Blutsauger,  die  namentlich  in  den  Ohren  des  Hundes  klumpenweise 
festsaßen,  vollständig  zu  entfernen.  Ich  glaube,  daß  er  nur  infolge 
des  Blutverlustes  zu  Grunde  ging.  Bei  den  Rindern  halte  ich  es  aber 
für  wahrscheinlicher,  daß  bei  ihnen  das  sog.  Texasfieber  vorlag,  eine 
für  diese  Tiere  sehr  gefährliche  Krankheit,  von  deren  Vorkommen 
bei  Hunden  mir  allerdings  nichts  bekannt  ist.  Der  Krankheits¬ 
erreger  Ryrosoma  bigeminmn  ist  ein  bimförmiger,  meist  zu  zweien 
dicht  au  einander  gelagerter  Mikroparasit,  der  durch  die  Zecken 


241 


übertragen  wird,  indessen  nicht  vom  kranken  direkt  auf  das  gesunde 
Tier,  sondern  wie  von  Koch  experimentell  festgestellt  wurde,  durch 
die  aus  den  Eiern  ausgeschlüpften  Larven.  —  Auf  welche  Weise 
die  Parasiten  von  den  trächtigen  Weibchen  auf  die  Keime  über¬ 
gehen,  oder  ob  die  Übertragung  vielleicht  erst  später  stattfindet,  ist 
übrigens  noch  nicht  festgestellt.  Was  mich  bestimmt,  bei  den  Rin¬ 
dern  Texasfieber  anzunehmen,  ist  folgendes.  Ein  einmaliges  Über¬ 
stehen  dieser  Krankheit  verleiht  Immunität;  die  Rinder  in  solchen 
Gegenden,  wo  die  Seuche  herrscht,  pflegen  deshalb  mehr  oder  weniger 
immun  zu  sein.  Nun  war  eine  schon  seit  mehreren  Jahren  auf  der 
Insel  lebende  Kuh  andauernd  bei  guter  Gesundheit,  ebenso  ein  von 
ihr  geborenes,  damals  bereits  erwachsenes  Kalb.  Von  den  aus  Sydney 
frisch  importierten  Rindern  erkrankten  aber  bei  jeder  Sendung  nach 
einigen  Wochen  verschiedene  Exemplare  und  starben.  Auch  ein 
kräftiger  Bulle,  der  Vater  eines  zweiten  Kalbes  der  erwähnten 
Kuh,  erlag  dieser  Krankheit. 

V.  Eine  im  Innern  der  Korallenblöcke  lebende  Schnecke. 

Als  ich  eines  Tages  am  Außenstände  des  Atolls  entlang  ging, 
griff  ich  ein  frisch  augespültes  Stück  einer  Sternkoralle  auf,  in  dem 
sich  ein  verrundet  viereckiges  Loch  zeigte,  das  sich  nach  innen  er¬ 
weiterte  und  offenbar  in  einen  Hohlraum  führte.  Ich  schlug  das 
Stück  an  Ort  und  Stelle  mit  Hülfe  eines  zweiten  auseinander  und 
faud  in  seinem  Inneren  ein  zartes,  milchweißes,  fast  kugeliges 
Schneckengehäuse ;  von  dem  Tier  selber  war  nichts  mehr  zu  be¬ 
merken,  die  Leibesmasse  hatte  sich  wohl  gänzlich  aufgelöst  und  war 
somit  entfernt  worden.  Zu  Hause  angelangt,  orientierte  ich  mich 
aus  den  wenigen  Büchern,  die  ich  besaß,  und  fand  im  Leunis,  daß 
Magilus  zwischen  schnell  wachsenden  Korallen  lebe,  weshalb  das 
Tier,  »um  nicht  überwuchert  zu  werden,  seinen  letzten  Umgang  in 
Form  einer  Röhre  in  gerader  Richtung  bis  drei  Fuß  lang  fortbaue 
und  die  verlassene  Wohnung  mit  Kalk  ausfülle«.  Ein  derartiges 
Exemplar  hatte  ich  bereits  im  Berliner  Museum  gesehen,  und  so 
versuchte  ich  dann  durch  eifriges  Zerklopfen  weiterer  am  Strande 
liegender  Korallen  einmal  ein  solches,  wie  ich  damals  glaubte,  aus¬ 
gewachsenes  Exemplar  aufzufinden.  Indessen  vergeblich.  Wohl  fand 
ich  noch  verschiedene  Stücke  wie  das  erste,  aber  keinen  Magilus , 
dessen  Heimat  sich,  wie  ich  später  las,  übrigens  auf  das  Rote  Meer 
beschränkt.  Bisweilen  habe  ich  auch  vollkommen  von  Korallen  um¬ 
wachsene  Schnecken  gefunden,  indessen  waren  die  Gehäuse  stets  leer, 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XL VI.  1905.  16 


242 


sodaß  mir  keine  Andeutung  darüber  ward,  ob  die  Koralle  unter 
gewissen  Umständen  etwa  die  lebende  Schnecke  einzukerkern  ver- 
mag,  oder  ob  dieses  Loos  erst  die  tote  erreiche.  Auffällig  war  mir, 
daß  der  bisweilen  1  bis  1 x/ 2  cm  lange  Gang,  der  die  Kommunikation 
der  Schnecke  mit  der  Außenwelt  darstellt,  doch  wohl  länger  sein 
dürfte  als  das  Tier  sich  ausstrecken  kann.  Bei  einem  balbtrockenen 
Stücke,  das  ich  eines  Tages  fand,  waren  seine  Wände  grünlich  in¬ 
krustiert.  Vielleicht,  so  dachte  ich  mir,  sind  das  Residua  von 
Auswurfstoffen,  die  das  Zuwachsen  des  Kanals  verhindern.  Genau 
ebenso  wie  dem  See wasser  beigemengte  Schrautzteilchen  das  Wachs¬ 
tum  der  Blumentiere  hemmen,  so  dürfte  auch  in  diesem  Falle  der¬ 
artiger  Fremdstoff  genügen,  die  erwähnte  Röhre  offenzuhalten.  Die 
Höhlung,  in  der  sich  das  Schneckenhaus  befindet,  ist  übrigens  genau 
seiner  Form  angepaßt,  sodaß  es  nur  in  jener  Lage,  in  der  es  gerade 
gewachsen  ist,  wieder  iu  sie  hineinpaßt.  Die  Höhlung  ist  nicht  etwa 
mit  irgend  einer  Masse  ausgekleidet,  sondern  erscheint  in  die  Korallen¬ 
substanz,  die  an  dieser  Stelle  einen  leichten  Perlmutterglauz  besitzt, 
gewissermaßen  hiueingeschliffen  zu  sein.  Zum  Schlüsse  bemerke  ich 
noch,  daß  die  von  mir  beobachteten  Schnecken  offenbar  Lepto- 
conchus- Arten  sind,  die,  wie  es  im  Brebm  heißt,  gewissermaßen  den 
Jugendzustand  von  Magilus  darstellen  und  somit  noch  nicht  die 
bewuuderungswerte  Anpassungsfähigkeit  der  letzteren  besitzen. 


Die  Erdsänger  in  und  um  Frankfurt  a.  M.. 

Von  Pfarrer  Wilhelm  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 


1.  Nachtigall,  Philomele  ( Lusciola  luscinia).  2.  Schwung¬ 
feder  kürzer  als  die  4.;  Oberseite  graubraun,  Unterseite  hellgrau 
(cf  =  9)*  E.  16  cm,  Fl.  25  cm.  Verbr.:  Mittel-  und  Nordasien, 
Nordafrika,  Europa  bis  Mittelschweden1).  Zugv.:  10.  bis  30.  Apr.  — 
Mitte  Aug.  bis  Sept.  Nest  auf  oder  dicht  über  dem  Boden.  4 — 6  Eier, 
braun-olivengrün,  glänzend,  21X15  rum.  Brutz.:  Mai,  Anfang  Juni, 
14  Tage.  Lockr.  »fit-krrr«  und  »tak,  tak«,  Angstr.  »errr«.  Gesang 
vorzüglich;  singt  auch  des  Nachts.  Nähr.:  Kerbtiere  (Eier,  Larven, 
Puppen),  Würmchen,  Johannis-,  Holunder-  und  Faulbaumbeeren. 

0  In  Deutschland  ist  sie  besonders  am  Rhein  zu  Hause,  während  sich  der 
Sprosser  im  deutschen  Osten  findet.  —  Vergl.  meinen  Beitrag  über  den  autoch- 
thonen  Eigensinn  der  Nachtigall  hinsichtlich  Aufgabe  alter  Brutörter  im  »Neuen 
Naumann«  Bd.  I. 


243 


Kehrt  immer  an  den  Ort,  wo  sie  groß  wurde,  zurück.  Wenig  scheu. 
Geht  in  ihrem  Bestände  dauernd  zurück  und  ist  schon  aus  größeren 
Landstrichen  Deutschlands  verschwunden  (Wetterau,  Lahntal, 
Maintal,  Norddeutschland).  Sehr  nützlich.  —  Die  großen  Dichter 
aller  Zeiten  haben  sie  besungen ,  besonders  antike  (von  deutschen 
z.  B.  der  Frankfurter  Hölty).  Schnabel  aller  Sänger  schwach,  zu¬ 
sammengedrückt,  mit  seichtem  Einschnitt. 

In  und  direkt  um  Frankfurt  kommt  die  Nachtigall  jetzt  nicht 
mehr  vor.  In  Offenbach  ist  sie  1893  ausgesetzt  worden  (in  24  Paaren) 
und  seitdem  daselbst  wieder  Brutvogel.  Im  Sommer  1904  fanden  sich 
im  Friedberger  Schloßgarten  1  cf  (unbeweibt),  im  Ossenheimer  Wäld¬ 
chen  1  cf,  im  Assenheimer  Park  1  Pärchen,  am  Selzer  Brunnen 
1  Pärchen,  im  Rodheimer  Wäldchen  2  Pärchen. 

[2.  S  p  r  o  s  s  e  r ,  Polnische  Nachtigall  (L. philomela).  2.  Schwung¬ 
feder  länger  als  die  4.;  im  Gegensatz  zur  Nachtigall  ist  die  Farbe 

dunkler,  die  Brust  gefleckt,  die  Figur  größer  und  gedrungener 

•• 

(cf  =  $).  L.  19  cm,  FL  26  cm.  Verbr. :  Ungarn,  Österreich,  Polen, 
Böhmen,  Pommern,  Schlesien,  Skandinavien  bis  zum  50°  n.  Br., 
Kaukasus,  Persien,  Ägypten.  Zugv.:  Ende  April  und  Anfang  Mai — ■ 
Mitte  August.  Nest  auf  oder  dicht  über  dem  Boden.  5  Eier,  matt 
braungrün,  dunkel  gewölkt,  22  X  15  mm.  Brutz. :  Mai,  14  Tage. 
Lockr.  »fit-arrr«.  Gesang  kürzer,  feierlicher,  flötender  als  der 
Nachtigallgesang,  aber  auch  weniger  reichhaltig.  Singt  gleichfalls 
des  Nachts.  Nähr,  wie  bei  No.  1.  Teilt  mit  der  Nachtigall  die  Eigen¬ 
heit,  Gegenden  zu  verlassen,  wo  das  buschige  Unterholz  entfernt 
wird,  Verkehrsstörungen  eintreten  u.  s.  w.  Geht  in  ihrem  Bestand 
zurück.  Sehr  nützlich.  —  Nachtigall  und  Sprosser  wohnen  selten 
beisammen;  sie  sind  die  zwei  klimatischen  Variationen 
(»L o k a  1  r a s s e n «)  derselben  Form  für  Westen  (N.)  undOsten 
(Spr.),  keine  besonderen  Arten.  —  Für  Frankfurt  und  seine  Um¬ 
gebung  ist  der  Sprosser  nur  Durchzugsvogel.  Da  er  mit  großer 
Hartnäckigkeit  eine  direkt  nordsüdliche  Zugrichtung  einhält,  so 
kommen  also  bei  uns  die  pommerischen,  jütischen,  dänischen  und 
südschwedischen  Vögel,  insbesondere  die  vom  8 — 10°  östl.  Länge, 
durch.  Als  vorübergehende  Aufenthaltsorte,  die  sie  im  allgemeinen 
nur  bei  Störungen  ihres  Zuges  durch  meteorologische  Einflüsse  auf¬ 
suchen,  bevorzugen  sie  dieselben  Strauch-  und  Gebüschgruppen  wie 
die  Nachtigall.] 

3.  Rotkehlchen,  Rotbrüstchen  (Erithacns  nibcciäiis).  Oben 
olivenbraun,  Stirn,  Augenkreis,  Vorderbrust  gelbrot,  Bauch  weiß 


244 


(9  bat  auf  den  großen  Deckfedern  der  Flügel  keine  rostgelben 
Fleckchen).  Läufe  gestiefelt,  beim  5  schwärzlich,  beim  9  braun¬ 
rötlich.  L.  14  cm,  Fl.  22  cm.  Verbr. :  Europa  bis  zum  67°  n.  Br. 
Stand-,  Strich-,  Zugvogel:  Sept.  bis  März;  von  Jahr  zu  Jahr  über¬ 
wintern  immer  mehr  R.  in  Deutschland.  Bewohnt  am  liebsten 
jungen  Fichtenwald.  Nest  auf  oder  in  dem  Bodeu.  4 — 7  Eier,  gelb¬ 
lichweiß,  rötlich  gefleckt,  19  X  15  mm.  Brutz. :  Ende  April,  An¬ 
fang  Mai  (1.  Gel.)  —  Ende  Juni  (2.  Gel.),  14  Tage.  Das  Nest  muß 
immer  eine  Decke  haben.  Lockr.  »schnickerickicki«,  Angstruf  »tziii«. 
Ges.  klingelnd,  oft  feierlich,  melancholisch;  an  Wert  bei  den  ein¬ 
zelnen  Vögeln  sehr  verschieden.  Nähr.:  Insekten,  Räupcheu,  Larven, 
Würmer,  Schneckchen.  Immer  munter  und  unruhig,  macht  oft  Ver¬ 
beugungen,  betrachtet  mit  seinen  großen  Augen  aufmerksam  alles, 
was  in  seine  Nähe  kommt,  hüpft  schnell,  fliegt  nahe  der  Erde  hin. 
Sehr  nützlich.  —  Der  Kuckuck  legt  oft  sein  Ei  in  Rotkehlcheunester.1) 
—  Um  Frankfurt,  in  der  ganzen  Wetterau,  am  Main  und  Rhein  ist 
das  Rotbriistchen  überall  häufig  und  bei  Jung  und  Alt  beliebt.  An 
den  trüben  und  etwas  kalten  Tagen  vom  10.  bis  20.  Sept.  1904 
kamen  viele  E.  langsam  an  uns  vorbei;  die  Zugbreite  (von  Zugfront 
bis  zur  Arriere-Garde  der  ziehenden  .E.-Masse)  muß  recht  beträcht¬ 
lich  gewesen  sein,  da  Bau  vom  21.  Sept.  in  der  »Ornithologischen 
Rundschau«  S.7  meldet:  »Sehr  viele  E.r.  am  Laiblachufer  (Bodeusee)«. 

4.  Blaukehlchen  (E.  cyaneculus).  Oben  graubraun,  Bauch 
weißlich,  Kehle  und  Vorderbrust  himmelblau,  von  einer  weißen  Linie 
und  rostroten  Binde  begrenzt,  mitten  im  Blau  ein  weißer  Fleck 
(» Weißsterniges  Blauk.c),  der  sehr  alten  Exemplaren  fehlt;  die 
schwedische  Form  hat  statt  des  weißen  einen  roten  Kernfleck  (»Rot- 
sterniges  Blank.«).  Schwanz  rostrot  (2  mittelste  Fed.  braun)  mit 
schwarzem  Ende.  9  mit  schwärzlich-blauem  Kropf.  L.  14,5  cm, 
Fl.  23,5  cm.  Verbr.:  Europa  bis  Lappland  (die  weißsternige  Form 
ist  im  westlichen,  die  rotsternige  im  nördlichen  und  östlichen  Ver¬ 
breitungsgebiete  zu  Hause);  in  Deutschi,  überall  meist  spärlich 
(Ober-,  Mittel-,  Niederrhein,  Holland,  Oldenburg,  Hannover,  Bremer 
und  Hamburger  Gebiet,  Mecklenburg,  Alt-  und  Neumark,  Nieder¬ 
lausitz,  Nordschlesien,  Pommern,  West-  und  Ostpreußen  u.  s.  w.). 
Zugv. :  März-Sept.  Bewohut  vorzugsweise  Flußniederungen.  Nest 
im  dichten  Uutergebüsch  (Weidengeb.),  zwischen  alten  Wurzeln,  in 
Erdhöhlen.  5  Eier,  blaßgrünlich,  19  X  14  mm.  Brutz.:  Ende  April, 

9  Das  beste  Vogelfutter  für  Erdsänger  ist  Lucullus  von  Fr.  Fries  in  Bad 
Homburg  (Große  Vogelfutter-Fabrik). 


245 


14  Tage.  Lockr.  »tak,  tak«  —  >fied,  fied«.  Ges.  angenehm  sanft, 
hell;  singt  auch  des  Nachts.  Nähr.:  Wasserinsekten,  Würmchen, 
Holunder-  und  Faulbaumbeeren.  Verdient  ausgiebigsten  Schutz. 
—  Das  Blaukehlchen  braucht  zu  seiner  Heimreise  aus  Afrika  wie 
alle  Singvögel  2 — 3  Wochen.  —  Brütet  am  Main  sehr  spärlich. 

[Schwedisches  Blaukehlchen  ( E .  suecicus).  Kehle  blau, 
statt  weißem  Stern  ein  rotbrauner.  Es  kommt  auch  diese  Form 
auf  dem  Frühjahrszug  bei  uns  durch  (konstatiert  von  Ochs  und  Kull- 
mann),  und  es  wird  damit  die  Annahme,  daß  es  in  einer  Nacht 
seine  ganze  Frühjahrsreise  abmache,  völlig  hinfällig,  wie  ich  bereits 
im  »Zool.  Gart.«  XLV  (1904),  S.  102  gezeigt  habe.] 

5.  Gartenrotschwanz,  Gartenrötel,  Waldr.,  Saulocker, 

Wistling,  Stirnplättchen  ( E .  phoenicurus) .  $  oben  bläulich  aschgrau, 

Stirn,  Kopfseiten,  Kehle,  Gurgel  schwarz,  Vorderkopf  weiß,  Brust 

rostrot;  9  oben  graubraun,  unten  hell  gelblich  braun.  Schwanz 

rostrot  mit  zwei  braunen  Mittelfedern.  L.  14  cm,  Fl.  22  cm.  Verbr.: 

•  • 

Europa,  fast  ganz  Asien,  Ägypten ;  in  Deutschland  nicht  so  häufig 
wie  der  Hausrotschwanz.  Zugv.:  März- August.  Bewohnt  Gärten  und 
Waldränder.  Nest  in  Baumhöhlen  oder  Felsenritzen.  5 — 7  Eier,  blau¬ 
grün,  18  X  13  mm.  Brutz. :  April,  Mai  —  Ende  Juni,  14  Tage. 
Lockr.  »füid,  füid,  füid«,  Angstr.  »huid,  huid,  dä,  dä,  dä«.  Ges. 
ziemlich  kurz,  flötend,  zuweilen  melancholisch;  das  §  singt  den 
ganzen  Tag  über.  Nähr. :  Käfer,  Fliegen,  Räupchen,  Puppen, 
Johannis-,  Holunder-  und  Faulbaumbeeren.  Der  G.  ist  wegen  seiner 
pracbtvolleu  Färbung  und  hübschen  Stimme  beim  Volke  sehr  be¬ 
liebt.  —  Bei  dieser  Vogelart  trifft  man  ziemlich  oft  alte  Weibchen 
au,  die  annähernd  die  bunte  Färbung  des  Männchens  tragen  (»Hahnen¬ 
fedrigkeit«)  ;  Verfasser  sah  solche  in  der  Straßburger  Orangerie.  — 
Überall  bei  Frankfurt  häufig,  auch  mitten  in  Frankfurt  in  Gärten 
und  Anlagen.  »Stirnplättche«  ist  ein  speziell  hessischer  Name  für 
unser  schönes  Vögelchen.  Leider  werden  seine  Eier,  die  hierzulande 
nur  ganz  selten  einmal  schwach  rötlich  bespritzt  sind  (im  Norden 
öfter),  noch  immer  oft  weggenommen,  da  sie  doch  lange  nicht  so 
geschützt  liegen,  wie  die  der  eigentlichen  Höhlenbrüter.  Auch  die 
Gonsenheimer  Dorfjugend  z.  B.  ist  ganz  rabiat  auf  Vogeleier  aus; 
im  April  1905  fanden  wir  fast  ein  Dutzend  ausgehobener  Buch¬ 
finkennester  in  den  Kirschen-  und  Pfirsichbeständen  beim  Dorfe. 

6.  Hausrotschwanz,  Schwarzwadei  (JE.  tithys).  $  oben 
aschgrau,  Kopf  schwarz,  unten  bis  zu  den  Beinen  schwarz,  9  grau 
(nicht  ganz  so  hell  und  gar  nicht  rötlich  angeflogen  wie  d.  G.  r.  9)i 


246 


Schwingen  2.  Reihe  weißgeranclet;  Schwanz  rot,  2  mittelste  Fecl.  braun. 
Junge  mit  schwärzlichen  Wellenlinien.  L.  15  cm,  Fl.  25  cm.  Verbr.: 
Europa  bis  Südschweden.  Wohnt  an  Felsenhängen,  in  Dörfern  und 
Städten,  auf  alten  Burgen,  überall  ziemlich  häufig.  Zugv. :  Anfang 
März  —  Sept.,  Okt. ;  zuweilen  überwintert  ein  Exemplar.  Nest  in 
Löchern  an  Gebäuden,  in  Mauerritzen,  auf  Balkenköpfen,  in  Nist¬ 
kästen  u.  s.  w.  5  Eier,  weiß,  19  X  14  mm.  Brutz. :  April  (1.  Gel.) 
—  Juni  (2.  Gel.),  18  Tage.  Lockr.  »fid  fid,  dä  dä«.  Ges.  rauh  und 
kurz,  krächzend,  doch  in  seiner  charakteristischen  Eigenart  auch 
schön.  Nähr.:  Fliegende  Insekten  (Schmetterlinge,  Fliegen,  Käfer), 
Räupchen,  Spinnen  u.  s.  w.  Sehr  nützlich.. —  Die  jüngeren  singen¬ 
den,  geschlechtsreifen  Männchen  (im  2.,  3.  Lebensjahr)  tragen  noch 
das  einfarbig  graue  Kleid  des  Weibchens  (der  angebliche  »Gebirgs- 
rotschwanz«).  Einige  56  haben  einen  längeren  Gesang,  unter  dem 
sich  Töne  befinden,  die  anderen  Vogelgesängen  sehr  ähneln  (nur 
zum  Teil  »Nachahmung«).1)  Der  Hausr.  rückt  schon  seit  mehr  denn 
100  Jahren  beständig  in  Schweden  und  Rußland  nach  Norden  vor 
(E.  phoenic.  ist  weiter  nach  Norden  zu  verbreitet  als  E.  tithys). 
Früher  nur  Gebirgsvogel.  —  Wenn  man  im  Frühling  und  Sommer 
ganz  früh  des  Morgens,  sobald  es  eben  zu  dämmern  beginnt,  durch 
die  Straßen  Frankfurts  geht,  kichern  die  Männchen  von  allen 
Dächern  herab. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Wanderungen  der  Strudelwürmer  (der  dendrocoelen  Turbellarien)  in 
unser n  Gebirgsbächen.  Sehr  interessante  Beobachtungen  und  Versuche  hat 
Prof.  Dr.  Walter  Voigt  an  unsern  Planarici'  und  Polycelis- Arten  angestellt. 
Um  kurz  zusammenzufassen,  was  wir  bis  jetzt  über  die  gelegentlichen,  nicht  durch 
einen  angeborenen,  periodisch  ausgelösten  Wandertrieb  verursachten  Wanderungen 
dieser  Tiere  wissen,  so  ist  in  erster  Linie  hervorzuheben,  daß  die  in  unseren  Ge¬ 
birgsbächen  wohnenden  Strudelwürmer  träge  und  lichtscheue  Tiere  sind,  die  ohne 
besondere  Veranlassung  ihre  dunkeln  Schlupfwinkel  nicht  zu  verlassen  pflegen. 
Die  Haupttriebfeder,  die  sie  zum  Wandern  veranlaßt,  ist  der  Hunger,  und  nach 
Beobachtungen  im  Aquarium  wie  im  Freien  haben  wir  Grund  zu  der  Annahme, 
daß  die  Tiere,  auch  wenn  sie  keine  Beute  wittern,  sobald  sie  der  Hunger  quält, 
anfangen  Streifzüge  zu  unternehmen.  Hierbei  kriechen  sie  einzeln,  nicht  in  ge¬ 
schlossenen  Trupps,  und  ohne  bestimmtes  Ziel  in  verschiedenen  Richtungen  herum. 
In  etwas  größerer  Anzahl,  mit  unbestimmter  Richtung,  herumzukriechen  werden 

l)  Ich  kann  es  gar  nicht  billigen,  wenn  jedermann  gleich  von  »Nachahmung« 
redet,  sobald  er  nur  einige  Rotschwanz-Töne  an  andere  Gesänge  anklingen  hört. 


247 


die  Tiere  veranlaßt,  wenn  Regengüsse  Erde  in  die  Bäche  führen  und  Sand  und 
Schlamm  auf  dem  Boden  aufwirbeln,  wodurch  die  Würmer  in  ihren  Verstecken 
belästigt  werden,  ferner  wenn  Pflanzenteile,  unter  denen  die  Strudelwürmer  sich 
festgesetzt  hatten,  vom  angeschwollenen  Wasser  fortgespült  werden;  bei  Gewitter¬ 
regen  kann  unter  Umständen  eine  durch  diese  hervorgerufene  schnelle  Temperatur¬ 
änderung  des  Bachwassers  auch  noch  mit  dazu  beitragen,  die  Strudelwürmer  aus 
ihrer  Ruhe  aufzustören.  Durchschreiten  größere  Tiere  oder  der  Mensch  Bäche  mit 
steinigem  Boden,  so  werden  dabei  die  Planariiden  nicht  nur  aufgestört,  sondern 
eine  Anzahl  Avird  zerquetscht,  und  die  dabei  austretenden  Körpersäfte  wirken  als 
Köder  für  weiter  abwärts  sitzende  Strudelwürmer.  Infolgedessen  tritt  in  diesem 
Falle  bei  den  aufgescheuchten  Tieren  eine  ausgesprochene  Neigung  zum  Aufwärts¬ 
wandern  hervor.  Die  gleiche  Wirkung  wie  die  das  Bachbett  durchschreitenden 
Tiere,  aber  auf  eine  viel  längere  Strecke,  werden  Gewitter-  und  Landregen  her¬ 
vorbringen,  wenn  sie  die  Bäche  so  stark  anschwellen  machen,  daß  Steine  fort¬ 
gewälzt  und  aneinander  gerieben  werden.  Zugleich  führen  sie  dem  Bach  ertrinkende 
Landschnecken,  Insekten  u.  dergl.  zu,  die  als  willkommene  Beute  die  Strudel¬ 
würmer  ebenfalls  veranlassen,  ihre  Schlupfwinkel  zu  verlassen.  Am  auffälligsten 
wird  die  Erscheinung  des  AufwärtsAvanderns,  wenn  ein  etwas  größeres  Beutestück 
in  das  Wasser  geraten  ist;  dann  werden  unter  Umständen  viele  Schritt  lange, 
aus  Hunderten,  selbst  Tausenden  von  Individuen  gebildete,  bachaufwärts  gerichtete 
Züge  hervorgerufen,  die  naturgemäß  ihr  Ende  an  der  Nahrungsquelle  finden.  Nach 
eingenommener  Nahrung  zerstreuen  sich  die  Strudelwürmer  allmählich,  um  sich 
einen  geeigneten  Unterschlupf  zur  gemächlichen  Verdauung  zu  suchen.  Weil  den 
Würmern  die  Witterung  der  Nahrung  stets  von  oben  herab  zugeführt  wird,  ist 
die  Tendenz  zur  Verschiebung  des  Verbreitungsgebietes  jeder  der  drei  hauptsäch¬ 
lich  in  Betracht  kommenden  Arten  ( Planaria  alpina  und  gonocephala  und  Poly- 
celis  cornuta )  nach  oben  hin  stärker  als  nach  unten.  In  größere  Ferne  gerichtete, 
kilometerweite  Wanderungen  kommen  nicht  vor,  ebensowenig  sind,  selbst  auf  ganz 
kurze  Strecken,  geschlossene  Wanderzüge  bach-  oder  flußabwärts  zu  beobachten. 
Bei  Hochwasser  kann  es  öfters  geschehen,  daß  einzelne  aus  ihren  Verstecken  auf¬ 
gescheuchte  Strudelwürmer  von  der  Strömung  des  Wassers  eine  lange  Strecke 
fortgeschwemmt  Averden,  oder  daß  Würmer,  die  an  den  im  Bachbett  liegenden 
Pflanzenteilen  sitzen,  mit  diesen  weit  abwärts  treiben.  Auch  mag  gelegentlich  ein 
Eikokon  vom  Wasser  abwärts  transportiert  werden.  So  erklärt  es  sich,  daß  man 
mitunter  Exemplare  von  PI.  alpina  oder  Pol.  cornuta  eine  größere  Strecke  unter¬ 
halb  ihres  eigentlichen  Verbreitungsgebiets  ganz  isoliert  zwischen  PI.  gonocephala 
antrifft.  Aber  sie  können  sich  dort  nicht  auf  die  Dauer  halten  und  gehen  früher 
oder  später  zugrunde.  Wenn  Abwässer  einem  bis  dahin  nicht  verunreinigten  Bache 
zugeführt  werden,  kann  dies  leicht  die  Veranlassung  sein,  daß  in  der  ersten  Zeit 
größere  Mengen  der  aus  ihren  Verstecken  flüchtenden  PI.  alpina  oder  Pol.  cornuta  in 
das  Gebiet  der  weiter  abwärts  hausenden  PI.  gonocephala  hinuntergeschwemmt  werden* 

(Nach  Verh.  Naturh.  Ver.  preuß.  Rheinl.  u.  Westf.  61.  Jahrg.  1904  p.  150 — 158). 

Bttgr. 

Rasche  Abnahme  des  kanadischen  Bisons  (Bison  americanus ). 
Direktor  Bell  von  der  Geologischen  Aufnahme  in  Canada  berichtet,  daß  die  vor 
wenigen  Jahren  noch  4—500  Köpfe  zählende  große  Büffelherde  im  Hinterlande 
des  Salzflusses,  der  vier  oder  fünf  engl.  Meilen  unterhalb  Fort  Smith  in  beiläufig 


248 


60°  N.  Br.  in  den  Großen  Sklavenfluß  eimnündet,  im  Jahre  1903  auf  etwa  60  Stück 
zusammengeschmolzen  sei.  Die  Indianer  hätten  zwar  im  allgemeinen  das  Schutz¬ 
gesetz  streng  befolgt,  aber  einer  habe  nachweislich  doch  zwei  kräftige  Bullen  der 
Herde  getötet.  Trotzdem  dieser  nachweisen  konnte,  daß  ihn  nur  der  äußerste 
Hunger  zum  Übertreten  des  Gesetzes  veranlaßt  habe,  sei  er  doch  bestraft  und 
eingesperrt  worden.  Bell  glaubt,  daß  die  Herde  sich  ohne  Frage  noch  weiter 
vermindern  werde,  da  die  Büffelstiere  nicht  zahlreich  und  nicht  stark  genug  seien, 
ihre  Kälber  vor  den  Angriffen  der  zahlreichen  Wölfe  zu  schützen,  die  im  Frühjahr 
die  Herde  zu  attakieren  pflegten. 

(Nach  Zool.  Soc.  Bulletin  No.  16,  publ.  by  the  New  York  Zool.  Soc.  1905  p.  197.) 

Bttgr. 

Über  das  Fischen  der  Reiher.  Unter  dieser  Überschrift  veröffentlichte 
Herr  L.  Schuster  S.  336  ff.  des  vorigen  Jahrgangs  dieser  Zeitschrift  eine  Ab¬ 
handlung,  zu  der  ich  mir  einige  Bemerkungen  gestatte.  Meine  väterliche  Wohnung, 
in  der  ich  meine  erste  Jugendzeit  und  während  meiner  Studienjahre  die  Ferien 
verbrachte,  lag  auf  dem  Lande,  einsam  und  unmittelbar  am  Wasser  (im  Kreise 
Kirchhain  in  Hessen-Nassau),  und  im  nahen  Walde  befand  sich  ein  ziemlich  großer 
Reiherstand,  sodaß  sich  mir  oft  Gelegenheit  bot,  Reiher  bei  ihrem  Handwerk  zu 
beobachten. 

Zunächst  ist  es  keine  so  ganz  seltene  Ausnahme,  daß  Reiher  —  diese  Be¬ 
hauptung  beruht  nicht  auf  ungenauer  Beobachtung  —  stehend  fischen,  und 
zwar  nicht  allein  in  tieferem,  somdern  auch  in  ganz  seichtem  Wasser.  Zum  letzten¬ 
mal  habe  ich  dies  am  19.  August  1904  in  der  Donau  bei  Beuron  gesehen.  Ich 
saß  gut  gedeckt  an  einem  Felsen  und  beobachtete  mit  dem  Feldstecher  das  zahl¬ 
reiche  Wassergeflügel,  als  sich  drei  Reiher  auf  einer  Sandbank  niederließen,  ruhig 
stehen  blieben  und  zeitweilig  blitzschnell  ins  Wasser  stießen,  worauf  die  Bewegung 
des  Fressens  folgte.  Das  Stillstehen  war  also  nicht  eine  Folge  meiner  Anwesen¬ 
heit,  denn  die  Tiere  hatten  mich  nicht  bemerkt,  sonst  wären  sie  wohl  kaum  ein¬ 
gefallen.  Der  Wasserstand  war  in  dem  heißen  Sommer  kaum  15  cm,  wie  ich 
nachher  ausgemessen  habe.  Da  es  Nachmittag  war,  so  waren  die  Vögel  vielleicht 
schon  satt,  als  sie  kamen,  und  fingen  deshalb  bloß  die  Beutetiere,  die  sie  stehend 
erhaschen  konnten.  Allein  ich  habe  auch  früh  morgens  unmittelbar  vom  Neste 
kommende,  somit  wohl  hungrige  Reiher  stillstehend  fischen  sehen. 

Ob  der  Reiher  einen  Köder  zum  Anlocken  der  Fische  besitzt?  Am  Reiher¬ 
stand  ganz  unter  dem  Horste  stehend  habe  ich  ein  Leuchten  niemals  bemerkt; 
es  müßte  denn  sein,  daß  das  Leuchtvermögen  willkürlich  betätigt  werden  kann 
und  der  Reiher  bloß  beim  Fischen  sein  Licht  leuchten  läßt.  Ein  Stück,  das  ich 
längere  Zeit  in  einer  großen  Voliere  mit  einem  durchfließenden  Bache  gefangen 
hielt,  ließ  gleichfalls  nichts  davon  sehen;  bereits  mit  anbrechender  Dunkelheit  bäumte 
es  zur  Nachtruhe  auf.  Ebenso  konnte  ich  an  Tieren  verschiedener  zoologischer 
Gärten,  die  ich  daraufhin  ansah,  nichts  wahrnehmen.  In  der  Freiheit  sah  ich  die 
Tiere  in  der  Dämmerung,  also  zu  der  Zeit,  wo  sie  ihre  Laterne  hätten  anzünden 
sollen,  fast  stets  dem  Stande  zustreben. 

Locken  die  Exkremente  des  Reihers  Fische  an?  Prof.  G.  Jäger  sagt,  daß 
»Fische  nach  dem  Kote  der  fischfressenden  Vögel,  z.  B.  des  Fischreihers,  auch 
nach  dem  Kote  fischessender  Menschen  sehr  lecker  sind«  (vgl.  »Kreislauf  des 
Stoffes«  im  Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie  und  Ethnologie.  4.  Bd. 


249 


Breslau,  E.  Trewendt.  1886).  Daß  der  Reiher  recht  häufig  sich  entleert,  habe 
ich  an  meinem  Gefangenen  und  auch  in  der  Reiherkolonie  zum  Schaden  meines 
Anzugs  gesehen;  und  daß  Fische  sich  sehr  leicht  durch  ins  Wasser  geschüttete 
Stoffe  herbeilocken  lassen  und  sehr  gern  auch  nach  ziemlich  flüssigen  schnappen, 
davon  kann  man  sich  leicht  überzeugen.  Dieses  Lockmittel  wäre  demnach  wohl 
denkbar. 

Aber  meiner  Ansicht  nach  braucht  er  überhaupt  keinen  Köder.  Viele  Tiere 
verschaffen  sich  doch  lebende  Nahrung,  ohne  ein  Lockmittel  zu  besitzen.  Wenn 
schon  die  Ente  manchen  Fisch  nicht  etwa  nur  aus  Uferlöchern,  sondern  auch  aus 
freiem  Wasser  erhascht,  wie  ich  es  mehrmals  beobachtet  habe,  warum  soll  dies 
nicht  auch  dem  weit  flinkeren  Reiher  möglich  sein?  Er  ist  eben  unglaublich  ge¬ 
wandt.  Das  Tier,  das  ich  gefangen  hielt,  sah  ich  in  ein  Haferfeld  fliegen,  sodaß 
ich  auf  dem  Boden  unbemerkt  heran  kriechen  und  es  durch  rasches  Zuspringen  am 
Aufliegen  verhindern  konnte.  Doch  schnellte  es  seinen  spitzen  Schnabel  wieder¬ 
holt  so  urplötzlich  vor,  daß  ich  vor  Schrecken  zurückprallte  und  es  erst  nach 
langem,  mühevollen  Ringen  mit  Hilfe  eines  aufgespannten  Regenschirmes  zu  be¬ 
wältigen  vermochte.  Und  noch  kürzlich  zeigte  mir  ein  Herr  die  Narbe  dicht  neben 
dem  Auge,  die  ihm  ein  von  ihm  geflügelter  Reiher  verursacht  hatte.  Mir  ist  es 
danach  leicht  begreiflich,  daß  der  Reiher  auch  ohne  Lockmittel  bei  solcher  Treff¬ 
sicherheit  hinreichend  Nahrung  findet.  Kannte  ich  doch  einen  Mitschüler,  der  mit 
erstaunlicher  Fertigkeit  Fische  durch  Steinwürfe  erlegte. 

Freiburg  (Breisgau).  .  H.  Lauer. 

Gezähmte  Schwalben.  Über  Zahme  Schwalben  finden  wir  in  dem 
Bull,  de  la  Soc.  Nat.  d’Acclimatation  de  France  in  den  Heften  vom 
August  1904  und  März  und  April  1905  drei  kleine  Mitteilungen. 

Im  August-  und  im  April- Heft  teilt  Mr.  G.  Pays -Mellier ,  Chateau  de  la 
Palandiere,  seine  mehrjährigen  Erfahrungen  mit.  Er  sagt,  die  Schwalbe  (Hirundo 
rustica  L.)  ist  unter  allen  insektenfressenden  Vögeln  der  intelligenteste,  der  unter¬ 
haltendste  und  der  interessanteste.  Pays-Mellier  hat  seit  langer  Zeit  jedes  Jahr 
einige  Nestjunge  aufgezogen.  Es  ist  sehr  hübsch,  wenn  diese  Tiere  vom  Mai  ab  in 
voller  Freiheit  sich  draußen  hoch  in  der  Luft  tummeln  und  von  dort  beim  Ruf 
sofort  herbeikommen.  Es  ist  für  seine  Besucher  eine  Freude  zu  sehen,  wie  die 
zierlichen  Schwalben,  die  soeben  noch  kaum  sichtbar  dem  Auge  hoch  in  der  Luft 
schwebten,  auf  Anruf  sich  sofort  auf  seine  ausgestreckte  Hand  setzten.  Dabei  zeigten 
die  Tierchen  durchaus  keine  Furcht  vor  den  Fremden  und  ließen  sich  von  ihnen 
immer  leicht  fangen. 

Pays-Mellier  hält  seine  zahmen  Schwalben  vollkommen  frei,  und  man  kann 
sie  fortwährend  mit  ihren  ungezähmten  Genossen  in  großen  Höhen  oder  dicht  über 
dem  Erdboden  dahinstreichend  kleine  Insekten,  Fliegen,  Neuropteren,  Schmetter¬ 
linge  und  Käfer  fangen  sehen,  die  ihre  gewöhnliche  Nahrung  bilden.  Zur  Ruhe 
setzen  sich  die  Schwalben  oft  auf  das  hohe  Dach  des  Schlosses  von  Palandiere  und 
lassen  ihr  liebliches  Gezwitscher  hören,  das  sie  bis  in  den  Herbst,  bis  zu  ihrem 
Fortzuge  in  weit  entfernte  Länder,  beibehalten.  Wenn  sich  ihr  Pfleger  im  Garten 
sehen  läßt,  kommen  sie  schnell  heran,  um  eiligst  den  Mehlwurm  oder  den  Käfer, 
den  er  ihnen  bringt,  zu  ergreifen. 

Gewöhnlich  sperrt  Pays-Mellier  am  Abend  seine  gezähmten  Schwalben  in 
einen  großen  Käfig  und  gibt  ihnen  bei  Tagesanbruch  die  Freiheit  wieder.  Früher 


250 


behielt  er  sie  das  ganze  Jahr,  also  auch  während  der  schlechten  Jahreszeit,  in 
einer  gut  geheizten  Voliere  mit  andern  frostempfindlichen  insektenfressenden 
Vögeln  zusammen.  Die  Schwalbe  hält  sich  in  der  Gefangenschaft  meistens  gut, 
aber  eine  Schwalbe  im  Käfig  ist  langweilig ;  sie  ist  traurig  und  wenig  interessant. 
Seit  einigen  Jahren  beschränkt  er  sich  deshalb  darauf,  Schwalben  der  ersten 
Bruten  im  Frühjahr  aufzuziehen;  er  hält  sie  immer  frei,  aber  gezähmt,  bis  zum 
Oktober.  Dann  läßt  er  sie,  wenn  die  Zeit  ihrer  Abreise  gekommen  ist,  sich  mit 
den  großen  Scharen  ihrer  wilden  Genossen  vereinigen,  und  eines  Tages  ver¬ 
schwinden  sie  alle  zusammen,  um  nicht  mehr  zurückzukommen. 

Auch  im  letzten  Sommer  hat  Pays-Mellier  wieder  einige  Schwalben  aufge¬ 
zogen.  Auch  diese  kamen  stets  auf  seinen  Anruf  hoch  aus  den  Lüften  sofort 
herunter,  um  sich  auf  seine  Schulter  oder  auf  seine  Hand  zu  setzen.  Wenn  er 
sie  fortschickte,  schwangen  sie  sich  in  die  Höhe,  kehrten  aber  fortwährend  zurück 
und  wirbelten  um  ihn  und  seine  verwunderten  Begleiter  herum. 

In  der  Umgegend  spricht  man  vielfach  von  seinen  Vögeln,  und  jeden  Tag 
kommen  Leute,  die  sich  diese  kleinen,  lieblichen  Tierchen  ansehen  wollen.  Wie 
alle  Jahre  kam  gegen  den  Anbruch  des  Winters  die  Abschiedsstunde,  wo  Pays- 
Mellier  sich  von  seinen  Vögeln  trennen  und  sie  in  wärmere  Gegenden  ziehen 
lassen  mußte. 

Eine  dieser  Schwalben  blieb  aber  zurück,  suchte  ihren  Freund  fortwährend, 
kam  durch  ein  offenes  Fenster  in  sein  Arbeitszimmer  nnd  setzte  sich  auf  die 
Lehne  seines  Stuhles  oder  selbst  auf  seinen  Arbeitstisch.  Auch  im  Garten  begleitete 
das  Tierchen  ihn  fortwährend,  sodaß  Pays-Mellier  mit  Unruhe  die  kalte 
Jahreszeit  immer  näher  rücken  sah.  Er  mußte  endlich  mehrere  Tage  unsichtbar 
bleiben,  um  seine  kleine  Freundin  zu  bewegen,  die  Reise  anzutreten.  Das  geschah 
dann  auch  endlich  an  einem  sehr  kalten  und  trüben  Nebeltage. 

Mlle.  L.  Reyen  hat,  nach  ihren  Mitteilungen  im  Märzheft,  seit  zehn  Jahren 
mit  ihrem  Vater  zusammen  Schwalben  im  Käfige  in  einem  bescheidenen  Zimmer 
mitten  in  Paris  gehalten.  Sie  zieht  jedes  Jahr  ein  oder  mehrere  Nestjunge  mit 
einem  Futter  auf,  das  sie  aus  Fleisch,  Biskuit,  Sämereien  u.  s.  w.  herrichtet; 
alles  wird  innig  gemischt  und  vollkommen  trocken  gegeben.  Als  notwendige  Zu¬ 
gabe  werden  lebende  Insekten,  wie  sie  zu  haben  sind,  hinzugefügt,  Mücken, 
Fliegen,  Schmetterlinge,  kleine  Käfer,  Mehlwürmer  und  vor  allem  Spinnen.  Nach 
der  Meinung  von  Mlle.  Reyen  sind  Spinnen  für  alle  insektenfressenden  Vögel  un¬ 
entbehrlich,  indem  sie  ihnen  nicht  nur  als  Nahrung,  sondern  auch  als  Heilmittel 
dienen.  Ein  Vogel,  dem  man,  besonders  im  Frühling,  zeitweise  zwei  oder  drei 
Spinnen  täglich  reichen  kann,  hält  sich  bei  guter  Gesundheit.  Neben  dem  Futter 
muß  man  den  Insektenfressern  auch  Getränk  reichen,  und  zwar  mischt  sie  unter  das 
Futter  frisch  geriebenen  Mohn,  und  alle  vierzehn  Tage  gibt  sie  ihnen  Wasser  zu 
trinken,  in  dem  Leinsamen  eingeweicht  worden  ist.  Dies  Getränk  bekommt  auch 
Nachtigallen,  Bachstelzen  u.  a.  m.  am  besten,  während  Grasmücken  mit  Honig  ge¬ 
süßtes  Wasser  vorziehen. 

Sobald  die  jungen  Schwalben  das  Nest  zu  verlassen  beginnen,  setzt  sie  sie 
zur  Fütterung  dicht  an  den  Futternapf,  und  sie  gewöhnen  sich  auf  diese  Weise 
bald  daran,  ihre  Nahrung  selber  zu  nehmen.  Sind  die  Tiere  erwachsen,  so  wer¬ 
den  sie  in  Freiheit  gesetzt  oder  weiter  im  Käfig  gehalten.  Für  zahme  Schwalben 
hat  Mlle.  Reyen  in  Paris  unter  ihren  Freunden  stets  willige  Abnehmer.  Sie 
selber  hat  seit  langen  Jahren  oft  Schwalben  gepflegt,  und  seit  sieben  Jahren 


hält  sie  eine  Rauchschwalbe  im  Käfig.  Sie  fand  das  arme  Tier  im  Mai  1897  im 
Luxemburg  in  den  Händen  eines  Kutschers,  der  es  mit  der  Peitsche  aus  der  Luft 
heruntergeschlagen  hatte.  Während  einiger  Tage,  solange  der  durch  den  Schlag 
verletzte  Flügel  verbunden  war,  wurde  das  Tierchen  gestopft;  später  nahm  es  sein 
Futter  selbständig  aus  einem  Napfe.  Seitdem  kann  die  Schwalbe  nicht  mehr 
fliegen,  aber  sie  scheint  sich  doch  mit  ihrer  veränderten  Lebensweise  glücklich  ab¬ 
gefunden  zu  haben,  da  sie  das  ganze  Jahr  hindurch,  außer  der  Mauser,  ihr  lieb¬ 
liches  Gezwitscher  hören  läßt.  Schwalben  mausern  im  Winter.  Mlle.  Reyen  hilft 
ihrem  Pfleglinge  über  diese  kritische  Zeit  durch  reichlichere  Nahrung  und  einige 
Tropfen  einer  »stärkenden  Flüssigkeit«  hinweg. 

Zur  Fortpflanzung  in  der  Gefangenschaft  hat  die  Dame  noch  keine  Schwalbe 
gebracht,  weil  sie  während  der  Brutzeit  nie  beide  Geschlechter  gleichzeitig  be¬ 
sessen  hat.  Sie  ist  überzeugt,  daß  ihr  die  Brut  gelingen  wird,  da  Schwalben  sich 
leicht  zähmen  lassen  und  unter  sich  nur  dann  unverträglich  sind,  wenn  sie  nicht 
paarweise  gehalten  werden.  Eine  große  Anzahl  der  Schwalben,  die  Mlle.  Reyen 
aufzog,  ist  wiedergekommen,  und  drei  Jahre  lang  hat  sie  die  gezeichneten  Vögel 
in  demselben  Nest  wieder  brüten  sehen. 

Mlle.  Reyen  hält  noch  eine  ganze  Anzahl  von  andern  Insektenfressern  und 
meint  zum  Schluß,  daß  mit  einem  geeigneten  Futter  alle  insektenfressenden  Vögel 
aufgezogen  und  gehalten  werden  können.  Sie  glaubt,  daß  es  nicht  der  Mangel 
an  Nahrung  ist,  sondern  einfach  die  Kälte,  die  die  Schwalben  zur  Fortwanderung 
treibt.  Denn  wenn  sie  wirklich  nicht  unter  der  Kälte  litten,  würden  sie  auch  im 
Winter  leicht  Futter  finden  können.  Da  sie  im  Bauer  verstehen,  ihr  Futter  aus 
einem  Napfe  zu  nehmen,  warum  sollten  sie  nicht  auch,  wie  die  Zaunkönige,  In¬ 
sekten  im  Winter  suchen  können?  Übrigens  haben  Experimente  gezeigt,  daß  die 
Blutwärme  der  Schwalben  um  einige  Grade  geringer  ist  als  die  der  Zaunkönige. 
(Letztere  Untersuchungen  kenne  ich  nicht,  bezweifle  auch,  daß  es  sich  mit  der 
Blutwärme  so  verhält.  Wie  Schwalben,  die  gewohnt  sind,  im  Fluge  ihre  Beute 
zu  erhaschen,  im  Winter  Nahrung  finden  sollten,  ist  mir  ebenfalls  unklar;  ihrem 
ganzen  Bau  nach  wäre  ihnen  ein  Futtersuchen,  wie  es  die  Zaunkönige  tun,  wohl 
kaum  möglich.  Der  Ref.) 

Dr.  Hermann  Bolan  (Helgoland). 

Frühlingsinsekten.  Osmia  bicornis ,  die  Rote  oder  Gehörnte  Mauer¬ 
biene,  flog  in  diesem  Jahr  zum  ersten  Male  am  17.  März.  Im  Vorjahr  fiel,  da 
die  Witterung  wärmer  war,  das  Auftreten  um  einige  Tage  früher.  Anfänglich 
zeigen  sich  nur  Männchen;  die  Weibchen  fangen  8  —  14  Tage  später  an  zu  fliegen 
(Heuer  wurden  die  ersten  am  23.  März  beobachtet).  Osmia  bicornis  gehört  unstreitig  zu 
den  schönsten  unserer  Hymenopteren;  gar  nett  steht  dem  Männchen  zu  seinem 
dunkelfuchsroten  Hinterleib  und  dem  schwarzen,  stahlblau  glänzenden  Thorax  die 
atlas weiße,  silberglänzende  Behaarung  des  Vorderkopfes;  dem  etwas  größeren 
Weibchen  fehlt  dieser  letztere  Schmuck.  Nach  wenig  Tagen  schon  sehen  die  In¬ 
sekten  abgeflogen  und  abgeschabt  aus,  und  im  Sommer  ist  oft  von  der  roten  und 
weißen  Behaarung  keine  Spur  mehr  übrig.  Die  Männchen  sind  sehr  paarungslustig 
und  überfallen  sofort  jedes  Weibchen,  das  sich  den  von  den  Männchen  umflogenen 
Blüten  nähert;  es  entsteht  dann  jedesmal  eine  lustige  Rauferei.  —  Anthophora 
pilipes  (die  Abgestutzte  Pelzbiene)  flog  zum  ersten  Male  am  29.  März.  Das 
Weibchen  umfliegt  mit  kräftigem  Summen  die  Blüten,  fast  stets  begleitet  von 


einem  Männchen,  das  mehrere  Centirneter  getreulich  hinter  jenem  herfliegt  und, 
wenn  das  Weibchen  saugt,  in  gemessener  Entfernung  hinter  ihm  in  der  Luft 
schwirrend  an  einem  Fleck  steht;  das  Gebaren  des  Männchens  sieht  oft  recht 
spaßhaft  aus.  —  Die  Stachelbeerblattwespe  ( Nematus  ventricosus )  flog  am  1.  April, 
Syrphus  seneliticus  (die  Mondfleckige  Schwirrfliege)  am  4.  April.  Die  ersten 
Schwebfliegen  (Bombylius  major)  sah  ich  am  10.  April;  die  Große  Schwebfliege 
saugt  an  aufgeric hteten  Blüten,  indem  sie  sich  darauf  niederläßt;  an  hängen¬ 
den  Blüten  hingegen  schwebt  sie  beim  Saugen  frei  in  der  Luft.  Meine  Notiz  in 
No.  7,  1904  des  »Zool.  Gart.«  über  das  Saugen  der  Großen  Schwebfliege  ist  da¬ 
hin  zu  berichtigen.  Ludwig  Schuster. 

Eine  Trauerseeschwalbe  ( Hydrochelidon  nigra  L.)  auf  dem  Genfer 
See  verunglückt.  Herr  Ernst  Buchka  fand  am  3.  Mai  1905  während  einer 
Ruderfahrt  auf  dem  See  bei  Lausanne  einen  ihm  unbekannten  Vogel,  der  etwa 
fünf  Minuten  vom  Ufer  entfernt  mit  dem  Rücken  nach  unten  leblos  auf  der  Ober¬ 
fläche  des  Wassers  trieb.  Beim  Herausfischen  aus  dem  Wasser  ließ  sich  keine 
Verletzung  an  ihm  wahrnehmen.  Nach  dem  Trocknen  fiel  beim  Aufnehmen  des 
Vogels  ein  gleichfalls  toter,  aber  noch  frischer  Käfer  aus  dem  Gefieder.  Beide 
Tiere  wurden  mir  zugesandt.  Ich  bestimmte  den  Käfer  als  den  gemeinen  Attagenus 
pellio  (L.);  der  Vogel  wurde  von  Präparator*  A  ug.  Koch  mit  den  Stücken  der 
Frankfurter  Sammlung  verglichen  und  als  Hydrochelidon  nigra  (L.)  erkannt.  Der 
lange,  spitze  Schnabel  und  die  weit  heraustretenden  mittleren  Schwanzfedern  lassen 
den  Vogel  leicht  als  Seeschwalbe  erkennen;  die  halben  Schwimmhäute,  der  kurze 
Lauf,  die  braune  Farbe  der  Füße  und  die  Schwärze  des  Schnabels  und  die  ver¬ 
hältnismäßig  geringe  Größe  sind  die  spezifischen  Kennzeichen  der  Trauersee¬ 
schwalbe.  Mir  ist  auch  der  lebende  Vogel  vertraut;  erst  vor  drei  Jahren  habe 
ich  zur  Herbstzeit  einige  über  dem  Kochelsee  in  Oberbayern  fliegen  sehen.  Daß 
ähnliches  Mißgeschick,  wie  es  den  Lausanner  Vogel  getroffen  hat,  grade  dieser 
Art  häufiger  zustößt,  bemerkt  schon  Dr.  C.  Floericke  in  seiner  Naturgeschichte 
der  deutschen  Schwimm-  und  Wasservögel,  Magdeburg,  Creutzscher  Verlag,  1898 
p.  209,  wo  er  sagt:  »Sie  ist  in  erster  Linie  Fliegerin  und  tummelt  sich  den 
ganzen  Tag  fast  unablässig  in  den  Lüften,  vermag  auch  sehr  artige  Schwenkungen 
und  Flugspiele  auszuführen,  aber  nicht  gegen  heftige  Winde  und  Stürme  anzu- 
kämpfen,  sondern  verunglückt  dann  leicht,  weil  sie  in  den  zu  schwach 
entwickelten  Brustmuskeln  nicht  die  nötige  Kraft  besitzt,  um  die  im  Verhältnis 
zu  dem  kleinen  Körper  geradezu  riesenhaften  Schwingen  ordentlich  zu  beherrschen«. 

Bttg  r. 


Literatur. 


K.  Hopf,  Der  St.  Bernhards-Hund  (Bernhardiner).  Ein  Führer  für  den  Züchter 
und  Liebhaber  der  Rasse.  Frankfurt  a.  M.,  Verein  Kontinentaler  Bernhardiner- 
Freunde,  1904.  4°.  129  pag.,  Fig.  —  Preis  M.  2.50,  geh.  M.  3.50. 

Das  sehr  schön  ausgestattete  Buch  will  dem  Freunde  des  Bernhardiner-Hundes 
eine  allseitige  Schilderung  dieser  prächtigen  Rasse  geben  und  behandelt  zu  diesem 
Zwecke  in  zehn  Abschnitten  mehr  oder  weniger  ausführlich  die  Geschichte  der 
Rasse,  ihre  Kennzeichen,  die  Zucht  und  Pflege  der  jungen  und  der  erwachsenen 


253 


Hunde,  die  kynologischen  Ausdrücke  und  Bezeichnungen,  die  Hauptfeinde  der  Hunde¬ 
zucht  und  die  Statuten  des  im  Titel  des  Buches  genannten  Vereines.  Uns  interes¬ 
sieren  vor  allem  das  Temperament  und  die  Rasseneigentümlichkeiten.  Nicht  nur 
wegen  seiner  Größe  ist  er  nämlich  der  Liebling  so  vieler  geworden,  sondern  in 
erster  Linie,  weil  er  sich  mehr  als  andre  Hunde  in  alle  Verhältnisse  schickt. 
Einerlei  ob  Land  oder  Stadt,  ob  im  Freien  oder  im  Zimmer,  es  ist  ihm  jeder 
Aufenthaltsort  recht.  Er  ist  ruhig  und  braucht  nicht  so  viel  Bewegung  wie  die 
Dogge  oder  der  Barsoi  und  besitzt  vor  allem  auch  nicht  deren  Lebhaftigkeit.  Tücke 
und  Falschheit  gegen  seinen  Herrn  sind  ihm  fremd.  Die  jetzigen  Hunde  auf  dem 
Kloster  des  Großen  St.  Bernhard  schildert  der  Verfasser  als  »schöne,  stattliche 
Tiere  mit  prächtigem  Typus,  leider  aber  durchgängig  schlecht  im  Gebäude  (?Bau.  — 
Der  Herausg.),  was  wohl  zum  größten  Teil  an  dem  unfreundlichen  Klima  und  der 
starken  Inzucht  liege.  Schöne,  edle  Köpfe  mit  mangelhafter  Hinterhand  (?  schwacher 
Muskulatur  des  Oberschenkels.  —  Der  Herausg.)«.  Verfasser  unterscheidet  zwei 
gleichwertige  Unterrassen,  den  Kurzhaarigen  und  den  Langhaarigen  St.  Bernhards- 
Hund.  Es  sind  kräftige,  hohe,  in  allen  Teilen  stramme,  muskulöse  Tiere  mit  mäch¬ 
tigem  Kopfe  und  intelligentem  Gesichtsausdruck.  Rote  oder  grau-  und  braungelbe 
Farben  sind  völlig  gleichwertig.  Unbedingt  nötige  Abzeichen  aber  sind  weiße 
Brust,  Pfoten,  Rutenspitze,  Nasenband  und  Halsband;  Genickflecken  und  Blässe 
sind  sehr  erwünscht.  Fehlerhaft  sind  alle  andern  Farben  außer  der  beliebten 
dunklen  Verbrämung  am  Kopfe  (Maske)  und  an  den  Behängen  (Ohren).  Bei  der 
kurzhaarigen  Unterrasse  soll  die  Behaarung  sehr  dicht,  stockhaarig,  glatt  anliegend 
und  derb,  aber  nicht  rauh  sein;  bei  der  sonst  vollkommen  gleichartigen  langhaarigen 
Unterrasse  muß  das  Haar  mittellang,  schlicht  bis  leicht  gewellt,  nie  gerollt  oder 
gekräuselt  und  ebensowenig  langzottig  sein.  Gerolltes  oder  gelocktes  Haar  ist 
an  der  Rute  nicht  erwünscht,  gescheitelte  oder  Fahnenrute  geradezu  fehlerhaft. 
Mängel  sind  endlich  bei  den  langhaarigen  Bernhardinern  vor  allem  Bildungen,  die 
an  Neufundländer-Kreuzung  erinnern,  wie  z.  B.  Senkrücken  und  unverhältnismäßig 
verlängerter  Rumpf,  zu  stark  durchgebogene  Sprunggelenke  oder  mit  aufrecht 
stehenden  Haaren  besetzte  Zehenzwischenräume.  Von  dem  mit  großer  Liebe  und 
Sachkenntnis  verfaßten  Buche  dürften  das  Kapital  »Es  schickt  sich  nicht!«,  das 
in  bündiger  Form  die  Regeln  über  Aufzucht,  Pflege,  An-  und  Verkauf  und  Aus¬ 
stellungen  behandelt,  und  der  ausführliche  Abschnitt  (p.  75 — 118!)  über  die  Haupt¬ 
feinde  der  Hundezucht  (Anzeichen  und  Behandlung  der  Staupe,  Räude,  des  Ekzems, 
Blasenausschlags,  Haarschwundes,  der  Eiterentzündung  der  Haarbälge  und  der 
Furunkulose,  Glatzflechte,  des  Favus,  der  Rhachitis  und  der  Würmer)  und  die  Vor¬ 
kehrungen  zum  Schutze  gegen  Seuchen  und  ansteckende  Krankheiten  für  alle 
Besitzer  von  Hunden  von  Wert  sein  und  zu  dem  besten  gehören,  was  darüber  bis 
jetzt  überhaupt  veröffentlicht  worden  ist.  Bttgr. 


Prof.  L.  v.  Mehely,  Über  das  Entstehen  überzähliger  Gliedmaßen.  —  Sep.-Abdr. 
a.  Math,  und  Naturw.  Ber.  aus  Ungarn  Bd.  20.  Leipzig,  1904,  B.  G.  Teubner.  8°. 
21  pag.,  9  Fig. 

In  dieser  höchst  anziehenden  Studie  beschreibt  der  Verfasser  und  bildet  ab 
eine  sechsfüßige  Knoblauchskröte  (Pelobates  fuscus  Laur.),  die  auf  der  linken  Brust¬ 
seite  drei  anscheinend  normale  Arme  trägt.  Ihnen  entspricht  anatomisch  links¬ 
seitig  nicht  ein  Schultergelenk,  sondern  deren  drei,  die  jedes  für  sich  alle  drei 


254 


Elemente  mit  den  dazu  gehörigen  vollkommenen  Extremitäten  aufweisen.  Mit  Jäckel 
sucht  er  diesen  Befund  durch  die  Annahme  zu  erklären,  »daß  sich  kein  Teil,  kein 
Organ  des  Körpers  nach  zufälligen,  von  seinem  inneren  Wesen  und  Wirken  unab¬ 
hängigen  Momenten  entwickele,  sondern  in  der  von  ihm  selbst  aktiv  ausgeprägten 
Methode  und  Richtung  seiner  Funktion«.  Die  Regeneration  fehlender  Teile  und 
die  Vernarbung  von  Verletzungen  gelinge  nicht  so  vollkommen,  daß  die  ursprüng¬ 
liche  Extremität  und  der  Schultergürtel  zuletzt  wieder  ganz  ungestört  ihre  Arbeit 
weiter  verrichten  könnten,  weshalb  ein  überzähliger  Gürtel  samt  seinen  Extremi¬ 
täten  vollends  überflüssig  erscheine.  Dies  sei  jedoch  nur  scheinbar  so,  denn  die 
ursprüngliche  Vorderextremität  könne  im  vorliegenden  Falle  z.  B.  trotz  ihrer 
wiedererlangten  Beweglichkeit  den  ursprünglichen  Beruf  nicht  mehr  erfüllen,  da  sie  so 
hoch  hinaufgerückt  sei,  daß  sie  den  Boden  nicht  mehr  erreicht  und  weder  als  Stütze 
des  Rumpfes,  noch  als  Schreitorgan  benutzt  werden  kann.  Hingegen  trete  die 
neu  entstandene  Vorderextremität  an  die  Stelle  der  ursprünglichen  und  übernehme 
ganz  und  gar  deren  Rolle,  —  dies  eben  war  aber  der  Zweck  der  Superregeneration, 
der  damit  auch  vollkommen  erreicht  wurde.  Daß  sich  nun  neben  dieser  normal 
funktionierenden  Ersatzextremität  noch  eine  überzählige  rechtsseitige,  vollkommen 
unbrauchbare,  ja  sogar  hinderliche  Gliedmaße  entwickelt  habe,  sei  eine  Konse¬ 
quenz  der  physiologischen  Einheit  der  paarigen  Gliedmaßen,  von  der  sich  der 
Organismus  —  einer  im  Laufe  langer  Zeiträume  erhärteten  Richtung  folgend  — 
nicht  mehr  losmachen  könne.  Die  sogenannte  »Lebenskraft«  hierbei  zur  Erklärung 
heranziehen  zu  wollen,  geht  aus  dem  Grunde  nicht,  weil  man  in  diesen  Reproduktions¬ 
erscheinungen  in  keiner  Weise  das  zielbewußte  Werk  einer  etwa  über  dem  Sub¬ 
stanzgesetz  stehenden  Kraft  erkennen  könne.  Wir  gewahren  nur,  daß  diese  voll¬ 
kommen  überflüssige  Extremität  zufolge  einer  durch  den  Organismus  erkämpften 
Entwicklungsrichtung  aus  mechanischen  Ursachen  unbedingt  zustande  kommen 
mußte,  da  sich  ohne  dieselbe  selbst  die  Ersatzextremität  nicht  hätte  entwickeln 
können.  Das  Zweckmäßigkeitsprinzip  der  Neo-Vitalisten  läßt  uns  somit  auch  in 
diesem  Falle  im  Stich;  es  würde  nur  dann  glaubwürdig  und  annehmbar  erscheinen, 
wenn  die  Erfahrung  bestätigen  würde,  daß  das  zweckmäßige  Verhalten  eine  kon¬ 
stante  Reaktion  des  Organismus  wäre,  was,  wie  wir  wissen,  nicht  der  Fall  ist. 

Bttgr. 

H.  Grote,  Beiträge  zur  heimischen  Avifauna  (aus  der  Vogelsammlung  der  Kgl. 

Forst-Akademie  Eberswalde).  —  Sep.-Abdr.  aus  Reichenows  Ornith.  Monatsber. 

Jan. -Heft  1905.  8°.  7  pag. 

Der  Verfasser  gibt  uns  in  dieser  Mitteilung  Nachricht  über  einige  Fälle  des 
Vorkommens  seltner  Vögel  in  Deutschland,  sowie  über  bemerkenswerte  Aberrationen 
verschiedener  in  der  genannten  Vogelsammlung  aufgestellten  Vogelarten.  —  Von 
ganz  oder  teilweise  albinen  Vögeln  werden  namhaft  gemacht  Turdus  musicus , 
viscivorus ,  iliacus  und  pilaris,  Saxicola  oenanthe ,  Parus  ater,  Budytes  flavus, 
Motacilla  alba,  Emberiza  citrinella  und  calandra,  Lanius  collurio,  Dendrocopus 
majnr,  Buteo  buteo,  Falco  peregrinus,  Fulica  atra  und  Anas  boschas,  von  ery- 
thrinen  Fringilla  caelebs  und  von  melanotischen  Passer  domesticus.  —  Weiter  sind 
Turdus  naumanni  Temm.  aus  Schlesien  und  atrigularis  Temm.  von  Münster  und 
Eberswalde,  Geocichla  varia  (Pall.)  von  Hardtburg  (Reg.  Bez.  Cöln)  und  sibinca 
(Pall.)  von  Dombrowka,  Treptow  a.  R.,  Eberswalde  und  Tangermünde,  Lanius 
excubitor  major  Pall,  von  Eberswalde  und  aus  Pommern,  Dendrocopus  leuconotus 


255 


(Bechst.)  als  Brutvogel  aus  Eberswalde,  Bubo  bubo  (L.),  Nyctala  tengmalmi  (Gmel.) 
Buteo  dersertorum  (Daud.)  und  Stercorarius  pomarinus  (Temm.)  aus  Eberswalde, 
Circus  macrurus  (Gmel.)  aus  Wolgast,  Aquila  clanga  Pall,  aus  Wiesky  (0.  L.)  und 
Ibenhorst  (Ostpreußen),  Eianus  caeruleus  (Desf.)  aus  Darmstadt,  Plegadis  autum- 
nalis  (Hasselqu.)  aus  Niederfinow  (Mark),  Chenalopex  aegyptiacus  (L.)  aus  Rogel- 
witz  (Reg.  Bez.  Breslau),  Tadorna  tadorna  (L.)  von  Oderberg  (Mark),  Branta  ber- 
nicla  (L.)  von  Ohlau  (Schlesien)  und  Mönchsee  -  Wiedenhagen  (Mecklenburg- 
Schwerin),  Cosmonetta  stellen  (Pall.)  von  Danzig,  Oedemia  nigra  (L.)  von 
Friedrichsruh,  Sula  bassana  (L.)  von  Heia,  Stercorarius  par  asiticus  { L.)  von  Ebers¬ 
walde  und  Elsterwerda  (Sachsen)  und  cepphus  (Brünn.)  von  Golzow  bei  Eberswalde, 
sowie  Thalassidroma  pelagica  (L.)  von  Oderberg  (Mark)  und  Eberswalde  verzeichnet. 

Bttgr. 


Aus  Natur  und  Geistes  weit.  Sammlung  wissensch.-gemeinverständl.  Dar¬ 
stellungen  Bd.  89:  Prof.  Dr.  R.  Hesse,  Abstammungslehre  und  Darwinismus 
II.  Aufl.  Leipzig,  Verlag  v.  B.  G.  Teubner,  1905.  8°.  4,  128  pag.,  37  Fig.  — 
Preis  M.  1. — ,  geh.  M.  1.25. 

Wir  haben  im  Jahrg.  1903  p.  135  die  erste  Auflage  dieser  gedankenreichen 
und  auf  jeder  Seite  interessanten,  dabei  aber  sehr  preiswerten  Schrift  unsern  Lesern 
bereits  warm  empfohlen  und  können  dies  Urteil  für  die  vorliegende  zweite  Auflage, 
die  um  5  Textseiten  und  6  Abbildungen  vermehrt  wurde,  nur  wiederholen.  Mancherlei 
ist  in  dem  Buche  verbessert  worden,  einzelne  Versehen  sind  getilgt,  Unklarheiten 
beseitigt  und  der  Text  an  mehreren  Stellen  erweitert  worden.  Darwins  Lehre  von 
der  Entstehung  der  Arten  ist  besonders  deshalb  angegriffen  worden,  weil  sie  An¬ 
spruch  darauf  erhebt,  auch  für  den  Menschen  gültig  zu  sein.  Trotz  aller  Anfein¬ 
dungen  ist  die  Hypothese  bisher  nicht  widerlegt,  im  Gegenteil  hat  sie  in  jüngster 
Zeit  sehr  wertvolle  Bestätigungen  erhalten,  insbesondere  durch  die  überraschenden 
Ergebnisse  der  modernen  Blutuntersuchungsmethoden.  Dazu  kommt,  daß  man  grade 
den  Zwischengliedern  zwischen  Mensch  und  Affe,  dem  Pithecanthropus  und  dem 
Neandertalmenschen,  gegenwärtig  erhöhte  Bedeutung  beimißt  und  sie  z.  T.  anders 
zu  deuten  versucht  wie  früher.  Die  Ergebnisse  dieser  neuen  Forschungen  faßt  die 
vorliegende  Auflage  in  geschicktester  Weise  zusammen.  Bttgr. 


Ant.  Reichenow,  Übersicht  der  auf  der  deutschen  Tiefsee-Expedition 
gesammelten  Vögel  (Abdruck  aus  »Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  deutschen 
Tiefsee-Expedition  auf  dem  Dampfer  »Valdivia«  1898  —  1899«  von  Carl  Chun). 
14  S.,  2  bunte  Tafeln. 

Fünf  Formen  wurden  von  der  Expedition  neu  entdeckt:  Charadrius  rufo- 
cinctus,  Butorides  javanicus  albolimbatus .  Homopelia  picturata  chuni,  Corvus 
splendens  maledivicus  und  Buchanga  stigmatops  phaedra.  Char.  und  Homop. 
sind  abgebildet.  Gleichzeitig  werden  einige  Tagebuchnotizen  Prof.  Dr.  Vanhöffens 
mitgeteilt.  Die  übrigen  66  gesammelten  Vogelarten  sind  in  zoogeographischer 
Hinsicht  wichtig,  da  durch  sie  die  bisher  bekannten  Fundorte  erweitert  werden. 

Wilhelm  Schuster. 


256 


Eingegangene  Beiträge. 

G.  v.  B.  in  O.  (Schweiz),  A.  B.  in  8.  (Schweden),  Prof.  Dr.  W.  K.  in  8.,  H.  S.  in  D.  und 
F.  S.  in  D.  je  eine  Mitteilung,  J.  M.  in  B.  (Böhmen),  Dir.  Dr.  E.  S.  in  H.  und  v.  T.  in  H. 
(Salzkammergut)  je  eine  Arbeit  mit  bestem  Dank  erhalten. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Oorrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  21  u.  25—29. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Kor  sch  eit.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  29.  Jahrg.,  1905.  No.  26  u.  29.  Jahrg.  1905.  No.  5  —  6. 
Ornitliologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reichenow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  6—7. 

Ornithologi  sehe  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  He n nicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  6  —  7. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 

Vol.  105,  1905,  No.  2735  u.  2738—2739  u.  Vol.  106,  1905,  No.  2740—2742. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Koblhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  7. 

I)  er  W  eidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  34—35  u.  38—42. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  K. 

Prösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  34—36  u.  38—42. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien-Kunde.  Herausg.  v.  Dr.  K.  Bade.  Berlin. 

Verlag  d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  21  u.  25—29. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven  ,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  20,  1905.  No.  115. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschu  tz. 

Herausg.  v.  C.  Daut  u.  G.  v.  Burg.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahrg.  4,  Heft  6. 
Natur  und  Haus.  Tllustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13.  Heft  18—19. 

Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
Jahrg.  14.  1905.  No.  22  und  25—29. 

D  i  e  G  e  f  i  e  d  e  r  t  e  Wel  t.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  Iv.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  21  u.  25  —  29. 

The  Irish  Naturalist.  A.  Monthly  Journal  of  General  Irish  Natural  History.  Edit.  by 
G.  H.  Carpenter,  R.  L.  Praeger  and  R.  Patterson.  Dublin,  1905,  Eason  &  Son. 
Vol.  14,  No.  6. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  London,  1905.  Ser.  A.  Vol.  76  No.  509  u.  Ser.  B. 
Vol.  76.  No.  509.  4°. 

Zeitschrift  des  Tierschutzvereins  zu  Posen.  Herausg.  v.  E.  Reißmüller. 
Posen  1905.  15.  Jahrg.,  No.  1. 

Mitteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  K.  Boy  er.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  12 — 13. 
Ornithologisches  Jahrbuch.  Organ  für  das  paläarktische  Faunengebiet.  Herausg. 

v.  V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen.  Hallein,  Selbstverlag,  1905.  16.  Jahrg. 
Heft  3—4. 

Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  u.  NaturkundeimKönigr.  Böhmen.  Herausg. 

v.  Prof.  Fr.  Croy  u.  a.  Prag,  Verl.  d.  Böhm.  Forstvereins,  1905.  Jahrg.  1905— 06,  Heft  1. 
Deutscher  Tierfreund.  Illustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner,  4°.  Jahrg.  9,  1905.  Heft  6—7. 
Tierschutz-Korrespondenz.  Herausg.  v.  Berliner  Tierschutz-Verein,  Berlin  1905. 
No.  13.  Gr.  4°.  8  pag. 

Prof.  A.  Giard,  La  Poecilogonie.  —  Sep.-Abdr.  a.  Bull.  Scientif.  France  et  Belg.  Bd.  39, 
Paris,  P.  Klincksieck,  1905,  8°.  p.  153  —  187. 

Einladung  u.  Programm  zur  57.  Gen. -Vers.  d.  Böhm.  Forstvereins  in  Kolin ,  sowie 
Beschreibung  u.  Führer  in  den  Revieren  Tiergarten  u.  Miroschowitz  des  Forst - 
amts  Rattay  a.  d.  Sazawa.  3  Broschüren,  Prag  1905,  Verlag  d.  Böhm.  Forstvereins.  8". 
18,  68  u.  57  u.  27  u.  23  pag.,  Karte. 

Deutsche  Fischerei-Correspondenz.  Organ  f.  d.  ges.  Binnenfischerei.  Herausg.  v. 
E.  Leonhardt.  Dresden  1905,  Verlag  v.  E.  Clausen.  Gr.  4°.  Jahrg.  9,  Juni— Juli.  — 
Preis  jährl.  M.  6. - 

Dr.  Th.  Zell,  Tierfabeln  und  andere  Irrtümer  in  der  Tierkunde.  Stuttgart,  Verlag  v. 

Franckh,  1905.  8°.  84  pag.,  Taf.  -  Preis  brosch.  M.  1.— 

Prof.  Dr.  J.  Ijima,  On  a  new  Cestode  Larva  parasitic  in  Man  ( Plerocercaides  prolifer).  — 
Sep.-Abdr.  a.  Journ.  Coli.  Sei.  Imp.  Umv.  Tokyo  (Japan)  Bd.  20,  Art.  7,  1905.  Gr.  4°.,  24  pag. 
Dopp.-Taf. 

Revista  do  Museu  Paulista  herausg.  v.  Dir.  Dr.  H.  v.  Ihering.  Bd.  6.  Sa  Ö  Paulo 
(Brazil)  Typogr.  do  Diario  official,  1904.  8°.  4,  679  pag.,  23  Fig.,  24  Taf. 

F.  Jaen  nicke,  Der  Park  in  historischer  u.  wissenschattl.  Hinsicht,  mit  besouderer  Be¬ 
rücksichtigung  der  nordamer.  u.  japan.  Waldbestände.  —  Sep.-Abdr.  a.  Mitt.  d.  Deutsch. 
Dendrolog.  Gesellsch.,  Langensalza,  1904.  No.  13.  8°.  9  pag. 


Zusendungen  werden  direkt  an  die  Verlagshaudlung  erbeten. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mablau.  Fa.  Mahiau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


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eine  Reihe  completter  Jahrgänge 


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Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  dluseum  d’Bistoire  naturelle. 
Schmeizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *  natur  und  Baus. 

Batur  und  Schule.  *  Berthus. 
Ornithologisches  Sahrbuch. 

Ornithologische  fDonatsberichte. 
Ornithologische  CDonatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  uon 
Rassehunden.  *  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt.  *  Zminger  und  Feld. 

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Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere, 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von : 

Prof.  Dr.  P.  Alt  mann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Dr.  Hermann  Bolau,  Lehrer  L.  ßuxbaum,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer-Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Reg.-Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  B.  Gäbler,  Gymn.  -  Oberlehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmaiin,  Dir.  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornuug,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerus-Meyer,  Piof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  v.  Krtidener,  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkühn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Meliely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebeuwalde, 
H.  Nehrling,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perziua,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dir.  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reicheuow, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H.  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schälf,  Dr.  P.  Schiemenz,  R. 
Schinidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  M.  Siedler,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel, 
Prof.  Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor 
Dr.  L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a, 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

— 46.  Jahrgang  )«-*- 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Her  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an.. .  / 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  üarten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1908  unter 
No.  8979  eingetragen. 


Organ 

der 

Zoologischen  Gärten 

Deutschlands. 

- » •  - 

Herausgegeben  von  der 

Xeuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Frankfurt  a.  M. 

VERLAG  VON  MAHLAU  it  WALDSCHMIDT. 

1905. 


XL  VI. 


Jahrgang. 


No.  9. 


Zeitschrift 


Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


o=  Zoologischer  Garten.  =o 

Zur  Gründung1  eines  Zoologischen  Garten 
in  einer  Provinzial-Hauptstadt  sucht  Besitzer 
eines  Grossen  Etablissement  kapitalkräftige 
Teilnehmer,  Zoologen,  Botaniker  etc.  bevor¬ 
zugt.  Die  Angelegenheit  bat  eine  große  Zu¬ 
kunft,  indem  die  zuständigen  Behörden  etc. 
die  Angelegenheit  üi  tersl|  tzen  würden. 

Adr.  mit  Höhen-Angabe  des  Kapitals  unter 
Z.  167  erbeten.  [167] 

Verlag  von  Malilau  &  Walds climidt 

Frankfurt  a.  M. 

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Anleitung  zur  Zucht,  Pflege  u.  Abrichtung 

von  Johann  von  Fischer.  . 
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„Deutsche  Fischerei-Correspondenz.“ 

Organ 

für  die  gesamte  Binnenfischerei. 

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Abonnement:  pro  Jahr  Mark  6.— 
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Ornitholoiisolies  Wahrtet 

Organ  f.  d.  palaearkt.  Faunengebiet. 

Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  des  palaeark- 
tischen  Faunengebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XiV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
27z  bis  8  Druckbogen ,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
10  Mk.  pränumerando ,  im  Buchhandel 
12  Kr.  =  12  Mk. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu 
dem  ermässigten  Preise  von  6  Kr.  =■•  6  Mk. 
(nur  direkt).  Probenummern  gratis  und 
franko. 

Kauf-  und  Tauschanzeigen  finden  nach  vor¬ 
handenem  Baume  am  Umschläge  Aufnahme. 
Inseraten-Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
Tännenhof  bei  Hallein,  zu  adressieren. 

Victor  Ritter  v.  TscMisi  zu  ScMMeii. 


OCT  4  1905 


(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N°-  9.  XLVI.  Jahrgang,  September  1905. 


I  ii  li  a  1  t. 

Nachrichten  aus  dem  Zoologischen  Garten  zu  Hannover;  von  dem  Direktor  Dr.  Ernst 
Schätf.  Altes  und  Neues  aus  dem  Schönbrunner  Zoologischen  Garten  in  Wien;  von 
Maximilian  Siedler  in  Wien.  —  Tierbilder  vom  Zambeze;  von  W.  Tiesler  in  Tete 
(Zambezia).  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Literatur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher 
und  Zeitschriften. 


Nachrichten  aus  dem  Zoologischen  Garten  zu  Hannover. 

Von  dem  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff. 

In  nachstehendem  bringe  ich  einige  kürzere  Mitteilungen  über 
unsern  Tierbestand,  da  ich  annehmen  zu  dürfen  glaube,  daß  sie 
wenigstens  für  einen  Teil  der  Leser  des  »Zoologischen  Gartens«  In¬ 
teresse  bieten. 

Im  allgemeinen  bemerke  ich,  daß  sich  Zahl  und  Zusammen¬ 
setzung  unseres  Tierbestandes  in  der  letzten  Zeit  nicht  unwesentlich 
gehoben  haben,  was  besonders  auf  Rechnung  der  Freigebigkeit  unsrer 
Städtischen  Kollegieu  kommt,  da  diese  unserm  bisher  freilich  recht 
stiefmütterlich  behandelten  Garten  M.  10  000. —  für  Tierankäufe 
bewilligt  haben.  Diese  Zuwendung  ist  zwar  vorläufig  nur  auf  ein 
Jahr  erfolgt ;  es  ist  aber  mit  erfreulicher  Deutlichkeit  von  maßgeben¬ 
der  Seite  zu  erkennen  gegeben  worden,  daß  diese  einmalige  Be¬ 
willigung  wohl  zu  einer  alljährlich  wiederkehrenden  werden  würde. 

Die  Haupterrungenschaft,  die  wir  dem  Wohlwollen  unsrer  Stadt¬ 
väter  verdanken,  ist  eine  Giraffe,  ein  Ereignis  für  Hannover,  in 
dessen  Mauern  außer  zwei  vor  längeren  Jahren  anläßlich  des  Be¬ 
suches  Kaiser  Wilhelms  I.  von  C.  Reiche  in  Alfeld  geliehenen 
Exemplaren  nie  ein  Vertreter  diese?  Tierart  weilte.  Unsere  neue 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  17 


258 


Giraffe  ist  ein  Männchen  von  11  Fuß  Höhe,  bezogen  von  Carl 
Hagenbeck.  Vielleicht  interessiert  es,  daß  das  Tier  als  Getränk 
täglich  vier  Liter  Milch  mit  etwa  der  gleichen  Menge  Wasser  ver¬ 
setzt  bekommt  und  mit  großem  Behagen  zu  sich  nimmt.  Außer  der 
Giraffe  beherbergt  unser  »Antilopen-  und  Kamelhaus«  zur  Zeit  neben 
den  üblichen  Schwielensohlern  neuu  Antilopenarten,  zu  denen 
als  zehnte  noch  eine  für  sich  untergebrachte  Gemse  kommt  —  eine 
für  unsere  bescheidenen  Verhältnisse  gewiß  ganz  ansehnliche  Zahl. 
Es  sind  außer  der  genannten  folgende  Arten  vertreten :  Weißschwanz¬ 
gnu,  Nylgau ,  Sumpfautilope  ( Tragelaphus  gratus) ,  Hirscliziegen- 
Antilope,  Säbelantilope,  Spriugbock,  Persische  Gazelle  {Gazella  sab- 
gutturosa),  Rote  Schopfantilope  ( Cephalophus  harveyi )  und  Riedbock 
( Cervicapra  bohor). 

Auch  vier  Arten  von  Ichneumons  bilden  eine  interessante 
Gruppe,  bestehend  aus  Vertretern  folgender  Spezies :  Gemeiner  Mungo 
( Ilerpestes  griseus),  Goldstaub-Manguste  ( H .  auropunctatus ),  Schlank¬ 
ichneumon  ( H ,  gracilis)  in  einem  aus  Marokko  stammenden  Exemplar, 
das  ich  anfangs  für  einen  jungen  eigentlichen  Ichneumon  hielt,  und 
endlich  Kurzschwanz-Ichneumon  ( H .  galera).  Alle  sind  Geschenke 
von  Gönnern,  die  eiuzufaugen  ich  mir  besonders  und  auch  nicht 
ohne  Erfolg  angelegen  sein  lasse. 

Unsere  Raubvogelsammlung  ziert  seit  vorigem  Sommer  als 
seltenste  und  meines  Wissens  auch  in  größeren  Gärten  selten  vor¬ 
handene  Art  ein  Spilornis  chulah  aus  Java.  Die  perlhuhnartige 
Zeichnung  des  Unterkörpers  fällt,  weil  für  einen  Raubvogel  merk¬ 
würdig  und  exzeptionell,  vielen,  selbst  flüchtigeren  Beschauern  auf. 
Im  allgemeinen  ist  der  Vogel  sehr  ruhig  und  sitzt  oft  lange  Zeit 
anscheinend  teilnahmlos  auf  seinem  Aste.  Sowie  aber  der  Wärter 
mit  dem  Futter  naht,  kommt  Leben  und  Bewegung  in  den  vorher 
so  trägen  Vogel,  das  blaßgelbe  Auge  verrät  die  innere  Erregung,  die 
ganze  Gestalt  reckt  sich  und  wird  schlanker,  so  daß  das  ganze  An¬ 
sehen  des  »Schlangenhabichts«  ein  anderes  wird.  Außer  Fleisch, 
Ratten,  Spatzen  und  andern  Warmblütern  nimmt  er  auch  Fische. 

Ein  Paar  unserer  Jungfernkraniche,  das  schon  ein  Mal 
mit  Erfolg  gebrütet  hat,  führt  auch  jetzt  (Ende  Juni)  wieder  ein 
Junges  von  etwa  14  Tagen,  aus  dem  dritten  diesjährigen  Gelege 
stammend.  Das  erste,  aus  zwei  Eiern  bestehend,  wurde  au  einen 
so  offenen  und  leicht  zugänglichen  Platz  gelegt,  daß  es  schon  nach 
wenigen  Tagen  einem  unbefugten  Eiersammler  zur  Beute  wurde. 
Nach  kurzer  Zeit  legte  das  Weibchen  abermals,  aber  nur  ein  Ei, 


259 


und  dies  leider  au  einer  etwas  abschüssigen  Stelle  des  Teichufers, 
so  daß  es  bald,  vielleicht  bei  einer  etwas  unvorsichtigen  Beweguug 
des  Vogels,  ins  Wasser  rollte  und  außerdem  uoch  barst.  Nun  suchte 
sich  das  pflichteifrige  Tier  ein  sichreres  Plätzchen ,  das  durch  in¬ 
zwischen  emporgeschossene  Stauden  gut  gedeckt  war,  und  hier 
brachte  es  denn  glücklich  das  Junge  des  einzigen  Eies  aus.  Wie 
bei  der  ersten  Brut  wurde  auch  dies  Jahr  das  Junge  vou  den  beiden 
es  sorgsam  führenden  Alten  in  den  ersten  Tagen  fast  ausschließlich 
mit  den  ziemlich  reichlich  vorhandenen  Faltern  von  Tortrix  viridana 
gefüttert.  Jetzt  nimmt  das  Weibchen  gelegentlich  einem  Wärter 
kleiue,  rohe  Fleischstückchen  aus  der  Hand,  um  sie  dem  Jungen  zu 
reichen,  das  sie  mit  großem  Behagen  zu  sich  nimmt,  im  übrigen 
aber  mit  Kerbtieren,  Würmern  u.  s.  w.  geatzt  wird.  Die  Jungfern¬ 
kraniche  gehen  bei  uns  an  dem  teils  mit  Rasen  bedeckten  und  stellen¬ 
weise  mit  Gesträuchgruppen  versehenen,  mehrere  Meter  breiten  Ufer 
eines  Teiches  das  ganze  Jahr  frei  umher,  worauf  wohl  der  Zucht¬ 
erfolg  größtenteils  zurückzuführen  ist. 

Eier  erzielten  wir  auch  von  einem  durch  einen  Freund  unseres 
Gartens  aus  Java  als  Geschenk  erhaltenen  Paar  Gallus  varius.  Leider 
war  nichts  daraus  zu  erzielen.  Zwei  Eier  eines  Paares  von  Crax 
sclateri ,  dem  Gelbschnabelhocko,  sind  einer  Truthenne  untergelegt 
worden,  doch  weiß  ich  nicht,  ob  sie  überhaupt  befruchtet  sind,  da 
ein  Treten  vonseiten  des  Hahnes  nie  bemerkt  worden  ist. 

Ein  gewöhnlicher  Seehund  ( Phoca  vitulina ),  der  konsequent 
das  Futter  verschmähte,  lebte  trotzdem  acht  Wochen.  Erst  kurz 
vor  seinem  Tode  magerte  er  sichtlich  ab,  wogegen  er  in  seinem 
Umfange  und  seinem  Zustande  wochenlang  keine  Veränderung  er¬ 
kennen  ließ. 

Läuger  hielt  ein  mittelgroßer  Python  reticulatus  das  Fasten  aus. 
Wenn  es  auch  bekannt  ist,  daß  große  Schlangen  lange  Zeit  ohne 
Nahrung  ausdauern,  so  ist  doch  vielleicht  die  Dauer  des  Fastens 
bei  unserem  Python  bemerkenswert  ;  es  erstreckte  sich  auf  deu  Zeit¬ 
raum  von  Mitte  Oktober  v.  J.  bis  Ende  Juni  d.  J.  Dann  fraß 
plötzlich  das  Tier  eine  für  einen  größeren  Genossen  bestimmte,  aus¬ 
gewachsene  Pekiugente,  deren  Durchmesser  den  von  Kopf  und  Hals 
der  Schlange  schätzungsweise  um  das  Vierfache  übertraf. 


Altes  und  Neues  aus  dem  Schönbrunner  Zoologischen  Garten 

in  Wien. 

Von  Maximilian  Siedler  in  Wien. 


•  • 

Wie  uns  Österreichern  unser  Nachbarstaat  Deutschland  in  jeder 
Beziehung  weit  voraus  ist,  ist  er  dies  auch  in  Bezug  auf  die  Er¬ 
richtung  zoologischer  Gärten.  Während  man  in  Deutschland  in  den 
meisten  größeren  Städten  derartige  Institute  findet,  besitzen  wir  in 
unserem  großen  Österreich  nur  einen  einzigen,  und  zwar  den  Schön¬ 
brunner  Zoologischen  Garten  in  Wien,  oder  wenn  wir  ihn  mit  seinem 
offiziellen  Titel  bezeichnen  wollen  »Die  kaiserliche  Menagerie  zu 
Schönbrunn«.  Es  ist  dies  eine  traurige,  für  uns  tief  beschämende 
Tatsache.  Freilich  sind  aber  auch  die  Verhältnisse  in  Deutschland 
ganz  andere  als  bei  uns.  Man  hat  dort  viel  mehr  Interesse  für  die 
Tierwelt  als  bei  uns,  es  besteht  daher  ein  besserer  Boden  für  die 
Errichtung  zoologischer  Gärten,  und  infolgedessen  können  solche 
entstehen,  blühen  und  bestehen.  Ich  will  hier  nur  die  Wiener  Ver¬ 
hältnisse  ins  Auge  fassen.  Der  Wiener  ist  wohl  Naturfreund,  nicht 
aber  im  gleichen  Maße  auch  Tierfreund.  Auch  in  Wien  finden  wir 
ja  eine  große  Anzahl  Liebhaber  von  Stubenvögeln;  ein  tieferes  In¬ 
teresse  für  die  übrige  Tierwelt  aber  wird  man  bei  den  Wienern  sehr 
selten  antreffen,  und  die  Mehrzahl  derselben  interessiert  sich  über¬ 
haupt  nur  für  das  Tier  in  Gestalt  eines  »Backhändels«  oder  eines 
schmackhaften  Donaukarpfens. 

Wie  in  Wien  liegen  die  gleichen  Verhältnisse  wohl  auch  in 
anderen  österreichischen  Städten,  und  es  findet  sich  auch  deshalb 
niemand,  der  den  Mut  besäße,  einen  zoologischen  Garten  zu  errichten. 
Der  seiner  Zeit  in  Wien  bestandene  »Wiener  Tiergarten«,  der  für 
ein  geringes  Eintrittsgeld  eine  ganz  ansehnliche  Tierausstellung,  sowie 
noch  ethnographische  Schaustellungen  bot,  und  in  welchem  auch,  den 
Eigenheiten  der  Wiener  Rechnung  tragend,  eine  Restauration  errichtet 
war,  konnte  sich  nicht  halten  und  ging  ein.  Der  Schönbrunner 
Zoologische  Garten  bleibt  nur  deshalb  besteheu,  weil  er  ein  kaiser¬ 
liches  Institut  ist.  Würde  der  Garten  einem  Privatmann  gehören, 
so  wäre  das  Unternehmen  längst  zusammengebrocheu.  Die  Schön¬ 
brunner  Anlage  bildet  wohl  ein  beliebtes  Ausflugsziel  der  Wiener 
aller  Stände,  und  au  schönen  Sommersonntagen  ist  der  Besuch  ein 
massenhafter;  die  Parkanlagen  sind  ja  prächtig,  und  daun  kostet 
der  Eintritt  in  dieselben  uud  damit  auch  in  die  Menagerie  keinen 


261 


Heller.  Die  ausgestellten  Tiere  besichtigt  man,  weil  sie  eben  »auch 
zum  Anschauen  da  sind«,  ein  wirkliches  Interesse  dafür  ist  aber  bei 
den  wenigsten  Besuchern  vorhanden. 

Wenn  sich  auch  unser  Schönbrunner  Zoologischer  Garten  mit 
den  deutschen  Gärten,  und  besonders  mit  dem  der  deutschen  Reichs¬ 
hauptstadt,  dem  Berliner  Zoologischen  Garten,  was  die  Anzahl  der 
Tiere  anbelaugt,  wohl  nicht  messen  kann,  so  dürfte  er  doch  bezüg¬ 
lich  seiner  Einrichtung  nicht  hinter  diesen  zurückstehen.  Der  Teil  der 
Parkanlage,  der  zum  zoologischen  Garten  eingerichtet  wurde,  ist 
durch  Gittertore  von  der  umgebenden  Anlage  abgeschlossen  und  be¬ 
sitzt  so  mehrere  Eingänge.  In  der  Mitte  erhebt  sich  ein  aus  Stein 
gebauter  Pavillon  mit  vier  großeu  Türen,  eine  Art  Gartenhaus,  das 
gegenwärtig  Papageien  beherbergt,  die  hier  in  Käfigen  untergebracht 
sind.  Im  Kreise  um  den  Pavillon  sind  die  Käfige  und  Gehege  ange¬ 
legt.  Sämtliche  Tiere  sind  gut  untergebracht,  die  Käfige  und  Gehege 
geräumig  und  die  den  Tieren  zur  Nachtzeit  oder  im  Winter  zum 
Aufenthalt  dienenden  Gebäude  schön  und  solid  gebaut  und  mit  Ober- 
uud  Seitenlicht  versehen.  Wenn  es  auch  doch  manchmal  etwas  zu 
tadeln  gibt,  so  tut  dies  dem  Ganzen  keinen  Abbruch.  Zu  bedauern 
ist  nur,  daß  wegen  Mangels  an  geeigneten  Käfigen  mehrere  interes¬ 
sante  Tierarten  nicht  im  Freien  gehalten  werden,  sondern  da  und 
dort  in  den  Winterquartieren  verstreut  untergebracht  sind. 

Wir  betreten  den  Garten  durch  das  am  meisten  begangene  Tor, 
zu  dem  mau  nach  Passieruug  des  Schönbrunner  Schlosses  gelangt. 
Den  Anfang  ftiacheu  auf  der  rechten  Seite  unseres  Weges  Schafe 
und  Ziegen.  Wir  sehen  die  Bezoarziege  (Capra  aegagrus),  den  Muff¬ 
lon  ( Ovis  musimon)  und  das  Mähnenschaf  ( Ovis  tragelaphus ),  alle  in 
Familien.  Links  bemerken  wir  einige  neu  gebaute  Käfige  für  Bären, 
woran  eben  die  letzte  Hand  gelegt  wird.  Gebaut  wird  im  Schön¬ 
brunner  Zoologischen  Garten  fast  immer.  Hier  wird  ein  neuer  Käfig 
errichtet,  dort  ein  älterer  Bau  abgebrochen,  um  neu  und  zweck¬ 
mäßiger  zu  erstehen.  An  diese  neuen  Käfige  anschließend  erblicken 
wir  den  Kragenbären  (Ursus  torquatus),  den  Lippenbaren  (U.  labiatus) 
und  in  einem  Eckkäfig  zwei  Malayische  Bären  ( U .  malayaniis),  ein 
altes  Weibchen  und  ein  junges  Tier.  Im  gegenüberliegenden  Käfige 
neben  den  Mähnenschafen,  finden  wir  drei  noch  junge  Braune  Bären 
( U .  arctos).  Rechts  biegend  kommen  wir  an  dem  im  Bau  befind¬ 
lichen  Zwinger  des  Eisbären  vorüber  zum  ersten  Raubtierhaus.  Der 
den  alten  Käfig  bewohnende  Eisbär  wurde  im  Jahre  1874  von  der 
österreichischen  Nordpolexpedition  unter  Julius  Payer  nach  Schön- 


262 


brurm  gebracht  und  ist  zu  Anfang  dieses  Jahres  eingegangen,  hat 
also  eiue  ganz  ansehnliche  Spanne  Zeit,  volle  30  Jahre,  in  der  Ge¬ 
fangenschaft  gelebt.  Vor  dem  Raubtierhause  nach  rechts  einrnündend 
zieht  sich  ein  Weg  zu  einer  Reihe  von  Gehegen  hin,  in  denen  ver¬ 
schiedene  Arten  des  Hausschafes  und  der  Hausziege  gehalten  wurden. 
Dieser  ganze  Teil  ist  jetzt  in  Renovierung  begriffen;  wir  bemerken 
in  einem  der  vorderen  Gehege  einige  deutsche  Heideschafe. 

Der  Garten  besitzt  drei  Raubtierhäuser  zur  Unterbringung  der 
Großkatzen  und  der  Hyänen  —  von  welch  letzteren  augenblicklich 
nur  die  gestreifte  Art  ( Hyaena  striata)  vorhaudeu  ist  — ;  doch  sind 
sie  bereits  zu  klein  geworden,  da  zu  wenig  Außeukäfige  vorhanden 
sind  uud  die  Tiere  deshalb  die  letzteren  nur  wechselweise  betreten 
können.  Eine  Vergrößerung  oder  noch  besser  der  Bau  eines  vierten 
Hauses  wäre  also  sehr  zu  wünschen.  In  dem  vor  uns  liegenden 
Hause  sehen  wir  drei  prächtige  Königstiger  ( Felis  tigris),  zwei  Panther 
(Leopardus  panthera)  uud  eine  Gestreifte  Hyäne.  Weiterschreitend 
gelangen  wir  zu  einem  neu  an  Stelle  eines  früheren  alten  erbauten 
Zwinger,  in  dem  drei  erwachsene  Braune  Bären  gehalten  werden, 
und  rechts  zum  Käfig  des  Japanischen  Bären  (U.  japonicus).  Hinter 
dessen  Käfig  zieht  sich  das  Tapirhaus,  eine  Schöpfung  neuerer  Zeit, 
hin,  das  drei  Amerikanische  Tapire  ( Tapirus  americanus)  beherbergt. 

Wenige  Schritte  weiter  stehen  wir  nun  vor  dem  riesigen,  von 
sehr  starken  Eiseustangen  eingefriedeten  Gehege  der  Elefanten.  Gegen¬ 
wärtig  sind  drei  erwachsene  Indische  Elefanten  ( Elephas  indicus ), 
zwei  Weibchen  und  ein  Männchen  mit  ganz  respektablen  Stoßzähnen 
und  ein  halberwachsener,  mänulicher  Afrikanischer  Elefant  ( Elephas 
africanus),  namens  »Peter«  vorhanden.  Im  hinteren,  dem  Publikum 
nicht  zugänglichen  Teile  des  Elefantenhauses,  einem  großen,  lang¬ 
gestreckten  Bau,  finden  wir  in  einem  dunklen  Stalle  iu  leider  sehr 
engen  Käfigen  ein  ganzes  Rudel  Pekaris  (Sus  torquatus)y  ein  Wei߬ 
bartschwein  ( S .  leucomystax)  und  einen  starken  Eber  unseres  Wild¬ 
schweines  ( S .  scrofa).  Außer  diesen  Tieren  beherbergt  das  Elefanten¬ 
haus  auch  noch  zwei  jüngere  Doppelhörnige  Nashörner  ( Rhinoceros 
bicornis ),  »Jenny«  und  »Mary«,  zwei  Weibchen,  dereu  kleinere  Gehege 
sich  an  der  Seite  des  Hauses  befinden. 

Unweit  des  Elefantenhauses  erblicken  wir  ein  langgestrecktes 
Gebäude,  das  Winterhaus  der  Schwimm-  und  Stelzvögel,  und  vor 
ihm  einen  Teil  des  Geheges  der  Flamingos.  Rechts  an  das  Winter¬ 
haus  anschließend  stehen  iu  einem  mit  Steinen  und  einem  Wasser¬ 
becken  ausgestatteten  Käfig  einige  Wasserschweine  (Hydrochoerus 


263 


capybara).  Da  wir  za  den  Stelzvögeln  später  von  einer  anderen 
Seite  wiederkommen,  lassen  wir  sie  einstweilen  unbeachtet  und  weuden 
uns  den  einige  Schritte  weiter  befindlichen  Giraffen  zu.  Seit  langen 
Jahren  hat  man  im  Schönbrunner  Zoologischen  Garten  keiue  Giraffen 
mehr  gesehen,  bis  er  vor  ungefähr  drei  Jahren  wieder  drei  Stück 
erhalten  hat.  Die  schönen  Tiere,  zwei  Weibchen  und  ein  Männchen, 
werden  sorgfältig  gepflegt  —  sie  dürfen  nur  au  sehr  schönen  Tagen 
ihren  geräumigen  Auslauf  betreten  — ,  befinden  sich  recht  wohl, 
und  es  ist  zu  hoffen  ,  daß  sie  sich  vielleicht  fortpflanzen.  Im 
Giraffeuhause  sehen  wir  in  einer  separaten  Abteilung  eine  Zwerg¬ 
antilope  {Neotragus)  und  in  einem  Käfig  einige  siamesische  Haus¬ 
katzen. 

Wir  verlassen  die  Giraffen  und  gelangen  nun  auf  einen  freien, 
hübsch  bepflanzten  Platz,  auf  dem  sich  rechts  das  Gebäude  der 
Menagerie-Inspektion  erhebt  und  in  der  Mitte  ein  Wasserbassin  be¬ 
findet,  das  zwei  Seehunden  {Phoca  canina )  zum  Aufenthalt  dient. 
Den  Platz  überschreitend  kommen  wir  zu  einer  langen  Reihe  von 
geräumigen  Gehegen,  die  sich  zur  linken  Seite  unseres  Weges  hin¬ 
ziehen,  während  rechts  die  Winterhäuser  stehen,  in  denen  die  Tiere 
auch  bei  Nacht  ihren  Aufenthalt  nehmen.  Durch  Gittertüren,  die, 
wenn  geschlossen,  den  Weg  absperren,  wird  zwischen  Gebäude  und 
Auslauf  eine  Verbindung  hergestellt  und  die  Tiere  täglich  aus-  und 
eingetriebeu.  Den  Anfang  in  dieser  Reihe  macht  das  Lama  ( Auchenia 
lama ),  das  mit  seinen  drei  Verwandten:  Huanaco  (A.  Jmanaco ),  Pako 
(A.  paco )  und  der  Vicufia  (A.  vicunna)  in  zahlreichen  Exemplaren 
vorhanden  ist.  Dann  folgen  die  Mendesantilope  ( Antilope  addax ), 
die  zierliche  Gemeine  Gazelle  (A.  dorcas ),  ein  schottisches  Zwergpferd 
(. Equus  caballus  scoticas),  ein  Paar  Steppeuesel  (Asinus  africanus ), 
weiter  Zwergziegen  {Capra  hircus  reversa ),  Ägyptische  Ziegen  (C.  Jiircus 
aegyptiaca)  und  Mamberziegen  ( C .  hircus  mambrica ),  unter  welch 
letzteren  wir  einige  durch  Kreuzung  mit  Schwarzkopfschafen  (Ovis 
aries  steatopyga  persica)  entstandene  Bastarde  bemerken.  Anschließend 
an  die  Ziegen  finden  wir  das  Gnu  (Gonnochaetes  gnu ),  zwei  Säbel- 
antilopeu  (Oryx  leucoryx)  und  endlich  in  den  letzten  Gehegen  mehrere 
Sömmerrings-Autilopen  (Antilope  soemmerringi).  Auf  der  rechteu 
Seite  des  Weges,  zwischen  den  in  Abständen  stehenden  Winterhäusern, 
befindet  sich  ein  Käfig  mit  Agutis  (Dasyprocta  aguti) ,  in  zwei 
Käfigen  ist  ein  Paar  unseres  Gemeinen  Luchses  {Lynx  vulgaris ),  und 
in  einem  weiteren  Käfig  sind  Stachelschweine  ( Hystrix  cristata)  unter¬ 
gebracht.  Wenn  wir  in  das  letzte  Winterhaus  eintreten,  erblicken 


264 


wir  außer  einigen  jüngeren  und  älteren  Sömmerrings- Antilopen 
einen  Klippspringer  ( Antilope  saltratrix). 

Wenn  wir  die  Gebege  der  Antilopen  passiert  haben,  fällt  uns 
nun  der  Hauptanziehungspunkt  im  ganzen  zoologischen  Garten  für 
die  Wiener,  das  Affenhaus,  ins  Auge.  Das  Winterhaus  besitzt  einige 
Außenkätige,  die  über  dem  Dachgitter  noch  mit  einem  abnehmbaren, 
mit  Glasscheiben  versehenen  Holzrahmen  gedeckt  sind,  und  in  dem 
sich  die  Tiere  an  schönen  Wintertagen  ergehen  dürfen.  Ein  schmaler, 
ebenfalls  mit  Glas  gedeckter  Verbinduugsgang  führt  von  hier  aus  in 
den  eigentlichen  Tummelplatz  oder  den  Sommerkäfig,  einen  runden 

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und  hohen  Bau.  Daß  dieser  Käfig  den  ganzen  Tag  über  von  einer  Menge 
von  Zuschauern  umgeben  ist,  die  sich  an  den  Sprüngen  und  dem 
Gebaren  der  Vettern  bestens  ergötzen,  brauche  ich  wohl  nicht  erst 
zu  erwähnen,  hat  mir  doch  die  öfter  an  mich  gerichtete  Frage:  »Bitte, 
wo  sind  denn  die  Alfen?«  gezeigt,  daß  ein  großer  Teil  der  Wiener 
überhaupt  nur  ihretwegen,  ohne  die  anderen  Tiere  zu  beachten,  die 
Menagerie  besucht.  Von  Affen  treffen  wir  nur  die  am  häufigsten 
in  den  Tiergärten  zu  sehenden  Arten  von  Pavianen  und  besonders 
zahlreich  von  Makaken  an.  Menschenaffen  besitzt  der  Schönbrunner 
Zoologische  Garten  gegenwärtig  leider  nicht.  Der  letzte,  ein  Orang- 
Utan  ( Simia  satyrus ),  ein  jüngeres  Tier,  ging  im  Jahre  1899  nach 
kurzer  Gefangenschaft  eiu.  Ich  habe  die  Umstände,  unter  denen  sein 
Ende  erfolgte,  in  der  »Nerthus«  (Jahrgang  1903  S.  416)  geschildert. 

Hinter  dem  Affenhause  zieht  sich  eine  hübsche,  ungepflegte 
Parkanlage  hin,  die  in  den  zoologischen  Garten  eiubezogen  werden 
soll.  Gegenwärtig  werden  hier  in  nur  provisorisch  errichteten  Gehegen 
und  Blockhütten  eine  Familie  Edelhirsche  (Cervus  elaphns ),  einige 
Rentiere  ( Cervas  tarandus),  ein  Paar  Roßhirsche  ( Hussa  hippelaphus), 
einige  Mufflons  und  sieben  Gemsen  ( Gapelia  rupicapra )  gehalten. 
Die  Anlage  ist  für  das  große  Publikum  noch  verschlossen,  und  es 
dürfte  mit  deren  Ausgestaltung  wohl  noch  gute  Weile  haben. 

Vom  Affenhause  gelaugeu  wir  zu  den  zwei  anderen  Raubtier¬ 
häusern,  die  der  Garten  außer  den  schon  früher  erwähnten  besitzt. 
In  dem  einen  sehen  wir  einen  Tiger,  ein  Paar  jüugere  Senegallöwen 
{Felis  leo  senegalensis)  und  ein  Paar  Panther  ( Leopardus  panthera). 
Die  schwarze  Abart  des  letzteren,  der  Sundapanther  ( Leopardus 
variegatas),  ist  ebenfalls  vorhanden,  befindet  sich  aber  heute  in  dem 
inneren  Käfig.  Das  zweite  Haus  beherbergt  eiue  Gestreifte  Hyäne,  fünf 
jüngere  Senegallöwen,  darunter  zwei  Männchen,  und  ein  Paar  Ge¬ 
parden  ( Cynaelnrns  guttatus).  Im  Innern  des  Hauses  finden  wir  das 


265 


Prachtexemplar  eines  Jaguars  ( Felis  onza).  In  der  Mitte  des  hier 
sehr  breiten  Weges  steht  ein  niedriger,  runder,  mit  einem  Wasser¬ 
bassin  verbundener  Käfig,  der  zwei  junge  Fischottern  ( Lutra  vulgaris ) 
und  in  getrennter  Abteilung  einige  Sch  weif  biber  (. Myopotamus  coypu) 
beherbergt.  Einige  Schritte  weiter  befindet  sich  unser  Wolf  ( Canis 
lupus ),  und  rechts  sehen  wir  wieder  den  Käfig  mit  dem  Malayischen 
Bären ;  wir  sind  im  Umkreis  zuiu  Eingang  zurückgelangt. 

Nunmehr  wenden  wir  uns  nach  links  an  dem  Pavillon  vorbei 
und  gelangen  an  die  andere  Seite  der  Antilopengehege.  Hier  sehen 
wir  wieder  Sömmerrings-,  Mendes-  und  Säbelantilopen,  die  Beisa- 
Antilope  (Oryx  heisa),  Schwarzkopfschafe,  das  Tigerpferd  ( Equus 
burchelli ),  hier  mit  dem  Namen  Burchells  Zebra  bezeichnet,  und  das 
Bergzebra  (E.  zebra)  unter  der  Bezeichnung  Chapmans  Zebra,  ferner 
eine  Arabische  Gazelle  ( Gazella  arabica),  die  wohl  nur  eine  Abart 
von  Antilope  dorcas  vorstellt,  und  einige  Nylgau-Antilopen  {Antilope 
picta ),  jüngere,  erst  kürzlich  eiugetroffene  Tiere.  Gehen  wir  nun  an 
die  Besichtigung  der  vor  dem  Pavillon  ausgestellten  Papageien,  voraus¬ 
gesetzt  daß  schönes  Wetter  ist  und  wir  die  Vögel  daher  draußen 
treffen  können.  Sie  sind  in  der  Mehrzahl  in  den  bekannten,  glocken¬ 
förmigen  Messiugkäfigen  untergebracht,  einzelne  auch  auf  Ständern 
angekettet,  und  ich  bedauere  lebhaft,  daß  mau  von  diesen  den  Vögeln 
die  denkbar  geringste  Bewegungsfreiheit  gestattenden  Käfigen  nicht 
Abstand  genommen  hat.  Für  einen  Salon  kann  man  einen  solchen 
Käfig  noch  als  passend  erklären,  obwohl  er  auch  da  durch  eine 
praktischere  Form  ersetzt  werden  könnte,  aber  in  einem  zoologischen 
Garten  sollte  mau  wohl  für  eine  zweckmäßigere  Behausung  der  Vögel 
Sorge  tragen.  Die  Papageien  sind  gut  vertreten,  ich  kann  hier  aber 
nur  wenige  erwähnen.  Wir  sehen  einige  Arten  von  Amazonenpapa¬ 
geien,  einige  Araras,  den  schönen  Gelbhaubenkakudu  (Plissolophus 
galeritus )  und  seinen  Vetter,  den  Kleinen  Gelbhaubenkakadu  (P.  sul- 
plmreus),  den  Molukken-  und  Inkakakadu  (P.  moluccensis  und  P. 
leadbeateri),  die  prachtvoll  grün  und  rot  gefärbten  Edelpapageien 
(Eclectus  polychlorus  und  E.  grandis ),  den  bunten  Gebirgslori  ( Tricho - 
glossus  novae-hollandiae ),  Mitchells  Keilschwanzlori  (Psittacus  mitchelli ) 
und  von  Sittichen  Bernards  Sittich  ( Platycercus  bernardi),  Nandy- 
Sittich  ( Conurus  armillaris),  Alexander-Sittich  ( Palaeornis  eupatris), 
Peru-Sittich  ( Conurus  frontatus)  und  einige  andere  bekanntere  Arten. 

Wir  haben  nun  die  im  engeren  Kreise  um  den  Pavillon  befind¬ 
lichen  Tiere  besichtigt  und  müssen,  um  auch  den  anderen  Teil  sehen 
zu  können,  unsern  Weg  wieder  zurück  zum  Affenhause  nehmen.  Hier 


266 


biegen  wir  in  einen  rechts  von  diesem  mündenden  Weg  ein.  Zn 
unserer  Linken  sehen  wir  die  zwei  Arten  des  Kamels,  weiter  Hirsch¬ 
ziegenantilopen  {Antilope  cervicapra ),  Axis-  und  Sikahirsche  ( Cervus 
axis  und  G.  sika)  und  anschließend  an  diese  die  Rinderarten.  Von 
Rindern  sind  vorhanden  die  Anoa  (Anoa  depressicomis ),  das  Brah- 
manen-Zebu  oder  Sanga  (Bos  africanus),  der  schöne  Banteng  {Bos 
hauteng)^  der  Rostbüffel  oder  Yak  (Bos  grunnicns),  der  Indische 
Büffel  (Buhalus  arm),  der  Karbau  ( Bubalus  kerabau ),  ein  Paar  Bisons 
( Bos  americanus ),  die  durch  Tausch  vom  Zoologischen  Garten  in  Dresden 
erworben  worden  sind,  und  ein  Paar  Wisente  ( Bos  bison),  ein  Gegen¬ 
geschenk  des  russischen  Kaisers  au  Kaiser  Franz  Josef  für  einige 
ungarische  Hirsche.  Das  Gehege  der  Wisente  ist  mit  riesigen,  tief  im 
Boden  steckenden  Eiseustaugen  umfriedet,  und  man  hat  später  diese  Art 
der  Einfriedung,  in  allzu  großer  Vorsicht,  auch  bei  den  übrigen,  kräf¬ 
tigeren  Rinderarten  eingeführt.  Für  die  Kamele  besteht  ein  aus  Stein 
gebautes  Winterhaus,  während  die  Rinder,  wie  auch  die  hier  befind¬ 
lichen  Hirsche  und  die  Hirschziegeuantilopen,  die  alle  den  Winter  über 
im  Freien  bleiben,  als  Zufluchtsort  fest  gebaute  Blockhütten  beziehen. 

Die  rechte  Seite  des  Weges  wird  von  eiuer  Reihe  von  Käfigen 
eingenommen,  die  eineu  Fuchskusu  ( Phalangista  vulpina )  und  kleinere 
Raubtiere  beherbergen.  Wir  sehen  da  den  Waschbären  ( Procyon 
lotor )  und  seinen  noch  mehr  waschlustigen  Bruder,  den  Krabbeu Wasch¬ 
bären  (P.  crancrivorus ),  den  Wickelbären  (Cercoleptes  caudivolvulus), 
den  Koati  ( Nasua  rufa ),  sowie  seinen  Vetter,  den  Weißrüsselbären 
(Nasua  narica),  die  prächtige  Eyra  ( Felis  eyra ),  einige  Wildkatzen 
(Felis  catus),  die  Taraikatze  (Felis  viverrina ),  die  Tigerkatze  (Felis 
tigrina),  den  Serval  (Felis  serval)  und  endlich  Edel-  und  Steinmarder 
(Martes  abietum  und  M.  foina).  Von  unserm  Weg  führt  ein  schmaler 
Verbindungsweg  zu  den  Winterhäusern  der  Antilopen,  an  denen  wir 
bereits  früher  vorübergekommen  sind.  An  diesem  Wege  finden  wir 
wieder  einige  Raubtiere  und  einige  Nager.  Erstere  sind  der  Ozelot 
(Felis  pardalis),  unser  Iltis  (Foetorius  putorius ),  der  Palmenroller 
(Paradoxurus  hermaphroditus ),  die  Javanische  Manguste  (Herpestes 
javanicus ),  die  Zibete  (Viverra  zibeta),  unser  Fuchs  ( Canis  vidpes) 
und  Dachs  (Meies  taxus),  sowie  der  Schakal  ( Canis  aureus).  Von 
Nagetieren  sehen  wir  drei  Arten,  und  zwar  den  Ziesel  (Spermophilus 
citellus),  das  Alpenmurmeltier  (Arctomys  marmotta)  und  den  Prairie- 
hund  (A.  ludovicianus). 

Gegenüber  dem  Gehege  der  Wisente  erblicken  wir  noch  ein 
Paar  Muntjak-Hirsche  ( Cervulus  muntjac)  und  eine  Familie  Schweins- 


2K7 


hirsche  (Cervus  porcinus ),  und  damit  haben  wir  sämtliche  Säugetiere 
gesehen  und  kommen  nun  zu  den  Vögeln. 

Der  Weg,  deu  wir  jetzt  einsch lagen,  führt  uns  au  den  Gehegen 
der  Kraniche  und  den  Eulenkäfigeu  vorüber  und  endet  am  Ententeich. 
Die  Kraniche  sind  in  sechs  Arten  vertreten,  und  zwar  Pfauenkranich 
{Grus  pavonina ),  Antigonekranich  (G.  antigone),  Mönchskrauich  (G. 
leucogerana),  Grauer  Kranich  (G.  gms ),  Australischer  Kranich  (G. 
australasiana )  und  Jungfernkrauich  (G.  virgo).  Von  Eulen  sehen 
wir  Wald-  und  Steinkauz  {Syrnium  aluco  und  Athene  noctua ),  die 
Waldohreule  (Asio  otus),  die  Schleiereule  ( Strix  flammea ),  den  Uhu 
{Bubo  bubo)  und  die  Habichtseule  {Syrnium  uralense). 

Um  den  Teich  herum  sind  die  Käfige  der  übrigen  Raubvögel 
gruppiert,  und  hier  steht  auch  das  Große  Vogelhaus.  Wir  gelangen 
zuerst  zu  den  Adlern,  von  denen  leider  nur  die  bekanntesten  Arten, 
wie  See-,  Kaiser-,  Gold-  und  Schreiadler,  vorhanden  sind,  und  zwar 
jede  Art  in  zwei  oder  mehr  Exemplaren.  Bei  deu  Adlern  befindet 
sich  als  ganz  neuer  Ankömmling  eiu  Gaukler  {Helotarsus  ecaudatus)- 
Deu  Adlern  gegenüber  stehen  die  Geier,  zwei  Weißkopfgeier  {Vultur 
fulvus ),  drei  Möucbsgeier  {Vultur  monachus),  zwei  Bartgeier  {Gypaetus 
barbatus),  zwei  Kondore  {Sarcorhamphus  gryphus)  und  ein  Königs¬ 
geier  {Vultur  papa). 

Anschließend  au  die  Geier  steht  das  im  Jahre  1900  fertiggestellte, 
modernst  ausgestattete  Vogelhaus,  das  die  Sperlingsvögel,  sowie  einige 
Taubenarten  beherbergt.  Das  Gebäude  ist  mit  Ober-  und  Seiten¬ 
licht  versehen  uud  besteht  aus  fünf  Abteilungen,  die  durch  Glastüren 
verbunden  sind.  In  der  ersten  uud  fünften  Abteilung  wird  die  hintere 
Wand  von  großen  Volieren  eingenommen,  während  an  den  andern 
Wäuden  größere  Käfige  aufgestellt  sind.  In  den  drei  mittleren  Ab¬ 
teilungen  befinden  sich  au  der  hinteren  Waud  größere  oder  kleinere 
Käfige,  und  an  der  Eeusterwaud  sind  große  Gitterräume  errichtet,  aus 
deneu  die  Vögel  durch  Fenster  in  drei  außen  angebaute  Volieren 
gelangen  können.  Ich  kann  bei  der  Reichhaltigkeit  der  vorhandenen 
Vogelarten  hier  keine  genaue  Aufzählung  geben,  sondern  muß  mich 
mehr  an  allgemeine  Angaben  halten.  Vorher  möchte  ich  aber  eine 
irrtümliche  Angabe  Kroufelds  richtigstellen,  die  in  dessen  Schrift¬ 
ehen  »Hundertfünfzig  Jahre  Schönbrunner  Tiergarten«  enthalten  ist. 
Kronfeld  spricht  von  über  1000  Vogelarten,  die  in  dem  Gebäude 
untergebracht  sein  sollen.  Eine  so  große  Artenzahl  ist  nicht  uud 
war  auch  noch  niemals  vorhanden.  Kronfeld  hat  irrtümlich  die 
Stückzahl  der  Vögel  als  Zahl  der  Arten  angeführt.  Gegenwärtig 


268 


ist  die  Anzahl  nicht  so  groß,  sondern  beläuft  sich  nach  meiner  ober¬ 
flächlichen  Schätzung  auf  höchstens  800  Stück. 

Betreten  wir  nun  die  erste  Abteilung  des  Hauses.  In  der  rechten 
Voliere,  die  sehr  hübsch  ausgestattet  ist,  finden  wir  eine  Menge 
Specht-  und  Kohlmeisen ;  die  andern  hier  befindlichen  Käfige  sind 
leider  noch  leer.  In  der  zweiten  Abteilung  ist  schon  eine  größere 
Gesellschaft  versammelt.  In  den  au  der  rechten  Wand  befindlichen 
Käfigen  sehen  wir  eine  sehr  hübsche  Sammlung  von  Grasmücken, 
einige  Stelzenarten,  Rot-  und  Blaukehlchen,  und  auch  die  beiden  Zwerge 
iu  unserer  Vogelwelt,  Goldhähnchen  und  Zaunkönig,  fehlen  nicht. 
Links  in  der  Voliere  tummelt  sich  eine  bunte  Gesellschaft  von  ein¬ 
heimischen  Finkenarten,  denen  Stare,  Rosenstare,  Singdrosseln  und 
eine  Wachtel  zugesellt  sind.  Die  Käfige  der  dritten  Abteilung  ent¬ 
halten  verschiedene  Drosselarten,  darunter  auch  die  beliebte  Schama- 
drossel  (Kittacincla  macrura)  und  die  Spottdrossel  (Mimus  polyglottus ), 
prächtige  Glauzstare,  unter  denen  besonders  der  Erzglanzstar  ( Sturnus 
aheneus)  durch  seine  laugen  Schwanzfedern  auffällt,  und  einige 
Häherdrosselu.  Die  Voliere  beleben  verschiedene  Taubenarten,  so 
die  schön  gefärbte  Nikobarentaube  ( Columba  nicobctrica),  die  Schopf¬ 
taube  ( Turtur  lophotes),  Felsen-,  Turtel-  und  Lachtauben,  vereint  mit 
Nymphensittichen  ( Nympliicus  novae-liöllandiae)  und  einer  Starart 
( Temenuches  malabaricus).  Eine  farbenprächtige  Gesellschaft  treffen 
wir  in  der  vierten  Abteilung.  Die  Käfige  beherbergen  eine  große 
Anzahl  verschiedenartiger  Prachtfinken,  worauf  näher  einzugeheu 
der  Raum  mangelt,  den  schönen  Goldstirnplattvogel  (Phyllornis 
aurifrons) ,  drei  prachtvolle  Honigsauger  ( Coereba  caerulea )  und  eine 
Singatzel  ( Gracula  tnusica).  In  der  Voliere  bemerken  wir  Wellen¬ 
sittiche  und  Grauköpfchen,  Kardinäle,  Reis-  und  Sounenvögel  und  ver¬ 
schiedene  Webervögel,  von  denen  einer,  der  Goldwebervogel  ( Ploceus 
galbula )  mit  dem  Bau  seines  hübschen  Nestes  beschäftigt  ist,  während 
wir  einige  schon  fertige  Nester  im  Gezweig  erblicken.  In  der  letzten 
Abteilung,  in  der  sich  wie  in  der  ersten  die  Voliere  an  der  hinteren 
Wand  befindet,  sehen  wir  vorwiegend  Rabenvögel.  Die  Voliere  ist 
geteilt  und  enthält  den  schönen  Strichelhäher  ( Garralus  lanceolatus ), 
eine  Häherdrossel  ( Garridax  leucolophus)  und  einen  Ilornvogel  (Buceros 
pica).  In  den  hier  noch  befindlichen  Käfigen  finden  wir  den  Grau- 
liug  ( Brachyprorus  einer eus))  einige  Braunelsteru,  wie  die  Wauder- 
elster  ( Denclrocitta  rnfa),  und  Kappenblauraben  (Cyanocorax  pileatus). 
Iu  diesem  Vogelhause  wurde  auch  der  Paradiesvogel  gehalten,  den 
Kronfeld  erwähnt.  Er  lebt  heute  leider  nicht  mehr;  er  ging,  wenn 


269 


ich  nicht  irre,  im  Jahre  1903  ein.  Nur  ungern  verlassen  wir  das 
Haus,  das  so  viel  Sehenswertes  beherbergt,  durch  eine  zweite  Tür 
und  stehen  nuu  wieder  am  Teiche.  Hier  bemerken  wir  zunächst 
Käfige  mit  unserem  Eichelhäher  und  der  Dohle  und  Elster;  weiter 
sehen  wir  Flötenvögel  ( Coracias  tibicen ),  Jägerlieste  ( Alcedo  gigas ), 
unsere  schöne  Blaurake  (Coracias  garrula ),  die  Alpendohle  ( Pyrrho - 
corax  pyrrhocorax ),  mehrere  Steinkrähen  ( Pyrrhocorax  graculus)  und 
endlich  einen  prächtigen  Schlangenbussard  ( Circaetus  gallicus ),  der 
hier  ganz  isoliert  von  den  übrigen  Mitgliedern  seiner  Ordnung 
untergebracht  ist. 

Einige  Schritte  weiter  stehen  wir  vor  einer  mit  Felsen  und 
Nadelbäumen  ausgestatteten  Voliere,  die  einem  Auerhahn  ( Tetrao 
urogallus)  zum  Aufenthalt  dient,  dem  zur  Gesellschaft  Amseln,  Sing¬ 
drosseln  und  Felsen-  und  Schopftauben  zugesellt  sind.  Sodann  er¬ 
blicken  wir  Turm-  und  Rötelfalken,  den  Carancho  ( Caracara  vulgaris ), 
den  Chimango  (Milvago  chimachima)  und  an  einem  von  hier  zu  den 
Rindern  führenden  Weg  einige  Gemeine  Bussarde  ( Buteo  buteo ),  einige 
Königsweihen  (Milvus  milvus )  und  zwei  Rabeugeier  (Cathartes  atratus). 

Den  Teich  selbst  beleben  Wild-  und  Hausgänse,  Stockenten, 
Trauer-  und  Höckerschwäne  (Cygnus  atratus  und  C.  olor).  Ein 
kleiner  Teil  des  Teiches  ist  gegen  das  übrige  Geflügel  abgegrenzt, 
und  in  diesem  Teile  werden  Pelikane  (Pelecanus  onocrotalus)  gehalten. 
Bei  den  Pelikanen  sehen  wir  auch  das  brütende  Weibchen  eines 
Höckerschwanes. 

Wir  nehmen  nunmehr  unseren  Weg  wieder  zu  den  Adlern, 
gehen  zwischen  den  Käfigen  der  letzteren  und  denen  der  Geier 
hindurch  und  sehen  uns  wieder  auf  dem  schon  einmal  betretenen 
Platz  vor  dem  Inspektionsgebäude.  An  diesem  vorüber  gelangen  wir 
zum  letzten  Teile  des  Schönbrunner  Zoologischen  Gartens.  Das  erste, 
was  wir  erblicken,  sind  die  zwei  Hühnerhäuser,  von  denen  das  eine 
gegenwärtig  leer  ist,  da  an  ihm  die  alten,  schadhaften  Holzteile,  die 
das  Drahtgitter  tragen,  durch  neue  ersetzt  werden.  Im  zweiten 
Hause  finden  wir  einige  Hokkoarten,  so  den  Tuberkelhokko  (Crax 
globicera ),  den  Mitu  (Urax  tuberosa )  und  Daubentons  Hokko  (C. 
daubentoni),  einige  Krontauben  (Gura  coronata )  und  drei  Weibchen 
des  Argusfasans  (Argus  giganteus).  Schade,  daß  von  letzterer  Vogel- 
art  nicht  auch  das  prächtige  Männchen  vorhanden  ist.  Von  den 
Hühnern  wenden  wir  uns  zu  dem  geräumigen  Gehege  der  zahlreich 
vorhandenen  Flamingos  (Phoenicopterus  roseus),  das  durch  seine  reiche 
Bepflanzung,  die  vier  oder  fünf  kleinen,  mit  Schilf  besetzten  Wasser- 


« 


270 


bassins  und  den  mit  Kies  bestreuten  Weg  einen  sehr  schönen  Anblick 
bietet.  In  diesem  Gehege  finden  sich  auch  einige  Schildkröten,  deren 
Art  ich,  da  sich  die  Tiere  meist  verborgen  halten,  nicht  bestimmen 
konnte.  An  die  Flamingos  schließt  sich  die  langgestreckte  Voliere 
der  Stelzvögel.  Ursprünglich  war  sie  nur  ein  einfaches,  niedriges 
Haus;  in  neuerer  Zeit  hat  man  aber  den  mittleren  Teil  der  aus  drei 
Abteilungen  bestehenden  Voliere  umgebaut  und  einen  hohen  Bau 
geschaffen,  während  die  anderen  Teile  in  ihrer  früheren  Gestalt 
belassen  worden  sind.  Die  ganze  Voliere  ist  mit  Sträuchern,  der 
mittlere  Teil  mit  Bäumen  bepflanzt  und  wird  von  einem  schmalen 
Bächlein  durchflossen.  Im  rechten  Teil  ist  es  etwas  einsam,  denn 
hier  findet  sich  nur  ein  Pärchen  Austernfischer  ( Haematopus  ostra- 
legus ),  unser  Kiebitz  ( Vanellus  vanellus )  und  ein  Brachvogel  ( Numenius 
arcuatus).  Auch  hier  sehen  wir  einige  Schildkröten.  Ein  fesselndes 
Bild  gibt  uns  der  mittlere  Teil.  Auf  den  hier  aufgestellten,  als  Ruhe¬ 
punkt  dienenden,  dürren  Baumästen  stehen  in  träger  Ruhe  ein 
Marabustorch  ( Giconia  crumenifera ),  Graue  Reiher  ( Ardea  cinerea), 
Edelreiher  ( Herodias  alba ),  Schopf-  und  Purpurreiher  ( Ardeöla  ralloides 
und  Ardea  purpurea).  Auf  höheren  Bäumen  und  hoch  oben  auf 
den  unter  dem  Dache  der  Voliere  sich  hiuziehenden  eisernen  Quer- 
uud  Verbindungsstangen  bemerken  wir  noch  Kuh-  und  Nachtreiher 
(A.  bubulcus  und  Nycticorax  nycticorax).  Auf  der  Erde  schreiten 
Seideureiher  {Herodias  garzetta),  ein  Maguaristorch  {Giconia  maguari) 
und  Weiße  Störche,  von  denen  ein  Pärchen  am  Boden  ein  Nest  er¬ 
richtet  hat,  in  dem  sich,  soviel  ich  sehen  konnte,  zwei  Junge  befinden; 
Löffelreiher  {Platalea  leucorodia)  durchwaten  das  Bächlein,  unablässig 
nach  Futter  suchend,  und  zwischen  all  diesen  Großen  tummeln  sich 
Silbermöweu  {Larus  argentatus),  Lach-  und  Mantelmöwen  {L.  ridi- 
bundus  und  L.  marinus),  und  im  Sande  oder  auf  Steinen  liegen 
Kormoraue  {Phalacrocorax  carbo).  Ganz  an  der  vorderen  Wand  der 
Voliere,  durch  ein  vorgeschobenes  Brett  gegeu  Störungen  von  Seiten 
der  Besucher  geschützt,  steht  ein  Nest  der  Silbermöwe,  und  das 
Männchen  hält  bei  seinem  brütenden  Weibchen  getreulich  Wache 
und  stellt  sich  mutig  jedem  Ankömmling,  besonders  dem  alles  besich¬ 
tigenden  Storch  entgegen.  Im  dritten  Teil  der  Voliere  sehen  wir 
vorwiegend  Schwimmvögel,  so  die  Brautente  (Aix  sponsa ),  die 
Mandarineneute  {A.  galericidata),  die  Baumente  {Dendrocygna  arborea) 
und  die  Nonnenente  (D.  viduata ),  ferner  drei  Arten  des  Sultanshuhns, 
das  Afrikanische  {Porphyrio  smaragdonotus),  das  Indische  (P.  indicus ) 
und  das  Amerikanische  (P.  martinicus ),  das  Bläßhuhn  {Fulica  atra), 


einige  Sichelreiher  ( Falcinellus  rufus)  und  einige  Rephühner.  Hier, 
wie  auch  im  ersten  Teil,  dienen  hübsche  Holzhäuschen  den  Vögeln 
als  Zufluchtsort.  In  eiuem  größeren  Raume  hinter  der  Voliere  werden 
eine  Menge  Haushühuer,  Pfauen  und  Truthühner  gehalteu. 

Gegenüber  den  Stelzvögeln  sehen  wir  die  Strauße,  und  zwar 
drei  Exemplare  des  Afrikanischen  ( Struthio  camelus )  und  ein  Pärchen 
des  Amerikanischen  Straußes  oder  Nandu  (Rliea  amerieana ),  zwei  Emus 
{Dromaeus  novae-hollandiae)  und  zwei  Helmkasuare  (Casuarms  galeatus). 
Im  Straußenliause,  das  wir  jetzt  betreten,  finden  wir  die  kleine  Samm¬ 
lung  von  Kriechtieren  und  Lurchen  —  mit  Ausnahme  der  Schild¬ 
kröten,  die  wir  bereits  bei  den  Stelzvögeln  gesehen  haben  — ,  die 
der  Schönbruuuer  Zoologische  Garten  besitzt.  Die  Tiere  sind  in  sehr 
hübsch  ausgestatteten  Terrarien  untergebracht.  Unter  den  Schlangen 
fallen  uns  das  Prachtexemplar  einer  Ahgottschlange  ( Boa  constrictor ) 
und  die  ebenso  schöne,  noch  größere  Gitterschlange  (Python  reti- 

culatus )  am  meisten  auf.  Von  Schlangen  bemerken  wir  noch  unsere 

•  • 

Ringelnatter,  die  Österreichische  oder  Schlingnatter  (Coronella  austriaca), 
junge  Tigerschlangen  ( Python  molurus ),  die  Zorunatter  ( Zamenis 
y emonensis ),  die  Würfelnatter  ( Tropidonotus  tessellatus),  die  Katzen¬ 
natter  (Tarbophis  fallax ),  die  Streifennatter  ( Coluber  quaterradiatus ), 
•• 

die  Äskulapnatter  ( Coluber  longissimus)  und  die  Rattenschlange  (Zamenis 
mucosus).  Von  Echsen  sind  vorhanden  ein  ganz  junges  Krokodil 
(Crocodilus  vidgaris ),  der  Nil waran  (Varanus  niloticus ),  der  Binden¬ 
waran  (Varanus  bengalensis ),  die  schöne  Smaragdeidechse  (Lacerta 
viridis ),  die  Doruschwanzechse  (Uromastix  spinipes),  die  Teju-Eidechse 
(Tupinambis  teguixiri),  der  Scheltopusik  (Ophisaurus  apus )  und  unsere 
Blindschleiche.  Die  Lurche,  und  zwar  Froschlurche,  sind  nur  in  vier 
Arten  vertreten,  nämlich  durch  den  Mexikanischen  Rieseufrosch 
(Rana  montezumae ),  den  Hornfrosch  (Ceratophrys  cornuta),  die  Aga 
(Bufo  marinus )  und  den  Pfeiffrosch  (Leptodactylus  ocellatus)  aus  der 
Sippe  der  Schmuckfrösche,  alle  in  zwei  oder  mehr  Exemplaren.  Im 
Straußenhause  treffen  wir  auch  noch  ein  Zweizehiges  Faultier  oder 
Unau  (Choloepus  didactylus)  an,  das,  so  oft  ich  es  besuchte,  auch 
am  Tage  recht  munter  war,  und  zwei  Baumstachler  (Cercolabes 
novae-hispaniae).  An  das  Straußeubaus  schließt  sich  das  Wiuterhaus 
für  die  kleineren  Katzenarten,  Marder  und  Schleichkatzen,  das  jetzt, 
außer  einigen  in  kleineren  Käfigen  befindlichen  Wüsteuspriugmänsen 
(Dipus  aegyptius)  und  Sieben-  und  Gartenschläfern,  nichts  enthält, 
und  an  dieses  reiht  sich  das  Hans  für  Fasanen  au,  dem  gegenüber 
sich  ein  zweites  befindet.  Von  Fasanen  sehen  wir  den  Ohrfasan 


272 


( Crossoptilon  auritus ),  den  Gold-  und  den  Silberfasan  (Chrysolophns pictus 
und  Euplocomus  nycthemerus ),  Amhersts  Fasan  ( Phasianus  amherstiae) 
und  den  Ring-  und  Königsfasan  {Pli.  torquatus  und  Pli.  reevesi). 

Wir  haben  nunmehr  das  Ende  der  Menagerie  erreicht  und  können 
durch  einen  hier  befindlichen  Ausgang  in  die  -äußere  Parkanlage 
gelangen. 

Der  Tierbestand  des  Schönbrunner  Zoologischen  Gartens  setzt 
sich,  nach  dem  Stande  vom  31.  März  1905  (T.  Quartal),  wie  folgt 
zusammen : 

Säugetiere. 

31  Affen  in  8  Arten,  82  Raubtiere  in  42  Arten,  94  Nagetiere 
in  19  Arten,  4  Zahnarme  in  2  Arten,  4  Beuteltiere  in  2  Arten, 
10  Einhufer  in  6  Arten,  241  Wiederkäuer  in  54  Arten,  18  Viel- 
hufer  in  8  Arten  und  2  Flossenfüßer  in  einer  Art.  Im  ganzen  486 
Säugetiere  in  142  Arten. 

Vögel. 

142  Papageien  in  37  Arten,  13  Leichtschnäbler  in  4  Arten, 
65  Raubvögel  in  23  Arten,  43  Girrvögel  in  7  Arten,  665  Sperlings¬ 
vögel  in  146  Arten,  90  Scharrvögel  in  25  Arten,  9  Kurzflügler  in 
5  Arten,  103  Stelz vögel  in  21  Arten,  124  Schwimmvögel  in  27 
Arten,  12  Seeflieger  in  3  Arten  und  8  Ruderfüßer  in  2  Arten.  Im 
ganzen  1274  Yögel  in  300  Arten. 

Kriechtiere  und  Lurche. 

21  Schildkröten  in  8  Arten,  10  Echsen  in  6  Arten,  20  Schlangen 
in  7  Arten  und  22  Froschlurche  in  7  Arten.  Im  ganzen  73  Kriech¬ 
tiere  und  Lurche  in  28  Arten. 

Die  Gesamtsumme  aller  Tiere  beläuft  sich  somit  auf  1833  Stück 
in  470  Arten.  Verglichen  mit  der  Aufstellung  Ivronfelds  vom  Sep¬ 
tember  1902,  1842  Tiere  in  496  Arten,  ist  bedauerlicher  Weise  ein 
ziemlich  starker  Rückgang  zu  verzeichnen. 

Hoffentlich  wird  sich  diese  traurige  Tatsache  nicht  mehr  wieder¬ 
holen.  Möge  sich  der  Schönbrunner  Zoologische  Garten,  der  wohl 
noch  lange  Zeit  der  einzige  in  Österreich  bleiben  wird,  immer  mehr 
entwickeln,  zur  Freude  der  wenigen  Wiener,  die  sich  mit  Begeisterung 
dem  Studium  der  schönen  Wissenschaft  »Zoologie«  hingebeu. 


273  — 


Tierbilder  tom  Zambeze. 

Von  W.  Tiesler  in  Tete  (Zainbezia). 

Am  vierte  11  Oktober  1904  etwa  um  1 1  Uhr  vormittags 
setzte  sich  der  Zambezedampfer ,  der  uns  von  Chinde  den  Strom 
hinauf  nach  Mutarara  bringen  soll,  langsam  in  Beweguug.  Wir  be¬ 
finden  uns  jetzt  in  der  trockenen  Jahreszeit,  dem  tropischen  Winter. 
Die  Sonne  brennt  sengend  hernieder,  und  träge  wälzt  der  Zambeze 
seine  trüben  Fluten  dem  nahen  Meere  zu.  Einige  Möwen  tummeln 
sich  über  und  auf  den  Wellen,  und  ein  Milan  späht  aus  luftiger 
Höhe  nach  leicht  erreichbarer  Beute.  Die  übrige  Tierwelt  scheint 
sich  vor  den  sengenden  Sonnenstrahlen  ins  schützende  Mangrowe- 
dickicht  des  Ufers  zurückgezogen  zu  haben.  Kaum  haben  wir  jedoch 
die  erste  Biegung  des  Flußarmes  passiert,  als  sich  die  Landschaft  zu 
beleben  beginnt.  Auf  große  Entfernung  hin  sichtbar  zeigt  sich  zu¬ 
nächst  ein  Silberreiher,  dessen  schneeweißes  Gefieder  grell  vom  Grün 
der  Uferbüsche  absticht.  Vorsichtig  streicht  er  beim  Herraunahen 
des  Schiffes  ab  und  strebt  dem  jenseitigen  Ufer  zu.  Am  weißen 
Hals  und  Brustgefieder  kenntlich  kommt  bald  darauf  ein  Schreisee¬ 
adler  ( Haliaetus  vocifer)  in  Sicht.  Auf  einem  hohen,  abgestorbenen 
Baume  sitzeud  überschaut  er  sein  Gebiet,  und  ängstlich  scheint  das 
gesamte  Wassergeflügel  die  Nähe  dieses  schönen  und  lebhaften  Räubers 
zu  meiden.  Während  ich  eine  Anzahl  kleiner  Wasservögel  beobachte 
und  ihre  »Nam’  und  Art«  festzustellen  suche,  taucht  plötzlich  der 
dicke  Kopf  eiues  Flußpferdes  dicht  vor  dem  Schiffe  aus  den  Fluten 
empor.  Wenige  Sekunden  glotzt  es  erstaunt  auf  das  Fahrzeug,  um 
daun  schnell  wieder,  gleich  einem  seltsamen  Kobold  aus  der  Unter¬ 
welt,  zu  verschwinden.  Die  Silberreiher  werden  häufiger,  und  auch 
der  Schreiseeadler  zeigt  sich  in  weiteren  Exemplaren.  Über  den 
Negerdörfern,  die  ab  und  zu  am  Ufer  sichtbar  werden,  ist  regelmäßig 
der  Schmarotzermilan  (Milvus  aegyptius )  zu  bemerken.  Dieser  an 
der  ganzen  Ostküste  Afrikas  außerordentlich  häufige  Raubvogel  fehlt 
wohl  keinem  Negerdorfe  und  entfaltet,  wenn  es  sich  um  eine  leckere 
Beute  handelt,  eine  außerordentliche  Frechheit.  So  sah  ich  ihn  bei 
Chinde  zwischen  zwei  Mais  stampfenden  Negerinnen  hindurch  nach 
einem  Küchlein  stoßen,  wobei  er  eine  der  Frauen  mit  seinem  Flügel 
ziemlich  uusanft  berührte.  Da  es  ihm  jedoch  bei  der  Wachsamkeit 
der  Alten  nur  selten  gelingt  ein  junges  Hühnchen  zu  erhaschen  und 
er  sich  sonst  fast  ausschließlich  von  Abfällen  und  Aas  nährt,  so  ver- 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905-  18 


274 


dient  dieser  Raubvogel  immerhin  geschont  zu  werden.  Während  ich 
das  Ufer  beobachte,  entdecke  ich  das  erste  Krokodil,  ein  noch  junges 
Tier  von  ungefähr  ein  Meter  Länge,  das  ich  bei  seiner  grüngelben 
Färbung,  die  sich  nur  wenig  von  dem  Untergründe  abhob,  beinahe 
übersehen  hätte.  Das  Wasser  beginnt  nun  an  vielen  Stellen  äußerst 
flach  zu  werden,  zahlreiche  Sandbänke  erheben  sich  über  das  Flu߬ 
niveau  und  bilden  willkommene  Ruhe-  und  Tummelplätze  für  allerlei 
Getier.  Fast  jede  dieser  Sandbänke  beherbergt  ein  oder  mehrere 
Krokodile,  darunter  oft  Exemplare  von  recht  stattlicher  Länge.  Es 
ist  ein  ganz  eigenartiger  Anblick,  wenn  sich  solch  ein  Riese  beim 
Herannahen  des  Dampfers  aufrichtet  und  eilends  dem  schützenden 
Wasser  zuwatschelt.  Die  meisteu  von  ihnen  haben  wohl  schon  die 
Bekanntschaft  mit  den  Flinten  der  Reisenden  gemacht  und  bringen 
sich  daher  rechtzeitig  in  Sicherheit.  Auch  Kopf  und  Rücken  eines 
starken  Flußpferdes  werden  bald  darauf  sichtbar,  aber  der  Koloß 
zieht  es  gleichfalls  vor,  schleunigst  wieder  zu  verschwinden.  Die 
schönen  Tage  der  Sorglosigkeit  sind  auch  für  diese  Riesentiere  längst 
vorüber,  wenn  es  auch  mit  ihrer  vollständigen  Ausrottung  noch  gute 
Weile  haben  wird.  Kurz  vor  Sonnenuntergang  sollte  uns  noch  ein 
seltsamer  und  unvergleichlich  schöner  Anblick  zuteil  werden.  Auf 
einer  lauggestreckten  Insel  hatte  sich  eine  Herde  von  mehr  als  zwei¬ 
hundert  Flamingos  niedergelassen.  Ein  Schuß  brachte  diese  herrlich 
gefärbten  Vögel  zum  Auffliegen,  und  nun  zeigte  sich  von  der  Abend¬ 
sonne  beleuchtet  ein  Flugbild  von  unbeschreiblicher  Farbenpracht. 
Auch  einige  Pelikane  haben  sich,  durch  den  Schuß  erschreckt,  er¬ 
hoben  und  ziehen  mit  mächtigen  Flügelschlägen  über  das  Wasser. 
Da  die  unzuverlässige  Fahrstraße  des  Zambeze  Nachtfahrten  nicht 
gestattet,  so  nähern  wir  uns  jetzt  langsam  dem  Ufer,  um  bis  zum 
nächsten  Morgen  vor  Anker  zu  gehen.  Hunderte  von  Glühwürmchen 
erscheinen  am  Ufer,  und  in  der  Ferne  plätschern  und  schnaufen  die 
Flußpferde. 

5.  Oktober.  Schon  beim  ersten  Morgengrauen  setzt  sich  unser 
Schiff  wieder  in  Bewegung,  aber  auch  auf  den  Sandbänken  ist  es 
schon  lebendig.  Reiher  lauern  auf  vorüberschwimmende  Beute,  Geier 
kröpfen  auf  einem  angeschwemmten  Kadaver,  Störche,  Enten,  Gänse 
und  anderes  Wassergeflügel  befinden  sich  auf  der  Nahrungssuche. 
Die  Krokodile  haben  ihre  Ruheplätze  noch  nicht  bezogen,  aber  eine 
»Schule«  von  Flußpferden  tummelt  sich  bereits  wieder  in  ihrem 
Element.  Der  Schreiseeadler  stellt  eifrig  seiner  Lieblingsbeute,  den 
Fischen,  nach,  und  weithin  hörbar  erschallt  seine  Stimme  über  dem 


275 


Wasser.  Dieser  Vogel  hat  die  merkwürdige  Gewohnheit,  beim 
Schreien  heftig  mit  den  Flügeln  zu  schlagen  und  zu  gleicher  Zeit 
den  Kopf  in  den  Nacken  zu  werfen.  An  einer  seichten  Stelle  ragt 
altes  Wurzel  werk  aus  dem  Wasser  und  bietet  einer  Zwergscharbe 
( Phalacrocorax  africanus)  willkommene  Gelegenheit,  hier  auf  kleinere 
Fische  zu  lauern.  Als  wir  bei  der  Station  Marromeo  für  kurze  Zeit 
an  Land  gehen,  fallen  mir  zunächst  die  zahlreichen  Termitenhügel 
auf.  In  den  Bäumen  treiben  Scharen  von  Turteltauben  ihr  Wesen, 
und  auch  eine  der  wundervoll  gefärbten  Papageitauben  bekomme 
ich  zu  Gesicht.  Außerordentlich  zahlreich  treten  kleinere  Arten  aus 
der  Familie  der  Webervögel  auf,  und  besonders  macht  sich  Estrilda 
bengala  bemerkbar.  Auch  der  Bülbül  bevölkert  in  ganzen  Scharen 
die  höheren  Bäume.  Ein  großer  Raubvogel  schwebt  über  der  Land¬ 
schaft,  den  ich  nach  dem  eigenartigen  Flugbilde  für  einen  Gaukler 
( Helotarsus  ecaudatus )  halten  möchte.  Gegen  Abend  bietet  eine  An¬ 
zahl  kreisender  Geier,  die  anscheinend  in  ihrer  Mahlzeit  gestört 
worden  waren,  ein  fesselndes  Bild.  Wie  ich  nachträglich  feststellen 
konnte,  waren  es  Kappengeier  (NeopJiron  pileatus ),  die  hier  ziemlich 
häufig  auftreten.  Bis  spät  in  die  Nacht  hinein  vollführten  die 
Frösche  im  Zambeze  ein  zwar  lautes  und  abwechslungsreiches,  aber 
wenig  melodisches  Konzert. 

6.  Oktober.  Als  ich  kurz  nach  Tagesanbruch  meinen  Be- 
obachtungsposteu  einnehme,  fallen  mir  zunächst  große  Scharen  von 
Sporengänsen  (Plectropterus  gambensis )  auf,  die  sich  auf  den  Sand¬ 
bänken  eingefunden  haben.  Diese  stattlichen  Gänse  kommen  am 
Zambeze  außerordentlich  zahlreich  vor  und  sollen  auch  vielfach  ge¬ 
zähmt  gehalten  werden.  Die  regelmäßigen  Erscheinungen,  Silber¬ 
reiher,  Schreiseeadler  und  Flußpferde,  sind  bereits  wieder  am  Platze, 
und  gegen  Mittag  erscheinen  auch  wieder  die  Krokodile  auf  den 
Bänken.  Diese  Hydrosaurier  sind  weitaus  die  gefährlichsten  Be¬ 
wohner  des  Stromes,  und  die  durch  sie  alljährlich  hervorgerufenen 
Unglücksfälle  sind  außerordentlich  zahlreich.  Es  wäre  äußerst 
wünschenswert,  daß  recht  bald  unter  diesen  heimtückischen  Bestien 
aufgeräumt  würde.  Heute  machen  sich  besonders  Pelikan  und  Ibis 
(Ibis  aethiopica)  bemerkbar  und  verleihen  den  Sandbänken  ein 
charakteristisches  Gepräge.  In  der  Nähe  eines  Negerdorfes  fällt  mir 
eine  schwarz  und  weiß  gezeichnete  Bachstelze  durch  ihre  außer¬ 
ordentliche  Beweglichkeit  auf.  Noch  bin  ich  nicht  sicher,  welche 
Art  ich  vor  mir  habe,  als  eines  der  Vögelchen  plötzlich  im  hurtigen 
Laufe  inne  hält  und  ein  lustiges  Lied,  das  ungemein  an  den  Schlag 


276 


eines  gewöhnlichen  Ivanarienhahues  erinnert,  ertönen  läßt.  Jetzt 
weiß  ich,  daß  wir  Motacilla  vidua,  die  Witwenbachstelze,  vor  uns 
haben,  und  ergötze  mich  au  den  feurigen  Strophen  und  den  an¬ 
mutigen  Bewegungen  des  Vogels.  In  einiger  Entfernung  vom  Ufer 
werden  einige  Antilopen  sichtbar,  die  vorsichtig  und  neugierig  zu¬ 
gleich  den  Bewegungen  des  Schiffes  folgen.  Mit  Hülfe  des  Fern¬ 
glases  können  sie  als  Wasserböcke  bestimmt  werden.  Recht  uuan- 
geuehm  macht  sich  jeden  Abend,  durch  den  Lichtschein  augelockt, 
die  Insektenwelt  bemerkbar.  Da  krabbelt,  fliegt  und  flattert  es  auf 
der  Abendtafel  umher,  daß  dem  größten  Tierfreunde  die  Geduld  ver¬ 
gehen  kann. 

7.  Oktober.  Heute  in  der  Frühe  entdecke  ich  endlich  einen 
Vogel,  nach  dem  ich  die  Tage  vorher  vergeblich  ausgespäht  hatte, 
den  Riesenreiher  ( Megarodius  goliath).  Langsam  und  bedächtig 
schreitet  der  mächtige  Vogel  durch  das  seichte  Ufer wasser  und  ent- 
schließt  sich  erst  kurz  vor  uns,  mit  gewaltigen  Flügelschlägen  auf¬ 
zugehen.  Ein  stattlicher  Vogel  fürwahr!  Kaum  eine  Viertelstunde 
später  wird  ein  zweites  Exemplar  auf  einer  Sandbank  sichtbar,  und 
—  ein  charakteristisches  Bild  aus  dem  hiesigen  Vogelleben  —  ein 
großer  Schreiseeadler  stürzt  sich  in  sausendem  Fluge  auf  den  über¬ 
raschten  Goliath.  Ein  kurzer  Kampf,  oder  besser  ein  Geplänkel  er¬ 
folgte.  Ob  der  Adler  mit  seinen  Fängen  den  Reiher  berührte,  ob 
dieser  von  seinem  gefährlichen  Schnabel  ernsten  Gebrauch  machte, 
ich  vermag  es  nicht  zu  sagen.  Der  ganze  Angriff  dauerte  nur 
wenige  Sekunden,  dann  war  der  Adler  weit  aus  dem  Felde,  während 
der  verblüffte  Reiher  ihm  einige  blinde  Schnabelstöße  nachsandte. 
Ein  paar  Federn  flogen  in  der  Luft  umher,  doch  war  es  natürlich 
unmöglich  festzustellen,  von  wem  sie  herrührten.  Ich  habe  noch 
eiuige  Male  Gelegenheit  gehabt,  diese  Balgereien  zwischen  Schrei¬ 
seeadler  und  Riesenreiher  zu  beobachten ,  aber  nie  bemerken 

können,  daß  es  zu  einem  wirklich  ernsten  Kampfe  gekommen  wäre. 

•  • 

Reiner  Übermut  scheint  den  Adler  zu  verleiten,  auf  den  Reiher 
zu  stoßen. 

Auch  heute  sind  Pelikane  vielfach  zu  beobachten,  und  ein  Paar 
Sattelstörche  ( Mycteria  senegalensis)  geht  dicht  vor  uns  auf.  In 
Chupanga  gehen  wir  an  Land  und  finden  die  schwarze  Bevölkerung 
beim  fröhlichen  Flußpferdschmause.  Man  hatte  gestern  einen  solchen 
Dickhäuter  von  recht  stattlichen  Dimensionen  erlegt  und  war  heute 
damit  beschäftigt,  sich  an  diesem  Leckerbissen  toll  und  voll  zu  essen 
und  den  Rest  des  Fleisches  an  der  Sonne  zu  dörren.  Die  Haxen, 


277 


die  neben  einander  an  einem  Feuer  lagen,  machten  einen  geradezu 

verlockenden  Eindruck. 

* 

8.  Oktober.  Die  erste  neue  Bekanntschaft,  die  ich  heute 
machte,  war  die  des  Graufischers  ( Ceryle  mdis),  eines  Vogels,  der 
unmöglich  zu  übersehen  ist.  Außerordentlich  beweglich  trägt  er 
viel  zur  Belebung  des  Strombildes  bei,  und  seine  helle  Stimme  kann 
man  fast  den  ganzen  Tag  hören.  Oft  sieht  man  ihn  mitten  im 
Fluge  plötzlich  innehalten  und  eine  zeitlang  rüttelnd  über  dem  Wasser 
stehen,  um  dann  blitzschnell  in  die  Flut  hinabzuschießen.  Schon 
seit  einigen  Tagen  waren  mir  an  steil  abfallenden  Uferrändern  kolo¬ 
nienweise  vorkommende  Löcher  aufgefallen,  die  an  die  Nester  der 
Erd-  oder  Uferschwalben  erinnerten.  Da  sie  aber  unbewohnt  waren, 
so  blieben  mir  ihre  Erbauer  unbekannt,  bis  der  heutige  Tag  mir 
hierüber  Aufschluß  brachte.  An  einem  solchen  Uferabhange  herum¬ 
flatternd  oder  an  den  Rändern  der  Erdnester  hängend,  erblickte  ich 
eine  große  Anzahl  prächtig  gefärbter  Vögel,  die  sich  bei  näherer 
Beobachtung  als  Bienenfresser  erwiesen.  Gleich  großen,  farben¬ 
prächtigen  Schmetterlingen  flatterten  sie  den  steilen  Uferabhaug  auf 
und  nieder  und  boten  in  der  hellen  Tropeusonne  ein  prächtiges 
Farbenspiel.  Wenn  sie  sich  entfernten,  so  geschah  dies  in  außer¬ 
ordentlich  schnellem  und  gewandtem  Fluge.  Gegen  Abend  sah  ich 
noch  auf  einem  hohen  Baume  ein  Paar  Nashornvögel  sitzen,  die  ich 
als  Leistentokos  ( LopJiocerus  epirhinus)  ansprechen  möchte. 

9.  Oktober.  Unser  Schiff  fährt  heute  einige  Meilen  den  Shire 
aufwärts,  um  nachmittags  wieder  seine  Zambezefahrt  fortzusetzeu. 
Gleich  hinter  der  Mündung  dieses  Nebenflusses  fesseln  ungefähr 
3<i  Marabus  (Leptoptilus  argala) ,  die  hoch  in  der  Luft  über  uns 
kreisen,  unsere  Aufmerksamkeit.  Der  verhältnismäßig  schmale  Fluß 
bietet  Gelegenheit,  auch  das  Tierleben  an  den  Ufern  besser  beobachten 
zu  können.  Da  zeigt  sich  unter  anderem  Oriolus  notatus ,  ein  hier 
häufiger  Pirol,  mit  prächtig  goldgelbem  Gefieder,  das  am  Kopf, 
Flügel  und  Schwanz  charakteristische  Zeichnungen  trägt.  Ein  Schatten¬ 
vogel  ( Scopus  umbrella )  ist  auf  der  Fischjagd  begriffen.  Der  Feder¬ 
schopf  dieses  seltsamen  Vogels  ist  in  lebhafter  Bewegung;  er  scheint 
ärgerlich  zu  sein,  durch  uns  in  seiner  Beschäftigung  gestört  zu 
werden.  Dem  eigenartigen  Geschrei  nach,  das  allenthalben  vernommen 
wird,  müssen  die  Büsche  reiche  Völker  von  Perlhühnern  aufweisen. 
Ein  kleiner  Trupp  Papageien  fliegt  mit  flatternden  Flügelschlägen 
und  unter  gellendem  Geschrei  über  den  Fluß.  Aus  sicherer  Höhe 
beobachtet  uns  ein  Wiedehopf,  anscheinend  Upupa  africana ,  und  zeigt 


seine  radförmige  Haube.  Würger,  Drongos  und  Webervögel  beleben 
das  Gebüsch,  während  flinke  Skinke  ( Mobilia )  und  Agamen  über 
die  Felsen  und  Steine  huschen. 

Als  wir  wieder  im  Flußbette  des  Zambeze  schwimmen,  bemerke 
ich  am  Ufer  einige  Blumensauger,  die  Kolibris  Afrikas,  die  sich  auf 
den  Schilfstengeln  schaukeln.  Der  schwarzen  Oberseite  und  leuchtend 
roten  Brust  nach  dürften  es  Ginnyris  gutturalis  sein.  Als  uner¬ 
wünschte  Nachtgäste  stellen  sich  heute  besonders  zahlreich  die 
Mosquitos  ein.  Glücklicherweise  erhebt  sich  bald  eine  frische  Brise 
und  fegt  die  ganze  lästige  Gesellschaft  über  Bord. 

10.  Oktober.  Heute  am  letzten  Tage  unserer  Dampferfahrt 
treflen  wir  zunächst  auf  eine  Herde  von  ungefähr  12  Flußpferden. 
Auf  dem  Rücken  zweier  ausgewachsener  Exemplare  reitend  können 
wir  je  ein  Junges  bemerken ,  und  da  in  diesen  Tagen  ferner  ein 
Weibchen  erlegt  wurde,  das  einen  reifen  Embryo  im  Leibe  trug,  so 
dürfen  wir  um  diese  Zeit  die  Wurfperiode  des  Zambeze-Flußpferdes 
annehmen.  Der  Nestor  dieser  Herde,  ein  alter  Bulle,  machte  einen 
höchst  achtunggebietenden  Eindruck,  und  in  der  Tat  werden  diese 
alten  Männchen,  besonders  zur  Brunstzeit,  manchmal  recht  gefährlich. 
Am  Vormittage  fingen  unsere  Neger  einige  Fische,  die  ich  als 
Synodontis  zambezensis  bestimmen  konnte  und  deren  Fleisch  sich  als 
recht  wohlschmeckend  erwies.  Ein  riesiges  Krokodil,  dessen  Länge  ich 
auf  ungefähr  sechs  Meter  schätzte,  tauchte  im  Laufe  des  Tages  auf, 
und  all  die  bekannten  und  charakteristischen  Formen  der  Zambeze- 
tierwelt,  Silberreiher,  Sporengänse,  Graufischer,  Schreiseeadler,  Riesen¬ 
reiher,  Pelikane,  Ibisse  und  Bienenfresser  stellten  sich  wieder  zahl¬ 
reich  ein  und  belebten  in  bunten  Bildern  den  Strom.  Spät  abenfls 
umkreist  ein  Ziegenmelker,  dessen  Flügel  scheinbar  mit  langen 
Bändern  geziert  sind  und  der  sich  hierdurch  als  ein  Ruderflügel 
( Cos  metornis)  zu  erkennen  gibt,  einige  Male  das  Schiff,  und  vom 
Ufer  her  zeigt  ein  lautes  uhü-hu,  daß  eine  der  großen  afrikanischen 
Ohreulen  auf  der  Jagd  ist. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Zur  Nahrung  der  Maulwurfsgrille  (Gryllotalpa  vulgaris  L.J.  ln  No.  5 
p.  153  dieser  Zeitschrift  schneidet  mein  Freund  Hermann  Löns  die  Frage  an: 
»Was  frißt  die  Maulwurfsgrille?«  Ich  weise  auf  die  Arbeit  A.  Forels  im  »Bulletin 
de  la  Societe  Yaudoise  des  Sciences  Naturelles  1893«  hin.  Leider  liegt  mir  augen¬ 
blicklich  nur  meine  kurze  Notiz  darüber  vor.  Forel  fand  den  Magen  der  Maul- 


279 


wurfsgrille  mit  einem  Brei  gefüllt,  der,  wie  das  Mikroskop  lehrte,  zum  großem 
Teile  aus  tierischen  Kesten  —  Fett  und  Muskelzellen  —  bestand.  Nur  einige 
Bissen  pflanzlicher  Natur  fanden  sich  mit  den  Substanzen  tierischen  Ursprungs 
gemischt.  Nach  Forels  Ansicht  nährt  sich  die  Maulwurfsgrille  hauptsächlich 
von  Gewürm  (vers)  und  andern  kleinen  unterirdischen  Tieren.  Freilich  gibt  auch 
er  zu,  daß  sie  der  Abwechselung  halber  einige  zarte  Pflanzenwurzeln  genießt,  ferner, 
daß  sie  die  Wurzeln,  die  ihr  im  Jagdgebiete  hinderlich  sind,  abbeißt.  —  Die  von 
Forel  vertretene  Ansicht  dürfte  heutzutage  wohl  die  meiste  Anerkennung  und  Be¬ 
stätigung  gefunden  haben.  So  sagt  auch  Prof.  Dr.  A.  B.  Frank  in  seinem  Buche 
»Die  tierparasitären  Krankheiten  der  Pflanzen«  (Breslau,  Eduard  Trewendt)  folgendes: 
Die  Maulwurfsgrille  »wird  in  Gärten  und  in  Saatbeeten  der  Gehölze,  aber  bisweilen 
auch  auf  Ackern  an  Getreide  und  Rüben  dadurch  sehr  schädlich,  daß  sie,  obgleich 
sie  vorwiegend  tierischer  Nahrung  nachgeht,  doch  den  Boden  stark  durchwühlt 
und  auflockert,  indem  sie  Gänge  in  der  Nähe  der  Bodenoberfläche  gräbt,  wöbe* 
sie  junge  Pflänzchen  aushebt  und  die  Wurzeln,  selbst  diejenigen  kräftiger  Gemüse¬ 
pflanzen,  durchbeißt«.  —  Schließlich  erinnere  ich  an  die  Beobachtung  des  alten 
Nördlinger,  der  bei  einer  mit  dem  Spaten  halbierten  Maulwurfsgrille  sah,  wie  das 
Vorderende  das  abgetrennte  Hinterstück  aufzufressen  begann. 

Dr.  H.  Reeker. 

Das  Vorkommen  des  Schakals  ( Canis  aureus  L.)  in  Dalmatien. 
(Vorläufige  Mitteilung).  Auf  der  Rückreise  aus  Montenegro  besuchte  ich  die  für 
das  Auftreten  des  Schakals  fraglichen  Gegenden  der  Ostküste  der  Adria,  um  seine 
heutige  Verbreitung  noch  näher  festzustellen.  Nachfragen  und  selbstgemachte 
Jagden  bei  Slano  im  Bezirk  Ragusa  auf  dem  Festlande  ergaben,  daß  der  Schakal 
noch  jetzt  in  der  Umgebung  dieses  Städtchens,  wenn  auch  nicht  in  großer  Anzahl, 
so  doch  allgemein  vorhanden  ist. 

Slano,  24.  Juli  1905.  Prof.  A.  Pichler. 

Das  Dreihorn  ( Geotrupes  typhoeus),  der  hübsche  Roßkäfer  mit  den  drei 
nach  vorn  gerichteten  Hörnern  auf  dem  Halsschild  (im  männlichen  Geschlecht), 
wurde  von  uns  vor  dem  Oberolmer  Wald  gefangen.1)  —  Von  29  im  März  und 
April  1905  ausgeschlüpften  Exemplaren  der  Kiefer  n-Ivam  mhorn  wes  p  e(Lophyrus 
pini )  waren  27  Weibchen  und  nur  2  Männchen.  Starke  Überzahl  der  Weibchen ! 

Wilhelm  Schuster. 

Ehrung.  Dem  Direktor  des  Königsberger  Tiergartens,  Herrn  Kgl.  Kom¬ 
missionsrat  H.  Cl.aaß,  ist  der  Rote  Adler-Orden  IV.  Klasse  verliehen  worden. 
Die  Auszeichnung  wurde  ihm  am  14.  Mai  durch  den  Herrn  Oberpräsidenten 
v.  Moltke  überreicht.  Bttgr. 

Brutstätten  der  Lachmöwe.  Auf  der  Westfälischen  Au  im  Rheinbett 
bei  Niederingelheim  brüten  alljährlich  ein  oder  zwei  Paare  von  Xema  ridibundum. 
Dasselbe  gilt  von  den  großen  Mooser  Teichen  im  Vogels berg.  Am  Rhein  von 
Mainz  stromaufwärts  dürften  überall  auf  Einzelstationen  in  Zwischenräumen  von 
15-20  km  einige  Lachmöwen  nisten  (ich  kenne  diesen  Teil  des  Rheinlaufs  noch 
zu  wenig,  um  sichere  Auskunft  geben  zu  können).  Auf  dem  Rheinsand  bei 
Straßburg  konstatierte  ich  im  Sommer  1904  wenigstens  ein  Dutzend  Lachmöwen 


i )  Ich  kenne  ihn  auch  aus  Nieder ingelhehner  Gemarkung-. 


Bttgr. 


280 


als  Brutpaare.  —  Ein  Kaufmann  K  roh  n  (Hamburg)  verzeichnet  auf  einer  Lach- 

möwen-Skizze  in  der  »0.  M.«  keine  der  genannten  Brutstätten  (für  den  Rhein 

überhaupt  keine!).  Als  Schuld  für  die  erschreckliche  Verminderung  der  Möwen 
und  Seeschwalben  in  Deutschland  wird  »lediglich  die  Kultur«  angegeben.  Hin¬ 
gegen  heißt  es  betreffs  des  Eierraubs  an  den  Siedelungen  der  Lachmöwen,  daß 
»solches  erfahrungsmäßig  keine  Schädigung«  sei  (S.  214).  So  kann  doch  wohl 

nur  der  ungenaue  (um  nicht  zu  sagen:  oberflächliche)  Beobachter  urteilen - , 

bezw.  der  Eiersammler  selbst!  Alle  sachverständigen  Beobachter  (u.  a.  Clodius, 

Christoleit,  Henrici,  Rohweder,  Leege)  stimmen  darin  überein,  daß  gerade  der  un¬ 
eingeschränkte  schändliche  Eierraub  an  den  deutschen  Küsten,  der  auch 
nicht  einmal  ein  einziges  Nachgelege  aufkommen  läßt,  die  Hauptursache  des 
Rückgangs  des  deutschen  Möwenbestandes  ist,  wie  ich  das  in  No.  1  des  Jahrg.  29 
der  »0.  M.«  1904  ausgeführt  habe  (in  »Mehr  Schutz  den  Seevögeln!«)  und  in 
der  »Zeitschrift  für  Oologie  und  Ornithologie«,  bezw.  der  »Ornithologischen  Rund¬ 
schau«  weiterhin  ausführen  werde. 

Wilhelm  Schuster,  Pfarrer. 

Fortpflanzung  des  Kranichs  ( Grus  grus  L.)  in  der  Gefangenschaft. 
Ein  Paar  Kraniche  hat  in  Skansens  Zoologischem  Garten  zu  Stockholm  seit  1896 
siebzehn  Junge  ausgebracht. 

Folgende  Tabelle  zeigt  die  verschiedenen  Bruten. 

Eiablage  Brütezeit  Junge 


1896 

10/5  und  13/5 

8/6  und 

9/6 

2 

1897 

6/5 

7/5 

8/6 

2 

1898 

5/5 

7/5 

13/6 

15/6 

2 

1899 

30/4 

2/5 

31/5 

1/6 

2 

1900 

5/5 

3» 

9/5 

5/6 

1 

1901 

7/5 

» 

9/5 

4/6 

» 

/6 

2 

1902 

9/5 

6/6 

1 

1903 

25/4 

27/4 

30/5 

1/6 

2 

1904 

5/5 

7/5 

3/6 

4/6 

2 

1905 

8/5 

10/5 

5/6 

1 

Alarik  Behm. 

Neue  Säugetiere  XV.  (Für  I — X  vergl.  Zool.  Garten  Jahrg.  1903  p.  131, 
für  XI  Jahrg.  1903  p.  267,  für  XII  und  XIII  Jahrg.  1904  p.  69  und  290  und  für 
XIV  Jahrg.  1905  p.  88.) 

90.  Schöne  Abbildungen  von  Wards  Zebra  (Equus  ivardi  n.  spO,  vermut¬ 
lich  aus  dem  Gebiete  zwischen  den  Quellflüssen  des  Tana  und  dem  Rudolfsee  in 
Ostafrika,  bringt  J.  C.  Ewart  in  Proc.  Zool.  Soc.  London  1904  II  p.  181 — 183, 
Fig.  35—36. 

91.  Eine  farbige  Abbildung  von  Bedfords  Flatterhund  ( Scotonycteris 
bedfordi  Oldf.  Thos.)  aus  Fernando  Po  hat  Oldfield  Thomas,  ebenda  p.  187 — 188, 
Taf.  13.  Die  Art  besitzt  wesentlich  kleinere  Ohren  wie  die  Festlandsform  S.  zenkeri 
Matsch,  aus  Kamerun. 

92.  Wald  sch  wein  (Hylochoerus  meinertzliageni  n.  gen.  et  sp.  Oldf.  Tho¬ 
mas,  ebenda  p.  193,  Taf.  14 — 15)  aus  dem  Waldgebiete  zwischen  dem  Berg  Kenia 
und  dem  Viktoria  Nyanza  in  Englisch-Ostafrika.  Zähne  und  Schädel  werden  be- 


281 


schrieben  und  abgebildet.  Die  höchst  auffallende  Novität  stellt  zwischen  Potamo- 
clioerus  und  Phacoclioerus  in  der  Mitte. 

93.  Eine  für  die  Unterscheidung  der  16  bis  jetzt  bekannten  Pfeifhasen 
( Ochotona ,  früher  Lagomys) wichtige  Übersicht  bringt  J.  Lewis  Bonhote,  ebenda 
p.  205 — 220.  Neu  Wards  Pfeifhase  ( Ochotona  wardi  n.  sp.)  aus  Kaschmir, 
verwandt  0.  koslowi  (Büchn.),  pusilla  (Pall.)  und  rufescens  (Gray),  aber  Oberseite 
nicht  gleichfarbig,  Sommerkleid  graulich  mit  rotem  Kopf  und  Schultern  und  ohne 
das  weiße  Halsband  der  0.  rufescens.  —  Kopf  und  Rumpf  187,  Hinterfuß  25, 
Ohr  22^2  mm. 

94.  R.  Lydekker  reproduziert  alte  Gemälde  von  Giraffen-  und  Zebra-Formen 
ebenda  p.  339 — 345.  Fig.  85 — 86  stellen  augenscheinlich  Nubische  Giraffen  (Giraffa 
camelopardalis  typ.),  Fig.  87  Kap-Giraffen  (G.  camelopardalis  capensis ),  Fig. 
88 — 89  Bergzebras  (Equus  zebra)  dar. 

95.  Derselbe  bringt  ebenda  p.  345 — 346,  Taf.  23  in  prächtigem  Farben¬ 
druck  Köpfe  von  zwei  Lorisformen,  nämlich  von  Nycticebus  tardigradus  malaya- 
nus  und  subsp.  hilleri  und  von  Loris  gracilis  typ.  und  subsp.  ceylanica. 

96.  Marrills  Gazelle  (Gazella  marrilli  n.  sp.  Oldf.  Thomas,  ebenda 
p.  347,  Fig.  90)  aus  Palästina.  Habitus  und  Färbung  wie  bei  G.  cuvieri,  aber  in 
Schädelgröße  und  Form  und  Entwicklung  der  Hörner  merklich  zurückstehend  hinter 
dieser  Art  des  Atlasgebirges.  Die  Hörner  sind  S-förmig  gebogen  und  haben  nur 
10 — 12  Ringfalten.  Von  G.  arabica  trennt  sie  sich  durch  die  bedeutendere  Größe. 

97.  Baron  W.  Rothschild  hat  neue  Mitteilungen  über  die  anthropoiden 

Affen,  ebenda  p.  413 — 440.  Er  unterscheidet  in  der  Gattung  Gorilla  Matsch.  1. 
G.  gorilla  (Js.  Geoffr.)  (Schädel  Fig.  99 — 100)  mit  subsp.  castaneiceps  Slack  vom 
Gabun  und  Ogowe,  G.  gorilla  matschiei  n.  subsp.  p.  415  (Schädel  Fig.  101 — 102) 
aus  Süd-Kamerun  und  G.  gorilla  diehli  Matsch.  (Schädel  Fig.  103)  und  2.  G. 
beringen  Matsch.  (Schädel  Fig.  104)  aus  Deutsch-Ostafrika,  in  der  Gattung  Simia 
L.  1.  S.  satyrus  L.  (Kopf  und  Schädel  Fig.  105 — 107  und  Eckzahn  109,1)  von 
Kamerun  bis  Ogowe,  2.  S.  calva  (Du  Ch.)  aus  Süd-Kamerun  uud  Gabun,  3.  S. 
vellerosa  (Gray)  (Vollbild  Taf.  24,  Schädel  Fig.  108  und  Eckzahn  109,2)  aus  Nord- 
Kamerun,  4.  S.  schweinfurthi  Gigl.  (Photographie  Fig.  110)  aus  dem  Sudan  und 
Uganda,  5.  S.  fusca  (A.  B.  Mey.)  von  der  Goldküste,  6.  S.  leucoprymna  Less. 
von  Sierra  Leone  und  West-Liberia,  7.  S.  chimpanse  (Matsch.)  aus  Senegambien 
und  8.  S.  pygmaea  raripilosa  n.  subsp.  (p.  422  und  428,  Kopf  Fig.  111)  aus 
Französisch-Kongo.  —  Nach  weiteren  Bemerkungen  p.  429 — 430  erkennt  Verf.  von 
Simia  5  Arten  mit  folgenden  Namen  an  1.  S.  vellerosa  (Gray)  typ.  und  subsp. 
fidiginosa  (Schauf.)  vom  Kongo,  2.  S.  satyrus  L.  typ.  und  subsp.  marungensis 
Noack  (Kopf  Fig.  112)  vom  mittleren  Kongo  und  subsp.  schweinfurthi  Gigl.,  3. 
S.  koolookamba  (Du  Ch.)  (Kopf  Fig.  115)  und  4.  S.  aubryi  (Grat.  Al.),  beide  von 
Kamerun  bis  Gabun,  sowie  5.  S.  pygmaea  Schreb.  (Kopf  Fig.  113)  vom  Kongo 
mit  den  4  Subspecies  fusca  A.  B.  Mey.,  leucoprymna  Less.,  chimpanse  Matsch. 
(Kopf  Fig.  114)  und  raripilosa  Rothscli.  Was  die  O rangformen  anlangt,  so  unter¬ 
scheidet  Bar on  Rothschild  nur  eine  Art  mit  8  Unterarten.  Abgebildet  werden 
Pongo  pygmaeus  f.  agrias  Schreb.  (Schädel  Fig.  116)  und  f.  pygmaea  L.  (Schädel 
Fig.  117),  beide  aus  Borneo.  Bttgr. 


282 


Literatur. 

Die  Hinterleibsanhänge  der  Libellen  und  ihrer  Larven  von  Dr. 
Richard  Heymons.  Sep.-Abdr.  aus  dem  XIX.  Band  der  Annalen  des 
k.  k.  Naturhistorischen  Hofmuseums.  Wien,  1904. 

Wer  nicht  speziell  in  das  hier  behandelte  sehr  schwierige  Thema  eingeweiht 
ist,  dem  wird  vor  allem  Abschnitt  IV  »Zusammenfassung«  ff.  lesenswert  sein.  Bei 
den  Odonaten  unterscheidet  man  zwei  Hauptgruppen,  die  Zygoptera  uud  die  Ani- 
soptera.  Bei  jenen  sind  die  Organisationsverhältnisse  als  einfachere  und  ursprüng¬ 
lichere  anzusehen.  Die  Zygopterenlarven  schlüpfen  in  einem  (Stadium  aus  dem  Ei, 
in  dem  ihr  Körper  wegen  des  Vorhandenseins  dreier  langer  Schwanzborsten 
(Appendices)  —  Anhangsgebilde  des  2.  Abdominalsegments  —  etwas  Thysanuren- 
ähnliches  hat.  Bei  den  landbewohnenden  Thysanuren  bleibt  dieser  Zustand  zeit¬ 
lebens  erhalten,  bei  den  Zygopterenlarven  führt  aber  die  Anpassung  an  den  Aufent¬ 
halt  im  Wasser  dahin,  daß  die  erwähnte  Thysanurenähnlichkeit  im  weiteren  Ver¬ 
laufe  des  Larvenlebens  stark  beeinträchtigt  wird.  Die  drei  Schwanzfäden  werden 
zu  Respirationsorganen.  Über  die  weitere  Entwickelung  s.  S.  48  ff. !  —  Gegen 
diese  Arbeit  hat  Handlirsch,  dessen  Anschauungen  hier  teilweise  korrigiert  werden 
sollen,  bereits  eine  neue  Abhandlung  geschrieben ;  wer  von  beiden  recht  behält, 
muß  die  weitere  Forschung  entscheiden.  Wilhelm  Schuster. 


Gemeinverständliche  Dar wini stisclie  Vorträge  und  Abhandlungen, 
herausgeg.  v. Dr.  W.  Breitenbach  in  Brackwede.  Heft  13:  Prof.  Dr.  A.  Jacob i, 
Die  Bedeutung  der  Farben  im  Tierreiche.  Brackwede,  Verlag  von  Dr.  Breiten¬ 
bach  &  Hörster,  1904.  8°.  56  pag.,  2  Fig.  —  Preis  M.  1. — . 

Seit  Jahrtausenden  haben  die  Menschen  die  wunderbare  Farbenpracht  der 
Tiere  angestaunt,  ohne  dafür  eine  ausreichende  Erklärung  zu  finden.  Man  glaubte 
und  beruhigte  sich  dabei,  der  Schöpfer  habe  die  Tierwelt  so  schön  geschmückt, 
damit  sie  das  Auge  der  Menschen  erfreuen  möchten.  Erst  der  Darwinschen  Theorie 
war  es  Vorbehalten,  eine  befriedigende  Erklärung  für  die  Mannigfaltigkeit  der 
Färbungen  und  Zeichnungen  der.  Tiere  zu  geben,  und  auf  keinem  andern  Gebiete 
der  biologischen  Forschung  hat  sich  die  erklärende  Kraft  der  Zuchtwahllehre 
glänzender  bewährt  wie  grade  auf  diesem.  Der  Verfasser  behandelt  in  der  vor¬ 
liegenden  Schrift  die  ganze  Frage  in  mustergültiger  Weise  und  zeigt  an  gut  ge¬ 
wählten  Beispielen,  daß  die  Färbung  der  Tiere  im  allgemeinen  so  gut  wie  die 
kleinsten  Einzelheiten  der  oft  so  verwickelten  Zeichnung  immer  von  Bedeutung  für 
den  Träger  selbst  sind,  und  daß  sie  nur  verstanden  werden  können  auf  Grund  der 
Darwinschen  Lehre,  sodaß  sie  ihrerseits  zu  einer  der  festesten  Stützen  dieser  Lehre 
geworden  sind.  Er  weist  vor  allem  zuerst  nach,  daß  die  Färbung  für  die  Tiere 
zweckdienlich  sein  müsse,  weil  sie  beständig  zu  sein  pflegt,  und  bespricht  sodann 
die  Frage,  wie  sich  die  Tierfarben  —  Pigmente  und  Strukturfarben  —  darstellen 
und  in  welcher  Weise  sie  von  den  Lebensbedingungen  —  Licht  und  Wärme,  Feuchtig¬ 
keit  und  Nahrung  — •  abhängen.  In  dem  Kapitel  »Die  verschiedenen  Arten  der 
Tierfärbung«  beleuchtet  der  Verfasser  zuerst  die  gleichmäßige  Verbreitung  der 
Färbungen  von  Tieren  der  Wüste,  der  Polargegenden  und  der  Hochsee,  dann  die 
schwieriger  zu  erklärende  Wiederkehr  gewisser  Farben  und  Färbungen  über  große 


283 


Strecken  der  Erde  hin  und  wendet  sich  endlich  zu  den  so  interessanten  Abschnitten 
über  Erkennungs-  und  Schutzfarben,  über  Somatolyse  oder  Körperauflösung  (bei 
Buntspecht,  Zebra,  Tiger  und  Schwärmerraupen)  und  über  Trutz-,  Warn-,  Ekel- 
und  Schreckfarben  und  über  Geschlechtsfarben.  Besonders  beachtenswert  und  lehr¬ 
reich  ist  das  Schlußkapitel  von  der  Entstehung  dieser  im  vorhergehenden  geschil¬ 
derten  Färbungen  und  Zeichnungen.  Es  wäre  dabei  vielleicht  stärker  zu  betonen 
gewesen,  daß  gewisse  Pigmente  als  Residua  und  Relikte  von  Nahrungsmitteln  im 
Körper  verbleiben,  irgendwo  ausgeschieden  werden  müssen  und  da  zur  Ablagerung 
gelangen,  wo  sie  dem  Leben  des  Trägers  nicht  schaden,  ja  ihm  nützen  können 
(Dunkle  Farben  auf  der  Schale  der  Landschnecken  in  temperierten  Klimaten,  Ab¬ 
lagerung  brauner  oder  schwarzen  Überzüge  im  Innern  der  Schale  bei  den  weißen 
Wüstenschnecken  u.  s.  w.).  —  Von  ein  paar  kleinen  Irrtümern  bitten  wir  Notiz 
zu  nehmen.  Auf  p.  13  muß  es  statt  Kleiner  Brennnesselfalter  besser  »Landkärtchen«, 
auf  p.  19  unter  Fig.  2  »6r.  soemmerringi «,  nicht  soemmeringi  heißen;  p.  37  wird 
die  Unke  nicht  giftig  genannt,  was  für  ihr  Hautsekret  nicht  zutriftt.  Ebenda 
wäre  wohl  besser  »Blut«  statt  Gelenköl  zu  sagen.  Auch  der  »Saft«  und  die 
»Flüssigkeit«  der  Heliconier  auf  p.  38  ist  nichts  anderes  wie  Blut.  Bei  dem  Flug¬ 
drachen  auf  p.  45  besitzt  auch  das  Weibchen  den  bunten  Fallschirm,  nicht  aber 
den  grell  gefärbten  und  oft  sehr  langen  Ke  hl  sack,  der  das  Männchen  auszeichnet.  — 
Wir  können  die  lehrreiche  und  zum  Nachdenken  anregende  Schrift  allen  denen 
empfehlen,  die  einen  Einblick  gewinnen  wollen  in  den  ursächlichen  Zusammenhang 
der  Erscheinungen  in  der  organischen  Natur.  Bttgr. 


Smith sonian  Institution  (U.  S.  Nat.  Museum).  Bull.  U.  S.  Nat.  Museum 
No.  50:  R.  Ridgway,  The  Birds  of  North  and  Middle  America  Part  III. 
Washington,  Governm.  Print.  Office,  1904  (1905).  8°.  20,  801  pag.,  72  Fig. 
auf  19  Taf. 

Es  ist  dies  der  dritte  Band  der  großartig  angelegten  und  musterhaft  durch¬ 
geführten  Monographie  der  Vögel  von  Nord-  und  Mittelamerika,  deren  erster  1901 
und  deren  zweiter  19031)  erschienen  ist.  Er  enthält  die  Bachstelzen  ( Motacillidae ), 
Schwalben  ( Hirundinidae ),  Seidenschwänze  ( Ampelidae ),  die  spezifisch  amerikanischen 
Familien  der  Ptilogonatidae ,  Dulidae  und  Vireonidae,  die  Würger  ( Laniidae ),  Raben 
( Corvidae ),  Meisen  ( Paridae ),  Kleiber  ( Sittidae ),  Baumläufer  (Certhiidae),  Zaun- 
scblüpfer  (Troglodytidae),  Wasseramseln  ( Cinclidae ),  Chamaeidae  und  Grasmücken 
( Sylviidae) ,  sodaß  in  den  drei  jetzt  fertigen  Bänden  an  die  1250  Arten  und  Unter¬ 
arten  oder  etwa  2/5  der  Gesamtsumme  der  in  Nord-  und  Mittelamerika  wohnenden 
Vögel  abgehandelt  sind.  Wie  groß  das  Einzelmaterial  ist,  auf  das  sich  der  Ver¬ 
fasser  bei  seinen  Untersuchungen  stützt,  läßt  sich  z.  B.  aus  der  Zahl  der  Zaun¬ 
könig-Bälge  erkennen,  die  er  durchgesehen  und  gemessen  hat;  es  sind  nicht  weniger 
als  3818  Stück.  Anerkannt  werden  in  dem  vorliegenden  Bande  70  Gattungen  mit 
429  Arten  und  Unterarten,  von  denen  viele  von  dem  Autor  selbst  aufgestellt,  zu¬ 
meist  aber  bereits  früher  von  ihm  anderweit  beschrieben  worden  sind.  Neu  zu 
sein  scheinen  mir  nur  Budytes  flavus  alascensis  n.  subsp.  p.  8  u.  737  von  Alaska, 
Steig idopteryx  salvini  n.  sp.  p.  62  von  Mexico  bis  Chiriqui,  die  neue  Schwalben¬ 
gattung  Lamprochelidon  n.  gen.  für  Hirundo  euchrysea  Goße  und  H.  sclateri 
Cory  p.  100  u.  740,  Vireosylva  gilva  brewsteri  n.  subsp.  p.  158  u.  741  aus  West- 


9  Vergl.  unsere  Besprechungen  im  Zool.  Garten  1902  p.  238—239  und  1904  p.  134—135 


284 


mexico  und  V.  josephae  costaricensis  n.  subsp.  p.  159  u.  741  aus  Costa  Rica,  Vireo 
huttoni  mexicanus  n.  subsp.  p.  196  u.  742  aus  Mexico  und  Guatemala,  V.  huttoni 
cognatus  n.  subsp.  p.  199  u.  748  aus  Niederkalifornien  und  V.  belli  arizonae  n. 
subsp.  p.  207  u.  743  aus  Arizona,  Texas  und  Mexico,  Vireolanius  pulchellus 
viridiceps  n.  subsp.  p.  244  u.  744  von  Yeragua  bis  Panama,  Lanius  ludovicianus 
mearnsi  n.  subsp.  p.  252  u.  745  von  Inseln  an  Kalifornien,  Aphelocoma  unicolor 
caelestis  n.  subsp.  p.  345  aus  Guatemala  und  Chiapas,  Baeolophus  atricristatus 
sennetti  n.  subsp.  p.  386  aus  Centraltexas  und  B.  inornatus  restrictus  und  B.  inor- 
natus  murinus  n.  subsp.  p.  389  u.  751,  beide  aus  Kalifornien,  Psaltriparus  minimus 
saturatus  n.  subsp.  p.  434  u.  752  vom  Puget-Sund  und  die  neue  Zaunschlüpfer¬ 
gattung  Nannorchilus  n.  gen.  für  Troglodytes  leucogaster  Gould  p.  617.  Von 
p.  737  ab  folgen  Nachträge,  Berichtigungen  und  ein  bis  ins  kleinste  genau  aus¬ 
gearbeitetes  Register.  Auf  19  Tafeln  sind  wie  in  den  früheren  Bänden  die  Merkmale 
der  sämtlichen  angenommenen  Gattungen  sehr  übersichtlich  und  sauber  abgebildet. 
—  Die  ganze  Arbeit  ist  eine  Meister-  und  Musterleistung.  Bttgr. 


Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Die  Tiere  der  Erde.  Eine  volkstümliche  Übersicht  über 
die  Naturgeschichte  der  Tiere.  Mit  über  1000  Abbildungen  und  25  farbigen 
Tafeln.  Jetzt  vollst.  in  50  Lief,  ä  M.  0.60.  Stuttgart  u.  Leipzig,  Deutsche 
Verlags- Anstalt,  1905.  Gr.  4°.  Lief.  45 — 50. 

Mit  der  soeben  erfolgten  Ausgabe  der  Lieferungen  45— 501)  sind  Marshalls 
»Tiere  der  Erde«  komplett  geworden,  und  das  Prachtwerk  wird  mit  den  drei 
stattlichen  Bänden,  in  die  es  zerfällt,  ohne  Zweifel  jeder  deutschen  Hausbibliothek 
zur  Zierde  gereichen.  In  Lief.  45  beendet  der  Verfasser  die  Schilderung  der  Fische 
mit  der  bildlichen  Darstellung  einiger  sehr  seltenen,  in  deutschen  zoologischen 
Werken  noch  nicht  abgebildeten  Arten  von  Rochen  und  behandelt  dann  kurz  die 
Naturgeschichte  der  Manteltiere  und  Weichtiere.  Es  sind  wieder  ein  paar  kleine 
Bemängelungen,  die  wir  zu  machen  haben,  die  aber  dem  großartig  angelegten  und 
durchgeführten  Werke  in  keiner  Weise  Abbruch  tun  sollen.  Die  Zahl  der  Heliciden 
schlägt  unser  Autor  p.  259  mit  4000  Arten  wohl  zu  gering  an.  L.  Pfeiffer 
kannte  im  Jahre  1877  bereits  30  000  Heliceen;  wir  sagen  nicht  zuviel,  wenn  wir 
die  Anzahl  der  bis  heute  beschriebenen  Landschnecken  auf  50  000  schätzen.  Aller¬ 
dings  hat  der  Umfang  der  Familie  »Helicidae«  vielfache  Wandlungen  erfahren, 
da  einige  Forscher  neuerdings  u.  a.  die  Bulirainiden,  Pupiden,  Clausiliiden  (allein 
über  1000  Arten)  und  Stenogyriden  von  den  Heliciden  abzutrennen  versucht  haben. 
Die  als  Geldmünze  dienende  Kaurischnecke  (p.  261)  ist  übrigens  Cypraea  moneta  L., 
nicht  caurica.  Lief.  46 — 48  und  ein  Teil  der  Lief.  49  beschäftigen  sich  mit  den 
Gliederfüßern  und  bringen  auch  dem  Berufszoologen  eine  Fülle  neuer  Bilder  und 
ihm  unbekannter  Lebensgewohnheiten.  Blatta  germanica  (p.  269)  dürfte  wie  ihre 
ganze  Sippschaft  Europa  ursprünglich  fremd  gewesen,  aber  schon  früh  eingeschleppt 
worden  sein;  wir  halten  ihr  gelegentliches  Auftreten  im  Freien  für  eine  neuere 
Anpassung  an  unser  kälteres  Klima.  Bei  der  Abbildung  des  Ameisenlöwen  auf 
p.  272  hätte  bemerkt  werden  müssen  »vierfache  Vergrößerung«.  (Der  Ausdruck 
auf  p.  273  »die  etwa  130  Arten  (?mm)  klafternde«  Art  bezieht  sich  wahrscheinlich 

*)  Vergl.  die  Besprechungen  der  früheren  Lieferungen  im  Zool.  Garten  Jahrg.  1904 
p.  99-100  und  1905  p.  26—27  und  28—29. 


285 


auf  dies  Versehen !).  Bei  uns  heißt  im  Volksmunde  Rkizotrogus  (p.  280)  »der 
Junikäfer«,  Phyllopertha  aber  hat  keinen  eigentlichen  Volksnamen.  Auf  p.  284 
muß  es  heißen  » Entimus «  statt  Eutimus.  Daß  (p.  288)  die  Chrysididen  stechen 
können,  ist  mir  nicht  hekannt;  ich  habe  Dutzende  dieser  schönen  Wespen  gefangen, 
ohne  daß  ich  je  gestochen  worden  wäre.  Die  pag.  307  erwähnte  Erscheinung  bei 
den  Rohreulen  —  »das  Öligwerden«  —  hätte  als  solches  angedeutet  werden  müssen. 
Unter  den  Abbildungen  auf  p.  311  und  312  wird  es  statt  Cypressenschwärmer 
»Cypressenspinner«  heißen  müssen.  Die  Spinnen  haben  nicht  6  oder  8  »Paar« 
(p.  327)  Augen ,  sondern  6  oder  8  einfache  Augen.  Interessant  für  viele  Leser 
dürfte  die  Notiz  über  Ethusa  granulata  (p.  332)  sein,  eine  Krabbe,  die  bis  zu 
2000  m  Meerestiefe  vorkommt.  »Während  die  Art  im  flachen  Wasser  gut  ent¬ 
wickelte  Augen  hat,  besitzen  Exemplare  aus  180  —  700  m  Tiefe  nur  noch  die  Augen¬ 
stiele,  haben  aber  ihre  Augen  und  ihre  Sehkraft  eingebüßt.  In  noch  größeren 
Tiefen,  bis  zu  2000  m,  gehen  auch  die  Augenstiele  verloren.«  Bei  den  Limuliden 
p.  337  hätte  auf  den  Grund  ihrer  jetzigen  eigentümlichen  Verbreitung  —  sie  waren 
schon  im  Jura  in  typischer  Form  vertreten  —  hingewiesen  werden  dürfen.  Der 
Rest  von  Lief.  49  beschäftigt  sich  mit  den  Würmern,  Stachelhäutern  und  Hohl¬ 
tieren.  Hier  (p.  342)  würde  ich  bitten  die  angeblich  deutschen  Namen  »Binnen- 
und  Außenäftler«  zu  vermeiden.  Lief.  50  endlich  bringt  den  Schluß  der  Hohl¬ 
tiere,  die  Urtiere  und  das  ausführliche  Register. 

Wir  wiederholen,  was  wir  schon  bei  Besprechung  der  früheren  Lieferungen 
gesagt  haben.  Der  Verfasser  hat  in  diesem  schönen  Werke  mit  seltenem  Feinge¬ 
fühl  die  Forderungen  der  Wissenschaft  und  des  Belehrung  suchenden  Laien  zu¬ 
gleich  zu  befriedigen  verstanden;  die  Darstellung  ist  ebenso  exakt  und  gediegen 
wie  lebendig  und  anregend,  sodaß  man  »Die  Tiere  der  Erde«  als  das  Muster  eines 
modernen  populärwissenschaftlichen  Werkes  bezeichnen  darf.  Was  dieser  Tierkunde 
aber  noch  einen  weiteren,  besonderen  Wert  verleiht,  ist  das  reiche,  über  1200  Ab¬ 
bildungen  und  25  farbige  Tafeln  umfassende  Illustrationsmaterial,  das  ausschlie߬ 
lich  auf  Naturaufnahmen  beruht  und  die  ganze  Fauna  der  Erde  in  denkbar 
größter  Anschaulichkeit  und  Lebenswahrheit  vorführt.  Bttgr. 


Dr.  Th.  Zell,  Tierfabeln  und  andere  Irrtümer  in  der  Tierkunde.  Stuttgart, 
Franckh’scher  Verlag,  1905.  8°.  8,  84  pag.,  1  Taf.  —  Preis  M.  1. — . 

Das  zeitgemäße  und  anregende  Werkchen  geht  von  der  Tatsache  aus,  daß 
eine  große  Anzahl  von  naturgeschichtlichen  Ansichten  allgemein  als  ausgemachte 
Wahrheiten  angesehen  werden,  während  sie  es  in  keiner  Weise  sind.  Bei  vielen 
ist  es  zum  mindesten  sehr  zweifelhaft,  ob  sie  wahr  sind.  Wie  notwendig  die  Be¬ 
kämpfung  solcher  Irrtümer  ist,  liegt  klar  auf  der  Hand.  Nicht  nur  in  unsern 
Schulbüchern  wimmelt  es  davon,  sondern  selbst  in  wissenschaftlichen  Werken  machen 
sie  sich  breit.  Um  Mißverständnisse  zu  vermeiden,  betont  der  Verfasser  übrigens, 
daß  in  dem  vorliegenden  Buche  auch  Fälle  behandelt  worden  sind,  bei  denen  die 
Unwahrheit  noch  nicht  völlig  ausgemacht  ist.  Er  hält  es  für  verdienstlich,  auch 
auf  solche  Fälle  einzugehen  und  auf  die  Wahrscheinlichkeit  ihrer  Unrichtigkeit 
hinzuweisen,  um  zur  Klärung  der  Sachlage  beizutragen.  —  In  einem  Allgemeinen 
Teil  behandelt  er  nun  in  acht  Kapiteln  ausführlicher  die  Fragen:  1.  Können  alle 
Tiere  schwimmen?  2.  Kommt  Selbstmord  bei  Tieren  vor?  3.  Die  Überschätzung 
der  Schutz-  und  Trutzfarben.  4.  Tapfere  und  feige  Tiere.  5.  Die  Notwendigkeit 


286 


der  Existenz  von  Raubtieren.  6.  Kommt  Inzucht  bei  freilebenden  Tieren  vor?  7. 
Das  Musikverständnis  der  Tiere,  und  8.  Die  Rundäugigkeit  der  Tiere,  namentlich 
der  Alfen.  In  einem  Besonderen  Teil  erörtert  er  sodann  fünf  weitere  recht  inter¬ 
essante  Fragen,  nämlich:  1.  Weshalb  verschlingen  manche  Wassertiere  große 
Steine?  2.  Die  Fabel  von  Affenbrücken  und  dem  Kreisbilden  der  Pferde.  3.  Die 
Freundschaft  zwischen  Wolf  und  Fuchs  und  die  angebliche  Dummheit  des  Wolfes. 
4.  Schläft  der  Hase  mit  offenen  Augen?  und  5.  Wie  orientieren  sich  die  Brieftauben? 
und  bringt  in  einem  Anhänge  schließlich  noch  neun  kürzere  Mitteilungen  über 
Fabelhaftes  aus  dem  Leben  verschiedener  Tiere.  Der  Verfasser  arbeitet  in  erster 
Linie  mit  der  ihm  geläufigen  älteren  und  neueren  naturwissenschaftlichen  Literatur ; 
Experimente,  die  so  dringend  notwendig  wären,  hat  er  offenbar  nur  in  sehr  wenigen 
Fällen  angestellt.  Mit  beinahe  allem,  was  er  vorbringt,  können  wir  uns  trotzdem 
einverstanden  erklären,  aber  einiges  fordert  doch  unseren  Widerspruch  heraus. 
Es  sei  mir  gestattet,  auf  ein  paar  derartige  Fälle  hinzuweisen.  So  gefallen  mir 
p.  4  die  Ausdrücke  nicht,  daß  das  Känguruh  »ein  ziemlich  dummes  Geschöpf«  sei 
und  p.  23,  daß  »satte  Raubtiere  erbärmlich  feige  zu  sein  pflegen«,  ebensowenig 
die  Stelle  p.  12,  daß  »der  Gedankengang«  von  Pferden  und  Schafen,  die  wie 
unsinnig  in  den  brennenden  Stall  flüchten,  sei:  »Im  Stall  ist  es  am  sichersten!« 
Wir  rügen  diese  Entgleisungen  namentlich  aus  dem  Grunde,  weil  der  Autor  p.  12 
selbst  Anstoß  an  Ausdrücken  wie  »das  verständige  Benehmen  des  Maikäfers«  und 
»das  blödsinnige  Verbrennen  des  Skorpions«  nimmt  und  die  ganze  Sache  p.  20 
in  völlig  korrekter  Weise  bespricht.  Den  Eber  p.  21  einen  wehrhaften  »Pflanzen¬ 
fresser«  zu  nennen,  ist  zum  mindesten  ungenau.  Auch  der  Passus  p.  24  »Je 
fruchtbarer  ein  Tier  ist,  desto  eher  trotzt  es  dem  Tode«  könnte  irrig  verstanden 
werden,  obgleich  sich  aus  dem  Zusammenhang  ergibt,  daß  der  Verfasser  dem  Tiere 
dabei  keine  aktive  Rolle  zuschreibt.  Was  Zell  p.  24  und  25  über  den  Mangel 
mütterlicher  Liebe  und  Sorge  bei  Wildkatze,  Bärin  und  Reiher  erzählt,  scheint 
uns  selbst  in  das  Reich  der  Fabeln,  die  er  doch  mit  dem  vorliegenden  Buche  be¬ 
kämpfen  will,  zu  gehören.  Am  ärgsten  aber  verhaut  er  sich,  wenn  er  daselbst 
behauptet:  »So  ist  es  durchaus  nicht  unmöglich,  daß  ein  Naturforscher  im 
Rechte  ist,  der  folgende  Erklärung  gibt:  Der  Reiher  läßt  sich  nur  in  den  Jahren, 
wo  er  viele  Junge  hat,  einige  rauben,  weil  er  sie  insgesamt  doch  nicht 
großziehen  könnte!«  Beim  Kapital  vom  Verschlucken  von  Steinen  durch 
Robben  und  Krokodile  p.  52  ff.  müssen  wir  uns  doch  zu  allererst  fragen:  Sind 
die  beobachteten  Tatsachen  richtig?  Und  dann:  Sind  die  Steine,  die  sich  in  den 
Mägen  der  betreffenden  Säugetiere  gefunden  haben,  nicht  vielleicht  identisch  mit 
den  so  häufigen  kugeligen  Magensteinen  der  Kühe  und  Pferde,  die  in  vielen  Fällen 
ja  im  Innern  aus  verfilzten  Haaren  und  außen  aus  einer  harten,  glänzenden  Kruste 
bestehen?  Daß  nach  Zell  das  Verschlingen  von  Steinen  den  Zweck  haben  solle, 
die  Tiere  zu  befähigen  besser  zu  tauchen,  ist  mir  ganz  unwahrscheinlich,  und  noch 
befremdender  erscheint  die  Hypothese  p.  56,  daß  solche  Wassertiere  die  Steine 
am  Lande  wieder  von  sich  geben  könnten,  »wann  es  ihnen  paßt«.  An  die 
p.  63  ff.  erzählten  Geschichten  vom  indischen  und  vom  amerikanischen  Wolfe  glaube 
ich  auch  nicht:  unser  europäischer  Wolf  ist,  soweit  ich  ihn  in  der  Freiheit  kennen 
gelernt  habe  —  in  der  Rheinpfalz,  in  Siebenbürgen  und  in  Rumänien  —  ein 
scheues  Tier  mit  den  geistigen  Fähigkeiten  etwa  eines  osteuropäischen  Dorfhundes. 
Daß  Hasen,  die  sich  gedrückt  haben,  auf  ihre  Farbe  vertrauend  den  Wanderer, 
der  nicht  gerade  mit  einer  Flinte  bewaffnet  ist,  herankommen  lassen  —  daß  sie, 


287 


wie  man  häufig  hört,  geschlafen  haben  —  beruht  auf  der  gleichen  Ursache,  warum 
Laubfrösche  erst  in  dem  Augenblick  in  riesigem  Satze  wegspringen,  wenn  man  sie 
greifen  will.  Zum  Schluß  sei  noch  erwähnt,  daß  der  Verfasser  die  von  ihm  wohl 
zuerst  hervorgehobene  Rundäugigkeit  der  Säugetiere,  namentlich  der  menschen¬ 
ähnlichen  Affen,  wiederum  vorbringt,  und  daß  es  sich  wohl  der  Mühe  verlohnte, 
der  Sache  einmal  von  wissenschaftlicher  Seite  nachzugehen.  Die  von  ihm  gebrachte 
Tafel  zeigt  in  der  Tat  beim  Vergleiche  des  Auges  von  Orang  und  Mensch  eine 
recht  bemerkenswerte  Verschiedenheit.  Nach  meiner  Meinung  ist  die  ganze  Geschichte 
aber  nichts  weiter  wie  eine  optische  Täuschung,  hervorgerufen  durch  eine  bei  dem 
Orang  z.  B.  recht  auffallende  Braunfärbung  der  Skierotika.  Bttgr. 


W  i  1  h.  Schuster,  Ornithologische  Anzeichen  einer  wiederkehrenden  Tertiär¬ 
zeit.  —  Sep.-Abdr.  a.  Mitteil.  d.  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u.  Vogel¬ 
schutz  in  Wien.  Jahrg.  5,  1905.  8°.  8  pag. 

In  dieser  Schrift  hat  der  Verfasser  die  Gedanken,  über  die  wir  schon  im 
Jahrgang  1903  p.  60 — 61  Mitteilung  machen  konnten,  weiter  ausgeführt.  Zu  den 
Vögeln ,  die  in  neuerer  Zeit  in  Mitteldeutschland  und  speziell  in  Hessen  über» 
wintern,  fügt  er  noch  Star,  Bergstelze,  Braunelle,  Bekassine  und  Turmfalk.  Weitere 
Notizen  beziehen  sich  auf  zur  Winterzeit  erstarrt  gefundene  Schwalben,  die  offen¬ 
bar  den  verunglückten  Versuch  gemacht  haben  zu  überwintern.  Nordische  Vögel, 
wie  Seidenschwänze  und  Flachsfinken,  kommen  im  Winter  lange  nicht  mehr  so 
häufig  zu  uns  wie  in  früheren  Jahren.  Dagegen  treffen  mehr  und  mehr  Südländer 
im  Sommer  bei  uns  ein  und  suchen  sich  das  deutsche  Bürgerrecht  zu  erwerben, 
so  neben  den  bekannteren  Arten  Girlitz,  Hausrotschwänzchen  und  Haubenlerche  auch 
noch  Blau-  und  Steindrossel,  Schwarzkehlchen,  Fett-,  Zaun-,  Zipp-  und  Grauammer, 
Alpensegler,  Trauer-  und  Zwergfliegenfänger,  Zwergtrappe,  Steppenhuhn,  Kormoran, 
Rohrdommel,  Knäkente,  Pirol,  Berglaubvogel  und  Karmingimpel.  Bttgr. 


Eingegangene  Beiträge. 

Prof.  A.  P.  in  S.  bei  A.  (Kroatien),  Cand.  rer.  nat.  H.  G.  in  E.,  Dir.  A.  B.  in  S.  (Schweden) 
und  L.  Sch.  in  D.  je  eine  Mitteilung,  O.  S.  in  B.  A.  (Argentina),  eine  Arbeit  und  eine  Mit¬ 
teilung  und  Pfr.  W.  Sch.  in  N.,  2  Arbeiten,  2  Mitteilungen  und  eine  Besprechung  dankend 
erhalten.  —  W.  T.  in  T.  (Zambezia).  Arbeit  erhalten;  weitere  Mitteilungen  sehr  erwünscht. 
—  C.  G.  in  R.  (Rußland).  Karte  mit  Ihrer  neuen  Adresse  dankend  erhalten, 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  Ko.  30 — 34. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  29.  Jahrg.,  1905.  No.  8—9. 

Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reichenow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  8. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Df.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  8. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  106,  1905,  No.  2743—2748. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Koblhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  8. 
ü  er  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  S all e.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  36.  No.  43—47. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Prösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  43— 47. 
Blätter  für  Aquarien-  u.  T  err  arien -K  und  e.  Herausg.  v.  W.  Köhler.  Verlag 
d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  30-34. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Ilaven,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  20,  1905.  No.  116. 

Anzeigerd.  K.  Akad.  d.Wiss.  Wien.  Math.-naturw.  Gl.  Jahrg.  1905.  No.  15— 17.  Wien. 
K.  K.  Hof-  u.  Staatsdruckerei,  1905. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz, 
Herausg.  v.  C.  Daut  u.  G.  v.  Burg.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahr.  4,  Heft  7. 


288 


Natur  und  Haus.  Tllustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  8chultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13.  Heft  20—22. 

Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Be r gm i Iler.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
Jahrg.  14.  1905.  No.  30—35. 

Die  Gefiederte  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  30—34. 

M  itteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  Iv.  Boy  er.  Wien,  J.  Külikopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  14 — 16. 
Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  u.  Naturkunde  im  Königr.  Böhmen.  Herausg. 

v.  Prof.  Fr.  Croy  u.  a.  Prag,  Verl.  d.  Böhm.  Forstvereins,  1905.  Jahrg.  1905 — 06,  Heft  2. 
Deutscher  Tierfreund.  Illustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner,  Jahrg.  9,  1905.  Heft  8. 

Smithsonian  Institution  (U.  S.  Nat.  Mus.).  Contributions  from  the  U.  S.  Nat.  Her¬ 
barium.  Vol.  9:  W.  E.  Safford,  The  useful  Plants  of  the  Island  of  Guam.  Washington, 
Governm.  Print.  Office,  1905,  8°.  416  pag.,  69  Taf.,  Karte. 

P  r  o  f.  D  r.  E.Fraas,  Reptilien  u.  Säugetiere  in  ihren  Anpassungserscheinungen  an  das  marine 
Leben.  -  Sep.-Abdr.  a.  Jahresh.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  Württ.  Jahrg.  1905.  8°.  40  pag.,  4Fig. 
Bulletin  d.  laSoc.  desSciences  de  Bucarest(Roumanie).  Jahrg.  14,  1905,  No.  1  —  2. 
Bukarest,  Impr.  Statului. 

Maatschappij  tot  nut  van’t  algemeen.  No.  68:  Dr.  C.  Iverbert,  Het  Aquarium  te 
Amsterdam.  Amsteidam,  S.  L.  van  Looy,  1905.  12°.  44  pag.,  7  Fig.  —  Preis  fl.  0.10. 
Bericht  des  Vorstandes  vom  Aktien-Verein  „Zool.  Garten“  zu  Dresden 
für  1904 — 1905.  Dresden,  Liepsch  &  Reichardt,  1905.  8°.  16  pag. 

W.  E.  Ritter,  The  pelagic  Tunieata  of  the  San  Diego  Region,  except.  the  Larvacea.  — 
Sep.-Abdr.  a.  Univ.  of  California  Publications,  Zool.  Vol  2.,  No.  3,  Berkeley,  The  Univ. 
Press,  1905.  Gr.  8°.  62  pag.,  23  Fig.,  2  Taf.  —  Preis  Doll.  0.65. 

Cold  Spring  Harbor  Monographs  TII:  M.  E.  Shallwood,  The  salt-marsli 
Amphipod  Orchestia  palustris.  Brooklyn,  N.Y.,  Brookl.  Inst.  Arts  &  Sciences,  1905.  Gr.  8°. 
21  pag.,  2  Taf.,  Karte. 

The  Scientific  Proceedings  of  the  R.  Dublin  Society,  N.S.  Bd.  10,  Part.  2. 
8°,  The  Economic  Proceedings  of  the  Same.  Bd.  1,  Part.  5,  8°,  and  The  Scien¬ 
tific  Transactions  of  the  Same.  Ser.  II,  Vol.  8,  No.  6—12,  1904,  and  13—16,  1905, 
Title  and  Index  1902—05,  and  Vol.  9,  No.  1,  1905.  Gr.  4°.  Dublin.  Roy.  Dublin  Society 
(Williams  &  Norgate). 

33.  Annual  Report  of  the  Zool.  Society  of  Philadelphia  1905.  Philadelphia, 
Allen,  Lane  &  Scott,  1905.  8°.  34  pag. 

Prof.  Dr.  G.  Tornier,  Ueber  das  Auffinden  von  Tropidonotus  tessellatus  (Laur.)  in  Mittel¬ 
deutschland.  —  Sep.-Abdr.  a.  Sitz.-Ber.  Ges.  Naturf.  Fr.  Berlin.  Jahrg.  1904,  No.  9.  8°.  1  pag. 
Derselbe,  Entstehen  der  Farbkleidmuster  u.  Körperform  der  Schildkröten.  —  Sep.-Abdr. 
ebenda  No.  10  p.  297—307,  3  Taf. 

Derselbe,  Entstehen  und  Bedeutung  der  Farbkleidmuster  der  Eidechsen  und  Schlangen.  — 
Sep.-Abdr.  a.  Sitz.-Ber.  Akad.  Wiss.  Berlin.  Jahrg.  1904,  No.  40.  12  pag..  6  Fig. 
Derselbe,  Bau  und  Betätigung  der  Kopflappen  und  Halsluftsäcke  bei  Chamäleonen.  — 
Sep.-Abdr.  a.  Zool.  Jahrb.  (Spengel),  Anat.  xibt. ,  Bd.  21,  1904  p.  1—40,  6  Fig.,  Taf.  1—2. 
V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen,  Ueber  den  Zug  des  Seidenschwanzes 
( Ampelis  garrula  L.)  im  Winter  1903—04.  —  Sep.-Abdr.  a.  Ornis  Vol.  13,  Juni-No.  1905.  8°. 
56  pag. 

Prof.  Dr.  C.  B.  Klunzinger,  Zum  Andenken  an  E.  v.  Martens.  —  Sep.-Abdr.  a.  Jahresh. 

d.  Ver.  f.  Vaterl.  Naturk.  in  Württ.  1905  p.  XLVI-  L. 

Derselbe,  Schlußwort  auf  .  .  .  „Letzte  Erwiderung“  Prof.  Niißlins  .  .  .  die  Gangfisch- 
Blaufelchen-Frage  betreffend.  —  Sep.-Abdr.  ebenda  p.  307—309. 

Natur  und  Schule.  Zeitschr.  f.  d.  ges.  Naturk.  Unterricht  aller  Schulen.  Herausg.  v. 
B.  Landsberg,  O.  Schmeil  u.  B.  Schmid.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1905. 
Bd.  4,  Heft  7—9. 

An n.  Report  of  the  Smithsonian  Institution  for  1903 :  Report  of  the  U.  S. 

Nat.  Museum.  Washington  Governm.  Print.  Office,  1905.  8°.  16,  646  pag.,  120  Fig.,  69  Taf. 
Dr.  C.  Apstein,  Tierleben  der  Hochsee.  Reisebegleiter  für  Seefahrer.  Kiel,  Verlag  v. 

Lipsius  &  Tischer,  1905.  8°.  8,  115  pag.,  174  Fig.  -  Preis  geh.  M.  1.80. 

Dir.  Hagmann,  Zool.  Garten  Basel.  Verzeichnis  der  Tiere  u.  Plan  des  Gartens.  7.  Aufi. 

1905,  Basel,  Verl.  v.  G.  Böhm.  8°.  63  pag.,  14  Taf.,  Plan.  —  Preis  50  cts. 

Bericht  über  den  Zoolog.  Garten  zu  Dresden  für  1903—04.  44.  Hauptversammlung. 

Dresden,  Verlag  v.  Liepsch  &  Reichardt,  L905.  8°.  18  pag. 

Dr.  Aug.  Thienemann,  Biologie  der  Trichopteren-Puppe.  Jena,  Verlag  v.  Gust.  Fischer, 
1905.  Inaug.-Diss.  Greifswald.  8°.  8,  86  pag,  5  Taf. 

Dr.  W.  Wolterstorf f,  Triton  blasii  und  die  Mendel’schen  Regeln.  —  Sep.-Abdr.  a.  Compt. 

Rend.  6.  Congres  Intern,  de  Zool.  Berne  1904.  8°.  4  pag. 

Derselbe,  Zwergformen  der  paläarktischen  Urodelen.  -  Sep.-Abdr.  ebenda.  6  pag. 
Derselbe,  Über  Triton  vulgaris  L.  subsp.  graeca  Wolt.  n.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zool.  Anzeiger 
Bd.  29,  1905.  8°.  3  pag. 

C.  Claus’  Lehrbuch  derZoologie.  II.  Hälfte.  7.  Aufl.,  bearb.  v.  Prof.  Dr.  K.Grobben. 
Marburg  (Hessen),  Verl.  v.  N.  G.  Eiwert,  1905.  8°.  p.  481—955,  459  Fig.  —  Preis  brosch. 
M.  7.50. 


Zusendungen  werden  direkt  an  die  Verlagshandluug  erbeton. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reiubold  Mahlau,  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a.  M. 


© 


Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  Dluseum  d’ßistoire  naturelle. 
Schireizerische  Blätter  für  Ornithologie, 
The  Field.  *  Dafür  und  Baus. 

Dafür  und  Schule,  a  Derthus, 
Ornithologisches  Jahrbuch. 

Ornithologische  Dlonatsberichte. 
Ornithologische  (Tlonatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  uon 
Rassehunden,  a  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt,  a  Zininger  und  Feld. 

QlaWau  5  Waldscfmiidt 

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Verlag  von  Mahlau  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von : 

Prof.  Dr.  P.  Altmauu,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauiv, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Dr.  Hermann  Bolan,  Lehrer  L.  Buxbaum,  P.  Cahu,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Prof.  Dr.  Pani  Fraisse,  Geh.  Reg.-Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  ß.  Gabler,  Gymn.  -  Oberlehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dir.  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knofctnerns-Meyer,  Prof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med* 
Paul  Krefft,  Baron  A.  v.  Krüdener,  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkühn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  y.  Meliely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat  Dr. 
A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Pfarrer  Karl  Müller, 
Dr.  August  Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde, 
H.  Nehrliug,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Erust 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dir.  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Scliiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Willi.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  M.  Siedler,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel, 
Prof.  Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor 
Dr.  L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

-—»{  46.  Jahrgang  )*— 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original-Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an.. 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zcitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen. 


Der 

Zoologische  Garten. 


Zeitschrift 


Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


Organ 

o  e  r 

Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der 

Keuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


XL  VI. 
•Jahrgang. 
Xo.  10. 


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Das  „Ornithologische  Jahrbuch“, 

welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Omis  des  palseark- 
tischen  Faunengebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 

I  Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von 
2 Vs  bis  3  Druckbogen,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Be¬ 
züge  für  das  Inland  10  Kr.,  für  das  Ausland 
j  10  Mk.  pränumerando ,  im  Buchhandel 
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dem  ermässigten  Preise  von  6  Kr.  =  6  Mk. 
(nur  direkt).  Probenummern  gratis  und 
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Kauf-  und  Tauschanzeigen  finden  nach  vor¬ 
handenem  Baume  am  Umschläge  Aufnahme. 
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Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
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Der  Zoologische  Garten 

(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 

N0, 10.  *  XLYI.  Jahrgang.  Oktober  1905. 

Inhalt. 

Der  städtische  Zoologische  Garten  in  Buenos  Aires;  von  Oswald  Straßberger  in 
Bnenos  Aires.  (Mit  einem  Plan  des  Gartens.)  —  Sonderbares  Benehmen  einiger  Tiere;  von 
O.  Greve  in  Riga  (Rußland).  —  Sämtliche  Gründe  für  die  Abnahme  der  Schwalben;  von 
Wilhelm  Schuster  in  Neckar-Steinach  bei  Heidelberg.  —  Aus  dem  Leben  eines  Fisch¬ 
reihers  ( Ardea  cinerea  L.);  von  Erwin  Detmers  aus  Lingen  a.  d.  Ems.  —  Briefliche  Mit¬ 
teilung.  —  Kleinere  Mitteilungen.  —  Literatur.  —  Eiugegangene  Beiträge.  —  Bücher  und 
Zeitschriften. 


Der  städtische  Zoologische  Garten  in  Buenos  Aires. 

Von  Oswald  Strassberger  in  Buenos  Aires. 

(Mit  einem  Plan  des  Gartens.) 

Noch  vor  wenigen  Jahren  war  der  hiesige  Zoologische  Garten 
nur  dem  Namen  nach  bekannt,  an  dessen  Vorhandensein  das  große 
Publikum  höchstens  einmal  monatlich  durch  die  Zeitung  erinnert 
wurde,  wenn  unter  den  städtischen  Ausgaben  auch  die  des  Zoologischen 
Gartens  figurierten.  Damals  machte  der  Garten  einen  sehr  primitiven 
Eindruck.  Die  Stallungen  und  Käfige  waren  in  einem  wenig  Ver¬ 
trauen  erweckenden  Zustande,  und  die  wenigen  Tiere,  die  im  Garten 
untergebracht  waren,  ermangelten  jeder  Pflege.  Infolgedessen  war 
auch  das  Interesse  des  Publikums  ein  sehr  geringes. 

Wie  ganz  anders  ist  es  in  den  letzten  Jahren  geworden !  Die 
jetzige  städtische  Behörde  scheut  keine  Kosten,  um  den  Garten  in 
einen  der  südamerikanischen  Hauptstadt  würdigen  Zustand  zu  bringen. 

Nichts  erinnert  mehr  an  seine  Vergangenheit;  alle  Käfige,  Ställe 
und  Anlagen  sind  neu,  wenn  auch  verschiedene  nicht  ganz  ihrem 
Zweck  entsprechen.  Jetzt  sieht  auch  die  Verwaltung  ihre  Bemühungen 
mit  gutem  Erfolg  gekrönt,  denn  die  Zahl  der  Besucher,  begünstigt 
durch  den  billigen  Eintrittspreis  von  10  Centavos  und  eiuen  Frei- 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905-  19 


290 


Sonntag  in  jedem  Monat,  ist  im  vergangenen  Betriebsjahr  1904  auf 
über  500,000  gestiegen. 

Tm  Vorort  Palermo  im  Parque  3.  de  Febrero  liegt  der  Zoologische 
Garten,  der  einen  Flächenraum  von  18  Hektar  bedeckt.  Mehrere 
Kilometer  Wege  durchkreuzen  die  zum  großen  Teil  noch  neuen  An- 
lagen.  Uber  200  Bänke,  die  zum  Teil  mit  Baldachinen  überdacht 
sind,  stehen  den  Besuchern  zur  Verfügung.  Ein  modernes  Restaurant 
(46)  sorgt  für  leibliche  Erquickung,  und  eine  Stadt-  oder  Militärkapelle 
musiziert  an  verschiedenen  Tagen  der  Woche  im  neuen  Musikpavillon 
(48).  Für  Unterhaltung  der  Kinder  ist  von  der  Direktion  durch  Fahr- 
und  Reitgelegenheit  weitgehend  gesorgt.  So  durchkreuzen  mehrere 
Liliputtramways,  die  von  Ponies  gezogen  werden,  die  Anlagen 
in  ihrer  ganzen  Ausdehnung.  Im  vorderen,  alten  Teif  des  Gartens 
sind  Kutschen  und  andere  Wagen,  von  Ponies  oder  Zebus  gezogen, 
zum  Fahren  eingestellt.  Für  Reitgelegenheit  ist  nicht  minder  abwechs¬ 
lungsreich  gesorgt,  sodaß  außer  auf  Ponies  und  Eseln  auch  auf 
Kamelen  und  Lamas  geritten  wird.  Namentlich  ist  letzteres  neu  und 
verdient  entschieden  Nachahmung,  denn  für  ein  ausgewachsenes  Lama 
ist  ein  Kind  keine  allzugroße  Last. 

Bei  starkem  Besuch  kann  aber  das  Fahren  und  Reiten  lästig 
ja  gefährlich  für  die  Besucher  werden,  da  es  nicht  auf  einem  abge¬ 
grenzten  Platz  stattfiudet,  sondern  auf  allen  Wegen  gestattet  ist. 
Für  die  Verwaltung  ist  es  aber  eine  nicht  zu  unterschätzende  Ein¬ 
nahmequelle. 

Besuchen  wir  den  Garten  vom  alteu  Haupteiugang  aus,  so  führt 
uns  der  WTeg  zuerst  rechts  an  Gehegen  (1)  vorbei,  die  früher  von 
Straußen,  jetzt  nur  von  ein  paar  Emus  bewohnt  werden.  Links 
davon  ist  der  Sattelplatz  und  die  Haltestelle  der  Wagen  und  Tram¬ 
ways  (2).  Ein  kleines  Raubtierhaus  (3)  beherbergt  einige  Felis  mitis , 
Lntra  platensis ,  Mephitis  patagonica ,  Diclelphis  azarae  und  Galictis 
barbara.  Von  hier  aus  kommt  man  an  das  große  Raubtierhaus  (4), 
eine  der  schönsten  und  praktischsten  Neubauten  des  Gartens.  In 
Renaissancestil  erbaut  bedeckt  es  einen  Flächenraum  von  788  qm. 
Jede  Abteilung  ist  dreiteilig  und  bildet  einen  Außen-,  einen  Inuen- 
und  einen  sog.  Kellerkäfig.  Letzterer  ist  vom  Innenkäfig  aus  zu- 
gängig  und  durch  eiue  eiserne  Falltüre  geschlossen.  Er  dient  den 
Tieren  zum  Aufenthalt,  wenn  die  oberen  Käfige  gereinigt  werden, 
und  ermöglichtes  der  Witterung  entsprechend  die  Tiere  unterzubringen. 
Auch  hat  dieses  Haus  eine  große  Halle  für  das  die  Innenkäfige 
besichtigende  Publikum.  Diese  Halle  ist  leider  bei  keinem  anderen 


291 


Gebäude  wiederzufindeu.  Bewohnt  sind  die  Käfige  von  zahlreichen 
afrikanischen  Löwen,  die  im  Garten  geboren  siud  und  von  einem 
Paar  abstammen.  Ein  Paar  Jaguare,  von  denen  das  Männchen  an  Größe 
dem  Königstiger  nicht  nachsteht,  ein  schwarzer  Panther  und  ein 

Königstiger  teilen  sich  in  die  vorhandenen  Käfige. 

Dem  großen  Raubtierhaus  gegenüber  ist  in  einem  provisorischen 
Behälter  (5)  ein  Mähneuwolf  [Canis  jubatus)  untergebracht.  Er  ist 
ein  Geschenk  und  gehört  mit  zu  den  neueren,  interessanten  Seltenheiten 
des  Gartens.  Das  Tier  ist  unter  dem  Guarani-Namen  »aguarä-gu  azü« 
in  seiner  Heimat  bekannt.  Von  hier  erreichen  wir  die  Volieren 

für  Rassehühner  (8),  die  aber,  wie  verschiedene  andere  Gelasse,  viel 
zu  kleinen  Auslauf  haben.  Auch  die  neueste  Rassehühnervoliere  (9) 
in  unmittelbarer  Nähe  der  anderen  leidet  stark  an  dem  gleichen 

IJbelstande.  Bei  ihrem  Bau  ist  man  entschieden  zu  sparsam  mit  dem 
Platz  umgegangen,  der  doch  so  reichlich  vorhanden  ist,  ein  Mangel, 
dem  wir  leider  noch  oft  begegnen.  Nach  links  sich  wendend  kommt 
man  an  das  große  Elefantenhaus  (10),  eine  Kopie  des  Tempels  der 
indischen  Göttin  Mimaschi.  Trotzdem  es  einen  Flächenraum  von 

700  qm  bedeckt,  ist  im  Innern  des  Hauses  kein  Raum  für  die  Be¬ 
sucher  vorhanden  ;  sondern  durch  die  einzige  Tür,  die  mit  einer  Bar¬ 
riere  verschlossen  ist,  muß  sich  das  Publikum  von  außen  die  zwei 
Elefanten  ausehen,  was  natürlich  bei  stark  besuchten  Tagen  nicht 
gut  möglich  ist.  Nur  wenn  die  Elefanten  in  dem  sich  anschließenden 
Tummelplatz,  der  eine  Fläche  von  weiteren  1200  qm  bedeckt,  frei¬ 
gelassen  sind,  was  leider  selten  der  Fall  ist,  wird  es  einem  großen 
Publikum  möglich,  sich  die  Dickhäuter  ordentlich  anzusehen. 

In  der  Nähe,  wenn  wir  uns  nach  rechts  wenden,  liegt  ein  ziemlich 
großes  Bassin  (11)  mit  Grotte,  das  augenblicklich  ein  paar  Tapire 
beherbergt,  früher  aber  von  Karpinchos  bewohnt  wurde.  Ein  langes, 
schmales,  in  mehrere  Abteilungen  geteiltes  Gebäude  (12)  dient  ver¬ 
schiedenen  Tieren  zur  Unterkunft.  Man  findet  hier  vorwiegend  Hühner, 
Raubvögel  und  Affen  untergebracht.  Daneben  befinden  sich  die 
Affenhäuser,  drei  verschiedene  Gebäude,  von  denen  eins  in  ägyptischem 
Stil  gebaut  (13)  für  große  Affen  bestimmt  ist  und  zur  Zeit  von  ein 
paar  Cynocephalus  babuin  bewohnt  wird.  Der  Pavillon  (14),  ein  runder 
Bau  mit  Außen volieren,  beherbergt  verschiedene  Paviane  und  Hapale- 
Arten ;  besonders  erwähnenswert  dürften  hier  ein  paar  Semnopithecus 
entellus  sein.  In  einem  kleinen  Kistenkäfig  ist  ein  Schnabeligel 
(Echidna  hystrix )  ausgestellt,  der  mit  zu  den  seltensten  Tieren  des 
Gartens  gehört.  Bei  ungünstigem  Wetter,  und  namentlich  in  der 


292 


kälteren  Jahreszeit,  befinden  sich  viele  Affen  nicht  in  den  Außenkäfigen, 
und  auch  die  Kiste  mit  dem  Schnabeligel  ist  nicht  im  Freien  auf¬ 
gestellt,  somit  ihr  Anblick  den  Besuchern  entzogen,  da  der  Innenraum 
für  das  Publikum  nicht  geöffnet  ist.  Der  dritte  Bau  (15),  einer 
Konzertmuschel  ähnlich,  diente  früher  den  Lemuren  als  Heim ;  jetzt 
wird  er  von  einer  großen  Kapuzineraffenfamilie,  die  dem  Garten  zu¬ 
meist  geschenkt  wurden,  bewohnt. 

Von  hier  aus  kommt  man  zu  der  Fasanen voliere  (16),  die  leider 
mit  zu  den  unpraktischsten  Gebäuden  des  Gartens  gehört,  auch  einem 
Rundbau,  der  aber  trotz  der  Platzfülle  des  Gartens  viel  zu  klein  ist. 
Die  Fasanen  können  sich  fast  nicht  bewegen,  und  es  wäre  sehr  zu 
wünschen,  wenn  die  Direktion  den  Tieren  baldigst  einen  anderen  Platz 
einräumte,  wo  die  farbenprächtigen  Vögel  mehr  zur  Geltung  kämen. 
In  einigen  Abteilungen  dieser  runden  Voliere  sind  auch  verschiedene 
Penelopen  untergebracht.  Die  Schweiueställe  (17)  sind  mit  starkem 
Eisengitter  umgeben  und  werden  von  Sus  scrofa  und  zwei  Dicotyles- 
Arten  bewohnt.  Ein  Teil  dient  einer  zahlreichen  Mähnenschaffamilie 
zur  Unterkunft.  Gegenüber  befindet  sich  wieder  ein  Rundbau  (18), 
der  vorwiegend  von  Geiern  bewohnt  wird.  Hervorzuheben  sind  sechs 
Königsgeier  in  verschiedenen  Altersstufen  und  neben  der  gemeinen 
Oenops  aurea  eine  Spezies  vom  Feuerlande.  Auch  ein  starker  Thras- 
aetus  harpyia  aus  Bolivien  ist  hier  mit  untergebracht.  Die  erst 
neuerdings  angebrachten  Sitzstangen  lassen  in  den  meisten  Abteilungen 
viel  zu  wünschen  übrig.  Von  hier  kommen  wir  an  die  Gehege  der 
Wapitis  (19).  Ein  in  dänischem  Stil  erbautes  Haus,  das  von  einem 
teilweise  gepflasterten  Hof  umgeben  ist,  bewohnt  ein  kapitaler  Hirsch 
mit  zwei  Kühen,  die  schon  verschiedene  Jahre  mit  zu  den  Zierden  des 
Gartens  gehören.  In  der  Nähe  befinden  sich  die  Hundeställe  (20), 
die  nichts  wesentliches  bieten  und  meist  von  Tieren,  die  für  den 
Verkauf  bestimmt  sind,  bewohnt  werden. 

Auch  sind  dort  mehrere  Rüsselbären  einquartiert.  Weitergehend 
kommt  man  zu  einer  dem  Wapitigehege  ähnlichen  Anlage  (23),  in 
der  Dam-,  Axis-  uud  Moluckenhirsche  und  auch  eine  Säbelantilope 
untergebracht  sind.  Hieran  schließt  sich  nach  Norden  das  Zebuhaus 
(24),  das  ebenfalls  in  Form  eines  indischen  Tempels  gebaut  ist.  Mit 
seinem  Vorplatz  ist  es  in  mehrere  Abteilungen  geteilt,  die  vor  allem 
von  einer  großen  Zebufamilie  bevölkert  werden.  Außer  Zwerg¬ 
zebus,  Lamas  und  Alpakas  wird  eine  Abteilung  von  einem  Gnu 
bewohnt,  das  seit  vorigem  Jahre  hier  zum  erstenmal  im  Garten 
zu  sehen  ist.  Das  Kamelhaus  (25)  ist  im  orientalischen  Stil  ge- 


293 


baut  und  ist  drei  Dromedaren  und  einem  Trampeltier  als  Wohnung 
augewiesen. 

Gegenüber  den  Zebus  liegt  eine  Wiese  (26),  auf  der  sich  mehrere 
Guauakos  und  eine  zahlreiche  Herde  von  Angoraziegen  tummeln. 
Von  da  aus  gelangt  man  zu  der  großen,  neuen  Kondorvoliere  (27), 
die  ihr  Dasein  dem  Argentinisch-chilenischen  Verbrüderungsfeste  ver¬ 
dankt.  Zu  Ehren  der  im  Jahre  1903  in  Buenos  Aires  weilenden 
chilenischen  Friedensdeputation  wurde]  eine  sog.  Glorinete  für  effektvolle 
Illuminationszwecke  auf  der  Plaza  de  Mayo  erbaut.  Dieses  kolossale 
Eisengestell  wurde  nach  den  Festtagen  abgebrochen  und  im  Zoolo¬ 
gischen  Garten  wieder  aufgestellt.  Nachdem  man  es  mit  Drahtgitter 
überzogen  und  inneu  eine  künstliche  Felsengruppe  errichtet  hatte, 
dient  es  jetzt  den  zwölf  Kondoren  als  Heim.  In  diesen  großen  Raum 
teilen  sich  noch  verschiedene  Dutzende  von  Karanchos,'  die  scheinbar 
gut  mit  ihren  großen  Verwandten  auskommen.  Man  hat  hier  den 
seltenen  Genuß,  Kondore  in  geschlossenem  Raum  fliegend  beobachten 
zu  können.  Es  war  Schreiber  dieses  bis  jetzt  nicht  möglich,  den 
kubischen  Inhalt  dieser  außergewöhnlich  großen  Voliere  zu  erfahren. 
Nicht  unpraktisch  wäre  es,  wenn  die  Direktion  noch  für  andere 
Sitzgelegenheit,  speziell  für  die  vielen  Karanchos  sorgen  würde.  Das 
nördlichste  Gebäude  des  Gartens  ist  der  Bärenzwinger  (30),  ein  in 
seiner  Art  eigenes  Gebäude.  Im  Viereck  gebaut  besteht  es  auch  aus 
übereinanderliegenden  Käfigreihen,  die  ähnlich  denen  im  großen  Raub¬ 
tierhaus  aus  Ober-  und  Kellerkäfigen  bestehen.  Der  innere  große 
Hof  ist  dem  Publikum  nicht  zugängig.  Bewohnt  werden  die  Käfige 
von  Eis-,  Grisly-,  Braun-  und  Schwarzbären  und  einem  kleinen  Malayen- 
bären.  Die  großen,  luftigen  Käfige,  die  meist  asphaltiert  sind,  haben 
jeder  ein  Wasserbassin.  Man  hat  jedoch  den  sehr  teuren  Bau  nicht 
den  Bewohnern  entsprechend  auszubauen  verstanden.  Was  hätte  mit 
den  enormen  Mitteln,  die  dieses  Haus  verschlungen  hat,  schönes  ge¬ 
schaffen  werden  könuen!  Statt  dieser  gleichförmigen,  kahlen  Ab¬ 
teilunareu  hätten  Bärenzwinger,  wie  sie  in  verschiedenen  anderen  Tier, 
gärten  eingerichtet  sind,  gebaut  werden  sollen,  die  einzig  dastehen 
würden,  aber  leider  begnügt  man  sich  hier  mit  dem  Palacio  de  los 
osos  in  seiner  jetzigen  Form.  In  keinem  der  Käfige  ist  eine  Felsen¬ 
gruppe,  sind  Bäume  oder  ähnliches. 

Wendet  man  sich  nun  wieder  südwärts,  so  kommt  man  an  den 
Kral  der  Afrikanischen  Strauße  (31),  für  die  eine  große  Lehmhütte 
zum  Schutz  gegen  Witterungsunbill  gebaut  ist.  Die  zwei  großen 
Männchen  stammen  aus  einer  uruguayischen  Straußen  farm  und  sind 


294 


erst  seit  einem  Jahr  im  Garten.  Einige  ffliea  americana  bewohnen 
als  Nachbarn  ein  anderes  Gehege  (32),  in  dem  jährlich  mehrere 
Junge  erbrütet  werden.  Auch  ist  eine  B.  americana  var.  albina 
im  selben  Gehege  mituntergebracht,  die  als  Spezialität  von  einem 
Estanciero  im  Süden  der  Provinz  Buenos  Aires  gezüchtet  werden. 
Früher  wurden  verschiedene  dieser  Albinos  in  Europa  verkauft,  aber 
wegen  zu  hohem  Preis,  den  sie  schon  hier  haben,  scheint  die  Nach¬ 
frage  nicht  groß  zu  sein.  Zu  Hhea  darwini  hat  es  der  Garten  bis 
jetzt  noch  nicht  gebracht.  Daran  schließt  sich  das  Lamagehege  (33). 
Das  in  arabischem  Stil  gebaute  Zebrahaus  (34)  wird  neuerdings  wieder 
von  einem  Equus  burchelli  bewohnt,  und  es  ist  ihm  zur  Unterhaltung 
eine  große  Eselstute  beigegeben.  Seit  einiger  Zeit  besitzt  der  Garten  auch 
einen  kleinen  Bison,  der  als  erster  seiner  Art  für  hier  neu  ist.  Gegen¬ 
über  befindet  sich  ein  Hirschgehege  (35),  in  dem  Subulo  rufus  und 
nemorivagus  und  Cervus  campestris  und  peroni  untergebracht  sind. 

In  einem  anderen  in  der  Nähe  befindlichen  Gehege  (36)  findet 
man  einen  Japanischen  Hirsch,  Vicunhas  und  Zwergziegen.  Anschließend 
an  das  Zebrahaus  kommt  man  an  ein  großes  Bassin  mit  Wiese  und 
Steinhaus  (37),  in  dem  sich  ein  sehr  zahmer  Anta  tummelt.  Weiter- 
gehend  erblickt  der  Besucher  einen  eigenartigen  Bau,  der  aber  in 
keinem  Verhältnis  zu  seinen  Bewohnern  steht  (39).  In  einer  der 
drei  Abteilungen,  die  besagtes  Gebäude  umgeben,  ist  ein  kapitaler 
Cervus  paludosus  mit  abnormem  Geweih  zu  sehen,  der  sich  schon 
verschiedene  Jahre  im  Garten  befindet.  Die  anderen  Abteilungen 
werdeu  von  Känguruhs  bewohnt.  Hier  sind  in  Einzel käfigen  ein 
Ganis  aureus  und  ein  C.  cancrivorus  einquartiert. 

In  einem  Palmenhaus  ähnlichen  Glasbau  (40),  der  früher  auch 
für  Reptilien  bestimmt  war,  ist  jetzt  ein  Kahnschnabel  ( Nycticorax 
cancriphagus )  untergebracht,  der  zu  den  wertvollsten  Vögeln  des 
Gartens  gehört.  Ein  Schild  an  seinem  Gelasse  verrät  dem  Besucher, 
daß  dieser  in  allen  zoologischen  Gärten  sehr  gesuchte  Vogel  einen 
Wert  von  500  Dollar  Gold  gleich  2500  Franken  hat.  Sichtlich  ist 
die  Direktion  bemüht,  diesen  Sonderling,  der  erst  einige  Monate 
im  Garten  ist,  zu  erhalten.  Ob  man  aber  den  Sabacü  noch  lauge 
Zeit  sehen  kann,  wird  die  Zukunft  lehren. 

Gegenüber  dieser  Rarität  ist  ein  weiteres  Raubtierhaus,  das 
namentlich  Pumas,  die  dem  Garten  geschenkt  wurden,  zur  Wohnung 
dient.  Außer  ihnen  sind  Wölfe,  Dingos,  Hyänen  und  ein  Eskimo¬ 
hund  vorhanden.  Letzterer  wurde  auf  Snow  Hill  geboren,  als  das 
schwedische  Südpolarschilf  »Antarctic«  dort  vor  Anker  lag.  Weil 


dies  argentinischer  Boden  ist,  wurde  er  dem  Zoologischen  Garten  ge¬ 
schenkt.  In  einigen  Abteilungen,  die  dem  Haupt  weg  zugekehrt  sind, 
finden  sich  Schildkröten,  Schlangen,  Eidechsen  und  Kaimans  unter¬ 
gebracht.  Durch  die  außergewöhnlich  große  Überschwemmung,  die 
Ende  Mai  und  im  Juni  dieses  Jahres  durch  den  Parana  und  seine 
Nebenflüsse  verursacht  wurde,  kam  auf  den  schwimmenden  Inseln 
allerhand  Getier  bis  nach  Buenos  Aires  und  erhielt  der  Zoologische 
Garten  dadurch  einen  großen  Zuwachs  an  Schlangen,  indem  ihm 
gegen  vierzig  Arten,  die  im  Hafengebiet  gefangen  wurden,  iibergebeu 
werden  konnten.  Auch  kamen  bei  dieser  Gelegenheit  einige  Kaimans 
mit  in  den  Garten.  Die  Direktion  beabsichtigt,  die  Schlangen  dem 
Publikum  in  einer  Sonderausstellung  zu  zeigen. 

Von  hier  über  die  große  Brücke  gehend  kommt  man  direkt 
zu  dem  Nagergelaß.  In  einem  Bundbau  (42)  von  geringem  Umfang, 
dessen  Mitte  aus  mehreren  Grotten  besteht,  sind  die  Hauptvertreter 
der  hiesigen  Nager  untergebracht.  Mau  findet  dort  Viskachas,  Maras, 
Agutis,  Nutrias,  Cavias,  Kaninchen  und  einige  Exemplare  des  stellen¬ 
weise  zur  Landplage  gewordenen  Hasen,  der  erst  vor  einigen  Jahren 
hier  eingeführt  wurde. 

Das  Papageienhaus  (43),  das  hauptsächlich  anderen  Vögeln  zur 
Unterkunft  dient,  ist  mit  eines  der  unpraktischsten  Gebäude  des  Gar¬ 
tens.  Abgesehen  davon,  daß  die  Vögel,  die  dort  untergebracht  sind, 
in  den  kalten  Monaten  dem  Publikum  nicht  zu  Gesicht  kommen, 
was  aber  entschieden  in  einem  Vogelhaus  nicht  sein  sollte,  so  sind  auch 
die  Volieren  ganz  ungenügend,  in  denen  die  Vögel  weder  sitzen  noch 
fliegen  können.  Der  Bestand  an  Papageien  bietet  nichts  bemerkens¬ 
wertes.  Verschiedene  Abteilungen  werden  von  Stärlingen,  Staren, 
Drosseln,  Webern,  Pfefferfressern,  Elstern  und  Ziertauben  bewohut. 
Auch  sind  dort  ein  paar  Cabureys  ( Glaucidium  ferox ),  kleine,  seltene 
Zwergeulen,  zu  sehen. 

Es  ist  von  der  Direktion  geplant,  ein  neues,  großes  Vogelhaus 
zu  bauen,  und  es  ist  sehr  zu  wünschen,  daß  es  nicht  nur  äußerlich 
schön  wird,  sondern  vor  allen  Dingen  praktisch  für  seine  zukünftigen 
Bewohner  und  für  die  Besucher  sein  soll.  Gegenüber  in  einem  ähnlich 
unpassenden  Raum  (44)  sind  Schlangenstörche  und  Eulen  untergebracht. 
In  der  Nähe  ist  der  Stall  für  Stachelschweine  (45). 

Es  sind  nun  noch  die  Bewohner  der  großen  Teiche,  mit  denen  der 
Garten  reichlich  versehen  ist,  zu  erwähnen,  und  da  sind  besonders 
einheimische  Tiere  vertreten.  Alle  erfreuen  sich  der  größten  Freiheit, 
soweit  es  ihnen  ihre  beschnittenen  oder  coupierten  Flügel  gestatten, 


296 


So  bevölkert  eine  große  Schar  Roter  Löffler  in  Gemeinschaft  mit 
europäischen  Gänsen  und  Schwarzen,  Weißen,  Koskoroba-  und  Schwarz- 
hals-Schwäuen  die  offenen  Teichpartien.  Auch  einige  Paare  von 
Bernicla  antarctica  und  dispar  und  verschiedene  hiesige  Wildenten¬ 
arten  vervollständigen  den  Bestand  des  Wassergeflügels.  An  den 
schilfreichen  Ufern  findet  man  den  großen  Weißen  und  den  Schmuck¬ 
reiher,  Störche,  Flamingos,  Ibisse  und  andere  mehr. 

Ganz  frei  ist  ferner  eine  große  Familie  von  Chauna  chavaria, 
die  sich  oft  in  die  Lüfte  erheben  und  den  Garten  mit  ihrem  weit 
hörbaren  Rufe  durchfliegen.  Regelmäßig  erbrüten  sie  jährlich  mehrere 
Junge,  und  vor  einiger  Zeit  befand  sich  ein  interessanter  Albino 
unter  ihnen. 

Leider  fehlen  unter  den  Sehenswürdigkeiten  noch  sehr  viel  Vertreter 
der  Landesfauna,  deren  Pflege  etwas  komplizierter  ist,  doch  werden 
vielleicht  auch  seltenere  Tiere  später  im  Garten  erhalten  werden  können. 

Fast  an  allen  Käfigen,  Gehegen  und  Volieren  sind  neuerdings 
Schilder  angebracht,  auf  denen  wie  üblich  der  Vulgär-  und  der  latei¬ 
nische  Namen,  sowie  die  Heimat  des  betreffenden  Tieres  angegeben 
ist.  Auch  sind  auf  Blech  gemalte  Karten,  die  den  Verbreitungskreis 
der  Tiere  dem  Besucher  deutlich  vor  Augen  führen  sollen,  angehängt. 
Außerdem  ist  seit  Jahresfrist  ein  illustrierter  Führer  herausgegeben 
worden,  der  unter  anderm  die  Entwicklungsgeschichte  des  Unterneh¬ 
mens  bringt. 

Bis  jetzt  fehlt  es  dem  Garten  noch  an  einem  Schaustellungs¬ 
platz,  an  einer  sogenannten  Völkerwiese,  und  bezeichnend  ist  es,  daß 
die  Indianertruppe  aus  Patagonien,  die  sich  während  der  Weltaus¬ 
stellung  in  St.  Louis  mit  großem  Erfolg  dort  präsentierte,  bei  ihrer 
Durchreise  durch  Buenos  Aires  nach  ihrer  Heimat  nicht  zu  einer 
Gastrolle  gewonnen  werden  konnte. 

Wie  schon  oben  erwähnt,  ist  in  den  letzten  Jahren  von  der 
städtischen  Behörde  viel  zur  Verbesserung  des  Gartens  getan  worden, 
und  es  ist  nicht  zu  verkennen,  daß  Südamerikas  größter  zoologischer 
Garten  auf  dem  betretenen  Wege  vorwärtsschreitet.  Jedoch  müssen 
leider  oft  wissenschaftliche  und  praktische  Interessen  gegenüber  der 
bei  dem  hiesigen  Volk  herrschenden  Vorliebe  für  alles  Äußerliche 
zurückstehen,  und  das  wird  wohl  immer  das  Haupthindernis  eines 
höheren  Aufschwunges  des  Zoologischen  Gartens  in  Buenos  Aii*es  bleiben. 


297 


Sonderbares  Benehmen  einiger  Tiere. 

Von  C.  Greve  in  Riga  (Rußland). 

Es  sind  schon  öfters  Mitteilungen  über  sonderbares,  ungewöhn¬ 
liches  Benehmen  von  wildlebenden  Tieren  veröffentlicht  worden,  in 
denen  auch  Vermutungen  über  dessen  Ursachen  ausgesprochen  wurden, 
wie  z.  B.  das  unbegreiflich  feste  Schlafen  von  Füchsen,  so  daß  der 
Jäger  auf  dem  Birschgang  beinahe  auf  den  Schläfer  getreten  wäre  ; 
das  Verharren  von  Rehen  am  Platze  ohne  zu  fliehen,  obwohl  der 
Schuß  gefallen  war,  ja  in  manchen  Fällen  sie  gestreift  hatte  u.  s.  w. 
Es  wurden  darüber  verschiedene  Ansichten  ausgesprochen ;  so  sollte 
Taubheit,  lähmender  Schreck,  bei  schlafenden  Füchsen  ein  Sich- 
totstellen  vorliegen.  Mir  scheint,  daß  die  Frage  eine  so  interessante 
ist,  daß  sie  wohl  verdient,  erörtert  zu  werden,  wozu  aber  jedenfalls 
reicheres  Material  an  gut  beobachteten  Fällen  erforderlich  ist,  ehe 
man  zu  den  Schlüssen  schreitet,  die  ohne  Zweifel  manches  interessante 
Streiflicht  auf  das  Seelenleben  der  Tiere  werfen  könnten.  Daher 
will  ich  denn  hier  einige  von  mir  beobachtete  Fälle  von  solch  eigen¬ 
tümlichem,  zuweilen  fast  unbegreiflichem  Benehmen  sonst  als  intelligent 
angesehener  Tiere  mitteilen,  um  dadurch  auch  andere  Beobachter  zu 
veranlassen,  ihre  Erfahrungen  in  den  Spalten  dieser  Zeitschrift  zu 
veröffentlichen  und  so  die  Sache  zu  fördern. 

Bekanntlich  gehört  der  Eichelhäher  oder  Mark  wart  ( Garrulus 
glandarius)  zu  den  äußerst  vorsichtigen  und;  scheuen  Waldbewohnern, 
ja  er  ist  geradezu  der  Warner  der  übrigen  höheren  Tierwelt  unserer  Forsten 
und  läßt  sofort  sein  allarmierendes  ,, rätsch,  rätschu  erschallen,  wenn 
sich  nur  etwas  Ungewöhnliches,  besonders  aber  ein  Hund  oder  Mensch, 
blicken  läßt.  Es  ist  ja  auch  männiglich  bekanut,  wie  schwer  ihm 
beizukoramen  ist,  und  wie  gewandt  er  sich  in  dem  dichten  Zweig¬ 
gewirr  von  Gipfel  zu  Gipfel  flatternd  fortzubewegen  versteht,  ohne 
sich  bloßzustellen. 

Vor  etwa  zehn  Jahren  hatte  ich  nun  Gelegenheit  einen  ganzen 
Flug  Eichelhäher,  zwei  alte  und  sieben  junge,  zu  beobachten,  deren 
Benehmen  geradezu  als  abnorm,  ja  blödsinnig  bezeichnet  werden  muß, 
zumal  die  erfahrenen  Eltern  mit  dabei  waren  und  man  von  eiuer 
mangelnden  Vorsicht  und  Lebensweisheit  bei  den  Jungen  hier  also 
nicht  sprechen  kann,  die  jedenfalls  bei  warnenden  Rufen  ihrer  Er¬ 
zeuger  entsprechend  zu  bandeln  gewußt  hätten.  Ich  stieß  auf  die  Gesell¬ 
schaft  gelegentlich  einer  Suche  auf  Haselhühner  in  einem  an  Unterholz 
ziemlich  armen,  gemischten  Walde  etwa  25  km  nördlich  von  Moskau. 


298 


Es  ließen  sieb  allerlei  merkwürdige  Töne,  eine  Art  Schwatzen,  ja 
wenn  mau  will,  Gesang  hören.  Ich  befahl  meinen  Hund  an  den  Fuß 
und  suchte  den  Urheber  dieser  Laute  zu  erspähen.  Etwa  15 
Schritte  vor  mir  bemerkte  ich  einige  Markwarte,  die  bald  von  den 
unteren  Zweigen  der  Kiefern  auf  den  Boden  flatterten,  um  hier  nach 
Futter,  offenbar  allerlei  Kleingetier  und  Sämereien,  zu  suchen,  bald 
wieder  aufbaumten,  um  ihre  schwatzende  Unterhaltung  fortzusetzen. 
Die  jungen  Vögel  hüpften  auf  der  Erde  zuweilen  den  Alten  nach, 
bettelten  sie  au  und  wurden  gefüttert.  Jedenfalls  aber  waren  sie 
vollkommen  flügge.  Ich  war  durch  nichts  gedeckt,  ebensowenig  mein 
Hund;  die  Vögel  äugten  uns  au,  zeigten  aber  weder  Erstaunen,  noch 
Furcht,  und  den  beiden  Alten  fiel  es  absolut  nicht  ein  ihren  War¬ 
nungsruf  auszustoßen.  So  zog  die  Gesellschaft  langsam  weiter  die 
Lichtung  entlang  und  beschleunigte  ihr  Fortbewegungstempo  und 
das  Auf-  und  Abbaumen  auch  nicht,  als  ich  ihr  ganz  offen  folgte. 
Ich  hustete  absichtlich  —  der  Erfolg  war  nur  der,  daß  sie  auf  den 
Ästen  etwas  länger  sitzen  blieben  und  mich  mit  einem  neugierigen 
Hin-  und  Herwenden  des  Kopfes  ausahen.  Ich  ließ  die  Tiere  auf 
etwa  40  Schritte  weiterzieheu  und  schoß  den  einen  jungen  Mark  wart 
herab  —  die  andern  blieben  für  einen  Moment  wie  erstaunt  sitzen 
und  schwiegen,  dann  aber  setzten  sie  ihre  Beschäftigung  fort,  ohne 
mich  weiter  zu  beachten,  auch  die  Alten.  Ein  zweiter  Schuß  holte 
ein  zweites  Junges  herab  —  aber  die  Bande  schien  die  Sache  ganz 
gleichgültig  hinzunehmen  —  und  so  ging  es  fort,  bis  ich  alle  Jungen 
und  das  eine  alte  Exemplar  erlegt  hatte  —  da  erst  entschloß  sich  das 
überlebende  mit  lautem  ,, rätsch“  und  öfterem  Sträuben  der  Holle  in 
den  dichten  Gipfeln  zu  verschwindeu.  Besondere  Gewissensbisse  über 
meinen  wohlfeilen  Massenmord  machteich  mir  nicht,  da  dieser  Vogel  hier 
sehr  häufig  ist  und  ich  oft  genug  Gelegenheit  gehabt  habe,  ihn  im 
Frühjahr  bei  der  Revision  von  Vogelnestern  zu  ertappen.  Bei  dieser 
Gelegenheit  sei  auch  darauf  hiugewiesen,  daß  ich  die  Beute  als  Braten 
versuchte  und  zugeben  muß,  daß  Brehm  recht  hat,  wenu  er  junge 
Markwarte  als  wohlschmeckend  bezeichnet. 

Einen  andern  Fall  von  blödsinniger  Handlungsweise  eines 
hochintelligeuten  Tieres,  eines  Fuchses,  will  ich  hier  folgen  lassen. 
An  einem  ziemlich  schwülen  Sommertage  ging  ich  einem  kleinen  Wald¬ 
komplex,  der  an  ausgedehnte  Brachfelder  grenzte,  entlang,  und  zwar 
läugs  eines  Grabens,  der  so  tief  ausgehoben  war,  daß  die  auf  die 
Feldseite  ausgeworfene  Erde  einen  fast  mannshohen  Wall  bildete. 
Meiue  Teckel,  die  mich  begleiteten,  gaben  plötzlich  nicht  weit  von 


299 


mir  im  Walde  Standlaut,  und  als  ich  hineilte,  sah  ich  sie  wütend 
einen  noch  nicht  ganz  erwachsenen  Dachs  angreifen,  der  offenbar  aus 
mir  unbekaunteu  Gründen  einen  Mittagsbummel  unternommen  hatte. 
Der  nächste  Bau  lag  etwa  ein  halbes  Kilometer  entfernt.  In  der 
Überraschung  war  ich  so  hitzig,  Grimbart  schleunigst  einen  Schuß 
zukommen  zu  lassen,  der  ihn  für  immer  aller  Lebenssorgen  enthob. 
Hiernach  begab  ich  mich  wieder  an  den  Graben,  um  meinen  Weg 
fortzusetzen.  Die  Hunde  waren  in  den  Graben  gesprungen  und 
pantschten  im  seichten  Wasser  herum.  In  der  Absicht  quer  über  das 
Brachfeld  zu  gehen,  warf  ich  den  toten  Dachs  über  den  Wall  und 
erkletterte  diesen.  Als  ich  oben  anlangte,  war  ich  fast  starr  vor 
Erstaunen:  Vor  kaum  zehn  Minuten  war  der  Schuß  gefallen  und 
hatten  die  Hunde  einen  Höllenspektakel  vollführt,  und  —  etwa  50 
Schritte  vor  mir  auf  dem  Felde  stand  ein  Fuchs,  äugte  mich  an? 
wippte  mit  der  Lunte  und  dachte  nicht  daran,  sich  zu  salvieren.  Ich 
war  so  konsterniert,  daß  ich  ganz  vergaß,  daß  ich  das  Schießholz 
in  der  Hand  hielt  —  da  fuhren  aber  auch  schon  die  Teckel  mit  einem 
wahren  Indianergeheul  wie  der  Blitz  den  Wall  hinab  auf  Reineke 
los.  Der  Fuchs  drehte  um,  sauste  ventre  ä  terre  nach  einem  Gebüsch 
auf  dem  Felde  und  —  blieb  darin !  Als  die  Hunde  herangekommen 
waren,  fuhr  er  plötzlich  heraus,  machte  einen  großen  Bogen  zum 
Walde  hin,  so  daß  ich  nicht  schießen  konnte,  da  die  Entfernung  zu 
groß  war  und  verschwand  im  Graben.  Die  Hunde  konnten  ihm 
natürlich  nicht  so  rasch  folgen  —  aber  während  ich  so  auf 
dem  Walle  stand  und  mir  einen  Vers  aus  dem  ganzen  Vorgauge  zu 
machen  suchte,  sah  ich  den  Fuchs  im  Graben  direkt  auf  mich  los¬ 
steuern,  wobei  er  mich  sehen  mußte,  da  keinerlei  Deckung  vorhanden 
war.  Ich  ließ  die  Räuberseeie  auf  etwa  dreißig  Schritte  herankommen 
und  beförderte  sie  dann  in  die  besseren  Jagdgründe. 

Beladen  mit  den  beiden  schweren  Beutestücken  begab  ich  mich 
auf  den  Heimweg  und  zerbrach  mir  den  Kopf  über  das  Benehmen 
dieses  so  vorsichtigen  Tieres.  Blind  war  der  noch  ziemlich  junge 
Rüde  nicht,  und  der  Wind  stand  von  mir  zu  ihm  hin  —  also  bleibt  es 
absolut  unbegreiflich,  was  ihn  veranlaßte,  direkt  ins  Verderben 


zu  reu neu. 


300 


Sämtliche  Gründe  für  die  Abnahme  der  Schwalben. 

Von  Wilhelm  Schuster  in  Neckar-Steinach  bei  Heidelberg. 

I.  Vorbemerkung.  In  meiner  Tabelle  über  Ab-  und  Zunahme 
der  Vögel  finden  sich  folgende  handschriftliche  Aufzeichnungen: 

Hausschwalbe.  Abnahme  in  Württemberg  (Wurm),  in  Sachsen 
(Berge),  in  Ostpreußen  (Christoleit),  in  Schlesien  (Woite).  In  Cassel 
selbst  in  ziemlicher  Abnahme,  doch  scheinen  sie  sich  jetzt  mit  den 
modernen  Backsteinbauten  befreunden  zu  wollen  (Junghans).  In 
großer  Abnahme  in  Berlin  und  weit  darüber  hinaus  (Hocke);  Ab¬ 
nahme  im  Umkreise  Berlins  wahrhaft  schreckenerregend  (Bolle).  In 
Mecklenburg  in  starker  Abnahme  ohne  jeden  ersichtlichen  Grund 
(Clodius).  Auf  den  größeren  friesischen  Inseln  in  beschränkter  Zahl 
nistend,  Zug  gegen  früher  geringer  (Leege).  Sehr  starke  Abnahme 
in  Rheinland- Westfalen  (Otto).  Beaucoup  diminue  ä  Geneve  (Fatio). 
Wird  immer  mehr  aus  den  Schweizer  Städten  verdrängt,  da  ihre 
Nester  nicht  mehr  geduldet  werden  (Daut).  Abnahme  im  allgemeinen 
auch  im  Vogelsberg  (W.  Schuster),  [ln  Ruppertenrod  bemerkte  L. 
Schuster  1905  keine  Abnahme,  vergl.  »Zeitschrift  für  Ornithologie 
etc.«  Stettin  1905,  S.  110]. 

Rauchschwalbe.  Abnahme  in  Württemberg  (Wurm),  in 
Sachsen  (Berge),  in  Schlesien  (Woite),  in  Rheinland  -  Westfalen 
(Otto),  in  Hessen  (W.  Schuster).  Schwache  Zunahme  1903  da 
und  dort  in  Ostpreußen  (vielleicht  auf  Kosten  der  Hausschwalbe?) 
(Christoleit).  Brutbestäude  in  Friesland  sich  gleich  bleibend ,  Zug 
scheiut  abgenommen  zu  haben  (Leege).  Wohl  in  Abnahme, 
namentlich  für  Cassel  selbst  (Junghans).  In  Mecklenburg  (Camin 
bei  Wittenburg)  habe  ich  schon  zweimal  starke  Abnahme  und 
einmal  wesentliche  Zunahme  in  25  Jahren  erlebt,  augenblicklich 
leider  Abnahme,  Grund  unbekannt  (Clodius).  Beaucoup  diminue  ä 
Geneve  (Fatio).  In  den  letzten  Jahren  merkbare  Abnahme  in  den 
Schweizer  Städten,  was  zum  großen  Teil  auf  die  abnormen  Kälte¬ 
rückschläge  im  April  uud  Mai  zurückzuführen  sein  dürfte  (Daut). 

II.  Tatbestand:  In  allen  deutschen  und  außerdeutschen  Gauen 
nehmen  in  erster  Linie  die  Hausschwalben  ( Delichon  urbica),  in 
zweiter  die  Rauchschwalben  ( Hirundo  rustica)  seit  einigen  Dezennien 
mehr  oder  minder  stark  ab.1) 

9  Von  wenigen  Ausnahraefällen  abgesehen:  J.  Luginbühl  berichtet  für 
1903  Hebung  des  Schwalbenbestandes  auf  das  Doppelte  des  vorjährigen  für  Sin- 


301 


HL  Gründe.  Eine  Reihe  von  Umständen  wirkt  im  Verein  zu¬ 
sammen.  Die  Gründe  sind  dreierlei  Art:  Genereller,  kultureller  und 
meteorologischer  Art.  Die  ersten,  die  die  Abnahme  der  Schwalben 
auf  besondere  Eigenheiten  des  Genus  zurückführen,  kommen  kaum 
in  Betracht  —  wenn  es  nicht  überhaupt  falsche  oder  Scheingründe 
sind  — ,  die  zweiten  sind  bedeutsamer,  die  dritten  fallen  gleich  sehr  — 
vielleicht  am  meisten  —  ins  Gewicht. 

IV.  Einzelnntersuchung.  A.  Gründe,  die  sich  auf  bio¬ 
logische  Eigenheiten  der  Art  stützen: 

1.  Die  Schwalben  bleiben  in  Nordafrika  (Marokko  u.  s.  w.) 
über  Sommer,  kehren  also  nicht  wieder  heim  nach  Europa, 
sondern  brüten  an  der  Stätte,  wo  sie  der  nordische  Winter  hintrieb. 
Ich  lehne  diese  These  ganz  und  gar  ab  (ohne  meine  größte  Hoch¬ 
achtung  vor  ihren  Verfechtern  zu  verlieren);  sie  widerstreitet  ganz 
entschieden  allem  und  jedem,  was  wir  von  den  Vögeln  wissen.  Ein 
jeder  Vogel  kehrt  mit  eiserner  Notwendigkeit  so  ungefähr  an  das¬ 
selbe  Plätzchen  zurück,  wo  er  »geboren«  wurde;  jeder  in  Mainz 
oder  Frankfurt  ausgebrütete  Vogel  erscheint  mit  der  Sicherheit,  wie 
sie  einem  ewigen,  alten  Naturgesetz  eigen  ist,  alljährlich  wieder  zur 
selben  Zeit  in  seinem  Mainz  oder  Frankfurt;  es  zieht  ihn  wie  mit 
tausend  Riesenarmen,  unwiderstehlich,  er  kommt,  wenn  seine  Zeit 
da  ist,  mag  auch  noch  Schnee  und  Eis  die  Felder  bedecken  und  er 
eventuell  seinen  Tod  finden.  Sicher  nicht  ein  europäischer  Vogel 
bleibt  als  freiwilliger  Brutvogel  in  Nordafrika  und  vergißt  seine 
Heimat.  Das  große,  eherne  Naturgesetz  widerspricht  der  obigen 
These  total.1) 

neringen  (Schweiz)  (vorher  6  Jahre  lang  Abnahme,  Häuser  mit  früher  15  Nestern 
wiesen  nur  noch  4 — 5  auf.  »0.  Beob.«  1903,  S.  307).  —  RudolfKorb  bestreitet 
für  Prag  und  Umgebung  die  Abnahme  der  Schwalben  1904  (»0.  Mon.«  1904, 
S.  512);  Pastor  C.  Lindner  berichtet  für  Wetteburg  bei  Naumburg:  Rückgang 
der  Schwalben  bis  1901,  1901 — 1904  ein  anfangs  allerdings  erst  leise  einsetzender 
Aufschwung  (»O.  Mon.«  1905,  S.  107).  Das  sind  und  bleiben  Ausnahmen. 

*)  Yergl.  Bericht  über  die  Februarsitzung  1905  der  Deutschen  Ornitli.  Ge¬ 
sellschaft  in  Berlin  (»Journ.  f.  O.«  1905,  S.  425):  »Herr  Heck  lenkte  die  Auf¬ 
merksamkeit  auf  einen  kleinen  Aufsatz  über  die  Abnahme  der  Zahl  unserer  Schwalben, 
der  in  der  Zeitschrift  »Der  Zoologische  Garten«  erschienen  ist.  Der  Verfasser,  Herr 
Dr.  Adalb.  Seitz,  Direktor  des  Frankfurter  Zoologischen  Gartens,  spricht  darin 
die  Vermutung  aus,  daß  durch  die  Besiedelung  weiter  Strecken  in  Algier  viele 
Schwalben  dort  günstige  Lebensbedingungen  finden  und  deshalb  ihren  Zug  nicht 
weiter  nach  Norden  fortsetzen.  —  Herr  Reich  enow  äußerte  hierzu,  daß  erstens 
eine  wesentliche  Abnahme  der  Schwalben  in  Deutschland  nicht  nachgewiesen  sei 
[doch  durchaus,  wie  die  vorangestellten  Auszüge  aus  meiner  Tabelle  und  die 


302 


2.  Die  Schwalben  fallen  auf  ihrem  Zuge  in  großer  Masse  ins 
Meer,  sie  ertrinken.  Auf  dem  Mittelmeer  beobachtete  Schwalben 
erschienen  aufs  höchste  ermattet  auf  dem  Schiff,  todesmatte  und  ein¬ 
gegangene  Exemplare  wurden  aufgefunden  (»J.  f.  0.«  1905,  S.  537). 
Es  sei  auffallend,  wie  viele  Schwalben  im  Atlantischen  Ozean  zu 
Grunde  gingen  (»Neuer  Naumann«).  Diagnose:  Recht  unwahr¬ 
scheinlich. 

3.  Ein  reiner  Scheingrund.  Vielfach  werden  die  alten  Nester 
von  den  Hausschwalben  nicht  mehr  benutzt  (sobald  sie  brüchig,  nicht 
mehr  recht  haltbar,  von  Spatzen,  Fledermäusen,  Zaunkönigen  —  im 
Frühling  —  u.  s.  w.  bewohnt,  am  Eingang  mit  einer  Spiunwebe 
überzogen  sind  u.  s.  f.).  Die  Schwalben  bauen  dann  neben  die  vor- 

vielen  (nach  hunderten  zählenden)  in  der  ornithologischen  Literatur  veröffentlichten 
Berichte  über  die  Abnahme  der  Schwalben  beweisen!  Schust.j  und  zweitens  die 
Vermehrung  der  in  Algier  nistenden  Vögel  keineswegs  durch  das  Zurückbleiben 
deutscher  Brutvögel  erfolge.  Einzelne  mögen  dort  bleiben  und  ihr  Nest  bauen 
[nein,  auch  nicht  einzelne,  der  bedeutende  Ornithologe  beachtet  hier  nicht  das  oben 
geltend  gemachte  unumstößliche  Naturgesetz,  von  dem  man  freilich  voraussetzen 
kann,  daß  es  einem  Biologen  und  Feldbeobachter  geläufiger  sei  als  einem  Syste¬ 
matiker!  Schust.],  die  große  Masse  ziehe  sicherlich  nach  Norden.  —  Herr  Ehmcke 
erwähnte,  die  jetzt  durch  Herrn  Dr.  Seitz  gemachten  Mitteilungen  seien  schon  vor 
einigen  Jahren  in  ähnlicherWeise  besprochen  worden.  —  Herr  Matsch  ie  stellte 
fest,  daß  über  die  große  Zahl  der  Schwalbennester  in  Algier  schon  früher  mehr¬ 
fach  berichtet  worden  sei.  —  Herr  S  c  h  a  1  o  w  erinnerte  an  die  bekannte  Tatsache, 
daß  die  Zahl  der  Schwalben  in  derselben  Gegend  in  verschiedenen  Jahren  sehr 
wechsele.  —  Herr  Ne  u  m  an  n  hielt  es  nicht  für  ausgeschlossen,  daß  die  algerischen 
Schwalben  einer  anderen  Art  als  die  deutschen  angehören  [es  ist  m.  E.  sicher  eine 
besondere  Lokalrasse!  Schust.].  —  Herr  Matschie  fragte,  ob  man  denn  mit 
Sicherheit  jemals  nachgewiesen  habe,  daß  Zugvögel  in  ihrem  Brutgebiet  während 
des  Winters  zurückgeblieben  seien;  die  beobachteten  Vögel  könnten  sich  sehr 
wohl  aus  nördlicheren  Gegenden  eingefunden  haben.  [Diese  Frage  gehört  nicht  mehr 
unmittelbar  zum  Thema,  sie  behandelt  eine  andere  Erscheinung.  Tatsächlich  bleiben 
neuerdings  Zugvögel  über  Winter  in  ihrem  Brutgebiet  zurück,  d.  h.  sind  Stand¬ 
vögel  geworden,  wie  es  mit  Sicherheit  z.  B.  von  den  Staren  und  anderen  bewiesen 
ist;  vgl.  m.  Arb.  »Ornithologische  Anzeigen  einer  wiederkehrenden  Tertiärzeit« 
(in  »Mitteil,  über  die  Vogelwelt«,  Wien  1905).  Bei  vielen  anderen  Vogelarten 
(z.  B.  der  Graugelben  Bachstelze,  Motadlla  sulphurea ,  und  dem  Taubenfalken),  die 
in  mehr  oder  minder  reduzierter  Anzahl  über  Winter  auch  bei  uns  »bleiben«,  d  h. 
gesehen  und  von  dem  flüchtigen  Beobachter  für  rein  endemische  (echt  einheimische) 
Vögel  angesehen  werden ,  sind  sie  aus  dem  Norden  zugezogen  (also  Zugvögel  ge¬ 
blieben)  und  nur  nordischer  Ersatz  für  die  unseren,  die  ungefähr  ebenso  weit  nach 
Süden  gezogen  sind,  wie  jene  aus  dem  Norden  kommen.  Schust.].  —  Herr  Schalow 
hob  hervor,  daß  in  Marokko  während  des  Sommers  [muß  heißen:  Frühlings]  infolge 
außergewöhnlicher  Witterungs  Verhältnisse  zahlreiche  nordische  Wanderer  ihren  Zug 
unterbrechen  [dann  später  natürlich  aber  weiterziehen.  Schust.].« 


303 


jährigen  Nester  neue.  So  geschieht  es  auch  im  dritteu  und  vierten 
Jahr  u.  s.  f.  Schließlich  steht  eine  Reihe  von  Nestern  unter 
den  Dachpfannen  leer,  und  nur  der  kleinere  Teil  ist  bewohnt. 
Die  Leute  meinen  dann  —  daß  die  Besitzer  der  übrigen  Nester  aus¬ 
geblieben  seien,  die  Schwalbenkolonie  an  Zahl  abgenommen  habe. 
Daß  die  in  Eigenheiten  [des  Genus  liegenden  Ursachen  (Gründe 
genereller  Art),  selbst  wenn  sie  wirklich  zutreffen  (was  ich  ent¬ 
weder  für  ausgeschlossen  oder  unwahrscheinlich  halte),  gar  keine 
Beweiskraft  haben,  ergibt  sich  aus  folgender  Erwägung  sofort: 
Sie  existierten  vou  jeher,  sie  erklären  in  keiner  Weise  die  heurige 
rapide  Abnahme  der  Schwalben  in  den  letzten  Jahrzehnten. 
Solauge  nämlich,  als  der  Vogelzug  besteht,  ertranken  schon  Schwalben 
im  Meer  und  bot  Marokko  bequemere  Brutgelegenheit:  —  ohne  Be¬ 
einflussung  des  Schwalbenbestandes  in  Deutschland  oder  England.1) 

B.  Gründe  kultureller  Art. 

1.  [6.J  Unsere  Häuser  werden  im  modernen  Stil  gebaut.  Die 
Sch walben  können  an  den  glatten  Backsteinwänden, 

beim  Wegfallen  der  Dachvorsprünge,  in  dem  Zwickelsystem  und  an 

•• 

den  mit  Ölfarbe  glatt  angestrichenen  Balken  der  modernen  Land¬ 
villen  im  Darmstädter  Ausstellungsstil  nicht  mehr  ihre  Nester  an- 
bringen.  Sehr  richtiger  Grund!  Wo  ein  Fabrikbau  aus  glatten, 
hohen  Ziegelsteiuwänden  in  einem  schwalbeureichen  Dorf  empor¬ 
wächst  (wie  z.  B.  in  Blitzenrod  bei  Lauterbach,  Vogelsberg),  baut 
keine  Schwalbe  an  diesem  Neubau.  Eben  darum  steht  die  lange 
Flucht  der  Großstadtbauten  schwalbenleer  (Neustadt  von  Mainz), 
darum  zeigt  sich  keine  Hausschwalbe  in  Fabrik-  und  Kasernenvierteln 
der  Städte  (Amöneburg  bei  Mainz).  Die  Schwalbe  kann  eben 
schlechterdings  das  Nest  nicht  anbringen.  Aber  die  Zukunft,  die 
kommende  Zeit,  winkt  schon  mit  Abhülfe.  Denn  die  Natur  ist  ent- 

‘j  Ich  finde  nachträglich  beiPouchet  (Paris)  noch  einen  4.  aus  den  Eigen¬ 
tümlichkeiten  der  Art  abgeleiteten  Grund:  Das  Hausschwalbennest  ist  zu  eng 
(rund -kugelförmig)  und  zu  sehr  von  der  Luft  abgeschlossen,  sodaß  die  Jungen 
Übereinanderliegen  und  vielfach  ersticken.  Es  sterben  ungewöhnlich  viele  junge 
Hausschwalben,  Abhülfe  kann  hier  nur  eine  andere  Bauweise  schaffen,  die  die 
Schwalben  annehmen  müßten  (vergl.  dann  später  über  die  wirklich  angenommene 
andere  Bauweise!  »La  Nature«)  und  beiChristoleit  (»0.  Mon.«  1903,  S.  142) 
noch  einen  weiteren  Grund  genereller  Art:  5.  Die  Hausschwalben  vermindern  sich 
(in  Ostpreußen)  zu  Gunsten  der  Rauchschwalben,  und  diese  vermehren  sich  eventuell 
auf  Kosten  jener.  Zurückzuführen  wäre  m.  E.  aber  diese  Konkurrenz  letztlich  aul 
den  Nahrungsmangel  und  ist  also  von  nur  sekundärer  Bedeutung.  —  Auch  Milben 
werden  oft  fälschlich  als  Verminderungsursache  ins  Gefecht  geführt. 


304 


wickelungsfähig  und  anpassungsfähig.  Yergl.  Jungbans  (Cassel): 
»Scheint  sich  jetzt  mit  den  modernen  Backsteinbauten  befreunden 
zu  wollen«;  vgl.  »Kulturfortschritt  bei  den  Schwalben«  von  dem 
französischen  Forseher  Pouchet  (Paris):  »Der  Nestbau  der  Schwalbe 
ist  in  neuerer  Zeit  in  Frankreich  anders  als  früher.  Die  neueren 
Nester  sind  oval  gebaut,  nicht  in  Kugelform  (also  angepaßt  der 
neuen  Bauart  der  Häuser),  auch  der  Eingang  ist  nicht  oval  gebaut, 
sondern  eine  9 — 10  cm  lange  Querspalte,  durch  die  alle  Jungen  die 
Köpfe  strecken  können  und  genug  Luft  haben  u.  s.  w.«  (wiederge- 
gebeu  in  »Allgem.  Tierschutzz.«  1902,  S.  43).  Pouchet  betont,  daß 
ein  viel  größerer  Schritt  sei  die  ehemalige  Verlegung  des  Nistplatzes 
des  einsamen  Felsen vogels  in  belebte  Dörfer  und  Städte  als  die  An¬ 
passung  in  der  Bauart  des  Nestes  an  neue  Formen  der  Unterlage; 
vergl.  schließlich  »Abweichende  Niststätten  und  Nistweisen  der 
Schwalben,  worüber  aus  den  verschiedenen  Gegenden  unseres  Vater¬ 
landes  immer  wieder  neues  zu  berichten  ist«  von  Pastor  E.  Christoleit 
(Ostpreußen) :  Originellste  und  exakteste  Anpassung  der  Nester  (frei¬ 
seitige  Stütznester !)  an  die  nach  dem  großen  Brand  aufgebauten 
modernen  »Lauben«  in  Marienburg  (»0.  Mon.«  1903,  S.  142).  Staats 
von  Wacquan t-Geozelles  berichtet  ebenso  über  abweichende  Bau¬ 
art  von  D.  urbica  in  Tostedt  und  an  der  Brücke  in  Hameln.  Die 
Veränderung  kommt  —  nur  braucht  sie  Zeit! 

2.  [7.]  Der  moderne  Mensch  putzt  die  Häuser  schöner  aus  und 
duldet  keinen  Unrat  mehr  an  ihnen.  Infolgedessen  stoßen  viele 
Leute,  so  z.  B.  auch  manche  Herren  Lehrer  und  selbst  Dorfbauern, 
die  Schwalbennester  von  den  von  ihnen  bewohnten  Baulichkeiten. 
So  geschehen  an  dem  vollbehaugenen  neuen  Schulhaus  in  Frischborn 
(Vogelsberg)  in  den  90er  Jahren,  so  au  einem  übervoll  behangenen 
kleinen,  einstöckigen,  steinernen  Wirtshaus  in  Blitzenrod  (bei  Lauter¬ 
bach),  als  ein  neuer  Besitzer  einzog.  Vielfach  machen  sich  auch 
die  Bauern  (wie  früher  z.  B.  im  Vogelsberg)  nicht  mehr  die  Mühe, 
Brettchen  unter  die  Schwalbennester  zu  nageln  (gegen  den  Schmutz 
und  als  Neststütze).  [Wie  schön  ist  es  doch  dagegen,  daß  man  au 
dem  herrlichen  Schloß  in  Versailles  zwischen  den  Rosetten  des  Dach¬ 
gebälks,  wie  ich  1900  sah,  sowie  iu  den  Eingaugsgewölben  der 
gotischen  Kirchen  in  Ostfrankreich  hunderte  von  Schwalbennestern 
belassen  hat!].  Dieser  2.  Grund  kultureller  Art  will  freilich  nicht 
viel  besagen  gegen  den  vorausgehenden  und  den  folgenden. 

3.  [8 1.  Die  Tierchen  finden  keine  Nahrung  mehr.  Sehr 
triftiger  Grund!  Die  Kanäle  und  Kanälchen  iu  den  gepflasterten 


305 


Städten,  die  Pfützen  und  Wasserlachen  in  den  besseren  Dörfern,  die 
Gräben  und  Sümpfe  in  den  trocken  gelegten  Wiesen  verschwinden; 
damit  auch  Mücken  und  Fliegen,  die  Nahrung  der  Schwalben.  Schon 
im  »Zool.  Gart.«  1904,  S.  298  betont  dies  Boettger  sehr  richtig 
(und  stellt  es  ebenso  richtig  in  Analogie  zu  dem  Verschwinden  des 
Storches  —  Abnahme  des  Storch bestands  infolge  Nahrungsmangel, 
d.  h.  Verschwinden  der  Frösche  wegen  Drainierung  der  Sümpfe  und 
Wiesen).  Es  ist  nicht  ein  einzelner  Fall,  sondern  ein  sehr  typischer, 
wenu  z.  B.  ein  Herr  A.  Toepel  für  »Belgershain  und  Umgegend« 
(Thüringen)  »Sterben  junger  Schwalben  aus  Nahrungsmangel«  an¬ 
meldet  (»0.  Mon.«  1895,  S.  81).  Gegen  diese  3.  Verminderungs¬ 
ursache  infolge  Kulturverbreitung,  die  sich  im  Laufe  der  Zeit  noch 
immer  stärker  geltend  machen,  bei  der  intensiven  Hochkultur  der 
letzten  und  folgenden  Jahre  immer  rapider  um  sich  greifen  wird, 
läßt  sich  schlechterdings  nichts  tun. 

4.  [9.]  Die  Schwalben  finden  inmitten  der  modernen  Stadt  nicht 
mehr  den  richtigen  Baustoff,  jenen  Erdkitt,  der  von  gediegen 
feuchter  Qualität  sein  muß,  wenn  er  halten  soll  (im  »Zool.  Gart.« 
1904,  S.  298  von  Boettger  bereits  geltend  gemacht  und  darnach 
im  »Zool.  Garten«  1905,  S.  205  von  Gen  gier  für  Erlangen  etc.1). 
Wiederum  recht  triftiger  Grund  (wenn  auch  lange  nicht  so  bedeu¬ 
tend  wie  der  1.  und  3.).  Er  trifft  vor  allem  für  große  Städte  zu, 
wo  die  Schwalben  das  Baumaterial  von  weither  herbeischleppen 
müssen. 

5.  [10.]  Sehr  ins  Gewicht  fällt  der  Vogelfang,  weniger  der  zu 
kulinarischen  als  der  zu  Mod  e  z  wecken.  Es  ist  unglaublich,  wie¬ 
viele  Tausende  von  Schwalben  zu  diesem  Zweck  getötet  werden. 
Wenn  man  freilich  auch  schou  vor  100  und  200  Jahren  gelegent¬ 
lich  über  Abnahme  der  Schwalben  geklagt  hat  (vergl.  »Aus  alten 
Chroniken«  von  L.  Schuster,  »Zool.  Garten«  1903),  so  fällt  doch 
zeitlich  die  typische  Massenverminderung  der  Neuzeit  geradezu  auf¬ 
fallend  mit  der  Periode  zusammen,  in  der  —  seit  zwei  bis  drei 
Jahrzehnten  —  die  Schwalben  als  Modeartikel  für  Damenhüte  in 
Europa  und  Amerika  aufkamen. 

Diese  fünf  Gründe,  die  auf  der  hoheu  Entwickelung  der  Kultur 
beruhen,  haben  auch  nur  immerhin  wieder  mehr  oder  minder  lokale 
Geltung.  Am  kräftigsten  und  am  allgemeinsten  wirken  der  dritte 
und  fünfte  (Mangel  an  Nahrung,  Vogelfang),  darnach  der  1.,  alsdann  * 

9  Eine  Nürnberger  Tageszeitung  macht  in  einer  mir  zugeschickten  Juli- 
Nummer  noch  Pösneck  in  Thüringen  namhaft. 

Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905. 


20 


306 


der  2.  und  4.  Grund.  Wie  steht  es  aber  nun  in  weiten  Landstrichen 
—  in  vielen  deutschen  uud  englischen  Dörfern  z.  B.  — ,  wo  alle 
fünf  Gründe  der  Rubrik  B  ebensowenig  zutreffen  wie  die  unter  A. 
Was  ist  da  schuld  an  dem  Rückgang  der  Schwalben,  der  auch  dort 
bemerkt  wird  (denn  er  wird  allgemein  in  Europa  bemerkt)?  Es 
bleibt  nur  eine  »allgemeine«  Erscheinung  als  Ursache  für  diese 
Fälle  übrig,  eine  ebenso  wichtige  wie  interessante  und  universelle, 
nämlich  ein 

C.  Grund  meteorologischer  Art.  Die  nördliche  Erdhälfte 
hat  eine  Klimaverschiebung  erlebt.  Nicht  allein,  daß  die  nördliche 
Hemisphäre  iu  der  Gegenwart  sechs  Tage  länger  die  Sonne  über  sich 
hat  als  die  südliche,  sondern  auch  —  wie  ich  schon  in  meiner  Arbeit: 
»Ornithologische  Anzeichen  einer  wiederkehrenden  Tertiärzeit«  »J.  f.  0.« 
1902  und  »Mitt.  des  Österr.  Reichsb.  für  Vogelk.  in  Wien«  1905 
ausgeführt  habe,  ganz  in  Übereinstimmung,  mit  der  Reibisch-Simroth- 
schen  These  von  der  Erdpendulation,  »Jahrb.  f.  Naturk.«  —  folgende 
beiden  Erscheinungsmomente  machen  sich  seit  etwa  zwei  Dezennien 
geltend,  die  jedem  Kind  bekannt  sind:  Erstens  haben  wir  keine  rechten 
Winter  mehr,  und  zweitens  verschiebt  sich  die  »kalte«  Jahreszeit  in 
jedem  Jahr  immer  weit  in  die  Frühlings-  und  Sommermonate  hinein. 
Das  heißt  mit  anderen  Worten:  Unser  Mai  ist,  wie  allbekannt, 
nicht  mehr  der  Wonnemond  der  älteren  Dichter,  sondern  recht  rauh, 
feucht,  kalt  geworden  und  mit  zahlreichen  Frosttagen  ausge¬ 
stattet.  Infolgedessen  —  erfrieren  und  verhungern  sehr  viele  jungen 
Vögel,  so  z.  B.  Buchfinken,  Lerchen,  Nachtigallen1)  und  vor  allem 
eben  auch  Schwalben.2)  Denn  sobald  es  nur  etwas  kalt  ist,  bleibt 
eins  der  Alten  auf  den  Jungen  sitzen,  und  es  füttert  nur  noch  das 
andere;  nun  besteht  an  sich  schon  Futtermangel,  und  durch  Tempe¬ 
raturrückschläge  (Kälte,  Feuchtigkeit)  noch  viel  mehr;  so  bekommen 
denn  die  Jungen  kaum  etwas  zu  fressen  und  sterben  schließlich 
Hungers. 

— — » 

Dies  scheint  mir  der  tiefste,  allgemeinste,  grausamste  und  un¬ 
erbittlichste  von  allen  Gründen  zu  sein,  die  eine  Abnahme  der  Schwalben 
bedingen,  auch  von  allen  der  langwierigste,  da  sich  nach  der  Be¬ 
rechnung  Neumayrs  —  in  »Erde  im  Weltraum«  —  erst  iu 
10  500  Jahren  das  jetzige  Temperaturverhältnis  ändern  wird,  nach- 

9  Ich  habe  schon  früher  die  Abnahme  und  das  Verschwinden  der  Nachti¬ 
gallen  aus  manchen  nordischen  Landstrichen  auf  die  enorm  häufigen  Maifröste  zu¬ 
rückgeführt. 

2)  Vergl.  die  sehr  richtige  Bemerkung  D  a  u  t  s  in  meiner  Vorbemerkung  oben. 


307 


dem  es  auf  dem  jetzt  eingeschlagenen  Weg  noch  beträchtlich  weiter¬ 
gegangen  ist.  Diesem  Übelstand  kann  nur  entgegengewirkt  werden 
durch  eine  bestimmte  Disposition,  d.  h.  Veräuderungs-  (Anpassungs-) 
fähigkeit,  die  im  Schwalbenreich  vorhanden  sein  müßte  (und  wohl 
auch  sicher  vorhanden  ist),  den  Anfang  der  Brut  beträchtlich  später 
zu  legen  als  es  zur  Zeit  geschieht. 


Aus  dem  Leben  eines  Fischreihers  ( Ardea  cinerea  L.). 

Von  Erwin  Detmers  aus  Lingen  a.  d.  Ems. 

Noch  vor  wenigen  Jahren  kamen  die  Fischreiher  in  sehr  großen 
und  zahlreichen  Kolonien  in  der  Umgegend  von  Lingen  vor.  Aber 
gerade  in  der  letzten  Zeit  haben  die  Reiheransiedlungen  hier  sehr  ab- 
genommeu  uud  sind  an  einigen  Stellen  ganz  von  den  Vögeln  ver¬ 
lassen  worden.  Diese  Verminderung  der  Reiher  ist  nur  durch  das 
Abschießen  der  Jungen  und  nicht  etwa  durch  Nahrungsmangel  her¬ 
beigeführt  worden.  Denn  die  Ems  bietet  den  Reihern,  besonders  au 
den  Stellen,  an  denen  sie  nicht  schiffbar  und  von  großen  Wäldern 
und  ziemlich  steilen  Ufern  eingeschlossen  wird,  eine  reiche  Nahrungs¬ 
quelle,  an  der  sie  auch  ganz  ungestört  fischen  können. 

Am  4.  Juni  dieses  Jahres  fand  ich  in  einem  großen,  der  Ems 
benachbarten  Walde  eine  kleiue  Kolonie  von  nur  zwei  bewohnten 
Nestern.  Das  eine  war  in  dem  Wipfel  einer  gewaltigen  Buche,  das 
andere  saß  kaum  sichtbar  in  der  Spitze  einer  dichten  Tanne.  Mit 
Mühe  wurde  die  sehr  glatte  Buche  von  einem  meiner  Freunde  erklommen. 
Während  dessen  kreisten  die  Alten  beständig  über  den  bedrohten 
Jungen  uud  wagten  es  sogar  in  den  allernächsten  Bäumen  einzufallen. 
Der  Horst  enthielt  vier  kaum  acht  Tage  alte  Junge,  die,  als  sie  im 
Rucksack  unten  ankamen,  nichts  Eiligeres  zu  tun  hatten,  als  ihre  ganze, 
schon  ziemlich  weit  verdaute  Nahrung  wieder  auszuspeien.  Dabei 
wurden  Fische  ans  Tageslicht  befördert,  die  fast  so  groß  wie  die 
jungen  Reiher  selbst  waren,  und  es  schien  fast  unmöglich,  daß  diese 
kleinen,  noch  fast  nackten  Tiere  solche  Bissen  hatten  hinunterschlingen 
können.  Als  die  jungen  Reiher  sich  eine  kurze  Zeit  erholt  hatten, 
versuchten  wir  ihnen,  da  wir  im  Augenblick  kein  anderes  Futter 
hatten,  zerstückelte  Elstern  einzupfropfen.  Kurz  zuvor  hatten  wir 
diese  nämlich  bei  einem  Bauernhöfe  ausgehoben  und  sie  beim  Aus¬ 
nehmen  des  Reiherhorstes  auf  die  Erde  gesetzt.  Dabei  trat  ich  im 
Eifer  des  Gefechtes  einige  von  ihnen  tot.  Die  jungen  Reiher  nahmen 


308 


dieses  gewiß  ungewöhnliche  Futter  nach  und  nach  an  und  behielten 
es  auf  dem  weiten  Heimwege  auch  teilweise  wenigstens  bei  sich. 
Zu  Hause  augekommen  setzte  ich  meinen  Reiher  zu  einem  gleichalterigen 
Hühnerhabichte.  Nach  kurzer  Zeit  schon  kraute  der  Habicht  dem 
neuen  Ankömmling  in  dem  Federbüschel  auf  dem  Kopfe,  worauf  der 
Reiher  den  Kopf  des  Habichts  in  seinen  großen  Schnabel  nahm.  So 
wurde  Freundschaft  zwischen  diesen  beiden  Tieren  geschlossen,  die 
in  der  Natur  doch  die  größten  Feinde  sind. 

Sehr  bald  hatte  sich  der  Reiher  an  seine  neue  Umgebung  ge¬ 
wöhnt.  In  der  ersteu  Zeit  freilich  richtete  er  sich  auf,  sobald  man 
seinem  Stalle  näher  kam,  und  schnappte  mit  ausgestrecktem  Halse  nach 
dem  Besucher.  In  kurzer  Zeit  aber  war  er  soweit  gezähmt,  daß  er 
mich  kannte  und  mir  das  Futter  aus  der  Hand  nahm.  Gewöhnlich 
reichte  ich  ihm  Frösche,  Fische  aller  Art,  Schweinenieren  und  über¬ 
haupt  rohes  Fleisch.  Er  verschlang  aber  auch  verhältnismäßig  große 
Markknochen  sehr  gerne.  Ferner  fraß  er  Ratten,  Mäuse  und  allerlei 
Vögel.  Diese  Tiere  kröpfte  er  in  der  ersten  Zeit  stets  mit  Federn 
oder  Haaren ;  später  jedoch  hatte  er  es  lieber,  wenn  man  sie  ihm 
vorher  rupfte.  Wie  die  Raubvögel  spie  auch  er  Federn  oder  Felj 
in  großen,  eiförmigen  Gewöllen  aus;  dagegen  verdaute  er  Knochen 
stets  vollständig.  Bald  begrüßte  mich  „Heron“  —  so  hatte  ich  den 
Reiher  getauft  —  wenn  er  nur  meinen  Schritt  hörte,  mit  lautem 
Gekrächze.  In  den  ersten  acht  Tagen  hockte  er  gewöhnlich  mit 
eingeknickten  Beinen  am  Boden.  Als  aber  er  und  sein  Gefährte,  der 
Habicht,  erst  so  weit  waren,  daß  sie  ihre  ersten  Laufversuche 
machten,  da  kamen  sie  mir  immer,  sobald  sie  mich  hörten,  entgegen. 
Der  Reiher  machte  dann  gewöhnlich  zu  große  Schritte,  stolperte  und 
fiel,  wenn  er  sich  nicht  mit  dem  Schnabel  im  Gleichgewichte  halten 
konute.  Setzte  ich  mich  nun  hin,  so  kroch  „Heron“  ganz  an  mich 
heran,  schmiegte  sich  fest  an  mich  und  kuabberte  mit  seinem  Schnabel  an 
meinen  Schuhen.  Am  20.  Juni  war  er  so  weit,  daß  er  gut  auf  einer 
Stange  stehen  konnte,  und  nun  brachte  ich  ihn  und  seinen  Gefähr¬ 
ten,  der  jetzt  sogar  schon  Flugübungen  machte,  in  einen  großen, 
mit  Pfählen  und  Sitzplätzen  wohlversehenen  Stall.  Gewöhnlich  stand 
er  hier  auf  seinem  Lieblingsaste,  den  er  aber  bald  aufgab,  indem  er  an 
seiner  Stelle  einen  hohen  Stein  als  Sitzplatz  vorzog.  Schien  die  Sonne, 
so  legte  er  sich  gewöhnlich  platt  auf  den  Sand  und  ließ  sich  gründ¬ 
lich  durchwärmen.  Auch  stand  er  wohl  öfters  hochaufgerichtet,  die 
Flügel  herabhängend,  blickte  in  die  Sonne  und  ließ  seinen  Leib  von 
den  warmen  Strahlen  bescheinen.  Seinen  Stall  liebte  er  bald  so 


300 


sehr,  daß  er  immer,  wenn  ich  ihn  herausbrachte,  die  größten  An¬ 
strengungen  machte,  wieder  hineinzukommen.  Als  er  größer  war, 
durfte  außer  dem  Habicht  kein  Tier  den  Stall  betreten.  Besonders 
mit  Hunden  lag  er  stets  im  Kriege.  Diese  griff  er  mit  solchem  Mute 
an,  daß  sie  jedesmal,  trotz  der  Bemühung  ihrer  Herreu,  den  Rückzug 
antreten  mußten.  Nicht  nur  Terrier,  sondern  sogar  Jagdhunde  und 
eine  große  deutsche  Dogge  unseres  Nachbarn,  die  oft  auf  unsern  Hof 
kam,  vertrieb  er  regelmäßig.  Als  seine  Beine  noch  schwach  waren? 
verteidigte  er  sich  gegen  Hunde  im  Sitzen  und  rutschte  immer  weiter 
gegen  sie  vor.  Dazu  breitete  er  die  Flügel  aus,  blähte  die  Federn 
auf  und  richtete  seineu  Federbusch  auf  dem  Kopfe  hoch,  wodurch  er 
doppelt  so  groß  erschien,  als  er  in  Wirklichkeit  war.  Ganz  genau 
unterschied  der  Reiher  Menschen  und  Tiere.  Einst  brachte  man  den 
Bruder  meines  Habichts  zu  meinen  Vögeln,  aber  er  mußte  sofort 
entfernt  werden,  denn  der  Reiher  stieß  wild  nach  ihm,  und  auch 
mein  Habicht  wollte  sich  sofort  auf  seinen  Blutsverwandten  stürzen. 
Ebenso  wütend  stieß  er  auf  Kaninchen,  junge  Hähnchen  usw.,  die 
zum  Fräße  für  den  Habicht  bestimmt  waren,  und  jedesmal  mußte 
ich  den  Reiher  aus  dem  Stalle  tun,  bevor  ich  die  Tiere  hineinsetzen 
konnte.  Am  9.  Juni  nahm  ich,  als  ich  nach  Aurich  reiste,  den 
Reiher  mit  nach  dort.  In  Aurich  hatte  er  sehr  viel  Platz  und,  was 
besonders  angenehm  war,  auch  sehr  viel  Wasser.  Am  Tage  seiner 
Ankunft  zeigte  er  zum  ersten  Male,  daß  er  schon  etwas  fliegen  konnte. 
Für  die  Nacht  hatte  ich  ihn  in  eine  große  Scheune  gesetzt,  und  als 
ich  am  Abend  nochmals  nach  ihm  sah,  war  er  hoch  oben  auf  einen 
Balken  geflogen.  Am  andern  Morgen  setzte  ich  ihn,  als  er  herunter¬ 
geflogen  kam,  auf  einen  Baum,  den  er  auch  später,  neben  dem  Dache, 
als  Lieblingsplatz  beibehielt.  Als  Futternapf  bekam  er  eine  weiße 
Schüssel,  die  er  bald  sehr  gut  kannte,  und  wenn  „Heron“  nicht  so¬ 
fort  auf  seinen  Namen  hören  wollte,  so  kam  er  doch  sogleich  herbei, 
wenn  ich  ihm  nur  den  Futternapf  zeigte.  Am  13.  Juli  machte  er 
zum  ersten  Male  weiteren  Gebrauch  von  seinen  Schwingen.  Morgens 
um  6  Uhr  flog  er  ab,  und  zwar  machte  er  einen  weiten  Bogen  über 
sehr  hohe  Bäume  hin,  wie  man  mir  erzählte,  und  traf  dann,  weil 
er  so  schnell  nicht  ausbiegen  konnte,  in  vollem  Fluge  gegen  ein 
Haus,  stürzte  zu  Boden  und  wurde  von  Maurern  ergriffen.  Als  ich 
ihn  später  abholte,  fand  ich  ihn  glücklicherweise  unverletzt ;  denn 
als  ich  -von  seiner  eigenartigen  Gefangennahme  hörte,  fürchtete 
ich,  daß  er  sich  etwa  ein  Bein  oder  einen  Flügel  gebrochen  habe. 
Dies  muß  man  nämlich  bei  jungen  Reihern  stets  fürchten.  Auch  die 


310 


Brüder  meines  Reihers  mußten  alle  wegen  verrenkter  Beine  und  ge¬ 
brochener  Flügel  getötet  werden.  Obgleich  ich  befürchtete,  Heron 
würde  mir  nun  entweichen,  blieb  er  doch  in  den  folgenden  Tagen 
im  Garten,  sicherlich  weil  er  schlechte  Erfahrungen  bei  seinem  ersten 
Ausfluge  gemacht  hatte,  denn  die  Maurer  werden  ihu  wohl  nicht 
allzu  zart  angefaßt  haben.  Bald  wählte  Heron  sich  den  First  des 
Hauses  zu  seinem  Lieblingsplatze.  Yon  hier  konnte  er  weit  schauen 
und  seine  nächste  Umgebung  kennen  lerneu.  Dann  wagte  er  sich 
nach  einiger  Zeit  weiter,  flog  in  die  benachbarten  Gärten  und  auf  den 
Übungsplatz  der  Soldaten,  so  daß  er  bald  überall  bekannt  war  und 
keiner  ihm  etwas  zu  Leide  tat.  Sehr  oft  stolzierte  er  auch  an  den 
Kanal,  stellte  sich  auf  ein  Floß  und  stand  hier  oft  stundenlang,  den 
Kopf  etwas  nach  vorn  gestreckt,  immer  ins  Wasser  schauend.  Rief 
ich  dann  seinen  Namen,  so  tat  er  furchtbar  eifrig,  krächzte  ein 
wenig,  öffnete  die  Flügel,  sah  aber  stets  dabei  starr  aufs  Wasser. 
Nur  wenn  ein  Käfer  oder  sonst  ein  Insekt  in  seiner  Nähe  vorbeiflog, 
ließ  er  sich  stören,  schnappte  schnell  danach  uud  erhaschte  es  fast 
regelmäßig.  Beim  Fischen  stand  Heron  selten  im  Wasser,  gewöhn¬ 
lich  tischte  er  von  einem  Floß  oder  Pfahl  aus.  Das  gleiche  beobachtete 
ich  wiederholt  an  anderen  Fischreihern  in  der  Nähe  von  Lingen. 
War  die  Ems  sehr  reißend  oder  sehr  tief,  so  benutzten  sie  in  der 
Ems  liegende  Baumstämme  oder  Felsstücke,  um  von  hier  aus  zu 
fischen.  Dabei  hatten  sie  genau  die  nämliche  Haltung,  die  ich  bei 
meinem  Heron  beobachtete.  Erstaunlich  war  die  Gewandtheit,  mit 
der  er  den  großen  Schnabel  zu  benutzen  wußte.  Das  kleinste  Insekt 
nahm  er  vom  Boden  auf,  jede  Froschlarve  erhaschte  er  im  Wasser. 
Rollte  ich  kleine  Äpfel  au  ihm  vorüber,  so  traf  er  sie  jedesmal  mit 
unfehlbarer  Sicherheit  mit  dem  Schnabel  und  spießte  sie  so  fest  auf, 
daß  er  sie  nur  mit  Mühe  wieder  entfernen  konnte.  Hierbei  machte 
er  die  wunderlichsten  Bewegungen,  schüttelte  den  Kopf  und  streifte 
endlich  mit  Hülfe  eines  Beines  den  festsitzenden  Apfel  vom  Schuabel. 
Hatte  Heron  gefressen,  so  schritt  er  gewöhnlich  in  die  Spargelbeete, 
reckte  sich  so  lang  er  konnte  uud  machte  nun  Jagd  auf  Käfer, 
Mücken  und  Fliegen.  Erstaunlich  war  es,  welch  ungeheure  Bissen 
der  Vogel  hinuuterschlingen  konnte.  Einen  Hecht  vou  291/a  cm  Länge 
ließ  er  ohne  große  Mühe  in  seinen  gewaltigen  Schlund  hinabgleiten, 
ebenso  verschluckte  er  große  Ratten,  ganze  Schweinenieren  und  sogar 
20  cm  lauge  Barsche  mit  den  Stacheln.  Sein  Hunger  war  sehr 
unregelmäßig ;  bald  verschlang  er  viel,  bald  weniger.  Als  ich  ihn 
acht  Tage  hatte,  fraß  er  am  meisten,  nach  drei  Wochen  etwas  we- 


311 


niger,  und  in  dev  letzten  Zeit  zeigte  er  wieder  größeren  Appetit. 
Als  Heron  größer  wurde,  war  er  gegen  Fremde  nicht  immer  freundlich, 
und  selten  ließ  er  es  sich  gefallen,  daß  ihn  ein  anderer  als  ich  an- 
faßte.  Dagegen  wurde  mit  seinem  Wachstum  seine  Liebe  zu  mir 
von  Tag  zu  Tag  größer.  Sah  er  mich  von  weitem,  so  krächzte  er 
gewöhnlich  und  kam  mir,  wenn  er  nicht  satt  und  faul  war,  stets 
eutgegengeflogen.  Als  ich  einmal  im  Juli  einige  Tage  von  Aurich 
weg  war,  trauerte  er  die  ganze  Zeit,  flog  aber  trotz  meiner  Abwesen¬ 
heit  nicht  fort.  Ganz  außer  sich  war  er  vor  Freude,  als  er  mich 
wiedersah.  Er  krächzte,  verdrehte  Hals  und  Beine,  schlug  mit  den 
Flügeln  und  sprang  regelrecht  an  mir  in  die  Höhe,  um  mit  dem 
Schnabel  meine  hochgehaltene  Hand  zu  fassen.  Bevor  ich  nach 
Lingen  zurückkehrte,  wollte  ich  noch  acht  Tage  verreisen.  Deshalb 
konnte  ich  den  Vogel  nicht  mehr  gut  in  Aurich  lassen,  und  so  schickte 
ich  ihn  vorher  mit  der  Post  nach  Hause.  Dort  wurde  er  wieder  in 
seinen  alten  Stall  zu  dem  Habicht  getan,  und  die  beiden  Freunde 
kannten  sich,  wie  man  mir  später  erzählte,  trotz  der  langen  Trennung 
sehr  gut  wieder.  Ab  und  zu  machte  das  jetzt  sehr  starke  und  große 
Habichtsweibchen  wohl  einen  kleinen  Scheinangriff  auf  den  Reiher 
und  dieser  verteidigte  sich  wieder,  indem  er  krächzend  nach  dem 
Habicht  stieß,  sonst  aber  wurde  das  gute  Einvernehmen  zwischen 
beiden  in  keiner  Weise  gestört.  Als  ich  acht  Tage  später  nach  Hause 
zurückkehrte,  wurde  ich  von  Heron  sofort  wieder  erkannt  und  stür¬ 
misch  begrüßt.  Er  hatte  sich  in  den  acht  Tagen  schon  wieder  so 
an  seinen  Stall  gewöhnt,  daß  er  gar  nicht  draußen  sein  mochte. 
Aber  bald  hatte  ich  ihn  soweit  gebracht,  daß  er  sich  den  Tag  über 
wenigstens  von  seinem  geliebten  Stalle  trennte.  Als  er  erst  die  Ge¬ 
gend  kennen  gelernt  hatte,  machte  er  größere  Ausflüge,  kehrte  aber 
am  Abend  und  zu  den  Futterstunden  regelmäßig  nach  Hause  zurück. 
Sehr  interessant  war,  wie  genau  er  Personen  wiedererkannte.  So 
hatte  er  es  auf  einige  Jungen  abgesehen,  die  ihn  während  meiner 
Abwesenheit  wiederholt  geneckt  und  geärgert  hatten.  Jedesmal,  wenn 
diese  über  unsern  Hof  gingen,  wurde  er  erregt,  blähte  sich  auf, 
lief,  wenn  sie  in  seine  Nähe  kamen,  hinter  ihnen  her  und  stieß 
nach  ihnen. 

Eines  Tages  kam  Heron  nicht  wieder.  Er  war  in  die  Stadt 
geflogen,  hatte  sich  auf  ein  kleines  Waschhaus  gesetzt  uud  wurde 
hier  von  einem  Gärtner  auf  eiue  ganz  kleine  Entfernung  hin  herab- 
geschosseu.  Sein  Gefieder  war  vorzüglich,  und  er  hatte  schon  1,49  m 
Flügelspannung. 


312 


Jeder,  der  das  Tier  kannte,  gewann  es  lieb,  denn  der  schöne 
Vogel  zeigte  sich  niemals  heimtückisch  und  war  gegen  jeden,  der  ihn 
nicht  ärgerte,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  freundlich  und  liebens¬ 
würdig.  Mir  selbst  tat  sein  Tod  natürlich  am  meisten  leid,  denn 
unter  den  vielen  Tieren,  die  ich  besessen  habe,  ist  selten  eines  so 
intelligent  und  anhänglich  gewesen  wie  dieser  Fischreiher. 


Briefliche  Mitteilung. 


Schwan  heim  (Main),  7.  September  1905. 

Auf  die  Gefahr  hin,  daß  man  mir  wieder  vorwirft,  alte  Ammenmärchen 
aufzuwärmen,  möchte  ich  folgende  Mitteilung  machen: 

Gestern  Mittag  kam  mein  Gärtner  Philipp  K.  und  teilte  mir  mit,  daß  an 
einem  Nachbarhause  Schwalben  einen  Spatz  in  ihrem  Neste  eingemauert  hätten. 
Er  sei  durch  das  klägliche  Schreien  des  Vogels  aufmerksam  geworden,  der  nur  noch 
den  Kopf  habe  herausstrecken  können,  und  habe  die  fortwährend  attackierenden 
beiden  Schwalben  verjagt,  sonst  aber  das  Nest  unberührt  gelassen,  um  es  mir  zu 
zeigen.  Ich  ging  gleich  mit  ihm  hin  und  sah  in  einem  Neste  von  Delichon  urbica , 
das  sich  in  3  m  Höhe  unter  dem  Dach  des  Hauses  der  benachbarten  Wirtschaft 
»Zur  Mainlust«  befand,  einen  jungen  Sperling  in  einem  Schwalbennest  sitzen  und 
kläglich  schreien.  Ich  ließ  eine  Leiter  herbeiholen,  und  mein  Gärtner  stieg  hinauf, 
ohne  daß  der  Vogel  einen  Fluchtversuch  gemacht  hätte.  Aus  guten  Gründen,  denn 
das  Flugloch  war  tatsächlich  durch  eine  noch  feuchte,  offenbar  frisch  aufgetragene 
Schicht  so  verengt,  daß  er  es  nicht  mehr  passieren  konnte.  Die  frische  Schicht 
ließ  sich  leicht  ablösen,  der  Vogel  war  aber  schon  so  matt,  daß  er  beim  Versuche, 
von  meiner  Hand  abzufliegen,  sofort  zur  Erde  fiel  und  sich  wieder  fangen  ließ ;  er 
war  völlig  flügge,  aber  jedenfalls  erst  vor  wenigen  Tagen  aus  dem  Neste  geschlüpft. 

Daß  ihn  die  Schwalben  absichtlich  eingemauert  haben,  kann  keinem  Zweifel 
unterliegen,  denn  eben  baut  doch  keine  Schwalbe  mehr!  Daß  sie  es  aus  Bosheit 
taten,  um  einen  unverschämten  Eindringling  für  den  Hausfriedensbruch  zu  strafen, 
kann  auch  kaum  bezweifelt  werden,  denn  unmittelbar  neben  dem  Neste  war  ein 
zweites  leeres,  in  dem  sie  Nachtquartier  hätten  nehmen  können,  und  unter  dem¬ 
selben  Dach  noch  drei  bis  vier  andere.  Wohnungsmangel  hatten  sie  also  nicht. 

W.  A.  Lindholm  aus  Wiesbaden,  der  kurz  nachher  kam,  hat  das  Nest 
gesehen  und  meinen  Philipp  selbst  ausfragen  können.1)  Dr.  W.  Kob  eit. 


J)  Dazu  als  Seitenstück:  „Ein  Spatz  hatte  am  Hause  des  Hrn.  A.  Schaltenbrand  in 
Laufen,  Kt.  Bern,  die  Wohnung  eines  Schwalbenpaars  expropriiert.  Darob  große  Aufregung 
in  der  ganzen  Schwalbenkolonie.  Es  gab  eine  kurze  Beratung  (?  Der  Herausg.),  dann  gir  gs 
an  die  Arbeit,  und  in  kurzem  war  der  Eindringling  lebendig  eingemauert.“ 

(Nach  „Luzerner  Tageblatt“  im  Ornitholog.  Beobachter  (Bern)  Jahrg.  4,  1903  p.  139). 

Der  Herausgeber. 


313 


Kleinere  Mitteilungen. 


Produziert  die  Kohlmeise  zwei  Eier  in  einem  Tag?  fragt  Herr 
Wilhelm  Schuster  in  No.  7  d.  Z.  G.  und  glaubt  diese  Frage  bejahen  zu 
müssen.  Ich  setze  in  diese  Behauptung  einen  gelinden  Zweifel  und  erkläre  mir 
die  Sache  einfach  in  folgender  Weise :  Als  die  drei  Herren  Gebrüder  am  29.  April 
das  anscheinend  leere  Nest  entdeckten,  war  es  schon  mit  5  Eiern  belegt,  doch  waren 
die  Eier,  unter  Tierhaaren  und  Wolle  versteckt,  ihren  Blicken  nicht  zugänglich,  da 
die  Kohlmeise  immer  die  ersten  Eier  mit  einer  3 — 5  cm  dicken  Schicht  des  feinen 
Auspolsterungs-Materials  verdeckt.  Nun  legte  der  Vogel  am  30.  April  das  6., 
am  1.  Mai  das  7.  und  am  2.  Mai  das  8.  Ei.  Diese  Rechnung  stimmt  auffallend. 
Daß  übrigens  ein  kleiner  Vogel  wie  die  Kohlmeise  an  einem  Tage  zwei  hartschalige 
Eier  produzieren  sollte,  ist  meines  Erachtens  ein  Ding  der  Unmöglichkeit.  Ein  gut 
gehegtes  und  gepflegtes  Haushuhn  legt  wohl  mal  an  einem  Tage  zwei  Eier,  doch 
ist  das  zweite  Ei  immer  ein  —  Windei.  So  nennt  man  hier  ein  Ei  ohne  Kalk¬ 
schale.  H.  Schacht. 

Kleines  Nachtpfauenauge  und  Nola  togatulalis.  Am  2.  Mai  setzte 
Herr  Postdirektor  a.  D.  W  i  1 1  i  c  h  (Gonsenheim)  ein  verkrüppeltes  Saturnia  pavonia- 
Weibchen  um  die  Mittagszeit  (11  Uhr)  in  seinem  Garten  aus;  nicht  eine  Stunde 
dauerte  es,  so  schwärmten,  richtig  gezählt,  zehn  Männchen  im  Garten  umher.  Sie 
hatten  das  Q  gerochen  —  und  dabei  bei  ziemlich  starkem,  ungünstigen  Wind 
(wenigstens  liegen  die  Fundplätze  von  S.  pavonia ,  die  uns  hier  in  der  Gegend  be¬ 
kannt  sind,  sämtlich  in  der  Richtung,  aus  welcher  der  Wind  kam).  —  Heuer  sind 
die  Räupchen  der  seltenen  Nola  togatulalis,  die  sich  nur  hier  und  auf  ostdeutschen 
Sandfeldern  findet,  in  geradezu  ungezählter  Menge  —  relativ  gesprochen  —  vor¬ 
handen.  Dreihundert  Schritte  von  unserem  Hause  liegt  die  Waldhege,  wo  die 
kleinen,  langbehaarten  weißlichen  Räupchen  wie  Spinngewebe  an  den  kleinsten,  meist 
noch  gar  nicht  aufgebrochenen  Knöspchen  der  niedrigen  Eichenbüsche  sitzen.  Am  12. 
Mai  fand  ich  mit  Wittich  an  einem  ganz  winzigen  Eiclienstöcklein  nicht  weniger 
als  elf  Stück.  Nachdem  nun  doch  also  diese  Räupchen  jahrelang  »abgeerntet«  worden 
sind  (das  Dutzend  wird  mit  1  —  1,50  M.  verkauft,  die  Puppe  kostet  1  M.),  treten 
sie  dieses  Jahr  tiotzdem  wieder  so  auffallend  zahlreich  auf,  und  selbst  die  Frankfurter 
Entomologen  werden,  wenn  sie  jetzt  bald  wieder  an  Sonntagen  —  leider !  —  in 
Scharen  auf  unsere  Hegen  kommen,  mit  reicher  Beute  abziehen.  Wir  Gonsenheimer 
Entomologen  (Wittich,  Andreas,  W.,  L.,  D.  und  P.  Schuster)  setzen  freilich,  wenn 
wir  überflüssige  Puppen  haben,  diese  zur  rechten  Zeit  wieder  aus;  die  von  Wittich 
an  einem  nunmehr  neuen  Fundort  ausgesetzten  sind  als  Schmetterlinge  daselbst 
geblieben.  Ich  werde  den  Schmetterling  nach  anderen  hessischen  Orten  zu  ver. 
pflanzen  suchen,  was  auszuführen  möglich  ist,  wenn  nicht  die  Raupe,  abgesehen 
von  der  Wärme,  an  ein  nur  auf  Sandboden  gewachsenes  Eichenlaubfutter  gebunden 
ist  (an  der  Bergstraße  soll  sie  vorhanden  (?)  und  erst  1886  auf  unserem  Sand 
erschienen  sein).  Bisher  haben  der  Raupe  oft  Maifröste  geschadet  (die  ja  in  unserem 
Zeitalter  immer  an  der  Tagesordnung  sind  und  bekanntlich  den  Bestand  der  Nach¬ 
tigallen  —  vielleicht  auch  der  Schwalben?  —  durch  Vernichtung  der  ersten  Brut 
verringert  haben).  Auch  Arctia  caja-  und  1 Ihyparia  purpurata-Raupen  sind  heuer 
in  Masse  vertreten,  um  von  den  immer  zahlreichen  Schwan-,  Schwammspinner-  und 
Goldafter-Raupen  nicht  zu  reden.  Wilhelm  Schuster. 


314 


Dactylomys  typus  Js.  Geoffr.  In  den  ausgedehnten  Wäldern  des  untern 
Arnazonenstromes  wohnt  eine  Ratte,  die  dem  Volke  unter  dem  Namen  Torö-toro 
oder  kurzweg  Törra  allgemein  bekannt  ist.  Sie  ist  ein  ausschließliches  Nachttier 
und  hält  sich  tagsüber  auf  hohen  Baumriesen  des  Urwaldes  auf.  Alle  Einheimischen 
kennen  sie  wohl  nach  ihrem  eigentümlichen,  weithörbaren  Ruf  »toro-toro«,  der  in 
der  Nähe  von  ausgedehnten  Urwäldern  allnächtlich  zu  vernehmen  ist,  aber  nur 
wenige  von  den  Einheimischen  können  sich  rühmen,  das  Tier  je  gesehen  oder  gar 
erlegt  zu  haben.  Umsoweniger  war  es  Naturforschern  möglich,  trotz  verschiedener 
Bemühungen,  über  das  eigentümliche  Tier  richtigen  Aufschluss  zu  erhalten.  Erst 
vor  wenigen  Tagen  erhielt  ich  nun  endlich  ein  Exemplar,  und  zwar  lebend,  durch 
Waldarbeiter,  die  beim  Fällen  von  Bäumen  das  Tier  in  dem  Astloch  eines  mächtigen 
Baumes  entdeckten.  Es  war  Dactylomys  typus  Js.  Geoffr.  und  stimmte  genau  mit 
der  Beschreibung  von  W  a  g  n  e  r  in  »Beiträge  zur  Kenntnis  der  Säugetiere  Amerikas«, 
in  Abh.  d.  II.  Kl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  V.  Bd.  II.  Abteilg.  pag.  302  seq.  überein.  Mein 
Exemplar  ist  ein  Weibchen  und  war  trächtig,  aber  infolge  des  Einfangens  verwarf 
das  Tier,  und  am  andern  Morgen  fand  ich  im  Käfig  zwei  noch  unvollkommen 
entwickelte  Junge,  die  ich  in  Formol  konserviert  habe.  Das  Tier  hat  sich  nun 
beruhigt,  sitzt  tagsüber  in  der  Ecke  seines  Käfigs,  und  nur  des  Nachts  wird  es 
lebhaft.  Ich  hoffe,  daß  es  mir  gelingt,  das  interessante  Tier  einige  Zeit  lebend 
erhalten  zu  können,  um  später  über  sein  Verhalten  in  Gefangenschaft  an  gleicher 
Stelle  weiteren  Bericht  zu  erstatten.  Das  erste  Exemplar  von  Dactylomys  typus, 
das  Geoffroy  1840  beschrieb,  befindet  sich  im  Museum  in  Paris,  von  welchem 
Stück  jedoch  die  Heimat  zweifelhaft  war.  Erst  durch  Natterer,  der  ein 
zweites  Exemplar  am  Rio  Negro  erlegte,  wurde  die  Heimat  dieses  Nagers  bekannt. 
Ob  weitere  Exemplare  später  nach  Europa  gekommen  sind,  darüber  gibt  mir  die 
mir  zu  Gebote  stehende  Literatur  keinen  Aufschluß. 

Ilha  Mexiana  (Para),  8.  Sept.  1905.  D  r.  G.  Hagmann. 

Geburtshelferkröte  bei  M ainz- Gonsenheim.  Unser  Aquarien-  und 
Terrarien-Verein  »Zyperns«  (Mainz)  machte  einen  Aufenthaltsort  von  Alytes  ob - 
stetricans  ausfindig.  Herr  Göbel  entdeckte  die  Fundstelle  (bei  Gonsenheim)  und 
brachte  vier  Tiere  mit  nach  Hause.  Darnach  fanden  Herr  von  Kittlitz  und 
Herr  Kelch  weitere  30  Exemplare  (darunter  mehrere  eiertragende  Männchen),  von 
denen  jedoch  der  größere  Teil  wieder  freigelassen  wurde.  Wir  schätzen  den  Be¬ 
stand  der  »Kolonie«  auf  etwa  200  Tiere.  Der  Fundort  wird  natürlich  geheim  ge¬ 
halten  —  zur  Wahrung  der  »Denkmäler  der  Natur«.  —  Wie  bereits  früher  mit¬ 
geteilt  (»Nerthus«  1904)  befinden  sich  die  nächsten  Fundorte  des  Tieres  bei 
Wiesbaden  und  bei  Soden  im  Taunus. 

Wilhelm  Schuster  (»Zyperns«  Mainz). 

Auffallende  Färbungen,  die  in  Wirklichkeit  aber  verbergend 
wirken.  Es  ist  mir  aufgefallen,  daß  in  den  Tropen,  insbesondere  aber  in  Neu¬ 
guinea  viele  der  großen  Tagschmetterlinge  auch  auf  der  Unterseite  die  leuchtendsten 
Farben  besitzen,  wie  z.  B.  Feuerrot  und  Schwarz,  sowie  ähnliche  sofort  ins  Auge 
fallende  Zusammenstellungen,  bei  deren  Anblick  man  unwillkürlich  an  Warnfärbungen 
denkt,  um  so  mehr,  da  sie  an  Stellen  angebracht  sind,  die  in  ruhender  Lage  der  Tiere 
vollkommen  sichtbar  bleiben.  Indessen  verschwanden  selbst  diese  lebhaften  Kontraste, 
Avenn  die  Tiere  sich  niedersetzten,  sodaß  ich  selbst  im  wohl  zu  übersehenden  Grase 
den  sitzenden  Sclimetterliug  nur  aus  allernächster  Nähe  zu  entdecken  vermochte. 


315 


Überhaupt  waren  in  Neuguinea  alle  Insekten  auffallend  bunt.  Selbst  Zikaden,  Wespen, 
Fliegen  und  Käfer  trugen  wahre  Prachtkleider,  und  sogar  die  bei  uns  völlig  un¬ 
scheinbar  gefärbten  oder  doch  fast  einfarbigen  Grashüpfer  waren  mit  ihrer  grünen 
Livree  nicht  zufrieden,  sondern  zeigten  auf  derselben  eine  blaue  und  rote  Ringelung. 
Diese  rauschende  Farbensymphonie  fügt  sich  aber  dem  Ganzen  harmonisch  ein* 
Das  sonderbare  Kolorit  der  Heuschrecken  wäre  mir  wahrscheinlich  gar  nicht  auf¬ 
gefallen,  wenn  ich  solche  Tiere  nicht  in  die  Hand  genommen  hätte.  In  einiger 
Entfernung  sehen  sie  bereits  einfarbig  düster  aus.  Diesen  einem  größeren  Feinde 
gegenüber  völlig  wehrlosen  Insekten  wird  nicht  nur  von  den  Vögeln,  sondern  auch  von 
Reptilien  und  Lurchen  eifrig  nachgestellt.  Die  im  Grase  lebenden  Arten  können  sich 
auch  nicht  gut  verkriechen,  somit  besteht  denn  die  einzige  Möglichkeit,  nicht  ver¬ 
schlungen  zu  werden,  darin,  sich  nicht  bemerken  zu  lassen.  Vorsorglicher  Weise 
hat  ihnen  die  Natur  ein  Kleid  verliehen,  das  genau  mit  dem  Kolorit  ihres  Aufent¬ 
haltsortes  übereinstimmt,  sodaß  ihnen  solches  nicht  allzuschwer  fällt.  Unsere  auf 
Wiesen  lebenden  Arten  sind  bekanntlich  grün,  die  Feldheuschrecken  erdartig  düster, 
die  Heidebewohner  dagegen  bräunlich,  trockenen  Pflanzenstengeln  ähnlich  gefärbt. 
Solch’  schützender  Anpassung  scheinen  die  Neuguinea-Schrecken  ganz  zu  entbehren. 
Ihr  buntes  Kleid  muß  sie,  wie  man  fast  glauben  sollte,  sogar  direkt  auffällig  machen. 
Das  würde  in  unserem  Klima,  bei  unserer  matten  Sonnenbestrahlung  allerdings  der 
Fall  sein !  Anders  liegt  aber  die  Sache  in  den  Tropen.  Es  ist  eine  bekannte 
Tatsache,  die  dem  großen  Publikum  allerdings  erst  durch  die  neuere  Richtung  der 
Malerei  zum  Bewußtsein  gekommen  ist,  daß  es  in  der  Natur  keine  schwarzen 
Schatten  wie  im  Atelier  gibt.  Auf  einem  frühlingsgrünen  Rasen  haben  sie  bekannt¬ 
lich  einen  bläulichen,  auf  einem  herbstlicbgelben  dagegen  einen  deutlich  rötlichen 
Schein.  Das  dürfte  einem  oder  dem  anderen  der  jugendlichen  Leser  bereits  auf¬ 
gefallen  sein !  In  noch  viel  ausgeprägterem  Grade  findet  sich  diese  Erscheinung 
zwischen  den  Wendekreisen.  Die  auf  den  Boden  fallenden  Schlagschatten  der 
Gräser  geben,  da  bei  ihnen  auch  noch  Eigenfärbung  und  stellenweise  Transparenz 
hinzukommt,  ein  buntfarbiges,  von  einander  abweichendes  Bild,  in  dem  aber  gerade 
die  bei  den  Heuschrecken  zu  beobachtenden  Nüancen  häufig  Vorkommen. 

Dr.  med.  Schnee. 

Die  Fledermäuse  des  mittleren  Sch weizer  Jura.  Meine  Forschungen 
bezüglich  der  in  unserm  Jura  heimischen  Fledermäuse  haben  bis  jetzt  folgende 
Arten  ergeben : 

1.  Rhinolophus  ferrum-equinum,  Große  Hufeisennase.  Nicht  häufig,  etwa 
bis  1000  m  ü.  M. 

2.  R.  hipposiderusBechst.,  Kleine  Hufeisennase.  Häufig  bis  1000  in,  weniger 
häufig  bis  1450  m. 

3.  Plecotus  auritus,  Ohrenfledermaus.  Nicht  selten  bis  1000  m. 

4.  Synotus  barbastellus ,  Mopsfledermaus.  Recht  häufig  bis  1000  m,  selten 
bis  1400  m. 

5.  Miniopterus  schreibersi  Natt.,  Langflüglige  Fledermaus.  Selten  bis 
1200  m. 

6.  Vesperugo  noctula,  Große  Speckfledermaus.  Häufig  bis  1000  m. 

7.  Vesperugo  pipistrellus,  Zwergfledermaus.  Sehr  häufig  bis  1000  m,  nicht 
selten  bis  1450  m. 

8.  Vesperugo  nathusii,  Rauh  häutige  Fledermaus.  Selten  bis  1000  m. 


316 


9.  Vesperugo  maurus  Bl.,  Alpenfledermaus.  Nicht  selten  in  1200 — 1450  m 
Höhe;  diese  von  mir  1903  erlegte  und  oft  beobachtete  Fledermaus  war  bisher 
nur  für  das  Alpengebiet  bekannt. 

10.  Vesperugo  discolor,  Zweifarbige  Fledermaus.  Selten  bis  900  m. 

11.  Vesperugo  serotinus,  Spätfliegende  Fledermaus.  Selten  bis  600  m. 

12.  Vespertilio  murinus ,  Gemeine  Fledermaus.  Nicht  selten  bis  1200  m, 
vereinzelt  bis  1400  m. 

13.  Vespertilio  mystacinus,  Bar t fiedermaus.  Nicht  selten  bis  1200,  einzeln 
bis  1400  m. 

14.  Vespertilio  lugubris  Fatio,  Trauer  fiedermaus.  Selten;  von  1200  bis 
1450  m. 

15.  Vespertilio  bechsteini,  Großohrige  Fledermaus.  Nur  im  Basler  und 
angrenzenden  Solothurner  Jura,  bis  400  m,  selten. 

16.  Dysopes  cestoni  Sav.,  Grämler.  Vereinzelt  im  Jura  bei  Basel. 

Olten  (Schweiz).  Gustav  von  Burg. 


Literatur. 


B.  T  ü  m  1  e  r  ,  Schutzmasken  und  Schutzfarben  in  der  Tierwelt.  Protektive  Mimikry. 
Mit  100  Vollbildern  von  F.  W.  Specht,  E.  Schmidt,  A.  Müller  u.  a.  Steyl, 
Post  Kaldenkirchen  (Rheinland),  1905.  Verlag  d.  Missionsdruckerei.  8°.  211  pag. 
—  Preis  geb.  M.  3.50. 

Ein  prächtiger  Einband,  noble  Ausstattung,  eine  Fülle  guter  Illustrationen. 
Und  das  alles  für  nur  M.  8.50!  Der  sehr  belesene  Verfasser  hat  aus  dem  großen 
Gebiete  der  Mimikry  in  guter  Verteilung  des  Stoffes  die  auffallendsten  Beispiele 
herausgegriffen,  anschauliche  Abbildungen  in  reichlicher  Menge  hinzugefügt  und 
eine  recht  lesbare  Schilderung  der  Tatsachen  bei  den  einzelnen  angezogenen  Tier¬ 
arten  gegeben.  Daß  er  sich,  abgesehen  von  den  einheimischen  Formen,  in  erster 
Linie  auf  Arten  beschränkt,  die  schon  vor  ihm  in  dieser  Hinsicht  besprochen  und 
abgebildet  worden  sind,  zieht  den  Wert  unseres  Buches  in  keiner  Weise  herab,  im 
Gegenteil,  wir  dürfen  behaupten,  daß  die  vorliegende  Zusammenstellung  eine  Masse 
von  teueren  Originalwerken,  die  nicht  jedem  geläufig  und  erreichbar  sind,  ersetzt 
und  gerade  dadurch,  daß  sie  in  gewissenhafter  Weise  Auszüge  aus  den  Original¬ 
arbeiten  gibt,  diese  entbehrlich  macht.  Einige  persönliche  Beobachtungen  des  Ver¬ 
fassers  sind  recht  interessant.  So  die  Bemerkung  p.  37 ,  daß  er  ausgekrochene 
Weidenbohrer  häufiger  auf  der  Rinde  von  ein  paar  Eschenstämmen,  die  einer 
Pappelreihe  eingestreut  waren,  als  auf  den  zahlreichen  von  ihrer  Raupe  bewohnten 
Pappeln  sitzend  angetroffen  habe.  Hieraus  wäre  wohl  der  Schluß  zu  ziehen,  daß 
diese  Schmetterlinge  mit  Absicht  die  ihrer  Färbung  ähnlicheren  Stämme  der 
Eschen  aufzusuchen  imstande  waren.  Daß  der  Verfasser  ein  frommgläubiger  Mann 
ist,  der  nahezu  auf  jeder  Seite  die  Macht  und  die  Weisheit  des  Schöpfers  in  den 
von  ihm  geschilderten  wunderbaren  Zweckmäßigkeiten  preist,  tut  dem  Buche 
übrigens  ebenfalls  keinen  Eintrag,  wenn  es  ihn  auch  hindert,  die  vielen  Schatten¬ 
seiten  und  Fährlichkeiten  zu  erkennen  und  zu  schildern,  denen  die  durch  Masken 
und  Farben  anscheinend  so  ausgezeichnet  geschützten  Tiere  dennoch  ausgesetzt 


817 


sind.  Daß  bei  aufmerksamer  Beobachtung  in  Wald  und  Feld  und  beim  Experiment 
doch  nicht  alles  so  gut  und  zweckmäßig  in  der  Natur  eingerichtet  ist,  kommt 
unserem  Autor  gar  nicht  zum  Bewußtsein,  und  daß  trotz  des  ausgezeichneten 
Schutzes  Millionen  und  Milliarden  von  Tieren  ihren  Feinden  zum  Opfer  fallen,  ja 
zum  Opfer  fallen  müssen,  berührt  er  in  dem  ganzen  Werke  mit  keinem  Worte. 
Und  ebensowenig  wird  man  von  den  Begriffen  »Auslese«  und  »Vererbung«  eine 
Andeutung  finden. 

Von  kleinen  Ungenauigkeiten  sind  uns  aufgefallen  p.  11  die  Übersetzung 
von  Insektenleib  mit  »Thorax«,  die  Ausdrücke  p.  17  » prassinana «  statt  prasinana, 
p.  32  *  Pagonocherus «  statt  Pogonochaerus  und  » cucurlioides «  statt  curculionoides. 
Auf  p.  46  Z.  4  v.  u.  muß  es  statt  »roten«  schwarzen  Bändern  heißen,  ebenda 
Z.  2  v.  u.  statt  » Pliocerus «  Pliocercus  und  noch  richtiger  Urotheca  und  auf  p.  47 
hemprichi  statt  »hemiprichiU .  Auch  kann  p.  48  Callophis  , gracilis  —  wenn  und 
weil  es  eine  Callophis  ist  —  niemals  harmlos,  resp.  ungiftig  genannt  werden. 
Ebenso  ist  der  Name  » Bacophorus  rheinhardtii «  auf  p.  48  falsch;  es  muß  Rhaco- 
phorus  reinwardti  heißen.  Druckfehler  ist  auch  p.  78  » Origavum «  für  Origanum 
und  »Pheguus «  für  Phengus ,  p.  141  » Perron  Wallia «  für  Treron  wallisi,  p.  151 
» Calamcherpe «  für  Calamoherpe ,  p.  156  » Psamaphidae «  für  Psammophidae  und 
p.  157  der  fette  Bock  »Nachtschnecken«  statt  Nacktschnecken.  Einen  »Grünen« 
Landfrosch  p.  159  gibt  es  nicht.  Auf  p.  166  muß  es  heißen  apivorus.  Ungenau 
ist  endlich  der  Ausdruck  p.  167  »Grauer«  Sandläufer;  Cicindela  sylvatica  ist  be¬ 
kanntlich  samtschwarz.  Daß  dieser  Käfer  sich  nicht  auf  sonnbeschienenen  weißen 
oder  weißgelben  Sandwegen  tummele  und  Beute  mache,  ist  ein  Irrtum.  Wir 
fangen  ihn  hier  nie  anders. 

Wir  können  das  Buch  im  übrigen  jedem  empfehlen,  der  das  Gesamtgebiet 
der  Mimikry  übersehen  möchte;  eine  Erklärung  für  die  im  allgemeinen  recht  vor¬ 
urteilsfrei  und  unparteiisch  geschilderten  Vorgänge  aber  wird  man  in  ihm  ver¬ 
geblich  suchen.  Warum  schildert  er  die  so  oft  zu  beobachtende  Ähnlichkeit  der 
Kuckuckseier  in  Form  und  Farbe  mit  den  Nesteiern  der  Pflegeeltern  ganz  richtig 
und  vergißt  dafür  die  bekannte  Erklärung  zu  geben?  Warum  scheut  er  sich  vor 
jedem  tieferen  Eingehen  in  die  experimentale  Forschung  und  in  den  Gedankengang 
unserer  modernen  Biologie?  Glaubt  er  im  Ernste  gescheiter  zu  sein  wie  die  Bates, 
Wallace,  Darwin,  Weismann  und  die  andern?  Es  ist  freilich  bequemer,  im  Vertrauen 
auf  die  unendliche  Weisheit  und  Güte  des  Schöpfers  diesem  alles  Schöne,  Gute  und 
Zweckmäßige  in  der  Natur  zuzuschreiben,  und  auch  weniger  anstrengend,  nicht 
selber  nachzudenken  über  Probleme,  bei  deren  Lösung  man  mit  seinen  religiösen 
Axiomen  vielleicht  sogar  in  Konflikt  geraten  könnte  !  B 1 1  g  r. 


Wilhelm  Schuster,  Die  Reblaus  (Phylloxera  vastatrix)  in  Hessen  (Hessen-Nassau 
und  Rheinhessen)  seit  Beginn  ihres  Auftretens  (1878)  bis  zur  Gegenwart  (1902) : 
Ihre  gefahrdrohende  Verbreitung,  ihre  Bekämpfung  u.  s.  w.  auf  Grund  amt¬ 
lichen  Materiales  dargestellt.  8°.  Ohne  Druckort,  1905.  23  pag.,  2  Verbreitungs¬ 
kärtchen.  —  Preis  M.  0.70. 

Aus  diesem  inhaltsreichen  Schriftchen,  das  der  Verfasser  dem  Vorsitzenden 
des  Offenbacher  Vereins  für  Naturkunde,  Prof.  Dr.  B.  Metz,  und  dem  Referenten 
gewidmet  hat,  haben  wir  bereits  im  Jahrgang  1904  p.  184—186  einen  Auszug  ge¬ 
bracht.  Wie  wichtig  es  ist,  gegen  diesen  Schädling  mit  aller  Energie  vorzugehen, 


318 


ersehen  wir  aus  der  unaufhaltsam  fortschreitenden  Verseuchung  der  Weinberge  auch 
in  Deutschland.  Seit  ihrem  ersten  Erscheinen  1863  bis  zum  1.  Oktober  1882  hat 
die  Reblaus  in  Frankreich  einen  Schaden  von  mehr  als  fünf  Milliarden  Franken 
angerichtet;  über  zehn  Millionen  Mark  hat  das  Deutsche  Reich  bis  jetzt  allein  zu 
ihrer  Bekämpfung  ausgegeben;  300  000  Franken  sind  noch  immer  von  der  Fran¬ 
zösischen  Akademie  der  Wissenschaften  an  den  zu  vergeben,  der  ein  sicheres  und 
nachhaltig  wirkendes  Mittel  gegen  die  Reblaus  ausfindig  macht  —  alles  sozusagen 
umsonst!  Die  Reblausherde  erweitern  sich,  mehren  sich.  Das  letzte  Jahr  hat  uns 
zu  den  vielen  alten  Herden  eine  ganze  Reihe  von  neuen  gebracht.  Es  wird  sich 
tatsächlich  bald  um  Sein  oder  Nichtsein  der  Weinkultur  in  Deutschland  handeln.  — 
Über  das  Tatsächliche  gibt  das  vorliegende  Werkchen  gute  Auskunft  und  ebenso 
über  die  besten  bis  jetzt  eingeschlagenen  Methoden  der  Bekämpfung  dieser  Land¬ 
plage.  Wir  können  das  nach  amtlichen  Quellen  verfaßte  Schriftchen  ebensowohl 
praktischen  Landwirten,  wie  Nationalökonomen  und  Zoologen  aufs  beste  empfehlen. 

Bttgr. 

Geh.  Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Die  Formen,  Farben  und  Bewegungen  der 
Vögel,  ästhetisch  betrachtet.  —  Sep.-Abdr.  a.  Sitz.-Ber.  Akad.  Wiss.  Berlin  1904, 
No.  VIII.  8°.  12  pag. 

Derselbe,  Die  Formen  und  Farben  der  Insekten,  ästhetisch  betrachtet.  — 
Sep.-Abdr.  ebenda  1905,  No.  V.  8°.  8  pag. 

Diese  beiden  gedankenreichen  Arbeiten  stellen  sich  die  Aufgabe,  zu  unter¬ 
suchen,  warum  uns  gewisse  Tiere  in  Bewegung,  Gestalt  und  Farbe  besser  gefallen 
als  andre.  Zwar  haben  schon  viele  Forscher  ihre  Freude  über  die  Schönheit 
mancher  Vögel  geäußert,  aber  ;  psychologische  Erklärungen  ihrer  ästhetischen  Ge¬ 
fühle  vermissen  wir  durchweg  bei  ihnen.  Der  Verfasser  sucht  dies  Urteil  in  der 
Weise  zu  begründen,  daß  er  annimmt,  daß  wir  unbewußt  uns  ein  Vogelideal  kon¬ 
struieren,  mit  dem  wir  messen,  und  daß  wir  alles,  was  auffallend  von  diesem  Ideal 
abweicht,  wie  z.  B.  die  Form  des  Pelikans,  für  unschön  oder  häßlich  halten.  Der 
für  seine  Lebensbetätigung  gewiß  zweckmäßige  Bau  des  Pelikans  ist  also  kein 
hinreichender  Grund,  um  ihn  schön  zu  finden,  trotzdem  daß  manche  Ästhetiker 
die  Behauptung  aufgestellt  haben,  daß  alles  Zweckmäßige  zugleich  auch  schön  sein 
müsse.  Wer  sich  die  Zweckmäßigkeit  der  Organisation  der  Tier-  und  Pflanzenwelt 
durch  die  Annahme  begreiflich  machen  will,  daß  sie  nach  einem  vorgedachten 
Plane  verwirklicht  worden  sei,  der  tritt  aus  dem  Bereich  der  Naturwissenschaft 
über  in  das  Gebiet  der  Metaphysik  und  des  religiösen  Glaubens.  Unzweckmäßiges, 
ja  (für  den  Menschen)  Unnützes  findet,  wie  Verfasser  nach  weist,  gar  nicht  selten 
unsere  volle  Bewunderung  und  kann  recht  wohl  unserm  Schönheitsideal  entsprechen. 
Um  uns  über  die  wahre  Schönheit  im  Tierreiche  aufzuklären,  zeigt  er  an  dem 
balzenden  Pfauhahn,  daß  das  Tier  nicht  an  und  für  sich  schön  zu  sein  braucht, 
sondern  daß  der  Genuß,  den  wir  an  seinem  Anblick  haben,  nicht  allein  aus  den 
sinnlichen  Empfindungen  entspringt,  die  uns  Farbe,  Form  und  Bewegung  des  Tieres 
erregen,  sondern  auch  noch  aus  Erinnerungen,  die  sein  Anblick  in  uns  wachruft. 
Übrigens  wirken  Tiere  in  ästhetischer  Beziehung  nur  dann  angenehm,  wenn  sie 
als  eine  aus  Teilen  zusammengesetzte  Einheit  sinnlich  wahrgenommen  werden. 
Ästhetisch  betrachtet  kann  man  die  15  000  bekannten  Vögel  in  Luft-,  Wasser-  und 
Erdvögel  einteilen.  Unschön  nennen  wir  bei  ihnen  z.  B.  kahle  Köpfe  und  Hälse, 
Formen  ohne  Schwanz,  lange  Hälse,  Schnäbel,  Beine  oder  Schwänze,  schön  dagegen 


319 


Federkronen  und  Hauben,  lebhaft  gefärbte  Augen,  Gabel-,  und  Stufenschwänze. 
Was  Farbe  und  Glanz  anlangt,  so  sind  ineinander  übergehende  Farben  schöner 
als  scharf  abgesetzte,  wenige  komplementäre  Farben  schöner  als  eine  Buntheit 
vieler  lebhafter  Farben.  Schöner  als  der  Lauf  ist  die  Schwimmbewegung  und 
namentlich  der  Flug.  Die  formschönsten  Vögel  sind  und  bleiben  die  großen  Tag- 
raubvögel. 

In  der  zweiten  Arbeit  untersucht  der  Verfasser  die  gleichen  Erscheinungen 
in  der  Welt  der  Insekten.  Der  ästhetische  Eindruck,  den  diese  Tiere  auf  un3 
machen,  hängt  u.  a.  auch  von  ihrer  geringeren  Größe  ab  ,  sodaß  sie  z.  T.  nur, 
wenn  sie  in  großen  Scharen  auftreten,  ästhetisch  auf  uns  einwirken.  Der  ästhe¬ 
tische  Eindruck,  den  ein  ruhendes  Tier  auf  uns  macht,  entspringt  aus  seiner  Form 
und  Farbe.  Wirken  die  einzelnen  Körperteile  in  Gestalt  und  Färbung  so  zusammen, 
daß  wir  in  dem  angeschauten  Individuum  ein  harmonisches  Ganze  erkennen ,  so 
sind  wir  ästhetisch  befriedigt,  so  finden  wir  das  Tier  schön.  Der  Verfasser  prüft 
nun  eine  Reihe  von  Arten  der  verschiedensten  Insektenordnungen,  um  an  Beispielen 
zu  zeigen,  was  wir  am  Insektenleib  schön,  was  häßlich  finden,  doch  würde  es  zu 
weit  führen,  wollten  wir  uns  in  das  Detail  der  so  unendlich  mannigfaltigen  har¬ 
monischen  und  disharmonischen  Färbungen  und  in  das  der  so  wechselnden  Zeich¬ 
nungen  des  Kerbtierleibes  und  Insektenflügels  verlieren.  Aber,  schließt  unser  Ver¬ 
fasser,  ohne  Ruhe  im  Anschauen,  gefesselt  von  einem  Hauptteil  des  betrachteten 
Gegenstandes,  kommt  niemand  zu  vollem  Genuß  des  Schönen  in  der  Natur! 

Btt  gr. 


Eingegangene  Beiträge. 

Prof.  Dr.  W.  K.  in  Scli.  Besten  Dank  f.  briefl.  Mitteilung.  —  E.  D.  in  L.  für  2  Arbeiten, 
Pf.  W.  Sch.  in  N.  für  2  Arbeiten,  1  Mitteilung  u.  3  Besprechungen,  K.  G.  in  R.  (Rußland), 
Prof.  A.  P.  in  M.  (Bosnien),  Prof.  Dr.  W.  Sch.  in  St.  P.  (Rußland)  und  K.  K.  in  H.  für  je 
eine  Arbeit,  L.  Sch.  in  G.  bei  M.  für  2  Arbeiten  und  Dr.  G.  H.  in  P.  (Brasilien)  für  eine 
Mitteilung.  —  V.  v.  T.  in  H.  Die  Separata  werden  Sie  erhalten  haben;  das  andre  habe 
ich  ad  notam  genommen.  —  K.  in  S.  ihre  Beobachtung  eines  an  der  Erde  auf  zwei  Eiern 
brütenden  Kuckucks  muß  ich  ablehnen,  da  Sie  das  Opfer  einer  Täuschung  geworden  sind. 
Der  Vogel  war  Caprimulgus  europaevs  L.,  der  ja  mitunter  noch  im  Juli  brüten  soll. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Iiirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  35 — 39. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korse  heit.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  29.  Jalirg.,  1905.  No.  4  und  10—13. 

Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reicheno w. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  9-10. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  9—10. 

Eieid,  'lhe  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  106,  1905,  No.  2749—2754. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  9  —  10. 

Uer  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  3(5.  No.  47-52. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 
Pr os lei*.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  6.  Jahrg.  No.  48—52  u.  7.  Jahrg. 
No.  1. 

Blätter  für  Aquarien-  u.  Terra rien-Kunde.  Herausg.  v.  W.  Köhler.  Verlag 
d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  35-40. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven ,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  20,  1905.  No.  117. 

Der  Ornithologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz. 

Herausg.  v.  C.  Daut.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahrg.  4,  Heft  8—9. 

Natur  und  Haus,  lllustr.  Zeitsclir.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  13.  Heft  24. 

Zwinger  und  Feld,  lllustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd 
u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
Jahrg.  14.  1905.  No.  36—41. 


320 


Die  Ge f  ie  d  er  te  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v."K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  35—40. 

Zoological  Society  of  London.  Sitz -Bericht  v.  6.  Juni  1905. 

The  Irish  Naturalist.  A  Monthly  Journal  of  General  Irish  Natural  History.  Edit.  by 
G.  H.  Carpenter,  R.  L.  Praeger  and  R.  Patterson.  Dublin,  1905,  Eason  &  Son. 
Vol.  14,  No.  8—10. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  London,  1905.  Ser.  B.  Vol.  76.  No.  B.  511  u.  Ser. 

A.  Vol.  76.  No.  A.  512. 

Zool.  Society  Bulletin.  No.  12.  Publ.  by  the  New  York  Zool.  Society.  New  York, 

1904.  4°.  16  pag.,  16  Fig. 

Zeitschrift  des  Tierschutzvereins  zu  Posen.  Herausg.  v.  E.  Reiß  müller. 
Posen  1905.  15.  Jahrg.,  No.  2. 

Mitteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  Iv.  Boy  er.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  17 — 19. 
Deutscher  Tierfreund.  Illustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner.  Jahrg.  9,  1905.  Heft  9. 

Dr.  med.  Aug.  Knoblauch,  Der  kaukasische  Feuersalamander  (Salamandra  cauosia  Waga). 

—  Sep.-Abdr.  a.  Ber.  Senckenb.  Nat.  Ges.  Frankft.  a.  M.  1905.  8°.  22  pag.,  4  Fig.,  Tat. 
Bull,  de  la  Soc.  des  Sciences  de  Bucarest  (Roumanie).  Bukarest,  1905,  Impr.  Statului. 

Jahrg.  14,  Heft  3—4. 

D.  F.  Heynemann,  Die  geograph.  Verbreitung  der  Nacktschnecken.  —  Sep.-Abdr.  a.  Abh. 
Senckenb.  Naturf.  Ges.  Bd.  30,  Heft  l.  Frankfurt  a.  M.,  1905.  4°.  92  pag.  9  Kärtchen, 
2  Taf. 

Prof.  Dr.  W.  Oels,  Lehrbuch  der  Naturgeschichte.  I.  Teil:  Der  Mensch  und  das  Tierreioh. 

Braunschweig,  Verlag  v.  Fr.  Vieweg  &  Sohn.  1903.  8°.  20,470  pag..  523  Fig.,  36  Taf. 

Dir.  Dr.  E.  Schaff,  Ornithologisches  Taschenbuoh  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  2.  verm. 

u.  verb.  Aufl.  Neudamm,  Verlag  v.  J.  Neumann,  1905.  8°.  12,210  pag.,  67  Fig. 

Zool.  Gardens  Giza  near  Cairo,  Egypt.  Important  additions  to  the  Menagerie.  —  Sep.- 
Abdr.  Fol.  2  pag.  Public  Works  Department,  Cairo,  1905. 

Hillgers  illustr.  Volksbücher,  Bd.  35:  O.  Metze,  Bienenleben  und  Bienenzucht.  12°. 

104  pag.,  35  Fig.  Berlin,  Leipzig,  Verlag  v.  Herrn.  Hillger,  1905.  Preis  M.  0.30. 
Nordiska  Museet  (Skansens  Zoologiska  Afdelning):  Alarik  Behm,  Kort  Vägledning 
för  Besökande.  Stockholm,  Nord.  Mus.  Förlag  1905,  8°.  86  pag.,  31  Fig.,  Taf.  u.  Plan  des 
Gartens.  —  Preis  50  Oere. 

Dir.  Dr.  G.  Brandes,  Mitteilungen  aus  dem  Zool.  Garten  zu  Halle  a.  S.  Verlag  v.  Paalzow 
&  Co.,  1905.  Jahrg.  1.  Heft  1—5;  Mit  5  färb.  Illustr.  u.  48  Fig.  —  Preis  ä  Heft  M.  0.10. 
Arbeiten  d.  Deuts ch.  wiss.  Kommission  f.  d.  internat.  Meeresforschung  (Aus 
der  Biolog,  Anstalt  zu  Helgoland).  No.  2.  Fr.  Heincke  u.  H.  Bolau,  Die  in  Deutsch¬ 
land  gebräuchlichen  Marken  zum  Zeichnen  von  Schollen.  Oldenburg  i.  Gr.,  Ad.  Littmann, 

1905.  Gr.  4°.  8  pag.,  5  Fig.  und  No.  3.  H.  Bolau,  Die  deutschen  Versuche  mit  gezeich¬ 
neten  Schollen.  Ebenda,  1905.  Gr.  4°.  53  pag.,  5  Fig.,  3  Karten. 

C.  L.  W.  Noorduijn-Groningen,  Die  Farben-  und  Gestaltskanarien.  Magdeburg,  Creutz¬ 
scher  Verlag,  1905.  8°.  10,  152  pag.,  22  Fig.  —  Preis  M.  2. — ,  geb.  M.  2.60. 

Dr.  C.  Ruß,  Der  Wellensittich.  Seine  Naturgeschichte,  Pflege  u.  Zucht.  5.  von  K.  Neunzig 
besorgte  Aufl.  Ebenda  1905.  8°.  6,  91  pag.,  31  Fig.,  Taf.  —  Preis  M.  1.50,  geb.  M.  2.40. 

W.  Ridgeway,  The  origin  and  inriuence  of  the  Thoroughbred  Horse.  Cambridge,  Uni- 
versity  Preß,  1905.  8°.  16,  538  pag.,  143  Fig.  —  Preis  12  sh.  6d. 

Dr.  Fr.  Siebenrock,  Die  Brillenkaimane  von  Brasilien.  —  Sep.-Abdr.  a.  Denkschr.  mat.- 
naf.  Kl.  Akad.  Wien.  Bd.  76,  1905.  Gr.  4°.  li  pag.,  9  Fig. 

Dr.  E.  Br eßlau,  Studien  über  den  Geschlechtsapparat  u.  die  Fortpflanzung  der  Bienen. 
I.:  Der  Samenblasengang  der  Bienenkönigin.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zool.  Anzeiger  Bd.  39,  1905, 
p.  299—323,  7  Fig. 

Prof.  Dr.  R.  Hertwig,  Zur  Frage  der  Organisation  des  zoologischen  Unterrichts  an  den 
höheren  Schulen.  —  Sep.-Abdr.  a.  „Natur  und  Schule“,  herausg.  v.  Landsberg,  Schineil 
und  Schmid.  G.  B.  Teubner,  Leipzig-Berlin,  1904.  Bd.  3,  p.  481—492.  8°. 

Derselbe,  Erfordernisse  der  Vorbildung  der  Mittelschulen  für  das  Studium  der  Zoologie 

—  Sep.-Abdr.  a.  „Beiträge  zur  Frage  des  naturw.  Unterrichts  an  den  höheren  Schulen“  , 
herausg.  v.  M.  Verworn.  Gust.  Fischer,  Jena,  1904,  p.  16—30.  8°. 

Prof.  Dr.  F.  Leydig,  Kas.  Chr.  Schmidel,  Naturforscher  und  Arzt  1716—1792.  Nebst  Bei¬ 
lage  zur  heimischen  Naturkunde.  —  Sep.-Abdr.  a.  Abh.  Naturh.  Ges.  Nürnberg,  Bd.  15, 
1905,  Heft  3.  8°.  31  pag. 

Scient.  Proc.  of  the  R.  Dublin  Society.  N.  S.  Vol.  10,  Pt.  3  und  Vol.  11,  No.  1—5. 
Dublin,  Williams  &  Norgate,  1905  und  Economic  Proc.  of  the  R.  Dublin  Society. 
Vol.  1,  Pt.  6.  Dublin.  Williams  &  Norgate,  1905.  8°. 

Boletin  de  laAcad.  Nac.  d.  Cienc.  en  Cordoba.  Bd.  17,  Heft  4a.  Buenos  Aires, 
Coni  Hermanos,  1904.  8°. 

Natur  und  Schule.  Zeitschr.  f.  d.  ges.  Naturk.  Unterricht  aller  Schulen.  Herausg.  v. 

B.  Landsberg,  O.  Sc  hm  eil  u.  B.  Schmid.  Berlin-Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1905. 
Bd.  4,  Heft  10. 

Dr.  F.  Siebenrock,  Uber  die  Berechtigung  der  Selbständigkeit  von  Eydraspis  hilairei  D. 

B.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zool.  Anzeiger  (Korschelt)  Bd.  29,  1905,  No.  13. 

K.  Gräser,  Der  Zug  der  Vögel.  Eine  entwicklungsgeschichtliche  Studie.  II.  verm.  Aufl. 
Berlin,  Verlag  v.  Herrn.  Walther,  1905.  8°.  167  pag.,  10  Fig.  —  Preis  geh.  M.  2.50,  geb. 
M.  3.- 


Zuseudungeu  weiden  direkt  au  die  Verlagshaudlung  erbeten. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mahlau,  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt.  Frankfurt  a*  M. 


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eine  Reihe  compleiier  Jahrgänge 

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Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  IDuseum  d’Bisfoire  naturelle. 
Schmeizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  *  Dafür  und  Baus. 

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Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von  : 

Prof.  Dr.  P.  Altmanu,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Dr.  Hermann  Bolau,  Lehrer  L.  Buxbanm,  P.  Cahn,  Prof.  Dr.  Carl 
Eckstein,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Reg.*Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  ß.  Gabler,  Gymn.  -  Oberlehrer  L.  Geisenheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmanu,  Dir.  Dr.  E.  flartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M,  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerus-Meyer,  Piof.  Dr.  med.  YV.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Kreflt,  Baron  A.  v.  Krüdener,  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  Leverkiihn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Meliely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat 
Dr.  A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Dr.  August 
Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller- Liebenwalde,  H.  Nehr- 
ling,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  TU.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  y.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dir.  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reiclieuow, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  B.  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Schiemenz,  R. 
Schmidtleiu,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  YVilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  M.  Siedler,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  YV.  Speugel, 
Viktor  Ritter  v.  Tscliusi  zu  Schmidhoffen,  Prof.  Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  YYrerner, 
Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr.  L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm, 

Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 


Der  Zoologische  Garten  tritt-  mit  dem  Jahre  1905  bereits  in  seinen 

— K  46.  Jahrgang 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original- Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen ,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnisseil  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
iufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird ,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an. 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen. 


Der 


Zoologische  Garten. 


Organ 

aer 

Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der 

Keuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 

Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


^  Frankfurt  a.  m. 

VERLAG  VON  MAHLAU  &  WALDSCHMIDT. 

I905- 


Zeitschrift 


Beobachtung, 
Pflege  und  Zucht 
der  Tiere. 


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Jahrgang. 
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welches  sich  die  ausschliessliche  Pflege  der 
europäischen,  bezw.  der  Ornis  'des  palaeark- 
tischen  Fauneng'ebiets  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,  beginnt  mit  1903  seinen  XIV.  Jahrgang. 
Es  ei  scheint  in  6  Heften  in  dev  Stärke  von 
2 Va  bis  3  Druckbogen ,  Lex.  8.  Eine  Ver¬ 
mehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln 
erfolgt  nach  Bedarf.  Der  Preis  des  Jahr¬ 
ganges  (6  Hefte)  beträgt  hei  direktem  Be¬ 
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handenem  Baume  am  Umschläge  Aufnahme. 
Inseraten- Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte,  Druck¬ 
schriften,  Abonnements  und  Annoncen  bitten 
wir  an  den  Unterzeichneten  Herausgeber,  Villa 
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für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 


Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


Np*  11.  XLYI,  Jahrgang.  November  1905. 


I  n  Ii  a  1  I. 

Über  die  Instinkte  der  Haustiere;  von  W.  Sch imke witsch  in  St.  Petersburg.  — 
Über  Hilfsfermente  im  Tierkörper.  I.;  von  Karl  Knauthe  in  Hamburg.  —  Über  das 
Vorkommen  des  Schakals  ( Canis  aureus  L.)  auf  dem  Dalmatinischen  .Festlande  hei  Slano; 
von  Prof.  A.  Pichler  in  Mostar  (Herzegowina).  —  Nimmt  der  Bestand  an  Pferden  in 
Deutschland  (bezw.  Hessen)  mit  der  Zunahme  der  Automobile  (und  des  elektrischen  Straßen¬ 
hahnverkehrs)  an  Zahl  ab?  Auf  Grund  der  Großh.  hessischen  Landesstatistik  beantwortet 
von  Wilhelm  Schuster  in  Neckar-Steinach  bei  Heidelberg.  —  Einige  zoologische  Neuig¬ 
keiten  aus  Rußland;  von  C.  Greve  in  Riga.  —  Der  Verlauf  der  Lop%nts-Kalamität  im 
Jahre  1905;  von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz.  —  Kleinere  Mitteilungen. 
—  Nekrolog.  —  Literatur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Ueber  die  Instinkte  der  Haustiere. 

Von  W.  Schimkewitsch  in  St.  Petersburg. 

Die  Erhaltung  von  Instinkten,  die  jegliche  Bedeutung  uud  jeg¬ 
lichen  Sinn  bei  den  gegenwärtigen  Lebensbedingungen  der  Haustiere 
eingebüßt  haben,  kann  mit  der  Erhaltung  rudimentärer  Organe  auf 
eine  Stufe  gestellt  werden,  ans  welchem  Grunde  solche  Instinkte  als 
rudimentäre  bezeichnet  werden  können.  Derartige  Instinkte  finden 
sich  natürlich  auch  bei  anderen  Tieren,  allein  bei  den  Haustieren,  und 
ganz  speziell  z.  B.  bei  dem  Hunde,  sind  sie  viel  bequemer  zu  be¬ 
obachten.  Der  Hund  ist  dank  seiner  Auffassungsfäbigkeit  und  Ver¬ 
ständigkeit  unzählige  Male  der  Gegenstand  wunderbarer  und  häufig 
völlig  unwahrscheinlich  klingender  Erzählungen  gewesen,  und  trotz¬ 
dem  hat  er  bis  jetzt  nur  wenig  die  Beachtung  der  Beobachter  auf 
sich  gelenkt,  die  sich  mit  den  Erscheinungen  instinktiver  Akte  be¬ 
schäftigen.  Die  Nähe  des  Menschen  und  die  enge  Gemeinschaft  mit 
ihm  seit  den  ältesten  Zeiten  mußten  unausbleiblich  die  Unterdrückung 
des  instinktiven  und  das  Vorwiegen  des  bewußten  Teils  in  dem 
psychischen  Leben  des  Tieres  zur  Folge  haben.  Dieser  Prozeß  er¬ 
folgte  einerseits,  inbezug  auf  die  Species,  durch  die  Auslese  der  am 
Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  21 


322 


meisten  aufgeweckten  Individuen  und  geht  anderseits,  in  bezug  auf 
eine  jede  Generation,  durch  die  Erziehung  vor  sich.  Das  Material 
für  die  vorliegende  Mitteilung  lieferte  ein  Aufsatz  meiner  Frau,  der 
in  einer  halbpopulären  Zeitschrift1)  zum  Abdruck  gelangte,  sowie 
einige  eigene  Beobachtungen. 

Zwei  rudimentäre  instinktive  Handlungen  sind  es,  die  schon  vor 
langer  Zeit  verzeichnet  uud  seinerzeit  auch  von  Darwin  besprochen 
wurden:  erstens  das  Verscharren  der  eigenen  Exkremente, 
das  im  wilden  Zustande  Sinn  und  Bedeutung  hatte,  jetzt  aber 
jede  Begründung  verloren  hat  und  bisweilen  sogar  auf  dem 
Pflaster  oder  Trottoir  vorgenommen  wird,  wo  ein  Vergraben  unmöglich 
stattfinden  kann,  und  zweitens  das  Vorstehen  der  Hühnerhunde  als 
ein  Ueberbleibsel  des  Sichheranschleichens  an  die  Beute  und  des 
Sichnäherns  durch  Sprünge.  Außer  diesen  Instinkten  findet  man  bei 
dem  Hunde  auch  noch  eiue  Reihe  anderer. 

Sehr  häufig  tritt  bei  vielen  Hunden  der  Instinkt  des  Verscharrens 
von  Nahrungsvorräten  zu  tage.  Am  häufigsten  unterliegen  diesem 
Verscharren  abgenagte  Knochen,  die  einerseits  das  unmittelbare  Interesse 
inbezug  auf  die  Nahrhaftigkeit  verloren  haben,  anderseits  jedoch, 
indem  sie  durch  ihren  Geruch  und  durch  ihren  Anblick  reizen,  dem 
Hunde  immer  noch  wertvoll  erscheinen.  Verscharrt  werden  auch  noch 
andere,  nicht  besonders  wohlschmeckende  Gegenstände,  wie  z.  B. 
trockene  Brodrinden,  wenn  der  Hund  gesättigt  ist.  Zum  Einscharren 
wählt  der  Hund  lockere  Erde,  z.  B.  ein  Beet,  gräbt  mit  den  Vorder¬ 
füßen  eine  Grube,  verscharrt  darauf  den  Gegenstand  zuerst  mit  den 
Füßen  und  drückt  darauf  die  Erde  nach  Art  der  Schweine  mit  der 
Schnauze  fest,  was  bisweilen  mit  großer  Sorgfalt  ausgeführt  wird. 
Weitaus  in  den  meisten  Fällen  vergißt  der  Hund  das  Vorhandensein 
solcher  Vorräte.  Dieser  instinktive  Prozeß  ist  nur  zum  Teil  erhalten 
geblieben  ;  es  hat  sich  der  Akt  des  Einscharrens  erhalten,  während 
die  Befähigung,  den  Ort,  wo  dieses  Einscharren  vor  sich  gegangen 
ist,  in  der  Erinnerung  zu  behalten,  fast  völlig  verloren  ging,  sodaß 
der  ganze  Vorgang  jeglichen  Sinn  eingebüßt  und  einen  rudimentären 
Charakter  angenommen  hat.  Vielleicht  wird  diese  Fähigkeit  von 
Jugend  auf  durch  Uebung  unterhalten  und  erhält  sich  bei  Individuen, 
die  oftmals  hungern.  Sodann  hat  sich  der  erste  Akt,  d.  h.  der  Akt 
des  Verscharrens,  bei  dem  Hunde  mit  einigen  Einzelheiten  erhalten, 
die  unter  deu  gegenwärtigen  Existenzbedingungen  bisweilen  ebenfalls 

*)  Ludmilla  S  cliimke  wit  sch,  Die  instinktiven  Handlungen  der  Hunde 
in  »Naturkunde  und  Geographie«  (russ.),  Jahrg.  VII.  1902. 


323 


völlig  sinnlos  erscheinen.  Bemerkt  der  Hund,  dass  ein  anderer  Huud 
seiner  Arbeit  zugesehen  hat,  so  trägt  er  den  einzuscharrenden  Vor¬ 
rat  auf  eine  andere  Stelle.  Dies  ist  natürlich  völlig  verständlich. 
Allein  der  Hund  handelt  genau  ebenso,  wenn  er  bemerkt,  daß  ihm 
ein  Mensch  zuschaut,  und  wäre  es  selbst  sein  Herr,  der  ihm  soeben 
den  einzuscharrenden  Knochen  gereicht  hat. 

Eiu  Hund,  der  bei  dem  Eiuscharren  überrascht  wird,  zeigt  ein 
außerordentlich  verlegenes  Aussehen  und  überführt  den  Vorrat  ent¬ 
weder  an  eine  andere  Stelle  oder  gibt  ihn  gauz  auf.  Der  Instinkt 
sagt  dem  Hunde,  daß  der  Vorgang  des  Einscharrens  geheim  gehalten 
werden  muß,  und  der  Hund  bewahrt  das  geheimnisvolle  Wesen  auch 
dem  Menschen  gegenüber,  d.  h.  da,  wo  es  nicht  die  geringste  Be¬ 
deutung  mehr  besitzt. 

Zu  der  Zahl  der  rudimentären  Akte  gehört  auch  jene  Vorliebe, 
die  selbst  völlig  gesättigte  Hunde  für  Aas,  sowie  für  die  Exkre¬ 
mente  von  Pferden  und  Menschen  an  den  Tag  legen.  Wir  haben 
es  hier  offenbar  mit  einer  unbewußten  Erinnerung  an  jene  Zeiten 
zu  tun,  wo  Aas  und  Exkremente  wichtige  Speisen  auf  der  Tafel  des 
Hundes  ausmachten.  Hieraus  geht  auch  die  Gewohnheit  der  Hunde 
hervor,  sich  auf  Aas,  Mist  und  anderen  nach  menschlichen  Begriffen 
übelriechenden  Dingen  herumzuwälzen.  Es  liegt  auf  der  Hand,  daß 
diese  Gerüche  eben  aus  dem  Grunde  einen  angenehmen  Kitzel  auf 
den  Geruchsinn  des  Hundes  ausüben,  weil  sie  bereits  eingeschlafene 
Instinkte  aus  längst  vergangner  Zeit  von  neuem  erwecken.  Mit  ganz 
besonderer  Intensität  treten  alte  Instinkte  offenbar  während  der  Mutter¬ 
schaft  auf.  Eine  unserer  Hündinnen  (ein  Gordon-Setter),  die  einen 
äußerst  friedfertigen  Charakter  hatte  und  sich  niemals  an  dem  Feder¬ 
vieh  vergriff,  erwürgte  nicht  nur  ein  Huhn,  als  dieses  die  Räumlich¬ 
keit,  wo  sich  die  Jungen  der  Hündin  aufhielten,  betreten  hatte,  sondern 
fraß  es  auch  samt  den  Federn  auf. 

Noch  ein  anderer  instinktiver  Akt  hat  sich  bei  dem  Hunde  er¬ 
halten,  der  zwar  auch  bei  den  gegenwärtigen  Lebensbedingungen 
seine  Bedeutung  nicht  eingebüßt  hat,  aber  bisweilen  bis  zur  Sinn¬ 
losigkeit  und  dem  Verluste  jeder  Bedeutung  entstellt  wird;  es  ist 
dies  das  sogenannte  Suchen  nach  Flöhen  und  deren  Zerbeißen 
mit  den  Zähnen.  Häufig  stellen  die  Hunde  derartige  Nachsuchungen 
auf  dem  Kopf  und  in  den  Kleidern  ihres  Herrn  an,  wodurch  sie  ihm 
den  höchsten  Grad  von  Verehrung  erweisen,  ferner  an  getötetem  Wild, 
wobei  sie  inbezug  auf  letzteres  ein  eigentümliches,  fast  wollüstig 
zu  nennendes  Gefühl  au  den  Tag  legen ;  endlich  suchen  sie  nach 


324 


Flöhen  in  den  Möbeln,  Teppichen  u.  s.  w.  Bisweilen  tritt  das  Ver¬ 
langen  nach  dem  Suchen  von  Flöhen  in  den  Kleidern  des  Herrn  daun 
auf,  wenn  der  Hund  durch  irgend  eine  Handlung  dieses  letzteren  in 
Aufregung  versetzt  wurde,  wenn  der  Herr  z.  B.  den  Hund  anschreit 
oder  ihn  schlägt,  oder  wenn  der  Hund  sich  nach  längerer  Trennung 
über  die  Wiederkehr  seines  Herrn  freut. 

Nicht  alle  Hunde  besitzen  diese  Gewohnheit,  überall  nach  Flöhen 
zu  suchen,  allein  eine  von  unseren  Hündinnen,  der  diese  Fähigkeit 
in  höchstem  Maße  eigentümlich  war,  vererbte  sie  fast  in  dem  gleichen 
Maße  ihrem  Jungen.  Bei  letzterem  begann  sich  diese  Eigentümlichkeit 
zwar  schon  im  frühen  Alter,  allein  erst  dann  zu  zeigen,  als  es  von 
der  Mutter  getrennt  worden  war,  und  sie  war  demnach  nicht  auf 
Nachahmung  begründet.  Die  Eigentümlichkeit  verschwand  übrigens 
mit  zunehmendem  Alter. 

Bekommt  der  Hund  während  dieses  Suchens  nach  Flöhen  ein 
Staubkörnchen  oder  irgend  ein  anderes  Fremdkörperchen  zwischen 
die  Zähne,  so  zerbeißt  er  diese  Beute  mit  genau  den  gleichen  Grimassen, 
als  wäre  es  ein  Floh. 

Aus  diesen  Tatsachen  kann  man  den  Schluß  ziehen,  daß  der 
Akt  des  Suchens  nach  Flöhen  ein  durchaus  instinktiver  und  ver¬ 
erbter  ist. 

Als  derartige  instinktive  Akte  müssen  ferner  angesehen  werden 
das  Auffressen  der  Keimhüllen  und  der  Nabelschnur  bei  der  Geburt, 
das  Verzehren  der  Exkremente  der  Jungen,  wodurch  die  nötige  Rein¬ 
lichkeit  des  Lagers  bewirkt  wird,  endlich  das  Belecken  der  Wunden, 
das  eine  Spezialisierung  der  allgemeinen,  ebenfalls  instinktiven  Neigung 
zum  Belecken  des  eigenen  Körpers,  sowie  der  Jungen  darstellt. 

Einen  ganz  besonderen  Reiz  besitzt  für  die  Hunde  der  Geruch 
und  der  Geschmack  von  Blut,  Exsudaten  und  Eiter.  Gierig  belecken 
sie  Lappen,  die  mit  ihrem  Blute,  Exsudaten  oder  Eiter  angefeuchtet 
sind.  Der  Hund  leckt  eine  Wunde  zum  Teil  wohl  aus  dem  Grunde, 
weil  sie  schmerzt  und  weil  ihre  Ränder  jucken,  aber  auch  deshalb, 
weil  der  Akt  des  Leckens  an  und  für  sich  einen  besonderen  Reiz 
für  ihn  besitzt.  Dieser  Akt  hat  seine  Bedeutung  als  desinfizierendes 
Mittel  natürlich  in  keiner  Weise  eingebüßt,  allein  der  Hund  hat 
wahrscheinlich  jetzt  weniger  Gelegenheit,  ihn  anzuwenden,  als  im 
wilden  Zustande. 

Endlich  wird  bei  dem  Hunde  ein  instinktiver  Akt  beobachtet, 
der  unter  den  gegenwärtigen  Bedingungen  seines  Lebens  eine  viel¬ 
leicht  noch  größere  Bedeutung  gewonnen  hat,  als  dies  im  primitiven 


325 


Zustande  der  Fall  war  —  das  Fressen  von  Gras.  Alle  Hunde  fressen 
Gras,  und  in  Mittelrußland  nehmen  sie  gewöhnlich  Quecken  ( Triticmn 
repens)  und  andere  wildwachsende  Gräser;  doch  ist  es  nicht  ausge¬ 
schlossen,  daß  unter  anderen  Breitegraden  auch  andere  Grasarten 
gefressen  werden.  Bisweilen  werden  derartige  Mengen  von  Gras  ge¬ 
fressen  ,  daß  die  Exkremente  die  Gestalt  einer  langen  Schnur 
annehmen ,  die  aus  unverdauten  Blättern  und  Stielen  gebildet 
wird.  Wahrscheinlich  wirkt  das  Gras  rein  mechanisch  auf  die 
Darmwand,  indem  es  durch  deren  Reizung  die  peristaltischen  Be¬ 
wegungen  des  Darmes  befördert  und  dadurch  den  Verstopfungen 
entgegen  wirkt,  an  denen  viele  Hunde,  wohl  infolge  der  durch 
die  Domestizierung  herbeigeführten  sitzenden  und  trägen  Lebens¬ 
weise,  leiden. 

Am  deutlichsten  tritt  das  Instinktive  bei  der  Sorge  für  die 
Nachkommenschaft  zu  tage,  denn  daß  diese  Sorge  instinktiv  ist, 
geht  schon  daraus  hervor,  daß  die  Hündin  sie  bisweilen  auch  dann 
an  den  Tag  legt,  wenn  gar  keine  Nachkommenschaft  zu  erwarten 
ist.  Ich  habe  dabei  die  Fälle  im  Auge,  wo  die  Hündin  sich  eiubildet, 
trächtig  zu  sein;  die  Ursache  dieser  Erscheinung  werden  wir  gleich 
kennen  lernen.  Gewisse  Hündinnen  beginnen,  ohne  trächtig  zu  sein, 
sich  so  zu  benehmen,  als  wären  sie  es;  sie  bereiten  ein  Lager  vor, 
indem  sie  ein  solches  in  der  Erde  ausgraben,  oder,  wenn  sie  dazu 
keine  Gelegenheit  finden,  indem  sie  Möbel,  Matratzen  u.  dergl.  m. 
zerfetzen,  wobei  sie  niemanden  an  das  zubereitete  Lager  heranlassen 
und  es  sorgsam  bewachen ;  dabei  werden  selbst  sonst  völlig  friedfertige 
Tiere  häufig  äußerst  zanksüchtig.  Es  muß  hierbei  hervorgehoben 
werden,  daß  die  Hündin,  sobald  sie  bemerkt,  daß  irgend  jemand  die 
Zubereitung  des  Lagers  beobachtet,  es  häufig  im  Stiche  läßt,  um 
ein  neues  Lager  anzulegen.'  Es  ist  dies  eine  Offenbarung  der  gleichen 
Geheimtuerei,  wie  wir  sie  -bei  dem  Verscharren  von  Vorräten  kennen 
gelernt  haben,  uud  dabei  ist  diese  Geheimtuerei  durchaus  zwecklos, 
da  die  Hündin  ja  nicht  darauf  hoffen  kann,  daß  ihr  Lager  unbemerkt 
bleibt,  wenn  sie  Junge  geworfen  haben  wird. 

Die  Erscheinung  einer  derartigen  eingebildeten  Trächtigkeit  tritt 
gewöhnlich  periodisch  auf  und  findet  bei  Hündinnen  statt,  die  zur 
geeigneten  Zeit  nicht  belegt  worden  waren. 

Das  Auftreten  einer  derartigen  Erscheinung  erfolgt  meistens 
etwa  zwei  Monate  nach  der  Laufzeit,  d.  h.  genau  zu  der  Zeit,  wo 
die  Sorge  um  die  Nachkommenschaft  beginnen  müßte,  wenn  die 
Hündin  wirklich  trächtig  wäre. 


326 


Die  eigentliche  Anregung  zu  der  Offenbarung  einer  solchen 
Fürsorge  erschien  uns  völlig  rätselhaft,  bis  wir  bemerkten,  daß  diese 
Offenbarung  gewöhnlich  von  einem  Anschwellen  der  Milchdrüsen 
begleitet  wurde.  Das  gleiche  Ausch wellen  der  Milchdrüsen  wurde 
auch  bei  einem  Pferde  beobachtet,  und  zwar  elf  Monate  nachdem 
es  gedeckt  worden  war,  obgleich  keine  Trächtigkeit  eiutrat.  Endlich 
wurde  kürzlich  bei  einer  Hündin,  die  sich  durch  besondere  Begierde 
auszeichnete,  unter  analogen  Bedingungen  die  Ausscheidung  von 
Milch  beobachtet. 

Die  Milchdrüsen  können  demnach  auch  bei  nicht 
trächtigen  Individuen  anschwellen  und  zu  funktionieren 
beginnen,  und  dies  findet  für  gewöhnlich  ungefähr  zu 
der  gleichen  Zeit  statt,  wo  die  Geburt  bevor  stehen 
müßte,  falls  das  Individuum  trächtig  geworden  wäre. 
Diese  Tatsache  wird  uns  an  und  für  sich  nicht  so  wunderbar  erscheinen, 
wenn  wir  uns  in  Erinnerung  rufen,  daß  die  Milchdrüsen  der  Echidna 
bei  beiden  Geschlechtern  wohlentwickelt  sind  und  die  Milch  möglicher¬ 
weise  nicht  allein  von  dem  Weibchen,  sondern  auch  von  dem  Männchen 
geliefert  wird,  daß  die  Fälle,  wo  Männchen  Milch  abscheideu,  bei 
den  Haustieren  gar  nicht  so  selten  sind  und  auch  inbezug  auf  den 
Menschen  festgestellt  wurden *),  endlich  daß  eine  schwache  Milch¬ 
absonderung  mit  Eintritt  der  Geschlechtsreife  bei  beiden  Geschlechtern 
stattfindet  (Gustav  Meyer,  1901). 

In  der  Tat  hängt  die  Tätigkeit  der  Milchdrüsen  augenscheinlich 
nur  zum  Teil  von  der  Nervenerregung  ab,  indem  Fälle  bekannt  siud, 
wo  die  Funktion  der  Milchdrüsen  auch  dann  noch  andauerte,  nach¬ 
dem  der  thorakale  und  der  sakrale  Abschuitt  des  Rückenmarks  auf 
operativem  Wege  entfernt  worden  war  (Goltz  und  Ewald,  1896) 
oder  nach  Durchschneidung  der  zu  den  Drüsen  herantretenden  Nerven 
(Mironow,  1895),  wenngleich  in  letzterem  Falle  die  Tätigkeit  der 
Milchdrüsen  herabgesetzt  war.  Transplantiert  man  die  Milchdrüse 
eines  jungen  Meerschweinchens  unter  die  Haut  des  Ohres,  so  beginnt 
sie  mit  Eintritt  der  Trächtigkeit  zu  funktionieren  (Ribber,  1898). 

Es  unterliegt  demnach  keinem  Zweifel,  daß  die  Tätigkeit  der 
Milchdrüsen  nicht  durch  eine  Nervenerregung  bedingt  wird,  sondern 

J)  Kalugin  (Die  hauptsächlichsten  Methoden  im  Bereich  der  Theorie  bei  der 
Zucht  des  Rindviehs,  russ.,  1904)  teilt  mit,  daß  das  Landwirtschaftliche  Institut 
in  Halle  im  Jahre  1898  einen  völlig  normalen  Zuchtbock  besaß,  der  Milch  gab. 
Durchaus  sichere  Fälle  von  Milchabsonderung  durch  Männer  bei  Gynäkomastie  sind 
von  Schmetzer  (1837)  und  Schmitt  (1892)  beschrieben  worden. 


327 


durch  die  Ansammlung  gewisser  stimulierender  Substanzen  im  Blute, 
allein  es  ist  ebenso  zweifellos,  daß  das  erste  Auftreten  dieser  Sub¬ 
stanzen  im  Organismus  nicht  während  der  Schwangerschaft,  und  so¬ 
gar  unabhängig  davon  erfolgt.  Am  meisten  Wahrscheinlichkeit  hat 
die  Annahme  für  sich,  daß  diese  Substauzen  bei  den  Weibchen 
während  der  Menstruation,  bei  den  Männchen  dagegen  bei  dem  Ein¬ 
tritt  der  Geschlechtsreife  zu  entstehen  beginnen. 

Darauf  vermehrt  sich  das  Quantum  der  sich  ansammelnden 
stimulierenden  Substanzen  im  Blute  und  erreicht  beim  Eintritt  der 
Geburt  eiue  solche  Höhe,  wie  sie  erforderlich  ist,  um  eine  volle 
Funktion  der  Milchdrüsen  hervorzurufen.  Auch  die  Ansammlung 
einer  milchähnlichen  Substanz  (colostrum)  in  den  Milchdrüsen  der 
Neugeborenen  wird  von  einigen  Forschern  mit  den  in  den  Geschlechts¬ 
drüsen  vor  sich  gehenden  Prozessen  in  Verbindung  gebracht. 

Die  Schwangerschaft  kann  natürlich  ein  weiterer,  die  Ansamm¬ 
lung  dieser  Substanz  befördernder  Faktor  sein;  allein  wir  haben 
gesehen,  daß  dieser  Faktor  durchaus  keine  unbedingte  Notwendigkeit 
darstellt.  Es  sind  Fälle  bekannt,  wo  junge  Kühe,  die  nicht  gedeckt 
worden  waren,  gemolken  wurden.  Kalugin  beobachtete  (1904) 
einen  derartigen  Fall  im  Gouvernement  Witebsk  und  erklärt  ihn  durch 
eine  „Uebung  der  Drüse.“  Ohne  die  Bedeutung  der  Uebung  oder, 
genauer  gesagt,  des  verstärkten  Blutzudrauges  zu  der  Drüse  infolge 
von  deren  Erregung  zu  leugnen,  wird  man  dennoch  annehmen  müssen, 
daß  der  Milchabscheiduug  auch  in  diesem  Falle  der  Eintritt  der 
Geschlechtsreife  voraugegaugen  ist. 

Die  Offenbarung  des  Mutterinstinktes  wird,  wie  mau  wohl  voraus¬ 
setzen  darf,  durch  die  Einwirkung  des  gleichen  Stimulus  aut  das 
Nervensystem  bedingt.  Mau  wird  natürlich  zugeben  können,  daß 
diese  Einwirkung  keine  direkte,  sondern  eine  indirekte  ist,  und  daß 
der  nächstliegende  Stimulus  zur  Offenbarung  des  mütterlichen  In¬ 
stinktes  in  dem  Beginn  der  Tätigkeit  der  Milchdrüsen  zu  suchen  ist. 
Eine  Beantwortung  dieser  Frage  wäre  durch  Beobachtungen  au  Tieren 
mit  ausgeschnittenen  Milchdrüsen  zu  erzielen.  Allein  auch  schon  auf 
Grund  einfacher  Analogie  mit  anderen,  d.  h.  mit  nicht  säugenden 
Tieren  kann  man  annehmen,  daß  die  Offenbarung  des  Iustinkts  durch 
direkte  Erregung  des  Nervensystems  infolge  der  im  Blut  sich  an¬ 
sammelnden  Substanzen  hervorgerufen  wird.  Besonders  deutlich  ist 
dies  an  solchen  Tieren  zu  sehen,  bei  denen  W  eibchen  und  Männchen 
oder  das  Männchen  allein  an  der  Fürsorge  um  die  Nachkommensehalt 
Anteil  nehmen.  Augenscheinlich  erscheint  bei  ihneu  die  geschlecht- 


328 


liehe  Erregung  während  der  Paarung  als  der  Beginn  einer  Ansamm¬ 
lung  der  stimulierenden  Substanzen  im  Blute,  während  bei  den 
Formen,  wo  die  Sorge  um  die  Nachkommenschaft  unmittelbar  nach 
der  Paarung  zum  Vorschein  kommt,  diese  Substanz  während  der 
Paarung  in  solcher  Menge  entsteht,  daß  sie  sich  sofort  für  die  Er¬ 
regung  als  genügend  und  wirksam  erweist.  Ueberhaupt  glaube  ich, 
daß  die  Offenbarung  der  Instinkte  — -  wenn  sie  periodisch 
und  in  Abhängigkeit  von  physiologischen  Funktionen 
auftreten,  sowie  wenn  sie  von  der  Altersstufe  und  einem 
bestimmten  Moment  des  Lebenszyklus  abhängig  sind  — 
wahrscheinlich  durch  Substanzen  stimuliert  werden,  die 
sich  im  Blute  ansammeln  und  auf  das  Nervensystem  eiu- 
wirken. 

Ich  habe  noch  einige  Worte  über  eine  Entstellung  des  mütter¬ 
lichen  Instinktes  .hinzuzufügen.  Wird  die  Pflege  der  Nachkommen 
an  fremden  Jungen  oder  an  solchen  einer  anderen  Art  ausgeübt,  so 
hält  Groß  (1896)  dies  für  die  Offenbarung  einer  Art  von  Spiel, 
und  zwar  des  Pflegespiels  nach  seiner  Klassifikation.  Es  sind  Fälle 
bekannt,  wo  Katzen  junge  Hasen  oder  Kaninchen  an  Kindesstatt 
angenommen  haben.  Wir  selbst  haben  einen  Fall  beobachtet,  wo 
eine  Hündin  fürsorgliches  Verhalten  einem  jungen  Hasen  gegenüber 
an  den  Tag  legte.  Diese  Hündin  hatte  eine  eigene  Welpe,  die  ihr 
von  dem  ganzen  Wurf  gelassen  wurde,  allein  sie  schenkte  dem 
Häschen  viel  mehr  Aufmerksamkeit,  bis  es  vor  Hunger  umkam  (es 
konnte  nicht  bei  der  Hündin  saugen).  Sie  beleckte  es,  erfaßte  es 
beim  Kragen,  wenn  es  sich  vom  Lager  entfernte,  und  trug  es  vor¬ 
sichtig  wieder  dahin  zurück.  Es  erscheint  dies  um  so  wunderbarer, 
als  die  betreffende  Hündin,  obgleich  sie  der  Rasse  nach  kein  Jagd¬ 
hund  war,  dennoch  den  Hasengeruch  vortrefflich  kannte  und  mehr¬ 
fach  versucht  hatte,  Hasen  im  Walde  lautjagend  zu  verfolgen. 
Walker  (1889)  erzählt,  daß  eine  Katze,  nachdem  sie  eines  ihrer 
vier  Jungen  verloren  hatte,  ihre  Familie  durch  ein  junges  Häschen 
vervollständigte.  Allein  ich  kaun  mich  nicht  damit  einverstanden 
erklären,  daß  dieser  Fall  als  ein  Beweis  für  die  Befähigung  der 
Katze,  bis  vier  zu  zählen,  anzusehen  sei,  wie  Walker  dies  annimmt. 
Eine  solche  Befähigung  mag  ja  vorhanden  sein,  aber  durch  den  er¬ 
wähnten  Fall  wird  sie  nicht  nachgewiesen.  Derartige  Fälle  sprechen 
nur  dafür,  daß  der  mütterliche  Instinkt  bei  dem  Hund,  der  Katze 
und  einigen  anderen  Tieren  durchaus  nicht  mit  der  individuellen 
oder  spezifischen  Vorstellung  von  der  Nachkommenschaft  im  Zu- 


329 


sammeuhang  steht.  Der  Stimulus  und  das  Verlangen  nach  der  Offen¬ 
barung  der  Fürsorge  um  die  Nachkommen  sind  so  stark,  daß  sie 
das  Gefühl  des  Fremden  und  sogar  der  Feindschaft  besiegen,  die 
nicht  selten  eine  Art  von  der  anderen  trennt» 

Das  oben  dargelegte  führt  uns  zu  folgenden  Schlußfolgerungen : 

1)  Bei  den  Haustieren,  und  speziell  bei  dem  Hunde,  treten  neben 
Instinkten,  die  ihren  Sinn  und  ihre  Bedeutung  behalten  haben, 
auch  solche  Instinkte  zu  tage,  die  unter  den  gegenwärtigen 
Existenzbedingungen  völlig  nutzlos  sind  oder  nur  noch  eine 
relative  Bedeutung  besitzen.  Solche  Instinkte  kann  man  als 
rudimentäre  bezeichnen. 

2)  Hündinnen,  die  während  der  Laufzeit  nicht  zugelagsen  worden 
waren  und  daher  nicht  trächtig  wurden,  legen  trotzdem  nicht 
selten  nach  etwa  zwei  Monaten,  d.  h.  zu  der  Zeit,  wo  sie  die 
Jungen  hätten  zur  Welt  bringen  müssen,  wenn  sie  zugelassen 
worden  und  .trächtig  geworden  wären,  mütterliche  Instinkte 
au  den  Tag.  So  z.  B.  bereiten  sie  das  Lager  für  die  zu  er¬ 
wartenden  Jungen  vor,  wobei  zugleich  ihre  Milchdrüsen  an¬ 
schwellen  und  sogar  Ausscheidung  von  Milch  erfolgt. 

3)  Wenn  die  Tätigkeit  der  Milchdrüsen  nur  zum  Teil  von  dem 
Nervensystem  abhängig  ist,  so  muß  man  annehmen,  daß  sie 
durch  die  Ansammlung  stimulierender  Substanzen  im  Blute 
hervorgerufen  wird. 

4)  Die  Bildung  solcher  stimulierender  Substanzen  steht  wahr¬ 
scheinlich  nicht  mit  der  Trächtigkeit,  sondern  mit  der  sexuellen 
Erregung  im  Zusammenhänge,  denn  es  sind  Fälle  bekannt,  wo 
die  Milchdrüsen  auch  bei  dem  Männchen  funktionsfähig  waren, 
ferner  solche  Fälle,  wo  bei  beiden  Geschlechtern  ein  gewisses 
Quantum  von  Milch  beim  Eintritt  der  Geschlechtsreife  aus¬ 
geschieden  wurde,  endlich  Fälle,  wo  nicht  zugelassene  junge 
Kühe  gemolken  werden  konnten.  Die  Trächtigkeit  steigert  nur 
die  Ansammlung  stimulierender  Substanzen  im  Blute. 

5)  Das  Auftreten  der  mütterlichen  Instinkte  wird  wahrscheinlich 
durch  den  Einfluß  der  gleichen  Substanzen  auf  das  Nervensystem 
der  Mutter  hervorgerufen. 


330 


Über  Hilfsfermente  im  Tierkörper.  I. 

Von  Karl  Knauthe  in  Hamburg. 

Zweifelsohne  —  sei  es  auch  bloß  aus  den  Schilderungen  im 
ßrehm  oder  in  gewissen  »Seeromanen«  —  kennt  der  Leser  die 
Raubmöwen,  jene  dunkel  gefärbten  Flibustier,  die  so  lange  sich  »dezent« 
zu  drücken  pflegen,  bis  die  gewöhnlichen  Möwen  —  die  Pastoren, 
Küster  und  Bettelleute  der  Matrosen  —  sich  ordentlich  vollgefressen 
haben,  daun  aber  wie  der  Sperber  unter  die  Spatzenbande  auf  jene 
losfahren  und  sie  so  lange  durch  wuchtige  Stöße  in  die  Magengegeud 
quälen,  bis  der  Fraß  erbrochen  wird.  Diesen  fangen  sie  blitzschnell 
mit  bewunderungswürdiger  Gewandtheit  auf  und  verleiben  ihn  dem 
eignen  Leichnam  ein. 

Daß  Tiere  nicht  ohne  zwingende  Gründe  zu  ausgesprochenen 
Aasfressern  oder  Parasiten  werden,  liegt  auf  der  Hand.  In  beiden 
Fällen  bilden  gewisse  Fermente  die  Ursache.  Speziell  bei  der 
Raubmöwe  müßte  man  auf  eine  bereits  zur  Rasseneigentümlichkeit 
gewordene  Indisposition  des  Magens  und  infolge  davon  auf 
ein  verringertes  Verdauungsvermögen  als  Grund  für  die 
»Schütjagerei«  denken.  Um  diese  Frage  sicherzustellen,  habe  ich 
wiederholt  draußen  auf  See  vom  Logger  eines  mir  befreundeten  Glück¬ 
städter  Fischers  aus  neben  vielen  gewöhnlichen  auch  diverse  Raub¬ 
möwen  erlegt,  deren  Mägen  genau  untersucht  und  später  hier  auf 
ihre  Verdauungsfähigkeit  nach  dem  Stutzerschen  Verfahren  geprüft. 

Die  nachstehenden  Daten  dürften  sicher  weitere  Kreise  interessieren : 


Temperatur  36 — 38°  C. 
(bei  allen  Objekten) 

Die  Magen¬ 
schleimhaut 
reagierte  ? 

Vom  Eiweiß  wurden  verdaut  bei 

frischem 

Fisch- 

frischem 

Krabben- 

frischem 

Rindfleisch 

Prozente : 

Pepsinuin  puriss.  (Merck) 

94 

94 

91.5 

durch  Möwenmagenextrakt 

s.  stark  sauer 

96 

97.4 

92.5 

„  Raubmöwenmagenext.  I 

schwach  sauer 

64 

69 

58 

»  »  »H 

dto. 

48 

49 

43 

»  .  „  III 

dto. 

40 

43 

36 

„  Hechtmagenextrakt 

kräft.  sauer 

92.4 

95.3 

88.6 

Bei  den  Aasfressern  ist  es  vielmehr  wieder  die  pankreatische 
Verdauung  (ich  gebrauche  den  Ausdruck  »tryptisch«  absichtlich  nicht), 
die  mehr  oder  minder  stark  gelitten  hat. 

Iu  letzter  Zeit  erfreut  sich  bekanntlich  der  Lebertran  eben¬ 
sowohl  in  der  Kinderstube  wie  bei  der  Aufzucht  junger  Tiere  der 


331 


allergrößten  Beliebtheit.  Wie  schon  der  Name  besagt,  stammt  das 
Produkt  —  ob  freilich  immer  ist  sehr  die  Frage  —  aus  den  Lebern 
vom  Dorsch,  Kabeljau  usw.,  und  es  gelten,  wie  ich  teils  an  den 
Fangplätzen,  teils  hier  erfuhr,  die  aus  dem  frischen  Material  auf 
kaltem  Wege,  d.  h.  ohne  Anwendung  von  Hitze,  Gärung,  Benzin 
usw.  gewonnenen  Sorten  als  die  wirksamsten.  Die  Fischer  selbst 
brauchen  dagegen  gleich  ihren  »Herren«  Hunden,  Schweinen  und 
Hühnern  ausschließlich  lebendfrische  Droschlebern  als  Universalheil¬ 
mittel  und  nehmen  alljährlich  unmittelbar  nach  der  Laichzeit  der 
Fische  eine  förmliche  Reinigungskur  mit  solchen  frischen  Lebern  vor, 
wie  das  die  schlesischen  Bauern  mit  frischer  Bierhefe  oder  die  über¬ 
fütterten  Großstädter  durch  Trauben  besorgen.  Die  Folge  davon  ist 
das  vollständige  Fehlen  der  Diabetes  und  von  gallen-  und  nierenkranken 
Individuen  und  eine  kraftstrotzende  Gesundheit,  um  die  wir  Kultur- 
und  Genußmenschen  die  einfachen  Leute  da  oben  wirklich  beneiden 
können.  —  Natura  non  facit  saltum!  Merkwürdig,  als  ich  auf  den 
Lofoten  alles  so  vergnügt  die  frischen  Fischlebern  essen  sah  und  genau 
das  gleiche  späterhin  in  the  fair  East  bei  den  Giljaken,  Kamtschadalen 
usw.  beobachtete,  mußte  ich  unwillkürlich  daran  denken,  daß  sich 
ja  auch  bei  uns  zu  Lande  die  frische  Leber  des  einzigen  Süßwasser¬ 
schellfisches  Lola  vulgaris  und,  wo  dieser  fehlte  oder  rar  war,  die 
des  Hechtes,  Karpfens  usw.  eines  hohen  Ausehens  als  Heilmittel  das 
ganze  Mittelalter  hindurch  erfreut  hatte.  »Die  Leber  der  Trütz- 
schen  iszest  am  besten,  wann  die  Appel  blühn«  lese  ich  in  einem 
alten  »Kräuterbüchlein«.  Kein  Wunder,  wissen  wir  doch  durch  L  eg  o  uis 
u.  a.,  daß  die  Leber  der  Fische  mit  der  Bauchspeicheldrüse  innig 
verwachsen  ist,  und  habe  ich  doch  früher  durch  zahlreiche  Versuche 
nacbgewieseu,  daß  die  Sekretion  aller  Verdauuugssäfte  bei  unseren 
Fischen  im  Frühlinge  und  nach  der  Laichzeit  am  reichlichsten  fließt ! 
Nachdem  ich  nun  weiterhin  gefunden  habe,  daß  die  Fermente 
der  Fische  auch  im  Warmblüter  kör  per  kräftig  wirk¬ 
sam  sind,  ja,  daß  sie  dem  letzteren  ihm  anscheinend  fehlende 
Hilfsfermente  zuführen,  gewinnt  die  Lebertrankur  mit  einem  Male 
ein  anderes  Aussehen,  besonders  wenn  wir  obendrein  noch4berücksichtigeu, 

daß  die  Lebern  zur  Zeit  der  Äpfelblüte  infolge  des  Winter  Verbrauches 

•  • 

usw.  nur  mehr  Spuren  von  Ol  enthalten. 

Und  warum  stürzen  sich  —  frage  ich  die  Herren  Gelehrten  — — 
die  Geier  und  andere  Aasfresser  grade,  wenn  sie  sich  zum  Platzen 
vollgefressen  haben ,  mit  wahrer  Gier  auf  die  Eingeweide  frisch 
gefallener  Stücke? 


332 


Uber  das  Vorkommen  des  Schakals  ( Canis  aureus  L.)  auf 
dem  Dalmatinischen  Festlande  bei  Slano. 

Von  Prof.  A.  Pichler  in  Mostar  (Herzegowina). 

Die  Nachricht,  daß  das  Geheul  des  Schakals  noch  im  Jahre 
1903  bei  Slano  gehört  wurde,  wie  ich  dies  in  einer  Mitteilung  dieses 
Blattes1)  veröffentlichte,  ließ  mich  nicht  ruhen.  Ich  nahm  mir  vor, 
die  Sache  auf  ihre  Richtigkeit  zu  prüfen. 

Schon  von  Mostar  aus  sammelte  ich  weitere  Nachrichten  und 
zog  Erkundigungen  ein,  die  z.  T.  positiv  lauteten.  Dienstlich  ver¬ 
hindert,  der  Sache  sofort  nachzugehen,  verschob  ich  die  Suche  nach 
dem  Schakal  auf  die  Ferien  und  begab  mich  nach  einer  Studienreise 
durch  Montenegro  nach  Ragusa,  um  weitere  Erkundigungen  einzuzieheu. 

Dortselbst  erfuhr  ich  bei  der  Familie  des  Arztes  Dr.  J.  Pug¬ 
liesi,  die  in  Slano  Besitzungen  hat,  daß  die  mir  von  verschiedenen 
Seiten  zugegangenen  Nachrichten  richtig  seien,  und  Frau  v.  Pugliesi 
beschrieb  mir  zwei  vor  einigen  Jahren  bei  Slano  erlegte  Schakale 
so  gut,  daß  jede  Verwechslung  unbedingt  ausgeschlossen  erschien  und 
mir  nur  noch  die  Feststellung  durch  Autopsie,  der  Nachweis  der 
Verbreitung  und  das  Zustandebriugen  eines  Belegstückes  übrig  blieb. 

Der  liebenswürdigen  Einladung  der  Familie  Pugliesi  folgend 
schlug  ich  mein  Hauptquartier  in  der  der  Familie  gehörigen  Villa 
auf,  wo  wir  bis  zur  vorläufigen  Beendigung  meiner  Aufgabe  die 
aufmerksamste  gastliche  Aufnahme  fanden. 

Schon  am  Abend  unserer  Ankunft  wurde  ein  Jäger  aus  der 
Nachbarschaft  geholt,  der  auf  mein  Befragen  klipp  und  klar  erklärte, 
sein  Hund  habe  in  der  Nähe  von  Ban  ja  vor  geraumer  Zeit  am 
Südrande  des  Hafens  von  Slano  einen  starken  Schakal  gehetzt,  und 
daß  man  das  Geheul  der  Tiere  gar  oft  höre,  besonders  nach  dem 
Schalle  der  Abendglocke  im  Dorfe  Grgurici. 

Sofort  wurde  beschlossen,  am  folgenden  Tage  um  3  Uhr  früh 
aufzubrechen  und  auf  den  dort  wiederholt  beobachteten  Kerl  Jagd 
zu  machen. 

Pünktlich  wie  ein  Marinesoldat  war  der  Dalmatiner  am  anderen 
Morgen  zur  Stelle,  brachte  eine  einem  Vorstehhunde  ähnliche  Bracke 
mit,  und  wir  zogen  am  Strande  entlang  bis  zum  Dorfe  Ban  ja,  wo 
wir  noch  einen  Jäger  mit  einem  Hunde  vom  Lager  hervorheulten. 

')  Zur  Frage  über  das  Vorkommen  und  die  Verbreitung  des  Schakals  in  Dal¬ 
matien.  Zool.  Garten,  Jahrg.  XL VI,  1905,  p.  134  ff. 


333 


Möglichst  geräuschlos  zogeu  wir  durch  die  lichten  Macchien 
und  blühenden  Oleanderbüsche  hinan,  eine  dicht  bewachsene  Wasser¬ 
rinne  umgehend,  aus  der  der  Schakal  damals  vom  Hunde  aufgeschreckt 
worden  war.  Wir  hatten  eben  eine  Brandfläche  erklommen,  als  der 
Hund  des  zweiten  Jägers  den  Schakal  aus  dem  Dickicht  hob  und 
ihn  laut  halsgebend  die  Lehne  hinanhetzte.  Es  war  eiu  starkes,  lichtes 
Stück,  das  ich  leider  nur  mit  meinem  Trieder  und  nicht  mit  dem 
Gewehre  behandeln  konnte.  Der  Hund  hetzte  den  Schakal  nur  kurze 
Zeit  und. kehrte  daun  zu  uns  zurück.  Alles  Nachsuchen  und  Aneifern 
der  Hunde  blieb  vergeblich,  und  als  die  Sonne  über  Majkovi  ihre 
glühenden  Strahlen  auf  uns  herabsandte,  war  es  mit  der  Jagd  für 
diesen  Tag  vorüber. 

Als  ich  vormittags  dem  Bürgermeister  Herrn  A.  Milic  einen 
Besuch  machte,  um  weitere  Nachrichten  zu  erhalten,  bot  mir  dieser 
in  zuvorkommendster  Weise  für  den  nächsten  Jagdtag  noch  einige 
Jäger  auf  Gemeindekosten  an,  um  mir  zu  beweisen,  daß  die  Angaben 
über  den  Schakal  in  Slano  auf  Wahrheit  beruhen,  was  ich  selbstver¬ 
ständlich  mit  Dank  annahm. 

Abends  fuhr  ich  auf  einem  Kahne  zum  Hafeneingang,  um,  wie 
dies  sehr  oft  der  Fall  ist,  dort  das  Heulen  der  Schakale  beim  Erschallen 
der  Abendglocke  von  Grgurici  zu  hören.  Aber  an  jenem  Abend 
wollten  sie  wie  zum  Trotze  nicht  heulen. 

Am  anderen  Morgen  schlich  ich  schon  um  zwei  Uhr  nach 
Mitternacht  mit  fünf  Jägern  und  mehreren  Hunden  in  die  Lehne 
zwischen  Brnjakovo  i  Spilica,  wo  vor  einigen  Tagen  eiu  Schakal 
gesehen  worden  war.  Auch  diesmal  sah  ich  den  Schakal,  der,  leider 
noch  in  der  Lehne  von  den  Hunden  gehoben,  das  Weite  suchte.  Auch 
diesen  Schakal  sah  ich  ganz  genau,  aber  die  Hunde  verließen  auch 
diesmal  sehr  bald  die  Spur. 

Abends  fuhr  ich  wieder,  um  sie  heulen  zu  hören,  zum  Hafen¬ 
eingang  von  Slano,  und  als  die  Abendglocke  in  Grgurici  erklang, 
heulte  einer  in  der  Lehne  von  Sladjenovici  wiederholt  auf;  da 
er  aber  in  der  ganzen  übrigen  Lehne  kein  Echo  fand,  verstummte 
er  bald.  Vom  Leuchtturmwächter  erfuhr  ich  allerlei  Nachrichten 
über  unser  Raubtier  und  die  für  mich  wichtige  Angabe,  daß  der 
Pfarrer  von  Klissevo  bei  Canosa  eine  Decke  von  einem  dort 
erlegten  Schakal  besitze. 

Als  auch  die  Treibjagd  erfolglos  blieb,  verschob  ich  die  Fort¬ 
setzung  der  Jagd  auf  den  nächsten  Winter  und  sammelte  bei  Bürgern, 
Jägern  und  Hirten  Nachrichten  über  unser  Tier.  Diese  Nachfragen 


—  334 


ergaben,  daß  der  Schakal  allen  Leuten  dort  vertrant  und  eine  wenn 
nicht  häufige,  so  doch  bekannte  Erscheinung  ist. 

Hier  folgt  eine  Reihe  sicherer  Daten  aus  deu  letzten  Jahren  : 

1.  Am  Nordufer  der  Einfahrt  in  deu  Hafen  von  Slano  be¬ 
merkte  am  22.  Mai  1901  eine  Hirtin  sechs  Tiere,  von  denen  sie 
dachte,  es  seien  junge  Wölfe.  Die  rasch  abgehaltene  Jagd  ergab 
eine  Strecke  von  drei  Schakalen. 

2.  In  Osmiue  am  Hafen  von  Slano  töteten  die  Bauern  im 
Jahre  1901  vier  junge  Schakale. 

3.  Im  Jahre  1903  wurden  in  Grgurici  zwei  junge  Schakale 
gefangen,  von  denen  der  Pfarrer  von  Majkovi  Don  Joro  Bo- 
glic  einen  längere  Zeit  bei  sich  auf  dem  Hofe  hielt. 

4.  Am  Berge  »M  a  j  k  o  v  s  k  i  R  a  t  a  c«  wurden  im  Jahre 
1903  zwei  junge  Schakale  gefangen,  die  die  Bauern  längere  Zeit  im 
Hofe  wie  Hunde  hielten.  Als  sie  aber  bissig  wurden  und  nach 
Kindern,  Hühnern  und  Hunden  schnappten,  wurden  sie  getötet. 

5.  Im  März  1904  töteten  die  Bauern  in  Grbljava  sechs 
junge  Schakale. 

6.  In  B  a  n  i  c  i  ober  J  a  n  j  s  k  o  fandeu  Kinder  im  Januar 
1905  einen  im  Granatgebüsche  schlafenden  Schakal  und  erschlugen  ihn. 

7.  lu  B  a  n  j  a  griff  im  März  1905  ein  Schakal  ein  im  Freien 
übernachtendes  Schwein  an  und  verwundete  es.  Das  Schwein  wies 
aber  den  Angreifer  so  energisch  ab,  daß  man  ihn  am  anderen  Morgen 
tot  vorfand. 

Das  einzige  greifbare  Belegstück  für  das  Vorkommen  des  Schakals 
in  jener  Gegend  ist  die  Schakaldecke  beim  Pfarrer  in  Klissevo,  die 
aus  der  Gegend  zwischen  Rigjica  und  Mravinjac  stammt,  deren 
Träger  vor  Weihnachten  im  Jahre  1904  erlegt  wurde.  Der  genannte 
Pfarrer  Don  Jvo  Matic  zeigte  mir  die  schöne  Winterdecke, 
als  ich  bei  ihm  behufs  Feststellung  der  Tatsache  vorsprach. 

Auf  Grund  all  dieser  verlässlichen  Angaben  glaube  ich  unum¬ 
stößlich  festgestellt  zu  haben,  daß  der  Schakal  außer  an  den 
schon  bisher  bekannten  Örtlichkeiten  auf  dem  Dalmatinischen  Fest- 
lande  auch  in  der  Umgebung  von  Slano,  und  zwar  in  einem  Umkreise 
von  etwa  fünf  Kilometer,  mit  dem  Mittelpunkte  am  Eingänge  des 
Hafeus  von  Slano,  vorkommt. 


335 


Nimmt  der  Bestand  an  Pferden  in  Deutschland  (beztv.  Hessen) 
mit  der  Zunahme  der  Automobile  (und  des  elektrischen  Strassen- 

bahnverkehrs)  an  Zahl  ab? 

Auf  Grund  der  Grofili.  hessischen  Landesstatistik  beantwortet  von  Wilhelm  Schuster 

in  Neckar-Steinach  bei  Heidelberg. 

Kontrast-Motto  :  „Ihr  lebt  noch 
in  schmutzigen  Hütten  und 
esset  Eicheln  und  rohes 
Pferdefleisch  .  . 

Bonifacius  an  die  Chatten  722. 

Oft  hört  man  es  sagen :  Das  Automobil  wird  den  treuen  Ge¬ 
fährten  und  Begleiter  des  Menschen,  das  Roß,  ganz  verdräugen ! 
Gerade  in  Hessen  haben  wir  in  den  letzten  Jahren  eine  starke  Zu¬ 
nahme  des  Automobils,  dieses  rollenden  Vierfüßers,  als  Verkehrsmittel 
wahrnehmen  können  (besonders  auch  in  den  Städten  Wiesbaden,  Frank¬ 
furt  a.  M.,  Mainz  und  Darmstadt).  Der  Grund  für  diese  auffällig 
starke  —  tierähnliche  (theromorphe)  —  Vermehrung  liegt  einer¬ 
seits  darin,  daß  wir  die  Weltfirma  Opel  (Rüsselsheim)  im  Hessenland 
haben,  anderseits  in  dem  großen  Interesse,  das  unser  Deutscher  (öfters 
in  unserem  Land  weilender)  Kaiser,  Prinz  Heinrich  und  der  Gro߬ 
herzog  von  Hessen  für  das  Auto  habeu  (und  was  die  allerhöchsten 
Herrschaften  tun,  ist  für  viele  deutsche  Bürger  vorbildlich),  anderseits 
wieder  in  dem  besonders  geeigneten,  ebenen  Rhein-Main-Gelände,  in 
der  großen  Kauffähigkeit  seiner  Einwohner  (Frankfurt  a.  M.  ist  be¬ 
kanntlich  der  größte  Geldmarkt  der  Welt  —  jucundnm  auditu!),  nicht 
zum  wenigsten  auch  in  der  Reklame,  die  für  das  Auto  gemacht 
worden  ist  mit  und  seit  dem  imposanten  internationalen  Automobil¬ 
rennen  an  der  Saalburg  1904,  dessen  wahrhaft  erschütternde  Gro߬ 
artigkeit  (ich  sah  bei  Wehrheim  ein  mit  größter  Raserei  von  der 
Saalburg  herabkommendes  Automobil  einen  über  die  Straße  fliegenden 
Sperling  durch  die  vordere  platte  Waud  aufgefangen  werden,  an  der 
er  gleichsam  festgedrückt  hängen  blieb)  jedem  Freund  der  Technik, 
dieses  zielbewußtesten  Kindes  unserer  glorreichen  Zeit,  das  Herz  warm 
machen  mußte  trotz  Staub  und  Auto- Gestank  (den  auch  manchmal 
Gelehrte  an  sich  tragen  sollen).  Andrerseits  ist  z.  B.  in  Mainz  in 
jüngster  Zeit  der  Pferdebahnverkehr  durch  den  elektrischen  abgelöst 
worden.  Auch  die  neu  erbaute  Bahn  über  den  Vogelsberg  macht  z. 
B.  die  Pferdefuhren  für  Holz  und  Stein  daselbst  überflüssig.  Hessen 
ist  also  ein  passendes  Schlachtfeld,  auf  dem  sich  der  Konkurrenzkampf 
zwischen  Pferd  und  Dampf  oder  Elektrizität  zum  Austrag  bringen 
kann  —  —  die  hier  gemachten  Erfahrungen  sind  mithin  zuständig 
zur  Beantwortung  der  obigen  Frage. 


336 


Diese  obige  Frage  »Nimmt  der  Pferdebestand  ab  u.  s.  w.?« 
wird  durch  die  Großh.  hessischen  und  badischen  Laudesstatistiken 
mit  einem  kategorischen  Nein!  beantwortet. 


Von  allen  Zuchttieren  der  Landwirtschaft  nimmt 
in  Hessen  —  mit  Ausnahme  des  Schweines  —  allein  das  Pferd 
zu ;  alle  anderen  Haustiere  nehmen  ab. 

Im  Großherzogtum  Hessen  wurden  gezählt : 


1904 

1900 

1897 

an  Rindvieh 

319  912 

330  666 

an  Schafen 

58  158(!) 

81  596(!) 

86  731 

au  Schweinen 

338  839 

313  382 

271  595 

an  Ziegen 

126  488 

126  958 

an  Pferden 

61787 

59  342 

56  002 

im  ganzen  Reich 
Zunahme ! 


in  Baden  76  486  (1903: 
75  209) 


Ferner:  Die  Pferde  nehmen  nicht  allein  zu,  sie  nehmen 
auch  verhältnismäßig  stark  zu.  In  den  letzten  vier  Jahren 
siud  in  dem  doch  immerhin  kleinen  hessischen  Landterrain  2445,  in 
den  letzten  sieben  Jahren  5785  Pferde  hinzugekommen  (im  Werte 
von  etwa  2  Millionen  Mark). 

Interessant  ist  auch,  in  welchem  Maße  das  Pferd  in  den  ein¬ 
zelnen  Provinzen  zunimmt  (ich  bitte,  nicht  über  die  statistischen 
Angaben  hinwegzusehen) : 


1904 

1900 

1897 

Starken  bürg . 

24  583 

23  706 

22  426 

Oberhessen . 

19  961 

18557 

17  256 

Rheinhessen  . 

17  243 

17  079 

16  320 

Der  größte  Zuwachs  —  faktisch  und  auch  relativ  —  ist  also 
in  Oberhessen  (dem  Land  der  »rückständigen  Kultur«?)  erfolgt, 
nämlich  mit  1404  Stück.  Der  Unpaarzeher,  der  Begleiter  des  Ger¬ 
manen  von  den  Tagen  seiner  Einwanderung  ins  Waldland  Europa 
an,  stirbt  also  sobald  noch  nicht  aus.  Im  Verhältnis  kommen  immerhin 
ju  Oberhessen  (3300  qkm)  auf  das  Quadratkilometer  nur  6,  in  Star¬ 
kenburg  (3000  qkm)  auf  das  Quadratkilometer  8,  im  kleinen  Rhein¬ 
hessen  (1375  qkm)  auf  das  Quadratkilometer  13  Pferde.  Vom  Storch 
—  auch  einem  hausgezähmten  Tier,  wenngleich  erst  halbem  Haustier  — , 
für  den  ich  früher  das  gleiche  Verhältnis  ausgerechnet  habe  (»Jahr¬ 
bücher  des  Nassauischen  Vereins  f.  Naturk.  in  Wiesbaden«  1904  und 
1905),  kommen  alljährlich  im  Herbst  auf  das  Quadratkilometer  in 
Oberhessen  etwa  0,2  Exemplare  (d.  h.  auf  etwa  6  qkm  1  Storch), 


337 


in  Starkenburg  etwa  0,1  Ex.  (d.  k.  auf  etwa  4,4  qkm  1  Storch), 
in  Rheinhessen  etwa  0,3  Ex.  (d.  k.  auf  etwa  7,8  qkm  1  Storch). 
Und  ebenso  verteilen  sich  nach  meinen  Berechnungen  auch  Pferde 
und  Störche,  die  Lastträger  und  die  Kinderbringer  des  Märchens,  auf 
die  Menschen.  In  Oberhessen  kommen  auf  1  Pferd  14  Menschen 
(auf  1  Storch  513  M.),  in  Starkenburg  auf  1  Pferd  19  Menschen  (auf  1 
Storch  726  M.)  und  im  sehr  reich  bevölkerten  Rheinhessen  auf  1  Pferd 
20  Menschen  (auf  1  Storch  1994  M. !). 

Woher  die  Zunahme  der  Pferde,  da  doch  die  Landwirtschaft 
im  allgemeinen  zurückgeht?  Es  hat  m.  E.  vor  allem  zwei  Gründe, 
Erstens:  In  unser  großes,  reiches,  schönes  Deutschland,  um  das  uns 
so  viele  Ausländer  beneiden,  kommt  mit  jedem  Jahr  mehr  Geld,  damit 
auch  mehr  Herrschaftskutschen,  mehr  feine,  zierliche  Rosse ;  mit  dem 
Wohlstand  wächst  der  Pferdebestaud,  auch  bei  dem  kleineren  Mann.1) 
Sodann  wird  zur  Zeit  in  Deutschland  außerordentlich  viel  gebaut, 
und  sowohl  im  Baugewerbe  wie  überhaupt  auch  in  anderen  Zweigen 
unserer  flott  gehenden  Industrie  braucht  man  viel  Pferde,  zur  Be¬ 
schaffung  von  Materialien,  zu  Kraftleistungen  u.  s.  w. 

Interessant  ist  auch  die  Pferdezähluug  in  den  einzelnen  Kreisen 
der  Provinz  Starkenburg  :  _ 


1904 

1900 

1897 

Darmstadt  . 

6087 

6035 

5723 

Bensheim . 

3180 

3044 

2807 

Dieburg  ......... 

3929 

3563 

3491 

Erbach . 

2294 

2122 

1978 

Groß-Gerau . 

3973 

3912 

3746 

Heppenheim  . 

2224 

2279 

2153 

Offen  bach . 

2896 

2751 

2528 

9  Auch  heute  noch  gilt  ein  vornehmes  Roßgespann  durchaus  für  feiner  als  ein 
Kraftwagen.  —  [Im  Konkurrenzkampf  mit  diesem  wird  übrigens  das  Roß  siegen 
müssen,  da  im  Leben  doch  immer  die  feine  Intelligenz  gegen  die  rohe  Kraft  siegen 
soll  (wie  jetzt  die  Japaner  gegen  die  Russen),  zumal  wir  neuerdings  mit  so  intel¬ 
ligenten  Pferden  beglückt  worden  sind  (man  denke  an  Hans,  aber  vor  seiner  Be¬ 
gutachtung  durch  Professor  Stumpf,  und  an  die  kluge  Rosa  in  Frankfurt);  hat  sich 
doch  neulich  eine  solche  Roßseele  zu  folgenden  Aphorismen,  Paraphrasen  und 
Syllogismen  aufgeschwungen  (denen  sie  durch  Scharren  mit  dem  Fuß  Ausdruck  gab) : 
»Wir  sind  doch  aristokratischer  als  das  Automobil:  Wir  kriegen  Sekt  zu  trinken, 
wenn  wir  rennen  sollen,  das  Automobil  nur  Benzin.«  —  »Der  Mensch  lenkt,  aber 
das  Pferd  denkt«.  —  »Wenn  ich  ein  Automobil  an  mir  vorbeisausen  sehe,  denke 
ich  immer:  Nur  nicht  so  hochmütig;  wer  weiß,  ob  ich  dich  nicht  heute  abend 
heimziehe!«  —  Der  geneigte  Leser  wolle  diese  Humoristika  gütigst  entschuldigen  als 
angenehme  Abwechselung  in  einer  statistisch-wissenschaftlichen  Zahlenuntersuchung!] 
Zool.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  22 


338 


Ganz  auffallend  ist  der  Rückgang  der  Schafe,  von  82  00  0  auf 
58000  in  4  Jahren,  also  um  22  000.  Er  geschieht  zu  Gunsten 
der  Schweine,  denn  diese  haben  in  dem  gleichen  Zeitraum  um  26  000 
zugenommen.  Wo  sich  also  früher  ein  hessisches  Bäuerlein  ein  Schaf 
hielt,  da  hält  es  sich  jetzt  ein  Schwein.  Das  hat  verschiedene  Gründe : 
Einmal  werden  wir  mit  Wolle  aus  Australien  usw.  überschwemmt, 
dann  gilt  das  Schaffleisch,  wenigstens  in  Deutschland,  nicht  so  viel  wie 
das  Schweinefleisch  (vergl.  über  die  Wertschätzung  des  Hammelfleisches 
in  Frankreich  meine  Arbeit  im  »Zool.  Garten«  1905,  Nr.  3),  und 
vor  allem  setzt  das  Schaf  nicht  so  viel  Masseufleisch  an  wie  das 
Schwein,  es  ist  kein  »Fleisch-Zuchttier«  und  erzielt  deshalb  auch  lauge 
keinen  so  großen  Geldwert.  Für  den  täglich  wachsenden  Massen¬ 
verbrauch  von  Fleisch  in  Deutschland  ist  nur  das  Schwein  das  richtige 

Zuchttier.  Wenngleich  eiue  Schafherde  eine  Gegend  unstreitig  viel 

•  • 

schöner  belebt  als  eiue  Schweineherde  —  und  fürs  Ästhetische  hat 
mau  ja  jetzt  selbst  in  der  Forst-  und  Landwirtschaft  Sinn  (vergl.  die 
Verhandlungen  des  Deutschen  Forstvereins  in  Darmstadt  Sept.  1095) 
— ,  so  diirfeu  wir  doch  nicht  die  Abnahme  und  eventuell  das  Ver¬ 
schwinden  der  Schafe  beklagen,  sondern  müsseu  dem  Bauer  recht 
geben,  wenn  er  (bei  der  Weltkonkurrenz  Deutschlands  mit  anderen 
Völkern  der  Erde,  vor  allem  mit  England)  möglichst  viel  Gewinn  aus 
dem  Boden  und  Bodenertrag  zu  schlagen  sucht.  (Anders  liegt  die 
Sache  für  reiche  Großgrundbesitzer,  die  ja  erfreulicherweise  auch, 
wie  zum  großen  Teil  der  deutsche  Adel  auf  seinen  Gütern,  schädliche 
wilde  Tiere  schonen  und  desgleichen  nebenbei  auch  weniger  rentable 
Haustiere  halten  können).  Die  Tierzucht  und  das  Tier  selbst  mög- 
liehst  nutzbringend  zu  gestalten,  ist  von  Urzeiten  her  das  Bestreben 
des  Menschen  gewesen.  Nur  daraus  erklären  sich  die  protzigen,  kugel¬ 
runden,  glatten  »Geldformen«  gewisser  englischen  Schweinesorten, 
die  uns  bekanntlich  die  »Rasse  verdorben«  haben,  um  mit  Bismarck 
zu  reden.  Im  Kreis  Gießen  wurden  1904  noch  die  meisten  Schafe 
gehalten,  nämlich  9987  Stück,  im  Kreis  Mainz  nur  26,  im  Kieis  Bingen 
30,  im  Kreis  Alzey  37 ;  infolgedessen  kostete  das  Pfund  Hammelfleisch 
1904  in  Gießen  im  Jahresdurchschnitt  50  Pf.,  in  Worms  und  Alzey 
80  Pfg.  (ein  erheblicher  Unterschied  !).  Die  Schafweiden  werden  vielfach 
jetzt  aufgeforstet. 

Auch  das  Rindvieh  und  die  Ziegen  gehen  zurück,  obwohl  von 
Regieruug  und  Vereinen  sehr  viel  für  die  Einführung  der  Saauenrasse 
getan  wird  ;  hornlose  Saaneuziegen  sieht  man  beispielsweise  hier  am 
Neckar  schon  überall. 


339 


Die  Pferdezucht  braucht  vorläufig  also  bei  uns  noch  keineswegs 
Gegenstand  besonderer  staatlicher  Fürsorge  zu  sein  wie  im  pferdearmen 
Frankreich,  wo  auch  in  Friedenszeiten  beständig  der  Kriegsbedarf  an 
Pferden  bereit  gehalten  und  gefüttert  werden  muß,  was  ja  bekanntlich 
dem  Lande  große  Ausgabeu  verursacht.1)  Was  das  »Stänkerl«,  wie 
man  das  Auto  im  Schwabenland  mit  schwäbischem  Humor  nennt, 
angeht,  so  dient  es  also  nicht  zur  Verminderung  des  Pferdebestandes 
in  Deutschland,  sondern  vorerst  nur  zu  der  —  des  Menschenbestandes 
der  »Vielen,  Allzuvielen,«  wie  Schopenhauer,  der  große  Pessimist,  sagt. 
Und  vorläufig  behält  das  philosophische  Pferd  recht :  »Im  Wettkampf 
zwischen  uns  und  dem  Auto  müssen  wir  siegen,  denn  das  Auto 
kriegt  ja  keiue  —  lebendigen  Jungen!« 

Einige  zoologische  Neuigkeiten  aus  Russland. 

Von  C.  Greve  in  Riga. 

Die  folgenden  Zeilen  haben  den  Zweck,  die  Leser  des  »Zoolo¬ 
gischen  Gartens«  mit  einigen  Neuigkeiten  und  Ergänzungen  bekannt 
zu  machen,  die  die  Wissenschaft  durch  neuere  Arbeiten  russischer 
Zoologen  erfahren  hat  und  die  dem  deutschen  Publikum  nicht  zu¬ 
gänglich  waren,  weil  sie  in  russischer  Sprache  erschienen  sind,  und 
dazu  in  einer  Zeitschrift,  die  kaum  in  die  Hände  von  Fachzoologen 
gelangen  dürfte,  da  sie  hauptsächlich  dem  Jagdsport  gewidmet  ist 
(»Priroda  i  Ochota«  —  Natur  und  Jagd). 

Au  neuen  Tierarten  und  Varietäten  werden  beschrieben  (von  K. 
Satunin,  dem  bekannten  fleißigen  Erforscher  des  kaukasischen 

9  Die  staatliche  Unterstützung  der  Rindvieh-,  Schaf-,  Schweine-  und  Ziegen¬ 
zucht  in  Deutschland  geschieht  nach  den  Prinzipien  der  Selektionstheorie  vielfach  in 
der  Form  der  Prämiierung.  —  In  Baden  haben  die  Ziegen  von  1903  bis  1904  um 
2100  Stück  zugenommen.  —  Wenn  jetzt  (Herbst  1905)  unerhörte  »Fleischteuerung« 
vorliegt,  so  beruht  sie  nicht  auf  einer  »Fleischnot«  (sondern  auf  Geschäftsmache 
und  Handelsfinessen),  denn  heute  kommen  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  doppelt 
so  viel  Schweine  wie  1880  und  noch  immer  weit  mehr  als  im  Jahr  1890.  Nach 
der  amtlichen  Reichsstatistik  ergab  die  Zählung  vom  10.  Januar  1873  auf  41,5 
Millionen  Bevölkerung  einen  Zuchtschweinebestand  von  7,1  Millionen  gleich  170 
Stück  auf  1000  Köpfe  der  Bevölkerung.  Dagegen  zeigt  die  Zählung  vom  1.  Dezember 
1904  bei  59,3  Millionen  Bevölkerung  einen  Zuchtschweinebestand  von  18,9  Millionen 
gleich  320  Stück  auf  je  1000  Einwohner !  Dazu  tritt:  Die  heutigen  Zuchtbestände 
bestehen  aus  frühreifen,  schnellwüchsigen  Rassen,  die  aus  gleichgroßen  Beständen 
in  derselben  Zeit  die  doppelte  Menge  an  Fleisch  liefern.  Die  Schweinefleischproduktion 
ist  also  vierfach  stärker  gestiegen  als  die  Bevölkerung. 


—  340 


Vertebratenfauua) :  erstens,  eine  neue  Art  der  Gestreiften  Hyäne  für 
das  Transkaspi-Gebiet,  Hyaena  bühieiviczi  Sat.  Dieses  Tier  wurde  von 
dem  Verwalter  des  transkaspischen  Museums  in  Ascbabad,  S.  Bilk- 
jewicz,  in  zwei  Exemplaren  in  der  Gindowarschlucht,  24  Werst 
von  Ascbabad  entfernt,  erbeutet  und  unterscheidet  sich  durch  Schädelbau, 
besonders  aber  durch  seine  schöne,  höchst  lebhafte  Färbung  von  der 
typischen  Hyaena  striata  L.  Bisher  konnte  festgestellt  werden,  daß 
es  die  Kreise  Ascbabad  und  Schederen  bewohut  und  über  den  Großen 
und  Kleinen  Balchan-Rücken,  den  Kopet-dagh  von  Krasnowodsk  bis 
Merw  einschließlich  und  in  den  Tamariskendickichten  am  Tedshen 
verbreitet  ist.  Die  Oasen  Talatan  und  Pondiu  scheinen  die  Ostgrenze 
dieser  Hyäne  zu  bilden.  Die  dann  weiter  folgende  wüste,  wasserlose 
Strecke  trennt  sie  von  einer  anderen,  ebenfalls  von  Satunin  beschrie¬ 
benen  Art,  Hyaena  bucharensis  Sat.,  die  ebenfalls  genügend  charakter¬ 
istische  Merkmale  aufweist,  um  sie  als  selbständige  Art  anzuerkenneu. 
Satunin  spricht  auch  die  Vermutuug  aus,  daß  bei  reicherem  Material 
auch  die  transkaukasische  Hyäne  sich  als  abweichende  Form  ausweisen 
dürfte,  jedenfalls  mit  nicht  geringerem  Recht,  als  die  von  P.  Matschie 
für  Afrika  geschaffenen  neuen  Formen. 

Ferner  beschreibt  K.  Satunin  den  kaukasischen  Wildkater 

•  • 

genauer  und  kommt  zu  der  Überzeugung,  daß  er  von  dem  typischen 
europäischen  als  Subspezies  Felis  catus  caucasius  abzutrennen  ist,  da 
bei  ihm  sowohl  krauiologische  Merkmale  als  auch  Zeichnungsunter¬ 
schiede  dazu  Veranlassung  geben.  Der  kaukasische  Kuder  besitzt 
nur  höchst  schwach  angedeutete  oder  gar  keine  Seiteuquerstreifen.  Er 
bewohnt  die  Waldregion  des  Nord-  wie  des  Südabhanges  im  Haupt¬ 
kamme  und  ist  besonders  zahlreich  um  Borshom  vorhanden,  hier 
aber,  wie  es  scheint,  stark  mit  der  Hauskatze  gekreuzt.  R  a  d  d  e 
führte  ihn  irrtümlich  für  die  Wälder  des  Talyscher  Berglandes  auf. 

Eine  neue  Form  des  Sibirischen  Steinbockes  brachte  Professor 
Golowin  mit,  die  Satunin  Gapra  sibirica  lorentzi  subsp.  nov. 
benannte,  und  von  der  Präparator  Lorentz  in  Moskau  schon  früher 
ein  Exemplar  im  Winterkleide  in  Händen  gehabt  hatte.  Das  Tier 
zeichnet  sich  durch  eine  sehr  helle  Färbung  aus,  die  im  Winter  fast 
weiß  wird.  Das  Golowiusche  Exemplar  stammt  aus  dem  Sajan-Gebirge, 
etwa  300  Werst  südlich  von  der  Station  Nishue-Udinsk. 

In  den  »Zool.  Jahrbüchern«  1905  beschrieb  B.  Shitkow  einen 
Hirsch  aus  Turkestan,  den  er  zu  Ehren  Hagenbecks,  der  das  Tier 
im  Moskauer  Zoologischen  Garten  gesehen  und  zuerst  auf  seine 
Sondermerkmale  aufmerksam  gemacht  hatte,  Cervas  hagenbeclci  nannte. 


—  341  — 

Satunin  weist  darauf  bin,  daß  dieser  Hirsch,  und  zwar  das  gleiche 
Exemplar,  von  Lydekker  schon  früher  in  »Ann.  Mag.  Nat.  History 
(7)  V,  1900,  p.  195«  mit  dem  Nameu  C.  bactrianus  belegt  worden  sei. 
Jedenfalls  lieferte  eine  eingehende  Beschreibung  des  Tieres,  dessen 
Verbreitungsgebiet  noch  nicht  festgelegt  ist,  erst  Shitkow,  dem  ein 
cf  und  ein  9  im  Zoologischen  Garten  zu  Moskau  (später  dem  Museum 
einverleibt,  mit  eiuer  ganzen  mehrjährigen  Reihe  von  Abwurfstangen) 
zur  Verfügung  standen.  Beiläufig  sei  hier  bemerkt,  daß  man  mit 
der  Bezeichnung  »Maral«  einigermaßen  vorsichtig  umgehen  muß. 
Das  Wort  »Maral«  bedeutet  in  den  mongolisch-türkischen  Sprachen 
überhaupt  nur  so  viel  wie  »Hirsch«  und  wird  von  den  Russen  für 
den  krymschen,  kaukasischen  und  fast  alle  nord-  und  inuerasiatischen 
Hirsche,  die  nördlich  von  dem  Gobiplateau,  von  Persien  bis  nach 
der  Mandschurei  hinein,  den  Erdteil  bewohnen,  gebraucht,  sobald  es 
ungefleckte  Edelhirsche  sind,  also  für  C.  canadensis  asiaticus  Sewerzow, 
C.  xanthopygus  A.  M.  Edw.,  C.  eustephanus  Blanf.,  G.  albirostris 
Przewalskij,  C.  wachei  Noack,  C.  bactrianus  Lydekker,  und  auch  für 
C.  luehdorfi  Bolau,  obwohl  für  letzteren  der  Name  »Isubr«  üblicher  ist? 
ferner  für  C.  elaphus  maral  Ogilby.  Zoologisch  berechtigt  den  Namen 
»Maral«  zu  führen  ist  nur  der  letztgenannte,  den  Kaukasus  und  die 
Krym  bewohnende  Hirsch. 

L.  Berg,  der  Fischereiinspektor  am  Aralsee,  berichtet,  daß 
die  Saiga-Antilope  ( Saiga  tatarica)  auf  der  Insel  »Nikolai  I.«  im 
Aralsee  nunmehr  ausgerottet  sein  dürfte.  Die  Insel  wurde  1848  vom 
Leutnant  B  u  n  a  k  o  w  entdeckt,  der  auf  ihr  eine  grosse  Menge  Saigas 
autraf,  die  sehr  vertraulich  waren.  1874  wurden  Kosaken  vom  Ural¬ 
gebirge  an  den  See  übergesiedelt,  denen  es  nach  manchem  vergeblichen 
Versuche  gelang,  die  Insel  zu  erreichen,  die  etwa  20  Werst  lang  und 
15  Werst  breit  ist,  wonach  sie  die  Jagd  auf  die  wehrlosen  Tiere 
begannen.  1900 — 1902  gab  es  noch  eine  ziemliche  Anzahl  der  Tiere 
auf  »Nikolai  I.«,  jetzt  (1905)  sind  keine  mehr  vorhanden!  Außerdem 
leben  sie  auf  der  Insel  »Barsakelmes«  (kirgisisch  bedeutet  der  Name : 
»Fahr  nur  hin  —  du  kehrst  nicht  wieder«).  Hierher  können  sie  im 
Winter  übers  Eis  von  der  Halbinsel  Kulandy  aus  gelangeu.  »Nikolai  T.« 
ist  aber  60  Werst1)  vom  nächsten  Ufer  entfernt;  Berg  vermutet, 
daß  sie  mit  Treibeis  hingekommen  seien,  da  er  auf  einer  solchen 
Scholle  ein  Saigaskelett  am  Ufer  der  Insel  antreiben  sah.  Die  Saiga 
bewohnt  auch  die  Ufer  des  Aral,  mit  Ausnahme  der  Strecke  zwischen 
Syr-  und  Amu-Darja,  wo  sie  von  Antilope  subgutturosa  vertreten  wird. 


J)  Eine  Werst  ist  etwas  länger  als  ein  Kilometer,  etwa  =  1,06  Km. 


342 


(j.  Romano  w  s  k-  i j  berichtet  über  das  Vorkommen  und  den 
Fang  von  Myogale  moschata  L.,  des  »Desman«,  im  Serdobschen  Kreise 
des  Gouvernements  Saratow.  Das  Tier  lebt  hier  an  den  zahlreichen, 
längs  dem  Ufer  des  Choper  gelegenen,  von  Ellernhorsten  umgebenen 
und  dicht  verwachsenen  Seen,  in  großer  Menge.  Der  Eingang  zum 
Bau  befindet  sich  immer  unter  Wasser.  Letzterer  ist  gewöhnlich 
unter  den  Wurzeln  einer  größeren  Erle  unmittelbar  am  Ufer  angelegt. 
Da  ihm  im  Sommer  schwer  beizukommen  ist,  findet  der  Fang  im 
Anfänge  des  Frühjahrs  oder  im  Spätherbst  statt.  Die  Felle  werden 
für  80  Kopeken  bis  2  Rubel  (1,73 — 4,32  Mark)  an  die  Ankäufer 
verkauft.  Oft  trocknen  diese  Seen  aus,  dann  ist  der  Fang  in  Eisen, 
die  auf  den  Wegen  der  Tiere  zu  benachbarten  Gewässern  gestellt 
werden,  möglich,  aber  wenig  lohnend. 


S.  Alferaki  behandelt  Abnormitäten  der  Doppelschnepfe,  die 
ihm  aus  dem  Gebiete  des  russischen  Reiches  zu  Gesichte  gekommen 

o 

sind,  und  zwar  zählt  er  zehn  solcher  Formen  auf,  die  von  der  nor- 

's,,,.  _  t  v~\  -T- .  _  ^  '  . 


malen  mit  16  Steuerfedern  abweichen.  Es  sind: 


1.  normalgefärbte  Exemplare  mit  14  Steuerfedern  (2  Exempl. 

* 

von  Sarudnyi  gesammelt) ; 

_ 

2.  Exemplare  mit  weißem  Bauch  und  normaler  Steuerfederzahl 

r  •;  •  *  - 1  c  .  ••  t-r  r  /  ‘  r  •  /'  r  rt  -  -  . 

(Eversmanu,  Sarudnyi) ; 


3.  ebensolche  mit  18  Steuerfedern  (4  Exempl.  von  Sarudnyi); 

_ 

4«  normalfarbige  mit  18  Steuerfedern  (Eversmann,  Giglioli, 
Sarudnyi) ; 

5.  hellfarbige,  ohne  fuchsrote  Töne  (Alferakis  Sammlung) ; 

6.  scheckige  Exemplare  ; 

*■>  - 

7.  Exemplare,  die  wie  Schnarrwachtelu  ( Crex  pratensis)  gefärbt 
sind  (Michailow) ; 

.  r>  |  Qr'  f‘  *“\  t  Q  f  t  / 

8.  schwarze  Exemplare  (Gouvernement  Kasan,  Mündung  des 
Don,  Griechische  Inseln) ; 

9.  sandgelbe  Exemplare  mit  hellgelben  Beinen,  Augen  und 
Schnäbeln  (Gouvernement  Wladimir),  und 

10.  weiße  Exemplare  mit  normalen  Augen  (keine  Albinos). 
Der  Autor  vermutet,  daß  bei  einigem  guten  Willen  die  russischen 

Jäger  noch  mehr  Abnormitäten,  auch  Albinos,  den  zoologischen 
Instituten  und  Sammlungen  liefern  könnten  —  aber  das  Interesse  für  die 
wissenschaftliche  Seite  der  Sache  sei  so  gering,  daR  solche  interessanten 


Exemplare  unbeachtet  gelassen  und  höchst  selten,  bekannt  würden. 


Der  Yerlauf  der  Lophyrus  -  Kalamität  im  Jahre  1905. 

Von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 


Den  Winter  1904/05  über  wurden  viele  der  auf  dem  Boden 
liegenden  Kokons  durch  Vögel  aufgepickt  und  ihres  Inhaltes  beraubt. 
Während  den  Raupen  gegenüber  nach  Beobachtungen  in  mehreren 
Revieren  eine  Vertilgungstätigkeit  von  seiten  der  Vögel  nicht  ent¬ 
wickelt  wurde,  wurden  im  Laufe  des  Winters  unzählige  Tönnchen, 
ohne  allerdings  auch  hier  wieder  irgendwelchen  Einfluß  auf  die  Ge¬ 
samtzahl  auszuüben,  von  Meisen  vertilgt.  Nach  Mitteilungen  des 
Forstmeisters  Neuschäfer  und  des  Oberförsters  Hämmerle  be¬ 
teiligten  sich  auch  Raben  am  Vernichtungswerke;  sogar  der  Eichel¬ 
häher  hat  nach  Mitteilung  des  Forstmeisters  Kulimann  eifrige  Hilfe 
geleistet.  In  der  Oberförsterei  Darmstadt  wurden  im  verflossenen 
Winter  einige  Vögel  auf  ihren  Mageninhalt  untersucht  mit  folgendem 
Resultat: 

nur  Sämereien, 
desgl. 

morgens  geschossen, 
desgl. 
desgl. 


1.  Specht: 

2.  Zaunkönig: 

3.  Kohlmeise, 

4.  Kohlmeise, 

5.  Kohlmeise, 

6.  Kohlmeise, 

7.  Kohlmeise, 


desgl. 

O. 


4  Puppen. 

5  Puppen. 
5,  Puppen. 

6  Puppen. 
7J?uppen. 


rtf\ 


i 


-v  desgl. 

8.  Kohlmeise,  nachmittags  geschossen,  22  Puppen. 

Im  Mai  und  Anfang  Juni  1905  setzte  der  Fraß  wieder  sehr 
kräftig  ein,  und  es  schien,  als  sollte  die  Kalamität  in  ebenso  starkem 
Maße  wie  im  Vorjahre  hereinbrechen.  Aber  urplötzlich  erlosch  die 
Plage.  Eine  zweite  Brut  wurde  fast  nirgends  beobachtet;  vereinzelte 
Ansätze  sah  ich  im  südlichen  Starkeuburg  nahe  der  badischen  Grenze 
in  der  Oberförsterei  Lorsch.  Im  Gonsenheimer  Wald  war  die  Plage 
total  verschwunden.  Die  befresseneu  Bäume  haben  sich  fast  alle 
wieder  erholt. 


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Kleinere  Mitteilungen. 


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In  der  Gefangenschaft  geborene  Luchse  (Felis  lynx  L.j.  Wie  ich 
früher  (Zool.  Garten  Jalirg.  1904*  p.  198)  mitgeteilt  habe,  paarten  sich  zwei  Luchse 
im  Frühjahr  1904  in  Skansens  Zoologischem  Garten  zu  Stockholm.  Die  Folge 
war,  dafä  das  Weibchen  am  11.  Mai  vor.  Jahres  ein  Junges  warf,  das  leider  nicht 
voll  entwickelt  war.  In  diesem  Jahre  (1905)  ist  es  besser  gegangen.  Die  gleichen 


344 


Tiere  paarten  sich  im  März,  und  am  22.  Mai  wurden  zwei  Junge  gehören.  Diese 
kleinen,  hübschen  Geschöpfe  haben  sich  heute  (am  26.  Juni)  zum  erstenmal  vor  der 
Höhle  des  Käfigs  gezeigt.  Der  Luchsvater  hat  oft  das  Nachtlager  mit  der 
Familie  geteilt. 

Stockholm  (Schweden).  Alarik  Behm. 

Folgen  des  heißen  Sommers  1904.  Als  Nachwehen  des  vorjährigen 
heißen  Sommers  ist  das  starke  Auftreten  zweier  Schmetterlinge,  der  an  Kiefern 
die  sog.  Posthörner  verursachenden  Tortrix  buoliana  und  der  an  Eichen  auf¬ 
tretenden  Tortrix  viridana ,  anzusehen.  Die  Generation  dieser  beiden  Klein¬ 
schmetterlinge  fällt  in  zwei  Kalenderjahre.  Der  zweite  der  beiden  Forstschädlinge 
schwärmte  Mitte  Juni  in  Wolken  um  die  Gipfel  der  Eichen.  Die  erste  Generation 
von  Lophyrus  pini  frißt  eben  in  starkem  Maße  im  Gonsenheimer  Wald  wie  in 
den  Kiefernwaldungen  der  Starkenburgischen  Rheinebene. 

Ludwig  Schuster. 

Das  Kleine  Wiesel  ( Mustela  vulgaris  Briss.)  verfärbt  sich  in  der  Schweiz 
nicht  überall.  Die  Exemplare  aus  dem  Jura,  wo  es  bis  zur  Höhe  von  1700  m 
vorkommt,  sowie  die  aus  dem  Mittellande  bleiben  Sommer  und  Winter  braun.  Die 
Stücke  aus  den  Alpentälern  etwa  bis  2000  m  nehmen  im  Winter  oft,  aber  nicht 
regelmäßig,  eine  graue,  dunkelgraue  oder  graubraune  Färbung  an.  Die  in  Höhen 
von  über  2000  m  bis  2800  m  lebenden  Kleinen  Wiesel  verfärben  sich  im  Winter 
reinweiß. 

Das  Große  Wiesel  ( Mustela  erminea  L.)  nimmt  in  der  Regel  die  weiße 
Winterfärbung  an,  doch  sind  seit  etwa  1894  jeden  Winter  Exemplare  beobachtet 
worden,  die  sich  nicht  verfärbten. 

Olten  (Schweiz).  G.  von  Burg. 

Fledermäuse  vom  Blitz  erschlagen.  Am  16.  Juni  d.  J.  zog  ein  kleines, 
aber  heftiges  Gewitter,  das  sich  über  dem  Maintal  bei  Schwanheim  gebildet  hatte, 
quer  über  das  Tal.  Innerhalb  zehn  Minuten  erfolgten  eine  ganze  Reihe  von  Ein¬ 
schlägen,  zwei  ins  Dorf,  die  anderen  in  unsere  »Alten  Eichen«.  Ein  Blitzstrahl 
zerschmetterte  zwei  starke  Eichen  und  tötete  etwa  20 — 25  Fledermäuse,  die  einen 
hohlen  Ast  bewohnten.  Eine  der  wenigen  letzten  Fledermauskolonien  unseres  Waldes 
ist  damit  vernichtet.  K  o  b  e  1 1. 

Der  sogen.  »Temporäre  Parasitismus«  bei  Ameisen.  W.  M.  Wheeler 
hat  bei  den  Weibchen  einer  nordamerikanischen  Ameise,  der  Formica  difficilis 
Em.  var.  consocians  Wheel.,  beobachtet,  daß  sie,  während  die  Art  in  der  ersten 
Hälfte  des  Sommers  in  unvermischten  Kolonien  lebt,  im  Herbste  weisellose  Kolonien 
der  F.  incerta  Em.  aufsuchen,  um  hier  ihre  Eier  abzulegen  und  sich  von  deren 
Arbeitern  ihre  erste  Brut  aufziehen  zu  lassen.  Diese  Verbrüderung  zweier  Arten 
geschieht  also  nur  zu  dem  Zwecke  der  Koloniegründung;  sobald  die  ersten  Arbeiter 
der  F.  difficilis  ausgeschlüpft  sind,  trennen  sich  die  beiden  Arten  wieder  und  gehen 
ihre  eignen  Wege.  Diese  neue  Art  von  Symbiose  hat  Wheeler  mit  dem  Namen 
des  temporären  Parasitismus  bezeichnet.  K.  Escherich  glaubt,  daß  durch  diese 
Entdeckung  vielleicht  auch  das  Rätsel  gelöst  ist,  wie  unsre  deutsche  F.  rufa  ihre 
Kolonien  gründet.  Obgleich  zu  den  häufigsten  unserer  Ameisen  gehörig,  sei  doch 
noch  niemals  eine  vereinzelte  Königin  von  F.  rufa  bei  der  Aufzucht  ihrer  ersten 
Brut  angetroffen  worden.  Da  sei  doch  die  Annahme  nicht  von  der  Hand  zu  weisen, 


345 


daß  auch  unsere  F.  ruja  gleichwie  ihre  amerikanischen  Verwandten  andere  Ameisen 
—  vielleicht  unsre  F.  fusca  —  aufsuchten,  um  sich  von  ihnen  ihre  ersten  Jungen 
aulziehen  zu  lassen.  Jedenfalls  sei  bei  den  ferneren  Beobachtungen  die  Möglich¬ 
keit,  daß  auch  F.  rufa  zu  den  »Kuckucksameisen«  gehöre,  im  Auge  zu  behalten. 

(Nach  K.  Escherich  in  Schubergs  Zool.  Zentralblatt  Bd.  12,  1905  p.  47—48). 

Bttgr. 

Der  Nashornvogel  ( Buceros  plicatus).  Eine  der  auffallendsten  Erschei¬ 
nungen  des  Urwaldes  von  Neuguinea  ist  der  Nashornvogel,  ein  Tier  von  ziemlich 
Meterlänge.  Hals  und  Kopf  sind  rostbraun,  die  nackte  Kehle,  sowie  die  Augen¬ 
gegend  erscheinen  hellblau  gefärbt.  Den  Leib  und  die  Flügel  bedecken  schwarze  Federn, 
der  Schwanz  ist  dagegen  weiß.  Das  auffallendste  an  dem  Vogel  ist  sein  kolossaler 
Schnabel,  der  dieser  Gattung  zu  ihrem  Namen  verholten  hat.  Er  ist  sehr  groß 
und  dabei  seitlich  stark  zusammengedrückt.  Die  Neuguinea-Art  besitzt  nicht  eigent¬ 
lich  ein  Horn  auf  dem  Oberschnabel  wie  ihre  Verwandten,  sondern  vielmehr  einen 
erhabenen  Wulst,  eine  Art  Schild,  das  durch  Querfurchen  in  mehrere  Streifen  zer¬ 
legt  wird.  Man  nahm  früher  an,  in  jedem  Jahre  käme  ein  neuer  Streifen  hinzu, 
und  glaubte  deshalb  aus  ihrer  Anzahl  das  Alter  des  Vogels  bestimmen  zu  können. 
Daher  stammt  sein  Name  »Jahresvogel«.  Indessen  scheint  diese  Bezeichnung  auf 
Neuguinea  nicht  bekannt  oder  doch  wenigstens  nicht  gebräuchlich  zu  sein.  Trotz 
seiner  Größe  ist  dieses  Monstrum  von  Schnabel  sehr  leicht,  da  er  nicht  aus  massivem 
Knochen  besteht.  Mit  Ausnahme  der  festeren  Randpartien  der  Kiefer  wird  er 
nur  aus  einer  lockeren,  schwammigen  Masse  gebildet,  die  außen  eine  sehr  dünne, 
feine  Knochenplatte  bedeckt.  Man  kann  somit  das  ungemein  kräftig  aussehende 
Gebilde  mit  der  Hand  zerdrücken. 

Der  Jahresvogel  (Buceros  plicatus)  ist  in  Neuguinea  nicht  selten.  Man 
bemerkt  ihn  nicht  selten  auf  hohen  Bäumen,  wo  manchmal  mehrere  zusammensitzen, 
noch  öfter  vernimmt  man  aber  seinen  mißtönenden  Schrei  oder  sieht  oder  hört 
ihn  durch  die  Luft  dahinstürmen.  Das  laute,  sausende  Geräusch,  das  er  beim 
Fliegen  hervorbringt,  ist  weithin  vernehmbar  und  sehr  auffallend. 

Eigentümlich  ist  das  Brutgeschäft  dieser  Tiere.  Die  Eier  werden  in  einer 
eventuell  mit  Hülfe  des  Schnabels  etwas  erweiterten  Baumhöhle  abgelegt.  Das 
brütende  Weibchen  wird  von  dem  Männchen  alsdann  regelrecht  eingemauert,  indem 
letzteres  die  Zugangsöffnung  der  Nisthöhle  mit  einer  Masse  verschließt,  die  aus 
faulendem  Holze  und  Erde  besteht,  und  die  Avahrscheinlich  mit  Speichel  angefeuchtet 
wird.  Eine  kleine  Öffnung  bleibt  indessen  frei,  aus  der  das  Weibchen  den  Schnabel 
herausstreckt,  um  von  dem  unermüdlich  Früchte  herbeischleppenden  Gatten  ge¬ 
füttert  zu  werden.  Während  der  Zeit  des  Brütens  scheint  das  Weibchen  zu  mausern 
und  erhält  erst  daun  die  Flugfähigkeit  wieder,  wenn  die  erbrüteten  Jungen 
anfangen  flügge  zu  werden. 

Wahrscheinlich  hat  das  Einmauern  den  Zweck,  nicht  nur  die  Eier,  sondern 
auch  das  Avährend  der  Brutperiode  flugunfähige  Weibchen  zu  schützen  und  beide 
dem  Blicke  etAvaiger  Feinde  zu  entziehen.  Trotzdem  entdeckt,  Avird  die  eingemauerte 
in  ganz  anderer  Weise  imstande  sein  mit  Hülfe  ihres  riesigen  Schnabels,  der 
empfindlich  zwicken  kann,  jene  kleine  Öffnung  zu  ATerteidigen  als  den  ursprüng¬ 
lichen  weiten  Eingang. 

Nashornvögel  Averden  öfters  geschossen  und  gegessen,  haben  aber  ein  etAvas 
zähes  Fleisch,  das  einen  eigentümlichen  Beigeschmack  zeigt  und  somit  nicht  jedem 


346 


.  |  •  •  r  >  r  •  r  »■*• 

zusagt.  Uber  den  Geschmack  ist  bekanntlicli  nicht  zu  streiten,  indessen  ziehen  die 
meisten  Europäer  ihm  das  auch  meiner  Meinung  nach  sehr  wohlschmeckende  Fleisch 
der  Kakadus  mit  vollem  Rechte  vor.  Dr.  med.  Schnee. 


Über  die  geographische  Verbreitung  der  Lurche  und 
Kriechtiere  Mexikos.  Dr.  Hans  Gadow,  der  neuerdings  die  -  Reptilfauna 
Mexikos  im  Lande  selbst  studierte,  hat  festgestellt,  daß  Mexiko  seine  jetzige  Tier¬ 
welt  sowohl  aus  Nordamerika  wie  aus  Südamerika  erhalten  hat.  Die  iflnwanderer 
aus  dem  Norden  haben  sich  über  die  hohen  Tafelländer  und  Gebirge  verbreitet, 
aber  ein  nicht  geringer  Teil  ist  auch  in  das  heiße  Tiefland  hinabgestiegen,  ja  bis 
Mittelamerika  und  noch  weiter  südwärts  vorgedrungen.  Die  Einwanderer  aus  dem 
Süden  aber  wurden  durch  die  hohen  Plateauländer  in  zwei  Bahnen  gelenkt;  sie 
bildeten  gleichsam  einen  atlantischen  und  einen  pazifischen  Strom  und  hatten  beide 
Zeit  genug,  sich  schon  in  einem  Teil  ihrer  Vertreter,  entsprechend  den  sehr  ver¬ 
schiedenen  physikalischen  Bedingungen  ihres  Wohnortes,  wesentlich  zu  differenzieren. 
Kaum  einer  von  diesen  Einwanderern  aus  dem  Süden  freilich  hat  das  Tafelland 
selbst  erreicht,  aber  nicht  wenige  haben  die  hohen  Berge  außerhalb  des  Plateaus 
erstiegen.  Mit  Hülfe  geologischer  Daten  und  durch  Vergleiche  mit  der  Tierwelt 
der  Antillen  kommt  der  Verfasser  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  Austausch  der  Fauna 
von  Norden  wie  von  Süden  im  Laufe  der  Tertiärzeit  —  speziell  der  Miocänzeit  — - 
erfolgt  sein  muß,  zu  der  gleichen  Zeit  also,  als  die  Westindischen  Inseln  mit  Mittel¬ 
amerika  eine  Landverbindung  hatten. 

(Nach  Abstr.  Proc.  Zool.  Soc.  London  1905,  No.  21,  p.  11.)  Bttgr. 


r  ~>rror  7  v.",  i •  'rr‘ .*  *• '-  .  ■  '.»'vc-  '• n /'".o-  oo"A  C"- 0  ; 

Abnorme  Eigenschaften  domestizierter  Tiere.  Daß  sowohl 

Haustiere,  als  auch  gefangen  gehaltene,  ursprünglich  wild  lebende  Tiere  Eigenschaften 
annehmen,  die  oft  im  Gegensatz  stehen  zu  den  Lebensgewohnheiten  ihrer  freilebenden 
Artgenossen,  bezw.  Verwandten,  ist  bekannt.  Dies  läßt  manchen  Tierpfleger  falsche 
Schlüsse  ziehen  auf  das  Freileben  der  betr.  Tierspezies.  Daher  sind  Beobachtungen 
an  gefangenen  Tieren  nicht  denen  an  wildlebenden  gleichzustellen.  Ich  besaß  z. 
B.  einst  eine  Haubenmeise  ( Parus  cristatus ),  die  hin  und  wieder  (aus  Mutwillen?) 
junge  Pflänzchen  des  Rübsen  fraß,  indem  sie  sie  zwischen  die  Füße  nahm  und 
die  Kotyledonen  abpflückte.  Das  war  entschieden  eine  abnorme  Eigenschaft  dieses 
Meisenindividuums,  die  es  im  Laufe  des  Gefangenlebens  angenommen  hatte.  Einen 
merkwürdigen  Fall  erfuhr  ich  neulich :  Eine  mir  bekannte  Familie  besaß  vor  Jahren 
einen  Hauskater,  der  mit  Vorliebe  rohe  Kartoffelschalen  verzehrte.  Derselbe  Kater 
zeigte  auch  großes  Interesse  für  glänzende  Gegenstände;  so  trug  er  oft  silberne 
Löffel  u.  a.  fort.  Eine  wildlebende  Katzenart  dürfte  wohl  kaum  auf  derartiges 
verfallen !  .  .  Hermann  Grote., 


Sturmmöwen,  im  Zoologischen  Garten  erbrütet.  Ein  Paar 
Sturmmöwen  ( Larus  canus  L.)  hat  in  diesem  Sommer  in  Skansens  Zoologischem 
Garten  Junge  erbrütet.  Die  Eltern  waren  mit  wohl  fünfzig  anderen  Vögeln,  wie 
Schwänen,  Gänsen,  Enten  und  Bläßhühnern,  auf  einem  Teiche  zusammen  und  ver¬ 
teidigten  das  Nest  nachdrücklich  gegen  alle  Naseweisen  und  Störenfriede. 

A  1  a  r  i  k  B  e  h  in. 


347 


Nekrolog. 


Am  27.  Juli  d.  J.  verstarb  lioclibetagt  auf  seinem  Herrengute,  der 
Rheininsel  Langenau  bei  Mainz,  der 

Freiherr  Paul  Adolf  von  Molsberg. 

Molsberg  war  einer  der  bedeutendsten  und  nebst  dem  im  Vorjahre  ver¬ 
storbenen  Freiherrn  von  Lade  einer  der  bekanntesten  Obstzüchter  Deutschlands. 
Die  auf  seinem  Gute  stehenden  Tausende  von  Obstbäumen,  die  unzähligen, 
aus  aller  Herren  Länder  stammenden  Obstsorten  angehören,  Hat  der  Freiherr, 
der  nebst  seinem  Bruder  der  letzte  direkte  Nachkomme  Gutenbergs  und 
letzter  Mainzer  Patrizier  war,  alle  mit  eigner  pflegender  Hand  gepflanzt 
und  erzogen.  Bekannt  in  naturwissenschaftlichen  Kreisen  ist  Molsberg 
geworden  durch  sein  dreibändiges  Werk  »Streifzüge  ins  Gebiet  der  Philosophie 
und  Naturwissenschaft.«  Hier  hat  der  arbeitsstarke,  weitgereiste  und  viel- 
erfahrene  Greis  »in  bunter,  ungezwungener  Folge  und  populärer'  Form« 
seine  Ansichten  niedergelegt,  die  sich  in  einem  langen  Leben  durch  Selbst¬ 
beobachtung  und  durch  Studium  und  Eindringen  in  alle  Werke  natur¬ 
wissenschaftlicher  und  philosophischer  Richtung  gebildet  haben.  —  Im 
persönlichen  Verkehr  mit  Freiherrn  von  Molsberg  haben  wir  die  große 
Liebenswürdigkeit,  durch  die  er  auch  in  Mainzer  Kreisen  bekannt  und 
verehrt  war,  schätzen  gelernt. 

Friede  seiner  Asche!  Ludwig  Schuster. 


r'Nr\vv  N 


Literatur. 


Dr.  P.  Kämmerer,  Über  die  Abhängigkeit  des  Regenerationsvermögens  der 
Amphibienlarven  von  Alter,  Entwicklungsstadium  und  spezifischer  Größe.  Ex¬ 
perimentelle  Studie.  —  Sep.-Abdr.  a.  Arch.  f.  Entw.-Mechanik  (Roux).  Bd.  19, 
Heft  2.  Leipzig,  W.  Engelmann,  1905.  8°.  84  pag.,  Taf. 

Im  Gegensätze  zur  Anschauung  A.  Weismanns  und  E.  Bordages,  daß 
die  Regenerationsfähigkeit  eines  Organs  abhängig  sei  von  seiner  Wichtigkeit  für 
das  betreffende  Tier  und  von  der  Gefahr  des  Verlustes,  haben  die  Versuche  des 
Verfassers  dargetan,  daß  dieseu  beiden  Momenten  keine  Rolle  in  Bezug  auf  das 
Erneuerungsvermögen  zukommt.  Auch  ist  jene  Tätigkeit  bei  den  Larven  aller 
Batrachier  unabhängig  von  der  Größe  einer  Species.  Dagegen  ist  sie  nach  den 
Versuchen  des  Verfassers  sowohl  abhängig  vom  Entwicklungsstadium  wie  auch  vom 
Alter.  Was  das  Entwicklungsstadium  anlangt,  so  regenerieren  die  Hinterextremi- 
täten  der  Larven  der  Froschlurche  solange,  als  Ober-  und  Unterschenkel  noch 
einen  stumpfen  Winkel  einschließen.  Nur  für  die  Discoglossiden  und  Pelobatiden 
besteht  diese  Grenze  nicht;  sie  erneuern  die  Hinterextremitäten  auch  dann  noch, 
wenn  die  Schenkel  bereits  einen  rechten  oder  einen  spitzen  Winkel  einscbließen, 


348 


und  ihre  Regenerationsfälligkeit  erlischt  erst  mit  Eintritt  der  Metamorphose.  Die 
Schvvanzspitze  wird  hei  den  Anurenlarven  in  der  Regel  nur  so  lange  regeneriert, 
als  die  Vorderextremitäten  noch  nicht  erschienen  sind.  Die  Abhängigkeit  der 
Regenerationsfähigkeit  vom  Alter  beweist  der  Verfasser  schließlich  dadurch,  daß 
neotenische,  d.  h.  zwei  oder  mehr  Jahre  alte  Anurenlarven  die  Hinterextremitäten 
nicht  mehr  zu  erneuern  vermögen,  wenn  sie  sich  noch  in  dem  Stadium  befinden, 
in  dem  normale,  einsömmerige  Larven  diese  vollständig  regenerieren.  Doch  können 
neotenische  Anurenlarven  den  Ruderschwanz  stets  ebenso  gut  neubilden  wie  normale 
Larven.  Was  endlich  die  neotenischen  Larven  der  Schwanzlurche  anlangt,  so 
zeigen  sie,  wenn  sie  sich  noch  in  dem  gleichen  Stadium  befinden,  in  dem  normale 
Larven  sehr  rasch  regenerieren,  eine  ebenso  geringe  Regenerationsgeschwindigkeit 
wie  gleichalterige  metamorphosierte  Stücke.  Über  eine  ganze  Reihe  von  interes¬ 
santen  Ergebnissen,  die  zum  Thema  nicht  in  unmittelbarer  Beziehung  stehen,  deren 
Aufzählung  uns  aber  zu  weit  führen  würde,  bitte  ich  die  gehaltvolle  Arbeit  selbst 
einzusehen.  Bttgr. 


Prof.  L.  v.  M  ehe  ly,  Die  herpetologischen  Verhältnisse  des  Metschekgebirges  und 
der  Kapella.  —  Sep.-Abdr.  a.  Annal.  Mus.  Nation.  Hungar.  3.  Jahrg.  1905. 
Gr.  8°.  61  pag.,  41  Fig. 

Die  wichtige  Arbeit  zerfällt  in  eine  Einleitung,  einen  Rückblick  und  in  9 
Kapitel,  deren  Mannigfaltigkeit  und  Vielseitigkeit  ich  im  folgenden  der  Kürze  halber 
nur  durch  deren  Überschriften  wiedergeben  möchte:  1.  Unsre  Unken  ( Bombinator - 
Arten)  und  ihre  Bastarde.  2.  Die  Braunen  Frösche.  8.  Laub-  und  Wasserfrösche 
und  Kröten.  4.  Ein  neuer  Salamander  der  ungarischen  Fauna  ( Salamandra  atra 
Laur.  im  Sattel  der  zu  Vrelo  im  Komitat  Modrus-Fiume  gehörigen  Bergrücken 
Zdravazka  kosa  und  Mirko vica).  5.  Neue  Molche  der  ungarischen  Fauna  ( Molge 
vulgaris  L.  subsp.  1 capelana  n.  und  M.  cristata  Laur.  subsp.  harelini  Strch.)- 
6.  Einfluß  der  Umgebung  auf  das  Leben  und  den  Organismus  der  Molche.  7.  Neue 
und  alte  Eidechsenarten  (Lacerta  horvathi  Meh.,  L.  sardoa  Per.  =  bedriagae  Cam., 
L.  viridis  Laur.  typ.  und  var.  intermedia  n.  und  subsp.  major  Blgr.).  8.  Alte  und 
neue  Schlangen  der  ungarischen  Fauna  ( Vipera  berus  L.  var.  bosniensis  Bttgr.). 
9.  Über  die  sympathische  Färbung  der  Schlangen  und  Eidechsen.  —  Auf  Grund 
der  in  der  vorliegenden  Skizze  aufgezählten  Kriechtiere  und  Lurche  entrollen  sich 
unserrn  Auge  zwei  wesentlich  verschiedene  Faunenbilder.  Das  Metschekgebirge  im  Ko¬ 
mitat  Baränya  (Fünfkirchen)  schließt  sich  mit  seiner  gesamten  Fauna  noch  den 
mitteleuropäischen  Verhältnissen  an,  während  sich  die  im  Komitat  Modrus-Fiume 
in  Südkroatien  zwischen  Ogulin  und  Mkropalj  liegende,  den  nördlichen  Ausläufern 
der  großen  Kapella  anzugliedernde,  karstartige  Gegend  als  Grenzstation  des  medi¬ 
terranen  Faunengebietes  erweist.  Die  letztgenannte  Örtlichkeit  steht  zwar  der 
Mehrzahl  ihrer  Arten  nach  noch  in  enger  Beziehung  zu  dem  mitteleuropäischen 
Faunengebiete,  eine  beträchtliche  Anzahl  ihrer  Species  hat  sie  aber  von  den  Mittel¬ 
meerländern  erhalten.  Diese  Arten  sind  schon  bedeutend  umgestaltet  hierher 
gelangt  oder  haben  sich  vielmehr  hier  in  einer  solchen  Weise  umgebildet,  daß  sie 
nur  die  Anzeichen  des  südlichen  Ursprungs  bewahrt  haben,  in  Wahrheit 
aber  schon  vollkommen  selbständige  Formen  darstellen.  So  ist  Lacerta  horvathi 
nachweisbar  der  Abkömmling  der  dalmatinisch-herzegowinischen  L.  mosoriensis ; 

-  L.  viridis  var.  intermedia  ist  aus  der  dalmatinischen  subsp.  major  hervorgegangen. 


349 


Molge  vulgaris  subsp.  kapelana  hat  sich  aus  der  griechischen  und  dalmatinischen 
subsp.  meridionalis  entwickelt;  M.  cristata  subsp.  karelini  und  Vipera  berus  var. 
bosniensis  sind  anscheinend  ohne  bedeutendere  Änderung  von  Süden  eingedrungen, 
während  Salamandra  atra  von  den  Alpen  hierher  gelangt  ist.  Alles  in  allem  weist  das 
Faunengebiet  von  Ogulin-Mkropalj  ganz  eigene  Charaktertiere  auf,  die  ihm  ein 
von  der  dalmatinischen  Fauna  abweichendes,  selbständiges  Gepräge  aufdrücken.  Ein 
Teil  der  hier  einheimischen  Arten  hat  sich  dann  gegen  Nordwesten  nach  Illyrien, 
Istrien  und  Norditalien  verbreitet  und  hierdurch  einen  viel  innigeren  Zusammenhang 
mit  der  Fauna  dieser  Länder  hergestellt,  als  es  mit  der  Dalmatiens  der  Fall  ist. 
Ein  ganz  besonderes  Interesse  aber  beansprucht  dieses  Faunengebiet  aus  dem  Grunde 
weil  es  viele  vom  Gesichtspunkte  der  Descendenzlehre  unschätzbare  Übergangsformen 
aufweist,  somit  einen  wahren  Entstehungsherd  neuer  Arten  darstellt,  in  dem  die 
Kontinuität  der  phyletischen  Verkettungen  auch  heute  noch  klar  zu  tage  liegt. 
Die  in  dem  inhaltreichen  Werkchen  niedergelegten  Beobachtungen  und  Schlu߬ 
folgerungen  sind  zugleich  ein  deutlicher  Beweis  dafür,  wie  unbedingt  notwendig 
phylogenetische  Forschungen  auf  das  Studium  auch  entlegener  Faunen  angewiesen 
sind.  Die  Erkenntnis  der  heimatlichen  Formen  bleibt  zwar  stets  eine  Aufgabe 
ersten  Rangs,  ihr  richtiges  Erfassen  ist  jedoch  nur  auf  Grund  des  für  gewöhnlich 
jn  weiterer  Entfernung  zu  suchenden  Anschlusses  an  verwandte  Formen  möglich. 
Wie  eingehend  wir  auch  die  Formen  eines  engeren  Faunengebietes  zu  kennen  ver¬ 
meinen,  so  sind  diese  für  sich  betrachtet  in  ihrer  mosaikartigen  Isoliertheit  doch 
nur  tote  Buchstaben  der  großen  Gesetze  des  Weltalls,  und  nur  durch  die  Erforschung 
der  Linien  des  verwandtschaftlichen  Verbandes  und  durch  das  Erschließen  des 
Zusammenhangs  der  einzelnen  Umbildungsetappen  wird  der  Geist  des  alles  um¬ 
fassenden  Entwicklungsgesetzes  vor  dem  Auge  des  Forschers  lebendig.  Bttgr. 


Dr.  P.  Kuckuck,  Der  Strand  Wanderer.  Die  wichtigsten  Strandpflanzen,  Meeresr 
algen  und  Seetiere  der  Nord-  und  Ostsee.  Mit  24  Tafeln  nach  Aquarellen 
von  J.  Braune.  München,  Verlag  v.  J.  F.  Lehmann,  1905.  8°.  76  pag., 
24  Taf.  —  Preis  geh.  M.  6. — . 

Es  gibt  Bücher,  die  einschlagen  müssen,  bei  denen  man  sich  wundert,  daß 
sie  noch  nicht  geschrieben  worden  sind.  Ein  solches  liegt  hier  vor  in  prächtigef 
Ausstattung  und  von  einem  kenntnisreichen  und  erfahrenen  Manne  geschrieben. 
Forscher,  die,  wie  der  Verfasser  als  Kustos  an  der  Kgl.  Biologischen  Anstalt  auf 
Helgoland,  schon  durch  ihr  Amt,  ihre  Liebhaberei  und  ihr  Studium  gleichmäßig 
der  Erforschung  der  Lebensbedingungen  der  Pflanzen-  und  Tierwelt  widmen,  sind 
heutzutage  überhaupt  sehr  dünn  gesäet.  Das  Werkchen  soll  allen  denen,  die  in 
der  Sommerfrische  in  deutschen  Seebädern  Erholung  suchen,  ein  steter  Begleiter 
und  treuer  Ratgeber  sein  bei  ihren  Spaziergängen  an  der  Wasserkante.  Es  wird 
sich  aber  ebensogut  auch  an  den  Gestaden  von  Niederland  und  Belgien,  von  Nord¬ 
frankreich  und  Südengland  bewähren.  Was  der  Strandwanderer  bei  seinen  Exkur¬ 
sionen  als  Auswürflinge  des  Meeres  findet,  sind  meist  nur  tote  Zeugen  des  reichen 
Pflanzen-  und  Tierlebens,  das  sich  im  Meere  entfaltet.  Um  ihn  zu  Ausflügen  aufs 
Wasser  anzuregen,  die  ihm  besonders  in  Helgoland  zur  Zeit  der  Ebbe  auf  dem 
klippenreichen  Gelände,  aber  auch  auf  den  weiten  Watten  der  Küste  des  Deutschen 
Meeres  und  den  Seegrasgründen  der  Ostsee  reiche  Ausbeute  gewähren,  sind  alle 
auf  den  24  sauber  gemalten  Tafeln  dargestellten  Pflanzen-  und  Tierarten  bis  auf 


350 


wenige  nach  dem  Leben  wiedergegeben  worden.  Den  Strandpflanzen  sind  die  Tafeln 
1 — den  Meeresalgen  die  Tafeln  5—10,  den  Tieren  die  Tafeln  11 — 24  gewidmet. 
Gute  Einleitungen,  warum  z.  B.  den  Strandpflanzen  alle  jene  Anpassungen,  die 
den  Bewohnern  trockner  Standorte  eigen  sind,  zukommen,  welche  wichtige  Bolle 
die  Farbe  bei  den  Meeresalgen,  die  freilich  meist  erst  im  Winter  am  üppigsten 
vegetieren,  spielt,  unterstützen  das  Verständnis  der  Tafeln.  Das  Büchlein  ist  auch 
dem  wissenschaftlichen  Zoologen,  der  seine  botanischen  Funde,  und  dem  wissen¬ 
schaftlichen  Botaniker,  der  seine  zoologische  Ausbeute  bestimmen  will,  als  Leit¬ 
faden  warm  zu  empfehlen.  Irgend  welche  Mängel  habe  ich  nicht  gefunden ;  die 
Benennung  der  Arten  ist  streng  wissenschaftlich,  deutsch  und  lateinisch,  nach  dem 
neuesten  Stande  der  Systematik;  ein  gutes  Register  erleichtert  die  Übersicht.  Daß 
das  kleine  Werkchen  nicht  alles  enthält,  was  ein  kenntnisreicher  Sammler  finden 
kann  —  unter  den  Schnecken  z.  B.  nicht  Hydröbia  und  Assiminea  —  ist  selbstver¬ 
ständlich,  da  bei  absoluter  Vollständigkeit  der  Preis  des  Buches,  der  für  das  Ge¬ 
botene  ein  sehr  mäßiger  genannt  werden  darf,  sich  unverhältnismäßig  erhöht 
haben  würde.  Bttgr. 


M.  Kiesling,  Anleitung  zum  Photographieren  freilebender  Tiere.  R.  Voigtländers 
Verlag,  Leipzig,  1905.  8°.  86  pag.,  8  Fig.,  10  Taf.  —  Preis  geb.  M.  2.50. 

Erst  mit  der  Erfindung  der  Trockenplatte  um  das  Jahr  1880  gewann  die 
Tierphotographie  mehr  und  mehr  an  Boden.  Das  Verdienst,  zum  ersten  Male  mit 
der  ausgesprochenen  Absicht  die  Tierwelt  zu  photographieren,  eine  große  Expedition 
ausgerüstet  zu  haben,  gebührt  unstreitig  C.  G.  Schillings1)-  Das  berechtigte 
Aufsehen,  das  dessen  Bilder  erregt  haben,  ließ  den  Wunsch  entstehen,  nunmehr 
auch  von  unserer  heimischen  Fauna  photographische  Abbildungen  zu  besitzen. 
R.  Voigtländers  Verlag,  in  dem  das  Schilling’sche  Buch  erschienen  ist,  erließ  in 
dieser  Richtung  ein  Preisausschreiben.  Dieser  Aufruf  an  alle  europäischen  Berufs¬ 
und  Liebhaberphotographen,  sich  an  der  Einsendung  von  Momentbildern  unsrer 
heimischen  Tierwelt  zu  beteiligen,  wird  in  dem  vorliegenden  Werkchen  wiederholt, 
das  zwar  in  erster  Linie  dazu  dienen  soll,  den  Teilnehmern  an  dieser  Konkurrenz 
die  Arbeit  zu  erleichtern,  das  aber  auch  außerhalb  Europas  allen  Forschungsreisenden 
ein  nützlicher  Ratgeber  werden  dürfte.  In  sachlicher  Weise  behandelt  darin  ein 
in  der  Photographie  anscheinend  sehr  erfahrener  Dilettant  das  gesamte  Arbeits¬ 
gebiet  für  die  Aufnahme  freilebender  Tiere,  indem  er  Methode  und  die  dazu  erforder¬ 
lichen  Apparate  Revue  passieren  läßt.  Er  bespricht  die  verschiedenen  Arten  der 
Exposition  für  Tieraufnahmen  und  die  Vorrichtungen  zur  Selbstphotographie  und 
wendet  sich  dann  zu  den  verschiedenen  Lichtmethoden.  Eingehend  wird  endlich 
die  Aufnahme  selbst  und  die  Entwicklung  der  Bilder  besprochen.  Immerhin  sind 
die  Schwierigkeiten,  die  sich  dem  Photographen  bei  der  fast  durchweg  nächtlichen 
Lebensweise  unsrer  deutschen  Tierwelt  entgegenstellen  —  abgesehen  von  der  heiligen 
Hermandad  —  noch  außerordentlich  groß,  aber  eiserner  Wille,  Ausdauer,  gute 
Gesundheit  und  künstlerisches  Geschick  wird  wohl  auf  dem  hier  vorgezeichneten 
Wege  zum  Ziele  führen  können.  Für  einen  einzelnen  freilich  dürfte  die  gestellte 
Aufgabe  zu  groß  erscheinen!  Bttgr. 

9  Vergl.  die  Besprechung  von  dessen  Buch  „Mit  Blitzlicht  und  Büchse“  im  Zool.  Garten 
1905  p.  89-91. 


Maatschappij  tot  nut  van’t  algemeen  No.  68:  Pr.  C.  Kerbert,  Het 
Aquarium  te  Amsterdam.  Amsterdam,  S.  L.  van  Looy,  1905.  12°.  44  pag.,  7 
Fig.  —  Preis  fl.  010. 

Der  rührige  Direktor  des  Amsterdamer  Tiergartens  gibt  hier  einen  sehr 
ansprechenden,  billigen  Führer  durch  das  dortige  Aquarium.  Neu  war  uns,  daß  das 
Wort  „Aquarium“  so  jungen  Datums  ist;  es  stammt  aus  dem  Jahre  1858,  wo  es 
von  Ph.  H.  Gosse  zuerst  in  seinem  Werkclien  „A  Naturalist’s  Rambles  on  the 
Devonshire  Coast“  (London  bei  John  van  Voorst)  angewandt  wird.  Auch  sonst  ist 
die  historische  Einleitung  des  Büchleins  auf  p.  1 — 18,  die  namentlich  den  in  Deutsch¬ 
land  weniger  bekannten  hohen  Verdiensten  der  Holländer  Leeuwenhoek,  Swam- 
m  erd  am  und  Jngenliousz  um  die  Lebensgemeinschaft  der  Wasserpflanzen  und 
-Tiere  gerecht  wird,  wertvoll  und  interessant.  Auf  p.  19 — 80  werden  die  Vorrichtungen 
zur  Durchlüftung  und  zur  Bewegung  des  Wassers  im  Aquarium  und  alle  die  zahl¬ 
reichen  übrigen  Vorkehrungen  historisch  verfolgt  und  zum  Schlüße  eine  Auswahl 
der  häufigeren  Tiere  des  Süß-  und  Seewassers  in  ihren  Lebensverrichtungen  besprochen. 
Daß  der  Verfasser  über  den  japanischen  Riesenmolch  sehr  Interessantes  zu  berichten 
weiß,  ist  sehr  natürlich;  war  er  doch  der  erste,  der  diesen  auffallenden  Lurch  in 
Europa  aus  den  Eiern  gezüchtet  hat.  Das  Werkclien  ist  durchaus  original,  sehr 
unterhaltend  zu  lesen  und  bietet  auch  dem  ernsten  Forscher  eine  vortreffliche  Ein¬ 
leitung  in  die  Aquarienkunde.  Es  wäre  wirklich  sehr  zu  wünschen,  daß  einer 
unserer  Aquarienvereine  sich  der  Mühe  unterzöge,  es  aus  dem  Holländischen  ins 
Deutsche  zu  übersetzen,  und  dem  Texte  noch  einige  gute  Abbildungen  in  etwas 
größerem  Maßstabe  beifügte.  Auch  jedes  deutsche  Aquarium  dürfte  auf  einen 
solchen  Wegweiser  stolz  sein !  B 1 1 g r. 


Eingegangene  Beiträge. 

K.  8.  in  L.  bei  M.,  5  Mitteilungen,  L.  8.  in  G.  bei  M.,  1  Aufsatz  u.  1  Mitteilung,  H.  S. 
in  F.  bei  D.,  1  Mitteilung,  E.  D.  in  L.,  1  Mitteilung,  P.  C.  in  F.,  2  Besprechungen  dankend 
erhalten.  —  Dir.  Dr.  H.  B.  in  D.  Text,  Abbildungen  u.  Pläne  erhalten;  ich  werde  Sorge 
tragen,  alles  genau  nach  Wunsch  zu  erledigen.  —  Dir.  Dr.  H.  B.  in  H.  BestenDank  f.  Brief 
u.  die  3  Klisches.  —  K.  in  O.-S.  Ihr  Brief  ist  an  seine  richtige  Adresse  befördert  worden. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  40—47. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  29.  Jahrg.,  1905.  No.  14—16. 

Or  nithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reichenow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  11. 

Ornithologi  sehe  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  11. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  106,  1905,  No.  2755—2761. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  24.  Jahrg.  1905.  No.  11. 

Der  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  37.  No.  1-9. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

P  rösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  7.  Jahrg.  No.  2—8. 

Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien-Kunde.  Herausg.  v.  W.  Köhler.  Verlag 
d.  Creutzschen  Buchh.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  41—48. 

The  American  Journal  of  Science.  Herausg.  v.  E.  S.  Dana.  New  Haven,  Conn. 
4.  Ser.  Bd.  20,  1905.  No.  118—119. 

Anzeiger  d.  Akad.  d.  Wiss.  Wien.  Math.-naturw.  CI.  Jahrg.  1905.  No.  18—21.  Wien, 
K.  K.  Hof-  und  Staatsdruckerei,  1905. 

Der  Ornitliologische  Beobachter.  Monatsberichte  f.  Vogelkunde  u.  Vogelschutz. 

Herausg.  v.  C.  Daut.  Bern,  Verlag  v.  C.  Daut,  1905.  Jahrg.  4,  Heft  10 -11. 

Natur  und  Haus,  lllustr.  Zeitsclir.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  14,  Heft  1-4. 

Meddelanden  fran  Nordiska  Museet  1903.  Stockholm,  P.  A.  Norstedt  &  Söner, 
1905.  8°.  4,280  pag.,  91  Fig. 


352 


Zwinger  und  Feld.  Illustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 

u.  Luxushunden.  Stuttgart,  Verlag  v.  O.  Sautter.  Jahrg.  14.  1905.  No.  42—48. 

Die  Gefiederte  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliehhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  41 — 47. 

Mitteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  K.  Boy  er.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  20 — 22. 
O  rni  thologisches  Jahrbuch.  Organ  für  das  paläarktische  Faunengebiet.  Herausg. 

v.  V.  Ritter  v.  Tschusi  z.u  Schmidhoffen.  Hallein,  Selbstverlag,  1905.  16.  Jahrg. 
Heft  5-6. 

Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  u.  Naturkunde  im  Königr.  Böhmen.  Herausg. 

v.  Prof.  Fr.  Cr  oy  u.  a.  Prag,  Verl.  d.  Böhm.  Forstvereins,  1905.  Jahrg.  1905— 06,  Heft  3— 4. 
Deutscher  Tierfreund.  Illustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner.  1905.  Jahrg.  9,  Heft  10—11. 

Tier  schutz-Korrespondenz.  Herausg.  v.  Berliner  Tierschutz-Verein,  Berlin  1905. 
No.  14.  Gr.  8°.  8  pag. 

Dr.  Fr.  Werner,  Die  Orthopterenfauna  Ägyptens  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Eremiaphilen.  —  Sep.-Abdr.  a.  Sitz.  Ber.  K.  Akad.  Wiss.  Wien.  Math.-nat.  Kl.  Bd.  114, 
Abt.  1,  1905.  8°.  80  pag.,  Taf. 

G.  A.  Boulenger,  A  contribution  to  our  knowledge  of  the  varieties  of  the  Wall-Lizard 

(Lacerta  muralis  Laur.l  in  Western  Europe  and  North  Africa.  —  Sep.-Abdr.  a.  Trans.  Zool. 
Soc.  London  Bd.  17,  Pt.  4,  1905.  4o.  70  pag.,  6  Fig.,  8  Taf. 

The  same,  The  distribution  of  ^African  Fresh-water  Fishes.  —  Sep.-Abdr.  a.  Brit.  Assoc. 

Adv.  Sc.,  S.  Africa  1905,  Adress  to  the  Zool.  Section,  Index  No.  7.  8°.  21  pag. 

The  same,  Fishes  from  Lake  Chad  and  the  Shari  River.  —  Sep.-Abdr.  a.  Proc.  Zool.  Soc. 
London  1905,  Bd.  1  p.  151.  8°.  1  pag. 

The  same,  Description  of  a  new  newt  from  Yunnan  ( Molge  wolterstorffi).  —  Ebenda  p.  277. 
8°.  2  pag.,  Taf. 

Tierschutz-Kalender  1906.  Herausg.  v.  Berliner  Tierschutz- Verein,  Berlin,  8.  W.  1905. 

12°.  48  pag.,  19  Fig.  —  Preis  M.  0.10,  bei  100  St.  M.  5.— 

Natur  und  Schule.  Zeitschr.  f.  d.  ges.  naturk.  Unterricht  aller  Schulen.  Herausg.  v. 
B.  Landsberg,  O.  Schmeilu.  B.  Schmid.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1905.  Bd.  4., 
Heft  2  u.  12. 

Jahrbuch  d.  Pro v. -Museums  zu  Hannover  1904—05.  Hannover,  Wilh.  Riemschneider, 
1905.  Gr.  4°.  37  pag.,  8  Taf. 

Adolph  Zipper  len,  Deutsch-amerik.  Arzt,  Zoologe,  Humorist  und  Reiseschriftsteller. 
Denkrede  geh.  i.  Deutsch.  Literar.  Klub  von  Cincinnati  v.  H.  A.  Rätter  mann.  Cincinnati, 
O.,  Selbstverlag,  1905.  8°.  109  pag ,  Porträt. 

Dr.  Dahins,  Aus  dem  Leben  der  Meisen,  Zoologische  Mitteilungen  und  Die  Jagd  mit  Beiz¬ 
vögeln  in  Altpreußen.  —  3  Sep.-Abdr.  a.  Ber.  Westpreuß.  Bot.-Zool.  Ver.  Danzig,  N.  F. 
Bd.  11,  1903-04  u.  26.  Ber.  1905.  8°.  5  pag  ,  4  pag.  u.  2  Fig.  u.  5  pag. 

R.  Thomas,  Unter  Kunden,  Komödianten  und  wilden  Tieren.  Lebenserinnerungen.  Herausg. 
v.  J.  R.  Haarhaus.  Leipzig,  Fr.  W.  Grunow,  1905.  8°.  8,478  pag.  —  Preis  brosch.  M.  4.50, 
geh.  M.  5.— 

Dr.  Erwin  Schulze,  Fauna  Hercynica.  Batrachia.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zeitschr.  f.  Naturw. 
(Halle)  Bd.  77,  1905.  8°.  32  pag. 

R.  Kearton,  Tierleben  in  freier  Natur.  200  photogr.  Aufnahmen  frei  lebender  Tiere  von 
Ch.  und  R.  Kearton,  Text  von  R.  Kearton,  übersetzt  v.  H.  Müller.  Halle  (Saale),  Wilh. 
Knapp,  1905.  8°.  16,318  pag.,  200  Fig.  —  Preis  M.  10.—,  geb.  11.50. 

Herrn.  Lohns,  Die  Gefährdung  unserer  Tierwelt.  —  Sep.-Abdr.  a.  d.  Hannoverschen  Tag¬ 
blatt  1905.  8°.  12  _  pag. 

H.  Honig  mann,  Über  Salamandra  atra  Laur.  in  Ungarn.  —  Sep.-Abdr.  a.  Zool.  Anzeiger 

Bd.  29,  1905  No.  15.  8U,  2  pag. 

Revista  da  Sociedade  Scientifica  de  S.  Paulo.  No.  2,  Sett.  1903.  S.  Paulo,  Typ. 
Falcone,  1905.  8°.  62  pag.,  2  Taf. 

Aus  Natur  und  Geisterwelt,  Sammlung,  wiss.-gemeinverständl.  Darstellungen.  Bd.  79: 
Prof.  Dr.  K.  Kräpelin,  Die  Beziehungen  der  Tiere  zueinander  und  zur  Pflanzenwelt. 
Leipzig,  Verlag  v.  B.  G.  Teubner,  1905.  8°  6,175  pag.  —  Preis  M.  1. -,  geb.  M.  1.25. 

E.  Lampe,  Katalog  der  Vogelsammlung  d.  Naturh.  Museums  zu  Wiesbaden.  Teil  I.  Picariae 
und  Psittaci  1904.  Teil  II.  Columbae  und  Pterocletes,  1905.  —  Sep.-Abdr.  a.  Jahrb.  d. 
Nassau.  Ver.  f.  Naturk.  Jahrg.  57  u.  58.  8°.  83  und  23  pag. 

W.  Schuster,  Ornithologische  Tagebuehnotizen  aus  dem  Rhein-  und  Maintal.  Mit  einem 
Anhang:  Geschichte  der  hessischen  Ornithologie.  —  Sep.-Abdr.  ebenda  Jahrg.  58,  1905. 
8°.  48  pag. 

W.  Köhler,  Über  Laichgeschäft  u.  Geschlechtsunterschiede  bei  Ampullaria  gigas  Spix.  — 
Sep.-Abdr.  a.  Blätter  f.  Aquar.-  u.  Terr. -Kunde  1905,  No.  44—45.  Fol.  3  pag.,  Taf. 
Smithsonian  Institution  (U.  S.  Nat.  Mus.).  Bulletin  of  the  U.  S.  Nation.  Museum  No.  53. 
Part  I:  Catalogue  of  the  Type  and  Figured  Specimens  of  Fossils  etc.  by 
G.  P.  Merrill.  Pt.  I.  Fossil  Invertebrates.  Washington,  Goverum.  Print.  Office,  1905. 
8°.  6,704  pag. 

Bulletin  de  la  Socißte  des  Sciences  de  Bucarest  (Roumanie).  Bukarest,  1905,  Impr. 
Statului.  Jahrg.  14,  Heft  5. 


Zusendungen  werden  direkt  an  die  Verlagshandluug  erbeten. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mahlau,  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt,  Frankfurt  a.  M. 


Billig  abzugeben 


eine  Reihe  compleher  Jahrgänge 


uon : 


Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  Museum  d’Bistoire  naturelle. 
Schmeizerische  Blätter  für  Ornithologie. 

The  Field.  &  Dafür  und  Baus. 

Dafür  und  Schule.  *  Derfhus, 
Ornithologisches  Sahrbuch. 

OrnithoIogi5che  Monatsberichte. 
Ornithologische  Monatsschrift. 

Sportblatt  für  Züchter  und  Liebhaber  uon 
Rassehunden.  *  Der  Weidmann. 

Die  gefiederte  Welt,  *  Zminger  und  Feld. 

(Dahlem  5  Waldschmidf 

FRADKFÜRT  AM  MAM  = 

Grosse  Gallusstrasse  3, 


Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von : 

Prof.  Dr.  P.  Altmann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Johannes  Berg,  F.  E.  Blaauw, 
Direktor  Dr.  Heinrich  ßolau,  Direktor  Dr.  Hermann  Bolan,  Lehrer X.  Buxbaum,  P.  Cahn,  Prof. 
Dr.  Carl  Eckstein,  0.  Edm.  Eifife,  Dr.  H.  Fischer- Sigwart,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.Reg.~Rat 
E.  Friedei,  Landrichter  B.  Gabler,  Gymn.  -  Oberlehrer  L.  Geiseuheyner,  Carl  Greve,  Dam. 
Gronen,  Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dir.  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Pani  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerns-Meyer,  Piof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  v.  Krüdener,  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B.  Langkavel, 
Prof.  Dr.  II.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Hofrat  Dr.  P.  LeverkUhn,  Prof.  Dr.  F.  Leydig, 
Prof.  Dr.  TV.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Prof.  L.  v.  Mehely,  Josef  Menges,  Geh.  Hofrat 
Dr.  A.  B.  Meyer,  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbins,  Oberförster  Ad.  Möller,  Dr.  Angnst 
Müller,  Dr.  C.  Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller ■  Liebenwalde,  H.  Nehr- 
ling,  A.  Nill,  Prof.  Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Pnrpus,  Dir.  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer* 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Schiemenz,  R. 
Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor  Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Wilh.  Schuster, 
Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  M.  Siedler,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel, 
Viktor  Ritter  v.  Tscliusi  zu  Schmidhoffen,  Prof.  Dr.  A.  Voeltzkow,  Dr.  Franz  Werner, 
Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr.  L.  Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm, 

Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 

- - 

Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1906  bereits  in  seinen 

— K  47,  Jahrgang  >*— 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original-Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren,, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sich  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Lehen  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  immer  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
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und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nummern  sind  von  jeder  Buchhandlung,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Ältere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  GarteijV  ist  in  der  Zcitungspreisliste  für  1903  unter 
No.  8979  eingetragen.  _ < _ _ 


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Der 


Zoologische  Garten 


Organ 


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Zoologischen  Gärten 
Deutschlands. 


Herausgegeben  von  den 

Keuen  Zoologischen  Gesellschaft 

in  Frankfurt  a.  M. 


Redigiert  von 

Prof.  Dr.  O.  Boettger. 


Frankfurt  a.  M. 

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1905. 


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JUN  57  i907 


(Zoologischer  Beobachter.) 


Zeitschrift 

für 

Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  Zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Redaktion:  Prof.  Dr.  O.  Boettger.  —  Verlag:  Mahlau  &  Waldschmidt. 


N0, 12.  XLVI.  Jahrgang.  Dezember  1905. 


Inhalt. 

Die  Verbreitung  von  Turteltaube,  Wiedehopf  und  Schwarzspecht  in  Hessen;  von 
Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz.  —  Allerlei  über  den  Hühnerhabicht  (Astur 
palumbarius  L.);  von  Erwin  Detmers  in  Lingen  a.  d.  Ems.  —  Die  lateinischen  Namen 
unserer  deutschen  Vögel  I.  —  Einige  Aberrationen  und  sonst  seltene  Arten  von  Schmetter¬ 
lingen  im  Mainzer  Becken ;  von  Pfarrer  Wilhelm  Schuster.  —  Kleinere  Mitteilungen.  — 
Literatur.  —  Eingegangene  Beiträge.  —  Bücher  und  Zeitschriften. 


Die  Verbreitung  von  Turteltaube,  Wiedehopf  und  Schwarzspecht 

in  Hessen. 

Von  Ludwig  Schuster  in  Gonsenheim  bei  Mainz. 

In  den  nachfolgenden  Zeilen  wird,  gestützt  auf  eigene  Be¬ 
obachtungen  und  eine  Anzahl  von  freundlichst  mir  zur  Verfügung  ge¬ 
stellten  Notizen  hessischer  Forstbeamten,  eine  genauere  Ermittlung 
über  die  Verbreitung  und  das  Lokalvorkommen  von  Turteltaube, 
Wiedehopf  und  Schwarzspecht  im  Großherzogtum  Hessen  gegeben. 
Das  Vorkommen  der  einzelnen  Arten  schwankt  natürlich,  je  nachdem 
es  sich  um  die  verschiedenen  Gebiete  Hessens,  um  die  warmen  und 
fruchtbaren  Striche  der  Wetterau,  der  rheinischen  Tiefebene,  des 
hügeligen  Rheinhessens  oder  die  gebirgigen  und  zum  Teil  recht  rauhen 
Höhenzüge  des  Vogelsbergs  und  des  Odenwaldes  handelt. 

Die  Turteltaube  ( Turtur  turtur  L.),  die  nach  Adalbert 
Preuschens  »Avifauua  des  Großherzogtums  Hessen«  als  »gemein« 
bezeichnet  wird,  ist  in  ihrer  Bestandsziffer  nach  Örtlichkeiten  durch¬ 
aus  ungleich  verteilt  und  korrespondiert  in  der  Stärke  des  Auftretens 
ganz  mit  den  jeweiligen  klimatischen  Verhältnissen.  Dieser  Vogel 
liebt,  wie  wir  das  übereinstimmend  mit  A  1 1  u  m  s  Angaben  in  seiner 
Forstzoologie  gefunden  haben,  »dichte  Schonungen,  Stangenorte,  in 
Laubhölzern  eingesprengte  Fichten-  und  Tannenhorste  und  Wald- 
Zoolog.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  23 


354 


ränder  mit  dichtem  Unterholz«;  aber  seihst  im  reinen,  geschlossenen, 
hochstämmigen  Kiefern-  und  Fichtenwald  habe  ich,  wiewohl  selten, 
zur  Brutzeit  Paare,  augenscheinlich  seßhaft,  angetroffen.  Hinwiederum 
haben  wir  in  Rheinhessen  diese  Taube  —  jedoch  nur  in  unter¬ 
geordnetem  Maße  —  als  Feldbrüter  kennen  gelernt,  der  in  hohen, 
au  Feldrainen  wuchernden  Dornhecken  sein  Nest  anlegt.  Als  gemein 
verdient  unser  Vogel  in  Hessen  für  die  rheinische  Ebene,  die  Wetterau 
und  Rheinhessen  bezeichnet  zu  werden.  Die  Oberförstereien  Eberstadt, 
Lorsch,  Darmstadt,  Groß-Gerau,  Dörnberg,  Gernsheim,  Alzey  u.  s.  w. 
bezeichnen  Turtur  turtur  als  sehr  häufig,  häufig  oder  ziemlich  zahl¬ 
reich;  Alzey  schätzt  den  Bestand  auf  etwa  250,  Lampertheim  auf  80, 
Gernsheim  auf  75  Paare.1)  Insbesondere  soll  in  Zapfen jahren  das 
Vorkommen  der  Turteltaube  ein  entschieden  häufigeres  sein  als  in 
Fehljahren.  Im  Odenwald  scheint  der  Vogel  nur  in  den  an  die 
Ebene  angrenzenden  Gebietsteilen  stärker  aufzutreten;  so  bezeichnet 
Dieburg  T.  turtur  als  häufig  vorkommend.  Im  eigentlichen  Odenwald 
ist  der  Vogel  nach  übereinstimmenden  Berichten  ziemlich  sclmach 
vertreten,  obgleich  die  Gegend  nach  meinem  Dafürhalten  oft  ganz 
wie  geschaffen  für  Turteltauben  ist;  Hirschhorn  hat  etwa  5,  Beer¬ 
felden  etwa  12 — 15  Paare.  Im  Vogelsberg  fehlt  die  Rheintaube 
nirgends,  voraussichtlich  selbst  nicht  in  den  höchsten  Lagen;  Greben¬ 
hain  und  Eichelsdorf  bezeichnen  den  Vogel  als  mäßig  häufig.  In 
den  Riedeselscheu  Waldungen,  die  den  Nordosthang  des  Vogelsbergs 
einnehmen,  sind  nach  Mitteilungen  des  Forstmeisters  Eulefeld 
»Turteltauben  grade  im  letzten  Sommer  sehr  zahlreich  gewesen.  Sonst 
traf  ich  solche  mehr  in  den  tieferen  Lagen  an,  namentlich  bei 
Ruppertenrod  und  bei  Wernges.  Aber  auch  im  Breiteborn  zwischen 
Engelrod  und  Dirlammen  sind  sie  dieses  Jahr  häufig  gewesen.« 

Entsprechend  dem  Auftreten  der  Turteltaube  ist  das  des  Wiede¬ 
hopfes  ( TJpupa  epops  L.).  In  den  warmen  Rheinstrichen,  in  Rhein¬ 
hessen  und  der  Wetterau  nicht  selten,  ist  er  in  den  höher  gelegenen 
hessischen  Gebietsteilen  nur  vereinzelt  zu  beobachten.  Häufig  ist 
der  Wiedehopf  von  uns  in  den  sandigen  Obstfeldern  bei  Gonsenheim, 
Mombach  u.  s.  w.  bemerkt  worden.  Verschiedentlich  sah  ich  den 
farbenprächtigen  Vogel  paarweise  dicht  über  die  Häuser  des  Dorfes, 
einmal  sogar  in  kaum  Haushöhe  über  einen  mit  Menschen  überfüllten 
Festplatz  hinstreichen,  sodaß  es  mir  fast  scheinen  möchte,  als  ob  der 

b  Eine  hessische  Oberförsterei  umfaßt  etwa  2000  ha  Wald;  außerdem  noch 
eine  größere  Anzahl  von  Gemeinden,  deren  Jagd-  und  Fischereirechte,  fiskalisches 
Gelände  u.  s.  w.  der  Kontrolle  der  Oberförsterei  unterstehen. 


355 


Vogel  gar  nicht  so  scheu  und  ängstlich  sei,  als  man  in  der  Regel 
anzugeben  pflegt.  Im  Vogelhaus  des  Frankfurter  Zoologischen  Gartens 
ist  kein  Vogel,  der  so  heftig  mit  dem  Schnabel  nach  der  sich  dem 
Käfig  nähernden  Hand  stößt  wie  der  Wiedehopf.  Auch  im  Freien 
läßt  er  sich  unschwer  anpirschen,  wie  ich  es  wiederholt  auf  dem 
Mainzer  Sand  und  auch  auf  dem  Griesheimer  Artillerieschießplatz 
getan  habe.  Nach  den  Berichten  der  Oberförstereien  wird  der 
Wiedehopf  für  die  Rheinebene  und  Rheinhessen  als  häufig  vor¬ 
kommend  bezeichnet;  Oberförsterei  Lampertheim  etwa  25  Paare  und 
Gernsheim  etwa  30  Paare.  In  den  Oden wälder  und  Vogelsberger 
Oberförstereien  ist  nach  den  Berichten  sein  Auftreten  ein  nur  ver¬ 
einzeltes,  auch  iu  den  höheren  Lagen  des  Vogelsberges,  wo  man 
eigentlich  zufolge  des  starken  Hutweidebetriebs  und  der  dadurch 
geschaffenen  güustigen  Existenzbedingungen  einen  stärkeren  Bestand 
voraussetzeu  möchte.  In  der  Oberförsterei  Eichelsdorf  hat  der  Vogel 
iu  den  letzten  zwanzig  Jahren  erheblich  abgenommen.  Bekanntlich 
ist  das  Nest  des  Wiedehopfes  nebst  seiner  Besatzung  mit  einem  üblen 
Geruch  behaftet,  der  nach  allgemeiner  Anschauung  von  den  Ex¬ 
krementen  des  Vogels  herrühren  soll,  nach  Nitzschs  Untersuchungen 
aber  einer  Bürzeldrüseusekretion  entstammt.  Schulz  schreibt  in  seinen 
»Wirbeltieren  der  Mark  Brandenburg«,  1845:  »In  der  Regel  trägt  er 
seinen  Jungen  einen  sehr  reichlichen  Vorrat  von  Insekten  zu,  sodaß  jene 
sie  nicht  alle  verzehren  können;  es  gehen  daher  diese  Tiere  bald  in  Fäul¬ 
nis  über,  und  ihr  widerlicher  Geruch  durchdriugt  das  ganze  Gefieder.« 

Der  Schwarz specht  {JDryocopus  martius  L.)  ist  heutzutage 
fast  in  allen  hessischen  Waldungen  vertreten  und  in  vielen  Oberförster- 
eieu,  so  z.  B.  iu  Dieburg,  Lorsch,  Eichelsdorf  und  Groß-Gerau  nach  über¬ 
einstimmenden  Berichten  erst  seit  den  letzten  10  oder  15  Jahren 
eingewandert.  Es  hat  sich  hier  die  gleiche  Erscheinung  gezeigt,  wie 
sie  vielfach  in  anderen  Teilen  Deutschlands,  so  z.  B.  vou  Hocke  iu 
Brandenburg,  bemerkt  wurde,  daß  nämlich  der  ursprünglich  als  höchst 
scheu  und  wild  zu  bezeichnende  Vogel  sich  ganz  plötzlich  an  den 
Verkehr  mit  Menschen  gewöhnte.  Im  allgemeinen  ist  sein  Vor¬ 
kommen,  der  Natur  des  Vogels  entsprechend,  ein  vereinzeltes;  nur 
in  einigen  Oberförstereien  kommt  er  häufiger  vor,  so  in  der  Ober¬ 
försterei  Hirschhorn  in  2,  in  Beerfelden  in  etwa  10 — 12  Paaren. 
In  der  Oberförsterei  Darmstadt  haben  die  von  Forstmeister  K.ull- 
m  a  n  n  in  den  trockenen  Kiefernwalduugen  angelegten  Tränken  die 
Zunahme  einer  Reihe  von  Vögeln,  darunter  auch  eine  solche  des 
Scbwarzspechtes,  bewirkt. 


356 


Allerlei  über  den  Hühnerhabicht  ( Astur  palumbarius  L.). 

Von  Erwin  Detmers  in  Lingen  a.  d.  Ems. 


Unter  onsern  befiederten  Räubern  ist  dem  Geflügelzüchter  und 
Förster  der  Hühnerhabicht  wegen  seiner  Kraft,  List  und  Gewandt¬ 
heit  wohl  am  verhaßtesten.  Von  Sonnenaufgang  bis  ungefähr  fünf 
Uhr  nachmittags  ist  er  unermüdlich  tätig  sein  Jagdrevier  zu  durch¬ 
streifen.  Vom  Rehkalb  bis  zur  Maus,  von  der  Trappe,  vom  Puter 
und  Reiher  bis  zum  Sperling  ist  nichts  vor  ihm  sicher.  Bald  be¬ 
obachtet  man  ihn  hoch  in  den  Lüften,  weite  Kreise  ziehend,  bald 
sieht  man  ihn  in  der  Nähe  der  Erde  in  hastigem  Fluge  dahinstreifen ; 
oder  er  sitzt  am  Waldesrande  und  übersieht  von  hier  aus  sein  Jagd¬ 
gebiet.  Nicht  Hunde,  nicht  Menschen  scheuend  stürzt  der  verwegene 
Vogel  auf  seine  Beute.  Ein  mir  bekannter  Förster  erzählte  mir  einige 
Stücklein,  die  so  recht  von  der  Frechheit  des  Räubers  zeugen.  Er 
sah,  wie  ein  Habicht  einen  sehr  großen  Hasen  schlug  und  ihn,  trotzdem 
der  Förster  pfiff  uud  schrie,  nicht  losließ,  sondern  ihn  mit  dem  einen 
Ständer  im  Nacken  faßte,  mit  dem  andern  auf  der  Erde  weitergriff 
und  so  sein  Opfer  mit  sich  fortzog.  Der  Förster  schoß  und  erlegte 
beide  mit  einem  Schuß.  Auffällig  gefärbte  Tiere  nimmt  der  Habicht 
besonders  gern  an.  Oben  erwähnter  Förster,  der  mitten  im  Walde 
wohnt,  erzählte  mir,  daß  der  Habicht  besonders  weiße  Hühner  und 
gewöhnlich  die  mittelgroßen  Hähne  wegnehme;  er  schleppe  seine 
Beute  nur  bis  zum  Waldesrande  und  beginne  schon  dort  mit  dem 
Mahle.  Einst  sei  er,  durch  das  Bellen  seiner  Teckel  angelockt,  zum 
Walde  geeilt,  und  dort  habe  er  ein  starkes  Habichtsweibchen  gesehen, 
das  seinen  besten  Wyandottehahn  rupfte.  Seine  beiden  Teckel 
standen  in  einiger  Entfernung  und  heulten  den  unverschämten  Räuber 
an,  der  sich  kaum  um  die  Hunde  kümmerte.  Ja,  er  war  so  mit 
seiner  Mahlzeit  beschäftigt,  daß  er  den  Förster  gar  nicht  bemerkte 
und  dieser  nach  Hause  eilen  konnte,  um  sein  Gewehr  zu  holen, 
worauf  er  auch  glücklich  den  Habicht  erlegte.  In  der  Umgegend  von 
Lingen  kommen  die  Habichte  in  noch  ziemlich  großer  Zahl  vor, 
aber  alle  horsteten  in  diesem  Jahre,  so  weit  ich  es  erfahren  konnte, 
in  dem  Revier  des  erwähnten  Försters,  der  schon  12  Paar  Ständer 
von  juugen  und  alten  Vögeln  in  diesem  Jahre  erobert  hat.  Sehr 
gewundert  hat  es  mich,  dass  die  Größe  der  Füße,  selbst  bei  er¬ 
wachsenen  Vögeln,  so  verschieden  ist;  so  sah  ich  ein  Weibchen, 
dessen  Ständer  kaum  größer  als  die  des  Mäusebussards  waren,  während 


357 


die  Hinterkralle  eines  andern  Weibchens  die  stattliche  Länge  von 
etwas  über  3,9  cm  hatte. 

Obenerwähnter  Förster  schenkte  einem  meiner  Freunde  uud  auch 
mir  einen  jungen  Habicht.  Die  Tierchen  waren  etwa  8  oder  9  Tage 
alt,  eigentlich  noch  zu  jung,  um  sie  von  den  Alten  zu  trennen. 
Mein  Habicht  erhielt  zu  Hause  eine  kleine  Kiste,  die  ich  dreiviertel 
mit  Sand  angefüllt  und  oben  mit  einer  Schicht  von  kurzem  Moos 
bedeckt  hatte.  Die  Tierchen  sahen  allerliebst  aus  und  zeigten  sich  sehr 
ruhig  und  zahm;  sie  waren  ganz  das  Gegenteil  von  jungen  Sperbern, 
die  schon  im  gleichen  Alter  wütend  fauchten  und  mit  den  Krallen 
nach  der  Hand  griffen.  Um  meinem  Vogel  die  Knochen  recht  stark 
zu  machen,  bestreute  ich  sein  Futter  gewöhnlich  mit  Knochenmehl 
und  ließ  ihn  das  dargebotene  Fleisch  oft  selbst  zerreißen,  was  ihm 
auch  sehr  gut  tat,  denn  er  lernte  verhältnismäßig  schnell  auf 
seinen  anfangs  recht  schwachen  Beinen  stehen  und  übte  sich  auch 
schon  etliche  Tage  früher  als  der  Habicht  meines  Freundes  im  Laufen. 
Seine  Kiste  verunreinigte  er  nie,  desto  mehr  aber  hatte  seine  Um¬ 
gebung  zu  leiden,  die  er  bald  ganz  weiß  angestrichen  hatte.  Als  ich 
ihn  einige  Tage  besaß,  gesellte  ich  ihm  einen  jungen  Fischreiher 
zu,  dessen  Lebensgeschichte  ich  schon  früher  erzählt  habe;  beide 
vertrugen  sich  immer  sehr  gut  miteinander.  Als  er  vierzehn  Tage 
alt  war,  machte  er  seine  ersten  Laufübungen,  kletterte  häufig  aus 
seiner  Kiste  und  untersuchte  den  ganzen  Hof.  Kam  ich  aus  der 
Schule,  so  lief  er  mir  schnell  entgegen  und  liess  schon  jetzt  seine 
eigentliche  Stimme,  ein  rasch  hintereinander  ausgestoßenes  »kiack, 
kiack,  kiack«  oder  »gi,  gi,  gi«  hören.  Seine  Federn  bracheu  nun 
schnell  aus  den  Spulen  hervor,  und  er  lernte  jetzt  auch  auf  der 
Stange  stehen.  Als  er  drei  Wochen  alt  war,  konnte  er  sehr  rasch 
laufen  und  versuchte  sich  jetzt  auch  im  Fliegen.  Am  Abend  ging 
er  aber  noch  recht  gern  in  seine  Kiste ;  auch  tagsüber  legte  er  sich 
oft  hinein,  weil  ihn  das  lange  Stehen  zu  sehr  ermüden  mochte.  Als 
er  vier  Wochen  alt  war,  setzte  ich  ihm  das  erste  lebende  Opfer  vor, 
ein  wildes,  zwei  Monate  altes  Kaninchen.  Doch  hatte  er  sich  an 
diesem  Tage  schon  satt  gefressen,  und  es  war  auch  schon  zu  dunkel, 
denn  er  öffnete  wohl  die  Flügel,  sträubte  die  Nackeufedern,  griff 
aber  das  Tier  nicht  an.  Am  andern  Tage,  um  12  Uhr  mittags, 
nahm  ich  den  Habicht  auf  die  Faust  und  ließ  das  Kaninchen  laufen. 
Wie  der  Blitz,  ohne  sich  zu  besinnen,  stürzte  er  sich  auf  sein  Opfer, 
griff  es  erst  mit  dem  einen  Ständer  in  das  Hinterteil,  mit  dem  andern 
faßte  er  den  Kopf,  darauf  ließ  er  das  Hinterteil  los  und  faßte  mit 


358 


den  Krallen  das  Kaninchen  im  Nacken,  worauf  es  fast  augenblicklich 
tot  war.  Dann  breitete  er  seine  Flügel  über  sein  Opfer,  blickte 
kampfeslustig  die  Zuschauer  an,  ließ  sich  von  keinem  seine  Beute 
entreißen  und  begann  schließlich  das  Tier,  beim  Kopfe  anfangend,  zu 
verzehren.  Alle  Tiere  schlug  er  von  nun  an  ohne  Verzug;  nur  wenn 
man  sie  ihm  nach  sechs  Uhr  abends  gab,  zeigte  er  sich  nicht  so 
kampfeslustig.  Einst  wollte  ich  ihm  ein  halbjähriges  Kaninchen 
geben.  Ich  weckte  ihn  auf,  denn  er  schlief  schon.  Zuerst  zeigte  er 
wenig  Lust,  sträubte  nur  die  Federn  und  öffnete  die  Flügel,  dann  schoß 
er  plötzlich  herunter,  verfehlte  aber  das  Tier.  Kaum  sah  der 
Kaninchenbock  den  Habicht  auf  der  Erde,  als  er  wie  toll  auf  ihn 
zurannte,  mit  den  Hinterpfoten  aufschlug  und  wütend  quiekte.  Der 
Habicht  sprang  ganz  verdutzt  in  die  Höhe,  dann  aber  kam  der 
Teufel  über  ihn ;  wie  der  Blitz  schoß  er  auf  das  Kaninchen  zu, 
rannte  durch  den  ganzen  Stall  um  Pfähle  und  Baumstämme  herum 
hinter  ihm  her,  lief  sehr  gewandt  mit  den  Flügeln  nachhelfend,  griff 
es  dann  glücklich  und  tötete  es  auf  die  oben  angegebene  Weise. 
»Falk«,  so  hatte  ich  den  Habicht  getauft,  war  sehr  zahm  und  an¬ 
ständig  gegen  mich.  Nie  hat  er  mich  gebissen  oder  mit  den  Krallen 
nach  mir  geschlagen;  ich  konnte  mit  dem  Kopf  ganz  au  ihn  heran¬ 
kommen,  ihn  kraulen  und  mit  ihm  spielen,  ohne  je  von  ihm  verletzt 
worden  zu  sein.  Hinterlistig  war  er  nie,  auch  nicht  gegen  Fremde. 
Wenn  sie  ihm  unangenehm  wurden,  so  zeigte  er  dies  in  seiner 
Haltung  an ;  nur  beim  Fressen  ließ  er  sich  nicht  gerne  stören. 
Furcht  und  Scheu  vor  Menschen  kannte  er  nicht.  Um  große  und 
mittelgroße  Hunde  kümmerte  er  sich  kaum ;  liefen  kleinere  an 
seinem  Käfig  vorbei,  so  sah  er  ihnen  wohl  mit  erhobenen  Flügeln 
und  gesträubten  Federn  nach,  und  ich  glaube  sicher,  daß  er  sie, 
wenn  er  Hunger  hatte,  angegriffen  haben  würde.  Auch  in  der  Freiheit 
lebende  Habichte  zeigen,  wenn  sie  angeschossen  sind,  gar  keine 
Scheu  vor  Hunden.  Ein  mir  befreundeter  Weidmann  erzählte  mir, 
daß  alle  Habichte,  die  er  flügellahm  geschossen  hatte,  den  Jagdhund 
regelmäßig  angriffen  und  in  die  Flucht  schlugen.  Erst  neulich  zeigte 
er  mir  einen  Habicht,  der  sich  so  fest  auf  dem  Jagdhunde  einge¬ 
krallt  hatte,  daß  er  ihn  auf  dem  vor  Angst  und  Schmerz  heulenden 
Hunde  totschlagen  mußte.  Oft  kam  es  vor,  daß  des  Nachbarn 
Hühner  an  dem  Stalle  meines  Habichts  vorüberliefen.  Sofort  raste 
er  gegen  den  Draht,  und  in  solchen  Augenblicken  kam  der  Freiheits¬ 
teufel  über  ihn,  dann  wallte  sein  Habichtsblut  auf,  und  er  wollte 
durchaus  aus  dem  Stalle.  Ließ  ich  ein  Hähnchen  vor  seinem  Stalle 


359 


laufen  uud  öffnete  die  Tür,  so  versuchte  er  nie  zu  entkommen, 
sondern  fing  sein  Opfer  und  zog  es  in  den  Stall  hinein.  Sehr  an¬ 
ständig  betrug  er  sich  gegen  seinen  Freund,  den  Fischreiher;  selten 
stritten  sie  sich,  und  gewöhnlich  spielten  sie  miteinander.  Oft  lief  er 
seinem  schlafenden  Freunde  durch  die  langen  Stelzbeine,  sodaß  dieser 
entsetzt  emporfuhr,  oder  er  kraulte  ihn,  wenn  beide  zusammen  im 
Sande  lagen,  vertraulich  in  dem  Federbusch  auf  dem  Kopfe.  Der 
Fischreiher  war  auch  der  einzige,  der  ihn  beim  Fressen  stören  durfte. 
Saß  der  Habicht  mit  ausgebreiteteu  Flügeln  über  seinem  Futter,  so 
kam  der  Reiher  und  stocherte  ihm  mit  seinem  langen  Schnabel  auf 
dem  Rücken  herum,  was  den  Habicht  so  kitzelte,  daß  er  gewöhnlich 
sein  Futter  verließ.  Einmal  sah  ich  —  es  klingt  unglaublich  — , 
wie  der  Habicht,  der  sich  satt  gefressen  hatte,  sein  Fleisch  nahm, 
zu  dem  Reiher  flog  und  es  ihm  auf  die  Füße  legte,  was  dieser  sehr 
dankbar  annahm.  Ich  finde  es  überhaupt  ungerecht,  wenn  manche 
Jäger  den  Habicht  so  heruntermachen  uud  ihn  das  gemeinste 
Geschöpf  der  Welt  nennen.  Hätten  sich  diese  Herren  mehr  mit  dem 
Vogel  beschäftigt,  so  würden  sie  sicher  eingesehen  haben,  daß  er 
auch  gute  Eigenschaften  besitzt.  Freilich  duldet  er  keinen  fremden 
Vogel  in  seinem  Käfig,  er  übt  sein  Herrenrecht  und  verschont  auch 
nicht  seinesgleichen.  Aber  es  gibt  auch  Habichte,  die  ganz  zahm 
werden  uud  gar  nicht  mordgierig  sind.  Der  Habicht  meines  Freundes 
wurde  noch  mit  Hühnern  und  Enten  zusammengesperrt,  als  meiner 
schon  längst  lebende  Tiere  schlug.  Nur  eine  Schandtat  hat  dieser 
Habicht  vollbracht;  er  riß  einer  jungen  Elster,  mit  der  er  zusammen¬ 
gesperrt  war,  als  diese  den  Schnabel  vor  ihm  aufmachte,  die  rote 
Zunge  heraus.  Der  Habicht  war  damals  noch  ganz  jung  und  hat 
die  rote  Zun<ie  sicherlich  mit  seinem  Futter  verwechselt.  Er  war 
selten  im  Käfig,  gewöhnlich  fesselte  ihn  eine  Leine,  und  dennoch 
versuchte  er  nie  zu  entfliehen.  Auch  ich  konnte  meinen  »Falk«  auf 
der  Faust  ins  Freie  tragen.  Flog  er  dann  von  der  Hand,  so  ließ  er 
sich  von  mir  doch  immer  wieder  einfangen.  Hätte  ich  mehr  Zeit  gehabt, 
so  würde  ich  versucht  haben,  ihn  zur  Jagd  abzurichteD,  und  ich 
glaube  sicher,  daß  es  geglückt  sein  würde,  denn  er  ließ  sich  gern 
auf  der  Faust  tragen  und  war  gewohnt  von  der  Hand  aus  lebende 
Tiere  zu  schlagen.  Als  ich  im  Juli  drei  Wochen  abwesend  war,  ver¬ 
wilderte  er  leider  sehr,  doch  kannte  er  seinen  Freund,  den  Reiher, 
der  auch  mit  verreist  war,  sofort  wieder.  Als  ich  nach  Hause  zurück¬ 
kehrte,  erkannte  er  mich  im  ersten  Augenblick  nicht;  aber  nachdem 
ich  eine  Weile  mit  ihm  gesprochen  hatte,  wußte  er  wieder,  wen  er 


360 


vor  sich  hatte,  uiid  war  nach  kurzer  Zeit  so  zahm  wie  früher,  ließ 

sich  herumtragen,  am  Kropfe  kraulen  und  spielte  mit  meinen  Fingern. 

Leider  öffnete  ein  neugieriger  Besucher  die  Stalltüre  und  vergaß 

•• 

sie  zu  schließen,  sodaß  der  Habicht  zu  meinem  größten  Arger  entkam. 
Einige  Zeit  trieb  er  sich  noch  in  der  Gegend  herum  und  schwelgte 
in  Tauben-  und  Hühnerbraten,  daun  verschwand  er,  um  im  Wald 
und  Feld  nach  Art  der  Väter  sein  Raubritterhandwerk  zu  treiben. 


Die  lateinischen  Namen  unserer  deutschen  Vögel  I. 


Ich  glaube,  ich  entspreche  einem  Wunsche  meiner  Leser,  wenn 
ich  ihnen  die  neueste,  von  Dir.  Dr.  Ernst  Hartert  angenommene 
Form  des  wissenschaftlichen  Namens  unserer  deutschen  Vögel  angebe, 
wie  sie  dieser  hervorragende  und  unparteiische  Systematiker  in  seinem 
monumentalen  Werke  »Die  Vögel  der  paläar ktis chen  Fauna«, 
Berlin,  Verlag  v.  R.  Friedländer  &  Sohn,  1903 — 1905,  von  dem  bis 
heute  drei  Hefte  erschienen  sind,  anwendet.  Es  dürfte  eine  solche 
Zusammenstellung  um  so  zeitgemäßer  sein,  als  eine  vollständige  Auf¬ 
zählung  aller  in  Mitteleuropa  vorkommenden  Subspecies  oder  geo¬ 
graphischen  Rassen  überhaupt  in  diesem  Werke  zum  ersten  Mal 
versucht  und  die  Annahme  dieser  Unterarten  wissenschaftlich  be¬ 
gründet  wird.  Ich  weiche  in  der  Namengebung  von  Hartert  nur  in 
dem  Falle  ab,  wo  ich  notorisch  fehlerhafte  Wortbildungen,  falsche 
Endungen  und  dergl.  verbessere,  da  Wort-  und  Sprachfehlern  nicht 
das  Recht  zugesprochen  werden  darf,  das  Latein  der  Naturforscher 
in  den  Augen  der  Gebildeten  Welt  auf  ewige  Zeiten  hin  lächerlich 
zu  machen.  Daß  ich  die  Jahreszahl  der  Veröffentlichung  der  Species 
oder  Subspecies  beifüge,  wird  man  ebenfalls  dankbar  begrüßen  dürfen ; 
man  wird  sich  bei  etwaigen  Zweifeln  leichter  das  beanstandete  Zitat 
verschaffen  können.  Daß  ich  endlich  bei  seltenen  Vögeln  die  Ver¬ 
breitung  innerhalb  der  Grenzen  Deutschlands  und  bei  Irrgästen  den 
speziellen  Fundort  anführe,  wird  ebenfalls  dankbar  hingenommen 
werden  dürfen.  Wer  noch  mehr  wissen  will,  der  kaufe  sich  das 
wichtige  Buch,  das  bis  jetzt  M.  12. —  kostet;  er  wird  es  nicht 
bereuen  und  mehr  darin  finden,  als  er  sich  erwartet.  Namentlich 
die  überaus  interessante  Einleitung  p.  III — XI  empfehle  ich  allseitiger 
Beachtung. 


361 


Passeres. 

Fam.  Corvidae. 

1.  Corvus  corax  corax  L.  1758.  Europäischer  Kolkrabe. 

Stand-  und  Strichvogel  in  Nord-  und  Mitteleuropa. 

2.  Corvus  cornix  cornix  L.  1758.  Nebelkrähe. 

Im  östlichen  Deutschland  etwa  bis  zur  Elbe  —  von  Schlesien 
bis  zur  Ostsee,  durch  Preußen,  Pommern,  Mecklenburg  bis  zur  West¬ 
küste  Jütlands,  in  Schleswig-Holstein  etwa  bis  zu  einer  in  süd¬ 
östlicher  Richtung  bis  zur  Neustädter  Bucht  verlaufenden  Linie,  bis 
Lüneburg,  südlicher  am  29.  Läugengrad  entlang  bis  zur  Unstrut, 
die  Elster  entlang  und  von  Greiz  aus  östlich  bis  zum  Erzgebirge, 
noch  südlicher  etwa  bis  zum  Egertal  und  zum  Böhmerwald  und  der 
bayrischen  Grenze  an  der  Donau.  Zugvogel.  In  Westdeutschland 
nur  im  Winter. 

3.  Corvus  corone  corone  L.  1758.  Rabenkrähe. 

Westdeutschland  bis  dahin,  wo  die  vorige  Art  sie  vertritt,  die 
auch  in  einzelnen  Stationen  in  das  Gebiet  der  Rabenkrähe  übergreift. 
Stand-  und  Strichvogel. 

4.  Corvus  frugilegus  frugilegus  L.  1758.  Saatkrähe. 

Ganz  Europa;  als  Brutvogel  am  häufigsten  in  Mitteleuropa.  In 
Nordostdeutschland  Zugvogel,  in  Westdeutschland  (am  Niederrhein) 
und  Süddeutschland  überwintert  sie  schon  regelmäßig,  in  Mecklenburg 
vereinzelt. 

5.  Colaeus  monedula  spermologus  (Vieill.)  1817.  Westeuropäische  Dohle. 

»Einzige  brütende  Dohlenform  in  Deutschland.«  Standvogel. 

6.  Colaeus  monedula  collaris  (Drumm.)  1846.  Osteuropäische  Dohle. 

»Unterscheidet  sich  von  der  vorigen  durch  hellere  Unterseite, 
worin  sie  der  Schwedischen  Dohle  etwa  gleichkommt,  von  der 
Schwedischen  durch  einen  mehr  oder  minder  ausgedehnten,  oft  halb 
halsbandförmigen  rahmweißen  Flecken  an  den  Halsseiten,  nach  dem 
Flügelbug  zu.«  —  Erscheint  in  Ostpreußen  als  Zugvogel  vom  Spät¬ 
herbst  an  in  Massen. 

7.  Pica  pica  pica  L.  1758.  Europäische  Elster. 

Bei  uns  Standvogel. 

8.  Pica  pica  melanonotus  Brehm  1858.  Schwarzrückenelster. 

»Ganz  wie  die  vorige,  aber  der  ganze  Rücken  und  Bürzel  rein 
schwarz  oder  nur  mit  Andeutungen  eines  hellen  Bürzelbandes.«  Spanien 


362 


und  Portugal;  aber  auch  kaum  unterscheidbare  Stücke  hei  Renthen¬ 
dorf  im  Voigtlaude. 

9.  Nucifraga  caryocatactes  caryocatactes  L.  1758.  Dickschnäbliger 

Tannenhäher. 

Brütet  in  Ostpreußen,  dem  Harz  und  Böhmerwald,  vermutlich 
auch  im  Thüringerwalde  und  sicher  im  ganzen  Alpengebiete.  In 
Ostpreußen  Standvogel,  in  den  Alpen  mehr  Strichvogel,  der  in  der 
kalten  Jahreszeit  in  die  Vorberge  und  Ebenen  Stiddeutschlauds 
hinabgeht. 

10.  Nucifraga  caryocatactes  mcicrorhynchus  Brehm  1823.  Schlank- 

schuäbliger  Tannenhäher. 

»Vom  vorigen  durch  den  viel  schlankeren,  dünneren,  spitzigeren 
und  meist  den  Kopf  an  Länge  übertreffenden  Schnabel,  sowie  aus¬ 
gedehntere  weiße  Schwanzspitzen  verschieden,  die  au  den  seitlichen 
Steuerfedern  etwa  2 1[2 — 31/*  cm  lang  sind.«  Sibirien  bis  Korea. 
Wandert  im  Herbst  und  Winter  westwärts  bis  Deutschland. 

11.  Garrulus  glandarius  glandarius  L.  1758.  Eichelhäher. 
Einzige  deutsche  Form.  Standvogel. 

12.  Perisoreus  infcmstus  infaustus  (L.)  1758.  Unglückshäher. 
Nordeuropa.  —  Angeblich  einmal  auf  Helgoland  und  in  Schlesien 
vorgekommen. 

13.  Pyrrhocorax  pyrrhocorax  (L.)  1758.  Steinkrähe. 

Seltner  Gast  in  den  bayrischen  Alpen,  augenscheinlich  jetzt 
seltner  als  früher. 

14.  Pyrrhocorax  graculus  (L.)  1766.  Alpendohle. 

Viel  häufiger  in  den  Alpen  als  die  vorige.  Standvogel. 

Farn.  S  t  u  r  n  i  d  a  e. 

15.  Sturnus  vulgaris  vulgaris  L.  1758.  Star. 

ln  den  milderen  westlichen  Teilen  Deutschlands  häufig  über¬ 
winternd  und  Stand-  oder  Strichvogel,  sonst  Zugvogel. 

16.  Pastor  roseus  (L.)  1758.  Rosenstar. 

Auf  dem  Zuge  ausnahmsweise  nordwärts  bis  Ostpreußen,  öfters 
im  übrigen  Deutschland,  immer  in  Flügen. 

Farn.  0  ri o  lid ae. 

17.  Oriolus  oriolus  oriolus  (L.)  1758.  Pirol. 

Zugvogel. 


363 


Fam.  Fringillidae. 

18.  Coccothr anstes  coccothraustcs  coccothr austes  (L.)  1758.  Kernbeißer. 

Bekannter  Strich-  und  Zugvogel. 

19.  Chloris  chloris  chloris  (L.)  1758.  Grünfink. 

Standvogel;  nur  in  Norddeutschland  halber  Zugvogel. 

20.  Acanthis  carduelis  carduelis  (L.)  1758.  Distelfink. 

Im  allgemeinen  Stand-  und  Strichvogel. 

21.  Acanthis  carduelis  major  (Tacz.)  1879. 

»Vom  vorigen  durch  bedeutendere  Größe,  namentlich  giößeren 
Schnabel  und  das  ausgedehntere  und  reinere  Weiß  des  Bürzels  unter¬ 
schieden,  das  bis  auf  den  Unterrücken  reicht,  der  noch  weiß  mit 
großen  grauen  Flecken  ist,  hellere  Weichen,  sowie  die  längeren 
rein  weißen  Oberschwauzdecken.  Flügel  83 — 89  mm.«  Westsibirien; 
auf  dem  Herbstzuge  und  im  Winter  vereinzelt  in  Preußen. 

22.  Acanthis  spinus  (L.)  1758.  Zeisig. 

Bewohnt  Europa  vom  hohen  Norden,  soweit  die  Nadelholzwälder 
reichen,  als  Brutvogel  südwärts  bis  über  die  Fichtenwälder  von 
Deutschland. 

23.  Acanthis  cannabina  cannabina  (L.)  1758.  Häufliug. 

Im  allgemeinen  nur  Strichvogel,  aber  in  kalten  Gegenden,  wie 
Ostpreußen,  Zugvogel. 

24.  Acanthis  flavirostris  flavirostris  (L.)  1758.  Berghänfling. 

ln  Deutschland  nur  auf  der  Wanderung,  manchmal  in  Menge 
über  Helgoland  nach  Nord-  und  Mitteldeutschland  ziehend. 

25.  Acanthis  flammea  flammea  (L.)  1758.  Großer  Birkenzeisig. 

Südwärts  bis  in  das  nördliche  Ostpreußen,  hier  in  der  Nähe  der 
Ostsee  brütend.  Besucht  im  übrigen  auf  der  Wanderung  fast 
ganz  Europa. 

26.  Acanthis  flammea  holboelli  (Brehm)  1831. 

»Wie  voriger,  aber  größer,  der  Flügel  länger,  der  Schnabel 
stärker  und  meist  merklich  länger.  Flügel  75 — 81.5,  Schnabel  9 — 11 
mm.«  Auf  der  Wanderung  teils  in  getrennten  Flügen,  teils  mit 
fl.  flammea  gemischt  in  Deutschland. 

27.  Acanthis  flammea  cabaret  (S.  Müll.)  1776.  Kleiner  Birkenzeisig. 

»Auf  den  ersten  Blick  durch  geringe  Größe,  rotbraune  Feder¬ 
ränder  der  Oberseite,  die  überhaupt  sehr  dunkel  ist,  sowie  sehr 
braune  Kehle,  Hals  und  Brustseiten  der  9  und  Jungen  gekennzeichnet. 
Flügel  cf  69 — 73,  9  66 — 70  mm.«  Bewohnt  als  Brutvogel  die 


364 


Alpen;  im  Herbst  und  Winter  Strichvogel.  Gätke  erwähnt  das 
Brüten  eines  Paares  von  Leinzeisigen  auf  Helgoland,  doch  konnte 
die  Form  nicht  sicher  festgestellt  werden. 

28.  Acanthis  hornemanni  exilipes  (Coues)  1861. 

» Kleiner  als  A.  h.  hornemanni  (Uolb.),  auch  im  ganzen  dunkler, 
der  Bürzel  ungestreift,  aber  nicht  so  ausgedehnt  weiß.  Körperseiten 
und  Unterschwanzdecken  mehr  gestreift,  das  Rot  der  Unterseite  in 
der  Regel  mehr  entwickelt.  Flügel  (f  74 — 77,  2  69.6 — 74.6  mm.« 
Circumpolar;  auf  der  Wanderung  ausnahmsweise  bis  Ostpreußen. 

29.  Acanthis  citrinella  citrinella  (L.)  1766.  Zitrouenzeisig. 
Central-  und  Südeuropa  im  Gebirge;  Schwarzwald,  aber  wahr¬ 
scheinlich  nicht  im  Harze,  außer  gelegentlich  auf  dem  Strich.  Im 
Herbst  und  Winter  Strichvogel  und  gelegentlich  auch  in  der  Ebene. 

30.  Serinus  canarius  serinus  (L.)  1766.  Girlitz. 

Nach  Norden  mindestens  bis  Köln  Brutvogel,  in  der  Mark 
häufig,  in  Pommern  nicht  selten,  in  den  Niederungen  West¬ 
preußens  geradezu  Charaktervogel.  In  Schlesien  seit  1860.  —  Bei 
uns  Zugvogel. 

31.  Serinus  pusillus  (Pall.)  1811. 

•• 

Östliches  Mittelmeergebiet  von  Kleinasien,  Persien  und  Turkestan 
ab  nach  Osten.  Nach  Angabe  eines  Vogelfängers,  dem  es  aber  entkam, 
soll  ein  Stück  auf  Helgoland  vorgekommen  sein. 

o  o 

32.  Pyrrhula  pyrrhula  pyrrhula  (L.)  1758.  Nordischer  Gimpel. 
Brutvogel  südwärts  bis  Ostpreußen.  Im  Winter  wandert  er  weit 

nach  Süden  und  Westen  über  ganz  Deutschland. 

33.  Pyrrhula  pyrrhula  europaea  Vieill.  1816.  Gemeiner  Gimpel. 
»Verschieden  vom  vorigen  durch  geringere  Größe.  Außerdem  ist 

das  Grau  der  Oberseite  etwas  dunkler,  das  Rot  der  Unterseite  in 
der  Regel  trüber  und  weniger  lebhaft.  Der  Rücken  ist  häufiger  et¬ 
was  mit  Rot  überlaufen.  2  ebenfalls  merklich  düsterer,  bräunlicher. 
Flügel  cT  81 — 88.5  mm.«  In  den  Vogesen  kommen  auffallend  große 
Stücke  vor,  die  vermutlich  dort  brüten.  Brutvogel  vorzugsweise  im 
Hügelland  und  in  den  Gebirgen. 

34.  Carpodacus  erythrinus  erythrinus  (Pall.)  1770.  Karmingimpel. 
Nordosteuropa.  —  Hat  früher  einigemal  in  der  Lausitz  gebrütet 

und  wurde^des  öfteren  in  andern  Teilen  Deutschlands  erbeutet.  In 
neuerer  Zeit  mit  Sicherheit  nur  aus  dem  nordöstlichen  Ostpreußen 
bekannt. 


365 


35.  Pinicola  enucleator  enucleator  (L.)  1758.  Hakengimpel. 
Bewohner  des  hohen  Nordens,  zieht  aber  im  Winter  in  den 
meisten  Jahren  noch  bis  Nordostdeutschlaud ;  seltner  in  andern  Gegenden 
Deutschlands. 

36.  Loxia  curvirostra  curvirostra  L.  1758.  Fichtenkreuzschnabel. 
Hie  und  da  bei  uns  brütend.  Strichvogel. 

37.  Loxia  pityopsittacus  Borkb.  1793.  Kiefern kreuzschnabel. 
Nordeuropa.  Kommt  als  Herbst-  und  Wintervogel  in  Flügen 
über  Deutschland  und  das  Alpengebiet.  Nistet  auch  mehr  oder 
minder  unregelmäßig  in  Deutschland,  namentlich  dem  Nordosten, 
auch  in  Schlesien  und  vor  Zeiten  im  Roda-  uud  Orlatal.  Iu  West¬ 
deutschland  im  allgemeinen  unbekannt.  Mitte  der  sechziger  Jahre 
einmal  sehr  zahlreich  bei  Darmstadt,  wo  ein  Paar  auch  gebrütet 
hat.  Soll  auch  in  Oberbayern  ausnahmsweise  genistet  haben. 

38.  Loxia  leucoptera  bifasciata  (Brehm)  1827.  Biudenkreuzschnabel. 

Von  Nordeuropa  unregelmäßig  scharenweise  —  uud  zwar  nicht 
bloß  im  Winter  —  nach  Süden  streifend,  selten  bis  Helgoland  und 
Deutschland  kommend.  Soll  früher  auch  bei  uns  gebrütet  haben. 

39.  Fringilla  caelebs  caelebs  L.  1758.  Buchfink. 

Zug-,  Strich-  und  Standvogel;  in  Norddeutschland  überwintern 
fast  nur  cf- 

40.  Fringilla  monti fringilla  L.  1758.  Bergfink. 

Brutvogel  im  Norden  der  Alten  Welt;  zieht  im  Winter  in 

Menge  nach  Deutschland. 

41.  Montifringilla  nivalis  nivalis  (L.)  1766.  Schneefink. 
Kommt  aus  dem  Gebiet  der  Hochalpen,  wo  er  nistet,  iu  kalteu 

Wintern  als  sehr  seltener  Gast  in  die  niedrigeren  Berge  und 
Täler  herab. 

42.  Petronia  petronia  petronia  (L.)  1766.  Steinsperliug. 
Südeuropa.  In  Deutschland  nur  iu  dem  Thüringer  Muschelkalk¬ 
gebiet,  an  der  Saale  und  ihren  Zuflüssen,  der  Unstrut,  Ilm  und  Gera. 
Nach  alten  Angabeu  auch  in  der  Wetterau  und  im  Rheintal  (?), 
dort  aber  neuerdings  nicht  mehr  beobachtet.  Bei  uns  Stand-  uud 
Strichvogel. 

43.  Passer  domesticus  domesticus  (L.)  1758.  Hausspatz. 

44.  Passer  montanus  montanus  (L.)  1758.  Feldsperling. 

45.  Fmberiza  calandra  calandra  L.  1758.  Grauammer. 

Bei  uns  Zug-  und  Strichvogel. 


366 


46.  Emberiza  citrinella  citrinella  L.  1758.  Goldammer. 

Strich-  und  Standvogel. 

47.  Emberiza  citrinella  erythrogenys  Brehm  1855. 

»Schon  in  Ostpreußen  finden  wir  die  Federränder  der  Oberseite 
hell  graubräunlich  gesäumt  und  die  Säume  der  Steuerfedern  heller, 
sodaß  der  Vogel  ein  lichteres  Aussehen  erhält.«  Von  Rußland  und 
Westsibirien  westlich  bis  Ostpreußen. 

48.  Emberiza  leucocephala  Gmel.  1771.  Fichtenammer. 
Brutvogel  in  Sibirien;  zieht  im  Winter  vereinzelt  bis  Helgo¬ 
land  und  ins  Isergebirge. 

49.  Emberiza  melanocephala  Scop.  1769.  Kappenaramer. 
Südosteuropa  und  Westasien;  seltner  Gast  in  Süddeutschland. 

50.  Emberiza  luteola  Sparrm.  1789. 

Trauskaspien,  Turkestan  u.s.  w.  Zweimal  auf  Helgoland  erbeutet. 

51.  Emberiza  aureola  Pall.  1773.  Weidenammer. 
Nordrußland.  Zwei-  oder  dreimal  auf  Helgoland  erbeutet. 

52.  Emberiza  cirlus  L.  1766.  Zaunammer. 

Bewohner  der  Mittelmeerländer.  In  Deutschland  nur  vereinzelt 
nach  Bechst  ein  in  den  mittleren  Rheiugegenden,  in  Hessen  und 
Thüringen,  nach  Hartert  im  Rhein-,  Mosel-  und  Saartale. 

53.  Emberiza  hortulana  L.  1758.  Gartenammer. 

Bei  uns  Zugvogel;  nur  eine  Brut. 

54.  Emberiza  caesia  Cretzschm.  1826. 

Südosteuropa.  In  Helgoland  nur  ausnahmsweise  auf  dem  Zug 
erbeutet. 

55.  Emberiza  eia  cia  L.  1766.  Zippammer. 

Brutvogel  in  Südeuropa  nordwärts  bis  Deutschland ;  im  Neckar- 
und  Rheintal  bis  in  die  Gegend  von  Bingen.  Bei  uns  Zugvogel. 

56.  Emberiza  rustica  Pall.  1776.  Waldammer. 

Rußland.  Erscheint  auf  der  Wanderung  vereinzelt  in  Deutschland, 

O  7 

auf  Helgoland  (mehr  als  ein  Dutzend  Male). 

57.  Emberiza  pusilla  Pall.  1776.  Zwergammer. 
Nordrußland;  im  Winter  vereinzelt  in  Ostpreußen  und  auf 

Helgoland. 

58.  Emberiza  schoeniclus  schoeniclus  (L.)  1758.  Rohrammer. 

Bei  uns  Brut-  und  Zugvogel. 

o  n 

59.  Emberiza  pyrrliuloides  pyrrhuloides  Pall.  1831. 
Ivaspigebiet.  Einmal  auf  Helgoland  erbeutet. 


367 


60.  Calcarius  lapponicus  lapponicus  (L.)  1758.  Spornammer. 

Arktisch  und  subarktisch;  südlich  in  Europa  nur  ganz  vereinzelt 
auf  dem  Zuge  bis  Norditalien. 

61.  Pcisserina  nivalis  nivalis  (L.)  1758.  Schneeammer. 

Nordischer  Brutvogel;  erscheint  im  Winter  in  oft  großer  Anzahl 
in  Mitteleuropa. 

Farn.  Alaudidae. 

62.  Melanocorypha  calandra  calandra  (L.)  1766.  Kalanderlerche. 

Mittelmeergebiet.  Je  einmal  als  Irrgast  bei  Frankfurt  a.  M.,  in 
Schlesien  und  auf  Helgoland. 

63.  Melanocorypha  sibirica  (Gmel.)  1788. 

Kaspigebiet.  Im  Herbst  und  Winter  vereinzelt  in  Westeuropa, 
auch  zweimal  auf  Helgoland. 

64.  Melanocorypha  yeltoniensis  (Forst.)  1767.  Mohrenlerche. 

Kaspigebiet.  Streicht  im  Winter  vereinzelt  bis  Helgoland. 

65.  Calandrella  brachydactyla  brachydactyla  (Leisl.)  1788.  Kurz¬ 
zehenlerche. 

Südeuropa.  Mehrfach  auf  Helgoland,  einmal  bei  Metz  erlegt. 

66.  Calandrella  minor  heinei  (Hom.)  1873. 

Siidrußlaud  und  Transkaspien.  Einmal  verirrt  auf  Helgoland. 

67.  Galerida  cristata  cristata  (L.)  1758.  Haubenlerche. 

Standvogel. 

68.  Lullula  arborea  (L.)  1758.  Heidelerche. 

Überwintert  teilweise  in  den  milderen  Gegenden  Deutschlands. 
Typische  Stücke  in  Norddeutscbland.  Die  Berechtigung,  gewisse 
Frühlingsvögel  von  Renthendorf  (Voigtland)  zu  L.  arborea  flavescens 
Ehmcke  (»Federränder  der  Oberseite  auffallend  licht  und  gelblich, 
daher  in  scharfem  Gegensätze  zu  deu  fast  schwarzen  Federmitten«) 
zu  ziehen,  ist  noch  fraglich. 

69.  Älauda  arvensis  arvensis  L.  1758.  Feldlerche. 

Brutvogel  auch  auf  Helgoland.  Zugvogel;  nur  in  den  mildesten 
Teilen  Deutschlands  in  geringer  Anzahl  überwinternd. 

70.  Eremophila  alpestris  flava  (Gmel.)  1788.  Nordische  Alpenlerche. 

Nördlichstes  Nordeuropa  und  Nordasien.  Auf  dem  Zuge  in  Mittel¬ 
europa,  überwintert  aber  schon  an  den  Küsten  Norddeutschlands. 
Wird  schon  1736,  1747  und  1767  aus  Deutschland  erwähnt. 

Fam.  Motacillidae. 

71.  Anthus  richardi  richardi  Vieill.  1818.  Spornpieper. 

Brutvogel  in  Zentralasien.  Wandert;  wurde  sehr  häufig  auf 
Helgoland  und  Borkum,  selten  in  Deutschland  erlegt. 


368 


72.  Anthus  campestris  campestris  (L.)  1758.  Brachpieper. 

Iu  Deutschland  Brut-  und  Zugvogel. 

73.  Anthus  trivialis  trivialis  (L.)  1758.  Baumpieper. 

Brut-  und  Zugvogel  in  Deutschland. 

74.  Anthus  pratensis  (L.)  1758.  Wiesenpieper. 

Brut-  und  Zugvogel  bei  uns. 

75.  Anthus  cervinus  Pall.  1827.  Rotkehlpieper. 

Im  hohen  Norden  von  Europa  und  Asien;  als  Irrgast  in  West¬ 
europa  uud  auch  in  Deutschland  nicht  häufig. 

76.  Anthus  spinoletta  spinoletta  (L.)  1758.  Wasserpieper. 

Wohnt  in  Deutschland  auf  den  Vogesen,  im  Schwarzwald,  im 
Alpengebiet  bis  2500  m,  in  den  Sudeten,  dem  Thüringerwald  und 
Harz.  Zieht  im  Winter  in  die  Ebenen  hinab,  und  man  findet  ihn 
dann  in  den  süddeutschen  Ebenen,  seltner  am  Rhein  und  vereinzelt 
bis  Norddeutschland. 

77.  Anthus  spinoletta  pennsylvanicus  (Lath.)  1787. 

»Dem  A.  spinoletta  japonicus  Temm.  Sclileg.  sehr  ähnlich, 
aber  kleiner,  Flügel  81 — 89  mm,  Unterseite  im  Winterkleid  noch 
mehr  hellrostfarben,  fast  hellbräunlich,  die  Fleckung  kleiner  und  mehr 
auf  die  Kropfgegend  beschränkt.  Oberseite  kaum  von  der  von 
japonicus  verschieden.  Unterseite  hell  zimtfarbeu,  Kehle  etwas  blasser, 
Kropfgegend  mit  dunkelbraunen  Längsflecken.  Beine  und  Füße 
dunkelbraun,  fast  schwarz.  Zweites  Steuerfederpaar  meist  mit  aus¬ 
gedehnterem  Weiß  als  bei  den  übrigen  Formen  und  bei  der  Mehr¬ 
zahl  von  japonicus .«  Nördliches  Nordamerika.  Zweimal  auf  Helgo¬ 
land  erlegt. 

78.  Anthus  spinoletta  litoralis  Brehm  1831.  Felsenpieper. 

»Von  den  übrigen  Wasserpiepern  verschieden  durch  die  sehr 
beschränkte,  fast  verschwundene  weiße  Farbe  der  äußeren  Steuer¬ 
federn.  Herbstkleid  dem  des  A.  spinoletta  obscurus  (Lath.)  ähnlich  ; 
im  Frühlingskleide  hat  die  Kropfgegend  einen  rötlichen  Anflug  und 
ist  weniger,  ja  oft  nur  ganz  schwach  gefleckt.«  Küsten  Skandinaviens; 
im  Winter  häufig  auf  Helgoland  uud  an  den  Küsten  Deutschlands. 

79.  Motacilla  flava  flava  L.  1758.  Gelbe  Bachstelze. 

In  Deutschland  Brut-  und  Zugvogel. 

ö  o 

80.  Motacilla  flava  borealis  Sund.  1842.  Nordische  Schafstelze. 

»Beim  alten  cf  sind  die  Ohrdecken  dunkler  als  bei  der  vorigen, 
schieferfarben  bis  schwarz,  der  Oberkopf  etwas  dunkler  grau,  der 
Supraciliarstreifen  fehlt;  auf  dem  Kropfe  dunkle  Schatten  oder  Flecke.« 


369 


Brütet  von  Skandinavien  bis  Sibirien;  kommt  auf  dem  Zuge  selten 
nach  Deutschland  (Renthendorf  im  Voigtland). 

81.  Motacilla  flava  rayi  (Bonap.)  1838. 

»Beim  erwachsenen  cf  ist  die  Oberseite  hell  olivengrün,  viel 
heller  und  gelblicher  als  bei  taivana  (Swinh.),  Stirn  und  Bürzel 
sind  lichter  und  etwas  gelblicher,  die  Ohrdecken  wenig  oder  gar  nicht 
dunkler,  an  ihrem  untern  Teile  mit  Gelb  gemischt  und  gestreift. 
Ganze  Unterseite  und  Supraciliarstreif  hochgelb,  Kropfgegend  oft  mit 
einigen  oliveufarbenen  Schatten  und  Flecken.  Flügel  etwa  80 — 84 
mm.  9  etwas  kleiner  (Flügel  etwa  3  mm  kürzer),  Oberseite  bräun¬ 
licher,  Unterseite,  besonders  Kehle  und  Brust,  viel  blasser  gelb.  Kropf¬ 
gegend  meist  mit  größeren  olivenbräunlichen  Flecken.  Herbstkleid 
etwas  blasser  als  Frühlingskleid.«  Großbritannien  und  Westfrankreich. 
Auf  dem  Zuge  gar  nicht  selten  auf  Helgoland  (und  mag  auch  in 
Westdeutschland  auzutreffeu  sein). 

82.  Motacilla  flava  melanocephala  Licht.  1823. 

»Von  allen  Formen  von  flava  auf  den  ersten  Blick  durch  den 
rein  kohlschwarzen  Oberkopf  unterschieden.  Unterseite  einschließlich 
des  Kinnes  prächtig  hochgelb.  Das  Schwarz  der  Kopfplatte  schließt 
die  Zügel  und  Ohrgegend  ein;  es  reicht  meist  bis  auf  den  Hinter¬ 
hals,  bisweilen  nur  bis  ins  Genick,  manchmal  bis  auf  den  Oberrücken. 
Von  einem  Supraciliarstreifen  findet  sich  meist  keine  Spur,  bisweilen 
ist  er  angedeutet  oder  deutlich  ausgebildet  und  dann  von  weißer  oder 
hochgelber  Farbe  (seltner  noch  von  solcher  Strichelung  auf  den  Ohr- 
deckeu  begleitet).  Die  Säume  der  Flügeldecken  sind  schön  gelb. 
Flügel  84 — 90  mm.«  Brutvogel  der  Balkanhalbinsel  und  Kleinasiens. 
Verfliegt  sich  zuweilen  nordwärts  bis  Helgoland  (unsicher,  ob  nicht 
zu  M.  flava  melanogrisea  Hom.  zu  rechnen!). 

83.  Motacilla  citreola  citreola  Pall.  1776. 

Rußland.  Auf  dem  Zug  mehrfach  nach  Helgoland  verschlagen. 
Wohl  irrtümlich  auch  1885  zur  Brutzeit  aus  Ostpreußen  erwähnt. 

84.  Motacilla  boarula  boarula  L.  1771.  Gebirgsbachstelze. 

Brutvogel  im  Gebirge;  im  Flachland  nur  auf  dem  Zuge. 
Zugvogel. 

85.  Motacilla  alba  lugubris  Temm.  1820. 

»Unterscheidet  sich  von  der  folgenden  im  Sommer  durch  die 
ganz'  schwarze^Oberseite,  dunklere,  schieferfarbene  Körperseiten  und 
schwarze  Flecken  an  den  Seiten  der  Vorderbrust.  Flügel  meist  2 — 3  mm 
länger.«  Großbritannien  u.  s.  w.  Auf  dem  Zuge  häufig  in  Helgoland. 

Zool.  Gart.  Jahrg.  XLVI.  1905.  24 


370 


86.  Motacilla  alba  alba  L.  1758.  Weiße  Bachstelze. 

Brut-  und  Zugvogel,  aber  vereinzelt  in  Westdeutschland  über¬ 
winternd. 

Fam.  Mniotiltidae. 

87.  Dendroeca  virens  (Gmel.)  1788. 

Östliches  Nordamerika.  Wurde  am  19.  Nov.  1858  auf  Helgoland 
von  einem  Knaben  geschossen. 

Fam.  Certhiidae. 

88.  Certhia  familiaris  familiaris  L.  1758.  Nordischer  Baumläufer. 

Skandinavien  und  Nordrußland  bis  Nordostdeutschland,  aber  nur 

östlich  von  der  Oder,  also  nur  in  Ost-  und  Westpreußen. 

89.  Certhia  familiaris  macrodactyla  Brehm  1831.  Langkralliger 

Baumläufer. 

»Unterscheidet  sich  vom  vorigen  durch  die  dunklere  Färbung 
der  Oberseite,  die  sowohl  durch  die  dunklere  Farbe  der  Wurzelteile 
der  Federn,  als  auch  durch  die  geringere  Ausdehnung  und  die 
schmutzigeren,  bräunlich  angehauchten  Mittelflecke  der  Federn 
(besonders  in  der  Rückenmitte)  entsteht.«  Brütet  im  übrigen  Deutsch¬ 
land  und  geht  bis  Südosteuropa.  »Alle  Baumläufer  von  Wesel  am 
Niederrhein  gehören  zu  dieser  Rasse«  (Hartert). 

90.  Certhia  brachydactyla  brachydactyla  Brehm  1820.  Kurzkralliger 

Baumläufer. 

»Schnabel  viel  länger,  Kralle  der  Hiuterzehe  kürzer  und 
stärker  gekrümmt  als  bei  dem  vorigen.  Die  Oberseite  ist  dunkler, 
mehr  graubraun,  da  die  hellen  Streifen  in  der  Mitte  der  Federn 
weißlicher,  die  Federränder  dunkler,  weniger  rostfarben  sind,  die 
rostgelbe  (tabaksgelbe,  lohfarbige)  Färbung  des  Bürzels  erscheint 
weniger  ausgedehnt  und  ist  nicht  ganz  so  lebhaft.  Der  Schwanz  ist 
etwas  graulicher.  Die  hellen  Schaftstreifen  an  den  Spitzen  der  Federn 
sind  an  der  Stirn  nur  undeutlich  oder  gar  nicht  ausgebildet.  Die 
Außenfahne  der  vierten  Schwinge  mit  deutlichem,  selten  undeutlichem, 
licht  rostgelben  Fleck.  Am  Unterflügel  steht  vor  der  ersten  Schwinge 
ein  deutlicher  dunkelbrauner  Fleck.  Die  Körperseiten  sind  viel 
stärker  bräunlich  rahmfarben  bis  gelbbräunlich  verwaschen;  diese 
Färbung  erstreckt  sich  auch  über  Bauch  und  Unterschwanzdecken,  welch 
letztere  aber  weiße  Spitzen  haben,  und  ein  sehr  schwacher  Hauch 
davon  überzieht  auch  meist  einen  Teil  des  Unterkörpers.  Schnabel 
des  (J  etwa  15.5 — 19.5,  des  9  etwa  13.5 — 16.5  mm.  Oberschnabel 
im  Leben  fast  schwarz,  dunkler  als  bei  C.  f.  familiaris  und  macro- 


371 


dactyla.«  Äußerst  selten  in  Ost-  und  Westpreußen,  sowie  in  Hinter¬ 
pom  mein,  häufig  in  Mittel-  und  Süddeutschland,  der  häufigste  Baum¬ 
läufer  in  Westdeutschland.  »Es  scheint,  als  ob  Stücke  aus  Nordost¬ 
deutschland  oben  heller  mit  weißlicheren  und  breiteren  Flecken  seien. 
Ich  kounte  aber  nur  wenige  Stücke  untersuchen,  dagegen  auch  ein¬ 
zelne  ebenso  helle  aus  Westdeutschland.«  (Hartert). 

91.  Tichodroma  muraria  (L.)  1766.  Mauerläufer. 

Hochgebirge  Mittel-  und  Südeuropas.  Verfliegt  sich  bisweilen 
bis  Süd-  und  Mitteldeutschland. 

Fam.  Sittidae. 

92.  Sitta  europaea  homeyeri  Hart.  1890.  Norddeutscher  Kleiber. 

»Steht  der  S.  eu.  europaea  L.  sehr  nahe,  aber  der  Unterkörper 
nicht  weiß,  sondern  rahmfarbig  bis  ockergelblich.«  Russische  Ostsee- 
provinzeu,  Ostpreußen  und  Polen. 

93.  Sitta  europaea  caesia  Wolf.  1810.  Süddeutscher  Kleiber. 

In  Mittel-  und  Süddeutschland  gemeiner  Stand-  und  Strichvogel 

Fam.  Paridae. 

94.  Parus  major  major  L.  1758.  Kohlmeise. 

Bekannter  Stand-  und  Strichvogel. 

95.  Parus  caeruleus  caeruleus  L.  1758.  Blaumeise. 

Ostpreußische  Stücke  sind  nach  Hartert  heller,  rheinische 

dagegen  etwas  düsterer. 

96.  Parus  cyanus  cyanus  Pall.  1770.  Lasurmeise. 

Ostrußland  und  Westsibirien.  Im  Winter  nicht  selten  bis 

Schlesien  und  Preußen  und  ausnahmsweise  noch  weiter  nach  Westen 
streichend. 

97.  Parus  cyanus  tianschanicus  (Menzb.)  1884. 

»Kleiner  als  P.  cy.  cyanus  Pall.,  Kopfplatte  und  Nackenfleck 
bläulichgrau  verwaschen,  Rücken  trüber,  mehr  schiefergrau,  äußere 
Steuerfedern  mit  ausgedehnterer  grauer  und  beschränkterer  weißer 
Färbung,  auch  die  inneren  Armschwingen  meist  mit  etwas  beschränk¬ 
terem  Weiß.«  Sibirien.  Am  12.  Okt.  1821  bei  Ohrdruf  nächst 
Gotha  erlegt. 

98.  Parus  ater  ater  L.  1758.  Tannenmeise. 

Europa  und  Nordasien;  bei  uns  Stand-,  höchstens  Strichvogel. 

99.  Parus  cristatus  cristatus  L.  1758.  Nordische  Haubenmeise. 

Brutvogel  in  Skandinavien,  Rußland  und  Ostpreußen. 


372 


100.  Parus  cristatus  mitratus  Brehm  1831.  Mitteleuropäische  Hauben¬ 
meise. 

»Von  der  vorigen  verschieden  durch  weniger  ins  Grauliche 
ziehende,  bräunlichere,  mehr  mit  Rostbraun  gemischte  Oberseite. 
Der  Bürzel  und  die  Oberschwanzdecken  sind  mehr  rostbräunlich.  Die 
weißen  Kopfseiten  haben  gewöhnlich  einen  merklichen  rahmfarbenen 
Schimmer,  die  Körperseiten  sind  lebhafter  und  stärker  rostgelblich 
überzogen;  oft  neigt  der  Schnabel  zu  größerer  Länge.«  Deutschland, 
wahrscheinlich  bis  zur  Weichsel,  Jütland  u.  s.  w. 

101.  Parus  palustris  palustris  L.  1758.  Nordische  glanzköpfige 

Sumpfmeise. 

»Beim  erwachsenen  cf  ist  der  ganze  Oberkopf  bis  auf  den 
Nacken  fortgesetzt  glänzend  schwarz  mit  mehr  oder  minder  deut¬ 
lichem  blauen  Schimmer,  die  einzelnen  tiefschwarzen  Federn  mit 
scharf  sich  abhebenden  hellen  Lichtreflexen  an  den  Spitzen  kürzer, 
gerundeter,  kompakter  als  bei  den  Formen  von  atricapillus.  Unterer 
Teil  des  Zügels,  Ohrgegend  und  Halsseiten  weiß,  letztere  schwach 
rostfahl  übervvaschen.  Rücken,  Oberflügel  und  Oberschwanzdecken 
graubraun,  gegenüber  den  andern  europäischen  Formen  von  palustris 
lichter  und  mehr  grau,  aber  einigermaßen  variabel  und  im  abge¬ 
tragenen  Brutgefieder  viel  fahler,  graulicher.  Schwingen  graubraun, 
Handschwingen  mit  weißlichgrauen,  Armschwiugen  mit  breiteren 
mehr  bräunlichgrauen  Außensäumen,  die  innersten  ganz  fahl  grau¬ 
bräunlich  verwaschen,  Innensäume  schmutzigweiß.  Steuerfedern  bräun¬ 
lich  dunkelgrau  mit  bräunlichgrauen,  ins  Olivenfarbene  ziehenden 
Säumen.  Großer  schwarzer  Kinnfleck,  etwa  bis  in  die  Mitte  der  Kehle 
reichend;  im  Frühjahr  verschwinden  die  weißlichen  Spitzen  der 

unteren  Kehlfedern  mehr,  wodurch  der  schwarze  Fleck  an  Aus- 

•  • 

dehnung  gewinnt.  Übrige  Unterseite  fast  weiß,  nur  die  Seiten, 
Steiß  und  Unterschwanzdecken  trüb  rahmfarben.  Unterfliigeldeckeu 
weiß  mit  rahmfarbenem  Schimmer.  Schnabel  schwarz,  Iris  dunkel¬ 
braun,  Füsse  aschbläulich.  Flügel  etwa  65 — 67,  selten  69,  Schwanz 
56  —  60,  Lauf  15 — 16.5,  Schnabel  etwa  7.5,  Culmen  etwa  9.6 — 10.6  mm. 
9  wie  cf»  nur  meist  etwas  kleiner:  Flügel  etwa  62 — 64  mm.«  Brut¬ 
vogel  im  südlichen  und  mittleren  Skandinavien,  den  russischen  Ost¬ 
seeprovinzen  und  in  Ostpreußen. 

102.  Parus  palustris  communis  Bald.  1827.  Mitteleuropäische  glanz¬ 
köpfige  Sumpfmeise. 

»Oberkopf  ebenfalls  glänzend  schwarz.  Von  der  vorigen  durch 
dunklere,  bräunlichere  Oberseite  zu  unterscheiden.  Kopfseiten  meist 


373 


deutlicher  rahm-  oder  lichtrostfarben  getrübt,  die  Armschwitigensäume 
etwas  mehr  olivenbräunlich.  Flügel  lang,  cf  meist  etwa  G5 — 67.5, 
selten  bis  69  mm.«  »Von  der  folgenden  Form  durch  etwas  helleren 
Rücken  unterschieden.«  Deutschland  (mit  Ausnahme  der  Rheingegen¬ 
den  und  Ostpreußens)  und  Alpen  bis  etwa  1000 — 1200  m. 

103.  Panis  palustris  longirostris  Kleiuschm.  1897. 

»Wie  vorige,  aber  Rücken,  besonders  Iuterskapularraum  und 
Bürzel,  dunkler,  mehr  ins  Olivenfarbene  ziehend.  Schnabel  veränder¬ 
lich,  aber  zu  größerer  Länge  und  Dicke  neigend.«  Rheingegenden 
und  Frankreich,  Belgien  und  Holland. 

104.  Parus  atricapillus  salicarius  Brehm  1831.  Mitteldeutsche 

Weideumeise. 

»Unterscheidet  sich  wie  alle  andern  »mattköpfigen  Sumpfmeisen« 
vou  den  dem  Unkundigen  sehr  ähnlich  erscheinenden  Formen  von 
palustris  vorzugsweise  durch  folgende  Merkmale:  Der  Oberkopf  ist 
fast  glanzlos,  braunschwarz,  die  einzelnen  Federn  schwächer  pig¬ 
mentiert,  länglicher,  weniger  kompakt,  etwas  mehr  zerschlissen,  ohne 
scharf  sich  abhebende  Lichtreflexe.  Der  schwarze  Kehlfleck  ist  etwas 
ausgedehnter.  Schnabel  länger,  gestreckter.  Schwanz  mehr  gestuft,  die 
zwei  äußersten  Steuerfederpaare  merklich  verkürzt.  Kleiner  als  assi- 
milis  und  mit  dunklerem  Rücken.  Rücken  braungrau  mit  rostfarbener 
Beimischung.  Halsseiten  bis  an  die  Ohrdecken  schmutzig  rahmfarben 
übertüncht.  Körperseiten  rostfarben  verwaschen,  lebhafter  als  bei 
dem  im  gleichen  Gebiete  wohnenden  P.  palustris  communis.  Flügel 
cf  etwa  59.5 — 65.5,  9  57 — 60,  Schwanz  cf  57 — 60,  9  etwa 
50 — 56,  Culmen  9 — 10.2  mm.  Manchmal  sind  die  cf  so  klein  wie 
die  grösseren  9>  m  der  Regel  aber  merklich  größer.«  Bewohnt  Mittel¬ 
deutschland  und  Österreich. 

105.  Parus  atricapillus  rhenanus  Kleinschm.  1900. 

»Sehr  ähnlich  dem  vorigen,  aber  die  Oberseite  etwas  düsterer 
und  der  Flügel  durchschnittlich  länger:  etwa  58 — 63  mm«.  Am 
Rhein  von  Worms  und  Mainz  bis  Wesel  und  Holland. 

106.  Parus  atricapillus  borealis  Selys.  1843.  Nordische  mattköpfige 

Sumpfmeise. 

»Beim  erwachsenen  cf  ist  die  Kopfplatte  tiefschwarz,  dunkler 
als  bei  montanus  und  assimilis,  ohne  oder  mit  sehr  schwachem 
braunen  Anfluge,  mit  etwas  seidenartigem  Schimmer.  Wangen,  Ohr¬ 
gegend  und  Halsseiten  fast  ganz  reinweiß,  diese  Färbung  bis  auf  die 
Nackenseiten  ausgedehnt.  Rücken,  Schulterfedern  und  Oberschwanz- 

o  • 


374 


decken  bräunlichgrau,  etwas  variabel,  meist  fast  grau,  manchmal 
aber  bräunlicher  als  in  der  Regel.  Äußere  Handschwingensäume 
graulichweiß,  die  Säume  der  Armschwingen  viel  breiter.  Unterseite 
trübweiß,  die  Seiten  mit  schwachem  bräunlich  rahmfarbenen  Anflug. 
Flügel  cf  etwa  63 — 67,  selten  bis  68,  Schwanz  etwa  59 — 64,  Culmen 
10 — 11,  Lauf  15 — 16  mm.  Q  wie  cf,  nur  etwas  kleiner;  Flügel 
ungefähr  60 — 63  mm.  —  Der  Schnabel  ist  verhältnismäßig  klein. 
Färbung  viel  lichter,  graulicher,  Größe  bedeutender  als  bei  salicarius, 
geringer  als  bei  montanus.  Schnabel  dicker  und  kürzer,  Färbung 
weniger  rostgelblich  als  bei  assimilis.«  Skandinavien,  Europäisches 
Rußland  und  Ostpreußen,  wo  sie  (mindestens  bisweilen  an  den  Ufern 
masurischer  Seen)  noch  brütet. 

107.  Aegithalus  caudatus  caudatus  (L.)  1758.  Nordische  Schwanzmeise. 
Nord-  und  Osteuropa  und  Sibirien.  In  Deutschland  von  Osten 

her  ungefähr  bis  in  die  Mitte,  genaue  Grenze  nicht  bekannt.  Im 
Winter  mehr  umherstreifend  und  dann  auch  bis  Hessen  und  an  den 
Rhein  gelangend,  meist  aber  nur  in  geringerer  Anzahl. 

108.  Aegithalus  caudatus  europaeus  (Herrn.)  1804.  Mitteleuropäische 

Schwanzmeise. 

»Wie  die  vorige,  aber  das  Gefieder  nicht  ganz  so  lang  und  reich, 
die  Kopfseiten  vom  Vorderrand  des  Auges  an  oder  erst  hiuter  dem 
Auge  mit  mehr  oder  minder  breiten  schwarzen  oder  braunen  Streifen. 
Ohrdecken  getrübt,  au  der  Vorderbrust  eine  mehr  oder  weniger 
deutliche  braune  Fleckenreihe,  Handschwingen  höchstens  mit  an¬ 
gedeuteten  schmalen  weißen  Außensäumen,  meist  aber  ganz  ohne 
solche,  Schwanz  meist  etwa  um  5  mm  oder  noch  kürzer.  Flügel 
etwa  62 — 67  mm.«  Südliches  Mitteleuropa;  in  Deutschland  im 
Westen  ostwärts  bis  Hessen  und  Thüringen.  Am  Rhein  kommt  als 
Brutvogel  ausschließlich  diese  Form  vor.  Bttgr. 


Einige  Aberrationen  und  sonst  seltene  Arten  von  Schmetterlingen 

im  Mainzer  Becken. 

Von  Wilhelm  Schuster,  Pfarrer. 

Der  W  olfsmilchsch  wärmer  ( Deilephila  euphorhiae )  ent¬ 
wickelt  bei  uns  oft  fast  rosenrote  Vorderflügel,  während  sie  sonst  in 
der  Regel  blaßfarbig  mit  ganz  schwachem  rosigem-  Schimmer  sind ; 
einige  sehr  hübsche  rosenrote  Falter  dieser  aberratio  par alias  besaß 


375 


bis  vor  kurzem  Herr  Eiseubahnsekretär  Karl  Andreas  in  Gonsen¬ 
heim.  —  Von  Melitaea  didyma  fing  Frhr.  von  Kittlitz  (Mainz) 
auf  unserem  Saude  ein  völlig  schwarzes  Stück,  dessen  Fühlerkeulen 
allein  noch  ein  rotes  Ende  hatten.  —  Lycaena  corydon ,  der  Silber¬ 
graue  Bläuling,  ist  auf  dem  Mainzer  Sande  geradezu  gemein. 
Er  fängt  sich,  besonders  von  August  an,  recht  häufig  in  den  Netzen 
der  Kreuzspinne  zusammen  mit  den  Kleinen  und  Großen  Heu¬ 
faltern  (Coenonympha  pamphilus  und  typhon)  und  ungemein  vielen,  sehr 
verschiedenartigen  Marienkäferchen  ( Coccinella ).  Herr  Postdirektor  a.  D. 
Wittich  (Gonsenheim-Mainz)  hat  ein  total  manufarbiges  Weibchen 
erbeutet.  Auch  die  ab.  syngrapha  und  cinnus  finden  sich  vor,  letztere 
selten  (W.  von  Reichenau,  Mainz).  —  Die  seltene  Nola  togatulalis 
hat  sich  seit  1886  auf  dem  Mainzer  Sande  an  Eichenbüschen  einge- 
fünden;  die  Raupen  sind  in  ziemlich  großer  Anzahl  erhältlich  in 
dem  Gebüsch  bei  der  evang.  Kirche  vor  Gonsenheim.  Wenn  Frost 
die  Eichenblätter  schwarz  hat  werden  lassen,  findet  man  die  Raupen 
am  leichtesten,  wie  Andreas  ausfindig  gemacht  hat.  —  Typisch  sind 
ferner  für  gewisse  Stellen  des  Mainzer  Beckens  Philalaptrix  aquata , 
so  typisch,  daß  eigentlich  der  Fundort  »Mogunt.«  (=  Mainz)  in  Stau- 
diugers  Katalog  stehen  müßte,  und  die  ebenfalls  recht  unscheinbare, 
kleine  und  schwer  aufspauubare  Tlialpochares  paula.  —  Das  Tau 
(Aglia  tau)  ist  nach  meinen  Beobachtungen  im  Buchenwald  bei 
Wiesbaden  fast  in  jedem  Jahre  gemein.  Daselbst,  in  der  Nähe  der 
Platte,  fiug  Oberpostsekretär  W.  Maus  (Wiesbaden)  Argynnis  ino , 
während  der  jüngst  verstorbene,  weitberühmte  Lepidopterologe  Pfarrer 
A.  F  u  ch  s  in  Bornich  am  Rhein  Argynnis  adippe  mehr  im  Gebirge,  im 
oberen  Wispertal,  erbeutete.  —  Betreffs  des  Totenkopfs  ( Acherontia 
atropos)  lebe  ich  der  Überzeugung,  daß  sich  sein  Bestand  hier  im 
warmen  Mainzer  Becken  fast  nur  aus  überwinterten  Puppen  rekrutiert- 


Kleinere  Mitteilungen. 


Das  Doppel  körnige  Nashorn  (lihinoceros  sumatrensis)  auf  dem  Aus¬ 
sterbeetat.  Nach  L.  Wray,  der  darüber  im  Journal  of  the  Federated  Malay 
States  Museum  No.  2,  1905  berichtet,  ist  das  Su m atra -Nashorn  infolge  unab¬ 
lässiger  Nachstellungen  von  seiten  der  Eingeborenen  in  dem  Dindings-Gebiete  der 
Malayischen  Halbinsel  überaus  selten  geworden.  Die  Tiere  werden  in  verdeckten, 
tiefen  Grubenfallen,  die  auf  ihren  Wechseln  angebracht  werden,  gefangen,  und  die 
Malayen  rühmen  sich  auf  diese  Weise  an  50  Stück  allein  in  und  um  den  Dindings- 
Distrikt  erbeutet  zu  haben.  Vor  einigen  Jahren  hatte  sich  der  Fang  und  die  Aus- 


376 


fuhr  dieser  begehrten  Tiere  aus  jener  Gegend  zu  einem  einträglichen  Geschäfte 
entwickelt,  aber  mit  dem  Resultate,  daß,  wo  die  Rhinocerosse  früher  ganz  häufig 
waren,  sie  jetzt  nur  noch  sehr  spärlich  auftreten  und  schwer  zu  fangen  sind.  Die 
beiden  noch  im  Schönbrunner  Tiergarten  bei  Wien  verpflegten  Stücke  dieser  seltnen 
Art  mögen  wohl  auch  jener  Quelle  entstammen.  Der  Verfasser  bemerkt  zum 
Schlüsse,  daß  das  Java-Nashorn  (Rh.  sondaicus),  das  nur  ein  Horn  trägt,  und 
von  dem  beiläufig  sich  weder  ein  gestopftes,  ausgewachsenes  Stück,  noch  selbst  ein 
Kopf  im  British  Museum  befänden,  in  diesem  Teile  Hinterindiens  unbekannt  sei. 

(Nach  H.  Cox’  »Field«,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  London.  Vol. 
105,  No.  2789  p.  1096).  Bttgr. 


Vertilgung  von  Eichhörnchen,  Hähern  und  Krähen.  In  den 
Domanialwaldungen  der  Großherzogi.  Oberförsterei  Nieder-Ohmen  (Vogelsberg) 
wurden  vom  1.  Juli  1904  bis  80.  Juni  1905  erlegt: 


Krähen 

Häher 

Eich¬ 

hörnchen 

Summe 

Schu߬ 
prämien 
ä  20  Pf. 

Forstwartei  Obergrubenbach 

2 

37 

3 

42 

8,40  M. 

Forstwartei  Mücke  .... 

4 

64 

32 

100 

20,00  M. 

Forstwartei  Stangenrod  .  . 

— 

13 

15 

28 

5,60  M. 

Summa 

6 

114 

50 

170 

34,00  M. 

Die  Vertilgung  der  Eichelhäher  läßt  also  nichts  zu  wünschen  übrig. 

Ludwig  Schuster. 


Neue  Säugetiere  XVI.  (Für  I — X  vergl.  Zool.  Garten  Jahrg.  1903  p.  131, 
für  XI  Jahrg.  1903  p.  267,  für  XII  und  XIII  Jahrg.  1904  p.  69  und  290  und  für 
XIV  und  XV  Jahrg.  1905  p.  88  und  280). 

98.  In  einer  Arbeit  über  die  Giraffen  vom  Kilimandscharo  und  vom  Niger 
bringt  R.  Lydekker  schöne  farbige  Abbildungen  Taf.  11  von  Giraffa  camelo- 
pardalis  tippelslcirchi  (Vollbild:  Junges  £>)  und  Taf.  12  von  Köpfen  der  G.  cam. 
peralta  (Fig.  1 — 2)  und  G.  cam.  cottoni  (Fig.  3).  Proc.  Zool.  Soc.  London  1905  I, 
p.  119-121. 

99 — 100.  Myosorex  sclateri  n.  sp.  von  Zululand  p.  131  und  M.  tenuis  n.  sp. 
aus  dem  Wakkerstroom-Distrikt,  Südost- Transvaal,  p.  132,  kleine  Insektenfresser. 
O.  Thomas  &  H.  Schwann,  ebenda. 

101.  Dieselben  bringen  einen  Schlüssel  für  die  Unterscheidung  der  vier 
von  ihnen  unterschiedenen  Subspecies  von  Scharrtieren  (Suricata  suricata  Ham.) 
aus  Südafrika,  ebenda  p.  134. 

102.  R.  J.  Pocock  hat  eine  wichtige  Arbeit  über  den  Großen  Kudu,  den 
er  in  eine  südliche  Rasse  (Strepsiceros  strepsiceros  typ.)  und  in  eine  nördliche 
(Str.  str.  chora  Cretzschm.)  einteilt,  die  nur  vier  weiße  Streifen  statt  der  9—10 
auf  den  Rumpfseiten  und  Hinterbacken  zeige.  Ebenda  p.  139 — 142.  Bttgr. 

Affenjunges  von  einem  Weib  in  Darmstadt  an  Kindes  Statt 
angenommen  und  groß  gesäugt.  Am  Hof  in  Darmstadt  wurde  eine  Affin 
gehalten;  am  29.  Mai  bekam  sie  ein  Junges.  Der  Hofmeister  der  jungen  Prinzen, 
Joachim  von  Walsburg,  wurde  auch  »Rechtsbeistand«  des  kleinen  Affentierchens. 
Der  Bericht,  den  dieser  an  den  zum  Gebrauche  der  Brunnenkur  in  Schwalbach 


377 


weilenden  Landesherrn  als  Postscriptum  unterm  29.  Mai  abgehen  ließ,  lautete: 
»Ich  soll  E.  F.  Gn.  unterthänig  melden,  daß  gleich  jetzt  um  7  Uhr  zu  Abend  die 
Affin  Mutter  wurde  und  ein  junges  Äff'lein  N.  B.  generis  masculini  geworfen  hat, 
welches  sie  sobald  in  die  Arme  genommen  und  so  hart  an  sich  gehalten  hat,  daß 
man  es  mit  Fug  nicht  wohl  von  ihr  zu  bringen  wußte;  endlich  habe  ich  es  ihr 
doch  mit  Vortheil  abgenommen  und  Hans  Kelners  Hausfrau  zugestellt,  die  es  ihrer 
Tochter  —  Eueres  Kochs  Hausfrau  —  anhängen  und  fleißig  darauf  sehen  will,  ob 
sich’s  von  ihr  ernähren  will.  Sonst  kann  man  nicht  bemerken,  daß  die  Äffin  dies¬ 
mal  mehr  Jungen  bei  sich  trägt«.  —  Der  geneigte  Leser  denkt  wohl:  Ei  der 
tausend,  am  Hof  in  Darmstadt  muß  ja  ein  ganz  wissenschaftlicher  und  freiheitlicher 
Geist  herrschen!  Sic  et  non.  Die  Geschichte  datiert  nämlich  aus  dem  Jahre  —  1595, 
lange  ehe  man  etwas  von  Darwin  wußte.  Am  31.  Mai  setzt  der  adelige  Pflege¬ 
vater  seinen  Bericht  an  den  Landgrafen  Georg  I.  also  fort:  »Den  jungen  Affen 
hat  Hanß  Kellers  Tochter  noch  bey  sich  und  seuget  denselben,  welcher  die  Brüste 
gestern  angenommen,  und  nehret  sich  nun  zimblich  und  ist  sonsten  noch  gar 
wacker«.  Der  Bericht  vom  1.  Juni  lautet:  »Soviel  den  jungen  Affen  betrifft,  hab 
ich  denselben  nochmals  Georgen  des  Kochs  Weib  mit  Vleiß  befohlen,  daß  sie  den¬ 
selben  vor  den  Kindern  und  sonsten  wohl  verwahren  soll ;  gleichermaßen  habe  ich 
auch  befohlen,  daß  ihr  Mehl  zu  dem  Brei  gegeben  werden  soll  und  täglich  während 
des  Seugens  ein  Trunk  Bier  von  Hof,  und  kann  nicht  anders  vermerken,  denn  daß 
sie  ihme  bisher  fleißig  gewartet  hat,  wie  sie  denn  auch  dasselbe  fürder  zu  tun 
zugesagt.  Sonsten  ist  berührtes  Äfflein  gar  wacker,  denn  es,  sobald  es  Hans  Kellers 
Frau  gebadt,  frisch  umb  sich  gesehen,  auch  gleich  die  Brüste  angenommen  und 
gesogen.  Ist  über  den  Kopf  und  leib  haricht,  und  seind  die  haar  oben  an  den 
Spitzen  fast  schwarz  und  an  der  Haut,  der  Affenfarb  nach,  grüngelbicht ;  im  gesicht 
ist’s  gar  kahl,  so  stehen  ihm  die  haar  unten  am  Bauch  auch  gar  dünne,  regt  sich 
sonsten  und  greift  umb  sich;  so  schreiet  es  auch  seiner  Art  nach,  kan  aber  noch 
zur  Zeit  nicht  sitzen  oder  stehen,  denn  es  ist  noch  zu  weich  auf  den  Beinen,  und 
vermerkt  man  im  wenigsten  nicht,  daß  es  die  Äffin  zu  halt  getruckt.  So  ist  es 
auch  zimblich  groß,  inmassen  Euer  Fürstliche  Gnaden  abbeigefügtem  Conterfait, 
welches  Peter  der  Mahler  gemacht,  ungeuerlich  gesehen  können ;  und  bericht  des 
Kochs  Weib,  wan  sie  es  geseuget,  daß  sie  es  dann  in  ein  Leintuch  und  Pelzplacken 
lege,  darin  es  dann  sonderlich  des  Nachts  gar  still  liege,  und  versehe  mich,  es  soll 
wohl  aufzubringen  sein.  —  Der  Äffin  hab  ich  nachmals  bestellt,  daß  ihr  mit  Vleiß 
gewartet  werden  soll,  und  ist  dieselbige  itzo  lustiger  als  sie  gestern  und  vorgestern 
gewesen,  denn  sie  zimblich  wiederum  ißet  und  trinket«.  Dergleichen  Berichte 
gingen  von  da  an  täglich  an  den  Landgrafen,  und  zwar  werden  in  ihnen  mit  dem 
Befinden  des  erwähnten  Kostgängers  zugleich  das  der  fürstlichen  Kinder  und  der 
jungen  Fasanen,  die  alle  als  frisch  und  gesund,  wacker  und  lustig  geschildert 
werden,  abgehandelt.  Das  Affenkind  gedieh  bei  seiner  Kost  ganz  vortrefflich,  wurde 
groß  und  stark,  erhielt  den  Namen  »Meister  Martin«  und  verschwindet  Ende  Juni 
in  den  Akten,  weil  sein  körperlicher  Zustand  nichts  mehr  zu  wünschen  übrig  ließ.  — 
Die  Frau  Georgs  des  Kochs,  geb.  Kellner,  aber  erhielt  ihrer  Muttermilch  Verdienste 
wegen  ein  »grau  wullen  mutzen  und  Rock,  sowie  15  albus  an  gelt«.  —  Schon  im 
»Jahrbuch  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde«  in  Wiesbaden  1904  (Jahrg.  57), 
S.  64  [Sonderabdruck  S.  19J  habe  ich  einen  gewissen  Versuch  vorgeschlagen.  »In 
Afrika  rauben  öfters  Menschenaffen  schwarze  Frauen.  Es  wäre  von  dem  aller¬ 
größten  wissenschaftlichen  Interesse,  den  Vollzug  eines  Begattungsaktes  zwischen 


378 


Menscli  und  Affe  herbeizuführen.  Unzweifelhaft  würde  es  zur  Bildung  eines  Bastards 
kommen,  da  der  Affenorganismus  ja  gerade  (allein  von  allen  anderen  tierischen) 
die  gleichen  Blutkörperchen  besitzt  wie  der  menschliche«.  —  Inzwischen  ist  einige 
Zeit  vergangen,  in  der  man  ganz  neuerdings  erfahren  hat,  daß  zur  richtigen  Be¬ 
fruchtung  von  animalibus  gar  nicht  einmal  ein  inniger  leiblicher  Konnex  zwischen 
Mann  und  Weib  nötig  ist,  sondern  nur  das  Sperma  auf  rein  technischem  oder 
mechanischem  Wege  übertragen  werden  muß,  indem  man  es  wie  etwa  in  Süd¬ 
deutschland  den  »Wein  über  die  Straße«  holt.  Wenn  sich  nur  erst  die  Objekte 
zur  Anstellung  des  Versuchs  fänden  I1) 

An  jenem  Hof  in  Darmstadt  wurden  auch  »verhaltene«,  nämlich  in  Gefangen¬ 
schaft  gehaltene,  gelernte  Finken,  ein  gezähmter  Fuchs  und  ein  ungezähmter  Bär 
gehalten;  der  Bär  machte  sich  einmal  in  einem  lichten  Augenblicke  von  seiner 
Kette  los  und  begann  zum  Entsetzen  des  Hofgesindes  die  Schloßtreppe  zu  ersteigen 
(vergl.  »Archiv  für  hessische  Geschichte  etc.«  1872). 

Wilhelm  Schuster,  Pfr. 

Herings-  oder  Mantelmöwen  in  Südbayern.  Gelegentlich  eines 
photographisch-zoologischen  Ausflugs  am  12.  Oktober  1905  ins  Schleißheimer  Moos 
(etwa  18  km  nördlich  von  München)  traf  ich  dort  einen  großen  Schwarm  von 
vielleicht  800  mir  sehr  auffallenden  Vögeln  von  etwa  Krähengröße.  Ich  erkannte 
sie  bald  an  der  Stimme  als  Möwen  —  näher  kommend  auch  absolut  als  Herings- 
(Larus  fuscusj  oder  Mantelmöwen  ( Larus  marinus).  Mit  Bestimmtheit  die  Art 
anzugeben  war  mir  aber  nicht  möglich,  da  sie  mich,  trotzdem  sie  nicht  scheu  schienen» 
nicht  nahe  genug  heranließen.  Soviel  ich  erkennen  konnte,  trugen  die  meisten 
Individuen  noch  das  Sommerkleid.  Ein  mäßig  breiter  Bach,  der  aber  an  vielen 
Stellen  ziemlich  tief  ist  und  eine  Menge  Fische  beherbergt,  war  der  Anziehungs¬ 
punkt  für  die  fremde  Gesellschaft.  Teils  in  wundervollem,  leichten  Flug  über  dem 
Wasser  schwebend  oder  seinem  Lauf  entlang  fliegend  oder  auf  dem  Wasser 
schwimmend  (ruhend),  teils  das  Ufer  belebend,  boten  die  schönen  Vögel  ein 
anziehendes  Bild.  An  die  ein  und  eine  halbe  Stunde  konnte  ich  mich  in  ihren 
Anblick  vertiefen,  ohne  daß  sie  sich  gestört  fühlten.  Dann  stellte  ich  meine  13  X  18 
Kamera  auf  und  wollte  mit  Hilfe  des  Teleobjektivs  eine  Aufnahme  dieser  nie 
ruhigen  Gesellschaft  versuchen.  Das  Einstellen  mit  dem  Teleobjektiv  ist  lang¬ 
wierig  und  schwer.  Als  ich  —  immer  unter  dem  Dunkeltuch  arbeitend  —  endlich 
ein  leidlich[scharfes  Bild  auf  der  Mattscheibe  hatte  und  nun  die  Kassette  einschieben 
wollte,  mußte  ich  zu  meinem  Arger  und  meiner  Verwunderung  sehen,  daß  kein 
einziger  Vogel  mehr  vorhanden  war,  den  ich  hätte  aufnehmen  können.  Obwohl 
das  Moos  einen  großen  Horizont  besitzt,  konnte  ich  doch  weit  und  breit  von  den 
Vögeln  nichts  mehr  gewahr  werden.  Ich  zog  also  betrübt  und  beschämt  ab.  Auch 
als  ich  am  nächsten  Tag  die  Stelle  wieder  aufsuchte,  waren  keine  Möwen  mehr 
vorhanden.  Es  würde  mich  interessieren  zu  erfahren,  ob  nicht  der  eine  oder  andere 
der  Herren  Mitarbeiter  auch  Möwen  um  diese  Zeit  so  weit  im  Binnenlande  beob¬ 
achtet  hat.  Ich  wäre  für  eventuelle  Mitteilung  in  dieser  Zeitschrift  sehr  dankbar. 

Karl  Soffel. 

i)  Menschliche  Muttermilch  scheint,  überhaupt  Tieren  gut  zu  bekommen  und  von 
diesen  gern  angenommen  zu  weiden.  So  nähren  z.  B.,  wie  ich  aus  ganz  zuverlässigen 
Missionsberichten  (1905)  ersehe,  die  samoanischen  Frauen  an  ihrer  Brust  zugleich  mit 
ihrem  Säugling  ihr  Lieblingsferkel  oder  ihr  Sehoßhündchen  —  eine  Sitte, 
die  die  Mission  bis  jetzt  nicht  hat  abschaffen  können  (während  sie  doch  z.  B.  die  Ehe¬ 
schließung  durch  öffentliche  Defloration  und  anderes  ganz  hat  verschwinden  lassen). 


379 


Karl  Müller  f.  Unserem  hessischen  Landsmann,  meinem  Amtskollegen, 
Pfarrer  und  Dekan  i.  P.  Karl  Müller  müssen  wir  das  letzte  »Yale  et  salve!«  nach- 
rufen.  Wir  lesen  in  einer  Tageszeitung :  »Zum  Gedächtnis  eines  Vergessenen. 
Zu  Alsfeld  in  Oberhessen  wurde  am  26.  September  d.  J.  ein  Mann  zu  Grabo 
getragen,  der,  wie  auch  die  Presse  sein  Ableben  nicht  berichtete,  in  seinen  letzten 
Lebensjahren  von  der  Welt  völlig  vergessen  worden  zu  sein  scheint,  obwohl  seine 
Arbeiten  naturwissenschaftlicher  Art  einst  von  Hunderttausenden  gelesen  worden 
sind.  Es  ist  dies  der  frühere  Pfarrer  und  Dekan  Karl  Müller.  Dio  Brüder 
Müller  waren  lange  eifrige  Mitarbeiter  der  »Gartenlaube«  und  wurden  durch  die 
Mitarbeit  an  diesem  Blatte,  das  in  den  60er  und  70er  Jahren  auf  seinem  Höhe¬ 
punkt  stand  und  mehr  als  200  000  Abonnenten  hatte,  in  weiten  Kreisen  bekannt. 
Beide  Brüder  schrieben  »Wohnungen,  Leben  und  Eigentümlichkeit  in  der  höheren 
Tierwelt«,  »Tiere  der  Heimat«,  »Unsere  nützlichsten  Säugetiere  und  Vögel«,  »Dnsere 
besten  deutschen  Singvögel«,  »Der  Hund  und  seine  Jagd«.  —  Karl  Müller  war  am 
16.  Juli  1825  zu  Fried b erg  in  der  Wetterau  geboren  als  Sohn  des  verdienten 
Schulmannes  Peter  Müller,  dem  man  an  der  Stätte  seiner  Wirksamkeit,  auf  dem 
Platze  vor  dem  Lehrerseminar  zu  Friedberg,  ein  Denkmal  errichtet  hat.  Er 
studierte  Theologie  und  war  Pfarrer,  dann  Dekan  in  Alsfeld,  bis  er  im  Jahre  1896 
in  den  Ruhestand  trat.  K.  Müller  hat  sich  auch  als  feinsinniger,  gemütvoller 
Lyriker  hervorgetan«.  —  Karl  Müller  ist  in  der  Blütezeit  seines  Schaffens  (in  den 
60er  und  70er  Jahren)  ein  sehr  eifriger  und  unermüdlicher  Mitarbeiter  unserer 
Zeitschrift  gewesen.  In  den  letzten  Jahren  war  er  geistesumnachtet,  wohl  infolge 
der  mannigfachen  Bitternisse  seines  Lebens.  Wilhelm  Schuster,  Pfr. 


Literatu  r. 


V.  Ritter  v.  Tschusi  zu  S chmidhoffen,  Über  den  Zug  des  Seidenschwanzes 
(Ampelis  garrula  L.)  im  Winter  1903 — 04.  —  Sep.-Abdr.  a.  Ornis  Vol.  13, 
Juni-No.  1905.  8°.  56  pag. 

Diese  wuchtige  Arbeit  gibt  nicht  nur  Aufklärung  über  den  ungewöhnlich 
starken  Zug,  d.  h.  über  die  Masse  der  aufgetretenen  Vögel,  und  seine  räumliche 
Ausdehnung  und  Dauer,  sondern  sie  bietet  auch  ein  erschöpfendes  Bild  des  Vogels 
selbst  und  seiner  Lebensgewohnheiten.  Der  Verfasser  hat  das  gesamte  ihm  zu¬ 
gängliche  Material  geographisch  nach  den  einzelnen  Staaten  und  innerhalb 
dieser  nach  Ländern  und  Provinzen  alphabetisch,  und  um  den  zeitlichen  Verlauf 
des  Zuges  besser  verfolgen  zu  können,  separat  auch  chronologisch  geordnet, 
woran  sich  Schlußbemerkungen  über  räumliche  und  zeitliche  Ausdehnung  des  Zuges, 
über  die  Ursachen  desselben  und  über  die  Nahrung  des  Vogels  anreihen.  Während 
schon  in  den  nordöstlichen  Provinzen  Deutschlands  der  Seidenschwanz  eine]  jähr¬ 
liche,  wenn  auch  in  geringer  Zahl  auftretende  Wintererscheinung  bildet,  ist  sein 
Auftreten  in  den  südlicheren  Teilen,  in  Mittel-  und  besonders  Süd -Deutschland, 
schon  ein  weit  seltneres,  wogegen  nach  Osten  zu  sich  die  Häufigkeit  seines  winter¬ 
lichen  Auftretens  nicht  nur  mehrt,  sondern  auch  die  Grenze  seines  Vordringens 
weiter  nach  Süden  reicht.  Beiläufig  sei  übrigens  bemerkt,  daß  in  Hessen  nach 

W.  und  L.  Schuster  und  nach  v.  Tschusi  im  Winter  1903 — 04  kein  Stück 


380 


des  Vogels  beobachtet  worden  zu  sein  scheint.  Schon  Anfang  Oktober  1903  zeigten 
sich  Schwärme  des  Vogels  von  30 — 40  Stück  auf  Helgoland  und  solche  von 
300 — 400  Stück  zu  Rytro  in  Galizien.  Die  letzten  treffen  ein  am  11.  Mai  1904 
zu  Tavarna  in  Ungarn,  und  der  allerletzte  im  Juni  1904  wieder  auf  Helgoland. 
Der  Wanderzug  des  Seidenschwanzes  im  Herbst  und  Winter  1903 — 04  gehörte, 
wenn  auch  nicht  überall  örtlich,  so  doch  im  allgemeinen  zu  den  bedeutendsten, 
die  wir  kennen.  Ebenso  galt  das  Auftreten  dieses  nordischen  Vogels  in  unsern 
Breiten  früher  als  Seltenheit,  aber  wir  wissen  jetzt,  daß  er  gar  kein  so  seltener  Winter¬ 
gast  bei  uns  ist,  sondern  in  kleinen  oder  größeren  Flügen  bald  da,  bald  dort  er¬ 
scheint.  Der  große  Südzug,  von  dem  in  der  vorliegenden  Abhandlung  die  Rede 
ist,  hatte  eine  ganz  außerordentliche  Ausdehnung,  die  in  ihrer  äußeren  Umgrenzung 
westwärts  bis  Großbritannien  und  Irland  und  bis  Südost-Frankreich  reichte,  nach 
Süden  sich  in  Italien  bis  über  die  Apenninen  erstreckte  und  ostwärts  Rumänien 
und  Südrußland  umfaßte.  Die  größten  Ansammlungen  finden  wir  im  nördlichen, 
mittleren  und  östlichen  Teile  Mitteleuropas ;  von  hier  entsandten  sie  ihre  Ausläufer 
nach  Westen,  als  deren  äußerste  die  auf  den  Britischen  Inseln  erschienenen  anzu¬ 
sehen  sind.  Wie  wohl  bei  allen  Zügen  gingen  dem  Gros  Vorläufer  voraus,  einzelne 
Individuen,  kleinere  Gesellschaften,  aber  auch  große  Trupps,  die,  gleichsam  dem 
Zuge  vorauseilend,  in  von  der  Hauptmasse  erst  weit  später  berührten  Gegenden 
erscheinen.  Von  einem  Zuge  im  Sinne  unserer  Zugvögel,  die  einem  bestimmten 
Ziele  als  Winteraufenthalt  zustreben,  kann  beim  Seidenschwanz  in  unsern  Breiten 
keine  Rede  sein,  da  die  Ausdehnung  seiner  Wanderungen  zumeist  nur  durch  das 
Vorhandensein  oder  Fehlen  der  Beerennahrung  bedingt  ist.  Bemerkt  sei  noch,  daß 
der  Osten  Deutschlands  und  Österreich-Ungarns  die  Seidenschwänze,  wenn  auch 
nicht  in  großen  Massen,  so  doch  fast  in  jedem  Winter  sieht,  während  die  mittleren 
und  westlichen  Teile  Mitteleuropas  gewöhnlich  nur  in  den  »Wanderjahren«  von 
ihnen  besucht  werden.  Was  die  Ursache  des  Südzuges  anlangt,  so  stellt  der  Ver¬ 
fasser  fest,  daß  1903  Sorbus  aucuparia  in  Skandinavien  reichlich  Beeren  trug, 
Nahrungsmangel  als  Beweggrund  des  Zuges  also  nicht  gelten  kann.  Anders  lagen 
die  Verhältnisse  in  Finland,  wo  es  im  Herbst  des  Zugsjahres  nach  V.  Pousar 
äußerst  wenig  Beeren  gab.  Große  Schneemassen  und  Kälte  kommen  nicht  in  Be¬ 
tracht.  Ob  an  Auswanderung  infolge  von  »Übervölkerung«  zu  denken  sei,  läßt 
Verfasser  unentschieden,  wie  denn  die  zwingende  Ursache  der  Überschreitung 
der  gewöhnlichen  Zuggrenzen  noch  immer  nicht  erkannt  worden  zu  sein  scheint. 

Bttgr. 

Prof.  Dr.  W.  Klett,  Unsere  Haustiere.  Herausg.  unter  Mitwirkung  hervor¬ 
ragender  Fachmänner  und  Tierfreunde.  Stuttgart,  Deutsche  Verlags-Anstalt, 
1905.  Gr.  4°.  20  Lief,  mit  13  Farbentafeln  und  650  Fig.  n.  d.  Leben  ä  Lief. 
M.  0.60.  —  Lief.  1. 

Der  Erfolg  von  Marshalls  »Tieren  der  Erde«,  die  in  dem  gleichen  Verlage 
erschienen  sind,  hat  Verleger  und  Herausgeber  ermutigt  in  ähnlicher  Weise  auch 
unsere  Haustiere  in  ihrer  Eigenart  zu  schildern  und  abzubilden.  Wie  gut  es  dem 
Verfasser  gelungen  ist,  uns  über  Herkunft,  Rasse],  Aufzucht,  Pflege  und  Dressur 
zu  unterhalten  und  zu  belehren,  können  wir  schon  aus  dieser  ersten  Lieferung  er¬ 
sehen,  die  sich  mit  dem  Hunde  und  dem  Freundschaftsverhältnis  zwischen  Mensch 
zu  Hund,  seiner  Weitschätzung  im  Laufe  der  Geschichte,  seinem  äußern  und  inneren 
Bau,  seinen  Eigenschaften  und  Besonderheiten,  mit  Aufzucht,  Hundestall  und 


381 


seinen  Geräten,  der  Hundegarderobe,  sowie  mit  den  Fragen  der  Pflege  und  Nahrung 
des  Hundes  beschäftigt.  Die  Abbildungen  sind  durchweg  nach  dem  Leben  sehr 
hübsch  gewählt,  z.  T.  feine  Rassebilder,  z.  T.  humoristische  Aufnahmen  und  in 
hohem  Grade  instruktiv  und  amüsant.  Die  beigegebene  Farbentafel  stellt  eine 
Deutsche  Dogge  neben  einem  Kätzchen  in  vorzüglichstem  Buntdruck  dar. 

Bttgr. 

Prof.  D  r.  G.  Tornier,  Über  das  Auffinden  von  Tropidonotus  tessellatus  (Laur.) 
in  Mitteldeutschland.  —  Sep.-Abdr.  a.  Sitz.-Ber.  Naturf.  Fr.  Berlin.  Jahrg. 
1904,  No.  9.  8°.  1  pag. 

Meldet  den  Fund  der  Würfelnatter  in  einem  Walde  nächst  Gera  (Reuß), 
der  vielleicht  nicht  auf  Verschleppung  zurückzuführen  sei.  Der  nächstgelegene, 
1898  zuerst  durch  L.  Geisenheyner  in  Kreuznach  sicher  beglaubigte  Fundort 
(vergl.  Zool.  Garten  Jahrg.  1898  p.  4)  ist  Cölln  bei  Meißen  (Kgr.  Sachsen),  das 
genau  100  Kilometer  in  Luftlinie  entfernt  ist.  Bttgr. 


Prof.  D  r.  G.  Tornier,  Entstehen  und  Bedeutung  der  Farbkleidmuster  der  Eidechsen 
und  Schlangen.  —  Sep.-Abdr.  a.  Sitz.-Ber.  Akad.  Wiss.  Berlin.  Jahrg.  1904,  No. 
40.  8°.  12  pag.,  6  Fig. 

Derselbe,  Entstehen  der  Farbkleidmuster  und  Körperform  der  Schildkröten.  — 
Sep.-Abdr.  a.  Sitz.-Ber.  Naturf.  Fr.  Berlin.  Jahrg.  1904,  No.  10  p.  297—307, 
3  Taf. 

In  diesen  beiden  Arbeiten  verfolgt  der  Verfasser  die  Entstehung  und  die 
Bedeutung  der  Farbkleidmuster  bei  den  drei  wichtigsten  Ordnungen  der  Kriech¬ 
tiere.  Bei  Eidechsen  und  Schlangen  unterscheidet  er  ein  Furchenmuster  und  im 
Gegensatz  dazu  ein  Faltenmuster,  das  er  noch  weiter  einteilt  und  wofür  er  zahl¬ 
reiche  Beispiele  gibt.  Er  erörtert  sodann  die  Beziehungen,  die  zwischen  Körper¬ 
form  und  Farbkleidmuster  bestehen,  und  zeigt  die  Abhängigkeit  des  einen  von 
dem  andern,  namentlich  auch  an  pathologischen  Verbildungen  der  Farbkleider. 
Diese  abnormen  Veränderungen  in  Körperform  und  Farbmuster  werden  hervorgerufen 
durch  eine  auf  Körper  und  Haut  gleichmäßig  einwirkende  äußere  Ursache,  die  fixierte 
Verbiegung;  beide  sind  also  in  letzter  Instanz  Folgen  einer  abnormen  Bewegung 
des  Körpers,  die  fixiert  wurde.  So  kommt  der  Verfasser  zu  dem  Schlüsse,  daß 
reine  Furchenmuster  der  Haut  nur  bei  solchen  Tieren  Vorkommen,  die  geringere 
Körperbewegungen  ausführen,  während  reine  Hautfaltenmuster  bei  Tieren  angetroffen 
werden,  die  zu  umfangreichen  Körperbewegungen  befähigt  sind.  Die  Bedeutung 
der  einzelnen  Faltenmusterformen  ist  nun  folgende:  Faltenlängsmuster  weisen  darauf 
hin,  daß  seine  Träger  imstande  sind,  die  Lichtung  ihrer  Leibeshöhle  stark  zu  ver¬ 
engern.  Ein  an  Eidechsen-  oder  Schlangenkörpern  vorhandenes  Querfaltenmuster 
aber  beweist,  daß  das  Tier  seinen  Körper  nach  der  Seite,  wo  das  Querfaltenmuster 
liegt,  konkav  einkrümmen  kann,  und  zwar  so  lange,  bis  alle  hellen  Querlinien  des 
Tieres  zu  Querfalten  zusammengeschoben  sind,  und  die  Ergiebigkeit  der  Bewegung 
hängt  dann  von  der  Breite  der  Querfalten  ab.  Helle  Schräglinien  deuten  an,  daß 
am  Körper  des  betreffenden  Tieres  Drehbewegungen  möglich  sind.  Ein  Blick  auf 
die  Furchenmuster  ergibt  endlich,  daß  bei  diesen  aus  dem  Charakter  der  Furchen 
auf  die  Art  der  zugehörigen  Körperbewegungen  geschlossen  werden  kann.  So  weisen 
Längsfurchen  auf  die  Fähigkeit  des  Tieres  hin,  die  Lichtung  seiner  Leibeshöhle  zu 


382 


verengern,  Querfurchen  auf  Konkavkrümmung  des  Körpers  nach  der  betreffenden 
Seite,  Schrägfurchen  auf  Körperdrehungen  usw.  Auch  gibt  es  in  diesen  Mustern 
Teile,  die  bei  den  zugehörigen  Körperbewegungen  in  Ruhe  bleiben  und  daher  dunkel 
gefärbt  sind,  während  andre  zur  Faltenbildung  schreiten  und  daher  hell  gefärbt 
erscheinen.  Nach  alledem  dürfte  es  nicht  schwer  sein  herauszuiinden,  wann  eine 
Eidechse  oder  eine  Schlange  hell,  halbdunkel  oder  dunkel  gefärbt  sein  wird.  Es 
ist  schließlich  noch  zu  bemerken,  daß  bei  solchen  Eidechsen  und  Schlangen,  die 
mit  ihrem  Bauche  normalerweise  hartem  Boden  aufliegen,  die  Bauchhaut  schwach 
oder  gar  nicht  gefärbt  ist.  Hier  verhindert  der  Bodendruck  nahezu  ganz  oder 
vollständig  das  Erscheinen  des  Pigmentes  auch  in  jenen  Bauchhautbezirken,  die 
nach  Anlage  des  zugehörigen  Farbkleidmusters  noch  stärker  oder  schwächer  gefärbt 
sein  könnten.  Reiner  Druck  wirkt  ja  bekanntlich  auf  jedes  Gewebe  bis  zur  Ver¬ 
nichtung  bildungshemmend  ein.  Jedem  Farbkleidmuster  einer  Eidechse  oder  Schlange 
kommt  überhaupt  eine  bestimmte  biologische  Bedeutung  zu.  Daraus  folgt,  daß, 
wenn  erst  alle  Farbkleidmuster  gedeutet  sind,  man  jedem  Individuum  einen  Teil 
seiner  Lebensweise  direkt  vom  Körper  wird  ablesen  können.  Da  aber  die  Ergebnisse 
dieser  Untersuchungen,  z.  T.  allerdings  mit  einigen  Abänderungen,  auch  für  andre 
Tierordnungen  Geltung  haben,  so  dürfte  hiermit  auch  für  deren  Farbkleiderdeutung 
schon  manches  gewonnen  seih.  Außerdem  ist  der  Weg  für  experimentelle  Behand¬ 
lung  dieser  Sache  nunmehr  frei,  wie  Vorversuche  sicher  ergeben  haben. 

Für  die  Farbkleidmuster  der  Schildkrötenschalen  und  speziell  der  Rücken¬ 
schale  —  die  hier  allein  in  Betracht  kommt  —  gibt  es  nun  derartige  Körperbewegungen 
als  Entstehungsursache  nicht;  es  müssen  hier  also  andre  Entstehungsursachen  ma߬ 
gebend  sein.  Verfasser  untersucht  zu  diesem  Zwecke  den  Bau  der  Hornschilder 
und  ihrer  Furchensysteme.  Es  läßt  sich  nachweisen,  daß  die  Farbkleidmuster  der 
Schildkrötenschilder  und  damit  der  ganzen  Schalen  genau  nach  den  konzentrischen 
und  radialen  Furchensystemen  angelegt  sind,  die  der  Verfasser  noch  weiter  in  die 
beiden  Untergruppen  der  Grob-  und  Feinmuster  einteilt.  Genaue  Untersuchungen 
haben  ergeben,  daß  beim  Uberwiegen  der  konzentrischen  Furchen  ein  Schild  mit 
vorwiegender  Energie  in  der  Radialrichtung  wuchs ;  Radialfurchen  bewiesen,  daß 
es  sehr  energisch  im  Umfange  zunahm,  und  beide  Furchensysteme  vereinigt  ergaben, 
daß  das  Schild  mit  gleicher  Energie  in  radialer  und  konzentrischer  Richtung  ge¬ 
wachsen  ist.  Die  Entstehung  des  Farbkleidmusters  dieser  Schilder  hängt  nun  im 
wesentlichen  ab  von  dem  Kampfe,  den  während  der  Ontogenese  die  wachsenden 
Schilderabschnitte  mit  den  unter  ihnen  wachsenden  Körperteilen  anzufechten  haben, 
und  zwar  ist  entweder  das  Wachstum  des  betreffenden  Körperteils  stärker  als  das 
des  zugehörigen  Schilderabschnitts,  alsdann  kann  dieser  nicht  nur  ungestört  seine 
Form  und  Chromatophoren  ausbilden,  sondern  seine  einzelnen  Wulstelemente  werden 
dabei  unter  Furchenverbreiterung  weit  auseinander  gezerrt;  oder  das  Wachsen  des 
betreffenden  Körperteils  erfolgt  parallel  dem  Wachsen  des  aufliegenden  Schilder¬ 
bezirks,  dann  bilden  sich  bei  letzterem  Skulptur  und  Chromatophoren  in  normaler 
Weise  aus;  oder  aber  das  Wachstum  des  betreffenden  Körperteils  erfolgt  langsamer 
als  das  des  zugehörigen  Schildbezirks,  alsdann  wulstet  sich  der  Bezirk  mehr  oder 
weniger  stark  nach  außen  empor,  und  die  in  ihm  liegenden  Chromatophoren  werden 
dadurch  im  Wachstum  gehemmt  und  verlieren  entsprechend  der  Hemmung  an 
Farbe.  —  Was  die  Phylogenie  der  Körperform  der  Schildkröten  anlangt,  so  stellt 
Tornier  die  Hypothese  auf,  daß  die  Annahme  einer  Schreckstellung  —  das  höchst" 
mögliche  Aufblasen  des  Körpers  zur  Kugelgestalt  —  bei  den  eidechsenartigen  Vor- 


383 


fahren  dieser  Tiere  und  die  weitere  Ausbildung1  dieser  Schreckstellungscharaktere 
zum  Maximum  und  zur  Dauerform  hei  den  Nachkommen  (begleitet  von  starker 
Verhornung  der  Epidermis  durch  Reibung  an  Wasser  und  Boden)  in  ihren  Nach¬ 
kommen  die  jetzige  Schildkrötengestalt  erzeugt  habe.  Also  nicht  der  »Nutzen«  ist  nach 
dem  Verfasser  die  Entstehungsursache  für  die  Form  der  Schildkrötenschale  gewesen, 
denn  die  Annahme  einer  Streckstellung  war  zweifellos  für  die  Vorfahren  der  Schild¬ 
kröten  ohne  Nutzen.  Entstehungsursache  sei  in  diesem  Falle  die  »Funktion«,  d. 
h.  die  Annahme  der  Schreckstellung.  Für  die  Entstehung  des  Farbkleidmusters 
seien  aber  weder  der  Nutzen,  noch  eine  Funktion  die  Entstehungsursache,  sondern 
»ontogenetische  Entwicklungsprozesse«.  Ob  diesen  aber  eine  phylogenetische  Be¬ 
deutung  zukomme,  was  wahrscheinlich  sei,  und  unter  welchen  Einflüssen  sich  diese 
phylogenetischen  Vorgänge  dann  abspielen,  hat  Verfasser  bisher  nicht  untersucht. 

_  B 1 1  g  r. 

Jahresbericht  der  Ornitholog.  Gesellschaft  Basel  190  4.  Mit 

Anhang :  Prof.  Dr.  F.  Zschokke,  Der  Lämmergeier  in  der  Schweiz. 

Basel,  R.  G.  Zbinden,  1905.  8°.  42  pag. 

Interessant  wegen  der  Zschokke  sehen  Skizze,  die  uns  —  wesentlich  auf 
Girtanners  Arbeiten  gestützt  —  ein  gutes  Bild  von  der  früheren  Verbreitung 
und  dem  allmählichen  Aussterben  des  majestätischen  Vogels  bietet.  Die  älteste 
Abbildung  eines  Schweizer  Exemplars  von  Gypaetas  barbatus  (L.)  stammt  aus  dem 
Jahre  1551.  Im  Kanton  Glarus  fällt  der  letzte  1830,  im  Kanton  Appenzell  der  letzte 
in  den  dreißiger  Jahren,  am  Hausstock  gegen  Glaubünden  wird  der  letzte  1856  auf  dem 
Horst  erlegt.  1868  wird  noch  einer  in  Unterwalden  gesehen,  1880  auf  dem  Grand 
Muveran  im  Wallis,  1886  der  allerletzte  bei  Rosenlaui.  Heute  hat  er  sein  Heimats¬ 
recht  in  der  Schweiz  endgültig  verloren ;  er  ist  nicht  mehr  Nist-  öder  Standvogel, 
höchstens  dürfte  er,  von  der  Ferne  zugereist,  als  seltner,  unsteter  Gast  etwa,  noch 
einmal  gewaltigen  Flügelschlags  über  sein  früheres  Reich  dahinrauschen.  B  1 1  g  r. 


KurtGraeser,  Der  Zug  derVögel.  Eine  entwicklungsgeschichtliche  Studie. 

Zweite  vermehrte  Auflage  mit  Bildern.  Verlag  von  Herrn.  Walther,  Berlin 

1905  (S.  W.  19).  167  Seiten,  8°,  Preis  2  M.,  geb.  3  M.  — 

Mein  Freund,  Rittmeister  a.  D.  und  Landesrat  G  r  a  e  s  e  r  ,  Verfasser  der 
hübschen,  vielgelesenen  »Freude  am  Weidwerk«,  hat  eine  neue  Auflage  des  früher 
schon  im  »Zool.  Gart.«  besprochenen  obigen  Werkes1)  besorgt,  da  die  erste  unnötig 
verteuert  war  und  einige  Irrtümer  enthielt  (Verf.  mußte  beim  Lesen  der  Korrektur 
eine  Mission  im  Ausland  erledigen).  Die  neue  ist  ganz  erheblich  vermehrt. 
Mag  man  sich  nun  zu  dem  Haupt-  und  Grundgedanken  der  Studie:  »Alle  Vögel 
ursprünglich  Zugvögel,  dann  z.  T.  erst  Standvögel«  stellen,  wie  man 
will,  soviel  ist  sicher:  Es  ist  ein  ganz  neuer  Gedanke,  dem  man  bisher  nicht 
in  der  Literatur  begegnet  ist  (ich  kenne  die  deutsche  ornithologische  Literatur  sehr 
genau,  auch  so  ziemlich  die  des  Auslandes,  sowie  die  der  älteren  und  ältesten  Zeiten), 
und  als  solcher,  als  gänzlich  neuer  Gedanke,  wird  die  aufgestelite  These  immer 
hei  dem  Kapitel  »Vogelzug«  genannt,  bezw.  beachtet  werden  müssen,  sobald  nur 
eine  ausgiebige,  ausführliche,  allseitig  gerechte  Behandlung  dieses  Kapitels  von  einem 
neu  Suchenden  und  Forschenden  vorgenommen  wird.  Der  »Zool.  Gart.«  ist  S.  159, 


9  Vergl.  Jahrg.  190:')  p.  29—30. 


Der  Herausgeber. 


384 


das  »Vogelhandbuch«  S.  112  zu  Rate  gezogen.  —  Der  eigenartigste  Teil  ist  der 
letzte  Abschnitt:  »Die  Zukunft.«  Graeser  ist  zu  der  wissenschaftlichen  Überzeugung 
gekommen,  daß  sich  mit  der  Zeit  immer  mehr  Vögel  seßhaft  machen,  also  aus 
Zugvögeln  Standvögel  werden  :  eine  Erscheinung,  ein  Tatsachenmoment,  das  parallel 
geht  mit  dem,  was  ich  1903  und  1905  in  »Ornithologische  Anzeichen  einer  wieder¬ 
kehrenden  Tertiärzeit«  systematisch  ausgeführt  habe.  Gleichfalls  ein  neuer  Gedanke, 
soviel  ich  sehen  kann,  damals  und  noch  heute ,  basierend  auf  dem  prius  des  großen 
Gedankengeschenkes,  das  uns  der  begnadete  Darwin  gab.  Wir  glauben  eben  an 
die  Entwicklung.  Wilhelm  Schuster. 


Eingegangene  Beiträge. 

I)r.  W.  K.  in  F.  ein  Aufsatz,  L.  Sch.  in  G.  hei  M.  eine  Besprechung  und  G.  C.,  hier, 
eine  Entgegnung  mit  bestem  Dank  erhalten.  —  L.  D.  in  K.  Ist  besorgt  worden. 


Bücher  und  Zeitschriften. 

Schweizerische  Blätter  f.  Ornithologie  und  Kaninchenzucht.  Redaktion  E. 

Beck-Corrodi  in  Hirzel.  Zürich.  Ulrich  &  Co.  29.  Jahrg.  1905.  No.  48—49. 
Zoologischer  Anzeiger.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  E.  Korschelt.  Marburg. 

Wilhelm  Engelmann.  29.  Jahrg.,  1905.  No.  17—18. 

Ornithologische  Monatsberichte.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  Anton  Reich enow. 
13.  Jahrg.  1905.  No.  12. 

Ornithologische  Monatsschrift  d.  Deutsch.  Ver.  z.  Schutze  d.  Vogelwelt. 

Redigiert  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera.  30.  Jahrg.  1905.  No.  12. 

Field,  The  Country  Gentlemans  Newspaper.  Herausgeg.  v.  Horace  Cox  in  London. 
Vol.  106,  1905,  No.  2762—2763. 

Prof.  Dr.  G.  Jägers  Monatsblatt.  Zeitschrift  für  Gesundheitspflege  u.  Lebenslehre. 

Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  24.  Jahrg.  1905.  N  o.  12. 

Der  Weidmann.  Blätter  für  Jäger  und  Jagdfreunde.  Herausg.  v.  L.  Salle.  Braunschweig. 
1905.  Bd.  37.  No.  10-11. 

Sportblatt  f.  Züchter  u.  Liebhaber  von  Rassehunden.  Herausg.  v.  E. 

Prösler.  Frankfurt  a.  M.,  1905,  Verlag  v.  Kern  &  Birner.  7.  Jahrg.  No.  9— 11. 

Blätter  für  Aquarien-  u.  Terrarien -Kunde.  Herausg.  v.  W.  Köhler.  Verlag 
d.  Creutzschen  Buchli.  Magdeburg.  16.  Jahrg.  1905.  No.  49—50. 

Natur  und  Haus,  lllustr.  Zeitschr.  f.  alle  Naturfreunde.  Herausg.  v.  M.  Hesdörffer. 

Verlag  v.  H.  Schultze,  Dresden-Strehlen,  1905.  Jahrg.  14,  Heft  5-6. 

Zwinger  und  Feld.  lllustr.  Wochenschrift  f.  Jägerei,  Fischerei  u.  Züchtung  von  Jagd- 
u.  Luxushunden.  Herausg.  v.  Fr.  Bergmiller.  Stuttgart ,  Verlag  v.  O.  Sautter. 
Jahrg.  14.  1905.  No.  49—50. 

Die  Gefiederte  Welt.  Wochenschrift  für  Vogelliebhaber.  Herausg.  v.  K.  Neunzig. 

Magdeburg,  Creutzscher  Verlag.  Jahrg.  34,  1905.  No.  48—50. 

The  Irish  Naturalist.  A  Monthly  Journal  of  General  Irish  Natural  History.  Edit.  by 
G.  H.  Carpenter,  R.  L.  Praeger  and  R.  Patterson.  Dublin,  1905,  Eason  &  Son. 
Vol.  14,  No.  11—12. 

M  itteilungen  über  die  Vogelwelt.  Organ  des  österr.  Reichsbundes  f.  Vogelkunde  u. 

Vogelschutz  in  Wien.  Herausg.  v.  K.  Boy  er.  Wien,  J.  Kühkopf.  5.  Jahrg.  1905.  No.  23. 
Deutscher  Tierfreund.  lllustr,  Monatsschrift  f.  Tierschutz,  Tierkunde,  Tierzucht  u. 

Tierpflege.  Leipzig,  Verlag  v.  Franz  Wagner.  Jahrg.  9,  1905.  Heft  12. 

Dr.  Fr.  Knauer,  Das  heimische  Tier-  u.  Pflanzenleben  im  Kreisläufe  des  Jahres.  Teil  II: 
Das  Leben  unserer  heimischen  Lurche  u.  Kriechtiere.  Verlag  v.  H. 
Schultze,  Dresden,  1905.  8°.  208  pag.,  51  Fig.,  10  Taf. 

Prof.  Dr:  A.  Pauly,  Darwinismus  und  Lamarckismus.  Entwurf  einer  psychophysischen 
Teleologie.  München,  1905,  Verlng  v.  E  Reinhardt.  8°.  8,  335  pag.,  13  Fig. 

P.  K.  Hager,  Die  Kiefermuskeln  der  Schlangen  u.  ihre  Beziehungen  zu  den  Speicheldrüsen. 
—  Inaug.-Dissert.  Freiburg  (Schweiz).  Jena,  Verlag  v.  Gust.  Fischer,  1905.  8°.  4,54  pag., 
5  Taf. 

Dr.  Fr.  Knauer,  Der  Vogeizug  und  seine  Rätsel.  Berlin-Leipzig,  Herrn.  Hillgers  Verlag, 
1905.  107  pag.,  14  Fig.  —  Preis  M.  0.30. 

Proceedings  of  the  Royal  Society.  London,  1905.  Vol.  74.  No.  506,  Reports  of  the 
Sleeping  Sickness  Commission  No.  V,  Reports  to  the  Evolution  Committee  Rep.  II  und 
Proc.  Roy.  Soc.  Series  B.  Vol.  76.  No.  B.  512—513  und  Vol.  77,  No.  B.  514.  London, 
Harrison  &  Sons.  1905  (6  Hefte). 

Verh'andL  d.  K.  K.  Zool.-Botan.  Gesellsch.  in  Wien.  Jahrg.  1905.  ßd.  55,  Heft  5— 6. 
Annals  of  the  South  African  Museum.  Vol.  3,  Pt.  7—9.  London,  West,  Newman  &  Co., 
1905. 

Boletin  dela  Academia  Nacional  de  Ciencias  en  Cordoba  (Argentina). 
Bd.  18,  Heft  l.  Buenos  Aires,  1905,  Coni  Hermanos. 


Zusendungen  werden  direkt  an  die  Verlagshaudluug  erbeten. 


Nachdruck  verboten. 


Druck  von  Reinhold  Mahlau,  Fa.  Mahlau  &  Waldschmidt,  Frankfurt  a.  M. 


Der  Zoologische  Garten.  46.  Jahrgang. 


Register. 


Aberrationen  von  Schmetterlingen  374. 

Abhängigkeit  des  Regenerationsver¬ 
mögens  847. 

Abnahme  des  Kanadischen  Bisons  247, 
der  Möwen  280,  des  Sumatra-Nas¬ 
horns  375,  der  Schwalben  14,  204, 
304,  der  Vögel  in  Deutschland  und 
der  Schweiz  97. 

Abnorme  Eigenschaften  von  Haustieren 
346. 

Abnormitäten  der  Doppelschnepfe  342. 

Abstammung  der  Rinderrassen  202. 

Abstammungslehre  (Ref.)  255. 

Acanthis  cannabina ,  carduelis  carduelis 
u.  viajor  363,  citrinella  364,  flammea 
flammea ,  holboelli  u.  cabaret,  flaviros- 
tris  363,  hornemanni  exilipes  364, 
spinus  363. 

Acherontia  atropos  (Fortpflanzung)  86, 
375. 

Admiral  (Seh-  u.  Riechvermögen)  86. 

Aegithalus  caudatus  98,  caudatus  u. 
europaeus  374. 

Affen,  anthropoide  281,  Aufzucht  mit 
Muttermilch  376,  im  Berliner  Gar¬ 
ten  72. 

Aglia  tau  375. 

Alauda  arvensis  367,  (Herbstgesang)  54. 

Alca  torda  (Nahrung)  61. 

Alcedo  ispida  (Nahrung)  57. 

Alpaka  189. 

Alpendohle  362. 

Alpenlerche,  Nordische  367. 

Altertum,  orientalisches  (Ornithologie) 
207. 

Alytes  obstetricans  314. 

Ameisen  (TemporärerParasitismus)  344. 

Ammotragus  tragelaphus  138. 

Ampelis  garrula  109,  (Zug)  379. 

Amsterdam:  Aquarium  351. 

Anas  (Nahrung)  60. 

Andenbär  51. 

Angstgeschrei  von  Fröschen  und  Kröten 

220. 

Anleitung  zum  Photographieren  von 
Tieren  350. 


Anser  ansei'  (Nahrung)  60. 

Anthophora  pilipes  251. 

Anthropoide  Affen  (Ref.)  281. 

Anthus  campestris,  cervinus,  pratensis 
368,  richardi  367,  spinoletta  spino- 
letta  u.  pennsylvanicus  u.  litoralis, 
trivialis  368. 

Antilope  subgutturosa  341. 

Antilopen  des  Gartens  in  Berlin  76, 
in  Hannover  258. 

Anzeichen,  ornithologische,  einer  wieder¬ 
kehrenden  Tertiärzeit  (Ref.)  287. 

Apatura  ilia  (Seh-  und  Riechvermögen) 
86,  iris  (desgl.)  85. 

Aquarium  zu  Amsterdam  (Ref.)  351. 

Aquila  chrysaetus  105. 

Ardea  cinerea  102, 307,  (Art  des  Kischens) 
248,  (Nahrung)  59,  (Nesthöhe)  155. 

Ardetta  103,  (Nahrung)  59. 

Argynnis  adippe  u.  ino  375. 

Art,  Erhaltung  der,  1. 

Asaphis  deflorata  239. 

Ascania-Nova :  Straußenzucht  139. 

Asio  accipitrinus  107,  otus  45,  107. 

Asterias  rubens  54. 

Astur  palumbarius  356. 

Athene  noctua  107. 

Attagenus  pellio  252. 

Auchenia  huanaco ,  lama,  pacos  u. 
vicugna  189. 

Auerhuhn  105,  (Nahrung)  58. 

Auffallende  Färbungen  314. 

Aufruf  (betr.  Wirbeltiere  der  Prov. 
Hannover)  124. 

Aufzucht  einesAffenmitMuttermilch  376. 

Augenpigment,  dessen  Erblichkeit  bei 
Katze  und  Hund  14. 

Austernfischer  (Nahrung)  59. 

Avifauna,  Beitrag  zur  deutschen  254. 

Bachstelze,  Gelbe,  368,  Weiße  370. 

Bär  in  Bolivia  51. 

Bartmeise  98. 

Baßtölpel  104. 

Batrachier  in  Japan  144,  161,  in  Me¬ 
xiko  346. 


386 


Batrachierlarven  (Abhängigkeit  des 
Regenerationsvermögens)  347. 

Baumläufer  98,  Kurzkralliger,  Lang¬ 
kralliger  u.  Nordischer  370. 

Baumpieper  368. 

Baumspechte  (Riechvermögen)  87. 

Baumweißling(Seh-u.Riechvermögen)86. 

Bedeutung  der  Farben  im  Tierreiche  282. 

Bedfords  Flatterhund  280. 

Beiträge,  eingegangene  31,  64,  96,  128, 
160,  191,  224,  256,  287,  319,  351, 
384,  zur  deutschen  Avifauna  254. 

Bekassine  (Nahrung)  59,  Große  u. 
Kleine  102. 

Benehmen,  sonderbares,  von  Tieren  297. 

Bergfink  365. 

Berghänfling  363. 

Bergzebra  281. 

Berichtigung  (von  Druckfehlern)  VIII, 
(betr.  Mähnenschaf  u.  Mufflon)  138. 

Berlin,  Neues  aus  dem  Zool.  Garten 
33  72  109 

Bernhardinerhund  (Ref.)  252. 

Bettons  Klippschliefer  88. 

Beuteltiere  im  Berliner  Garten  111. 

Bewegungen  der  Vögel  (ästhetisch  be¬ 
trachtet)  318. 

Bewertung  von  Rübenrückständen  (Ref.) 
157. 

Bindenkreuzschnabel  365. 

Birkenmaus  130. 

Birkenzeisig,  Großer  u.  Kleiner  363. 

Birkhuhn  105,  (Nahrung)  60. 

Bison  (rasche  Abnahme)  247. 

Bison  americanus  247. 

Bläßhuhn  (Nahrung)  60. 

Blaukehlchen  244,  Schwedisches  245. 

Bläuling,  Silbergrauer  375. 

Blaumeise  377. 

Blitzlicht  u.  Büchse  (Ref.)  89. 

Bolivianischer  Bär  51. 

Bombycilla  garrula  109. 

Bombylius  major  252. 

Bos  frontosus  202,  gr unniens  domesticus 
189,  taurus  brachyceros  u.  taurns  pri- 
migenius  202,  vulgaris  domesticus  189. 

Bosnien  (Canis  aureus)  136. 

Botaurus  103,  (Nahrung)  59. 

Brachpieper  368. 

Brachschwalbe  227. 

Brachvögef  102,  (Nahrung)  59. 

Brandseeschwalbe  104. 

Brasilien:  Dactylomys  314,  Säugetier¬ 
katalog  (Ref.)  222,  Vogelkatalog 
(Ref.)  159. 

Brillenbär  51. 

Brütende  Flamingos  185,  Lachmöwen 
279,  Reiher  155,  Sturmmöwen  346. 

Brutort  der  Lachmöwe  279,  des  Reihers 
155. 


Bubalus  169. 

Bubo  bubo  106,  220. 

Buceros  plicatus  345. 

Bücher  u.  Zeitschriften  32,  64,  96,  128, 
160,  191,  224,  256,  287,  319,  351,  384. 
Buchfink  365. 

Buenos  Aires:  Zool.  Garten  289. 

Büffel  189. 

Buntiltis,  Doggetts  88. 

Buntspecht,  Großer  98,  124,  Kleiner  u. 

Mittlerer  98,  (Schlafstätte)  24. 
Bussard  u.  Reh  24. 

Button-Mouse  129. 

Calandrella  brachydactyla  u.  minor 
kein  ei  367. 

Calcarius  lapponicus  367. 

Canada:  Abnahme  des  Bisons  247. 
Canis  aureus  in  Bosnien,  Herzegowina 
u.  Slavonien  136,  Dalmatien  134, 
279,  332,  vulpes  298. 

Capra  sibirica  lorentzi  340. 

Caprimulgus  europaeus  (Nahrung)  57. 
Carabus  nitens  23. 

Carnivoren  im  Berliner  Garten  73. 
Carpodacus  erythrinus  364. 

Carpophaga  rubicera  237. 

Casar  ca  (Nahrung)  61. 

Cercopithecus  sclateri  88. 

Certhia  familiaris  98,  fam.  familiaris 
u.  macrodactyla,  brachydactyla  370. 
Cerviden  des  Berliner  Gartens  43,  77. 
Cervus  bactrianus  341,  hagenbecki  340. 
Ceryle  rudis  277. 

Charadrius  (Nahrung)  59. 

Chelidonaria  urbica  14,  204,  300,  312. 
Chelone  mydas  (Wachstum)  221. 
Chiropteren  des  Schweizer  Jura  315. 
Chloris  chloris  363. 

Ciconia  alba  103,  (Nahrung)  58,  (Nest) 
116,  173,  nigra  103. 

Cinnyris  gutturalis  278. 

Circaetus  gallicus  106. 

Circus  aeruginosus.  cyaneus ,  macrurus 
u.  pygargus  106. 

Claaß,  Komm.- Rat  H.  (Ehrung)  279. 
Clemmys  japonica  169,  172. 
Coccothraustes  coccothraustes  23,  363. 
Coenonympha  pamphilus  und  typhon 
375. 

Colaeus  monedula  108,  monedula  collaris 
u.  spermologus  361. 

Coleopteren  im  Frankfurter  Insekten¬ 
haus  5. 

Columba oenas  u.palumbusl 54, (Nahrung) 
57. 

Colymbus  (Nahrung)  61. 

Connochaetes  6. 

Conurus  patagonus  125. 

Coracias  garrula  (Nahrung)  56. 


Corvus  corax ,  cor  nix,  corone ,  frugilegus 
u.  moncdula  108,  861,  monedula 

(Nahrung)  56. 

Cosmetornis  278. 

Coturnix  coturnix  105,  (Nahrung)  58. 
Crex  crex  101,  (Nahrung)  60. 

Cricetus  frumentarius  52. 

Crioceris  asparagi  (Varietäten)  211. 
Crocoailus  niloticus  274. 

Cuculus  canorus  (Nahrung)  57. 

Culex  22. 

Cygnus  (Nahrung)  60. 

Dachs  299. 

Dactylomys  typus  814. 

Dalmatien:  Canis  aureus  134,  279,  832. 
Darwinismus  (Ref.)  255. 

Deilephila  euphorbiae  374. 

Delichon  urbica  14,  204,  300,  312. 
Dendrocopus  leuconotus  99,  227,  major 
98,  124,  medius  u.  minor  98. 
Dendroeca  virens  370. 

Desman  342. 

Deutsche  Vögel,  deren  lateinische  Namen 
360,  Beitrag  zur  Verbreitung  254, 
Ab-  u.  Zunahme  97,  Naturgeschichte 
158. 

Dienst,  40  Jahre  im  ...  der  Orni¬ 
thologie  (v.  Tschusi)  225. 

Dinomys  branickii  88. 

Distellalter  (Seh-  u.  Riechvermögen)  86. 
Distelfink  363. 

Doggetts  Buntiltis  88. 

Dohle  108,  Ost-  u.  Westeuropäische 
360,  (Nahrung)  55. 

Doppelschnepfe  (Abnormitäten)  342. 
Dorngrasmücke  100. 

Dreihorn  279. 

Dreizehenmöwe  104. 

Dreizehenspecht  99. 

Dresden :  Tierfreundschaften  im  Zool. 
Garten  193. 

Drosseln  mit  Fufiring  155. 
Druckfehlerberichtigung  VIII. 
Dryocopus  martius  99,  125,  355. 
Dschigetai  88. 

Ehrung  (Komm. -Rat  H.  Claaß)  279. 
Eichelhäher  107,  297,  862,  (Nahrung) 
56,  (Vertilgung)  376. 

Eichhorn  (Vertilgung)  376,  E.  u.  Wald¬ 
taube  154. 

Eidechsen,  Entstehung  der  Farbkleid- 
muster  (Ref.)  381. 

Eigenschaften,  abnorme,  von  Haustieren 
346. 

Einsiedlerkrebs  u.  Seestern  53. 
Eiproduktion  der  Kohlmeise  221,  313. 
Eisalk  (Nahrung)  61. 

Eisbär  (Fortpflanzung)  50. 


Eismöwe  104. 

Eisvogel  (Nahrung)  57. 

Elaphodus  ichangensis  89. 

Elefaut  als  Nordpolfahrer  10,  Wachs¬ 
tum  155. 

Elephas  africanus  (Wachstum)  155. 

Elster  107,  Europäische  u.  Schwarz¬ 
rückenelster  361,  (Nahrung)  55. 

Elsterspecht  99,  227. 

Embenza  aureola,  caesia  366,  calandra 
365,  eia ,  cirlus ,  citrinella  citrinella  u. 
erythrogenys ,  liortulana,  leucocephala , 
luteola ,  melanocephala ,  pusilla ,  pyr- 
rhuloides,  rustica,  schoeniclus  366. 

Emu  9. 

Ente  (Nahrung)  60,  mit  vier  Beinen  24. 

Entenvögel  des  Berliner  Gartens  39. 

Entstehung  überzähliger  Gliedmaßen 
(Ref.)  253. 

Ephippigera  vitium  ( ephippigera )  81. 

Equiden  im  Berliner  Garten  110. 

Equus  caballus  335,  hemionus,  Mang , 
quagga  88,  war  di  280,  zebra  281. 

Erblichkeit  des  Augenpigments  14. 

Erdkröte,  japanische  166. 

Erdsänger  um  Frankfurt  a.  M.  242. 

Eremophila  alpeslris  flava  367. 

Erhaltung  der  Art  1. 

Erithacus  cyaneculus  244,  phoenicurus 
245,  rubeculus  155,  243,  suecicus  245, 
titys  228,  245. 

Estrilda  bengala  275. 

Eulen  45. 

Eumeces  marginatus  150. 

Exkursionsbuch,  ornithologisckes  (Ref.) 
30,  223. 

Eyra  155. 

Falco  peregrinus  106. 

Farben,  auffallende,  aber  verbergend 
wirkende  314,  deren  Bedeutung  im 
Tierreich  282,  der  Insekten  u.  Vögel 
318. 

Farbkleidmuster  106,  Entstehung  und 
Bedeutung  derselben  bei  Eidechsen, 
Schlangen  u.  Schildkröten  381. 

Fasanen  des  Berliner  Gartens  37. 

Fauna  der  Marshall -Inseln  237,  der 
Tucheier  Heide  222. 

Feldlerche  367,  (Herbstgesang)  54. 

Feldsperling  365. 

Felis  catus  domesticus  12,  caucasius 
340,  daemon  89,  eyra  155,  lynx  343. 

Felsenpieper  368. 

Felsensittich  125. 

Fermente  im  Tierkörper  330. 

Fesselung  von  Vögeln  53. 

Fichtenammer  366. 

Fichtenkreuzschnabel  365. 

Fischadler  106. 


388 


Fischen  der  Reiher  248. 

Fischreiher  59,  102,  155,  248,  307,  359. 
Fitislaubvogel  100. 

Flamingo  274,  (Nistweise)  185. 
Flatterhund,  Bedfords  280. 
Fledermäuse,  vom  Blitz  erschlagen  344, 
des  Schweizer  Jura  315. 
Fleischteuerung  1905:  339. 

Flug  der  Zwergfledermaus  52. 
Flußpferd  272. 

Flußseeschwalbe  104. 

Folgen  der  Sommerhitze  1904:  344. 
Formen  der  Insekten  und  Vögel  318. 
Formica  consocians ,  difficilis  344,  fusca 
345,  incerta,  rufa  344. 

Fortpflanzung  des  Flamingos  185,  des 
Kranichs  280. 

Frankfurt  a.  M. :  Erdsänger  242,  Zool. 
Garten  (Bericht)  214,  (Neues  In¬ 
sektenhaus)  2. 

Fringilla  caelebs,  montifringilla  365. 
Fruchttaube  der  Marshall-Inseln  237. 
Frühlingsinsekten  251. 

Fuchs  298. 

Fulica  atra  100,  (Nahrung)  60. 

Gabelweihe  106. 

Gdlerida  cristata  367. 

Gallinago  (Nahrung)  59,  gallinago, 
gallinula  u.  media  102. 

Gallinula  chloropus  101,  (Nahrung)  60. 
Garrulus  glandarius  107,  297,  362, 
(Nahrung)  56. 

Gartenammer  366. 

Gartengrasmücke  100. 

Gartenlaubvogel  99. 

Gartenrotschwanz  245. 

Gasterosteus  aculeatus  48,  156,  pun- 
gitius  48. 

Gätke,  H.  (Gedenktafel)  51. 

Gaukler  275. 

Gazella  merrilli  281. 

Gebirgsbachstelze  369. 
Geburtshelferkröte  314. 

Gedenktafel  für  H.  Gätke  51. 
Gelochelidon  nilotica  104. 

Gemse  (Seh-  u.  Riechvermögen)  86. 
Geographische  Verbreitung  der  Tiere 
(Ref.)  31. 

Geotrupes  typhoeus  279. 

Geruchstiere  85. 

Gesang  von  Sylvia  atricapilla  154. 
Gesichtstiere  85. 

Gewohnheiten  der  solitären  Wespen 
(Ref.)  93. 

Gimpel,  Gemeiner  und  Nordischer  364. 
Giraffa  257,  376,  camelopardalis  typ. 
u.  cam.  capensis  281,  cam.  cottoni, 
peralta  u.  tippelskirchi  376. 

Giraffe  in  Hannover  257. 


Girlitz  364,  (Einwanderung)  52. 
Glareola  fusca ,  pratincola  227. 
Glaucidium  passerinum  107. 
Gliedmaßen,  überzählige  24,  52,  (Ent¬ 
stehung  von  solchen)  253. 

Gnu,  Weißschwänziges  6. 

Goldammer  366. 

Gorilla-Arten  281. 

Grasfrosch,  Angstgeschrei  220,  Kletter¬ 
fähigkeit  156,  Gr.  u.  Stichling  156. 
Grauammer  365. 

Graufischer  277. 

Graugans  (Nahrung)  60. 

Grauspecht  99,  (Seh-  u.  Riechvermögen) 

86. 

Grauwürger  109. 

Großtrappe  105. 

Gründe  für  die  Abnahme  der  Schwalben 
14,  204,  300. 

Grünfink  363. 

Grünspecht  19,  99,  (Seh-  u.  Riechver¬ 
mögen)  86. 

Grus  grus  103,  (Fortpflanzung)  280, 
(Nahrung)  59. 

Gryllotalpa  vulgaris  (Nahrung)  153,  278. 
Guanako  189. 

Gypaetus  barbatus  105,  383. 

Habicht  356. 

Häckels  Vorträge  185. 

Hakengimpel  365. 

Halbaffen  im  Berliner  Garten  73. 
Haliaetus  albicilla  106,  vocifer  273. 
Haematopus  ostralegus  (Nahrung)  59. 
Hamster  in  Rheinhessen  52. 

Hänfling  363. 

Hannover:  Zool.  Garten  (Nachrichten) 
257. 

Hase  und  Kaninchen  179. 

Haselhuhn  105,  (Nahrung)  58. 
Haselmaus  79. 

Haubenlerche  367. 

Haubenmeise,  Mitteleuropäische  98,  346, 
372. 

Hausbüffel  169. 

Hauskaninchen  190. 

Hauskatze,  abnorme  Eigenschaften  346, 
Klugheit  13,  H.  u.  Henne  12,  H.  u. 
Maulwurf  13,  H.  u.  Maus  13. 
Hausrotschwanz  228,  245. 
Hausschwalbe  (Abnahme)  14,  204,  300, 
(Einmauern  eines  Sperlings)  312. 
Hausspatz  365. 

Haustiere,  abnorme  Eigenschaften  346, 
Instinkte  321,  Naturgeschichte  (Ref.) 
188,  (Schilderungen)  380. 

Heidelerche  367. 

Helotarsus  ecaudatus  275. 

Henne  und  Hauskatze  12. 

Heringsmöwe  104,  378. 


389 


Herpestes  widdringtoni  155. 
Herpetologische  Verhältnisse  des  Met- 
schekgebirges  u.  der  Kapella  (Ungarn) 
348. 

Herzegowina:  Canis  aureus  136. 
Hessen:  Lophyrus  16,  279,  343,  344, 
Phylloxera  ( Ref.)  317,  Schwarzspecht, 
Turteltaube  u.  Wiedehopf  353. 
Heufalter,  Großer  u.  Kleiner  375. 
Heuschrecken  im  Frankfurter  Insekten¬ 
haus  3. 

Hilfsfermente  im  Tierkörper  330. 
Hinterleibsanhänge  der  Libellen  282. 
Hippolais  hippolais  99. 

Hippopotamus  amphibius  273. 

Hirsche  im  Berliner  Garten  43,  77. 
Hirundo  rustica  300,  (gezähmt)  249. 
Höckerkrebs  49. 

Hoff  mann,  Dr.  Jul.  f  25. 

Hohltaube  154. 

Holzbiene,  Violettflüglige  89. 

Holztaube  154. 

Hornissenschwärmer  (Sehvermögen)  86. 
Hühnerhabicht  356. 

Hühnervögel  des  Berliner  Gartens  37. 
Hund  (Instinkte)  321,  (Sehvermögen)  87. 
Hyaena  bilkiewiczi,  bucharensis  340. 
Hyas  aranea  49. 

Hydrochelidon  nigra  104,  252,  (Nah¬ 
rung)  61. 

Hyla  arborea  japonica  145,  buergeri  166. 
Hylochoerus  meinertzhageni  280. 

Ibis  aethiopica  275. 

Ichneumons  im  Garten  zu  Hannover  258. 
Insekten,  Formen  u.  Farben  (Ref.)  318. 
Insektenhaus,  neues,  im  Frankfurter 
Garten  2. 

Instinkte,  der  Haustiere  321,  der  soli¬ 
tären  Wespen  (Ref.)  93. 

Irrführende  Tatera  88. 

Irrtümer,  zoologische  (Ref.)  285. 

Isubr  341. 

ltschangscher  Zahnhirsch  89. 

Iynx  torquilla  99. 

Jahrbuch  d.  Nassau.  Ver.  f.  Natur¬ 
kunde  1904  (Ref.)  94. 

Japan,  Reptilien  u.  Batrachier  144,  161. 
Jungfernkranich  (Brut)  258. 

Jura,  Schweizer  (Fledermäuse)  315. 

Käfer  im  Frankfurter  Insektenhaus  5. 
Kalanderlerche  367. 

Kammmolch  (Polydaktylie)  52. 
Kampfläufer  101,  (Nahrung)  59. 
Kaninchen  190,  K.  u.  Hase  179. 
Kapellagebirge  (Ungarn) :  Herpetolo- 
gisches  348. 

Kapgiraffe  281. 


Kappen ammer  366. 

Kappengeier  275. 

Karmingimpel  364. 

Katalog  der  Säugetiere  222  u.  Vögel 
Brasiliens  159. 

Kernbeißer  363,  kampflustiger  23. 
Kiang  88. 

Kiebitz  1 01 ,  (Nahrung)  59. 
Kiefernblattwespe  16,  279,  343,  344. 
Kiefernkreuzschnabel  365. 

Kleiber  98,  Nord-  u.  Süddeutscher  371. 
Klettern  des  Grasfrosches  156. 
Klippschliefer,  Bettons  88. 
Knoblauchskröte,  Angstgesclirei  220, 
Polymelie  253. 

Knurrhahn  49. 

Kohlmeise  371,  Eiproduktion  221,  313, 
K.  u.  Resorcinkristalle  23. 

Kolkrabe  108,  361. 

Kormoran  104. 

Kornweihe  106. 

Körperform  der  Schildkröten  (Entste¬ 
hung)  381. 

Krähen  (mit  Fußring)  155,  (Vertil¬ 
gung)  376. 

Kranich  103,  Fortpflanzung  280,  Nah¬ 
rung  59. 

Kraniche  des  Berliner  Gartens  112. 
Krebse  der  Marshall-Inselu  239. 
Kriechtiere  in  Japan  144,  161,  in 

Mexiko  (Ref.)  346. 

Krokodil  274. 

Kuckuck  (Nahrung)  57. 
Kuckucksameisen  345. 

Kurzzehenlerche  367. 
Küstenseeschwalbe  104. 


Jjachmöwe  103,  (Brutstätte)  279. 

Lachseeschwalbe  104. 

Lagomys  281. 

Lama  189. 

Lämmergeier  105,  383. 

Landois,  Prof.  Dr.  Herrn,  f  95. 

Lanius  { Nahrung)  55,  collurio  109,  228, 
excubitor  108,  minor  u.  Senator  109. 

Larus  (Nahrung)  61,  argentatus  103, 
canus  104,  346,  fuscus ,  glaucus ,  leu- 
copterus ,  marinus  104,  378,  minutus 
104,  ridibundus  103,  279. 

Lasurmeise  371. 

Lateinische  Namen  der  deutschen  Vö¬ 
gel  360. 

Laubfrosch,  japanischer  145. 

Lebertran  330. 

Leistentoko  277. 

Lepidopteren  im  Frankfurter  Insekten¬ 
haus  4. 

Leptoconchus  242. 

Leptoptilus  argala  277. 


390 


Lepus  cuniculus  domesticus  190,  cunicu  lus 
u.  timidus  179. 

L’hoest,  Dir.  Francois  f  63. 
Libellen  (Hinterleibsanhänge)  282. 
Limosa  lapponica ,  limosa  101. 
Lophocercus  epirhinus  277. 

Lophyrus  pini  16,  279,  343,  344. 
Lophyrus-Kalamität  in  Hessen  16,  343. 
Loris  ceylanica,  gracilis  281. 

Loxia  curvirostra ,  leucoptera  bijasciata 
u.  pityopsittacus  365. 

Luchszucht  343. 

Lullula  arborea  367. 

Lurche,  Verbreitung  in  Mexiko  346. 
Lusciola  luscinia  242,  philomela  243. 
Lycaena  corydon  u.  Var.  375. 

Magilus  241. 

Mähnenschaf  138. 

Mainzer  Becken:  Alytes  314,  Crioceris 
asparagi  211,  Geotrupes  typhoeus  279, 
Nola  togatulalis  221,  313,  Saturnia 
pavonia  313,  seltne  oder  aberrante 
Schmetterlinge  374. 

Makak,  Sclaters  88. 

Mandelkrähe  (Nahrung)  56. 
Mantelmöwe  104,  378. 

Marabu  279. 

Maral  341. 

Marrills  Gazelle  281. 

Marshall-lnseln:  Fauna  237. 
Massenfraß  d.  Kiefernblattwespe  16,  343. 
Mauerbiene,  Gehörnte,  Rote  251. 
Mauerläufer  371. 

Maulwurf,  Pelzwerk  220,  M.  u.  Katze  13. 
Maulwurfsgrille  (Nahrung)  153,  278. 
Maus  u.  Katze  13. 

Megalob atrachus  maximus  173. 
Megarhodius  goliath  276. 
Melanocorypha  calandra ,  sibirica,  yelto- 
niensis  367. 

Meies  taxus  299. 

Melitaea  didyma  375. 

Mensch  als  Gesichtstier  85,  87,  Seelen- 
u.  Verstandesleben  190. 

Mergus  merganser  (Nahrung)  61,  albellus, 
serrator  125. 

Metschekgebirge  (Ungarn):  Herpeto- 
logisches  348. 

Mexiko:  Verbreitung  der  Lurche  u. 

Kriechtiere  (Ref.)  346. 

Milvus  aegyptius  273,  milvus  106. 
Mißbildung  der  Füße  24,  der  Zehen  52. 
Mittelamerikanische  Vögel  (Ref.)  283. 
Mitteleuropäische  Vögel  91,  126. 
Mittelspecht  98. 

Mohrenlerche  367. 

Molge  cristata  (Polydaktylie)  52,  pyr- 
rhogastra  147  u.  var.  immaculiventris 
n.  148,  170. 


v.  Molsberg,  Freih.  P.  A.  f  347. 

Mönchgrasmücke  100. 

Montifringilla  nivalis  365 

Moschusochse  im  Berliner  Garten  40. 

Motacilla  alba  alba  370  u  alba  lugubris 
369,  boarula  368,  369,  citreola  369, 
flava  flava  368,  flava  rayi  u.  melano- 
cephala  369,  vidua  276. 

Möwen  (Nahrui  g)  61,  (im  Binnenland) 
378,  (mit  Fußring)  155. 

Mufflon  138. 

Mülhausen  i  E.:  Zool.  Garten  228. 

Müller,  Pfarrer  Karl  f  379. 

München:  Zool.  Garten  in  Sicht  125. 

Mus  agrarius  131,  133,  gregalis  133, 
subtilis  130,  vagus  133. 

Muscardinus  avellanarius  79,  130. 

Mustela  erminea  154,  344.  vulgaris  344. 

Mycteria  senegalensis  276. 

Myogale  moschata  342. 

Myosorex  sclateri ,  tenuis  376. 

Myoxus  glis  180. 

Nachtigall  242. 

Nachtpfauenauge,  Kleines  313. 

Nachtschwalbe  (Nahrung)  57. 

Nagetiere  im  Berliner  Garten  41,  111. 

Nahrung,  der  Maulwurfsgrille  153,  278, 
deutscher  Vögel  (Ref.)  54. 

Nahrungsmittel  auf  den  Marshall-lnseln 
( Asaphis )  239. 

Namen,  lateinische,  der  deutschen  Vögel 
360. 

Nandu  10,  142. 

Nannugo  pipistrellus  52. 

Nashorn,  Doppelhörniges  375. 

Nashornvogel  345. 

Naturgeschichte  der  Haustiere  (Ref.) 
188,  des  Tierreichs  (Pokorny)  92, 
der  deutschen  Vögel  158. 

Nebelkrähe  108,  361. 

Nekrologe:  Dr.  Jul.  Hoffmann  25,  Prof. 
Dr.  Herrn.  Landois  95,  Dir.  Fr.  L’hoest 
63,  Freih.  P.  A.  v.  Molsberg  347, 
Pfarrer  Karl  Müller  379,  Dr.  med. 
Ad.  Zipperl en  156. 

Nematus  ventricosus  252. 

Neophron  pileatus  275. 

Nerthus,  Zeitschr.  f.  Naturk.  (Ref.)  127. 

Neue  Säugetiere  88,  280,  376. 

Neuigkeiten,  zoologische,  aus  Rußland 
339. 

Neuntöter  109,  228. 

Nistweise  des  Flamingos  185. 

Nola  togatulalis  221,  313,  375. 

Nordamerikanische  Vögel  (Ref.)  283. 

Nordsee:  Tiere  u.  Pflanzen  (Ref.)  349. 

Notizen,  ornithologische  aus  Hessen  125, 
aus  Salzburg  227. 

Notreife  2. 


391 


Nubische  Giraffe  281. 

Nucifraga  caryocatactes  108,  caryoca- 
tactes  u.macrorhynchus  362,  (Nahrung) 
56. 

Numenius  arcuatus ,  phaeopus  102, 
(Nahrung)  59. 

Nyctala  tengmalmi  107. 

Nycticebus  tardigradus  hilleri  u.  malay- 
anus  281. 

Nyroca  (Nahrung)  60,  clangula  125. 

Ochotona  war  di  281. 

Oedemia  nigra  125. 

Oedicnemus  oedicnemus  (Nahrung)  59. 

Oedipoda  caerulescens  85. 

Oleanderschwärmer  (Seh-  u.  Riechver- 
mögen)  86. 

Onychodactylus  japonicus  172. 

Orang-Arten  (Ref.)  281. 

Orientalisches  Altertum  (Ornithologie) 
207. 

Oriolus  galbula  (Nahrung)  56,  notatus 
277,  oriolus  362. 

Orkaden :  Button-mouse  129. 

Ornithologie  des  orientalischen  Alter¬ 
tums  207. 

Ornitholog.  Gesellsch.  in  Basel  (Jahres¬ 
bericht)  383,  in  Bayern  (Verhand¬ 
lungen)  27,  Anzeichen  einer  wieder¬ 
kehrenden  Tertiärzeit  (Ref.)  287, 
Notizen  125. 

Ornithologisches  Exkursions-  u.  Taschen¬ 
buch  (Ref )  30,  223. 

Orthopteren  im  Frankfurter  Insekten- 
hans  3. 

Ortygometra  parva, porzana,  pusilla\0\ , 
porzana  (Nahrung)  60. 

Osmia  bicornis  251. 

Ostafrikanische  Tierwelt  (Ref.)  89. 

Ostsee:  Tiere  und  Pflanzen  349. 

Otis  tarda  105,  (Nahrung)  58,  tetrax  22. 

Ovis  (Rassen)  65,  ophion  138. 

Pampasstrauß  10,  142. 

Pandion  Tialiaetus  106. 

Panurus  biarmicus  98. 

Papilio  machaon  u.  podalirius  (Seh-  u. 
Riechvermögen)  85,  86. 

Parasitismus,  temporärer,  bei  Ameisen 
344. 

Parus  ater  98,  371,  atricapülus  borealis , 
rlienanus  u.  salicarius  373,  caeruleus 
371,  cristatus  mitratus  98,  346,  372, 
cyanus  cyanus  u.  tianschanicus  371, 
major  23,  221,  313,  371,  palustris 
98  und  p.  palustris,  p.  communis  372, 
p.  longirostris  373. 

Passer  dornest icus ,  montanus  365. 

Passerina  nivalis  367. 

Pastor  roseus  362. 


Pelobates  fuscus ,  Angstgeschrei  220, 
Polymelie  253. 

Pelzbiene,  Abgestutzte  251. 

Pelzwerk  aus  Maulwurfsfellen  220. 
Perdix  perdix  105. 

Perisoreus  infaustus  362. 

Petronia  petronia  365. 

Pfeifhase,  Wards  281. 

Pfeifhasen  281. 

Pferd,  das  rechnende  (Ref.)  62. 
Pferdebestand  (Zu-  oder  Abnahme)  335. 
Pfuhlschnepfe  101. 

Phalacrocorax  africanus  275,  carbo  104. 
Philalaptrix  aquata  375. 

Phoca  vitulina  259. 

Photographieren  von  Tieren  89,  An¬ 
leitung  350. 

Phylloscopus  sibilator,  trochilus  100. 
Phylloxera  vastatrix  (lief.)  317. 

Pica  pica  107,  361,  p.  pica  u.  melano- 
notus  361,  (Nahrung)  55. 

Picoides  tridactylus  alpinus  99. 

Picus  canus  viridicanus  u.  viridis  99, 
(Nahrung)  57. 

Pinicola  enucleator  365. 

Pirol  362,  (Nahrung)  56. 

Pisorhina  scops  107. 

Planaria  alpma ,  gonocephala  246. 
Plectr  oplerus  gambensis  275. 
Plenopiktur  212. 

Poecilogale  doggetti  88. 

Polarmöwe  104. 

Polycelis  cornuta  246. 

Polydaktylie  52. 

Polymelie  24,  (Entstehung)  253. 

Pongo -Arten  281. 

Procavia  bettoni  88. 

Putorius  erminea  154,  344,  vulgaris  344. 
Pyrameis  atalanta ,  cardui  (Seh-  u.  Riech¬ 
vermögen)  86. 

Pyrosoma  bigeminum  240. 

Pyrrhocorax  graculus,  pyrrhocorax  362. 
Pyrrhula  pyrrhula  u.  europaea  364. 
Python  reticulatus  (Dauer  einer  Fasten¬ 
periode)  259. 

Quagga  88. 

Pabenkrähe  108,  311. 

Raöenvögel  (in  der  altorientalischen 
Literatur)  209. 

Ballus  aquaticus  (Nahrung)  60. 

Mana  buergeri  165,  esculenta  145,  gra- 
cilis  169,  japonica  150,  166,  lim- 
nocharis  169,  rugosa  149,  166,  tem- 
poraria  156,  (Angstgeschrei)  220. 
Rangifer  tarandus  domesticus  189. 
Rassen  des  Rindviehs  202,  des  Schafes  65. 
Raubmöwe  330,  Mittlere  103. 
Raubseeschwalbe  104. 


392 


Raubtiere  im  Berliner  Garten  73. 
Raubvögel  im  Berliner  Garten  111,  in 
der  altorientalischen  Literatur  207. 
Rauchschwalbe  (Zu-  u.  Abnahme)  300. 
Rauhfußkauz  107. 

Raupen  (Schutzkleidung)  221. 

Reblaus  317. 

Rechnendes  Pferd  (Ref.)  62. 
Regenerationsvermögen  der  Kaulquap¬ 
pen  (Abhängigkeit)  347. 

Regenpfeifer  (Nahrung)  59. 

Reh  u.  Bussard  24. 

Reiher  102,  359,  Fischen  248,  Nah¬ 
rung  59,  Nesthöhe  155. 

Ren  189. 

Rephuhn  105. 

Reptilien  in  Japan  144,  161,  in  Me¬ 
xiko  346. 

Resorcinkristalle  u.  Kohlmeise  23. 
Bhacophorus  schlegeli  147. 

Bhea  10,  142. 

Rheinhessen:  Hamster  52,  Kiefern¬ 
blattwespe  16,  Nola  togatulalis  221, 
313,  375,  Uhu  220. 

Bhinoceros ,  im  Berliner  109,  im  Wiener 
Garten  262,  sumatrensis  375. 
Bhipicephalus  sanguineas  240. 
Riesenratte  88. 

Riesenreiher  276. 

Rinder  des  Berliner  Gartens  75. 
Rinderrassen  u.  ihre  Abstammung  202. 
Bissa  tridactyla  104. 

Robben  des  Berliner  Gartens  75. 
Rohrammer  366. 

Rohrdommel  103,  (Nahrung)  59. 
Rohrhuhn  (Nahrung)  60. 

Rohrweihe  106. 

Rosenstar  362. 

Rotkehlchen  243,  (mit  Fußring)  155. 
Rotkehlpieper  368. 

Rübenzuckergewinnung  (Bewertung  der 
Rückstände)  157. 

Rückstände  bei  der  Zuckerfabrikation 
(Bewertung)  157. 

Ruderfiügel  278. 

Rudimentäre  Instinkte  321. 
Runzelfrosch  149. 

Rußland:  Zoolog.  Neuigkeiten  339. 

Saatkrähe  108,  361,  (Riech vermögen) 
87. 

Sachsen:  Myoxus  glis  180. 

Säger  (Nahrung)  61,  Kleiner  u.  Mitt¬ 
lerer  125. 

Saiga  tatarica  341. 

Sandwespe  in  Ägypten  24. 

Sandhügel,  von  Krebsen  errichtet  239. 
Sankt-Bernliardshund  252. 

Sattelstorch  276. 

Saturnia  pavonia  313. 


Säugetiere,  neue  88,  280,  376,  Bra¬ 
siliens  (Ref.)  222. 

Schaf  u.  Star  67. 

Schafkamele  189. 

Schafrassen,  im  Frankfurter  Garten 
65,  Sch.  u.  Züchtereien  65. 
Schafstelze,  Nordische  368. 

Schakal,  in  Dalmatien  134,  279,  332, 
in  Bosnien,  Herzegowina  u.  Sla- 
vonien  136. 

Scharrtiere  376. 

Schattenvogel  277. 

Schellente  125. 

Schildkröte,  Eutstehung  der  Körper¬ 
form  u.  Farbkleidmuster  381. 
Schlafstätte  eines  Buntspechts  24. 
Schlangen,  Entstehung  des  Farbkleid- 
musters  381. 

Schlangenadler  106. 

Schlangenhabicht  258. 

Schleichkatzen  (Schnelligkeit)  155. 
Schleiereule  107. 

Schmarotzermilan  273. 
Schmarotzerraubmöwe  103. 
Schmetterlinge,  seltene  oder  aberrante 
374,  im  Frankfurter  Insektenhaus  4. 
Schnecke  in  Korallenblöcken  241. 
Schneeammer  367. 

Schneefink  365. 

Schnelligkeit  der  Schleichkatzen  155. 
Schönbrunn :  Zoolog.  Garten  260. 
Schreiseeadler  273. 

Schutzkleidung  von  Raupen  221. 
Schutzmasken  u.  Schutzfarben  im  Tier¬ 
reich  316. 

Schwalbe  u.  Sperling  312. 

Schwalben  (Abnahme)  14,  204,  300, 
Zunahme  in  Nordafrika  15,  gezähmte 
249. 

Schwalbenschwanz  (Seh-  u.  Riechver¬ 
mögen)  86. 

Schwäne  (Nahrung)  60. 

Schwanzmeisen  98,  Mitteleuropäische  u. 

Nordische  374. 

Schwarze  Wildkatze  89. 
Schwarzköpfchen  100,  (Gesang)  154. 
Schwarzrückenelster  361. 
Schwarzspecht  99,  125,  (Verbreitung 
in  Hessen)  355. 

Schwebfliege,  Große,  252. 

Schweine  des  Berliner  Gartens  78. 
Schweiz,  Ab-  u.  Zunahme  der  Vögel  97. 
Schweizer  Jura  (Fledermäuse)  315. 
Schwimmvögel  des  Berliner  Gartens  112. 
Schwirrfiiege,  Mondfieckige  252. 
Sciurus  vulgaris  154. 

Sclaters  Makak  88. 

Scolopax  rusticula  102. 

Scopus  umbrella  277. 

Scototiycteris  bedfordi  280. 


393 


Seeadler  106. 

Seehund  (freiwillig  verhungert)  259. 
Seelenleben  bei  Mensch  und  Tier  (Ref.) 
190. 

Seeschwalben  103,  (Nahrung)  61. 
Seestern  u.  Einsiedlerkrebs  58. 
Seetaucher  (Nahrung)  61. 
Seidenschwanz  109,  379. 

Serinus  canarius  serinus,  364,  hortulanus 
(Einwanderung)  52,  pusilliis  364. 
Siebenschläfer  180. 

Silbermöwe  103. 

Silberreiher  273. 

Simici- Arten  281. 

Simmentaler  Rindvieh  202. 

Singdrossel  (Herbstgesang)  54. 

Sitta  caesia  98,  europaea  caesia  u.  ho- 
meyeri  371. 

Slavonien:  Canis  aureus  136. 

Sminthus  concolor,  flavus,  leathemi ,  sub- 
„  tilis,  tianschanicus  180. 

Solitäre  Wespen  (Gewohnheiten  u.  In¬ 
stinkt)  93. 

Somali-Strauß  143. 

Somateria  (Nahrung)  60. 

Sommerhitze  1904  (Folgen)  344. 
Sonderbares  Benehmen  von  Tieren  297. 
Spargelhähnchen  (Varietäten)  211. 
Spatula  (Nahrung)  60. 

Specht  (Nahrung)  57,  (Schlafstätte)  24. 
Spechtmühlen  124. 

Sperbergrasmücke  100. 

Sperlingskauz  107. 

Sphex  25. 

Sphinx  convolvuli  (Sek-  u.  Riechver¬ 
mögen)  86. 

Spilornis  chulah  258. 

Spinne  (in  Ägypten)  24. 

Sporengans  275. 

Spornammer  367. 

Spornpieper  367. 

Sprosser  243. 

Stacheibeerblattwespe  252. 

Star  362,  mit  Fußring  155,  Nahrung 
56,  St.  u.  Schaf  67. 

Steinadler  105. 

Steinbock,  Sibirischer  840. 

Steinkauz  107. 

Steinkrähe  362. 

Steinsperling  365. 

Steppenweihe  106. 

Stercorarius  parasiticus ,  pomarinus  103. 
Sterna  103,  (Nahrung)  61,  cantiana , 
caspia,  hirundo ,  macrura ,  minuta  104. 
Stichling  im  Seeaquarium  48. 
Stockholmer  Garten :  Bericht  20,  Eis¬ 
bären  50,  Luchse  343,  Sturmmöwen  346. 
Storch,  Schwarzer  103,  Weißer  103, 
Häufigkeit  in  Nordafrika  16,  Nahrung 
58. 


Storchnest  in  Zolingen  116,  173. 
Strandläufer  101,  (Nahrung)  59. 
Strandvögel  mit  Fußring  155. 
Strandwanderer,  Der  (Ref.)  349. 
Strauß,  Amerikanischer  10. 
Straußenzucht  in  Ascania-Nova  139. 
Straußvögel  des  Berliner  Gartens  35. 
Streifenmaus  130. 

Strepticeros  strepticeros  u.  cliora  376. 
Strix  flammea  107. 

Strudelwürmer  (Wanderungen)  246. 
Struthio  139. 

Sturmmöwe  104,  346. 

Sturnus  vulgaris  362,  (Nahrung)  56. 
Südbayern:  Möwen  378. 

Sula  bassana  104. 

Sumatra-Nashorn  375. 

Sumpfhuhn,  Kleines  101. 

Sumpfmeise  98,  Glanzköpfige,  nordische 
u.  mitteleuropäische  372,  Mattköpfige, 
nordische  373. 

Sumpfohreule  107. 

Sumpfschnepfe,  Große  102. 
Suppenschildkröte  (Wachstum)  221. 
Suricata  suricata  376. 

Sylvia  atricapilla,  cinerea ,  curruca , 
nisoria ,  simplex ,  sylvia  100,  atrica¬ 
pilla  (Gesang)  154. 

Symbiose  von  Star  u.  Schaf  67. 
Synodontis  zambezensis  278. 

Syrnium  aluco  45,  107. 

Syrphus  seleniticus  252. 

Tachydromus  tacliydromoides  152. 
Tagschmetterlinge  (Sehvermögen)  85. 
Talpa  europaea  (Pelzwerk)  220. 
Tannenhäher  108,  Nahrung  56,  Dick- 
u.  Schlankschnäbliger  362. 
Tannenmeise  98,  371. 

Tarantula  24. 

Taschenkaleuder,  ornithologischer  (Ref.) 

Tater a  fallax  88. 

Tatera,  Irrt  uhrende  88. 

Tau  375. 

Tauben  des  Berliner  Gartens  38,  der 
altorientalischen  Literatur  210. 
Taucher  (Nahrung)  61. 

Teichfrosch,  japanischer  145. 
Teichhuhn,  Grünfiißiges  101. 
Temporärer  Parasitismus  bei  Ameisen 
344. 

Tetrao  bonasia,  tetrix,  urogallus  105, 
(Nahrung)  58. 

Texasfieber  auf  den  Marshall-Inseln  240. 
Thalpocliares  paula  375. 

Tichodroma  muraria  371. 

Tiefsee- Expedition,  Deutsche  (Vögel) 
(Ref.)  255. 

Tier,  Seele  und  Verstand  (Ref.)  190. 


394 


Tierbestanl  des  Gartens  in  Stockholm 
21,  Wien  272. 

Tierbilder  vom  Zambeze  273. 

Tiere,  der  Erde  (Ref.)  26,  28,  284,  der 
Marshall-Inseln  237,  von  Ostafrika 
(Ref.)  89,  der  Tucheier HeidefRef.) 222. 

Tierfabeln  (Ref.)  285. 

Tiergeographie  (Ref.)  81. 

Tierhaltung  im  Berliner  Garten  112. 

Tierreich,  Bedeutung  der  Farben  282, 
316,  Naturgeschichte  (Pokorny)  92. 

Tipula  22. 

Tortrix  buoliana ,  viridcina  344. 

Totanus  pugnax  101,  (Nahrung)  59. 

Totenkopf  86,  375. 

Trappe  105,  (Nahrung)  22,  58. 

Trauerente  125. 

Trauerseeschwalbe  104,  252,  (Nahrung) 
61. 

Triel  (Nahrung)  59. 

Triglci  hirundo  49. 

Tringa  alpina ,  canutus ,  ferruginea, 
minuta ,  ternmincki  101. 

Tringoides  (Nahrung)  59. 

Trochilium  apiforme  (Sehvermögen)  86. 

Tropidonotus  tessellatus  bei  Gera  381, 
tigrinus  171. 

v.Tschusis  Verdienste  um  die  Ornitho¬ 
logie  225. 

Tucheier  Heide:  Tierwelt  222. 

Tüpfelsumpfhuhn  101. 

Turbellarien,dendrocöle  (Wanderungen) 
246. 

Turdus  pilaris  125,  musicus  (Herbstge¬ 
sang)  54. 

Turteltaube  in  Hessen  353. 

Turtitr  turtur  353. 

Vfersclinepfe  101. 

Uhu  106,  220 

Unglückshäher  362. 

Unzweckmäßigkeit  des  Winterkleides  bei 
Putorius  erminea  154. 

Upupa  epops  109,  Nahrung  57,  Ver¬ 
breitung  in  Hessen  354,  africana  277. 

Urinator  (Nahrung)  61. 

Urrinder  202. 

Ursiis  maritimus  (Fortpflanzung)  51, 
ornatus  (in  Bolivia)  51. 

Vademekum,  ornithologisches  (Ref.)  30. 

Vakuopiktur  213. 

Vanellus  vanellus  102,  (Nahrung)  59. 

Verbergend  wirkende  Färbungen  314. 

Verbreitung  der  Kriechtiere  u.  Lurche 
Mexikos  346,  frühere,  des  Lämmer¬ 
geiers  383,  des  Schakals  134,  279, 
332,  von  Schwarzspecht,  Turteltaube 
und  Wiedehopf  in  Hessen  353,  des 
Siebenschläfers  in  Sachsen  180,  der 
Tiere  (Ref.)  31. 


Verfärbung  des  Wiesels  154,  344. 

Verhältnisse,  herpetologische,  des  Met- 
schekgebirges  u.  der  Kapella  348. 

Verstandesleben  bei  Tier  u.  Mensch 
(Ref.)  190. 

Vertilgung  von  Eichhorn,  Häher  u. 
Krähe  376. 

Verunglückte  Vögel  (an  Leuchttürmen) 
51,  (auf  dem  Genfer  See)  252. 

Vespa  vulgaris  (Seh-  u.  Riechvermögen) 
85. 

Vicunha  189. 

Violettflüglige  Holzbiene  89. 

Viverra  dongolensis  155. 

Vögel,  Formen,  Farben  u.  Bewegungen 
318,  Fesselung  53,  Nahrung  (Ref.)  54, 
verunglückte  51,  252,  Deutschlands 
158,  254,  Ab-  u.  Zunahme  97,  deren 
lateinische  Namen  360,  Mitteleuropas 
91, 126, der  Deutschen  Tiefsee-Expe¬ 
dition  (Ref.)  255,  von  Nord-  u.  Mittel¬ 
amerika  (Ref.)  283,  von  Brasilien 
(Ref.)  159. 

Vogelgesang  im  Herbste  54. 

Vogelhandbuch  223. 

Vogelzug  (Ref.)  29,383,  Versuche  155. 

Vordringen  des  Girlitz  in  Deutschland 
52 

Vorträge  Häckels  185. 

Wacholderdrossel  125. 

Wachstum  des  Afr.  Elefanten  155,  der 
Suppenschildkröte  221. 

Wachtel  105,  (Nahrung)  58. 

Wachtelkönig  (Nahrung)  60. 

Wald  u.  Heide  (Ref.)  94. 

Waldammer  366. 

Waldkauz  45,  107. 

Waldlaubvogel  100. 

Waldohreule  45,  107. 

Waldschnepfe  102. 

Waldschwein  280. 

Waldtaube  u.  Eichhorn  154. 

Wanderfalk  106. 

Wanderungen  der  Strudelwürmer  (Ref.) 
246. 

Wards  Pfeifhase  281,  Zebra  280. 

Wasserhuhn,  Schwarzes  100,  (Nahrung 
60. 

Wasserläufer  (Nahrung)  59. 

Wasserpieper  368. 

Wasserralle  (Nahrung)  60. 

"Wasservögel  des  Berliner  Gartens  39. 

Weidenammer  366. 

Weidenmeise,  Mitteldeutsche  373. 

Weißschwanzgnu  6. 

Weißspecht  99,  227. 

Wendehals  99. 

Wespen  (Seh-  u.  Riech  vermögen)  85, 
solitäre  (Instinkt  u.  Gewohnheiten)  93. 


Wiedehopf  109,  Nahrung  57,  Verbrei¬ 
tung  in  Hessen  354. 

Wien  (Nachrichten  aus  dem  Schön¬ 
brunner  Garten)  260. 

Wiesel  (Winterfärbung)  Großes  154, 
344,  Kleines  344. 

Wiesenpieper  368. 

Wiesenralle  101. 

Wiesenweihe  106. 

Wildkaninchen  190. 

W  ildkatze,  Kaukasische  340,Schwarze89. 
Wildschafe  des  Berliner  Gartens  40,  77. 
Wildtauben  (Nahrung)  57. 
Windenschwärmer  (Seh-  u.  Riechver- 
mögen)  86. 

Winterkleid  ( Putorius  erminea  u.  vul¬ 
garis)  154,  344. 

Witwenbachstelze  276. 

Wolf  u.  Bison  248. 
W}lfsmilchschwärmer  374. 
Würfelnatter  bei  Gera  381. 

Würger  (Nahrung)  55,  Großer  108, 
Rotköpfiger  u.  Rotrückiger  109. 

Xema  ndibundum  279. 

Xylocopa  violacea  89. 

Yak  (Verbreitung)  189. 

Zahme  Schwalben  249. 

Zahnhirsch  von  Itschang  89. 

Zambeze:  Tierbilder  273. 

Zaunammer  366. 

Zaungrasmücke  100. 

Zebra,  Wards  280. 

Zeckenplage  auf  den  Marshall-Inseln  240. 
Zehenmißbildung  (beim  Kammmolch)  52. 
Zeichnungsfülle  212. 

Zeichnungssparnis  213. 

Zeisig  363. 


Zeitschrift  für  Oologie  (Ref.)  157. 

Zeitschriften  u.  Bücher:  32,  64,  96, 
128,  160,  191,  224,  256,  287,  319, 
351,  384. 

Zippammer  366. 

Zipperlen,  Dr.  med.  Ad.  f  156. 

Zitronenzeisig  364. 

Zofingen,  Storchnest  116,  173. 

Zoologische  Gärten :  Amsterdam 
(Aquarium)  351,  Berlin  (Neues  aus 
dem  Garten)  33,  72,  109,  Buenos 
Aires  (Schilderung)  289,  Dresden 
(Tierfreundschaften)  193,  Frank¬ 
furt  a.  M.  (Bericht)  214,  (Elefanten¬ 
wachstum)  155,  (Neues  Insektenhaus) 
2,  (Schafe)  65,  (Schnelligkeit  der 
Schleichkatzen)  155,  Hannover 
(Nachrichten)  257,  Mülhausen  i.  E. 
(Schilderung)  228,  München  (Pro¬ 
jekt)  125,  Stockholm  (Bericht 
1902)  20,  (Eisbären)  50,  (Luchse)  343, 
(Sturmmöwen)  346,  Wien  (Nachrich¬ 
ten  aus  Schönbrunn)  260. 

Zoologische  Neuigkeiten  aus  Rußland 
339. 

Züchtereien  von  Schafen  65. 

Zug  der  Vögel  (Ref.)  29,  383,  des 
Seidenschwanzes  (Ref.)  379. 

Zunahme  der  Vögel  in  Deutschland  u. 
der  Schweiz  97,  der  Pferde  in  Hessen 
u.  Deutschland  335. 

Zwergammer  366. 

Zwergfledermaus  52. 

Zwergmöwe  104. 

Zwergohreule  107. 

Zwergrohrdommel  103. 

Zwergscharbe  275. 

Zwergseeschwalbe  104. 

Zwergsumpfhuhn  101. 

Zwergtrappe  22. 


. 


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Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde. 
Bulletin  du  Museum  d’Histoire  Naturelle. 
Schweizerische  Blätter  für  Ornithologie. 
The  Field.  °  Natur  und  Haus. 

Natur  und  Schule.  °  Nerthus. 
Ornithologisches  Jahrbuch. 

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Um  die  Anschaffung  der  noch  vorhandenen  früheren  Jahrgänge  des 
»Zoologischen  Gartens«  möglichst  zu  erleichtern,  haben  wir  die  Preise 
wie  folgt  ermäßigt: 

Jahrgang  I  (1860)  (Neudruck)  M.  5.—;  II— X  (1861—1869) 
ä  M.  2.-;  XI-XX  (1870—1879)  ä  M.  3.— ;  XXI— XXX  (1880- 
1889)  ä  M.  5.-;  XXXI— XL  (1890—1899)  ä  M.  6.50.  —  Sach¬ 
register  der  ersten  20  Jahrgänge  M.  5.  —  Bei  Abnahme  der  Jahr¬ 
gänge  I — XX  nnd  Sachregister  zusammen  für  nur  M.  55.  —  Bei 
Abnahme  der  Jahrgänge  I — XXX  nnd  Sachregister  für  I— XX  zu¬ 
sammen  für  nur  M.  100.  —  Bei  Abnahme  der  Jahrgänge  I — XL 
und  Sachregister  für  I— -XX  zusammen  für  nur  M.  150.  — 

Mahlau  &  Waldschmidt 

Frankfurt  a.  M. 

Grosse  Gallusstrasse  3. 


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Verlag  von  Mahl  au  &  Waldschmidt  in  Frankfurt  a.  M. 

Der  Zoologische  Garten. 

(Zoologischer  Beobachter.) 

Zeitschrift  für  Beobachtung,  Pflege  und  Zucht  der  Tiere. 

Organ  der  zoologischen  Gärten  Deutschlands. 

Herausgegeben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  und  redigiert  von 
Prof.  Dr.  0.  Boettger  in  Frankfurt  a.  M. 

Unter  Mitwirkung  von : 

Prof.  Dr.  P.  Altmann,  Prof.  Dr.  Heinrich  Baumgartner,  Dir.  Alarik  Behrn,  Johannes 
Berg,  F.  E.  Blaauw,  Prof.  Direktor  Dr.  Heinrich  Bolau,  Direktor  Dr.  Hermann  Bolan, 
P.  Calm,  Dr.  Carl  Eckstein,  Prof.  Dr.  L.  Edinger,  0.  Edm.  Eiffe,  Dr.  H.  Fischer-Sigwart, 
C.  F,  Forsytli,  Major,  Prof.  Dr.  Paul  Fraisse,  Geh.  Reg.-Rat  E.  Friedei,  Landgerichtsrat 
Br.  Gabler,  Gymn.- Oberlehrer  L.  Geiseuheyner,  Dr.  J.  Gengier,  Carl  Greve,  Dam.  Gronen, 
Dr.  W.  Haacke,  Direktor  Hagmann,  Dir.  Dr.  E.  Hartert,  Direktor  Dr.  L.  Heck,  Dr.  med. 
C.  R.  Hennicke,  Direktor  Dr.  Hermes,  Paul  Hesse,  Major  Prof.  Dr.  L.  v.  Heyden,  Dr.  Victor 
Hornung,  Dr.  P.  Kämmerer,  J.  Keller-Zschokke,  A.  v.  Klein,  M.  Klittke,  Karl  Knauthe, 
Th.  Knottnerns-Meyer,  Prof.  Dr.  med.  W.  Kobelt,  E.  M.  Köhler,  Prof.  Dr.  0.  Körner,  Dr.  med. 
Paul  Krefft,  Baron  A.  y.  Krtidener,  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  J.  Kühn,  Albert  Kuli,  Dr.  B. 
Langkayel,  Prof.  Dr.  R.  v.  Lendenfeld,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Prof.  Dr.  F.  Leydig,  Hermann 
Löns,  Prof.  Dr.  L.  v.  Maliely,  Prof.  Dr.  W.  Marshall,  Prof.  P.  Matschie,  Josef  Menges, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  K.  Möbius,  Oberförster  Ad.  Müller,  Dr.  August  Müller,  Dr.  C. 
Müller,  Dr.  med.  Fritz  Müller,  Dr.  J.  Müller-Liebenwalde,  H.  Nehrling,  A.  Kill,  Prof. 
Dr.  Th.  Noack,  Direktor  Dr.  A.  C.  Oudemans,  E.  Perzina,  Prof.  A.  Pichler,  Ernst 
Pinkert,  Jos.  v.  Pleyel,  C.  A.  Purpus,  Dir.  Dr.  H.  Reeker,  Prof.  Dr.  A.  Reichenow, 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  J.  J.  Rein,  Dr.  C.  L.  Reuvens,  Prof.  Dr.  F.  Richters,  Dr.  F.  Römer, 
Forstmeister  Dr.  Ad.  Rörig,  H,  Schacht,  Direktor  Dr.  Ernst  Schaff,  Dr.  P.  Sfcliiemenz, 
Prof.  Dr.  W.  Schimkewitsch,  Dir.  Jul.  Schiött,  R.  Schmidtlein,  Dr.  med.  Schnee,  Direktor 
Adolf  Schöpf,  Ludwig  Schuster,  Willi.  Schuster,  Direktor  Dr.  Adalb.  Seitz,  M.  Siedler, 
Kunstmaler  Karl  Soffel,  Dr.  A.  Sokolowsky,  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Osw. 
Strassberger  ,  W.  Tiesler,  Viktor  Ritter  y.  Tscliusi  zu  Schmidkoffen,  Prof.  Dr.  A. 
Yoeltzkow,  Dr.  Franz  Werner,  Georg  Westermann,  B.  Wiemeyer,  Direktor  Dr.  L. 
Wunderlich,  Hofrat  Dr.  med.  W.  Wurm,  Dr.  med.  A.  Zander  u.  a. 

• - - — — - 

Der  Zoologische  Garten  tritt  mit  dem  Jahre  1906  bereits  in  seinen 

-~K  47.  Jahrgang  >*— 

ein.  Als  einziges  Organ  der  zoologischen  Gärten  bringt  derselbe  Original-Berichte 
aus  letzteren  über  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  an  den  daselbst  gehaltenen  Tieren, 
über  deren  Haltung  und  Vermehrung,  ihre  Gewohnheiten,  Fähigkeiten  und  Erkrankungen. 
Er  beschreibt  die  Einrichtungen  und  Verbesserungen,  die  sieb  in  den  zoologischen  Gärten  und 
auch  in  den  Aquarien  als  bewährt  erwiesen,  liefert  Zeichnungen  und  Pläne  dazu  und  berichtet 
über  den  Stand  und  die  Gesamttätigkeit  dieser  Institute.  Ebenso  werden  aber  auch  die 
freilebenden  Tiere  der  verschiedenen  Zonen  und  Länder  in  ihrem  Leben  und  ihren  Beziehungen 
zur  übrigen  Tierwelt  und  zu  dem  Menschen  geschildert;  die  Zeitschrift  stellt  also  das  Tier  in 
allen  seinen  Lebensverhältnissen  dar  und  ergänzt  so  die  der  Anatomie  und  Histologie  gewidmeten 
Blätter.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Korrespondenzen  und  kleineren  Mitteilungen.  Durch 
ihre  gemeinverständliche  Darstellung,  durch  welche  gleichwohl  der  wissenschaftliche  Wert  der 
Aufsätze  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird,  hat  die  Zeitschrift  sich  bereits  einen  großen 
Leserkreis  erschlossen  und  gewinnt  irrffner  mehr  Freunde. 

Der  Zoologische  Garten  erscheint  in  monatlichen  Nummern  von  mindestens  2  Bogen,  mit 
Illustrationen,  und  kostet  per  Jahr  M.  8.  —  Bestellungen  nehmen  alle  Buchhandlungen  und  Post¬ 
anstalten  an.. 

Inserate  finden  durch  den  Zoologischen  Garten  weiteste  und  wirksamste  Verbreitung, 
und  wird  die  gespaltene  Petitzeile  mit  nur  20  Pfennig  berechnet. 

Probe-Nnmmern  sind  von  jeder  Buchhandlung ,  sowie  von  der  Verlagsbuchhandlung 
gratis  zu  beziehen.  Altere  Jahrgänge  werden  zu  ermäßigten  Preisen  nachgeliefert. 


Die  Zeitschrift  „Zoologischer  Garten“  ist  in  der  Zeitungspreisliste  für  1903  unter 
Ko.  8979  eingetragen. 


Zool.  Garten  XLVI.  Jalirg.  1905.  Tafel  I. 


Neues  Straussenhaus  im  Berliner  Zoologischen  Garten. 

Photogr.  von  L.  Bab,  Berlin. 


Zool.  Garten  XLVI.  Jahrg.  1905.  Tafel  II 


Wasservogel -Flugkäfige  im  Berliner  Zoologischen  Garten 


2ool.  Garten  XLVI.  Jahrg.  1905.  Tafel  III 


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Neues  Hirsehhaus  im  Berliner  Zoologischen  Garten 


Zool.  Garten  XLVI.  Jahrg.  1905.  Tafel  IV.