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Full text of "Zoologisches Magazin"

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Zoologiſches Magazin. 


— 2 — 


Herausgegeben 


* 


von 


Dr. C. R. W. Wiedemann, K 


U 
Koͤnigl. Daͤniſchem Juſtizrathe; ordentlichem Profeſſor der Arz: - 
neikunde; mehrerer gelehrter Geſellſchaften Mitgliede. 


Band I. Stuck J. 


4 


Mit Kupfertaf enn. 


Kiel, 
im Verlage der akademiſchen Buchhandlung. 
1817. 


8 dupa f ict 5 4 5 


Vorrede. 


Ein Zuſammentreffen verderblichſter Ereigniſſe mach: 
te der Fortſetzung meines in den Jahren 1800 bis 1806 
in fuͤnf Baͤnden erſchienenen Archivs fuͤr Zoologie 
und Zootom ie ein Ende. Große Fortſchritte geſchahen 
ſeitdem in den letzten Jahrzehnten auf einzelnen Puncten 
in der Zoologie, und mehr als einmal wuͤnſchte ich ein 
aͤhnliches Unternehmen, wie jenes Archiv, wieder zu 
beginnen; aber die Politik ſtand früher zu mächtig ent— 
gegen, erfüllte auf der einen Seite die Köpfe und lahm: 
te auf der andern die Kraͤfte, von innen oder außen her. f 
Jetzt athmen wir freier, wenigſtens des Druckes frem⸗ 
der Gewalt entledigt; wiſſenſchaftliche Thaͤtigkeit regt 
ſich uberall, und mit dieſer hoffnungsvollen Zeit geht 
denn auch mein fruͤheres Unternehmen wieder hervor, 
Wie ehemals iſt es der Zoologie im weiteſten Umfange, 
dem Eigenen und Fremden, dem In- und Ausländi: 
ſchen gewidmet. Treffliche Maͤnner haben mir ihren 
Beiſtand zugeſagt, und ſchon das erſte Stück des Ma: 
gazins enthalt zwei fremde und ſchaͤtzenswerthe Driginal: 
Auſſaͤtze. Die Bemerkungen des unermuͤdeten For— 
4 


X 


* 


ſchers Grafen von Hoffmannsegg in No. II. ſind 
reich an Ausbeute fuͤr die geſamte Entomologie, und 
betreffen bei weitem nicht allein die von Latreille fuͤr 
Humboldt beſchriebenen Inſecten; ſondern bringen 
manchen hoͤchſt beherzigenswerthen Gegenſtand zur 
Sprache; werden aber ohnehin als trefflicher Commen— 
tar zu den in Germars Magazin der Entomo— 
logie Heft II. S. 104 — 145. bloß uͤberſetzten Bes 
ſchreibungen, die hier begreiflich nicht wiederholt find, 
willkommen fein. Die entomotomiſchen Beobachtun— 
gen des eifrigen Gaͤde zeugen von Liebe und Beruf 
zu ſeinen Unterſuchungen und fuͤllen merkliche Luͤcken. 
Alle fernen und nahen Zoologen lade ich zur thaͤtigen 
Theilnahme an dieſem Unternehmen ein; jeder Beitrag 
zur Bereicherung und Aufklaͤrung der Zoologie im wei— 
teſten Sinne wird willkommen ſein, und außer warmen 
Danke auch durch ein anftändiges Honorar vergolten 
werden. 


Kiel im Julius 1816. en 
C. R. W. Wiedemann. 


60 


I. 


Ein Wort vorläufiger Erinnerung vom, 
einen, 1 9 u 


Mi jedem Tage häufen ſich die Entdeckungen in der Zoolo⸗ 
gie; tauſende von neuen Arten werden fern und nah gefunden; 
wir machen Rieſenſchritte und bleiben doch weit vom Ziele. 
Faſt uͤberall herrſcht zu viel Willkuͤhr. Jeder ſchafft neue Gat⸗ 
tungen aus bekannten und neuen Arten; jeder giebt neue Na- 
men, ohne ſich um den andern zu kuͤmmern. Daſſelbe Thier 
erhält man oft unter drei bis vier Namen, und unter demſel⸗ 
ben Namen erhaͤlt man eben ſo viel verſchiedene Thiere, wenn 
man nicht bei dem Namen den Nenner mit nennt. Den will 
ich ſehen, der, wenn es ſo fort geht, nach funfzig Jahren nur 
eine kaum ertraͤgliche Synonymie liefern wird. In der ſyſte⸗ 
matiſchen Naturbeſchreibung kann man nicht ſagen: Der Nas 
me uthut nichts zur Sache. Es waͤre hoͤchſt wuͤnſchens⸗ 
werth, daß jedes neue Individuum einen von allen aner- 
kannten Namen erhielte und behielte; dadurch wuͤrde fuͤr wicht 
tigere Forſchungen gar viel Zeit gewonnen werden. Daß eine 
ſchnelle Mittheilung neuer Entdeckungen hiezu ſehr vieles beis 
tragen wuͤrde, iſt unlaͤugbar, und ſchon dadurch erwuͤrbe ſich 
ein zoologiſches Inſtitut um Nach- und Mitwelt ungemeines 
Verdienſt, wenn es Vervielfaͤltigung der Artbenennungen eines 
und deſſelben Gegenſtandes verminderte, oder beſſer ganz ver- 
10 1 319 7 


— 2 — 


hinderte. Aber freilich iſt damit fuͤr die Wiſſenſchaft noch we— 
nig gethan; nur Zeit und Muͤhe geſpart. Naͤchſt dem feſtbe— 
ſtimmten Namen iſt feſte Beſtimmung der Art das wichtigſte; 
wie unendlich viel wird dadurch gewonnen! Die Einfuͤhrung 
der gar zu kurzen Bezeichnungsphraſen hat faſt mehr geſchadet 
als genuͤtzt. In einem Syſteme, das verhaͤltnißmaͤßig nur we— 
nige Arten zaͤhlte, war es eher moͤglich, die auffallenderen Un— 
terſchiede mit wenigen Worten zu bezeichnen; je mehr aber durch 
neue Entdeckungen einander aͤhnlichere Arten neben einander 
zu ſtehen kommen, deſto unzulaͤnglicher wird die wortkarge Be— 
zeichnung, deſto ſchwieriger wird es Merkmale herauszuheben, 
die auf eine Art der faft unendlichen Reihe nicht auch aunwend⸗ 
bar ſeyn ſollten, und deſto ſchwankender muß das Urtheil uͤber 
eine nach dem Syſteme aufzuſuchende Art bleiben. Was eins 
mal als Art feſt beſtimmt und genau beſchrieben iſt, das ſteht fuͤr 
die Ewigkeit; moͤgen ſich auch die Anſichten in der Folge aͤndern 


wie fie wollen. Für manche Claſſen und Ordnungen von Thies 


ren iſt die Beſtimmung des Geſchlechts demnaͤchſt von großer 
Wichtigkeit; damit nicht bloße Geſchlechtsverſchiedenheit als 
Artverſchiedenheit angeſehen werde, wie es bei den Vögeln und 
Inſecten fo häufig der Fall geweſen iſt. Das wenigſte was man 
vom Beſchreiber einer neuen Art verlangen kann, iſt, daß er ans 
gebe, ob das oder die Individuen, wonach er beſchrieb, Maͤnn⸗ 


chen oder Weibchen waren. Bei den Voͤgeln beſonders macht 
bekantlich auch das Alter einen auffallenden Unterſchied. 


Man ſehe nur Larus naevius und marinus Linn, exſtere iſt 
des Junge. Larus ridibundus giebt ein noch auffallenderes 
Beiſpiel: in der fruͤheſten Jugend ift es Gmelins sterna ob- 


scura, dann wird es Lathams braune Meve, darauf Larus 
erythropus Gm. Lin. Darauf Lar. cinerarius und ganz zus 
letzt hat ſich das Thier erſt fo verändert, daß es zu der Ber’ 


ſchreibung von Parus ridibundus paßt; auch Lar. slesvicensis 
iſt dieſelbe Art, und ſo hätten wir gerade ein halbes Dutzend Ars 
ten aus einer einzigen. Solcher Beiſpiele giebt es mehr. 


1 


Es war ein trefflicher Gedanke des verdienſtvollen Grafen 
v. Hoffmannsegg, ein Normalmuſeum fuͤr Naturgeſchich ! 


te zu gründen, in welchem wo möglich jede Art, nach mit ihr 


vorgenommener ſchaͤrfſter Kritik, gleichſam als Urtypus nieder⸗ a 
gelegt wurde, ſo daß ein jeder Forſcher mit irgend einer ihm 
zweiſelhaften, oder ſeiner Meinung nach neuen Art, zur 
Vergleichung und Beſtimmung ſich dahin wenden koͤnne. 
Wir moͤchten noch weiter gehen und behaupten, daß keine 
neue Art eher das Buͤrgerrecht erhalten duͤrfte, ehe ſie nicht 
im Normalmuſeum verglichen wäre. Es würde dann freilich 
mancher Halbwiſſer ſeinen und ſeines Taͤuflings Namen 
nicht auf die Nachwelt bringen; aber das waͤre doch baarer 
Gewinn fuͤr die Andern, und jeder der am Fortſchreiten gründe 
licher Wiſſenſchaft wahrhaften Antheil nimt, wuͤrde ſich der 

haͤnction des Normalmuſeums gern unterwerfen und daſſelbe 
ſelbſt zu vervollſtaͤndigen trachten. Auch koͤnnte es nicht fehlen, 
daß fi ſich zu einem ſolchen Mufeum die faͤhigſten Männer vers. 
ſammelien und durch vereintes Beſtreben die Wiſſenſchaft förs 
derten. Beſonders wuͤrde es niemand einfallen können, eine 


größere Ordnung, oder Claſſe, oder gar das ganze Reich von 


Thieren bearbeiten zu wollen, ohne ſich im Normalmuſeum 
Ralhs zu erholen. Wenn dem fleißigen Gmelin bei ſeiner 
Ausgabe des Linneiſchen Naturſpſtems fo etwas vergoͤnnt ge⸗ 
weſen wäre, wurde fein Werk fo von Fehlern wimmeln! Und 
unſer großer Fabricius, deſſen ſpaͤtern Syſteme der einzels 
nen Inſecten⸗ Ordnungen auch nach fo manches nicht des Mei⸗ 
ſters Wuͤrdige enthalten, wuͤrde ihn dieſer Vorwurf treffen, 
wenn er in einer ſolchen Anſtalt mit Ruhe hätte arbeiten, vers 
gleichen, berichtigen können! Wie mußte er aber bald nach Lon⸗ 
don, bald nach Paris, bald nach Holland nomadiſch umherzie— 


hen, um nur einigermaßen auf Vollſtaͤndigkeit Anſpruch ma: 


chen zu koͤnnen! und wie unbequem iſt ſolch Arbeiten! und wie 
win, 


— 4 — N 


ſehr fehlt es au der Möglichkeit vergleichender Berichtigung! 
Iſt es ein Wunder wenn da Arten doppelt aufgefuͤhrt, andre 
faͤlſchlich zuſammengeſchmolzen werden u. ſ. w.? — Leider iſt 
die mit der liberalſten Aufopferung ſchon eingeleitete Einrich⸗ 
tung eines Normalmuſeums noch immer nicht zu Stande ger 
kommen, wir wollen nicht fürchten ganz geſcheitert. Wir wol⸗ 
len vielmehr hoffen, daß der Gemeingeiſt, wie er ſich in den 
großen Welthaͤndeln zur Zeit politiſcher Gefahr ſo tröſtlich und 
wirkſam bewaͤhrt hat, auch in der Gefahr der Verwirrung, 
Verwilderung und Anarchie der Wiſſenſchaft ſich bewaͤhren, 
daß Voͤlker und Fuͤrſten ein fo noͤthiges als fruchtbringendes 
Inſtitut nnterſtuͤtzen und fördern werden. Bis aber ein ſolches 
Normalmuſeum feſt und dauernd irgendwo begründet ſeyn 
wird, moͤge durch Erleichterung literariſchen Verkehrs das weis 
te Feld der Naturgeſchichte befruchtet und gruͤndliches Forts 
ſchr eiten in deſſen Anbau gefördert werden, und dazu ein jeder 
ſein Scherſlein beitragen. Wir hoffen das durch gegenwärtis 
ge Zeitſchrift zu thun, welche den Zweck moͤglichſter Berbreis 
tung der zoologiſchen Kenntniſſe des In- und Auslandes hat. 
Daß zur gründlichen Bearbeitung der Zoologie nicht Berichti— 
gung und Beſchreibung bekannter oder neuer Arten allein, ſondern 
auch tieſere Erforſchung des innern Baues derſelben aehörr, 
darf nicht erſt erwähnt werden. Was hat der treffliche Cu: 
vier nicht auch für die Syſtematik geleiſtet durch feine zooto— 
miſchen Unterſuchungen! — wie viel verdanken wir uͤberhaupt 
nicht, beiläufig geſagt, den Pariſer Zoologen, und wie vielen 
Antheil hat nicht an ihren dankbar zu erkennenden Forſchungen 
das große per fas et nefas zuſammengebrachte dortige Muſeum 
gehabt! Freilich haben auch ſie zum Theil geſuͤndigt und tragen 
mit die Schuld des ſauern Schweißes, den es manchem kuͤnf⸗ 
tigen Forſcher koſten wird, die Synonymie zu entraͤthſeln; 
aber mehrere von ihnen haben uns auch treffliche Vorbilder ges 
geben, wie man in der Zoologie arbeiten ſolle, und wir wol— 


len das Schlechte tadeln, ahne dem Trefflichen mit Undank zu 
lohnen. 
Wer verkennt die Verdienste eines Geoffe o, gar 
marck, Latreille, Lacepéde, Duméril u. 1% w. 
aber wer möchte fg auch ſo barbariſcher Benennungen und Tote 
cher Beſchreibungen nach Tapetenmahlereien ſchuldig machen, 
als z. B. La cepsde in ſeinem Werke uͤber die Siſche ! Mit 
Unrecht hat man Latreille tadeln wollen, daß er in ‚feinen 
neueſten Werken mehrere Gattungsnamen der. Bedeutung ent⸗ 
EN die ihnen Fabricius gegeben hat, auf andere Gat⸗ 
ingen anwandte. Hierin ſehen wir nicht bloßei en Eigenfi inn 
oder franzoͤſiſche Eitelkeit, ſondern ein heiliges Recht, welches 
durchaus geachtet werden muß, ſoll nicht d die verderblichſte Wille, 
führ einteißen. Mit großen Männern irren iſt verzeihlich, 
mit ihnen ſuͤndigen. iſt ſtrafwürdig und nicht zu dulden. Mag 
es immer einige Unbeguemlichkeit haben, Gattungsnamen die 
Fabri eius gebraucht hat wieder umzutauſchen A d er Mann 
vom Fache, der einen ſonſt tadelfreien Namen fuͤr eine beſtimm⸗ 
te Gattung zuerſt öffentlich anwandte, hat wnleugbares Recht 
auf die Verewi igung und ein fpäterer oder gleichzeitiger, der 
ſich erlaubt benſelben Namen fuͤr eine andre Gattung zu. ge⸗ 
brauchen, muß damit zuruͤckſtehen. Nehmen wir dies nicht 
als feſte Norm an, ſo iſt des Schwankens und der Willkühr 
kein Ende. Fabricius hat bei feinen ubrigen großen Ver⸗ 
diensten auch das, die meiſten Arten von Inſecten beſchrieben 
zu haben; aber wahrlich die Verdienſte Latreille“ s um die 
richtigere Sonderung der Gattungen fü ind nicht viel geringer, 
und ſchon in fo fern koͤnnte man die gebrauchten Namen ſo gut 
als die Fabrictusſiſchen gelten, laſſen; aber Latreille 
hat noch das für ſich, daß er die Namen fo gebraucht, wie es 
die früheren Erfinder, „die fuͤr ihre Zeit auch tuͤchtige Laute 
waren, gethan haben, oder daß er ſelbſt den Namen und die 
Gattung zuerſt aufſtellte, den Fabricius in einigen Fallen 
mit ſchreiender Willkühr auf ganz andere Gattungen ſpaͤter ans 


— 6 - 


wandte. Nehmen wir z. B. Volucella;gdiefe Benennung 
gebrauchten Geoffroy, Schaͤffer, zwei wahrlich ehren⸗ 
werthe Maͤnner, lange vorher für dieſelbe Gattung, die Bas 
bricius ſpaͤter Syr phus nannte, nnd zugleich die Benen— 
nung Volucella ſpaͤter auf einige Zweifluͤgler übertrug, die 
jene noch gar nicht aufgeführt, und die mit den Syrphis wenig 
oder gar feine Aehnlichkeit hatten. Eben fo gab Fabricius 
den Namen Bibio, welchen Geoffroy ſchon zur Unterſchei⸗ 
dung von einer Reihe von Thierchen angewandt hatte, die F. 
noch unter der Gattung Tipula ließ, ganz verſchiedenen Zwei⸗ 
ſlͤͤglern, und als er ſpaͤter (erſt im Suppl. Ent. syst.) 
ſelbſt jene Gattung der urſpruͤnglichen Geoffroyſchen Bir 
bionen anerkennen zu. muͤſſen einſah, ſo gab er ihnen nun 
wieder fehr willkuͤhrlich den Namen Hirtea. Den Namen 
aber, welchen Latreille ſchon früh (‚Precis des Caracte- 
res generiques und nachher Hist. nat. des Insectes) den 
Fabr. Bibionen gegeben hatte, Thereva, wandte Fabr. 
wieder auf himmelweit vrrſchiedene Fliegen an, und ſo koͤnn⸗ 
ten wir noch mehrere Beispiele herſetzen. 0 

Was iſt nun über, nicht allein billig, ſondern auch nüßs 
lich? Wir glauben ‚feftzuhalten an dem Grundſatze der allem 
Schwanken ein Ende macht; die erſten Namengeber in ihren 
Rechten zu ſchuͤtzen, alſo die Benennungen verdienter Maͤnner 
vom Fache, wenn ſie anders den anerkannten Grundſaͤtzen einer 
guten Namenbildung ‚nicht widerſprechen, wieder in der ur⸗ 
ſpruͤnglichen Bedeutung anzuwenden. Dieſes einzige Aus⸗ 
kunftsmittel, obgleich ſpaͤt ergriffen, wird künftigen Verwechſe 
lungen am erſten Graͤnze und Ziel ſetzen. Es iſt ja nicht das 
Bischen Ehre, was der Name auf den Geber bringt — denn, 
wahrlich alle genannten haben wohl etwas Beſſeres, worauf 
ibre Verdienſte um die Wiſſenſchaft beruhen — ſondern es iſt. 
der Vortheil der dem Ganzen erwaͤchſt, welcher dieſes Mittel 
ſodert. Wiſſenſchaft iſt das Gemeingut aller Nationen, alle 


7 


e 


gleichviel ob ein Franzos, oder ein Deutſcher, ein Euglaͤnder, 
oder ein Schwede den Namen gab. Ehre dem Ehre gebährt! 
Namen gelten wie Muͤnze, der Klang des Namens, nicht 
der Inhalt ſoll uns an das Genannte erinnern; man ändre ja 
keinen alten Namen der einmal das Buͤrgerrecht ſich erwarb, 
weil vielleicht feine Bedeutung auf dieſe oder jene Art der Gats 
tung nicht mehr recht paſſen will. Erfahren wir nicht fetzt 
ſchon wie unpaſſend neuere wiſſenſchaftliche Namen werden, die 
Zuſammenſetzung, Entſtehung oder Eigenſchaften der Sachen 
und Koͤrper bezeichnen ſollen, fuͤr welche ſie gegeben ſind. So 
wie unſere Anſichten ſich aͤndern, unſre Begriffe ſich laͤutern, 
muͤſſen ſolche Benennungen minder richtig bezeichnend werden, 
und es kann dann nicht mehr der im Namen liegende Begriff, 
fondern nur Klang und Gewohnheit ſeyn, die uns auf das ber 
zeichnete Ding ohne zu irren hinführen. Wenn es aber auf 
der einen Seite ſchon Recht iſt, daß wir in Zukunft bedäͤchti⸗ 
ger mit dem Namengeben zu Werke gehen, ſo bleibe doch auf 
der andern Seite das ſtehen, was einmal von aͤltern Namen 
ſteht, und laſſe ſich ja nicht jeder Neuling einfallen, alte Nax 
men verbannen zu wollen, um etwa bezeichnendere dafuͤr ein⸗ 
zuſetzen, welche doch die Schwierigkeit vermehren. Sorgen 
wir überhaupt dafür, daß über der bloßen duͤrren Namen- 
gebung, und regiſtrirenden Syſtematik nicht das Wichtigere, 
Erforſchung der innern Beſchaffenheit, der Lebensart, der Kunſt⸗ 5 
triebe, des Eingreifens des Einzelnen ins Ganze verſaͤumt wer 
de, daß wir nach hoͤhern Zwecken ſtreben, die vorhandenen Ma⸗ 
ttrtrialien ſichtend prüfen, und fie zu einem großen würdigen 
Ganzen aufbauen, das, zwar nicht aller Verbeſſerung uͤberho⸗ 
den, aber doch dauerhafter ſey, als fo manches Kunſtwerk, 
dem der unſichere Grund, und die unhaltbare Zuſammenfuͤgung 
ſchon in der Entſtehung den baldigſten Umſturz bereiten. 


| Eu 
Entomologiſche Bemerkungen 
bei Gelegenheit der Abhandlungen uͤber amerikaniſche Inſecten, 
in der vierten bis ſechſten Lieferung von den Recneils d’ob- 
servations de Zoologie et d' Anatomie comparée, oder dem 
aten Theile der Reiſe, der Herren Al. v. Humboldt und A. 
Bonpland, nemlich: No. IX. in Livr. 4. p. 197 - 283. und 
es 2% No. NI. XII. in Liyn 5. 6. P- 294 — 397. 
W vom | is 
ene an Grafen v. Hoffmanusegg. 


Mui 


17 
1er 


Be dem großen Umfange den in neueren Zeiten faſt alle Wiſ⸗ 
ſenſchaften erhalten haben, iſt es wohl unleugbar den feſten 
Fortſchritten der menſchlichen Kenntniſſe zutraͤglicher, wenn 
nicht Jeder Alles zu umfaſſen ſtrebet, ſondern mehrere Forſcher 
ein ſo unermeßliches Feld dergeſtalt unter ſich theilen „daß jedem 
derſelben nur ein beſtimmter Raum angewieſen ſei. So ger 
ſchieht es auch meiſtens. Doch ſcheint hin und wieder eine dem 
Ganzen vortheilhafte Ausnahme gemacht werden zu müffen, 
und dieſer Fall unter andern bei weiten Reiſen in entſernte, 
wenig bekannte, Länder einzutreten. Von allen Seiten draͤngt 
eine große Fülle von Gegenjtänden ſehr mannigfaltiger Art auf 
den Beobachter ein, und nimt ſeine Aufmerkſamkeit in An⸗ 
ſpruch. Wieſe er nun alle, bis auf eine beſtimmte Klaſſe, von 
ſich, ſo wuͤrde außerordentlich viel Merkwuͤrdiges uͤbergangen 
werden, was dann, bei der Seltenheit, ſolcher Unternehmun— 
gen, noch fuͤr lange Zeit verborgen bliebe. Es iſt daher nicht 
nur nicht zu tadeln ſondern offenbar lobenswerth, wenn ein ſol⸗ 
cher ſeltner Reiſender feine Beobachtungen über ſehr vielerlei 
Gegenſtaͤnde ausbreitet, ſollten ſich auch darunter einige befins 

den, aus denen er nicht ſein eigentliches Studium macht. Es 


1 


4 


S ö N — 9 , — 
entſtehen dadurch doch Über neue Objecte wenigſtens ſkizzenmaͤßi⸗ 
ge Andeutungen, dieſe reizen die fernere Wißbegierde, ihre 
Spuren werden von ſpeciellen Kennern weiter verfolgt und ſo 


wird die allgemeine Maſſe des Wiſſens unbezweifelt ſchneller 


vermehrt, als wenn jene gar zu ſtreng ſtets blos bei ihrem Fa- 
che geblieben waͤren. Die letzten genaueſten Eroͤrterungen und 
erſchoͤpfendſten Nachrichten, ſind ohnehin, wenn man nicht 
hoͤchſt ungerecht ſeyn will, nie von Reiſenden ſondern blos von 
den Einwohnern jedes Landes ſelbſt, zu erwarten, - 

Man iſt daher den Verfaſſern des Werkes wovon wir 
einen Abſchnitt vor uns haben, ſehr vielen Dank ſchuldig, daß 
ſie waͤhrend ihrer Reiſen, neben Arbeiten einer anderen und, 
man darf es gern geſtehen, hoͤheren Art, welche ſie ohnehin 
genug beſchaͤftigen konnten, auch geringere Gegenſtaͤnde nicht 


| ganz uͤbergangen, neben den hoͤhern Sphaͤren der Aſtronomie, 


Phyſik, Geographie, Statiſtik und allgemeinen Naturkunde, 
unter andern auch eine kleine, wenig geachtete Abtheilung der 
Thiergeſchichte, die Entomologie, nicht völlig unbeachtet gelaſ⸗ 
ſen haben. Auch Inſecten beachten ſie mit, und trafen, um 
ſie nutzbar zu machen eine vollkommen gluͤckliche Wahl, indem 
ſie die Beſchreibung derſelben Herrn Latreille, dem erſten unter 
den lebenden Entomologen, uͤbertrugen. Uns mußte feine Arz 
beit deſto mehr intereſſiren, da dieſe Inſecten aus Zonen ka⸗ 
men, aus denen ſich unſre eigene Sammlung bereits haͤufig be⸗ 
reichert hat, und wir daher hoffen konnten, manchen Bezug 
auf das was ſich in Natur vor uns befand anzutreffen. Wir 
verglichen daher alles dort Abgehandelte aufs Genaueſte mit 
unſeren eigenen Beobachtungen, und ſchoͤpften aus dieſer nicht 
ganz kurzen Beſchaͤftigung eben ſo viel Vergnügen als Beleh⸗ 
rung. Allein, ſtets darauf bedacht unſern Bemühungen auch 
eine gemeinnützige Richtung zu geben, hielten wir es fuͤr eine 
Art von Pflicht, ſowohl was wir hiebei gelernt als etwa ſonſt 


aufgefunden hatten, auch Andern mitzutheilen, die vielleicht in 
RNuckſicht darauf nicht in einer fo guͤnſtigen Lage find. Dieſes 


thun wir gegenwärtig, und legen den Entomologen unfre Bes 
merkungen über die erwähnten Abhandlungen vor. Die Mans 
nigfaltigkeit der Materie führte uns zu manchen ſyſtematiſchen 
Abſchweifungen, in denen wir bei der Gelegenheit, als der nas 
tuͤrlichſten und guͤnſtigſten, eine Menge Gedanken welche ſich 
bei ſolchen Studien ſchon laͤngſt bei uns aufgehaͤuft, darlegen. 
Sie beziehen ſich großentheils auf den gegenwaͤrtigen Zuſtand der 
Wiſſenſchaft, greifen tief in die ganze jetzige Anſicht und Bes 
handlung derſelben bei der wir uns nicht voͤllig beruhigen koͤn⸗ 
nen, und liegen uns, wir geſtehen es, noch weit mehr am 
Herzen, als die Kritik der einzelnen Arten. 

Zugleich koͤnnen dieſe Blaͤtter als die erſte Mittheilung aus 
ni fo: reichhaltigen literariſchen Verlaſſenſchaft des unvergeß⸗ 
lichen Illiger angeſehen werden. Wie waͤren wir im Stande 
geweſen auch nur das Allergeringſte des Folgenden zu denken 
oder zu fagen wenn er dazu nicht durch feine unermuͤdeten For— 
ſchungen waͤhrend vieler verfloſſener Jahre den Grund gelegt, 
die Materialien vorbereitet haͤtte? Wer in jedem Falle die 
Sammlung befragen kann auf deren Anordnung und Bearbeis 
tung er ſeine beſten Jahre, feine größten Anſtrengungen vers 
wendete, der entbehrt ſelten eine befriedigende Antwort, wird 
aber wenn er nun dieſe weiter verbreitet, auch eigentlich blos 
das Scho jenes vollendeten Zoologen. Wir fuͤhlen daher auch 
ein ſolches Verhaͤltniß zu beſtimmt und zu gern, um uns bei 
dieſer Arbeit das geringſte Verdienſt anzumaaßen, da wir meiſt 
blos das Vorgefundene wiedergeben, und es war uns deshalb 
auch unmoͤglich, in einzelnem Nahmen zu reden. Man nehme 
Jenes als Geſammtſprache des kleinen Vereines, den zum Des 
ſten der Entmologie der wuͤrdige Hellwig gründete, und ſein 
eben ſo wuͤrdiger Schuͤler, Illiger, belebte. Alles Richtige 
und Brauchbare was man finden wird, ſchreibe man dieſer Mans 
ner Verdienſte zu, und nur das Irrige, Mislungene auf 
Rechn. ing der verwaiſeten und zu ſchwachen Feder, welche ge 
vielleicht weiter wagt als ſie ſollte. Hure 


No. II. Rutela polita S. 205. PI. XV. Fig. 3. 


In der Sammlung findet ſich ein aus Para durch Sieber 
und aus Bahia durch Gomes uͤberſchickter Käfer, auf den das 
Meiſte der Beſchreibung, auch der Abbildung ſo gut paßt, 
daß wir ihn für denſelben halten muͤſſen. Obgleich vom Ge / 
ſchlechte nichts erwaͤhnt wird, ſo ſcheint doch aus der Kleinheit 


der Fuͤhlerkolbe zu folgen, daß das Original ein Weibchen ges 


weſen ſei. Allein auch dann hat der Zeichner wahrſcheinlich die - 
Kolbe zu klein abgebildet, ſo wie er auch darinn gefehlt hat, 
daß er die Kinnbacken nicht dargeſtellt, welche von oben zwar 
bei Melolontha nicht in die Augen fallen, aber bei Rutele 
Latr. in dieſer Lage gewoͤhnlich ſehr deutlich zu ſehen ſind, ſo 
wie fie in dev That bei der gegenwärtigen Art mit ihren beiden 
Zahnungen ſehr hervorſtechen. Gerade daran unterſcheidet man 
Rutela Latr. von Melelontha auf den erſten Anblick, und der 


Mangel dieſes Theiles in der Abbildung wuͤrde hier eine bloße 


ee 5 


Melolontha vermuthen laſſen, wenn die Beſchreibung „ 
ae nicht ergaͤnzte. 


Der Verf. nennt 80 Ruͤckenſchild ſehr klein und (a 
dreieckigt. Erſteres beſtaͤtigt die Abbildung nicht, wo man 
denſelben unmoͤglich ſehr klein nennen kann; aber genau ſo 
groß iſt er bei unſerer Art. Man wird alſo den Ausdruck wohl 
dahin deuten muͤſſen, daß jeuer Theil verhaͤltnißmaͤßig gegen 


N andere Arten klein ei, da z. B. R. Chrysis (Cetonia Chr. 


Fabr. Oliv.), lucida (Cetonia luc. Fabr. Oliv.), convexa 
i (Cetonia, conv. Oliv.), und andere mehr, allerdings ſehr gro⸗ 


ße Ruͤckenſchilde beſitzen. Was das dreieckigte betrifft, ſo 
wünſchte man dabei die Erläuterung, daß die aͤußern Seiten 
des Dreiecks ſtark nach außen geſchweift find‘, wodurch es ein 
ſpghaͤriſches Dreieck wird, das ſich ſogar einem Halbzirkel nähert, 
An der Abbildung iſt jedoch die Form genau dreieckigt, welches, 
wenn es in der That fo wäre, wieder die Milderung des fa ſt 
a“ Texte entbehrlich gemacht hätte, Auch dieſes mag wohl ver 


[4 


her eine kleine Nachlaͤßigkeit des Kuͤnſtlers ſein. Noch muß 
man bei der Figur die Geſtalt der Schienenzahnung wohl nicht 
allzu genau nehmen; denn wenn man auch die der Vorderſchie— 
ne als mahleriſche Anſicht gelten laſſen wollte, ſo ſind doch die 
im Texte ſehr richtig angegebenen zwei gezaͤhnelten Erhoͤhungen 
am Hinterbeine, gewiß nicht der Natur gemaͤß, viel zu weit 
gegen das Ende der Schiene verwieſen und als blos aͤußerliche 
Zaͤhne, wie die der Vorderſchiene behandelt, da es doch zwei 
ſchraͤge, erhoͤhete, gezaͤhnelte Streife ſind, welche die Schiene 
in drei faſt gleiche Abſchnitte theilen, und an den meiſten aͤhnli⸗ 
chen Arten eben ſo oder wenig anders angetroffen werden. 

Daß die Fluͤgeldecken faſt ganz glatt und nur bei genauer 
Unterſuchung mit einigen flachen Puncten und Linien EIER 
trifft bei dem Weibchen dieſer Art vollkommen zu. 

330 Das Maͤnnchen unterſcheidet ſich vorzuͤglich durch eine ker 
was längere Fuͤhlerkolbe (die fo lang iſt als der Raum von dem 
vordern Augenwinkel bis zur Spitze des Kopfſchildes), und auf 
den Fluͤgeldecken durch vollkommen deutliche, wiewohl nicht 
ſehr ausgezeichnete Punctſtreifen, zwiſchen denen noch andere 
aber noch kleinere und flachere Punete zerſtreut ſtehen. 
Die unterſeite iſt vom Verf. blos Dunkelgrün ge⸗ 
nannt; wir fuͤgen hinzu, daß damit ein Kupferſchimmer 
verbunden iſt. 

So viel von der Art. Nun noch einige Worte über die 
Gattung. wen 

Die durch den Verf. in feinen ſyſtematiſchen Schriften ers 
richtete Gattung Rutela hatte von jeher unſern vollkommenen 
Beifall. Von Melolontha unterſcheidet ſie ſich ſehr deutlich 
und ſtandhaft vermöge der hervorragend aͤußerlich zweizähnis 
gen Kinnbacken; von Cetonia durch den Mangel des kleinen 
Keiles, der bei dieſer ſtets zwiſchen den Ecken des Halsſchildes 
und der Baſis der Fluͤgeldecken befindlich iſt. Als wir jedoch 
re anſehnliche Zahl derſelben genau betrachteten, fans 

den ſich in manchen andern Theilen ſo große Abweichungen der 


v. DM 


Einen, von den Andern, daß wir darauf nothwendig aufmerk⸗ 
ſam werden mußten. Zuerſt ſahen wir an Einigen ein ſehr 
großes Ruͤckenſchild; dann fiel uns an Andern das ausgefchnits 
tene und auf beiden Seiten mit einem eigenen Anhange zuges 
ſpitzte Kopfſchild auf; endlich bemerkten wir noch eine ſehr wun⸗ 
derliche Mannigfaltigkeit in den Klauen, da die eine von beiden 
bald blos an den Vorderbeinen, bald blos an den zwei hinter⸗ 
ſten Paaren bald an allen, geſpalten war, wonach bereits 
der Verf. ſie in Familien eingetheilt hat. Aber dieſe verſchiede, 
ne Klauenbildung findet ſich auch bei den Melolonthen, und 
wird außerdem nicht genug unterſtuͤtzt um zu Gattungsmerkma⸗ 
len brauchbar zu ſeyn. Ganz anders verhielt es ſich mit den 
beiden andern Formen. Sie waren deutlich ausgeſprochen, 
giengen, nicht in andere Über, und machten fo artige Folgereis 
hen aus, daß wir keine Gefahr, wohl aber offenbare Vortheile 
dabei ſahen, auf ſie getrennte Gattungen zu bauen, und ſo Ru- 
tela nach ihnen feen een unterabzutheilen: 


1) Ruteld Latr. 


Hiebei laſſen wir diejenigen, welche mit einem abgerunde⸗ 
ten Kopfſchilde einen ſehr großen Ruͤckenſcheld verbinden, und 
an irgend einem Beinpaare, wenn nicht an allen , eine geſpal⸗ 
ne Klaue beſitzen, waͤhrend die andere ganz iſt. Sollten ſich 
jedoch auch ſolche finden deren Klauen alle ganz wären, fo dürfs - 
te man fie darum doch nicht trennen, und dann müßte der letzte 
Knrakter wegfallen. Es ſind unter andern folgende Arten: 


R. Zetradactyla, Cetonia t. Fabricius, Olivier — 
R. Chrysis Latr., Ceton. Ch. Fabr. Oliv. — R. Jucida, 
Ceton. I. Fabr. Oliv. — R. convexa, Ceton. c Oliv. 

Man kann fie in zwei Familien eintheilen: 
39) An jedem Beine it eine Klaue geſpalten. 
" Tetradactyla, Chrysis, lucida, conyexa, 


INS 


we 


2) Blos an den Vorderbeine iſt eine Klaue geſpalten, 
an den Uebrigen ſind alle ganz. s 
* Convexa. 


») Lagochile N. (Von Axyus, Haaſe, und X. 
Nos, Lippe). 
Dieſes ſind ſolche bisherige Rutelen, die einen . ee 


tenen und dadurch zweizaͤhnigen Kopfſchild haben, deſſen jeder 


Zahn ſich mit einem eigenen, durch eine Quernaht davon getrenn⸗ 
ten, eine noch längere fortgeſetzte Spitze bildenden Anhang ens 
digt. 

Hievon koͤnnen wir nur eine Art, als bekannt, anführen, 
nehmlich L. trigona, Cetonia t. Fabr. „denn drei andere Ar- 
ten die wir noch beſitzen ſind neu und unbeſchrieben. ü 
„ Auch hier laſſen ſich nach aͤhnlichen Grundſaͤtzen Familien 
feſtſetzen: 

1) An den Vorderbeinen find alle Klauen ganz, an al 
len andern iſt eine geſpalten. | 
Eine neue Art, Aenea N. 
2) Blos an den Vorderbeinen it eine Klaue e 
an den hörigen find alle ganz. 
Trigona. 


* 


2 Diabasis N. (Von Araßascıs, ure 


Hiezu rechnen wir die Rutelen, deren Rüͤckenſchild von 
nur gewöhnlicher Groͤße iſt. Bei jo vielen als wir kennen find 
- alle Klauen ganz. Sie unterſcheiden ſich von Melolontha blos 

durch die hervorragende Kinnbacken, und machen daher zu den 
ſelben einen vollkommenen Uebergang. 

Wir koͤnnen davon anzeigen: 

D. retusa, Trichius retusus Fabr. — D. Lineola, 

Rutela L. Latr., Ceton. L. Fabr. Oliv. (wozu als Abarten 
auch: Scarabaeus surinamus Linn., Ceton. Ephippium Fabr. 


* 


j 


— 8 * 
Mant. gehören), — D. gloriosa, Ceton. g. Fabr. Melol. 
Doreyi Oliv. — D.'punctata, Rutela p. Latr., Melol. p. 
Fabr. Oliv. — D. glauca, Melol. g. Oliv. — endlich die 
gegenwärtige D. polita, Rutela p. Latr. welcher daher hie⸗ 
mit, unſerer Anſicht nach eine neue Stelle angewieſen iſt. 
Wichen die aufgezaͤhlten Kaͤfer blos in ſehr kleinen, ſchwer 
zu findenden, ohne anatomiſche Praͤparation nicht zu unterfus 
chenden Theilen von einander ab, ſo wuͤrde es uns nie in den 
Sinn gekommen ſein, fie generiſch zu trennen. Aber dieſe 
Theile liegen äußerlich, ſehr offenbar, und koͤnnen auf den ers 
ſten Blick beurtheilt werden; zudem find fie, nach langen Ers 
fahrungen, nicht uͤbergehend. Der Vortheil dieſer Trennung. 
iſt nun unter andern der, daß wenn etwa auch in Zukunft noch 
Entomologen aufſtehen, die wie die meiſten bisherigen gewohnt 
ſind bei ihren Beſchreibungen die Haupttheile der Juſecten zu 
übergehen, nichts von Kinnbacken, Ruͤckenſchilde, Kopfſchilde, 
und dergleichen zu ſagen, ſolche nun wenigſtens in dieſen Faͤllen 
angewieſen und genoͤthigt fein werden, uns ſchon durch den Gat⸗ 
tungsnahmen die Beſchaffenheit jener Theile zu verrathen, und 
uns dadurch die oft faſt unüberwindliche Schwierigkeiten der 
Artbeſtimmung zu erſparen, welche ihre Vorgänger durch zu 
boberflaͤchliche Abfertigung vieler Melolonthen, Cetonien u. |. w. 
bereitet haben. 1 
Um Letzteres auch in Abſicht auf Cetonia zu erreichen. iſt 
5 von uns auch dieſe Gattung der Arten entledigt worden, welche 
> einen hinten in einen Fortſatz ausgedehnten und daher ſehr Ian: 
gen Halsſchild beſitzen, der den Ruͤckenſchild entweder ganz vers 
drängt, oder doch bis zu einem faſt unbemerklich kleinen Aus: 
maaße einengt. Wir vereinigen fie unter dem Rahmen: Ma- 
0 eronota, voe gango, groß, lang, und „Fes, Ruͤcken. Der 
gaͤnzliche Mangel an Uebergang dieſer Form in die gewöhnliche 
bei einer Reihe von faſt hundert Arten giebt uns die, allerdings 
etwas gewagte, Dreiſtigkeit ein zu behaupten, daß beide ſtets 
ohne dle gekingſte mögliche Ber bechelung neben einander beſte/ 


5 


hen werden. Wir führen, um nicht zu weitlaͤuftig zu fein, die 
einzelnen Arten nicht auf, da ſie Jedermann beim erſten An— 
blick unfehlbar von ſelbſt leicht und ſicher unterſcheiden wird. 
Moͤchte doch Trichius, gegen Cetonia gehalten, auch ſchon ſo 
feſt ſtehen, als wir es von Macronota hoffen! 

Dieſe Gattung kommt in Europa durchaus nicht vor, viel 
leicht auch in Afrika nicht; ſie findet ſich ſogar nur einzeln in 
Aſien, herrſcht aber im tropiſchen Amerika. 


N. III. Galeruca (Galler uca) cajennensis. 
S. 208. Pl. XV. Fig. 4. 


Im Citate von Olivier iſt ſtatt Tom. 5. Tom. 6. zu 
leſen. 


Zu den hier aufgefuͤhrten ſchaͤtzbaren Bemerkungen uber 0 


die Abartung dieſes Käfers koͤnnen wir noch hinzufügen, daß, 
obgleich Fabricius von den Fuͤhlern ſagt, fie ſeien ſchwarz, bei 
unſerm Exemplar, dennoch das erſte und zweite Glied derſelben 
(letzteres ſchwaͤrzlich) von demſelben Roth ſind, wie der Hals⸗ 
ſchild und die vier Vorderſchenkel. Die Faͤrbung dieſer Art 
ſcheint alſo mannigfaltig abzuaͤndern. e f 


N. IV. Ai abbreviata. S. 209. Pl. XV. Fig. 5. 
(Auch hier muß im Citat von Olivier Tom. 6. 
ſtatt 5. geſetzt werden). 


Der Verf. bemerkt in einer Note: Illiger ſchreibe Halti 


ca, Dies entſcheidet an ſich nichts. Wenn aber Illiger deswe⸗ 
gen Haltica und nicht Altica ſchreibt, weil: zum Springen 
geſchickt im Griechiſchen nicht runs ſondern KLs heißt, 


ſo muß die letztere Schreibart wohl allgemein gebilligt und an⸗ 


genommen, dagegen nachher nirgends mehr die alte unrichtige 
beibehalten werden. 

Uebrigens iſt uns die gegebene Berichtigung ſehr willkom / 
men, und es muß allerdings in Illiger's Magazin (6. B. ). 


t 


7 0 —— 17 — 


a, a. O. das irrig citirte Synonym aus der Eneyklopaͤdie weg⸗ 
geſtrichen werden. Sonach kennen wir dieſe Olipierſche Art 
gar nicht. ee. ? 


N. V. Iwatidinm ı4maculatum. N. 211. PI. XV. 
Pig. 6. 


} Nicht über diefe Art, welche uns unbekannt iſt, ſondern 
bei Gelegenheit derſelben haben wir einiges zu ſagen. 
Aus einem ähnlichen Grunde, wie es oben unſtreitig Hal-: 
tica, nicht Altica heißen mußte, iſt es unerlaͤßlich mit Illiger 
Himatidium nicht Imatidium zu ſchreiben, da ein Wort wovon 
a letzteres abſtammen koͤnnte, gar nicht vorhanden iſt, dagegen 
die Ableitung von Fauridion, Kleidchen, Maͤntelchen, wohl 
nicht abgelaͤugnet werden kann. Ungeachtet das Weſen der Wiſ— 
ſenſchaften in dieſer Art von Genauigkeit nicht beſteht, ſo iſt 
2 doch auch widerlegbarer Irrthum und Lauigkeit gegen erkannte 
Wahrheit in Betreff derſelben ſchlechterdings nicht zu dulden, 
und muß gewiſſenhaft ſo lange geruͤgt werden, bis allgemeine 
Uebereinſtimmung im Richtigen erfolgte iſt, welche bei jo feſten 
Gruͤnden am Ende nicht ausbleiben kann. 


x 


Die Kennzeichen wodurch Fabrieius diefe Gattung von 
Cassida abſonderte, waren durchaus nicht tauglich und paßten 
eben fo gut nicht nur auf ſeine damaligen noch ſehr gemiſchten, 
Caſſiden, ſondern auch auf die noch jetzigen geſichteten und aͤchten. 
Blos in ſeinem ſogenannten Character naturalis, welcher übers 
x haupt oft, (nur Schade gewöhnlich nicht genug herausgehoben) 
weit beſſere Merkinale enthält, als ſein Character genericus, 
ſagt er, wie beiläufig, der Halsſchild fei vorn ſehr ausgerans 
det. Da nun aber dieſes bei ſehr vielen Himatidiis in fo fern 
nicht zutrifft, daß die Ausrandung, wiewohl ſtets gegenwärtig, 
auch zuweilen nur ſehr gering iſt, ferner Fabricius nur ſehr we⸗ 

h nige meiſt kleine Arten zu feinen Himatidien rechnete, fo würde 
„ 2 


5 
. 
“ 


u ie 


die gaͤnzliche und hoͤchſt laͤſtige Unſicherheit in welche man das 
mals gerieth, welche Himatidien werden und welche Caſſtden 
bleiben ſollten wozu noch kam, daß Himatidium Fabr. ſich 
wieder unmerklich in Hispa verlief), noch lange gedauert ha— 
ben, wenn nicht bald darauf Illiger, vermoͤge der geiſtvollen 
Anſicht, womit er in Allem das Weſentliche zu faſſen pflegte, 
eingeſehen haͤtte, daß um Cassida, Himatidium und IIispa 
in Schranken zu bringen, dieſe drei verwandten Gattungen 
hauptſaͤchlich darin geſetzt werden muͤßten, daß bei Cassida der 
Halsſchild vorn ganz und unausgerandet, den Kopf voͤllig bedeck⸗ 
te, bei Himatidium dieſer Halsſchild mehr oder weniger auss 
gerandet, den Kopf etwas entbloͤßt ließ, bei Hispa endlich der 
Vorderrand des Halsſchildes ganz zurücktrat, und der Kopf 
völlig frei hervorſtand. Sobald dieſe Idee an der großen Anz 
zahl vorhandener Arten praktiſch durchgefuͤhrt war, verſchwand 
auf einmal jedes Schwanken in Ruͤckſicht dieſer bis dahin voͤllig 
unſicheren Gattungen, und ſeit mehr als zwölf Jahren da dies f 
ſes geſchah, iſt uns in Betracht derſelben auch nicht ein einziger 
Fall mehr vorgekommen, wo wir ungewiß geblieben waͤren. 
Dies iſt immer die beſte Probe von Veraͤnderungen, wenn ſie 
Stand halten. Was nun aber Himatidium betraf, Jo mußte 
freilich damals eine gewaltige Umwälzung erfolgen, indem dieſe 
Gattung ſich nun plotzlich die meiſten und ſchoͤnſten damaligen Caſſi⸗ 
den zueignete. Man kann fie im Allgemeinen eine auslaͤndiſche 
Form nennen, da unter ſechzig bis ſiebzig Arten die wir beſitzen, 
ſich eine einzige eur opaͤiſche befindet, und noch dazu aus Portus 
gall, welches ſich ſchon häufig zu fremden Formen hinneigt, und 
nur einzelne Beiſpiele davon als Repraͤſentanten für Europa lie⸗ 
fert. Noch dazu gehoͤrt ſie zu denen, welche ſich Hispa ſehr 
naͤhern. Aber unter den auslaͤndiſchen kann man es wieder fuͤr 
eine hauptſaͤchlich amerikaniſche Form anſehen, da uns bis jetzt kei⸗ 
ne einzige afrikaniſche und eine einzige aſiatiſche bekannt worden, 
wiewohl wir hiedurch ja nicht in voraus laͤugnen wollen, daß 
nicht noch in allen Welttheilen einige entdeckt werden koͤnnen. 


| 


Den 19 — 


Zu Hispa hat Illiger ſtets geglaubt auch Alurnns rechnen 
zu muͤſſen; er iſt jedoch deswegen nngewiß geblieben, da wir 


zwar zwei andere große Arten vom Anjchen des Alurnus, aber 


— 


doch keinen aͤchten Fabriciusiſchen beſitzen; und nur auf jene 
konnte ſich die Behauptung gruͤnden. f 1 
Wenn nun der Verf. die Kennzeichen der Gattung Hima- 


tidium ziemlich ſchwach nennt, ſo iſt dies in Bezug auf 


die, welche Fabricius angegeben hat noch zu wenig geſagt, da 
durch dieſelben die Gattung gar nicht unterſchieden werden kann. 
Setzt man hingegen das oben angegebene ganz einfache Merk— 
mal mit den Karakteren in Verbindung, welche groͤßtentheils 
Cassida, Himatidium und Hispa mit einander gemein haben, 


ſo ſind dieſe Gattungen nebſt ihren Kennzeichen ſo ſtark und 


feſt als irgend noͤthig iſt, um demjenigen zu genügen, der den 
Grundſatz anerkennt, daß der endliche Zweck der Naturbeſchrei— 
bung ſei, nicht Gattungen nebſt ihren willkuͤhrlichen Karakteren, 
ſondern Arten, welche die Natur als letzte Grenze feſtgeſetzt 
hat, kennen zu lernen, und denjenigen Gang hiezu fir den ber . 
ſten hält, welcher zu dieſer Kenntniß, nicht nach gewiſſen vor— 
geſchriebenen Normen ſondern zugleich am kuͤrzeſten und ie 
en; übrigens wie es auch fei, 10 


N. Yı. Imatidium (Himatidium) semi eireu- 
lare. S. 213. Pl. XV. Fig. 7 


Bei Gelegenheit dieſer Art theilt der Verf. eine intereſ— 
ſante Zurechtweiſung mit, die wir, da ſie nur kurz beruͤhrt iſt, 
ausfuͤhrlicher wiederholen wollen. Es finden ſich nehmlich im 
Fabricius bei ſeiner Cassida ani, Syst. Eleuth. t. p. 393. 
n. 28. und Annulus, p. 394. n. 33. ſchlimme Auslaſſungen 
und Verwechſelungen, welche nah zu verbeſſern jun? 5 

Zu C. Zona feße man: 

Cassida Annulus Oliv. Ent. cal. 6-97. 009. . J: 
F. 14. — Herbst Käf. 8. 272. 44. T. 133. F. 3. e. 


9% 


u 7 N 
„ — 
welche beide irrig bei Annulus angeführt ſind. Bei Annulus 
hingegen ſtreiche man das Citat aus Herbst weg, und ſetze daß 
gegen: u 
Cassida circularis Oliv. Ent. Col. 6. 97. 970. T. 6. 
F. 98. } x 
Uebrigens gehoͤrt die Autorität eines Augenzeugen wie La; 
treille dazu, um bei der Bekanntſchaft mit den ähnlichen und 
doch ſtufenweiſe abweichenden Zeichnungen einer Menge von 
der gleichen Arten, die hier abgebildete und die aus Olivier cis 
tirte für dieſelbe anzunehmen. Sieht fie in der Natur jo aus, 
ſo war es ſehr verdienſtlich ſie nochmals treuer abbilden zu laſ⸗ 
ſen; es waͤre aber dabei ſehr wuͤnſchenswerth geweſen, daß die 
weſentliche irrige Abweichung der alten Figur geruͤgt, und der 
Grund angegeben worden waͤre, warum dennoch beide einerlei 
find, welches dann, bei dem Beiſammenleben beider Schrift 
ſteller an einem Orte, keinen Zweifel uͤbrig gelaſſen haͤtte. 


N. VIII. Imatidium (Himatidium) albicolle. 
©. 215. (Auch hier muß bei dem Olivierſchen Ci— 
tat ſtatt: T. 5. T. 6. geſetzt werden). 


Der Verf. fuͤhrt hier als Synonym Imatidium thoraci- 
cum Fabr. an, und giebt zwar zu, daß letzterer die Art fruͤher 
beſchrieben habe, weil aber Dliviers Benennug, der das In— 
ſect für unbekannt gehalten, karakteriſtiſcher ſei, fo ſchie— 
ne ſie ihm vorgezogen werden zu muͤſſen. Dieſe Verfahrungs⸗ 
art iſt nicht zu billigen. Wenn der Name eines Naturkörpers 
weder unanſtaͤndig noch widerſinnig iſt, ſo muß er jederzeit 
sinem andern ſpaͤter entſtandenen vorgezogen werden. Hiebei 
iſt auf das Paſſende oder Karakteriſtiſche weit weniger zu ſehen, 
als auf die Einheit der Nomenclatur. Die Beurtheilung die— 
ſes Paſſenden bleibt ſtets mehr oder weniger willkuͤhrlich und 
ſchwankend, ſtatt daß der Schade der aus dem Veraͤndern be— 
kannter Namen entſteht klar vor Augen liegt. Billig bleibt es 


— 


i — 21 — 


alſo dabei, daß dieſes Himatidinm kuͤnftig nicht albicolle fons 
dern thoracicum heiße. 


N. X. Coreus sanctus. S. 220. Pl. XV. Fig. 10. 
Lygaeus sanctus Fabr. 


Aeußerſt wichtig iſt die Behauptung womit der Verf. ans 
faͤngt, daß Fabricius zwiſchen ſeinen Gattungen Coreus und 
Lygacus keine hinreichend ſcharfe Grenze gezogen und dieſe Ab— 
theilungen ſchlecht zuſammengeſetzt habe. Sie erregt zugleich 
die hoffnungsvolle Vermuthung, daß der Verf. nachdem er dies 
fe Maͤngel eingeſehen, fie abgeſtellt und nun dieſen beiden Gat⸗ 
tungen ihre gehörige Beſtimmtheit verliehen haben werde. 
Dies wird um ſo wahrſcheinlicher, da er Arten wie z. B. die 
gegenwaͤrtige, aus einer Gattung berichtigend in die andere 


verſetzt, welches anzuzeigen pflegt, daß man mit einer ſolchen 


Reform im Reinen ſei. Schon lange beunruhigte auch uns die 
oben geruͤgte Unbeſtimmtheit in Fabricius, und wir nahmen 
daher mit großer Sehnſucht unſre Zuflucht zu des Verf. in fo 
vielen Ruͤckſichten fo ſchaͤtzbaren ſyſtematiſchen Werken, welche 
man ſelten ohne Belehrung aus der Hand legt. Wir muͤſſen 
aber aufrichtig geſtehen, daß diesmal unſere Erwartung ge— 


taͤuſcht wurde. Denn nachdem wir auf das Studium der Kenns 


zeichen wodurch er ſeine Gattung Coreus von Lygaeus ſchaͤrfer 
zu unterſcheiden glaubt, eine ſehr betraͤchtliche Zeit verwendet, 
und nach denſelben mehr als zweihnndert Anfecten z Arten, die 
entweder Eines oder das Andere ſein mußten, gepruͤft hatten, 
ſo konnten wir doch die angegebenen Merkmale, trotz dem beſten 
Willen, nicht praktiſch benutzen noch danach die Arten mit irgend 


einiger Sicherheit ſcheiden. Wir fanden dieſe Kennzeichen, 


eben ſo wie die in Fabricius, wiewohl ſie von denſelben ver— 
ſchieden ſind, entweder beiden Gattungen gemein, oder voll— 


kommen uͤbergehend, oder hoͤchſt undeutlich und ſchwankend in 


ihrer Anwendung, und wußten am Ende dieſer Unterſuchung 


noch eben fo wenig wie zuvor was Coreus oder Lygeus ſei. 
Im Unmuth uͤber dieſes Mißlingen waren wir ſchon dem übeln 
Schritte nahe, beide Gattungen wieder ganz mit einander zu 
vereinigen, als bemerkt wurde, daß einige dieſer Thiere Ne— 
ben- Augen beſttzen, andere hingegen nicht. Dieſe Spur 
verfolgten wir weiter, und fanden daß die Abweſenheit oder 
Gegenwart dieſes Theiles, der gewoͤhnlich ſehr deutlich iſt, und 
ſchwerlich uͤbergehen kann, wirklich zwei geſchiedene Abtheilun— 
gen bezeichnet, die wir nun mit dem Namen von Gattungen 
zu belegen um ſo weniger anſtanden, als die Menge der Arten 
fo groß, und ihre Eintheilung bisher fo ſchwierig und ſchwan— 
kend geweſen war. Die Beobachtung dieſes doch ſo wichtigen 
Theiles finden wir in dieſem Falle nirgend angegeben, und über: 
haupt viel zu ſelten beruͤckſichtigt, da er doch ſehr oft aͤußerſt 
dienlich iſt um Gattungen zu gruͤnden oder feſter zu begrenzen. 
Wie oft die Vergleichung von Laͤnge und Breite, des Flachen 
und Erhabenen, Zuſammengedruͤckten und Cylindriſchen zu uns 
ſichern Reſultaten fahren muß, ergiebt die Natur der Sache, da 
zwiſchen beiden Extremen ſtets ein ſehr ſchwankendes Mittel denk 
bar iſt, auch faſt immer in der Natur erſcheint. Und doch ſind 
in neuern Zeiten eine ſehr große Menge von Gattungen blos 
auf ſolche Verhaͤltniſſe gebaut worden. Ich will fie nicht allge- 
mein fuͤr verwerflich erklaͤren, da es hiebei oft mehr auf Erfahrung 
als auf Theorie ankommt, darf aber doch deswegen hierin gros 
ße Behutſamkeit empfehlen, weil dieſe Verfahrungsart ſchon 
zu vielen Misbraͤuchen Gelegenheit gegeben hat, und vermoͤge 
ihrer Natur geben muß. Wie viel Vorzug wird nicht ſtets, 
als Kennzeichen, die Gegenwart oder Abweſenheit eines Thei⸗ 
les verdienen, wo nur hoͤchſtens in dem Falle ein Uebergang 
Statt finden kann, da er ſich durch Kleinheit der Beobachtung 
entzöge. Dann aber laͤßt ſich doch hoffen, wenigſtens durch 
Vergrößerung die Wahrheit zu entdecken, da Schwanken blos 
ßer Formen endlich immer blos Willkuͤhr oder Neigung ent 
ſcheidet. 


* 


— 20 — 


Ich kehre von dieſer wie ich glaube nicht ganz unnuͤtzen 
Abſchweifung zu Coreus und Lygacus zuruck. Bei Weitem 
die größte Anzahl der hieher gehörigen vielen Arten beſitzt Ne— 


benaugen, und bei den meiſten ſind ſie wegen Groͤße und Glanz 


ſehr leicht am Hinterkopfe zu erkennen. So auch bei den bisher 
ſo genannten Coreen, deren gewöhnlich angenommenes Kenn: 
zeichen, der kurze verdickte Knopf der Fuͤhler, unter deſſen Se: 
ſtalt ſich ihr letztes Glied darſtellt, zwar bei einer ganzen Reihe 


recht ſchoͤn aushaͤlt, dann aber zu dem Langen, Fadenfoͤrmigen, 


deſſelben Theiles ſo allmaͤhlig uͤbergeht, daß durchaus nirgends 


eine haltbare Grenze Statt findet. Da nun ohnehin Lygaeus 


die zahlreichere Gattung war, jo zieht fie Schr natuͤrlich die wer 
nigern nach ſich, und wir nennen daher Lygaeus alle bisher in 


dieſen zwei Gattungen befindlich geweſenen Arten die Nebenau— 
gen haben. Gern haͤtten wir nun, um neue Gattungsnamen 
zu vermeiden, der andern Abtheilung, welcher die Nebenaugen 


fehlen, den Nahmen Coreus gelaſſen; dies würde aber, da 


die bisher gerade am ſicherſten fuͤr Coreus gehaltenen Thiere 
nun Lygaͤen ſind, wohl nicht folgerecht geweſen fein, und laͤſti⸗ 


ge Verwirrung verurſacht haben. Der Name Coreus muß 
daher in der geſamten Naturgeſchichte ganz eingehen. Die an⸗ 
dere Gattung hingegen, welche der Nebenaugen beraubt iſt, 
nennen wir Hemityphlus (von %iỹ,, halb, und , 
blind). Alle find bis jetzt Lygaeus Fabr. geweſen, und als 
uns bekannte gehören dazu folgende: Coquebertii, rubigino- 
sus, suturalis, Caruifex, Koenigii, ruficollis, Acgyptius, 
apterus, Forsteri, ignitus (Stoll. T. 3. F. 19.), suc- 
einctus. Bei dieſer vorgenommenen Trennung erwarte ich, 


5 gerade von Sachkennern, die Einwendung, daß dadurch ſehr 


verwandte Arten von einander geſchieden, Reihen die gleichſam 
naturlich ſchienen, zerriſſen werden. Dies iſt allerdings wahr, 
aber zwiſchen zwei Uebeln iſt das geringſte zu wählen. In der 


Natur finden ſich bald Reihen von Körpern, die ſowohl in 


Form und Farben, als auch in dem Bau ihrer feinen Theile 


— 24 — 


mit einander ſehr uͤbereinkommen, und dabei von allen vor und 
nachfolgenden Reihen, ganz oder faſt ohne Uebergaͤnge ſcharf 
abgeſchnitten ſind (wie z. B. Buprestis Trachys eingeſchloſ⸗ 
ſen, wie Psittacus mit Einſchluß von Pezoponus III.); ande⸗ 
re Reihen hingegen bieten nach verſchiedenen ihrer Theile ſo 
mannigfaltige und unmerkliche Uebergaͤnge dar, daß es ſehr 
ſchwer faͤllt fie zu begrenzen (wie Curculio, Rhynchaenus 
und Lixus; Lanius und Muscicapa). Jener Behandlung iſt 
leicht; es iſt bei einigermaßen richtiger Angabe von Kennzei— 
chen keine Verwechſelung zu beſorgen, und ihre Beſtimmung 
ſpricht Jeden an, Jeder nennt es naturliche Gattungen. 
Bei den andern aber laͤßt ſich durchaus nicht eben ſo verfahren. 
Wer ſie naturlich ordnen will, bleibt nicht nur vielfältig unge— 
wiß, nach welchen Theilen ihrer Formen er dieſes unternehmen 
ſoll, ſondern wenn er nun auch mit glücklicher Willkuͤhr ſolche 
Rethen gebildet hat, die er Gattungen nennen möchte, und er 
kommt nun dazu ihnen Karakter zu geben, welches doch durch— 
aus noͤthig iſt, ſo kann er ſich darinn, wenn er aufrichtig ſein 
will, ſelbſt nicht genügen, weil oft die Ausdruͤcke da fehlen, 
wo das Auge einen allgemeinen Eindruck aufnimmt. Setzt ein 
ſolcher feinen Vorſatz dennoch durch, ſo thut er es mit vorge- 
faßter Liebe zu ſeinen Ideen, glaubt deutlich zu ſein und iſt es 
blos ſich nicht aber andern, bringt daher blos ein ſchwankendes 
Lehrgebaͤude zu Stande in das ſich niemand anders finden kann, 
und das daher entweder, wenn der Verfaſſer Autoritaͤt hat, 
einige Zeit bleibt und durch blinde Nachfolge Schaden anrichtet, 
oder im entgegengeſetzten gluͤcklichern Falle doch von Sachkun— 
digen nicht angenommen wird. Sollten dagegen eine ſolche 
Menge Reihen ganz ungetrennt in einer einzigen Gattung von 
vielen Hundert Arten verbunden bleiben, fo wuͤrde daraus wien 
der eine ſehr hinderliche Schwerfaͤlligkeit in der Wiſſenſchaft 
entſtehen. Man muß daher in ſolchem Falle unerlaͤßlich zu 
kuͤnſtlichen Kennzeichen ſeine Zuflucht nehmen, nehmlich ſolchen, 
die den großen Haufen zwar mit Sicherheit in mehrere zerfäls 


AL —— 25 — N 
len, dabei aber dem Nachtheile nicht vorbeugen koͤnnen, daß 
oft die einzelnen Arten dieſer Unterabtheilungen, welche nur 
Gattungen ſind, unter ſich in den uͤbrigen, dann gewoͤhnlich 
mehr in die Augen fallenden, Formen wenig Aehnlichkeit bes 
ſitzen. Dies ſind dann kuͤnſtliche Gattungen. Die 
Wahl ficht hiebei dem Menſchen nicht frei, denn die Schoͤ— 
pfung iſt nun einmal fo beſchaffen. Warum ſie uns bald natuͤr— 
lich ſcheinende, bald ſchwer unter einen Geſichtspunkt zu brins 
gende Reihen von Koͤrpern darbietet, gehoͤrt zu ihren unerſorſch— 
lichen Geheimniſſen. Daß es ſo iſt, gehoͤrt zu den unentbehr— 
lichten Axiomen der Naturgeſchichte. Blos der Mangel an Er- 
kenntniß deſſelben hat den nie zu ſchlichtenden Zwiſt veranlaßt, 
ob die Gattungen natürlich oder kuͤnſtlich feien, worüber die 
Naturforſcher noch jest faſt mit Erbitterung kaͤmpfen, ohne zu 
ahnen, daß alle ihre Streiche in die Luft gehen. Denn beide 
Partheien haben Recht oder vielmehr Unrecht, indem gedachter— 
maaßen ein Theil der Gattungen natuͤrlich der andere kuͤnſtlich 
iſt, und fein und bleiben muß. Wer nun aber beide nach gleis , 
chen theoretiſchen Grundſaͤtzen behandeln will, dem wird es 
ſicherlich nicht gelingen ſeiner Anordnung Klarheit zu geben, 
weil ſie in ſich weſentlich verſchieden ſind. Wer dagegen dieſe 
Unterſchiede treulich auffaßt, ſich folgſam in dieſelben ergiebt, 
und nun blos auf die beſte Weiſe bedacht iſt, ohne halsſtarriges 
Anhängen an eine vorgefaßte Methode, bald nach dieſen bald 
nach jenen Grundſaͤtzen verfahrend, auf dem kuͤrzeſten und 
ſicherſten Wege zu Erkenntniß der Art zu gelangen, nicht blos 
mit Ruͤckſicht auf ſich ſondern auf Alle, der wird wohl den 
Zweck am vollſtaͤndigſten erreichen, am meiſten Beifall finden, 
und am meiſten Nutzen ſtiften. Hiezu iſt aber freilich Theorie 
allein nicht hinlaͤnglich, welche vielmehr ſich ſelbſt uͤberlaſſen 
auf einer ſo ſchluͤpferigen Bahn alle Augenblicke ſtrauchelt; fons 
. es gehoͤrt dazu auch eine lange und ausgebreitete Erfahrung, 
welche lehren muß, wie in dieſem wie in jenem Falle zu 
verfahren nuͤtzlich fei, Der Syſtematiker ſei mit vielen, ja 


— 


g — — DE ER 


ja wo möglich mit allen vorhandenen, Theorien wohl bekannt 


und vertraut, und verſchaffe ſich zugleich die moͤglichſt umfaf 
ſende praktiſche Kenntniß der Naturkoͤrver. Dann erſt wird er 


ſeine Beſtimmung erfuͤllen. Dem wuͤrdigen Fabricius gebuͤhrt 


unſtreitig der Ruhm, als der Gruͤnder des jetzigen bluͤhenden 
Zuſtandes der Entomologie angeſehen zu werden, er kannte 
aber unleugbar ſein Fach zu wenig praktiſch, fuͤhrte ſtets nur 
ſeine eigene, in ſehr vielen Faͤllen vortreffliche in nicht wenigen 
aber auch voͤllig unzureichende Methode hartnaͤckig durch, und 
verfiel ſo in unzaͤhlige Irrthuͤmer und noch mehr Dunkelheiten. 
Beiſpiele von Praktikern denen Theorie fehlt, und die deshalb 
die ungereimteſten und unhaltbarſten Trennungen und Vereini⸗ 
gungen vornehmen, giebt es, vorzuͤglich in den neueſten Zei⸗ 
ten, zu viele, als daß nicht jeder ſich leicht auf dergleichen be: 
ſinnen ſollte. Die Letztern find ohne Zweifel ein noch weit 
größeres Uebel für die Wiſſenſchaft, weil die Theorie, in ih: 
rer ſchaͤrfſten Genauigkeit, immer der feſte Grund des Ganzen 
bleibt; nur iſt ausgebreitete praktiſche Kenntniß eben ſo noͤthig, 


Keine von beiden verrichtet es allein; blos beider glücklicher 
Verein kann dem Ideal ſo nahe kommen, als es Menſchen über: 
haupt gegeben - ſein duͤrfte, da es vollkommen zu eee 5 


vergebliches Beſtreben ſeyn wird. 


: Dieſer Ort hat uns ſchicklich geſchienen um einmal für al: } 
lemal einiges über diefen gewiß hoͤchſt wichtigen Gegenſtand zu 


ſagen, mit dem angelegentlichen Wunſche, daß es neee 
werden moͤge. 

Zu gegenwaͤrtigem Artikel haben wir nun blos noch ei 
hinzuzufügen, daß auch die Gattungen Alydus und Gerris von 
Fabricius, wie ſchon anderwaͤrts der Verf. bemerkt hat, nicht 


beſtehen koͤnnen, ſondern ebenfalls zu Lygaeus gehoͤren; nicht 


aber Gerris Latr., welche Hydrometra Fabr. if. Da nun 
Coreus sauctus des Verf. Nebenaugen hat, fo muß er, nebſt 


den uͤbrigen, zu Lygacus uͤbergehen. Die Abbildung kann 


fuͤr ziemlich gelungen gelten, doch fehlen die kleinen, eben 


1 


N — 27 — 


nicht allzu unmerklichen Dornen oder Zaͤhnchen, womit der 
Halsſchild am Außenrande beſetzt iſt (die aber der Verf. in der 
Beſchreibung erwähnt), und die hintern Winkel deſſelben fol: - 
ten etwas ſpitziger hervorſpringend ſein. Oft find die: hinter: 
ſchenkel noch weit dicker und kruͤmmer. Die Art ſcheint in dem 
ganzen tropiſchen Amerika vorzukommen, folglich ſehr weit 
ausgebreitet zu ſeyn. Di 


N. XV. Lampyris eee S. 232. Pl. XVI. 
Fig. 


er Recht vermuthet der Verf. daß dieſer Kafer zu einer 
- unferer beiden Gattungen Phengodes oder Amydetes gehören 
muͤſſe, nur wundert es uns, daß er nicht mit Gewißheit fand, 
es ſei ein Amydetes, da beide Gattungen von Illiger im öten 
B. ſeines Magazins an dem angefuͤhtten Orte genau genug be⸗ 
zeichnet ſind. Noch dazu iſt es Amydetes noch mehr, da bei 
den Kennzeichen von Phengodes allerdings vermißt wird, daß 
die Fühler eilf Glieder haben. 


Dia es ſich glücklich genug trifft, daß die von dem Verf. 
beſchriebene Art genau dieſelbe iſt, nach welcher die Gattung ent⸗ 
# worfen worden, fo koͤnnen wir darüber ſehr genaue Auskunft 
geben. Wir haben ſie von unſerm Freunde dem aufmerkſamen 
Naturforſcher, Franz Auguſtin Gomes, Bewohner von Ba- 
bia de todos os Santos in Braſilien erhalten: Illiger ſagt 
1 dort, außer dieſem Kafer und Prionus imbricornis ſei ihm 
kein anderer bekannt, der mehr als zwoͤlf Glieder an den Fuͤh⸗ 
haͤtte. Letzterer hat doch nur neunzehn. Jener hingegen 
igſtens funfzig, wahrſcheinlich noch mehr, aber ſi fü e werden 
Ende fo klein und dicht, daß man fie kaum vollſtaͤndig zäh: 
kann. Hiedurch wird dieſer Käfer gewiß zu einem der fon: 
barſten und merkwuͤrdigſten, da bei demſelben von einem 
tze, welches durch fo viele Tauſende von Arten aller Erdſtri— 


— 28 — 5 
er gleichſam ein Käfer mit Fuͤhlern einer Bomb ys genennt wer: 
den kann. Doch iſt uns ſeit kurzem noch einer genauer ber 
kannt geworden, welcher dieſe Eigenthuͤmlichkeit gleichfalls be? 
ſitzt, Ptilinus mystacinus Fabr. Dieſer hat an den eben ſo 
gefiederten Fuͤhlern ungefaͤhr vierzig Glieder, und kann wohl 
desfalls als wegen mehrerer anderer Abweichungen unmoͤglich 
bei Ptilinus bleiben. Wir gruͤnden vielmehr nach ihm eine neue 
Gattung Ptyocerus (von wrössw, complico und xoas, COT- 
nu), und ſtellen fie ganz noh bei Lampyris, oder vielmehr 
bei Phengodes, dem fie durch den freien Kopf, und Amyde- 
tes, dem ſie durch den Fuͤhlerbau aͤhnlich iſt. Mit allen 
dreien hat ſie die zweilappigten Fußglieder gemein. Die von 
dem Verf. bemerkte Aehnlichkeit mit Lampyris plumosa Fabr. 
iſt nur ſehr gering, da dieſe, wiewohl ihre Fuͤhler gar doppelt 
gekaͤmmt ſind, an denſelben dennoch nicht mehr Glieder hat, 
als jeder andere gewoͤhnliche Kaͤfer. Uebrigens iſt wie man be: 
reits bei Illiger a. a. O. findet, eben dieſe Lampyris plu- 
mosa das Vorbild unſerer anderen Gattung Phengodes, die 
wir jedoch bei weitem nicht wegen der Federartigen Fortſaͤtze 
der Fuͤhlerglieder (welches hiezu ſchwerlich berechtigen wuͤrde), 
ſondern wegen verſchiedener anderer von Lampyris en 
der Merkmale, davon getrennt haben. 

Die Abbildung ſtellt den Gegenſtand ziemlich kenntlich 946 
doch iſt der Halsſchild verfehlt, welcher in der Natur nicht ſo 
faſt durchaus grau uͤberlaufen, ſondern rings herum blaß oker 
farben iſt, und in der Mitte einen etwas mehr breiten als lan: 


gen braunen Fleck hat, der nicht aus zwei kleinen Knoͤpfen, 


wie es dort ausſieht, ſondern aus zwei ganz in einander ver— 4 
floſſenen flachen Erhoͤhungen beſteht, wie ſie bei Lampyris oft 
vorkommen, und in der Beſchreibung weit richtiger ausge— 
druͤckt iſt. Auch muß man ſich den gelben Achſelfleck nicht ſo 
deutlich, den aͤußern gelben Rand der Fluͤgeldecken nach der 
Wurzel bis zur Mitte breiter, von da herab allmaͤhlig verlor 
ſchen und ſchmaͤler denken. Die Fuͤhler ſehen am Ende gleich⸗ 3 


/ 


3 „ 


ſam abgeſtutzt aus, und dieſe Abſtutzung iſt ruͤckwaͤrts wie ein 
5 wenig ausgerandet, dadurch nehmlich, daß die vorletzten Fe: 
derfortſaͤtze ein wenig kuͤrzer ſind als die letzten; das aͤußerſte 
Ende aber iſt ganz rundlich ſtumpf. Alles dieſes iſt auf der 
Abbildung nicht voͤllig treu dargeſtellt. So wie wir es ange 
ben, findet es ſich wenigſtens an unſerem „ebenfalls einzigen, 
Exemplare. 

Zugleich haben wir hier Gele Zenheit in der Ausuͤbung zu 

zeigen was wir oben, in den Bemerkungen zu Nr. 2. in Ruͤck⸗ 
ſicht der Namengebung theoretiſch aufſtellten. Der gegenwaͤr⸗ 
tige Käfer befindet ſich in unſerer nene ſeit mehr als zehn 
1 Jahren. Im Jahre 1807, alſo zwei Jahre vor Erſcheinung f 
7 des Werkes mit dem wir uns hier beſchaͤftigen, wurde durch 
Illiger im ö6ten Bande feines Magazins unſere Gattung Amy 
detes bekannt gemacht, und die Art fastigiata genennt. Die⸗ 
ſen Nahmen trug ſie bis jetzt. Sie iſt aber dort nicht beſchrie— 
Y sen, alſo konnte der Verf. um fo weniger wiſſen, ob die ſeini— 
ge dieſelbe ſei, da er nicht einmal in der Gattung gewiß wur⸗ 
de. Mit Recht giebt er ihr daher ſelbſt einen Namen. Die— 
1 ſer waͤre ſehr gut, wenn der Kaͤfer eine Lampyris bliebe; hin⸗ 
gegen von dem Augenblicke an da er davon getrennt wird, und 
die Form der Fuͤhler zu den Kennzeichen der neuen Gattung ge⸗ 
hoͤrt, wird er offenbar ſchlecht, weil es, wenn auch nicht ge⸗ 
wiß doch ſehr wahrſcheinlich iſt, daß alle oder wenigſtens die 
meiſten Arten dieſer Gattung die noch nicht entdeckt werden 
bft, aͤhnliche federartige Fuͤhler haben werden, eine Ver— 
s. die ſich ſogar ſchon beſtaͤtigt hat, da wir ſeitdem 
irklich aus Braſilien noch zwei andere Arten von Amydetes 
erhalten haben, welche damit verſehen ſind. Indeſſen iſt der 
Verf. gegebene Name weder unanſtaͤndig noch widerſin— 
„Daß er aber gleichſam tautologiſch iſt, ſchadet weit we; 

er als eine damit vorgenommene Veraͤnderung. Unter dem— 

‚en iſt das Inſect gut beſchrieben, ziemlich deutlich abgebil— 
* Er muß bleiben, und der Käfer heiße hinfort; Amyde- 


— 


= 


* 


v f l \ j N 9 
7 11 — 50 — * 
a 
} 
5 


tes plumicornis. Wie leicht wäre es in dieſem Saite gewefen, 
diefen Namen, und zwar mit ziemlich ſcheinbaren Gründen, 
hinweg zu vernuͤnfteln, und dem alten das Wort zu reden! 
Aber ſo wie wir hier gethan, muß, unſrer Einſicht nach, von 
Jedem verfahren werden, der auf die Wiſſenſchaft mehr als 
auf die Perſoͤnlichkeit Ruͤckſicht nimmt. 

Daß die Gattung Amydetes ſeit ihrer Errichtung bereits 
durch zwei hinzugekommene Arten beſtaͤtigt worden, habe ich 
oben erwaͤhnt. Beide aber ſcheinen einen etwas geringere 
Anzahl von Fuͤhlergliedern zu beſitzen, etwa dreißig bis vierzig. 
Sobald die Glieder eines Theiles ſo hoch in die Zahlen ſteigen, 
pflegen ſich dieſe auch in derſelben Gattung nicht gleich zu blei— 
ben, wovon Ichneumon und Noctua ſehr paſſende Beiſpiele 
geben. Wegen einer ſolchen Zahlverſchiedenheit, wenn ſie 
auch deutlich wäre (wiewohl fie es dann ſelten iſt), Gat⸗ 
tungstrennungen vorzunehmen, koͤnnte irgend eine Fuͤhlerme⸗ 
a wohl vorſchreiben; aber eine reife Erfahrung wird es ſtets 

oder mehrentheils widerrathen. Ein Fall der in die Grundſaͤtze ) 
einſchlaͤgt, die wir oben bei Gelegenheit von No. X. vorgetra:- 
gen haben. g 

Aber auch die Gattung Phengodes iſt ſeit ihrer Grün⸗ 
dung durch eine praͤchtige Art aus Peru, die wir dem Herrn 
Pavon, berühmten Mitverfaſſer der Flora Peruviana, ver: 
danken, verſtaͤrkt worden. Sie ſtimmt in ihrem Bau voll- 
kommen mit Ph. plumosa überein, hat auch abgekuͤrzte und 
am Ende verſchmälerte Fluͤgeldecken, iſt aber ſchwarz mit roth⸗ 
gelbem Halsſchild und Ruͤckenſchild, ihre Fuͤhler ſind ſo lang 
wie der Leib, und die Fortſaͤtze e ganz ſchneckenfoͤr⸗ 
mig gekraͤuſelt. \ 0 

Sowohl Amydetes als Phengodes muͤſſen im Leben ſtark 
leuchten, da man auch noch an den todten Thieren die Vor- 
richtung hiezu ſehr deutlich bemerkt. Beſonders an gegenwaͤr⸗ 
tigem Amydetes plumicornis iſt ein die ganzen drei letzten 
Bauchringe einnehmender eine Quadrat- Linie großer Fleck noch 


. 


— 31 — 6 


jetzt fo ganz eigen blendend gelblich oder vielmehr Gold⸗ 

Tag daß er faft leuchtend . N Ä 

N N. XVI. Tetraonyxoctomaculatum. S. 273. 
Pl. XVI. Fig. 7. 

Das Stammwort s ſelbſt iſt männlich, deshalb glau— 

ben wir, daß auch das abgeleitete es bleiben muß, und daher N 


octomaeculatus zu ſagen ſei. 
7 £ 


„ 


N. XXI. Membracis lanceolata. S. 247. Pl. N; 


x BR Fig. 11. Membr. lanceolata Fabr. 


Von dieſem Inſect ſind bereits zwei, auch vom Verf. 
angeführte, wenn auch nicht eben vorzuͤgliche, Abbildungen 
7 vorhanden. Schon dieſes wuͤrde billiger Weiſe kaum erlauben, 
noch eine dritte hinzuzufügen. Wenn aber dieſe ſogar wie in 
der Beſchreibung geſagt iſt, nach einem unvollſtaͤndigen Stuͤcke 
gemacht werden mußte, ſo iſt wohl offenbar, daß ſie fuͤglicher 
zen weggeblieben wäre. ' . 
" N. XXI. Tettigonia flavo-guttata. S. 249. 
3 IVI.“ Fig. 12. g 


Nachdem es einmal noͤthig gefunden war, ſo kann es 
wohl nicht anders als gebilligt werden, wenn die franzoͤſiſchen 
Entomologen dicſen Gattungsnamen fuͤr diejenigen Arten bei: 


dem bekannten Virgiliſchen Verſe: quaerulae rumpent arbu- 

ata eicadae, welches ſchlechterdings nur von dieſen großen Ar; 

en gelten kann, die in allen warmen Ländern von den Gebuͤ— 

ſchen herab die Voruͤbergehenden genug betaͤuben, und daſelbſt 

den Landeseinwohnern wohl bekannt ſind, da hingegen die an— 

f ern unter bie uͤbrigen Gattungen vertheilten ſo viel man weiß 
7 


. 
Be hr 
- 


\ 


durchaus keinen Laut von fich geben, fo daß Linnee “) ſich irr⸗ 


te, wenn er ſagte: Cicadae quotquot novimus strident ut 


Grylli, indem dies blos von feiner dritten Abtheilung, Man- 
niferae, gilt. Fabricius nennte dieſe Tettigonia, verlies 


aber dadurch die klaſſiſche Bedeutung, und verdoppelte den Feh⸗ 
ler, indem er den Namen Cicada auf andere ganz ſtumme 
Thiere uͤbertrug, die weder von den Alten erwaͤhnt werden noch 


auch bei den Einwohnern beſondere Aufmerkſamkeit erregen, 


weil ſie ſich, weder durch einen Ton noch irgend ein anderes 


auffallendes Phaͤnomen ausgezeichnet, unter der unzaͤhligen 


Menge der übrigen bunten, ſtummen Inſecten unbeachtet ver: 


lieren. Wir find daher auch der Meinung, daß man kuͤnftig j 


die Tettigonien von Fabricius Cicada nennen muͤſſe. Ob es 


ganz recht gethan war, und, wie unſere Nachbarn ſchließen, 
aus dieſer Unrichtigkeit nothwendig folgte, daß nun in Um 


tauſch die Cicaden von Fabricius Tettigonia heißen mußten, 


wollen wir dahin geſtellt laſſen. Indeſſen iſt es jetzt einmal 
geſchehen, es hat nichts Weſentliches gegen ſich, eine neue 0 
Umaͤnderung wuͤrde noch weit nachtheiliger ſein, und wenige 


Jahre nebſt einigen guten Schriften werden hinreichen, um es 
ohne Anſtoß allgemein zu machen. 


N. XIII. Melipona fasciata. S. 281. Pl. XVI. 
Fig. 13. 


Der Verf. hat Illigers Gattung Melipona in zwei zerfällt, 
welche er dadurch unterſchieden wiſſen will, daß der innere Rand 
der Kinnbacken bei der einen, fuͤr die er den Namen Melipona 


beibehaͤlt, ungezahnt, bei der andern aber, welcher er den 
Juͤrineſchen Namen von Melipona, Trigona giebt, gezahnt 


ſei. Da aber alle uͤbrige Formen dieſer beiden Abtheilungen 
völlig gleichgebildet ſcheinen, vorzüglich die Beine, auch bei 
den Fluͤgeladern keine andere als die geringe Abweichung zeigen, 


*) Syst. nat. p. 70g. 


— 


N 


we... 


„ 


daß die welche den zweiten (fo hat Juͤrine, es find aber ver⸗ 
moͤge noch einer wenig bemerklichen Querader faſt drei) Sub⸗ 


marginalcellen zur Baſis dienet, bei des Verf. Trigona mehr 
abwärts geſchwungen iſt, endlich die ganze Gattung durch kei— 
ne große Zahl von Arten beſchwerlich wird, fo koͤnnen wir die: 
ſem Vornehmen nicht beitreten. Noch ein Umſtand hält uns 


davon ab; und dieſer iſt nicht der geringfuͤgigſte. Als Beiſpiel 


der Abtheilung oder Gattung mit voͤllig ungezahnter Innen⸗ 
ſeite der Kinnbacken (cöte interne sans la moindre apparen- 
ce de dents) führt der Verf. Melipona favosa, Apis fav. 
Pabr., an. Wenn uns nun auch gleich dieſe nicht zu Gebote 
ſteht, fo koͤnnen wir doch eine zum Verkennen ähnliche Art un: 


terſuchen, die wir ſogar bis zu dem Augenblicke, da uns der 


Verf. weiter unten, S. 338. darüber anders belehrte, fuͤr 
Favosa gehalten, scutellaris Latr. S. 334. Bei derſelben 


iſt dieſer Theil am Ende, nach innen zu, ſchraͤg abgeſtutzt, und 


hat in ſofern nebſt der Außen- uud Innenſeite auch gewiſſer⸗ 
maaßen noch eine Vorderſeite, eben jene ſchraͤge Abſtutzung, 
obwohl dieſe da ſie gleich von der Spitze einwaͤrts laͤuft, eigent⸗ 
lich zu der Innenſeite gehört, die man dann nur als in einen 
Winkel gebrochen darſtellen muß. Der Verf. erklaͤrt ſich nicht 
beſtimmt ob er unter der Innenſeite auch jene Vorderſeite mit 
ß verſteht. Wir muͤſſen es aber bezweifeln, da dieſelbe bei die; 

ſer Art auch offenbar gezahnt iſt. Da nun die andere Gattung, 
TPrigona, ſich dadurch unterſcheiden ſoll, daß dieſe Innenſeite 
der Kinnbacken Zahnungen hat, fo iſt es ein uͤbler Umſtand, 
daß dieſe Bildung bei Melipona ſchon ſo ſtark in der gewiſſer⸗ 
maßen auch zur Innenſeite gehoͤrenden Vorderſeite bereits ans 
fängt, Dieſe Spitze iſt gerade das, was am erften und leich: 
teſten, beſonders auch bei den kleinen Arten, zu ſehen iſt. 
Nun laͤßt ſich ein ſehr oͤfterer Zweifel befuͤrchten, ob dieſe Zah— 


| nung bei dem Winkel aufhoͤre (Melipona), oder durch die 


ee, Innenſeite fortfahre (Trigona). Dieſes wird lange 
nun i 5 | 


— 34 —ͤ— 


und muͤhſame, vielleicht oft kaum gelingende, Unterſuchungen 
veranlaſſen, und am Ende doch keinen andern Vortheil gewaͤh⸗ 
ren, als zu erfahren, ob in einer Reihe von zwanzig oder drei— 
ßig Arten, die außerdem durch leichte und auffallende Kennzei: 
chen verbunden ſind, die in Frage ſtehende ihre Stelle oben oder 
unten, rechts oder links, in dieſer oder jener Nachbarſchaft, 
einnehmen ſolle, ein Reſultat das uns alsdann zu theuer er⸗ 
kauft ſcheint. Der Verf. vermuthet aus dieſer verſchiedenen 
Form der Kinnbacken, daß die darinn anders gebildeten Thie— 
re auch zweierlei Lebensart und Oekonomie haben moͤgen, und 
ſcheint dieſes mit zu den Gruͤnden einer Gattungstrennung zu 
rechnen. Allein die Lebensart, wie verſchieden fie auch fei, 
kann in der geſammten Naturgeſchichte niemals als Gattungs: 
zeichen gebraucht werden, weil ſie etwas außer dem Thiere be— 
findliches, voruͤbergehendes, und oft nicht, bei den Inſecten 
ſogar hoͤchſt ſelten bemerkbares, iſt, folglich nur in ſehr weni: 
gen Faͤllen Anwendung zulaͤßt. Gattungskarakter muͤſſen ſtets 
am Thiere ſelbſt zugegen ſein. Wir koͤnnen alſo wie geſagt, 
dieſe Zertheilung von Melipona nicht billigen. Sollte ſie aber 
auch einſt, aus uns bis jetzt unbekannten Gruͤnden, angenom⸗ 
men werden, ſo wuͤrden wir nur ungern, und hoͤchſtens um 
die Schwierigkeiten nicht zu vermehren, den Namen Trigona 
gelten laſſen, welcher zwar einerſeits richtig nach dem Griechi— 
ſchen, aber doch, als ein auch Lateiniſches, wenn auch nicht 
eben klaſſiſches, Adjectiv, fehlerhaft gebildet iſt, und wuͤrden 
ermahnen, wenigſtens in Zukunft keine aͤhnlichen Gattungs: 


namen mehr feſtzuſetzen. Wir koͤnnen dieſes, ob es gleich 


gegen Herrn Juͤrine ſpricht, von dem jene Benennung her⸗ 
ſtammt, deſto freiwilliger ſagen, da wir zugleich das eben ſo 
frohe als aufrichtige Geſtaͤndniß hinzuzufuͤgen im Stande ſind, 
daß fein vortreffliches Werk über die Hymenopteren uns in die- 
fer ſehr ſchwierigen Inſecten Ordnung gleichſam ein ganz neues 
Licht angezuͤndet hat, bei deſſen Schein uns das meiſte vorher 
Dunkle in derſelben hell geworden, welches auf einem andern 


als dem von ihm vorgezeichneten Wege ſchwerlich ſo ic mög: 
lich Benin fein dürfte 


No. XIV. akt bifasciata. ©. 254. Pl. 
XVII. Fig. I. Odacantha bi fas ciata Fabr. 


Die fehr richtige Bemerkung des Verf., daß dieſes Sin: 
ect ſich in feinen Formen von Odacantha entfernt, und doch 
auch noch keine rechte Lebia iſt, erinnert an das Bedenkliche, 
Gattungen außer dem allgemeinen Zuſammenhange, blos nach 
den Extremen einer oder der andern Bildung zu entwerfen. 
Paykull wurde durch einen langen und zylindriſchen Halsſchild 
veranlaßt die Gattung Odacantha, Latreille durch einen rund: 
lichen, herzfoͤrmigen bewogen, die Gattung Lebia zu errich— 
ten. Hatten beide in dem ſchoͤpferiſchen Augenblicke die all: 
mählig völlig uͤbergehende Reihe von dreißig bis vierzig Ar: 
ten, von dem einem Extrem, der Odacantha pensylvanica 
(Attelabus pensylvanicus Linn. Fabr.) bis zu dem 'an: 
dern, etwa der Lebia crucella “) vor ſich gehabt, fo würden 
ſie vielleicht ihr Unternehmen aufgegeben haben. In der That 
hat ſchon Erſterer an dem walzenfoͤrmigen Halsſchilde die deut: 
liche Anlage einer Kante. Bei allmaͤhliger Ausbreitung und 
Vrrflaͤchung des Theiles tritt dieſe immer ſtaͤrker hervor, bis 
zuletzt aus der laͤnglichen Walze ein ganz flaches und ſcharf— 
kantiges Queroval wird. Alle uͤbrigen Theile duͤrften ſchwer— 
lich einen haltbaren Gattungsunterſchied darbieten. Die Fol⸗ 


5) So nennen wir Lebia Crux minor, Carabus Crux en der g 
Schriftſteller, weil ein Artname nie aus zwei Worten beſtehen 
A darf. Crux major, Carabus Crux major der Schriftſteller, 
dleibt dann blos Panagaeus Crux. Will man uͤbrigens die Lebien 
mit querovalem Halsſchilde, wie eben die erwähnte Crucella, 
nach einigen Neueren Lamprias nennen, fo haben wir auch nichts 
605 dagegen, \ 
5* 


gen ſolcher Vorgänge find. ganz natürlich. bei den guten und 1 
forgfältigen Beobachtern früh oder ſpaͤt ein Widerwille gegen die 
Mittelformen, welche den der Natur zu willkuyrlich vorgezeich? | 
neten Plan ſtoͤren, und der loͤßt ſich in Vorſchlaͤge auf, derglei⸗ 
chen man hier einen findet, und die zwar Sehe zu entſchuldi⸗ 
gen, aber doch als hoͤchſt verderblich dringend von der Hand zu 
weiſen find, nehmlich nun aus dieſen ſtoͤrenden Mittelbildungen, 
oft wieder einer einzigen Art, eine neue Gattung zu verſertigen, 
welche dann noch weniger Halt haben würde, als ſelöſt die beiz 
den andern. Man bedenkt nicht, die Schwierigkeiten, welche 
nun wegzuraͤumen verſucht wird, früher ſelbſt geſchaffen zu ha⸗ 
ben; ſie wuͤrden bei mehr Behutſamkeit und Umſicht gar nicht 
entſtanden ſein. Zwar iſt es unmoglich, bei der geringen Zahl 
Naturkörper welche wir bis jetzt genau kennen, ſolchen Maͤn⸗ 
geln des Syſtems im Voraus jederzeit vorzubeugen; indeſſen 
laͤßt ſich bei der gehörigen Verbindung von Erfahrung und Theo— 
rie, wovon wir bereits oben geſprochen, darinn ziemlich weit 
mit wahrſcheinlichem Gluͤck vorgreifen, und bei den uͤberwie⸗ 
genden Schaden, den das entgegengeſetzte Verfahren anrich— 
tet, koͤnnen dieſe Warnungen nicht oft und angelegentlich ges 
nug wiederholt werden. Der Verf. wolle alſo doch ja aus 
Odacantha bifasciata nicht etwa noch eine neue Gattung bil⸗ 
den, ſondern laſſe fie lieber als Scheidewand uud Verbindungs⸗ 
glied zwiſchen Odacantla und Lebia bei erſterer, mit der fie 
doch noch am meiſten uͤbereinſtimmt. Werden in künftigen, 
beſſer als unſere zeitherigen für den Unterricht der Wißbegieri— 
gen eingerichteten, Syſtemen ſolche Schwaͤchen nicht hinter 
dictatoriſcher Eigenliebe verſteckt, ſondern freimuͤthig eingeſtan— 
den und in ausführlichen Bemerkungen am Eingange der Gat— 
tungen nicht an deren Ende wie es verkehrterweiſe einige 
Schriftſteller gethan) erlaͤutert, ſo werden wir uns dann als 
achte Schüler, und reſignirte, beſcheidene Betrachter der Na⸗ 
tur, erzeigen, und der Nachtheil jener Maͤngel wird faſt ganz 
verſchwinden, vorzüglich wenn die anerkannten Mittelſormen 


— 37 — 


nicht etwa um fie zu verbergen mitten in die Gattung unterges 
ſteckt, ſondern mit Anzeige und Vorbedacht planmaͤßig an die 
Grenzen derſelben geſtellt werden. 
a Uebrigens ſind wir nicht nur mit dem Verf. überzeugt, daß 
Carabus biſasciatus von Olivier derſelbe Kaͤfer iſt, wiewohl 
man die Abbildung allerdings kaum dafuͤr halten ſollte, ſondern 
rechnen dazu auch unbedenklich Odacantha fasciata von Weber. 
Verwundern aber muß man ſich billig, daß Gelehrte die Bes 
wohner eines Ortes ſind, wie die Herren Latreille und Olivier, 
nicht vermoͤgen, gegenſeitige Synonyme mit Gewißheit auszu⸗ 
machen. Wenn dieſes in jo günftiger Lage nicht nd in 
: welcher wird es dann moͤglich ſein? 
Fiuͤr die weit beſſere Abbildung muß man erkenntlich ſein, 
aher ruͤgen, daß der Maasſtab der natürlichen Größe nicht wie 
in andern Faͤllen beigeſetzt iſt. Denn wenn es im Texte heißt, 
es ſei beinahe Lebensgröße, fo iſt dies einerſeits unbeſtimmt, ins 
dem es ſowohl größer als kleiner bedeuten kann, andererſeits 
iſt es wirklich ungegruͤndet, da das Inſect in der Natur 1. 
mehr als die halbe Groͤße der Figur, hat. a 


No: v. 93 suceinetus. S. 256. Pl. XVII. 
Fig. 2. 

Eben ſo wie man, zu Folge deſſen was wir oben uͤber 

- Himatidium geſagt haben, ehedem nicht willen konnte, was zu 

dieſer Gattung oder zu Cassida gehörte, fo fand auch zwiſchen 

lomalisus *) und Lycus das unbeſtimmteſte Schwanken Statt, 

bis unſer Illiger mit dem Scharfblick der ihm in den meiſten feis 

ner Unterſuchungen eigen war, den weſentlichen Unterſchied bei— 

3 der Gattungen entdeckte, nehmlich bei der einen, Lycus, die 
Toßelſormige Verlängerung des Mun welche bei der andern, 


) Nicht Omalisus weil das gtiedifäie Stammwort ee 
1 heißt. S. Ill. M. 1. Bd. S. 139. 


— 


SR ER an 


Homalisus gänzlich fehlt“). Alle übrige Kennzeichen kom⸗ 
men dagegen in gar keine Betrachtung, dieſes aber iſt beim ers 
ſten Anblick unverkenntlich. Nun war auf einmal klar welche 
Arten aus beiden Reihen zuſammengenommen zu Lycus oder 
Homalisus gehörten. Lycus mußte einen großen Theil der 
ſeinigen abgeben, und Homalisus, der bisher nur aus einer 
einzigen beſtand, eignete ſich dieſelben mit vollem Rechte zu. 
Viele ſind Naturforſcher, manche auch mit vielem Gelingen; 
ſolche Blicke aber verrathen den, welcher durch die Forſchung 
und eine eigene gluͤckliche der Natur ſelbſt gemaͤße Organiſation 
zum wirklichen Naturkenner geworden iſt. 

Da nun der Verf. von dieſer Art ſagt, ſie habe eine ver⸗ 
laͤngerte Schnautze, ſo iſt es ein wirklicher Lyens. Dann 
aber hätte er fie billig nicht mit reticulatus und fasciatus Fabr. 
vergleichen ſollen, welche nicht zu Lycus ſondern zu Homali- 
sus gehoͤren, indem dieſe Vergleichung leicht in der Gattung 
irre machen koͤnnte. Beilaͤufig bemerken wir, daß fasciatus 
nicht ſo, ſondern (Homalisus) tropicus genennt werden muß, 
denn es iſt Cantharis tropica Linn. *). 


ER XXVII. Ateuchus septemmaculatus. S. 260. 
a Pl. XVII. Fig. 5. 


Von Ateuchus haben wir eine Gattung getrennt und 
Canthon genennt. Es fehlen ihren Arten die beiden Naͤthe 
oder Furchen, wodurch der Kopfſchild von Ateuchus nach der 
Laͤnge in drei ungleiche Theile getheilt wird, deren mittelſter 
weit breiter iſt als die beiden zu den Seiten. Ihr Kopfſchild 
iſt auch, mit weniger Ausnahme, nicht mit ſechs, ſondern nur 
mit zwei Zahnungen verſehen, der oft blos noch die Andeutung 
einer folgenden zur Seite ſteht, welches ſich dann mehr wie ein 
ſcharfer Ausſchnitt darſtellt. Das mittelſte Paar ihrer Beine 


„) S. Ill. Mag. 6. Bd. S. 341. 
=) Ill. Mag. 3. Bd. S. 176. 


! * l 9 N 


iſt viel weiter auseinander eingelenkt, oder der Raum des Un 
terleibes zwiſchen ihren Baſen iſt breiter. Ihre Vorderſchienen 
ſind weniger oft und nicht ſo tief gezahnt, gewoͤhnlich nur am 


Ende durch einige ſtumpfe, kurze, zufammengedrängte Zähne, 


und alle haben keine jo lange Dornfortſaͤtze. Alles dieſes vers 
bunden, oder oft auch nur eines oder das andere, bezeichnet 
die ſe Gattung ohne daß man ſich darinne irren koͤnnte, und es 
iſt uns darüber: ſeit ihrer Gruͤndung kein Zweifel aufgeſtoßen; 
daher wir ſie mit Zuverſicht empfehlen koͤnnen. Sie ſchließt 
fi) auf der andern Seite dicht an Gymnopleurus *) an, der 


ſich aber ſehr leicht und auffallend durch die ploͤtzliche Ausran— 


4 


dung der Fluͤgeldecken hinter ihrer Wurzel, unterſcheidet. 


Ungeachtet nun an gegenwaͤrtiger Art die Einfuͤgung der 
Beine nicht ſichtbar iſt, ſo reicht doch die wenn auch ziemlich 
undeutlich dargestellte Form des Kopfſchildes, in Verbindung 
mit der Beſchreibung, und die Geſtalt der Beine, hin, uns 
mit Sicherheit zu uͤberzeugen, daß ſie zu der erwähnten Gat⸗ 


tung Cantlıon gehört. 


In Europa findet ſich davon kein anderer e als 
Canthon Schaefleri (Scarabaeus Schaeff. Linn. — Ateu- 


chus Schaefl. Fabr.). Dieſen hat zwar der Verf. in feinem 


ſyſtematiſchen Werke: Genera etc. zu einer eigenen, Gattung, 
Sisyphus, erhoben; wir ſtimmen ihm aber hierinn nicht bei. 


Denn wenn er auch ſtatt neun, wie feine Ateuchen, nur acht 
Füͤhlerglieder hat, fo iſt doch dieſes Kennzeichen theils oft wirk— 


lich ſchwer zu ſehen, theils in der Anwendung nicht ſtets prak— 


tiſch nuͤtzlich, wie der Verſaſſer ſelbſt eingeſehen zu haben ſcheint, 
als er, wie auch wir, die Melolonthen wegen verſchiedener 
Zahl an Fuͤhlergliedern dennoch nicht in jo viele Gattungen zer⸗ 


kalle. Unſere Canthon unterſcheiden ſich durch weit mehrere und 
deutlichere Merkmale; doch lies ſie der Verf. bei ſeinen Ateu— 


5 chen. Er trennte dagegen Sisyphus, wegen eines unbedeuten⸗ 


„) S. Ill. Mag. 2. Bd. S. 199. 


— 40 8 


den Fuͤhlergliedes mehr, während alles übrige wenig oder nicht 
verſchieden iſt. Als Theorie kann man jene Anſicht nicht bes 
ſtretten; als Praxis jedoch wird ſich wohl die unſerige mehr 
beſtatigen. Wir rechnen dies zu den Beiſpielen, wo ſich beide 
Wege ſcheiden, wovon wir oben ausführlich geſprochen haben. 
Senach wuͤrden wir gegenwärtigen Käfer Canthon se- 
ptemmaculatus nennen. Aus den uͤbrigen Welttheilen ſind uns 
noch folgende dahin zu rechnende Arten bekannt: 
Von Ateuchus Fabr. Bacchus, cupreus, gibbosus, 
volvens, — (der pilularius heißen muß, weil es Scarabaeus 
pilul. Linn. tft, Scarab. laevis Oliv.) — Hollandiae — 
(Novae Hollandiae Latr., doch Australiae zu nennen, weil 
Hollandiae ganz unrichtig und zweideutig, Novae Hollandiae 
aber wegen doppelten Wortes fehlerhaft iſt), — violaceus, 
smaragdulus — (Copris viridis Palisot) — scabratus, bi- 
dens, melanocephalus, triangularis, sexpunctatus, muri- 
catus, Hellwigii. Dann noch folgende: Conopygus n. 
(Scarabaeus smaragdulus III. ap. Oliv.), Chlorites n. 
(Scarabaeus smaragdulus Oliv. 


* 


No. XXVIII. Scarabaeus Aegeon. S. 262. Pl. 
XVII. Fig. 6. Geotrupes Aegeon Fabr. 


Des Verf. Geotrupes ift bekanntermaaßen des Fabric ius 
Scarabaeus; deſſen Geotrupes aber hat er in zwei Gattuns 
gen, Oryctes und Scarabaeus getheilt. Die Kennzeichen 
derſelben find in des Verf. Genera“) bei Oryctes nur un volle 
5 ſtändig, bei Scarabaeus aber, doch wahrſcheinlich aus Verſe⸗ 
hen, da fie ſonſt faft- jederzeit gefunden werden, auch wohl in 
ein ſo ausfuͤhrliches ſyſtematiſches Werk unerlaͤßlich gehoͤren, 
gar nicht angegeben, man muͤßte fie denn in dem Karabter der 
Abtheilung B, unter welcher dieſe Gattung die erſte iſt, ſuchen 
ſollen, welches in der That ſo ſcheint, aber nicht leicht zu ent⸗ 
decken iſt, wie uͤberhaupt die vielen verſchlungenen mit Zahlen 


*) T. 2. pag. 10a. 


und Buchſtaben bezeichneten Abtheilungen und Unterabtheilun— 
gen nach allgemeiner Stimme weit mehr verwirren als leiten, 
dieſem ſonſt ſo ſchaͤtzbarem Werke einen großen Theil ſeiner 
Brauchbarkeit rauben, und deſſen Benutzung uͤber die Maaßen 
erſchweren. Wir wollen jedoch annehmen, unter dem erwaͤhn⸗ 
ten B. feien die Kennzeichen von Scarabaeus des Verf. enthal— 
ten, wie ſie denn wirklich mit dem uͤbereinſtimmen was bereits 
in ſeiner: Histoire etc. *) unter Oryctes hierüber vergleis 
chungsweiſe geſagt iſt. Das eine Merkmal beſteht darinn, daß 
bei Scarabacus die Kinnbacken aͤußerlich, oder wenigſtens an 
der Spitze (dies wenigſtens iſt ſchon ſchlimm!) gezahnt 
‚find. Als er dieſes feſtſetzte, hatte er gewiß den Geotrupes 
Centaurus Fabr. — Scarabaeus Cent. Oliv. Herbst. — 
nicht vor Augen, den er doch, bei deſſen Aehnlichkeit mit Her- 
cules, Typhon, Actaeon etc. gewiß für Scarabaeus erklaͤren 
würde, deſſen Kinnbacken aber äußerlich, auch an der Spitze, 
voͤllig ganzrandig und nicht im Geringſten gezahnt ſind, wie— 
wohl ſie an der Innenſeite einen Zahn haben, der jedoch zu 
des Verf. Kennzeichen nicht gehören kann. Dieſe Art ftößt 
alſo jenes erſte Merkmal völlig um. Andere beſitzen einen blos 
ßen Anfang einer ſolchen Zahnung, und zeigen faſt noch lehrt 
reicher und warnender den vollkommenen Uebergang. Das an⸗ 
dere iſt eine Zahnung der Kinnladen, welche in der Histoire uns 
bedingt, in den Genera nur als gewöhnlich, saepissime, an— 
gegeben iſt, (wieder ein uͤbles Schwanken) und die dann bei 
Oryetes fehlen ſoll. Wie es ſich damit verhalte wollen wir 
nicht entſcheiden. Wäre es aber auch, wiewohl wir es gewiß 
> mi glauben, ohne im Mindeſten Uebergaͤnge oder Ausnahmen 
. zu zeigen, beſtaͤndig, fo wuͤrden wir doch ſehr widerrathen, die 
1 Zerſtuͤckelung einer ſo außerordentlich natuͤrlichen Formenreihe 
4 wie die Geotrupen des Fabricius „ auf einen einzigen (denn der 
5 andere fällt durch das gegebene Beiſpiel offenbar weg), und 


ö 1 


T. 10. p. 15. 


— 42 — 
1 


gerade bei dieſen Kaͤfern fo verſteckten und ſchwierig zu erörterns 
den Theil zu gründen. Wir koͤnnen verſichern, daß ſeit ſech⸗ 
zehn Jahren, während denen die durch Illiger “) und Fabri 
cius *) errichtete Gattung beſteht, ungeachtet in dieſem Zeit⸗ 
raume viele tauſend Kaͤferarten in unſere Haͤnde kamen, uͤber 
dieſelbe nie der allergeringſte Zweifel oder die mindeſte Schwies 
rigkeit entſtanden iſt, ausgenommen daß einige der allerklein⸗ 
ſten Geotrupen nach Melolontha zu ſchwanken ſchienen, bis 
wir einige leichte Merkmale fanden, welche auch dieſes für im⸗ 
mer beſeitigten. Wozu nun neue, ſchwere und zum Theil uns 
ſichere kuͤnſtliche Gattungen ſchaffen, da wo die Natur leichte, 
fefte und naturliche anbietet? Ein ſolches Verfahren iſt aller— 
dings ein Reſultat von Scharfſinn; wir halten es aber fuͤr eine 
unrichtige Anwendung dieſer Gabe. In der Naturgeſchichte, 
und vielleicht uͤberall, muß der Scharfſinn weniger gezeigt als 
angewendet, ja ſogar, wie der Witz, bisweilen zum Theil zur. 
ruͤckgehalten werden. Wir wuͤnſchen nicht den Weg kennen zu 
lernen, ſondern am Orte der Beſtimmung anzulangen, und 
danken dem Fuͤhrer wenig fuͤr die kuͤnſtliche Straße, wenn er 
uns damit aufhaͤlt. Um uns durch ein Beiſpiel, wenn es auch 
noch fo übertrieben ausfällt, zu erklaͤren, fo würde es unftreis 
tig für eine Probe von Scharfſinn gelten muͤſſen, wenn Jemand 
die Inſecten nach ihren chemiſchen Grundſtoffen eintheilte; und 
es waͤre moͤglich. Denn einige enthalten offenbar in einem auf⸗ 
fallenden Verhaͤltniß bald heftige Saͤuren, bald ſo oder anders, 
bald angenehm bald widerwaͤrtig riechende Stoffe, u. ſ. w. 
Auch wuͤrde man einem ſolchen Forſcher den Dank fuͤr ſeine Be⸗ 
muͤhungen gar nicht verſagen duͤrfen, da alles unſchuldige, was 
gewußt werden kann, wiſſenswerth iſt. Wuͤrde aber eine ſolche 
Methode wohl brauchbar fein, um auf dem bequemſten, fichers 
ſten und ſchnelleſten Wege zur Kenntniß der Arten, als dem an⸗ 


2) Verz. d. Kaͤf. Preuß. 1. 11. 
**) Suppl. Fnt. Syst. 1. 


Ze ME a 


erkannt letzten Zwecke, zu führen? Wir wiſſen ſehr wohl, wie 
übertrieben dieſes Beiſpiel iſt; es iſt aber gewiß von den blos 
ſcharfſinnigen und nicht praktiſch nuͤtzlichen ſyſtematiſchen Eins 

theilungen nach ſehr ſchwierigen oder uͤbergehenden Körperiheb 
len und Formen blos ſtufenweiſe verſchieden. 


Sonach iſt die gegenwaͤrtige Art für uns ganz ſchlicht ein 
Geotrupes, von dem wir jedoch mit Vergnuͤgen beſtimmte 
Nachricht erhalten, daß er weder in den ſchwankenden Indiis, 
noch gar in Oſtindien, ſondern in Suͤdamerika zu Haufe gehoͤ⸗ 
re. Die Abbildung ſcheint allerdings ſorgfaltiger und natuͤrli- 
cher zu ſein, als die drei welche man ſchon beſaß (die von 

Drury iſt uns nicht zur Hand); da es jedoch eine ausgezeichne- 

te nicht leicht zu verwechſelnde Art iſt, ſo duͤrfte es doch kaum 

8 zu billigen ſein, daß jenen drei hiemit noch eine vierte hinzu⸗ 
gefuͤgt worden. Denn wenn man dieſes Verfahren einreißen 
läßt, fo wird leicht auch dieſe vierte getadelt, und dadurch eine 
fünfte, u. ſ. w. gerechtfertiget werden koͤnnen. 

No. XIX. Erotylus unicolor. S. 264. Pl. XVII. 


5 Fig. 7. Erotylus unicolor Oliv. 


Da die Gattung Erotylus Fühler erfodert, die am Ende 

in einen aus drei bis vier betraͤchtlich breiteren wiewohl flachen 
Gliedern beſtehenden Knopf auslaufen, die des abgebildeten 
Kaͤfers aber vollig fadenfoͤrmig ſind, ſo haͤtten wir darinn ge. 

N wiß keinen Erotylus geſucht, ſind jedoch überzeugt, daß dieſer 
Irrthum blos im Bilde liegt, und vermuthen er ſei daher ent— 
ne daß der Kuͤnſtler die Fühler auf der ſchar fen Kante 
betrachtete, wo denn allerdings die Ausbreitung ſchwindet. 
ni Da aber jener Karakter bei der vom Verf. angefuͤhrten Abbil— 
dung in Olivier weit beſſer beobachtet iſt, ſo muß man die ſer 
Pigur vor der neueren, wenn auch letztere ſonſt feiner ausge⸗ 
fährt fein ſollte, wirklich den Vorzug einräumen, und wuͤn⸗ 
ſchen, daß ſie geſpart worden waͤre, um ſo mehr, da das Lehr⸗ 


reiche davon theils von oben wenig oder gar nicht gefehen wer⸗ 
den kann, theils durch ein Paar Worte Beſchreibung volltoms 
men eben ſo deutlich, als durch die beſte Abbildung anzugeben 
war. Bei der ungemeinen Theurung der Kupferwerke iſt es un⸗ 
erlaͤßlich, auf die Beſeitigung alles Ueberfluͤßigen zu dringen; 
denn es wirkt, leichten Betrachtungen zu Folge, auf das Stu⸗ 
dium der Wiſſenſchaft ſelbſt nachtheilig zuruck, indem es die 
meiſt ohnedem geringen Mittel des Gelehrten noch mehr als 
noͤthig wäre zerſplittert. 

Uebrigens glauben wir in dieſer Art eine zu erkennen, die 
wir aus Braſilien erhalten haben, nur daß alle unſere Stuͤcke 
etwas, manche weit, groͤßer, ja faſt ſo groß ſind wie die Ab⸗ 
bildung. An allen unſrigen iſt gleichfoͤrmig die Unterſeite des 
Leibes ziegelroth, die Beine ſind ſchwarz mit ziegelrothen 
Schenkeln, die Fuͤhler aber, bis auf die beiden erſten rothen 
Glieder, ganz ſchwarz. Iſt das abgebildete Inſect auch wirk⸗ 
lich eine bloße Abart? Dies find wir zu entſcheiden nicht vers 
moͤgend, muͤſſen es aber einem ſo genauen Beobachter glauben. 


No. XX. Pentatoma dentifrons. ©. 265. 
| Pl. XVII. Fig. 8. 


Wenn die franzoͤſiſchen Entomologen für die gemeine und 
zu allen Zeiten bekannte Bettwanze den urſpruͤnglichen Namen 
Cimex beibehalten, und fie nicht mit Fabricius Acanthia nen- 
nen wollen, ſo koͤnnen wir nicht anders als ihnen hierinn bei— 
ſtimmen. Hiernaͤchſt kann nichts abhalten, den von ihnen an⸗ 
genommenen Namen Pentatoma von nun an der Gattung Ci- 
mex des Fabricius beizulegen. Die Benennung Acanthia 
wird für immer ganz verbannt. Gern tritt man fremden Meis 
nungen bei, wenn ſie auf guten Gründen beruhen, und bewei— 
ſet dadurch von aller Eigenliebe oder Partheilichkeit frei zu ſein. 

a Mit Recht darf man ſich wohl wundern an den Fuͤhlern 
dieſes Pentatoma nur vier Glieder zu entdecken, beſonders da 0 


fie fo gewendet ſind, daß nicht wohl einzuſehen iſt, wo das 
fuͤnfte Glied, welches das Wurzelglied ſein muͤßte, und nie 
ſehr klein iſt, liegen ſollte. Indeſſen wollen wir es lieber dem 
Mahler oder Kupferſtecher als dem erſten der lebenden Entomo⸗ 
logen zutrauen, ein ſo deutliches Glied nen auf irgend 
eine Art uͤberſehen zu haben. ig 
Mit nur vier Gliedern wäre dieſes Thier wirklich n. nur eins N 
Edessa, welche Gattung vortrefflich iſt, wenn man viele, z. B. 
aurantia, Punctum, Janus, perspicua, nigripes, welche 
fünf Glieder beſitzen, davon wegnimmt und zu Pentatoma uͤber⸗ 
traͤgt. Die meiſten Ideen des Fabricius waren gut und richtig, 
nur war es ihm jelten gegeben, fie genau und conſequent durchs 
zuführen, 37 
No. XXXI. Coreus lunatus. S. 267. Pl. XVII. 
3 Fig. g. Lygaeus lunatus Fabr. 


Aus welchen Gruͤnden die Gattung ſowohl als der Name 
Coreus ganz verbannt werden muͤſſen, haben wir oben, bei 
Gelegenheit von No. X. zu zeigen geſucht. Den dort aufge— 
ſtellten Grundſaͤtzen zu Folge wird man uns erlaſſen, zu bes 
ſtimmen, ob eine Art aus dieſer Verwandſchaft ein Lygaeus 
oder Hemityphlus iſt, ſo lange wir nicht will en, ob ſie Neben⸗ 

en bar oder nicht. Indeſſen ſtehen wir, nach der Aehn⸗ 
lichkeit mit andern uns bekannten Arten, nicht an, der gegens 
wärtigen Nebenaugen zuzutrauen, und fie folglich mit Fabri 
cus fortwährend zu Lygaeus zu rechnen. 

Da von derſelben noch nirgends eine Abbildung vorkommt, 
wit dieſe ſehr willkommen fein, fo wie auch die Beſchrei⸗ 
De uns das Inſect weit genauer als zeither kennen lehrt. 
N XXIII Coreus heteropus. S. 269. Pl. er 
a 4 Fa Fig: 10. | 2 
3a: 

u” Kon Diefer Art gilt in Anſehung der Gattung daſſelbe, was 


2 — 


1 


— 46 Di 
bei der vorhergehenden gefagt iſt. Sie hat zuverläßig Neben: 


augen, und iſt daher ein Lygaeus. Der kleine kugelfoͤrmige 


Knopf den man auf der Abbildung zwiſchen dem zweiten und 
dritten Fuͤhlergliede bemerkt, muß ja nicht etwa verleiten, ihn 
für ein eigenes fuͤnftes Fuͤhlerglied zu halten, wiewohl es allevs 
dings fo ausſieht. Es iſt blos eine, vermuthlich etwas übers 
triebene, Verdickung des Endes am zweiten Gliede, die bei 
einigen Arten beinahe eine ſolche Geſtalt zeigt. 


No. XXIII. Tettigoniasanguinicollis. S. 271. 
Pl. XVII. Fig. 11. 


Daß wir ferner dieſe Gattung nicht wie Fabricius Cicada, 


ſondern mit den franzoͤſiſchen Naturforſchern Tettigonia nen- 


nen werden, iſt oben, bei No. XXII., bemerkt worden. 

Die frageweiſe angefuͤhrte Abbildung aus Stoll hat nach 
Figur und Beſchreibung mit gegenwaͤrtiger Art ſo wenig aͤhnli⸗ 
ches, daß es ſogar ie damit nur zu vergleichen völlig unndg 


ſcheint. 


No. XXXIV. Euglossa Surinamensis. S. 273. 


Pl. XVII. Fig. 12. Centris Surinamensis Fabr. f 


Unſer ſchaͤtzbare Freund, Dr. Klug, hat ſich um die Oro, 


nung der Piezaten oder Hymenopteren ſehr große Verdienſte er⸗ 


worben, indem er feine Mußeſtunden ihrer Betrachtung faft 4 


ausſchließlich gewidmet, und dadurch uͤber eine Menge Stellen 
derſelben das helleſte Licht verbreitet hat. Seine Unterſuchun⸗ 
gen zeichnen ſich vor denen der meiſten Entomologen durch gro⸗ 
Be Schärfe, Genauigkeit und Vollſtaͤndigkeit aus, fo daß wenn 
ihm vergoͤnnt wird dieſe ganze Ordnung zu bearbeiten, unſtrei⸗ 
tig keine andere Abtheilung der Inſecten ſich gleicher Fortſchritte 


wird ruͤhmen koͤnnen. Die Reſultate ſeiner Forſchungen dienen 


uns faſt immer zur Regel. Nur dann ſind wir mit ihm nicht 


ganz einverſtanden, wenn er, bei völliger Uebereinſtimmung 


— 
% 


aller äußern und leicht ſichtbaren Theile, Thiere welche die Nas 
tur fuͤr die Menſchen, wenigſtens fuͤr die beiweitem groͤßte Anzahl 
derſelben, unter einem Geſichtspunct vereinigt hat, wegen 
der Abweichung ſehr kleiner, verborgener, und daher mit vieler 
Beſchwerlichkeit bemerkbarer Theile in verſchiedene Gattungen 
zerfallt. Genauigkeit iſt zwar eine weſentliche Pflicht des Na⸗ 
turſorſchers, aber durch dieſe allein hat er, unſers Erachtens, 
feine Schuldigkeit noch nicht vollſtaͤndig erfüllt. Uns duͤnkt, er 
muß ſtets auch darauf bedacht fein, den Weg, auf dem Zeitges 
noſſen und Nachkommen ihm in das geheimere Heiligthum der 
Schoͤpfung folgen ſollen, ihnen nicht rauher und beſchwerlicher 
zu machen, ſondern moͤglichſt zu ebenen. Wären unſere Augen 
Vergroͤßerungsglaͤſer, oder alle Theile der Thiere laͤgen offen 
1 da, ſo wuͤrden wir nie etwas dagegen einwenden, daß blos von der 
Anweſenheit oder dem Mangel auch des allerkleinſten Theiles 
ein Gattungsunterſchied abgeleitet würde. Dies iſt nun aber 
einmal nicht. Um jene ſehr kleine und verborgene Theile zu 
entdecken, iſt es unentbehrlich, das Inſeet, welches doch ger 
woͤhnlich todt und ſtarr in unſere Haͤnde kommt, aufzuweichen, 
worüber ſtets mehr oder weniger Zeit hingeht; allemal aber iſt 
bei der dann erfolgenden Unterſuchung manche beſondere Anſtalt, 
manches Inſtrument, und gewoͤhnlich eine nicht geringe Uebung 
im anatomiren dieſer ſo kleinen Koͤrper noͤthig, welches alles 
man in der That aus zahlreichen Gruͤnden nicht fo vielen Mens 
ſchen zumuthen kann, als von denen man wuͤnſchen muß, daß 
ſie an dem rationellen Genuß der herrlichen Schoͤpfung auch in 
dieſer Ruͤckſicht vollen Antheil haben mögen. Daß nur ſehr wes 
nige dieſe Unterſuchungen wiederholen koͤnnen, iſt wohl ausges 
macht. Was iſt davon die unvermeidliche Folge? Daß die als 
lermeiſten Menſchen die in Frage ſtehenden Thiere dennoch nicht 
genau kennen lernen, ſondern in Auſehung ihrer blindlings das 
als Orakel annehmen und wiederholen muͤſſen, was die weni— 
gien Eingeweihten ausgeſagt haben. Wenn aber auch nicht ſehr 
viele Menſchen ſich auf alle jene Unterſuchungen einlaſſen koͤn⸗ 


* L 


— „ — 


nen, ſo ſind doch darunter nicht wenige, deren freiem Geiſte? 


eine ſklaviſche Unterwuͤrfigkeit um ſo mehr widerſtrebt, als ſie, 
wenn auch allenfalls zu derſelben entſchloſſen, dennoch in Schrifz 
ten nicht einmal dann leicht ſichre Auskunft erhalten, ſondern 


hoͤchſtens durch perſoͤnlichen Unterricht ihre Zweifel geloͤßt bes 1 


kommen koͤnnen. Da fie aber zugleich aus Mangel an Samm- 


lungsvorraͤthen, Zeit, oder auch an dem Grade einer eigen- 


thuͤmlichen Gabe ohne welche es ihnen ſelbſt gluͤckliche Syſtema⸗ 


tiker zu werden, nicht gelingen kann, einen eigenthuͤmlichen 


Weg auszumitteln nicht vermoͤgen, ſo wird ihnen die ganze 
Sache zum Ekel, und aus wißbegierigen Freunden des Natur 
ſtudiums werden fie wohl gar Veraͤchter deſſelben, und bittere 
Spoͤtter der durch allzu viele Schwierigkeiten ungenießbar ges 
machten Lehre. Der wiſſenſchaftliche Verein wird blos berufs⸗ 
mäßige Dictatoren und dann die Menge der Nachahmer, um 


nicht zu ſagen Nachbeter, enthalten, die auf das Wort des 
Meiſters ſchwoͤren, eine Schule, die Jenen ſelbſt wenig ſchmei⸗ 
chelhaft ſein kann; zuruͤckziehen aber werden ſich viele gute 


Koͤpfe, die gern wenn auch nicht erdacht, doch gedacht haͤtten, 
und bei der Unermeßlichkeit des zu bearbeitenden Feldes den 
Syſtematikern ſelbſt von hoͤchſtem Nutzen ſind. Kurz es ſcheint 


uns, als ſeien bisher gerade die ſcharfſinnigſten Männer in den 


meiſten Arbeiten mehr ihrer ſelbſt, als Anderer eingedenk gewes 


ſen. Wir wuͤnſchen deshalb, daß man von jetzt an umgekehrt 
mehr an Andere als ſich ſelbſt dachte, welches dann den Karak- 


ter wahrhaft gemeinnuͤtziger Beſtrebung tragen wirddd. 
Dieſe Digreſſion, welche Grundſaͤtze betrifft die wir für 


weit wichtiger halten, als die Kenntniß einer ganzen Menge 


neuer Arten, iſt auf die natuͤrlichſte Weiſe durch gegenwaͤrtiges 
Inſect veranlaßt, denn es iſt gerade eins von denen, welche die 
Natur mit der groͤßten Beſtimmtheit einer deutlichen Reihe 


einverleibt hat, und die Kunſt, oder die kuͤnſtliche Wiſſenſchaft, 


mit Gewalt herauszureißen und in eine andere zu verſetzen 
ſtrebt, der es wahrhaft fremd iſt. Fabricius hatte es zu Cen- 


* 


tris gebracht. Der Verf. hingegen, und andere eben ſo ſchaͤtz⸗ 
bare Entomologen “), meinen ſeine weſentlichen Kennzeichen 
( ccharactꝭres essentiels) brachten es zu Euglossa. Dieſe we⸗ 
ſentlichen Kennzeichen find Lippen taſter, weiter nichts. 
Sollte aber dieſe weſentlich zu nennen nicht willkuͤhrlich ſein, 
und mehr von vorgefaßter Meinung als einer unpartheiifchen - 
Meinung herrühren? Was hat ein Lippentaſter vor dem Fuße, 
dem Fluͤgel und andern großen aͤußerlichen Theilen voraus? 
Soll er etwa als Theil der Freßwerkzeuge in der Oekonomie 
des Thieres eine wichtige Rolle ſpielen? So ſicher dieſe im All— 
gemeinen mit der Lebensart im genaueſten Verhaͤltniſſe ſtehen, 
fo wenig glauben wir daran, wenn man dieſes zu weit aus⸗ 
dehnt. Mit wie ſehr und weſentlich verſchiedenen Mundtheilen 
verſehen erblicken wir nicht die Bewohner deſſelben Erdhaufens, 
deſſelben Aaſes, deſſelben Waſſers? an derſelben Blume ſehen 
wir den Käfer, die Wanze, die Biene, den Schmetterling, die 
Fliege ihr Mahl halten, deren daraus gezogene Nahrungsſtof⸗ 
„fe zwar wohl einigermaaßen verſchieden, aber doch wohl auch 
ſehr aͤhnlich und gemiſcht ſein moͤgen. Wenn aber ſogar Thiere 
aus ganz verſchiedenen Ordnungen, die theils kauen theils ſau⸗ 
gen, ein fo ähnliches Leben führen, wie ſollte wohl ein kleiner 
Mundtheil mehr oder weniger, bei zwei, Übrigens zum Ver⸗ 
kennen gleich gebaueten Thieren, auf einen fo. großen Unter- 
ſchied deuten? Wenn aber hieraus folgt, daß andere große 
7 Aauperliche Theile mit irgend einem einzelnen Mundtheile gleiche 
Wichtigkeit haben, kann dieſer dann wohl da überwiegend trens 
nen, wo alle übrige Koͤrpertheile zuſammenhalten? Wir ſollten 
s kaum denken. In den allermeiſten Fällen ſtoͤßt man auf dies 
fe Schwierigkeit gar 29550 Faſt immer finden ſich Auer in die 


E dadurch haben auch wohl dieſe einen ſo großen und gros 


ils verdienten Credit erhalten. Macht man fie gber nun 


. #) Klug, in Zug, Mag. 6. Bd, S. 217. 
inn n ir 8 
1 4 


— 5 0 2 22 


eigenmaͤchtig, ohne Auswahl A zu ſteten Schiedsrichtern, ſo 
ſcheint uns dadurch eine gewiſſe Einſeitigkeit zu entſtehen, wel- 
che ſelbſt die gute Sache leicht um das übrigens verdiente Zus 
trauen bringen kann. Ein ſehr einſichtsvoller und gemeinnuͤtzi— 
ger Naturforſcher, Juͤrine, iſt mit uns uͤber dieſen Gegenſtand 
einerlei Meinung, und man kann in ſeinem vortrefflichen Werke 
über die Hautfluͤgker manche hier einſchlagende wohlgedachte 
Andeutung finden. Doch ſcheint er uns, aufrichtig geſagt, wie- 
der in ſeines Syſtems zu einſeitiger Befolgung etwas zu weit 
zu gehen, und dadurch wiſſentlich mehr als eine Wohlthat von ; 
ſich zu ſtoßen, die dem Syſtematiker durch die deutliche Anlage 
anderer ſehr ſichtbaren Theile erzeigt iſt, welche er doch gar 
nicht beachtet hat, ſollten wir auch nur die Nebenaugen nen- 
nen, die gerade in dieſer Ordnung, (vermuthlich aber in den 
meiſten wo ſie vorkommen), eine ſehr wichtige Rolle ſpielen. 
Aber warum ſollen denn durch eine ganze Thierklaſſe hindurch 
ſtets dieſelben willkuͤhrlich gewählten Theile die Kennzeichen der 
Gattungen liefern? Iſt denn dieſe Regel die Hauptſache, oder 
die Kenntniß der Arten? Und wenn nun einmal ein Theil hies 
zu ſicher und bequem fuͤhrt, wollen wir ihn denn blos aus An⸗ 
haͤnglichkeit an eine Regel ausſchließen? Wir wuͤßten wirklich 
nichts das ein ſolches Verfahren rechtfertigen koͤnnte, und wenn 
die Stimmen Aller die es angeht geſammelt wuͤrden, ſo duͤrfte, 
glauben wir, unſere Meinung die Oberhand behalten. Kurz 
wir würden uns ſchwerlich je entſchließen eine Gattung anzu⸗ 
nehmen, die mit den feinen anatomiſchen Kennzeichen nicht 
auch eines oder einige vereinigte, woran ſie aͤußerlich leicht und 
mit bloßen oder nur ſchwach bewaffneten Augen ; ohne lange 
noch kuͤnſtliche Vorbereitung, zu erkennen waͤre. 
Herr Klug that etwas ſehr Nuͤtzliches, als er die Gattung 
Centris des Fabricius ſichtete, und uns uͤber ſehr viele ihrer 
Arten belehrte, wohin ſie eigentlich gehoͤren; denn ſie war bis 
dahin ein wahres Chaos. Außer daß hiebei mehrere Centriss 
Arten zu Megilla verwieſen wurden, entſtanden unter andern 


=. 51 au 


als neue Gattungen Trachina, Epicharis, Hemisia, Sym- 
morpha, gegen deren keine wir bis jetzt das Geringſte einzu⸗ 
wenden haben. Auch war es ſchicklich, den groͤßten, gleichſam 
rr chenden, den Namen Centris zu laſſen. Euglossa ward 
Air gebilligt und beſtaͤtigt, weil fie ein dem Syſtem der Mund: 
theile nach, weſentliches Kennzeichen von Centris unterſcheide, 
die Anweſenheit von Lippentaſtern; zugleich aber bemerkt, daß 
ſie dadurch allein von Centris abweicht. Waͤren nun bei 
Euglossa blos ſolche Arten geweſen, die mit cordata oder den- 
tata (wiewohl letztere ſchon wieder allzu ſehr abweicht, wie 
wir weiter unten ausfuͤhren werden), uͤbereingeſtimmt hätten, 
ſo wuͤrden wir uns Muͤhe gegeben haben in der Glaͤtte, Form 
des Ruͤckenſchildes, oder andern Stuͤcken auch ein außerliches 
Kennzeichen aufzufinden. Aber es kam auch die gegenwaͤrtige 
urinamensis dazu, und mit ihr hoͤrte unſre Reſignation über 
6 Lippentaſter auf. Selbſt die ſtrengen Syſtematiker die fie 
zu d den ſo unaͤhnlichen Eugloſſen brachten, geſtanden, daß fi ſie 
mit eingulata, einer wirklichen Centris, in der innigſten Ver⸗ 
bindung ſtehe. Wie, dachten wir, wenn uns das unerſchöpfi⸗ 
e Suͤdamerika, wo ſie zu Hauſe ſind, noch eins oder zweihun⸗ 
dert folder Inſecten liefert, dann ſollen wir und Jeder ſie alle 
af aufweichen, und ihren Mund anatomiren, ehe wir will en 
koͤnnen, welche Centris und welche Euglossa find ? Und er: 
\ fihrafen im Voraus vor einer ſolchen ungeheueren, am Ende 
doch wenig fruchtbringenden, Zeitverſchwendung. Sollte es 
; denn nicht moͤglich ſein, bei ſo ausgezeichnet gebildeten Thieren 
andere, leichter zu entdeckende, und doch zu ähnlichem Zwecke 
ende Kennzeichen zu finden, wodurch ſie in Abtheilungen 
zu bringen waͤren, und wodurch dann auch Hunderte von Ar— 
ten ohne alle Weitlaͤuftigkeiten auf der Stelle zu ordnen wär 
ren? Wir verſuchten es, und hoffen, daß es ziemlich gelungen 
it. Nur hat uns die Natur der Sache noch weiter als das 
. * Statt zwei Abtheilungen ſind vier ' nnd, 
ee en eee ee eee e ene un, 11 


aber, wie uns duͤnkt, weit natürlicher als zuvor. Man könnte 
ſie Familien nennen; warum aber nicht gleich Gattungen? Es 
kommt doch einmal dazu, wenn ſie, wie zu erwarten iſt, zahl⸗ 
reicher werden. Es iſt hier nicht der Ort, die Karaktere davon 


vollſtaͤndig aufzuzaͤhlen; wir ſchreiben kein Syſtem. Blos fuͤr 


die, welche mit dieſer Materie bereits vertraut ſind, wollen 
wir die unterſcheidenden Merkmale angeben; die welche ſie nach 
dem Syſtem gemein haben, verſtehen ſich von ſelbſt. 


* GCentrus. 


Der Leib iſt dicht kurzhaarig. Die Naſe hat in der Mitte 
eine erhoͤhete Laͤngslinie von der Augengegend bis zum Ende 
(gewohnlich auf jeder Seite daneben noch eine ähnliche Erhoͤ⸗ 
hung). Der Ruͤckenſchild iſt breit, flach, doch ein wenig ge⸗ 
woͤlbt, faſt viereckigt, doch uͤberzwerch; er hat in der Mitte 


am Hinterrande einen geringen flachen Laͤngs Eindruck, der 


uberhaupt wegen der dunkeln Farbe des Haar Ueberzuges wenig, 
bei den Maͤnnchen jedoch etwas mehr in die Augen faͤllt, weil 
er bei dieſen mit einem kurzen, dicken Filze ganz eigener, und 
von den übrigen Deckhaaren ganz verſchiedener Beſchaffenheit 
ausgefüllt iſt. Die Glieder der Hinterfuͤße find kurz, ziemlich 
dick. Nl a 


* 


Arten: Suceineta, cingulata, Surinamensis Fabr.— — 


Infernalis N. ira AR 


Sie find meiſt 1 1 am Hinterleibe mehr oder 
weniger gelb, mit dergleichen oder en ai aasee 
Querbinden. 


Plusia N. 


Die Behaarung wie bei Centris, doch wie es ſcheint etwas 
geringer, etwa wie die glaͤtteren Arten. Die Naſe wie bt 


Centris, nicht ſo flach, ſondern etwas mehr gewoͤlbt, mit zwei 


| 


7 


N pi — 55 — 


neben einander ſtehenden runden Erhöhungen, die zwiſchen ſich 
eine Vertiefung laſſen. Ob dieſe bei dem Männchen rauch aus⸗ 
gefuͤllt iſt, wiſſen wir nicht, da das Stuͤck ein Weibchen iſt. 
Die Glieder der Hinterfuͤße laͤnglich, nicht kurz noch gedrungen, 
das Klauenglied duͤnn, und außerordentlich lang. Ableitung 
des Namens von Me, la, reich. 0 797 
Art: Superba N. Ein praͤchtiges Inſect. Kaum kleiner 
als Centris Surinamensis, dunkelviolett, mit goldgränem Kos 
pfe und Hinterleibe; letzterer vom zweiten Ringe an allmaͤhlig 
immer ſtaͤrker und länger Loͤwengelb behaart; von ſolchen Haa— 
ren iſt auch ein ſteifer langer Kamm an den Vorderſchienen (dies 
vielleicht blos bei dieſem Geſchlecht?). Aus ih in Braſilien, 
von Sieber geſchickt. e 


2 


Non ExaereteN. 


Der Leib meiſt glatt und glänzend. Die Naſe hat von 
der erhoͤheten Laͤngslinie der Centris nur oben einen kleinen 
Anfang, der ſich gleichſam in zwei Arme theilt, die dann eben 
fo, wie jene bei Centris und Plusia in der Mitte, hier an beis 
den Seiten erhoͤht herablaufen, und zwiſchen ſich, da wo bei 
den andern die erhoͤhete Schaͤrfe iſt, eine Längsvertiefung laſſen. 
Der Ruͤckenſchild iſt wie bei Plusia; die Vertiefung zwiſchen 
den beiden runden Erhoͤhungen bei dem Maͤnnchen nicht rauch 
ausgefüllt (daher es wohl bei Plusia auch nicht fein möchte). 
Die Glieder der Hinterfuͤße wie bei Centris. Ableitung des 
Namens von eg heros, auserleſen. \ 
Arten: Euglossa dentata Fabr., und vier andere, wos 
0 von zwei kaum kleiner, en aber doppelt ſo groß 
ſind. 


* Alle ſind Goldgruͤn. 


— 


7 N} 
u; Euglossa. 


u Der eib iſt meiſt glatt und glänzend. Die Nafe wie bei 


— 54 — 


Centris. Der Rüͤckenſchild von ahnlicher Form wie bei Plu- 
sia, aber ohne jene runde Erhoͤhungen; dagegen in der Mitte 
des Hinterrandes eine kleine Laͤngs-Furche, die bei dem Männz 
chen mit kurzem, dickem Filtz ausgefuͤllt iſt, und auf dem glat⸗ 
ten Grunde einen ſehr deutlichen rundlichen oder laͤnglichen 
rauchen, dunklen Fleck bildet. Die Glieder der Hinterfuͤße ſind 
wie bei Centris. ö 
Arten: Euglossa cordata Fabr. und fuͤnf andere. 

Alle ſind goldgruͤn. 

Betrachtet man nun dieſe vier Gattungen nach einander 
in der Natur, ſo findet ſich unter den Arten einer jeden, wo 
mehrere ſind, eine ſehr angenehm zu bemerkende Harmonie der 


Farbe und Oberflaͤche; die aber welche bis jetzt nur eine ent- 


hält, ſtellt in beiden Stuͤcken ein hoͤchſt paſſendes Mittel zwi⸗ 
ſchen Centris und den andern dar. 


Aus dem Geſagten ergiebt ſich, daß wir das eee 
Inſect dennoch zu Centris zu rechnen fortfahren. 

War nach Drury, wo die Figuren ziemlich gut zu ſein 
pflegen, den wir doch jetzt nicht vergleichen koͤnnen, die Abbil— 
dung einer ſo wenig ſeltenen Art wohl rathſam? 


No. XXV. Heliconius Humboldt. S. 2785. 
Pl. XVIII. Fig. 1 


Daß dieſe Art, des Verf. Vermuthung gemaͤß, zu der 


von Fabricius beabſichtigten Gattung Mechanitis gehöre, lei⸗ 


det bei den ziemlich großen und haarigten Taſtern, welche die 


Abbildung zeigt, keinen Zweifel. Waͤren ſie kleiner und glaͤt— 


ter, womit dann gewoͤhnlich auch ein zaͤrterer Bau, und ſehr | 


oft Durchſichtigkeit der Fluͤgel verbunden iſt, fo würde es, nach 
uns, Hymenitis ſein. 


In der neuen Bearbeitung der Schmetterlinge von Fabri⸗ 


eins, die er unter dem Titel: Systema Glossatorum als Fol- 


ge feiner früheren neueren Werke bereits vollendet hatte, find 
viele brauchbare Andeutungen, dergleichen man uͤberhaupt in 
keiner ſeiner Schriften vergebens ſucht. Man kann aber an— 
nehmen, daß dieſer ſchaͤtzbare Mann ungefaͤhr in der Periode 
da ſein Systema Eleutheratorum erſchien „ culminirte, ſpaͤter 
aber wieder ſank, ein Geiſtesgang dem auf einer Bahn langer 
Thaͤtigkeit wohl ſchwerlich weder ein Kuͤnſtler noch ein Gelehr⸗ 
ter je entronnen iſt, und der daher tief in der menſchlichen Na— 
tur gegruͤndet ſein muß. Fabricius fuͤhlte die Abnahme ſeiner 
Kräfte ſelbſt, und geſtand fie mit der edlen Offenheit die ihn 


1 


ſtets vorzuͤglich auszeichnete, unverhohlen. Kein Wunder 


wenn ſein Systema Glossatorum, unter ſeinen Werken das 


letzte, auch das ſchwaͤchſte war. Der Druck deſſelben iſt, lach⸗ 
dem bereits eine Menge Bogen die Preſſe verlaſſen hatten, 


unterbrochen worden. Kaum weiß man, ob man dieſes be— 


dauren, oder ſich daruber freuen ſoll. Es würde nebſt vielem 
Guten doch vielleicht uͤberwiegend viel Unbrauchbares enthal— 
ten, und wieder eine Menge Verwirrungen und Ungewißhei— 
ten erregt haben. Wir ſchaͤtzten es uns indeſſen fuͤr ein großes 


Gluͤck, es bereits als Handſchrift nuͤtzen zu koͤnnen. Mehrere 


der darin vorkommenden neuen Gattungs : Eintheilungen beſtäͤ⸗ 
tigten ſich als anwendbar; doch ſehr viele, auf blos einzelne 


— 


und allzuſehr uͤbergehende Formen gegründet, konnten nicht ber » 


ſtehen. Dagegen fehlten wieder andere von der Natur ſattſam 


angedeutete Abtheilungen. Wer das unzaͤhlbare und ſich in 


den meiſten Theilen aͤußerſt ähnliche Heer der Schmetterlinge 


mit ſolcher Schaͤrfe in Gattungen zu ſondern hofft, wie es in 
andern Ordnungen groͤßtentheils gelingt, der wird wohl lebens— 
laͤngliche Taͤuſchung erfahren. Man muß hier nothwendig ge: 


nügfam werden, und mehr als bei irgend einer andern Ord— 


nung die Erfahrung zu Huͤlfe nehmen, um etwas Brauchba— 


res, Verſtaͤndliches und einigermaßen Bleibendes aufzuſtellen. 
Doch auch bis nur das geleiſtet iſt, duͤrfte noch manche Zeit 
hingehen. 


4 W g 


Wegen des Artnamens in wir uns die eme 
daß eine ſolche Endung fuͤr die lateiniſche Sprache, wenn 
auch die neuere, dennoch allzu hart klingt, und derſelbe wohl 
in Humboldtius umzuaͤndern wäre, fo wie man andre Schmet⸗ 
terlinge Blomfieldia und Banksia, nicht aber Blomfield und 
Banks genannt hat. b 


No. XXVI. Nymphalis Pavon. S. 279. Pl. 
XVIII. Fig. 3. 4. 


Unbedenklich eine Apatura nach Fabricius neuern Anſich⸗ 
ten, womit auch ſeine Gattung Biblis zu vereinigen iſt. Die⸗ 
fer Fluͤgelſchnitt iſt in derſelben häufig. Was den Artnamen 
betrifft, haben wir einen ähnlichen Wunſch wie bei der vorher: 
gehenden Art, daß man nehmlich ſtatt Pavon, Pavonius fas 
gen möge, 


No. XXVII. Cethosia Bonpland. S. 282. Pl. 
XVIII. Fig. 5. 6. n 


Ueber die Gattung dieſer Art getrauen wir uns nichts zu 
beſtimmen. Kaum wenn man dieſe Thiere in der Natur ſieht, 
kommt man damit in's Klare, geſchweige nach Abbildung und 
Beſchreibung. Cethosia, Hipparchia, Argynnis, Melitaea, 
Acraea, laufen fo in einander, daß die Graͤnzen zum Theil 
bloß idealiſch ſind, zum Theil ſich kaum feſtſetzen laſſen, und 
wir geſtehen ſelbſt hievon noch keine befriedigende Vorſtellungen 
zu haben. Vielleicht muͤſſen ſie gar alle vereinigt werden. 
Auf keinen Fall aber wuͤrde Cethosia bleiben, welche bereits 
wenigſtens zu Argynnis gezogen iſt. Bei einer allgemeinen 
Verſchmelzung wuͤrde Hipparchia als die zahlreichſte, wohl 
vorwalten. Der Name dieſer Schmetterlingsart würde Bon- 
plandius fein muͤſſen. 


(Der Schluß im naͤchſten Stucke.) 


PD 


III. 


Ueber einige neue Fliegen Gattungen, 
vom Herausgeber. 


J. mehr der Umfang der Saturgefchichte zunimt, je meh: 
rere Arten von Geſchoͤpfen entdeckt werden, deſto noͤthiger iſt es 
zur Erleichterung der Ueberſicht, die Gattungen ſtrenge zu ſon⸗ 
dern; kann dieß nach ſehr leicht zu erkennenden Merkmalen ge⸗ 
ſchehen, ſo iſt es deſto unerlaͤßlicher. Bei den Inſecten deren 
Fluͤgelnerven deutlich in die Augen fallen, geben dieſe oft ſchon 
auf den erſten Anblick die ſicherſten Fingerzeige generiſcher Ver— 
ſchiedenheit; wenn aber auch nicht alle Gattungen ſich durch 
Verſchiedenheit der Fluͤgelnerven auszeichnen, ſo wird man 
doch umgekehrt bei irgend bedeutender Verſchiedenheit des Laufs 
der Fluͤgelnerven nie fehlſchließen auf Verſchiedenheit der Gat— 
tung, und wird wenn man die uͤbrigen Organe vergleichen 
will, auch hier allemal Unterſchied genug gewahren, um ſich 
zur Sonderung der Gattung nach, vollkommen berechtigt zu 
halten. Haͤtte Fabricius, zumal bei den Zweifluͤglern auf 
den Flügelnerven: Verlauf geachtet, er würde manchen offen: 
baren Irrthum vermieden haben. Daß er es vor Meigen 
5 nicht that, wer kann ihn deshalb tadeln! ſein Syſtem nach 
den Mundtheilen hat wahrlich zu viel Nutzen geſchafft, als daß 
er nicht haͤtte aus Vorliebe für, daſſelbe die Fluͤgelnerven hint: 
anſetzen mögen; daß er es nach Meigen nicht that, koͤnnte 
ihm allerdings eher zum Vorwurfe gereichen; denn der Nutzen 
der Beachtung ſprang nun ſchon zu ſehr in die Augen; und 
| wollte er auch die Fluͤgelnerven nicht als Gattungs merkmale 


\ . 
1“ u 


* 58 2 NR, 


gebrauchen, fo mußten fie ihm doch wichtig ſeyn, um dadurch 
zur genaueren Unterſuchung der ihm wichtiger ſcheinenden, 
oder lieber gewordenen Theile angeregt zu werden. Ehe man 
von der Beachtung eines Theiles Nutzen erwartet, kann man 
gleichſam ganz den Sinn dafuͤr verlieren; gewiſſermaaßen mag 
es Fabricius ſo gegangen ſeyn, der oft in der Karakteriſtik der 
Art Puncte der Flügel angiebt, die nichts als die kleinen Ber: 
bindungs- oder Quernerven find. ö 

Wir wollen hier drei Beiſpiele auffuͤhren, welche den 
Werth der Beachtung der Fluͤgelnerven erlaͤutern moͤgen. 


u]. Bombylius oblongus Fabr. Syst. Antl. 
135. 27. 


Da das Vaterland Marocco angegeben wird, fo waͤre es 
ſehr möglich, daß auch im ſuͤdlichſten Spanien die Art vorkaͤ— 
me, wie das mit mehreren nordafricaniſchen Arten der Fall iſt; 
um ſo lieber machen wir zuerſt darauf aufmerkſam. 


ü Schon der Name verraͤth einen verſchiedenen Habitus, denn 

oblongus paßt auf keine andre aͤchte Art der Gattung Bombylius. 
Bei'm erſten Anblick fallen auch die Flügel auf; ſtatt aller Be: 
ſchreibung ſehe man Taf. II. Fig. I. oder man zahle nur die Rand⸗ 
zellen, wo man bei dieſer Art eine mehr als bei den übrigen Bom- 
byliis findet. Betrachtet man weiter die Fuͤhler, ſo ſpringt auch 
hier der Unterſchied in die Augen, daß deren Endglied das 


Wurzelglied an Laͤnge nicht uͤbertrifft. Da wo aber Habitus, 1 


Fluͤgelnerven und Fuͤhler verſchieden ſind, muß doch wohl auch 
die Gattung nicht dieſelbe feyn. Wir nennen diefe Amietus 


(von aαατ² non permiscendum) wer die Mundtheile zu un- 


terſuchen Luſt und Gelegenheit hat, Ne wird gewiß auch an die: 
ſen Unterſchiede auffinden koͤnnen. Mir ſtand nur auf kurze 


Zeit ein einziges Exemplar zur 1 zu Gebote, deshalb 7 
konnte ich nicht weiter forſchen. Aber auch als Art dürfte un⸗ 


fer Amictus oblongus nach Fabricius Bezeichnung noch 


0 
N 


ſchwierig aufzufinden fein; es 990 daher folgende Bemerkun⸗ 
daruͤber hier Platz finden. Ei 

Die Farbe iſt nicht aſchgrau, ſondern ſchwaͤrzlich; auf 

dem Ruͤcken des Mittelleibes laͤuft eine gelbliche Strieme und 

in dieſer der Laͤnge nach eine fi» arze Linie. Schultern und 

Bruſtſeiten ſind gelb; hinten geht von den Seiten des Mittel— 


leibes eine gelbe Strieme auf das Schildchen uͤber, ſo daß die— 


ſes gelb geſaͤumt erſcheint. Die Abſchnitte des Hinterleibes 
find an den hinteren und Seitenraͤndern gelb; auch am Bau: 

che find die Raͤnder der Abſchnitte gelb. Die Schwengkolben 
find gelblich weiß. Die Beine find faſt ſtrohgelb, an der vor 
dern Flaͤche der Schenkel mit einer braunen Laͤngslinie. 

Nach dieſen Zuſaͤtzen wird hoffentlich die Art leichter auf: 
zufinden ſein, und wir wuͤrden es ſehr dankbar erkennen, 
wenn uns jemand zu dieſem unſern adoptirten Kindlein verhel⸗ 

fen wollte. 


u. Hy bos ferrugineus Fabr. Syst. Antl. 146. 4. 


Dieß Thierchen von anderthalb Linien Laͤnge, liegt uns 
zwar als Einwohner von Suͤdamerica ſchon mehr fern, ver— 
dient aber doch auch unſre Aufmerkſamkeit, weil es als Pro— 
totyy einer neuen Gattung, die wohl wahrſcheinlich mehrere 


| Arten zählt, angeſehen werden mag. Auch hier leiteten uns 


die Fluͤgelnerven zu andern Unterſchiedsmerkmalen. Der ge— 
woͤhnliche Quernerv ſteht nehmlich nicht wie bei Hybos mit 
zwei, ſondern mit drei zum Innenrandr laufenden Nerven in 
Verbindung, ſo daß auch hier eine Randzelle mehr iſt. Das 
Nandmal hingegen fehlt. Der Shöpf; Rüffel geht vom Kopfe 


nicht wagrecht, wie bei Hybos, ſondern ſenkrecht wie bei Ta-. 


chydromia ab; iſt auch länger, nehmlich fo lang als der Mit: 
telleib. Mit Tachydromia kann fie gar nicht verwechſelt wer: 


ö den, Fluͤgelnerven und Habitus weichen ſehr ab. Leider fehl— 


ten dem uns zur Anſicht geliehenen Stuͤcke die Fuͤhler, und 


— 


— 66 — 


1 


ein zweites Stuͤck, welches man hätte zur Anſicht ſenden koͤn⸗ 
nen, ermangelte deren auch. Indeſſen iſt die Verſchiedenheit 
der Gattung hinlaͤnglich erwieſen, und wir nennen ſie vorlaͤu⸗ 
fig Macrostomus, und mit Rechte ferrugineus, denn die 
Farbe iſt nicht wie Fabric ins in der Artphraſe und der un: 
noͤthig hinzugefuͤgten Beſchreibung (welche faſt nur Wiederho: 


lung der Artphraſe, ja Verſchlimmerung iſt, da die Fluͤgel⸗ 


ſpitzen nichts weniger als ſchwarz ſind) ſagt, ziegelroth, ſon⸗ 
dern roſtbraun. S. einen Flügel Taf. II. Fig. 2. 


III Damalis planiceps et myops Fabr. S. A. 
148. 2 et 4. ’ 


Diefe beiden Arten find fo auffallend von beiden übrigen 
Arten diefer Gattung verſchieden „ daß auch abgeſehen von den 
Fluͤgeln, es kaum begreiflich iſt, wie Fabricius ſie damit 
vermengen konnte. Da auch die beiden wirklichen Damalis 
Arten curvipes und Acinctus aus America wenig bekannt ſind, 


ſo geben wir Abbildungen von den Fluͤgeln zweier der Gattung 


nach verſchiedener Arten Dam. curvipes Fig. 3. und D. pla- 
niceps Fig. 4. Wie auffallend iſt nicht der Unterſchied!. offen⸗ 
bar gehören planiceps und myops viel näher zur Familie der | 
Asilicorum , ihre Fluͤgelnerven find der Gattung Dioctria am 
aͤhnlichſten, auch die Geſtalt des Kopfes gleicht derſelben. Die 
Fühler haben ein kegliges Endglied, mit einer Borſte an der 
Spitze, dahingegen bei Damalis das Endglied rundlich und zu⸗ 
ſammengedruͤckt iſt; die Augen liegen auch gar nicht fo hinten: 
über wie bei Damalis; kurz Dam. planiceps und myops muͤſ⸗ 
fen eine beſondere Gattung bilden, die wir Xenomyza nennen. 
Dieſe wenigen Bemerkungen moͤgen zugleich zeigen, was 
etwa von einer durchgehenden Bearbeitung der ganzen Ordnung 
der Zweifluͤgler, wie ſie Fabricius gelaſſen hat, zu erwar⸗ 
ten ſein duͤrfte. Wir haben, von dem trefflichen Grafen von 
Hoffmannsegg aufgefodert, uns mit ihm zu einer fol: ' 


Be. . 

15 5 
chen umfaſſenden Arbeit vereiniget, die ſchon reiche Ausbeute 
gegeben hat, und une kuͤnftig als ein eigenes Werk wier 


nen W. 


U 


IV. 


ö Neue Zweiflägler (Diptera Linn.) aus der 
Gegend um Kiel, beſchrieben vom 
Herausgeber. 


J 


| Oft habe ich gedacht, es moͤchte beſſer ſein, einmal mit den 
Entdeckungen und Beſchreibungen neuer Arten von Thieren 
Halt zu machen und Zeit und Muͤhe auf die Beobachtung der 
Eigenſchaften Lebensweiſe, und Beziehungen der vielen tau⸗ 
ſend ſchon bekannten, zu wenden. Wir haben in den neueren 
und neueſten Zeiten großen Zuwachs an Gattungen und Arten, 
neuen Eintheilungen, Anordnungen und Syſtemen, aber an 
Erfahrung uͤber den Haushalt, Nutzen und Schaden, das 
Verhaͤltniß des einen zum andern und zum Ganzen nur ſehr 
wenig erhalten. Die Bonnets, Degeers, Réaum urs, 
9 übers haben faſt keine Nachfolger gefunden, und doch giebt 
es nichts Anziehenderes und Belehrenderes, als ihre Beobach— 
tungen. Freilich gehoͤrt mehr Geduld, Zeit, Gelegenheit und 
Aufmerkſamkeit dazu, ſolche Beobachtungen zu machen, als 
neue Gattungen und Arten zu beſchreiben, die aus fernen Welt; 
gegenden uns zugeführt durch Neuheit, auffallende Bildung 


n laſſen. Nur zu oft uͤberſehen wir aus Bequemlichkeit 
ee und fo bleiben manche Gattungen und Arten 
nc „die uns gerade am meiſten anlocken ſollten, weil 


| 
N 14 
wir dabei die Hoffnung hegen konnen, etwas mehr von ihnen \ 
zu erfahren, als welche Geſtalt und Faͤrbung fie haben. N 
Ein Bedürfniß welches gleichfalls dringender iſt, als die 
Beſchreibung neuer Arten, betrifft die richtige Sonderung und 8 
Bezeichnung der ſchon von Fabricius aufgefuͤhrten. Die a 
Beſchreibungen oder vielmehr Art-Bezeichnungen in des un— 3 
ſterblichen Mannes Systema Antliatorum Brunsvigae 1805, 
ſind oft ohne Zuziehung des vierten Bandes der Entomologia . 
Systematica emendata und des Supplementi Ent. syst. voͤl⸗ 
lig unzulaͤnglich; ja nicht ſelten bleibt man auch noch ganz un⸗ 
belehrt, nachdem man die letztgenannten Werke zu Rathe ge: 
zogen hat. F 
Die Fabriciusſche Inſecten-Samlung und die von 
ihm angefuͤhrten Samlungen anderer Entomologen geben un: 
ſtreitig den ſicherſten Aufſchluß. Da die erſtgenannte Eigen⸗ 
thum der hieſigen Akademie “) und meiner Aufſicht anver⸗ 
traut iſt, ſo mache ich's mir zur angenehmen Pflicht einem 
jeden wiſſenſchaftlichen Entomologen alle gewuͤnſchte Auskunft 
uͤber zweifelhafte Arten zu geben. Bei genauer Vergleichung 
kann es nicht fehlen, daß noch neue Arten zum Vorſchein kom 
men muͤſſen, und ſo geſchah es denn, daß ungeachtet des hier 
gleich anfangs geaͤußerten Gedankens ich ſelbſt neue hier um 
Kiel gefangene Arten beſchrieb, welche ich hier um ſo weniger \ 
mitzutheilen mich enthalten mag, als mancher Samler doch 
noch blos an Vervollſtaͤndigung der Arten haͤngt, und als ſich 
in Hinſicht der ſchon bekannten und benannten hie und da eine 
genauere Beſtimmung ergeben duͤrfte. Es mag manchem Sam⸗ 
ler fo gehen, wie es Fabricius ſelbſt gegangen iſt, daß er 
zu ſeiner einmal genauer unterſuchten und beſtimmten Art in 
der Folge aͤhnliche in die Samlung Bec welche In bei 


*) Sie wurde durch bie Milde unſers Könige nebjt den übrigen — 
jedoch minder bedeutenden — ee des Verſtorbenen der 
Akademie geſchenkt. 1136 La e 


— 


* 


genauerer Betrachtung doch noch hinlaͤnglich verſchieden finden, 
um entweder einer andern ſchon beſtimmten Art beigeſellet, 
oder auch als noch uͤberſehene neue Art aufgefuͤhrt zu werden. 
Als ich anfing Fabriciusſche Exemplare mit andern zu vers 
gleichen, gaben mir dieſe Vergleichungen nicht ſelten Reſultate, 
die mit der Art-Bezeichnung in Fabricius Schriften nicht 
uͤbereinſtimmten; jetzt bin ich gewitziget, und vergleiche nur 
nach dem Exemplar worunter unmittelbar Fabricius Hand: 
ſchrift ſteckt; die daneben geſteckten Exemplare, die er fpäters 
hin oft ohne genauere Vergleichung, nur nach dem Gedaͤchtniſ⸗ 
fe, oder nach einer fluͤchtigen Anſicht einreihete, gehoͤren nicht 
immer zu derſelben Art. Ich fuͤhre dieß hier keinesweges an, 
um dem unſterblichen Manne einen Vorwurf zu machen, gegen 
den ich mich in dieſem Fache fuͤr ein unendlich kleines Licht ach⸗ 
. te. Denen, die eine Wiſſenſchaft in ihrem ganzen Umfange 
bearbeiten, und ein ſo ungeheures Chaos zu ordnen haben wie 
Fabricius, gereicht ein aͤhnliches Verſehen wohl zur gering⸗ 
e Unehre; ich fuͤhrte es nur an, um zu zeigen oder zu ent⸗ 
ſchuldigen, wie ich zur Aufführung neuer Arten kam, die ich 
der erſte ſein wuͤrde zuruͤckzunehmen, wenn ein genauerer 
Beobachter entdeckte, daß eine und die andere derſelben ſchon 
unter den von Fabricius beſchriebenen Arten verſteckt läge, 
7 welches ich doch kaum fuͤrchten darf. Die in Fabricius neue⸗ 
ren Syſtemen mit einem Sternchen bezeichneten Arten finden 
5 ſich in feiner Samlung — wenige ausgenommen, die er viel: 
leicht einzuſtecken vergaß, oder die durch die Laͤnge der Zeit 
verdarben — unter denen find folglich die hier als neu beſchrie⸗ 
benen nicht; denn mit den vorhandenen fi ind fie forgfältig, vers 
glichen worden, 
+ Bleibt mir Zeit und Muße von Ne Amtegeſchäften, 
ſo koͤnnte ich in der Folge eine Faune unſrer Gegend ausarbei: 
ten, die in mancher Hinſicht anziehend ſeyn moͤchte; aber dazu 
"gehört eine Reihe von Jahren und ich re mich re 
einzelne Beiträge zu 11 8 0 
W 54 


— 


1 2 4 
1. Tıruna UR A Hoffmg. Cinerea, thorace 


abdomineque luteo, alis fuscis albo-macu- 
latis, femoribus flavescentibus apice 
fuscis. Longit. lin. 6—7. 


Etwas kleiner als T. hortorum Fb. und T. nubeculosa 
Meig. mit welchen fie nicht verwechſelt werden darf. Die zwei 
erſten Fuͤhlerglieder gelb, die folgenden braun mit etwas lich⸗ 


teren Gelenken. Stirn aſchgrau mit kaum merklicher dunkleren 


Laͤngslinie. Seitenſtriemen des Ruͤckenſchildes vorn umgebo— 
gen wie ein Biſchofsſtab. Dicht hinter dem Ruͤckenſchilde an 
jeder Seite noch eine faſt rundlich dreieckige braune ringfoͤrmi⸗ 
ge Zeichnung, und vor dieſer ein wenig nach außen ein brauner 
nur durch eine ſchmale Linie der Grundfarbe geſonderter Punct. 


Der Hinterleib hat, zumal bei Jeine mehr ins gelbliche fallen 
de Farbe: am Ruͤcken, an den Seiten und am Bauche je eine 


braune Strieme. Die Hinterraͤnder ſeiner Abſchnitte ſind lich⸗ 
ter gefärbt. Das aͤußerſte Ende des Hinterleibes braun. Die 
braͤunlichen Flügel haben ein dunkleres Randmal, neben dieſem 


nach der Fluͤgelſpitze zu eine ziemlich breite, bis zur Mitte der 


Fluͤgelbreite gehende, nach der Wurzel zu eine kleinere, mitten 
auf dem Fluͤgel eine dritte, und naͤher nach der Wurzel hin 
eine vierte Stelle wo die braune Farbe fehlt, die alſo als weif: 
ſe oder eigentlich glasartige Flecke erſcheinen. An den Schen⸗ 
keln ſind nur die Spitzen braun, Schienen und Fuß wurzeln 
uͤberall. In Holſtein. 


a. TIT ULAPAHUINOSA Hoffmg. Schistacea; tho- 


race trivittato, abdomine albo- limbato, alis 
dilute fuscis, stigmate obscuriore, 
Longit. lin. 5—6. \ 


Die Hauptfarbe iſt ein lichtes ſchiefergrau, welches beſon⸗ f 
ders an den Bruſtſeiten am reinſten erſcheint; nach gewiſſen 
Richtungen erſcheint der ganze Körper wie bereift. Fuͤhler 


ä ———— 


* 


ſchwarz; Stirn grau mit ſchwach ene Mittellinie. Mit⸗ 
telſttieme des Ruͤckenſchildes breit, hinten ſchmaͤler werdend; 
Seitenſtriemen weiter zuruͤckliegend, kurz und gerade. Dicht 
hinter den Seitenſtriemen je zwei blaßbraͤunliche hintereinander 
liegende Flecke; der vordere mehr nach außenliegend und klei— 
ner. Dicht vor der Slügelwurzel an den Bruſtſeiten ein gelbli— 
cher nach dem Halsſchilde zu laufender Streif. Wurzel des 
Hinterleibes mit ei einer gelbweißen Querbinde, welche mit dem 
weißen Saume zuſammenhaͤngt, der an jeder Seite des gan⸗ 
zen Hinterleibes hinlaͤuft; dicht uͤber dem Saume iſt der Hin⸗ 


terleib braun, in der Mitte des Ruͤckens aber ſchiefergrau. g 


Schwingkolben braun. Beine braͤunlichſchwarz bis auf die 
Schenkelwurzeln, welche wie die Gelenkknoͤpfe gelb find, die 
| ee find ſchiefergrau. In Holſtein nicht ſelten. 


e PuUNnctipEs mihi. Thorace 
atro, abdomine viridi, pedibus albidis 
puncto nigro. Longit. lin. 14 C. 


’ 


Kopf „Mittelleib, Schildchen, Huͤftglieder glänzend und 
tief ſchwarz. Fuͤhler weißlich behaart, Fluͤgel und Schwing— 
kolben weiß. Hinterleib licht apfelgruͤn, was gegen den After 


hin allmaͤhlig etwas dunkler wird, weißlich behaart. Vorder— 


fuͤße ſehr lang und ohne ſchwarzen Punct, der an den beiden 


im Walde. 


4. CnTOARONOMUS 8ınorarus mihi. Albus, tho- 
Face rosaceo, abdomine lineis duabus trans- 
* versis nigris. Longit. lin. 14 C. 


4 Durchgehends weiß, bis auf den blaßroͤthlichen Mittel: 
leib, die ſchwarzen Augen und zwei ſchwarze Querlinien die 
1 ab; N 5 


hinteren Paaren an der aͤußerſten Spitze des Schienbeins nach d 
innen liegt. Auch die Fußwurzeln weiß. Im Auguſt bei Kiel- 


* 


zwiſchen dem dritten und vierten, dem vierten und fünften Ab⸗ 

ſchnitte des Hinterleibes, von der Spitze angerechnet, liegen 
und ſowohl von der Ruͤcken als Bauchflaͤche her beſtaͤndig und 
deutlich zu ſehen ſind. Mitte Auguſt bei Kiel, wo ſie Abends 
ſchwarmweiſe tanzen. 


5. CHIRONOMUS ATTINIS mihi. Viridis; an- 
tennis flavicantibus, ano nigro. Longit. 
Iin. 2. g. ' 


Die Fühler gelbljchgreis behaart; der Ruͤckenſchild hat 1 
vier ſchwarze Striemen, deren mittlere mehr vorn und jehr 
dicht zuſammen, die äußern weiter zuruͤck liegen. Untere Flaͤ e 
che der Bruſt ſchwarz. Am Hinterleibe iſt nur der letzte Abs 
ſchnitt ſchwarz. Beine grün mit gelblichgrauen Fußwurzeln. 
Fluͤgel weiß, ungefleckt. Bei Kiel. L unbekannt. A 


6. CENRATOTOGMON vırrarus mihi. Thorace 
flavicante, nigro late trivittato; abdomine 
nigro, fasciis linearibus albidis, infra albi- 
do; pedibus.albidis nigro geniculatis. 
Longit. lin. 14. 


— 


Fuͤhlerbart des J tiefſchwarz; Bruſtſeiten gelblich, unten 
ſchwarz. Die Mittelſtrieme des Ruͤckens bis an den Vorders 
und Hinterrand gehend, die Seitenſtriemen den Vorderrand 
lange nicht erreichend. Seiten des Hinterleibs lichter geſaumt, 
da am Bauche, wenigſtens des trocknen Exemplars, die ſchwar⸗ 
ze Farbe der Ruͤckenſeite ein wenig durchſcheint. L unbekannt; 
man verwechsle es nicht mit Chironomus geniculatus F. der 
ein wahrer Chironomus iſt. In Holſte in. 


* 


% „ 


9 8 j . 7 L a . * * 
7. Ceratorogon ALRITARA STS mii. Niger, alis 
aqueis, costa et nervo marginaliinigris; tar- 


so rum articulo primo albo. Longit. lin. 
U 


Außer den etwas braͤunlichen Fühler : Enden, dem erſten 
Fußwurzelgliede und den waſſerhellen ‚Flügeln uͤberall ſchwarz. 
Auf einer Waldwieſe bei Kiel, Anfangs Julius 2. 


8. MyczrornıLa pıcra mihi. Lutea, thora- 
o, abdominisque fasciis brunneis. 
em Longit. lin. 14. 

lee 1 : | 
Sie muß viele Aehnlichkeit mit Meigens Myc. fas- 
eiata haben; allein die Grundfarbe iſt gelb; der Ruͤcken⸗ 
ſchild hat keine Linien; die Fluͤgel ſind nicht graulich, ſondern 
gelblich. Fuͤhlerwurzel gelb, Geißel graubraun. Untergeſicht 
(hypostoma) gelb; Stirn grau mit Seidenſchimmer. Ruͤcken⸗ 
ſchild von kurzen Haͤrchen auch wenig ſeidenſchimmernd. 
Schildchen braun. Wurzel des Hinterleibes gelb; hintere 
Halfte des erſten und Vorderrand des zweiten Abſchnitts braun; 
an den folgenden Abſchnitten liegen die braunen Binden immer 
am Vorderrande und find mittenauf breiter, die vorletzte am 


meiſten. Beine überall bleichgelb, nur die Fußwurzeln braͤun⸗ 


lich. Bei Kiel; felten. | 


eis disc 


9. Mrerzor nil A SORDENS mihi. Silacea, ab- 
domine fusco, alis fascia apicali fusca, 

4 Longit. lin, 2. 
1 Sie hat Aehnlichkeit mit Myc. Iunata Meig. Doch fehlt 
der braune Mittelpunct der Flügel und die ſchwarze Hinterſchen⸗ 
5 Uebrigens iſt die Fuͤhlergeißel braun, der Nückens 
ſchild hat mitten zwei dunklere Linien und daneben je eine 
Stvieme, Wurzel des Hinterleibes gelb, das Übrige braun. 
M 5 * y 


— 68 — 


Vor der Flͤͤgelſpitze eine gekruͤmmete ſchwaͤrzliche Binde; dicht 


unter dem innerſten den Fluͤgelrand erreichenden Nerven ein 
ſchmaler ſchwaͤrzlicher Wiſch. Fußwurzeln ſchwaͤrzlich. Bei 
Kiel; ſelten. ER 


10. MvwertoprnıLa Lnucens'mihi. Nigra, tho- 
race medio grisescente, femoribus halte- 
ribusque luteis. Longit. lin. ı3. 


Unterſeite der Fühler. weiß; auf dem Ruͤckenſchilde 
eine breite, graue, nicht die Spitze erreichende Strieme. Fluͤ⸗ 
gel ſchwaͤrzlich. Huͤftglieder und Schenkel gelb, die hinteren 


mit ſchwarzer Spitze. Schienen und Fußwurzeln ſchwaͤrzlich. 


Bei Kiel; ſelten. 


11. eee cuncrans mihi. Flavieans; 
thoracetrivittato, abdomine maculis trian- 


gularibus, pedibus pallidis alis, imma- 
culatis. Longit. lin. 23. 


Fuͤhler gelb, mit graulichweißem Schimmer, Untergeficht 
gelb, Nuͤckenſchild roͤthlichgelb, Striemen dunkler, die 
mittelſte ſehr ſpitz zwiſchen die Seitenſtriemen, die nach hins 
ten convergiren hineinlaufend; oft find die Striemen bei 2 
kaum ſichtbar; die braͤunlichen Flecke des Hinterleibes ſtehen 
auf jedem Abſchnitte einer, mit dem Grunde an den Hinterraͤn⸗ 
dern, Flügel einfaͤrbig gelblich; Fußwurzeln braͤunlich. Im 
Auguſt an Fliegenſchwaͤmmen bei Kiel. 


12.,MyoEToPpHuILaA HUMERALIS mihi. Nigro-fus- 
ca humeris puncto ferrugineo; alis puncto 
nubeculaque fuscescentibus. 9. Longit. 
‚län. 13. 


Fuͤhler ſchwaͤrzlich braun; Ruͤckenſchild an den Sei— 


ten in gewiſſer Richtung lichter und graulich; Schultern in 


4 jeder Richtung roſtgelb; ebenſo die aͤußerſte Svitze des Afters. 
Fluͤgel etwas braͤunlichgrau. Von der Mitte der Fluͤgellaͤnge da wo 


2 


ſich mehrere Laͤngsnerven verbinden ein dunklerer brauner Punet 


oder Fleck, mitten zwiſchen ihm und der Spitze ein minder 
dunkles Wölkchen am Außenraude, welches bis unter den zweiten 
0 Langsnerven hinabreicht. Schwingkolben gelb. Beine bleiche 
R gel, Hinterſthenkelſpitze braͤunlichſchwarz. Fuß wurzeln, auch 
Hhunlich, Bei Kiel. En 


a 


5 4 . 
Derne un een L 


15. "Carrourıs s 0 he N i ala 
Ä adamantinis, halteribus atris, ‚pedihns fus- 
eis ro thorace maculato, abdomine interru- 
pte -fasciato, halteribus melleis N. 
Longit. lin. 2. 


wi 1 
Di.ieſes niedliche Thierchen hat große 3 mit Wei 
gens Callomyia elegans, iſt aber hinlaͤnglich verſchieden; ; dä 5 
durchaus ſamtſchwarz iſt, bis auf die etwas pechſchwarzen Beine, 


ohne irgend eine Spur von Silberflecken; und 2 auf dem Rü⸗ 


kenſchilde zwar ganz wie elegans gezeichnet, auf dem Hin⸗ 
a terleibe aber die erſten drei Binden deutlich unterbrochen, und 
nur die letzte ganz hat; auch iſt hier nur die erſte und breitere 
0 Binde gelb, die übrigen find blaͤulichweiß, ſeiden oder perl— 
1 mutterſchimmernd. Die Schwingkolben find bei L ſchoͤn honig⸗ 
9 elb nach dem Trocknen faſt pommeranzengelb; die Beine lich⸗ 
ter gelb, an dem hinterſten Paare die Schenkelſpitze Schienbeine 
und Fußwurzeln ſchwarz. Die Augen find bei J faſt kupfer 
braun „bei 2 haben ſi fü e zwar etwas mehr gruͤnliches, doch. auch 
5 Leben kein ſehr lebhaftes Grasg ran, wie es Meis 
ge N von C. elegans angiebt. Ich fing zwei J und ein 9 im 
Au uguſt an einer im Schatten ſtehenden Himbeerſtaude meines 


6 


— 


/ 


— vo 


14. Emrısstmrıex MI. Nigra, nitens, tho- 
race trivittato, alis nigricantibus, me ud 
marginali nigra. Longit. lin. 14. N 


Sie gehort zu der Abtheilung mit einem Nebennerven an 
der Fluͤgelſpitze, der hier vom zweiten mit einer Biegung an⸗ 
faͤngt und mitten zwichen ihm und dem erſten zum Fluͤgelrande 
faſt gerade fortlaͤuft. Die ſchwarze Farbe iſt nicht ſehr tief, an 
den Seiten und am Hinterleibe ein wenig in's Graue ziehend. 
Die drei Striemen des Mittelleibes ſi ind nur ſehr ſchwer zu be⸗ 
merken, da die zwiſchen ihnen bleibenden Linien nur ſehr wenig 
lichter ſind. Schwingkolben braͤunli chſchwarz; Fluͤgel mit 
ſchwaͤrzlichem Anſtriche und dem destens laͤnglichen Rand⸗ 
male. Kniee faſt unmerklich lichter. Im Junius auf Buſch⸗ 
werk im Schatten. 3 


7 1 „ 1410 
278 A 24 — 55 


15. . FOPULARIS Hffing. Aae 


viridis, antennarum basi lutea, hypostoma- 


te aureo, pedihus, intermediis longioribus 


egrum tarsis ante apicem ei nigris, 


api ce alba 93 hypostomate albo-sericante, 


un, pedibus intermediis, haud.clavatis,ı. +. 


apice nigris 9. 


Das Männchen dieſer hinlänglich ausgezeichneten Art, 


welches auch das Hinterleibs Ende umgeſchlagen, und mit zwei 


gewimperten Blaͤttchen verſehen hat, kannte Fabricius, ver⸗ 
wechſelte es aber mit D. ungulatus (Syst. Antl. p. 267.), dem 
es an Größe und Farbe gleicht, ſich aber dinlaͤnglich von dieſer Art 
unterſcheidet, durch das gelbe Wurzelglied der ſchwarzen Fühler 
bei J und 2, und das goldene Untergeſicht des §; auch durch 
die ganz gelben Hinterſchienen (die Beine ſind bis auf die 
ſchwaͤrzlichen Fußwurzeln uͤberall gelb), welche bei D. ungu- 
latus eine ſchwarze Spitze haben. In Holſtein nicht ſelten. 


2 


— 71 — 


16. DorLıcnoruscurysozycus mi ii. Viri dau- 
reus, antennis luteis a pice nigris; pedibus 
luteis, tibiis posticis dimidiato-, femoribus 
‚posticis apice nigris;. hypostomate aureo, 
tarsis anticis albo annulatis &; hypostomate 
albicante, tarsis haud annulatis 9. 
Longit. lin. 2— 23: 


Die Farbe iſt beſonders am Ruͤckenſchilde ſchoͤn gruͤngolden. 
die Fuͤhler ſind roſtgelb, nur die Spitze des Endgliedes und 
die Borſte ſchwarz. Untergeſicht bis an die Fühler goldfars 
big 3; graulichweißſeidenſchimmernd 2. Flügel ſchwaͤrzlich; 
der dritte Schwungnerve unter einem nur aͤußerſt ſtumpfen, 
doch deutlichen Winkel vom geraden Verlauſe abweichend. Die 
Beine zwiſchen lichtocher-und ſtrohgelb, ſaͤmtlich mit ſchwarzen 
Fuß wurzeln und weißen Ballen; die Vorderfußwurzeln des 8 
mit zwei weißen gegen die Sohle breiter werdenden Ringen, 


die Blaͤttchen am umgeſchlagenen Hinterleibs-Ende ſchwaͤrzlich. 


Vorderſchienen weißſeidenſchimmernd, Außerfies Ende der Hin⸗ 
terſchenkel und faſt 2 der Hinterſchienen ſchwarz in beiden Ges 


ſchlechtern. Das L koͤnnte am leichteſten mit D. popularis 


} 
> 


verwechſelt werden, doch iſt es beträchtlich kleiner; das Schwarz 
ze der Fuͤhler erſtreckt ſich nur auf die Spitze, dahingegen bei 
D. pop. das Wurzelglied allein gelb iſt; bei dieſem find auch 
Hinterſchenkel und Schienen ganz gelb; und die Farbe des 
Rückenſchildes iſt gewoͤhnliches erzgruͤn ohne Gold. Haͤufig auf 
Hainbuchen-Hecken im Julius. 


17. Dorıicnorus cermanus mihi. Medius; 
aenco virens antennis totis nigris, lamellis 


caudae uncinatae nigro aeneis. ' 


. 


Longit. lin. 2. 
Die viel mindre Größe abgerechnet, hat diefe Art außer— 


ordentlich viel Achnlichteit mit P. ungulatus F. doch zieht ſich 


— 72 — a 
die Farbe meiſtens viel mehr als bei dieſem in's Gelbe; das 
Huͤftglied der Vorderbeine welches bei dieſem an der Wurzel 
in jeder Richtung grau erſcheint, iſt bei germanus ganz gelb 
wie die Schenkel, und ſchimmert nur in gewiſſen Richtungen 
weißlich. Das Untergeſicht iſt ſilberweiß, wenig metalliſch 
ſchimmernd, zuweilen wie etwas gelblich angelaufen. Beine 
zwiſchen ſtroh - und ochergelb, Enden der Hinterſchienen und 
alle Fußwurzeln ſchwaͤrzlich. Schwanzblaͤttchen des & ſchwaͤrz— 
lich, dahingegen bei ungulatus ſchmutzig gelblichweiß. Haͤu⸗ 
fig. in Holſtein. N 


18. Dorıcmorus caanLysevus mihi. Chalybe us, 
pedibus flavis, alis nigricantibus. 

: l & 

Longit. lin. 2—23- 


Fühler ſchwarz, Maul braun. Untergeſicht filberweiß, 
Stirn und Scheitel ſtahlblau. Die Farbe des Körpers neigt 
ſich zuweilen zum veilchenblauen; an den Untertheilen geht ſie 
immer ins erzgruͤne über. Schwingkolben gelblichweiß. Der 
dritte Schwungnerv weicht kaum vom geraden Verlaufe ab. 
Das zweite und die folgenden Fußwurzelglieder fi find ſchwaͤrzlich 
an den Hinterbeinen die ganzen Schienen und Fußwurzeln. 
Die Plattchen des umgeſchlagenen Schwanz Endes bei J fi ind 
gelblichweiß mit ſchwarzem Rande. 


0 
19. Dol TIeHorUS coxtrıstans mihi. Aura 
rius, abdomiue aeneo-fasciato, anten nis 
palli dis apice nigris; pedibus pallide stra- 
mineis. Longit. lin. 24 9 — 23 C. 


Die Hauptfarbe iſt ein mit wenig grün gemengtes metallis 
ſches gelb; zwiſchen zwei deutlichen Punctreihen der Borſten- 
wurzeln am Ruͤckenſchilde etwas mehr roͤthlich, an den Bruſtſei—⸗ 
ten ſehr lichtſchiefergran, an den Raͤndern der Hinterleibsringe 
erzbraun. Untergeſicht ſilberweiß, Stirn bei & ebenſo, bei ? 


| (heise, Der erſte Hinterleibsring des J durch eine Laͤngs⸗ 
furche gleichſam in zwei Wuͤlſte getheilt. Fluͤgel ungefuͤrbt 
glasartig; der dritte Schwungnerv gegen die Fluͤgelſpitze hin 
unter einem faſt rechten Winkel plotzlich abweichend, und dann 
| bogig gegen den erſten hinlaufend, mit dem er ſich an der 
Spitze fat vereiniget. Schwingkolben gelblichweiß. Beine 
blaßſtrohgelb mit ſchwaͤrzlichen Fußwurzeln. Obere Flaͤche des 
Koͤrpers ſchwaͤrzlich- untere weißlich behaart. In Holſtein, 
im are auf Veitsbohnen und Johannisbeerſtauden. 
20. Dor. ICHOPUS TENELLUS mihi. Silaceus, 
antennis apice nigris; thorace postice im- 
presso, BB NER e we ee 6 din. 14. 


A 


14 


gend. Die lecke Pi Kit vorzüglich am inden 
ſchilde wie Opal in's Grüne; beſonders ſtark an der nach hins 
ten hin allemal deutlich wahrzunehmenden flach eingedruͤckten 
| Stelle. Am Hinterleibe des zarten Thieres ſcheinen mehrere 
ſchwaͤrzlliche Stellen durch; wahrſcheinlich vom Darmkothe. 


[3 


Flügel mit kaum merklichgelben Anſtriche. Der dritte Schwung⸗ f 


nerv weicht vom Quernerven an nur aͤußerſt wenig vom geraden 
Verlaufe ab. Die langen Beine ſind ein wenig lichter gelb als 
der Körper, und die Fußwurzeln ganz wenig ſchwaͤrzlich. In 

Ri Holſtein auf Sohannichert; Stauden, im Julius. g 


3 "Dorıcuorvus LArsUS . Parvus, c ha- 
Be antennis nigris, pedibüs omnino sa- 
turate aeneis. Longit. Lin, 12. 


4 


Kann leicht mit Dol. nigripes F. verwechſelt werden, dem 

er an Große gleicht, der aber nicht ſtahlblau erſcheint, und 
eſſen Kniee und Schienen, beſonders an den zwei vorderen 
rn deutlich gelblich ſind, ſo daß Fabrieius mit Unrecht 
bloß ſagt „Pedes nigri.” Ueberdem iſt bei Lichte beſehen die 


4 


— 


= 


Farbe der Schenkel auch nicht ſchwarz, ſondern nur dunkel mer 
talliſchſchwaͤrzlichgruͤn, wie die Anſicht ſeines eigenen Exem⸗ 
plars zeigt; er findet ſich auch häufig in Holſtein. Unſer D. 
laesus hat Untergeſicht, Stirn und Scheitel metalliſchgrün⸗ 
lich; Beine durchaus metalliſch tief ſchwarzblau mit gruͤnlichem 
Schiller. Auch die Farbe des Koͤrpers erſcheint nach gewiſſen 
Richtungen ſchoͤn mealiſcgrin. Ende Junii an ſumpfigen 
Stellen. 1 N 5 


10 _ _ E 1 * 
22. Dorrenorps NEGLEETUS mihi. Parvus, 
viridaureus,jantennis nigris, pedibus omni- 
no stramineis. Longit. lin. 14— 13. 


Dieſe kleine Art unterſcheidet ſich auf den erſten Anblick 
durch die lebhafte mehr weniger gruͤngoldne Farbe, und die 
ganz gelben Beine; ſogar das Huͤftglied der Vorderbeine iſt 0 
gelb; die Farbe der Beine iſt eigentlich zwiſchen ſtroh - und 
ochergelb; Fußwurzeln ſchwaͤrzlich. Die Augen ſtoßen ſo dicht 
zuſammen, daß unterhalb der Fuͤhler kaum ein duͤnner Silber- 
ſtreif dazwiſchen bleibt. Scheitel erzgruͤn. Fluͤgel ungefaͤrbt, 
ſchoͤn gruͤngolden ſpielend. Haͤufig in Holſtein auf Hainbuchen⸗ 
Hecken. ö 


23. Doricuorus acurıcornıs Hg. Acne o- 

viridis; antennis nigris puncto fla vo; pedi- 

bus pallidissime-stramineis. 4 antennis 

elongatis acutis, laminis caudae albis. 
Longit. II n. 2. 


Dieſe Art kommt an Groͤße und Farbe dem D. germanus 
am naͤchſten; die Faͤrbung der Beine iſt aber viel bleicher und 
die innere untere Ecke des Wurzelgliedes der Fühler iſt in bei- 
den Geſchlechtern gelb, welches zwar nicht gleich in die Augen 
falt, aber fuͤr dieſe Art uͤberhaupt ſehr bezeichnend iſt. & un⸗ 
terſcheidet fi ſich uͤberdem hinlaͤnglich von andern durch das IB 


EN ET NEE ————ꝙ%ðĩ 


+ 


, 1 
/ 


> 4 # * a; 
auslaufende Endglied der Fühler und von D. germanus beſon⸗ 


ders durch die weißen, ſchwarz bewimperten, auch ‚größeren 
Schwanzblaͤttchen. Uebrigens iſt das Untergeſicht ſilberweiß, 
der Scheitel gruͤn. Die Fluͤgel ſind ſchwaͤrzlich, mit wenig doch 
plotzlich und weit vom Quernerven erſt abweichenden dritten 
Schwungnerven. Die Fußwurzeln und an den Hinterbeinen 
auch die Schienenſpitzen find ſchwarz. In Holſtein; feltener - 
als die vorigen. f 


24. Dol TSoHO TUS VES TITUS mihi. Aeneo-vis 
ridis, abdomine argenteo apice nigro. 
It Longit. lin. 13. h 


"Fühler ſchwarz und nach Verhältniß ſehr groß; Untergefi cht 


ſchwaͤrzlich mit Silberſchiller; Stirn erzgruͤn; Mittelleib erz 


grun ohne alles Schillern; erſter Hinterleibs Abſchnitt ſchwaͤrz⸗ 


lich erzgruͤn, vier folgende obenauf ſchoͤn ſilberſchillernd unten 
aber grün, Spitze glaͤnzendſchwarz. Fluͤgel ziemlich waſſer⸗ 


; heil; Schwingkolben gelblich. Beine gelb; Schenkel der zwei 
1 vorderen Paare bis auf Wurzel und aͤußerſte Spitze, des hintes 


ren nur an der Spitze ein wenig iiber das Drittheil der ganzen 
Laͤnge ſchwarz; Fußwurzeln ſchwaͤrzlich. Bei Kiel an einem 
Aeneas im Auguſt nur auß einmal gefangen. 2 


775 


. ne ne fe me- 


tathorace maculis 2 nigris; alis fas cia bi- 
lexus a lagis que nigris. 
er be gan d 
| .» Longit. lin. 3. 


Sie hat einige Aehnlichkeit mit Tephritis flævescens; 
und mit Dacus marmoreus F., wenigſtens finden ſich bei dies 


ſen beiden, welche, beilaͤuſig geſagt, nur eine Art ſind, die 


ſchwarzen Flecke unter dem Schildchen (am Hinterruͤcken). 
Auch Tephr. Artemisiae hat dieſe. Die Zeichnung der Fluͤgel 


aber iſt hinlaͤnglich bezeichnend für unfere Art. Die zwelmal 


gebogene ſchwarze Binde fängt von der Fluͤgelſpitze an, wo fie‘ 
zum aͤußern Rande hinaufſteigt, dann ſich umbiegt, und wieder 
ganz zum innern Rande herabgeht, dann noch einmal umgebos 
gen ein wenig hinter der Fluͤgelmitte wieder bis zum aͤußern 
Rande aufſteigt; dieſer letzte aufſteigende Theil iſt durch eine 


gelbe Stelle unterbrochen. Mitten in dem erſten Bogen wel“ 


cher die Binde bildet, ſteigt vom innern Fluͤgelrande unweit 
der Spitze ein Schweif oder Strich hinauf, und eben ſo kommt 
von dem aͤußern Rande ein Strich in den zweiten Bogen 
herab, der ſich an der gelben Stelle verliert. Naͤher nach der 
Fluͤgelwurzel find dann noch zwei ſchwarze Stellen, eine dicht 
am aͤußern Rande, die andere weiter nach unten und innen. 


Uebrigens iſt das ganze Thier glänzend honiggelb; auf dem B 


Rüͤckenſchilde find drei kaum merkliche dunklere Laͤngslinien. 
Die Augen ſind ſchoͤn gruͤn. In Holſtein. 

25.  Terunıtıs NEBULOSA mihi. Cinerea, 
scutello ei metathorace concoloribus; ‚alis 


fuseis, bullis pluribus minoribus Intescen- 1 


tibus, aliis majoribus albis obsoletioribus. 
Longit. lin..ı3.&,. 24 8 


Mit T. confusa kann fie nicht verwechſelt werden, denn 
auch Fluͤgelwurzel und Spitze ſind gefaͤrbt, und zwar uͤberhaupt 
mehr braun als ſchwarz. Das gefärbte der Flügel theilt ſich 
einigermaaßen in drei Maſſen, die erſte und zweite (von der 
Wurzel her) hangen am Außenrande zuſammen, und laſſen 
gegen den Innenrand einen großen faſt dreiſeitigen lichteren 
Zwiſchenraum; die zweite und dritte Maſſe hangen in der Mit⸗ 
te der Fluͤgelbreite nur dünn zuſammen, fo daß am Außen 
und Innenrande des Fluͤgels ein lichter Zwiſcheuraum bleibt. 
In den lichteren Zwiſchenraͤumen liegen die groͤßeren ungefaͤrb⸗ 
ten blaſenartigen Flecke, deren Umriſſe hin und wieder wie aus⸗ 
gewiſcht erſcheinen, in den gefaͤrbten Stellen ſieht man die 


sad“. he, 


kleineren gelblichen, deutlich begraͤnzten blaſenartigen Flecke. 

Fuͤhler roſtgelb; Untergeſicht gelblichweiß, was ſich noch etwas 
oberhalb der Fuͤhler erſtreckt; Stirn roſtgelb. Schwingkolben 
und Veine etwas mehr graulichgelb. Auf dem Hinterleibsruͤcken 

erſcheint in gewiſſen Richtungen eine lichte Mittelſtrieme, und 

neben dieſer auf jedem Abſchnitte zwei dunklere braͤunliche faſt 

viereckige Stellen. Der Griffel des 2 iſt glaͤnzendſchwarz. 

Die gelblichgraue Farbe des ganzen Koͤrpers kommt von dicht⸗ 
ſtehenden kurzen Haͤrchen. In Holſtein. 

ANTHOMxTA (von es Blume und av Fliege, Blu: 
menfliege; jo nennt Meigen die Fabricius chen Flie— 
gen (Muscae), denen der Quernerve an der Fluͤgelſpitze, zwi⸗ 
ſchen dem zweiten und dritten Laͤngsnerven fehlt, und wo bei & 


* 


die Augen dicht zuſammen, bei den L entfernt ſtehen. Es ges 


hören zu dieſer ſehr leicht zu unterſcheidenden Gattung folgende 
Fliegen des Syst. antliator. F. Antennis plumatis: Musca 
lardaria, testacea, pallida, strigosa, quadrum. — * An- 
tennis setarüs: Musca dentipes, canicularis, pluvialis, 


scalaris, ciliata, meteorica. Außerdem ſind aber noch 


mehrere neue Arten, die noch nirgends beſchrieben wurden, 


| 0. aufzufuͤhren. 


0 | Fuͤhler braͤunlichſchwarz; Wurzelglied des L zuweilen 


un A. gıcozor Affmg. Antennis setariis; 


schistacea, abdomine pe dibus que testa 


** ceis. Longit. lin. 3. 


. roͤthlichgelb. Untergeſicht (hypostoma) und Augeneinfaſſung 
weißſeiden, in gewiſſer Richtung roͤthlichgelb ſchimmernd. 
Stirn zumal bei ? hoch ziegelroth. Hinterkopf grau. Schul— 


u tern greis. Dunklere Striemen am Nuͤckenſchilde bei P 


faſt gar nicht, bei J auch nur undeutlich. Schildchen grau. 
Hinterleib ſtark gelblich ziegelroth, bei & beſonders ſehr platt, 


. am ſtumpfen Hinterende mit zwei dunkleren Puncten, wel⸗ 


che von zwei an der Bauchflaͤche vorragenden Zäpfchen herruͤh⸗ 
ren; bei 2 ſpitzer geendet und von wenig dunklerer Farbe. 
Schwingkolben gelb; Schuͤppchen gelblichweiß. Schenkel der 
Vorderbeine bis auf die Spitze grau; alle uͤbrigen nebſt allen 
Schienen ſtark gelblich ziegelroth. Fußwurzeln ſchwaͤrzlich. 
In Holſtein vom Fruͤhjahr an nicht ſelten ). 


1 27- A. Brassıcar Hoffmannsegg. 9 Anten- 
nis setariis nigricans, fthorace trivittato, 
abdomine griseo, vitta fasciisqne nigris. 
Longit. lin. 24 — 22 
Die mindere Groͤße und die dicht geſiederten Fuͤhlerborſten 
abgerechnet, koͤnnte fie allenfalls mit A. strigosa verwechſelt 
werden, denn ſie hat auch zwiſchen den ſchwarzen Striemen 
des Ruͤckenſchilds je eine, obwohl minder merkliche Punctreihe. 
Die Grundfarbe des Mittelleibes iſt ſchiefergrau; die ſchwarzen 
Striemen find breiter, der Hinterleib noch ſchlanker als bei A. 
strigosa. Die Schwingkolben ſind gelb; die Schuͤppchen gelbs 
lichweiß, breit gewimpert; die Beine ſchwarz. Sie iſt uͤberall 
mit verhaͤltnißmaͤßig langen ſteifen Haaren beſetzt, weshalb ich 
fie zuerſt hispida genannt hatte, bis mich Graf Hoffmanns— 
egg belehrte, er habe fie aus Herbſt's Nachlaſſe mit beige⸗ 
ſchriebener Bemerkung, daß die Made Knollen an den 
Kohlwurzeln ver anlaſſe, erhalten und deshalb früher 
A. Brass. genannt. 
2 grisea, fronte rufa, thorace univittato, abdomine 
ubmetallico, subtesselato. Nach langer Ungewißheit wegen 
des Weibchens fand ich es endlich gegen Ende Junii in Begattung, 
ſo daß ungeachtet großer Verſchiedenheit mir kein Zweifel blieb. 
Die Groͤße wechſelt eben ſo ſehr als beim &, die Farbe iſt ein 
ſehr ins gelbliche fallendes greis, welches am Hinterleibe in ges 
) Sie ſcheint zu Sallens Gattung Heleomyza zu gehören, wie 
Musca serrata Li n., mit der fie auch die kurzen Borſten am 
Außenrande der Fluͤgel gemein hat. S. C. F. Fallen respond. Magn. 


Rohde Spec. entom, noyam Diptera disponendi methodum ex- 
hibens Lundag 1810. p. 19. 


En 


wiſſen Richtungen halbmetalliſch ſchimmert, und dunklere eini⸗ 
germaaßen gewuͤrfelte Stellen zeigt; mitten über den Hinter 
leib laͤuft eine Laͤngslinie, die nicht in allen Richtungen ſichtbar 
iſt. Die Strieme des Ruͤckenſchildes iſt ſehr ſchmal und braun, 


die Seitenſtriemen ſind wenig oder gar nicht bemerkbar. Die 


Stirn iſt ziegelroth, die Einfaſſung der Augen nicht fo rein file 

berweiß als beim &, ſondern etwas gelblich angelaufen. Sie 
iſt häufig das ganze Jahr hindurch auf allerlei niedrigen Garten 
eigen. 


28. A. cınerascens Meig. Antennis pluma- 

tis, grisea, thorace quadrivittato, scutelli 

apice testaceo, abdomine tessellato, genu- 
bus tibiisque rufis. Longit 4. 

Sie iſt ziemlich dicker Statur. Die Fühler. find ſchwaͤrz— 

lich, an der Wurzel des Endgliedes gelbroͤthlich; Augeneinfaſſung 

ſilberweiß, Stien ſchwaͤrzlichgrau. Ruͤckenſtriemen ſchwarz, 


die äußeren unterbrochen, zwiſchen den mittleren noch eine nicht 


bis zum Vorderrande gehende ſchwarze Linie; jeder Ring des 
Hinterleibes zeigt von der Seite geſehen eine ſchwarze Mittel⸗ 


ſtrieme. Die Fluͤgelnerven dunkelroſtbraun; Schwingkolben 


und Schuͤppchen gelblichweiß. Die Schenkel der Vorderbeine 
nur am aͤußerſten Ende, die uͤbrigen etwa bis zur Haͤlfte roͤth⸗ 
lich, die Fußwurzeln wieder ſchwaͤrzlich. Vom erſten Fr uͤhlin⸗ 
ge an häufig in Gemuͤſegaͤrten und Feldern, in Holſtein; J und 
2 an Faͤrbung gleich. Es iſt Musca stabulans Zallenii in Act. 
Holmiens. 1816. pag. 252, 32. 8 


29. A. conıca Meig. Antennis plumatis, ci- 
nereo-flavicans, fronte nigra; thorace ni- 
ro- -vittato etlineato; abdomine conico, se- 
riceo-micante, tib fis rufescentibus. 

N Longit. 3—4'”, 

An Große und Geſtalt der A. strigosa ähnlich. Die Bars 
be überhaupt iſt bei & mehr mit ſchwarz bei ? mehr mit gelb ger 


— 


er ie le es 
miſcht, welches fich bei manchen Fliegen findet. Die Seitens 
ſtriemen des Ruͤckenſchilds bei S breiter und weniger unterbros 
chen. In der Mitte ſtehen zwei minderſchwarze, ununterbros 
chene ſchmaͤlere Striemen oder Linien, zwiſchen dieſen beſonders 
nach hinten iſt noch ein eben ſolcher Strich. Fuͤhler ſchwaͤrzlich; 
Augen ſilberweiß eingefaßt; Punctaugen bei 2 in etwas fchmus 
tzig ſilberweißen Felde ſtehend. Hinterleib mit einer in gewiſ⸗ 
fen Richtungen deutlichen Laͤngsbinde. Schwingkolben roſtgelb, 
Schuͤppchen roſtgelb verhaͤltnißmaͤßig klein; Fluͤgelwurzel und 
Nerven coſtgelb, Fluͤgel mit gleichem Anſtrich. Schenkel und 
Fußwurzeln ſchwarz. Haͤuſig in Holſtein auf Buchenhecken. 

Die wahre A. strigosa unterſcheidet ſich dadurch, daß eine 
ſchwarze Strieme mitten der ganzen Laͤnge nach und in jeder 
Richtung ſichtbar, über den Mittelleib läuft; neben dieſer bils 
den die Einfuͤgungen der Borſten an jeder Seite eine deutliche 
Punetreihe (daher Fabr. thorace lineis — ſollte beſſer vit- 
tis heißen — quinque, intermediis punctatis) wovon bei 
conica kaum eine Spur iſt. Am Hinterleibe iſt die Laͤngslinie 
und find die Querſtriche der Abſchnitte in jeder Richtung ſicht— 
bar. Die Fluͤgelwurzeln haben nichts roſtgelbes und die Beine 
ſind bei J überall und tiefer ſchwarz. Das L der strigosa, wel: 
ches Fabric ius nicht gekannt hat, unterſcheidet ſich gleich 
durch hochbraͤunliche Stirn, und wirklich greife mit ſehr wenig 
gelb gemiſchte Hauptfarbe des Koͤrpers; bei ihm ſind nur die 
Schenkel der Vorderbeine ſchwaͤrzlich grau, die der Mittel- und 
Hinterbeine roͤthlichgelb, auch die Seitenſtriemen des Mittels 
leibes minder deutlich. 


30. A. O MTUN CTA mihi. Antennis setariis 
grisea, thorace vittis, abdomine ma- 
culis quatuor nigris. Longit. lin. 23. 

Mit A. quadrum hat fie einige Aehnlichkeit, außerdem 
aber, daß fie kleiner iſt als jene, find anch die völlig unbeſieder- 
ten Fuͤhlerborſten ſchon allein genug, um fie leicht zu unters 


| — 81 — 
ſcheiden. Die Striemen des Mittelleibes find bei A. comp. 
5 viel breiter, fo daß nur wenig von der grauen Gr undfarbe da⸗ 
zwiſchen zu ſehen iſt. Die Flecke des Hinterleibes ſind etwas 
mehr lang als breit, und ſtehen auch im Viereck zuſammen. 
Die Beine ſind graulich ſchwarz. In Holſtein auf Buſchwerk. 


31, A. DIATHAN A mihi. An tennis setariis; 
pallide testacea, tarsis fuscis. 

| 1 

h . zur), 

14 j Longit. 33% 


* 


Di.ckliche Statur, Größe und Überhaupt ungemeine Aehn⸗ 
lichkeit mit Musca pallida F.; die auch eine Anthomyia iſt, 
von der ſie ſich aber durch gaͤnzlich unbefiederte Fuͤhlerborſten, 
und durch dunkelgraue Hinterflaͤche des Kopfs unterſcheidet, die 

bei pallida wie der uͤbrige Koͤrper gelblich ziegelfarben iſt. Auf 

dem Ruͤckenſchilde find oben zwei etwas lichtere Linien, und 
zwiſchen beiden zieht ſich die Farbe ganz wenig in's Graue. 
Der Hinterleib hat eine lichtere Farbe. Im Mai und Junius 
an lichten Waldſtellen in Holſtein. M ue 


* - 


32. A. IJ CAN A fm g. Antennis plumat is; 
1 8 thorace 4vittato, pedibus nigris. 
N . Longit 4“. 1 


An Statur, Größe und Zeichnung gleicht fie ſehr der M. 
Angelicae Scop. (Anth. Ang. Hm. A. deceptoria Meig 9.) 
welche aber mehr Gelb in ihrer Farbenmiſchung, und roͤthliche 
Beine hat. Die incana hat ſchwarze Fühler, ſchwarze Augen— 
einfaſſung die nur von oben geſehen in's weiße ſchimmert. 
Stirn ſchwarz, wenig ing graue ſchimmernd. Striemen 
des Rückenſchilds ſchwarz und breit. Hinterleib einfaͤrbig 
gelblichgreis; in gewiſſer Richtung erſcheint eine ſchwaͤrzliche 
Mittelſtrieme. Schwingkolben und Schuͤppchen roſtgelb. Fluͤ⸗ 
gelnerven roſtbraun mit roſtgelber Einfaſſung, fo daß beſonders 
6 


* Be — 


gegen die Wurzel hin die Fluͤgel ſelbſt auch gelb erſcheinen. Die 
Beine durchaus einfarbig ſchwarz. In Holſtein. g 


33. A. ınrına Meig. A. setariis; atra, nitens, 
‚„abdomine cinerascente, fasciis vittaque 
vs 


nigris, alis fusecis. Longit. 12— 21 


Die mindre Groͤße abgerechnet, hat ſie große Aehnlichkeit 
mit M. scalaris F., doch iſt ſie auch ſonſt noch beſtimmt von 
ihr verſchieden durch tiefere Schwaͤrze des Mittelleibes, welcher 
uͤberdem keine Spur von Linien oder Striemen zeigt, wogegen 
bei scalaris zwei dunklere Linien ziemlich deutlich ind; ferner - 
durch minder lichte Farbe des Hinterleibes die auch mehr aus 
Gelb gemiſcht iſt, und durch die ſchwaͤrzlichbraunen Fluͤgel. 
Die Zeichnung des Hinterleibes iſt gerade wie bei scalaris, naͤm⸗ 
lich am Hinterrande jedes Abſchnitts eine Querbinde die nach 
der Mitte hin breiter werdend in eine bis zum Hinterrande des 
naͤchſt vordern Abſchnitts laufende Strieme uͤbergeht. Uebri— 
gens iſt die Augeneinfaſſung ſilberweiß, die Schwingkolben fi ind 
roſtgelb, dle Beine ſchwarz. In Holſtein. 


34. A. LEUCOSTOMA Mei g. Antennis setariis; 
anthracina, nitens; alis aqueis (limpi- 
das). Lon git. - 35 


Ziemlich dicker Statur; nirgends eine Spur von Zeichnung; 
die Farbe faſt ſchon in's ſehr dunkelſtahlblaue uͤbergehend, an 


den Beinen aber wenig oder gar nicht aus Blau gemiſcht. Auch 


Stirn, Scheitel und Hinterkopf glänzend kohlenſchwarz. Dicht 
uͤber den Fuͤhlern leuchtet beſonders von obenher geſehen ein 
heller Silberpunct ber J und 9; und in dieſer Richtung erfcheis 
nen auch Untergeſicht und Backen weiß, aber in's gelbliche und 
nicht mit dem leuchtenden Silberglanze wie jener Punct. 
Schwingkolben braͤunlichſchwarz; Schuͤppchen graulichweiß. 
Haͤufig vom Fruͤhlinge an in Holſtein. 


x 


ee 


35. A. morrorum mihi. Antennis seta pluma- 
{ ta; anthracina, thorace vittis tribus albis 
} micantibus; abdomine ex griseo tes 
. sellato. Long it. 3— 31 
. Von gedrungenem Baue; ſtaͤrker wie die Stubenfliege. 
Um Maul und Augen ein nicht ſehr lebhafter weißer Seiden— 
ſchimmer. Farbe des Mittelleibes glaͤnzend blaͤulichſchwarz. 
Zwiſchen den drei faſt ſilberweißſchillernden breiten Striemen 
des Ruͤckenſchildes an jeder Seite, eine bei 2 vorzüglich 
deutliche, graulichweiße Linie. Schildchen an den Seiten in 
gewiſſer Richtung weißſchillernd. Schwingkolben gelb; Schup— 
pen weiß, breit gewimpert. Beine ſchwarz. Der dritte Fluͤ— 
gelnerv läuft bei den allermeiſten nicht gerade, ſondern merk 
lich gebogen, und dann mit dem zweiten convergirend zur Fluͤ— 
gelſpitze. Dadurch macht dieſe Art gewiſſermaaßen den Ueber— 
gang zur Gattung Musca. Bei andern ſonſt vollkommen aͤhnli⸗ 
N Stücken, ſowohl J als 2 läuft hingegen jener Nerv ganz gera— 
de. Vom Mai an häufig auf Hecken und Doldenpflanzen in 
Hallein. Es iſt Musca hortorum Fall. a. a. O. 252. 33. 


1 

36. A. TRAETO TENS Hffmg. A. plumat is, gri- 
sea, pedibus et ano testaceis; Alis la 

oe ir vicantıbns. Longit. 44 


E Sie iſt von ſchlankerem Baue als die vorigen, an Statur 
der A. conica gleich, aber groͤßer. Fuͤhler ſchwaͤrzlich; Augens 
einfaſſung ſilbern; Ruͤckenſchild mit dunkleren Striemen, 
und auf dem lichten Grunde deutlichen Punctreihen der Bor— 
eneinfügung. Hinterleib mit ſchwarzer Strieme in gewiſſer 
üchtung, und deutlicher Punctreihe am Hinterrande jedes Abs 
nitts. Der zweite Abſchnitt am Vorderrande mit vorzuͤglich 
1 icten PASSEN Fluͤgelnerven roſtgelb, und die Fluͤgel ſelbſt 
* 6˙ 


—— 


1 


ne A A 
mehr wie bei andern gelblichen Anſtrichs, Schwingkolben gelb; 0 
Schuͤppchen elſenbeinweiß. Beine bis auf die ſchwaͤrzlichen 
Fußwurzeln gelblichziegelfarb. In Deutſchland. 


37. A. semıcınerza mihi. An tennis subplu- 
matis; thorace cimereo, abdomine testaceo, 
pedibus nigris. Longit 23“ 


Darf nicht mit A. bicolor verwechſelt werden, der fie auf 
den erſten Anblick gleicht. Fühler ſchwaͤrzlich in gewiſſer Rich- 
tung grau. Augeneinfaſſung weiß mit wenig Seidenglanz. 
Stirn ſchwarz, in gewiſſer Richtung grau; dicht über den Fuͤh⸗ 
lern ein hellweißer Punct, von oben geſehen. Ruͤckenſchild 
ohne deutliche Striemen, zwei dunklere Stellen deuten 
gleichſam eine Spur der ſonſt gewoͤhnlichen Seitenſtriemen an. 
Hinterleib gelblich ziegelfarb, Hinterraͤnder der Abſchnitte durch 
ſchwarze Faͤrbung deutlich, fo daß fie ſchwarze Querlinien bil 
den. Schwingkolben gelb; Schuͤppchen gelblichweiß. In 
Holſtein. 

N 


38. A. sımpLex mihi. Antennis subpluma- 
tis; cinerea, abdominis basi, pedibus- 
que flavis. Longit. 33 


Nicht ſchlank von Bau. Fuͤhlerwurzel gelb, Endglied N 
ſchwaͤrzlich. Die Borſten nur an der Wurzel, und ſehr ſchwach N 
gefiedert. Augeneinfaſſung ſeidenweiß. Stirn grau. Ruͤcken⸗ 
ſchild mit vier aber wenig merklichen dunkleren Striemen, 
Schultern gelb, Bruſtſeiten mehr rein grau ohne gelbe Beimi— 

ſchung. Hinterleib mit dunklerer Mittelſtrieme und dunkleren 
Hinterraͤndern der Abſchnitte, vorzuͤglich von der Seite geſe— 1 
hen. Schwingkolben gelb; Schuͤppchen gelblichweiß. Fluͤgele 
nerven braun. Fußwurzeln braunſchwaͤrzlich. In Deutſch⸗ 
land. ' 


7 
' 


ER a 
39. A: trraurerrı Meig. Antennis scetariis; 
gatra, abdomine griseo, maculis transversa- 
libus octo striisque intermediis quatuor 


nigris; alis infumatis. Longit. ıT— 14“ 


12 


Nur J fand ſich bisher nicht ſelten in Holſtein. Augen— 
einfaſſung und Untergeſicht hoͤchſtens grauſchimmernd. Schwing 
kolben gelb; Schuͤppchen groß, gewimpert und wie die rauch⸗ 
graue Flügel ſchoͤn taubenhaͤlſig roth und grün ſpielend. Vom 
* Scählinge an nicht felten auf allerlei Pflanzen. 


A. TIEBTIALIS mihi. Antennis setariis; 
Br ‚sehistacea, abdomine subtessellato; 


17% 


tibiis solis rufescentibus. Longit. 25“ 


ſaſſung ſilbern. Stirn ſchwarz, in gewiſſer Richtung grau. 
Auf dem lichtſchiefergrauen Ruͤckenſchilde, Spuren von 
0 vier dunkleren Striemen, wovon die beiden mittleren nur ganz 
vorn deutlich find; hinten eine fünfte breitere bis über das 


de: Hinterleibes nur in gewiſſer Richtung ſichtbar iſt. Der Hin⸗ 
Stellen a des Gewuͤrfelten. Flägel aiemlich, waſkehel, 


. chen ee Beine ſchwarz Schienen vörhlih: In 
Holſtein. l 


N Außer dieſen Arten ſind noch mehr weniger bekannt; A. 
Angelicac IHffmg. Musca Ang. Scohol. Ent. Carn. p. 
329. No. 880. Meigen nannte fie A. deceptoria. — A. 
hyoseyami Meig. Panz. In. ſsc. 108. t. 13. — A. pra- 
tinicola Meig. Vans. In. fsc. 108. 12. A. vagans. Mus- 
„ Hang. In. ſsc. 59. t. 18. 


4 


G 


m. m 
1 
N 8 


Fühler ſchwaͤrzlich in gewiſſer Richtung grau. Augenein⸗ 


terleib zeigt ſonſt in verſchiedenen Richtungen durch dunklere 


, | N 

41. OscınısorNataı mihi. Viridis; thorace 

scutelloque trivittatis; abdomine punctis 
du obus vittaque nigris. Lon- 


git. lin. 22. 


Fühler gelblich, am obern Rande braun. Untergeſicht 
gruͤnlichweiß, Stirn gelb; Punctaugen ſchwarz. Hinterkopfs⸗ 
mitte mit einem ſchwarzen Andreas-Kreuzchen. Striemen des N 
Rüͤckenſchildes breit und ſchwarz, aber wie beſtaubt. Hinter- 
ruͤcken (metathor ax) ſchwarz. Flügel waſſerklar. Die R 
zwei Hinterleibspuncte ſtehen je einer zur Seite auf dem Hin ! 
terrande des erſten und dem Vorderrande des zweiten Abſchnitts 
gemeinſchaftlich; die Strieme laͤuft mitten uͤber den ganzen 
Hinterleib; Puncte und Strieme tiefſchwarz. Ich fing ein 
einziges Stuͤck im botaniſchen Garten bei Kiel, im Julius, 
im Graſe. N 


Ann. Erſt nachdem dieſe Arten mit der Hoffmannseggiſchen 

j reichen Sammlung in Berlin verglichen waren, gab ich den dort 

noch nicht vorhandenen ihre Namen; die wenigen Falls ni⸗ 

ſchen Synonyme erfuhr ich erſt ſpaͤter. 0 
Der Ausdruck Ruͤckenſchild iſt hier immer N Thorax 

Fbr. seht 


R g 
4 7 a 

2 ar 

9 9 J 

1 A * bs 

Beiträge zur Anatomie der Inſeeten: 


von 


H. M. Gaͤ d e. 


— 


— 


2 

1 MR - 1 
u Monoculus apus. Schaͤffers Kiefenfuß mit 
5 * 75 langer Schwanzklappe. 


7 


5 
1 De aͤußern Theile diefes Thiers werde ich füglich übergehen 
A koͤnnen, da ich ſie ſehr ausfuͤhrlich und richtig von Schaͤffer 
4 (Schaͤffers neuentdeckte Theile von Raupen) beſchrieben 
5 und abgebildet ſehe; dagegen werde ich zu der Beſchreibung der 
1 inneren Theile, welche bei dem ebengenannten Schriftſteller 
6 viel dürftiger ausgefallen iſt, Manches hinzuzufügen, Man⸗ 
1 ches zu berichtigen haben. 
J. Nachdem die Thiere zwei Tage in Weingeiſt gelegen wa⸗ 
4 ren, um die innern Theile etwas conſiſtenter zu machen, ſo be— 
1 merkte ich beim Herausnehmen der Thiere, daß die Schaale 
oder beſſer die Außere Huͤlle an zwei Stellen ſehr aufgetrieben 
war, und deshalb merklich vom Leibe abſtand. Aufaͤnglich 


5 glaubte ich, daß aus gewiſſen, unter dieſen erhoͤheten Stellen 


* 


3 liegenden Gefaͤßen, die in denſelben enthaltene Fluͤſſigkeit herz 
ausgetreten wäre, und fo beide Haͤute des Schildes von einan— 

der getrennt haͤtte. Als ich jedoch das Thier ins Waſſer legte, 
) und einen Schnitt in die aͤußere Haut machte, jo floß eine 


x 


„ 4 


Menge Weingeiſt aus der gemachten Oeffnung; es war alſo der 
Weingeiſt zwiſchen beide Haͤute gedrungen, und hatte fie von 
einander größtentheils getrennt. Dieſe bereits ohne mein Zus { 
thun geſchehene Trennung ſetzte ich fort, und hatte das Ver 
gnuͤgen, mit großer Leichtigkeit die aͤußere, faſt hornartige 0 
elaſtiſche Haut des Schildes, von der darunterliegenden grünen, 
außerordentlich zarten Haut voͤllig abzuziehen; wobei ich denn 
fand, daß dieſe äußere Haut des Schildes zugleich ſaͤmmtliche 
Freßwerkzeuge und den ganzen Hinterleib, doch hier als eine 1 
bei weitem feiner gewordene Haut, uͤberziehe. ö | in 
Der Gefäße, deren oben Erwähnung geſchah, find zwei 
vorhanden; an jeder Seite des Schildes liegt eins, welches 
darunter vier elliptiſche Windungen macht. Schaͤffer erwaͤhnt 
neun Gefäße, indem er naͤmlich die aufs und niederſteigenden 
halben Bogen des Gefaͤßes zaͤhlt; ich aber habe bei allen, die 
ich zergliederte, immer nur acht ſolcher Windungen geſehen. 
Dieſe Gefaͤße liegen an der innern Seite der innern Haut des 
Schildes. Schaͤffer hat dieſe Gefaͤße recht gut abgebildet; ich 
kann indeß über den Nutzen, den er dieſen Gefäßen zuſchreibt, 
keinesweges mit ihm uͤbereinſtimmen, und zwar aus anatomi— 4 
ſchen Gruͤnden. Zuvoͤrderſt bemerkt er, daß das neunte Gefaͤß 8 
in den Leib hineingehe, und wahrſcheinlich mit kleinen Beuteln, 
welche an den Fuͤßen ſaͤßen, und von ihm ausführlich (S. 38. 
und 105.) beſchrieben, wie auch abgebildet find, communicive; 
da er nämlich 1) Luft durch die Gefäße in die Beutelchen ger 
bracht, 2) die Beutelchen oft mit der naͤmlichen Fluͤſſigkeit, 
die in den Gefaͤßen vorhanden iſt, ange fuͤllt geſehen hatte, und 
zwar vorzuͤglich und im hohen Grade, zur Zeit der Näutung- 
des Thiers. Dieſe Beobachtungen (S. 75.) brachten ihn auf 
die Vermuthung, daß fie zur Haͤutung wahrſcheinlich beiträs 
gen; indem naͤmlich einer Seits durch ihr Turgescenz die Haut 
vom Leibe gleichſam abgedruͤckt und fortgeſtoßen wuͤrde; andes 
rer Seits durch die Ergießung und darauf erfolgende Erjtars 
rung der in ihnen befindlichen Fluͤſſigeeit zugleich eine neue 


0 
4 


4 


4 


—.— 89 ** 

Haut gebildet wuͤrde. Ich habe gegen dieſe Anſicht zwar Manz 
ches einzuwenden, bin indeß weit entfernt, zu glauben, daß 
meine Anſicht die richtige ſei; auch ſie wird wohl noch ihre 
Maͤngel und Unvollkommenheiten haben. Es ſoll mich indeß 
ſehr frenen, wenn genauere Unterſuchungen dieſer noch ſo we— 
nig bekannten Thiere zeigen werden, daß ich der Wahrheit 

einen Schritt naͤher gekommen bin. 
Ign den Leib habe ich dieſe Gefäße ebenfalls gehen ſehen, 
doch nicht zu jenen Beutelchen, ſondern, nach muͤhevollen und 
oft angeſtellten Unterſuchungen, zum Herzen. Es ſind alſo 
Gefäße, die aus dem Herzen entſpringen, und ſich an der un⸗ 
tern Seite des Schildes mehrmals kruͤmmen. Nach dieſer ganz 
zen Einrichtung und Lage der Gefaͤße vermuthe ich, daß ſie zur 
Permittelung des Athmungsproceſſes dienen. Sie haben naͤm— 
lich eine ſolche Lage, daß die im Waſſer enthaltene Luft ſtets 


auf das in ihnen umlaufende Blut einzuwirken im Stande iſt, 


und damit dieſe Einwirkung gehoͤrig lange geſchehe, gab die 
Natur dieſen Gefaͤßen einen ſehr gewundenen verzoͤgernden 
Lauf. 


Wie laſſen ſich nun aber mit dem eben Geſagten die Schaͤf⸗ 


ſerſchen Beobachtungen vereinigen? Es war nämlich Luft, wel- | 
che er in die Gefäße geblaſen hatte, in die an den Fuͤßen befindli— 


chen Beutelchen gedrungen. Doch hier ſcheint Schaͤffer ſich 
u haben taͤuſchen laſſen. N; 

Einerfeits würde jenes Eindringen ſchwuͤrig, und anderer 

ſeits unmoͤglich geweſen ſein; ſchwuͤrig, weil die Gefaͤße ſehr 


%* fein, oft kaum mit bloßem Augen ſichtbar, immer mehr oder 


weniger mit der rothen Fluͤſſigkeit angefuͤllt ſind, und einen 


mehrfach gekruͤmmeten Lauf haben; unmoglich, weil ich durch— 


aus keine Communication weder dieſer Gefaͤße, noch des Her— 
zens, aus dem ſie entſpringen, mit den Beutelchen, — habe 
A wahrnehmen koͤnnen; auch habe ich bei der Art, die ich unter— 
ſuchte, die im Weſentlichen ganz mit der uͤbereinkommt, welche 
Schaͤffer unterſucht hat, niemals rothe, ſondern immer nur 


* 
* 


— 90 — 


grauliche Fluͤſſigkeit, in ſehr geringer Menge, bemerkt. Fer⸗ 
ner iſt die Erklaͤrung des Abwerfens der alten Huͤlle, aus dem 
Strotzen dieſer Gefaͤße von Blut allzu unwahrſcheinlich, weil 
fie erſtlich ihrer Feinheit und Zartheit wegen wohl ſchwerlich 


einen fo hohen Grad von Anſchwellung erreichen würden, und 


zweitens, weil ſie nie an der Stelle laufen, wo das Schild feſt 
gewachſen iſt, ſondern immer an der vom Koͤrper ſtets getrenn— 
ten Seite; und endlich iſt die Bildung der neuen Huͤlle durch 
das Ergießen und ploͤtzliche Gerinnen des Saftes gar zu mecha— 
niſch, und durchaus auf keine Erfahrung gegruͤndet. 

Ich glaube, das angefuͤhrte, werde hinreichen, um darzu— 
thun, daß meine Meinung nicht ganz unwahrſcheinlich ſei, und 
fahre daher nun in meiner Beſchreibung fort. 

Das Herz iſt ein knotiges Gefaͤß, welches laͤngs dem 
Ruͤcken läuft. Beim lebenden Thiere kann man ziemlich deut— 
lich das Pulſiren deſſelben bemerken, zumal da feine vos 
the Farbe durch die ſchwaͤrzliche des Ruͤckens durchſcheint. 
Es haͤngt ſo außerordentlich feſt, und ſeine Haut iſt 
ſo fein, daß man es nur mit der groͤßten Muͤhe abtrennen 
kann. Das letzte Drittheil des Darmkanals wird von der 
Haut des Herzens in Geſtalt eines Saͤckchens umgeben. Ob 
das Herz hier mittelſt feiner Poren mit dem Darincanal 
communicire, habe ich bis jetzt noch nicht ausmitteln koͤnnen, 
weil die Theile zu zart, und faſt unſichtbar ſind. Es iſt mir 
jedoch ſehr wahrſcheinlich. Vom Herzen habe ich deutlich mehr 
feine Gefaͤße in der Mitte des Koͤrpers ausgehen ſehen, die ſich 
in die Ovarien und die Muskeln des Koͤrpers zu verlieren 
ſchienen. 


Darmcanal. 


Der Darmcanal bildet eine faſt uͤberall gleichweite Roͤhre, ö 
von der Laͤnge des Koͤrpers; z ſeiner Laͤnge haben gleiche Weite; 
das letzte dem After am naͤchſten liegende Drittheil wird allmaͤh— 


lig duͤnner. Ich habe am Darmcanal deutlich zwei Haͤute 


wahrgenommen; eine innere Spinnegewebe ähnliche, und eine 


aͤußere conſiſtentere. 


Die Contenta des Darms hatten eine ſchwaͤrzliche Farbe, 
und enthielten viel Sand. Sie klebten ſo feſt an der innern 
Haut, daß man fie nur mit Zerreißung derſelben wegſchaffen 
konnte. Ein leberaͤhnliches mehreren andern Inſecten eigen⸗ 
thuͤmliches Organ findet ſich beim Monoculus nicht. Der Darm: 
canal wird unmittelbar von kleinen durch zarte Röhren verbun— 
denen Eiern umgeben. Die Ovarien und die hohlen am zehn— 
ten Fußvaare befindlichen Plaͤttchen (uterus), in welche die 


J fait reifen Eier durch eine den Leib zu beiden Seiten durchboh— 


* 


rende Oeffnung fallen, hat Schaͤffer (S. 80.) ſo ſchoͤn be— 
ſchrieben und abgebildet, daß ich nichts Neues hinzufuͤgen kann. 


Nerven. 


Das Hirn iſt ein kleiner nahe bei den Augen liegender 
weißer Knoten, aus dem zwei Markſtraͤnge entſpringen, welche 


beide nebeneinander laͤngs dem Bauche laufen. In jedem Glie— 
de ſchwillt ein ſolcher Strang zu einem Knoten an, deren ale 


ungefähr fuͤnfundzwanzig vorhanden find. ı Je mehr die Mark; 
ſtraͤnge dem After ſich nähern, deſto kleiner werden die Knoten, 


bis ſie endlich dem Auge ganz verſchwinden. Aus den Knoten 
gehen zu jeder Seite zwei Nervenſtraͤnge hervor. 


Ci mer rufipes“ 


Sobald man das Thier am Ruͤcken oͤffnet, erblickt man 


die gruͤnliche Netzmaſſe, welche die Ruͤcken- und Bauchſeite 


gleichmaͤßig uͤberzieht, und ſo den Eingeweiden gleichſam zu 
einem ſanften Polſter dient. Eine naͤhere Betrachtung unterm 
Mikroskop lehrt, daß ſie aus unendlich vielen mit einer oͤhligen 


Flaͤſſigkeit angefuͤllten Körnern beſteht Dieſe Koͤrner werden 
theils von einer zarten fie insgeſammt umkleidenden Haut, theils 


— 92 — 
durch feine Aeſte der Tracheen unter einander zuſammengehal— 
ten. Schafft man nun dieſe an der Ruͤckenſeite haftende Netz— 

maſſe fort, fo erſcheint ſogleich der Darmeanal. Dieſer 
iſt ungefähr dreimal fo lang, als der ganze Körper, laͤuft ans 
fangs bis zur Haͤlfte des Koͤrpers in gerader Richtung fort, und 
macht dann, ehe er ſich in den Aſter endet, mehrere Krüms 
mungen. Die kurze Speiſeroͤhre iſt ſehr fein, und von 
weiſſer Farbe. An ihrem Anfange münden zwei weiße Speichel— 

gefaͤße, von denen jedes an dem Ende zu zwei Knoten anſchwillt. 
Der dem freien Ende des Gefaͤßes zugewandte Knoten hat eine 
faſt zackige, der darauf folgt eine eirunde Geſtalt. 
Der uͤbrige Theil des Darmkanals beſteht bis auf einen 
unbedeutenden Theil aus dem Magen; denn die Einfuͤgung der 
duͤnnen Gedaͤrme befindet ſich in der Naͤhe des Afters, und von 
der Einfuͤgung dieſer Gefaͤße, deren Nutze noch ganz und gar 
unbekannt iſt, hängt ja nach der Uebereinſtimmung der Anato— 
men, die Eintheilung des Darmeanals ab. Dieſer Magen zer— 
faͤllt durch Einſchnuͤrungen in drei Abtheilungen. Die erſte 
Abtheilung iſt kuͤrzer als die andere, und hat die Geſtalt einer 
eirunden Blaſe. Wiewohl die aͤußere Haut ſehr fein iſt, ſo 
konnte ich doch unterm Mikroskop deutliche Muskelfaſern er— 
blicken. | 
Die zweite Abtheilung iſt durch eine Einſchnuͤrung von der 
erſten geſchieden, fie iſt ungefähr zweimal fo lang, als der Körz 
per des Inſects. Im größten Theile ihres Verlaufs iſt fie 
gleich dick, ſchwillt aber kurz vor ihrem Ende kugelfoͤrmig an. 
Beide Abtheilungen unterſcheiden ſich von der folgenden dritten 
durch eine gelblich graue Farbe, welche, wie ich mich uͤberzeugt 
habe, von der zwiſchen der innern und äußern Haut befindli—⸗ 
chen flockigen Maſſe herruͤhrt. Nach einer Einſchnuͤrung theilt 
ſich der einfache Canal des Magens in vier abgeſonderte Canaͤ⸗ 
le, die fi), nachdem fie ungefähr die Länge des Körpers ers 
reicht haben, wieder zu einem Gange vereinigen; dieſe Canaͤle 
machen die dritte Abtheilung des Magens aus. Bei einigen 


4 


— 98. 


fand ich das darin Enthaltene ganz weiß und am Ende gelblich, 
bei andern aber roͤthlich im obern und mittlern Theile und am 
Ende gelblich. 

Ramdohr Cüber die Verdauungswerkzeuge der Inſecten 
S. 190.) erwähnt bei der Zergliederung des cimex prasimus, 
daß die dritte Abtheilung des Magens bei dieſer Wanze aus 
vier neben einanderliegenden etwas tiefen Halb roͤhren be— 


ſtehen, welche ſich ſeitwaͤrts durch eine ſchlaffe Haut fo vereiniz 


gen, daß fie zuſammen einen vierfantigen Canal bilden. Da 


der cimex prasinus nicht weſentlich vom rufipes perſchieden 


iſt, und des erſtern Darmeanal, wie ich aus Ramdohrs Ab— 


q bildungen ſehe, von dem des zweiten nicht ſehr abweicht, ſo 
moͤgte ich faſt glauben, daß auch beide in der dritten Abtheilung 


des Magens, nicht ſo ſehr abweichen, daß ſie bei dem einen 


nur aus Halbcanaͤlen, und bei dem andern aus ganzen beſtaͤnde, 


und ich moͤgte faft vermuthen, daß Ramdohr dieſe Thiere ganz 


friſch zergliedert, oder ſie eine zu kurze Zeit im Weingeiſt liegen 


gelaſſen hat; denn da dieſe Canale durch Zellſtoff aneinander ges 


heftet ſind, und die Haut derſelben ſehr zart iſt, ſo zerreißt 
man ſie bei der Trennung im friſchen Zuſtande ſehr leicht; ich 
habe ſie indeſſen bei allen, welche einige Tage in Weingeiſt ge⸗ 


1 legen waren, ſehr leicht trennen, und mich uͤberzeugen koͤnnen, 


daß jedes einen eigenen Canal ausmacht. Auf eine bewunderus⸗ 


1 würdige Weiſe laufen die Luftgefaͤße auf dieſen Canaͤlen. Es 


*. 


liegen naͤmlich an dieſen Kanälen ein Paar Tracheen der Länge 
nach, aus denen zu beiden Seiten eine Menge Bronchten ent⸗ 
ſpringen, welche rund um alle vier Candle laufen, die zugleich 


dazu dienen, dieſe Kanäle feſter zuſammenzuhalten. N 
Dieſe dritte Abtheilung hat Ramdohr den Wanzenmagen 
genannt, eine Benennung, welche ſie mit Recht verdient, da 


ſich ein fo ſonderbarer Bau bei keinem andern der bis jetzt ana— 


tomiſch bekannten Inſeeten wieder findet. Hinter dieſen Mas 
gen erfolgt eine kleine Erweiterung, in welche die vier duͤnnen 
Gedaͤrme münden. Der Dünndarm fehlt gänzlich. Die duͤn⸗ 


— 94 — 


nen Gedaͤrme liegen uͤber dem Darmeanal in der Gegend des f 
Afters zuſammengeknaͤult. Je zwei und zwei treten gegen ihr 
Ende in einen ziemlich dicken Gang zuſammen, welche ſich bein 
de bald zu einem Gange vereinigen. Dieſer laͤuft laͤngs dem 
Darmcanal in gerader Richtung fort, iſt an ſeinem Anfange 
ziemlich dick, wird aber allmaͤhlig feiner, und muͤndet endlich 
kaum dem Auge noch ſichtbar im Anfang des Oeſophags an der 
Stelle, wo dieſer im Kopfe zu einem kleinen Knoten anſchwillt. 
Dieß ſtimmt indeß nicht mit Ramdohrs Beobachtung uͤber— 
ein, denn danach (a. a. O. S. 53.) ſollen die Enden ders 
ſelben bei den Wanzen in eine ſchwammige Subſtanz uͤberge— 
hen, welche mit den Haͤuten des Netzes verbunden iſt. Die 
duͤnnen Gedaͤrme haben einen geſchlaͤngelten Lauf. Unter dem 
Mikroskop ſieht man darin rundliche Koͤrnchen, von ane 
Pate Farbe. 


Männlich e Nie an 


Sie beſtehen aus zwei ziemlich langen, mehrmals gekruͤm⸗ 
ten Gängen, von denen jeder ſich am Ende in einen vundlis 
chen Knopf endigt, den man Hoden nennen kann; Hoden und 
Ausführungsgänge endigen ſich in einer kleinen Anſchwellung, 
in welche mehrere kleine blinddarmaͤhnliche mit einer weißen | 

Fluͤſſigkeit gefüllte Gefäße münden, die den Samenblaͤschen hbs 
herer Thiere vergleichbar find. Der gemeinſchaftliche ſehr kurze 
Samengang nimt eine eifoͤrmige weiße Blaſe auf. 

1 


Weibliche Zeu gungstheile. 


Jeder Eierſtock beſteht aus ſechs Eiroͤhren, von denen jede 
ungefaͤhr fünf gruͤnliche Eier enthält. Die beiden Ausführungss 
gaͤnge, ſo wie der gemeinſchaftliche Eiergang ſind kurz aber mit 
ſtarken Laͤngsmuskeln verſehen. In den gemeinſchaftlichen Eier- 
gang oͤfnet ſich eine laͤnglichte Blaſe. Die aͤußere Haut derſel⸗ 
ben iſt außerordentlich feſt; fie enthaͤlt eine gelbliche Fluͤßigkeit. 


— 95 rn 


An der Bauchſeite über dem zweiten Fußpaare liegt ein 
breites, den ſtinkenden Wanzenſaft abſonderndes Blaͤschen. 
Einen Ausführungsgang konnte ich nicht finden. Es ſcheint ins 
deß dieſe Fluͤßigkeit am mittleren Fußpaar Dr ein paar kleine 
Harare, durchzuſchwitzen. 


1 
1 
” 
* 


Nerven. 


A x 
1 Das Hirn beſteht aus zwei eirunden Haͤlften, an der bins 
tern Seite vereint, vorne aber etwas von einander abſtehend, 
und in die dicken Sehenerven uͤbergehend. Ain hintern Theile 
' der Hirnhaͤlften entſpringen zwei Stränge, welche den Oeſo— 
phag umfaſſen, und unter demſelben zu einem laͤnglichen Knoten 
{ anſchwellen, aus dem zu beiden Seiten mehrere Faͤden an die 
Fuße treten. Gleich hinter dieſem iſt ein groͤßerer faſt dreieckig— 
ber Kuoten, aus dem mehrere Faͤden entſpringen, welche zu den 
Seitenmuskeln und Eingeweiden gehen. Unter dieſem zeichnet 
ſich ein aus dem aͤußerſten Ende des Knotens hervorgehender 
0 Nerv durch ſeine Dicke aus, der in gerader Richtung bis zum 
e laͤuft. 


Tabanus bovinus. Im d g o. 


Darmcanal. 


N Y Oeſophag und Magen verlaufen in gerader Richtung, nur 
ber Duͤnndarm und Maſtdarm kruͤmmen ſich. 
1 Der Oeſophag hat nur die Laͤuge des Kopfes, und iſt ſehr 
5 ein, Dei feinem Uebergang in den Magen nimmt er ein 
em Körper faſt an Länge gleichkommendes ganz weißes Gefäß 
a das fich in ein breites umgekehrt herzfoͤrmiges Organ endigt. 
der Magen geht bis ans Ende des Koͤrpers. Im groͤßten 
Theu feines Verlaufes iſt er ſehr dünn; erſt kurz vor der Eins 
ung der dünnen Gedaͤrme blaſenfoͤrmig erweitert. Auf ſeiner 
n Haut ſieht man ſchon mit einem mäßigen Suchglaſe 


Längs- und Quermuskeln. — An feinem Anfange fisen zwei 
ſackfoͤrmige Anhänge, welche, fo wie der ganze Darmcanal an 
der innnern Wandung mit druͤſenartigen Koͤrpern beſetzt ſind. 

Diele Druͤſen, welche groͤßtentheils in regelmaͤßigen Laͤngs⸗ 
reihen liegen, ſind am Anfange des Magens in den beiden ſack— 
foͤrmigen Auhaͤngen und am Ende deſſelben in der blaſenfoͤrmi⸗ 
gen Erweiterung am groͤßten, auch haben ſie hier eine mehr 
unregelmaͤßige Lage; kleiner ſind ſie in der Mitte des Magens. 
Am Ende der blaſenfoͤrmigen Erweiterung inſertren ſich die duͤn⸗ 
nen Gedaͤrme, deren es vier giebt. Bei ihrem Inſertions“ 
punct ſind ſie ſehr fein, und von dunkelgelber Farbe, in ihrem 
weitern Verlauf nehmen ſie eine weißere Farbe an. Dieſe Ser 
daͤrme erſtrecken ſich nicht weit in den Koͤrper hinein; ſondern 
ſchlingen ſich nahe bei der Einfuͤgung durch einander, und win— 
den ſich um den letzten Theil des Darmeanals herum. Sie for 
wohl, als auch die blaſenfoͤrmige Erweiterung des Magens ſind 
reichlich, und mehr als der übrige Darmeanal mit Luftgefaͤ⸗ 
ßen verſorgt. Der Duͤnndarm iſt faſt ſo lang, als der Magen; 
auch er iſt, wie der Magen, mit Drüfen beſetzt, welche aber 
eine unregelmaͤßige Lage haben, und ſo klein ſind, daß es das 
Anſehen gewinnt, als ſei der Darmeanal mit vielen Puncten 
beſaͤet. 

Der Maſtdarm iſt ſehr klein und dick. Im Innern deſſcl⸗ 
ben ſitzen ſechs druͤſenartige Körper, von bedeutender Groͤße; 
ſie haben eine eirunde Geſtalt, und enthalten eine koͤrnige Maſ⸗ 
ſe. Unterm Mikroskop geſehen ſcheinen ſie an der Spitze und 
den Seiten mit kleinen Zähnen beſetzt zu fein. Bei genauez 
rer Unterſuchung aber wird man gewahr, daß dieß kleine Hoͤ— 

cker ſind, mit denen ſie ganz beſetzt ſind. Zu beiden Seiten des 
vorhin beim Oeſophag erwaͤhnten Gefaͤßes laufen zwei andere, 
die mit jenem gleiche Laͤnge haben; ſich indeß nicht unmittelbar N 
in den Oeſophag öffnen, ſondern ins Maul, hier auſſerordent—⸗ 
lich fein und allmaͤhlig gegen ihr freies Ende hin dicker ſind. 
Sie werden durch Zellſtoff und Luftgefaͤße an der Bauchſeite 


! n 

befeſtigt. Sie enthalten eine gelbliche koͤrnige Fluͤſſigkeit, die 
vorzuͤglich gegen das freie Ende hin, eine dunkelgelbe Farbe 
annimt. EM 
3 Rücken gefaͤß. J 
Es hat wie bei den Raupen fluͤgelaͤhnliche Anhaͤnge, und 
zwar ſechs an jeder Seite, die aus Muskelſtraͤngen beſtehen. 
Dieſe werden an den beiden vom Herzen abgewandten Seiten 
der Fluͤgel ſchmaͤler, und verlieren ſich als feine Faͤden unter 
die Seitenmuskeln des Koͤrpers. Die Fluͤgel werden, je mehr 
ſich das Ruͤckengefaͤß dem Ende des e naͤhert, immer 
kleiner. 
3 ; 
> j Mer ven. 


Das Hirn beſteht aus zwei ſehr breiten ſat halbmondfoͤr⸗ 
“= geftalteten Hälften, an deren hintern Theile zwei ſtarke 
55 entſpringen, welche, den Oeſophag umgebend, in der 
Brust zu einem dicken laͤnglichten Knoten anſchwellen, der zu 
0 eiden Seiten mehrere Nerven, an die Fuͤße giebt; außerdem 
gehen am Ende des Knotens an jeder Seite zwei durch ihre 
m ſich auszeichnende Nerven ab, die ſich 110 die e Bruſt⸗ 
uskeln vertheilen 
3 ꝓõiſchen dieſen vier ſtarken Steige tritt am Ende 
d s Knotens in der Mitte ein feiner Nerve hervor, der kaum 
L Alb fo dick iſt, als einer der vier vorigen. Dieſer läuft in der 
Mitte des Bauches, ohne Knoten zu bilden, bis an den Ans 
ang des Hinterleibes, woſelbſt er zu ſechs Knoten anſchwillt. 


Po 
ar 
* 


. 


der erſte liegt ziemlich weit von dem zweiten getrennt, der 
und dritte liegen ſchon naͤher zuſammen, die drei letzten 
t aneinander. Dann laͤuft der Nerve in gerader Linie faſt 
Mm Ende des Hinterleibes, wo er ſich in mehrere feine Faͤr 
den theilt. 

in 
2 


* 


F 7 At 


j 


* 


Weibliche ehe 


Sie beſtehen aus zwei laͤnglicht runden Eierſtoͤcken, die, 
wenn man das Thier am Ruͤcken aufſchneidet, ſogleich in die 
Augen fallen. Sie enthalten eine außerordentliche Menge 
kleiner weißgelblicher Eier in Eiergaͤngen die nicht frei liegen, 
wie bei andern Inſecten, ſondern insgeſamt von einer feinen 
Haut umkleidet ſind. Eine ſehr große Menge von Luftgefaͤßen 
durchbohrt an den beiden einander abgekehrten Seiten die Haut 
dieſer Eierſtoͤcke; und zwar treten dieſe Luftgefaͤße, was ſehr 
merkwuͤrdig iſt, nicht an verſchiedenen unbeſtimmten Stellen, 
ſondern immer fo in die Eierſtoͤcke, daß die Oefnungen für die; 
ſelben ſtets in einer regelmaͤßigen Laͤngslinie liegen. Die bei: 
den Ausfuͤhrungsgaͤnge ſo wie der gemeinſchaftliche Eiergang 
find ſehr kurz. In den letztern oͤfnen ſich kurz vor feinem Ein- 
tritte in die aͤußere Scham fuͤnf Gefaͤße, die alle eine ziemlich 
gleiche Laͤnge haben, ſich aber durch Farbe und Weite fehr uns 
terſcheiden. Drei derſelben haben eine ſchwaͤrzliche Farbe. 
Sie laufen Anfangs eine Strecke gerade fort, biegen ſich dann 
plotzlich um, uud. laufen in gerader Richtung bis zu ihrem In⸗ 
ſertionspuncte zuruͤck. Dieſer ſonderbare Lauf giebt ihnen bei 
ihrer ohnehin ſteifen und ſtricten Form ein eingeknicktes Anſe⸗ 
hen. Sie ſind anfaͤnglich ſehr fein, verdicken ſich bald darauf, 
und laufen fo gleichweit eine Strecke fort, bis fie ſich am En: 
de zu einem keulenfoͤrmigen Knopfe ausdehnen. Die beiden 
andern Gefaͤße ſind weiß, und behalten durch ihren gauzen Ver⸗ 
lauf einerlei Weite. nd 


5 y 
‚Geotrupes nasicornis Larva, 


Oefnet man die Larve am Rücken, fo erblickt man zuvoͤr⸗ 
derſt die weiße Fettmaſſe, welche vorzuͤglich den Anfang und 
das Ende des Magens bedeckt. Sie beſteht aus rundlichen aus 
ſehr feinen Koͤrnchen zuſammengeſetzten Kuͤgelchen, die in einer 
ſehr zarten Haut netzfoͤrmig aneinander gereiht ſind. Unter 


bieſer ittmaſſ legt der dicke Darmcanal > deſſen Länge die 
Laͤnge der Larve um 2 Mal uͤbertrifft. 


„ 


Dtier Oeſophag iſt kurz und dünn. Unter feiner aͤußern 
| Haut erblickte ich unterm Miskroskop deutliche Langsmuskelfa— 
fern. Seine innere Haut bildet bei der obern M uͤndung eine 
Duplicatur, welche in Geſtalt einer Klappe in den Magen 
$ hineinragt. Der Magen erweitert ſich gleich anfangs bedeu— 
tend, und behaͤlt dieſe Weite bis an ſein Ende. Er wird von 
drei Reihen blinddarmaͤhnlicher Gefaͤße, deren Lage ſchon von 
Swammerdam recht gut beſchrieben und abgebildet iſt, umge— 
ben; der erſte Kreis, welcher den Magen an ſeinem Anfange 
umgiebt, beſteht aus einer doppelten Reihe von Blinddärm: 
5 chen, von denen die aͤußere Reihe wegen ihrer Laͤnge die innere— 
. gaͤnzlich bedeckt. Der groͤßte Theil dieſer kleinen Gefaͤße iſt an 
der Spitze, entweder getheilt oder traͤgt ein Paar kleine Hoͤk⸗ 
kerchen. Am Ende des obern Drittheils des Magens liegt ein 
zweiter Kranz, der ſich nur dadurch von dem erſten unterſchei⸗— 
det, daß er nur aus einer Reihe von Gefaͤßen beſteht, welche 
3 ſümtlich mit ihren Spitzen dem After zugewendet, dahingegen 
die des erſten Kranzes nach dem Maule hingerichtet ſind. Der 
dritte Kranz liegt kurz vor dem Ende des Magens. Am läng: 
fen find feine Gefäße an den Seiten des Magens; an der 
obern und untern Seite werden ſie betraͤchtlich kuͤrzer, doch iſt N 
* mehr an der obern als untern der Fall. Die aͤußere Haut 
s Magens, welche ſich ſehr leicht von der innern ſehr zarten 
trennen laͤßt, hat ſehr ſtarke Quermuskelfaſern, dagegen man 
nur hin und wieder eine Spur von Laͤngsfaſern erblickt. Der 
lorus wird von einem ſtarken unter dem hintern Blinddarm— 
kr Br ſchon mit bloßen Augen ſichtbaren Kreismuskel gebildet. 


Der Duͤnndarm hat eine ſehr geringe Weite. Seine aͤuße— 
ö Ex hat Laͤngsmuskelfaſern, welche in ihrer erfien Hälfte 
1 hr ſchwach find, dagegen fo wie fie ſich dem Dickdarme nd: 


g * 
3 * > 0 7 


— 100 — 


hern, an Stärke zunehmen. Die Querfaſern find ſehr fein, 
in großer Anzahl vorhanden und liegen dicht an einander. Der 
Dickdarm iſt betraͤchtlich erweitert. Die innere Flaͤche der 1 
aͤußern Haut iſt mit zahlreichen rundlichen Drüfen beſetzt. 9 
Quer- und Laͤngsmuskeln ſind hier nur undeutlich zu bemerken. 
Der Maſtdarm hat ungefaͤhr die Dicke des Dünndarms. An 
ſeiner aͤußern Haut erblickt man ſechs Wuͤlſte, welche ſtark an 
der innern Flaͤche hervorragen; zwiſchen dieſen laufen mehrere 
Laͤngsfaſern, die von vielen feinen, gedrängt liegenden Quer⸗ 
faſern gekreuzt werden. Die ganz weißen duͤnnen Gedaͤrme 
haben einen wellenfoͤrmigen Lauf. Sie liegen dicht am Magen. 


\ 


Trachnen. 


Was den Bau der Stigmaten betrifft, fo find die rundli— 1 
chen Oefnungen derſelben von einem kreisrunden hornartigen 
Ringe umgeben, deſſen innere Fläche mit einem dicken, nur 1 
bei dem erſten Stigma geſchloſſenen Wulſte ausgekleidet iſt. 
Dieſer unterſcheidet ſich nicht allein durch feine weiße Farbe und ge- 
ringere Conſiſtenz von dem braͤunlichen Ringe, ſondern zeigt 
auch unterm Mikroskop deutliche Quermuskeln, welche ohne 
Zweifel den Nutzen haben, die Oeffnungen der Stigmaten zu 
ſchließen. Aus jedem Stigma entſpringen drei Luftgefaͤße, 
welche ſich, nachdem ſie eine kleine Strecke verlaufen ſind, di⸗ 
chotomiſch theilen. Die Aeſte des einen Gefaͤßes gehen zur 
obern Seite des Darmcanals, die des zweiten zu den Ruͤcken⸗ 
muskeln, und die des dritten zur untern Seite des Darımcaz 
nals und zu den Bauchmuskeln. Von dieſen iſt das zuerſt er 
waͤhnte am groͤßten und am ſtaͤrkſten getheilt, das zweite das 
kleinſte, und das dritte etwas kleiner als das erſte. Die Ger 
faͤße der ſechs erſten Stigmaten vertheilen ſich blos an den Oeſo⸗ 

phag und Magen, die des ſiebenten zur Haͤlfte an den Magen 
und Duͤnndarm. „ 


— 8 * 


„OR: 


. \ —— 101, — 


* Das Nuͤckengefaͤß iſt ein faſt gerade laufendes völlig durch— 
ſichtiges Gefäß. Gegen beide Enden des Körpers wird es ſehr 
fein, und in der Mitte, wo es ſich verdickt, hat es ein etwas 
knotiges Anſehen. 


Nerven. 


Das Hirn liegt uͤber der Speiſeroͤhre. Es bildet einen 
; herzfoͤrmigen Koͤrper, deſſen breiterer ausgerandeter Theil 
nach vorne gewandt iſt. Aus jedem der beiden vordern Lap— 
pen entſpringen zwei Nerven. Aus dem hintern ſpitzern Thei— 
le geht ein Nerv der ſich kurz nach ſeinem Urſprunge in zwei 
theilt, die in Geſtalt eines Ringes den Oeſophag umfaſſen, 
und ſich unter demſelben zu einem Strange, dem Ruͤckenmarke 
vereinigen. Dieſes reicht nur bis zum zweiten Fußpaare; es 
macht alſo das Ruͤckenmark dieſes Inſectes eine merkwuͤrdige 
Ausnahme von der allgemeinen Regel, daß bei den Inſecten 
das Ruͤckenmark dem ganzen Koͤrper an Laͤnge gleichkommt. 
Dem bloßen Auge erſcheint das Ruͤckenmark nur als erſter kno— 
tenloſer Strang; jedoch ſieht man unterm Mikroskop deutlich 
dreizehn Knoten, welche ſo nahe an einander liegen, daß man 
ſie beim erſten Anblicke nur fuͤr einen haͤlt. Aus jedem Kno— 
ten ſehe ich zu jeder Seite einen Nerven herausgehen. Aus 
dem letzten treten ſtralfoͤrmig viele Nerven hervor, von denen 
die aus der een Spitze des Knotens hervorgehenden die 
laͤngſten find‘ „indem fie in gerader Richtung, ohne ſich zu ver⸗ 
aſteln, bis ans Ende des Koͤrpers verlaufen; diejenigen aber, 
welche zur Seite des Knotens hervortreten, ſind, weil ſie unmit⸗ 
telbar zu dem Seitentheil des Koͤrpers gehen, die kuͤrzeſten. 


1 : 5 
1 Geotrupes nasicornis. Imago. 
1 8 


Schneidet man den Nashornkaͤfer am Rücken auf, fo 
* 
wird man ſtatt jener Fettmaſſe, welche ſich bei der Larve zeigt, 


> = — — — ” 2 
eine große Menge Bronchien gewahr. Dieſe Bronchien erwei— 


— 
* 


PR 
“a * 


— 102 — 


tern fich an ſehr vielen Stellen, wie wir es bei der ganzen Ab 
theilung der Lamellicornium ſehen, blaſenfoͤrmig. Anfangs 
glaubte ich, unterm Mikroskop viele Oefnungen auf denſelben 
zu erblicken, jedoch fand ich bei naͤherer Unterſuchung, daß die 
vermeinten Oeffnungen blos een zerſtreutſitzende Fett: 
kuͤgelchen waren. 


Darmcanal. 


0 1 


Es iſt ungefähr zwei Mal fo lang, als der ganze Koͤr— 
per. Die Speiſeroͤhre zeigt viele Laͤngsfaſern. Da, wo der 
Duͤnndarm den Pylorus bildet, ſitzen ſechs druͤſigte, durch ih— 
re Lage einen Kranz bildende Koͤrper. Der Duͤnndarm ſelbſt 
hat ſtarke Laͤngsfalten. Mittelſt einer ſtarken Vergroͤßerung 
erblickt man viele kleine außerordentlich feine Haare, mit de- 
nen er äußerlich ganz befert iſt. Der Maſtdarm iſt blos durch 
eine Erweiterung vom Duͤnndarm geſchieden. In ihm findet 
man Laͤngs und Querfaſern; doch erſtere etwas ſtaͤrker. Der 
dünnen Gedaͤrme find vier, die bei ihrer Einfügung ſehr fein 
ſind, ſich aber gegen ihr freies Ende hin allmaͤhlig erweitern. 
So weit ſie am Darme verlaufen, hat die in ihnen befindliche 

Fluͤſſigkeit eine weiße, hingegen in der am Oeſophag und Ma— 
gen verlaufenden Portion eine gelbliche Farbe. 


Ruͤ cken gefaͤß. 


Dieſes hat ein gelblich braunes Anſehen; es wird ſo ſehr 
von den Sufegefäßen befeſtigt, daß man es nur mit Mühe ber 
freien kann. Es laßt ſich jedoch weit leichter von dem Ruͤcken 
abtrennen, als bei der Larve. Uebrigens hat es ganz dieſelbe 
Geſtalt wie bei dieſer. 


Nerven. 


Das Hirn beſteht aus zwei mehr breiten als langen Haͤlf 
ten. Zu beiden Seiten derſelben gehen die ſtarken Sehnerven 


7 


4 


= * 
— 105 — 
8 9 \ 
ab, die beide zuſammengenommen dem Hirn an Dicke gleich 
kommen. Aus dem hintern Theile der beiden Hirnhaͤlf— 
ten entſpringen zwei Nerven, welche ſich, nachdem ſie einen 
Ning um die Speiſeroͤhre gebildet haben, unter derſelben zu 
einem länglichten Knoten vereinigen. Auf dieſen folgen noch 
drei andere Knoten, welche indeß nicht ſo ſehr gedraͤngt liegen 
wie bei der Larve. Die drei erſten ſind, wie bei den meiſten 
Inſecten, durch die zwei gewöhnlichen Ruͤckenmarksſtraͤnge von 


zeigt ſich eine Ausnahme, indem dieſe nur durch eine geringe 
5 Einſchnuͤrung gefchteden find. Die Geſtalt iſt bei allen fo ziem— 
b lich gleich, nur muß ich bemerken, daß der zweite Knoten ſich 

von den uͤbrigen dadurch unterſcheidet, daß er mehr breit, als 
| lang iſt. Aus jedem der zwei erſten treten an jeder Seite zwei 
Nerven hervor; eine groͤßere Anzahl von Nerven entſpringt 
aus den beiden letzten, welche ungefaͤhr zwoͤlf bis vierzehn ab⸗ 


geben, die ſich, vielfach theilend, in den Ae Unterleib 


n. 
Dier Hauptunterſchied des Nervenſyſtems des Gate 
Inſects von der Larve wäre alfo der, daß bei jenem 1) die 
Ganglien mehr auseinander geruͤckt ſind, und 2) daß die aus 
dem letzten Knoten hervorgehenden Faͤden bei ihrem Verlauf in 
dem Unterleibe ſich zeraͤſteln. Uebrigens reicht es, wie bei 
der Larve, nur zum zweiten Fußpaar. 


. Maͤnnliche Zeugungstheile. 
. 
5 Die Ruthe iſt walzenfoͤrmig, und hat beinahe die Laͤnge 


1 der Scheide; oben wird fie unterhalb und oberhalb durch horn: 
artige duͤnne Plaͤttchen geſtuͤtzt. Die Scheide der Ruthe iſt 
haͤutig, und ſtark gewoͤlbt. Sie kruͤmmt ſich vorn zu einem 
g Haken um; vor dieſer Kruͤmmung iſt ſie unterhalb von einer 


ziemlich feſten hornartigen Platte geſchloſſen, deren Verbin⸗ 


g dung mit dem obern Theil an dem Rande man deutlich wahr— 


9 


einander getrennt, bloß bei dem dritten und vierten Knoten 


nehmen Fann. Der gemeinfehaftliche Ausfuͤhrungsgang hat un: 


gefahr die Länge der Ruthe. Seine Haut ift fehr dick, und 
mit ſtarken Muskeln verſehen.. An feinem Anfange und Ende 


iſt er ſehr dünn, in der Mitte aber erweitert er ſich zu einem 
dicken blaſenfoͤrmigen Körper. Sein Ende nimmt zwei Sa— 
menbläschen und zwei b en der Hoden auf. Die 
Samenblaͤschen ſind bei ihrer Einfuͤgung ſehr fein, erweitern 
ſich bald darauf und nehmen eben ſo, nachdem ſie eine Strecke 
ſich erweiternd fortgelaufen ſind, an Dicke ab, bis ſie ſich nach 
vielen Windungen in eine feine Spitze verlieren. Sie ſind 
ſehr lang, und von einer viel weißern Farbe, als die oberhalb 
derſelben ſich einfuͤgenden Ausfuͤhrungsgaͤnge der Hoden. Die 


letztern ſind in ihren Verengerungen und Erweiterungen jenen x 
vollkommen ähnlich, nur nicht in ihrer Länge, Sie ſind kuͤr— | 
zer, und haben eine gelbliche Farbe, welche von der in ihnen 


befindlichen gelblichen Samenfeuchtigkeit herruͤhrt. In dieſe 


oͤfnen ſich ſechs ſehr feine kurze Gefäße, von denen jedes einen 5 


Hoden traͤgt, dieſe Hoden haben eine runde, von oben nach 


unten plattgedrückte und am Rande gezaͤhnelte Geſtalt. So: 1 
wohl die Haut der Samenblaͤschen, als der Ausfuͤhrungsgaͤn⸗ 
ge der Hoden hat Laͤngs- und Querfaſern, die aber nur un 


term Mikroskop deutlich werden. 


* k 


Weibliche Zeugungstheile. 


Die aͤußere Schaam wird oberhalb von vier hornartigen 7 
faſt viereckigen dünnen Plaͤttchen bedeckt, welche in zwei Rei⸗ 
hen liegen, und durch eine ſehnige Ausbreitung mit einander 
verbunden ſind. Unterhalb am aͤußern Ende liegen der Quere 
nach vier Plaͤttchen, wovon die mittlern linienfoͤrmig, die bei- 0 
den aͤußern in der Mitte breiter ſind; dieſe ſind nicht ſo eng 5 


mit einander verbunden, als die obern Plaͤttchen. Der ge— 


meinſchaftliche Eiergang iſt mittelmaͤßig lang. Seine Haut bil⸗ 
det Laͤngsfalten. Er geht in zwei ſehr kurze Gänge uͤber, wel- 


2 28 — 105 — 


che die Ausfuͤhrungsgaͤnge zweier aus zwoͤlf Eiergaͤngen beſte— 
hender Eierſtoͤcke ſind. Der gemeinſchaftliche Eiergang nimmt 
drei Gefäße auf. Zwei von ihnen ſtehen mit ihren Einfuͤgungs— 
ö puncten einander ſehr nahe. Das eine derſelben iſt dreimal ſo 
lang, als der gemeinſchaftliche Eiergang , und hat in ſeinem 
ganzen Verlauf faſt einerlei Dicke; es endigt ſich in einen eu: 
lenfoͤrmigen Knopf. Ich fand in demſelben eine koͤrnige Fluͤſ— 
ſigkeit. Das andere Gefaͤß iſt um das dreifache kleiner. Sei⸗ 
ne Haut iſt conſiſtenter, es hat eine weißere Farbe, als das 
erſte Gefäß. Das dritte hat feinen Inſertionspunct unterhalb 
der beiden erſtern, es iſt kuͤrzer, und endigt ſich keulenfoͤrmig. 
1 An der Haut der beiden erſtern Gefäße konnte ich keine Mus: 
fr kelfaſern erblicken. Die Haut des dritten Gefaͤßes hat ſtarke 
ſchon mit bloßen Augen ſichtbare Laͤngsfalten. In den beiden 
erſten Gefaͤßen iſt eine weißliche koͤrnige, im dritten dagegen 
eine braͤunliche Fluͤſſigkeit enthalten. 


% Scolopendra morsitans. 


ö Da dieſes americaniſche Thier lange Zeit in Weingeiſt ge: 
legen war, ſo verſagten einige Theile deſſelben eine anatomiſche 
1 N Br So hatte z. B. der Weingeiſt der Fettmaſſe 
alle Fluͤſſigkeit fo entnommen, daß fie ganz hart und broͤcklich 
geworden war. Andere Theile dagegen, als mehrere Abſon— 
derungsgefaͤße, der Darmkanal und das Herz hatten weniger 
gelitten, und vorzuͤglich ſchoͤn und deutlich zeigte ſich das Ner- 
‚8 venſyſtem. Es wird mir daher möglich fein, von diefen Theis 
len eine deutliche Beſchreibung zu geben. 
Der Darmcanal *) hat die Länge des Körpers. Die 


2. Speiſeroͤhre iſt anfangs dünn, wird allmaͤhlig dicker, und 
. 


2 
4 
7 


) Anm. des Herausgebers. Vom Darmcanal der Scolo- 
* pendra forcipata ſagt Marcel de Serres (Annal. du Mus, d'hist. 
4 nat. XX. 250.) folgendes: 


5 geht ſo, ohne eine Einſchnuͤrung zu bilden, in den Magen 
uͤber. weh 
Der Magen nimt den größten Theil des Körpers ein. 
Der Anfang und das Ende deffelben find dünn, in der Mitte 
iſt er dicker, und hier hat er eine Einſchnuͤrung; am Ende ift 
ebenfalls eine Einſchnuͤrung, in welche ſich die duͤnnen Daͤrme 
einſenken. Der duͤnne und dicke Darm bilden eine kurze gleich: 
weite Roͤhre. Die aͤußere Haut des Oeſophags, ſo wie die des 
ganzen Darmcanals iſt ſehr fein, und ohne bemerkbare Muskel 
faſern. Sie geht ununterbrochen uͤber den ganzen Darmcanal, 
und laͤßt ſich ohne Muͤhe abziehen. Die innere Haut des Oeſo— 
phags iſt ſtark. Ich ſah vierzehn bis ſechszehn nach Innen 
hervorragende Laͤngsfalten, und zwiſchen diefen noch mehrere 
feinere. Viel dicker fand ich dieſe Haut im Magen, und mit 


ſehr vielen Falten verſehen, welche in der mittlern Einſchnuͤ s 


rung des Magens breiter, aber auch duͤnner werden. Kurz 
vor dem Pylorus bemerkte ich ſtatt dieſer Laͤngsfalten ſtarke 


Der Darmcanal iſt kaum länger als der Körper und bes 
ſteht 1) aus einer engen nicht langen Speiſeroͤhre, 2) aus einem 
walzigen gegen das Ende hin ein wenig dickeren und mit einer 
Klappe verſehenen Magen; 3) aus einem engeren Gallendarme, 
in den ſich die Lebergefaͤße einſenken. Dieſe ſind ziemlich zahlreich 
lang und gelblichweiß von Farbe. 4) aus einem walzigen wenig 

4 dicken, mit einer Art von Schließmuskel endigenden Maſtdarme. 
Die Breite und Dicke der Zellen in der Zellhaut des Darmcanals 
faͤllt bei dieſer Art am meiſten auf. Dieſe gerundeten, ſehr dicht 
zuſammenliegendeu Zellen geben dem Magen ein ſchwamaͤhnliches 
Anſehen. Die innere oder Schleimhaut des Magens iſt ziemlich 
entwickelt, ihre Falten laufen ſaͤmtlich in die Laͤnge. Die Mus⸗ 
kelhaut iſt ziemlich dick, und die Falten welche ſie am Ende des 
Magens bildet, machen die Pfoͤrtnerklappe aus. Im Gallendarme 
iſt die Schleimhaut, im Maſtdarme die Muskelhaut am meiſten 
entwickelt, und dieſe letzte bildet auch den Schließmuskel des Af⸗ 
ters. f 


1 
4 


N — or. = - 
6‘ 1 

Querfalten, die aber ſchon am Pylorus aufhoͤrten. Die im 
Darm befindlichen Laͤngsfalten ſind anfangs klein, gegen den 
After werden ſie breiter, und ragen ſtaͤrker in den Darm her— 
vor. Der duͤnnen Daͤrme habe ich nur zwei gefunden, welche 
an der Baſis ziemlich dick waren, gegen das Ende feiner wur 
den, und einen geſchlaͤngelten Lauf hatten. In den After oͤf— 


nen ſich zwei laͤnglichte Koͤrper, mittelſt zweier nicht ſehr lan— 


ger zuſammengeknaͤuelter Ausfuͤhrungsgaͤnge. Die Haut dieſer 
Körper fo wie der Ausfuͤhrungsgaͤnge hat ſtarke Kreismuskeln. 
Die in denſelben befindliche weißliche Fluͤſſigkeit war, wahr— 
ſcheinlich durch den Weingeiſt, geronnen. Ungefähr in der Ge— 
gend des fuͤnften Nervenknotens liegt an jeder Seite des Darm— 
canals ein Haufe verſchieden geſtalteter druͤſigter Koͤrperchen, 


von denen jeder einen eigenen feinen Ausfuͤhrungsgang hat; 


dieſe kommen endlich in zwei Gaͤnge zuſammen, die ſich ins 
Maul öfnen. Dieß find ohne Zweifel die Speicheldruͤſen, wel: 


che den giftigen Saft abſondern, durch den der Biß dieſer 


T.hiere ſo gefaͤhrlich wird. 


1 


Das Ruͤckengefaͤß beſteht aus einem dem Koͤrper an Laͤnge 
gleichkommenden duͤnnen Gefaͤße, welches unmittelbar unter 
den Ruͤckenmuskeln liegt. Es hat achtzehn muskulöſe fluͤgelar— 
tige Anhänge, welche am Anfang des Gefaͤßes kurz und rund: 
licht ſind, gegen das Ende deſſelben aber laͤnger werden. Die 
untere den Darmcanal bedeckende Seite des Ruͤckengefaͤßes iſt 
durch eine laͤngslaufende, doch nicht ſehr tiefe Furche bezeich— 


4 net. Gefaͤße habe ich nicht aus demſelben hervorgehen ſehen, 


eben ſo wenig, daß es irgendwo einmuͤndet. Es verliert ſich 


an beiden Enden in eine feine Spitze. Was die merkwuͤrdige 
Nervenvertheilung ins Ruͤckengefaͤß betrift, ſo wird davon bei 
den Nerven die Rede ſein. 


5 Das Hirn beſteht aus zwei Haͤlften, welche nach den Sei— 
ten hin ſich etwas verlängern, undeſo in die Sehenerven über: 


gehen. Letztere ſind halb ſo dick, als die Hirnhaͤlften ſeloſt. 
Kurz nach ihrem Austritt aus denſelben theilt ſich jeder in vier 


— 108 — ; 
ziemlich dicke Fäden, welche ohne ſich wieder zu vereinigen, 
ins Auge eindringen. Oberhalb dem Urſprunge der Sehener— 
ven geht an jeder Seite von der Spitze der Hirnhaͤlften ein 


dicker Nerv ab, welche beide in die Fühler dringen, und ſich 


hier ſehr veraͤſteln. Dieſe beiden find unter allen aus dem 
Nervenſtamme des Inſects abgehenden Nerven die dickſten. 
An der Baſis des Hirns entſpringt ein ziemlich ſtarker 
Nervenfaden, der, nachdem er bloß oben kurz nach feinem Ur⸗ 
ſprunge einige feine Faͤden abgegeben hat, ſich ans Herz ver— 


K 0 theilt. 


- 


Vom hintern Ende der Hirnhaͤlften gehen zwei Stränge 
ab, die den Oeſophag umfaſſen, und unterhalb demſelben zu 
einem länglichten Knoten anſchwellen. Aus dieſem entſpringen 
fünf Paar Nerven, von denen zwei Paar aufwaͤrts und drei 
Paar abwaͤrts gehen. Von den drei Paar abwaͤrtsgehenden 
iſt das, auf die beiden aufwaͤrtsgehenden Paare folgende das 
dickſte. Aus dieſem Knoten gehen die beiden Nervenſtraͤnge na⸗ 
he an einander liegend hervor, und bilden im zweiten Bauch): 
gliede den zweiten Knoten. Aus dieſem entſpringt oben ein 
Paar ſehr feiner Nerven, unterhalb derſelben tritt ein dickeres 
Paar hervor; dieſes ſteigt gerade in die Höhe nach dem Ruͤcken 
hin, umſchlingt den Oeſophag, und tritt an die Spitze des 
Herzens. Aus jedem derſelben tritt ungefaͤhr in der Mitte 
ein feiner Faden heraus, welche beide in die Kinnbacken gehen. 
Von den noch uͤbrigen zwanzig Knoten liegt ebenfalls in jedem 
Bauchgliede einer. Aus jedem entſpringen drei Paar Nerven, 
von denen das mittlere ſtaͤrkere Paar in die Fuͤße, und die 
zwei andern Paar zu den Muskeln und Bauch-Eingeweiden 
gehen, naͤmlich das erſte Paar zu den Bauch- und Seitenmus: 
keln, und das hintere zu den Ruͤckenmuskeln und den Einge— 


weiden. Uebrigens find die beiden Stränge des Bauchmarks, 
vom erſten Knoten an, der ganzen Laͤnge nach aneinander ge— 


heftet; ſie laſſen ſich aber leicht trennen. Im Anfange und in 
der Mitte des Koͤrpers ſind dieſe Straͤnge am dickſten, gegen 


N 
y 


— 109 — N 

das Ende nehmen fie an Dicke ab. Kurz vor dem Ende des 

2 Körpers entfernen fih die Strange von einander, und treten 

in die am Ende des Koͤrpers befindliche Zange; nachdem jeder 

ungefähr in der Mitte der Zange noch zu einem mäßigen Kno⸗ 
ten angeſchwollen iſt, theilt er ſich vielfach. 


Erklaͤrung der Kupfertafeln. 


Fig. 1. Nervenſyſtem des Monoculus apus. 
f a. Hirn — bb Ruͤckenmarksknoten. 
Fig: 2. Darmcanal des Tabanus bovinus. 
a. Speiſeroͤhre — bb. Speichelgefaͤße — o. Herzfoͤrmi— 


ges Organ — d. Magen — e. duͤnne Gedaͤrme — 
. f. Duͤnndarm — g. Dickdarm. 


Fig. 3. Nervenſyſtem des Taban. bovinus. 

s a. Hirn — b. Defophagftränge — c. Ruͤckenmark — 
d. Sechs im Hinterleibe liegende Knoten. — e. Pfer: 
deſchweifaͤhnliche Verbreitung. 

Fig. 4. Darmcanal des Cimex rufipes. 
a. Speiſeroͤhre — bb. Speichelgefaͤße — c. erſte Ma- 

gen: Abtheilung — d. zweite — e. dritte — f. vier: 

tte Abtheilung — g. auf den Magen folgende Erwei— 

/ terung — h. zunaͤchſtfolgende Verengerung — i. duͤn⸗ 

ne Gedaͤrme — J. Vereinigungsſtelle derſelben — 

m. Einfuͤgung des durch die Vereinigung der duͤnnen 

Gedaͤrme gebildeten Gefaͤßes in die Speiſeroͤhre. f 

5 Jo. 8. Ein Theil der vier abgeſonderten Canaͤle des Wan— 
zenmagens von Cimex rulipes, ſtark vergrößert. 

Fig. 6. Männliche Zeugungstheile des Cimex rufipes. 
8 aa. Hoden — bb. deren Ausfuͤhrungsgaͤnge — cc. Sa— 
menblaͤschen — d. eine ſich in den gemeinſchaftlichen 


+ 


— 110 — N 


Ausführungsgang öfnende Blaſe — e. gemeinſchaft⸗ 
licher Ausfuͤhrungsgang. 2 
Fig. 7. Nervenſyſtem und Ruͤckengefaͤß ee f 


morsitan, 
a. Hirn — bb. Sehnerven — o. Fuͤhlernerven — 
d. Oeſophagſtraͤnge — e. zweiter Ruͤckenmarkskno⸗ 


ten — f. zwei aus dieſem an das Herz gehende Faͤ— 
den — g. ein von der Hirnbaſis zum Herzen gehender 


Nerv — h. die Kinnbacken — ii. Speicheldruͤſen — 
11. Ruͤckengefaͤß. 


er VI. 


Ueber die Flederthiere (Chiroptera) *); 
nach Geoffroy⸗Saint-Hilaire, vom Herausgeber. 


Kaum hat irgend eine Familie der Saͤugthiere in kurzer Zeit 
ſo viele neue Mitglieder erhalten, als die Flederthiere, und 
kaum dürfte irgend eine ‚fo viele auffallende Eigenheiten und 
Verſchiedenheiten darbieten, und auch dem Phyſiologen jo wich: 


„) Der zu früh für die Wiſſenſchaft und eben durch allzubruͤnſtiges 
Umfaſſen derſelben fruͤher dahingeraffte Illiger ſtellt in ſeinem 
Prodromus systematis mammalium et avium Berolini 1811. 
S. 60 und 116. die Ordnung der Flatterfuͤßer (Volitantia) 
auf, welche alle die wirklich flatternden Saͤugthiere in zwei Fami⸗ 
lien enthält. 1) Pelzflatterer (Dermoptera) Lemur vo- 
lans Lin. etc. 2) Flederthiere (Chiroptera) Fledermaͤuſe 
und die verwandten Gattungen. } 


I 


. 


tig erſcheinen, als dieſe. Linné kannte uͤberhaupt nur fies 
ben Arten; Gmelin, der alles ſammelnde, fuͤhrte in ſeiner 


leider mit gar zuwenig kritiſcher Umſicht veranſtalteten Ausga= 


be des Linné dreiundzwanzig Arten auf, wovon aber einige 
nicht als verſchiedene Arten gelten koͤnnen. Geoffroy— 
Saint-Hilaire, dem die zuſammengebrachten Schaͤtze des 
Pariſer Muſeums die trefflichſte Gelegenheit boten, die er treff 
lich nutzte, hat in mehreren in den Annalen des dortigen Mu— 
ſeums zerſtreueten ſchaͤtzbaren Abhandlungen ſchon uͤber ſechzig 
beſtimmt verſchiedene Arten bekannt gemacht. Daß dieſe nicht 
alle unter eine und dieſelbe Gattung gehoͤren, man mag nun 


nach willkuͤhrlichen einſeitigen Anſichten ein kuͤnſtliches Syſtem, 


oder mit Beruͤckſichtigung der verſchiedenen, ſowohl innern als 


aͤußern Theile eine ſogenannte natuͤrliche Mechaße befolgen wol 


len, iſt leicht vorauszuſehen. 
Anfangs ſchien die Gattungsbenennung Fledermaus 


(Vesp ertilio) zu genügen, als die Altern Syſtematiker 


| nur noch wenige Flederthiere kannten; aber ſchon Briſſon 


fuͤhlte die Nothwendigkeit, generiſch zu ſondern und folglich die 


Bedeutung der Benennung Vespertilio zu beſchraͤnken; er be⸗ 


diente ſich dieſer nur zur Bezeichnung der Flatterthiere, welche 
im Oberkiefer vier, im Unterkiefer ſechs Schneide zaͤhne 


haben; die übrigen. bekannten Flederthiere zählte er unter der 
Benennung Pteropus (Flatterthier JIlig.) zu einer beſon— 


* 


ne in jedem Kiefer. 


dern Gattung mit dem Kennzeichen: Vier Schneidezaͤh— 


Dieſer Eintheilung ſchien Erxleben (Anſangsgruͤnde 
der Nat. Geſchichte 1777) folgen zu wollen, da aber damals 


durch Daubentons Entdeckungen die Zahl der bekannten 


Flederthiere ſchon ſehr vermehrt war, und nach Briſſons 


Anſichten noch weit mehr Verſchiedenheiten darbot, ſo machte 
ihn der Reichthum der Materialien verlegen. Wäre er weniger 


aͤngſtlich geweſen, fo hätte er die Grundfäge des franzoͤſiſchen 


Naturforſchers fi) ganz angeeignet, und danach fo viel Gats 


J 
i 


— 


u 1 
— 112 — 
tunsstheilungen gemacht, als der Stand der Wiſſenſchaft ihm 1 


neue Grundgeſtalten zeigte. Solche Neuerung aber erlaubte er 
ſich nicht, und war ſo Schuld, daß die Gattung Vespertilio, 


wenigſtens ihrer urſpruͤnglichen Bedeutung nach, ganz zerſtöͤrt 


wurde; weil er alle Flederthiere hineinwarf, die mehr oder 
weniger als vier Schneidezähne hatten, oder alle, denen die 
Kennzeichen der Gattung Pteropus nicht zukommen. 

Linnäö der alle ihm bekannten Arten immer nur unter der 
Gattung Vespertilio gelaſſen hatte, ging erſt in der letzten 
(zwoͤlften) Ausgabe ſeines Naturſyſtems (1766) von dieſem 
Grundſatze ab, und trennte die Haſenſcharte (V. lepori- 
nus) von den Fledermaͤuſen, um ſie — kaum begreift man 
warum — unter der Gattungsbenennung Noctilio zu den Nas 
gethieren zu verſetzen. Dieſer große Mann war damals noch zu 
ſehr mit der Beſtimmung der Hauptmaſſen ſeiner e 
Anordnung beſchaͤftiget, und mochte deshalb weniger auf d 
Unterabtheilungen achten, deren fie fähig war. Bei den Fle— 
derthieren zeigt ſich dieß gerade recht auffallend, ſo daß man faſt 


behaupten koͤnnte, er habe ſie nie recht gekannt; denn anfangs 


hatte er ihnen ſechs Schneide zaͤhne zugeſchrieben, welches 1 
auf keine einzige Art paßt, und als er in den letzten Ausgaben 
dieß änderte, fo wurde dadurch nur ein wenigen Arten (die zu 
Vriſſons Gattung Pteropus gehörten) zukommendes Kenn⸗ 
zeichen auf alle ausgedehnt. 0 

Dieſe Fehler mußten freilich den neuern Syſtematikern —— 10 


* fallen, aber mit Unrecht kamen dieſe nun wieder auf eine ein 


zige Gattung zuruͤck, und machten zwar einige, auf die Anzahl 
der Schneidezaͤhne gegründete, Unterabtheilungen, aber weni- 
ger in der Abſicht die Flederthiere nach der Ordnung ihrer ges 5 
meinſchaftlichen Uebereinſtimmungen zu reihen, als vielmehr 


um ein Huͤlfsmittel zur ſtrengeren Unterſcheidung der Arten zu 


haben. Dabei war das Schlimmſte, daß dieß dem Vortheil 


einer guten Klaſſification gebrachte Opfer nicht einmal den beab⸗ 8 
ſichtigten Zweck erreichen konnte, da die bei den Schriftſtellern 


4 


4 — 115 — 

vorkommenden Angaben von der Zahl der Zähne meiſtens uns 
richtig ſind. Eben deshalb gewahrt man denn auch bald die 
Schwierigkeit, ja oft die gaͤnzliche Unmoͤglichkeit, die in neuern 
ſyſtematiſchen Werken angegebenen Merkmale zur Erkennung 
der Gegenſtaͤnde ſelbſt zu gebrauchen; und es war ſehr dankens⸗ 
werth, daß Geoffroy alles von feinen Vorgängern Geſagte 
einer genauen Reviſion entwarf. 


Die Zähne bleiben ruͤckſichtlich der Klaſſifieation der Saͤug⸗ 
thiere immer ſehr wichtig, wenn man ſich auch nicht ausſchlies— 
lich an ſie allein halten darf. Mit Unrecht waren ſie bei den 
Flederthieren in Mißeredit gebracht, weil, wie man vorgab, 
ſie von Art zu Art abwichen, ohne daß dieſe Verſchiedenheiten 
in Uebereinſtimmung mit den Bewegungs- und Gefühls: Werks 
zeugen oder dieſen untergeordnet waͤren. Wenn auch einige 
Naturforſcher, von der Analogie geleitet, ſich derſelben wieder 
bei ihren Syſtemen zu bedienen verſuchten, ſo wurden ſie doch 
durch die ihnen aufſtoßenden Schwierigkeiten bald wieder abge— 
ſchreckt; aber dieſe Schwierigkeiten waren bei alle dem doch nur 
zufällig, und entſtanden theils aus den Irrthuͤmern der Vor— 
gaͤnger, theils aus dem leichten Verlorengehen der Vorderzaͤh⸗ 
| ne bei einigen Arten, theils aus der geringen Größe, da- fie 
bei einigen kaum unter dem Suchglaſe recht deutlich zu bemers 
ten ſind. Auch die Spalten und Furchen an den Kronen einis 
ger Arten geben Anlaß zu Irrthuͤmern. Aber ſobald man ſich 
nur erſt von der Vorausſetzung, daß alle Flederthiere zu einer 
einzigen Gattung gehoͤren, losgemacht hat, und nur einiger— 
maaßen auſmerkſam unterſucht, fo ſchwindet auch bald die Uns 
ordnung und Verwirrung, die fo lange bei der Eintheilung dies 
„ geherrſcht haben. 

Geoffroy hatte ſchon 1796 in der naturhiſtoriſchen Ge⸗ 
felfgaft zu Paris eine Abhandlung gelefen, worin er zeigte, 
daß die Flederthiere in mehrere kleine Familien getheilt werden 

Bi 
8 


vun 


1; 


— 114 — 8 
muͤſſen. Bald darauf erſchien Chviers Elementariſcher 
Entwurf der Zoologie, wo ſchon fünf Abtheilungen der 
Flederthiere aufgeſtellt find (S. deutſche Ueberſ. I. 187. MI.) 
Nachher ſetzten Geoffroy und Cuvier bei einer gemein⸗ 
ſchaftlichen Bearbeitung dieſer Thiere ſieben Abtheilungen feſt; 
jetzt aber führt ſchon Illiger (Prodromus) neun Flederthier⸗ 
gattungen und Geoffroy zwölf wirklich verſchiedene Gattun⸗ 9 
gen auf, die ſich nicht etwa nur nach einſeitigen Anſichten, ſondern 
nach mehreren Achweichungen wichtiger Organe unterſcheiden. 3 

Wollte man, wie auch Briſſon noch that, ſich aus 1 
ſchließlich an die Zaͤhne halten, fo wuͤrden bei genauer Beob— 9 
achtung der Vorderzaͤhne folgende Abtheilungen ſich ergeben Z.“ * 
V. Molossus de und cephalotes Pall. — . V. ferrum N 
ie etc. — 4. V. vampyrus Lin. V. spectrum Lin. I; 
etc. — g. V. N anritus, hispidus etc.; ob es wirk⸗ 
lich * . gebe? wie von V. spasma, lepturus, und andern 0 
behauptet it, ſteht dahin; der Analogie nach, iſt immer noch 
zu glauben, daß die beiden obern wegen außerordentlicher Klein- 
heit des Zwiſchenkiefers ſamt dieſem an den Exemplaren die 
man unterſuchte, verloren gegangen waren. Es ſind aber die y 
hier unter jeder Verſchiedenheit der Vorderzaͤhne angegebenen 
Arten, nebſt andern, in Hinſicht der Bildung der Vorder- und 
uͤbrigen Zaͤhne, oder in Hinſicht der Ohren, der Naſe, der 
Flug- und Zwiſchenſchenkelhaut, oder der Bildung der Finger, N 
der Zahl der Saͤugwarzen u. ſ. w. wieder fo auffallend vers f 
ſchieden, daß ſie nicht unter dieſelben Gattungen gerechnet wer⸗ 
den konnen. 

Das Hautſyſtem und mit ihm der Taſtſinn iſt bei alen 
dieſen Thieren außerordentlich entwickelt. Die Pelzfl atte⸗ 
rer (Famil. Dermoptera IIlig. Gen. Galeopithecus) haben 
zwar ſchon Flughaͤute, die die Vorder-und Hintergliedmaßen 
nebſt dem Schwanze einſchließen; aber wie ſehr wird durch die 
Verlaͤngerung der Finger bei allen, und durch das Geloͤſtſein £ 
der Flughaut von der Haut des Rumpfs bis zum Ruͤckgrathe 3 


U 


— 115 — 


hin, durch die uͤbermaͤßige Vergroͤßerung der Ohren, durch die 
Hautanhaͤngſel der Naſe bei manchen Flederthieren noch dieſe 
Neigung der Haut, ſich uͤber die Umriſſe des Koͤrpers hinaus 
zu verlaͤngern, beurkundet! Nur durch ſolche ungemeine Vers 
groͤßerung des dienenden Organs konnte das Getaſt fo an Voll 
kommenheit gewinnen, daß Spallanzani, der die Erſchei⸗ 
nungen deſſelben beobachtete, das urfächliche derſelben in einem f 
ſechsten Sinne ſuchen zu muͤſſen glaubte. 
Die aͤußern Ohren nehmen an dieſer Neigung des n 
ſſtems, ſich zu vergrößern, fo ſehr Theil, daß fie bei der ein 
heimiſchen langohrigen Fledermaus die Laͤnge des gan— 
zen Koͤrpers erreichen; bei einigen auslaͤndiſchen Flederthieren 
3: B. V. spasma ſich bis auf die Stirn fortſetzen und da zum 
Theil vereinigen; bei vielen ins und auslaͤndiſchen gleichſam vers 
doppelt ſind, da außer der aͤußern Ohrmuſchel noch die 
Ohrecke (tragus) einen fo großen Umfang hat, daß man 
der Größe und der Aufrollung wegen fie für einen ganz eige⸗ 
nen, andern Thieren fehlenden Theil halten follte “). N 
Noch auffallender offenbart ſich die Neigung zur Hautver— 
Seößerung an den Zugaͤngen der Naſe, die bei vielen Flederthie⸗ 
ren mit kamm und blattaͤhnlichen Hautverdoppelungen trichter 
N förtnig eingefaßt find, jo daß der Boden des Trichters den Na⸗ 
ſenloͤchern zum Eingange dient, und folglich die Naſe wie das 
Ohr aͤußere Muſcheln oder Tuten hat. 
Durch ſolche Hautvergroͤßerung wird die Außenwelt fuͤr 
dieſe Thiere überhaupt vergroͤßert und fie erlangen dadurch 
Kenntniß von Koͤrperchen, die keinem andern Thiere bemerkbar 
find; fie laſſen ſich durch Anzeigen des Gefühls leiten, und es 
* 
) Die Franzoſen nennen ihn gewöhnlich oreillon, Ohrlaͤppchen, 
welches aber gar nicht zulaͤſſig iſt, da das eigentliche Ohrlaͤppchen 
nur ein von der hinteren Ohrecke (antitragus) abhangendes 
Hautſtücchen iſt b 
Am f 188 8 * 


genuͤgt ihnen, nach Cuviers Bemerkung, zur Gewahrung 
koͤrperlicher Gegenſtaͤnde ſchon, die zwiſchen ihnen und dieſen 
Gegenſtaͤnden inne liegende Luft zu betaſten, und den Wider- 
ſtand derſelben gegen ihre Fluͤgel in Anſchlag zu bringen. So 
find nun auch für die Sinne des Geruchs und Gehoͤrs jene gro⸗ N 
ße an deren Eingange liegende Trichter Vervollkomnungs-Werk— N 
zeuge, welche dieſen Thieren im hoͤchſten Grade die Faͤhigkeit 
geben, die kleinſten Schallſchwingungen, die geringſten riechbas 
ren Ausfluͤſſe zu empfinden. Da aber ſolche Vollkommenheit 
der Sinne auch leicht den Thieren zur Laſt werden konnte, jo 
iſt zugleich damit das Vermoͤgen verbunden, ſich äußern Ein⸗ 
drücken entziehen zu koͤnnen; daher liegt die Ohrecke fo am 
Rande des Gehoͤrganges, daß fie nach Willkuͤhr zu einer Klaps 9 
pe dient, um den Eingang zu verſchließen, wozu es nur einer 4 
ſchwachen Beugung des Ohrs, ja bei einigen Arten des Nieder⸗ 
ſinkens oder Abſpannens der Knorpel allein bedarf. Demſelben 17 
Zwecke können auch die Wuͤlſte und Blätter der Naſe entſprechen. 
Zu dergleichen Folgerungen veranlaßt den Phyſiologen die u 
bloße Betrachtung der organiſchen Theile und ihres Nutzens; 1 
und es iſt merkwuͤrdig, daft die Zoologie auf ziemlich verſchtedes 
nen Wegen zu demſelben Reſultate gelangt. W 
Die Merkmale deren man ſich bei der Klaſſification der ers 0 | 
ſchaffenen Weſen bedient, haben nicht durchgehende gleichen 
Werth, ſie nehmen an Wichtigkeit zu, wenn ſie bei ſehr natür- 
lichen Abtheilungen ſich durch ihre Beſtaͤndigkeit auszeichnen; 
dagegen verlieren fie und werden nur ſetundaͤr gebraucht, wenn 
fie in andern Gattungen von Art zu Art abaͤndern. Dieſe 
Grundſaͤtze auf die Betrachtung der Haut der Flederthiere anges 
wandt, geben, wie wir ſehen werden, den von den verfchiedes 
nen Modificationen des Hautſyſtems hergenommenen Da 
malen einen gewiſſen Vorzug. 
Dieß iſt ſogar eine allgemein bekannte Sache. Man ers 
kennt ein Flederthier als ſolches an der Größe feiner Arme, des 
ren hauptfächliches Attribut die Flughaut iſt; man bekuͤmmert 


— 117 — 
ſich dabei gar nicht um die Bildung der uͤbrigen Theile, die Ber 
ſchaffenheit der Eingeweide, die Zahl und Bildung der Zaͤhne, 
oder die Lebensart; alles dieß ſcheint uͤberfluͤſſig, ſobald man 
das vorherrſchende Familienmerkmal aufgefaßt hat. N 
Doch zeigen die Flederthiere immer noch große Verſchie— 
denheit unter einander, und um uns auf ein aus dem Keeife 
unſrer gegenwaͤrtigen Betrachtung hergenommenes Beiſpiel zu 
beſchraͤnken, wollen wir diejenigen anfuͤhren, bei welchen die 
Entwickelung des Hautſyſtems am wenigſten und am meiſten be— 
traͤchtlich iſt. Die erſten ſind die fruͤchtefreſſenden Flatterthiere 
und Harpyjen, die andern jene blutduͤrſtigen Flederthiere, wel— 
che ſich durch die mit Hautanhaͤngen umgebenen Naſenloͤcher 
auszeichnen. 
Die erſtern find, Flederthiere gleichſam mit den geringſten 
Anſpruͤchen auf ihren Familientitel; nur vermittelſt der Flug⸗ 
haͤute haben fie Theil an der gemeinſchaftlichen Neigung, welche 
wie ſchon geſagt das Hauptmerkmal der Flederthiere iſt; denn 
außer den Flughaͤuten iſt kein andrer Theil entwickelt, weder 
Ohrecke noch Blaͤtter um die Naſe, noch Zwiſchenſchenkelhaut, 
von welcher nur laͤngs des Beins eine Spur vorhanden iſt. 
1 Ganz anders iſt es mit den Flederthieren, welche die er— 
ſten Niederlaſſungen der Europäer in der neuen Welt zerſtoͤrten; 
ſie ſind wie vergraben und verloren in den haͤufigen Falten ihrer 
Bedeckungen. Ihre Ohren ſind weit und doppelt, ihre Naſe 
tragt ein Blatt und halbkreiſige Kaͤmme; die Zwiſchenſchen—⸗ 
kelhaut fuͤllt bei ihnen den ganzen Raum zwiſchen den Hinter: 
beinen, die ſelbſt von betraͤchtlicher Länge find, und alles bis 
auf die Flughaut iſt hier viel groͤßer, weil der dritte Finger 
noch ein uͤberzaͤhliges Glied hat. Kaum gewahrt man das 
Thier durch alle dieſen Aufwand von Bedeckungen. Ihr An— 
blick wird dadurch duͤſterer, ihre Phyſtonomie wilder, ihre gan— 
ze Geſtalt erhaͤlt etwas unbeſtimmtes. 
Was noch in dieſen beiden Beiſpielen merkwuͤrdig und 
übrigens den oben beruͤhrten phyſiologiſchen Anſichten entſpre = 


— 118 — 


chend ſcheint, iſt die Uebereinſtimmung aller Theile diefer Bes 
deckungen unter einander, ihr Beitragen zum gleichen Nefultas N 


Geſtalten in den Abtheilungen worin man fie beobachtet. In 
den Zaͤhnen bemerkt man nicht dieſelbe Beſtaͤndigkeit, fie an 
dern ab bei V. vampyrus Lin. und V. cephalotes Pall. fo 
daß die Gattungen denen dieſe beiden genannten Arten angehoͤ⸗ 
ren, faſt nur in dieſem Betrachte verſchieden ſind. Dennoch 
gebrauchte man die Zaͤhne vorzugsweiſe als Gattungsmerkmale, 
vielleicht nur darum, weil die Bedeckungen mit großer Gleich— 
foͤrmigkeit uͤberall verbreitet ſind. Aber gerade weil dieſe in iht 
rem Ganzen weniger der Abaͤnderung unterworfen ſind, haben 
fie den meiſten Werth, und konnten nur deswegen als Gat⸗ 
tungsmerkmale unbeachtet bleiben, weil fie weniger eee 
gen an die Hand gaben als die Zaͤhne. 

Nach dieſen vorläufigen Betrachtungen gehen wir zu bn 
einzelnen Gattungen uͤber. Zuerſt eine allgemeine Ueberſicht 
derſelben: 5 


N 


Familie der Flederthiere *). 
AR 


Schneidezaͤhne oben zwei bis vier, unten zwei bis | 
ſechs; einigen leicht me enn „El 


Backenzaͤhne überlegt 2. heißt, an der Krone h 1 
all außen mit Schmelz uͤberzogen) zackig. J . ji | 

Der Körper mit einer duͤnnhaͤutigen, nackten, je zwis 
ſchen den verlaͤngerten Fingern der Vorderfuͤße, zwiſchen den 
ganzen Vorder und Hinterbeinen, und hinten zwiſchen beiden 8 
Hinterbeinen ausgebreiteten Flughaut umgeben, Zwei deutliche 
Saͤugwarzen an der Bruſt (nur V. ferrum equinum a 


) Nach Illigers Prodromus Syst. Mammal. p. 117. mit ben | 
eingeklammerten Zuſaͤtzen. . 


% 


die verwandten Arten (Kammnaſen) haben außer dieſen noch 


zwei andre vor der Leiſtengegend.) 


Süße fuͤnfzehig; die vordern Flugfuͤße mit ſehr langen die 
0 Flughaut ſtuͤtzenden Fingern und deutlichem Daumen; die hin⸗ 
zern Gangfuͤße aus der Flughaut hervorſtehend, mit angenaͤher— 
ten Zehen; kuͤrzer als die Schienen. Klauen ſpitz krallig, 
die verlaͤngerten Finger der Vorderfuͤße ohne Klauen, nur der 
Daumen (zuweilen auch der zweite Finger) bei einigen beklaut. 6 


Gattungen. 


11. latter thier Pteropus Briss. Geofr. Jlig.. Be 
Schneidezaͤhne : h Eckzaͤhne 2; Backenzaͤhne 12. 

Krone der Backenzähne breit, am Ende mit zwei Laͤngslei⸗ 
3 am zweiten Finger der Hand ein Klauenglied; Ohrecke 
gehlend. 

II. Harpy je Harpyia II. Cephalotes Geofr. Cuv. 


Schneidezaͤhne 2; Eckzaͤhne 2; Dadenzähne . 

Krone der Backenzaͤhne breit aa Hoͤcker oder Leiſten; zwei⸗ 
ter Finger mit einem Klauengliede; Ohrecke fehlend. 
Alle folgend en find Inſectenfreſſer, deren Backenzahn Kros 
nen mit kegligen Spitzen verſehen ſind. Der zweite Finger iſt 
immer ohne Klaue. Sie zerfallen in 


\ 


4 Solche, die am Mittelfinger drei, an allen übrigen aber nur zwei 


1 Knochenglieder haben. 


1 III. Graͤmler Dysopes ZU. Molossus Geofr. Cub. 
lun. Schneidezaͤhne 3; Naſe einfach; Ohrecke außerhalb der 
Ohrmuschel 

15 IV. Sen fe Nyctinomus Gfr. Cu. 


Schneidezaͤhne %; Oberlippe hoch und ſtark ausgerandet ; 
un den Graͤmlern gleich. 
v. 


N Sch malhaͤutler Stenoderma Gffr. Cuv. 


Schneidezaͤhne 2; Naſe einfach; Schwanz fehlend; Zwiſchen⸗ 1 
ann bis zum Steißbeine ausgerandet. 8 


VI. Kantenlefzer Noctilio Lin. Ger. IN. cus. 
Schneidezaͤhne 3; Lefze gekerbt; Naſe einfach; Ohrecke vor⸗ N 
handen; Schwanz kürzer als die Zwiſchenhaut. (V. leporinus 
L. Schreb. tab. 60, iſt die einzige hieher gehörige Art.) 9 


VII. Blattnafe Phyllostoma Gr. ZU. Cut. 
Schneidezaͤhne 4; Eckzaͤhne 2: Backenzaͤhne 5 bis . 
Zwei Naſenkaͤmme; einen ſenkrecht blattfoͤrmigen und einen 

hufeiſenfoͤrmigen. Ohren getrennt; mit Ohrecken. 


ö 
B. Solche die am zweiten Finger nur ein, an allen uͤbrigen zwei \ 
Knochenglieder haben. Ri 


VIII. Groß haͤutler Megaderma Gfr. Cur. 


Schneidezaͤhne 2; Eckzaͤhne 2; Backenzaͤhne 18. 4 
Drei Nafenhänte: eine ſenkrechte, eine wagrechte, eine huf⸗ 1 
eiſenfoͤrmige. Ohren an der Stirn vereiniget; mit Ohrecken. 


IX. Kamm na ſe Rhinolophus Gr. Cuv. Ill. 


Schneidezaͤhne 2; die obern entfernt ſtehend. Zwei Naſen⸗ 
kaͤmme: einen ſenkrechten und einen hufeiſenfoͤrmigen. Ohren 
getrennt, ohne Ohrecke. Außer den zwei Saͤugwarzen der 
Bruſt, noch zwei in den Leiſten. 9 N 


X. Nachtflieger Nycteris Cuv. Gſfr. Ill. „ 


Schneidezaͤhne 3: die obern in fortlaufender Reihe. Zwis 8 
ſchenkiefer beweglich. Am Grunde offne Backentaſchen die der N 
Luft den Zugang geſtatten. Die Haut nicht an den Muskeln 0 
feſthangend, einen Sack um das Thier bildend. Schwanz von 
der Flughaut ganz umgeben, mit einem geſpaltenen Wirbel en 
digend. N 


1 7 


XI. Deckelnaſe Rhinopoma Gfr. Cub. 


Eine wenig vertiefte Grube am Vorkopfe; Naſenloͤcher am 
Ende der Schnauze und obenauf ein kleines Blaͤttchen; Ohren 
vereinigt; Schwanz weit uͤber die Zwiſchenhaut hinausragend. 
(V. microphyllus Seba.) 1 


XII. G rabflieger Taphozous Gfr. Cur. 
Schneidezaͤhne 2. Eine Grube am Vorkopfe; Naſe ohne 
Blaͤttchen; Ohren getrennt; Schwanz frei über der Flughaut ). 
XIII. Fledermaus (Vespertilio Gfr. ZU. Cuv.) 
Schneidezaͤhne 2; Naſe einfach; Ohren mit Ohrecken. 
XIV. Ohr flieger (Plecotus Gr. Cuv.) 


Ohren groͤßer als der Kopf, am Schädel mit einander vers 
einiget; ſonſt wie die Fledermaͤuſe (V. auritus und barba- 
stellus). 


I. Gattung Flatterthier. 


(Pteropus Briss. Geoffr. IIlig.) 


Es giebt fo viel Gruͤnde dieſe ſchon von Briſſon aufge— 
ſtellte, ſeitdem aber vernachlaͤſſigte Gattung wieder einzufuͤhren, 
daß man ſich hoͤchlich wundern müßte, daß es nicht laͤngſt ger 
ſchehen ſei, wenn man nicht wuͤßte, daß man immer geglaubt 
hat, fie enthalte nur eine einzige Art. Man hat bisher allgez 


* 


mein die verſchiedenen Beobachtungen über die Flatterthiere des 


* ” Außer zwei von Geoff roy in Aegypten entdeckten Arten zihlt 
Cuvier hieher auch V. lepturus; welche Art die einzige der Gat⸗ 
tung Taͤſchelfitt ig (Saccopterix II.) iſt; für welche Illig. 
zwar 2 Schneidezaͤhne angiebt:, die aber oben leicht verloren ge⸗ 


4 gangen oder noch nicht hervorgekommen, oder uͤberſehen ſein 
f konnten. 


Seba, Edwards und Buffon auf daſſelbe Thier bezogen, 

ſo daß alles uͤber dieſe Flatterthiere geſchriebene immer unter 
dem einzigen Art- Namen Vespertilio vampyrus geltend ges 
macht iſt. 

N Die letzten Nachforſchungen in Aegypten, Bengalen, auf 
Timor und Java haben ſehr beigetragen dieſe kleine Familie zu 
vermehren, und haben uns ſo veranlaßt, die ſchon bekannten 
Flatterthiere, die man bisher fuͤr bloße Abaͤnderung des Alters 
oder Geſchlechts gehalten hatte, unter einander zu vergleichen, 
nnd dabei haben wir gefunden, daß es eine gewiſſe Anzahl dieſer 
Thiere giebt, die einander aͤhnlich genug ſind, um als Arten 
einer Gattung zu gelten, und verſchieden genug, um als bes 0 

ſondere Arten aufgefuͤhrt zu werden. 70 

Wir haben eine ſehr natürliche Abtheilung angekuͤndiget, 
und man wird in der That ſehen, in wie vielen Zügen die Flat⸗ 
terthiere einander gleichen. Sie ſind leicht an ihrem aͤußern 
Anſtande, an ihrem kegligen Kopfe, ihrer duͤnnen ſpitzigen 
Schnauze, an ihren kurzen einſachen Ohren, und an der Kuͤr— 
ze des Hintertheils ihres Mantels zu erkennen. Sie haben we⸗ 
nig oder gar keinen Schwanz, die Hinterglieder ſind bloß von AN 
der Zwiſchenſchenkelhaut eingefaßt, nicht durch fie vereiniget, 
und die Fluͤgelhaut“) auf den Vordertheil des Beins ausgedehnt, 
und uͤber den Mittelfuß bis zum Anfange der vierten Zehe reien 
chend. Sie ſind nebſt der folgenden Gattung die einzigen, bei 7 
welchen der zweite Finger der Hand mit einer Klaue und einem 0 
Klauengliede verſehen iſt; und auch nebſt den Harpyjen die eins 
zigen denen ein zweites aͤußeres Ohr oder wenigſtens der durch 
eine Faltung und ungewöhnliche Entwickelung der Ohrecke (tra- 
gus) entſtehende Theil fehlt. Ihre Zunge iſt rauch und war⸗ 
zig, wie die der Katzen, und ihre Zaͤhne gleichen an Geſtalt | 


Fa 


— Be EEE: 
— I 


ZIG 


—— 


— EB 


) Bei den andern Flederthieren hat die Fluͤgel- und Schwanzhaut 
eine verſchiedene Lage, da ſie an den Seiten der nee 


ferfipt, y 


und Zahl denen der Affen. Die Analogie hierin mit den Affen 
iſt fo groß, daß Briſſon einigermaaßen zu entſchuldigen iſt, daß 
er fie den Affen mit Ausſchlieſſung der Makis angenaͤhert hat. 

Sie haben vierunddreißig Zähne, naͤmlich acht Schneide- 


vier Eck / und zweiundzwanzig Backenzaͤhne. Dau be . o n 


zählte nur zwanzig Backenzaͤhne, da er im Oberkiefer nur acht 
anſtatt zebn bemerkt hatte. 
Die Schneidezaͤhne find meißelfoͤrmig, gleichweit voneins 


ander ab und in einem Halbkreiſe ſtehend. 


Die Eckzaͤhne find lang, zuſammengedruͤckt und dreiſeitig. 
Die Kleinheit des erſten und letzten Backenzahns verhin— 


dert, daß ſie beim Kauen große Dienſte leiſten koͤnnen; die 


uͤbrigen aber, welche viel groͤßer ſind, erſetzen dieß; dabei ha⸗ 


ben ſie eine Geſtalt, die ſich bei keinem andern Thiere wiederfin? 


det. Ihre Kronen ſind nicht mit Hoͤckern beſetzt, ſie bilden eine 


lange und ſchieſliegende Fläche, die ſich am erſten in der Mitte 


abnutzt, woher die Ränder ſcharf hervorſtehen. Aus dem blos 


ßen Anblicke dieſer Backenzaͤhne wuͤrde es ſchon leicht ſein zu 


ſchließen, daß die Flatterthiere andre Lebensart und zumal andre 


Nahrungsmittel haben als die Flatterthiere unſrer Gegenden, wenn 


* 


7 
- 


das nicht auch ſchon durch directe Beobachtungen erwieſen wäre. 

Ihr Knochenbau iſt ebenſo beſchaffen als bei den inländis 
ſchen Flederthieren; nur daß ihr Schulterblatt mehr drei- als 
viereckig iſt, daß ihr Ellenbogenbein, welches bei den erſten 
faft ganz verſchwunden iſt, deutlicher und mehr von der Speis 
che losgemacht iſt, an der es bis auf 3 der Länge hinabreicht; 
daß das Bruſtbein weit ſtaͤrker hervorſpringt, und ſich zu einer 


Art Leiſte (brechet) erhebt, und daß das erſte Stuͤck des 
Bruſtbeins, breiter, ftärfer und vorn tiefer getheilt, mehr an 


die Geſtalt und den Gebrauch des Gabelbeins der Voͤgel ers 


innert. 


Der zweite Finger am Flügel iſt halb von innen nach außen 


gedreht, welches vielleicht eine Wirkung der Entwickelung der 


Haut beim Fliegen iſt; etwas weniger findet dieſe Drehung 


— 1242 


Statt bei dem erſten, mehr beim vorletzten, nnd am allermeis 
ſten beim Klauengliede. Daraus folgt, daß die Klaue am Ens 
de des letzten Gliedes eine entgegengeſetzte Lage hat, anſtatt, 
wie man es haͤtte erwarten ſollen, gegen die Flaͤche des Fluͤgels 
nach unten zu zu liegen. In den Abbildungen iſt dieſer Um- 
ſtand, der ſo viel ich weiß OR ganz uͤberſehen wurde, ſorg⸗ 
faͤltig ausgedruͤckt. 


Dieſer zweite Finger, dem kein Glied fehlt, zeichnet ſich 
auch durch ſeine Kuͤrze aus; bei den uͤbrigen Flederthieren iſt er 
laͤnger; obgleich bei ihnen das Klauenglied daran fehlt. 


Endlich iſt auch noch zu bemerken, daß die Flatterthiere 4 
den meiſten bei uns heimiſchen Fledermaͤuſen darin gleichen, 
daß fie keine blattaͤhnliche Anhänge und Haͤute an der Naſe 
haben. 


Es iſt wohl nicht moͤglich eine begraͤnztere Gruppe, eine f 
vollkommener von allen andern Gattungen geſchiedene, natürlis 
chere Familie zu finden; aber dife Vortheile werden wieder 
durch Schwierigkeiten aufgewogen, deren man deſto mehr bei 
Unterſuchungen der Arten dieſer Gattung findet; denn hier ſind 
die für die Unterſcheiduug derſelben uͤbrigbleibenden Merkmale 


von unbedeutender Art, und geben der Willkuͤhr zu viel Spiel⸗ 5 


raum. Doch bieten dieſe Arten wieder einen Unterſchied dar 
den wir gern benutzen; die großen haben naͤmlich gar keinen, A 
und die übrigen nur einen kleinen Schwanz; nach dieſem Merk! 
male bringen wir ſie in zwei Abtheilungen, und ordnen ſie nach 
der Groͤße, indem wir bei den groͤßeſten anfangen. 

Folgende Gattungskennzeichen ſind hinlaͤnglich: 

Schneidezaͤhne :, Eckzaͤhne 2, Backenzaͤhne 12. 

Krone der Backenzaͤhne breit mit zwei kei? 

ſten am Ende; der zweite Finger der Hand mit 
einem Klauengliede verſehen. 


N — 185 — 
a. Un ge ſchwaͤnzte. 100 


1. Das eßbare Flatterthier (Pteropus edulis) 
überall ſchwaͤrzlich, der Rüden mit kurzen gläns 
zenden Haaren. f 1 
Eine neue von Peron und Leſucur entdeckte Art, fuͤr 
7 wir den von dieſen Suͤdſee-Reiſenden gewählten Namen 
beibehalten, weil ihr weißes, ſchmackhaftes, ſehr zartes Fleiſch 
von den Bewohnern auf Timor als Leckerbiſſen geſpeiſt wird. 
Man verwechſelt ſie dort mit allen andern Flederthieren unter 
der Benennung Maͤlanon Buru (Nacht- Vogel) ). 
Groͤße vom Schnauzenende bis zum Afrer achtund zwanzig 
Centimeter; Fluͤgelweite hundertzweiunddreiſtig; Kopflänge 
4 neun. 


Haar überall ſchwaͤrzlich braun, an der Bruſt dunkler, am 
Ruͤcken lichter. Das Haar iſt überhaupt nicht ſehr dicht ſtehend, 


2) Auf dieſe Art beziehe ich folgende Paragraphen einer Handſchrift 
von Leſchenault de la Tour über die Thiere auf Java. 

„Das Flatterthier Kalu; dieſen Namen geben ihm die 

„Malaien; es hat 5 Fuß (160 Centimeter) Fluͤgelweite und 11 
„Zoll (30 Cent.) Laͤnge vom Ende der Schnauze bis zum Ende des 
„Kreuzes. Die Iris iſt ſehr braun und die Naͤgel ſind ſehr lang 
| „und ſpitz. Die Schnauze wie an einem Hunde dem das Naſen⸗ 
„ende geſpalten waͤre. Die Naſenloͤcher ſind tutenfoͤrmig. Das 
„Haar iſt grob: vom Hinterkopfe bis zu den Schultern rauchgrau— 
roͤthlich, an allen übrigen Theilen ſchwarz mit einigen untermeng⸗ 
„ten weißen Haaren.“ 

„Dieſe Thiere find auf Java ſehr Häufig, fie leben in großen 
„Geſellſchaften; bleiben bei Tage an den Zweigen der hoͤchſten 
„Baͤume aufgehangen, wo ſie ſich ſo feſt anklammern, daß fie ſelbſt 
„getoͤdtet hangen bleiben; man muß fie erfehreden, damit fie entflie⸗ 
„hen und ſie dann im Fluge ſchießen, um ihrer habhaft zu werden.“ 

„Ihre Zunge iſt mit ſehr harten Waͤrzchen beſetzt; fie geben, 
H wenn man ſie beunruhiget, ein ſehr gellendes Geſchrei von ſich 
Hund er yon Be 


— 126 — 


am Halſe ziemlich dicht, weniger am Bauche, und am aller 8 
wenigſten am Ruͤcken, wo es der ganzen Länge nach der Haut 
anhaͤngt. Von der Inſel Timor *). 5 


2: Edwards Flatterthier (Pieropus Edwardsii) mit 
fuchsrothem, am Rüden kaſtanienbraunen Pelze. 9 


Große Fledermaus von Manage Edw. Nat Hist. of 
birds 108. 15 
Vespertilio vampyrus Lin. Gmel. W 

Dieſe iſt etwas kleiner als die vorige. Edwards fand 1 

ihre Fluͤgelweite fuͤnfundvierzig Zoll; ſie iſt auch ſtaͤrker behaart. 
Der Rüden iſt von den Schultern an kaſtannienbraun, Hals 
und Kopf ſind hoch braunroth, der Bauch iſt lichtbraun. Ed⸗ 9 
wards Exemplar hatte eine ſchwarze Schnauze; am unſrigen 
iſt ſie nicht ſo dunkel ſondern kaſtannienbraun. 


3. Das gemeine Flatterthier (Pteropus vulga- 
ris). Schwarz, Geſicht und Seiten aber fuchsroth. 
Vespertilio ingens Clusii Exot. tab. p. 94. 
La Roussette Briss. Quadr. p. 216. 
Le Chien volant Daubent. Acad. d. Sciences, ann. 
1759. p. 384. 
La Roussette Buffon X. t. 14. 
Vespertilio Vampyrus Lin. Gmel. 
f Schreber der Blutſauger Taf. 44. 1 
SGroͤße dreiundzwanzig Centimeter, Fluͤgelweite achtundneun⸗ 
zig, Kopflaͤnge ſieben. * 
Sie iſt beſonders am Bauche mit dickem groben Haar be⸗ 4 
deckt, der ganze Untertheil des Koͤrpers iſt dunkelſchwarz, die . 


m) Man findet ziemlich oft, daß die Arten einer ſehr natürlichen Gat⸗ 
tung eine und dieſelbe Gegend und beſonders den heißen Erdguͤrtel 
des einen Continents ausſchließlich bewohnen; dieß gilt von der 
ganzen Gattung der Flatterthiere, wovon man noch keine Art außer⸗ 
halb der heißen Laͤnder des alten Continents gefunden hat. 


1 


Schanmgegend ausgenommen, welche ganz fuchsroͤthlich iſt; auch 


das Geſicht und die Seiten des Ruͤckens ſind von dieſer Farbe; 


* 


obenauf iſt ſie weniger dunkel, und zieht ſich mehr ins kaſta⸗ 
nienbraune. ‚ 

Die obern Schneide zaͤhne ſind faſt gleichweit vonejnanders 
ſtehend, die äußern kaum kuͤrzer. Das Ohr iſt klein, ſpitis, 
nach oben und ſeitwaͤrts ſehr wenig ausgerandet. 

Ein andres neuerlich von Ile de France gebrachtes Sem 

plar ſcheint nur Abaͤnderung davon zu ſeyn. Alles was am 
oben beſchriebenen ſchwarz iſt, erſcheint hier lichtkaſtanenbrätün, h 
7000 alles dort, fuchs rothe hier blaßgelb *). 


9 Wir geben hier die im 7ten Bande der Baba d. Mus. 227. von 
Roch angefuͤhrten Beobachtungen uͤber dieſe Abaͤnderung. 

Er naͤhrte das lebendig von Ile de France mitgenommene 
Thier 109 Tage lang auf der See, erſt von Bananen, welche es 
auch am Lande immer gefreſſen hatte; als der Vorrath verzehrt 
war und das Thier anderer ihm gebotenen Pflanzenſpeiſen bald 
muͤde ward, gab man ihm gekochtes und rohes Fleiſch, dieß knuete 
es eine Zeit lang, verſchluckte es aber nie. Man verfiel darauf 
ihm einen eben geſtorbenen kleinen Papagei zu geben, dieſen packte 
es begierig, riß ihm das Fell ab und fraß ihn; mit gleicher Be⸗ 
gierde verſchlang es alle jungen Ratten die man im Schiffe auf⸗ 

treiben konnte. In Ermangelung dieſer Nahrung erhielt es an: 
fangs Huͤhnerlebern und nachher bloß Reiswaſſer mit Zucker, wovon 


Bin viel trank. Bei Gibraltar erhielt es wieder Früchte, und nun 


Tonnte man es nicht wieder dazu bringen irgend Fleiſch zu freſſen. 


Mit jungen Ratten und kleinen Voͤgeln wurde freilich kein Ver⸗ 

ſuch gemacht. 
Bei Nacht war es immer wach und ſchien dann gern aus dem 
Kaͤfig zu wollen; bei Tage hielt es ſich ganz ruhig und wie alle unfre 
einheimiſchen Flederthiere an einem Hinterfuße hangend in die Fluͤ⸗ 
gel gehuͤllt, worin auch der Kopf ſich barg; es ſahe dann aus wie 
ein Siuͤck zuſammengeraffter Taft. Wenn es am Tage miſten 
wollte, ſo faßte es mit ſeinen Fluͤgelhaken einen Punct in ſeiner 
Nahe der hoch genug war, fo daß es ohne weiter den Ort zu veraͤn— 
dern ſich in eine halb wagerechte Lage hob, wobei denn der After 


— 128 — f 
4: Das rothhalſige Flatterthier (Pter. rubri- | 
collis) braͤunlichgrau, am Halſe roth. 
Roussette a cou rouge Briss. Quadr. p. 217. 
Rougette Buffon X. t. 17. 
Vespertilio Vampyrus Lin. Gmel. 


Fluͤgelweite fuͤnfundſechzig Centimeter; Kopflaͤnge, vier 
Cent. fünf Millimeter. h 
Die Schneidezähne näher, die mittleren dicht zufammenftes 
hend, im Oberkiefer paarweiſe. Die Ohren klein, im Haar 5 
verborgen, auch iſt die Zwiſchenſchenkelhaut ſchmaͤler. Das 
Haar dichterſtehend als bei irgend einer andern Art dieſer Gate 
tung; am ganzen Koͤrper braͤunlichgrau, bis auf den Hals, wo . 
die Farbe ſehr hoch aus pomranzengelb und roth gemiſcht iſt. 


abwärts gerichtet war. Oft trat die gefteifte Ruthe 27, lang. 
3, dick hervor, welche das Thier am Ende immer leckte. Es trank 
auch häufig feinen eigenen Urin. 

Dieſe Thiere ſind einiger Zaͤhmung faͤhig; es kannte ſeinen 
Herrn genau, dieſer allein durfte es anrühren, ohne gebiſſen und 
gekratzt zu werden; ſo war es auch ſanft gegen die Negerin, die es 
auf Ile de France fütterte, Ein anderes jünger gefangenes Thier 
ſchmeichelte und leckte einen Jeden, wie ein Hund; da aber dieſe 
Thiere und beſonders ihr Harn und Unrath entſetzlich ſtinken, ſo 
iſt ihre Naͤhe dadurch unangenehm. Beide Flatterthierarten von 
Ile de France verſammeln ſich ohne Unterſchied auf den Vaͤumen, 

die ſie durch ihre Bluͤthen und Früchte anlocken, doch find fie ſonſt 
in der Lebensart verſchieden, denn die gemeinen hangen tief in den 
Waͤldern an hohen Baͤumen; die rothhalſigen hingegen halten ſich 
in hohlen Baͤumen und Felſen auf. Man glaubt nicht, daß ſie 
ſich untereinander begatten; wenigſtens fallen keine Baſtarde davon. 
In ihrem Magen fand Roch immer eine Art milchigen Brei, 
worin ſich die Bluͤthen und Fruͤchte verwandelt hatten, die dieſen 
Thieren zur Nahrung dienen. 3 

Ihr Fleiſch wird gegeſſen, man hat es mit Unrecht dem Haſen⸗ 
und Rebhuhnfleiſche verglichen; es hat einen ganz eignen allgemein 
beliebten Geſchmack, zumal bei den jungen Thieren. 3 


mei a 


— ER 


= 


Von der Inſel Bourbon. Das einzige Exemplar im Paris 
ſer Muſeum ſtammt aus Réaumur's Samlung. 
Anmerkung. Briſſon hatte ſeine Gattung Pteropus 
aus den beiden letztbeſchriebenen und aus einer dritten Art dem 
Vesp. spectrum gebildet, welche aber nicht dazu, ſondern zur 
Gattung Phyllostomus gehört, von der in der olge die Rede 
fein. wird, 


5. Das graue Flatterthier (Pter. griseus). 
Roͤthlichgrau; Kopf und Hals fuchs roth. 

Eine neue von Peron und Leſueur von Timor mitgebrach— 
te Art. (Roussette grise Geoffr. Annal du Mus. XV. 94. 
tab. 3.) 

Länge achtzehn, Fluͤgelweite ſechzig Centimeter. 

Bei dieſer Art ſind die obern Schneidezaͤhne gleich und gut 
gereihet, die untern aber durch einen Zwiſchenraum in der Mit— 
te getrennt; bei keiner andern ſind die Ohren ſo kurz. Die 
Flughaut kommt nicht gerade von den Seiten ſondern viel hoͤ— 
her, faſt von der Mittellinie des Ruͤckens. Das Halshaar iſt 
lang und kraus; das am Rüden, von den Schultern an, iſt 
kurz und anliegend, aber nicht ſo der ganzen Laͤnge nach wie 
bei dem eßbaren. Kopf und Hals find ziemlich hoch fuchs 
roth, der ganze uͤbrige Pelz iſt roͤthlich grau, faſt in die Farbe 
des Weinſatzes (lie de vin) übergehend, vorzuͤglich am 
Rücken. 

Wir haben beide Geſchlechter, das Weibchen hat lange 
Zitzen. 


* 


b. Geſchwaͤnzte. 


6. Das ſtrohgelbe Flatterthier (Pter. stramineus), 
Roöthlich gelb; der Schwanz ſehr kurz. 
Der fliegende Hund Seba Mus. I. tab. 57. f. 1. 2. 


3 9 


* x 


— 150 — 


Tlre lesser ternate bat Pennant Synops. t. 31. f. 1. 

Groͤße ſechzeyn, Fluͤgelweite fuͤnfundſechzig Centimeter. 

Wir haben davon zwei Exemplare vor uns, eins von Ti— 
mor, das andere aus unbekanntem Vaterlande. Nur bei dem 
erſten liegt das Haar ganz dicht an, welches man, ſonderbar 
genug! nur bei den Flatterthieren von Timor findet. Sollten 
dieſe laͤnger als andere in hohlen Baͤumen verweilen, und die— 
ſer Umſtand das Haar verhindern ganz hervorzuwachſen? Wir 
wollen nicht verſuchen dieſer Vermuthung mehr Wahrſcheinlich— 
keit zu geben *). 

Ungeachtet einer fo bemerkenswerthen Verſchiedenheit find 
wir doch geneigt zu glauben, daß unſre beiden Exemplare zu | 
derſelben Art gehören; denn in allem Uebrigen iſt die vollkom- 
menſte Uebereinſtimmung. ö 

Das ſtrohgelbe Fl. hat kurzes doch haͤufiges Haar, auch 
die Flughaut iſt damit beſetzt, blos am Vorderarme fehlt es. 
Der Pelz iſt oben gelb, am Halſe fuchsroth auf dem Kopfe und der 
Mitte des Ruͤckens braͤunlichroth. Die untern Schneidezaͤhne 
ſtehen dicht zuſammen, die obern paarweiſe getrennt. 

Nach Seba findet es ſich auch auf Ternate. 


7. Das aͤgyptiſche Flatterthier (Pter. aegyptia- 
cus). Mit wolligem braͤunlichgrauen Haare. 
Neue Art, die Geoffroy aus Aegypten mitgebracht hat. 
Groͤße vierzehn, Fluͤgelweite ſechsundfunfzig Centimeter. 
Der Kopf iſt bei dieſer Art nach Verhaͤltniß kuͤrzer und 
breiter als bei den andern; das Haar iſt dick weich kurz, braͤun⸗ 
lich grau, oben dunkler als unten; die Schneidezaͤhne fi ſind n 
klein, fein und ſymmetriſch gereihet. 


) So viel iſt nach Peron 's Bemerkung gewiß, daß alle Flatter⸗ 
thiere von Timor in hohlen Baumen oder Felſenkluͤften ſich aufhal-⸗ 
ten, Nur das eßbgre wohnt in den tiefſten dunkelſten Felſenhoͤhlen. 


— 


8 Geoffroy hat mehrere Exemplare davon mitgebracht, 
die er ſelbſt von der Decke eines der Gemaͤcher der aroden Py⸗ 
7 bamide een 


8. Das ſchwanzumgebene Flatterthier (Pter. 
* sicandatus). Röthlichgrau; Schwanz von der 
Lange des Schenkels und halb von der Zwiſchen— 
haut eingefaßt. (Roussette amplexicaude Geoffr. An- 
N Er d. Mus. XV. 96. tab. 4.) . 

Eine neue Art von der Inſel Timor von Per on und Le⸗ 
N een r mitgebracht. 

Stöße zwoͤlf, Fluͤgelweite bielundvetzig Centimeter. 
Das merkwuͤrdigſte an dieſer kleinen Art iſt die Länge des 
ee. die jedoch den Oberſchenkel nicht uͤbertrifft. Die 
h wiſchenſchenkelhaut iſt nicht fo Rack ausgeſchnitten wie bei den 
vorigen, fandern erſtreckt ſich von einer Seite zur andern fo, 
daß ſie uͤber den ba hingeht und die Hälfte feiner Länge 
bedeckt. 


ein Maͤnnchen und ein Weibchen deren Farbe abweicht, beim 


Männchen ſich ins fuchsrothe, bei dem Weibchen ins braune 


zieht; Rücken und Scheitel find bei'm erſteren fuchsroth, beim 


letzteren braun; das uͤbrige iſt roͤthlichgrau. Das Haar iſt kurz, 
bind und Ian Die Schneidezaͤhne liegen alle 


9. Das Ohrgerandete Flatterthier (Pterop. 
| f 2 harginatus ). Olivenbraun, eine weiße Einfaſſung 
um die Ohren. (Roussette à oreilles bordees Geoffr. 
N knnal. d. Mus. XV. 97. tab. 5.) 

1 je In Bengalen von Macé entdeckt. 


19 Größe zehn, Fluͤgelweite fuͤnfunddreißig Centimeter. 
12 9* 


Wir beten Exemplare dieſer Art, unter andern 


— 


— 182 Per: 
Dieſe Merkmale find hinlaͤnglich; doch wollen wir noch ans 


führen, daß es ſehr feine und zwiſchen den Eckzaͤhnen dichtger 
draͤngte Schneidezaͤhne hat. Der Kopf ſcheint gedrungener und 


weniger lang als bei den vorigen, weil er gegen den Vorkopf 


aufgetrieben iſt; das Haar iſt uͤberall wie geſchoren, kurz und 


olivenbraun. K en 5 


10. Das Kiodotflatterthier (Pter. minimus) ; 
wolliges hochfuchsrothes Haar; dehnbare Zunge. 
Eine neue von Leſchenault- de la Tone von der In— 
ſel Java mitgebrachte Art *). 
Groͤße neun, Fluͤgelweite ſiebenundzwanzig Centimeter. 


Das Haar iſt lang, dicht, weich anzufuͤhlen, oben gleiche 9 


foͤrmig hoch fuchsroth, unten mehr verblichen, wie bei Vesp. 


serotinus. Der Kopf ſchien mir unverhältnismäßig lang, wel“ 
ches ich aber dem ſchlechten Ausſtopſen der von Leſchenault mit? 


gebrachten beiden Baͤlge zuſchreibe. 


Merkwürdig iſt die Kleinheit dieſes Flatterthiers, da man N 
nach den bisher in Europa erhaltenen Arten diefer Gattung 4 
uͤberzeugt war, die Groͤße ſei ein Attribut derſelben: wo von 


„) Leſchenault beſchreibt fie folgendermaßen in einem Manuſcripte: 
Das Kiodotflatterthier: Kiodot nennen es die Javaner; es gleicht 
im kleinen dem eßbaren oder Kalu, hat aber verhaͤltnißmaͤßig laͤn⸗ 
gere Schnauze und etwas groͤßere Ohren. Die Lange beträgt 32 
(9:4 Centimeter), die Fluͤgelweite 10 (27 Centimeter). Das 


Haar iſt fein und weich. Die Zunge, 2“ lang, kann das Thier 
wie der Pangolin (Manis pentadactyla) ganz hervorſtrecken; fie 
iſt dick und in einer Laͤnge von?“ mit ruͤckwaͤrts gerichteten Wärz, 


chen befegt, welche wegen ihrer Kleinheit nicht rauh anzufuͤhlen find. 1 
Es hat große Augen mit gelber Iris. Das Maͤnnchen hat große 
Hoden; es läßt dann und wann ein gellendes (aigu) Geſchrei hoͤren. 


Geoffroy hat ein traͤchtiges Weibchen geöffnet; es hatte nur ein 


Junges; die zwei Zitzen lagen ſehr nahe an den Achſelgruben. Es 


lebt von Fruͤchten und fliegt nur bei Nacht. / 


nr een SITE > eo 5 


dieſer Art das Gegentheil lehrt; denn daß die eib von Le⸗ 

ſchenault geſchenkten Baͤlge, erwachſenen Thieren angehört hat- 

ten, leidet gar keinen Zweifel, nach den vor uns liegenden dis 
recten Beweiſen und Leſchenault's Zeugniſſe. Eben das 
g koͤnnen wir von den übrigen hier aufgeführten Arten ſagen. 

Erſt nachdem wir ſie in Hinſicht des Alters und Geſchlechts 
ſorgfaͤltig unterſucht hatten, nahmen wir keinen Anſtand ſie als 
verſchiedene Arten aufzufuͤhren. 


. Flatterthiere mit Flughaͤuten die vom Ruͤckgrathe anfangen. 


11. Das Mantelflatterthier (Pter. palliatus). - 
Die Flughaut von der Mittellinie des Ruͤckens 
entſpringend. 

Neue Art, nach einem jungen Exemplar beſtimmt. 
Die Groͤße unſeres jungen Exemplars zehn Centimeter, 
Fluͤgelweite achtunddreißig, Kopflaͤnge vier, Schwanzlaͤnge ein 
Cent. fünf Milimeter. 

5 Obgleich wir dieſe Art noch nicht im Zuſtande der Voll⸗ 
kommenheit und voͤlligen Entwickelung kennen, ſo fuͤrchten wir 
doch keinesweges zu irren, wenn wir ſie hier als eigene Art 
aufführen; ſie wens bet ſich von der vorigen durch zu viele 
Merkmale. ’ 

7 Der Kopf iſt dick, rundlich clivtiſch, die Schnauze kurz 
und dick wie bei jungen Thieren. Auch die Zaͤhne ſind noch 

nicht ganz ausgebildet; die Eckzaͤhne kommen nur eben erſt her— 

vor, und ſind kaum laͤnger als die Backenzaͤhne. Die Backen— 
zähne hat Geoffroy deutlich geſehen, und zwar in jedem 

Kiefer viere, welches wohl zu merken iſt, wie wir nachher ſe— 
hen werden. Die oberen Schneidezaͤhne find gleich, und fies 

hen nicht weit von einander ab; die unteren ſind kleiner und 

ſtehen einander naͤher, die mittleren ſind noch ſeiner als die zur 

Seite. 


dichtem Seitenhaar beſetzt find. Die Farbe iſt ſehr Kalte oder 


finger; deſſen ungeachtet iſt dieſer Finger aber mit allen ſeinen 


— 154 — 

Die Naſenloͤcher find roͤhrig und von einander entfernt wie 

bei Pallas V. cephalotes; die Ohren ſchmal und ſpitz. Der 
Ruͤcken iſt nur mit einer Art Milchhaar bedeckt, von dem 0 
ſich auch an der ganzen Fluͤgelhaut Spuren finden, dahingegen 
Schultern, Hals, Kopf und Bauch mit langem doch nicht x 


Strohgelb. N 

Aber zwei Hauptmerkmale unterſcheiden dieſe Art Br 8 
ders, und laſſen ſogar muthmaaßen, daß ſie eines Tages wenn 
man fortfährt die Thiere genauer zu beobachten, und ihr aͤhn⸗ 
liche Arten entdeckt, zu einer eigenen Gattung werde erhoben 
werden. 9 
Dieſe Merkmale find r. der mangelnde Nagel am Zeige- 


Gliedern verſehen, und dabei eben fo kurz als bei den Flatters N 
thieren. 2. Der Flügels Urfprung, welche am Ruͤckgrath bei 
de zuſammenhangen. 1 
Dieß iſt gewiß ein ſehr ſonderbarer Bau: bei den aller 
meiſten uͤbrigen Flederthieren entſteht die zwiſchen den Fingern 
ausgebreitete Haut von den Seiten, wo ſie als eine durch die 
ſo große Ausdehnung verduͤnnte Fortſetzung der Haut anzufehen | 
iſt; aber bei der hier beſchriebenen Art kommen die Flughäute 
im Gegentheil von der Mittellinie des Ruͤckens, wo die Hua | 
eine Erhöhung oder Leiſte von zwei bis drei Millimeter bildet 
ehe ſie ſich wagrecht ausbreitet und zu den Fluͤgeln begiebt. Man 
ſollte ſagen, es waͤre ihr ein Mantel um die Schultern gewött | 
fen, woher auch der Name gebildet ift. 1 
Dieſe Bildung muß dem Thiere große Vortheile gewaͤh⸗ 
ren, denn erſtlich macht ſie es durch Vergroͤßerung ſeiner Ober ⸗ 
flaͤche ſpezifiſch leichter, und hilft ihm beim Fluge, und fürs 
andere verſchafft ſie, indem ſie beim Zuſammenlegen eine weite 
Taſche bildet, den Zungen die ſich noch von der Muttermilch 


naͤhren eine bequeme Huͤlle, und einen Zufluchtsort wo ſie * 
ihnen nöthige Sicherheit und Wärme finden. 


— 155 et 


SC Das Vaterland dieſer Art iſt uns unbekannt; wir erhiel— 
ten ſi ſie nebſt andern Dupletten im Tauſch aus der Teylers 
ſchen Samlung zu Harlem durch van Marum. 


. Gattung Harppje. ” 
(Harpyia IIlig.) 


Geoffroy giebt den Sattungs sNamen Cephalotes *) 
dem Vespertilio cephalotes Pallasii und einer neuen von der 
Suͤdſeereiſe mitgebrachten Art, welche beide den Flatterthieren 

ſehr nahe verwandt, aber doch auch zu ſehr verſchieden ſi find, 
4 um u derſelben Gattung zu gehören. 
0, Su der That gleichen dieſe Harpyjen den Flatterthieren in 
N na weſentlichſten Theilen, dem kegeligen Kopfe, der ſpitzen 
Schnauze, den Ohren ohne Ohrecke, dem kurzen mit allen feis 
nen Gliedern verſehenen Zeigefinger, der Kuͤrze der Zwiſchen— 
ſchenkelhaut, der Lage derſelben gegen das Bein, der Kuͤrze des 
Schwanzes, der warzigen Zunge, und beſonders der ſo merk⸗ 
würdigen Geſtalt der Backenzaͤhne. 
Aber ſie ſind in anderer Hinſicht verſchieden. Die Harpyjen 
haben einen kuͤrzeren breiteren Kopf, beſonders iſt das beim Ge⸗ 
ſichte noch mehr der Fall als beim Schaͤdel; der Hirnkaſten iſt 
hinten merklich weiter und vorn ſchmaͤler; die Zahl der Zaͤhne iſt 
nur noch achtundzwanzig; vier Schneide s vier Eck- und zwan— 
zig Backenzaͤhne, wovon acht im Ober-zwoͤlf im Unterkiefrr 
ſtehen. Die Zahl der Schneidezaͤhne iſt nur halb ſo groß als 
bei den Flatterthieren, und das nicht etwa wegen des zu nahen 
1 Zuſammenſtehens oder der gar zu großen Entwickelung der Eck⸗ 
jr pur: H denn die Schneidezaͤhne laſſen zwiſchen ſich einen Raum 
und ſtehen vollkommen abgeſondert, welches freilich von den 


— 


* 23 


) Obgleich dieſe Abhandlung ein Jahr früher erſchien als Illi 
gers Prodromus Systematis Mammal. fo ziehen wir doch J (li: 
gers Gattungd: Namen Harpyia in mehreren Hinfichten vor. 


— 


— 136 — 


zwei untern nicht fo ſehr gilt), die untereinander und den Eck? 


zaͤhnen mehr genaͤhert ſind. a 
Eine fo große Anomalie in einem Merkmale von dieſern 
Wichtigkeit findet ſich nie allein; wer irgend mit den Geſetzen 
der Zoologie bekannt iſt, weiß daß eine ſolche Abänderung noth h 
wendig andre nach ſich zieht; es iſt dieß die Folge der gewiflers 


maaßen vorhandenen Subordination in den Kennzeichen, des 


allgemeinen Zuſammenhanges der Organiſation und der Ueber- 
einſtimmung, welche man ohne recht zu wiſſen wie und warum, 
immer auch da findet, wo man keinen nothwendigen Zulams 
menhang einſieht. 

Die Wahrheit zu ſagen kann dieſer Mangel zweier Schnei— 


dezaͤhne nur inſofern als Anomalie gelten, als man die beiden 


Arten, bei denen er ſich findet, zu den Flatterthieren zaͤhlen ; 
wollte, a 1 
Denn wenn man bei weiter fortgeſetzter Unterſuchung ih- 
rer Merkmale dahin gelangte, andre Verſchiedenheiten derfels 
ben Ordnung in allen ihren Hauptorganen aufzufinden, ſo muͤßte 
man bei ſolchen Thieren doch wohl die Bedingungen zu einem 
eigenen und verſchiedenen Typus anerkennen, und wuͤrde von 
dieſen Anzeigen geleitet, einentheils vermeiden eine fo beſtimmt 
begraͤnzte Gattung wie die der Flatterthiere zu entſtellen, an— 
derntheils aber ſich den Vortheil verſchaffen den Abſtand zwi⸗ 
ſchen dieſen beiden Gattungen geltend, und feine ganze Groͤße 
einigermaaßen bemerklich zu machen. 1 
Dieſe Betrachtungen werden hier ihre volle W 
finden. 9 
Die Backenzaͤhne der Harpyjen “) nähern ſich denen der 
Flatterthiere am meiſten, find aber doch nicht durchaus diefels 


*) Anmerkung Geoffrop's. Ich beſchreibe fie hier nach dem N 
vor mir liegenden Exemplare, wir werden weiter unten ſehen, 
was von der Verſchiedenheit uach den Pallas ſchen Beobach? 
tungen zu halten ſei. 


157 — 
ben. Der Oberkiefer hat deren zwei weniger, nämlich die bei— 
den kleinen vorderſten, wovon oben die Rede war; der vorletzte 
iſt verhaͤltnißmaͤßig laͤnger; ; die untern find ſchmaͤler, und der 
erſte derſelben iſt fo klein, daß ihn das Zahnfleiſch bedeckt und 
ihn zu erblicken hindert. Das ſonderbarſte an dieſen Zaͤhnen iſt, 
die Wirkung des Abreibens ihrer Kronen: bei den Flatterthie— 
ren nutzt ſich die Knochenſubſtanz mehr ab als der Schmelz, das 
hingegen bei den Harpyſen beide gleich ſtark abgenutzt find, Die 
Flaͤche dieſer Zaͤhne, beſonders der hinteren, iſt ganz platt, 
welches ſich nur bei Kraͤuter- und Kornfreſſenden Thieren findet. 
Muß man aus dieſer Beobachtung ſchließen, daß die Harpyjen 
ſich etwas verſchieden von den Flatterthieren naͤhren, daß ſie 
nicht dieſelben ſuͤßen Fruͤchte freſſen, und ſich mit einer gröberen 
Pflanzennahrung begnügen? 

Die Bewegungswerfzeuge find. nach gleichem Verhältniſſe, 
als die eben beſchriebenen Theile verſchieden: die Fluͤgel ſind wie 
bei dem Mantelflatterthiere gebildet: wie bei dieſer ſonderbaren 
Art, welche ich eben dieſer ſonderbaren Bildung wegen in eine 
eigene Abtheilung bringen mußte, erheben ſich die allgemeinen 
Bedeckungen an der Mittellinie des Ruͤckens, und bilden hier 
eine Leiſte einige Millimeter hoch, von der die Flughaut 10 
beiden Seiten abgeht. 

Pallas fuͤhrt in ſeiner Beſchreibung nichts aͤhnliches an; 
| vielleicht überfah er eine fo neue und unerhoͤrte Bildung; mes 
nigſtens mag es mir erlaubt ſeyn nach der Analogie fo zu ſchlie⸗ 
8 4 ßen. Das Auge ſieht oft nur das, was dem Verſtande ſchon im 
Voraus klar geworden iſt. 

Das ſind die Verſchiedenheiten, welche Geoffroy beftimms 
ten die Harpyſen von den Flatterthieren zu trennen; es leidet 
| keinen Zweifel, daß ohne das Mantelflatterthier beide Gattun⸗ 
gen noch ſchaͤrfer begraͤnzt, und der Abſtand zwiſchen ihnen 
noch weiter geweſen ſeyn wuͤrden. Dieſes Thier bildet das 
Glied „ welches beide dieſe Gattungen verbindet; aber bei der 
j Ueberzeugung, daß man einſt, wenn man mehrere ähnliche Ar— 


— 158 — — 


er a — 
. 


ten entdeckt, für dieſes Mittelglied eine dritte Gattung feſtſetzen 
werde, haben wir fuͤr erſt nur dieſe beiden kleinen Abtheilungen 
zulaͤſſig gehalten. K 

Den Gattungsnamen hat Pall as an die Hand gegeben, 
und die Gattungsmerkmale laſſen ſich kurz ſo faſſen: 


ev ar 


— 


Cephalotes Geoffr. Harpyia Illig. f 
Schneidezaͤhne 2 — Eckzaͤhne 2 — Vackenzaͤhne . 
Krone der Backenzaͤhne breit, ohne Hoͤcker oder Leiſten; zwei⸗ 

ter Finger mit ſeinem Klanetigliebe verſehen. 


. 


a 1. Perons Harpyje. (Harpyia Peronii.) Ohne 
Nagel am Zeigefinger (Annal. du Mus. XV. 104. t. 794 
Eine neue von Peron von der Inſel Timor mitgebrachte 
Art. 
' Groͤße ſechszehn, Fluͤgelweite ſechsundſechszig, Konflänge 
fünf, Schwanzlaͤnge ein Centimeter. 
Sie iſt den Mantelflatterthiere fo ähnlich durch ihren Ans 7 
ſtand, die laͤngs der Mitte des Ruͤckens entſprinden Fluͤgel, den 
kurzen Zeigefinger ohne Nagel, die Laͤnge des Schwanzes, die 5 
Art wie derſelbe an ſeiner Wurzel von der Zwiſchenſchenkelhaut 
eingefaßt wird, und das Verhaͤltniß aller uͤbrigen Theile, daß x 
man fragen möchte, ob das Junge, wonach jenes Flatterthier 
als Art beſtimmt it, nicht vielmehr ein Junges der hier bes | 
ſchriebenen Harpyje ſey? 4 
Wir haben bei der Aufzaͤhlung der Gattungskennzeichen i 
geſagt, daß wir bei der einen Gattung zwei, bei der andern 
vier Schneidezaͤhne in jedem Kiefer gefunden haben. Waͤre es 
vielleicht moͤglich, daß der Wechſel oder das Wachsthum gewile 
ſer Zaͤhne, andere verſchwinden machte? Wenn ſich dieß auch 
nicht auf den vorliegenden Fall anwenden laͤßt, ſo iſt es doch 
gewiß, daß fo etwas zuweilen geſchieht. Es iſt bei den Flatters 
thieren ſehr gewoͤhnlich, daß die Schneidezaͤhne ausfallen; aber 
dieß iſt immer eine Begebenheit deren Zeitraum man verfolgen, 


—— 


— 


— 159 Are. 


1 


und wovon man ſich durch Beobachtungen leicht überzeugen 


kann. Dieſe Zähne in einer Höhle ſteckend die nicht ſehr tief 


iſt, werden nur vom Zahnfleiſche feſtgehalten; die Knochenbil— 
dung ſo wie ſie mehr zunimt, fuͤllt die Zahnhoͤhlen des Kie— 
fers eher aus als bei andern Thieren, und da iſt es nicht zu, 


3 verwundern, daß die Schneidezaͤhne unter dieſen Umſtaͤnden lo⸗ 


1 


* 


ſe werden und am Ende ausfallen; aber wenn das auch geſchieht, 


ſo iſt es doch ohne Einfluß oder Ruͤckwirkung auf die Eckzaͤhne; 


da dieſe tiefer in den Kiefern ſtecken, ſo behalten ſie dieſelbe 


Entfernung von einander, und erleiden keine andere Veraͤnde— 


rung, als daß fie ſich ein wenig abnutzen, weil fie ſich gegenein— 


ander reiben. 

| Dieß geſetzt, ſo iſt es leicht über die vorliegende Frage zu 
entſcheiden. Man muß die Stelle der zufällig oder Alters hals 
ber ausgefallenen Zaͤhne auffinden koͤnnen; nun giebt es bei den 
Harpyjen keine Stelle, wo außer den beiden angegebenen N 
Schneidezähnen moͤglicherweiſe noch andre hätten ſtecken koͤn 
nen. Die Eckzaͤhne, und zwar die untern noch mehr als die 


obern, ſtehen bei den Harpyjen einander ungleich naͤher als bei 


den Flatterthieren; das iſt alſo offenbar ein urſpruͤnglicher Zu— 
ſtand und nicht Folge des Alters. 

Wenn wir darauf zum Mantelflatterthiere zurückkehren, 
ſo iſt es eben leicht aus der Entfernung ſeiner Eckzaͤhne zu 
ſchließen, daß wie bedeutend auch ihre Entwickelung ſeyn moͤge, 
fi e doch auf keine Weiſe dem für die Schneidezaͤhne Bauen 
Raume Abbruch thun koͤnnen. 

Wir haben von Peron's Harpyje zwei maͤnnliche Exem— 
plare — wenigſtens hielte ich fie beide für gleicher Art — vor 
Augen; beide ſchienen mir gleich erwachſen, ſind aber an Groͤße 


und Farbe verſchieden. 


Die groͤßte, deren Maaße oben angegeben ſind, iſt braun, 
die andere Fuchsroth. Beide haben kurzes dichtes Haar; der 


f ganze Rücken oberhalb der Flughant iſt damit beſetzt wie der 
übrige Koͤrper. Die Flughaut aber, ſowohl der den Ruͤcken 


— 140 — 7 


bedeckende, als der zwiſchen den Fingern ausgebreitete Theil 
derſelben iſt nackt, oder nur von einer Art en bedeckt. 
Die Ohren find ſchmal und ſpitz. 


2. Pallas's Harpyje (H. Pallasii.) Mit einer 
Klaue am Zeigefinger. 
Vespertilio cephalotes Pall. Spicileg. fasc. 3. t. 1. 2. 
La Cephalote Buffon Supplem. III. t. 52. 
Vespertilio cephalotes Lin. Gmel. 
Schreber Taf. 61. 2 
Größe 39 (10 Centimeter), Fluͤgelweite 1 26“ 


(39. Cent.) Kopflaͤnge 13 (3 n Millim.) e 
laͤnge 1 Cent. 2 Millim. 


Dieſe Art die von den Molucken kommt, fehlt der Paris | 
ſer Samlung und Geoffroy redet davon nur nach Pallas. 
Sie iſt kleiner und laͤnger geſchwaͤnzt als die vorige, und weicht 
von ihr beſonders in einem bei beiden Abbildungen zu gut auss 
gedruͤckten, und in der Beſchreibung zu ſorgfaͤltig angemerkten 
Kennzeichen ab, als daß man es bezweifeln koͤnnte, naͤmlich in 
der Klaue des Zeigefingers. Auch ſcheint es, daß die Naſen— 
loͤcher mehr verlängert, von einander entfernter und mehr er⸗ 
weitert ſind. Pallas hat in der Beſchreibung und Abbildung 
nur zwei obere Schneidezaͤhne, er verſichert unten keine gefun⸗ 
den zu haben. Da kein Flederthier der Schneidezaͤhne beraubt 

iſt, und da die geringe Entfernung der untern Eckzaͤhne nicht 

mehr als zwei Schneidezaͤhne geſtattet, fo zweifelt Geoffroy 
nicht, daß es mit dieſer wie mit vielen andern der Fall geweſen 
ſei, daß ſie ihre untern beiden Schneidezaͤhne verloren und 
nach der Analogie zu ſchließen vorher wirklich zwei gehabt habe. 


Es weicht dieſe Art auch durch die Dicke ihrer Schnauze 
und die gerundeten Ohren von der Peronſchen ab. 


8 x 1 


Ihr Haar ſteht ziemlich einzeln, am Bauche weich und 
wollig: oben iſt es aſchgrau und unten ſchmutzig weiß. Wir 
5 wollen nichts mehr hinzuſetzen, da das Geſagte hinreicht um die 
Verſchiedenheit dieſer Art von der Peronſchen zu begruͤnden. 
5 Pallas hat eine Zergliederung davon geliefert die nichts zu 
wuͤnſchen übrig läßt. - 

Nur noch eine Bemerkung über die Abbildung im dritten 
Supplementbande von Buffon. Der Kuͤnſtler „ welcher die 
Pallasſche Abbildung copiren mußte, that es fo nachlaͤſſig „daß 
er zwei Merkmale in die Copie brachte, die das Original nicht hat, 
und welche wenn ſie ſich wirklich faͤnden, dieſe Art in eine andere 
x Gattung verweiſen würden, nämlich die Ohrecke, welche er aus 
geſetzt hat, und die Zwiſchenſchenkelhaut, welche er als ſehr groß 
und auf den Schwanz umgeſchlagen vorgeſtellt hat. 

{ 


X. Gattung. 
Nachtflieger (Nycteris.) 35 


Desmarets hat in feinem für das Woͤrterbuch der Nas 
turgeſchichte gelieferten Entwurfe nach Geoff roy die Gat⸗ 
tung Nyeteris aufgeſtellt, und beider Arbeit iſt ſeitdem von 
Iflliger nachgeſehen und angenommen worden *). 


*) Beſtimmung der Gattung Nycteris. IIliger Prodromus 
Systematis mammali um p. 119. f 

* Nycteris: Dentes pimores 4, contigui, apice 

N bifidi, infra 6 apice bi-seu triſidi. Laniarii distincti lon- 


1 ‚giores. Molares obducti supra introsecus 4, tritores 1 iR 
1 fra 4, anticus unicuspis, posteriores tritores. 

Rostrum productum naso a fronte inde canali longitudi- 
nali excavato in cuius parte antica nares sitae sunt, singulae 


caualiculum longitudinalem, antice terminantes, prostremate 
nullo. Auriculae longiores capite, oblongae. 

Corpus patagio digitali, lumbari et anali, denudatis 

„ einctum, Patagium anale integrum. Cauda corpus 


11 


Diese Fledermaͤuſe haben die Zaͤhne an Zahl und Geſtalt 


gleich der Gattung Vespertilio. 
Schneidezaͤhne 3; Eckzaͤhne 2 Backenzähne 4 4 = 30. 


Ein einziger aber weſentlicher Umſtand n ſie f 


von denen der eigentlichen Fledermaͤuſe, en die Lage der 
Schneidezaͤhne. 


Sie ſind kleiner, zumal die unteren, die man kaum mit 


bloßem Auge unterſcheidet, und auch nicht eben ſo oben (wie 
bei den Makis) paarweiſe ſtehend, ſondern ſie liegen in einer 
ununterbrochen fortlaufenden Reihe am ganzen Rande des Zwi⸗ 
ſchenkiefers. 

Dieſer Knochen iſt bei den Flederthieren den Abaͤnderun— 
gen der Geruchswerkzeuge unterworfen, und einer eigenen Be— 


wegung faͤhig; es geht auf und nieder (wie auf einer Axe 


ſchwingend) mit der Oberlippe, deren Dicke und Conſiſtenz fo 
beſchaffen ſind, daß ſie den Knochen mit ſich fortzieht, welcher 


an ſeinen Einlenkungspunkten fo dünn iſt, daß er die Unbeweg-⸗ 
lichkeit der übrigen Enöchernen Theile nicht haben kann. 0 


Eben wegen dieſer Herrſchaft der umgebenden Theile uͤber 
den Zwiſchenkiefer iſt dieſer vermuthlich fo klein: er ragt nicht 
uͤber die Eckzaͤhne hinaus, woher der Oberkiefer kuͤrzer iſt als 


der untere und wie abgeſtutzt erſcheint; hieraus folgt auch, daß 


die Schneidezaͤhne beider Kiefer nicht aufeinander paſſen, und 
daher ihre Schneiden nicht an einander abnutzen, welche oben 
immer zweilappig, unten dreiſpitzig bleiben. 


aequans patagio anali innata et ad eius marginem usque per- 
tingens, Mammae aperlae 2, pectorales. 

Pedes pentadactyli. Antipedes chiropteri; halluce un- 
guiculato, digitis elongatis inermibus. Scal ides ambulato- 
rise: Ungues falculae digitorum elongatorum antipedis nulli. 


Species. Vespertilio hispidus Linn. Gm. 


\ 


ſie auf den erſten Anblick fuͤr ſehr flach, weil die ſie umgeben⸗ 
den Knochenwaͤnde ſehr beſchraͤnkt ſind: Der Boden oder die 
Gaumenplatte reich: nicht uͤber den zweiten Backenzahn hin: 
aus, und die Außenwand oder die Naſenfortſaͤtze des Oberkie- - 
fers ſind faſt nur in der Anlage da. Man wird aber eines an⸗ 
dern belehrt, wenn man dieſe Naſenhoͤhlen in der Verbindung 
mit den weichen Theilen betrachtet. Die hintern Nafenlöcher 
Öffnen fü ſich weit jenfeits der Stelle wo der Kiefer aufhört; und 
die nach außen fuͤhrenden Gaͤnge find an ihren weiten Eingan: 
gen fo zn ſagen uͤberladen mit Hautlappen und Anhängen. Von 
der Mitte jedes Naſenganges erhebt ſich eine Hautfalte; man 
| möchte ſagen, daß die Naſenmuſcheln, die bei den eigentlichen 
Fledermaͤuſen vorſpringend bei dieſen Nachtfliegern in einer 
Hohle ſind, nur deshalb einander ſo nahe gerfiet, und fo in 
eine Art von Trichter eingeſenkt erſcheinen, weil fie zuſammen⸗ 
gezogen in ſich ſelbſt umgeſchlagen und quer über den Schädel ge: 
zogen waͤren. Man ſieht an jeder Seite einen Lappen von der 
Geſtalt eines Nagelkopfs, welcher nichts anders iſt als der Na; 
ſenknorpel, und wie ein Deckel mit der unteren Falte zuſam— 


bedarf es von Seiten des Thiers keiner andern Anſtrengung, 
als alle dieſe Theile zu runzeln, und vielleicht nur hy ihrer na: 
rürlichen Federkraft zu uͤberlaſſen. 

5 Hinten verlaͤngert ſich die Naſenhoͤhle in den Vorderkoyf 

(chanfrein), welches ſchon merkwuͤrdig genug iſt, aber nicht 

weniger merkwuͤrdig iſt die Groͤße und die rinnenartige Geſtalt 

dieſes Theils, welche den Nachtfliegern das He eigne bos⸗ 
hafte Anſehen giebt. 

Deter Vorderkopf erſtreckt ſich in der That bis uͤber ſeinen 
gewoͤhnlichen Umfang hinaus, und das vermittelſt der von den 
Seiten des Stirnbeins entſtehenden, und am Scheitel ſich ver: 
‚elnigenden Knochenplatten: Der Gang oder die Laͤngsſpalte wel: 

e aus dem Vorragen diefer Leiſten entſteht, richtet ſich auf die 


— 


* e e 0 I 
Unterſucht man die Naſenhoͤhlen am Schädel, fo halt man 


mentrift um die Naſenoffnung luftdicht zu verſchließen. Hiezu 


U 
1 


Naſenloͤcher, und das iſt die einzige Beziehung welche diefe 
Theile auf einander haben. 


Sollte vielleicht der Vorderkopf dieſe ſonderbare Verwand⸗ x 
lung erlitten haben, um die aͤußerſte Kleinheit der Itafenöff: 


nungen zu erſetzen? und ſollte dieß eine Art von Trichter ſein, 
wo ſich die riechbaren Theilchen ſammelten? Die Raͤnder der 
Spalte ſind mit langen und vielen Haaren dicht beſetzt, welche 


fie ausfüllen ; aber dieß geſchieht nicht, wenn die Lippenmus⸗ 
keln die Deckel aufheben, die inneren Falten ausbreiten, und 


die Naſengaͤnge eroͤffnen. Die Raͤnder werden dann durch das 
Anſpannen der Haut aufwärts gezogen, und mit ihnen die lan: 
gen Haare, womit ſie beſetzt ſind. 

Schon an und für ſich ſelbſt muͤſſen uns ſolche Naſenloͤcher 
zu intereſſanten Betrachtungen veranlaſſen, die gewoͤhnlich ge— 


ſchloſſen ſind, und den Willen und das Spiel einiger Muskeln 7 


des Thiers erfodern, um mit der umgebenden Luft in Gemein⸗ 


ſchaft zu kommen. Die Nachtflieger koͤnnen nicht anders als 


Vortheil davon ziehen; ſo nehmen ſie ihre Wohnung an Orten, 


von wo ſtarke Ausduͤnſtungen andere Thiere verſcheuchen; aber 


wir konnten uns doch nicht vorſtellen, daß die Beſchaffenheit 


der Naſengaͤnge ſo von der gewoͤhnlichen Ordnung abweichen 
ſollte, blos um fie gegen den Nachtheil haͤßlicher Ausdünftun: 
gen zu ſchuͤtzen. Es laͤßt dieſe Bildung noch ſonſt einen Grund 


vermuthen, welchen aufzufinden wir uns zum Geſchaͤft machen 


mußten. 
Man hat die Flederthiere uͤberhaupt wegen ihres Fluge 


oft den Voͤgeln verglichen, dabei aber immer gefunden, 


daß dieſe ſich mit mehr Leichtigkeit und Anſtand bewegen, 
weil ſie abgeſehen von der groͤßeren Vollkommenheit ihrer 
eigentlichen Flugwerckzeuge, auch die Faͤhigkeit haben, ſich mit 
Luft aufzutreiben und leichter zu machen. Als man ſo ſchloß 
war man weit entfernt zu glauben, daß man dieſelbe Eigen⸗ 
ſchaft bei den Flederthieren wiederfinden wuͤrde, deren Lungen⸗ 


verrichtungen freilich verſchieden genug von denen der Vögel } 


— 145 — 


ſind. Doch haben wir gerade bei den Nachtfliegern ähnliche 
und noch groͤßere Luftbehaͤlter gefunden, welche das Thier 
wann und ſo viel es will mit Luft anfuͤllt. Aber man kann 
ſich wohl vorſtellen, daß die Nachtflieger die Luft vermittelſt 
eines beſondern Mechanismus und eines Baues hineintreiben, 
der ſeiner Abweichung ungeachtet, doch von dem klaſſiſchen Ur— 
bilde der Säugthiere herſtammt. 

ä Man erraͤth vielleicht ſchon die Ergebniſſe eines fo unge: 

wohnlichen Baues, und die Mittel, welche dieſen Ergebniſ⸗ 

ſen dienen, ſind aͤußerſt einfach. 

Die Haut haͤngt nur an einigen Stellen feſt am Körper, 
wo ſie durch ein ſehr ſchlaffes und lockeres Zellgewebe angehef— 
tet wird; hier dringt die Luft hinein, und fo, wie man zu ſa— 
gen pflegt, zwiſchen Fell und Fleiſch, giebt ſie dem Thiere das 

Anſehen der von den Schlachtern aufgeblaſenen Kälber. Flech— 
ſichte Zaͤume oder Zellgewebe findet man nur in der Naͤhe der 
aus dem Innern herkommenden Gänge und an den Seiten des 
Numpfs; folglich erhebt ſich die Haut gaͤnzlich auf dem Ruͤcken, 
der Bruſt und dem Bauche; ſo daß die Nachtflieger in einem 
Luftbade, oder wenn man will in einer von der elaſtiſchen Fluͤſ⸗ 
u ſigkeit gebildeten Scheide ſtecken. 
So außerordentlich nun eine ſolche Thatſache iſt, fo fi eht 
N man doch bis hieher noch nicht, daß dem weſentlichen Urbilde 
der Saͤugthiere irgend ein Abbruch geſchaͤhe; und eben ſo we— 
3 nig iſt dieß der Fall in Hinſicht der Mittel zum Aufblaſen die⸗ 
ſer einzigen, aber ungeheuer großen Zelle. 
8 Indem das Thier ſeine Naſenloͤcher oͤffnet, laͤßt es die 
äußere Luft in feine Lungen; indem es aber gleich darauf alle 
feine Naſenhaͤute ihrer eigenen Federkraft uͤberlaͤßt und zugleich 
das Maul feſt verſchließt, zwingt es die ausgeathmete Luft in 
ſeine Backentaſchen, und von da in den großen Luftſack hinein. 
Obgleich am Eingange dieſes Sackes ein ſehr deutlicher Schließ— 
muskel iſt, ſo iſt es doch dieſer nicht, oder wenigſtens nicht 
1 10 N 
3 
» 


Rn 


1 j 

— 146 — ) 

allein, der das Zuruͤckdringen der Luft verhindert; dieß ger = 

ſchieht durch große am Halſe und Ruͤcken liegende Klappen. 

Einen eigenen Weg geht die Luft nur von dem Schließer an: 
ſie begiebt ſſch vor dem Ohre durchgehend in die Höhle des Vor- 

derkopfs, von wo ſie zum Scheitel, zum Hinterkopfe und 
oben zum Halſe gelangt, und ſich da in den großen Sack er: 

gießt. * MR 

Der Nachtflieger verfaͤhrt alſo gerade wie die Stachelbaͤu— 3 | 

che unter den Fiſchen (Tetrodon); er treibt nach Willkuͤhr 

eine Portion Luft in ſeinen Sack, dann eine zweite, u. ſ. w. 


\ 4 


Er blaͤſt wie wir es ſelbſt koͤnnen und auf dieſelbe Weiſe, nur 
mit dem Unterſchiede, daß er in ſeine Mundhoͤhle blaͤſt, die 


nach außen keinen Ausgang hat. Seine Haut wird zu einer 
wahren Blaſe, in welche der Körper gleichſam hineingefuͤgt iſt. 
Die Nachtflieger thun mit ihr als wenn fie nicht eigentlich zu 
ihnen gehoͤrte; denn ſie treiben ſie ſo auf, daß ſie eine kugelige 
Geſtalt annimt. In dieſem Zuſtande gleicht das Thier einen 
Balle, dem man Fluͤgel, Kopf und Fuͤße angeſetzt haͤtte. 1 
Gluͤcklicher als der Stachelbauch, welcher zu dieſem Kunſt⸗ 
griffe nur in fo weit feine Zuflucht nimt, daß er wie eine todte 


Maſſe auf dem Waſſerſpiegel treibt, behaͤlt der Nachtflieger alle 


feine Fahigkeiten, oder vielmehr er vermehrt deren Energie, 
indem er leichter wird und daher ſchneller fliegen kann. 


Wir hatten wahrzunehmen geglaubt, daß die ſonderbaren | | 


Abweichungen an den Naſengaͤngen auf ein anderes Syſtem 
von Organen Einfluß haben, und vielleicht anderswo noch an- 
dere Veraͤnderungen nach ſich ziehen muͤßten; und ſo findet es 
ſich in der That, daß ein großer Sack bei den Nachtfliegern 
ihr Athmungswerkzeug modificirt, oder vielmehr demſelben 
einen ſchaͤtzbaren Anhang bildet. Wenn dieſe dem Athmungs⸗ 
werkzeuge ſo ſchoͤn angepaßte Verrichtung nicht der Grund der 
Abweichungen der Naſenhoͤhlen iſt, fo läßt fich wenigſtens nicht 
läugnen, daß alle dieſe Theile in gegenſeitiger und nothwendi⸗ 1 
ger Beziehung ſtehen. - 


f 


— 147 — 


Die Unterſcheidungsmerkmale der Nachtflieger beſchraͤnken 
ſich auf die angegebenen Punete; die uͤbrigen Zaͤhne dieſer Fle— 
derthiere, Eck- und Backenzaͤhne gleichen denen der Fleder— 
maͤuſe⸗ und eben das gilt von den Eingeweiden des Unterlei— 
bes. Die Bedeckungen haben groͤßern Umfang; die Ohren ſind 
laͤnger als der Kopf, ohne daß das Laͤppchen (die Ohrecke) 
welches hier auch den aͤußern Gehoͤrgang einfaßt, nach gleichem 


Verhaͤltniſſe vergrößert wäre. Der Hautumfang zeigt ſich be; 


ſonders zwiſchen den Beinen, wo die den Schwanz einfaſſende 
Haut nach ihren beiden Richtungen die Laͤnge des Thiers ſelbſt 


uͤbertrifft; doch hat die Fluͤgelweite, fo wie die Breite der 
Fluͤgel, nichts außerordentliches. Die Fingerknochen find ſelbſt 


geringer an Zahl als bei den Fledermaͤuſen. Den ganzen Zei— 
gefinger bildet nur ein einziger (und zwar der Mittelhand-) 
Knochen; die andern haben drei Knochen, namlich den der 


Mittelhand und zwei Fingerglieder. 


Der letzte Schwanzwirbel ift geſpalten, und dieſe ſonder⸗ 


dare Spaltung findet ſich bei allen Arten, und ſonſt bei keinem 


Flederthiere irgend einer Gattung. 

Bisher iſt nur eine der Art Nachtflieger bekannt gewe: 
ſen, und zwar Daubentons's fliegende Feldmaus (cam- 
pagnol volant) woraus Linné feinen Vespertilio hispidus 
machte. Der thebaiſche Nachtflieger ſowohl wie eine andere 


von Lefhenault: de la Tour aus Java mitgebrachte Art 


iſt davon verſchieden. Erſtlich ſind die Maße dieſer Thiere 


nicht dieſelben; das Daubentonſche iſt vom Kopfe bis zur 
Schwanzwurzel achtunddreißig Millimeter lang; der thebaiſche 
vierundfunfzig, der javaniſche fiebenundfechzig. - 


Bei der ägyptiſchen Art find die Ohren weiter, und das 


Haar iſt laͤnger und dichter; die Farbe iſt oben hellbraun und 
unten aſchgrau; bei Daubenton's Nachtflieger faſt eben ſo, 
nur am Ruͤcken mehr in's roͤthliche, und am Bauche mehr in's 


10 * 


# 


weiße (auch mit fahl gemiſcht) fallend; bei dem javaniſchen 
ſind die oberen Theile hoch roͤthlich die untern braͤunlichgrau. 

Die ſchon laͤnger bekannte Art war vom Senegal gekom— 
men; alſo bewohnt die ganze Gattung die heißen Gegenden der 
alten Welt. 

Wir vermuthen, daß am Senegal zwei Arten vorkom⸗ 
men; wenigſtens beſchrieb Daubenton zwei Varietaͤten, 
welche er beide von Adanſon erhalten hatte; die zweite, 
welche er nur in einem getrockneten Exemplare vor ſich hatte, 


war von der erſten darin unterſchieden, „daß die weißliche 


„Farbe des Unterleibes mit etwas Aſchfarbe gemengt war, 
„und die Fluͤgelhaut nichts roͤthliches hatte.“ 

Wir haben den Schaͤdel und die Haupttheile des Knochen⸗ 
geruͤſts derſelben Art vor Augen, und dieſe ſtimmen weder in 
ihren ſtaͤrkeren. Maaßen, noch in einigen Einzelheiten der Ge— 
ſtalt mit denen der daubentonſchen und thebaniſchen uͤberein. 


— 


1. Art. Daubentons Nachtflieger (N. Dau- 
bentonii.) 
Pelz fuchsroͤthlich; Bauch ſchmutzigweiß. Ohren laͤnglich. 
Campagnol volant. Daub. Hist. nat. gen. X. t. 20. 
238 4 


Vesp. hispidus Linn. 
Vesp. hisp. Schreber t. 56. 
Vom Senegal. 


2. Art. Thebaiſcher N. (N. thebaicus.) 


; Pelz hellbraun; Bauch aſchfarben. Weite große Ohren. 
Nyct. de la Thebaide. Geoffr. S. H. Grand onvrage 
sur ’Egypte — Mammiferes t. 1 et 2. Annales 
d. Mus. XX, 20. tab. 1. Kopf. 
Bewohnt Aegypten. 


F k( ͤ ENREBENNE 


* 


a 


— 149 — 
3. Art. Javaniſcher N. (N. javanieng,) ' 
Pelz hochfuchsroth, Bauch roͤthlichbraun. 
Annal. d. Mus. X, 20. tab. 1. 
Aus Java. 


* 


Der Schluß im nächſten Stücke. 


VII. 


‚Beiträge zur Naturgeſchichte und Zergliederung der 
Weichthiere; 


nach Cuvier, Peron, Lamarck u. a. vom Herausgeber. 


. Iq habe im zweiten Stuͤcke des erſten Bandes meines Ar⸗ 
chivs für Zoologie und Zootomie Braunſchw. 1800 einen Aus: 
zug von anatomiſchen und phyſiologiſchem Bemerkungen uͤber 
die Schaalthiere aus Poli's bekanntem großen Werke gelie⸗ 
fert, weil zu jener Zeit nichts beſſeres und genaueres uͤber den 
innern Bau dieſer Thiere bekannt geworden war, und ich die 
Nothwendigkeit nur zu ſehr fühlte, den innern Bau dieſer 
Thiere genauer zu beachten, wenn auch nur in Hinſicht der ſy— 
ſtematiſchen Eintheilung derſelben ein Schritt vorwaͤrts gethan 
werden ſollte. Cuviers und anderer treffliche Arbeiten ſetzen 
uns jetzt in Stand, ſowohl manche der Poliſchen Irrthuͤ⸗ 
mer — vorzuͤglich in Betracht des Nervenſyſtems — dieſer 
Thiere zu berichtigen, als auch ſehr vollſtaͤndige Bemerkungen 
über manche der bisher weder von Poli noch von irgend ſouſt 


— 


einer Muskelſcheibe unter dem Bauche, welche ihnen zum Fort; N 


alle Weichthiere in drei Ordnungen abgetheilt, naͤmlich: 


— 150 — 2 PR 


jemand unterſuchten oder anatomiſch behandelten Weichthiere 
als Nachtrag zu liefern, woraus ſich ſowohl fuͤr das Syſtem 
als für die Phyſiologie dieſer Thiere reichhaltige Reſultate er: 
geben werden; ſo daß ſich der große Nutzen anatomiſcher For⸗ 
ſchungen auch hier auf eine ſehr glänzende Art bewähren wird. 
Ehe ich zur Darſtellung der anatomiſchen Reſultate uͤberge— 
he, wird es, wenigſtens fuͤr manche Leſer, noͤthig ſein, die 
Ueberſicht einiger Ordnungen und mehrerer Gattungen von 
Weichthieren zu geben, welche durch neuere Forſchungen feſt— | 
geſetzt find; und der Mangel an Gelegenheit für viele Natu⸗ 
ralien- Liebhaber, die Annalen des Pariſer naturhiſtoriſchen 
Muſeums zu benutzen, hat mich vorzuͤglich bewogen, aus alle 
den darin enthaltenen ſchaͤtzbaren Aufſaͤtzen, uͤber den innern 
Ban dieſer Thiere, die bis auf einen einzigen ſaͤmtlich von 
dem unermuͤdeten Cu vier herrühren, diefe Zuſammenſtellung 
zu unternehmen. 1 
In meiner Ueberſetzung von Cu vier's Entwurf ſei⸗ 
ner Naturgeſchichte der Thiere Berlin 1800, ſind 


I. Kopffuͤßler (Cephalopoda), deren Maul oder Kopf 
mit acht bis zehn polypenaͤhnlichen Armen oder Fuͤhlern umge- 
ben iſt, die dieſen Thieren zugleich als Bewegungswerkzeuge 
dienen. ( Sepia. Octopoda. Argonauta. Nautilus.) 1 

II. Bauchfüßler (Gastropoda) mit freiem Kopfe und 1 


kriechen dient: (Limax Aplysia Helix und die allermeiſten 
einſchaligen Weichthiere). \ 

II. Kopflofe (Acephala) ohne abgeſonderten Kopf. 
Alle zweiſchaligen Weichthiere, ſo wie auch die unbeſchaalten 1 
Gattungen Ascidia und Salpa). NET N 

Eben diefe Ordnungen find auch in den Tabellen aufge; 4 
führt, welche dem erſten Bande der Lecons d'anatomie com- 1 
parée angehängt waren. N N 


Spaͤterhin hat Cuvier mit Recht eine vierte Ordnung 
gebildet Floſſenfuͤ ßler (Pteropoda), von welcher zuerſt 
im vierten Bande der Annales du Mus. d’hist. nat. de Paris 
1804. S. gaga. die Rede iſt, und die damals nur die drei Gat— 
tungen Clio, Pneumoderma und Hyalea begriff, zu welchen 
nur muthmaßlich Forskaals Pterotrachea gezählt wurde. 
Felix de Royſſy, welcher im fuͤnften Bande ſeiner Hist, 
nat. des Mollusques, die einen Theil der Fortſetzung der 
Sonnin iſchen Ausgabe von Buffons Werken ausmacht, die 
Ordnung annahm, geſellte ihr auch ohne alles Bedenken die 
Forskaal ſche Gattung Pterotrachea (Firole) bei. Die 
Ordnung iſt ſpaͤterhin von allen franzoͤſiſchen Zoologen aner 
kannt. Cuvier gab folgende Ordnungskennzeichen an: 
Freier ſchwim mender ‚Körper; deutlich geſonder⸗ 
ter Kopf; außer Floſſen keine andere Glieder. 
Duͤmeril ſetzte mit Unrecht den Mangel verlaͤngerter Fuͤh⸗ 

ler noch als Kennzeichen hinzu, und Lamarck in ſeiner Phi- 
Iosopliie zoologique reducirte fie blos auf: zwei gegen: 
{ i: floſſenartige Fluͤgel. Aber Peron 
und Leſueur's ſpaͤtere Entdeckungen (Annales du Mus. 
2 57.) haben gezeigt, daß Cu vier's Angabe die rich 
tigſte war. Dieſe beiden Naturforſcher, durch die großen Mit: 
tel beguͤnſtiget, welche ihnen eine von der franzoͤſiſchen Regie— 
rung angeordnete Reiſe darbot, entdeckten viele neue Arten, 
welche dieſer Ordnung und zum Theile mehreren neuen Sat: 
tungen derfelben angehörten, und geben folgende gedrängte 
bers cht der ganzen Ordnung“ % 


9 A tuerk Nach Cuviers neueſter eig Kite die Gat⸗ 
tungen Glaucus, Carinaria, Firola gewiß und Philros wahr⸗ 
ſcheiulich zur Ordnung der Bauchfuͤßler. Callianira aber iſt ein 

Zioophyt. Dagegen führt Cuvier die Clio helicina G me!. 

unter dem Namen Limacina als eigene Gattung auf 


— 


Pieropoda. 


Nuda Pesta ce a 
Non tentaculata Tentaculata. Non tentacnlata Tentaculata. 
Firola *) Phylliros Cleodora Cymbulia 
Callianira Pneumoderma HFuyalea 
3 Clio Äh Carinaria 
Glaucus 


Die nackten haben durchaus keine Hedeckung, weder luer 
plige, gallertartige, hornartige „oder kalkartige. 
1. Firola dieſer Gattungsname iſt paſſender als Ban 


trachea weil die Kiemen nicht an den Floſſen liegen. Fors⸗ 


kaal (Fauna arabica) hat offenbar wo nicht lauter verſtuͤm— 
melte Exemplare, doch wenigſtens die unverſtuͤmmelten nicht 
lebend geſehen; ſeine groͤßte Art Pterotrachea coronata 


(Icon, 34. Fig. A.) hat keinen Kern, und folglich kein Herz 1 


und keine Kiemen mehr, welche mit dem Kerne zuſammenhan⸗ 
gen; auch iſt ſie auf dem Ruͤcken liegend vorgeſtellt, wie alle 


übrigen vier Arten, und deshalb wird die Stellung der Floſſe, 


die dem Ruͤcken und nicht dem Bauche gehört, immer falſch 
angegeben. Seine Pt, aculeata (tab. 34. fig. C.) iſt ein des 
Kopfes und des groͤßten Theils des Rumpfes beraubtes Thier. 
Eben ſo iſt es bei Fig. D. derſelben Tafel, und was er bei c. 
unter dem Namen taenia auffuͤhrt, iſt ein wicklicher Age 
am Schwanzende und keine taenia. 


*) Meckel hat in der unten anzuführenden Diſſertation einen hier 
von Peron begangenen Irrthum geruͤgt (S. 10.): die Firola 
habe naͤmlich an derſelben Stelle wie die Carinaria Fuͤhlfaͤden; 
überhaupt find beide, bis auf die der erſten mangelnde Schaale, 
einander fo ähnlich, daß fie vielleicht zu einer und derſelben Gat⸗ 
tung gezaͤhlt werden koͤnnten. 


er Em * — 8 . 
ee ne en > 


nee Fe Bin 


Die Gattungskennzeichen der Firola find: Mangel an 
Fuͤhlern, hornartige Kieferzzwei Augen; eine bis 
drei Floſſen; buͤſchelfoͤrmige frei hervorhangen⸗ 
de, mit dem Herzen um einen laͤnglichten Kern 
an der Schwanzwurzel liegende Kiemen. Abbild. 
Annales du Mus. XV. tab. 2. ſig. 8. N 


2. Pen Ohne Fuͤhler. Einfaches quer: 
gehendes Maul; zwei Seiten- und eine Schwanz 
floffe; keine Augen; Kiemen kurz franfenför: 
mig a m Außenrande der Seitenfloſſen. Annal. 
dn Mus. XV. tab. 3. fig. 16. 


3. Phylliroe: Zwei Fühler; e in sanieren 
barer Rüffel; zwei Augen; eine einzige Floffe 
am Schwanzende; Kiemen zwei innere geförnek 
te Stränge; Körper ſehr zufammengedrüdt, 
, blatt artig. Annal. tab. 2. fig. 1 — 3. } 


4. Pneumoderma Cuv. (Hautkieme) Zwei 
Fuͤhler; ein zurüdziehbarer Ruͤſſel, keine 
Augen; zwei Floſſen an den Seiten des Halſes; 
Kiemen blattfoͤrmig am Ende des Körpers. 
Zwei Arten, die erſte Annal. du Mus. IV. tab. 59. B. die 
welke ibid. XV. tab. 2. fig. 7. 


5. Clio. Zwei Fuͤhler; ae erhb arte Kir 
ſel; keine Augen; zwei Floſſen am vordern Sei⸗ 
tentheile des Körpers, die Kiemen an der Ober 
fläche der Floſſen. Von dieſer Gattung ſind mehrere Ar— 
ten bekannt: | 5 

. "a. Clio borealis Pallas spicil. zoolog. fase. 10. t. 1. 
Sig. 18. 19. und Cuuler in Annal. du Mus. I. p. 242. tab. 17. 


4 


b. Clio australis Zruguiere, Encyel. meth. tab. 75. 
fig. 1.2. — Annal. du Mus. XV. t; 2. fig. 4—6. 


— 


lertartige Schaale. Annales XV. t. 3. f. 14. x 


e. Clio helicina. Martens, Spitzberg tab. Q. 
fig. C 1 h € . ) 


d Clio limaeina. Martens, Spit b. tab. D. fig. 5. 


6. Glaucus. (Strahlkieme) Vier Fühler; ein 
zuruͤckziehbarer Ruͤſſel; keine Augen; ſechs bis acht handfoͤr-⸗ 
mig gefingerte, paarweiſe an den Seiten des Koͤrpers ſtehende 1 
und zugleich als Kiemen dienende Floſſen. 4 

Mehreres davon S. u. — Abbild. in Perons Reife, 
ah Annal. du Mus. XV. t. 3. f. g. N 

Die beſchaalten Gattungen haben eine knorpelig⸗ gallertar⸗ ; 
tige horn: Ealfartige Schaale. Hieher gehören: 

J. Oleodor a. Ohne Fuͤhler; mit zwei Augen; zwei 
Floſſen vorn an den Seiten des Koͤrpers. Eine knorpelig gal- 


8. Cymbulia. Zwei Fühler; zuruͤckziehbarer Ruͤſſel; 4 
zwei Augen, drei Floſſen; Kiemen netzfoͤrmig auf den beiden 
Seitenfloſſen. Der ganze Körper in einer knorpelig-gallertar⸗ 
tigen Schaale ſteckend. Annales XV. t. 3. fig, 10 — 12. ; 


9. Carinria. Zwei Fuͤhler; zuruckziehbarer Ruͤſſel, 
zwei Augen; vier Floſſen; Herz und Kiemen unten vom Thie | 
re herabhangend, und in einer einſchaaligen einkammerigen, 
glasartigen, in ſich gewundenen gekielten Schaale ſteckend. 

Das Thier hat die kleine unten anhangende Schaale, und 
die Lage der Kiemen und des Herzens abgerechnet, viele Aehm 
lichkeit mit Firola. Annal. XV. t. 3. f. 15. | 


— 


10. Hy ale a. (Glasſchnecken Zwei Fuͤhler; 
zuruͤckziehbarer Rüffel; keine Augen; zwei Floſ⸗ 
fen an den Seiten des Mauls; Kiemen vielfoͤr 
mig feitwäres ſitzend. Schaale faſt hornartig, 
durchſichtig, mit mehreren Oeffnungen zum 


Durchlaſſen des Kopfes, der Floſſen, der Kies; 
men und des Afters. 

Arten: a. H. cornea (Anomia Ak Forskaal Icon. 
tab. 40, fig. b.) Annal. du Mus. IV. t. 59. A.) hier 
laufen die Kiemen an den Seiten ringsum den Koͤrper. 

b. H. pyramidata (Clio pyr. Brown Jamaic. tab. 48. 
ug. 1.) 
ee. . H. cuspidata (Bosc. Coquill. II. tab. g. fig. 5 e 5 
d. H. caudata (Clio caud. Lin.) 

e. H. retusa (Clio ret. Lin.) 
Cine neue Gattung von Floſſenfuͤßlern hat der 1 
volle Halliſche Profeſſor J. F. Meckel bei Neapel entdeckt; 
er ließ ſie in einer Diſſertation: De Pteropodum ordine et 
novo ipsius genere, auct. J. F. J. Kosse, Halae 1813. 4. 0) 
beſchreiben und Fig. 11 — 18. abbilden, wo ihr der Name Gas- 
teropteron gegeben iſt, weil fie die Ordnung der Floſſenfuͤßler 
mit der der Bauchfuͤßler verbindet. Sie hat in der That, den 
Mangel des Fußes und der Fuͤhlfaͤden und die Geſtalt des die 
Eingeweide enthaltenden Sacks abgerechnet, die auffallendſte 
Aehnlichkeit mit der weiter unten zu beſchreibenden Seitenkie⸗ 

me (Pleurobranclius) und iſt durch folgende e 

hinlaͤnglich bezeichnet. 

Kopf viereckig, mit einem fleiſchigen Schild— 
chen (Kappe) bedeckt. Keine Fuͤhlfaͤden. Maul: 
ſpalte ſenkrecht, einfach. Körper laͤnglichrund. 
Kiemen aus Plattchen beſtehend, an der rechten 
4 Seite. After mitten über den Kiemen roͤhrfoͤr— 
mig. Vo m vordern Kiemen -Ende lauft zum 
N vordern Ende des Koͤrpers an der rechten Seite 
5 75 Auch die übrigen Gattungen der Floſſenfuͤßler find auf der beige: 
fügten Kupfertafel nach Annal. du Mus. XV. tab. 2. 3. fo abge: 
R * bildet, daß man wenigſtens einen Begriff von der aͤußern Ge: 
ſtalt der Gattungen erhält, 


— 586 — 


eine den Zeugungstheilen angehörende * 
Obenauf das Rudiment eines Mantels, das hin 4 
ten in einen fleiſchigen Faden auslaͤuft. Eine 
einzige weit über das Hinterende vorragende | | 
Floſſe. 

Die einzige bis jetzt bekannte Art iſt von ſchon ſcharlachro⸗ 
ther Farbe, an der Unterſeite mit vielen weißen laͤnglichen 
Flecken. Etwas über 1 Zoll iang und nicht völlig 14 Zoll breit. 

Eine fünfte Ordnung von Weichthieren errichtete auf einis 

neue Beobachtungen von Cuvier geſtuͤtzt, Duͤmeril, in 
feiner Zoologie aunalytique. Cuvier ſelbſt fühlte die Noth⸗ 
wendigkeit derſelben und ſprach ſie aus bei Gelegenheit der Un⸗ 9 
terſuchungen über die Zungenmuſchel. Annal. I. 59. ’ 


Armfüßler, Brachiopoda. \ 4 
a 
‚a 
i 
4 


Pan 


I 


Dumeril giebt folgende Ordnungetennzeichen an. 
Schaalthiere ohne Kopf, mit gefranften Fühlern 
(Armen), welche ſich in die feſtſitzende Schaale 
hineinziehen. 

Er zaͤhlt außer den von Cuvier fuͤr dieſe Abtheilung an, 
gegebenen Gattungen Lingula, Orbicula und Terebratula auch 4 
Anatiſa und Balanus hieher, welche beide aber La marck, der 
die Ordnung der Armfuͤßler auch annimt, noch zu einer beſondern 
auch von Cuvier anerkannten Abtheilung Cirrkopoda erhebt. y 

Die drei weniger bekannten von Cuvier zu dieſer Ord- 
nung gezaͤhlten Gattungen, nämlich Lingula, Terebratula 3 
und Orbicula betrachten wir ein wenig näher. Die erſte wur⸗ 
de von Linné, der nur eine Schaale kannte, zu den 
Schuͤſſelſchnecken (Patella unguis), von Gmelin zu 1 
den Baſtardmuſcheln (Anomia), von Chemnitz zu den 
Steckmuſcheln (Pinna) gezählt. Brug is res führte fie, 1 
ohne das Thier ſelbſt zu kennen, ſchon als eigene Gattung uns 
ter dem Namen Lingula auf; Cuvier der 115 Thier ee 


— 


EN 157 —.— 

1 zergliedert hatte, fuͤhrte die Gattung Lingula in ſeinem oben 
erwähnten Entwurfe auf; auch Lamarck (Systeme des ani- 
maux sans vertebres. Paris 1801.) behielt fie bei, unter fen 
gender Charakteriſtik. 
ü Lingula (Zungenmuſchel). Testa bivalvi, int 
complanatis subaequalibus, antice truncatis; cardine den- 
tibus carente, natibus acuminatis, tubulo tendinoso 
junctis, | 

Die zweite Gattung Terebratula wurde von Linne zu 
den Baſtardmuſcheln gerechnet, unterſcheidet ſich aber durch 
folgende Kennzeichen. 

Tierebratula. Testa regulari, ligamento seu tnbo 
brevi allıxa, inaequivalvi; valva majore cardinem versus 
in rostrum producta ‚ tubo seu ligamento perforata ; valva 
minore furcula ossea intus instructa. Cardine bidentato. 

5 Die dritte Gattung iſt von Muͤller Zoolog. danic. I. 
p. 15. tab. V. zu den Schuͤſſelſchnecken (Patella anomala) 
gezaͤhlt, und von Cuvier (Entwurf Th. 2. S. 111.) unter 
der Benennung Orbicula (Kreismuſchel) aufgefuͤhrt; auch 
von Lamarck beibehalten. Cuvier giebt nur eine einzige 
chaale an; es iſt aber feitdem von Lamarck folgende beriche 
tigte Charak teriſtik er ſchienen. 

Orbicula: Testa orbieulari, planiuscula, bivalvi; 
valva inferiore pertenui, variis corporibus fortiter adhae- 
rente. Cardo incognitus. 


Wir heben nun zunaͤchſt Cuvier's berichtigende Bemer— 
en fiber mehrere theils ſchon bekannte, aber noch nicht ges 
beſtimmte, theils ganz neue Gattungen und Arten von 
zeichthieren aus, um nachher ungeſtoͤrt die anatomiſchen Ent 


ngen zuſammenreihen zu koͤnnen. 


— 158 — 


Die in Cuvier's Entwurfe (deutſche Ausgabe 2 Thl. 1 
S. 28.) unter der Benennung Thalia aufgeführte Gattung 
der Bauchfuͤßler faͤllt nach neueren Beobachtungen ganz weg; 
die Arten derſelben gehören zu der unter den nackten kopfloſen 
Weichthieren ſtehenden Gattung der Doppelreiher (Salpa 
Forskaal et Lin.) Entwurf II. S. 76. Dieß bemerkte ſchon 
Bo ſe in feiner Hist. nat. des vers Paris an X V. II p. 168. 
u. ffg. beging aber den Fehler, die vereinigte Gattung unter die 
Ordnung der Strahlenthiere ((Radiaires) oder Zoo- 
phyten, mit ſtern - oder ſtrahlenfoͤrmig geſtellten Gliedern, zu 
ſetzen; wozu Lamarck doch nur die Gattung Thalia gezählt, f 
die andere Salpa aber unter den kopfloſen Weichthieren gelaſſen 
hatte. Vor der Erſcheinung von Cuvier's Entwurfe herrſcht 
te wo möglich noch mehr Verwirrung. Brown in ſeiner Na- 
turgeſchichte von Jamaika fuͤhrte unter dem Gattungsnamen 
Thalia drei Arten auf. Dieſe drei hatte Linné in feiner 1 
zehnten Ausgabe mit deſſelben Brown's Arethusa (einem 2 
wahren Pflanzenthiere) unter feinen Holothurien aufge- 
führe, unter den Artnamen H. physalis, Thalia, caudata. 
In der, zwölften Ausgabe fügte er dieſen noch folgende Arten 
hinzu: Hol. frondosa, phantapus, tremula, pentactes. | 
„Dieß mißbilligte ſchon Pallas (misc. zool. p. 153. und 

ic. zool. X. 26.) aber er wollte dieſe neuen oder vielmehr 
alten Rondeletſchen Holothurien- Arten zu den Seeane- 
monen (actinia) gezählt willen, denen fie eben fo wenig glei— 
chen, und ließ uͤberdem die Arethuſe unter den Thalien. gu” 
gleich beſchrieb er eine neue und zwar wirkliche Holothurie, die 
mit denen von Linnés zehnter Ausgabe uͤbereinkam, unter 
der Artbenennung zonaria. : 8 
Forskaal beobachtete bald nachher eilf ganz aͤhnliche 
Thiere, ſah aber uͤber die Uebereinſtimmung mit den Thalien 
oder Holothurien der zehnten Ausgabe hinweg und ſchuf eine 
eigene Gattung Salpa daraus und daher wurden fie in der 
dreizehnten Linnéiſchen Ausgabe auch nicht zu den Kolor 


ee u 


4 


* 


en 159 — 

thurien gezaͤhlt; obgleich dieß mit den Fors kaal ſchen Fi⸗ 
ſtularien geſchah, welche aber nicht jener, ſondern den Holo— 
thurien der zwölften Ausgabe ähnlich find. Muͤller und F ar 
bric ius beſchrieben nun viele Holothurien der zweiten Art, 
welche nämlich den Rondeletſchen, oder den in der zwölften. 
Linné iſchen Ausgabe unter der Benennung Fistularia aufge- 
—— aͤhnlich ſind; ſo daß dieſe zweite Art, welche zu den ur⸗ 
ſpruͤnglichen Holothurien der zehnten Ausgabe gar nicht haͤtte 
gezählt werden ſollen, die meiſten Arten derſelben bildet. Das 
ber iſt es denn nun auch beſſer den Gattungsnamen Holothuria 
dieſen zweiten Thieren zu laſſen; um fo mehr da dieß der ältes 
ſten Nomenclatur, naͤmlich der Rondeletſchen, analog iſt. 

Die kleinere Anzahl (die der zehnten Ausgabe von Linn €) 
gehört dann zu Salpa, mit Ausnahme der Arethnsa, welche 
Lamarck unter den weichen Strahlenthieren als eine 
eigene Gattung Physaha: spec: pelagica (Hol. physalis 
Lin.) auffuͤhrt, (Systeme des animanx sans vertebres 
p. 355.) 


Die in Cuviers Entwurfe, deutſche Ausgabe II. S. 76. 
angegebene Eharakterijtit iſt folgendermaßen zu berichtigen und 
zu erweitern. 


Eo 


Doppelreiher. Biphores (Salpa Fors taal.) 


Der Mantel an beiden Enden offen, die hintere ſehr gro: 
ße Oeffnung, dient zum Eingange des Waſſers, die vordere 
zum Ausgange. Unter dem Mantel oder der äußeren Hülle iſt 

eine zweite, welche eine an beiden Enden offne Röhre bildet, 
in der die Kieme diagonal durchlaͤuft. Alle übrigen Eingewei— 
de liegen außerhalb dieſer weiten Roͤhre, zwiſchen ihr und dem 
Mantel, der aus einer Mittelſubſtanz zwiſchen Knorpel und 
Gallert beſteht. 


Cuvier ſelbſt giebt folgende ſechs Arten an: 


ER re 


# 


1. Salpa erisstata iſt nad) . Beſchrei⸗ 
bung deſſen 8. pinnata; nur daß er immer die hintere Oeff— 
nung das Maul nennt, wodurch man ſich nicht irren laſſen muß. 

2. Salpa Tilesü, ein Thier welches Tileſius in feis 
nem Jahrbuche der Naturgeſchichte erſter Jahrgang Leipz. 
18034 unter dem Namen Tethys vagina S. 130. ffg. ber 

ſchreibt und Tab. 5 und 6. abbildet. 

f 3. Salpa seutigera eine neue Art, der salpa gibba Boso. 
(hist. nat. des vers II. 178. tab. 20. f. 5.) nahe vers 
wandt. Sie zeichnet ſich aus durch wenige Muskelbanden, 
durch ein über der Leber liegendes kreisfoͤrmig zuſammengeroll⸗ 
tes Organ, und einen Haufen kleiner braͤunlicher, eine eirun⸗ 
de Scheibe bildender Koͤrnchen in der durchſichtigen Hervorra— 
gung, welche uͤber jenem Organ und den Verdauungswerkzeu⸗ 
gen liegt. f 

5. Salpa cylindrica. Kleiner als die übrigen, der Koͤr⸗ 
per überall gleich breit, ein wenig platt, der Rüden knorpe⸗ 
lig und vorzuͤglich uͤber der Gegend der Eingeweide erhaben. 
Eilf Muskelbanden die ſechs erſten gleich -und völlig querlaus 
fend, die vier naͤchſten in der Mitte mehr eingebogen. 

Dieſer Gattung gleicht Holothuria zonaria Pall. am mei- 
ſten, nur find die Oeffnungen nicht völlig an den Enden gele⸗ 
gen. Gmelin hat ſie mit Unrecht unter den Holothurien 
gelaſſen. 

5. Salpa fusiformis. Die kleinſte von allen; wie bei 
Hol. zonaria Pall. finden ſich die Oeffnungen an der untern 
Fläche des Körpers. Die Bedeckungen gehen an beiden Enden 
ſpitz aus, ſo daß das Ganze ſpindelfoͤrmig erſcheint. Sie 
gleicht Forskaals Salpa gigantea und iſt vielleicht dieſelbe, die 
er als eine kleine Varietaͤt ſeiner S. gig. anſieht, wo 
denn auch das „Appendix ad anum supra nucleum ad dex- 
trum latus vollkommen paßt, denn die Eingeweide liegen ein 
wenig rechts; man darf nur nicht vergeſſen, daß Forskaal 
die vordre Oeffnung anus nennt. 


} 
* 


7 


+ 
1 

* 

* 


EN 


* 


— 161 ar 


Wir wollen nun noch zwei von Bose Hist. nat. des 
vers T. II. aufgefuͤhrte Arten angeben, und verweiſen wegen 


4 der früher bekannt gewordenen auf Forskaal Descr. ani- 
mal. Havniae 1775. 4. 


a. Salpa gibba. (S. o. No. 3.) Mit ein wenig, vierz 
eckigem Koͤrper, faſt ſo breit als lang; eine Hervorragung 
uͤber dem durch eine Klappe (Valvula) geſchloſſenen Ende; 


das andere Ende walzenfoͤrmig; Ruͤcken erhoben. Sie wird 
faſt ſechs Zoll lang, und ſoll immer einzeln leben. Findet ſich 


in der Hoͤhe der Azoriſchen Inſeln in offener See. 
b. Salpa socia. Fuͤnf ſtumpfe Winkel am Körper, 


Ruͤckenſlaͤche breiter als die uͤrigen und ein wenig gewoͤlbt; die 
Enden roſtbraun. Faſt einen Zoll lang. Sie leben zu zwei Rei⸗ 


hen über. einander, durch vier Seiten- und vier Ruͤckenſtielchen 
oder Hoͤckerchen vereinigt, mitten im großen Weltmeere. 
Aäehnliche Hervorragungen hat Salpa ı octofora S. No. 43 
Salpa confoederata Forskaal u. a. Sonderbar iſt die aufs 
fallende Beſtaͤndigkeit, mit welcher manche Arten entweder rei— 
hen odee doppelreihen- oder ſtrahlenkreisweiſe zuſammenleben. 
Peron glaubt, daß die Thiere in einem gewiſſen Alter ſich 


3 trennen, um einzeln zu leben, und daß fie ſchon im arch, 
der Mutter fo zuſammengereihet liegen. 


Noch drei neue Arten bildet Peron ab in Voyage aux 
teres australes. Tab. 30. f. 3. und 3 a. tab. 3 1. f. 3. 


Onchidium, Sch wulſtſchnecke. 
Buchanan hat dieſe Gattung zuerſt beſchrieben (Trans- 


actions of the Linnéan society Vol. V. p. 132.) Lamarck 


führt fie im oben erwähnten Werke S. 68. auf; fie gehört wie 
ale re, Gattungen zur Ordnung der Bauch fuͤßler. 
11 


ey — 162 — 7 } 
Gattungscharäcter: Corp. oblongum, repens. 

Caput duabus appendicibus aurieulaeformibus et duobus 

tentaculis munitum. Pallium ubique aequaliter prominens. 


/ 


* 


Os anticum; anus posticus inferus. 
Es ſind bis jetzt fünf Arten bekannt: 

O. Hphae Buch. findet ſich in Bengalen auf Ror: 

burghs Typha elephantina; iſt einen bis anderthalb Zoll 
lang, 6—9 Linien breit, oben gruͤnlich oder ſchwaͤrzlich, un 
ten blaßgelb. N 4 \ 

O. Peronii hat nach dem Tode noch dreieinhalben Zoll 

Laͤnge und über zwei Zoll Breite, Farbe ziemlich gleichfoͤrmig 
ſchwaͤrzlichbraun. 8 
O. Sloanii Cur. Sloane Jamaic. tab. 273, 1. 2. 

O. celticam Cuv. eine kleine Art an der Kuͤſte von Bre— 
tagne. — O. laevigatum Cu. ohne Höcker. 

Buchanan hat das erſte Thier nur aͤußerlich beſchrieben, 
und iſt auch dabei ſchon in mehrere Irrthuͤmer verfallen. Er 
vergleicht die kleinen ohraͤhnlichen Anhänge mit Armen, womit 

ſie durchaus nichts ähnliches haben, und meint fie kommen mit 
den Theilen uͤberein, welche Linné bei den Seemoosſchnecken 
(Scyllaea) Arme nennt; dieſe find aber Kiemen, und bei On- 
chidium liegt die Kiemenoͤffnung dicht über dem After. Ferner 
ſagt er fein Thier ſei kein Zwitter, und die Zeugungstheile lies 
gen bei beiden Geſchlechtern mit dem After in einer gemein- 
ſchaftlichen Kloake. Dann muͤßte aber dieß Thier von O. Pe- 
ronii ungleich mehr und weſentlicher verſchieden fein, als es 
die auffallende Aehnlichkeit im Aeußern vermuthen laͤßt *). 


> 


Phyllidia, Blattſchnecke. 


Diefe Gattung machte Cuvier zuerſt in No. 5r. des ers 
ſten Jahrgangs vom Bulletin des sciences de la soc. philo- 


„) Der Herausgeber wird wohl nicht der Einzige fein, der Tu vter's 
Einſicht und Uebung in dieſem Stuͤcke mehr trauet, als Buchas⸗ 
nans Behauptung. | a 


57 
Eh 


= 


a 


* 


matique, aber nur voberflaͤchlich, nach einem einzigen Exemplare, 
das lauge in Weingeiſt aufbewahrt war, bekannt; führte es auch 


5 in ſeinem Entwurfe der Naturgeſchichte der Thiere 


auf. Lamarck nahm es unter folgender Charakteriſtik auf: 
Korper laͤnglich eirund, kriechend, oben com g 


ver mit einem lederartigen warzigen uͤberall 


uͤberſtehenden Schilde oder Mantel bedeckt. Kie— 


men in haͤutigen Blattchen beſtehend, unter dem 


Rande des Mantels rings um den Koͤrper in 


einer faſt ununterbrochenen Reihe ga 360 


— 


gerade wie bei Patella und Chiton. 
Die damals bekannte einzige Art nannte La ma rc Ph. 
varieosa: Ph. Clypeo dorsali subnigro, varicibus inter 


6 ruptis, subnodosis, luteis. Da aber der bloße Zuſatz Aal 
cosa fie nicht genug von den neueren von Peron entdeckten 


1 


r 


Arten unterſcheidet, ſo hat Cuy ier fie jetzt Ph. trilineata ge- 
man; denn die oben auf dem er- Nena Knoten Wer 
in drei Laͤngslinien. 

Die zweite von Peron mitgebrachte Art nennt Cuvier 


Hh. ocellata, fie hat außer den gelblichen Waͤrzchen auf 


grauen Grunde noch fünf großere, kurz geſtielte, jede mit einem 


breiten ſchwarzen Ringe umgebene. Die dritte PA. pustulosa: 
pgt auf ſchwarzen Grunde mehr rundliche als laͤngliche, unre⸗ 


gelmaͤßig ſtehende, Kinderblattern aͤhnelnde, blaßgelbe Warzen. 
Die Hauptkennzeichen bleiben immer die unter dem Mans 


; tel ringsum den Körper ſtehenden Kiemenblaͤttchen, welche 
N ſonſt kein unbeſchaaltes Weichthier hat. Unter den beſchaalten 


finden ſich die Kiemen bei Patella und Chiton auf gleiche Art; 
bei dieſen unbeſchaalten Blattſchnecken wird der Kiemen— 


g kranz nur vorn durch ein Paar kegelfoͤrmige Bartfäden oder 
N Fühler dicht neben dem Maule, und an der rechten Seite nach 


vorn hin durch ein von wei Oeffnungen (die der Zeugungsthei— 
11 * 


le) durchbohrtes Hoͤckerchen unterbrochen. Zwei andere Fühler 
ſtehen oben auf dem Schilde, wo ſie im zuruͤckgezogenen Zus 
ſtande zwei Vertiefungen laſſen; auf dem Hintertheile des Schils 
des oͤffnet ſich der After. 


Pleurobranchus, Seitenkieme. 


Iſt eine neue von Peron entdeckte Gattung, welche der 
vorigen nahe kommt, wo aber die Kiemen in Geſtalt eines 
länglichten vorragenden oben und unten mit Querblaͤttchen bes 
ſetzten Plaͤttchens zwiſchen Fuß und Mantel, nur an der rech⸗ 
ten Seite liegen. Der Koͤrper iſt weniger verlaͤngert als bei 
jenen, und der Fuß eben ſo breit als der Mantel, ſo daß der 
ganze Koͤrper gleichſam zwiſchen zwei gleichgroßen Schildern 
eingeſchloſſen ſcheint, die durch einen rings um den Körper laue 
fenden Canal getrennt ſind. Das Maul liegt vorn in Geſtalt 
eines dicken Ruͤſſels von einem kleinen Schleier gedeckt, der an 
den Seiten ſich mit dem Fuße verbindet. Auf dem Grunde des 

Schleiers zwei Fuͤhler (faͤden), welche an der aͤußern Seite 
eine Laͤngsſpalte haben, die ſich ſonſt bei keinem Weichthiere 
findet. Vor den Kiemen liegt die Oeffnung der Zeugungstheile 
mit zwei ſpitzigen Vorragungen; hinter den Kiemen liegt der 
After. Unter dem dicken fleiſchigen Mantel liegt auf der Bauch— 
haut, nach vorn, ein wenig rechts, eine kleine, platte, eirun⸗ 
de, weiße, aus mehreren Lagen beſtehende Schaale. 

Die einzige früher bekannte Art hat Cuvier Pl. Pero- 
nii genannt. Annal. d. Mus. V. XVIII. 1.2. Nachher bes 
ſchrieb Meckel eine zweite Pl. tuberculatus (Beitr. z. vergl. 


Anat. I. 26. tab. 5. f. 36.) Laroche fand noch zwei; Pl. ba- 


learicus und aurantiacus, endlich Pl. Iuniceps Cur. 


Hier iſt der Ort von mehreren andern Weichthieren zu res f 
den, welche eine Schaale unter dem Mantel tragen, und zum 


Theil ſchon, ihrer Schaale nach wenigſtens, bekannt, zum 
Theil aber noch völlig unbekannt waren. Dieſe Thiere gehören, 
was die bloßen Schaalenkraͤmer und Schaalenbeſchauer auch 
einwenden, wie ſehr ſie ſich ſtraͤuben mögen, durchaus zu der 
ſelben Ordnung, als die Bewohner ihrer mit kindiſcher Aengſt⸗ 
lichkeit beſchriebenen und gut geordneten Schneckenhaͤuſer, 
welches fie ohne es zu willen und zu wollen, dadurch ſelbſt eins 
geſtehen, daß fie in ihren hinter dem Ofen zufammengefchachers 
ten Samlungen, mit denen prunken, deren unter der Haut 
verborgene Schaalen ein wenig mehr Conſiſtenz und Dauerhafs 
tigkeit haben, als die andern; gehören ferner zu derſelben Ord⸗ 
nung, der von ihnen verachteten gemeinen Wegſchnecken, und 
mancher eben ſo unanſehnlicher Seebewohner, welchen ſie ſich 
ſchaͤmen würden, in ihren eleganten Glaskaͤſtchen und Schränz 
ken einen Platz zu goͤnnen; wiſſen die meiſten doch nicht eins 
mal, daß einige Schaalen, welche ſie aufheben, unter der 
Haut verborgen geſteckt haben. N l 
Nicht einmal die Abtheilung der Bauchfuͤßler in nackte und 
beſchaalte darf daher guͤltig angenommen werden, denn jene 
nähern ſich dieſen durch unmerkliche Uebergaͤnge. So ift zum 
Beiſpiel bei den kleinen Ackerſchnecken (Limax agrestis) der 
Ruͤckenſchild noch außerordentlich duͤnn und weich, bei der 
Waldſchnecke (L. ater) ſchon dick lederartig, bei dem eben beſchrie— 
benen Pleurobranchus ſchon ſchaalenartig, und ſogar hier haben 
die juͤngſten Lagen noch eine ganz weiche Beſchaffenheit. Bei 
den ſogenannten Milchnaͤpfen hingegen (Martini et Chem- 
nitz System. Conchilien - Cabinet Vol. I. tab. 16. fig. 
151 — 154.) und bei Linné s Bulla aperta findet fid ſchon 
mehr Härte und Dicke. Ueberdem liegen im Grunde alle Diele, 
kalkartige Schaalen — ſelbſt bei den anerkannteſten Gattungen 
der Conchyliologen — unter der Oberhaut; nur daß dieſe bei 
den allermeiſten jo dünn und ſproͤde iſt, daß fie ſich ſehr leicht 
abreibt; dahingegen bei den hier zu betrachtenden Gattungen, 
zumal gegen die dünne Schaale, betraͤchtlich dick iſt. 


Lamarck führt folgende Gattungen auf (Syst. des anim. 
sans vertebres p. 63): 1 M 

1: Bullaea: Kriechender laͤng lich-eirunder 
convexer, von umwickelnden Haͤuten eingefaß⸗ 
ter Korper; Kopf nackt und ohne Fühler; Hinz 
tertheil des Körpers mit einem breiten, die Kie— 
men bedeckenden, inwendig eine feſte Schaale 
mene nden Schilde bedeckt. 


Das Thier iſt nach Cuvier (Annal du Mus. I. 156.) 
- etwa anderthalb Zoll lang und dreiviertel Zoll breit, der 
Quere nach durch eine Furche in zwei Theile geſchieden, des 
ren hinterſter von der unter der Haut verborgenen Schaale be⸗ 
deckt iſt; dieſe Schaale kennen die Conchhtiologen unter der 
Linnséiſchen Benennung Bulla aperta, man muß die Haut 
des Ruͤckens behutſam ſpalten, um die Schaale, welche uͤbri⸗ 
gens durch keine Muskeln befeſtigt iſt, ſondern nur in einer 
haͤutigen Scheide liegt, zu erhalten. Der Vordertheil des 
Koͤrpers iſt oben und unten mit einer Fleiſchplatte verſehen; 


die untere bildet den Fuß des Thiers, und wird von einer. 


äpnichen des Hintertheils gleichfalls durch eine Furche geſchie— 
den. Laͤngs der ganzen rechten Seite des Thiers iſt eine ſehr 
breite Furche, an deren vorderem Ende die Oeffnung der maͤnn— 


23 


1 


lichen Ruthe iſt; in deren Mitte ſich eine unter die Schaale 


fuͤhrende Vertiefung mit den Kiemen findet; unterhalb der Ver— 
tiefung liegt vern die Oeffnung des Eierganges, hinten der Af— 


ter. Das Maul liegt am vordern ſchmaͤlern Ende. Bei der Bes 
kuͤhrung giebt das Thier einen blutrothen Saft von ſich. Das 


Thier iſt gar nicht ſo ſelten als Gmelin glaubt. Im Canal 
la Manche findet es ſich haufig, ſo wie in allen übrigen Mees 
ren; die von Per on aus dem Suͤdmeere mitgebrachten Exem— 
plare ſind zwar viel größer, aber durchaus nicht weſentlich ver⸗ 
ſchieden. Sie halten ſich nach Peron gern in Schlamme auf, 
wo ſie auch waͤhrend der Ebbe liegen bleiben, und ſich gegen 


Fe 167 ‚MS 


die heißeren Sonnenſtrahlen mit einer aͤußerſt duͤnnen Lage des 


. Schlammes bedecken. Oft hangen ſie andern Seekoͤrpern an, 
deswegen nannte ſie Ainnani Meeregel. Auch Janus | 


Planeus kannte das Thier und nannte es Meerma n del. 
Ascan ius führt es unter der Benennung Phyline quadri- 
partita.auf (Act. acad. Holm. 1772. II. t. 10. fig. A. B.) 
Müller hat es unter der Benennung Lobaria (Zool. Dan. 
icon, tab. 101.); 


Nach Euvier's neueften Beobachtungen kann die Satz 
tung Bullaca (deren einzigſte Art Linné 's Bulla aperia ges 
blieben iſt) hoͤchſtens als Unterabtheilung einer umfaſſendern 
Gattung ſtehen bleiben; denn das Thier hat nicht allein im 
äußern und innern Baue die vollkommenſte Aehnlichkeit mit den 
übrigen von Cuvier unterſuchten Blaſenſchnecken (Bulla 
ampulla, lignaria und hydatis), ſondevn es giebt ſogar eine 
neu entdeckte Art des mittellaͤndiſchen Meeres, welche bei uͤbri⸗ 
gens gleicher Aehnlichkeit gar keine Spur von einer Schaale, 
ſondern an deren Stelle einen offenbaren Raum zwiſchen zwei 
Haͤuten zeigt (Annal. du Mus. XVI. 1.). Der Mantel dies 


ſes Thiers hat vollkommen die Geſtalt einer Schaale, ſo daß 
er ſogar am hintern Theile ein wenig gewunden erſcheint; der 


angegebene leere Raum würde gerade eine ſolche Schaale faſſen 
koͤnnen, wie die der Bulla aperta oder Bullaca, Wulle 


Fur alle dieſe Thiere (die gewöhnlichen Sasel c 
der neueſten Conchyliologen mit einbegriffen) waͤhlte Cuvier 
Ca. a. O.) den Gattungsnamen A, welchen auch ſchon 
Miller für die eine Art gebraucht, dabei aber uͤberſehen hat— 
te, daß ſeine Acera mit ſeiner Lobaria ganz nahe verwandt 
ſei. Gmelin verwirrte freilich die Sache noch mehr, da er 
in der dreizehnten Ausgabe des Linné Bulla aperta beſonders 


* und Lobaria (ein und daſſelbe Thier) abermals beſonders auf⸗ 
fuhrte und die Lobaria zwiſchen die Holothurien und Zritonien 


ftellte, mit denen fie nichts gemein hat. 


— 168 — 


Alle zu dieſer Gattung gehörige Thiere find wahre Zwitter 
und gehoͤren mit Aplysia Dolabella und Pleurobranchus zu 
einer Familie, haben ihre waſſerathmenden Kiemen wie dieſe 
am Ruͤcken, vom Mantel bedeckt; unterſcheiden ſich alſo, ſo— 
wohl von den luftathmenden, Limax, Helix, Lymnaea, 
Planorbis, Physis, Testacella, Parmacella, als von den vies 
len gewundenen waſſerathmenden Schnecken, welche getrennte 
Geſchlechter und kammfoͤrmige verſteckte Kiemen haben. S. u. 

Der Mangel eigentlicher Fühler iſt bei der ganzen Gattung 
Acera ſehr in die Augen fallend, der Körper bei allen durch 
eine Querſurche in den vorderen und hintern Theil geſchieden; 
der hintere iſt der Schaalen- oder Bauchtheil; der vordere 
hat an ſeiner obern Flaͤche eine in vier Lappen getheilte Decke 
die Cuvier Fuͤhlerſcheibe (disque tentaculaire) (daher Muͤl⸗ 
lers Benennung Lobaria), an ſeiner untern Flaͤche den Fuß. 
Zieht ſich das Thier in die Schaale (wo eine ſolche vorhanden 
iſt) ſo ſchließt der Fuß den weiten Theil und ein an der untern 
Flaͤche des Bauchtheils ſitzender Fleiſchlappen den engeren N © 
der Mündung. 

Die drei Unterabtheilungen dieſer Gattung wären nun: 

a. die eigentliche Zcera, wovon bis jetzt nur eine Art 
bekannt iſt, welche wenn man lieber den alten Namen Bulla 
beibehalten wollte, Bulla carnosa genannt werden kann, ohne 
alle Schaale. 

b. Bullaea oder Bulla aperta; die Ge unter 
der Haut verſteckt (zu der Gattung Bullaea hatte man 
auch die Art B. lignaria gerechnet, aber ganz mit Unrecht, 
denn die Schaale iſt hier aͤußerlich ſichtbar genug). 

c. Bull Lin. mit aͤußer lich fihtbarer. Scha a⸗ a 
le. Hieher Bulla ampulla, Iignaria und hydatis. 

Mit der eigentlichen Acera einerlei, iſt Meckels Gat— 
tung Doridium; obgleich er ſchon Spuren von Fühlern ans 


— 169 — 


giebt; er fand zwei hieher gehörige Arten im Muſeum zu Flo⸗ 


renz und giebt folgende Charakteriſtik *). 


* Doridium: Corpus elongatum repens, pallium ante- 
rius supra reliquum corpus eminens; tentacula duo mini- 
ma, ad extremum anterius posita; anus in medio extremo 
posteriore altus, branchia ad ejus latus dextrum aſſixa, 
apertura pro genitalibus in latere dextro versus idem ex- 
tremum, crena ab eadem ad os, clypeus in pallio nullus. 


Spec. 1. D. coriaceum, majus. Margo pedis et du- 
plicaturae pallii reflexus, alae ad latera pedis non magnae. 
(Doris foliacea Musei Florentini) Longit. 14 rhen.) 
Spec. II. D. membranaceum, minus. ‚Margo pedis non re- ' 


flexus, alae longae largaeque. Corpus 9 10 oblongum. 


0 3: Ach Argus Musei Florent. Long. 1 2 


2. Sigaretus. Kriechender, eirunder, conve— 
rer Korper, mit einem glatten Mantel bedeckt, 
welcher allenthalben überficht und inwendig 
eine Schaale hat; an der unteren Flache des 

überfiehenden Theils ſind die Kiemengefäße; 
der platte Kopf hat zwei kurze Fühler und liegt 
unter dem Vordertheile des Mantels. Die lan- 
ge dicke männliche Ruthe e an der rechten 
Seite des Kopfes hervor. h 


Die Schaale dieſes Thiers iſt unter der Linnsiſchen 
Benennung Helix haliotidea (Milchnapf Chemnitz) be⸗ 


— Meckel Beitr. zur vergleich. Anatomie Bd. 1. Hſt. 
2. S. 33. Auch Cuvier fand ſeine eigentliche Acera, oder 
Bulla carnosa, im Florentiniſchen Muſeum und ſagt, ſie habe 
kaum mehr als ein Zoll achtzehn Linien Länge, Die Vergleichung 
von Meckels Abbildung tab. IV. f. 12. 13. und Cuviers 
Fig. 15 und 17. zeigt, daß auch Cuvier die Doris foliacea 
des Florentin. Muſeums vor ſich hatte. 


kannt. Das Thier ſelbſt machte Cuvier (Bulletin des 
sciences 4me annèe No. 31.) zuerſt näher bekannt. 


3. Dolubella (Beilſchnecke): Dieß Thier hat 
Lamarck zuerſt zu einer eigenen Gattung erhoben (Syst. des 
animanx sans vertebres p. 62.), welche aber hier bloß nach 
der Schaale bezeichnet iſt, die Rum ph Tab. 40. Fig. 12. 
abgebildet hat. Das Thier ſelbſt hat Rum ph Tah. 10. N. 6. 
gleichfalls, aber ohne Beſchreibung abgebildet, und daher iſt es 
bisher uͤberſehen worden. Cuvier führt es zwar auch noch 
als eigene Gattung auf, ſagt aber, ſie unterſcheide fi ſich im aͤußern 
und innern ſo wenig vou Aplyſia, daß ſie ohne Nachtheil 
unter dem Namen Aplysia dolabella zu dieſer Gattung gerech⸗ 
net werden koͤnne, und das muß denn auch geſchehen; denn 
Vereinfackung iſt immer Gewinn fuͤr die Wiſſenſchaft, zumal 
wo ſie auf ſo gutem Grunde beruhet. Der Koͤrper dieſes Thiers 
iſt vorn ſchmaͤler, hinten breiter und ſchraͤg zu einer rundlichen 
Flaͤche abgeſtutzt, welche am Rande mit fleiſchigen Faͤden oder 
. Laͤppchen beſetzt iſt, deren auch einzelne an den Seiten des Kör⸗ 
pers ſtehen. Mitten von jener Flaͤche geht eine Spalte bis zur 
Mitte des Ruͤckens, wo fie mit einer rundlichen Vertiefung enz 
det. Unter der dicken Fleiſchhaut jener runden Flaͤche, liegt 
über den Kiemen ein ähnlicher Deckel, eine Schaale, wie bei 
Aplyſia, nur daß er bei dieſer bloß hornartig, bei Dolabella 
aber mehr kalkartig iſt. Am hinteren Rande der Schaale mit: 
ten an der runden Endflaͤche im Anfange jener Spalte liegt der 
After. Die Kiemen gleichen ganz denen der Aplyſia, vor den— 
ſelben liegt die Oeffnung der weiblichen Zeugungstheile, von wel— 
chen eine Furche zur Oeffnung der maͤnnlichen Zeugungstheile 
ein wenig uͤber und hinter dem rechten untern Fuͤhlfaden geht. 
(Gerade ſo bei Aplyſia). Das Thier lebt in ſtillen Buchten, 
iſt aber nicht leicht zu erkennen, weil es ſich immer ein wenig 
mit Schlamm bedeckt. Annal. d. Mus. V. t 29. f. 1. 


we 


* 
„ 


— 171 wenn 


4. Testacella (Schwanzdeckelſchnecke): Die 
Thier war längft von d' Argenville und Favanne unter 
der Benennung limace a coquille abgebildet. Linné und 
Gmelin uͤberſahen es. Cuvier fuͤhrte es zuerſt als eigene 
Gattung auf, welche von Lamarck und Bose angenommen 
wurde; die aber lauter auslaͤndiſche Arten auffuͤhrten. Eine 
Art deſſelben iſt aber im ſuͤdlichen Frankreich an ſchattigen feuch— 
ten Orten gemein, wo ſie unter der Erde lebt, und ſich von 
Regenwuͤrmern naͤhrt, die ſie oft in einer Tiefe von zwei bis 


. drei Fuß aufſucht. 


Gattungs kennzeichen. * 


Laͤnglicher Körper (oben convex, unten platt); 
am Kopfe zwei größere und zwei kleinere Fuͤhl— 
fäden; nahe am hintern Ende eine ſehr kleine, 
ſchiefkegelfoͤrmige, wenig gewundene Scha ale 
mit eiförmiger ſehr weitmuͤndiger, am linken 
net einwaͤrtsgerollter Oeffnung. 


Das Thier unterſcheidet ſich von den Erdſchnecken (u 
max) weſentlich; denn der lederartige Schild bedeckt den gan— 
zen Rücken, dahingegen er bei limax nur bis zur Hälfte des 
Ruͤckens geht. Das Reſpirationswerkzeug liegt ganz am hinte— 
ren Ende unter der kleinen Schaale, und hat ſeine Oeffnung 
nach hinten, fo wie den After auch; dahingegen beide bei limax 
nach vorn liegen. Durch dieſe Lage ſo wie durch die vollkom— 
men von einander geſchiedenen Leberlappen ſtimmt Testacella 


mehr mit Onchidium überein. Vom vordern Rande der klei— 


nen Schaale laufen zwei Furchen über den runzeligen Rücken 
bis dicht an die großen Fuͤhlfaͤden. Das Maul hat zwei ſenk— 


f rechte Lippen, zwiſchen denen ein ſehr kleiner zylindriſcher Ruͤſ⸗ 


ſel hervorkommt. Berderlei Zeugungstheile öffnen ſich gemein— 
ſchaftlich unter dem groͤßeren rechten Fuͤhlfaden. 


Folgende Arten find bis jetzt bekannt geworden; 

Testacella europaea (T. haliotoidea Draparnaud Ta- 
bleau des mollusques de la France p. gg.) blaßroͤthlich, oh: 
ne vorſpringenden Theil am Ruͤcken; Schaale ſehr platt, an dem 
linken Rande derſelben eine Auftreibung. Annal. d. Mus. V. 
XXVI. 6— 11. N 

Das Thier legt ſch bis hoͤchſtens ſieben weiße laͤnglich⸗ 
runde, verhaͤltnißmaͤßig ſehr große Eier mit harter Schaale, 

2. cornina. Mehr runzelig, ohne Vorragung auf dem 
Ruͤcken; Schaale gekruͤmmt kegelfoͤrmig. Vaterland unbekannt. 

Z. haliotoidea Lam. Mit einer Vorragung am Ruͤcken; 
Schaale kappenfoͤrmig. Das Thier lebt nach Maugers 
Beobachtungen unter Steinen, und ſoll die Oeffnung, wo es 
hineinkriecht, mit ſeiner Schaale verſtopfen. Nur Nachts 
geht es hervor um Nahrung zu ſuchen. Von Teneriffa. 

T. coslala. Der Körper mit erhabenen Querſtreifen, 
auf dem Ruͤcken wie mit Schuppen verſehen; Schaale fingers 
hutfoͤrmig. Kommt wahrſcheinlich von den Maldiven. 

5. Parmacella (Schildſchnecke) :: eine ganz neue Bat: 
tung, welche jedoch den Erdſchnecken (limax) näher als ir: 
gend eine der vorigen verwandt iſt, und eben ſo gut nur als 
Art von limax aufgeführt werden kann, wie die Gattung Do- 
labella als Art von Aplysia. 

Der Unterſchied von limax beſteht darin, daß der fleis 
ſchige das Reſpirationswerkzeug bedeckende Schild, oder der 
Mantel, etwas weiter zuruͤck liegt, auch an ſeiner vordern 
Hälfte nicht am Körper feſt iſt, ſondern zuruͤckgeſchlagen wers 
den kann, und endlich eine wahre Schaale in dem hintern feſt— 
ſitzenden Theile enthält. Die Reſpirationsoffnung liegt auch 
an der rechten Seite. Das Thier lebt auf dem Lande. Oli— 
vier hat es aus Mefopotamien mitgebracht. Deswegen nann— 
te es Cuvier: Parmacella Olivieri; ich fchlage aber den 
Namen Limax parmacella vor. Annal. d. Mus. V. XXIX. 
12 — 15. 


* 
1 


% 


Zur Erörterung der Gattungen Doris, Tritonia, Scyl- 
laea, Eolidia und Glaucus mag hier der ganze Schatz von kriti— 
ſchen Bemerkungen Cuvier's zuſammenſtehen. 

Die Gattung Doris führte Linné zuerſt in der zehnten 
Ausgabe auf. Bei den älteren Schriftſtellern findet ſich die er— 
fie freilich ſehr ſchlechte Abbildung bei Fabius Co lum na 
in den Observationibus aquatilium welche ſeiner Eephrasis 
angehoͤngt find S. 22. Ferner bei Aldrovand Histor. 
anim. exsang. p. 82, welche auch nur ſehr grobe Abbildung 
von Jonſton Tab. 1. Fig. 6. copirt iſt. Linné hat auf bei⸗ 
de keine Ruͤckſicht genommen, und es laͤßt ſich auch die Art nach 


dieſen ſchlechten Abbildungen nicht beſtimmen. Er fuͤhrt bei 


ſeiner einzigen Art D. verrucosa Seba's Figur Vol. II. 
t. 61. fig. 5. an, welche aber, jo wie Rum phs Beſchrei— 
bung von limax verrucosa Amboin. Rarit. Kamm. S. 38. 
einen Chiton bezeichnet. 

Linns ſah ferner den After für das Maul an, und hielt 
die Kiemen für Fuͤhlfaͤden; deshalb jagt er in der Gattungsbe— 
zeichnung: tentacula ad os circiter octo. In der zwölften 
Ausgabe verbeſſerte er den Fehler, und gab folgende Gattungs— 
kennzeichen an: anus posterius in dorso supra, cinctus ci- 
is; wozu er durch Bohadſch's genaue Beſchreibung des 
argus (Boh. anim. mar. Tab. 5. Fig. 4. 5.) veranlaßt war; 
er fügte hiezu auch noch zwei von König in Island beobachtes 
te Arten D. bilamellata und laevis; ließ aber aus Unachtſam— 
keit noch in der Artbezeichnung von Dor. verrucosa die vers 
meinten acht Fuͤhlfaͤden am Maule ſtehen. 

Gmelin aͤnderte dieſe Bezeichnung in der dreizehnten 
Ausgabe nicht ab, führte aber fuͤnfundzwanzig Arten auf, wor 
von nur ſieben wirklich zur Gattung Doris gehoͤren, die andern 
aber entweder keine Franſen (Kiemen) um den After, oder 
keine zuruͤckziehbare Fuͤhler haben, oder ſich durch beſondere 
Anhaͤngſel von Buͤſchen, Blaͤttchen u. ſ. w. auszeichnen, de⸗ 
ren aber nicht erwaͤhnt wird, die nicht einmal zur Bezeichnung 


von Unterabtheilungen angewandt werden, wogegen Gmelin 


ſich dazu des ſehr unbeſtaͤndigen Kennzeichens von hinten ſpitzi⸗ 


gem, oder an beiden Enden ſtumpfen Fuße bedient. 
Cuvier hat ſchon in ſeinem 1797 erſchienenen, von mir 
1850 deutſch herausgegebenen Entwurfe Th. 2. S. 22. 23. 
die Gattung Doris der Linnéiſchen zwölften Ausgabe bezeich⸗ 
net, und zwei neue Gattungen Tritonia und Eolidia davon ge: 
trennt. Die erſte iſt auch von Lamarck und Bose in den 
oben angefuͤhrten Werken angenommen, aber von Bose mit Un— 
recht den Lamarck zugeeignet worden. Von den Gmelin— 
ſchen find folgende ſieben wirkliche Dorisarten: D. argo, 
stella, ſusca (iſt die bilamellata der zwölften Ausgabe) lae- 
vis, obvelata, muricata, pilosa. Sie ſtehen bei Gmelin 
ſaͤmtlich in der zweiten Abtheilung. D. verrucosa ſteht bei ihm 
in der erſten Abtheilung, iſt aber auch eine wahre Doris, we⸗ 
nigſtens wenn wirklich die von Cuvier beſchriebene damit ge— 
meint iſt: dahingegen alle andern aus Gmelins erſter Ab— 
theilung zu andern Gattungen gehoͤren, und zwar clavigera, 
auriculata *), cervina, coronata, arborescens et frondo- 
sa zu der Gattung Tritonia; hingegen fasciculata, papil- 


* 


. losa, lacinulata, minima? pennata zu Eolidia; peregri- 


na und aflinis zu Cavolina und radiata zu Glaucus. 
Bei den oben angegebenen acht Dorisarten find die Merk 


male nicht bezeichnend genug: fo heißt es z. B. von D. argo: 


ano ciliato phrygio und von der stellata: stella ad anum octo- 
radiata, radiis ramosis; beides druckt ungefähr dieſelbe Sa: 
che aus und noch dazu eine Sache, die ſich bei allen Arten dieſer 
Gattung findet. f 
Cuvier hat dreizehn aͤchte Dorisarten geſehen und als 
ſolche anerkannt; welche ſaͤmtlich durch den Kreis von Kiemen, 
Buͤſcheln um den After, und durch zwei oben auf dem Vorder— 
*) Thetys auriculis duabus Stroem Acta Havniens. V. X. p. 16. 
Tab. V. Fig. 6. muß wegen der doppelten Art von Kiemen wahr⸗ 
ſcheinlich eine beſondere Gattung bilden. 


7 


* 


0 


theile des Körpers ſtehende Fühlfäden, die ſich in eine Vertie— 
fung zurückziehen, ausgezeichnet find, und wovon zehn zu Gme— 
lin!s zweiter Abtheilung Corp. utring. obtusum, planum, 
tectum, (weil der Koͤrper allenthalben uͤber den Fuß hinaus 
ragt), und drei zu Gmelin' s erſter Abtheilung Corp. re- 
trorsum acuminatum, supra convexum, nudum, (weil der 
Mantel anſtatt über den Fuß hinauszuragen ſich nach oben um⸗ 
ſchlaͤgt) gehoͤren. Wir wollen hier die Arten genau bezeichnen: 


A. Platte Dorisarten. 


1. D. Solea (Schollen ⸗ Doris). Die groͤßeſte dieſer Ah: 
theilung laͤnglichrund dreieinhalben Zoll lang, zwei Zoll breit, 
ſehr platt. Der Fuß hat nicht ein Drittheil der Länge des Koͤr— 
pers. Die Haut gleicht dem Anſehn und der Conſiſtenz nad). 
einem Leder, man ſieht darauf wenig vorſpringende aber ſehr 
breite Erhoͤhungen und ſchwache Runzeln. Der Kiemenſtern 
kommt aus einer Art von Kelch hervor, der von fünf vorragen— 
den dicken Spitzen oder Klappen begraͤnzt iſt, zwiſchen denen 
die Lungengefaße durchgehn. Von Peron aus Ile de France 
mitgebracht. Neu. 


2. D. seabra (Rauche D.) Faſt eben fo platt, um ein 
Drittheil kleiner, die Haut fuͤhlt ſich rauch an, ohne daß ſie ſo 
ausſieht; die Kiemen ſind feiner zertheilt und mehr unter den 
Klappen ihres Kelchs verborgen als bei der vorigen. Von 
Timor. N 

\ 

Diefe beiden Arten find von allen die flachſten, haben den 
ſchmalſten Fuß und einen am Rande gezackten Kelch, wodurch 
fie fü fid) von den übrigen Kr und „daher in einer eige⸗ 

nen Unterabtheilung ſtehen koͤnnten i 


3. B. maculosa (Gefleckte D.) Faſt ſo platt als die 
vorige, aber zur Haͤlfte kleiner und noch viel rauher, ſo daß 
man die kleinen Spitzen, welche dieſe Rauhigkeit verurſachen, 


U 


ſehen kann. Dunkelbraun mit unregelmäßigen ſchwaͤrzlichen 
Flecken. In der Seehundsbucht an Neuhollandskuͤſte. 


4. D. verrucosa (Warzen D.) Hoͤchſtwahrſcheinlich die 
welche Linné unter dieſer Benennung meint. Mit großen 
runden vorſtehenden und mitten inne liegenden kleinen Warzen. 
Die oberen Fuͤhlfaͤden ziehen ſich nicht in cylindriſche Hoͤhlun⸗ 
gen zuruͤck, ſondern werden jeder von zwei fleiſchigen an der in⸗ 
nern Flaͤche ſehr geaderten Blaͤttchen geſtuͤtzt. Funfzehn bis 
ſechzehn gefiedere blattfoͤrmige bis zur Wurzel getrennte ſaͤmtlich 
an einer kreisfoͤrmigen Scheibe ſitzende Kiemen. Ile de France. 


5. D. limbata (Rand D.) Der Mantel braun, ſchwarz 
marmorirt, mit einem ſchmalen ringsumlaufenden hellgelben 
Rande. Die Kiemen ſtellen ein großes gefingertes Blatt mit 
dreifiederigen Blaͤttchen vor, find ſchwarz mit weißen Spitzen 
der Blaͤttchen. Die oberen Fuͤhlfaͤden keulenfoͤrmig, die Keule 
aus zuſammengereiheten Blaͤttchen beſtehend. Bei Marſeille. 
Das Thier iſt ſo langſam als eine Wegſchnecke. 


6. D. tuberculata (Knoten D.) Der ganze Mantel 
mit kleinen ſich beruͤhrenden Knoͤtchen (wie Chagrin) beſetzt. 
Uebrigens ganz der vorigen aͤhnlich. Bei der Inſel Re. (Sie 
hat Aehnlichkeit mit Linnés Dor. obvelata, ſcheint aber doch 
eine eigene Art). 


7. D. stellata Gmel. (Stran D.) 
8. D. pilosa (Haarige D.) 


9. D. tomentosa (Filz D.) Eine kleine Art, welche 


bei La Rochelle gefunden wird, und ſich durch einen filzigen 
Ueberzug und durch gänzlich im Kelche verborgene Kiemen auss 
zeichnet. 


a hr A en, 
10. D. laevis (Glatte D.). Mit kleinen weißlichen 
mehr ſichtbaren als fühlbaren Puͤnctchen. Koͤrper laͤnglichter 
und converer, Fuͤhlfaden länger als bei den vorigen dreien. 
An den Kiemen neun deutlich verſchiedene Blätter. Bei Havre. 


B. Eckige Dorisaten. 


11. D. Zucera (Zerriſſene D.); eine große Art; die Raͤn⸗ 
h der des Mantels ragen wenig über den Fuß hinaus, find daͤnn, 
0 ſehr ungleich zuruͤckgeſchlagen, und gefaltet und wie zerriſſen. 
Die Ruͤckenhaut wie in dicke ungleiche ordnungslosjtehende Bla⸗ 
ſen aufgetrieben. Acht bis zehn aͤſtige Kiemen. 


132. D. atromarginata (Schwarzrandige D.); ein 
5 ſchwarzer Strich laͤuft rings um die Kante, welche den Ruͤcken 
von den Seiten ſcheidet, uͤbrigens ail. Hintertheil ſehr 


ſpisig. 85 


13. D. pustulosd (Pocken D.) Am ganzen Körper mit 
großen flachen in der Mitte durch einen vertieften Punct ber 
zeichneten Puſteln beſetzt. 
4 N 1 


— ut—-—ᷣ—— * 


Tritonia. 


Schon in dem öfter erwähnten elementariſchen Entwurfe 
ſchlug Cuvier vor, von der ſo verworrenen Gattung Dos 
eis, die Tritonien zu trennen, welche ſich gleich auf den 
erſten Anblick dadurch auszeichnen, daß ihre Branchien oder 

Kiemen zu beiden Seiten des Ruͤckens eine Laͤngsreihe bilden. 
Lama ck nahm die Gattung in ſein angefuͤhrtes Werk unter 
ſolgender Bezeichnung auf. 

12 


— 


1 


— 1986. — 


* 
Corpus oblongum, repens, postice acuminatum; su- 
pra convexum, subtus planum seu canaliculatum; os 
terminale, tentaculis instructum. Pranchiae externae, 
’ ’ 


squamosae, tuberculosae seu fasciculosae, juxta dorsum 


positae. An. sans vert p. 65. 

Auch Bosc anerkannte dieſe Gattung. Cuviers fpäter 
re anatomiſche Unterſuchungen haben gezeigt, daß auch der ins 
nere Bau der Tritonien von den Doris ſehr verichieden iſt. Er 
giebt dieſe Zergliederung im erſten Bande der Annales du 
Musée p. 483. u. ffg. nach einer ihm damals gänzlich unbe⸗ 
kannt ſcheinenden großen Art: ö 

Tritonia Hombergii, welche ihm Homberg Cein jun: 
ger, viel zu fruͤh fuͤr die Wiſſenſchaft verſtorbener Naturfor⸗ 
ſcher zu Havre) uͤberſandt hatte, und ſich an den dortigen 
Kuͤſten findet. So viele Aehnlichkeit dieß Thier mit Limax te- 
traptera Pallus (Nov. act. Petrop. II.) welche Gmelin 
unter die Dorisarten zählt, haben mag, fo läßt ſich doch dar⸗ 
über nichts enticheiden, weil Pallas nur trockene Eremplas 
re beſchreibt, und von den Fuͤhlern zu wenig, von den Kiemen 
gar nichts ſagt. Vielleicht iſt auch Ascanius: Amphitrite 
frondosa daſſelbe Thier (Act. Dronth. V. p. 155.) 

Im ſechſten Bande der Annalen führe Cuvter ſelbſt an, 
daß ſchon Diquemare dieſelbe Art (Journal de Physique 
Octob. 1785 tab. 2.) ſehr gut abgebildet und limace de mer 
palmifere genannt habe. Sein Exemplar war acht Zoll lang 
und kupferfarben. Die von Cuvier zergliederten hatten hoͤch⸗ 
ſtens zweieinhalben Zoll Länge erreicht. 

Der Körper ist vierſeitig, den gewoͤlbten Ruͤcken trennen 


von den Seiten zwei Kanten, welche die Kiemen zu vier bis 


fünf nach unten sonveren Feſtons oder Bogen geformt, tragen; 
vom Bauche oder Fuße werden die Seiten durch einen vielfach 0 
gefalteten Wulſt geſchieden. Der Rüden iſt mit ungleich gro 
ßen und unregelmaßig rundlichen weichen Wärzchen beſetzt. 


Die Süpler find an jeder Seite buͤſchelfoͤrmig, aus fünf Feder— 


na: Pi 


chen beſtehend; fie laſſen ſich in eine Vertiefung mit vorſprin— 
gendem Rande zuruͤckziehen. Das Auge liegt an ihrer Wurzel. 
Die beiden Kiemenreihen bilden nach hinten zuſammenlaufend 
die Endſpitze des ganzen Thiers. An der rechten Seitenfläche 
liegen zwei durchbohrte Erhoͤhungen, die vordere dient den 
Zeugungstheilen, die hintere dem After zum Ausgange. 

Eine zweite Art it Zritonia arborescens, fie iſt kleiner 
als die vorige; ihre Kiemen liegen nicht in ununterbrochener 
Reihe, ſondern in fuͤnf Buͤſcheln an jeder Seite, welche nach 
hinten allmaͤhlig kleiner werden. Die Ränder der Vertiefungen 

ſind ausgezackt, und dieſe ſelbſt kegelfoͤrmig und quergeſtreift. 
Ueber dem Maul liegt eine vierlappige an den Raͤndern zeräftels 
te Haut, bei der vorigen Gattung hat ſie nur zwei Lappen. 

Cuvier glaubt, daß Gmeèlins Doris cervina ein jun: 
ges Exemplar dieſer Trit. arborescens, Stroems Thethys 
aurieulis duabus elevatis, cornibus dorsi ramosis (Act. soc. 
reg. Haun. X. tab. 5. f. 5.) oder Müllers D. arbores- 

cens, aber ein etwas älteres und ſchlecht abgebildetes Exem— 
plar ſei. 

Eine dritte Art Trit. coronata iſt Gmelins Doris co- 
ronata. Sie hat faͤdenfoͤrmige in eine Scheide ſich zuruͤckzie— 
hende Fuͤhler; eine einfache Lippe, und an jeder Seite ſechs 
aͤſtige Kiemen. Dor. pinnatifida Trans. Linn. Soc. VII. vır. 
fo wie Dor. fimbriata Müll. Zool. Dan. tab. 138. auch wohl D. 
lacera ib. 3.4. und D clavigera ib. tab. 17. 1 — 3. 


Scyllaea, Seemoosſchnecke. 


Die Gattung Doris, fo wie fie Gmelin ausftaffirt hat, 
enthält aber noch mehrere Gattungen; um dieſe vollſtaͤndiger 
zu entwickeln, wollen wir zuerſt von einer andern Gattung re— 
den, welche durch einen neuen Schriftſteller mit einer Gmelin— 
ſchen Doris verwechſelt iſt, und auch an und für ſich zu ſonder⸗ 

12 * 


baren Verſtoͤßen Veranlaſſung gegeben hat. Dieß iſt nämlich 
die Gattung Scyllaea. Zuerſt ſcheint Seba 1734 von einer hier 
her gehoͤrigen Art geſprochen zu haben, welche er fuͤr eine junge 
Froſchfiſchart (lophius) ausgiebt, und in dieſer ſonderbaren Mei— 


nung auf dem Ruͤcken liegend abbildet; wo denn die Kiemen 


einigermaaßen die Lage von Floſſen haben. (v. Seba V. 1. 
tab. 74. f. 7.) Der unſterbliche Linné fand in der Sams 
lung des ſchwediſchen Prinzen Adolph Friedrich mehrere dieſer 
Seemoosſchnecken (Seyllaea), führte fie (Mus. Ad Fr. p. 50.) 
unter dem Namen Seehaaſen auf, bezeugte aber ſchon 
Zweifel wegen der Sippſchaft zu der Seba ſie geſellt hatte, 
und vermuthete fie ſeien Zoophyten. Osbeſck in feiner Reiſe 
nach China (deutſche Ueb. S. 302.) ſagt, daß er das Thier 
im atlantiſchen Meere gefunden habe, zweifelt wie Linné an 
Seba's Behauptung, und betrachtet mit Recht die Flaͤche, 
wo ſich die Laͤngsfurche findet, als die Bauchſeite, meint aber 
doch in einer Anmerkung: vielleicht hätte er anſtatt 
Fühler, Hände; und anſtatt Floſſen (wofür er 
die Kiemen auch hielt) Fuͤße ſagen ſollen. Nun 
führte Linné in ſeiner zehnten Ausgabe 1757 das Thier unter 


dem ſeitdem gebliebenen Namen Scyllaea als einen Wurm auf, 


ließ ihm aber doch die Sebaiſche Stellung und gab ihm als 


Kennzeichen: den Rüden mit einer Furche zum Ans 


halten an Seepflanzen. Eben ſo erſcheint das Thier 
auch in der zwoͤlften Ausgabe. 

Im Jahre 1775 machte Forskaal (Descr. animal. 
arab.) ein ähnliches Thier aus dem rothen Meere unter der 
Benennung Seyll. ghomfodiensis bekannt, gab auch davon 
zwei gute Abbildungen, welche aber der Herausgeber Nie— 
buhr nicht erkannte, und fie Tab. 39. C. c. als Seekork 


(alcyonium) auffuͤhrt. Forskaal ſchlug keine Abänderung 


der Linnéiſchen Gattungskennzeichen vor, obgleich er das 
Thier wie Os beck richtig beurtheilte, und die Furche als Fuß 
oder Bauch angab: Abdomen canaliculatum etc. Dieſer rich- 


7 


—— 181 r 


tigen Meinung iſt auch Pallas (Miscell. Aumerk. zu p. 72: 
pes limacum glutinans cui succedaneus in Scyllaca sulcus). 
Dem allen ungeachtet behält Gmelin, ja ſogar Blumen: 
bach in der achten Auflage feiner Naturgeſchichte, doch noch das 
falſche Linneifche Gattungskennzeichen bei; Gmelin ſagt 
ohne irgend einen Zweifel zu aͤußern, das Thier befeſtige ſich 
mit dem Rücken an den Seepflanzen, und ſchreibt doch bei Sc. 
ghomfodensis Forskaals Beſchreibung ab, worin ausdruͤck⸗ 
lich die gefurchte Flaͤche als die Bauchſeite angegeben iſt. 
Ueberdem giebt er die spec. pelagica als fixa an, die ſich doch 
nur willkuͤhrlich feſthaͤlt. 

Cuvier fuͤhrte Scyllaea in ſeinem Senta 
Entwurfe (deutſche Ausg. II. p. 25.) mit den genau be— 
ſtimmten Kennzeichen auf. Lamarck aber nimt ſie in ſein 
Syſtem gar nicht auf, und ſagte Cu vier mündlich, er glau⸗ 
be es zu den Tritonien zaͤhlen zu koͤnnen; womit es freilich noch 
am meiſten Aehnlichkeit hat. Bosc aber hat in feiner Hist. des 

vers V. 1. P. 85.) den Gattungscharakter von Seyllaea ganz 
umgeſchmolzen; aber nun paßt derſelbe auch gar nicht mehr auf 
Linnés, Osbecks und Forskaals Thier, ſondern auf 
ein anderes, welches Gmelin unter dem Namen Doris ra- 
diata aufführt. Bosc ſagt dabei: Die Beſchreibung (naͤm⸗ 
lich dieſer Dor. rad. ml., Glaucus hexapterygius Cub. 
welche er Scyllaca margaritacea nennt) iſt ohne Zweifel 
genau genug, ſo daß die Naturforſcher, welche die wahre 
Scyll. pelagica Lin. geſehen haben, urtheilen koͤnnen werden, 
ob fie mit den unſrigen vereinigt werden, oder mit der Fors— 
kaalſchen Art eine beſondere Art ausmachen muͤſſe. Aber es 
dput beides nicht Noth, ſondern Forskaals Art iſt von Linnes 
Scyll. pelagica gar nicht verſchieden, und Gmelins Dor. 
radiata muß eine eigene Gattung Glaucus bilden Daher iſt es 
j denn auch unbegreiflich, wie Bose ſpaͤter in dem bei Deter- 
ville erſchienenen Woͤrterbnche der Naturgeſchichte V. 20. 
ve 276. ſagen kann: „Heut zu Tage muß Linn és Sc. pela- 


— 182 — 


„gica als ungewiß verworfen werden, und die Scyllaeae find 
„als ſehr von den Tritonien verſchieden anzuſehen, weil ihr 
„After an der Seite, dahingegen bei den Tritonien am Ruͤcken 
„liegt.“ Erſtlich kann bei einem Thiere, welches zwei Mäns 
ner wie Osbeck und Forskaal beſchrieben haben, von kei⸗ 
ner Ungewinbeit die Rede ſein, Fuͤrs andere unterſchetdet das 
von Bose angegebene Kennzeichen weder die wahren Seyllaeas 
noch die Boseſchen von der Gattung Tritonia; denn alle von 
Cuvier unterſuchten Tritonien haben den After an der Seite, 
wie die beiden andern Gattungen; und da Cuvier die Gat⸗ 


tung Tritonie gebildet hat, ſo kann man ſich doch wohl wegen 


den dahin gehoͤrigen Arten auf ihn ſelbſt am beſten verlaſſen. 


Dieſe Erörterungen waren um ſo noͤthiger, da ſchon mehr 
rere Schriftſteller Bose gefolgt find; z. B. Bory- St. 


Vincent in feiner Reife nach den afrikaniſchen Inſeln T. 2. 


p. 136. und de Roiſſy in der Geſchichte der Weichthiere, 
welche einen Theil der Sonniniſchen Ausgabe des Bufs 
fon ausmacht Vol. 5. p. 155., welche beide unter der Ber 


nen nung Scyllaea den Glaucus verſtehn, und deren letzterer F 


ſogar behauptet, p. 156., Linné s Scyll. pelagica fei ſeit Lin? 


ns nicht wieder geſehen; da ſie doch Cuvier in feinem Ele: 


ment. Entw. abgebildet hat, und fie im Pariſer n 0 


jedermann ſehen kann. 


* 


Glaueus Strahlkieme, 9). 


Es iſt auffallend, Inf Linnus dieſes Thiers, welches | 


durch Farbe und Geſtalt ſich fo ſehr auszeichnet, und lange vor 
ſeiner Zeit bekannt war, nicht erwaͤhnt. Der Danziger Arzt 


Breyn beſchrieb es ſchon 1705 mit einigen ſpaniſchen Inſeeten 4 


*) S. auch oben bei der Ordnung der Floſſenfuͤßler. 


— 183 — 


und Weichthieren als eine Art Aunezet, welche unweit Ivica 

im mittellaͤndiſchen Meere gefunden war Phil. Transact. 
No. 301. p. 253. Tab. 2. F. 4. ebendaſelbſt Vol. 53. p. 57. 
Tab. 3. iſt daſſelbe Thier nach Robert Long von Jamaika abge⸗ 
bildet; ferner von Lamartinière im Journal d- plys. Nov. 
1787 p. 366. Tab. 2. F. 15. auch in Lapeyrouse’s 1 57 
mene 20. f. 15. 16. nach demſelben). 


Gm elin. machte aus Robert Longs Abbildung feine Do- 
ris radiata, obgleich es keins der von Gmelin ſelbſt fuͤr die 
0 Gattung Doris angegebenen Kennzeichen hat; und um die Ver⸗ 
5 wirrung vollkommen zu machen, fraͤgt er nachher p. 3149: 
ob Lamartiniere’s Thier nicht wirklich zur Gattung Clio gehoͤ⸗ 
re, und bemerkt nicht, daß Longs und Lamartinière's hier 
einerlei ſind. 


— 


N Forſter der Vater balee h das Thier gleichfalls auf ſeiner 
Reiſe um die Erde bemerkt und die Gattung Glaucus gebildet, 
weil das Thier in der That zu keiner der Linnéiſchen Wurm⸗ 
gattungen paſſe. Blu menbach machte Forſters Bemer⸗ 
N kung im fuͤnften Bande von Voigts Magazin bekannt 
und ließ es nachher in ſeinen Ab bildung en wieder zeichnen. 
Wenn dieſe Abbildung treu iſt, ſo unterſcheidet ſich Forſters 
4 Art von allen übrigen dadurch, daß fe ie vier, Ode abet nur 
drei Paar Kiemen haben. N 


1 

Das Thier e e ſi 0 von den Scylneis und Tritoniis, 
denen es am naͤchſten verwandt iſt, durch einen ſchmaͤlern in 
einen ſpitzen langen Schwanz geendigten Koͤrper, ohne ſichtba⸗ 
ren Mantel; vier kegelfoͤrmige Fühler und ſchmalgelappte, ſin⸗ 
gerſoͤrmige, wagrechtliegende, zugleich als Floſſen dienende 
Kiemen. Der ganze Koͤrper ifi ſchoͤn Himmelblau, an den En— 
den der Kiemenlappen dunkler. Mitten auf dem Ruͤcken perl“ 
mutterglaͤnzendweiß, an jeder Seite durch einen dunkelblauen 
Strich begraͤnzt. Ein bis zwei Zoll gro). oe 


— 484 — 
E 0 1 1 4 i. 00 


| einne ſch eint * Erſte geweſen zu feinen der ein ſolches 
Thier beſchrieb, welches Martin, einer ſeiner Schuͤler, an 
der Por weaiſchen Kite gefunden hatte, naͤmlich der Iimax pa- 
Pillosus (Fauna suecica;edit. ada) wovon er blos ſagt: von 
der En oͤße eines Reißkorns, obenauf ganz mit kleinen ſpitzigen 
Warzen beſetzt, mit vier großen Fuͤhlfaͤden. Ein Jahr 1 
her 1762 beſchrieb Baſter (opusc. subsectva I. p. 81. T. 
10. F. 1.) unter dem Namen Doris eine zwei Zoll lange Art, 
welche Linn mit der ſeinigen für einerlei hieft, und ſie in 
der zwölften Ausgabe als limax papillosus, doch mit dem 
Zveifel, ob es nicht eine Doris ſer? auffuͤhrte. 1770 führte 
der! Dtontheimer Biſchof Gunnerus das Baſterſche Thier unter 
drr Penennnng Doris bodoensis auf (Kioͤbnhavnſke 
Selſtabs Strifter V. X. p. 170, f. 11 13.) Gme⸗ 
in wereinigte alle, drei, unter ſeine Doris, ‚papillosa;, ja er fügs 
te noch. limax minimugs Forsk. mit vier Fuͤhlern „ wie der 
2 inne iſche ſehr klein, und mit in der Mitte nacktem Rücken 
wie der Baſt er ſch e. und Gun nerſche, aber mit viel weni⸗ 
ger Warzchen, oder Schüͤppchen, und ferner Bommsé's li- 
max Pingen, ( Blieſſuger Verhandelungen, III. f. 2.) ſehr 
klein, am, Ruͤcken, durchgehends, jedoch, mit wenigen Schuͤppchen 
und mit ſechs Fühlern, als Synonymen hinzu. Ja er macht ſo⸗ 
gar aus der Forskaalſchen zwei, denn die Abbildung vis 
dirt er bei ſeiner Doris Popillosa und auf die wanne ars 
en feine Dor. nüünima. 

Außer dieſen nicht abort unterſchiedenen Aalen 
ee finden ſich bei den Autoren noch zwei hinlaͤnglich be⸗ 
ſthumt ſcheinende, naͤmlicht 1 Limak mariniis Forsk, icon. 
26. G. 1. und g. 2. mit vier langen Fuͤhlern, und duͤnnen faſt 
haarähnlichen Schuͤppchen Doris lasefculata Gmel. 2. Bo m⸗ 
ume Limas spinosus mit vier Fuͤhlern und einer einzigen 

Reihe von neun Schuͤppchen an jeder Seite. Dor. pennata 


l 2 185 1 


eme. — Limax tergipes Forst. deser. anim. p. 99. No. 4. 
Icon. 26. fig. 4. Dor. lacinulata Gel. gehört nicht hieher. 
Dieß Thier hat vier Fuͤhler, und an jeder Seite des Ruͤckens 
fuͤnf kenlenfoͤrmige am Ende ausgehoͤhlte Hervorragungen, des 
ren es ſich wie ſeines gewoͤhnlichen Fußes zum Gehen bedienen 
kann. Es bildet eine neue Gattung, Tergipes Cub. Regne 
animal Par. 1817 II. . 394. nebſt Dor, macnlata Trans 
„Linn. Soc. VII. vır. 34. 

Euviers Eremplar iſt laͤnglich mit ſchmalen rinnenfor⸗ 
migen Fuße, deſſen Rande geſchlaͤngeſt und wulſtig find; die 
Kentrechten Seiten machen den Körper faſt viereckig. Der 

opf iſt wenig auf, getrieben, das Maul hat einen hufeifenförs 
migen Rand. Die beiden untern Fühler ſtehen zwiſchen dem 
Maule und dem Anfange des Fußes, ſind der Quere nach vers, 
einigt, und haben faſt der ganzen Laͤnge nach eine Furche. 
„Die ı vier obern Fühler, find, verlängert, kegelfoͤrmig, ſoitzig, 
zwei dicht uͤber dem Maule, die beiden andern ein wenig weiter 
zurück Nicht weit von dieſen fangen die Kiemenblättdyen an, 
welche laͤnglich, plattbandartig und in eine ſtumpfe Spitze geen⸗ 
digt st ſind. Die welche fe kurz ſchuppenfoͤrmig abbildeten, has 

5 ben dieſe Thiere nur außer dem Waſſer betrachtet. Sie ſitzen 

nur an den Seiten des Rückens, an jeder Seite funfzehn bis 
zwanzig. Sie bilden etwa vier Reihen. Die Mitte des 
ͤckens iſt nackt, platt, an der Stelle des Herzens ein wenig 

„aufgettieben. Ein dicker von einer Oeffnung durchbobrter Hoͤ— 
cker an der rechten Seite enthält die gemeinſchaftliche Oeffnung 

* des Afters und der Zeugungstheile. 

Pant ach allen dieſen verſchiedenen Thieren bleiben nun noch 

von Gmeltn 8 Dorisarten drei übrig: naͤmlich Dor. clavi-. 

era Müll. Zool. dan. J. Tab. 17. fig. 1 — 3. Sie kommt 
mit den Tritonien überein, unterſcheidet ſich nur von dieſen 
de vier kleine Buͤſchel hinten, in der Mitte des Nückens; 
wenn. dieß nicht vielleicht Nachlaͤſſigkeit des Zeichners iſt. Fer— 
ner Bor. auriculata Mul. Thetis auriculis duabus etc. 
"oem, welche ſich durch die zweierlei Arten von Kiemen noch 


7 


6 


mehr unterſcheidet und hoͤchſt wahrſcheinlich eine eigene Gattung 
bilden muß. Endlich Dor. quadrilineata Mull. zool. dan. 
Tab. 17. fig. 4 — 6. und tab. 138. f. 5. 6. welche nebſt Dor. cor- 
nuta ib. t. 145. 1 3. und D. flava Trans. Linn. Soc. VH.vn. 


p- 84. zu einer beſondern Gattung n r 4 Cuv. Reg- 
ne, anim. II. 390. ve \ 


\ 


Janthina, Amethyſt⸗ Sch beide. 
Lamarck erhob Linné's Helix Janthina zuerſt zu einer 
eigenen Gattung, welcher er folgende Kennzeichen giebt: 
Die Schaale wenig gewoͤlbt, durchſcheinend, mit 
dreieckiger Muͤndung, am rechten Rande eine winkelige Ver⸗ 
tiefung. s 
Das Thier ein ſchwimmender Dauch fuͤßler, mit fig 
auslaufenden Fuͤhlern und einer Art von Rüffel. Anſtatt der f 
Bauchſcheibe iſt am vordern Ende eine haͤutige, Fücce n⸗ J 
de, nach Willkuͤhr aufzutreibende und in einen Haufen von 
Bläschen zu veraͤndernde, zum Schwimmen helfende Maſſe. j 
Dieſe Charakteriſtik it nach Cuvier (welcher durch Pe⸗ 
ron Gelegenheit zur Unterſuchung des Thiers bekam) ſehr zu 
berichtigen. Das Thier hat allerdings einen Fuß außer dem 
häutig »blafigen Anhange. Der Fuͤhler ſind eigentlich nur zwei, 
N aber jeder tiefgeſpalten; der haͤutig blaſige Anhang ſcheint ein 
Analogon des Deckels anderer Gattungen zu ſein; denn er hangt 
etwa an der Stelle dem Fuße an, wo bei dieſen der Deckel feſt 
iſt. Fabius Columna bezeichnet dieſen Theil ſehr gut durch 
die Worte: spuma cartilaginea. Er fehlt zuweilen gänzlich, 
ohne daß man die Spur einer Narbe ſaͤhe. Die Zellen dieſes 
f Anhangs ſtehen mit keinem innern Theile in directer Verbin⸗ 
dung, auch kann ſie das Thier nicht, wie noch Lamarck bes 
hauptet, willkuͤhrlich entleeren und ausfuͤllen, ſondern nur 
durch Zuruͤckziehen in die Schaale zuſammendruͤcken. Am bes 
ſten läßt ſich das Thier folgendermaaßen bezeichnen. 
Schwimmend, mit einem kurzen, breiten Fuße, f an 
deſſen Seiten eine kleine lappenartige Floſſe. Fuͤhler lief; pl, 


— —— 


187 — 


ten. Maul dick ruͤſſelfoͤrmig mit gefranſten Appen, zurückzieh⸗ 
bar. Kiemen kammfoͤrmig waſſerathmend. 

Es iſt nur eine Art bekannt: Janthina fragilis (Annal. 
du Mus. XI. t. 11. f. 1 — 7. und Peron voyage aux terres 
australes tab. 31. fig. 4.). 


0 Phasianella, Faſanſchnecke. 


Auch dieſe Gattung hat Lamarck nur nach dem Anſehen 
der Schaale gebildet; es war vor Peron's Reiſe das Thier 
gar nicht bekannt und die Schaale ſelten. Lamarck giebt fol⸗ 
gende Kennzeichen (Annal. du Mus. IV. 295.): 

Schaale ei- oder kegelfoͤrmig; Mündung 
mehr lang als breit, eirund, am rechten Rande 
einfach, ſchneidend, nicht nach außen umgeldlas 
gen; die Spindel glatt, an der Wurzel verdünnt, 
Deckel kalk oder hornartig. 5 
f Cuvier in ſeinen Beobachtungen uͤber das Thier (An- 
nal. du Mus. XI. tab. 11. fig. 9 — 13.) zeigt, daß das Thier 
ſelbſt auch waſſerathmend ſei, kammfoͤrmige Kiemen und vier 
Fühler habe, nämlich zwei kurze, dicke, augentragende und 
zwei lange ſpitzige, unter jenen entſpringende. An den Seiten 
eine gefranſte Haut, welche um das Thier ausgebreitet uͤber 
Fuß und Schaale hinausragt. Dieſe Haut trägt an jeder Seis 
te drei Faͤden (dergleichen ſich auch bei einigen Trochis und 
andern finden). Das Maul hat zwei Paar gefranſte Lippen. 

Die bekannteſte Art iſt Phasianella variegata Lam. 
(Buceinum Tritonis Chemnitz. Conchyl. IX. 38. t. 120. 
5g. 1033. 1034.) Ferner Troch. rostratusib. V. t. 161. f. 1524. 
25. Tr. Iris. f. 1522. 23. und Hel. solida Born. n 18. 1 . 


A ee 


Auch bieſe Gattung iſt von Lamarck (Syst. des anim. 
sans vert. p. 87.); aber er hat ſpaͤterhin den Turbo Delphi- 
nus Linn. davon getrennt und nebſt mehreren ſoſſilen Arten 


# 


— 188 — 

zu einer eigenen Gattung Delphinula erhoben (Annal. du 
Mus. IV. 110.) und für die Gattung Cyclostoma, die uns 
hier als anatomiſch unterſucht, allein beſchaftiget, folgende 
Kennzeichen angegeben: 

Schaale ein wenig ſcheiben- oder kegelfoͤrmig; ohne 
Laͤngsrippen, Windungen walzenfoͤrmig; Muͤndung rund oder 
faſt rund, die beiden Ränder kreisfoͤrmig vereiniget. 

Das Thier (nach Draparnaud) ein Bauchfuͤßler mit 
ruͤſſelfoͤmmigen Maule, und zwei an der aͤußern Seite ihrer 
Wurzel augentragenden Fuͤhlern, welche bei den auf dem Trock— 
nen lebenden Arten walzenfoͤrmig und zuruͤckziehbar, bei den 
Süß waſſer⸗ Arten zuſammengedruͤckt, und nur zuſammenzieh⸗ 
bar find: (S Fel. de Roissy hist. des moll. V. 295.) 

Aber ſo wie die auf der Erde und die im Waſſer lebenden 
Arten ſchon an der Bildung der Fühler deutliche Unterſcheis 

dungsmerkmale zeigen, fo finden ſich dieſe auch an noch wichtir - 
geren Organen, namentlich an den Athmungswerkzeugen. f 
Einer der Gründe, warum Lamarck den Turbo Del 
phinus Lin. wieder von feiner Gattung Cyelostoma trennte, 
war, daß die Organiſation eines im Meere und eines im Suͤß⸗ 
waſſer lebenden Weichthiers gewiß verſchieden ſein muͤſſe; um 
wie viel muß dann aber nicht die Bildung des luftathmenden 
Tthiers von dem waſſerathmenden verſchieden ſein!! 5 
Die einzige Entſchuldigung fuͤr Lamarck konnte die ſein, 
daß mehrere andre im Waſſer lebende Gattungen doch nur Luft 
athmen (wie Lymnea, Planorbis u. a.); aber die waſſerath⸗ 
menden Kiemen find bei den Cyclostomis, die im Waſſer ler 
ben, deutlich genug und man wird doch unmoͤglich der bloßen 
Aehnlichkeit der Schaale wegen Thiere unter derſelben Gattung 
beiſammen laſſen wollen, die ſich im Athmungswerkzeuge ſo be⸗ 
deutend unterſcheiden!! Alle luftathmende Weichthiere haben 
eine gefaͤßreiche Athmungshoͤhle, zu welcher nur eine kleine Oeff— 
nung führe, und eben dieſe Weichthiere haben auch wenn fie br 
ſchaalt find, nie einen am Fuße befeftigten Deckel; dahingegen 


hat Cyclostoma viviparum fammförmige, fogar unter dem 
vordern Rande des Mantels ein wenig hervorragende Kiemen, 
und bei keinem ſelbſt auf gleiche Art athmenden Thiere iſt die 
Oeffnung durch welche das Waller zu den Kiemen gelangt, groͤ⸗ 
ßer, als bei eben dieſer Helix vivipara Lin. Ferner iſt dieſe 
Art mit einem deutlichen Deckel verſehen. 5 
Soll nun Helix vivipara Lin. den Typus der Gattung 
Cyclostoma bilden, fo kann man dagegen nichts haben; aber 
die auf dem Trocknen lebenden Arten, die man bis jetzt zu dies 
ſer Gattung gezaͤhlt hat, muͤſſen dann durchaus eine andere Gat— 
tung ausmachen. Lamarck hat neuerlich umgekehrt aus H. viv. 
feine Gattung Paludina gebildet, wozu Cuvier auch Turbo lit- 
toreus rechnet, der ſich nur durch dickere Schaale auszeichnet. 
| Der vordere Rand des Fußes iſt Übrigens bei dieſer Art 
geſpalten, ſo daß er eine doppelte Lippe darſtellt. Wie bei al— 
len mit einem Deckel verſehenen Gattungen, ſchlaͤgt ſich der Fuß 
bei'm Zuruͤckziehen in die Schaale zuſammen, und der auf der 
Ruͤckſeite der hintern Haͤlfte feige Deckel verſchließt dann 
die Muͤndung genau. i 
Aus dem Geſagten ergiebt ſich dulic genug, daß Cyclo- 
stoma viviparum und alle hieher gehoͤrigen waſſerathmenden N 
Arten ſich durch ihre Athmungswerkzeuge den Gattungen Jan- 
thina und Phasianella nähern und wirklich gehören dieſe, wie 
alle im Waſſer lebenden Arten der älteren Gattungen Turbo, 
Trochus, Nerita, zur großen Familie der Kammkiemen mit 
ganzer Mündung. Eine zweite Familie begreift die Kammkie— 
men mit einer Rohre oder einem Ausſchnitte an der Mündung 
Buccinum, Voluta, Murex, Strombus) welche ſonſt nicht 
welentlich verſchieden ſind. Die kleine winkelige Vertiefung 
am rechten Rande der Amethyſtſchnecken-Schaale (Janthina) 
iſt ſchon gleichſam eine Andeutung der Roͤhre der Stachel— 
ſchnecken (Murex ). 
Jene erſte Familie laͤßt ſich unterabtheilen nach der Zahl der 
Bühler. 


‘ 


4 


a. mit zwei Fuͤhlern. Dahin gehört außer Janthina, 
Vivipara; auch Turbo littoreus 
b. mit vier Fuͤhlern; dieſe Abtheilung begreift weit 
mehrere Gattungen z. B. Phasianella, Turbo pica (hier 
iſt die Seitenhaut an der rechten Seite in mehrere etwas 
äftige Faͤden zertheilt, der Vorderrand des Fußes auch in 
zwei Lippen geſpalten, der Deckel duͤnn kreisförmig, duns 
kelgrau, hornartig. (Annal. 1 Mus. XI. tab. 26. fig. 
5—-9.) und alle Turbines mit gerundeter Schaale und 
ganz runder Mündung, wie auch alle Trochi mit kegelſoͤr⸗ 
miger Schaale. Der Unterſchied der Arten beruhet hier 
an den Thieren ſelbſt in den Lappen oder Anhaͤngen vor 
dem Kopfe und in den Verzierungen der Seitenhaͤute. 


Thethys, Segelſchnecke. 

Dieſe Gattung iſt erſt ſeit Bohadſchs Beobachtungen (de 
quibusd: anim. marin. Dresdae 1761.) in Linnés zwoͤlfter Auss 
gabe des Syst. naturae genauer beſtimmt worden, und war vorher 
immer den größten Veränderungen und Widerſpruͤchen ausgeſetzt. 
Von der urſpruͤnglichen Bedeutung des Wortes Thethys iſt man 
ganz abgekommen, denn Ariſtoteles beginnt das ſechſte Kapitel 
des vierten Buchs ſeiner Thiergeſchichte mit einer ganz unbes 
zweifelten Beſchreibung der Seeſcheide (Ascidia) unter 
dem Namen Jeg. Rondelet (de insectis et zoophyt. 
P. 127.) nach ihm Geſſner Caquatil. p. 954.) und Als 
drovand CExc. 583.) gaben dieſen Namen theils wahren 
Seeſcheiden, theils wie es ſcheint bloßen Seekorken (A- 
cyonium); Linné giebt ihn offenbar in der vierten Ausgabe 
der Holorhurie und dem dritten Seehaaſen des Rondelet, 
welcher unſre heutige Thethys iſt; auch ſind in dieſer ſechſten 
Ausgabe die Kennzeichen betraͤchtlich verändert, ohne ſie doch 
weder auf das eine noch das andere paſſend zu machen. Es 
heißt: Corpus oblongum, bilabiatum, corpusculo medie 
cartilaginoso oblongo. Auriculae IV. cuneiformes. Fora- 
mina duo spirantia. In der zehnten Ausgabe blieb dig Char 

. 7 


— 1917 — 
rakteriſtik bis auf die Fͤhler Cauriculae) dieſelbe, die auf 
zwei reducirt waren, aber die darunter aufgeführten Arten wa— 
ren verändert. Nur Rondelets erſter Sechaaſe (eine Aply- 
sia) unter der Benennung Thethys leporina und eine vers 
wandte Art aus Indten T. limacina wurden aufgefuͤhrt, und 
ſonderbar genug! beide haben vier Fuͤhler Cungeachtet der Be— 
ſchraͤntkung der Charakteriſtik auf zwei), und keine hat irgend 
eines der andern Kennzeichen, außer allenfalls den verlaͤnger— 
ten Koͤrper. In dieſer zehnten wie in allen vorigen Ausgaben 
wird fuͤr die meiſten zweiklappigen Muſcheln eine Thethys als 
Bewohner angegeben, da doch keins dieſer Thiere in den ge— 
nannten Muſcheln die mindeſte Aehnlichkeit mit irgend einer 
der von nun an Thethys genannten Arten hat. Das kommt 
aber daher, weil dieſer Name bei den Definitionen der zwei⸗ 
klappigen Muſcheln ſeit der vierten Ausgabe ſtehen geblieben 
war, wo er noch Seeſcheiden bezeichnete, die wirklich Acepha- 
la wie die Thiere der zweitlappigen Muſcheln ſind. 

In der zwoͤlften Ausgabe abermalige Veraͤnderung durch 
Bohadſchs Werk veranlaßt. Theth. limacina und Ronde 
lets erſter Seehaaſe zu einer Art vereiniget, welche die 
Gattung Aplysia bildet; dahingegen der Name Theth. lepori- 
na dem dritten, ſeit der ſechſten Ausgabe vergeſſenen Seehaa— 
ſen Rondelets beigelegt wird, und die Gattungskennzeichen 
ſowohl der Aplysia als Thethys nach Bohadſch gebildet und der 
Natur gemäß angegeben, nur die Worte anus sinistrorsum, 
die auch Gmelin nicht verbeſſerte, muͤſſen in dextrorsum 
verändert werden; vermuthlich ruͤhren ſie von Zeichnungen her, 
die nicht durch den Spiegel gemacht waren. Cuvier beging, 
wie er ſelbſt geſteht (Annales du Mus XII. 261.) in ſeinem 
Tableau éléem. (ſ. meine ueberſetzung II. 21.) den Fehler, 
daß er die zwei Oeffnungen an der rechten Seite des Halſes als 
für die Zeugungs- und Athmungswerkzeuge dienend angab; die 
neuerlich erhaltene Gelegenheit, mehrere Thiere dieſer Art zu 

unterſuchen zeigte, daß beide Oeffnungen den Zeugungstheilen 


— 192 — 


angehoͤren, und daß die Reſpirationswerkzeuge als freiſtehen⸗ 
de Kiemen am Ruͤcken liegen. Lamarck und Bose ſchrei⸗ 
ben Cuviers aͤlteren Irrthum nach. CTuviers Abbildungen 
(Annal. XII. tab. 24.) laſſen nichts zu wuͤnſchen übrige 
Rondelets Abbildung und Beſchreibung iſt fuͤr ſeine Zeit 
gut genug. Fabius Columna lieferte im Anfange des 


ſiebenzehnten Jahrhunderts (I. o. pag. 26.) ſchon zwei treff: 


liche Abbildungen und bis auf die einer vorgeblichen Aehnlich 
keit mit dem Kalmar zu Liebe angegebenen Augen, auch eine 


gute Beſchreibung. Bohadſchs Abbildung iſt faſt ſo ſchlecht 


als die von Rondelet; er hatte aber auch nur ein todtes 
ſchon veraͤndertes Exemplar vor ſich, und iſt deshalb zu ent⸗ 
ſchuldigen. 

Die Thethys nähert ſich auch den Tritonien und See: 
moosſchnecken (Scyllaea), als Bauchfuͤßler mit nackten Kie⸗ 
men am Ruͤcken und nicht der Aplysia, wo die Kiemen bedeckt 
find. Körper laͤnglich, fleiſchig, kriechend, ohne eigentlichen 


über den Fuß hinausragenden Mantel; Maul kurz ruͤſſelfoͤrmig, ; 


von einem breiten Segel umgeben, welches oben zwei Fühler 
traͤgt. Kiemen an beiden Seiten laͤngs dem Ruͤcken von dop⸗ 
pelter Art, abwechſelnd groͤßere kegelfoͤrmige an den Enden 
gewundene und kleinere buͤſchelfoͤrmige. Oeffnungen der maͤnn⸗ 
lichen und weiblichen Zeugungstheile an der rechten Seite des 
Halſes; After etwas weiter hinten an der rechten Seite des 
Rückens. Vor jeder größeren Kieme liegt eine Art Stigma 
oder runde vertiefte Stelle, aus deren Mitte bei dem lebenden 
Thiere ein kleines gelbliches zuweilen geſpaltenes Faͤdchen her⸗ 
vorkommt. 

Das Thier iſt deshalb ſo ſelten beobachtet, weil es nur 
die groͤßten Tiefen des Meers bewohnt, und nur vom Sturme 
aufgewuͤhlt an die Oberflaͤche kommt. Es iſt von weicherer 
Beſchaffenheit und durchſcheinender als die meiſten andern 
Weichthiere, von graulicher Farbe mit weißen undurchſichtigen 
Strichen und Flecken. 


r D 


— 


— 195 il 

Ob es eine oder zwei Arten gebe, welches letztere Bo: 
hadſ ch behauptet, iſt noch nicht ganz ausgemacht. 

Thethys leporina (welche Cuvier beſchreibt und abbil⸗ 
det) hat oben gegen den Rand des Segels bis zwanzig kurze 
kegelförmige fleiſchigderbe Fuͤhler (die zwei gewoͤhnlichen Fuͤh— 
ler find denen der Scyllaea ähnlich, von einem fleifchigen Blat⸗ 
te mit ſcharfen wellenfoͤrmigen Rande umgeben) und am Ran⸗ 


de des Segels ringsum eine unendliche Menge ſehr feiner Fa; 


den, weshalb man ſie auch das Haarmaul genannt hat. 
Die zweite Art Thethys fimbria (das Lappenmaul) 
haͤlt Cuvier nur fuͤr ein verſtuͤmmeltes Exemplar der erſten. 


Auch druͤckt Linné in der zwölften Ausgabe ſich noch zweifel— 


haft aus (videtur a praecedenti distincta) Meckel (Bei: 


traͤge zur vergleichenden Anatomie 1808.) hat zu gleicher Zeit 
mit Cuvier eine Anatomie dieſes Thiers an Exemplaren des 
Florentiner Muſeums geliefert, und ſagt S. 24. „die Thethis 


„umbria unterſcheidet ſich von der leporina, außer den von 


„Linné angegebenen Kennzeichen noch durch den Mangel der 
„kleinen Tentakel auf der oberen Flaͤche, deren Anzahl ſich 


„nicht uͤber zwanzig erſtreckt, fo wie der großen, die fie an 


„Menge weit übertreffen; 2, durch geringere Breire der Fix: 
„gel „(welche Theile mag der Verf. darunter verſtehen ?)“ 
„3, durch nicht gezweigte Ruͤckententakel; *) 4, durch größe: 
„re Kürze und Dicke des Körpers.” Wenn Meckel nicht 


an mehreren Stellen (S. 17 und 18.) von den zwei Arten, 


„) Dieſe Ruͤckententakel giebt Meckel Beitr. I. 1. S. 18. vermuthungs⸗ 
weiſe fur Athmungswerkzeuge aus, Cu vi er nimt ſie geradezu als 

ſolche an; Meckel bemerkt nichts von dem Unterſchiede großerer und 
kleinerer Werkzeuge dieſer Art, und ſtellt ſie auch in ſeiner nur 
grob ſtizzirten Abbiloung Tab. 2. Fig, 1. ſaͤmtlich gleich vor; 
Cuvier giebt den Unterſchied in Beſchrelbung und Abbildung 
ſehr deutlich an. 


— 


10 


— e a 4 


als ſelbſt geſehen ſpraͤche, ſo koͤnnte man noch in Verſuchung 
kommen, ein Irrthum zu vermuthen, weil Seite 10. Thetis 
fimbria und Seite 28. Thetis leporina ſteht, und aus dem 
Zuſammenhange erhellet, daß an beiden Stellen von demſelben 
Exemplar die Rede ſei; ſo aber iſt es klar, daß S. 10. fim- 
bria ein Schreibfehler ſei und auch leporina heißen ſollte. 
Die ſchwarzen Flecke am Segel, welche Meckel als 
eine Varietaͤt der leporina bezeichnend angiebt (S. 25.) fah 
Cuvier an ſeinen durch den jungen Naturforſcher Delaro— 
che von einer Reiſe nach den Baleariſchen Inſeln mitgebrach— 
ten mehreren Exemplaren gleichfalls, und er merkt nicht an, 


daß ſie irgend einem Exemplare gefehlt haben. 


Schließlich geben wir hier noch Cuviers neueſte Anſichten 
uͤber die Eincheilung der Weichthiere aus dem zweiten Bande 
ſeines Regne animal, Paris 1817. 


| 


| 
| 


Die oben EN e ſechs Ordnungen werden unter der 


Benennung von Klaſſen beibehalten. Bei den Kopffuͤßlern 
ſind die Achtfuͤßler noch in zwei Unterabtheilungen gebracht: 
1. Polypoda Aristos. mit zwei abwechſelnden Reihen von, 
Saugnapfchen auf jedem Fuße. 2. Eledona Aristot. mit einer g 
Reihe (zu dieſen gehöre Lamarcks Poulpe musqué Mem. de 
la Soc. d’Hist. nat. tab. 2. und Pi cirrheux tab. 1. f. 2.). 


N 


Sonſt find hier die vielen foſſilen und im Meerſande vorfoms 


menden Kopffuͤßler-Schaalen nach den Gattungen von La⸗ 
marck und Montfort mit kurzer Bezeichnung erwahnt. 
Was von den Belemniten geſagt wird, ſei uns herzuſetzen 
vergoͤnnt, da dieſe in Kalk-, Mergel- und Thonlagern faſt 
uͤberall vorkommen. Sie gehoͤren unfehlbar zu den inneren 
Schaalen von Weishthieren, haben eine dünne Schaale, welche 
doppelt, naͤmlich aus zwei an der Grundflaͤche vereinigten Ke— 
geln beſteht, deren innerer viel kuͤrzer als der andre inwendig 
ſelbſt durch gleichlaufende, gegen die Baſis hin convexe Schei- 


dewaͤnde abgetheilt iſt. Von der Spitze des aͤußern bis zu der 
des innern Kegels erſtreckt ſich eine Roͤhre, die von da bald 
| 


— 195 — 


laͤngs des Randes der Scheidewaͤnde, bald mitten durch ihr 
Centrum fortlaͤuft. Der Zwiſchenraum beider Schaalenkegel 
findet ſich mit bald ſtrahliger bald in kegeligen Lagen uͤberein— 
ander liegender Subſtanz erfüllt u. ſ. w. 

Die Floſſenfüßler: Gattung Limacina wird fo bezeichnet: 
Fluͤgel und Kopf denen der Clio ſehr aͤhnlich, aber der Korper 
in einen ſpiralgewundenen Schwanz geendigt, welcher in einer 
ſehr dünnen anderthalb Windungen machenden Schaale ſteckt, 
die an einer Seite genabelt, an der andern platt iſt, wo der 
Eiudruck des Schwanzes viel mehr Windungen zeigt, als die 
Schaale wirklich hat. Die Schaale dient dem Thiere wirklich 
als Boot und die Fluͤgel (Floſſen) als Ruder. Die einzige 
Art Argonauta aretica Z’abr: Faun. Groenl. 387, Clio he- 
licina Phips. et Gmel. ift im Eismeere aͤußerſt haufig, und 
gilt für eine Hauptnahrung der Wallfiſche. 

Die Bauchfuͤßler theilt Cuvier nach Lage und Ferm 
der Kiemen in folgende ſieben Ordnungen. 5 

1. Nudibranchia: Ohne Schaale, verſchieden oefaltete 
nackte Kiemen auf irgend einem Theile des Ruͤckens tragend. 
Saͤmtlich Zwitter mit gegenſeitiger Begattung. f / 

2. Inferobranchia: Ruͤck ſichtlich der Zwitterſchaft Br 
den vorigen gleich; die Kiemen am Rücken oder an der Seite, 
von einer Platte des Mantels bedeckt, die faſt immer eine 
mehr weniger entwickelte Schaale enthalt. 

4. Pulmonata: Wirkliche Luft athmend, in eine Hoͤhle, 
deren enge Muͤndung ſie nach Gefallen oͤffnen und ſchließen. 
Zwitter wie die vorigen. Viele mit vollkommen gewundegen 
Schaalen bedeckt, aber nie mit einem Deckel verſehen. 

5. Pectinibranchia: Getrennte Geſchlechter; die Kiemen 
faſt immer aus kammfoͤrmigen Blattchen beſtehend, in einer 
Ruͤckenhoͤhle verborgen, die über dem Kopfe weit geoͤffnet iſt. 
re haben vollkommen gewundene Schaalen, die bei den mei⸗ 

15 * 


— 196. — 
ſten mit einem hinten am Fuße des Thiers befeſtigten Deckel 
mehr weniger dicht verſchloſſen werden koͤnnen. ö 

6. Scutibranchia: Kiemen wie die naͤchſtvorigen; Ge: 
ſchlechter ſo vereint, daß ſie ſich ohne Begattung ſelbſt befruch⸗ 
ten; Schaalen ſehr offen, oft eee ſchildfoͤrmig; nie 
mit einem Deckel. f , 
7. Cyelobranchia: Zwitter wie die naͤchſtvorigen; Schaa: 
le aus einem oder mehreren Stuͤcken, aber nie gewunden, oder 
gedeckelt; Kiemen rings um den Fuß unter den Raͤndern des 
Mantels. 
Die erſte Ordnung welche die Gattungen Doris, Trito- 
nia, Glaucus- u. ſ. w. enthält, erhielt zwei neue Gattungen. 
ö a. Polycera Cub. Kiemen wie Doris, aber einfacher. und 
mit zwei Hautplatten, welche ſie zur Zeit der Gefahr bedecken. 
Vor den zwei keuligen Fuͤhlfaden vier, ja zuweilen ſechs andre, 
einfach ſpitzige. (Doris quadrilineata Müll. Zool. Dan. I. 


| 
N 
' 


xvır, 4—6. und cxxxvın. 5, 6. — Dor. cornuta ib. 
CXLV. 1 Dor. flava Trans. Linn. Soc. VII. vır. 
P. 84.). 


b. Tergipes Cuv. Geſtalt wie Eolidia, zwei Fuͤhlfaͤden, 
an jeder Seite laͤngs dem Ruͤcken eine Kiemenreihe, jede Kie⸗ 
me in einen kleinen Saugnapf geendigt, und zugleich als Fuß 
dienend, fo daß fie auf dem Rücken gehen koͤnnen. Die bekann- 
ten Arten ſehr klein. (Limax tergipes Forsk. XVI. E. oder 
Doris lacinulata Gmel. — Dor maculata Linn. Trans. VII. 
VII. 34. — Dor. pennata Bommè act. Fles. I. ııt. 3.2) 

Die zweite Ordnung hat außer Phyllidia nur noch eine 
Gattung Diphyllidia: Kiemen faſt wie Pliyll., aber der Man: 
tel hinten ſpitzer; Kopf halbkreiſig, an jeder Seite mit einem 
ſpitzigen Fuͤhlfaden und einem ſchwachen Hoͤcker; After an der 
rechten Seite (nur eine neue Art in Brugmans URN 
zu Leiden). f N 

Die dritte Ordnung, wozu Pleurobranchus, Aylyai, N 
Dolabella und Acera gehören, erhielt die neue Gattung No- 
0 | 


ee 


Ber. A 


‚ tarchus Cur. Mantel ohne Schaale nur über dem Halſe ſchraͤg 

geſpalten, um zu den Kiemen zu führen, welche wie der ganze 
übrige Bau den Aplyſien gleicht. Nur eine neue Art bei Ile 
de France. ! 

Zur vierten Ordnung gehoͤren außer Onchidium die aus 
Wau und Helix wie aus einigen Arten von Bulla und Voln- 
ta und Trochus dolabratus gebildeten Gattungen, welche 
groͤßtentheils nur nach der Geſtalt der S Schaalenmuͤndung abwei⸗ 
chen und aus Draparnaud, und Lamarck's Schriften. bekannt 
ſind. 

Die fuͤnfte Ordnung enthaͤlt weit die meisten Seeſchnecken 
mit gewundenen Schaalen. Nur eine einzige Land-Gattung, 
Cyclostoma, hat anſtatt der Kiemen ein Gefaͤßnetz, welches 
die Decke der uͤbrigens ganz aͤhnlichen Hoͤhle bekleidet und wo 
wirkliche Luft, hingegen bei allen uͤbrigen Waſſer geathmet 
wird. 
Die ſechste Ordnung begreift Halyotis und die aus eini⸗ 
gen wenigen Arten derſelben und einigen Patellen gebildeten 
Gattungen Stomatia Lamarck (Hal. imperforata ) Capulus 
Montfort (Patella hungarica) Crepidula, Fissurella, 
Emarginula, Navicella, Carinaria und Calyptraea Lamarck, 

Der letzten Ordnung bleiben die übrigen Schuͤſſelſchnecken 
und die Chitonen. 

Die kopfloſen Weichthiere haben ea zwei Schaa⸗ 
len und dabei vier Kiemenblaͤtter; dieſe Thiere theilt Cuvier 
in folgende Familien 1. Ostracea: Mantel offen ohne 
Röhren oder beſondere Oeffnungen. Der Fuß ganz 
fehlend oder ſehr klein, a. mit einem die Gattungen Ostrea, 
Spondylus; b. mit zwei ſchaalenſchließenden Muskeln My- 
tilus, Pinna, Arca Zinn. und die von Brugières und 
Lamarck daraus gebildeten Gattungen. 2. Mytilacea: 

Mantel vorn offen, aber für die Exeremente 
eine beſondre Oeffnung. Alle mit einem Fuße verfe 
hen (Mytilus und Mya Zinn.) mit den neueſten Veranderun⸗ 


— igs 23 


gen; ferner Brugidres Carditen (Chama antiquata; ca- 
lyculata, trapezia, semiorbiculata, oblongata, cordata 
Chemm.) wovon auch Lamarcks Venericardien nur durch 
die hintere Platte des Schloſſes abweichen, die kuͤrzer iſt und 
mehr quer liegt. (Veuus imbricata C hemn.) Auch La m. 
Craſſatellen (Paphia Roissy) glaubt Cu vier hieher bringen 
zu muͤſſen (Ven, ponderosa, divaricata Chemn.) 3. Tri- 
dachia: Mantel mit drei nach vorn oder mitten 
gerichteten Oeffnungen; nur eine Gattung: Chama 
sigas Linn. und hippopus Chemn.) Zu merken iſt, 
daß Euvier den Theil vorn nennt, wo das Maul iſt; der 
gerade bei den meiſten Conchyliologen der hintere heißt. 

4. Cardiacea: Mantel vorn offen, mit zwei ge⸗ 
ſonberten Oeffnungen (fuͤr die Reſpiration), 
die ſich oft zu Röhr! en verlängern, welche ver: 
einiget, oder getrennt ſind. Alle haben an jedem En⸗ 
de einen Quermuskel, und einen Fuß, der den meiſten zum 
Kriechen dient. Die mit langen Röhren leben im Sande ver: 
graben. (Chama, Cardium, Donax, Tellina, Venus, 
Mactra Linn.) \ 

N * Inclusa: Mantel nur vorn oder i in der Mitte och 
zum Durchlaſſen des Fußes; am andern Ende zu einer Doppel: 
roͤhre verlängert, welche aus der immer an beiden Enden klaf⸗ 
fenden Schaale hervorkommt. (Mya, Solen; Pholas, Te- 
redo Zinn. nebft den daraus gebildeten Gattungen). i 

Die wenigen unbeſchaalten kopfloſen Weichthiere zerfallen 
in zwei Familien. a. Einzeln, ohne organiſchen Zu⸗ 
ſammenhang lebend. Hieher Salpa (Lamarck meint 
zwar Hist. nat. d., anim. sans vert. III. 115. — wo uͤbri⸗ 
gens achtzehn Arten dieſer Gattung aufgefuͤhrt werden — 
Cuvier habe ſich in Hinſicht des Mauls dieſer Thiere geirrt, 
und die mit der Klappe verſehene Oeſfnung, welche das Waſſer 
einlaſſe, muͤſſe als die Vordere angeſehen werden; da aber 
Cuvier in feinem neueſten Werke bei feinen früheren Anga: 


* 


ben beharrt, ſo glauben wir dieſem großen Zootomen folgen 


zu muͤſſen), Aseidia. b. In einer gemeinſchaftlichen 


Hülle und wie es ſcheint organiſchem Zuſam⸗ 
menhange lebend. Botryllus: an beiden Enden eine 
Oeffnung, (Alcyonium Schlosseri Gmel.); Pyrosoma (Pe— 
rons Reiſe, auch Voigts Magazin, auch Annales du 
Mus. IV. 72. eine Menge nicht eben regelmäßig zufammenhan: 
gende Thiere bilden einen großen hohlen an einem Ende offnen 
Cylinder. Die Maͤuler ſtehen nach außen auf vorragenden 
Spitzen, die After in die Hoͤhlung des Cylinders.); Polyeli- 
num: Maul nnd After dicht zuſammen an dem einen Ende. 
Wurden bisher mit den Alcyonien verwechſelt, leben unter 
verſchiedenen Geſtalten zuſammen vereiniget (Unter andern 
Alcyonium ficus und ascidioides Gmel. ). 


5 (Die anatomiſchen Bemerkungen im naͤchſten Stuͤcke.) 


Nachrichten verſchiedenen Inhalts. 


nf 


1. Eumarek ist. nat. des anim. sans vert. (ein Werk 
welches die weitere Ausfuͤhrung des ſchon 1801 eiſchienenen 
Syſtems der wirbelloſen Thiere ift) III. Paris 1816 p. 348. 
bringt die Kirbyiſche Ordnung Strepsiptera (S. Transact. 
Lin. Soc. Vol. XI. p. 86 — 122. Tab. 8. 9. und einen Aus: 
zug im Bulletin d. Sciences p. I. soc. philomat. Par. Avril 


1815 der auch in Germars Magazin der Entomologie II. 


290 — 299. mit Zuſaͤtzen deutſch geliefert iſt), zu den Dipte- 


ris unter der Benennung Rhipidoptera, wovon er fol: 


gende Kennzeichen angiebt. 


Zwei Einnladenförmige, linienartige, ſehr 
ſchmale, fih kreuzende Labialſcheiden (Valves lab.) 
jede mit einem Taſter an der Wurzel. Saugrüf 
ſel nicht vorhanden, verkuͤmmert (avorte). Fühler 
mit zwei oder drei Wurzelgliedern ued übris 
gens geſpalten. ö 
Zwei deutliche, nackte, haͤutige, ſtrahlig⸗ 
laͤngsfaltige Flügel. Zwei linienartige loͤffel⸗ 
foͤrmige, dicht am Urſprunge der Vorderbeine 
anſitzende Schuppen. Keine Schwinger. Ein 
Schildchen. Larve fußlos; Nymphe in einer un: 
beweglichen Schaale. J 

Ueber die Veraͤnderung der Ordnungsbenennung ſagt der 
Verf. Kirby habe die beiden ſehr kleinen lederartigen Schüpp: 
chen neben dem Urſprunge der Vorderbeine fuͤr Fluͤgeldecken an: 
geſehen; er aber habe, wie auch Latreille, anders geurtheilt; 
denn nie ſeien die Fluͤgeldecken an der Stelle wie jene Schuͤpp— 
chen eingefügt, ſondern immer unmittelbar über der Flügel: 


wurzel, und bedecken die Flügel ganz, oder zum Theil. Des: 
halb glaubte der Verf. die Familienbenennung Rhipidoptera 


(Faͤcherfluͤgler) paſſender, und die Stelle bei den Zweifluͤglern 
richtiger. Freilich ſcheine der Mund dieſer Thiere weder dem der 
Zweifluͤgler, noch dem anderer Ordnungen zu gleichen, weil 
weder wirkliche Kinnbacken, noch ein zum Saugen dienlicher 
Ruͤſſel da ſei; denn die von Kirby als Kinnbacken angeſehenen 
Theile wuͤrden, weil ſie Taſter tragen, vielmehr Kinnladen 
"fein; vergleicht man dieſe Thierchen aber mit den ihnen am 
naͤchſten ſtehenden Zweifluͤglern, namentlich den Lausfliegen 
(Hippobosca), ſo wird es deutlicher, daß jene ſchmalen Mund⸗ 
theile nur den Lippen angehören, welche ja auch Taſtertragend 


ſind. Wenn man bedenkt, daß der Mund der Zweifluͤgler aus 


einer den Saugruͤſſel einſchlieſſenden Scheide beſteht, daß dieſe 
zuerſt zweiklappig ift CAptera und Diptera -coriacea ), daß 
fie hierauf, durch Vereinigung der beiden Klappen, einklappig 


3 


„ Fa u 


— 201 — 
wird, wie bei den meiſten Zweifluͤglern, ſo uͤberzeugt man 
ſich, daß dieſe Scheide einer Lippe oder einem derſelben analo⸗ 
gen Theile angehoͤre und dann ergiebt ſich, daß dieſe Faͤcher— 
fluͤgler nur die Scheide ohne Saugruͤſſel haben, und daß dieſe 
Scheide nur eine geſpaltene Lippe ſei. Da die Facherfluͤgler 
nach der letzten Verwandlung wahrſcheinlich nur noch die Zeu— 
gungsverrichtungen ausuͤben und keine Nahrung mehr neh⸗ 
men, ſo iſt auch der Mund unentwickelt geblieben und der 
Saugruͤſſel gänzlich verkuͤmmert; nur die Rüſſelſcheide iſt noch 
zu ſehen, aber einigermaaßen aus Mangel an Verrichtung ver⸗ 
andert, in zwei ſchmale linienartige Haͤlften zerfallen. Die 
Thiere gehoͤren folglich zu den Saugern, denn das thun ſie auch 
als Larven. Wenn man ſie nun als Zweifluͤgler betrachtet, fo 
zeigen ſie freilich auffallende Abweichungen, denn ſie haben 
keine Schwinger, (aber dieſe fehlen auch den Coriaceis, Hip- 
pobosca und die daraus von Latreille gebildeten Gattungen), 
und ihre Fluͤgelfaltung ſcheint ihnen ganz eigen zu ſein; aber 
dieſe kann nicht allein zur Errichtung hinreichen, ſonſt muͤßten 
auch noch mehrere neue Ordnungen gebildet werden. Die un⸗ 
bedeckten Fluͤgel, die Fußloſe Larve, die unbewegliche, wie es 
ſcheint von der Larvenhaut beſchaalte Nymphe, die Augen auf 
kurzen dicken Stielen (welche bei Achias und Diopsis ihres 
gleichen finden) die zwei oder drei Fuͤhlerwurzelglieder, die 
Spaltung des Endgliedes, welche aus der Verdickung der 
Fuͤhlerborſte der meiſten andern Zweifluͤgler entſtanden zu ſein 
ſcheint; alles dies giebt die Analogie mit den Zweifluͤglern zu 
erkennen. Die Kennzeichen der beiden Gattungen giebt der 
Verf. fo an: Xenos: Antennae basi triarticulatae, biparti- 
tae, ramis elongatis, semiteretibus, utrisque exarticula- 
tis symmetricis. — SVL Os: Antennae basi biarticula- 
tac, bipartitae: ramis compressis, inaequalibus; superio- 
ri articulato. 
2. Im o. a. Werke ſtellt Lamarck mehrere neue Zwei 
fluͤgler Gattungen auf, welche nicht etwa neue Arten, ſondern 


8 — 202 — ' 
* 


* 


nur bekannte in ziemlich bunter Verſamlung enthalten, und un⸗ 
gluͤcklicherweiſe zum Theil wieder mit Namen, die von ihren 
Urhebern für ganz andre Gatttungen längft gebraucht find. So 
z. B. feine Gattung Maerocera: (bekanntlich gebrauchte 
Meigen dieſen Namen für gewiſſe zweifluͤglige Inſecten die 
mit vielgliederigen Fuͤhlern verſehen ſind, aber ſelbſt wenn man 
die Meigenſche Gattung ganz verwerfen muͤßte, wuͤrde der 
Name nicht wieder fuͤr andre Zweifluͤgler zu gebrauchen ſein. 
Aber nun gar die Gattung, aus drei Himmelweit verſchiede⸗ 
nen zuſammengeflickt, naͤmlich: Loxocera, Sepedon und 
Petanocera Lali. mit folgenden Kennzeichen: Antennae 
triarticulatae, setigerae, longitudine capitis, vel capite 
longiores. Alae incumbentes. Squamae halterum parvu- 
lac. Wie viele Gattungen und Arten der Musciden-Familie 
laſſen ſich dahineinpreſſen! Das Generaliſiren iſt recht gut; 
aber eum grano salis! dog 
Den Gattungsnamen Trichocera giebt der Verf. 

den Meigenſchen Gattungen Ceratöpogon und Cécidomyia 
zuſammengenommen, welche warlich wenig mit einander ge⸗ 
mein haben. Die Kennzeichen: Ant. filifornies, submonili- 
formes; villosae vel plumosae. Proboseis brevis. Alae 
incumbentes et horizontales. Pedes alii ab aliis (ſchoͤne 
Ueberſetzung von les uns des autres!) subaeque distantes; 
antici sub capite! non inserti; im franzoͤſiſchen ſteht dabei ne 
s’inserent point pres du cou, wollte man auch capite als 
Schreibfehler, anſtatt colo, anſehen, ſo iſt es doch Al. a 
mer unverftändlich ausgedrückt. '? 
unter Tanypis vereiniget der Verf. Tanypus, O02 
h rethra und Chironomus Zatr. wenn man auch gegen diefe un: 
ſtatthafte Vereinigung ſelbſt nichts einzuwenden haͤtte, ſo muͤß⸗ 
te man doch noch tadeln, daß gerade jener Gattungsname ge— 
wählt ſei; einmal weil die urſpruͤngliche Gattung  Chi= 
ronomus weit die meiſten Arten zählte, fuͤr's andre weil fie 
auch von Fabric ius ſchon angenommen war. Unter einem 


— 205 — . 

ganz neuen Namen Myoda bringt der Verf. wiederum meh: 
rere Gattungen der Muscidenfamilie — die freilich die ſchwie— 
rigſte der Zweiflügler iſt — eee denen er folgende 
Kennzeichen beilegt: N N 
Antennae setigerae, capite breviores. Proboscis ori- 
ficio bilabiato et haustello bisetoso. Oculi sessiles. Habi- 
tus Muscarum. Alae ineumbentes, non divaricatae. Fol: 
gende Arten werden angegeben: tentacnlata (Lispa t. Lair, 
pluvialis (Anthomyia Meig. Latr.) stercoraria, scybala- 

ria (Scatoph Latr.) elegans, hyalina, lineata a Oleae 
(Oseines Zatr.) 

Unter den Hemipteris hat der Verf. feine neue Gattun⸗ 
gen geſchaffen, iſt im ganzen Latreille treu geblieben, und hat 
nur hin und wieder eine Gattung eingeſchmolzen z. B. Ledra 
mit Cercopis Ltr., Delphax mit Asiraca, Tettigometra mit 
Fulgora, Miris und Capsus mit Lygaeus, Macrocephalus mit 
Phymata. Ebenſo bei den Lepidopteris wo nur das Genus 

Furcula neu iſt, welches die Bombyces begreift, deren Lar⸗ 
ven nicht mehr als vierzehn Fuͤße haben. Von den uͤbrigen 
| Klaſſen der wirbelloſen Thiere fagen wir vielleicht naͤchſtens mehr. 

3. Von Cuvier iſt ganz kuͤrzlich erſchienen: Le Regne 
animal distribue d’apres son Organisation, pour servir de 
Base a l'histoire nat. des Animaux et d' Introduction à PAna. 
tomie comparée. Avec Figures dessindes d'aprés Nature. 
Paris 1817, 4. Vols. ing. Der treffliche Verf. der immer noch, 
die Herausgabe eines großen Werks uͤber vergleichende Zerglie— 
derungskunde beabſichtiget, wozu er ſeit vielen Jahren die Ma— 
terialien ſammelt, hielt es der allgemeinen Verſtaͤndlichkeit 
wegen für noͤthig, dieſes zoologiſche Syſtem vorangehen zu 

llaſſen, worin alle neuen Entdeckungen ſorgfaltig benutzt und 
begreiflich eine Menge neuer Gattungen aufgeſtellt ſind. 

Die Thierklaſſen ſind in vier Gruppen geordnet: 

I. Thiere mit Wirbelfäule II. Weichthiere. 
III. Gliederthiere (Anneliden, Kruſtenthiere, Spinnen, 


— 204 — 


Inſecten). IV. Zoophyten oder Strahlthiere. Die 
ſe letzte Gruppe hat ſeit der Abhandlung des Verfs. in Annal. 
du Mus. XIX. 83. uͤber dieſe Anordnung eine neue Klaſſe 
Acalephae (Neſſelthiere) erhalten, welche die Gattungen 
Actinia, Zoanthus, Lucernaria Medusa und die daraus ge⸗ 
bildeten, nebſt andern neuen Gattungen, auch Physalia, 
Physsophora, Rhizophysa und Stephanomia begreieft. Der 
dritte die Kruſtenthiere Spinnen und Inſecten umfaſſende Theil 
iſt von Latreille bearbeitet. Außer den beigefügten funf⸗ 
zehn Kupfertafeln, welche von mehreren neuen Gattungen und 
VI VII. Schaͤdelabbildungen von Schlangen, VIII. vom 
Kabliau enthalten, hat dieß Werk auch den Vorzug, überall Ab⸗ 
bildungen anderer Schriftſteller nachzuweiſen. Wir wuͤnſchen 
ſehr die fuͤr Deutſchland angekuͤndigte Ueberſetzung moͤge wohl— 
gerathen und bald in den Haͤnden aller Zoologen ſeyn. 

4. Im eilften Bande der Transact. Linn. Soc. Lond. 
1815 findet ſich die Nachricht, daß der bekannte Entomologe 
Dr. Leach, Phasia subcoleoptrata, hemiptera und crassi- 
pennis (Thereva Fbr.) für gleichartig und nur dem Ge: 
ſchlechte nach verſchieden und abandernd halte. Meigen, 
der bekannte treffliche Dipterograph, ſchrieb dem Hgb., daß ihm 
von Ph. hemiptera (Ther. hem F) lauter 2, von aflinis lauter d 
vorgekommen ſeien. Gewiß iſt es, daß auch bei den Inſecten nur 
zu oft Geſchlechtsverſchiedenheit für Artverſchiedenheic angeſehen 
wurde. Wir halten subcoleoptrata und crassipennis F. für 
einerlei Art, fo wie hemiptera und aſſinis wieder für einerlet, 
aber von jener verſchiedene, Art. Beide letztern hat or nzer 
unter dem Namen subcoleoptrata abgebildet. 

5. Im dritten Hefte der Ahrenſiſchen Faung euro: 
paͤiſcher Inſecten iſt das unter dem Namen Thephritis 
maculata Taf. 22. abgebildete Inſect Thephritis combinata 
Fabr. oder Geomyza combinata Fallen. 

Scatophaga gemmata Taf. 21. iſt nach einem mir früher 
unter dieſem Namen von Profeſſor Germar uͤberſandten Exem⸗ 


U 


— 205 — 


plate Tephritis Hieracii Fbr. und diefe iſt einerlei mit Osci- 
nis Argus Fbr. Aber die Fluͤgelzeichnung iſt in dieſer Abbil— 
dung ganz verfehlt. Das ſchwarze ſollte mehr braͤunlich ſein, 
und am Außenrande durch ungefaͤrbte Stellen in drei Flecke ab: 
getheilt, deren jeder wieder eine kleinere ungefaͤrbte Stelle 


enthält, welches Fabricius durch margine crassiori ma- 


eulis tribus nigris, pupilla alba, ziemlich deutlich ausdrückt, 
nur ſollte das nigris bloß saturatioribus heißen. 

6. Seit der Erſcheinung des erſten Bandes von Mei⸗ 
gens Klaſſifikazion und Beſchreibung der zwei: 
fluͤgligen Inſecten, Braunſchweig 1804, hat der Verf. 
fleißig fortgearbeitet und es iſt jetzt die nahe Hoffnung vorhan⸗ 
den, daß das Werk vollſtaͤndig, in ganz neuer Geſtalt, ſehr 
verbeſſert und vermehrt, in vier ſtarken Baͤnden mit etwa ſech⸗ 
zig Kupfertafeln, an denen ſchon gearbeitet wird, erſcheint; 
der Verf. wird in dieſem koſtſpieligen Unternehmen durch meh⸗ 
rere Koͤnige und Fuͤrſten großmuͤthig unterſtuͤtzt, ſo daß das 
ganze Werk Praͤnumeranten zu einem ſehr billigen Preiſe über: 
laſſen werden kann. Die Zahl der darin beſchriebenen euro- 
paͤiſchen Zweifluͤgler-Arten beträgt gegen zweitauſend; die Far 
briciusſche Synonymie iſt mit kritiſcher Sorgfalt durchgearbei⸗ 
tet. Von den trefflichen Entemologen Grafen v. Hoffmanns⸗ 
egg, Megerle von Muͤhlfeld, Fallen, Germar, Klug iſt das 


Werk mit Arten und Berichtigungen reich ausgeſtattet. Her— 


ausgeber dieſes hat ſelbſt nach ſeinen Kraͤften es der Vollen— 
dung naͤher zu bringen geſucht. 

7. Joſeph Sparſhall von Beccles in Suffolk be; 
merkte, als er leuchtendes Seewaſſer in einem Glaſe zu Hauſe 
trug und es ruhig ſtehen ließ, auf der Oberflaͤche eine große 
Menge ſehr kleiner Kuͤgelchen, ſo durchſichtig als das Waſſer 


ſelbſt. Er hielt fie erſt für Luftblaͤschen; da fie an den Seiten 


des Gefaͤßes ſehr dicht gedraͤngt ſaßen, ſo nahm er einige davon 
und betrachtete he unter dem Mikroskope, wo ſie als rundil: 
15 


— 206 — 


che, ſehr durchſi ichtige, mit einer duͤnnen Haut umgebene Ki 
gelchen erſchienen „ die an der andern Seite einen kleinen Ein: 
ſchnitt und in der Mitte einen undurchſichtigen Fleck zeigten, 

von dem viele feine Strahlen ausgehen. Er hielt anfangs die⸗ 
fe Koͤrperchen etwa für die Eier der Seeneſſel (Urtiea mari- 
na); aber bei genauerer Unterſuchung fand er, daß in dem un⸗ 
durchſichtigen Flecke ein ſehr kleines wurmaͤhnliches Thier ſaß, 
das gewoͤhnlich mit dem Schwanz Ende daran feſthing, den 
Kopf vor und ruͤckwaͤrts und nach allen Seiten bewegte, und 
ſich zuweilen ganz in die Huͤlle zuruͤckzog. Der Wurm ſelbſt 
iſt weit kleiner und durchſichtiger als ein Eſſigälchen. Kaum 
in einem von zehn Kuͤgelchen fand er keinen Wurm mehr. Die 
in einem der letzteren Jahrgaͤnge des Monthly Magazine von 
dieſen Thieren gegebenen Abbildungen in Holzſchnitt ſind ſo 
ſchlecht, daß man anch nicht zu einer Vermuthung uͤber die 
Gattung geführt wird. Labillardiére in Relation du Voy. 
à la recherche de la Perouse I. p 45. etc. giebt gleichfalls ſehr 
kleine Thierchen als Urſache des Leuchtens an; ſobald er das 
Waſſer durch ein Seihetuch laufen ließ, war alles Leuchten vor⸗ 
bei; durch Eintauchen des Seihetuchs in das eben durchgelaufe⸗ 
ne Waſſer, erhielt es feine Phosphorescenz wieder. Der Her; 
ausgeber hatte hier oft genug Gelegenheit im Herbſte dieſelbe 
Erſcheinung an dem Waſſer des Kieler Hafens zu unterſuchen, 
er fand daß beſonders eine mit bloßen Augen ſchon ſichtbare Art 
der Gattung Brachyonus das Leuchten veranlaßte. Ob die große 
Menge von Bacillarien, die unter dem Mikroskope immer in 
dieſem Waſſer zu bemerken waren, auch mit dazu beitrage, 
wagt er nicht zu entſcheiden. 


Sinnentſtellende Druckfehler. 


Seite 49. Zeile 7. für Meinung lies Würdigung. 
— III. 8 21. f. Flatter⸗ l. Fleder⸗ 
W 113. 3. 7. entwarf l. unterwarf. 


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