OINAE
€
\ -
Magazin
Pe ce.
allgemeine Notur - und Thier
4 Gerichte
herausgegeben
von
C. 5. A. Miller D.
Gunst.
Mit Kupfern.
F
Goͤttingen und Leipzig,
bey Johann Daniel Gotthelf Brofe, ’
1796 : *
Inhal— t.
ID, Etwas vom via A
III, Etwas über eitige Beobachten⸗
——
7
gen, den Inſtinkt und befons -
» ders die Sebensart der Amei⸗
fen betreffend, —
‚IV. Ar. Chaptal, Abhandlung von
‘ den ——— ⸗
N, Ueber bie Lebensdauer gewiſſer
Inſekten, vom Hrn Riboud,
V1.: Ar. Brouffonet; über bie
Schuppen verſchiedener Fi⸗
ſche ꝛc. ⸗ 3
VII. Des Hru. Grafen von B.,
Staroſten von Pohlen, Ve⸗
merkungen uͤber die Tarantel.
VIIL. Weber bie Schuppen verſchie⸗
dener Fiſche ꝛc. vom Hrm.
Brouſſonet. (Fortfeßung).
IX. Hr. de Ya Coudreniere über
die Abweichungen der Natur.
305
312
412
423
x, Ueber
DUB. hK
X Ueber ven Mammouth, Won
- Hrn de la Coudreniere.
XI. Hr. Poiret, über einige Ins -
feften der Barbarey D
Kup⸗
EN N
R Magazin. ”
für
allgemeine Natur⸗ und Thier⸗
Geſchichte
!
herausgegeben
von
x
©. 3. 9, Miller D.
Erfies bis viertes Stuͤck.
UN
Göttingen und Leipzig,
bey Sohann Daniel Gotthelf Brofe 1790,
-
S
Re
Vorbericht.
Se Wiſſenſchaft überhaupf muß um
defto mehr gewinnen, je mehr ih»
re Ziveige unter verfebiedene Beobachter |
vertheilt und felbft auch diefe fo vielfach zer⸗
ſtuͤckt werden, daß jedem Auge ein nur hoͤchſt
Feines Feld für feine Bemühungen zurück
bleibt. Kine ſolche Vereinzelung ift der
| ein⸗
Dorberi ht 3
einzige eg, auf dem manihren wahren
Reichthum aufdeckt, ihre Lücken allgemach
ausfült, ihre Wahrheiten befruchtet, und
nur eine Menge einzelner Beobachtungen
bilden ein Geſetz und beſtaͤtigen es.
Beobachtung iſt alſo das erſte Mit:
tel zur Vervollkommnung der Kenntniſſe.
Da ſie ſich aber, ſo rein und unverdaͤchtig
jede Empirie auch immer ausſiehet, allein
auf vorherempfangene Ideen gruͤndet, und
ſelbſt ſolche Ideen zu einer ausgebreiteten
Beobachtung nothwendig ſind, weil der
Berfiand ſonſt nicht weis, wonach er ſu⸗
chen ſoll; fo iſt auch jede Berichtigung die⸗
fer Ideen hoͤchſt wichtig; und hierzu ift der
einzige Weg: Gelehrſamkeit. Aber das
her in neue, unbekannte Zander fich zu
| wa⸗
Vorbericht:
wagen, nicht Muth genug fühlt: der bee
te wenigftens Die Fahrzeuge Aus, die taͤg⸗
er dahin abgehen.
in Und ich hoffe denn do, dies Der
! dienſt zu haben. Wenn ſich daher auch nur
ſelten neue Entdeckungen in dieſer Zeitſchrift
finden laſſen ſollten, wenn das Genie hier
auch nur ſparſam Funken verſtreuete, fo fol
doch der Fleiß diefe an anderen Orten uf
fangen und weiter beleben. Zufammenges
ftellte, verglichene Nahrheiten, und Nies
fultate find auch nicht arm an Berdienft;
und ic) bin genugfam genug, mich dann
ſchon zu freuen, wenn ic) die Aufmerkfams
keit eines Forfchers der Natur auf eine Lücke
in ihrer Befchreibung hinziehen und an ir⸗
gend einer Entdeckung eine unfehuldige Vers
anlafjung feyn follte.
Wer
*
3 — a a u 9
Zweytes Stud.
1. Hr. Müller über den Bandwurm
verfehiedener Thiere so» 113
U, Hr. P. Boddaert * den zum
thieriſchen Leben noͤthigen Theis
Yen ꝛc. GBeſchluß) . 146
"IM. Naturgefhichte des Blfom
Nebſt Zufäßen des Herausg. 186
iv. Anzeiger für das ıfle und 2te
Srtuͤck. J ⸗ 203
e £
— mei
Drittes und viertes Stuͤck.
Hr. Job Baſter fiber die Beklei⸗
Pa ie Thierhaut im allges
meinen, befonders aber über
die Schuppen der Fiſchgat⸗
tungen. Kipa ⸗
—Zweyte Abhandlung von der
Bekleidung der Thierhaut, von
J. Baſter. ⸗ 4.255
U. Eis
233
ü Der Schafal.
(von Bäldenftäds und Berthout van Berchem *,)
\
$ Yie erften Menfchen, noch wenig an Zahl,
lebten mwahrfcheinlich alle in einer Höhle
beyfammen; und in diefem Zuftande war folglich
das Cameel, der Efel und das Pferd ihnen noch)
unnuͤtz. Ihre Nachkommen unterjochten zuerft
dieſe Thiergattungen, um ſich derfelben bey ven
Keifen zu bedienen, welche weitere, Verbreitung
des Menfchengefchlechtes immer unvermeidlicher
machte. Auch) Fonntendiefe erften Menfchen, bey
ihrer herumfchweifenden febensart, bey dem Ge-
nuße der Früchte, der Pflanzen - Wurzeln und
Blaͤtter ſich mehrere Johrhunderte hindurch mit
dem Ochſen und Büffel ** behelfen, die ihren
zu ihren Arbeiten und zum Ackerbaue fchlechterdingg
nothwendig waren; fie fonnten des Schweines noch
s * ent⸗
Die Anmerkungen des H. Berthout van
Berchem find in dies Zeichen [J eingefchloffen,
* [(Büldenftädr nennt den Büffel bubalus;
da doch Hr. Büffon bewiefen hat, daß der bu-
„.balus der Alten eher zum Gazelfengefchlechte zu
- „rechnen fey. (Antilope bubalus,) S. Buffon,
T. XI, p. p. 104. — A pP: 51.0.9] -
2. REN:
entbehren, das ihre Nachkommenſchaft, die mehr
lecker, als fie, mit vegetabilifcher Koſt ſich nicht
begnuͤgte, lange Zeit nachher unter ihre Hausthie⸗
ve aufnahm. Die Katze unterjochte der Menſch
hoͤchſt wahrfcheinlich dann erft, da er ſchon in
Häufern lebte, mancherley Hausgeräthe befaß,
und ſich Vorraͤthe aller Art zu fammeln verftandz;
er nahm. kann, um diefe für die Maͤuſe zu fir
ern, ihren bicterfien Feind in feine Wohnungen
"auf Aber Schaafe und Siegen, deren Fell
er zu feiner Bedefung, und deren Milch er zu
feinee Nahrung brauchte; der Hund, ein Schuß
für ihn und fine Heerden, waren die älteften und er⸗
ften aller Thiere, welche der Menſch zu zähmen
verſuchte. Hiervon überzeugt uns nichenur die Le⸗
bensart unferer erfien Aeltern, fondern aud) die
Verſchiedenheit in der Bildung, die fi ige un-
ter diefen Thieren findet. Denn es fcheine ein
Gefeg der Natur zu feyn, daß die Anzahl der
Varietäten unter den Thieren, mit der Zeit, feie -
der ſie haͤuslich find, immer in einem genauen
Verhaͤltniße ſtehe. — Daß aber die Geftale des
Hundes mannigfaltiger abweicht, als die der Zie⸗
ge und des Schaafes, davon ſcheint der Grund
allein darin zu liegen, daß er öfter und mehr Jun⸗
ge zugleich wirft, als diefe; ein Umftand, der die
Generationen beträchtlich vervielfältigt. Ueberdem
. ward ber Hund, als ein ungertrennlic)er Gefährte
vom Menfchen, mit ihm in alle Klimas der Erde
zerſtreuet, und erfuhr mie ihm ihre Einflüße, da
bins
U 0 — — 3
Hingegen nicht unter einem jeben Himmels ſtriche
die Ziege und das Schaaf ausdauren. Hierzu
fommt noch, daß die Nahrung des Hundes mars
nigfaltiger ift, als die ibrige, die fich nur auf wer
nige Abwechfelungen einſchraͤnkt daß der Menfh
die Vermiſchung der Hunde willführlich einrichter,
ihrer Vermehrung Gränzen feßt, fie mehrerer Thei«
le, 3. DB. des Schwanzes, der Ohren, u. f.
w. beraubt, und ihre Mißgeburten, und Bas
ftarde forepflanzt. Dies alles fällt bey dem Schaafe
und der Ziege weg. — Alle diefe Umſtaͤnde fchei»
nen zufammengewürft zu haben, um die Menge
von Varietäten zu bilden, die man jeßt unter den
aunen bemerft. *
Man kann es alseinen fihern Grunbfag a Alte
nehmen, daß die Thiere, welche am längften Haus⸗
thiere find, in den Gegenden der Erbe einheis
miſcſch gewefen ſeyn müflen , weldye den erften Mens
ſchen zum Auffenthalt dienten. Und da heilige und
Profan- Gefchichre darin einig find, daß Klein«
afien und die angränzenden $änder vorzüglid) unter
Diefe Gegenden gehören, welche zuerft bevoͤlkert wa⸗
ren, fo müffen dieſe Landſchaften auch das Vaterland
ber älteften Hausthiere fern; da ſich uͤberdem
ſchon aus der Analogie ergiebt, daß der Schöpfer,
den Aufenthalt diefer a ‚ fo gut, wie ben der
uͤbri⸗
* [Ueber die I Aus ein anderſetzung der
Urſachen von den Varietaͤten des Hundes. ©
ben Artik. Chien, in Buffon, Hift, nat, m
73 a0
übrigen wierfüffigen, in die Graͤnzen gemwiffer Laͤn⸗
der eingefchloffen baden müffe. Da es nun fehr
wrhrfcheinlich iſt, Daß die erften Menfchen nicht
-in Ebenen fendern in gebürgichten Gegenden ,
entweder rur in natürlichen Höhlen oder
in ondern bequemen leicht zu beuenden Woh—
nungen fich aufhielten, fo folge daraus, daß auch
‘ die Thiere, welche von ihnen zuerft unterjoche
wurden, eher auf den Gebürgen, als in ven
Ebenen wohnen, und ihnen mebr zur Hand feyn
muſten.
In den gebuͤrgichten Gegenden von Klein⸗
aſien muͤſſen wir daher die urſpruͤnglichen Racen
der zahlnoſen Verſchiedenheiten des Schaafes der
Ziege, und des Hundes aufſuchen.
&. v. Büffon * hat mit feinem gewoͤhn⸗
lichen Scharffinne bewiefen, daß das Schaaf
im urſpruͤnglichen wilden Zuftande das Thier
mar, welches fih in den bergichten, weniger hos
ben Geg-nten Kleincfiens und den Laͤndern fin»
def, die unter demſelben Dimmelsftriche fih nach
Morgen und Abend zu erftrecken, das den Alten
unter, den Mahmen mulmon oder mufimon be»
kannt war, und das die Franzoſen noch itzt
mouflon nennen. Dies ſetzt meinem Beduͤn⸗
‚Kunnad) die Vergleichung der Hörner außer Br
. el,
* Hiftoire nat, Tom, XI. Artif, Mouflon,
*
ie a A
fel, fo fehr der Ritter Linne, ter dies Thier
u ammon nennt, aud) anderer Meynung ift,
Weniger gluͤckich war dieſer berühmte Nas
turferfcher * “in der Beftimniung der wi den tes
ge. Denn er behauptet, daß der Steinbod und
die Ge. fe aus einem Geſchlechte wären, daß
von jenen die männliche Ziege, von diefem die
weibliche abftamme, und aus ihr r Bereini, gung
unfere Hausziege entfproffen wäre.
Aber obaleich der Steinkof Anh die Gem⸗
fe, mie der Mouflon in den Gebürgen Aſiens
wohnen, fo hat doch dieſe Meynung nicht den
mindeften Schein von Wahrſcheinlichkeit vor fich.
Denn es lält fid) gar Fein hinreichender Grund ans |
geben, warum dieſe Thiere, weſche beyde in den
Alpen, beyde unter einem Himmelsftridy und in
einem Sande leben, itzt nun zu einer fo auffollen«
den Verſchiedenheit entartet feyn follten, in der
fie ung jetzt, und nicht einmahl jeßt erft, fondern
feit mehreren Sgahrhunderten ſchon, vorfommen.
Selbft ſchon aus der verfchiedenen Lebensart des
Steinboces und der Gemfe (wenn man aud) nicht
einmahl auf die anderen noch Üiberzeugenderen Bes
weiſe Rückficht nehmen wollte ) läft ſich mit der
groͤſten Wahrſcheinlichkeit auf eine urfprüng«
liche. Werfchiedenheit der Gattungen fchließen,
a3 4 und
* Hiftoire nat, Tom, XII, Artik. Bouquetin.
6 U 0 XkJ :
fhließen, und fiher das Urtheil fällen, daß fie
eben fo gewiß immer getrennt bleiben, und fich
nie werden vereinigen laflen.
[ch dencke eben fo, wie H. Büldenftädr, _
daß die Gemſe und der Steinbock zwey ganz ver-
fihiedene Gattungen ausmachen, aber id) glaube
die Gründe unferfuchen zu\müffen, die H. v.
Büffon für feine Meynung beybringt. Er fin-
det, 1) daß der männliche Steinbof und der
Gensbot in Abſicht auf Wuchs und Hörner wuͤrk⸗
lih von einander abweichen; aber er behauptet,
Daß die Hörner von den Weibchen diefer Thiere
klein, und einander fehr ähnlich wären. Da die
Hörner des weiblichen Steinbockes defannt genug
find, 2) fo bin ich im Stande zu verfihern, daß
fie fehr von denen der weiblichen Gemfe abweichen ;
fie find würffich zwar fehr Flein, aber fie gleichen
den Hörnern tes Hirfches außerordentlich, und
haben, wie diefe, eine Longitudinalkante. Die
Aehnlichkeit in der Bildung und Lebensart, wels
che H. v. Buͤffon, als einen neuen Grund fuͤr
ſeine Meynung beybringt, ſcheint mir ſehr wenig zu
beweiſen; denn ob ſie einander gleich in mehreren
Theilen der koͤrperlichen Bildung aͤhnlich ſind,
zeich⸗
1) Ebendaſ. Tom, XI. pag. 137-
2) S. meine Abhandl. über die Naturgefchich-
te des Steinbocks im eten Bande des Recueil
de la Soc, des Scienc, phyfiqu, de Laufanne,
Ic EZ *
zeichnen ſie doch die Loͤcher hinter den Hoͤrnern,
die ſich im ganzen großen Gewmſengeſchlechte fin—
den, 3) die Art von Augenwinkel (Larmiers),
4) tie Haut, welche ſich mie dem Hufe ver—
einige, die Borflen vorn unter den Knien, 5)
und roch andere unbeträchtlichere Verſchiedenhei⸗
ten hinlaͤuglich von einander aus. Und was die
Lebensart betrift, ift es denn wohl etwas unnas
tuͤrliches, daß Thiere, die geſpaltene Klauen has
ben und mwiederfäuen, die auf denfelben Gebuͤrgen
wohnen, und die ſich auf einerley “Art nähren,
ähnliche Lebensart führen? Und Fönnte man fie
deshalb nicht für unterfchiedene Gefchlechter hal,
ten? — Außerdem ift ihre Lebensart verfchieden
genug, tie ich in meiner Abhandlung gezeigt
‚ babe. Der Steinbof und die Gemfe werden
off in einer nur geringen Entfernung von ben
Ziegen und Schaafen, die ſich oft bis in ihre
Wohnungen verfteigen,, (eine Thatſache, die fid)
auf fichere Nachrichten gründer) ohne doß man _
es je bemerfe haben füllte, daß Steinboͤcke und
Gemſen jufammengeweidet, oder Daß ärgend eis
ne Gemeinschaft unter ihnen ſtatt gefunden hätte;
denn Verbindung im natürlichen Zuſtande iſt eis
ner der ftärfjten Beweiſe für die Geichheit der
44 Gate
3) Die angef. Abhandlung. ur
4) Pallas Spec. Zoolog. Fafc, T. p, 6,
5) Ebendaf, Faſe. XI. p. 42, wo man
noch mehrege, andere Verfchiebenheitem angege,.
ben findet,
8 "U 0
Gattung 6), Auch fälle die Brunſtzeit der
Gemfe in den November und Dezember, und
die des Steinbocks in den Sjanuar 7). Und die»
fe Verfchiedenheit mache einen ver wefentlicyften
AUnterfchiede zwiſchen diefen Thieren und den
‚Grund aus, warum fie, füh im natürlichen Zu»
“Stande nie vermifchen. Hieraus denk' ich ergiebt
* fich deutlich genug , daß der Steinboc und bie
Gemfe zwey verschiedene Gattungen bilden, ob
hie gleich nahe verwandt feyn mögen.
Weoeann man num bie Aehnlichkeiten betrach⸗
tet, womit die Gemſe mit der. Gazelle theils durch
die Borſten am Knie, durch die Hörner, wel—⸗
he Ringe: und Songieudinaffanten haben,
theils durch die Art von Augenwinkel, und ihr‘
unbärfiges Kinn verbunden ift, fo wird man mir
gern zugefteben, daß fie die Schaftirung zwi«
hen Gazellen and Ziegen zu machen fcheinen,
ob man fie gleich nicht, wie Pallas 8), unter
die Gazellen verfeßen darf. Und der. Gedanke
Büffons, daß ver Steinbod, der Hausbock,
und die Gemfe von einer Gattung wäre, beren
Weibchen ee ſich glichen, wenn Auch. die
: Männs
6) ©, Oeuvr«de Mr. de Buffon, — und,
Abhandl. Sur la diftindion des efpeces im ten
Tom, des Recneil de la Societe de Laufanne.
7) Mem ſur le Bouquetin,
8) Spec, Zoolog, Fafc, I, p. t.
I ia er —
Männchen variirten 9) hält doch, fo ſcharfſin⸗
nig er auc) fonft feyn mag, Feine genauere Prüs
fung aus; nicht bloß deswegen, weil man den
obenangeführten Gründen nach ſchlechterdings
den Eteindof von der Gemfe rennen muß,
fondern , weil auch die Gründe, worauf H. v.
Buͤffon feine Theorie bauer, noch manchen Wis
derfprüchen unterworfen zu ſeyn ſcheinen. Er fagt:
es ſey eine Sache der Erfahrung, daß es Arten
in der Natur gebe, deren Weibchen zweyen Mäns
nern zugleich dienen Fönne, wie das Scharf, das
fid) mit dem Bode und dem Widder vermifche,
— Aber diefe Thiere, als Hausthiere, Eönnen
unmöglich als Beyſpiele aufgeſtellt werden, weil
die Hauͤslichkeit, wie ich anderwaͤrts bewieſen has
be, die Arten einander naͤhert, und alſo hier
Vermiſchungen ſtatt finden koͤnnen, die es nie
im Stande der Natur ſeyn werden. Und
ich zweifele, daß man auch nur ein einziges Yen:
fpiel der Art von wilden Thieren wird aufftel»
len fönnen. Warum will man übrigens voraus»
ſetzen, daß die Männchen nur ſchwache Weibchen,
und die Weibchen nichts als ftarfe Männchen
hätten. Dies kann allein bey unterjochten und
nicht bey wilden Thieren ſtatt finden; am aller-
wenigften aber bey Steinböcen, von denen die °
Männchen mirmehreren Weibchen und die Weib-
hen mit mehreren Männchen fich begatten, v, B.]
. 45 6
9) Buffon , Tom, XI, p. 44.
v
‚ gehen, fondern, wie die Figur zeige, ſich bloß
mehr gleicht, als der Steinbod.
10 0 ke
Ich würde ohne Bedenfen mit H. Pennant
* den Steinbod für den Vater aller der Varietaͤ—⸗
ten unferer Hausziege annehmen, nenn ich nicht
in den niedrigeren Gebürgen, die zwifchen dem
Fafpifchen und ſchwarzen Meereliegen, ein anderes
wildes Thier angetroffen hätte, das in feinem
Aeußern und im ganzen Baue ber Hausziege weit
Der Palan oder die Hirſchziege (capri-
- cerva) wovon Kämpfer ** fpricht, und welches
Dinne die Bezoarziege nennt, ift das Thier,
Das ich für die wilde Ziege halte, fo Frhr Buͤf—⸗
fon und Pennart euc) anderer Meynung find.
Sie bringen das Thier des Kämpfer in dag Gas
zellen » oder Antilopen- geſchlecht; aber die Figur
des Kämpfer, weldye Pafan berittelt ift, beflä-
tige meinen Gedanken, und man ſieht doch, menn
fie gleich fehr übel gerathen iſt, daß fie nicht auf
die Gazelle, fondern auf bie Ziege pafler, in Nücks
ficht auf ihre koͤrperliche Bildung, ihre bärfiges
Kinn, ihre längeren, zurückliegenden, Fnotigten,
oder nach Kämpfer mit fehr merflichen Ningen
verfehenen Hörner, woraufiene nichtgenz herum⸗
vorn
* &, Pennant Synopf. of Quadrupeds p.
» 23. — [3m der Gefchichte der vierfüffigen hält
' Pennant den Pafan für den Stammpater ber
Ziegen, d. 3.] \
€* Amoenit, exotic. pag. 398.
a oe 11
vorne erheben. Alſo ſind dieſe Hoͤrner unendlich
von denen unterſchieden, die H. v. Buͤffon uns
‚ter dem Nahmen des Palan hat vorſtellen laſ—
fen Er -
Ueberdem auch felbft die Natur des Stein⸗
boces und des Kämpferfchen Pafän aiebt uns eis
nen neuen Beweis für den Sag: daß die Haus-
ziege nicht vom erftern, fondern vom letztern Dies
fer Thiere herfomme. Der Steinbod fcheint nur
in unbewohnten Gegenden einheimifch zu ſeyn;
er wohnt auf den hödhften Alpengipfeln, und
Klippen, die ewiger Schnee bedeckt; er findet
bier Pflanzen zur Nahrung, die in Feiner andern
Gegend wachſen, und dies ift ihm fo unumgaͤng—⸗
lich nothwendig, daß e8 eben fo unmöglich fcheinf,
ihn unter den verfc)iedenen Himmelsſtrichen der
Erde häuslic) zu machen, wovon einige fo ſehr
von feinem. vaterländifchen Klima abweichen,
als den Elephant, und das Naßhorn. — Der,
» Dafan hingegen vermeider die hohen Alpen; er
ſucht die gebürgichten Gegenden Kleinafiensg,,
welche im Winter mit Schnee bedeckt und des«
wegen fehr Falt find, die im Sommer von der
Sonuenhige brennen und zuweilen ausgedörrer,
zuweilen mit Regenwaffer uͤberſchwemmt find; wo
nicht
‚ *®) Tom, XII. pl. 33. — Pallas Spec.
Zool, Fafc. XII. p. 43. nennt diefe Ziege ca-
pra aegagrus, und iſt auch ber Meynung, daß
dies der Pafan des Kämpfer fey.
12 a - er
"nicht n wenig Pflanzen wachſe +, die man ſonſt auch
überall finder; alſo muß er olle Klima’s, wie ver
mouflon ertragen, ſich uͤberall ausbreiten, und
ſich vermehren koͤnnen, wie dieſer. Was ic) bis
itzt hierüber gefagt habe, mag hinreichend ſeyn,
und ich ſpreche in der Folge bey der Gelchichte
eines. anderen bie ißt oc) undefannten Tyicres,
melches zwiſchen den Mouflon und dem Steinbock
inder Mitte ftehet, und in den Alpendes Kaufafus '
wohnet, hiervon weitloͤuftiger.
[Wenn ich auch dem H. Guͤldenſtaͤdt zůge⸗
ben muß, daß der Paſan des Kaͤmpfer einer
von den wilden Staͤmmen unſerer Hausziege iſt,
ſo kann ich doch darin unmoͤglich mit ihm über
einftimmen,, daß der’ Steirbocf von einer ver
fhiedenen Gattung ſeyn ſolte; ich glaube viel
mehr mit H. v. Büffen, daß er den Haupfs
ſtamm ausmacht, weil er die gröft>, die ftark
- ste und mit inem Worte die Huptgattung
ſes Geſchlechts ausmacht. Hier find die Grüns
de für unfere Meynung:
Der Steinbock und ver ‚gemeine Bock find
fih in Abſicht ihrer Fiaur fehr ahnlich; ihr aro-
ftes Unterfcheit ungszeichen ift die Dicke, die Hös |
be und Geftalt der Hörner. Denn bie Hörner
des Steinbocks find fehr groß und dick, mit zwey
in der Sänge und mehreren in die Queere ge—
henden Riden; ; und großen — Kno⸗
cm ;
U 0758 213
ten; und hie des qemrinen Bockes haben nur eis
nen in die Laͤnge gehenden Ruͤcken, find meit Fleis
ner, und haben anftatt ber Knoten nur Erhaben»
heiten. Aber weiß man nicht, daß es feinen
veränderlicheren Charakter giebt, als der, den
man von den Hörnern. hernimmt. — Gelbft
bey freyen Thieren, und alſo noch weit mehr bey
denen, auf welche die mächtige und immer würds
ame Häuslichfeit Einfluß han Es ift. gar niche
unmöglich , daß diefe Verfihiedenheit in den Hoͤr⸗
nern des gemeinen Bockes Würfung ‚einer durch
lange Eflaverey bemürften Edhwähe iſt, weil
das Weibchin des Steinbodes, das weit ſchwaͤ⸗
cher und. kleiner, als fein Männchen ift, Hoͤrner
hat, die mit denen der gemeinen Ziege und des ,
Bockes ziemlid) genau uͤbereinkommen. Was
diefe Mey ung noch vorzüg/ich zu begünftigen
fcheirt, ift, daß der junge noch ſchwache Erein«
bock noch nicht ten aurzeichnenden in die Laͤnge
gehenden Nücken an. den Hörnern hat. ı) ein
Unmſtand, der diefe denen des gemeinen Bockes
fehr ähnlich macht. Die HaußlichFrit kann ſehr
feiche die Urfach aller der Worfchisdenheiten feyn, -
die fich zwifchen dem gemeinen nnd dem St:in.
bo. finden, wenn man befonders noch bemerfe,
was Zimmermann fehr fcharffinnig anführe 2),
daß dies Thier bey feinem Herabfteigen von den
hohen Alpen in die Thäler und Ebenen eine fei-
ne
1) Meine Abhandl. fur le Bonquetin,
2) Spec, Zoolog, geograph, pag, 117.
14 oe
ne aromatifhe Nahrung miteiner gröbern unb, eine
reine $uft miteiner "unftbeladenen vergaufchte. Aufa
ſerdem, denck ich, beweiſt die außerordentliche Aehn⸗
lichkeit zwiſchen dem weiblichen Steinbocke und der
Hausziege, daß dieſe bey den Thiere in eine Gat⸗
tung gehoͤren.
Der Steinbock, den ich in Aigle 3) geſehen
habe, der von einer Ziege geſaͤugt, und in einem
warmen Thale erzogen war, iſt ein Beweis gegen
des 5 Güldenftädts Satz, daß dies Thier uns
ter feinem anderen, als feinem eigenen Himmels»
ſtriche einheimiſch werden koͤnne.
Und eine Unterſuchung der LEbensart des
Steinbocks zeist uns eine neue Aehnlichkeit mit
der Zirge, Seine Gefelliafeit und Sanftmuth
4) würden ihn bald hauflich machen fönnen; er
bat die wichtige Miene des Bockes und die unruhjia
e Neugierde der Ziege. Und es würde Fein Zwei⸗
Fe mehr übrig bleiben, daß diefe beyden Geſchlech⸗
fer eigentlich nur eins ausmadhten, wenn man bes
weifen koͤnnte, daß fie fi) vermifchten, wenn der
Steinbock im Stande der Frenheit ift. Aber fo
viel Grund ich aud) dies anzunehmen habe, fo
muß ich doch geftehen, daß es mir noch bis jeßt
an ficheren Beweiſen fehle. Und das, mas dieſe
Bermifchungen immer alßerfk felten macht, ift dee
Me
3) Meine ob. erw, Abhandl,
4) Ebendai,
0 Be 15
Umftond, daß wenn die Brunftzeit des Steinbodes,
der Januar, eintritt, die Ziegen ſchon in die
Edenen und Thaͤler hinabgeftiegen find. Zum
wenigften ift indeß dag gewiß, daß der Steinbod
ſich ſehr leichte mie der Ziege vermiſcht, wenn er
abgefondert lebt. Der von Aigle, deffen ic) ſchon
einmahl erwähnt habe, vermifchtefich mit mehre»
von Ziegen und zwar in einem Stande der Frey⸗
beit, weil er in den benachbarten Gebürgen mit
einer Heerbevon diefen Thieren weidere. Ich habe
zwey Eleine Ziegenvon einer und noch) eine dritte 5)
s von
5) Dieſe dritte Ziege hab ich in einemAlter von
einem Jahre gefehen. Ihre Mutter war weis. Man
hatte dieſe fo lange eingefchloffen, bis daß fie der
Steinbodim November 1783 befprungen hatte,
und fchloß fie wieder ein, bis daß fiein der Mitte:
des Aprils 1784 warf, Diefe junge Ziege war
männlichen Gefchlehts, und glic dem Water
an Geftalt und Farbe; das Vordertheil ihres
Kopfes. war, wie bey jenem, etwas gewoͤlbt;
die Stirne fehr hoch; den ganzen Rücken ent-
fang lief eine ſchwarze, am Halfe eine Queers
fireife undeine andere an den Seiten; das Bartz
haar war mwolligt und das am Körper piel rau⸗
ber, und gelb mit braun vermifcht; der Bauch
weiß; überhaupt hatte fie alle Farben ihres Va—
ters.
Dieſer kleine Bock hatte mehr Staͤrke, Mun—
terkeit, und mehr Kraft, als ſonſt einer von die:
>
fem Alter gewöhnlidy hat: aber die Geftalt ſei⸗
ner Hörner näherte ſich mehr dev eines gemeis
nen,
\
*
'
16 . 2 c
von einer andern Ziege geſehen, welche man ihm
auf der Weide vorgefuͤhrt und die er ſogleich be—
ſprungen hatte. Det Unterſchied in der Brunfte
zeit des Steinbocks und des gemeinen ift bey dies
fen Thieren richt ſehr weſentlich, weil man weiß,
daß Haͤußlichkeit einen großen Einfluß auf die
Veränderung diefer Zeit hat, und fie fonft auch
bey dem aröften Theile der Thiere mit gefpaltes
nen Klauen von der mehr oder weniger über«
- flüffigen Menge ihrer Nahrungsmittel abhängt.
Daher der Steinbod in Aigle öfter, als der
wilde Steinbock befprang, und die Brunſtzeit der
freyen Thiere weit fpäter fällt, als die von denen,
die mir dem Verlufte ihrer Freyheit den geringen
Vortheil einer größeren Menge und eines nahrs
bafteren Futters erfauft haben. Alles vereinigt
fih), ung zu beweifen, daß der Steinbock der
Stammvater der Hausziegen iſt.
Noch wollen wir einmahl Kaͤmpfers Paſan
unterſuchen, der das nehmliche Thier iſt, mit dem
der juͤngere Gmelin uns naͤher bekannt gemacht
bat, und das Pallas capra) aegagrus van.
ie⸗
nen, als der eines Steinbockes; ſie hatten nur
einen ſcharfen Ruͤcken, einen Knoten an der
Wurzel und Runzeln, aber dieſe waren groͤßer
und dicker, vorzuͤglich an der Wurzel, als bie
2 Bene Bockes in dieſem Alter gemöhnlich
ind,
R U 0 * 17
Dieſer giebt davon eine Beſchreibung 6) und
man fiehet deutlich, da er dem Steinbod, in Abs
ſicht der Bildung fehr ähnlich iſt, daß der Haupt⸗
unterſchied in den Hoͤrnern liege, der mir aber nicht
weſentlich genug zu ſeyn fcheine 7). Warum will
man
6) Spec, Zoolog, Fafc, XT. p.4r—46. Sch
will die Befchreibung der Hörner hieher ſetzen,
tm fie mit denen bes Steinbockes vergleichen zu
Eönnen: Cornua fufco - cinerafcentia = - fitu
' reclinata fünt, aequaliter arcuara, parum di-
vergentia, apieibus introrfum declinata ; forwa
admodum comprefla, anterius caritiata, , late-
te interiore, planiufculo, exteriore convexo, at
fecundum carinam, a baſi ad medium longitudi-
naliter cavato. unde carina prodit, apguſtiſſi ma;
ad bafin angulo in frontem procurrens, dehinc
tuberibus prominentiffimis circiter quaternis,
erafliufeulis nodofa, totaqwe hiulca & fubla-
eeta; contra margo cornuum, qui dorlo res
fpieit, rotundatus,, terſus, praeter rugas cre-
bras obfoletas, quaecornu ( praeter extremita-
tem cohvexo compreflam laevigatam) totum
flexuofo traftu cingunt, quarumque fingulae
tuberibus carinae refpond:ntes, magis prae-
ruptae, annotinas quafi vaginas interftingunt.
27) I will damis gar nicht behaupten, dag
ed nicht einen wefentlichen Unterfchied zwiſchen
ben Hörnern ber wilden Thiere geben folte. Wenn
fie glatt find, oder Ringe und Kanten haben,
menn fie nach vorn oder mach hintenzu gebogeu
find; und wenn ihr inneres Gewebe verfchieden
iſt, fo betrachten wir Dies 124 als wefentliche,
| ſpe⸗
18 —A
man nicht annehmen, daß ber aegagrus ber
einerley Gebürge mit dem Steinbock bewohnt, eine’
Vorietaͤt oder cine beſtaͤndige Gattung dieſes Ges
fehlechtes fen ? — Das Beyſpiel zweyer Arten von
Gemien, die in einem und demifelben Grbürge 8)
leben, macht dirfen Gedanken fehr woͤhrſcheinlich.
Uebrigens it das. Weibgen des aegagrus noch
niche bekannt genunz denn nach) Gmelin hat ‚es
gar feine und nad) Kaͤmpfer nur Eleine Horner,
fo, daß man ſich allenfalls vorfiellen koͤnnte; der
aegagrus wäre „eine Rose, die von der Vermi⸗
ſchung des Steinbeckes mir unferen Ziegen herſtam⸗
me. Und was efwas für, dieſe Meynung zu fpres
chen fcheint, iſt der Umftand, daß ehedem ‚Die
Steinboͤcke weit gemeiner waren, und es nichts
unmögliches ift, daß unfere Bde, die bekanntlich
fehr wollüftig find, ſich mit den Weibchen des
Steinbockes, welche den weiblichen Ziegen ſehr aͤhn⸗
lich ſind, oder der maͤnnliche Steinbock ſich mit
nnferen Hausziegen vermiſcht haben koͤnnte. Ends
lich hatte die obenerwaͤhnte junge Ziege Hoͤrner,
die ſich denen des aegagrus kuͤnftig einmahl naͤhe⸗
ren zu muͤſſen ſchienen; aber da ich fie nicht ganz
aus⸗
ſpezifiſche Verſchiedenheiten; aber Verſchieden⸗
heiten halten wir nur fuͤr feht wenig wichtig,
wenn ſie in nichts, als in dem Maaße der Groͤße und
in der Vertheilung der Hörner, in der Anzahl
und Dicke der Ringe, der Kanten, der Runzeln,
u. ſ. w. beſtehen.
— ©, meine Abhandl. fur le ee
0 —— 19
ausgebildet geſehen habe, ſo weiß ich nicht, ob ſie
ihnen wuͤrklich aͤhnlich geworden find. Dies mag
nun feyn, wie es will, fo kommt es mir doch ſehr
wahrfcheinlicd) vor, daß dieſer acgagrus fich ſehr
feicht mit unferen Ziegen vereinigen lieſſe, und
ich glaube; man muß ihn bey feinen auffallenden
Aehnlichkeiten mit diefen für die arfprüngliche Race
derfelben annehmen, vn
Eine dritte Gattung der wilden Ziege, wel⸗
he Büffon Capricornis 9) nennt und weiches ſohr
wohl diejenige feyn Fann, von der Hr., Güldenftäde
unten fpricht, und die ſich auf dem Kaufafus fine
Det, ſcheint mir auch eine Varietaͤt oder eine Rage
des urfprünglichen Steinbocksgeſchlechtes zu feyn.
Es ſcheint doch, als wenn bon. ben vier be⸗
kannten wilden Ziegenarten; dem Steinbock, dem
aegagrus, dem Capricornis und der Gemſe, die
Teztere eine bencchbarte Gattung ausmachte, mol-
che die Ziegen mitden Gazellen verdände ; Daß aber
die drey erften nur eine einfache Gattung bilden, und
"Die freyen Stämme unferer Hausziegen find. Und
da die &emfe, wie es H. v. Büffon als eine Tharz
ſache behauptet 10), ſich * ber Ziege vermiſcht,
2 ſo
9) Buffon Hift. nat. Tom. XII. p. 195. —
Man kennt von dem Capricorne, nur dad Geripe
pe und die Hörner.
40)'&,’Supl, Tom, WI, p. 45. und 49, ſ.
Hitt, nat,
20 | a 0
fo glaub ich, diefem allen zu folge, mas ic) eben
daruͤber gefagt habe, daß diefe wier Thiere, durch
die Banden der Sclaveren einander aenähert, ſich
dermifcht, und mit Beyhülfe der anderen Umſtaͤn⸗
de, welche auf Hausthiere würfen, die verfchiedes
nen Varietaͤten unferer Ziegen gebildet haben 11).
Was mid) aber an der Vermiſchung der Gemſen⸗
art zmeifeln läft, iftder Umftand, daß Feine Varie—⸗
tät unferes ganzen Ziegengefchlechtes ihre Hörner
bat. v. ®. ]
Sch Fomme zum dritten alten Hausthiere,
au dem Hunde; und ich habe ſchon oben bewieſen,
daß man ihn, wie das Schaaf und Ziege wild in
Kleinaſien und den benadybarten Gegenden fuc)en
möffe. In diefen Gegenden finden ſich vier wilde
Thiere, die mit dem Hunde mehr oder weniger
Aehnlichfeit haben: die Hyaͤne, der Wolf, der
Suche und der goldgelbe Wolf (lupus aureus
des Kämpfer) oder der Schakal der Türken und
Franzofen. Mehrere Schriftfteller haben einen
oder den andern von ihnen fürden wilden Hund er⸗
klaͤrt; aber ich hoffe deutlich zu machen, daß dies
weder die Hyäne noch. der. Wolf, noch der Fuchs,
fondern einzig. und allein der Schafal iſt.
T— [Ehe
ır) H.Pıllas glaubt auch, (Spec. Zoolog.
Fafc, XI.) daß dieſe wilden Thiere durch ihre
Vermiſchung die Hausziege gebildet hätten,
U 0 21
[ Ehe man ſich in dieſe Unterſuchung einlaͤſt,
will ich erſt die Hauptmeynungen der Naturſorſcher
uͤber die Tiere, dieden Hunden · mehr ober nr
‚ahnlich find, auseinander zufeßen verfuchen. Nach
ben 5. v. Buͤffon find der Wolf, der Hund,
der Schafal, der Adive, der Iſatis und der Fuchs
fo verwandte Geſchlechter daß fie nureine Fami⸗
lie ausmachen. Der Schakal ſteht nach ihm zwi⸗
hen dem Wolfe und dem Hunde, und der Syfatis
‚zwilhen dem Hunde und dem Fuchſe in der Mit
„te: aber cr ift zu der Meynung geneigt, daß der
Schakol und Der Adive zwey verichiedene Gattun⸗
‚gen wären. 1) Er hält den Fuchs nicht für die
Stammgattung des Hundes. — Jimmermann
„hingegen glaubt, daß der Adive und der Schafal
einerley fey, und daß die Hunde haͤuslich gewordene
Woͤlfe find. 2) — 5 Pallas glaubt endlich
. „wie Güldenftädt, daß unfere Hunde urfprünglich
som Schafal abftammten; ernimme aber zugleich
an, daß feine Wermifchung mit dem Wolfe, dem
Fuchſe, und der Hnäne die verfchiedenen Rasen
gebildet babe. 3) v. B.]
0. Mach der Befhreibung der Hyoͤne * fchein
es ganz offenbahr zu ſeyn, daß dies Thier in Ab
33 ſich
1) Buffon Tom. XIV.
2) Spec. Zoolog. geograph. p. 83 ⸗461.
3) Bemerkungen über die Bildung der Gebuͤr⸗
‘Kr Note von ber ©. 320, —Spec, Zaolog. 4
. 3.n0t,
* Buffon Tom, IX;
En EL Sr,
ſicht der Bildung des Blinddarms (intel. coec.)
der Drüfen am Hintern, der Ruthe, undder Zaͤh⸗
ne vom Hunde außerordentlich abweicht, Eben
ſo weſent ich it es. von ihm durch die Anzahl. der
Zehen unterfcyieden, Alles Umftände, die esfaft
unmoͤglich machen, daß die Varietäten der Hunde
von der Hyaͤne abflammen könnten,
Der Wolf formt miedem Hunde in Rüde
ſicht feiner Grftalt, der Zahl feiner Theile und feis
nes Betragens überein, ein Umftand, der tie
charakteriſtiſchen Unterfchiede zwiſchen dieſen Thies
ren anzugeben ſehr ſchwer macht. Demohnerachtet
kann man doch aus mehreren Gruͤnden den Wolf
nicht fuͤr den wilden Hund anſehen. Sein Vater⸗
land iſt nicht die Gegend, woman ein altes Haus⸗
tbier ſuchen muß Er ſcheint kalt n $ändern eigens
thuͤmlich zu ſeyn; kaum findet man ihn in Kleine
afien, und garnicht in miträglihen Gegenden, —
Auch fein Wuchs miderfpricht Diefer Meynung;
denn aller Wahrfchein'ichFeit nach muͤſte dag Thier,
von dem die Varietäten der Hunde abflammten,
von einer Größe feyn, welche zwifchen dert er gröften
‘und Fleinften Hunde in der Mitte fände; aber
Die gröften Hunde haben alle höchftens nur die
Größe des Wolfes, und man finder feinen noch
einmabl fo groß, aber Benipiele genug von
vier mahl Fleinern, als der Wolf, Er weicht auf)
weſentlich vom Hunde, ſowohl in — der
Form
Y
ae
Form des Blinddarmes * als des, Verhaͤltnißes
feiner Eingeweide ab. DieSänge des Huͤſtendarms
(itei) beym Wolfe verhält ſich zu der feines Koͤr⸗
pers, vom aͤuſerſten Ende feiner Schnautze on bie
zum Anfang des Schwanzes gerechnet; wie
4: 15 bey dem Schäferhunde: wie 453: 1;
die Sänge des Blinddarmes beym Wolfe zur $äns
ge des Nüftendarmes; wie tr: 16 3: beym Schaͤ⸗
ferhunde: wie 13 29; die Sänge des Grimm «und
Maft» Darmes (inteftin, coec. und, red) zum
Hüftenbarm veym Wolfe; wier: 7 3; beym Hun«
be; wier! 5 4;
⸗
Die Erfahrungen Buffons beſtaͤtigen meine
Meynung noch vollends, denn ſie erweiſen, deß
der Wolf nicht bloß Die Verwiſchung mit dem
"Hunde ſcheue, fondern daß ſie beyde ſelbſt ſchon
eine große Antipatbir gegen einander äußern, wenn
fie bloß beyſammen find. Doch ift dies natürlich
nicht. ohne feine Ausnahmen; denn der berühmte
Dennant verſichert: er habe einen Baftırd von
einem Wolfe und einer, Hündin gefehen *.Es
iſt nur Schade, d-f er uns nichts davon ſagt, ob
dieſer Baſtard fruchtbar geweſen ſey, oder nicht?
[Man hat ſeit der Zeit mehrere andere Bey⸗
fpiele von nen Vermiſchungen sifchen dem
B 4 Hun⸗
* ©, die Figur des Blindbarmes beym Mol:
fe, Bufon Hift. Nat. Tom. VII. tab. 2.
* ennant Synopſ. of Quadrup. p. 144, |
24 A 0
Hunde und dem Wolfe 1) gehabt; aber, wie ich
ſchon an einem anderen Orte beiwiefen habe, dies
äft noch Fein Beweiß für die Identitaͤt ver Gattung,
weil es offerbahr nur Würfungender Hauslichkeit
find, der Gelegenheit und des Bedürfniffes, aber
nicht ihrer ſich naͤhernden Natur,
Ein? der weſentlichſten Werfchiehenheiten
zroifchen dam Wolfe und tem Hunde liegt in ih⸗
rem Naturelle. Und die von Z:üffon und Bo—
marre 2) beygebrachten Bey piele lehren,
daß die Wölfe ihre Wildheit, wenn fie aud) in °
der Jugeod eine: Theil davo zu verliehren ſchei⸗
nen , Doch wieder im Alter annehmen. Der Hund
zitert bey dor Annäherung des Wolfes, und
ſelbſt der ftärfite von ihnen, der Schäferhund,
ſcheuet einen Kampf mit ihm, Die Wölfe kom⸗
men nie hrerdenmeis, wie die verwilderten Hunne,
zum wenigſten nicht eher, als bis fie ausgehun.
gert find, und dann fann man es eher für eine
frigerifche als für eine fein»liche Verbindung ans
ſehen. _ Der vermilderte Hund ift würflich graus
fam; er lebt won Raub und Beute, aber er ges
wöhnt
1) Zimmermann loe, cit. p. 84. — Buffon
Hif. vat T. III fup, x
2) 5. d, oben angef, Mem, fur la diſtinction
des efneces, i
.3) Hifoire nsturelle de Loop, T. VII. —
Ditionaire de Bomare, Artif, Loup.
0 ie 25
wöhne fich nach) und nach 4), da hingegen ver
Wott fehtechterdings Feiner Erziehung fähig ift.
Zimmermann fagt zwar; daß man fie indem
mitternächtlichen Amerifa, wie die Hunde, zum
bervachen gebrauche 5); aber ich muß geſtehen;
die ganze Cache ift für mich nod) fehr zweifele
haft, denn fie ſtuͤtzt fich auf niemand⸗s Anfıhen weis
‚fer , und iſt wichtig genug, um zur Beftätioung
noch mehrer'r Zeugniffe zu bedürfen. Go lange
alfo feine überzeugenderen Beweile davon beyge⸗
bracht werden, nehm’ ich mir Die Freyheit, es für
einen Irthum zu halten,
Mirlleicht Hat er die Woͤlfe mit den milde
"gewordenen Hunden verwechſelt, die in ver That
fehr leicht ſich zähmen laſſen. — Wis aber die
gezäpmten Wölfe bettift, ‘von denen Chardin
fpricht, und die man in Perfien antreffen fell‘, fo
find fie gar nicht, wie biefer Schriftſteller glaubt,
ein Beilpiel, daß diefe Thiere zu Hausthieren
erden fönnen, meil man nur nach einer Menge
von Verfuchen und Bemühungen dahingefommen
iſt, ihnen diefe Art der Erziehung zu aeben, Les
brigens fann man vachſehen, was Buͤffon von
biefer Erzi bung fagt. "Man bedient fich”, ſagt
er”, im Drient, und befonders in Perſien der
Wölfe zu Schaufpielen für das Wolf; man rich.
* D5_ | tet
4) Hift. nat. Tom, V. pag, 19r,
5) Spec, Zool, geograph, pag. 87.
\
26 U 0 xJ
ter ſie von Jugend auf zu einem Tanze ober viel
mehr einem Kampfjpiele. mit einer großen Ans
zahl von Jeuten ab" — — "Ein wohl abge⸗
en Wolf”, fagt Ehardin” wird wohl mit
fünfhundere Thalern bezahle”. Schon die Größe
‚diefer Summe ſcheint ‚mir. ein Beweiß für die
‚Schwierigkeit der Abrichtung zu feyn. v. D.]
Der Suche haf mehrere von den Charak—
teren, die wir am wilden Hunde voruusiesen,
als der Wolf. Sein Vaterlano ift von der Art,
daß er den erſten Menſchen weit eher befanne
und bey ihnen häuslidy werden konnte. Seine
Größe hält zwifchen der der großen und kleinen
Hunde» varietäten das Mittel, und in Ddiefer Hin⸗
ſicht würde man dieſe allerdings von ihm ablei⸗
‚sen koͤnnen; aber in Ruͤckſicht des Boues ver
Theile unterſcheidet er ſich vom Hunde nal, we⸗
fſeitlicher, als der Wolf,
Das Hear des — iſt unendlich wei⸗
er, als das des Haushundes, einig’ fehr mes
nige Racen ausgenommen; ein Umftand, ver
die Abftammung des Hundes von ihm aarz uns
wahrfcheinlid macht, weil es wohl eine Würs
ckung der Haußlichfeit ift, daß die Hrare fanfter, a⸗
ber nicht, Daß fie haͤrter werden. Schon a priori
laͤſt ſich dies denken, aber die Erf brungen an
der Ziege, dem Schadfe,; und mehrern anderen
Thieren haben es ungleich mehr noch beftätige.
Stellt
*
— —— 27
Stellt man ſich die Geſtalt des wilden Hun⸗
des vor, ſo wird man mir gern eingeſtehen, daß
ſeine Schnaue zwiſchen der ganz fpigigen und
der ganz flumpfen des Haushundes das Mittel
halten müffe; aber die Schnauße des Fuchſes
‚hält niche nur nicht das Mittel ‚fonvern- g.bört
‚unter Die allerſpizigſten. Exhon. allein —**
Charakter muͤſte uns abhalten, ihn zum Stamm⸗
vater der Hunde zu machen.
! Der Fuchs weicht auch in Abfiche der er
des Blinddarmes weit mehr vom Hunde, als
‚der Wolf ab, wie dies die fünfte Tafel in Buffon
„Hit, nat. T. VII ganz d-urlich ausweiſt, und
entfernt fich in Abſicht des Verhaͤltnißes der Eins
geweide ganz von ihm. Denn nad) Daub ntong
‚Beobachtungen verhält fid) Die aͤnge des Hüften»
darmes zu der.des Körpers, „von der Ep: Ge der
‚Schnauze bis zum Anfong des Schwanges ges
‚rechnet, beym Fuchſe: wie 3%: 1,; beym Hunde:
‚wiegi: I, und die Laͤnge bes re und Mate
Darmes zu der des Hüftendarines bey j Ienem wie
1: 6, und bey Vin; wie 1; 5
Endlich) find bie Scneitesäfne, die fich
beym Wolfe und Hunde ähnlic) find, beym Fuch⸗
fe und Hunde" gar fehr verfchieden, Die oberm
‚frid weder in drey, noch die untern in zwey Lap⸗
pen’ getheilt, ſondern ſie ſind ganz und ohne alle
Suse Dogleid Büffon über biefen ine
Ber S
28 i A 0 *
ter des Fuchfes nichts fagt, fo hab ich es doch
bey allen Thieren der Art, die ich habe beobachten
5 Fönnen, ‚ beftätigt gefunden,
Wenn auch ben dem erften Anblicke ber Fuchs
mit dem Kunde eine auffallende Aehmlichkeit zu
haben feheine, fd kann ihn in Ruͤckſicht des eben
‘angegebenen Mrterfheidungszeichens doch Feiner
mehr für den wilden Hund halten. Auch die
Verſuche des berühmten Grafen von Büffon über
Die Vermifchung des Zuchfes weiche im VIT. Theile
fe N. ©. Artikel: Fuchs, und im V, Theile Ars
tifel: Hund, angeführt find, müffen jeden bes
wegen, auf die Meynung, daß fie von einem
Gefhlechte wären, Verzicht zn hun.
(Man Hat zwar im Herzogthum mRealen
burg es dahin gebracht, eine Huͤndin mit einem
männlichen Fuchſe fih wermifchen zu laſſen 1);
aber dies ift doc) nichts weiter, als Wuͤrkung
der Gelegenheit und des Bedürfniffes, und’ be-
weift nichts für ‚die Identitaͤt des Sehe—
v. B.).
Nach der Auseinanderſetzung der ſpezifiſchen
Verſchiedenheiten zwiſchen dem Wolfe, Fuchſe
und dem Hunde iſt mir nichts mehr uͤbrig, als
zu beweiſen, daß jede dieſer fpezififchen Verſchie⸗
Renpeiten bey der Bergleihung des uns
und
3) Zimmerman, Spec, Zool, geogr, J 473°
no 29
und des Hundes wegfale, und alles sich im Ge⸗
gentheil vereinige, jenen für den Stammvater
der Hunde-zu erklären,
Das Vaterland des Schafals, Kleinafien.
und die angränzenden $änder ift gerade das Ba«
terland der urälteften Haus: Thiere , und von det
‚Urt, daß er. den erften Menfchen leicht befannt
‚werden mufte. Aufferdem beftimmt ihn der In⸗
ftinfe,, eher fich in gebuͤrgigten Gegenden aufs
gu Balten, als in den flächeren und auf der Ebene,
und es wird daher wahrfcheinlih, daß unſere
erften. Eltern, welche auch Gebürge bewohnten,
ihn weit früher als den. Fuchs, unterjochten, der
niedrige den Gebürgs» gegenden zum. Aufenhalt
vorziehet. ws
Die Dreiſtigkeit bes Schakals iſt ſo groß,
daß er nicht blos bewohnte Oerter befucht, wie
der Wolf und der Fuchs, fondern daß er, wie
fie nicht thun, den Keifenden fowohl bey Tage
als bey Nacht, wenn fie "unter Zelten fchlafen,
ſich nähert, und felbft, daß er fie lange Zeit bes
gleitet. Dies hab ic) mit meiner eigenen Er.
fahrung, und mit der von allen Keifenden beitä«
‚tigt. gefunden; fo daß dies Thier fich ſelbſt wider
den Willen des Menfchen in feine Gefelfchaft ein.
"drängte, und in der Folge aus einem natürlicyen
Inſtinkte den herumziehenden Völkern‘ immer
nad) folgte, Aus diefen Gründen har es bee ur
—346 ** Wahre
| a
30 Ba a
MahrfcheinlichFeie fir fih, de ber Schakal der
Hilde Hund fey, als a Dies der Wolf ober der
Fuchs wäre,
Die Größe des Schakals ſteht zwiſchen der
Groͤß der groͤſten und Der der Fieinften Hundes
varietaͤten gerade in der Mitte. ein Haar ift
beit härter als g:wöhnlich das Haar diefer Ihies
reift, esift weder fo lang nody fo furz, als das
bey den verfchiedenen Hundegefchlechtern ; endlich
+ hält feine Schnanze das Mittel zwifchen der gang
Mumpfen und fpigigen; vier Eirenfchaften, die uns
noch ein Beweiß mehr dazu zu ſeyn fcheinen, daß
eher von ihm die Hunde abſtammen, als von
dem Fuchſe und Wolfe.
1... Der Schafal naͤhert fi) auch dem Hunde
in Ruͤckſicht der Schneidezähne, die ihn vom
Fuchſe entfernen, und durch die Form des
Slinddarmes, in welchem der Hund vom Fuch—
feund Wolfe abweicht. Auch das Verhältniß der
Eingeweide macht dem. Hunde den Schakal aͤhn.
licher als den N und Fuchs.
Der Hüftendarm mit der fänge des Coͤrpers
verglichen, iſt länger beym Wolfe als beym Fuch⸗
ſe, aber noch laͤnger bey dem Schäfer» Hunde,
‚als. bey. dem Woife; und bey dem Schakal haͤlt
er daflelbe, felbft noch ein etwas gröfferes Moaß
oe bey dem Hunde, Denn es verhält fich zur
ange
u *4
“ Sänge des Coͤrpers: wie 5: 1. Der Blinddarm
zum Hüftindarme: mie 17 315 und der Serie
zum Maftdarme wie 13 57. /
Unter allen Hunden iſt ihm der Hirtenhund
am aͤhnlichſten nach dem Zeugniſſe von Pallas.
Er ſagt: Vidi illum vivum Londiniet nuper €
Perfia allatum, a non folum habitu et for«
ma tota, canicis villaticis gracilioribus et
proceris, quales calmuci vu!go alunt , fimil«
limum, fed et inclinationibus atque moribus
cani familiari fimilimum effe, non fine admi-
ratione obfervavi. Spec. Zool. faſc. XI.
Oder der Hirtenhund ift der, welcher ſich
der urfprünglichen und wilden Gattung: am meis
ften nabert, wie Büffon fehr deutlich hewieſen
hat, auch vereinigen ſich Geſtalt und aͤuſſere Kann⸗
zeichen, um die Identitaͤt dieſer ——— au
bemeifenv. B.)
Der Shafal ift in Ruͤckſicht feines Bor
fragens dem Hunde noch weit ähnlicher , als in
Ruͤckſicht feiner Geſtalt: Wenn er jung gefangen
iſt, wird er leicht zahm, und wenn er fparfam
gefüctert wird, ſehr einfchmeichelnd; er ift gern
bey den Menfchen; er wedelt mit dem’ Schwarze
um fein Vergnügen auszudruͤcken; er kriecht wie
ber Hund; er rollt fid auf dem Ruͤken umher
“ mit einem veranügten Gefnurre;-er. fennt feinen
Heren vollfommen ; hört auf feinen Nahmen;;. er
fpringe
39 A 0 *
fpringt auf den Tiſch, wenn man ihn lockt,
ſchlaͤft zuſammengekugelt, und fehlappt fein Gez
traͤnck; er harnt von der Seite, fein Abgang iſt
hatt. Er lebt mit den Hunden friedlich zuf'me
men, nnd fie beriechen ſich am Hintern; der Ges
ruch, den die Drüfen am Hintern won fic) geben,
iſt nicht fo übel, als ihn Dümon macht, noch fo
muffus» ahnlich, als ondere glauben; er ift
fhmäder, als der vom Fuchſe, und nie viel
ſtaͤrker, als der, welchen der Hund bey einem
ausbredyenden Ungewitter von ſich giebt.
(Alles, was bier Hr. Guldenſtaͤdt ſagt
woerde noch durc das Zeugniß des Hr. Pallas
beftätigt, der in Sonden einen.aus Perſien gebruch«
ten Schakal fah; Er fagt, daß erfehr leicht zahım
werde und feine Spurvon Unrreueund Graufam«
keit, fo wie der Fuchs und Wolf an ſich blis
cken läfle; er fuche die Hunde auf, und fpiele mit
ihnen; er fchmeichele, wie fie mit dem Schwanze,
und er liebedas Streicheln auf den Rüden. Hr.
Dallas zweifelt fogar nicht Daran, daß er fic) mit
dem Hunde begatten würde 1).
Mas
x) Homini etiam faculime adfuescit, nun-
quam uti lupus et vulpes cicurati, infidi animi
figna edenslufufque cruentas: canes non fu-
git, fed ardenter adpetit, cum iisque celludit,
ut plane mullum fit dubium, cum iisdem ge-
'nerstarum ſi teutetut experimentum, bir
eill»
x A⸗ 33
Was den Geruch beerift, den die Drüfen .
om Hincernt von ſich geben, fo glaube ich, baß hie:
bierin det Grund liege: warum fie fi) Hinten be=
riechen; bekanntlich ift er zur Brunſtzeit am ſtaͤrk⸗
ſten, und vielleicht der von dem Weibchen ganz
von dem des Mänden verſchieden. —— *
dDer Verſuch einen mannuichen Schakal
mie einer Hündin zu vermifchen, verunglückte
mir, ‚denn der Schakal ftarb an der Ermüdung
durch Die lange ‚Reife von. Aftrafan bis, Peters⸗
burg und an einer Entzündung der Eingeweide
"woran vielleicht die unterdruͤckte unmerkliche Auges
Dünflung in einem zu Falten Klima Gelegenheit
gegeben hatte) eher, als daß eins oder das andere Kae
diefer Thiere zur Begattung reif wurde) und bie
Brunſtʒeit erreicht Härte. Doch Senseifen medrere
Zeugniße, daß der Schakal fehr Teiche, mit dem
- Hunde zeuge, und Büffon verfichert dies in feinen
Buche von der Entartung ber Thiere, (Tom.
DOW 7
Fe Die Shhakais ommen i in den Wintermöna«
‚ten, felten in andern, in Brunft; fig laufen Dann
Die ganze Nacht truppweis herum, und geben fläge.
liche Töne von fich. F Geſchrey gleicht in
Tha
defiderit caninae Similliman habet, homini
caudo eodem Mmodo abblanditur, et in deor-
füum provolvi atque manibus demulceri amatı
. spec, Zoo], fafc, XI, p, 3, not,
34 er ?
That gar nicht dem 'Gebelle der Hunde; aber
man fann ficher annehmen, daß das. Gebell der
Hunde nur eine Folge ihrer Haͤuslichkeit ift, weil
er nur aus Zuneigung zu feinem Herrn. belt,
und zur Warnung für bevorftehende Gefahr ; und
daher belle der Schafal nicht, weil ihm die Ur»
fachen zu diefer Modifikation der Stimme fehlen;
daher blafjen die Eleinen Hunde, welche beftän-
dig um den Mienfchen find, weit mehr als die gro»
fen, welche weniger in feiner Geſelſchaft find, und
böchft felten bellen. Zuletzt verfichern uns die
Berichte der Neifenden, daß die Hunde unter
dem heiffen Erdgürtel und in den nördlichen Ges
genden ganz ftill find, und gar nicht bellen, (weil
fie wenig in die Gefelfchaft des Menfchen fommen,).
aber fie heulen, und nur dann, wenn fie det Hun⸗
‚ ger oder die Siebe in Bervegung fezt. Alſo ift das
Bellen fein Hinderniß, welches uns abhalten koͤnn⸗
te, den Schakal für den wilden Hund zu halten.
[Außerdem bellt der Hund, der dem Schas
kal am ähnlichiten ift, der Schäferhund am mes
nigften, Und was noch um fo mehr beweift,
wie groß der Einfluß ift, den die Häuslichfeit
auf die Stimme der Thiere hat, ift der Ums
ftand, daß, das Gefchrey bes gezähmten Scha«
fals, den Dallas zu Sondon fah, dem Gebelle des
Hundes fehr glich,
(Ipfe quoque ejulatus ejus cum latratu
eanum ejulabundo magnam, habet analo-
giam)
ET
giam) * Außerdem hab ich bemerfe, daß die
Hunde in der Brunſtzeit, wie die Schafals
heulen. Noch eine — mehr zwiſchen dieſen
Thieren. Be.
| Derschakal ift weit weniger gefährlich fig
die Menfchen und Heerden, als der Wolf; er ift
as kaum mehr, als der Fuchs, und id) habe gefe-
ben, daß er ſelbſt weit weniger mild ift, als
Buͤfſon ihn macht. Woͤrklich iſt er ein Fleiſch⸗
freſſer; er toͤdtet die kleinen Kraͤuter⸗freſſenden
Thiere, er friſt Aeſer, und ſelbſt Leichen von Men⸗
ſchen; verſchlingt fehr gierig die Sachen von Le⸗
der; liebt gleich dem Hunde die Tauben, und
man hat ihn in der Gefangenfchaft, ein Yahr '
und noch darüber faft ‚gang mit Mehlſpeiſen
und Brodte unterhalten. Er iſt aber weniger
gierig, als Wolf und Fuchs, vielleicht aus dem
Grunde, daß ſeine Inteſtinen weiter ſind.
¶Dieſe Erklärung gründet ſich auf die Bes
merkung, daß die fleifchfreffenden Thiere, die gies
riger, als die pflangenfreffegden find, weit Fürzere
Gedärme haben, und hieraus fliejt Die artige Be«
merkung, daß die von den fleifchfreffenden Thiee
‚ven, welche die längften Gedärme — die
weniger gierigen find,
Auch das verraͤth den alten Urſprung des
Hundes, daß er fo Ba an — Geſchmack ge⸗
winnt,
Spec. Zoolog. = pag: 4; net.
j
46 EN o Be:
winnt, und ſich fo gern an den ftinfenden Gäne
| fefuß (chenopodium vulvaria L.) das feines
‚unerträglichen Geruchs wegen fo fehr in Ruf iſt, here
umwaͤlzt. Hierzu füge ich nod) das was der Heraus⸗
geber vonder Gefchichte der Entdeckungen (2. Th.
©. 242.) nach dem jüngern Gmelin von dein
. Beiragen des Schafalsfagt:”der Schakal ift ein
fieiſchfreſſendes Thier, ex liebt wie der Fuchs
„die Früchte, und wird in Herbfte ſehr fer. Die
Schakals verbergen fi) den Tag über in Wäls
„bern, die in Der Nähe von Gebürgen liegen; fie
„verlaffen bey einbrechender Nacht dieſe Zufluchts⸗
„örter, und befuchen die Schlöffer, Städre, Dür«
„fer, und Meyerhöfe, Sie fommen nur in Ber
„gleitung anderer ihras Geſchlechtes. Wenn fieauf
Pluͤnderung ausgehen, fo Eriechen fie niedergebücke
ſtrecken den Kopf lang vorweg, um etwäs für
„ihren Hunger auszufpähen, Sobald fie etwas
„auf der Spur haben, laufen fie aufferordentlic)
fehnell, und übertreffen den Wolf an Geſchwin⸗
bigteit. |
Auf den Meyereyen wird alles Geflügel
„Ihrer natürlichen Raubſucht zur Beute. Finden
„fie eine Thüre oder Den Eingang in ein Zelt ofa
„fen, fo find fie dreift genug, Stiefel, Schube, kurz
„alles was fie finden, zu fehlen, und fort zu fchlep-
„pen. Die Töne welche ſie bey Mache ausſtoſſen,
„find fürchterlich unerträglich, und ein ſcheußliches
„Geheul, mit. einen Hunde ähnlichen Gebelle un«
termiſcht.
zur
J
} \ J
a a N
05 Allem Unfcheine nach hat Kämpfer ganz
recht, wenn er behauptet, daß wenn einer von
„ihnen zu heulen anfängt, alle ; die ihn zu hörem
‚im Stande find, im Chorus” mit ihm einftim-
„men; zum wenigften hör: man ficher immer eis
„ne große Menge aufeinmahlheulen. Uebrigens
„it in diefem ganzen Sande (Sallian in Perfien)
„kein einziges Benfpiel aufzuweifen daß fie irgend
„einmahl Menſchen, entweder ein Kind oder einen
„Erwachfenen angegriffen. hätten, — ” Man
erfennt in dieſer Befchreibung ganz offenbahr die
Eitten der verwilterten Hunde in Amerifa v. B.)
Die Gabe des Hundes, mit dem Schwan⸗
ze zu wedeln, ſcheint mir kein weſentliches Zeichen
deſſelben, fotibern Wärfung feiner Haͤuslichkeit zu
ſeyn; er traͤgt ſeinen Schwanz nur erhoben, wenn
er vergnuͤgt iſt; fo bald er etwas fuͤrchtet, klemmt
a ihn zwiſchen die Beine ein; alle Varicaͤten
des Hundes fragen ihn nicht gleich hoch, und alle
bie, welche, wie der Hirtenhund *, aufaerichtete
Ohren haben, tragen den Schwanz gerade aus⸗
geftreckt, und nicht gekruͤmmet, wie der Schafal **.
Mebrigens giebts Feinen Theil, der ſo fehr bey den
Haus⸗ thieren variirt, als der Schwanz , wie
€ 3 aus
* Buffon. T. V. p.28.
er Dies it nicht — gegruͤndet, denn
man bemerckt, daß alle Wolfs- und Fuchs—
hunde, die aufgerichtete Ohren haben, auch aus
Gewohnheit den Schwanz in bie Höhe tragen,
aa ie
aus dem DBenfpiele des Schaafes, und dem
des Hundes fichtbar wird, und aus dieſem Grun⸗
ve ſcheint mir dieſer Unterfchied zwifchen dem
Schakal und dem Hunde nicht fpezififch zu ſeyn.
- Sch finde alfo feine wefntlihe Werfchieden«
beiten zmwifchen diefen Thieren, ob fie gleich Buͤf⸗
fon findet. *** Das Verhältniß und der Bau fo
wohl der äußeren als inneren Theile, als auch das _
Daſeyn aller Kennzeichen, die nothwendig einem wil«
den Hunde zukommen muͤſſen, werden jedermann uͤ⸗
berzeugend beweiſen, daß der Schakal der wilde
Hund iſt, und von ihm alle Verſchiedenheiten
dieſer Thiere abſtammen.
Auch Hr. Pallas glaubt, daß der Scha⸗
kal der Vater der Hunde ſey, aber er glaubt zu⸗
gleich, wie ich angefuͤhrt habe, daß die Ver—⸗
Milchung des Wolfes, Fuchſes, der Hyäne und
des Schakals zur Bildung der verfchiedenen Nas
sen unferer Haushunde Gelegenheit gegeben habe;
ich geftehe, daß mir dies nicht fo wahrfcheinlic)
vorfommt, als die Bermifchung der wilden Ziegen,
von der ich eben gefprochert habe, weil jene nicht
zahm werden, weil man Fein Sand fennet, wo
fie Hausthiere wären und weil die Sänge der Knecht⸗
{haft , die Mifhung der Racen und der Einfluß
der verfchiedenen Himmelftreiche, unter dem die
- Hunde wohnen, Urfachen find, die zureichend genug
ſeyn fönnen, die große Anzahl ihrer Varietäten zu
- erflären. v. DB, ] Er :
Ich
### Buffon, Artikel Chien. u, Tom, IX.P. 17x
Ao BR.
Ich halte mit Büffon für fehr wahrſcheinlich
das der Thos des Ariſtoteles das nehmliche Thier,
als unſer Schakal ſey, weil es bey dem Plinius
(lib, 8. cap. 34.) heiſt: Thöes, luporum ge-
nus, procerius longitudine, brevitate cru-
. ‚rum diffimile, velox faltu, venatu vivens,
innocuum domini. Uber id) Fann nicht be—
flimmen, ob das Partberthier ‘des Ariftoreles
- ein gleich) bedeutender Ausdruck mit Thöes ift;
ich wage nicht einmahl auszumachen, ob ünfer
Schakal Adive oder Adil in Arabien, deel in der
Barbaren, Iaqueparel in Bengalen, Zenlie oder
Kenlieam Borgebürge der guten Hofnung, meb-
bia in Aehiopien und Nom in Madura, wie |
Fifen meynt, bezeichnen,
Alle Nachrichten, die uns Krifloteles und bie
Reiſenden von den verfchieden Thieren geben, find
nur kurz und zu unvollſtaͤndig, als daß ſich dar⸗
aus ein beſtimmter Schluß ziehen lieſſe; aber
das kann id) als gewiß verſichern, daß der Nah⸗
me Tulki, den Hr. von Buͤffon (welcher ſich
auf Olearius beruft ) unter die Synonymen des
Schakals gefeßt hat, * in der aſiatiſchen Türz
Bey dem Zuchfe und nicht dem Schakal gegeben
‚werde, welches die Beſchreibung des Dlearius
-felbft beweift , weil er dem Thiere ſchwarze Oh⸗
een zu fchreibt; immer ein Kennzeichen des Fuch⸗
ſes, da der Schafal nut braune hate Außerdem
“ Buffon Hift, nat. Tom, XIII,
u
@ Ic a 4
üft es ungezweiffelt richtig, daß der Iakal, den Boſ⸗
mann in Guinea ſahe und den auch Hr. Buͤf⸗
fon für einen Schakal Hält, ein ganz verſchiede—
nes Thier ift, mit dem ung Pennannt bekannter
gemacht und dem er den Nahmen gefleckte Hyaͤn
(Hyaena ‚maculata) gegeben hat Nach
Simmermann, 1) Schreber, 3) und ——
3) iſt der Adive eine Varietaͤt des Schakals.
Statt dem Zenlie und Kenlie kennt man eine
andere Gattung unter dem Nahmen, canis me:
omelas, wovon man.eine Abbildung i im —
ber findet. 4) v 3.1.3
Die Reiſenden tauſchen ſich ſehr leicht, wenn
es ihnen an Kentniſſen in der Mäturgefhichte feh⸗
Vet, oder fie die zur Unterſuchung der Thiere
gehörige Geduld nicht haben, Keifende, diefich an
dem Nahmen begnügen, welche die Einwohner
ben Tieren geben, werden z. B. fleif und feſt
verſichern, daß es in der polnifchen und ruſſiſchen
Ukraine hin und wieder an der Donau Schakals
gebe, weil das Thier, weiches die Einwohner
Tfchakal nennen, fi) da fehr häufig finder.
Aber der forgfältigere Beobachter wird bald finden;
daß der Tichakal in ber Miramıe daſſelbe Thier ;
melches
*%* Penn. Synopf, of. Quadr, p. 162. j
ı) Spec. Zool. geogr. p. 361.
25 Saügethiere III. 364
3) Hift. regn. anim, p. 571.
4) Sauͤgethiere III. p. 37% Zafı99 °
0 A 0
welches im übrigen Nußland und Polen den flar
viſchen Nahmen Welk bat, und au der geräßnli
che Wolf ift.
JJedermann weiß, wie ſehr Die falſchen
Nachrichten der Reiſenden die Geſchichte des groͤ⸗
ſten Theiles der Thiere verdunkelt haben, und wie
viel. Mühe fie den aufgeflärteren Naturforfehern
machen, das Wahre aus dem Wuſte abgeſchmak⸗
J
ter Erzählungen herauszufinden. Es waͤre außer»
ordentlich) zu wuͤnſchen, daß man fie in den Stand
ſetzen koͤnnte, der Thiergefihichte nuͤtzlich zu wer⸗
den, ohne tiefere Grund- Vorkentniſſe dazu noͤ⸗
ehig, zu haben; dies würde die Fortfchritte in dies
ter Miffenfehaft fehr vergrößeren‘, und den Nas
‚ furforfchern ihre Arbeiten-erleichtern, Zum Theil
qus dieſer Abſicht hab ich nach den Grundſaͤhen
des Lamark, die in ſeiner Flore Francoiſe ange⸗
geben ſind, eine Unterſuchung der vierfuͤſſigen
Thiere angeſtellt benen ich eine kurze Beſchrei⸗
hung nad) der Ordnung ihrer Aehnlichkeiten, und
fehr gu£ gevatheite Kupfer Hinzu gefüge habe, Da
vermittelſt dieſes Werks die Neifenden I) jedes
Thier kennen lernen, oder ſich uͤberzeugen koͤnnen,
ob es unbekannt (ey; 2) ſich mit feinen Sitten
und damit bekannt machen Eönnen, in wie weit
es die Naturſorſcher kennen, und 3) welchen
Pla; es in der Reihe feiner. Aehnlichkeiten ein⸗
nimme, worin es mit andern vierfuͤßigen Thieren
übereinfommt oder wodurch es verſchieden Ai
Er
ie y
42 ao Me
fo ſieht man leicht, daß durch Dies einfahe Mit
tel e8 einem aufmerffamen Beobadıter leicht wird,
über Sitten und Geftalt der Thiere neue Des
merfungen zu machen, ‚und über ihre Gefchlechr
ter mehr Sicht zu verbreiten. Dies Were, mel
ches weit mehr Thiere euthalten wird, als Buͤf⸗
fon befchrieben hat, wird bald öffentlich durch
den Druck befannt gemacht werden d. Bd. ] /
Gewiß giebts auffer dem Wolfe und dem
Fuchſe nody andere Thiere, die dem Schakal
mehr oder minder ahnlich find; wie z. B. ber
Maris, ein in Sibirien einheimifches Thier,
deffen Befehreibung man in den Nov, comment,
Petrop, Tom V. und in III Tom. ber Hif,
nat, de Mr. Büffon antrift; und der Cor-
ac, der in den Feldern des Hrients am kaſpiſchen
Meere fehr gemein ift, und von dem fich. eine Ber
fhreibung in der XII. Edit. des Sinne findet.
Man müfte nun wiflen, ob die obenangeführten
Nahmen einem von diefen Thieren gehören, oder
ob fie verfchledenen Gefchlechtern zukommen. Dies
felbe Frage lieffe fic) auch in Abfiche der amer kani⸗
ſchen Thiere Gofchir oder Gelque oder Alco aufs
werfen. Uber fie läßt fich auf feine Are beſtimmt
beantworten, ehe nicht die Zoologen diefe Thiere
unter fich verglichen haben.
Be > !
Alles was ſich nad) einer genaueren Unterfit«
Kung hierüber beftimmtes fagen läft, ift, N
—9 ies
eo”
Dies Thier, welches die wilde Racçe unferer
Hunde macht, in ganz Perfien, und der afiatis
ſchen Türfey einheimifch ift; daß es fic) felten in
den Ebenen, aber deſto häufiger in Gebürgs » ges
genden, endlich gar nicht nach Norden hin jenfeits
des Kaukaſus finder. “Die Tartaren, QTürfen,
Dersier, und die Nuffen aus dem Gebiete von
Aftrafan nennen es gemeiniglich Schakal, verän-
dern den Vokal a in i und e und fprechen den An⸗
fangsbuchftaben entweder fanfter oder härter aus,
wie das Sch, vder das Sateinifche S, oder auch
wie das franzöfifche J; aber fo viel ich weiß, nies
mahls wie das Deurfche oder $Sateinifche J. daher
man in der teutfchen Leberfegung der Büffonfchen
Naturgeſchichte das Thier fehr übel jakal genannt '
hat, das im franzöfifchen richtig Jakal oder Cha- -·
kal heift. Ich behalte diefen Nahmen bey, der
algemeiner.üblich, richtiger und beftinnmter, als der
des gelben Wolfes, lupus aureus oder
chryleusift. Denn man kann weder den Scha⸗
kal noch den Hund fuͤr einen durch das Klima
entarteten Wolf anſehen. Alle drey: der Wolf,
ber Fuchs und der Schakal, finden ſich ſehr haͤu⸗
fig in Georgien, und doch haben ſich die Unterz
ſcheidungs⸗ Fenntzeichen immer erhalten, und man
Fennt in Georgien den Schafal unter vem Nah⸗
men:Pucca, den Wolf; Gmeli, und den Fuchs:
Mela,
Nach den vorhergegangenen kritiſchen Unter:
| ſuchun⸗
44 KELLER =
fuchungen über den Schafal, und dem was ung
Bye * und Gmelin =* davon gefagt ha»
ben, ift es ſichtbar, daß uns der Schakal, wenn
man die wenig genauen Nachrichten anderer Rei⸗
fenden von diefem Thiere ausnimt, noch {ehr uns
befanne ift. Ich will hier eine genaue Befchreis
bung diefes Thieres geben, wie fie die Zoologen,
vorzüglih Lime, * und Pennane * ſehr
wuͤnſchten. Ich habe esoft in Georgien gefehen
und hab es zergliedert. Die Naturforfcher werden
aus meiner Beſchreibung die Aehnlichkeiten und
Verſchiedenheiten veflelben mif feinen Nachbah⸗
ren. fehen, und es unter jeden Nahmen daraus
erkennen koͤnnen.
Beſchreibung des Schakal.
(Sch habe mie Hr. Berchem bie Abbildung
Beffelben aus Schrebers Säugethiere genommen,
weil fie mir ungleich deutlicher fchien, als die i in den
Petersburger Commentarien. )
Der.
* Amoenit, exot. pag. 412.
* Reifen 3. B. ©. 80,
*S. Sytt. wir edit XII; Tom p- 66. def-
sriptio genuina deficit,
S. Synopf. of quadr, p 159 Itis Aran-
ge. that an animal fo common in the Levant,
fchould neverhaveblen brought overtote deferi-.
bedby any modern Naturalifte, The Belbchpktang
yet remaia very obfeure,
!
hing,
— LERETRE
— ao eo,
Der Schafat ift kaum etivas länger, als ber
Fuchs, und im übrigen feines Coͤrpers und feiner
Phyſtonomie hätt er das Mittel zwiſchen Wolf
und Fuchs. Nie hab ic) ihn drey und einen Hals
ben Fuß langgefehen, wie ihn Gmelin (a a.
0.) angiebt; ‚doch will ich feiner Behauptung
nicht widerfprechen, Alle die, welche ich zw
meſſen Gelegenheit hatte, waren in gerader Linie
don dem Ende der Schnauze bis zum Anfang des
Schwanzes zwifchen 26-'28. Parifer Zoll lang.
Der Kopf ift Fürger, die Schnauze
flumpfer, die Backen dicker und die Stirn her
vorfpringender, als beym Fuchſe; der Augen
ſtern iſt braungelb; die Naſe fteht etwas über
die Schnauze hervor, ift nackt, ſchwarz und etwas
Ei die Naſenloͤcher geben efwasnac auf
fen Hinz; die Lippen find (dwarz, und ein wenig
. f}
ſchlaff; die Zunge weich.
Die Maulhaare find in fehs Neihen
Aber der Dberlippe geordnet; die obern ſtehen wei⸗
ter davon ab, find Fürzer und zurüfgebogen ; die
andern find horizontal. An ver Unterlippe ſtehen
fie weniger regelmäßig und vereinigen fih am
den Seitenrändern derſelben; ihre Sänge ift ver
ſchieden, nie aber größer als 3. Zoll.
E.r hat ſieben Warzen im Geſichte: eine
an jeder AÄugenhoͤle über die Mitte des oberen
Augenliedes mit drey Haaren, eine unter —7*—
Auge
ab) 8% A 0 F
Auge der oberen gerade gegenüber und-in einer
$inie mit der Vereinigung der Sippen mit drey
Haaren, eine an ber Ohr» drüfe mieten zwifchen
dem Mundroinkel und der Defnung des Ohres mit
| wey Haaren, endlich) eine einzelne an der Kehle,
die mit mehreren Haaren bejegt ift. Die lan⸗
gen Haare auf diefen Warzen gleichen beynahe
den Barthaaren an Größe und Farbe, find alle
ſchwarz, fteif und hornartig, auf der einzelnen
Warze ftehen drey oder noch mehrere Haare, die wie
beym Fuchſe und Wolfe biegfamer und wie ab»
genugt find.
Die Ohren ſtehen aufgerichtet, wie beym
Fuchſe, ſind aber kuͤrzer, ganz behaart, aͤußerlich
weiß, inwendig braun, etwas ſchwaͤrtzlich, aber
nie fo ſchwarz, uls dee des Fuchſes.
Der Hals und der Cötper find dem des
Fuchſes ähnlich; doch ift der Körper größer und
magerer; denn der gröfte Durchmefler deſſelben
perpendikulair, ift fieben und transverfall genommen
fünf Zoll:
Nur die Küffe gleichen denen des Fuchſes,
oder find etwas höher; die Sehen find ganz bes
haart, fo daß die Nägel kaum fichtbar find; un«
ter jedem Fuße hater aber fünfnadte und ſchwar⸗
e Knoten, auf denen er geht, wovon viere den
Zehenfpigen gegenüber fizzen, aber der ui
3
2
R
bc 4
3zwiſchen ihnen liegt, naͤher und groͤſſer iſt. Man
findet auch in der Verbindung des Karpus eine
kleine Eegelförmige und ſchwarze Warze.
Er hat 4. Zeben an den Züffen, von denen
bie beyden mitleren etwas länger, als die an den
Seiten find; zwiſchen ihnen allen liegen Halbe
membranen. . j
Die große Zebe mangelt an den Hinterfühen,
an den Barderfüßen ift fie aber fürzer und erhabes
ner al die andern, und liege auf der innern Seite
des Metakarpus an den Borderfüßen; die Naͤ
gel an allen Zehen find gleich maͤſſig ſchwarz, zu—
ſammengedruͤckt, herabgekruͤmmt, ein wenig
ſpiz, kurz und unbeweglich.
DSer Schwanß iſt in in der Mitte etwas
dick, am Ende duͤnner, ganz behaart, und geht
kaum bis an den Knoͤchel, iſt dem des Wolfes
ſehr aͤhnlich; aber nicht ſo ſehr dem des Fuchſes.
Beym Saufen trägt ihn das Thier ausgeſtrecket,
fonft hängt er herab. A
Das Perinaͤum ift anderthalb Zul groß
und behaart; ber Muttermund enge und behaart,
die Klitoris fegelförmig und wird von den Scham
lippen über drey Sinien weit bedeckt; Die Scheide f
— viertehalb Zoll lang; die Hoden fü nd wie die
Vorhaut zufammengejogen, ein wenig N
Die
au m
23: % 0
bie Ruthe ungleich, mit einem Knochen —— ER.
und ganz der tes Hundes ähnlich; die Brüfte -
ſind bey dem mänlichen Thieren gar nicht und —
dem Weibchen, wenn ſie nicht fangen, ſehr ſchwer zu
finden; doch hab ic) ihrer 4 bis 5. auf beyden
eiten mehr oder weniger deutlich gezaͤhlt.
Die Zadre find weit härter, als die Fuchs»
haare, aber nicht fo hart, als die vom Wolfe;
an der Schnauze fehr Furz, am übrigen Kopfe und.
den Füßen etwas, und weit länger am Bauche
Hoc) länger am "Rüden , wo fie über 3 Zoff
hinausreichen; am Schwanze haben fie ſogar 4.
Zell,
Die Nähe ; die be Hunden) velche allent⸗
alben kurzbehaart find, ſehr ſichtbar werden,
9 beh den Hundegefehlechteri, Deren Haar, ſo
lang iſt, undeutlich und nicht zu unterſchelden.
Die feineren Haare ſind auf dem Coͤrper
aͤſchfarben, und um die Hälfte länger, als die
anderen. Ich finde fie nicht fo ſchoͤn gefärbt, ala
andern Schriftfteller fie ausgegeben haben, und
finde gar den Goldglanz nicht darinn. Das gan⸗
je Thier iſt oben ſchmuzig gelb, etwas ſchwaͤt zet
aufdem Ruͤcken, weniger ſchattirt an den Sei⸗
fen, und ganz unten weißgelblih. Die Füße
find einfärbig gelb -braunz fehr Häufig, aber nicht
ame, iſt die Verbindung des Körpers an der
vorde⸗
no ve 02
vorderen Seite mit einem braunlichen vermiſch⸗
ten Flecke bezeichnet. Der Schwanz hat die nehm⸗
ice Farbeals der Rücken; am Ende HR er ſchwarz.
Jedes Ruͤcken Haar, hat vier Streifen; ift
an der Grundfläche weis, dann ſchwarz, dann
gelb „ und endlich) wieder ſchwarz.
Die beyden erften Ringe nehmen zwey Drite
theile der ganzen Sänge des Haares ein; aber die
Haare des Schwanzes find blog weiß an dee
Grundflaͤche und übrigens ſchwarz.
Ich will die Ausmeſſung der äuferen Theile
bierberfegen, die bey einem Thiere von großer
Wichtigkeit ift, das fich nur von mehreren vers
wandten Gattungen durch das Verhaͤltniß der
Theile unterfcheibdet, und ich werde fie nad) dem
Hr., Daubenton, ber im VII Theil ter Hil.
nat, das Maaß des Wolfes und Fuchſes ange
führe hat, angeben, Mein Maas ift auch parifer.
Zoll und inien.
Laͤnge bes Thieres von dem äufer-
ften Ende der Schnauze bis |
zum Anfang bes Schwanzes 27 = 9%
Höhe vom Schulterblat bis auf
die Spige ber vorderen Zehen 17 — 6 —
Höhe vom Anfang der Senden, bis
zur Spitze der intern hen 18 — —
känge des ‚Kopfes von an Spitze
er
7
| Vorderfuͤſen gemeſſen —
50 AN
der Schnauze bis zum Hin-
Umfang der Schanze bey den Jia»
fonlöchern — —
Umfang der Schnauze in ber Ge⸗
gend der Augen —
Umfeng des Mundes —
Raum zwiſchen den Naſenloͤchern
Raum zwiſchen der Schnanzen⸗
ſpitze und dem inneren Augen⸗
winkel —⸗ —
Raum vom äufferen Augenwinkel
bis zum Ohre —
ͤnge bes Auges von einem Din
kel zum anderen —
terkopfe— —6
—
6
6
ir
Raum ʒwiſchen den innern Augen. ⸗
winken über den Bug des
Vorder ⸗Theiles ber Stitne
Diefeibe Entfernung in gerader
Unie — — —
Umfang des Kopfes, zwiſchen den
Augen und Ohren gemeſſen
- gange der Ohren — —
Entfernung der. beyden Ohren,
von einander an der Baſis ge⸗
mfn — — —
Laͤnge des Halſees — —
Umfang des Halſie — —
— des Koͤrpers, hinter ben
—
%
ei, 0 5
Umfang der dickſten Stelle — 15 3. 48
_——— dor den Hinterfüßen | 13 — 4 —
Laͤnge ber dickſten Stelle des N
Schwanzes — — —
Umfang des Schwarzes om —D N u
$änge des Vorderhrineg vom EI"
bogen bis am Tagengelenfe 5 —
Umfang des Gelenkrke —3—
Umfang des Metakarpus 2
Knge vom Ellbogen bis zu den
Kralle ——
— — des Beines vom Knie bis
zur Ferſe ñ⸗ — —
Umfang der Sale. — —
— des Metatarfus —
Laͤnge von ber Ferſe bis zum En-
‚de der Krallen — — 5 — 6ß —
Sänge ber gröſten Krallen — 8 —
Nach ber Vergleichung dieſer Beſchr/ibung
und Ausmeſſung mit denen, die Hr. Daubenton
(V. Tom, der Hiſt. nat.) von den Hunde varietän
ten gegeben hat, wird es einfeuchten, daß. den.
Schäferhund (Tom. V. p. © 28.) bie, meifte
Aehnlichkeit mit dem Schafal hat. Man kann;
freplich auch) nicht läugnen, daß es Hunde giebt,
diedem Schofal noch ähnlicher find, und ich habe in
Rußland gewöhnliche Hunde ,gefehen, mit einem
braun gelblichen Selle, kurzen Haaren, auf gerich⸗
teten Ohren, und al Schnauze, die er
7 2 tie
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BEE
BO
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Il
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52 0 er
brigens in Kückjicheder Größe und anderer Kenne °
‚zeichen dem Scafal gleichen. vr
Diie innern weichern Theile des Hundes,
Wolfes, und Fuchſes find nad) ber Beobachtung
des Hr. Daubenton nur in Küdfiche der Form.
und der. Verhaͤltniße des Blindarms verfchieden ,
aber hierin weicht der Schakal vom Hunde nicht:
„Im minbeften ab.
—
II.
Ueber die Dankbarkeit der Hunde
(an den Herausgeber, )
—Ich bin fofehr geneigt, mein Herr, unſeren
guten Hausthieren, den Hunden, eine roͤſoniren⸗
de Seele zuzufchreiben, daß ich nie verfäume,
auch die Fleinftem Erfahrungen über diefen Punkt,
die mie in- Wege’ vorfommen , aufzufammelh,
fie zufammenzuftellen, zu vergleichen, und auf
mancherley Wegen zu verfuchen, wie weit ich
wohl noch von der Bejahung meines Gedankens
entfernt bin. Oft in truͤben Stunden, wenn
mein guter Hund mir vor den Fuͤßen liegt, ſtill
entweder an meinen Schmertzen Theil zu nehmen,
oder durch Schmeicheley ſie verſcheuchen zu wollen
ſcheint; wenn ich dann bedencke, wie viel Elen«
den ihr Hund noch derallein uͤbergebliebene Troſt,
she i die
A 53
die einzige Zuflucht, der einzige Freund iſt, wie
freu er auch im Elend an feinen Herrn haͤngt, wie
‚gering er fein geben ſchaͤtzt, ihm zu dienen; jo Fann
ich mich nicht enthalten, überdie Güte des Schöp-
fers in laute Bewunderung auszubrechen, der
für den Menfchen allenthalben Vergnügen felbft
in den Thieren verbreitet, der ihm allenthalben
Sreunde verſchafft und freymillige Theilnehmer
feines Schikſaals, allenthalben Troft und Linde—
rung fürnicht zu vermeidende Uebel. Ich kann mic)
dann nicht enthalten meinen guten Hund freund⸗
ſchaftlich indie Arme zu nehmen, und das geheis
me Gelübde zu thun, meinen legten Biſſen nur
für ihn zu fparen, O guter Hund, dencke id)
dann, du haft doch wohl eine Seele, ob fie dir
‚gleich oft einer abſpricht, der nicht die Hälfte
Deiner Tugenden bat, und fie dir Leute verfagen,
bey denen die Eriftenz derfelben kaum Halb fo un«
zweifelhaft iſt.
Sa mein Herr, alle die weifen Vernunft⸗
ſchluͤße des gröften Heufens ber Philofophen, find
"bey genauerer Beleichtung oft richt foviel werth,
‚als die , welche ich bey meinem Phylax voraufe
ſetze; find oft fo feicht und fo fumpfigt, daß es
ſich vorher fehen laͤſt, mie wenig fähig fie feyn
werden ein Gebäude zu tragen. Hierbey kommt
Ka immer nod) am, lächerlichiten vor, daß bie
weiſten diefer Herren eine Farbentheorie bey ge»
ſchloſſenen Augen machen; baß fie auf dem So⸗
D 3 pha
FIN
“ Er Ei
pha Natur beobachtungen, und auf bem Studier⸗
mer Verſuche uͤber die Sitten der Thiere an⸗
Uen. Dieſe Beobachtungen dürfen durchaus
nicht nach der Lampe riechen; fie erfordern uns
zaͤhliche Brrfuche und Erfahrungen; fie ſetzen Ge⸗
dulv. ohne gleichen, ein ſcharfes Heilfehendes Aus
ge voraus, und flüßen ſich auf bie ausgebreite«
ſten Vorkentniße. Wer das hat, und fühlt, a⸗
ber nicht, wer es zu fühlen glaubt, der wage ſich
daran und fhließe; wir Sammler wollen indes ven
"Stoff dazu zufammenfuchen, den er. unterfuchee
und aus dem, er derwirft, ‚behält, zufammen«
ftellt. Ah Sure
Einer meiner Freunde, ein Forftbebienter
im Schwäbifchen, erzählte mir vor einiger Zeit
eine ſehr merkwürdige Anekdote von feinem Hun—
de, die bes Aufhebens wohl werth war, und in ei»
nem Thieranecfdotenlerifon fiher ihren Platz 9%
funden haben würde, |
Es ift ein gewöhnlicher Hünerhund und ‚er
Faufte ihn von einem berumftreifenden Sytaliener,
der alle a 3. Fahre dahin mit Hecheln und Maus
ſefaͤllen kam und handelte, in einem Alter von
ohnge aͤhr anderthalb Jahren, alfo in den Jah⸗
ren der menſchlichen und thieriſchen Flatterhaf⸗
tiofett. "Sch merckte, "erzählte er mir weiter,
eine ungewöhnliche Traurigkeit und. einen anhal⸗
tenben Gram na der Trennung von feinem als
£
—
1 a Br SE 55
ter Heren an ihm, fo daß mir für fein geben ban⸗
ge wurde, weil er durchaus niche freffen wolte.
Ich prophezeyete mir von dem Hunde viel gutes,
weil die Hunde die ſchechteſten ſind welche ſich
am leichteften gewöhnen, und ſuchte ihn auf alle
mögliche Arr zu erhalten; ich zwang ihm Fleiſchbruͤ⸗
hen hinunter, und hatte das Gluͤck, daß er fo
fange leben blieb, bis wir beſſer mit einander befanne
wurden und er zu freffen anfieng. Ich fing noch⸗
der an ihn abzurichten, er lernte gut, uno iſt jetzt
‚mein befter Yund.”, |
9, Das folgende Jahr bemerfte id, daß er
um bie Zeit, in ber ic) ihn gekauft hatte, eirige
Wochen hindurch täglich auf einen, nicht weit
son meinem Haufe entfernten Hügel lief, von dem
‚man die Landſtraße überfehen kann, fich hinfegre,
nad) der Gegend fah, von der fein voriger
Herr, der Italiener gewöhnlich herkom, den
Kopf auf die Erde legte, als ob er nach etwas
horchte, auffprang, bellte, und fo meift den gan⸗
gen Tag, die Zeit ausgenommen, hinbrachte,
in der. ich ihn mit auf die Jagd nchm. Wenn
ich ihn abrief, kam er zwaͤr willig, doch fehlen
er ungern wegzugehen; fo bald mir wieder nad)
Haus kamen, lief er wieder zu feinem Hügel.
Dies geſchah nicht nur daß erfte Jahr, fordern
aud) bie beyhen folgenden, ohne daß ber Eina
druck in geringften ſchwacher geworben zu ſeyn fchien,
waͤhrend daß der Italiener noch nicht zuruͤkkam.
D4 } Doris
56 M⸗
Vorigen Herbſt als im vierten Jahre, ſeit
bem ich ibn hatte, fieng er (chon wieder um die"
Zeit fin voriges Spiel an. Eines Tages gieng
mindsfte Spur hatten A beichäftigte er ſich damit,
Maulwürfe aufzufengen, und zu verfolgen. Er
verlief fich ben dieſer Beſchaͤ tigung oft. ziemlich
weit, ohne daß ich mich viel um ihn bekuͤmmerte,
weil ic wufte, daß er meine Spur wohl einige
Meilen weit wiederfand. Doc) einige Zeit nach⸗
fo rührend war, das es mir, alten Weidmann, _
Thränen ausprefte, und gewiß einem jeden füh-
lenden Menfchen Thränen ausgepreft haben wuͤr⸗
de. Ein alter Mann fand bis an die Aerme in
einem zufammengelaufenen Pfuhl, fehon ganz er»
matter, und ohne die Kräfte zu haben, fich here
ausdelfen zu fönnen und hielt in der einen Hand
den Strick eines Tomifters, ber an Ufer lag, und
den er wahrfeheinlich herausgemworfen hatte; Mein
Hund hatte an das andere Ende des Strices
gefaft, und ftrengte alle feine Kräfte an, ihn her⸗
auszubelfen. So oft. er erfchöpfe war, und mies
Nut, ber
Ic a Ze > 57
ber nachlaffen mufte, fieng er ein ängfilich Gewin.
ſel an. Ich war von dem Anblicke fo gerührt,
Daß ich im Anfang vergaß, dem armen Manne
zu Hülfe zu fommen. Sobald ich aber fo nahe
kam, daß der Hund mid) gewahr ward, erhub
er ein geoffes Geſchrey, Fam berzugelaufen, fprang
an mich heran, faſte mid; am Rockſchoß an und zog
mic) hin, Es koſtete wenig Mühe, ten. Mann
herauszubelfen, und nun fchien mein Hund gang
außer ſich für Freude, fprang an ihn herauf und
liebfofete ihn, Dieſer erwiederte feine Liebkoſungen
fehr lebhaft. |
Ich erfannte aus ber Mundart foglsich meis
nen Mann füreinen Italiener, kehrte wieder um,
und da es nicht fehr meit bis zu meinem Haufe
war, famen wir bald hin; id) ließ ihn reinigen,
und nun bat ich ihn, mir feine Schickſaale zu er⸗
zählen, und ob er den. Hund etwa Eenne? Er
fagte, baß er ein Italicner ſey und hieher ges
fommen wär, um zu handeln ; ehebem fey fein
Sohn hieher gefommen , ber fey aber tobt, und
er müffe deſſen ganze Familie ernähren, die Nacht
habe er durdy den Buſch gehen wollen, ‚und fey
in dag Jod) gefallen, ohne ſich wieder heraushel.
fen zu fönnen, Won bem Hunde wiſſe er nichts.
Da ich ihm aber fagte, daß ich ihr ‚von feinem
Sohne gekauft hätte, befaın er sich und erzählte
mir, daß es fehr wohl der Hund feyn könne, den
er einmahl feinem Sohr ereee habe, Er haͤt⸗
19 | * 5 | | fe
58 a ı Fa Bu SZ
te ihn aus einem Bache aufgelefen, in ben er gleich
nach der Geburt, und noch blind geworfen wär;
aus Mitleid hast er fich feiner erbarınme, ihn ers
wärmt und gepflegt, «bis er fehend geworben wär;
barauf hätte er ihn ſeinem Sohne geſchenckt, und
ſeit der Zeit nie wiederg-fehen.
Dies iſt Die ungefünftelte Erzählung desal-
ten Jopers und ic) degnüge mich, fie ihnen hier
gu einem bellebeigen Gebrauche befannt zu machen
Br ꝛx.
sa a Are EEE U En ED
? IH.
Fragmente über Die Geſchichte *
Salamanders.
Der Salamander hat, wie aus feiner Ge⸗
fhichte erhellet, fihon in ältern Zeiten eine nicht
unerhebliche Rolle in der Welt und felbft in der
Theologie gefpielt; er war einmahleine abgefthiebes
ne Seele‘, "oder doch zum wenigſten der Sig der⸗
derſelben, und wie mid) duͤnkt damahls ein unz
gleich bequemerer, als er es jezt be) der Reproduck⸗
tionswuth ſeyn würde. Dieſe allein macht ihn
jezt noch wichtig, fo wichtig, daß, wenn einmahl
Die Zeit fonımen wird, wo man Verdienſte bes
lohnt, wo man goldene Kitten und Ordens nicht nach
Stand und Würden austheilt, ich hoffe, ben
Salamander noch) über pen Floh erhoben zu fehen,
a0 59
den ber Menſch mit filbernen Ketten belegt und
alſo häuslich zu machen geſucht hat, (vielleicht um
ihn einmahl wie den Hund negen fein eigenes Ge⸗
ſchlecht zu gebraudyen). Mir wenigſtens komt ein
foicher Fiohrieter mit der Kette eben fo reſpekta⸗
‚bel vor, als mancher menſchliche Ritter mit einem
Orden um den Hals, und bey näherer Beleuch⸗
tung wird ſich nicht felten ergeben, daß jener ein
fo ausg-breiteres Verdienſt um das Menſchenge⸗
ſchlecht Hat, als biefer.
‚I Der Salamander. hat ein ungezmweifeltes
Merbienft um den menfchlichen Verftand, und
die gefchäftige, erfi deriſche Phantaſie hat ein fich
immer erneuerndes Spielan ihm gefunden. Man
bat iön wie Buchsbaum befchnitten, ohne doß er
“ausgieng; man mird ihm naͤchſtens eine Haube
aufſetzen und ein Parr Culsde Paris anfchnüren,,
"und'diefen Damen welche mit unferen gepuzten
Matronen eine auffallende Aehnlichkeit Haben wer.
ben, follen dann die Spellanzanifcben Froͤſche
in iii taffetnen Hoſen d die Cour ‚machen. —
Und was nuͤtzen alle dieſe Verſchneidereyen
Spielereyen ber Nachwelt? —
Je nun! zum menigften haben wir Boch ein⸗
mahl als Geiſter die Freude, ein neues Sala⸗
mandergeſchlecht mit ein Paar Knorpeln weniger
MM San, das wir, eigentlich für bie Dia
wel
co No
welt zugefchnitten hatten, in den Compenbien aufe
geführe zu fehen.; Wielleicht entfieht bey immer
erneuerter Reproduktionswuth gar ein neues Eye \
£lopengefchledyt, Das manchem Donner feine
Augen, und mandyem anderen ehrlichen Nature
faorſcher noch etwas mehr koſten wird,
Was ich bier von feiner Geſchichte ſagen
will, ift der Opferrauch von mehr als ‚hundert
Ealamandern; ; aber jeder wird finden, daß das
meiſte noch Rauch iſt, und fürs erſte noch eben
ſo unzuſammenhoͤngend wie dieſer bleiben wird.
Ich bin nur froh geweſen, alte Berfuche
Durch neue beftätigt zufeben, und fühlte mich nicht
fharffinnig genug, viel neue feibft zu erfinden,
wie etwa: "Unter ober Ober» Kiefer wegzufchneie |
den und nachher mid) zu wundern, wenn die Thies
re fterben.” - Zu befannte und oft wiederholte
Verſuchef uͤhre ich bier nicht an, wenn ich ſie be⸗
Ntätige gefunden habe
Meine Beobachtungen erfcheinen alfo, als
Glieder zu einem Körper, ohne Folge ohne Zus
fammenhang und beynaheohne Oronung. Viel⸗
leicht daß ich aus diefen Theilen bey mehrerer
Muße einmahl ein Ganzes maghe.
Es iſt ſehr fonderbar, daß ber Salamander
ſich nur ſtrichweis finder , in einigen Gegenden in
Amgäplbarer Menge, in andern gar nicht er
tref⸗
a0 61
treffen iſt. Ich bin noch nicht im Stand’ gewe⸗
fen auszumachen‘, welchen Boden er liebt, doch
vermuthe ich, daßerfich nicht gern in ganz fum«
pfigen, moraftigen Leimboden aujhält.
Die Haut des Salamanders ift allenthal⸗
ben mit Söchern und einer Menge Schleimdrüfen
verſehen; daher er gar eigen zu behandeln ift, weil
er fehr heftig um ſich fprißt. Aus dem Munde
Hab ich diefen fpeichelartigen Saft nie anders,
als nur im Todesfampfe ſchauͤmen gefehen und
zwar doc) nur zweymahl; einmahl, ohne daß ih -
einen befondern Grund Davon anzugeben wufte,
und einmahl bey einem, dem ich einen halben
Gran Brechweinſtein eingeneben hatte, und der -
darauf unter den beftigften Zufungen und einem’
außerordentlichen Anfchwellen ſtarb.
Das Haͤuten des Salamanders fcheint mir
wuͤrcklich beynahe eine regelmäffige Auffonderung
iu: denn bie Haͤute erfihienen öfterer und dik⸗
er, wenn bas Thier ftarf gefreffen hatte, Sie
ſchlenen mir. baher überhaupt oft die Stelle der,
- natürlichen Yusleerung zu vertreten, wovon nur
fehr wenige und fehr felten Spuren in Glafe wa»
ven. a einer, dem id) Jalappe eingegeben hat⸗
te fieng an ſich ſehr ſtark und zu wiederholten
mablen zu halten. a
A Eſſig und Salz ſtarben die —
. Os
„
NN R0o M
ſoaleich; nur einer, der uͤberhaudt recht zum Maͤr⸗
tyrer außerfehen war, blieb eben, ward nachher
aber aͤuſerſt elend, und da ic) ihn einmahl in bie
Sonne frgte, um ihn, wie ich Dachte, eine rech⸗
te Herzſtaͤrkung zugeben, ftarber. 3 Tropfen Scheia
dewaffer in ein ziemlid) geräumiges Glaß Waſſer
gedoßen, tödteten das darin befindliche Thier ſo⸗
glei). 105 —
Meinen Salamanhern war die Hltze uͤber⸗
Haupt unerträglicher, als die Kälte; fie waren
immer unruhig im Sonnenſchein, und krochen
dem Schatten zu. Die Jungen ftarben ſaͤmtlich in
kurtzer Zeit, fobald ic) fie der Sonnenwaͤrme aus⸗
ſe ter. Auf dem Dfen überlebten fie 160, Fahrh.
nicht.
Kaͤlte ertrugen ſie in einem fehr hohen Gras
be. Dreye ließ ich völlig einfrieren; einer farb
eine Furge Zeit nach) dem Aufthauen, und zweye
blieben feben, Jener war ein dem obenangeführe
ten ähnlicher Huß, der allen Verſuchen trogte, und
gab hier einen fehr ftarfen Beweiß, wie zähe das
Leben feiner Bruͤder ift.
Ich Hatte ihm das Herz vorher ausgeſchnit⸗
een, und den Bauch wieder zugenähet, um das
Eindringen des Waffers zu verhüfen. Er übers
ſtand demohnerachtet den Froft würdlih, und
gab doch nachheneinige Spuren des Lebens von fh.
Einer
U © — 63
Einen ließ ich in Waſſer mit hochrektifizirten
Weingeifl gemiſcht — alſo in 70, sah ——
er kam davon. —
Einen andern' ſetzte ich mic feinem Glaſe in
eine Mifchung des Eiſes mit -Salpergeifte, und
bedekte es bis an ben Rand damit, Dieſer ftarb
aber bey dem Berfuch>, !
Ob ich gleich den Salamander nicht *
fingen hören, wie Urſinus, fo iſt er doch nicht
ffumm, wie Blumenbach glaubt, fondern hat als
lervings einen Ton. Einer gab in Kindesnörhen
einen Laut von fih; eiu Beweiß dünft mich, vaß
bier auch verbotene Aepfel zu effen gemwefen find;
und einer, der auf dem Ofen verborrers,
*
Au?
‚Die anbern ftarben als wahre Helten. -
Ein einzigesmahl biß mich ein Salaman⸗
der in den Finger, indem ic) ihm einen Regenwurm
wegſchob, und dies geſchahe noch Dazu im Zorne,
da ic) dadurch, daß ich ihm den Wurm immer
wieder wegzog, wenn er Darnad) ſchnappte, ver,
ſuchen wolte, ob er! außer der Siebe noch andere
‚geibenfchaften hätte, Indeß war der Biß ohne
wet Folgen.
Er gebtert ſowohl lebendige * als auch
in kleine durchſichtige Blaͤſgen — bie
man. u Noch Ever nennen/fan.
Bl
64 Ben Wr.
Blumenbach fa einen nach einen 5 monat.
lichen Konzeption gebäbren; einer von meinen
gebahr, nachdem ic) ihn einzeln 4. Monate im
Glaſe gehabt hatte:
Ich habe fie nie ſich begarten fehen koͤnnen;
Von einem Salamander befam id) innerhalb 3 -
Tagen 65 Junge, an denen die Füße kaum ſicht⸗
bar und Fioſſenaͤhnlich waren. Sie jagten ſich
fehr fehnell im Waffer umher , und dies Element
fehien ihre Wiege fennzumüffen. Sie ftarben in
einem Slafe vonder Mutter abgefondert alle in eis
nem Tage aus. Die, welche ich bey der Mutter ließ,
lebten beynahe fieben Wochen ohne doch an Größe
im geringften merklich zuzunehmien.
Eine eben gebaͤhrende ſchnitt' ich auf, und
Fand in ihr vier ſchon lebende Junge, ſiebzehn
ziemlich große Eyer, und noch eine unzaͤhlbahre
Menge Eleiner.
Die Salamander fönnen befantlich erſtaunend
fange Hunger ertragen und freffen ziemlich ſchwer.
Doc) fraßen einige von meinen ganze Regenwuͤr
mer, aber nie zerftüdkte,
Unter der $uftpumpe über lebte Fein Sala⸗
mander den driften Tag, in phlogiftifcher Luft nicht
die vierte, und in der firen nicht die dritten Stuns
de; doch hatt ich niche Thiere genug, um on
x hin⸗
ef 6
Binlängliche Menge von Verſuchen anzuftellen.
*
Sch nahm mir fogar die Mühe, taͤglich eia
ne Glocke mit dephlogiftifircer Luft zu füllen, um
ihre Würfung auf den Salamander zu ſehen.
Der Salamander war in der That lebhafter darin,
fund fraß, da er vorher nichts hatte freffen wollen.
“ i Doc) ledte er nicht länger als 12 Tage; ich
glaube daher, daß es ihm wie einem; Sichte in der
- dephlogiftifirten Luft gieng, er lebte ſchneller.
9 Menn ich einen Salamander auch nur eine
Eurze Zeit in der dephlogiftifchen Luft arhmen ließ,
und ihn fogleich darauf oͤffnete; fand id) Das arte⸗
riöfe Blut immer etwas heller gefärbt, als das
venofe; welches befanntlich bey diefen Thieren
gewöhnlich nie, und allerhöchftens nur bey Schild«
kroͤten der Fall ift. Doch auch hier nic)e immer,
denn bey einer gandfchildfröte, bie ich vor “einem
Jahre zu öffnen Gelegenheit hatte, war der Un«
terſchied in Abficht der Roͤthe hoͤchſt unberrächtlichz
ic) glaube fogar, daß ich ‚gar feinen wahrgenome'
men haben würde, wenn ic) diefe Meinung nicht
vorgefaſt haͤtte.]
Dao ich eiamahl ſehr viele Verſuche in dem
kleinen Zimmer in welchem meine Salamander
ſtanden, mit dephlogiſtiſcher Luft gemacht Hatte,
und nashherreiniges —— ſo fand fi
das
66 A 0,
Das arferiöfe Blut aud) um einen großen Theil
roͤther, als das venöfe.
Sc, glaubte das Blut nach dem Einathmen
ehlogiftifcher Luft beträchtlich dunkler als ges
wöhnlich zu finden; es war indeß wenig Unter⸗
fhied. Doc) fam dies wahrfcheinlich daher, dag
ich fie nicht unmittelbar in phlogiftifcher Luft öffnen
fonnte, und das Zimmer nicht fo fehr mit phlos
giftifieter $uft angefuͤllt war, wie bey dem obigen
Berfuche:
Mir fchien es, als wenn die Salamander un⸗
ter ber $uftpumpe ineiner ftarfen Verdünnung bes
traͤchtlich Fleiner würden und- zufammenfchrumpfe
ten:
Der Geruch von dem Salamander ift fehr
- ftark. Wenn ic) mic) in dem fleinen Raume,
‚worin die meinigen ftanden, zu lange aufhielt,
Eonne ic) ficher auf Uebelkeiten und Kopfichmerzen
rechnen. Zweymahl befam ich fogar Nafenblu«
ten.
Gm Frühjahr mar er flärfer, und beim Weib⸗
eben ftärfer, als beym Männchen: EN
Einen Salamander ſchnitt ich ein Fleckchen
aus der Haut, und feßte ihm: dafür eins aus der
Haut der Sumpfeydere ein. Ich wickelte es feſt,
und nach 79. Wochen war es eingewachſen⸗
Wr
Ich
U 0 ů— 67
Ich verfuchte fogar die Augen zwiſchen ben:
den umzumechfeln, und feßte einer Sumpfendere
das. Auge eines Salamanders von einer ziemlich
gleichen Größe ein, und umgekehrt; beyde ftarben
aber nad) ver Operation, vielleicht aus aud) ande⸗
ten Urfachen. /
* IV.
H. P. Boddaert von den zum thieriſchen
- Leben noͤthigen Theilen bey verſchie⸗
denen Thieren.
Von dem beben des thieriſchen Körpers,
dieſer fo kuͤnſtlichen Zufammenf-gung einer Menge
auf einander würkender Kräfte ift offenbahr die
nächfte Urſach: das Klopfen des Hetzens,
ünd der Schlagadern, und deren Wuͤrkung, der
- Umlauf des Slutes. Aber diefer Blutumlauf
fonnte unmöglich für fid) beftehen, und ohne die
Huͤlfsmittel, die das Blue in demfelben. Gras
de der Wärme, der Menge, der Flüͤſſigkeit erhiel-
N
>, Daraus entftanden die Einrichtungen der
Vorſicht, das Blut durch das Athemholen ju
reinigen und zu erfeifchen, dann feinen Verluͤſt
durch) die Ernaͤhrung 5 erfegen, und dadurch
* 2 eß
®
#,
68 Mo
es in einer Mifchung zuerhalten, in der eg fuͤr! den
Koͤrper am zutraͤglichſten wird.
Dieſe Verbindung von. Gefäßen, $ungen,
und Theilen zur Ernährung, fo vollfommen ſie aud)
an fich felbft feyn mag, bedurfte doch noch eines
Triebrades, wodurch es in die Bewegung: gefeßt
wurde, welche den hatafteriftifchen Unterfchied zwi⸗
ſchen der thieriſchen und der vegetirenden Schoͤp⸗
fung macht.
Und dies war die Wuͤrkung der Nerven,
and vorzuͤglich der Nerven des Ruͤkenmarkes.
Ganz anders und weit einfacher noch find die
Werkzeuge des vegetivenden, Lebens. : Die Pflans
en ernäßren fich ganz allein vom Auffteigen der
Feuchriofeiten, die beftändig durch. Die aufſau⸗
genden Wurzelgefäße erneuert werden; fie bedür«
fen weder bes Umlaufes, noch der Nerven, und die
Blaͤtter duͤnſten die überflüfjigen Feuchtigkeiten
weg, während ihre unteren Seiten Luft und. Thau
einſaugen *. Hieraus ergiebt fich der außerors
dentliche Unterſchied zwiſchen den verwickelten
Einrichtungen zumſ thieriſchen, und den einfa⸗
chen zum vegetirenden geben,
Ele
'*.'®=, ©, Hales Groeyende Weegkunde p. 273.
"unter CXXIL und Bonnet Viages des Feuilles,;
‚ Mem: T; *
Rn. > 69
Eines Trembleys, Ellis, Baſters,
Donatis, Pallas nnd Linnes Entdeckungen
ſind wir die Kenntniß der Geſchoͤpfe ſchuldig die
zwiſchen den Thieren und Pflanzen in der Mitte
ſtehen/ der Thierpflanzen, die von beider Natur
etwas haben, wie ung Pallae ganz deuͤtlich ge⸗
zeigt hat. *R
Betrachten wir die Reihe der Thiere von dem
Menfchen bis auf die Pflanzenthiereherad, fo trefs
fen wir hier im thieriſchen geben’ und den daraus
entſtehenden Bervegungen bie auffallendften Ber
BUN v an,
Wie groß ift der Unterſchied niche zroifchen
bem Leben eines vierfüffigen Thieres und dem traͤ⸗
gen und unthaͤtigen des Polypen, die Ellis in
ben Schwaͤmmen gefunden hat, oder gar der
Gattung in Schloſſers Seeſchaum (Acyonium
Schlofleri) * in denen das thieriſche geben zu
N fheint? —
"Der Gebanfe des Hr. Roos ———— in
ber That nicht ganz unwahrſcheinlich vor; daß alle die
Heinen Thiergattungen welche Das bewaffnete Auge
E3 N,
( #* Elenchus Zoophyt, pag, I
a, ‚Ebendaf. ©, 355, —
de Mund. invif, in Amoenit, wenden,
Vol. VIL,
79 Ic ar ur >
nur entdeckt, ganz aus einem marfartigen Stofs
fe beſtehen und daß diefes bloß Mervenftoff fey.
Daß ſie Gefuͤhl fuͤr das Licht haben, welches wir doch
bloß für Würfung der Nerven halten, hat Trem«
bley bey den Polypen, *** und Baker bey den
Federbuſchpolypen **** gefehen. Sie verftecken
fit, auch ſogleich bey der mindeften Bewegung
des Waſſers. Alle diefe Eigenfchaften Fommen
gleichfals den Pflanzen zu; So folge die Sonnen-
biume (Heliotropium) der Sonne in ihrem
$aufe; fo fchlieffen ſich verfchiedene Blumen des
Abends und öffnen ſich wieder, mit dem Aufgang
der Sonne, und das Zufammenziehen des: Poly⸗
pen hat mit den Schlieffen der Blätter bey verſchie⸗
denen Mimofenarten. 5. B. der Cafta pudica,
ungemein viel ähnliches.
Bey den verfchiedenen Gattungen der Pflans
zen ſowohl als der Thiere ſind auch die Theile,
welche zur Erhaltung des Lebens dienen, verſchie⸗
den, ob fiegleich alle zufanmen das Mark haben.
Wenn ic) gleich den Pflanzen das Nervenſyſtem
gänzlich abgeleugnet habe , welches fie aud) in der
That nicht befisen, fo muß man doch allerdings
einräumen, ‚daß fie eine Art, von Mark, welches
mitten durch die Pflanze hindurchgehet, und m
- Ba dur
;#: Mem, pourferviral*Hift. des Polyp.p.ır,
*=#e: Nuttig gebruik van het Microfcoop,
P- 320. An:
0 ⸗J —
durch die Aeſte verbreitet/ haben ; So viele Folgerun⸗
‚gen ih aus dieſem Marke ver Pflanzen herleiten
koͤnte, fo übergeb id) doch hier das Pflanzenleben
ganz, weil meine Abficht jege allein dahin gehet,
‚die Verfchiedenheiten in der zur Erhaltung des Le⸗
bens nothwendigen TIheilen imtbierifchen Körper
anzuzeigen, und den Grundfaß zu beweifen, daß
die Thiere, welche das meifte Leben d. h. mans
_ nichfaltigere Bewegungen und Triebe haben, auch
thätiger und bißiger find, und einen ungebundes
nern Bau haben; daß dies ftufenweis abnimmt,
bir endlich bey dem. einfach ten Pflangenthiere auf⸗
hoͤrt.
Ich bin bey dieſer Abhandlung Sinnes Orb»
nung gefolge und befchäftige mich zuerft mit dem
vierfüffigen Thieren, dann mit den Vögeln, Am⸗
phibien, Zifchen, Juſekten Wuͤrmern ohne Schaa⸗
le, und endlich mit den Pflanzenthieren. Ich habe
die Schnecken und Muſchein uͤbergangen, weil
ihre Bewohner nackte Wuͤrmer Ian und alfe zu
jener Klaſſe gehoͤren
Ich Habe auch bloß die zum Leben ganz un⸗
umgaͤnglich nothwendigen Theile behandelt, ohne
mich in eine weitere Unterſuchung ihres Rn
einzulaßen.
Diefe Theile find das Herz, die Lunge,
die Eingeweide und das Gehirn. Das Blut
E4 wird
72 A ° se
wird vom erſten in Bewegung geſetzt, vom 'zwei.
‚ten gereinigt, von dem dritten gemacht, und das
vierte belebt alle» die andern vreye zufammen.
3 4 l, .
Der Blutumfauf
Das Herz ift der enfte und vornehmſte Theil
der Werkzeuge. Es ift ein hehler Muffel, der
durch ſeine Erweiterung und fein Zufammenziehen
das Blut aufnimme und wieder fortjagt. Jedes
Thier daher,das Schlag und Blutadern hat, ift auch
mit einem Hertzen verfehen ; dies beftätigr fich als
lenthalben, ſowohl bey vierfüffigen Thieren, als
bey Bögeln, bey Fifchen, Amphibien, Juſekten
ja fogar bey einigen Thieren in Pflanzens Theilen,
welche dem bewafneten Auge allein fichtbar find,
Doch Haben Trembley, Donner, Baker,
Zllis ,-Pallas, und Baſter im ganzen zahl⸗
reichen Polypengeſchlecht nichts von einem Herzen
wahrgenommen,
Da es «eine alfgemein. bekannte Wahrheit
iſt, daß der thierifche Cörper aus feſten und
flüffigen auf einander würfenden Theilen beſtehet,
und dies felbit bey Polypen ftatt findet, fo folge
anz natuͤrlich hieraus, daß die Feuchtigkeiten
or den Pflanzen» Thieren fo in Bewegung. gefegt;
j wer⸗
a0 „2
werben, als die Säfte in ben Pflanzen. =
Bey mehreren Verfuchen, da ih Suͤßwa⸗
Ber Polppen unter das Sonnenmiftoffop brachte,
richtete ich vorzüglich meine Aufmerkſamkeit auf
bie herabgehenden durchfichtigen Gefäße in den Ara
men, die ausgebreitet 35. Pariſiſche Zoll lang
und 3 Zoff di waren; von diefen Gefäßen wa⸗
ten immer zwey und zwey zuſammen, einander
gleich, und liefen aber in einer Spitze zuſammen
das oben erwaͤhnte koͤnnte ſtatt eines neuen Beweiſes
fuͤr die pflanzenartige Natur der Thierpflanzen, und
den gänzlichen Mangeleines Umlaufes ihrer Feuch⸗
tigkeiten dienen, auch ſagt der groͤſte Zerglie⸗
derer, den die Welt gehabt hat; in univerſum ejus
modi organon (cor) non videtur defiderari,
quoties animal unum —— aueh
aumell.* ©.
„Das Herz ſcheint nice durdaus nötig gu
feyn, fo ‚bald das. Thier ‚ganz ollein MB einem
einzigen Darme befteber. „—
Bey den Thieren, welche Herzen * =
find fie doch nicht von einerley Bildung ſelbſt
nicht einmahl bey den Thieren einer" und derfel«
ben Klaſſe. So hat die weftindifche Ratte
(cavialin) ein beynabe rundes Her; ** auch
‘ Ez' der
“* 5 Elem, Phyfiolog, 1. Lib, IV, pag.
29
* Buffon Hift, Nat, ‚Tom xvi. Pag: 22.
undın, |
——— A 0
der gel + und. Die Waldmaus; bey bem
Manlwurfe aber iſt es wie ein verlängerter Ke⸗
gel. +t In dem Coati. (urfus lotor) hat jede
Kammer des Herzens _ eine Spiße, und daher
ſcheint das Herz zwey Spitzen zu haben, *
Bey den Thieren, welche gerade aufftehen«
de Hörner haben, findet man nad) des Heren Daus
benton Bemerfung im Hertzen zwey Fieine Kno⸗
chen, wie bepdem Ochſen, dem Hirſch, Damme
hirſch und Keh, u. ſ w.
"Ben den Vögeln iſt, fo tief meine Hua
fuchungen geben Eonnten, das Herz mehrentheils
dreyeckigt. Doc iſt man in der Zergliederung
diefer Thierenod) erſtaunend weit zurück.
Auch finden fich ‚bey ben Fiſchen niche we⸗
niger Verfchiedenheiten in Abſicht ver Form des
Herzens, als bey den vierfüffigen Thieren; bey-
dem Karpen ift es halbrund, halb platt. In
der Maeraͤſche (mugil Linn) hat es die Geftale
einer dreyeckigten Pyramide, in der Makrele
äft es viereckigt ** und, bat nur ein PR und eine
SER:
In
T Ebenb. pag. 65.
— pag. ı22, Tab, XIII. he 4 5:
—1
* Ebend. Tom. XVII. nu 218.
»* Gouan Hift. Pifc, p. 90. Teb. IV. litt, As
== Artedi, Ichtiol, Part. U, pag: 14: $: 58.
A 0 = 75
In den Friechenden Amphibien, it das
Herz ganz außerordentlich lang, wie ich de)
einigen Schlangen bemerft habe.
Ben den Raupen ift das Herz po lang als
ber ‚ganze Eörper, *#*
Ben der Seemaus (Aphrodite aculeata
Linn) fand Hr. Dallas gar fein Herz, aber er
feh, daß das Gefäßfnftem aus den Eingemeiden
In einem großen Gefäße zufammen fam, und dag
Blue aus ihm in alle Theile des Cörpers vertheilt
wurde, daher ſo wenig hier, als in der WMeeraß⸗
el ein Blutumlauf flatt findet ***, Im Sees
baafen (Laplyfia Linn ) ift das Herz ein aufges
rolltes Haͤutchen, das unten und oben eine Defnung
hat, aus welchem ein Gefäß vorkommt, das ſich
nachher in Seitenaͤſte vertheilt. *****, In ber,
othen Meerſchnecke fand Hr. Bobadfih we⸗
der Herz noch Sungen + fo auch Hr. Heſſenen
nich in der Purpurſchnecke tt. fi
sn
### Lyonnet Traite anat. de la chen; page:
104: Tab, IV. fig. IV. pag, 412. — Tab, Xlle.
fig. 1. - Zwammerdam Byb. der Nat. Tom.
1. p. 255. Tab, XV, fig. I. litt, xX - Tab,
"XXXIV, fig. 6,
ur Pllas Mifcell, Zool. pag. 89, Tab.
- VI. fig. II, litt, e.
"iet#® Bohadfch de Anim, marin, pag, 36.
Tab. IV, fig. 17. 19.
*+ daf. p. 92. Tab. V.
tt Philofeph —— Vol,L, ann, 1758;
/
DE SER 2
In der Schneke ift das Herz bienförmig
| mie einen Dhre und einer Kammer, und aus:der
unterſten Spiße derfelben kommt die — Schlag⸗
aber — ttt |
Das Herz dee —— hat die
j Da, eines Hufeiſens oder eines A Bier
eis, *
: Die Schlagaber an der linken Kammer bes
AR ift eben fo in ver Anzahl der. Aefte ver«
chleden, die fie abgiebt; ‚bey den meiften vier.
fülfigen Thieren iſt es'nur einer bey Aigen find. u
ger zwey, bey noch anberen brey **
Su den Sifchen ift die große Shlegebe
am Herzen enge, wird nachher weiter, und wie⸗
Ber enge und gehet dann in der Geſtalt eines ums
jefehrren Regels zu ven Kiefen, und giebt eine
weig dem Beinrande ab, welcher längft der Ba⸗
ſis hinlauft, und ſich in neue Zweige vertheilt,
die ſich laͤngſt den Kiefendeckeln verbreiten und
unter ihnen verſchwinden. Auf dem Rande eines
jeden Kiefendeckels liegt eine Ader, die uͤber den
knoͤchernen Rand hinlaͤuft, und ſich in einen Stamm
er⸗
Hr N Byb, der Nat, pag. 119,
Tab. I
5 Nuttig Gebruik van het Microfcoop, bl.
988 Plaat X], fig. 5. lie, 8.
%* Buffon Hiftor Nat, ‚auf mehreren Tafeln,
Uno Ei,
vereinigt, ‚ber längft dem Ruͤckgrabe fort Täufe,
an die Stelle ver herabgehenden Schlagadern tritt,
und fein Blut in alle Theile des Körpers führe,
Diefe Adern endigen ſich mit dem andern Ende,
das in der Nähe von dem Anfang der Fnorpelich«
ten Ränder liegt, in einen anderen Stamm, ber
fid) in das Behaͤltniß das du Verney ergieft ***,
Bey den fliegenden Vögeln iſt der Eins
gang in die Hohlader mie einer Klappe geſchloßen
welches in den andern Vögeln, die nicht fliegen
fönnen, nicht ſtatt zu finven ſcheint, und
in vielen Voͤgeln giebt die große Schlagader drey
— sn F
Bey den Schlangen liegt das Herz untet
den fungen, und hat nach den Hrn. Robieville,
und Salerne zwey Kammern und. zwey Ohren +5
au) haben, nach der Unterfuchung des Hr. Mery
== Die Landfchieldfröten zwey Kammern un®
zwey Ohreen im Herzen, und daſſelbe hat Hr. Haſ⸗
ſelquiſt am Rrokodil geſehen =, ie
Schon
”=% Artedi Ichtyol, II, pag. 25-26, Gouan
NHiſt. Pifc, pag. 91. Tab. XL fig, 4. Litt, c. d.
* Valenti Amphit. Zool, pag 30, und 43.
* Hiftnat. des Anim. Tom II, part x: pag. 17.
*= Mem. de Y; Acad. des Sciences. | 1704.
an, Haſſelquiſt Reifen nach Palaͤſtina. „IT,
€ ur? A * N Aria
78 Ic ı a Zu 2
Schon der Nitter Linne hat es als ein.
Kennzeichen der Kaffe angegeben, daß fie ein
Herz mit einem Ohre und einer Kammer haben *.
Das ganze Gefäßfnften der Raupen bes
fteht aanz allein aus dem Herzen, und hat nichts
von Blut>oder ſonſt Flüffigkeiten führenden Seis
ten» Gefäßen, da alle die Seiten; gefäße, die
man in Lyonnets unvergleichlidien Abbildun«
gen findet, nach feiner Angabe nur Merven
find, Eau
Daſſelbe einfache Syſtem von einer eins
gigen Ader ohne abgehende Aeſte hab ic) in der
Weerſchneke des Hr. Bohadſch gefehen, auch)
hat Swarnmerdam in den Bewürmen das
Herz einem langen hohlen Kanal ohne Zweige ***
gleich gefeben, fo daß ich mit Hr. Lyonnet
jiveifelen möchte, ob die Gemürme ein Herz
haben. | ;
Das Räderebier, Schüppentbier ünd
ändere Daftard » polypen haben ein Herz,
über Feine Gefaͤße, die feibft nicht einmahl durch)
das-Sonnenmifroffop ſichtbar werden; &
So
*Syſt. natur. ed XII. pag: 19. Cor uni-
loculare in auritum. Auch Brifſon Regn; anim;
pag. 4- (ed Paris);
., ##® Lyonnet Traits anatom. de la chen, pag,
414. uf. J *
ss Zwammerdain Byb, def Nat; Tab; XIX.
%
Ne 9
So ſehen wir alfo in offen Thieren ein Sen, |
bas aber bis auf die Pflanzenthiere ‚herab, die
feines haben, am — immer *—
nimt.
Die Ampbibien, welche — Herz» Kam⸗
mern und zwey Ohren haben, ſind auch mit Luin⸗
gen verſehen; doch nach Merys, Redis und an⸗
derer Wahrnehmungen wird das Blut zuerſt in
die Kammern gebracht, und die Ohren ſcheinen
nur allein zur Aufnahme des überflüffgen be«
flimmt zu feyn; die rechte Kammer erhält das
Blut aus der Hohlader, die linke aus der Lungen⸗
Blutader, (venapulmonalis) und das Blut wird
durch die Lungenader zum Theil durch den ganzen
Körper verbreitet, zum Theil wieder in die rechte
Kammer aurhefgeführet
\ Ich ſah das Blut bey den Sifchen aus:
der großen Schlagader zu den Kiefen gehen, und
durch das Aderſyſtem in alle Theile des Koͤr⸗
pers fortgebracht werden.
Den den Würmern ſieht man ‚einen KRöra
per, der durch feine Bewegungen etwas ähnlis
ches mit dem Herzen hat, ‚aber nichts, was ‚den
Dlurgefäßen einigermaßen gliche.
Ben einigen weichen Gewuͤrmern fin⸗
det man ein ſehr einfaches Herz, ohne Kams
mern un Öbten und nur mit einem einzigen Gefäße:
Ben
80 Ä o S
Bey den Seemäufen urd Taufendfüffen,
kann man das Gefaͤßſyſten für feinen Blutsums |
lauf halten, denn.es ift fo einfach), dag es nahe
an die Aflangen graͤnzt.
3 —
I.
Bon dem Athemhohlen.
Ben, der Betrachtung des inneren Baues
der vierfuͤſſigen Thiere bemerken wir, daß
zroifchen der linfen und rechten Herzkammer das
Lungenfaͤßſyſtem liegt ; und das Blut, welches aus
bem rechten Ohre des Herjens kommt, wird
durch eine Defnung in bie &ungenfchlagader ges,
trieben, welche fich mit zwey Aeſte in die Lunge
vertheilt. Aus det linfen Herzkammer fommen
vier Stämme ‚ welche ſich in die Jungen verbrei⸗
ten... Wenn das Blut aus den Lungen wieder
berausfommt, fo flieft es durch die vier ‚sungen
biutadern in das linke Herzohr, dann in. die
Unke Rammer, aus der es fic) in die Aorta oder
in die große Schlagader ergieſt. Alſo gehe
das Blue in feinem Umlaufe durch die Lungen,
bie wie nun jezt näher betrachten wollen,
Den dem Menſchen, Orang Outang *
den
J se Buffon Hiſt. nat, Tom. XXVIII. pas · 106.
)
x
0 # sı
den Choras oder Maimon ** (SilenusLinn.) dem
Makako *** (cynocephalusLinn.) fiegen die
$ungen rund herum vom Rippenfelle umgeben,
und füllen die Höhle auf das allergenaueſte aust.
Bey den meiften anderen Thieren beftehen die
$ungen aus mehr als zwey Theilen, und füllen
bey diefen nicht nur die Bruft an, fondern ihr
unterftes Anhaͤngſel kruͤmmt fich Hinter ber. Hohl⸗
ader herab.
In dem Wolfe, hunde, Suchfe, Tiger,
Loͤwe, der Wiefel und Zibethkatze hat Hr.
Penerus und die franzöfifchen Zergliederer fie in
achte Stücken zertheilt gefunden. Hr. Daubenton
. aber nur in fechs tt. .
Behy ber Gaselle, (dorcas) dem Rich»
born und Biber findet man fehs; beym Igel
jehn; dem Elephant zwey: wie auch bey dem
Dromedar,Darder, Seehund und dem Schup⸗
penthier.
"+ Ghendaf. pag 248.
“= Ebendaſ. Tom XXIX. pag. 13, Tab,
22.
* Haller Elem, Phyfiol. Tom. III. pag,
129, 4
““ Buffen Hift, nat, Tom. X, und XVIT,
N Die
8. F ar de,
Die Voͤgel Haben eine Lunge mit wellen”
fermia aus geſchnitt nen Rändern und von einem
ſehr ſonderbaren Baue.
Die Amp bibien, die Regren und Siree
mit geichloffenen Kiefen ‚ haben zwey ſehr ein⸗
fache Kiefen. * '
Die eigentlichen Sifche Gab gar, feine
Lungen, ſondern Kiefen,/ deren wunderbaren
Bau wir nachher unter ſuchen wellen.
Zwiſchen den Amphlbien und den Fiſchen
ſteht die Fiſcheydexe (Sıren Lina) in der Mits
‘te, bie Jungen und Fiefen hat, welche —
des Körpers liegen. *
Bey den unbedechten een fies
gen bie Zungen auf dem Ruͤcken bey den Einges
“ weiden, wie im Sreehasfen (Lap! yfia Linn )
*eoder bey dem Hintern wie in der Doris (doris
‘Linn. ) *
By
* Memoir, adopt, anat. da camelon — Cha-
zas dela Vilione, pag. 40. Tab. I, fig. e,c, —
Sehr Il, D. Tab,. 116. hg, 2: 3.
"= Lion, Amoen, acad. Tom, VII differt, de
—
ww Bohadfch deanım, marin. pag. It, Tab.
3.4 öf 6, Litt, k.
Ebendaf, pag. 69, Tab, 5, fig, 4, Litt,
ATEM
a0 MR 33
Bey den eigentlichen Wuͤrmern giebts
gar keinen Koͤrper, der Die Lungen ausmachte,
ſondern offne Luftloͤcher, die ſich innen durch
den ganzen Koͤrper verbreiten, was wir nachher
bey ihrer Beſchreibung auseinanderſetzen wollen.
Das Lungenſt yftem der vierfüffigen Thiere
beſteht zuerſt in einem langen Gefäße, das vorm
Enorpelartig » iſt, und die Luftroͤhre Heft; dieſe
theilt ſich in zwey Aerme, von Denen jeder in ei⸗
nen Lappen der Lungen gehet, und ſich in unend⸗
lich kleine Aeſte zertheilt, die ſich in eine Art klei⸗
ner r Blaͤſgen endigen.
Die Mftroͤhre beſteht aus kuorpelichten
en welche bey vielen vierfüfligen Thieren
hinten fleifchldje ſurd; bey den reiſſenden ift dies
fleifchichte ſehr unbeträchelich 3.08. bey den: Loͤ⸗
wen, Dären, der Rage u. fe w; aber auch
dey einigen wiederkaͤuenden.
Ben ben Voͤgeln iſt dies Syſtem und bie.
Form ber Lunge von der anderer Thlere ſehr ver⸗
fihieden. Sie unterfcheider fi nad) Maafga-
beder Stimme und Lebensart. **** Die fun
gen ſelbſt beſtehen aus einem fluͤffigen Stoffe, wel⸗
Fe cher
“©, Collect, acad, VII. peg. 293- 296.
Tab. XIK- Vzlentini Theatr, Zoot- Herri-
fant Mem del’ Ac.des fc. 1753. p. 406: Tab.
XIl.tedit Amft,) Haller Elem, —— IM. p. 24
149 .
34 A o M
her an der Bruſt feſthaͤngt; das obere Enbe je.
bes fappers hat ein ober zwey fehr meite Oef⸗
nungen, durch welche die Luft in ben Leib der Wös
gel gebet, * welches vorzüglich bey dem ſuri⸗
namifchen Trompeter »Dogel (Plophia Linn.)
dir Fall iſt. Beer
Die Ampbibien haben zwey ſehr einfache
$ungen. Bartholin fand in einer» Schlange *
die Luftröhre aus halben Zirkeln beftehend, wie
auch) Hr. von Haller gefunden hat. ** ch felbit
habe dies in einer LTatrer ( Typhlus Linn.) ges
funden; die Sunge felbft war ſchon in Faͤnniß üs
bergegangen, und daher nichts daran zu fehen.
Redi fand in einer zmen» Föpfigten Schlange
zwey $uftröhren, und zwey $ungen, *** m
Krokodille fand Hr. Haffeleuift die Luftroͤhre
ganz knorpelicht und ſich in zwey fungeri endigen.*
In der Schildkroͤte iſt die Luftroͤhre ganz
knorpelicht, und laͤuft nicht gerade, ſondern
deugt ſich vorher um, und gebt dann wieder ge⸗
- ra⸗
re Willis de anim. brut. Part. I. cap, 3-
r⸗ois Voſmaer Befchryving. van den Trom-
patter. - vogel, - Pailas Mifcell, Zooi, pag. 71,
Pallas Spicileg, Zoolog. IV Tab, IL,
* Acta Hafnief. 1677. p. 100,
%* Haller Elem. Phyf. Tom I], pag. 145
s#@ Collect. acad. VI. pag.465. \
*Haſſelquiſt Reife nach Palaͤſtina. 2. th,
A 0 se
trade zu den fungen fort **. Sjm Srofche find die
Ringe der $uftröpre von hinten fleifchicht, und bie
eh beitehen aus bloßen kleinen DBläfgen,
‚Die Fiſcheydexe (Siren Larert. ) »* hat
inwendig flüffige Jungen, und nach auffen als Ries
fen —— * Kiefondeckel mit drey ae
gen ** |
Die fhwimmenden Ampbibien haben
dungen und Kiefen.
Die Neunauge hat wellfommenere Sungen -
als bie anderen , und firben lungenaͤhnliche KRör«
per nad) außen bin; jeber von biefen hat feine Defe
nung nach innen, bie durch eine fchiefliegende Roͤh⸗
re mit der äuferen Oefnung i in Verbindung ſtehet.
Jede funge iſt durch einen runden, rothen TOR
von der anderen abgefondert. *
Bey ben Roggen kommen bie auſſern kuft
löcher mit den inneren weit größeren überein; Dies
fe find mit eben fo vielen blaͤtterigen Körpern
53 voer⸗
Colleo. atad VI. pag.. 294% 21
1 ——— de, pulmonibus, paß. 328. Tab,
Mu. ‚se. 1.D, E,
en. weiß wie zweifelhaft, überhaupt noch
‚bie Exiſtenz diefed Thieres iſt.
AX er Amoenitas. ac.d« vol, Vill, Dik.de ‚iren.
— Artedi defcript, Spec, ‚Pife, ‚Pag. 161,
. 20,
⸗
86 x PK 3
verbunden A welche die Stelle der. Sungen vertre⸗
ten. ** Auch hat Gardon in Carolina die
Werkzeuge bes Athemhohlens bey dem Stachel |
bauch, Igelfiſch, Rofferfiſch und Horn⸗
fiſch unterſucht, und bey ihnen außerlic) Kiefen
*
And inzerlih Lungen gefunden, “
Die eigentlich fo genannten Sifche, welche
die Fiſcheydexe mit den Amphibien verbindet, haben
anſtatt der Lungen: Kiefen, welche an ihrer er-
habenen Seite geblättert oder gefiedert ſind, wie
eine Schreibfeder, und jedes Federchen beſteht
aus zwey Platten, die mit einem Haͤutchen an den
knochichten Rand befeſtigt ſi ind.
ik
Alle Bewürme haben äußerlich Sufelcher,
di⸗ * den Raupen und Puppen ſehr ſichtbar
doch in ihren Zuſtande der Vollkommenheit ſchwer⸗
ch zu finden find. Aus dieſen Luftloͤchern laufen
Röhren innerhalb des Körpers, die aus sen
$uffröhren kommen, welche in den Kaupen längft
den Seiten binlaufen und in ben Kopf, die Ein«
geweibe, und den Ruͤcken Zweige abgeben. **
A —— des De oͤfnet und ver⸗
ſchlieſt
eEbendaſ.
* Linn. Sy, nat, xt. in der ——
yonnet Traite anat. Pag. 238: - 41. Tab,
Em. IL, fig.l1,.5.0 . ©
.
©
Br Bo. Je 9
ſchlieſt echtem dleſe sufsläfıen um bie Luft
ein uͤnd auszu e;mm. Viele Gaehrie Haben es
geleugaer, daß re — als "Puppen ath⸗
mern. *
In Pen weich’n — iſt der
Bau der Lungen, und olſo auch die Eintichtung
zum Athenthohlen verſchieden · Im Serhaafen
liegen die Lungen unter ven Nude, und
ſind wenig von den Kiefen der Fiſche verſchieden.
wer Sie ſtehen mit den Kerzen durch die vie⸗
dergehenten Schlag dern in Verbinturg, und
find nach. Hr. Bohaoſch zu demſelben Gebrau⸗
che, als den hi REN und v Sie —
RER u.
ne | io %
Im u we Srefchneche (Doris ı orgo
Linn.)liegen die Lungen von Hirten uͤber den
Koͤrper und das Thier iſt im Stonte, fie ging
lich einzuziehen. * Melt Veinfacher nechlift viefer
Bau en der Seemnaus (Aphrodite 5359
— —— un Ki
' ser * — Mem. Infekt, Mas x ——
Anmerkung zu Lefler,, Theo'og, ‚des ilnlacter.,-
Martinet, ‚de bira infect, - de Kaas Mera.
Tom, IT. dit 7.
\y #*# Bohadich de anim mar. Pag. 42. Tab,
OD, fig. vr. Tab. 1, fig. 6.1.
Dean Ebendaf, pıg, 65. Tab. V. fig, 94.
"# Pallas; Mile, Zooh, Pabs 8. „eh, ‚Vilig,
2 *
it
‚88 Ic RB So
st. Pallas fand zwifchen einer jeden Schuppe,
die unter dem Rücken liegen, Anfänge von Kiefen
in der Geltalt Fleinee Kämme oder am Rande
ausgefihnittener und in boppelte Zacken —
Franſen. tt
In der Meertulpe Aa Linn.) hat
der gelehrte Dafter an den Federn einen langen
Mund gefehen, Der wie ich glaube, zum Athem-
hohlen dient ; Ich fand ihn fich in einen Sac en⸗
digen, der unter dem Kopfe lag.
Wahrfiheinfich vertreten die Barten ber
. Wallfifche die Stelle ber Lungen, wie ich aus
ihrer Aehnlichfeit mit den Fiſchkiefen, und der
$unge des Srebafen und der Seeſchneke ſchließe
Hieraus ſehen wir, daß die Lungen ber vierfuͤſ⸗
ſigen Thiere aus Gefaͤßen, Blaͤtgen, und Druͤ⸗
fen beſteht, bey den Voͤgeln fluͤßiger, und den Am⸗
phibien ganz fluͤſſig ſind, ben den Fiſchen in Kiefen
beſtehen und daß die der weichen Gewuͤrme zwiſchen
den Fiſchen und Wuͤrmern mitten inne liegen. Die⸗
ſe allein haben Luftroͤbren, und die Pflanzenthie—
re haben uͤberhaupt gar kein Lungenſyſtem,
(Forsjeisung im folgenden Stuͤcke.)
V,
3 Baſter Uitfpanningen 1. Deel. Bag: *
Tab, XII. fig. IX. Litt, B.
vo ‚e | 89
*
Etwas för dad Miederfäuen und die
Verdauungs Werkzeuge der wieder;
Fäuenden Thiere.
Einleitung.
Zergliederung der Thiere verſchafte uns mehr
Aufklärung in ver wahren Phyſiologie bes Men-
ſchen, als-Zergliederung des menfc)lichen Körpers
ſelbſt. "Dies koͤnnte widerſinnig ſcheinen, aber
ein Blick in die Geſchichte der Phyſiologie wird
ung zeigen, daß ber Satz, ben Haller bepaup»
tete: „ Anatomes brutorum plus boni fecit in
Phyfiologia humana, quam anatomes homi-
nis „ nicht ohne ‚Ueberlegung niedergefchrieben
war. Zwar fönnte man einwerfen, daß fie auch
viele Irrthuͤmer veranlaßt habe ; aber diefe Fort »
tan leicht durch Anatomie bes Menfchen gehoben
werben, und fie find gegen die Vortheile gar nicht
zu rechnen, bie wir Durch jene erlangten. — War
es nicht Zergliederung der Thiere, die uns vie
wahre Beſtimmung ber Jeber lehrte? die uns
zeigte, daß in der Gallenblaſe keine eigene Galle
abgeſchieden wuͤrde, da wir fie bey Thieren feh⸗
len ſahen, die bod) eine Leber und alle harten? —
War fie “s nicht, bie uns. don der irrigen Mei
5 nımg
90 a 0 *e
nung zuruͤck brachte ‚daß bie Stirnßählen zur
Meritärkung der Stimme etwas bentrügen? —
Waorf fie nicht bie ganze’ Lehre des Carteſius
von dem Sitze der Seele in der Zirbeldrüfe um? —
Sch könnte viele Seiten anfullen, wenn ich afle
Theile nennen wollte, von denen fie uns den
wahren Nutzen lehrte, -
Nicht allein der Dhnfisfogie des Menfchen
verfchaffte fievielen Nutzen, fondern fie trug aud)
Dieleg zur richtigeren Naturhiſtorie der Thiere
by. — ie lehrte ung, daß es feine Baſtarde
von Ochfen und Prerdin gäbe. — Eie zeigte
ung die Möglichkeit der großen Nelles der Vo⸗
ge! in "er $uft. — Sie zeigte uns bie Verbin
Dungen der dungen mit ben Knochen. — Dur
fie erfuhren wir, wırum «8 unmöglich feyn, daß
der Kufut brüten fönne, wie de fürinamifchen
Kröten Ihre Jungen auf dem Rüden ausbrüten
konnten; und daß rie Zellen aufdem Ruͤcken feine
Verbindung mit Der Gebaͤhrmutter hätten,
Anatomie. ber Thiere berichtigte ferner vie⸗
les 6 in Anſehung der Krankheiten der Men«
fihen, als auch der Tiere und in anderen SR ber
Landwirthſchafft.
Sie hat uns bie Veränderungen gelehrt,
‚die mit unferer Erde ‚vorgegangen ſind. Wir
finden Knochen und Zähne von Thieren, bie *
+
U 0 ; a
in anderen Zonen leben, und ſogar von gan; un-
bekannten Thieren,bie ung eine Vorwelt vermuthen
laffen,
Aber nicht allein Zergfiederung tobter Thies
reift uns zur Kenntniß der Arzneywiſſenſchafft,
Naturhiſtorie und Landwirthſchafft nörhig, ſondern
auch Anatomie lebender Thiere und faſt moͤgte ich
fagen, noch noͤchiger: denn fie lehrt uns die Bes
wegungen und Verrichtungen des thierifchen Koͤr⸗
"pers. Haller fage daher in der Vorrede zur,
großen Phyfiolonie: „A cadavere motus abeft,
omnem ergo motum in vivo animaie fpecula-
ri oporiet: Und weiter hin fagt er: Hace cru-
delitas (vivifectio, ad vera:n Phyfioiogiam
plus, eontulit quam omnes.fere aline artes,
‚ quarum confpirante opera noftra [cientia con-
valuit.,
+ „Bey feinen Unterfuchungen muß man aber
mie mehr Vorficht zu Werke gehen, als bey die⸗
fen. Meiftens war man zu voreilig und machte
Schluͤße von Thieren und fogar von kaltbluͤtigen
auf Menfchen, die denn zu falfchen-Behaupruns
gen Gelegenheit gaben... Selbſt Haller wurde
verleitet, Verſuche mit Opium an Froͤſchen vor⸗
zunehmen und ben Erfolg derſelben auf den Meit⸗
ſchen anzuwenden. Ferner muß man immer be⸗
denken, daß das Thier an dem man die Verſuche
anſtellt, nicht im natürlichen, Zuſtande ft, ſon⸗
458 27 dern
98 Ao 2
dern durch Ausfpannen, Schmerzen und berglei-
chen mehr in eine folche Angſt gefest wird , die
nothwendig einen erftaunenden Einfluß auf bie
Bewegungen des fhierifchen Körpers haben muß.
Eben deswegen find auch Verſuche über Empfind:
lichkeit der Theile des Körpers fo ſchwankend, und
entfcheiben faft gar nichts, befonders wenn bas
Thier vorher erft ſeht viel Schmerzen ausftehen
mußte, die dann bas feinere Gefühl gewißer wer
niger empfindlicher Theile Kumpfmadıten. Dann
zumeilen giebt das Thier Zeichen des Schmerzens
von fich, wenn es faum berührt wird, und die ber
reizenden Urſache gar nicht angemeßen find,
Hier fieht entweder das Ihier, daß man es bes
rührt und glaubt ‚eben ſolche Schmerzen wieder
ausftehen zu müffen, oder wenn es aud) nur dag
teifefte Gefühl eines angebrachten Reizes hat,
fo geräth es in eine folche Anaft, die Krämpfe,
Schreyen und andere Zeichen eines großen Schmerz
zes berworbringen ;und dies veranlaßte denn die
siderfprechendeiten Behaupfüngen.
Eine der wichrigften und fehrreichften Er—
fheinung inder Defsnomie der Thiere ift wohl das
Wiederfäuen. Schon in den aͤlteſten Schriften
ſtoͤßt man auf Stellen, die ung zeigen, Daß man das
Wiederkaͤuen der Thiere kannte, und es einer naͤ⸗
heren Unterſuchung für würdig achtere. Wieder⸗
kaͤuen und geſpaltene Klauen war ſchon zu or
5 el⸗
*
ee.
Zeiten ein Zeichen der reinen und unreinen Thie—
re: In den neueften Zeiten hielt es ein Camper
nicht, für zu gering, ihm und der Viehfeu-
che eine eigene Feine Schrift zu widmen und
das, was bisher noch dunfel und fehlerhaft war,
aufzuflären und zu berichtigen. Auch war es noth⸗
wendig, das Wieberfauen genauer zu unterfuchen,
wenn man zu eiuer richtigen Kenntniß ber Urfo=
hen und Heilung der Viehfeuche gelangen wollte,
da uns das unterlaßene Wiederfäuen das erfte
Zeichen giebt , daß ein Thier Frank iſt.
Wiederkaͤuen nennen mir diejenige Hand«
lung: Wenn das nur ganz leicht gefäuete Futter
verſchluckt, und denn, nachdem es etwas in Mas '
gen verbauet ift, nad) umbeſtimmter Zeit Biſſen
für Biffen 'wieber herauf in den Mund getrieben
wird, um zum zmeiten mal fein zermalmet und
dann wieder verſchluckt zu werden, wo es alsdann
erſt eigentlich verdauet wird,
Dies iſt blos vierfüßigen Saͤugethleren eis
gen, und unter diefen nur foldyen, Die Graß frefe
fen, daher fie auch, fo lange fie noch faugen nicht
wiederkaͤuen. Meift ale Thiere,die wir zu unfe-
rer Mahrung brauchen, Fauen wieder, denn fie
machen auch die meiften Arten über den Erbboven
aus, wie Düffon * richtig bemerfte. Ob man
fie
+ #Buffon hiftoire naturelle generali et Part.
| da
9 wo
fie gleich meiſtens in wärmeren Himmelsftrichen,
anfrife, fo finder man doch auch mehrere Arten
in dem nördlichften Theile von Europa, wie die
Nennthisre und Elendthiere in Lappland.
Weber die Kennzeichen dieſer Arc Thiere ift
viel geftritten worden. Die gemöhrlichften, bie
man angab, warennicht genug auf Erfahrungen
gebauet und befanden ſich bey genauerer Unter
ſuchung mehrentheits falſch. — Sogaben 5. B. eis
nige die gefpaltenen Klauen für ein ficheres Kenn«
zeichen an. Aber vas Kamel hat eigentlich kei—
ne aefpaltene Klauen und kauet das Futter doc)
wieder. Hafen und Kaninchen haben gar feine
Klauen, fordern Zehen; Schweine hingegen haben
geſpaltene Klauen, und wieberfäuen nicht, — Auf
den erftert Blick koͤnnte man verleitet werben bie
Hörner für ein Kennzeichen zu halten, aber bey
genauerer Prüfung fält dies auch weg.
Andere gaben ben vielfachen Magen an:
Aber niche alle wiederkaͤuenden Thiere haben ei«
nen vielfahen Magen, da z. B. Kaninchen
und Hafen nur einen einfachen haben. Andere
Thiere, die nicht wiederfäuen, haben einen vielfa-
chen — wie das und der
Delphin *)
Ans
ER Cabiuet du Roi Tom, XII,p. 357.
Zu diefen Fonnte man auch beynahe den Ta—
pir
Andere glaubten ein gewißeres Kennzeichen
waͤren die fehlenden Schneidezaͤhne in ber oberen
Kinnlode, da diefer die meiſten wiederfäuenern
Thiere beraubt find, und fie baher das Graß
nicht abbeißen, wie andern Thiere, fondern eg mit
der ‚rauhen Zunge abreißen. Aber «Hafen und.
Kaninchen haben ſtott einer Reihe oberer Schuti⸗
dezaͤhne zwei Reihen hintereinander.
Buͤffon nahm den kleineren Blinddorm (in·
teſtinum coecum ) für ein Kennzeichen an. - Ar
ber ob Dies aleich ben dem Rindvieh eintrift, fo
haben im Genentheil andere wiederfäuende Thiere
in Anſehung ihrer Größe einen fehr langen und
großen Blinbdarm wie z. B. Hfen und Kaninchen;
Hunde, Fuͤchſe und dies ganze Gefehlexhe gingegen
haben einen ſehr Heinen *. na
Ein
pir säblen, ber zwar nicht — Magen neben
einander hat, aber deſſen Gedaͤrme ſich doch ſoan
einigen Stellen erweiteren und einen ganz anderen
inneren Bau erhalten, daß man fie fuͤglich für
mehrere Magen halten fan, ©, Bagon memoiras
pour fervir al’hiftorie de Cayenne et de la
Guiane Francoife,
= Camper glaubt daß ſich Die Berfchtedenheit
des Kothes der Thiere, in Anfehung ber mehreren
oder minderen Feſtigkeit, nach ber Länge bes Blinde
darms
N 0 95:
*
J
6 Mo RS
Ein gewiſſeres Unterſcheidungszeichen finden
wir in dem Bau der Backenzaͤhne, in der ſchma⸗
leren Unterklnnlade, und in der beſonderen Ver⸗
bindung der unteren Kinnlade mit dem Schedel.
Die Backenzaͤhne haben ſaͤgefoͤrmige Reifen die
in die; Quere gehen, welches auch ſchon Peyer
= bemerkte. Die untere Kinnlade iſt, wenn
man fie mit der oberen vergleicht, viel fehmaler.
— Die Gelenf» Köpfe der unteren Kinnlade
find nicht wie bey Bloß fleifchfreßenden Thieren
"breit, auch nicht fo wie bey dem Menfchen, die das
Mittel zwifchen breiten und runden halten, ſon⸗
dern fie find ganz rund; daher auc) diefe Thiere
die Kinnlade nac) allen Seiten bewegen fönnen,
und fie das Futter mehr zermalmen, wie Muͤhl⸗
fleine das Korn, als, zerfchneiden. Diefe Zeie
chen giebt Camper an, wo fid) aber noch einige
jufegen lagen. So bemerfte Blumenbach,
daß die aufere Seite ber oberen Badenzähne
länger als die innern wäre: bey den Backenzaͤh⸗
nen der unteren Kinnlade aber bie innere Geite
fänger als die äufere feyn. Dies fcheint dazu zu
die
darms und ber übrigen Dickendaͤrme richte. Das
Rindvieh z B. bat nad feiner Größe kurze
Dickedaͤrme, und daher ift der Abgang dünn.
Dey Schafen und Hirfcgen, hingegen deren dicke
Daͤrme fehr lang find, ift der Abgang harter und
kuglich.
#©.Peyeri meryeologia pag, 14:
nom i 97
dienen, daß das Futter nicht fo leicht zwiſchen ben
Zaͤhnen heraus falten kann, ſondern immer wieder
in den Zwifchenraum derfelben fälle, welches das
Kaͤuen ungemein erleichtert. — Der Schlund
iſt bey voiederfäuenden Thieren fehr. ftark und,
fleiſchicht: Sie haben fein Fett, (ungvis, axungia)
fondern Talg (Saevum,)
Die meiften wieberfäuenden Thiere haben
vier, oder wie man richtiger fage, drey Magen,
da ber zweite bioß eine Verlängerung des arften
Aft. Ich will erft eine Befchreibung diefer Max
‚gen voranfchicken,ehe ich zur Belchreibung, des Wie⸗
derfäuens felbft komme.
Den erften Magen * nennt Ariftoteles
Koala Oder Kara neyaan "*. Bey den latei,
niſchen Schrifftftellern fommt er unter bem Nah—
'menrumen, magnus venter, ingluvies, aquali-
euluspor. Die Franzofen neunen ihn: la don.
- ble, lherbier, la pence ober la panfe. —
Ben den Engelänbern heißt er: the Cub; Bey
"den Staliäneren: la trippa, la pancia. — Auf
hollaͤndiſch de pens. Auf Spanifch: bariga,vientre.
— Wir nennen ihnden Panfen oder den Wanſt.
= Mbbildungen findet man bey Perrault mecha-
nique des animaux. ſ. feine Oeuvres de phyf;
pag: 432. ſig. 2. — Peyeri Merycolog, Icon,
J. A. A, pag. 181. — Buffon Hitt, Nat;
Tom. 4. pl. 16. fig. 1,2, P, Camper leflen
„.. Oyer de Vcetterfe; fig. 1. B« C. D,
ai Ariftoteles de part, animal, Jib, cap. 14!
Wenn
98 A 0
Waenn er fear ift, liegt er auf "der linken
Seite horizontal; Wenn er aber voll ift, ſo
nimmt er aud) einen Theil der rechten Seite ein.
Bey erwachfenen Thieren uͤbertrift er alle übrigen
‘an Größe: bey faugenden hingegen iſt er Eleiner,
weil er dann mäßig if. Er wird erft durd) das
Futter ausgedehnt, daher er aud), nachdem man
dem Thiere verfchiedenes Sutter giebt, mehr oder
weniger an Größe zunimmt. *
Er gleiche von auffen einem nnförmigen Sas
de, der durch eine Furche in zwei Hälften getheilt
ift, in welcher die größeren Blutgefäße mit Fett
umgeben liegen. Innerhalb wird er durch vier
wuͤlſtige Streifen in eben fo viel Säcke getheilt **,
Die innere Haut ift fammetartig und mir Eleinen
Papillen befest, Die bald weiß, bald braun und
auf den Falten entweder hellgelb oder ſchwaͤrzlich
find. In biefem Magen fintet man das Graß
beynahe noch ganz friſch und es hat nur wenig von
der Verdauung gelitten. D’aubenton *** fand
in dem erften und zweiten Magen Würmer, die
mit
*J. — Hift, nat, generale, Tom,
ey Vink leffen over de herkauwing der run-
deren on tans woedende Veeziekte,. Rotterd,
1770. Tab. 1. fig, 3.
** Hift, nat, er 4:P: 492, Tab,
16. fg. 3.
o eo | 9
mit denen, bie Camper + zu mehreren malen.
im den Panfen der Schaafe fabe, genau überein.
fommen. Diesfcheinen Larven von einer Deftruss
Art zu ſeyn, aber von welcher Gattung, fann mar
niche beſtimmen.
Den zweiten. Magen * nennt Ariſto⸗
teles nerevpwrÄos, welhes Gaza in arfı=
neum ‚oder; . reticulum uͤberſetzte. Die
Franzofen nennen ihn le bonnet und refeau,
Den den Holländern kommt er unter dem Nah:
men de hoeve oder huyve und.de trip. vor. Die
Engländer nennen ihn: the paunch die Spanier:
bonnetel und die Italiaͤner Ja Scuflia, Iatrippa.
2% teutfchen heiße erdie Haube, vie Hülle, das
Man Fönnte ihn eigentlich nur als eine Fort⸗
feßung des erften Magens anfehen, da er fich
durch) nichts von dem Panfen unterfcheidet, als durch
feinen ganz verfchiedenen inneren Bau, eine
Sage ift mehr auf der rechten Seite nad) vorne
und mie dem Panfen horizontal Seine äufere
| | Ga Ges
f Waarneemingen omtrent den Nieuwen
Landbouw, Amft, 1763, Tom. 11. ps 303,
* Abbildungen findet man bey Buffon Hift,
Nat, Tom. 4. pl. 17.fig, 2, — Vink, leflen,
over de, herkauwing, Tab,.2, fig. 4: Pet
tault Oeuvres de phylique mechanique Tom,
1, pl, 24. fig: Is
100 0o
Geſtalt iſt mehr eyrund und im uͤbrigen iſt er viel
kleiner, wie der Panſen. Wo ſich dieſe beyden
Mugen vereinigen, tritt der Schlund herein, von
- dem und, drffen Fortfeßung weiter unten gehandelt
wird. — Innerhalb finder man Eleine Abtheis
lungen wie ‘Dienenzelien, aber von ungleicher
Größe und Geſtaͤlt, da es bald Vierecke, bad _
Fünfice, bald Sechsecke und fo weiter find. Aus
der Mitte dieſes Magens gehen einige erhabenere
Streifen aus, bie ſich nad) den’ Enden verlaufen.
Die ganze innere Oberfläche ſowohl innerhalb der
3 illen ; als auch Dieerhabenen Reifen find mit Fleis
nen Zäpfchen befegt, aus denen beftändig ein
Soft ansgefchieden wird, der die Verdauung der
Speiſen beforder Man findet in diefen Magen
diefelben Speifen wie in dem erften und bemerkt
auch nicht, daß fie hier mehr verdauet find ‚wie
von einigen behauptet iſt und wie man es in den
älteren Zeiten allgemein annahm. Es ift ride
unmöglich, daß diefer Megen:den Biffen bilder,
der tviedergefäuet werden foll und ihn: durch Zus
ſemmenziehen in den Mund ſchickt. Dieſer Ma⸗
gen und der Panſen find beyde mit einer Mus⸗
khoaut umgeben, deren Faſern fehr nett Durchein«
andergewebt find, welches Peyer fehr artig abge⸗
bildet hat. * }
Der dritte Magen hat von den Griechen
> er nad)
"u #.Peveri merycologia Icon, 2. 3,5.»
=. Zeichnungen findet man bey Enmper
ı * am
| A 0. 101
nach Fabr. ab Aquapendente + Meinung , den
NMahmen’exivos. wegen der langen Papıllan erhal⸗
ten, die fih cuf feiner inneren Seite befinden.
Doch wäre id) faft geneigt zu glauben, daß jie
eher bey diefem Nahmen auf die äufere Geſtalt ſa⸗
ben, die der eines in einander gefrocyenen Jaels
ähnelt. — Im lateinijchen hat er den Nahmen
centipellio, undechinus erhalten. Gaza nenne
ihn omafum, weicher Nahme aber von den ältes
ren Schriffiftellern wie 3: DB. von Plmins *
und horaz ** für den Fettdarm gebraucht ward.
M. Aurel. Severinus nannte ihn cun:lave
cellulatum, welchen Nahmen man aber richtiger
dem zweiten Magen geben könnte, als dieſem. —
Bey den Franzoſen heißt er: le feuillet, le myre-
feuillet, le — —— le livre, le mellier, le
millet. Die Holländer nennen ihn de bock, de
zouter, de mennigvald, de bybel und de
Nlarde, — Im englischen heißt er ıhe tripe oder
the book, im fpanifchen Plaiterio, — Im italiz
änifchen : centopelle, — Wir nennen ihn das
Bud, ven Pfalter, den Tauſendfach, ven
WMannigfale oder den Saltenmagen.
63 &
sam a. Orte fig. 1. M. Peyer I. cit. Icon. I,
C.p. 181, — beninneren Theil hat Vink am a,
Drte Tab. 2, fig. 5. abgebildet.
*Fab, ab Aquapendente de varietat, ventricul-
f. Opera omn. anat, et phyfiol.Lipf. 1687: p. i28°
* Plinii hift. nat, 5*
Horatii fatyr, lib, 2, fat, 5. vexſ. 39.
10% | oe
E.r liegt mit dem gewoͤlbten Ruͤcken gagen
die Leber und gleich an dem Ruͤckgrade, aber ſenk⸗
recht, nicht horizontal, wie die bey dem erſten. Ben
Ochſen ifter wenig Eleiner, wie die Haube, aber .
dicker und wegen ber Blätter ſchwerer. Bey
Schafen und Ziegen ift er der Eleinfte, Hingegen
bey Kamelen ift er fehr lang und übertrift den gab
an Eröße. Won auffen gleicht er einem in einan⸗
der gefrochenen Igel, und man bemerkt auf der
äufferen Seite Streifen, die in die Laͤnge geben,
welche von den Blättern, die fich inwendig befin⸗
den, herruͤhren. Diefe Blätter find von verſchie⸗
dener Größe, welche zufammen 96 * aus machen,
Die meiften geben 24 große, 24 mittlern und
48 fleine an, fo daß fi) immer zwifchen einen
mittlerer und einen großen ein Fleines Blatt be»
findet. Diefesfand ich aber unricyeig, da ich zwi⸗
fchen zwei mitleren: immer ein Fleines Blatt fand,
wie es auch Perraule ** angiebe, und alfo im
Ganzen 24 große, 48 mittlere und 24 Fleine
Blätter find. Diefe Blätter find halb mendför«
mig und fißen mit ihrem gewölbten Rande an der
Wand des Magens feſt, mit ihren ausgefchnitte«
nen aber hangen fie in denfelden hinein. Gie find
mit Eleinen Papillen befegt, die etwas Aehnlichkeit
mit
*Peyer zahlt beym Ochſen nur 88. Entweder
ift dieß Mangel der Aufmerkfamfeit, oder ein
Spiel der Natur. A |
** Perrault oeuvres de phyf, T. ı, p, 435.
DI. 14. fig: 4
ao —— 103
mit den Stacheln des Igels Daben, und deren
Farbe braun, hellgelb und ſchwaͤrzlich iſt.
Aus dieſen wird beſtaͤndig eine Fluͤßigkeit gefchie«
den, die Verdauung befördert, . Damitaber deſto
mehr in einen fehe engen Raum ausgeſchieden
würde, dienen vermuthlich Die Blätter, Diefer
Magen öffnet fi) in die Haube und in den Sub.
Die Deffnung in die Haube ift fehr eng und häu«
figer mit Eleinen Papillon befege. Der Uebergang
in den vierten Magen ift fehr weit. Die Speife,
welche fich Darin befinder, iſt ſchon mehr verdauet,
und fiehe wie Flein gehackter Spinat aus. ya
der Viehfeuche fand. Camper die darin enthal⸗
tenen Speifen hart und wie verbrannt, Wenn er
einige Zeit liege, fo trennet fich die innere Haus
von dem Magen und bleibe an dem Futter figen,
welches einige faͤlſchlich für eine Folge der Vieh—
feudye anfehen, da es auch. bey gefunden Tieren,
g ſchieht, wenn der Magen nad) dem Tode einige
Zeit liegt,
Den vierten Magen * nennt Arifoteles,
’n'vusegev. Gaza gab ihm den Nahmen aboma-
fum uud Severin ventrieulum proprie fie dietum
fonft Beift er auch Falifcus, Im franzöfifchen
beißt er la caillitte und im Holländiichen de
G 4 leb⸗
*Zeichnungen findet man bey Camper. a. a.
Orte fig. 1. H. Peyer I, c. Icon. 1. D.
Vink an, a, Orte Tab, 2, fig, 6, fig, 5. a.
a.b, b,
104 0
lebbe und wegen feiner Farbe de roode deroo,
Die? Engfänder nennen ihn the honey- tripe,
Die Spanier Cuaiar und die Italiaͤner il quaglio,
Syn unferer Mutteriprache nennen wir ihn den Lab,
die Ruthe, den Fettmagen, oder bloß ben Ma.
gen.
Er liegt auf der rechten Seite, füllt die
innere, ausgehoͤhlte Fläche der Leber aus, und
wird zugleich mit dem Panfen in der marürlichen
Sage von den Netze bedeckt. Er kommt mit
dem Magen der Menſchen in Anfehung fei«
ner äufferen Geſtalt am meiften überein, bat
ungefähr die Form einer Birne und überteift, den
Danfaı ausgenommen alle andern an Größe.
Die innere Haut it weich, ſchleimigt und mit ei⸗
ner unenblihen Menge kleiner Papillen befegt,-
aus denen fehr viel Feuchtigkeit ausgefchieden
wird, da man oft in frifch gefchlachteren Schafen
37 Unzen finde. Innerhalb ſind 14 bis 16 wuͤl⸗
ftige, ſchlappe Blätter,uwon weichen die Streifen
bherrühren , die man auf der äufferen Seite bes
merft.
Diefe Blätter nehmen ihren Urfprung bey
der Deffnung des dritten Magens, melche auch
- dur folhe Blätter verfchloßen wird, die aber
dicker find und die Stelle von Klappen verfehen,
da fie Die Speifen wohl in den Sab bereinlaßen,
aber nicht wieder in das Bud zurüf. Diefer
Magen endiget fih in dem Pförtner, der 5
u 0 105
mehrere Bündel von Muskelfafern, bie fid) hier
vereinigen; und eine Are von ame
ausmachen , gebildet wird.
In diefem Magen findet men * ſaugenden
Tieren die Milch geronnen, roelches immer geſche⸗
ben muß, wenn fie verdauet werden fol. Dieſes
bewirkt ver Magenfaft, der den Käfe aber auch
nachher wieder aufloͤßt, wie ſchon Peyer * bes
merkte, Dieſer Kaͤſe ſizt ſo ſeſt in dem Magen,
daß man ihn nicht herauswaſchen kann. Dies
fer Magen: wird zum Kaͤſemachen gebraucht,,
Jetzt ift uns noch die DBefchreibung des
Schlundes und der Forefegung deſſelben bis zum
Buche uͤbrig
Der Schlund ſelbſt ift fehr fleifhiche, und
die Muskelfaſern die ihn ſchraͤg umgeben, kreu⸗
zen ſich an der vorderen und hinteren Seite. Er
tritt * bey der Vereinigung des Panſen und des
Netzes in den Magen. Sobald er hinein getre⸗
ten iſt, bemerkt man innerhalb zwei wülftige
ander, die mit Eleinen Queerſtreiſen beſetzt
65 find
* Lac in abomafe ooyus firmiterque coagu-
lat, et poftiterum refoluitur, Peyeri weryoo.
log. ‚p. 146.
“ Abbildungen find bey u.n RR
pl. 17. fig. 2, Perrault O phyf. Tom, 1.
pl. 13. fig. 2, Vink am a. Orte. Tab 2, fig,
4: Tab, ı, fig, 2, ©, Camper J c. ög, 5,
106 % 7 Ba ;
find, und bis zum dritten Magen einen offenen
Kanal bilden. Die Ränder, die das Anfehen von
‚zwei Sippen haben, vereinigen fi) bey dem Ein«
triee des Schlundes und bey der Oeffaung des
dritten Magens fo, daß fie einem zufämmenge-
drückten Kranze ähnlich fehen. Sie können ſich
eben fo gut, wie die $ippen des Mundes ganz
verfchlichen und dann laßen fie nichts durch), ſon⸗
dern bilden eine ordentliche Röhre * bis zum.
dritten Magen, durch welche die genoßenen
Epsifen gleich in diefen g-brache werden Fönnen,
ohne erft durch den Panfen oder das Meg zu gem
ben. Innerhalb ift dieſer Kanal mit laͤnglichten,
erhobenen Streifen verfehen- |
Der ganze Mechanismus des Wieherfäueng
beruhet auf die wechſelsweiſe Verfchließung und
Deffnung dieſer Roͤhre. Wenn die Thiere das
Sutter etwas zermalmet haben, fo ſchlucken fie
es hinunter, und dann fällt es durch Die offene
Rinne in den erften Magen, denn die Rinne ift
zu eng, als daß ſie verfchloßen bleiben und das
grobe Futter gleich in den dritten Magen führen
fönnte.
—
Der erſte Magen treibt es in kleinen Porti—
onen indie Haube, in welcher e8 eingeweicht und
verdauet und denn durch die Zufanmenzies
| ‚bung
“ fı Camper 1. c, fig, 6,
RE Eee VL
IK. au» Bun < ZEIEBE 107
- hung * derfelben ein Biffen nad) dem — mit
Schleim überzogen, wieder hinauf in den Schlund
getrieben wird, der es dann, indem er fid) zufam»
menzieht, in den Mund bringt. In das Bud)
fan die Speife nicht fellen, denn die Deffnung
in dieſem ift zu Flein, als daß fie das grobe Futter
durchlaßen fönnte, und wird auch durch) das Zur
fammenziehen der Haube noch mehr verengert.
Nachdem das Gras noch einmahlrecht fein gekauet
und mit Speichel gemiſcht iſt, wird es zum zwei⸗
ten Male geſchluckt, wo es aber nicht, wie das
erſte Mal, in den Panſen faͤllt, ſondern durch die
verſchloſſene Roͤhre * welche nichts herausfallen
läßt, da die Speiſe jezt fluͤßiger und feinen, iſt,
in das Buch geführe, Diefes wird noch durd)
das Zufammenziehen der Musfelfafern , welche
laͤngſt der Roͤhre an dm aufferen Seite fortlaufen,
ver⸗
Eine andere Meinung hat der Auctor des
a Philofophia vetus et nova der lib, 6.
tract. 3. Diff. 1, cap. 3, ald einen Nutzen
dee Rinne angiebt: Ut herbarum,quae nondum
funt mafticatae, glomerati globuli gui per
collem bovis afcendunt cum ruminat, furfum
in os referantur: und ferner fagt er: tubum
illum utroque margine inftar manus cuius-
dam conceflum videri a natura, quo occlu(o
bolos ftringi et ſurſum deferri. Aber das Gras
ift denn noch nicht fein genug, als dag es dies
I enge Röhre faßen, und wieder herauftreiben
koͤnnte.
Camper |. c, fig. 6.
308 0.
vermehrt, wodurch die beyden Oeffnungen näher
an einander gebracht und der Kanal ermeiters
wird,
Diefer Meinung treten aber nicht alle bey.
"Einige glauben, daß das Graf, nachdem es zum
zweiten Mole gefchluckt ift, in die Haube falle,
welches auc) die Meinung aller’ älteren ift. Dies
fer Meinung tritt auch Vink bey, und wender ge
gen die erftere ein, dafi des Furter eben fo wohl
gleih in den dritten Mogen Fommen fönnte,
nachdem es zum erften Male gefäuer wäre. As
ber dann iſt es noch zu grob, als daß es durch
disfen Kanal bis zum dritten Magen gehen kann
Ferner frägt er, was denn hindere, daß das Fref-
fen, wenn es zum zweiten Male gefäuet wäre,
nicht wiederum in den erſten Magen falle. Us
ber denn iſt es zu fein und zu flüßig, als daß es
das Zufammenziehen der Nöhre überwinden kann
Das es. ſelbſt durch den Reiz, ben es verur«
facht, befoͤdert. Wann man aud) annimt, daß
das Futter wieder in die Haube falle, fo wird es
ja darin mit der anderen Speiſe gemifcht und
fo wieder zum zweiten Male durch den Schlund
hinauf getrieben. Denn das ift nicht gut anzu:
nehmen, was Vink behauptet, daß nehmlic)
der feinere Theil der Speife von der, Roͤhre auf-
genommen und in den dritten Magen gebracht
würde; das gröbere hingegen aufwärts durch
"den
4
—— 109
den Schlund getrieben würde, Denn fo genau kaun
fid) der feinere ‚Theil nicht von dem gröberen fren«
nen, und eg würden immer nod) viele feine Theile
mit heraufgetrieben werden. Der Kanal ſieht
auch einer Fortſetzung des Schlundesviel zu aͤhn⸗
fih, und erfläre den ganzen Mechanismus auch
fo Teiche, als daß man gezwungen wäre
eine andere Meinung anzunehmen , als viefe.
Daß ſich aber. dieſer Kanal‘ nicht bey "allen
wiederfäuenden Thieren findet, ift gar fein Ein«
wurf, denn bey. Hafen und Kaninchen war er
gar nicht nöthig. Wir werden: ihn aber gewiß
bey allen Thieren finden, die vier Magen haben,
und zugleich wiederkaͤuen. Vink meint auch wenn
dies der Mugen der Roͤhre wäre, fo hätte man da
viel beßer und Fürger zufommen koͤnnen, und fage
auch, wie er es hätfeeinrichten wollen. Aber wir über«
laßen ihm gerne fich nad) feinen-beßeren Einfihten
einen Magen zu machen, und find menigftens vor
jegt mit diefer Einrichtung ganz wohl zufrieden.
In dem dritten Magen’ bleibt das Futter
Böchft wahrfcheinlich nur fehr Furze Zeit, welches
Eamper Meinung widerfpricht, der behauptet,
baß die Speife recht zwiſchen die Blätter einges
druͤckt würde und fich lange in diefen Magen aufe
hielte. Diefer Meinung widerftreitet aber feine
geringe Größe und die weite Deffnung in dem gab;
welche zu nahe an der erften liegt, als daß nicht
gleich der Biſſen, wenn er hinein gekommen und
mit
4
a. 0 ar
init dem Magenfafte vermifcht ift, nieder herausfal⸗
len follte. Die Speifen in diefem Magen, unters
feheiden ſich fo merflic) von denen indem zeiten, daß
man beym erften Anblick fehen kann, daß fie wies
dergefäuet find und daß dieſer Unterſchied nicht
von der Verdauung herruͤhrn, Die fie in dem Lab
+ erlitten haben, In dem Lab wird die ganze Vers
dauung des Magens vollendet und die Speifen
geben dann allmahlig durch den Pförtnet in den
Zwoͤlffingerdarm über,
Das Gerränf der wicherfäuenden Thiere
kann auf beyde Art in den Magen Fommen, ſo⸗—
wohl durch den offenen Kanal in den erſten und
zweiten Magen, als auch durch den verfchlofe
fenen gleich in das Buch. Dies legte gefchieht,
wenn das Thier zum erften Mate gefreßen hat, weil
denn der Panfen noch voll ift, und das Futter,
welches wiedergefäuet werden foll, nicht zu flüßig
und naß feyn darf Den gleihen Weg nimt
auch die Milch) bey Kälbern; daher auch der Pan
jen bey diefen noch nicht ausgedehnt ift,
Das Wiederkäuen Hat Feine beftimmte Zeit
Auf magerer Weide und im Winter, wenn fie Heu
freſſen wieberfäuen die Thiere fpäter und länger.
Sm Sommer aber und auf guter Weide wiedere
Fäuen fie nad) kuͤrzerer Zeit und: nicht fo lange,
Zuweilen überladen fie fid) auf ferter Weide fo
fehr, daß fie aus Volleie nicht wiederfäuen Eöns
‚hen und der Panfen in Gefahr Ift, zu Piapkhe
. 64
I
- A 0 ut,
beſonders wenn man ihn erlaubt ihren Durſt
zu ftillen. In diefem Falle ift Fein befferes Mike
tel, als daß man ihnen das Freſſen mit der Hand
wieber peraushoßle Mr
Einige Thiere voieberfäien mit Auffohen
welches aber eigentlid) etwas widernatuͤrliches ift,
daher es auch Ariftoreles** und Rolumella ***
nur bey Krankheiten zugeben,
; Der eigentliche wahre Mugen bes Wieder.
x kaues iſt noch von keinem recht eingeſehen und laͤßt
ſich ſchwerlich mit Gewißheit beftimmen. Cam ,
per und Perrauit fagen: der größefte Theil dev
wiederfäuenden Thiere iſt furchtfam, und wird
ſehr von Raubthieren verfolgt, Es find Graß—⸗
u
freffende Thiere und fie brauchen daher ‚mehr zu
- ihrer Nahrung, weswegen fie lange Mahlzeiten
- halten muͤſſen. Muften fie aber auf freyem Fels
de ihre Speife gleich ganz zerfauen, fo würden fie
hier ihren Feinden vielmehr ausgefegt feyn. A⸗
ber fo brauchen fie nur geſchwinde abzufreffen,
und Fönnen Dann in ihrem Lager ihr Futtter mit
mehrerer Ruhe uud Wohlluſt noch ein Mal kau⸗
en. Dies poßt auf die meiſten Thiere, aber nicht
auf Buͤffelochſen und Steinboͤcke.
Pey⸗
* f, Peyeri meryc, p. 242.
## Ariftoteles probl. 48, fect, 10,
### Columella de R. r, lib, 7, cap, 6,
ee
Weyer ſagt; das Wiederfäuen: diene dazu
damit nicht fo viel verzehrt würde, weil durch d
wiederhohlte Kauen das Futter, befonders, nad)
dem es fchon etwas verdauet ift, geſchickter gema
würde, daß mehr Nahrungsſaft aus ihm bereite
werden’ fönnte. "Daher Fauen auch die Thier
trockgeres Futter fpater und länger wieder, weil e
mehr Zeit erfordert, alles nahrhafte auszuziehen
Die Folgen davon fiehe man bey Kuͤh⸗ und Pfer-
te» Mift deutlich. Der Pferdemift ift weniger
verarbeitet und man findet noch Häufig ganze Koͤr⸗
ner datin; der Kuhmiſt ift aber mehr verdauet, und
feiner. Hiergegen kann man einwenden, daß fehr
große Thiere gar nicht wiederfäuen, Eleine Dinge»
gen thuen es, die beynahe gar nichts‘ verzehren,
ud, freßen Ochfen nich wenig, denn man findet
zuweilen in nem Panfen einen halben Zenmer,
und fie verzehren binnen 24, Stunden den ſechs⸗
ten Theil ihres eigenen Gewichts. Doc) fcheint
mir diefe. Urfache des Wiederfäuens N das
meiſte Gewicht zu haben.
I.
\
Herr moller aber den Bandwurm verſciede-
ner Thiere.
er Ritter Linne“ behauptet, daß alle Thiere
0. aus ber Kaffe der Würmer feinen Kopf
hätten, und der Bandwurm daher durchaus ohne
dergleichen ſey. Doch Haben ihn die Schnecken,
ohne alle Eirwendung, ſowohl die ohne, als die
mit einem Gehaͤuſe, wie auch die Naiden, die
Nereiden und der Schleimwurm, und da
man am oberſten Ende des Bandwurms einen
Mund, Säugeöfnungen und eine Reihe von
‚Haken, um ſich am den Gedaͤrmen feftzuhängen,
| bemerft, und an den ‚anderen Ringen ſolche
ı Werkzeuge nicht bemerkt, ſo kann men dieſem
ſonderbaren Wurme einen Kopf wohl nicht ab⸗
ſprechen. Auch der Kopf iſt ber unterſcheidende
Eharafter, nach dem die verfchiedencn Gattungen
N; des Baubmurmes allein ſich beftimmen laſſen;
denn bie Ringe geben allein allenfalls Kennzeie
hen bet zwenten Ordnung. Ich habe außer
den Bandwürmern, bie man beym Menfchen
und bey einigen Duadrupeden wahrgenommen
has, dergleichen bey Fiſchen und Voͤgeln
entbesft,
PR: Die
214 | 0 F
Die Bandwürmer bes Hechtes liegen
ber Eingereide entlang und find in ber Leber
zufammengewidelt, Der Kopf ift mit vier
doppelten Hafen gerüftet vom einer Hufeilenform
‚und hat am Ende eine Defnung-
Der Kopf am Bandivurms vor der Roi-
eaffe (Scorpii) verlängert und zieht ſich wie⸗
der ein; ein Umftand, ber feine Form verän«
dert. Wenn er ausgeſtreckt ift, ſcheint er abge»
ftugt und gehet in einem ftumpfen Winfel in die
‚Höhe; oben barauf nimmt man eine laͤnglichte
Defnung wahr. Wenn er fich verfürze bat, fe
nimmt er eine runde Form an, verändert feine _
Spige, und bleibt in feiner tage. Obgleich der
Kopf von biefer Gattung nicht mit Hafen bes
wafnet ift, fo hängt er fich ded) fo feft am Zelle
geroebe der Eingeweide, daß er fi eher In
mehrere Stuͤcken zerreißen läßt, als daß er
‚nachgeben ſollte.
Derſelbe Bandwurm wohnt im Magen
und in den Eingeweiden der Steinbutte. Die
fer Fiſch ift oft fo vol von Würmern, daß feine
Mabrungsmirtel Faum zur Verdauung Platz fin«
den, und daß ſelbſt einige von dem Haufen ber
Würmer nice Kaum genug finden fönnen, fich
an bie Haube der Eingemeide felbit anzuhängen,
fonvern ſich on die anderen Würmer u
mu}
TEIP:
ne? Fa „ee
— o 5 115
müffen. Ich Habe dergleichen mit ihrem vor⸗
deren Ende an bie mitleren oder an ben legten
King ihrer Nachbahren kleben gefunden. Einie
ge hatten ſich in Knoten gefchlungen. Selbſt
Rreger (Echinorynchi) hatten ihren ftad.
lichten Küffel am Bandwurme befeftigt, und’ ſo⸗
gen ihnen Nahrungsſaft aus.
Bey den Paͤrſchen find mir zwey Gattun⸗
gen von dem Bandwurme vorgefommen. Die
Ringe ber einen waren di und beynahe wuͤrfel⸗
förmig. Sie hatten den Punft, ber ſonſt gewoͤhn⸗
lich in der Mitte des Ringes an feiner vorderen
Seite fißt, nahe an der Artitulation, und außer
biefem kleinen Loche ein gröfferes an einer von
ben Seiten, das beynahe bis zum Mittelpunfte
des Ringes durchgieng. Die daſelbſt befindfie
de Defnung glich einer weislihten Queerlinie.
Außerdem liefen zwey Linien, die fich_gegen die
Seiten eines jeden Ringes bogenförmig kruͤmm⸗
ten, uͤber den ganzen Koͤrper des Bandwurmes,
und fein Kopf zeichnete ſich durch vier Kuͤgel⸗
den aus, woran man bie zwey unteren nur mit
Mühe erkennen Eonnte. Die Seiten der ande»
sen Gattungen find geründee, und man bemerft
daran weder das burchgebenbe Joh, noch auch
bie Queerlinie. Sie bat dagegen ben einges
druckten Punkt in der Mitte des Ringes, und am
Kopfe bie vier Saugeöfnungen, welche mehrere
2% andere
‚A16 0
andere Gattungen von —— mit ihr
gemein haben.
Die Bandwuͤrmer der Ente haben drey⸗
eckigte Ringe; der weiteſte oder hinterſte Theil der⸗
ſelben liegt um den vorderſten des folgenden; der
Eindruck liege beynahe in der Artikulation, uns
ter dem aufgehobenen Rande des vorhergehenden
Ringer.
Der — vom Bandwurme des Pfer-
des ift beynahe vierecklgt, bat an jeder Seite
eine Säugeöfnung und am Ende ein Eleines
Loch. Dieſe Ringe find ſechsmahl breiter, als
lang, fein gerungele und fehr dicht an einander
"gebunden. Der Meynung eines berühmten Na⸗
turforſchers, Daß der Bandwurm des Pferdes
fein anderer, als der Bandwurm mit kurzen
Ringen im Menfchen fen, Fann ic) nicht ſeyn,
weil es mir zu begreifen ſchwer fälle, daB kaltes
Waſſer und Weibe ein zugefpigtes, fünf bis
fechs Zoll langes Ende in ein ‚furges und breites
verwandeln koͤnne.
Der Kopf vom Bandwurme bes —* —
iſt oval, zugerundet und zwanzig mahl fo groß
als ein Ring an ſeinem Körper. . Zumeilen has
Das vordere Ende noch eine andere Form. Zus
„weilen verlängert es ſich und befomme die Ges
ſtalt eines vereifalen Viereckes; zuweilen seper
*
en
Vo 7,
es ſich in einen abgerunderen Knopf zuſammen.
Auch bemerkt man oft im Mittelpunfte des
Viereckes eine Erhöhung und in derrunden Figur
eine Fleine Defnung mit oder ohne hervorftehende .
Raͤnder. Selten verändert ſich die eyrunde
Form des Kopfes in eine zugefpigte’oder in vier
Furchen und eben fo viel erhabene Strahlen.
Der Körper war Fonverer und runder, als bey
den anderen Bandwuͤrmern. Die Ringe waren
fo klein und in fo großer Anzahl vorhanden, daß
man fie feldft nicht bey Win mern von vier und
‚ einer halben Elle lang mit bloßen Augen unter«
fheiden konnte; mic Hülfe des Vergröfferungs,
Slafes nahm man bey den Fleineren von zwey
Anien ihrer mehr, als zwanzig wahr. Dieſe
Kleinheit ver Ringe verhinderte auch die Be
ohachtung ſowohl der Eindrücke, als auch der
fuglichten Körperchen. Der nierfiwürdigfte
Umftand war, daß der Körper der kleinen, wie
bey dem Fleinen Bandwurme des Pferdes, nach
Bintenzu .abnahm, und ſich mit einem runden
Ringe, der fünfmahl groͤſſer als Die übrigen
war, enbigte. Die großen waren am vorberen
Ende Paieeo ent) verftümmelt. - —
Ich gabe meine — am Band⸗
wurme weit eher gemacht, als ich bie Werke
der Naturforſcher, welche ſie unterſucht, und die
Reſultate dieſer Beobachtungen bekannt gemacht
‚Tas. AIch erſtaunte ſehr varbar bie
' 93 Beobach⸗
28 a 3
Beobachtungen und Bemerfungen diefer be»
ruͤhmten Naturkuͤndigen gerade im wefentlie
hen fehlerhaft zu finden. Sie hatten ihn außer
dem Orte feines Aufenthaltes, todt, verſtuͤm⸗
melt, oder im Augenblicke daß er fterben wollte,
unterſucht, und ſoiglich mußten ihre Beobachtun⸗
gen und die daraus gezogenen Reſultate von den
meinigen ſehr verſchieden ausfallen. Zum Ber
weiſe dieſes reicht es hin, den Hrn. Bonnet
anzufuͤhren, der übrigens an Genauigkeit alle
andere uͤbertrift, „nd den Hrn. van Doeve⸗
ren, ber mehrere Jahre nach jenem den Band.
wurm zum. S)auptgegenftand feiner Abhandlung
über die Einaeweidemürmer wählte Diefer
giebt uns nur Beobachtungen anderer und einige
Häfonnements, bie wohl wenig Grund zu has
ben feinen; und jener fagt, daß der Band»
wurm der Schleie aus dem Genferfee mit dem
des Menfchen völlig glei wäre, und fcheint
feine andere Bandwürmer von diefen unterfischt
zu haben, als die todten, welche ihm Hr. Her⸗
eb mittheilte.
Or. Lyonnet, dieſer vortrefliche Beobach⸗
ter, verſprach im J 1742 fein moͤglichſtes zu
thun, um die Eigenthuͤmlichkeiten dieſes merk.
wuͤrdigen Wurms ausfindig zu machen, und
Hr. Pallas faßte 1766 den Vorſatz, fein ganzes
Leben hindurch auf dieſen Gegenftand aufmerkſam
zu fern. Was für Fortſchritte würde dieſe *
nicht
U
—
N 0 MP 109
niche gervonnen haben, wenn jener an der Aus⸗
führung feines Worfaßes nicht gebindere märe,
und was kann man nicht von biefem Manne noch
erwarten, der mie dem vortreflichften Beobach»
tungsgeiſte zugleid) Geleuenheit hatte, eine
Menge_bergleicyen In verfchiedenen Laͤndern zu
zergliebern? — Ich habe dadurch mehrere Bes
obachter unter meinen Freunden dahin ges
ftimme, ihre Aufmerffamkeit auf die Eingeweir
dewürmer zu richten, daß ic) ihnen zeigte, wie
wenig Man mit ber wahren Theorie Ihrer Erzeu⸗
gung und ihrer O konomie noch befannt fey, und
ich hoffe, mit Hülfe des Mifroffopes unſere
vereinigten Bemühungen nicht ganz unwuͤrkſam
zu feben.
—Ich habe mid fchen an einem anderen
Hree * gegen ven Nahmen der Zoopbpter: oder -
Thierpflanzen erklärt. Dieſer Nhme ift dop⸗
pelfinnig, wiewohl ihn mehrere Naturforſcher
angenonımen haben, ungegründet und eine Urs
fache aller Irrungen des großen finne’ aller feiner
Schüler und beynahe aller Maturforfcher und
Aerzte in der Beſtimmung der Natur des
Bandwurmes. Als ein Soopbyt müfte er,
nac) Art mancher Graͤſer, an einem Ende vers
altern unb anderen bis ins Unendliche neue Rin⸗
ge anfegen, und mach Art. der Corallen in jes
dern
% Verm, terr, et Äurviat, I,
130 0 b
dem Ringe ein Thierchen, mit feinen Befruch⸗
tungstheilen enthalten.“ Folglich kam ihm
der Kopf durchaus nicht zu, aber Millionen von
Maͤulern; man fezte in jeden Ring eins, und
wenn man einen Theil an einem von ben beyden
Enden des Wurmes fahe, der dicker und orgas
nifirter war, fo beehrte man ihn mit dem Nah
men bulbus oder quafiradix. Gelbft Hr.
Bonnet, der dem Bandwurme einen thierle
fhen Kopf gab, war doc) in Abfihr des Ger
brauches einiger melslichten Faſern am Kopfe
ungewiß, bie er allenfalls für Wurzelnfafern
hielt, ohne daran zu denken, daß fie zufällig fenn
koͤnnten. dam
Hr. Donner hat diejenigen binlängfich
tofderlege, die nut einen einzigen Bandwurm in
jedem Individuo annahmen und ihn Aus einer
Kette von Würmern zufammenfezten. Aber
auch die Stage, die er aufwirfe: ob es mehr,
als eine Gattung von Dandwürme gebe,
wird fogleich beanfwortet, wenn man mit Aufs
merkſamkeit dfejenigen, welche ſich bey verfchie-
denen Ihiergattungen finden, unterſucht.
> . Man
* Linn, Syf, pag. 1323. Taenia altera ex-
tremitate fenefeit, ‘dam generatur ab altera
infinite procedendo, ut radix graminie. Ani-
malia haec, uti fertulariae, eompofita funt,
- latente intra fingulum;articglum animaleulo-
zum fua frofification,
een re TE ED an nn
0 2 m
Man findet zuwellen ſelbſt in einem und bemſel
ben Subjekte zwey verſchieden⸗ Arten von
Bandwuͤrmern, und es giebt dergleichen in Men«
fhen, in den vierfüßigen Thieren, den Vögeln
und Fiſchen, deren Ringe und vorzuͤglich deren
Köpfe durch ihre Verſchiedenheiten die Gattun⸗
gen ſehr charakteriſtiſch unterſcheiden. Ich will
bie Gattungen beftimmen, die ich neuerlich ent ·
det habe, und kann ‚übrigens diejenigen zum
boraus verfichern, die in ben Eingeweiden der
Tpiere nachfuchen wollen, daß fie für ihre Mühe
durd) neue Entdeckungen hierin gewiß einen reis
hen Erfaß erhalten werden,
Taenia Equi, capite 'quadrangulo,, fon:
minibus quatuor, ofculis inconfpicuis,
‚articulis dilatatis brevifimis.
Taenia Percae, eapite bulboſo, ocellis
quatuor, ofculis marginalibus, articu-
. lis quadranguiis,
Taenia Lucii, capite bulbofo, hamis du-
plieatis quatuor, ofculis lateralibus,
‚articulis depreflis.
Faenta Scorpii, capite <arınato mutico,
oſculis lateralibus divergentibus, artir
culis inaequalibus, |
5 Taenia
ı22 A005
Taenia Anatis, capite obtufo, ofeulis la-
teralibus fub marginem articulorum ,
articulis fubtriangularibus.
Taenia Salmonis, capite globofo mutabi-
li, ofeulis articulisgue annularibus in-
eonlpicuis,
5
Taenia Phocae, capite tetragono, auri-
eülis quatuor, antire verrucoſo.
Diefen letzteren habe ich nicht gefehen. Er
gehöret dem Herrn Othon, Fabricius Landeja
au.
Die Exiſtenz des Kopfes anı Bandwurme
iſt alfo völlig außer Zweifel gefegt; und wenn
man am Ende des Kopfes eine Defnung, und
dieſe öfnen und fchließen ſiehet, fo het man wohl
ein geringes Necht, dieſe für den Mund des
Tpieres zu halten. Wenigſtens wird der Ges
brauch der Eindrücde in den Ningen, die man
bis ist für eben fo viel Maͤuler gehabt, hoͤchſt
zweifelhaft.
Dieſe Loͤcher und die ſie umgebenden blu⸗
menartigen Zeichnungen haben den Naturfor⸗
ſchern bey der Erklaͤrung nicht wenig Muͤhe ge⸗
macht. Die Loͤcher waren bald ſtigmata, bald
Maͤuler, bald Hintern, bald dies, bald er
wo 128
Die Blumen waren bald druſigte Koͤrperchen,
Blaſen, Knoͤpfe; bald hielt man ſie fuͤr Rippen,
bald für Mägen, für Milchgefaͤße, und Einge⸗
meide. Eine nicht vorher eingenommene Be⸗
obachtung und ein Mikroſkop zerfiören alle diefe
Meynungen, und veroffenbahren, daß die Blu⸗
menzeichnungen nichts als Eyer oder Eyerftöde
find, die um das Loch herum. oft in eccentri«
fhen Linien fih angehäuft baden, und daß bie
Söcher die Defnungen find aus denen bielEyer
‚bervorfommen. Wenn man einige Ringe auf:
einer Glasfcheibe unter das Viraröfferungsglas
bringe, fo kann man die Eyer in Menge aus den
Sichern und ben zerriffenen Stellen hervorkom⸗
men ſehen, vorzüglic) wenn man fie unter zwey
Platten drückt, _
Die Löcher und Zyer oder fugelichten
Körper zeigen fich nicht an allen Ringen und aud)
nicht an demfelben Bandwurme in jedem Alter.
Die jungen Bandwürmer, die nur einen: Theil
von den Ringen der älteren haben, befigen fie
nicht; felbft find bey den Älteren und längeren.
bie Ringe, melche dern Kopfe am nächften find,
völlig von Eyern und Söchern frey. Je mehr
die Ringe fi) aber der Mitte des Wurmes nd»
bern, defto eher findet man die fugelichten
Körper oder bie Eyer auf der ganzen Oberfläche des
Ringes zerſtreuet und die Zeichnungen der Söcher.
Yuf ber Hälfte des Wurmes und bie zu dem
Ende,
124 oe
Ende, bas dem Kopfe entgegengefehtit, hac |
fen fic) die Körper und bilden um die oͤcher her»
um ſehr deutlich Kraͤnze und erheben dieſen
Theil der Haut zu einer Art von Buckel. Bey
den alten Bandwuͤrmern, die noch keinen Theil
ihrer vorderen Ringe verlohren haben, ſieht man
diefe von kugelichten Koͤrpern frey, weil daſelbſt
die Eyer ſchon aus den Loͤchern herausgegangen
ſind. Andry hatte dieſe kugelichten Koͤrper fuͤr
Eyer achalten; Aber Bonnet war einer entge⸗
gengeſetzten Meynung, weil „feine Augen dies zu
underfcheiden allein hinreichten und fie unfer dem
‚ Bergröfferungsglafe ‘völlig unregelmägig erichies
nen;,, daher „hält er fie für das, was bey gror
ben Thieren das Fert iſt, — ‚Ganz offenbahr
bat Hr. Bonner nur den unregelmäßigen Haus
fen von Eyern oder dir Eyerftöce gefehen; und
niem hls die einzelnen Eyer ſelbſt; noch weit
weniger die Ener, bie nur unter einer fehr ftar-
Een’ Bergröfferung fichtbar werden. Außerdem
find. Fertf uͤmpchen immer Kelle, durchſichtig,
ſchleimigt und: von verfchiedener Größe. Die
Kügelchen am Bandwurme find hingegen gleich
groß, undurch ſichtig, und nur dann etwa durch ·
ſichti, wenn ſie leer ſind.
Nach dieſer Entdeckung der unbefchreißfi-
hen. Menge von Eyern beym Bandwurme, da
faft alle Ringe mehr oder weniger, ihrer Entfer⸗
mung mom. Kopfe gemäß, damit gefüllt find,
rd kann
Ks
Ic. Kr A 5
fon man nicht mehr davon zweifeln, ‚daß fie
nicht eyergebährend find, Ob er auch leben,
Dig gebiehre, fih durch Theilung fortpflan«
zen ann, u. f. w. find noch unzubeantwortende
ragen. Bey der Borausfegung, Daß in einem
‚jeden Menjchen nur ein einzelnes. Individuum
leben Fönne, und daß man von demfelben Indi—
viduo hätte wohl achthundert Ellen abgehen ges
feben, muß mon feine Zuflucht bey der Erklaͤ⸗
rung zur Meproduftion nehmen. Die, neuen
Beobachtungen über die Wiedererzeugungen
verſchiedenee Wuͤrmer ſcheinen fie. auch beym
‚Bendwurme wahrfcheinfich zu machen, aber ge⸗
‚ nauere Unterfuchungen haben erwiefen, daß es
‚bey einem Menfchen mehrere Bandwürmer geben
könne, und daß ber folitaire famt feiner ganzen
‚ungebeueren Sänge nichts, als einehrliches Mähr-
‚hen if, Man maaß die abgegangenen Stüde
‚und nahm fie ohne Grund für Theile eines einzi⸗
‚gen Wurmes.
Diieſes Dafeyn mehrerer Wuͤrmer in dem
felben Individuo, die zahllofe Menge von Ringen,
‚die ungeheure Anzahi von Eyern in jedem Rin⸗
‚ge, u f.w. machen, mie mid) bünff, die Wie
Dererzeuqung verlohren gegangener Theile weniger
nörbig und weniger wahrfcheinfich. Ich würde
gr jedem Falle, ‚ehe ich unbegreifliche und auf
as Getathewohl angenommene Keime zugäbe,
‚geneigten, fepın, zu glauben, „daß ein oder mehr
tete no in, bet Nähe dev Wunde ſich entwickelt
; und
126 A 0 M—
und aus ihnen ſich mehrere junge Bandwuͤrmer
nicht weit von der Mutter entwickelt hätten.
Die obenangeführte Erfahrung von einem jun⸗
‚gen Bandwurme, ber ſich am bintern Ringe ei⸗
nes alten befeftigt hatte, fcheint diefer Hypotheſe
nicht zuwider zu ſeyn. Da id Grund, zu
glauben, babe, daß die Entwickelung der Rin⸗
ge des Bandwurmes in dem Ringe, der dem
Kopfe am rächften ift, geſchlehet, -fo wird fie
offenbahr trog dem Verlufte am vorderen Theile,
bis zu der jedem Wurme beftisimten Anzahl von
Kingen fortgefezt, und der verſtuͤnmelte Wurm
verlängert ſich allgemach, ohne an die Stelle
der verlohren gegangenen Theile neue anzufegen.
Die Knoten, die ſich nur hoͤchſt feiten auf dem
Bandwurme antreffen laffen, und wie Ar.
Donner ment, etwas zu Gunften der Nepros
duftion fprehen, haben einen weit einfacheren
Urfprung. Es gefihieher zumellen, daß der
Wurm, wenn feine fänge gegen feine Dicke zu
unverhaͤltnißmaͤßig groß iſt, und er einen neuen
Punkt, ſich anzuhängen, ſucht, feinen vorderen
Theil um den mitleren wickelt, und indem er
den vorderen durch diefen Cirfel führe, fich ver
wickelt und einen ſolchen Knoten madıt.
Aus demfelben Grunde glaube ich, daß ſich
abgefonderte Stücken weder von hinten noch won
sone wiebererzeugen. Sie behalten einige Zeit
lang noch eine ſchwache Bewegung, und geben
w mi
u
}
Er
mit dem Kothe aus den Gedärmen for, Sch
hbabe oftmahls losgegangene Stücke in den Thier«
eingemeiden bemerfe, ohne auch nur bie ſchwaͤch⸗
fte Spur einer Wiederergeugung wahrzunehmen.
Welche unendlihe Menge von Bandmürmern
würde es geben, deren Anzahl in Menſchen
doc) nur gering iſt, wenn die losgegangenen
iſolirten Ringe, die man Kürbisternwürmer
(vermes cucurbitinos) nennt, und die ſich von
dem Bandwurme leicht losmachen, die Eigen«
thümlichkeit hatten, die inne‘ und nad) feinem
Beyſpiele mehrere Natur forſcher ihnen geben,
daß fie fid) in das Unendliche Hin durch neue
Ninge ergänzen Fönnten.* Der Vorzug ber
Reproduktionskraft, den die Vorſehung den Po.
Ippen , Nalden, Meeranemonen, u. f. w. zuges
ſtanden hat, ift nur auf den Umſtand allein ge⸗
gründet, daß fie mehreren Thieren zur Nahrung
‚ dienen, meldyes man vom Bandwurme nicht fa«
gan fann, bey dem ber Mangel diefer Eigen
ſchaft zureichend durch Die Menge feiner Eyer er⸗
ſezt wird. Diefe unendliche Menge von Eyern,
welche das ganze Innere ver Ringe einnehmen,
macht es beyn he mehr, als wahrſcheinlich, daß
der Bandwurm nicht leb⸗ndig gebähre, obgleich
das Gebaͤhren durch Eyer oder loetus ganz allein
barauf ankommt, ob die Eyer in oder außer der
Gebaͤhr⸗
® Recrefcentes novis articulis more matris,
absque termino, Syftem, Natur, pag, 1323,
128... 7, 0 RR <a
Gebäßrmuter, fih eröfnen, und obgleich das
eine ſowohl wie das andere Bey Schildflöben,
Diattlöufen und mehreren Infuſionsthier-
chen gefchiebet, X
Jeder kennt den Bandwurm, als einen
langen, platten, weislichten Wurm, der in fels
ner ganzen Länge aus Ningen zufammengefeßt
iſt, die in der Mitte oder an einer Seite mit
einem Loche bezeichnet und an einem Ende dünn
find. Was das andere betrift, fo find die bie.
her gemachten Beobachtungen nicht entfchesdend
genug, ch es dick, Flein und fein it. Der
ſchwediſche Naturforfcher, der nie das vordere
Ende vollfommen geſehen Hat, fpricht ihm das
Hintere ab.* Bey allen Figuren, die ich
‚ bis ist davon gefehen babe, war ——
Ende verſtuͤmmelt. Auf der Figur des Tulpi⸗
u8 läuft es in eine Epige zu, aber wie kann
man ſich hierauf berufen, da man das andere
mit nn Vogelkopfe gemahle ſiehet?
Der beruͤhmte Pallas und einige andere
Beobachter reden von einem breiten und dicken
Ende, aber fie fagen nichts beſtimmtes darüber,
ob dies Ende noch ganz und fein Rand unbeſchaͤ⸗
dige war. Hr. Sommer hat fehr mic Necht
e) N Den
* Generatur ab alters infinite ———
ch * **
——
* —
ee
ee ie ee a Se
no 129
ben Fehler Clercs aufgedeckt, der bas ſpltzigſte
Ende für den hintern Theil des Bandwurmes
hielt; aber er giebt hier felbft eine völlig beweis⸗
lofe Hypotheſe zum Belten, indem er behaupter,
baß, wenn ber Bandwurm ſich im Körper, den
er bewohnte, gang unb unverfehre erhalten
fönnte, es möglic) wäre, daß das hintere Ende
fid) fo gut, als dag vordere in einer zugefpißten
Feden endigen koͤnne. Cr flüge dies mit feinem
Grunde, fondern fagt nur einige Zeilen tiefer:
die Ringe des Dandwurm’s verkleinern
fib, wie die bey dem gröften Theil der
Würmer, um fo mebr, ale fie ſich den
Enden nöbern, dies ift eine Tbarfache,
die fich auf Beobachtung gruͤndet, Und
doc) iſt dieſe Beobachtung eben nicht genau.
Denn. bie Ringe von ber Gattung der Wür«
mer, die man Fadenwourm (gordius) nennt,
haben allenthalben einerley Umfang. Der
Kıd.und Regenwurm verfleineren fich erft
am Ende felbft, und die Fleinen Aſkariden und
mehrere Gattungen bes Dandwurmes nue
‚allein gegen das eine Ende zu. Ob ich gleich
‚einige hunderte Bandmwürmer aus den Eingemeie -
ben verfchiedener Thiere unterſucht habe, ſo iſt
mit doch auch nicht ein einziger vorgekommen,
deſſen hinterer Theil in einen duͤnnen Faden ſich
geendigt haͤtte, ſelbſt waren im Gegentheil die
Ringe, je naͤher ſie dem hinteren Ende kamen,
dicker und laͤnglichter ui bie anderen, oder
we⸗
N N —
Di. |
430 Ic RT Be
wenigfteng mie den mictleren von gleichem Umfans
ge; etwas, dag ganz meiner Theorie der Ente
wicdelungsart des Bandivurmes entſpricht.
Die kleinen Handtücher vom Pferde
und Lachſe, deren Ringe fi) gegen des Ende
zu verkleinern und die Herrn Bonnet unbefonnt
waren, find hiervon eine Ausnahme, ohne ſich
deflen ungeachtet in einen Faden zu enden, und
bieten ung überdem nod) eine befondere Erfcheie
‚nurg dar. Es ift möglich, Daß ver Band«
wurn im offgsmeinen fid) in feinem Aufenchafte
ganz erhalte; bey Duadeupeden und Filchen fine
det man zumeilen aanze und unverfiümmelte
Die Fleinen beym Pferde maßen ohngefähr zwey
Zoll. Die dam Kopfe benachbarten Ringe was
xen ſehr Flein. Bald nimmt ihre Dicke bes
traͤchtlich zu, und dies im vierten Theile'wer .Jäne
- ge des Wurmes; dann nehmen fie wieder allmählich
ab, und der lezte Ri g hat nur eine halbe Linie
im Durcchmeffer. Die Fleinen des $achfes wer⸗
den auch gegen das ‚hintere Ende zu kleiner; aber
außerdem, daß der legte Ring fuͤnfmahl laͤnger,
als die anderen ift, haben fie auch noch weniger
Ringe, als die großen.
Dieſe ſonderbaren Erſcheinungen geben
uns einigen Anlaß, uͤber die Art der Zunahme
des Bandwurmes nachzudenken, und zwar
um fo eher, da Hr. Donner diefen v.
n
ri o 3% =
Sri
\
* nie — Produften, bemerkt man,
werden die Keime der Körper oder ihr erſtet
Geundfloff durch eine allmäpliche Entwickelung
fihtber und ftellen bey ihrer Erſcheinung die
ganze; Figur der Mutter mit allen ihren Glietern,
oder nur mit einigen, oder eine von der Mutter
völlig, verſchieben⸗ Geſtalt dar. Dies fheilt bie
Thiere in drey Klaffen. Der Bandivurm ges
hoͤrt zur zweyten, oder zu der Ordnung, in tele
cher Die Subjefre nicht mit allen ihren. Glledern
erſcheinen. Ich babe vier Ringe mit Kopf und
Mund verfehen, gefunden. Sie entwickeln ſich
nur hoͤchſtens mit dieſer Anzahl von Gliedern,
und die übrigen Fommen von Zeit zu Zeit her⸗
por, werden fichtbar, und der Wurm verlängerte
ſich folglich betraͤchtlich weit. Aber wie geht das
immer Dünner werben zu? Entwideln fi) die
Ringe allmaplig vom großen an bis zum klei⸗
nen, fo daß diefe die jüngeren, ‚jene die älteren
find? daß heiſt von ven dicken Ende zum düne
nen, wie Linne“ behauptet? Oder find im Ges
gentheile die Fleinften auch zugleich Die älteften,
fo daß der erſte Ring des zugefpigten Endes den
folgenden her vortreibt, und diefer den dritten,
und fo die übrigen, mie Hr. Dallas meynt?
Oder find endlich, wie ar. Diumenbach
| 3a glaubt;
130 0 +
glanbt, die vorderen Ninge die älteften Kürbis
“ £ernwürmer, bie ſich zuerſt vereinigt haben,
aber die gegenwärtig fo Klein geworden find,
weil fie den neuen Anfömmlingen, die ſich an
fie angehängt haben, den Nahrungsfaft, den
fie eingefogen haben, überfaffen mußten ? Man
bat nicht noͤthig, dieſe legte Hypotheſe zu beant⸗
worten. * er
Die erfte (nehmt. die des Line‘) ift der
wahre Bewegungsgrund, der ihn, dem Bands
wurme den Kopf abzufprechen, beftimmt hat.
Denn fie reimt ſich nicht mie dem Dafeyn eines
Kopfes, der in diefem Fall erſt nad) allen Kine |
gen hätte entitehen müffen, ein Weg, der dem
gewöhnlichen der Natur voͤllig entgegenlaufe:
Man bemerfe aber den Kopf bey den Bande
würmern von jedem Alter, jo gut bey den klei⸗
neren mit: wenigen Ningen, als bey den gros
Ben mit mehreren. Er ift dem Wurme durch⸗
‚aus nothwendig, fo bald er ſich zu entwickeln
anfängt; denn wenn man auc nicht zugeben
wollte, daß fid) durch ihn aller Nahrungsfaft
in den ganzen Körper bes Bandwurmes verbreis
te, fo kann man doc) nicht leugnen, daß die
Würmer ſich mit diefem Ende an die Wände
der Eingemweide befeftigen. Selbſt die Einfafe
fung der Ringe, die ven Theil des Ringes ge»
gen ben Kopf zu umgiebt, aber nicht den gegen
das hintere Ende, widerlegt vollends bie Ve
theſe
Be ei —
a 0.8 133
theſe vom Wachsthume des dicken Erbes nach dem
duͤnnen zu, das heiſt, des dem Kopfe entgegen
geſetzten noch dieſem zu,
"Die Huporbefe des Arm. Pallas bat
ſchon mehr Wahrfiheinlichfeit. - Aber man kann
fie nur nicht gue mit dem Umſtande vereinigen,
Daß die dem Kopfe benachbarten Ringe, vie
nad) ihm die erſtgebohrenen und älteren find,
fi) nad) Derbältniß der Nachbarſchaft mit dies
ſem Theile fo verkleineren, daß man fie nur
mit Hülfe eines Vergroͤſſerungsglaſes wahrnimmt
und daß ſie weniger vollkommen ſind, als die
entfernteren, die man für jünger hält; und daß
diefe, ob fie gleich nad) ihnen weit Fleiner hervor⸗
fommen, weit gröffer werden, und fich mit Or⸗
ganen und Eyern anfüllen, die in jenen nirgends
bemerkbar find, Außerdem hab ich niche
einen wahrgenommen, ver an dem legten und
gröfferen Ninge einen Eleineren und jüngeren ans
fegte; ein Umftand, der mir bey der Menge kur⸗
zer und langer Banbwürmer, die Id) lebendig
und in den Eingeweiden, zu allen Jahreszeiten
beobachtet habe, nicht gut entwifchen konnte.
Die Erfcheinung, daß ein junger Bandwurm
zuweilen am letzten Ringe eines großen feſthaͤngt,
‘ worauf man ſich bier berufen hat, fage hier zu
Gunften dieſer Hypotheſe nichts, weil er nie in
ber Mitte des Ringes, fondern an feinem Rande
33 - fehle
134 Wie
feithieng , und die folgenden Ninge weit gröfler vr
als die vorhergehenden waren.
Wenn wir nun biefen Wurm, Bas wun⸗
derbarſte Thier in der Schöpfung, bermuchten ;
wenn wir bemerken, Daß die Ringe des mitieren
und hinteren Theiles dicker find und vollfommes
ner organiſirt, als Die des vorderen; daß viele
nach Massgabe ihrer Annäherung zum zuge
fpisten Ende, fleiner, und die Defnungen für
die Eyer und die Namificationen ver Eyerrſtoͤcke
unſichtbarer warden, und daß man keine Spur
weder von einem Loche, noch von Eyern in den
Ringen findet, die dem Kopfe am nächften. lie
sen, fo ſcheint dies alles ein Beweis dafür
zu feyn, daß Die vollfommenften und vom
Kopfe entfernteften Ninge aud) die erſter zeugten
und aͤlteſten ſind, und daß ſie fuͤr deſto juͤnger zu
halten fird, je mehr fie ſich dem Kopfe nähern,
und daß die Ringe folglic) nicht einer den ande»
ren hervorbringen, fondern alle, einer nach dem
andern, aus bern Ringe entſtehen, derdem Kopfe
om nächiten liegt, beynahe, wie der Fall bey
den Naiden iſt wovon eine fich. nad) Der ander
ten aus der Articulatien, die dem Hinteren am
nächften ift, entwicelt. * Sc) fage beymabe,
weil
*Ich hatte ſchon dieſe Vermuthung uͤber die
Art des Wachsthumes an dem Bandwurme,
ee ih einmahl den Kopf gefehen ne
Eine
%
”
a 2 Ber
weil bie Naiden an Thiere, und die -
Ban wuͤrmer nichts, als Ringe entwickeln.
Ale Beobhachtungen, die ich über den Sande
wurm mit. dem breiten Schwanze argeftellt habe,
flimmen zu diefer Theorie ves WB ichsthumes ' fie
ſcheinen fogar feine andere zuzuiaflen. Selbft
der Bindwurm des Zen. Dallis mir der Blaſe
am Hintern erzeugte nach feiner Theorie dieſe
ihm zur Eriftenz fo nothwendige Blaſe doch
nicht eher, als bis alle füine Ringe da waren;
nad) der meinigen hatte er diefelbe ſchon, da ſich
der erſte Ring entwickelte.
Bey dem Bandwurme des Lachſes und des
Pferdes ſcheint die Natur von dieſer Regel eine
Ausnahme gemacht zu haben. Ich habe kleine
von dieſen Gattungen unterſucht, deken hinteres
Theil vollkommen ausgebildet war, und die nicht
mehr als zwey Zoll in der Laͤnge betrugen, und
gröffre, von 8 bis Io Zoll, deren Hintertheil
verſtuͤnmmelt war. So wadıft der Bandwurm
bes Pferdes nicht anders, als der gröfte Theil
der Thiere, indem er frine Ninge auf einmahl
entwickelt, und den Spuren ſeiner einmahl ge⸗
J 4 bil⸗
Eine Nachricht davon In meiner Hiftor. verm.
terreftr, et fluvıat. vol. 4, part. ‚2. pag. 9.
Quid impedit, quo minus fieri poffirin tasniae
articulo capiti proximo, (quemadmodum in
naide perficitur in ani articulo,
DR, SR ge
136 er
bildeten Geſtalt folge. Ich ſchlleße baraus, daß
ein alter Bandwurm des Pferdes von so oder
mehreren Zollen. diefelbe Anzahl und daflelbe
Verhältniß der Ninge, als die jungen habe.
Diefe Sonderbarkeit einer doppelten Art von
Entwickelung bey einem Wurme veffelben Ges
ſchlechtes, Hat mic) eben nicht Wunder genom⸗
men, da ich daffelbe hen ben Aphroditen und
Taufendfüßen bemerkt habe. *
Ich muß noch etwas über den Urfprung
bes Bandwurmes in den Eingeweiden des Mens
ſchen und der Thiere fagen. Die Hrn. Don:
niet und van Doeveren erfparen mir die Wies
derhohlung deffen, mas man davon bis auf ihre
Zeiten gefaar hat, und die Widerlegung der
ungegründrten alten Meynungen. Diefe bes
rühmten Schriftiteller haben, ungeachter des von
taufend Gelehrten und Naturforſchern erhaltenen
Beyfalles, das Raͤthſel noch nicht geföfer. Ich
will vollkommen zufrieden ſeyn, wenn ic) es da⸗
bin
In meiner Abhandlung von Würmern des
füßen und fülsigen Waffers ©. 186 fage ich:
der Plattwurm hat bey einer Länge von acht
Linien foviel Ringe und Füße, als bey einer
Fänge von zwanzig Linien, und ber indiiche
Tauſendfuß bey einer Känge von 2, 3, 44 Zoll,
immer 20 Füße, indeß die anderen Ringe und
Fuͤße in den Maaße vermehren, als ihr Körper
ſich verlängert, BR N
—
u ee RE. ve 137 °
Bin bringe, meine Mitforfcher, die jünger find,
und einer befferen Geſundheit gewieffen, ale ic),
zum DVerfolg einer Laufbahn aufzumuntern, wel⸗
che alle Mühe, darauf fortzudommen, durch
die Entdeckung der fonderbariten Geichöpfe und .
die Aufflarung der erffaunungsmürbigiten Oeko⸗
nomie, reichlich vergile.
Alle diejenigen, welche, mie diefe beyden
Maturforfcher, annehmen, daß der Bandwurm
im Waffer und in den Fifchen entſtuͤnde, ſtuͤtzen
fi) vorzüglic) auf eine Behauptung Linue‘s,
fie im Waſſer und in einigen Fiſchen gefunben
zu haben. Alle Aerzte und Phyſiker nahmen
tinne s Meynung an; man erinnerte ſich Faum
berer des Dallifiners und Hartſoeker ohne
Spott. Ich babe anderswo bewieſen, * daß
die Inteſtinalwuͤrmer fich nie im Waſſer finden,
‚ und ich babe fogar im Gerzentheil bemerkt, daß
die Eingeweidewürmer, wenn man fie ins Waſ⸗
fer fegt, krank werben, md in wenig Minuten
flerben, und daß fie dazu ganz eigentlich gebile
bet find, im Inneren ner Thiere, verzüglich
im Magen und in den Inteſtinen zu wohnen,
obgleich diefer ihre murmförmige Bewegung alle
andere Wefen tödtee urıd auflöiet. Die Aſkari⸗
den ber Fiſche können im Waſſer einige Tage.
Er. 35 > forte
* Verm, terr, et fluviat, Vol, I, part, IL
Pag. 7»
“138 AU 0
fortieben; aber. ihre Confiftenz ift nicht fo weich,
fie leben auch zugieic) außerhald der Eingewei⸗
de in ihren Membranen und in. Löchern im
Fleiſche ſelbſt. Dafelbft liegen fie ſpiralfoͤrmig
und wie tobt da, und laffen ſich nur ſehr feiten
im Inſern der Eingeweide fehen, und zumeilen
in der Kehle ber Fiſche ſehen, mo fie fi) an das
Wafler gewöhnen. Cie bleiben gieicdhfam am
Tore des Waflers und der Eingeweide.
Mein berühmter Freund Donner hat zur
meilen die Geheininifje der Natur ausgeſpaͤhet
und Entdeckungen vorhdergeſagt. Doch iſt die
Vor herſagung wohl falſch, daß man eines Ta⸗
ges finden wuͤrde mie die Würmer. des menſch⸗
lichen Körpers denfelben Uriprung hätten, als
Diejenigen, welche die Geſchwuͤlſte des Rind⸗
viehes bewohnten xc. Es ift fehr befannt, daß
biefe aus Eyern hervor fommen, welche die Flie⸗
gen gelegt haben, wurd fie die Meramorphoien
der Inſekten erleiden, , Jene aber, die man mit
Inſektenlarven verwech ſelt hat, verändern nie
ihre Geftalt und leben nie außerhalb des thierie
fehen Körpers. Die Vorausſetzung, der Bande
wurm der Menſchen habe feinen Urfprung von
demjenigen, welcher die &Schleie bewohnt, ift
eben. fo wenig gegründet, Es ift nicht ſchwer
zu begreifen, wie fie von. den Schleien, oder, um
de Weg zu verfürzen, arıs dem Waffer in den
Körper des Meyſchen vum aber die ganze
Stage
ld un nn nn u m ul nn ln ln a DZ U ee
oo 139
Stage verdient weiter feine Beantwortung, weil
fie durchaus nicht von den Schleien kommen
Fonnen, oder vielmehr, weil fie fid) nie im WS. f-
fer aufhalten, noch in dieſem Eiemente eben
fonnen. Auch haben neuere Beobachtungen ere
wiefen, daß die Bendwuͤrmer des Menfiher von,
einer ganz anderen Gattung, als die der Fiſche
find, und waͤhrſcheiclich auch die der Vogel
und der meiften vierfüßisen Thiere. Dies iſt
völlig hinreichend, alle die Grünve umiumwerten,
welche Hr van Doeveren uf mehr als 40
Seiten zum Erweis des Urfprungeg derfelben vom
Waſſer und den Fliſchen aufgeftelle hat. Die
Woͤrmer, welche Hr. van Doeverer: für kleine
Woſſerbandwuͤrmer haͤlt, find böchft wahrſchein⸗
lich meine Naiden, die ihnen in Abſicht der
platten Ringe aͤhnlich ſind.
Aber welches iſt denn nun der Urſprung des
Bandwurmes, und wie konnmit er in ven Koͤr⸗
per ders Menfchen Binein? Vielleicht durch
Bandwurmeyer der Thiere, die mie der Luft
oder mit ben Nahrungsmitteln in den Körper
fommen? Man kann daran gar nicht zrorifeln ,
daß die Saamen ter Eleinen Inteſtinalwuͤrmer
und Ir fuſionsthierchen, deren Kleinheit alle
Einbildungskrafe überfteige, nicht in der Suft
und allenthalben zerfireuet wären, unb baß fie
folglich in den menſchlichen und den Thierförper
kommen ‚könnten. Aber dann wuͤrde jeder
PO ya Maenſch
Me‘, A, om
Menſch und ein jegliches Thier mit " —
men Geſellſchaftern uͤberfuͤllt ſeyn, wenn die guͤti⸗
ge Vorſehung dies nicht durch uns unbefannte
Mittel verhindert haͤtte Wenn man bie zahl.
lofe Menge von Eyern, die ein einziger Bande
wurm enthalt, und die Seltenheit der damie
behafteren Porfonen betrachtet, fo wird es ſehr
wahrfcheinlih, Laß die Eyer des Bandwurmes
ihre Kraft zu feimen in der Luft verliehren, und
daß nur diejenigen, welche mit ben Ausleeruns
gen nice fortgehen, ſich unter günftigen Ums
ftänden an den Orten, wo fie hingelegt find,
entwickeln, oder in den Saften ver Männer
und Weiber zirfulicen und in ihren Kindern
feimen. Ohne die Annahme diefes Sages läßt
fic) fonft wohl fehwerlich erklären, wie es mög«
lich iſt, daß man fie in neugebohrnen Kindern
findet, in dem Parenchyma der Hechrleber‘,
in ie weichen Gehirnſubſtanz bey,den Schaafen,
wf m.
{ Dies führt uns auf Valifineris und
Hartſoekers Hypotheſe, bie ſich einbildeten,
Adam habe den Bandwurm ſchon Be und
von {hm hätten wir ihn befommen. Hr. Bon⸗
net ſieht ſie fuͤr eine ſchlechtbegruͤndete Hypotheſe
eines Naturforſchers an, den die Schwierigkeiten
bey den anderen Hypotheſen verlegen gemacht
hatten, und ſtrengt ſich an, fie durch die hei⸗
* Schrift zu entfräften, indem er klaͤrlich
dar⸗
R Ao ve h 141
darthut, daß Gott alle Thiere, felbft nicht ein«
mahl die Würmer ausgenommen, vor der Schoͤ⸗
Pfung des Menfchen erfchaffen habe, und ver.
fihere: es reime ſich gar mit" Bottes
Weisheit und Güte nicht, den unfchuldi-
gen Adam mit einem foldyen Thiere ver-
feben zu haben. Ungeachtet diefer fehr fchein«
baren Einwürfe, begünftigen neuerlich anges
ſtellte Beobachtungen, die uns den Bandwurm
bey vierfüßigen Ihieren, Vögeln, Meer: und
Stußfifhen, wie bey dem Menfchen entdeckt, und
‚dergleichen weder in den füßen Gewäflern noch
im Meere gefunden haben, die Hypotheſe, daß
fie wohl zu gleicher Zeit mit den Thieren ger
ſchaffen ſeyn mögen, und vielleicht wohl gar Die
eriten Individua diefer Thiergefchlechter bewohn-
ten. Wenn man die heilige Schriſt mit gram«
matifalifcher Strenge behandelt hätte, fo wuͤr⸗
‚de man gefunden haben, daß nur von denen
Thieren die Rebe war, die auf der Erde
kriechen, und wann bie Erfahrung bemeift,
daß die Bandwuͤrmer, die in dem Inneren der
obenbenannten Thiere wohnen, gar nicht außer
ihren Eingeweiden ſich finden, fo kann man ſich
nicht entbrechen,, ihre Schöpfung zugleich mit
ihrem Wohnfige anzunehmen ‚: den erften Aus
genblick der Eriftenz der Würmer im Waſſer
mit dem der anderen MWafferprodufte, und
folglich den der menfchlichen Würmer mit dem
des Menſchen ſelbſt für gleichzeitig zu Rn
142 U 0 8
Was ſagt man denn von ben Sishen,
Zöufen, Milben u. f. w., die auf Tpieren
"wohnen. und fid) von ihnen ernähren, wenn fie
nicht mit den Subjekten, deren Körper ihnen zum
Aufenthalt dienen, zugleich geſchaffen find. -
Was den lebteren Einwurf berrife, fo muß man
fic) erinnern, „nichts Davon weiß, was mit der
Weisheit und Güte des Schoͤpfers uͤberein⸗
ſtimmet. Sie urtbeilt allein nad) Ihren eigenen
Geufationen, denn um jenes zumiffen, müßte fie
ihr Urtheil aus ben Gedanken deshöchften Weſens
und den Senfatioren aller miterifticenden Wefen
zieden koͤnnen. Es leuchtet im Gegentheil ein,
daß die Schöpfung der Weſen, felbjt im Inne—⸗
ven; onderer Welen, nur dazu Dient, Die goͤtt⸗
liche Weisheit und Güte zu erheben, die mit
Thieren Die Derter füllte, ‚meldye.des heilfamen
Einfluſſes der tuft und. des. Lichtes entbeh⸗
ven, und bie fonft Feine anderen, Gefchöpfe ent»
halten haben würden, die jich ihres Daſeyns era
freuen: BEN A
Bonnet nenne mit Recht Valifineris
Antwort auf den obenerwähnten Einwurf drolligk,
aber ich geftehe, daß ich, nicht zu begreifen im
Stande, wie man diefem Einwurfe beffer ber
gegne, wenn man mit Llerc,, wie. Hr. Bon⸗
* e
net, vorausſetzt, ‚Daß alle „die, Würmer,
wieldye das Eingewe de und andere Tbeile
üinferes Körpers anftechen, in Adam vor
—95
A - 143°
feinem Falle nur in Sorm von Eyern eri.
flirten, die nur els eine Solge feines Un-
gehorſams ſich entwicelten. Würde Gore
wohl Wefen gefchöffen Haben, die, im Fall der
Fehltritt richt ſtatt gehabt hätte, wieder in ihr
Nichts hätten zurückkehren müffen, und folglich
den Zweck ihres Dafepns, und ihnen das Ver
gnügen das Leben zu genießen, und ben Ruhm
des Schoͤpfers vereitelt hätten ?
Der ſcheinbare Wirerfpruch,; daß Gott
im Menſchen Weſen geſchaffen haͤtte, die ihn
krank machen, ſcheint nicht ſehr ſchwierig beyzu⸗
legen zu ſeyn.
Die Erfahrung lehrt uns, daß es nur
ſehr wenige Menfchen giebt, die Wuͤrmer ha⸗
ben, und noch wenigere, die dadurd) frank.
werben; und daß die, welche fie huben, ziem⸗
lic) feet find. Da ich auch fehr fette Vögel und
Borzüglic, Fifche gefunden habe, die deſſen unge«
achtet den Magen fo mit Würmern angefüllt
Hatten, daß die Nahrungsmittel Faum Raum
finden Fonnten, fo Fann man hieraus wohl ben
Schluß ziehen, daß die Schmerzen, welche bie
Menfcben fih) zumeilen verurfachen, nur ihren
Grund in ihrer unregelmäßigen, widernatuͤrli⸗
chen Lebensart haben,
Um dem Einwurf: warum dann nicht
ale Menfhen von Wuͤrmern kiden,
da
144 < N
da doch alle von Adam berftammen, darf
mean nur wiſſen, daß alle Individug von den
Gattungen der vierfüßigen Thiere, Vögel und
Fiihe fie haben, und um dieje Erfcheinung zu
erklären, braudyt man nur auf ben Umftand
Rücklicht zu nehmen, daß ich fehr oft Band»
wuͤrmer in dem Flebrigten Safte nahe bey dem
KHinteren frey ſchwimmend angetvoffen habe, der
fich eben entfernen wollte. Daraus ziehe ich den
pafienden Schluß, daß, menn es ſich zutraͤgt,
daß der Bandwurm, der Familienvater oder
Mutter iſt, im Augenblick einer Ausleerung des
Patienten den Ort verlaͤßt, wo er mit dem
Kopfe ſich feſtgehaͤngt hatte, er ſogleich ab⸗
gehet, und ſo alle Kinder und Nachkoͤmm⸗
linge des Patienten vom Bandwurme befreyet
werden.
Hier" find leinige Folgerungen, die dem,
was man ehemahls von dieſem eritaunungsmürs
digen Thiere hörte und fagte, gerade entgegenge
fegt find, und die fid) aus meinen Beobachtun⸗
gen geradezu ergeben. f
4
Der Bandwurm ift ein wahres Thier;
weder Zoophyt, noch Thierpflange,
Er Hat einen Kopf, der felbft fehr gut or⸗
ganifire iſt.
Er
* u — — —
Sa hat. ei einen einzigen Mund am vorderen
Die Defnungen ü in ber Mitte der Kinge,
- die man fonft fälfchlich für Mäuler bielt , find
Defnungen für die Eyer.
Das Sauber um dieſen $öchern herum,
find Ener oder verbundene Eyerftöde,
her Er pflanze ſich durch Ener fort, und, wie
es ſcheint, nicht durch lebendige Junge, Teen.
nung oder Reproduktion.
Er waͤchſt in die Knge gemeiniglich durch
die Entwickelung der Ringe bey dem Kopfe,
nehmlich einer nach dem anderen, nicht einer von
dem anderen, -
' Die Bandwürmer ber Duadrupeden, Wös
gel, und Fifche find fpecifiich von einander untere
fhieden ; und es giebt mehrere Öattungen derſel⸗
ben in jeder Thierordnung.
Der Solitaire oder ein einzelner Bande
wurm ift dies ſowohl beym Menſchen, als er
den Quadrupeden nur zufällig.
Der Bandwurm findet fih, wie eg mir
men, in jedem —J—— die Wuͤrmer und
Inſeklen
> 0
Inſekten Hein ausgenommen, fo viel man bis
ißzt davon weiß, aber nicht injeder Gattung diefer
Thiergeſchlechter.
146
1
Er verurſacht ſchwerlich den Thieren, die
einfach und natürlich leben, Schmerzen und
Kranfheiten. | !.
Man empfängt fie weder durch das’ Ge—
traͤnk, noch durch Fiſcheſſen, Geflügel oder
Fleiſch der Madrupeden, noch wabrfcheinlichft
durch Einathmen aus der Kift.
ER ET EN LIE EERERTTLEEETER σ RETTET EEE
B ]
II.
Br. P. Boddaert von den zum thieriſchen Le—
ben nötbigen Theilen bey verfchiedenen 2
Thieren.
Geſchluß.)
IT,
Die Ernährung ‚der Thiere,
Ni dritte zur Erhaltung des fhierifchen
Lebens unumgänglich nothwendig iſt
die Ernaͤhrung. hr erſtes Organ iſt ber
Mund,
0 — 147
Mund; All⸗ Thiere haben ihn; nur iſt er bey
dem Bugelthiere und einigen Geſchlechtern der
Eingeweidewuͤrmer nicht ſichtbar. *
"Ra. Alle
"* Dies’ ift das erfte Organ, welches das Thier
unferen Augen fihtbar charakteriſirt. Durch
zahllofe Modiftfationen verändert fich die Oef—
nung, wodurd das Geſchoͤpf fi) nährt, vom
niedrigften Thiere bis zum Menfchen herauf,
und fie fcheint nach Verhaͤltniß um fo mehr
fich zu verengern, je höher die Thiere zu edeleren
Zwecken hinaufgehen. Bey der Pflanze fcheint
alles noch Mund-zu feyn, ‚und er ift bey ihnen
daher weniger ausgezeichnet und charakteriſirt.
Sobald aber das thierifche Leben anfängt, fo
prägt fi die Defnung, wodurch es erhalten.
- werden foll, fchon deutlicher aus, und wird
felbft "dann ſchon vollfommen unterfcheidbar,
wenn die anderen Theilenur noch halbgezeichnet
find, Je mehr das Thier fih vom Debürfniß
entfernt und Triebe und Neigungen erhält,
defto mehr verkleinern fich alle bloß zur Nah—
zung und Erhaltung beftimmten Theile und
mit ihnen auch der Mund. Ich weiß nicht, ob
die pbyfiognomenifcbe Regel, bie fetbft bey
Menfchen mehrere oder mindere Naͤherung zum
Thiere aus der verhaͤltnißmaͤßigen Groͤße des
Mundes beſtimmen will, gaͤnzlich ungegruͤndet
iſt. Soviel iſt indeß volllommen wahr, daß
bie ſchoͤnſten, edelſten Menſchengebilde in höchs
ſter Vollkommenheit immer einen ſehr kleinen
Mund haben.
# °
\
«
*48 Ic Fr N SG
Alle vierfüßigen Thiere haben den Mund
am äußeriten Ende der Schaauze, und bey
ihnen allen ſind die Kinnbacken mit Zaͤhnen ver⸗
ſehen; außer bey dem Ameiſenfreſſer (Myr-
mecophaga L.) und, dem Shuppenrbiere
(Manis). Einige haben allein Ef, und Bad»
zähne, wie das Faulthier, oder nur Backzaͤh—
ne, wie das Düakelthier. * Andere, wie
das Hornvieh, haben Feine Hundeszähne, **
Die wiederFäuenden Quadrupeden haben
eine Zunge, die mit härteren Warzen befegt iſt,
wie auch der Loͤwe, der Tieger und einige Wie⸗
ſelarten: Bey einigen ift fie fehr glatt, bey an.
deren fehr lang und-cplinderförmig, wie bey dem
Ameifenfreffer und dem Schuppenthiere,
Nach der Zunge folge die Speiferöbte;
ein langer Canal, der vom tingförmigen Knor⸗
pel (Cartilago cricoider) anfängt und bis zum
Magen hinab feige. Sie ift ganz aus häufigen
und muffelartigen Fafern zufammengefest , und
an allen Stellen gleihmäßig weit. Verhaͤlt-
niß aͤßig um fehr viel weiter ift fie bey fehr ge»
ſraͤßigen und bey ſolchen Thieren, die ſelbſt
Kno⸗
* Der Elephant und das Wallroß. m.
== Auch die Zähne verliehren, ſobald als das
Thier etwas. vollfommener wird, von ihrer
Michtigleit zur Erha.tung deſſelben. M.
a ——— nn nenn ee — En
A 0 Me 19
Knochen hinabſchlucken. Eine muſ kelartige
Haut bilder ſie ganz, in der die Muſkeln gerade
oder kreuzweis laufen. Bey dem Hunde, a)
der Katze, b) dom Tieger, c) dem Debfen, d)
Schaafe, e) und bey dem Schaaf kameele, f)
(Guanaco, Pacos Linn.) laufen alle: diefe
Muſkelfaſern ſchlangenartig gegen —— und
kreuzen fich.
Die Speiferöbre endigt ſich im Ma⸗
gen. Bey allen reißenden Thieren iſt dieſer nur
einfach; wie auch bey dem Pferde, dem Ele⸗
phanten, Wallroß, Haafen und bey den
hiergefchlechtern ‚ bie an feine beffimmte Nah⸗
rung gebunden find, wie bey dern Ochſen,
der Maus und dem Schweine: die wieberfäu«
enden Duadrupeden aber haben mehrere Magen,
und zivar ihrer viere, * wie yE.das Äameel. g)
83 Das
a) Morgagni Adverfaria. J. peg: 19;
) Grew Anatomy of the Guis. Pag. 22,
.c) Mem. Adopt. Tom. I,
4) Grew. a. a. D. pag. 26.
e) daſ. pag. 17. | h
‚= PD Fenilee Journal d’obferratiönst, faites far
„les eot&s orient. de l’Amerique merid, Tom,
IL
“= Doc) nur diejenigen Ruminantia, die zugleich
geſpaltene Klauen haben, die Schaafe, Ziegen,
Antilopeir, die Kameele, Hieſche, das Kinds
vieh u. f. wi ©..duß ıfte St. ©, 89. m.
8) Comment. ‚Petropol, Tom. X, pag. *
Sb.
150 Ua
Das Schaaftameel h) und der Tajakui)
haben. nur einen, © aber won einer ſo befonderen
Einrichtung, daß ihrer bey dem erſten Anblicke
dreye zu ſeyn ſcheinen. Darum giebt Tyfon k)
und —— der große Hauer I) dieſe zahl an,
Fr Mir a6 anderen Defnung ſchlieſt ber Has
gen an den Zwoͤlffingerdarm an, der nach
mehreren Kruͤmmungen in den Leerdarm. über
gehet. Dieſer ift wieder an dem Huͤftendarm
geheftet, ; oder macht vielmehr nur) einen. mit
dieſem aus, ;
In Rockſich der Sihen Eingemweide findet
man, daß der Blinddarm im Bären, Coali,
und in anderen fleifchfreffenden Thieren, deren
' Erfremente dünne find, gänzlich fehlt.
Alle Thiere, welche lange Hauzaͤhne ha⸗
ben, find zugleich mit einem ſehr langen Blind«
darme verſehen, wie der Diber, der Haaſe,
das
— He Bären in ſ. Hifoire' Nat. Tom,
XXIIL giebt dem Dromedse vier, |und dem
Bameele ſechs Mage,
) Fenilde a. a.
) Buffon Hiſt. Nat Tom. XX, pag: 43, Tab,
VII. Fig, 14.22
*) Philofoph, Tranfalt, n. 1534
bh Habe; Elem, Phyfolog, Tom, VL, pag.
| 447
Ao "ar
das Stachelſchwein, das guineiſche Reb-
chen, wer Aguti, die Dergmaus, bie ges
meine Maus, das Kichhorh, und das
Scasftameel, bey welchem letzteren er eine
fchlangenförmige Windung macht, m); wie auch
bey den: Thiergeſchlechtern mit geſpaltenen Klau⸗
en und einem Hufe; bey dem Kameele und
x dem Elephanten aber iſt er ‚fer klein.
Bey den Steifchfveffenden endige ber
Grimmdarm unter der Bereinigung mit dem
Huͤftendarme in einen Sad; wie nach Linne im
in Banengefihlechte ber Foll iſt.
Da, wo der Grimmdarm wild bem Burma
fortſatze ſich vereinigt,. ‚liegen bey allen, Thieren,
die einen Blinddarm haben 1, zwey Klaͤppen.
Im Darmfelle finden ſich bey den blerfuͤ⸗
Fisen Tieren die Milchgefaͤße, welche ven
Speifefait zu— feinem Behaͤltniſſe, und durch die
Speiſeſaftroͤhre in die linke Swͤſſelader
7
Bey ben snelm- finh bie Kinnbacten
ohne äußere Muffeln. © Sie find. aus einent
harten, born» oder vielmehr Frodjenartiden
Stoffe gebildet, und find eigentlich mit fäges
84 foͤrmi⸗
m) ©, Bhffon in der —— 0
12 we N
förmigen Zähnen ausgeruͤſtet. Did meiften
baben eine unbemwegliche Gberkinniade In⸗
deß bewegt ſie ſich doch bey dem bocphgey nach
oben, bey dem Wisvogel, der Schwalbe,
der Lerche und wahrſcheinlich cud) bey dem
Verkehrtſchnabel (Rhynchops, Linn.).
Bey den Raubvsoͤgeln ſind die Schnaͤbel
unterwaͤrts gekruͤmmet, hakenfoͤrmig; im ganzen
Eiſter geſchlechte Eeifiörmig; bey den Sumpf
voͤgem find fie meiſt lang und wei isenförniig.
Im Entengefchle re ift der Schnabel
breit, mit einer Haut überzogen und mit einem
Hafen cm Ende.
Km Sühnernefblechte iſt der Schnabel
erhaben, rund," und die obere Kinnfade ift ges
wölbe, fo daß 1 Rand, über, die untere her⸗
vorſtehet.
Das eier bat einen Hegefföt
migen zugeſpitzten Schnabel.
Nur wenige unter der großen Menge von
Vögeln haben am Schnabel zabnartige Her⸗
vorragungen, unb man findet fie nur bey dem
Pfefferfraße (Toucan. Ramphaſtos Linn.), n)
2* dem
m) Linnaeus Syſt. XII. pag. 156 — Briffonii
‚Ornithologie, Tom, IV, Tab. 31 — 33; *
2—
*
— Ber
v
Bm Hornvogel (Buceros Linn.), 0) und dem
Trogon (Trogon Linn — 59
Bey dem —— (Plotus Linn.); q)
dem Sägeraucher, r) dem Slaminno, 5) und
unter dem Hühner» und Meiſengeſchlecht fin-
det u feine gesähnte oder eingeferbte Schna⸗
Dur
"Die Zunge der Raubvögel ift gefpaften;
bey den Papageyen ift fie ganz, ‚rund, und
humpfi federartig bey dem Tee .ufraße: £)
Kg Ru kurz
D’Aubenton Planeh, enlumin, 32, 166, 262,
269, 307. un Sl
0) Linnaeus Syft. XII, pag, 153 — Priffon.
Ornithologie Tom. IV. 'Tab. 45-46. —
D’Aubenton Planch. enlumin. 283.. Sonft wird
auch der. bon Senegall (nalutus Linn,) Tab,
260 ohne Zühne abgebilder,
p) Linnaeus Sytt. XII. Bag. 167. — Briffon.
. Ornithol. Tom, IV. Tab, Tr, 6, ı7.
Linnaeus Syß. XII. pag. 218. — Briſſon.
Ocnithol. Tom, VI, pag. 477. — D'Aubenton
Planch. enl. 107.
r) Linn. Syft. XII. pag. 207. — Briffon, Orni-
thol, Tab. 22 — 25. — Edward Birds, 95.
's) Linn, Syft. XII./pag: 230. — Briſſon. Ormi-
thol. Tom. IV, pag. 533. Tab, 47. Fig, I. —
D’ Aubenton Planch, enſum. 63.
2) Ihre Zunge iſt mir eine halbe Spanne lang,
ganz dünne, kaum von der Zfeite einer Linie pa der
ur⸗
—8 | Br
|
154 — 0 *
kurz und ſherf bey dem Hornvogel; N Ban
Biekheher, der Rabe und dem Pirolgefpais |
ten; pfeilföcmig bey dem Ruckuk; fehr fang
und rund bey dem ‚UDendehals und Specht;
kurz, ganz und fpigig bey dem SZisvogel;
drenecfige, ſtumpf und kurz bey dem Wiede⸗
bopf; fabdenförmig, unb in der Geftalt einer
aus zwey Faden zufammengewachfenen Yiöhre
bey dem Kolubri. Der Braſilianiſche
Scorch hat gar keine Zunge,
Die Ourgel ift ben einigen Voͤgelarten
ſehr kurz und weit, wie bey der Seerabe, u)
dem Storche, w) der Loͤffelgans. x)
Der Magen der meiften Voͤgel ift drey«
fach. Ders erfte ift der Kropf oder Vorma⸗
gen, den man bey forn-und faamenfreffenden
Voͤ ln finder; aber auch bey folder, die nicht ale
fein Saamen, fondern auch Würmer freffen, wie
dos gemeine Aubn, ı das Perlhuhn, der
Specht, die Ente, der Taucher, Reiher,
Slammant, und Eafuar, Auch findet nn
wie⸗
Wurzel, hornigt und an den Seiten nach vors
ne zu gezaſert.
#) Mem. des Animanx, Tom. 1
w) Ephem. Nat.. ‚Curiof, Decas Il. ann, 2,
‚eb\. 97.
K) Abm, Hif, des Öis,
u — 0 ‚ge | IB
wiewohl nicht fo deutlich, einen Kropf bey einis
gen Raubvoͤgeln. Andern Vögeln fehle er
ganz, wie der Trappe, dem Straus,
dem Ärammetsvogel, der Schwalbe, dem
Kuckuk, Wendehals; verfchiedenen Reiher⸗
arten, der Gans, und den meiſten Waſſer⸗
voͤgeln, die Mo mit Sen und Gemwürmen
| — BER
Der zweyte Magen ift eine Art von Buls
bus, der aus der Gurgel hervorfommt, eine ey⸗
ſoͤrmige Geftale hat, und bey den meiften mit
Druͤſen befege iſt. Sie fcheinen einen Saft abs
sondern zu follen, der in dem dritten Magen die
Speifen verzehrt. Dies ift bey benden, fowohl - .
Sasmensals Fleiſch⸗ freffenden a
Waſſer voͤgeln der Fall.
Der dritte Magen findet ſich bey allen
Vögeln; nur iſt er wieder in Ruͤckſicht des
Baues unendlich verſchieden. Bey fleiſchfreſ⸗
ſenden Voͤgeln iſt er wie bey den vierfuͤßigen
Thieren, welchlicher. Derber und kompakter
hingegen iſt er bey den anderen, denen Feine bes
flimmte Nahrung angewi * iſt; wie auch bey
Sumpfvoͤgeln. Bey Saamen ⸗ und Koͤrner⸗
freſſenden iſt er am allerſtaͤrkſten, wie dies ſchon
Reaumurs bekannte Verſuche erweiſen. "Se
ſtark aber auch dieſer Magen iſt, ſo kann er doch
keine Steine, Eile, und Gerald verdauen,
wenn
»
a Br 2
wenn die Thiere dies "zumellen verfchlucfen. _
Man bat fie immer in Straußenmägen unver
- fehre gefunden. - Oft trift ınan Naͤgel, Glaß,
Knochen, Kiefel, Eifen und Meffing, Zinn
und Bley darin, y) und dies ift nicht allein
beym Straus der Fall, fondern auch bey dem
Dronte (Didus Linn,),z) dem Schwane,
der Gans, dem Tuju, Suri oder ameri«
Earifchen Strauß: (Rhea Linn.), a) der So⸗
litaire des Düffon.d)*
Auch in dem Magen einiger Raubvoͤgel
trift man oft Steinchen an, z B. ben dem
Falken, Adler, c) ja ſelbſt bey vierfüßigen
Thieren, wie bey bem Serbunde, dem Wol⸗
fe, d) dem Schuppsnihiere und dem Rro⸗
kodill. e) Bir
Suͤf⸗
4) Memoires pour fervir.a l’'hiftoire des Ani-
maux, part. IL, pag: #29,
2) Man hat neulicy das Dafeyn des Dudu oder
Dronte bezweifeln wollen, aber nenere Nach-
richten haben es gewiß gemacht, daß er auf
der Inſel Sranfreich Tebt.
a) Hift. nat. utr. Ind, pag. 84:
5’) Buffon Hiftoire nat. des Oiſoaux. Tom, II.
Zuer ſt hat den Solitaire Leguat beſchrieben.
S. Voyage.de F. Leguat, Tom, I, pag. 98.
ec). Harvaei Exerc, Gen, VII, pag. 21. _
‘ "d) Journal de Trevouxs Fevf. 1705:
'"'g) Borrichii Hetmet, Aegypt. Sap. pag. 276.
De
Düffon hat Recht, wenn er'glaubt,; daß
dieſe Thiere alles, was ihnen vorgeworfen wird,
auffteffen, weil ihner- der Geſchmack, oder die
Geſchmackpapillen, fo wie der Geruch gaͤnzlich
feblen.
Die Magenmuſkeln fheinen auch vorzügs
lich zum. Ausbrechen der Speiſen nad) der
Mahlzeit zu dienen, und die fleiſchfreſſenden
Voͤgel geben fie wieder in der Form runter Bals
fen von fid). f) Dies Ausfpeyen trife man felbft
bey dem Pelifan und tem Johann von
Gent (Baffaeus Linn.) an, g) *
Selbft unter den Wögeln giebt es wieder«
fäuende, 3. B. ber Dapagey. h), Der Auer⸗
babn füllt feinen Kropf mit, Eicheln, ftille damit
allein feinen Hunger im Winter und verzehrt fie
fodann kangfam.
Bey einigen’ Vögeln ift die Milz an
Magen Itammachfen, ‚wie dies ber Fall bey
bem
f) Hiftoire des Animaux, Tom, Ill, pag. 387.
g) Crew muüfaeum pag, I1,
*Viele von den fleifchfreffenden Bögen, wie
Eulen ꝛc., koͤnnen doch) die Knochen und Haare
der Heinen Thiere nicht verdauen, '
bh Perrauls Eflays Tom, III, pag, 213.
158 | A 0
dem Adler, 2) dem Sperber, k) u.a. iſt.
Die Leber der Vögel ift mehrentheils doppelt,
wie bey dem Adler, 2) ber Eule, m) ver
Ente, n) und bey allen Wögein, die guter Vers
dauungskraͤfte bedürfen.
Die Gedärme der Vögel find gemeinig«
lich fehr Flein; bey don Sumpfvoͤtgeln o) find
fie etwas länger, Bey den fleifinfrefjenden
haben fie eine ungemeine Kürze, wie bey dem - |
Adler, dem Geyer, Salken, ver Eule, dem
Spechte, dem Ruckuk, dem Flammant,
’ der Köffelgans, dem Storche, dem Eider⸗
vogel, Caſuar und dem Strauß; p) doc) find’
die dünnen Gedärme bey allen Thieren immer
länger, als die dicken,
Auch findet man in ihren Eingemweiben,
wie bey vierfüßigen Thieren, Druͤſen, die zu ih⸗
ver Defeuchtung dienen.
Unter
5) Mem. pour ferv, a ’Hiftoire des Animaux,
Tom, Ill. pag. 205. sr
k) Blafus Anatomia Animalium pag. 131, }
I) Wopfer de Cicuta pag. 173.
m) Ephemerid. Natur, Curiof, Dec. II. ann, 45
obf, 34. .
n) Blafius a. a. D. pag. 262.
e) Marfigli Danub. Tom. VI. pag. 13.
?) Haler Elem, Phyfiol, Tom. Vi. pas 6
”
Ba 0 159.
Unter dem dicken Darme liegt bey den
Voͤgeln ein Blinddarm vielmahl aufemnienge«
fihlagen über den Maſtdarm. Ben der Lies
we und dem Beiher ift er aber dod) nur eins
fach q)
Sm Glihmergefähte * iſt er ſehr groß.
Auch trift derſelbe Zal ben, den Enten und
dem Sirauße ein, bey. denen er auch mie
einer Klappe vörfchloffen if r) In einer bes
traͤchtlichen Sänge findet er fi; bey der Eule,
dem Buntfpecht, dem Kranich, dem He⸗
ber und Pelikan,
Der Grimmdarm ift bey den mehrften glatt,
doch bey dem Strauße ganz voll von Zellen,
wie bey den Bierfüßigen Thieren, uno hat auch
bey diefem allein Bänder,’
Unterfucht man nun das Syſtem der Era
nährung bey Voͤgeln, fo wird man eg weit ein»
facher, als bey den vierfüßigen Thieren, finden,
Da fie feinen Mund haben, fo bedürfen fie
aud) aller dee Muffeln nicht, welche bie vierfuͤ⸗
ßigen Thiere zum Kauen nöthig haben, Der
Dau des Magens jest ihn in Stand, die Speifen
ſchnel⸗
4) Albin, Ois, Tom, IT, Pag. 14. — Willug-
by Ornithologie, pag. 70.
r) Buffon Hift, des Oifeayx Tom, I,
+60 a o *
ſchneller zu verzehren, als dies bey vierfuͤßigen
Thieren geſchehen kann, damit das Gewicht der
Gierig und unordentlich verſchluckten Speifen den
Flug nicht beſchweren moͤchte.
Bey den Ampbibien iſt dies Syſtem
un noch ungleich einſacher. hr Mund hält
zwifchen dem Schnabel der Vögel und dem
Munde der Fiſche die Mitte; bey einigen ift
ec mit dicken Muffeln befegt, die ihn zu einer
erftaunenden Welte eröfnen Fönnen ; wie dies bey
Schlangen und Krokodillen fo fihtbar iſt.
Einige Froͤſche Fönnen ihn fo weit auffperren,
Daß er die Augen bedeckt; doch foll er im Herbfte
völlig gefchloffen feyn. s) R
Der Mund der Schildkroͤten ift item
Aufenthalte auf dem tande und im Wafler nad)
verfchieden; da die Seefchildkräten eine Art
von Papageyenſchnabel, und die Landſchild⸗
kroͤten eine ſtumpfe Schnauze haben. )
Mel») N Fyderen haben gewoͤhnlich eine
ftumpfe platte Schnauze; nur muß AIR, den
ro⸗
») Nieuwe Vaderl. Letteroefeningen. VI.
Deel.
2) Gronovius Muſ. Ichtyol. Fafe, II, pag. 85.
= Vergl, mit Zooph, n. 72-74
|
|
|
;
or o 168
‘ Krokodil mie ber enlinbeifchen Senauye hier.
von abfondern u).
Bey einigen Schlangen ift das Maul
fedr ftumpf, wie bey der Rlapperfchlange,
der Doas oder Abpottsfchlange, einigen
Nattern und Blind ſchleichen. Bey an⸗
dern iſt ee wieder ſpitziger, wie bey ber Deit-
- fibenfchlange, der Linchoa, amd einigen ans
deren.
Der Srör, der Hai, der Äcche, bie
Driche und der Seeteufel haben den Mund un«
ten am $eibe zwifchen ven Luftloͤchern (Spiracula);
die übrigen aber, die Linne“ in die Elaffe der
Amphibien bringt, haben die Schnauze vorn
mit zwey bloßen Rinnladen. Die Siren bat
einen Mund wie eine Endere. *
Die Form der Zaͤhne oder vielmehr der
Einſchnitte in der Kinnlade iſt unendlich verſchie⸗
ben. Bey Fiſchen findet man fie gar nicht.
Die oftindifchen fliegenden Drachen haben
allein
u) Edward in ben Philofoph. Transakt. Vol.
XXIX. pag. 629. Tab.;rg. — Adanfon Seneg.
" pag. 73. — Gronovius Zooph. n. 40. und Haf«
Seiquifl Reize naar Palaeft. II. Deel. pag, 110,
in den Anmerkungen, N. IV. Pl IV,S, 4.
!
168 so MB
allein eine ausgezadte Unterfinnlabe; bey den
Weſtind ſchen find es beyde w). Die
Schildkroͤten haben einen ftarf gericften Kno⸗
chen, ver die Stelle der Zähne vertritt x). Une
ter den Eydexen bat der Krofodill ſeht
ſcharfe Zähne, auch ber Leguan, ber Stas
chelfehbwanz y), und Schlofjers SEHDRMNE |
ſche Zyder: 2). h.
By den Schlangen Klee die Zähne -
auch ſehr. Kinige haben gar Feine, andere,
und unter biefen vorzüglich die, welche giftig
find, haben zwey ſehr große Hauzahne, vie
frumm und inwerdig hohl find, wie die Älap-
perſchlange a). Auch findet ſich daſſelbe bey
verſchiedenen Boas, vorzüglich bey der Run⸗
zelſchlange (Caecilia Linn.). Außer dieſen
beweglichen Zaͤhnen ſind ſie noch mit kleineren
verſehen, die ebenfalls krumm und ſcharf ſind.
Die
w) Houttuin —— Hiſtorie VI, Deel.
Pag. 70 und 74.
x) ©. meine Beobachtung der fnorpelichten
Schildkröte pag. 16.
y) Honreuin a. a. D. pag. O4
2) Sıhluffers Befchiyving der Amboin, Haag-
difch. bl. 14.
a) Vofmaers Befchryving —* Rateyflang —
Auch des Hrn. Leibarzt Michaelis im Goͤttin⸗
giſch. Magaz. 4 — I, &t,
u 163
Die fchwimmenden Amphibien haben
ganze Reihen von Zähnen nad) einander. So
fand Perrault 5) im Kochen drey Reihen;
in einem großen Hai ihrer fechs c); und exiſtirt
ber Fiſch, der die verſteinten fogenannten
Schlangenzungen. (gloffopetrae) giebt, vie
mon mit fehr viel Wahrfcheinlichfeit an⸗
nimmt, d) * fo findfieein Denfmahl der erftaun«
lichen Thierarten, von denen fie herkommen.
Aud) in dem Wagen der Prichen findet man
‚Zähne, und alle Zifhe, die von Schaalthies
ven leben, haben vergleichen am Gaumen e).
Linne“s ſchwimmende Amphibien haben
any ober mehr runde Eeilförmige Zähne,
ga wie
5) Mem. ponr fervir a PHiſtoire des Ani-
auux Tom. III. pag. 147.
e) Aldrovandus de Pifcibus, pag. 381.
d) Fabius Colummo de Gloflopetris — Ber-
trand Dietionaire oryltolog, Tom, I. pag.
248.
* Dieſe find zwar im Ganzen den Haififchzähe
"nen ähnlich, aber fie find doch von den itzt uns
befannten zu fehr verſchieden, als daß man dies
fen fie zufchreiben dürfte — ©. AReifke de
Gloffepetris Luneburgenf, ed, 2. Norimberg.
" 3687. 8.
e) Nourelles Obfervations er l’oßeologie, |
paß · 23.
*
14 No.
wie der Beinfiſch, Igelfiſch und Korn
N
Bey den eigentlichen Sifchen trift man +
in dem Baue des Mundes und deu Sahne eis
nen ſehr merklichen Unserfchied an. Der Ya.
deſſen Geſtalt fehr nahe an die der Aunzele
ſchlange (Caecilia) kommt, ähnelt ihr auch
in Ruͤckſicht der Form des Mundes, indeß die
Waſſerſchlangen den Nattern nahe fom«
J
men. Die Zaͤhne des Seewolfes find ſo
ſcharf, daß ſie im Eiſen Spuren zuruͤcklaſſen g).
Bey dem Soͤgefiſche läuft die Oberkinnlade
in einen langen platten Knochen (Ruͤſſel) hinaus,
ift aber ganz zahnios. Ben dem Schwer ds
fifche hat die Oberkinnlade zwar an jeder Seite
Zähne, die aber, "wenn das Thier noch jung”
iſt, mit einem Haͤutchen bedeckt find. Der
Spinnenfiſch (Callionymur Linn,) hat eine
doppelte Oberlippe, und die Kinnladen rauh.
Der Himmelſeher (Uranofcopus Linn.) hat
eine aufgezogene Schnauze und ſehr feharfe
Zaͤhne.
) Linn, Syſt. XII, pag. 404, 407, d1o,
412, 414. | |
) Houttuin Natnurlyke Hiftorie VIl, Deel,
Pag. 125.
h) Pallas Spicil. Zoolog. Faſc. VIIT. pag. 29
i) Honttuin. a, a. O. VIl. Deel, Tab, LX
Fig. 1. e
) ö
Er [e) * Na! 165
Zähne. Da Schleimfifh hat nur zwey
" Zähne in ber Unterfinnlade, wie in den Kiefen;
over die beyden Kinnladen mit einer Menge
von Zähnen befest, wie die Gattorugina.
Beym Saugefiſch finde ich fehr viele,
kaum ſichtbare Zahne in den Kinnlaben; doch
habe ich feine weder auf der Zunge noch auf
dem Gaumen gefunden k), Die Dorade hat
nach Willoughby ), in den KRinnladen, auf
dem Gaumen und der Zunge, Zahne Dallas
“fand bey der Seegeldorade im Libenſchen Ka⸗
-binet allein in den Rinnladen Zähne m). „Die
Meerzrundel (Gobii Linn.) b:ben fämtlich
dergleichen in den Rinnladen. Mach Dalles
Meynung giebt es gar einige, Die ſelbſt mit
Hundszaͤhnen verfehen find m). Auch die ſel⸗
gene chineſiſche Grundel, Kambek, bey weicher
die Zähne horizontal nad) außen flehn, beftätigte
Biss 0). _
a &3 Uns
"I R) Gromvins Zooph, n. 75,
1) Willoughhy Ichthyolog, pag. 213.
m) Pallas Spicileg. Zooiog. Fafc. VIII. pag.
19. Tab. III. Fig. 1.
© n) Padas Spicil. Zool, Fafc. VIII pag. 2. —
Gobius Schlofferi: daſ. pag. 6. — Gobius
- Koelreuteri,
0) Linn. Sy. XII. pag. 450. - Amoeni-
„tat. Acad, Vol, IV. pag. 230, n. 29. Tab. II.
Fig 2
—— Re
Unter den Knurrhaͤhnen oder Stein.
pickern giebts einige mit, andere ohne Zähne.
Die Skorpaͤna bat in ben Kinnladen, auf
ber Zunge, dem Gaumen und in der Kehle _
Zähne p). - .
Der Mund ift/bey einigen Fichfen von
ganz befonderer Einrichtung. Einige haben eine
lange, beinigte, hervorragende Schnauze, wie
der ruͤſſelkspfige Alippfifcy (Chaetodon
roftratus Linn.) aus der er fehr gefchickt mit
Waſſertropfen feinen Feind befhieft g); der
Seebraſſe, betruͤgeriſche Seebraffe (Spa-
rus infidiator Lian.) hat einen langen pfeifen«
ähnlichen Ruͤſſel, den er einziehen und vorſchie⸗
ben Pann r). Der Nadelfiſch, der Meſſer⸗
fiſch, und das Weerpferd haben einen langen
ai der fi) vorn mit einer Klappe er—⸗
oͤfnet.
Die Raupen haben mehrenthells zwey
krumme Kinnladen, die bey einigen ihrer Gat—
tungen ausgekerbt find und wie Scheesen wuͤr⸗
fen;
p) Houttuin Nat, Hi. VII Deel, pag.
304.
9) Schaller iu d. Philofopk, Tranfadt, 2765.
pag. 89. Tab. 9,
r) Pallas Spieileg, Zoolog, Fafc, VII, pag,
41. Tab. V. Fig, 1.
0 167
ken; fie geftalten ſich rach der Werfehisbenheis
—
bes Subjekts mannigfaltig, und ſtarke Muffeln
heften fie an den Schaͤdel feſt ). Auch bey
ben meiſten Raͤfetgattungen wird dies bemerk⸗
lich, z. B. bey dem Rammkaͤfer t) (Lucanus
Linn; Le Cerf volant.). Unter dieſen zeich⸗
net der große Erdkaͤfer befonders aus. Eben⸗
falls aud) die Küffelfäfer, bie Linne“ Difpar
und Anchoraco nennt u); dergleichen Echeeren,
bemerkt man vorzüglich bey Weſpen und Slies
gen; aber unter allen diefen ift der Ruͤſſel des
Ameifenlöwen am mwunderbarften 'gebilbet, der
aus zwey Frummen, hohlen, gezähnten, und
ſcharfzugeſpitzten Scheren, die wie Saugröhren
würfen, beſtehet w).
84 Der
Lyonnet Anatom de la Chenille &c. pag. 43.
Tab. 1. Fig. 7. D. D. Tab. 11. Fig. 1. D D.
Fig. 2. A. E. D. D.
2) Sloane Voyage. II. Tab. 237. Fig. 6 —
Merian, Sarin. Tab. 45. — Brown Jamsic. p.
429. Tab, 44. Fig. 8. — D’Aubenron Planch.
en), Tab. 64. Fig. 2. Tab. 90. Fig.ı3. —
Drury Infeets. Tab. 36.
u) Syft. Nat, XII, pag. 612. n. 55, 56, —
Gronovius Zooph, n. 583. Tab, 15, Fig. 4.
w) Reaumur Mem. des Infeetes. Tom. VI
part. 2. pag, 106, Tab, 31. Fig. 3, 4. cc, Tab.
33. Fig. 4 5.
168 U Me
Der Mund der Gewürme ift nach den
Geſchlechtern verſchieben; denn fo iſt der des
Spulwurms in der Geſtalt einer kleinen
Streife x); der Regenwurm hat einen kleinen
Schnauzenfoͤrmigen unter dem erſten Gliede );
der Schaafegel hat keinen Kopf, aber der Mund
ſitzt am Halſe 2).
Der Sprigwurm (Sipunculus Linn,)
hat einen dünnen chlindriſchen Mund, der, wie
bey dem betriegerifchen Braſſen, zurücziehbar,
und mit Meinen Tuͤppelchen befegt ift a).
Der Dlurtigehhat einen Mund mit einer
dreyeckigten Oefnung, mit drey -fcharfen ftarfen
Zähnen befegt 6); doch finde ich ben dem Fnotig-
ten Blutigel einen zahnloſen, aber firablenförmig
gerunzelten Mind, wie Dafter es außerorbente
lid) fchön hat abbilden laſſen c). Die Schne⸗
cken haben einen gezähnfen Ruͤſſel, der Kiefens
wurm
x) Van Phelſum Hiſt. Phyſiol. Afcarid.
9) Linmaeus Syſt. XII, pag. 1077. — Bonnet
Infe&tolog. Tom T. \
z) Schäffer von Egelſchnecken. Regenfp.1753.4:
Li
©: 8. Fig 1 — 5, IH, 18.
a) Bohadfeh de Animal. marin. pag. 95. Tab,
VI BR. 306. ° 7
5) Houttnin. a. a. O. XIV. pag. 103.
) Bafler matuurkundige Vitfpanningen, 1 |
Deel, pag. 94. Tab. X. Fig, 4.
Die ine hehe im ie
en
0 ie 160
wurm hat cylindriſche Aerme, und die Zaͤhnei im
Schlunde a).
Der Seehaaſe (Laplyſia Linn.) il eis
nen platten felchförmigen Nüffel, unter dem
man den Eingang in die Suftröhre wahrs
nimmt e).
Die Seeſchnecke hat einen Mund, der ei⸗
nem runden Loche aͤhnlich iſt 5).
Die Seemaus har Zähne im Magen g).
Die Amphitriten (Nereides Pall. Sabellae
Linn.) haben als Mund eine Eleine runde Deff-
nung zwifhen den Fühlhörnern h). Die
Meeranemone (Adinia Linn.) hat feinen .
kreuzweis oder. dreyeckigt geöffneten Mund z).
Diefe hat auch einen runden Küffel und
frumme Zähne; die Tethys (Tethys Linn.)
ift mit einem, ſchnauzenfoͤrmigen Munde ver»
feben,
95 Die
4) Houttnin. a. a. D. pag. 127.
e) Rohad/ch de Animal. marin, pag, 6. Tab.
1. Fig. 2. litt. c,
5 daf. pag- 67. Tab. X, Fig, gi litt: a.
2) Pallas Mifcell, Zoolog. pag. 79. Tab, VIl.
: bh) baf. Tab, IX, Fig. VII. Litt. c. a.
i) Bohad/ch, Animal, Marin. PaB- ‚130. Tab,
x, Fig. x. 4
—
170 oe
Die Seeblafe hat einen am vorderen En«
de mit äftigen Fuͤhlfaden befesten Mund k). - Der
Steinborer (Terebella Linn.) hat den Mund
an der unteren Seite mit einer runden Deffnung
und zwey Kneipzangen 7). Ben der Seylläa
(Scyllaea Linn.) ift der Mund fehr eng; bey
der Seekage trichterförmig, hornartig und mit
jwey Zähnen ausgerüftet m),
Der Mund der Dualle oder Seeneffel
(Medufa Linn.) befindet fic) an der unteren
Seite am Mittelpunfte, wozu aud) die Beroe
Des Srowne n) und Dafter 0) gehött,. die
Linne“ zu den Rugelthieren rechnete.
Bey den Seeſternen liege der Mund una
ten, und ift oft fünfmahl gerheil. Der Sen
igel bat einen Mund, der nad) unten liegt, und
mit fünf fpigigen, auf eine ganz wunderbare Art
eingerichteten Zähnen ausgerüfter iftp). >
lle
) Houteuin. a. a. ©. XIV, Stuck. bl, 299,
Tab. 110. Fig. 1. 2.
I) Vitgezogte Verhandelingen IV. bl. 234,
Tab. 28. Fig. 17 litt. a, Fig. 18. litt. b,
m) Lifler Conc y!. bivalv. pag. 23-
n) Bromnenatur, Hiftory of lamaica, pag. 304.
Tab. 43. Fig. 2.
o)Bafler Natuurkundige Uitfpanningen II,
Des, pag. 123, Tab. XIV. Fig. 5. litt. a.
p) Klein Echin, pag. 123. XVUIL
N 0 * 171
Alle dieſe Thiere haben einen Kanal, der
zum Magen heraublaͤuft, und bey einigen Ge⸗
ſchlechtern kleine Zaͤhne hat. Der Magen der
Froͤſche und Schlangen iſt laͤnglichtrund,
doch immer breiter, als die Speiſeroͤhre. Bon
gleicher Geftale ift er auch bey ben meiſten Fis
ſchen g), und nur allenfalls in fo fern abwei⸗
end, daß er bey einigen eyrund, bey anderen
noch mehr gerünbet erſcheint. Bey anderen hat
er zwey Thelle und einen Anhaͤngſel 7).
Ben den "Serneffeln find ih keinen be
fonderen Magen. Die Seemaus (Aphıodite
aculeata Linn.) hat am Ende ber Epeiferöhre
einen länglichten Magen, deſſen Oefnung zwey
£ippen bat 5).
Die meiften Fiſche haben eine Leber,
und etwas ähnliches bat fich auch bey den Rreb⸗
fen ?), den Auftern u), den Schnechen w),
den
Haller Elem. Phyfiol. Tom, VI. pag. 109,
7) Gouan Hi. Pifc. pag. 80. $. 55. j
s) Pallar Mifeell, Zoolog. pag. 99. Fig, 8,
Tab: VII. ‘
», Willis Anim, brut, pag. 10, Tab. 3. Fig, *
Mem. de l'Acad. 1700,
u) Ebendaf. Tab, 2. Fig. 2,
*) Lifler Synopf, Conchyl, pag, 73, 7 75
"
ige, R o |
den Wiufchelarten x), der Seekatze y), und
bey dem Erdwurm 2), gefunden.
Die Daͤrme der Amphibien fird an
allen Stellen gleich dick, wie id) Dies bey der
grünen Eydexe (Lacerta agilis), bey der
Natter und dem Froſche zu mehreren Maps
len gefeben habe. A |
Bey den Sifchen find die Eingeweide cylin«
driſch und allenthalden gleichmäßig ausgedehnt;
man müfte dann bie Appendices;Pylori für eis
- gene Därme anfeben wollen.
Bey einigen haben fie nur zwey Bieguns
gen am Pylorus und andem Hinteren; ben andes
ven nur eine, z. B. bey dem Drachien,
Lachs, dar Schleibe, dem Stoͤr und dem
Kochen. Von noch weit einfaherem Baue
finden fie fi) bey der Seekatze a) und dem
Goldfiſche 5), ben denen die Jänge der Därme
nicht über die des Körpers hinausgehet. ur
| i
x) Haller Elementa Phyſiol. Tom. VI. pag.
454.
y) Zwammerdam Byb, der Natuur, bl, 888,
889:
2) Malpigh. de Glandul. conglob,
#) Zwammerdam daf.
4) Ad, Holm, Tom, |VI, pag. 399,
A0 173
iſt auch ci dem Aale, der Driche, und dem
Nadelfiſche der Fall,
Die meiften Sifche find auch mit einer
Harnblaſe verſehen.
Bey den Suß waſſerſchuecken hot der
Darm dia Dicke von einer Schreibfeder, und
zertheilt fid) in verſchiedene Eleinere, vie ſich wohl
auf neunzehn bis zwanzig Paar belaufen. Die
blinden Daͤrme endigen fid) in einen länglichten,
mit Mufteln umgebenen Sad rc). Der Ser
baje hat einen Swölffingerdarm, der viele
Kruͤmmungen mad)t, und dann in ben Maſt.
darm gehet d).
Die zitternde Seeblaſe (Holothuria
tremulans Lion,) hat einen cylindriſchen Darm
von beträchtliche Länge, ber bis zum Hinteren
gehet e).
Bey den Raupen hat Lyonnet dicke und
dünne Gedaͤrme bemarft f).
— Bey
.e) Pallas Mifcell, Zool, pag. 87. Tab. VII.
Fig, 10. dddd,
d — de animal, marin, pag. 2:. Tab, 3.
Fig: 3
o) bafpage gg.
f) Lyonnst Trait. anat, 3 Mi Chen, pag,
472, 47% Tab. 13. Fig!%uy2 BE, FrGi H. |,
174 0 — —
Bey den Floͤhen, Muͤcken, uf. m.
Habe ich dicke und dünne Gedaͤrme, felbft mie
einer wurmförmigen Bewegung entdeckt; man
findet fie in Sliegeng) und dem Uferaas
gleihfalls. j | |
Die Polypen find, wenn man fo fagen will, .
eigentlich ganz Magen, weil fie ihre Nahrung
ganz verſchlucken, und fie nur wie eine Scheibe
umſchließen h).
Diefe Veranftaltung zur Nutrition, bie
bey allen Thieren fich vorfindet, ift am vollfom«
menften bey den vierfüßigen Ibieren; dann
etwas minder vollfommen bey den Dögeln, die
ohne Harndlafe find, feftgefege.
Bey den Ampbibien, die fchon mit einer
Harnblaſe verſehen find, findet fein Unterfchied
zwiſchen dicken und dünnen Gedärmen ſtatt.
Die der Fiſche find fehr Elein, und kuͤrzer, als
ihr Körper.
Ben den Gewürmen findet fi nur ein Ka»
nal, oder ganz und gar feiner.
Bey
£) Zwammerdam Byb. der Natuur, Tab,
XV, Fig 4.
b) Pallas Berzeichn. d. Pflanz, 34
0 m 175
Benhy den Inſekten find die Daͤrme volle
fommener gebauet; auch baden fie bier mehr
‚sebensfraft, als bey den Fiſchen, Amphi⸗
bien, und Gewuͤrmen.
Die Thierpflanzen haben gar Feine Eine
geweide.
IV.
Von dem Gehbirne und dem Ruͤckenmarke.
- Hır bie Theile, deren ich oben erwähnt habe,
ſind niche im Stande, eine Bewegung zu.
bewürfen, und es ift durchaus unleugbar, daß
biefe allein von den Ylerven herfomme; fo
ſchwierig es auch feyn mag, auszumachen, mie
Diefe würfen. Ale Nerven entfpringen aus dem
Gehirne; und es giebt daher nur wenige Thier«
arten, bie ganz ohne Gehirn (ind.
Der Menſch, und alle bie Thiere, bie
nahe neben ihm fiehen, haben bas fe Ge
irn.
160° oe. ne
bien. * Bey einem ausgewachfenen Menfchen
wiegt es wohl an fünf Pfund z).;
In ber Affenart, die man unter dem
Nahmen Drang» Utang Fennt, fand Hr. D'Au⸗
benton ein Gehirn von 11 Unzen 7 Gran an
Gewicht k); und man fand es ben der Meer⸗
katze größer, als ben dem Suchfe /).
Bey
* Nach Hr. Soͤmmerings Bemerkung, richtet
fich die Klugheit der Thiere in fo fern nach) dem -
Behirne, Nücenmarfe und den Nerven, daß
die Größe der beyden erſtern gegen die Dicke der
legtern im umgekehrten Verhaͤltniſſe mit den
Geiftesfräften ftehet, und die Thiere folglich um fo
mehr Berftand haben, je feiner ihre Nerven find,
und je geöffer ihr Gehirn iſt. Die alte Meynung
von dem Verbältnifje ded Verftandegreichthums
zur bloßen Größe des Gehirnes fand nirgends
Veſtaͤtigung, aber allenthalben Widerlegung;
denn der feine, kluge Elephant erhielt verhaͤlrniß⸗
mäßig ein nur jo Tleines Gehirn; und wenn
DeAubentons Bemerkung, daß die groͤſten
Thiere nur das kleinſte Gehirn hätten, allent⸗
halben fic) beftätigt fände, -müfte man nur bey
Heinen Thieren Derftandeskräfre fuchen. Auch
verhält es fich eben jo mit der fpesififen
"Schwere. m,
i) Haller Phyfiol, IV. pag. 10. $ 5.
4) Buffon Hifk-Nat, Tom. XXVII. pag. 107,
) Wwislis de cerebro, pag. 188.
sg 0 Be 197
4
Bey ben wiederfäuenden Thieren, dea
ren Sclafmuffeln von einer beträchelichen
Größe find, finder fi) das Gehirn verhältniß«
mäßig ungleich Eleiner, als bey dem Löwen m),
dem Därenn), dem Wolf 0) und den
Suchesp), Bey den chunde betrug das Ges
» wicht deffelben nur 25 Drachmen, obgleich fein
ganzer Körper 62 Pfund od: Alſo ein Ver⸗
haͤſtniß von 1: 305.
Bey gras freſſenden Thieren variirt dies
Verhaͤltniß, nachdem dieſe Thiere mehr oben
weniger fert find. In einem hundert und funf⸗
zig pfündigen Ochfen fand man zwey Pfund
Gehirn. Das des Eiephanten ift fehr. flein,
ben einer von 5000 Pfunden hatte nur 17 Pfund
Gehirn g).
Bey bir Vergleichung der treflichen Bercch«
nungen des Hrn. D Aubentonb wird. man fehr
leicht
m) Memoires pour fervir a l’Hiftoire des
Animaux.
n) Commerc. Litter, Nor, 1734. 38. Woche,»
er Memoires de Montpellier a, 1746. pasg ·
3 Buffon Hiſt. nat, Tom. XIV, pag. 1234
ed, 8.
9 Blancaard Jaareg. Hoofdß, VI. 99...):,
‘ 1 M « !
f
U
178 R © *
leicht bemerken daß die groͤß? en Thiere immer
das fleinfte Gehirn haben; denn bey einer Feld⸗
maus, die 472 Gran oder 7 Dramen 3
Skrupel und 12 Grat wog, wog das ae
‚10; Gran.
Das Gehirn der Vögel und Fiſche will
ic übergeben, da das Verhaͤltniß vom Arm
von SDaller auf das genauefte angrgeben ilt r). _
Bey den Ampbibien findet man das Ge⸗
hien beynahe dem der Fiſche aͤhnlich.
Zwam nerdam hat audy bey den Mufebeln
ein Gehirn gefunden 5), und — im dp
floh t).
Auch 6 y den Pewürmen findet # 6 ein
Gehirn. In den Raupen macht es ungefähr
den funfzigften Theil des Kopfes aus u), und‘
verbreicet ſich nachher knotenweis durch den gan
zen Körper.
Aus
r) Hollandfche Maatſchappy. X. Deel, 2
Stuck. pag. 287. u. f.
5) Zwamimerdam Byb: der Natuur. Tab, IV.
Fig. 6.
:) Schäffer vom Wafferfloh. ©. 39... / {
u) Lyonner Trait. anat, pag. 96. Tab, 18.
‚Fig. 4. litt, a,
Mo 179.
Aus dem Eleinen Bebirne kommt biy allen
Thieren das verlängerte Mark, das bey ben
' Dusdrupeden, . Vögeln und Fiſchen die
Wirbel hinabgehet, und durch Dxfrungen in
denſelben feine Nerven herausſchickt. Worziglich
onfchaulih macht ung Dies der Bau der: Be.
würme. Waipigbi fand dieſe Einrichtung
bey dem Seidenwurmev), Swammerdam
in einer Aaups w), in der Diene, den: Ufer—
aas, dem Nashornkaͤfer, in einer Raub.
fliege (Afilus Linn.), in einer Arobbe, in
einer Laus, u. ſ. w. Hr. Hedi fand vaffelbe
in einem, Dlutigel x). Bohadſch fand die
Merven des NRücdenmarfes in tem Seehaa⸗—
fen, mit Knoten um die Eingeweide gefchlune
gny) 70° HR Ben
Bey den Meerquallen, bey ber Elio 2),
ober Thalia a) des Hrn. Browne, hab ich gig
ein Gehirn ill sorige fönnen; diewohl
2 R die
v) Malpigh: de Pomb. pag. 20. Tab, 6.
mw) Zwammerdım pag. 453. Tab. 28. Fig. 3,
— de Geek Inſect. Tom, I. pag. 13. Tab I,
‚Fig. 9, 10,
x)’ Redi Anim, Viv. Tab, he Journ. de
fc. 1697. n. 28.
y) Böhadf:b de Anim. Marin. pag. 9. Tab,
Il. Fig. 7.
2) Bromne Jam. pag. 386, Tab, 43. Fig: 8.
‘a) daf, pag. 384. Tab. 43. Fig. 3.
180 | oe
die Clio, ober ber Sluͤgelwurm, i in * Zach⸗
nungen immer mit Augen abgebildet wird.
Eben fo wenig iſt es bey den Polypen und den
anderen Thierpflanzen ſichtbar, ob cs gleich
ohne Zweifel vorhanden fyn mag, wie zum res) -
nigften die: Erfcheinungen hoͤchſt wahrfcheintich
machen, daß fie ihren Raub bemerken und ihn
ergreifen, daß fie das Licht‘ ſuchen, —
Sobald ein Thier Gehirn und ein verlaͤn⸗
gertes Mark erhielt, bekam es auch Nerven,
ohne deren Vermittelung durchaus keine Bewe⸗
gung denkbar iſt.
Geht man nur allein den angefuͤhrten Er«
ſcheinungen nach), die uns der Blutumlauf, das
Athemhohlen, und die Nutrition darbieten, und
vergleicht man fie unter einander, fo hat man
alle. Hofnung, Spuren ausfindig zu machen, die
den Gang ver Natur bezeichnen. *
* oe
* Die- Bildung des Herzens fcheint das Mite
tel zu feyn, wodurch die Natur die Rangord—
nung unter den Erdweſen beſtimmte, und e3
iſt Faum glaublic) und zu begreifen, wie Diefer,
- unbeträchtlich fcheinende Umſtand Thiere Anz
derte und fogar ganze Klaſſen von A
fchied,. ei
Gt,
— ıgı
ESo haben die Cuadrupeden ein Herz
- mit zwey Herzohren, zwey Herzfammern, und
warmes Blut; die Dönel ebendas, Biy den
Amphibien wird der Umlauf fehon einfacher,
- da das Blut aus der $ungenader in die, rechte
>. Herzeammer gehet. Die Fiſche Haben nur Ein
Herzohr und nur Eine Herzkammer. Bey den
Inſekten hat das Herz mehrentheils gar feine
Ohren, und bey den Gewuͤrmen ift es entweder
von einem aͤußerſt einfachen Baue, ober zuweilen
fehlet es ganz.
Derſelbe Fall iſt bey dem Syſteme des
Athemhohlens, DaB eine ganz andere Ein«
richtung bey den Quadrupeden, als bey den
Poͤgeln hat, mo die sungen flüffig find, und
9 denen die Luftroͤhre zum Bauche herab⸗
gehet.
M3 LT RN;
3. Thiere mit zwey Herzkammern und Höhlen
%, erhielten warmes Blut, und damit einen
unermeßlich großen Beytrag zu eier Ieben-
digeren Exiſtenz. So vierfüßtge Thiere und
Voͤgel. *
2. Thiere mit Einer Herzkammer und Höhle,
wie die Amphibien und Fiſche, behielten ihr
Blut zwar roth, aber es ward kalt.
3. Thiere mit Einer Herzkammer und. Feiner
Herzhoͤhle, wie die Inſekten und Wuͤrmer,
belamen kaltes und weißes Blut, 1,
182 ae
Da den Amphibien das Zwergfell fehle,
fo fird die Lungen auch weit länger, und man.
Fann deshalb durch die Lftroͤhre einen Froſch
völlig aufblafen, Die Sifche haben gar feine
unge. Den Würmern liegen fie auf dem
Ruͤcken, oder am Hinteren, oder fehlen ihnen
ebenfalls ganz. ;
Die wiedertäuenden Thiere haben meh
rere Magen; wie auch die Dögel. Bey den
Amphibien ift dr Magen nur ein Forkſatz ter
Speiſeroͤhre und des Zwöiffingerdarmes.
Bey ven Fiſchen ift der Magen nur eine
fach, und nur mit einer Menge Anhängfel ver«
feben. Die Bewärme haben verſchiedene, die
Tinfekten nur einen Magen, der den ganzen
Körper entlang läuft, aber doch fo zart und
durchſichtig ift, daß die Speifen in demfelben von
außen fichtbar werden.
Keinem Thiere mit. Nerven fehle das
Gehirn und. das verlängerte Mark, aus
denen die Merven immer ihren Urfprung
nehmen.
Odb nun gleich zum geben der Blutumlauf,
das Athemhohlen und endlich die Nutrition
ſchlechterdings erforderlich find, fo iſt es boch
nur
ad <
——
nur an das Nervenſyſtem gebunden, und haͤngt
beſonders vom verlängerten Marke ab.
2) Hefiept mar Merfchen am &hen, beren
Blutumlauf einige Zeit ftille geſt nden hot, und
ein Benfpiel davon fird Ertrunfere "und Er—
ſtickte, die man nachher wieder zu fich felbft
brachte. Kin Froſch lebe noch wenn ihm das
Herz ausgeſchnitten iſt Ja man bar ſelbſt
bey Menſchen ähnliche Fälle. - Ein fpanifcber _
Soldat fprad) noch einige Worte, nachdem ihm
das Herz war B), und ein anderer
beiete noch) c).
Die Nutrition kann 44 ‚lie aänztich
bey Menfchen und Thieren ohne Gefahr für Das
seben aufhören. Ein Maͤdchen geneß vom 6,
December 1734 bis zum 30 Junii 1735 nichts d),
und. ein anderes fiebenjähriges oß in 4 ohren
nichts +). Ein anderes Kind lebte a Jahre
. ohne Rue f )». und eine ‚grau nehm 50
M 4 ' Sabre
b) a Cofla Hift, Natural. Ind, Lib. V, DE.
243.
e) Bacon Hift, Vit. et Mort. pag. 390% .
4) Platners Briefe eined Arztes, II. Th.
2
e) Hiſt. de l'Acad. des Scienc, a, 1736.
f) van der Monde Journal de Medecine,
ENT REN ER a ———
/
4 7, U .0 *
Jahre lang nichts zu ſich, als nur zuweilen ein
wenig Mild) 8):
: Die Rlapperfchlange: fan ſehe lange
ohne Nahrung zubringen; einige beynahe einen
Monat h) , andere felbft 9 Monate.
Was die Nothwendigkeit des Athemhoh⸗
lens betrift, ſo trift man oft genug Menſchen
an, die man für todt hielt, bey denen man nichts
mehr von diefer Verrichtung bemerkte, und die
doch noch fortlebten. \
Auch ift in der That das Befirn fo noth⸗
wendig nicht, daß ein Thier ohne daſſelbe niche
fortleben Fönnte ; denn dieſe Möglichkeit beweifen
die Wun en im Gehirne, bey denen ein Theil
feiner Subftanz verlohren gieng, Ein Ochs
. mit einem verjteinerten Gehirne lebte lange Zeit z),
und Redi nahm einer Schildfröte das Gehirn
aus dem Kopfe, die demohnerachtet nod) einige
Tage fortlevte k).
A
‚Wird
g) Edinburger Verfuche. 1. Theil.
- bh) Vofmaer Befchtyring. der Ratelflang‘ —
Michaelis a. a. O.
) Collect. acad, Vol, IIE pag. 7. *
k) Redi de Anim. viv. — Mehrere folder
Beyfpiele führt Blumenbach (Spec. Phyf, Com-
par
s
RE NO ARE. 185
Wird aber das Ruͤckenmark vernichter,
ſo geht Das Leben unwiederbringlich verlohren,
wie dies beym Halsbrechen und Verletzung des
Ruͤckgrades augenſcheinlich ſichtbar wird. Bey
alien Thieren hat das Leben daher feinen Gig
im verlaͤngerten Marke, indeß das Athem⸗
boblen, die Nutrition und der Blutum⸗
lauf zur Erhaltung und Fortdauer des thieriſchen
Körpers dienen.
NS a II,
par. pag. 22.) an. Der Rumpf einer Schilde
fröte bewegte fi) ohne Kopf noch 11=14 Tage
"nachher (Guldenitsedt theor, vir. c, h, primi-
tiv, pag. 74). Ueberhaupt fcheint die Reisbarz
keit zuzunehnten, wenn bie Empfindlichkeit, die
‚von einer feinen Zartheit det Nerven und einem
großen Gehirne abhängt, allmaͤhlig erftirbt,
Die Watur verteilte die Lebenskraft in Die
Glieder, da ſie die zur Erhaltung der Organi—
fation nothwendigen Bewegungen bey ganz
Heinen Gehirnen oft nicht von dieſem abhängig
machen fonnte; darum ſcheint auch Empfindlich-
keit und Reizbarkeit in fofern einerley Urfprunges
zu feyn, daß gleichfam allen. organifirten
Wefen ein gleiches Maas von diefer Kraft zu-
gemeffen zu feyn fcheint, daß, wenn. fie in die
Glieder verbreitet ward, fie im Gehirne fehlte,
und ‚wenn die Theile nur wenig erhielten, fie
ſich im Senforio ‘gänzlich anfammelte, ſich laͤu—
terte, und endlich zur Vernunft ward, M.
186 A 0
x | II; ö
Klaturgefchichte des Bifon.
D« Biſon iſt eine Nace bes wilden Ochfen,
Die ihre zottigee Mähne om Nakin unt an
den Schultern und ein anſehnlicher Buckel von
allen übrigen hinlaͤnglich abſondert. — Der
amerifanifche Ochſe ift am Kopfe und an den
Schultern mit langen Zotten eines vörblichen
Wellhaares bedeckt, das Über die Augen und
Hörner fo ſtark herablaͤllt, daß nur tie Spiben
von ven leßteren fichtbar bleiben. Um Kinne
und Die Wammen herab, hängt ein großer
Sixich zottigter Haare, die übrige Oberfläche
des Körpers iſt während des Sommers n’ ft,
im Winter aber durdyaus mit Haaren beffeider.
Die Kuh, welche Eleiner ift, bat den zottigten
Strich von Hıaren nicht, der dem Stiere ein jo
furchtbares Anfeben giebt. — Dies hier
waͤchſt zu einem beträchtlichen Umfange heran,
und bekoͤmmt zuweilen ein Gewicht von 1600
bis 2400 Pfund. ein Zell allein ift fo ſchwer,
doß es der ſtaͤrkſt Mann che vom Boden aufs
heben Ffanr, Der Bifon und ver Aueroche in
Europa find ſicher von einer Gattung, und allein
darin verſchieden, daß der erſtere weniger zottigt
iſt, ein härteres, weniger wolligtes Haar und
ein ftärferes Hintertheil hat. Beyde Geſchlech⸗
ter haben einen Muſkuegeruch.
| Den
I
/
lt u
he SE » Mn BZ
DER IBISAMOCHSE
gr VE nd. RESE
* —
A ⸗ — 187
Droen Bifon fand man — in mehreren
Theilen der alten Welt; obgleich unter ſehr ver⸗
fericdenen Benennungen ; denn Ar iſtotelrs
nannte ihn binalus; — —— urus; —
Plinius: bifon; — und Oppian: * "pifton. —
Zu ihrer Zeit traf man ihn in Medien und it
Daeonia, einer mazedonifehen Provinz, auf ta
pen und in den großen Harzweidern an, bi
fin) von Deurfchland aus bis nad) Sarmitic:
erſtreckten. Neuerlich fand‘ man eine weiße
Röce: deffelden in den ſchottiſchen Gebürgen ein ·
heimiſch, die aber bald in ihrem milden Zuſtan -·
de ausgerotfet wurden; von denen man aber
noch ziemlich wilde Abfommliage in den Parks
von Drumlanrig im fünlihen Schottlaud und
vor Thilligham » Caſtle i in sl berlnd
a mtriſt.
Jetzt wird er im Kae Ziſtande nur
an. ſehr wenigen Orten gefunden, ucd, ſoviel
man weis, nur in den litehauifchen Wäldern, **
im
® Oppian Cyneget. 11. lin, 160.
Auch betätigt Die Mebereinftimmung diefer
Synonymen Hr. Pennant in einer Yen. Sims.
mecmann mitgetheilten Nachricht. Zimmer:
manns geogr. Geſch. Theil ll. ©. 84.)
. ## Zu Srodno in Polen traf Ar, Bernoulli
eine Biſonskuh an, bie, ob fie gleich nur erft
Z
188 ! SA ° Be
im Farpathifchen Gehürge, und in ir um ben
— herum, einheimifch. AN
Es
16 Monate alt war, doch die Groͤße eines be⸗ |
rraͤchtlichen Ochſen hatte. Der Bart biefer
Kuh, der Tonft bey einigen bis zur Erde herab-
hängt, mar noch nicht lang. Die Haare auf
dem Rüden hatzen einen eigenen Mufkusgeruch.
Dieſe Kuh wollie in der Brunjtzeit keinen zahmen
Stier zulaffen. ©, Bernoulli Reifen durch Bran⸗
denb;, Theil VL. S. 40, Diefer Muffusgeruch
Scheint, wenn Pallss VBermuthungen richtig
jind, eine ehemalige Vermifchung des Muffuss
schfen mit dem Bifon wahrſcheinuch zu madjen,
Da dieſer Biſamgeruch diefenr nicht eigenthuͤm⸗
Ich angehört, und eine Ausdehnung des Mufs
kusochſen bis hieher fo fehr viel nicht gegen fi ſich
hat, wenn ſein ehemaliger Aufenthalt i in Si⸗
birien durch ausgegrabene Schädel am Obi—
Fluſſe, die ihm zuzukommen ſchienen, beſtaͤtigt
werden kann. (S. Pallas Brief an Pennant,
„amd Novi Commentarii Perropol. Tamı XVIII,
pag. 501.)
Da die zuerft in der Unftruth und hernach
pPaͤter in der Saale ausgegrabenen Hörner
gan; offenbar und aller Verſuche ungeachtet,
womit man es hat erweifen wollen, (9. reut⸗
ſcher Merk.) kein Elfenbein, und fie auch
noc) nicht ald Hörner von dem urfpränglichen
Auerochfen beſtaͤtigt find, fo ließe ſich wohl
annehn nen, daß ſie dem Biſon zugehoͤrten, der
in aͤlteren Zeiten aus dem groͤßen Harzwalde
bis da herab ſich verbreitete,
—
189
€ iſt ſehr ſchwierig/ die Art rin:
‚wie urfprünglich .diefe Thiere aus der.alten in
die neue. Welt Üübergiengen. Wahrſcheinlich
gieng diefe War derung vom nördlichen Alien
aus, das bermuthlic) in ben älteften Zeiten mit
Thieren dieſer Art überfüllt war,. ob ihre Gate
tungen itzt gleich bier vollig erlofchen find.
Wahrſcheinlich hieng zu der Zeit das fefte Sand
der alten und neuen Welt bey dem kleinen Ca«
nale zwifchen Tchuefi-noß, und den gegenüber«
liegenden WBorgebürgen Amerikas zufammen;
und ‚die verfchiedenen Inſeln an dieſem Vorges
bürge mit den etwas entfernteren alautifchen oder.
neuen Fuchsinfeln, die. bis nahe an Amerifa
fortgehen, find hoͤchſt wahrſcheinlich die Frage
. mente von. dem Landſtuͤcke, welches die beyden
. Erdiheile verband, und wurden durch die gras.
en Erderfcjütterungen, welche Aften von Ame⸗
rika frennten, zu Inſeln. E⸗ auf eine ähnlia
he Art ward allen Bermuthungen nad) Spanien
von Afrika, England von-Franfreih, Island
von Grönland, und eriebergen von Lappland
getrennt. * y
Daß fie von Afen aus nach Umerifa übers
giengen, hat eine ungleich gröffere Wahrfchein«
lichkeit, als daß fie fid) 'von der europäifchen
Seite aus in die neue Welt hr a etwas,
S. erſte Aumerkung.
|
190 AU 0 ,#
das nicht allein durch die fehmale Straße zwifchen
den bey den Erdtheilen, die zur Annahmen einer ches
maligen Verbindung weit mehr berechtigen, ſon⸗
dern auch durch die Gewißheit mehr Scheinbarfeit
gewinnt, zu ber wir in Ruͤckſicht eines: ehemali«
gn Aufenthalts aller diefer Thiere in Sibirien
gelangr find. Die Hirnfchädel, mit den noch
daran befeftigten Hörnern, die man bafelöft
nicht allein an den Ufern des Jlga, der in den’
Lna⸗Fluß fälle, fordern ſelbſt an denen des
Aaadyr, dem öftlichften aller ſibiriſchen Strö-
me, und Der fich nortwärts von Kamſchatka in
dieſe Straße ergießt, foffil gefunden hat, find
von einer Größe, die alles befannte der Art
üdertrift.*_ Aehnliche Schädel und: Hörner
fand man bey Dirfchau in ‚Polen, von gleich
algantifcher Größe. Hr. Pennant haͤlt fie für
U:berbieibfel eines unferem itzigen Bifon ähnlichen
Geſchlechtes, und weicht hierin folglid) vom
vr.
*
* Indeß macht ihren langen Aufenthalt und
den in einer Anzahl der Umſtand noch ſehr zwei—
felhaft, daß fich Fein Grund abfeben laͤßt,
“warum fie die fibirifehen Wuͤſten, einen Ort,
“worin fie. ganz ungeftört leben fonnten, ver—
laffen haben, da ſich Fein einziges Exemplar
bafelbfi findet. War die Kälte daran ſchuld,
und zogen fie einen gemäßigten Himmelsſtrich—
dieſem ficheren Aufenthalte vor, fo wird Ihr
Uebergang, fowohl aus Europa nad) Amerika,
als umgekehrt, völlig dunkel, 3.
7
-
f — 191
i Hin. Pallas ab, ber fie fuͤr Hörner von Buͤffeln *
‚hält, die aber rach P-nnants Bemerkung länger,
gerader und eckigt find. *
In Amerifa finden fich diefe Thiere ſichs⸗
hundert Meilen weſtwaͤrts von wer Hudfonsbay,
und dies iſt ihr noͤrdlichſter Wohnplatz dann trift
man fiz in großen. Heerden in dem Striche von
Cibole 33° der Breite etwas noröwärts von Ca⸗
Iformien, und aud in der Provinz Mimera in
Neumexiko an. Suͤdlicher herab verſchwindet
dieſe Gattung. Sie bewohnen Cada, weft:
wäris nach den Seen zu; in groͤſſerer Menge die
reichen, fruchtbaren Gegenden-von Mißifippi,
und an den großen Flüffen, die vom weltlichen,
Theile von Oberlouiſiana fi) in ihn ergießen,
‚ Hier fieht man fie in unzählbaren Heerben, mit
Hirſchen und Neben vermifht, Morgens und
Abends weiden. Fir die ſchwuͤle Hige verber-
gen fie fic) in den Schatten des duͤnnen Scil«
feg, das an Amerikas Flüffen waͤchſt — Sie
find auß /rorbentlich ſcheu und fürchten Die
Menfhen, aber wenn fie verwunder find,
ß
’
.
*Pallas glaubt, und zwar mit guten Gruͤn⸗
ben, daß der europaͤiſche Urus vom amerifas
“ nifchen‘ abfiamme, und in Amerika‘ bie ur⸗
ſpruͤngliche Race deſſelben zuerft gemefenfen« }
M.
192. on
ſo verfolgen fie ihren Feind, und werden hoͤchſt
gefaͤhrlich. m
Die Jagd diefer Thiere mache eine fieba
lingsbeſchaͤftigung der Indianer aus, und wird
auf eine Doppelte Arc angeſtellt. Zuerſt ſchießt
man fie; nur muß dann der Jager forgfaltig ges
gen den Wind gehen, denn ihr Geruch ift äus
gerft fein, und fie fliehen, fobald fie ihre Ver⸗
folger witteren, in der gröften. Eile davon.
Er zielt nad) ihren Schultern, um fie fogleich
zu fällen, und nicht erft durch eine leichte Wun—
de zu reizen. . Wenn er nur dafür ſorgt, daß
ber Wind den Thieren niche auͤnſtig iff, fo Fann
er Ihnen unbemerkt fehr nahe fommen, da das
Haar, welches über die Augen berabhängt, . fie
am Sehen hindert, —
‚ Die andere Are fie zu jagen, erfordert eine
große Menge von Menfchen, Die ſich vertheilen
und einen weiten Kreis bilden; jeder Haufe ſetzt
das trockne Gras der Haide, worin die Thiere
weiden, in Brand; die Thiere, welche das
Feuer außerordentlich ſcheuen, und ſich damt
von allen Seiten umringt ſehen, ziehen ſich alle
möählig bis zum Mittelpunfte des Kreifes zu⸗
fammen. Die Jäger fließen fie ein und tödren
fie in Haufen zufammengepreßt ohne die mindes
fie Gefahr. Man behaupter, eine jede folche Erpes
bition koſte 1500 «2000 ſolcher Thiere das nr
er
x
Er vr! ae
— *
—
av 193
— Der Sagdgrund ift genau’ eingerheilt, das
‚mit die verfchiedenen Haufen ſich nicht begegnen
und in ihren Operationen flören. Jeder von
den Fägern, der die Vorſchriften übertrite,, fo
wie alle die, welche von ihrem Poften gehen,
und die Thiere aus dem. Kreife entwilchen Taffen,
verfallen in Strafe, werden ausgekleidet, ihrer
Waffen beraubt (die größte Strafe für einen
Wilden) oder ihre Hütten werden zerftört,
So wenig dieſe Thiere auch fuͤr den Men⸗
ſchen geſichert ſind, ſo vertheidigen ſie ſich doch
mit einer außerordentlichen Verſchlagenheit und
großem Muthe gegen bie Angriffe der Wölfe.
Sobald fie die Annäherung eines Haufen von
diefen räuberifchen Thieren beinerfen, fo läuft
die Heerde fogleich in einen Kreis zufammen ;
die ſchwaͤchſten ziehen ſich in die Mitte deffelben
zurück, die ftarkiten ſtellen fic) an ver Außenfeite,
und ihren Feinden eine undurchdringliche Reihe
von Hörnern entgegen. Werden fie aber zer⸗
ſtreuet uͤberraſcht, und müffen fie fliehen, fo bleis
ben gewiß ganze Haufen der ſchwaͤchſten diefen’
Raubthieren zur Beute. —
Man benutzt dieſe Thiere verſchiedentlich.
Man macht Pulverhoͤrner aus ihren Hoͤrnern.
Ihre Haut iſt von — Werthe, und in aͤlte⸗
ren
\
a ra 5
‚von Zeiten * machten ‚die Indianer ihre beften -
Schilder daraus. Durch Zubereitung erhalten
fie einen hoben Grad der Vortreflichkeit. Die
Sfndianer bereiten fie mit den Haaren und beflei»
fid) damit. Die Europäer in fouifianz-gebraus
chen fie als Bettdecken, und finden fte leicht,
warn und weich. hr Fleiſch macht einen ver .
trächtlichen NMahrungsertifel aus, und man hält
den Budel auf dem Ruͤcken, der aus ‚einer,
fleiſchichten Subftanz befteht, für einen fehr leckern
Biſſen. _ Die Thiere werden außerordentlich
feift und befommen eine folcye Menge Talg, daß
ein einziges Thier oft 150 Pfund davon giebt,
und dies alfo ein fehr wichtiger Haudeiszweig
wird. Dieſe zu feiften Thiere werden gewoͤhn⸗
lich den Wolfen zur Beute, denn ihrer Unbe—
bülflichfeie wegen koͤnnen fie ſich nicht bey der
Heerde erhalten. ° Man fpinnt ihr Haar oder
ihte Wolle und mache Kieider, Hanrfchuhe,
Strümpfe und Bänder daraus, die fehr ftarf
"und denen vollfommen ähnlich find, die aus ter be⸗
ſten Schzafwolle gemacht werden. -Der General
Pownall bat uns verfichere: man koͤnne eine
trefliche Sabrife davon anlegen. Das Gewicht
der Wolle von einem Thiere fteige oft bis zu 8
Pfund heran.
’
Ser
“Bey den Milben, die noch feine Bekannt:
{haft „mit dem Schießgewehre haben, iſt dies
wahrfcheinlich noch der, Fall. Und felbft gegen
dies ſchuͤtzen ſie wohl nicht wenig,
x
a0 — — 195
Sehe unpolitiſch ziehen die Indianer das
Steifch der Kühe vor; ein Grundfaß, der mit
der Zeit der Erhaltung des ganzen Gefchlechtes
gefährlich werden Fönnte. Sie lagen über vie.
Ranzigkeit des. Ochfenfleifhes. Aber dü Prag
hält dies letztere für weit zarter, und glaubt,
man Fönne der Ranzigkeit dadurch zuvorfommen,
daß man den Thieren, fobald fie getödtet find,
. en abſchneidet.
Man hat fie zu zaͤhmen und dadurch haͤus⸗
ic, zu machen verfucht, daß man die" Kälber
wegnahm, und mi der gewöhnlichen Gattung
auferzog, in der Hofnung, die Zucht zu verbefe
fern. , Doc) entfprad) der Erfolg diefen Bemuͤ⸗
hungen nicht; denn ob fie geic) im Anfang auf
‚einige Zeit, ihre Wildheit verlohren zu haben
ſchienen, fo fing fie doch das Joch an zu drücke
ſie zerriſſen die ſtaͤrkſten Bande, und lodten zus
gleich) das zahme Vieh in die Kornfelder. - Man
weiß, daß fie fid) mit den zahmen fruchtbar
begatten; aber man weiß nichts gewiffes, ob
ſich dadurd) die Zucht um ein großes verbeffert
bat. Wahrfcheinlich fehlt es an Ausdauer in
den Verfuchen, um fie. durchaus ganz haͤuslich
zu madyen, da es bekannt iſt, daß die Bifons
der 'alten Welt, den Stamm aller BNERIE zah⸗
men Ochſen ausmachen.
Dies war bey ber erſten —— der
N 2 neuen
J
‘
196 Sa A '® Ma Er.
neuen Welt das einzige Thier, das mit dem
europäifchen zahmen Viehe in einiger Werwand
ſchaft ftand. Vor diefem Zeitpunkte hatte Ame⸗
rika weder Pferde noch Efel) weder Kühe noch
Schaafe, nod) Schweine, Ziegen, nidje eins
mahl den freuen Hund. Die Menfchen waren
hier noh im Stande dr Natur, ihre Leiden⸗
haften unbezaͤhmt, ohne einen Gedanfen, die
der thierifhen Schöpfung zu unterjoden, und
fie ihrem Willen zu unterwerfen. Die wenigen
Thiere, welche mit den eben erwähnten gleichen
Arfprunges find, mögen durch Fleiß gebaͤndigt
feyn. Dies Thier haͤtte fo nußbar, als’ die
europäifhe Kuh, gemacht werden; der Pecari
die Stelle des Schweines; der Fuchs und der
Wolf die des Hundes verfreten koͤnnen; aber
die Eingebohrnen febten allein von der Jagd,
Weglicy mit der thietiſchen Schöpfung in einem
ewigen Kriege und vernachläfligten die Bildung
eines jeden Thiergeſchlechtes, das leßrere ausges
nommen, welches fie völlig unterjochten.
So ift auch bis itzt noch die Sage der San
en. Denn, meder das aufmunternde Bey-
‘fpiel der Europäer, noch die ganz auffallend
fihtbaren Vortheile, die aus geringer Sorgfalt
‚für das nußbare Thier, die Kuh, entftehen, find
vermögend, den Indier nur zu einiger Aufmerkz |
ſamkeit darauf zu bewegen, Jede Gattung von‘
häuslicher Arbeit verachtet er Herzlich, die ge⸗
ringe
197
ringe ausgenommen, die ihm einen hinreichen⸗
den Vorrath von Brod verſchaft. Jedes Wig⸗
wam oder Derf bar feine Maispflanzung, und
‚hierauf flügen ſich alle feine Hofrungen, wenn
die Jagd unglücklic) ausfallen ſollte. |
Hausvieh ift der Ausdauer in den rauh-ften
Klimaten fähig. * Man hält Kühe in Quick⸗
jock, in der Lecha Japmarf, am Circulus arcti-
cus, Uber fie aebähren bafetbft nicht, fordern
man. muß ihren Verluft durd) neue Einfuhr er
fisen. Selbſt in Jsland, von dem ſchon ein
Theil unter diefem Cirkel liege, find Heerben
in Ueberfluß, und fie gebähren daſelbſt wie in füd«
ficheren Gegenden. Gemeiniglich fürcert man
fie, fo wie an anderen Orten, mit Heu; aber
wo ein Maͤngel hieran ift, werden fie mit ber
Fiſchgattung, die man Seewolf nennt, nenähgf,
ut kleingsſtoßenen Hülfen und einem Riet hene
zerſchnittenen Heues. Das Vieh liebt dieſe
Miſchung, und, mas noch wunderbarer ift, giebt
darnach ſehr viel Milch. Doch natürlich iſt dieſe
ſchlecht.
N3Kamt⸗
Nicht weil ihm Haͤuslichkeit dieſe Kraft gäbe,
ſondern weil keine Thiere ſich unterjochen laſſen,
als bloß folge, die eine beynahe gleiche Ver⸗
breitſamkeit ınit dem Menſchen haben. , Eine
in der That fehr gütige Veranftaltung der Vor⸗
ſehung. Ai,
-
=
198 0 ⸗
Kamtſchatka Hatte wie Amerika einen gleis
» chen Mangel an Housthieren, einen Wolfähnlie
chen Hund allein ausgenommen, bis die Kuffen
neuerlich die Kuh und das Pferd einführten.
Die Füllen und Kälber, Die man aus Morden
in die fruchtbaren kamtſchadaliſchen Weiden,
wo das Gras fehr hoch ift, brachte, gediehen
fo gut, daß niemand ihnen ihren Urfprung von’
den elenden „Kleppern und mageren Rindern des
Lena anſehen Fonnte. Der Ärgali, der Stamm:
vater des zahmen Schaafes, ift in ben Gebürgen
im höchften Ueberfluß, aber bis itzt allein noch
ein Gegenftand ber Jagd. Die Eingebohrnen
find noch fo ungebilter, als Evanter die erſten
Einwohner Latiums, vor der Einführung der
Künfte und Wiffenfchaften, befchreibt:
Queis neque mos neque cultus erat, nec
jungere iauros
Aut componere opes norant, aut parcere
parto
$ed rami, atque afpes viclu venatus alebat.
Virgil, Aeneid, L. VIII. 316,
hi *
N A 0 Be 199
deine andere Gattung des wilden Ochſen
— ſich in Amerika, von der die beygefuͤgte
Abbildung des Biſamochſen (Mufk-bull) ) eine
Vorſtellung giebt.
Ihr Aufenthalt iſt ſehr zetich. Zuerſt
werben fie in dem Striche zwiſchen dem Ehurs
alfa und dem Nobbenfluß an ver weftlichen
Küfte ver Hudſonsboy fihtbar. Zwiſchen vem
66.72ften Grad nördl. Breite find fie ſehr
“ zahlreich. Hr. Hearn, der in den Jahren
1770. 71. 72. die beſchwerliche Reiſe zu den.
Eisfen vom Fort Prince of Wales an der
Hudſonsbay that, hat in bon hoͤheren Breiten
mehrere Heerben an einem Tage gefehen. Sie
lieben die feifigten, kahlen Gebirge, und beſu—
chen nur hoͤchſt felten die bewachfenen Theile ber
Gegend. Sie laufen fehr ſchnell, und ver«
ſtehen fehr gut die Felfen hinanzuklettern.
Ihr Fleiſch ſchaneckt fehr ftark nach Biſam, und
das Harz iſt diefes Gefchmackes wegen faum
genießbar. Doch foll bas erfte eine fehr gefunde:
Speife ausmachen, und die, welche es genießen,
- wollen es zur Derbefferung ver Saͤfte fehr
brauchbar gefunden haben. Die Indianer ftel«
len ihnen ihres Fleiſches und ihrer Felle wegen
rad), wovon das letztere wegen feiner Wärme
treflich zu Decken taugt.
Die Hörner der Stiere find an der Bafıs
genau verbunden und beugen fich einwaͤrts
herab, Sie beugen (ch * die Enden zu nach
qußen
“200. A © Be
außen hin, bie fpigig zugehen an ſehr ſcharf
ſind. Nahe an der Baſis haben fie 2 Fuß im
Umkreiſe, und 2 Fuß in ber fänge, die Baus
aung herakgemeffen. Das Gemicht eines vom
Schedel getrennten Paares folcher Hörner bes
frägt zuweilen 60 Pfund. — Das Haar ift
dunfelrord , fehr fein, und fo long, daß es bis
zum Boten herabbängt, und dem Thiere des
Anſehen einer geftaltlofen Maſſe giebt, ohne daß
man Kopf und Schwanz unterfcheiden fünnte,
Die Belne und der Schwarz find fehr kurz, die
Schultern fleigen zu einem Klumpen i in bie Höhe;
das Thier iſt kleiner, als en Reh, aber hat
einen dicferen Baus) und Beine,
u Die Naſenloͤcher der Ruh find weit und
offen. Die zwey vorderften Schneidezaͤhne find
breit und ſcharf gefchliffen; die Dreye an jeder
Seite flein und abgeſtumpft. Die Unter «und
Dberlippe ift an dem vorderen Theile mit kurzen,
weißen, und an den Seitentheilen mit blaßbrau⸗
nen Haaren bedeckt. Das Haar in der Mitte
des Worderkopfes ift lang und aufgerichtet,; an
den Wangen weich, ſehr fang herabhängend,
und bildet mit dem vom Halfe einen langen’
Bart. Das Haar an dem Naden, den Sei⸗
ten und dem Hintertbeile hänge auf biefelbe Are
und beynahe bis zum Boden herab. Vom Hins
‚terfopfe bis zu den Schultern gehet ein Strich
langer, weicher Haare, die eine aufgerichtete
Maͤhne bilden. * ſehr alten Thieren wird
NR 4 der
oe. 201
+ ber Zwifchenraum zwifchen den. Schultern zu
einem Budel. Die Scherfel find ſehr Furz und
mit fanften, weißlichten Haaren bededt, die um
den Huf ſehr lang und ganz weiß find. Die
‚ Hufe find kurz, breit und ſchwarz; die falfchen
Hufe find nach Werhältniß fehr lang. Der
Schwanz ift nur drey Zoll lang, ein blaſſer
‚Stumpf mit fehr langen Haaren bedeckt und da»
her nur wenig ſichtbar. Won diefem Schwanze
machen fi die Eſkimaux an der norbweftlichen
. Seite der Bay eine Kopfbedefung von eitiem,
fürchterlichen Anfebenz denn feine Haare fallen
ihnen nad) allen Seiten um den Kopf herum,
und bedecken ihr Geſicht. Doch bat er zu⸗
gleich den Nutzen, die Muffitos abzuhalten, die
ihnen fonft unerträglich zur Saft fallen würben.
Der Raum zwifchen ben Hörnern berraͤgt
neun Zoll. - Sie ftrhen genau an den Seiten
des Kopfes, find weißlicht, 13% Zoll lang, g£
- an ber Baſis bi, und eben fo wie bey dem
Etlere gekruͤmmt. Dis $änge der Ohren beträgt
3 Zoll. Sie find gerade aufgerichtet und feharf
zugeſpitzt; aber werben in der Mitte etwas brei-
ter; fie find mit einem dunfelen Haare geflits
tert, und mit einer weißen Streife begeichner.
Die Farbe des Haares ift ſchwarz, dieſe
Theile ausgenommen: — Bon der Bafis des
einen Hornes bis zu der des anderen, liege ein
Strich weißer und hellbräunlicher Haare. Die
N 5 Mähne
402 0
Maͤhne iſt dunkel, mit Roch tingirt, "welches
hald fichrbar bis zur Mitte des Ruckens fortge—
bet, worauf ein großer runder Fieck von reinem
Weiß ik- Die Haare find auf dieſem Flecke
fürzer, als ſonſt wo, find nicht länger als hoͤch⸗
ſtens 3 Zoll, und gegen ihre Wurzel hellbraun.
Ueberhaupt find die Haare von einer doppelten
Urt: Ihr längftes Maas hält ı7 Zoll. Eie
find fehr fein und glänzend, und bey einer näher
ren Unterfuchung ſehen fie ganz flach aus. Dies
iſt der ſchwarze Theil derfeiben,, der Das Thier
gröfteurheils bekleidet. Der Fleck zwiſchen den
Hörnern und der am Nacken bat feinere und
fanftere , als Menfchenhaare, und hat fie völlig
vund. Der weiße Fleck ift ned; feiner und näs
here fi) der Wolle. Zwilchen jedem Theile der
Haare waͤchſt in großer Dienge und oft flocken⸗
weiß eine afchfarbigte Wolle, von einer ausneh _
menden Feinheit, woran fie feibjt alle andere
europäifche übertrift, und bie, in geböriger
Menge gefammelt, ein für Manufakturen fehr
nugbares Produft geben würde. Hr. Jeremie
behauptet, er babe etwas von der Wolle nad)
Frankreich gebracht, und Strümpfe daraus ma-
chen laffen, die an Schönheit alle feidenen
übertroffen hätten. $
Hr. Pennant fagt aus: er babe eine
Haut der Bifamfuh vom Hrn. Hearn befom«
men, Sie war fehr dünne; ‚Die ganze Laͤnge der«
ſel⸗ —
s
hc ı EB < 203
ſelben von der Raſe bis zum Schwanze betrug
ohngefaͤhr 6 Fuß und 4 Zoll, und die dee Kopfes
14 Zoll. Die Schenkel waren nicht viel länger -
els ı Fuß. |
IV,
3 . Anzeiger
für das I. und IL Stüd.
* — —
D Anzeiger hat nicht zur Abſicht, die
neue Meßwaare vollſtaͤndig durchzurezen⸗
ſiren; ein Unternehmen, das entweder bey der
Menge rezenſirender Journale, ſobald es ſich
auf bloße Anzeige einſchraͤnkte, vollkonmmen
unnuͤtz, oder, wenn es ſich auf eigentliche Rezen⸗
ſion verbreitete, von einer: bey weitem zu großen.
Ausdehnung für eine Zeitſchrift diefer Art ſeyn
mrüßte. | |
| Nur wichtigere Werke follen hier eine Auf⸗
nahme finden, und zwar mit der möglichft voll.
ftändigen Auseinanderfegung ihres Inhalts, ges
nauer
204 a0
Hauer fing ihres Werches/ und natuͤr⸗
lich auch mit eier gelegentlichen Reihe von An⸗
merkungen, die ſie hin und wieder erfodern oder
veranlaffen fönnten. Durch diefe Eingsfchränfts
beit auf nur fehr wenige Werfe, und durch dieſe
Um ſtaͤndlichkeit, da vielleicht oft der Inhalt nur
die zufällige Gelegenheit zu eigenen Bemerfuns
ger feyn dürfte, werden die Kezenfionen Das
Anfehen eigener kleiner Auffage erhalten und auch
wehl nicht unbequem dafür gelten fönnen. Die
firengfte Unpartheylichfeit muß nothwendig ei«
nem Monne,! dem es das größte Vergnügen,
neue. Wahrheiten zu finden, und die änaftlidye
Sorgfalt ift, Serehümer anzugeben und zu bir
-fireiten, ein Gefeß feyn, das er nie felbjt aus .
den Augen verliehren, und feinen Mitarbeitern
immer vengalten wird. .. Mm.
T.
Geſchichte der Geereifen und Entdet⸗
kungen im Suͤdmeere, aus den Tage⸗
buͤchern Sir J. Banks: Dr. Solan⸗
ders; Dr. J B. Forſters; Dr. G.
Forſters; und Hrn. Anderſons.
—Sechſter Band, a d. Engl. v. Hrn. Ge⸗
A Sorfter. Berlin 1787. mit 3 Chare
son und za Kupſertafeln.
i *
n
Kerr zu 205
Kiz.nahm dieſen Theil der Cookſchen See⸗
reifen mit einem geheimen Vergnügen und ver
ſtillen Erwartung in die Hand, weld)e immer
die Hofnung zu einem näheren Aufſchluſſe über
(große Charaktere errege. Und was fonnte diefe
‚Hofnung wohl mehr nähren, als das eigene Tages
"buch eines großen Mannes felbit vor fich zu ſehen,
l
und dadurch eben zu einem Eindringen in feine
‚geheimeren Jeidenfchaften, und in den Geng feines
Geiftes ein Recht zu erhalten. Go fahr aud)
‚ wohl alle Tugebücher, und felbft bie geheimen
‘des menfchlicyen Herzens, immer etwas entferne
‚auf die Nachwelt angelegt find, (ein Vorwurf,
von dem der große Haller felbft nicht völlig
frey ſcheint) fo kann doch die trocknefte Relation
die Züge nicht verbergen, welche jedesmahliger
Zuſtand der Seibenfchaften und ihr Verhaͤltniß
zu ben Begebenheiten deutlich ausprägt,
| Dies iſt auch hier merklich genug der Fall,
wiewohl, Cooks angebohrner Zurückhaltung ger
maß, weniger als irgendwo, | A
Menſchenkenntniß und ein tieferes. Einge-
ben in die Denf- und $ebensmweife der Völker
find das wehl, was den Leſer wahrhaft und am
allgemeinften ergögt; und es fcheint wirflic ein
nicht ganz ungegründeter Vorwurf für die engli-
fchen Reifenden zu feyn, daß nur die allerwenig«
fien von ihnen ſich die Mühe nehmen, um
Me tie
206 ac EB SG
Menſchen auch außer ihrem Lande, um eine an«
dere Verfaſſung und andere Sitten, mie die
ihrigen, fich zu befümmern; daß fie mehr der
eigentlichen Kunſt und den eanfteren Wiffenichaf-
ten, als einem Zwecke ihrer Bemühungen ſich
nähern, und um fo weiter alfo von der allgemei«
_
nen Unterhaltungsgabe fic) entfernen. Studie
ren fie den Menfchen, fo gefchiehe dies allein,
um ihren Charafterrollen ein ftärferes Licht zu
geben, und ihre Harlequins und Brigellas aus
fremden Sändern, wie Boldoni aus Berga⸗
mo, zu hohlen, wo der harlequinſche Haſen⸗
fdywanz auf dem Hute noch bis itzt eine vorzüglis
che Zierbe ausmacht. — Auch die Spfteme
alter Zeitrechnung und Geſchichte, Die wir ven
ihnen erhalten, find meiftens nichts, als be.
zauberte Schlöffer, , welche Faum die Einbil-
dungsfraft ergögen. Sie fiheinen etwas zu
yn, und find nichts als Phantaſieen. boͤſe die
ezauberung auf, fagt Bolingbroke, und fie
verſchwinden, wie diefe. N
Nach jenem Maaßſtabe ſteigt und faͤllt
nun das unverkennbare Zeichen des Vergruͤgens,
den eine Reiſe gewahrt: der Wunfch, dieſe Laͤn⸗
Der felbft zu fehen,, wovon nur fehr wenige Reiſe⸗
befchreiber eine völlige, und Swinburne’s Reife
nad) Spanien befanntlich die ehrenvollſte, Aus-
nahme machen. Und in fofern ift gewiß biefer
Theil von Cooks Keifen für die Hälfte —
m
Ki 0: 5. „ 297
kaum fo ergößend , als bie des Hrn. F. ſelbſt,
da unter ver Hand eines wirflid fo feinen,
wenn gleich nicht immer richtigen Beodachters,
und unter den Blumen des Stils das Gemäploe
* empordluͤhet.
Indeß auch noch aus einem anderen Ge
fi ae als ben der Ge tehrte nimmt, .be-
trachtet, gewinnt diefe Keifebefchreibung ein
neu:s Jutereſſe, und zwar dadurch, daß bey
ihr Behandelung Hr. F. ſich niche fo fehr um
die Darftellung von Cooks Geifte, als um die
feines eigenen befümmert zu haben fcheint.
‚Die Anserfungen zum eigentlichen Terte find
an ſich hoͤchſt unbe etraͤchtlich, aber der Aufſatz
über Cooks Verdionfte in dieſer Ruͤckſicht von.
ungleich groͤſſerer Wichtigkeit. Seine Philoſo⸗
phie, einige nicht undeutliche Winke von frinem
Religionsfpftem (mevon wir freylich noch weit
deutlichere haben), find, wiewohl nicht aller
Makel baar und ledig, doch wohl einer näher
ren Beleuchtung wert. Der Gang feines
Geiftes ift zwar oft fo raſch, und fein Flug fo
hoch, daß ihm aud) ein Mir ungeübter 5
jurufen moͤchte:
Reſerve tousjours à ta table un morceau
pour les pauvres.
Und in der That macht er es oft mit ſeinen
leſern, wie der beruͤchtigte Fi Bernard, der
\ einen
208 DE Mn
einen ımbußfertigen Delinquenten- das Gebet,
das er nicht herſagen wollte, verfchlingen ließ.
Wis zuerſt die Ueherfegung em und für.
fih betife, fo kann das Publifam damit volle
kommen zufrieden feyn, da fie nur hoͤchſt felten
en Fleckgen bat, und der ungleich größere
Werth des ſachkundigen Ueberfegers gegen
jede andere für fie vortheithaft entſcheiden muß.
Unfere gewöhnlichen Ueberſetzer verjtehen leider
nur hoͤchſt felten die Sprache; -fie wollen fie oft
erft Dadurd) verftehen lernen, und find nur flug ge»
nug fid) Diefe Berfuche bezahlen zu laffen. Den
Leſern gehts dann nur zu oft, wieden Irrlaͤndern
mit Woods Penny Münze, ber, mad) einem
erfchlichenen Patente fie in fo ungebeurer Menge
und folglic) fo ſchlecht ſchlug, daß Ircland einem
Banqueroutte nahe Fam.
Eine Gluckhenne, fage Aſmus, bie mit
ihren Kuͤchlein in ihrer Einfalt auf dem Hofe
herumgehet, thut, wenn der Habicht daherge⸗
ſchnellt kommt, ohne alle Anweiſung, und
ohne die Abſicht, ſich Hören zu laſſen, allemahl
unfehlbar den rechten Schrey. — Und in der
That müßte es für das Publikum überaus ange⸗
nehm feyn, wenn feine Schriftfteller, bey Ans
weifung und mit der Abfiche, ſich hören zu:
laffen, nur allemahl unfehlbar den rechten |
Schrey thaͤten, Es N zwar immer bie Sache
eines:
a: * 200
eines” jeden braven Mattes , feine Ge anfen
frey zu fagen. Wer das Herz nicht bar, bie
beyden Pole des menfchlichen Lebens: Religien
und Staatsverfaſſung mit feftem Blicke anzus
fehen, und darüber laut zu werden, ift Fein
Mann, fondern ‚eine Memme, Unmoͤglich
kann dieſer Fall indeß eintreten, als his der Ha⸗
bicht daher geſchnellt Formmt, oder mit an⸗
dern Worten, bey vorkommender paſſender Ges
legenheit. Aber dem erſten beften Anfaffe feine
Grundfäge opfirn, ift eine Verfahrungsart, ber
wohl ber erfte deutſche Hexameter des Huld⸗
reich Ellopoſcleros zur näheren Beherzigung
nicht uͤbel bekommen wuͤrde:
— Sagen zu hitziglich nach Ehr und ewigem
Preiſe
Das jagt ein oftermahlg zu u in ſpoͤttiſche
Weiſe.
Ich Hr. Forſtern zu gut zu kennen,
als daß ich vorausfegte, es koͤnne ihm mit eis
ner kahlen Anzeige feiner Auffäge oder einem
ee: Hreiſe gedient ſeyn, und es wird
ihm daher nichts weniger als ſchwer fallen, mic)
in eine nähere Erörterung feiner vorgefragenen
Grundfüge, und vorzüglich feiner
zu ſehen.
4 O Nach
a 10 U 0 Be
Nach einer Machricht von der enafifijen
Ausgabe dieſer Neifebefhreibung und feiner
Veberfegung, den Inſtruktionen für die Ente
deckungsreiſe, folge ein Auffag d. H. 5. überdie
Verdienſte Cooks, über bag, was er leiſten
wollte, und was er geleiſtet hat, mit der Ueber⸗
ſchrift: Cook der Entdecker; derjenige Aufr
faß, worauf ein großer Theil diefer Anzeige fich
jtügt.
Gleich im Anfang giebt er den a
punkt an, von dem er bey tiefem Auffaße aus»
geben will. Coofs Entvefungen jufammenzus
faflen, ihre Graͤnzen abzuſtecken, ihren) ges -
ſchickten Anordnungen und Verbindungen, ſo
tie mancher ihrer wichtigen Folgen nachzuſpuͤ⸗
zen, und aufdie Art nicht bloß dem Seemann '
und Entdecker, fordern auch dem Menfchen ein
geringes SR zu fliften; eine Richtung,
die Hr. 3. gewiß mit fehr vieler Beſtimmt⸗
beit gehalten, und mit großer Kunft und *
bis zu Ende gefuͤhrt hat.
„Zuerſt,“ ſagt F., „verdient — vor⸗
laͤufige Unterſuchung, aus welchem Geſichts⸗
punkte der Werth der Entdeckungen uͤberhaupt
beurthellt werden müffe; denn dies wird uns in
der weiteren Anwendung auf Cook zum beque⸗
men Maasftabe dienen. Wenn nun aber der
Mann Recht haͤtte, der eine bloß phyſiſche a
Ye me
Br rer art
ftimmung des Menfchen fir die einzige wahre,
und Wiſſenſchaft für die Quelle alles Elendes
bielte, wäre es nicht um den Ruhm der Ent⸗
decker geſchehen? — Dies Paradoron fiegte über
manche Einwendung, und man gab Blößen,
mern man ſich gegen die datin enthaltenen Thats
fachen ſtraͤubte. Wer könnte auch vas Entſte⸗
ben der Zerrüftungen won der Enttwickelung der -
verfchiedenen Fähigkeiten leuznen? Indeß,
fern man dieſe Unzertrennlichkeit zugiebt, fo
Bleibt noch unermwiefen, daß die Ausbildung des
Menſchengeſchlechtes einen anderen Gang hätte
geben können. Der untergeichobene Begriff,
die Perfefeibilicat als ein der Natur entgegenge ⸗
feßtes Extrem anzuſehen, mußte frryfich eine
Verwirrung bes Geſichtspunktes zuwege bringen,
die nur eine conſequentere Philoſophie mirber he⸗
ben kann. , Die wirt in allem, was gefchieher,
eine Kette von DBerhältniffen gerade, welche
nothwendig wie Urfady und Wirkung in einan«
der greifen, und die Möglichkeit vernichten,
daß ein Staͤubchen fi) anders bewegt Haben
fönnte, als es gefchehen if. Wie des Unend-
liche an das Endliche, fo iſt über alle Berriffe
hinaus, Freyheit an Nothwendigkeit geknüpft
und hiermit zwifchen dem inhigen Bewuſtſeyn
des ale —2 daß feinen Handlungen
Gedanken vorher gehen, und der ehernen Wahrs
heit, daß Peine dee dus nichts entftehen kann,
ini ewiger Kampf erregt.”
93 Wer
am a0
Wer mir da, fagfe einer meiner Freunde,
einen gefunden Zufammendang, und im legten
einen reinen Gedanfen herausfindet, Phylida
folus habeto. Meine Side ift es nun ißt,
zu verſuchen, ob ic) diefe Phyllis verdienen
kann. *
u I
ET —— Behauptungen, die ſich ſo ſehr
zu wlderſprechen ſcheinen, loͤſen ſich bey näherer
Beſtimmung in zwey zwar verſchiedene, doch
nicht entgegengeſetzte Grundſaͤtze auf.
Widerſtreit der Cultur (fo wie ſie jetzt iſt)
mit der Natur des Menſchen, als einer phyſi⸗
feben Gattung, bey der alles auf die Erreichung
eines jeden indiwsöuellen Zweckes angelegt ſeyn
muß, iſt die Grundlage feiner Behauptungen
in der Abhandl. über die Ungfeihh. der Mens
ſchen u. m. a., und das, was er.da durch Erfah-
rungen zu erweifen ſucht. In feinem Emile hin⸗
egen befchäftige er fich mit dem Fortgange der
L
ultue, in wie fern er, zur Ausbildung der Ane
lagen der Menſchen, ‚ohne ihnen, als einer phy⸗
ſiſchen Gattung, zu ſchaden, möglid ware.
So, wie num die Eultur einmahl angelegt ift
(denn die, Unmöglichkeit, daß fie eine‘ andere
Kıhtung hätte nehmen Fönnen, iſt nice nur |
voͤlli unerwiefen, ‚ fondern beynahe ermwiefen un. |
ſtatthaft) mußte nafürlich jeder Fortfchrite der |
Menſchheit in Sittlichkeit der phyſiſchen Beſtim⸗
mung
u Ben 213
mung ſchaden, und eine Menge Miderfprüche
und fo/glich Uebel erzeugen, die eine bequeme
Auflöfung und Vernichtung am Ende der Laufe _
bahn, wovon wir wohl ſchwerlich bie Halfte er⸗
veicht haben, und wo, wie Kart m:pnt, bie
vollfommenfte Kunft wieder Natur wird, te
warten dürfen. Dieſer Worausfegung gemäß,
wird ſich wohl jeder roillig finden lafjen, mit vem
liebenswärdigen Piloſophen einzuftimmen , und
nach ‚gehobener Msdeutung und Verwechſelung
zwey ganz verſchiedener Dinge den Satz gern
anmebmen: dep Cultur in diefer Richtung, ale
ein. Widerfpruc) gegen phyſiſche Beftimmung
zwar große Uebel erzeuge, aber daß durch diefe
Medel vielleicht Erreichung unferer ſittlichen Ber
flimmung möglich ſey. Die Größe der ges
ſchehenen Wirk lichkeit laͤßt ſich dey unſerem
Mangel an Begriffen von hoͤchſter Ausbildung,
und der doraus zu ſchließenden noch weiten Ent»
furnung vom Ziele durchaus nicht angeben. —
Der Ausdruck 9.5, Entwicke ung verſchie⸗
dener Faͤhigkeiten muͤſſe Zerruͤttungen hervor⸗
lringen, iſt zu unbefiimme, weil ie Faͤhnkeit
bes Menſchen als Naturgattung ſchon angelege
ſeyn mußte, um der Cultur empfaͤnglich zu wer⸗
ben, und Perfektibint konnte wohl wie als
ein der Natur entgegengeſetztes Extrem angeſe⸗
hen werden, weil ihr als Natur dieſe nothwendig
zukom nen mußte, ſondern allein dieſer Gang
der Msbildung konnte ihr Extrem heißen, da
—V 03 ſich
I
214 Pc Be >
fid) ein anderer bequemerer, von Anfang cn
naturgemäßer Gang zu demſelben Zwecke eben ⸗
falls gedenken läßt, Wie weit die Vernunft zu
der Vermuthung berechtigt fey, daß die Kultur
nicht umfonft, fondern zur Erreichung der hoͤch ⸗
ſten Sittlichkeit in diefer Nichtung angelegt fen,
it das, was H. + nachher zu erörtern verſucht.
Hierauf gehet dann auch jener legte Periode, '
‚ ber, wiewohl niche wenig ſchief und unbeſtimmt
ausgedruckt, in der Beziehung der igigen Ent⸗
wicelusgen auf berechnere Anlagen der Natur
zu flehen ſcheint. Wäre Rec. nicht alle
Spftemriecheren ein gefchworner Feind, fowürde
ſich auch) diefe Stelle mit den Fünftigen verbun» ⸗
den, an Folgerungen dieſer Art, befondersin Ruͤck⸗
fiht auf moſaiſche Tradition, nicht arm finden.
’
„Benn alfo die Verhaͤleniſſe des Menſchen,
fähre Hr. 8. fort, „wodurch irgend ein! Faͤhig⸗
Feit in ihm fich entwidelt, nicht von ihm abhän⸗
gig find, (wovon uns H, F. den ftrengen Ber
weis ſchuldig geblieben ift, da feibft eine conſe⸗
quentere Philofophie diefe Beziehungen, und wie
er eben gefagt harte, dieſe Werfnüpfung der
Freyhelt an Nothwendigkeit nicht fehen Tann),
fo iſt es auch die Entwickelung nicht; - daher ges
hört die Yusbildung zu den beitimmtn Einrich«
tungen der Natur, und der Contraft zwiſchen
ſittlicher und phyfifcher Beſtimmung beruhet nur
auf eine Abftraktion unferer Vorftetungeart.
4 Solche
A 0 215
Solche durch Zufall zu entwickelnde Anlagen find
berechnet, und daher, wie der Philofoph ber
Menichheit bewiefen bar, ift die Beflimmung
des Menfehen nicht chierifch, fondern Sitt⸗
lichkeit.“ .
Alterdings mußten: wohl die erfien Anlas
gen der Menfchheit beſtimmt, und auf fünftige
Umftände, alſo zu einer Menge verfihiebener
Entwickelungen, berechnet feyn. Aber diefe Bes
rechnungen waren gewiß nicht auf den itzigen
polizirten Zuſtand geftellt, fondern es waren
Wege moͤglich, auf denen allmählige Herausars
beitung aus dem Naturzuftande zu gewinnen ,
und voc) Lie Verftoße gegen diefen zu vermeiden
waren. Da dem erften Menfchen mordlifche
Freyheit ganz unbenommen bleiben mußte, weil
er fonft zum Thiere und feine Handlungen zur
Berdienftlofigkeit herabfanfen, fo war es nicht
zu verhüten, daß er niche gegen alle Warnun.
gen feines Führers, des Inſtinkte, Mittel zu
feiner Bervollfommnung ergriff, die fie eigentlidy
nur verfpäteten, beſonders da dieſe wahrſcheinlichſt
nme die des Subjekts betrafen, und mithin die
Gattung gänzlich aus den Augen ließen. Man
‘mag bie mofaifche Tradition gar nicht, oder neh⸗
men, wie man will, fo wird man doc) nie ver
meiden können, ſich einen Naturzuſtand, dieſen
als vollfommen zweckmaͤßig und. auf Fünftige
Revolutionen beſtimmt, und mis einer Menge
—8 DD von
=
216 0
von Trieben ausgerüftee, gefallen zu laſſen, die
das Verhalten, in der Vermiſchung mit, unbes
rechneten Zufällen einigerms zßen leiten fonnten.
Diefe Revolution, fo wie fie nad) des Menfchen
Willkuhr erfolgte, war gewiß nid)t weckmaͤßigʒ
denn fie lief allen Warnungen ver Triebe zumis
Der , vertrat Das bezeichnete Gleiß, und brachte
die Eivilifation mit jenen in die Werwirrung; die
doch wie fein, anderer ſcheinbarer Widerjprud)
der Natur, ſo ganz offenbare Nachtheile har,
gegen deren Esidenz min, durch Einwendungen,
wie H. 5. ſeloſt ſagt, nur Bloͤßen geben kann,
Mösishkeit, das Ziel zu exxeichen, blieb ung
Dod) ınmer übrig, nur frey!ich veripäzeten wir
uns etwas. „, Un den Wed zu fürzen, war die -
Erſcheinung eines großen Mannes noͤthig, der
Die vergeſſenen Vorſchriften des Naturzuſtandes
wieder ing Gedaͤchtniß brachte, (denn alle reinen,
Schren des Chriftenthums faufen auf Diefe doch
ganz ſichtlich hinaus) und da werd die Möglic)«
feic zur hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit Soviel
iſt ganz ſicher ausgemacht: fibeinbar find. die
Gebredyen unferer Cultur gewiß nicht (wie Hr.
F. ſo gern beweiſen moͤchte), dieſe Hebel wuͤrken
nicht zur Erzeugung des Guten, und alla die
Widerſpruͤche ſind wohl Entwickelungen berechne⸗
ser. Anlagen, aber nicht berechnete Erolutionen
loͤſt; dies zeigen ung nur zu oft die Reſte alter
linke, die bey. der. Civilifation offenbar bey,
weitsm zu kurz Fommmen. M ai ig!
— J 417]
Be
R 0 ,# we 217
„Bewuſtſeyn,“ fährt Hr. F. fort, gehoͤrt
zur Vernunft, zur Wahrne hmung der Berhaltniffe
und Abfonderung der Begriffe: Bewuͤſtſeyn
eines abſtrakten Ich wer das ausſchließende
Geſchenk der menfhlichen Organifation. * Aus
ibm entwiceln fi ale Erfcheinungen der fogen
nanten Perfektibilität. Hier aber, wie aller⸗
waͤrts, iſt es Wirkung und Gegenwirfung, was
die ſchlafenden Kräfte offenbahret. Drachten
erſchuͤcternde ‚Erfahrungen der Menſchen auf
eine «höhere Stufe dev Beſonnenheit, und
lehrten fie. ihn, daß er nicht alles darf) was er
Fann und will, fo führten fie ihn auch zu Begriffen
vom Gluͤck des Saheng u. bw...
‚Dies ift nur noch. Eine ei von H. F.
Ppitofophie, Wollte ic) ihr, Schritt vor Schrift
folgen, fo würd’ ich ein Buch fchreiben müffen,
Ein jeder nur etwas gründlicher Denfer wird
fi) hier bald den Satz beftätigen, «daß bie
Bluͤthe des Stüs, die Periodenründung, und
der Wortfluß für philoſophiſche Bloͤßen nur ſehr
leichte Raeesfungen find.
Offenboe verwechſelt hier H. F. wieder
zweyerley, das immer nothwendig und feiner
Natur nach getrennt‘ bleiben muß: Die empis
riſche Apperzeption, das Bewuſtſeyn feines
Zuftandes, ſeiner Wahrnehmungen 5 und vie
———— Ar das Bewuſt⸗
5 ſeyn
\
s
ꝛis Er ER
ſeyn feiner Identitaͤt felber, ſelbſt bey alter
Verſchiedenheit des empirifchen Bewuſtſeyns
— Dies empiriſche Bewuſtſeyn gehört aller:
Bings zur Bernunft, zur Wahrnehmung der Vers
haͤltniſſe und Abfonderung der Begriffe; aber es
kommt auch) gang offenbar ben Thieran zu. Weber
dem das Daſeyn der Vernunft bey Tieren iſt noch
‚nicht im mindeften. klar widerlegt. Denn
fommt ein Aufmerken zur bloßen Perzeption
binzu, fo wird die Sede fid) gewiſſer Beſtim⸗
mungen im Objekt der Empfindungen bevuft
und diefe gehören immer zu den entelogifchen-
Eategorien. Sollen alſo tie Thiere feinen
Verſtend haben, fo laße fid) gar nichtseinfehen,
wie ihre Erkenntniß befchaffen feyn Fönnte,
Ganz offenbahr ift es unmöglid), daß ihnen das
Vermögen, willführlic) auf etwas zu achten, feh-
len ſollte. Dunkelheit der Wahrnefmung nach
eben Tategerien läßt ſich in der Thierifchen Er»
kenntniß unmöglich annehmen.
Hingegen die tranßendentale Apper⸗
jeptior, Piv niemah/en das mindefle empirifche
Praͤdicat duldet, ohne von ihrer Neinigfeie zu
verliehren, und bie wahrfcheinfich Hr. F. auch
unter tem Bewuſtſeyn eines abſtrakten Ich
verſtehet, mog wohl einen Vorzug des Mens
ſchen als ein ihm allein aehöriges Attribut aus⸗
machen, bloß sus der Urfach, weil ſie auf Höhere,
Vırftandesoperationen ſich fügt; aber — >
pl! Pu © Dig ot
Mo — 219
Nothwendligkeit wegen, fie von aller Empirie rein
zu erhalten, iſt fie bey der Entwicelung
aller Erfcheinungen der fogenannten Per—
“feeibilität, die, wie Hr. F feldft ſagt, zwar be⸗
rechnet, aber von äußeren Verhaͤltziſſen nie unab«
bängig iſt, durchaus und vollig zum Gebrauch)
‚untauglid).
Auf die Einleitung folge die Analyſe von
Cooks Verdienften, eine Machricht von feinen
erſten Fahrten, und von allen Schwirrigfeiten
‚und Gefahren, die er zu bekämpfen fand, Er
trat diefe teßte- Reife, vie wir vor uns haben, ben
12. jun. 1776 mit der Reſolution, dem Schiffe,
worauf er feine vorigen Rifen gethan hatte, an.
Am Vorgebuͤrge dir guten Hofnung ftieß Clerfe
mit der Difcovery zu ihm, und nun, gieng ev
oftwärts durch das ſuͤdindiſche Meer. "Weber
Vandiemens, und Meufee- sand ſchiffte er dem,
ſtillen Meere zu; wo er einige neue Inſeln ent⸗
deckte, und Fam zuirft, ba er Otaheiti nicht er⸗
reichen konnte, ohne das schen der dahin be⸗
flimmten Tiere aufs Spiel zu feßen, nad) den
freundfchaftlichen Inſeln, bie er genauer untere
ſuchte. Mit der Neife von diefem Erfeifchungs«
punfe nach; Dtahelfi, und mit dem Aufenthalte
dafelbft und in den übrigen Sozietätsinfeln gieng
das Jahe 1777 zu Ende. Moch im December
feegelte .EooE über den Aequator, und am 18
Jan. des Ken Jahres fand er die weſtlichen
Inſeln
220 —0o
Inſeln in einer neuen Gruppe, die in der Folge den
Rahmen der Sanbdwichs-Inſeln erhielt. Dann
eilte er zur Kuͤſte von Neualbion, Die er im 450
zuerſt erblickte. Mach vielen Stuͤrmen fand erim
50° einen Hafen, von den Eingebohreken Nutka ge⸗
nannt. So bald er wieder in See gieng, hatte er
‚ neue Stürme, tie feine Schiffe bis zum 60° der
Breite vom Sandeentfernt hielten. Hler aͤndert es
feine Richtung endlich, bilder einen Buſen, und ges
her ſtatt kKordwaͤrts, wie bisher, auf einmahl
weſtſuͤdwaͤrts ſort. Cook folgte jeder Kruͤm⸗
mung der Kuͤſte. Unter vielen Bayen, die er
entdeckte, zeichnete ſich der Prinz Wilhelms
Sund, urd noch ein großer Buſen aus, der
feines Entdeders Nahmen befam. Endlich
umfchiffte er die lange Halbinfel Alaffa, und
gieng an der Inſel Unalaſchka vor Anfen. Er.
orfolgte nun die Kuͤſte von Amerika. - Am gten
Sun. erreichte er die weftiiche Spitzo des ganzen
Anterifa und nannte fie das Vorgebürge des
Prinzen von Wales. Gie bilder im 650 46°
nördlicher Breite die oͤſtliche Graͤnze einer
Merrenge, welche die alte und neue Welt ſchei⸗
det. Bering hatte fie zuerſt erreicht, und Darum
nannte fie Cook Beringsſtraße. Im 71° hielt
endlich eine Eiſmaſſe fie vom weiteren Fortfeegeln
0b, und da nun jeder Fortichritt durch die
Jahreszeit unthunlic ward, befchäftigte er fich
indeg mit Berichtigung geograpbifdyer Irrthuͤ—⸗
mer. Ex fiel darauf, die Wintermonate mit der
NE) Uns
> 0 * 221
Unrerfuchung dev Santioicheinfeln aus zufͤllen
aber bie intereffaätefte Entdeckung i im ns
koſtete ihm fein geben.
run führte Tierk die ige hai
Norden zuruͤck. Dos Eis hielt ihn aber eben
falls auf. Ehe er noch nach Kamſchatka zurück
fam, farb er. Gorn und King führten die
‚Schiffe über China und das Vorgebürge der qu⸗
ten Hoffnung nad) Haufe, wo fie den zaften
Auguft 1780 wieder ankamen.
Von Hauptreſultaten für die Naturge⸗
ſchichte haben Cooks Entdeckungsreiſe ohng⸗faͤhr
folgende herausgebracht. 1) Daß viele Inſeln
und Felſenbaͤnke vom anſehnlichſten Um fange im
heißen Erdſtriche bloß das Werk einer Art poly⸗
penaͤhnlicher Gewuͤrme find. 2) Daß im Welt
meere ein zwiefaches $euchten, ein elektriſches
und phofphurifches ftatt findet, wovon letzteres
wieder auf eine doppelte Art, rehmlich unorga⸗
niſch, oder in lebendigen Thieren erſcheint.
3) Daß die haͤufige Erſcheinung der Seevoͤgel und
des ſchwimmenden S Seetangs (fucus) nicht mehr
für ein ſicheres Zeichen vom nahen Lande gilt,
4) Daß entlegene Inſeln niemabis reich an vie⸗
lerley vierfüßigen Thieren find, 5) Daß bie
DBotanif aus jenen neuentdecften $ändern mit
mehr als 2000 neuen Gewächfen bereichert ift,
von ‚denen manche für die Zukunft. einen bes
traͤcht⸗
222 No
trächtlichen Nutzen verfprechen. 6) Daß durch
das ganze Suͤdmeer von der Nachbarſchaft ne
dieng bis gegen Peru und Mexiko hinüber, auf
weit entfernten und vereinzelten Inſeln, eim
Volk angetroffen wird, daß in Geftalt, Sprache,
Ueberlieferungsbegriffen durchgehende überein
flimmt, ob es gleich in Eultur, Werfaffung und
Sitten verſchieden iſt; 7) def ein andeter in
Anfehung der Sprache, Farbe, Förperlicher Bil«
dung vom jenen verfchledener Stamm ſich nicht
fo weit von Indien durch einige andere Inſel⸗
gruppen ausgebreitet habe. 8) Daß man in
Abſicht der Bevoͤlkerungsgeſchichte der Erde
ſchwerlich auf zuverläffigere und mehr entfchein
dende Data rechnen ann, als man fchon itzt
befist. 9) Daß die Natur des Menfchen zwar
überall klimatiſch verfchieden; aber im Ganzen
ſowohl der Organifation nad), als in Beziehung
auf die Triebe und den Gang ihrer Entiwices
fung, fpezififch diefelbe if. 10) Daß, fo wie
es fein Volk ohne Sprache und Feine Sprache
ohne Vernunft giebt, fo auch keinen bloß thieri⸗
ſchen Stand der Natur. |
- Eine ganz vollftandig detaillirte Auseinans
derſetzung der Aufflärungen, welche Natur und
Menſchengeſchichte durch dieſe Reiſen gewannen,
und welche ſie noch zu hoffen haben, wuͤrde mich
zu weit uͤber mein Ziel hinausſuͤhren, und ich
muß mich damit begnuͤgen, hin und wieder ein⸗
zelne
Er > 203
zelne Data herauszunehmen und ſie ohne Verbin⸗
dung und ſelbſt oft ohne einige Ordnung zuſam⸗
menzuſtellen.
Kerguelens Land fanden ſie mit einem
bewunderungswuͤrdigen Gruͤne bedeckt, das von
einer einzigen Pflanze einer Art Steinbrech her
ruͤhrte. Keim taıd, fagt Hr. Anderfon, Cooks
Wundarzt und der einzige Naturtundige bey
biefer Reife, iſt wohl unter einem folchen Him⸗
melsfiriche entdeckt, das einem Naturforfcher fo
wenig Stoff zu Unterſuchungen darböte, als
‚ dies. Der Steinbrech bedeckt in dicken Büfcheln
den Erdboden weit und breit, und fproßt aus eis
nem äußerft lockern Torfmoore, . In moraftigen
Gegenden fand ſich noch eine andere kohlaͤhnliche
Dflanze von antiſkorbutiſchem Anfehen und. dem
Geſchmacke des neufeeländifchen Loͤffelkrautes
‚(Lepidium oleraceum). Es gab von ihr.nicht
bloß männliche und weibliche Pflanzen, fondern '
aud) eine dritte Sorte mit. Zwifterblumen
Außerbem waͤchſt hier Siedgras und eine Arc
Waldſtroh (Galium), Ale Gewächfe beftehen:
aus 16 bis 18 Nahmen, einigen Mioosarten und
einer fehr fhönen Art Flechte. RR
Außer ben Geebären gab es hier gar feine
Duadrupeden, und biefe nut in geringer Anzahl,
weil fie ſich lieber auf kleinen Inſeln als an weit
ing. Land gehenden Bayen aufhalten.
on
a ne -
WVon Voͤgeln waren bier Sturmvoͤgel,
Albatroſſe, Seeraben, Meewen, Meerſchwal⸗
ben und Enten von der Art, als ſie in Georgien
angetroffen wurden. — Der Sturmvogel vom‘
Cap, der Eleine blaue und. der fleine ſchwarze
find ſelten. Der bloue wohnte in Loͤchern. Die
arößte Gattung ift in Menge da, und leiche
todtzuſchlagen; Ihr Gefieder ift ſchwarzbraun;
Schnabel und Füße gruͤnlich. — Won Alba⸗
troſſen war nur die graue Art der höheren ſuͤdli⸗
licyen Breiten bier. Von Pinguinen giebts hier
verfchiedene Arten; die erfte und groͤßte ſah man
ſchon auf Südgeorgien, mit ſchwarzem Kopfe,
bleyfarbigem Rücken, weißem Bauche, und
Schwarzen Füßen. -" Un jeber Seite des Kopfes
fieht man einen breiten Streifen von ſchoͤnem
Gelb, der längs am Halfe Hinunter reihe, und.
fic) ‘oberhalb der Bruft mit dem anberen vereint.
Der Schnadel ift rötlich und länger, als bey an»
deren Voͤgeln der Art. (Aptenodytes patacho-
nica). Die andere Gattung iſt nur halb fo)
groß, als die vorige mie ſchwarzgrauem Nüs
cken, und auf dem Kopfe mit einem. weißen
Flecken, der an jeder Seite allmählig breiter. .
wird. Schnabel und Füße find gelblich (Apte-
nodytes parua). Die dritte Are war die Apte-
nodytes Chryfocome, |
Bon Seerabenarten giebts hier die eigentlis
he Eleinere (Pelecanus graculus), und die Are
a mit
ey 2 2;
«mit. einem ſchwarzen Ruͤcken a waißem
Bauche, weiche ſich ebenfalls, (ab eufeelan ;.
Terradel Fuego und Georgien finder. (Pelecanus
Pica) — Auch trift man hier die großegemeine
Mewe, bie große und fleine Seeſchwalbe und
die große noͤrdliche Mewe (Larus Catarractes
Lin, )sansı.. Man fand dieſen Vogei ſchon auf
den Reujahrsinſeln bey Staatenthlond ohn ea
le Maires Meerenge. (Pennants, Sheach- bil
Sn. Birds p. 43.). .;
‚uhts eh sh
Hein Mar fand 9— van — Yan das
Haar ; de. fämmtlichen Einwohner wollartigz _
und, wie Hr. F. bemerkt, find ihre: ſchwarze
Farbe und das Wolhaar ohne allen Zweifel
iche Kemzeichen des Menfchenftame
‚mes. auf Reuholland, und. die ſich auch noch
—— jenſeit des Aequators unverändert
alten. Bisher kannte man fie nur am afrifa«
a chen Neger, bier ſieht man fie an einem Vol⸗
ke, daß in feinem Knochenbaue und den übrigen
Unterſcheidungszeichen feine — mit
dem Afrilaner verraͤch · |
Hy... amımacr
Was Hr. F. indeß damit will, iſt nicht
‚wohl: einzüfehen, denn es foll doc) wohl fein
Beytrag zu feiner, Garbenleiter und sur Klimati⸗
firung des Menſchen feyn; ‚und ein Entftghen
einer eigenen «Menfchenrace, auf Nerholland,
* rl oder aus der
fruchte
Me
fruchtbaren Erbe anzunehmen, iſt * sei
— rathſam.)
Dis einzige vierfüßige Thler- J— Van
ee fan). w's fie fiengen, war «ine Art
Beuteltbier, ohngefaͤhr zwinmal fo groß, als
‚eine Ratte, Auch haͤlt ſich wahrſcheinlich Hier
‘der Kınguru auf. Bon Vögeln gabs hier große
"Braune Haricht:, Krähen, gelbliche Papageyen,
große Tuben, eine Droſſelart, verſchiedene
Arten Mewen, ſchwaͤrze Auſterfaͤnger,
ſteingraue Regenpfeifer mir einem ſchwarzen
Flecke auf dem Kopfe, wilde Enten und“; Ste
„raben. I,
SER LESEN den Waltern —* Kit ——
Schlangen, und Eideren. — Bon Filchenfind -
‚man der Elephantnfildy, große Rochen, Meine
"weiße Brachſen, Zungen, Stöndern, Sepäe,
Satcoſe⸗ u.fw.
Auf den Felſen finder n man eine „Menge vor
Mirsmufhein und anderen Schaalenthieten,
auch viele Seefterne und Schwaͤmme. Eine
Gattung di-fer I:gtereim, don außererdentlid; fei«
nem Gemw-be, wird von der See ans:Ufer geivor-
‚fe. ) (Bielleicht ließe ſich durch genauere Unter
ſuchung dieſer Gattung etwas über die Animalis
- tät Her Schwämme auſsmachen). Mod); eine
Art it die — — —
€
0, 237
de lagen viele —A und bie Safe
’ Lap Iyfia, Hit
Die Anzehl der Inſekten iſt klein, aber
ſie ſind Er mannidyfaltig. Mehrere? Arten von
Heuſchte en, Schmettetingen und fdıd gezeich⸗
neten Nachtvoͤgeln, Sungiern, Br mien,
— un: Epinnen; auch einig Store
gi Muſkitos und große ſchwarze Ainei⸗
m, —
Man fand in — außer einigen
Ratten, einer Gattung Schaͤferhunde (und
Fledermaͤuſen)⸗ fein vierfuͤßiges Thier. — J
Die Einwoßner von Watiu bewillkomm
neten Cooken mit einem abg meſſenen Gefinge,
einer Ceremonie, die ſelbſt in Nordamerika ges
braͤuch ich iſt. „In ſolchen Fallen,“ ſetzt Hr.
Forſter ſehr richtig Hinzu, „bey einer fo auffol⸗
den Aehnlichkeit in den Sitten zweyer völlig
getrennten Voͤlker follte man die Urſach ih der
Natur des Menfchen ſelbſt auffuchen.“‘ (Denn
es laßt fich gar wohl denfen, daß, wie zwey
einzelne Koͤpfe auf dieſelbe Erfindung, ſo auch
ey Narren verſchledener Voͤlker auf dleſelbe
I bgeſchmacktheit verfillen koͤnnen, vie ſich here
nad) allmählig narlonalifirt, und felbft zu den
Nachbahren ſich fortpflangt.) —
P 2 Die
2:8 Be
Die Grundvefte der Inſel Töngarabi bez
ftebt, fo viel man weiß, aus nichts als Kos
rollfelfen.. Im Ganzen genommen ift das
arbare Erdreich darauf ziemlich tief. An den
angebausten Stelfen fahe man lockere, ſchwarze
Daͤmmerde, die groͤßtentheils aus vermoderten
flanzentheilen entſtanden zu ſeyn ſchien. H. F.
be ezweifelt das Dafeyn der Thonſchichten die
nach Hr Au der ſond Nachrichten auf dem Koral.
felſen egen follen, mit Rede.
* *
"Unten —* ———— fi nd die Pi fange
die vorzuͤglichſten, deven e8 15 Spielarten bier
giebt. Dann folgen bie Brohfrucht ‚ jweh
Gattungen von Früchten, bie in Otaheiti unter
den: Nahınen Jambu oder Heiha und E-iwi
(Spondias. dulcis) befannt find, wovon !eßtere
eine Are Pflaumen iſt, und endlich. Pompelimus
fien -(Shaddock. Citrus decumana Linn,).
Die Wurzeln find zweyerley Yams (Spielarecn
der Dinfcorea alata Linn.), einergroße Wurs
gel, Kappe genannt (Arum macrorbizon);
eine. andere: Mahwaha; , bie, Tarrowurzel
(Arum efculentum.);;und die Doidgiz (wahr⸗
ſcheinlich die Dracaena termiralis -Linn,),
Raͤchſt ver Cocospalme giebts hier nach ein paar.
feltene Palmenarten (Coiphra umbraculi-
fera L. — Arcea ſapida — Civas circinalis
un wahrſcheinlich); Zuckerrohrʒ Flaſchenkuͤr.
biſſe,
wo ‚ge 229
biſſe Bombusrohr; Gilbwurz (Amon
Curcuma.) ;'eine Art Feigen.
Von Ouabirpeben fanden fh Schwein,
Hatten, und hinuͤbergekommene Hunde: Es
gab hier, aud) zahme Hühner. Won wildem Ges
Flügel: Papageyen, Nachteulen, Kuckuke, Eis⸗
voͤgel, eine droſſelaͤhnliche Gattung (der einzige
Sangvogel), Wachtelkoͤnige, Waſſerhuͤhner,
zweyerley Fliegenſtecher, wilde Enten, Reiher,
Tropikvoͤgel, Pinfel, Meerſchwalben, Brach⸗
huͤhner, Fledermaͤuſe. — Von
Amphibien ſah man Waſſerſchlangen, "grüne
Jguanen Eideren, braungefleckte kleinere nebſt
noch zwey kleineren Sorten. Von anderen
Inſekten: ſchoͤne Nachtfalter, Schmetterlinge,
ii x Auhden u. J w. etwa ‚aagegjiietene |
— —
Die Se iſt ſehr Er an hf, 9
ohne WManncchfaltigkeit der Öaftungen. Meera
äfchen, Papageyfiiche „, Silberfiihe, alte Weie
ber, (höngeflucte Zungen, Kofferfiſche, Bo⸗
niten, Albicoren, die, Aale der Palmerſtons-⸗
nfel,. Hayſfiſche, Rochen, Tobackspfeifen⸗
ſche, eine Ku Dat und eine‘ Mr ‚des ie)
teufels.
In Hapai traf man einen Mann’imd en
nien Knaben, ingleichen auch in Anamocka ein
Pau. Kind
—
030 re >
Kind: von völlig weißer Farbe, (Alfo auch ba
Keckerlacken, von ‚denen uͤberhaupt ſo ſehr viel:
Beyſpiele bekannt werden.) |
Man fand auch auf Atuai den Gebrauch
bee rorhen Federn von das Gatru'g Baumlaus
fer wieder, der fich durch alle Inſein des Suͤd⸗
meeres erſtreckt Inbeß kann biefer.Gcdr-uc)
unmoͤglich, wie Hr, F. richtig bemerkt, ein Bes
weis der Bevoͤkerung aller Juſeln aus einem
Stimme, (da die Papuaner fo fehr abweichen),
ſeyn, fondern hoͤchſtens ver aflgmeinen $iebe
zum Puße, und etwa ces Öefollens, den die
meiftn wilden Völker an prahlenden Farben bey
der Wahlihres Schmudis finven.
Auf Atuai fanden ſich wenigſtens 5 bis 6
' Spielarten ‚des Pifang: bie Brodſrucht, doch
fetten; auch Kofospalmen; das Kappe ber
Freundich :freinfeln; der Etua Baum (Cordea
Sebeftena) und Die .mohlriechende Gardenia.
Auch follen Yıms da ſeyn Außerdem waren
da einige Bäume, vie auf Drcheiti Duidui
ißen; eine Sida; die chorinda citrifolia
(Hier None); eine Winde; die Ama. Staude
(Piper methyflicum); Flaſchenkuͤrbiſſe; eine
große diſtelaͤhnliche Pflanze mit mohnartiger
Bluͤthe.
Außer
0 231
Außer den bekannten ſcharlachfarbenen Vo,
geln gab es noch dunkelkarmoſinene kleinere,
große Eulen, braune Habichte, milde Enten,
den Otu, den Torata von Dtahelti. — An Fie
ſchen: kleine Mafrelen, gemeine Rothbaͤrte
anllet ) Klippfiſche eine Seeſchildkrote, die
man in einem Teiche gefangen hielt;
Schweine und Hühner waren bier, wi
auf den anderen Suͤdſeeinſeln. — Einige fleine
Eideren , und Ratten, |
Dies find nur einige ausgezogene Beriers -
kungen aus dem Vorrathe für Naturgeſchichte,
der «uf Diefer Reife gefammele ift, und freylich
der Umftände wegen, fo reich unmöglich ausfal«
len Fonnte, als bey den vorigen Reifen, vorzüglich
aber darum, weil fein Naturkundiger von Dos
feffion beobachtete, ©,
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T,
Herr Job Bafter über die Bekleidung der
Thierhaut im allgemeinen, befonders aber
‚über die Shuppender Fiſch⸗
gattungen:
‚Ih ünaquague planta, in unoquoque (Anima-
li, pifce et) Infeto, fingulare atiquod ob-
fervaturi fumus artificium, quod in aliis
corporibus non invehimüs, et quod atten-
dere in gloriam fummi Creatoris debemus,
Gednerindiffertationer Cui Bono. In Lin-
. haei Amoenitat. Tom Ill, pag. 252,
* ——
ine gehörige ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit
auf den verſchiedenen Bau und die Ab-
weichungen in der Zufammenfeßung der Thier⸗
haut, der tmannigfaltigen Bedeckungen von
Haaren, Wolle, Federn, Schuppen, u. f.
we, von benen jede dein Menſchen zu einem ber
ſonderen Gebrauche dient, wird uns mit ei⸗
ner ehrſurchtsvollen Dankbarkeit gegen die
allweife Worfehung gewiß erfüllen,
DD, 5. Nur
254 PO
Nur der Menſch allein kmmt nackt auf
die Welr, alle andere Thiere mit Bedeckun⸗
gen. Plinius klagt barüber, wenn er ſagt:
Principium iure ——— homini. cuius cau-
fa videtur cunda alia genuiffe natura,
magna ſaeua mercede contra tanta fua
munera: 'vt non ſ Tatis’ exiftimare,
parens melior homini;'an triftior.nouer-
ca. fuerit? .Ante omnia vnum animan-
tium cundorum, alienis velat opibus:
ceteris varie tegumenta tribuit, teſtas,
© cortices,' coria, fpinas, villos; feras,
pilos, plumam, pennas, ſquamas, vel-
lera,. Truncos etiam arboresque cortice,
interdum gemino a frigoribus et ealore
tutata eſt. Hominem tantum nudum et
in nuda humo, natali-die abiicit ad va-
gitus ftatim et 'ploratum, nullumque tot
‚animalium aliud ad lacrymas et Das 0
tinus vitae principio a),
Aber felbft aus diefen ungerechten Ras
gen des Plinius blickt die Weisheit und
Güte der göttlichen Vorſehung hervor, und
ihre Sorgfalt für ihre Geſchoͤpfe.
Denn bie Thiere, die bey dem adnzlichen
Mangel an Vernunft und Verfiand, völlig
unders
a) Hiftor, Natur. Lib, VII. c. z. im Anfang
— ) 0 ** 23 5
unpermögenb find, um ſich Kleidungen zu ers
ſinnen und. zu. verfchaffen, bringen bisfe ſchon
mit ſich auf die Welt.
„ Der Menfch hingegen, der das Geſchenk
bed Verftandes bekam; ein Hülfsmittel, das
er in allen Verlegenheiten benußt, von dem
er Gedanken empfängt, und mit dem er. zu
feinen koͤrperlichen Arbeiten: der Hand die
Erfindungen angiebt: er findet in den Fellen
und in der Wolle der Thiere, in mehreren
Gattungen der Bäume und niederen Gewaͤch⸗
fe einen Stoff zur Verfertigung ‚aller feiner
Bedeckungen, und feine angebohrne Nackt⸗
heit und weiche ‚Haut ift daher ganz
ohne einen nachtheiligen Einfluß auf ihn.
Gott überläßt ihn die Auswahl feiner Reis
ber und ihre ‚Einrihtung feinen: Gefühlen
gemäß, zur. Bedeckung für Rälte ſowohl als
um Puße (wovon er nur zu oft ein übelen Ges
brauch macht b), da bey Thieren die Beklei⸗
dung nie wechſelt, da das vierfüffige Thier
* Q2 nach
b) Homme ſuperbe croit, qu'etant decorᷣ
de la peau des bêtes, il a droit de mepri-
fer ſes freres, qui ne font egalement v£-
tus, et Phomme fage.ne voit dans une pa-
reille decoration, qu’ une iufte raifon de
Ü’humilier. _Qui de deux penfe le plus
fenfement? — Caraccioli la jouiflance
" de foi meme, pag. 310,
nad feiner Geburt fein Fell und der Wogel
feine ‚Federn erhält, und von dem Augen,
bii® an, beyde auf immer gekleidet find.
Bey einigen vierfüßigen Thieren iſt bie
" Haut mit Haaren bedeckt, und dient dem
Menfchen zu einem unendlich mannichfachen
Gebrauche. Die Füchfe, Zobel, Hermeline
Miefeln uf. w. in Gibirien und anderen
nördlichen Ländern geben uns das koſtbarſte
Pelzwerk der. Das Kamrel- bb) Ziegens
und: Hirſchhaar Vefert uns eine Menge von
Zeuam c). DaB Dferde » Gemfen » und
Bocks Haar, wie auch das vom Haaſen,
Kaninichen und noch beſſer bas vom Kas
for
bb) Das a Katmeeifadre iſt eigentlich
nicht das. Haar des Kameels, fondern von
einer Ziegengattuug, bey der es fo lana ift,
daß e8 bie auf die Füßeberabhängt. - Man
nennt fie Dieangorifche Ziege, das Kaͤmmel⸗
thier, (Hircus five Capra Angolenfis corni-
bus carinatis arcuatis, Linn. Syft. Nat,
Gen. 31. Num. l.) [Nu giebt Dies lange
feidenaitige Haar ein Garn, das dem von
den: Hadren des wirklichen Kameeles bey
weiten vorzuziehen iſt. M;]
e) Etwa, das zu Mofes Zeiten ſchon befannt
gemefen zu ſeyn jebeint, wie es auß der
Einrichtung der Stiftshuͤtte fichtbar wird,
©. Exodus. XXV. 4. 5: XXXV, 6 und
an mehreren andern Stellen,
we 237
ſtor giebt ung zwenerley Kopfbedeckangen,
Peruͤcken und Hüte d).
Die Haut anderer Thiere iſt mit Wolle
bedeckt, wie die Schaafe, melde nah dem
Futter, daß fieserhalten, und den ändern,
worinn fie leben, an Härte und Feinheit uns
endlich verſchieden ift, und daher den Stoff zu
einer Menge verfchiedener Arten von Tuͤchern
und wollenen Zeugen liefert,
„ Eine dritte Gattung von Thieren hat
auf ihrer Maut weder Haare noch Wolle,
fontern hat ein ganzes Schild zu feiner Bes
beckung, wie der Krokodill und die Schilde
ErSte, oder mehrere an einander befeftigte
Schilder, die fih dicht an einander ſchlleßen
und bewegen, und fo hart find, daß eine Ku⸗
gel davon abfpringt, wie died bey dem Rhi⸗
nozerod, den Armadill und Schuppenthier
(Manis) der Fall iſt.
Bey einer vierten Thiergattung iſt die
Haut mit ſcharfen Stacheln und Spitzen bes
ſetzt, die ihnen ald Waffen und Beſchuͤtzung
bienen, ald bey dem Saelund Stachelſchwei⸗
ne Auch felöft diefe Stacheln werben dem
N Q 3 Mens
a) Alles Thierhaar, das ich iemahts geſehen
und unterſucht habe, iſt cund geweſen, allein
das vom Barte eines Seehundes ausgenom⸗
men.
238 6(
Menſchen nuͤtzlich, da man — e zum kun
mit der Angel gebraucht.
Auch die Haut ſelbſt von — Thie⸗
ren, beſonders von Ochſen, Kühen, Buͤffeln,
Schaafen Boͤcken, Hirſchen, Hundenwf.m., _
wenn ſie vom Haare gereinigt und zu Leder
bereltet find, hat einen fo mannichfachen Nutzen,
baß außerdem, dag man Stiefeln und
Schuhe daraus macht, ed fehr wenige Hands
werke giebt, denen fie nicht auf eine oder bie
andere Art nothwendig iſt.
"Die Voͤgel find mit Federn beffeibet,
bie; nach ihrer Art von eiger großen Abwech⸗
ſelung der Geſtalt, und auch von einem ver⸗
ſchledenen Nußen für das Menſchengeſchlecht
ſind. Die Waſſervoͤgel geben uns Federn
in unfere Betien, fo mie der Pfau und ber
— einen mannichfaltigen Pu.
32 Der Bau einer, Fehet ift zum, Vermmd,
beren kuͤnſtlich. Ihr Schaft oder der unters
fie. Theil, ift ein ſteifer, dünner, hohler Cy⸗
linder, wodurch .fie ſtark und zugleich leicht
wird. Mac oben zu Afl.fie mit einer Art
von Mark angefüllt, wodurch fie ſehr biegs
fan’ und’ zähe iſt. ‘ NEE CB
N
Der
ke ) o( nr 239
Der Bart ber Federn ift an einer Seite
‚breit und an ber anderen ſchmal; ein Umftand,
ber zum leichteren und fenneleren Flug des
Vogels nicht wenig behtraͤgt. Cr beftehet
aus andern fehr dünnen und fteifen Federchen,
mit einem Schafte in der Mitte, woran ſie
ſehr dicht an etnauber liegen. * 1, an
"Noch Een iſt de Dune ober
—J— an der die Federchen
weit dichter an einander liegen, duͤnn, und wie
feine Haͤrchen find, und an denen in regelmaͤ⸗
Biden: Zwiſchenraͤumen runde‘ oder. läuglichte
Knoͤſchens find, mie man dies fehr: nett, mit
* des Mikroſkopes bemerki.)
Ich uͤbergehe die ſehr elegante mit Flecken
nb vielfarbigten Streifen beſetzte Haut der
chlangen, Schmetterlinge, Inſekten, Horn⸗
und Schellfiſche, ob ih gleich ſagen möchte:
"daß Salomon in aller feiner Herrliche
feit nicht geſchmuͤckt geweſen iſt, wie
eins von diefen’/d), und ich ſchraͤuke mic in
biefer Abhandlung auf eine Unterſuchung der
verfchiedenen Fiſchhaͤuie, und Schuppen, wo⸗
mit einige von ihnen bekleidet find, ganz al⸗
lein ein.
24 Die
9 & Tab, III. Fig. 1..A,
,#*) Fig. L B.C,
d) Math. Cap. 6. v. 2r.
249 we )yol we
Die Haut der Fiſche ift
1) alatt und eben, ;
2) mit Stadeln und Waͤrzchen
3) mit Schuppen bedeckt, ı
Eine ebene und glatte Haut haben alle
Fiſche, die in das Geſchlecht der Wallfiſche
gehören, und einige fogenannteRnorpelfifihe,*)
als die Priche oder Neunauge und der
Saugefiſch. —3 |
Die Haut der Squatina, einer Art bed
Hayes, wird in ben Morgenländern zum
Ehagrin benußt, **) und damit Kiffen,
Koffers, Degenfcheiden u. f. w. überzogen,
Die zähe Haut des Aales giebt ie beften
Bänder zu den Orefchflegeln.
Der Stachelfifch oder Guara (diodon
Hyftria); der Äugelfifch, dere Seeteufel
(Lophuis maior, monoceros, loricatus et
tubercalatus.) Der Callorynchus, Mafla-
cembelus, Gafterofteus und einige Rochen⸗
arten
*, Die mehrentheild mit Schildern oder oft
wohl gar mit einer feften knochichten Schans .
le umgeben find, M.
*#) Die Alten polirten mit ber harten Haut
Holz und Elfenbein. M,
4
Er )ol FE 24t
arten haben eine Haut, die mit Stacheln mehr
oder weniger befegtift. DerSeehafe(Lumpus)
und überhaupt die Bauchfauger (Cyclo⸗
pteri) ver Stoͤr einige Seeteufelgarrungen
und Butten haben harte Rnoͤtchen. e)
Die Hautbed Hayes, mit der bie Schreis
sier ihr Arbeiten fo glatt poliren, iſt ebenz
falls mit kleinen, doch fehr dicht bey einanders
fiehenden Stacheln befegt*), die von einem
fehr fonderbaven Baue find, **),
Bet den meiften anderen Fifchen ift bie
Haut mit Schuppen befeßt ee), die in einer
regelmaͤßigen Ordnung auf und an einander
liegen und fließen f), und von einer horn⸗
| rg ober
e) Die Abbildungen und ausführlichen Bes
fehreibungen genanuter Fiſche findet: mar
bey Kondeler,Artedi, Willoughby, Jobns
ſton, Bronoviue, u. f.. mw. (vorzüglich
aber wohl bey Bloch, Gefner),
=) Fig, II, a. A,
**) B. & —9— BIER
ee) Der Spiegelfarpfen bat nach ber Abbils
bung, die der Braf von Marfigli (Hiſt-
de Danube, . Tom. IV.) von ihm giebt, an
jeder Seite zwey ziemlich große Flecken, auf
denen feine Schuppen figen, ‚ein Umſtand
der bemerkt zu werben verdient.
) 3b muß bier anmerken, daß bie Zuden
nach dem Goͤttlichen Befehe (Levitic, XI.
ni | vg.
oder knorpelartigen RAN find, . Eine
aufmerkſame Beobachtung: dieſer Schuppen
burch ein Mikrofeop und befonders tur das
Sonnenmikroſcop aiebt endloſen Stoff zueiner
Menge von Betrachtungen, da ſie von ſo
auſſerordentlich verſchiedener Form⸗(wie die
beygefuͤgte Abbildung zeigt) da einige längs
licht, andere rund, noch andere drey⸗ und
viereckigt; einige glatt, andere mit Stacheln
beſetzt und mit tiefen Gruben bezeichnet find,
Die Schuppen auf dem Rücken, an den Geiz
ten und am Bauche find felbft bey einem und
demſelben Fifche nicht felien von verfäiedener
Geſtalt. Diejentaen ‚die ich hier habe ab⸗
zeichnen laſſen, find faft.alle” von den —
dicht am Ruͤcken genommen. dur aaa]
Kr
Die Anzahl. der Schuppen ift auch nad)
der Gattung dee Fiſches ſehr verſchieden da
fie bey einer Art ſehr dicht auf einander lie⸗
gen, wie z3. B. beom Gründling und Hecht,
und bey einer anderen im Gegentheil, wie beym
Anal, ki m Bar von einander entfernt find.
3 —“ Ein
ar z, IE
v. 9. 10) feine Fiſche effen durften, als
die Finnen und Schuppen hatten. Auch durf⸗
ten die Römer feine anderen Fiſchgattungen
orfern: Numa conftituit, ut pilces, qui
fquamofiinon esfent, non pollucerent,
(Plinius, Lib. 932. Cap..2.) Wie dad aud)
zur Genüge befannt iſt.
Ic. Mm
Ein Karpfen hatnah Hrn. Richters Nach⸗
richt g). 6000 Schuppen; sein Hechtis,g0005
ein Grüntiing: 10000, und: ein — —— |
wohl 20000. en
Sie —* vorzüglich. den. Nasen, das
weiche Fleifh ver Fiſche für Stöße, Quet⸗
ſchungen und jeder anderen Verlegung zufihern,
und dafür zu forgen, daß dieß Fleisch. durch
ben beitändigen Aufenthalt im. rd
au ſchlaff⸗ re und zu fehr: erwelcht.
Leeuwenhot augert — —
der ſehr gegruͤndet zu ſeyn ſcheint; daß
dieſe Schuppen zwar nicht jaͤhrlich, wie das
Haar der vierfuͤßigen Thiere, und die Fe⸗
dern der Voͤgel behm Mauſern, abfalen
und neue an ihre Statt hervorkommen;
daß aber alle Jahre eine. duͤnne neue Schups
pe die alte überziehet , und ſich nad allen
Enden der vorigen nach Maaßgabe der allmaͤh⸗
ligen Zunahme des Fifches ausbreitet; ohns
gefähr auf diefelbe. Urt, ale den: Umfang
eines Baums zunimmt, und ſich alljaͤhrlich da⸗
durch verdickt, daß ſich eine neue Lage um
* alte Rinde anſetzt. Und auf Bi
1,0% R Wei⸗
a7 J —9 pag. 110,
b) Giebente Fortſetzung ber Briefe, vom 22;
° May. 1716.
6
Weiſe, wie die Anzahl der Ringe am Baume
uns zum ſicherſten Merkzeichen wird, nach
dem wir das Alter des Stammes beſtimmen
koͤnnen, fo giebt die Anzahl der Plaͤttchen,
aus denen die Schuppen zufammengefeßt find,
auch bie Jahre der: Fifche an. Er nahm
einige Schuppen von einem. —
großen Karpfen (423 Zoll lang, und 33+
u rheinlaͤndiſche Maaße die) die von der:
Größe eines Thalers waren. Dieſe meichte
er zuerft in warmem Waffer ein, dann ſchnitt
er fie in die Quere durch, fieng mit der Uns
terfuhung des Mittelpankts an; ber eine
ſehr Fleine Schuppe gewefen war, und trieb‘
feine Beobachtungen fo weit, baß er ganz
deutlich durch fein Mikroſkop 40 Plaͤttchens
von kleinen Schuppen unterſchied, die wie
auf einander geleimt waren; und er ſchloß
hieraus, daß der u ‚49 Sahre alt *
muͤſſe.
Alle geſchuppten Fiſche ſind mehr oder
weniger mit einer Art von Schleim uͤberzo⸗
gen, unter dem ein Haͤutchen liegt, das den
ganzen Koͤrper des Fiſches bekleidet, und die
Schuppen, bie unmittelbar darunter liegen,
an ihre Stelle feftyalten. Daher kann ber
Fiſch dur ein jährliches Wechfeln und ohne
äußere Gewaltthätigkeiten feine Schuppe vers
MEN , aber es kommen twieber andere here
vor
n
0), 70 A 245
vor, wenn einige durch einen Zufall verloh⸗
ren glengen, und der Verluſt nicht zu groß i
iſt, weil er * daran ſterben muß.
Das ebenangefühtte Häutchen beſtimmi
die Farbe des Fiſches (denn alle vollkommen
ausgebildete Schuppen der Fifche find weiß;
oder perlfatbige.,): Ein‘ folder Weberzug iſt
am ſineſiſchen Gold» und Silberfiſchgen fehr
beutlicy zu bemerken, die nur erſt Im dritten
Sahre ihren f&illernden Glanz bekommen,
und oft ganz, aus Gold wiewohl dies nur
Außerfi langfamgefchiehet , mit einer Silbers
farbe überziehen, ' während fie dann Golden
mit Silberflecken oder wie Silber Im Gold⸗
men aus ſehen. D.
————— Schuppen ber Fiſhe mifros
flopifch betrachtet, fo zeigt ſich, daß fie eis
ne große Aehnlichkeit mit den Schaalen der
Schaalfiſche haben K). Sie find Mei
lich
* 2: Da biefe Fiſchgen in einem Reihe meines _
Gartens fehr wohl forttommen und gedeihen,
fo bin ih Willens eine Naturgeſchichte ders
felben herauszugeben ‚ı beſonders da die, des
Edwards (Hiftor. of Birds, Vol. I- II,
pag. 209.) und die in den Ronigl. Schwed⸗
—20 (1740, pag. 175). febr dürftig
k) Befonders Hiele Uehnlichfeit haben fie mit
den fogenaunten St, Jalobs⸗Muſcheln u, ſ. ws
EDER
lich an dem Theile, der außerhalb der andern
unmittelbar darauf diegenden Schuppe hervors
ſtehei, voll ſehr kleiner, in die Runde laufen⸗
der Grübchen, die ſo dicht an einander liegen,
daß ſie voͤllig unzaͤhlbar werden. Dieſe Gruͤb⸗
chen find ‚beforders an der. aͤußerſten Schup⸗
penſeite. Außer, diefen ‚Eleinen ‚rundlaufenz
den Gruͤbchens werden bie Schuppen. einiger
Fiſche durch ‚andere groͤſſere Gruben gleichſam
durchſchnitten, die auf die anderen Gruben
der darunter legenden Schuppen paſſen.
Um biefe Rachrichten begreifficher zu ma
den, hab: ich auf der-beygefünten Kupfertafel
ein und, vierzig Arten: von Fiſchſchuppen in
ihrer natürlichen Größe und ebenfalls auch
mikroſkopiſch betrachtet, abzeichnen laffen.
J
*
Erklaͤrung der Kupfertafel.
Fig. 1. A. Eine Feder von einem Gänfes
flügel.
B. Pflaumfeber eines Sowanes.
C. Pflaumfeder eines Papagey.
Fig. II. a. Ein Stückchen Haihaut,! womit
bie Hl ihre Arbeiten poliren.
A, eis
AUWML
—
Im 34 -
ı =
ID 247
"A. eines bergleichen/ vergroͤßert. =
Re Zwey Stacheln daraus, ſtark ver⸗
groͤßert. EN
Bat I. Ein Haar aus dem Barte eine
Seehundes.
Fig, w. Eine Schuppe von einem Fiſche
4J a, Curaſſau, in, feiner. natuͤrlichen
Gr oͤße.
| Pr ä ‚Ein Schuppe vom Cyprinus, oblon-
Lus teres, maxilla inferiore longio-
re) pinnadorfi ventralibusremotiore,
„eaudabifurcata. Act. Helv. Tom. I f4 di
. 188.
N, 2 2. Eine Schupp⸗ vom Boldbrachfen,
‚ Sparus dorfo acutifimo, lineaarcuata
aurea inter oculos, Gronovü Muft:
um Ichthyol, N. 90.— Arted. Ge-
ner. 23. N. LM."
N, 3, Eine Schuppe von einem Karpfen:
Cuprinus, cirris quatuor,, ofliculo
tertio pinnarum, dorfi anique unci-
nulis armato. Muf. Ichthyol. 1, N.
19. Artedi Gen. 3. N. 8.
N. 4. Eine Schuppe von’ einem Weißfiſch.
Cyprinus > lacifli ima cauda Aurilafa,
-"pin-
⸗*
®) Rondelet,
248 EIKE
pinnis-omnibus. ad marginem fufcis.
Act, Heluet. IV, -- Artedi Gen. 3
N. ıt. -- Ballerus Rondelet,
N. 5, Eine Schuppe vom finefifcben Bolds
und Silberfiſch. Cyprinus pinna ani
duplici, cauda bifurca, Muf. Ichthyol,
N 15 | 2
N. 6. Eine Schuppe vom Dorf, Gadı ,
dorfotripterygio, ore imberbi, dor-
fo virefcente. Huf: Ichthyol, EN;
36. — Afellus Vıirefcens, Schonev.
Ichthyol. pag. 2 1, 2»
N. 7. Eine Schuppe von ber Wieeräfche.
Mugil. Mu/. Ichthyol: I. Artedi Gen.
26. Ne. J
N. 8. Eine Schuppe von ber Meerbarbe.
Mullus barbatus. Muf.lchih. I. Ns
99 — JArtedi Gen 32. N. I,
N. 9; Eine Schuppe vom Salm. Falmo,
‚roftro ultta.inferiorem max lam ſæ-
pe ‚prominente. Mu/. Ichthyol. IT,
M 163.— Artedi Gen. 9» N. L.
N, 10. Eine Schuppe von dein Schmer:
‚ling. Cobitis, tota glabra, maculofe
corpore fubtereti, ‚Muf. Ichthyol. I
=, N. 6. Artedi Gener. 2. N, 3.
N, Is
War "u 249
N. 11, Eine Schuppe vom Hornfiſche.
. E/ox, roftro cufpidato, gracili, fub-
tereti, fpitha mali, Muf. Ichthyol. I.
N. 30. Artedi, Gen, 16. N, 2.
N. 13, Eine Schuppe bom Heringe. Clu-
vea maxilla inferiore longiore ma-
culis nigris carens. Muf. Ichthyol,
I. N.21- — Artedi Gen. 4. N. II.
N.13 Eine Schuppe vom Paͤrſch. Per-
ca, radiis pinnae dorſalis ſecundae
tredecim, ani quatuordecim, Artedi,
Gen. 30% N. 7.
N. 14. Eine Schuppe von ber Weisfore.
Coregonus, maxilla fuperiore longio-
re conicas Muſ. Ichthyol: I. I, 48.
Artedi Gens 7. N.4:
N. 15 Eine Schuppe von der Heilbutte.
Pleuroneötes laevis, tuberculis capitis
‚nullis, cauda lunulato Trüncata, denti-
bus acutistemotis, Act, Helvet. Tom.
IV. N. 145 — Artedi Gen. ir
— N.% /
N. 16. Eine Säuppe von Rlippfifch,
Chaetodon macro -- lepidätus, albo
flavefcens roftro longiflimo offeo, ma-
cula nigraad pinnam dorſalem. be
Ichthyol, N, 109:
R N, 17*
‚250 ** ) o ( rs
N. ı7. Eine Schuppe von ber Scholle.
Pleurone&es. laevis, tuberculis poft
oculos.caudarotundata,dentibusconti-
guis obtufis, AR, Helvet. 1V. N.
142. — Artedi. Gen. 14. N. I.
N. 18. Eine Schuppe von ber Zunge. Pleu-
ronectes oblongus, fquamis exafpera-
tis, maxilla fuperiore longiore, ore
ad latus album. cirrofo, cauda fub-
rotunda, Af. Helvet. IV. N, 146-
Artedi. Gen. 14. N. 6.
N. 19. Eine Schuppe vom Schellfiſch. |
Gadus, dorlo tripterygio, maxilla
inferiore breviore, cirro folitario,
cauda lunulata, linea laterali nigra.
AB, Helvet, IV: N, 132. — Ar-
tedi- Gen--16. N. 5
N. 20. Eine Schuppe der ſchwarzgefleck⸗
ten Forelle. Coregonus, maxilla ſu-
periore longiore, pinna dorfi ofhcu-
lorum viginti trium, Muf. Ichthyol.
I1..N. 162.— Abtedi. Gen. 7. N. 3.
N, 21. Eine Schuppe vom Gruͤndling.
Cyprinusoblongus, cauda lunulata, dor-
ſo conveniuſculo, pinna dorſali ven-
tralibus remotiore, maxillis aequa-
libus. AR. Helvet. IV, N. 181. -
Artedi Gen. 3, MI Wi
"N. 22
ar Joc — 251
ca. Lineis utrinque ſex tranfverfis
nigris, pinnis ventralibus rubris.
Muf. Ichthyol. I, N. 96; — Arte-
di. Gen 30. N. 1...
N. 23. Eine Schuppe vom Kaulpaͤrſch.
Perca dorſo monopterygio, capite
cavernoſo. Huf. Ichthuol. 1.— Ar-
tedi. Gen. 30. N. 4.
N. 24. Eine Schuppe von der Makrele.
Scomber, pinnulis quinque in extre-
mo dorſo polypterygio, ſpina brevi
‚ad anum. Muf. Ichthyol. I. N, Sı.
= Artedi, Gen. 25. N. I:
N. 25. Eine Schuppe vom Witling: Ga:
dus, dorfo tripterygio, ore imberbi,
maxilla inferiore paulo breviore, cor-
pore albicante, cauda fubquadrata.
AB. Helvet. IV, N. 133. -- Artedi
Gen. 16. N. 1. ?
N. 26. Eine Suppe vom Stinte, ‚Sal-
2 »:mo unicolor, maxilla inferiore lon-
giore. Act. Helort. IV. N, 167. --
., Attedi, Gen, 8. N, 2.
. »Clupea quadriuncialis, maxilla infe-
riore longiore,' ventre‘ acutiſſimo.
uf,
N, 22. Eine Schuppe vom Baarſch. Der-
J
257 a ET
Muf. Ichthyol. I. N. 22 — Aıtedi,
Gen. 4. N. 2.
N. 28. Eine Schuppe vom Asale. K) Mu-
rcena, maxilla inferiore longiore, cor-
pore unicolore. Muf, Ichthyol, A
N. 45. -- Artedi. Gen, 18. N. 1.
N. 29. Eine Schuppe vom fliegenden Si-
ſche. Exocoetus Volitans, abdomine
utrinque carinato. Muf, Ichthyol. 1.
N. 27.-- Ahtedi. Gen. 6. N. 1].
N. 30. Eine Schuppe vom Zleothris, <api-
te plagio, plateo, maxilla inferiore
longiore , pinnis ventralibus difcıe-
ti. Muf. Ichthyol. I], N, 168.
N. 31. Eine Schuppe vom Kabljeu. Ga-
dus, dorlo triprerygio, ore eirrato,
eolore
k) Um die Schuppen ber Mafrele, des Witlings,
und Aals zu befommen, nimmt man zuerft
mit einen kleinen Meffer den Schleim vom
Fiſche ab, dann fraßt man ihn etwas flärz
ker, und befieht ihn immer von Zeit zu Zeit
mit dem V:rgrößerungsglafe, bis man bes
merkt, daß Schuppen abgegangen find; fo
ftreicht man fie fachte mi£ dem Finger vom
Meffer in ein Gefäß ad und rührt fie zuwei⸗
len um. Dann gieft man das Waſſer durch ein
Loͤſchpapier ao, worauf man dann die Schup⸗
pen auf demfelben liegen‘ fieht, die man
nachher mıt Bequemlichkeit aufheben und un:
ter das Mikroſkop bringen kann.
ge J)o( ** 253
colore vario, maxilla fuperiore lon-
giore, cauda aequali, Mufs Ichthyol.
od NM 58. —. Artedi. Gen. 16.
N. 4. |
N. 32. ‚Eine Schuppe don * Schleihe.
Cyprinus mucoſus, totus nigricans
extremitate caudae aequaſi. Muf,
— Ichthuol. I. N. 18. — Artedi. Gen,
— 0% .,
N 33: Eine Schuppe don der Brundel.
Cobitis aculeo bifurco infra utrumque
oculum, Muf. Ichthyol, IN. 5. -
Artedi. Gen. 2. N. 1.
iR 6)
-N. 34. Eine Schuppe von der Scholle,
on latus finiftrum, dentibus acutis. Muf.
Iehthuol. I. N, 41: -- Artedi. Gen.
‘ 14.N.5
N ‚35. Eine Schuppe vom Sünder. Pleu-
roneles, linea laterali,. radicibusque
* pianarum , dorfi anique ſpinulis af-
peris. cauda [ubaequali. | AM. 'Hel-
vet, IV. N. 144. Artedi Gen. 14.
N. 142
N. 36. Cine Schuppe vom Stockfiſch.
Gadus, dorfo dipterygio, ore citrato,
maxil-
Pleuroneöes oculis a dextra, ano ad.
254 — Jo *
maxilla ſuperiore longiore. Ariedi.
Gen, 16, N. 9
N, 37, EineSchuppe vomSeehahne. Trig-
- Iavaria, rofro diacantho, aculeis ge-
minis ‘ad utrumque oculum. Muf.
Ichthyol. I. N, 1o1, Artedi. Gen.
32- Ni:gi >
N. 33. und 39. Rnoten bon der Stein⸗
butte *). Pleuronectes ſubrotundus,
tuberculis offeis ſparſis ſcaber. Ac.
Helvet. IV. N. 148. — Artedi.
Gen. 14. N. 9. 38 iſt die obere und
39 untere Seite. (da nehmlich dieſe
Gattung ihre Augen nur auf einer Sei⸗
te hat.)
N. 40. Eine Schuppe des Hechtes. E/ox,
croſtro plagio, plateo, Muf. Ichthyol.
I. N. 28. -- Artedi. Gen. 10. N. I,
9 Außer diefen harten Knoten Hat die Steins
butte no ch ſehr kleine Schuppen, die aber
mit denen der Zunge N! 18. fo genau über:
einfommen, daß fie fih faft in nichts unter:
ſcheiden, und einer eigenen Abbildung folge
lich nicht werth waren. - -4
164
1.
zweyte Abhandlung von der Bekleidung
der Thierhaut, von J. Baſter.
S.zten Sicks ate Abhandl.
Les Ouvrages de la nature fe montrent par
le cote, qui frappe le moins, mais leur beau-
té fe developpe, ä mefure qu’on les exami-
ne, plus on lesapprofondit, plus on les ad-
mire, et jamais on ne parvient,ä lesepuifer,
— Zyonnet Traité Anato-
mique de la Chenille, &c.
Preface, pag. XIV.
en
‘a meine. erfie Abhandlung über die Bes
DA kleidung der Thierhaut, namentlich
über die Schuppen der Fiſche, mehreren
Leſern wenigſtens nicht ganz unwilkkommen gem
weſen iſt, fo mwürbe.ich mi: einem ungemeinen
Vergnügen die Unterfuhungen über. diefen
Xheil der Thiergeſchichte weiter. fortgefißt
haben, wenn nicht der Verluft meines linken
Auges a) den verftienene dem zu häufigen
Gebrauch des Mikreſkops zuſchreiben, ein
unüberwindbared Hinderniß daran geweſen
| wäre, Da ich aber vor biefem ungluͤcklichen
R4 Zufall
a) Verhandelingen der holland. Maatfchapye.
XII. deel, bl. 105. unter den Berixbten.
J
Zufall bereits einige Unterſuchungen uͤber die
Verſchiedenheit des Haares bey dem
Menſchen und den Thieren angeſtellt und
die Reſultate der Beobachtungen aufgezeichnet
hatte, ſo wag ich es, wenigſtens dieſe, unge⸗
achtet ihrer Unvollkommenheit, meinen Le⸗
ſern anzubieten.
Ich ſchmeichle mir indeß, daß wenigſtens
das Vorurtheil dieſen Unterſuchungen nicht
nachtheilig ſeyn wird, daß ein ſo einfacher,
ſo unbetraͤchtlicher Theil unſeres Koͤrpers,
(daß man Ihn ſogar für einen unnuͤtzen Aus⸗
wurf hielt), wie das Haar, kaum einer ſo ge⸗
nauen Zergliederung werth waͤre. Denn das
Gegentheil iſt zu klar. Ein jeder aufmerk⸗
ſamer, fleißiger Beobachter, der die gering⸗
ſten, ſelbſt von uns verachtetſten Theile der
Dinge mit der erforderlichen Sorgfalt un⸗
terſucht, wird immer Gruͤnde genug zum
gröftenErftaunen über Die unbegreifliche Kunſt,
über die Feinheit und WBerwickelung in der
Zufammenfeßung vorfinden,
Wer hat je Lyonners vortreflihes
Werk b) ohne das ehrerbietige Erſtaunen
gelefen , das ein fo kunſtreicher Bau in einer
veraͤcht⸗
b) Traitẽ Anatomique de Chenille. in 4. à
la Haye. 1760. pP
Wi ) °© ( * 257
veraͤchtlichen Raupe immer erregen muß?
Eben ſo deutlich veroffenbahrt die weiſe All⸗
macht ſich im Haare, In dieſem gerinaften,
einfachſten Theile unſers Baues. Das Men⸗
ſchenleben iſt zu kurz, unſer Verſtand iſt zu
ſchwach und die groͤſte Sorgfalt ſieht nicht
hell genug, um von allen ſeinen Eigenſchaften
ſich einen deutlichen Begriff zu machen, oder
vollkommen die Art ſeiner Entſtehung einzu⸗
ſehen, wie ſelbſt der große Boerhave ge⸗
rade zu eingeſtehen mufle.c), _
Don dem Menſchenhaare.
Weſſen VWermwunderung wird die Nach⸗
richt eines Zergliederers nicht erregen d), daß
die
) Oratio de comparando certo in Phyficis,
... Pag. 30%
un) Im Jabhr 1744 übergab ich ber Faiferlichen
Akademie der Naturforfiher eine Abhand⸗
hung über den Urfprung und das Wachs⸗
thum des Menſchenhaares (die fie des
Drucks fir würdig hielt und daher in die
u) Alta phyfico- medica five EphemeridesGer-
„ manorum. Ann 1748. Obf, XL]. pag. 32.
einruͤkte) in der ich, befonders $. 4, aus⸗
einander zu ſetzen gefucht habe, wie das
Kopf: und Barthhaar u, ſ. w. und das Haar
ber vierfüßigen Thiere im dem Zellgemebe
(Membrana cellulofa) fe Bra
iſt, die Haut er ihrer ganzen ‚Dick Br
e
& 58 Eu ) o ( *
die kleinen Haarbulbi e) unter ber dicken
Ferthautf ), liegen, und einen fo ſichern Piaß
dafelbft gefunden haben, daß fie weder im
gend eine Verrichtung bihbehn, ne rer
einer Gefahr ausfeßt fi ind,
Die kleine Haarwurzel ift von einer zar⸗
ten Haut umgeber, die aus noch) anderen
weit zärteren auf einander liegenden, aus eis
nem Gefäßfpfiem von unenbliher Feinhelt
zufammengefeßten Haͤutchens beſtehet. Ner⸗
ven, Blutz und elageAbirn führen ihm
Blut
»
die oft wie bey jungen Ferkeln auf dem Rüden
zwey oder drey Linien beträgt, durchbohrt.
Und daß im Gegentheil die Lleinen wolliga
ten Milchbarchens (Lanugo), die über den
ganzen Körper verbreitet find, und die
Meichheit der Haut bilden, nur unter dem
Dberhäutchen aus der eigentlichen Haut felbit
ihren Urfprung nehmen, und wenn man die
Oberhaut abziehet, mit weggenommen wer:
den,
©) Am Kopfe und an den Schaamtheilen find
biefe Haarbulbi eyrund,an den Yugenbraunen
und Augenliedern kugelrund, und an ana
deren Stellen duͤnn und länglicht.
f) Wenn Haare innerhalb des Körpers gefun⸗
ben find, fo it dies immer in der Netzhaut
geweſen, au Gtellen, wo fich viel. Fett be:
findet.
2 yo * 259
Blut, Waſſer, Lymphe, Nervenſaft, u.
fe w. unauf hoͤrlich zu und wieder zuruͤck. 8)-
Es gewähret ein wunderbared, aͤußerſt
prachtvolles Schaufpiel, durch das flärfivers -
‚ geößernde Mikroſkop die Blutgefäße in ih:
rem ganzen Laufe von den Nerven verfolgt,
unb beyde vereinigt, einander unterflüßen,
und vom erften Urſprung an, zuſammen das
want bilden zu fehen,
J— Man bedenke indeß, daß bey einer Frucht,
ſelbſt {yon drep, vier Monate vor ihrer Ges
kurt, die ebengenannten Gefaͤße fon wirks
fam und thaͤtig waren, alles zur. gehörigen - -
Erſcheinung des — zweckmaͤßig vorzu
bereiten.
unendliche Anzahl — Ges
fäße,. von denen jedes eine eigene Feuchtig⸗
keit der Wurzel des Haares zu feiner Ernähs
zung zufuͤhrt, triſt in einem einzigen fehr em⸗
pfinblihen Mittelpunkt zuſammen. Hier
erwähft nun aus den erfiverbreiteten Ges
fäßen, die dichter: zuſammen gehen, der
Stamm, der trockener, härter und dünner
wird, weiter fort ne, und endlich die
Haut
8) Levermüller giebt davon eine wiemohl un
rechte Abbildung in feinen Gemuchg: und
Augenergögungen, Tab. V.
260 | * 0 06*
Haut durchbohrt, oder ich will mich vielmehr
fo ausdruͤcken, durch die von der Natur beym
erſten Entſtehen des Weſens ſchon in der
Haut angelegte Oeffnung dringt h).
Sobald es durch die Haut durchgedrun⸗
gen iſt, ſo erhaͤlt es einen, nur durch das
Mikroſkop ſichtbaren, Ueberzug von der
Oberhaut, der es dichter, ſeſter und faͤhiger
macht, bey feiner völligen Entbloͤßung und
Abfonderung vom Körper die MWürfungen
der Luft bequemer zu ertragen. Wenn es in
bie freye Luft gefommen ijt, dünften feine ind
neren Säfte aus, e8 vernärter und wird tros
den. Es verliehrt fein feines Gefühl, das
ihm ißt nur hinderlich geweſen wäre; es ers
hält feine Farbe, wird gegen fein Ende zu
dünner, und Eräufelt ich oder wächft gerade
aus länger, dem Gebrauche und nıannigfals
tigen Nutzen gemäß, wozu es beſtimmt ift,
RR RR DR SEEN er, ORTE
Selten wädhft das Haar, und felbft bey
Franenzimmern, länger ald eine Elle, wie,
wohl
h) Man findet ihm ſchon bey Kindern an der
Schaam um die Zeugungstheile herum in
der Fetthaut verborgen, der dann zu feiner
Zeit, wenn er etwas feſter geworben ift, zum
Dorfchein fomnit. "Haller Elementa Phy-
fiolog. Tom, V. p. 38.
1
ws )0( — 261
wohl man Beyſpiele hat, daß es Maͤnnern
bis zu einer Laͤnge von zwey, ja vier Ellen
gewachſen 9),
Auf be Drinzenhof * Edam hab ich
eine Schilderey von einem Zimmermeiſter
in Lebensgroͤße geſehen, der f:inen Bart bey
ber Arbeil in einem Saͤckchen trug; wenn er
ihn herabfallen ließ, ſo reichte er zuerft bie
an die Erde und dann wieder zurück ſelbſt
noch biß zur Mitte feines Körpers und maß
Fuß. Man hat ein Beyſpiel von einer
Fra an der die Schambhaare bis zum Knie
heraba:engen, Doch find dies ungemein fele
iene Fälle,
Wie Tara Abfalons - Haare: getvefen -
find, beftimmt die heilige Schrift nicht ges -
nau *), aber wohl, daß er fie alle Jahre
abſchor, und fie zwey hundert Seckel wogen
nach koͤniglichem Gewichte: das nach der Be⸗
rechnung zwiſchen 5 — 6 Pfund, oder 31
Unzen ausmacht, wenn man bie Seel nach
dem Gewichte des Röntge von Babel mit dem
gelehrien Reland verfiehen will *,#). Ue⸗
ber
*) Philofophical Tranſact. N.4it und 436,
j\ *) 2. Samuel. XIV, 265°
.,#®°) Differt, Mife, P, Is — Be vu, 9.
1334 Pr 237%
262 yo
ber dies übermäßige Gewicht find tnehrere
Gottesgelehrten fehr verfchierener Meynung
geweſen. Lilienthals Auslegung *) kommt
mir am annehmlichſten vor, da er behauptet,
man müfteim hebraͤiſchen leſen: nicht es ſon⸗
dern er wog zwey hundert Seckel.
Noch außer dieſer Zierde, die das Kant
dem Gefichte giebt :k);
- (Turpe pecus mutilum, Türpe fine
gramine campus,
Et fine fronde frutex et fine erine
caput),
übt ed noch eine wünderfame Menge von
Verrichtungen aus. Es beſchirmit den Kopf
für die Eindrücke der Kalten Luft. Zarte Theis
le werden durch das Haar für ſtoßen und rei⸗
ben geſichert, wie offenbahr das Haar unter
den Achſeln und am Hinteren hierzu beftimmt
ſcheint, und verhindern fol, dag ein anhals
tendes Reiben durch ſtarke fortdaurende Bes
wegung beyin Cem: —— u. ſ. w. die
durch
i) Ordeelkundige Bybeiserklaring V, Deal,
$. 156. p. 217,
k) Zu allen Zeiten und unter allen Nationen
hat der Haarputz, beſonders beym ſchoͤ⸗
nen Geſchlechte, inmer in finem großen Wer⸗
the geſtanden.
— 263
durch den Schweiß zartgeworbene Oberhaut
nicht abſcheuere, und dieſe Stellen nicht ſchmerz⸗
haft werden, wie fich doch bey einigen Leu⸗
ten zuweilen noch zutraͤgt. Außerdem hal;
tem ſie ſchaͤdliche Dinge von unſeren Augen und
immer offenen a dig ab; 1);
Blendet uns ein zu ſtarkes Sonnenlicht,
fo beſchatten fie dad Ange: in Form der Au⸗
—
=
Wenn ſich * Ohrenſchnat im Ge⸗
hoͤrgange angeſammelt hat, und das felnere
Gehör verhindert, fo verurſachen fie, wenn
fie nicht hin durch kommen koͤnnen, ein Süden,
das und an ihre Reinigung erinnert,
€
Die
4 Es if fehr —— daß das 5 des
oberſten Augenliedes nach oben, und das
von dem unerſten mach unten zu gekruͤm⸗
inet ft, wodurch die Verletzung des Augap⸗
fels gehindert wird, wie Dies nur bey der Tri-
‚ „chiafis der Fall iſt; und zweytens, daß aus
‚ Ber dem Weniben Fein Thier, als der Affe
und der Elephant Haare an beiden Augen:
liedern haben, und unter den Mögeln nur
zwey Gattungen, der Strauß, und der
Sagittarius, den Hr. Voſmann (Befchry-
ving der Dieren van het kabinet en dier-
xsarde vanZyn doorl; ‘Hoogheid,) beſchrie⸗
ben hat,
264 al
Die unfihtbaren Schweißlächer, die über
unſern ganzen Körper verbreitet liegen, und
die noch feineren Ausdürfiungämwege werden
durch fie immer offen gehalten, und durch Die
fanfte Reibung derfelben gebürftet, welche
die Ausdünftung befördert, eine Verrichtung,
die, wie Sandtorius gezeigt hat, zu unferer
Gefundheit durchaus nothwendig iſt.
Einen weit größeren, mannigfachern
Nutzen hat das Haar der Thiere dann, wann
ed ihren ganzen Körper bedeckt ;denn esfichert
fie dann hinlaͤnglich für Kälte, Regen und alle
Unpemäclichkeizen der Luft, Und nad
dem Tode des Thieres benutzt fie ber Menſch
zu einer Menge verfchiedener Arten von Zeugen,
Wenn dad Haar alt geworden und vers
trocknet ift, fo fällt e8 aus, aber in Eurzer
Zeit fieht man aus berfelben zuerft gebildeten
Haarwurzel ein neues Haar herporkommen,
das dem ausgefallenen in alen Stücken gleicht;
das, ment es feine Dienfte verrichtet hat, auch
wieder audfallen und einem anderen, aufs
neue wieder hervorfommenden, Platz mas
chen foll;
Dean mwerfe dies ausgefallene Haar nicht
iveg, fondern wir wollen e8 aufmerkfam uns
‚terfus
ne )uorl 265
terſuchen und hierzu des Aeranhferungeglas
zu Huͤlfe nehmen, |
Dean wird San Pc deg ein ae be:
Rebe |
a) außı — lahan *
2) aus verſchiedenen parallel laufenden
Gefaͤßbuͤndeln an der Zahl Foder 6 m)
beftcher, die durch Quergefaͤße zuſam⸗
mengeſetzt find, und in ihrer Mitte n)
eine. dur chgehende offene Roͤhre haben,
worinn bey lebenden eine Art von Mark
‚oder Nahrungsfafi liegt, der dem Han
— re eigentlich die Farbe giebt.
Bey einigen Krankheiten tritt der Um;
| ſtand ein, daß ſi ſich dieſe Gefaͤßbuͤndel von ein⸗
ander falten Beh andern hingegem als 3.
w [4 — B
’
9 Zeeuwenböt —* ſogat von fuͤnf und
nzigen. VIII.
EN D Darhnreffer dieſes Kanales giebt man
ua zum Durchmeffer des Haares,
die tzu 8. an. Der Durchmeffer von der
f Die eines Menſchenhaares beirägtzön bis
ad Theil eines Zolles. Witbof zählte 147
ſchwarze, 162 braune und 182 blonde Haare
auf den vierten Theil einer Zolles, wovon die
* —— ES die — ſind.
S
d
* - 2 ö
5 -
266 yo
B. dem MWeichfeljopf (Plica polonica) 6)
Eleben die Haare jo feft aneinander, daß fie
durchaus nicht wieder zu trennen und zu
entwirren find, zumellen ſchwitzen fie Feuch⸗
tiafetten von verſchiedenen Farben aus,
oft koͤnnen fie nicht durch die Haut dringen, |
wachſen doch fort, kraͤuſeln ſich wärme
foͤrmig und machen Eyhtergeſchwuͤlſte. Wie
man dergleichen Fälle vorzüzlid. in der
Ephemerid. :Germanorum p) und bey
ra meh⸗
0) Die Plica Polonica oder der Weichfelzopf
iſt eine Art einer in Polen, dem angränzsus
den Zungatn, der Fleinen Tartarey u. f.-
w⸗ einheimifcher Krankheit, bey der die
Haare des Ropfes uud eines langen Yars
t:8 vermittelſt einer Elebrigten Fluͤſſigkeit,
Die aus ihnen ausduͤnſtet, jo feſt an einan⸗
der kleben daß ſie nicht wieder zu trennen
find. Dies Zuſammenbacken geht immer
weiter und ſelbſt bis zu zwep oder drey Els
leu berab,
Die Patienten effen und fehlafen fehr wenig:
ungeachtet öftern Froͤſtelns ſchwitzen fie ſtark
und leiden unertraͤgliche Schmerzen im
Ruͤckgrad und in deu anderen Knochen, werden
dadurch oft fo krumm, daßfi- ganz verwach⸗
fen — P. G. Rzaczyn/ki Hiftoria Natu-
ralis Poloniae, pag. 377. — Aud eine
Abbildung von dem Meichfeljopfe. ©. in
den uitgeleezen Philofophifchen Verhan-
delingen. 1764, I. Deel, Tab. VI. p. 200, '
p) Decur. I. Ann, 9. und 10. Obl, xU.
pag. 45.
di
. —
>
.
9 * ) o X * 267
mehreren andern Squfiſtelera der Art fin⸗
den kann. er —
Ih wels nicht, ob ich hier nicht der Her
— * Kraft erwähnen darf, mit der
einige Leute ihr Haar gebrauchen fönnen, wos
durch fie felöft Gewichte von 400 Pfund aufz
zubeben im Stande find g). Man finvet bey
Schriftſtellern mehre Beyſpiele der Artr),
Wenn man das Haar chemiſch unterfucht,
fo findet man zuerſt, nach einer Deſtillation
in der Retorte, eine waͤſſerichte, nachher eine
geiſtige Feuchtigkelt von unge meiner Schaͤr⸗
fe, und zulegt eine ſolche Menge von fluͤchti⸗
gem⸗ el, als Fein anderer bekannter Koͤr⸗
S 2 per
5 An einem. einzelnen Menfchenhaare koͤnnen
durchgehends zwey Unzen an Gewicht bans
gen, oft mehr, oft weniger, wie fich dies
na der Stärke der Haare richten muß.
Doch fagt ein englifcher Schriftfteller (Ro-
binſon Ellay on natural Deconomy, ag,
2 ‚297: 319.) daß das. Haar eines Kindes bon
3 Sahren 7812 Grat, von einern Juͤngling
von 22 Jahren 14285 Glan, und von einem
Maune von 57 Jahren 22222 Gran tragen
tönne, Drey andere von demfelben Alter
trügen 10309, 12967. 25000 Gran. Wenn
man fie in warmes Waſſer legt, ſo vers
liehren fie etwas von ihrer Kraft,
) Ephemetid, nat. Curiof.. Decur, Il, Ann,
"61 Append. Obſ. X; pag, 12.
268 EI
ver giebt s). Daraus erklärt fich ber Uinftand,
daß dad Haar begrabener und einbalfamire
ter Körper feine natuͤrliche Geſtalt behält,
Und fo fand man das Haar. der Tullia t),
der Tochter Ciceros, funfzehnhunder, Jahre
nach ihren Tode unverfehrt gekraͤuſelt, und,
mit goldenen Zierrathen geſchmuͤckt, im ihrem
nenerlihft entdeckten Srabe am Appifchen
Wege. i 5
Das. Haare einiger Menſchen, v) von
dem Felle der meiften Thiere, und beſonders
der Spitzmaus (Sorex) und des neuerlichft
von Hrn Pallas x) befchriekenen Lepus mi-
nutus, ja ſelbſt Wolle, in, Zeugen 2). ‚und,
sn Srtuͤmp⸗
s) Aus einem Pfunde Menſchenhaar beitillir-
te Neumann (Tom lHl. pag 760.) fehrwes
nig Waller: aber 46 Drachmen eines- fpi-
ritus urinofus, 17 Drachmen caput ‚mor-
tuum blieben über, worinn er noch 21
Gran feſt Salz (ſal fixum) fand.
t) Fort, Licetus de Lucernis antiquis Lib.
I. Alexander ab Alexandro. Lib. II.
v) Ephemerides Nat, Curiof, decur, I, Ann,
I. Obf, 123. pag. 247.
x) Novi Comment, Petropolit, Vo. XIII.
pag- 535. AIEr}
z) Philofoph. Tranfa&t. N. 488. pag+ 294 ’
Abridg Lib, V, pag, 345»
u Bi
ee 269
Strümpfenihaben die Eigenſchaft, wenn fie
gerieben werden,im Dunkeln eleftrifche Fun⸗
ken zu geben. ti
Ich übergehe die —9 Torben der
Pan bey dem Menſchen, die blond, goldgelb,
vor, helle oder dunkelbraun, oder fchwarz
iſt. Ben denen Leuten, die in Kupferberg⸗
merken arbeiten, finden fie ſich zuweilen gruͤn ge-
färbt. Bey den Thieren trift man noch mehr
Abwechſelung in der Farbe ihrer Haare an,
and Buͤffon nennt und beſchreibt einen klei⸗
nen weſtiadiſchen Affen, den er Mico heiſt,
ber’ ein a Se icht un Ihren’
—* wi
ug Borbenpehen: mug ich hier Kerken;
das die Farbe des Haares der Thiere im mils
den Zuftande ſich beftändig gleich bleibt, da
hingegen dae Haar der Hausthiere oder derer
die mit dem Menſchen in Gemeinfchaft leben,
wie Hunde, Kaßen, Pferde, Kühe, zahıne
Kaninidyen, u. f. w. unendlich variirt, und
das —* bunt wird, Daſſelbe wird an den
— ©3 de
„.a) Hiftoire naturelle et du Cab. "Tom. XV,
„Pag, 121: Il avoit une autre fingularite
„plus remarquable, fes oreilles, fes joues,
„et fon mufeau, etoient teint d’un Ver-
„willon, fi’vif, qu'on avoit peine ‚a le
„perſuader, que cette couleur fut na-
"-turelle ,.,
270 ADLER;
*
Federn der Huͤner, Tauben, Enten u. ſ. w.
die von den Menſchen aufgezogen ſind, bemerkt,
Das Alter färbt bey dem Menſchen alle
Haare gräu, und dies Grauwerden fängt
durchgehends zuerft anben Schlaͤfen an, dann
geht ed zu den Uugenbraunen, Augenliebdern,
zur Naſe, und zuletzt zum Barte. Das frauz
ſe Haar wird langſamer grau, als das ſchlich⸗
te, Junge Leute haben ſelten araue Haare:
doch giebt es auch einige Beyſpiele davon,
beſonders das vom ungarifhenKönigEuöwig
dem neunten, ber im -achtzehnten Sahre eiz
nen volifommen grauen Kopf hatte. ; Ues
bertem finden ſich bey mehreren Schriftftellern
Faͤlle von Menſchen, die nach Schreck, Angft,
Furcht und nad) genommenen. Giften iner
Naͤcht grau wurden.
Und wenn man mit Aufmerkſamkeit noch
einige andere Eigenheiten des Haares beobach⸗
tet, ſo findet ſich noch eine unendliche Man⸗
nichfaltigkeit zwiſchen den Kopf⸗ und Augen⸗
braunz und Augenlieders Haaren, zwiſchen
denen ded Bartes und der Schamtheile
u, f. w. b).
Wie
b) Im Laleiniſchen haben biefe Gattungen von
Haaren auch ihre verfchiedenen Benennuns
gen. Im Allgemeinen heißen bieikAnate
u Zn 4
Per
«3
Wie abwechſelnd find die Haare ber
verſchledenen Völker in den verſchiedenen
Laͤndern allein nur in Europa nie? —
die der fünficheren Nationen find durchgehens
ſchwarz, die in nördliben Rıimaten blond,
Eine noch weit aroͤßere Verfchiedruheit findet
man zwiſchen ven Huren eines Kuropaͤers
und denen ber Bewohner anderer Weltheile wie
dem gekraͤuſelten Wollhaar des afrikaniſchen
Negers o), und den dicken, fteifen, ſchwar⸗
wen 2,17 S RB
" Crines ober Capilli, Das Houpthaar des
“rs
Pr
männlichen Geſchlechts: Caefaries; des
weiblichen Coma, Das Huar der Augen⸗
‚braunen; fupercilia ; der WYugenfiederz-ci-
lia; in der Wafe: Vibriflae; am der Dber:
Tiope: Myftaees, unter den Aermen: Hir-
‚eus ober Pilı fubalores ; an den Schaan:
theilen: Pubes,.u-f- we) u.
) Das Netzhaͤutchen unter der Oberbaut,
cccorpus reticulare Malpighii) beſtehet bey
dem Meger aus einem weit dichtern ‚und
* zaͤhern Schleime, als bey anderen Natio:
nen, Dada Haar die Haut nicht fo Teiche
durchbohren konn, und dur die zaͤhe Feſtig⸗
keit einen größeren Wiederſtand antrift, fo
kraͤuſelt et ſich zuſammen und waͤchſt nicht
in die Ränge fort. Wenn gleich ihre Haut
durch die ftärtere und fettigere Ausdünftung,
wozu die Hitze des Himmelsitrichs nothwen⸗
dige Beranlaffung geben muß, dem. Gefuͤh⸗
le weicher wird, fo iſt ſie doh au Sub:
Tanz härter, feſter und trockner, ‚und verficht
dad wachſende Haar darum auch mit wenis
ger Nahrungsthelichen.
272 Fi: ) o (
zen Haaren einiger amerifanifcher Wilden,
die Fein Haar, als auf dem Kopfe haben").
Auszumadhen, warum biefe Menfchen
Keinen Bart haben, ift über mein Vermoͤ⸗
gen **5). Eben fo wenig kann ic) auch den
Konfenfus zroifchen den Zeugungstheilen und -
dem Barte erklären, daß der Bart hervors
zukommen anfängt, wenn ber Süngling zum
Zeugungsgefhäfte tuͤchtig wird, umd daß er
nicht bey denenjenigen zum Vorkchein fonımt,
die in ihrer Jugend verfchnitten find. Auch
ift wohl noch niemand den Umftand zu entde⸗
cken oter zu erklären im Stande geweſen,
warum Die Hoͤrner der Hirſche, die jung
verſchnitten find, nicht hervorfommen unb
augenblicktih in ihrem Wachsthume geftört
werden, wenn fie ſchon herausgefommen find
und man fies dann erft verfchneidet. Da fi
hingegen bey denen Thieren, deren Hörner
hohl ſind, und jaͤhrlich (mie das bey dem
Hirſchengeſchlechie der Br tft) nicht abfallen,
daß
. *) ober vielmehr leiden,
**) Man Tann Died allein dadurch erklären,
daß, wenn die alten Reifebefihreiber, bie
von wirklich” bärtigen Indianern reden, die
Wahrheit fanen, die Nachkommen derfelben
aber bartlos find, dies nur allmählich durch
dte Künfteleyen entftanden feyn kaun, mit
denen fie jedes Haar wegzubringen ſuchen. M.
RR 273
das Gegentheil findet, daß bey den verfchnite
tenen die Hörner durchgehends größer werden,
wie Dies bey den Ochſen, deren Hörner in Ber;
gleichung mit denen der Stiere ungleich IAns
ger find, völlig fichtbar wird,
Die obigen Bemerkungen werden meine
Leſer mit einigen Eigenheiten der Haare und
mit der ausgezeichneten Kunſt bekannt madyen,
bie zur Einrichtung eines Haares angewandt
werden muß, wieviel Aufmerkſamkeit aber
auch erfordert wird, ihren inneren Bau au
ihre Eigenſchaſten näher zu beleuchten.
So fleißig auch Welpigbius, fo unermüs
det Buyſch, fo ſcharſinnig Leeuwenhoek, fo
beobadjtend Witthoff auch gemefen iſt, fo
find doch alle diefe Männer mit ihren vereinten
Bemühungen nur einen ſehr unvollſtaͤndigen
Begriff von einem ſo einfachen Dinge, als ein
Haar iſt, zu geben im Stande geweſen. Wenn
jemand fragt; Iſt den Iſt denn etwas munderz
bares an einem Haare? fo geb ich ihm die Fra⸗
ge zurück: Giebt ed denn etwasam Haare,
das nicht wunderbar ift, und die boͤchſte Hufe
merkſamkeit verdient?
Da alfo weder menfchliche Kun, neh
menſchliche Vernunft alle Eigenfchaften eines
Haares in ihrem ganzen Umfange eins
zufehen oder gar nadyzubilden im Stande ift,
fo fuͤhrt uns dieſe Unbegreiflichkeit zu einem
S5hoͤch⸗
274 be ) o ( A
hoͤchſten Werftande zurück, der dies alles mit
einer unendlichen Kunft zu Stande brachte.
1
Don dem Haare der Thiere.
Wenn man die Haare der Tiyiere überfiehet
was für eine wunderbare Berfciedenheit ent⸗
deckt man nicht unter ihnen ? — Die Menſchen⸗
haare find Cylinderfoͤrmig und etwas genen
das - Ende zugefpitätz aber die Thier⸗
haare wechfeln zuweilen ab, find bald dich,
bald dünner, einige find in der Mitte am
dickſten, andere platt, andere wie aus Glies
bern nfrhmengefeßt, u. fe w. wie ſich dies
nachher beb’ einer fernern Unterfuchung der _
Haare ber Thiere, Wörel, und Inſekten naͤ⸗
her ergeben wird, wobey ich mich der mis
kroſkopiſchen Weobachtungeh jweyer von den
fharffinntaften Naturforfhern: das Herrn
P. Boddaert in Utrecht und J. ———
in dierikzee bediem habe.
*) Das aickſte Haar das ich nur ſenebi⸗
bey irgend einem Thiere angetroffen habe, iſt
das aus dem Knebelbarte des Dallroß, das
don Farbe Lich braun, und von Subſtanz
fo auszeichnend feft ift, daß ed einem Horne
aͤhnlich if. =
enn
*) Eine wohlaetroffene Abbildung bey Albin.
Aunot. Academ, III, Tab, VI,
⸗
x
Don 4 00 U Ouzuacı
*
——
* “ Annot. Academ, III. Tab, VI,
}
e
’
=
Y
dor 275
Weuecenn man die Abbildungen der Seelsz
wen, Geefälbern. f. ws bey Anfon Marz
tens. und anderen Schriftſtellern nachfichet,
fo feinen alle Thiere diefes Geſchlechts eben
fo fteife, dicke Barthaare zu haben.
Ein wenig dünner find: die Barthaare
der Seehunde am feeländifchenStranved).
Es iſt bey diefen Haaren das eigenthuͤmlichſt bes
fondere, daß ihre Farbe weislicht und fie
einigermaßen burchfoheinend ſind, abwech⸗
ſelnd, bald dicker, bald dünner + ©, daffelbe
ein wenig vergrößert in A.
Dieſem folgt in Hinficht der Dicke das
Haar aus dem unterfien Theile vom Schmans
ze. des Elephanten e). Diefe Haare find
ſchwarz, und find ‚Eleinen, dünnen Fiſchbein⸗
i faſern
6. Tab, IV. Fig. 1.
dd) Fig. 2.2
„") Fig, 3. 2.
ee) Der Eleyhaht deſſen Schwanz einen oder
zwey Fuß lang ift, hat unten einen Büfchel
fleifer ſchwarzer Haare daran, ber benindis
ſchen Großen und Frauenzimmern zu einem
fehr glänzenden Pnge dient, Wenn man
fie einem lebenden XThiere abfchneidet, ſo
benugt man fie zu einer Menge abergläu:
biſcher Gehraͤuche.
276 — ) 0 ( 48
fafern aͤhnlich Wenn man fie’ durch das Vers
groͤßerunasglas in Augenfchein nimmt A. fo
haben fieflache Gruͤbchen und fcheinen geglies
dert: zu feyn, Ihre Wurzel ifi B.
Fig. 4. Stellt das Haar des barbaris
fchen Biber ns (Sciurus- Getulus Linn.)
vor, das Buͤffon Barbarefgue nennt, und
berjelbe Tom.’ X. Pag. 41. Tab, XXVII.
und Hr. Houttuin in f, erfien Theile 2, St.
Tab. XX. —— und + vun H
ei.
Das Haar if fehr fein und * * faf⸗
ſen, an der Wurzel weiß und weiter hin⸗
auf braunroth. Durch ein Vergroͤßerungs⸗
glas augeſehen befteht es aus dun kelbraunen
Ringen, deren Zwiſchenraͤume mit einerh ve
er Weiß aus gefuͤllt find, on mo un,
u s. Iſt dad Haar eines orientali-
ſchen Stadhelfcehweine. (Ayfrix Malac-
cenfis, Macroura, wie es Sinne. nennt.
Seba giebt davon Tom. 1. Tab. LIL Fig. I.
eine Abbildung), Es ifi ganz fuchsroth,
dic, eben, undurdfichtig, , doch voll von po-
sis oder Luftloͤchern, die außerordentlich dicht
neben einander ftehen. . Die fleinen Haͤrchen
dieſes Thieres ( denn es hat ein doppeltes Tel)
an ungleich dünner.
F ig.
k N IE ) o ( % Fi; , 277
Fig. 6. ſtellt das Haar eines fehr juns
gen, beynahe kahlen Philanders (Talpa
marfupialis aus Oſtindien vor, das ſchwarz,
Braun, mit durchſichtigen Flecken, wie mit
a verſehen ift,
’ "Fig. ” Sf das Haar des fliegenden Ech⸗
horus. (ſciurus volans). Dies iſt gelblicht⸗
weis, durchſcheinend, mit getrennten Rins
Bm ] OR, %
Fig. 8 er der Boris, den
Büffon, Tom, XI. pag.210.Tab. XXX.
und Seba, Vol. I, Tab. 35. und 47. bes
ſchreibt und abbildet. Dies iſt ganz weis und
durchſcheinend, oder es beſteht aus halben Strei⸗
fen, die oben breiter find, und allmaͤhlig
ſchmaͤler herablaufen und in der Hälfte des
Umfanges ſich ſpitzig endigen.
Fig. 9. ſtellt das Haar be fliegenden
Kundes (Vefpertilio, Canis volans, Buͤf⸗
fons rouflette) aus Neuſpanien por; ‚dies
ift braun mit einem Öilberglange, und wit
Gliederchen, glei den Faden WAlOFR Ins
feften, zuſammengefuͤgt⸗
Fig. ı0. das Haar eines Ameiſenbaͤ⸗
ven, bad glaͤnzendweis mit-braunen Sirei⸗
fen die ſchraubenweis laufen.
| | Fig.
278 x. ) o ( I a
. Fig. 11, ba Haar des Philanders, ben
Buͤffon Cayopollin nennt und abbildet-
Tom. X. Tab! IV. Auch durd dies läuft
eine braune Ötreifer
Fig. 12. dag Haar eines Einen guineis
ſchen Behchen, das plau⸗ glaͤrzend, mit
story durchſi chligen Rändernif.
Fig. 13. das Haar des Ueno Bradyi
pus Didadylus Linn. das Seba. Tab.
33. Fig. 4. und Tab. 34. Fig. I. aßgebils
bfr bat) das braun und weis marınorirt if
"Fig, 14. das EN eines Maulwur⸗
tes bey A. vor der Seite und bey B. von
vorne vorgeſtellt.
Fig. 15. ift dag, Baht des Vielfraßes,
das dreyſeitig und an jeder Seite mit einem
durchſichtigen Rande verſehen iſt.
Die letzten zwoͤlf Abbildungen (4.⸗215)
dieſer verſchiedenen Haargattungen mit den
Beſchreibungen hab ich durch die Guͤte des
Hru. P. Boddaert guͤtigſt mitgetheilt er⸗
halten,
F Fig. 16. Ehe a aritg ift bad Pi auf
dem Ruͤcken der Feldmaus, da es dunkle
und
Det 279
und helle regelmäßig Inufende ‚Streifen hat,
Die hellen find nicht fo breit, als die dun⸗
kelen. 9
Fig. 17. Iſt das Haar vom Bauche
deſſelben Thieres. Dies hat Feine Sır.tien,
wie das eben angeführte. Doch waren alle
beyde von dieſen Haͤrchen gezaͤhnt, oder mit
einigen hervorſtehenden Spitzen verſehen, die
aber nicht regelmaͤßig weit von einander ab⸗
ſtehen.
Fig. 18. Das Haar eines Philander
(opoflum) dies-ıft ‚mehrentheile undurch ſcheis
nend, body laufen, einige lichte Streifen durch»
Dies Haar iſt auch mit herausfiehenden Spi⸗
Ben’gerüftet. —
Fig. 19. das Haar eines Bifon
den man vor einigen Jahren in Amfterdam
lebendig fah. Dies Haar ift wenig durch⸗
fheinend, doc fehr eben und glatt,
M.
Fig. I a. iſt das Haar eives Maulwur⸗
fes. Diefe weiſſe Farbe des Haares kommt
vielleicht von ſeiner Durch ſichtigkeit her, da
1 e6
A
280 DON m
es hierin einigerinaßen don dem tes ſchwar⸗
zen Manlwurfes' verfchieden iſt. ©. Fig '4
b. Von ganz beſonderer Art if das Dan
des Rennithieres-f) "auf: feiner Oberfläche
gezeichnet. Es ift anderhalb bis zwey Zoll
lang, uneben, ohngefähr wie ein ungleich
geſponnener Drat, graulich weis, einigermäs
Ben durchſichtig. Doch iſt ſeine Oberflaͤche
mil dicht an einander ſchließen den kleinen run⸗
den Ningen, die der Hornhaut einiger J In⸗
ſekten — ſind, befegt.
& Dis Haar der twefindifchen "Ste
dermaus, das glei) dem ver Feldmaus
(Fig 16° 17). gejackt tft, fo dag bie Haare
der Mäufe und Fledermaͤuſe in dieſer Hin—
fiht auch mit einander übereinfommen,
Sch glaube, viefe Befchreibungen und Ab⸗
bildungen der Thierhaare (derer die roͤhrenfoͤr⸗
mig find und fich ſpitzig endigen, hab ich
nicht erwähnt, weil nichts befonderes daran
anzutiierfen war) wird hinreichend zur Aus⸗
einanderſehung feyn, mie verfchieden fie in
Hinſicht der Farbe, des aͤußgeren Baues, und
inneren Struktur von einander ſind.
Ich
D en Naturlyke Hißorie, Mn, N,
XXL, Fig. 3.
et . m >
a 2 | K N
* ) 0 ( en. 281
Ich will nur noch die Bemerkung hinzu⸗
fuͤgen, daß, wenn ein anderer Naturforſcher
— ich mit der Unterſuchung der angeführten
Xhierhaare befaffen wollte und-er einige Vers
ſchiedenheit zwiſchen meinen und finen Res
fultaten enidecfte, er di:8 ganz allein dem
Umftand zufcpreiben muͤſſe, daß die Haare
jet eines und deſſelben Thieres (wie ic dies
ey den Fiſchſchuppen ſchon angemerkt habe)
nicht immer fich völlig gleichen. Hr Sar⸗
raſin hat bey feiner Unterfuchung des Sta:
chelſchweins fiebenterleg Haare an Hefe
Thiere entdeckt g)
Don den Haaren der Vogel.
Obgleich der K oͤrper der Voͤgel mit Fe⸗
dern und Dunen (die in Ruͤckſicht ihrer Aus
Berlidien Geftalt an der Haube, auf der Bruft,
an den Küftbeinen und Pfoten, außer den
Schwungfedern in den Weiden und am
Schwanze, unendlich unter einander verfchier
den find), beveckt iſt, fo giebt es doch fehr
vlele unter ihnen, die an ' einigen Stellen mit
Haaren verfehen find: Ja tan finder felbft,
fo viel ich weis, an jedem jungen Vogel, er
mag bon einem Geſchlechte feyn, don welchem
er
g) Memoir, de lacad. des fetehc, de Paris
„7 2727; z
{
2
282 AT EU
er will der erſt aus dem Eye gebrochen ift,
fehr dünne Haͤrchen, die mit dem zehnten
oder zwölften Tag, nad der Geburt, wenn
die Federn zum Vorſchein kommen, wieder
aus fallen.
Es ſcheint mir daher eine fehr große Ue⸗
bereinſtimmung zwiſchen dem Hervorkommen,
Wachsthume, jaͤhrlichen Ausfallen und ans
deren Eigenſchaften der Thierhaare und Fe⸗
dern ſtatt zu finden: und eine genauere Un⸗
terſuchung der Pflaumfedern, die zum Flie⸗
gen unbequem ſind, wuͤrde uns noch mehr
uͤberzeugen.
Ein ausgewachſener Strauß h) von
einer mittleren Größe, wiegt zwifchen 87
Pfund (wieviel Kraft in den Muſkeln, und
was für ausgedehnte Flügel betürfte ein ſol⸗
ches Thier nicht um ſich in einem fo leichten
Mit⸗
h) Es iſt bemerkenswerth, daß Redi bey al⸗
len Vögeln, die er unterſucht hat, (und dies
find nicht wenige) eine befondere und ihnen
ganz eigenthümliche Gattung von Läuſen
gefunden hat; daß er dergleichen aber nies
mahls bey dem Strauße, movon er zwoͤlf
verfchiedene und zu ganzverſchiedenen Jahres⸗
zeiten unterſuchte, hat antreffen Fönnen; fo dag
des Straußes Federn für dies Inſekt einen
angenehmen Anfenthalt herzugeben fcheinen,
— eo ** 283
Mittel, als die Luft iſt, in der Höhe zu er⸗
halten und fortzufliegen?) und feine Federn
‘haben alle die Geftalt abaefonderter, unvers
bunteter Zöpfe, fammtlih von einer Form
and Einrichtung,» da fonft die Dunen, Ver
bern, Schwung » und Schwanz⸗ Rrrbern bey
jeder Claffe der Vögel unter einander immer
ſehr verſchieden *
Die ſen gemein übereinftimmenden Bau
‚aller. Federn trift man gleichfalls bey bem
Caſuar oder dem Dudu an,
Die Federn und Dunen beB Straußes
find allgemein genug befannt, aber da bie
des Caſuars ſchon ungleich feltener vorkom⸗
men, fo hab ich eine Abbildung davon gege⸗
ben”), Die unterfien Fäden einer ſoſchen Feder
haben an jeder Seite einen Bart, der mittel;
fie nur an einer Hälfte, ber oberfte gar nicht,
das überhaupt einem Pferdehaar fehr Ale
if J
Ich habe ſchon oben irgendwo die Ans
—— gemacht, daß der Strauß und
Sagittarius die einzigen beyden bekannten Voͤ⸗
gel ſind, die an beyden Augenliedern Haare
*
Ta > Bon
.) Fig, IL. e, 6,
284 ee Yo ee
Bon dem Sagittarius, der vor einiger
Zeit in ber fürfilihen Mlenagerir farb, hat
der Hr. Dir Dofmaer mir den Kopf in Spi⸗
ritus zuzufenden die Güte gehabt, und ih
bemerkte daran, daß diefer Vogel an dem
oberften Augenliede dreyſſig außerordentlich
große und dicke Haare hatte, und vierzehen
am unterfien Augenliede, boch weit Eleiner
und dünner, als die am oberften,
Diefe Haͤrchen vom unterflen Augenliede
(Fig. IIL.a, in ihrer natärlien Größe, und
A: durch ein Verg:ößerungsplas gefehen) ge
ben, fo bald fie aus der Haut hervorgefoms
‚ men find, einige Eurze Geitenfädenab, weils
ches bey denen vom oberften Augenliede (b. B.)
meit weniger, und nicht eher der Fall ift, als
bis fie ohngefähr bis zum fünften Theile ihs
ser Länge herausgefommen find,
Beyde von diefen Haaren find hier und
da wie mit Knoͤtchen verfehen, und am unter:
ften Theile, das in der Haut befefligt gewe⸗
fen ift, weis, hornartig, durchſcheinend, wie
der Schaft einer Schreidfeber.
Schr viele Wögel haben am Schnabel
Haare, wiedied beym ganzen Rabengeſchlech⸗
te am allgemeinften bekannt ift, das deraleis
hen vorwaͤris hingekehrt hat, welche die Nas
a
wol 9 285
ſenloͤcher bedecken. Vorzuͤglich bemerkungs⸗
werth iſt indeß unter dieſem Geſchlechte der
Caapſche oder Purpur⸗Heher, i) bey dem
einige ſchwarze drey Zoll lange und ſehr
biegſame Haare an der Wurzel der oberen
Kinlade, und ſteife Haare von der Dicke ei⸗
ner Schweineborſte an bes Unterfinnlabe
——
Ray giebt J als ein Fe ber
Geyer an, daß fie unter der Kehle einen
‚händegroßen Fleck haben, der fomohl mit
Federn und Dunen , als mit Haaren, die
Kuhhaaren aͤhnlich find, bedeckt if. Bey
dem Erdgeyer (Vult. perenopterus) iſt
auch die Wurzel des Schnabels mit 5
era
" Ebenfalls haben die Eulen unten am
Schnabel fteife,, gekräufelte Dunen oder Fe⸗
bern, wie Borften ftehen.
Bey den Spechten (Picus) findet man
auch an den Nafenlöchern einige borftenartige
Härchen, wie bey den Braufpechten (Sitta),
3 ben
) ©, eine Abbildung dieſes befondern Mor
geld: in Briffon Ornithologie, Tom. I],
Tab. Tl. Fig. 2. pag Houttuin,
" Natwurlyke Biforie, iv: Stuck, Tab.
XXXIV. Fig. I pag. 311.
286 IE MEN,
ben Sliegenfangern (Mufcicapa) dem To-
dus, dem Anhinga (Plotus) dem Sporn-
flügel (Parra Chavaria) und bey’ mehreren
anderen wejtindifchen Vögeln (die Hrifs
fon k) und Edward I) befchreiben und‘
abbilden) vornehmlich aber der Ziegenmels.
fer. (Caprimulgus) m.) ber an jeder Seite: -
des Schnabels einen Zopf hat, der aus acht
langen, fieifen Borftenartigen Haaren bes
ſtehet.
Der Nutzen dieſer Haare bey ben oben⸗
. angeführten Bögela ift mir vollfommen uns. -
bekannt; doch follen wohl die welheüber den‘
Nafenlöchern legen, die Luft zertheilen, wel⸗
her Nußen auch bey dem Menfchen durch
die Haare in der Naſe erreicht zu werden‘
f&heint, um den Sinn des Geruches, den fehr
viele Vögel, befonters aber das Geyerges
ſchlecht, in hoͤchſter Vollkommenheit beſi⸗
Ben, zu ſchaͤrfen. | —
| Es
k) Ornithologie. Tom. III. Tab, XXXIX,
XL; und XLL — Tom. IV. Tab, XLIL,
Fig. 2. — Tom. VI. pag, 477.
I) Natural Hiſtory of Birds, Tab, 80, 106.
Ii3, 122, 190, 262,
m) Catefhy Natural Hiftory of Carolina, Tom.
I, Tab, VIII.
; a
Es iſt bemerfenswerth, daß ebenfo, als
viele Vögel gleich nady der Geburt Haare ha⸗
ben, fie au, wenn fie alt werben,
unter oder zwifchen den Federn dergleis
chen befomimen, mie dies bey alten Haͤhnen
und Hühnern ſehr ſichtbar wird.
- Die kalekutiſchen Haͤhne erhalten im
dritten Sabre vorn auf der Bruft einen Buͤſchel
bien, ſchwarzen Haares das zuweilen drey bis
vier Zoll lang waͤchſt Y. Ben den kaleku⸗
tiſchen Huͤhuern findet ſich dieſer Haarbuͤ⸗
ſchel auch zuweilen, doch iſt er hier immer
wet kuͤrzer.
voem Saare der Ampbibien und ſiſche.
Unter den Amphibien kenne ich weder
in de Klaſſe der kriechenden (repentia) noch
In der ber ſchleichenden (ferpentia) ein eins
ziges Gefhöpf, an dem man Haare gefunden
hätte; doch hat der Nitter Linne in der
zwölften Ausgabe feines Syſtems in die Elaffe
er fchimmenden (nantes) einige geftellt,
die er ex Mapher unter bie Fiſche rechnete **).
Ta. Brom
9 Fig. 11, 2 \
*) Diefe Elaffe der fhwimmenden a), welche
ans ben ——“
4*
288 — )o( ur
Zwey Gefhlechter derfelben haben borftens
artige und harte Haͤrchen am Körper, und
unter diefen find zwey Arten der Hornfi⸗
fee (Balites) und eine Art des Geſchlech⸗
tes der Stadelbäude (Tetrodon). .
WVon den zwey Arten der Hornfiſche
wird nur eine von Linné ang-führtn), und
von Houttuin abgebildeto) allein beyde von
Gronov befihrieben und in Kupfer ges
ſtochen pp ·
Beyde von dieſen Fiſchen haben an jeder
Seite ihres Körpers, dicht am Schwanze,
einen laͤnglichten Fleck, der mit ſcharfen Sta⸗
cheln beſetzt ift *). Die Graͤten der Sterz⸗
flloſſe ſind bey ihnen nicht an einander feſt⸗
gebunden, ſondern ganz frey, und an jeder
Selte mit kleinen ſehr feinen Haͤrchen beſetzt.
ar
beſtehet, gehoͤrt ganz offenbahr zu den Fis
ſchen, wohin fie auch (don Bronov,Bouan,
u.a. rechneten. Denn ihre Lungen find
den Fiichfiefen ähnlicher‘, als den Lungen
der Amphibien. M.
.n) Edi. XH,N. 3,
0) Natuurlyke Hiftorie, Tab. LXVII Fig. I.
p) Muf. Ichthyol. I, N, 1124, und Il, N, 196
Tab, VL Fig, 5. \
*) Fig IIL a, und b,
— %
ee 289 |
Hr Lagerſtroͤm hat In China unter dem
Geſchlechte ver Stachelbaͤuche eine Arı bemerkt,
bie borftenartige Zöpfhen hat, und deshalb
ganz rauh if. (Tetraodon hifpidus). q).
Bon diefem Fifhe, den er an die Akade⸗
mie von Upſal geſchickt hat, ift, ſoviel ich weis,
noch Feine brauchbare Abbildung vorhanden,
Unter den Sifchen fintet man im Ges
f&hlehte der Scdhleimfifche CBlennius),
zwey Arten, die am Kopfe einige borflenars
tige Haͤrchen haben, nehmlich der Schleims
fi mit dem Kamme (Blennius criftatus
bie Geelerdye). Diefer hat, nah Gronovs
Befchreibung r), aufdem Kopfe zwiſchen den
Augen vor der Rücenfloffe einen Kamm von
fehr feinen, ſchwarzen Härchen.
Die zweyte Urt ift berBlennius (maxil-
la fuperiore longiore)s) der unter den Na⸗
DE MS fenlös
q) Houttuin Natuurlyke Hiftorie, VIII, ftuck,
pag 458.
r) Blennius, crifta fetacea inter oculos ante
. x pinnam dorfalem, ex pluribus perparvis
nigris ac unico ordine difpofitis fetis con-
fecta. Muf. Ichthgol. 1, N. 75. Tab, VI.
Fig, IV.
s) Blennius, 'cui mox fub naribus fafcica-
lus exiguarum fetarum in circulum pofi-
| tatum.
299 "not u
fenlöchern ein Fleckchen hat, das mit ſehr
kleinen zirkelfoͤrmig liegenden und nach vor⸗
ne ea ſich —— Borſten — iſt.
In A cht des Gebrauches diefer Haͤr⸗
chen bey den genannten fuͤnf Fiſchgattungen
herrſcht noch eine außerordentliche Unwiſſenheit,
da ihrer ſo wenig an Zahl, da ſie weit ſtei⸗
fer, ſchaͤrfer, und von ganz anderer Einrichs
tung und Baue ſind, als die Haare der vier⸗
fuͤßigen Thiere, und Voͤgel. Doch wer glaub⸗
te wohl ſchon jemahls, mit Haaren befeßte
Fiſche zu finden? — Wieviel weniger weis
man nicht vom Inſtinkte, der Vernunft
und anderen dergleichen Eigenſchaften ber
Sifge?
_Pifeium inter fe, non eft —
ſolum, J
Conſiſiumque fagax et multaein pedto-
re fraudes,
„ Decipiunt homines, &c.
ſchrieb, nad) Lipfius Ueberfegung, vor langer
Zeit Oppianus ſchon. t).
Der
tarum, verfus anteriora fe extendentium,
Muf. Ichthyol. ID. N. 175. — XRonde
lex giebt eine fehr gute Abbildung —3
Lib. VI. Cap. 23. _
6 “Aljyurinän, Lib. III,
HDEE EN po
Der gelehrte Bradley !v) fagt etwas,
was einer weiteren Unterfuhung wohl werth
waͤre: Pe; die Fiſche eine angebohrne Vers. .
„nunſt haben, “welche fie in ven Stand feßt, .
„ich Mefter und. Schlupfwinkel für ſich und
„ihre Sungen zu machen’; wovon ich neuerlich
„suochiein Beyfpiel fah, da mir Hr. Joh.
„all, ein Ticleback’sx) Neftfchenkte, den
„feinen Bau vom Anfange feines Entſtehens
„bie zum hoͤchſten Grade der Vollkommen⸗
„heit anmerkte. Es ift aus Wurzelnfafern.
- „zufammengefebt, die fo mit einander verbuns
„den find, dag ein hohler Lylinder in: der
„Mitte. bleibt, den ich eher zum Ablager
„des Roggen, als zum Aufenthalt des Fi⸗
„ſches ſelbſt beftimmt glaube, denn der Tic-
„leback hat fcharfe Spißen in ben Rückenflofs
„fen, welche (you hinreichten, ihn gegen Raubs
file gu Chin”
i 3h
V) Betrachtungen uͤber die Werke ber Natur,
x) Maß er füreinen Fiſch mit dem Tickleback
meynt, iſt unbekannt, Eben jo wenig iſt
(wie Baſter meynt) ein Fiſch unter der engl.
Benennung; Pricklebhck, aber wohl unter
dem Namen :Styckleback, der unfer gewoͤhn⸗
cher Stadyelpärfdy (Gafterofteus) iſt, der
fi in den hollaͤndiſchen ftillen Ale u
ſ. mw. fehr häufig findet,
Eine Abbildung diefer iſchgen Endet
man im ſechſten Theile, ber Alta Helvetica,
auf der leßten Tafel, — TU -
292 ae
Sch erinnere mich itzt, in einem franzoͤ⸗
ſiſchen Schriftſteller, deſſen Nahme mir
entfallen iſt, dieſen Umſtand bey einem Fi⸗
ſche in der Gegend von Madagaſcar, oder
Bourbon gelefen zu haben, ak
Die Gattung von Knurrhahn, die man
"Gobio nennt (der Kaulfopf) macht im,
Grunde ein Neftundbrütet darinn feine Eyer
aus, und er foll zu der Zeit eher fein Leben hers,
geben, als fein Neft verlaffen.z. *).
Schön vor inehr als hundert Jahren hat
der Naturforſcher Redi a) bemerkt, daß es
Fiſche gebe, die an den Strand Fommen,
dafelbft ihre Eyer in den Sand ober in bie
Ufer der Flüffe bearaben, wie dies die Schilds
Fröten thun. Grant fagt eben dad von den
Salmen b) ber au ihrer Behendigkelt er⸗
wähnt,
z.”) Cottus Gobio. Nidum in fundo format,
ovisincubat, vitam prius deferturus, quam
nidum, Linn, Syft. Nat. Edit, XI. pag,
452. |
a) Fra peſci marini non tutte le razze butta-
no le loro ova nell’ aqua; ma fi trovano
alcune, che feendendo in terra, le fepel-
li (cono fotta l’Arena ed fulle ripe dei fiu-
me, come avvenienne alle Tärtuge,
Opere Tom, I. Offeroaz interno agli ani-
mali vivanti, &c. pag. 37.
b) Vitgezogte Verhandelingen, IV. Deel.
pag. 836.
> le 4 a ——
wähnt, um über Waffertämme, zwanzig Fuß
body, zu fpringen, und ihrer Geſchicklichkeit
um. dazu jelöft die niedrigſten Stellen aus fin⸗
Dig zu machen,
Der gelehrte nordifhe Bifhof Pandops
pidan c) bemerft, daß die gröfle Gattung
von Fiſchen, wenn fie ihren Moggen ge
legt haben, ſchwere Steine verſchlucken,
um ihn duch ihr is Gewicht a“
ſichern.
Wie regelmaͤßig wiſſen nicht Geringe, Ma⸗
kreelen. Schellfiſche, Schollen, und andere Fi⸗
ſche, bie man deswegen auch Landfiſche nennt,
ja felbft Krabben und die mannichfaltigen Gate
tungen von Seegewuͤrmen, ihre feſtgeſetzte
Zeit, zu den Fluͤſſen und an die Ufer zu gez
hen und in den Untiefen ſich Ihres Roggend
zu entlevigen ?
Ih könnte hier noch fehr viele Bemer⸗
kungen über ben, Verftand der finefifchen
Goldfiſchgen, bie fo äußerft ſchwer zu fans
gen find, maden; aber diefe würden hier
nit am rechten Drte fiehen, und ich hoffe,
daß man mir diefe Ausſchweifung verzeihen
wed⸗ da meine Abſicht hiebey allein war,
auf
se) Verſuch iner natürlichen Hiftorie von Nor
. wegen, S. 195.
auf die Haushaltung, den Snffinkt, Pers
ftand und auf andere Eigenſchaften ver Fis
ſche die Aufmerkſamkeit der Beobachter zu
richten d).
-Don dem Zaare der Inſekten.
Wenn e8 unter ben Amphibien und Fir
ſchen nut hoͤchſt wenige Geſchlechter giebt, -
die einige Haare haben, fo ift dies bey dep
Inſekten ganz anders, unter denen ſich
faſt Bein einziges findet, das nicht mit dies
Ten, verſchiedenen und zuweilen mit ganz bes
fonters eingerichteten Haaren verfehen iſt.
Aber mehrentheild find diefe Xihiere und bes
fonders ihre Haare fo Elein und fein gebanet,
dag fie dem unbewaffneten Auge völlig unfichts
bar bleiben; ein Umftand, der für ihre nähes
re Unterfuchung aͤußerſt nachtheifig gemefen
iſt. Auch find fie, wenn man einige rauhe
Raupen ausnimmt, nicht überall , wie die
vierfüßigen mit: Haaren bedeckt, ſondern das
Haar ift nur hier und da rag vers
breitet.
Mer das vortrefliche Wert des unermuͤ⸗
deten Naturforfchers Reaumur und feinen
Nach⸗
d) Mehreres hierüber kann man in Richters
Ichthyotheologie finden;
0 * ) o ( N 295
Nachfolger ben de Beer lieft,, fo mug man
ihren Bemerkungen über dad Haar diefer
Thiere mit dem aͤußerſten Eeſtaunen *
folgen.
Man —* mir, hier — Sonders
barfeiten derfelben auseinander zu ſetzen.
Es giebt Raupen, die, fobald fie aus dem
Eye herausgekrochen find, fogleich fehr haaz
zig und rauh find: doch wenn fie alt werden,
vermindert ſich dies bey jeder Härtung, fo
daß fie zuleßt gegen die Zeit ihrer Werändes
zung völlig kahzl find e).
Andere Raupen behalten ihre Haase fo
Yange fie leben. Einige von ihnen haben fo
große und firiie Haare, daf man fie allens
falls wohl Stadyeln oder Borften nennen
koͤnnte: e*)s Einige von dirfen VBorften
gehen gerade aus, mie ein Pfriem; andre
ſi ind gezackt oder gabelfoͤrmig *). Andere
Rau⸗
e) Reaumur Mem, des nn -Tom. L,
Pag: 81. &c.
e*) Juft. Merian fagt, es gebe auf Surk
nam Raupen die Borften, fo fleif als Eis
— en pag. 17. Tab, al pag.
* Fig, IV. d. @, f. J
\
296 nor *:
Raupen haben hingegen wieder lange und,
fehr fanfte Haare; deshalb man ſie auch
Sammt⸗Baupen nenut ). Beyhy einis
gen find lange Haare unter die kurzen ges
miſcht: bey einigen ſtehen die Haare gerade
auf-in die Höhe, bey anderen liegen fie ganz
auf die Eeite; - einige. haben eiliche Haare
nach vorne zu, andere nad) hinten oder nad
den Seiten zu gebogen: und Abweichungen
der Haare bey ben Raupen und anderen Ins
ſekten von einander inAbſicht auf Größe, Steifs
heit, Sage, Stellung u. ſ. w. giebıs unzähliz
de, wie man dies leicht auf den Kupfertafeln
Reaumurs, der Yierianin, Boͤſels,
Sepps, de Geers ü. a. in: nachfehen kann.
Und bey einer mikrofkoptfchen Unterſuchung
des Körpers und der Pfoten ber Schmetter⸗
linge, Fliegen, Honig-⸗- und anderer Bienen,
Hummeln und der meiflen anderen fliegene
den Inſekten, finbet man fie mit einer zahlz
loſen Menge von Haaren befeßt f), felbft die
Raͤnder ihrer Flügel, und eine Gattung von
Muͤcken hat zweperley Arten derfelben an ihs
ven Hoͤrnern.
Unter
#) daf. &
£) Diefe haben aufden Schuppen ihres Bruft:
ſtuͤckes Härchen, die Fleinen Pflanzen mit
Blaͤttern gleichen; Fig. IV: bi ©
1, ur Fe
a TEN
ee ähnlich macht i).
ni X Fr 297
Unterfucht man die ungeflügelten Snfekten,
fo findet man auch diefe durchgehends fo
haarig, als diegeflügelten.. Bon dem Eleinz
fien, der Milbe im Mehle, bis zum gröften,
den Krebfen, findet man alle Zwiſchengattun⸗
gen, als Länfe, Flöhe, u. ſ. w. mehr oder we⸗
niger mit’ Haaren befeßt, wie man dies bey
den Schrifiſtellern g) darüber weiter ausge⸗
führt lefen Fann. Hr. Houttuin hat in feinem
Werke h) eine große weftindifhe Spinne,
deren Pfoten ungemeinraul und gänzlich bes
oh find, _
" Yußer dieſen Haͤrchen findet ſich noch auf ei⸗
nigen Arten von Pflanzenlaͤuſen eine Art ſanf⸗
ten, feinen, wolligten Stoffes, ber fie eher
einer Flocke Wolle, ald einem lebenden Thier⸗
Der
— Beeuwenböf in feinen Briefen. Bei
er Augen = und Gemuͤthsergoͤ⸗—
— Gebruik van het Mi-
erolcop, ⸗Sablot: obſervatious mi»
croſcopiques. — Redi: über die Inſek—
ten. — 500ke: Micrographia. — Bo⸗
nanni: Micrographiainova. Griendelius:
Micrographĩa nova; und andere mehr.
b) Natuurlyke Hiftorie, XI. ftuck, Pl, CH,
Fig. 3. ” 3 kn Hi LEINE
'4) Reaumur, Tom, m. p. XXXI. Fig, 21,
27, und Pl, — —— 1. 4 5, 10, II.
«
\
298 Kar RR er
Der äußere Bau ber Haare iſt bey den
Inſekten fo gut, als bey den vierfüßigen Thies
ren verſchieden. Sch habeam Krebfe allein
viererley Utern von Haaren gefunden F): wie
1) Haare, die gezähnt find, als ihre Schee⸗
ren: 2) Haare, die mie kleine Dunen gefies
dert find, am Schwanze undan den Shwimms
fügen: 3) fehr fteife und berftige Haare,an der
innern Lippe: 4) am Ende runde und zuge
fpißte Haare an den Laufpfoten.
Sch habe einige befondere Figuren der
Raupenhaare und aud von anderen Inſekten,
die ih ans Resumursund de Geers Wers
Een enilehnt habe, hier abzeichnen laffen.
Fig. IV. d. die Abbildung des Durch⸗
fhnittes der Dornraupe, auf dem man
die Dornen mit kurzen feinen Haͤrchen uns
termifcht ſiehet.
e. f. zwey verfchledene Dornen be:
ſonders.
g. Abbildung des Durchſchnittes einer
Raupe, die man ſehr haͤufig auf den Birnen⸗
baͤumen antrift. Auf jedem Ringe des Koͤr⸗
pers ſtehen fuͤnf kurze, dicke, ſtachlichte Haa⸗
re,
Fis. IV. a. b.
; * ) 0 C Bu 299
re, und aus jedem berfelben kommen zwey
duͤnne lange hervor.
h, j kl Beſondere Haͤrchen von
rauhen Raupe, die auf den Erlenbaͤumen
lebt.
m) Ein Haar der rauhen Weinraupe,
der Safe genannt, rund um mit Dornen bes
ſetzt, zumeilen dreye in einem Zirkel,
Mn. Ein Haͤrchen von einer ſchwarzen,
rauhen Raupe mit drenzehn gelben Flecken,
bie einem Muderholze fehr ähnlich find,
0. Ein Härhen von einer Raupe, bie
ſich auf den Eichenbaͤumen findet,
Bd Ein Haarbuͤſchel von einer tauhen
Buͤrſtenraupe, bey der die Haare in Buͤ⸗
ſchel, bürftenförmig ftehen,
% Eins von biefen Haͤrchen, die Feder
buͤſchen gleichen, durch ein Vergroͤßerungs⸗
glas betrachtet,
1. Ein Haͤrchen von der Art, die man
-über den ganzen Körper der Raupe verbreis
tet findet,
u 2 5. —*
300 er oe
t. Haͤrchen aus den Buͤrſten dieſer
Raupe; ” /
Bey obenangeführten Schriftftellern fin:
tet man noch mehr turd das Vergroͤßerungs⸗
glas betrachtete Haare von Jnſekten, doch
halte ich dirfe hire abyebilderen zu meiner
Abſicht ji hinreichend,
Da nicht ohne Nutzen gefchaffen iſt, R
müffen ganz nothmendig diefe Haare bey dem
Sufekten zu irgend einem Gebrauche abzwe⸗
den, als bey dem Menſchen und den vierfuͤ⸗
figen Thieren. Doch ift es in mehreren
Hinſichten Außerft unſicher, Darüber etwas
näheres zu beftimmen,
Dean bemerkt, daß rauhe und haarigte
Raupen keiner großen Menge von Seide bes
dürfen, um ſich glei den Seidenwuͤrmern,
ganz davon ein Behältniß zu ſpinnen, worin
fie fi mit Sicherheit in Puppen verwan⸗
deln koͤnnen; fondern daß fie ſich gegen die
Zeit ihrer Verwandlung die Haare aus zie⸗
hen oder mit ihren Zähnen dicht am Leibe
4 wege
Ich bin nicht im Stande — bey *
* Unbeftimtheit und dem Mangelam Ausdruc,
die Gattungen diefer Raupen näher zu ber
fiimmen. M.
J
& “R ) o ( x got
twegbeiffen ‚ und. vermitteljt berfelben und mit
ein wenig Speichel oder einem anderen
Stoffe ſich einen hen Aufenthalt bauen Kr
| Einige Eh arigte Eulen und Rachtſhhmet⸗
terlinge weben von diefen dünnen, feinen Haͤr⸗
chen, womit ſie bekleidet find, eine Art feften
Sioffes wie ein dünnes NrE, zwiſchen das
fie ihre Eyer legen, damit Erin hungriger Vo⸗
gel oder ein anderes Maubihier fie darin bez
merken. oder ſuchen ſollte. Es giebt felbft
einen Schme terling, „der ſeine Eperchen in
einer Spirallinie um einen.Zurfen. legt. und
naher fehr raöber mit —— — —— uͤber⸗
deckt 1). —
—2 geſtehe ic) aufrlätig, en; * Nu⸗
tzen der Haare bey vielen anderen Inſekten,
vornehmlich derjenigen, die man an den Pfo⸗
sen wahrnimmt ‚ nichts zu —
J BY 4 * 4. ri
u 3 Er⸗
* Er Memoitres des In Tom. 1.
pas. 509 - 524. iR
1) dafelbft: Tom II Pl; II. Fig. Ben 16. 17.
von Souttuin nachgebildet. Natuurl. H, XL.
‚Stuck. Pl, LXXXVI. Fig. 8. 9. 10,
302 a
Erklärung der übrigen Abbildungen.
Fig. V. N. L. Die Wobildung ded Haas
re, bie der große afrifanifche Ma⸗
denfreffer (Crotophaga ani) a) an
den Nafenlöchern und über dem Schna⸗
bei hat, das mehrentheild ganz durch⸗
fihtigift, und unter dem Vergroͤße⸗
rungsglaſe fehr artig außfiehet.
N, 2. Die Zeichnung des Haared von den
Angenliedern des obengemeldeten Me:
denfieffete:
gr Stabber, von beffen feeundfepaftlidjen
Guͤte ich die Zeichnungen dieſer Haare
erhalten habe, fehreibt mir überdem noch,
daß beyde Gattungen Yon Madenfreſ⸗
ſern einige in einer Reihe ſtehende Haa⸗
re an den Augenliedern haben ſollen,
und folglich das dritte Vogelgeſchlecht
(der Strauß und ber Sagittarius (der
Sefretär, Falco ferpentarius) find
die bepden erften) ausmachten, die Haa⸗
re an den Augenliedern hätten, Er
zweifelt, daß fie eine membrana nicti-
tans hätten, Ich finde von dieſen Eis
SR gens
9 Catefby III. Tab.. m pag. 3 · — arfon
‘Tom. IV, Tab, XVIL Fig. 2 — Ind
endlich Floane Tom, Il, Tab, FSCLVI, Fig. I,
N 303
aenfchaften der Madenfreſſer bey Feinem
Schriftſteller eiwas, doch waͤre diefer
Umſtand bey den anderen Gattungen
wohl einer näheren Unterſuchung werth,
und ob etwa benenjenigen, welche bie
Membrane nicht haben, Haare an den
Augenlievern gegeben find, um ihr Ge⸗
ſicht zu ſchuͤtzen.
N. 2. Ein Haar aus der Rrone bed Bold:
fafane. Dies Haar war fehr Dicht, gezackt
und dunkel.
N. 4. Ein Haar von den Weisſterzchen
(MotacillaAenanthe). Dirs ift fehr glatt
und jo eben, mie ein Xhierhaar.
N. 5. Die Abbildung eines Haares von eis
nem bis ißt noch ungenannten weſtindi⸗
fhen Vogel aus Hr. Slabbers fehr
reihen Sammlung, das ebenfalls, vie
Stelle ausgenommen, wo es hers
vorkommt, und die einige Zacken hat,
ſehr glatt und eben iſt.
N. 6. Abbildung des ‚onberbären Haares
des Baͤutzchens. Dies iſt durchſichrig,
ſeine Seitenzweige kommen nicht gleich
aus ſeiner Mitte ſondern eins ein we⸗
nig uͤber dem anderen heraus. Und wo
u 4 ſie
* \
304 ©; ) 0 ar
fie hervorfprießen, ſteht ein ganzes Buͤſch⸗
gen fehr feiner, Furzer Haare. Meiter
ift das Haar in feinem Fortgange meh⸗
rentheils glatt und hat nur hier und da
"einen Furzen Zweig, der ganz platt dar⸗
auf liegt, |
N. 7. Ein Haar vom RR (poule
pintade, Meleagris), das undurdfichtig
, and mit langen dünnen Öeltenzweigen
‚‚verfehen ift, welche nad) der Reihe aus
Ihrer Mitte hervorlommen,
N. 8. Ein Haͤrchen von der kleinen Buſch⸗
eule, das in den meiſten Hinſichten mit
N. 6. bes Kaͤuzchens uͤbereinkommt.
N. 9. Abbildung eines Haares vom Schna⸗
bel des Suntfpechtes, das (ehe fein
ausgezackt ift.
N. 10. Ein Haar aus dem Feberbufche eis
nes brafilisnifchen Truthubnes c)
Meleagris capite pennis eredis crifta-
to, temporibus violaceis). Dies ift
glatt und dunkelfarbigt, und da, wo
R
die Zweige hervorkommen, fieht man
noch drey oder vier fehr feine und kurze
Zaͤckchen.
| In.
. 0) Edwards Natural Hiftory ofBirds, Tab. 13+
in ern ehr. > u
yet.” 305
\ II.
Etwas vom Bildungstriebe.
— ——
* ‚Groffe *) äuffert in feinen oortreflichen
Briefen uͤber die Menſchenracen eine
Win über. den Bildungstrieb, deren naͤ⸗
here Beleuchtung mir zu diefem Auffaße die
erfte Veranlaſſung war.
Er —5 2ten Briefe): "Eine naͤhere Uns
„terfuchung läßt uns bald dieſen Trieb
„allenthalben in der Natur, wiewohl
„den einer Stufe der Materie ganz wun⸗
„derbar ſimplifizirt, und, einfach, bey
„einer anderen in der vollkommenſten
„Ausbildung und folglich in einer ausges
„dehnteren, kaum begreiflihen Würs
9 „Eung, wiederfinden, Dies ift unferer
Theorie um fo zuträglicher, da es durch⸗
„aus Regel iſt, die Maturgefeßeicher
„zu vereins als zu verviel⸗ fachen: und
„es erftaunend wenig Gefeße und Kräfte
„giebt, welche die Natur nicht in einer
„endlofen Menge von Mobifikationen
„und Abftufungen, mit einem Meichs
„thum an Formen bey. der größten
„Armuth an Materie wieberhohlt, und
N 5.05 000 vnburd
| *) ©. deffelben Magazin für d, Nat. Geſch
bes Menſchen. 1. Th. 3 St.
„hburch ihre Zuſaͤtze kaum kenntlich ers
„hält. Der ganze Bildungs trieb ſcheint
„nichts weiter als Das Geſetz der Ag⸗
„gregation, oder der Anziehungskraft
„gleicher Theile zu ſeyn, die nur bey
„organiſchen Koͤrpern eine unendliche
„Verfeinerung, nach Maasgabe der
„Beſtimmung eingerichtete Zufäge und
„Erhöhungen befommen hat ; denn Wie⸗
„bererzeugung brauchte fie bey der unors
„ganifhen Materie nit auszuüben,
„und da zur Ernaͤhrung diefe nur der
„groben Theile bedürfen, die den chez
„mifhen Prozeß zu ihrer Entwickes
„lung und Reinigung nicht nöthig has
„ben, auch die weitläuftigen Anjtalten
„u ihrer Ernährung “u, f w.
Dies führt er nun noch etwas weiter auß,
und belegt die Wahrſcheinlichkeit mit einigen
Beweiſen und Beifpielen, die fdarffinnig
genug gewählt find, -
Dffenbahr tft dies nicht viel mehr, als
bie alte Theorie von der vis plaftica und folgs
lich alle Gründe und Unterfcheidungen , die
Blumenbach angegeben hat, aud) auf dies
fe Hypotheſe in mehreren Fällen anwendbar.
Ich bin feſt überzeugt, daß ber Bil,
dungstrieb ſich nicht weiter, ald auf organi⸗
ſche
|
i % i
BE a, Bo
ſche Körper erſtrecke, unb in fo fern Gr.
Meynung, daß er fi. bis auf Bildung. der
Wolken und mancher Mineralien nicht ausdeh⸗
nen laſſe. Uber eben diefe feine Einge
fhränktheit auf den bloß organifchen Theil
der Schöpfung giebt wohl- fein charakteriſti⸗
ſches Linterfheitungszeihen von der plaftis
ſchen Kraft ab.
Wenn die bildende Kraft, melde die
Körper zufammenfügt, die Stammutter ber
Kraft ſeyn follte, welche das zarte Gewebe
menſchlicher und thieriſcher Organiſation
flicht, ſo waͤre ein ſtufenweiſer Gang ganz
nothwendig um ſie bis zu dem erhabeneren Gra⸗
be zu verfeineren und za laͤuteren. — Wo
‚aber hiervon eine Spur? — Der Rang
der Mineralien Fann nicht durch die Nußbars
keit für den Menfcyen oder einem durch Sit⸗
te feftgefeßten Werth, fondern allein Dadurch be;
flimmt werben, daß die, bey welchen dieſe Kraft
am ſtaͤrkſten wirkte, die vornehmfte Stufe eins
nimmt. Denn fie drängte dadurch bie Thei⸗
le mehr zufaınmen und vermehrte folglich ih⸗
re fpezififhe Schwere und Dichtigkeit. Aber
auch bie edelften unter ihnen haben nicht die
allerſchwaͤchſte Spur von Organen, und die
ganze Klaffe fteht ifolir. Dahingegen die
niedrigſte Pflanzengattung organifirt ſich ſchon
voͤllig entwickelt. Bey der einfachſten Moos⸗
art,
+
308 u ot es
art, deren Saamen der Wind herbengeführt
bat, gehen die Säfte fhon und ſchon beynas
bein einer Art von Umlaufe fort. Dasedels
fie Pflanzengewaͤchs (das ſich darum gar nicht
einmal beftimmen läßt), hat vor dem niedrig⸗
ſten nichis voraus.
Und wenn auch dieſe bildende Kraft, bie
drey Reiche fchaffen und die benden ebelften
mit Organen verfeben fol, auch bey den
Mineralien in Hinfiht auf Schöpfung mie
bey den anderen gleich wirkfam gewefen wäre,
fo laͤſt fih nicht begreifen, warum fie hier -
ihre reprodnzirende Kraft verlohren habe,
Daß die Reproduktion den Mineralien nit
nußbar fen, wie Hr Groſſe behauptet, iſt ein
‚ Sag, den er allein nur aus dem Nichtda⸗
ſeyn derfelben beweifen Fann und folglich ganz
‚ohne Dioment,
Wenn überdem Repropuftionskraft, mie als
le Beobachtungen fagen, um fo eher wirkſam
und fichtbar wird, jemehr: die organifirten
Körper an Feinheit der Organe, an, Menz
ge und an Ausbildung verliehren; wenn bie
Thierklaffen mit dem allereinfachſten Baue
und nur hoͤchſtens ſolchen Dryanen , die zur
eigentlichen Ernaͤhrung dienen, ‚und ihnen alfo
mit den Pflanzen ganz gemein find, die wuns
derſamſten Beyfpiele einer Miedererneuerung
— Theile aufſtellen, warum iſt denn
die
|
—— Jo( ee
die Rraft in dieſer Modififation bey den allerz
einfichften Wefen der Rörperwelt, den mines
raliſchen Subftangen nicht ſichtbar, wenn fie
* Kraft fr —
Außerdem findet fi, daß ber Bildungs: \
trieb Immer, um wirkſam zu werden, eines
Reizes bedarf. Er wirkt nicht immer gleich⸗
foͤrmig fort, ſchl aͤft zuweilen und muß auf
irgend eine Art geweckt werden. Dies iſt
eins ſeiner charakteriſchen Zeichen und eine
nicht geringe Spur feines Adels, wenigſtens
gewiß ein Zeichen feiner mehr geiſtigeren
Kraft. Denn alle eigentliche materiellen
Kraͤfte ſchlafen niemahls, werden nie erſchoͤpft,
und wirken gleichmaͤßig fort. Denn auch
eben dies Erſchoͤpftwerden des Bildungstrie⸗
bes, das in einer feiner Modifikationen zwar
mehr als in der anderen ſichtbar wird, aber in als
Ien wohl gleich groß feun mag, hat er mit allen
geiftigen Kräften, ven Mervenfräften, ven See⸗
leawirkungen, der Srritabilität, u, f. w. völlig
gemein. Wo aber venn nur eineSpur davon nur‘
bey der Erzeugung der Mineralien, nur eine
Spur bey ihrer Ernährung? Alles fügt ſich an
einander, alles ballı ſich; geht etwas verlohs,
ren, fo waͤchſt nicht allezeit etwas neues mies
ber; an einer Seite dehnt es ſich in einer un⸗
ermeßlichen Reihe fort, ohne Erſchoͤpfung,
ohne
3EP a I /
ohne Einſchraͤnkung und allein durch Hinder⸗
niſſe begraͤnzt.
Der ſonſt allgewaltige Bildungstrieb hat
bey der Erzeugung der einfachſten Koͤrper
nicht Kraͤfte genug, ein einziges, nur unbe⸗
traͤchtliches Hinderniß zu beſiegen. Ihre
ganze Bildung beſtimmt der Zufall. Fin⸗
ben z. B. metallifche Fluͤſſigkeiten in lockeren
erdigten Subſtanzen Loͤcher, ſo dringen ſie ein
und machen Deudriten u. ſ. w.
| Wie ift dies nicht gang Anders bey ots
aantfchen Körpern? — Hier kann Fein
Hinderniß ſehn, das er nicht auf irgend eine
Urt, und fo weit es feine Kräfte zulaffen,
befiegi oder ben dadurch erlittenen Verluſt
don irgend einer Seite fompenfirt,
b
Dies find eine Menge von ganz charakte⸗
riſchen Werfihiedenheiten, melde die Kräfte,
die Hr Groffe vereinigen will, völlig von ein⸗
ander trennen;
Er fagt: durch Vereinigung gleichartis
get Theile wirke der Bildungstrieb allenthafz
ben, Sch fehe hingegen nicht ein, nie er
daduch fine Regelmaͤßigkeit nur in etwas
erklärt. Warum befommen wir denn z. B.
durch Vereinigung aller Nagelmaterie an eis
nem
\ * 1J
) 0 ( * 311
nem Finger nicht einen nur einzigen langen
Mage? — Was vertheilt fie denn? In
feiner Kraftift Anziehungskraft der Grunds
beariff, im Bildungstriebe aber Ordnung und.
meife Vertheilung. Wie Fönmen dies Mo⸗
dififationen feyn? —
Und bey einer näheren Beleuchtung wird
mir Hr, ©. geftehen müffen, daß fie zur Era
klaͤrung eines Phänomenes nicht ausreiche,
ober dann zur alten Entwickelungstheorie
führe, | j
Dies ift bie Entftehung der Würmer im
thierifhen Körper. Hier kann allein Anzie⸗
hungsfraft aleicbartiger Xheile zur Bildung _
dann nur flatt finden, wenn die Theile des
dadurdy zu bildenden Gefhöpfs im Blute
und ben Gefäßen des Körpers liegen; und
dann wären wir wieder auf der alten Stelle,
wovon er ebenfrlld ausgieng.
2
III.
x
sı2 wer) oil
11,:
Etwas Über einige Beobachtungen, den
Inſtinkt und befonders die Lebensart
der Ameifen betreffend, -
olgenbe Beobachtungen in Richard Nee⸗
le's Aufſeher (die ich in ihrer ganzen
Ausdehnung hieher ſetzen will, weil fie wohl
noch nicht fo befannt find, als fie es verdies
son) find fo fruchtbar an Stoff zu Werner:
Zungen über den Thlerinſtinkt, daß ich mich |
wundere, ber daraus zu ziehenden Refultate
fo wenig erwähnt zu finden.
Ich will {hnen “gm Ende einige ähnliche
Erfahrungen anſchließen, ‚ und ein Eleines
Syſtem über den Gang der Xhiervernunft
darauf zu erbauen verfuchen,
Se einem Zimmer, nahe bey bem meis
tigen, daß eine betraͤchtliche Zeit unbewohnt
geweſen war, ſtand vor dem Fenſter ein Blu⸗
menkaſten von zwey Fuß tief, mit Erde ge⸗
fuͤllt, worinn aber ſeit langer Zeit kein Ge⸗
waͤchs geſtanden hatte; weswegen er auch
mit abgefallenem Kalke, Leimen, Ziegelſtein⸗
ſtuͤcken und anderem Unrathe ganz bedeckt war.
Da
Da diefe, trocknen Dinge —— alle
Feuchtigkeit aus der Erde geſogen hatten,
‚fo ward dieſe trocken, ganz aus aervn und
anfruchtbar
Der Platz lag nach Mittag zu und war
voͤllig gegen Wind und Regen geſichert. Ueber⸗
dem befand ſich in der Nachbarſchaft uͤber ihm
ein Kornmagazin, voll einer Menge Getrai⸗
dearten. Alles dies zuſammengenommen mu⸗
fie nun natuͤrlich den treflichſten Ort zu
‚einem Wohnplaß für Ameifen bilden. Ulnd
in der That: hatten fie fidy auch, eingefunden,
und fie ſchienen in drei Kolonien ſich gerheilt
‚zu haben, , Man kann hieraus wohl nicht an⸗
ders Schließen, als dag hierbei eben der Grund
ihre Handlungen geleitet, habe, der vernünfs
tige Menfchen zur, Anlage neuer Wohnungen |
und Städte, bewegt. Da ich einmahl wies
der Zwiebeln in den Blumenfaften zu feßen
‚Luft: bekam und mit einer Gartentulpe den
Verſuch machen wollte, fo bemerkte ich diefe
Ameiſen bald, und nahm ihre unermüdete
Sorgfalt und Gefhäftigkeit, ihre ununterz
brodene Aufmerkſamkeit auf ihre Arbeiten
mit großem Vergnügen wahr, Dies ſchien
meiner Yufmerkfamkeit werther, als alle Blu;
men der Welt, ich legte meine Zulpe fehr bald
zur Seite, um ein defto größerer Bewunde⸗
zer und wo a Gehülfe, dieſes Kleinen
Staats
314 2
Staates zu ſeyn, der allein ihnen noch zu feh⸗
len ſchien, da Polizey und Einrichtung bey dieſer
kleinen Kolonie ſchon weit vollkommener als bey
den groͤſten und weiſeſten menſchlichen Staa⸗
ten ſchien. Sch ließ es mir ſehr angelegen
feyn ihnen verſchiedene Bequemlichkeiten zu
verfhaffen. Sch nahm alles aus dem Ka⸗
ften, was ich ihnen nur für nachtheilig und
beſchwerlich hielt: ich befuchte fie oft, um
ihre Handlungen und Gefhäfte zu beobach⸗
“ten, und ba ich mehrentheild erſt fehr fpät
mich zu fehlafen niederlegte, ermangelte ich
nicht, fie auch des Macht, befonders zur
Zeit des hellen Monden ſheines zu beſuchen,
und ſogar deswegen verſchiedenemahle des
3 Sei
Nachts ausdruͤcklich aufzuſtehen, bloß um ih⸗
ze Geſchaͤfte zu der Zeit zu belauſchen.
Immer fand ich einige ab und —
und in einer raſtloſen Beſchaͤftigung, ſo daß
man glauben ſollte, dieſe Thiere ſchliefen
niemahls. Es iſt bekannt, daß die Amei⸗
ſen im Herbſte den Tag uͤber ihr Korn aus
ihren Loͤchern heraus an die Sonne tragen,
des Nachts aber wieder in der Erde verwahrt
halten. Wer mit Aufmerkſamkeit zu der
Jahreszeit irgend einen Ameiſenhaufen beob⸗
achtet hat, wird dergleichen Eleine Kornhaͤuf⸗
hen fehr oft wahrgenommen haben. Das
| erfte wunderbare, das ich bey diefem Geſchaͤf⸗
J— et te
ur ) oc ae OR) A
te meiner Ameifen bemerkte, war, daß ſie
ihr Korn nicmahls des Tages, fondern nur
des Nachts, und zwar nur zu. einer, Zeit,
wenn der Mond fchien, hervorbracdhten, den
‚ganzen Tag über daffelbe aber in den Maga⸗
zinen zurückbehielten. Died ſchien mir dem
gewöhnlichen Gange dieſes Geſchaͤftes völlig
zuwider zu ſeyn; ich fand indeß bey näherer
Aufmerkfamkeit bald einen hinreichenden
Grund tavon, Denn nicht weit davon lag
ein Zaubenhaus, und hätten fie ihr Korn
bey Tage herausgebradht, fo würden fie im⸗
mer in Gefahr gemefen feyn, daſſelbe fich
von den Tauben mwegfreffen laffen zu muͤſſen,
wie fie diefe Worficht vermuthli die Erfah⸗
rnug gelehrt hat, da id) befonders des Mlors
gens febe häufigen Beſuch von Tauben und
anderen Vögeln auf dem Kaften antraf. Sch
befreiete fie daher von diefer Furcht und Ges
fahr dadurh, daß ih, um die Eleinen uns
verfhämten Räuber, bie Vögel, abzuhalten,
einige Fäden mit Papierfhnißeln ans Fene
fter hieng, die der Wind beftändig bewegte
und die Tauben ſchuͤchtern machte. Ich jaga
te ſie des Tages verſchiedentlich ſelbſt weg,
bis ſie endlich von ſelbſt wegblleben. Was
das Wunderbarſte war, und mir kaum glaub,
lich ſeyn würde, wenn id nicht Augenzeuge
eweſen wäre, war, baß die Ameifen einige Tage
darauf, als fie Beinen raͤuberiſchen Beſuch
X 2 von
I
Bel.
von Tauben und andern Wögeln bemerften,
anfiengen, ihr Korn bey Tage hervorzubrins
gen, doch anfänglich, wie ih ganz ſichtlich
bemerkte, mit einiger Furchtfamfeit und Bez
hutfamfeit, weil fie ſich wahrfcheinlich noch
nicht für ganz ficher hielten. Denn fie wags
ten es nicht, den ganzen Vorrath auf eins
mahl herauszubringen, fondern legten nur
Feine Häufhenauf einmahl, allmaͤhlich, und
ohne fonderliche Dronung an die Sonne, um
fie fogleich bei einem Anfalle wieder wegſchlep⸗
pen zu koͤnnen; dabey fchienen fie ziemlich
wachſam zu ſeyn. Da fie aber täglich ſiche⸗
zer wurden, fo trugen fie faft täglich ihren
ganzen Vorrath von Getraide ans Licht, wo⸗
bey fie eine eigene Ordnung beobachteten. Ges
gen Abend aber wurde alles wieder ordentlich
bineingetragen.
In jedem Ameiſenneſte gieng erſtlich ein
ohngefaͤhr halbzoͤlliges Loch gerade herunter,
hernach hoͤrte der Gang auf gerade zu ſeyn
und ſtieg in Kruͤmmungen immer tiefer und
tiefer bis zu einem Platze, der ihr Magaziu
vorftellte, herab. Sie hatten gewiß auch
nod) andere Kammern außer demfelben, bie
zum Freſſen und zum Schlafe beftimmt ſchie⸗
nen, Man Fann hierauf ſchon allein daraus
fchließen, daß fientemahle im Magazine frefs
ſen Eönnen, weil fi die Stücke von den
Huͤl⸗
N), KT,
Hülfen der Getraideförner fonft unter das
reine Korn miſchten, und fie alfo wider ihre
natürliche Reinlichkeit verfahren würden. Denn
fie Eönnen nicht die geringfte Unreinigteit in
ihren Wohnungen leiven, fondern tragen als
len Roth, Erde ü. ſ. w. Du. aus ihren
Höhlen heraus,
: Das Korn, das'fie unter die Erde getras
gen, würde natürlich auswachfen, wenn fie
nicht befondere Anftalten dazu träfen. Sie
beiffen daher einem jeden Körnchen, ehe fie
es einlegen, vorher die Keimfpißen men, et⸗
was, das fein Auswachſen, mie jeder ers
fahren kann, der den Verſuch felbft macht
ober die Körner ir einem Ameifenhaufen auf⸗
fucht, fo gleich verhindert, Allein nun bleibt
noch die andere Unbequemlichkeit übrig, daß
das Korn unter der Erde aufquellen und vers
faulen kann, und dann zur Nahrung untaugs
lich werden würde, Um biefen vorzubeugen,
verfahren die Ameiſen nieder mit einer auds
nehmenden Sorgfalt und dem emfigften Fleis
fe. Sie willen durch folgenden Runftgriff
das Korn in ihren Löchern eben fo gut und
fo trocken, wie wir auf unferen Kornböden
zu erhalten. Sie fammeln eine Menge von
ganz trocknen Erdtheilchen, die fie wieder bey
gutem Wetter alle Tage heraustragen und
an die Sonne legen, um fie von diefer recht:
23 erhißen
318 —
erhitzen zu laſſen. Eine jede Ameiſe bringt
ſolche Erdtheilchen hervor. Wenn ſie abge⸗
ſetzt ſind, kehrt ſie wieder zuruͤck und hohlt
neue, fo dag fie in einer Wierzelftunde zu eis
ner beträchtlichen Menge fich anhäufen. Unter
der Erde oder in ihrem Magazine, werden
diefe ausgedörrten Erdtheilchen zur unterften.
Schicht gebraucht, dann legen fie ihr Korn
barauf, und dies bedecken fie nieder mit derglei⸗
hen trocknen Erdkoͤrnern. Mit diefer Ars
beit befchäftigen fie fich faft den ganzen Tag
oder wenigftens fo lange, als die Sonne warn
fheint, und fie fühlen, daß ihr unterfter:
Grund nod warm genug iſt. Denn obgleich:
bie Sonne um 3 » 4 Uhr Nachmittags ſich
vom Fenfter entfernte, fo trugen fie doch
nicht fogleiy ihr Korn und Erdtheilchen weg,
fondern ließen fie beyde noch eine Zeitlang
liegen, nachdem fie den Boden des Magazins
und dag ganze Loch noch ganz warın befunden
hatten, baher fie erft, als es etwas abgekühlt
war, mieder Rinelathngeh,
Mean Eönnte glauben, daß Sand, kleine
abgebrochene Ziegelftücke oder andere Steine
zu diefer Abficht bequemer feyn, und ihnen
die große Mühe erfparen würden, fich ande,
re Erdtheilchen herauszufuhen. Hierauf
weis ich nichts anderes zu antworten, als daß
fie von der Erfahrung unterrichtet ſeyn müfs
x fen,
. )o( wi N 319
fen, daß diefe Erdtheildden, die fie mit gros
Bem Fleiße ausfuchen, am geſchwindeſten und
innigften Yon der Sonne durhhißt werden,
Das Korn will fich auf dem Sande auch nicht
halten, und es koͤnnte fi) an der abgebißes
nen Spiße bes Kornes fehr leicht zarter
Sand, Staubs oder Ziegelmehl, anfeßen,
bavon fie es hernach nur mit Schwierigkeit
reinigen koͤnnten. Der meifte Sand befteht
auch aus fo Eleinen und zarten Theilchen,
daß die Ameifen ibn ſchwerlich anffaffen und
tragen fönnten. Sch halte dies für: die wah⸗
re Urfache, daf die Umeifen immer die Naͤhe
eines Flußes oder ganz rein fandigten Grund
Hermeiden *). Ueberdem würden die Fleinen
Theilchen von Mauer und anderen Steinarten
durdydie geringfte hinzutretende Feuchtigkeit
aͤußerſt leicht zufammengebacken werden, von
den Ameifen nicht wieder zu trennen feyn, in fo
großen Stücken nicht wieder herausgebracht
werben Fönnen, und am Ende alle Drdnung
fiören und die ganze Kolonie in Verwirrung
feßen muͤſſen. Nachdem nun die Ameifen
Er. 0 erft
*) Dielleicht auch weil ein fandigter Grund
weit weniger zu einer Wohnung für fie taugt,
als ein guter erdigter Boden, da er ihnen:
freylich mehr Sicherheit in Abficht der Auf:
bewahrung ihres Getraides, aber defto we:
niger Feltigkeit ihren Neftern gewähren
fönnte. B.
320 * ) 0 ( *
erſt die Erdtheilchen herausgeſchafft haben,
fo bringen fie auch auf dieſelbe Art ihr Ges
traide hervor und legen ed um die Erdtheilchen
herum, fo daß man leicht die zwey abgefon«
derten Haͤufchen um ihre Löcher herum, eins
von Erdiheilhen, das andere von Getraides
koͤrnern unterſcheiden kann. Zuleßt hohlen
fie die noch übrigen trockenen Erdtheilchen,
die dem Korne hoͤchſt wahrſcheinlich zur uns
terften Grundlage gedient haben, hervor,
- Niemahls unternelymen fie diefe Beſchaͤftigung,
als bey’ fehr ſchoͤnem heiterem Wetter, und
recht heiffem Sonnenſcheine.
Ich beobachtete einmahl, daß ſie ihr
Korn einmahl Vormittags um 11 Uhr her⸗
ausbrachten und wider alle Gewohnheit es
noch vor ı Uhr des Nachmittages wieder hin⸗
eintrugen, da doch die Sonne ſehr heiß brann⸗
te und der Himmel klar und unbewoͤlkt war,
fo daß ich mir auch nicht die geringſte Urſach
diefer Handlung angeben konnte. Aber eine
halbe Stunde darauf fand fih am Himmel
ein Woͤlkchen cin, es fing allgemad an ſich
zu umziehen, und e8 mährte nicht lange, fo
fiel ein Eleiner Regen, den hoͤchſt wahrſchein⸗
lich die Umeifen auf irgend eine Art gemerkt
haben und deshalb beforgt geworden ſeyn
muften. Sch hatte bemerkt, daß die Amei⸗
fen ihr Korn von oben herab aus dem oben⸗
era
a a
erwähnten: Kornboden hohlten, und dies ber
voog mich: zu einer näheren Unterſuchung der
ganzen Gelegenheit. Es fand fih, daß
freylich etwas alt Korn dabey, und nicht al-
_
le Körnchen gleich gut und tauglid) waren,
Aber ich bemerkte immer, daß fie jedesmahl
daß befte auslafen, und das fchlechtefte liegen
ließen.‘ Sch beobachtete verſchiedentlich, daß
die Ameifen ſich aroße Mühe geben, wo mögs
lich, ſich mit Waißenlörnern zu verſorgen,
dieſe vor allem andern Getraide nicht nur am
meiften liebten , fondern fich felbft darunter.
den beften außlafen. Finden fie indeß keis
nen, fo nehmen fie auch anderes Getraide,
und tragen Roggen, Haber, Hirfen und
fogar Brodkrumen ein, hoͤchſt ſelten aber
Gerſte, ſie muͤſten ſich denn in eine große
Noth verſetzt ſehen, und an allem andern
Korn Mangel leiden, A
Um noch genauer ihren Fleiß zu Ms A
und zu erfahren, wie weit fie etwas vorher
wiſſen könnten, fo fehüttete id) zuerftein ganz
Eleines Häufchen , Weißen in einen Winkel
des Zimmers, am befjen Fenfter fie ſich in
dem Kaften befanden, dann verfchloß ich die
Fenſter des Bodens, moher fieihr Korn ges
hohlt hatten, nicht nur ganz fefte, fondern,
um ihnen jeden Weg zu verſchließen, von
dorther fich mit —— zu verſehen, verſtopf⸗
5 te
=
\
322 Ye ol
te ich fehr forgfältig alle Löcher, die mir als
Straßen, wodurch eine Ameife dringen koͤnn⸗
te, nur im geringften verdächtig vorkamen.
ba die Ameifen nun nichts davon merken konn⸗
ten, daß ich ihnen Korn im Zimmer hinges
legt hatte, fo fand ic) diefe armen Thiere
einige Tage hernach in einer großen Beftür:
zung, und da fie allenthalben jeden Zugang zum
Boden verfchloffen fanden, wurden fie genoͤ⸗
thigt, einen weiten Umweg zunehmen, um ſich
mitihren Nahrungsmitteln hinreichend zu vers
fehen. Dies gieng mir fchon etwasnahe, inz
deffen entſchloß ich mich doch, das Ende abs
zuwarten, da meine Ubficht war, zu wiffen,
ob fie wohl bey folder Noth und ſchwerer
Arbeit endlich den in der Kammer befindlis
den Schatz ausfindig machen würben, ober
dienatürliche Gabe hätten, in der Ferne einige
Witterung davon zu erhalten. Sie waren
in der That bey der Verfperrung des Bodens
in einer entfeßlichen Angft und Verwirrung,
ohne doch nur im geringften müde zu werden,
fih neue Wege zur Ergänzung ihres Vor—⸗
rathes von Lebensmitteln aus findig zu machen.
Sie krochen das ganze Haus hinauf und hinz
ab, zerfireueten fih nady allen. Seiten, um
fi überall nah Koͤrnchen umzufehen. Sehr
oft gieng der Auszug fehr weit und lief doch
unglüdlih ab, da ſie auch nicht das allermin⸗
deſte antrafen. Zuweilen trafen fie nad
lan⸗
3—
Ep Ne 323
x
langen und mühfamen Wanderungen wohl
einiges Korn an das ihnen aber gar nicht ans
fand. Indeß, was mic am tmeiften Wunder
nahm, mar, daß auch nicht eine allereins'
zige Ameife nah Haus Fam ohne nicht etwas
mitzubringen. Eine hatte ein Weitzenkoͤrn⸗
‚hen, die andere ein Roggenkoͤrnchen, die
dritte ein Koͤrnchen Haber ausfindig gemacht,
und war eine fo unglücklich gewefen ganz und
gar nichts anzutreffen, und vor Ermuͤdung
doch wieder nah Haufe Fam, fo brachte fie
zum wenigſten ein Koͤrnchen von der ermähns
ten trocknen Erde mit, um nur nicht als ein
völliger Müßigaänger zurückzukehren, Das
Fenſter, auf dem diefe Thiere ihre Wohnung
hatten, gieug nad) einem Garten hinaus, und
war zwey Stockwerke hoch. Einige zogen die
ganze Höhe in den Garten herunter bie zu
deſſen Ende, andere unternahmen einen Zug
in andere benachbarte Haͤuſer, wohl fünf
Stockwerke hoch, in der Hofnung, daſelbſt
Kornboͤden anzutreffen; ſo daß ein Theil von
ihnen fehr faure und befhwerliche Reifen zu
machen hatten, beſonders diejenigen, bie in
ber Höhe und Entfernung von ihrer Woh>
nung ein großed und ſchoͤnes Waitzenkorn
oder anderes Getraide endlich angetroffen und
ſich damit beladen hatten,
Denn
#
324 IE NEE
Denn bie Arbeit, ein jo großes Watzens
korn herzuhohlen, bald auf bald abwärts zu
ſchleppen, ift für ein ſolches Thier nach Vers
haͤltniß feiner muthmaßlichen Kräfte wohl
nicht geringe, und eine ſolche Saft anfehnlich
ſchwer. Sa) habe berechnet, daß eine Ameife,
um ein Korn, das ich in die Mitte des Gars
tens gelegt hatte, nach dem Neſte zu ſchleppen,
über vier Stunden Zeit brauchte. Daher
muß diefe Arbeit einem ſolchen Thiere übers
aus beſchwerlich fallen, und menigftend ges
wiß fo groß feyn, als die eines Mannes,
ber eine fehr ſchwere Laſt faft alle Tage vier
ober ſechs Meilen herhohlt. Diefe Inſekten
haben freylich auf einem ebenen Boden ſoviel
Mühe nit, aber um ſo beſchwerlicher ift
der Stand biefer armen Thiere, wenn fie
‚Das ausgefundene Waizenkorn fo viele Stock
‚body an einer glatten Mauer, hinauf oder hins
unter, befondersmenn fie den Kopf unterwärtd
und dag Hintertheil immer aufwaͤrts halten
muͤſſen, immer feſthalten und fortſchleppen ſol⸗
len. Von dieſer beſchwerlichen Lage des Thieres
kann man ſich nur eine richtige Vorſtellung
machen, wenn man ſie ſelbſt geſehen hat.
Das oͤftere Stillhalten unter Weges, da ſie
ausruhen muͤſſen, zeigt offenbahr ihre außer⸗
ordentliche Ermuͤdung an. Am uͤbelſten ſtel⸗
let ſich eine Ameiſe an, wenn Muͤdigkeit ſie
ihre Tagereiſe zu Ende zu bringen verhindert,
Et und
x
s %
0 325
und ich habe: immer bemerkt, daß in dem
Falle eine andere nicht ausgemwefene oder we⸗
nigftens minder ermuͤdete Umeife, wenn fie
seine; fo. ermattete fiehet, wieder vom Haufen
herunter und zu ihrem Beiftande hinzugeeilt
iſt, der matten Ameiſe die Laft abgenommen
und fieihr nach Haufe fchaffen geholfen. Eis
ige waren zumeilen fo unglüclich, ganz nahe
bey dem Ameifenhaufen am’ Fenfter und in
ber Mähe ihrer Heimath entweder aus Er⸗
mattung oder durd einen Fehltritt mit der
Laft wieder herabzuftürzen; felten verlohren
fie indeß hierbey ihr Korn, fondern ſchleppten
ed nach einiger Zmwifchenzeit und Erhohlung
immer wieder hinauf, Der allermerfwürdigs
fie Fall, von dem ich Augenzeuge geweſen
bin, war, daß einmahl eine der Eleinften
Ameifen in der ganzen Kolonie ein fehr großes
Waitzenkorn mit einer erſtaunlichen Anftrens
gung heranfchleppte, "Ganz nahe bey: dent
Kaften und Neſte ſtrengte fie zu guter letzt
noch einmahl alle ihre Kräfte an um den
mir Angft und Noth herbeygebrachten Proz
viant noch an Ort und Gtelle zu bringen,
allein da fie etwas eilig zu Werke zu gehen
ſchien, fiel da8 arme Thier mit der ganzen
Sadung wieder herab, Dies rührte mich auz
erordentlih. Ich lief fogleich herab, um zu
fehen, ob das Thier tobt wäre, fandes aber
nicht nur noch lebend, fondern fein Waitzen⸗
fort
326 ol 48
korn auch noch in feinen Klauen. Es erhohls
te fi wieder und entſchloß ſich feine Reiſe
mit dem Korne don nenem anzutreten. Das
Ungluͤck, herunterzufallen, begegnete aber lei⸗
der diefer gefihäftigen Ameiſe dreymahl hinz
ter einander, Bald fiel fie auf: der Mitte
des Weges, bald etwas höher, ließ aber
boch niemahls ihr Korn fallen. : Sa fie hats
te auch das drittemahl noch nicht: allen Muth
ſinken laffen, fondern machte fich fertig, es
zum viertenmahle zu verfuchen, ob fie ihre
Beute nicht nah Haus bringen fönnte? Aber
zufeßt fehlten ihr alle Kräfte und das abges
matiete Thier fah ſich genöthigt jttlle zu fies
hen, worauf endlich noch eine andere Amelfe
kam, vie ihr das Korn abnahm, das ganz
‚ vortreflich groß und volllommen war.
Zumeilen faͤllt auch beiin Hinaufklettern
ihnen ein Korn aus den Klauen, worauf fie
fogleicy wieder umfehren um es aufzufuchen,
‚ und ed von neuem hinaufſchleppen; Eönnen fie
es nicht wiederfinden, fo fuchen fie ein ans
deres auf, und fehlägt ihnen auch dieſe Hof
nung fehl, fo nehmen fie zum mwenigften ein
Stuͤckchen Erde mit, um nicht ganz ledig
nad) Haug zu kommen.
Da ih nun auf obenerwähnte Art ben
Getraideboden verſperret hatte, waren dieſe
hie⸗
on > o ( *.* 327
Thiere nunmehr gezwungen, neue, wenn
gleich ſehr muͤhſame Veranſtaltungen zu ih⸗
rem Unterhalte zu treffen. Sie zogen in der
Abſicht täglich weit und breit umher und ſchie⸗
nen ed fich ungemein fauer werden zu laſſen.
endlich entfchloß ich mich, den armen Würmz
hen den Haufen Korn zu zeigen, den
ih für fie im Zimmer hingelegt hatte; doch
auf eine folde Art zuperfahren, die mir zu
neuen Beobahtungen Veranlaſſung geben
koͤnnte. Es fiel mir ein Mittel ein, das
gluͤckte. Vielen wird dies unglaublich vorse
kommen, die nicht wiffen, daß alle Thiere,
bie. bey einander in einer gefelfchaftlichen
Verbindung leben, weit mehr ausgebreitete
Kenntniße, als andere haben, Sch nahm
eine von den allergrößeften Ameiſen und warf
fie auf meinen Waißenhaufen. Wie ed ans
fänglich ſchien, war fie eben nicht fehr um den
Waitzen befümmert, fondern nur froh, aus
meinen Händen und wieder in Freyheit zu
ſeyn. ‚Sie tief daher, ohne ein Koͤrnchen mitz
zunehmen, davon. Nachher aber ward ich
bald inne, daß fie den Waißenhaufen fehr
genau bemerkt haben muͤſſe. Senn ohn?
gefehr eine Stunde nachher waren alle Amei⸗
fen von diefem Vorrath unterrichtet, fo daß
ſie in großen Haufen anzogen, und alles auf
den Beinen erſchien, um in ber gröften Ges
W den ganzen Haufen zu Neſte
zu
328 a
zu tragen. Ich uͤberlaſſe einem jeden
zu urtheilen, ob ihnen nicht irgend. ein
Weg von der Natur eröfnet ſeyn muß,
‚auf dem fie ſich etwas mittheilen koͤnnen.
Denn wie waͤre es fonft moͤglich, daß der gan⸗
ze Haufe von dem Vorrathe in einer Zeit von
einer Stunde unterrichtet, feyn Eonnte, da er
fhon lange unbemerkt dafelbfi gelegen hatte.
Sch kann nicht beftimmen wie lange fie an
dem Häufchen trugen. Ich legte nachher
toieder etwas hin, nm zu erfahren, wie weit
ihre Begierde gehen würde? Ich zweifele
gar nicht, daß fie fih den Vorrath u ben
Winter fammeln,
Wie ich oben erwähnte, fo waren eigent⸗
lich drei Mefter im Kaften, die gleichfam
drei - Städte vorftellten, worinn man nach
einerley Gefeß und einer Ordnung berfuhr.
Indeß fand doch in: fo fern ein Unterfchied
ſtatt, dag mir die Einwohner: eines Neſtes
weit fleißiger al8-die anderen Nachbaren vors
kamen; und diefe ordentlichere emſigere Kos
Ionie war auch mit: feineren und größeren
Koͤrnern verfehen; das Neſt hatte mehr Eins
wohner, unb dieſe waren noch dazu weit
größer. und flärker, Dies war gleichfam
die Hauptſtadt, und ihre Bewohner ſchienen
in der That zuweilen vor den anderen einiger
> Heiner Vorzüge zu genießen.
Uns
\
a I ‚329
| Ungeachtet der Raften, worinn bie Woh⸗
nung dieſer Thiere war, vor Mengen ziem⸗
lich geſichert lag, ſo trieb der Wind doch
zuweilen etwas Regen darauf, und dann ges
riethen die Thiere jedesmahl in eine unbe⸗
ſchreibliche Unruhe, weil ſie das Waſſer
ſehr fuͤrchten, ſo daß, wenn fie bey einer weis
ten Reife zur Verproviantirung von. einem
Regen überfallen werden, ihnen ein Dachftein
oder fonft etwas fo lange zum Obdach dies
nen muß, bis fie merken, daß der Megen -
vorüber iſt. Die, vornehmften Ametfen
. bed einen Haufen fanden ein wunderbares
Mittel zum. Schuß für den Regen aus,
Sie hatten nehmlidy ‚ein kleines dünnes
Stuͤck Schieferſtein herbengefhleppt, ober
ed. mochte vom Dache gefallen feyn, und
dies legten fie zu einer Zeit des Tages,
wo fie Regen vorherfahen, oder wenn es
wirklich zuregnen anfieng, und faft ale Naͤch⸗
te über ihre Loch oder.den vornehmften Eingang,
in ihr Neſt. Es war Fein fonderbarerer Ans
blick, als wenn fie des Morgens es wieder:
wegfhafften. Sie hatten nahe bey dem Los:
che die Erde ungleich" und höckerigt gemacht,
h a Schieferſtuͤckchen nicht platt auf
bie, Erbe läge, und ihnen Aus⸗ nnd Eingang
verſperrete. Die Thierchen der anderen Haus
fen muften dies ‚fo gut nicht einzurichten, ;
legten uͤber ihre Löcher zwar allerhand Stuͤck⸗
—F 9 chen
chen von altem Baukalk und Gips, aber es
reichte doch nicht recht hin, den Regen abzus
halten, und fiehatten nach jedem Regen aud)
weit mehr Mühe als jene, den Schaden wies,
der auszubeffern. Die Sicherung für den
Megen macht den einziaen Grund aus, was
zum man unter dem Dachfteine öfters Amei⸗
fenhaufen gefunden hat, und vielleicht auch
der Umftand, am Zage ihr Korn und ihre
Erdtheilchen auf den Steinen trocknen zu Eönz
nen. Sch erwies den beiden anderen Kolo⸗
nien die Liebe, ihre Nefter mit Dadyfteinen
zu bedecken. Daraus wird auch begreiflich,
warum in einem gewiſſen Theile von Siam,
der großen Ueberfhwernmungen unterworfen
ift, alle dortigen Ameifen ihre Wohnungen _
auf den Bäumen aufſchlagen wie ——
angiebt.
Meine Abſicht war, „erzaͤhlt unfer Bu
obachter ,‘“ noch eim viertes Meft zu machen,
und id) gieng dabei auf folgende Art zu Wers
Te. Sch fand in-einer ziemlichen Entfernung
vom Gewaͤchskaſten in einem Winkel ein Loch
voll Erde, worinn ſich ebenfalls eine Kolo⸗
nie Ameifen angebauet hatten, die zwar groͤ⸗
fer, als die anderen maren, auch "thäz
tig genug ſich bezeigten, aber weder einen ſo
treflichen Getraidevorrath zu haben voch in
dit fo guten Verfaffung zu leben ke
Ich
* ) ö ( ** 331
Ich machte zuerſt ein Loch im Kaſten, ohnge⸗
faͤhr fo wie ih mir ein Ameiſenneſt vorſtellte.
Hernach nahm ich ſoviel Ameiſen, ale ih
nur haſchen konnte that fiein ein Flaͤſchgen,
in der Hofnung, fie nicht fobald wieder zur
alten Wohnung zurückkehren zu fehen. Das
Glas feßte ich in das gemachte Loch, zerſtoͤr⸗
te ihre alte Wohnung, und um den Reſt ger
wiß zu toͤdten, goß ich noch fiedendes Waffer
hinein. Als ich zu meinem Loche zurück kam,
fah ich zu meiner Beſtuͤrzung, daß Feine eins
zige bleiben wollte, und fie alle in Zeit bon
zwey Stunden wieder davon gejogen Maren,
moraus ih ſchloß, daß eine vierte Kolonie
im Kaften zu Stande zu bringen unmöglich
ſey. Drei Tage nachher fand id; von ohn⸗
gefaͤhr das alte Ameifenneft recht kunſtreich
wieder Ausgebeffert, ich entſchloß mich zum
äweitenmahle ihre Wohnungen zu zerftören,
und fie durchaus in meinem Kaften zu wohn
nen zwingen. Ich that daher Schtefpulver
und Schwefel unter ihr Meft, ſtreuele Puls
ber zum Lauffeuer, zündete ed an und fprengs
te den ganzen Haufen, wie eine ine in Die
Luft, Bey diefer unvermutheten Verwirrung,
nahm ich alle nody am Leben gebliebene und
fliehende Ameifen, footel ich ihrer nur fangen
konnte, auf, um ſie noch einmahl in den ihs
ten beftimmten Wohnort zu bringen Es
war gerade damahls ein regnigter Tag, und
uE D 2 auch
332 yo
auch die ganze Nacht hielt dies Wetter an.
Sie blieben daher während der Zeit ganz
ruhig und flille im Neſte. Sobald aber
am folgenden Morgen der Wegen vors
über war, liefen die meiften. wieder das
von und ihrer ehemaligen Behaufung zu, fie
nah Möglichkeit in den vorigen Stand zu
fegen. Indeß hielt fie der Pulver- und
Schwefelgeſtank noch zurüd, und fie kehrten
nad dem neuen Loche um. Sobald nun die
alten Einwohner des Gewaͤchskaſtens die neuen
Ankoͤmmlinge wahrnahmen, fo machten fie
mit ihnen nicht nur fogleich Bekanntſchaft, fons
dern theilten ihnen verfchiedened aus ihren
Wohnungen mit, Indeß nahmen fie an ber
Einrihtung ihrer Löcher nicht den mindeften
Antheil, und es ſcheint ein Gefeß unter ihnen
zu feyn, daß Feine Kolonie fi mit dem Anz
baue der andern befallen und Feine Ameife in
ein fremdes Neſt gehen dürfe,
Denn fobald fie die wagt, wird fie
nicht nur ſogleich herausgejagt, fondern auch
hart befiraft. Sch habe mehrmahls eine eigends
in ein fremdes Reſt gefeßt, aber es dauerte
nicht lange, fo kam fie nicht nur in. höchfter
Eile und Angſt heraus, fondern fie ward ges
mwöhnlih von zwey bis drey andern Ameifen
fehr heftig verfolgt. Ich verfuchte dies noch
sinigemahl mis. „beein Ameife, aber diefe
wurs
? SE )ol 333
würden endlich über den Eingriff in ihre Rech⸗
te fo erblitert, "daß fie ſich über fie hermach⸗
ten und fie in Stücken zerriffen. Sch verfuchs
te auch afidere-mit dem Finger von ihrem’ Mes
ſte weg und in ein fremdes zu treiben, aber
fie ließen ſich eher bis zur höchften Ermattung
berumjagen, und überließen fich Lieber meiz
ner-Diffretion, als daß fie in fremde Woh⸗
nungen hineingelaufen wären, daraus ich auf
ein unverbrüchliches Gefeg oder eine Gewohn⸗
beit ſchließe, nicht in andere Wohnungen zu
laufen. Sie beherbergen daher einander ;
nicht, fiehen ſich doch aber mit allem erfinnlis
dub
Wenn die Ameifen von ihrer Reife mit
Proviant wieder zurückkommen, fo pflegen
fie ihn am Eingang des Loches niederzulegen,
worauf bie anderen herauskommen, ihn wegs
nehmen und an Ort und Stelle ſchaffen.
Sie haben unter einander felbft einen
Verkehr. Ich weis, daß fie ſich Korn leihen
und umtaufchen, und bey genauerer Aufmerk⸗
ſamkeit gevächte ich wohl die Gefeße heraus⸗
zubringen, nach denen ſie Yeihen und wieder⸗
erſtatten. has
Es wuͤrde ſehr artig feyn, nähere Auf⸗
klaͤrungen uͤber die Maximen ihren Regie⸗
D 3 sung
334 u J)oc **
rung zu erhalten, Ihre einzige Beſorgniß
find die Wögel, welche ihnen das Korn und
die Eyer fiehlen. Wenn fie aber ihre Fein⸗
de bei Zeiten entdecken, fo behalten ſie ihren
Vorath inne. Sie werden von Wuͤrmern
zuweilen heimgeſucht, die ſie aber bald davon
jagen oder toͤdten. Selbſt ſcheint eine Art
von Beſtraſung der Verbrecher unter ihnen
flatt zu finden. Sonſt leben fie ſehr ruhig
und in großer Einigkeit mit einander, felbft
in größerer als die Bienen, die für das All⸗
gemeine nicht jo fehe arbeiten, als die Ameiſen.
Wenn man diefe Gefchichte lieſt, und
fie noch mit einigen zufammenhält, fo findet -
ſich, daß Folgerungen; daraus zu ziehen find,
die mit dem gewoͤhnlich angegebenen Zuſtan⸗
de der Thierfaͤhigkeiten ſich nicht im mindeſten
rxeimen laſſen.
Zuerſt findet man hier, mie in noch
mehreren Benfpielen der Arc, eine Fähigkeit,
von dem geraden Wege, der. fich allenfalls
Inſtinkt nennen laͤſt, abzuweichen, und nad
Veſchaffenheit der, Umfände andere Mittel
— ihnen vorliegenden Zwecke, zu waͤh⸗
en. IR
Kt dir 5
F Da dieſe Mittel, welche bie, Thiere im
Rothfalle ergreifen, offenbahr oft nicht immer
E 0 u
ol? z
“EN. wur 335
zu. ihrem Zwecke fuͤhren, und ganz ſichtbar
andere weit bequemere und wirkſamere uͤber⸗
gangen werden, ſo haben ſie die Schwaͤche
ihrer Vernunft auch mit dem Menſchen ge⸗
mein. ben diefe Schwäche, eben biefe Ir⸗
rungen find aber auch Beweiſes genug, daß
nichts weniger, als etwas Inſtinktartiges
ſtatt fude.
Dieſe Zäpigt, zu ARE TERROR "und
zu erfahren, fezt eine Kraft zu fchließen zum
voraus, melde doch immer vergleichen mag,
wenn fie auch nicht richtig. vergleicht, und
die Mittel überbenft zum Zweck zu gelangen,
Diefe Mittel find oft hoͤchſt richtig Falkulirt,
und ihre Anwendung ift völlig loFal, das heift,
nur ° auf einen allereinzigen Fall cinheſchrant.
In Sianys les Petit, einem Fle⸗
een auf ber Gränze von Champagne, bemerks
te ein Bauer, daß ein Wolfum feinen Mauls
efel herumgieng , der fich aber tapfer mit dem,
Hinterfüßen wehrte und den Wolf wieder
abzuziehen zwang. Cr freuete fidy über die
Tapferkeit feines Mauleſels und hoffte nun
wegen feiner Unerfhrocdenheit die Hätungs-
koſten, die ein jeder bey dem Weiden der Maul⸗
efel in ven Gehoͤlzen aus Furcht vor den Woͤl⸗
fen daran wenden muß, erfparen zu Finnen.
Nachdem Angriff und Vertheidigung eine
| d4 gus
\
I
336 —06
gute Viertelſtunde gedauert hatte, ſah der
Bauer den Wolf ſehr ſchnell zu einer nahen
Pfuͤtze laufen, und ſich darinn mehrmahls
eintauchen. Wie er glaubte, fo geſchaͤhe dies
darum, um ſich abzukuͤhlen, und von der
ſtarken Ermuͤdung des Kampfes zu erhohlen;
und da er nicht anders glaubte, als daß der
Kampf ſich zum Vortheile ſeines herzhaften
Mauleſels beendigen wuͤrde, ſo bereitete er
ſich ſchon zum Gluͤckwunſch wegen ſeines Sie⸗
ges, als er denſelben Wolf zum Kampfplatze
zuruͤckkehren ſah. Dieſer triefte voͤllig, gieng
dem Kopfe des Mauleſels ſo nahe, als er
nur konnte, ſchuͤttelte ſich heftig, und ſpruͤtz⸗
te ihm dadurch eine fo große Menge Waſſers
in die Augen, daß er genöthigt war, fie zus
aufchließen. In dem Augenblicke ſtuͤrzte er
auf ihn ein und erwürgte ihn, Der Bauer
war völlig außer feiner Faſſung gebracht und
erzählte es allgemein,
Diefe Aktion des Wolfes war mohl
bier völlig lokal und um fo weniger Wirs
fung des Inſtinktes, da dies gleihfem ein
Mefervemittel zu feyn ſchien, um im Falle,
daß der gewöhnlihe Weg des Angriffes fehl
flüge, zum Nothbehelfe zu dienen. : Diefem
muſte noshmwendig eine Art von Räfonnement
vorausgehen,, und. eine Art von Nachfinnen
in dem Augenblick, ba er bemerkte,: daß alle
N die
— 337
ex |
bie vorherangetvandten Mittel vergeblich feyn
- würden, Zu einer foldyen Berathfchlagung
ift aber durchaus eine Klugheit erforderlich,
und eine Ueberſicht des ganzen Ganges, der
erfolgenden Mittel zum Zwecke nicht zu ent⸗
behren.
——
_(Fortfeßung folgt.)
/
338 ve Mol
IV.
51. 3. A. Chaptals Abhandlung, daß die
Saamenbläegen nicht zur Aufbewahrung
des von den Teftifeln abgeſchiedenen Saa⸗
mens, fondern zu einem anderen Zwede
dienen, und daß fir jenen ein anderes
Behältniß beſtimmt fey.
—
— — —
Einleitung —
isher hatte man die Saamenblaͤſgen im⸗
mer für Behältnige angefehen, um den
durch die Hoden abgefchiedenen Saamen bis
zur Ausfonderung aufzubewahren,
Die Aerzte aller Sahrhunderte haben
einftimmig zu Ounften biefer Meynung ges
urtheilt. Schon Hippokrates hatte einige
Begriffe von ihnen und ihrem Gebraude.
„Der Saamen“, fagt er, „befindet fich
an jeder Seite der Harnblafe, mie in einer
Honigzelle, und von da gehen Kanäle aug,
die fi an jeber Seite der Harnroͤhre in bie
Ruthe eröfnen‘“,
Seit
* Joc ER 339
Sat der Zeit dieſes Vaters der Arze⸗
— haben ſich unſere anatomiſchen
Kenntnige unendlich vervollkommnet, aber
die Kenntniß von den Verrichtungen und
dem Gebrauche der Theile ſtieg nicht zu einer
gleichen Hoͤhe hinauf, Dies beweiſt dieſe
Unterſuchung.
Um bey der Beantwortung unſerer *
ge nach Ordnung zu verfahren , will ich mei⸗
ne Abhandlung in drey Theile theilen. In
dem erften will ich zu beweifen fuchen, daß
die Saamenbläfgen dem durh die Hoden
abgefchiebenen Saamen nicht zum Behältniße
dienen. Der zweyte fol die Anzeige eines
anderen Behältmißes dafür enthalten, und der
dritte die Angabe des mahren Gebrauches
der —
Erfier x bei 1
Die Saamenbläfgen find nicht zur Aufnabs
me des in den Soden abgefchiedenen Saa⸗
0 men beftimmt, Bi
Um eine Verxichtung ia der thieriſchen
Oekonome naͤher kennen zu lernen, darf man
ſich nicht bloß auf einige beſondere Unterſu⸗
chungen uͤber den Menſchen einſchraͤnken, ſon⸗
dern man Fabn von ber gergleidhenben Fer:
2 glies
3
340 "tr Jo **
gliederungskunſt bie Anzeige eines näheren
Weges zur Ereichung ſeines Zweckes er⸗
‚warten,
Denn ift Buͤffons fdarffinnige Bene
Fung gegründet, daß bie Weſen anf. diefer
Erdkugel fih nur durch Faum merfbare Schatr
tirungen unterfcheiden, fo müffen doch weit
mehr noch WVerrichtungen verwandter Theile
durch eine vollkommene, auffallende Analo⸗
gie einander ſich naͤhern. Oft ſieht man an
Thieren Theile vollkommen ausgearbeitet,
welche die Natur bey dem Menſchen nur in
ſchwachen Zuͤgen entwarf. Daubentons
Arbeiten haben unſere Ausſichten in die Fel⸗
der der Zergliederungskunſt und Phyſiologie
erweitert, und Hr. Vicq⸗ d'Azyr berechtigt
und zu noch weit groͤßeren Erwartungen:
Mein erfter zu beweiſender Sag iſt als
fo: die Saamenbläfgen find. bey keinem
befannten Thiere dazu beftimmt, den
Samen aufsunehmen.
Und ich theile deshalb in Bestehung
auf meine Frage alle Thiergefchlechter in fols
che ein, die Saamenbläfgen haben, und in
ſolche, bie durchaus ganz Ms dergleichen
find *).. Bu
*) Diefe Eintheilung ſcheint ‚mir um fo
Grund zu baden, "DA ch behaupten b mehr
nen
* ) 0 ( us 3 4E
Erſte Abehbeilung
Thiere ohne Saamenbläfgen.
4
1.
‚Der. Hund,
te Hoben des Hundes haben nur wenige
Befonderheiten. _ Der Kremafter wird
durch eine Fortfeßung der Mufkelfafern des
ſchiefen Bauchmuffels gebildet. Der Mufs
kelfaſcikel, der von diefem Muſkel abgehet,
behält feine musfelartige Matur bis zum
Kopfe des Vorftehedrüfe, er verbindet ſich
.p
nen glaube: es giebt eben fo viele Thiere
ohne, ald mit Saamenbläfgen. Ich gebe
hier die Refnltate meiner eigenen Unterfus
bungen bey folcyen Thieren an, die ich der
Zergliederung zu unterwerfen Gelegenheit
hatte, und fremder Beobachter Nachrichten
von den übrigen. Diefe anatomifche Uns
terfuchungen, die ich fo gedrängt als nur
moͤglich aufführen werde, haben nicht bloß
den Zweck, meine Ideen zu unterftüßen,
fondern auch zugleidy dad MWerdienft, das
Gebiet der vergleichenden Zergliederungs:
Funde etwas auszudehnen Aus diefem
letzteren Grunde füge ic) die Befchreibung
von den Befchlechtstheilen der Thiere hinzu,
die keine Saamenbläfgen haben, um es gang
deutlich darzuftellen, daß die Natur einen
ganz anderen Behälter zur Aufbewahrung
des Saamen beftimmt habe,
342 ol u, x
fo feft mit diefem Theile, daß es ſchwer hält,
fie von einander zu trennen, und artet in eis
ne aponenrotifche Expanſion aus , melde die
ganze Oberflaͤche des Hoden bedeckt; verbin⸗
det ſich aber nicht mit der darunter liegenden
Haut, ſo daß man durch Schnitte am kon⸗
vexen Theile des Teſtikels dieſe Haut bis zum
Kopf der Epididymis abloͤſen kann, wo ſte, wie
angeführt iſt, feſt anhängt:
Der Nutzen des Muſkelthelles zwiſchen
dem ſchiefen Bauchmuſkel wird bald deutlichz
in einem eben getoͤdteten Hunde macht man
bey der Neigung des Muſkelbuͤndels den
Hoden in den Bauch zuruͤck gehen, und ſo
muß ſeine Zuſammenziehung bey der Begat⸗
tung ein ſtarkes Ausdruͤcken der in den Ho⸗
den enthaltenen Saamenfeuchtigkeit be
wuͤrken.
Die herabfuͤhrenden Canaͤle haben nichts
eigenthuͤmliches. Sie naͤhern ſich konvergi⸗
rend mit dem Harnblaſenhalſe, wo ſie ſich
zu vereinigen ſcheinen, und bey ihrer Endi⸗
gung trennt ſie nur ein dazwiſchen liegendes
Zellgewebe. Gegen dieſe Stelle zu werden
ſie verhaͤltnißmaͤßig zum Uebrigen ihres Gan⸗
ges beträchtlich dicker, und diefe Ausdehnung,
bie einer Olive oder vielmehr einer Spindel
ähnelt, deren. Enden den oberſten und unz
ter⸗
DER | 343
terften Theil der herabführenden Kanaͤle madız
ten, hat einen dreymahl fo ſtarken Durchmefz
fer, als das übrige des Kanals. Mad
diefer Erhöhung erhalten die Kanäle ihren
urfprüänglichen erften Umfang wieder, gehen
beyde parallel neben einander, durch den Harn⸗
gang, wie in bie Vorftehedrüfe hinein und
eröfnen ſich in die Geitentheile des veru-
_ montanum ohne irgend eine Verbindung mit
einem anderen Theile. Die Defnung diefer
Röhre ift dem Auge nicht bemerkbar, und ich.
habe es öfter, als tanfendmah! verfucht, mit
einer Schweineborfte den Eingang der Ka⸗
näle in die Harnwege zu ſuchen, aber jedes⸗
mahl vergebens,
Irgend eimas gegen das verumontas
num zu verhinderte immer den Darchgang,
und nahtjcheinitch war bied eine Art von
Schließmuſkel. Sch Eonnte diefe Defnungent
nur dadurch entdecken, daß ich die Moden
drückte und allmählig den ganzen Gang dei
Kanäle verfolgte; dadurd drückte ich den
Saamen heraus, wodurd ich die Deffnund
‚gen, aus denen er Fam, zu bemerken Ge⸗
legenheit fand.
An ben Seiten bed verumontanum
In man eine Anzahl weißer Koͤrperchen von
Groͤße eines Radelkopfes die kleinen
Schup⸗
>44 BR: DER;
Schuppen auferorbentlich glichen. Die Hoͤh⸗
lung des Harnganges, der hier ungleich bes
traͤchtlicher ald anderwaͤrts iſt, verflattet den,
wiewohl fehr zahlreichen Körperchen doch einen
beträchtlichen Zwiſchenraum. Das erftemahl,
als ich diefe Körperchen fahe, konnte ich nicht
das mindefte von ihrer Beftimmung einfehen,
aber ich blieb nicht lange in Liefer Ungewiß⸗
beit, Da ich die Vorftehedrüfe zuſammendruͤck⸗
te, fahe ich von unten aus Sieſen kleinen
Schuppen gegen den vorderen Theil zu einen
weißlichten, klebrigten Saft hervordringen,
und wiederhohlt angeftellte Verſuche uͤberzeug⸗
ten mich bald, daß dieſe Koͤrperchen nichts
als die Decken oder Schuppen uͤber die aus ſon⸗
dernden Muͤndungen der Gefäße der Vor⸗
fiehedrüfe waren, Man kann diefe Schuppe
für einen Deckel anfehen, der der Feuchtig⸗
_ Felt der Proftata wohl einen Ausgang erlaubt,
aber jeder anderen fremden Feuchtigkeit das
Einbringen ———
Die Poſteta ſelbſt hat Beine befondere
Eigenheiten. Sie befteht aus zwey neben
einander liegenden Körpern, die das Meffer
leicht trennen kann, und ganz ohne Merbins
dung find, weil man bey dem Drucke auf
eine Seite auh nur Eine Feuchtigkeit aus
der, gedruͤckten Geite, hervorfommen fi an
Fans man fie, der Länge nach durch, #
ie ee
* ler Men
ſiehet man nichts als eine verwirrte Organi⸗
fation, weil dad Auge nicht im Stande ift,
den Bau zu entwickeln und feinen —
mus zu snseinbfeln:
—
Die Ratze.
Ben der Katze haben die Geſchlechts⸗
theile, ; die (ich auf meinen Gegenftand bezies
hen, beynahe denfelben Bau, als beym Huna
de. Sie hat, wie diefer, Feine Saamen⸗
bläfgen; die Proftata hat die nehmliche Lage,
biefelbe Form und denfelben Bau. Der Ums
fang ber herabführenden Candle erweitert fi)
hinter dem’ Halfe der GRRLROIAIE ‚ und zwar ..
ſehr mertli,
F
——
Der Suche.
Bey einem Fuchſe, den ich zu zerglie⸗
dern Gelegenheit hatte, fand ich dieſelbe Bil⸗
dung in den Zeugungstheilen, als bey dem
Hunde, mit dem einzigen Unterſchiede, daß
ſie mir verhaͤltnißmaͤßig nach der Groͤße die⸗
ſer beyden Thiere bey ihm ungleich betraͤcht⸗
licher vorkamen. Ich muß noch bemerken,
wu der Fuchs, den ich zergliederte, und
3 ben
\ 346 RR
den man mir aus den Gebuͤrgen von Ges
vandan zuſchickte, an der rechten Geite des
Hodenſackes eine Narbe 3:4 Linien aroß
hatte, und ber Teſtikel wie vertrocknet ſchien.
Der herabführente Canal derſelben Seite
ſchien mir von dem anderen nicht verſchieden
zu ſeyn.
RR an
Der Wolf.
Ich habe einen, wie man mir verſi cher⸗
te, nur jehenmonatlichen Wolf zeraliedert,
den ein Bettler immer mit ſich herumführte,
bis daß das angebohrne Gefühl der Frepheit
und MWildheit, das fid) bey dem Thiere zu
entwickeln anfteng, feine Gefellfchaft gefaͤhr—
lich madte, und. feinen Führer swang, fi)
feiner zu —
Die Zeugungstheile — mir von
denen des Hundes und Fuchfes fehr wenig.
verſchieden zu ſeyn; aber fie find -von weit
geringerem Umfange, als die eines weit
Eleineren Hundes. Die Vorſtehedruͤſen find
mehr getheilt und Eleiner,
‚S*
⸗
Tor ) 0 ( — 3 47
FRE Se ER
Der Dachs, die Sifchorter, der Stein:
marder, der Iltis, die Wieſel, der
»Hermelin, das Kichhörnchen. |
Dea ich nicht im Stande war, mir dies
fe Thiere zu verſchaffen, fo hab ich aus dem
Hrn. D’Aubenton die vorzünlichften, ſich auf
meine Frage beziehenden Crörterungen aus⸗
»Die Eichel an Ad nahen des Dachfes
„hatte eine beynahe cylindifcye Figur;
" „ihr Ende war platt und hatte die Form
„eines Loͤffels; die konkave Seite war
„unten, ber Harngang in der Mitte,
die Ränder der Konkavitaͤt bilden eine
„Art eines Enorplichten Wulſtes, und
„hangen an einem Knochen feft, ber ſich
bis zur Infention der Vorhaut ers
„ſtreckt; der hintere Theil der Eichel
war mit Körnerchen von der Größe -
„eines Hirfenkornes, die dicht an ein-
„ander liegen, mie uͤberſaͤet; zwey Baͤn⸗
„der waren über den unteren Theil der
„Ruthe über einander geleimt; fie vers
„„breiteten ſich mit dem einen Ende in die
„Borhaut, und mit dein anderen in bie
„Mufkeln des Hinteren. Die Zeftikeln
32 halten
> SU IH = a. Ab
2, 77* ) e 2*
348 * 0 *
„hatten eine platte, eyfoͤrmige Figur,
„und ihre ZufammenfeBung aus Ger
„fäßen war deutlich genug, weil man
„ſie in lange Faden ziehen Eonnte. Die
„Harnblaſe war eyfoͤrmig; die hrrabfühs
„renden Gänge endigten ſich in die Harn⸗
„röhre, ohne daß man nur eine Spur
„von Saamenbläfgen und Vorſteherti⸗
„ſe fand. u. ſ. w.
„Die hetabführenden Kanäle der Fiſchot⸗
„ter waren nur fehr Eurz und die Hoden
„außerordentlich klein. Von einer Pros
„ſtata und von Saamenbläfgen habe
„ich nichts gefehen, -
„Die Teftikeln des Steinmarder waren
„klein und die Epidydimis bildete, Feire
„Erhöhung an der hinteren Geite der
„oben, Ihre innere Gubflanz war
„gelblicht; fie hatten eine platte eyfoͤr⸗
„mige Geftalt. Die Form der Harn
„blafe war länglicht, und ich fand Feine
„Spur von Saamenbläfgen und einer
„Proftata, Sch bemerkte bloß einige
„Stuͤcke einer vrüfigten Subſtanz nahe
„an ber Anfention der herabführenden
„Randle in die Harnröhre “,
In
—
ET 1 349.
Sn Abſicht der übrigen Thiere Farm
man ben — und —— nachſehen.
6.
Der Baͤt und das Coati.
Das Eoau hatte, ſagt d Aubenton
unter der Ruthe zwey ziemlich dicke ſehnigte
Stricke, die ſich am Hintern endigten. Die
Blaſe war eyfdrmig ʒ die Teſtikeln beynahe
rund; ihre innere Subftan; hatte eine gelbs
liche Farbe und in der Mitte eine Axe. Ich
zog mit ber Zange lange Faͤden aus biefer
Subſtanz. Die herabführenden Gänge was
zen gröftentheild, fo weit fie fich erftreckten,
fehr Hein, hingegen fehr dick in der Länge
von anderthalb zoll nahe bey der Bla.
Es fcheint, ale wenn diefer Theil ber
herabführenden Gänge die Stelle der Saas
menbläfgen verträte,
Der Dar hat auch Keine Saamenblaͤſ⸗
gen, wie man aus den Memoiren der pariſer
Afademie fürs Jahr 1729 fehen Kann.
nu Ba a ae /
3 EA
i —
He ja
Der Löwe, der Tiger, das Pasiter;
thier, der Leoparde.
Diefe Thiere haben durchaus Feine Saa: ”
menblaͤſgen, wie uns Tyſons, Perraulis
und dAubentons Befhreibungen fagen.
8
Die Schnecken haben zufolge der
Nachrichten von Liſter; die Krebſe nah
Boeſel; die Vipern nad Tyfon; die Be⸗
lamander und Gaͤnſe nad Harder feine
Saamenbiäfaen und die herabführenden Gaͤn⸗
ge öffnen ſich unmittelbar in die Harnröhre,
Ich verbürge mid für die Wahrheit dieſer
Behauptungen nicht, denn ich feibft habe fie
vicht — koͤnnen.
— —
Zweyter Abſchnitt.
Thiere mit Saamenblaͤſgen.
Die Zeugungsthrile der Thiere mit Saa⸗
menbiäfgen geben uns durd ihre Manniufals
tigkeit zu einer Claſſifikation Weranlaffung,
die wir hier fortführen wollen. Bey einigen
‘(und deren ift die groͤſte Zahl) haben die hers
abs
* ) Bl f 351
abfuͤhrenden Kanaͤle keine Verbindung mit
den Saamenblaͤſgen, und ſie eroͤfnen ſich in
die Harnroͤhre neben den Muͤndungen der
behden Kanäle der Saamenbläfzen; bey ans
deren (und ihrer find nur zwey oder drey Gat⸗
_ Aungen) findet eine wirkliche Vereinigung der
herabführenden Gänge mit den Saamenblaͤſ⸗
gen flati; aber fie ift fo eingerichtet, daß
fie ganz einleuchtend zeigt, die Natur habe ſie
gar nicht dazu beſtimmt, daß die herabfuͤhren⸗
den Gaͤnge das, was ſie aus den Hoden braͤch⸗
ac hier ie Bun
' Zuerft „Be wir die Gattungen der
Thiere unterfuchen, die zwar mit Saamen:
bläfgen verfehen find, deren ausfondernde Kas
näle aber keine Verbindung mit den herab»
Ahhrenhen haben. |
” I.
Der Stier,
Bey dem Stiere haben bie Zeugungs⸗
theile, die zu meiner Unterſuchung gehören, mit
denen des Menſchen ungemein viel Aehnlichkeit
und beynahe eine aleiche Groͤße. Nur findet in
Anfehung der Bildung und der Lage einige
Verſchiedenheit ſtatt.
— 3 4 Die
3527 END ee
Die herabführenden Kanäle haben beys
nahe 3 Linien im Durchmeffer 5 fie werden
Be je mehr fie fih der Harnblafe und
den Saamenbiäigen näheren, und ihre Wäns
de nehmen in der Maaße an Feftigkeit zu,
als ihr Umfang arößer wird; darauf wers
den fie etwas Eleiner, und nehmen ihre voris
ge Bildung mieder an, ie glitfhen auf
diefe Art zmifchen den Wänden der Harnz
röhre und der Vorftehedrüfe dur, gehen
in die Heute diefed Kanales hinein, und oͤff⸗
nen ſich endlich in ihrem Snnrreneiner an der
Site des anderen, ohne fi) auf irgend
eine Art mit den Saamenbläfgen oder ihren
Ausführungsgängen zu verbinden,
Ben friſchaeſchlachteten Thieren (im
Schlachthauſe, wo ich meine Verſuche anſtell⸗
te) fand ich die herabfuͤhrenden Kanäle ſehr
reizbar, und wenn ic fie mir Behutſamkeit
Yon einander ſchnitt, konnte ich deutlich zwey
Hauptmembranen entdecken; die eine aͤußere
war von braͤualicher Farbe und mit einem
leicht abzuloͤſenden Zellgewebe bedeckt; die
andere innere bildete im Inneren der Kanaͤle
fehr merkliche Falten; vorzuͤglich an der biz
ckeren Stelle, die ſich BIER dem ——
Ya
Dies
&
A a A ec ne.
IM y 353
Diefe Haͤute find durch ein ‚mittleres.
- Bellgewebe, wie died ter Sal auch bey den
Arterien und Eingeweiden iſt, von einander
abgeſondert. Oeffnet man dieſe Gaͤnge der
Laͤnge nach und druͤckt man ihre Waͤnde et⸗
was, ſo ſiehet man eine Feuchtigkeit heraus⸗
ſpritzen, die bald ſchleimartig die ganze Ober⸗
flaͤche derſelben uͤberziehet.
Die Saamenblaͤſgen ſind aͤußerlich
bucklicht, drey bis vier Zoll lang, liegen hin⸗
ter der Blaſe, ſind mit ihren Untertheilen von
einander entfernt, aber nähern ſich mit der
Spike. Die Wände diefer Bläfgen find
fehr dick, vorzüglich aber gegen den Boden
gu. Aus der inmeren Oberflaͤche ſchwitzt be⸗
fländig ein weißer Saft, der allmaͤhlig die
ganze Höhlung einnimmt. Dieſe kegelfoͤrmi⸗
gen Blaͤſgen ſind gegen ihren Hals zu nur durch
den Raum von einander getrennt, den die
dazwiſchen durchgehenden herabführenden Ka⸗
näle einnehmen, Diefe Bläfgen gehen alls
mählig zueinem Ranale über, der ſich in ven
Harngang an den äußeren Seiten ber herabfühs
renden Kanäle eröffnet. Sonſt findet durchs
aus Feine Verbindung zwifhenden Saamens
bläfgen und den herabführenden Randlen ftatt.
Die Zeugungötbeile bes Buͤffels und
Hirſches unterfcheiden fih von denen des Stie:
35 Ä res
354 a 7 a
„res in nichts weſenilichem. Nur in Abſicht
ihres Umfangs ſind ſie nach dem einſtim⸗
migen Urtheile aller Thierzergliederer‘ vers
ſchieden.
2.
Das Pferd.
Ich erhielt die Zeugungstheile von ei⸗
nem eben getoͤdteten Pferde, und mich uͤber⸗
raſchte die Dicke, melde, die herabfuͤhrenden
Kanäle hinter der Harnblaſe haben, Sie find
einem Eleinen Eingeweide ähnlich und im übris
gen ihrer Länge find fie ohngefähr Fingerdick.
Die Dicke der Wände bey diefer Ausdehnung
ſteht mit ‚dem. vermehrten Durchmeſſer der
Höhle in einem genauen Verhaͤltniſſe; die
Wände find ſchwammigt, und nad Hineinbla⸗
fen bemerkt man eine Veränderung unter dies
fen Bläfgen, Dies Parenchyma hat d'Au⸗
benton, Bourgelat, la Soffe, Viter, be-
fchrieben, und alle fahen es mit einer Menge
von Drüfen verfehen, die einen Saft abfons
teren, ben fie im SSnneren der Höhlung durch
eben fo viele Ausführungsmwege ergießen laf-
fen. Diefer Saft dient vielleicht dazu, den Teſti⸗
kelſaamen, der fich hier verweilt, In behörlger
Fluͤſſigkeit zu erhalten, und ihm vielleicht
eine zu ſeiner Veſtimmung erforder Hin Bes
rei⸗
— 355
reitung zu aeben. Der Umfang der herabführ y
renden Gefäße vermindert fich beträchtlich ges
gen den Wlafenhald zu; fie Eriechen neben
ben Saamenbläfgen durch und eröfnen ſich in
den Harngang an der Seite der Mündungen
biefer ihrer Tupfabtungegande;
Die Sramenbläfgen haben hier beynahe
dieſelbe Sage, als bey dem Menſchen, aber
ihre Form unterfcheider fi fehr davon. Aeu⸗
Berlich find fie nicht bucklicht; fie haben kei⸗
ne Gemeinſchaft mit den — Ge⸗
faͤßen; ihrer Haͤute find ziemlich dick; einen
druͤſigten Koͤrper habe ich nie daſelbſt finden
koͤnnen, aber demohnerachtet geht ohne Zwei⸗
fel hier beſtaͤndig eine Abſonderung vor, da
ſich kein anderer Gang in ihr Inneres eroͤf⸗
net, und man doch beſtaͤndig einen weniger
zaͤhen Saft, als der Saame iſt, daſelbſt an⸗
trift, eb ex gleich feine Farbe hat.
Sch will nichts von dem dritten, durch
Hrn, Bourgelat und andere Zootomi⸗
ften befchriebenen, Bläfgen fagen, weil: «8
meiner Abficht ganz fremd iſt, und id)
ihrer Vefchreibung doch nichts hinzufügen
koͤnnte.
3
— 356 “ur > 0 er
3. u
Die Ratte, die Maus, die Kleine Seld«
maus, das indianifche Schwein,
Ich habe mehrere Ratten von verſchie⸗
- „bener Größe zergliedert, um einen hinreichen⸗
den Begriff von ihren Theilen zu erhalten,
und fand bey diefem Thiere beynahe alle die
heile, die ſich bey dem Menſchen finden,
Das Dickerwerden ver herabführenden Kanäle
. hinter den Saamenbläfzen ift ganz deutlich zu
bemer fen: Diefe Bläfgen Hegen am Blaſenhalſe.
Ihr Umfang ftehet mit dem anderen Theile in
Eeinem Berhältniffe z denn fie find ausgezeichnet
bie, ſchwimmen in dem Eleinen Behaͤltniße mit!
ihrer Baſis, und bilden eine Art Unhängfel, der
ſich durch eine feftere, dichtere Struktur vom
übrigen Körper der Blaͤſagen unterfcheidet.
Die äußere Oberflähe ftelet regelmäßige Ers
hebungen dar, die ſich Yon einer Seite bis
zur anderen ziehen. Dieſe gruppirten Erz
hebungen haben betraͤchtliche Zwifchenräume,
und zahllofe Wände, die das Innere der Blaͤſ⸗
gen ineben ſoviel verfchtedene Theile theilen.
Der Körper eines jeden wird immer Fleiner
und Fleiner, biserzu einem Ranale wird, dee
in die Harnroͤhre am ber Aufferen Seite ter ı
Mündung des herabführenden Kanales eins
tritt, ohne daß diefer an irgend einer Stelle
mit dem Bläfgen oder mit feinem Ranaleeine
Verbindung hätte, Um
a FO 357
Um alle Wiederhohlungen zu ———
verweiſe ich meine Leſer in Abſicht der uͤbrigen
Thiere auf die Zootomiſten, von va fie uns
a find.
aller will bemerft haben, daß auch
der Marmotte die Saamenblaͤſgen ganz
außer Verbindung mit ben ‚herabführenden
Kanaͤlen Ränden. \
4.
Der Aguti, der Diber.
. b’QAubenton druͤckt ſich bey ber Bes
ſchreibung dieſes Thieres folgendergeftalt aus:
„Die Vorſtehedruͤſe beſtehet zum Theil
„aus Gefaͤßen, zum Theil aus kleine⸗
„ren Druͤſen. Man bemerkte ihre kleinen
„Gefaͤße, die mehrere Knaͤuel machen,
„ehr deutlich; ſie gaben einen Saft von
„ſich und ſtanden mit der Harnroͤhre in
Verbindung. Die Saamenblaͤſgen waren
„von einer anſehnlichen Laͤnge und aus
„liniendicken Gefaͤßen zuſammengeſetzt.
„Diefe lagen in große Schlingungen
„zufammengefnäyelt und endigten fi in
" „einen langen Stiel,ber mit der Harnroͤh⸗
„renahe bey den Muͤndungen der herab:
„führenden — aus der Proſtata
Ri)
m ot
„in Verbindung ſtand. Dieſe Blaͤſgen
„waren mit einer weißlichten Materie ger
„fuͤll —
Die herabführenden Kanäle BR: alfo.
bey dem Aguti in feiner Verbindung mit den
Saamenbläfgen. — Die Gefhichte des Bi—
ber Fann man in den Abhandlungen ber PaENFE
Akademie f.S. 1724. nachjehen.
5
Der Haaſe,
Woapfer behauptetin den Ephem, nat. cu-
riofor., Daß bey dem Haafen Saamenbläfpen
und herabführendeKanäle in ven Harngang ſich
durch deutlich abgefonderte Gänge eröfneten,
6.
Das Schaaf..
Auch von diefem Thiere behauptet Wep⸗
fer daffelde, und ich habe felbft Gelegenheit
gehabt, mich von der Richtigkeit feiner Ber
hauptung zu überzeugen.
re
Swammerdamm fagt und ebenbafs
felbe von der Diene- und den Schmerters
ling
ling (Bibl, nat lib. 21. 11.). Es wird zum
weniaſten ſehr ſchwer halten, * das Bram
theil zu bemweifen,
BR. ——
Alſo dienen, dieſen Beobachtungen zu⸗
folge, bey dem groͤſten Theile der Thiere mit
Saamenblaͤſgen dieſe nicht zum Behaͤltniß
des in den Hoden abgeſchiedenen Saamen, weil
zwiſchen ihnen and den herabfuͤhrenden Röhren
durchaus Feine Verbindung flatt findet. Urd
body ift der allgemeine Bau der Saamenblaſ⸗
‚gen; ihre Geſtalt, ihre tage, im wefentlihen
bey diefen Thieren wie bey dem Menfchen,
und daher bin ich nach Analogie aud auf eine
ähnliche WVerrichtung Deren ‚0 Biel
zu ſchließen berechtigt.
Nodh bleibt mir zu beweiſen übrig, daß beh
ber kleinen Anzahl von Thieren, wo die äußere
ſten Enden der herabfuͤhrenden Kanaͤle ſich mit
den ausfuͤhrenden der Saamenbläfgen vereinis
gen, dieſe Berbindung von einer ſolchen Art iſt,
daß fie ſich dem beftändigen Zufluffe des Saas
‚mens. vom inneren Theile der herabführenven
Kanäle i in bie Soamenblafen widerſetzt.
Hr. von Haller giebt nur folgende
Zhiere als ſolche an, wo die Saamenbläfgen
ſich
\ 360 —6 **
ſich mit den herabfuͤhrenden Gaͤngen verei⸗
\nigen: Soli autem homini, pigmaeo, fi-
miae , erinaceo, apro, veficulae feminales
et ductus deferentes communi oftio appe-
riuntur. Lib, XXVIL part. generat. male.
1.7. ;
Bey dem Menſchen ift diefe Vereinis
gung merklicher, als bey dem Ueberreſte der
Thiere, und ich will daher ganz genau die Art
ihrer Verbindung bey ihm außeinander zu feßen
fügen.
Die herabführenden. Kanäle, wenn ſie bis
an die Baſis der Saamenbläfgen gekommen
find, gehen gegen den inneren Rand diefer
Drgane herab, näheren ſich ihrem Halſe; alle
maͤhlich werden die Bläfgen und Kanäle dicker,
und am Ende vereinigen ſich die herabfühz
zenden Gänge niit dem Ausführungstanale
der Saamenbläfgen. Diesift Braafs, More
gagnis und Hallers Meynung, die darinn ganz ,
übereinftimmen, daß diefe Gänge ſich nicht in die
Saamenbläfgen öffnen, aber def ihre Röhs
zen fich vereinigen. Mich duͤnkt, diefe Vers
einigung der Ausführungskandle fagt deuts
lih genug, wie wenig die Natur fie Dazu bes
ſtimmt hat, daß durch fie der Saamen der
abführenden Kanäle in das Blaͤſgen flöffe,
fondern daß fie vielmehr dazu da zu feyn
ſchei⸗
| >. ol 78 361.
feinen, die Feuchtigkeiten der Blaͤſgen und
Kanäle vor der Ausſonderung mit einander
zu —
Wenn der von den Hoden abgeſonderte
Saamen beſtimmt waͤre, vermittelſt der her⸗
abfuͤhrenden Kanaͤle in das Innere der Blaͤſ⸗
gen abgeſetzt zu werden, ſo wuͤrde dieſe Ver⸗
bindung beharrlich feyn. Dies iſt freaber nicht,
wie folgende Beobachtung, welche mir zu dies
fer Unterfuchung die erfte Veranlaffung gab,
naͤher erweiſt.
Im Januar 1778 zergliederte ich im
Hoſpital St. Eloi in Montpellier. Der Zus
fall führte mir zur Zergliederung bed Untere
leibes einen Menſchen zu, der ander Schwindz
ſucht geftorben mar. Zwey Tage nachdem
ich ihn zu zergliederen angefangen hatte, fo
wandte ich meinen Blick auf bie Zeugungs⸗
theile; bie Saamenbläfgen von einer gang
gewöhnlichen Größe ſchienen augen nicht ku⸗
gelicht, und ihr Inneres ſtellte eine Haupt⸗
höhle var, die ber Höhle einer zerſchnittenen
Haſelnuß glich. Alle dieſe Theile waren mit
einem ſchwaͤrzlichten, klebrigten, durch die
Länge der Krankheit verden Schleime
—
Ya De
362 RE Yale
Die herabführenden Kanäle waren ganz
genan in ihrer natürlichen Lager Sch trennte
fie von. den Saamenbläfgen und verfolgte fie
feloft bis zu den Wänden des Harnganges,
aber ohne irgend eine Wereiniqung mit den
Blaͤſgen zu finden. Sch öfnete endlich die
Harnröhre felbft, und drücte die Kanäle
von ihrer Erhebung bis zum Harngange and.
Der darinn befindliche Saamen verfolgte den
leßteren Kanal, ohne daß ich ihn in die Roͤh⸗
re der Saamenbläfgen zurücfliegen fahe.
Sch drückte darauf den Ausführungsgang des
Bläfgens aus und fand den Saft eben fo in
die Harnröhre gehen, ohne erfi fich in die herab,
führenden Gefäße zu ergießen.
Seit der Zeit bat ich den Hrn, Sraiffi-
guhes, erften Wundarzt des Hoſpitales, mir
von allen Leuten, die darinn ſterben wuͤrden,
die Zeugungstheile zu verſchaffen. Er that
es, ich theilte ihm mein Bien mit, und
lieg ihn an. meinen Verfuchen Theil nehmen,
Wir fanden bald einen anderen Mann, bey
dem bie herabführenden Kanäle fich nit mit
denen der .Bläfnen vereinigten, als in ber
Dide der Harnröhrenwänbe,
Folgende Bemerkung des Cabroiſcheint |
ohne allen Wiederſpruch zufeyn. Ererzählt,
daß im Sahre 1564, ald kenne: LE
in
t
— * ) & ( Er Ü 363 h
in \ Montpellier befand, ein. Soldat von dies
fem Herrn (der durch das Gefihrey der Muts
terher beygezogen ward)im Begriff ein Maͤdchen
nothzuzüctigen gefunden, und augenblicklich
auf feinen Befehl am Fenfter des Hauſes
aufgehangen- wurde. Der Körper Fam auf
das anatomifche Theater, fie zergliederten ihn,
und man fand in Gegenwart der Hrn, Sa;
porta, Fegun, Jobert, des Präfidenten von
Aſſas und mehrerer der gelehrteften Leute,
unter vielen fehr merkwürdigen Dingen dag,
daß weder innerlich noch Außerlih ein Teſti⸗
kel zu fehen war. Die Saamenbläfgen fans
den fie fo voll, ald bey dem Menſchen, den
— nachher gerglieberte,
Wenn mir zu diefen Bemerkungen noch
bie folgenden birzufeßen, fo wird der Beweis _
vollſtaͤndig ſeyn.
Hr. Taudou, ein ſehr geſchickter Zer⸗
gliederer in Monſpelller und ein ganz vollkom⸗
mener $ehrer diefer Wiffenfchaft, hat auch bey
Zergliederungen zwey Menfchen Angetroffen,
die feine Saamenbläfgen hatten.
Allſſo iſt dies Vehaͤltniß nicht unumgaͤng ⸗
lichfuͤr den Teſtikelſaamen nothwendig.
rt rt Ua 2 | | Es
. 364 ** )ot u
Es giebt alfo Fälle, wo Feine Verbindung.
zwiſchen ben herabführenden Kanälen und den
Saamenbläfgeh ftatt gefunden hat, folalich
auch Fälle, wo diefe Bläfgen nicht zum Auf:
bewahren des Teſtikelſaamens dienen,
Die Analogie anderer Thiere, wo bie
Bläfgen nicht zu einem ſolchen Behaͤltniße
dienen, zu dieſen Bemerkungen: hinzugefügt,
wird eine phufifche Wahrheit zu bilden im
Stande feyn.
Die Unterfuchungen, melde ich über die
Natur des in den Blaͤſgen ımd Kanälen ents
haltenen Saftes angeftellt habe, haben mid)
völlig überzeugt, daß er in beyden ganz vers
ſchieden iſt. Die eine Feuchtigkeit ift dick,
klebrigt, fadigt, und dies ift die in/den Ka⸗
naͤlen; die andere ift weniger zähe: Daher
hat Hr. d'Aubenton oͤfters den Teſtikelſaa⸗
men in den herabführenden Gefäßen zufammens
gebacken gefunden, aber nie den in den Blaͤſgen.
. Riolanen bewog biefer Unterfchieb, die
behden Säfte für voͤllig verſchieden und von
einander ganz fremder Natur zu halten. Er
fahe den in den Saamenbläfgen als für die
Zeugung ganz unnüß an und nannte ihn ex-
crementitium, ben in ben Xeftifeln aber
puriſſimum.
War⸗
2,8 Tal er ur
Warton beſtaͤtigte durdy neue Beobach⸗
tungen Riolans Meynung. Alle Phyſiologen
beynahe kannten dieſe verfchiedenen Gattuns
gen der Saͤfte; aber ſie kannten die Urſachen
ihrer Verſchiedenheit nicht. Bey einem zu
tode gefallenen Menſchen, den ich 22 Stun⸗
den nachher zergliederte, ſah ich ſehr deutlich
die Verſchiedenheit dieſer Saͤſte. Einer
ſchien das Vehikulum des anderen zu ſeyn.
Der gröfte Theil ser Affen bat in Ruͤck⸗
fiht der Zeugungstheile denfelben Bau,
mie der Menfh. Der Joko, der ſich diefem
am meiften nähert, hat nach Hr. d'Aubenton
ganz Menfchenähnliche Zengungstheile. Ders
felbe Fall findet bey dem Pigmäen ftatı *),
der die Schattirung zwifchen dem Menſchen
und Uffen macht, und wir wollen daher und
in nichts einzelnes einlaffen. ’
Man könnte mir einwenden, baf, wie
die in ber Leber abgefchiedene Galle in den
Aa Stamm
*, Was Hr. Chaptal; unter Pygmaͤen vers
ftehet, ift nicht wohl einzufegen, da er unter
den Uffenarten den Joko dem Menfchen
am nächften ſetzt. Hoͤchſt wahrfcheinlich 3a
er Commerfond Quimos in Madagaflar
bierbey im Sinne und man weis igt num,
daß ihre Eriftenz ſchon faſt widerlegt ift,
ba Commerſon wahrſcheinlich durch einige
krankhafte Subjekte ſich hat — laſſen.
4 £ br *
J
Stamm derGallengaͤnge gebracht wird und von
da in die Blaſe zuruͤckflieſt, um da zu verwei⸗
len, der in den Teſtikeln abgeſchiedene Saa⸗
me von den herabfuͤhrenden Kanaͤlen aufge⸗
nommen wuͤrde und an ihrem Ende in die
Saamenblaͤſgen zuruͤckfloͤſſe. Aber ungeach⸗
tet aͤhnlicher Gruͤnde, die wir zu unſerem
Vortheile aus der Inſertion der Ureteren in den
Körper der Blaſe und nicht in bie Harnroͤh⸗
re,hernehmen Eönnten, werben wir auch bez
merken, daß, ba die Leber von großer Maſ⸗
fe und durch tiefe Einſchnitte in mehrere Laps
pen getheilt iſt, es fehr ſchwierig feyn würde,
daß die Galle des ganzen Organs in die Blaſe
flöffe, wenn die Natur nicht dieſen Mechaniſmus
angewandt hätte, Uber wenn bey beynahe _
allen Thieren, die eine Gallenblaſe haben, ſich
keine Gemeinfchaft zwifchen Leber und Gallens
blafe findet, fondern jedes mit feinem eigenen
Kanale verfehen ift, der ſich in den Zwölffinz
gerdarm öffnet; wenn bey der Gattung von
Thieren, wo diefe Berbindung allgemein zu
feyn ſcheint, ſich doch einige Subjelte ohne
dieſelbe finden, wenn man ungeachtet’ biefes
Mangeld der Verbindung bo immer
Balle in der Blaſe findet, ſo duͤnkt mid, kann
man ganz dreiſt behaupten, daß die Gallen⸗
blaſe nicht das Behaͤltniß der Galle fey,
Fand
2 2 Zweys
KR 5X 1 Wis, | 367
Swepte Abcheilung
Beftimmung eines neucn Behälters für den
Saamen der Hoden.
Dr Gedanke, die beträchtliche Menge
des Saamens zur Befruchtung für fehr
nothmwendig zu halten, machte die Meynung
wahrſcheinlich, welche diefem Safte die Saas
menblaͤſgen zum Auffenthalte anweiſt, wo er
neu ausgearbeitet wird. Aber ohne der Vers
fuhe an mehreren Thieren zu erwähnen,
daß eine fehr mittelmäßige Menge von Saas
men ſchon hinreiche ein weiblihes Ihier zu
befruchten, fo bemerkt man auch, daß diefe
ausfchmeifende Menge ſelbſt in einem der
angenommenen Syſteme nothwendig ift. Wenn
er nichts, als eine aura feminalis ift, die _
alle Elementartheile dee Mutter befruchtet,
um fie zu beleben und eine" Folge von Bewe⸗
gungen in diefem Organe hervorzubringen,
die zur Entwickelung des Embryons noths
wendig ift, fo wird dieſe Verſchwendung des
Saamens unnüß. Wenn es Saamenthiers
dien oder Keime find, wovon nur ein ‚einziger
ſich entwickelt und durch den Zufluß einer gez
ringen Menge von einer wirklichen Saamens
oder nur einer ſchluͤpfrigmachenden Feuchtig⸗
keit waͤchſt, fo glaub ich, daß mir ung durch
die —— dieſer Be ben Abfichten der
a4 ar
‚ 368 N
Molur mehr nähern, weil wir fie in Abſicht
der erſten Grundfeime des Menſchen weniger
verſchwenderiſch machen , die fie fonft in gro⸗
Ber Mengezueiner Vernichtung, vor Beftims
mung ihrer Exiſtenz verurtheilen würde,
Der gröfte Theil der Zerglicherer, bes
nen Tihrergefchichte ein ziemlich unbekanntes
Feld war, behaupteten, daf der Hund das
einzige Thier fey, dem bie Saamenbläfgen
fehlten ; und zum Grunde defjelben gaben fie
die lange Zeit feiner Begattung an: aber
7) Äft diefe Zeit nicht hinreichend Yang,
den Saamen erft bereiten zu laffen,
2) kaben mehrere andere Thiere Keine
Saamenbläfgen, und die Dauer ihres
Beyſchlafes ift fehr kurz, und
3) left man in Morgagni’8 Adverfar,
anatom. eine Beobachtung des Th.
Cornelius, der einem Hunde die Saa⸗
bläfgen genommen hatte, welcher deffen
ungeachtet nad) ber Dyeration fein Weibe
hen befruchtete,
Mir fehlen diefe Bernerfung von Wie
tigkeit zu feyn, und ich verfüchte fie zu In — 1
* boh⸗
J * ) o( vn za 369
+. hohlen. Sm Februar 1777 band ich die
‚Hoden eined Jagdhundes fehr frark mit einem
feinen Faden, dergeftalt, daß die Teſtikeln
unter der Ligatur fich befanden. Diefen Hund
ſchloß ich mit einer hißigen Hündin von der⸗
felben Gattung ein, und die er vorher fehr
‚geliebt hatte. Den erſten Tag über nach
der Ligatur leckte der Hund befländig an den
Zeftifeln und winfelte von Zeit zu Zeit. Er
-foff fehr vie. Am folgenden Morgen fand
ich ihn feiner Hündin zur Seite liegen und fehr
sraurig. Bey der Unterfuchung der Ligatur
fand ich fie nody fefler, die Teftifeln wa—
ren etwas fhwärzer, ald gewöhnlich, aber
nicht fo weit, als fie geweſen feyn würden,
wenn die Ligatur nur den Ruͤckfluß des venoͤ⸗
fen Blutes gehindert hätte. Cr blieb, unges
achtet der Liebfofungen des Weibgens, beynahe
den ganzen Tag liegen, Den Tag darauf fand
er auf, fobald er mich kommen fah, und
ſchien weit munterer,. Sch Fam um ıı Uhr
in den Garten, fand ihn mit feinem Weib⸗
hen in einem fehr guten Einverftänpniffe und
fah eine halbe Stunde nachher feiner Begat⸗
sang zu. Vor ber Begattung felbft winfelte
das Thier etwas; ein Zeichen feiner Schmer;
zen, aber ber Inſtinkt war ftärker, als diefe.
Sch trennte darauf diefe beyden; das Weib;
hen gab bald darauf fidhtbare _Zeichen
ihrer Schwangerſchaft, und warf nach der
az ber
—
N ER
keftimmten Zeit vier Junge, wovon einer .
dem Vater volllommen glich.
Einer meiner Freunde, ber mir *
Huͤndin und ſeinen Garten zu dieſen Berfus
een hergegeben hatte, erzählte mir, daß
ein Fahr vorher fein Koch eine Fleine Huͤn⸗
din fehr forgfältig aufbewahrt habe. Zu
der Zeit, als fie hitzig wurde, ſo kam
einmahl ein Dachs hund in die Kuͤche gelaufen
und befprang jie vor feinen Augen, Im
Augenbli der Begattung nahm der Koch
den Dachs bey den Ohren, umfiezu tremten,
nd da dies nicht gelingen wollte, nahm er
einen Stock, und jagte die Thlere fo nach eis
nigen Schlägen aus einander. Das Weibgen
fand ſich nachher vollkommen befruchtet.
Sch nahm einem Wudelhunde die Teſti⸗
keln; aber die Narbe war fo lang, und bes
Yäftigte das Thier fo fehr, daß er fich —
aus nicht begatten wollte.
Ich zweifele nicht, daß ein — eine
geraume Zeit nach der Wegnahme ſeiner Te⸗
ſtikeln, zur Befruchtung unfaͤhig wird; aber
gleich nach der Operation reicht der in den
herabfuͤhrenden Kanaͤlen enthaltene Saamen
noch zu wenigſtens einer Befruchtung hin. |
Slers
j
.*)of 378
00 Hieraus siehe ih * doppelte Folge⸗
rung: 1) daß die ganze Laͤnge der herabfuͤh⸗
renden Kanaͤle eine zur Befruchtung eines
Weibchens hinreichende Menge von Saamen
enthalte. 2) daß man die Abſicht der Na⸗
tur bey der Vereinigung des Hundes mit ſeinem
Weibchen noch nicht kenne. Ich ſehe die lan⸗
ge Vereinigung als eine unvermeidliche Folge
der Stellung des Hundes an, wenn er ſein Weib⸗
chen von hinten befpringt, Sie muͤſſen zuſam⸗
menbleiben, big die Erektion aufhört, dann ers
laubt die Erſchlaffung der Ruthe eineZrennung.
Faſt bey allen anderen Thieren, de⸗
nen die Saamenbläfgen fehlen, iſt die Bes
gattung fehr kurz; ein fiherer Weweis, daß
der Umfang der herabführenden Randle eine
zur Befruchtung hinreichende Menge *
Saamen enthalte, |
"Aber «8. giebt lin wahres Schältnig
* —* dieſer Kanaͤle.
Bey der Veſchreibuog ‚ die ih von den
herabführenden Kanälen bey den verfchiedenen
Xhiergattungen gegeben habe, habe ich zu=
gleich einer fehr fichtbaren Ausdehnung erz
waͤhnt, die man bey Thieren ohne alle Aus⸗
‚nahme hinter dem Halfe der Harnblafe bes
merkt. Diefe Ausdehnung wird gegen den
J Theil
BSG). —26 C ..
}
Theil des Kanales zu fichtbar, der der Baſis
der Saamenbläfgen entfpricht, und bis zu
ihrem Halſe fortgehet, wo die Randle ihren
urfprünglicen Umfang wieder annehmen.
Diefe Ausdehnung hat alle die zu einem
Saamenbehäftniffe erforderlichen Eigenfchafs
ten. Ich will fie hier etwas weiter aus einz
ander ſetzen.
ı) Findet fie fich durchaus bey allen
befannten Thieren.
2) Man Fann nicht die Abrede feyn,
Daß diefe Ausdehnung denen Thieren zum
Saamenbehaͤltniße diene, die Feine Saamens
bläfgen haben, wie denen, die mit dergleichen
verfehen find. - E8 findet feine Verbindung
zwifchen den Kanälen und den Saamenbläfs
gen flattz dies iſt eine Folgerung,,. bie ſich
aus jenen Grundfäßen fehr leicht ergiebt;
aber es fcheint, daß diefe Ausdehnung auch
ebenfall& der dritten Klaffe von Thieren zum
Saamenbehältniß diene, das heift, denen
Gattungen, wo die ausführenden Röhren der
Saamenbläfgen und die herabführenden Gänge
ſich vereinigen. Da diefe Ausdehnung fi
durchaus bey allen Thieren findet, da fieallents
halben die nehmliche Einrichtung bat, diefels
be tage, diefelbe verhältnißmäßige Größe,
da zwifchen den Kandlen und Saamenbläfgen
zu
RU © *
zuweilen gar Feine Verbindung ſtatt findet und
die Saamenbläfgen einigen Thierarten gänzlich
fehlen, fo kann wohl niemand mehr daran zmeis
feln, daß diefe Ausdehnungen bey diefen fo gut,
als bey den anderen, zu Saamenbehälthigen
dienen,
2) Der Raum diefer Beutel reicht zu
einem Saamenbehältniße hin.
Diefer Raum reicht bey den Thieren
hin, die feine Saamenblafen haben. Ermuß
daher auch bey dem Menſchen hinreichend
ſeyn, meil, wie Haller bemerfr har, der
Menſch unter vie Thiergattung gehört, qui-
bus verum femen parcius eſt. Uebrigens
leuchtet e8 ein, daß bey ben Leuten, die
Hr. Taudon zergliederte und bie feine
Saamenbiäfgen hatten, die herabführenden
Gänge zur Aufbewahrung des Saamens .
hinreichen muſten.
3) Sein Bau feßt ihn in den Stand,
zu einen Behältniße zu dienen,
Meine Zergliederungen ‚höben mich ba
Iehrt, daß die Wände diefer Gänge | fid) an
dieſem Orte beträchtlich verdichten, Sch haz
be bemerkt, daß bey flarken Thieren, 5. €.
bey dem Stiete, dem Pferde, u. ſ. w. daß
Gewebe diefer Wände muſkelartig if. Mars
kann
374 OR
kann mit mit geringer Mühe zwey Flbernla
gen unterſcheiden, eine longitudinale-und eine
zirkelrunde. Schon bie Entveckung dieſer
Mußſkelfaſern bey großen Thieren wuͤrde
hinreichen, uns zur Annahme derſelben bey
kleineren zu bewegen, aber Leeuwenhoͤk hat
uͤberdem noch das Daſeyn von Fleiſchfaſern
derſelben im Menſchen erwieſen und die her⸗
abfuͤhrenden Gaͤnge ſehr reizbar gefunden.
Dieſe Einrichtung ſezt ſie in den Stand,
den darin enthaltenen Saft auszuſpritzen im
Augenblicke, daß ein hinreichender Reiz ſich
bis zu ihnen fortpflanzt, und die Faſern ſich
zuſammenziehen macht.
Dritter Abſchnitt.
Yıuzın der Sasmenbläfgen.
Her teift beftändig in den Saamenbläfgen
$ eine gemiffe Flüffigkeit an. Sie wird
dahin nicht aus den herabführenden Gängen
abgeſetzt. Woher kommt ſie nun? |
Heiſter, Winslow, Dionis, Grabel,
Nogueʒ u. a. nahmen in den Wänden der
Saamenbläfgen Drüfen an, und dieſen
— der Zergliederer zenes ließe ſich
der
&
a
Ol 375
der Urſprung der in diefen Bläfgen enthaltes
nen Feuchtigkeit ungemein leicht enträthfeln.
Da indeß unfere Bemerkungen das Dafeyn
dieſer Drüfen noch nicht erwiefen haben, fo
wuͤrde es unvorſichtig feyn, auf einer ſolchen
Grundlage eine Theorie bauen zu wollen, und
ich waͤre um ſo ſtrafbarer, da dieſe Frage
von der Exiſtenz oder dem Nichtdaſeyn dieſer
Drüfen völlig unabhängig iſt. In der That
kommen auch alle Thiergootomiften darin übers ,
ein, daß fi ch im natürlichen Zuftande Fein
drufi igter Koͤrper in den Haͤuten der Saamen⸗
bläfgen des Stieres, Pferdes u. f w. finde, und
deffen ungeachtet ſchwitzt unaufhörlich ein Saft
heraus, der die Höhlung allgemach anfuͤllt.
Die Wahrheit einer Sekretion feheint mir |
vom Daſeyn der Drüfen völlig unabhängig.
Ausßerdem hat man $eute gefehen, bey
denen bie herabführenden Gänge ganz offenz
bar keinen Saft in die Saamenbläfgen aba
feßten, wie dies bey dem fanoyifhen Gols
daten der Fall war, und doch waren bie Saa⸗
menbläfgen gefüllt. Man hat audy andere
gefehen, die gar Feine Zeftikel hatten, und
bey denen body die Bläfgen eine Menge Saft
‚enthielten, mie dies aus der obenerwähnten
Beobachtung des Cabrol und einer- endeten
bes Pujati erheller.
1
Ant,
X
876 Der ) o K 4 **
Ant. Pujati führt In feiner differt. ih
Methodo philofophandi in praxi medica
das Veyfpiel eines jungen Mannes an, dent
im ı6ten Jahre die Zeugungstheile verlegt
wurden. Man ſchnitt ihn genau die beyden
Teftifel weg, und beffen ungeachtet hatte er
nachher fehr häufige Erektionen, kopioſen Saas
imenverluft, und wie unfer Schrififteller fagt;
. rem faepe exercuit,
Bartholin hat bemerkt, daß bie Ver⸗
ſchnittenen, denen die Teſtikeln genommen find,
häufige und ſtarke Pollutionen hä
Die Saatenbläfgen — aber doch
einen Saft ab; aber dieſer Saft iſt nicht be⸗
fruchtend, denn bie Berfchnittenen zeugen
nicht. Mir fcheint er ein Vehikel des dickes
ten, mehr Elebrigren Teſtikelſaamens zu feyn,
und die Natur hat bey dem Menfchen diefe
beyden Ausſcheidungsgaͤnge vereinigt, um
die Mifhung ihrer Säfte zu erleichteren
Den Tefttlelfaamen betrachte id) als ben
Theil, ber das Ey befruchtet, da er fich nur
in geringer Menge nach Verhaͤltniß mit a;
anderen Säften vorfindet,
Zu dieſen beyden Saͤften, nachdem ſie
mit Heftigkeit in den Harngang geſpritzt ſind,
miſcht ſich in dieſem Durchgange noch der Saft
der
/
m > 0 ( * 377
der Saamenkarunkel, die Morgagnt zuerſt
befchrieben hat, und wo er bemerkt hat, daß
die Ausfonderungsgänge der Blaͤſgen zuwei⸗
len ſich öffnen:
Bey den Thieren, die Feine Saamenblaͤſ⸗
gen haben, hat die Natur zum Erſatz des
von uns angegebenen Gebrauches derſelben,
eine andere Einrichtung getroffen, die wir
noch nicht kennen. Man kann die Arbeiten
eines Valſalva nicht genug verfolgen, der
bey Vögeln, Vipern, Schildkroͤten, bie cap-
ſules ſuprarenales mit den Teſtikeln zuſam⸗
menhaͤngen fahe, und bemerkte, daß ihre Aus⸗
ſonderungsgaͤnge ſich unmittelbar in die herab⸗
fuͤhrenden Kanaͤle oder in die Teſtikeln ſelbſt
erbfneten.
Vielleicht ergieſſen ſie darinn einen Saft,
der den Saamen verduͤnnt und folglich die
Stelle der Feuchtigkeit aus den Saamenbläfe
gen vertritt, ER
Diefe Zweifel über eine ſolche Frage
ſcheinen mir wohl der Aufmerkfamkeit der Zers
glieberer werth zu fen. - Allein die Thiev⸗
zergliederung kann fie auflöfen. |
BE V,
‘378 u ) o ( *
V.
Ueber die Lebensdauer gewiſſer Inſekten“
vom Srn. Biboud. I,
) les in der Natur muß Erſtaunen erregen;
ihre gemeinften, und beym erften An⸗
blicke einfachften Schöpfungen bieten dem Au⸗
ge des Forſchers fo zahlreiche, als auffallende
Wunder dar, Ihr Studium eröfnet ihm
eine Quelle reiner Freuden, welche die übriz
gen Menfchen nicht Eennen, und die Natur
weiß ihm feine Mühe zu vergelten,
Unter ber Menge von Weſen, bie
einen Beweis ihrer Macht abgeben, find
‚bie Inſekten einer vorzüglichen Aufmerkfams
Zeit der Naturforfcher werth. Ihre Entſte⸗
hung, ihre Organifation, ihr Bau, ihre Vers
mandlungen, ihre Arbeiten find unerfchöpfs
lihe Quellen neuer Bemerkungen und neugies
riger Unterfuchungen, Diefelbe Empfindung
der Ehrfurcht bemächtigt fi) der Seele bed
-Philofophen, er mag dem Gange der Natur |
in einem beynahe unfichtbaren Infekte nachge⸗
ben, oder Unterfuchungen über ben Mecha⸗
nifmus des menfchlichen Körpers anftellen ;
daffelbe Gefühl von Bewunderung durchdringt
ihn
®) Unter dem Rahmen: Inſekten, find auch Die
‚ eigentlichen Würmer begriffen.
* N 379
‚ihn, wenn er die Bildung und Eriftenz einer
Reitlaus beobachtet, oder feinen Blick auf
die unermeßlichen und zahllofen Welten rich;
tet, die fi) im unendlichen Raume bewegen.
Die Inſekten find Elein und ſchwach,
fie haben eine Mengesuu Feinden, find einer
„beftändigen Gefahr ausgefeßt, und durchlau⸗
fen: die ihnen vorgezeichnete Laufbahn nur mit
großer Mühe; aber dafür fcheint fie die Nas
tur durch auszeichnende Wohlthaten entfchäs
digen zu wollen, Sie haben das Glück in
verſchiedenen Geftalten nach einander zu exis
ſtiren, da den anderen nur eine ausſchließlich
zukommt, Bald wohnen fie im Inneren der
Erde, bald aufter Dberfläche derfelden, bald
in der $uft, bald find fie Würmer, bald
vielfüßig, bald Vögel. Kine große Menge
berfelben genießt nady und nach das mit jes
ber von biefen Arten zu exiſtiren, verbundene
Vergnügen. Die Allmacht, die fie gefhaffen
hat, fcheint ihnen alle Körper unterworfen
zu haben, mweil alle ihnen entweder zu einem
m
Zufluchtsorte dienen, ober ihnen Nahrung
gewähren, Nachdem fie vorher bie gröbften
Materien, die Pflanzen: und Thierüberbleibs
fel, genofjen haben, beftimmt fie ihnen die rein⸗
fte &uft, den Blumenfaft, den Honigz nada
bem fie biefelben auf der Erbe, hatte traurig
fortkriechen laffen, giebt fie ihnen glänzende
Bb 2 Fluͤ⸗
380 vi )o( he
Flügel, fefte und zugleich ſchoͤne Maffen, |
und bie reizendften Farben.
Eine Menge von ihnen zeigen ung bie
auffallendften Phänoniene in ihrer Manter,
ſich zu vervielfältigen, oder ihr Leben zu er;
halten. Jeder weiß, daß die Art, den Suͤß⸗
mafferpolypen fortzupflangen, gerade diejenige
iſt, welche die anderen Thiere zerftört. Ein
jeder vom Polypen abgeſonderter Theil wird
bald ein felbfiftändiger und volllommener Pos
Iyp, ber wieder andere hervorbringen Tann,
Auf eben die Art vervielfältigen fich einige
Durch Zweige, wie die Vegetabilien, andere
Tommen aus den Seiten des Polypen hervor
und mwachfen auf ihm, wie die Zmeige aus
einem Baumftamme,
Wenn man das Waſſerſchlaͤngelchen
in mehrere Stüde zerfchneider, fo wird jedes
ein vollftändiges Infekt, jedes befommt einen
Kopf und neue Füße u.f.w. Das fonderbarz
fte ift, daß das Inſekt fich durch freymillige
Abfonderung felbft verbielfacht. Es erhebt
fih, fagt Donner, ein neuer Faden auf dem
Waſſerſchlaͤngelchen, und es kommt ein neuer
Kopf in einiger Entfernung vom hinteren Enz
be hervor, Diefes mit feinem neuen Kopfe
trennt fi vom übrigen Körper, und fo entz
fichen aus einem einzigen ——
ihrer
7
Br )o ( I Rd 381 '
ke zweye. Derfelbe Naturforfcher befchreibt
mehrere Würmer, deren abgefonderte Stüs
‚een bald zu eigenen Würmern werden.
J Wenn man einer Ameife den Leib ge
rade megfchneidet, ohne ihr die Beine zu
befhädigen, fo geht fie nod eine Zeitlang
fort, und fchleppt ihre Beute vor fi hin,
als wenn fie unbefhädigt wäre. Eine Wefs
; pe, der man ben Kopfabgefchnitten hat, lebt
noch mehrere Tage fort, und man hat ben
Kopf diefer Thiere noch heftig ftechen gefehen,
ob ſie gleich abgefhnitten waren. . Man hat
\ wandelnde lätter, nachdem man ihnen
- ben Kopf weggefchnitten hatte, fich bewegen,
laufen, fi felbft begatten gefehen, wenn
der dazu gehörige Theil nicht verlöhren ges
gangen war, Das Raͤderthier, das Son:
rana befchrieben hat, war. eine geraume Zeit
ſchon vertrocknet, folglich bewegungs⸗ und
leb⸗ los, lebte wieder gleichſam auf, als ed mit
Waſſer befeuchtet wurde. Diefer große Natur⸗
— 1—— kannte mehrere Thiere dieſer Art, und
er hatte einmahl die Abſicht, uͤber dieſen Ge⸗
genftand ein Werk herauszugeben, das ſich
+ dem Leben und bem fcheinbaren: ka ber
Safe beſchaͤftigen follte, I
Man kann mehrere Juſekten eine lan⸗
⸗ Belt ohne Nahrung — und ſie
Bb 3 ſind
—
382 ——
find während ber Zeit doch nicht weniger thaͤ—⸗
tig, nicht weniger lebhaft, als die anderen,
bie diefem Verſuche nicht unterworfen find,
Boile hat dies fchon an den Fliegen bemerkt;
Hr. Poirer an dem wandelnden Blatte,
und id habe ed mehrmahlen an Spinnen und
vielen anderen Inſekten beobachtet.
—
’
Diejenigen, welche im Waffer leben, und
bie kriechenden find nicht minder merkwürdig.
Der mebdicinifche Blurygel lebt mehrere
Monate lang ohne Nahrung in einem Ges
faͤße, das mit werigem Waſſer gefüllt if,
Der aubfrofch kann fo zwey Jahre fortleben,
wenn manihm beftänbig frifches Waſſer giebt.
Der Waffe» Salamander reproduzirt fehr
ſchnell feine verlohrne Arme, Füßeund Kinns
backen. Ich habe ihn in einem Gefäße beys
nahe einen Monat lang aufbewahrt, ohne ihm
Futter zu geben. Sein Schwanz bewegt
fi) in den Eleinften Stüden mehrere Stunden
nad dem Tode des Thieres. Cine Schnedke,
der man den Ropf abgefchnitten hat, lebt
mehrere Monate ohne diefen Theil fort, und
man verfichert, daß allgemach ein nener an bie, -
Stelle des verlohrengegangenen: hervorkom⸗
me. Der Flußkrebs und der groͤſte Theil der
Thiere mit Schalen, werfen mehrere von
dieſen ab, und jedesmahl ſieht man ſie durch
eine neue erfeßt, Der Regenwurm, die
ha : Schlan⸗
e. ol un 383
Schlangen, die Eidechſen leben noch lange Zeit,
nachdem man fie in zwey Stüce geſchnitten
bat. Der Kopf der Viper ift, felbft vom
Körper abgefondert, noch gefährlih, und
‚ bie Lebensgeifter find noch mehrere Stunden
nachher darin würffam. Fontana hat bes
merkt, daß ihr ausgeriffenes Herz noch lange
nachher fchlägt, und der abgefchnittene Kopf
noch beißen kann”). Er ziehet baraus den
Schluß, daß das Leben bey einigen Thieren
mit dem Umlaufe des Blutes und der Säfte
wicht fo eng verfnüpftift, daß es nicht ohne bien
fe Verrichtung fubfiftiven koͤnnte.
Die Brieftafche des Hr. Abts Diques
mare enthält eine Menge von fonderbaren
Thatſachen von der Drganifation und dem
geben verfchiedener Seegeſchoͤpfe. Die Meer⸗
neſſel, von der feine Beſchreibung tm Journ.
dePhyf. Dec. 1784. ſteht, hatnur eine gals
Iertartige Konfiftenz, und ihre Länge beträgt
einige Linien bis zu mehreren Fußen. Ihre
abgefonderten Theile geben immer einige
Zeichen des Lebens, und menn fie zur Hälfte
von einem größeren Thiere verſchluckt iſt,
fo. verdoppelt die noch, freye, andere Hälfte
ihre Anftrengungen , fich loszumachen. Die
Seeanemone iſt nicht minder merkwuͤrdig: ih⸗
re Bb4 ı re
*) Traite de Venin de la Vipere, .
384 66
re abgeſchnittenen Theile haben immer noch
Bewegung. Die Suͤßwaſſeranemonen, wo⸗
von Hr, Müller uns mehr als ein und drey⸗
Ein Gattungen Eeanen gelehrt hat, veroffen⸗
bahren fämtlih die nehmlichen Erſcheinun⸗
gen *). Er hat dies auch bey den Einge⸗
meidewürmern bemerkt,
Es iftzu leicht, fich zuirren, wenn man
Yon diefen Wundern einen Grund angeben
. will, als daß ich es hier Herfuchen möchte,
- Die gröften Beobachter haben ſich damit bes
gnuͤgt, fie zu befchreiben, und ihre Vermu⸗
thungen nur mit zweifelhafter Befcheldenheit
vorgetragen. Veym Studium der Natur
muß man mitder Beobachtung anfangen,
und nur wiederhohlten Verſuchen und tiefen
Meditationen kann eine Erklärung nach⸗
folgen, Ich habe dieſe bekannten Thatſachen
niht darum hier angeführt, um mit ihnen
die Wirklichkeit der folgenden zu bemeifen,
Und wenn man bewunderungsmwürbdige Erfahs
rungen und Fakta Eennet, die unferen Bes _
griffen Yon der Drganifation und dem $eben
der Weſen gerade entgegenlaufen,; : fo muß
man mit nicht minderem Erftaunen eben fo
fonderbare neue Erſcheinungen bemerken. -
Bey
*) Hiftoria Vermium, Tom I, 1744:
u ————
Bey der Unterfuchung, wie lange ge
solffe Snfekten, ohne Nahrung zu ſich zu
nehmen, wohl leben können , hatte ich Gele⸗
genheit, zu ‘bemerken , baß mehrere unter
ihnen, bie toͤdlich verwundet mit anderen voll⸗
kommen gefunden derfelben Gattung eingez
ſchloſſen wurden, nicht eher, als dieſe, ſtarben,
außer in dem Falle einer außerordentlichen
Zerruͤttung oder einer bepnahe gänzlichen Zers
ſtoͤrung der Maſchine.
Um dieſe Beobachtung noch wollten I
beftätigen, fo ftellte ich mit. mehreren In⸗
fekten Berfuche an. Alle, die ich gebrauchte,
waren ſolche mit Fluͤgeldecken, und ich kann
folglich allein fuͤr dieſe Klaſſe einige Folge⸗
rungen ziehen, ob es gleich ſcheint, als wenn
ſie ſich auf die anderen auch wohl anwenden
ließen. Ich will hier meine Erfahrungen
über die Maykaͤfer audeluanberfegen, |
“
Erſter Verſuch.
Am 19 Apr. 1782 nahm ich ‚zu gleis
Her Zeit 8 völlig gefunde Käfer. Ich
ſchloß drey von ihnen in ein hinreichend gros
Bes Behaͤltniß mit einem durchlöcherten Ble⸗
che bedeckt, um fie freye Luft ſchoͤpfen zu laſ⸗
ſen. Den vierten ſchloß ich in ein wohlver⸗
by Hier⸗
Ropfies Glas,
386 — a Re =;
Hierauf durchſtach ich die vier anderen,
und befeſtigte drey davon auf ein kleines
Brett mit einer Nadel, die mitten durch fie
gieng. Zweye waren durch die Bruft geftos
hen, der dritte durch den Bauch und der viers
te wurde nad) einer anderen ſchweren Vers
wundung bey ihnen ins Glas gelegt.
Den 2ıften ſtarb einer von ben dreyen,
bie auf dad Brettgen befeſtigt waren. Seine
Anftrengungen hatten ihn ganz zerriffen. Der
erſte, der darauf das nehmliche Schickſaal
hatte, mar der ind Trinkglas eingefperrte,
wo er doch 11 Tage lebte, Drey Stunden
darauf fand ich die anderen beyden, auf das
Breit befeſtigten, todt.
Den aten und zten May Karhei bie
viere in dem großen Glaſe. Der leßte war ber,
den ih ſchon am ıgten April durchftochen
hatte, ohne ihm doch die Nadel im Körper
zu laſſen.
Aus dieſem Verſuche ergiebt ſich, dag
nur ein einziger Kaͤfer von den befeſtigten
am Ende des zweyten Tages ſtarb: etwas,
das man der. völligen Zerreißung feines Koͤr⸗
pers zuſchreiben kann; daß der unverwundet
in das Trinkalas eingeſchloßene eher, als
die uͤbrigen verwundeten ſtarb, und daß einer
von
wor Se
von biefen letzteren alle die völlig gefunden
um ein betraͤchtliches überlebte,
Zweyter Verſuch.
Denn 2oſten des nehmlichen Monats
April nahm ic) zwey andere Räfer, monon
einer auf ein Brettgen mit einer Nadel ges
ſteckt wurde, die ihm durch daB Bruſtſtuͤck
gieng, und der andere in eine vergiiterte Buͤch⸗
fe gefeßt, ohne im geringften verwundet zu
werben. Beyde lebten bis zum gten Map.
Der zweyte nur bis zum Mittag, und der
erfte Bid zum Abend, Diefer hatte 14 Tage
lang an einer ſchwarzen Nadel gefteckt, und
da er ſich die erften Tage fehr unruhig bewegs
te, viel Säfte verlohren: am aten des Mor⸗
gend hatte ich ihn von der Nadel loſsgemacht,
die im Körper verroflet war, und ihm feine
Fuͤhlfaden verlegt, ji
Dritter Derfüch,
on. Sch wieberhohlte am roten May meis
ne Verſuche an acht anderen Käfern, Den,
anderen Morgen fand ich zwey von ihnen,
tobt, wovon ich einen feſtgeſtochen und den
anderen in ein Behältniß mit Luftloͤchern ge:
fest hatte, ‚Die verwundeten lebten ohngefaͤhr
31 | eben,
288 * ) o ( *
eben ſo lange, als die völlig gefunden, aber
am Ende des vierten Tages lebte Fein einzis
ger von allen mehr. Sch ſchreibe den Untere
fhied ihrer Lebensdauer von der der vorigen
4
der Erſchoͤpfung nach ihrer WBegattung zu, -
und ich habe-bemerkt, daß allezeit nach dies
fer Handlung ihr Ende nahe RR {
Pierrer Verſuch.
Am erſten May 1783 wurden Yon 7
Kaͤfern, die ich von demſelben Baume ges
nommen hatte, dreye mit einer Nadel feſt⸗
geſtochen „drey in einen vergitterten Kaſten
geſetzt und der letzte heftig verwundet. Dieſer
ſtarb nach vier und zwanzig Stunden; drey
Tage hintereinander verlohr ich immer einen
aus dem Kaſten; bie anderen lebten ıı Ta⸗
ge. Aber einer von benen feftgeftochenen
überlebte bie anderen um mehrere Stunden,
Sünfter Verſuch. ie
Am zweyten beffelben Monats unterſuch⸗
te ich ſechszehn, wovon acht verwundet, und
acht ganz allein ins Beten eingeföjloßen
wurden,
isch von dem Hermunbeten fiarken in
ef, aber die folgenden Tage hindurch mehren
re
) ol 389
re von den unverwundeten. Am 1 zten ſtarben
ihrer ſechs, wovon allein zweye verſtuͤmmelt
waren. Der letzte von dieſen ſtarb am 18ten,
und es blieb nach ihm nur ein einziger in
dem Behäliniffe übrig. Folglich lebten im
Ganzen genommen die verwundeten länger
Sechſter Verſuch.
Am ı6ten ſtellte ich einen neuen Ver⸗
ſuch an 3 Käfern an, wovon eiter burd) die
Tadel fehr ſtark verwundet, und ein anderer,
wie bey den vorigen Vaſuchen angenagelt,
und der dritte ohne Verletzung aufbewahrt
wurde. Dieſer ftarb zuerſt, dann der —
heftete, zuletzt der verwundete.
Siebenter nn achter Derfuch:
a Sm Jahre 1784 und 1785 wiederhohl⸗
te ich dieſelben Verſuche auf verſchiedene Ar⸗
ten, und das Reſultat derſelben war beftändig,
daß die gröfte Anzahl verleßter und verftüme
melter Inſekten nicht.cher, als die völlig gen
funden, farben. Sch will meine Bemerkung .
gen nicht weitläuftig auseinander feßen, um
eine ermübdende MWeitfchweifigkeit zu vers
meiden, —
Dies
399 — ) 0 *
Dieſe Verſuche erfordern ſehr viel Auf⸗
merkſamkeit. Sie koͤnnen bey der Wieder⸗
hohlung durch geuͤbte Beobachter auf unendlich
verſchiedene Arten angeſtellt werden, aber
man muß nicht uͤber die abweichenden Mes
fultate verfelben erftaunen, Man fühlt wohl,
daß Temperament, Alter, Geſchlecht, Kraͤf⸗
te der Individua eine Menge von Verſchie⸗
denheiten veranlaffen müffen Ebenfalls
tragen hierzu die dazu angewendeten Jnſtru⸗
mente, ihre Form, ihre Materie fehr viel bey,
Denn ich bemerkte, daß ih Grünfpan um
die Nadeln, womit idy fie befeftigre, anfeßte,
und daß dies inren Tod jehr beſchleunigen
konnte. Um ein Faktum feftzufegen, muß
die Maffe der Erfahrungen ein gleiches Mes
fultat angeben. Einige Ausnahmen, die von
der befonderen Vildung des Subjektes ober
von anderen Umftänden herrühren, Tönnen
bie Folgerungen nicht umftoßen, bie man
aus der größeren Anzahl der Erfahrungen
ziehet, |
Die Inſekten, welche ich unterſucht has
be, ſind ſo lebhaft, daß ſie an ihren Wunden
nicht ſterben zu koͤnnen ſcheinen, ſondern allein
nur an Erſchoͤpfung, wie die welche unver⸗
wundet geblieben ſind. Daher ergiebt ſich,
daß bey gleichen Umſtaͤnden es einer ungleich
betraͤchtlicheren Anſtrengung bedarf, um ein
In⸗
t NO. | 391
Inſekt, ald um ein großes Thier zu zerfißren.
Man muß eg zerreiffen, um es zu tödten, und die
ſchwerſten Verwundungen find für ed faft ganz
‚unbedeutend, Ich habe einen Mayfäfer
‘vierzehn Tage lang an einer Nadel leben
ſehen, die dicker als fein Schenkel war, und
wenn man den Menſchen als einen Vergleis
chungspunkt feſtſetzen will, fo wird man finden,
daß dievierzehn Tage beym Maykaͤfer eine gros
‚Be Anzahl von Jahren beym Mefchen betragen,
and daß der leßtere wohl nicht einen Augenblick
‚weiter leben wuͤrde, wenn er mit einer beindicken
Nadel auf ein Wrett geftochen würde.
Wie Fönnen diefe Inſekten aber fo era
ſchreckliche Zerrüttungen ertragen? Diefe
erftauslihe Kraft rührt ohne Zweifel vor
dem ſchwachen Grade ihrer Empfindlichkeit,
von der befondern Natur ihrer Organifation
und der Befchaffenheit ihrer Säfte her; Ih⸗
ze Drgane feinen lebhafter Eindruͤcke nicht
empfänglih zu feyn. Man hat bemerkt,
daß fie einen beträchtlihen Grad von Tro⸗
‚@enheit befißen, baß fie wenig fleifdjichte
Theile haben und daß ihre Fibern nicht wie
bie der großen Thiere befeuchtet find. Man
muß glauben, daß daB Infekt weder Elagt,
noch einen Ton des Schmerzes von ſich giebtz
ihre Töne fcheinen nur den Verluft der Frey⸗
heit zum Grunde zu haben, Eine Fliege
ohne
\
392 ER )o [4 —
ohne Kopf verſucht fortzufliegen, ein durch⸗
ſtochener Kaͤfer handelt nicht anders, als
wenn er ganz einfach woran feſtgebunden
wäre. Dies iſt eis Beweis, wie ſchwer es
iſt, bey den Inſekten den Mittelpunkt der
Lebens bewegung wahrzunehmen, und mie
unendlich ihre Organiſation von ber eines
großen Thieres verſchieden iſt. Bey dieſem
endigen ſich alle Nerven im Gehirne; aber
das Lebensprinzip und Prinzip der Empfins
dung ſcheint bey den Inſekten gleichförmig
dur alle Organe verbreitet zu feyn. Nach
den Naturforfchern haben ihre Faſern Feine
beſtimmten Vereinigungspunkt, und fie endiz
gen ſich alle an dem Xheile, für den fie bez
ſtimmt find: Dian nehmeihnen Kopf, Bauch,
Bruft, ur ſ. wi ab, immer werden Zeichen
des Lebens fihtbar. — Der abgefonderte
Theil giebt davon mehr ober weniger. Daher
Tann man fließen, daß der angegtiffene
Theil der einzige iſt, welcher leidet,
und daß alle Theile ein eigenes Leben haben.
Der Polyp, die Seegewuͤrme die Waſſer⸗
ſchlaͤngelchen ſind fuͤr dieſe Be ein
maͤchtiger Ban,
Von de anderen Seite koͤnnen die kleb⸗
rigten Materien, welche den Koͤrper der In⸗
ſekten anfüllen, verhindern, daß ih⸗
nen bie Wunden nicht tödlich find. Sie
con⸗
— 393
eoaguliren ſicham Rande der angegriffenen Thei⸗
le, verhindern die. Fortpflanzung des Geſuͤh⸗
les, ober ſchuͤtzen die wefentlichen Theile und
kommen den Jufällen zuvor, welche die Ver:
Mundungen bey anderen Thieren begleiten.
Ihre Gefäße koͤnnen ſich ebenfalls mit Kraft
zufartimenziehen, unb-find-im Stande, bald den
Erguß der Säfte zu hemmen, Vielleicht ift
die, Erſcheinung ihres fortdatirenden Lebens
die Folge eines Fiebers, das durch die Zers
züttung in ihrer Oekonomie veranlaft iſt.
Und in der That ſieht man Fieberkranke meh⸗
rere Tage ohne Nahrung zubringen, indeß
‚ein geſunder Menſch einen ſolchen Verſuch
ohne Gefahr wohl nicht wagen dürfte, Ic
übexlaffe e8 übrigens gelehrteren Männern,
die Urfachen diefer unbelanuten Kraft auss
zumitteln, welche das Leben berftümmelter
Inſekten verlängert: Die Natur wirft au
hierüber ihren Schleyer, wie über das Phaͤ⸗
nomen ihrer Metamorphofen und ihrer Wie⸗
dererzeugung, und ich Beanlige mich, den Na⸗
turforſchern ein neues Feld für ihren Fleiß {
ontdeckt zu haben,
J
PER ——
& I SAYIR
374 5 )oC nr.
Weber die Schuppen verfchiedener Sifche, die
man gewöhnlich diefer Theile beraubt
glaubt. ’
vom Sen. Brouſſonet.
ir kennen nur eine höchft kleine Anzahl
von Fiſchen, denen die Schuppen
gaͤnzlich fehlen, und es laͤſt ſich ſogar ſehr
wohl denken, daß dieſe Theile bey allen Fiſch⸗
. gattungen ba find, und nur aus dem Man⸗
gel forgfältiger Beobachtungen den Augen
des Naturforfchers entgiengen. Dieſe Abe
handlung hat eine Beſchreibung biefer Theile
bey mehreren Öattungen ber Fifche zum Zweck,
bey denen man von ihrer Nichteriftenz volle
kommen überzeugt war. | |
Die Lage der Schuppenift nach Maaß⸗
gabe ber unterfchiedenen Lebensarten unb ber
Bildung jedes Fiſchgeſchlechtes verſchieden.
Bey einigen liegen ſie ganz frey da, bey an⸗
deren ſind ſie zum Theil mit der Haut be⸗
deckt und zuweilen liegen ſie ganz unter der
Oberhaut verborgen. =
Auch ihre Verbindung mit dem Körper
wechſelt nad) der Verſchiedenheit der Gattun⸗
gen
ur ) fe) ( vi 395 %
- „gen ab. Es giebt Gefchlechter , bey denen
fie fehr dicht an der Haut feftliegen und nichts
als eine Fortfeßung derfelben zu ſeyn ſcheinen;
zumeilen find fie nur ganz lofe durch fehr feine
Gefäße daran geheftet, die von ber Mitte
ober dein Mande einer jeden Schuppe aus⸗
gehen, deren Formen fo verfchieden, als die
- Gattungen find, Man findet cylindrifche,
xrunde, viereckigte, ausgekerbte, u. ſ. w. fo
wvie auch knochichte und biegſame.
Die Fiſche, deren Schuppen voͤllig blos
liegen und nur durch Gefaͤße mit dem Koͤr⸗
per verbunden ſind, gehoͤren zu denen Gattun⸗
gen, die in großen Tiefen ſchwimmen, ſich
nie ben Ufern nähern, und folglich der Ges
fahr, diefe Theile zu verlieren, die der minz
deſte Stoß an Felfen oder an Geepflanzen
fogleich losreißen koͤnnte, weit weniger ausgez
feßt find. , Mehrere Öattungen ber Clupea
des Silberfifches u. ſ. w. kann man füglich
in biefe Klaſſe feßen. Bey diefer fcheint der
Nutzen der Schuppen nicht weiter zu gehen,
als ihren Körper eben und glatt zu machen,
und mithinihr Fortſchwimmen zu erleichtern ;
etwas, das dadurch um ſo mehr Wahrfcheins
lichkeit gewinnt, weil alle dieſe Gattungen weite
Reiſen machen und die uͤbrige Bildung ihrer
Organe ganz darauf abzuzielen ſcheinet, die
Schnelligkeit ihrer Bewegungen zu vermehren,
” Cc2 Je
‘396 DONE
Je mehr die Fiſche ſich dem Ufer zu
nähern beſtimmt find, beftomehr überziehen
fih allgemach ihre Schuppen mit einer Haut.
Ihre Dicke nimmt zu und ihre Berbindtung wird
fefter, als fie e8 bey. den eben erwähnten
Gattungen war. Diefe Einrichtung ift ihnen
um fo nothwendiger, da fie allein dadurd) vor
den: Nachtheilen eines Stoßes an die Madres
poren und Corallenfelſen, zwiſchen denen fie
unaufhoͤrlich herumſchwimmen, gefichert wer⸗
den koͤnnen. Die Bildung ihrer Schuppen
iſt nach ihrer Lebensart verſchieden. Zuwei⸗
len find fie fehr groß, wie dies der Fall Bey
mehreren Gattungen von Pärfchen, fau-
sus und bef. des fcarus ift, die nah Ver,
hältnig zu ihrem Körper weit größere Schupr
pen haben, Sch habe einmahl dergleichen
don einem Fiſche, der im indifhen Meere
gefangen war, gefehen, bie mehr als drey Zoll
im Durchmeſſer hatten, Sem
Je mehr die Fiſche, deren Schuppen
zum Theil mit einer Haut bedeckt find, zu
einer Lebensart nahe am Ufer ſich beſtimmen,
deſto kleiner fihd diefe Theile, und deſto mehr
verbicht ſich die Haut, welche diefe Theile bes
feftigt. Dies wird fich ſogleich auß der Ver⸗
gleihung eines Hechtes mit einer Schleihe
ergeben. Ich beziehe mich mich hier auf bie
Abhandlung Safters, der eine Menge biefer
Schup⸗
=
\
DE 292
Schuppen abgebildet hat, und ‚ich ſchraͤnke
mich allein auf die, Beſchreibung ber Organe
bererjenigen Gattungen ein, bie noch nicht
beſchrieben find,
me) findetfi im mittelländifyen Meere. Er
ift fehr dünn und ſchlank, und fein Schwanz
endigt fich in eine Spitze. Den erften Ich⸗
thyologen war er unter dem Nahmen taenia
bekannt, weil. fie feine Geftalt mit einem
Bande vergleichen wollten. Sinne bezeich⸗
nete ihn mit bem Nahmen Cepola und füge
te, ihm den darakteriftifhen Nahmen taenia
hinzu. Seine. Feyerfarbe, und feine. Art
ſchlangenfoͤrmig zu ſchwimmen, gab ihm ben
franzöfifhen Nahmen : Ja Flamme (und feine
Geſtalt ihm den deutfchen: Spisfdywanz).
Beynahe Fein Schriftfteller. hat eine gute
Beſchreibung von diefem Fifche geliefert, Mir
iſt zum mwentgften Feiner bekannt, ber etwas
über feine Schuppen gefagt hätte. Hr. Bous
an. fagt bey ben Kennzeichen, bie er von dem
Cepola , wovon wir ißtreben, giebt: er has
be gar feine Schuppen; und dod fällt e8 gar.
nicht ſchwer, dieſe Theile zw unterfcheiben, ba,
fie am Körper des XIhlered nur unter
einer feinen, aͤußerſt zarten Haut liegen. Sie
liegen in einer folhen Form, daß ſie ſchiefe
‚Linien bilden, die fi in Geftalt des. Schach⸗
2 N €: 3 bretz
Der Spigſchwanz (Cepola, laFlamı
\
a
brettes kreuzen. Sie laffen In der Haut eiz
nen beynahe vierecfigten Eindrud, Go Klein
fie find, fo kann man fie doch mit bloßen Aus
gen fehr deutlich unterfcheiden, Unter dem
Mitroffope fehen fie eyfoͤrmig aus, etwas
mehr an ber einen, als an der andern Seite
abgeftumpft. Gegen den gröften Rand fieht
man vom Mittelpunkt ſehr deutlich von eins
ander abgefonderte Sirahlen ausgehen , die
durch eine Meihe Fleiner Schuppen, melde
wie Dachzlegel über einander herliegen, gebils
det werben. Under anderen Seite der Schup⸗
pe bemeift man- Bögen von verſchiedener
Größe, gleich weit von einander entferng, die
eine Krümmung machen, welche der des Rans
des an derfelben Seite völlig ähnlich tft. Dies
fe Bögen werden gleichfalls von kleinen Schup⸗
pen gebilvet, Die Haupiſchuppen machen in
three Mitte eine Eleine Erhöhung; fie find
mit dem Körper vermittelft mehrer fehr zar⸗
ter Gefäße verbunden, die fich unter ihrer
Fonfaven Seite hineinbegeben. Man findet
fie auf dem Kopfe nit. Sie hindern nicht .
nur die Bewegungen des Fiſches nicht, fonz
dern fie dienen zu ihrer Erleichterung. Cr
ift auch fehr gelenkig und ſchwimmt ſehr ſchnell
zwiſchen den Geepflanzen herum, wo er fü ch
gemeiniglich aufhaͤlt.
Ich
a
"Sch habe dieſe Eleinen Schuppen wie bey
Biefer Gattung, in Form eines Kreuzes bey
zwey Fifchen bemerkt, die einem Gefchledhte
angehörten, welches Gronovius unter dem
Nahmen Maftacembelus befchrieben hat. Sch
‚habe davon einen im Muſaeo Britten-
nico beſchrieben / wohin ihn Auffel gebracht
hatte, der ihn zuerſt auf feiner Reife nad)
Aleppo entdeckte. Den anderen, "der noch
nie vorher beſchrieben ift , und deſſen Schup⸗
pen etwas kleiner find, als die der vorigen
Gattung, hat mir der Ritter Banks guͤtigſt
mitgetheilt, der ihn aus dem — *
—— 5
Mehrere Sanmele FREE SER der
Sauge efifch habe Feine Schuppen. ' Linne
und Bouan „geben: beyde dem Fifche diefen
Charakter. Ich will dieſe Unterlaſſungs ſuͤn⸗
de hier weiter nicht ruͤgen, die aber um ſo
auffallender iſt, da dieſe Theile in der beſag⸗
ten Sem fo ſehr deutlich ſind.
2 Der Ammodytes:findet fi * Hehe. haͤu⸗
fig an den Kuͤſten des Weltmeeres, in Hol⸗
land, England. Man triftihn in Amerika bey
Terre neuve an ıc, — VBeyläufig merken
wir an, daß beynahe jeder Schriftſteller, der
eine Abbildung von, biefem Fiſche gegeben hat,
bie * nachzeichnen ai die zuerft Salvia-
4 ni
BE ar
ni bekannt gemacht hat. Sie haben ihn mit
zwey Floßfedern am Mücken vorgeftellt, ob
er gleich wirklich nicht.mehr, als eine einzige
hat. Seine Schnauze ift fehr fein, ‚bag
Fleiſch feſtz Er vergraͤbt ſich beynahe immer
im Sande. Man hohlt ihn in Holland mit ei⸗
ner eigends dazu eingerichteten und von Ochſen
gezogenen Harke heraus. Da er unter dem San⸗
de zu leben beſtimmt iſt, und faſt beſtaͤndig
außerhalb ſeines Elements lebt, ſo muſten
ſeine Schuppen eine eigene Geſtalt erhalten;
Sie ſind ſehr klein und entgiengen daher den
Blicken aller Ichthyologen und ſelbſt des
fo genauen Willoughby, der es ausdruͤck⸗
lich anmerkt, daß dieſem Fiſche die Schuppen
fehlten. Sie ähneln denen, die ich eben am Spitz⸗
ſchwanze beſchrieben habe, nur allein die ſchie⸗
fen Unien, welche ſie bilden, ſind unter einander
verſchieden. Fabrizius ſpricht in feiner Fau-
na groenlandica pag: 141 von dieſen Linien,
aber er: fügt nichts davon, daß fie durchidie
Schuppen gebildet wuͤrden, ‚fondern merkt
bloß an, die Haut wäre glatt und mit ſchie⸗
fen Streifen um den ganzen Körperiherum
bezeichnet, Ich vermuthe beynahe, daß Ar⸗
tedi der einzige Schriftſteller iſt, der ihrer
erwähnt, wiewohl er-fie völlig —
Beſchreibung laͤſt. Ich weis nicht,
um lange; nach dem Artedi Hr. 5
die See als: einen unterſchei⸗
| den⸗
benben Charakter das — aufs
führe, i
Ich komme auf die Schuppen derer Fiſch⸗
arten, die zu einem Aufenthalt in Behältern
zuweilen beftimmt find. Sie find fehr Klein
und bedecken fich zum Theil einander; "dann
will ich Yon denen Gattungen reden, die zu
derſelben Lebensart beſtimmt find, aber noch
weit mehr Bewegungen im Schtolmmen aus
üben müffen,, deren Körper lang ift, und bey
Denen die Schuppen durdy kleine Zwifchenräus
me getrennt ſeyn muften, um ihre Bewegun⸗
gen nicht zu behindern, Man findet fie aal⸗
foͤrmig und ich will fie alle unter dem Aale
befchreiben, weil dieſe Fifche die gemeinften -
in der Klaffe, und ihre Schuppen fon mehs
reren Naturforſchern bekannt find,
(Fortfegung im waͤchſten Stüde,)
a Cr 5 VII.
Pr 02 0
VL raea
Semerfungen über die Tarantel, vom Irn ·
Grafen v. B. Staroſten —
B3* Aetius an, der Eye mehrere Gat⸗
tungen von Spinnen kannte und fie in
Klaſſen vertheilte, bis auf unfere Zeit, find
bie abaefhmackteften Erzählungen vom Ta⸗
rantelbiß, von den Wirkungen diefes Giftes
und der Heilart diefer Gattung von, Zollheit
in der.ungeheuerften Menge zum Vorſchein ge⸗
kommen. Mehrere Aerzte haben uͤber dieſe
Krankheit ex profeffa geſchrieben, und ber
Haufe, der ſich allein auf die Ausfprüde
feiner Orakel ſtuͤtzt, hat dieſem Maͤhrchen
das voͤllige Gewand der —— ange⸗
zogen.
Mehrere aufgeklaͤrte Köpfe; wie —
anderen ber Abe Roller, haben die Heilung
biefer Einbildungen, wiewohl vergebens vers
fuht, denn man glaubt immer diefe Abge⸗
fihmacktheiten, weil der Meuſch am Wunders
baren hängt und fo ſchwer Ideen verläft, bie
diefer Neigung fchmeicheln.
Der bekannte Serao, erſter Leibarzt
des Koͤnigs von Neapel, beſchaͤftigte ſich un⸗
J na ter
x
ED. —— 403
ter einer Menge anderer, wit dieſen Unter⸗
ſachungen; er widmete einen betraͤchtlichen
Zeitraum den Beobachtungen über die Natur
diefer Thiere und machte feine Beobachtungen
in einen Lateinifchen Auffaße bekannt. Das
gemeine Vorurtheil behauptere indeß: Se⸗
vao fey vom Ungrunde des Tarantiemus
nicht felbft überzeugt gervefen und: habe gegen
feine Meberzeugang nur ber Meinung eines
Treundes gemäß geſchrieben. So wollte
man mich auch in Genf Ahtiedden: Bon⸗
net glaube die Unſterblichkeit der Seele, dem
zu * was er auch zu ihrem Beweiſe ge⸗
fagt habe, doch im Grunde felöft nicht. Ich
‚ bin mit beiden Gelehrten umgegangen, und
ſcheue mich nit, für behder Dentungsart in
er Stůcke zu ftehen, —
Ich erhielt vom Hrn. Saa⸗ ſelbſt eiz
di Lebendige. Taranteln und — ſie ei⸗
ve — auf.
Die Tarantel iſt hei * ——
jen großen Hausſpinnen ſehr aͤhnliche Gat⸗
ig, nur mit dem einzigen Unterſchiede, daß
fie weit dicker, in allen Theilen weit ſtaͤrker
und überhaupt behaarterift. Sie iſt gefleckt,
tief fahlgelb mit ſchwarzen Flecken ; ihre Aus
' gen funkeln, find oben am Kopfe, und bleiz
den ſelbſt nach dem Tode des Sg IK
J
/
‚404 AD IE Ge
Das Aeußerliche dieſes Thieres hat in der
That etwas fuͤrchterliches, und dies ſcheint
wirklich mit nicht geringem Einfluße auf die
Erzaͤhlungen davon gewirkt zu haben. Das
Thier hat 8 Füße, jeder drey Tarſen und:
das Ende deffelben iſt mit einem fehr herbors
ſtehenden, fpißigen Haken bewafnet. Hier⸗
von ſpricht Louvilliers de Poinnch in feiner,
Naturgeſchichte der ‚Antillen bey Gelegenheit
der Nachricht von den Frlanm in ». Die:
Laͤndern.
Außer biefen 8 Füßen hat bie Tarantel
noch zwey Aerme, gleich allen Spinnen, die
ihr dazu dienen, um ihre Beute dem Maule
näher zu bringen. Man hat mit fehr- hoher,
Waͤhrfcheinlichkeit vermuthet, daß ber eine
oder jeder Yon ben beyden Aermen in den
Knoten der Freffpigen das männliche Glied
enthielte. Lifter, Doinney, Lyonner find
biefer Meinung. Die weibliche. Zarantel iſt
weit größer als bie maͤnnliche. Dieſe Thie⸗
re ſind ſehr nach Fliegen luͤſtern; ein Um⸗
ſtand, der ſehr oft ihnen zum Nachtheil ge⸗
reicht; denn den Nachrichten aller Reiſenden
zufolge lockt man ſie durch ein nachgeahmtes
Fliegengeſumſe aus ihren Loͤchern hervor,
um ſie deſto ſicherer zu toͤdten. Das iſt aus⸗
gemacht, in der Gefangenſchaft freſſen ſie gar
nichts. Ich beſaß einmahl ihrer ſechſe er
* glei
a 12-1 GE, 7 405
—* und ob ich in ihr Behaͤliniß gleich Flie⸗
gen In Menge bineinthat , fo giengen fie doch
dieſe niemahls an, ob fie glei) vor Wuth
anſchwollen, wenn ſie — Finger an der
Seite des Glaſes, worinn fie eingeſchloſſen
waren, "benierften.: Sie fragen durchaus nichts
and ftarben nach zwey —— Faſten den
are |
Mas ben er biefer on * ſo
erſcheinen die Thaiſachen in einem mannich⸗
faluigen Lchte. Ein Theil der Beobaditet
‚behauptet: die Zarantelbiffe mit dem Mundez
auses: : fie. verwunde mit den Aermen,
ige meinen: daß fie eigentlich durch die
Sölrfe des Gifted, welche das Thier mit
dem Biße in die Munde bringe, ſchade.
Andere glauben: -daf die Wunde dutch eine
heftige Bewegung mit feinen Haken gemacht
werde, Go widerfprechende Urtheile über
eine fo gemeine Begebenheit find einleuchtens
de Beweiſe genug, daß noch niemand über
den Biß des Thieres hinreichende Beobach⸗
tungen angeſtellt habe. Mich ſetzte meine
Lage in den Stand, hierüber einige nähere
Beleuchtungen zu besfüchen, und id) will hier
etwaß genauer einige meiner Bemerkungen
aus einander. feßen,
Bey
Ma. er ID are
Bey meinem Aufenthalt in Neapel gab
id einmahl meinem" Wirthe mein großes
Verlangen zu erkennen, einen attarantato
gu fehen (fo nennt man da die Yon der Tas
" zantel nebiffenen)., Er antwortete mir, dag
erißt eben feinen wuͤſte, der mit dieſer Krank⸗
heit behaftet waͤre, indeß, wenn ich Luft hätte,
einen Dufaten daran zu wenden, fo wollte
er ſchon einen finten, der fich auf der Stelle
beißen ließe. - Sch hielt Dies für einen Scherz,
aber er nerfiheree mir es fo ernfihaft, daß
ich ihm endlich den Auftrag gab, ſich nad
einem umzufehen. Und in ver That brachte
er mir einen Menfchen, ber mir die Hand hinz
‚hielt und fragte, wo bie Taranteln wären.
Ich fragte ihn, ob er ſich vor den Folgen des
Bißes denn gar nicht fürchte; er verneinte
es und fagte: daß er ein Mittel Dagegen
wiſſe. Auf meine Erfundigung darnach zog
er eine Flaſche Wein hervor, Die er mitges
bracht hatte, Sch ließ meine Zaranteln Eome
men, und kaum hatte eine don ihnen den Fins
ger des Menſchen bemerkt, als fie ganz vor-
Wuth auffhmoll, auf ihn zufprang und ihn
mit der Näherung beyder obenerwähnten Aer⸗
mebiß, Diefer Biß war eigentlich nichts weiz |
ter, ald ein Stich; aber ein gelblihter Saft,
ber aus dem Munde des Thieres zu gleicher
Zeit hervorquoll, war meiner Meinung nad)
der Grund aller nachmaligen Folgen, Wirk |
lich
J — 9: Ar 407
Wirklich zeigte mir nachher der Mienfch, den
ich den ganzen Tag bey mir behielt, die Hand
ganz geſchwollen. Der Finger beſonders
juͤckte, wie er ſagte, ſehr heftig, und war
zum Erſtaunen ſtark angeſchwollen. Am Orte,
wo er gebiſſen war, ſah man durch Huͤlſe
eines Vergroͤßerungsglaſes zweh kleine Ritzen,
bie in die Oberhaut durch das heftige Sin⸗
greifen der beyden Aerme des Juſektes ein⸗
gedruckt waren. In einigen Tagen war mein
Mann geheilt, ohne vorher getanzt zu haben»
Er fagre allein: das Zucken wärefo heftig,
daß er nie ohne Hülfe des Weines, der die
Gefühle milderte, es würde ertragen haben»
Ich glaube, dieſer Verſuch wird hins
reichen, alle den naͤrriſchen Glauben an die
abgeſchmackte, uͤber dieſen Gegenſtand ver⸗
breitete Meinung gaͤnzlich zu zernichten.
Man giebt der Tarantel dieſen Nah⸗
men von dem Orte, an dem ſie ſich am haͤu⸗
fiſtgen findet. Man trift ſie um Rom, Nea⸗
pel, in Sizilien und Sardinien, bey der Stadt
Tarent vorzuͤglich, in Frankreich felbſt in ſei⸗
nen mittaͤglichen Provinzen; aber fie iſt in
keiner Abſicht gefaͤhrlich. Mir ſind ſelbſt
auf meinen Reiſen im Bette Taranteln auf⸗
geſtoßen, die ſich in den Decken der Waͤrme
wegen, bie fie außerordentlich lieben, 9*
> niſtelt
408 ol
niſtelt hatten; aber allen Nachrichten nach
haben fie noch niemanden befchädigt. Die
von Ponille hält man allein für aiftig; Fans
den fie fi in gang heißen Klimaten, fo
würde wahrſcheinlich ihr Biß toͤdlich ſeyn *).
Ueber den Urſprung des Tarantismus
urtheile ich folgendermaßen: Gewbhnlich
find ale Bewohner waͤrmerer Gegenden träge,
iind biefe Faulheit, der Mangel an Eörperlia
cher Bewegung, verdicken ihre Säfte.” Bes
fonders tft died In folchen Ländern der Fall,
wo die Salzaußdünftungen die herfchenden
find. Diefe Verdickung der Iymphe ift dann
die natürliche Urfahy von WVerftopfungen,
Schwaͤche des Unterleibed, und zuletzt der
tiefften Schwermuth. Nur allein Körperbes
wegung Tantı gegen dieſe Uebel allein wirkſam
feyn und nur diefe ift im Stande, durch eine
hinreichende Ausdänftung die Maſchiene zu
erleichtern, die Slüffigkeiten twieder in ein
*) Die Verfhiebenheit des Klimas ift vielleicht
die einzige Urſach der Werfchiedenheit det
Nachrichten von der verhältnigmäßigen
Giftigkeit diefer Thiere, da es fehr wahrs ı
fcheinlich ift, daß biefe Spinnenart völlig une :
ſchaͤdlich in Fühleren Gegenden ift, weil ihe
Big in den unteren Gegenden Ftaliehd, wd |
der Schlangenbiß ſchon tödtet ‚nureine leichte
Wergiftung verurſacht. M.
E
Ey 0 409.
gehoͤriges Gleichgewicht zu ſetzen und guten
er gen und Frohheit wieder au erwecken, A
+. Diefe fo unumgänglich tiothtoenbige Ber
mie kommt dem Menfchen als eine ermuͤ⸗
dende Anftrengung vor, wenn fie ihm nicht
in-einer lachenden anziehenden Form darges
ftelt wird. Denn das Vergnügen verhuͤllt
die = ——— ſo das jenes nur zu win⸗
ken ſcheint. Um dies zu erwecken, muß der
Menſo nothwendig ſeine Sinne erſchuͤttern
und auf ſie ſcheint nichts lebhafter als die Mu⸗
ſik zu wirken, vorzuͤglich in gewiſſen Lebens⸗
altern, Ans diefem Grunde hat jedes Wolf
feinen Lieblingstanz, deſſen Töne feinem Oh⸗
re am zärtlichftem fehmeicheln , und dieſe find
. bann im Stande, den Patienten ſogleich aus eis
nem Todtenſchlummer zu erwecken. So has
ben. die Portugiefen ihre Seguedillas,
bie Spanier den Sandango, die Srans
zoſen ben Perigourdine, die Teurfchen
ben Walzer, die Tofkaner den Srafcone,
bie Engländer den Ronsretanz, die Pos
fen das Maſuriſche und endlich die Nea⸗
—— den Tarantello.
Beleuchtete man mit ber Fackel wahrer,
Kart Philoſophie alle unfere Gebraͤuche, fo
würde fich gewiß ergeben, daßalles, was ung
abgeſchmackt vorkommt oder etwas Wunder⸗
D b ba;
49 eg > ) o( ir’ u
bares zum Grunde zu haben ſcheint, allein
auf ein natürliches. Bedürfniß ‚beruhet. ©
tauft man in Rußland die Kinder durch Im
tertauchen in Eiswaſſer, um ſie fruͤh genug
an die Strenge des Himmelſtriches zu ges
woͤhnen, in dem fie Fünftig einmahl leben
müffen. So verbieter das hebräifche Geſetz⸗
budy den Juden allen Genuß des Schweine
fleifched, weil es zu viel faulende Säfte- in
ihr Blut bringt, die eine fo große Geneigtheit
zum Ausfaße hervorbringen. Eben fo ftarz
fe Beweggründe veranlaften einige Geſetzge⸗
ber, die, Beſchneidung anzuordnen *) und
Mahomet, den Wein zu verbieten. x Y
Anmerkungen —
Mehrere Schriftſteller ſprechen von ber
Zarankel, aber nur fehr wenige mit eigener
Erz
H Hierzu gab allein Die Reinlichkeit die Ver-
anlaffung, aus der fich felbft die Weiber einis
ger fehr heißen Gegenden en laſſen.
ax) Wenn dem Verbote Mahomets eine poli⸗
liſche Regel wirklich zum Grunde liegt, fo
ift fie fiber falfch , da higige, aufregende
Getraͤnke heißen Klimaten ſehr wohl bekom⸗
men und die Gewürze, wie die feurigs
fien Weine, als Aufregungen der nothwens
digentſtehenden Trägheit in —*— ganz ec
lich zu Hauſe gehören,
’
J
EL A 411
Erfahrung oder nur mit ber Anzeige derer,
die fie zu machen Gelegenheit gehabt haben.
Man ſcheint dem Tarantelbiß zu viel oder
zu wenig zugefchrieben zu haben, denn er ift
wicht ganz ohne Gift, wiewohl dies fo gefährlidy
nicht zu ſeyn fcheint, als andere gefagt haben,
—* thut folglich gut, etwas von den
‚Erzählungen abzuziehen, um bie riggige
anne Leraus gubervnmen rad
"Ein Scrififteler faat: * vi⸗ brachte
* weiter, als einige Roſenartige Flecken
hervor und eine leichte Verwundung “andere,
Die es etwas vergrößern, fagen, daß ber
Mund der Tarantel'ı2 Haken habe, bie in
beftändiger Bewegung ſind. Ihr Gift zer⸗
ſtere alle Empfindung und alles Leben, und
nur die Muſik allein fey im Stande;: diefen
gg pr auvorgufommens
„" Gegner zu trier Kern Rh ine
er und Tieß fidy von Toronteln der hei⸗
ohne —* Folgen ab.
*
2,4 »
Rt ra
- 412 ne )ol We
“ VUR®
Sr. Brouffonet über die Schuppen verſchie⸗
dener Fiſche .cc.
| | | — GSortſchung.)
Hr Körper, der Kopf und felbft bie Aus
gen des Aaales find mit einem feften,
mweißlichten unb mit einer. zahllofen Menge
kleiner ſchwarzer Punkte befireuten. Gewebe
überzogen, das durch ein einfaches Vergroͤße⸗
rungsalas angeſehen, durchloͤchert ſcheint.
Dies iſt wieder mit einem ſehr feinen, ſchwaͤrz⸗
lichten Gewebe, überzogen, und man trift
zwiſchen dieſen beyden Hüllen laͤnglichte, oft
auch runde, Taſchen an, die mehrentheils ein
bis zwey Linien lang ſind und von der Epider⸗
mis, die ſich um fie herum an die Haut an⸗
hängt ‚ ‚gebildet werden. Diefe Bläfgen find
zum Theil mit einer Feuchtigkeit angefüllt,
welche die ganze Oberfläche des Körpers: vers
mittelft einer unzähligen. Menge Feiner Roͤh⸗
zen ſchluͤpfrig erhalten. Die Schuppen liegen in
dieſen Heinen Taſchen, deren ich eben erwähnt
habe, in jeder eine, die fie völlig ausfüllt. Die
konvexe Seiteift nach auffen hingefehrt. Sie
find an den Körper durch verſchiedene Gefäße,
bie in ihre konkave Seite hineingehen, bes
} feſtigt.
rn >
* ne To 413
feſtigt. Leeuenhoͤk hat fie fehr gut bes
fchrieben und abgebildet. Roberg erwähnt
ihrer in feiner Beſchreibung des Aales, und
hat die Figuren Leeuenhöfs Eopirt. Auch
hat Baſter in feinen Opufe? Lubuff, eine
recht gute Abbildung davon. Unter dem
Bergrößerungsglafe feinen bie Theile aus
mehreren divergirenden Strahlen gebildet, und
von einer Reihe Fleiner Schuppen, die ziegel⸗
förmig übereinander liegen, zufammengefeßt
zu feyn. Die Kauptfchuppen find übrigens
über den ganzen Koͤrper verbreitet, ohne ſich
zu berühren. Man fieht dies fehr wohl mit
bloßem Auge und noch meit beffer an einer
getrockneten Haut; ein Kunſtgriff, den Are
tedi, um fie bequemer zu unterſcheiden,
be empficht. H
Offenbahr iſt das De einer. ber groͤ⸗
ſten Vorzuͤge des Studiums der. Naturge⸗
ſchichte, daß ſie unſere Begriffe uͤber allge⸗
mein angenommene Srethümer erhellet, deren
Zerſtoͤrung fo oft, und vorzüglich, wenn fie diaͤte⸗
tifche Lebensorbnung betreffen, die gröften
Vortheile mir ſich führt. So würden bie
heutigen Juden, von denen viele Stämme
in Ländern wohnen, wo ed Yale fehr häufig
giebt, vie fie aber in dem Verbote, Feine Fis
ſche ohne Schuppen zu effen, mitbegriffen
Be ſich diefer 8 Be Speife nicht
ents
,
enthalten, wenn fie mit eben dem Eifer bie
Naturgeſchichte trieben, als fie blind auf die
Vorſchriſt halten, die nicht wirklich) in dem
Sinne des Gefeßes mitbegriffen war. Das
nehmliche koͤnnte man von den Nömern ſa⸗
gen, denen, nad) dem Plinius, ein Geſetz des
He Fiſche ohne Schappe zu opfern
verbot.
Oft verſchaft ein gluͤckliches obneſac 4
Voͤlkern eine Entdeckung, wovon bie gröften
Beobachter ſich nichs hatten ahnden laſſen,
ſelbſt mehrere Jahrhunderte nachdem man
fie als gemeine Dinge betrachtet hatte. Dies er⸗
eignete ſich bey den Bauern mehrere nordifchen
Laͤnder, die lange Zeitvor Leeneuhöfdie Schup⸗
pen ded Aales Eannten und fie-forgfältig abs
kratzten um ſie mit der Miſchung zu verbinden,
womit ſie die Mauern ihrer Haͤuſer weißfaͤrb⸗
ten, die davon, und beſonders im Sonnen
ſchein, einen fehr angenehmen Glanz erhielten.
Könnte man dies nicht fchuppenweiß nen
nen, fo wie man wollweiß ſagt. Wlan
Mehrere Schriftſteller eklig als
fo! die Wale hätten Eeine Schuppen, Dies
verſicherte Rondelet und mehrere andere Ich⸗
thyologen. Unter den Neueren fuͤhrt dies
Hr. Gouan ſogar als ein charakteriſtiſches
Kennzeichen des 3 er auf, zu
*
a A 415
denen ber Aal gehört. Diefer Schriftſteller
faat an einem anderen Orte des nehmlichen
Werkes, daß „die: Schuppen der Fiſche
zuweilen von einander getrennt lägen,
under führt den Aal zum Benfplel an, Haſ⸗
ſelquiſt hat diefe Schuppen in feiner Reis
ſebeſchreibung angefuͤhrt; aber er hielt *
fuͤr ſehr von einander verſchiedene Theile.
„Richt bloß die Schuppen waren, biejes
nigen m Theile, melde die Ratarforſcher ben
dieſem Thiere verfannten. Sie wuſten auch
von ſeinen Zeugungstheilen und feine
MWiederergeugung war ihnen guch ein Ge⸗
e Hnıes dem, ganzen, ‚großen Haus
fer &riftfteller,, die eine, anatomifche
; —5 des Aales bekaunt machten, iſt
aliſnieri d ber ‚einzige, bervon den Zeugungs ·
alen ber behden Geſchlechter eine gute
efhreibung und Abbildung, gegeben bat,
sehr felten fängt, man einen Aal mit Cyan,
und, diefe feinen bey dieſen Thieren sin fehr
Ber Wachs thum zu haben, und die
uͤtter ſich in dem Augenblick, baß fir a“
bähren follen, zu verſtecken.
Maehrere Gattungen der Muraͤnen
In den indiſchen Meeren haben Schuppen von
ber nehmlichen Geſtalt, als der gemeine Aal
hat: Diefe Site —* zu einem *
33 In ſchle q
416 al
ſchlechte. Der Meerwolf hat runde und
"weit größere, Schuppen, als der Aal, die
eben ‚fo mie bey dieſem mit, einem Haͤutchen
beveckt find: Alle Schriftfteller uͤber dieſe
Gattung, ſelbſt Willoughby und Gros
novius, die davon die beften Beſchreibungen
gelieferthaben, verſichern, daß fiekeine Schupe
PER habe uscnania.ı
De
z 2
Eine Gattung des Schleimfifches
(Blennius), die ſehr viel Aehnlichkeit mit
dem Seewolfe hat, und die man unter dem
Nahmen viviparus (Aalmutter) kennt, weil
fie ihre Zungen ſchon voͤllig ausgebildet ges
biehrt / iſt mit eben fo gebildeten Schuppen
bedeckt. Sie find ganz allein nad) Verhälte
niß der Dicke diefes Fiſches, ein wenig —*
ner, als bey den vorhergehenden Gattungen,
Diefer Fiſch geht die Fluͤſſe hinauf. Ich has
be ihn zu mehreren mahlen auf den Märkten
zu Parts und London gefehen; feine Geftalt
ift grün. Auch iſt died nicht das einzige Bey⸗
fpiel‘, denn man findet die nehmliche Beſon⸗
berheit bey zwey anderen Fiſchgattungen;
nehmlich beym Hornfiſche (Eſox Belone)
und einer anderen Varletaͤt des Hechtes,
die man zuweilen in der Gegend um Males -·
herbes fiſcht. | ig
%
a
me. Dac yr 47
Der Schlangenfiſch, deſſen Naturs
geſchichte in den Philoſ. Tran ſact. vom J.
1781. bekannt gemacht iſt, hat Schuppen.
von derſelben Art, aber da die Haut, wel⸗
che dieſelben an den Koͤrper befeſtigt, ſehr
fein iſt, „fo, fallen ſie allmaͤhlich ab, ſo daß
der Fiſch eine ganz andere Geſtalt bekoͤmmt,
als er vorher hatte, wodurch ſich einige Ma⸗
turforfcher, die ihm in dieſen verſchiedenen Gen
ftalten fahen, haben verführen laffen, zwiy
Derichiedene „Gefchlechter daraus, zu machen.
Ich will mich hier nicht mit einer. weitläufe
tigen Auseinanderfeßung biefer Theile befaffen,
da ſchon eine ‚hinreichende Befhreibung und
Abbildung davon in den Philof. Tranſact.
gegeben iſſt. METER
. Diefe Schuppen, welche wir. eben uns
terfucht haben, find unter dem Dberhäutchen
verftecht. Sie liegen von einander, eutfernt,
und die Fiſche welche damit verfehen find,
haben feine Bauchfloßen, ober. zum wenigſten
find diefe Theile bey einigen fehr klein und
unvermögend die Thiere zu tragen. Daher
haben alle Thiere dieſer Ordnung, einen laus
ger Körper, um zu den wellenförmigen, Bewe⸗
a geſchickt zu ſeyn und fi vermittelft
biefer zu einer gewiſſen Hoͤhe zu erheben.
Sie entfernen ſich niemahle von den Kuͤſten,
unnd halten ſich daſelbſt faſt beſtaͤndig in ihren
an Dis Üchern
were
Loͤchern auf. DieGehöröfnungen find bey ih⸗
nen ſehr klein, und die Haut) welche dem
ganzen Kopf umgiebt, wird nur an der Aus
gengenend durchſi tige Wenn die Defnungen
Ser Ohren groß und ihre Schuppen an eins
ander floßend und bloß wären, fo wuͤrde ber
Leim mit dem Waſſer in die Refptrationdors
gane treten, ig fi ich unter die born
teen,
ä
Unter ben Fiſhen deren — ge
nahe ganz verborgen find, muͤſſen wir noch
zwey beſondere Gattungen unterſuchen; einer
iſt ein Scomber, den Bronne in ber Natur⸗
geſchichte von Jamaika befhreibt, Sein
Koͤrper iſt glaͤnzend, ſilberfarbigt und ſchmaͤch⸗
"tja. Die Haut iſt von einem feſten Gewebe;
fie hat beynahe eine Lederconſiſtenz; bie gans
ze Oberfläche des Körpers ift mit übereins
anderſpringenden, unterbrocherien Linien bes
zeichnet, bie vom Kopf bis zum Schwanz in
ihrer Richtung hinabgehen, und fih an den
Seiten berühren. Diefe Linien werden durch
Yänglichte, gerade, ſpitziae, an der Haut bes
feftiate und mit einer filberfarbenen Epidermis
bedeckte Schuppen gebildet. Ihre Länge bes
trägt gewoͤhulich 3 bie Linien: Sie find
am Koͤrper durch ein kleines Gefäß gebunden,
das in daß dem Kopf am nädjften und zugleich
ſyibloſte Ende bincing bet⸗ Man kann ſie
nicht
J *
a et ————— Pan ——— — —
EA Joc u. 219
icht ohne Säioierigkeiten —* Sie
geben der Haut ihre Feſtigkelt. Man faͤngt
dieſen Fiſch in den amerikaniſchen Gewaͤſſern.
Die andere Gattung hat Marcgrave unter
dem Nahmen Guebum. befgrieben. Sie
macht ein eigenes wiewohl dem fcomber fehe
benachbarted Geflecht aus. Ich habe nes
glaubt, ihm den franzoͤſiſchen Nahmen voilier
laſſen zu müffen, unter dem er, wiewohlfehr uns
‚glücklich, in Renards Werke abgebildet ift,
Bey einem Exemplar von mehr ald 6 Fuß
Länge, beffen Beſchreibung mir ber Riiter
Banks aus feiner Sammlung erlaubt hat,
waren die Schuppen acht bis neun Linien lang,
lanzettfoͤrmig, abgeplattet, in der Haut bes
fefligt, und beynahe völlig von der Epider⸗
mis bebeckt; fie näherten ſich einanderweniger, -
als der Fiſch aus dem Makreelengeſchlechte
«(feomber) den ich eben beſchrieben habe,
Ein Gefäß, das in ihre Grundflaͤche hinein⸗
gieng, befeſtigte fie am Koͤrper. Mare⸗
grave hat dieſe Theile wohl bemerkt, aber ſie
fuͤr Fiſchgraͤten gehalten, und er behauptete
daher, dieſer Fiſch habe Feine Schuppen,
—* Art von Schuppen ſcheinen der Haut
einen hohen Grad von Feſtigkeit zu geben, in⸗
deß ſie auch zu gleicher Zeit die Bewegungen
der Fiſche erleichtern, die damit bedeckt
ſind, da ſie die Oberflaͤche ſchluͤpfrich und
glatt machen: Dieſe beyden Gattungen, bey
I — bene
420 u Ge;
denen ich fie beobachtet habe, ſchwimmen ſehr
ſchnellz vorzüglich der voilier, der mit einem
langen harten Schnabel bewafnet tft, ſchwimmt
mit einer ſo reißenden Geſchwindigkeit, daß
er oft mehrere Zoll tief das Holz der Schiffe,
worauf er ſtoͤßt, durchbohrt. Man findet
ihn in Brafilien und in den Indifchen Meeren,
Diefe knochichten und verlängerten Schup⸗
pen haben mit denen, die den Körper der Gees
hunde bedecken, einige Analogie, Aber diefe
find völlig bedeckt. Sie find regelmäßig ge
ordnet und fehr ſtark an die Haut befeftigt.
Die vom Hechte, die Baſter abgebildet hat,
find fehr Eleinz aber: unter dem. Mikroftop
erfcheinen fieabgeplattet, an ihrer Grundfläche
zufammengezogen und beynahe lanzettfoͤrmig.
Man bemerkt auf ihrer Oberflaͤche zwey oder
drey in die Laͤnge gehende Linien. Ohne Huͤlfe
irgend eines Juſtruments laſſen ſich die Schup⸗
pen von einem gleichen Baue bey einer neuen
Art von Seehunden, die ich in den Memoir.
de PAcad. 1780 unter der Benennung der
geſchuppten befhrieben habe, wahrnehmen.
Einige Fiſche der Klafje haben platte, gläns
zende, beynahe runde und fehr nahe aneinanıs
der liegeade Schuppen.
Alle dieſe Schuppen find ſehr fe anı Sie
* geheftet; dieſe Feſtigkeit war noͤthig,
+ damit
* Jet —* gi
damit fie fich bey. den verwickelten Bewegun⸗
gen, welche dieſe Fiſche machenmuͤſſen,
nicht: loßloͤſen koͤnnten. Sie geben ihnen
uͤbrigens auch eine Art von Schutz gegen die
kleinſten Fiſche, da ſie ihre Haut feft und un
beym Angreifen maden. -
Der Stacyelbaud) Bd hat fehe
beine, nabelförmige Schuppen, beren Spiße
vom Körper abwärts ſtehet. Dieſe Richtung
iſt bey Fiſchen unumgaͤnglich, die nach Wis
kuͤhr ſich aufblähen und alsbald ſich wieder
zu einem: Eleinen Rörper zufammenziehen. koͤn⸗
nen. Mehrere Gattungen haben knoͤcherne,
fehr harte, unter einander verbundene Schups
pen, wie die Panzerfifche.(loricaria) und
‚bie Beinfiſche; endlich andere, wie die Meer⸗
nadel u, f. w. haben Insrpelartige, einwenig
biegfame, breite und unbeweglich auf einer
dicken Haut befeftigte Schuppen.
Die Schuppen fcheinen allen Gattungen
von Fifchen allgemein eigen zu ſeyn, und den
Thieren Vertheidigungsmaffen dadurch zu
geben, daß fie ihre Haut, die durch dag Ele⸗
ment, worin fie leben, unaufhörlich erweicht
wird, mehr befeftigen. Die Fifche find ebens
fals mit knochichten Erhabenheiten verfehen,
mit Stadeln, Gelenkfortfäßen und felbft
mit einer Art von Haaren gerüftet, Der letz⸗
tere
4
ai
AM a 5 0
tere Fol ift indeß in Wahrheit fehr felten,
und allein bey ſehr wenigen Gattungen zu
bemerken, namentlid bey einer Lachsart,
die Duhamel unter dem Nahmen: des
Kapellan : von Amerika bat abbilden
laſſen. ar 1
Die Art, wie fi die Schuppen, bilden,
und wie fie wachfen, der Gebrauch derfelben,
das Alter der Fifche zu entdecken, bleiben als
Gegenftände für einige andere Abhandlungen
zuruͤck; id) begnäge mich hier, fie an Gattun⸗
‚gen zu zeigen, wo fie vorher noch nicht be⸗
kannt waren.
kr
I
At, de la Coudreniere über die Abweichun⸗
OR, gen der Natur.
D ie Mißgeburten, welche man von Zeit zu
RNRZeit erſcheinen ſiehet, haben zur Vers
breitung des abgeſchmackten Syſtemes: vom
zufaͤlligen Zuſammenfluß der Atomen, das
meiſte beygetragen. Sn der That, es iſt nicht
leicht, zu erklaͤren, wie die Exiſtenz der Miß⸗
geburten in die allgemeine Harmonie der Din⸗
ge mit eingreifen Tann, und wie eine welfe
. und allmädhtige erſte Urſach diefe fehlerhaften -
Produkte zuläft,; die mit der Vollkommen⸗
heit aller ver ſchoͤnen Geftalten, die fie in
‚allen Thellen des Univerfums hervorbringt,
eluen fo auffallenden Contraſt machen. Dies
fe Fragen ſchienen mir immer einen Philoſo⸗
pyhen verlegen machen zu koͤnnen; aber bey
“ einem näheren Nachdenken fand ic} bald, daß
hier fo ‚gut, als bey anderen Aufgaben der Art,
‚unfere Urtheile zu voreilig find. Man ers
laube mir, die Ideen, bie ich über diefen fons
berbaren und intereffanten Gegenftand gehabt
habe, aus einander zu feßen,
>
Man kann die Mifgeburten in dreh
Klaſſen theilen. Die erfie begreift diejenigen,
> - mels
*
424 — 204
welche aus der Vermiſchung zweyer Thiere
verſchiedener Gattungen entſtanden, wie der
Mauleſel von der Vermiſchung des Pferdes
und Eſels. In der zweyten Klaſſe ſtehen
diejenigen, welche von Individuen einer Gat⸗
tung erzeugt werden, aber die in einer Miß⸗
geſtalt, mit untauglichen Gliedern oder zu vie⸗
len oder zu wenigen Armen nnd Füßen auf
die Welt kommen. » Die’ dritte Klaſſe endlich
begreift die Mißgeburten/ die vom Vater
amd Mutter durchaus verſchieden, aber doch
völlig wohl gebauet find,: ſo daß fie eine neue
Gattung. zu bilden. ſcheinen. har fi * oe
Albinos und andere. —
Bon ber. erſten Klaſ⸗ — man nur
die kraſtloſen Individua: Mißgeburten nen⸗
nen, die von zweyen ſehr entfernten oder voͤl⸗
lig unaͤhnlichen Gattungen erzeugt erden,
wie 3. B. die Jumaren,. die von Ochſen und
‚Maulthieren kommen. Wenn der Eſel vom
Pferde weniger verſchieden waͤre, ſo wuͤrden
die Mauleſel hoͤchſt wahrſcheinlich ihr Ge⸗
ſchlecht fortpflanzen koͤnnen, aber er weicht zu
ſehr durch ſeinen kleineren Wuchs, feinen
Schwanz, feine Ohren, feine. ganze Geftalt,
feine Nahrungsmittel, und endlich vorzüglid)
durch ſeine Gemuͤthsart von ihm ab. Es
iſt eben nicht erſtaunenswuͤrdig daß bey einer
ſolchen Verſchiedenheit der Form nur eine
—
Miß⸗ a
—
a 4425
Miß geburt der Art entſtehet. Ich alaube,
man barf zwey Gattungen nicht als zweh ents
fernte Varietaͤten anfehen, weil die Natur
von einem Geſchlechte zum anderen unmerk⸗
lich übergehet, uud felbft die vrey Reihe
unzertrennlich verknüpft zu haben fcheint.
Wenn deshalb zwey Gatiungen nur ein ges
ſchwaͤchtes Thier in ihrer Vermiſchung zeus
gen, fo muß man fie als zwey Varietaͤten
<. Betrachten, die zu entfernt von einander find,
als daß fie zufammen ein Xhier hervorbrins
gen Fönnten, welches ſich fortzupflangen fähig
wäre, Men aber zwey Gattungen nur mes
nig von eihander verfchieden find, fo erzeugen
fie in der Vermifchung ein neues Geſchlecht,
welches bie Mittelnuange macht, und ſich
fortpflanzen Fann. Won der Art find die vers
ſchiedenen Hundegefchlechter, die bis. ins Uns
endliche variiren. Es ift anmerklungswerch,
daß die Natur die Verbintungen, die Miß⸗
7
geburten hervorbringt, nicht anerkennen zu
wollen ſcheint; denn fie gebraucht die Vorſicht,
ben Geſchlechtstrieb nur felten mächtig ges
nug dazu werden zu laffen. Das Pferd wird
ſich nie mit dem weiblichen Efel vermifchen,
wenn es Stutten zu feinem Gebrauche hat;
unb wenn dieſe bewunderungswuͤrdige Natur
biefe widernatuͤrlichen Vermiſchungen nicht
fruchtlos macht, fo ift allein ihre unermeß«
liche Fruchtbarkeit daran ſchuld.
Ce Auch
426 * ——— — 8 *
—
Auch die Hervorbringung der zweyten
Klaſſe von Ungeheueren ſcheint ebenfalls der
Abſicht der Natur zuwider zu ſeyn. Nur
den unübermindlichflen Hinderniſſen muß man
die Entftehung diefer Rlaffe zufchreiben. in
Sieger, derfchlechte Formen gebrauchen muß,
kann auch nur fehlechte Arbeiten machen, und
auf diefelbe Art Fönnen, wenn die Natur
durch Rrankheiten oder andere Zufälle verdor;
bene Modelle braucht, nur fehlerhafte Pros
dukte herauskommen. Taͤglich haben wir
Beyſpiele, daß eine ſchlechte Verdauung, eine
leichte Unpaͤßlichkeit, eine zu lebhaft erregte
Einbildungskraft einer ſchwangeren Frau ma⸗
chen koͤnnen, daß ihr Kind verlohren gehet.
Und wenn der Embryon auch nicht ſtirbt, ſo
koͤnnen innere Fehler und Zufaͤlle doch Miß⸗
geburten machen. Die immer fruchtbare
Natur zieht die halbe Bildung dem gänzlihen
Mangel der Schöpfung vor. Dies hindert
ihr Streben zur Bollfommenheit inallen Din- ;
gen nicht, wie Ariftoteles ſchon fehr gut'ber
merkt hat. Eins der für mid) überzeugend» |
fien Beyſpiele hiervon ift eine zu Ylantes
gefchehene Vegebenheit. Der Sohn von eis
nem Schreiber diefer Stadt ward völlig fo
mißgebildet als fein Vater gebohren, bekam
eine heftige Krankheit im fünften oder ſech⸗
ſten Fahre, die ihm feine ganze Mißgeſtalt weg⸗
‚make, Seine Beine würden gerade er ee
r⸗
*
TRIAL W 427
Körper befam eine ganz andere Form; aber
er ward fo Frank, daß man an feiner Wie⸗
bergenefung völlig verzweifelte, Die Bey⸗
fptele von Kindern ; die, wenn fie groß wer⸗
- ben, ſich entwickeln, find fo felten nicht, und
bie. Anſtrengungen ber Nutur, die fie in
Krankheiten anwendet, die Gefundheit wieder
zu verſchaffen, find Beweiſes genug, daß ſie
es immer auf Vervollkommnung anlegt. Al⸗
ſo mit ſehr großem 1 Unvehte beſchuldigt man
fie. eines Eigenfinnes, der Launen und ber
Unregelmäßigkeit bey ihrem Verfahren, und
ungeachtet ihrer Abweichungen müffen wir
body ihren einfachen, regelmäßigen Gang ig
* Weiöheit anerkennen:
Die dritte Klaſſe ber Difgeburten aiebt
und Stoff zu zahlreichen intereffanten Bemers
kungen. Man fi eht die weißen Neger oder
Albinos gewöhnlich für Mißgeburten an, aber
wenn fie das und bizarre Spiele der Nas
tur wirklich wären, warum twürde die Natur
fie denn immer nad) derfelben Form bilden?
Warum haben alle diefe Albinos eine milch⸗
weiße Haut, alle Züge der Neger, weißlichte
und eben fo gefräufelte Haare, wie dieſe, eis
nen rothen Augenftern und ein fo empfinblis
ches Auge, daß fie nur in der Dämmerung
Gegenftände erkennen können? — Alle find
fie in diefelbe Form genofien, und es gehet Fein
Ce a Jahr
428. Be *
Jahr hin, dag nicht irgendwo einer geboh⸗
ren wird. \ Micht bloß in dem heigen Erd⸗
gürtel bringt fie die Natur hervor, dag heiſt,
allenthalben wo «8 Neger giebt, fondern vor
10712 Sahren warb einer in Louiſiana und
ein anderer in Virginien nebohren*). Doch
ift es nothwendig, daß die Eltern Negern
find, denn man hat fie niemahls von Mulat⸗
ten oder Weiffen erzeugt gefehen. Da
Veraulaſſen uns dieſe Bemerkungen nun
nicht zu der Muthmaßung, daß die Natur
durch diefe Abweichungen eine neue Menſchen⸗
race zu bilden ſucht? Einige Naturforſcher
behaupten, daß dieſe Albinos zur Fortpflan⸗
zung unfähig wären; aber ich glaube ſchwer⸗
ld, daß man biefe Behauptung mit ficheren
Erfahrungen wird belegen fönnen, Und wenn
man auch biefe Vorausſetzung für gegründet
halten wollte, fo würde man immer anueh⸗
‚men Eönnen, daß eine noch unvollfommene
Gattung, fih mit der Zeit vervollfommne. -
Es find neue Formen, melche vie Natur iBt
erſt aus dem Gruben herausarbeitet und ver;
ſucht. Allgemach Kann fie daraus eine Mens
ſchengattung bilden, die wie die anderen, ſich
durch |
*) Setzt giebt e3 in FAR Nähe eine Menge }
dergleichen, Auch ift die folgende Einſchraͤn⸗
tung durch diefe Erfahrungen ———
®
4
Jo Lat, 429
durch Zeugung fortpflangte. Mir find nicht
gewiß Davon überzeugt, ob diefe Menfchen
der Kortpflanzung durch Zeugung unfähig
find. ‚Die anderen Niger haben tine Are
von Abſcheu gegen fie und vermt tichen ſich nie
mitihnen ;überbem koͤmmt anirgend einem Or⸗
‚te ein männlicher einmahl zum Vorſchein und
mehrere hundert Meilen davon ein Weib
dieſer Raçe. Man ſollte fie einander naͤhern
und mit einander verheyrathen; etwas, das
doch wohl niemahls geſchehen if, Sch geſtehe
‚Frey, daß, wenn man allein die Albinos als
bie einzigen Vemeife-für den Satz, daf die
Natur durch diefe Urt von Abweichungen auf
die Bildung neuer. Racen auggehe, anführen
wollte, diefe Hypothefe auf fehr wandelba⸗
ren Stüßen ruhe, Aber ed giebt noch eine
° unendlihe Menge von Benfpielen unter andes
ren Thiergefchlechtern , die fi f bis * a
—— beweiſen. |
. Die Nouvelles de.la Repubiigue des,
Lars *) führen an, daß eine Schweinmuts
ter, am Ende des vorigen Jahrhunderts,
eine kleine Mißgeburt gebahr, die einen
Säweineleib, und Ohren unb einen Ruͤſſel
wie ein Elephant hatte. / Bor: ohngefähr
ſunſzeha Jahren zeigte ſich ein aͤhnliches in
e 3 Ca⸗
[ZZ
*) Mars. 1699, ;
430 Er)
Canada. Und endlich habe ichin irgend eis
- nem periodifhen Werke von einem dritten
gelefen, dad man vor wenig Fahren bemerkte.
Das waren alfo in — ——— als einem Jahr⸗
hundert drey vorgebliche Mißgeburten an drey
verſchiedenen Orten, nach demſelben Modelle
geformt. Ich kann mich ſchwer davon uͤber⸗
zeugen, daß dies einfache Naturſpiele gewe⸗
ſen ſind. Dreye von dieſen ſonderbaren Er⸗
zeugnißen ſind mir bekannt geworden, aber
wieviele mögen mir nicht unbekannt geblie⸗
ben ſeyn. Gewiß haben die Abweichungen
aus der dritten Klaſſe der Mißgeburten eine
Beſtimmung, einen erhabenen Endzweck, und
oft mag man neue Gattungen, die ſich verviel⸗
fältigen würden , wenn man fie nicht augret⸗ |
tete, für Mißgeburten halten. 4
Mehrere andere. Binfpiele Seffäitgen
biefe Bermuthung. Man fahe im vorigen
Jahrhundert in England einen Menfchen*),
deſſen Haut völlig mit Borſten befeßt war,
"und den man den Stachelfchweinmenfchen
nannte, Dies fo fonderbareWefen fand doch eine
Geliebte, verheyrathete fi, und zeugte ihm
ähnlihe Kinder, weswegen man wirkfame
Maasregeln ergriff, die Ausbreitung diefer
neuen Rage zu verhindern, Wieviel Thier⸗
— gattun⸗
*) Philoſ. Tranſact.
— 431
‚gattungen Tonnen ſich ebenfalls auf dieſe Art
gebilder haben. Der Surmulot ift ein Bey⸗
fpiel der Artz zum. wenigften läßt ſich das fis
cher annehmen, daß diefe Gattung vor 50
Sahren noch völlig unbekannt war, Woher
kamen denn biefe Thiere, als fie fo ploͤtzlich
in den Gegenden um Paris erfhienn? —
Das Thier von Gevaudan war. ohne Zweifel
von einer Wölfin gebohren; aber diefer Wolf
übertraf feinegange Gattung an Kraft, Schnel:
Tigfeit und Gefräßigfeit, Man kann daffels
be von einigen anderen gefräßigen Thieren
fagen, die von Zeit zu Zeit zum Vorſcheine
kommen. Außerdem erwaͤhnen die alten Nas
turforfcher einer Menge doch wirklich in Euz
ropa exiſtirenden Thiere gar nicht, und man
findet oft Männer und Weiber von einer
foldyen Riefengröße, daß bey einer WVereinis
‚gung berfelben, ein Rieſenvolk ausihrer Vers
miſchung entfichen koͤnnte.
Dies find die Abweichungen der Natur
ober vielmehr die Beweiſe ihrer Eraftoollen
‚Fruchtbarkeit, mit der fie jede Gattung bis in
das Unendliche variirt, befonders in Abficht des
Wuchſes und der Form ber Züge. Sehr
‚oft gleichen die Kinder weder bem Vater noch
der Mutter im mindeften, weil die Natur
immer zu Eleinen Abweichungen geneigt ift,
‚um Berfchiedenheit und Abwechſelung unter
4 Ee 4 ihre
432 . D) ie ide
ihre Formen zu bringen. Wenn im Allge⸗
meinen die jeßigen Menſchen diefer Jahrhun⸗
derre den alten Grigchen und Römern ähneln,
fo kommt dies daher, daß bie“ Gefeße
die Entftehung neuer Roeen verhindern, daß
ſie dem Bruder Feine Heyrath mit feiner
Schweſter erlauben. Wenn im Gegentheil
tie Menfchen zu Heyrathen mit ihren naͤch⸗
ſten Blutsverwandten durch bie Geſetze gezwun⸗
gen waͤren, ſo wuͤrden itzt die Voͤlkerſchaften
weſentlich von einander verſchieden ſeyn. Die⸗
fe Gründe beſtimmten wohl die Geſetzgeber
die Heyrathen zwiſchen Bruͤdern und Schwe⸗
ſtern zu verbieten. —J
Dieſe Beobachtungen zuſammengenom⸗
men ſind hinreichend, uns zu uͤberzeugen, daß
der Endzweck der Natur bey dieſen Abwei⸗
chungen nicht der geweſen iſt, Mißgeburten
hervorzubringen, ſondern neue Gattungen
oder Varietaͤten von Gattungen. Dies iſt
eine Folge ihrer ſchoͤpferiſchen Fruchtbarkeit,
ohne die, wie man ſieht, die Generation des
Menſchen und der Thiere nicht moͤglich waͤre,
fo wie der Wahsthum und die Entwickelung
ber Theile, die im Anfang der Eriftenz nur
erft grob angelegt find. Wie Eonnte bie
Natur ohne diefe wunderbare Kraft die Züge
eines Kindes nach feiner Geburt, wie auch
feine Glieder, verändern? — Könnte fie
ohne
* )o( ** 433
"ehe Medel efnen Wutterkuchen bilden,
um das Kind darinn einzuhullen? — Nies
‚mals, Es ift nicht die Drganifation des Was
ters, nicht die der Mutter, welche die Mas
tur aufhalten und verhindern kann, daß fie
von ihrem Mufter nicht abweihe. Denn
fonft möften vie Schmetterlinge, Schmetters
linge, wie ſie ſelbſt find, erzeugen, und nicht
‚Raupen, diejenes erftnac einer Menge von
Metamorphofen , und mehrmahliger, Haͤu⸗
tung werben Eönnen. Man verlaffe doch ends
lich einmahl die alten Einbildungen, die eine
kranke Phyſik allein zu beftätigen fucht, und
verwerfe alle die feinen Materien, den Zus
fammenfluß runder; Erummer, Aftiger Atos
men, biegeraben Poren, u. ſ. w. diezu nichts
taugen und nicht das mindeſte erklaͤren. Man
ſtrenge ſeine Einbildungskraft an, und erkenne
imUniverſum die allverbreitete Macht einer im⸗
mer wirkfamen bildenden Kraft. Dieſe allge⸗
meine Weltſeele haben die alten Naturfors
ſcher wohl gekannt.
Wenn ich Polypen und andere Thiere
durch Verzweigung, mie eine unendliche Mens
ge Vegetabilien fich vervielfältigen ſehe, kann
ich dieſe bildende Kraft uͤberſehen? Man
ſehe, wie gewiſſe abgeſchnittene Theile ſich
wiedererzeugen, wie er Fleiſch wiederwaͤchſt,
wie
wie eine Verletzung eines Baumes wiederers
- feßt wird, wenn der; Verluft der Epivermis
nicht zu groß ift, aber vorzüglich, wie bey
Beinbrücgen neue Kuorpel ſich bilden, um bie
knochichten Theile wieder zunereinigen. Wo⸗
her hat die Natur das Model zu dieſer neuen
Arbeit genommen? — Eine zahlloſe Men⸗
ge ähnlicher Wunder bemeift offenbahr, daß
diefe fruchtbare Natur aus eigener Kraft,
ſich ollee Gattungen zur —— von neu⸗
en bedienen kann.
3a ‚allen Zeiten fanden fich Gelehr:
te, welche die Vermuthung hatten, daß die
Natur: aus eignen Kraft neue Thier⸗ und '
Pflanzengattungen zu bilden im Stande fey.
Aber Sklaven der Worurtheile, die alles
übernatürlich erklären wollten, machten ihnen
den Einwurf, daß man keine Thiere auf dem
Mifthaufen, im Rothe und Leime entſtehen
fähe. Diefer Einwurf ift indeß ſchwach.
Denn kann ein Mahler ein Gemählde ver⸗
fertigen, ohne alle feine Farben bey der Hand
zu haben? Wenn ein Künftler brauchbarer
Juſtrumente, und feiner Materialien gefams
melt bedarf, um feine Fleinen Arbeiten zu
vollenden, wie wird denn Die Natur ihre Wun⸗
der num gerade im Kothe und $eime verrichs
ten? Bedarf fie Feiner Analogie und anpaſſen⸗
der Materien? Ein Schaaf kann von feinem
Ti⸗
—2 435
Tiger erzeugt werben, noch kann die Sliade
oder Aeneide aus der Einbildungskraft eines
ungebildeten Wilden, noch die Angabe der
Maſchiene von Marly aus dem Gehirne ein
nes Menfhen fommen, der Erinen Begriff
von Mechanik hat. Es ift gar nicht vers
wunderungsmwürdig, daß die Natur nur nei
Gattungen aus denen bilden koͤnne, die fi,
diefen ammeiften nähern, Eine geringe Abs
weichung führt fie zum Ziele. Wenn fie ein
neues Quadruped hervorbringen will, fo bes
dient fie fih ihm am naͤchſten Eommender
zur Orundlage, und dies wird die analoge
Form, nad) det fie ihr neues Werk ausmos
beit, 3. B. ift es fehr einleuchtend, daf wenn
die Gattung des Fuchfes fehlte, die Natur
fi zur Grundlage weit eher des Wolfes oder
des Hundes bedienen mürbe, als der Gau
oder der Kuh; meit weniger noch würde fie
einen Vogel oder einen Fiſch dazu gebrauchen
koͤnnen. Aber biefe Wahrheiten find fo hand»
greiflich, daß es ſich der Mühe nicht verlohnt,
ſich länger dabey aufzuhalten,
Man Ednnte mir einwenden, daß die
Natur bey dem obenangeführten Schweine
mit einem Elephantenrüffel und Ohren eine .
fehr ftarfe Abweichung gewagt hätte; aber
fie ift nicht fo ſtark, daß fie unglaublich wärs
de. Der große kinne fezt diefe beyden Thiere
in
436 we )ol WE
än die nehmliche Claffe von Quadrupeden zu⸗
ſammen: beyde haben Hauzaͤhne, kleine
Augen, eine harte Haut, die mit gleichar⸗
tigen Haaren beſetzt iſt. Der Ruͤſſel des
Schweines iſt beweglich und ziehet ſich nach
der Willkuͤhr des Thieres zuſammen, wie
‚der Elephantenruͤſſel. Auch haben ihre Schwaͤn⸗
ze und die ganze Form der Koͤrper einige Aehn⸗
Uchkeit. Die Natur macht alſo nur eine ge⸗
ringe — ohngefaͤhr mie bey dem
Meuſchengeſchlechte, wenn m Albinos pers 4
vorbringt.
Dieſe haben mich am
Ende zu: einem Refultate geführt, das wohl
mehrere befremden wird, nehmlich daß bie
Eriftenz der Gattungen fo gut, wie die Ins
dividua, ihre Wahsthum und ihre Abnahme
habe. Wenn die Natur Abmwechfelung und
Veränderungen liebt, wie ung ihre Abwei⸗
ungen zu bemeifen feheinen, fo müffen wir
annehmen, daß die Erfcheinung neuer Ges |
ſchlechter den alten nicht anders als hoͤchſt
nachtheilig ſeyn koͤnne. Es nehmen Fremde
an der Subſtanz Theil und find neue Feinde
für fie, woraus eine für die alten Ges 7
ſchlechter in dem Verhaͤltniße ſchnelle Abs 7
nahme erfolgt, als die Zunahme der neu⸗
en ift,
4
Die
—— 4
|
—
RR ON gg
Die Alten haben mehrere Menſchen⸗
unb Thiergeſchlechter befhrieben, die int nicht
mehr da find. Die Trümmer alter Schoͤp⸗
fungen im Schooße der Erde beflätigen fie.
Ein Theil derfelben hat itzt durchaus ‚nicht
mehr vorhandenen Gattungen angehört; Ein
Theil hat unter den Ichenden nur im heißen
Erdgürtel etwas analoges ;, ein anderer, wie
der Mammouth, allein nur in denPolarländern.
SH weiß, dag Naturforfher, um biefe Er⸗
fheinungen zu erklären, eine fo große Vers
Anderung der Erdaxe angenommen haben, _
daß fie die Temperatur aller Länder verändert
habe. Aber diefe Hypothefe hat unüberfteige
liche Schwierigkeiten. Weit wahrfh:inlicher
ift der allmählige Verfall der Thiere, wo⸗
von die Rede iſt. Die Auftern find itzt un⸗
ter alle Temperaturen des Himmels zerftreuet,
aber vielleicht in mehreren Fahrtauſenden wird
man fie allein in einigen Erdwinkeln finden.
’ —
“Alles in der Natur iſt mit einander
verkettet und folgt aus einander, Die Bas
rietäten einer Oattung haben auf irgend; ets
was einen Einfluß, und werden oft zum Das
feyn mehrerer anderer nothmendig. Wieviel
- giebt ed nicht Meerungeheuer und Wögel,
die von Fiſchen leben, und die ohne den Hee⸗
ring und den fliegenden Fiſch ſich nicht ers
halten könnten? Die Veränderung ber. Luft
und
438 a I ng
und des Bodens von einem Lande, neue Ver⸗
bindungen, neue Verhältniffe, neue Pflanzen,
nene Produkte verfhiedener Geſchlechter,
find eben foviel Mittel, welche die Natur
zur Vefhleunigung ber Zerftörung alter
Gattungen anwendet... Diefe erleiden diefelbe
Behandlung , mit der fie gegen die anderen
verfahren find, und bie, weldye ißt die Stelle
von jenen erſetzen, werden ebenfalld von den
Gattungen, denen fie ihr Dafeyn geben, bes
handelt werden. So ift der gewöhnliche
Gang der Natur, Sie bauet nur, um zu
jerflören, und zerflört nur, um miederaufjus
bauen; ihre Produkte durchgehen einen ewis
gen Kreislauf, von dem des Menfchen bes,
ſchraͤnkter Geift weder Anfang noch Ende
ſiehet.
Ein anderer Grund, der uns die Zu⸗
nahme und den Verfall der Thier und Pflan⸗
zengattungen hinreichend beweiſt, iſt, daß wir
aller Unterftüßung der Künfte nöıhig haben,
um manche Gattungen nicht entarten zu laſ⸗
fen; man muß fie pflegen, ihre Temperatur
verändern und die Racen durchkreuzen.
Schon kann der Elephant nur im wildeften Zus
fiande zeugen, und die ganze Menfchheit ift
von einer Krankheit befallen, welche die Les
bensfräfte in ihrem innerften Heiligthume
‚ angreift. Wo fieng diefe unglückliche Krande
heit
N
ei r
ee 439°
heit an? — Unter ben rothbraunen und
unbärtigen Einwohnern von Amerika, die bey
einem aͤußerſt empfindlichen Baue weber dem
Himmels ſtrich umändernnod großen Arbeis
‚ten fich unterziehen Tonnen, und folglich für’
die Fortpflanzung nur ſchwach find. Dies
ift bey dem weißen, bärtigen Europäer, und _
Schwarzen Eraußharigten Afrikaner niemahls
ber Fall. Diefe beyden Gattungen verbreis
ten ſich durch alle Klimate, vermehren fich
beträchtlich dafelbft und find bie haͤrteſten Ar⸗
beiten zu ertragen fählg, Woher kommt
diefer Unterſchied? Weil die Indianer den
älteften Menfchenftamm ausmachen und bie
anderen alle von ihnen herkommen.
Die leichten Nüangen, bie eine Gattung
zumeilen mit der anderen zu vermifchen fcheint,
find dagegen oft durch einen abgebrochnen
Uebergang zwiſchen zwey Gattungen, die
wenig Analogie mit einander haben, unter,
brochen; aber es muß Öattungen gegeben
haben, die diefen Uebergang fanfter verkettes -'
ten. Kann man fo nicht annehmen, daß es
ehedem Satyrs gab, die den Hebergang zwi⸗
{hen Drang » Utang und Neger unmerklider
machten. Da diefe Zmifchengattungen zerftört .
waren, fo entftanden Luͤcken daraus, bie
an vielen Drten bie unermeßliche Kette der
* unterbrachen, die @ fonft von der
gröbs
ar
aröbften Pflanze bis zum thätigften oerläntige
ften Thiere erſtrecken wuͤrde.
Man kaun hierans den Schluß machen,
dag die Natur große Hilfsmittel zut Errei⸗
‚hung ihrer Endzwecke har. Sie liebt Vers
wandtfhaften, fie begränzt das Dafeyn aller
ihrer Produkte; fie bedient fi alter Gats
‚tung um neue ind Leben zu rufen, und gelangt
dahin durch gelinde Abweichungen, die man
“immer für Mißgeburten hielt: Welche bes
munderungsmwürdige, Einfachheit der. Mittel,
Wollen wir ihr num noch diefe Abweichungen
zum VBorwurfe machen. Ihr Zweck, felbft
bey ihren unvollfommenften Erzeugniſſen iſt
nicht Hervorbringung von Mißgeburten. Im⸗
mer iſt er Vollkommenheit.
—9
— 441
RL
Ueber den Mammouth, ein Brönländi:
ſches Thier, wovon ſich Rnochen und uns
geheuere Zähne in Europa, Aſien und Ame⸗
rika finden, vom sen. de la
Coudreniere.
Die Ueberbleibſel ungeheuerer Thlere, die
D ſich häufig in Europa und in den mit⸗
ternächtlichen Öegenden von Aſien und Ames
rika finden, haben bie Naturforfcher von je-
„her außerordentlich befhäftigt. Der Hr. Gr,
von Büffon, dem die Naturgefhichte fo viel
ſchuldig ift, glaubt, daß die Elephanten, bie
Naßhoͤrner, die Flußpferde und andere
Thiere aus den mittäglichen Gegenden zus
erft urfprünglich den Norden der beyden Con⸗
tinente bewohnten, und daß fie, nachdem
dieſe Theile der Erdkugel beträchtlich Fälter
wurben, fich in bie wärmeren $änder Aſiens
und Afrikas verbreiteten. Aber hätten diefe
Thiere Sanada bemohnt und fich jemahls an .
ben Ufern des Dhio und Miffifippi aufgehals
ten, warum zogen fie fih nicht nach dem Kaͤl⸗
terwerben dieſer Landſchaften in die mittäglis
chen Theile von Amerika zurück? Sft der
Sag wohl gegründet, daß ber Iſthmus von
’ öf Pana⸗
448 “Ic
[3
Panama, der zum menigften 15 Linien breit
ift, immer einen unüberwindlihen Graͤnz⸗
punkt für die Elephanten bildete. Zum me;
nigſten ift diefe Vorausfeßung Außerft gewagt:
Und wenn man fie audy zugäbe, müfte dies
Thier zum wenigften ſich nicht in der Pro-
vinz Öuatimale, Sucatan, und im ganzen
Reiche Alt: Mexico finden? Außerdem find
die erfienÖrundlagen diefer Hypotheſe unficher.
Die Erde wird nicht Fälter. Europa war vor
zweytaufend Jahren Fälter, als ist. Man
hat gefagt, daß der Anbau des Landes
diefe Verminderung der Kälte verurfacht has "
be, aber ift diefe Antwort dem Syſteme Büfs
fond zuwider? — Denn da die Erde durch
die Bebauung, der Wälder, die fie beſchirm⸗
: ten, beraubt ward, fo ward fie eben dadurch
dem Einfluße Falter Winde, des Schnee
amd des Eifes mehr ausgefeßt, etwas, dad
ihe Waͤrmerwerden doch hätte verhindern
möüffen. Und endlich da die Erde an den
Polen eingebrückt ift, fo müfte fie dafelbft
meit weniger kalt geworben feyn, da diefe dem
vorgegebenen Centralfeuer am nächften ſeyn
muͤßten.
Der Ritter von Lamanon hat erwie⸗
fen, daß die am Ohio gefundenen Ueberreſte
dem Elephanten nicht angehören Fönnen.
Dies
Yo ——
Dies hat Hr. a ſchon dem Gr. v.
- Büffon aefagt, der ſich davon foausdrückt:
Alles was Hr. Collinfon fagt, ift fehr wahr;
die großen dafelbft gefundenen Bacenzähne
find weſentlich von denen des Elephanten vers
ſchieden., — Und doch nad dieſem Ges
Rändniffe, muß man mit Erftaunen fehen,
behauptet. Büffon, daß die Hauzähne, die
man mit diefen Zähnen vermifcht'antrift, dem
Elephanten gehörten ; denn wenn die Hauzaͤh⸗
‚ne von dieſem Thiere wären, fo müften fie
ſich bey feinen Zähnen und nicht bey denen
eines unbefannten Xhieres finden.
FR an v. Lamanon vermuthet, daß bies
Thier noch in einigen Winkeln von Sibirien
und Amerika verſteckt ſeyn koͤnnte, und hält-
es fuͤr eine Wallfiſchart, und nicht fuͤr ein
Landthier. — Dieſe Vermuthung gewinnt
unter der Feder des Schriftſtellers nicht we⸗
nig Wahrſcheinlichkeit, aber es finden ſich,
aller ſcheinbaren Gruͤnde dafuͤr ohngeachtet,
eine Menge Schwierigkeiten, die ſie voͤllig
umſtoßen.
Es gehoͤren ſehr große Meere dazu,
um Wallfiſcharten von dieſer Gattung und
zum Aufenthalte zu dienen, und die
Sf 2 Sal
— 6
Salzſeen die man allenfalls in Sibirien an⸗
nehmen koͤnnte, ſind lange nicht zureichend
groß, fo ungeheure Thiere zu enthalten.
Davon überzeugt uns das fajpifhe Meer.
Denn die, welches einen weit arößern Ums
fang hat, als alle ſibiriſchen Meere haben .
Tonnen, enthält nur Thiere von einer mittles
ren Größe. Plinius und mehrere andere 7
Naturforfcher fagen, daß dies Meer weit
mehr mit Seeungeheueren angefüllt fey, als
alle andere; aber da man beffer mit ihm
befannt wurde, fo wurden aus biefen Unges
heueren weiſſe Fiſche zwanzig Fuß lang, See⸗
hunde, und einige große Fiſche, die nichts
weiter vermögen, als höchftens die Fleinen
Fiſcherkaͤhne ummerfen. Alfo koͤnnen die tiefen
Thaͤler zwiſchen den Gebürgen Sibiriens
keine ſo große Seen enthalten, daß ſo unge⸗
heuere Thiere, als der Mammouth, ſich dar⸗
in aufhalten koͤnnten. —
Hierzu fuͤge ich, daß die Cetaceen ſich
nicht aus dem ſalzigten Waſſer entfernen
koͤnnen. Wenn einige Thiere frifhes Gras
an den Ufern des Meeres freifen wollen, fo
entfernen fie fi nur wenig und Tehren bald
in ihr natürliches Element zuruͤck. Wie wär
e8 denn möglid, daß diefe Getaceen einen fo
anfehnlihen Weg zurücklegen, und da⸗ *
er⸗
WEICH
fterben Fönnten: wo man noch frifche und oft
noch blutige Weberbleibfel ded Mammouth
findet ?
Diefe Gründe fcheinen unwiederleglich
zu beweifen, daß dieſe außerordentlichen Zähne
und Knochen Landthieren angehören. Indeß
fagen fie gar nichts gegen die Scharffinnige
Peit diefer Hppothefe des Hrn. Lamanon
um die Bildung der großen Haufen von Meer⸗
thieren zu erklären, und nöthigen ung nicht
gerade, zu den mehr als gewagten Hyporhes
fen anderer Naturforfcher unfere Zuflucht zu
nehmen, Denn man kann gar nicht daran
zweifeln, daß die beyden Continente eine_
Menge großer Salzwafferfeen, die ißt nicht
mehr vorhanden find, enthalten hätten.
Ar. Collinfon behauptet mit großem
Rechte, daß biefe Meherbleibfel, vie man am
Dhlo gefunden hat, die Ueberbleibfel eines
ungeheuren unbefannten Thieres find, welches
die Hauzähne des Elephanten hatte, und
im übrigen feinem Geſchlechte ganz eigene
Zähne. Dies ift den Fanadenfifchen Wilden
fo wenig unbefannt, als den Ruffen, von
denen einige es lebendig gefehen zu haben vers
fihern, Wenn einer und der andere hierz
5f3 von
2 Be he 5
von Fabeln erzählt, fo bemeift dies nichts
weiter, als daß dies Thier felten fey und feiz
ne Größe fie in Schrecken feße, Aber was
hat es für eine Geſtalt? — Wovon nähre
es fih? — Und welche Gegend” bewohnt
es am häufiaften? — Ich antworte hier⸗
auf? Seine Geftaltinähert fi der des Baͤ⸗
ven. — Es muß alles frefien. — Und
in Grönland bemerkt man es am häufigfien.
Nachdem, man die Aeberbleibfel des |
Mammouths in Europa, Afien und Amerifa 7
gefunden hatte, fo hätte man doch wohl bie
wentgen Vefchreibungen, bie man von Groͤn⸗
land hat, zu Rathe ziehenfollen, weil dies große
Sand zwifchen diefen großen Welttheilen liegt.
Ich ließ mich vor einiger Zeit in biefe Unters
fuhung ein, und fand, daß dies Thier im
Grönland fehr bekannt ſey. Man fagt bas
von, daß es ein ſchwarzes Fell, die Geſtalt
eines Wären habe und ſechs Klafter hoch
fey *). Der Verfafier der Reifebefhreibung
fagt, die Furcht habe das Thier vergrößert.
Uber ift jene Verficherung gegründer, fo muß
man body auf eine ungeheuere. Größe bed
Thieres fließen, weil fie alle Nationen In
Schreden fezt, die das Thier ge,chen haben
wollen, |
Man
*) en Geſchichte der Reif, XIX, Band.
.3. 3
*564 . ** 447
Man kann nicht mehr an dem Daſehn
eines Landthieres im Norden zweifeln, das
den Elephanten an Größe weit übertrift,
noch daran, daß der Mammouth der Rufs
fen, der Ochſenvater der Fanadenfifchen
Wilden, und der große fchwarze Bär
der Grönländer nur ein und daffelbe Thier
find. — Warum tft dies Thier aber in
Afien und Amerika weit feltener, als in Groͤn⸗
Yand? Diefem Einmwurfe zu begegnen, nehm
ich an (und ich werde es in einem anderen
Werke mit den ftärkften Gründen belegen)
daß Grönland mit Amerika und Aſien durch
zwey Landengen zufammenhängt. Wenn
der Hunger die Mammouths in Grönland
quält, fo gehen fie nad) Aſien und Amerika
über, ‚finden fi dann unter einem fremden
und ihnen vielleicht unguͤnſtigen Himmelöftriz
che ifolirt, koͤnnen ſich nicht fortpflanzen
und fterben dann in biefer Entfernung von
ihrem Vaterlande. WBieilleicht befindet ſich
auch diefe Gattung feit mehreren Jahrhun⸗
berten imber Periode ihres Berfalles und koͤnnen
: fi) barum unter unferm Himmelsſtriche nicht -
fortpflanzen, Eine Muthmaßung, die um
fo mehr Wahrfcheinlichkeit hat, weil meh:
rere Thatſachen es zu beweifen ſcheinen, daß
die Gattungen ſo gut ihre Bluͤthe⸗ und ihre
WVerfallzeit haben, als die einzelnen Individua.
4 Es
ı
W
448 a a
Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man über |
dies ungeheuere Thier mehr Aufklärungn
hätte, Indeß darf man mohl nach einiger
Aufmerkſamkeit die Vermuthungen wagen,
daß e8 bey der Achnlichkeit feiner Geftalt
mit der bed weiſſen Bären *), auch mie diefer
omnivor ift, d. h. olles frift, fi) fomohl von
Vegetabilien, ald von Fifhen,. Mufcheln
und Landthieren nährt. Dies fcheint auch
einem Thiere von fo ungeheuerer Größe felbft
nothmendig zu feyn, vorzüglich Im Norden,
wo bie vegetabilifhe Schöpfung nur arm ift.
ts
Endlich Eönnen wir annehmen, daf nie
Elephanten auf dem feften Sande von Ames
rifa lebten, und ba die Thiere der mittägs
lichen Länder nicht vom Norden kamen; daß
die Kräfte der Natur unter der Eiszone nicht
erfterben, da fie zur Bildung fo ungeheurer
Zhiere, als der Mammouth und der Wall
fiſch von Grönland, Hoch ftarf genug find;
Es giebt außerdem noch mehrere Xhtere,diedies N
fe Gegenden und dies Eisland bevölkern, 3.8.
der Adler ift daſelbſt fo groß und flarf, daß
er ſehr gewöhnlich junge Meerkälber entführt;
und
*) Es giebt kein gefraͤßigeres Thier, als un⸗
ſere weiſſen Bären.
J
a 449
und bie Schaafe, welche bie Dänen hinüber
gebracht haben, find-größer und ftärker , als
in Europa geworben. Diefe Wahrheiten wer;
den und weniger in Erftaunen feßen, wenn wir
betrachten, daß der Condor, der größte aller
Raubvögel,fich nicht in denheiflen und nievrigen
ändern von Amerika und Afrika findet, fon
dern nur die hoͤchſten Gebirge bewohnt, wo
bekanntlich die Luft fehr kalt iſt. Der Laͤm⸗
mergeper auf den Alpen, der mit bem Condor
verwandt iſt, giebt noch ein ſolches Beyſpiel.
6
238: RL
uns Bi
Ueber einige Inſekten der Barbarey, von
Sen. A. Poirer, ’
’ J
aͤhrend der Reife, die ich in die Bar⸗
barey, und befonders in ben Theil
derſelben, ber mit dem alten Numldien übers
einfommt, gemacht habe, ‚habe ich mehre dies
fen Aimmelsftrihe ganz eigene Inſekten zu
bemerken und zu unterſuchen Gelegenheit ges
habt, Ich ſchraͤnke mich hier ganz allein auf
diejenigen ein, wovon ich noch Feine Beſchrei⸗
bung in irgend einem Schrifiſteller gefunden,
oder uͤber die ich einige | neue Bemerkungen
— habe. |
Die Heuſchrecken.
Diefe unferen Erndten fo nachtheis
ligen Gefchöpfe fireihen in der Barbarey,
gegen das Ende des Frühlings, in fo dicken
Wolfen auf den Feldern und Wiefen, dag
ihre lermende Flucht dem Reifenden zuweilen
beſchwerlich faͤllt. Aber die Vegetation in
dieſem Lande iſt ſo ſtark, der beſaͤeten
Felder ſind ſo wenige, daß man ſehr ſelten
die Verwuͤſtungen dieſer ungeheueren Menge
von Heuſchrecken bemerkt. Außerdem haben
Re eine ange von N ai ‚ benen fie zur
Nahe
— ) o ( * 451
Nahrung dienen. Ob ſie gleich von Natur
nur gras freſſend ſind, ſo liegen ſie doch in ei⸗
nem unaufhoͤrlichen Streite mit einander, und
die uͤberwundenen werden von den Siegern,
wenigſtens zum Theil, verſchluckt. Sie
dienen außerdem den Schlangen, Eidechſen,
Froͤſchen und mehrerenFleiſchfreſſen den Voͤgeln
Jur Beute. Ich habe ſie im Magen des Ad⸗
ler, des Kaͤnzchens, der Ohreule gefunden
Die Mauren eſſen ſie ohne Schwierigkeit.
Sie gehen auf die Heuſchreckenjagd, wie wir
auf den Froſchfang. Sie braten ſie in ein
wenig Oehl und Butter, und verkaufen ſie
oͤffentlich in Tunis. Man wird nun weniger
erſtaunen, einen unferer Propheten, Sohanz
ned den Täufer, auf dies einzige Nahrungs-
mittel, und auf den aͤußerſt vortreflichen wils
den Honig ſich einſchraͤnken zu fehen.
Die ſtaͤrkſte und gefraͤßlgſte aller Heu⸗
ſchrecken iſt die folgende, noch nicht bekannte.
Ich will ihre Beſchreibung und die ihrer Le⸗
bensart verſuchen. Ich habe in Abſicht der
bier; zw beſchreibenden Inſekten mich nach der
Methode des Fabrizius gerichtet, und den
neuen Gattungen die Nahmen gegeben, wel⸗
che mir ihrer Organiſation am angemeſſenſten
vorkamen. Ka
. @ik
—
a
Grillus Numidicus. thorace carinato, alis
minimis, fquameis, cauda non armata,
Diefe Heuſchrecke, welche den Charak⸗
ter des Grillus des Fabricius hat, iſt eine
der dickſten die ich kenne. Sie naͤhert ſich dem,
von Roͤſcl abgezeichneten Grillus Elephas
ſehr, indeß unterſcheidet ſie ſich von ihm durch
ſehr deutliche Charaktere. Der Elephas hat
keine Fluͤgel, iſt weit dicker und ſtaͤrker ge⸗
bauet. Sein Koͤrper iſt an mehreren Orten
mit Spitzen und Erhabenheiten beſetzt. Der
Grillus Numidicus aber iſt nicht ſo dick, aber
weit laͤnger. Er hat einen vollkommen glat⸗
ten Koͤrper, der ſchoͤn gruͤn iſt. An der In⸗
ſention der Ringe, des Kopfes, des Bruſt⸗
ſchildes, der Pfoten, bemerkt man, wenn er
ſich entwickelt, feuerfarbene Flecke, die aber
nur ſehr wenig ſichtbar ſind, wenn das In⸗
ſekt ruhig und bewegungslos liegt. Es hat
nur zwey kleine, ſehr kurze, ovale, ſchuppig⸗
te Flügel an jeder Seite, wie zwey kleine
Schuppen, die von unten aus dem Bruſt⸗
fchilde hevvorfommen. Das Weibchen
hat Keinen Göbel am Schwanze;
aber ihr leßter Ring ift mit vier Zähnen in
Form von Spornen bewafnet. Die männlis
chen haben baffelbe, indeß laſſen fie fich von
den meiblichen fehr leicht unterfcheiden, weil
fie beynahe noch einmahl fo Did find.
| Die
*
** * 6* * 53
Die Larve bieſes Jaſektes erfihefnt ges
"gen das Ende ded September, Sie hat eine
gelbliche Erdfarbe. Durch dieſe Farbe und
den Mangel an Flügeln unterſcheidet fie fi ch
von dem vollkommenen Inſekte. Auch macht
ſie ihre außerordentliche Schwaͤche und ihre
Oberhaut kenntlich, die noch haͤutig iſt und
dann erſt ſchuppigt wird, wenn das Inſekt
vollkommen ausgebildet if, Mie die Larve
dicker wird, verändert ji die Haut. Shre
‚gelblidye Farbe wird dunkeler, und in dem
Zeitpunkte, wo ihre legte Metamorphofe bes
ginnt (etwas, das ſich im April ereignet, )
wird fie etwag grünlicht und die Grundzuͤge
ihrer Flügel fangen an fichtbar zu werden,
wenn die Kälte zu heftig ift, verbirgt fie ſich
in die Erde oder in den Sand, mo fie bes
megungslos und ohne Hunger liegen bleibt. Uber
fobald das Wetter milder wird, Eriecht fie .
hervor, befeftigt ſich an bie Baumknofpen
ober an bie jungen Pflanzen, und verzehrt
ſi e ſehr gierig.
Ich habe den —— zwiſchen der
maͤnnlichen nnd weiblichen Heuſchrecke ſchon
angegeben. Dieſe legt ihre Eyer im Julius
und Auguſt. Sie vergräbt fich perpendifulair bis
an bie Bruft in den Sand, entwickelt ihre
‚Ringe, um ihren Körper bünner zu machen,
und
454 kr 5 0 Fer
\
und dringt fehr leicht in dieſen beweglichen
Boben ein,, Sieift in dieſem Zuftande beys
nahe ſechs Zoll lang, wovon viere gänzlich
vergraben find.. ie legt ihre Eyer zufams
men in eine cylindrifche Geftalt gebacken, von
ohngefähr einzölliner Länge und halbzölliger
Breite. Gieliegen dicht bey einander, find
durch einen (dwärzligen Schleim zufammen
geklebt, der mit dem barein gemifchten Sande
eine fehr feſte Maffe bildet, Das Weibgen
bleibt länger als acht Tage in biefer Lage
und ftirbt endlich daſelbſt.
Dhngefähr nach zwey Monaten erfcheis
nen, wenn die Sonne den Sand erhißt und
ſich die Keime entwickeln, bie jungen Larven.
Aber ehe fie fi) aus ihrem Loche hervor mas
hen, warten fie, bis fie fich ſtark genug fühs
len. Sie wählen zu ihrer erften Ausflucht
ein mildes, heitered Wetter,
Nach der Art, wie biefe Heuſchrecke ihre
Eyer legt, und dem Drte wo fie hingebracht
merden, Tann ihre Drganifation uns nicht
mehr wunder nehmen. Der Saͤbel oder die 7
lange Spiße womit bie anderen weiblichen ”
Heuſchrecken verfehen find, mürde ihre zum
Eingraben in den beweglichen Sand unnüß
ſeyn. Wär aber ihr Körper dicker, und haͤt⸗
\ r te
IE 455.
te fie die Gabe nit, ihre Ninge auseinans
der zu wickeln, fie wieder zurückzuziehen und
ihrem Körper eine keilfoͤrmige Geſtalt zu gen
⸗
ben, ſo wuͤrde ſie ihre Eyer nicht in einer
Tiefe legen koͤnnen, die ſie vor der Luft zu
ſchuͤtzen im Stande wäre, und die Hitze, wel⸗
he jie entwickeln fol, würde weniger conzen⸗
trirt werden. Man begreift, wie lange Fluͤ⸗
gel ihr bey diefer Operation hätten hinders
lich feyn müffen.
Diefe Bemerkung machte, daß ich eine
Menge anderer Heufchrecken von verfchiedenen
Gattungen beobachtete, und ih fand, dag
ihre Drganifation beynahe immer fi) nad
der Urt vichtete, wie fie ihre Eyer legten.
Es giebt eine Gattung, deren Flügeljo lang
ald der Körper find, und deren Bauch fich
in eine Yange Gpiße endet, Dieſe verfens
Ten ihre Eyer eins an bad andere in einer
geringeren ober, größern Höhe. Sie zier
hen ‚einen Elebrigten Saft darüber. Bey
jedem Eye, das fie legen, eröfnet ſich ih;
re Schwanzfpige, die eigentlich aus zwey⸗
en fi Ereuzenden Theilen zufammengefeßt
ift, und jedes Ey glitſcht die Nath hinab,
Andere haben fo lange oder oft noch laͤnge⸗
re Flügel, als der Körper ift. Sie haben
‚Leinen Stachel, Daher muͤſſen fie ihre Eyer
anf
\ !
456 = DSG
auf den bloßen Bobenlegen. Sie verbinden
fie mit einem Schleime zufammen, um fie zu
befeftigen und den Wirkungen der $uft zu ent:
ziehen. Aus den eingegrabenen Eyern kom⸗
men in ber Barbarey die Larven gegen das
Ende des Herbftes hervor, inde die auf dem
bloßen Boden liegenden nur erft im Frühling
ſichtbar werden.
.
Eine Feihe folder Beobachtungen koͤnnte
den Naturforfcher zu intereffanten Entdeckun⸗
gen in Hinficht auf Drganifation und die mans
nichfachen Werkzeuge der Inſekten führen,
Kürze und Länge ber Flügel, harte oder ,
membrandfeSchaalen, der Mangel der Spiße,
würden nicht mehr gleichgültig fegn. Diez
fe Theile würden die Grundlage einer um-
fo natuͤrlichern Eintheilung werten, da fie
fih dann auf Lebens, und Verfahrungsart
eines jeden Individuum flüßen würde, und,
man würde nicht mehr Juſekten in eine Klaſ⸗
ſe vereinigt finden, die in Abſicht ihrer Ar⸗
beiten weſentlich von einander abwichen. Dies
fe Ideen verdienten eine weitere Auseinander⸗
feßung. Ich will dies bey ihrer Anwendung
auf einige befondere Geſchlechter verfuchen, _
Vielleicht konnten dieſe Beobachtungen
‚dem Landmann ſehr nuͤtzen, weil fie ihm viel⸗
leicht
ol. Br
leicht ein Mittel an die Hand geben Fünnten,
biefe gefräßigen Thiere zu vertilgen. Wenn
die Erde bald nach ihrem Eyerlegen, in einer
gehörigen: Tiefe umgegraben würde, fo würs
de der gröfte Theil der Ener, ber $uft, dem
Regen, der Kälte ausgefeßt, würde der Waͤr⸗
me, die fie zur Entwickelung bedürfen, un⸗
empfaͤnglich und allmaͤhlig erſterben, oder
die jungen Larven, wenn fie ſonſt in ber Er:
de fo lange verborgen blieben , bis die Erde
zu grünen anfängt, und bie Luft durch die
Frühlingsfonne ſich erwärmt, wuͤrden zu früh
ihre Wohnungen verlaffen müffen, und fchwers
lich dem Hunger: und der. Kälte widerftehen
Eönnen, Sie würden auch von einer Menge
anderer. Thiere verfchlungen werden, bieder
Mangel an Nahrung in diefer Jahreszeit,
in Abfiht der Wahl der Nahrungsmittel
weniger ſchwierig macht. Sch komme auf
unfer Inſekt zuruͤck, wovon ſich eine merk
wuͤrdige Varietaͤt ſindet.
Grilfis Numidicus cruentatus, toto cor-
pore maculis fanguineis Cooperto,
Diefe Varietaͤt ift allenthalben mit aros
Ben rothen fchattirten Flecken bedeckt, Beym
erften Anblick könnte man das Snfeft. für
zerriffen und blutig halten. Mur die Füße
wo EN un ing Gruͤnlichte. Sch
Gg habe
458 es )oc **
habe mich durch eine Menge Beobachtungen
verſichert, daß dieſe Varietaͤt nicht zu der
vorigen gehört, wie dies bey mehreren Heu⸗
ſchrecken der Tal ift, deren Farben ſich mit
der Zeit verändern.
Sphex Maxillofa nigra, abdomine violaceo,
apice fulvo, alis hyalinis fulvis, ante»
‚rioribus apice violaceis, maxillis ar-
cuatis, acutis, longitudine et forma
capitis.
Dies prachtvolle Inſekt, welches der
Weſpe aͤhnelt, fand ich in dem Gewebe ei⸗
ner Spinne, von der ich unten mehr ſagen
werde, eingewickelt. Vielleicht war es der
Angreifer; denn man weiß, daß es ſich ber
Spinnen bemächtigt, oder der Inſekten⸗ Larven,
die es toͤdtet, und feine Eyer inihre Leichname
legt: Dann macht ed mit feinem Hinterfuß
einen Kothflumpen, legt das Infekt mit feis
nen Sungen hinein, und, verfchlieft die Defz
nung forgfältig wieder. Seine Jungen, bie
in jedem Inſelte neben einander liegen,
finden bey ihrer Eintwickelung bie ihnen dien⸗
liche Nahrung. Gie verlaffen ihr Haus nicht
eher, ald wenn fie vollkommen ausgebildet
ſind. Ich habe dieſen ſchoͤnen Sphex nir⸗
gends wo anders finden koͤnnen. Doch naͤ⸗
hert er ſich dem Sphex des Fabricius,
und
——
— — —
PR Fe 459
und unterfeheidet fi) von ihm nur durch die
Länge feiner Kinnbacken.
Sein Kopf iſt platt, beynahe hemiſphi⸗
riſch. Aus jeder Seite kommen zwey ſtar⸗
ke Kinnbacken in Form langer, duͤnner, ſehr
ſpitziger, mit roͤthlichen Haaren beſetzer Zan⸗
gen hervor. Sein Mund iſt mit vier Baͤrt⸗
gen beſetzt. Seine Fuͤhlhoͤrner, wie die
des Sphex,
Sein Bruſtſchild Be vorne zweh dicke,
ſchwarze Erhoͤhungen. Der Kopf und das
uͤbrige des Bruſtſchildes iſt gleichfoͤrmig
ſchwarz gefärbt. Die Flügel find rothfahl.
Das Außere der erften blau.
Der Bauch hat eine ſehr artige eyförmige
Geftalt. Er iftglatt, ſtahlgrau, etwas rothz
gelb an ben letzteren Ringen gefleckt. Die
Füge find rothfahl; fünf Urtikulationen an
ben Tarſen. An jeder Artikulation rothgelbe
Haare in Form einer Bürfte,
Culex Argenteus, dorfum fquamisargenteis
exornatum,, pedibus fafciatis,
Obgleich dies Infekt in meiner Samm⸗
lung beſchaͤdigt wurde, fo glaub ich doch, eis
ne Beſchreibung ſchuldig zu ſeyn. Dies iſt
die in der Barbarey gemeinſte Muͤcke. Sie
Gg2 hat
460 * BL
hat die Groͤße der unſrigen, aber fie ift fo
pradivoll gefhmücdt, daß ich ihr oft die
Stiche, des Vergnügens fie zu bewundern mes
gen, verziehen habe. Der ganze Körper, vor⸗
züglicd der Nücken, ift mit filberfarbenen
Schuppen bedeckt, die wie runde blißende
Slittern auf einander liegen, Ihre Füße find
mit abwechfelnd braunen und filberfarbenen
Banden geziert.
(Die Forsfeßung Fünftig).
Nachricht.
Die zu dieſem Bande noch gehoͤrigen
Rezenſionen haben wegen Mangel an Raum
für den Fünftigen zuruͤckbleiben muͤſſen.
*
— ⸗)
Magazin
für
Algen Natur» und Zhiers
Geſchichte
herausgegeben
von
C. F. A. Muͤller D.
Fuüͤnftes und ſechstes Stuͤck.
Mit Kupfern.
Goͤttingen und Leipzig,
bey Johann Daniel Gotthelf Broſe. 1796.
—J
eh Te
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SER 3 /
a ©. Fe J
EM ae A 3 3 FEAR —* —
u
Inhalt des 5. und 6. Stuͤcks
I. Ueber einen rothen Skorpion in
Languedok ven Hrn. Amoureux. 461
II, Ueber die Wiedererzeugung am
Körper der Fifhe, vom Hrn.
Brouſſonet. ⸗ 478
UI. Etwas über die Erzeugung. ⸗488
IV. Etwas über: einige Beobach⸗
tungen, den Juſtinkt und befons
ders die Lebensart der Ameiſen
betreffend. (Beſchluß). ⸗ 505
V. Hr. Poiret uͤber einige Juſek⸗
ten der Barbarey. (Beſchluß). 525
VI. Ueber die Bildung ber Körper
durch die einfache Aggregation
} der
gr ag
Inba It
‚ber organifirten Materie, vom
Hrn. Seyniers. + ⸗
VII Beytrag zur Geſchichte des
Athemhohlens der Fifhe, vom
Ken. Drouffoner ss #5
vn. Immanuel Rant. ⸗
337
551 _
582
Ueber einen rothen Skorpion in Canguedok
VE ade D. Amoureng,
=
s iſt in der Naturgefchichte ein allgemein
— angenommener Gebrauch, dag diejenis
gen welche zuerſt ein Inſekt oder eine Pflanze
- ausfindig machen, fidy derfelben auch gleich eis
ned Eigenthumes bemädhtigen, das ihnen.ans ,
gehört. Iſt das aber nicht ein übelangemaßs
te8 Eigenthumsrecht, woran mehrere andere
Fordernngen haben! Die Erde ift mit Pflans
zen, Thieren und Mineralten von allen Gats
tungen bedeckt, und bag Recht der Entdek⸗
kung kommt denen nur zu, welche ein vor
ihnen noch unbekanntes oder ſchlechtgekanntes
Individuum zuerſt genau und vollſtaͤndig be⸗
ſchrieben. Ein jeder Naturforſcher macht aber
Anſpruͤche hierauf, und dies iſt der erſte Ans
laß zu einer endlofen Vegvielfältigung der
Beſchreibungen.
x. Ich glaube indeß dieſen Vorwurf nicht
durch meine itzige Beſchreibung einer neuen
2b Skor⸗
462 eV CR
Skorpionart zu verbienen, welche man in
Sanguebof antrift. Dies Thier iſt nur den
den Noturforfchern duch die Beobachtungen
des Hrn. von Maupertius, Mitgliedes
der Akademie ber Wiſſenſchaften bekannt gro
worden, und ſelbſt in dieſen ſcheint mir der
eigentliche Charakter dieſes Inſektes zu fehler,
und in den ſonſt ſo ſorgfaͤltigen ſeiner Abhand⸗
lung a) angehängten Kupfern zu fehler,
Durch fie irre gelettet hat man den Skorpion
von Sourignargues in Languedok, den ich
eben beſchreiben will, mit den gemeinen Skor⸗
pion für uͤbereinſtimmend gehalten. Mur die
Forbe ift der cinzige Punkt, in dem man
beyde Skorpionen unterfchieden findet, meil
der haarige weiß, der hingegen im mittägliz
dien Frankreich fo gemeine braun oder ſchwaͤrz⸗
lid und er Eleiner iſt. |
Er mag nun eine eigene Gattung, 4
eine Abartung ausmachen, ſo haben ihn die
ſyſtematiſchen Schriftſteller ganz uͤberſehen
oder mißgekannt. Linné und Fabrizius,
melde bie Kenntniß der Inſekten fo weit ge:
trieben und ausgebreitet haben, ald man von. uns
fern Zeitalter nur immer erwarten Tann, erwaͤh⸗
nen feiner nicht mit einer einzigen Sylbe; und
ber eine von ihnen hat nicht mehr als ſechs Gat⸗
tungen von Skorpionen, undder andere acht bis
| neun,
a) Annde 1731.
\
2,8 ) 0 En h 463
nem‘; ** unter dieſen allen ———— zu
beſchreiben, wovon in dieſer Abhandluns: dic
iſt. —
Hr. von Villiees aus Lhon, der neu⸗
erlich ein betraͤchtliches Werk uͤber die Kennt⸗
niß der Inſekten herausgegeben hat, in dem
eine ausnehmend große Menge verfchledener
neuer oder vorher wenig gefannter Inſekten
befährieben tft, vorzüglich won folhen, die
fich im mittäglicden Frankreich befinden, ers
mwähnt nur eines einzigen, und nur des allers
gemeinften und allerbefannteften, europälfdyen
Skorpions und begreift unter dreyzehn Cita⸗
tionen, die er ihm als Synonymen zurechnet,
auch den vom Hrn. von Maupertuis bes
chriebenen. Hr. von Villiees hielt ihn das
er fuͤr daſſelbe Inſekt oder nur fuͤr eine Ab⸗
rtung derſelben. Die folgende Befchreibung
ird diefen verdienſtvollen Naturforfiher leicht
om Gegentheile überführen koͤnnen. i
u
Der Skorpion von Sourignargues ver⸗
ient als eine eigene Claſſe aufgeftellt zu wer;
en. Seine Geftalt, das Verhaͤltniß feiner
heile zu einander, feine Farbe unterfcheibet
hm ſchon in gemeinen, ununterrichteten Aus
en. Die Entomologiften finden aber in ſei⸗
nem Pecten einem dieſer Gattung ganz eigens
oh 2 thuͤm⸗
\
thuͤmlichen Gliede, b) deffen WVerrichtungen
man aber noch nicht Fennt, ein nod unters
ſcheidenderes Merkmahl. - Hierdurch wird
feine Befchreibung eine größere Kürze, feine
Benennung einen bebeuteudern Sinn, under
faft kein Synonym erhalten, da Fein Haffıs
fizirender —— jemals RE erwähnt
hat.
Um nad der Ordnung der neueren Enz
tomologiften zu verfahren, will ich folgende
Saͤhe angeben, denen ich eine genauere Er⸗
klaͤrung und einige phtlologifche Betrachtungen
nachſchlcken werte, ber allgemeinen Einrich⸗
tung folder Abhandlungen gemäß. 1
Nomen. Scorpio oceitanus.
Charabker. Pedinibus 52.ad 60 dentatis,
- Synonimia. "Maupertuis, Academie des
Sciences, 1731, Fig.
Amoureux Notice des Infe&tes veni- |
meux. |
de Villers, Entomologia L. IV.
Habitatio. in Gallia Narbanenfi 1,} loco
- Sowvignargues didto. In ruderatis.-
Deferip-
b) Peälines foli Scorvionum, generi propriäl
numero radiorum fpecies diflinguunt Philo- 4
‚foph, Äntomolog. Vlil. diff, $, 20, Y
1
21
4
4
* u 465
" Deferigria, Corpus nudum, depreflum,
rufum, fegmentis —— quafi im-
—— Magnitudo duplo vel triplo
. major europaeo. Longitudo ab ore ad
. mueronem, 2 poll. etc. latitudo inter ma-
nus’expanfas, 2 poll. etc.
Caput non a thorace diſſinctum.
Os retractum in pectore. Palpi duo por-
redi et — Seiler, nigri,
Oruli 8. Quorum 2 2 majores approximsti
prominuli fupra thorscem nigerrimi.
6 minores ad latus vtrumque thoracis.
Anus 5. chelae 2 frontales, angulatae,
truberculatae. Pollice et digito edge
tis, intus ferratis. j
IN
Thorax rugofus , » tuberculatus.
> Prlines 2 albidi, inter pectus et abdomen
plarimum dentati.
Pedes g pedtoriafhci, albefcentes, com-
prefi , curforii, femoribus poficis lon-
gioribus, Tarf articulis 4, imis hi-
Spidis, pe :
Abdomen annulatum fubtus — pertu-
fum quafi ocellis vel maculis octo pi
d ctum.
98 Hh3 Cauda
a N
Cauda elongsta, nodofa, 6 articulats, to-
rofa, angulata, tuberculata, fupra ful-
ca'a, artieuli ſenſim crefcentes pollu-
eidi, vltimo conflato ex ampulla mem-
branacea, turgida et mucrone, nigro,
corneo, arımato,
Demerfungen
über das Geſchlecht dee Skorpions überhaupt
und beſondes über die Gattung von
Sourignagued,
| Kein anderes Inſekt verbient dieſen Nah⸗
men fo fehr, wenn bie Einfchnitte und Ringe
den Hauptcharafter berfelben ausmachen fols
len, Der Skorpion ift ganz zerfehnitten, ganz
zeraliedert. Sch zähle an feinen Körper mehr
als achtzig ganz verſchiedene Stücke, wevon
ihm fiebzig geranbt werden koͤnnten, ohne feis
nien Xod unmittelbar nady ſich zu ziehen, mie
ich an denen den Verſuch gemacht habe, welche
ich Herflümmelte, indem ich ihnen den Schwanz,
die Pfoten, die Aerme und die pedtens nahm.
Wenn aber auch eine fo große Menge einzels
ner Stücken dazn gehören, das Inſekt vollz
ftändig zu bilden, fo fehlt ihm dech nody ein
Attribut, welches die größte Anzahl der Ins
feften in ihrem volll ommenen Zuflande aus⸗
zeich⸗
ae 2
ER E ich mehne die Antennen. Doch hat
der Skorpion nicht allein dieſen Mangel. ſon⸗
bern er ift ihm mit mehreren anderen Inſek⸗
teu gemein, 3.8. mit den von Muͤller c) bes
ſchriebenen Wafjerwanzen, mit den Spinnen d).
Um ihn des Mangels der Fuͤhlhoͤrner
wegen zu entfhädigen hat der Skorplon acht
Augen, (die Spinnen find ebenfalls mir ſechs
bis‘ fieben verfehen). Acht Augen melde cin
Inſekt von der Natur erhalten hat, das in
ber Dunkelheit lebt, Fommt denen vielleicht
als eine Verſchwendung vor, melche immer
fid) über, eine Ungleichheit der Natur in der
Austheilung ihrer Gaben zu beflagen geneigt
find. Aber die Vorficht welche nichts vergeb⸗
lich gemacht hat, hat vielleicht eine folche
Menge von Augen einem Jaſekte für nothmwens
dig erachtet, welches einen unbeweglichen, mit
ber Bruft genau verbundenen Kopf hat, Die
beyden Haupts Augen liegen oben im Körper
und find in unferem Inſekte fehr glänzend.
Er hat fie immer auf feine Beute geheftet,
wenn.er fie mit feinen Aermen ergreift, waͤh⸗
rend das er feinen Schwanz und Stachel in
Form eined WBogens über feinen Körper biegt,
am feine Beute zu fechen, wenn fie ihm Wi⸗
un Hh 3 der⸗
€) Memoires des Savans Etrangers. Tom, VIII
d) Fabricii, genera Inſectorum und — En-
. tomologicum,
ae a
derftand leiſtet, nicht um ſich felbft zu verwun⸗ x
den, wie ber allgemeine Glaube iſt. Wir has
ben ſchon andermärts die Beweife vom Gegens
theile gegebene) die ſechs Augen zur Seite;
die kleinger als die vorher erwähnten, aber
ſchwarz und fo glänzerd als fie find, dienen
dem Inſekte alles zu fehen, was ihm an den
Orien vorshrilhaftes oder nactheiliges vor⸗
gehet. Die Menge und Stellung der Augen
erſezt daher ihre Unbeweglichkeit, fo. wie bie
Bewegbarkeit der Augen des Chameleons bie
Unbeweglichkeit ſeines Kopfes.
Ob die Skorpionen gleich mit act Augen
verfehen find, ſo flihen fie doch das helle Tas
gesliht, uud was noch erſtaunlicher ift, ob
fie gleich den Aufenthalt unter Ruinen, unter
Steinen und an Fühlen Dertern lieben, fo
find fie ſaͤmtlich doch Bewohner der heißen Laͤn⸗
der, von Afrika, Amerifa, dem Wergebirge
ber guten Hofnung, us ſ. m. der Skorpion
von Europa findet ſich lediglich in Stalten,
Spanien und in ben mittäglichftien Propinzen
Frankreichs. Um Paris herum teift man
Keine Spur von ihm an. hr, von Linne
wünfdte Schweden Gluͤck, das ihm nur das
einzige Inſekt fehle; ein fehr glücklicher Mangel
mit dem jeder, der Naturforfcher allein nußs .
BERN, fehr zufrieden feyn wird, |
Die
€) ©, meine Verſuche in de Notice des Bee
de la France,
u. ) o( ** 469
Die Aerme des Skorpions beſtehen je⸗
der aus fünf Stuͤcken; fir fiehen beynahe hoͤ⸗
her als der Körper und Kopf, oder, um fi
deutlicher auszudrücken, die Defnung des
Mundes wird beynahe durch thre Inſertion
verdeckt. Alle articulirten Theile find edigt
und mit Erhebungen in Form Kleiner Perlen
verfchen. Der Daum und der bewegliche Sins
ger, melde die Gcheere bilden, find länger
und weniger, dick bey dem Skorpion von Sou⸗
rignargues, ald bey dem gewöhnlichen, Sie
find, innwendig mit Kleinen Sereaturen verſe⸗
hen. re
Die acht Geltenfüße am Thorax find
platt und aus ſechs Sliedern zufammenges
feßt.. Die Hinterfüße, melde etwas laͤn⸗
‚ger find, haben ſieben dergleichen. Wenn
bad Infekt läuft, und es läuft mehr als dag
ed gienge, foift ed ganz Fuß. Seine beys
den Berlängerten Aerme feinen ihm felbft
‚ zum Fortkommen behülflih zu feyn, und
in dieſer Stellung verfcheint er noch einmal
fo groß. Wenn er in Ruhe ift, kriecht er.
ein; feine Aerme, Füge, fein Schwanz,
alles faltet fi ch wieder zuſammen.
Zwey Gattungen Enorpelartiger Räte,
melde: in Geftalt von Anhängfeln von der
Baſis des Thorax herabhaͤngen, und welche
das Thier, gleich er bewegt, find der .
5
Kaupte
‚470 wir yo( —
Hauptcharakter des Geſchlechtes und aller
Gattungen desSkorpions, nach der Anzahl
ber inneren, etwas gebeugten Zähne.
Der Skorpion von Sourignarques hat
verhaͤltmaͤßig viel Tängere Anhaͤngſel als ir⸗
gend eine andere Gattung, und auch die An⸗
zahl der daran befindlichen Zaͤhne iſt weit be⸗
traͤchtlicher. Sch habe ihrer an jeder Seite
ſechs und zwanzig bis zu dreißig gezählt.
Vielleicht ift diefe Anzahl nach Maßgabe des
Alters verſchieden. Died mag indeg feyn
wie es will, fo iſt ihre Anzahl, von zwey
und fünfzig bis fechzig Zähnen oder Einfehnitte
weit ftärfer, als die an den anderen befann-
ten Skorpionen welche niemals.mehr als ſechs
bis zwey und dreißig beträgt. Sie können
daher eine befiimmte Abzeichnung der Gat⸗
tung ausmachen, die ich eben befchrieben habe,
und man Fann fie als ein Unterfcheldungszeis
chen vom europaͤiſchen Skorpion anfehen, wels
der nur achtzehn, zuweilen gar nur ſechszehn
beſizt.
Der Bauch ded Skorpions wird durch
fuͤnf zuvor daruͤber gehende Einſchnitte ge⸗
theilt. Man unterſcheidet hier acht beſondere
Merkmale, welche mir bey den verſchiedenen
Indibiduen, welche ich zu unterſuchen Gele⸗
genheit gehabt habe, abweichend vorkamen.
Sie ſind bey mehreren undeutlich, und bey
ir i andern
Joc Fe 471
— wleder ſehr hervorſtechend; bald laͤng⸗
licht wie Knoͤpfe, bald rund wie Augen, von
einem helleren Gelb, als der Bauch iſt. Sind
dies vlelleicht die Stigmas, welche den andern
Inſekten zur Seite angebracht ſind? Ich
glaubte vordem, dieſe Merkmale kaͤmen nur
den weiblichen Skorpionen zu, welche einen
breitern Leib haben, aber ich habe fie nach⸗
her auch bey weit ſchinaleren Individuen
wahrgenommen.
Der Obertheil des Koͤrpers in Erman⸗
gelung des Thorax, iſt von ſechs Einſchnitten
bis zum Anfange des Schwanzes zertheilt,
welcher ſechs ſehr bewegliche Artikulationen bes
ſizt. Die vorlezte davon iſt die laͤngſte, und
die lezte, welche von der Giftblaſe gebildet
wird, iſt birnenfoͤrmig, aber an unſerem
Skorpion viel aufgeblafener und. runder als
- am gewöhnliden. Alle Knoten des Schwan⸗
3e8 find ebenfalls größer und durchſichtiger,
fie find mit acht bis zehn Ecken verfehen, und‘
find oben wie runzlicht. ;
Das Infekt iſt in feinem Umfange viel
‚größer, flärker und nervigter ald der gemeine
Skorpion, er. giebt ihm in feinem, etwas
außer in.den Händen nad, weldye bey den
Iezteren ftärker find, Um aber ben Unterſchied
noch deutlicher — und das Ein⸗
zelne
Me * \
47% —
zelne ſeiner Struktur, ſeine Zierrathen, Spit⸗
zen, Linten Knoͤtgen, Haare zu unterſcheiden,
muß man ihn unter das Vergroͤßerungsglaß
bringen und ihn lebend beobachten. Dann
erfheint das Infekt voll von ſymmetriſchen
Spitzen. . Dies Eigene hat man in den der
Abhandlung des Hrn. von Maupertuis
beugefügten Rupfern darſtellen wollen; nur
find fie etwas arob gerarhen. Ein Skorpion
den manganz einfach in Brunnichs Elementen
verzeichnet findet, fiheint eher unferer Gattung
ald dem europaͤiſchen Skorplone anzugehören.
Er ift von keiner befonderen Beſchreibung bes
gleitet.
Um noch den Zunahmen den ich ihm ge⸗
geben habe zu rechtfertigen, fuͤhre ich nur das
an. Da die Trivialnahmen der verſchiedenen
Gattungen bekannter Skorplone von dem Orte
ihres Aufenthaltes abgezogen ſind, und man
diefe Benennung duldete; ob die Entomologi⸗
ſten f) glei nicht mit ihnen zufrieden find, fo
habeich mic) nach dieſem eingeführten Gebraus
che gerichtet, und ich Fonnte diefe Gattung das
her mit feinem anderen Beynahmen belegen,
bis dem ber, mittäglichen Probinz don Frank⸗
reich, in der fie fich bis izt noch am meiften
bemerflih gemadht hat, Sourignargues In
dem Diftrifte von Nismes und von biefer
Stadt fünf Meilen entfernt ift der einzige Drt
“0m 4 F ’ J in
Ö Philofophia Entomolog, VIL nomina $. 39.
N 1003 Gt ee 755
in Languedok, von dem ich gehört habe, dag
man befelbft diefe Gattung des weiffen oder
rothen Skorpionen entdeckt hätte. Ar. von
Maupertuis hatte behauptet, daß diefe Gate
tung ſich in den umliegendenden Gegenden von
Montpellier fänden und der gemeine Skor⸗
pion in den Häufern wohnte. Aber ich kann
verfichern, daß ich feit mehr als dreyſſig Jah⸗
ren in dieſen Gegenden von Montpellier ums
herlaufe, und niemals etwas von demjenigen
Skorpion wahrgenommen‘ habe, von dem _
hier die Rebe ift g). Und wenn er in dieſem
Lande ſich findet, warum ließ er denn, da
er feine Verfuche doch an bein nemlichen Orte
anftelte, fi) die Sforpione von Sourignar⸗
gues Fommen ? —
Nun bleibt uns allein noch die Unterſu⸗
chung eines Punktes in der Naturgeſchichte des
Storptonen übrig, deſſen Kenntniß ung eben
fo intereffant iſt. Gebiert der Skorpion Ies
bendige Junge oder in Eyern, wie beynahe
alle Inſekten? Die Frage ſcheint von Aellan
zu
) Der Sorgfalt des gelehrten Verfaſſers vom
Dictionaire de Phyfique Sen Seine. Paulian
von Rismes verdanfe ich die lebendigen Skor⸗
pionen, an denen ich die auszeichnende Ges
ftalt des pecten bemerkt habe, von dem ich‘
die Menge der Einfchnitte nicht an trocknen
Eremplaren beftimmen founte ald ich meine
Notice des Infeötcs repates venimeux ſchrieh
Pag; 42%
SR A ES
zu Gunſten des erften entſchieden zu feyns h)
dies wurde nachmals von dem erfahrenften
Beobachter des lezten Jahrhunderts, von Redi
betätigt, und nach ſechszig Jahren ebenfalls
Son berühmten Maupertuis. Der berähms
tefte Entomologiſt unferes Zeitalters hat das
rüber aber offenbar Zweifel, wenn er fi
ausdrückt; Viviparus dieitur i)) — — an
redte? k),
Auch die Ausdrücke des Ariſtoteles ſchei⸗
rien zu der Meinung hinzuneigen, daß der
Skorpion nicht lebendige Jungen gebährer
Quin et fcorpiones terreftres vermiculos ouo-
rum fpecie pariunt comiplures et incubant.
Mox vt prolem 'perfecerunt pelluntur ab ea
ipfa, ficut araneis accidit, et interimuntur'a
fuis liberis magno numero: faepius vndenos
poriunt. L. V. hiflor. animal. c. 26. —
Plinius hat dies alles im 26ſten Capitel des
1, Buches, und noch mande haben dies nach
ihm
5) Non oua Scorpii, fed fogtus animantes pariunt.
Aclianus lib. IV, c. 20.
i) Mantiffa Infeftorum. Tom L 17874
k) Philofophia Entomolog. V. Sexus. $. ı2. Ich
bin ſelbſt noch Willens, eine Edition des
Fabriziug mit neuen Anmerkungen und Ers
laͤuterungen zu beforgen‘, um es ganz zu eis
nen ficheren Führer in der Juſektenkunde zu
machen.
ze ee ie
Jake 475
ihm wiederhohlt; ſelbſt iſt dies bey feinen
neueſten Commentatoren ber Fall geweſen,
welche nichts uͤber dieſe alte Sage bemerkt haben,
Ariſtoteles kann fo aut durch den fals
fhen Schein des Eyes ſich betrogen haben,
als er fi über die fo befiändige Anzahl von
eilf Eyern betrogen findet. Ein JIgſekt kann
vollkommen gebildet unter einer membranoͤſen
Huͤlle fi befinden und von einem lebendig gez
bährenden Inſekte entfliehen. GE |
Was die erfte Geſtalt betrift, in wel:
cher der Fleine Skorpion ſich zeist, fo iſt fie
ohne Zweifel diefelde, in ten er den Ueber⸗
reft feines. Lebens erſcheiut. Sch habe fehr
kleine weiffe und periengraue Skorpfone gefes
hen, weiche noch kleiner als der acarus ricinoi-
des waren, Und Mathiolus verfihert, fie
am Bauche ihrer Mutter ben Laͤuſen ähnlich
gefehen zu haben. Er unterfucht bey diefer
Gelegenheit die Meynung bed Ariſtoteles:
Seine Stelle hierüber ift in mehr ald einer
Ruͤckſicht fehr merkwuͤrdig: Plusgquam mille
et quingentos collegimus craflos et plurimum '
fardtos. Plures inter eos foeminas inuenimus,
‚ quae fuos nuper editor 'foetus albos pedieuli
magnitudine, ſub ventre fecum vbique gere-
bant, fingulis eruribus adhaerentes; quaprop-
ter non ab re prodidit Ariftoteles..... etc.
Nach⸗
476 * 00*
*
Nachdem er in einen Eye gebohren iſt,
verändert der Skorpion feine Geſtalt nicht
mehr, wie dies der Fall waͤre, wenn er aus
einem Wurme entflünde, und Hr. Fabrizius
geftehet diefes ein, wenn er fagt, indem er.
den Geſchlechtscharakter dieſes Inſektes angiebt
(genera infeclorum), Metamorphoſis eom-
pleta larua octopeda, agilis currens, omni-
bus partibus completa, imagini fimillima —
victus er laruae, et puppas et imagiuis e ra·
pina inſectorum vermiumque.
Wenn die Larve und Puppe dem ers
wachſenen Infekte in einer jeden Rüdficht glets
hen, fo fehr dag fie felbft ſchon Leben und
Bewegung haben, warum will man es in
drey verfchiedenen Zuſtaͤnden betrachten und
ift dad Inſekt nicht in einem jeden vollkom⸗
men? Die eigenslihe Metamorphofe ift eine
Veränderung der Geftalt und Struftur, die
Verwandelung der Haut aber ohne bie der
Geſtalt ift nichts als ein Maufeen,
Was die Anzahl der Kleinen betrift,
welche eine jede Mutter gebiert, fo muß fie
größer feun, als Artftoteles und Plinius bes
merken. Redi hat in dem Bauche der Weibchen
fedy8 und zwanzig bis vierzig.gefunden, und
Maupertuis jieben und zwanzig bis ſechs zig;
etwas, das fi wahrſcheinlich nach Maasgabe
der
-
CR
BR En, MR
der Gattung und des Ortes verändert Mas
aber gemiffer ift, iſt die Wahrheit, daß der
Skorpion zweymal im Jahre gebiehrt, Arts
fioteles hatte ſchon dieje Eigenthuͤmlichkeit
bemerkt, und id habe es auch im Betreff
des europaͤlſchen Skorpiones ſchon beftättgr
gefunden, bey dem ich einander aͤhnliche
Kleine von der Mitte des Fruͤhlings bis zum
Ende des Herbſtes gefunden habe. —
TS bin noch nicht ſo gluͤckllch geweſen
bey dem Gebaͤhren eines Skorpionen gegen⸗
waͤrtig zu ſeyn; aber oft habe ich in meinem
Garten unter den Ziegelſteinen, und zerbro⸗
chenen Toͤpfen weibliche Skorpionen mit Jun⸗
gen umgeben gefunden, welche eben gebohs
ren zu ſeyn ſchienen. Ich habe weder je⸗
‚mals Eyer noch Baͤlge in dieſen Skorpionen⸗
lagern gefunden, und nur zuweilen die Neſte
von Arſeln und andern Inſekten.
Menn id) junge graue Sforpioren mit
alten, melde kaftanienbraun over ſchwarz
find, unter ein Glaß zufäminengebracht habe,
fo wurden fie immer die Beute der ſtaͤrkern.
Dies Iyſekt iſt mehr graufam als gefräfig,
es erträgt fehr lange Hunger, es frißt fehr
laugſain, und nur wenn ed Nahrung zu fih
nimmt, nıfalset gleihfam fein Mund ſich
zuerfi, labium bifidum, und feine beyden
Si inne⸗
|
i
Pie
|
478 “2 )o( **
inneren Zangen bewegen ſich, palpi cheli-
feri, melde fich ſehr merklich von feinen ges
Frümmten Aermen (chelae frontales unters
| sie )»
Ich ſage — mehr von den Sr
gen berfeiben weil ic) nicht gern meine ers
woͤh te Abhandlung bier noch einmal wie⸗
derhohlen moͤchte.
I.
u die Wiedererzeugung einiger Theile 1
"= am Rörper der Sie,
vom Geren von Brouſſonet.
,
SR gewiſſen Thterklaffen bemerft man, da
RR) einige bewegliche Theile ſich wiebererzen⸗ |
gen, wenn fie zerfiört find. Dieſe Regene⸗
ration iſt aber bey Thierklaſſen von einer voll⸗
kommneren Organtfation weit ſchwaͤcher und
langſamer, als bey denen Koͤrpern, welche
ein elnfacherer Bau ber Klaſſe ber Vegetabi⸗ |
lien näher zu bringen ſcheint.
Unter N
J
+
Er NAOD ak A a
Unter der großen Menge von Werfus
‚ hen, welche man angeftellt bat, um bie Moͤg⸗
lichkeit der Regeneratidn mehrerer Theile des
Körpers von einem Thiere zu bewweifen, giebt
es ohne Zweifel manden, in dem man mit
— nicht geringen Rechte Mistrauen feBen
koͤnnte. Es mag ſich mehr als einmal zuges
tragen haben, daß, indem man ſich eingez
bildet hat, in mehrere Portionen zu zeriheis
len, man nur die gemeinfchaftliche —“
mehrerer Sndividuen getrennt hat, melde
indem fie ganz blieben, ihre Wohnörter bald
mieder ausbeſſerten. Aber zahlloſe andere
Beobachtungen laffen die Wiedererzeugung
gentffer Organe an Wafjertbieren keineswe⸗
ges im Zweifel, wie die manchen Theile der
Megenwürmer, ber Gchneden, und einer
“großen Anzahl von Thiergeſchlechter aus der
wenigen Klaſſe. Selbft diejenigen. Theile, -
welde wir zum $eben für unentbehrlich er⸗
achten, unter andern den Kopf, wachſen bey
foldyen Thleren wieder, wenn man fie Derfels
ben beraubt hat. Diefe Erſcheinung iſt für
den erften Anblick erſtaunſch und bewur de⸗
rungswuͤrdig, weX viele E:fahrungen ung
daran gemöhnt haben , biefen Theil als Exi⸗
fienz dieſer Xhiere ſchlechterbings nothwendig
anzuſehen, und nun vie Verſuche ung zeigen,
daß er dazı: fo menig unentbehrlich tft, als
andere weniger volllounınen erganifirke Theile
St 2 4 des
v
480 ee
des Koͤrpers. Die Schildkroͤte, deren ver
fchiedene Theile weniger Vollkommenheit has
ben, als bie der warmblütigen Thiere, lebt
oft beynahe noch zwey Monate, nachdem man
ihr den Kopf Abgeſchuitten bat,
Die Theile, welche Beyſpiele einer fols
Gen Wiedererzeugung hergeben, find bey
dem größten Theile der weichen Thiere, von
einer homogenen Subftanz, und gleichen beys
nahe den des übrigen Körpers. Sie regenes
riren fi) allmählig und langſam, mie bie
Naͤgel, Hörner u. f. w. bey den Thieren,
welche warmes Blut haben tft es umfo wun⸗
derbarer, und unbegreifliher, daß bie aus
weicher und harter Subſtanz, zufammenges
fezten und. mit Artifulationen verfehenen
Theile, von neuem wieder ſich bilden, .
Dieſe Wiedererzeugung autalttier Then⸗
hat man bey Thieren zweyer ſehr verſchlede⸗
nen Gattungen betrachtet. Eine von ihnen,
wie das Geſchlecht der Krebſe, hat das Ge⸗
rippe auswaͤrts; das heiſt, die weichen
Theile ſind mit einer harten Subſtanz bedeckt.
Bey der andern hingegen, wie dey der Ei⸗
dechſe, dem Salamander, u. ſ. w. fit das
Skelet innwendig, das Knochengeſtell tft
mit weichen Theilen bedeckt.
Man”
’ — /
Eu ol * 481
Man weiß, daß bie Krebſe, deren
Theile mit dem uͤbrigen Koͤrper nur durch
ſehr zarte Artikulationen zuſammenhaͤngen,
jene zu gewiſſen Zeiten verliehren, ſie aber
am Ende einiger Wochen wiedererhalten.
Die Wiedererzeugung ber Theile bes
Salamanders iſt mit der größten Feinheit
von den vortreflihften Beobachtern unferes
Sahrhumderts Hrn. Donner und „en.
Spallanzani verfolgt. Wir find ihnen eine
große Menge von Entdeckungen in dieſem
intereffanten Punkte der Phyfiologie ſchuldig.
Aber bie Miedererzeugung der artikulirten
Theile, war vorher noch niemals an den Fl⸗
fen unterfuht, an einem Thiergeſchlechte,
das fehr von denen ſchon beobachteten abs
weicht, und deren Bluttemperatur nie eine
größere Wärme hat, als zwey bis drey Grade
höher, als das Element in dem fie ſich aufs
halten, x ve
Ich habe den Fiſchen mehrere Stuͤcken
von ihren Floßfedern abgeſchnitten. Dieſe
Verſuche habe ich zu verſchiedenen Zeiten
wiederhohlt, und dieſe Theile jedesmal all⸗
maͤhlich ſich wiedererzeugen geſehen. Es iſt
mir bloß vorgekommen, daß ſie ſchneller bey
juͤngern Fiſchen wieder hervorkommen, und
Pa bey
bey einigen Geſchlechtern weit leichter, als
bey anderen. - |
Sch habe einigen chineſiſchen Goldfiſchen
einen Theil der Floßfedern gerommen, und
am dritten Tage darauf, bemerkte ich an den
abgefihnirtenen Rändern einem meißlichten
Wulſt: den achten Tag darauf dehnte ſich
diefer Wulſt merklich hervor, und wuchs end»
U zu einer Membrane an, die ohngefähr
eine Linie breit war. Diefe Membrane war
aber viel. dicker, als die, melde die Grund»
lage ver Floßfeder ausmachte; mie fie fich
aber in ber Länge hervorſchos, ward fie alls
mählich zarter und durchſichtiger. AmEnde
eines dreymonatlichen Zeitraumes entdeckte
man fehr deutlidy Die Grundzüge der Knochen⸗
- frahlen, weldye die Membrane befeftigen ſoll⸗
ten. Sie ſchienen eine Fortfeßung der And»
chelchen von der Grundlage zu fym Sm
Unfange entflanden fie aber-aus nichts ald
einer Gattung eines feinen Gallerts. |
Nachher fchnitt ich ebenfalls einem fols
Gen chineſiſchen Goldfifche einen Theil der
zechten Bruſtfloſſe ab, und in einem Zwiſchen⸗
Kaum von 8 Monaten wuchs dieſer Theil beys
nahe zu einer. fo beträchtlichen Größe an, als
die linke beſaß. Ich wiederhohlte ben nems
Then Verſuch auch an den Bauchfloffen und ”
da
* Jo( EM 48%
das Reſultat berſelben blieb immer der nem⸗
liche. Nur iſt es wahr, daß ob die neuen
Flußfebern gleich fo groß, als ihre Antago⸗
niften waren; fie doch eine Zeitlang noch weiſ⸗
fer und Kinn] ——— blieben als die
anderen.
u Ich N Durch ſchnitte
an ber Schwanzfloſſe verſchiedener Fiſche.
Die abgeſchnittenen Thelle erzeugten ſich ohne
Ausnahme in einer gewiſſen Zeit wieder.
Die, dieſem Verſuche ausgeſetzten Fiſche ver⸗
Iohren das Gleichgewicht, und ihre Schnellig⸗
Zeit im Schwimmen hatte merklich abgenoms
‚men, nad) Maasgabe, daß ich ihnen mehr
oder weniger vom den "Stoffen abgefchnitten
hatte, und fie nahmen ihre Stellung nicht
eher volllommen wieder an, als bis die Flofz
fen gaͤnzlich fi ich wiederhergeſtellt hatten.
Einigen Fiſchen ſchnitte ich die Floßfe—
dern ſo nahe wie nur immer moͤglich ab, und
von den Augenblick an konnten ſich dieſe Thiere
auch nicht mehr im Waſſer horizontal erhalten. .
Der Ropf hing nach den Boden des Gefaͤßes
zu, f e ſchwankten unaufhörlid, und konnten
nur durch eine gewaltfame Anfirengung ſich
wieder in eine horizontalere Lage bringen. Ihre
Floſſen wuchfen überbem nur außerſt langſam
wieder hervor.
4: Die
m
\ 7 /
J
Die nemlichen Verſuche, an anderen
und mehreren Fiſcharten angeſtellt, waren
immer ohngefaͤhr von denſelben Reſultaten bes -
gleitet. An einem Karpen, dem der Rand
ber Floffedern in der Maaße von Eleineren
Fiſchen weggefreſen war, daß fie, nun mit
Tranfen befeßt fhienen, habe id) am Ende
weniger, Monate die Ränder wieder vollkom⸗
men ausgefüllt gefehen. :
Auch bemerkte ih, daß die Floffen fich
gewöhnlich fehneller oder langſamer wiederer⸗
zeugten, nach Maasgabe ihrer größern oder
geringeren Unentbehrlichkeit für das Thier.
Sr. Spallanzani hat eine diefer aͤhnlichr
Erfahrung in Rücficht des Regenwurmes
gemacht, an denen er den Kopf ſich viel früs
. her al& den hintern Theil bes Körpers ſich
wiebererzeugen fah. So fommt an den Fi:
fben die Schmwanzfloffe viel früher wieder
hervor, (die nuͤzlichſte unter allen Floſſen,
weil fie beynahe zur Verrichtung aller Bewe⸗
gungen dient) ald die Bauch s oder Brufts
floffen, und diejenigen, welche den Fiſch in
einer gewiſſen Höhe zu erhalten dient, und
die Seitenbewegungen begünftigt, find weit
eher ‚wieder hergefiellt, als die Floffen des
Ruͤckens, an denen ich Feine fieben Menate
nachdem ich fie abgefchnitten hatte, bie neuen
Strahlen entdecken konnte. 5
B ie.
EU) OK 485
Die Membrane, melde bie erfte Grund⸗
lage ber Floßfedern bildet, hat verfchiedene
Grade yon Dicke nach Maasgabe der vers
ſchledenen Fiſchgattungen. Ste ift aus zweyen
Blaͤttchen zufammengefezt, zwiſchen deuen
fid) ‚Heine Knochen oder Strahlen: zuweilen
von einem einzigen und fpigen Stüde, und
am oͤfterſten von verſchiedenen knochichten,
durch eine knorpelichte Maſſe verbundenen
Stüden gebilbet befinden.
Um bie Floſſen fich wiebererzeugen zu
laffen, muß ein Theil der Eleinen Knochen
verfchont bleiben. Wenn biefer Theil fonft |
gänzlich zerſtoͤrt iſt; ſo wuͤrden Feine neue .
Floffen an ber Stelle der abgefchnittenen wies
der hervorkommen. Dies tft eine Bemerkung,
“welche ich an mehreren Fifchen gemacht habe,
denen die Mückenfloffen, nebft einem Theile
ihrer Fleinen Knochen genommen waren, und
wo ſtatt meuer fi nur Wine Kerne Narbe
erzeugte.
Ob die Fiſche nun 1 glei dieſe Shape
nur ſchwer miffen Fönnen, fo haben fie doch
Gefhidlichkeit genug, die welche ihnen fehs
Ien, durch die ihnen übergebliebenen "zum
Theil zu erfeßen. Sch habe ziemlich große
Fliſche mehrere Jahre hindurch fortleben ges
KR ob fie gleich die Fb Ihres Körpers,
h dad
f 486 a) 0 —
das heiſt ven Theil, welcher ſich vom Hinte⸗ |
zen bis zum Schwanze erſtreckt, eingebüßt
hatten.
Man hat'bie Flügel ber Voͤgel mit den
Sloffen, und die Federn von jenen, mit ben.
Strahlen don diefen verglichen. Aber im
Ruͤckſicht der Art fich wiederguerzeugen findet
zwiſchen diefen [heilen ein großer Unterſchied
fiatt. Man weiß, bag bie Febern nicht
wieder fortwachfen, wenn fie einmal abges
ſchnitten fü ſi nd. x
Bey allen’ Fifchen beynabe find die Meis
nen Knochen in ber Schwanzfloße fehr ſtark
unb verofelfältigt. Wenn man die Anzahl
dieſer Knochenſtuͤcke mit ber ber Fußknochen
des Salamanders vergleicht, fo wird man
ſie weit beträchtlicer finden. - In der That
iſt die Verſchledenheit zwifchen diefen Orga⸗
nen fehr anſehnlich, vorzüglich in Hinſicht
auf die. Urt, . wie biefe verfchtedenen harten
Zhelle ſich unter einander artiluliren.
Wenn die Membrane welche die Floſ⸗
ſen bildet, nach der Richtung der kleinen
Kuochen getrennt wird. fo vereinigen fid)
‚die beyden Theile wieder, und bilden eine
Narbe, welche nur nach und nad) wleder ver ⸗
gehet. Man trift oftmals auf Fiſche;
meh⸗
er
mehrere blefer Narben von ihren Floßfedern,
votzuͤglich an denen des Ruͤckens haben,
. Diefe Wiedererzeugungskraft der Flofs
fen tft den Fiſchen um fo nüzlicher, weil diefe
Theile unaufhörlic ber Gefahr ausgeſetzt
find zerriffen zu werden, ober fonft verloh⸗
ren zu gehen, entweber auf Beranlaffung der
Beſchaͤdigung durch, verſchiedene Gegenftände
und durch die Zähne anderer Thiere She
Wachsthum tft mir übrigend auferft lang⸗
ſam vorgefummen; aber man kann ſicherlich
annehmen, daß er bey Thieren, welche ſich
in Fregheit befinden weit fihneller vorgehe.
Meine Abficht bey biefer einfachen Beobach⸗
tung war, eine Thatſache aufzuftellen, welche
fuͤr die Phyſiologie von einem nicht geringen
Nutzen zu ſeyn ſcheint: und einen neuen Bes
weiß von der zahllofen Menge von Hülfsmits
telm anzugeben welche bie Natur anzumenden -
hat, fobald es barauf ankommt, den orgas
nifirten Körper ihren erften Zuftand der Voll⸗
kommenheit wieder gu geben, denen hinzus
Lommende Urſachen ihnen geraubt hatten,
Mn,
ae a
| So
Etwas über die Erzeugung
—
(Ein Beytrag zur Theorie der Evolutlon.)
9
enig Theorien haben eine ſolche allge⸗
meine Aufmerkſambkeit an ſich gezogen,
als die Theorie der Generation. Alle Zeit,
alter find mit Bemühungen angefüllt, über
dies lange fhon praktiſch ausgeuͤbte Kunfts
ſtuͤck ſich auch theoretifc zu belehren. Und
die mancer Famille fo wichtige Aquiſition
eines Stammhalters hat manche Naturfors -
ſcher zu nicht unmichtigen Beytraͤgen ermuns
‚tert. Ar. Hofrath Blumenbach I) hat
zum Theil ſchon mehrere derfelben mit treffen»
dem Spotte in ihr dürftiges Nichts zuruͤck⸗
gewieſen. Alle tragen meiftentheils die Spu⸗
ren jener Uebertreibung, welche ben beften
Köpfen anhängt, und bie beften Theorien
mit ihren ermiefenften Grundlagen immer
doch vun irgend einer Seite dem Spotte und
Gelächter bloßgiebt. Eines jeden unparthey:
ifhen Naturforfchers Bemühungen muͤſſen in
diefem Falle immer dahin gehen, die Unreis
nigfeiten des Syſtemzwiſtes davon allmählich
zu
V Leer den Bildungstrieb.
En ——
Jo * —
‚zu enden nnd aus ben reinen Cigen fo viel
als möglich neue ‚Refultate zu ziehen. KEN
Um alles in ber Kürze zu fan, fo
find e8 zwey Punkte worin alle, mir fo viel -
Hitze verfochtenen Hypotheſen und Meynund
gen genau zuſamme treffen. Diefe H:upts
‚ibeen find: eine allmaͤhlige Ausbildung des
seifen, elterlichen Stoffes zu einem Beftimms
ten Dxte, oder eime allgemeine Säpfung
der Reime aller izt lebenden und noch zukuͤnf⸗
tigen Werfen ſchon im Schoße der erſten Mut⸗
ter. Dieſe ſchon vorerſchaffenen Spröölinge
nahm man nun entweder als bis zu Ihrer
. Entwicelung in ben Zrugungssheilen. eined
ſchon exiftireuden Gefchöpfes, oder in der
Luft umberfhwärmend, oder als bey dem
Mater oder der Mutter ruhig eingefhachtelt
an. Dies trennt bie leztere Theorie. wieder
boppelt ; in bie Lehre don den Saamenthters
hen und in die, der müzterlichen Evolutlon.
=
"Sch übergehe hier bie erflere Hypotheſe
von den Saamenthlerchen in fo fern. — -
fie eine Zeitlang ald die Hauptgrundlage des
Menſchen betrachtete. Ihre Uabrauchbarkeit
liegt zwar nicht in ber bloßen Nothwendig⸗
keit ihres. Dafeyns im Saamen, als einer
ſtannirenden Feuchtigkeit (denn nicht zu einem
Fluido — gehörige, in ihm aber doc)
ſicht⸗
499 wol
fihtbare Würmer müßten einen gewiſſen
Grad der Faͤulniß und jolalih Verderbtheit
anzeigen, welcher bie ftanttirende Feuchtigkeit
zu ihrer angemiefenen Funktion untruͤglich
machen müßte);. aber ihre Zufälligfeit in
Hipſicht der uomittelbaren Erzeugung, iſt
hinreichend erwiefen. Ich wuͤnſche hier auf
ihr Daſeyn in fo fern nur aufmerkſam zu
machen, als fie ſowohl gegen die Theorie
der millionenfah eingeſchachtelten Keime, als
gegen die eines Triebes ohne Stoff beweifen.
Jene Theorle von der Einfchachtelung
der Reime hat ſich dagegen eine Menge gros
ßer und merfwürbiger Vertheidiger verfhaft.
Mit mehr Scheinbarkeit in ten Gründen vers
band fie mehr Deutlicjkeit im Zuſammen⸗
hange, . Nur jene dee, welche aud) ſchwer⸗
lid, der erften Erfindung anhleug, bloß dieſe
Vorftellung eines Daſehus unferer Keime
ſehon in der erfien Mutter des Meuſchenge⸗
ſchlechts hat fie etwas laͤcherlich gemacht, ohne
daß man ihn do ihr Wahres und Gründs
liches zu nehmen im Stande gewefen wäre.
Nach ihn find alle Glieder [hen vor der Bes
fruchtung, wenn glei in einem faſt fluͤſſi⸗
gen Zuftande da geweſen/ und die Empfängnis
it iin Grunde nthts anders als dad Erwa⸗
chen des ichlafenden Keimes durch den Reiz |
des männlichen Saamens.
"Die
yı
*
Die neueſten Verſuche haben ben be⸗
quemen Reg einer ruhlgen Evolution verlafe
fen, um einen gewiffen Trieb feftzufegen,
welcher die Theile ans tem Chaos der unor⸗
pauiſchen rohen Maſſ heraus huͤbe. & Die
merfmürbiofien unter dleſen henrien find
die beuden, ‘des Hrn. Hofe. Dlumenbach
und “rn. Wolf. Jene ſichert den Mah⸗
men des Bildungetriebes, ie ben eſ⸗
ſentlellen. |
El mird in dem orker oben uns
„gebildeten Zeugungsftoffe der organffirten
„Körper, nachdem er zu ſeiner Reife und an
„ben Ort feiner Beftimmung gelangt iſt, rege,
„iſt ein befonderer Trieb und lebenslaug thäs
„tig, ihr beſtimmte Geſtalt anfangs anzus
„nehmen, dann lebenlang zu erhalten, und
. „wenn fie ja etwas verftümmeltimorden, wo
„möglich, wieder herzuftellen.‘“ — m)
Diefe ift blog: — „diejenige Kraft,
„melde den Nahrungsfioff fammelt, durch
„die organifchen Körper trist, und in die vers
„fledenen Glieder abfezt.“ — n)
Und nun befeuchte man beyde Theorien
näher zufammen. Sch denke, es fann nicht
feh⸗
m) Weber den Bildungstrieb. S. 24, - b
'n) Theoria generationis⸗· Pag, 12.
29 Dort
fehlen, dag man fie ganz übereinfommend
finde. Die leztere Definition ift nur gleichs
fam eine AuseinanderfrBung des erften ; denn
bie) ganze Aktion des Bildungstriebes, in als
len feinen, unmoͤglichen, getheilten Funk⸗
tionen ‚"beftehet lediglich darin, „Daß er den
„Nahrungöftoff ſammelt, durch die organts
„fchen Körper treibt, und in die verſchiedenen
„lieder abfezt.“ Allen beyber Beſchreibun⸗
gen Legt daher nur ein einziges Objekt zum
Grunde » Er ift Abweichungen allenthalben
unterworfen und hört in der Unregelmäßigs _
keit der Form: nothmendig * BERNER zu
ſcheinen. —0
Man findet bey eiter Bent dies
fer beyden Hypotheſen, welche ich unter ber
Benennung: der genetifchen Kraft hier zus
ſammenfaſſen will, ‚mit ben vorbefindlichen
' Keimen, eine in ber anderen wieber, eine
für die andern unentbehrlich, und eine durch
die andere erklaͤrt. Es iſt unmoͤglich gewe⸗
ſen, von ihnen eine anzunehmen, ohne die
anderen ſtillſchweigends einzugeſtehen.
Denn, beſteht man einen praͤformirten
Keim, ſelbſt in allen feinen Eigenheiten, mit
feinen ſaͤmmtlichen Gliedern, — was ges
ſchiehet dann. in dieſem Babe durch die Bes
fruchtung! Wenn ſie * nur ben, kleinen
praͤ⸗
|
y
BE yolk 4
präformirten Herzen einen faft unmerklichen
Anſtoß, gäbe, fo muß doch in diefen Glies
dern und Theilen ein Trieb aufgeregt, und -
-
ihnen ein Leben eingehaucht werben, das fie
geneigt malt, durch eine Aufnahme ähnlia
cher Xheile fich zu entfalten, zu vergrößern,
und mehr Zufammenfeßung zu gewinnen dies
iſt aber nichts anders, als bie genetifche
Kraft eine Belebung der Inneren Theile in
Ährer inneren Struktur,
Und denkt man num, auf der anderen
Seite an die genetifchen Kraft, melde den
ganzen Kleinen Körper entwicelt und ſchaft,
fo tft es durchaus nothmwendig, ſich einen
koͤrperlichen Hauptpuxft zu denken, au ben
fid) alle brauchbaren Partikeln zur Ergänzung
des fehlenden auſchließen koͤnnten. Dieſer
Punkt muß vor aller Befruchtung dageweſen
ſeyn. Daher iſt er praͤformirt.
Man erlaube mir bier erſt die Prüfung
derer Eludrücke, womit man das Syſtem
der Keime angegriffen hat, und welde aus
biefem Grunde auch meinen Angaben gefährs
lich werben möchten.
Sr. von Haller hat ed als ein Haupt⸗
argument für die Praͤexlſtenz ber lebendigen
Geſchoͤpfe angefehen: * die Haut des Dot⸗
ters
49 4 u ) 0 ( Sr
ters im bebrüteten Ehe mit den Häuten bes
daran hängenden Kuͤchelchens, und die Bluts
gefaͤße des lezteren eben ſo mit der fogenauns | |
ter: figura venola des Dotters kontinuirten.
Denn da der Eyerſtock in der Henne präcris
flirt habe, fo mäfte das auch mit dem Kuͤchel⸗
gen der Fall gewefen feyn.““
Hlergegen hat man nun fehr fcheinbar
eingewendet, daß wenn auch ber Dotter und
das Kuoͤchelchen zuſammen Fontinuirten, fie
des halb doch noch nicht zuſammen koexiſtirt
haͤtten. So entſtaͤnden im Pflanzenreiche die
Schlafaͤpfel, und man den Uebergang der
holzigten Gefaͤge bes Roſenſtocks, in dem
holzigten Kerne des Bedeguar deutlich, ohne
Keime des lezteren allenthalben präeriftirend
annehmen zu koͤnnen. Und zwiſchen entzuͤn⸗
deten Eingeweiden entſtaͤnden oft neue Ge⸗
faͤßkontinuattonen, ohne daß fie vorher haͤt⸗
ten exiftiren koͤnneu.
Diefer ganze Einwurf laͤßt fih durch
eine einzige Frage auflöfen s Wenn nun das
bebrütere Hühnchen nicht mit dem Dotter vor
der Befruchtung zufammengehangen hat, wor⸗
aus ift es denn nun entfianden? — Sit e8
aus bloßen immateriellen Trieben formirt,
‚oder haben tiefe immatertellen Triebe fich erft
eine Materie geſchaffen um fih daraus ein
Kuͤchel⸗
ENDE — 495
Kuͤchelchen zu bilden ? Dies iſt in der That
noch mehr als eine Schepfung aus Nichts. —
Und auf melde Art ift denn nun endlich die
genetifche Kraft entjtauden? — Wo hat ber
männliche Saamen ben Trieb gefunden, wenn
er nicht vorher in einem Kinteriehien Punkte
gefhlummert hat,
Nimmtman z. B. ben ber Entftehung des
Bedeguar einen Keim an, was verfieht man
nun unter diefer Benennung? — Ich meyne
fo lange man Xheorten hierüber gefihrieben
“bat, tft man bes Glaubens geweſen: jeder
"Punkt, mo ein Bedeguar eniftchen koͤnne
(Keim deſſelben) könne durch einen Reiz bie
Kraft erhalten, verwandte Theile an ſich zu
ziehen, und ſo allmaͤhlich groͤßer zu werden
(dt. ſich zu entwickeln.); denm mie id) es
ſchon geſagt habe, bey der Annahme von
praͤexiſtirenden Kelmen ſey immer ein damit
verbundener Trieb nothwendig vorausgeſezt,
welcher mache, daß er zunchmen und wachſen
‚Lönne, Denn Fein Ding in der Welt kann
fid) ohne ein Inneres Hülfemitrel felbfiändig
bewegen. Der nehmliche Fall tritt z. B. bey
Reproduktion der Polppen ein.
| Daffelbe erklärt auch die Entfiebung des
‚Gefäßneßrs in den Entzündungshäuten, Die
Enden ver Arterien find fähig zu wachſen
507 sta und
" 96 wur ) o ( BR
and ſich fortzubehnen. (oder anders ausge⸗
drückt, fie haben Keime zu neuen Arterien
Sin fih) Wenn daher das Zellgemebe, in
welchem fie liegen nur durch den Ergug einer
plaſtiſchen Lumphe zunimmt, fo ift eine Vers
längerung ber damit ‚verbundenen Gefäße
ebenfalls aͤußerſt natürlich.
rn. Dauls Einwurf findet im obigen
nothwendig eine rechisfräftige Widerlegung-
Denn wenn Die Blutgefäße nicht zufammens
hängend find und doch dad Kuͤchelchen erſt
“während des Bebruͤtens entfichen fol, fo
muß er nothmwendig erſt dem dieſem Aktus
nicht präeriftirenden Stoff angeben, woraus
es entſtehen kann.
Wenn daher dieſer Keim; welcher zu
gleih den Begriff .einer entwickelten Kraft
enthält, befruchtet wird, dieſe Kraft ers
wacht, und nam ihren allgemeinen Gefegen
der Aggregation jedem Theile bie ihm
brauchbaren Partikel zu ſeiner Vergroͤßerung
anſezt, fo iſt es natuͤrlich, daß das erſte Ge⸗
bilde des Ganzen, um dem Auge voͤllig ſicht⸗
bar zu werden, einiger Zeit bedarf; denn
dlie Theile koͤnnen nicht fo deutlich getrennt,
und bie Geftalt fo charakteriſtiſch ſich auszeich⸗
nen. Die fpätere Erfcheinung jagt Daher
nichts gegen die Präexifienz eines’ Keime
R Es
⸗
Es iſt dann ſehr wohl gi begreifen mie
der materielle Punkt durch die genetiſche Kraft
verſchiedentlich entwickelt und modifizirt
werde; und oft durch die Umſtaͤnde gepretgzt,
eine ganz andere Geſtalt aunehme, als ihm
eigentlich beſlimmt iſt. Ueber alle Kräfte
der Natur waltet noch ein allgemeines Dre,
den Einfluß der Umſtaͤnde.
In der ganzen Schöpfung ſehen *
uͤberhaupt alle ihre Werke in einer weiten
Mannichfaltigkeit von Umſtaͤnden verwandt,
Mancher geheime Aktus derſelben knuͤpft
durch die Hervorbringung gleicher Reſultate
zwey ſcheinbare ſehr entfernte Naturen zuſam⸗
men, und alle Glieder dieſer großen Ver⸗
ſammlung find durch jenes Ziel der Vollkom⸗
menheit mit einander verbunden, dem ſie ſich
ſtufenweis ** muͤſſen.
KReproduktion ſeines Selbſts oder RR ?
güng: eines ähnlichen Weſens iſt eine der
Hauptbeſtimmungen aller Geſchoͤpfe. Sa,
dies wird um fo mehr und dringender ber
erfte Zweck alles Daſeyns, je höher hinauf
die Naturen ſich läutern, ein neues verfeis
nerted Leben germinnen, und vorzüglid) an
fregerer Willkuͤhr zunehmen. Denn fos
bald die anderen Zwecke des Lebens und Das
we Vervollkommnung feines Geſchlechtes,
Kk3 durch
498 er) er
durch Ungeuͤbtheit im der Mahl ver Mittel,
durch fehlgefhlagene Verſuche und unter. den
menfchlicyen Hofnungen, vergeffen und nicht
erreicht wird, fo hat das vertorbene Gefhöpf
Keine beſſere Beſtimmung mehr, als feine
leere Stelle nun wieder zu erſetzen, und ein
neues Gefchöpf in feine mißrarhenen Funke
tionen fi verfuchen zu laffen. Der Einfluß
der Thiere hingegen auf das Ganze ber Schoͤ⸗
pfung iſt auf den einfachen Zweck der Benuts
zu g befhränft, welcher allein durd bie
Menae der Individuen erreicht werben kann,
der Merſch erzeugt. daher nur ein ober zwey
Kinder auf einmal, inheß faft alle andere
Thiere, fo mte ihr Daſeyn befonders auf den
obere ober unteren Stufen einer geiftigeren
Nuibarkeit, ſtehet, mehrere unge gebähren,
Bey dem Menſchen muß daher der Stoff ges
reinigier ſeyn, um das Dafepn eines ſchweer
zu erſetzende Geſchoͤpfes ſicherer zu erhalten,
waͤhrend daß bey den Thieren eine oder meh⸗
rere verlshrere Generationen zur Veraͤnde⸗
sung des Ganzen nicht beyiragen.
Auch hier bemerken wir.einen feltfamen
Stufengang. Wo irgend ein Zweck beſon⸗
ders moralifcher Art eg verlangte, die Bildung
ohne Wanken ‚und Abmeihung zu erhalten,
da nehmen wir au das Vermögen der gene⸗
tiſchen Kraft irgends dazu modifiziert ws:
8
* ) o ( — 49 9
Es giebt zwey Hauptfunktionen dieſer Kraft:
die Nutrition und Reproduktion. Jene,
‚ale die allgemeine Meherrfherin des Bil⸗
dungstriebes in der Erhaltung des Typus
aller Theile findet fi in einem weit höyeren
Grade bey ſolchen Thieren, denen Umftände
und Warderungspermögen häufigen Einfluͤſ⸗
fen auf ihre Geftalt ausfeßen muͤſſen. Diefe
mehr bey ſolchen Thiergattungen, die ein bes
ſchraͤnkter Aufenthalt von allen diefen Wirs
Lungen zurückhält, und daher mehreren los
kalen Zufäßen ausſezt. Mit jener größeren
Lofemorivirät tft auch immer ein Huͤlfsmit⸗
tel im Softinkte oder ber Vernunft zuſam⸗
menhaͤngend.
Alle Triebe und inneren Kraͤfte aͤußern
und laͤutern ſich dieſem Maasſtabe gemaͤß.
Der einfache Trieb der lebendigen Maſchine,
ſich felbft zu erhalten, theils fi dem Baue
des Sioffes gemäß, In verfchiedene Zweige
um die Gonftitution ihrer individuellen Lage
vollkommen anzupaffen. Wo das Dafeyn
der Wefen nur unberrädhtlicy mit einer Kette
sanberer zufammenhängt, finden wir dies geis
filgere Leben zum Theil fo gefpannt, daß es
fich allein auf bie Fortbringung bed Geſchoͤpfs
einfhränft, In der Pflanze forgt nur allein
ber Trieb der Erhaltung nad) feinem Erwa⸗
chen für die Entwickelung aller Theile; faft
Kk 4 gaͤnz⸗
500 a DE
gänzliche Zerfiöhrung ſchadet feinem Vermoͤ⸗
gen nicht, wenn er nur einen feflen Punkt
übrig behält. In den Thlergeſchlechtern vers
liehrt er zum Theil dies Wermönen, meil
er bier [don Inſtinkt und andere Funktionen
beforgen muß, und im Menſchen, bey feis
ner Erſchoͤpfung, im feinften Verftande, ift
er fo gut als faft gänzlich zernichtet.
Dieſe einfache Beobachtung natürlicher
Mirkungsart iſt von betraͤchtlichen Folgen
für die aanze Theorie der Erzeugung ; da fie
es hinreichend ermeißt, daß nur bie Laͤute⸗
rung deffelben Stoffes es ifi, was den Wiens
fhen von den Pflanzen unterfcheider, fo hat
fie hierin den — der großen Kette
entdeckt.
Mo es nur im gerinafien darauf ans
kommt: einen einmal gewählten Typus in
in der Schöpfung der Geſchlechter und Gat⸗
tungen zu erhalten, nehmen wir auch geiftige
Entwicelungen wahr. "Eben der Begriff
diefes Typus enthält bie ganze Keimtheorie, |
Er kann fein in feinen Grundzuͤgen angelegt
feyn, aber er kann fih unmöglich von felbft
entwickeln. Es gehört ein gemwiffes feben
dazu, Die Pünktgen zu theilen, in ihrer
Größe auszudehnen, in ihrem Umfange zu
erhalten, in ihrer Beflimmung zu leiten, ja
ſelbſt
EI 501
ſelbſt durch die Verbindung neue Theile ent;
Reben zu machen. Denn bies.ift die ganze
Theorie der Ernährung. In einem ſolchen,
zur Zeit der Mannbarkeit des Geſchoͤpfes hers
vorgebrachten Theile kann nun für das fünfs
tige Geſchoͤpf derfelbe Typus mit feinen Trle⸗
ben enthalten-feyn. Nichts ift einfacher ald
dies und nichts fügt. das ganze Zeugungs⸗
geſchaͤft in ein heileres Licht.
Denn eben fo wenig iſt ed möglich, wie
{bon oben gefast if, fi) einen Trieb zu den⸗
fen, der ohne einen Standpunft zü haben,
feine Wirkungen hervorbringen koͤnnte. Im
irgend einem Atom muß er Immer liegen, und
diefer Atom muß ausſchlieslich und vorzugs⸗
weiſe zur Erhaltung biefes Triebes gebildet
feyn, damit er fih nit etwa einmal an der _
Naſe oder am Fufzehen fihtbarlih mache.
Diefes Atom; fin Sitz, kann erſt fpäter
gebildet werben, meil er durchaus Die Meife
des ganzen Körpers erfobert, Don dem viel
leicht alle Theile zuerft etwas zur Vervollſtaͤn⸗
digung bed erften Umriſſes vom neuen Ge:
ſchoͤpfe beytragen muͤſſen; denn fehlt der
Mutter ein Theil, fo fehle derſelbe auch
nicht felten dem neuen Geſchoͤpfe.
Diefe Darflellung vereinigt die Keime
mit den genetifhen Kräften und Bildungs:
’ Kk5 tries
\
502 de 1
trieben, als einander nothwendig und zu ein,
ander gehörend.
Nun wird man aber no, fo fimplifi-
zirt bier auch der erfte Lirfprung, und fo .
allgemein au der Umfang diefer Erzeu⸗
gungstheorte auseinander gefezt ift, in der
Natur es noch weiter verbreitet und einfacher
wirderftioden. Wenn mir wiffen mie bie
MWelten ſich ballen, wie Minerallen entftes
hen und Metalle erzeugt werden, haben wir
auch bie Zeugungsart aller übrigen Nature
reich gefaßt. ‘
Das allgemeinfte Naturgeſetz iſt Ay:
gregation, d. 1. Anziehungskraft ähnlicher
Theile an einander; und hierin liegt auch der
Schlüffel zum Geheimmniß thierifcher Erzeu⸗
gung. Ale gleihen Theile ziehen fih an;
ein jeder Partikel hat alfo einen innern Zrieb,
fih in Extenfion oder Intenſion zu vervolls
fommnen. Die homogenen Theile der Mes
talle und aller Mineralien vervollfommnen
fih wechſelsweis. Die Gebilde in den
Pflanzenkelmen ziehen alles taugliche an, und
benußen es zur Erweiterung Ihres Umfanges
und zur Erhöhung ihrer Inneren Güte In
allen verweilt und bildet der nemliche Trieb
mis der nemlichen Kraft, die Aggregation.
Und
2. ) ER 503
Und iſt es nicht im Merſchen berfelbige
Sal, Nur erft in der Periode der koͤrperũ⸗
Gen Reife iſt dte Entw ckelung eines neuen
möglich, nur zuerft da ifi wahrſcheinlich der
Punkt angelegt, in welchem ver Xeieb
fid) befindet. “Der .erfie Grundkeim, viel⸗
leicht das Puͤuktchen, mo das Herz fiblagen
fol, war ſchon der Mutter angebohren; nur
ihre Glieder legten allgemach einen Depot
von ihren eigenthuͤmlichen Theilen nieder,
welcher aber zuerſt bey ihrer Vollkommenhelt
und gaͤnzlicher Ausbildung die hoͤchſte Reife
exhiel. Man hat daher die Schwaͤche ge
wiſſer Glieder auch auf die Kinder forterben
geſehen. So ward auch der Dlangel eines
großen Gliedes zuweilen beym Kinde bemerk⸗
lid. Wenn daun der Water diefen Keim
‘erregte, vielleicht nod) einen neuen Keim hins
zufügte (wahrſcheinlich Urſach der ftärferen
Wirkung diefer Aggregation, als bey den
unorganifirten Körpern) ihm die genetifche
Kraft und vielleicht Das Leben eingoß, wenn
fein ntebergelegtes Depot fih gleichſam mit
den mütterlichen vereinigt hatte, fo fieng bie
Wirkſamkeit eines neuen Gefchöpfes an,
befien Geſchlecht nur von den flärfern Ueber⸗
gewichte des Mannes ober bes Weibes bes
ftimmmt ward, Die Geftalt ber Zeugungss
glieder ift denn gleihfam nur die Folge der
ftärferen ober ſchwaͤcheren Confitution des
| Ge⸗
IE
Gebildes. Fehlte daher dem Mater ein
Glied, oder war nur eins von ihnen betraͤcht⸗
lich ſchwaͤcher, fo warb dies aud) dem Kinde
ſehr ſichtbar.
Man ſieht endlich die Generation durch
das ganze Leben in ihrer unausgeſezten Be⸗
triebſamkeit, wie ſich die Theile durch fie
ernähren, auch befonders in ben niedrigen
Xhierklaffen fich wieder herfiellen, mit gu⸗
ten neuen Partikeln die alten ſchadhaften
wegbringen und die Conſtitution in Einer
Harmonie Immer zu erhalten bemuͤhet find,
Ri nei: 505
ot IV,
Etwas über einige Beobachtungen, den ns
ſtinkt, und befonders die Lebensart der
Ameifen betreffend,
(Beſchluß. S. voriges St, Geite 372):
$ Yie meitere Auseinanderſetzung 33
terſuchung uͤber die Aehnlichkeit des
Jaſtinkte⸗ und der Lebensart mancher Thiere
mit denen des Menſchen erfordert eine vor⸗
hergehende Beantwortung mancher Eng
nen Frage. .
Zu biefen gehört befonders die: Was
ift Vernunft! wodurch zeichnet fie ſich
nicht nur von allen übrigen Geiſteskraͤf⸗
ten, fondernauch von den allgemeinen
Faͤhigkeiten aus, welche wir an andes
ren Thieren fo ähnlich bemerken? Dies
find zwey oft aufgeworfene, aber nie, mich
dünft niemals mit einer zureihenden Ge⸗
nauigkeit beantwortete Fragen,
Wie viel aber überhaupt abhängt, m €
Am deutlichſten Lichte darzuſtellen, wird (dom
aus der einzigen Betrachtung ſichtbar, daß
auf
506 Va LION.
auf ihre Beantwortung die ganze Verſchleden⸗
heit beruhe, welche das Thier von ben Men⸗
ſchen abjondern, und daß fih von ihr zum
Theil auch die Pflichten muͤſſen ableiten lafs
fen, melde und vor den Thieren zum Vor⸗
aus obliegen, und mo wir noch über den ung
thterifch anflebenden Inſtinkt mit Recht hin⸗
ausgehen können, - Was indeß ind Feld der
Melaphvſik und Moral gehört, geht mid)
hier nicht eigentlich an; mich Fümmert ledig⸗
lich die phyſikaliſche Frage“ Um dieſer Mas
terie nur eine ertraͤgliche Vollſtaͤndigkat zu
geben, muͤßte man die Schranken eines Auf⸗
ſatzes weit uͤberſchreiten.
.r
Was ift Inſtinkt?
Sin Trieb in feiner weiteſten Bedeu⸗
tung heißt ein natürliches Hinneigen zu its
gend einer Handlung, Es veroffexbaren ſich
baher in einem jeden thierifchen Körper einers
ley Arten diefer Inſtinkte: mechanifche,
Derfiellungs + und willführliche Triebe,
Uber fo getrennt fie aud dem erften Anblicke
vorkommen moͤgen, fo befinden ſich doch alle
biefe Hier Gattungen unter einander in der
genaueften Verknüpfung, mozu auch fon
die Einheit ihrer Beftimmung, zur Erhals
sung des einzelnen Gefhöpfes und: nachher
auch
n% ) © ( “. Ä 507
auch der ganzen Gattung beyträgt, und oft
ſcheint eine Klaffe diefer Triebe nr ber Ver⸗
feinerung einer anderen zu ſeyn.
Mechaniſche Triebe Fommen einem
jeben Xhiere, als einer Maſchine überhaupt,
gu in welcher manche Verrichtungen bloß
durch die Art der Zufammenfeßung und durch
die befannten, allgemeinen Naturkraͤfte vor⸗
gehen, Der Umlauf des Blutes, die wurm⸗
förmige Bewegung der Gedbärme, das Eins
faugungd » und Ubfonderungs» Geſchaͤft, kurz
alle diejenigen Bewegungen wozu cin gewifs
fer Reiz die empfindlichen Theile des Körpers
verleitet. Einige diefer Verrichtungen indeß
ſtehen in ſofern unter der Herrſchaft der Seele
daß fie oft aus ihren Vorſtellungen eutſtehen,
und eben fo durch eine gewaltſame Anfirens
gung berfelben unterdrückt werden Binnen,
Doch fheint diefe Beherſchung fehr mittelbar
vorgeben zu müffen, da oft alle Arbeiten der
Seele, bey einer ihr widrigen Difpofition
bed Körpers, völlig fruchtloß find, Wie
eher hängen manche Eörperliche Verrichtungen
von gemiffen dunfeln Vorftellungen ab, wo⸗
durch ſelbſt die Seele beym Anblicke derfelben
Handlungen unwillkührlich beherrſcht wird,
So feinen z. B. alle Aeuſſerungen des
Mitleldes hlervon abhaͤngig zu ſeyn.
Und
508 EINE
Und ob fie daher gleich zum Theil fich
anter ber Merrfchaft der Seele befinden, in
fo fern diefe die Bewegung der Mafchine,
dur ihren unmittelbaren Einfluß darauf,
welcher dem ganzen Zufammenhang der Seele
mit den Körper ausmacht, beſtimmt, fo uns
terfcheidet fie doch den Mangel an Bewuſtſeyn,
nit bem fie vorgehen, von allem willkührlis
den Trieben. Sie find zwar zur Erhals
tung des Lebens nothwendig; aber das Thler
bleibt mit ihnen doch, fo lange es noch nicht
zu denken und zu empfinden anfängt, Immer
noch bloße Maſchine. Die Nothwendigkeit
ber Exiſtenz von jener aber knuͤpft ben jo ens
gen Zuſammenhang zwiſchen beyden.
Vorfiellungstriebe find die Bemühuns
gen der Seele, fich bie finnlih wahrgenoms
menen Öegenftände in einem Bilde vereinigt
vorzuftellen. Den Reichthum an Sinnen,
um fie zu empfangen, ihre Richtigfeit und
Klarheit, um fie mit Genauigkeit aufzufafe
fen, beftimmt natürlich die Menge und Feins
heit der finnlichen Eindrücke unter allen Thier⸗
geſchlechtern und unterwirft fie daher wieder
dem Zuftande und der größeren ober geringes
ren Gefundheit ihrer Maſchine. Uber die
Bemuͤhung fie fih vorzuftellen, hängt fo uns
willführlich die Eindrücke auch geſchehen moͤ⸗
gen, von dev Seele ab, meil wir und ders
ſelben
PN
er DE 509
felben beruft werben. Die Allgemeinheit
der Sinne in der ganzen belebten Schöpfung
macht daher auch die Allgemeinheit der Vor⸗
ſtellungstriebe, weil der Mangel an Bewuſt⸗
feyn jede Vorſtellung überhaupt unnüg mas
chen würde, Das Bewuſtſeyn befteht gleich⸗
ſam nur in der Trennuug der finnlichen Eins
drüde, mweiles die Seele nur auf einen eins
zigen Öegenftaud leitet, während deffen Vor⸗
ſtellung fie.alle übrigen gänzlich vergißt oder
uͤberſiehet. Der fiärkere Reiz eines Gegen:
ſtandes auf unfere Sinne zieht darauf unfere -
Aufmerffamkeit unwillfübrlich , Innere
Meizung fie aber willEührlid hin; Ers
f&einungen melde aud an Thieren beyde
fehr fichtbar ſich aͤußern. Won der mehr
Haren, willkuͤrlichen Worftelung angenehs
mer Gegenftände hängt überhaupt bie ganze
thierifche ſinnliche Gluͤckſeeligkeit ab.
Bey der Wahrnehmung eines finnlichen
Eindruckes findet die Seele ſich aber nicht
‚allein, an biefen einzelnen, fondern die das
mit ähnlichen , oder verwandten ehemals
ſchon empfangenen, dringen ſich ihr meiſtens
wieder fehr unwillführlid auf, o)
Die
—— uͤber die Triebe der Thiere
14.
a
510 DRK
Die willlührlichen Triebe, in fo
fern fie allgemein den Thieren angehören,
beftehen nicht fowohl in einer freyen Wahl
zwiſchen zwey Handlungen nad vorgeganges
ner Ueberlegung, als in einem diefer analo>
gifhen Hauge, nad einer vorhergegangenen
Empfindung, folglich nad) dem Grundfaß
der Luſt und Unluft zu verfahren. Jenes
ift mehr Werkzeihen der Vernunft, und
gefchiehet zumweilen auf Unfoften der Letzte⸗
ren; indeß diefe allein das Prinzip zu feyn
fheinen, nad welchen die niederen Thier⸗
klaſſen ſich inftinftmäßig beflimmen, Diefe |
willkuͤhrlichen Triebe ſtehen mit jenen mecha⸗
niſchen dadurd) in Verbindung, daß fie meis
fiens zur Erhaltung der Mafchine ebenfalls
abzwecken, und natürliche Verrichtungen ans
gehen. Doch giebt es andere, melde aus
dem überwiegenden Gefühle gemiffer Kräfte
entflehen, und dann zu der Deu derfelben
anreizen
Reimarus p) cheit dieſe noch ſehr *
maͤßig in natuͤrliche und abartende ein,
von denen jene vermoͤge der Natur der Thier⸗
art, von ſelbſt und ihrer vollen Freyheit
immer nur auf einerley Art ſich wirkſam be⸗
zeigen, dieſe aber diejenigen von der natuͤr⸗
lichen ſind, welche, irgend eines Zwanges
we⸗
(p 91 35. a. a. O.
gr DR 0 51x
wegen, zum Theil entweder an Staͤrke oder
Ausdehnung verlohren, zum Theil eine an⸗
dere Richtung genommen haben. — Das
wird uns eben ſelbſt zur Entwickelung der
Vernunft und ihres Zufammenhanges mit
den Juſtinkten fehr brauchbar werden.
Won jenen natürlichen Inſtinkten iſt die
Seibjiliebe die allgemeinfte, da von aller
Mernunft und dem Gefühle von Luſt und Uns
Iuft, der Grund aller Handlungen in dem
Hange zur Gelbft- und zur Geſchlechts-Er⸗
haltung liegen muß. Diefer entficht ſchon
aus dem bloßen Zufammenhange der Ems
pfindung mir dem Wohlfeyn des Körpers,
welches die Seele folglig zu erhalten, und
son bie fie eine jede Störung abzumenden
bemühetift. Daher muß alles Lebendige fich
felöft lieben. Dies erhält ihre Exiftenz, und
und da ed fidy ebenfalld auf ihre Jungen
forterftrecken muß, das Dafeyn ihres Ges
ſchlechtes.
Zu ber Stebe der Jungen reicht indeß dag
allgemeine Princip der Selbſtliebe, und der /
Luft und Untuft nicht hin. Denn die Brut
nimmt der Mutter entweber gar feine oder
nur felten eine Beſchwerde ab, fondern macht
ihr auch noch dazu große Unbequemlichkeiten.
Da bey den meiften Thierarten fi keine
Hs deut’
512 SE DIOAK "ie
deutliche Vorſtellung von der Zufunft von
Pflicht oder Tugend annehmen läßt, fo'muß
der beterminirende Grumd in einer blindlings
beftimmenten Neigung beftehen. Die da>
mit zufammenhangenden, bloß. thierifchen
Geſchlechtstrieben koͤnnen weit eher auf ein
Förperlichen Grfühl fih gründen, das zur
Erhalturg der Nachkommenſchaft gar nicht
aumendbar ſcheint. Die Befriedigung jes
nes Innern Triebes macht alsdann die Fas
milien⸗ Vorſorge angenehm, und Enüpft die
zartlihften Bande, lange ſchon vor dem Ges
brauche aller Vernunft.
Der Grundtrieb zur GSelbfterhaltung
nnd zur Vorſorge für die ganze Familie ift
die Duelle aller anderen, in der thierifchen
Natur nad bemerfbaren Inſtinkte. Die
Triebe aber, melde aus ihren Leidenſchaften
entftehen und fie zu Handlungen hinreiffen,
find von einer ganz anderen Natur, als dies
jenigen, melde fih auf ihre individuelle
tage und auf die Erhaltung des ihnen ange⸗
mefjenften Zuftandes beziehen. Die leßtes
ren find vie eigentlichen Siunfttriebe, melde
mande Thiergattung, deren Lage und. ins
nere Natur fie von allem anderen Schuße
entfernt, nicht nur Yon dem Menſchen, fon-
dern auch von den übrigen Thierarten gänze
lid) voraus hat. Die anderen aber find als
len
F
)ol a 513-
len Gefchlehtern gemein; alle werben burdy
Begierde und Abſcheu erwekt, durch Furcht,
Hofnung, Freude, Anaft, Lebe, Haß ꝛc.
in Bewegung gefißt. Selbſt hierin fcheint,
wie in Rüdfiht der Kunſitriebe, unter den
Thierarten ein großer Unterſchied obzumalten.
Die meifien jener Begierden und ber daraus
entſtehenden Antriebe zur Handlung betreffen
indeg Selbfterhaltung (wie Nahrung, Ver⸗
theibigung ze.) und Erhaltung und Forts
pflanzung der Art (wie Geſchlechtsliebe,
‚Eiternliebe zc.) ohne felbft eine eigentliche
Idee ber damit verknüpften Woluft zum
Grunde zu haben.
‚Die eigentlichen Kunfitriebe, melde nur -
‚auf einige Thiergefchlechter eingefchränft find,
erfeßen in der Oekonomie der Thiere die
Mängel, welche die größte Feinheit und
Schärfe des zu ihrer Erhaltung nochwendis
gen Sinnes nicht hat ausfüllen koͤnnen. Faft
Alle Thiere haben einen einzelnen Sinn zu
einer faft unglaublichen Schärfe ausgebilber,
und dies tft, mie die nähere Unterſuchung
lehrt, immer derjenige, deſſen fie in ihrer
Lage zum Fortdauren und Fortpflanzung am
mwenigften entbehren fünnen. Aber er reicht
niemals weiter, als zur Erkennung des Nuͤz⸗
lihen und Schaͤdlichen, und es ift ein am
derer Trieb nothmwendig, andere Mängel,
gl 3 z. B.
514 ON.
3. B. den Mangel an Schelligfeit bey ihrer
Erwaͤhnungsart zu erfeßen, durch angemefz
ſene Mefter ihre junge Brut gerade vor ber
gefaͤhrlichſten Thierklaſſe zu fügen, ober
vos ſich feibft in den gefährlichften Perioden
ihres Lebens, (mie in dem Zeitpunfte ber
Haͤutung, der Metamorpkofe 2c.) Widerwärs
tigkeiten abzumehren. Diefe Triebe erhals
ten ſich, unter der Möglichkeit zahllofer Abs
meichusgen immer in ihrer. zweckmaͤſſigen
Richtung, und dies iſt durchaus die voll⸗
kommenſte, welche der menſchliche Verſtand
jemals habe erfinden koͤnnen. Selbſt der
Menſch hat in feinem huͤlfsloſen Zuſtande
einige wenige Kunſtfertigkeiten, welche ihn
mit den anderen Thiergeſchlechtern in eine
einzige Klaſſe zuſammenſtellt, ob ihn gleich
ihrer nur wenige von der Vernunft übrig ges
laffen find,
$. 2.
Was ift Dernunft
Unter dem Nahmen der Wernunft vers
fleht man gewöhnlich ein Wermögen, den
Zufammenhang allgememeiner Wahrheiten
zu begreifen; dies mwürbe zugleich eine ents
wicelte Vorftellung dee Gegenwart und
Vergangenheit, eine deutliche Vergleichung
verfelben, Bemerkung ihrer Aehnlichkeit und
0 Vers
RE I Are gg
Verſchiedenheit, und die allgemeinen, dar⸗
aus zu ziehenden Refn!tate in ſich begreifen,
Dies alles kann aber nur Wirkung eines
angebohrnen Vermoͤgens feyn, ohne Anz
mweifung , die bemerften Dinge in eine Ver;
gleihung zu ſtellen; und dieſe nennt man
die Kraft zu refleftiven.
Am jenen, ſchon erwähnten, folgen dies
fer Kraft deutlicher ins Licht zu ftellen, Tann
man fie in mehrere Klaffen mitsheilen. Denn
fie macht, daß wir uns, :
1) das, worin fich die Dinge unters
ſcheiden ober ähnlich find, abgefondert vor⸗
‚ftellen Fönnen,
2) Dadurch die allgemeinen Geſchlechts⸗
charaktern deutlich bemerken. Dies iſt
3) der erſte Grund aller Sprachfaͤhig⸗
Zeit, meil wir nun diefe Charaktern mit Zeis
chen zu verbinden im Stande find,
Diefe Abfonderung und Bezeichnung der
Dinge und ihren Charakteren macht ung ders
felben deutlicher bewußt, und giebt ung die
allgemeine Weberficht unferer Erkenntniſſe.
Die Wergleichurg zweyer abgefonderten
Begriffe unter einander giebt endlich einem
allgemeinen Urtheile fein Entftehen, und die
L 4 Ver⸗
4,
I
Veraleichung zweier Begriffe mit einem drit⸗
ten Mittelbegriffe macht einen Vernunftſchluß.
6. Dies bringt den wiſſenſchaftlichen
Zufammenhang unferer Erkenntuiſſe, führt
ung felbft auf außerfinnlihe Dinge, Urſa⸗
chen und Kräfte, auf die Verhältuiffe der
"Dinge unter einander, auf die Ideen der
Schönheit und Vollkommenheit, unendlich
auf unfere Moralität q) \
$. 3.
Derbältniß des Menſchen, su den übrigen
Thieren in diefer Zinſicht.
Nach diefer kleinen Augeinanderfeßung
der Begriffe von dem Inſtinkte und der Ver⸗
nunft, bleibt ung nur noch die einzige Trage
übrig : finden fi unter allen Thiergeſchlech⸗
ter Spuren bes Inſtinktes und der Vernunft,
und nie verliehrt fidy jener in diefe von den
niedrigen Xhterarten bis zu den Menſchen
herauf? — Die nähere Unterfuhung wird
die zwote Verknüpfung der hoͤchſten Sinn⸗
lichkeit mit den aus allgemeinen Begriffen ges
folgerten Vernunftſchluͤſſen hinreidyend ers
weiſen.
Die
.
q) Reimarus $, 28: 2%
— ) o ( Kr n 5 17
Die mechanifchen Triebe find durchs
aus der ganzen thierifhen Schöpfung ges
mein. Go weit ald die Draanifation aus
Fiebern ſich erfireft, und Flüffigfeiten in
„lebenden und reizbaren Gefäffen ſich bewegen,
findet fi ein Blutumlauf, eine wurmförs
mige Bewegung der Gedärme, eine Abfonz
derung gemiffer Säfte, die Wirkungen ges
wiffee Arten von Reizbarkeit und mande
heftige Bewegung der Natnr.
Nur ſcheint der Menſch diefe Triebe in
dem kleinen Vorzuge zu befißen, daß fie
bey ihn mehr als bey den anderen Thieren
von den Willen feiner Seele und einer ges
wiſſen Sympathie beherrſcht werben, welche,
wie ich ſchon oben beruͤhrt habe, welche
Handluug der koͤrperlichen Theile, z. B.
das Traͤhnen des Auges, die Bewegung
der Zeugungstheile ꝛc. willkuͤhrlich macht,
theils den Leidenſchaften und Aufwallungen
unterwirft. Dies iſt aber bloß ein erhoͤhe⸗
168 Vermögen der Seele, welches vielleicht
ebenfalls bey den feiner organifirten und geiz
ftervolleren Thieren ftatt finden mag. Dieets
gentlih zum Leben nothwendigen Körpers
funktionen aber gehen außerhalb der Herr,
ſchaft der Seele und ohne ihr Bewuſtſeyn
vor, welches die bewegenden mechaniſchen
Triebe hinreichend von den willführlichen
—
5 Sie
518 a — C vs
Sie find von allen anderen Trieben
auch noch darin unterſchleden, daß fie ſich
gänzlich nach der Beſtlmmung und der inne⸗
xen Einrichtung des Thieres richten. Die
anderen Triebe haben nur Fine Richtſchnur.
nach welcher fie wirken. Da diefe aber den
ganzen Bau der Sinne und alfo auch die
Art anordiien, auf welche ein finnlidher Eins
druck empfangen werden foll, fo müffen fie
fih in der Einrichtung derfelben, nad) dem
Zwecke des Gefchlehtes, feiner Art fich zu
erhalten und zu ernähren, abändern, um
gerade die für fie nuzbarfien Gegenftände mit
den angenehmfien Empfindnlſſen zu verknuͤ⸗
pfen. Diejenigen Sinne müffen dann vors
zuͤglich gefhärft werden, melde den Gang
der Sebensmweife hauptſaͤchlich beflimmen, und
alle müffen zufammen in einem folden Vers
haͤltniſſe fiehen, daß die Eindrücke nach ber
ihnen vertheilhafteften Methode einander anz
paſſen und modifiziren. Dan bemerkt hier
den feinen Zufammenhang der mechanifchen
Triebe mit einem Theil der Kunfitriebe,
melde zum Theil auf bie überwiegende
Schärfe und Feinheit eines einzelnen Sinnes
beruhen. Da der Menſch allgemeiner Führer
zu irgend einer Handlung weniger ald nur
der Kraft bedarf, zur Auswahl des Beſten
die allgemeinen Verhaͤltniſſe der Dinge mit
Wahrheit und Deutiichkeit zu durchſchauen,
fo
}
07 EEGR. WR. 20
ne ) 0 nr . 519
fo find die Sinne in eine ſolche Melodie mit
einander gefezt, daß Fein einzelner die andes
zen beträchtlich und das Ganze fiörend übers
wiegt. Dies giebt ihm die Feſtigkeit und
‚Genauigkeit in der Wahrnehmung, und iſt
die Hauptanlage zu allen nachmaligen Begrifs
fen von Schönheit, Vollkommenheit und
Kunf.e. Man fieht, daß mande Vorzüge
des Menfchen, die man gern von einer bes
fonberen erhabenen Seelenfertigkeit herleiten
möchte, auf den einfachften mechanifgen Ges
feßen beruhen.
Diefe mechaniſchen Triebe, welche nicht
nur ben Bau ber Sinne, fondern aud die
finnlige Empfindung felbft beſtimmen, häns
gen dadurch nun mit den Dosfellnngecsife
ben fehr innig zufammen. Nach tedem
finnligen Eindrucke, den wir bemerken, ents
fieht auch ein Trieb, fi) demſelben im Bilde
vorzuſtellen. Die Handlung felbft iſt uns
willkuͤhrlich, aber durch die Auftrengung ber
Seele werden wir aud) des Gegenftandes bes
wußt. Ale Thiere aber haben Sinne, und
da man es bemerkt, wie fie non ihren ſinn⸗
lichen Eindrücken geleitet werden, jo müffen
auch alle nicht nur Worftellungstriebe beſit⸗
zen, fondern auch die Aufmerkſamkeit has
ben, moburd die Seele auf einen einzigen
Gegenſtand beftimmter hingerichtet Me
e
5209 . ET a
Sie werben fogar dur Begriffe von Vers
gnügen oder Unluſt auf ſchwaͤchere Eindrücke
aufmerkſam, welches ihre ganze Gluͤckſeelig⸗
keit ausmacht. Doch ſcheint dieſe Aufmerk⸗
ſamkeit nicht ganz ſo willkuͤhrlich zu ſeyn,
als beym Menſchen, den ein Gegenſtand,
ſelbſt von ſinnlicher Gleichguͤltigkeit, über
die Anfordersugen mehrerer ſtarker Eins
drüde zu erheben im Stande iſt. Auch hat
er den Vorzug, feine Aufmerkſamkeit durch
Uebung einigermaßen vertheilen, und meh»
rere Dinge zu gleicher Zeit. (wenn aud
ſchwach und undeutlich) bemerken zu Fönnen.
Unter den willfübrlichen Xrieben
giebt es mehrere, welche dem Menfdyen mit
den Thlergattungen gemein find, und man
Fönnte fie bey ihm eben fo gut in natürliche
und abariende ald bey diefen eintheilen. Der
Inſtinkt der Selbſterhaltung iſt ein fo drins
gender Trieb, daß er fin rohen, Fulturlofen
Zuftande der Seele alle andere Vorftelluns
gen weit überwiegt, und er wird lediglich
durch andere, gereizte und heftiggemorbene
geidenfchaften, des Ehrgeizes, der Liebe,
u. ſ. w. wo auch nicht gänzlich unterjocht,
doch unendlich gemildert. Die Geſchlechter⸗
Liebe iſt ſo hinreiſſend, daß allein die drin⸗
gendſten Vorſtellungen der Vernunft in ei⸗
ner langen, unausgeſezten Übung fie maͤßi⸗
gen
A
Bu rn a En
NN
306 521
gen koͤnne. Aber manche Wendungen ber
Kultur gaben ihr eine von ihrer erften Na⸗
tur fo eußerordentlih abweichende Bildung,
daß man fie, oft nicht mehr darunter erkennt.
Umftände und widernarurlich gereizte Leiden⸗
fhatıen unterdruͤcken manches angebohrne
Gefühl, und erwachſen unvermerkt wies
ber zu neuen Inſtinkten.
Schon diefe allgemeine Auseinanderſez⸗
zung deutet auf den näheren Zweck bin, zu
welchem die Betrachtung der Natur jenes
Pleinen Staates von Xhieren dienen Fann.
Nur nod einige Punkte will ih berühren,
um die Frage näher zu erläutern, in mie
fern die ſichtbaren Handlungen diefer Thier⸗
klaſſen mit der fogenannten Vernunft des
Menſchen in Verbindung ftehen Tönne ?
Zuerft beinerfte man die Sorgfalt, wos
mit diefe Xhiere einen zu ihrem Anbaue
taugligen Boden ausfuchten. Dies Eonnte
nicht anders als auf die Veramlaffung eines
natuͤrlichen Gefuͤhles geſchehen, das ihnen
dieſe Erde als die für die Behauſung nuzs
barfte angab. Hier findet man noch nichts
merfwärdiged. Uber fie fcheinen in der
Folge eine fo innige Anhaͤnglichkelt an ihre
Wohnung zu gewinnen, daß alle Verſuche
fie daraus zu vertreiben, ale Mühfeeligkets
tem,
522 * —— —
ten, denen man ſie abſichtlich ausſetzte, ganz
vergeblich waren. Sie blieben, bis zu ih-
ver gänzlihen Zerfiörung, ihrer Heymath
getreu, und arbeiteten unaufhörlidy ihre zerz
rütteten Wohnungen wieder in ihren ehema⸗
ligen Stand zu feßen. Die" Gabe, aber ſich
an einem egenftand allmählich zu gemöhs
nen, und ihn liebzugeminnen, fo mie man
ihn länger uud länger um ſich hat, iſt den
gewoͤhelichen, thierifchen Naturtrieben gaͤnz⸗
lih fremd, und deutet auf eine Kultur hin,
weldye die Seele mit den Gegenftänden,
. and ihrem MWerthe oder Unmerthe immer
näher befannt machen kann.
Die Klugheit diefer Rolonte, ihre Haus
fen nur bey Mondenfcheine an die $uft zum
trofnen zu bringen, zeigt für ihre Empfängs
lichkeit gegen Erfahrungen Sie mußten
e8 durch mehrere Verlufte erft gelernt has
ben, ehe fie mit diefem Erfolge die Zeit
ausfündig machen Fonnten, wenn biefe Ars
beit am ficyerften vorzunehmen ſey. Die
Vernunft ift aber nichts anders, ald das
Reſultat ſolcher Erfahrungen, fo mie fie
eine Empfaͤnglichkeit dafür ſchon natürlich
vorausfeßt. Wer kann ihnen diefe alfo,
zum mwenigften in einigem Grad, nicht gänz⸗
lic) entſprechen. Als diefer gefährliche Feind
ihrer Kornhäufcyen ſich endlich entfernt hatte,
I fien⸗
SL... 89
fiengen fie wieder an, den Sonnenſchein zu
benußen. Dies feßt aber nicht nur voraus,
daß jener Verluft gleihfam ein Grund ges
weſen war, ihren natürlichen Inſtinkt, der
- fie die Mittagszeit als vortheilhafter zum
trofnen ihres Getraides als die Nachtzeit
lehrte, auf eine Zeitlang zu unterdrüden ;
fondern gleih auch, daß fie mit einer eigez
nen Beobachtungsgabe anhaltend darauf Acht
naben, und felbft Werfuche anftellten, bie
Sicherheit der Tageszeit wieder ————
Außer daß ein jedes Individuum ſeine
Arbeiten geſetzmaͤßig anwendete, ſieht man
auch noch in dieſem ganzen kleinen Staate,
einen ungewoͤhnlichen Geiſt der Unterfiüßung
herrſchen, melde dur die Theilnahme
mehrere eine zu ſchwere Arbeit erleichtert.
Dies kann unmöglich in einem gewöhnlichen
Maturtriebe Itegen, meil es eine Beobach⸗
tung der Gröffe des Gegenftandes, eine Ver⸗
gleihung derfelben mit feinen Kräften und
folgli ein Bewuftfeyn ben letzterer ansdeu⸗
tet. Dies leßtere Fann aber nur in dem Re⸗
fultate einer großen Menge von Erfahruns
gen feinen Grund haben, weicye diefe Kräfte
fennen lehrten. Crfahrungen ſtehen aber
mieber auch auf biefer Seite in eine Art von
Vernunft in Verbindung,
End ’
524 Pe )o( *
*
Endlich zeigte die Entdeckung des neuen
Kornhäufhens an welche bald die ganze
Kolonie einen Antheil nahm, daß biefe
Thiere auch eine Gabe der Mittheilung har
ben müffen, melde wir mit dem Nahmen
der Sprache belegen. Und wenn wir auf
ferdem noch ihrer Art, das Korn auszumähs
len die lofalen Hulfsmittel ihrer Lage und
Beförderungen ihrer Arbeiten betrachten,
die Art füh zu ſchuͤtzen und zu vertheidigen,
fo werden mir ohne Mühe alle anderer einz
zelnen Folgen und Zeichender Vernunft aus
ihnen entwickeln Finnen, melde wir nur an
den Menfihen gebildet, und in einer weit
höheren Vollkommenheit bewundern.
EM - IE ES
*5 ( 825
* hg car Ä |
Sr. Doiret Ober einige Inſekten der Barı
*— barey. Ya |
\
(Beſchlußz ©. voriges Gtüd, )
Scarabasi.
Sioräbahı‘ marginatus,. fcutellatue, muticus,
‚elypeo rhombeo, clytris. eonnatis, punctati⸗
- glabris, lateribus — BETT,
ies Inſekt iſt — ah Sein.
Kopf tft mit einem runden Schilde
ohne Runzeln bedekt. Seine Fluͤgeldecken
gehen den Koͤrper mit einem hervorſpringen⸗
den Rande hinab, welcher nur den weſent⸗
lichſten Charakter dieſes Inſektes auszu⸗
machen ſcheint; ſie ſind unten ohne Fluͤgel,
Buckelfoͤrmig gewoͤlbt, und mit mehreren
in der Länge herablaufenden Linien bezeich⸗
‚net, welche aus eines Menge. von ‚Heinen
Punkten beſtehen, die man ‚aber ohne fünfte
Ude Huͤlfsmittel nicht leicht zu bemerken, in
Stande, if. Diefer Käfer hat mit dem
Scarabacus bpeunjsphieriens, ſehr viel Aehn⸗
Nm Ucch⸗
I
826, EIS T
lichkeit; von denen uns Pallas in feinem -
Bude : Icones Infedtorum Pl. VI. Fig. 23.
eine Abbildung geliefert hat. Aber diefer
von dem hier die Redeift, iſt um die Hälfte
Kleiner, fein Schild Ift beynahe aanz glatt,
und hat auf den Fluͤgeldecken ein Schilögen,
wovon des der Pallas nichts beſitzt.
Dies Infekt wohnet in ſandichten Ges
genden. Er bildet unter dem Kuhmiſt einen
Trichter oft von der Tiefe eines Fußes.
Sur, Hintergrunde diefer Wohnung. haͤlt er,
ſich mehrentheils auf. Wenn der Zeitpunkt
herannahet, daß er ſeine Eyer legt, ſo giebt
er am Ende eine hinreichende Anzahl von
Löchern für die jungen Larven. Er legt
dann He Eyer darin, und verftopft denne
mit Sande die Defnungen. Sn biefen Be⸗
hältnifjen und während des Winters erleis
den die Larven ihre verſchledenen Metamors
phofen. Wenn diefe Inſekten den Zufland
ihrer Volllommenhelt erreicht haben, fo ers
warten fie die Aukunft ber ſchoͤnen Jahrs⸗
jet, um ihren Winteraufenthalt zu verlafs
In „und in dem Falle, dag der für. fie von
ihrer, ‚Mutter in Vereitfhaft gelegten Vor⸗
dath von Kuhmtſt auszugehen anfängt, neh⸗
nen fie folange zu der Subftanz der Woh⸗
Hung ihre Zuflucht. Da es ihnen ſchwer
werden wuͤrde ihr Loch im einer ſenkrechteu
a Ride
* 0 (\ FE 527
Richtung zu verlaſſen, fo graben fie ſich neue
Gänge durch den Sand in einer ſchiefen Rich⸗
tung zum Ausgang Die Geſtalt ihrer Vor⸗
derfuͤße, die Veweglichkeit ihres Kopfes,
die Art von Schild, mit dem er bedekt iſt,
erleichtern ihn .diefen Ausgang aus ihrer
alten Wohnung.
D TRIER Jacer.
“ x kaun mich nicht enthalten, ‚hier et⸗
was uͤber biefen berühmten Käfer. zu ſagen,
‚gegen. den die. Eaypter eine ſo große Ehr⸗
furdt hatten, ob er gleich ſchon befchrieben
if. Dies Inſekt, das man für einen Zwit⸗
ter hält, der ohne Vermiſchung mit einem.
anberen gebähren, war als ein, Hymoglyph
für Die Minerva creatrix gebraucht, welchen
die Egypter ein maͤnnliches und weibllches
Geſchlecht zuſchrieben. Yelian 1) ſagt
uns, dieſer Kaͤfer ſey auch zugleich das Em⸗
blem eines Soldaten, weil diejenigen, welche
in den Krleg zogen, fein Bildaufibre Ringe
Man ME aud von dieſem Inſekte
lle⸗ Wunderbare hinweg, welches ihm das
unkele Altertum beylegte; bie Eynpter
/ Mm a mögen
r) De Animal, Lib. 10. Cap. 15.
28 ee ——
mögen daraus ein heiliges Emblem —
haben, und die Aerzte ihn eine Menge chi⸗
rurgiſcher Kräfte zuſchreiben; ex bleibt für
den Naturſorſcher doch darum nicht weniger
merkwuͤrdig. Dies Jnſekt iſt in den Küften
der Barbarey fehr gemein. Ich würde ſei⸗
ner nicht erwähnt haben, wenn ich feine
Natur, und Eigenfbaften nicht mit mehr
Sorafalt beobachtet hätte, als biöher ges
ſchehen iſt. |
Er läuft auf dem Sande an Derter ums
ber, melde ver Sonne .ausgefeßt find, und‘
nur erft nach der Befruchtung feßt er fi
im Kuhmifte : feft. Bon dieſem Augens
Blicke an tft er mir nichts welter beſchaͤftigt,
als den koſtbaren Schatz ſeiner Nachtom⸗
menſchaft in Sicherheit zu bringen, In die⸗
fer Abſicht gräbt er ein Loch, legt feine Eyer
in dafjelben Suneren nieder, und dekt fie
mit Mift zu, der diefen Larven angemefjes
nen Nahrung. Er begnügt fi nicht das
mit, ihnen einen fiheren, ‘und mit Nahe
rungsmitteln hinreichend verſeheuen Wohn:
ort gefichert zu haben, fondern rollt eine ges
raume Zeit hindurd dies Inſekt auf einen
leichten und fandigten Boden bin und ber,
und‘ macht auf diefe Art eine Kugel von
dee Gröfle einer Beinen Drange daraus
an ber ſich unvermerkt eine beynabe zwey
Zoll dicke Erdrinde anſetzt.
— an 4
Dies Sufeft {ft unermüdlich In Arbeis
ten. Es hat weder Ruhe noch Ruft, als
bis es im Sande einen bequemern Ort aus⸗
fündig gemacht hat, feine Bürbe niederzu⸗
Iegen. E8 führt fie allenchalben mit ſich
vermittelt feiner beyden Hinterfüge herum.
Wenn diefe ermüdet find, fo gebraucht es
feinen Kopf und feine Vorderfuͤße, aber es
almmt feine Zuflaht bald wieder zum ers
ſten Hülfsmittel, Wenn es feine Kugel eis
nen Augenblick verläßt, und man raubt fie
thm, 10 bemaͤchtigt ſich eine unausſprechliche
Unruhe feiner. Es läuft hin und her, und
ruhet nicht cher, als bis es feine Foftbare
"Saft wieder entdeckt hat. Dft habe ich mir
mehrmals das Vergnügen gemacht, fo es in
Bewegung zu feßen, und bemerfte immer
"mit Erfiaunen, wie es feinen auf nach ber
" Seite hinrigtete, wo ich die Kugel hinge⸗
worfen hatte. Wenn id) fie in der Hand
trug, fo folgte mir das Infekt, gleich einem
beraubten Thiere, und mehrmals hatte id}
ein Gefolge einer Menge von ſolchen Inſek⸗
ten hinter mir, beren — ich in der
Hand hatte,
Weun die Kugel eine hiereichende Härte
gewonnen hat, und aͤußerlich trocken iſi, fo
graͤbt das Inſekt im Sande einen Trichter
"von acht bi zehn zölliger Tiefe, Er leat
hier
‚530 vol
bier feine Fünftige Familie nieder, und wird
ſelbſt Einwohner biefes finfteren Aufenthals,
wo er fein Daſeyn beſchließt. Es iſt no)
zu bemerken, daß dies alles nur der Fall
bey dem Weibchen iſt, denen die Natur zu
dieſem Zwecke ein meir längeres Leben, als
den Maͤnſchen zugeſtand, welche kurze Zeit
nad; der ‚Begehtung auch fierben, 4
Die: sarven. entfichen. denen das Ende
des Herbfied, bringen den Winter - unter
biefer erfien Seftole zu, unb werden, nur
erft im Frühlinge ganz vollkommene Infek⸗
ten. Jadeß habe ich doch mehrere Male,
waͤhrend des Winters vollkommene Snfebs
ten. ben den. Larven angetroffen, ohne ent⸗
Heiden zu fönnen, ob ſie zu der legten Ge⸗
neration gehoͤrten, oder ob fie ſelbſt die Are
BR ber neuen J wären. wi
| 63 ii nur vohig doe man —
Käfer unter feinen Arbeiten belauſcht, um
ſoglelch den Nutzen ber. mannichfaltigen
Merkjenge „ womit die Natur ihn ausgerüs
fiet hat, zu begreifen. Gelne begden Vor⸗
derfüge find breit, platt, und "an den Vor⸗
derarm entlang, mit vier-figrfen, md fiams -
pfin Zähnen bewafnet. Mir viefen Werks |
genen graͤbt er ſrine Höhlen, oder klammert
ſich ſelbſt an, da die beydea Linterfüße das |
er N
*
— ——
zu beſtimmt ſind, eine viel groͤßere und
ſchwerere Laſt, als er ſelbſt iſt zu ſchlep⸗
pen. Wenn er in den. Sand eindringen,
will, bedient er fihdesfünffpigiaen Schildes;
dasıfeinen Kopf bedeckt, bedient fich derſel⸗
ben, um bie Laft in Die. Höhe zu heben,‘ und
die Hinderniffe megzuräumen, mährend dies
fer befchwerlichen Arbeit verbergen, jein |
Kopf und feine Fühlhörner ſich unter der
ganzen Breite des Schildes, das uͤber alle
biefe Theile herübertagt,, ‚Die beyden, Hin⸗
terfuͤße dieſes Inſektes ſi nd viel länger und
ſchmaler ald bie Vorderfuͤße. Auch iſt ihre
Beſtimmung ‚von dieſen abweichend, da
fie vornehmlich zum er und —
ben Ale Saft dienen. —
Araneat
Bon mehreren fehr füyönen. BR
von Spinnen die id: in der Barbarey- ans
getroffen habe, mill ich nur einiger beſon⸗
ders erwähnen, die durch ihre auffallende
Farbe, durch Größe oder fonftigen Sonder⸗
barfeiten meine Aufmerkfamkett 00
auf ſich gezoͤgen haben,
1... Aranıa fafciata, abdomine falcis,
flauefcentibus ;, pedibus: fulco annulatis
Muf.: D. Banks. Habric. Syllem, Entomo-
log. ‚p>g- 433. 1. | |
Ma Die
EG,
Diefe Spinne ſcheint mir bfejenige zu
feyn, welche Fabrizius aus dem Cabinette
Hen, Banks anfuͤhrt. Wenn fie dieſelbe
iſt, fo find.aber ihre Augen übel beſchrieben.
Anftatt daß man denn biefe Spinnen in
ber ‚fünften Eintheilung, die ihre Yugen fo
22.0) baben, muß fie in ber trennten zu
gerechnet werden, bey. denen. bie Aus
gen fo ‘geordnet find: —— DL Der Koͤr⸗
per dieſer Spinne iſt mit braunen und gel⸗
ben Banden geziert, nach der Art, wie die
Wespen fie haben. Der Thorax iſt hart
und, mit weislichten Haaren befezt. Die
- Füße find an ihrer erſten Ciuthetlung braun,
und enden mit wechſelsweis auf eiranber
folgenden ſchwarzen und grauen Banden.
Unter dem Bauche gehen diefe Bande, flatt
in die Quer in die Länge und find mit mehs
seren Leinen ſchwarzen Punkten gefpiens
kel t.
Wenn dieſe Spinne vollkommen ausge⸗ |
wachſen iſt, melces ‚gegen dad Ende des
Sufi- einfält, hat fie beynahe die Größe
eines Zolles. Sie bewohnt bie Gebüfche,
wo fie Spinngewebe, mis fehr weit von
einander abftehenden Faden macht, deren
Mitte fie bewohnt. Nicht für die Heinen
Inſekten find dieſe Netze ausgeſpannt, weil
es
J
A N ° Ce 0533
ü es diefen * leicht iſt, wegen der Weitlaͤuf⸗
tigkeit ihrer Faden daraus zu entwiſchen;
ſondern ſie verlangt nur große Fliegen,
Wespen, Bremſen und ſelbſt Heuſchrecken.
Wenn ein Infekt in ihr Gewebe: ges
räht, fo macht fie daſſelbe zum Gefangenen
and umhuͤllt es mit vielen ſehr ſtarken Faͤ⸗
en. Sie ſaugt ihm das Blut nicht aus,
aber toͤdtet cs mit ihrem ſchrecklichen Gebiß,
frigt, wenn ſie hungrig iſt, einen Theil
davon, und hebt das Uebrige ſorgfaͤltig
bis zu einer anderen Mahlzeit auf. Sie
trägt Sorge, ihre Vorräthe zwiſchen trok⸗
‚ nen Blättern aufzubewahren, ober. an.fonft
einen fehr verfieften Orte. Sch habe ſo oft
einen großen Ueberfluß an $ebensmitteln ges
‚Funden. Jede Beute war befonders in eis
nem von Fäden unordentlich zuſammenge⸗
webten Sacke eingeſchloſſen, der durch elnen
ſchwaͤrzlichen Schleim verbunden war. Un⸗
ter den Leichnahmen dieſer Inſekten habe ich
ſehr oft der ſchoͤnen Sphex maxillofa ange⸗
troffen, von dem ih im erſten Theile dieſer
Abhandlung eine Nachricht gegeben babe,
Der Sat, in dem biefe Spinnen ihre
Eyer aufbewahrt, ift von einer fehr ſeltſa⸗
men Geftalt. Er ift ein in ver Mitte hos
rijontal, durchſchnittenes Oval, von der
Groͤ⸗
a
Größe “eines Taubeneyes. Das, ſonſt
pergamentartige Gewebe, deſſelben iſt ſo
dicht, daß man es kaum zerreiſſen kann.
Der abgeſtutzte Theil'tft an feinen Rändern
mit fieben bis adjt Spißen gleich Handhaben
verfehen, von denen fehr ſtarke Faͤden aus»
gehen, melde der Fade, beynahe wie un⸗
fere Kirchenlampen hangend erhalten. Wenn
bie ‘jungen Spinnen ſich entwickelt haben,
fo zerreiffen fie die Bedeckung des Ovales.
Sie gehen von Zeit zu Zeit in ihren erſten
Wohnort zuräck, wo ſie in Geſellſchaft leben,
bis ſie ſtaͤrker geworden, ſich trennen und
gegen einander bie toͤblichfſten Feinde werden,
ob fie Vorher gleich in Kamille und in einem
guten Einverftändniffezufammen gelebt haben,
“+ Die Faden diefer Spinnen, find unter
allen ‚welche ich Fenne, die ftärkfien. Sch
habe fie oft aegen Seidenfaden verſucht.
Wenn die Ießteren mit ihnen gleich: ftarf
angefpannt wurden, fo riffen fie immer früz
er als jene. Diefe Fäden find filberfarben
fehr lang, und Teiche zu verarbeiten. Man .
wuͤrde damit die Seide mit einem um fo
aröfferen Nutzen erſetzen können, da dies
Inſekt, unermuͤbet im Arbeiten, « immer
ſegleich ein anderes Gefpinft macht, wenn
man co des fertigen beranbt. Seine unge
ſellſchaftliche Lebensart würde ſich aber immer
—* einer
*
\
N .. 535
„einer ähnlichen Merftinnkeugung ents
| warn. a
Der Anblick von ihren” tät:
th diefe Snfeften in Wuth. Sobald fie
fi bemerfene, fallen fie mit einer” Raſerey
"über einander. ber,,. welche fi ch nur mit, dem
Zode einer von den beyden Stretters endigt.
Die Ueberwundene wird dem anderen Mund⸗
vorrathe hinzugefügt. Est unmöglich, ı
ſelbſt in beträchtlichen Entfernungen don eins _
ander, mehrere frey in dem nemlichen Zim⸗
mer zu erhalten. Sc hatte ein, Duzend
diefer Spinnen in meinem Kabihette vers
ſchloſſen. Die ftärkfte von ihnen blieb, nach
einem achttaͤgigen Streite allein Meiſter vom
Schlachtfelde. |
Ich habe oft in dem nemlidyen Geboͤ⸗
ſchen eine andere Spinne von der nemlichen
Groͤſſe und Familie angetroffen, als die
vorhergehende iſt. Sie hat auch ihre Sit⸗
ten und ihre Wildheit. Und fie ſchien mir
lediglich) durch ihre Farbe von jener unters
ſchieden zu ſeyn, die ein jchönes Dunfelroth
ift, mit ſchwarz und braun gemifcht, und
fehr angenehmen Nüancen verfchen. Da diefe
Spinne während meined Aufenthalts in
Marfeille Schaden litt, bin ich nicht fin
Stande von ihr eine ſehr ginaue Befhret:
bung
36 e ) o.( a.
bung zw geben. Gie legt ihre Eyer nicht
mie bie vorhergehende, fondern fie feßt fie
auf einen jeften Körper ſymmetriſch geord⸗
net, mit einem weislichten Schleime zufams
‚menverbuuben, und mit mehreren rothen
"Faden ohne Ordnung Überfponnen, melde
foweit von einander ftehen, dag man zwi⸗
ſchen durch die Lage der Eyer fehr deutlich
bemerken kann. Ich habe mehrere dieſer
Spinnen groß gezogen. Sie ſchienen mir
um das Schickſaal ihrer Familie wenig bes
‚kümmert, welche fi fie. kom Yale! 4 balb
verlieſſen. *
#
AR). O.C Aue.) 58
!
VI.
Ueber die Bildung der Roͤrber / durch die
einfache Aggresation der organi⸗
} firten Materie.
vom Sen. Reynier.
——
chon in mehreren, ehemals bekannt ges
machten Abhandlungen habe ich zmey
Saͤtze zu bemeifen gefuht, von deren Rich⸗
tigkeit ich überzeugt bin, und deren Ausein⸗
anderfeßung auf unfere Kenntniffe von den.
organtfirten Weſen einen nicht unbeträchtlis
Einfluß haben muß, nemlich:
1) Daß die organtfirten Wefen ſich
durch fruchtbaren Saamen, ohne Wermts
fung von zweyen Geſchlechtern, fortpflans
zen, und
| 2) Daß dieſe Wefen aus der bloßen
Aggregation der organifirten Materie entſte⸗
hen koͤnnen.
Zwar habe ich fhon mehrere Bewelſe
für’ dieſe Saͤtze beyzubringen gefucht, aber
man kann bie Bewelfe dafuͤr nicht genng vers
vlel⸗
588 = Er
vielfältigen, Ei — Betätigung nothwen ⸗
dig den Sturz der Syſieme des Herrn Bon⸗
net; Spallanzani, nah ſich ziehet. Denn-,
fobald die zufällige Ansriahden ähnlicher
Theile Formen und befiimmte Körper herz
vorbringt. fo präeriftirten ihre Keime nicht,
und es koͤnnen fich täglich neue erzeugen, und
das ganze Syſtem biefer Gelehrten iſt zer⸗
ſtoͤrt.
Arndere Thatſachen ſchienen mir vorher
ſchon der Theorie von der Einſchachtelung
ber Keime nachtheilig und fie ſelbſt gaͤnzlich
und vollkommen zu vernichten... Die Ents .
ftehung der Maulefel,. und» überhaupt die
neuen Gattungen, aber ſo wie die Abhäns
gigkeit der organifirten Weſen vom Clima,
war ſehr ſchwer zu begreifen, wenn man
ſeit der Entſtehung des Univerfums exiſti⸗
rende Keime annahm. Zn dem Aktus der
Sa vängerung modifsziet das maͤnuliche
Gefa oͤpf, oder bey den Wegetabilien das
Drgan, welches diefe Funktionen über ſich
hat. lediglich derjenigen: Keim, melden er
entwickelt, und kann welter auf die folgens i
den Keime micht wirken; fonft muͤſte der
Manlefel, wenn er ſchwaͤngert, nur ſolche
Sndivisug „bervorbringen, die. feiner Mut⸗
ter ähnlich, wären, anſtatt daß er feines.
Gleichen hervorbringt, ‚Eine weitläuftigere
EITEE:., 5
Yuselnanderfegung diefer Umſtaͤnde wirde
mid izt zu weit ‚fabten. | Ir
| Da die Benfpiele, welche ich gegeben
habe, um die Entftehung organiſirter Mes
fen dur die Auseinanderfeßung ber orgas
nifirten Materie zu bemeifen,, in ihror gan⸗
zen Strenge genommen, einigen Cinmürfen
ausgeſetzt ſeyn koͤnnten; ich halte es daher
für nothwendig, denen einen überzeugendeir
Beweiß darzubringen welche mir die Clava-
ria angegeben hat. Ich werde der Veſchrei⸗
buug dieſer Pflanze einige Erlaͤuteruugen
nachſchicken, und die Reſultate wozu ich
durch meine Uuterſuchungen hierüber —
Ku zu ſeyn glaube.
Clavaria militaris s).
Dieſe Clavaria ift hoͤchſtens einen Zoll
ws; ſie iſt duͤnne gegen den Boden herab;
fie
) Linn. Edit. Reinh. P, 4. pag. 620. —
Clavaria militaris crocea, Vaill. Bot. Pa-.
xil. Tom, VIL Fig. 4. Diele Pflanze ſcheint
mit den hier uneigentlid) fogenanten miouche
\ vegetale d’Amerique vlel Aehnlichkeit zu ha⸗
ben, wie auch mit der unter dem Nahmen:
mouche vegetale d’Europe., im lourm, de
Phyf. tout. 1777. befchriehenen, welche mit
der Clavaria 2204, Hall, S, Helena, bie
nemliche if,
= ‚540 * Ri ) o ( er.
ſie verbift ſich aber unmerklich, bis zu ihrer
hoͤchſten Spitze hinauf, welche einen doppelten
Diameter oder Umkreis hat. Ihr Fleiſch
iſt weich und leicht zerreisbar; aber mehr
ober weniger elaſtiſch. Wenn man fie zer⸗
briht, fo zeigt fie. Feine deutliche Fiber,
Diefe Pflanze hat eine Safranfarbe, welche
tiefer iſt am oberen Theile, aber Orangen⸗
farben reflektirt gegen den Boden - herab.
‚Die ganze Oberfläche ift mit Eleinen Rauhig⸗
Leiten bedekt, die ihn das Aenfjere einer Felle
geben. Sinne, melcher alle diefe Fleinen
Suchen vergröffert fah, vergleicht fie mit
2
einer von Knoten befrßten Keule, weswe⸗
gen.er ihr auch die Benennung militaris beys
legt. Diefe Rauhigkeiten, mit einem ſtar⸗
fen Vergröfferungsglafe betrachtet, ſcheinen
Leine, ſehr zugefpißte, harte und an ihrem
Gipfel hornähnliche Kegel zu _feyn. Sch
mathte einige von ihnen zu einem Gebrauche
loß, von dem ich unten weiter noch fprechen
werde. Sie waren plattgebrüft, uud bins
‚gen ganz einfach an der Oberfläche der Cla-
varia; wodurch fie ſich aber befonders aus⸗
zeichnen, tft eine beträchtliche Werengerung
unten, fo daß fie den Körper der Clavaria
nur mit einem fehr kleinen Theile Ihrer Grund⸗
flaͤche beruͤhren.
Dieſe Clavaria waͤchſt, nach den Schrift⸗
ſtellern, welche ſie nn in Hoͤl⸗
zern
N N Br —
ie R
ver ) ° & Er 54I
zern und io Zorfe. Sch habe A eine
‚auf einer Puppenhüffe gefehen, und alles
macht mir es glaublich, daß ſie obfetsn im⸗
mer entſtehen, und dag diejenigen Botani⸗
ker, welche fie einzeln fanden, fie von dem -
Inſekte, auf welchem fie wähft, getrennt
haben müffen. Mehrere Veobachtungen,
melde ich einige Jahre hindurch nicht allein
- über die bekannten Arten, ſondern auch
über eine : noch unbekannte Gattung der
Clavaria, welche ich weiter unten befchreiben
werde, angeftellt habe, beweiſen mir es hins
reihend, daß fie fi nur aus den Ueber⸗
bleibfeln der organifhen, Wefen entwickeln,
und felbft das ihre Geftalt eine Folge der
Materien find, von der fie hervorgebracht
werben. Dieſe Idee werde ich einmal it
einer anderen —— eich aus⸗
fuͤhren.
Als ich im vorigen Herbfte zwey Gatz
ungen der Clavaria bey dem Dorfe Schars
penzeel in Geldern fand, fo hielt ich dieſe
Gelegenheit zu einer forgfamen Unterſu⸗
chung uͤber ihre Entſtehungsart fuͤr guͤnſtig.
Die Clavaria durchdringt die Schaale der
Puppe, und fommt unmittelbar ans dem
‚Körper der Raupe. Man bemerkt es fehr _
deutlich, daß die beyben Hüllen an diefem
Re geöfnet find, rd daß bie Oefnung
- in
in dem nemlichen Augenblicke geſchehen if,
und ſobald fi die Pflanze entwickelte. Dies
fer Umfiand tft zu weſentlich, als daß id
mid richt davon vollkommen zu uͤberzeugen
geſucht hätte, Denn wenn die Pflanze blog
an dem Walze einfah gehangen hätte, fo
konnte man glauben, ihr Keim fey durch ten
ind oder durch fonft einen Zufall dahin gez
rathen, weil tiefe ihn aber durchbricht,
und aus dem Körper der nehmlichen Raupe
herkommt, fo kann Dies nicht ſtatt finden,
Sobald man zugiebt, dag jeder organi⸗
firte Körper fi) aus einem Reime entwickele,
fo muß, in diefem (Falle hier, diefer Keim
die gürte und den Balg durddrungen, ober
Schon im Körper der Raupe vor ihrer Mes
tamorphofe exiftirt haben⸗ Die erſte diefer
Annahme fällt an ſich felbft hinweg, meil
die Hüllen Keine Deinung haben, und man
vernünftiger Weiſe diefem Kelme unmöglid)
bie Kunft fie zu Öfnen zufchreiben Kaum Die _
zweyte beruhet auf keinem befferen Grunde.
Denn wie wäre ed möglich, dag ein von
dee Raupe verſchluckter Keim, in ihrem
Bauche fich gefund erhalten, und endlich in
der Luft hinaufflelgen koͤnnen, uur fi) das
felbft zu entwiceln., Men man zumellen
Körner fieht, welche den Magen der Thiere
durchgehen, ohne zerfiört zu werden, fo iſt
j es
OL 543
es eine holzartige Rinde, melche Ihre Auflös
fung durch die Magenfäfte verhindert. . Uber tft
es wahrfheinlih, daß der Reim; der Cla-
varia eine fo unzerſtoͤrbare Bekleidung bes
ſize. Uebrigens ift dies vorgeblide Korn
bis jeßt noch immer dein Auge ber forgfäls
tigſten Naturforfher entgangen, Man kann
nicht annehmen, daß die Clavaria auf eine
‚andere Art aus einem Saameunkorne ent⸗
fiche, als jene, beyde fo aͤußerſt unwahr⸗
fcheinlicher find, melde man nur durch die
Annahme einer Menge von zufälliger Vor⸗
‚ausfeßungen glaublicher machen Fan. Die
Vrervielfaͤltigung folder Worausfegungen
aber, welche der Hülfe ſchwer zu vereints
gender Umſtaͤnde, und ſelbſt das Ohngefaͤhres
bedürfen, verdunkelt das Studtum der Na⸗
tur nur noch mehr, ſtatt es zu erhellen.
Die Clavaris entſteht daher aus dem Koͤr⸗
per der Raupe ſelbſt, und dieſe Wahrheit,
Daß die Aneinanderhäufung der organiſirten
Materie Wefen hervorbringe, eine Wahrs
‚heit, welche durch viele Thatſachen ſchon
hinreichend erwiefen tft, hat hier die höchfte
Evidenz erreiht. Ein Ueberblick über die
organtfirre Materie und dasjenige, woraus
fie zufammengefeßt ift, muß hier der uͤbri⸗
gen Entwicelung vorausgeſchickt werben.
N 2 Der
\
Pe
544 * ) fe) ( * *—
Der Mangel an ne anderen, ei
gentlichen Ausdrucke für die Materie, wor⸗
aus die organffirten Wefen zufammengefezt
. find, zwingt mid zum Gebrauch des Wortes:
%
organifirte Materie. Sie nuͤancirt ſich auf
verſchiedene Art nach en des Wer⸗
haͤltniſſes ihrer Beftandtheile, und nachdem
fie: durch die Arbeit des ebene mehr oder
weniger ausgearbeitet iſt; denn ber Schleim,
das Öluten, die Lymphe, der pars fibrola
des Blutes und die zaͤhe Materie find nur
verſchiedene Gradationen derfelben Subftanz.
ern die obforbirenden Organe ver Weſen
‚ein ihrer Natur analoges Theilchen aufges
foßt, oder verſchiedene Elemente vereinigt.
and kombiniert haben; fo arbeiter ſich diefe
Materie aus, wird ihnen ähnlich und nimmt
eine Geftalt, oder eine Reizung fie zu ers
halten an, melde ihr durch vie innere Be⸗
wegung aufgebrücht wird; oder legt ſich in
Die leeren Fächer; des Körpers, und dient
zu feiner Wervollftändfgung; oder iſt ihm
überflüffig, und wird zur Duelle feiner Mes.
probuftion, oder bilder endlich andere Xheile,
wie Dornen, Haare, u. few. melde gegen _
bie Zeugungstheile zu, immer haͤufiger
find, weil die überflüffigen Theile daſelbſt
ſich am leichteften anfeßen. So arbeitet die
organifirte Materie ſich nur fehr langfam
aus, und erreicht nur durch nr Nuͤan⸗
cen
— a, 5345
cen den Grad ihrer Vollkommenheit. Der
Schleim ſcheint der erſte Zuſtand derſelben
zu ſeyn, er iſt am haͤufigſten in den einfach⸗
ſten Erzeugniſſen, wie z. B. die Vegetabi⸗
lien find: die materia glutinoſa ſcheint
das entgegengeſezte Extrem, und findet ſich
kaͤufiger im Thierreiche, ob man fie gleich
auch in den Pflanzen wiedererkanut hät:
doch ſcheint es nicht wahrſcheinlich, daß fie
ſich daſelbſt, wie Hr. Van - Bochaute behau⸗
ptet, t) allein bilde und die Thiere fie nur
aus den zu hoch genommenen Nahrungsmits
‚telm abfonderten. Viel eher moͤgte ich ans
nehmen, daß die Thiere auſſer dem Gluten
der Vegetabilien, welchen ſie ſich aſſimiliren,
dem Schleim durch die Arbeiten ihrer Orga⸗
nifation den Charakter das Gluten erthet⸗
len.
Es hat ſehr viel Wahrſcheinlichkelt für
ſich, daß der Unterfchted zwiſchen den Modi⸗
ficationen der organifirten Materie allein
von der Menge des Feuers, das fie enthals
. ten, herrühre, und das bie Bewegungen
ber Drgantfatiou fie nur in diefer Hinficht
verändern, weil das Gluten ſich im Thler⸗
reihe fehr häufig und im Pflanzenreidhe nur
in fehr neringer Menge finder. Alles zeigt
und ben Reichthum ſelbſt das Uebermaaß des
Feuers
t) ud Phyfique. Fevrier 1786,‘
546 * 0 ( *
Feuers im Thierreiche. Das volabile Als
fali und das acidum phoſphoricum in Ver⸗
gleichung mit. den vegetabiliſchen scidis, der
Aktus des Thierlebens verglichen mit dem
des Pflanzenlebens, geben dieſen Gedanken
eine betraͤchtliche Wahrſcheinlichkeit. Wirk⸗
lich macht ſich das thieriſche Leben durch die
Handlung des Athemhohlens von einem
Theile des Feuers loß, der ihm nachtheilig
ſeyn koͤnnte u). So zeigen es alle Schluͤſſe
und Wahrſchelnlichkeiten, daß der Schleim
nur durch die Verbindung mit einer neuen
Portion von Feuer zum Gluten übergehe.
Alle die Umftänbe, melde auf ben ers
fien Anblick dem Gegenftande diefer Abhands
Yung freimd fcheinen Finnen, find durchaus
zu der Uuseinanderfeßung unentbehrlich wie
die Clavaria entſtehen, koͤnne. Go bald
man aber eriiefen hat, daß die animaliſche
und vegetabiliſche Materie von ganz gleicher
Natur find, und dag die Pflanze aus feinem
äußeren Reime entfichen konnte fo läßt fi ih
ſehr leicht ihr Urfprung begreifen.
Die Clavaria waͤchſt nur auf todten
Koͤrpern und folglich in der Zeit, daß ſie in
eine faule Ka überzugehen anfangen,
\ ; Oder,
u) ©. das dritte Buch meiner Theorie des
Feuers. —
re ee
Dber, da die PTR nicht. anders wirft,
als daß fie einen Thetl von dem mwefentlichen
Feuer der Subſtanz loßmacht, oder da die
onimalifhe Materie nur. durch das Ueber⸗
maaß des Feuerftoffes, den fie enthält, von
ber vegetabiltfchen ſich unterſcheldet, fo koͤn⸗
nen mehrere Theile diefen lezteren Zuſtand
in den Nuͤancen, weldye die Gaͤhrung beſtim⸗
men, erreichen, und da diefe Theilchen eine
‚Neigung haben fi) zu vereinigen, eine Wuͤr⸗
fung der Geftalt, womit der Organismus
fie ausflattet, fo verbinden fie fi), Heben
zufammen, und bilden einen Körper, der
alle Charaktere einer Pflanze befizt. Aber
alle Theile des Thieres find nicht zur An⸗
nahme .diefes Charakters tuͤchtig, bemn die
. Gährung lößt die Aggregate auf und trennt.
die Principien, vernichtet folglich die chymi⸗
ſche Natur, welde zur Erhaltung ber For⸗
men durchaus nothwendig iſt. Es find dies
yur bie Theilchen, welche, vermittelſt unbe⸗
kanter Umſtaͤnde, einen Verluſt an Feuer
erlitten haben, ohne daß dadurch ihre Natur
merklich geändert wäre, Es iſt leicht dieſe
Unregelmaͤßigkeit in der Herfeßung der vers
fhiebenen Zheile zu bemerken, weil es
durch mehrere, fehr genaue Werfuche, deut⸗
lich gemacht ift, daß die Faͤulniß nicht im⸗
mer fi) in demfelben Gange erhält. N. |
n4 Smmer
v) &. Y’Eflay pour fervis a l’Hiftoire de la
Putrefadion,
ep
Smmer har die organifihe Materie einen
Hang zur Verefuigung, melde eine Wir⸗
kung des Eindrucdes der Modelle ift. nad)
denen fie fi gebildet hat. Nicht allein die
Bildung der Keime und Embryonen, melde
fih dur Die Verbindung der Theilchen ers
zeugen, flellt diefe Wahrheit noch feſter;
aber ebenfalls aud tie Erzeugung der, des °
ven man vernünftiger Weiſe feinen Keim
beylegen kaun. Denn’ diefe zufällige Pros
duftion der Vegetabilien iſt gänzlid vom
Himmelsſtrich abhängend, und das nemliche
Indlviduum nimmt fie an, oder verliehrt
fie, nady der Natur feiner verfctetenen age
und der Manuigfaltigkeit feines Wohnsrtee.
Es beturfte eines fo auffallenden Bey⸗
fpieles als die Clavariaangiebt, um die Wahre
heit diefer Hypotheſe überzeugend zu beweis
fen; wenn aber tie Möglichfeit einer fols
hen Bildurg organifirter Weſen einmahl
erft zuiäffig gefunden ift, fo. vervielfältige
bie Belege dafür fi) bis ins Unendliche.
‚Die Moofe, Conferven, die zahlreiche Fas
milie ter Schwaͤmme zc, alles Pflanzen,
teren Geſchlechtstheile auch. die geübteften
Botaniften noch nicht haben aus findig mas
hen fönnen, oder vielmehr derentwegen fie
noch nicht ganz einig find, haben einen ähns
lien Urfprung. Einige von ihnen koͤrnen
vielleicht
Ele
vielleicht aus nicht befruchteten Saamenförs
nern erzeugt werden, da aber alles in ber
Natur nuͤanzirt ift, und die Extreme durch
Etufen mit einander verbunden "werden,
welche eine unermeßliche Kette mit kaum bes
merkbaren Uebergängen bilden, fo tft ed moͤg⸗
lid, daß mehrere dieſer Pflanzen fid gar
nicht wieder ergänzen, daß andere dies unter
gewiſſen Umſtaͤnden Können, andere noch
häufiger, und daß die Gradationen endlich
bey der Claſſe aufhören, melche fih nur durch
. eine Geſchlechtsvermiſchung wiedererzeugen.
‚Die Annahme diefer Hypotheſe klaͤrt taufend
undeutliche Thatſachen auf, deren Urfachen
man nit anzugeben verftand. Der erfte
Schritt in den. Wiffenfhaften iſt gewöhnlich
von fehr ſchnellen Fortfchritten begleitet.
Da man gänzlih mit der Natur und
ben Geſchaͤften der Knoten, welche der Dbers
flähe der Clavaria bedecken unbekannt ift,
und ihre Art ſich anzuhängen, muthmaffen
Yaffen Könnte, daß fie Saamenkoͤrner oder
kleine Zwiebeln mwären,. melde zur Fort:
pflanzung ihres Geſchlechtes beſtimmt feyn
Könnten, fo habe ich eine der beyden Judivi⸗
duen aufgeopfert, um Verſuche darüber ans
zuſtellen. Sch hob die Kuötchen mit einer
Mefferfpiße ab, ohne fie zu befhadigen, und
ſaͤete fie unmittelbar nahher aus; einen
NRnz5 Theil
550 er )ol
Theil davon auf eine befonders dazu geoͤf⸗
nete, und feucht gelegte Puppe; einen andes
ren Theil auf verfaulten Gewächfen, auf ein
eben fo feuchtes und mit Mocfe bedecktes
Torfſtuͤck, welches ich von demfelben Drte
nehm, an dem ich meine beyden Exemplare
angetroffen hatte, und den dritten Theil auf
einer. bloß befeuchteten Erbe. Ich trug
Sorge, daß die Sonne nicht zu ſtark auf die
Gefäße ſcheiuen möchte, und daß bie Feuch⸗
tigkeit, ohne zu ſtark zu feyn, beunahe im⸗
“mer fich glei bliebe. Aber Feins von dies
fen Knoͤtchen gieng auf, ungeaditet aller dies
fer angewandten Worfihten. Alſo find fie
feine Saamenkoͤrner. Indeß iſt biefer Bes
weiß zit ganz vollfommen hinreichend, weil
es vielleicht äufferft ſchwer ift, alle Umſtaͤnde,
melde zu ihrer Entwickelung erforderlich feyn
können, zu verbinden. Es ift unmöglich eins
zufehen, was für einen Nußen fie haben
koͤnnen, und welche Urſachen ihnen ihre Ents
fiehung geben? Sind es Erzengniffe, welche
den Dornen der Pflanzen ähnlich find? find
ed abſcheidende oder einfaugende Organe.
Die Zeit oder ein gluͤcklicher Zufall wird uns
darüber belehren,
Sch habe einen oder zweye biefer
Knoͤtchen getheilt, um ihr Inneres zu bes
obach⸗
ee. ee A Si
et 551
obadhten ; es iſt ganz voll und fiellt eine
Maſſe ohne Häute und Fibern dar.
VII.
Beytrag Em Geſchichte des FERNER
e der Fiſche. |
von Sen. Brouſſenet.
De Athemholen iſt eine der weſentlichen
Verrichtungen, eins der Mittel zu Da⸗
feyn, womit die Natur alle lebendigen Wefen
ausgerüftet hat; man findet bie Spuren da⸗
von bis zu den Pflanzen herab. Aber ob
der Zweck diefer Funktion glei immer das
nemliche tft, fo find doch die Mittel, denen _
fie fich bedient hat, um fie ins Werk zu
feßen, bis ins Ynenslicye mannichfach.
Unter beh verſchledenen Thierclaſſen giebt
es einige, welche nur die Luft in den Reſpi⸗
rationsorganen auffaſſen, andere bie Waſſer
mit —— und biefe Hlnſicht bildet die
Charak⸗
552 *r Jo( A
Charaktere einer fehr deutlich unteefölcbene
Eintheilung im Thierreiche.
Die Verſchiedenheit der Organe zum
Blutumlaufe fiehet immer in Beziehung mit.
"derjenigen, welche man in denen des Athem⸗
hohlens antrift. Eine und die andere diefer
Verrichtungen erleiden einigermaffen in dem
verfchtedenen Thierclaſſen, - eine ſtufenweiſe
Entartung: Go find bey den Wögeln bie
tungen jeher ausgedehnt, ſtehen mit mehres
ren befonderen Höhlen und Behältniffen im
Verbindung, und die Luft dringt in das Ins
nerfie ver Knochen ein, Das Herz ift in
zwey MWertrifel getheilt, wovon jeder ein
Dhe hat, und ihr Blut iſt wärmer als dis _
der -Vierfüffinen Xhiere und . Walfifche,
Diefe hingegen haben Eleinere $ungen ; ibe
Herz hat wie, in jener Claſſe zwey Kam⸗
mern und Ohren; aber ihr Blur ift fälter.
Judeß ift es immer noch viel wärıner ald
das Blut der Amphibien, - deren Lungen
membrands find, aus einer Menge von Ges
faͤßen befiehen und mit Muskelfibern durch⸗
wirkt finds. Es iſt dafelbfi nur ein geringer
Blutumlauf, der übrige Theil des Blutes :
gehet unmittelbar von einer Herzkammer zur
‚andern. Endlich fielen die Inſekten noch
merklichere Verfciedenheiten dar. Ihr Herz
iſt membranoͤs, und kaum einer Bewegung
faͤbig; 3
ED Rt. .n.. 558
fühle; fie haben fiatt der Lungen, befondere
Gefäße, welche durch bie verfehledenen Theile
des Koͤrpers verbreitet liegen; ihr Blut,
‚wenn man der Feuchtigkeit, welche hier feine
‚Stelle zu erfigen ſcheint, dieſen Nahmen
beylegen kann, hat den Grab der Farbe
und Wärme od) nicht erreicht, wodurch es
„bey, anderen Thieren ſich auszeichnet. Hier
wird dann bie Annäherung zu ben Schals
thieren, den Geefrebfen fihtbar, welche,
>. glei den Fiſchen, Waſſer einathmen.
Die neueren Raturforſcher haben die
Erſcheinung des Athemhohlens zu erklären
verſucht, und haben es auf eine ſehr an⸗
ſchauliche Weiſe gezeiät, wie bie in der Az -
mosphäre verbeitete Lebensluft ſich in Die
fire umſezt, in dem fie ſich mit dem Phlögts
‚fon, oder den Hauptgrundſtoffe der Luft, _
‚melde das Blur abfezt, berbindet,
Es ſcheint, daß die Reſpiratlon “ in
allen Thieren, welche Waſſer einathmen,
und beſonders in den Fiſchen vor ſich gehe;
ehe ich aber mich in das kleinſte Detail einz
laſſe, will ich die Grade der Aehnlichkeit
feſtzuſetzen ſuchen, welche bie Organe, die
unter den Thieren dieſer behden Sednungen
ben nemlichen Zweck haben, mit elnauder
Die
verbindet.
354 N EL
Die Refpirationdorgene aller ‚Thlere,
melche nur Luft einathmen, liegen im In⸗
'neren ihres Körpers. Man Bann fie nicht
anders beobadıten, als wenn man Die Theile
zerreißt, womit fie umgeben find. Die dies
ſer oberanalogen Drgane derjenigen Thiere,
melde Waſſer einachmen, liegen’ hingegen
beynahe offen da; man Fann fie fehen, ohne
irgend einen Theil zw zerftören. Diefer Uns
ſchied iſt bey einigen epirlegenden vierfügigen
Thieren beſonders auffallend, deren Reſplra⸗
tionswerkzeuge in der erſten Perlode ihres
Lebens, mo fie ſich unter dem Waſſer auf⸗
halten, aͤuſſerlich gelegen ſind, und die mit
der Zeit, da ſie zum Aufenthalte in ver freyen |
Luft befiimmt find,, auch in ihrem 3 Inneren
sungen erhalten,
“ Ein anderer, Yom vorigen abhängenden
Unterfäsleb iſt ber, daß je Hollfommner das
Athemhohlungs geſchaͤft in den verſchiedenen
Thierklaſſen iſt, deſto mehr auch die dazu
dienenden ——— verborgen liegen. In
den Vögeln, bey denen diefe Operation auf
das vollkommen ſte vorgehet, dringt die Luft
in den groͤßten Theil ihrer Knochen, und
daher mehr in ihr Inneres, als bey den
vierfügigen Thieren, beren Lungen noch mehr
‚ verborgen liegen, als die ber Amphibien,
welche gar Fein Orr: doch nur ein fehr kleines
Zwerg⸗
⸗
aD) 5 Ar an >; 358.
Zwergfel haben, Eadkich athmen bie In⸗
fetten, bey denen dieſe Verrichtung uͤbri⸗
gens noch etwas abartet, durch eine große
Anzahl von Defuungen,
Mehrere Charaftere bemeifen uns, baß
unter den Thieren welche im Maffer leben
bie Fiſche auf eine weit volfommmere Weiſe
Athen fchöpfen, ald die Schaalthiere. Auch
find die Organe der erfieren bazu weit vers
ſteckter, als die der lezteren, melde fir ſehr
oft ganz “nich, und Hollfommen entblößt lies
gen haben. In diefen Thleren ſcheint end⸗
lich dieſe ganze Funktion aufzukören, und
um ſie zu erkennen, muß man die a
zu Huͤlfe nehmen, { |
"Die Fifche — *— in Hinfi cht auf die
Bildung der , Mefpirationswertzeuge , in
zweh greße Claſſen, Yon denen die eine die
knorpellchten und die andere bie ſtachlichten
enthaͤlt. Die Kiefern ver erflen werden von
einem Fnorplihten Bogen unterfiüzt,' find
vielfacher als bey den flahlicyten,, wo dieſe
Theile von gekrümmten kleinen Knochen un⸗
terſtuͤzt werben, ſollten bis zu vieren an—
laufen, und nlemals dieſe Zahl über
ſchreiten.
Das
556 —
Das Herz der dachlichten Fiſche liegt in
einem Herzbeutel, welcher eine Taſche bildet
die von Zwergfellen hinterwaͤrts angeheftet
iſt. Bey einigen Gattungen, beſonders aber
dem Seewolfe, habe ich kleine, ſehr duͤnne
Faſern bemerkt, welche das Herz mit ſei⸗
nem Herzbeutel verbinden. Die knorpelich⸗
ten Fifche haben, eigentlich zu reden, keinen
Herzbeutel; zum mentaften ift die.an feiner
‚Stelle befindliche Membrane nicht frey, Ilets
det dieganze innere Höhle der Bruſt aus, und
hängt mit den fie umgebenden Muskeln zus
ſammen. Der Nußen des Herzbeuteld bey
den Menfchen und den vierfüßigen Thieren,
ift nad) der. Ungabe der Zerglieberer der, es
zu verhindern, daß das Herz mit der Lungen
verwachſe, und das es nicht gedruckt werde,
wenn dieſe mit Luft. fih anfüllen und- nicht -
leide, wenn diefe etwa. franf werben. Es
war daher nothwendig, daß dies Organ von _
einer ſtarken Membrane, und einem fo dich
ten Gewebe gemadht wurde, daß es das
darin enthaltene Eingemweide erhalten konnte.
Bey den Fifchen hingegen, welche dies nicht
zu befürchten haben, iſt das Herz, in denjes
nigen, wo die Bruſt gerade und von; fehr
feften und harten Theilen gebildet ift, iſt
einem einfachen, kleinen und beyhahe durch⸗
ſichtigen Herzbeutel verfchloffen, da hingegen
bey denenjenigen, wo Die Brafigöhle betracht⸗
llcher
— — —
——
a a A
licher tft oder dies Eingeweide von Felnem
benachbarten heile belaͤfigt wird, die Na-
zur, welche immer nah dem einfachften
Plane arbeitet, dem Herzbeutel von bee,
Pleuſſa nicht unterſchieden hat; eine einzige
Membrane, welche die innere Flaͤche der
Bruft bekleidet, erfüllt die Werrichtungen -
Dle Geſtalt bed Herzens hat bey ben Fl⸗
fen eine weit größere Mannichfaltigkeit,
"ale bey den warmblütigen Thieren Hr.
Pig dꝛ Agyr hat die merfwärdiaften uns , _
ter dieſen Wariätäten in den Abhandlungen
auseinan dergeſezt, in welchen er den Plan zu
einer vollſtaͤndigen Anatomie der Fiſche ange⸗
legt hat. Im Allgemein tft beh dieſer Klaſ⸗
fe das Herz, im Verhaͤltaiß zum Koͤrper
Heiner als bey anderen Thiergeſchlechtern.
Zum Beyſpiel iſt dies Organ be den Vögeln:
acht oder neunmahl größer ald bey dem Fl⸗ ‘
ſchen vom nehmlidyen Umfang, Man weiß
daß das Herz eines Menſchen gewöhnlich
zehn Unzen wiegt, wenn die Schwere ſeines
ganzen Körpers ohngefähr hundert und funf⸗
zig Pfunde beträgt.” Haller hat gefunden,
daß in einem Karpfen von 4920 Granen
Schwere das Herz nur neun Grame wog.
Das Gewicht eines: Menſchenherzens iſt da⸗
her zweyhundert und fieben und. Yierzigmal
Do kleiner
558 5 )0( %5
Peiner, als daB Gewicht ſeines Körpers,
mährend das eined Rırpfen finfhunbert und
feds u: d pierzigmal kleiner iſt. Diefe Bes
rechnung welche unfere Berfiberung unters
ſtuͤzt, mürde ihn noch auͤnſtiger ſeyn, wenn
mar die Erfahreng an einem größeren
Karpfen gemacht hätte Das Herz iſt bey
allen Thieren verhältnigmäßig zum Körper
größer, wenn fie no jung find, Bey eis
nem Karpien von 10572 Granen Schwere
habe ich gefunden, tag das Herz 13 Grane
wi. Er war, wie man firhet, zweymal
fo groß als ber, welchen „aller gewogen
hatte; daher war die Schwere feines Her⸗
zens in ber feines Koͤrpers auf ahihundert und ,
zwey und neunzigmal enthalten. Bey mehs
reren fleinen Seinefiſchen, von denen einer
65 Öran, der anbere 154, und ber britte
203 wog, habe ic gefunden, baf dad Ges
wit des Heriens in dem des ganzen Körs
pers, bevm erfien hundert und zwey und
drenifiamal, beym zweiten hundert unb vier
und funfzignale, und behin dritten hundert -
und vier und achzigmal enthalten war, Das -
Herz des erfien wog einen Gran, bes zwei⸗
. en einen halben mi? des dritten eim zehns
heil Gran. Ein deutliher Beweiß, daß
je kleiger die Fire find, ihr Herz zu ihrem
Loͤrperlichen Umfange an Grörfe zunimmt,
|‘
Die
2 ol Hr, 559 °
Die Grfräßigkeit und Wildhelt der Erds
thiere folgt dem nemlichen Stufengang , als
bie Groͤſſe ihrer Herzen, Dies Gefeß fin⸗
det auch bey den Fiſchen ſich wieder. Die
knorpelichten, zu denen man die Rochen,
Meermwölfe ꝛc. zählt, und welche an Gefräfs
figkeit alle anderer Fifche übertreffen, Haben
auch ein viel größeres Herz. Mehrere Uns
terfirhungen haben mid in-biefe Meynung
beftärkt. Sch nahm einen Hecht, den jeder,
mann ald einen der wohlbewafuetſten und
gefraͤßigſten Flußfiſche kennt, fo wie er einer
der fihnellften it, und verſchafte mir eine
Schleihe, deren Kehle nur fehr Hein und
zahnlos if. Das Gewicht beyder Indivi⸗
duen fand fich zufällig gleich; jedes betrug
5252 Gran ohngefehr; aber das Herz des
Hechtes wog 6 Gran, indeß bad ber Schleiz
he nur 4 Grane betrug. Daher war das
Gericht des Herzens bey dem gefräßigften
unter dieſen beyben Fiſchen achthundert und ı
zwey und fiebzigmal in dem feined ganzen
Körpers enthalten, und bey der Schleihe
dreyzehnhundert und achtmale.
Ich habe bemerkt, daß bey ben Fliſchen,
welche die größten Kiefern hatten, aud das
*
Herz, immer verhaͤltnißmaͤßig zum Körper
gerechnet, am größten war. Hiervon habe“
2 mic befonderd am Herlnge verſichert.
Oo 2 Ich
| 560 en ol vo
Ich wog einen ſolchen und das Gewicht bes
trua 1992 Öran-überhaupt; fein Herz hatteı
drey Gran, welches daher den 664ften Theil
feines aanzen Körpers ausmachte. Ein,
Schellfiſch, deſſen Kiefern viel Heiner find, *
und nur eine fehr geringe Oefnung haben; °
gab mir ein davon ſehr verſchiedenes Reſul⸗
tat an die Hand. Sein Körper wog 2004
Grane und fein Herz nur 135 dies Einge⸗
weide machte daher nur den 1202ten Theil
feines Körpers aus, und war folglich beye
nahe um die Hälfte Heiner als ion He⸗
singe,
Die Fiſche, welche ſich in Re
halten, fich wenig bewegen, ein weiches und
mit Gluten fehr überfülted Fleiſch haben, |
find mit einem fehr Heinen Herzen verfehen.
Dası Herz einer Scholle, beren ganzer Körsı
zer 2844 Örane wog, betrug nur 2° wels
ches einleuchtend macht, daß das Gewicht
diefes Eingeweides 1422 male in dem des
ganzen Körpers enthalten wars Das Herz.
iſt bey den Fifchen dieſer Klaſſe nicht allein
viel Kleiner ald bey denen von einer anderen,
fondern auch viel weniger reizbar. Auch ift
die- Blutmenge bey. dieſer geringer. Ich
nahm zu gleicher Zeit auß den Körper eines
Aales und eines Hechtes die Herzen heraus,
und dad von jenem gab wenig Zeichen von
Reiz
5
CT, 3
Reizbarkeit, wenn ich es ſtach, da hinges
gen das Herz des Hechtes im Graentheil ein
Zeichen, ünd felbft lange nachher noch aab,
als im feinem Körper beynahe feine Spur
des Lebens vorhanden war; da im Geuinz
theil der. Körper des Aales ge mit großer
"Stärke flag, indeß fein Herz,’ das ich mit
der Mefferfpige reizte, Fein Zeigen son
Reizbarfeit gab.
Die Lane des Are tft bey den Fl⸗
ſchen nicht fo wie bey dem Menfchen: und
nimmt bey jenen gerade. bie Mitte der Bruft
"ein. Da jein Gebrauch ſich darauf beſchraͤnkt
das Blutiden Herzohren zw überliefeen, und.
das Blut dafelbfk nur durch eine einzige Ur
terie gehet, ſo tft eine Stellung diefes Thei⸗
les, welcher ihn vor jedem Ohre gleich weit
entfernt hält, ‚ohne Zweifel die vortheils
hafteſte. | h
Die Ohren des Menfchenherzes find am
oberen Theile defjelben gelegen. Bey ben
Fiſchen die ganz entgegengefestz bie Baſis
bes Herzend berührt das Zwergfell und die
Spiße ift dem Kopfe zugekehrt. Diefe Bere
ſchledenheit hängt ohne Zweifel von derjeni⸗
gen ab, welche man bey dem Uebergange des
Blutes bemerkt, deſſen gröfter Theil‘, bey
ben ‚Slfgen dem Herzen von ben hinteren
20 3 Theilen
362 * * ) o ( =.
Xhellen zugeſchickt wird, da bey bem Mens
{hen ein großer Xheil dem Herzen aus den
oberen Theilen zufließt. Das Ohr tft hier
etwas nad) ber linden Sefte zu geneigt; Das
Blut wies ihm durch einen beſonderen Si⸗
nus zugefuͤhrt, welche ſich aus der Vereini⸗
gung mehrerer Blutadern bilder. Dieſer
‚Sinus iſt weit größer als das Herzohr: die
Communikation zwiſchen dieſen beyden Thei⸗
len wird durch Valrode unterſtuͤzt. Einlge
Schriftſteller haben dieſe Sinus für ein zwei⸗
tes Ohr angefehenz zum wenigſten hat es
wirklich den Anſchein. Duverney, wel |
he biefe Theile zuerſt mit Sorgfalt zerglies
dert hat, hat den Gebraud; biefes Ruladers
‘finug, den man auch bey den Amphibien
findet, deutlich auseinandergefezt. Das Blut
wird aus diefer Höhlung ind Herz durch bie
Zufammenziehung des Zwergfelles geſtoßen,
das ich immer, bey einer großen Menge von
Geſchlechtern mit Muftelfafern befezt anges
troffen habe. Es hännt, wie bey dem Mens
fchen am Herzbeutel feft, aber fein Gebrauch
iſt hier fehr von dem bey dem Dlenfchen vers
schieden. Die Zergliederer haben im erften
Falle, mit Recht dieſe Verbindung dem be⸗
flaͤndigen Drucke des Herzens auf das Zwerg⸗
fell zuſchreiben zu koͤnnen geglaubt, und ange⸗
nommen, daß die aufrechte Stellung des
Menſchen dies nothwendig mache. Ihr Ge⸗
danke |
AR
3 a a 563
banfe warb durch bie entgegengefezte Beob⸗
achtung beftätigt, die man bey vierfügigen
Thieren mabre, wo diefe Verbindung beys
nahe gar nicht flatt findet, weil, fogar dieſe
Sürfftfieller der Korper der viertuͤßigen
Thiere fih tn einer horizontalen Stellung
hält; die Verbindung des Herzbeutels mit
dem Zwergfelle findet ader bey Fiſchen flatt,
. welches die Unzulänglichkeit diejer Erklärung.
hinreichend erweiſt. H
Die Zeraliederer haben mit Grund das
‚ einzige Herzohr und die einzige Herzkammer,
roeldye das Herz der Fiſche ausmachen, mit
bem rechten Herzohr und der rechten Herz⸗
Sammer bes Menſchen verglichen; da biefe
‚zur Aufnahme des Blutes aus der Hohlader
beftimme find. Man, hir allgemein dem.
Nahmen aorta oder aorta alcendens der
einzigen Schlagader gegeben, melde das
Blut aus dem Herzen in die Kiefern führen,
- bie bey biefem Thtere das Geſchaͤft ber Lun⸗
gen verfehen, Aber der Nahme arteria
pulmonalis mar eigentlich der einzig paßliche
für dies Gefäß. Der Bau diefer Theile iſt
Holfommen dem bey dem Menſchen analog.
Herzlammer ber Fifche gleicht der rechten
Herzfommer ber Fiſche vollkommen, ift aus
nach Berhältnig feiner Groͤſſe dicken Wins -
den gebilpet und erſtreckt ſich nicht ganz bis
| 254 zur
PT SDR Be Pe Be
zur Epiße des Herzens. Das rechte Herz⸗
ohr ift bey dem Menſchen, wie ben den Fis -
ſchen, verhältntgmäffig nad der Dicke des
Druanes fehr flarf, und das darinn enthalz
ten? Blut iſt gleichmaͤfſſg ſchwarz. Die Ars
terie kruͤmmt ſich in dieſen, bey ihrem Aus⸗
gange aus der Herzkammer nicht, wie die
Aorta des Menſchen; ihre Richtung iſt ge⸗
rade and fie hat mehr Aehnlichkeit mit der
fungenpulsader ald mit der Morta des Mens
ſchen. Ah glaube ihr, nad) ihrer Struktur
und Verrichtung, mit Recht den Nahmen
der arteriae branchialis geben zu. können,
von branchiae; fer überzeugt, daß Ihe der,
der Aorta aidt zukomme.
Man ſieht an der Baſis * Branchlalar⸗
texte eine kegelfoͤrmige Ausdehnung mit einer
Vere gerung an ihrem unteren Theile.
Dieſe Ausdehnung iſt inwendig durch in die
Laͤnge gehende Faſern befeſtigt, welche die
Bewegung des Blutes beſchleunigen muͤſſen,
indem fie durch ihre Zuſammenzlehung bie
Shligader der Bafıs des Herzens näher -
bringen müffen, Ginige Schrififieller haben
biefe Höhlung mit dem linken Herzohre des
Menfhen verglichen, die andere haben ihn
ben Nahen -auriculus arterialis gegeben,
und Cöfalvin — es fuͤr eine hrlıte Herz⸗
kammer. |
Ich
Ihh übergehe die: Beſchreibung des Ue⸗
berganges der arteria branchialis in die Kies
fern. Nendham und Duverney haben
hierinn nichts zu ‚wäniden,, übriggelaffen.,
Ich will nur das hier wiederhonlen, daß
diefe Arserie bie einzige. bey: den, Fifchen iſt,
die man Schlagen fühlen kann; ein hinrel⸗
chender Beweiß dafür, daß das. Herz der
Hauptgrund aller Pulſatlon der, Arterien tft,
‚und daß fie nirgends ſtatt hat, wo nicht die
Gefaͤße oder der Lauf des Blutes von einem
‚Heinen. > zus einem groͤſſeren Durchmeſſer
übergehen:
"Der Bau ber Kiefern iſt von der Art,
daß die Blutgefäße, welche fie durchlaufen,
wie in den Lungen der vierfüßigen Thiere
das Blut in einem ſehr kleinen Raume lange
herumfuͤhren; aber ſie weichen, in verſchie⸗
denen Fiſchgattungen, auf eine ſehr merk⸗
wuͤrdige und mannichfaltige Weiſe ab. Die
Lebensart, wozu dieſe Thiere von ber Natur
beſtimmt find, tft der Hauptgrund diefer
Verſchledenheiten, melde bey den Wögeln
oder ben wierfüßigen Thieren weit. feltener
Recht, daraus den Schluß zu ziehen, da je
vollfommener eine WVerrichtung in irgend eis
ner Thierclaſſe ift —* wenigere Verſchie⸗
iv, BER 7% 0:5
AH benhei«
le ——
>
ſtatt finden. Hat man deshalb wicht ein.
566 weiPal"
denhelten und Abweichungen die dazu. bes
flimmien Organe unterworfen find.
Die Fiſche, melde fih gewoͤhnlich in
Behältern und an ſolchen Drten aufhalten,
wo nur ein feltener Zufluß von friſchem
Maffer flarifinbet, mie z. 8. die Yale has
"ben Kiefern, welde von fnohigten kurzen
Bogen gebildet werden. Die Defnung ihrer
‚Kiefern iſt fehr groß, und fie können in ih⸗
ren Organen larger Waſſer behalten, als
die anderen Gattungen. Man konnte fie
gereiffermaffen mit dem Amphikien seraleis
chen, welche cellulöfe, mit Muſkelfibern
verfehene fungen Yon folder Urt haben, als
diefe Thiere nöthig haben, um eine gewiſſe
Quantitaͤt von Luft im Vorrath aufzubewah⸗
ren. Bey denen Öattungen hingegen, mels
he im hohen Meere fih aufpalten, und im⸗
mer im einer großen Tiefe fhwimmen, unb
die dazu beftimmt find, während langer
Wanderungen fihnelle Bewegungen zu mas
hen, find die Kiefern an fehr groben Kno⸗
hen befeftige und ihre Blätter fehr lang.
Mehrere haben aufferdbem noch ein eigenes
Drgan, das ebenfalls, mie die Kiefer zum
Athemhohlen beſtimmt if. Diefer Theil,
welchen noch Bein Naturforſcher befchrieben
has, kann als ein kleiner Kiefer anzuſehen
DER, und hat eine Aehnlichkeit mit einem
‚Bogen
RE... SM
Bogen der Lunge. Es ift von dem Kiefern
unterfchieben, und lieat in ihrer Höhle auf
jeder ‚Seite gegen die Baſis ver Defnungen
und unmittelbar nach ber Erhöhung, melde
die Augenhoͤhlen bilden. Am öfterften bes
beſchreiben fie einen Bogen, Ihre längen
iſt in dem verſchiedenen Gattungen ebenfalls
verfihieden. Sch habe fie länger’ ald einen
201 in verſchiedenen Gattungen Pärfhen vor
mittlerer Größe gefunden. Ste find wie die
Kiefern aus Blättern zufammengefejt, wel⸗
‚de fi aber fogar ihre beyden Enden vers
größern. Diefe Blätter find uſcht, wie bey
ben Kiefern zu zwey und zwey zuſammenge⸗
legt, fondern nur einfach; auch Ihre Anzahl
iſt nady der verfißtedenen Gattung der Fiſche
verfchteben. Bey der Schlelhe zum Bey⸗
ſpiel habe ich ihrer bis auf ein und zwanzig
gezählt; fie find niemals an einen knochichten
Bogen befefligt; fie machen an Ihrer Grunds
flaͤche eine Gattung von Wulſt und die
Membrane, melde das Jnnere der Höhle
einkleidet, bedeckt fie zum Theil. . Die brey
inneren Aeſte jeber Seite der Brandialarterte
theilen fi den drev inneren Kiefern mit,
ohne ihnen doch einen berrächtlichen Aſt zu
geben; die Innere, welche mehr ünfferlich ilegt,
‚giebt, nad Ihrem Ende zu, einein Aſt, ein
Entftehen, welcher nachher, indem er etwas
wieder zurückyehet, auf des ertgegengeſezten
Seite
so a SE 55: a
Seite mit den Riefern des Fleinen vorher
von mir befihriebenen Kiefer verbindet: Gie
iſt vorzuͤglich in den Fifchgattungen fehr ficht⸗
bar, wevon Aetedi unter dem Mahmen der
Acanthopterygii eine: eigene Klaſſe gemacht
hat, und die er durch das Dirfeyn einiger
ſtachlichten Ötrahlen, sin den Floßfedern ka⸗
rakteriſirt· Sch habe. biefer unter dein Nah⸗
‚men. der. pfeudobranchia erwähnt bey Gele⸗
genheit einiger Battungen von Fiſchen, bie
tch in meiner erſten Decade einer allgemeinen
Naturgeſchichte der Fiſche weltlaͤuftiger be⸗
ſchrieben habe.
Der Kanal, main melden ———
gen und alle warmbluͤtigen Thiere die Luft in
die Lungen bringen, iſt allgemein immer der⸗
ſelbe 3 etwas was man bey den Fiſchen nicht
bemerkt, die das Waſſer irn. ähnliche Drgane
durch mehrere Defnungen auffaffen.. Einige
von ihnen z. B. die Neunaugen, haben oben
am Kopfe eine einzelne Defnung, wodurch
das Waſſer in Die Kiefern geführt wird,
Diefer Bau war diefen Fiſchen nothmwendig,
die, wenn fie fih an Steinen oder größeren
Fifchen anſaugen, nicht zu gleicher Zeit das
Waſſer durch die Kehle auffaffen koͤnnen.
Anderer, wie die Rochen, haben san jeder
Eeite des Kopfes eine Defnung, welche dem
Waſſer zum Durdgange dient. Indeß
faöpft
J
/
13
a ‚569.
Ghpft der größte Theil der Fiſche fein Waſ⸗
ſer durch die Kehle, das darve die Klefern
— berauögeheb,
84 ben Inorpelichten * bie —— .
* Athemhohlens, wie ſchon oben geſagt
iſt/ von einer weit größeren. Ausdehnung
als bey den anderen Fliſcharten. Sie wer⸗
‚fen das Waſſer weiter durch mehrere Oefnun⸗
gen wieder heraus, indeß haben einige auch
nur eine einzige, deren Form aber wieder nach
den Gattungen unendlich verſchleden tft...
Diejenigen Fiſche, welche in tiefen Gewaͤſſern
zu leben beſtimmt ſind, fi) wenig vom Ufer
entfernen und oft im Sande wühlen muͤſſen,
haben" biefe Defnung fehr klein, imelche hier
einen von dicken Membranen umgebenen Ras
nal bildet: Die Fifche hingegen ‚welche gu‘,
heftigen Bewegungen“ beftimint find, haben
fehe große Kiefern, Die Kehle und die Def.
nung iſt ſehr weit; fie faſſen eine große:
Menge von Waſſer Auf, und ſchoͤpfen oͤfterer
fuſches als bie übrigen Fiſche. Sie ſſerben
faſt ſogleich nachdem man fie aus dem Waſ⸗
ſer genommen hat; indeß die Karpfen, Aale
u.a.m., welche ſehr Heine Defnungen has
ben, lange Zeit noch in der freyen Luft zu le⸗
ben im Stande ſind. Man kann jene bey⸗
a mit den — Valid * ein...
lehr
57% u )0 er
ſehr hoher Flug ang;eichnet, und bey denen
fat alle Knochen mit Luft ſich erfüllen,
Bey den Thiergeſchlechtern, melde nur
Luft einathinen, findet man nur eine einzige
Oefnung, wodurch ſie dies Element in ſich
ziehen und wiederaus ſtoſſen. ‚Bey ben Fi⸗
{hen 'hingegen triit dies Element, wie wir
bemerft haben, durch eine Defnung in den '
Körper und durch eine andere wieder hinaus.
Der Mechanismus, vermittelft deſſen dieſe
Dperation vor ſich gehet, iſt auch fehr von
demjenigen verſchieden, Yon welchem fie bey.
ben vierfüßigen Thieren abhängig iſt. Wenn
ber Fiſch Waſſer ſchoͤpfen will, fo geht feine
untere Kiunlade herab, und das Ligament,
welches ihre beyden Kuchen fonft enge zus
ſammenhielt, erweitert fih nunmehr. Die
Knochen der Dberfinnlade werden dadurch am
ihren Ende herabgezogen, und da fie mit
den Seitenknochen des Kopfes verbunden
find, die die Baſis ber Kiemendeckel bilden,
fo bewegen fie den vorderen Winkel von dies
fen etwas herab. Durch biefe zufammenges
fezten Bewegungen machen fid) jedesmal,
wenn der Fiſch den Mund eröfner, bie Kies
mendeckel an ihrem Nande vom Körper des
Fiſches los, und laſſen das in den Kiefern
angefammelte Waſſer heraus, _ Ihre Bewe⸗
gung gleicht des vded Rippen bey unferem
Athem⸗
ol Sg
Athemhohlen vollkommen. In dem Augen⸗
blick daß das Thier den Mund zuſchließt,
drückt ſich der Rand der Kiemendeckel wieder
an den Koͤrper an, die Membrane der Kie⸗
fern an ſeinem Ende ſchließt die Oefnung
vollkommen, und das Waſſer, welches bey;
der Erweiterung aller Thetle im dieſe Höhe;
lungen eingetreten war, druͤckt nun Die Blaͤt⸗
‚ten der Kiefern zu; und dadurch ift bie Hand⸗
Hung bes Digembohlene > nun se ww
de. J
Die Fiſch⸗ oe weit: a⸗ ehem;
‚als die Thiece, melde in freyer Luft leben,
wei) das Prinzipiun, das von thret Organen
aus dem MWaffer gezogen: werden fol ; we⸗
niger häufig in dieſem Element, als in der:
Luft ſich befindet, und von jenem vielleicht:
weit ſchwerer als von hielten abzujonderen iſt.
Der Nutzen der Kiefernhaut ſcheint fi;
auf die feſte Verfchlieffung der Kiefern: zu
beſchraͤnken, und bey einigen Gattungen bie)
Höhlen ver lezteren zu erweitern. Diefe Haut!
fehlt, ſchon einer obigen Bemerkung *
* mehreren Fiſcharten gaͤnzlich.
Bey einigen, wo die Oefnung fehr Hein
ſich finder, wird jene Kiefernhaut nur durch
einen eingigen Staabl unterflägt, welche *
gleich⸗
— aa de u
see) BEN.
gleichſam vald ein Blatt von den Klemen⸗
deckeln anſehen koͤnnterEinige haben eine
ſehr freye Oefnungdle aber eine Ark von
Kanal bilden, und in dieſen ſcheint die Mem⸗
brane von den Kiemendeckeln nie verſchte⸗
den zu ſehn undıdie einen Knrochen/ wel⸗
che ſie unterſtuͤtzen, laſſen ſich ſehr bequem
mit sem Rippen des Menſchen und den vier⸗
füßigen Thieren vergleichen. ı Bey den Fi⸗
{hen endlich, wordiefe Defkung ſehr anſehn⸗
lich iſt, mußte dieſe Membrane von einer
großen —— von —— SS N
web er NE
. Bett * eat —* die Burn —
‚gen iſt tritt es in Gefäße, deren Durch⸗
meſſer ſich allmaͤhlich vergroͤßert, deren Sei⸗
tenwaͤnde weniger dick ſind, als die der
Branchialarterie, die, mit einem Worte alle
Kennzeichen der Blutadern haben, und die
in allen mit den Lungenwenen des Menſchen
und der vierfuͤßigen Thiere veralichen werben
koͤnnen. Sie bringen das Blut zwar nicht
in die Herzkammer zuruͤck, aber fie bilden
durch ihre Wereinigung ein großes Gefaͤß
das alle Eigenſchaften der Schlagadern hat
. Died Gefäß iſt den Zergiiederern unter dem
Nahinen der aortä delcendens befannti Ich
glaube fie allein mir der Benennung aorta bes
. zu mäffen, da ich. war au gezeigt
‚habe,
a» Jol *& 1573
habe, daß die Fiſche Feine aorta alcendens
haben, Darth diefe Aorta wird das Blur
durch den gangen Körper vertheilt. Der
Lauf deffelben wird nicht, wie din dem Men⸗
ſchen durch eiue Menge von Falten und durch
Die Krimmung der Grfäge verzögert Es
braucht nicht mit der Gewalt, wie bey dem
Merichen in die aͤuſſerſten Ende ver Gefäße
gedruckt zu werden. Nach diefer Betrach⸗
ung läßt bie Richtung, welcher die Lungen
Biutareen folgen, fid zu erklären Was
die Arierien betrift, To befchreiben fie eine
‚gerade Linie, und das Blut circulirt Darinn
antt wentaer Geſchwindigkeit, als bey warm⸗
bluͤgen Thieren. Leeuwenhoek hat be
merkt, daß das Blut eines Aales ohnge⸗
faͤhr nur einen Raum von fuͤnf Zollen in
| einer Minure durchlief; und ich ‚habe mich
durch eine große Anzahl von. Verſuche, die
Ab am Karpfengeſchlechte angeftellt habe,
‚überzeugt, daß das Herz im nemlichen Zeit
rxraume, fünf, ſechs und ſelbſt acht und dreyſ⸗
| fig, feltener vlerzigmal ſchlug.
Es iſt ſehr wahrfgeinlich, daß das
Blut, mern es durd die Kiefern gehet, fich,
„wole in dein Durchgange durch die Lungen ber
vierfüßigen Thiere von dem Phlogifton, mit
dem «8 überlaben iſt, reintgi. Die Zerſet⸗
‚sung deſſelben aber überlaffe ich den Ehhmnl⸗
* Pr ſten
574 LEN
ften und ſchraͤnke mich lediglich hier auf eiu⸗
nige Brobadıtungen ein, welche die Theorie
‚son ben Erfheinungen der Refpiration sap
klaͤren koͤnnen.
Die Fiſche haben, nach Verhaͤltniß Ihe
rer Groͤße weniger Blut als die vierfuͤßigen
Thiere; etwas das mit der unvollſtaͤndigen
Art des Mebanismus bey der Reſpiration
der erfier vollfommen übereinftimmt. Mehs
rere Yale haben, nad Menphinus, kaum
einige Unzen Blut geliefert, und man findet
in den Commentar. Bononienf, , baß matt
nit mehr als eine einzige Linze von einem
hundert biefer Fiſche erhalien hat.
Die Blutmenge diefer Thiere ftehet im⸗
ner mit der Vollfommenhett ihrer Reſpira⸗
tion Verbindung. Diefe Beobachtung fins
det. ſich nicht nur in den großen Klaffen als
gemein beftätigt, fordern auch unter den die
ſchen, einem Thiergeſchlechte, welches Tr
Hinſicht auf die Reſpirationsorgane, weit
mehrern Abweichungen unterworfen iſt, als
die Thiere welche In freyer Luft leben. So
haben and) bie knorpelichten, deren Werke
zeuge meit größer find, mehr Blut als di⸗
anderen Fiſche.
giche
“ENBE Er 575
Die Fiſche können im Waſſer Eeinen fo
hohen Grad von Wärme ertragen, als die
vierfügigen Thlere in der freyen Luft. Der
Unterſchied in diefer Ruͤckſicht iſt ſelbſt ſehr
be raͤchtlich, weil dieſe in einer ſehr heiſſen
Atmos phaͤre, deren Waͤrmegrad, dem Waſ⸗
fer mitgetheilt, die Fiſche unwiederbringlich
töbten würde, nicht im geringften zu leiden
feinen.
Auch der Menſch kann ohne Nachthell
einen ſehr anſehnlichen von Waͤrme
ER
Einige aguſche Gelehrte, melde fi
einige Zeitlaug In einer Atmosphäre aufhiels
ten, wo das Thermometer bi zu 109 Graden
gefiiegen war, konnten in denfelben Augen⸗
blicken die Hand nicht in einem warmen Wafs
fer leiden, dad nur 57 Grade hatte, und in
dem bie Drganifation der Fifche ohne Zwei⸗
fel völlig zerfiört wäre. Doch hat man
einige Erfahrungen über in heiffen Gewäfs
fern lebend angetroffene Fiſche. Einige alte
Säriftfieller haben dergleichen Sonderbarkei⸗
ten bemerkt, Aelian fpriht von einem See
in Lyblen, deſſen Waſſer fehr heiß ift, und
wo man Fiſche antrift, melde fierben, fo
bald fie in etwas laueres Waſſer gefeßt wers
den, Aehnliche Bemerkungen hat St. Aus
Pp a guftin
s76 7: ) fe) ( ”L
guftin und Cardanıs. Shaw fpridt in
feiner Netfe nach der Barbarey von einigen
heiffen Quellen, in denen er, mehrere Fiſche
fand, . Ganz neuerlich hat gr. des Sons
taines eine ähnliche Bemerkung in der Ges
gend von Kafga gemacht. Das Resumürs
{de Thermometer, das er dafelbft eintauchte,
ſtieg bis zum dregffigften Grade. Valis⸗
neri hat ebenfalls lebende Fiſche in heiſſen
Baͤdern geſehen. Konring erwaͤhnt einer
aͤhnlichen Erſcheinung. Anderſon erzaͤhlt
ein anderes Beyſpiel der Art, wovon er in
Island perfönlic Zeuge geweſen iſt. SH
will hierüber Feiner Beobachtungen weiter ers
wähnen, weil faft Fein einziger dieſer Autos
ren den Grad der Wärme diefer Maffer ges
nau angegeben hat. Unter aller hierüber
gemachten Erfahrungen iſt aber die bes Herrn
Sonnerars bey weitem die auffallendfte,
weil er verfigert zu Manilla Fifche in einem
Maffer gefunden zu haben, in welchem das
Reaumuͤrſche Thermometer bis zum 6 3ſten
Grade ſtieg. Muſchenbroek hatte ſchon
behauptet, daß die Fiſche im 1112des Fah⸗
renheitſchen Thermometers ſtuͤrben. Es iſt
ſehr ſchwierig den Grad der Waͤrme zu be⸗
ſtimmen, den eine jede Gattuug ertragen
kaun. Dies iſt vicht nur nach den Jahrs⸗
zelten ſondern auch nach der Geſtalt der
Refpirationswerkzeuge verſchleden.
Die
)
i
'
RR. 577
Die Fiſche verliehren eine große Menge
thierifcher Waͤrme; das ſie umgebende Waſ⸗
ſer entzleht ihrer unaufhoͤrlich davon, und
ber Theil deſſelben, der fie unmittelbar ums
giebt, iſt inmmer viel wärmer als an anderen.
Drten. Man har bemerkt, daß ein Karp⸗
fen, welcher an eine fehr ſchnell frierende
Miſchung gefrzt wurde, um ſich herum eine
gewiſſe Menge Waſſer flüffig erhielt, waͤh⸗
rend der andere Theil völlig gefroren war.
Man kann nur der Refpiration die Ents
micelung ihrer Wärme zuſchreiben. Die
Erfheinungen, nad denen Hr. Lamoifier
und de la Place die Hervorbringung ver,
Wärme bey den Thieren erklärt haben, wels
che in der freyen Luft leben, bemerfen fie
auch an den Fifchen, ob fie dafelbft gleich,
meit weniger merkbar find, Die Verſchie⸗
benheit der Wärme zwiſchen den Xhieren
welche in ber freyen Luft und denen, welche
im Waſſer leben , find befonders in der Vers
aleihung der Fiſche mit den Wallfifchen aufs
fallend, weldye fonft im Webrigen mit jenen
foviel Aehnlichkeit haben, daß alle Natur⸗
forfher von Briffon fie mit jenen in diefelbe
Drbnung festen, Beyde bewohnen das nems
lie Element, und doch haben die, welche
durch Kiefern und Im Waffer athmen, nur
Pp3 einen
578 ae:
einen und einen halben Grad mehr Wärme,
als das fie umgebende Waſſer; während die
Wallfiſche Im Gegentheil, welche in der £uft
zefpiriren, fo warmes Blut als der Meuſch
haben.
Die Fiſche find im Maffer keiner fo
großen Veränderung ber Kälte oder Wärme
anögefezt, als bie vierfüßigen Thlere in der
freyen Luf. Die Temperatur des Waſſers
ſcheint in einer gemwiffen Tiefe immer dtefelbe
zu bleiben, welches eine, in Ruͤckſicht des
Meeres, vom Grafen Marfili und neus
exlichſt vom Hrn. v. Sauſſuͤre befiätigte
Erfahrung if.
Doc fcheint ed, ald wenn die Fiſche von
- einem größeren Grade ber Hitze weit mehr
als von einem größeren der Kälte litten,
Indeß fühlen biefe Thiere doch die Ver⸗
aͤnderungen der Atmosphaͤre; man weiß,
daß fie, wenn es regnen will, auf die Ober⸗
fläche herauflommen. Diefe Thatſache iſt
Bacon nicht entgangen, und er führt fie
als einen Beweiß des großen Einflufjes der
Luft auf die im Waſſer lebenden Thiere an:
Sollte diefe Erſcheinung nicht weit einfacher
dem Fall’ der Inſekten in diefer Zeit zuzus
ſchreſben feyn, derentwegen die Fiſche herz
aufs
Br ) fo} ( * * 5 7 9
aufſtelgen? Dies tft um fo weheſcheinlicher,
da ſie die einzige Nahrung der Flußfiſche
emagen
Auch diefen großen Veränderungen ber
Atmosphaͤre kann man vielleicht die Auss
manberung der wunderbar großen Menge
von Heringen zufchreiben , melde die Kälte
jedes Jahr zwingt, temperirtere Meere, als
die des Poles find, aufzufuden. Uber uns
gluͤcklicherweiſe fehlen uns faft noch alle ges
nau beftiimmte Nachrichten von diefen periva
diſchen Zügen. Auch die Fiſche, melde ntes
‚mals die Ufer. zu verlaſſen beftimmt find,
fühlen das Kälterwerden der Luft, und um
fig dagegen zu ſchuͤtzen, gerathen fie in einen
gewiſſen Zuftande der Erflarrung, mie die
ber Baͤre, Murmelthiere ꝛc., im Winter.
Die alten fon haben von diefem pertodifchen
Schlafe geſprochen; die neueren Naturfor⸗
ſcher aber haben hieruͤber noch keine Vemer⸗
kung gemacht, die einer beſonderen Aufmerk⸗
ſamkelt werth waͤre. Man kann die Fiſche
biefer Art ſehr leicht an ihrem verlängerten
Körper erkennen, an dem Mangel ihrer
Bauchfloſſen, und der Art von ſchwanken⸗
ben Bewegung, wozu fie, um fi im Wafs
fer zu erhalten gezwungen find.
*
Pp4 Dad
58 © Fe ) o @ Su
Das Woff:r wirkt auf die Reſpiratliens⸗
organe der Fifche auf eine welt mehr vervlel⸗
fölttgte Urt, als bie Luft auf Die ber warm⸗
biätigen Tihiere, Mehrere Individuen, mels
die während einer Zeit in einer gewiſſen
Menge von Maffer geathmet haben, vers
berben es fo fehr, daß c& nachher zur Mefpts
ration durchaus nicht mehr taugt, fü mie
bie warmblätigen Thiere, die an einem vers
ſchloſſenen Drte beyfammen find, die $uft
nerderben. Das Waſſer loͤßt eine. ‚weit gröfe
fere Dienge von Subſtanzen als Die Luft
auf, und unter biefen finden fid viele, die
ben Fifchen nadhtheilig werden. Die Natur
bat indeß die Fiſche mit einer hinreichend
großen Kraft ausgerüftet, einigen Werändes
zungen, melde das Waſſer herborbringen
koͤnnte, zu widerſtehen. Sie gehen zum
Beyſpiel frey vom Salzwaſſer in ſuͤſſes
über. Wenn man daher auf die Werfütes
denheit merft, welche bey einem fulden is
ſche ftatt finden muß, wenn er bald im fügen
bafd in falzigten Woſſer athmet, fo kann
man fi eine Vorflellung von der Kraft mas
chen, welche er diefen Veränderungen entge⸗
genfielen muß; eine Kraft, melde unter
tiefen Umſtaͤnden diejeutge der anderen Thies
re weis übertreffen muß, welche nidt eine
fo fhnele und große Verduderung ber Luft
zu erleiden gezwungen find, |
| Die
’
— ) 0 K N 58 I
Die Fiſche, melde ich in deſtlllirtes
| Waſſer feßte, lebten darin fort. Sie gaben
im Unfange zwar Zeichen von einem Uebel⸗
befinden; ala fie aber einige Zeit hindurch
darin herumgeſchwommen waren, fihienen fie
nicht mehr zu leiden. Gie hatten dur ihre
Bewegung: waͤhrſcheinlich zur Aufnahme eis
nes für ihre Reſpiration hinreichende $ufts
menge geneigt gemadıt. Gin Fleiner, In ein
verſchloſſenes Gefäß mit. defilllirten Waſſer
fevarater Fiſch, lebte darin dreyffig Stunden.
Oder ein Tropfen einer arſentkaliſchen Säure,
in eine große Menge von Waſſer gegoffen,
töhtete einen fehr ftarfen Fiſch augenblickiich.
Ein anderer Fiſch lebte 6 Minuten in Citro⸗
nenfaft. In einem nur. etwas mit firer
Luft gefhmwängerten Waffer flarb ein fehr
fiarker Fiſch ſogleich. Mehrere Verſuche
fanden eine Menge Vermiſchungen mit dem |
Waſſer für ihr Leben ſehr nachtheilig.
Pr 5 YII.
*
Bar
‚ VOL
Immanuel Rant,
*
enig Weltweiſe haben in mehreren
Wiſſenſchaften durch die Auffindung
eines einzigen Grundſatz, von dem fie
zur Gritif derfelben ausgiengen, fo große
Revolutionen erregt, als TJ. Ran eine
Ideen haben alle unfere Syſteme umges
ſtoſſ en, und aus den Truͤmmern ein ganz
neues wicder hervorgehen gemacht.
Es kann nicht unſere Abſicht hler feyn,
eine vollſtaͤndige Lebensbeſchreibung dieſes
Philoſophen hier zu liefern, denn dazu iſt
ed überhaupt noch bey weitem zu früh.
Noch iſt es unfer Zweck alle feine Vers
dienſte in Hinſicht auf alle Theile der
Wiſſenſchaften, welche er bearbeitete und
- auftlärte auseinanderzufegen. In einem
Werke, das die Naturgefhichte ausfchließs
lich angehet, Faun auch nur von feinen
Berblenften um fie ausſchließlich die Rede
ſeyn.
Auſſer
——
Auſſer dem groͤſſeren Werke: Ueber die
Naturwiſſenſchaft, welche dieſer groſſen
Wiſſenſchaft eine ganz neue, vollkommnere
Aufklärung verſpricht, und auffer mehrer
ren in feinen größeren phileſophiſchen Wer⸗
fen verfiveneten , “ allgemeineren Minfen
über die Naturgeſchichte, befonders ihre
genauere Abtheilung, und Trennung von
der Naturwiſſenſchaft betreffend , gehören
befonders feine Aufſaͤtze uͤber die Verſchle⸗
benheiten der Menfdenracen hieher, melde
zwar von mehreren Naturforſchern, um
diefen Zweig der Erkenntniffe die Rede tft,
noch eine befondere Entwidelung verdlenen.
Indeß beſchraͤnkt mih der Raum und der
Zweck dieſes Aufſatzes nur auf die Angabe
einiger Hanptumfiände, welche idy ohne die
Ordnung der Auffäße felbft zu halten, bier
herausheben will.
Der erſte Aufſatz über dieſen Gegenſtand
ſteht in Engels Philoſophen fuͤr die Wel⸗
ten, 2ten Bande,
Nachdem er gleich im Anfange bewieſen
hat, daß die Thiere, welche mit einander
fruchtbare Zunge erzeugen, doc nur zu einer
Naturgattung gehören, zeigt er daher, daß
alle Menſchen eben diefer Eigenfhaft wegen,
doch nur zu einem einztgen Stamme zu rech⸗
nen
58 4 Re ) o ( - RR
nen feyen. In diefem Falle gehören fie auch
zu einer einer einzigen Familie. (menn bey
dem SMenfchen nicht auch, wie bey den ans
beren Thieren der Gall eintrat, daß die
Natur. einen Theil der -Erde mit einer
Menge Thiere von einer Gatiuug bevöls
kerte). Ihre erslichen Ausartungen hie⸗
von heiſſen Abartungen, und diejenigen ums
ter diefen, melche fi bey langen Verpflan-
zungen in langen Zeiten unter ſich beftändig
erhalten, als auch in der Vermifchung mit
anderen jederzeit halbſchlaͤchtige Junge
erzeugen, Racen. Neger und Weiffe find
daher verſchtedene Racen.
Dieſem gemäß theilt er das Menſchen⸗
geſchlecht nur in vier Racen: 1) im bie der
Weiſſen, 2) der Negern, 3) der Hunnen
(die mungoliſche oder kalmuckiſche) 4) der
Hindus (die Hindiſtantſche. Zur erſten, des
ren Hauptſitz ſich in Europa befindet, ge⸗
hoͤren noch die Mauern, die Araber, der
tuͤrkiſch⸗ tartariſche Voͤlkerſtamm, die Pers
ſer und alle nicht zu den anderen Klaſſen ge⸗
hörtgen Aſiaten. Die zweite befindet fi)
nur in Afrika und. allenfalls Neuguinea;
die dritte ſcheint unter ben Koſchottiſchen aim
meiſten, und unter den anderen Tatarn ſchon
mehr vermiſcht. Die Hindoͤſtaniſche tft in
der. von ihnen. benannten. Halbinſel AR
on
I" ee 3 2 585
Won diefe 4 Haupfracen Laffen alle anderen
ſich ableiten durch Verrichtung und Ybartunk,
So feinen die Amerilaner noch nicht ganz
eingeartete Hunnen zu ſeyn. Die Halb⸗
ſchlaͤhtigen Abkoͤmmlinge deuten endlich noch
mehr auf dieſe Eintheilung hin; denn der
Oſtindier giebt mit dem weiſſen Europäer
den gelben Weſtigen, wie der Amerikaner
mit ihm den rothen, der Weiſſe mit dem
Neger der. Mulatten, der ne. aut
ihm den ſchwarzen Karaben.
Dieſe Rateneinthenlna hat Kant
nachher nody im einigem. Auffägen „> in, der
Berl. Monatsfhrift, November 1781, und
Am teutſchen Merkur 1788. deutlicher aus⸗
einandergefeßt, aus denen wir hier bie vor⸗
zuͤglichſten Data —— wollen.
Nur phyſiſche Charartere a.
fi Menſchen unterfcheiden und zwar nur
‘bie erblichen, kommen bey der Einthetlung
in Klaffen in Betracht, und beſtimmen die
Verſchledenheit der Racen, indem ſie zu⸗
gleich auf die Einhier des Stammes hindeu⸗
ten. Der Beariff der Race ift alfar!ıder
Klaſſenunterſchied der Thiere eines
Stammes ſo fern als er —— —
erblich iſt.
Jeder⸗
586 a
"jederzeit eintreffende einſchlaͤchtige
— macht die PIERRE der Ras
EM gewiß.
CB muͤſſen ala * erſten Menſchen⸗
— die jetzt vorhandenen Racenunter⸗
ſchlede ſchon In ganz eigentlichen Keimen ans
gelegt geweſen feyn, wie dies die Alnauss
bleiblich keit ihrer Anartung beſtaͤtigt. Die
Ausartungen Yon der weiſſen Farbe in ans
beren Laͤndern geben Lein Benfpiel einer nies
mals ausfallenden Anartung. Die Annahs
men verſchledener Menfherflämme würde die
RN aber verbielfältigen,
Dis ——— einer Drganifation if
doc) dad einz!ge wovon wir auf eine urſpruͤng⸗
lid) in die Natur des Thieres gelegte Zurüs
ftung und auf Keime ſchließen Finnen. Go
koͤnnen wir vun der Negerrace durch Ana⸗
logte auch auf Das zweckmaͤßige der anderen
ſchleßen. Denn durch Ueberladung mit
Phlogiſton wird das: Blut ſchwarz, und der
Negergeruch macht. die Wegſchaff ung einer
Menge von Phlogiftoh durch bie Haut wahrs
ſcheinlich, die hier die Stellen ver Lunge
vertreten helfe. Die aͤchten Neger wohnen
‚aber in Gegenden, wo die Luft durch Mo⸗—
raͤſte und Waͤlder unaufhoͤrlich mit Phlogi⸗
fion uͤberladen wird, Die Hautdephlogiſti⸗ =
SAU firung
lee a
zung wäre baher eine fehr weiſe Einrichtung,
das Blut ift damit dann fo überladen, dag
die Schwärze durd die Haut durchſcheint.
So Fönnte wohl auch ein Menſchenſtamm
ein, mit Luftſaͤure überladenes Blut has
ben, welde die Haut mit wegſchaffen helfen
müßte. Dann würden biefe £uftfäure oder
diefe Eiſenthellchen dem Blute eine moͤgli⸗
che Roſtfarbe geben, welche die der Ameti⸗
kaner ausmacht. Dieſe Difpofition koͤnnen
fie bey ihrem Uebergange uͤber das Eismeer
erhalten haben, da dies Gefrieren des Waſ⸗
ſers die Luft. mit einer ungeheneren Menge
von firer Luft beſchwaͤngert. Daher auch
wielleiht die geringere Empfindlichkeit ihrer
Haut eine Folge diefer Drganifation ift,
welche ſich nun zum Macenunterfchlede ents
widelt hat. — Go muß auch das flüchs
ige Alkali aus dem Blute meggefchaft wer⸗
ben, und hierzu find für die Einwohner heifs
fer und trockner Erdſtrichen auch Keime ans
gelegt. Die kalten und ſchwitzigen Haͤnde
ber Indier ſcheinen dies zu beſtaͤtigen.
Soviel ſcheint gewiß, daß jezt vorhan⸗
bene Racen nicht wieder verlöfdyen koͤnnen.
Dies beweifen die Zigeuner als urfprünglice
ier, welche während ihren Wanderungen
t im mindeflen ausgeartet find, Die
Neger .
‚588 * 20 ( x
Meger bie Holländer auf Java Bleiben
ihrer Race getreu. Die Sonnen ſchminke
erbt niemals an. Die Farbe des Stammes
iſt nicht zu errathen, ſelbſt die der Weiffen. |
ift Entwickelung.
}
Schr merkwürdig iſt es daß ſich von
allen wichtigen Kennzeichen kein einziges in⸗
nerhalb einer durch die bloße Hautfarbe
charakteriſirten Gattung unausbleiblich an⸗
erbt, aber dies lezte ſowohl innerhalb der
Klaff⸗ als aud) in der Vermiſchung mit am
deren. Aus diefem ließe ſich vielleicht etwas
über die Natur des Anartens ausmachen.
Der Kuͤnſteley kann durchaus Feine Kraft
zugeſtanden werden, forterbende, beharrliche
Veränderungen auf die uranfänglichen Mo⸗
belle der Natur zu bringen, ſonſt würde
man diefe bald nicht mehr kennen. Ueber
dem find diefe Pfuſcherehen der Kunſt micht
durch Experimente, fontern darch bloße zu⸗
fallige Wahrnehmungen beftätigt,
. Man muß daher verſchledene Stämme
nehmen, welche von der Ratur ihren Fünftis
gen Wohnſitzen mit einer Drgantfätlon' ans
gemeffen wurden, deren äuffered Kennzeichen
die Hautfarbe iſt. Diefe erbt jedem Sta
in ſeinen Wohnſitzen an) und mei 16,
“= ) 0 — 589
nach gehoͤriger Staͤrkung, auch in anderen
Erpdſtrichen durch alle Zeugungen derſelben
Klaſſe unvermindert.
Aber nur wenn man annimmt, daß in
einem einzigen Stamme bie Keime zu allen
Verſchiedenheiten liegen müffen, um zur B⸗
voͤlkerung ber ganzen Erbe tauglich zu fern,
ſo läßt es fich einfehen, warum diefe ſich ges
legentlih und daher verſchiedentlich entwickel⸗
‚ten, und die Klaffen ihren Charafter als zur
Möglichkeit ihrer Exiſtenz und Fortpflanzung -
gehörig, in die Zeugung mit jeder anderen
Klaffe bringen mußten.
Mit Gewißhelt Tennt man nur als erb⸗
lihe Hautberfäiedenheiten: die Weiſſen,
‚bie gelben Indianer, die Neger, und die
Kupferartigt rothen Amerikaner,
Diefe ſchicken fih darum fo aut zur Eins
theilung, weil fie ı) fo ziemlich ifolirt find.
Denn die Weiſſen bewohnen vom Kap Fir
nisfereä , über Nordkaſſ, den Obiſtrom, die
Heine Bucharey, Perfien, das glückliche
Arabien, Aberſſinlen, die nördliche Grenze
bee Wüfte Sara bi6 zum meiffen Worges
bürge in: Afrika ober ber Mündung des
Seuegall. — Die Schwarzen von ba
Da bis
590 Rp —J45
bis — negro und mit ausſchlieſſung der
Kaffern zuruͤck nach Abeſſinien. -— Die
gelben tm eigentlichen Hindoſtan, bis Kap
Kamorin — . die Fupferrorben ganz abs
gefondert in Amerika. 2) Weil die Aus⸗
duünftung des Geſchoͤpfes in Ruͤckſicht feiner
Verſetzungen dad michtigfte Geſchaͤft ſeyn
muß, und die Haut, als Organ der Ab⸗
ſonderung die Spur dieſes verſchiedenen
Naturcharakters an ſich traͤgt.
Der Menſch war fuͤr alle Klimate, folg⸗
lich für jede Beſchaffenhelt des Bodens bes
ſtimmt, folglich mußten in ihm mancherley
Keime und natürliche Anlagen beſtimmt
liegen, um durch gelegentliche Auswicke⸗
lung oder Zuruͤckhaltung Br Plage ans
gemeſſen zu werben.
Luft und Soine — auf vie Zeus
gungsfraft Yon einem auſſerordentlichen Eins
fluffe und eine Race gründen zu koͤnnen.
Mas aber auf die Zeugungsfraft. haften
foll,, muß die: erfien Quellen des. Lebens
‚angreifen. © Der Menfh in bie Eiszone
erſezt, artete almählig zu einer kleineren
atur aus, weil bey dieſer der Blutum⸗
lauf gefäwinder. und -die Waͤrme Daher
gewiſſer wird, Muß das Volt lange den
RE — ‚In, Ei
„oe )o( ®%* 591
Einfluß der Eiszone dulden, ſo muß es
ſich noch mehr veraͤnderen. Alle Auswicke⸗
lungen und Verſchwendungen der Saͤfte
muͤſſen in dieſen auſstrocknenden H'mmelds
ſiriche allmaͤhlig gehemmt werden, die Keime
des Haarwuchſes unterdruͤckt, die hervor⸗
ragenden Geſichtstheile flaͤcher, und fo ents
ſteht die nordiſche Geſichtsbildung.
Die Ableitung der Amerikaner als. eine
nicht ganz eingeartete Race, welche fonft
lange Norden bewohnt hatte, wird durch
ben erſtickten Haarwuchs an allen Theilen
auffer dem Haupte, der röthlichen Eiſen⸗
zoftfarbe der älteren, und der dunfeln . .
Kupferfarbe den heifferen Landſtriche beſtaͤ⸗
tigt. Denn dies ſcheint (als Wirkung der
Luftſaͤure) dem Falien, fo wie das Dlivens
braune (ald Wirkung der laugenhaftgallich⸗
ten Befchaffenheit der Säfte) dem heifs
fen Himmels ſtriche angemeſſen zu ſeyn.
- Die groͤßte feuchte Hitze des warmen
Klima muß hingegen ganz anders wirken,
bie ſchwammigten Theile wachfen, und das“
her dicke Stülprafen und Wurfilippen extes >
ſtehen machen, die Haut öhlen, bie nezfüks. -
mige Subftanz mit Whlogifton füllen. Das.
Del der Haut verfiattete kaum bie Erzeus
gung eined wollartigen Haares auf dem
Kopf
592 ON
Kopſe. Uebrigens befördert feuchte Wärme
den Wuchs der Thiere überhaupt, und fo
entfpriugt der Neger, der ftarf, fleifchicht,
gelenk, aber faul, weichlich und tändelnd iſt.
Der Hindiftaner fcheint aus einer der
älteften Racen entfproffen, Sein fand war
- frühe bewohnbar, und hier Fonnte ſich daher
eine fefte, menfchlidye Race gründen. Das
Diivengelb des Indianers, das den anderen
dunfeln Farben nachher zum Grunde liegt,
ift eben fo charafterifiifh und beftändig,
als bie Negerſchwaͤrze und ſcheint das Mes
fultat der trocknen Hiße zu ſeyn. Die
Hauptkrankheiten find da gallicht, ihre
Farbe ift es aud und fcheint daher eine
befiändige Abfonderung der ins Blut übers
getretenen Galle zu bemelfen, welche viels
leicht dadurd in dem Aufferen Theilen zum
menigften das Blut abkuͤhlt. Dies mag
auch die Urſache ihrer Falten Hände feyn,
und überhaupt eiſer verringerten Blutwaͤr⸗
me, die fie zur Ertragung der Hitze ihres
Klimas fähig mad.
Man fihreibt die Farbe der Gewaͤchſe
dem darin enthaltenen Etſenniederſchlage zu:
fo fornte auch im Blute die Galzfäure,
phuephorifhe Säure, oder das flüchtig
laugenhafte, das Blut roth, ſchwarz, perl
ge
“E)ol he 593.
‚gelb niederfchlagen. Ben ben Melffen würde
dies gar ut niebergefchlagen.
Die Stuinmgatiung ſcheint in dem
Erdſtriche zwiſchen dem 31,32 der Breite
zu Haufe zu feyn, hier findet man meiffe
aber doch brunerte Einwohner. Daher
kann man daß ganze Menſchengeſchlecht fol⸗
gendermaßen eintheilen:
Stammgattung.
Weiſſe von brunetter Farbe.
Erſte Bace: hochblonde (nordliche Euro⸗
paͤer) von feuchter Kaͤlte.
Zweite Race: kupferrothe ( Amerikaner)
von trockner Kaͤlte.
Dritte Race: ſchwarze (bew. von Sene⸗
gambia) von feuchter Hitze.
Vierte Race: Dlivengelbe (Indianer)
von trockner Hitze.
Ich ſchließe hier die Entwicklung die⸗
ſes fo aͤuſſerſt ſcharſſinnigen Syſtems,
mit dem Hr. Kant ſich um die Aufkläs
rung biefer verwicelten Materie und folgs
2q3 lich
Bee
lich um: bie ganze Naturgefchichte fo große
Derbienfte erworben hat. Es würde hier
der Ort nicht gemwefen fein, mande biefer
Saͤtze näher zu beleuchten; ein Verſuch, in
dem mir auch mehrere berühmte Schriftfieller
fon zuvorgefommen find.
—* —
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